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Full text of "Zeitschrift für die deutsch-österreichischen Gymnasien"

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ff' 

ZEITSCHRIFT 

fiir  die 
Österreichischen 

GYMNASIEN. 


Verantwortliche  Redacteure : 

K.  Tomasohek,  W.  Hartel,  E.  Schenkl. 


Neunundzwaniij^ter  Jahrgang. 

1878. 


WIEN. 

Druck  und  Vcrlajr  von  Carl  (•^'r^^ld'^'  Snhn. 


1.'^n:^m(> 


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•  •  •• 


Inhalt  des  neunuiidzwanzigsten  Jahi^ganges 


der 


Zeitschrift  fiir  die  österreichischen  Gymnasien, 
(1878.) 


Er§te  Abthellang. 

Abhandiungtn, 

8tAU 

die  Compofiitiaii  von  Horaz  DJ.  I,  7.  Von  K.  Schenk  1  1—5 

Sv  Biliaii41img  des  Mjthos  von  der  Bergeaufthünniing  \m  r5mi- 

•dm  Dichten).  Ton  A,  Zingerlc  5—8 

BtÜW  tQJn  Verständnis   einiger  SteUen   aus  X«nophoos  HelleniciL 

Vo®  J.  Bohrraoaer.  9—18 

IMmt  einen  lonshnicker  Codex   des  Senecft  tragicus.   Von  A*  Zio* 

eerU  81—88 

Sv  Kllttk  imd  Erklänuig  des  Haerobius,  Von  R.  Bitscbofsky    88— 

96.  259-262,  335-386 
tor  Kritik   und  Erklärung  des  Thakydides.    Von  L,  Cwi- 
kftdski  161-166 

etische  Bemerkungen  zu  Sallust   Von  Ph.  KlimBeh& 

16e-17S 

Der  MCfpUiche  Mythus  im  Fbadros   des  PUton  und  seine  Conse- 
fMMm*  Von  1  Zlwsa  Ul^^t 

fVitolloUffiie  Schrift  des  StoilcerB  Kleanthes,  der  'St&at\  und  die 
•Ittbtii  Tfigddien  d€«  Crnikers  Diogenes.    Von  Tb*  üompert 

252-256 

Uvtiu.  Von  A.  Zingerle  266-259 

vm  Aristoit!io6  «erwähnte  Bedeckung  des  Planeten  Mars  durch 

dn  Hönd.  Von  G.  Hof  mann  321^325 

moe^bdien  Anthologie.  Von  A.  Lad  wich      326^332,  410— 4  H, 

481-48«.  782-785 
fiil  Bflcber  Annalen   mindestens  hat  der  Annalist  Cn,  Uellius 
mmtn^htnf  Von  P.  Haixner  S32— d34 

ad  Alt  m,  2.  Von  A.  Goldhacber  335 

abt  B«ttiige  XU  Musaios.  Von  A.  Rxacb  401-406 

Von  W,  Kloudek  406—410 

f.  Von  tX  Hirschfetd  414 

la  Va|«i9i  Flaccuif  111,  >i12  ff.  Von  F.  Maixner  488—492 

JE«  dtft  ffridohiseh^n  Tmj^ik^^m.  Von  J.  Rappold  492—4^3 

fUba  Imkhm  I  A.  8chwars  561—594 

■ir  Itattlaa  iif  inigs<?iA  bei  den  lateinischen  Dichtem. 

Wm  1.  Watirr  595-001 

U  BDifiidea*  Von  8.  Mekler  6Kn-0Qf6 


U  MMtoi, 


IV 

Seit« 
Ueber  die  Umarbeitung  der  Aulischen  Iphigenie  des  Euripides.  Von 

N.  Wecklein  721-732 

Ueber  eine  Wiener  Handschrift  znm  Dialog  und  znr  Germania  des 

Tacitüs  und  za  Snetons  Fragmente  de  gramm.  et  rhet.   Von  J. 

Huemer  801—813 

Epigraphische  Nachlese.  Von  M.  Gitlbauer  813—817 

Zur  Paraphrase  des  Eyangeliums  des  heiligen  Johannes  von  Nonnos. 

Von  A.  Scheindler  817—819 

Quaestionnm   Nonnianarnm   particnla  altera.  Von  A.  Scheindler 

897-907 
Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Statins.  Von  R.  Bitschofsky  907-912. 


Zweite  Abthellang; 

Literarische  Anzeigen, 

Acta  seminarii  Erlangensis.  Ediderunt  I.  Müller  et  E.  Wölfflin. 
Vol.  prius.  Erlangen  1878,  angez.  v.  0.  Keller  831—840 

Aelschker  (E.),  Maria  Theresia  vor  ihrer  Thronbesteigung  (Hölders 
bist.  Bibl.).  Wien  Holder  1877,  angez.  von  F.  Krön  es  65—66 

Albrecht  (E.),  Zum  Sprachgebrauch  Goethe's.  Frogr.  der  Real- 
schule II.  0.  in  Crimmitschau  1877,  angez.  von  R.  M.  Werner 

645-654 

And 61  (A.),  Das  polychrome  Flachornament  1.  u.  2.  Lieferung. 
Wien,  Waldheim  1877,  angez.  von  J.  Wastler  218—219 

Andresen  (K.  G.),  Ueber  deutsche  Volksetymologie.  2.  Aufl.  Heil- 
bronn, Henniger  1877,  angez.  von  J.  Peters  752—759 

Anthimi,  De  observatione  ciborum  epistula  ad  Theudericum  regem 
Francorum.  Iterum  edidit  V.Rose.  Leipzig,  Teubner  1877,  angez. 
von  E.  Ludwig  749—750 

Arendts  (C),  Frankreich  (Wandkarte).  Miltenberg,  Halbig  1878, 
angez.  von  F.  Grassauer  217—218 

Bänitz  (G.),  Lehrbuch  der  Chemie  und  Mineralogie.  Berlin,  Stuben- 
rauch 1878,  an^ez.  von  C.  Dölter  542—543 

Bänitz  (G.),  Botanik  für  gehobene  Elementarschulen.  Berlin,  Stuben- 
rauch 1878,  an^ez.  von  H.  Reichardt  684 

Bauer,  Die  Entstehung  des  Herodotischen  Geschichtswerkes.  Wien, 
Braumüller  1878,  an^ez.  von  L.  Öwiklinski  273—289 

Bender  (H.),  Grundriss  der  römischen  Literaturgeschichte  für  Gym- 
nasien. Leipzig,  Teubner  1876,  angez.  von  A.  Zingerle    103—105 

Böttger  (H.),  Wohnsitze  der  Deutschen  in  dem  von  Tacitus  in  seiner 
Germania  beschriebenen  Lande.  Stuttgart,  Grüninger  1877,  angez. 
von  W.  Tomaschek  862—865 

Buchner  (W.),  Leitfaden  der  Kunstgeschichte.  Essen,  Bädeker  1878, 
angez.  von  J.  Wastler  691 

Catullus,  s.  Danysz. 

Chayanne,  Karpfund  LeMonnier,  Die  Literatur  über  die  Polar- 
regionen der  Erde.  Wien,  Holzel  1878,  angez.  von  G.  A.  Supan 

537—538 

Chayanne  (X),  Physikalische  Wandkarte  von  Afrika,  mit  einem 
Hefte  Erläuterungen.  Wien.  Hölzel  1878,  angez.  vonF.  Grassau  er 

671-673 

Cicero 's  Brutus  seu  de  claris  oratoribus,  erklart  von  0.  Jahn. 
4.  Aufl.  besorgt  von  0.  Eberhard.  Berlin,  Weidmann  1877,  angez. 
von  B.  Kruczkiewicz  498 — ^505 

Oommodiani  carmina  recogn.  E.  Ludwig.  Part.  II.  Leipzig,  Teub- 
ner 1877,  angez.  von  J.  Huemer  28—33 


Seite 


OitUi  a.),   i 


X#rBoli«i  Kopo«»  eirll&rt  tod  K.  Nipperdey,  kleinere  AuÄgabe. 

?•  Aufl.,  bMoiYt  TOD  B.  Lupus,  Berlin,  WeidmanD  1878,  angez. 

^n  R.  Bitfichofskj  825—830 

DMtiJKXjA.K  Bö  scriptoroin  iniprinii»  j>oetarum  Bomanorum  studiiä 

OUttUiiLiiifi.  PöBen,  Leitgeber  1876,  aiigez.  von  L.  Cwiklifiski 

269—270 
[lelmliAr,  D«s  geometrische  LineaLndehnen.  3.  Anfl.  Freiburg  i*  B. 

1878»  angei.  von  E,  Koatny  772—773 

Kgl^tr  (AJ,   D«at$clieft  Le^ebach  f&r  die  2.  Clasee  der  ^terreicbl- 
ItiUelichttlen.  Wien,  Holder  1878,  ang.  vonP.  Norotnf 
..  768-77X 

fkiclier  (£.)«    Der  AccusaUv  bei  Sopboklea.  Zfirich,    ZQrcber  und 

Fwm  1876,  angcx.  v.  J,  Gollintr  186-^188 

^tk4\^f  {IL)  und  Sachb  (K),  Wissen  scbaftliche  Grammatik  der  eng- 
Umhm  8pracbe.  L  Bd.  2.  AufL  i'eipxig,  Yiolet  1878,  anges.  von 
M,  C^nrath  126—134 

F^lii  (K,),  Oescbichte   der  Sahburger   Bibliotheken.  Wien  1877, 

aöü.*    von  M.  Gltlbauer  134—136 

Gati  Flora  von  Deuten  bland,   la  AnÖ.  Berlin,  Wiegandt 

i  7.  vun  H-  li»nchardt  778 

und  gemeine  Logarithmen  der  Zahlen 
n  von  10  zu  Secunden    nebat  den  Pro- 
ü'en.  2,  Aufl. ,  besorgt  von  J.  Spie I- 
->?i,  von  E,  Weis»  462—163 

'niKurii    i3s  r  i  KOHf»  Geometrie.    Heidelberg,  Winter 

lUn,  axigex,  von  J.  G.  Wiillentin  66—67 

Gftlial  <Ä      *  ...;i.......    .,.  14.  , .  .  ,jp,j  j^„  Homerideu.  Berlin,  Wtnd- 

mmai  yor  505-517 

Cr>Eüi:.i-r  ,    l.         i.o   der  griechischen   Tragiker  und 

ütste  kritisehü  Manier.  Wien,  Holder  1878,  angeE,  von 
l  14-19 

^ramnaiikt  Deutsche,  Schriften  sur  d,  G^  angex.  von  W*8cberer 

108—125 
tliBlIier  (8,),    ^J^  '    der   mathematischen  Geographie  und 

«|««}ffntan*n  A  München«  Ackonnann  1878^  urigOE,  von 

T    "  J  588— Ö4Ü 

KaET  :i\\mi  tarn  Üebcrsetsen  in*»  lAteiniscbe  fUrObi^r- 

irrvim  n.J.*  L  nUr-Secunda.  Berlin,  Weidmann  1877,  angez.  von 
h  Ejrger  33— 54 

Harr«  <r^     ^-^nyitregcln  der  lateinischen  Syntax  zum  Auswendig- 

km«-!  Weidmann  1877,  angez.  von  J.  Egger        1Ü6'-109 

Haritl  liiatheniache  Studien.  Wien,  Gerold  1877,  ang«, 

mm  J.  Wrtibel  e91--6S4 

Bter««  (A   H    L.K  Okcrt  (F.  A.)  und  von  GleKebreeht  (W.)» 

Oca^JH^te  der  europiiacben  Staaten,  a.  Hertzberg. 
Batnia  (W.y,  a^  Sehnmann. 

"  "  '       '     '  I»  der  Altnordischen  Sprache,  Wien 

-oz.  von  \l  von  Muth  528—531 

.  2.  Bd.  L  Heft  3.  Bach.  3*  Aufl. 
von  A.  Scheindler  188—1% 

LTArisehe  Monarchie.   Wien,  Gräser 
lor  665—671 

ilrit'chcnlands  seit  dem  Absterben 
tiwart  2,  Theil  (12tM-1470} 
:  p.  Staaten  v,  A.  H.  L.  Hee- 
ran,  FA.  Ukt^rt  und  W.  von  Giesebreeht)*  Gotha,  Perthes 
1977,  aügti.  vcQ  F.  Kroaes  61*63 


-  "/^gyVm  ■  •  I  ■■  '^-  <tf-,i 


(Akadmt«),  Gerold 
Btr<«dot.  »rkiirt  von  i 

iltfün,  Weidmann  i 
affr<G.),    IH^   '■— 

1878^  an^ 
flartibtrg 

k  d«i    iBÜk 

97.  Band 


VI 

Seite 

Herwerden  van  (U.).  Plntarchea  et  Lncianea  com  nova  Marciani 
oodiois  collatione.  Utrecht,  Beijers  1877,  angez.  v.  L  Hilberg 

19—25 

Hesiodi  carmina  reoensnit  C.  Göttling.  ed.  tert  quam  caravit 
J.  Flach.  Leipzig,  Teabner  1878,  angez.  von  A.  Bzach      415—429 

Hilberg  (L),  Das  Gesetz  der  trochäischen  Wertformen  im  daktyli- 
schen Hexameter  nnd  Pentameter  der  Griechen.  Wien,  Holder 
1878,  angez.  von  A.  Bzach  820—822 

Hintner  (V.),  Griechisches  Elementarbach,  zunächst  für  die  3.  und 

4.  Classe  der  Gymnasien.  2.  Aufl.  Wien,  Holder  1877,  angez.  von 

J.  Rappold  105-108 

Hochstetter  (Gh.  F.),   Angewandte  Botanik.  4.  Aufl.,  bearbeitet 

von  W.  Hochstetter.  Stuttgart,  Schickhardt  und  Ebner  1878, 

angez.  von  H.  Beichardt  220 

H51der*s  historische  Bibliothek,  herausgegeben  von  A.  Eggervon 

Möllwald,  s.  Aelschker,  Jarz,  von  &aus,  Skalla,  Smolle. 
Homer,  s.  Scholia. 
Homer 's  Uiade,  erklärt  von  J.  U.  Fäsi.   8.  Bd.,  Gesang  13—18. 

5.  Aufl.;  4.  Bd.,  Gesang  19—21.  5.  Aufl.,   besorgt  von  F.  B. 
Franke.  Berlin,  Weidmann  1877,  angez,  von  J.  Zechmeister 

179-185,  e09— 621 
Homer 's  Ilias,  erklärt  von  J.  La  Boche.  1.  (Gesang  1—4).  2.  Aufl. 

Leipzig,  Teubner  1877,  angez.  von  J.  Zechmeister         736—748 
Homer *s  Odyssee,  erklärt  von  Dr.  F.  Ameis.  2.  Bd.,  1.  Heft  Ge- 
sang 13—18.  6.  Aufl.,  besorgt  von  Dr.  C.  Hentze.    Leipzig, 
Teubner  1877.   Anhang   zu  der  Ameis*schen  Ausgabe.  3.  Heft. 
2.  Aufl.,  besorgt  von  C.  Hentze.  Leipzig,  Teubner  1877,  angez. 
von  J.  Zechme ister  913 — 917 

Horatius  (Q.  F.),  Oden  und  Epoden,  erklärt  von  E.  W.  Nauck. 
9.  Aufl.  Leipzig,   Teubner  1876,  angez.  von  M.  Petschenig 

Hübl  (F.),  Uebungsbuch  för  den  Lateinunterricht  in  den  unteren 
Classen  der  Gymnasien.  1.  Theil  für  die  1.  Classe.  Wien,  Gräser 
1878,  ans^ez.  von  H.  Eoziol  632-634 

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Fromme  1877,  angez.  von  M.  Gaster  654—656 

Jarz  (E.),  Eaiser  Friedrich  HI.  und  Herzog  Albrecht  VI.  (Holderes 
bist.  Bibl.).  Wien,  Holder  1877,  angez.  von  F.  Erones         64-65 

Imelmann  (J.),  Die  siebziger  Jahre  in  der  Geschichte  der  deut- 
schen Literatur.  Berlin,  Weidmann  1877,  angez.  von  B.  M.  Wer- 
ner 215—217 

Jireöek  (C),  Die  Heerstrasse  von  Belgrad  naoh  Constantinopel  und 
die  Balkanpässe.  Prag,  Tempsky  1877,  angez.  von  W.  Tema- 
schek  204—211 

Eaibel(G.),  Epigrammata  graeca  ex  lapidibus  conlecta.  Berlin,  G. 
Reimer  1878,  angez.  von  Th.  Gomperz  429—440 

Kallav  (B.  von),  Geschichte  der  Serben.  1.  Bd.  Ans  dem  Ung.  von 
J.  H.  Schwicker.  Pesth,  Lauffer  1878,   angez.  von  F.  Erones 

656-660 

Eallav  (B.  von).  Die  Orientalpolitik  Busslands.  Aus  dem  Ung.  von 
J.  JBL  Schwicker.  Pesth,  Laufler  1878,  angez.  von  F.  Erones     660 

Earpf,  s.  Chavanne. 

Eerckhoff  (A.),  Daniel  Casper  von  Lohenstein*s  Trauerspiele.  Pader- 
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Eiepert  (H.),  Lehrbuch  der  alten  Geographie.  1.  Hälfte  (Einlei- 
tung, Asien  und  Afrika).  Berlin,  Beimer  1877,  angez.  von  W. 
Tomaschek  847—858 


vn 

Seite 

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Teubner  1877,  angez.  Ton  J.  G.  Wallentin  540-541 

Knauer  (F.  KX,  Europas  Kriechthiere.  Wien,  Pichler  1877,  angez. 
Ton  K.  B.  Heller  684—686 

Knauer  (F.  KA  Naturgeschichte  der  Lurche  (Amphibiologie).  Wien, 
Piehler  1878,  angez.  Ton  K.  B.  Heller  686-687 

Knaaer  (F.  K«),  mtnrgeschichte  des  Thierreichs  für  die  unteren 
Claasen  der  Gymnasien,  Realschulen  und  verwandten  Lehranstal- 
ten. Wien,  Pichler  1878,  angez.  von  K.  B.  Heller  687—691 

Köhne  (EL),  Bepetitionstafeln  f&r  den  zoolospschen  Unterricht  an 
höheren  Lehranstalten.  Berlin,  H.  W.  Müller  1878,  angez.  von 

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Kontn^  (W.  J.),    Der  Hem^liden  Thronkämpfe  und  Genesis  der 

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Kräpelin  (EL),   Ezcursionsflora  fQr  Nord-  und  Mitteldeutschland. 

Leipzig,  Teubner  1877,  angez.  von  H.  Beichardt  70 

Er  aas  (Y.  von),  Kaiser  Maximilian  1.  (Hölders  bist.  Bibl.).  Wien, 

Holder  1878,  angez.  von  F.'Krones  65 

K&hner  (R.),  Ausrahrliche  Grammatik   der  lateinischen  Sprache. 

1.  Bd.  Hannover,  Hahn  1877,  angez.  von  F.  Weihrich    447-449 
Lachmann  (K.),   Kleinere  Schnften.   Erster  Band:   Schriften  zur 

deutschen  Philologie.  Herausgegeben  von  K.  Müllenhoff. 
Berlin,  G.  Reimer  1876,  angez.  von  A.  Schönbach  84—59 

Lambel  (H.),  s.  Yolmar. 

Lehmann  (A.),  Sprachliche  Sünden  der  Gegenwart  Braunschweiff, 
Wreden  1878,  angez.  von  H.  Lambel  213—215 

Le  Monnier,  s.  Chavanne. 

Lennis  (J.).  Analvtischer  Leitfaden  fßr  den  ersten  wissenschaft- 
lichen Unterricht  in  der  Naturgeschichte.  2.  Heft.  Botanik. 
8.  Aufl.,  besorgt  von  Dr.  A.  B.  Frank.  Hannover,  Hahn  1878, 
angez.  von  H.  Beichardt  937«-938 

Li  vi  (Titi^,  ab  urbe  condita  libri,  erklärt  von  W.  Woissenborn. 
3.  Bd..  2.  Heft  Buch  9  u.  10.  4.  Aufl.  1877;  4.  Bd.,  1.  Heft 
Buch  21;  2.  Heft  Buch  22  u.  23.  6.  Aufl.  1877;  6  Bd.  1.  Heft 
Buch  27  u.  28;  2.  Heft  Buch  29  u.  30.  3.  Aufl.  1878.  Berlin, 
Weidmann,  angez.  von  M.  Gitlbauer  917—935 

Lös  er  (J.),  19Lethoaisch-praktisches  Handbuch  für  den  Lehrer  beim 
Unterrichte  im  Rechnen  und  in  der  geometrischen  Formenlehre 
für  Volks-  und  Bürgerschulen,  sowie  für  Lehrerbildungsanstalten. 
Für  Öeterr.  Schulen  bearbeitet  von  F.  Tomberser  3.  (der 
österr.  Bearbeitung  1.)  Aufl.  Weinhoim,  Ackermann  1877,  angez. 
von  J.  G.  Wallentin  679-682 

Low  (£.),  Methodisches  Uebungsbuch  für  den  Unterricht  in  der  Bo- 
tanik an  höheren  Lehranstalten  und  Seminarien.  Bielefeld  und 
Leipzig,  0.  Gülker  1878.  angez.  von  H.  Beichardt  543-544 

Low  (£.),  Elementarcursus  der  Botanik  nach  methodischen  Grund- 
sätzen. Bielefeld  und  Leipzig,  0.  Gülker  1878,  angez.  von  H. 
Beichardt  544 

Lorberg  (H),  Lehrbuch  der  Physik  für  höhere  Lehranstalten.  Leip- 
zig, Teubner  1877,  angez.  von  J.  G.  Wallentin  873—875 

Lucae  (K.),  Zur  Götheforschung  der  Gegenwart  (Rede).  Marburg, 
Elwert  1878,  angez.  von  R.  M.  Werner  533—534 

Madvig  (J.  N.),  Emendationes  Livianae  iteruro  auctiores  editae. 
Kopenhagen,  Gyldendal  1877,  aneez.  von  M.  Gitlbauer  337--359 

Marczali  (H.),  Der  Notar  König  B4&%  Kritische  Studie  (aus  dem 
philologischen  Centralblatte  (ungarisch),  8.  Heft  1877),  angez. 
von  L.  Mangold  661-665 


vin 


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nitz  1877,  »nyez.  von  C.  D&lter  542—513 

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ins  Lateinische  für  Quarta  und  Tertia  der  Gymnasien.  Berlin« 
Woidniann  1877,  sDgez.  von  J-  Egger  108 

Bio  11  er  (J.  H.  T.),  Lehrbuch  der  ebenen  Geometrie  für  btiliere  Lebr- 
anstalten,  2.  Aufl.,  besorgt  von  K.  L.  ßaner.  3.  Theil.  Halb?, 
Waisenhaus  1877,  angez.  von  J,  G.  Walleutin  86S— 870 

Möller  (K.),  De  arte  critica  Cebetis  Tabulae  adbibenda.  Würzburg 
1877.  anpez.  von  P.  KnbU  97-102 

Naumann  (E.),  De  Xenophontis  libro,  qui  ^^rtxeSiu^iovftoP  nohtfAt 

inscribitur,  Berlin,  Weber  1876,  angez,  von  L.  Cwiklinski  494-49B  . 

Penka  (K.),    Die  Nominalfleiion    der    indogerraanischen  Sprachen* 

Wien,  Holder  1878»  angez.  von  H,  Seh weizer-Si Jler     450—457 

Peachel  (O.),  Abiiandlungea  zur  Erd-  und  Völkerkunde,  heraus- 
gegeben von  J,  Löweubarg,  Leipzig,  Duncker  1877,  iingez,  von 
A.  Ficker  759-767 ^ 

Petri  (F.),  Leitfaden  fUr  den  clieraiscboD  Unterriclit.  Anorganische 
Chemie.  2.  Aufl.  Berlin,  Nicolai  1878,  angez.  von  J.  G.  Wallen- 
tin  *  771—7721 

Pfalz  (F.),  Tabellarischer  Grandriss  der  Weltgeschichte,  Leipzig, 
KIiDckbardt  1877,  angez.  von  J,  Losertb  3ö6— 367 

Pößche  (Th.),  Die  Arier.  Jena,  Coßtenoble  1878,  angez.  von  W.  To- 
mnscbek  858—862 

Polle  (F.),  Pan,    ein  lustiges  Liederbuch  für  Gymnasiasten    Dres-  ^ 

den,  Schön  fei  d  1877,  angez,  von  A,  Fand  1er  875—878 

PrtUile  (H.),  Lessing,  Wieland,  Heinse,  nach  den  handschriftlichen 
Quellen  in  Gleim^s  Nachlasse  dargestellt.  Berlin,  Liebel  1877, 
angez,  von  ä  L  am  bei  640—646 

Sachs,  s.  Fidler, 

Sehen  kl  (K.),    Deutsch-griechisches  Schulwörterbuch.   3.  Auflage. 

Leipzig,  Teubner  1878,  angez.  von  A.  Zingerle  750— 752 1 

Scher  er  (W,),  Ueher  den  Hiatus  in  der  neueren  deutschen  Metrik, 
Berlin,  Weidmann  1877,  angez.  von  R.  M.  Werner  532—538 

Schionagl   (M.),    Thcoretisch-praktiBchefi  lateinisches  Elementar- 
buch nir  die  erste  Gymnasialelasse.  10,  Aufl.  besorgt  von  H,  Ma-         j 
Bchek.  Wien,  Beck  1878,  und  desselben:  Lateiniscnes  Lese-  und         1 
Uebungsbuch  für  die  2.  Gymnasialclasse.  8.  Aufl.,  beide  angei.         ' 
von  F.  Novotny  517—527 

Schinnagl  (M.),  Theoreti»ch-praktischea  lateinisches Elenieutarbuch 

ßr  die  erste  Gymnasialclaese.  10.  Aufl.  besorgt  von  H^Maschek.        ■ 
Wien,  Beck  1878.  angez.  von  H.  Koziol  632—6361 

Schmidt  (A.),  Perikles  und  sein  Zeitalter.  Jena,  Dnfft  1877,  angez. 
von  J,  Eobrmoser  457 — 460 

Schmidt  (J,),  De  seviris  Äugustalibus,  Halle  1B78,  axigej.  von  0, 
Hirschfeld  289-206 

So  ho  Ha  Gracca  in  Horaeri  Diadem  edidit  G.  Dindorf.  Tom.  HI 
et  IV.   Oxford,   Clarendon    Press  1877,   angez.  von  A.  Rzach 

263— 268j 

Schräm  (J.),  Lehrbuch  der  ebenen  Geometrie  für  Untergymnasien  I 
und  verwandte  Lehranstalten.  Wien,  Höldcr  1878,  angez,  von  J.  1 
Obermann  674—679 

Schuster  (G.),   Tabellen   zur  Weltgeschichte.  Hamburg,  Meissner 

1877.  angez.  von  J.  Losertb  364— 36eJ 

Seboth  (J.),  Die  Alpenpflanzen  nach  der  Natur  gemalt  Mit  Text        \ 
ton  F.  Graf  und  J,  Petrasch.    Prag,  Toropsky  1878,  angex. 
TOQ  H,  Reicbardt  464 

Söilfft  (F.).  Synopsis  der  Mineralogie  und  Geognosic,  II.  Theil, 
2,  Abthlg,  Hannover,  Hahn  1878,  angez*  von  C.  Dölter  682-681 


IX 


3*iU 
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IVIB^  angPi.  fon  K,  M.  Werner  936—937 

Stttit  t>r-  ■  *"'  •  '•'    ^^.-).  Das  Bach  von  geistlicher  Armuth,  bisher 

belcftTi  1    Taüler'ß    Nachmlgong    des   armen  Leben 

Cbrisv  rt.lrT  1^77,  angex.  von  K,  M,  Werner  637—640 

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Snollc  (L,),    Nico  laus  Lenau  (Holdefs  bist  Bibl).  Wien,  HöMor 

1877,  mgei,  von  F.  Krones  66 

lallte    (B.),    Vollständiges    Wörierbncb    tu    Xcnopbons    Anabasis, 

Bnaan.  Kern  1876,  angez.  von  J.  Eg^or  211-218 

Taeilut  (OorneUus).   a-  C.   Nip|»erdeio   recognitus.  Pars  IV   {Agr, 

ikmsu  diaL  de  orat.)«  Berlin,   Weidmann  1876,  angez.  von    h 

Pramtncr  202— 2tH 

Tacilt  <Ct/rttelii)»  Dlalogas  de  oratoribnsi,  erklärt  von  C.  Peter.  Jena, 

Duift  1877,  angez.  von  L  Pranimcr  625—627 

Ttcili  (Oomdii)  Agricola,  erklärt  von  C.  Peter.  Jena,  Dufft  1876, 

ani*^<z.  Von  L  Prainnier  W7— 202 

Taci  !ii),  (fcrmania,  für  den  Scbnlgebraach   erklärt  von  I. 

1  '-.   mcn.  HMrIer  1878,  angoz.  von  J.  Müller         25— 2B 

l%i  rklärt  von  L  F  ramm  er.  Wien,  H5tder 

:  iweizer-Sidlcr  270-278 

TacU.  ^Lviuclü).  1\  villi  iic  iK»pnlis  Germaniae  liber.  Noavelle  ^itiou 

nar  1.  Gant  rolle»    Paris,  Onrnier  freres   1877,    angex.  von  L 

Prammur  627—629 

Tactli  (Contelii),  De  sitn  ac  populis  Germanlae  lib«r,  edidit  F, 

Kril».  ed.  IV.  cnrata  a,  G.  Hirscbfüldcr.  Berlin,  Weber  1878, 

«oges.  von  L  Pramraer  629—631 

^Taeili  (Cornclii),  Historiarum  Hbri  qui  supersunt,   erkllrt  von  C 

HeritsiL  1.  Bd.  (Buch  1  und  2).  8.  Aufl.  Leipzig,  Teabner  1877^ 

ngn^  Ton  J.  Müller  441—447 

Tacit««  Annalcn»  erklärt  von  A.  Drftger  Leipzig,  Tcubuer  1876, 

anm.  von  1.  Prammor  631-632 

Tait  (r.  G.),  Vorlesungen  ilb  ^uefe  Fortschritte  der  Physik- 

Dentaebe  An§jK:abt>  von  G.  \  Braunscbweig,  Vieweg  1877, 

ao^tt.  von  J."  G.  W a H  on  1 1  n  871 

TatcbenValendcr    für    Ptlütizensammler.    Ansgabc   Ä   mit   500» 

Aoagabe  B  mit  800  Pflanzen,  Leipzig,  Leinor  1878.  angez,  von 

Hrieicbbardt  938 

Tanlat,  a.  SaoM  Deßifle. 
TtiDiBe  (A.  J.),  SjBtem  der  Geotoelrie.  2.  TliciL   Ebene  Trigono- 

flMtiit  QDd  Stereometrie  2.  Aufl.   Paderborn,   Seliöningb   1876, 

aofca.  von  J.  G.  Wnll^Mitin  67—68 

Jmmmr  fA.   J.>,   Kat^cinitinus  der  Physik.  Paderborn«  Sdiöningh 

1-  li  J.  G.  Wallentin  871—872 

Tha  idcn  zur  Kunstgeschichte  cultivierter  Völker  alter 

ojiJ  Di-utr  LviL  2.  Aufl.  Wolffenbtittel,  Zwissler  1877,  angea.  von 

4.  W »aller  691-692 

?#lBi»r,   Daa  Steinbnch.  ein  altdentaches  Gedicht,   herausgegeben 

f«B  H.  Laui b ci  Heilbronn,  Ueuninger  1877,  angez.  von  J.  Stro bl 

♦;ü— 61 

Wall«  Dt  in  (F*),  Methodisch  geordnete  Sammlung  von  Beispielen 
und  Aitf^bi*n  Ulm  der  Algebra  und  allgemeinen  Arithmetik- 
2TW1II.  V  78,  angez.  von  J,  G.  Wallentin  865-868 

WAfschau«^T  l>uch  zom  Uebersctzen  aus  dem  Deut- 

fdia  i^ifiiM^bc  für  Quarta.  Jeua,  Fromaon  1876,  angez, 

VW  li  i  632—036 


X 

Seite 

Wqclewski  (S.)»  üeber  das  Leben  and  die  Schriften  von  G.  E. 

Qroddeck  (polnisch).  Erakaa  (Akademie)  1876,  angez.  von  L. 

Cwiklidski  461-462 

Weishaapt  (H.),  Das  Zeichnen  nach  dem  wirklichen  Gegenstande 

in  systematischem  Lehrgange  bis  zur  Stufe  der  Kunstschule. 

München  1877,  angez.  von  J.  Wastler  69—70 

Wolf  f  (K.),  Historischer  Atlas.  Berlin,  D.  Reimer  1877,  angez.  von 

F.  Krone s  536-537 

Xenophon,  s.  Naumann  und  Suhle. 
Zepharovich   (V.   Ritter  yon),  Krystallographische  Wandtafeln. 

Prag,  Dominikus  1877,  angez.  von  C.  D  ölt  er  368. 


Dritte  Abtheilang. 

Zur  Didaktik  und  Pädagogik. 

Perthes  (Gh.),  Zur  Beform  des  lateinischen  Unterrichtes  auf  Gym- 
nasien und  Realschulen,  angez.  von  a  71—80 

Zur  französischen  Leetüre.  Von  F.  Lotheissen  137-140 

Verein  Mittelschule.  Von  F.  Strauch  140—141 

Ellen  dt  (G.),  Entwurf  eines  nach  Stufen  geordneten  Katalogs  für 
dfe  Schülerbibliotheken  höherer  Lehranstalten  (besonders  der 
Gymnasien),  Progr.  des  k.  Friedrichs-Collegiums  zu  Königsberg 
i.  Pr.  1875.  —  Ellen  dt  (G.),  Katalog  für  die  SchülerbiblioSieken 
höherer  Lehranstalten.  2.  Aufl.  Halle,  Waisenhaus  1878,  angez. 
von  E.  Ott  221—225 

Holzmayer  (J.  B.),  Umschau  in  den  Unterrichtsräumen  der  Schule 
und  des  Hauses.  St.  Petersburg,  Deubner  1877,  angez.  von  E. 
Schwab  225—229 

Kiepert  (H.),  Physikalische  Wandkarten,  A.  Dronke,  Lehrplan 
für  den  geographischen  Unterricht  in  der  Realschule  I.  0.  zu 
Trier  (Trier,  Lintz  1878),  desselben  'Leitfaden  für  den  Unter- 
richt in  der  Geog[raphie  an  den  höheren  Lehranstalten*  (Bonn, 
Weber),  'Geographiscne  Zeichnungen*  (Bonn,  Weber  1877),  angez. 
von  J.  Ptaschnlk  369—385 

Ueber  die  Aussprache  des  Lateinischen  in  unseren  Schulen.  Von  W. 
Hartel  939-952 


VleHe  Ablhellanic. 

Miscellen. 

Stiftungen  8.  142,  309.  386,  465,  774-775,  954. 

Kaiserliche  Spende  S.  142. 

Schenkungen  S.  142,  386-387. 

Denkschriften  über  das  österr.  Unterrichtswesen  775. 

Statistisches  Handbuch  der  Österr.-ung.  Monarchie  für  den  Zeitraum 

1867—1876  775 

Akademischer  Kalender  der  österr.  Hochschulen  2.  Jahrgang     775—776 

Literarisohe  Notizen. 

Becker  (W.  A.),  Charikles,  Bilder  altgriechischer  Sitte.  3.  Aufl. 

besorgt  von  H.  GölL  3  Bde.  Berlin,  Calvary  1877/8  777 

Bernd t  (M.  von),  Dispositionen  zu  hundert  deutschen  Aufsätzen. 

Halle,  Buchhandlune  des  Waisenhauses  1878  146 

Braselmann  (J.  E.),  Bibelatlas.  13.  Aufl.  bearbeitet  von  A.  Herben- 

rnlh.  Düsseldorf,  Michels  1876,  angez.  von  K.  Werner  387 


XI 


3«He 

Cfcolef  int  (L.),  Aestbetiscbe  und  historische  Einleitan^  nebst  fort* 

knfetidar  Erläuterung  zu  Gotbe's  Hermann  und  Dorothea.  2.  Aufl. 

Uil^fig,  Teubner  1877  145 

Pantinaiiii  (K.)^  Stenographische  Unterrichtsbriefe  f^r  das  Selbst- 

itudiam  der  3t«no|rr&paie  nach  Gab«hb€rger's  System.   Wien« 

Hartleben  147— 14S 

Qebauor  (G.)>  De  hTpotactlck  et  paratacticis  ar^nmenti  ei  contrario 

firak  quae  reperiuntur  apod  aratares  atticos.  Zwickau^  Thoss 

lÄlH  464-465 

Gtttolas   (W.)«    Hebräische   Grammatik   nach   £*  Eddi^er  bear- 

Ldtei  Ton  £,  Kautsch.  22.  Aufl.  Leipzig,  Vogel  1876,  mget. 

TOD  R    Werner  466 

Gürko  (G.)t   Englische  Schalgrammatik,   1.  Theil   Elementarbuch. 

8.  Aufl.  Hamburg»  Meissner  1877,  angez.  \on  M.  Conrath  310 
Gnrli«    (G.)»    Englisches    Elcmentar*LeaebQoh   5*    Autl    Hamburg« 

Mdttaer  11:^77,  ungvz.  von  M.  Conrath  310 

Kiiitr  (K.^  Englisches  Lesebuch  in  drei  Stufen  für  höhere  Lehr* 

■iBlaltdD.  3.  Öd.  Leipzig,  Teubnor  1877,  angest.  von  M.  Conrath  310 
CAp[fii  (K.)*  Eriahlungeu  ans  der  Geschichte  für  den  ersten  Unter* 

nthi  in  höheren  Lehranstalten.  G.  Aufl.  Freiburg  i.  B.»  Wagner 

m^  467 

Ctfiliel  (K.),  GeechicbUatlas  f^v  Mittelschulen  1877,  aUges.  von 

U«  Krones  147 

Kt^^  |W.),  G«>schichto  der  griechischen  Literatur.  2.  Aufl.  Berlin, 

d^rtngcr  1878.  144—145 

Copi»  »W.),  Uomiscbe  Kriegsalterthümer.  3.  Aufl.  Berlin ,  Springer 

Kumaer  (IC  F.),  Nachruf  an  Karl  Greistorfer.  Wien  1878  388 

Laufe  (I*.),  Do  dnclli  vocabuU  origine  et  fatis  cororaentatio  (Progr. 
Stet  Univ.  Leimig).  Leipzig,  E^lelmann  1878  142—144 

Ipsig^r  8tuaicu  fur  ciassiscben  Philologie,  herausgegeben  von 
G.  Cnriinsi  L.  Lange,  0,  Bihbeck,  H,  Lipsius.  Bd.  1, 
Hea  1.  Leipdg,  Hiriel  1878  776 

L5tor(J),  Praktische  Pflanjeakunde  f&r  deutsche  Schulen.  Wein- 
h^inu  Ackenuann  1877,  angez.  von  H.  Reich bardt  147 

MQig«r  (E,  L.  F.)«  Hebräisches  Uebungsbuch.  3.  Auü.  Leipzig,  Hahn 
1818,  angBX.  von  K.  Werner  387-588 

HatiBiann  (J.),  Tbeoretiöch-prf^i-*'^' Vw.  Anl.iitnrtüf  zur  Abfassung 
d«atschcr  Aufsätze.  3,  Autl  1877  146 

fi«^ttcttti    (0.),    Deuütche^    i.  rc    Lehranstalten. 

2  Bde.  Berlin,  Wicgandt  lb77  146 

ftleli  m   W),  Erifthlnnp  n  aus  der  GeschichU»,  L  BÄndch«n,  3.  Aufl. 

U  -  467-468 

Bio  II  ster  der  griechischen   Literatur.  Leipzig, 

Tfltit^ütr  1^<>^  777 

Todi  (B.),  Die  Kioberong  von  Constantinopel  tm  J.  12Q4  (aus  dem 
Allfrantüsiücben  des  Gottfried  von  Vilie*Hardouin  unter  Er* 
Mainog  aus  anderen  leitgendasisebeii  Quellen).  Halle,  Waisen- 
hais 1878  468 

FArAkaecn  (H.),  SpUmatisches  Verzeichnis  der  auf  die  neueren 
fiMuitJii  haupl«ichhch  die  englische  und  französische,  sowi« 
m  Spimohwiasenschaft  überhaupt  bezüglichen  Progranimabhand* 
ItmiTfn,  Dissertationeo  und  Habilitationsschriften.  Leipzig,  Koch 

igw.  von  M.  Conrath  309^-310 

%^  .  r,  De  nominibus  graecis,  in  AIOC  AIA  AlOK.  Halb 

a,  d.  :s.  Nimeyer  1877  776 

Sltkortzkj  (L.  v,),  Uedo  iura  Gedächtnis  Karl  Qreistorfer'a,  Wien 

10716  888 


XII 


Progranimeuschau. 

Ambroa  (J.)^  Die  proiecti vischen  Kelationeu  und  die  unendlich 
fernen  Elemente  in  der  Geometrie.  Progr.  des  niederösterr,  Lehrer- 
seminare» in  Wiener  Neustadt  1877»  angez.  von  J,  G.  W&llentiii 

699— J 

Appeller  (E.),  Altdeatecber  Eigennamen  Sinn  und  Bedeatanff. 
Progr.  der  griecb.  orrent,  Oberrealsehale  in  C«emowitz  1877, 
KJiget,  von  R,  von  Muth  709 

ßalcar  (A.),  Die  Politik  König  Georgs  von  Pod^brad.  Progr,  des 
Gymn.  in  Teschen  1877,  angez,  von  Ä.  Bach  mann  310—311 

Bar  an  (A,),  Schliemann's  Ausgrabungen  und  die  Frage  nach  dem 
homerischen  Troia.  Progr,  des  Gyinn.  zu  Krems  1877,  angez.  von 
J.  Zechmeister  150—151 

Bartl  (F.),  Die  graphische  Darstellang  der  reellen,  imaginären  und 
complexen  Zahlen.  Progr,  der  ersten  deutschen  Oberrealschule 
in  Frag  1877,  angez.  von  J.  G.  Wall  entin  701 

Dauer  (A.),  1.  Die  ExhaustionsiDethode ;  II.  Bemerkungen  über  einige 
Reihen,  Progr.  des  Gjmn.  auf  der  Neustadt  in  Frag  1877,  ange«. 
von  J.  G.  Wallen tiu  695-696 

Bayerl  (B.),  Zur  Goschichte  Pilsens.  Progr.  des  deutäehen  Gymn. 
in  Pileen  1877,  angez.  von  A.  Bach  mann  310 

Borschke  (A.),  John  Locke  im  Lichte  der  KantiBchen  PhiloBophie. 
Progr.  des  Gymn.  zu  den  Schotten  in  Wien  1877,  angez.  von 
A.  Meinong  549—550 

Brandt  (J,),  De  geuetivi  absoluti  in  Homeri  Odyssea  usu.  Progr. 
des  Gvmn,  in  Brzezany  1877,  angez.  von  M.  Iskrzjcki  780 

Braun  (W.),  La  originaria  naxionalitii  di  Oratio.  Progr.  des  Com- 
munalgymn.  in  Triest  1878,  angez.  von  0.  Keller  956 

B 11  ebner  (A),  Theorie  der  einbQllenden  Flächen  und  constructive 
Lösung  von  Aufgaben  an  einer  solchen  Fläche  auf  Grundlage 
der  Analysis  Progn  der  Realschule  in  Wiener  Neustadt  1877, 
angez.  von  J.  G.  Wallen  tin  698 

Cahonrek  (F.),  Wlirdigung  der  von  Mobs,  Zippe  und  Naumann  auf- 
gestellten Mineralaysteme  mit  Rücksicht  auf  den  Gymnaeial- 
Qnterricht.  Progr,  des  Gymn.  in  Nikolsburg  1877,  anget.  von 
C,  Döltor  235-236 

Cech  (J.),  Der  freie  Fall  und  die  Pendelbewegung  mit  Rücksicht 
auf  A)  den  Widerstand  des  Mittels,  B)  dio  Äiendrehung  der 
Erde.  Progr.  des  Gymn.  in  Kremsier  1877»  angez,  von  J.  G. 
WallcntHi  554— Ö55 

Oerny  (0.),  üeber  da^:  sogenannte  epitheton  ornana  in  den  Hora> 
zischen  Oden.  Progr.  des  ersten  deutschen  Gymn.  In  Brunn  1878, 
angez.  von  0.  Keller  956 

ChodnitSek  (J.),  Die  politischen  .Ansichten  des  Polybius  im  Zu- 
sammenhange mit  Plato  und  Aristoteles.  Progr.  des  Gymn.  auf 
der  Landstrasse  in  Wien  1^77,  angez.  von  J.  Wrobel        546^547 

Cipaer  (J.),  Üeber  die  Echtheit  des  Epiloges  der  Cyropädio  (polnisch). 
Progr.  des  Gymn.  in  Przeraysl  1H77," angez.  von  M.  Iskrzycki 

779-780 

Dechant  (J.),  üeber  die  Lichterschein  an  gen  trüber  Medien  im  Allge- 
meinen und  der  atmosphärischen  Luft  im  Besonderen.  Progr.  des 
Gymn.  in  Bozen  1877,  angez,  von  J.  G.  Wallentin  693—695 

Degn  (J),  Der  Kampf  der  wittelsbachischen  Partei  gegen  den 
Luxemburger  Karl  nach  dorn  Tode  Ludwig  des  Vierten  (1347— 
1349).  Progr.  des  Gymn.  in  Czernowitz  1877,  angez,  von 
J.LosertE  2^9 


« 
« 


xra 


Ditt«l  (H.),   De  dativi  apud  Horatiom   ii5u*  Pro^,  dei  Gymn*  in 

LiAilakTOii  1878,  angex.  von  0.  Keller  957 

Sbr^nberrer  (Au  Die  Gaminafitnction  und  deren  AnwenduDg. 

Frogr.  der  Befisch qIc  in  Krems  1877,  angez,  von  J*  G.  Wa  1  le d  ti  n 

553-554 
Flilf  rer  (Ew),  Hormtiiis*  Kpistel  des  ersten  finchea  erklärt  (polnisch). 

Fkm«  des  Gjmn.  in  Lemberg  1877,  angez,  von  J.  Wrobel  und 

11,  Tfkrufcki  548»  781 

Fi»    '  '       "  '        '^^*  der  Chemie,  Progr,   des  Bealgjmn.  in 

,  jn  J.  G.  Wallentin  703— 7C^ 

Frp  I  tische  Curven,   welche  planparalltle  Platten 

t  L!:i\iLr  na  linearen  polarisierten  Lichte  xeijen.  Pro^r. 

1  f    IE   r....».^»«,v  m  Olraütz  1877,  angei,  von  J.  G.  Wallentm 

551-^2 
Gnacc^la  (J,),  Maxima  und  Minima  vom  Standf nncte  der  Mittel- 

*chttle,  ProgT.  des  Gjmn»  in  Ün^riach-Hmdisch  1877,  angez. 

vnn  J.  G.  Wallentin  706—707 

Gff\  Die   E rzi eh  angsauf g-abe  der  Mittelschule.  Progr.  des 

li  Iglau  1877,  ange*.  von  J,  Nahrhaft  715 

ßWwAcki  (J*)»  Üebersicht  ober  den  heatigen,  Stand  der  Pragö  von 

des  Weaen  der  Lichencn,  Progr.  des  Gjmn.  in  Pettau  1877,  anges. 

«tib   ••    "        hardt  235 

Grtnib  Beginn  der  Torfbildang.  Progr.  des  Gjmn.  in  Hall 

(Tlivir   i.  . »,  angeiE.  von  H,  Reichardt  235 

Ottnino  (fi^),  lieber  die  Gnomen  iu  Sophokles*  Dramen  (polnisch). 

Vngj,  des  Grmn.  in  Tarnow  1877,  anges«  von  M.  Iskrzvckj 

778-779 
QaiB«rle  (S,)*  Le  caUcaustiche  della  parabola.  Proirr.  der  städtbchen 

RemUchulo  in  Trieat  1877,  angez,  von  J   G.  Wallentin  705 

Haiioa  iF.)f  üeber  den  apologet lachen  Charakter  der  Horasbchen 

SftUren.  Progr.  des  Gynin.  in  Nikobburg  1878,  angez.  von  0* 

K-ller  954 

ÜAr  n.),   EtjTTi  '         •   —  Worter  mit  verechiedener 

1^  im  Deut  n.  Progr.  der  Commnnal- 

irrnrreai&cjhule  im  i^.  ijL'/irkc  zu  \\  wn  1877,  angei,  von  R.  von 

]|«lh  710 

Baaplininn  (H.),  Anleitung   xur  Erthcilung  dea   phv^ti-iii^'^fi.>n 

UttürTichte»  in  d«  r  Volks^ehule  mit  Berücksichtigung  >- 

tmt«naaromlunR  von  Datla.  Progr.  der  Lehrerbildung  :ü 

KlMPofurt  IS77,  angtz    von  J.  G,  Wallentin  7if2— 793 

0#oke^W*),  Dt-ilrag  zur  Behandlung  der  Lebrc  der  Brechung  dea 

lidit««   in  Linsen.  Proi^r.   der  Realschule  in   St,  Polten   1877» 

ug«!.  von  J.  <;    Wallentin  702—703 


BcmiADiiiJ.),  h 
ä^m  Gvmn.  zu 


BUI» 

Hofiis«n&  'i  I 
beoeo  L 

ObemmUcUiii 
Hitler  (P).  O 


Technik  der  homerischen  Reden.  Progr. 
877.  anget.  von  J,  Zechmeister  149-150 
'     !Ȋ  und  Brauch  bei  Geburt  und 
11  de.   ProCT,  des  evang.  Gvmn* 
'    ^'11  Muth  709—710 

ilektforBchung.  Progr  des 
^,,    von  R  von  Muth  713 

iites.  Progr.  des  Gyran.  in  Melk 
;in  650-551 

1  aus  Bdhmen.  Progr.  des 
Ä.  von  R,  von  Muth  713 

.  iior   h  and  werk  srnH- 
i    17.  Jahrhundert-  r 

M,  ;\ngiiZ,  von  K  von  M  u  i  n   n  j— 714 
tdnherrscher  324—337.  PToirr.  Aca 

■  2S»Ö 


Gjiaa.  in  ReKurjjiuv^^  mt,,  Mg^z,  von  X  Loserth 


XIV 


flylmar  (W.J,  Üebfir  einige  SpracbelgenthQmlichlteiten  des  Peter 
ChelÖiCKj  (<SecMsch).  Progr  des  städtischen  Realgymii.  in  Prag 
1877,  angez.  von  F.  Ootthard  557—669 

Jak  ach  (H.),  Göthe  und  seine  Matter.  Progr.  der  dentschen  Lehrer- 
bildungsanstalt in  Eger  1877^  angez*  von  R.  von  Muth  714  | 

Eämmerling  (J,),  Die  BeziehuDgen  des  byzantinischen  Reiches 
znm  ostgothischen  vom  Tode  Theodarichs  des  Grossen  bis  zu 
Theodats  Ermordung,  Progr.  des  Gymn.  in  Freiberg  1877,  angez* 
von  J.  Loserth  231 

Kamnrath  (F.),  Das  Siögivartfieber.    Progr,  des  Gymn.  zu  Wiener 

Neustadt  1877,  angez.  von  R.  von  Muth  714, 

Koch  (X),  Die  ßaudenkmale  im  Donauthale  zwischen  Stein  und  ■ 
Mölk,  Progr,  der  Realschule  auf  dem  Schottenfelde  in  Wien  1877,  1 
angez,  von  J.  Waatler  468-469 

Koch  (M.),  Ergänzungen  zu  jedem  Lehrbuche  der  Elementarmathe- 
matik für  Mittelschulen.  Progr,  der  RealBChnle  in  Bad  weis  1877, 
angez.  von  J.  G.  Wallen tin  701—702 

Kosak  (GO,  Ueber  den  geometrischen  Ort  der  constanten  Quotienten. 

Progr.   der   Realschule    in  Wiener  Neustadt    1877,   angez.   von  I 

J.  G,  Wallentin  699 

Kosinski  (W.),  Vergleichende  Zusammenstellung  einiger  Eigen- 
thtimlicbkeiten  des  ostgalizi sehen  Volksdialektes  mit  der  altpol- 
nischen Sprache  (polnisch).  Progr.  des  Gymn.  in  Wadowice  1877, 
angez.  von  M.  lakrzycki  781 

Erichen  baue  r  (A.),  Die  Irrfahrt  des  Menelaos.  Progr.  des  Gymn. 

za  Znaim  1877,  angez.  von  J.  Zech me ister  151—153  i 

Kudelka  (J.)»  Ueber  eine  planimetriache  Grundlage  für  die  moderne 
Geometrie.  Progr.  des  Gymn,  in  Linz  1877»  angea,  von  J.  G. 
Wallentin  699 

Kümmel  (E,  F.),  Die  zwei  letzten  Heereszügo  Kaiser  Heinrich  des 
Dritten  nach  Ungarn  (1051—1052)  mit  Rück&icbtnabme  auf  die 
bairiscb-kärntnerische  Empörung»  Progr.  des  Gyran.  in  Strassniti 
1877,  angez.  von  J,  Loserth  231—232 

Kürschner  (G.),  Oesterreichs  Vorgeschichte,  Progr.  des  Gymn,  in 
Troppan  1877*  angez.  von  J.  Loserth  230 

Lampel  (L.),  üeber  den  Einfluss  der  Dichtung  auf  die  geistige 
Entwickelung  der  Jugend  und  insbesondere  auf  deren  sittliche 
Bildung-  Progr.  des  ersten  deutschen  Gymn,  in  Brunn  1877| 
angez.  von  J.  Nahrhaft  718 

Licbtenheld  (AJ,  Erklärendes  zu  Piatons  Kriton  und  zur  Apologie 
20  C*  Progr  des  Gymn.  ira  9.  Bezirke  in  Wien  1877,  angez,  von 
R,  Bitschofsky  545-546 

Löffler  (A.),  Kurze  Darstellung  der  wichtigsten  Bestrebungen  zur 
S  icherstell  an  g  der  Nilquellen.  Progr.  des  Gymn,  in  BrÜx  1877, 
angez»  von  J.  Losorth  23S^2M 

Mähr  (F.),  Können  die  classischen  Sprachen  vor  den  neueren  als 
Mittel  des  Jugendnnterrichtes  bestehen?  Progr.  des  Staatsgymn. 
in  Tnest  1877,  angez.  von  J,  Nahrhaft  717—718 

Mal  eck  i  (L)»  Uebei  das  Wesen  der  Gottheit  nach  Sophokles  (polnisch) 
Progr.des  Gymn.  in  Neusandez  1877,  angez,  von  J.  Wrobel       549 

Maöka  (J,  K.),  üeber  homogene  Coordinatensysteme,  Progr.  der 
Realschule  in  Znaim  1877,  angez.  von  X  G.  Wallentin  553 

Milan  (A,),  Karl  des  Vierten  erster  RÖraerzug.  Progr.  der  Realschule 
in  Karolinenthal  (PragJ  1877,  angez.  von  J.  Loserth        ^2—233 

Miltner  (J.  B.),  Kasiiftr  Zdenko  Graf  Kanlif,  Freiherr  von  Sulewic, 
der  Vertheidiger  Wien 's  gegen  die  TürKen  1683  (i5€chisch).  Progr, 
des  Gymn.  in  Königgrätz  1877,  angez.  von  A,  Bachmann        470 


XV 


8«iti 

Mor4irels  (0.),  tJober  das  Princii)  der  gkiclien  Action  and  Reaction, 
taiil**  HImt  da*  Princip  der  ErhaUang  der  lebendigen  Kraft  in 
dar  der  Wccbsclwirkong  twißchen  Ma^ict^n  und  elck- 

Inv  r  tuen.  Progr.  der  Kealscbule  in  Bielitz  1877,  anger. 

To«i  i.  G,  Wüllentia  B96-697 

Itaisl  <J.),  Uf^ber  den  mit  der  Debnung  und  Scbarfung  der  Statnm- 


Q  IiÄUtirechscl  in  der  Conjugatioft  der  Verba 

1^.  Progr.  des  Gymn.  in  Mies  1877|  ange2.  von 

r  T.  710-711 

li,),  Das  Gadnmlied.  lieber  Gottfried^s  von  Strassburg 

Dgr.  des  Gjiiin.  in  KadauU  1877,  angoz.  von  B.  von 

712-713 


*t  {^')*   Q"o  tempore   tres  priores  Horatii  carraltimn   libri 
pli  et  <»diti  »int  Progr.  des  Gymn.  in  Iglau  1878,  angea.  von 


tilbtt) 
4«r  Ter 

It.     *Mn      '.i    : 

K^tlbai:     >     ] 
TmUu.  r 
M«tb 

0.  Keller  "955 

Kit  seile  (Ä.),  Üntereucbung  über  die  Echtbeit  der  Dolonela.  Progr. 
dm  Gvnm,   tu  Marburg   1877 1   angez,    von   J*  Zocbtneiater 

148-149 

OfArsk  (J)f  Do  Socrate  marito  jtatreque  familias,  Progr.  desGymn. 
ta  Rttdolffwert  1877,  angez.  von  J.  Wrobel  547 

0^1  (J),  Die  SjEtenie  von  AegeUcbnitton,  welche  aus  der  allge- 
IBMIMHI  Gleichung  des  zweiten  Grades  mit  s^wci  veränderlichen 
iuäl  Eiiifübrntjg  variabler  Coefilcienten  hervorgehen.  Progr.  der 
Obtrftftlicbulc  in  Klagenfurt  1877,  angez.  von  I.  G.  Wallentin  704 

Orieeliowski  (L),  Uobor  don  Agricola  desTacitus  (polnisch).  Progr. 
d«i  Omn.  in  Rieazow  1877,  angez.  von  J.  Wrobel  und  Iskr* 
ivekf  548,  780 

pAti«k  iKa  Die  Eigoiiscbaft«n  der  Bornoaülischen  Zahlen  fficchiacbj. 
Proffr.  dti  akadetn.  Qnnn^  in  Prag  1877»  angez.  von  F.  KoU^ek 

707--708 

Fn    '  >,   Neue  Beiträge  zur  Kritik  des  Horazscholiaätcn   Por- 

Pro^.  defi  Grmn.  in  Eger  1877,  angez.  von  0»  Keller  956 

Pol  nur  tMj,  Die  Grunazfige  der  Determinantenlehre  fflr  Dcter- 
aiiAot«it  2.  und  3.  Grades  (aechisch).  Progr.  des  Commanalgymn, 
ij,  p;.a,™„,  1K77   augej^  ^on  p^  KöUßek  708 

Pftlie)*  mtira  Horatiana.  Progr.  des  Gjmn.  in  Eudolfs- 

wci-     ...  -  .  z.  von  ü.  Keller  956 

Pf  Itlen  z  (K.J,  Albrecht's  von  Haller  Bedeutung  f&r  das  Aufkommen 
«acr  neuen  beaaern  Zeit  in  der  de utÄi^hen  Dichtung.  Progr.  des 
Ojfsn^  in  Jaslo  1877^  angez*  von  ß.  von  Muth  714 

Pick  (H-).  Ein  neues  Tellurium  Progr,  des  Gymn.  in  Salzburg  1877, 
aogüi.  von  J.  G.  Wallentin  700 

Fof  aticber  (A.),  Th.  von  Karajan's  Index  au  J.  Grimmas  deutschen 
l£«elitaalterthamem.  Progr.  der  Oberrealschule  in  Salzburg  1877, 
•am.  von  R  von  Muth  708—709 

Pr&ict  (W.),  Die  Äeehische  Sprache  im  Troppauer  Gebiete  (ÄechiBch). 
Pmt.  des »lav.  Gymn.  in  Oimütz  1877,  angez.  von  F,  Gotthurd 

5Ö9-Ö60 

Rielit'  historische  Geographie  als  Unterrichtfiffogenstand. 

Pr  .  vmn.  in  Saixburg  1877,  angez.  von  J.  Loserth      234 

l#nbftber  iE,),  Dhn  LadwigfUed«  Progr«  dos  Gymn.  in  Freistadt 
(OtoAitiuTeicb)  1877,  an^z.  von  U.  von  Motfa  711 

Seil m  14 Im ay er  (VY.k   r  n  eines  Kreisen,   welchen  eine 

G<fl4«  und  ctno  Curv^  Lirades,  die  durch  ihre  Axe  ge- 

fthin  U%,  berührt,  Vro^y.  der  deutschen  Bcal&chnle  in  Pilsen 
1877,  «ngvz.  von  J   O,  Wullcutin  700 

Scbober  (aT  J^X  Welch*»  rnU^rstUtzüng  kann  und  soll  das  Eltenn 
Mm  OjrmnaÄiütn  gt-wühren?  Progr.  daft  Gymn  in  der  Jowt* 
iS77.  #j«r»/.  roa  ./,  Nalnhäft  71^-lU 


XVI 

Seite 

Schwarz  (J.)»  Herzog  Friedrich  IL  der  Streitbare  von  Oesterreich 
in  seiner  politischen  Stellung  zn  den  Hohenstaafen  und  den 
Pfemysliden.  Progr.  des  Gymn.  zu  Saaz  1877,  angez.  von  A. 
Bachmann  388—389 

SedlaSek  (A.)*  Wie  haben  sich  die  Grenzen  Böhmens  und  Nieder- 
österreichs bis  zu  ihrer  festen  Gestaltung  verändert?  (Sechisch). 
Progr.  des  Gymn.  in  Tabor  1877,  angez.  von  A.  Bacnmann     389 

Spiller(K.),  Ueber  Beziehungen  des  Galvanismus  zur  theoretischen 
Chemie.  Progr.  der  Oberrealschule  in  Marburg  1877,  angez.  von 
J.  G.  Wallentin  706 

Stieglitz  (Th.),  Platon's  Ideen  in  der  Metaphysik  A.  Schonenhauer's. 
Progr.  des  Gymn.  in  Prachatitz  1877,  angez.  von  A.  Meinong  550 

Tesa^  (J.),  Zur  methodischen  Behandlung  des  mathematischen 
Unterrichtes  in  der  2.  Maschinenbauciasse  der  höheren  Gewerbe- 
schule. Progr.  der  Gewerbeschule  in  Brunn  1877,  aogez.  von 
J.  G.  Wallentin  705—706 

Tupec  (Th.),  Ueber  die  Methode  des  Unterrichtes  in  der  Geschichte. 
Progr.  aer  deutschen  Lehrerbildungsanstalt  in  Prag  1877,  angez. 
von  J.  Loserth  233 

Unterberger  (L.),  Die  syntaktischen  Gräcismen  beiHoraz.  Progr. 
des  Gymn.  in  Brixen  1877,  angez.  von  0.  Keller  954-^955 

Wallentin  (F.),  Das  Itechnen  mit  DecimalbrQchen.  Progr.  des 
Gommunalgymn.  in  Mariahilf  in  Wien  1877,  angez.  von  J.  G. 
Wallentin  695 

Wey  r  (F.),  Ueber  Aehnlichkeit,  Gleichheit  und  Congruenz  der  Dinge 
überhaupt  und  geometrischer  Gebilde  insbesonders.  Progr.  der   ^ 
ersten  deutschen  Realschule  in  Prag  1877,  angez.  von  J.  G. 
Wallentin  700—701 

Wey  rieh  (C),  Die  Principien  der  Relief  perspective.  Progr.  des 
Gymn.  in  Krumau  1877,  angez.  von  E.  Koutn;^  469-470 

Würfl  (Gh.),  Das  Ende  Kaiser  Friedrich  des  Ersten.  Progr.  des 
ersten  deutschen  Gymn.  in  BrQnn  1877,  angez.  von  J.  Loserth  231 

Zambra,  Tepistola  d*  Orazio  ai  Pisoni  söpra  r  Arte  poetica.  Com- 
mento  1.  Progr.  des  Gymn.  in  Trient  1878,  angez.  von  0.  Keller 

953-954 

Zv§fina  (F.),  Die  private  Thätigkeit  österreichischer  Zeichenlehrer. 
Progr.  der  Unterrealschule  im  5.  Bezirke  (Margarethen)  in  Wien 
1877,  angez.  von  J.  Was 1 1er    ,  469 

Von  unbekanniien  Verfassern: 

Ueber  den  Dativ  im  Ceclüschen  (öechisch).  Progr.  des  slav.  Gymn. 
in  Brunn  1877,  angez.  von  F.  Gotthard  555—557 

Au^ösung  von  transcendenten  Gleichungen  und  Anwendungen  der- 
selben auf  einige  geometrische  Beispiele.  Progr.  des  Gymn.  in 
Cilli  1877,  angez.  von  J.  G.  Wallentin  698 

Lehrbücher  und  Lehrmittel  S.  153—154,  311-312,  471-472,  781-784, 

958. 


Fttnfte  Abthf Hans. 

Erlässe,  Verordnungen. 

Erlass  des  Min.  für  C.  und  U.  vom  3L  Dec  1877,  betreffend  die 
Veranschlagung  der  im  Jahre  1879  zu  gewärtigenden  besonde- 
ren Erfordernisse  155 

Erlass  des  Min.  für  C.  und  U.  vom  24.  Jänner  1878,  betreffend  die 
Anwendung  der  Vorschriften  über  die  Ueberachreibung  der 
Stempelmarken  155 


&m  Vn' 


de«  Mm,  fttr  C.  and  Ü.  vom  la  MUn  1878,  betreffend 
j^*.,-;,i.*  ^Qj  OrgreUpiel  an  d«n  Lehrerbilduniarsanstalteu     313 
Brtiii  des  >  and  ü*  vom  1.  April  1878,  betreffend  die  Auf- 

Sihme  , -.-  ...alern  in  die  unterste  Clas^e  d"  r  Mittelschulen     313 
Vcmdsong  deä  Min.  ftkr  C.  und  U.  vom  6.  Mai  1878,  betreffend  die 

Znlftftsan^  von  Frauen  zu  Vorlesuiiiaren  au  den  Universitäten  390—391 
Ma»  des  Mm.  für  C^  und  U  vom  2.  Mai  1878,  woruach  Zuschriften 
an  die  mit  dem  k.  k.   österr.  MoBeum  für  Konst  und  InduBtHo 
Tffrbnndencn  Inatitiite  an  den  Dlrector  des  Moaenms  zn  richten 
iuul  391 

i:.  und  ü.  vom  28,  Mai  1878,  betreffend  die  Ue- 
riiificienwesenfi  an  der  evaugelisch-tbeolo^iiichcn 
^vi*ii  3dl 

and  U*  nom  18.  Jani  1878,  eine  Instruction 


Etltai  d«  M 
Müeni 

nUHltÄI    ni 
fiiian  de»  Min 

V«ort 
dt 


..fn 


des  MatnritatsprÜfong&wesens  an  Gymna- 
enthaltend 

L\  und  ü.  vom  U.  Juni  1878,    betreffend 
t  für  Staatsg^ymnasien  und  Realecbiilen 
0.  und  ü.  vor»  22.  Juni  1878.   betreffend 
djMU  i#tikr|*iau  füf  den  Unterricht  im  Violinnpiel  an  den  Lehrer* 
Wld  trn  ^nn  « tn  l  ten 

isteriiJDia  vom  Ü.lArr       ~       ^lior 
11,  fc?applenten  und  ien 

ur  periodischen  Watit'titiuung  in 


Recrelung  der  FersonaU  und 
n  Macht  angeh^if^en  Civil - 


di^ 

aO    OIIütlUlCDlMI     * 

der  Ferien  reit 
üeMts  vam  23.  Juni  lo«.^  t.,  i.. 

DlMitteftverhäUniftiie  der  de i 

alaataiiodiffiiatetcu 
Tcnrdmiiig  des  Min.  für  C,  und  U.  vom  12,  Juli  1878,    betreffend 

die  ReL"/lunj^  de«  Prüfungs-  und  Zeugnigwosens  an  den  techni- 

•c  'hulcn 

Sl)aa»  für  C.  und  U.  Tom  14«  JnU  1878,   betreffend  den 

Torgdug  U.ä  der  Wahl  der  Mitglieder  des  akademiacben  Senates 

Bifed  der  Wohlmünner  fCir  die  Keciortwahl 
EriiM  d€«  Min.  ftLr  C.  und  U.  vom  15.  Juli  1878,  betreffend  die  Er- 

oilsinblen  fitr  den  akademischen  Senat 
Briatt  dea  Hin*  für  C.  -und  U.  vom  9.  August  1878,  betreffend  die 

AsÜKbong  de?  SecUonacollegien  an  der  Hochschule  für  ßoden- 

caltitr 
Ttfordnnng  de«  Min    inr  C,  und  U.  vom  18.  Auguät  1878,  betreffend 

d&eTaxvQ  föi  *]]•-  rrurung  der  wiBsen&cliaftlichen  Unfall iiraiig  zum 

Lthrmi;  ien,  Realschulen  und  Hai  rn 

Verocdliong  '.  und  U.  vom  IH.  Augu^i  treffend 

dia  TlUtiu  lü)  diti  TrlifuDg  der  rig  zum  i  les 

TariMn«  und  der  Mubik   un  M  n  und  Lti  ■i^n* 

autalten,  lo  wie  der  Stenographie  lUi  UuUfricbtP&ntttaiU:n  aber- 

haopt 
EiiM   '      "        "      r.    und  U-  von 

N  der   auf  die 

Jik**-*"  '     "MtfftUenden 

ainiaQi  runden 

■n\  U.  vom  22.  Öept  187JS 

Vctgflti  den   mt  aetiven  M  ih- 

brmlcTM  »er  ünivcrai taten,   t^  «h- 

•dimlipn  utid  der  liucliAchule  fäf  Bodeucultur  ^«.^ wahrt  werden 

m  d«  Min.  (Qr  C.  und  U.  vom  17.  Juli  1878,   betreffend  die 

Umwandlung  von  1^  Realgymnasien  in  rcnie  Gjmnaaidn  niitftr 

Heibthaltung  des  Zeichneni  als  4ibUgateo  Uegenst&odea 


391 
473 


474 


785 


785 


786 


785 
785 


786 


786 


t  1878,  betreffend  dj« 
in  gen  an  der  philoao- 
in  das  geaetalicb«  Mi* 


786 


hfiti-fffond  die 


786 


786 


-m 


XVllI 

SeiU 

Verordnung  des  Min.  för  C.  und  U,  vom  21.  Sept.  1878,  betreffend  M 
die  Maturitätsprüfungen,  welchen  eich  Frauen  zn  unterziehen  H 
beahsicbtigen  9ÖB 

firlasB  des  Min.  für  C.  und  Ü*  vom  6.  Oct.  1878  an  den  LandeäBchulrath 
von  Kärnten,  betreffend  die  Ausatellmig  von  Abgangazaugnissen 
und  die  Wiederanf nähme  der  von  einer  Mittelschule  ün  Laufe 
des  Seinestera  ausgetretenen  Schüler  959—960 

ErUsa  des  Min.  für  C.  und  ü,  vom  27.  Oct  1878,  betreffend  das  Frei- 
handzeichnen auf  der  ersten  Unterriclitsstufe  au  Mittelachulen     960 

i^rlaas  des  Min,  für  C.  und  U.  vom  30.  Oct.  1878,  betreffend  die  An-  fl 
rechenbarkeit  der  an  der  Agramer  juristischen  Facultät  sturtick-  ■ 
gelegten  Recbtsstudien  960—961 

Verordnung  des  Min.  für  C.  und  Ü.  vom  *^.  Nov.  1878,  betreffend  die 
halbe  Schul  gel  dbefreiung  an  Mittelecbulen  961 

Erlass  des  Min.  für  C.  und  ü.  vom  14.  Dec.  1878,  betreffend  die 
Ordnung  der  Ferien  an  der  Universität  Czernowitz  961—962 

Erlaftß  des  Min.  für  C  und  ü.  vom  28.  Dec,  1878  an  den  k.  k.  cvang, 
Oberkirchenrath,  betreffend  die  kirchliche  Aufäicht  über  den  evang. 
Religion  «Unterricht  962 

Errichtung  einer  wiasenschaftlichen  Realschalprüfangscommission  in 
Brunn  475 

Errichtung  einer  ausserordentL  Professar  der  Ingenieurwissensc haften 
am  öechischen  polytecbniachen  Institute  in  Frag  T87 

Errichtung  einer  Pröfungscommission  für  das  liehramt  des  Turnens 
an  Mittelschulen  und  LehrerbÜdungsanstalteii  in  Frag  962 

Errichtung,  VergriJöserung  und  Auflassung  von  Mittelschulen,  Ge- 
währung des  Rechtes  der  Oeffentlichkeit  für  Communftl- Mittel- 
schulen, 8.  Raudnitz  (314),  SSiny,  Krainbtirg,  Freudenthal.  Saaa, 
Wien  (4*  ßemk)  (475)»  Neutit>scheiii  (786),  Rokycan»  Pügram, 
Krumau  (787),  Pilgram.  Taus  (962). 

Zuweisung  der  Votivkircho  als  Kirche  der  tluiv.  Wien  nach  deren 
Uebersiedlung  in  daa  neue  Gebinde  786 

Persona  1-undScbulnotizen.  | 

Ernennungen  155-157,  314^^16, 393-^394, 475-477, 787—797,  962-968 
Auszeichnungen  157,  316-^317,  394,  477,  797-^798,  968—970 

Nekrologie  168— 1»30,  317-319.  395—396,  477-478,  798-800,  970—971 
Nekrolog.  0.  Koren  von  K.  HoUinger  237—239 

Nekrolog.  Dr,  H.  Mitteia  von  M*  Wretschko  397—399 

Nekrolog.  K.  Töroatcbek  von  K.  Schenk  1  879—896 

Verzeichnis   der  beim   österreichischen  Comitö  zur  Gnindang  einer 

DieZ'Stiftung  eingegangenen  Beträge  240,  320 

33.  Versammlung  den tacher  Philologen  und  Schnlroäuner  im  J.  1878  319 
51.  Versammlung  deutscher  Natorforscher  und  Aerzte  im  J.  1878  480 
Entgegnung  von  J.  Gebaner  (als  besondere  Heilage)  8.  1—12  (nach 

8.  320) 
Entgegnung  von  J.  Imelnaann  und  Erwiderung  von  B.  M.  Wer- 
ner 400 
Entgegnung  von   S.   Prem   und   Erwiderung  von   M.  Gitlbaner 

478-480 
Entgegnung  toh  h  Prammer  und  Erwiderung  von  Schweizer- 

Sidler  971-973 

Entgegnung  von  W.  Henke  und  Erwiderung  von  J,  G*  Wallen  t in 

973-976 
Edlinger^  Literaturblatt  480 

Berichtigungen  815,  986.^ 


I 

4 


Erste  Abtheiluiig. 


AbhandlangeD. 

Debor  die  Camposition  von  Horaz  Od.  t,  7. 

B§  famn  niebt  meine  Absicht  sein  in  dickem  kletiitni  Aafsatze 
iJe  A  welche  über  dieses  Gedicht  ansg:esprodien  wordeü 

eUit  Iren.  Namentlich  gedenke  ich  nicht  die  wiedeiboH 

rtern,  ob  diese  Ode  ein  Guiues  sei  oder  aus 
..ialteneo  Gedichten  bestehe,  ximial  mir  die  für 
me  vorgebrachten  Gründe  schon  von  Anderen  ge- 
lugrivi  wjüt  ui'k'i  m  sein  scheinen.    Ehe  man  zu  einem  solchen  Aus- 
KhreMet  und.  wie  Meineke  treffend  bemerkt,  statt  eines  voll- 
iflen    und    in    t;tcb   abgeschlossenen  Gedichtes  zwei  «statuiert, 
tiiH^m  da.^  Knde,  dem  audereu  der  Äntaug  fehlt,  mus*^  man 
ueml  zu  »rgrilnden  versuchen ,  ob  nicht  die  Compoaition  dieser 
it,  veiin  man  ^lie  als  ein  Ganz^  fasst,  befriedigend  erklärt  werden 
iia.  Wrau  Porphjrio  zu  v.  15  bemerkt:  Hanc  odam  quidam  aliam 
ßtfh  ^^  i^^'  ^i^  ^^'^  ^i"  Beweis,  dass  das  Verständnis  der 
^  #liiie»»t!  Ommmatikern  Schwierigkeiten   machte.    Doch 
vrio  wie  aus  der  Tradition  in  den  Hand- 
10  in  zwei  Theile  zerlegen,  hervor,  dass 
Umixiinatiker  beide  Gedicht©  an  den  Munatius  Piancns 
ktH  liaebten.    Ünii  dies  spricht  wieder  dafnr,  daas  nri^prünglicb 
Od#  al»  ein  Ganzes  Oberliefert  war.  Aber  die  Tendenz  nnd  Com- 
^m  d«8  U9dict '       ^    inen  mir  noch  nicht  befriedigend  erklärt 
[foiArfti»  ein  ru  uch  die  Schwierigkeiten,  welche  sich  ans 

'  «IffgeilflteUen,  /u  lu>en  nicht  nberflDssig  sein. 

Mab  nimmt  gewJ3bn]ich  an^  dasa  Horaz  in  diesem  Gedichte  dem 
ip&lsk,  w<»nn  er  sich  schon  uns  dem  5ffentlirhon  Lehen 
ntheii  und  Rom  vertasden  wolle,  nicht  eine  ausserhalb  Italjena 
ilM  Stadt»  sondern  das  heimische  Tibur  zum  Aufenthalte  zn 
Zm  di»s«r  Annahme  bat  wol  vor  Allem  das  Paradeigma  dos 
4ir  ttin  Vaterland  verlassen  mnss  und  eine  neue  Heimat 
kMloet  gegeben.   PrQfen  wir  nun ,  inwiefern  das  Gedicht  tn 
'  Mtditii  Vftnmtthnng  Anlaas  bietet* 
Ia  (kr  Mitte  de$«ulb«in,  in  dorn  eigentlichen  Brennpuncte  stehen 
im  Worte;  «eti  te  fuly^ntia  $i^nu  castra  tenent.  Diese  Worte  kGn- 


i  1 1»  iMitf .  üfjmu.  jjta.  L  B*n. 


l 


2  K.  Schenkl,  Ueber  die  Composition  von  Horaz  Od.  I,  7. 

nen,  besonders  wenn  man  den  Gegensatz  von  tencnt  und  dem  folgen- 
den tenehit  ins  Auge  fasst,  doch  nur  so  erklärt  werden,  dass  Horaz 
den  Plauens  gegenwärtig  im  Lager  weilend  denkt.  Dies  ist  auch 
schon  von  einigen  Erklärern  mit  Recht  bemerkt  worden.  Wenn 
Andere  bei  tenent  im  Gedanken  rursus  aJiquando  ut  antea  saepe 
ergänzen  wollen ,  so  hat  dies  wegen  des  Gegensatzes  zu  tenehit  keine 
Wahrscheinlichkeit.  In  dem  tenehit  spricht  sich  offenbar  die  Hoffnung 
aus  den  Freund  bald  in  dem  heimischen  Tibur  begrüssen  zu  können. 
Wir  müssen  daher  die  Stelle  also  erklären :  Magst  du  wie  jetzt  in  dem 
Lj^er  weilen  oder,  wie  ich  es  sehnlich  erwarte,  in  dem  uus  beiden 
so  theuren  Tibur.  Die  Worte  fulgentia  signis  castra  lassen  eine 
doppelte  Auslegung  zu.  Entweder  ist  fulgentia  signis  ein  blos  zur 
Ausschmückung  bestimmtes  Epitheton;  dann  kann  mau  annehmen, 
dass  Plauens  sich  in  dem  Lager  als  ünterbefehlshaber  oder  auch  in 
der  Cohors  des  eigentlichen  Feldhern  befindet ;  oder  es  liegt  in  diesen 
Worten ,  welche  auf  das  praetorium ,  wo  die  aquilae  standen,  hinwei- 
sen, die  Andeutung,  dass  Plancus  selbst  an  der  Spitze  eines  Heeres 
zu  denken  ist. 

Betrachten  wir  nun  die  historischen  Daten  über  Munatius 
Plancus,  welche  Drumann  IV,  207  ff.  zusammengestellt  hat.  Leider 
sind  dieselben  unvollkommen  und  lückenhaft.  Wir  müssen  aber  doch 
versuchen  die  historische  Ueberlieferung,  soweit  sie  reicht,  für  die 
Erklärung  unserer  Ode  zu  verwerthen.  Plauens  war  nach  dem  Peru- 
sinischen  Kriege  zu  Antonius  gefiohen,  dem  er  als  Legat  diente;  im 
J.  40  n.  Ch.  verwaltete  er  für  ihn  die  Provinz  Asien,  35  Syrien.  Was 
er  sonst  noch  als  Legat  für  Dienste  geleistet  hat ,  wissen  wir  nicht. 
Als  er  sah,  dass  das  Treiben  des  Antonius  zu  dessen  Untergang 
führen  müsse,  verliess  er  denselben  im  J.  32  und  begab  sich  zu  Octa- 
vian.  Dieser  nahm  ihn  gerne  auf,  da  er  von  ihm  vielfach  Nutzen 
ziehen  konnte,  behandelte  ihu  aber  so,  wie  es  der  wankelmüthige, 
treulose  Mann  verdiente.  Alle  Schmeicheleien,  zu  welchen  der  Höfling 
Plancus  griff,  vermochten  an  der  kühlen  Zurückhaltung  des  Octavian 
nichts  zu  ändern.  Nach  allem  dem  ist  es  schwer  anzunehmen  ,  dass 
Octavian  den  Munatius  Plancus  in  militärischen  Dingen  verwendet 
habe.  Als  tüchtiger  General  hatte  er  sich  nie  bewährt ,  Vertrauen 
verdiente  er  nicht.  Selbst  in  seine  Cohors  wird  Octavian  einen  solchen 
Mann  nicht  gezogen  haben;  es  passte  ihm  viel  besser,  wenn  derselbe 
in  Kom  blieb  als  wenn  er  ihn  auf  einem  Feldzuge  begleitete.  Wie  man 
daher  behaupten  kann,  die  Ode  müsse  geschrieben  sein,  als  Plancus 
schon  zu  Octavian  übergetreten  war  (Franke  fast.  Hör.  p.  149) ,  vor- 
mag ich  nicht  zu  begreifen.  Damit  werden  nun  auch  all  die  anderen 
Vermuthungen ,  die  man  daran  geknüpft  hat,  hinfallig.  Plancus,  so 
sagt  man,  habe  sich,  da  er  wegen  seines  Wankelmuthes  bei  Octavian 
verdächtig  geworden  sei ,  von  der  Politik  zurückgezogen  und  an  ein 
freiwilliges  Exil  in  Griechenland  oder  Asien  gedacht;  Horaz  miss- 
billige seinen  Entschluss  nicht  unbedingt,  rathe  ihm  aber  eine  der 
anmuthigen  Städte  Italiens  zum  Wohnsitz  zu  wählen  und  suche  zu- 


A"*  «ScAciil/,  U«ler  lÜe  Cotiiposition  von  Horax  Od,  1,1  Jk 

^gldrli  tlin  in  Reinem  rnmnthe  Trost  zuzusprechen  (ScbQiz  S.  23). 
Um  dii»^  Ticlmchr  dazu  anzuiiebinen  ;  dass  die  Od©  vor  32,  also 
li#  riancmi  die  ParU'i  des  Antonius  verliess,  g^8ch  Hoben  ist.  Dur  nach 
e  diej^eHM»  allerdings  zu  den  ältoron  Oden  des  ei8l<?ii  Buches  ge- 
IH*>   freilich   nur  mit   Reserve  ausgesprorbenc  Behauptung 
r'«  (|>,  f>;i),  drt,s&  die  iTstru  Odon  nach  doui  Jnlin*  ?t\  entstunden 
B,  1dl  ja  ohnebiu  scbou  läutrst  bekämpft  und  mit  Rocht  verworfen 

Dio  W<jrt*:  hit  tu  Sfipitnit  ßnire  memento  tristitiam  ritatquc 

r    -"     Pfance,  mero  s^cbeinen  auf  don  ersten  Blick  weuigr 
!  fOr  eine  Erklärung  zu  bieten.  l>or  Dichter  bewegt  sicii 

h    in   aUgenieineu   Ausdnickeit  und   Hill   offenbar  die 
-  bnklo  nicht  näher  berübreu.  Wenn  iniiu  »her  die  vor- 
Ae  Krörterimg,  dio  Worte  scu  dntsn  frnchtt  Tihurh  nmhra 
I  id4  ddinn  das  Panideigraa  des  Teucer  in  Betracht  zii»bt,  »o  inorhto 
\  v«Tiiuih<»n,  das»  mit  iristitiam  und  dem  zur  Erklärung  beigofug* 
^  fahores  die  Missshelligkeiten  angedeutet  sind,  welche 
Bnirho  dos  Plancus  mit  Antonius  vorangiengon.  Plan- 
•    "     -Mlon  Launen  di*r  Kleopatni  vollköm- 
I  ftfi^  4en  Schiodi^ricbier  bei  dem  bekannten 

rtUitrfiHi»  in  der  lieppigkeit  der  Tafel  <Pliü.  N.  Tl.  Villi,  58,  121) 
fefiii  tani!«»,  er  der  Consular»  eogar  als  Pantomime  den  Glaucus  vor  der 
IL  IT,  83).  Als  »ich  aber  die  Anzeichen  der  von  Octavian 
Hu.ur  i.'ti  Gefahr  offenbarten,  juideite  er  sein  Verhalten,  Er  warnte 
^n  Antonius  es  nicht  so  weit  zu  treiben  und  ftchliesslich  .  als  schon 
fiiT  Krip^  urimittfilbar  hoiorstand  ,  verlangte  er  die  Entfernung  der 
rll^dpatm:  abtM  er  dran^^  ni«:ht  durch  uud  gieng  nun  zu  Octavian 
l'ittir  iPlul,  Ant.  5ö,  58,  Dio  Cass.  L  3).  In  diese  Zeil,  als  schon  der 
[Bmrb  UMiirstand  und  auch  beiderseits  Vorbereitungen  zum  Kriege 
itr^tffen  »urdmi.  scheint  unsere  Ode  zu  fa!h»n.  Sie  ist  eine  Antwort 
l^üf  i'Jiw^n  Brief  d©6  Plauens,  der  sich  damals  im  Lager  befaudi  im 
]  Auftmc«*  dt'>  Antonius  mit  litlslunyren  bpschfiftigt.  In  diesem  Briefe 
[•mi  Pill!  ^'iniich  auch  nur  in  allge- 

iiien  V,  .,    Der  Dichter  antwortet  in 

Iflntli^r  ^SiM'ir.    Kr  mth  ilira  seinen  Gram  und  des  Lebens  Mühen  im 
[Wftii«  tu  ^»''graben.  Das  fhiirr  darf  man  nicht  urgit*rrn;  ei?  bedeutet 
tu  io  wi^nig  'fOr  immer  zu  enden*  als  mit  den  Worten  'und  vergiss 
birl>fn  Schmerz*  in  8cbiller'ß  Siegesfest  ein   immerwähronde«? 
[HMO  ftoired^utet  wird.    Auch  orbelU  dies  aus  dem  zur  Erkla> 
Df  ;■      '  )t)  dem   be!iü^idert^  die  Worte 

"nt'sam  jene  Pausen  bezeirhnen, 
ro  d#T  Wüin  m  M^  •  ;  denn,  um  mit  Schiller  zu 

rlitti.  80  lang  ^:  ,.  .  _       ,    iiuet  an  der  Lippen  Rand. 

ist  to  sklimm  in  Lethea  Welle  tief  Tcrsenkt  und  festgebannt, ') 


*}  wMi  iat  oatttflich  Ablatlr  und  nicht,  wie  w  neu^rding«  wi«der 
AUCh«!!  win^  Imperativ.  Das«  in  der  Verbindung  iriititiam  riiaeque 

1* 


4  K.  SchenM,  Ueber  die  Composition  von  Horaz  Od.  I,  7. 

Aber  der  Dichter  gibt  seinem  Freande  nicht  blos  ein  Mittel  an ,  wie 
er  seinen  Schmerz  ffir  Augenblicke  zur  Ruhe  bringen  kann,  sondern 
er  deutet  ihm  verständlich  genug  an ,  was  er  unter  den  obwaltenden 
Verhältnissen  thnn  müsse.  £s  geschieht  dies  erstlich  durch  die 
Worte :  seu  densa  tenebit  Tiburis  umhra  tut ,  welche,  wie  gesagt, 
die  Hoffnung  aussprechen  den  Freund  bald  auf  italischem  Boden  be- 
grüssen  zu  können.  An  und  für  sich  liegt  in  diesen  Worten  nichts, 
was  auffallen  könnte.  Plauens  wird  wol  während  seines  Aufenthaltes 
bei  Antonius  mehrfach  nach  Italien  gekommen  sein  und  dabei  gewiss 
nicht  versäumt  haben  sein  geliebtes  Tibur  zu  besuchen.  Noch  war 
damals  der  Bruch  zwischen  Octavian  und  Antonius  nicht  erfolgt. 
Horaz  konnte  also,  wie  sonst,  einen  Besuch  des  Plancus  erwarten. 
Aber  fasst  man  die  ganze  Situation  ins  Auge ,  so  sieht  mau ,  dass 
Horaz  in  Voraussicht  dessen,  was  kommen  musste ,  seinem  Freunde 
Jen  Rath  gibt  die  Partei  des  Antonius  zu  verlassen  und  sich  nach 
Tibur  zurückzuziehen.  Wir  müssen  den  Dichter  gegen  den  Vorwurf 
in  Schutz  nehmen ,  dass  er  mit  diesem  Bathe  den  Plancus  zu  etwas 
Ungebührlichem  verleiten  wollte.  Wenn  Plancus  die  Sache  des  wahn- 
sinnigen Antonius  verliess  und  sich  nach  Italien  in  die  Stille  des  Pri- 
vatlebens zurückzog ,  so  lag  in  einer  solchen  Handlungsweise  nichts, 
was  ihm  zur  Schande  gereichen  konnte.  Etwas  ganz  anderes  war  die 
KoUe,  welche  der  ehrgeizige  Mann  bei  Augustus  spielte.  Dann  ist  der- 
selbe Rath  auch  in  dem  nagaöetyitia  des  Teucer  angedeutet.  Schein- 
bar ist  dasselbe  blos  zur  Erläuterung  der  Worte:  sie  tu  sapiens. . . . 
angeführt,  wornach  das  verbindende  Medium  in  uda  Lyaeo  tenipora 
läge.  Doch  enthält  es  gewiss  eine  tiefere  Bedeutung.  Die  Parallele 
zwischen  Teucer ,  der  Vater  und  Vaterland  fliehen  muss,  der  muthig 
hinaussteuert,  um  sich  eine  neue  Heimat  zu  gründen,  und  Plancus, 
der  den  Antonius  und  seine  Machtstellung  verlassen  soll,  um  eine 
Ruhestätte  in  Tibur  zu  finden,  liegt  doch  klar  am  Tage.  Horaz  ruft 
ihm  zu,  er  möge  nur  muthig  den  Schritt  wagen ,  indem  er  ihm  zu- 
gleich andeutet,  dass  Octavian  ihm  nichts  in  den  Weg  legen  werde. 
Nach  dieser  Erörterung  erübrigt  nur  noch  den  Zusammenhang 
des  ersten  und  zweiten  Theiles  in  diesem  Gedichte  darzulegen.  Der 
Dichter  beginnt  damit ,  dass  er  Tibur  den  Preis  vor  allen  anderen 
Landschaften  zuerkennt.  Er  thut  dies ,  indem  er  Tibur  mit  vielen 
Orten,  welche  eben  so  sehr  durch  ihre  landschaftliche  Schönheit  als 
durch  die  grossen  historischen  Erinnerungen ,  die  sich  an  sie  knüpf- 
ten, berühmt  waren,  vergleicht.  Diese  Vergleichung  ist  keineswegs 
überflüssig,  sondern  sie  dient  dazu  die  Schönheit  von  Tibur  hervorzu- 
heben und  hatte  für  die  reiselustigen  Römer  jener  Zeit  viel  Anziehen - 

Idbores  tnolli  mero  finire  nichts  auffälliges  lie^t,  ist  schon  bemerkt  wor- 
den; molli  kann  aber  schwerlich  so  wie  Verg.  Georg.  I,  Sil  gefasst 
werden,  weil  hier  ein  Gegensatz  wie  aspero  nicht  vorschwebt;  es  wird 
daher,  wie  dies  schon  langst  geschehen  ist,  activ  gefasst  werden  müssen 
gleich  einem  moUiente  oder  leniente.  Die  Aehnlichkeit  unserer  Stelle  mit 
1,  18,  3  ff.  ist  mehrfach  in  den  Commentaren  bemerkt. 


•4.  Kin^rrU,  Mrthos  ron  der  Bergeäuflbtlnoiin^.  3 

^4^  Mab  tATglticho  die  11  Epistel  des  ersten  Buclies  \m^\  Un^er  cTe  0. 
^il^ii  Böfi  poomatis  p,  371  f.    Indeni  der  Dichter  Tibar  den  Preis 
Dt,  bewährt  er  sich  als  echter  Sohn  Italiene,  wie  denn  auch 
,  nbwol  er  jene  anderen  Herrlichkeiten  oft  genug"  gesehen  hat, 
kOittU«  tbdit  und  sie  nun  auch  durch  die  That  bewahren  soll. 
Eomniiieiihang    der   beiden   Theile    wird   also,    wie  nbrigens 
Pwrikanip  hervorhebt»   durch  die  Worte:    Me  ..,  »  Tibumi 
im  eT»t<tn  nnd  Tihuris  umhra  iui  im  zweiten  Theile  vermittelt 
Vh  Jene  Vergleichung  (las  Lob  Tibiirs  verdeutlicht,  so  dient  das  Pa- 
lm im  zweiten  Theiio  zur  Illustration  den  gegebenen  Käthes. 
Iffln  sieht,  diisji  i\m  r«cdicht  also  aufgefasst  als  ein  vollkoronien 
MOfies,  wol  giTundetes  Gan/.es  erscheint  und  durchaus  nicht 
SiM  verdient,  df-n  e<*  so  oft  un^'erechter  Weise  erfahren  hat. 
Wi^ii,  Karl  Schenkl. 


Zar  Behandlung  des  Mythos  von  der  Bergeauf- 
thörmung  bei  römischen  Dichtern. 

Ich  hab^t  in  dieser  Zeitachrift  1B74  8,  594  gelegentlich  int 
«ner  Besprechung  auch  ein  Paar  Stellen  ans  späteren  rOm 
im  Gedächtnis  g*'rufen  ,  u«»  die  eigeutfich  der  Aloidensage 
&,  dann  aber  bei  der  bekannten  Verwechslung  (vgl,  Preller- 
^#eh.   Mvth.  I,  H2)  auch  auf  die  Titanen-  und  Gi stauten- 
f«  ÜVrtrojTf^n»'  Hergoaufthnrmnng  <^ni*jlhnt  oder  auf  die^elhe  an- 
i^ell  wird  (t^vacc.  Thyest.  H12  Agaui.  343  P,  K,   Claudian.  IV. 
Hoo*  108  Laud.  Stil,  I,  11)  und  e^  wurde  daraus  schon  7.u- 
«mchtlich«  dass  die  in  neuerer  Zeit  auch  5chon  aufget^^uchte 
*  ton  rorwiegi'nder  oder  v<dlstfindiger  Anfrech  thaltun  g  der  bei 
Ol.  ?.   'Mh  und  Apollodor  l,  7  veriretenmt  Anftüh long  und 
Anordirar^  ^ge  (Olvmp.  «>ssn»  PelionHür  die  römischen  I>ich- 

\itf  tu  wtv  5srn  nicht  haltbar,  das^s  daher  die  bereit«  bei  Ver- 

fü  (Gtiirg.  I,  t^t)  t^ich  findende  Abwt^chnng  von  dt^r^elben  (Pelion, 
Om,  Oljmp)  nicht  vereinzelt  und  darum  an  ein  Verderbnis  der 
SMk  nidit  xq  denken,  im  (tHn/.en  also  die  ein^t  von  Burnian  g^ 
hl«  msd  nach  ihm  öfter  wiederholte  (s,  loletzt  Nauck  xn  Hör. 
m,  4,  51)  Bemerkung  von  dem  dieebezCgUchen  Schwanken 
Dl.  wirklirh  richtig  und  bei  Behandlung  denirtiger 

Stil  ttii  :  hebalten  ist.  Ich  theile  hier,  da  dort  für  ein  nähe* 

Kiofi^ben  nicht  mehr  der  Platz  war«  andererseits  aber  die  in  äl- 
tin.i  f.niir.inn  CoTOmentareu  auch  auf  diesem  Gebiete  trotz  man- 
keil   mehr  nur  fragmentarische  Berölirung,   die 
'    -se  auch  in  neuester  Zeit  noch  begreiflich 
.>ilftnden  G**snmmtüberhlick  nicht  unnOt/. 
I  nngen  und  Stellen  mit, 

idien  für  die  froheren 
Dtdvtcr  <ffL  üvid  u,  f.   \^  K  \\i^  II,  62  \lh  13)  und  den 


0  A.  Zingerle,  Mythos  von  der  ßergeaufthtirmung. 

oben  aus  späteren  angeführten  ein  für  richtige  Beurtheilung  dieses 
Gebietes  und  mancher  seiner  Einzelheiten  ergiebigeres  und  übersicht- 
licheres Material  liefern  und  einige  Zweifel  passender  beseitigen 
dürfte ,  als  dies  bisher  geschehen  *).  Vgl.  noch  Ciris  33  Qui  prius, 
Ossaeis  consternens  aethera  saxis,  Emathio  celsum  duplicarat  vertice 
Olympum  Senec.  Herc.  für.  976  P.  E.  Videat  sub  Ossa  Pelion  Chiron 
suum.  In  caelum  Olympus  tertio  positus  gradu  Perveniet  aut  mitte- 
tur  Herc.  Oet.  11 50  lam  thossalicam  Pelion  Ossam  Premet  et  Pindo 
congestus  Athos  Nemus  aethereis  inseret  astris  Lucan.  VI,  411  In- 
seruit  celsis  prope  se  cum  Pelion  astris  Sideribusque  vias  incurrens 
abstulit  Ossa  (wo  übrigens  bezüglich  der  Phrase  die  sichtlich  auf- 
fallende Berührung  mit  der  Stelle  Herc.  Oet.  nebenbei  in  anderer  Be- 
ziehung wol  interessant)  Lucil.  Aetn.  49  Pelion  Ossa  terit,  summus 
premit  Ossan  Olympus  Stat.  Silv.  III,  2,  65  summae  gelidum  qnae 
Pelion  Ossao  lunxit  anhelantemque  iugis  bis  pressit  Olympum  Theb. 
VIII,  79  frondonti  quam  lungere  Pelion  Ossae  Theb.  10,  851  nee 
adhuc  inmano  veniret  Pelion  et  trepidum  iam  tangeret  Ossa  Tonan- 
tem  Mart.  VIII,  36,  6  Thossalicum  brovior  Pelion  Ossa  tulit. 

Uoborblicken  wir  alle  so  auf  eine  bedeutende  Zahl  ergänzten 
Dichterstellen  und  reihen  daran  noch  zwei,  wie  mir  scheint,  für  unser 
Thema  auch  nicht  ganz  werthlose  Prosastellen  Hygin.  fab.  28  mon- 
tem  [enim]  Ossam  super  Pelion  posuerunt  Pomp.  Mela  II,  3  hinc 
non  longe  est  Olympus  Pelion  Ossa,  montes  Gigantum  fabula  bello- 
que  memorati ,  so  sehen  wir  in  diesen  Schwankungen  geradezu  auch 
im  weiteren  Verlaufe  eine  nicht  zu  verachtende  Vertretung  der  unter 
den  Augusteern,  wo  sonst  allerdings  im  Erhaltenen  die  homerische  An- 
ordnung stark  vorherrscht,  bei  Vergil  begegnenden  Gruppierung  (z.  B. 
ganz  vollständig  durchgeführt  im  Herc.  f.  des  Seneca,  im  Agam.  und 
bei  Lucil.;  dieselbe  Anordnung  zwar  nicht  von  der  Aufthürmung, 
sondern  vom  Schleudern  auch  bei  Sidon.  Apollin.  354  p.  697  Mign.) 
und  halten  wir  dazu ,  wie  auch  bei  blosser  Nennung  des  Ossa  und 
Pelion  dazwischen  doch  auch  wieder  ersterer  über  letzteren  gesetzt 
wird  (vgl.  Burman  zu  Lucan  1.  c.)  und  diese  Anschauung  auch  in 
den  Fabulae  des  Hyginus  hervortritt,  deren  mehrfaches  Verhältnis 
auch  zu  griechischen  Quellen  bekannt  ist  (vgl.  Teuffei  R.  L.^  568), 
und  dassMela*s  gerade  durch  die  so  starke  Hervorhebung  der  Erwäh- 
nung dieser  Berge  in  den  Schilderungen  des  Gigantenkam- 
pfes für  uns  wol  auch  noch  beachtenswerthe  Stelle  in  reiner  Auf- 
zählung von  der  geographischen  Folge  eigenthümlich  abweichend  die 
Wortstellung  Olympus  Pelion  Ossa  bietet^),  welche  den  Pelion  jedes- 

*)  Wie  nicht  selten  man  hier  in  der  Kritik  seit  den  Holländern 
bis  in  die  neuere  Zeit  gerade  auch  durch  Beschränkung  auf  einige  nahe- 
liegende Lieblingsparallelstellen  zu  unnöthigen  Vermuthungen  kam,  Hesse 
sich  durch  mehrer«  Beispiele  belegen  und  es  wären  dabei  auch  Namen  wie 
die  eines  Heinsius  und  Markland  zu  nennen. 

')  So  auch  dann,  aber  ohne  die  Anspielung,  Martian.  Cap.  p.  222, 
lü  Eyss.  in  Thessalia  montes  notissimi  Olympus  Pelius  Ossa.  Oebrigens 
ebenfalls  aufzählend  dieselbe  Stellung  (OXv/nnov  TTriXtov  ""Oaaav)  auch 
bei  Strabo  208  Mein.;  anders  aber  z.  B.  329  fin. 


JL  Zim§erh,  Mythos  von  der  BergeaufthörniQiig,  7 

"'**'-  — *i:t  und  bei  jener  offen  aii&gesprocheneti  Reminiscenz 

«3/  impf  iljro  ErkUrung  Daheliegend   durch   EinÜoss 

AliiiUclieiJ  UichtiMforniel   selbst   auf  den  Chorographeu  ÜDdeti 

■!•«  m  ♦*fgriKi  '^kh  wol  amh »  daan  dieses  Seh  wanken  nicht  etwa 

}Am  Ekg^  'ikeit  der  3:?|mtercn   ^»mischen  Dichter,  oder  auf 

ll^iO   I*  !  -;    der   imii  gewiss  gesicherten  vergilischeii  Vei-se 

Uii^n  sein  diirfte,  üondeni  bei  der  häufigen  bald  gelegent- 

.  ™»c  au  den  erhaltenen  Stellen,  bÄld  aiisfnhrlichen  Berührung 

Tb^tna's  in  Dichtungen  der  Variation  halber  wol  überhaupt 

W&ro  uns;  mehr  von  jenen  specieljen  Dichtungen  über  Ti- 

"iden-,  Gigaotenkutopfo,  die  ja  bereits  bei  den  augustei- 

(dezu  ab  fast  sprich  wörtliche  Kepräsoutaiiten  der 

-   genannt  werden  »vgl,   mein  Buch  über  Ovid  1, 

ICK),  4i%  atich  i>tprit«r  fortwährend  thre  Rolh)  spielten  (vgl.  Fried- 

Darst.  a.  d.  Sitteuge«chiebte  III,  353;  K.  Schenk!  z.  Kritik 

ff^lL  Ut  Dichter  S«  23)  and   in  denen,  nach    Ovid   Am.   II,  1  zu 

gewiss  Hwdi  die  Bergoaafthilrninng  hiiufig  ausführlicher 

ll  wurde,   erhulten  gebhebeii,  so   licsöe   sich  die&es  an  .^ich 

Habe  liegende  Variieren  wgl  noch  näher  fdr  die  verachieden&ten 

»n  T«rfolgen. 

AW  wir  kennen  auch  aag  dem  vorhandenen  Material  für  Dich* 

*..iUpi  j^Qch  einen   weiteren   interessanten   Punct  hervorheben, 

!sagte  dadurch  noch  wahrscheinlicher  machen  düifte,  dass 

OA  t*        ''    '    '    <T  Erwähnung  aller  3  Berge  selbst  noch  eine 

m  uen  als  von  d<r  vorgüischen abweichende  Au- 

l>«ti^it»  für  die  augusteische  Zoit  nachweisbar  i^cheint.  Wenn 

«ll   die   allerdings   ziemlich  unbeholfene   und   vergeh womroene 

>  ff.  doch  kaum  anders  zu  deuten  als  dass  Typhon  bei 

ue  den  Aether  mit  den  Felsen  des  Ossa  zu  bewerfen  (vgl 

1*8  Ben.  zu  cousterneuBk  den  Pelion  auf  den  Olymp  gestellt  hatte 

RfücarBl  ist  wo!  sicher  mit  Behrens  Ausg.  des  Catull  Leipzig  18T6 

in  Vä  lesen),  alst»  wol  auf  dem  Olymp-Peliou  den  weiter  darauf 

30a  in  den  Himmel  schleudern  wollte,  wie  es  bei  Senec, 

f.  Id  Anderer  Ordnung  vom  Olymp  als  höchstem  heis^t  in  cae- 

ptrt^niet  aut  mtUdur,  und  Ciris  wol  sicher  noch  in  die  augu- 

Zieil  fUlt  (vgl  Luc,  Müller  de  re  metr,  p.  42),  so  haben  wir 

ilMin  für  einun  Dichter  dieser  Zeit  auch  noch  die  Ordnung 

FtUcin,  Ossa  belegt.  Nehmen  wir  das  AUes^  zusammen  und 

lata«  das8  die  Annahme  eines  diesbezüglichen  manchmaligen 

i  aelbeibei  einem  und  demselben  Schriftsteller  an  verschie- 

iSUUto  dnrcluLUs  nicht  undenkbar  vielmehr  z.  B.  durch  die  Stellen 

Icotca  trmgicus  nahe  gelegt  scheint  (die  angefahrte  Lesearl  in 

,  Oft  tsl  nach  F.  R.  die  bestüberlieferte ;  Beiträge  zu  den  GrQn- 

wanm  ich  d«r  Anidcht  von  einem  verschiedenen  Verfasser  für 

Gel.  D.  Agaun.  auch  nicht  beistimmen  kann,  habe  ich  gegeben 

4m  Bdifift  zu  spät,  lat  Dichtern  S,  13  ff.  und  m  dem  Programm 

4h  Behandlung  der  Hftllenstrafen  bei  lat.  Schriftstellern  8.  8) 


8  A,  Zingerle,  Mythos  von  der  Bergeaufthüfmung. 

und  dass ,  was  allerdings  nur  äusserlicb  aber  bei  manchen  Erfahrun- 
gen in  der  röm.  Poesie  vielleicht  doch  erwähnenswerth,  in  der  Stel- 
lung im  Hexameterausgan^  auch  bei  verschiedener  Anordnung 
Pelion  Ossae  mit  einziger  Ausnahme  der  Stelle  Vergils  stereotyp  ist 
(vgl.  Statins  und  Claudian),  so  ist  es  wol  nicht  zu  gewagt,  auch  bei 
Ovid  ein  solches  Schwanken  als  gut  möglich  anzunehmen,  an  der 
vielbesprochenen  Stelle  Met.  1,  155  die  beste  Ueberlieferung  excas- 
sit  subiecto  Pelion  Ossae  im  Texte  zu  halten,  wie  es  unter  den  Neue- 
ren Merkel  und  Riese  gethan,  und  ohne  gekünstelte  Erklärung 
bei  sonstigem  so  bedeutendem  Wechsel  auch  in  der  Combination  Ossa, 
Pelion  Olymp  nun  nichts  gar  so  Befremdliches  mehr  zu  erblicken,  um 
so  eher ,  da  Ovid  auch  sonst  bekanntlich  im  Mytholog.  nicht  ungerne 
nüan9iert,  Pelion  iu  der  Aufzählung  uns  auch  sonst  schon  in  der 
Mitte  begegnete  und  Pelion  und  Ossa  unter  sich  auch  wiederholt  in 
der  Stellung  verwechselt  werden. 

Von  Einzelbeobachtungen  in  formeller  Beziehung  können  auf 
diesem  Gebiete  ausser  dem  bereits  gelegentlich  über  Seneca  ti*ag. 
und  Lucan  Angefügten  *)  etwa  noch  angemerkt  werden,  dass  unter 
den  Augusteern  Anschluss  an  die  homerische  Ausdrucksweise  am 
meisten  bei  Vergil  trotz  seiner  Abweichung  von  der  Anordnung  (sunt 
conati  imponere  ^i^'juaaav  x^e^ev  vgl.  frondosum  eivnaiq^vllov),  Horaz 
(tendentes  imposuisse),  Properz  (ut  caeli  Peliou  esset  iter  IV*  oiga- 
vog  a/dßaTog  eYrj)  sich  zeigt,  dass  in  der  Wahl  der  Verba  dann 
bei  einzelnen  Schriftstellern  gewisse  Lieblingsgebräuche  hervortreten 
z.  B.  premere  bei  Senec.  trag.  (Thyest.  Herc.  Oet.  Agam.),  iungere 
bei  Statins ,  dass  Martial  in  seiner  Pentameterbildung  sichtlich  auf 
Ovid  zu  weisen  scheint  (vgl.  meine  Schrift  Martial's  Ovidstudien 
S.  18)  und  dass  im  Hexameterausgange  ausser  Pelion  Ossae  auch 
Ossan  Olympus  mehrfach  eine  Rolle  spielt,  durch  welche  Dinge  eben 
auch  hier  wieder  die  ohnehin  naheliegenden  formellen  Aehnlichkeiten 
öfter  noch  erhöht  werden. 

Schliesslich  bei  dieser  Gelegenheit  noch  für  das  Formelle  die 
allerdings  streng  genommen  nicht  mehr  ganz  hieher  gehörige  Bemer- 
kung, dass  bei  Anspielungen  auf  den  Giganten  kämpf  oder  dessen 
Darstellung  das  Wort  gigantes  naheliegend  nach  dem  Vorgange  des 
Lucrez  bis  in  die  späteste  Zeit  auch  fQr  den  Hexameterschluss  ver- 
werthet  und  so  Ursache  auch  mancher  tiefer  gi*eifenden  Anklänge 
wird  z.  B.  Ov.  Met.  I,  152  Adfectasse  ferunt  regnum  caeleste  gigan- 
tas  Sil.  IX,  308  exstructis  vidit  cum  montibus  ire  Magnanimos  ra- 
ptum  caelestia  regna  gigantas. 

Innsbruck.  Anton  Zingerle. 


')  Vgl.  dazu  noch  z.  B.  pinifer  Olympus  Senec.  Agam.  347  pini- 
fer  Ossa  Lucan.  I,  389. 


J    Ho^rmüfer,  Einige  SUilen  aus  Xenophons  HtjUeniku,  f> 

'Beitrag  tum  Verstütidnis  einiger  Stellen  aas  Xeno* 

pbans  Hellenika, 

Auf  dem  im  J.  M71  ?.  Chr.  zu  Sparta  abgehaltenen  Friedens* 
wtrden  nach  Xenoph.  Ilellen.  VI,  :^,  18  folgende  Bcstim- 
_»n  Terpinhart:    rrnc   rt   agnoGTag  ix  rvjr  noXevtv  i§ay€tv 
f«t  r«  aw^tnmda  diaXv€tr  /.ai  ra  vamxa  nai  za  /r^Oza  reit; 
U'        -  '//oiv    ^'«''*    ^i    ^*     ^f^    7nfQd    lavra   nowlf^, 

u*  arm  i'yo^/My  ovhuttyiiv  rnl^  adt^nvuh*otg.  Die 
ino  N  jedtmi  Conipifccit^cpiiten  frersteln'M  ^oll ,  einer  in  ihren 

Balten  i^fknuikten  Oemeinde  Boistaud  zu  leibten,  dass  aber  Niemand 
durch  d*n  be!schw«»rnen  Vojtrag  dazu  vei-pflichtet  sei,  nniss  mit  Recht 
BrfTtfgiili.fi  nrregi^n.  Was  nützen  die  schönsten  Vertnigsbe  st  im  munden, 
ittu  Ntpmand  ffir  die  Durchführung  derselben  eine  bindende  Ver- 
Bichtüiiisr  nberiümmt.  wenn  es  keino  Instant  gibt,  bei  welcher  der  In 
ttRrm  K*»<'ht«'  (irkninkte  Scijut/,  unil  Beistand  findet?  Auf  <ien  ersten 
M:c\,  üi'm  fifu  mrtn  d<Mnnfich  glauben,  das«  ^durch  diese  Klansol  der 
•-J  ItcU  tu  einem  Srhoinfrieden,  zu  einem  leeren  Trugbüde 

jik    ^i,.  vüjtius  gr.  Gesch*  I!I,  p»  296).  Allgemein  ist  man  der 
cht,  in  der  Klausel  sei  die  Absicht  ausgesprochen,  alle  älteren  Ver- 
Inn^t  '■    '*  ke  der  Ueere.sfolge  also  auch  die  pelopounesische 

Jrt#«i  III,  p.  297),  Die  Spartaner  hätten  dadurch  auf  das 

bt  rcr  lie  Ueeresfolge  der  Bundesgenossen  zwangsweise 

\  füTilfRi  er  Dem.  u.  s.  Z,  1,  p.  ^6),    Doch  das»  die  Absicht 

kl  In  4«n  V*»rtrÄge  gelegen  sein  kann,  ergibt  sich  schon  daraus, 
die  S|kartaner  den  Vertrag  in  ihrem  Namen  und  in  dem  ihrer 
en  beschworen  (Hell.  VI,  3,  19),  ohne  dass  von  Seite 
wfer  ren  irgend  einer  andern  Seite  dagegen  ein  Ern- 
I  erhoben  wurde.  Vfn»  wurde  eine  Vertragsbestimmung  für  einen 
Fatli  haben,  die  «<chon  bei  der  Ratification  übertreten  werden  darf? 
fir  »o  stumpfi^innig  vvird  mau  die  athenischen  Staatsmänner 
4i(k  ttkht  lialtvn  dürfen,  um  anzunehmen,  sie  hätten  sich  über  die 
IMtviliinif  der  spartanischen  Eidesablegnng  getäuscht.  Wenn  an- 
«iir^fMitfi  di«  Athener  auch  zugeben,  d^BS  ihre  Bundefigenossen  ein- 
«A  xfmär  rf/'^  Vertrag  besch Wirren  ,  so  bleiben  sie  nach  wie 

IV  Qkre  Bnii'i'  *n.  ?ie  verrichten  damit  keineswegs  auf  die 

filvilll^  des  run  ihnen  neubegrflndeten  Seehundes.  Ath(»n  bleibt 
mA  ftr4^  Sitz  «ler  Iliindt'svor*5«inimlnng.  Diese  hat  über  Krieg 
nd  Friedtn  tu  «^ntscheidf^n ,  und  der  Bescbluss  der  Majorität  gilt 
tack  für  die  Minorität  al<ü  Gesetz,  ohne  dass  dadurch  ihre  im  Frieden 
fivikrlebaet«  Autonomie  verletzt  wird.  Ein  ^liberum  vet*»**  kennt 
im  Altert&Qsn  nicht,  Bt>en  ^o  brauchten  die  Spartaner,  um  der 
_Sribitiitdigke<t  ihrer  Bundesgenossen  nicht  zu  nahe  zu  treten,  nar 
i  die  Vertrelar  derselben  ober  Krieg  oder  Frieden  abstimnion 
■in,  i^ie  sie  dies  vor  dem  Kriegszug  gegen  Olynth  gethan 
(H#n#iK  V,  2,  20.).   Mit  Hilfe  der  oi  ßot  Ifi^ei^m  xf^^^ea^m 


10  J'  Rohrmoser,  Einige  Stellen  aus  Xenophons  Hellenika. 

Tolg  ytaxedai/iiovloig  —  und  solche  gab  es  besonders  unter  den  klei- 
neren Staaten  —  musste  es  ihnen  ein  Leichtes  sein,  über  den  Wider- 
spruch einiger  Querköpfe  in  ganz  parlamentarischer  Weise  hinweg- 
zukommen. Wenn  demnach  das  Verhältnis  der  Bundesgenossen  zu 
dem  leitenden  Staate  durch  diese  Klausel  nicht  alteriert  werden 
konnte ,  so  kann  dieselbe  nur  für  die  leitenden  Staaten  Athen  und 
Sparta  Geltung  haben.  Diese  beiden  hellenischen  Grossmächte  sind 
es  ja,  welche  den  Frieden  unter  Beiziehung  ihrer  beiderseitigen 
Bundesgenossen  auf  Grund  des  Antalkidasfriedens  abschliessen. 
üeber  den  Zweck,  weshalb  dem  Vertrage  jene  Klausel  beigefügt 
wurde,  gibt  uns  Xenoph.  Hellen.  VI,  3,  1  den  nöthigen  Aufschluss. 
^Als  die  Athener  sahen ,  dass  die  Platäer,  ihre  Freunde,  aus  Böotien 
vertrieben  seien,  und  die  Thespier  sie  um  ihren  Schutz  antiehten,  da 
billigten  sie  das  Verfahren  der  Thebaner  nicht  mehr,  „dXla  Tiole- 
(deiv  f.iev  avvöig  vct  juiv  tjGxvvovTOj  ja  de:  davuqx)QO}g  ex^iv 
iXnyil^ovTo,  aoivwvuv  ye  f.n]v  airvöig  cov  errgaTTOv  otxirt  rjd^eXov,^ 
Die  Athener  wollen  von  nun  an  mit  ihren  bisherigen  Bundes- 
genossen den  Thebanern  nichts  mehr  gemein  haben ,  aber  denselben 
geradezu  den  Krieg  zu  erklären  hielten  sie  einerseits  mit  ihrer  Ehre 
andererseits  mit  ihrem  Interesse  für  unverträglich.  Schon  im  soge- 
nannten kurzen  Frieden  vom  J.  374  erkennen  jsich  Athen  und  Sparta 
als  die  Vororte  der  beiden  hellenischen  Staatenbünde,  des  Seebundes 
und  des  peloponnesischen  an,  sie  wollen  jedoch  die  Bildung  eines 
dritten  des  böotischen  Bundesstaates  mit  Theben  an  der  Spitze  nicht 
zugeben.  ^)  Dasselbe  Ziel  verfolgen  die  beiden  Grossstaaten  auch 
jetzt,  wie  aus  der  Rede,  welche  das  Haupt  der  athenischen  Gesandt- 
schaft Kallistratos  auf  dem  Congresse  hält,  klar  hervorgeht.  In  jeder 
Stadt,  sagt  er  Hell.  VI,  3,  14,  gibt  es  eine  lakonische  und  eine 
athenisch  gesinnte  Partei.  Wenn  wir  nun  Freunde  würden,  woher 
hätten  wir  dann  noch  einen  Unfall  zu  befürchten  ?  Denn  wer  könnte 
wol ,  wenn  ihr  unsere  Freunde  seid ,  uns  zu  Lande  schaden  ?  Und 
wer  könnte  wieder  euch  zur  See  schädigen ,  wenn  wir  euch  zugethan 
sind  ?  Man  konnte  voraus  wissen ,  dass  Theben  auf  seine  Hegemonie 
über  Böotien  nicht  verzichten  werde ,  dass  es  den  Vertrag  ebenso  im 
Namen  der  böotischen  Städte  werde  beschwören  wollen,  wie  ihn 
Sparta  für  seine  Bundesgenossen  beschworen  hatte.  Und  füp  diesen 
Fall  mochte  die  förmliche  Ausschliessung  der  Thebaner  vom  Frieden 
zwischen  Athen  und  Sparta  im  Vorhinein  verabredet  sein.  Die  Klausel 
trifft  nun  für  diesen  vorhergesehenen  Fall  Bestimmungen  über  das 
Verhalten,  welches  die  beiden  Grossmächte  dann  einzuschlagen  ge- 
denken. Sie  bedeutet  nichts  anderes,  als :  Wenn  Theben  die  Autonomie 
der  böotischen  Städte  nicht  zugibt  (ei  de  Tig  7caQa  ravra  7ioioirj), 

')  Vgl.  Diod.  15,  38  AaxedutjLtovioi  fitv  yd()  xal  Id^rivmot,  na^k- 
^tOQoi-^'  uXXyiXok;  ot  fAtv  rrjg  xaia  yfjv  oi  öl  Trjg  xara  d^akattav  «p/?«" 
tijiroi  XQivofttevoir'  öioTieg  rriv  h  roCxov  nnoatanov  (Theben)  avtuf^gofiivriv 
i)yjfiovittv  xaXfnäig  l!(f€Qov,  xal  rwfr  xaru  BotonCav  JioXHg  anfantav  rij? 
Jth  Srißa(tov  awtiXcCaq, 


/.  Huhrmo^tr,  Ktiii(^i*  St<?ll*?n  ans  X<«nophoii8  H«?llcnika. 


II 


riMit  es  den  SpaiUtii^rii  freit  den  in  ihrem  Rucitte  gekrfmlcteii 
od  AU  lwi«u8t»*Jieü  (tot*  ftfv  ßinXoittmv  ßoti^itv  rafc  adixov- 
fttm*^        *    ^  >♦  Athen  aber  liäU  sich  durch  den  Vertrag  noch  nicht 
ffr^  n  Thelten  Bnndcshilfe  zo  leisten,  wenn  ea  nicht  will 

(.  -Ff^ii  ^iTi  dv(tt  i\oQ'/Mv  öv/.tfiaxiiv  Toli:  oih-Aov 

r  der  freien  Entschlicssimg  gilt  nnr  für  die  beiden 

ii  j^  j  .►  ü»  nicht  aber  fftr  die  ihnen  verbündeten  kleinen  und  grossea 
ciinü  ^"MH  diosü  sind  und  bleiben  an  die  Beschlüsse  der  Bundes- 

I  gebunden.    Wenn    man  das  Recht  der  freien  Eut- 

fts  .  -  .  !'  it  rirnu  Milieu  hätte  wahren  wollen,  so  hätte,  um  jedes 
Hl -- j-^iii  liM-  uiNi<.:[ich  zu  machen,  in  der  Klausol  stjitt  „ror 
|iiy  ßatl^fi^^or"*   und   ^ttp  ii  /<f;  ßmXo^Uvia^  der  Plural  gesetzt 

sC  meine  Auffassung  richtig  ist  und—  einen  grossen  Grad 

W»i.»^.  uMiiUchkeit  wt^nigstons  wird  mau  ihr  nicht  absprechen 

,  —  »0  musB  auch  die  Handlungsweise,  welche  die  Athener  nach 

ScbUcht  bei  f.onktrn  einschlagen,  von  anderen  Motiven  abgeleitet 

:aU  hisb*'i    Xiicii  Xenoph.  Hellen.  VI,  5,  l  sehen  die  Athener 

uoi  i'ii  (nach  der  Schlacht  bei  Lenktra)  otorim 

/.ai  oijin}  dta/Joivro  at  ^UtTudai iionoi  iöa:^UQ 

r<;  di^l^£aav,  worauf  sie  von  allen  Staaten,  die  an 

.     'den   theUnehuien  wollen,   folgende   [«Eidesformel   be- 

6l.s^'  r- 1  I  --  !» ;  *EiifUvio  talg  anoi'dcijg  «c  ßaaiktivg  vMiin^iibev^ 

t.  ifOtiaat  toic  lilh^vfxivjv  xtei  to^p  atji^mxiov   iav 

fi  >;  f  ;r/  nva  .Toiii'  ic'>>'  oitoGaacov  xovöb  tov  ogyior, 

I       i  K^nt,  Man  üieht  in  diesem  Vorgehen  der  Athener 

[jg  bundesfrenndiicher  Gesinnung  ^i*s^u  Sparta*" 

tv  11.  3l«K  einen  gelungenen  Versuch  durcli  neue  Vcrhand- 

lu^^'ii  ^>-  a  )»9tupaniie»igchen  Bund  zu  sprengen  (Herbst  in  N.  Jahrbb. 

t  kL  PbUol.  Bd.  77,  p.  711,).    Herbst  versteht  unter  oiajre^  loig 

^9t^t    '         '   "'    iav  die  Lage,  in  welche  die  Athener  durch  den 

It/Ukf'  *^tzt  worden  seien.   Er  meint,  die  Athener  sabeni 

«taM4i«  S|iürL«  >  I    n     h    riicht  ohne  die  Hilfe  ihres  Bundes  noch 

4ie  altcTi    iii  K^riii.-iu'ii  des  Peloponnes  waren«   während  die 

ohiio  Bund  blos  uut'  sich  beschrankt  gewesen  seieD.**    Das 

des  aihentscben  Seebundes  ergibt  sich  aber  schon  aus 

«Imeluta  St&dteu  vorgelegten  Eidesformel,  in  welcher  die 

d4»r  Ath«n«r    und   ihrer  Bundesgenossen  auch  f&r  alle 

_  r  am  Frieden  als  bindend  erklärt  werden  iiftpeno  tmg 

Wfjfiü^^  Oi^%ttiVJV  Ktai  tiiv  av^tfiaxoty)^  Somit  sind  die 

ii£tiier  ^<  s-  o^ne  Bund,  blos  auf  sich  beschränkt. 

'     der  Sparfaner  nach  der  Schliicht  bei  Uuktra  ist 
»chlimme.  Was  musste  den  Athenern  naher  liegen  %h 
Tcrfieicli  an7.U3tetfen  zwischen  der  gegenwartigen  Lage  Spartaks 
itfjiiugeii  *  in  wetcho  sie  einst  durch  die  Schlacht  bei  Aegospo* 
ficyeiai  word<^n  waren. 

L#ilktni  c  ^  als  Revanche  für  Aegospotamoi,  dabei  sehen 

ib*r  d€*ch.  ntt  den  Spflrtanorn  noch  iiirht  so  \*'T;.>Nfe\t<^\l 


12         J.  Bohrmoser f  Einige  Stellen  aus  Xenophons  Hellenika. 

steht  wie  dermaleinst  mit  ihnen,  weil  die  Peloponnesier  noch  an 
ihrer  Bundespflicht  gegen  Sparta  festhalten.  Liegt  es  nun  etwa  in 
der  Ahsicht  der  Athener ,  das  Unglück  der  Spartaner  zum  eigenen 
Vortheil  auszubeuten  um  sie  ganz  in  dieselbe  Lage  zu  bringen,  in 
welche  Sparta  einstens  sie  versetzt  hatte  und  ihnen  den  Beistand 
ihrer  Bundesgenossen  zu  entziehen?  Wenn  das  der  Fall  war,  so  sind 
all  die  Tii-aden  der  attischen  Redner  insbesondere  des  Demosthenes, 
dass  Athen  bei  seinen  politischen  Massnahmen  sich  stets  nur  von  dem 
Gefühl  seiner  Ehre  und  des  Rechtes,  nie  von  dem  der  Rachsucht  und 
des  Eigennutzes  habe  leiten  lassen ,  ^)  eitel  Wind.  Schon  bei  dem 
Abschluss  des  Friedens  vom  J.  371  stehen  die  Athener  ganz  auf 
spartanischer  Seite.  Sie  freuen  sicli  sogar  über  die  förmliche  Aus- 
schliessung der  Thebauer,  indem  sie  hoffen  ,  dass  jetzt  die  auf  sich 
gestellten  Thebauer  decimiert  werden  würden  (Hell.  VI,  3,  20  oi 
fj€v  l4&i]vaioi  nvTwg  elxov  r.7]v  yvcjurjv,  cog  vtw  Grjßaiovg  t6 
Xeyqjiievov  drj  deKarevd^vat  iXnig  eirj).  Die  Nachricht  von  der 
Niederlage  der  Spartaner  versetzt  sie  in  tiefe  Bestürzung,  sie  beklagen 
das  Unglück,  welches  die  Spartaner  getroffen  hatte ,  wie  ihr  eigenes ; 
sie  würdigen  den  Antrag  der  Thebaner ,  im  Bunde  mit  ihnen  für  alle 
früher  erlittene  Unbill  Rache  zu  nehmen ,  nicht  einmal  einer  Beant- 
wortung; ja  sie  versagen  dem  thebanischen  Herold  sogar  die  sonst 
üblichen  Ehren.  ^)  Wie  stimmt  nun  diese  theilnahmsvolle  Gesinnung 
der  Athener  zu  ihrem  Verdrusse,  dass  die  Spartaner  noch  nicht  so 
schlimm  daran  sind ,  wie  sie  es  am  Ende  des  dekeleischen  Krieges 
waren ;  zu  ihrem  Versuche,  sie  des  Beistandes  ihrer  Bundesgenossen  zu 
berauben?  Mau  wird  zugeben,  dass  die  Athener  beide  Gefühle  un- 
möglich zu  gleicher  Zeit  haben  konnten.  Vielmehr  freuen  sich  die 
Athener,  dass  die  Lage  Spartas  noch  keineswegs  hoffnungslos  ist,  und 
um  eine  weitere  Schwächung  Spartas  zu  verhindern ,  treten  sie  jetzt 
aus  ihrer  Neutralität,  die  sie  sich  noch  beim  letzten  Friedensschluss 
ausbedungen  hatten,  heraus,  indem  sie  die  eidliche  Verpflichtung 
übernehmen,  jeden  feindlichen  Angriff  auf  einen  in  der  Eidgenossen- 
schaft beflndlichen  Staat  nach  Kräften  abwehren  zu  wollen,  und  nicht 
blos  ihre  eigenen  Bundesgenossen  sondern  auch  die  Peloponnesier 
auf  dieselbe  Verpflichtung  beeiden.  Das  Bundesverhältnis  der  Pelopon- 
nesier zu  Sparta  wird  damit  nicht  im  mindesten  angetastet.  Vielmehr 
sind  sie  jetzt  doppelt  gebunden ,  Sparta  gegen  einen  allfälligen  An- 
griff der  Thebaner  Beistand  zu  leisten,  einmal  in  Folge  ihres  Bundes- 
verhältnisses zu  Sparta,  und  zweitens  in  Folge  des  neuerdings  gelei- 


';  Vgl.  besonders  Dem.  R.  v.  Kr.  §.  98  tuvt^  InoCow  ol  vfiingot 
TiQoyovoit  TuvT*  vfjoiv  ol  TiQfffßvTiQOi^  o^i  Aaxt^aifiov(ovg  ov  aCkovg  ovtai 
ovo*  eveoy^rag  nlXa  nolka  riir  nokiv  fjStxrjxoTttg  xal  ^eyalct^  InuSi 
Srjßaiot  xgarnaavTfg  iv  uiivxTQOig  aviXetv  IjTfx^iQow  ^uxwlvatere ,  oi 
ipoßri&(vJig  ttjv  tot«  SrißaCoig  (^fifiv  xui  ^o^av  vnagxovaav,  ovcT*  vnkfi 
oia  71171  oirixoTüJV  ttVxf^Q(ü7rü)V  xii'^vvivoin  ^utloyiaauivoir, 

«)  Hell.  VI,  4,  20.  Aristeid.  Panath.  174,  5.  ol  cT  H^tivaToi^  iiti 
fitv  xolg  7iaQtt  xriQvxog  ovrtog  i^dxQvaav  SajzfQ  olxiiav  riva  avfifpogdt 
(ixovüavtfg  xtL  Vgl.  Leuctrikos  A.  p.  408. 


J.  Rohrmoser,  Einige  Stellen  aus  Xenopbons  Hellenika.  IS 

st«teD  Eides.  Das  von  den  Athenern  errichtete  Defensivbündnis  ist 
gegen  Theben  gerichtet,  welches  ausserhalb  der  Eidgenossenschaft 
steht,  während  Sparta  in  dieselbe  aufgenommen  ist.  Denn  dass 
Sparta  gleichfalls  den  von  den  Athenern  geforderten  Eid  geleistet 
hätte,  dafür  liefert  Xenophon  hinlängliche  Belege,  indem  er  Hell.  VI, 
5,  3  aosdräcklich  sagt,  dass  mit  Ausnahme  der  Eleer  Alle  don  Eid 
leisteten.  Auch  hüten  sich  die  Spartaner  fortan  ängstlich  gegen  den 
geleisteten  Eid  zu  Verstössen.  Als  die  Mantineer  ihnen  zum  Trotz 
ihre  Stadt  wieder  aufbauen,  wagen  sie  es  wegen  der  ^m  Frieden 
garantierten  Autonomie  doch  nicht  gegen  sie  zu  Felde  zu  ziehen. 

Hell.  VI,  5,  5  OTQaTeistv  yt  ^livtoi  In  avrovg  ov  divaroy 
löoTLU  ilvai  f/r*  avrovo/nifjc  Tfjg  elQrjvrjg  yeyevrjiiievrß.  Erst  als 
die  Mantineer  sich  in  den  Pai-teikampf  der  Tegeaten  mischen ,  halten 
sich  die  Spartaner  durch  den  beschwornen  Vertrag  verpflichtet ,  den 
.getödteten"  und  verbannten  Tegeaten  Beistand  zu  leisten,  weil  die 
Mantineer  den  Landfrieden  gebrochen  hätten. 

Hell.  VI.  5.  10  TÖig  ^lax€daif.iouoig  iäoxet  ßor^x^miov 
Ühu  Tuna  toig  oQxovg  xoig  TS-d^vewac  xviv  Teyeaicjv  xat  exrie- 
xTuncüOi '  xal  ovro)  argateiovai  ini  zovg  Mavviviag^  cog  naqa 
i&vg  o^Kovg  avv  on).otg  ehjkv&ovwv  avTciv  i/ii  Tovg  Tiyeavag, 

Und  als  sie  nach  dem  ei-sten  Einfall  des  Epaminondas  in  Lako- 
nien  von  den  Athenern  Hilfe  verlangen,  berufen  sich  ihre  Gesandten 
darauf,  dass  die  Athener  nach  dem  geleisteten  Eide  zur  Hilfeleistung 
Tvpflichiet  seien.  Denn  nicht  wegen  eines  begangenen  Unrechtes 
wede  jetzt  Sparta  von  den  Arkadem  und  ihren  Verbündeten  bekriegt, 
«uBdem  weil  es  den  vertragswidrigen  Angriff  der  Mantineer  auf  Tegea 
abwehren  wollte. 

Hell.  VI,  5,  36  6  (Je  /tldoTog  rjy  loyog  wg  xavä  tovg 
oaxot^  Bov^uv  dioi  *  oy  ydq  ddixi^aayvcjv  aq)wv  iTiiaTQaTeiouy 
oi  jifptadeg  xat  oi  ^e%  aviiHv  %oig  ytaxedaifiovioig  dU^^  ßor^^ 
^iftavwüiiy  voig  Teyedtaig,  oti  oi  Maviivelg  7taQd  TOvg  oQnovg 
ijiWTQotevaay  ctvroig.  ')  Wenn  nun  Sparta  selbst  den  von  den 
Atbeiieni  geforderten  Eid  geleistet  hat,  so  kann  derselbe  unmöglich 
auf  die  Sprengung  des  peloponnesischen  Bundes  berechnet  gewesen 
sein.  d«m  seihet  in  der  Zeit  seines  tiefsten  Verfalls  hat  Sparta  seinen 
.Anspruch  auf  die  Hegemonie  nicht  aufgegeben. 

Feldkirch.  Josef  Rohrmoser. 


')  Dan  unter  dem  Eide  nur  der  von  den  Athenern  geforderte  ge- 
mdnt  ist,  ergibt  sich  aus  der  Rede  des  Korinthers  Kleiteles:  Hell.  VI, 
5.  37  ;fi5c  ovr»  ^«v  f^^  ßorj&riTt  ouroi  nfQtifitvtig  ^f^tv  d^ixovu^voi^,  ov 
:i«pft  fov^  omtovg  noifiatTt;  xal  ravTa  tav  aiTov  ijrffXfXi^d-riTt  BgxüfV 
Inm;  Jtamv  vfiiv  numi^  nf^^^i  ofAoaaifiiv, 


Zweite  Abtheilung. 


Literarische  Anzeigen. 

Die  Bruchstücke  der  griechischen  Tragiker  und  Cobet's  neueste 
kritische  Manier.  Ein  Mahnwort  von  Th.  Gomperz.  Wien  1878 
bei  Alfred  Holder.  8«.  S.  44. 

Ich  glaubte  auf  die  Gefahr  hin,  auf  ein  meinen  Studien  ferner 
liegendes  Gebiet  mich  zu  verirren,  die  Leser  dieser  Blätter  mit 
der  neuesten  Schrift  Gomperz's  sofort  bekannt  machen  zu  sollen, 
nicht  blos  wegen  ihres  inneren  Werthes,  welchen  der  einer  Empfeh- 
lung nicht  bedürfende  Name  ihres  Verfassers  verbürgt,  auch  nicht 
weil  ich  mich  im  voraus  des  Dankes  derer,  welche  auf  diese  Anregung 
hin  das  geistvolle,  bei  aller  Gelehrsamkeit  jeder  philologischen 
Schwerfälligkeit  bare  Büchlein  durchkostet  haben  werden,  sichei 
weiss;  vielmehr  weil  'es  an  einer  Keihe  sauber  ausgearbeiteter  Muster- 
beispiele lehrt,  nach  welchen  Grundsätzen  die  Kunst  der  Conjec- 
turalkritik  gehandhabt  werden  soll  und  wie  sie ,  wenn  sie  den  Cha- 
rakter einer  wissenschaftlichen  Arbeit  behaupten  und  bewähren  will, 
nicht  getrieben  werden  dürfe,  und  dadurch  über  den  leicht  zu  zählen- 
den Gewinn,  welchen  die  abschliessende  Behandlung  einer  grösserer 
Anzahl  strittiger  Stellen  abwirft ,  hinaus  Verständnis  und  Schätzung 
dieser  Principien  in  überzeugender  Weise  erzwingt  und  fordert.  Ver- 
anlassung zu  dieser  Studie  bot  die  neueste  kritische  Arbeit  Cobet's 
in  der  Zeitschrift  Mnemosyne  (V  225 — 248  de  nonnullis  fragmentü 
tragicorum). 

Drei  Dinge  sind  es,  welche  Gomperz  an  Gebet  auszustellen  hat 
^ein  beispielloses  Sichselbstabschreiben  —  den  Superlativ  jener  fi*ei- 
lich  längst  sprichwörtlich  gewordenen  „Gebet" sehen  Nichtachtung 
der  Vorgänger  und  Mitforscher  —  und  was  die  Hauptsache  ist ,  un- 
erhörten, ja  kaum  glaublichen  Mangel  an  Sorgfalt  und  Gründlichkeil 
in  der  kritischen  Arbeit  selbst."  Die  dafür  beigebrachten  Beweis« 
sind  unwidersprechlich  und  es  bleibt  nur  zu  bedauern,  dass  der  Vf 
nicht  auch  nach  diesen  Gesichtspuncten  die  früheren  kritischen  Ar- 
beiten Cobet's  untersucht;  denn  ich  hätte  mich  gerne  in  meiner  Mei- 
nung widerlegt  gesehen,  dass  dies  nicht  Gebreste  des  Alters,  senden 
zu  anderer  Natur  gewordene  Gepflogenheiten  sind,  welche  längsl 


Th.   Gomperz,  Die  Bruchstücke  g.  T.  etc.,  ang.  v.  W.  Hartel    15 

Viele  mit  Unmath  empfindeD,  so  ganz  noch  Niemand  aufgedeckt  hat 
wie  unser  Verfasser.  Gleichwol  wird  nun,  wer  was  immer  für  eine  Unter- 
siM^hong  Cobet'ß  ohne  Schaden  benutzen  will ,  bei  Gomperz  Vorsicht 
u&d  Misstrauea  zu  lernen  haben.  Und  die  Zahl  derer  wird  stets  eine 
grosse  sein ,  wie  das  was  von  Cobet  zu  gewinnen  ist  unverächtlich 
bleiben  wird.  Denn  Cobet  steht  bei  alledem ,  wie  auch  der  Vf.  zu 
TCTsichcm  nicht  müde  wird,  als  ein  seltenes  Genie  da,  dessen  Fehler 
wie  Tagenden,  Triebe  desselben  kräftig  und  individuell  entwickelten 
Stammes  sind.  Wir  könnten  uns  dieser  nicht  erfreuen,  hätten  wir 
nicht  unter  jenen  zu  leiden.  Die  Grösse  liegt  in  seinem  durchdringen- 
den Scharfsinn,  der  sich  nur  zu  leicht  selbst  genügt  und  die  Arbeit 
der  Mitforscher,  der  er  entrathen  zu  können  meint,  geringachtet; 
ae  liegt  in  der  Fruchtbarkeit  und  sprudelnden  Erfindungsgabe,  mit 
der  sich  Flüchtigkeit  so  gerne  paart ;  sie  liegt  in  der  ausschliesslichen 
Verstandesthätigkeit,  welche  in  ihren  dictatorischen  Gelüsten  die 
Gewissensstimme  des  guten  Geschmackes  überhört  und  jede  indi- 
viduelle Begnng  brutal  niedertritt.  Die  Classikertexte  werden  unter 
solchen  Händen,  ich  möchte  sagen,  französische  Parks  mit  Bicht- 
schnar  nnd  Scheere  recht  und  gerade  gemacht  auf  Kosten  der  frisch 
und  froh  sprossenden  Natur ,  oft  recht  artig,  aber  recht  langweilig 
ngleich. 

Je  weniger  nun  das  was  wir  Geschmack  nennen ,  jene  feine 
Empfindang  für  das  Individuelle  einzelner  Schriftsteller  und  Kunstarten, 
jenes  fast  intnitive  Erkennen  dessen  was  über  die  triviale  Regel  hin- 
us  erlaubt  und  möglich  ist,  sich  verbreitet  zeigt  und  je  mehr  die  6e- 
tonmig  des  Gesetzmässigen  und  der  leicht  zugänglichen  Begel  auf 
Verständnis  und  Beifall  rechnen  darf,  desto  verdienstlicher  aber 
Mch  schwieriger  zugleich  war  das  kritische  Geschäft  des  Verf. 's,  der, 
weit  entfernt  sich  bei  der  blossen  Negation  zu  beruhigen ,  klar  und 
lichtvoll  auch  schwächere  Augen  schauen  lehrt  und  mich  persönlich 
neuerdings  überzeugte,  dass  diese  gesunde  conservative  Thätigkeit 
dankenswerther  und  lohnender  zugleich  sei  als  sein  Glück  in  der 
geschäftsmässigen  Aufspürung  von  Stellen  zu  sucJien,  mit  denen  sich 
etwas  machen  lässt  und  diese  mit  nie  ausbleibender  Fundesfreudig- 
keit zu  emendieren ,  um  dieses  geföllige  Wort  zu  gebrauchen,  welches 
häufiger  vei-schlechtern  bedeutet.  An  einigen  Stellen  allerdings 
vollte  es  mir  scheinen ,  als  hätte  der  Verf.  noch  nicht  gänzlich  die 
Binde  Cobets  abgestreift.  Auf  der  von  ihm  gezeigten  Bahn  trete  ich 
mit  dem  Gefühl  grösserer  Sicherheit  und  nicht  ohne  die  Hoffnung, 
ihn  selbst  zu  überzeugen,  den  Beweis  dafür  an. 

S.  18  behandelt  der  Verf.  Sophokles*  frg.  83: 

6oxä}  fiiv  ov6tis'  (liX  oQtt  urj  xQsTaoov  y 
xal  övaaißovvxa  rwr  (vavrivuv  TiQaxelv 
^  ^ovXov  ttvTov  övra  tcHv  n^Xag  xlviiVy 

de^en  dritten  Vers  Cobet  für  sinnlos  erklärt;  denn  xciv  ;ttXag 
TÜiJiuv  sei  ja  so  viel  als  dovXevBiv.  Oppositio  affert  lucem  et  ostcn- 
äü  verum  esse : 


10      Th.  Gomperz,  Die  Br&chstücke  g.  T.  etc.,  ang.  v.  W.  Hartel 

5  (tovg  &(ovs  (S^ß)ovta  TtSv  niXag  xXveiv. 
„Der  Hauptsache  nach  sicherlich  richtig"  bemerkt  Gomperz.  „Die 
Aufdeckung  dieser  Verderbnis  ist  ein  Verdienst ,  an  dem  zu  mäkeln 
uns  nicht  entfernt  in  den  Sinn  kommt.  Doch  scheint  uns  die  Heilung 
des  Uebels  bei  weitem  nicht  so  wol  gegluckt,  wie  seine  Erkenntnis. 
Ist  es  denn  räthlich ,  von  der  ^Lflckentheorie'  einen  so  umfassenden 
Gebrauch  zu  machen  und  müssen  wir  einem  Sophokles  das  Gewand 
seiner  Bede  so  knapp  und  kärglich  zumessen?  Wie  wenn  der  Dichter 
geschrieben  hätte : 

rj  &€ov  vofuovg  atoCorra  rwi'  n^Xag  xXviiv'*  ? 
Keiner  der  beiden  Versuche  verbessert  die  Worte  des  Dichters ,  der 
vollkommener  kaum  reden  und  mit  so  unscheinbarem  Mittel  nicht 
wirkungsvoller  den  Ton  eindringender  üeberredung  charakterisieren 
konnte.  Das  unscheinbare  Mittel  ist  hier  die  Tautologie,  welche 
Cobet  mit  unerbittlicher  Wuth  allenthalben  —  die  'Texte  der  Redner 
wissen  davon  zu  erzählen  —  verfolgt,  unter  Umständen  vielleicht 
ein  Fehler ,  aber  wo  sie  zu  etwas  nutz  ist ,  eine  Schönheit.  Und  das 
scheint  hier  dei*  Fall  zu  sein,  dovkor  ovra  TiXvetv  besagt  mehr  als 
das  einfache  xiteiv,  es  ist  eine  Verstärkung  des  Begriffes  der  Ab- 
hängigkeit, die  dann  au  ihrem  Platze  war,  wenn  es  galt,  in  der  Seele 
eines  Anderen  schüchterne  Zaghaftigkeit  zu  bannen  und  den  Math 
zu  wecken  y.ai  dvaaeßovvza  tojv  Evavziuyv  y^gaTeiv.  Ja  es  war 
dann  zugleich  klug  an  die  Verletzun&r  des  Gesetzes  nicht  zu  viel, 
nicht  zweimal ,  nicht  mehr  als  nöthig,  mit  einem  entschuldigenden 
xai  d.  h.  wenn  es  sein  muss,  im  äussersten  Falle,  zu  erinnern.  End- 
lich wäre  das  ein  Interpolator  von  ausserordentlicher  Feinheit ,  den 
wir  das  an  den  Egoismus  appellierende  avrov  verdankten.  Ich  glaube, 
oppositio  äff  ort  luccm  et  ostendit  falsum  esse : 

rj  Tovg  -d-eoug  a^ßovra  rdiv  n^Xug  xXvuv, 

Unser  Fragment  stammt  aus  den  Aleaden  des  Sophokles,  einem 
Stücke,  in  welchem  Telephos  der  uneheliche  Sohn  der  verstossenen 
Königstochter  und  des  Herakles  den  Thron  des  Grossvaters  im  Kampfe 
gegen  dessen  Söhne  gewinnt.  Denken  wir  ans  die  obigen  Worte  im 
Munde  der  Mutter  oder  eines  Freundes ,  der  den  unentschlossenen 
Jüngling  stachelt ,  die  ihm  nach  dem  Orakel  gebührende  Herrschaft 
zu  reclamieren,  so  erhellt  vollends  das  Treffende  der  beziehungsreichen 
Worte,  (üeber  das  Stück  und  seinen  Inhalt  vgl.  Welcker  Gr.  Trag. 
I,  406  und  Fr.  Vater,  die  Aleaden  des  Sophokles  Beriin  1835.) 

In  scharfsinnigerweise  erkläi*t  Gomperz  S.  36  das  Fragment  527 
aus  Sophokles'  Tragödie  Tereus ,  Verse ,  welche  vermuthlich  Hermes 
gegen  den  Schluss  des  Stückes  sprach ,  nachdem  Prokne ,  um  die  an 
ihrer  Schwester  Philomela  begangene  Frevelthat  ihres  Gemahls 
Tereus  zu  rächen,  diesem  ihr  Kind  zum  Mahle  vorgesetzt  hatte  (vgl. 
Welcker  Gr.  Trag.  I,  383  nicht  363): 

naxiq  ya^  iv  xaxotai  ^vfitod-iig  ßgonav 
juitTCov  n^oaitnxH  xrig  voaov  to  waq^axov, 
ittTQog  iöTiv  ovx  ^ni^XfifAtav  xaxtav. 


Gpmpers,  Dw  öruehstficJte  g.  T*  etc.,  angi  v,   lf\  Harte!.       17 

CdM  bblta  «lle  Worte  tfa^^OTcnv  ^hIlov  iT-g  yoaov  nicbt  Ter- 
■Irtdini  XÖ^f*y  vnrsrAgrh lagen  und  xaxiL»»'  in  %ix^^^  geändert.  Was 
dikti  k^nv  t  au  Trivialität  nichts  zu  wünj^cben  tibiig,  ja 

Ü  iil  80  Wf :  [  mit  dem  tragischen  Stil ,  als  wenn  wir  etwa 

agti6B«  'wer  im  Cnglnck  eiue  Arznei  verordnet,  die  schlimmer  ist  als 
fii  KraaiLbeit»  ist  ein  Quacksalber'  oder  meinetwegen  etwas  vor* 
Btlaiiir  Versteht  sein  Metier  nicht.'  Gomperz  erblickt  in  quQfiayiOP 
ptS^  t^  voaov  *ein  Heilmittel  von  heftigerer  eingreifenderer  Wirk- 
mikilt  iXs  di9  Kmukheit  selbst.  Und  dass  es  nur  von  der  Grösse 
ttr  Oftbc  ob  ein  Mittel  heilbringend  oder  zerstörend  wirkt, 

^  is  tia«  «tder   ein  Gift  ist,    wem   brauchte  man  das  zu 

■fMiT  Wie  ich  glaube»  richtig,  indem  ich  nur  den  Gedanken  an  die 
flMsM  der  DüSts  ferngehalten  sehen  möchte,  der  freilich^  so  lange 
dir  Artikvl  to  (fa^^tanov  an  ein  bestimmtes  Heilmittel  oder  das  Heil- 
mMl  üwsf  bestimmten  vorschwebenden  Krankheit  zu  denken  zwingt, 
nidil  wird  abgewiesen  werden  kennen.  Daran  nahm  meines  Wissens 
XitmmA  A  'leichwol  zweifle  ich  nicht,  dass  eine  allgemeinere 

IknuDg  h  '  I  am  PlaUe  ist  Ver  im  Unglück  vom  Zorn  über- 

lAimi  OACh  irgend  einem  Mittel  greift^  das  sich  wirksamer  er- 

Est  al«  die  Krankheit  vorlangt,  oder  vertrügt' ,  also  dass  tt  statt  ro 
ftlirttbcii  ist.  Und  in  diesem  Sinne  ßnden  wir  ftiyag  als  Epitheton 
i  fifftaxar  z.  B.  Euriiiides  HeracL  595 


IM  yn^  Mitritt* 
xnjfwr  uiyitffov  tftiouaxov  roufiam. 


beit^dieiider  Weise  behandelt  Gomperz  den  folgenden  Vers,  wo 
DQO  weiteren  Schaden  diagnosticiert  hat;  er  wendet  das  ge- 
lUttel  an ,  indem  er  von  koäiüv  nur  einen  Buchstaben  tilgt 

fntgoi  töTtr  orjf  iTiiütjjftOir  cijetur, 

od  doch  tniiss  ich  fürchten,  ein  quQfiaxor  ^ultoy  it^^  v6aoi\  Der 
aof  iiimm  Wege  gewonnene  Satz  ist  zwar  sehr  richtig,  aber  er  sieht 
4ir  Ci^t'nchen  Restitution  zu  ähnlich,  um  nicht  wie  diese  recht  ge- 
vAk&Ddi  XQ  sein*  Und  kam  es  in  dem  muthmass liehen  Zusammen- 
hftif«  iD  welc^ien  unsere  Verse  gehijrt^n  »  darauf  an,  i^ber  das  tiof- 
«ioaift  Tb«ma,  dass  wer  zu  starke  Medicameute  verabreicht,  in  der 
PlarMkolugie  schlecht  bewandert  sei,  zu  philosophieren?  Und  bot 
4ie  Qnliellfolle  Heilung  der  von  leidenschaftlicher  Rache  fortgerisse- 
'  "  ^*-   --i^i,  widcho  das  vorhandene  Elend  zehnfach  gemehrt,  nicht 

II  der  Betrachtung  Veranlassung,  dass  wer  so  verfahrt  nichts 
Us  rf]L'lt>]<s  eigenthümlicher  Nator  und  die  Tragweite 

riJüriKin  fii  Sit  Oberlegt,  ein  schlechter  Diagnostiker  und 
IhicrmpetMi  lugleich?  Düiiq,  wie  anderswo  Sophokles  dai-über  sagt: 

iwrttviht  pii%*  rot  nnvtit  ttlv^imittav  voail 
mn^Oi^  ofttr  (P^ltüot  iila^tn  xttxti, 

Auf  dj«  '  n,  dass  die  Znl&ssigkeit  eines  gelinden  Mittels 

WK  m  l^khi  Mhes  Vertrauen  in  seine  Sicherheit  erzeugt^ 

afchl«  ich  %B  wagen  mit  der  Aenderung  eines  Bachst^tbeua  einem 


Uli  t  i. 


O/ms*  iSTg,    L  Ben, 


18       Th,  Qompere,  Die  Bruchstücke  g.  T.  etc.,  ang.  v.  W,  Hartek 

vielbehandelten  Vers  —  wie  Gomperz  S.  26  nachweist ,  hat  Cobet 
viermal  denselben  unter  Händen  gehabt  —  aufzuhelfen,  der  so  über« 
liefert  wird,  Soph.  frg.  364: 

ovToir  Ttod-*  ijl^ii  Tfth'  iixQUtv  tcviv  novov 

Otto  Schneider  schrieb  axpei ,  das  Gomperz  der  gewaltsamen  Aende- 
rung  ovde  nox  icpl^ei  voi-zieht ,  indem  er  Cobets  immer  von  neuem 
eingeschärftes  Machtgebot:  ad  summa  pervenire  non  dicitur  räv 
aytQwv  ccTtread^ai  aut  xfjaveiv  sed  ecpiyJa&ai,  nicht  respectiert.  Ich 
vermuthe  also  ov  7t  ol  statt  <wtoi  und  lasse  von  dem  indefiniten 
Ttol  den  Genitiv  twv  aycQCJv  abhängen.  Da  der  Vers  aus  einem  Zu- 
sammenhang gerissen  ist ,  den  wir  nicht  kennen ,  enthalte  ich  mich 
der  weiteren  Aenderung  rj^eig.  Ein  Zweifel  bleibt,  und  vielleicht 
werden  andere  ihn  zu  beheben  oder  zu  verstärken  durch  diese  Mit- 
theilung  veranlasst  werden.  Für  den  von  dem  indefiniten  noi  ab- 
hängigen Genitiv  bietet  Passow  ein  einziges  Beispiel,  nämlich  Xeno- 
phon  Hell.  II,  3,  44  x(x^^ov  av  rffBia&ai  elvai  y.al  ro  inißatveiv 
noL  T^g  X^Q^^y  ^i®  *^^®  Codices  bis  auf  Fiesen,  der  Tti  in  ri  ver- 
besserte, und  wofür  Dindorf  ttov  herstellte,  das  in  solcher  Art  öfter 
verwendet  wii'd  (vgl.  Xen.  Kyr.  VI  1 ,  42 ,  Demosthenes  Rg  Arist« 
§  216,  S.  692,  14  xaV  z^g  dllorglag  nov  laßtj), 

S.  39  vertheidigt  Gompei-z  mit  vollem  Recht  Nauck  gegen  die 
unbegreifliche  Cobet'sche  Auffassung  des  Soph.  frg.  640 

ßX^qttQtt  x^xXrfTtti  y    tag  xanijltfov  ^itgai 

Kui"2  und  treffend  hatte  jener  bemerkt :  Verha  (jjg  yan^ijXelov  &vqcu 
comici  poetae  esse  suspicor,  Sophocles  quid  dixisse  videatur,  saga^ 
ciores  velim  exquirant.  Cobet  glaubt,  was  von  ihm  Brunck  ver- 
muthet,  dass  der  Vers  aus  dem  Satyrdrama  Phineus  stamme:  in  dra- 
mate  satyrico  et  re  ludrica  poeta  suo  iure  sie  iocatus  est.  Da  nun 
aber  PoUux  VII  193  den  Vers  ausdrücklich  anführt  als  ro  xioftijh' 
doiftievov  h  2oq>oxleovg  (Divei^  so  soll  nicht  der  mitgotheilte  Vers 
der  parodierte  sein,  sondern  etwa 

To  rov  2oif)OxXiovq  tag  xanriXefov  &vQa. 
denn  non  raro  ad  tragicorum  locos  veteres  adscripserunt  Tuofitfi^ 
düxai  vel  xeKWfi(itdt]TaL  6  arixog.  Man  sieht  wie  gewaltsam  diese 
ganze  Annahme  ist  und  auch  wie  oberfiächlich ,  indem  Cobet  eine 
selbstgeschaffene  Schwierigkeit  nicht  zu  beheben  sucht,  nicht  zu  be- 
merken scheint.  Wer  den  Vers  für  Sophokleisch  hält,  muss  zeigen, 
worauf  der  Vergleich  beruht,  worin  der  Verschluss  der  beiden  Augen- 
lider mit  den  beiden  Flügeln  der  Thüre  oder  mit  der  Thür  einer 
Krämerbude  —  denn  nach  Cobet  muss  es  Stqu  heissen  —  Aehn- 
lichkeit  habe.  Er  muss  wenigstens  andeuten  können,  was  der  Komiker 
hinzuthun  konnte,  um  den  Vergleich  noch  drolliger  zu  machen;  denn 
sein  TO  tov  2oq)oxleovg  ist  doch  keine  Parodie.  —  Die  eigentliche 
Aufgabe,  welche  der  Vei-s  der  philologischen  Behandlung  stellt,  ist 
zu  finden  was  Sophokles  schrieb  und  worauf  die  Parodie  beruht.  Wir 
werden  noch  einen  minder  gelungenen  Vergleich,  nach  einer  zum 


H.  Herwerden,  PbUrcbea  et  Lucianca,  ang,  v.  l  Hilberg. 

S)^    hfTir  -» len    Wen4ang    zu    suchet!    haben.     'Sophokles 

lOooi«  jf**-  I  babeii'  hftraerkt  Goipperz  S.  39  ^ßX^'tfOQa  x^'jclg- 

fOi  mfS^  vjg  Aidoi  mlctt,  was  freilich  frostig  genti^'  wäre; 
ükki  eb*n  danitn  lud  es  tm  Parodie  ein/  Allein  es  ist  nicht  bekannt» 
tarn  d»>  Thore  der  Hades  durch  einen  festen  oder  lockeren  oder  durch 
«■#11  b^<itidereu  Verschluss  sich  auszeic.htioten.  Mein  jnn^er  Freund 
Kmri  Halxittgnr ,  welcher  in  einer  scharfü^innigen  Untersuchung  de 
lerAofUMi  tnsu  apud  Arisiophanem  (Wien  1876)  sich  als  feinsin- 
tiff«  SfHLrer  ÄTistophaui scher  Wortwitze  bewfihrt,  theilte  mir  die 
TmrallMig'  mit,  da;ss  Sophokles  in  einer  schwachen  Stunde  ge- 
■rkriKliaa  haben  oi6cbte 

\ltixt  dw^'  ^iich  von  dno  ^  wegen  der  Sonne,  das  ist  g&gen 

L  S.  f|rl  '  ^,  17,  8,  Köhnor  AG.  II  S.  397  Z.  1^  woraus 

dsm  ^r  den  Kalauer  machte  wg  xant^Xunv  i^v^aiy  mit 

Itkht«^:  ing,  indem  im  vergröberten  Dialect  {p  wie  ri  und  €i 

wtf  <  C'»^!' rochen  wurde.  Was  aber  soll  x?  Dasselbe  liesse  sich  als 
|impMM:h<.'H  Zeichen  für  einen  zwischen  x  ^^^  ^^^  spiritus  asper  in 
Iff  mtte  liegenden  Laut  ansehen,  so  dass  xcr/njAiot  aus  aqp'  tjXiOv 
tetb  UiBspringen  des  Hauches  geworden  wäre.  Dialektisch  kam  ja 
Mtttttlkb  X  feinem  spiritus  hie  und  da  gleich. 


Wiön, 


Wilhelm  Hartel 


Ptilirciiea  et  Lncianea  cum  nova  Marciani  codicis  coUatione. 

Sertnit  Hcjiricus  rnn   Herwerden.    Trajecti  ad  Uhenum,  apud  J, 
L»  &^)«if  ld77.  Caput  priuiam:  emendantur  Plutarcln  Morulia, 

Bin  neuÄS  Buch  von  Herwerden  über  einou  so  vernachlässig^ten 
Hill  dar  griechischen  Literatur,  wie  es  Plutarch's  Moralia  i^iud, 
•W  nicht  verfehlen ,  hohe  Erwartungen  zu  erregen.  Welche  Fülle 
f%a  fktt  durchweg  in  wt'nigen  Worten  hingeworfenen  Conjecturen 
iitaif  diefen  46 Grossoctavseiten  aufgehäuft!  Mit  Bewunderung  nahm 
M  dti  Buch  zur  Hand,  enttäuscht,  ja  entrüstet  legte  ich  es  weg, 
licMii  ieb  e«  gele^n.  Wekhe  Hülfsmittel  hat  Herwerden  ausser 
MiifS  SebariVinn  *  Ouebner's  Ausgabe,  sonst  gar  nichte. 

fr  Ihst  gti^igt,  dass  ti  ift,  ein  Buch  Qber  Plutarch  zu  sclirei« 

hm^  tbiw»  Wjrtt^nbuchR  ,  Horcher 's  Leistungen  zu  kennen, 

war  difi  Folge  dicsv.  .  ..liu-eus?  Herwerden  hat  unzählige 
Uopl  Gefundenes  nochmals  aufgetischt,  und  hie  und  da  pa»* 
I  tkiD  auch .  dass  er  Druckfehler  der  Duebner'schen  Ausgabe 
ftr  femdsdtrifUiche  Lesarten  hielt.  Da  ferner  in  der  Duebner^scheu 
Avgate  die  paginae  und  üterae  der  Pariser  Ausgabe  voj»  1624, 
iKii  wtlcben  man  die  Moralia  allenthalben  zu  eitleren  pflegt,  nicht 
tm  iutrfii  Kaiide  angemerkt  sind,  wie  dies  Wyttenbach  weislich 
IM,  fMidem  oben«  so  sind  die  Stellenangaben  bei  Herwerden  zur 
Tcmrefflufig  de«  Lesers  unter  zehn  F&Üen  neunmal  falsch.   Sehern 


20      H,  Herwerden,  Plutarchea  et  Locianea,  ang.  v.  i.  Büberg. 

wir  Zunächst,  wie  viel  fremde  Waare  unter  Herwerden's  Firma  auf 
den  Markt  gebracht  wird. 

P.  3  D  (lies  C)  V7ti%eiv]  enix^tv.  Vgl.  Hutten's  Anm.  z.  d. 
St.:  „Turnebus  inex^iv.  Nee  hoc  rejiciendum  censet  Heusingems.'' 

—  P.  6  F  (lies  E)  di]]  6Av.  Steht  bei  Hercher  im  Text.  —  P.  14  B 
toi]  TL,  Steht  bei  Hercher  im  Text.  Wyttenbach  z.  d.  St. :  ^ti  habent 
Aid.  Bas.  Xyl.  C.  D.  Harl.  Colleg.  Nov.  Mose.  2.  Flor."  —  P.  58  B 
'iTLaviig]  xaic3g.  Steht  bei  Hercher  im  Text.  —  P.  64  C  „supple 
TOVviaTc  (xat)  q)il(i)  xai  [htj  (jp/Arj^."  Gewiss,  aber  das  xal  steht 
in  allen  Ausgaben  ausser  der  Duebner 'sehen,  wo  es  der  Setzer  ausge- 
lassen hat.  —  P.  71  D  (lies  C)  iTtatTjCev]  „Ex  ipsis  sequentibns 
7TQ0Gfp€Qeiv  TCtQ  xuQaQ  tam  liquide  constat  Plutarchum  dedisse 
knaiaev  vel  iTtaTa^ev ,  ut  vix  credam  me  primum  hac  de  re 
monere."  Damit  Herwerden  sich  beruhige,  verweise  ich  ihn  auf  Her- 
cher*8  Ausgabe,  wo  hcava^ev  im  Text  steht,  und  auf  Wyttenbach 
z.  d.  St.,  welcher  inaza^ev  aus  dem  Codex  Parisinus  1956  anführt. 

—  P.  96  E  (lies  D)  awdiovrag]  avvdovvrag.  Steht  so  bei  Hercher. 

—  P.  89  E  Tivogli  Tig.  Hat  Hercher  nach  seiner  eigenen  Conjectur 
aufgenommen.  —  P.  104  D  azvxeiv  ovdev]  ovdev  aTvxsiv.  Ist 
ßeiske*s  Conjectur  und  von  Hütten  und  Hercher  aufgenommen.  — 
P.  108  A  (lies  107  F)  6  vnog  tov  d^avazov]  „Sua  redde  interpreti.* 
Das  hat  schon  Doehner  gethan  und  Hercher  ist  ihm  darin  mit  Recht 
gefolgt.  —  P.  114  D  ßiovl  fiUTOv.  Hat  Hercher  nach  eigener  Con- 
jectur in  den  Text  gesetzt.  —  P.  118  D  Jtj^ioa&ivr]  tov  l4&rjva7ov} 
{JIsQi^ea  xal  Sevocfwvva  xai)  JrjiAoa^evt]  zovg  lid-rjvaiovg. 
Genau  dasselbe  vermuthet  Hercher  z.  d.  St.,  wo  auch  Hertlein's  ähn- 
liche Conjectur  angeführt  ist.  —  P.  135  C  x^^jCav]  adt^av.  Vgl. 
Hütten  z.  d.  St.:  ^An  forte  legit  (TwCav?«  —  P.'l49  C  (lies  B)  to- 
Tcoydioiag^  „e  codd.  repone  roiti^  xhalag.*'  Geschah  bereits  anno 
domini  1796  von  Johann  Georg  Hütten  und  dann  wieder  1872  von 
Hercher.  —  P.  149  D  (lies  C)  xat]  „Dele  insanam  copulam,  quae 
pervertit  sententiam."  Das  xal  fehlt  in  Hercher*s  Text.  —  P.  149  D 
TQOTtaioig]  dnorcoonaioig.  Hat  Hercher  im  Text.  Vgl.  Wyttenbach 
z.  d.  St. :  ^TQOTtaioig  antiquum  est  pro  anozQonaioig ,  quod  idcirco 
non  opus  hie  reponere  cum  Vulc.  Anon.  Mez.  Salm.  Beisk.^  — 
P.  152  E  (lies  F)  xo  vor  ßlaßegiovarov  einzuschieben  und  elndv 
zu  streichen.  Beides  hat  schon  Hercher  in  seiner  Ausgabe  gethan. 

—  P.  156  A  nkeiov]  nXeiOTOv.  Steht  bei  Hercher  im  Text.  — 
P.  163  D  TOvTOv]  TOVTOv  oder  rovzov  avrov.  Wyttenbach's  Anm. 
z.  d.  St.  belehrt  uns ,  dass  Turnebus  tovtov  am  Band  seines  Exem- 
plares  der  Aldina  angemerkt  hat.  —  P.  241  (14)  iv  Y€Xol(if']  inl 
T\  ysloiq).  Dasselbe  nur  ohne  den  Artikel  vermuthete  schon  Stepha- 
nus.  —  P.  248  A  (lies  247 F)  o^iov  [naQTiQOvaav]  ofiwg  ovf^ifiaqvv^ 
Qovaav.  Vgl.  Wyttenbach  z.  d.  St. :  „O/uoO]  Corrigendum  Ofniog  cum 
Mez."  —  P.  253  A  TTQoaek&äiv]  TrQoek&elv.  Aber  nQoaeX^aiv 
ist  blos  ein  Druckfehler,  welcher  sich  aus  der  Hutten'schen  Aus- 
gabe in  die  Duebner^sche  fortgepflanzt  hat.  —  P.  292  F  (lies  E)  rb 


JET.  ff^rweräm,  Pltitarcbea  et  Lucianea^  aog.  y.  L  Eüberg.      21 

ipvmip]  Twro  ya^  h'vofiov.    Vgl.  Hütten  2.   d.  St.:  „Ego 
pUri  de  twofiov  —  hoc  omni  legö  fiiit  constitDtmn  et  inde  a 
QUi  momom  accepttim.  Sed  uondum  mihi  ipsa  satisfacio/  — 
K  301   E  (44  init.)^  ctto]  mo.    Wyitcnbach  z.   d.   St.  :    ,  Forte 
iQlftndam   iB  tvro.*  —  P,  34**  C  (7)  vfjXOtahxyTOti  vaoi 
_  tot.   Eine  treffliche  Verbesseraog  von  —  Bryanus,   — 

,li  TidnJ»  corrige  vittiootKot  pro  v6(op  olxoi,''  Dies  haben  bereits 
CluilittS  B^faetos  Meiiriacus  und  Reiske  gethan,  --  P.  352  C 
{fft|^  4  init.):  «SQpple  vi  fdy  (7^^)  oid^  tiliüg  q^qovziCotmv 
n€^i  Tovtiav  ©t  post  pauca  y^Xdiov  ow  {ay)  ijr.**  Das 
thateti  scLou  Meziriac  und  ßeiske,  das  Letztere  Samuel 
—  P.  35S  A  (cap.  5)  Ttfiiß  tifiaiv.  Fand  schon  Eeiske,  der 
■ipntTi  auch  an  h  ttftfj  dachte,  —  P.  355  A  (c.  10  extr«)  loe:] 
o^rrtig  ttg  ov^or,  oy.  Fast  ebenso  schon  Markland :  atpirreg  €ig 
füir  SrJ^oi» .  op,  —  P.  356  C  aiivvzag]  avnojitoiag.  Ebenso  Mezi- 
RW!,  Markland,  Squire,  Wyttenbach."—  K  372  C  (e.  52)  ttJ^el 
fHft  kt  eine  Vennuthung  von  Squire.  —  P.  374  F  (lies  375  A)» 
C  ^  ir  dixatt}avvfß  yi^vaiv^og  j  av  cvi*^>  Stimmt  im  Wesent- 
ie^o  lilierein  mit  Wyttenbach's  Conjoctur:  '^Tvatxog  1}  ovCff.  — 
F,  378  F  <c.  70  init.)  dva)'y.aia  Kai  ^uydla]  ^teyoka  xai  dra/KOia, 
Sdiekoo  R^skd.  —  P.  384  B  hinter  ftaXaKuxov  einzuschieben  or, 
Ttat  seJmi  Beiske.  —  P.  387  F  (c.  7  extr.)  öi  fuD.uv]  c)*  IiuAAök 
1  »clioD  Reiske.  —  P.  403  A  (lies  B) ,  c.  19  init.  hinter  Iv* 
ra  tinicßchiebcn  x^y/(r|«5i'  iaiiir.  Dasselbe  that  ßeiske,  nur 
w  aidait€v  statt  Yo^uv  schrieb.  Wyttenbach  bemerkt:  „Deest 
'  ab  ultimis  illius  adverbii  (nämlich  yxtraloyaStjv) 
rii  videtun"  —  „Mox  cL  Thuc,  I,  IIB  suppleverim: 
/ata  (pro  xai)  XQatog  (^Ttnlitiovatvy^  Genau  so 
-  P.  410  C  (c.  2  eitr.)  l'reQoy]  iai€Qoy.  So  schon 
Hn».  —  P.  458  E  ig^tiSattM  igoa^difpf^  wie  schon  Salma- 
— *-'M^b.  —  P.  4»iS  E  (c.  7)  öideinotig]  ^In  vocabuli  nionstro 

diöatxdm:  nee  dBÖ^ixozig^  propalam  est Non 

it  quam //6/tif0i;)coT€(;/ Nun  denn,  jeD0s 

^  ^  ist  nichts  mehr  und  nichts  weniger 

wior'schen  Auegabe.    Die  Handschriften 

Apparat  zu  trauen  ist«  sämmtlich  d^dor- 

—  P.  50.1  D,  c,  5  (lies  4)  init.  6fi6otoixog\  ofiotoixog.   Ist 

wi«t.  LwmfeUo^  richtige  Verbesserung  von  —  Meziriac.  —  P.  509  F 

ic  14)  fufrplet  u^inlAyf/aey  ug  ilym  {rwy)hQoavXwy,   Abermals 

•Ui  ß»itr«ip  «um  Druckfehlerverzeichnis  der  Duebner*scheu  Ausgabe. 

^  P.  &20  A  k\  U»)   T^oarah^]  nqoGüxmr^.   Ist  von  Reiske,  — 

A  I  s^iiv  £}g  dvaaxofiii'ovg}  n,  aq^äg  a.  Ich 

I  lii#r  hsel,  das  ich  nicht  zu  lösen  vermag.    Jenes 

feikt  lücb  absolut  nirgends,  auch   nicht  in  meinem 

^Urdt^i  L  uc.ijer'achen  Ausgabe.  Wie  es  scheint,  bat  die  Dueb- 

Am^mbe  neb^n  ihren  sonstigen  Vorzügen  auch  noch  den, 

dit  tinxeltien   Exemplare  verschiedene   Lesarten  bieten,   — 


22      B.,  Hertoerden,  Plutarchea  et  Lucianea,  ang.  t.  I.  Hüberg.  » 

P.  583  B  (c.  18)  rj]  d  de  firj.  Ebenso  Xylander,  Beiske,  WytUi-  V 
bach ,  Hütten.  —  P.  586  D  (lies  589  D)  **  ovzwv]  „Locum  male  i^] 
babitnm  et  peias  correctum  (scripto  x6yT(av  pro  ovzwv)  soepitare  «i 
mihi  contigit  commode  recordato  locnm  ex  Aeneae  commentario  poli-  -l 
orcetico  cap.  37  §.  5  (ed  Hercher)  sie  scriboDtis.^  Folgt  die  Steile  in  :\ 
extenso.  Und  zu  welchem  Resultat  gelangt  nun  Herwerden  nach  die-  v 
ser  von  Siegesfreude  überquellenden  Ankündigung?  Es  sei  zu  schrei-  % 
ben  VTiOQVTtovTwv  oder  vnovo/aevovTOßv  oder  lASzaklevovTüfP.  ^ 
Aber  ein  Blick  in  Reiske's  Ausgabe,  8.  Band,  S.  329,  Ajom.  53  lehrt,  kü 
dass  Beiske  genau  vor  100  Jahren  dasselbe  Ei  gelegt  hat,  ohne  so  .; 
erschrecklich  zu  gackern.  Er  verweist  einfach  auf  Casaubonos  ad  ; 
Aeneae  Tacticum  p.  1807.  —  P.  589  F  (lies  E)  dm^XXoTLtail  j 
aTtrjilaxTO.  Ebenso  Beiske  und  Wyttenbach.  —  P.  609  A  (c.  4).  ^ 
Das  Citat  aus  Euripides'  Bacchen  hat  schon  Xylander  nachgewiesen» 

—  P.  684  A  (II,  1,  10,  §.  4)  fieradoGewc:]  vnod-eaecag.  Ebenso 
Meziriac.  —  P.  639  F  (II,  5,  1,  §.  6)  xaraßi^ßaa^vac]  Tiaraßia- 
a&fjvai.  Ebenso  Wyttenbach.  —  P.  640  D  (II,  6,  2,  §.  2)  oÜM&er 
ixdi^Qcxg]  ekawd-evra  Ix^ga.  Eine  schöne  Verbesserung  von  —  Hüt- 
ten. —  P.  643  D  (II,  10,  1,  §.  7)  dsinvip]  deiTcvov.  Ebenso  Vulco- 
bius  und  Beiske.  —  P.  659  A  (lies  B)  oliyov  dnodsrjg  elvai'l  oüi- 
yov  dnodet  a^ipig  slvai.  Ebenso  Beiske ,  nur  dass  er  noch  hinter 
dnodei  ein  tov  einschiebt.  —  P.  671  C  (IV,  6,  1,  §.  1)  näv]  näai. 
Ebenso  Beiske.  —  P.  693  A  (VI,  7,  2,  §.  5)  cJ'  eupQaivovreg]  di 
qfaidQvvcmeg.  Ebenso  Beiske  und  Wyttenbach.  —  P.  694  B  (lies 
A),  VI,  8,  1,  §.  3  ßovhfxov]  ßoih^iov  hf.iOv.  Dass  h.^6v  fehle, 
sah  schon  Stephanus,  nur  vermuthete  er  den  Ausfall  hinter  dr^^oaiov. 

—  P.  712  A  (VII,  8,  3,  §.  6)  cfV  hinter  rt  einzuschieben.  That 
schon  Beiske.  —  P.  722  D  (VIII,  3,  5  init.)  d^eioQijtci]  d&etiQriTa 
schon  Beiske.  —  P.  749  D  (c.  2  §.  1)  knade]  ena&i  ti.  Ebenso 
Wyttenbach.  —  P.  750  E  (lies  F),  c.  4,  §.  8  eQwzixcoTeQOv]  igtari' 
7LWT€Qog.  Selbstverständlich  wieder  nur  ein  Druckfehler  der  Dueb* 
ner*8chen  Ausgabe.  —  P.  752  F  (lies  E),  c.  7  init.  yvvai^lv  cv 
iQaaTrjv]  Madvig,  adv.  crit.  1,  658  vermuthete  yvvai^lv  ievai  i^a- 
OTrjv,  Herwerden  ywaiSlv  elvai  iQaCTrjV.  Madvig  sagt  an  der  an- 
geftihrten  Stelle ,  das  a  v  stehe  in  den  Handschriften  und  fehle  blos 
in  den  Ausgaben.  Aus  welcher  Quelle  Madvig  seine  Kenntnis  geschöpft 
haben  mag,  weiss  der  Himmel.  Die  Herausgeber  wissen  von  einem 
handschriftlich  überlieferten  av  nichts  zu  melden.  —  P.  764  £  ai- 
raa^ca]  xeiaOat.  Ebenso  Wyttenbach.  —  P.  769  B  (23  §.  9)  ywai- 
xct  y]  ywatnelwv.  Ist  eine  Conjectur  von  Meziriac,  welche  Wytten- 
bach und  Hütten  in  den  Text  aufgenommen  haben.  —  P.  772  F  (II, 
§.  8).  Dass  mit  ht^Awiiaoev  ein  neuer  Satz  beginnt,  sah  schon  Xy- 
lander. —  P.  833  B  (§.  12)  ov  vor  KQoctlvog  auch  von  Taylor» 
Amyot  und  Meziriac  eingeschoben.  —  P.  861  A  (23,  §.  7)  ixTtOfi- 
Ttijg]  in  ixTOuy  innofunfjg.  Herwerden  weiss  offenbar  nicht,  dass 
alle  Ausgaben  von  Stephanus  bis  auf  Wyttenbach  iyLzo/nijg  bieten. 
Ei-st  Wyttenbach  brachte  ixno^inijg  wieder  in  den  Text.  —  P.  862 


riittftrcliet  et  Lucknea,  attg,  v.  L  Hüberg,      t% 

¥(lkH  E)»  27.  8*  4.  Dafls  i^s*  hmt^gr  (pi^ah  eitjznjrchiebeö  sei,  ver- 
■irtMt  «ühün  VVjtteubach.  —  P.  867  K  (lieg  D).  34  §.  4  nf^ie- 
icxd<J^4$l  n<^i4^^^i're^\  Bereits  von  Eeiske  und  Wyttenbach  vor- 
fiiCliJaftii.  —  P-  870  B  (39  iait)  t/ieidrcti]  xanilm-arai  yer- 
i06b<»ii  Wyitenbach,  —  P.  871  B  (39  §.  14).  Dass  €>5aa»' 
Iton  661,  veimutbete  fichon  Wyttenbiich:  —  P.  216  A  il5)  d' 
tmr)  di  dl  WTrciiy schrieb  schon  Turtiebus  an  den  Band  seines  Exem- 
phfil  d*r  AldiDa.  —  P*  880  F  (I,  7,  §.  2)  au  schon  von  Reiske  und 
BlIteD  gt»6tnchen.  —  P,  950  C  (13  g.  6)  ta  Xoina  zwy  tgyuiy] 
f'  itTTfa  $tZ¥  f^aJUiW.  ^In  quu  emendatione  ^^/ri^a  debetur 
Madtigia,*  Füge  hiuxu:  „et  if^yalBifov  Wyttenbachjo.**  — 
F.  951  A  aitia]  (ui  jo'^i'.  Ist  blos  eine  verbesserte  AuÜage  von 
Xjlaiider'f  lUi  to,  —  P.  973  A  (liea  972  F),  c.  19  init  i^agtd^ul^] 
iia^foiw.  Aohnlich  schon  Eeiske  f^a^^^ftiUi^  und  Wyttenbach 
ijioyJ^gjF.  —  P.  995  A  ngtatac]  n^taiov.  Richtig,  denn  n^iot; 
iA  nr  ein  Druckfehler  der  Duebnor'sichen  Ausgabe,  —  P.  996  E 
(Uli  F),  II.  1,  §.  3  QvmQr^Qw^^y]  dvaiQ)]aoftty,  Das  Letztere  bieten 
dii  AQtgabeu  Tor  Stepbaiiu»  und  auch  die  Reiske'sche.  —  P.  998  B 
(0,4*  §*  1)  yii'Ofiivov  fJiTfiil  yivapLit^ov  ovuo  {avyt^lhe^).  Eine 
Oi^itctor,  die  Herwerden  sofort  zorQckziehen  wird,  wenn  er  er* 
dftta  yi¥üfA^¥0¥  nur  ein  Druckfehler  seiner  geliebten 
r'tcheo  Ausgabe  ist,  Dass  es  y^vo^i^vov  heissen  muss, 
Mttt  ftbrigrens  Herwerden  aus  der  gegenüberstehenden  lieber* 
«gnsiui  assueta**  ei-seheu  können*  —  P.  999  A  (cap.  B 
xi'^f^oi;i£it>r]  ni^otff^dmv,  lat  eine  Coiyectur  von  Stepha- 
\ —  P,  1074  D  (c.  30  extr.)  ttTixiav]  atonlav.  Kine  Con- 
Mwiriac's,  —  P.  1079  D  (c.^  3«  eitr.)  |tiijT€  iß  m  streichen, 
L  Amjfot.  —  P,  1087  F  dai^Q^g  vor  Oi  öt^rrnmi;  einzu- 
*  Thai  schon  Reiske.  —  P.  1088  A  oXia^dii  ulyrfiwv} 
üi^ihjfa  dl  y  i;doyr;*  Im  Wesentlichen  ilbereinstiuimend  mit 
TjtliBl»ciri}  Qhü^r^Qov  yug  rßoyr;.  — 'P,  1088  E  (lies  D)  yinaig] 
yinai^.  Ziemlich  identisch  mit  Reiske's  t]  tr^i;  i]6oyTjg  ydre- 
--  P.  1098  D  (c,  17  iüit)  hüXov]  oIop.  So  schon  Amyot,  Xy- 
MMiriac,  gebilligt  von  W^ttunbach,  —  P.  1099  D  (c.  17 
r.)     %*  '    <!*]    affitPiLOtat,    Herwerden  hat  einen   Druck* 

4i  t'^cheu  Aus|s(]ibo   schlecht   corrigiert.    Es   musa 

iraqayiCoiüi ,    wie   in   allen    andern  Ausgabeu    steht.  — 
UIO  K  (c.  7  extr.)  t  «♦  1  nt^lov.  Vgl  Wyttenbach  s  Anrn.  z. 
~  •:  »Anuot  Anon.  Mei,  Rei^k.  supplent  nt^loy.'*  Auch  Turnebas, 
»  kh  M8  Utttt#n*s  Anra.  x.  d.  St.  ergehe.  —  P.  1115  C  h]  i^c- 
Virmolhete  dchou  Reisku  und  fand  Wyttenbach's  BeifalL  — 
darauf  vjti^idtJv]  v:u^ti7tuv  üchon  Ueiske  und  Wyt- 
—  P,  1117  F  (c.  19  init.)  iQitndinj\  fgiiiaiS^vj  Meziriac, 
r»  Wyttenbacb.  —  K  1128  A  (lies  B)  d/ciar^ti/^arrcc] 
Ist  Leaart  eines  ciidex  Harleianus  (u*  5612).  — 
)  l>  (liia  C)  c,  7  init,  ifvmv]  if>Qaiy  schon  Reiske.  —  P^  1147 
pirtarrifViiy]    „Inaudiium    est  ducKtuvay  pro   «o   qaod 


24      H.  Herwerden,  t^lntarchea  et  Lnciane«,  ang.  v.  J.  Hüberg, 

omnes  dicebant  änoTeiveiv  Xoyovg.''  Allerdings  ist  jenes  Wort 
ein  inauditnm,  aber  nicht  dnoTsiveiv  sondern  kit&^TsivBiv  ist  zu 
lesen.  Denn  so  heisst  es  in  allen  Ausgaben  mit  Ausnahme  der 
Duebner'schen ,  deren  Setzer  und  Gorrectoren  es  offenbar  nicht 
über*8  Herz  biingen  konnten,  den  Abschluss  des  4.  Bandes  ohne 
Yerübung  eines  Druckfehlers  zu  feiern.  —  Ich  habe  die  Mühe 
nicht  gescheut,  das  obige,  wie  ich  glaube ,  vollständige  Verzeichnis 
aller  Stellen  in  Herwerden's  Buch  anzulegen,  welche  der  Käufer 
desselben  als  unnützen,  ja  unter  Umständen  selbst  gefährlichen 
Ballast  mit  in  Kauf  nehmen  muss.  Ich  habe  damit  einen  doppel- 
ten Zweck  verfolgt:  einerseits  wollte  ich  dem  Leser  die  Mühe 
ersparen,  alle  jene  Stellen  selbst  zu  tilgen,  andererseits  aber 
sollte  einmal  an  einem  recht  auffallenden  Beispiel  gezeigt  werden, 
wohin  es  führt,  wenn  man  bei  kritischen  Arbeiten  die  erstbeste 
Ausgabe  zur  Hand  nimmt  und,  ohne  rechts  oder  links  zu  schauen, 
blindlings  d'rauf  los  conjiciert.  Wer  sich  so  wenig  wie  Herwerden 
um  Piioritätsrechte  Anderer  kümmert ,  ist  natürlich  auch  nicht 
der  Mann  dazu,  die  in  diesem  Punct  von  Anderen  begangenen 
Sünden  aufzudecken.  So  schreibt  er  denn  auf  S.  2,  Z.  1  f.  anei* 
QiaQ  statt  anoqiag  „cum  Madvigio**  (advers.  crit.  1,  615),  wofüi* 
es  heissen  muss  „cum  Xylandro^.  S.  8  letzte  Zeile  heisst  es:  „In- 
finitivum  {nolef^eiv  statt  Troke^if^g)  recte  scriptori  restituit  Mad- 
vigius"  (adv.  crit.  1,  618).  Aber  noXafjäiv  ist  handschriftlich 
und  wurde  schon  von  ßeiske  gebilligt.  Vgl.  dessen  Ausgabe  6, 
284,  Anm.  39  und  Hütten  in  seiner  Ausgabe  7,  245,  Anm.  3. 
S.  12  wird  die  Verbesserung  vnoirzwg  statt  ovTwg  Madvig  (adv. 
crit.  1,  629)  vindiciert,  während  sie  von  Reiske  herrührt.  S.  22 
schreibt  Herwerden  die  Verbesserung  noxov  statt  tottov,  welche 
dem  stumpfsinnigsten  Leser  einfallen  muss ,  Cobot  zu ,  während  er 
mit  grösserem  Recht  Salmasius,  Amjot  und  Reiske  hätte  nennen 
können.  Auf  derselben  Seite  weiter  unten  heisst  es:  „articulus 
delendus  est  cum  Cobeto'',  wofür  zu  lesen  ist  „cum  Reiskio.*^  — 
Dass  Herwerden's  Plutarchea  mit  wahrhaft  sti'äflicher  Leichtfer- 
tigkeit gearbeitet  sind,  dürfte  aus  dem  Vorstehenden  sattsam  er- 
hellen. Die  Benützung  dieses  Buches  erfordert  die  grösste  Vor- 
sicht, aber  bei  allen  seinen  Mängeln  ist  es  doch  nicht  eine  blosse 
Vermehrung,  sondern  eine  wirkliche  Bereicherung  der  Plutarch- 
literatui-.  Die  nach  Ausscheiduug  des  fremden  Eigenthums  übrig 
bleibenden  Bemerkungen  Herwerden's  beweisen  fast  durchweg  ein 
feines  Sprachgefühl.  Man  wird  sehr  viel  Richtiges,  Blendendes 
freilich  nur  wenig  finden.  Für  das  Glanzstück  der  Sammlung  halte 
ich  die  S.  38  vorkommende  Verbesserung  der  Oratio  prima  de 
esu  carnium,  cap.  6  init.,  wo  aus  I6P6QN  {teQiojv)  KP6QN  {xQsdjv) 
gemacht  wird.  Ueber  Einzelues  lässt  sich  streiten.  So  möchte  ich 
z.  B.  p.  324  B  statt  KnloquovUov  nicht  mit  Her  werden  (S.  11) 
BaßihovUov,  sondern  mit  Bezug  auf  p.  323  F.  KaQxrjdoviiov 
lesen.  Eine  andere  von  Herwerden  besprochene  Plutarchstelle  giebt 


l§.  Prmnmer,  Coniclii  Taciti  Goimtnia,  ang.  f.  /,  Müller.       t5 

mä  ta  «tßer  Bcoierkuti^  Anlaßa,  welche  toemes  Erachtens  mehr 
Bock  fir  rUutiis  ah  für  Plutarch  von  Interesse  ist.  Unter  den 
lOtt  Benrerdcn  behandelten  Stellen  befindet  sich  nfimlich  auch  eines 
iir  WD  Plntarch  aufbewahrten  Apophtbegmata  des  älteren  Cato.  Es 
hiM  \,  19  —  Catonis  reliquiae  ed.  Jordan  p.  107  n.  59): 

:  'Aalnvg,  Wyttenbach  Xoyotg  xaXoJg)  IVa  /i^ 

Dil  Frage,  ob  jr^aSeai  xalatg  oder  XoyOig  KUMlmg  m 
hmm  «ftd  was  Oberhaupt  der  Sinn  des  Satzes  sei«  findet  sofort 
tkm  lAmuig  durch  Vergleichung  von  Plautus'  Triuummus  v.  320; 

IMneftkCta  benefäctis  aliis  p^rte^tto,  ne  p^rpltiant. 

ufft-nbar  ist  die  Plutsrchstelle  nur  ©ine  ungeschiclcte  Üeber- 
mUhc:?  iI<*?*  Plaut  US  Verses.  Die  Worte  ifjg  do^rfi  sind  eine  er- 
klliti.  torung  des  UeberseUers.   Herwerdeu's  (S.  8)  Zweifel 

IB  ün^  leit   theile   ich   nicht   Wie  kommt  nnn  aber  dieser 

be  Vers  tioter  die  Apophthegmata  Cato 's?  Der  BlOglieb- 
I,  dii^  XU  urkliren ,  giebt  es  gar  viele.  Mich  dünkt  es  das 
WakxKhetnlichste.  dsLns  Cato  diese  Sentenz  seines  berühmten  Zeit* 
fwmen  botonders  oft  ün  Munde  führte  und  dadurch  den  Samm- 
ln tman  Aussprt^che  Anlass  gab,  auch  diesen  Vers  unter  die 
IMIgtii  dicta  aufzunehmen. 

Wi^n,  Octobf^r  1Ä77  laidor  Hilberg. 


f  rr.-nlii  T;iciti  Germania,  f^r  den  Schulgebraaeh  erkllrt  von  I^nas 
FrAiniiu  r.  Profeasar  am  k.  k.  Josefstädter  Gynmaaium  in  Wien* 
WKtk  Alfred  Holder  1»7».  VIII  u.  70  a  8. 

Der  neue  Herausgeber  der  Germania  hat  sieh  den  Lesern  dieser 
UlKltrifl  Wreits  durch  lablreiche  Recensionen  von  Tacitusansgaben 
tkwtmm  frOodlichen  Kenner  dieses  Schriftstellers  bekannt  goniacht 
«aADcii  dtarrh  seinen  Antheil  au  der  grösseren  Vollendung  der  Aus* 
gate  AiHU»n»r  über  dmi  Beruf  aasgewiesen ,  selber  mit  einer  neuen 
tonmlreien.  Denn  gerade  tn  der  Besorgung  einer  Schulausgabe 
ii|«l4kKTi.>7woifel  eine  gute  Vorbereitung,  wenn  man  die  Leistungen 
Airfifi  tnmger»  Pi-tifung  unterwirft  ond  ihi^n  VorxOgen  und 

Mlirts  nacn^purt.  Geschieht  dies  zugleich,  wie  in  dem  vorliegenden 
i  8t«iem  Verkehre  mit  den  Schülern^  so  sind  alle  Vorbeding- 
fu  **!        '  1  den  Anforderungen  der 

vi«  df^  iile  entspricht.    Und  eine 

Ld^tin^  liegt  ana  m  der  Ausgabe  der  Germania  von  Pram- 

Kia«  knrxe  Einleitung  soll  die  Schüler  mit  dem  Verfasser  der 
ScAiift,  mmn  L^bensverhAltnissen ,  seiner  Schriflstellerei  überhaupt 
«a4  joi  der  Gonn&nia  selber  einigeimassen  bekannt  machen  und  aie 
filal  4itt  bol  der  Vorauasettung,  dass  der  Schüler  mit  der  Germania 


t6      Igr.  FramMTf  Cornelii  Taciti  Gennania,  ang.  y.  J.  MMer. 

in  die  Leetüre  des  Tacitns  zuerst  eingeführt  wird,  in  Yollkommeo 
genügender  Weise.  Trift  diese  Voraussetzung  nicht  zu,  so  wird  der 
Schüler  mit  dem  Inhalte  des  ersten  Theiles  der  Einleitung  schon  be- 
kaiint  sein  und  nur  der  zweite  Theil  noch  Interesse  für  ihn  haben. 

Dem  Texte  hat  Prammer  die  Becension  von  Müllenho£f  zu  Grunde 
gelegt,  war  aber ,  da  MüUenhoff  an  vielen  Stellen  die  Ceberlieferung 
allzu  engherzig  respectiert,  recht  oft  gezwungen  Aenderungen  Baum 
zu  geben,  worüber  ein  „kritischer  Anhangt  Bechenschaft  gibt. 
Vielleicht  hätte  er  sich  sein  Geschäft  vereinfacht ,  wenn  er  sich  der 
Ausgabe  Halms  angeschlossen  hätte. 

In  den  Anmerkungen  wird  der  Sprach-,  Sinn-  und  Sacherklärung 
gleiche  Aufmeiksamkeit  geschenkt,  überall  nur  das  Verständnis  des 
lateinischen  Textes  im  Auge  behalten ,  nirgends  durch  grössere  Aus- 
führlichkeit über  das  Bedürfnis  der  Schule  hinausgegangen.  Auf  die 
StUisierung  ist  grosse  Sorgfalt  verwendet  und  mit  Glück  ebenso  all- 
zugrosse  Knappheit  wie  Breite  vermieden.  Wir  können  daher  diese 
Ausgabe  der  Germania  allen  Schulmännern  auf's  wärmste  empfehlen» 
sie  zählt  zu  den  besten,  die  wir  besitzen  und  ist  vielleicht  unter  Allen 
die  brauchbarste  in  der  Schule.  Der  Herausgeber  stellt  seine  Ausgabe 
in  einen  gewissen  Gegensatz  zu  den  beiden  nächstneuesten  von  Schwel- 
zer-Sidler  und  Tücking  ^),  indem  er  die  sachliche  Erklärung  im  Ver- 
hältnis zu  Ersterem  beschränkt,  die  sprachliche  im  Verhältnis  zu 
Tücking  erweitert  und  vertieft  hat.  Letzteres  musste  geschehen ;  denn 
die  sprachliche  Erklärung  bewegt  sich  bei  Tücking  grossentheils  in 
blossen  Andeutungen,  oder  geht  in  Uebersetzungsproben  auf,  was  mit 
Becht  in  dieser  Zeitschrift  1874  S.  826  f.  auch  an  seiner  Ausgabe 
des  Livius  getadelt  worden  ist. 

Musste  aber  Prammer  in  der  sprachlichen  Erklärung  und  in 
der  Darlegung  der  Eigenthümlichkeiten  des  taciteischen  Sprachge- 
brauches weiter  ausgreifen  und  gründlicher  zu  Werke  gehen  als 
Tücking,  so  konnte,  wenn  die  Anmerkungen  nicht  in's  Masslose  an- 
wachsen sollten ,  die  sachliche  Erklärung ,  besonders  insoweit  sie  aus 
der  deutschen  Alterthumskunde  zu  schöpfen  hatte,  nicht  mit  der 
gleichen  Ausführlichkeit  behandelt  werden  wie  bei  Schweizer-Sidler. 
Und  sie  brauchte  es  auch  nach  unserer  Meinung  nicht;  für  auch  nur 
halbwegs  erschöpfende  Auseinandersetzungen  über  diese  Gegenstände 
ist  in  einer  Schulausgabe  kein  Platz.  Nur  das  zum  Verständnis  Noth- 
wendige  darf  geboten  und  dem  Lehrer  müssen  weitere  Ausführungen 
überlassen  werden. 

Damit  aber  unser  Ui*theil  über  die  neue  Ausgabe  der  Germania 
nicht  aus  oberflächlicher  Einsichtnahme  geschöpft  erscheinen  könne, 
auch  um  der  Aufforderung  des  Herausgebers,  die  er  am  Schlüsse  des 
Vorwortes  an  die  Fachgenossen  richtet,  nachzukommen,  wollen  wir 
im  Folgenden  das  bezeichnen,  was  uns  der  Verbesserung  zu  bedürfen 
scheint. 


*)  Die  Ausgabe  von  Baumstark,  Leipzig,  T.  0.  Waigel  1876  ist 
für  einen  anderen  Leserkreis  bestimmt. 


If»  Frommer^  Cornelii  Taciii  Gennania,  ang.  v.  /.  Müüer,      17 

Der  Herausgeber  ist  yernehmlich  bestrebt  auf  die  Eigenthüm- 

des  taciteischen  Spracbgebraucbes  dadurch  aufmerksam 

fli  macbeDy  dass  er,  wo  sich  Anlass  dazu  bietet,  die  Differenzen  mit 

iiB  Gebrauche  der  älteren  Schriftsteller,  die  den  Schülern  schon  be- 

kymt  geworden  sind,  bezeichnet  oder ,  wo  das  Neue  nur  bei  einzel- 

Ma  d«-  Aelteren  angebahnt  ist,  darauf  hinweist.   Das  ist  natürlich 

YiDkoiiimen  in  Ordnung.  Da  aber  hierunter  sehr  vieles  ist,  was  dem 

TiKÜDs  nicht  allein  eigen,  sondern  mit  den  Schriftstellern  des  ersten 

Jahrbunderts  n.  Chr.  gemeinsam  ist,  und  diese  Gemeinsamkeit  oft 

oberfickaichtiKt  bleibt,  so  muss  dies  in  dem  Schüler  eine  iirige  Mei- 

nang  enrecken  von  dem  Umfange  der  Neuei-ung  des  Tacitus  und  des 

Sinfliiaaes  Einzelner  auf  seinen  Stil.  Wir  verkennen  nicht  die  Absicht 

das  Herausgebers,  die  Schüler  zu  steter  Vergleichung  des  Neuen 

■h  dem  ihnen  schon  Bekannten  anzuhalten,  und  weil  zu  diesem 

BAannien  die  nächsten  Vorgänger  des  Tacitus  nicht  gehören,  so 

wird  eben  über  sie  hinweg  Tacitus  mit  den  Aelteren  verglichen.  Aber 

tea  beieicbneten  Uebelstand  hat  dies  offenbar  und  er  war  nicht  un- 

wueidbur,  es  brauchten  eben  nur  in  den  betreffenden  Fällen  neben 

TacitoB  auch  die  anderen  Schriftsteller  entweder  namentlich  oder  im 

ADgemeinen  mit  angeführt  zu  werden.  Besonders  war  hier  der  ältere 

Fliaiiis  zu  berücksichtigen ,  dessen  Stil  ja  bekanntlich ,  so  sehr  er 

kinter  dem  taciteischen  zurücksteht,   „die  Brücke  bildete  zu  der 

Meisterscbaft,  womit  Tacitus  die  umgewandelte  Sprache  handhabte". 

So  tkeilt  Tacitus  den  zu  2,  17  berührten  Gebi-auch  von  vocahtdum 

mÜ  den  Dichtern  und  Plinius  (n.  h.  5,  48 ;  8,  209),  den  zu  2,  21 

tartbrten  von  ntax  mit  den  Schriftstellern  der  silbernen  Latinität 

Bbarbanpt,  besonders  mit  Plinius  (n.  h.  8,  149;  9,  135;  10,  121; 

11,  25;  15,  2  von  einem  Zeitraum  von  125  Jahren;  von  der  Bang- 

Mge  11,  231;  237;  12,  45;  16,  36;  33,  156;  in  Verbindung  mit 

fßtUo,  quatriduo  etc.  4,  102;  5,  106;  11,  112),  den  zu  8,  9  und 

13,  19  besprochenen  von  plerique  und  plerumque  ebenso  (Plin.  n. 

k.11,  144;  283;  33,  14;  2,  98;  128;  194;  198;  7,  57).    Des- 

glnehen  den  zu  16,  1  berührten  Gebrauch  des  sogen.  Dativus  grae- 

CM,  die  zu  87,  14  besprochene  Verbindung  et  ipse,  den  häufigen  Ge- 

kaaeh  pai-titiver  Genetive  wie  44,  5  quibtisdam  fluminum ;  43,  22 

imilo  hosiium  (bei  Plinius  ganz  massenhaft  und  in  weitester  Ausdeh- 

aangrn.  h.  2,  25;  45;  124;  3,55;  8,2;  9,  147;  158;  11,147; 

22,12;  30,9;  15;  33,17;  148;  34,85;  11,  206  amnia  quadri- 

ftdum;    11,  134;    3,  7  cundas  provinciarum;   11,  162  piscium 

§mmQms;  6,  138  milüum  intUüihus;  165  aegris  ezercitus;  8,  160 

Imdamm   circensibus;   9,  158  plani  piscium;  8,  193   lanarum 

mgriie;   11,  23  pilanim  intergerivis ;  265  canutn  degeneres;  2, 

213  Hderum  avido). 

Bei  unseren  weiteren  Bemerkungen  werden  wir  am  besten  die 
Beihenfolge  der  Capitel  einhalten :  3,  1  wird  besser  stilisiert  werden 
ktanen,  entweder:  „dazu  sind  wegen  eos  nicht  die  Germanen  als 
Sobject  zu  denken'^  oder  „dazu  sind,  wie  eos  zeigt,  nicht  d.  G.  S.'' 


28      Ig»  Prammer,  Coruelii  Taciti  Germania,  an^.  v.  J.  MÜÜer.  j 

—  4,  6  wäre  die  Bemerkung  „tantum  konnte  anch  fehlen^  besser 
weggeblieben,  da  tantum  nicht  fehlen  konnte  ohne  den  Gedanken  n 
verändem.  —  Daselbst  wird  unter  den  Stellen ,  an  denen  sich  labar 
und  opus  verbunden  finden,  Bist.  5,  12  vermisst,  und  wenn  die 
Wiederkehr  gleicher  Wortverbindungen  einmal  bemerkenswerth  er- 
schien, so  hätte  anch  zu  9,  8  lucos  ac  ne^nora  noch  Dial.  9  nemora 
et  lucos  und  12  nemora  vero  et  lud  gefügt  werden  können  und  m 
12,  3  ignavos  et  imbelles  nicht  blos  31,  7  (nicht  2  vgl.  das  Nadi- 
wort),  sondern  auch  Agr.  15.  —  Zu  der  etwas  seltsamen  Wendung 
non  in  alia  vilitate  5,  12  konnte  Ann.  3, 16  neque  dlia  in  matrem 
tuam  pietate  citiert  werden.  Vgl.  auch  Plin.  n.  h.  5,  7;  36,  101; 
6,  88.  —  Zu  8,  3  wäre  „mit  der  Hand"  besser  weggeblieben  und 
hätte  „in  der  Nähe**  durch  den  Gegensatz  „nicht  blos  durch  die  Er- 
innerung an  die  Zurückgelassenen^  verständlich  gemacht  werden 
können.  —  Zu  8,  10  hätte  die  Bemerkung  über  plures  durch  „sowol 
positiv  als  comparativ"*  vervollständigt  werden  sollen.  —  15,  8  mos 
est  civitaiibus  ultro  ac  viritim  conferre  principibus  vel  armenUh- 
rum  vel  frugum^  quod  pro  honore  acceptum  etiam  necessitaUbus 
sübvenit:  ist  Prammer  geneigt  zur  Stütze  der  Genetive  aliquid  nach 
armentorum  einsuschieben.  Allerdings  werden  es  kühn  gebrauchte 
freie  Genetive,  wie  Schweizer-Sidler  will,  nicht  sein,  weil  die  das 
Latein  nicht  kennt.  Aber  nicht  selten  sind  im  Lateinischen  partitive 
Genetive,  die  mit  Auslassung  des  Demonstrativs  unter  dem  Einflüsse 
des  folgenden  Belativs  stehen :  Liv.  4,  33,  11;  24,32,  8;  38,  11,  5; 
Plin.  n.  h.  8, 99;  11,  202  insatiahilia  (sc.  sunt)  animalium,  quibus 
etc.  Auch  allgemeine  Quantitätsbegriffe  sind  zuweilen  beim  Relativ  aus- 
gelassen: Liv.  45,  33,  4  dona  data. . .  .non  in  usum  modo  prae^ 
sentem,  sed  etiam  quod  domos  aveherent.  Vgl.  8,  7,  9;  33,  14,  4; 
21,  17,  2.  —  Zu  intecti  17,  2  wird  angemerkt:  die  Form  inteetus 
„unbedeckt  findet  sich  auch  bei  Sallnst;  ohne  dass  ersichtlich  wäre, 
warum  die  Form  einer  Bemerkung  bedürfte.  — Die  Bemerkungen  zn 
ut  quibus  nullus  per  commercia  cultus  17,  6  und  zu  ut  apud  quas 
etc.  22,  2  scheinen  wenig  geeignet  die  richtige  Auffassung  zu  fördern. 
Es  wäre  einfach  zu  constatieren  gewesen,  dass  nach  dem  Vorgänge 
des  Livius  bei  den  Schriftstellern  der  silbernen  Latinität  zu  dem  be- 
gründenden Relativpronomen  (=cum  is)  auch  ut  tritt  (neben  quippe). 
Bezüglich  Plinius  vgl.  n.  h.  2,  95;  113;  3,  112;  6,  162;  9,  86; 

10,  8;  11,  16;  237.  —  Zu  23,  2  wird  corruptus  erklärt  mit  „nm- 
geschaffen  durch  die  Gährung^.  Es  hätte  beigefügt  werden  können: 
ohne  die  Bedeutung  „zum  Schlimmen ''.  Vgl.  übrigens  Plin.  n.  h. 
2,  136  corruptis  in  utroque  tempore  aestatis  hiemisque  causis. 

11,  92.  —  Zu  24,  9  durfte  betreffs  des  Vorkommens  der  volleren 
Form  iuvenior  statt  „dem  jüngeren  Plinius"  gesagt  werden,  „den 
beiden  Plinius"  (n.  h.  10,  83).  —  Zu  28,  6  inter  Hercyniam  silvam 
Bhenumque  et  Moenum  amnes  Helvetii ....  tenuere :  könnte  als 
einigermassen  ähnlich  Liv.  32,  39,  6  haud  procul  urbe  Mycenica 
vocatur  verglichen  werden.  —  29,  12  ist,  wie  uns  scheint,  die  Be- 


£  lAtiwig^  CommodiaDi  carmina,  ang.  y.  J,  Huemer,         29 

,misi  quod  steht  verhältnismässig  oft  (fünftnal)  in  der 
ftr  die  Schüler  ohne  Interesse.  —  38,  7  liest  Prammer 
■IHalm:  In  aliis  gentibus^  seu  cognatione  aliqtm  Suehorum  seu, 
fMdf  saepe  aeddit,  imitatione,  rarum  et  intra  iuventae  spatiumy 
9^mi  SmtSbos  usque  ad  canüiem  horrentem  capillum  retorquere 
iBrtw ,  ac  saepe  in  ipso  veriice  religatur :  und  es  ist  das  noch 
imma  das  erträglichste,   aber  doch  ist  das  Satzgefüge  so  fiberans 
sdrafillig,  dass  dasselbe  kaum  dem  älteren  Plinius  zugetraut  wer- 
da  kuB.  Es  mnsste  daher  in  der  Anmerknng  aufmerksam  gemacht 
wden,  dAS8  die  Ueberlieferung  verdorben  und  die  gebotene  Herstel- 
log  nnaicher  sei.  —  45,  6  Illuc  usque  —  et  fama  vera  —  tan^ 
imm  natura:  hätte  die  ganze  Anmerkung  entfallen  können,  oder  der 
Deitlichkeit  halber  gesagt  werden  müssen :  „et  fama  ve^-a,  erg.  est, 
JRils  Parenthese  gegeben.  Andere  nehmen  fama  vera  als  Ablative.^ 
An  einigen  Stellen  begegnet  man  der  Wendung  „Man  möchte 
nirten  usw.*',  die  uns  nicht  passend  scheint  und  auch  ohne  ratio- 
nde  grammatische  Erklärung  dem  Missverständnis  ausgesetzt  ist. 
1,  4  Cetera   Oceanus  amhit ,   latos  sinus   et  instdarum  immensa 
i^ia  complectenSy  nuper  cognitis  quibusdam  gentibus  ac  regibtAS : 
bitte  bezüglich  des  Doppelablativs  etwa  gesagt  werden  sollen :  „Taci- 
tof  tnd  andere  Schriftsteller  der  silbernen  Latinität  stellen  öfter  ab- 
arinte  Ablative  an  das  Ende  des  Satzes,  die  dann  zuweilen  auch  nicht 
in  enger  Verbindung  stehen  mit  der  im  Satze  ausgedrückten  Hand- 
lag, sondern  sich  nur  im  Allgemeinen  auf  dieselbe  beziehen  ^).    So 
hat  man  sich  hier  vor  nuper  cognitis  etc.  ein  quod  scimus  zu  deu- 
te.* —  Zn  20y  6  donec  aetas  separet  ingenuos,  virti^  agnoscat: 
dfirfte  za  sagen  sein :    „die  Aelteren  wüi*den  Passivconstruction  ge- 
lihlt  haben.''    So  wird  auch  26,  7  die  Bemerkung  über  ut  anders 
itoifELSsen  sein. 

Hiermit  wollen  wir  der  Aufforderung  des  Herausgebers  genügt 
kaben  und  bemerken  nur  noch ,  dass  die  beiden  Register,  das  über 
£e  Eigennamen  und  mehr  noch  das  zu  den  Anmerkungen  die  Brauch- 
bukeit  des  Büchleins  erhöhen. 

Der  Drack  ist  mit  grosser  Sorgfalt  überwacht  worden,  wenig- 
sind uns  erwähnenswerthe  Fehler  nicht  aufgestossen. 

Innsbruck.  Job.  Müller. 


Gonunodiani  carmina  recogn.  Emestos  Ludwig.  Particula  altera  Car- 
men apologeticum  complectens.  Lipsiae  bib.  Teub.  1877.  XXXXIII. 
43.  p. 

Es  erscheint  mir  als  ein  nicht  geringes  Verdienst  der  Teubner- 
idien  Verlagsbuchhandlung,  dass  sie  ihre  Bibliotheca  durch  Heraus- 
gabe hervorragender  Werke   christlicher  Dichter  zu  completieren 

•)  Bei  dem  älteren  Plinius  in  freiester  Weise  und  überaus  häufig, 
bei  Tacitus  wieder  eingeschränkt  und  seltener. 


S2         JE»  Ludwig,  Commodiani  carmiDa,  ang.  y.  /.  Huemtf.  b. 

mam  potentiam  impngnet''  praef.  p^XIX;  er  schreibt,  .quippe  cnncta  q, 
q.n.  Von  anderen  Bedenken  abgesehen,  wird  dieCorruptel  nicht  recht  :z. 
ersichtlich.  Könnte  nicht  ipse  c.  q.  n.  stehen  ?  Y.  245  . .  ab  Isaiam  l» 
prophetam  M.  Ludwig  acceptiert  nicht  nur  hier  diese  Ck)nBtriicti(my  -* 
sondern  stellt  sie  anch  Y.  885  mit  Bönsch  durch  Coniector  her.   Mir  -^ 
erscheint  durch  unsere  Stelle  der  Beweis  nicht  geliefert,  dass  maa  li 
dem  Dichter  unbedenklich  diese  Constmction  zuschreiben  könne,  deni   i 
dass  die  Handschrift  in  der  Setzung  oder  Unterlassung  des  in  der   n 
Ynlgärsprache  verstummten   m   nicht   competent  ist,   kann  durok   ä 
andere  Beispiele  bewiesen  werden.   Die  verschiedenartigsten  Erneu- 
dationen  wurden  am  Y.  689  versucht:  nunc  azyma  sequitur,  qni  ca-    . 
stum  sederat  M,  castus  sed,  vel  castum  caederat  P,  caseos  ederat» 
Ebert ,  Oastori  caederat  B,  qui  castus  ederat  a.  Ludwig;  der  in  Bede 
stehende  Absatz  ist  gegen  die  Juden  gerichtet,  „welche  selbst  solche    . 
als  Proselyten  des  Thores  zuliessen,  die  noch  dem  Götzendienste  treu 
blieben.^    Wenn  ich  den  Zusammenhang  recht  verstehe,  so  ist  von 
Y.  686  an  in  Gegensätzen  davon  die  Bede,  wie  ein  solcher  judaisie- 
render  Heide  bald  wie  ein  Jude ,  bald  wie  ein  Heide  handelt.  Wenn 
nun  Y.  689  Jude  und  Heide  in  Bezug  auf  die  Speise  unterschieden 
werden,    so    passt,   denke    ich,    zu    dem    voranstehenden    Nunc 
azyma  sequitur  (als  Jude)  als  Gegensatz  nicht  q.  caseos  (Eb.)  ed.  a. 
auch  nicht  wie  L.  edierte ,  sondern  mit  einem  zum  Theil  genaueren 

castum    aedttrat 

Anschluss  an  die  Ueberlieferung  qui  porcum  caederat  ante  ^) ,  indem 
doch  gerade  hierin  ein  unterscheidendes  Merkmal  zwischen  Juden 
und  Heiden  liegt.  Eine  ähnliche  Gedankenfolge  schwebte  auch 
Bönsch  vor  als  er  edierte :  qui  Castori  caederat  ante.  Yerschiedene 
Emendationen  wurden  auch  amY.  755  versucht.  Ludw.  ediert  Strenni 
sectantes,  quasi  sola  vita  sit,  istam,  nämlich  luxuriam,  das  Y.  752  steht. 
Man  kann  zugeben ,  dass  diese  Emendation  mehr  befriedigt  als  die 
Mheren,  doch  ohne  Bedenken  ist  sie  nicht.  M  gibt  strenia  sectantes 
q.  s.  V.  s.  ipsa.  Mit  Bücksicht  auf  Y.  753  dum  tempus  est  vitae,  per- 
fruamur  omnia  bona  scheint  die  Emendation  terrena  (oder  sogar  ter- 
renia  vgl.  Itala  p.  274)  passend  zu  sein  in  dem  Zusammenhang  754 
Indisciplinati  clementiam  Dei  refugant/Terrena  sectantes ,  quasi  sola 
vita  Sit  ista  (mit  Bönsch).   Durch  das  darunterstehende  s  wird  der 

Schreibfehler  graphisch  einfach  erklärt  (trena).  Y.  903  proximo  visu 

■ . . . . 
L,  proxime  visum  P,  proxime  viso  B  und  M?  Y.  913  stellt  L.  aus 
der  Hs.  in  quos  in  tempore  bruti  her :  in  quo  sint  tempore  ruti.  Der 
Herstellungsversuch  ist  gewiss  geschickt,  doch  nicht  völlig  evident. 
Ich  glaube  der  Fehler  sei  nicht  im  Worte  bruti,  das  der  Dichter 
auch  Y.  16  gebrauchte,  zu  suchen.  Y.  940  gibt  M:  medacium  ibi  non 
est ,  sed  neme  odium  ullum.  L.  schreibt  sed  neque  o.  u.  Ich  würde 
vorziehen  et  nemini  o.  u.  (vgl.  676  nemo,  .nunquam  ...  et  nolite. .) 
V.  956  f.  ediert  L. 


'^  Ich  könnte  darauf  hinweisen ,   dass  das  darüberstehende  trtces 
imam  vielleicht  die  Corruptel  bewirkte. 


A.  Hoadat,  Lateiniiches  Lehrbuch,  ang.  ▼.  J.  Egger.  SS 

OmnU  Tirescnnt  ante  illos,  omnia  gandent, 
Exdpere  sanetoe  ipea  creatura  laetatur: 
Omni  looo  fontes  eisargmii  e  se  parati 
Qua  graditor  populns  Siunmi. . . . 

Dia  Ha.  gibt  £.  exs.  escae  parati.  Die  Emendatioo  L.  erscheint  neben 
nsugnnt  fast  taatologisch,  anderseits  lässt  der  Znsammenhang 
oAm  fontes  anf  ein  escae  schliessen;  demnach  glaube  ich,  es  ist 
m  ascae  parantur  zu  schreiben;  die  Corruptel  wird  durch  das  unten- 
liAmkde  caeles^i  und  durch  Annahme  einer  Abbreviatur  in  der  Vor- 
bfterkl&rt. 

T.  971  folgt  L.  der  Emendation  Leimbach's  Et  sie  honestati 
hjmxios  per  üer  Deo  cantant.  M.  gibt  pariterque  decantant.  In  der 
fnel  p.  39  bemerkt  L.  Pforte  parodiasque  decantant.  Man  muss  zu- 
gaboi,  dass,  wie  schon  die  Hs.  andeutet,  ein  zweites  Obiect  zu  er- 
warten ist.  Doch  die  Emendation  ist  fraglich  mit  Rücksicht  auf 
«ne  älinliche  Zusammenstellung  bei  Prud.  Psych.  648  f. 

dnceret  ordinibns  peditam  psaiüente  caterra; 
ast  alia  de  parte  eqoitum  resonantibus  hymnis 

kOnnia  man  an  psalmos  oder  ähnliches  denken,  wenn  die  Ueberliefe- 
mng  Behr  Anhalt  bieten  wflrde.  Jedenfalls  sdieint  die  Stelle  eines 
stärkeren  Heilmittels  zu  bedürfen. 

I>er  Schluss  der  Hs.  ist  sehr  corrupt.  Für  die  Wiederherstellung 
des  Textes  hat  sich  namentlich  Bönsch  grosse  Verdienste  erworben ; 
Lvdvig  hat  das  Herstellungswerk  mit  Erfolg  fortgesetzt,  so  dass  die 
Keconttraetion  einiger  Verse  den  Eindruck  völliger  Evidenz  macht. 

Dem  Büchlein  ist  ein  sorgfältig  angelegter  Index  nominum  (I) 
and  tin  Index  verborum  (II)  beigefügt. 

Wien,  im  October  1877.  Job.  Huemer. 


Aufgaben  zum  üebersetzen  ins  Lateinische  für  Ober-Tertia  und 
Unter -Seennda  mit  Verweisungen  anf  die  Grammatik  von  Ellendt- 
Sejfiert  von  Dr.  Aug.  Haacke.  Berlin,  Weidmann  1877. 

Dieses  treffliche  Uebungsbuch ,  das  bereits  in  fünfter  Auflage 
Torüegt  und  dessen  Verwendung  auch  für  unsere  Gymnasien  ohne 
Zweifel  erspriesslich  w&re,  enthält  in  255  Stücken  Aufgaben  über 
zehn  Tersehiedene  Stoffe :  der  Krieg  der  Römer  gegen  Pjrrhus,  Cajus 
Marina,  C.  J.  Caesar,  die  Unterwerfung  Galliens  jenseits  der  Alpen, 
P.  Oridins  Naso ,  die  Spartaner  und  Athener  zur  Zeit  des  Perser- 
krieges, Nicias  aus  Athen ,  Brasidas  aus  Sparta ,  Xenophon ,  Homer 
ond  ^e  Odyssee.  Also  keine  abgerissenen ,  nach  bestimmten  Regeln 
zugeschnittenen  8&tze ,  deren  der  Schüler  in  vier  Jahren  längst  satt 
geworden  ist,  sondern  lauter  zusammenhängende  Stücke  historischen 
oder  literarhistorischen  Inhalts.  Insbesondere  die  Partie  über  C.  J. 
Caesar  wird  den  Schüler  nGthigen,  seinen  Caesar  wieder  und  wieder 
ZB  lesen.  Ein  paar  Stoffe,  die  sich  an  die  Liviuslectüre  anschlössen, 
wären  wflnschenswerth.  —  Natürlich  ist  die  gesammte  elementare 

liitocknn  f.  d.  Wtarr.  Oju.  1878.    I.  Heft  3 


S4       K,  LcuihmanfCs  Kleinere  Schriften,  ang.  ▼.  A,  Sehönbach, 

Syntax  vorausgesetzt  und  es  gilt  nun  „die  schwierigeren  Tempus- 
und  Modusregeln ,  namentlich  über  die  consec.  temp.  und  innerhalb 
der  Casuslehre  seltenere  Constructionen  einzuüben^;  dabei  ist  in  der 
Anmerkung  jedes  Mal  auf  den  betreffenden  Paragi*aph  der  Grammatik 
verwiesen.  Das  Wichtigste  scheint  aber  dem  Ref. ,  dass  die  Wörter 
und  Phrasen  nicht  unter  dem  Texte,  sondern  am  Schlüsse  in  dem  sehr 
sorgföltig  gearbeiteten  Wörterverzeichnis  stehen ;  denn  nur  so  ist  es 
möglich,  es  dahin  zu  bringen,  dass  dieselben  nicht  blos  für  den  Augen- 
blick gelernt ,  sondern  auch  behalten  werden.  Bef.  wünschte  diesen 
Grundsatz  nur  noch  strenger  durchgeführt ,  wodurch  nicht  nur  die 
Anmerkungen  und  die  Artikel  des  Registers  um  ein  Bedeutendes  ver- 
mindert, sondern  auch  zahlreiche,  ziemlich  lästige  Verweisungen 
umgangen  werden  könnten.  Schade,  dass  der  trefflich  gearbeitete 
Artikel  über  Homer  für  den  Schüler  etwas  zu  früh  kommt  und  er  den- 
selben in  der  Octava  bereits  vergessen  haben  wird. 

Graz.  Joseph  Egger. 


Earl  Lachmann,  Kleinere  Schriften.  Erster  Band:  Schriften  zur 
deutschen  Philologie.  Herausgegeben  von  Karl  Müllenhof  f.  Berlin, 
G.  Reimer  1876.  8«.  X.  576  S. 

Eine  Sammlung  von  Lachmanus  kleineren  Schriften  zur 
deutschen  Philologie,  wie  sie  jetzt  bequem  geordnet  vor  uns  liegt, 
ist  lange  ersehnt  worden*  Mehrere  Stücke  waren  gar  nicht  mehr 
zugänglich  und  auch  für  den ,  welcher  jahrelang  in  den  Antiquar- 
katalogen ihnen  nacbgetrachtet  hatte ,  nur  in  Oitaten  zu  benutzen. 
Von  Haupt  war  man  einer  Bemühung  um  diese  Aufsätze  gewärtig 
gewesen ;  er  ist  dazu  so  wenig  gekommen  wie  zur  Edition  des  Luci- 
lius.  Aber  vielleicht  war  es  recht  gut,  dass  nicht  sofort  —  1852  — 
die  Sammlung  erschien.  Es  war  damals  eine  verhältnismässig  stille 
Zeit  in  unserer  Wissenschaft.  Heute ,  wo  eine  grosse  Anzahl  Msch 
aufstrebender  Jünger  sich  der  Arbeit  zugewandt  hat,  wird  das  Buch, 
so  hoffe  ich  sicher,  erziehend  und  schulend  aufs  förderlichste  wirken. 

Im  Grossen,  Ganzen  und  im  Einzelnen  wird  das  Buch  wirken. 
Was  jenes  anlangt ,  spricht  Müllenhoff  selbst  in  der  Vorrede  p.  VIII 
am  besten  darüber :  ^Lachmanns  Bedeutung  für  die  Wissenschaft  ist 
mir  nie  zweifelhaft  gewesen.  ^)  Aber  einen  grösseren  Eindruck  habe 
ich  nie  von  ihr  gehabt,  noch  ihn  jemals  mehr  bewundern  müssen,  als 
da  ich  jetzt  an  die  Arbeiten  des  drei  bis  sechs  und  siebenundzwan- 
zigjährigen  mit  der  Frage  herantrat,  wie  und  in  welcher  Gestalt  sie 
etwa  der  Gegenwart  wieder  nahe  zu  bringen  seien,  und  dabei  auch  noch 
an  den  Properz ,  die  Recension  von  Hermanns  Aiax  und  die  andern 
gleichzeitigen  Arbeiten  denken  musste.   Meine  Entscheidung ,  dass 


')  Vgl.  die  Oratio  pro  loco  in  ordine  philosophomm  Berolinensiam 
rite  obtinendo  d.  XXIII.  m.  nov.  a.  MDCGCLXI  habita.  Zeitschrift  ftr 
deutsches  Alterthum  XVIIL  Band  besonders  S.  468,  469,  478. 


kmann*$  Kleinere  Scbiiften,  ang,  ?.  A,  Schönbach. 


IS 


•t£  si^mmtii  '  i  it  sie  iti  die  deutscbe  Philologie  einschUgeUf  und 

^Qv«^rküo  .  it?  Haupt  dacht«,  nur  in  Auswahl  und  in  Auszögen 

wi^vT  Ti»rvaji-^gru  sei^n,  konnte  nicht  lange  ungewisß  sein  und  ich 
«lU  auf  »üuiichoü,  du8s  für  einen  Theil  des  Eindruckes  jetzt  Empfäng- 
icUteil  ooter  den  Fachgenossen,  2umal  den  jüngeren,  vorhanden 
i».'  Und  AU^  oinem  Briefe  Müllenhoffs  an  mich  (13,  10,  76)  theile 
id  di«  St^Uo  tnit:  ^Die  Schriften  kdnn<»u  jedem,  der  sich  der 
diititbdD  ''  '  '  H?  widmet,  nicht  genug  empfohlen  werden:  wie 
iirfm»d  n:  l.t  er  hier  da^  Werden  seiner  Wissenschaft,  wenn 

licfel  d^T  ganzen,  doch  der  erstim  nothvveudigen  VorboiÜngungcn 
«tira  Und  i*r  sr<*ht  an  Lachnianu,  dem  weriienden  Meister*  welche 
r  'Q  jeder  ad  sich  2U  stellen  und  zu  erfilileu  hat,  um  mit 

ri  -I*,  tuijdrhAlb  der  Wisseoschaft  zu  wirken.  Wie  gründlich  vor- 
reiWt  trat  schon  Lach  mann  auf  und  wie  lange  und  nnermüdlich 
'  »>it**t,  titü  mit  all  dem  fertig  zu  werden  und  auch 
ins  Klare  zu  kommeu,  wa^  zusammengenommen 
mü  und  Geüiess«n  der  Werke  der  alten  Literatur  niög- 
it!*  —  Im  Kleinen,  denn  fast  für  jede  Art  philologi- 
riungen  sind  hier  reichliche,  unübertreffliche  Modter 
kommt»  dass  in  den  ersten  Arbeiten  sich  alle  Detail- 
i^n*lieuder  behandelt  finden  als  später.    Gegen  sie  wird 
-or,  das  Verständnis  beeinträchtigender  Küi-zo 
hoben  werden    können.    Ich   gestehe,    dass 
Theil  spaterer  Schnffon  Larlimimns  ire^on- 
,     -cheißt.  Wio  aber  Laciimiinn  zu  der  gt*tadelten 
ise  gelaugte,  ist  mir  jetzt,  b«i  zuaammenhÄugendem 
ersten  Arbeiten  klar  geworden.   Hier  hat  er  ja  die 
tnzelner  Beobachtnugeu  iri  ammatischen ,  metrischen, 
ttliÄCliv;!  '     torischon  Inhalts  niedergelegt,  dereu  Kennt- 

•r  djinj  .^nd  voraussetzt.    Er  konnte  das  letzte  um  so 

tfcan,  als  ein  Theil  seiner  Resultate  von  Jacob  Grimm  in  die 
ao&aUk  war  hiuäbergenommen  worden,  welche  durchzuarbeiten 
Ar  |iden  AnfUnger  unerlä^slich  war. 

MüUecihoff  schreibt  in  der  Vorrede  p.  IX:  ^üeber  Lachmanns 

Ük  and  ihre  Grundsätze,  über  die  Grundsätze  nach  denen  er  die 

ilidttut  <  '       :^eordnet^  über  die  von  ihm  gefun- 

Gfiuidrv.  11  Betonung  und  den  Umfang  ihrer 

fir  deu  deutdohen  oder  germanischen  Vers  wäre  nun  noch 

tM  zu  $ag<Qi  wenn  ich  damit  hei  denen  auf  einen  Erfolg 

kdonU,  die  ich  belehren  mochte/  Indem  ich  nun  auf  den 

\  pt^**—  die  gesammelten  kleineren  Schriften  Lachmanns 

#biii(r  hie  und  erörtere,  muss  ich  mich  sofort  dagegen 

'f«j  T'         T  nngen  für  einen  Ersatz  des  von 

ifoJiofl  IL    Einen  solchen  herznstellen 

iii  -n  Arbeiten  eben  nur  versucht, 

dnr  I  ;    jite,  genaue  Beschäftigung  mit 

im  m  btliAndelndea  Oegonständeu  eine  unentbehrliche  Sicherheit 


S6 


K»  Lachmanns  Kleinere  Schritten»  ang,  v.  A,  Schjuoarh, 


des  ürtheils  sich  erworben  haben.    Meine  Absicht  ist  eine  ganz  be- 
scheidene. Ich  Wim  sehe  durch  meine  Bemerkungen  den  Fach  genossen 
unter  den  Lesern  dieser  Blätter  Lachmanns  Buch  näher  zu  rücken^ 
den  vielen ,  welche  bei  uns  durch  die  vor  Jahren  an  der  üniversitäl 
fiberkommenen  Lehren  dem  Studium  Lachmann*scher  Arbeiten  prin- 
Gipiell  abgeneigt  geworden  sind ,  deutlich  zu  machen  ,  dass  der  you 
Lachmann  in  diesen  kleinen  Schriften  gewiesene  Weg  strenger,  mit  allen 
Material  geführter,  knapp  dargelegter  üutersochung  der  einzige  istJ 
welcher  in  unserer  Disciplin  zu  dauernden  Resultaten  führen  kann.  £^| 
kommt  noch  eins  för  mich  in  Betracht.    Mancherlei  Gaben  zeichnen! 
den  Südileutscheu  und  Deutschösterreicher  vor  dem  Norddeutscheil  1 
aus;  was  uns  meistens  fehlt  und  uns  häufig  hinter  den  norddeutschen 
Fachgenossen  zurückbleiben  lässt,  ist  gerade  das,  wodurch  Lach- , 
manns  Arbeiten  sich  auszeichnen:  die  kühle,  besonnene,  ausdauemdal 
Art,  nicht  weniger  hochstrebend  als  irgend  eine  andere,  aber  vor*l 
ziehend  eine  mühsam  gewonnene  Wahrheit  dem  glänzenden  Gewebd^ 
trügerischer  Combi  natiouen. 

Der  vorliegende  Band  enthält  zwanzig  Nummern,  Von  der  Zeit, 
in  die  Lachmanns  erster  Berliner  Aufenthalt  und  seine  Habilitation 
an  der  Universität  daselbst  fällt  (1816),  reichen  sie  bis  zum  Jahra. 
1841,  da  er  als  anerkannter  Meister  an  derselben  Hochschule  lehrte J 
Besonders  wichtig  ist  die  Zeit  um  1820,  Da  werden  die  ersten  Spoci- ' 
mina  der  riesigen  Arbeit  sichtbar,  welche  Lachmann  in  den  stillen 
Königsberger  Jahren  geleistet  hat   und  die  ihm   für  seine  ganzo. 
weitere   kritische    Thätigkeifc    den    zuverlässigen    Unt'erbau   abgab.] 
Martin  Hertz  wundert  sich  (S,  232  der  Biographie)  über  Laehmanus  ] 
Virtuosität  im  concentrierten  Arbeiten ,  da  er  einen  ausgebreiteten  | 
geselligen  Verkehr  pflegte ,  verschiedenartigen  zeitraubenden  AmU- 
pfiichten  genügte  und  so  nur  eine  massige  Anzahl  von  Stunden  t^* 
lieh  der  Arbeit  zuwandte.  Versucht  man  aber  über  die  Summe  vöd 
Wissen  sich  klar  zu  üverden ,  welche  Lachmann  während  der  Konigs- 
berger  Zeit  sich  gewonnen  hatte  und  die  er  als  augenblicklich  ver-1 
wendbar  besass ,  da  er  nach  Berlin  kam,  so  liegt  wenigstens  für  den 
altdeutschen  Theil  seiner  Leistungen  nichts  erstaunliches  in  den  knapp 
y.ugemessenen  Arbeitsstunden. 

S.  1 — 80  nimmt  der  Aufsatz  ein:   'öeber  die  ursprönglicha 
Gestalt  des  Gedichts  von   der  Nibelungen  Noth/   Es  bedurfte  der 
Rechtfertigung  für  den  Wiederabdruck  nicht.    Die  Schrift  ist  settJ 
langem  im  Buchhandel  nicht  mehr  zu  haben  und  doch  allen  unent-f 
behrlich,  'die  sich  ernsthaft  auf  die  Nibelungen  frage  einlassen/  Einaj 
Analyse  dieser  grundlegenden  Arbeit  findet  sich  in  keiner  der  baldl 
zahllosen  Nibelungenschriften.  Am  ehesten  konnte  man  sie  von  Herral 
Hermann  Fischer  (1874)  erwarten,  da  dieser  eine  Aufzählung  der 
einzelnen  Theorien  in  chronologischer  Folge  gab ,  aber  er  hat  sich 
die  Mühe  gespart.  Das  gute  Buch  v,  Muth's  ist  gar  nicht  so  angelegt. 
dass  eine  Analyse  hineiugepasst  hätte.  Und  doch  ist  sie  sehr  lehrreich ,J 


K,  Ladmamn^s  Kleinere  Schriften,  ang.  v.  A.  Schönhctch.        S7 

Lachmanns  Arbeit  zerfällt  in  36  Absätze.  Lachmann  hebt  an, 
er  bemerkt,  die  Wölfischen  üntersnchungen  über  die  homeri- 
Gesinge  hätten  ihn  auf  diese  gleiche  Untersuchung  geleitet. 
Dem  Gegenstand  ist  das  (Gedicht  von  den  Nibelungen ,  welches  er 
um  abgesondert  behandeln  will,  nachdem  schon  manches  geschehen 
VK,  oBi  dem  Zosammenhange  und  der  Ausbildung  der  Sage  und  der 
Didtang  mit  ihr  nachzuspüren.  1.  Ffirs  erste  bleibt  unberührt,  ob 
das  Gedicht  ehemals  ein  künstliches  oder  Volkslied  gewesen  sei. 
Gegen  das  letzte  spricht  yieles,  was  auch  die  Behauptung,  das 
Gedicht  bestehe  aus  Liedern  auf  den  ersten  Blick  zu  widerlegen 
adHüii.  Die  Sprache  hat  den  Charakter  der  Kunstübung  an  der 
Gienxe  des  XIL  und  XIIL  Jahrhunderts,  die  Reime  sind  von  be- 
MTkonowerther  Reinheit;  Armuth  der  Reime  macht  sich  überall 
friiend ;  die  Darstellung  hat  viel  gleichartiges :  eine  gewisse  Naive- 
lit,  dieselbe  Art  des  Beschreibens  ist  allenthalben  vorhanden. 
Aach  gibt  sich  das  Gedicht  als  eines  und  ganzes:  alles  strebt 
anf  den  Schlnss  hin ,  die  Nibelnngennoth  erscheint  als  der  Haupt- 
timl,  den  das  übrige  nur  vorbereitet  Freilich  gibt  es  auch  er- 
liebliche  stilistische  Differenzen.  Allein  nicht  von  ihnen  soll  und 
kann  ausgegangen  werden,  das  Gedicht  selbst  will  Lachmann  in 
fiiasicht  auf  den  Inhalt  der  Erzählung  durchforschen,  um  zu  sehen, 
eb  auch  hier  die  Einheit  gewahrt  ist,  und  sollten  unvereinbare 
Stellen  sich  finden,  ob  die  Differenz  durch  blosse  Zusätze  oder 
durch  ZnsammenfOgung  ursprünglich  selbständiger  Lieder  hervor- 
gentfan  worden  ist.  Da  die  Differenzen  im  2.  Theil  des  Gedichtes 
aaCülender  sind,  soll  mit  diesem  begonnen  werden.  2.  Einige 
Personen  der  Fabel  lassen  sich  als  später  eingeschoben  erkennen. 
Torerst  Bischof  Filigrim  von  Passau.  Die  Strophen,  in  welchen  er, 
immer  wieder  vergessen,  erwähnt  wird,  stehen  in  Widerspruch  mit 
andern  Stellen  (1307),  in  denen  auf  der  Reise  zwischen  Hunnen- 
mid  Burgnndenland  Passau  unbekannt  bleibt.  Einmal  kennt  Rüe- 
deger  den  Bischof,  das  anderemal  nicht.  Alle  Stellen  mit  Piligrim 
sind  überflüssig,  nirgends  wird  Sinn  und  Zusammenhang  durch 
die  Auslassung  der  Strophen  gestört.  3.  Volker  greift  in  die  Be- 
gebenheiten der  letzten  Aventiuren  bedeutend  ein.  Aber  nur  der 
letzten.  Anfangs  wird  er  unter  den  Vasallen  Günthers  genannt 
nnd  führt  das  Banner  im  Kampfe  gegen  Sachsen  und  Dänen. 
Spdter  kommt  er  aber  nur  unversehens  und  unbedeutend  vor,  bis 
er  mit  dem  Eintreffen  der  Burgunden  in  Bechelaren  bei  Rüedeger 
lebhaft  hervortritt,  um  nun  eine  immer  mehr  sich  steigernde  Wirk- 
samkeit zu  entfalten.  Lachmann  weist  nach,  dass  die  Zahlen  der 
Bnrcpmden  theils  für  das  ganze ,  theils  für  die  Abtheilungen  der 
einxelnen  Führer  kaum  vereinbar  sind.  Besonders  aber  ist  1416 
Toiher  und  seine  30  Mann  mit  den  andern  nicht  zusammen  za 
bringen.  Dem  Verfiisser  von  1417  war  der  Volker  des  ersten 
Theiles  nicht  bekannt.  So  zeigt  sich  überhaupt,  dass  die  Stellen, 
in  welchen  Volker  vor  seinem  machtvollen  Auftreten  bei  Rüedeger 


S8         K.  Lachmann's  Kleinere  Schriften,  ang.  v.  A.  Schanbach, 

genannt  wird,  entweder  mit  der  Erzählung  in  Widerspruch  stehen, 
oder  sichtlich  bloss  um  seines  Namens  willen  erfundene  Zuthaton 
enthalten.  4. — 7.  Ob  die  beiden  Stellen,  welche  der  spät  ge- 
gründeten Stadt  Wien  erwähnen,  interpoliert  sind,  ist  nicht  kq 
entscheiden;  die  Strophe  freilich  (1102)  bringt  die  Zeitrechnung 
von  Rüedegers  Reise  in  Unordnung.  8.  Bis  jetzt  ist  nur  Yon  Ein- 
fügungen die  Rede  gewesen,  also  nur  yon  ^iner  Art  Umgestaltung 
des  ursprünglichen  Liedes.  Es  sind  aber  Spuren  vorhanden,  welche 
auf  eine  andere  Kategorie  von  Di£Perenzen  führen ,  eine  solche, 
von  der  aus  nur  auf  eine  Zusammensetzung  des  Gedichtes  aus 
Liedern  geschlossen  werden  darf.  An  8  Stellen  zunächst  1083 
(nun  Anfang  XI),  1363  (interpoliert),  1582  (Anfang  von  XV') 
finden  sich  Neueinführungen,  die  letzte  in  Bezug  auf  Eckewait, 
welche  einen  ursprünglichen  Zusammenhang  des  1.  und  2.  Theiles 
ausschliessen.  Eckewai-t  wird  überdies  noch  an  anderen  Stellen  des 
2.  Theiles  so  erwähnt,  als  ob  nie  früher  von  ihm  die  Rede  ge- 
wesen wäre.  9.  Kriemhüd  trägt  1353— 1360  den  Boten  auf,  ihre 
Brüder  und  Hagen  von  ihr  zu  grüssen  und  einzuladen.  Nichts 
davon  wird  bestellt.  Auch  später  wii*d  von  Kriemhild  selbst  ihre 
Botschaft  ignoriert.  Das  ist  unvereinbar.  *Damit  aber  die  Kritik 
ja  nicht  übermüthig  werde^,  wie  Lachmann  sagt,  prüft  er  noch 
zwei  Widersprüche,  die  nicht  zur  Trennung  verwendet  werden 
können,  sondern  nur  Zeichen  später  eingeschobener  Stücke  sind. 
10.  Der  nächste  Abschnitt  beginnt  mit  dem  Satze:  *Wir  stellen 
absichtlich  mancherlei  Erscheinungen  zusammen,  um  zu  zeigen, 
aus  wie  vielen  einzelnen  ganz  verschiedenen  Puncten  sich  der  Ur- 
sprung unseres  Gedichtes  erkennen  lasse*.  Es  werden  zwei  Stellen 
besprochen :  1448 f.,  schlimme  Ahnungen  bei  den  in  Burgund  zurück- 
bleibenden, und  Hagens  Unterredung  mit  den  Wasserfrauen,  die 
auf  eine  verloren  gegangene  Ueberlieferung  deuten.  Für  den  letzt- 
erwähnten Punct  ist  sie  in  den  dänischen  Kjämpeviser  sogar  er- 
halten. 11.  Lachmann  prüft  hierauf  die  Nachrichten,  welche  der 
Verfasser  der  Klage  von  seiner  Quelle  gibt,  um  zu  erkunden,  ob 
diese  Quelle  'der  Nibelungen  Noth'  gewesen  sei,  und  stellt  fest, 
dass  dieser  Verfasser  seinem  Buche  genau  nacharbeitet.  12.  Unser 
Nibelungenlied  in  seiner  jetzigen  Gestalt  kann  ihm  aber  nicht 
vorgelegen  haben,  die  Grundanschauungen  sind  ganz  verschieden. 
13.  Und  doch  eine  ganze  Reihe  von  wörtlichen  Uebereinstimmungen 
zwischen  Klage  und  Nibelungen  lassen  sich  aufzählen.  14.  Es 
folgt  eine  methodisch  interessante  Stelle:  'ich  will  es  gern  zuge- 
stehen, dass  auch  durch  die  wörtliche  Uebereinstimmung  beider 
Lieder  in  diesen  und  anderen  Stellen  meine  Behauptung  von  dem 
näheren  Zusammenhange  beider  nicht  erwiesen  und  noch  gar  nicht 
dadurch  ihr  Verhältnis  zu  einander  ins  Licht  gesetzt  werde :  aber 
eis  -Mi  erlaubt,  dennoch  jetzt  die  Vergleichung ,  aus  der  sich  das 
Wahre  erst  ergeben  kann,  so  anzustellen,  dass  es  schon  als  ge- 
wonnen  angesehen  und  sogleich  wieder  zur  weiteren  Erforschung 


X*  lMek&umn*$  Kkiuere  Sdiriften,  ikog.  v.  A.  Schonbach. 


$U 


ftOM. 


lWi3^ 


jQft^icIiU  unseres  Liedes  angewandt  werde;  wodurch  die 
odiiiug,  bti  der  ich  nun  fi-eilicb  meine  Leser  mir  nicht  mehr 
er  denken  darf,  erfreulicher  und  zugleich  die  doppelte 
loiAdiiBf.  ich  bofe  ohne  Nachtbeil,  in  eine  einzige  nmgewandelt 
Wii4\  In  den  Abschnitten  15  —  22  vergleicht  nun  Lachniiinn  die 
Forthien  der  Nibelungen  und  die  Klage.  Manche  Erzäh- 
$md  dem  Verfasser  der  Klage  ganz  fremd,  andere  kennt  er 
wieder  andere  kennt  er  in  abweichenden  Fassungen«  Der 
dati@  die  Gesammterzähtung  war  ursprünglich  in  einzelnen 
f  ^^^lern,  von  den  Sängeni  vurgetragen  worden,  dass  dann 
r  mit  andern  ähnlichen  oder  unähnlichen  Inhaltes  ver* 
Itfm  '  :ibt  sich  von  selbst.  Ein  mehrmals  in  der 

Iligi  ,  Kriemhild  habe  Hagen   allein   t{»dten 

mümx  tiJi  ie  iijüdtfr  gerne  geschont,  ist  nicht  in  den  Nibe- 

Ittfffn  €ii'  1  .  Wenn  er  aber  doch  in  der  ersten  Hoheuemser 
Hifc^Krhrtfl  (C)  vorkommt«  *so  wird  das  Niemand  wundern ,  der  da 
«M,  was  es  mit  dieser  Uandachrift  fQr  eine  Bewandtnis  habe^  Hier 
tiiin  BiAO  zum  ersten  Male  auf  Lachmannä  Autfiissung  des  Hand- 
el» er  wai*  sich  ober  A  und  C  schon  1816  klar, 
.  Text  auf  Grundlage  seiner  Untersuchungen  ge- 
\\  27),  In  rascher  Folge  unteraucht  nun  Lachmann, 
vor  dem  Puncto,  wo  die  detaillierte  Vergieichung 
flu  lungeü  und  Klage  begonnen  hatt«,  dem  Verfasser  der 
■  '  T  waren  und  welche  nicht.  (1'4.  25,)  Das  bisher  erreichte 
-  ifiimt'ngefasst  und  noch  besonders  dai-an  erinnert,  dass 
rl.igo  drr  Klage  eine  Sammlung  von  Liedern  gewesen  sei. 
M.  I>tr  nü'.hj^ti'  Al^sclinitt  k*reitet  die  Untersuchung  des  ersten  Thei- 
Im  tot,  Die^i^lbe  vNird  Mli^M.iifrer  dadurch,  dass  dieser  Parthie  nicht 
n  Öedichr  Ell  Äo  ii;4h»  Dl  \  oi  haliiiisse  zur  Seite  steht,  wie  dem  zweiten 
TWil  rö.  Doch  wird  dieser  Maugel  theilweise  wieder  ersetzt, 

♦jcer  vorgeschrittene  Ueberarbeitunif ,  die  stärkere  Conser- 
d«r  alten  Form  die  Differenzen  deutlicher  und  kleine  Wider- 


Wie 


^  ■  ^ ordert  wird  die  Untersuchung  ausserdem 

rrung  in  den  Haiidschnfteu,  da  A,  welches 

'  tcnText  enthält,  die  Arbeiten  der  Ordner 

t  als  B  und  C,    27.  Die  ersten  Strophen 

je  Gestalt  des  Liedes  angefertigte  Einleitung. 

4,  vicc  -  .i,ten  Liedes  wird  bestimmt  und  schon  werden 

n  Interpolationen  ausge^^chieden.   29*  Vom  ersten  lust 

■  '  -t  durch  die  neue  Vorführung  Siegfrieds. 

£4rtlicheu  Gesinnung  und  der  zierlichen 

«sia  #rfnllt ,  einem  späteren  Zeiträume  an  als 

tbor  ala  das  viert«.  30.  Denn  dieses  ist  alter- 

:  der  Dichter  tritt  dann  starker  hervor,  «uidero  Helden  als 

tai  mn^benden  Liedern  zeigen  aich  bedeutend.  Viel  au^gebildeler 

dtr  Form  i»t  das  fotgende  Lied*  3L  Ganz  unvereinbar  mit  dieeem 

iu  oiciurte  sechste  Lied,  daa  ganx  imdere  Local&nschauung  ent* 


42        A".  Lachtnamis  Klemevo  Schriften,  ang.  r*  Ä,  Schönbach. 

daruacli  ein  Theil  dag  echten  ans  der  UeberlieferuDg  gosch&H  wer^ 
deD.  Aber  nur  eia  Theil.  LächmaQii  sah  bald,  der  nächste  wichtig«f^ 
Schritt  zur  Herßtelluuj^  eines  altdeutschen  Gedichtes  sei  die  Ei-for*«! 
schutig  der  in  denselben  geltenden  metrischen  Gesetze.  Wieder  eü 
gi'osser  Theil  des  ursprünglichen  war  dadurch  zu  retten.  Beoba 
tiiiig  des  Sprachgebrauches  fülirte  noch  weiter.  Aber  der  zweite  und 
dritte  Schritt  (mitunter  sogar  der  erste)  sind  schon  in  gewisser  Wei; 
praktisch  wenigstens,  abhängig  von  der  Auffassung  des  Handschrift 
tenverhältnisses.  Kur  dort,  wo  eben  Handschriften  —  nicht  eine 
Handschrift  —  vorhanden  sind. 

Ich  breche  hier  augenblicklich  ab  und  wende  mich  tu  denen 
welche  unter  Modificationea,  wie  sie  Lachmanns  Arbeiten  mit  sicli 
brachten,  der  Benecke- Hagen'schen  Regel  nacharbeiten.  Wie  seihst 
verständlich  fordern  sie  die  von  Lachmaun  bestimmten  V<tf 
in  Bezng  auf  Reim,  Metium,  Spracligebrauch;   auch  ihi*  Ei. 
dasselbe  :  Darstellung  eines  allen  Handschriften  zu  Grunde  liegenden 
Textes.  Allein  das  Verfahren  im  eirzeluen  ist  doch  verschieden,  IJirft, 
nächste  Absicht  ist^  das  historische  Yerhättnis  der  Handschrif 
zu  erforschen,  Sie  suchen  den  Gang  aufzuklären,  den  die  Üeberliefe 
rung  genommen  hat.    Die  Classiücatiou  der  Handschriften  nach  dei 
Begriffen  *g^^'  und  'schlecht'  ist  ihnen  secundär.    Denn,  so  parado 
als  es  klingen  mag,  nicht  immer  deckt  sieh  'gut*  und  *an  vorderste 
Stelle  in  der  Tmdition',  oder  'schlecht'  und  *ein  später  Ansläaferj 
Es  kann  eine  Handschrift  an  uud  für  sich  gut  sein,  einen  treffltcheij 
Text  geben,  und  doch  nur  einen  sehr  geringen  Platz  in  der  histor 
geordneten  Reihe   der  Handschriften    einnehmen.    Das   glänzendst 
Beispiel  ffir  diesen  Fall  ist  das  Verhältnis  der  Nihelungenhaudschril 
ten  selbst.    A  ist  vielfach  mangelhaft  und  doch  steht  A  unter  alle 
HandBchriftcn  dem  Archetypus   am  nächsten.   Hat  sich  Lachmanij 
damit  nicht  selbst  widei-sprochen ,  und  bewegen  wir  uns  nicht  im 
Ba*eiseV  iSeiu  doch.    lu  der  Praxis  wird  meistens  'gut  und  'alt  lu^ 
eammenfallen   —  man  denke  nur  an  die  Kriterien,  vermittelst  derel 
man  das  Handschriftenverhältnis  insgemein  prüft  —  der  Unterschie 
zwischen  den  beiden  Auffassungen  wird  sich  erst  in  der  Abschätzung 
des  Werthes  der  Handschriften  untereinander  kundgeben,  Lachmann" 
legte  nur  wenig  Gewicht  auf  die  genaue  Bestimmung  der  Stelle  jeder_ 
Handschrift  und  der  Procente  an  W^erth,  die  den  Varianten  eine 
Codex  theoretisch  zukommen.   Er  wählte  mit  sorgfältigem  Urthe 
er  verfuhr  —  Niemand  wird  mich  jetzt  noch  missverstehen  — 
gewissem  Sinne  eclectiscb.    Die  Anhänger  der  anderen  Auffassun 
werden  vorzugsweise  Muhe  darauf  wenden ,  die  Beziehungen  uotofj 
den  einzelnen  Handschriften  klar  zu  stellen.    Im  besonderen  F&Ui 
wird  schon  in  der  Anordnung  und  Auswahl  der  Varianten  sichtb 
werden,  weichen  Grundsatz  ein  Herausgeber  festhält,  aber  auch  dit 
Textgestalt  selbst  kann,  nach  der  einen  oder  der  anderen  Hegel  er 
mittelt,  recht  wesentliche  Unterschiede  zeigen. 


£.  JjaekmMmn's  Kldncre  Sebriften,  ang.  y.  A,  Schönbadt.         48 

Ich  schalte  ein:  bei  den  Ton  Lachmann  behandelten  Texten 
vire,  wie  anch  der  nachprüfende  nrtheilen  möge,  wenig  nachzutragen. 
Tiirhinann  hat  seine  einiige  Begabnng  nnd  Ansbildung  fast  überaH 
das  rechte  trdTen  lassen. 

Es  mnss  noch  eins  erwogen  werden,  was  Lachmann  immer 
klar  war.  Nnr  insserst  selten  —  die  F&lle  wären  sehr  leicht  ze 
fiawunfhi  —  besitien  wir  alle  Handschriften ,  die  von  einem  Werke 
bestanden  haben.  Die  historische  Untersnchnng  wird  dadurch  nm 
sehrTiel  schwieriger,  sie  muss  mit  nnbekannten  Grössen  rechnen, 
aas  den  Torhandenen  Gliedern  die  Terlorenen  lu  bestimmen  suchen, 
ja  mitnnter  strebt  sie  sogar  darnach ,  das  Verhältnis  nur  erschlosse- 
ner Handschrillen  nntereinander  festzustellen.  £s  ist  gewiss  schwer, 
sich  hier  manchmal  Tor  nutzlosen  Snbtilitäten  zn  hüten.  Allein  im 
gaaxen  scheint  mir  doch  diese  Art  der  Betrachtung  richtig.  Aller* 
dings  wird  es  oftmals  eines  energischen  Entschlusses  bedürfen ,  um 
zwischen  den  zahlreichen  sich  darbietenden  Möglichkeiten  die  wahr- 
scheinlichste auszulesen ,  für  den  Unterschied  zwischen  'wichtig'  nnd 
'ottwichtig'  muss  das  Auge  durch  reichliche  Uebung  geschärft  sein. 

Xan  bedient  sich  häufig  der  Stammbäume/  Sie  haben  an  und 
für  sich  nicht  allzuTiel  Credit,  insbesondere  seit  Johannes  Schmidt 
mit  dem  grossen,  indogermanischen  so  erbarmungslos  aufgeräumt 
hat.  Ich  möchte  sie  aber  doch  nicht  verwerfen,  wenn  ich  auch  zu- 
geben mnss,  dass  die  leicht  eintretende  üeberschätzung  dieses  Hilfs- 
mittels sehr  vom  üebel  ist.  Ein  Diagramm  kann  nie  etwas  anderes 
sein  als  eine  mechanische  Unterstützung  des  Gedächtnisses  durch  das 
BOd.  Um  bei  yerwickelten  Handschriftenverhältnissen  nicht  immer 
die  einzelnen  Beziehungen  mühsam  behalten  zu  müssen ,  werden  die 
Striche  zn  Hülfe  gerufen,  deren  Stärke,  Grösse  und  Bichtong  der 
Entwicklung  der  Textindividuen  entsprechen.  Weitere  Bedeutung 
als  die  einer  Illustration  kommt  dem  Stammbaum  nicht  zn.  Wer 
übrigens  einmal  einen  Stammbaum  gezeichnet  hat,  wird  den  Grad 
der  Sicherheit,  den  die  vorausgegangenen  Schlüsse  beanspruchen 
dürfen ,  noch  lebhaft  im  Sinne  haben  und  vor  der  Gefahr  behütet 
sein,  einen  zwingenden  Regelcomplex  in  dem  Diagramm  symbolisiert 
zu  sehen. 

Die  Principien  der  Handschriftenkritik  sollten  gründlich  er- 
örtert werden.  Scherer  äusserte  vor  einigen  Jahren  zu  mir,  er  wolle 
einmal  darüber  schreiben.  Wenn  diese  Zeilen  ihn  dazu  veranlassten, 
seine  Absicht  auszufahren,  wäre  ich  sehr  froh. 

Lachmann  bespricht  weiter  die  Einleitung  zu  vdHagens  Buch 
nnd  tadelt,  was  an  vdHagen  immer  zu  tadeln  war,  die  Unklarheit 
seines  Ausdrucks,  nur  der  Reflex  der  Unklarheit  seines  Denkens.  Er 
wendet  sich  dann  zu  Boner  und  theilt  seine  Beimbeobachtungen  mit. 
Ich  habe  die  Becension  leider  nicht  gekannt ,  als  ich  in  der  Zeit- 
schrift für  deutsche  Philologie  VI,  251  ff.  über  Boner  schrieb,  sonst 
hätte  ich  mir  manches  sparen  können.  Aber  auch  erfreulicher  Weise 
hätte  ich  mich  auf  Lachmann  berufen  können ,  als  ich  gegen  Gervi- 


44       K.  Lachmann'8  Kleinere  Schriften,  ang.  ▼.  A,  StAönbach, 

uns'  und  Pfeiffer's  Urtheil  die  Begabung  Bonera  gering  schätzte. 
Ueber  die  Bechtschreibung  spricht  Lachmann  S.  90  ff.,  er  nimmt  die 
Sache  in  der  Vorrede  zur  Auswahl  S.  165  ff.  wieder  auf  und  widmet 
ihr  auch  in  der  Recension  der  vdHagen^schen  Nibelungen  1820, 
S.  223  ff.  eingehende  Behandlung.  Aus  der  Durchsicht  dieser  eben  so 
grossen  als  schwierigen  Arbeit  ist  mir  vor  Allem  ^ins  klar  geworden. 
Es  ward  oft  behauptet  und  noch  öfters  ist  es  nachgesprochen  worden. 
Lachmann  habe  so  wenig  für  die  Leser  seiner  Texte  gethan,  er  habe 
ihnen  die  Mittel  zu  leichterem  Verständnis  versagt,  keine  erklärenden 
Anmerkungen,  kein  Glossar  gegeben,  und  was  des  Geredes  mehr  ist. 
Will  man  vei-stehen,  was  Lachmann  den  Lesern  yorgearbeitet  hat,  so 
besehe  man  sich  gefälligst  die  vor  Lachmann  erschienenen  Texte, 
seine  eigenen  Ausgaben  und  die  hier  angeführten  Stellen  seiner 
Schriften.  Die  grammatischen  Formen,  welche  ein  Dichter  gebraucht, 
in  den  meisten  Fällen  schon  durch  die  Schreibung  zweifellos  zu  er- 
kennen, ist  erst  durch  Lachmann  möglich  geworden,  in  das  Chaos  ist 
Ordnung  gekommen,  in  den  Wust  Klarheit.  Nun  hat  es  freilich  jeder 
Ton  uns  leicht,  an  einigen  Stellen  seinen  Scharfsinn  darzulegen,  wol 
auch  das  richtige  mitunter  herauszubringen,  und  über  den  Sinn  eines 
Satzes  tief  zu  disputieren.  Möchte  doch  jeder  der  Kleinmeister,  die 
bei  solcher  Nachkritik  sich  aufspielen,  bedenken,  dass  er  kaum  etwas 
anderes  thut  als  die  fleissigen  Leute,  welche  mit  Baspein  den  gelon- 
genen  Erzguss  bearbeiten.  Wo  wären  die  Baspier  ohne  das  Kunstwerk 
geblieben ! 

Einige  Puncto  lassen  sich  vielleicht  aus  Lachmanns  Behand- 
lung  der  Orthographie  hervorheben: 

1.  Welches  Zeichen  entspricht  dem  mittelhochdeutschen  Laute? 
(S.  94).  Dafür  sind  bestimmend:  a.  Die  Beime  guter  und  sorgfiltiger 
Dichter;  b.  Die  Schreibweise  alter  Handschriften;  c.  Das  Verhältnis 
zur  Lautgebung  anderer  germanischer  Sprachen. 

Dies  Letztere  kommt  für  die  Feststellung  der  Hauptlaute  am 
meisten  in  Betracht  und  auch  hier  fordern  sich  Jacob  Grimm 's  und 
Lachmann's  Forachungen  aufs  schönste.  Bei  a  und  b  ist  Lachmann 
vorangewesen.  —  Doppelter  und  schwankender  Aussprache  müssen 
doppelte  Zeichen  entsprechen. 

2.  Consequenz  in  der  Wahl  der  Zeichen.  Schon  Benecke  hatte 
diese  als  ein  Hauptgesetz  betont.  Im  selben  Falle ,  unter  denselben 
Umständen  auch  dasselbe  Zeichen.  Das  klingt  heutzutage  ungeheuer 
einfach,  ist  aber  in  der  Ausfahrung  gar  nicht  so  leicht  gewesen,  wie 
man  S.  91  f.  über  s  und  e  nachlesen  kann. 

3.  Einfachheit.  Sie  ist  insofern  zu  berücksichtigen  als  auch 
dort,  wo  ein  compliciertes  Zeichen  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  neben 
dem  einfachen  gebraucht  wird,  das  einfache  gewählt  werden  mnss« 

4.  Gebrauch  neuer  Zeichen.  Ich  verstehe  darunter  nicht  nen 
ei'fundene,  sondern  solche  Zeichen,  welche  hie  und  da,  wie  verloren, 
in  den  Handschriften  sich  finden,  ohne  bestimmte  Aufgabe,  und  die 
doch  sehr  zweckmässig  zur  zweifellosen  Darstellung  grammatiscker 
Formen  verwei-thet  werden  können.  Vgl.  S.  93  über  c. 


ir,  Laehmunn'ä  Kleinere  Schriften,  ang.  v,  A.  S^hhihach  45 


5.  Wahl  der  Hilfszeichen.   Baza  gehören:  Baß  Trema,  welche 

plnKlieD««  €  bezeichnet;  das  geschwänzte  ^i  der  Circumflex;  der 

AjWtimih;  der  Bindestrich  hei  zusammengesetzten  Wörtern.  Lach- 

■viB  «ateeheidet  sich   nicht   ffir  die  Noth wendigkeit  aller  dieser 

BUhniltet,  er  räth  sie  aber  an  und  will  vor  allem,  dass  der  einmal 

Toi  Herausgeber   angem^mmene    Gebrauch   sorgfältig   beibehalten 

In  der  That  sind  auch  hente  noch  die  Meinungen  hierüber 

Soll  der  Circumflex  bei  allen  Dichtungen  vor  1 500  ge- 

irerdoD?  Viele  haben»  gethan  upd  thuna  noch;  aber  es  ist 

Utk  eiebt  tu  leugnen ,  das?  der  Unterschied  zwischen  Länge  und 

lln»,  Bthon  bei  den  genauesten  Dichtern  am  Anfange  des  Xlll.  Jahr- 

biodf  iti  manchmal  durchbrochen ,  bald  an  Geltung  verliert ,  daag 

m  der  zweiten  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts  Gedichte  sich 

»  lo  denen   ein  Drittel  der  stumpfen  Reime  (mit  einfachem 

ImI)  Uiige  nnd  Küfze  bindet,  dass  diese  Unterscheidung  im  Laufe 

1»  XTT.  Jilirbünderts  ganz  aufhört.  Wo  einmal  wie  z.  B.  gerade 

bö  Bdnar  dk  H&lite  der  mit  einfucbum  Vocal  gebundenen  stumpfen 

JbiaM  msftiQau  ist  in  der  Quantität«  da  hat  die  Quantität  nicht  mehr 

f^vlttn  und  sie  zu  bezeichnen ,  scheint  mir  fiberflnssig.    Eine  Zeit* 

pmM9  toliDdteilen  wird  kaum  mOglich  sein.    Denn  auf  die  Reime 

fßB  Umilid  JA  auch  die  Noth  zu  einer  Vernachlässigung  der  sonst  ge* 

iQftanttt4t  zwingen)  ganz  allein  kommt  es  dech  nicht  an  und 

bti  jedem  einzelnen  Antx)r  untersucht  werden,  wie  es  mit  den 

Bilotitf9ig«6etz«n  im  Inneren  des  Verses  steht.  Ist  hier  die  Ldnge  noch 

HB  d«r  KOn«  anterschieden,  so  wird  das  'Dacherl',  um  mit  v,  Kara* 

jtt  m  ^rechen»  der  für  dasselbe  besondere  Vorliebe  hatte«  trotz  der 

naotgkrtt  am  Platze  sein. 

üifber  Inter]Hinctiou  spricht  Lachmann  nirgends  im  Zusammen- 

▼iel  an  einz^ '  Hen.    Wie  er's  haben  will ,  zeigen  seine 

IM»«   Di»cb  sind  ^^  ler  noch  nicht  im  Besitze  fester  Regeln 

iM  4it  Henuntgeher  toigen  keineswegs  den  gleichen  ÄDschaunngen, 

I  Lachmanns  Interpunction  als  Muster  vorschwebt.  So  inter* 

1,  B.  Haupt  viel  weniger  als  Millenhoff.  Es  wÄre  werthvoll, 

iJfmat  *   nl  die  Grundsätze  Lachmann'scher  Interpunction 

aii  JMiCfi  I  sauber  zusammenstellte  und  die  spätere  Praxis 

4wt  f^r^icht^  VV]]  L'* -AM  ]irn  dann  einen  Canon,  dem  sich  hoffent- 
itdi  tili  10  Zukunft  tü^^  n  vsOrden. 

8w  M  ff.  ftnd^^n  »ich  schon  metrische  Betrachtungen.  Wie  Lach* 

M*s  M9ink  allmltig  aus  geringen  Anfingen  zur  Vollendung  ge- 

M,  Üsat  sich  in  den  ^I^Ieineren  Schriften'  recht  gut  sehen 

\  dki  Sindinm  insbesondere  denen  zu  empfehlen ,  welche  jetzt 

i  OitMUtoB  die  Lachmann'schen  Hegeln  von  sich  werfen ,  um  sie 

l'ruiis  dann  stillschweigend  und  bescheiden  wieder 


Tm  ß.  M  ah  folgen  Emendationen,  dann  Nachträge  und  Bosse- 
Bft  ID  dea  Glossarien.    Ich  kann  hier  nicht  näher  auf  die  Stelle» 


46         K,  Lachmatm's  Kleinere  Schriften,  ang.  v.  A  Schöhbai^, 

eingehen ,  mache  aber  aufmerksam ,  dass  eine  Menge  wichtiger  Ein- 
zelnheiten hier  zum  ersten  Male  herausgebracht  sind. 

Es  folgen  ^Verbesserungen  zu  Barlaam  und  Josaphat  von  Rudolf 
vonMontfort'(S.  115 — 132.)  Sie  betreffen  Berichtigungen  der  Schreib- 
weise und  bessern  zumeist  grammatische  Fehler.  Zwischen  liebe  und 
minne  wird  S.  131  zuerst  unterschieden.  Alles  ist  gegründet  auf 
genaue  Kenntnis  der  Handschrift  und  der  Sprache  des  Gedichtes« 
Ein  guter  Zufall  verschaffte  mir  neulich  aus  einem  Breslauer  Anti- 
quariat ein  Exemplar  von  Köpkes  ^Barlaam  und  Josaphat\  das  zuletzt 
in  Köpkes  Besitz  gewesen  war,  ursprünglich  aber  Lachmann  gehört 
hatte,  und  in  welches  dieser  neben  den  Blattzahlen  der  Handschrift 
A  und  einigen  Besserungen  der  Interpunction  eine  Anzahl  von  Nach- 
trägen und  Noten,  theilweiso  zu  seinen  eigenen  Verbesserungen  ein- 
getragen hatte.  Ich  stelle  sie  hier  zusammen : 

1.  Zu  den  Verbesserungen:  13,  23  creatüre  ^vi  füre  Weltchr. 
11  d.  18  b.  24a.  —  15.  22  Karl  90a:  dae  du  din  ze  sere  klagest. 

—  23,  26  wände  Weltchr.  la,  2b.  wand,  Königsberger  Weltchr. 
6a,  26b.  niht  wan  Ib,  3a.  —  35,  31  Weltchr.  7c:  wie  die  enget 
sin  gestalt?  66 c:  me  ez  nu  bewaret  si?  68:  wie  dise  rede  ende 
norme,  und  mit  warheit  e'ende  quame?  69a:  wie  daz  gemeinet  at 
an  in?  Mit  dem  Indicativ  Eschenbach  Wilh.  v.  Or.  S.  148a:  Wer 
der  fünften  schar  nu  herre  was?  Karl  S.  63b:  Wer  der  niunde  do 
wart?  Gudrun  3940:  Was  do  die  Hute  tivten?  —  37,  34  Weltchr. 
8b:  Si  tich  nu han  hie  vor  geseit,  —  43,  6  aber  füget  oder  fügent? 

—  50,  3  lies  an  den  samen  sin.  —  53,  20  Weltchr.  21,  6  Gott  la 
Noe :  Bi  dir  suln  gezweiet  wesen  ellü  lebcndü  dink,  —  z'im  wart 
allez  daz  gesant  gezweiet  do  mit  zwein  und  zwein,  an  dem  leben* 
der  name  erschein ;  daz  was  gezweiet  bi  im  hie,  Bari.  350,  29.  — 
59,  10  Joathan  im  Keim  Weltchr.  156  a,c.  —  64,  7  anüut  Man. 
S.  1,  187  b.  2,  192  a.  — -  67,  39  Das  richtige  briutegoum  auf  iraum 
gereimt  Troj.  Kr.  34b.  —  156,  5  falsch,  des  Reimes  wegen  her 
(daz)  männlich,  aber  zu  reimen  auf  mer  {daz) ;  her  (hehr)  männlich 
auf  mer  (mehr);  here  (hehr)  weiblich  auf  lere  (Lehre)  Rudolf 
Weltchr.  BI.  2r.  Paulus  und  die  zwelf  boten  her;  noch  gibt  er 
uns  urkündes  mer  (in  der  Handschrift  here :  mere)  IIa:  dasr  die 
zwelf  boten  here  des  heiligen  geistes  lere  etc.  —  267,  21  (S.  128) 
gotes  erweiten  und  die  heiden  Weltchr.  29  c.  Weltchr.  99  d:  und/e 
och  Abiu  hie  bi  was,  und  sibenzik  aldcn  die  wisheit  konden 
walden,  giengen  von  dem  volke  hin  dan,  208  d:  krumme,  halsen 
blinden,  Strickers  Karl  S.  56a:  Machmetes  uz  erkornen.  83  bi 
die  heiden  habeten  alse  zagen.  Wolfr.  Wilh.  200b:  und  daz  alle 
helde  zagen  wtzren,  Wigam.  8b:  manige  ritter  toten.  Man.  S.  1, 
48b:  6  was  ich  blint  und  wtste  blinden.  1,  87b:  in  allen  riehen 
vint  man  niht  zwei  grltchen.  Nlthart  Man.  S.  2,  83  a:  icir  auln 
allen  vaste  schallen,  Iwein  5326:  joch  enwdren  st  nicht  zagen, 
die  da  mit  in  vahten,  —  264,  4  Weltchr.  69  c:  den  gotes  erwelten 
riehen  (Jacob). 


£.  Laehmanm's  Kleinere  Schriften,  ang.  t.  ^1.  Sehönbadi.        47 

Znm  Wörterbuch^:  ÄbCy  nachgesetzt  mit  dem  Genitiv.  Mao. 
S.  1,  153a  unten:  gertten  eine  Halden  abe.  Adverbial?  Parc.  4107. 

—  (Akosen)  Weltchr.  118b:  dohegan  sich  heben  an  ein  murmeln. 
ia£  volk  began  nach  fleische  sere  akosen  da,  fleischlich,  als  da  vor 
m»derswa.  124  a:  si  sprachen  gemeinlich  also  nachkosende  elliu 
gH, — b.  ir  nachrede.  —  (Akust)  Weltchr.  166a:  was  hat  unkusH^ 
^erem  hp  danne  dae  unkustige  wip? — änik.  Weltchr.  9  a:  und  ir  ge- 
nerde  ämk  gar.  —  (ÄnebeUen)  da  man  din  apgot  an  bat,  Stricker 
lOii. —  (Anlan)  Georg  4510.  Weltchr.  105  a:  des  himels  umbevart 
umd  mmbelouf  nach  siner  art,  als  in  an  gelazen  hat  gotes  wisheit 
wmismrat.  Wolfr.  Wilh.  91b:  der  dae  firmament  an  lies.  —  (An- 
ihoM)  Weltchr.  173  c  —  (Antwerc)  Weltchr.  74  c:  die  hantwerc 
wwrden  hingeleit  unde  dareu  ir  arbeit,  die  sie  bliben  liefen  gar 
umd  namen  des  kindes  war.  —  (Begeben)  under  unser  gebot  be^ 
gehe  Weltchronik  16  d.  und  begunden  got  begeben  Weltchr.  20  b. 
Gott  sn  Moses:  Sich  mich  niht,  unde  lebe,  dae  dich  dae  leben  iht 
begebe.  Weltch.  109  a.  —  (Beheren)  Weltchr.  78  a:  die  lüt  sich 
sere  meret,  es  arget  unde  heret;  so  man  ee  inme  rüwen  lat,  do  ee 
im  hoirUr  uf  gat.  —  (Benennen)  Weltchr.  5  d :  wand  uns  got  hat 
benennet  gar  ee  der  rehten  engein  schar.  —  Bereden,  jus.  Alem. 
126, 14.  173,  2.  177,  5.  246,  2.  3.  256,  1.  289,  4.  306,  7. 
312,  14.  22.  24.  357,  1.  2.  398,  11.  12.  —  (Bern)  Weltchr.  39  b 
Ton  Hagar:  in  der  wüste  Bersahe  gienk  si  sunder  rihte  die  ruhe 
ne  der  slihte  irre  uf  wegen  ungebert,  nu  was  dae  waeeer  vereert 
eic  Oberlin  S.  1830.  Weltchr.  79  c:  man  engibt  uch  kein  stro  da 
mite  ir  den  ciegel  bert  (Exod.  5,  18.  Vorher  79  a:  den  einen  er  do 
gebot ,  d4ie  in  nieman  gebe  do  weder  backt,  har  noch  stro  dae  si 
twme  leimen  teten^  do  si  den  eume  ciegel  kneten),  —  {Bescheiden- 
Itdbe)  5t  waren  e  arm  und  gutes  riche ;  wand  ellü  erde  und  ellü 
lani  stünden  gar  in  ir  hant ,  und  waren  doch  hoher  richeit  bar ,  si 
namen  keiner  richeit  war,  wan  der  ir  lip  solde  leben.  Weltchr.  24  c. 

—  (Bestan)  Weltchr.  97  b:  Ee  si  sin  hus  oder  swae  er  hat,  dae 
eigenüichen  in  bestat.  —  (Beviln)  Weltchr.  8  a.  211b  {geviln) 
Georg  3670  (verviln)  Ernst  2910.  —  (Bischaft)  Weltchr.  11c:  du 
sekrift  dae  mensche  nennet  sus  ee  latine  niikrokosmus,  du  minnere 
werU,  wand  sin  rat  (was  an  ihm  ist?)  aller  gescheffede  bischaft 
hat,  —  Bispruch.  Weltchr.  26  a:  der  an  kreflen  wart  so  groe  dae 
ein  bispruch  von  im  geschach  und  von  sinen  kreften  sprach:  wis 
kreftic  wise  (sie)  als  Nemroth.  —  Borgen.  Weltchr.  141a:  der  be- 
gonde  in  groeen  sorgen  mit  leide  freude  borgen  und  sich  ir  vil  gar 
begehen  und  in  so  groeen  sorgen  leben.  —  (Brechen)  Weltchr. 
152  d:  do  der  ander  tak  uf  brach  und  darnach  wachsen  began. 
Weltchr.  69b  von  Paulo:  dae  er  ae  rop  des  morgens  frü^  den  abent 
brach  er  dar  eü,  dae  er  teilte  von  im  hin  mit  lere  den  gotlichen 


*)  Bei  den   eingeklammerten  Artikeln  hat  Lachmann  Zusätze  ge- 
flacht, die  uneingeklammerten  stehen  nicht  in  Köpke's  Worterbach. 


48        K,  Lachmann' 8  Kleinere  Schriften,  ang.  y.  A.  Sehänbadi* 

gewin.  —  (JW*)  Weltchr.  15  c:  jp«  machen  si  hegunden  von  ttlUoübe 
questen  dik,  das  ir  ietweder  aneblik  des  andern  schäm  niht  möhte 
sehen.  —  (Biet)  Plural.  Weltchr.  45 a:  deusf  man  si  tragen  sähe 
swene  vatern  [veter]  eweier  diety  an  den  mit  scheidunge  sich  sehieii 
gezweite  eweier  diete  (so)  kint  mit  namen  und  e  gescheiden  Hmi 
und  daz  die  selben  bi  ir  eit  vil  kriege  htBten  etc.  —  (Drivalt)  Auch 
Weltchr.  —  Dumehte.  Weltchr.  20  c:  Noe,  der  reine  gotes  kneki^ 
was  redelichy  gut  und  gereht,  und  in  sime  geslehte  wise.  gcmä^ 
durnehte  unde  gienk  rehte  wege  vor  gote,  —  (Ende)  Weltchr.  11  e: 
von  Ädames  eit,  bis  du  werlt  ein  ende  git  (nimmt).  —  Endeht; 
Bie  an  dae  endeiste  Ostermer  (Wendelsee)  dae  nahest  bi  der  mmn 
nen  lit.  Weltchr.  25  a.  —  Entschumpfentüre.  die  von  Gomorra 
und  Sodoma  Uten  e.  da.  Weltchr.  31c.  (Genes.  14,  10.  terga  verte* 
runt  cecideruntque  ibi.)  —  (Entweten)  Weltchr.  47  d :  die  sin  ge 
dienste  dir  benant  und  in  din  gebot  geweten;  alle  geslehte  dich  €m^, 
beten.  Benecke  Wigalois  S.  750.  —  Eneelen,  teilten  si  e,  die  lani 
under  sich  Weltchr.  25  d  einzeln.  —  (Ervaren)  Iwein  4620.  K<H 
locz.  77.  Wilh.  d.  H.  2,  195  a.  Weltchr.  54  c:  ir  hat  mich  beswtBt^ 
und  vil  leitlich  ervaret,  (tt^rbastis  me  Genes.  34,  30).  Fol.  53  b:  er 
sprach:  die  trofke  saget  mir,  die  ir  sähet  und  von  den  ir  so  sem 
Sit  beswteret  und  ich  davon  vervaret,  Iwein  9213:  Ee  wtßre  eim 
wol  gemüt  man  ervceret  (verzagt  Müll.  5781)  von  der  arheä* 
Meistergesangb.  585:  ein  mtUer  man  eu  gehen  ist  unvervarßL 
Kolocz.  64:  sere  wurden  st  ervceret,  —  {Erwinden)  Weltchr.  51  ■: 
kindes  (1.  kindenes)  si  damite  erwant,  bie  got  aber  dae  wolde  doM  ri 
kinden  solde.  (cessavitque  parere  Genes.  29, 35)  in  f.  5 1  c :  geberens  at 
do  erwant,  Weltchr.  150c:  einen  stahelinen  nagel  si  eü  e'im  gatr 
mit  eorne  trük ;  mit  eime  hamer  si  den  slük  hinder  eime  ögen  in  bit 
hinder  dem  andern  ue  dort  hin,  dae  du  spitee  in  der  erden  eruHod 
(NB.  er  lag  und  schlief).  —  {Ewarte)  ein  reiner  ewart  und  art  ge« 
reimt  Weltchr.  32  b.  auf  DurndaH  Karl  68  b.  —  (  Faren)  Weitete 
15  d:  ir  versen  soUu  immer  varen.  (Genes.  3,  15  et  tu  insiäiäbe^ 
ris  calcaneo  e^us,)  —  Teigen,  Weltchr.  60  d:  dae  er  in  genade  er- 

eeigete,  ir  ungemute  in  veigete,  —  (Verbern)  Weltchr.  161  d :  stein^ 
herten  luten  begonde  von  sinen  leichen  ir  herter  m&t  serweichen 
dae  alle  trurekeit  vil  gar  in  ir  hereen  sich  (1.  si)  verbar.  swa  si  sk^ 
gedone  in  sinen  leichen  schone  von  siner  hant  solden  vernemem 
da  muste  vreude  sigeeemen,  —  Yerch,  Weltchr.  17  c  Gott  zu  Kain^ 
wände  gein  dir  du  erde  hat  und  gein  deiner  missetat  uf  getan  «r 
munt,  do  si  verslant  Abels  verch  von  diner  hant.  —  ( Vereineti^ 
Weltchr.  62  b:  in  ein  gadem  sich  vereinende.  Altd.  W.  2,  189i 
42.  —  Vergeben  Bari.  57,  19.  —  Verhangen,  erlauben.  Weltchr» 
77  d:  und  man  in  niht  verhankte,  dae  si  iht  fürbae  quoemen^  dem 
lande  sin  ere  benehmen.  —  (Verstössen)  Weltchr.  89d:  ^  mite doM 
gotes  her  verstiee  sin  armät  vil  richliche;  si  wurden  alle  gtU$ 
riche.  —  (Verwteen)  Prät.  Plur.  verwiesen.  —  (Versihen)  Weltchtr. 
19 d:  den  (I.  dem?)  got  reiner  fruht  niht  versech.  24:6.1  aU  im  der 


»^5  Eleinerc  Scbnften,  ang.  v.  A. 


4» 


wü§  veräiffcn,  dem  trunkeneQ  Noah.  —  Tihelüte,  Nomadeu 

^•Hdir*  MU.  —  Vör^ftn.  Weltchi.  89  b:  das  si  im  volgeien  dan, 

*  nge  vor  in  an,  nach  einander^  ah  si  waren  da,  — 

I .  hr.  21  a:  sa  wil  ich  vor  der  freue  (Gefahr  des  Ertrin- 

hai*  tu  4er  Sindüat)  hehuirn  dich,  (Gleich  darauf  not),  —  (FfUtr) 
W«ltclkr.  lud:  und  s4t:h  mit  wer  wislicht  wegen  (Nß,)  für  jeglich 
&e^4»^en,  —  (Ffiirdahtltch)  m  die  Zukunft  denkend,  tordthteklich 
V  ^  '   ^   -*  {Ft%rc)  Weitchr,  12e;  des  libes  für  mit  der  icr,  — 

fir.  11  ä:  das  *i  geimtet  (sie)  werden  mite*  24a:  und 
mit  dcif  fletscht  s  t^iitunge  gar.  63  a:  tcand 
'  jarc  Sit  f  die  teile  der  hunger  wcrn  soL  — 
^  I   ich    für  hie   der   fürst  en    Jcindt   Karl   51a.     ütdigenc. 

U-^*..u«    n*>:ih :  und  duB  St  lagen  ah  tHn  stat  wttre  umhez  gegeU 
§f^«i^  JuiUi-    'ind  Isaehar  utid  Sabulon,  die  dri  schar,  gern  dem 
Q^tn  Luiden   ligen,   du  gesUhtc  und  ir  gedigen,  —  (Gedinge) 
W«lkHr,  1^7b  \>r«procheii,  —  (Geliehen)  Wöltdir,  I2c:  des  men^ 
sdu*  mit  namen gelicJiCfH  ufidcr  in,  —  (Gelimph) 

W«^t  f  nende  schaden  werben  le  ernste  und  och 

rt  f^iamy4^  ''*»'  "  '  gelimpfe.  —  (Gemtde)  Weltchr.  30 d: 

herren!  —  ^......hiht}  WeltchT.  2b:  alle  ir  (der  Egypter) 

I*,  teie  du  geschach.  Weltchr.  Sc:  es  enist  kein  so  engcM 
tr  msi  drinne  und  doch  niht,  mit  kraß  und  niht  mit  der  ge- 
%B  kann  er  sich  gtieücn  woL  dag  sin  ist  himel  und  erde 
[  mnd  ioA  nindeti  kie  nach  da  ist,  noch  dort  noch  anderswa^ 
MUenilnM^n  ist  sin  kraft  gam  hi  sincr  geschaft,   dach 
miki  aUa  das  tr  da  si;  Hn  gewaU  ist  allen  dingen  bi,    Non 

—  (Oeschüphede)  in  der  Weltchronik  Rudolfe  ge- 

a,  I  z*  B,  3  a od.  Weltclir.  78  b:  wan  dti  hride  {wip 

si/nt   hohes  geschcffidea  (GescbiUts)   irresaL  — 

f]  ;  ,   Sicbtbiifkeit,  Weltchr.  6  c  —  Gewcllc,  Weltcbr, 

)|i:    9€k    kies    got    —   im    machmt    von    crc    ein  gewclle   uf 

frkaheni  under  dem  was  ergraben  rin  erin  ras;  da  gos  man  in 

wmsstr.  (ISsod*  30,  18:  facies  et  labrum  ahcneum  cum  basi  sua  ad 

l^rat^dum^)  Welkhr.  184a:  er  kcrtc  wtd*'r  von  dem  wal  nf  einen 

Urrk ,  uf  drm  Snhftl  was ,  und  hie£  im  wirken  sa  ein  hofh  tcit  gc' 

mۆi  fli<3  X  er  die  geschiht  malen  durch  ein  angeaikt^ 

wk  tr  ihi  fi  sitenÄmalcck  hete  überstritcn,  undniemen 

der  m$t  tm  dar  quam,  schaden  an  dem  strite  nam,  das  er  da  s& 

—  -     --'ncm  mcmorifile  lies  sinen  namen  malen  da.  (1  Beg.  15, 

>rem  triumphalem,)  —  {Gos)  Weltchr,  11  d:  gegossen  se 

■  \  dK  -  JIM«  gos,  —  Grif  Weltchr.  28b  Ton  Niiüve:  drier 

'    r^      '  }rt  ir  grif  mit  kraft  erkant.  —  (Guft)  Usiscuhnum. 

:  unde  hüb  sich  alsrhant  gein   ostert* 

in)  auf  versicein  Weltchr.  36  a.  —  ( //m) 

WtUcHr.  6li:  Äf  jems  mdcrs^eme  wurde  unde  hin  getan,  —  (Ilor) 

Wflldu'.  72  m:  f»  ve§me  man  in  gebot  der  strte  mge  bi  den  tagen 


50         K»  Ladmann'8  Kleinere  Schriften,  ang.  ?.  A,  SMhbo/ch, 

und  daz  hör  von  dannen  fragen.  —  An  hottbeten.  Weltchr.  116d 
einen  man  da  ein  gesinde  houbet  an.  —  Iteruchen,  wiederk&aei 
Weltchr.  113  a,  —  {Itewiz)  Masculinum.  Weltchr.  6  a  unten,  di 
leiden  itewtee  Bari.  386, 5.  —  {Kiep)  Weltchr.  20  d :  und  soU  die  (di 
Arche)  f^  daz  rinnen  mit  Hebe  [tcol]  uzen  und  innen  bestritt 
unde  machen  woh  —  {KiSmde)  Weltchr.  10b:  Got  sprach:  der  wob 
zer  finde  bringen  in  ir  künde  mit  lebendem  geiste  wesende,  fliegend 

und  kresende  etc.  13  a:  von  der  hohsten  himels  künde  biz  dura 
daz  dbgründe.  —  Du  kunneschaft  Weltchr.  27  b.  31  a.  —  {Lehen 
Weltchr.  20  d :  Gott  zu  Noe :  damite  wil  ich  alle  leben,  da  lebende 
geist  inne  ist,  toten.  —  21a:  an  diser  ahte  liben  —  sd  urspriiik 
aller  lebene  wesen ,  die  hernach  menschlich  leben  saln  der  werld 
widergeben.  —  (zu  Lebermer)  Weltchr.  66  d :  sint  über  lank  da  mm 
sach  gen  daz  israhelische  her  durch  daz  wilde  rote  mer.  89b:  e 
(Moyses)  sl&k  7nit  der  rüte  uf  daz  wilde  rote  mer.  118b:  durd 
daz  wilde  rote  mer.  —  (Lidekliche)  zu  Zeile  14  von  oben.  Schute 
104  b,  betalle.  —  {Lidic)  Man.  S.  2,  182  b:  s(elik  wtp,  ich  häi 

ein  fH  gemutet  nü  bin  ich  dtn  ledik  eigen  worden  gar.  —  JDoi 
linde,  cortina  Weltchr.  116d.  (Num.  4,  25).  —  {Lützel)  Weltchi 
18  d :  und  wart  schiere  daz  er  iht  wenik  oder  lützel  sach.  —  Maset 
Weltchr.  139  b:  ein  sidin  gewant,  daran  mit  grozer  richeit  eil 

masse  goldes  was  geleit.  —  (Meistern)  Weltchr.  12  c:  der  hohsi 
luftf  der  aUer  frist  ob  den  dementen  ist^  meistert  zu  den  oren  ü 

des  gehorenes  rehten  sin,  —  Mukeit.  Weltchr.  18  a:    und  wide 

die,  den  er  da  leit  tet  mit  gewaldes  mukeit,  was  er  von  erste  de> 
erste  man,  der  stete  buwen  da  began.  —  Müder.  Weltchr.  61a:  « 
rüwiges  herzen  müder  ir  fröude  was  geslofet,  —  Nachgeimi 
Weltchr.  218a:  Äbsalon  vloch  do  von  dan  zu  sinen  anen  er  entram 
Ptolomeo  von  Jessur ;  der  lant  lute  nakebur  was  bi  sinen  ana 
vurwar  Äbsalon  sint  dri  jar.  —  (Name)  Weltchr.  12  c:  dem  gri 
fene  {tactui)  ist  der  name  benomen^  ez  en  müeze  rilren  etewae.  — 
{Naturen)  Weltchr.  9d:  in  sincr  genaturten  art.  11  d:  von  äei 
alle  du  kraft  ist  kamen ,  du  alle  leben  tilUef  und  naturende  berik 
tet.  12  a:  als  ez  naturet  sin  gebot.  8  c :  und  wie  er  von  den  ineren 
ich  meine  den  vier  quartieren,  (den  Elementen)  getempert,  genatü 
ret,  gebildet,  gefiguret  hat  allez  daz  er  geschüf.  12 dkh :  gesUffii 
himel  und  alle  geschaft  naturent  sich  und  nement  kraft  von  Aei 
vier  dementen  gar.  Meisterges.  360  (S.  166):  gewonheit  mit  gi 
wält  natiuret  wol  swer  tugentlichen  tut.  —  Faradise  (sonst  —  i» 
Weltchr.  14  a:  in  des  Wunsches  paradise  sazte  in  frölicher  wise  fi 
den  man.  —  Pfedeme  Weltchr.  118  c.  cucumeres  etpepones  (Nnn 
XI,  5.)  —  (PfdleT)  Weltchr.  138  a:  ein  pfellelis  varwe  seü,  funim 
lus  coccineus.  102c:  daz  vierde  dach,  daz  druffe  lak^  vil  iiekÜi 
pfdld  varwe  pflak.  103  a:  der  edele  pfellel  riche  hat  bezeiehm^ 
liehe  des  wazzers  bezeichenu/nge  wol,  ob  man  die  warheit  mgp^ 


^*tf  Kleinere  Schriften,  ang.  ▼.  A.  Sckönbach.         51 

ml,  mtmd  der  visch  in  dem  icaezer  gcU,  des  hl&t  im  vartoe  gegeben 
lit  —  der  £wir  gevericete  coccus,  ein  sidin  täch  an  golde  rieh, 
dem  fibre  an  bischaft  ist  gelich  und  an  varwe.  —  Ram,  ee  reh^ 
räme  Ernst  3045.  —  (Mehte)  adv.  Weltchr.  79  b:  warumme 
wmrekie  wider  dine  arme  knehte?  —  {Eichen)  ein  Gemälde 
Wiltckr.  6  b.  —  SdMr.  Plur.  Weltchr.  53  a:  er  teilte  lüte  und 
«fttf  gmr  und  suku  er  hate  in  vier  schar.  —  SchelUk.  Weltchr. 
146  a:  tuende  als  ein  scheUic  rech.  —  Die  schrift  Plur.  Als 
äe  sekriß  der  buche  jehent,  Weltchr.  6  a.  —  {Schroten)  Weltchr. 
9a:  doM  Uehi  er  pon  der  vinster  schiet,  vinster  unde  lieht  er 
e:  ddbT  fo€L£eer  sich  von  waeeere  schiet  und  dae  got  du 
sAriH  und  er  si  wolde  sundern,  46  a:  daz  was  State 
wU  wnversckart  bie  her  an  Aarones  eit ,  do  der  der  hoheste 
emtrte  sit  ums  in  der  Israhelischen  diei,  des  reht  dae  selbe 
foU  verschriet.  100b:  do  got  Moysi  beschiet  und  mit  namen 
mitrit^riet^  mit  welher  hande  dingen  er  solde  vollebringen 
imgeMdt.  164  d:  und  im  niht  schriete  sin  har.  149  c:  in  eigen^ 
lieker  dienste  bant  leite  er  die  Israhelische  diet;  ir  dienst  er 
m  M  hohe  schriet,  dae  in  dae  joch  der  arbeit  so  dienstlich 
wmt  uf  geleU,  dae  ir  kraft  swachen  began.  —  {Seine)  Weltchr. 
44 d:  und  klagete  deste  seiner;  sin  klage  was  deste  kleiner.  — 
(flO  ML  Alles  von  Lachmann  durchstrichen  und  darüber  geschrieben : 
Ute  —  ist.  —  Sinewel  ist  der  Himmel  und  des  Menschen  Haupt. 
Wdkhr.  12b.  —  Snit.  Ernte.  Weltchr.  51b:  in  einem  snite,  (Genes. 
30, 14)  fol.  56  c:  wie  wir  waren  an  eime  snite  und  Bünden  unser 
fsrie»  da.  —  Spreiten.  Weltchr.  13  c:  ein  waeeer  michel  unde 
fror  «N  dem  paradise  floe,  dae  sich  wite  spreite.  —  Stiß.  Weltchr. 
Id:  ditf  crdenunge  und  die  stift  der  alten  und  der  nüwen  e. 
—  Studech.  Weltchr.  19  a:  den  sach  ervor  im  siteen  in  eime 
üdten  etudech  da.  —  {Swae)  mit  Plur.  Weltchr.  51  d:  —  swae 
sekafe  einer  varwe  sin ;  du  jungen  du  sin  alle  min,  swae  ir  in 
bmier  varwe  sin.  —  {Swern)  Weltchr.  109  b:  als  du  warheit 
nthr.  wie:  als  mir  du  aventüre  swür  im  Parcival.  —  {Swirt) 
Wettchr.  64s:  des  müt  nach  im  in  jamer  swar.  —  {Tihten) 
WaKekr,  62  b:  er  twük  sin  antlüee  unde  gie  eü  in  her  für  und 
fiMy  doM  man  uf  leite  brot  und  och  die  tische  berihte,  siner 
MMar  mUten  er  tihte  rehte  als  si  daheime  saeen  e&  ir  vater 
U»Ae  umde  aeen.  —  Tirmen.  Weltchr.  127b:  in  einem  betehus; 
ias  wa$  Vulkane  eueren,  als  iche  las,  gewihet  und  getirmet 
4a,  —  (2Viifi)  Plur.  Weltchr.  10  c.  138c:  dae  du  erde  üwer  werde 
vd  und  alle  waeeers  trän.  Morolt  1407.  1505.  1593.  1599? 
1C79?  1690.  2050.  3094?  3349.  3358.  3825.  —  {DMe)  Weltchr. 
%\i  i(h  wü  ü  sagen  al  ee  hant^  wie  si  ee  düte  sint  genant. 
JBehahel  den  namen  hat,  dae  nach  sins  amtes  orden  stat^  er 
iüei  eich  were  (sie)  alse  got  etc.  du  gotes  sterke  ist  Gabriel^ 
te  MU  in  latine  erkani.  Weltchr.  18  b:  den  vand  er  {den  list, 
den  dM  hich  heisent  musiea)  und  schreib  in  sa  ee  düte  mit  den 

4» 


58        K.  LachmanfCs  Kleinere  Sehrifben,  ang.  t.  ä.  StMnbaeh. 

Ihten  sin  in  ein  std  was  mermelin,  65  c:  dajf  vernenU  xe  diUe» 

—  i€ie  die  ee  düte  sint  ergie,  des  ml  ich  üch  bescheiden 

—  {Ufen)  Mao.  S.  2,  249b,  3.  —  (Undankname)  Weltchr.  17a: 
opfer  W(Bre  gote  also  wert,  des  von  Abel  wäre  gegert,  und  < 
danknteme ,  dae  von  himele  bequame  ein  fikr  und  e$  ver^roiite» 
112b:  daz  ir  opfer  gar  im  was  liep  und  danknteme 
niht  wider/g(ßme.  112a:  so  dax  im  dankbare  ir  heilik  opfer 
und  sinen  hulden  behagelicK  —  XJnderbifU,  Weltchr.  39  a:  jiA 
Abraham  si  (Sara)  do  sprach:  wirf  uz  die  dime  und  ir  Uni 
bede  An  allez  underbint.  ir  sun  ensol  niht  sin  mit  Isadke  dem 
si/me  min  (1.  din)  und  mime  kinde  ebengelichy  noch  erbeteüe  ebms^ 
rieh,  96  a:  zA  den  tüten  sprach  er  do  gewarlieh  an  underbimir 
Moyses  Amrames  kint  und  Jacobethes,  den  man  hie  siht,  suH  ir 
hüte  hören  niht;  ir  sult  den  hören  hüte  reden  mit  sime  lüte,  dm 
helfe  üch  von  Egipten  trük.  Titur.  826  V.  Weltchr.  117c:  ir  ASM 
machte  er  ir  bar  unde  schreib  an  underbint  gotes  namen  an  ein  per^ 
mimt.  191c:  und  hiez  slan  An  underbint  der  ewarten  wip  und  kkä^ 
daz  da  nieman  genas,  —  {Understjoanc)  hindernder  Hieb.  —  Unfim, 
Weltchr.  20  c:  du  wip  begunden  och  ir  leben  in  süntliche  umfire 
geben,  —  {Ungehöret)  ohne  höre;  wie geherret,  gehundet.  —  (Unioer^ 
tic)  Weltchr.  236a:  zwei  wip,  du  durch  ir  hochveriigen  lip  M 
Schrift  unvertik  hat  genant,  meretrices,  —  {Unwahe)  Weltchr.  18b 
ein  materie  so  unwahe,  der  Lehm.  —  (Urhap)  daz,  246,  26.  — 
{Urtop)  Weltchr.  69c:  daz  urtop  moht  er  kume  haben.  —  {WaU^ 
Schrate)  zu  'In  B  und  0  steht  waltschraete^:  A :  Dur  einer  vrowim 
minne  State  wurde  ein  wilder  walt  scratte.  B:  durch  eyner 
vrowen  myne  State  wurde  egn  wilder  walt  schrate.  — (IVSm^ 
wan  din  363,  29  ez  enst  denne  min  alein.  Parc.  84a.  —  {Wanf 
wände,  wand)  364,  36.  390,  37:  niemen  wan  dich.  —-  {Wandet 
326,  20.  —  (Waze)  waz,  Geruch.  Weltchr.  106  a:  wan  disse  irier 
gemini  übergriffen  alle  den  smak ,  den  al  du  werlt  erwunaeihem 
mak  und  aller  ivurze  wase  gar,  die  du  erde  ie  gebar,  Titanl 
608  V.  Esch.  Wilh.  v.  Orl.  65b.  Titur.  1950V.  —  (Wegen)  tkh 
wegen  für  siehe  für,  du  soll  dich  gein  dem  lebene  wegen  Weltohr» 
20  d.  —  (Werde)  Weltchr.  25b:  und  die  alle  bi  ir  jaren  iM 
gewaldes  kreften  waren  die  höhsten  uf  der  erden  nach  kümek» 
liehen  werden,  35  a :  und  was  in  mit  wernder  werde  herrß  li^ 
mels  und  der  erde,  61  d:  und  als  ir  habet  funden  in,  nocA  knme 
klicken  werden  sult  ir  in  uf  der  erden  wol  eren  und  beten  an,  — 
(Wem)  Weltchr.  8a:  wie  du  fruJU  sol  sin,  in  den  du  mare  ir  wmr^ 
heit  wernt  und  wunneklichen  wücher  bernt,  —  (  Wider)  wider  geifp 
gegen  Gottes  Willen.  Weltchr.  18b  (im  Beim).  —  (Wiht)  Woltolr. 
12  a:  besundern  wäre  ir  den  ein  wiht^  si  töhten  aver  ein  andet 
niht,  —  (Wisdos)  witlofund  wiselos,  unstät  und  flüchtig.  Wettdff. 
17c.  —  (Wunsch)  Weltchr.  bh:  do  got  die  engele  werden  hieeumi 
in  den  wünsch  der  schöne  liez  in  engelischen  wtmnen  gar.  19«; 
dae  si  im  einen  sun  gebar;  dem  gab  er  (Adam)  sinen  wuneA  §m 


K.  lAMchmann'B  Kloinere  Schriften,  ang.  y.  A,  Sehönbach,        68 

mi  nande  in  Seth.  —  (ZebMen)  knohelauch^  etoipollen  Weltchr. 
118c.  —  Zein^  Weltchr.  58c  propago  Vitium  (Genes.  40,  10.)  — 
21,  2&5,  13.  —  üeberdiee  noch  einige  Nachträge  zum  Druckfehler- 
fHiMchnifl.  — 

Die  Secension  von  Sanders  dänischen  Heldenliedern  1818 
(S.  133 — 136)  enthält  auch  Lachmanns  poetische  Uebersetznng  einer 
diniKheii  Ballade,  schon  frflher  bei  Hertz  (Lachmann,  Beilagen 
piin)  abgedruckt.  Dort  finden  sich  noch  (S.  3,  24—28,  41-43 
od  Beilage  A)  andere  Poesien  Lachmanns.  Sie  imponieren  doi-ch 
Imsl  nnd  Strenge  der  Gesinnung,  durch  reine,  helle  Sprache,  zu- 
gtakh  aber  ist  ihnen  eine  gewisse  Herbigkeit  eigenthümlich.  Wo 
tei  mn  Inhalte  passt,  da  gelingt  das  Ganze  Yortreflflich,  so  in  dem 
i§,  Yn  der  Beilage  gedruckten)  Liede:  *Zu  dir  will  ich  mich  wenden 
♦Herr  in  meiner  Noth',  tou  echter  Gläubigkeit  erfüllt,  dem  Kirchen- 
fHUge  der  Beformationszeit  in  Worten  und  Gedanken  verwandt. 
KAt  minder  stark  wirken  die  jambisch  -  anapästischen  Verse  des 
Jagdliedes  S.  27  f.  Lacbmann  hat  ausserdem  eine,  jetzt  mit  Unrecht 
an  Yorzflgen  reiche,  in  kraftvoller  und  energischer 

le  sich  bewegende  üebersetzung  von  Shakespeare's  Sonetten 
geeduieben;  seine  üebertragung  des  Macbeth  ist  in  hohem  Grade 
bwchiwrwertlL  Wenn  es  deren  bedürfte,  so  fehlte  es  also  auch  nicht 
aa  äoaeeren  Zeugnissen ,  dass  Lachmann  alle  Eigenschaften  besass, 
He  beOhigen ,  mit  feinster  Nachempfindung  der  Gedanken  nnd  Ge- 
ÜUe  eines  Dichters  dessen  Verse  aus  schlechter  Ueberlieferung  zu 
lecQMtmieren. 

Ist  aocb  der  nächste  Artikel  'Alliteration'  klein,  er  scheint  mir 
deck  bemerkenswerth.  £ürze  und  Klarheit  sind  im  gleichen  Masse 
beigen. 

Dagegen  äbergehe  ich  die  beiden  Becensioneu  über  Zeune's 
Wartbugkrieg  S.  140—156  und  Koberstein's  denselben  Gegenstand 
betreffendes  Programm  S.  312 — 324.  So  schön  die  in  der  ersten 
maitjgüegie  Untersuchung,  so  gehaltvoll  die  einzelnen  Bemerkungen 
der  zweiten  sind,  die  Sache  leidet  keine  Anführung  in  Kürze. 

8.  157—203  sind  Vorrede  und  Glossar  zur  ^Auswahl'  1820 
wieder  abgedruckt.  Gewiss  mit  Recht.  Beide  sind  Musterarbeiten. 
INe  Vorrede  durch  die  Fülle  der  Belehrung,  welche  in  gedrängtester 
Fenn  geboten  wird,  das  Glossar,  indem  es  den  Weg  vernünftiger 
Werterklärung  ein  für  alle  Mal  bezeichnet.  Die  ^Auswahl^  ist  selten 
gewofden.  Das  Büchlein  auf  geringem  Papier  mit  den  alten ,  nicht 
ackazf  ausgedrückten  Lettern  nimmt  sich  gegen  unsere  heutigen 
PnUkationen  sehr  bescheiden*  aus  und  doch  zwingt  es  jedem  Achtung 
ab.  Die  Vorrede  spricht  zuerst  über  die  bei  Wahl  der  Stücke  gelten- 
den  Gesichtspuncte  und  rechtfertigt  dann  die  Texte.  Hier  wird 
wiederum  die  Aufgabe  eines  Herausgebers  auseinandergesetzt  und  an 
Beiqiielen  demonstriert^).    Besonders  wichtig  ist  der  grammatische 

'}  Vgl  darüber  auch  die  trefflichen  Worte  in  Lachmanns  Brief 
aa  Hahn.  Pfeiffers  Germania  XII,  247. 


54        K,  LachmfMm's  Kleinere  Sohriften,  ang.  t.  A,  SMnbadi, 

Excors  aber  die  Formen  des  Präteritums  Ton  haben  S.  161 — 168, 
femer  was  über  Bechtschreibong  and  Metrum  gelehrt  wird.  S.  108  ff. 
schon  ein  Yersach,  Differenzen  im  Beim  und  Sprachgebrauch  zwischen 
den  Nibelungenliedern  zu  erweisen.  Das'  Glossar  ist  nach  dem  be- 
kannten Worte  der  Vorrede  so  eingerichtet,  ^dass  jede  Trägheit  sich 
recht  bald  bestrafe\  Nicht  'entsprechende  Ausdrücke  zur  bequemen 
üebersetzung  einzelner  Stellen'  werden  gegeben ,  sondern  nnr  *be- 
stimmte  Bezeichnung  des  Begriffes\  Die  Beispiele  für  die  dann  ab- 
zuleitenden Bedeutungen  soll  der  Lernende  sich  ans  den  Texten  sa- 
sammenstellen.  Ich  führe  nur  ein  Paar  Muster  an:  enthalten 
st.  aufhalten:  1.  aufrecht  halten,  daher:  bewirthen,  beschützen; 
sich  e.  wohnen;  2.  ab,  zurückhalten.  —  msre  n.  Bede,  Nachricht, 
Erzählung;  Sache  von  der  geredet  wird.  Adj.  berühmt,  bekannt;  der 
Bede  wei*th,  wichtig,  lieb.  —  nam,  name  schw.  m.  B^riff,  Wesen, 
Beschaffenheit,  Bedingung.  —  rät  stm.  das  Besorgen,  Versorgen, 
Besorgtsein,  das  Besorgte:  1.  Bath  den  man  gibt  (Bathgeber),  £nt- 
schluss ;  2.  Vorrath.  — 

Es  wird  jetzt  den  Studierenden  viel  leichter  gemacht.  Hilfsmittel 
im  üeberfluss.  In  Commentaren  werden  alle  (wenigstens  alle  unerheb- 
lichen) Schwierigkeiten  klein  geschnitten  und  sogar  pikant  gemacht; 
es  sollte  mich  nicht  wundern,  wenn  nächstens  ein  mittelhochdeutscher 
Trichter  erschiene ,  oder  eine  Anweisung ,  das  Altnordische  binnen 
sechs  Wochen  vollständig  zu  erlernen.  Wir  sind  jetzt  so  weit,  wie 
Lachmann  S.  172  sagt,  dass  mit  schlaffem  Eifer  und  stumpfer  Auf- 
merksamkeit doch  schon  ein  nennenswerther  Theil  (im  Studium  der 
deutschen  Sprache)  zu  ergreifen  steht'.  Das  Schlimme  daran  ist :  die 
Leichtigkeit  in  der  Aneignung  einer  gewissen  Summe  Ton  Kennt- 
nissen  lässt  Gründlichkeit  und  Sorgsamkeit  dem  Anfänger  nicht  noth- 
wendig  erscheinen;  wer  aber  diese  Eigenschaft  nicht  im  Beg^inne 
seiner  Studien  sich  zu  erwerben  strebt,  der  wird  sie  entweder  zu  spät 
oder  nie  bekommen.  Die  Pfeiffer *schen  Ausgaben  mittelhochdeutscher 
Classiker  sind  für  das  grosse  Publicum  der  Laien  bestimmt;  sicher 
ist ,  dass  sie  auch  unter  den  Studierenden  viel  Unheil  angerichtet^ 
der  Unkenntnis ,  mit  dem  falschen  Schimmer  des  Wissens  umkleidet, 
Vorschub  geleistet  haben.  Geht  es  ja  sehr  löblichen  Büchern  nicht 
anders.  Das  Andresen'sche  Begister  zu  JGrimm's  Grammatik  ist 
gewiss  eine  gute  und  nützliche  Arbeit;  ich  glaube  aber  doch,  dass 
nach  ihrem  Erscheinen  wenige  Auszüge  ans  Grimmas  Buch  werden 
gemacht  werden ,  dass  selten  Anfänger  sich  so  weit  in  Askese  üben 
werden ,  um  sich  in  die  Organisation  des  grossen  Werkes  selbst  ein- 
zuarbeiten, dass  dieses  mehr  nachgeschlagen  als  studiert  werden 
wird.  —  Das  Gegenmittel  für  diese  Bichtung  des  Verflachens  der 
Studien  haben  nur  die  Leiter  der  akademischen  Seminare  in  den 
Händen ,  freilich  allein  für  die  Theilnehmer  dieser  Institute.  — 

S.206 — 277  umfassen  die  grosse  Becension  der  vdHagen^schen 
Nibelungenausgabe  von  1820.  Zuerst  beschäftigt  Lachmann  die  Frage 
der  Entstehung.    Er  notiert  ydHagens  neue  Unklarheiten,  erweitert 


JT.  Ladmuxmis  Kleinere  Schriften,  ang.  v.  A.  Schöftbach.         55 

ne  Beobachtungen  von  Beimdifferenzen  zwischen  den  Liedern  und 
;  S.  215  sehr  schön  die  Annahme  als  irrig,  dass  nnserem  Epos 
mm  kflneres  Alles  umfassendes  Lied  zur  Grundlage  gedient  habe. 
Ik  Sei  der  philologischen  Kritik  gilt  ihm  die  Herstellung  des  Wer- 
te, vie  es  der  letzte  Ordner  hinterlassen  hat.  —  Hierauf  wird 
fdHagens  Text,  inshesondere  die  Schreibweise  kritisiert,  metrische 
Fügen  werden  erörtert  und  you  S.  243  an  einzelne  Stellen  des  Tex- 
tm  so  wie  des  Glossars  besprochen.  Aus  diesen  Blättern  ist  sehr  viel 
fir  ErUärer  des  Nibelungenliedes  zu  lernen ,  da  weniges  nur  und 
lieht  80  ansfahrlich  in  die  Anmerkungen  ist  aufgenommen  worden. 
Ich  setxe  iwei  Stellen  hierher:  *3,  4  Der  juncfroicen  tugetide  gier- 
to  anderiu  tcip.  Nach  dem  Glossarium  S.  628  sind  tctp  hier  Yer- 
Mntete,  und  zierten  steht  für  ^hätten  geziert'.  Der  Gegensatz  macht 
teGedanken  schielend,  und  für  denConjunctiv  eierten  müsste  wenig- 
itens  stehen  die  zierteti  noch  oder  die  zamen  anderiu  lotp.  Nach 
Gndnui  40, 4  wird  man  die  Stelle  nicht  auslegen  wollen.  Die  Münch- 

Mf  Lesart,  Der  juncfr.  schone  die  zierten  a.  w.,  setzt  eine  ganz 
fwichiedene  Erklärung  voraus.  Wir  aber  finden  hier  den  auch  sonst 
hiifig  Torkommenden  Gedanken  ausgedrückt:  ihre  Trefflichkeit  gab 
iBdwn  Weibern  Preis:  um  ihrer  Trefflichkeit  willen  hatte  man  Becht 
andere  Weiber  zu  rühmen ;  sie  war  aller  Weiber  Ehre,  zierten  ist  so 
ml  sie  prUten,  Man  Tergleiche  dazu  was  die  Anmerkungen  zur  sel- 
ben Stolle  sagen.  —  ^2308,  3:  Den  schaz  den  weiz  nu  niemen,  wan 
ftif  äne  wUn.  äne  mit  nachgesetztem  Genitiv  bedarf  noch  Bestäti- 
gng.  Wer  wird  aber  glauben,  dass  die  Lesart  aller  übrigen  Hand- 
iekriften  ein  sinnloser  Schreibfehler  sei,  wan  got  undemin?  Wir 
trUiren:  den  Schatz  weiss  nun  Niemand  einem  Anderen  zugehörig, 
ab  Gott  {goU)  und  mein  (meum,  mtnen,  meinig).  Und  so  wird  auch 
die  St  Galler  Leeart  auszulegen  sein ,  dne  min,  ausgenommeu,  als 
■einen'.  Auch  hier  sind  die  Anmerkungen  zu  vergleichen.  — 

Die  Anzeige  von  Mone's  Otnit  (S.  278 — 311).  Beimverzeich- 
mmt  atellfln  Sprache  und  Sprachgebrauch  fest«  S.  283  die  eigen- 
thtalicbe  Bemerkung:  ^Es  wird  die  Zeit  kommen,  wo  diese  Beimans- 
ligt  den  Kenner  lückenhaft  dünken:  vielleicht  aber  genügen  sie, 
«inft  dem  Gedichte  sein  Vaterland  nachzuweisen'.  Dann  gibt  Lach- 
■ana  Näheres  über  die  M&ngel  von  Mone's  Ausgabe,  bringt  als 
Qnmdlage  einer  Untersuchung  die  kritische  Analyse  der  verschiede- 
nen Qnellenaasaagen  S.  292  ff.  Mone's  mythologische  Forschung  wird 
pindiieh  inrückgewiesen.  Da  findet  sich  folgende  classische  Stelle 
8.  298  L:  *Wir  hielten  bisher  die  Sage  für  erzählende  Darstellung 
fejknmiiiger  Vorstellungen  und  Ansichten  von  menschlichen  und 
gMlichen  Dingen,  von  Ereignissen  der  bekannten,  und  warum  nicht 
nach  älterer  Geschichte;  im  Drange  zur  Darstellung  entstanden, 
Mlten  oder  niemals  aus  erdichtetem  Stoffe,  allmählig  umgebildet 
daich  anaorgflUtige  Ueberliefemng ,  durch  neu  erwachende  Begriffe 
md  erweiterte  Kenntnisse,  darch  Begebenheiten  jüngerer  Zeit,  die 
Mk  nnvemerkt  einfQgen.  oder,  das  Alte  fortechiebend,  sich  vor- 


56         K,  Laehmann's  Kleinere  Schriften,  ang.  y.  A,  StMnbaeh. 

drängten.  Dabei  schien  uns  vor  Allem  wichtig  der  unterschied  zwi- 
schen Göttersage  und  Menschensage.  Wenn  jene  mehr  dient,  Vor- 
stellungen in  Bilder  zu  fassen,  dachten  wir:  so  wird  die  Menschen- 
und  Heldensage  meist  in  Geschichte,  in  wahren  Ei-eignissen,  unabsicht- 
lich in  einen  Zusammenhang  des  Gedankens  gefasst,  begründet  sein. 
Denn  dass  die  Sage  Götter  in  Menschen  umwandele,  gibt  es  davon 
viele  sichere  Beispiele  ?  Wann  die  Götter  nicht  mehr  geglaubt  wur- 
den, verloren  sie  sich  aus  der  Sage,  oder  die  Sage  selbst  gieng  zu 
Grunde.  Ein  starkes  Beispiel  von  der  Götter  Entgötterung  denchten 
uns  Saxos  Erzählungen  von  Othin  und  Balder.  Dem  Geschichtsschreiber 
(vielleicht  der  damaligen  Volksmeinung  zum  Theil)  gelang,  sie  in 
Zauberer  umzuschaffen ,  die  sich  für  Götter  ausgaben :  doch  war  un- 
möglich, Balders  Schicksale  zu  erzählen,  wenn  man  ihn  nicht  für 
einen  Göttersohn  und  Halbgott  gelten  Hess  und  sich  zu  Göttererschei- 
nungen bequemte,  mit  der  Entschuldigung  ^opinative  potius  quam  na- 
turaliter'.  Und,  meinten  wir,  wie  sich  hier  gleich  zwei  grosse  Fabel- 
classen  gezeigt  haben,  so  muss  der  Forscher  einzelne  Sagen,  üeber- 
lieferungen  aus  verschiedenen  Zeiten  und  Gegenden,  erst  getrennt  und 
in  ihrer  Verschiedenheit  auffassen,  ehe  er  zu  bestimmen  wagt,  welche 
Vorstellungen,  welche  historische  Nachrichten  irgend  ein  bestimmtes 
Zeitalter  und  ein  bestimmter  Volksstamm  neben  einander  besass,  und 
in  welchem  Zusammenhange\  Im  weitern  folgt  nun  eine  scharfe  Be- 
sprechung der  von  Mone  vorgebrachten  Combinationen ,  wobei  es  an 
den  Seitenhieben  auf  die  Mythologen  überhaupt  nicht  fehlt. 

In  der  Abhandluug  'lieber  die  Leiche  der  deutschen  Dichter 
des  zwölften  und  dreizehnten  Jahrhunderts  (S.  324 — 340)  wird  der 
Unterschied  zwischen  Liedern  und  Leichen  bestimmt,  der  Ursprung 
der  letzteren  aus  der  lateinischen,  vorzüglich  der  kirchlichen  Poesie 
nachgewiesen. 

Die  Becension  von  Müllers  deutscher  Sprachlehre  (S.  341  bis 
350)  ist  interessant,  weil  Lachmann  darin,  eine  Carricatur  der  philo- 
sophischen Grammatiker  besprechend ,  mit  diesen  sich  auseinander- 
setzt. Die  Hauptstelle  ist  (S.  343) :  'Ein  wissenschaftliches  Streben 
kann  aus  dem  Grunde  in  der  Grammatik  nur  ein  historisches  sein, 
weil  eine  Sprache  keine  Philosophie  ist.  Wie  die  Gedanken  des  Ein- 
zelnen, wenn  er  nicht  eben  im  Speculieren  begriffen  ist,  nicht  mit 
Nothwendigkeit  aas  einander  hergeleitet  werden ,  so  entwickelt  sieh 
auch  eine  Sprache  nicht  in  streng  consequenter  Folge,  und  die  Gram- 
matik hat  in  der  Bildung  der  Regeln  nicht  öfter  die  Gesetzmässigkeit 
als  den  blossen  Schein  des  gesetzmässigen  Denkens  zu  verfolgen, 
eben  so  viel  Halbrichtiges  und  Falsches  als  Consequentes.  Mögen 
also  die  ersten  nothwendigen  Grundsätze  der  Bildung  der  Sprache 
auch  noch  so  fest  stehen ;  sobald  von  einer  einzelnen  Sprache  geredet 
wird,  ist  nicht  mehr  a  priori  zu  bestimmen,  sondern  alle  Regeln  be- 
ruhen auf  Beobachtung  der  gesetzmässigen  oder  irrenden  Thätigkeit 
des  Sprachgeistes ,  bei  der  jeder  Irrthnm  wieder  Gesetz  werden  und 
wieder  neues  Abirren  zulassen  kann'.  Später  folgen  noch  werthvdle 
Bemerkungen  über  Grammatik  und  Sprachunterricht  an  Gymnasien. 


K^  Ladimann*8  Klemere  Schriften,  ang.  ?.  A-  Si^idnbach,         Vi 

ttmtikt^nt"  *Titur6l  und  Dante*  wird  S.  351—353  besprochen 

Imbei  m&Achefi  über  Wolfram  angemerkt.  Aus  dem  was  Lach- 

i  liier  ün  besonderen  Falle  sagt ,  ist  zn  entnehmen ,  wie  misslich 

II  i>iehieqmmllelen  —  noch  jetzt  ein  beliebtes  Thema  —  über- 

staht. 

IHn  Anfban  der  beiden  Abhandlungen  'Ueber  althoebdeutaeh« 
tmd   Versknnst'  {S.   358—406).  von    denen  die  zweite 
(S.  3^  C)  bisher  imgedraclct  war,  zeigt  folgendes  Schema: 

Erste  Abtheilung, 

L  Der  deutsche  Versbau  bat,  so  lange  wtr  ihn  kennen,  auf  dem 
ii  beruht. 

2.  Die  Eigenthämlicbkeit  der  alt-  und   mittelhochdeutsckea 

I  beruht  in  zweierlei : 

a)  Wo  awischen  zwei  Hebungen  die  Senkung  fehlte  mnsB  die 
[  liftg  ^tn  durch  ?oca]  oder  Consonanten. 

b)  Die  Senkung  ist  einsilbig;  nur  der  Auftakt  lässt  allen* 
[ AUi  nfihrere  Silben  zu.  Mancherlei  Mittel  (Eiision,  Verkürzung, 
iTfwUitfQiig)  sind  (mit  Beschränkungen)  angewandt  worden ,  um 
I  iwi  Silbto  (in  Hebung  oder  Senkung)  in  eine  zusammenzuziehen. 

c)  Alliteration  und  Beim  sind  weitere  Kunstmittel. 

3.  Ausser  dem  Hauptaccent  auf  der  Stammsilbe  eines  Wortes 
fpM  m  tat  Aiid.  und  Mhd.  noch  Nebenaccente.  Sie  sind  abhängig 
Wi  im  Qaantität  der  Hauptsüben.  Folgt  die  bekannte  Hegel. 

4.  Nachweis  d'u^svr  Kegeln  an  Otfridischen  Beispielen,  ver- 

II  Boit  Kebenlvoobachtungen. 

5.  Die  Accentzeichen  stammen  wahrscheinlich  ron  Hrabanus 

6.  Betonung  mit  Partikeln  zusAmmongesetzter  W6rt#r: 
a)  tr*  int-  Mi-  {ur-  ant-  r«^-). 
h)  §i'  /Ir-  bi-, 
€)  uhar^  ikuruh,  untar. 

d)  umbt,  uddar,  ffCffin,  hintar. 

L/if  ücihe  ist  aufsteigend  geordnet  nach  den  Abweichungen  von 
im  Bigtl  des  Acceotes  suf  der  er^t^n  Silbe. 

7.  Von  hier  aus  dringt  die  Verwilderung  auch  in  andere  Zu* 
MBaMoMUungon ; 

a)  ata- 
biun- 

c|  Zahlwörter,  eban  und  anderes* 
B.  379  nach  dem  ersten  Absatz  kannte  man  zwei  Zeilen  Spa- 
Üarn  gflNifi  und  einen  Querstrich  einfügen. 

8.  Rtnbrüche  in  das  Accentgesetz  bei  einfachen  Wörtern. 

a\  Pmiiominalformen.  Aber  es  tritt  auch  Verlust  dee  Vocals 
ii  dir  iweiien  Silb«  ein  und  eine  Regel  läset  «ich  nicht  gewinnen. 


M         K.  Laehmann's  Kleinere  Schriften,  tng.  t.  A.  Sdiönbach. 

b)  Namen  und  Fremdwörter.  ^Wäre  in  der  deutschen  Poesie 
die  Form  der  Alliteration  herrschend  gebliehen,  die  fremden  Namen 
wurden  siclf  immer  mehr  zu  der  deutschen  Accentregel  bequemt 
haben/  S.  387. 

9.  Nebenaccente. 

a)  Dreisilbige  Wörter,  ihre  Art,  ihre  Stelle  im  Verse. 

b)  Zusammengesetzte  Wörter  im  Verse :  wie  weit  geht  die 
Herrschaft  des  Nebenaccentes? 

Zweite  Abtheilung. 

1.  'Wie  jetzt  so  ist  schon  von  den  ältesten  Zeiten  her  die  hoch- 
deutsche Sprache  geneigt,  die  Gleichmässigkeit  ihrer  Formen  gegen 
ein  oft  sehr  mangelhaftes  und  unrichtiges  Verstehen  ihrer  selbst  hin- 
zugeben ;  wie  sie  denn  überhaupt  in  geistiger  Ausbildung  fortschreitet 
und  an  formeller  immer  mehr  verliert/  (S.  394). 

2.  ^Die  Begel  vom  Nebenaccent  mehrsilbiger  Wörter  kommt 
in  einfachen  Zusammensetzungen  auf  eine  doppelte  Art  in  Streit  mit 
der  Verständlichkeit  des  zweiten  Theiles : 

ä)  wenn  der  erste  kurzsilbig 

b)  wenn  er  zwei-  oder  mehrsilbig  ist  und  mit  der  Länge 
anhebt.'  (S.  395). 

Es  werden  nun  an  Beispielen  die  Fälle  untersucht,  wo  der  Accent 
einer  Silbe  Aber  andere  ohne  Bücksicht  auf  die  Quantität  sich  erhebt« 

3.  Zusammensetzungen  aus  drei  und  mehreren  Wörtern: 

a)  wenn  nothwendig  tonlose  Wörter  in  der  Zusammen- 
setzung Yorkommen. 

b)  wenn  der  zweite  Theil  eines  aus  dreien  zusammengesetz- 
ten Wortes  nicht  nothwendig  den  Tiefton  hat. 

4.  Einbrüche  in  das  Accentgesetz  durch  schwere  Flexions- 
silben, bei  Substantiven,  Adjectiven,  Verben. 

Der  streng  methodische  Gang  dieser  erschöpfenden  Unter- 
suchung ist  klar. 

Von  der  Abhandlung  'Ueber  das  Kildebrandslied'  (S.  407  bis 
448)  führe  ich  nichts  an.  Vieles  ist  in  den  ^Denkmälern'  von  Müllen- 
hoff  und  Scherer  verwerthet ,  anderes  mit  genauer  Betrachtung  der 
Stellen  verknüpft. 

Auch  die  Aufiaätze  über  Otfiid  (S.  449—460) ,  über  den  Ein- 
gang des  Parzival  (S.  486 — 518),  über  drei  Bruchstücke  nieder- 
rheinischer Gedichte  (S.  519—547),  zum  Lessing  (S.  548—576, 
Nr.  4  schon  bei  Hertz,  Beilage  B  p.  XVII— XXIV  gedruckt)  ent- 
ziehen sich  analytischer  Betrachtung. 

Dagegen  will  ich  bei  der  schwierigen  Abhandlung  ^üeber 
Singen  und  Sagen*  (S.  461 — 479)  noch  etwas  verweilen.  Von  ihr 
besonders  gilt,  was  Haupt  1837  an  Ferdinand  Wolf  schreibt: ')  'Dass 
Sie  Lachmanns  Arbeiten  mit  grossem  Nutzen  haben  gebrauchen  kön- 

')  SitEUDgsberiehte  der  Wiener  k.  Akademie  der  WimeDschaflen, 
PhikwophiMh-hittorisehe  CUsBe,  77.  Band  (1874)  S.  162. 


K.  LadvmoimCB  Kleinere  Sehriften,  ang.  t.  A.  Schönbach.       '59 

MB,  begreife  ich.  Bei  der  andeutenden  Weise,  in  der  er  zu  schreiben 
1M4,  gewinnt  man  bei  genauem  Studium  seiner  Aufsätze  eine  Fülle 
len  Belehrung,  und  oft  ist  in  wenigen  Zeilen  das  Resultat  einer 
langen  Untersuchung  gegeben/  Die  Arbeit  entwickelt  sich  in  fol- 
gendem Gange: 

1 .  Bedeutung  und  Vorkommen  der  Ausdrücke  singen, sagen, 
lesen. 

2.  Strophische  Gedichte  wurden  gesungen,  Erz&hlungen  in 
kmen  Beimpaaren  gesagt. 

3.  Auch  Yon  den  Nibelungen,  Eudrun,  Alphart  kennt  man  nur 
Sagen. 

4«  Aber  später  doch  epischer  Yolksgesang  mit  Stoffen  aus  der 
Heldensage. 

5.  Dies  ist  so  zu  erklären :  'Man  wird  gewiss  in  der  Zeit  wo, 
nach  ToUendeter  Trennung  der  Edlen  vom  Volke,  die  Blüte  und  der 
schnelle  Verfall  der  'Poesie  aus  dem  Gegensatze  der  höfischen  und 
der  bäurischen  sich  entwickelte,  auch  in  dem  Vortrage  der  erzählen- 
den Gedichte  eine  der  höfischen  Bildung  entsprechende  Veränderung 
iBnehmen ,  dass  sie  nämlich  nun  mehr  gesagt  und  vorgelesen  als  ge- 
tragen und  vermuthlich  nicht  einmal  vorzugsweise  von  den  Fahrenden 
voigetragen  wurden;  welches  sich  dann  bei  dem  Verfall  des  Bitter- 
^^ums  wieder  umgestaltete,  so  dass  der  verwildeinde  Gesang  der  bäu- 
rischen und  bürgerlichen  Sänger  die  Oberhand  gewann/  (S.  471). 

6.  Dass  Bitter  vorlasen  wird  durch  mehrere  Stellen  bezeugt. 

7.  Neben  dem  Singen  und  Spielen  üben  die  Fahrenden  auch  das 
Lesen  und  Sagen,  freilich  erst  nach  der  Blütezeit. 

8.  Dafür  gibt  das  wichtigste  Zeugnis  'Salman  und  Morolt,'  ins 
Xn.  Jahrhundert  gehörig.  Dies  Gedicht  ward  von  Fahrenden  vor- 
gelesen. 

9.  Manche  Theile  der  Nibelungen  mögen  daher  nur  gesagt, 
nie  gesungen  sein ,  obschon  epischer  Gesang  vorhanden  war  (Sieg- 
frieds Jugend)  und  Mähre  und  Gesang  somit  keinen  strengen  Gegen- 
talx  bildet. 

Die  Menge  literarhistorischer  Anmerkungen ,  die  in  dieser  Ab- 
haDdJnng  verstreut  ist,  kann  nicht  ausgehoben  werden. 

Wie  dies  hier  zuletzt  geschehen,  so  konnte  auch  meine  ganze 
Anzeige  des  Lachmann*schen  Buches  auf  die  darin  verborgenen, 
durch  behutsames  Lesen  zu  gewinnenden  Schätze  nur  hindeuten. 
Meine  Abeicht  ist  erfDllt,  wenn  aus  den  Lesern  dieser  Blätter  meh- 
rere zum  Studium  der  ^Kleineren  Schriften'  angeregt  werden. 

Ich  sollte  nun  eigentlich  zum  Schlüsse  Müllenhoff  für  seine 
Bemühung  um  das  würdig  ausgestattete  Werk  besondem  Dank  aus- 
sprechen. Fast  halte  ich  es  für  überflüssig.  Er  wird  beim  Zusammen- 
sleUen  und  Wiederlesen  der  Stücke  so  viel  Genuss  gehabt  haben, 
dass  irgendwelche  gedruckte  Dankesworte  dagegen  recht  unerheblich 
flieh  aosnehmen. 

Graz.  Anton  Schönbach. 


M  H,  Lambeh  Das  Steinlmoh,  ang.  ▼.  J,  StrM. 

Das  Steinbach.  Ein  altdeutsches  Gedicht  tob  Volmar.  Mit  Einleitung, 
Anroerkimgen  und  einem  Anhange  herausgegeben  von  Hans  La  Bi- 
bel. Heilbronn.  Verlag  von  Gebrüder  Henninger  1877.  XXXIU  o. 
137  SS  8».  M.  5. 

Der  Herausgeber  hat  das  kleine  Gedicht  aus  neun  Handschrif- 
ten, einem  Bruchstücke  und  einem  Drucke  mit  höchst  anerkennens- 
)9verther  Sorgfalt  hergestellt.  Er  schreibt  es,  hierin  der  von  ihm  als 
besten  erkannten  Handschrift  folgend,  einem  gewissen  Volmar  zu, 
von  dem  wir  nichts  wissen,  als  dass  er  nach  den  Reimen  des  Gedidites 
2U  schliessen ,  ein  Alemanne  war.  Recht  ansprechend  ist  auch  Lam- 
bers  Vermuthung  der  Verfasser  habe  in  einigen  Versen  des  Einganges 
gegen  Stricker  polemisiert  und  habe  somit  nach  und  zwar  nicht  sehr 
lange  nach  1236  gedichtet.  Aus  einigen  Parallelstellen  des  jüngeren 
Titurel  hat  der  Herausgeber  aber  mit  Recht  keine  Schlüsse  für  die 
Entstehungszeit  des  Gedichtes  gezogen.  Nebenbei  sollte  die  Stelle  des 
jüngeren  Titurel,  Graltempel  Zamcke  64,  1  besser  bei  Vers  121  ff. 
angemerkt  sein ,  als  bei  645 ,  wo  von  einem  ganz  anderen  Steine  die 
Rede  ist.  üeber  die  Vorlage,  welche  Volmar  benutzte,  haben  des  Her- 
ausgebers Nachforschungen  zu  keinem  Resultate  geführt.  Grössere 
Bedeutung  hätte  er  aber  seiner  Publication  verleihen  können,  wenn 
er  es  nicht  abgelehnt  hätte  die  „zahlreichen  Stellen  über  Steine  in 
andern  mhd.  Dichtungen*  zu  sammeln.  Wir  hätten  auf  diese  Weise 
eine  uikundliche  Darstellung  dessen  bekommen,  was  von  dem  Wissen 
und  Glauben  über  die  Steine  und  ihre  Kräfte  in  mittelhochdeutsche 
Dichtung  Eingang  gewonnen  hat.  In  den  Anmerkungen  findet  man 
die  Lesarten  mitgetheilt  und  eine  Reihe  von  Eigenthümlichkeiten  des 
Gedichtes  besprochen.  Einige  kurze  Bemerkungen  mögen  Zeugnis 
geben  von  der  Aufmerksamkeit  mit  der  ich  das  Gedicht  gelesen.  In 
Vers  16  soll  es  wol  heissen  getounnef  wenn  ich  die  Anmerkung 
recht  verstehe.  Vers  427  f.  lautet  der  (stein)  kumt  mit  dem  dunre- 
stage  und  ist  getan  als  iu  sage.  Hier  mit  dem  Verfasser  an  die 
Möglichkeit  einer  Ellipse  von  ich  zu  denken  ist  nicht  erlaubt,  die  zu 
419  gesammelten  Fälle  und  die  mir  sonst  bekannten  sind  nicht  ana- 
log: es  ist  stets  Ellipse  in  Sätzen  nach  und,  in  denen  im  mhd.  das 
Subject  hinter  das  Verbum  —  gleichsam  enklitisch  —  antritt.  Mit 
Ausnahme  der  1.  Sing,  muss  das  fehlende  pronominale  Subject  aus 
einem  vorhergehenden  Casus  entnommen  werden  können.  (Aus  dem 
ahd.  kenne  ich  nur  äin  Beispiel,  was  wol  nur  in  der  Unvollstöndigkeit 
meiner  Sammlungen  seinen  Grund  haben  mag,  näml.  Otfr.  I,  1,  72 
Zi  nueei  grebit  man  auch  thar  er  inti  kuphar,  ich  bUh  ia  mem^ 
isine  steinA,  ouh  tharaxua  fuagi  silahar  ginuagi^  ioh  lesent  thar 
in  lante  galt  in  iro  sante).  Aus  der  mhd.  Litteratur  füge  ich  noch 
bei:  En.  103,  15  swenne  ee  so  stit,  dcus  im  ein  angest  £u  gSt  mul 
ubUn  geheie  Itden  müe,  201,  36  want  der  was  vil  unde  gnüch  mul 
wären  unzalhafl.  244,  15  von  dem  rosse  si  in  stach,  so  dae  im 
der  hals  brach  und  vil  schiere  tot  was,  Krone  5610  imd  dae  in  tnl 
gar  geran  der  spise  und  der  lipnar  und  aller  helfe  wurden  bar. 


Hr.  Hertäberg,  Oeseh.  d.  emop.  Staaten,  aog.  t.  Fr,  Eronts.    61 

&«j.  Krieg  44738  dS  den  Kriechen  wart  hehani  und  rehte  heten 
vemomen.  Dietrichs  Flacht  3900  mich  hat  her  Dietrich  her  gesant 
ät  dd  her  von  Beme  und  wil  dich  Uten  gerne.  7334  vrowe  ai  täten 
mir  htkant  und  hörte  ee  Rindegeren  sagen,  Ottacker  cap.  64  oJa 
wmm  wUth  hat  und  auch  pin.  Teichner  A  94  a  ^jp  jgimi  auch  einer 
frtmwen  wol  und  irt  sich  sunder  leich  da  mit  usw.  518  ist  ein 
Bdapiel  f&r  danne  nach  dem  Superlativ.  Da  bis  heute  nur  das  ^ne 
■och  dasn  angesweif  ehe  Beispiel  aus  Buland  aufgefunden  ist,  so  setze 
ich  dfiD  einzig  mir  bekannten  weiteren  Beleg  aus  dem  mhd.  her,  Ber* 
thold  n»  141,  22  ir  frouwen,  ich  wil  von  puwerm  stricke  aiier* 
enle  sagen,  danne  von  den  alten,  (Warum  erwähnt  der  Herausgeber 
hier  besonders  ^»dass  die  Besserungsvorschlage  J.  Grimms  zu  Elene 
641»  nnd  Greins  zu  Exodus  373  entfallen^,  nachdem  Grein  im  8prach- 
iehaize  bereits  den  seinen  zurückgenommen  und  aueh  Grimm  richtig 
gertdlt  hat?)  Y.  570  so  eergät  der  stric  ist  zu  kurz,  denn  Tolmar 
vflrw«iidet  nur  in  der  ersten  Hebung  des  auftaktlosen  Verses  den 
Artikel  ohne  nachfolgende  Senkung  und  sonst  noch  nach  tieftoniger 
Sähe  I.  B.  89,  101,  213. 

Im  Anhange  theilt  der  Verfasser  mit  ein  Florianer  Steinbuch, 
ZV«  %»rüche  Heinrichs  von  Hügeln  und  ein  Bruchstück  aus  dessen 

Der  Herausgeber  hat  sich  in  diesem  Werkchen  zur  Ausgabe 
Bittelhochdeutscher  Dichtungen  wol  ausgerüstet  erwiesen.  Wir  wfln- 
sehn  recht  bald  wieder  Proben  seines  Fleisses  und  seines  Könnens 
zn  sehen. 

Czernowitz.  Joseph  Strobl. 


Geschiehte  der  europäischen  Staaten ,  herausgegeben  von  A.  H.  L. 
Heeren,  F.  A.  Ukert  ond  W.  von  Giesebrecnt.  37.  Band.  Ge- 
schichte Griechenlands  von  G.  Fr.  Hertzberg.  II.  Theil. 
Gotha,  1877  bei  F.  A  Perthes.  8".  XVUI  und  605  SS. 

Noch  ist  es  kaum  ein  Jahr,  dass  wir  den  ersten  Band  des  will-* 
koamenen  Werkes  einer  kurzen  Besprechung  unterzogen,  und  schon 
liegt  der  zweite,  umfangreichere  vor  uns.  Er  umfasst  die  Zeit  vom 
lateinischen  Ereuzzuge ,  der  das  byzantinische  Kaiserthum  auf  neue, 
vergingliche  Grundlagen  stellte,  bis  zur  Vollendung  der  osmani- 
sehen  Eroberung  (1204 — 1470).  Wir  begreifen  ganz  wol,  dass  der 
vsprüngliche  Plan  die  ganze  Geschichte  Griechenlands  vom  lateini- 
schen Kaiserthum  ab  bis  zur  französischen  Bevolution  oder  gar  bis 
tum  Erwachen  des  hellenischen  Freiheitskampfes  (1821)  Einern 
Bande  einzuverleiben,  fallen  gelassen  werden  musste;  er  hätte 
sonst  die  unhandsame  Dickleibigkeit  der  Bände  übertreffen  müsseni 
in  welche  das  stofflich  verwandte  und  verdienstliche  Werk  Zinkeisens 
gegliedert  erscheint ,  und  eine  längere  Zeit  des  Wartens  nothwendig 
gemacht.  Der  Verf.  wird  ohne  Zweifel  auch  dem  dritten  Bande,  der 
bis  1821  reichen  wird,  und,  wie  erfreulich  zu  lesen,  im  Manu- 


Ot    Fr.  HerUberg,  Gesch.  d.  eorop.  Staaten,  ang.  ▼.  J^.  Kran$s. 

Script  nahezu  vollendet  ist,  eine  stattliche  Ausdehnung  geben 
müssen. 

Hertzberg  fand  es  nothwendig  zu  rechtfertigen,  weshalb  er  für 
den  zweiten  Band  als  epochemachendes  Schlussjahr  nicht  1452,  sondern 
1470  in  Anwendung  brachte.  Ffir  ihn  ist  nämlich  die  Verdrängung 
der  Yenetianer  aus  Morea  durch  die  Osmanenmacht  ausschlaggebend^ 
nicht  die  Eroberung  Gonstantinopels,  und  wir  wollen  dieser  Anschau* 
ung  nicht  entgegentreten.  Der  Verf.  musste,  mehr  noch  als  im  ersten 
Bande ,  in  dem  zweiten  mit  einer  gewissen  Selbstverleugnung  an  die 
Arbeit  gehen.  Er  selbst  drückt  sich  darüber  folgendermassen  aus 
(S.  10):  n^®^  •  •  J^^zt  nach  Hopf  dieses  Zeitalter  von  1204  sn- 
Bächst  bis  zur  Vollendung  der  osmanischen  Eroberung  historisch  ab- 
solut neu  und  selbstständiger  behandeln  wollte,  der  müsste  Hopfs 
Arbeiten  in  Walirheit  von  Grund  aus  noch  einmal  unternehmen.   In 

dieser  Lage  bin  ich  nicht.^    Ich  musste  mich  darauf 

beschränken  —  um  es  mit  grober  und  resignierter  Ehrlichkeit  gerade 
herauszusagen  —  diesen  Theil  in  Gestalt  einer  Compilation,  das  Wort 
immerhin  im  besten  Sinne  aufgefasst,  herzustellen,  d.  h.  langjährige 
eigene  Studien,  dann  die  Benützung  der  verschiedenen  anderen  vor 
und  nach  Hopfs  Hauptwerken  in  Bezug  auf  Griechenlands  Mittel- 
alter erschienenen  Werke,  mit  der  Ausnützung  des  riesigen  Hopf  sehen 
Materials  zu  verbinden,  und  so  gewissermassen  das  zu  leisten  ver- 
suchen,  was  Hopf  zu  thun  ursprünglich  selbst  im  Plane  gehabt.^ 

Zu  den  Hauptwerken,  welche  der  Veif.  neben  Hopf,  seinem 
ständigen  Führer,  ausnutzte,  zählen  ausser  Zinkeisen:  FinlayGrie* 
chenland  und  Trapezunt  i.  Ma.  in  der  deutschen  Ausgabe  von  Bei- 
ching,  Buchen  la  Gr^ce  continentale ,  des  Neugriechen  Sathas: 
Griechenland  nach  der  türkischen  EroberuDg,  Elissen's  Analecten 
der  mittelgriechischen  Literatur,  Leake's  Morea,  Jos.  Müller*8 
byzantinische  Analekten,  Jireöek's  {den  der  Verf.  sonderbar  genug 
immer  Jireöec  schreibt)  Buch  über  die  Bulgaren  und  Fallmereyer's 
Arbeiten,  die  der  Verf.,  als  Nachtreter  Hopfs  und  der  neueren  For- 
schung ,  nicht  selten  über  Gebühr  misstrauisch  heranzieht.  — 
Paparrhigopulos*  griech.  Geschichte  blieb  ihm  unzugänglich.  Auch 
H e im bach*s  Arbeit  über  das  Griechenreich  im  Mittelalter  und  in  der 
Neuzeit,  welche  dem  Hopf  sehen  Biesenartikel  über  Griechenland  i. 
Ma.  in  der  Ersch-Gruber'schen  Encyclopädie  (87.  Band)  Gesell- 
schaft leistet,  Boss  griech.  Königsreiseu,  G  ass  zur  Gesch.  der  Athos- 
klöster,  Kurt  Wachsmuth  ^Die  Stadt  Athen  im  Mittelalter**,  des 
Grafen  Laborde  „Athönes  an  15*,  16*  et  17*  siöcle" ,  Voigt 
Enea  Silvio  u.  s.  Zeit,  erscheinen  benützt.  Für  das  Geographische 
kamen  B u r  s i  an  und  G  u  r  t  i  u  s ,  auch  L  ö h  e r's  griech.  Eüstenfahrten, 
für  das  Linguistische  in  ethnographischer  Dichtung  Miklosich, 
Mordtmann,  Hahn,  für  das  Literargeschichtliche  neben  Elissen 
auch  Nicolai's  Geschichte  der  neugriechischen  Literatur  zur  Ver- 
werthung.  Weshalb  der  Verf.  die  nahezu  abschliessende  Arbeit  Mik- 
h08ich*s  über  die  Zigeunersprache  und  deren  Schlüssel  zur  Wan- 


Bjf^B  historische  Bibliothek,  tJig,  t.  Fr.  Knmm.  81 

tamg  dieses  Völkchens  för  den  (S.  471  f.)  diesem  Gegenstande  ge- 
widmeten Abschnitte  nicht  benatzte,  ist  etwas  auffölUg.  Noch  auf- 
iHiger  erscheint  uns  jedoch  die  Yemachlässigang  der  kirchen- 
geiebielitlichen  Seite  des  mittelalterlichen  Griechen- 
thnms,  welche  mit  Zuhilfenahme  der  trefflichen  Arbeit  A.  Pich- 
Icifs  (Geschichte  der  kirchlichen  Trennung  zwischen  dem  Orient 
und  dem  Ocddent,  1864)  und  Zhisman*s  „die  ünionsverhand- 
famgni  zwiBchen  der  orientalischen  and  römischen  Kirche  seit  Anfang 
te  15.  Jahrb.  bis  zum  Ooncil  v.  Ferrara  (Wien  1858),  yor  allem 
jidoeh  aach  darch  Eücksichtnahme  auf  die  Theiner'schen  Publi- 
citknen,  z.  B.  Monnm.  Hang.  11,  Monnm.  Slavomm  merid.,  der 
irböt  Hertzbergs,  besonders  f&r  die  Zeit  des  14.  und  15.  Jahrb., 
€10  grösseres  Belief  gegeben  haben  würde,  doppelt  nothwendig 
tei  der  bnnten  Kleinlebigkeit  der  mittelgriechischen  Ge- 
Mbldite.  So  hätten  sich  z.  6.,  um  nur  einen  concreten  Fall  heiTorzu- 
heben,  fOr  das  Verhältnis  des  Paläologenhofes  zu  E.  Ladwig  L 
VQi Ungarn  nnd  dem  römischen  Stahle  in  den  Jahren  1360  bis 
1370  doch  weit  interessantere  Details  aufbringen  lassen ,  die  dem 
raitenellen  Zage  des  Geschichtslebens  Rechnung  trügen. 

Doch  wo  gäbe  es  einen  Referenten,  der  nicht  fromme  Wünsche 
laf  dem  Herzen  hätte!  Hertzberg  ist  ein  kundiger,  fleissiger  Inter- 
pret Hopfs  in  dem  entschieden  verwickeltsten  Theile  der 
mittelalterlichen  Geschichte  und  jeder  Geschichtsfreund,  ja  auch 
jeder  Forscher  kann  ihm  daf&r  dankbar  sein.  Der  nächste,  dritte 
Bad,  dessen  baldiges  Erscheinen  in  Aussicht  steht,  wird  dem  Verf. 
Gelegenheit  bieten  sich  freier  und  selbstständiger  zu  bewegen  und 
dk  Geschichte  der  heutigen  Griechen  bis  an  den  Grenzpunct  zu  füh- 
ren, Ton  wo  aus  dann  Mendelssohn  und  Rosen  in  ihrer  Ge- 
schichte Griechenlands  und  der  Türkei  unserer  Tage  willkommene 
Führer  bleiben« 


H5lder*8  historische  Bibliothek  für  die  Jugend,  herausgegeben  Ton 
Dr.  A.  Egger.  A.  Holder  k.  k.  Hof-  und  üniT.-Buchbandlunff. 
Herzog  Leopold  der  Glorreiche  und  seine  Zeit,  Ton  Ferd. 
Skalla.  Kaiser  Friedrich  IlL  und  Herzog  Albrecht  YL 
▼OB  Dr.  Konr.  Jars.  Kaiser  Maximilian  I.  sein  Leben  und 
Wirken,  erzählt  Ton  Dr.  Victor  ▼.  Kraus.  Maria  Theresia  vor 
ihrer  Thronbesteigung  Ton  Edmund  Aelschker.  Nikolaus 
Lenan,  Ein  Dichterleoen,  tod  Leo  SmoUe.  (Sämmtlich  ▼.  J.  1877 
in  ki  8*,  steif  gebunden  zu  64,  60  und  48  kr.  ö.  W.). 

Es  war  ein  glücklicher  Gedanke  das  Bedürfnis  der  Jugend 
Oesterreichs  nach  gut  verdaulicher  und  anregender  Lesekost  —  ana 
dem  Bereiche  der  heimatlichen  Geschichte  im  weitesten  Umfange  — 
durch  ein  unternehmen  befriedigen  zu  helfen,  das  von  bewährter 
Hand  geleitet  die  Reihe  der  Mitarbeiter  vorzugsweise  ans  dem  Kreise 
der  Mittelschule  heranzieht,  aus  einer  Sphäre,  in  welcher  natur- 
das richtigste  Verständnis  dessen,  was  der  heranreifen- 


t4  £!ßger*8  hiBtoriache  Bibliothek,  ang.  t.  Fr.  Krtma, 

den  Jugend  in  stofflicher  Richtung  am  meisten  zusagt  und  wie  et 
ihr  geboten  werden  soll  —  angenommen  werden  darf. 

Vor  uns  liegen  die  ersten  fünf  Bändchen  des  üntemehmeiii» 
deren  jedes  für  sich  ein  Ganzes  bildet;  den  Beigen  hatte  die  Arb^ii 
T<m  Kraus  eröffnet,  woran  sich  dann  die  von  Jarz,  Aelschker,  Skalla 
und  SmoUe  schlössen.  Wir  wollen  bei  unserer  kurzen  Anzeige  du 
chronologische  Folge  der  Stoffe  einhalten;  dem  13.  15.  16. 18.  und 
19.  Jahrhunderte  entnommen,  drei  Herrscherleben,  die  Zeiten  einer 
groasen  Fürstin  vor  ihrer  Thronbesteigung  und  das  Dasein  eines  der 
bedeutendsten  Dichter  der  Neuzeit  umfassend,  lassen  sie  deutlich 
genug  die  Beschaffenheit  dieser  historischen  Bibliothek  erkennen.  - 

Das  erste  Büchlein,  von  Skalla  bearbeitet,  hat  die  Schlussieit 
der  Babenbergerepoche  und  zwar  den  cultnrgeschichtlich  dankbarsten 
Theil,  die  Tage  Leopold  des  Glorreichen  (1198—1230),  zum  Gegen- 
stande. Schon  die  Einleitung  verräth  den  Entschluss  des  Verf.  auf 
die  innere  Geschichte  den  Ton  zu  legen,  und  in  der  That  sind  unter 
den  39  Abschnitten  des  156  SS.  starken  Bändchens  die  umfangreich* 
sten  9  letzten  culturgeschichtlichen  Betrachtungen  und  Schilde- 
rungen gewidmet,  welche  mehr  als  die  Hälfte  des  ganzen  Büchleins 
einnehmen.  Das  Bestreben  Skalla's  dabei  vor  Allem  die  zeitgenös- 
sische oder  doch  zeitlich  nahe  stehende  Dichtung  zur  Geltung  zu 
bringen,  äussert  sich  auch  in  dem  vorangehenden  Theile  der  politi- 
schen Geschichte;  in  einemGapitel(7)„dieBabenberger  und  Ungarn*, 
greift  der  Verf.  auf  die  Vergangenheit  zurück,  indem  er  z.  B.  gaas 
passend  eine  Stelle  aus  Otto  von  Freisingen  zur  Gharakterisierung 
Ungarns  um  die  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  heranzieht.  Ueberhaupt 
bietet  die  passende  Unterbringung  dichterischer  und  prosaischer 
Belegstellen  eine  willkommene  Wüi*ze  des  geschickt  vertheilten  Stoffies. 
Nur  selten  ist  das  richtige  Mass  überschritten;  so  ist  z.  B.  im  31.  A. 
„Der  Minnegesang  am  Hofe  Leopold  VI.  und  VII.''  die  Aehrenlese 
aus  Walther  von  der  Vogelweide  verhältnismässig  zu  reich  bedacht, 
indem  die  poetischen  Citate  auf  mancher  Seite  den  Prosatext  nahezu 
überbieten.  Auffällig  genug  fehlt  eine  die  bäuerlichen  Verhältnisse 
jener  Zeit  erläuternde  Skizze.  Beschränkungen  in  einer  und  der 
andern  Richtung ,  z.  B.  das  Weglassen  des  hier  gar  nicht  erwarteten 
Abschnittes:  „Andreas  von  Ungarn  verlässt  Aegypten"  (S.  36 — 38), 
hätten  dafür  Baum  geboten.  Die  Sprache  des  Büchleins  ist  klar, 
fliessend,  selten  überladen. 

Eine  wesentlich  andere,  minder  erquickliche  Geschichtsepoche 
behandelt  Dr.  Jarz,  die  Jahre  1458—1463.  Ihre  verhältnismässige 
Kürze  erlaubt  ihm  in  den  150  SS.  des  Büchleins  sich  in  ziemlich 
behaglicher  Breite  zu  ergehen  und  die  17  Abschnitte  mit  pittoreskem 
Detail  bestens  zu  bedenken.  Begreiflicherweise  liegt  für  ihn  der 
Schwerpunct  der  Erzählung  in  der  Zeit  vom  Sommer  1462  bis  ins 
Frühjahr  1468  und  vor  Allem  in  den  Wiener  Ereignissen.  So  ist 
z.  B.  die  Belagerung  des  Kaisers  in  der  Hofburg  mit  einer  Ausführ- 
lichkeit erzählt,  die  nicht  leicht  überboten  werden  könnte;  überdies 


Eg^^t  historische  Bibliothek,  ang.  v.  Fr.  Krones,  65 

wir  da  eine  kleine  Chrestomathie  von  charakteristischen 
aus  Michel  Beheims  Buch  von  den  Wienern,  allerdings  nicht 
zum  Vortheile  des  zu  häufig  unterbrochenen  Prosatextes.  Da 
im  Terf.  in  den  Quellen  seiner  geschichtlichen  Aufgabe  sehr  gut 
kiwaadert  ist  und  die  beiden  Hauptquellen:  Hinderbach  und  Michel 
BfiliMm,  namentlich  den  letzteren  charakterisiert,  so  hätte  dies  auch 
taril^li  dar  dritten,  der  Chronik  des  Ungenannten  f.  d.  J.  1454 
Us  1467  ge8chehe^  können ;  da  auch  sie  dankbare  Partieen  bietet  und 
ftediea  zu  der  oft  widerlichen  Breite  und  Schimpflust  des  lohn- 
finoDSchen  Beheim  im  erfreulichen  Gegensatze  steht.  Auch  hätte 
■aa  game  aof  manches  Detail  veriichtet,  und,  was  dabei  an  Itaum 
gewonnen  worden  wäre,  für  eine  Charakteristik  der  politischen  Be- 
tfnbiuigeD  H.  Albiecht  VI.  im  deutschen  Belebe  aufgespart  gewönscht, 
4a  Uednrch  die  Feindschaft  mit  seinem  kaiserlichen  Bruder  ihr 
sckärferes  Belief  gewinnt.  Auch  des  Verhältnisses  Albrecht  VI.  zu 
Xattiias  CorrinuB  konnte  gedacht  werden.  Aber  dies  sind  keine  wesent- 
UcbBB  Crebrechen;  die  Gruppierung  und  Darstellung  ist  fesselnd. 

Mit  gflnstiger  Voreingenommenheit  nimmt  man  das  Büchlein 
Y.  T.  Kr  aas'  »K.  Maximilian  I.'^  zur  Hand  und  findet  seine  Er- 
«artüBgen  nicht  getäuscht;  denn  schon  eine  flüchtige  Durchsicht 
du  Händchens  zeigt  dem  Fachmanne  die  zweckgerechte  Bewälti- 
giBg  dea  Stoffes  durch  einen  gründlichen  Kenner  und  verdienst- 
f^n  Arbeiter  anf  diesem  Geschichtsfelde.  Es  stellt  sich  diese 
LaistaDg  dem  populär -wissenschaftlichen  Lebensbilde  »K.  Maxi- 
■iliu  L"  ¥on  Klflpfel  in  der  deutschen  Nationalbibliothek  nicht  nur 
ebahörtig  an  die  Seite,  sondern  hat  gegen  diese  Arbeit  die  gleich- 
BiMigere  Stoffvertheilung  und  die  lebendigere  Individualisierung 
VQiaas.  Nor  die  Charakteristik  Maximilian  I.  im  Kreise  der  be- 
dttitenden  Männer  seiner  Zeit,  zu  den  Männern  der  Wissenschaft 
od  Kunst  erscheint  etwas  stiefväterlich  bedacht;  die  ihr  gewid- 
■iieu  zwei  Schlussaeiten  sind  in  unseren  Augen  eine  viel  zu 
diiftige  Gabe.  Gerne  hätten  wir  ein  paar  Blätter  mehr  gesehen; 
denn  welch  reiche  Eindrücke  bieten  sich  hier  dem  jugendlichen 
Gemäthe  dar  und  wie  stattlich  ist  die  Reihe  der  Gestalten ,  die  da 
alle  mitarbeiteten  an  der  Schöpfung  einer  neuen,  grossen  Gedanken- 
veit! Auch  wäre  hie  und  da  ein  wärmerer  Farbenton  am  Platze  ge- 
wesen. Doch  genug  der  frommen  Wünsche  1  Heissen  wir  das  Gebotene 
willkommen. 

Aelschker*s  ,,Maria  Theresia  vor  ihrer  Thronbesteigung^ 
möchten  wir  ein  gewagtes,  aber  nicht  misslungenes  Experiment 
nennen ,  —  gewagt ,  weil  im  Gegensatze  zu  jenen  Geschichtsbildern, 
vtlche  eine  historische  Persönlichkeit  theils  als  Mittelpunct,  theils 
als  Träger  der  Zeitereignisse  behandelu,  hier  die  geschichtlichen 
B^benheiten  den  Rahmen  eines  Frauenlebens  abzugeben  haben, 
dMun  eigentliche  Bedeutung  und  fesselnde  Grösse  jenseits  ihrer 
&enze  liegt,  dann  weil  gerade  dieser  Zeitraum  der  Geschichte  Oester- 
rekhs:  die  Leidensgeschichte  der  pragmatischen  Sanction  Karl  VI., 

lütMkrift  f.  d.  teten.  Oymn.  1878.    I.  H«ft.  & 


86  Mathematische  Lehrhücher,  ang.  v.  /.  G.  WtMentin. 

das  Wirrsal  diplomatischer  Actionen  und  Congresse,  die  Sp&ijahre 
des  Prinzen  Engen  yon  Sayojen  nnd  der  unselige  Tflrkenkrieg  der 
J.  1736 — 9  die  far  die  Jugend  am  wenigsten  erhebenden  oder  doch 
anziehenden  Gedenkblätter  der  heimatlichen  Geschichte  aufweist.  Der 
Verf.  war  sich  dieser  Schwierigkeiten  einer  „einleitenden''  Geschichte 
Maria  Theresia's  bewusst,  und  suchte  ihnen  durch  das  möglichst 
anschauliche  Hervorheben  des  Individuellen  und  durch  decoratives 
Beiwerk  zu  begegnen.  In  diesem  mit  unleugbarem  Geschicke  ver- 
wirklichten Streben  und  in  der  Nothwendigkeit  der  Geschichte  Maria 
Theresia*s  eine  dem  ganzen  Unternehmen  entsprechende  Grundlage 
bereit  zu  stellen  liegt  die  Rechtfertigung  und  auch  das  Verdienstliche 
der  Arbeit. 

Das  Referat  über  Smolle's  „Lenau,  ein  Dichterleben''  über^ 
schreitet  allerdings  das  Fachbefngnis  des  Historikers  und  wir  besor- 
gen fast,  dass  uns  der  Nacbbarcollege,  der  Germanist  und  Aesthetiker, 
sein  y^sutor  ne  ultra  crrpidam!''  zuruft.  Das  Büchlein  steht  nun  aber 
einmal  in  der  „historischen  Bibliothek"  —  und  zwar  mit  bestem 
Fug  und  Recht  —  und  so  sei  denn  die  kleine  Sünde  in  Gottes  Namen 
begangen !  Ist  doch  Lenau,  der  reichbegabte  echtfärbige  Weltschmen- 
poet,  der  diese  seine  ungekünstelte  Tiefe  des  Weltschmerzes  mit  seinem 
Wahnsinn  erschütternd  besiegelte,  das  ergreifendste  Bild  geistigen 
Culturlebens  im  vormärzlichen  Oesterreich.  Nicht  ohne  Besorgnis 
nahmen  wir  —  ganz  offen  gestanden* —  das  Bändchen  Smolle's  ziir 
Hand;  denn  fQr  eine  Jugendbibliothek  erscheint  gerade  Lenaa*8 
Leben  und  Dichten  als  einer  der  Stoffe ,  der  nur  zu  leicht  gänslich 
vergriffen  werden  kann.  Doch  eine  von  wachsendem  Interesse  be- 
gleitete Würdigung  des  Gebotenen  überzeugte  den  Referenten,  dass 
Smolle  den  rechten  Ton  getroffen  und  vor  Allem  nicht  den  Biogra- 
phen über  dem  Aesthetiker  vergessen  habe.  Das  Büchlein  hat  klaren 
Bau,  Stimmung  und  Wärme;  es  lässt  uns  an  passender  Stelle  einen 
Blick  in  die  Zeit  werfen,  die  unseren  Dichter  umgab,  es  zeichnet  ihn 
fasslich  als  Kind  dieser  Zeit  und  als  Menschen  und  darum  wird  auch 
die  Jugend  und  zwar  die  an  der  Schwelle  des  Mannesalters  stehende, 
die  erdenfrohe  und  himmelstürmende  Jugend ,  dem  Büchlein  fi^nnd- 
lich  gesinnt  sein. 

Wir  begrüssen  die  „historische  Bibliothek **  mit  herzlichem: 
Glückauf  den  Weg! 

Graz.  F.  Krones. 


Lehrbuch  der  ebenen  Geometrie  für  höhere  Lehranstalten  nach  der 
Entwicklangsmethode  bearbeitet  von  J.  Gilles,  Gymnasiallehrer  in 
Düsseldorf.  Heidelberg,  Carl  Winterte  üniversitfttBbachhdlg.  1877. 

Dieses  Lehrbuch  ähnelt  in  der  Behandlungsweise  des  Lehr- 
stoffes einem  jüngst  besprochenen;  wie  söhon  der  Titel  sagt,  dem  die 
Ausführung  auch  entspricht,  ist  es  die  genetische  Methode,  die 
specifische  Methode  der  Schale,  die  hier  vorwaltet.    Sie  ist  es,  die 


MathematiBche  Lehrbücher,  ang.  y.  V.  O.  WaVetUin,         87 

jivol  in  den  unteren  als  auch  in  den  oberen  Glassen  der  mittle- 
itB  Schalen  massgebend  sein  soll,  dort,  weil  sich  der  Schüler  auf 
ftran  Wege  am  leichtesten  in  das  Wesen  der  geometrischen  Lehren 
hwetiiftndet,  hier,  weil  sie  eben  allgemeinen  Zwecken  des  mathema- 
tiichen  Unterrichtes  am  besten  dient.  —  Dieses  im  Auge  behaltend, 
%rt  der  Verf.  besonders  die  Grundbegriffe  scharf  entwickelt.  Der 
ÜBterschied  beispielsweise  zwischen  Strecke,  Strahl,  geraden 
Linien  im  engeren  Sinne  ist  wesentlich ,  die  mechanische, 
akodie  Entatehnng  der  geometrischen  Gebilde  durch  Bewegung, 
^ver^dlem  lehrreich;  hiernach  h&lt  sich  denn  auch  der  Yerf.  —  Der 
Theorie  des  Winkels  und  der  Parallelen  hat  er  gleichfalls  grosse 
Soigfiüt  zugewendet.  Sind  diese  Fundamente  in  der  Geometrie  klar 
nid  gründlich  entwickelt,  so  ist  es  dann  leicht  mit  den  Schülern 
fertxBmrbeiten.  —  Leider  sind  viele  Lehrbücher,  selbst  manche,  die 
«M6  grossen  Bufes  und  grosser  oft  kaum  erklärlicher  Beliebtheit 
«ch  erfreoen ,  solchem  Principe  nicht  selten  untreu ;  sie  bezwecken 
adir  eine  Masse  des  Wissens  in  die  Köpfe  der  Schüler  zu  bringen, 
a^  man  darf  *nicht  fragen  mit  welchem  Erfolge  und  mit  welcher 
Haltbarkeit;  das  Vie'  und  nicht  die  Menge  muss  bei  Abfassung  eines 
XeMnches  welcher  Art  und  welchen  Inhaltes  immer  das  entschei- 
imd%  sein.  Im  Besonderen  wird  viel  hinsichtlich  der  Kreislehre  und 
der  daza  gehörigen  Aufgaben  gesündigt;  die  letzteren  werden  ganz 
wirr  vnd  regellos  an  einander  gereiht ;  kein  leitender  Gedanke,  keine 
Onnqnenz  ist  zu  entnehmen ;  man  vergleiche  nur  diese  Partie  z.  B. 
in  dflD  bekannten  Lehrbüchern  von  Moönik  mit  der  trefflichen  Be- 
hudhing  derselben  in  dem  Yorliegenden  Lehrbuche. 

Die  im  Schlusscapitel  dieses  Buches  enthaltenen  Sätze  ans  der 
neueren  Geometrie  sind  heutzutage  von  solcher  Tragweite,  dass 
flie  nicht  leicht  zu  entbehren  sind  (dahin  gehört  die  Lehre  von  den 
harmonischen  Puncten,  harmonischen  Strahlen ,  Pol  und  Polare  des 
Kreises ,  Aehnlichkeitsbeziehungen  zweier  Kreise ,  Aehnlichkeitsbe- 
mhungen  dreier  Kreise,  Potenzialität  und  Chordale).  Nichtsdesto- 
weniger können  diese  Lehren ,  hat  man  minder  fähige  Schüler  vor 
sidi,  wol  übergangen  werden.  Die  Sammlung  von  Aufgaben  in 
betrichtlicher  Zahl  (über  800)  erhöht  den  Werth  des  Buches. 

System  der  Geometrie  für  Gymnasien  und  andere  Lehranstalten.  Von 
Prof.  Dr.  A.  J.  Temme,  Prof.  am  Gymn.  zu  .Warendorf.  IL  Th. 
Ebene  Trigonometrie  und  Stereometrie;  2.  Aufl.  Paderborn,  Druck 
und  Verlag  tou  Ferd.  Schöningh  1876. 

Wie  der  Titel  anzeigt ,  theilt  sich  das  Buch  in  zwei  Theile,  in 
die  ebene  Trigonometrie  und  in  die  Stereometrie.  Die  ebene 
Trigonometrie  ist  den  Zwecken  des  Unterrichtes  entsprechend  ab- 
gefasst.  Anschaulicher  wäre  es  gewesen ,  die  Grösse  und  Lage  der 
trigonometrisches  Linien,  sowie  den  Nachweis  der  diversen  Sätze 
über  trigonometrische  Functionen  an  einem  Kreise  zu  zeigen,  wie 
*«§  in  den  meisten  Lehrbüchern  ja  auch  zu  geschehen  pflegt.   Die 

5» 


08         Mathematische  Lehrbücher,  ang.  ?.  J,  G,  WaXUwtim, 

Herleitung  der  Summe  und  der  Dififerenz  zweier  Sinusse  und  Oosi-    ■ 
nusse  in  §.  12  ist  wenig  übersichtlich  gehalten  und  bewirkt  bei  dem    \ 
Schüler  entschieden  die  Klarheit  nicht,  diä  hervorgegangen  wäre,     ' 
wenn  Verfasser  den  Ausgaogspunct  yon  den  Formeln  für  den  Sinus    i 
und  Cosinus  der  Summe  und  der  Differenz  zweier  Winkel  genommen 
hätte.   Die  Berechnung  der  trigonometrischen  Functionen  hätte  ein-    '■ 
gehender  behandelt  werden  können ;  ebenso  wäre  es  erwünscht  ge* 
wesen  auf  den  Gebrauch  der  trigonometrischen  Tafeln 
hinzuweisen.   Bei  der  Kürze,  die  jedoch  der  Verfasser  mit  Absicht 
anstrebt,  lassen  sich  die  Weglassnngen  «inigermassen  entschul- 
digen. 

Die  £intheilung  der  Stereometrie  in  die  drei  Abschnitte : 

1.  Ueber  die  räumlichen  Beziehungen  desPunctes  and 
der  Linien  zur  Ebene  und  der  Linien  untereinander; 

2.  über  die  räumlichen  Beziehungen  der  Ebenen  unter- 
einander; 3.  über  die  Körper,  ist  der  ganzen  Anlage  des 
Buches  entsprechend.  In  dem  Abschnitte  II :  „Das  Verhalten  dreier 
und  mehrerer  Ebenen^  (§.  7)  wäre  es  vortheilhaftei*  gewesen,  wenn 
Verf.  die  Ausdrücke  „dreiseitige,  vierseitige,  . . .  nseitige  Ecke''  bei- 
behalten hätte  und  die  hier  vorkommenden  Namen  „Dreieck,  Viereck, 
...neck^  unterblieben  wären.  Soll  ein  Buch  wirklich  .der  Schule 
dienlich  sein,  so  müssen  die  Begriffe  klar  auseinandergesetzt  und 
unzweideutig  sein,  was  bei  einer  selchen  Bezeichnungsweise  nicht 
der  Fall  ist.  Der  allgemeine  Beweis  in  der  Lehre  von  den  Körpern» 
dass  es  fünf  regelmässige  Polyeder  gibt,  wurde  weggelassen  und 
dieser  Nachweis  mehr  auf  inductivem  Wege  mit  Hilfe  des  Satzes, 
dass  die  Summe  der  Kantenwinkel  kleiner  als  viei*  Rechte  ist  und 
dass  mindestens  drei  Ebenen  zur  Bildung  einer  Ecke  nothwendig  sind, 
geliefert.  Die  Beschränkung,  die  in  dem  Satze  ausgesprochen  ist 
pag.  76:  „die  Durchschnittsfiguren,  welche  entstehen,  wenn  die  einen 
Kegel  schneidende  Ebene  nicht  durch  die  Spitze  des  Kegels  geht  und 
auch  nicht  zur  Grundfläche  parallel  ist,  heissen  Kegelschnitte  im  en- 
geren Sinne  des  Woi*tes",  findet  Referent  unpassend.  Die  Aufnahme 
einiger  Lehrsätze  über  die  Kugel  wäi-e  erwünscht  gewesen  und  hätte 
dem  Ganzen  genützt  Dass  man  die  Hauptsätze  über  die  sphärischen 
Dreiecke  (soweit  sie  natürlich  ohne  Zuhilfenahme  der  Trigonometrie 
nachweisbar  sind)  unterdrückt,  kann  man  auch  in  einem  Lehrbuche, 
das  durch  seine  Knappheit  imponiren  will,  nicht  billigen.  Die  Ober- 
flächen —  und  Iidialtsberechnung  der  Körper  ist  auf  das  Allemoth- 
wendigste  und  Wichtigste  beschränkt. 

Kurz  und  bündig  zu  sein,  ist  eine  sehr  schöne  Eigenschaft  eines 
Lehrbuches  und  auch  von  vielfachem  Nutzen ;  nur  muss  man  es  ver- 
stehen dabei  das  richtige  Maass  und  den  richtigen  Blick  nicht  zu  ver- 
lieren. 

Brunn.  Dr.  J.  G.  Wallentin. 


H.  Weisliaupt,  Du  Zeichnen,  ang.  y.  J.  Wastler.  80 

Db  Zeidinen  nach  dem  wirklichen  Gegenstände  in  systematischen! 
Lduguge  'his  zur  Stufe  der  Kunstschule.  Von  Heinrich  Weis- 
hanpt,  kgl.  Professor.  M&nchen  1877. 

Das  Buch  zerfällt  in  drei  Abtheilongen :  Die  Stufen  des  Zeich- 
■cnsnacb  dem  wirklichen  Qegenstande,  die  GefQhlsperspective  und 
äe  Onuunentik  und  Natni'pflanze ,  mit  einer  Beigabe :  die  Farhen- 
htmonie.  In  der  ersten  Abtheilung  werden  die  Stufen  des  Zeichen- 
unfterrichtes  in  jenem  methodischen  Entwicklungsgange  vorgeführt, 
«•kher  heatsiitage  bei  den  rational  eingerichteten  Schulen  eingebür- 
gfrt  itt:  das  Zeichnen  nach  Tafelzeichnungen  und  Flachreliefs,  nach 
km  gsometrischen  Körper,  nach  dem  plastischen  Ornament  und 
■idi  der  Natorpflanze.  Die  Erklärungen  der  nachzubildenden  For- 
■ffi,  der  Terschiedenen  Techniken  der  Ausfuhrung  sind  .Yollkommen 
eonect,  die  Abbildungen  jener  geometrischen  Muster  und  Blattformen, 
«dche  der  Verfasser  als  Yorlagmodelle  ausgeführt  wünscht,  gut  ge- 
viUt  Kur  bei  den  Mustern  des  griechischen  Styles  (Palmetten  etc.) 
Genüssen  wir  jene  stramme  Energie  der  Linien,  welche  eine  hervor- 
ngnde  Eigenthflmlichkeit  jenes  Stiles  ist  und  selbst  bei  den  elemen- 
tarem Vorlagen  nicht  ausser  Acht  gelassen  werden  sollte.  Auch  im 
idBuschen  Akanthusblatt  ist  nicht  eben  das  glücklichste  Beispiel 
rorgflflOirt. 

Die  ^Gefühlsperspective" ,  mit  welchem  etwas  befremdenden 
Wott  der  Verf.  die  „ins  Gefühl  übergehenden  Gesetze  der  Per- 
tpectiTe^  benennt ,  behandelt  die  Hauptsätze  der  Linearperspectiye 
und  der  Beleuchtung.  Ist  auch  hier  wieder  die  systematische  Ent- 
vicUimg  dieser  Sätze  ganz  gut  durchgeführt,  so  müssen  wir  um  so 
■ehr  die  ünpräcision,  ja  sogar  die  Unrichtigkeit  gewisser  Ausdrücke 
«iid  Definitionen  tadeln.  So  entsteht  z.  B.  das  Bild  eines  Gegen- 
standes im  Auge  nicht  durch  „Spiegelungen^  (S.  78),  auch  ist  der 
dvchgehends  beliebte  Gebrauch  des  Wortes  senkrecht  anstatt  ver- 
tical  ein  Fehler,  den  sich  ein  Lehr-  oder  Hilfsbuch  nicht  zu  Schulden 
kommen  lassen  sollte.  Sätze,  wie:  ^Unser  Auge  nimmt  die  gleiche 
H6he  der  Tafeldicke  ein''  (S.  88),  „Jene  horizontale  Fläche,  welche 
in  totaler  Verkürzung  uns  nur  in  ihrer  Dicke  als  Linie  erscheint, 
filiert  gleichsam  unsere  Augenhöhe  als  Linie  des  Horizontes''  (S.  89) 
süid  anklar  und  unmethodisch ,  da  man  dem  mit  einer  gewissen  geo- 
metrischen Vorbildung  ausgerüsteten  Schüler  doch  füglich  nicht  von 
einer  Dicke  der  Flächen  sprechen  kann. 

In  der  dritten  Abtheilung  werden  nach  Entwicklung  der  Haupt- 
züge der  omamentalen  Pflanzencharakteristik  und  einem  allerdings 
sehr  knapp  bemessenen  Excnrs  der  verschiedenen  Stile  die  allgemei- 
nen Stilgesetze  der  Ornamentik  recht  anschaulich  erläuteii.  Dass  der 
Yerf.  hiebei  einen  von  uns  im  Jahre  1869  erschienenen  Aufsatz: 
^üeber  das  Ornament  und  die  Bedeutung  der  Farbe  desselben^  aus- 
giebigst benützte ,  ei-scheint  uns  sehr  schmeichelhaft,  wengleich  bei 
dem  Umstände,  dass  der  Verfasser  ganze  Partien  unserer  Arbeit  mit 
denselben  Worten  abdruckt,  es  uns  angezeigt  erschienen  wäre 
aach  der  Quelle  Erwähnung  zu  thnn. 


70  K.  Kraepelin,  ExcursioDsflora,  ang.  ▼.  H,  Beichardt. 

In  der  Beigabe :  „Die  Färbenharmonie^  finden  wir  die  ablieben 
Erklärungen  recbt  gut  vorgetragen,  nur  ist  nns  aufgefallen,  dass  der 
Verfasser  die  Begriffe :  barmoniscbe  Farben  und  Complementärfarben 
gleichstellt ,  nachdem  allerdings  complementäre  Farben  harmonisch 
wirken,  aber  nicht  umgekehit  alle  harmonischen  Farben  Complemen- 
tärfarben sind.  Die  Anführung  der  Triaden,  wenn  auch  nur  in  den 
hervorragendsten  Beispielen  der  Harmonie  und  Disharmonie  wäre  im 
Interesse  der  Vollständigkeit  erwünscht  gewesen. 

Im  Ganzen  enthält  das  Buch  des  Guten  und  Brauchbaren  Vieles 
und  wenn  bei  einer  allfälligen  zweiten  Auflage  die  unpräcisen  Aus- 
drücke und  Definitionen  eine  Verbesserung  erfahren,  dürfte  das  Bach 
zu  einem  für  Zeichenlehrer  sehr  verwendbaren  Hilfsbuche  werden. 

Graz.  Joseph  Wastler. 


Excnrsionsflora  für  Nord-  und  Mitteldeutschland.  Ein  Taschenbuch  tum 
Bestimmen  der  im  Gebiete  einheimischen  und  häufiger  cultivierten 
Gefasspflanzen.  Für  Schüler  und  Laien.  Von  Dr.  Karl  Kraepelin, 
Oberlehrer  an  der  Realschule  2.  0.  zu  Leipzig.  Mit  über  400  in  den 
Text  gedruckten  Holzschnitten.  Leipzig,  Druck  und  Verlag  von  B. 
G.  Teubner.  1877.  8».  IV  u.  336  S. 

Der  Verfasser  beabsichtigte  in  dieser  Excursionsfiora  „mit 
möglichster  Vermeidung  aller  schwierigen  Unterscheidungsmerkmale 
und  mit  Hintansetzung  aller  sogenannten  Wissenschaftlichkeit  ein 
Tabellenwerk  zu  schaifen,  mit  dessen  Hilfe  nach  kurzer  Orientierung 
auch  jüngere  Schüler  oder  Laien  die  einheimischen  Gefasspflanzen 
ohne  Hilfe  eines  Lehrmeisters  zu  bestimmen  im  Stande  wären.*^ 
Dieses  angestrebte  Ziel  erreichte  der  Verfasser  im  Ganzen  und  Gros- 
sen; dass  sein  Büchlein  mit  den  auf  wissenschaftlicher  Grundlage 
beruhenden  Floren  nicht  verglichen  werden  kann,  ist  selbstverstftnd» 
lieh.  Die  beigefügten  Holzschnitte  sollen  das  Erkennen  der  einzelnen 
Arten  erleichtern ;  leider  sind  die  Abbildungen  höchst  primitiv  aus- 
geführt ,  ja  einige  derselben  sind  geradezu  verfehlt  (z.  B.  Fig.  384), 
Bei  den  grossen  Fortschritten ,  welche  die  Holzschneidekunst  wfih^ 
rend  des  letzten  Jahrzehntes  auch  in  Deutschland  machte,  hätten 
leicht  gut  ausgeführte,  gelungene  Abbildungen  gegeben  werden 
können. 

Wien.  H.  Beichardt. 


Dritte  Abtheilung. 

Znr  Didaktik  und  Pädagogik. 

Zur  Beform  des  lateinischen  Unterrichtes  auf  Gymnasien  und  Real- 
schulen von  Hermann  Perthes,  in  fünf  Artikeln  (Heften)  (9  M. 
^Pf.).  Dazu:  Lateinische  Formenlehre  zum  wörtlichen  Answendig- 
lemen;  Lateinische  Wortkunde  im  Anschlüsse  an  die  Leetüre  für 
Gymnasien  und  Realschulen  bearbeitet:  Erster  Cursus:  Grainma- 
tiiiehes  Yocabularium  mit  dem  lateinischen  Lesebuche  für  Sexta 
(8  M.  40  Pf.);  Zweiter  Cursus:  Grammatisches  Vocabulariam  mit 
dem  lateinischen  Leeebuche  für  Quinta  (1 M.  GO  Pf.) ;  Dritter  Cursus : 
etymologisch  -  phraseologisches  Yocabularium  im  Anschluss  an  iVe- 
po$  FVmior,  lateinisches  Lesebuch  für  die  Quarta  der  Gymnasien 
fbearbeitet  von  Ferd.  Vogel)  (3  H.);  Vierter  Cursus:  Lateinisch- 
aeatsehe  vergleichende  Wortkunde  im  Anschluss  an  Caesars  bellum 
GaOiewn.  Zur  Durchnahme  in  Unter-  und  Ober-Tertia  und  zum 
&ndgebranche  in  den  oberen  Classen  (4  M.  80  Pf.).  —  Berlin,  Weid- 
1873-6.^) 


Es  ist  keine  leichte  Aufgabe  über  das  vorliegende  .Werk  (denn  so 
wir  ja  diese  auf  eine  Reform  des  Lateinunterrichtes  abzielenden 
S^riftm  nennen,  da  sie  von  einer  einheitlichen  Idee  getragen  sind  und 
kä  Speichen  Zweck  verfolgen)  ein  ürtheil  abzugeben.  So  gross  ist  die 
&U  der  Fragen,  welche  hier  angeregt  werden,  und  so  verschieden  sind, 
na  Theile  auch  in  Hauptpuncten  die  Ansichten  der  Schulmänner.  Noch 
lAwioriger  ist  die  Sache  da,  wo  es  sich  um  eine  kurze  Berichterstattung 
kndelt,  welche  blos  die  wesentlichen  Momente  berücksichtigen  soll  und 
dodi  einer  ausreichenden  Motivierung  nicht  entbehren  darf.  Nicht  Ein- 
»bheiten  können  hier  in  Betracht  kommen,  sondern  blos  dies,  ob  wirk- 
Udi  die  in  dem  Beformversuche  vorgeschlagene  Methode  einen  rascheren 
Fortichritt  in  der  Erlernung  der  lateinischen  Sprache  zu  erzielen  vermagi 
imd  zwar,  wie  uns  versichert  wird,  in  der  Weise,  dass  die  Gründlichkeit 
»cht  darunter  leidet,  sondern  vielmehr  nur  gewinnt. 

')  Die  vorliegenden  Bücher  sind  schon  im  Jahrg.  1876  dieser  Zeit- 
seiuift  8.  272  ff.  zu  einem  Theile  besprochen  worden.  Da  aber  nun  das 
pau  Werk  abgeschlossen  vorliegt,  so  wird  es  bei  dessen  Wichtigkeit  und 
Bedeutung  nicht  unangemessen  sein  dasselbe  im  Ganzen  mit  Rücksicht 
wf  seine  Verwendbarkeit  für  unsere  Gymnasien  zu  würdigen. 


78  H,  Perthes,  Zar  Beform  des  lateinischen  Unterrichtes. 

Hr.  P.  beginnt  seine  Darstellung  *)  mit  der  Bemerkung,  dass,  wie 
die  vielfachen  Klagen  beweisen ,  die  Erfolge  des  lateinischen  Unterrichtes 
zu  dem  ihm  gewidmeten  Zeit-  and  Kraftaafwande  in  einem  keineswegs 
erfrealichen  Verhältnisse  stehen.  £r  geht  dabei  von  dem  preossischen  Nor- 
malplane des  Jahres  1856  aus,  mit  welchem  wir  hier,  da  dies  fftr  die 
folgende  Erörterung  von  der  grössten  Wichtigkeit  ist,  gleich  die  Stunden- 
zahl, welche  dem  Latein  in  unserem  Organisationsentworfe  zugewiesen  ist, 
vergleichen  wollen.  Es  sind  nämlich  diesem  Gegenstande  in  dem  preossi- 
schen Plane  für  alle  Classen  bis  einschliesslich  Secanda  wöchentlich  sehn, 
für  die  Prima  acht  Standen  zugetheilt,  während  das  Latein  nach  unserem 
Plane  auf  eine  erheblich  geringere  Stundenzahl,  nämlich  auf  je  acht 
in  den  beiden  ersten,  auf  je  sechs  in  den  vier  folgenden,  auf  je  fünf  in 
den  beiden  obersten  Classen  beschränkt  ist. 

Der  Verf.  findet  nun  den  Grund  der  wenig  günstigen  Erfolge  in 
der  bisher  befolgten  Methode  und  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  bei 
einer  besseren  Methode  die  Stundenzahl  erheblich  verringert  und  so  Raum 
für  die  gründlichere  Behandlung  anderer  Gegenstände  gewonnen  werden 
könne.  Und  zwar  würden  nach  seiner  Ansicht  in  den  beiden  untersten 
Classen  je  sechs,  in  den  übrigen  je  acht  Stunden  genügen  (Heft  IV» 
S.  132). 

Den  Grundfehler  der  bisherigen  Methode  sieht  aber  der  Verf.,  um  seine 
Ansichten  in  öinem  Satze  zusammenzufassen,  darin,  dass  man  die  geistige 
Entwicklung  des  Knaben  und  die  dabei  zu  Tage  tretenden  psychologi- 
schen Vorgänge  nicht  gehörig  berücksichtige.  Der  ganze  Unterricht  im 
Lateinischen  wie  natürlich  in  jedem  anderen  Gegenstande  müsse  sich  an 
diese  Entwicklung  anschliessen  und  bestrebt  sein  alle  geistigen  Fähig- 
keiten sorgfältig  auszunützen.  Die  Behandlang  des  LehrstolTes,  die  ganze 
Art  des  Lehrens  und  Lernens  und  demgemäss  auch  die  Lehrbücher  müssen 
nach  derselben  eingerichtet  sein. 

Man  wird  diesem  Satze  gewiss  nur  beistimmen  können  und  ebenso 
dem,  was  über  das  stufenweise  Fortschreiten  von  den  einfachsten  Dingen 
zu  den  schwierigeren,  über  das  feste  Einprägen  des  Gelernten  durch  st&€e 
Wiederholung  u.  s.  w.  gesagt  wird.  Es  sind  dies  zwar  nicht  neue  Dinge, 
sondern  allgemein  anerkannte  Wahrheiten,  aber  ausgesprochen  von  einem 
so  erfahrenen  Schulmanne  und  in  so  klarer  und  treffender  Weise  dargestellt 
gewinnen  sie  noch  an  Bedeutung.  Wir  können  daher  diese  Hefte  einem 
jeden  Gymnasiallehrer  als  eine  gute  Gymasialpädagogik  auf  das  Beste 
anempfehlen. 


')  In  den  oben  bezeichneten  Artikeln,  von  welchen  1.  und  2.  Separat- 
abdrücke aus  der  Berliner  Zeitschrift  für  Gymnasial wesen  1873  und  1874 
bind.  Der  1.  handelt  über  den  Plan  einer  lat.  Wortkunde  im  Anschluss 
an  die  Leetüre  und  insbesondere  über  den  Cursus  für  Tertia ;  der  2.  desgL 
über  den  Cursus  für  Sexta;  der  3.  (1.  Hälfte)  führt;  den  Titel:  *Zar  lat. 
Formenlehre,  sprachwissenschaftliche  Forschungen  und  didaktische  Vor^ 
schlage*;  der  4.:  *Die  Principien  des  Uebersetzens  und  die  Möglichkeit 
einer  erheblichen  Verminderung  der  Stundenzahl';  der  5.:  'Erläuterungen 
zu  meiner  lat.  Formenlehre.' 


H  P^he$p  Zur  Reform  dis  lateinischen  ünterricbtes. 


7« 


Docli  dk«e  Ertirterungen  sind  nur  allgemeiner  Natur;  die  Haupt- 
mtkt  hWht^  wie  sie  Im  lateintBcben  Unterrichte  zu  verwertben  seien. 
lUtr  entwirft  der  Verf.  ein  yoUstindiges  System  des  lateinischen  ünter- 
lldtoUt  rws  der  Sexta  bis  einschliesslich  zur  Tertia.  Aber  er  begnügt  sieb 
Üehi  lioi  dJ»  Sjfitem  und  die  Methode  zu  charakterisieren,  soDdern  er 
llft  imIi  eine  fusammenliäiigende  Folge  ron  Lehrbüchern  vor,  die  mit 
Elktlilelit  täf  dieses  System  bearbeitet  sind  und  begleitet  sie  mit  einem 
CoviflMitaf«,  welcher  die  von  ihm  vorgenommene  Anordnung  und  Be- 
fendOflO^  d«s  LehntoÜes  begründen  und  rechtfertigen  soll. 

Wir  in  diese  Lehrbücher  und  den  sie  begleitenden  Com» 

SBitar  fdii  ^"^ung  unterziehen  nnd  ermitteln,   ob  wirklich  durch 

Am  HQIimttleL  und  die  darin  befolgte  Methode  das  angestrebte  Ziel 
errfidii  v«r4en  kAnn.  Das  erste  Bach,  welches  uns  Hr.  P.  vorlegt,  ist 
L:5A|rp  und  pricis  abgefasste,  sum  wörtlichen  Auswendiglernen  be- 
•txszimla  FurmcnleUre .  ein  Büchlein  von  56  Seiten.  Dasselbe  enthalt 
lita,  wia  sich  der  Schüler  in  den  beiden  ersten  Classen  unbedingt  eb- 
fllf«!  iDitt»,  wfihrerid  das,  wtki  er  sich  gelegentlich  bei  der  Leetüre 
•te  dirdi  inündlicho  Belehrung  aneignen  kann ,  von  diesem  Bfemorier- 
kidlc  MOfncliIiTsaen  ist,  um  ao  die  Arbeit  der  gedächtnismässigeu  An- 
ägia^  am  Koth wendigen  zu  erleichtem.  Nun  wird  gewiss  Niemand 
IngMB,  dias  das  sorgfältige  Memorieren  des  unbedingt  Noth wendigen 
^  nnngt  Grundlage  bei  dem  Unterrichte  in  der  Grammatik  einer 
fnmAm  iSfunchu  bildet;  auch  ist  ein  solches  Büchlein  ohne  7whM  ge- 
liflH  SehUtem   und  Lehrern  ihre  Aufgabe  auf  dieser  Uni  '  ife 

n  «riffkiflem.    Aber  es  fingt  sich,  ob  nicht  mit  dem  Gebi  mes 

iOk^ft  BOdtleiofl   öebetstände  verbanden  sind,  welche  den  Nutzen,  den 
■  '^'•'t,  Hberwicgen.  Mit  den  beiden  ersten  Classen  ist  natürlich  der 
in  der  Formenlehre  noch  nicht  abgeschlossen;  der  Schüler 
tpai^rtiiii  nicht  blos  viele  Einzelnbeiten  ergänzen,   sondern  auch 
;  BfttMit  \j%  den  Bao  und  Entwicklungsgang  der  Sprache  gewinnen, 
reu  Stufe  aus  begreiflichen  Gründen  nicht  die  Rede 
ki  rf  also  einer  Grammatik,  welche   die    Formenlehre 

•if  iln«  breiteren  Urundlogc  und  in  einem  grösseren  Umfange  bebandelU 
W»t  Gimtninatik  muss  mit  dem  Elementarbucho  in  strenger  Ueberein- 
•tliuiQiif  ft^hpn,  wofcm  man  dem  Schüler  nicht  annöthig  die  Arbeit 
will;  denn  um  die  Formenlehre  vom  Anfang  bis  zu  Ende 
aoit  dazu  t'ii  krine  Zeit  vorhanden.  Man  sieht,  dass  Hr.  f. 
snant  i^nt  frös  '    hätte  schreiben  müssen,  bevor  er  an  die 

AttMrWItiaif  ii-^  :  t>ucbes  gieng*  und  zwar  um  so  mehr,  als 

IT  li  der  An^ordnung  di*:^  Stoffes,  der  Terminologie  usw.  nicht  unerheb- 
Kaieriingcn  eingeführt  hat.  Eine  Grammatik,  die  sieh  genau  an 
Ekmentarbuch  anschlösse,  wüssten  wir  nicht  zu  nennen.  Doch 
iH  dk  kleine,  für  den  ersten  Unterricht  bestimmte  Grammatik 
_od  die  f  rfaaere ,  für  die  oberen  Classen  berechnete  genau  Obcreinstim- 
i  »ich  aus  dem  Nacbeinandergebraucbe  zweier  Bücher  nicht 
üebtUtinde,  ja  es  sprechen  dieselben  Gründe,  welche  Er. 
V*  lli  Min  Ilen«ntarbucb  anfahrt,  gegen  einen  solchen.    Der  Schüler 


74  iT.  Perthes,  Zur  Beform  des  lateinischen  Unterrichtes. 

hat  sich  das  Gerippe  der  Formenlehre  angeeignet;  nun  gilt  es  eine 
Masse  von  Einzelnheiten  hinzozufClgen  und  dann  wieder  alles  snsammen- 
zafassen,  in  seiner  Zusammengehörigkeit  und  Gliederung  zu  erkennen, 
damit  er  den  lebendigen  Leib  sich  vor  das  Auge  stellen,  seinen  Bau« 
sein  Wesen  verstehen  lerne.  Wollen  wir  dies  nun  dadurch  erschweren, 
dass  wir  dem  Schüler  ein  neues  Buch  in  die  Hand  geben,  oder  wollen 
wir  seine  Thätigkeit  durch  die  Hilfsmittel,  welche  das  Localgedächtnis 
darbietet,  fördern?  Und  so  drängt  denn  alles  nach  unserer  Apsicht  daiu 
den  Gebrauch  diner  Grammatik  für  das  ganze  Gymnasium  zu  empfehlen. 
Natürlich  muss  dieselbe  verständig  eingerichtet  sein;  der  Stoff,  welcher 
in  den  untersten  Classen  zu  bewältigen  ist,  muss  so  behandelt  werden,  dass 
er  für  die  Fassungskraft  des  Schülers  keine  Schwierigkeiten  darbietet; 
grösserer  und  kleinerer  Druck  muss  das  für  die  erste  Stufe  Bestimmte 
und  das  später  zu  Erlernende  klar  für  das  Auge  scheiden.  Die  Aufgabe 
eine  solche  Grammatik  für  sämmtliche  Classen  in  entsprechender  Weise 
herzustellen  scheint  mir  keine  Unmöglichkeit.  Auch  haben  wir  ja  mehrere 
Bücher  dieser  Art,  die  in  ihrer  Weise  als  gute  bezeichnet  werden  kön- 
nen, wie  z.  B.  die  Grammatik  von  Lattmann -Müller,  womit  natürlich 
nicht  gesagt  sein  soll,  dass  die  darin  befolgte  Methode  nicht  noch  einer 
weiteren  Vervollkommnung  fähig  ist.  Ferner  fehlt  es  bei  dem  Gebrauche 
dieses  Büchleins  an  einer  Syntax,  deren  der  Schüler  nach  den  ersten 
Anfangsstudien  nicht  entbehren  kann.  Welches  Buch  soll  nun  nach  der 
Meinung  des  Hm.  Verf.  gebraucht  werden?  Dass  die  mündliche  Belehrung 
ausreichen  könnte,  daran  denkt  Hr.  P.  gewiss  selbst  nicht.  Und  bedarf 
denn  nicht  die  Syntax  gerade  so  wie  die  Formenlehre  einer  Umgestaltung, 
welche  sich  auf  die  neuere  Sprachforschung  gründet?  Wird  nicht  erst 
eine  solche  Syntax  der  auf  gleicher  Grundlage  bearbeiteten  Formenlehre 
entsprechen?  Wird  nicht  erst  durch  sie  wesentlich  die  Erreichung  des 
angestrebten  Zieles  dem  Schüler  seine  Arbeit  zu  erleichtern  ermöglicht 
werden?*) 

Doch  kehren  wir  wieder  zu  der  Formenlehre  des  Hm.  P.  zurück. 
Wenn  derselbe  bemüht  war  ihr  eine  wissenschaftliche  Grundlage  zu 
geben  oder  mit  anderen  Worten,  wenn  er  für  sie  die  Besultate  der  neueren 
Sprachwissenschaft  verwerthete,  so  wird  man  dies  gewiss  nur  billigen 
können,  aber  eine  Beform  des  Unterrichtes  wird  man  darin  nicht  er- 
blicken, da  ja  der  Verf.  zahlreiche  und  tüchtige  Vorgänger  auf  diesem 
Gebiete  hatte,  welche  wir  hier  nicht  anzuführen  brauchen.  Wie  weit 
man  in  der  Verwerthung  jener  Besultate  zu  gehen  hat,  das  lässt  sich 
nicht  durch  einen  allgemeinen  Satz,  sondern  nur  in  den  einzelnen  Fällen 
entscheiden  und  es  wird  daher  sehr  schwer  sein  iu  dieser  Hinsicht 
eine  vollkommene  Uebereinstimmung  zu  erzielen.  Wenn  wir  sagen,  dass 
Hr.  P.,  der  in  einigen  Puucten  weiter  geht  als  seine  Gesinnungsgenossen, 
in  anderen  aber  sich  zurückhaltender  zeigt,  im  Grossen  und  Ganzen  das 
richtige  Mass  getroffen  hat,  so  wird  dies  hier,  wo  es  auf  Einzelnheiten 


»)  Vgl.  Jenaer  Literaturzeitung  1877,  Nr.  21,  S.  335. 


H,  JPertk€i,  2to  Befbnn  des  lateinisehen  Unterrichtes.  75 

ankomint,  wol  genfigen.  *)    Daas  die  Formenlehre  sorgfältig  gear- 

Wüei»  dmu  der  Stoff  sweckmissig  gruppiert  ist,  dass  auch  der  Druck  die 

lifffiiwing  und  ErtemuDg  geschickt  erleichtert,  steht  ausser  allem  Zweifel. 

tadi  die   Hefte,  welche  den  hegleitenden  Coromentar  enthalten,  bieten 

tirülidiee,  and  awar  mehr  an  praktischen  Bathschlägen  als  an  wissen- 

■Aalliiclieii    Ergebnissen;  denn  was  die  sprachlichen  Erörterungen  des 

Hn.  Yeifl  anbetrifft,  so  muss  man  bei  aller  Anerkennung  des  hier  Ge- 

iMlBlen   doch  herTorheben,  dass  er  sich  einerseits  viel  zu  einseitig  auf 

iiB  Boden  der  leteuüschoi  Sprache  hUt,  oline  die  verwandten  Sprachen 

fMng   in   Betracht  zu  ziehen,  und  andererseits  sich  von  der  früheren 

ücblsng  in  der  Sprachforschung,  der  philosophischen  Speculation,  nicht 

los  machen  kann,  welche  ihn  dazu  verleitet  Gesichtspuncte  in  die 

hineinzntragen,  die  bei  deren  Entwicklung  und  Bildung  sicher- 

lUk  nicht  me— gebend  waren. 

Was  Hr.  P.  Aber  die  Art  und  Weise,  wie  man  bei  der  Einttbung 
iB  Formeolebre  vorzugehen  hat ,  bemerkt,  ist  allerdings  im  Ganzen 
ndUig  und  in  trefflicher  Darstellung  entwickelt'),  aber  neu  sind  die 
ÜB  vorgetragenen  Sätze  meistens  nicht,  sondern  längst  schon  von  ge- 
Schnlmännem  ausgesprochen  worden.  Einiges  möchten  wir  be- 
Wenn s.  B.  Heft  m,  1,  S.  e  der  Satz  aufgestellt  wird:  *Auf 
dff  oteraten  Stnfe  des  lateinischen  Unterrichtes  hat  der  Schüler  noch 
■dt  m  fnr&parieren,  sondern  nur  das  vom  Lehrer  Vorgelesene  und  Vor- 
OoMtzte  za  repetieren*,  so  ist  dies  für  den  Beginn  des  Unterrichtes 
■■■liftllisft  als  Regel  aufzustellen,  wie  denn,  um  ein  Wort  aus  der 
kIiBmb  lastmction  für  den  ersten  Unterrieht  im  Lateinischen  in  unse- 
mi  dganiaationsentwurfe  zu  gebrauchen,  der  Lehrer  den  Schüler  auf 
iiwr  Stnfe  durchaus  an  der  Hand  führen  muss.  Warum  man  aber  den 
BfÜliT  nicht  allmälich  zur  Selbstthätigkeit  erziehen  und  ihn  zur  Prä- 
ination  hinfiberleiten  soll,  ist  nicht  abzusehen.  Der  Unterricht  soll 
Ui  «ine  ruhige  und  stäte  Entwicklung  mit  allmälich  sich  steigernden 
iafordeningen  an  den  Schüler  offenbaren,  jeder  Sprung  aber  in  dem- 
■IbM  vennieden  werden.  Auch  das  können  wir  nicht  billigen,  dass  der 
Hl  Yerf.  die  Uebungen  blos  auf  das  Uebersetzen  lateinischer  Sätze  in^s 
DnlKhe  Qod  das  Bückübersetsen  in's  Lateinische  beschiänken  will. 
Waa  die  deutschen  Sätze  dem  Schüler  für  die  Uebertragung  in's  Latei- 
■Kba  nur  ihm  schon  geläufige  Formen  und  Wörter  bieten,  warum  soll 
■M  ein  Mittel  verschmähen,  das  den  Schüler  zu  einer  grösseren  Selb- 
ttiadigkeit  zu  führen  geeignet  ist?  Die  Uebelstände,  welche  bei  diesen 
Ufbaagen  vorkommen  und  welche  Hr.  P.  (Heft  IV,  S.  8  ff.)  hervorhebt, 
ihd  doch  nicht  von  der  Art,  dass  sie,  wenn  solche  Uebungsstücke  in 
te  bezeichneten  Weise  und  natürlich  auch  im  guten  Deutsch  abgefasst 


")  Wir  verweisen  auf  die  Anzeige  von  E.  Dorschel  in  der  Berliner 
Zeitschrift  für  Gjmnasialwesen  Jahrg.  1875,  S.  225  ff- 

•)  Man  vgl.  die  Anzeige  von  G.  Richter  in  der  Jenaer  Lit.  Zeit 
1«T5,  Nr.  40,  S.  709  ff. 


76  H.  Perthes,  Zar  Beform  des  lateinischen  Unterrichtes.  i 

sind  und  die  geschickte  Behandlung  von  Seite  des  Lehrers  hinzutritt,    i 
die  Verwerfung  solcher  Uehungon  motivieren  können.')  t 

Dass  in  den  Instructionen,  welche  Hr.  P.  fEkr  den  Lehrer  gibt^    3 
im  Einzelnen  viel  Treffliches  enthalten  ist,  darf  man  schon  nach  deii    : 
früher  Gesagten  erwarten  und  wird  auch  jedem  bei  der  Durchsicht  des     < 
dritten  und  vierten  Artikels  entgegentreten.   Man  vergleiche  z.  B.  dai^    : 
was   er  über   die  Verbinduiig  der  zu  memorierenden  Substantiva   mit    . 
einem  A^jectivum,  um  dadurch  sogleich  das  Genus  ersichtlich  zu  maehra;     1 
bemerkt,  desgleichen  über  die  Behandlung  einzelner  sjmtaktischer  Formen 
im  Elementarunterrichte  usw.   Man  wird  darnach  nur  wünschen  können, 
dass  ein  jeder  Lehrer  des  Latein  diese  Hefte  fleissig  studiere  und  das 
viele  Gute,  das  sie  enthalten,  sich  zu  eigen  mache. 

Nach  diesen  Grundsätzen  sind  nun  auch  die  beiden  Lesebücher 
f&r  Sexta  und  Quinta  mit  getrennten  Yocabularien  abgefasst  So  sehr 
wir  anerkennen,  dass  diese  Bücher  mit  grosser  Sorgfalt  und  vielem  Ge- 
schicke ausgearbeitet  sind,  so  stellen  sich  doch  ihrer  Verwerthung  im 
Unterrichte  mehrfache  Bedenken  entgegen.  Vor  Allem  scheinen  uns  die 
Anforderungen,  welche  an  den  Schüler  gestellt  werden,  viel  zu  hoch  ge* 
griffen.  Dass  der  Schüler  gleich  beim  Beginne  des  Unterrichtes  mit 
einem  Theile  der  Conjugation,  also  etwa  mit  dem  Ind.  Praes  von 
und  dem  Ind.  Praes.  im  Activum  der  ersten  Conjugation  *)  bekannt 
den  muss,  unterliegt  keinem  Zweifel,  da  man  ohne  eine  solche  Kenntnia 
das  Verständnis  von  Sätzen  nicht  vermitteln  kann.  Wenn  aber  Hr.  P* 
gleich  anfangs  das  ganze  Verbum  sum  und  die  ganze  A —  Coigugation 
erlernt  wissen  will,  so  steigert  er  unnöthig  die  Schwierigkeiten  und 
damit  die  Anforderungen  an  die  Kräfte  der  Schüler.  Allerdings  ist  et 
so  möglich  dem  Schüler  gleich  im  ersten  Unterrichte  zusammenhängende 
Lesestücke  vorzulegen ;  ich  halte  es  aber  für  keinen  Schaden ,  wenn  nma 
sich  bei  dem  ersten  Cnrsus  auf  einzelne  Sätze  beschränkt.  Uebrigens 
machen  diese  Lesestücke  mit  ihren  unverbunden  neben  einander  stehen- 
den Sätzen  keinen  besonders  günstigen  Eindruck.  Wie  weit  Hr.  P.  in 
seinen  Anforderungen  an  die  Schüler  geht,  das  zeigen  besonders  die 
grösseren  Lesestücke  am  Ende  des  Lesebuches  f&r  Sexta  (S.  64  ff.),  weldie 
nach  meiner  Ansicht  zum  grössten  Theile  die  Kräfte  eines  Knaben  anf 
dieser  Entwicklungsstufe  übersteigen.  In  dem  Lesebuche  für  Quinta 
finden  wir  nicht  blos  einzelne  Sentenzen,  wogegen  gewiss  nichts  ein- 
zuwenden wäre,  sondern  grössere  Stücke  aus  Horaz,  ja  ganze  Gedichte, 
wie  die  Epode  Beatue  iüe  und  das  üer  Brtmdieimm  (natürlich  mit 
Unterdrückung  einiger  Stellen).  Wir  wollen  davon  absehen,  dass  es  ent- 
schieden verkehrt  ist  das  Interesse  für  Horaziscbe  Diebtungen,  wie  es 
sich  in  den  obersten  Classen  regen  muss,  durch  eine  solche  frühe  Be- 
handlung zu  schwächen;  aber  wird  der  Schüler  z.  B.  Verse,  wie  Omne 
supervacuum  pleno  de  pectore  manat,  verstehen  und  wird  nicht  der 

»)  Vgl.  diese  Zeitschrift  Jahrg.  1876,  S.  273  f. 
*)  Später  mögen  immerhin  auch  das  Perf.  fui  und  Formen,  wie 
amavtf  atnor,  amatus  sum  hinzutreten. 


A  PerthfC^,  Znr  Beform  des  lateinischen  Unterrichtes.  77 

fafctariiehe  Ausdruck,  der  doch  auch  in  diesen  ausgewählten  Stttcken  her- 
«tritk,  störend  und  Terwirrend  auf  den  Knaben  einwirken?  Zudem  sind 
kiidite  tob  Horas,  mag  man  sie  auch  zurichten,  keine  Lect&re  ftir  Knaben. 
hi  was  wird  nicht  alles  in  den  allerdings  sehr  sorgfältig  gearbeiteten 
WL  durch  die  "Wiederholung  des  Stoffes  sonst  praktisch  eingerichteten 
YiaMarien   dem    Schüler  geboten!  Bedensarten,  synonymische  Unter- 
KhodiDgen,  Etymologien  und  dgl.  Hr.  P.  hat  freilich  das,  was  2U  lernen, 
oAdaa,  was  blos  su  lesen  ist,  durch  den  Druck  kenntlich  geechieden; 
abw  auch  ao  ist  des  Guten  su  viel  gethan,  und  die  Masse  des  Ctobotenen 
nd  die  Mehrzahl   der  Schüler  eher  rerwirren  als  fordern,  die  besten 
äcMkr  aber  geradeau  erdrtlcken,  w^l  sie,  um  den  Anforderungen  des  Leh- 
na,  der  ja  gelegentlich  auch  nach  solchen  Dingen,  die  nicht  unbedingt 
sa  lernen  sind,  fragen  wird,  zu  genflgen,  alles  lernen  werden. 
Wie  nun  bei  so  hoch  gespannten  Forderungen  in  den  beiden  ersten 
sechs  Stunden  ausreichen  sollen,  lässt  sich  allerdings  schwer  be- 
£a  ist  mdglich  und  wir  müssen  dies  einem  so  erfkhrenen  Schul- 
■nae,  wie  es  Hr.  P.  ist,  glauben,  dass  das  Ton  ihm  gesteckte  Lehniel 
M  dioem  Stundenausmasse  erreicht  werden  kann;    er  wird  ja  gewiss 
mSA  dhiie    praktische  Erfahrungen   zu  seinen  Vorschlägen  gekommen 
«i.  iber  gesetzt  auch  dass  das  Ziel  erreichbar  sei,  so  gehören  doch 
Mikmdig   dazu  gewisse  Bedingungen:  vorzügliche  Lehrer,  ein  sehr 
gites  Schfilermaterial ,  eine  vollkommen  ausreichende  Vorbildung  der 
SiMkr»  fiedinguDgen,  wie  sie  sich  doch  nur  in  seltenen  Fällen  vereinigt 
iaica  werden-  Ein  Beformplan  muss  aber  nicht  von  idealen  Anschauungen 
H^phen,    sondern  muss  die  bestehenden  Verhältnisse  ins  Auge  fassen 
oi  Bit  ihnen  rechnen.  Und  bei  aller  Achtung  vor  der  Lehrerwelt  Deutsch- 
Uby  den  Leistungen  der  dortigen  Volksschulen,  der  häuslichen  Erzie- 
teg  in  diesem  Lande  darf  man  sich  doch  nicht  allzu  grossen  Erwar- 
tugui  hingeben.  Wenn  wir  uns  den  Anschauungen  des  Hm.  P.  gegenüber 
ngtfabig  verhalten  und  dieselben  als  ideal  bezeichnen,  so  stehen  wir 
■ü  diesem  Urtheile  keineswegs  vereinzelt  da,  sondern  finden  dasselbe  in 
iDca  Anzeigen  des  Perthes^schen  Werkes  mehr  oder  minder  bestätigt  0 
Aadi  scheint  es  nicht  sehr  glaublich,  dass  der  Mann,  welcher  gegen- 
«irtif  in  Preossen  an  der  Spitze  des  Gymnasialunterrichtes  steht  und 
dfli  Hr.  P.  wiederholt  als  eine  Autorität  ersten  Ranges  bezeichnet,  ge- 
a«gt  ann  dürfte  den  Reformvorschlag  zu  adoptieren.  Wenn  wir  darnach 
Wi  uaareB  Verhältnissen,  wo  noch  nicht  so  hugjährige,  feste  Traditionen 
k«teheo,  wie  in  Preussen,  von  der  Anwendung  dieser  Reform  uns  keinen 
Eifrig  versprechen,  ao  ist  dies  vollkommen  gerechtfertigt  Eine  Herabmin- 
dermg  der  Stundenzahl  des  lateinischen  Unterrichtes  in  den  beiden  unter- 
sten Clasaen  müsate  bei  uns  geradezu  verderblich  wirken. 

Ausser  den  eben  besprochenen  Hilfiimitteln  legt  uns  Hr.  P.  noch 
drei  andere,  für  die  Quarta  und  Tertia  bestimmte  vor,  nämlich  zuerst 

')  Man  vergleiche  noch  die  kurze  Anzeige  des  lateinischen  Lese- 
Whes  ftkr  die  SezU  in  den  Blättern  ftkr  das  bairische  Gymnasial-  und 
BealidralweieB,  Bd.  XI,  8.  180  von  L.  Mayer. 


78  H.  Perthes,  Zar  Refonn  des  lateinischen  Unterrichtes. 

ein  Lesehnch  f&r  die  Quarta,  Nepo6  plentor,  eine  üroarheitnng  der  unter 
dem  Namen  des  Cornelins  Nepos  erhaltenen  Biographien,  insoweit  die- 
seihen  Griechen  hetreifen,  besorgt  von  F.  Vogel  (108  SS.),  dazn  ein  ety- 
mologisch-phraseologisches Vocabnlaritim  (190  SS.)  und  eine  lateinisch- 
deutsche  vergleichende  Wortkunde  im  Anschlnss  an  Caesars  heUum  OiM- 
cum  (482  SS.),  beide  von  Hm.  P.  bearbeitet  Wir  haben  die  Seitensablen 
schon  deshalb  ausdrücklich  bezeichnet,  weil  bei  der  Frage  über  die  Ver- 
wendbarkeit dieser  Bücher  auch  der  Umfang  derselben  in  Betracht  kom- 
men muss.  Was  nun  den  Gebrauch  dieser  Hilfsmittel  an  unseren  Gym- 
nasien anbetrifft,  so  können  wir  uns  allerdings  kurz  fassen;  denn  Hr.  P* 
verlangt  für  den  Fall,  dass  man  dieselben  im  Unterrichte  gebraucht,  ein 
Ausmass  von  je  acht  Stunden  fQr  Quarta  und  Tertia,  wobei  er  nm  zwei 
Standen  unter  das  Mass  des  preussischen  Normalplanes  (10  Stunden) 
herabgeht;  bei  einer  geringeren  Stundenzahl,  so  sagt  er  ausdrücklich, 
möge  man  auf  die  Anwendung  dieser  Bücher  verzichten.  Da  nnn  der 
lateinische  Unterricht  in  unserer  Tertia  und  Quarta  (wir  sagen  leider) 
auf  je  sechs  Stunden  beschränkt  ist,  so  ergibt  sich  von  selbst,  dass  wir 
von  diesen  Büchern  auch  dann,  wenn  sie  allen  Anforderungen  entsprä- 
chen, keinen  Nutzen  ziehen  könnten.  Doch  sind  dieselben  von  solcher 
Bedeutung,  dass  eine  nähere  Betrachtung  sehr  lohnend  ist.  Vor 
Allem  verdient  der  Nepos  plemor  volle  Berücksichtigung.  Der  Gedanke^ 
welcher  hier  ausgeführt  ist,  kann  zwar  nicht  auf  Neuheit  Ansprach 
machen,  aber  die  Bearbeitung  ist  wahrhaft  musterhaft.  *)  Hr.  P.  bemerkt 
ganz  richtig,  dass  man  den  Schülern  in  Quarta  nicht  einzelne  abgeris- 
sene Stücke  vorlegen,  sondern  sie  sobald  als  möglich  zur  Leetüre  eines 
Werkes  führen  solle.  Und  wo  findet  sich  etwas  in  der  römischen  Lite- 
ratur, das  nach  seinem  Inhalte  geeigneter  wäre  den  Lesestoff  für  diese 
Unterrichtsstufe  zu  bilden  als  eben  der  Cornelius  Nepos,  zu  dem  man 
nach  allen  möglichen  Versuchen  einen  anderen  Lesestoff  zu  finden  immer 
und  immer  wieder  zurückkehrt.  Biographien  sind  auf  dieser  Stufe  die 
passendste  Leetüre,  zumal  wenn  sie  solche  Gestalten  behandeln,  wie  jene 
grossen  Griechen,  die  bei  der  Einfachheit  und  Klarheit  ihres  Charakters 
dem  Knaben  ebenso  verständlich,  als  auch  meistens  bei  dem  Beize  und 
der  Erhabenheit  ihres  Wesens  geeignet  sind  sein  Herz  zu  gewinnen  und 
für  das  Grosse  zu  begeistern.  Da  aber  die  Biog^raphien  des  Omelins 
Nepos,  wie  sie  uns  vorliegen,  einerseits  vielfach  dürftig  und  unvollkom- 
men sind,  andererseits  grobe  Verstösse  gegen  die  geschichtliche  Wahrheit 
enthalten  und  auch  im  Stile  manches  Fehlerhafte  oder  doch  Auffallende 
zeigen,  so  bedürfen  sie,  um  eine  geeignete  SchullectQre  zu  werden,  noth- 
wendig  einer  Ueberarbeitung  und  Erweiterung.  Der  Nepos  plenior  würde 
sich  daher  zur  Einführung  in  unseren  Schulen  vollkommen  eignen,  wenn 
er  mit  einem  passenden  Commentare  und  einem  knapp  gehaltenen  Wörter- 
buche  versehen  wäre.') 


*)  VgL  den  vorigen  Jahrgang  S.  311  f. 

^)  Der  Nepos  plenior  ist  inzwischen  mit  Erlass  vom  10.  Juni  L  J. 
Z.  9934  zum  Lehrgebrauche  an  Gjmnasien  und  Realgymnasien  allgemeiii 
zugelassen  worden;  vgL  S.  783. 


H»  ^eriheB,  Zur  Refbnn  des  lateinischen  Unterrichtes.  79 

6«heii  wir  nun  sn  den  Vocabolarien  Über,  so  erkennen  wir  gerne 
■n  dieselben  mit  grosser  Sorgfalt  ansgeffthrt  sind  und  dass  der 
■  he^eitende  Commentar  (im  vierten  'Artikel)  yiel  Treffliches  nnd  Be- 
;faes  enthält    Die  Art  nnd  Weise,  wie  durch  diese  Vocabn- 
tnta  ihrer  gleich  zu  besprechenden  Einrichtung  die  Selbsthätig- 
hdt  4m  Schillers  angeregt,  die  Verbindung  des  Gleichartigen,  die  stäte 
Wiaitiholnng  tind  Einübung  des  Gelernten  vermittelt,   der  Schüler  zu 
OMr  gvten  üebersetinng  angeleitet  wird,  alles  dies  ist  im  hohen  Grade 
kMtanswerth.  Doch  wir  brauchen  uns  hiebei  nicht  länger  aufzuhalten, 
h  wir  auf  die  eingehende  Würdigung  dieser  Bücher  von  R.  Müller  in 
Iff  Bertiner  Zeitschrift  für  Gjmnasialwesen  Jahrgang  1S75,  8.  411  ffl 
ktanen.    Aber  wie  wir  dem  ürtheile  dieses  Schulmannes  in 
der  Yorxfige  dieser  Bücher  beistimmen,  so  theilen  wir  auch  seine 
hinsiehtlich  des  Gebrauches  derselben.   Erwägt  man,  dass  Hr. 
f.dtt  ganae  n  NepaspUnior  in  der  Quarta,  das  ganze  bellum  OäUicum 
iä  in  Tertia  absolviert  wissen  will,  nnd  betrachtet  man  die  umfang- 
nkksB  Yocabiilaiien ,  besonders  das  für  die  Tertia  bestimmte,  welches 
ftr  9tmak  Tertianer  wahrhaftig  eine  ingens  möles  ist,  so  muss  inan  sich 
tOfif  tagen  9    ob  Knaben  in  diesem  Alter  wirklich  derartige  Aufgaben 
bewihjgeB  können,  nnd  noch  dazu  in  acht  Stunden.  Das  Yocabular  gibt 
den  Sdiftler  die  Piäparation ,  für  viele  Stellen  die  fertige  Uebersetznng, 
mi  zwar  eine  vollkommene,  die  wie  ein  deutsches  Originalwerk  zu  lesen 
kk.  IGt  beiden  Dingen  kennen  wir  nicht  einverstanden  sein.  Der  Schüler 
•oQ  nWten  lernen ,  er  soll  mit  seiner  Grammatik  und  seinem  Wörter- 
bade leisten ,  was  er  zu  leisten  vermag.  Das  halten  wir  trotz  der  gegen- 
übentdienden  Ansichten ,  die  sich  jetzt  geltend  zu  machen  anfingen ,  mit 
dcB  alten  Meistern  im  Lehramte  noch  immer  für  die  beste  Schule.  Für  die 
Lectftre  des  Nepos  wird  ein  Speciallezikon  zu  empfehlen  sein ,  während  bei 
d«  Leet&re  des  bellum  GtMicum  der  Schüler  schon  das  vollständige  Wörter- 
I      koch  gebnnchen  soll,  das  ihm  während  seiner  ganzen  Gymnasialstudien  zu 
I      die&en  hat.  Die  Uebersetzung  aber  soll  dem  Schüler  nie  fertig  vorliegen,  son- 
I      den  ne  aoll  erst  in  der  Schule  unter  Anleitung  des  Lehrers  und  allmälich 
S^eicksun  heranreifen.  Zudem  kann  man  von  einem  Schüler  auf  der  Stufe 
der  ()Barta  nnd  Tertia  nach  seiner  ganzen  geistigen  Entwicklung  noch  keine 
io  voDkomniene  Uebersetzung,  wie  sie  Hr.  P.  wünscht,  verlangen.    Es 
gsiQgt  völlig,   wenn  der  Schüler  eine  correcte  Uebersetzung  seines 
Alton  zu  geben  vermag;  dass  er  den  Cäsar  so  übersetze,  wie  dies  ein 
UUblj  gethan,   ist  eine  übermässige  und  unberechtigte  Anforderung.*) 
und  wie  wird  die  Thätigkeit  des  Lehrers  beschränkt,  wenn  der  Schüler 
sdwB  die  fertige  Uebersetzung  in  die  Schule  mitbringt,  wenn  der  Lehrer 
ibm  in  den  meisten  Fällen  nichts  Besseres  als  was  er  in  seinem  Yocabular 
lesen  kann,   zn  bieten  vermag.    Der  Lehrer  hat  dann  gar  keine  andere 
Aligabe  als  den  Schüler  von  der  wörtlichen  Uebersetzung,  welche  doch 
n  Grunde  gelegt  werden  muss,   zu  jener  vollkommenen  hinzuleiten. 


')  Ygl.  zn  dieser  und  den  folgenden  Bemerkungen  Jenaer  Lit.  Zeit 
1874,  Nr.  12,  S.  170  f. 


99  H.  Perthes,  Zur  Beform  des  lateinischen  Untezrichtee. 

Dann  bedenke  mani  welche  geistige  Entwicklung  bei  einem  Knaben  tot- 
ausgesetzt  wird,  wenn  er  von  einem  solchen  Bache  einen  guten  Gebraiujk 
m^hen  solL  Wir  glauben,  das^  die  Fälle  eines  schlechten  Gebraochea 
Tiel  häufiger  sein  werden  als  die  des  guten,  und  so  der  Nutzen  dpi 
Buches  ein  sehr  problematischer  sein  d&rfte.  Und  was  fflr  Dinge  dnd 
^icht  in  das  Yocabulaür  hineingetragen,  welche  Massen  von  Bedensartep 
bei  einzelnen  Stellen  aufgehäuft;  oft  finden  sich  lexikalische  Sammluqgefc 
die  ganze  Seiten  f&llen,  selbst  Dichterstellen  werden  angeHlhrt  und  mit 
metrischer  Uebersetzung  begleitet  Allerdings  lässt  Hr.  P.  zu,  dasa  4^ 
Lehrer  je  nach  den  Vezhältnisaen  der  Schaler  von  der  Leetüre  einzelner 
Partien  dispensieEen  k5nne;  aber  ein  gutes  Schulbuch  soll  nie  mehr  bieten 
als  das,  was  der  Schüler  unumgänglich  braucht,  alles  andere  muss  mfta 
dem  Lehrer  überlassen  und  von  drai  Buche  fern  halten,  weil  es  nur  mehr 
verwirren  als  fördern  kann.  Endlich  nauss  maji  sich  billig  fragen,  wi^ 
denn  der  Lehrer  in  der  Schule  und  die  Schüler  ;zu  Qa^ise  die  Zeit  findea 
werden,  um  den  Anfordermigen,  welche  Hr.  P.  stellt,  zu  entspreehea» 
Wir  erachten  di&&  bei  den  bestehenden  Schulverhältnissen  geradesa  Ar 
^e  Unmöglichkeit.  Der  Yoriin^,  den  wir  den  früher  besprocheiMpi 
Bü<^am  machen  su  müssen  glaubten,  dass  sie  auf  ideale  Anscäuuraagta 
basiert  seien,  scheint  darnach  diese  Hilfsmittel  in  noch  höherem  Hiüif 
zu  treffen. 

Wenn  wir  nun  auch  einer  Verwendung  der  meisten  dieser  Bttcheir 
an  unseren  Gymnasien  ans  verschiedenen  Gründen  nicht  das  Wort  ledM 
konnten,  so  hebep  wir  doch  nochmals  nachdrücklich  hervor,  dass  diesellMpi 
Ar  den  Lehrer  des  Latein  von  d«r  grössten  Bedeutung  sind  und  daW. 
i^  ke(Miier  Lehrerbibliothek  eines  Gymnasiums  fehlen  dürfen. 

a. 


Erste  AbtheiluDg. 

Abhandlnngen. 

ütter  einen  Innsbrucker  Codex  des  Seneca  tragicus. 

Bereits  Tor  15  Jahren  machte  mich  mein  hochverehrter 
Hr.  Begiemogsrath  Prof.  Dr.  £.  Schenkl  gelegentlich  darauf 
i ,  dass  auf  der  hiesigen  Universitätsbibliothek  ein  Codex 
te  TagMien  des  Seneca  sich  befinde  und  ob  vielleicht  ein  Einblick 
arBiviheiliing  des  Werthes  der  allerdings  jüngeren  Handschrift 
nicht  ganz  unnütz  w&re.  Die  Sache  blieb  damals  in  Folge 
Arbeiten  liegen,  ich  wurde  aber  dann  später  auf  die  Hs. 
mA  emmal  aufmerksam,  als  ich  nach  den  von  mir  publicierten 
OiuUlttem  (vgl.  meine  philolog.  Abb.  I,  31  ff.)  suchte,  und  be- 
lAkB,  da  indes  die  neue  kritische  Ausgabe  des  Seneca  trag» 
v«B  Peiper  Siebter  die  eigenthümlichen  Verhältnisse  der  lieber* 
litfinmg  dieser  Tragödien  und  die  Nothwendigkeit  einer  mehr* 
iMtai  Beachtung  auch  der  Codices  uolgares,  von  denen  bisher 
keaer  über  das  14.  Jahrb.  hinaufreicht ,  klar  gelegt  hatte,  in 
billigen  freien  Stunden  doch  einmal  die  Probe  anzustellen.  Diese 
Standen  für  die  im  Ganzen  wenig  lockende  kleine  Arbeit  kamen 
freOkh  spät,  ich  glaube  aber,  dass  dieses  Intermezzo  doch  auch 
uoch  80  viel  abwarf,  um  einen  kleinen  Bericht  zu  rechtfertigen. 
Die  Handschrift,  mit  Nr.  87  bezeichnet,  aus  208  paginierten 
BUttem  bestehend  ^)  und  alle  Tragödien  der  Sammlung  enthaltend^ 
Ut  auf  Pergament  geschrieben,  dessen  Blatthöhe  jetzt,  nachdem  wol 


*]  Davon  sind  nach  der  ersten  Seite,  welche  das  areTunentam  zu 
flftc  für.  und  darunter  die  Aufzählang  der  Tragödien  enthält,  3  Seiten 
oad  am  Ende  2  Blätter  unbeschrieben. 

*)  In  der  in  cod.  uolg.  geläufigen  Ordnung,  wie  sie  auch  gleich 
^  en^nte  Aofzählnng  am  Anfange  ^bt:  „Prima  tragedia  est  Hercules 
fntau,  Secunda  Attreus  et  Thiestes,  Tertia  Thebays,  Quarta  Ypolitus, 
Qnnta  Edippus,  Sexta  Troas,  Septima  Medea,  Octaua  Agamenon  (so 
«h  im  Vindobon.  und  Lugdun.  vgl.  PR.  praef.  p.  XXXHI  u.  XXXVni), 
lioctana  (sie,  bereits  hier  ein  uns  dann  öfter  begegnender  Fehler  des 
Sdttviben  dforch  Abirren  zum  Folgenden)  Octauia,  Decima  Hercules 
Oetttui.- 

Ztitoekiift  t  d.  Stten.  Qjmn.  1878.    U.  Htfk.  6 


82    A»  Zingerhf  Ueber  einen  Innsbracker  Codex  des  Seneca  tragicns. 

zum  Behufe  des  späteren  etwa  aus  dem  17.  Jahrh.  stammeuden 
Goldschnitt -Prachteinbandes  (mit  goldgepresstem  Pergamentdeckel) 
eine  kleine  jedoch  nicht  schadende  Beschneidung  stattgefunden,  28*^, 
die  Breite  20*'"'  beträgt,  und  mit  geradezu  prachtvollen  Miniaturen 
in  Gold  und  Farben  am  Anfange  jeder  Tragödie  geschmückt,  die, 
wie  die  ebenso  schönen  Initialen,  vortrefflich  erhalten  sind  und 
nach  dem  Urthcile  meines  kunsterfahrenen  Hrn.  Collegen  Dr.  £L 
Semper  aus  deirt  Anfange  oder  wenigstens  der  ersten  Hälfte  des 
15.  Jahrh.  stammen  dürften.  Zu  dieser  Zeit  stimmt  auch  die  Schrift 
im  Haupttexte,  von  dem  jede  Seite  30  Verse  enthält;  sie  stellt 
sich  im  Ganzen  als  eine  kalligraphische  Schrift  des  15.  Jahrh* 
dai'^und  zeigt  wol  viele  Spuren  von  Schreibversehen,  aber  sonst  in 
der  Ausführung  bedeutende  Sorgfalt  mit  verhältnismässig  massigen 
Abkürzungen.  (Ich  gebe  gleich  hier  beispielshalber  ein  Paar  Proben 
von  solchen  meist  corrigierten  Versehen  aus  Herc.  für.,  die  ich 
dann  unten  in  der  CoUation  übergehen  kann:  125  nosx,  128  bos- 
forsos,  179  fcata,  184  filia,  251  nee  ad  omne  facin  darum  facinus, 
270  feciet  et^  410  regono,  576  auaes,  794  caputat,  824  imtea, 
1123  haurundo.  —  Das  andere  auch  derartige  wird  aus  der  folgen- 
den Vergleichung  ersichtlich),  ao  wird  durch  blosses  e  bezeichnet, 
die  Assimilation  erscheint  fast  überall.  In  der  Aspiration  herrscht 
manchfache  Schwankung  (z.  B.  46  ydra,  145  edus,  640  aurien- 
dum,  wo  klein  h  wol  erst  von  a.  H.  überschrieben,  aber  71  bu- 
meros,  325  harenas,  815  herumque  u.  dgl.  1193  habeant  mala  st. 
abeant!;,  die  sich  besonders  öfter  auch  in  den  Eigen-,  mytholo- 
gischen und  geographischen  Namen  zeigt,  für  deren  Schreibung  in 
ein  Paar  Puncten,  die  dann  in  der  CoUation  übergangen  werden 
können,  auch  gleich  hier  ein  Ueberblick  am  besten  zu  geben  sein 

dürfte:  11  athlantides,  106  ethneis,  232  herimanti,  250  termodon- 

i  k 

tie,  338  hesmenos,  486  Antheus,  538  sithie,  664  othna,  690  cociti, 
760  tytius,"874  cocyto,  891  thetios,  907  ligurgi,  982  titius,  989  the- 
siphone,  1170  hismeni,  1231  herebo,  1292  trachis  (st.  thracis). 
Statt  h  im  Inlaute  steht  manchmal  ch  besonders  in  nichil,  z.  B.  369, 
1309;  hie  und  da  findet  sich  Consonan ten Verdoppelung ,  wo  sie  ver- 
fehlt ist ,  und  umgekehrt  z.  B.  5  collenda,  238  occeano,  547  illia 
—  465  solicita,  999  colo  (st.  coUo).  Ganz  vereinzelt  feind  ich  ph  für 
f  in  nephas  607.  Nicht  uninteressant  könnten  vielleicht  manche 
Fehler,  besonders  Auslassungen  in  der  Grundschrift  scheinen,  die 
aus  Abkürzungen  in  der  Mitte  eines  Archetypus  hergeleitet  werden 
könnten  '),  z.  B.  416  amo  mit  erst  klein  darüber  geflicktem  ni  (animo), 
439  uirtus  (wie  V  xp)  mit  erst  nachträglich  beigefügtem  ti  (uirtntis). 

*)  Solche  mit  dem  von  Wattenbach  Pal.  S.  30  fl.  Angeführten 
sich  nicht  ?anz  deckende  begegnen  hie  und  da  in  der  Hs.  auch  sonst, 
vgl.  die  CoUation.  —  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  auch  bemerkt,  dass  in 
QDserem  Cod.  die  nnbeschriebenen  Blätter  auch  keine  Spnr  einer  Yenie- 
rang  zeigen  and  dass  daher  ein  sonst  öfter  bei  verzierten  Es.  dieser 
Zeit  vorkommender  Fall  (Wattenbach  1.  c.  S.  21)  die  nnserige  nicht  triffl. 


Ä.  ZingeHe^  Ueber  einen  Innsbnicker  Codex  des  Seneca  tragicos.    88 

Ans  dem  Gesagten  wird  zum  Theile  auch  schon   ersichtlich 
fprorden  sein ,  dass  die  Hauptschrift  mehrfach  corrigiert  ist ,   sie 
ist  es  mancbmal  sogar  ziemlich  stark  und  es   dürften  im  Allge- 
Boiieii    nach    Grösse  und   Form   der  Buchstaben   und   Farbe    der 
Tinte  ausser  der  ersten  Hand  hauptsächlich  noch  zwei  zn  bemerken 
sein,  die  aber  im  Einzelnen  öfter,  besonders  auch  wegen  der  unge- 
mm  Tielen  Basaren  schwor  zu  unterscheiden  sind  und  eine   ein- 
gehendere Beobachtnng  erheischten,  welche  aber  bei  diesen  ohnehin 
jingeren  Codices  bis  ins  Einzelnste  kaum  eine  der  Mühe  ontspre- 
cbende  Bedeutung  hätte  (vgl.  PB.  praef.  p.  XXXV).  Ausser  den  be- 
kannten Puncten  und  Einflickungen  stehen  Bemerkungen  am  Rande 
xsA  über  der  Zeile,  bald  Glossen,  bald  (meist  mit  der  Bezeichnung 
al*)  andere  Lesearten  enthaltend ,  beide  Arten  werden  jedoch  nach 
te  zwei  ersten  Tragödien  manchmal  viel  seltener,  so  dass  dann  einige 
Butter  fast  ganz  frei  davon  erscheinen.  Ich  habe  von  den  erwähnten 
uiieren  Lesearten  unten  in  der  Collation,  zur  Erleichterung  des  Druckes, 
toun  Bande  durch  vorgesetztes  B,  die  zwischen  den  Zeilen  durch 
BaBmern  bezeichnet.  Die  Glossen  sind  meist  gewöhnlichen  Schlages, 
befiondo^  kehrt  bei  einem  Eigennamen  fast  stereotyp  „illius  uiri^, 
,iffittregis'^,  „illius  fluminis^  u.  dgl.  wieder.  Ich  notiere  sonst  bei- 
spialshalber  zur  Beurtheilung  79  gigantes  ober  titanas,  222  eo  quod 
wttiom  Ire  poterat  ober  reptauit,  273  uilem  ober  ignauum,  532  inuo- 
faat  über  inaggeret,  760  ille  gigas  über  tytius,  996  inclinat  tber 
tAMrgit,  1083  ligatum  über  deuinctum,  1123  sagitta  über  haurundo 
HSV«  1281  jedoch  steht  über  dem  richtigen  mouere  im  Texte  die 
Ltteart  von  A  als  Erklärung  „pro  mouearis''.  Manchmal  findet  sich 
ui  Sehlasse  einer  Seite  das  Anfangswort  des  ersten  Verses  der  fol- 
genden nnten  in  einer  Verzierung  anticipiert,  z.  B.  nach  574  Orpheus, 
nach  1159  nbi  tela.  Die  ArgumenlSä  stehen  in  einer  kleineren  Schrift 
vor  den  Tragödien.   Der  Schluss  des  ersten  bereits  oben  erwähnten 
argmnentnm ,  der  sich  mit  einem  von  PB.  praef.  p.  XXXV  Anm.  aus 
don  Gothan.  mitgetheilten  Satze  berührt,  lautet  u.  A. :  quia  causa 
etütietta  ftiit  Seneca  causa  materialis  est  furia  herculis  in  qua  inter- 
fedt  filios  et  nxorem  causa  formalis  consistit  in  modo  scribe  qui  est 
dn^guUcas  et  ordine  partium  causa  finalis  est  delectatio  populi  cet. 
In  der  Namensbezeichnung  des  Dichters  finden  wir  in  unserer  Hs. 
inaoferne  eine  Schwankung,  dass  am  Bilde  der  zweiten  Tragödie 
steht:  Fublii  Anei  Senece  hercules  furens  explicit  Incipit  thiestes 
eiBsdemt  sonst  aber  immer  Lticii  (L.  A.  S.  Thiestes  explicit  feliciter 
Indpit  Thebays  eiusdem  Edippus  Antigene  —  Explicit  Thebays  In- 
cipü  Tpolitos  —  L.  A.  S.  Yppolitus  explicit  feliciter  Incipit  Edippus 
eiusdem  Edippus  locasta  usw.).    Bezüglich  der  Provenienz  und  ihrer 
Geschichte  enthalt  die  Handschrift  selbst  keine  ausdrückliche  Be- 
airkang.   Die  Worte  am  Schlüsse :  Expliciunt  tragedie  Deo  gratias 
kam  erinnern  z.  B.  auch  an  das  Gleiclie  im  Turonens.  (PB.  praef. 
^  XXXVI)  und  das  Aehnliche  im  Gothan.  (PB.  1.  c).  Darauf  folgen 
die  Verse:  Knis  adest  methe  mercedem  posco  diete  Quam  nisi  nunc 


84    A\  ZingerUf  Ueber  einen  Innsbrncker  Codex  des  Seneca  tngicas. 

dederis  cras  minus  aptus  eris.  Eine  Bedeatung  für  das  diesbezügliche 
Nähere  könnten  neben  den  erwähnten  Bildern,  die  aber  bei  den  be- 
kannten Verhältnissen  der  Miniaturen  ein  ganz  bestimmtes  ürtheil 
auf  die  Provenienz  selbst  dem  erfahrensten  Kunstkenner  oft  erschwe- 
ren ^),  die  Wappen  haben,  von  denen  das  eine  mit  Cardinal sabzeicben 
dem,  wie  bereits  bemerkt,  späteren  Einbände  vorne  eingeprägt  ist, 
das  andere,  ein  Wappenschild  in  blauem*und  silbeiiiem  Felde,  auf 
der  ersten  prachtvoll  gezierten  Seite  des  Herc.  für.  unten  von  vier 
allegorischen  Figuren  gehalten  wird.  Leider  bin  ich  auf  dem  Gebiete 
der  Wappenkunde  selber  nicht  Kenner  und  konnte  bisher  mit  den 
hiesigen  Mitteln  zu  keinem  bestimmten  Ergebnisse  kommen;  das 
uns  besonders  wichtige,  aber  so  schwer  näher  zu  bestimmende  in  der 
Hs.  selbst  wird  ohnehin  auch  vom  Erfahrenen  die  feinste  Beobachtung 
erfordern.  Die  unten  in  der  Anm.  erwähnte  kurze  von  der  Bibliothek 
dem  Codex  beigelegte  Beschreibung  hat  von  anderer  Hand  mit  Blei- 
stift beigeschrieben  die  Bemerkung,  dass  die  Hs.  wol  von  der  erzber- 
zogl.  Bibliothek  im  ehemaligen  Wappenthurme  der  Burg  herüberge- 
kommen sein  dürfte,  doch  auch  hierüber  ergab  sich  nach  Rücksprache 
mit  dem  gelehrten  Archivar  Hrn.  kais.  Rath  Dr.  Schönherr  noch  kein 
näherer  Anhaltspunct  und  die  Vermuthung  könnte  wol  etwa  auch  nur 
durch  eine  Beziehung  des  genannten  Cardinal  Wappens  am  späteren 
Einbände  auf  den  Cardinal  Andreas  von  Gestenreich,  mit  dem  es  je- 
doch nach  seinen  im  hiesigen  Archiv  vertretenen  Siegeln  Nichts  zu 
thun  hat,  entstanden  sein.  Und  so  nennen  wir  denn  den  Codex,  der 
nach  jener  Bibliotheksnotiz  in  früherer  Zeit  zum  Vorzeigen  bereit  ge- 
halten wurde,  aber  trotzdem  bisher  im  Näheren  unbeachtet  blieb  und 
darum  auch  in  der  so  verdienstvollen  Ausgabe  von  PK.  nicht  berührt 
ist,  obschon  er,  wie  aus  dem  Folgenden  wol  ersichtlich,  in  einigen  Ein- 
zelheiten manches  Interessantere  bieten  dürfte  als  andere  von  der  A 
Classe  dort  noch  genannte,  einstweilen  den  „Innsbrncker^,  bis  es  mir 
gelungen^  auch  den  Provenienzpunct  einigermassen  näher  festzu- 
stellen. Vielleicht  können  wir  auch  eine  etwas  nähere  Besprechung  des 
Kunstwerthes  aus  einer  auf  solchem  Gebiete  heimischen  Feder  gele- 
gentlich hofifen. 

Ich  gehe  nun  zweitens  zur  Mittheilung  der  gewissenhaften 
CoUation  des  Hercules  furens  in  unserer  Hs.  mit  der  Ausgabe  von 
PR.  über,  wobei  ich  jedoch  noch  bemerke,  dass  ich  an  solchen  Stellen, 
die  für  die  Beurtheilung  des  Charakters  und  Werthes  des  Codex  von 
besonderer  Wichtigkeit  sind,  resp.  wo  er  auffallend  mit  der  besseren 
üeberlieferung  und  dem  Richtigen  stimmt,  seine  Leseart  auch  da  noch 
notiei*te,  wenn  dieselbe  auch  schon  nach  anderen  Quellen  bei  PR.  im 
Texte  stand. 


')  Die  aus  unserem  Jahrb.  stammende,  der  Hs.  beigefiigte,  wol 
nicht  von  einem  Kenner  abgefasste  Bibliotheksnotiz  (sie  weist  die  Schrift 
ins  16.  Jahrh.)  möchte  für  die  Bilder  ziemlich  bestimmt  deutschen  Ur- 
sprung vermnthen. 


A  ^ingerief  lieber  einen  Innsbrucker  Codex  des  Seneca  tragicus.    85 

2  est  über  der  Zeilo  8  tepenti  12  fera  coma  hinc 

oterret   13  aoreas  19  sed  uetera  sero  (in  ras.)  q.  ascendat  licet  R  : 
al'  ima  me  dira  ac  (ras.)  fera  20  Th.  nuribus  sparsa  tellos  i.  21 

hat   cui     ascendit    licet    22    locum    36    patrem    probauit    inde 
qua  lacem    premit    37  aperitque  thetis  qua  ferens  titan  diem    38 

tiigit  ethiopes  43  violento  49  petit  B :  aP  perit  54  retegit  stiga  57 

st  ille  65  preripiet  68  robore  expeuso  {V  labore  experto)  72  medius- 

qae  76  manibus  iam  ipsa  lacera  84  ista.  Auf  89  folgt  123  PB.  mo- 

Ttnda  cet.   95  imo  e  regno  ditis  96  ueniet  dann  ras.,  darin  deutlich 

eiae  Spur  Ton  at  und  einem  3.  Zeichen  100  incite  103  flagrante  aber 

iaaacb  Spar  einer  Basur  und  übergeschr.  die  Erkl.  ardentem  109  furit 

112  iam  odia  Cuota)  mutentur  116  me  pariter  117  hie  119  manum. 

Tor  125  stehen  163  und  164  PB.  turbine  magno  spes  sollicito  urbi- 

bos  orant  trepideque  metus  127  luce  nouata  (renata)  130  archades 

iSSeqnis  133  summum  Oetam  134  iuclita  bachis  150  circa  153  car- 

Wa  uentis  credidit  dubius  Nauita  et  uitae  162  spes  iam  magnis  ur- 

liibiB  errant  168  opes  am  B.  von  ders.  H.  172  aura  —  uoluit  B:  aV 

«^  186  8ui  207  tardusque  senio  graditur  Aleide  parens  215  exeat 

p 
216datar  217  aprima  dazu  noch  übergeschr.  ualde  p'ma  222  rep- 
taait  —  serpentum  oculos  223  remisso  pectore  ac  placido  intuens 

224  arios  seres  B:  aP  ferens  228  cursu  est  229 

gemit  lacertis  pressus  236  charchesii  237  acta  est  240  que  242 
etaa  252  angei  255  terris  263  tremit  270  feciet  et  272  atq;  ophio- 
mv  dnis  273  quo  recidistis  —  ignanum  (erstes  u  in  ras.)  275  per- 
saqiitor  276  confregit  277  fieri  279  et  penas  petet  281  hospes  B: 
ü'  sospes  —  remees  tuis  283  depulsas  284  uetito  285  clausum  294 
eferens.  Auf  301  folgt  303  PB.  tibi  o  deorum  cet.  Dann  302  redi- 
xuqoB  leotos  305  multa  306  iactabo  314  et  natos  319  amoueri  327 
kttit  332  quem  sepe  transit  casus  339  exCelso  340  findens  342 

igBirus  347  tenetur  348  tene*'  355  stat  tollere  omnem  penitus  her- 
coleam  domum  356  fastum  357  ad  inuidiam  359  obtentu  366  agent 
374  sociemus  animos  383  patrem  384  patriam  387  ista  389  uictor 
399  übet  401  effrenatas  404  geramque  407  domum  B:  al'  modum 

e 

422  tremisco  427  superna  434  sceptroqz  —  pocior  est  famulus  tibi 

t 
435  q  uot  d  437  ^d  439  uirtus  442  penetrat  457  quem  profuga. 
mater  matri  (in  i-as.)  errantem  dedit  (am  B.  ras.)  458  non  —  seuas 
464  noo  —  exese  478  uibraie  479  barbaricum  481  hoc  Euriti  485 
Mois  489  B:  al*  uultü  490  aut  geriones  492  qui  (tamen  a.  H.)  nullo 
stnpro  501  neetro  502  Egisti  505  fehlt  quoniam  509  lumina  B:  al* 
«ua  512  locus  519  rogem  520  proh  —  statt  des  zweiten  pro  dann 
oro  526  sonuit  527  est  est  530  regnet  532  inaggeret  celiferam  m., 
darüber  erkl.  inuoluat  533  ferocia  540  multis  547  aureo  550  susci- 
piflDS  554  S  fiiuonio  565  bella  cum  peterent  570  tristis  et  575  reci- 


80    A.  Zingerle,  lieber  einen  Innsbrucker  Codex  des  Seneca  tragicns.      ^^ 

t 

pit  579  mulces  581  treitie;  der  Vers  steht  im  Cod.  erst  nach  604  ill 

zweimal  wiederholt;  591  trenari  594  cantibus  598  letis  599  ilütum  '^ 
601  secretd  604  petes  605  metuens  pollai  noua  608  qui  aduexit  et 
que  uexit  611  queq?  616  reddii  618  tarn  619  quid.  Nach  621  fehlt  ii 
im  Personenvei-zeichnis  Megai*a;  626  et  sera  627  verumne  cerno  cor-  ..: 
pus  an  fallor  V  tua  uidens  —  teneone  in  auras  editum  folgt  nach  :: 

633 ;  633  possedit  locus  636  uidet  639  fiatque  summus  hostis  641    ^ 

subito  650  lassis  651  uirtutum  658  alto  pectore  667  trenarus  668    * 
inuicti  675  nocte  sie  mista  solet  auf  Basur-  B:  tale  non  dubio  seiet    : 

683  immenso  sinu  684  lethes  687  incerta  uagus  688  unda  695  iacet 
701  tenax  709  merore  712  qua  sede  populos  temperat  positus  leues 
713  secessu  715  imo  716  alter  717  tacentem  726  deo  727  specim 
730  aspectum  737  auditur  746  animeque  751  uestra  757  abluit  761 
ferunt  767  stupente  ubi  unda  768  hunc  769  squalidus  gestat  771 
lucent  772  conto  portitor  longo  773  uacuus  774  undas  780  sedit 
781  titubato  782  tunc  783  fehlt  in  788  triua  eapita  R :  al' tema 
794  subiecta  796  sedit  801  a  leua  ferox  803  clepit  804  uictor  810 
petenti  811  tunc  812  uincit  816  anguinea  R:  al'  anguifera  817  tre- 
nari 818  bonos  819  uinctus  820  uictorem  825  darum  ethera  830 
herculea  c.  a.  umbra  838  est  840  silua  metuenda  nigra  844  corrit 
846  quarta  —  longo  noctis  850  scite  851  mixte  853  gradiens  854 
ti-istis  est  870  potuit  871  quid  iuuat  fatum  properare  durum  877 
sis  licet  878  carpsit  890  alluitur  (abluit*)  899  ultrice  —  aduersam 

908  uirenti  915  exundet  917  tentili  919.  Vor  dem  Verse  The.  wie  A 
920  antra  cethi  uobilis  D.  aquis  921  colis  928  tuus  929  labores 
933  eterna  937  igni"  942  si  qd'  etiä  n"c  944  diem  946  quis  953 
rutilat  955  frigida  958  huc  et  illuc  968  uectante  977  Incelum  o  lim- 
pus  981  pestifera  985  marcentque  986  horrende  995  hercules  sagit- 
tas  99G  inuergit  997  uastum  998  stridit  1000  exuat  1001  omnis 
latebras  1002  ciclopea  1004  aula  —  disiecto  1005  rumpatque  — 
columen  1010  dextra  precantem  1012  tecta  dispersa  mandent  1017 
latebras  1018  infesto  1020  parce  iam  1023  teneo  1025  anferam 
1026  effundes  (ober  es ''in  ras.)  1028  rapuit  puer  1037  genitor  — 

obuium  morti  1041  ditatum  1043  dabis  1045  etiam  1052  at  portas 
manet  R:  aF  mari  1055  motus  1056  grauis  1070  rectam  1080  sq. 
folgen  die  Verse  wie  A  vgl.  PR.  1082  foue  1083  deuinctum  1085  lin- 
qnat  1090  graul  1103  pstare  1109  sq.  uerbera  pulsent  uictrice  mann 
gemitus  uastos  audiat  ether  1111  reglna  poli  1117  melius  1118 
ether  1124  leues  —  sera  1132  llectere  forti  fortes  1134  scytici  Co- 
rithi  1144  non  per  |  it^ .  1150  prosti-ata  domo  1151 

mundum  1153  oculo  —  meos  1157  cur  leuum  latus  uacat  1158  tegi- 
men  1164  uictor  1165  incestu  1166  quam  (in  ras.)  nostia  1177  gi^- 
rionis  1180  fehlt  cur  1187  potens  1188  mihi  st.  Lyci  1192  domum 


Ä.  ZmgeHe,  Ueber  einen  innsbrucker  Codex  des  Scneca  tragicus.    87 


Mt  1194  ^m  1198  cladis  ne  1204  qnis  potuit  flectere 

1205  nix    recedentem    1215   uagetar   1216   abratam  1224  cremo 

1226  attonitiDun  caret  1228  dira  1230  et  si  1236  ensem  1237  date 

I 
htc  sagittas  von  ders.  Hand  am  Bande  nachgetragen  1240  lemes 
1242  infausta  1243  telis  1244  unqaam  —  addidit  (in  ras.)  1247 
firore  cessit  1254  sine  me  anctorem  1258  lumen  afflicto  1261  farit 
12^  fractumqiie  1273  peto  1277  uiolate  1278  effer  1279  patrie 
1281  monere  1290  ignaue  1291  pauidasque  matres  —  dentnr  1294 
lota  cam  domibns  1297  uersa  1298  media  R:  a.V  meia  —  incident 
1300  quo  mundns  1304  emisit  1305  Her.  hoc  nunc  ntar  1806  cor- 
insqae  1311  Thesen  ipse  necdum  1316  qnassam  1319  pectns  im- 
fressnm  1323  herculeos  1326  hanc  ego  mannm  1327  hanc  ego  1329 
fltoam  1349  crede  1350  restituit  —  nocat  1351  terra  —  solet. 

Gehen  wir  nun  drittens  und  schliesslich  zu  einer  knappen  6e- 
nriheilung  fiber,  so  dörfte  zunächst  eine  kurze  übersichtliche  Zu- 
fluUDenfitellnng  meiner  Notizen  mit  Annveudung  der  bekannten  Zei- 
chcB  bei  PB.  die  Verhältnisse  der  Lesearten  dieser  Hs.  übersichtlicher 
ivthon  als  viele  Worte  und  dem  Zwecke  dieses  Berichtes  am  besten 
c&tEjpreehen.  In  der  Hauptgrundlage  treffen  wir  allerdings  besonders 
Stoninng  mit  A,  so  dann  auch  mit  AE,  z.  B.  54,  339,  340,.  727, 
810,  929,  933,  z.  Th.  1111  und  AV  z.  B.  13  (vgl.  PR.  in  den  Ad- 
a«Bda),  20,  277,  284,  305,  306  (AV«),  519,  715,  737,  921,  985, 
1118, 1.  Th.  1291.  Zunächst  hervortretend  ist  dann  das  häufige  Zu- 
sunNDtreffen  mit  if;  z.  B.  88, 95,  172,  222  u.  223,  281,  347,  357, 
570,  575,  618,  771,  844,  850,  1132,  1242,  z.  Th.  1291,  so  auch 
■itipV  z.  B.  215,  z.  Th.  222,  399,  527,  565,  684.  713,  1264  (eine 
SfüT  in  1026)  und  tpE  z.  B.  359,  633,  751,  1023,  z.  Th.  1244, 
1254  E^tp  427,  434,  überraschend  aber  mit  EVxp  z.B.  117, 
W2,  294,  464,  478,  540,  746,  796,  801,  818,  820,  890,  915,  928, 
946,  B.  Th.  1012,  1018,  z.  Th.  1037,  1082,  1158,  1224,  1261, 
1981,  1298,  z.  Th.  1305  und  zwar,  mit  drei  einzigen  Ausnahmen 
(272,  540,  801),  an  lauter  Stellen,  wo  PR.  nach  £Vt/'  das  Richtige 
erkannt  and  aufgenommen  haben.  Mit  V  allein  nach  PR.  notierte  ich 
U«b0reinstimmung  und  Spuren  einer  solchen  112  (*uota  über  odia), 
I.  TL  457,  490,  627,  1194  (sum  —  vgl.  1166  wo  quam  in  ras.), 
mit  VB.  502,  958.  Aber  auch  für  Stellen,  wo  PB.  E  allein  anführen, 
ist  Stimmung  in  unserer  Hs.  belegbar,  z.  B.  252  (vgl.  PR.  auch  in 
den  Addend.),  327,  501, 1083,  die  letzten  drei  wieder  lauter  Stellen, 
wo  diese  Lesearten  nun  in  den  Text  aufgenommen  wurden ;  Spuren 

o 

scheinen  auf  E  zurückzuweisen  977  (celum  o  limpus;  caelumlympus 
£),  273  (ignauum  mit  u  in  ras.  ignarum  E),  1349  (crede;  crede  £), 
435-  EY  ist  bezeichnend  vertreten  675  (vgl.  über  die  Ueberliefe- 
mng  dieser  Stelle  in  E  und  ui  PR.  praef.  p.  Y)  und  ausser  dieser 
wichtigen  Stelle  z.  Th.  920  (nobilis),  1215  (uagetur);  vgl.  etwa  noch 
1247  fiirore  cessit  in  unserer  Hs.  (richtig)  furor  recessit  EY  {A  fu- 


88       JB.  Büachofsky,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Macrobius. 

rori).  .Nach  PB.  bisher  Dicht  vertretene  Varianten  fand  ich  in  unse- 
rem Codex  an  folgenden  Stellen,  von  denen  ich  hier  durch  Elammem 
die  blos  am  Rande  oder  über  der  Zeile  geschriebenen  kennzeichne: 
(68),  127,  153,  (172),  314,  (342),  348,  387,  404,  407,  509,  520, 
532,  547,  605,  608,  668,  701,  712,  773,  812,  854,  871,  942, 
1001,  1028,  1052,  1157,  1164,  1192,  1198,  1327. 

Fassen  wir  nun  Alles  zusammen,  so  ergibt  sich,  dass  zwar 
auch  dieser  Codex  im  Ganzen  natürlich  zur  schlechteren  Besension 
A  gehört ,  dass  er  aber  ein  weiteres  uns  recht  bezeichnendes  Bei- 
spiel liefert  zu  Pß.  richtigen  Behauptungen  praef.  p.  XVIII  „non 
pauci  generis  deterioris  libri  aucti  sunt  et  emendati  lectionibus  ex 
meliore  recensione  in  eos  translatis  uel  e  pluribus  diuersae  recensio- 
nis  exemplaribus  transcripti""  . . .  „Non  nullis  libris  meliorum  lectio- 
numtantaest  copia,  ut  aut  ipsi  secundum  melioris  recensionis  exem^ 
plar  dedita  opera  correcti  esse  aut  e  libro  ita  correcto  originem 
traxisse  uideantur"^  und  dass  er  bei  den  eigenthümlichen  Verhält- 
nissen der  kritischen  Hilfsmittel  füi'  Seneca  trag.,  die  hier,  nach  dem 
oben  Bemerkten  leicht  erklärlich ,  auch  Beachtung  dieser  Hs.  der 
Classe  A  erfordern,  gerade  wegen  der  nachgewiesenen,  öfter  so  über- 
raschend hervortretenden  Neigung  zum  Besseren,  wobei  die  Stimmung 
mit  E  und  dem  für  Herc.  für.  wichtigen  Vindobon.  (PB.  praef.  p.  XX) 
ein  Paarmal  auch  fast  einzig  genannt  werden  könnte,  wol  einen 
Wink  und  in  Zukunft  vielleicht  auch  eine  Erwähnung  in  krit.  Aus- 
gaben verdiente.  Ich  mache  schliesslich  noch  darauf  aufioierksam, 
dass  ich  es ,  obwol  ich  mich  hier  auf  Mittheilung  des  Herc.  für.  be- 
schränkte, doch  nicht  unterliesS;  einstweilen  gleich  auch  nachzusehen, 
ob  etwa  auch  hier  wie  im  Vindob.  die  Sparen  der  bessei-en  Becension 
nur  in  dieser  Tragödie  sich  finden,  dass  aber  das  hier  nicht  der  Fall 
ist ;  denn  ich  traf  z.  B.  gleich  auch  in  den  200  ersten  Versen  der 
Modea  ganz  ähnliche  Erscheinungen  wie  im  Herc.  fnr.,  z.  B.  v  82 
und  83  die  Stellung  wie  in  £,  Stimmung  mit  Eip  19,  53,  162,  201, 
ebenso  in  Troad.  mit  Exp  gleich  53,  56  u.  dgl.  Sollte  übrigens  nach 
diesem  wol  jedenfalls  gerechtfertigten  Berichte  irgendwie  eine  nähere 
Vergleichung  auch  der  anderen  Tragödien  noch  wünschenswerth  er- 
scheinen, so  bin  ich  gerne  bereit,  dieselbe,  wenn  es  meine  übrigen  Ar- 
beiten gestatten,  selbst  oder  sonst  durch  einen  Schüler  zu  besorgen. 

Innsbruck.  Anton  Zingerle. 


Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Macrobius. 

I. 
Sat.  I,  11,  45:  cuius  etiam  de  se  scripti  duo  versus  feruntur, 
ex  quibus  aliud  latenter  intellegas  neu  omni  modo  dis  exosos  esse 
qui  in  hac  vita  cum  aerumnarum  varietate  luctantur  [sed  esse  arcanas 
causas  ad  quas  paucorum  potuit  pervenire  curiositas] 

^ovlog  *En(xTriTog  yevofitjv  xa)  atafx"  dva7tr]Qog^ 
xai  mviriv  ^iQog  xai  (pilog  d&nvaToig, 


Zar  Kritik  nnd  Erkl&ratig  de«  llUerobiu«.       89 

di^    Uandschriften.    Die    eingeklammerten   Worte    hat 

It  verdjlchtigt.    Die   ganze  Stelle  findet  sich  auch»   fast 

Seh,  bai  Oellma  K.  A,  II,  1«,  wo  sie  Fritz  Weiss  (S.   129  f. 

iftfitr  Oiib«n6^t2iing)  f^lgendermassen  wiedergiebt:   »Zwei  ober  ihn 

JMk  Torhmdene  V  ileu  von    Epictet    selbst   herrühren    und 

tsiiifitii  haoii  mal.  u,  dass  nirht  immer  alle  diejenigen  den 

fllHwii  t^rhaast  sein  m[i»^u ,  die  in  diesem  Leben  mit  allerhand 

Fiora^  mul  Elend  zu  kämpfen  Imben;  da.ss  dieses  (meuäch- 

-  ütigi^aiach)  vii^lmeLr  soine  geheime  Ursache  habe« 

- -i*jii  die  Neugierde  nur  Weniger  dringe«  könne,*  Und 

BikrThat,  wenn  die  letzten  W^orte  den  ihnen  von  Weiss  beigelegten 

SiBft  h&lteii^  war«  der  V^erdacht  gegen  ihre  Echtheit  wol  begründet. 

iUMll  jaae  Ueb^rsetzung  ist  entscbied^ni  unrichtig.    Den  iu  ihr  aas- 

fiiqprMkitt^D  Gedanken  kann  man  anmöglich  aus  den  angeführten 

Ymmm  entnehmen,  er  wäre  auch  ganz  überüüssig.  Ferner  bliebe  ar- 

mnä$  rümsas  obne  einen  beige^tzten  Genetiv  auEfäUig*  Hier  liat  die 

umiiä  ganz  tu  billigende  Gewohnheit  des  Uebersetzer^,  tinrch  ein- 

ittriullete  Zusätze  dunkle  Wörter  und  Stellen  zu  verdeutlichen  { Vor ir, 

.  ^  l  «in  Missvei'ständnis  herbeigeführt.  Endlich  wie  so  paucorum? 

afiehle  doch  vielmehr  glauben:   ttuUius  unquam.   Kuri,  jene 

AafiiMliiii;  ist  unhaltbar  und  eine  andere  an  ihre  Stelle  zu  setzen.  Es 

viid  dch  haopt^ik blich  darum  handeln«  die  hier  allein  7.u lässige  und 

MMB  angeiießsenen  Sinn  vermittcdude  Bodeutung  von  muHa  tu  ero> 

«rrvf^  BfksTintHch  gehOrt  letzteres  zu  jener  Classe  von  Wörtern,  die 

"'  .    I    rr^,  ratio  u.  n,  einen  sehr  weiten  Begriffsumfang  haben  und 

i    Tt  \i;ri  i^mIm   IUI  I>i        "      je  nach  dem  besonderen  Falle  fast 

^^Ll- r  T.  rr  II  '  1  j!   iij-f,,  s.  So  heisst  causa  nicht  etwa  blos 

'   M        liKi  v,ri<  nr  r.  i>  uMiiigfjian  EU  unaerer Stelle  allerdings  leicht 

■y^  t  iiir  I:   In  iH  iluikrn  ;itt  deo  Gegen  Btttz  ara/wci  rmt/ia  und  twa- 

I    ' /M'  II  Ml  i.i>   II,  7.  17),  sondern  entsprechend  seiner  etymo- 

n  ,.  h''ig^  mit  carco  zusammen)  überhaupt  ^die 

te  oder  vertheidigte  Sache,  namentlich 

Vanicek,  Etym.  W.  B  S.  187)  und  dann 

'uheit,  Sache,  dor  Got?enstand,  Vorwurf, 

izt  erwähnten  Bed-  niet  es  sich 

i"..  Einige  diesbeiUL,  eilen  mögen 

n    Sat.  Ip  23,  11 :  dicere  supersedi  quia  t^pracscntem 

.,M'  V  ^.umm  d.  h.  ich  habe  es  zu  sagen  unterlassen^  weil  es 

IQ Q&üerem  jetzigen  Gegenstände  gehört;  V^  B,  15:  a  ool- 

lAucoe  fcrsaitm  translatorum  facesso  ut sermo  ad  alia  non 

ttiov  praeMfmii  causam  apta  vertatur ;  VI,  7*  4 :  cum  Vergilius  anxie 

iW9*^  4UifWls  fuerit  in  verbis  pro  camar  mcrito  vel  atrocitate  po- 

Virfif;  VH  13,  11:  in  medium  profero  quae  dchac  mdem  causa 

*   - . ,  UisisM  memini.  (VgL  noch  VII,  4.  13.)  Besonders  werthvoll 

i^^r  fhf  Jr©  Krklintng  der  Verbindung  arcanas  causas  sind  folgende 

j:  Sftt  111,  3,  3  t  Profanum  omnos  pacuo  consentiunt  Id 

'   L  fattaiicant  causam  sit  quasi  porro  a  fano  et  a  religiooe 


90        B,  Büachofsky,  Zur  Kritik  and  Erklärang  des  Macrobins. 

secretam.  Jan  z.  d.  St.  bemerkt:  „Causa  idem  fere  est  quod  condi< 
Ich  glaube,  fanaticus  hat  hier  einen  ähnlichen  Sinn  wie  in  der 
bindung  pecunia  fanatica,  die  Klotz  im  Wörterbuch  s.  v.  aus  eine: 
Bchrift  belegt  im  bullett.  delP  instit.  arch.  delP  anno  1836  p. 
nämlich :  zu  einem  Tempel  oder  Heiligthum  gehörig,  und  möchti 
Worte  so  übersetzen :  Profan  nennen  fast  Alle  übereinstimmend 
was  ausserhalb  der  (begrifflichen)  Sphäre  von  fanum  11 
eine  Auffassung,  die  mir  durch  den  folgenden  Beisatz  gestüts 
werden  scheint:  quasi  porro  a  fano  et  a  religione  secretum.  Die  au 
Stelle  lautet  (Sat.  I,  17,  21):  eundem  doum  (seil.  Apollinem)  p 
stantem  salubrtbus  causis  Ovliov  appellant  id  est  sanitatis  auctc 
d.  h.  als  Beherrscher  des  Gebietes  der  Heilkunde  nei 
sie  ihn  Övhog  d.  i.  Verleiher  der  Gesundheit.  Wie  man  sieht,  liej 
beiden  Fällen  die  Schwierigkeit  des  Verständnisses  und  der  üe 
Setzung  in  dem  Vagen  und  Unbestimmten  des  Ausdruckes,  das  ; 
doch  glücklicherweise  jedesmal  von  den  unzweideutig  klaren  Wo 
der  Umgebung  auf  das  richtige  Mass  beschränkt  wird :  Eine  will! 
mene  Beihilfe  der  Erklärung,  deren  sich  unsere  Stelle  eben  nichl 
fi*euen  kann.  Dass  indes  auch  sie  hieraus,  wenngleich  auf  indirec 
Wege,  erst  ihr  rechtes  Licht  erhält,  wird  sich  gleich  zeigen.  Zi 
ist  nur  noch  über  arcanus  ein  Wort  zu  sagen.  Entsprechend  der  19 
der  von  Macrobius  in  seinen  beiden  Werken  behandelten  Gegenst 
findet  sich  dasselbe  ziemlich  oft  bei  ihm.  Eine  genaue  Vergleicl 
von  Sat.  I,  17,  2:  cave  aestimes,  mi  Aviene,  poetarum  gregem, 
de  dis  fabulantur,  non  ab  adytis  plerumque  philosophiae  semina 
tuari  mit  den  Worten  (§.  6  desselben  Cap.):  (dii)  ad  solem  cert 
arcana  ratione  referuntur,  ferner  von  I,  24, 1 :  adfirmantes  hunc 
unum  arcanae  deorum  naturae  conscium  mit  (§.  4) :  nos  qu« 
etlam  poetas  nostros  KAxima^  philosophari  ergiebt  als  Bedeutung 
selbpn  ganz  ungezwungen :philo8ophisch,  so  dass  dann  analog 
salubres  causae  die  arcanae  causae,  in  prägnantem  Sinne  genonu 
nichts  Anderes  bedeuten  als :  Gebiet  philosophischer  Forschung, 
fragliche  Satz  wird  demnach  deutsch  etwa  zu  lauten  haben:  send 
es  gebe  ein  Gebiet  philosophischer  Forschung,  zu< 
die  Wissbegierde  weniger  (Sklaven)  hat  durchdrin 
können.  Diesen  Gedanken  nun  kann  man  aus  den  Worten  des  ( 
chischen  Distichons  ganz  leicht  herauslesen,  steht  ja  doch  gleic 
Anfang  desselben  der  Name  des  Epictet,  von  dem  es  unmittelbar 
her  (§.  44)  geheissen  hat :  De  Epicteto  autem  philosopho  nobili,  ( 
is  quoque  servus  fuit,  recentior  est  memoria  quam  ut  possit  inter 
litterata  nesciri.  Er  ist  aber  zugleich  nicht  nur  nicht  überflüssig, 
dem  völlig  auf  seinem  Platze,  wo  eben  dargethan  werden  soll  ( 
§.41),  dass  die  Naturanlage  der  Sklaven  auch  für  die  philosophi 
Forschung  ganz  geeignet  sei. 

Hiermit  schliesse  ich  den  ersten  Theil  meiner  Auseinan 
Setzung  ab.  Vielleicht  ist  es  mir  gelungen,  den  Sinn  der  angez 
feiten  Worte  richtig  zu  erfassen  und  insoweit  den  Verdacht  gegen 


^%ii 


IL  BitschofMkjff  Zur  Kritik  und  Erkläratig  dos  Mucrobiud. 


91 


nbegrfindet  nachzuweisen.  Im  Folgenden  soll  nun  zur 

'  tmg  der  fraglichen  Stelle  der  Nachweis  geliefert  wer- 

-::^Ieieb  das  entschiedenste  Gepräge  Makrobianisdier 

L  Vorher  ist  jedoch  noch  ein  gewichtiges  Bedenken 

hos  meine  ganze  weitere  Argumentation  illusorisch 

gante  Partie  nämlich  von  De  Epici*itu  |§  44)  an- 

isza  den  gjiechischen  Versen  iucL  tindetsich,  wie  erwähnt, 

'1  hei  Geilins  a.  a,  0.,  und  nachweislich  hat  Macrobius  wie 

firiftstellern  so  auB  Gellius,  auch  ohne  besondere  An- 

•     --  Manches  entlehnt  (Vgl.  Jan  proll.  p.  XV,  und 

nnd  Bahr  R.  L.  G.*  IIL  393  f.)  Wenn  also 

i  dem  Gellius  angehören,  wie  kann  man  in 

«'nthiiniJichkeit  Makrohiaiüscher  Ausdrncks- 

'  rn  auch  weitere  Schlüsse  darauf  bauen 

-  ^t  sich  diese  Schwierigkeit  ganz  zu  meinen 

!eü.  Uti  um  die  Kritik  di&&  Gellius  so  hochverdiente  Martin  Hertz 

— -    -^'^'''-  "  nrtie  deij  angeführten  Capitels  bei  Gell,  von 

.^chpti  bii^  xai  ff  (log  ui^avaioa^  aJs  unecht 

,  Grt>n,  p.  X.  der  Ausgabe),  und  die  fol- 

ichiicher  Parallelfit«llen  wird  daher,  weit 

verlieren,  vielmehr  zugleich  dem  kriti- 

_  -L'ichneten  Gelliuskenners  als  treffende  in- 

fiiuv  ji'i  ui  i-»-"i  gewiss  besonders  auffallende  Eigenheit  des 

MicfcilMiui  ist  aUo  dm  überaus  häutige  Anwendung  der  sog.   n^oau- 

MMr^^  '     dass  einem  Absti actum  eine  Handlang 

ngKv  ;.^  hiefür  ziiliUJan  uuf  (PrulL  p.  XXIL 

md  i  U  i^,  3),  die  sich  durch  zahlreiche  andere  rermehren 

Äfcrr  it  :iurh  an  unserer  Stelle  paucomm  potuit  pervenire 

I  curiositatö  sna  pervenire  potuerunt.  Wenn  ich 

i  die  Wortstellung  auf  folgende,  auch  in  der  eben 

luT  inÄtructive  Stellen  nufmerkssam  mache:  8at,  I, 

ftüH.  , .  .ejiefttUt;  I,  11,  5():  coro- 

iii  occupat  die»;  III,  10,  4 :  veterum 

Uff,  viele  andfio  zuüberguhen  ;  wenn  ich  ah  analog 

•nire  anführe  Comm.  I,  15,  17:  et  quia  ad  ipsum 

t  humana  acics  pervenire;  (vgl.  die  nqoaum. 

4  1,  Ol  ui3zngljch  curiositas  aber  Vü.  8,  24:  quod  tot  pÄi- 

JIM  curam  meroit;  endlich  für  die  Satzbildung  und  Gedan* 

i:ing  überhaupt  VII,  16,  ^2:  neque  enim  omnis  calor  nnius 

*-s  ut  hoc  Sfilo  a  80  differat,  ^i  maior  minorve  *it,  sed  esse 

mmwä  qaalitates  nullam  secum  hahenttn  societatem 

nrobaturf  wo  der  Relativsatz  unserer  Stelle  durch  die 

m  onüetxt  ist  (vgL  auch  Sat.  l,  23,  1.),  —  wird 

henanch  von  der  äusseren  ünwahrscheinlichkeit, 

orlieren.  Oder  sollte  wirklich  ein  Interpolator  dem 

•  ilhnten  Eigenthflmliohkeiten  abgelauscht 


92       22.  Bitachofaky,  Zur  Kritik  und  £rklärang  des  Macrobias.  «i 

haben?  Das  wird  kein  Mensch  glauben.  Der  Zufall  aber  kann  soweit :£ 
sein  Spiel  nicht  getrieben  haben.  Sollte  aber  gar  Jemand  den  Singpolvs: 
aliud  anstössig  finden,  da  doch  im  Folgenden  mehrere  Thatsadieils:: 
aufgeführt  werden,  so  sei  er  verwiesen  auf  Sat.  VII,  7,  17.  ^j 

Anknüpfend  hieran  möchte  ich  mir  zur  weiteren  Sicherang  to  r;^ 
überlieferten  Worte  eine  Bemerkung  über  Interpolationen  überhtopt  ^^ 
und  speciell  die  im  Macrobins  erlauben.  Man  sollte  nie  welche  stata-  ;j< 
ieren  ohne  sorgfältige  Vergleichung  sämmtlicher  verdächtiger  Stellea  jr. 
und  nur  nach  genauester  Durchforschung  des  Sprachgebrauches  Mm  ^ 
ins  kleinste  Detail.  In  Eyssenhardt's  Ausgabe  des  Macrobius  finde  ieh  ,, 
nun  ausser  dem  besprochenen  Falle  nur  noch  an  folgenden  SteUen  .' 
Glosseme  (ich  meine  nur  ganze  Sätze)  notiert:  Sat.  V,  17,  18,  wo  7 
Eyssenhanit  zu  den  eingeklammerten  Worten  selbst  anmerkt:  ^snnt  J 
autem  illa  verba  et  per  se  inepta  et  codicum  auctoritate  prorsus  de-  ^" 
stituta;  V,  18,  6  gehören  die  interpolierten  Worte  einem  griechischen  •' 
Citate  aus  Epliorus  an;  VI,  1,  45  sind  es  die  Worte  sitnüi  de  mari,  ." 
die  Jan  für  den  Best  eines  Glossems  hält;  endlich  Comm.  I,  6,  70 
will  Ejsseuhardt  id  est  septimo  tilgen.  Es  wäre  dies  nicht  nur  über-  ^ 
haupt  das  einzige  Beispiel  eines  Zusatzes  von  fremder  Hand  in  den 
beiden  Büchern  des  Common tarius ,  sondern  auch  der  einzige  Fall, 
wo  das  bei  Macrobius  unzählige  Male  vorkommende  id  est  unecht  wftre. 
Die  wenigen  angeführten  Fälle  sind  also  theils zweifelhaft,  theils nicht 
beweisend.  Dass  aber  unter  solchen  Umständen  die  vorgeschlagene 
Athetcse  um  so  mehr  an  Wahrscheinlichkeit  verliert,  wird  unbestreit- 
bar sein. 

IL 

Sat.  I,  17,  6 :  virtus  solis  est  quae  fioictibus,  effectus  eiusdem 
est  qui  frugibus  praeest.  et  hinc  natae  sunt  appollationes  deorum 
sicut  ceterorum  qui  ad  solem  certa  et  arcana  ratione  refernnlur. 

In  dieser  von  den  Handschriften  gebotenen  Fassung  können 
die  Worte  unmöglich  von  Macrobius  herrühren.  Dagegen  erheben  sich 
mehrfache,  gegründete  Bedenken.  Um  dies  nachzuweisen,  müssen  wir 
den  ganzen  Gedankenzusammenhang  von  §.  4  extr.  an  verfolgen.  Dort 
heisst  es,  dass  die  verschiedenen  „Kräfte  **  (virtutes)  der  Sonne  den 
Göttern  die  Namen  gegeben  haben,  und  das  wird  dann  durch  Beispiele 
klar  gemacht.  §.  5 :  virtutem  igitur  solis  quae  divinationi  curationi- 
que  praeest  Apollinem  vocaverunt,  quae  sermonis  auctor  est  Mercarii 
nomen  accepit.  nam  quia  sermo  interpretatur  cogitationes  latentes, 
^Egiiiijg  ajvo  zov  eqjurjvsveiv  propria  appellatione  vocitatus  est.  Nun 
heisst  es  weiter  (§.  6) :  virtus  solis  est  quae  fructibus,  effectas  eius- 
dem est  qui  frugibus  praeest,  und  man  möchte  nun  zunächst  eine 
Aufzählung  derjenigen  Götter  erwarten,  die  von  diesem  Einflasse  der 
Sonne  auf  das  Gedeihen  der  Früchte  aller  Art  (hinc)  ihre  Namen  er- 
halten haben.  Statt  dessen  liest  man,  dass  die  Götter  schlechtweg  and 
die  Uebrigen,  qui  ad  solem  cei*ta  et  arcana  ratione  refemntur,  „daher*^ 
ihre  Namen  bekommen  haben,  und  da  es  dem  Leser  am  nächsten  liegt, 


of8kih  2ur  Kritik  und  Erklnrnitg  des  Macrobius. 


m 


Une  im  Sin»*  you  ex  hac  virtute  et  ex  hoc  effectn  solis  auf  die  im- 
Bitt«tWr  TonLDgegaDgaiieti  Worte  zq  beziehen«  entsteht  mit  der  sach- 
ftdw»  Uonciiiigkeit  zugleich  eine  Störung  im  regelmässigen  Gedfin- 
InforlgYiigtf.  Dies  ist  das  eine  Bedenken.  Ein  anderes  betrifft  ceteri. 
bitiS  biv  verlangten  absoluten  Sinn  nnd  Gebrauch  ist  das  Wort  sehr 
«WJif  and  für  den  Leser  an  dieser  Stelle,  wo  er  mit  der  folgenden 
IMltfUSi^  noch  nicht  bekannt  i^t,  ganz  imverständlich.  Au  wen  soll 
hhm  fc4acbt  werden?  Jan  bemerkt:  „Haec  verba  tidenttir  spectare 
dtm  qai  comioemorantur  cap.  21**  und  hat  mit  diesen  Worten  selbst 
laai  Wien  ■'  '  '  msgedrückt.  Allein  wollte  man  an<^h  von  der  Un- 
it ;ucke  absehen,  die  übrigens  leicht  durch  ein  hin- 
äubijUintivum  in  vermeiden  war.  und  bei  den  neben  den 
iMlfii  femiiiaten  ^Uebrigen**  etwa  an  die  zwölf  Sternbilder  des  Thier- 
iMifM  ileak€ii  (denn  sonst  könnt«  Niemand  gemeint  sein),  von  denen 
Ci|c  21,  l^--27  die  Rede  ist«  so  scheint  diese  Möglichkeit,  Ton  allem 
AB4«nii  Abgesehen,  durch  die  eigenen  Worte  des  Macrobins  an  meh- 
mm  BuU^ii  aiJ);geschlossen,  wo  ausdrücklich  nur  der  Götter  Erwäh- 
iiBf  feschteht.  17,  ^:  nam  qnod  omnes  paene  deos,  dumtaxat  qui  sub 
fiiAif»  mmit  ftd  solom  referunt  etc.  und  gleich  darauf  (§.  4) ;  ita  di- 
leaa  viitities  solis  nomina  dis  dederunt;  24,  1:  adtirmantes  hanc 
ine  nm  ircantte  deorum  naturae  conscium.  Zu  Gunsten  aber  einer 
Wwtitrttiig  der  sidera  anter  dem  Begriffe  der  dii  könnte  man  sich 
vidiidit  berufen  aufstellen  wie  28,  3:  nam  quod  ait  ^eol  d*  o/icr 
ifrffft^  '  '  ra  intellegnntur,  und  gleich  darauf:  &&ovg 
mm  dl  t  Stellas  ano  tov  S^hir,  (Vgl.  auch  Comm,  0^ 
KV  ll.^i^Mwiige  Erwägungen  müssen  jedenfalls  auch  Eyssenhardt 
Witiaial  halMm«  sicut  zu  tilgen,  ^)  um  so  unter  t^^inem  die  erwähnte 
MUJeii*  Unrichtigkeit  zu  entfernen  und  den  verlangten  Parallelismus 
i|rSei«ake&  zu  erhalten,  der  sich  uns  als  naheliegend  erwiesen  hat. 
Vwt  ttHiiclihch  haben  wir  jetzt  nicht  nur  entsprechend  den  drei 
pmntmk  tirtutes  der  Sonne  eine  dreifache  Gliederung  darnach  be- 
iMMr  Mlter  T  Apollo.  Mercurius  und  die  diiceteri,  sondeni  letzteres 
Wart  <l»bt  nehr  absolut.  Und  doch  kann  ich  den 
Wartbat  ^«  r^lkh  halten.  Hängen  denn  wirklich  die 
Xnm  aller  m  dou  folgenden  Capiteln  behandelten  Götter  (ausser 
iftOa  aadllfrcunns)  mit  den  Beziehungen  der  Sonne  zu  den  fructns 
äi  bnü  sasammen?  Um  dies  als  unrichtig  zu  erweisen,  genügt  ee« 
lif  B«ciiks  la  verweisen  cap.  20^  ^ :  quippe  Herenles  est  ea  eolis 
pttatei  §wm  kumano  §eneri  mrtutmn  ad  sitmUiudinem  proesitU 
imnmK  ud  ^af  Kemesis  cap.  22,  1 :  Nemesis  ....  quid  aUad  est 
^an  aelia  polestaa ,  cuiua  ista  natura  est  ut  fulgentia  obscuret  et 
if^mpffim  auftrat  fvo^fue  sunt  in  abscuro  inluminci  offtratqite 

n  ciniislofr  Wort«  statuiert  Eyss.  nur  noch  »echs, 
i>^r..rV  I  28,  5  (de  Timaeo]-  HT  7  io  r.stl    Hl, 
täte;  V,  18,  20  i 

Citate  aus  Acciutj.  it«? 

«^  «idit  iiiaBigeb«iid,  Yen  den  Übrigen  mindeiteus  swei  sehr  utraichen 


94        B.  Büscftofshjy  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Macrobius. 

conspectui?  Wenn  wir  ferner  die  unmittelbar  folgenden  Worte  un- 
serer Stelle  betrachten :  et,  ne  tanto  secreto  nuda  praestetur  adsertio,  : 
auctoritates  veterum  de  singulis  consulamus,  und  bedenken,  dass  im 
Folgenden  von  den  Göttern  mit  Ein  sohl  uss  der  schon  genannten 
Apollo  und  Mercurius  gehandelt  wird  (vgl.  §.  7  fif.)t  ^^^^  daraus  nicht 
klar  hervor,  dass  in  dem  Satze:  et  hinc  natae  sunt. . .  .refeiointur  doch 
ganz  allgemein  die  Gesammtheit  der  Götter  gemeint  sein  musste?  Denn 
die  singuli  kann  man  logisch  und  grammatisch  nur  auf  die  ceteri  be- 
ziehen. Diese  Erwägung  in  Verbindung  mit  einer  anderen,  gleich  näher 
ins  Auge  zu  fassenden,  kann  zugleich  einen  Anhalt  bieten,  den  ur- 
sprünglichen Wortlaut  der  Stelle  zu  eruieren.  Der  Schriftsteller  konnte 
nämlich  nicht  wol  von  den  Göttern  sprechen,  die  certa  et  arcana  ra^ 
Hone  ad  solem  referuntur,  nachdem  diese  ratio  durch  den  Hinweis  mit 
hinc  ja  schon  des  näheren  bestimmt  war.  Er  hätte  sich  sicher,  ähnlich 
wie  cap.  19,  7;  20,  1;  21,  18  mit  dem  einfachen:  qui  ad  solem  re- 
feruntur begnügt.  Diese  Unzukömmlichkeit  bleibt  übrigens  auch  in  dem 
Falle  bestehen,  dass  man  sicut  beibehält. 

Aus  dem  Bisherigen  hat  sich  so  viel  ergeben,  dass  in  den  Worten 
von  et  hinc  an  nur  von  allen  Göttern,  freilich  in  dem  §.  2  angege- 
benen Sinne  (omnes  paene  deos,  dumtaxat  qui  sub  caelo  sunt)  die  Rede 
sein  kann  und  dass  folglich  auch  hinc  nicht  mit  speciellem  Bezug  anf 

virtus  solis  est praeest  vom  Schriftsteller  gesagt  sein  konnte. 

Da  aber  die  überlieferte  Fassung  der  Stolle  diese  Auffassung  nicht 
zulässt,  mit  gewaltsamer  Entfernung  von  sicut  auch  nicht  geholfen 
ist,  wird  eine  Vermuthung,  die  den  ausgesprochenen  Fordei-ungen 
Kechnung  zu  tragen  sucht,  wol  am  Platze  sein.  Schreiben  wir  anstatt 
qui  ad :  quia  ad  und  fügen  wir,  damit  das  so  wie  so  anfällige,  jetzt 
beziehungslose  ceterorum  sein  Correlat  habe,  vor  deorum  ein  horum 
ein ,  das  an  diesem  Platze  leicht  ausfallen  konnte  (vgl.  meine  dies- 
bezügliche Zusammenstellung  am  Schlüsse),  so  erscheint  nun  die  Stelle 
in  ganz  anderem  Lichte.  Auch  der  an  den  präcisiereuden  Worten  certa 
et  arcana  ratione  genommene  Anstoss  ist  nun  behoben,  indem  der 
ganze  Satz  in  der  neuen  Fassung:  „et  hinc  natae  sunt  appellationes 
horum  deorum  sicut  ceterorum ^  quia  ad  solem  certa  et  arcana  ra- 
tione referuntur^  so  zu  übersetzen  und  zu  erklären  sein  wird:  „Und 
daher  (von  dem  so  vielfach  wirksamen  Einflüsse  der 
Sonne)  kommen  (überhaupt)  die  Benennungen  dieser 
Götter  sowie  der  übrigon,  weil  sie  (nämlich)  in  eine  be- 
stimmte und  geheimnisvolle  Beziehung  zurSonnege- 
setzt  werden.**  Dass  dieser  Sinn  in  dem  hinc  liegen  könne  und 
ausserordentlich  häufig  ein  Aehnliches  bei  Macrobius  vorkommt,  werde 
ich  gleich  an  Beispielen  zeigen ;  dass  aber  jene  allgemeine  Bedentang 
hier  in  demselben  enthalten  sein  müsse,  ist  schon  daraus  ersichtlich, 
weil  Macrobius  doch  unmöglich ,  nachdem  er  eben  (g.  4)  von  diversae 
virtutes  gesprochen,  nachher  nur  drei  derselben  anführen  und  von 
ihnen  alle  Göttemamen  ableiten  kann,  was,  wie  gesagt,  auch  sachlich 
unrichtig  wäre.  Wir  haben  es  vielmehr  nur  mit  ein  paai*  heransge- 


iL  Bä$€k^dijfi  Kor  Kritik  und  ErklärQiig  des  Macrobias.        95 


i*T.  B*kT.TrJ*ti  iu)1chdr  „Kräfte  der  Sonne"  zu  tlrnn.  Dies  ist  nicht 
laiCD'  der  ^an^en»  durch  dasAsyudetou  noch  besonders 

ciafiAteri'-H'n.i  '      "  ^jungsü  entuehmeü.  Es  hcisstuicbt  0twa: 

4fti1aie  MÜi, «)  ib  elTectu  eiusdüm,  qui  frue^ibu^  praeest, 

■liAittfil  tpp«;  )ndörn,  da  der  Nachdrii  la  Vor- 

ijeor  ,  sind  sie  in  einem  seil  n  Satie 

,  Dht  r  scheint  in  einer  Aufzähiimg  begriffen 

ff'  ^r  ,_.^.w„jii  niufes*  um  nicht  der  folgenden  speci- 

vorzugrtjifen.    Mit  den  Worten:  et  hüic, . .  .re- 
r  wieder  tuv  HÜf^emeinen  B(rhauptnng  zurück,  von  der 
war  i%.  4  extr.  i,  und  verspricht  nun  »in  Einzelnen  den 
I   Icli  weiss,  Jass  man  geg*m  diese  Auf- 
tlüBAf  dl*  i^i  lind  frag<?n  konnte,  wodurch  es  dem 

Umu  Balle  gelegt  werde,  hmc  m  dem  verlangten  Sinne  zm  nehmen. 
I^reiifUi  7.11  nniworton:  einmal  durch  horum  und  dann  ein  zweites 
y-  elc.  Die  Worte  ad  mlr,m  aber  sind  mit  gutem  Grunde 

:a  in  dem  l»e(;rändendün  Satxe  ein  besontierer  Tun  auf 
n  ßoll. 

i»?weit  sich  die  Stelle  in  dtn^  vorgeschlagenen 

tJi'ache  des  Macrobius  nähert.  Ein  nur  allge- 

wf  lUs  Vgruigegangene  hinweisendes  hinc,  dem  erst  ein  den 

r#n  i'ri^ir, !  iLtiAmhrender  Satz  mit  qoia  (oder  quod)  nachfolgt,  ist 

i  wegen  ihrer  sonstigen  Aehnlicbkeit  mit  unserer 

reaiäante  l!i    -  •  '    ^etzo  ich  hieher.  Sat  1,  20t  l  • 

i.icris  et  A  et  Salutis  draco  subiungitur. 

releruntttr;  Comm.  II,  3,  8:  hific 

iibulam.  .  ,  ^sumpsissi'  principium 

ad  eeuöum  voluptatis  traxeruut.   Im 

.:  jch  auf  folgende  Stellen:  Sat.  I.  14,  5;  15, 
s  14;  It^,  i;  20,  18;  lU,  1,  4i  VU,  10,  9 ;  ll.  9;  Comm.  I, 
-,  >^;  <i,  47;  12,  3:  12,  10.  Aehulich  wird  unde  gebraucht,  z.  B, 
Oii«m.  IL  3,  2.  In  den  Fällen«  wo  hinc  blos  auf  das  Folgende  hin* 
viM^ftiJbt  le  vonComm.U,  2»  23,  wo  sich  qui<i^)  findet, 

flfllllilAik  :.  12,  19;  12.  20;  i\i,  7;  20,  4;  V,  13,  3&; 

17,  I;  ?H,  i,  2n;  io.  14:  12,  5;  12,  26. 

BU  iiüem  aiitri  eutaprechend  findet  sich  Sat.  II,  8,  12;  711, 

;  $•  16 ;  7,  13 ;  14«  3 ;  Comm.  I,  3,  5 ;  8,  11 ;  ceieri  durch  alius 

:  Cwmm.  l,  4.  2;  alins  iu  Correlation  ist  isie:  Sat.  YII,  13.  21. 

DiM«SkUen  sprechen  für  horum,  wahrend  andrerseits  gegen 

to  T«rb]ii4iiig  ^eonun  aicut  ceterorum  der  Umstand  geltend  gemacht 

vtrtet  kaaii,  lUcs  ncui,  abgerechnet  die  Fälle,  wo  es  einen  eigenen 

Mi  MAliil«!  oder  einem  iia  entspricht,  nnr  verwandte,  in  geläufiger 


r 


*)  Dmp  qoia  hier  nicht,  wi»^  Jim  (r  d.  St.)  wUl,  wenn  er  auf  die 
lit  i4  Ccmn.  i.  ß,  f" '  r.  des  acc.  c.  inf.  ?ertntt,  lehrt 

^  Sinn,  K  I  profecto.  Uebrigen«  hat  Jan  die 

la  fOD  £,>'<^B«uh.  mit  li*KUt  aufgenommene  mim  gelesen. 


96  C  Baeumker,  Zu  Aristoteles. 

Verbindung  stehende  Begriffe  zu  verknüpfen  scheint.  Sat.  VIT,  5,  13: 
in  edendo  sicut  in  potando;  Comm.  I,  13,  17:  spes  sicut  timor. 

Schliesslich  mag  darauf  hingewiesen  werden,  dass  aus  der  näm- 
lichen Veranlassung,  wie  ich  sie  hier  voraussetzte,  in  unseren  Hand- 
schriften an  mehr  als  ^inor  Stelle  Worte  ausgefallen  sind.  Sat.  I,  3, 
9  hat  schon  Pontanus  mit  Benutzung  von  Grell.  N.  A.  III,  2,  12,  der 
Quelle  des  Macrobius,  vor  le^e  das  nothwendig  erforderte  legi  in  deft 
Text  gesetzt.  Ebenso  konnten  Sat.  1, 11,  43  die  Worte  emit  et^  welche 
Meursius  einfügte,  vor  emisit  leicht  ausfallen.  (Vgl.  Gell.  N.  A.  I,. 
18, 10.)  Sat.  III,  6,  5  fiel  Varro  vor  Cato  wol  theilweise  aus  anderen, 
leicht  begreiflichen  Gründen  weg.  VI,  4,  12  hat  Bothe,  freilich  in 
einem  Citate,  vor  malle  aus  metrischen  Gründen  mihi  aufgenommen. 
VII,  10,  6  ist  zwischen  unde  und  capilli  auch  eine  Lücke,  die  Eys- 
senhardt  mit  ubi  ausfüllt.  Auf  die  nämliche  Weise  wird  sich  endlich 
auch  der  Ausfall  von  enim  vor  animadvertitur  in  der  Handschrift  B 
(Comm.  II,  2,  24)  erklären.  An  unserer  Stelle  aber  hat  der  Verlast 
von  herum  auch  die  Umänderung  des  quia  in  qui  verschuldet,  da 
ceter.  nun  beziehungslos  war. 

Stockerau.  Rudolf  Bitschofsky. 


Zu  Aristoteles. 

Im  Jahrgang  1877  dieser  Zeitschrift,  S.  609  f.,  suchte  ich  ee 
wahrscheinlich  zu  machen,  dass  Aristot.  de  sensu  4,  441  a  6  statt  dee 
von  Bekker  aufgenommenen  evelvai  mit  anderen  Handschriften  ävcu 
zu  lesen  sei.  Stützte  ich  mich  hierbei  vorzüglich  auf  die  Worte ,  mit 
denen  Aristoteles  die  dort  berührte  Ansicht  kurz  darauf  wiederlegt, 
80  kann  ich  mich  jetzt  auch  auf  ein  mir  mittlerweile  zugänglich  ge- 
wordenes Zeugnis  des  Alexander  von  Aphrodisias  berufen, 
der  in  seinem  Commentare  (ed.  Thurot,  Notices  et  extraits  des  mann- 
scrits  etc.  XXV'  p.  141,  9)  die  Stelle  so  umschreibt:  rj  fiii  i%U9 
fxev  xo  vd(oq  tovg  xvfxovg  i^drj  xar'  eveQyßiaVj  elvai  de  awo 
vXtjv  xwv  %v(Xiüv,  und  weiter  unten  (p.  142,  5):  zov  airoy  6i 
TQonov  €pr^al  xal  ro  vdiOQ  vXrjv  xäv  xv^iiov  elvai. 

Zugleich  trage  ich  noch  nach,  dass  auch  in  diesem  Commentare 
Alexander  die  betreffende  Ansicht  auf  D  e  m  o  k  r  i  t  bezieht  (p.  143, 4). 
M ü n s t e r  in  Westfalen.  Dr.  Clemens  Baeumker. 


Zweite  Abtheilung. 

Literarische  Anzeigen. 

De  arte  critica  Cebetis  Tabnlae  adhibenda,  scripsit  Dr.  Carolas 
Coniadns  Mu eller.  Vircebnrgi  1877.  82  SS.  8*.  , 

Der  Verfasser  dieser  Schrift,  die  den  Vorläufer  einer  neuen 
Angabe  des  Pinax  bilden  soU ,  hat  zu  dem  Zwecke  ein  reiches  hand- 
schnftliches  Material  gesammelt.   Denn  während  die  früheren  Aus- 
gabtB  höchstens  auf  Grand  von  fünf  Codd.  (Meib.  Par.  A  B  C  D) 
^«■adit  waren,  hat  der  Verf.  von  nicht  weniger  als  14  Hss.  Kennt- 
nis and  damnter  sind  blos  4  (Par.  B  D  und  die  beiden  Veneti)  nicht 
T^iUstiBdig  verglichen  worden.   In  Bezug  auf  das  handschriftliche 
Hidterial  war  als  Verf.  aasgestattet  wie  keiner  vor  ihm ;  aber  fragt 
mm,  ob  durch  die  neu  hinzugekommenen  Hss.  eine  neue ,  bessere 
Gmllage  für  die  Emendation  dieses  Schriftchens  gewonnen  ist,  so 
■ima  wir  es  verneinen.  Doch  darin  sind  wir  mit  Verf.  nicht  in 
ügbfffwnstimmnng ;  die  Gründe  dafür  sollen  unten  erörtert  werden. 

Verf.  handelt  in  6  Abschnitten:  1.  üeber  die  Hss.,  die  bisher 
«g  Htranagabe  der  Tabala  verwendet  worden,  sowie  über  einige 
A^pOwB  derselben;  im  2.  nennt  er  die  Hss.,  die  er  verwendet  hat; 
^At  im  3.  eine  Vergleichung  derselben  unter  einander  an ;  der 
i  kadelt  über  die  editio  princeps;  mit  Recht  nimmt  er  an,  dass  die 
eätio  lomana  ein  Abdruck  des  Cod.  Corsinianus  sei;  der  5.  und 
6.  Abschnitt  b^andelt  das  Verhältnis  der  arabischen  und  lateinischen 
VtnioDen  der  Tabula  zum  Originaltext. 

Das  Wesentliche,  was  die  Schrift  an  Neuem  bietet,  behandelt 
<lai  3.  Gapitel.  Von  p.  16—18  legt  Verf.  dar,  dass  für  den  ersten 
Thefl  der  Schrift  (also  wol  bis  Cap.  Xini,  3)  der  Par.  A  die  Grund- 
lage der  Textkritik  zu  bilden  habe:  ein  Grundsatz,  der  wol  ziemlich 
%emein  anerkannt  ist.  In  g.  2  wird  über  den  Cod.  Meibomianas 
»vie  über  das  Verhältnis  der  übrigen  Codd.  zu  demselben  gehandelt. 
IiBezag  anf  Par.  C  fallt  dem  Verf.  auf,  dass  er  in  dem  ersten  Theile 
out  den  Codd.  der  schlechteren  Classe  gehe,  während  im  zweiten 
l>iMiheh  sein  Text  mit  den  von  Meibomius  mitgetheilten  Lesarten 
übereinstimme ;  nichtsdestoweniger  erklärt  Verf.,  C  gehöre  vom  ersten 
b  som  leisten  Capüel  zur  Classe  der  deteriores  (p.  32:  in  eo  igitur 

I«l«khft  L  4.  teterr.  Gyma.  1178.    U.  Hefl.  7 


98         C.  MudleTf  De  arte  critica  Cebetis,  ang.  v.  P.  Knöü. 

Stare  dehemus  codicem  C  a  prima  ad  tUtimum  usquc  caput  ad  idem 
genus  pertinere.)  Im  Folgenden  erörtert  er  das  Verhältnis  des  Cod. 
M  zu  den  übrigen  und  kommt  zu  dem  auffallenden  Schlüsse,  Meibo- 
mius  (resp.  Reland)  habe  nicht  einen  eigenen  Codex  benützt; 
die  Lesarten ,  die  er  am  Schlüsse  des  Textes  seiner  Ausgabe  als  Va- 
rians  scriptura  codicis  msti  in  Cebetis  Tabula  mittheilt ,  habe  er  fünf 
verschiedenen  Codd.  (A  B  C  D  und  einem  demVaticanus  verwandten) 
entnommen;  überdies  habe  er  in  ihr  die  Conjocturen  irgend  eines 
Gelehrten  (als  handschriftliche  Lesarten)  mitgetheilt.  So  stände  es 
mit  dem  zweiten  Theile  der  Schrift  ziemlich  übel.  Doch  Verf.  sucht 
uns  zu  entschädigen,  indem  er  im  Vat.  den  A  zunächst  stehenden 
Cod.  erkennen  will.  So  kommt  er  denn  p.  67  zu  dem  allerdings  neuen 
Schlüsse,  für  den  ersten  Theil  bilde  A  die  Grundlage  der  Textkritik, 
für  den  zweiten  habe  sie  Vat.  zu  bilden.  Dies  ist  das  Re- 
sultat der  Forschung  des  Verf/s,  ein  Resultat,  mit  welchem  sich  kaom 
Jemand,  der  mit  tfen  handschriftlichen  Verhältnissen  des  Schriftcheos 
bekannt  ist,  einverstanden  erklären  wird. 

Was  zunächst  sein  Urtheil  über  C  betrifft,  so  fällt  auf,  daas, 
obwol  Veif.  die  Thatsache  anerkennen  muss,  derselbe  beginne  in 
sectmda  libelli parte  von  der  Classe  der  deteriores  abzuweichen,  er 
doch  kui*zweg  urtheilt,  dieser  Cod.  gehöre  vom  ersten  bis  zum  letzten 
Capitel  dieser  einen  Classe  an.  Eine  genügende  Erklärung  für  diese 
auffallenden  Abweichungen  gibt  Verf.  nicht ;  nur  einen  Erklärungs- 
versuch für  seine  Uebereinstimmung  mit  den  Lesarten  Meiboms 
macht  er  p.  32 :  ufia  est  igitur  interpretatio  —  in  uariante  scriptura 
editioni  Meihomianae  addita  nonnuUas  certe  exhiberi  scripturas  e 
cod.  C  adquisitas.  Damit  aber  wäre  zum  Höchsten  blos  seine  Ueber- 
einstimmung mit  Meiboms  Lesarten,  noch  keineswegs  aber  das  Abwei- 
chen von  der  schlechteren  Classe  erklärt.  Auch  über  den  Punct ,  wo 
C  von  der  Familie  der  schlechteren  Hss.  abzuweichen  beginnt,  suchen 
wir  in  der  Schrift  vergebens  eine  genauere  Angabe ;  Vf.  sagt  blos, 
dass  dies  in  secunda  libeüi  parte  der  Fall  sei.  Nun  aber  bezeichnet 
er  regelmässig  damit  den  Theil  von  dem  Puncto,  wo  Cod.  A  schliesst 
(Cap.  XXIII,  3).  Nach  den  Worten  des  Verf.'s  müssten  wir  also  an- 
nehmen, dass  C  etwa  von  Cap.  XXIII,  3  oder  XXIV  an  von  der 
schlechtem  Hss.gattung  abweiche.  Dies  ist  jedoch  nicht  der  Fall. 
Ich  will  versuchen  dies  hier  festzustellen ,  da  es  ja  in  dieser  Frage 
nicht  ohne  Wichtigkeit  ist.  Dabei  will  ich  mich  auf  das  Nothwen- 
digste  und  auf  den  zweiten  Theil  (von  Cap.  XXm,  3  an)  beschränken, 
da  ja  für  den  ersten  Theil  die  Uebereinstimmung  mit  der  schlechteren 
Classe  vom  Verf.  zugestanden  ist ;  durch  Verschreiben  entstandene 
Lesarten  übergehe  ich  absichtlich.  XXIII ,  3  Svl  fioi  elTti  C  det. 
iioi  ewrpf  eiTte  M  —  XXIV,  2  xctyiig  diaTQißowag  wg  nconuig 
dtcctQißovai  C  det.  %aimg  dtavqißovrag  wg  eiycrj  öiatQißovGi  M  — 
ibid.  Ol  de  C  det.  grcgo/ de— M  XXVI,  1  naaxoweg  C  det.  xcr^uwr- 
teg  M  —  XXVn,  1  oi  fieV  aixBYvoHJiihoi  C  det.  (mit  Ausnahme 
des  Vat.)  Xi7trig  xai  roQaxijg  M  —XXVIII,  1  atciv  di  avtoi  C  det. 


er,  I>e  art^ 


•nf. 


P,  KmlL 


<»9 


4f  Xf 4ky  H  ^  tbid  S   tqinov  ¥.al   (yal  om.  C)  fmdAara«»- 
ayaS^iitf   ffvoi'vnu    {uvat  add.  C)   C  det,    tqoTrfjt   xai 

tii$  mytara  ayt-''  rviat  alvm  M  —  XXIX,  1  fts^at 

7i:palx4c  cri  f^et^ir  ^  ^  ^  //£yö/  CDKP  f/MÖ^w  iiagay^vö- 
nEiHtt  Xtiftai  ytißaiK^  H  —  XXX»  1  i'fpr^p  C  det.  oin.  M  --  ibid, 
i  iiagakiJ^tktj  C  det  drtoi^vifHfj  M  —  Eine  spätere  Stelle,  die  ?on 
DaliPtiing  «rüii«,  j(»t  nicht  d ach kq weisen;  denn  vou  nun  an  herrscht 
üiiiibibat       '    *  '  rait  den  Lesarten»  die  Meibom  an- 

(äkxtf  b^i  ug  von  der  Familie  der  deteriores; 

iliifv  itiu:    XXX  i,  1    sfwteiitv  0  M  vufuteiv  det.  — 

Äld.  'J  ■  >  roi^  M)   laorc  det.  —  XXXII.  2  muiaßhito^ 

^I  li  »ing  d<»t,  —  XXXIIT,4   iütl  nQog  Äf   CM.  W 

t|09  ;..  ,..  r.omtii'c^v  il&ilv,  ngog  cV  det.  —  ibid,  6  ilHovr^v 
sf^߀tffs^y  iX^f*  C  M  (ftori^v  tidm«.  dxQ«ß€a%iQav  ya^  det. 
-  XXJtVIl«  3  ro  yMKio^  toiriv  t^i*  or  xaitf^r  lanv  fnü  (il  C) 
c'Ä  ro  KirxiG^*  Toiriff  Cf^r  Ka/j/v  iatt,  lo  6i  Lrv  ov  Actmy.  inil  ei 
4llL  DlMa  Stallen  liessen  i^ich  um  ein  Bedeutendes  vermehreu;  doch 
|ttA|«t<i  bemerken,  dass  beide  überdies  au  eiuem  Punkte  im  Caf».  XIi 
üAläiHMii,  Daraus  gebt  hervor ,  dass  C  bis  cap.  XXX  ine  1.  zur 
CUii*  der  ecblecbteren  Codd.  gehört:  von  XXXI  an 
»lichi  er  volIßtändiK  von  ihr  ab.  Hieraus  erhellt  zugleich, 
•ii»r"  •  *  '  "  '  :  ■  ^0iin  er  diesen  Cod.  vom  Anfang 
liiüi  einreibt,  oder  ihn  sogar  p,  49  in 

inmm  i^ku«^  Uutiauge  äi^  ^  oder  uuroittelbare  Abschrift 

««taiVil.  erkUrt.    Bei  Bv  ;  ig  einer  Stelle  Mos,  die  dem 

^nf.  m  €  liefiaeT  gefftllt  als  in  den  det.,  macht  er  (p.  51)  einen  Kr- 
ldAraAf»v«rroeh :  die  Stolle  mosse  in  C  von  einem  Gelehrten  emen- 
iltrt  imrden  sein;  dass  diese  ErkliErung,  die  Qbrigens  Verf.  mit  Vor- 
Ute  t-  '    R   anwendet,   die    sich  mit  seinen  Annahmen  nicht 

rtty  'enOgt,  um  die  grosse  Zahl  Abweichungen  von  Cap. 

XMl-  rklüren,  darauf  braucht  nicht  erst  aufmerksam  ge- 


Im  i^'  zur  Ansicht  des  Verf/d  werden  wir  also  Über  C 

oiMko,  dr*-vM.  ^**b«1re  nicht  einer  Clause  an,  sondern  er  sei  ein 
Ibcic9d«t;  der  Schreiber  desselben,  oder  vielmehr  der  Schreiber 
Id  Toffi^t'  '  '  lakaris  den  Par.  C  abschrieb,  benöttte 

flr4«tTii-  inen  Cod.  der  interpolierten  Gattung; 

m  ia  Rb  -tand  ihm  ein  von  dieser  Familie  gan^ 

iWiidlMd^/;  :']Qg. 

EHtBM  eigentfaflmhcbp  Verhältnis  des  Par.  C  war  von  wesent- 
>t^9m  Btiftiiss  fOr  den  Versuch  des  Verf/s  die  Nichtexistenx  eines 
(H  li«HMii«aiia  oi^^hxuweisen  (p.  32).  Stichhältige  Beweise  frir 
Ate Bilisi|il]i]ig  werden  nicht  vorgebracht;  denn  der  Umstand,  daas 
H  ii  wiahügiifii  BitUen  bi«  zum  Schlüsse  von  A  mit  diesem  (s.  die 
y.  \%  ff,),  von  Pap.  XXXJ  an»  wie  oben  gezeigt  wurde,  mit  0 
beweist  bloe,  dass  wir  in  M  einen  Cod.  der  besaareii 
vor  um  haben;  daae  dal)ei  Stellen  vorkommen,  wo  er  in  den 


100         C.  MueUer,  De  arte  critica  Cebetis,  ang.  v.  P.  KnÖU, 

genannten  Partien  nicht  vollständig  mit  ihnen  übereinstimmt  (siehe 
p.  23  ff.) ,  muss  die  Ansicht  bestarken ,  dass  wir  in  ihm  es  mit  einor 
besonderen  Handschrift  zu  thun  haben.  Dass  anter  den  von  Meibom 
angeführten  Lesarten  sich  einige  finden,  die  mit  denen  in  den  schlech- 
teren Codd.  übereinstimmen  (p.  28  f.  34  f.),  beweist  nicht  viel,  wenn 
man  diese  Stellen  selbst  ins  Auge  fasst.  Denn  unter  den  pp.  34  f. 
angeführten  zwölf  Fällen  lassen  sich  fünf  auf  Schreibfehler  zurück* 
führen :  XXXVII,  2  (avrcu  und  avro)  XXIX,  2  (dvayyiJikovaiv  und 
dvayyiXovaiv)  XXXV,  2  {Ttaqayivoiiivovg  und  naqayiyvofxivov^ 
XL,  1  {rovtVDv  (tioviov  und  rovcov  fiovov)  XXIV,  3  (ixkvcai  und 
i%lvaaL);  einer  beruht  auf  unrichtigem  Citat;  denn  XXVI,  1  hat 
Vatic.  nicht  nov  kzt.  mit  M,  sondern  ttoI  evi;  vier  weitere  fallen 
in  die  Partie  von  Cap.  XXIII — XXXI ,  wo  C  noch  zur  schlechteren 
Classe  gehört.  Es  bleiben  also  2  Fälle  und  die  beweisen  nichts.  Fast 
ganz  auf  Schreibfehlern  beruhen  die  Fälle,  die  Verf.  p.  28  f.  anführt. 
Woher  nahm  femer  Meibomius  die  Lesarten,  die  sich  weder  in  A  noch 
in  C  noch  in  irgend  einem  der  deteriores  finden ,  namentlich  in  der 
Partie  von  Schluss  der  Hs.  A  bis  zu  dem  Punct,  wo  G  von  der 
schlechteren  Classe  abzuweichen  beginnt?  Die  Person  des  unbekannten 
Gelehrten,  die  als  Erklärnng  für  alle  Eventualitäten  aufbewahrt  wird, 
ist  doch  nur  ein  Nothnagel.  Denn  unter  den  von  Meibomius  ange- 
führten Lesarten  gibt  es  sehr  viele,  die  für  einen  Stümper  zu  schledit 
sind;  man  vergleiche  die  Fälle,  die  Verf.  auf  pp.  23,  27,  28  anführt. 
Gegen  die  Annahme  des  Verf. 's,  Meibomius  habe  die  Lesarten  meh- 
rerer Codd.  unter  der  Varians  scriptura  gegeben,  spricht  das  Verfahren 
Meiboms  bei  der  Ausgabe  Epictets ;  er  führt  zuerst  die  abweichenden 
Lesarten  des  Cod.  Havniensis,  und  zwar  diese  vollständig  an ;  hierauf 
folgen  erst  die  des  Gerdesiauus  von  Beland.  Uebordies  ist  es  dem 
Verf.  nicht  gelungen  den  Vorwurf  des  Betruges,  der  auf  Meibom 
(resp.  Beland)  lasten  würde,  da  er  ja  unter  der  Aufschrift:  Varians 
scriptura  codicis  msti  die  Lesarten  verschiedener  Codices  und  die 
Conjecturen  eines  Gelehrten  brächte ,  zu  entfernen.  Denn  das  Mann- 
script der  Varians  scriptura  muss  doch  Beland  von  Meibom  erhalten 
haben.  Unter  den  Gründen ,  womit  die  Nichtexistenz  eines  Cod.  M 
nachgewiesen  werden  soll ,  kommt  auch  der  vor ,  dass  zum  zweiten 
kürzeren  Theile  blos  4  Seiten  abweichender  Lesarten  angeführt  werden, 
zum  ersten  dagegen  sieben  (p.  42).  Was  wird  damit  bewiesen,  als  dass 
die  Vulgata,  nach  der  Meibom  collationiert  hat,  im  2.  Theile  (von 
cap.  XXXI  an)  mit  der  besseren  Classe  übereinstimmt  ?  Auch  der  Um- 
stand, dass  dieser  Cod.  Havniensis  jetzt  spurlos  verschwunden  ist, 
beweist  doch  noch  nicht ,  dass  er  niemals  existiert  hat.  Die  Gründe, 
die  gegen  die  Existenz  des  M  vorgebracht  werden,  scheinen  also  un- 
zureichend. 

In  §.  3  sucht  der  Verf.  nachzuweisen,  dass  Vat.  und  Lau- 
rentianus  sich  am  meisten  an  Güte  A  nähern;  dies  geschieht  auf 
Grund  von  6  Stellen,  die  nicht  viel  beweisen;  IV,  1  lässt  nämlich 
nach  meiner  CoUation  auch  B  mit  AVL  das  k'cprp^  weg;  XIV,  3  hat 


C  Mutüery  De  arte  critica  Cebetis,  ang.  v.  P.  £nd7{.         101 

nch  C  dieselbe  Lesart  wie  AYL ;  XIV,  4  haben  LV  nicht  oiziog^ 
jdiideni  ovrwy  und  yccQ  lässt  auch  C  aus ;  B  dagegen  hat  ovrwg.  Die 
SMlen,  die  Verf.  pp.  53,  54,  55  aus  Vat.  mittheilt,  sind  ohne  Weiih ; 
tarn  nnter  all  den  37  Fällen  ist  kein  einziger,  wo  nicht  dieselbe  Les- 
ttt  entweder  alle  oder  einige  von  der  interpolierten  Classe  böten.  Ueber- 
kanpt  scheint  mir  Vat.  vom  Verf.  sehr  überschätzt  zu  sein.  Derselbe 
ist  OB  flüchtig  auf  Papier  geschriebener  Cod.  der  interpolierten 
Gsttnog',  dessen  Nachlässigkeiten  eine  zweite  Hand  sehr  häufig  ohne 
Veiständnis  ausgebessert  hat.  Er  unterscheidet  sich  von  den  dete- 
Dores  nur  an  einer  wichtigeren  Stelle  C.  XX VII,  1,  wo  er  XvTtr^g 
vtt  Tce^axvS  ^^  ^  bietet.  Gegen  die  Annahme ,  er  sei  die  Quelle 
aller  Codd.  der  schlechtem  Art,  sprechen  schon  äussere  Gründe  der 
Schrift ;  so  scheinen  mir  die  Schriftzüge  des  Corsinianus  regelmäs- 
Sfer  als  die  des  Vat.  Auch  in  Bezug  auf  das  Abhängigkeitsverhältnis 
to  anderen  Codd.  werden  einzelne  unmögliche  Behauptungen  auf- 
gestellt. So  soll  Cors.  aus  C  abgeschrieben  sein  (pp.  33 ,  70,  79) ; 
und  doch  gibt  Verf.  in  der  Tabelle  der  Codd.  p.  10  an,  Cors.  gehöre 
iatlV.  (?),  C  ins  XVI.  Jahrh.  Wie  ist  das  möglich?  Dass  die  Zeit- 
angabe f&r  Cors.  im  Katalog  nicht  zu  hoch  ist,  zeigt  die  regelmässig 
tthftM  Schrift  sowie  die  stete  Form  des  Schlussigmas  (o). 

Was  die  Behandlungsweise  des  Verf.'s  betrifft ,  so  hätte  sich 
der  grosse  Wust  von  Citaten,  durch  die  man  sich  nur  mit  Mühe  durch- 
arbeitet, wesentlich  vereinfachen  lassen,  wenn  sich  Verf.  auf  das 
Iki&wendige  und  wirklich  Beweisende  derselben  beschränkt  hätte  ; 
w«r,  wie  Verf.,  nicht  unterscheidet  zwischen  wirklichen  Textes- 
TuiiBten  und  solchen  Abweichungen ,  die  durch  itacistische  Schreib- 
fihler,  Gemination  von  Consonanten ,  Verwechslung  von  Kürze  und 
Uoge  der  Vocale,  Accentuationsfehler  u.  ä.  entstanden  sind,  der  wird 
kaom  Klarheit  in  ein  verwickelteres  Uandschriftenverhältnis ,  wie  es 
du  der  Tabula  ist ,  hineinbringen.  Beispiele  hierfür  hier  anzuführen, 
wäre  zu  weitläufig ;  sie  finden  sich  auf  jeder  Seite  der  Schrift. 

Im  eitleren  von  handschriftlichen  Lesarten  kommen  einige  Ab- 
weickvBgen  von  meinen  Collationen  vor,  von  denen  nur  die  folgenden 
hier  Platz  haben  sollen^):  p.  21.  XIX,  1  hat  L  Ttaqaytafxivov^, 
nicfaft  wie  die  anderen  naQayevojLiivovg.  XXIII,  1  war  zu  bemerken : 
ausgenommen  L,  der  vorher  schliesst.  p.  22.  XXI,  3  haben  BD  nicht 
IftfOiPU  ovt(og  ehai,  sondern  if^iqxxivei.  elvai  ovzwg.  Das 
Citat  p.  24.  III,  2  taTi  yaq  xtX.  ist  ungenau ;  als  wenn  A  nicht 
ioinda  hfttte.  VI,  3  hat  DL  nicht  a^ovaai^  sondern  av^ovaai.  VIII, 
2  hat  A  ediüxe  nicht  didioy^.  IX,  3  hat  A  yaqyaXitei,  p.  25.  X,  4 

')  Die  Collationeu,  nach  denen  ich  eitlere,  verdanke  ich  der  un- 
rergleichlicben  Güte  meines  Freundes  Prof.  W.  Förster  in  Bonn,  der 
früher  die  Tabula  herauszugeben  beabsichtigte  und  bereits  alle  Vorarbeiten 
hierftr  fertig  hatte.  Für  ihn  wurde  Par.  A  und  B  von  Hrn.  Charles 
Graux  in  Paris,  Lanr.  und  Bicard.  von  Hm.  E.  Piccolomini  in  Florenz 
Terelichen;  Par.  C  und  D  verglich  Prof.  Förster  selbst;  alle  diese  Collationen 
lud  mit  grosser  Sorgfalt  gemacht.  Vatic.  und  Corsinianus  sind  vom  Ref. 
eollationiert  Eine  Ausgabe  der  Schrift  bereitet  Ref.  vor. 


102         C.  Mueller,  De  arte  critica  Cebetis,  ang.  v.  P.  Knöü,  ^ 

hat  B  nicht  zbv  Xoinov  ßiov,  sondern  x6  loiTt'v  toi  ßiov.  X,  4  •• 
i8t  die  Schreibart  von  YLBBWDPCK  der  des  M  fast  ganz  gleich;  >; 
die  Stelle  war  also  nicht  hier,  sondern  erst  p.  2S  anzufahren.  XIV,  1  ■'- 
hat  A  nicht  xort  al  alXai,  sondern  al  fehlt;  B  dagegen  hat  xai  ai  tj 
äklai  ai  ^ez  avrtiv,  p.  26.  XVIII,  4  hat  D  nicht  nore  deivov  -i 
jta^dv  iv  T(^  ßi(f)y  sondern  itora  na&eiv  iv  tö  ßi(^  deivov  mit  j, 
W.  XX,  4  (vgl.  Ss.  40,  60)  hat  A  nicht  Iqpjyv  oh;  iycj  (xihatu^  j 
sondern  ^q)m  tog  iyw  /nrj  /nahoTa  und  dies  ist  offenbar  Verschrei-  ^ 
bung  aus  ey(^/Äai ,  was  M  hat ;  es  gehört  also  diese  Stelle  nicht  -, 
hierher,  sondern  auf  pp.  19  f.  Ebendaselbst  hat  L  nicht  8q)rpf  tuu  ] 
eyioye  xaAA^aja,  sondern  xat  fehlt,  p.  29,  IV,  1  hat  B  (px^ovoirjg  m*,  1 

Ol 

(p&avoig  m*;  L  (p^dvrjg,  V  (pi^dvrjg.  XII,  3  hat  D  xaioc  {ü  fehlt),  ' 
nicht  oWcuoi.  XVIII>  1  hat  B  nicht  xex^i/^aV//,  sondern  xexQifjfidmri.  ' 
XIX,  2  fehlt  in  D  nicht  av.  p.  31  Anm.  XL,  1  weicht  blos  K  ab;  BD 
haben  eariv,  p.  32.  XXXIX,  3  gehört  ttov  6  nXovvog  K  doch  eher  zu  MC 
als  zu  den  andern;  ebenso  XL,  1.  p.  34.'XXX,  1  hat  BD  i^rjyija&aif 
dagegen  VK  i^rjyuad^ai ;  die  Verwechselung  ist  durch  den  Itacismus 
leicht  und  der  Fall  war  nicht  anzuführen,  p.  35.  XXXVII,  2  hat  R 
avew  nicht  avzo;  dabei  ist  C  zu  citieren  vergessen.  XXVI,  1  hat 
V  nicht  nov  kUf  sondern  nol  i'vi;  K  nicht  /rof,  sondern  tiöi.  p.  36 
XXVI,  3  hat  B  dyriq)aQxov  (sie!)  XXVIII,  3  haben  BD  tqotiov  lud 
und  in  B  fehlt  uvai.  p.  37.  XXIV,  2  dkkal;ovelag  (sie!)  B.  XXV,  2 
hat  auch  B  inenoTLU  (o  in  ras).  XXXI,  3  haben  DV  dXld  üx^  mit 
M,  nicht  dXl^  aixrj.  XXVI,  1  K  hwqvxiov  nicht  xwqvxsiop  ;  ebenso 

R.  p.  38.  XXXVII,  2  hat  K  aivo  m.^  p.  47.  XVII,  3  ist  bei  C  Üyug 
zu  citieren  vergessen,  das  ja  in  ihm  nicht  fehlt.  IV,  1  hat  B  die  Les- 
art mit  AVL  gemeinschaftlich,  nicht  mit  den  andern.  V,  3  hat  Vm' 
o 

nicht  nhiv,  sondern  Ttldv  d.  i.  7T?Mvog;  nur  hat  m^  das  o  mit  fri- 
scher Tinte  überzogen*),  p.48.  XIV,  4  hat  LV  nicht  oiriog,  sondern 

Oft 

ovrcü.  XV,  2  B  oUyop  m*  oXiyoi  m*.  IX,  1  hat  B  naqiXOr^  m'  and 
%(pri  fehlt  nicht,  p.  52.  XXI,  3  hat  V  nicht  dvd^u  m*,  sondern  die 
Buchstaben  vonf  in  evav&el  sind  von  m*  nur  mit  frischer  Tinte  Aber- 
zogen. 

Von  Druckfehlern  sind  mir   keine  wesentlichen  aufgefaUen ; ' 
p.  16  ist  statt  dna  genera  duo  zu  lesen;  p.  24  &vqiov  st.  &vQiOv. 

Rom  im  Januar  1878.  P.  Knöll. 

')  Hierbei  sei  bemerkt,  dass  Verf.  an  vielen  Stellen  i;'  citiert,  wo 
die  m'  nichts  weiter  gethan  hat,  als  die  Schriftzüge  der  m'  nochmals 
zu  überfahren.    Diese  m*  verstand  offenbar  die  einfachsten  Abkürzungen 

6 
nicht;  denn  wo  m'  ng  schrieb,  fügte  m'  nach  ihrem  Exemplar  noch  ein 
c  hinzu;  ebenso  in  anderen  Fällen. 


E.  Bendetj  GruDdriss  d.  roin.  Literaturgescb.,  ang.  v.  A.  Zingerle.    103 

ärandriss  der  römischen  Literaturgeschichte  für  Gymnasien  von 
Hermann  Bender,  Prof.  am  Gymnasiam  zu  Tübingen.  Leipzig, 
Teubner  1876.  Vlil  u.  84  S. 

Das  vorliegende  Werklein  ist,  wie  der  Hr.  Verf.  auf  dem  Titel 

und  im  Vorwort  ausdrücklich  betont,  für  die  Bedürfnisse  der  Gymna- 

Mn  berechnet.  Und  diesem  Zwecke  hat  der  Hr.  Herausgeber ,  ein 

SAfller  T.  Teoifers,  der  sich  auch  des  mündlichen  Beirathes  dieses 

Mannten  Gelehrten  erfreute,  im  Ganzen  recht  besonnen  gerecht  zu 

werden  gewasst.  Natürlich,  dass  auch  des  Lehrers  yerdienstyolle  Lite- 

raiiirgeschiehte  (vgl.  des  Bef.  Anzeige  der  3.  Aufl.  in  dieser  Zeitschr. 

1875,  S.  668  ff.)  fleissig  benutzt  wurde,  aber  das  Büchlein  ist  bei  jener 

lelbständigen  Verfolgung  des  oben  genannten  Zweckes  nicht  etwa  ein 

Uo6  mechanischer  Auszug  jenes  Werkes  geworden.  Den  Bedürfnissen 

dar  im  Aage  behaltenen  Schülerstnfe  entsprechend  wurde  eine  einfache 

ibenichtliche  Gesammteintheilung  des  Stoffes  gewählt  (I.  Die  Vorge- 

khichte«  bis  auf  Livius  Andronicus,  240  y.  Chr.  II.  Archaistische 

Piriode,  von  Livius  Andronicus  bis  zum  Auftreten  Ciceros,  240 — 70 

T.  (Ar.  III.  Das  goldene  Zeitalter,  70  v.  Chr.  —  14  n.  Chr.  IV.  Das 

alWnie  Zeitalter  14—120  n.  Chr.  V.  Die  Zeit  des  entschiedenen  Ver- 

füles  120  n.  Chr.  bis  zum  6.  Jahrb.),  nach  diesen  Bedürfnissen  auch 

ft»  Auswahl  und  grössere  oder  geringere  Ausführlichkeit  in  der  Be- 

badlnng  des  Einzelnen  bemessen,  das  Gebotene  möglichst  allgemein 

nnt&ndlich  zn  fassen  gesucht  mit  meist  treffender  Charakteristik  der 

fir  4ai  Schfiler  bedeutendsten  Schiiftsteller,  hie  und  da  eingefloch- 

toMQ  Tergleichenden  Gegenüberstellungen  (z.  B.  S.  12.  Plautus  und 

Ttnu;  8.  29  Vergil  und  Horaz,  wo  aber  wol  das  auf  das  blosse  Aeus- 

foüche  Bezfigliche  an  der  Spitze  fast  gar  zu  sehr  henrorgehoben)  und 

Hinweisen  anf  die  Bedeutung  eines  Werkes  für  das  Mittelalter  und  auf 

Vergleichbares  in  der  neueren  deutschen  Literatur  (z.  B.  S.  11;  12; 

14;  30 ;  32  n.  dgl.).  Die  bei  dem  Wichtigsten  dem  Schüler  auch  ver- 

niUdten  Urtheile  der  Alten  selbst  (mit  besonderer  Bei-ücksichtigung 

ter  im  10.  Buche  Quintilian's),  sowie  die  präcisen  Inhaltsangaben 

auch  der  einzelnen  Bücher  und  Stücke  bei  Schulclassikem  (z.  B. 

Gioigiea  Vergil 's  S.  24  f ;  Horaz*  Satiren  S.  27;  Caesar  8.  42  f.),  die 

fitenchtliche  Tabelle  über  das  Leben  und  die  Schriften  Ciceros 

S.  34  ff.  und  die  am  Schlüsse  beigefügte  allgemeine  Tabelle  können 

auch  nur  dem  Zwecke  des  Buches  entsprechend  genannt  werden. 

Desgleichen  ist  es  von  dem  gegebenen  Standpnncte  im  Allge- 
meinen Dor  zu  billigen,  dass  andererseits  nähere  Berührung  von  Hypo- 
thesen, neueren  unter  sich  abweichenden  Ansichten  oderStreitpuncten 
mit  wenigen  im  Grundwesen  wol  auch  dieser  Schülerstufe  noch  mitzn* 
theilenden  Ausnahmen  (S.  4  über  Niebuhr's  Hypothese  von  einem 
Volksepos,  S.  6  über  Mommsens  anerkannte  Herabsetzung  des  Han- 
delsvertrages mit  Karthago  ins  Jahr  348 ,  S.  29  über  die  Hofman- 
Peerlkamp*8che  Richtung  in  der  horaz.  Kritik,  S.  41  über  Drumann*s 
ind  Mommsens  Beurtheilung  des  Cicero,  S.  61  über  Stahr's  Behanp- 
i  zn  Tacitus)  hier  möglichst  vermieden  und  dafür  vom  Verf.  das 


.  104    H.  Bender^  Grandriss  d.  röm.  Literatargesch.,  ang.  y.  A.  ZingerU, 

ihm  nach  seinem  Urtheile  Walirscheinlichste  kurzweg  oder  mit  einen 
„wahrscheinlich''  geboten  wird.  Ist  man  dabei  im  Einzelnen  auch 
nicht  überall  mit  ihm  ganz  einverstanden  (so  kann  sich  Bef.  z.  B.  . 
mit  der  auch  hier  S.  30  als  wahrscheinlich  bezeichneten  Identität  der 
catollischen  Lesbia  mit  der  Schwester  des  P.  Clodios  noch  nie  recht 
befreunden),  so  blickt  doch  fast  überall  hübsche  Kenntnis  der  Lite-  . 
ratur  durch.  Wenn  sich  der  Hr.  Verf.  S.  24  für  die  bekannte  Ansicht 
Yon  einer  Tendenz  in  den  Geoi*gica  des  Yergil  entscheidet,  so  ist  dabei 
nun  wenigstens  der  Gedanke  yerwerthet,  den  Bef.  den  Yeiiiheidigem 
dieser  Ansicht  als  den  einzig  noch  annehmbaren  in  dieser  Zeitschr. 
1875  6.  292  bezeichnet  hat.  Ganz  einverstanden  ist  Bef.  mit  der  An- 
nahme der  Echtheit  sämmtlicher  Stucke  des  Seneca  tragicus  aus* 
schliesslich  derOctavia  S.  52  (vgl.  auch  meine  Bern,  in  dieser  Zeitschr. 
1878  oben  S.  7);  bei  den  Heroiden  des  Ovid  S.  31  möchte  er  aber, 
obschon  er  auch  der  Echtheit  der  Mehrzahl  zuneigt,  doch  neben  der 
wünschensworthen  Ergänzung  der  Zahlangabe  eine  wenigstens  leichte 
Berührung  des  vielbesprochenen  Fragepunctes  hier  noch  empfehlen 
(die  Epistula  der  Sappho  z.  B.  ist  trotz  des  neuesten  Bettungsver- 
suches Comparetti's  vgl.  Bivista  di  Filolog.  1877  p.  442  in  keinem 
Falle  zu  halten).  Bei  Tacitus  dialogus  S.  60  ist  die  Echtheitsfrage 
berührt  und  die  Echtheit  richtig  betont,  aber  gerade  im  Anschlüsse 
daran  wäre  die  später  folgende  Bemerkung  über  den  Entwicklungs- 
gang des  taciteischen  Stiles  für  den  Schüler  wol  am  passendsten. 

Da  andere  Wünsche  und  einige  Unebenheiten  dem  Hm.  Verf. 
bereits  M.  Hertz  mitgetheilt  hat  (vgl.  Zeitscbr.  f.  GW.  1877  S.  574  ff.), 
so  reihe  ich  meinerseits  dai*an  nur  noch  weiter  die  kleinen  Bemer- 
kungen, dass  S.  1 1  unter  den  besseren  Stücken  des  Plautus  wol  auch 
der  Pseudolus  genannt  werden  konnte,  den  man  ja  auch  geradezu 
schon  als  Meisterwerk  des  Plautus  bezeichnet  hat  (vgl.  z.  B.  die 
Ausgabe  von  Lorenz,  Berlin  1876  Vorr.  S.  VII,  die  jetzt  auch  unter 
den  Ausgaben  S.  12  nachzutragen),  dass  S.  24  die  Behauptungen 
über  die  allegorischen  Personen  in  den  Bucolica  des  Vergil  wol  doch 
ein  bischen  zu  mildern  wären  (vgl.  meine  Bem.  über  die  5.  Ekl.  in 
dieser  Zeitschr.  1877  S.  509),  S.  36  bei  Hervorhebung  des  Interesses 
der  verrin.  Beden  des  Cicero  auch  die  Bedeutung  der  4.  de  signis  mit 
einem  Schlagworte  berührt  werden  könnte,  S.  27  über  die  Zeit  der 
Herausgabe  der  horaz.  Gedichte  nun  wol  Christas  Fastorum  Horat. 
Epicrisis  München  1877  und  S.  55  bei  den  Angaben  über  Juvenal 
Friedländers  Dissertation  de  Juvenalis  vitae  temporibus  Königsberg 
1875  zu  beachten  wären.  Einiger  Bevision  bedüifen  bei  einer  zu  er- 
wartenden 2.  Auflage  sicher  in  manchen  Punkten,  auch  abgesehen 
von  den  indes  erschienenen  neuen  Nachträgen,  die  beigefügten  An- 
gaben über  die  erklärenden  Schulausgaben;  ein  Paar  Stellen  hat  auch 
hierüber  Hertz  berührt,  ich  reihe  auch  hier  weiter  daran,  dass  S.  43 
die  bekannte  Ausgabe  Caesar's  von  Kraner  zweimal  consequent  unter 
dem  Namen  „Krämer^  citiert  ist,  in  der  dortigen  Literatur  gerade 
für  Schüler  wol  auch  die  Ausg.  von  Seyffert  genannt  werden  könnte. 


R  Aüiitfr,  GfiediliM^hes  Klein euUr buch,  ang,  v.  «/.  Happold.    10$ 

im  W  Ofid  die  gewiss  etniifülilonsweiirhe  Ausgabe  der  Fasti  töh 
EFettr  fehlt  <vpL  möiue  Anz.  m  dieser  Zeitsclir.  1875  S.  280  C), 
las  die  n^r  >    der  Siebeljs'schen  Ausgabe  des  Cornelius  Nepos 

VM  Jmaoo^i  LTt  sind  u.  dgl. 

Der  Hr,  Verf.  wird  aus  der  im  Verliältnis  zum  Umfange  des 
W«il»irifi  ji»  Trili(]i  »nin't^lienden  Anzeige  ersehen  haben,  dass  dein  im 
Ghdoi  3  eben  BQchlein  Theilnahme  entgegengi^bracht 

•wJVrriirt'iiiiiiu:  ^-i'\\  uiim  lit  wird.  Eine  zweite  Auflage  wird  dann  auch 
ttt  puM  üoebenbeiteo  g«»i\iss  entfernen. 

Innsbruck.  Anton  Zingerle. 


'Irieebischeg  Elementarbuch,  zunächst  för  die  dritte  und  vi.rteCias.-*e 

i^r  GfinnAstcn  nach  der  Grammatik:  von  Curtius,  hearlM'itet  von 
Uf*  Valentin  Hintuor,  k.  lt.  Profcasor  atn  akademiüdiea  Gymuii- 
äflin  in  Wi(*n.  Zweite  verbessert©  Auflage.  Wifu  1877.  Alfred  flölder. 

T  los  vorliegenden  üebmigsbuches  habe  ich  in 

^^Mf  .  1874  S.  495— 514  angezeigt  Die  äussere 

tfttteU  and  Kinrichtung  des  ButUes  s*»wie  die  Gliederung  und  An- 
«dang  lies  Lehrstoffe.^  sind  im  Grossen  und  Ganzen  dieselben  gc- 
Kti^to.  Wenn  der  Umfang  des  Buches  grösser  geworden  (268  Seiten 
Uker  3tö)«  so  hat  das  seinen  Grund  nicht  etwa  in  einer  bedeuten- 
te  VtnuAkmng  deit  Lelir^Ujffes,  soudoru  in  einem  typogmpb tischen 
Cmitand^  '  hern  ist  jetzt  derselbe  grössere  Druck 

m  10  i§L  -'*w\a  zum  kleineren  Theile  darin,  dass 

)9tti  8»  M4 — -**i^  ein  deutsch  -griecbischest  Verzeichnis  von  Eigen- 
umm  stdii  (frQh«r  die  Eigennamen  btos  im  griechisch -deutschen 

S4hm^  wir.  ob  der  Verfasser  diese  Auflage  mit  Recht  eine  ver- 
^tiMTl«  oennt!  —  Zwei  Aenderuugen,  eine  formelle  und  eine  mate- 
rkUi  hab«Q  wir  sdum  oben  er^ähiK:  beide  sind  vom  Standpuncte 
4ir  Sckile  aus  gewiss  nur  zu  billigen«  —  8.  497  meiner  Anzeige 
kikt  ick  es  als  einen  Hebelstand  bezeichnet,  dass  die  Zahl  der  An- 
mitimi  oft  hv  gross  8oi,  indem  dadurch  dem  Schüler  zu  Hause 
a4  Mm  Unterriehte  in  der  Schule  manche  Minute  durch  das  Auf- 
i9ikm  d«r  Noten  unnöti  verloren  gehen  durfte.  Der  Verfasser  ist 
4nisf  bftdicbt  gewesim  diesem  Cehelstande  nach  Möglichkeit  abtu* 
kll^.  Um  »ehe  besondei-s  die  Stucke  5.  Ü9.  43,  46,  62,  63.  65, 
Tl  f—  7«  d^r  1.  Auflage),  72  ( -  77),  74  (=  79).  76  (      Hl),  79 

;»,  8i  (—  87),  87  (=  91)  u.  a.  Diese  oft  beträchtliche  Ver- 
„„...^  r,-  ^t»r  Anmerkungen  ist  auf  verschiedene  Weise  erreicht 
«ordri  I  wierigsten  Sätze^  welche  die  meisten  Noten  erfordere 

HOb  tina  gefeinchca ;  viele  Verweisungen  auf  frtiher  vorgekommene 
l^itif  niimUteh  auf  leichte»  sind  ausgelassen.  Noch  ein  Punct 
üt  wp9Ci^ü  tn  trwäbncn,  der  froher  sehr  viele  Noten  in  Anspruch 
late,  die  Anwendung  der  Participialconstruction ;  dafür  hat  der 
Vicfaiitr  j0^  du  Mittel  in  Anwendung  gebracht,  welches  in  den 


106     F.  Hintner^  Griechisches  Elementarbuch,  ang.  y.  J.  Bappcid. 

meisten  lateinischen  und  griechischen  Uebungsbüchero  eingewendet 
ist,  nämlich  die  betreffende  Coninnction ,  resp.  das  Relativ  ist  ge- 
sperrt gedruckt.  Vermehrt  ist  die  Zahl  der  Anmerkungen  nur  in  we- 
nigen Stöcken  und  zwar  so,  dass  auch  jetzt  die  Zahl  der  Noten  nicht 
gross  ist.  —  Was  die  Etymologien  im  griechisch-deutschen  Wörter- 
buche betrifft,  s.  meine  Anzeige  S.  502—506,  so  hat  der  Verfasser, 
jetzt  bedeutend  mehr  darauf  Bücksicht  genommen,  für  welche  Stufe 
des  Gymnasiums  sein  Buch  bestimmt  ist.  Vieles ,  was.  für  Tertianer 
und  Quartaner  unnütz,  un verständlich  oder  verwirrend  war,  ist  weg- 
gelassen; man  vgl.  z.  B.  die  Wörter:  aya^at  adiixpog  ael  ascoq 
aXyXrj  Ald^ioxlf  al^f^iaXcocog  dxovw  dle^(o  ßovg  ßgaxvg  yaariQQ 
yevoc;  ilaxvg  tQxofJim  iwayov  l'xo)  d'eq^og  d-iyyavio  loog  xa- 
&aQ6g  xQovu)  laog  loTQevaj  Xtmog  /^ox^r^og  odog  TtaQii  tcbL^w 
7ieT0(.iaL  my^oog.  Freilich  sind  anderwärts  neue  Bemerkungen  dieser 
Art  hinzugefügt  worden,  z.  B.  bei  aya&og  ayavaxTia)  alfia  Tiakew 
'AiJTcog  xvXivdw  Xdlog  Xajußdvio  fivQ/^rj^,  doch  einerseits  sind 
diese  bedeutend  weniger  zahlreich  als  die  ausgelassenen,  andererseits 
ist  auch  bei  diesen  auf  die  Schülerstufe  Eücksicht  genommen.  — 
S.  507  a.  a.  0.  habe  ich  gesagt:  „Mit  den  Verweisungen  auf  die  Syn- 
tax scheint  mir  der  Verfasser  zu  weit  zu  gehen.  Hauptsache  ist  und 
bleibt  die  Formenlehre".  Der  Verweisungen  auf  Syntax  und  auf  frü- 
her im  Buche  selbst  gegebene  Kegeln  sind  jetzt  um  ein  beträchtliches 
weniger,  wie  sich  zum  Theile  daraus  ergibt,  dass  die  Zahl  der  An- 
merkuugen  jetzt,  wie  oben  gesagt,  oft  bedeutend  kleiner  ist.  Man 
sehe  z.  B.  die  Stücke  4,  5,  6,  11,  14,  16,  17,  29,  32,  36  (=  34  der 
1.  Auflage),  37  (=35), 41, 42, 44, 46, 49, 52, 53, 54  usw.  Diese  Ver- 
minderung der  Verweisungen  auf  Syntaktisches  wurde  der  Hauptsache 
nach  durch  das  erreicht,  was  wir  oben  für  die  Verminderung  der 
Noten  überhaupt  angegeben  haben.  Was  die  Hereinbeziehung  der 
Syntax  betrifft,  so  kommt  noch  eine  glückliche  Neuerung  zu  erwäh- 
nen. In  der  1.  Auflage  hat  der  Verfasser  im  Lehi-stoff  der  Qoarta 
keine  eigenen  syntaktischen  Regeln  mehr  geboten,  sondern  den  Schü- 
ler blos  auf  die  Grammatik  verwiesen.  Durch  die  Praxis  scheint  er  nun 
zur  Einsicht  gekommen  zu  sein ,  dass  auf  diese  Weise  oft  zu  wenig 
erreicht  wird,  dass  die  Schüler  die  Grammatik  häufig  nur  flüchtig  an- 
sehen, dass  sie  manches  übersehen  oder  unrichtig  oder  nur  halb  auf- 
ÜASsen.  Daher  gibt  er,  in  der  Weise  wie  früher  im  Lehrstoff  der  Tertia, 
so  jetzt  auch  in  dem  der  Quarta  die  wichtigsten  Puncte  der  Syntax 
in  eigenen  Begeln,  aber  nui*  die  wichtigsten ;  für  minder  wichtige 
hat  er  die  Verweisung  auf  die  Grammatik  beibehalten.  —  In  der 
1.  Auflage  haben  sich  sehr  viele  Unebenheiten,  Versehen  und  Ver- 
stösse gefunden,  s.  meine  Anzeige  S.  510  ff.  Das  ist  jetzt  zum  Theil 
anders  geworden.  Den  Verfasser  hat,  wie  er  im  Vorwoi-te  angibt, 
theils  die  eigene  Praxis  manches  gelehi-t,  theils  wurde  er  von  vielen 
CoUegen  auf  manches  aufmerksam  gemacht.  In  dieser  2.  Auflage  ist 
mir  ausser  dem  wenigen,  was  der  Verfasser  am  Schlüsse  des  Baches 
angibt,  nur  folgendes  aufgestossen :  24b  10  steht  schon  a6  und  ist 


F.  ittmintr,  Griechische»  Eleracntiurbticb,  hu^.  w  J   HapimhL    107 


■r  «blfdliintes'^  hitizDgefa^;  43b  5  ^der  hundert  Kri|)fe  hatte**  ist 
Mliiedtr  inafoyKiifalog:  anzugeben  oder  nach  der  jetzigen  Methode 
vlif^  ffttperrt  su  drucken,  weil  das  Partici|)  anzuwenden  ist  (der 
ScfcflJ^  wem  almlich  noch  nicht  das  Augment  vi>n  txfo,  da  diesem 
«nkSKkk  47  forkoauot)  oder  es  ist  auf  ^.haben'*  eiul  anzugeben; 
i^h  2  f(^hU  ^in  Comma;  71b  13  iBt  das  V^ersehen  „Mnse"  statt 
11  geblioben;  83a  9  bei  Homer  heisst  es:  (f^iasi  a« 
iv  Bwr  finnj^;  Üüa  1  yXiittrjg;  S^Sa  2  soll  es  doch  wol  dtafioXofV 
kiBMO  (weiren  jtöJU^ituv),  das  Wort  fehlt  auch  im  Wörterverzeich- 
!!■#;  S*  10<>  Nr.  15  Druckfehler  tw;  in  den  syntaktischen  TTebun- 
glo  27,  4  soll  es  heissen  „zu  Theil  werden  möge",  zwischen  Satz  16 
st«bt  U»;  Satz  18  ist  „den  Jünglingen**  stehen  geblieben, 
lirlfi  der  Dativ  bei  ^lehren''  corrigiert.  —  Manche  Sätze  der 
waren  entschieden  zu  schwierig,  €.  S.  507  ff.  metner  Au- 
Soldie  Sätze  waren  hesondera  5rt  7,  34a  10,  42a  4,  4Ja  4 
^l>7*  46a  5,  9,  lO(hlO),  58a  7,  60  a  10,  63a  U,  78a  10, 
Aile  diese  Sätze  sind  iu  der  2«  Auflage  durch  leichtere  er- 
QWrdies  noch  manche  andere  mehr  weniger  schwierige» 
An»  obiger  Darlegung  dürfte  zur  Genüge  hervorgehen,  dass  der 

ir  4ie  2.  Anflage  mit  vollem  ßecht  eine  verbesserte  nennt, 

Wut  hab«n  bis  jetzt  schon  ziemlich  viele  bessernde  Aeüderuogen 

besonders  in  den  Anm^rrknogen,  Ausserden  angegebenen 

I  itth  aber  noch  viele  andere.  Von  Aenderungen  iu  der  Schreib- 

maaentticb  der  Eigennamen  (Aetna,  früher  Aitne;  Aegj'pten. 

frifctr  AijTTP*'^?'*  Nil,   fräher  Neilos  usw.)  sehe  ich  ab.  Wenn  der 

rte  bemerkt,  ^der  Lehrstoff  ist  in  dieser  Auflage 

glt„»  ^.   jieben** ,  so  ist  er  in  dieser  Beziehung,  wenigstens 

Mnfli  «its  Lehrstoffen  der  Tertia,  in  einer  Selbsttäuschung*  Es  sind 

uckl  bli%a^  wio  schon  gesagt,  die  schwierigsten  Sätze  durch  neue  und 

kiiekttre  ersetzt,  ferner  nicht  hlos  manche  andere  aus  mehr  weniger 

Weit  lern  auch  noch  manche  '  -it«e 

•tai  ♦.  I  Jen  gestrichen  und  dur^  er- 

mttL  ^rrnerH  i»t  bei  manchen  Stücken  die  Zahl  der  Sätze  vermehrt, 

lii.  ^Tcm^^n.  rting  der  Sitze  ist  häufig  eine  andere,  manche  Sätze  sind 

gekflrzt,  in  manchen  Sätzen  sind  einzelne  Wörter  oder 

-  geändert,  Besonderif  zahlreich  sind  diese  Aeode- 

W  dr*r  Tertia.    Selbstverständlich  wurden  dadurch 

ju  den  Noten  herbeigeführt.    Ferner  sind  manche 

I  dert  usw.  Ich  will  hier  nicht  die  Zutiammenstel- 

ndeningen  geben,  welche  ich  zu  oinem  anderen  Zwecke 

t  ~-  da  sie  den  Eahmen  der  Anzeige  einer  2.  Auttage  viel 

n  a«  iiritten  würde;  zum  Beweise  meiner  Behauptung  führe 

*ck  bi«»  «Kfi  lüatsarhe  an,  dass  das  höbe  Ministerium  bei  der  Appro* 

ItiM«  dkai^r  2.  AufInge  den  Gebrauch  der  1.  Auflage  neben  der  2, 

(li  loailteiig  erklärt  hat.  Minist.  EiK  1B77,  Z.  6793.  --  Nur  drei 

liaAimiifto  in  der  Anordnung  des  Lehrstoffes  will  ich  noch  kurz  er* 

n,  Jftit  hat  der  Verfasser  das  Numerale  vor  das  Pronomen  ga- 


108  Lateinische  Lehrbücher,  ang.  v.  J.  Egger. 

setzt.  Die  Theile  des  Perfects  sind  jetzt  in  derjenigen  Aufeinander- 
folge behandelt,  welche  von  mir  in  der  Anzeige  vorgeschlagen  worde, 
zuerst  das  mediale  Perfect,  dann  das  schwache  actiye,  endlich  das 
starke  active.  In  den  Stücken  65 — 68  der  1.  Auflage  waren  die  Bei- 
spiele för  die  Präpositionen.  Diese  Stücke  sind  jetzt  unter  die  syn- 
taktischen eingereiht  (und  fast  ganz  umgeändert),  aber  die  slduen- 
hafte  „Uebersicht  über  das  Wichtigste  vom  Gebrauch  der  Präpositionea* 
ist  stehen  geblieben  und  mit  möglichster  Beibehaltung  der  frühemi 
Eintheilung  etwas  erweitert,  zugleich  mit  Phrasen  versehen. 
Klagenfurt.  J.  Rappold. 


Uebungsstücke  zum  üebersetzen  aus  dem  Deutschen  ins  Latei- 
nische für  Quarta  und  Tertia  der  Gymnasien  zusammengestellt  von 
Dr.  K.  Möller.  Berlin,  Weidmann  1877. 

Dies  neue,  aus  dreissigj ähriger  Praxis  entstandene  Uebungs- 
buch  hat  den  ausgesprochenen  Zweck,  nicht  so  fast  durch  Neuheit  tu 
glänzen,  als  vielmehr  dem  ab  und  zu  sich  einstellenden  Bedürfnisse, 
mit  dem  Uebungsbuche  zu  wechseln,  entgegenzukommen.  Es  ist  zwar 
vom  Verf.  für  Quarta  und  Tertia  berechnet,  enthält  aber  nur  die 
Oasuslehre  ausführlich ,  von  der  Tempus-  und  Moduslebre  aber  nnr 
das  Nöthigste,  eigentlich  nur  eine  Wiederholung  des  Lehrstoffes  un- 
serer zweiten  Classe;  es  würde  sich  also  ein  neues  Uebungsbuch  für 
die  vierte  Classe  daran  schliessen  müssen.  Die  Anordnung  ist  nicht 
systematisch ;  um  in  der  Bildung  der  Sätze  nicht  gehindert  zu  sein, 
hat  der  Verfasser  die  wichtigsten  Arten  des  Ablativs  und  Genetirs 
vorweg  genommen,  womit  man  sich  einverstanden  erklären  kann,  da 
es  ja  gleichgiltig  ist,  in  welcher  Ordnung  die  Regeln  gelernt  werden. 
Nicht  zu  billigen  aber  ist  die  Methode,  alle  Vocabeln  unter  die  Stücke 
zu  setzen,  in  der  Voraussetzung,  dass  der  Schüler  sie  nun  ein  für  alle- 
mal merken  werde.  Denn  eben  weil  sie  unten  stehen,  wird  er  sie  nicht 
merken,  und  wenn  er  sie  vergessen  hat,  wird  er  sie  gar  nicht  zu 
flnden  wissen.  Ein  Wörterverzeichnis  wird  daher  nicht  zu  umgehen 
sein ;  der  Zeitverlust,  den  das  Aufschlagen  verursacht,  ist  durchaus 
nicht  so  unnütz,  wie  der  Verfasser  meint.  Zudem  setzt  der  Verfasser 
voraus,  dass  man  mit  den  Stücken  wechsle;  wann  soll  denn  der 
Schüler  die  in  den  ausgelassenen  Stücken  stehenden  Wörter  lernen  ? 

Eine  genaue  Inhaltsangabe  des  Stoffes  wäre  um  so  wünschens- 
werther,  als  derselbe  willkürlich  geordnet  ist.  — 

Hauptregeln  der  lateinischen  Syntax  zum  Auswendiglernen  nebst 
einer  Auswahl  von  Phrasen.  Als  Anhang  zu  der  Grammatik  von 
Ellendt-Seyffert  zusammengestellt  von  Dr.  P.  Harre.  Berlin,  Weid- 
mann 1877. 

Ein  vortreffliches  kleines  Büchlein,  das  fast  uneingeschränktes 
Lob  verdient.  Der  Verfasser  hat  sich  den  Zweck  gesetzt,  im  Anschloss 
an  die  Grammatik  von  Ellendt-Seyffert  den  ganzen  die  Syntax  be* 


jCQr  deutacben  GrnmmAtik,  atig,  t,  W,  Scherer.      109 

imtnierstof  Obarsicbtlich  geordnet  aaf  wenigen  Bogen  dem 
Miler  io  die  Hand  zu  geben.  Der  Zweck  geh  eint  in  der  That  er- 
nUbA'n  mf  drei  Bogen  sind  nicht  nur  die  wichtigsten  Regeln  in  zweck- 
aiaäfcr  Form  yerzeichnet,  sondern  es  werden  in  den  Anmerkungen 
•adi  zahlreiche  stilistische  Winke  gegeben,  sogar  das  Griechische  wird 
^  BÜTolbteiD  Recht —  znm  leichteren  Verständnis  in  vergleichender 
Wtla  kirrnngeiogen .  vgl  p.  39  u.  41,  wcdarch  das  Studium  beider 
5|iidiia  nur  gewinnen  kann.  Sehr  treffend  ist  die  cons.  temp.  behan- 
Mt  Weim  die  Anmerkungen  noch  um  einige  vermehrt  und  dem  In* 
Mitt  aacb  rertieft  würden,  so  wQrde  sich  das  Büchlein  zu  einem  He- 
flHItniiiD  der  Jat  Syntax  für  die  Schüler  der  Octa^a  eignen.  —  Was 
HB  dit  FaasQttg  4er  Begeln  betrifft,  bat  der  Verfasser  die  Zahl 
lir  fowaliii«!!  MemoiialTerBd  noch  um  einige  neue  eigener  Factur 
tfmtlinD  10  müssen  geglaubt,  und  wir  lesen  nun  im  LOwenritt- 
VitniiD  p.  7 : 

lBt«rtat  xuaae  auf  die  Frage  Wem?  den  Genitiv  regieren; 
Alio  bat  man  amicorum  interest  su  coustroieren  u.  s.  w. 

Btfof«iit  ist  mit  der  neuen  ^Dichtung""  nreht  einverstanden, 
leki  Tecig  müssen  knrz  sein,  wenn  sie  ihren  Zweck  erreichen  sollen« 
Wm  nd  sck6&er  liest  sieti  p.  9  im  Leonoren*Rhytbmus:  Pax  und  de 
jßOi  oanTcnit  —  der  Friede  kommt  zu  Stande  —  regi  cum  urbe, 
ftMift  «diJiasat  —  der  Konig  mit  dem  Lande  —  u.  8*  w.  ScbOner 
lin  m  IMlkh,  wenn  es  ohne  diesen  Singsang  ginge.  —  Von  p.  49 
M  Cdfi  ds  doppelter  Anhang.  Der  erste  bietet  eine  Sammlung  von 
(U  Fhmn«  bei  deren  AuMhlung  leider  jede  Ordnung  fehlt;  der 
OTiito  iatÜlt  eine  kleine  ganz  brauchbare  Realiensammlung,  worin 
in  Wkiili^ict«  über  den  rOm.  Kalender,  über  Münzen  und  Masse, 
üllicli  aber  die  römische  Heereseintheilung  —  allerdings  fast  zu 
btfp  —  vtneichnet  stebt^  worauf  zum  Schluss  noch  eine  kleine 
üebersicHt  rom  J.  225—42  v.  Chn  folgt. 

Grat.  Jos.  £gger. 


Sübrifteu  sur  deutschen  Gramnaatik. 

Zur  Syntax« 

Auf  dem  Gebiete  dar  Syntax  herrscht  seit  einiger  Zeit  grosse 
Die  Grammatiken  der  beiden  classischen  und  der  semi- 
i  S^rmcfaen  HoUftn  ihr  Privilegium  verlieren,  ausgeführte  üar- 
itdloBfen  dir  Syntax  zu  besitzen.  Zur  Syntax  da  kommen  wir  auch 
Qici  W  sdiDob  vor  Jahren  ein  Vertreter  der  noch  um  ihre  Existenz 
nafoideB  jnngtii  vergleichenden  Sprachwissenschaft  Sie  sind  be- 
^  (1^   Und  ru  einer  vergleichenden  Syntax  der  arischen  Sprachen 

•)  Arttk«]  I  ul  im  Jahrg.  1873  S.  282—300,  Artikel  11  im  Jahrg. 


HO      Schriften  zur  deutschen  Grammatik,  ang.  ▼.  W.  Stherer. 

werden  fort  nnd  fort  mehr  oder  weniger  bedeutende  Beiträge  geliefert. 
Franz  Miklosich,  ein  anyergleichlicherjtfeister  überall  wo  er  an- 
fasst,  hat  vom  Standpnncte  der  y ergleichenden  Grammatik  die  Yerba 
Impersonalia  im  Slavischen  (1865),  den  präpositionslosen  Loeil 
(1868),  die  Negation  in  den  slavischen  Sprachen  (1869),  den  Acca- 
sativus  cum  Infinitivo  (1869)  und  schliesslich  im  vierten  Bande  seiner 
vergleichenden  Grammatik  der  slavischen  Sprachen  (1868 — 1874) 
die  gesammte  slavische  Syntax  abgehandelt.  Berthold  Delbrück 
bearbeitete  Theile  der  Casuslehre  (Ablativ  Localis  Instnunentalia, 
Berlin  1867;  De  usu  dativi  in  cai-minibus  Bigvedae  1867,  deatech 
in  Eunhs  Zeitschrift  für  vergl.  Spi-achforschung  18,  81  £f.),  indem  er 
fQr  die  Syntax  des  Yeda  ältere  Anfänge  von  Schweizer-Sidler  (Höfert 
Zeitschr.  2,  444  ff.  3,  348  ff.)  und  Begnier  (Etudes  sur  Tidiome  da 
y^a)  fortsetzte  und  übertraf  und  so  vom  Sanskrit  aus  Licht  über 
das  Griechische,  Lateinische  und  Deutsche  zu  verbreiten  suchte.  Er 
hat  ferner  den  Gebrauch  des  Gonjunctivs  und  Optativs  im  Sanskrit 
und  Griechischen  (Syntaktische  Forschungen  von  Delbrück  und  Win- 
disch, Band  I,  Halle  1871)  und  die  altindische  Tempuslehre  (Syntakt. 
Forsch.  II,  Halle  1877)  dargestellt;  eine  Untersuchung  über  alt- 
indische  Wortfolge  steht  in  Aussicht.  Georg  Autenrieth  lieferte 
einen  Beitrag  zur  Lehre  von  den  Casus  und  Präpositionen ,  indem  er 
nicht  von  den  Formen ,  sondern  von  der  Bedeutung  ausging  und  den 
Terminus  in  quem  (Erlangae  1868)  durch  das  Sanskrit,  Zend,  AlW 
persische,  Griechische,  Lateinische  und  Deutsche  verfolgte.  Eine  Ber* 
liner  Dissei-tation  von  Ernst  Siecke  ergänzte  die  Casuslehre  durah 
eine  Prüfung  des  altindischen  Genitivs  (De  genetivi  in'  lingua  saas-^ 
crita  imprimis  vedica  osu,  Berol.  1869)  und  erörterte  von  neuem  dett 
Gebrauch  des  Ablativs  (Beitr.  zur  vergl.  Sprachforschung  8,  377, 
Berlin  1876).  Ernst  Windisch  gab  seine  schöne  Abhandlung  über 
das  Belativpronomen  (Curtius'  Studien  Band  II,  S.  201  ff.  Leipzig  1869). 
Diesen  Forschern  schlössen  sich  Julius  Jelly  und  H.  Hübscbmann 
theils  mit  allgemeineren  Abhandlungen  theils  mit  speciellen  Beiträgen 
für  eine  Syntax  des  Zend  an,  welche  in  Spiegels  Altbaktrischer  Gram- 
matik (1867,  vgl.  Beitr.  zur  vergl.  Sprachf.  1,  134)  nur  kurze  Be- 
rücksichtigung finden  konnte  (Jelly:  Ein  Capitel  vergleichender 
Syntax,  Conjunctiv  und  Optativ  und  die  Nebensätze  im  Zend  und  Ali- 
persischen im  Vergleich  mit  dem  Sanskrit  und  Griechischen,  München 
1872;  Geschichte  des  Infinitivs  im  Indogermanischen,  Mönchen 
1873;  der  Infinitiv  im  Zendavesta  I.  Beitr.  zur  vergl.  Sprachf.  7, 
416,  Berlin  1873;  über  die  einfachste  Form  der  Hypotaxis  im  Indo- 
germanischen 1873,  Curtius'  Studien  6,  215  ff.;  zur  Geschichte  der 
Wortstellung  in  den  indogermanischen  Sprachen,  1874,  Verhandlungen 
der  XXIX.  Philologenversammlung  S.  209  ff.  Zar  Lehre  Yom  Particip 
1874,  Sprach w.  Abhandlungen  aus  Curtius'  gramm.  Gesellschaft 
S.  71—94:  Hübschmann:  Zur  Casuslehre,  München  1875).  Den 
Gebrauch  des  Infinitivs  hatte  schon  (vor  Jelly)  Alfred  Ludwig  im 
Veda  (der  Infinitiv  im  Yeda,  Prag  1871)  und  Eugen  Wilhelm 


^cbrifteo  %\xr  tlütiUcheo  Granirojitik,  ang.  ?,   W,  Scher  er. 


111 


doitJi  Sanskrit ,  Zendi  Persisch,  Griechiacb,  Oskisch.  ümbriseb,  La- 
täiiiBcb^  ♦iothiseli  hiu  untersucht  (De  inüuitivi  linguanjim  ^auscntae 

..f«ti  Iseoaci  1872),  vergl.  dazu  ober  den  leUo- 

iliriKl^  in  den  Beitn  zur  vergl.  Spracht  8,  15(i; 

O^ff  ddii  iüt.  l*aws,  ijn  PrAkrit  S.  Goldschmrdt,  Zeitschr.  der  Dmg. 
tö^iHl  l^iii*'  kurze  aber  interessante  Charakteristik  der  indischen 
SjBtix  i't  fügte  Theodor  Benfey  seiner  Ge&chichte  der 

S^fi^ii[^M-i.rLi)aft  (Manchen  1669)  S.  83-^87  ein.  üeber  die  Be- 
limfl^rtUr  d^r^clbvn  bei  P&uini  a.  auch  Franz  «Tohäntgen  8pecimen 
tpluiws  Ibgtitie  i^au&critao  (Berol,  1858).  Nur  gelegentlich,  aber 
niar  aH  Geiät  und  umfassender  Gelehraainkeit,  hat  Pott  svntak- 
ÜBht  fn^en  erörtert »). 

DieMO  BiiiutihuugdD  för  altindische,  altbaktrische  und  vergiei* 
^Mde  HynUx  kommt  die  historische  Syntax  der  beiden  classischen 
||Hf|iry  Biahr  und  mehr  eympathisch  entgegen.  Die  anregenden 
Hillfciiiignn  i^on  Georg  Cur tius  (der  wol  am  frühesten  auf  den 
§l«iiai4«n  '  -'leicbenden  Sprachforschung  ziehen 

km,  hing«  rungen  7.ur  griecb.  Schulgrammatik 

find  allftuiein  bekiiTitit;  tiw  übrige  hergehorige  gelehrte  Tbütigkeit 
lu  sclüldorn,  sind  andere  mehr  berufen  als  ich.  Für  die 
Sprachen  liegen  Diez ,  Mätzntjr  und  viele  Einzelheiträge 
vm  Dir  slawischen  Sjntax  ist «  wie  wir  sahen ,  ein  be^^onders  gnn- 
lUllis  Lw  geiklien.  Die  tittauigche  hat  jetzt  Kurschat  (Littauisehe 
Qiautftfkt  Halle  1876,  S.  358-^442)  ausfuhr  lieber  behandelt,  als 

fj(lfci|g<MÄher.  K  a  s  p  a  r  Z  e  u  si  s'  Grammatica celtica  enthält  wenig- 
mtm  til  Bifh  über  die  Partikeln  und  ein  Capitel  de  constructione 
|prMi#  ttnlioms  (vgL  ferner  Stokes  Beitr.  2,  394.  3,  159:  Ebel  ibid. 

"   -    r-vilt  sich  bierxu  die  germanische  Philologie? 

rimm  hat  bekanntlich  im  Yieilen  Bande  seiner  deat* 
mUü  Gfaii  '  '^37)  nur  den  einfachen  Satz  behandelt  i  der  mehr* 

imhit  Sati,  fidend«?  Conjanction  und  die  Negation,  sowie  die 

Wprifiike  mattm  dem  fünften  Theile  Torbehalten,  Syntaktischen  Ein- 
utheix^M  k«  nntö  er  noch  (wie  **chon  früher  dem  ahd,  ßelativüm ,  Vorr. 
«li*fi  HMurMm  1830)  besondere  Betrachtung  widmen,  dem  Pei'so- 
öi^nwerhh*'!  in  der  Bede  «1855.  Kl.  Schriften  3,  236),  einigen  Fällen 
i*f  AttnutiAu  (1H57,  KU  Schriften  3,  312  ;  Germania  2,  410),  einer 


V^l.  noch  aber  Wort-  und  ivatwtellung  die  Ideen  lu  einer  nr- 
:  r  >vrit4«  TOD  Gftorg  von  der  Gabelenti  in  der  ZeiUchr. 
r  V  '.  lügie  6,  376  ff.  8,  129  ff.  300  fl'.  Ferner  über  einige  der 
>-  :  ^  i  noch  unf.utsilircnden  und  andere  Byntftktische  Schriften 
I  :  '  von  M  llolzman  in  dcTÄelben  Zeitschr,  6,488.  7,  448» 
7  ^  "i     Zur  altind    Svntai  v^l.    Mi  stell   in   der 

In^tÄ  7,  JJ80;  über  dcö  Di^ti?  Piaebel  und 
1^  :.  ;  III  :.'v  j;,:tr;i^eii  1,  IM,  343.  —  Endlich  »ei  noch  auf 
.  irr  ^<  rL'?»  H  fl  II  1  M  synUi  iii)  wiM  testen  öinne,  an  f  dit*  Abband» 
.  H    « '    ¥  i> u  ii 4  r  Li  .« b cl 6 n  1 1  tiWr  dai»  PaMivuin  (I#eipsig  1880/, 


112      Schriften  zar  deutschen  Grammatik,  ang.  y.  W.  Scherer. 

CoDstruction  des  Imperatlys  (Kuhn's  Zeitschr.  f.  vgl.  Sprachforschnng  1, 
144),  dem  Participinm  Präseptis  für  Krankheiten  (Germ.  2,  377); 
die  Zeitschr.  f.  deutsches  Alterthum  brachte  gelegentlich  auch  syntak- 
tische Bemerkungen  von  ihm  (Acc.  bei  Adjectiven  1,  207 ;  jsu  statt  des 
zweiten  Acc.  1,  208 ;  Yorangestellte  Genitive  2,  275 ;  zur  Syntax  der 
Eigennamen  3,  134  usw.).  Die  Abhandlung  über  das  Gebet  enthielt 
eine  Betrachtung  Aber  den  Aorist  (El.  Schriften  2,  451 — 458;  Tgl. 
zu  S.  453  f.  schon  die  Vorrede  zu  Wuks  Serb.  Gramm.  S.  LII  L), 
Aber  der  fünfte  Band  der  Grammatik  blieb  ungeschrieben. 

Die  gothische  Syntax  von  Gabelentz  und  Lobe  (1846)  hatte 
ihre  Verdienste,  war  aber  in  ein  compliciertes  System  gebracht  und 
tbat  wenig  Wirkung.  Einzelne  «lltere  Programme  (Vilmar,  de  Ge- 
nitivi  casus  syntaxi  quam  praebeat  Harmonia  Evangeliorum,  soxonica 
dialecto  seculo  IX  conscripta,  commentatio,  Marburgi  1834;  Silber, 
Versuch  über  den  gothischen Dativ, Naumburg  1845 ;  —  Wellmann, 
das  gothische  Adjectivum,  Stettin  1835,  enthält  nur  dürftige  syntak- 
tische Bemerkungen),  eine  Monographie,  wie  die  vonG  raff  über  die 
ahd.  Präpositionen  (Königsberg  1824)  fanden  keine  Nachfolge.  In  den 
fünfzehn  ersten  Bänden  von  Haupt's  Zeitschr.  für  deutsches  Alter- 
thum war  Franz  Dietrich  der  einzige  neben  Jacob  Grimm ,  der 
gelegentlich  Syntaktisches ,  Beiträge  zur  Casuslehre  (s.  unten  Alt* 
nordisch;  Beste  des  instrumentalen  Accusativs  11,  393:  dagegen 
schwach  Holtzmann,  Germ.  1,  341)  und  "syntaktische  Funde  (13, 
124:  Präteritum  für  Präsens;  blosser  Dativ  als  Ziel  der  Bewegnng; 
Infinitiv  statt  Gonjunctiv;  Imperativ  statt  Conjunctiv ;  Imperativ  statt 
Präteritum)  veröffentlichte.  Jetzt  aber  hat  sich  dies  alles  geändert; 
seit  anderthalb  Jahrzehnten  etwa  herrscht  auch  hier  rege  Thätigkät. 

Wenn  selten  ein  Problem  durch  mehrere  oder  alle  germanischen 
Sprachen  hin  verfolgt  wird ,  so  hat  dies  naheliegende  Gründe.  Am 
meisten  ins  Allgemeine  gehen  die  Arbeiten  von  Ludwig  Tobler: 
Ueber  den  relativen  Gebrauch  des  deutschen  und  mit  Vergleichung 
verwandter  Spracherscheinungen,  Euhn*s  Zeitschr.  7,  353;  Germ. 

13,  91;  Uebergang  zwischen  Tempus  und  Modus,  Zeitschr.  für  Völ- 
kerpsychologie 2,  29 ;  über  Nomina  propria  und  appellativaibid.4,68 ; 
über  die  Bedeutung  des  deutschen  ge-  vor  Verben,  Kuhn*s  Zeitechr. 

14,  108;  über  das  Gerundium  ibid.  16,  241;  über  die  scheinbare 
Verwechslung  von  Nominativ  und  Accusativ,  Zeitschr.  für  deutsche 
Philologie  4,  375;  über  Auslassung  und  Vertretung  des  Pronomen 
relativum,  Germ.  17,  257;  Anzeigen,  Zeitschr.  fQr  Völkerpsychologie 
7, 333 ;  Zeitschr.  für  deutsche  Philologie  6, 243 ;  Germ.  18, 243.  Unter- 
suchungen über  den  Ausfall  des  Belativpronomens  in  den  germani- 
schen Sprachen  hat  auch  Eugen  Kölbing  (Sti-assburg  1872)  ge- 
liefert; derselbe  schrieb  Zur  Entstehung  der  Relativsätze  in  den  ger- 
manischen Sprachen,  Germ.  21.  28;  Enti  den  Nachsatz  einleitend, 
Zeitschr.  für  deutsche  Phil.  4,  347.  —  P.  Piper  handelte  über  den 
Gebrauch  des  Dativs  im  Ulfilas ,  Heliand  und  Otfrid  (Osterprogr.  der 
Realschule  zu  Altoua  1874  von  demselben  Kecensionen,  Germ.  19, 


S^nfii?n  zur  deutacb««  üratomitik.  itng.  v.  W  Seherer,      118 


01:  2^^  '"''''    Otto  Ape^lt  ttber  den Äccusativiis  cum  infinitivo  im 
MU^  [n.  19.  280),  Althochdeutscben  und  Mittelhochdeut- 

•dbaa  i  :  Progr,  1H75),  Vgl  C.  Albrecht  über  den  homeri- 

idMm  A  I.  mit  Vergleichungr  dos  goth.  and  ahd.  Spracbgebrau- 

Am^  Cintius  Studien  4»  1 — 58. 

tVaiT^'^r-  ii'^"i'l*»  BeobachtuDgen  zum  Zweck  einer  ßeconstrao- 
ti(«  4fr     '  tchen    gerne  in  germanischen    Sjntax    bringt   die 

klfinB  :.'  lo  Schrift  von  Heinzel  über  den  Stil  der  alt- 

iwair;  (Quellen  und  Förschungeu,  Heft  X,  Strassburg 

Wafi  die  Sjrntai  einzelner  germanischer  Sprachen  anlangt^  so 
kito  die  Scandin^vier  selbst  am  meisten  für  die  Bearbeitung  ihrer 
5ttta%  geihan,    8ie  besitzen  eine  vollständige  altnordiacho  Syntax 
ar^F,  V-  Land  (Oldnordisk  ordß^jningsliere,  Kjöbenh,  1862; 
Tp.  Ton  4«m«e]Wn  Verfasser:  Om  det  oldnordiske  sprogs  Overens- 
jfciBilii»  mmd  döt  gneske  og  latinske  i  Ordföjuingen,  NykjObing 
niÜ :  ker  af  d»-  1  iske  sprogs  ordf(5jningsli«re,  Kjö- 

iMt,  1  "bc)^  eine  utaic  von  M.  Nygaard  (Eddaspro- 

pli  Sjntax   i*  II.    nerg<<n   IHüb,  1807)  und   verschiedene  kleinere 
i^küMllaog«!! :  T  h  e  0  d  f*  r  W  j  s  t*  u  Um  ordfogningen  i  d«n  äidre  Eddan 
OiUid  1865);  K.  F.  Sud  er  wall  Om  verhetz  rektion  i  fomsvonskan 
(Itttii  11^05).  Nicht  gojäehen  habe  ich  E.  Schwartz:  Om  använd- 
ibgfii  Äf  kasufi  och  propositioner  i  Fomsvenskan  fiire  är  1400.  L 
fOfft:  ' :  A  1  b.  V  a  d s te  i  n  Kasusläran  i  äldre  Vestg6ialagen 

(Iiül  ^'i'.  Ambrosius   ITnders^kningar  om  ordfogmngen  i 

IHiiifcAii  (l*ond  1  Hli\),  Schon  R  a  s  k  hjitt*  (Vejledning  181 1)  syntak- 
fti?li«"Ri*mi»rkung*>n  gegeben.  Unter  den  Deutschen  behandelte  Fr aDi 
F»  tkn   uordiscben  Dativ  (Haupt'i*  Zeitschr,  8,  23)»  Karl 

liiaf  nrand   die  Conditionalsltze  und    ihre  Coojanctionen  in  der 
IHmn  Edda  (Uijm^  1871V 

Aaf 
fMuctftoii 
i«Gftb#kiitz->Uib(^ 
tfüM     Ea  haben  .  ..^  ,.,......,^. 

Artikd.  Erfurter  Progr.  1874;  die  Partikel  ffa-  als  Hilfsmittel  bei 
IvCbojmgation,  Zeitschr,  fflr  deutsche  Phil.  2»  lö8;Genil  partit.  nach 
toniittifeti  Verben  ibid.  2,  292;  der  Optativ  8,  1;   Recensionen  6, 
iW,  *•  F.  Burckhardt  (Der  goth.  Conjunctiv,  Zschopau 

ItTI?)  «  ard  t  (neh*»r  die  Syntax  des  ßelativpronomens.  Halle 

;i,  Zoitschr.  für  deutsche  Phil.  5»  294. 
-  ,  ^,.  .1-.^,  .:  ;   .  i  ......;.. :^ teilen  aug  VuUila  und  Tatian  ibid,  6,  1 

mi  mdiiitr  unter  Ahd,)«  H.  Kltnghardt  (Partikel  ci,  Zeitschr.  filr 
kttBchn  Phil  8,  127.  289),  A,  Köhler  (Dativ,  Dresden  1864, 
Um  Qetm.  11,  261.  12,  6:^;  InGoitiv  ibtd,  12,  421;  OpUtiv,  Ger« 
m^kL  &mä.  l,  77)«  0.  Lflcke  (Absolate  Participia,  Magdeburg 
t9T6)*  A*  Lichteuheld  (schwaches  Adjectiv,  Hanpt's  Zeitschr. 
It^.  17),  G.  llardld  (Futurum  und  futurische  Au^drQcke«  Wissensch. 


4  bereits  fa^st  Ueber- 

V  ne  das  Wesentlichste 

leu  Gebrauche  zug&nglloh 

rnhardt  (über  den  goth. 


ift  c  i 


mä   n.  ffeft 


8 


114      Schriften  zur  deutschen  Grammatik,  ang.  ?.  TT.  Scherer. 

Monatsbl.  1875,  S.  169—176),  H.  Bfickert  (Absolute  Nominaü?- 
und  Accusatiy-Ck)nstraction,  Germ.  11,  415),  £.  von  Sallwftr) 
(die  Syntax  des  Vulfila  I.  Pforzheim  1875:  1.  die  Fürwörter,  2.  dei 
Relativsatz,  3.  der  Inbaltssatz;  36  Seiten),  C.  Schirmer  (Optatir 
Marburg  1874),  R.  Seh  rader  (Genitiv,  Halle  1874),  A.  Skladnj 
(Passiv,  Neisse  1873). 

Die  englische  Syntax  ist  von  Friedrich  Koch  (Die  Satzlehn 
der  englischen  Sprache,  zweiter  Band  der  historischen  Grammatil 
der  englischen  Sprache,  Cassel  nnd  Göttingen  1865)  und  von  £  duard 
Mätzner  (Englische  Grammatik,  zweiter  Theil,  zweite  Auflage  ii 
zwei  Hälften,  Berlin  1874,  1875)  vollständig  bearbeitet.  Der  ersten 
geht  überall  vom  Ags.  aus  und  verfolgt  die  Sprache  in  ihrem  ge- 
schichtlichen Werden ;  der  letztere  legt  das  Neuenglische  zu  Grunde 
und  schreitet  von  da  aus  zum  älteren  Gebrauche  zurück.  Der  ersten 
theilt  seinen  Stoff  in  zehn  Bücher :  I.  Verb,  II.  Substantiv,  IIL  Ad- 
jectiv  usw.  nach  den  Redetheilen,  IX.  Interjectionen,  X.  Satzformen; 
unter  jedem  Redetheile  werden  dessen  Arten,  dessen  Formen  und  ili] 
Gebrauch,  dessen  Rection  abgehandelt.  Der  zweite  dagegen  stellt  den 
einfachen  Satz  an  die  Spitze,  die  ^Wortfngung^  wie  er  sagt,  und  wen« 
det  sich  hierauf  zur  'Satzfügung^  dem  mehrfachen  Satze ;  stets  gilvl 
die  Bedeutung  das  £intheilungsprincip  ab,  die  meisten  Casus  und  die 
Präpositionen  muss  man  unter  den  adverbialen  Satzbestimmnngen 
suchen ,  der  Nominativ  ist  theils  in  der  Lehre  vom  Subject,  theils  in 
der  Lehre  vom  Prädicat  zu  finden  usw.  Dieser  Gegensatz  zwischoi 
Koch  und  Mätzner  ist  äusserst  lehrreich.  Voi-theile  und  Nachtheik 
der  einen  wie  der  anderen  Anordnung  könnten  gar  nicht  prägnanter 
hervortreten.  Ich  komme  auf  den  (xegenstand  zurück.  An  Monogra- 
phien  zur  englischen  Syntax  ist  mir  gewiss  vieles  nicht  bekannt  ge- 
worden; ich  erwähne  nur  J.  Eress  Ueber  den  Gebrauch  des  In* 
strumentalis  in  der  ags.  Poesie  (Marburg  1864),  Benno  Tschisch- 
witz  Articuli  determinativi  anglici  historia  (Halls  1867)  und  A. 
Lichtenheld  Das  schwache  Adjectiv  im  Ags.  Haupt's  Zeitachr. 
16,  325. 

Innerhalb  des  Altsächsischen  hat  0.  Behaghel  die  Modiim 
Heliand  (Paderborn  1876)  untersucht  (vgl.  von  ihm  auch  die  Becen- 
sion,  Germ.  22,  229),  A.  Mol  1er  üeber  den  Instrumentalis  im  He- 
iland und  das  Homerische  Suffix  q^i  (Danzig  1874)  gehandelt.  Bine 
umfassendere  Arbeit  zur  Casuslehre  hat  mir  in  Strassburg  vorgelegen 
und  wird,  wie  ich  hoffe,  in  erweiterter  Gestalt  erscheinen.  Schnel- 
ler's  Heliand  hatte  der  Syntax  nur  eine  Seite  gewidmet  (2,  170), 
die  einige  Seltenheiten  enthielt;  einen  ganz  kurzen  Grundriss  gibt 
Adolf  Arndt  Versuch  einer  Zusammenstellung  der  altsächsischen 
Declination,  Conjugation  und  der  wichtigsten  Regeln  der  Syntax 
(Frankfurt  a.  0.  1874);  und  auch  Moriz  Heyne's  EHeine  altsäcli- 
sische  und  altniederfräukische  Grammatik  (Paderborn  1873)  enthält 
S.  110—120  'Bemerkungen  zur  Syntax'. 

Für  das  Althochdeutsche  habe  ich  nur  zu  nennen  die  Schriften 
von  Oscar  Krdmann  (Untersuchungen  über  die  Syntax  der  Sprache 


Sdiiifl^u  stu  deaUcheii  GmininiUtk,  nag.  v.   W.  Sehfrer,      115 


h  II.  fifilte  1874. 1876;  über  got  ei  und  ahd,  thas,  Zeitschr. 
Jir  dtut^dbi^  PiiiL  9.  43;  H^censionen  in  der  Zeitschr.  für  deutsebo 
»iL  4»  456.  5,  212.  6,  120.  239.  7,  244;  in  den  Wisscnscbaftt 
iiDaisMUvm  3,  54 ;  im  Anz.  für  deutsches  Alterthum  3,  79)  und 
Btf4iG«riu^  (Die  Caosalsatze  und  ihre  Partikeln  bei  den  alid. 
{Itbtff»vixeni  den  achten  und  neunten  Jahrhunderts,  Halle  1876)^). 
Hnam*!  Otf ndgytitax  verlangt  nähere  Betrachtung ;  Bie  steht  jetzt 
otecy^leti  im  Mittolpuncte  aller  syntakttschen  Forechangeii ;  jeder- 
SMB  ktiQpfi  daran  an. 

In  Jahre  1867  (oder  1868?)  starb  zn  Triest  ein  Mann,  der, 
itfli«  sfJbet  Philolog  zu  sein,  in  der  Geachichtc  der  deutschen  Philo- 
llfit  üftts  dankbar  genannt  lu  werden  verdient:  Paul  Hah  deber 
mmm  fiersflnUidiea  Verhältnisse  ist  mir  leider  nichts  bekannt.  Ver* 
■Hhiich  hatte  er  in  Wien  hei  Pfeiffer  geliört  und  sich  für  altdeutsche 
iliitiaa  «rwärmt.  In  seinem  Testamente  bestimmte  er  eine  Summe, 
üldM  d«r  Wtenef  Akademie  übergeben  und  zu  einer  Preisausschrei- 
laf  denn  Gebiet«  der  deutschen  Sprache  benutzt  werden  sollte, 
entschied  sich,  weil  die  darniederlie^enden  syntakti- 
vor  allem  einer  äusseren  Anregung  und  Förderung  zü 
•chkxien,  f^r  ein  syntaktisches  Thema;  und  —  weil  eine 
Specialsyntax  wahrscheinlich  eher  bearbeitet  werden 
aU  ein  allgemeineres  ausgebreitetere  LectQre  erforderndes 
—  weil  man  znnächst  Aofacbluss  wOnschen  musste  aber  die 
c  '      n  Partien,  —  weil  endlich  unter  allen 

diL'  rn  keiner  so  viel  Interessante?:  versprach 

ii#  Otftjii;  ^^  für  eine  Byotax  Otfrida, 

0ir  Prei^  wurde  in  der  feierlichen  Sitzung  vom  28,  Mai  1869 
li^füi  lTirt)#n  (Alniiinach  19,  159).  Ueber  das  Resultat  der  Bewer- 
tet i»l  im  Aimana«!h  von  1871  (Jahrg.  21,  225)  bencbt«t. 

Ote  gekrönte  Arbeit  war  unvollständig,  weil  der  Yerfasaer 
«ivdl  d«B  Aniibnich  de^  Kriegee  von  1870  abg^rnfen  wurde,  aber 
«i  «Uagte  dem  Pn^s,  weil  si#,  wie  das  Gutachten  der  Akademie  aich 
«■Irftekt,  auf  echtwissenschaftticher  Grundlage  aufgeführt  und  fein 
Pl^iicri  war  nnd  ailenthalbeu  oene ,  ja  üherrasebende  ErgebDisee 
m  Tkgft  farderte.   Ah  Yerfasaer  ergab  sich:   I>r«  Oscar  Rrdroann, 

OywMtiiallehrer  in  ^' '     ? 

4«a  dieser  P^  sind  die  seit  1874  nnd  1876  gedruck- 

te ^Otlersachtingea  hi^rvurgf^gangen.  'Hervorgegangen':  denn  dem 
ikidf«iiarlien  Programm  einer  volNtnudt^en  Svntax  Otfrid^  entspra- 
teiä«  aoeh  nldil,  wenn  ich  :ui  tfnnng  festhalte,  daee  dm* 

TtKiMer  die  fehlenden  Thejle  li .    ii  werde.   Bis  jetst  bat  «r 

'  r«*«i|Wte-,  )l(#duB-  und  Casuslehn»  behandelt  oder  genauer  gesagt 
-"  m^lbet  0»  nennt  —  *die  Formationen  des  V^erbnms  in  ein- 


m-ym. 


'   öeb<»T   den  acr-- 

,    HcHJrel   W 
»iift,   C.  Zur  Sjii-,-, 


»* 


116      Schriften  zar  deutschen  Grammatik,  ang.  v.  W.  Sdierer, 

fachen  und  in  zusammengesetzten  Sätzen'  und  die  'Formationen  des 
Nomens':  —  letzteres  wol  nicht  ganz  richtig,  denn  die  Syntax  des 
Adjectivs,  die  Begrenzung  zwischen  den  starken,  schwachen  und 
scheinbar  flexionslosen  Formen,  wird  vermisst;  auch  ist  gleich  im 
§.  1  und  dann  noch  oft  nicht  von  Formationen  des  Nomens,  son- 
dern des  Pronomens  die  Bede. 

Das  Erdmann 'sehe  Werk  ist  so  anerkannt,  dass  es  meines  Lo- 
bes nicht  bedarf;  wir  alle  sind  dankbar  dafür;  Dankbarkeit  schliessi 
die  Kritik  nicht  aus ;  und  dazu  möchte  ich  nachher  einige  Beiträge 
liefern ,  jetzt  nur  hervorheben ,  dass  der  Verfasser  zwar  über  Otfrid 
hinaus  auf  die  übrigen  ahd.  Quellen  blickt  und  ihnen  manche  Beob- 
achtung abgewinnt,  dass  er  aber  ausserhalb  des  Ahd.  gerade  die 
Werke  von  Koch ,  Mätzner  und  Lund  nicht  benutzt  und  dadurch  der 
Perspective  seiner  Darstellung  geschadet  hat. 

Indem  ich  meine  Wanderung  durch  syntaktische  Bücher  und 
Programme,  oder  vielmehr  an  ihnen  vorüber,  fortsetze,  bemerke  ich, 
dass  mir  für  das  Mittelhochdeutsche  und  Neuhochdeutsche  wahr^ 
scheinlich  nur  ein  Theil  des  Vorhandenen  bekannt  geworden  ist 
Was  in  Anmerkungen,  was  in  Monographien  über  den  Stil  einzelner 
Dichter  verstreut,  suche  ich  hier  nicht  zu  sammeln.  A.  Reif f er- 
sehe i  d  begann  lexikalisch  -  syntaktische  Untersuchungen  über  die 
Partikel  ge-t  indem  er  zunächst  aus  dem  alemannischen  und  baierischen 
Sprachgebiete,  der  Zeit  nach  vom  Ahd.  bis  ins  sechzehnte  Jahrhundert, 
eine  reiche  Beispielsammlung  für  das  wandelbare  ffe-  bei  Infinitiven 
(von  Hilfszeit wöi-tern  abhängig,  besonders  in  negativen  Sätzen)  vor- 
legte :  Zeitschr.  für  deutsche  Phil.  Ergänzungsband  (Halle  1874)S.  319. 
Derselbe  Band  enthält  B.  Holtheuer  Der  deutsche  ConjuncÜT 
nach  seinem  Gebrauche  in  Hartmanns  Iwein  (S.  140);  H.  Ditt- 
mar  lieber  die  altdeutsche  Negation  ne  in  abhängigen  Sätxeii 
(S.  183),  worin  auch  ahd.  und  alts.  Quellen  beigezogen  werden.  Der 
Negation  ne  hatte  Wackernagel  schon  im  J.  1830  eine  Mono- 
graphie gewidmet  (Fundgruben  1,  269):  zur  Syntax  Hartmanns  von 
Aue  hatte  C.  A.  Hornig  in  drei  Programmen  Beiträge  geliefert 
(Form  und  Gebrauch  des  mhd.  Satzartikels  oder  der  Conjunction  doBy 
Brandenburg  1847;  Form  und  Gebrauch  des  bestimmten  Artikels, 
Brandenburg  1851 ;  die  Wöi-ter  der  diu  das  in  ihrem  Gebrauche 
als  Pronomen  demonstrativum,  relativum  und  determinativum,  Trep- 
tow 1854);  vgl.  auch  Mankopff,  Genn.  11,  26.  Karl  Lucae  begann 
eine  Abhandlung  Ueber  Bedeutung  und  Gebrauch  der  mhd.  Verba 
anxiliaria  (I.  Marburgi  1868).  Nöldechen  schrieb  über  den  (Ge- 
brauch des  Genitivs  im  Mhd.  (Quedlinburg  1868);  Holtzmann 
über  das  Adjectiv  im  Nibelungenliede  (Germ.  6,  1);  Martens 
über  die  Verba  perfecta  in  der  Nibelungendichtung  (Kuhn's  Zeitschr. 
12,  31.  321);  Lehmann  über  die  Satzstellung  im  Nibelungen- 
liede (Sprachliche  Studien  über  das  Nibelungenlied.  Marienwerder  I, 
1856,  II.  1857);  Neu  mann  über  die  Stellung  des  Attributs  ohne 
Flexion  in  der  Kudmn  (Wien  1866) ;  Er  be  über  die  Conditionals&tze 


^Iinflün  mr  SSSSSSen  Grammatik,  ang.  ?,  W,  :Scherct\      117 

5*1  WiüJfram  (?aal. Braune,  Beitr,  5,  1);  Zingerl«^  ober  die  bild» 

lieh«  y*re^ftrkiiDg  der  Negation  bei  inhd.  Dichtern  (Sitzuugsber.  der 

M  idemiu  39,  414;   vgK  HOfer.  Nichts  und  seine  bildliche 

\  .     _       ^%  Germ,  18,   18)»  über  dio  Partikel   rl  (Goruj,  7^257), 

dkf  den  Gebrauch  des   ComparativÄ  (Genn,  9,  403).   Hieran  ist 

üfloer!'"'^  -'--  fi.^..  w.,.    sorgsam  geordnete  und  von  hohen  sprach- 

wi»fr  nzen  getragene  Arbeit  getreten:  Ludwig 

Sock  Lt*>jr  c:  '•  des  Conjnnctivs    im  Mittel hochdeatschen 

(OicIliEii  nnd  Fl'  u.  Heft  XXVIL  Strassburg  1878);  da^  Go- 

tMRfeii.   Ält*ilch»i^cln%    Althochdeut*5che  sind  als  Kintergi'und   ge- 

-rniTi.   daa  Agj*    und  Altnord,  leider  wieder  nicht  berücksichtigt: 

»ar  ej*  t,  B.  für  Jen  ersten  besprochenen  Fall  (*io  dem  von 

'•-^uv  abhängigen  Nebensatze  steht  Conjnnctiv  nach  affir- 

satxe,  Indicativ  nach  negativem  Hauptsatz*)  Gröi'™^ 

:tz  2,  563  unter /jöw«f' aufzuschlagen  und  wenigstens 

**fptc-n  Theil  der  Regel  beizubringen  (vgl.  Mätzner 

iinctiv  taucht  allerdings  schon  der  Indicati? 

!  ^,  ,;ij  blos  der  Conjnnctiv  (Nygaard  1,  t)Q  :  Bei- 

för  negativen  Hauptsatz  scheinen  zti  fehlen).  Dieselbe  Regel 

-j  <.'ii8&tzen.  die  von  e\  f  dan,  c  dae  abhängen  (Bock  S.  26):  sie 

pli  wa€h  mit  wenigen  Ausnahmen  in  der  Edda  (Nygaard  1,  80.  81) 

Od  hrt  nocli  in  der  ags.  Poesie  erkennbar  (Grein  1«  69:  die  FilBe 

■It  lidiciüv  zum  Theil  nach   negativem   Haiii>tsatze).    Vgl.  schon 

Itctor  QffiOim.  2.  92. ;  anch  Erdniann,  Wi§8en8ch.  Monat^bl.  3.  57. 

Lidforss'  Beitnlge  zur  Kenntnis  von  dem  Gebrauch  des  Con- 

iL  Deutscheu  (üppsala  1862)  nehmen  das  Gothische  zur 

*Jr  *  nyitersuchen  dann  den  mbd,  und  nhd,  Gebrauch.  Ebenso 

tai  Syntax  von  TbeodorVernaleken  (Wien  L  IH61, 

iL  iHr  ^  -;  df*m  Mhd.  und  Nhd,  Joseph  Kehroins 

tenm^  Sprache  des  fünfzehnten  bis  siebenzehnten 

kMm^ittim  behandelt  in  ihrem  dritten  Theile  die  Syntai  des  einfa- 

tei  md  Ki/ehrfochen  Satzes  (Leipzig  1S56).  Beiträge  zur  histonschen 

SfBtii  liefern  auch  die  Schriften  von  Augast  Lehmann:  Luthers 

t|ni^e  in  »einer  Uebersetzung  des  Neuen  Testaments  (Halle  1873]; 

Fofidiisg«ii  Aber  Lessings  Sprache  (Braunschweig  1875) ;  Goethe *s 

%imdlc  ood  ihr  Geist  (Berlin    1852);  sowie  das  Buch  von  Karl 

0tii«?  Andresen    üeber   die    Sprache   Jacob  Grimms  (Leipzig 

JIC9).  Idi   erw&hne  nur  noch  N51ting  Ueber  den  Gebrauch  der 

Aniiditti  Anr«di?ffrwörter  in  der  Poesie  (Wismar  1863),  Edraan 

Ctltr  d«fiOebraiid]  de§  Artikels  Im  Neuhochdeutschen  (Brannschweig 

im). 

Dif  Dsrsti^Uung  der  Syntax  in  Friedrich  Koch's  Deutscher 
QnaaiAtik  (mjtft#  A .  'T  jüt  nicht  die  Hoffnungen, 

trieb«  d9r  Kenner  .s>  hegen  mochte.  Dagegen 

HNmt  d&ft  h'^ciiifte  Lob  <  ^  uu  t  w ekhei  Karl  Ferdinand 

If  ck«r  »^inur  deutscbeu     , .  _„  ,  Ausfiihrlichti  deutsche  Grunmatik, 
IMdtmB  J.  1897,  in  wachem  auch  Jacob  Grimmas  Syntax  er- 


118      Schriften  zur  deutschen  Grammatik,  ang.  v.  TT.  Sdierer.  '-" 

schien)  durch  Auszüge  aus  mittel-  und  althochdeutschen  Quellen,^ 
sowie  durch  weitere  Blicke  auf  die  übrigen  germanischen,  und  auf--- 
die  aussergermauischen  verwandten  und  unverwandten  Sprachen,  -- 
eine  comparative  Grundlage  zu  geben  suchte :  insbesondere  die  ahd.  ""^ 
Schriftsteller  sind  reichlich  ausgebeutet ;  für  das  Sanskiit  benutske- '■' 
er  die  Grammatik  von  0.  Frank,  für  das  Littauische  Mielcke,  für  das --^^ 
Lettische  Stender,  für  das  Altslovenische  Dobrowsky,  fQr  das  Biuh'-^'s 
sische  Gretsch,  für  das  Finnische  Strahlmann,  für  anderes  den  lG->''-: 
thridates.  Seine  Auffassung  ist  freilich  immer  unhistorisch ,  aber  dU'?: 
hindert  ihn  nicht,  einen  grossen  fieichthum  an  historischen  That-  >: 
Sachen  uns  vor  Augen  zu  stellen  und  zu  verarbeiten.  Wo  es  darsiif  -.  ~ 
ankommt  die  Verwandtschaft  der  Bedeutungen  zu  erkennen,  da  findBB  i^ 
wir  oft  überraschende  Einsicht.  Die  Casuslehre  z.  B.  darf  sich  nocli  . 
heute  mit  Ehren  sehen  lassen.  Dass  das  Buch  auf  die  historischen  :':. 
Sprachforscher  so  gar  nicht  eingewirkt  hat,  ist  ein  sonderbarer  und  r. 
nicht  ehrenvoller  Beweis  der  hochmüthigen  Abschliessung ,  Inder  .:• 
sich  neue  wissenschaftliche  Richtungen  zuweilen  gefallen. 

Die  Anordnung  ist  freilich  zum  verzweifeln ,  aber  das  alphabe-  - 
tische  Register  macht  vieles  gut ;  und  welches  ist  denn  die  richtige  >, 
Anordnung,  das  allein  richtige  System  der  Syntax? 

Die  philosophisch-historische  Classe  der  Wiener  Akademie  hatte  . 
bei  ihrer  Preisaufgabo ,  um  möglicJist  wenig  Zweifel  über  das  was  sie  , 
wünschte  zu  lassen  und  um  dem  etwaigen  Bearbeiter  die  Qual  der  . 
Wahl  zwischen  ihm  vielleicht  gleich  gut  scheinenden  Systemen  zu  . 
nehmen  —  sie  hatte  sich  über  diesen  Punct  sehr  bestimmt  geäussert 

'Die  Classe  —  hiess  es  in  dem  Ausschreiben  —  wünscht,  daas 
die  Betrachtung  nicht  auf  die  Erscheinungen  beschränkt  bleibe,  die 
gewöhnlich  unter  dem  Namen  der  Syntax  begriffen  werden ,  sondern 
dass  auch  die  Lehre  von  dem  Gebrauche  der  Wortclassen  (Adjecti?a, 
Substantiva,  Pronomina  demonstrativa  und  relativa  usw.)  einbezogen 
werde. 

'Aus  diesem  Gesichtspunct  —  hiess  es  weiter  —  ergibt  sich 
von  selbst  die  empfehlenswertheste  Anordnung  des  Stoffes:  unter 
jeder  Wortclasse  und  jeder  Flexionsform  wären  die  Bedeutungen  dar- 
zulegen, die  ihnen  die  Sprache  beimisst'. 

Der  Kenner  sieht  sofort,  dass  der  Akademie  ein  Werk  für  Ot- 
frid  vorschwebte ,  wie  Miklosich  es  für  die  slavische  Syntax  geliefcrt 
hat.  Miklosich's  Buch  ist  von  einer  bewunderungswürdigen  Einftch- 
heit  im  System  und  verdient  daher  allen  syntaktischen  Arbeiten  ala 
Muster  vorgestellt  zu  werden.  Erdmann  konnte  dieses  Muster  nicht 
nachahmen,  da  es  nicht  fertig  vorlag.  Aber  die  Forderung  der  Aka- 
demie war  in  sich  hinlänglich  deutlich,  nur  liegt  es  jetzt  nahe  sie  an 
dem  Beispiele  jenes  grossartigen  Werkes  zu  erläutern. 

Die  Lehre  von  den  Redethellen  geradezu  dem  Systeme  zu  Grunde 
zu  legen,  wie  Koch  gethan,  empfiehlt  sich  nicht.  Unter  jedem  Bede- 
theile  muss  dann  erst  seine  Bedeutung  als  Wortclasse  und  hierauf  die 
Bedeutung  seiner  Formen  erläutert  werden.  Aber  da  die  Wortclasiea 


Sftirlftcn  2ur  dcaUcben  Ommniatik,  i 


Scherer.      119 


m  fiii4»d€r  schwaakeu,  da  es  wesentücb  ht  die  Grenzen  des  Göbrau- 
d§§  nwwthen  A|>|>ellatirom  utid  Eigenname  M^  zwischen  Substantiv 
«ad  A^JüCtiT ,  twischen  nominaler  nnd  verbaler  Natur  bei  Particip 
and  löinitj?,  zwischeü  Adrerbium»  Präposition  und  Conjunction 
wir.  ;  cm  80  ist  ee  offenbar  besser,  dies  bwankungen 

tnobir  r  Abzobandeln  und  nicht  in  versdi  ipite],  nnter- 

IltdiiB  durch  Ca£;ü8-,  Modos-  Qod  Tempuslehro,  zu  verzetteln. 

Auch  diejenigen ,  welche  hierüber  einig  sind,  werden  aber  noch 
«Iteak  fftroitmi  Ober  den  Stoff  der  nunmehr  in  die  Lehre  von  den 
Warklasaaa  ©inbezogen  werden  müsse  und  über  die  Art  wie  er  m 
imptmmok  sei.  Wo  ist  t.  B.  die  Lehre  von  der  Congruenz  abzuhan- 
WaF  Wo  die  Lehre  vom  Bu  ^  Wo  die  Lehre  von  der  Wort- 

tfallttiig?   Sollte  es  nicht  z>.  -ig  sein,  diese  Capitel.  welche 

wA^r  mit  dar  Bedeutung  der  VVortclassen  noch  mit  der  Bedeutung 
iir  Flexionsformen  etwas  zu  thun  haben,  sondern  ein  besonderes  Ge- 
Üil  ftraich  bilden,  in  einem  besonderen,  sei  es  ersten,  sei  es  dritten 
TWIaiu  witretnigf^n  ?  Auch  Congnienz,  Satxaccent,  Wortstellung  sind 

der  Satzbildung;  ihre  Bedeutung  und  ihr  Gebrauch  muss  er- 


Syntax ein  Theii  der  Bedeutungslehre  sei,  wird  man 
Wckl  mgxiben.  Aber  alle  Schwierigkeiten  der  Lehre  von  den  Wort- 
■iniuroTt  Vehren  bei  ihr  wieder:  ist  doch  njcht  einmal  eine  reine 
■n,  moss  doch  die  Bedeutung  der  Form  Wörter  ebenso  im 
WOfUrLijrji  Wie  in  der  Syntax  abgehandelt  werden. 

FttT  die  Lehre  von  den  Wortbedeutuugpn  stehen  zwei  W^ege 
Iftll  kann  von  den  Worten  ausgehen:  im  Wf)rterbuch.  Man 
I  vao  d»n  Bedeutungen  ausgehen :  in  der  Synonymik.  Das  Wörtcr- 
kaan  in  hi^t<)^^cber  und  vergleichender  Absicht  die  Schichten 
lUoiilidiar  Biidungen  aufweisen  und  die  Wurzeln  zu  Grunde  legen, 
di«  Urkrime  der  Worte  gleichsam^  —  oder  die  Worte  selbst  Jeder 
liüir  Wc^  bat  Mine  Vortheile ;  keiner  ist  ausschliesslich  berecb- 
tiict.  ScQit  es  in  der  Syntax  nicht  ebenso  sein  ? 

Auch  Ar  syntaktische  Betrachtung  ist  es  vortheilhaft,  die  Be- 
i  80  die  Spitze  zu  stellen,  die  Zwecke,  welche  die  Sprache 
i  will,  und  zusammenfassend  zu  erwägen,  welche  Mittel  ihr  cor 
solcher  Zwecke  zu  Gebote  stehen  und  wie  diese  Mittel  stell 
imterficheiden.  Es  wäre  sehr  angenehm,  auf  einen  Blick 
«  ibirielieD,  z.  B.  welche  Rolle  die  Kategorie  der  Causalit&t  in  einer 
spiele,  wie  alt  sie  sei,  aus  welchen  Unklarheiten  sie  sich 
Andererseits  kann  die  Synonymik  nur  auf  Grund  einer  ver* 
Lexikographie  gedeihen  ;  das  Wort  ist  das  greit^bare ,  vor 
Uageilde,  wozu  wir  die  Bedeutungen  erst  suchen  müssen;  jede 
> Beobaehtnngsmethode  w&re  vorkehrt;  erst  wenn  man  die  Worte 
bftnl,  die  ttoli  berühren,  kann  man  eigens  zum  Behuf  der  Bestin- 

fii«rxu  gi!h5rt  die  Abhandlung  von  Waekeraagel   Über  die 
^  ^p^11alima^le1l>  Kl.  Schritten  3,  59. 


120      Schriften  zur  deutschen  Grammatik,  ang.  y.   W.  Scherer. 

mung  feinerer  Unterschiede  neue  Beobachtungen  suchen:  —  ebenso  . 
wird  syntaktische  Forschung  vernünftiger  Weise  von  den  Formen  auB- 
gehen  und  nach  deren  Bedeutungen  j^agcn ;  die  umgekehrte  Frage- 
stellung späterer  Zusammenfassung  vorbehalten. 

Ich  halte  also  auch  in  der  Syntax  beide  Wege  für  richtig,  noth- 
wendig,  wünschenswerth ,  für  nebeneinander  berechtigt.  Aber  ich 
glaube  dass  wir  für  den  Gang  der  Darstellung  zunächst  nur  den 
scheinbar  mechanischen  benutzen  dürfen,  wie  es  Miklosich  gethan  hat 

Aber  weiter:  Anordnung  nach  Wurzeln  oder  Wörtern?  Diese 
Frage  lautet  bei  der  Syntax :  sollen  wir  von  den  altarischen  Formen 
ausgehen  und  nach  ihrem  Ersätze  fragen  ?  oder  sollen  wir  uns  be- 
gnügen mit  den  Formen  der  Eiuzelsprache  und  nach  ihren  ursprüng- 
lichen und  übernommenen  Functionen  fragen? 

Hierfür  scheint  mir  die  Antwort  leicht.  Will  jemand  eine  ver- 
gleichende Syntax  der  arischen  Sprachen  schreiben ,  so  mag  er  die 
Syntax  der  arischen  Ursprache  reconstruieren  und  an  ihr  den  Satzbaa 
späterer  Epochen  messen.  Doch  liegt  es  dann  im  W^eseu  einer  wirklich 
historischeu  Darstellung,  dass  man  nicht  von  Ersatz  und  Verlust  redet, 
sondern  vielmehr  untersucht ,  wie  gewisse  Constructionon  ihre  Com- 
petenz  erweitern,  wie  neue  schärfere,  vielleicht  äusserlichere  Bezeich- 
uungsmittel  gefunden  und  mit  Vorliebe  gebraucht  werden ,  so  dass 
manche  Formen  der  arischen  Ursprache  überflüssig  scheinen,  ausser 
Gebrauch  kommen  und  absterben  (s.  Zur  Gesch.  der  deutscheu  Sprache 
S.  XI;  Bock  QF.  27,  74). 

Handelt  es  sich  dagegen  um  die  Syntax  einzelner  litterarisch 
fixierter  Sprachen ,  vollends  um  die  Syntax  vielleicht  eines  einzelnen 
Schriftstellers :  so  dürfen  nur  die  historisch  gegebenen  Formen  und 
ihre  Bedeutungen  in  Betracht  gezogen  werden.  Aber  allerdings: 
diese  Bedeutungen  müssen  chronologisch  angeordnet  werden,  wie  wir 
es  vom  Wörterbuch  verlangen. 

Die  letzte  Forderung  wird  vorläufig  oft  schwer  zu  erfüllen  sein, 
da  unsere  geschichtliche  Erkenntnis  noch  zu  weit  zurück  ist.  Bei 
Erdmann  fällt  es  manchmal  auf,  dass  er  sich  so  viel  mit  Speculatio- 
nen  über  die  Entstehung  der  Dinge  beschäftigt ,  wo  man  nor  eine 
reinliche  Darlegung  von  Otfrids  Sprachgebrauch  erwartet.  Aber 
solche  Speculationen  sind  demjenigen  zur  Pflicht  gemacht,  welcher  das 
ursprüngliche  und  alte  voranstellen,  das  späte  und  abgeleitete  nach- 
folgen lassen  will. 

Betrachte  ich  nun  nach  den  entwickelten  Principien  eine  ein- 
zelne syntaktische  Darstellung  —  ich  wähle  wieder  die  von  Erdmann 
—  so  scheint  mir,  dass  nicht  streng  ein  Gesichtspunct  durchgeführt 
wird,  sondern  sich  verschiedene  durchkreuzen. 

Da  finden  wir  z.  B.  bei  Erdmann  Bd.  1  S.  3  ff.  unter  der  üeber- 
schrift  'Ind.  Präs.  in  selbständigen  Sätzen'  in  §.  9  die  Umschreibun- 
gen des  Futurums  in  selbständigen  Sätzen  besprochen,  in  §§.  10.  11 
reihen  sich  Bemerkungen  über  den  Futurausdruck  in  abhängigen 
Sätzen  an;  es  sind  also,  während  uns  die  Ueberschrift  denlndic.  Pr&s. 


u^ 


:im 


iScIinfUii  Müx  doutacheii  Grammatik,  mg.  v,  W,  Schertr,      121 

icktodtgte,  aach  CoDstructionen  bijbandelt^  in  denen  Hilfsverba  mit 

toi  Indoitiv  Auftreten;  es  sind,  während  uns  nur  Erscheinungen  in 

Itzen  IQ  Augsicbt  gestellt  werden,  auch  solche  in  ab» 

Grimm  4, 176  unter  der  üeberschrift '  Futu- 

[1  Erscheinungen  vereinigt.    Zu  einor  solchen 

t  or  berechtigt,  wenn  er  entweder  die  Bedeutung  an  die 

-    and  nach  den  AusdrnclLsmitteln  suchte«  oder  wenn  er 

Ue  Ueberlegnng  anstellte:  ein  arisches  Futurum  sei  vor- 

1  germanischen  verloren »  es  müesten  daher  die  Er* 

1  wprd**n. 

Ii*n  keineswegs  von  der  Bedeutung 
^^^__  II  auch  nicht  nach  dem  Ersätze  ehe- 

^^^v>  lu  Udtr  welches  Privilegium  hat  die  zukünf* 

^H|^ft  .V.   eintretenden  Handlung y  Welches  Vorrecht 

^Hiia  Futurum  vor  dem  arischen  Aorist V  Die  Frage  nach 

^THi  Knaumiutdn  des  Aorii^ts  ist  ebunso  wichtig  und  ebenso  inter- 
lOMkly  wie  die  nach  den  Stellvertretern  des  Futurums. 

Rtne  streng  fVirmale  germanische  Syntax  wird  weder  ein  Capitel 

f^  das  Futurum   noch    ein  Capitel   über  den  Aorist  aufzuweisen 

küta.    Dagegen  wird  »ie  innerhalb  der  Lehre  vom  Verbum  (in  dem 

Ikii  von  den  Wortclassen)  die  Kategorie  der  Hilfszeitwörter  be- 

«nd  ms  liicht  setzen ,  innerhalb  der  Lehre  von  den  Wort- 

den  Bedeutungen  des  Präsens  auch  die  futurische  Ver- 

ttlUbren.    Uob^^r  den  Aorist  wird  gleichfalls  die  Lehre  von 

in  V^rtebaser  /^n  ,  indem  sie  die  Wirkungen  der  pra- 

P^tftikr:  Denn  vollkommen  richtig  hat  Miklosich 

\,  das«  die  mit  Praxen  versehenen  Yerba  nicht  als  Composita 

werden  können,  daas  ihre  Behandlung  daher  in  die  Syntax 

(TergL  Gramm,  4,  197).    Die  Präfixe  sind  als  Prociitica  an- 

,  wekb'  '     1  Verbum  nach  und  nach  zu  unlösbarer  Ver» 

M  Isien.    Das   goth.    i/a  ist  bekanntlich  noch 

mii  n]l«bar  •  833).    Ucber  Aorist  und  Verba  perfectiva 

M— lialli  d9s  I  vkH.  Miklosich  4,  287^294.  Für  den  ve- 

dsdiea  A<'  ^  Forsch.  2,  87  'das  soeben  Geschehene' 

ib  viltt9cL«ii»4^i.;^^  .ri.i^u.A  Jontung  hin.  Wenn  ich  recht  habe,  die 

htm  im  fcmiaotschen  schwachen  Präteritums  für  einen  Aorist  der 

WsEBil  dka  29  hAlieit,  wenn  also  im  Germanischen  sich  Perfectum 

MBiAtM  w^rmmhiem,  so  muss  dalQr  wol  der  erzählende  Aorist 

(ZMbfiek  'J  i  das  Perfectum  als  VergangeuheitMtempus  (Del- 

Mck  2,  h  Jj  den  Ausgjingsjninct  gebildet  haben,  vgl.  auch 

iGkWcfa  4,  ih7 :  JJl.  2.  Den  Ausdruck  der  eintretenden  Handlung, 

•*•***  *r  *^*H^Thftupt  gewünscht  wurde,   mochten  längst  prüfixierte 

j'^riff^en  habvn,  als  der  Aorist  von  den  Germanen  noch 

11  üüf  truuuuf};  gtbraucht  wurde. 

Idi  hftb^TtrsQcht,  den  von  Erdmann  gebotenen  Stoff  in  drei 
\m  n  sdHiden,  je  nachdem  er  in  die  Lehro  vnn  den  Wort- 


IM      Schriften  zur  deutschen  Grammatik,  ang.  t.  W,  Scherer. 

ich  will  meinem  Aerger  über  unnütze  neue  Terminologien  nicht  von 
neuem  Luft  machen.  In  solchen  Aeusserlichkeiten  etwas  zu  suchen, 
ist  kein  Zeichen  grosser  Auffassung  der  Dinge. 

Im  historisch  vergleichenden  Sinne  wird  wol  die  Lehre  von  den 
Hilfsverben  ein  ganz  besonders  wichtiges  Capitel  der  germanischen 
Syntax  ausmachen.  Das  Umsichgreifen  der  Hilfszeitwörter  ist  ohne 
Zweifel  eine  der  Hauptursachen  für  die  starke  Formenreduction  des 
germanischen  Yerbums.  Sie  boten  so  viel  scharfe  Bezeichnungen,  so 
mannigfaltige  Schattierungen  des  Sinnes  dar ,  die  gemeine  Deutlich- 
keit schien  oft  so  sehr  dadurch  zu  gewinnen ,  dass  es  kein  Wunder 
war,  wenn  bei  einem  künstlerisch  wenig  begabten  Volke  diese  prosai- 
schen Ausdrucksmittel  mehr  und  mehr  beliebt  wurden  und  die  Con- 
junctive,  Futura,  Aoriste,  Imperfecta,  Plusquamperfecta ,  Passiva 
allmälich  ausser  Curs  kamen. 

Es  ist  derselbe  Zug ,  der  sich  im  germanischen  Accentuations- 
princip  wirksam  erzeigt.  Aber  die  gesteigerte  Verwendung  der  Auzi- 
liaria  muss  viel  älter  sein  als  die  Accentuation  der  Wurzelsilbe.  Der 
neue  Accent  fand  in  allen  ablautenden  Verbis  die  Reduplication  nicht 
mehr  vor.  Die  Präterito  -  präsentia  aber  unter  den  Hilfszeitwörtern 
beruhen  auf  der  Ausbildung  des  altarischen  Typus  raida  (skr.  veda^ 
gr.  olda)^  d.  h.  auf  dem  Mangel  der  Beduplication  in  den  präsentisch 
gebrauchten  Perfectformen  ^) ;  sie  stammen  mithin  aus  einer  Zeit,  wo 
die  Beduplication  des  Perfects  noch  in  voller  gefühlter  Kraft  be- 
stand ;  sie  sind  ferner  aus  den  germanischen  Sprachen  in  der  Regel 
nicht  zu  erklären,  ihre  germanischen  Verwandten  sind  von  ihnen  ab- 
geleitet ,  sie  liegen  ihnen  nicht  voraus  —  immer  ein  Zeichen  hohen 
Alterthums. 

Erdmann  hat  einen  besonderen  Paragraphen  über  die  Vertre- 
tung des  Conjunctivs  durch  Umschreibungen  mit  Hilfsverben  (1,  86), 
er  bringt  auch  sonst  gelegentlich  werthvolle  Beobachtungen  über  den 
Gebrauch  der  Auxiliaria.  Ihre  Stellung  in  einem  syntaktischen  System, 
wie  es  mir  vorschwebt,  müsste,  dünkt  mich,  folgendermassen  geregelt 
werden.  Die  Lehre  von  den  Wortclassen  muss,  wie  ich  schon  sagte, 
beim  Verbum  die  Kategorie  der  Hilfszeitwörter  als  solche  erläutern; 
sie  muss  die  einzelnen  aufführen ,  die  Entwickelung  ihrer  Bedeutun- 
gen angeben  und  zeigen,  wie  sie  zur  blos  auxiliaren  Function  herab- 


')  Bezzeuberger,  Beitr.  zur  Kunde  der  iDdogermanischen  Sprachen 
2,  159  vermuthet,  die  ablautenden  germanischen  Perfecta  hätten  niemals 
Beduplication  gehabt,  und  verweist  dabei  auf  die  vedischen  Perfecta 
ohne  Beduplication.  Dass  diese  vereinzelt  sind  (Delbrück  Altind.  Vert>nm 
S.  120  f.),  will  ich  nicht  zu  hoch  anschlagen.  Aber  wenn  Bezzenberger 
es  absolut  unbegreiflich  findet,  dass  sich  gar  keine  Spur  der  Beduplica- 
tion jener  Perfecto  in  den  germanischen  Sprachen  erhalten  habe,  so  muss  ich 
bemerken,  dass  ich  nach  wie  vor  gdbum,  nämum  gegenüber  magum,  mu- 
aum,  sculum  für  recht  deutliche  Spuren  früherer  Beduplication  halte. 
Für  Abfall  oder  Beibehalten  der  Beduplication  aber  war  klärlich  der  Ab- 
laut (Unterschied  des  Wnrzelvocals  im  Präsens  und  Präteritum)  oder 
Nicht-Ablaut  (Gleichheit  des  Wurzel vocals  im  Präsens  and  Präteritum) 
das  entscheidende. 


iküinftcti  «UT  drüts*choii  Grainmntik»  äug,  r.  W,  Sciwrer,       1^3 


ftuiä  öbtr  ilio  tUllo  XU  bolehren ,  in  denen  der  blosse  Cojijanctiv  ver- 
tffidti  wird,  80  mu8ä  er  weit  honim  sncben ,  wie  ihm  Bd»  1,  8.  39 
|i«kll  in  ActSflieht  stellt.  Er  findet  also  oin  Hau^vtcliarActöristicum 
ita  Otffid*  S)Tit8X  nicht  öis  sok'hes  in  den  Vordergrund  der  Darstol- 
loof  g<!<^ii«il>cu.  l^as  lüt  nicbt  blos  wissenschaftlich  sondern  auch 
»tiemtb  «sin  Fehler. 

leb  wurde  allerdings  den  germaniseben  Conjunctiv  nicht  so  ab- 
ndeln  wie  Milclosicb  den  slaviscben  Conditiotial  (4,  808).  Miklosich 
lit    .nechs  verschiedene   Bedeutungen    desselben   namhiift ,    ohne 
kt  ciarauf,    ob  sie  in  selbstaudi^'en   oder  in  m      '  *m 

•rsclieinen,  ohne  RückFicbt,  ob  Partikeln  daneben  ter 

Pas  ist  gewiss  nicht  unrichtig:  aber  ich  halte  e^  lur  /.witck- 
Bf  die  Eintheiiüog  nach  formalen  Öesichtspuncteri  so  weit  alt* 
tigead  01%] ich  zu  treiben.  leb  miicbto  daher  auch  die  Betrachtung 
Mch  f^Jbiff -•'»-•-"  find  abhängigen  Sätzen,  die  eine  vollkommen  klare 
ndaklierr  ug  an  die  Hand  gibt,  nicht  vernach lässigen.    ]ch 

etwa  tltjü  blossen  Conjunctiv  im  selbsstäudi^'-en  Satie  voran- 
diißu  unt^rgnchen,  weicht»  Partikeln  (Interjectionen)  ibDL 
Bodfutnng  <irläut«^rnd ,  zur  Seite  stehen,  wie  Miklo^icb  dergl. 
biperutiv  beobachtet  hat.  Ich  würde  ferner  den  blossen  Con- 
jnviir  im  abb4ng)gen  Satie  betrachten ,  dann  wieder  seine  Verbin- 
l«a|(«a  mit  Pronomina  und  Partikeln,  welche  die  AbbÜngigkeit  nüher 
en.  Dabei  wurde  ich  jede  Partikel  an  einer  Stelle  erledigen, 
i  was  sie  bedeute.  Ich  würde  aber  dann  zwei  llebersichteii 
Ml.  dif*  pjn<^  worin  ich  sammtUcbe  vorbar  bebandelte  Gf«^ 
PD  ieutungen  des  Conjnnctivg  zurückföhrte  ;  die 

wnnn  in.  liehe  behandelte  Gebrauchsweisen  auf  daB  ge- 

•MfUkke  SjBlem  von  Caosal-,  ConoesBiv-,  Conditional»«  Comparativ-, 
TiBpcitml-,  *'-^  *  ■  teen  usw,  br&chte.  Ich  wrtrde  überhaupt  V«r- 
»u  scheuten:  ich  würde  jede  vernünftige  Erwartung 

•WCIuit  athen  und  zo  befrirV  '     :  —  aber 

fiiin»  Hhnheiten  und  Fori  ;lu8S  auf 

Gang  dor  L>ar.sMluug  einztiräunien. 
feil  eiaabis  da^*«  nur  auf  diesem  Wege  die  Syntax  der  Einzel- 
deü  vergleichenden  Bemühungen  gehörig  entgegen  kommt. 
t  wir  doch  als  beiläufiges  Ziel  st^ts  im  Auge  halten  wollen.    Auf 
I  jitiigvn  Stiuidpuncte   der  Forächung  sollte  es  freilich  schwer 
die  Bedeutungen  des  deutschen  Conjunctivs  so  tu  ordnon, 
diij«iijgen  voraast^ben,  worin  die  Form  ihrer  tir^prünglicUen 
tnDU  bleibt  und  dem  alten  Optativ  entspricht,  dass  die- 
Mg^n,  wurin  sie  Fanctionen  des  alten  Conjunctivs  übernahm 
kB    Sit    anders    solche   übernahm:    vgl.    vielmehr   Erdmann, 
*  bh  'i»  56),  dass  sich  endlich  anscbliesst,  was  viel- 
(iber  in  Vorbild  in  dor  altarischen  oder  alt«urop4iscbaft 

hcÄiUU  rHiüö  Lachein  kann  ich  es  nicht  lesen,  wenn  die  go- 
Sjntaktiker  überhaupt  nur  noch  von  Optativ  reden ,  als  ob 
ifi4**re  Beti*iclinung  des  Modus  uuwisBenschaftlicb  wäre#  Doch 


IM    Fiedler  u.  Sache,  Gramm,  der  engl.  Sprache,  ang.  v.  Jf.  Eanrath, 

Wissenschaftliche  Orammatik  der  englischen  Sprache,  tob  Ed. 
Fiedler  und  Dr.  Carl  Sachs.  Erster  Band,  Geschichte  der  engliaoheB 
Sprache,  Lautlehre,  Wortbildung  und  Formenlehre.  Zweite  AQfla|(e, 
nach  dem  Tode  des  Verfassers  besorgt  von  Eugen  Kölbing.  Leipag, 
Verlag  von  Wilhelm  Violet,  1877. 

Bei  der  Beurtheilung  des  vorliegenden  Baches  mnss  man  na- 
türlich auseinander  halten,  was  vom  ersten  Verfasser  herrührt,  nnd 
was  vom  Herausgeber  der  neuen  Auflage  dazugekommen  ist.  Fiedlers 
Werk  war  der  erste  Versuch  einer  wissenschaftlichen  Behandlang  der 
englischen  Sprache,  und  man  thäte  gewiss  sehr  unrecht,  sein  Verdienst 
darum  schmälern  zu  wollen,  weil  Koch  und  Mätzner  nach  ihm  weit 
besseres  geleistet  haben.  Allein  die  englische  Philologie  hat  eben  in 
den  27  Jahren,  welche  seit  dem  Erscheinen  der  1.  Auflage  yerflosseo 
sind,  eine  bedeutende  Veränderung  erfahren:  die  Lautlehre  ist  völlig 
umgestaltet,  die  Kenntnis  der  Formen  erweitert  und  die  Erkl&nmg 
derselben  in  vieler  Beziehung  gefordert  worden ;  es  blieben  daher  noi 
wenige  Partien  des  alten  Buches  übrig,  welche  nicht  einer  vollstän- 
digen Umarbeitung  oder  doch  einer  Berichtigung  in  einzelnen  Pancten 
bedurft  hätten.  Leider  musste  sich  der  Herausgeber,  wie  er  in  der 
Vorrede  bemerkt,  fQr  diesmal  mit  den  Besserungen  begnügen,  welch« 
innerhalb  einer  verhältnismässig  sehr  kurzen  Frist  herstellbar  waren; 
and  leider,  müssen  wir  hinzufügen,  lässt  sich  der  Abstand  zwischen 
dem,  was  stehen  geblieben,  und  was  geändei-t  worden,  auch  gar  nicht 
verbergen. 

Am  empfindlichsten  tritt  dies  bei  der  Lautlehre  des  germa^ 
nischen  Theiles  zu  Tage.  Dem  Vocalismus  des  NE.  hat  der  Heraus- 
geber  eine  Uebersicht  des  angelsächsischen  ^)  Vocalismus  im  Ver- 
hältnis zum  gothischen  vorangeschickt.  'Ob  diese  Anordnung  praktisch 
ist',  sagt  er  in  der  Vorrede,  *wird  sich  ja  finden,  sie  will  wenigstens 
historisch  sein'.  Gewiss  wäre  sie  praktisch,  wenn  nur  der  historische 
Weg  nach  diesem  versprechenden  Anfange  nicht  wieder  verlassen 
worden  wäre.  Die  Methode  aber,  welche  Fiedler  bei  der  Behandlung 
des  ne.  Vocalismus  (§§.  42 — 49)  befolgt,  ist  die,  dass  er  von  dra 
Lauten  ausgeht,  denselben  die  Lautzeichen  unterordnet  und  sie  mit 
den  entsprechenden  ags.  vergleicht.  Das  mag  seine  gute  Berechtigung 
gehabt  haben  zu  einer  Zeit,  da  es  an  der  Kenntnis  der  Zwischenstufei 
zwischen  dem  NE.  und  Ags.  fehlte ;  allein  ich  kann  mich  der  Meinung 
nicht  erwehren,  dass  man  heutzutage  endlich  anfangen  müsse,  naoL 
dem  Vorgange  von  ten  Brink  und  Sweet  die  Resultate  der  Erforschung 
ae.  und  me.  Quellen  für  die  ne.  Lautlehre  nutzbar  zu  machen. 

Und  gerade  für  diesen  Zweck  war  bereits  in  der  Würterlist^ 
§.  26,  welche  streng  nach  den  Vocalen  geordnet  ist.  ein  nicht  unbe- 

*)  Ich  gebrauche  hier  und  im  folgenden  ags.  ncuags.  ae.  me.  iz 
Uebcroinstimmung  mit  dem  Buche;  im  übrigen  halte  ich  mit  dem  Her 
ansgeber  (S.  34  Anm.)  dafür,  dass  man  besser  thäte,  die  von  Zupit» 
vorgeschlagene  Bezeichnung  Altenglisrh  und  Mi tte lenglisch  an- 
zunehmen. 


fiaAcr  ■.  SüthM,  11  nimm,  der  engl  Sprache,  ang.  v.  M,  Kanrath.    127 

luteoif«  Matfnial  lusamineDgestellt,  welches  hier  nüf  das  beste  hUtfi 
fwprtlitl  werden  k5DQeii.  Dort  sollte  dieso  W^Srterliste  dem  Leser 
ü»  TeHUMlenmgeü  zeigen,  welche  mit  den  Wörtoru  überhaupt,  na* 
OiDllicii  9h9r  oiit  ihren  Vocülen  vom  Ags.  bis  iiiB  Ne.  ätatt^'cfuiiden 
Inten,  indessen  mösste  denn  doch  eine  Erörterung  ober  dm\  Ursprung* 
licbtii  lAutsiand  ?i>rangeben,  ehe  man  seine  allmähliche  Veränderung 
iuiiot;  düvoo  a)*er  war  bis  zum  §,  26  gar  keine  Hede. 

-*»i'T^tnrT  noch   ist  es   mit  demConfionantismns   des  germ. 

Kh  iebll  da  schon  an  einer  methodischen  Anordnung: 

iit  tiiilJ  vom  Ag8*  bald  vom  NE.,  bald  vom  Laut,  bald  vom 

1-    \V>nn  der  Herausgeber  anch  nicht  die  nuthige  Müsse 

-iuiiu  Partie  um/.iuirbeilen  (vgl.  Vorrede  p.  IX i.  so 

.   />tenß  im  Vorbeigehen  einige  angenföllige  Unricb* 

terbesseni  sollen.  So  heisst  es,  um  nur  ein  paar  Beispiele 

am  S4;blu!>se  des  %.  68:  ^Einige  sLgs,  bb,  entsprechend 

I  •iofftcbcn  b,  »Its.  bh,  werden  im  Engl,  zu  v:  libban:  live, 

Ti  kave,  hebban:  heave/  Aber  live  entspricht  dem  ags.  lifjaii; 

I  Y  in  bave  ii^t  ans  den  Formen  hafast,  hafad,  hafde,  in  heave  aus 

I  pffuit.  höf,  Dder  dem  p,  p.  hafen  in  den  infin,  gedrungen.  Heave 

r  sogar  noch  fdtimal  im  §,  51*  unter  der  Rubrik  'Eigentliches 

i}fl  r>er  §.  59  bandelt  über  das  f,  welches   L  uneigen tlichea 

tnspr«  b  entstandene^)^  2.  eigentliches  f  ist.  Beispiele  werden 

IHrt  und  aus  ihnen  der  Sobluss  gezogen  (S.  143):  Mn  ihrer  ße- 

Imif  tind  beide  f,  wie  man  sielit,  einander  gltdch ;  beide  bleiben 

m  Ittditaitoii  auslautend  und  werden  inlautünd  tast  immer  zu  v".  Da- 

9^t«  Mst  es  wieder  im  g.  137  bei  der  Pluralbildung  der  Substan- 

%mt  *W#  mt  Goih.  imd  Nhd.  auslautend  b  steht,  im  Ahd.  p.  ßo  dA8s 

Ifi.  f  Ar  r  sieht  (?),  hat  nich  der  auslautend  eingedrungene  Laut 

atotiiid  TT*  ^ '    -^  iilten;  wo  dagegen  f  der  eigentliche  ags*  Laut  ist 

ttina^tr  :  ihd.  v.  stobt  (?),  da  hat  sich  f  in  der  Regel  erhal- 

la.  fTftd  wt;iUr:  htnige  Verwechselungen  haben,  wie  schon  bemerkt, 

m  %  5liitte<*fnnden :  so  hat  anch  elf  in  der  Mehrheit  bisweilen  elfe; 

iitttMitiir'  .  .zeigt  indessen,  doss  die  gebräuchlichere  Mehr* 

kitilttt»  d  ei-e  ist/  Das  w&r«  also  docii  eine  verschiedene  Be- 

Ining  der  beiden  f  ?  Die  Thatsache  ist,  dass  sich  ags.  f  im  Inlaute 

m  Tocftleo  5chen  im  N#uag8.  und  Ae,  in  v  verwandelt  hat.  wie  maa 

«ch  au«  dtr  WiTrt^irli^te  g.  26  ersieht  (dort  heisst  es  freilich  S.  69 

«kDi «lilafie»,  'i  t  v').  Diese  Kegel  bleibt  auch  frtr^s  Ne,;  da- 

Iv  wild  das  f  antiva,  welche  den  Plnial  auf  *es  bilden,  zu 

ff  ia«f  dantai  achmibt  man  z«  B,  auch  gave,  drove,  shrove  lu  s.  w. 

KSV  Inli4ut«>ndes  f  Steht,  da  war  es  ursprünglich  im  Auelaut, 
ufe,  Five  (S.  142  und  iViO  i^t  fife  gedrackt)  geht 
HC  ut'iiv  I  urm  ftfe  zurück*  Bezüglich  des  v  in  vat  gegenüber 
wird  S.  143  die  Voi muthang  aofigesprochen,  dass  es  vtelMcht 
if^aoi,  vaa«"  zusamuii  r  '  wiss  ebensowenig  der 

U,  VI»  in  vaoe  und  vixmi,  » m  wir  uine  Ausgabe 

^Aytabii«  beiüiaQ,  uichi  mehr  oiedergeachrieben  werden;  ancb 


128    Fiedler  u.  Sachs,  Gramm,  der  engl.  Sprache,  ang.  t  M.  K(mratK.    ' 

das  uicht,  dass  goth.  f  ahd.  v  (=  bh)  entspreche,  und  dass  ags.  ? 
wieder  weiter  gerückt  und  englisches  w  geworden  sei  (§.  60).  Auch  - 
hierin  haben  sich  die  Ansichten  seit  Grimm  ^bekanntlich  sehr  geändert' :  • 
goth.  f  bleibt  im  Ahd.  im  Anlaut  uud  Auslaut  in  der  Begel  f,  d.  h. 
unverschoben ,  wenn  auch  in  der  Schreibung  zuweilen  v  eintritt;  im  • 
Inlaute  steht  v  häufiger  goth.  f  gegenüber  und  bedeutet  hier  yer-  : 
muthlich,  ebenso  wie  im  Ne.,  den  üebergang  von  der  tonlosen  in  die  ■ 
tönende  Spirans ;  das  ags.  v  aber,  oder  vielmehr  die  Rune  p,  welche  . 
Grimm  mitv  bezeichnete,  und  das  ne.  w  haben  gewiss  denselben  Laut-  ; 
werth  (w'  nach  Brücke). 

Ueber  die  Lautlehre  des  französischen  Bestandtheiles  ist  wenig 
zu  bemerken ;  die  Behandlung  ist  dieselbe,  wie  die  des  germanischen    . 
Bestandtheiles;  das  Lateinische  ist  in  ausgedehntem  Maasse  zur  Ver- 
gleichung  herbeigezogen  worden. 

Den  Schluss  der  Lautlehre  bildet  §.  88,  ^Andeutungen  über  die 
Geschichte  der  Aussprache  der  englischen  Laute',  eine  sehr  willkom- 
mene Zugabe  doi*  neuen  Auflage.  Darauf  folgt  eine  etwas  mager  ge- 
haltene Tonlehre,  und  dann,  als  IIL  Abschnitt,  die  recht  sorgfältig 
und  ausführlich  bearbeitete  Wortbildungslehre.  Es  fragt  sich  nur,  ob 
es  nicht  besser  wäre,  die  Formenlehre  vorangehen  zu  lassen,  ant 
welche  man  ja  bei  der  Zusammensetzung  öfters  verweisen  muss. 

In  der  Formenlehre  nun  überragt  die  Dai*stellung  der  Conju- 
gation,  grösstentheils  das  Werk  des  Herausgebers  dieser  Auflage, 
alles  übrige.  Nicht  nur  dass  die  Eintheilung  der  starken  Verba  in 
zweckmässiger  Weise  nach  Müllenhoffs  Paradigmen  umgeändert,  bei 
der  Erklärung  der  Personalendungen  und  des  Ablautes  auf  die  neue- 
sten Forschungen  Rücksicht  genommen,  oder  zuweilen  eine  eigene, 
beachtenswerthe  Ansicht  aufgestellt  worden  ist,  auch  die  historische 
Entwicklung  der  Formen  ist  hinlänglich  klar  gelegt.  Dabei  wurde 
natürlich  auf  die  Paradigmen  des  I.  Abschnittes  (Geschichte  der  eng- 
lischen Sprache)  hingewiesen,  einzelne,  wie  die  goth.  und  ags.,  noch 
einmal  hieher  gesetzt.  Und  das  bringt  mich  auf  den  Gedanken,  ob  es 
nicht  überhaupt  viel  zweckentsprechender  wäre,  die  ursprüngliche 
Anordnung  des  Buches  dahin  zu  verändern,  dass  die  ags.  neuags.,  ae. 
und  me.  Formenlehre  aus  dem  I.  Abschnitte  in  den  IV.  übertragen 
wurde;  die  Thatsache  zeigt  ja,  dass  man  bei  den  ne.  Formen  immer 
wieder  auf  sie  zurückkommen  muss,  die  Trennung  kann  also  nur  auf 
Kosten  der  Uebersichtlichkeit  und  des  nothwendigen  Zusammenhanges 
geschehen.  Um  das  Verhältnis  des  Engl,  zum  Ags.  darzuthun,  ge- 
nügten im  §.21  einige  allgemeine  Bemerkungen  über  die  allmähliche 
Abschwächung  und  den  endlichen  Verlust  der  Flexionsendungen ;  denn 
eine  vollständige  Geschichte  der  Umgestaltungen,  welche  Laute  und 
Formen  im  Laufe  der  Zeit  erfahren  haben,  konnte  im  I.  Abschnitte 
schon  darum  nicht  wol  beabsichtiget  sein,  weil  ja  die  Lautlehre  erat 
im  II.  Abschnitte,  die  ne.  Formenlehre  im  IV.  Abschnitte  behandelt 
wird.  Ebenso  unnothwendig  war  die  Einschaltung  der  ausführlichen 
Paradigmen  an  jener  Stelle  für  die  in  §§.  27,  28  folgende  Unter- 


FMer  i.  Sacks^  Gramm,  der  engl  Sprache,  ang.  v.  M.  Kanrath.    129 

ndmig,  wie  gross  der  Einflnss  des  Französischen  auf  die  Verände- 
mgea  war,  welche  das  Ags.  in  seinem  Uebergange  zum  Engl,  er- 
iten  hat  (ygL  S.  69),  da  ein  solcher  Einfluss  auf  die  Formenlehre 
sich  §.  27  überhaupt  gar  nicht  nachweisbar  und  selbst  die  ^ine  Spur 
fasclben,  das  üeberhandnehmen  des  -s  im  Plural  der  Substantiva 
\.  28,  6)  mehr  als  zweifelhaft  ist  (vgl.  Diez  Gramm.  II.  p.  46). 

Bei  dieser  Gelegenheit  will  ich  zugleich  auf  einen  Widerspruch 
i^fmmr\rttiä.m  machen :  im  §.  27  wird,  wie  eben  erwähnt,  der  Einfluss 
te  Franz.  aaf  die  für  das  spätere  Engl,  character istischen  Formver- 
iadfrnmgeD  geläugnet,  indem  der  Herausgeber  mit  Becht  der  Ansicht 
701  Price  beistimmt,  welcher  in  der  Ausgabe  von  Warton 's  History 
i/the  Esglish  Poetry  I,  110  behauptet,  es  beruhe  nichts  so  sehr  auf 
te  festen  Grundlage  vernunftgemässen  Schlusses,  als  dass  dieselben 
Wirkungen  eingetreten  sein  würden,  wenn  Wilhelm  und  sein  Gefolge 
a ihrem  Yaterlande  geblieben  wären.  Im  §.  28  aber  heisst  es  wieder: 
'te  Einflnss  des  Französischen  auf  die  Gestaltung  des  Englischen 
niri  also  wol  nicht  abzuweisen  sein ;  schwer  ist  es  aber,  auch  nur 
ani  einiger  Genauigkeit  zu  bestimmen,  wie  weit  sich  dieser  Einfluss 
eistnckte.  Am  nachweisbarsten  ist  er  noch  in  der  Laut-  und  Formen- 
lehi«.'  Nach  dem  Vorausgehenden  sollte  man  doch  wenigstens  in 
Bang  aof  die  Formenlehre  das  gerade  Gegentheil  erwarten!  Den 
Widersprach  hat  die  angeführte  Stelle  von  Price  verschuldet :  Fiedler 
erUftrte  der  Ansicht  desselben  nicht  beistimmen  zu  können,  Kölbing 
>iag8ga  nahm  sie  als  richtig  an,  liess  aber  das  folgende  in  der  ur- 
sprftngfidien  Fassung  stehen. 

Ca  znr  ne.  Formenlehre  zurückzukehren,  so  bedürfte  meines 
Enchteofl  namentlich  die  Declination  der  Substantiva  einiger  Nach- 
bessening.  So  ist  es  z.  B.  unrichtig,  dass  die  Mehrheit  der  starken 
Mascolina  1.  und  2.  Declination  im  Ags.  durch  s  gebildet  wurde:  die 
EBing  war  as,  später  es  (Im  Paradigma  S.  34  wird  auch  os  ange- 
fahrt, darüber  vergleiche  man  jedoch  Zupitza,  Z.  f.  D.  A.  neue  Folge 
IX,  p.  14).  In  Wörtern,  wie  clothes,  ferner  in  denen  auf  f  mit  voran- 
gehendem langen  Yocal  (ausgen.  oo)  und  auf  If,  ebenso  in  denen,  die 
aaf  cmen  Zischlaut  endigen,  hat  sich  also  die  alte  Flexionssilbe  er- 
bahen. 

Warmn  ist  ferner  im  §.  138  von  den  Zusammensetzungen  mit 
oaa,  welche  den  Plural  men  bilden,  nur  das  einzige  woman  eiwähnt? 

Ich  will  nun  im  Anschluss  an  diese  allgemeine  Besprechung 
noch  einzelnes  Besondere  nachtragen,  was  mir  beim  Durchlesen  des 
Boches  gerade  auffiel. 

S.  54.  'Ganz  vereinzelt  ist  dies  Fehlen  des  (Gen.)  s  auch  auf 
Xascnljna  übertragen,  z.  B.  BG:  is  uncle  deth;  Sh.  p.  10:  Ich  cristni 
The  in  the  vader  name  |  and  sone,  and  holy  ghostes  (Ms.  ])e  und 
fOfites).  Diese  Worte  ohne  weiteres  mit  fader  und  brother  auf  eine 
Stafe  zu  stellen,  geht  nicht  an.^  —  Dabei  scheint  übersehen  worden 
ZQ  sein,  dass  sich  in  sone  nur  die  alte  Genetivform  suna  erhalten  hat, 
von  einem  Fehlen  des  s  also  keine  Bede  sein  kann. 

ZthUhsTfi  f.  d.  dfltorr.  Oyinn.  1S78.    n.  Heft.  9 


180    Fiedler  n.  SachSf  Gramm,  der  engl  Sprache,  ang.  v.  M.  Kanraih. 

S.  56.  Beim  hinzeigenden  Fürwort  ist  für  den  Nom.  Sing,  masc 
nur  ])e,  für  das  fem.  ]>a,  ])eo,  \>o  angegeben.  Im  Ayenbite  finden  sich 
noch  je  einmal  die  Formen  ze  für  Nom.  Sin^  masc.  (ee,  ]>et  ne  lie]> 
pise  uondinees,  he  ne  may  no))ing  wel  conne .  117),  und  zy  als  Nonu 
sing.  fem.  n>e  bene,  J)e  more  J)et  hy  is  common,  ]>e  more  hy  is  wotp; 
ase  ))e  candele  is  betere  bezet,  ])et  serue))  to  ane  halle  and  nol  of 
uolk,  ])anne  ey,  ]>et  ne  serue})  böte  to  onelepy  manne.'  102). 

S.  112  ff.  (Gothische  und  angelsachsische  Yocale).  —  Zu  diesem 
Abschnitte  möchte  ich  mir  einige  Bemerkungen  erlauben,  die  zwar 
nichts  neues  enthalten,  aber  zur  Präcisierung  meines  Standpnnctes 
gegenüber  dem  hier  eingenommenen  nothwendig  erscheinen.  In  Bezug 
auf  das  Verhältnis  zwischen  a  und  ä  im  Ags.  hat  sich  der  Verfiisser 
der  Ansicht  Holtzmanns  angeschlossen,  nach  welcher  a  im  allgemeinen 
in  offener,  ä  hingegen  in  geschlossener  Silbe  stehen  soll.  —  Ich  sehe 
eigentlich  keinen  triftigen  Grund  von  der  bisherigen  Fassung  der 
Regel  abzugehen,  dass,  abgesehen  von  consonantischen  Einflüssen, 
das  a  bleibt,  wenn  die  folgende  Silbe  a,  o  oder  u  hat.  Holtzmann  moss 
zum  mindesten  ebensoviele  Ausnahmen  von  seinem  Gesetze  gelten 
lassen,  als  man  es  bisher  thun  musste.  Seine  Meinung,  dass  z.  B.  in 
däges,  fäger  das  e  stumm  sei,  ist  ganz  ungerechtfertigt ;  auch  bringt 
er  weder  eine  annehmbare  physiologische  noch  akustische  ^)  Begrün- 
dung des  Vorganges,  während,  wenn  man  das  ä  mit  Scheier  GD. 
S.  127  ff.  als  eine  Wirkung  ags.  Tonerhöhung  ansieht,  sofort  be- 
greiflich wird,  dass  diese  Erhöhung  des  Tones  durch  einen  folgenden 
Vocal  mit  tieferm  Eigentone  gehindert  werden  konnte. 

Was  ferner  die  Schwächung  des  aus  altar.  a  entstandenen  e  zu 
i  und  des  o  zu  u  belangt,  so  wird  hier  die  Ansicht  aufgestellt,  dass 
sie  schon  in  der  germanischen  Ursprache  durch  ein  i  der  folgenden 
Silbe  bewirkt  worden  sei ;  nur  vor  r-,  h-,  zum  Theil  auch  vor  1-  Com- 
binationen  werde  diese  zweite  Schwächung  meist  aufgehalten. 

Auf  welche  Thatsachen  die  erste  Behauptung  sich  gründet, 
weiss  ich  nicht  anzugeben;  im  Gothischen  wenigstens  erscheint inndn 
ohne  Bücksicht  auf  den  Vocal  der  folgenden  Silbe.  Wol  aber  hat  in 
den  übrigen  Zweigen  der  germanischen  Sprachen  ein  erhaltenes  oder 
früheres  suffixales  a  die  Macht  1.  ein  aus  ursprünglichem  a  ge- 
schwächtes e  und  0  der  Wurzel  vor  dem  Uebergang  in  i  und  n  zu 
schützen,  2.  ein  ursprüngliches  u  der  Wurzel  zu  o  zu  erhöhen;  Nasal- 
laute hindern  diese  Wirkung  des  a.  Im  Ags.  werden  dann  diese  aus  a 
geschwächten  ö  durch  den  Einfluss  folgender  Consonanten,  am  häufig- 
sten vor  r-,  h-  und  1- Verbindungen  zu  eo,  sowie  a  in  denselben  F&Uen 
zu  ea  wird.  Den  physiologischen  Grund  daMr  gibt  Scherer  GD8 
p.  140  ff.  Vor  ht  können  sowol  eo,  als  ea  (über  ie  ?)  zu  i  fortschreiten 

')  Man  wird  nicht  etwa  das  folgende  (Gramm,  p.  175)  dafür  nehmen 
wollen:  *E8  sollen  gewissermassen  alle  kurzen  Silben  gleich  schwer  wiegen; 
da  aber  dag  um  einen  Buchstaben  schwerer  ist  als  da-,  so  wird  ebenso 
viel  als  s  wiegt,  von  dem  Gewicht  des  a  über  Bord  j^worfen,  wodurch 
es  ä  wird,  und  es  sind  also  da-  und  däg  einander  gleich  an  Schwere.* 


JieAer  n.  Saths,  Gramm,  der  engl.  Sprache,  ang.  v.  M,  Konraih,    181' 

ntf  neileicht  dürfen  wir  dabei  an  ein  weiter  Torne  gebildetes  h,  etwa 
Mekes  x^  denken,  welches  den  an  derselben  Articulationsstelle  ge- 
bOdeien  i-  Laut  hervorrief;  denn  diese  i  mit  Holtzmann  für  y  zn 
lAmen,  hindert  schon  die  herrschende  Schreibung  and  ausserdem 
nch  der  Umstand,  dass  in  der  kentischen  Mundart  an  ihrer  Stelle 
e  encheinen  müsste.  —  Aber  auch  ein  aus  a  geschwächtes  i,  d.  i.  ein 
viprfingliches  a  der  Wurzel,  welches  auf  dem  Wege  zu  i  nicht  durch 
Mgendes  suffixales  a  aufgehalten  wurde,  kann  unter  denselben  6e- 
üngingen  m  eo  (io)  werden,  und  während  jenes  aus  e  entstandene 
•»dem  altnord.  ia  entspricht,  so  entspricht  dieses  dem  altnord.  i5: 
Soüuhairas,  ags.  heoru,  an.  hiörr;  goth.  fairhvus,  ags.  feorh,  an.  fi5r; 
ifs.heorot,  an.  hiörtr,  ahd.  hiruz;  goth.  miluks,  ags.  meolc;  goth. 
dabr,  agB.  seolfor;  goth.  faihu,  ags.  feoh  u.  s.  w. 

Die  Wirkung  des  a  auf  ein  Torhergehendes  o  und  wurzelhaftes 
a  ist  im  Ags.  durchgreifend,  und  ausser  den  Nasalen,  Ton  folgenden 
CoBBonanten  unabhängig;  höchstens  in  ful  gegenüber  goth.  fnlls  möchte 
■UL  einen  solchen  consonantischen  Einfluss  erkennen,  in  vulf  (d.  i. 
will)  kann  das  yorausgehende  w,  in  fugol  der  Hilfsvocal  o  das  u  ver- 
nhast  haben.  Aus  den  S.  115  angeführten  Beispielen  for,  vorm, 
hora. .  .darf  man  nicht  schliessen,  dass  r  (und  h)  im  Ags.  meist  den 
Fortgang  von  o  zn  u*aufgehalten  haben ;  denn  man  künnte  noch  yiel 
Bdir  Beispiele  bringen  yon  Wörtern,  in  denen  auf  o  (=  urspr.  a) 
weder  r  noch  h  folgt. 

Eigenthümlich  ist  auch  S.  115  die  Zusammenstellung  V^l^llnt 
golden'  ferglichen  mit  ags.  *gelden  [neben  gylden  in  alten  Hss.]\ 
Golden  ist  unter  dem  Einflüsse  des  Subst.  gold  entstanden,  als  man 
den  Ursprung  des  -en  ans  -In  nicht  mehr  fühlte;  in  guldin  fehlt 
tinfach  der  Umlaut,  ein  goldin  wäre  nicht  möglich.  Allein  der  Zusatz 
In  alten  Hss.'  l&sst  fast  vermuthen,  als  ob  der  Verfasser  gelden  und 
golden  f&r  ältere  Formen  und  das  e  für  den  Umlaut  eines  altern  o 
kielte,  da  er  oben  gesagt  hatte:  ^goth.  u  =  ags.  o,  besonders  vor  T. 
üebrigens  scheinen  gelden  und  das  ebenfalls  angeführte  embe  (für 
ymbe)  kentisch  zn  sein,  und  man  braucht  daher  V.u  dem  sporadisch 
Torkemmenden  e'  nicht  das  Friesische  zu  vergleichen,  da  bekanntlich 
e  und  d  für  j  nnd  f  dem  kentischen  Dialekte  eigenthümlich  sind 
and  schon  im  9.  Jhd.  erscheinen. 

Nach  dem  Gesagten  ist  natürlich  auch  die  S.  118  aufgestellte 
Regel  in  berichtigen,  dass  im  Ags.  ein  wurzelhaftes  u  unter  dem 
finflasse  eines  folgenden  h  zu  o  werde;  denn  wo  bleibt  das  h  z.  B.  in 
hlot,  Worzel  hin;  frost,  Wurzel  frus;  loca,  Wurzel  lue?  Dass  neben 
dnru  auch  der  vorkommt,  hat  darin  seinen  Grund,  weil  duru  ein  u- 
Stamm,  dor  ein  a-Stamm  ist;  vgl.  goth.  daur,  daura-vards  u.  s.  w. 
Was  nnn  den  Einflnss  des  r  und  h  im  Gothischen  betrifft,  so  hängt 
derselbe  mit  der  Schwächung  des  altar.  a  nicht  zusammen,  und  da 
nch  das  suffixale  a  keine  Wirkung  auf  den  vorhergehenden  Yocal 
smftbt,  so  werden  wir  wol  annehmen  müssen,  dass  das  Goth.  in  jedem 
Fall  bis  zu  den  Extremen  der  Schwächung  i  und  u  vorgeschritten  ist ; 

9* 


132    Fiedler  u.  Saclis,  Gramm,  der  engl.  Sprache,  ang.  v.  M.  KanraÜh. 

diese  i  und  u  werden  dann  mit  derselben  Regelmässigkeit,  wie  die  ur- 
sprünglichen, nicht  aus  a  geschwächten,  zu  ai  und  aü  gewandelt. 

S.  171.  In  Betreff  der  Zeichen  5  und  g  vergl.  man  Znpitza, 
Cynewnlfs  Elene  p.  VI  ff.,  wornach  das  hier  angegebene  zu  berich- 
tigen wäre. 

S.  180.  ^Vracu,  Rache,  vraec  (vräc?)  Verbannung\  — Ein  No- 
minativ yräc  ist  nicht  denkbar,  da  das  Wort,  wenn  es  nicht  langsilbig 
wäre,  u  annehmen  müsste. 

S.  192.  'find,  goth.  fin})an,  send  statt  senth  (goth.  sandjan)'  — 
Es  soll  offenbar  heissen,  find  statt  ünth  (goth.  finj[>an),  denn  aus  goth. 
sandjan  kann  man  doch  nicht  auf  ein  engl,  senth  schliessen. 

S.  201.  Ich  zweifle,  ob  mau  in  handicraft,  handiwork  u.  s.  w. 
das  i  als  Rest  des  Themakennzeichens  zu  betrachten  habe ;  es  könnte 
ja  auch  durch  Vocalisierung  aus  ge  entstanden  sein,  wie  ags.  hand- 
geweorc  zu  beweisen  scheint. 

S.  246.  In  Bezug  auf  die  Bemerkung,  dass  seif  im  Ae.  bereits 
indeclinabel  geworden  sei,  und  dass  die  Formen  seif,  selve,  selven 
ohne  Unterschied  der  Bedeutung  gebraucht  werden,  möchte  ich  er- 
wähnen, dass  2.  B.  noch  im  Ayenbite  der  Gebrauch  von  zelf  und  zelue 
völlig  geregelt  ist. 

Das  Woi-t  erscheint:  1.  als  eigentliches  Demonstrativ,  a)  im 
Nom.  Sing,  in  starker  Form  js:elf  (god  zelf,  93,  149,  248;  J)e  wordle 
zelf,  59),  in  schwacher  Form  £:€lue  (J)e  ilke  zelue  hoc  185,  \>et  ilke 
zelue  hous,  pQ  ilke  zelue  uader  263).  b)  in  den  übrigen  Casus  und  im 
Plur.  jselue, 

2.  In  Verbindung  mit  Pronominibus.  a)  Nom.  Sing,  zelf  (J)i 
zelf  90;  him  zelf  5,  G,  34).  b)  in  den  übrigen  Casus  und  im  Flur. 
zelue,  (  of  pe  zelue  54,  of  pi  zelue  73,  85,  l^i  zelue  acc.  145,  210; 
him  zelue  acc.  48,  59,  of  him  zelue  126,  142,  hare  zelue  acc.  97, 
by  hiro  zelue  231 ;  ine  ous  zelue,  to  ous  zelue  265 ;  kam  zelue  nom. 
175,  acc.  78,  82).  Für  die  I.  Sing,  und  die  11.  Plur.  kommt  kein 
Beispiel  vor. 

S.  249.  Der  alte  Instr.  des  Fragepronomens  ist  in  zwei  adverb. 
Formen,  why  und  how  vorhanden.  How  erklärt  sich  aus  hQ,  für  liwft, 
indem  das  !  in  hwl  unter  dem  Einflüsse  des  w  zu  ü  geworden  ist. 

S.  257.  Firrest  ist  ungenaue  Schreibung  für  fyrrest,  y  Umlaut 
des  eo.  Further  entspricht  ags.  furdor,  comp,  vom  Adv.  ford.  (vgl. 
goth.  faur))iSy  aber  mit  Suffix  is). 

S.  272.  ^Bei  den  übrigen  Verben  findet  sich  überhaupt  keine 
Flexionsendung,  sondern  nur  ein  Nominalstamm  auf  ä  ohne  das  s  des 
Nominativs.'  —  Das  ist  nicht  ganz  genau.  Aus  der  Wurzel  wird  zu- 
nächst ein  Nominalstamm  auf  a  gebildet:  giba,  und  dazu  tritt  noch 
der  Pronominalstamm  a  (a-gham,  e-go,  i-k).  Gibaa  gibt  gibä  und  in 
Folge  des  Auslautgesetzes  giba.  Im  Ahd.  hat  sich  das  a  zu  11  ge- 
schwächt, im  Ags.  kommt  noch  zuweilen  0  vor  (aus  Greg.  Cura  past. 
sind  von  Sweet  33  Belege  angeführt).  So  erklären  sich  dann  auch 


IkSer  n.  8adu,  Gramm,  der  engl.  Sprache,  wag,  t.  M.  Konraih.    188 

nie  wie  bocd,  fore,  in  denen  man  ä  erwarten  sollte ;  es  wirkt  offen- 
er das  alte  o  nach. 

Im  Praet.  ist  kein  stammbildendes  Suffix  a,  sondern  nur  die 
rednpl.  Wurzel ;  das  a  der  Endung  musste  abfallen,  daher  haihald, 
as  h^faald-a. 

S.  273.  Die  einfachste  Erklärung  des  s  der  3.  sing,  dürfte  woi 
SHSL  dass  es  ebenso  wie  das  r  (für  s)  im  Altn.  durch  Formäbertragung 
ans  der  2.  in  die  3.  Person  gekommen  sei. 

ebendas.  Gothisch  haldam,  haldi])  können  nicht  unmittelbar 
ttf  -masi,  -tasi  zurückgehen ;  vielmehr  liegen  die  Secundärendungen 
-ma,  -ta  (-da,  geschwächt  -di)  zu  Grunde.  Zur  Erklärung  von  hald- 
aiiia  vergl.  man  Scherer  GDS.  p.  111. 

Was  femer  die  ags.  Pluralendung  a-d  anbelangt,  so  scheint  es 
BIT  doch  nicht  ganz  sicher,  dass  sie  aus  a-nti  der  3.  Person  herzu- 
kiten  sei ;  denn  sowol  das  Goth.  a-nd,  als  das  ahd.  a-nt  und  das  nd 
im  ags.  sind  zeigen,  dass  hier,  wie  in  andern  Fällen,  altar.  t  in  die 
Media  anstatt  in  die  tonlose  Spirans  verschoben  wurde.  Nun  stösst 
aber  das  Ags.  gleich  dem  Alts,  und  Altfries.,  welche  im  Plural  mit 
dem  Ags.  fibereinstimmen,  das  n  wol  vor  der  dentalen  Spirans,  aber 
nmals  vor  der  Media  aus,  und  darum  müssen  wir  annehmen,  dass 
die  2.,  nicht  die  3.  Plur.  die  übrigen  Formen  verdrängt  habe.  Im 
Praet.  drang  allerdings  die  3.  Plur  durch. 

S.  282.  e  und  y  in  hlehhan,  hlyhhan  (denn  das,  nicht  hlihhan 
ist  die  richtige  Form)  sind  nur  insofern  durch  das  gemini erte  h  ver- 
insadii,  als  hh  furhj  steht  und  das  j  den  Umlaut  des  ea  (goth.  hlahjan, 
ags.  ^Ueahjan)  bewirkte.  Dieser  Umlaut  ist  ursprünglich  ie,  dann  e, 
später  j. 

ebendas.  In  teön  mischen  sich  zwei  verschiedene  Yerba :  goth. 
taOiaD,  zeihen  und  tiuhan,  ziehen ;  daher  die  Formen  der  i-Klasse 
neben  denen  der  u-Elasse. 

S.  308.  Wot  ist  nicht  Praet.  sondern  Praes.  =  ags.  wät. 

Die  Annahme  eines  Praet.  wiss  =  ags.  wisse  ist  nicht  gerecht- 
fer^gt.  Das  veraltete  ne.  I  wis  ist  keine  Yerbalform,  wenn  auch  in 
WMerbflchem  ein  Inf.  wis  angesetzt  wird,  sondern  :=  ags.  Gewis, 
ae.  jwiSy  sollte  also  zusammengeschrieben  werden. 

Wenn  ich  nun  zum  Schlüsse  ein  Urtheil  über  die  Brauchbarkeit 
des  Boches  abgeben  sollte,  so  möchte  ich  sagen,  dass  ich  dieselbe  trotz 
mandier  Mängel,  die  es  es  enthält,  nicht  gering  anschlage.  Einen 
Vorzog  wenigstens  wird  man  ihm  unbedenklich  zugestehen  dürfen : 
es  ist  klar  nnd  leicht  verständlich  geschrieben,  es  übergeht  keine  der 
wichtigeni  Spracherscheinungen  und  erdrückt  auch  den  Leser  nicht 
dorch  eine  zu  üppige  Fülle  des  Stoffes,  so  dass  es  dem  Studierenden 
zur  Einführung  in  das  wissenschaftliche  Verständnis  der  Sprache  vor 
allen  zq  empfehlen  ist.  Ich  meine  nicht,  dass  ihm  das  Studium  des 
viel  ansfiUirlicbem  Mätzner  oder  Koch  erspart  bleiben  soll ;  aber  den 
Anfang  mag  er  mit  Fiedler  machen ,  weil  er  das  hier  Gebotene  leichter 


184    C.  Folie,  Die  Salzbarger  Bibliotheken,  ang.  t.  BL  OiÜfHiuer. 

bewältigt  and  doch  einen  festen  Grand  für  seine'  weitere  AusbildaDg 
erhält. 

Dinick  and  Aasstattang  des  Baches  lassen  nichts  zu  wünschen 
übrig. 

M.  Konrath. 


Geschichte  der  Salzburger  Bibliotheken  von  Dr.  Carl  Polt z.  Wien. 
Druck  der  k.  k.  Hof-  und  Staatsdrnckerei.  Herausgegeben  von  der 
k.  k.  Central-CommisBion  für  Erforschung  und  Erhaltung  der  KubbI* 
und  historischen  Denkmale.  —  119  S. 

In  dem  Vorworte  sagt  uns  der  Verfasser,  was  er  in  seiner  Sclirift 
uns  bieten  wolle  und  klärt  uns  zugleich  auch  darüber  auf,  dass  die 
Anregung  dazu  ihm  von  Professor  Sickel  geworden. 

Unstreitig  der  interessanteste  Thell  der  Untersuchung  ist  gleich 
der  erste  Abschnitt,  in  welchem  wir  die  Resultate  der  Forschung  über 
die  älteste,  also  die  Entstehungsgeschichte  der  Salzburgerbibliothek 
bis  zu  ihrer  Theilung  zwischen  Mönchen  (zu  St.  Peter)  und  Canonikem 
(zu  St.  Kupert)  niedergelegt  finden.  Etwa  32  Codices  der  Arnonischen 
Bibliothek  —  denn  Arno,  der  erste  Erzbischof,  ist  auch  der  Gründer 
der  Bibliothek  —  glaubt  der  Verfasser  noch  nachweisen  zu  können, 
eine  Zahl,  die  zusammengehalten  mit  der  Notiz  eines  Salzburger 
Nekrologs,  dass  er  150  Bücher  habe  schreiben  lassen,  allerdings  nur 
zu  laut  für  den  Verlust  gar  mancher  Codices  spricht.  „Die  nächsten 
Ei-zbischöfe  wirkten  in  Arnos  Geist  fort."  So  Adalramm  (821 — 836) 
und  besonders  Liuphramm  (836 — 859),  unter  welchem  namentlich 
auch  ein  „Baldo'^  in  gleichem  Sinne  mit  ihm  füi*  Anlegung  nener 
Codices  besorgt  war.  Mit  Becht  legt  der  Verfasser  viel  Gewicht  auf 
die  Ausbildung  eines  eigenen  „Salzburger  Schriftcharakters*  (S.  16  ff.) 
sowie  auf  eine  gewisse  Gleichmässigkeit  in  der  ganzen  Anlage  der 
Codices  unter  Liuphramm.  Obwol  er  sich  nicht  apodiktisch  über  die 
Herkunft  dieses  Schriftcharakters  auszusprechen  wagt,  so  neigt  er 
sich  doch  der  Ansicht  2u,  „dass  die  Salzburger  Schreibschule  an  eine 
westfränkische  (Corbie  oder  St.  Amand)  anknüpft  und  zwar  in  einer 
Zeit,  da  die  Alcninischen  Beformen  noch  nicht  durchgedrungen  waren; 
in  den  nächsten  Jahrzehnten  unter  Arnos  Nachfolgern  tritt  dann  eine 
Festsetzung  des  Schriftcharakters  ein,  während  man  im  Westen  weiter 
geht ;  so  zeigt  sich  eine  Schrift  aus  Salzburg  in  der  Mitte  des  IX.  Jahr- 
hunderts  ganz  und  gar  anders ,  denn  eine  aus  Westfrancien  —  die 
eine  fein,  zierlich,  elegant,  gerundet,  die  andere  derb,  hölzern,  schwer, 
aber  zugleich  bestimmt  und  sicher,  dem  Auge  aus  weiter  Entfernung 
lesbar."  (S.  19.)  Auf  die  Frage,  „ob  dieser  eigenthümliche  Schrifl- 
charakter  auf  Salzburg  sich  beschränkte,''  getraut  sich  der  Verfasser 
abermals  nur  mit  der  Vermuthung  zu  antworten,  dass  wol  auch  in 
Franken,  Schwaben  und  Baiern  derselbe  zur  Geltung  gekommen  sein 
dürfte. 


^5L  r-f=r:^  2ii  '«rü  ii:!  iiä  üer  r^ici^r  v.rlieprnic  Material  '.;.;u 

IZ  r-iiü  —  r^ThL-.  >\  rL\  ÜLfircefdiin.  £<  wir  in  d^r  H.v.:.;  v:er 

£f=r7^cs»i  iiei^i^.'ircr^  werden.  Be>crirrs  Äusführli.h  t^rcoh: 
33.  is-  ~"^=äse:  -  iir  Aisr-ectUEg  der  beiden  Älw>wr.  Füor.t  rvor- 
»cxL==rr  iiLr  i-Hi  XZ.  "il  XIII.  Jährhur.dt  n.  <:wie  in  dor  Bo- 
:^7cr?5Sfcr : ?l I>cv*kblät:er.  Aui:b  douKatalocUo'.veldV, 
Z*=«^iafi  :ir  I;:':L:::iek  von  14o3  «bej  will  \;r.d  do:  dem 
£i?*r  t:-  ?t::.  Sickel  cemachtcu  A^^cb^iK  vorlas:,  ver* 
^■'"r"  ^  iiüi  ä«^^r^"  '*^ii.:rr::igen  bis  in  soiue  Kuhestätto  zuNürnbewr. 
nz  s^r»*--*  :i::l  Lr  nocn  eingehendere  Charakterisieninc  des 
räröiSL  ITfc^fr'igrs  Tcn  1740  ,der  brducbbaier  i<:  als  nuuoher 
'  czrf^  ':«äs<:Lirrs  ierBibliothekswissenscbafi  im  eicenthcbsten 
ai  z--:i.i  ^zl:*c-rr  Dienst  erwiesen  sein. 

;ji*rn  wir  wol  die  interessantesten  Partien  des  Buches 
A:-s<c}iiirt  IV  .Jüngere  Bibliotheken  in  Salzbunr"  kann 
r  W«2S€;  des  Wichtigen  nicht  mehr  so  viel  bieten,  wenn  auch 
2-r.  Gi  Bv«TÄpbk  F.  M.  Vienhalers  (S.  68  ff.)  und  F.  .1.  Thannors 
i£  ?•  cxrii.  üe  warme  Theilnahme,  mit  der  sie  geschrieben  sind, 
laei  &^  zrs  &Li:rbend  wirken.  Nicbt  viel  mehr  aber  als  —  unfrucht- 
üK» —  TiZ^T^ndigkeit  dürfte  mit  der  Aufzählung  der  neueren  Biblio- 
lACfs  T.a  5-  79 — 82  gewonnen  sein.  Notizen  wie  folgende:  S. 
KiftXvAtk  des  Gymnasiums.  Seit  1850,  7500  Bände.  T.  Bibl.  der 
ScAiseft^l«.  Seit  'l867,  3000  Bände.  U.  Bibl.  der  Lohrerbildungs- 
a&iu::.  Seil  1870,  1500  Bände  —  verdienen  wirklich  nicht  die  Raum- 
TtiKtwendong  einer  halben  Seite,  die  ihnen  der  Verfasser  in  allzu- 
fi«if»&%er  Weise  gegOnnt  hat. 

Der  V.  Abschnitt  schildert  uns  die  grossen  Besitzverundorungeu 
leOl— 1815,  wie  Neveu  für  die  Bibliothoquo  Nationale  103  Manu- 
£CTipt«  ans  Salzburg  requirieren  liess  und  ausserdem  Lecourbe  seine 
PriTaibibliothek  ebendort  bereicherte,  wie  nach  der  Besitzorgreifung 
1806  aach  Oesterreich  die  literarischen  Schätze  Salzburgs  nach  Wien 
aosliefem  liess  und  endlich  auch  Baiern  1815  das  Aussaugungssystem 
zu  Gimsten  der  Hofbibliothek  in  München  in  Anwendung  brachte. 
Hier  hatte  nach  meiner  Ansicht  der  Verfasser  erst  die  Auslieferung 
der  Manuscriple  von  Paris  an  die  Münchner  Hofbibliothek  auf  die 
durch  Friedrich  Thiersch  geführte  Unterhandlung  hin  erwähnen  sollen 
unmittelbar  vor  der  Besprechung  der  erfolglosen  Keclamationen,  durch 


188  Lotheiaaen,  Zar  französischen  Leetüre. 

Sammlung  französischer  und  englischer  Schriftsteller  mit  deutschen  An- 
merkungen herausgibt.  Dieselbe  weist  bereits  eine  stattliche  Reihe  von 
Banden  auf  und  bringt  die  verschiedensten  Werke.  So  erscheint  Ton 
dramatischen  Autoren  Corneille  in  einer  Bearbeitung  von  Fr.  Strehlke, 
Racine  (bis  jetzt  nur  dessen  Iphig^nie)  von  Ed.  Doehler,  Moliäre  (von 
dem  schon  sieben  Lustspiele  vorliegen)  von  Dr.  E.  Brunnemann,  einxelne 
Stücke  von  Scribe,  Delavigne  u.  a.  m.  Von  geschichtlichen  Werken  ver- 
zeichnen wir  in  dieser  Sammlung  Montesquieu's  Consid^rations,  bearbeitet 
von  H.  Erzgraeber,  Roliin's  Histoire  d'Alexandre  le  Grand,  herausgegeben 
von  0.  Collmann,  Voltaire's  Charles  XII.  von  £.  Pfundheller,  Michand, 
Histoire  de  la  troisieme  croisade,  von  H.  Vockeradt,  Mirabeau's  ausgewählte 
Reden  von  U.  Pritsche,  Thiers\  die  Expedition  nach  Aegypten,  von  F. 
Eoldewey;  Yillemain,  Histoire  de  Crom  well,  von  E.  Graeser.  Von  Erzählern 
sind  Saint-Pierre  mit  Paul  et  Virginie,  Mme.  de  Sta61  mit  Corinna,  G.  Sand 
mit  ihrer  Petito  Fadotte,  Sandeau  und  Souvestre,  in  Bearbeitungen  der 
HH.  J.  Eühne,  Güth,  Enörich,  C.  Sachs,  Wilcke  und  Schinner  vertreten. 
Neben  ihnen  finden  wir  BoUeau's  Epitres  erklart  von  Thümen,  seine  Art 
Po^tique  erklärt  von  Schwalbach.  A.  Eühne,  gibt  eine  Auswahl  der  Ge- 
dichte B^ranger's  und  Victor  Hugo's. 

Die  genannten  Bearbeitungen  sind  nicht  alle  von  gleichem  Wwth» 
wie  sie  auch  bei  ihren  Erklärungen  nicht  das  gleiche  System  befolgen. 
Manche  werden  sich  schwerlich  in  der  Schule  einbürgern,  dafür  aber  mm 
so  passender  für  die  häusliche  Leetüre  sein.  Für  die  Ausgaben  der  Claanker 
fanden  die  Bearbeiter  in  der  vorzüglichen  mit  philologischer  Genanigknt 
behandelten  französischen  Ausgaben  eine  tre£fliche  Stütze,  allein  ihre 
Arbeit  war  dennoch  schwierig.  Es  gehört  viel  Takt  und  Verständnis  dazu, 
um  die  richtige  Grenze  einzuhalten,  das  Wichtigste  anzudeuten,  und 
doch  auch  dem  Lehrer  Vieles  zu  überlassen,  unter  den  Bearbeitern  finden 
sich  Mehrere,  welche  sich  schon  durch  frühere  Arbeiten  auf  dem  G^iete 
der  modernen  Sprachwissenschaft  vortheilhaft  bekannt  gemacht  haibeü, 
und  welche  auch  ihrer  neuen  Aufgabe  gerecht  geworden  sind.  Im  AUgt- 
meinen  wäre  vielleicht  zu  wünschen,  dass  die  Herausgeber  die  Eigen- 
thümlichkeiten  der  einzelnen  Autoren  noch  mehr  hervorhöben,  daas  sie 
den  Unterschied  der  Sprache  des  17.  Jahrhunderts  und  der  heatigen 
schärfer  nachwiesen,  und  auf  die  Metrik  mehr  achteten.  Einzelne  Be- 
arbeiter, wie  z.  B.  Fr.  Strehlke  in  seiner  Ausgabe  des  Corneille  haben 
dies  allerdings  gethan. 

Ganz  besonders  ist  hier  auch  Adolf  Laun  mit  seiner  Ausgabe 
der  Lafontaine*schen  Fabeln  (Heilbronn,  Henningen  1878)  zu  erwähaen, 
denn  er  hat  die  Aufgabe,  die  er  sich  gegeben,  ebenso  tre£flich  gelöst, 
wie  er  schon  früher  Moli^re  bearbeitet  hat. 

Eine  ähnliche  und  gleich  verdienstliche  Sammlung  wie  bei  Weid- 
mann, erscheint  beiTeubner  in  Leipzig.  Auch  hier  finden  wir  Ausgaben 
von  Corneille  (Brunnemann) ,  Racine  (Laun),  Meliere  (Lion),  BoseaeVs 
Oraisons  fun^bres  (Völcker),  Montesquieu  (Wendler),  Bärauger  (Völcker)  und 
einige  neuere  Schriftsteller,  die  sehr  glücklich  gewählt  sind,  wie  z.  E 


LoiÜmui%  Zur  fnuudschen  Lect&ie.  It9 

Sott's  Gflschichte  des  üebergangs  über  die  Beresina,  (das  IL  Bach  ans 
tesB  GeMhichte  des  nissischen  Feldsogs)  bearbeitet  von  Schwalbaeh, 
da  Mignet**  R^olation  fran^aise  herausgegeben  von  A.  KorelL 

Schwieriger  als  die  Wahl  eines  Aators  für  die  Lectftre  in  den 
ahoci  ClaMeiit  iit  oft  die  Bestimmung  eines  Lesebaches  für  die  Anfänger. 
SUH  ab  ob  et  an  tolchm  Büchern  fehlte,  es  existieren  davon  nur  zuviel 
Abs  die  meisten  erregen  ernste  Bedenken.  Sie  würfeln  ihre  Lesestücke 
kBiMHiiit  durcheininder,  ohne  Bücksicht  auf  den  Stil  und  stellen  nicht 
■ttm  triTiale  Stücke  neben  Abschnitte ,  die  in  hoch  poetischer  Sprache 
fwhiieben  sind.  Häufig  muthet  ein  solches  Lesebuch  den  Anföngern 
neh  einigen  Seiten  leichter  Leetüre  schon  das  Verständnis  von  Stücken 
a,  deren  Sprache  grosse  Schwierigkeiten  enthält,  oder  es  bietet  allzu- 
ODdliche  Geechichtchen,  wobei  es  vergisst,  dass  die  Leetüre  auch  bilden 
mOL  Ein  Fortachritt  in  der  Methode  zeigt  sich  indessen  auch  hier  ganz 
ieiäidi.  Ana  der  Beihe  von  neuen  Chreetemathien ,  die  uns  vorliegen, 
äAcn  wir  diejenige  von  EL  Storme  (französisches  Lesebuch,  Hannover 
1876,  llmyer),  das  „Methodisch  bearbeitete  französische  Lesebuch''  von 
Kiccter  Klotssch,  (Berlin,  Weidmann  1877)  dann  Wingerath^s  Choiz  de 
Isetnea  finnfuses  (Cöln,  Dumont-Schauberg  1875)  und  A.  de  la  Fontaine*s 
'IflMqne  Cran^aise*  (Berlin,  Langenscheidt  1877)  hervor.  Die  vier  Lese- 
bUs  Mündeln  die  ersten  für  die  Anfänger  bestimmten  Abschnitte  mit 
bewnderer  daakenswerther  Aufmerksamkeit,  aber  jedes  in  seiner  besondern 
Wete.  Stonne  versucht  es  mit  vielen  kleinen  Geschichtchen,  literarischen 
uai  Uakerieehen  Anekdoten.  Kleine  Irrthümer,  wie  z.  B.  8.  1  die  £r- 
Uinng  dea  Wortes  prideusement  mit  „schätzbarer  Weise**,  während  es 
doch  *!■  Styl  der  Precieusen«  heisst,  werden  bei  einer  nochmaligen 
Dnidiaiehl  leicht  ausgemerzt  werden.  Eine  Anekdote  über  die  „Precieusen* 
«fforderfe  übrigens  Erläuterungen,  die  für  Kinder  noch  nicht  passen.  Auch 
Üe  Geachichte  von  der  Ungnade  Racine*s  (S.  25)  sollte  wegfallen,  da  ihre 
Cswakrlieit  erwiesen  ist. 

Sehr  empfeblenswerth  erscheint  Lafontaine's  „Mosaique**,  deren 
LüBWIiike  in  trefflicher  Auswahl  und  Anordnung  vom  Leichten  lum 
Schwereren  fUhren,  und  von  kurzgefassten  praktischen  Anmerkungen  be- 
glätefc  aind.  Dass  das  Buch  den  verdienten  Beifall  gefunden  hat,  beweist 
der  üaataod,  dass  es  schon  in  dritter  Auflage  vorliegt  Hubert  Wingerath 
weist  anf  den  Charakter  der  firanzöeisehen  Kinderliteratur  hin,  welche  so 
grvndverachieden  von  der  deutschen  sei,  dass  es  schwer  falle,  passende 
franaSabehe  Leseatücke  für  deutsche  Kinder  von  9—12  Jahren  zu  finden. 
Wingerath  findet  einen  grossen  Theil  der  französischen  Kinderliteratur 
«in  rriigifla  oder  moralisch  sein  sollender  Weise  augekränkelt.«  Seit  einigen 
Jahren  geht  allerdings  ein  gesunder  Zug  auch  durch  die  französische 
Kinderliteratar,  aber  W.  gUubt  doch,  zum  Theil  deutsche  Erzählungen 
in  finmöaischer,  von  Franzosen  verfassten  Uebersetzungen  geben  zu  sollen. 
Da  er  femer  von  der  Ansicht  ausgeht,  dass  das  fran/.ösische  Lesebuch 
sich,  gleich  dem  deutschen,  an  die  einzelnen  Unterrichtsgegenstände  an- 
•eklieiaen  solle,  so  gibt  er  nach  einer  Beihe  von  Märchen  und  Fabeln, 
KUar  ans  der  elaasischen  Mythologie,  christliche  Legenden,  ferner  histo- 


140  Fr.  Slraw^,  Verein  Mittelschule. 

rischc,  naturwissenschaftliche  und  geographische  Aufsätze,  ja  er  bringt 
selbst  auf  einigen  Seiten  etwas  Mathematik  und  Geometrie.  Der  Schlnas 
des  Lesebuches  bietet  eine  Sammlung  Gedichte. 

üebersieht  man  diese  und  so  manche  andere  verdienstliche  Arbeit, 
die  schon  früher  erschienen  ist,  so  gelangt  man  zur  Üeberzengung,  das» 
ein  frischer  Geist  den  Unterricht  in  den  modernen  Sprachen  belebt,  und 
dass  man  auf  dem  besten  Wege  ist,  diese  Studien  wirklich  nutzbringend 
für  die  Schüler  zu  gestalten. 

Wien.  Lotheissen. 


Verein  Mittelschule. 

Der  Ende  December  ausgegebene  Jahresbericht  des  Vereins  nMittel- 
schule**  in  Wien  liefert  das  beredte  Zeugnis,  dass  innerhalb  des  Zeit- 
raumes vom  October  1876  bis  April  1877  in  den  Vcreinsversammlungen 
ein  ungemein  reges  Leben  herrschte.  Das  abgelaufene  Jahr  war  ein  Jahr 
der  Debatten.  Denn  mit  Ausnahme  der  Vorträge  von  Dr.  Egger-MöU- 
wald  über  „Das  Wiener  Schiller-Denkmal  und  den  Antheil  der  öatsrr. 
Schulwelt  an  der  Herstellung  desselben*^  und  von  Prof  Horawits  über 
„Schlosser^,  welche  der  Natur  der  Sache  nach  keinen  Anlass  zur  Discos- 
sion  bieten  konnten,  gaben  die  Theorien  der  Fro£f.  Baumann  über  n^in- 
richtung  und  Verwaltung  von  Schülerbibliotheken  an  österr.  Mittel- 
schulen**, Joh.  Kummer  über  „Das  Verhältnis  unserer  Volksschulen  xu 
den  Mittelschulen  seit  dem  Jahre  1869**,  endlich  insbesondere  Nahrhaft 
über  nUeberbürdung  der  Gymnasialschüler**  reichlich  Gelegenheit  zu 
Debatten.  Diese  füllten  von  14  Sitzungen  allein  9  aus.  Gegenstände 
der  Debatten  waren:  Die  Herausgabe  eines  Musterkatalogs  für  Schüler- 
bibliotheken österr.  Mittelschulen,  die  Aufnahmsprüfungen  an  Mittel- 
schulen, die  sattsam  bekannte,  sogenannte  Ueberbürdungsfrage  an  Gym- 
nasien und  die  nicht  minder  oft  ventilierte  Frage  der  Heranbildung  der 
Lehramtscandidaten. 

Die  erstgenannte  Discussion  hatte  im  natürlichen  Gefolge,  dass 
der  Verein  auch  nach  aussen  hin  seine  Thätigkeit  zu  entwickeln  be- 
strebt war,  dadurch,  dass  er  an  die  Unterstützung  der  Verlagsbucfa- 
händler  und  Fachgenossen,  ja  aller  Literaturfreunde  appellierte.  Leider 
blieben  diese  Bemühungen  seither  erfolglos.  ~  Dagegen  fand  die  Ver- 
einspetition um  Preisermässigung  zum  Eintritt  in  die  histor.  Kunstaus- 
stellung, welche  am  8.  April  an  das  hohe  Unterrichtsministerium  ge- 
richtet wurde,  in  dem  freundlichen  Bescheide  des  derzeitigen  Proteetors 
der  k.  k.  Akademie  der  bildenden  Künste  das  günstige  Resultat.  So  war 
der  Verein  auch  nach  dieser  Richtung  auf  die  Förderung  der  Interessen 
des  Lehrstandes  bedacht. 

Das  Vereinsvermögen  belief  sich  am  Anfang  des  Vereinsjahres 
auf  785  fl.  75  kr.  —  In  dem  Ausschusse  fungierte  Prof.  Dr.  Egger  von 
Möllwald  als  Obmann,  als  dessen  Stellvertreter  Prof.  Lissner,  als  Schrift- 


Fr,  Strauch,  Verein  Mittelschule.  141 

f^hrer  die  Proff.   Baunuinn   and  Strauch,   als   Cassier  Prof.  Riedl  and 
als  Beisitier  die  Proff.  Schmidt,  Seidl,  Steyskal  und  Yillicus. 

Die  Zahl  der  Mitglieder  beziffert  sich  auf  214.  Dieselben  erhielten 
zum  Jahresberichte  als  interessantes  Angebinde:  Die  Chronik  der  Mittel- 
schule Ton  1861  bis  1877  Ton  Heinrich  Ficker,  ferner  die  Fachbildung 
und  Prüfung  der  Lehramtscandidaten  für  Mittelschulen  you  Dr.  Mathias 
Wretichko  und  Dr.  Thurnwald's  Festschrift  über  den  Fürsterzbischof 
Vincenz  Eduard  Milde  als  Pädagogen. 

Dr.  Fr.  Strauch. 


Vierte  Abtheilung. 


Miscellen. 

(Stiftung.)  —  Der  Hof-  und  Gerichtsadyocat  Herr  Dr.  Jaqaei 
und  dessen  Schwester  Frau  Louise  Bevfus  haben  der  Gesellschaft  der 
Musikfreunde  den  Betrag  von  3000  Gulden  in  österreichischer  Goldrente 
zur  Errichtung  einer  Stipendienstiftung  übergeben,  deren  Zinsen  fftr 
würdige  Gesangschülerinen  des  Conser?atoriums  dieser  Gesellschaft  be- 
stimmt sind.  Das  Stipendium  soll  immer  am  25.  Februar,  dem  Geburts- 
tage der  Frau  Sophie  Jaques,  ffebornen  Wertheimstein,  Mutter  der 
genannten  Spender,  verliehen  werden.  Die  Stiftung  führt  den  Namen 
nSophie  Jaques-Stiftung**. 

(Kaiserliche  Spende.)  —  Se.  Majestät  der  Kaiser  hat  geneh- 
migt, dass  die  aus  dem  Nachlasse  weiland  Sr.  Majestät  des  Kaisers  Fer- 
dinand überkommenen  Doubletten  der  k.  Familien«  und  Privatbibliothek 
der  Universitätsbibliothek  zu  Czernowitz  zugewendet  werden.  Durch 
diesen  hochherzigen  Act  wird  die  Bändezahl  dieser  Bibliothek  um  mehr 
als  1000  Nummern  vermehrt. 


(Schenkung.)  —  Ihre  Excellenz  Frau  Therese  von  Pipitz,  Frau 
Caroline  Savinschege,  ^ebome  von  Pipitz,  und  Herr  Ritter  von 
Savinsch egg,  k.  k.  Truchsess,  haben  die  aus  dem  Nachlasse  Sr.  £z- 
cellenz  des  Bankgouverneurs  Joseph  Bitter  von  Pinitz  herrührenden 
Bücher  und  Broschüren  ^  1175  an  der  Zahl  —  dem  Min.  für  C.  und  U. 
für  die  k.  k.  Universitätsbibliothek  in  Czernowitz  zur  Verfügung  gestellt. 
(Min.-Erl.  v.  11.  Februar  1.  J.,  Z.  1552.) 


Literarische  Notizen. 

Bector  commilitonibus  certamina  cruditionis  propositis  praemiis 
in  annum  MDCCCLXXVIU  indicit.  Praemissa  est  Ludovici 
Langii  de  duelli  vocabuli  origine  et  fatis  commentatio.  Juipeiae. 
Typis  A.  Edelmanni,  typogr.  acad. 

Der  Verfasser  des  bekannten  Handbuches  der  Römischen  Alter- 
thümer  ist  auch  auf  dem  Gebiete  der  vergleichenden  und  historiachen 
Grammatik  der  griechischen  und  lateinischen  Sprache  ein  ebenso  gelehrter 
und  gründlicher  als  umsichtiger  und  scharfsinniger  Forscher.  Die  neueste 
Universitätsschrift  desselben  bringt  uns  eine  höchst  beachtenswerthe 
Erklärung  des  seit  alter  Zeit  vielfach  besprochenen  Wortes  dueUum. 

Diese  Wortform  war  in  zwei  verschiedenen  weit  aus  einander  liegen- 
den Sprachperioden  mit  verschiedener  Bedeutung  im  Gebranch :  zuerst  im 


MisceüeD. 


US 


IrMkIi«:^   !-i.:..  t;.  (--:........,   y^f^  gj^  (j^i^  der  Bedoutnng  „Krieg**  alg  die 

snprto^li'  '^um  stand,   alsdann  im  Latein  des  Mittel* 

mt%,  wo  ^.^  .»  -  .«  -»^.^;..iuä3Uclieii  Sinne  von  „ Zweikampf**  gebraacbt 
Wüi  unä  syäi  dann  als  Fremdwort  (Duell)  in  die  modernen  Sprachen 
liBdil&g.  Die  alte  Form  d%uM%m  für  bellum  findet  sich  io  dem  latotnischen 
Sehiiftp&tliuin  nach  Cicero  nicbt  mehr  vor ;  gte  hat  sich  aber  aacb  nicht 
im  Munde  des  Volkes  forterhalton,  da  sie  sowol  den  literarischen  Denk- 
oiSicn  J«»  Vulgärlateins  als  auch  insbesondere  den  lomaniseben  Sprachen 
hd  doren  Eotsieben  fremd  ist. 

Woher  taucht  auf  einmal  dus  niittölalterlrche  dueUum  (dueUium) 
X^mpt*  anf?  Es  ist  tu  jener  Zeit,  in  der  die  Zweikämpfe  für  ge- 
ixüilioh  mieht  cntsdi     ''    -    Streitigkeiten  in  ßlüthe  standen,  aus  einer 
fiÜKh  f»nttlidensD  ^  o  des  alten  Wortes  ducUum  {bellum)  in 

iifiialisie  gekommeii  ^  ^m  oiummatiker  führten  das  altlateinische  Wort 
af  lino  xar&ck  ab  eiiiü  L>t'rivation  mit  der  Endung  -dlum  und  bezogen 
«I  svf  db  twci  k&mpüii'l' n  Parteien.  Die  mittelalterlichen  Scbriftsteller 
teilt«»  dkse  £tjinul  n  falsch  auf,  dass  sie  das  Wort  fUr  eine 

Cöoifoiilioii  aus  dw>  um  (auch  ^eUuvi  gesprochen?)   hielten  im 

fittevoii  duorum  hümtHum  beUum  als  nrsprüngliches  *dubeUum.  Diese 
äwSbtm^g  f^t  n^f'lj  Luewe  bei  den  Glossatoren  deutlich  ausgesprocheil 
nd  wmt  K^  ><ie  beruhen  die  Glossen,  in  welchen  duethm  anch 

iksonui^r  >tüd  das  den  Alten  ganzlich  unbekannte  Wort  dueüio, 

Im  w^l  cTfet  t\  r'ildtine  und  Bedeutung  mibsverstandenen  p^r- 

Imlii^  efitoomtn  beUator  und  dann  als  iuplex  bellum  und  rebeUis 

«IJift  wird*  Prrvi«'Mi^i  »üd  perduellio  sind  bekanntlich  echte  altlalainische 
Whte  *V  vo>^  denen  ersteres  in  dem  Sinne  von  hostis  belUcm  gebrandet 
lad  B^t  d«]D  Dsben  £>kr.  tMiros  (a2iW)  in  stellenden  und  in  per-egrinua^ 
fff'fidm  itficbeiAendsn  Praefix  gebildet  ist  lur  Bezeichnung  desjenigen« 
fm  cmm  aiUro  bellum  habet. 

DmdUim  (bfUum)  aber  i^t  nicht  gebildet  aus  dem  Zahlwort  äuo 
cl«i  sIs  Diminativform  mit  -dh- ,  wii^  dn^  Femininum  dueUa^  welches 
im  kkine  Itass  fon  zwei  !,  oder  etwa  mit  Saffix  *h- 

jMQocaKi)  ans  einem  toiü  tamm   *dur  als  *duelum. 

M  yenPcUen  sind  aber  auch  iuiiu<:ii^t  alic  i^rklarungs versuche  von  bellumt 
Hiebt  des  nrsprftn glichen  Anlaut  du  nicht  beachten,  wie  die  Ablei- 
lUfM  Tun  hdua,  vom  assyrischen  Beliis^  vom  griechischen  ßllo^^  von 
av  Wonel  jv^A  (V|^L  nöu^ui),  die  alle  an  sich  haltlos  oder  lächer- 
lliknd^  ferner  diejenigen,  welche  in  Hinblick  auf  bonum  xai  avti- 
ffiair  veinliuiden  Mnn  wollen  (weil  der  Krieg  nichts  Gutes  Bei  oder 
Ml  er  ii&ia  Guten,  dem  Frieden  führe);  endlich  auch  die  Herleiinng 
WA  ilmUer«,  Bkr.  dvUk  (hassen)  oder  von  der  ohne  Grund  angenommenen 
Wsad  dMlit. 

Dens  Wort«  lik^gt  virlmchr  die  aus  den  Skr.  bekannte  Wunel  dm 
aßfwn^le,  wf»lchf  fr--,  ^nhirt  bedeutet.   Es  ist  bereits  von  Andern  das 

. h r e r  im  Krieg*-  mit  seinem  dnrch  den 
vstamm  ttii-c-  darauf  lurtckgeföhrt  worden, 
'^  loen  dmUia  (alt  för  lautia  Fest,  ep. 
\'^  des  Wuraelvocales  damit  in  Ver- 
i  «lii.^jt'uigOi  was  dem  von  fremden  Völkern 
I  g«scbidctan  Gesandten,  dem  ^dautus  (nach  Skr.  dutas^  nuntius\ 
gjig  d«>p  n.N^-^trt'rlif*.  ivXimunt  Die  aweitö  herbeigezogene  Form,  t«- 
dÜiir,  dl  tlung  des  Krieges,  ist  dem  be- 

piMMSi  üich   dfer  Bedeutnng  n&her  verwandt* 

U  iuMtbt  aii^giiäh  äuch  lui  bingoUi  gebrancht  wnrdd  ^  so  lisst  sie 


ftrti&r 

^0)  «id  tmiiltiae  mit 
teniaeb  wäre  da 


%. 


^XJ^^  ins  AtÜtts  bei  Kon.  22,  15  in  die  W6rterbücber  (auch  For- 
»,  Auag.,  IV.  p.  584)  aiiügenomiiisoe  per^iMmm  bt  nicht  Nom* 
MBdttii  G«i.  Flur. 


lU 


Miseelleu* 


sich  der  BildtiBg  nach  vollständig  mit  %m*poU'tia  yergleicbea,  deren  de 
Censor  den  Eques  zeiht,  wenn  das  Pferd  nicht  gut  gehalten  ist  (a  not 
jtolienäo)^  Dana  indiitkte  mit  dem  negativen  Fraeßx  gebildet  ist  (wi^ 
in-ßi-iae,  in-ed'ia,  in-cur-ui),  sah  schon  Gesner  im  TiiLSiiarüs.  Das  Suffii 
-tia  ist  dasselbe  wie  in  nup-tiae^  rup-i-tiae^i  von  nuhtret  rumptrt. 

Von  Anbeginn  bedeutet  nun  auellum  nur  die   incursio  excrcitu 
ex  Urbe  eyressi  i?i>  utjros  hostium  ;  denn  die  ältesten  Kriege  wurden  rerun 
rapiendarum  oder  rcrum  raptarujn  recuperandarum  causa  unternomi]      " 
Aus    einer    der  Wurzel    du   entsprungenen    primären    Form    *du-0 
wuJdie  nach  Analogie  anderer  militärischer  Ausdrucke,  wie  capulum/ 
qulum,  gebildet  wäre,   lässt  sich   du-ellum  bei  der  Vorliebö  des   alteil 
Latein  liir  DiminutivbilduRg   (man  vergkiche  auch  die  auf  Kriogswese; ' 
bezügltchei)  Wärter  irossuli,  veitHlum)  in  der  Weise  wie  mac^Uum  au 
macolurti  gezogen  dieuken« 

Vor  dieser  Erklärung  treten  alle  vorge brachten  Versuche  ^ 
in  den  Hintergrund.  Die  Abbar.dlüng  ruht  auf  dem  Grunde  um 
Gelehrsamkeit  iind   bietet  eine  Menge   neuer  Gesichtspuncte   uiui    ntut*] 
Materials. 

F.  W. 


Kopp  {WJ,  Geschichte  der  griechischen  Literntur  (a^ 
höhere  Lehranstalten  und  für  das  S^lhBtstodium*  Zweite  durchgeseheni 
Auflage,  fieran,  J.  Springer  187».  192  SS. 

Es  ist  sehr  fraglich»  oh  eine  Literaturgeschichte  von  solchem  Vmi 
fange   den  Bedürfnissen    eines  Schölers  der   obersten   Gymnasiale  lasset 
(und  nur  tür  solche  kann  das  Bach  herecbnet  sein)   zu  entsprechen  v<?r 
mag.  I>em  Schüler,  der  selbst  eine  Reihe  von  Autoren  gelegen  nnd 
die  ausführlichen  Einleite ngen,  wie  sie  die  commentierten  Ana_ 
Weidmännischen  und  Teubner'scheu  Bibliothek  bieten,  benützt  und  - 
die  Artikel  im  L^hker sehen  lieallexikon  gelesen  bat,  kann  man  seil 
lieh   Zumutben,  doss  er  gich  ein  Küchlein  anschafie,  welches  ihm 
der  reichen  Fülle  der  von  ihm  benützten  Hilfsmittel  so  dürftige  Noir 
bietet.    Wäre   das  Büchlein   nach  Art  einer  Tabelle  ahgefasat,   so  lie« 
sich  noch  der  Giund  geltend  machen,  das»  es  als  bequemes  Mittel  rüu_ 
Nachschlagen  und  Memorieren  seinen  Platz  ausfülle.  Dies  ist  aber  nich^ 
der  Fall;  das  Buch  soll  ein  Lesebuch  sein,  es  ist  in  einem  rhetori^chea] 
Stile  geschrieben,  ja  es  enthält  sogar  Uebersetzungsproben.    Doch  ^^\iet\ 
wir  von  der  Anlage  des  Buches  ab,  so  kann  man  sich  über  die  Au   ~^~ 
rung  keineswegs  günstig  aussprechen^      Der  Verf  untOTscheidet  ti 
nicht  zwischen  Wichtigem  und  Unwichtigem^  er  zeigt  eine  entschie 
Vorliebe   ffir  d^,   was   man  den  Klatsch  der  Literaturgeschichte  nennt 
tür  das  Anekdotenhafte»   während  er  bedeutende  Momente   ausser 
tässt,  er  ist  öfters  unklar,  ja  es  fehlt  auch  nicht  an  zahlreichen  Fe 
und   VerstosBen.    Dazu  kommt,  dass  auch   der  Stil  gar  oft  vetsclL_ 
und  phrasenhaft  ist.    Man  lese  nur  die  Einleitung  und  man  wird  nn 
rem  ürthejle  beistimmen.  In  derselben  finden  sich  folgende  Sätie,  wekhii 
das  Buch    charakterisieren   mögen:    „Die    griechische  Sprache    nach  ät 
Ansicht  der  Meisten   ihrer  eiuhintlich>?n   und  einfacheren  (!)  Schwester 
spräche,  der  lateinischen,  am  nächsten  verwandt,  ist  die  edelste  der  indo- ' 
germanischen.    Sie   hat  sich  viel  früht^r  als  jene  (gemeint  ist  die  latei- 
nische)  erschlossen  und  überragt  dieselbe  durch  Reichthum,  ManuigfaU 
tigkeit,   Beweglichkeit,  Feinheit  und  plastische  Schönheit,  sowie  dxitcU 

•)  Neuerdings   geschützt  durch   Hm.   Geh.   Ruth    SelTs    Schrift  ^ 
Die  actio  de  rupitüs  sarciendis  der  Xu  Tafeln  und  ihre  Aufhebung  dur 
die  Lex  Aquilia.  Bonn  1877. 

')  Der  Begriff  des  Aus  Ziehens  liegt  auch  unserem  Her  sog  und 
Feld  zag  zu  Grunde. 


Miücellen. 


145 


üi  fielbe  der  nf^lx^n 


"Hmler  hergelieuden  Dialekte  (!)**...  „Von  ihreai 

iiacli    in    uralter  Zeit  der  Königssohn  Kadmus 

li  !j  ^  ingeführt ^  Will  man  sich  ohne  besondere 

iilem  bilden,  so  kse  man  das,  was  S.  115  ff. 

gosrt^t  \üt.  Da  heisbt  es  z.  B.  „Kratjius, 

tici    Wörter   ..,   Eutyphron  (I),  von  den  sinnlosen  Vor* 

i'^r  Frömmigkeit  in  den  Köpfen  der  Menge  . .  *  Das  Gast- 

''  '      Ittung  der  Liebe  von  rerschiedenen  Standpnncten 

Äur  Tugend  als  die  wahre  Schönheit  hin  und 

1  ii   <  1  c  >  S  1 1-  ra  tos..,   Me u  eien  u s   wa h  rscbeio  1  i  ch 

St  I   A  I  1  j  1  ;.iif  gefallene  Athener**  usw.    Als 

i.  *   ^    ^v.   ,   ,,iiriy*  u  vviglt.iche  man  das  bekannte  hißaTi]Qiov 

-  *S-  51 :  „Frisch  auf  denn  zum  Streite,  ihr  Bür;Sfer  von  Sparta  | 

u  Söhne  der  tapferen  Vatiit!  |  Frisch  auf,   und   erhebet  den 

d<?r    Linken,  I  Frisch    auf  mit  dem  wuchtigen  Speer  in  der 

>  uU  feurigen  Äluthes!  Bedenket:  das  Leben  |  Zu  schonen  war 

im  Sparta   noch  Brauch.**   Sollt«  man  die«  für  möglich  halten? 


.\B8ilietiBche  und  historische  Einleitung  nebst  fort* 
lAsfecJer  Erläuterung  zu  Göthe's  Hermann  und  Dorothea, 
Tis  Dt-  1*.  Cholevius,  Prof.  am  Kneiphörschen  Stadtgymnasium  tu 
I2Niii^rfM?rf'  i*  Pr.  Zweite  verbesserte  Aufl.  Leipdg,  Teubner  1877, 

I  rift  des  sehr  geschätzten  Schulmannes  ist  zuerst  1863  er* 

MM'  neTien  Aullage  sind  einige  minder  bedeutende  Ktiraungen. 

Mntti  -  Ergänzungen  hinzugekommen.    Uebrigens  ist 

miBti  ^^  Teit  des  Gedichtes   den   Erklärungen   beige- 

Bgt,  w^  ff  u her   iücht   der  Fall  war.  Gegen   die  Vornahme   des  brel&n 
•ll  izu   öbw'rflüssige   und  zerstreuende    ablenkenden   Commentars   dieses 
isi-  V  !    wurden  bei  Gelegenheit  der  ersten  Auflage  in  dieser 

ij^eltend  gemacht  (vgl.  Jahrg.  1865,  S.  62,  t>4  f.  u. 
f.;.  m  'i'ji  Tuireiie  zur  vorlieg.  Aufl.  (S.  XVI i  orklÜrt  der  Verfasser: 
aaieSi«!  in  der  Einleitung  oder  auch  in  den  Erläutenmgen  mag  über 
4ai  Boll^räiic  un'^  '^^^  ^ '^rstandniiä  der  Schüler  hinausgehen;  ich  habe  ja 
i^  fikiit  fttiSb^  diese,  sondern  mehr  noch  die  Lehrer  selbst  und 

Fn^uiid»  ,itur  im  Auge  gehabt'.  Lehrer  und  Freund*^  des 


IMk! 

Ina  j^doci 

im  hu  mir 
B«ittkesi  ^. 


u  in  der  That  vieles  Anregende  und  Belehrende  aus  dem 

'.önneii  nnr!  jene  werden  gewiss,  ohne  gerade  der  Methode 

ri,  manches  Brauchbare  für  ihren  eigenen 

u  können.  Jedem  Lehrer  deo  Deutschen  in 

d:c  Leetüre  des  Buches  zu  empfehlen*  Die  Mahnung 

nug  oft  wiederholt  werden,  dass  die  Erklärung  einer 

LJe  nicht  als  Zweck  für  sich  sondern  in  erster  Linie 

1  Wirkung   willen   betrieben   werden  soll.    Für  jene 

i- .- .icf  HauptgcsicbtspuDct,  sofern  eben  der  gegenwärtige 

Guvmestftr  den  Vorgang  in    der  Schule  wiedergibt.    In  dem  Vorw.    zur 

2.  kuXL  cfk^'iJ't   f^r^i   Verf.  fem  er :  'die  noch  immer  so  beliebte  Meinung, 

itm  t»  ffti  iid   das  Beste  sei,  sie  nicht  im  Geousse  des  ^Stofes 

^■^iTzh  Crl!.  ij  stören,  mag  ich  nicht  mehr  zu  widerlegen  suchen.' 

ibH  die  Ansicht,  bei  der  Leetüre  eineu  Gedichtes  in  dei 

t  alles  erklären  zu  müssen,  das  Gelesene  als  Grundlage 

Uli g  von  Wissenswürdigem    Überhaupt   behandeln    zu  sollen» 

1  I  »ehr  Anspruch  hätte,  als  'noch  immer  so  beliebte  Meinung* 

rdon,    Üebrigens  ist  es  etwa»  ganz  anderes,  die  Jugend 

-e   des  Stoffi^ä  durch  Erklärungen   zu  stören  und  etwaig 

'    ^-       luf  Erklärungen   und  eine  erklärende  Methode 

die  eikrentliche   Wirkung  der  Dichtung,  den 

M^x.^^.  uM.ij<tgIich  machen  oder  zum  minderten  herabdrücken 

i?en- 


UM  b 


fiNtitiM*.  r  si    ^aterr.  Gjmu.  1»7».    11.  Dofl. 


10 


IM 


Miscelkß. 


Deutsches  Lesebuch   für  höhere  Lehraubtalten»   Atisfe- ' 
wählte  Stücke   deutscher  Dichtung  uad  Prosa  nebst  einer  hist-bio^raph, 
üebersicht  von   Otto    Eoquette^  Prof    am  Pdjtecbn.  zu   DarniÄtailt«  j 
2  Bde.  L  Dichtungen,  It  Prosa.  Berlin,  Wiegaudt,  Hempel  &  Parej  18»7- 
6  M.  50  Pf. 

Der  Zweck  dieses  Buches  ißt  68,  eine  Zusammenstellung  besonder»-! 
anregender  und  allgemein  bildender  Lesestücke  aus  der  deutschen  Lite- ' 
ratur  seit  dem  Anfang  des  18.  Jahrh,  im  bieten,  wobei  das  gemeinsame 
Lesen  in  der  »Schule  und  reifere  Schüler  höherer  jedoch  nicht  eigentlich 
gelehrter   Anstalten  inp  Auge  gefasst  sind.   Biographitche   Notisten   als 
Anhang  des  IL  Theiles  bringen   in  historischer  Folge  n^nd  Gruppierung 
nur  das  Nothwendigste  über  die  einzelnen  der  vertretenen  Schriftsteller. 
Wie  es  von  dem  Herausgeber  zu  erwarten  war,  ist  die  Auswahl  mit  Ge*  1 
schmack  und  feinsinnig  getroffen.  Ob  nicht  im  I.  Theile  statt  der  Fragil 
mente  aus  den  Dramen  besser    ein  vollständij^cs  Ganze   wäre    zu    bietenf 

fewesen,  bleibe  dahingestellt  Besondere  Vorsicht  zeigt  die  Auswahl  der! 
rosastöcke,  welche  obwol  relativ  nicht  zahlreich  (27  Stücke),  doch  einen  f 
grossen  Reich thum  von  formellen  und  stofflichen  Bildungselcnienten  ent-^ 
halten.  Dürfte  das  Werk  auch  lum  Gebrauche  an  Gymnasien  nicht  passend 
erbcheinen,  so  wird  es  doch  in  den  Schillerbibliotheken  wLllkoii^men  sein. 


Theoretisch-praktische  Anleitung  zur  Abfassung  d  ent- 
scher Aufsätze  in  Kegeln,  Musterbeispielen  und  Dispositionen  im  An« 
gcbluss  au  die  Lecttirc  claasischer  Werke  für  die  oberen  Classen  höhe 
Schulen  Ton  Dr,  Julius  Naumann,   Dir,  d.   Bealsch.  L  0.  zu  Osterode] 
a.  H.  Dritte  Aull.  Leipzig,  Teubner  1877. 

Die  neue  Aufl.  dieses  brßucbbaren  Hilfsbaches  umfasst  24  Mnster- 
aofsätzG,  welche  je  nach  den  Arten  der  Aufsätze  gewählt  den  Regeln  fftrj 
diese  Arten  angefügt  sind  und  123  Dispositionen.   Die  Kegeln  sowol  diel 
allgemeinen  als  die  für  jede  Art  der  Aufsätze  bestimmten  erscheinen  ial 
möglichst  kurzer  doch  klarer  Fassung,  die  Musteraufsätze,  dann  die  The-J 
mate  und  deren  Dispositionen  stehen  zum  Sehul  unter  rieht  Überhaupt  und 
inslx'sondere  zur  LectOre  der  classischen  Werke  in  enger  Beziehung  und 
sind  dem  Gesichtskreise  der  Schüler   angemessen.   Das  Buch    kann    aic  ^ 
mit  Eecht  rühmen  aus  der  Schule  hervorgegangen  zu  sein  und  dem  Be-^ 
dürfnisae  der  Schule  zu  entsprechen ;  jeder  LeTirer  des  Deutschen  an  unsero 
Obergymnasien  wird  darin  gewiss  einen  reichen  Quell  der  Anregung  für 
seine  Leitung  des  Unterrichts  im  deutschen  Aufsätze  finden   und    nebenl 
Cholevius  trefflichen  'Dispositionen  und  Materialien'  auch  dieses  Hilfäbuch 
Bch&tzen  lernen. 


Dispositionen  zu  hundert  deutschen  Anfsatten«  FQr 
[höhere  Lehranat^lten  bearb.  t.  Moritz  Bernd t,  Dr.  pb.  und  Prof.  am 
f  l,  Sachs.  Oadettencorps,  Halle,  Buchh.  d.  Waisenh.  18*8. 

Aus  der  Schulpraxis  hervorgegangen,  wird  diese  Sammlung  von 

Themen  und  kurzen  Dispositionen  manchem  Lehrer  willkommen  und  Ui« 

^  bei  der  schwierigen  Wahl  der  Aufgaben  nicht  selten  zu  unterstützen  gc^ 

eignet  sein.   Freilich   dürfen  dergleichen   Hilfsbücher,   unter  denen  di 

I  irortroffliche  Materialiensammlun^  von  Cholevius  obenan  steht   nur  au 

^Anregang  und  Erleichterung  beim  selbständigen  Vorgange  des  l^?hreii 

dienen,  da  vor  allem  jene  Aufsätze  die  zweckmteigstcn  sind,  w  '  ' 

der  Leetüre  und  Arbeit  in  der  Schule  selbst  erwachsen.   Aber  i 

wie  die  vorliegende  Sammlung  das  Verfahren  eines  tüchtigen  Schuimu 

auf  diesem  Gebiete  vorgegenwärtigen,  können  sie  namentlich  gewaT 

Lehrern  wieder  nützUcli  werden  und  der  nicht  selten  vorkommenden* 

losigkeit  in  der  Auswahl  der  Aufgaben  steuern  helfen.    Freilich  komm« 


MiseoUen. 


147 


ji  49  fifrtkgfiidflii  SamniliiTu)-  pinige  Aui'gabeii  vor«  welche  Bedenken 
mm§t^  yidean  ae  den  G  is  von  Schülern  mittlerer  Anstalten  2a 

HüiMhiütgn  scheinen,  bo  /  laate  wie  'über  die  historische  Mission 

te  dttttichfi  Yoliea',  'Eiiiwirkaugen  fremder  Völker  auf  das  deut^he\ 
*fibd«otiuig^  ünderer  Gegenwart*  n.  dgL;  durch  die  ßegronznng  in  der 
Vif«e«beQ*xi  EHiposition  aber  sind  Anhaltspuncte  gege ben»  Verstiegenboit 
Itr  Btbftnkdlung  fern  zu  halten  und  die  ADaarbeitung  aof  wirklich  vom 
fi^ikr  GewuMUs  and  denkend  Verstbeitetes  in  beschranken 


Oeficbicbtsatlas  für  Mittelschulen  von  Carl  Keppel, 
lülirnlehreT  an  der  k-  Gewerbeachnle  Weissenberg.  Billige  Qnartansgabe. 
hdi  1  M&rk. 

£yid  Ihirebsieht  der  11  Karten  dieses  Atlanten,  der,  wie  wir  er- 
yirai,  dnjcb  l  *''■  '  rialentschlle&sung  den  kgL  Eealscholen  Baierns 
mm  üfibr^ncbt  n  wurde,  zeigt»  dass  der  Atlas  für  die  Bedürf- 

Mii  d«  »Itmc  ii  t  u  i  t'  IX  üaterricbtes  an  realistischen  Anstalten  genügt,  in- 
^CK  0 dA£  Wesentlichste  in  derben  Umrissen  und  stark  contrastie- 
^*nd«»  Farben  tönen  dem  Auge  vorführt  und  alles  Detail  vermei- 
kt  JMtr  kman  auch  von  einem  Atlanten  im  Preise  von  57— 5B  Kreuzern 
w  W.  nielit  gefordert  werden.  Er  rangiert  in  der  Reihe  der  Concurreni- 
■tele»  snf  diesem  Felde,  deren  Hochfiut  im  Steigen  ist. 

<Mimi*  F.  Krone«. 

p-^'^'-cbe  Pflanzenkunde  für  deutsche  Schulen.  Bearbeitet 
^w  J  Lehrer  der  Mathematik  und  Naturgeschichte  am  Gjmna- 

dsa  i^  j..^,4._.i.  Weinheim  1S77.  Verlag  von  Fr.  Ackermann^  8*.  IV  u- 
12  88.  Frei«  40  Pf 

IHe»rs  Büchlein  macht  sich  dadurch  bemerkbar,  dasa  es  bei  sehr 
^«riifai  Unoiang  die  Elemente  de«  Unterrichtes  aus  der  Botanik  ent- 
ftüt;  iKh  über  die  Nutzanwendung  und  den  Bau  der  Gewächse,  über 
Üi  AUgnseinen  Bedingungen  des  Pflanzenlebeos^  über  Systemkundet  end- 
l«i  ife  die  Anlage  eines  Htrb&rs  wird  Einiges  mitgetheilt.  Beigegeben 
«M  It^  Ettq netten,  welclie  von  den  Schülern  bei  der  Zusammenstellung 
fii*^  ^"rWree  verwendet  werden  sollen.  Sie  sind  im  Ganzen  richtig  ^e- 
einzelne  Namen  wie  Periteris  aqnilina  statt  FteriM  aqnilma 

rcct« 

H.  Reichardt, 


Tun  *lcm  von  uns  bereits  angezeigten  Werke  »Stenographische 
Clftitrricbtiibriefe  für  das  Selbststudium  der  Stenogranbie 
»ick  Giib<*lberger'8  System»*,  von  Karl  Fanlmann  (A.  Hartleben'B 
V«lif  In  Wien),  sind  nunmehr  l«i  Lieferungen  {%  des  ganzen  Werkes) 

Mit  dem  achten  Briefe  schUesst  die  stenographische  Correspondenz- 
idtfift  mli  and  der  Verfasser  benützt  dies,  um  im  neunten  Briefe  das 
auiM  ÜAterial,  welches  bisher  behandelt  worden  ist,  nochmals  in  wissen- 
ifiiifHielKT  Anordnang  zu  recapitulieren.  Man  sieht  hieraus  ,  dass  es  dem 
V<ffai>gr  nicht  nnr  um  die  leicnte  Erlernbarkeit,  sondeni  um  gründlichen 
IkUcaicltt  SQ  thnn  ist.  Im  sehnten  Briefe  beginnt  die  Debattenschrift 
1^/ek  mam  knnon  Einleitung ,  nach  welcher  die  Prinoipien  der  Satz- 
ktimiif  crlÄutifrt  und  die  verschiedenen  EürÄungsformeu  vorgeführt 
«od^B,  iretit  der  Verf.  sofort  xur  praktischen  Einübung  über.  Als  Grund- 
^rt  d.       "  '      ''     i;in  von  Veme  „SchwaraJndien**.    In  einem 

mpt^  ion    dietic  Kürzungen    eingehend    erläutert 

mTi^iit  L.'iw  .uciige  praktischer  Winke  gegeben.    Je  mehr 

1«  L$nuaid0  t  :     desto  kurier  wird  der  Commentarj  mit  dem 

10* 


150 


MiscoUen. 


Beden  oder  vielmehr  in  den  Reden  der  Odjssee  (denn  nur  auf  letater«  j 
beschränkt  skb  die  Untersuchung)  lur  st^reotj'pen  Formel  geworden  ist.  [ 
Drei  Stücke  sind  ea  vorzüglich»  die  in  den  horaerischen  Reden  am  hia*J 
figsien  zur  Anwendung  koromen  und  deshalb  vom  Verf.  besonders  em-f 
gehend  gewürdigt  werden:  L  die  Redeeinftihrung,  2.  die  Anrede,  3.  derl 
fiedeabscölnss.  Die  in  diesen  drei  Puncten  mit  möglichster  Treue  und  Ge-1 
wiflsenh&ftigkeit  ausgefahrte  und  mit  manchen  treffenden  Bemerkaugeii  j 
begleitete  Aufzählung  der  einzelnen  Stellen  gesUltet  die  Abhandlang  ftt] 
einem  sehr  brauchbaren  Repertorium  fRr  hoincrische  R^deforineln.  Aul 
dem  letzten  Abschnitt  der  Untersuchung,  über  die  Formen  der  rerscbie- 1 
denen  Arten  der  Rede,  verroiseen  wir  wol  eiuigermassen  die  Sorgfalt] 
der  Zusammenfitellung,  die  in  den  ersten  drei  Abschnitten  ihren  Aasdrude I 
findet 

Von  Berichtigungen  wüsste  ich  nur  wenige  nachzutragen,  Zu  §,  8,  | 
der  Verfi    von    den  Spuren    indirecter  DarBtellung    und  dem  ütjber- 
J»ringen    aus   dieser   in    die  oratio  recta  handelt,    vcrüiisse  ich  die  Boi-1 
spiele  a  374  und  o  527.    Manchen   vom  V^ri,  aus  dem  homerischen  Ge-I 
brauche   deducierten  Gesetzen    dürfte  von  ihrer  AHgemeinheit  wol  etwa 
genommen  werden ,  z.  B.  dass  sich  das  Einführungswort  nach  dem  End 
eines  Verses  zu  drangen  pflege  (§»  18),   oder  dass  eine  den  ganzen  Ver» 
ausfüllende  Anrede  immer  eine  feierliche  Harangue  sei*  «die  ihren  Adjres-I 
säten  i^liren  will"   (§.  44).    Wenn  Antinoos  r/  85  die  beiden  Hirten  an-  f 
redet  mit  rnTtiot  dynomrm,  itfTipfQt^  <y(5or^'o>Tf<r  oder  Telemachos  et  3(58 
sich  entrüstet  an  die  Freier  wendet  mit  den  Worten?  utiifjog  if/TJg  (tvtj' 
CTTjoig^  ü;T^(jf9ioi'  vßoiv  //orTf^,   so  lag  es  wol  gewiss  nicht  in  der  In- 
tention des  Redners,  mit  der  einen  Vers  fclUenden  Anrede  die  Adressaten 
zn  ehren,     (In  §.  53  sind  daher  auch  wolweinlich  diese  beiden  Beispiele 
anter  die   feierlichen    Anreden   nicht    aufgenommen.)     Der   Compofltion 
der  Odyssee  hatte  wol  etwas  Rechnung  getragen  werden  dürfen ;  so  kön- 
nen  wir  in  die  Panegyris,  die  dem  Buche  üj  vom  Verf,  (§.  4)  zu  Theil 
wird,   nicht   einstimmen;   ebenso   sollte  in  §.  9  das  elendeste  Machwerk 
des  Ordners  der  Odjssee,  tt  254 — 305,  nicht  dazu  verwendet  werden,  um 
daraus  Gesetze  für  homerische  Reden  zu  dediicieren.     Ein  Gleiches  gilt  1 
m  125 — 190,  die  der  Verf.  passend  dem  bevorstehenden  Kampfe  vor-j 
ausgeschickt   nennt.     Nach   der  Rede  der  Athene  (<t  80  ff,)  ist  es  durch-  j 
«US  nicht   „selbstverständlich'*,   dass  ihre  Vorschläge  angenommen  wur- 
den;  Hermes  wird  z,  B.  noch  nicht  nach  Ithaka  geschickt    a  281  -2S>f  j 
ist  nicht  aus  ß  214—223  copiert  (§.  14),  vielmehr  findet  das  Umgekelirt^ 
statt 

Trotz   dieser   kleinen  Unebenheiten   ist   jedoch   der  Werth  dieser 
Untersuchung  nicht  gering  anzuschlagen,  und  wir  können  nur  wtnecheiuj 
dasB  der  VeÄ  seinem  im  Nachwort  gegebenen  Versprechen,   den  2.  (diöj 
Ilias  betreffenden)  Theil  seiner  Arbeit  nachzuliefern,  baldigst  uachkomiiw. 

3*  SchEemanns  Ausgrabungea  und  die  Frage  aach  dem  homerl« 
sehen  Troia.  Von  A,  Baran.  Programm  des  k.  k.  Obergymnaatii 
in  Kremfl.  1877,  42  S. 

Vorliegende  Abhandlung  macht  nicht  den  Anspruch  auf  eine  streng! 
wissenschaftliche  Erörterung^  da  sie  nach  des  Verf.  eigenen  Worten  ausJ 
einem  zu   Gunsten   des  Gjmnasialatudenten  -  ünterstfltzuugsvereines   ge- 
haltenen Vortrage  entsprungen,  als  eine  orientierende  populär  gehaltene 
Darstellung  dieser  Frage   mit  Rücksicht  auf  die  Studierenden  so  wol  ali ; 
auch   auf  die   f^r  Fragen  des  classischen  Alterthums  sich  interessieren« 
den  Kreise  der  Bevölkerung  von  Krems  ab^efasst  ist.  Als  solche  entziehl 
sie   sich   wol  jeder   höheren   wissenschaftlichen  Kritik;   für   denjenigen 
aber,  der  sich  mit  der  Geschichte  und  den  Resultaten  der  die  archäoli 
gischen  und  philologischen  Kreise  so  sehr  interessierenden  Schliümani}'''! 


MisceUen. 


i^i 


idbMi  AQBgnknn^en  schnell  vertraut  maebcn  wUl,   wird  diese  Abband* 
hmg  immtr  eine  willkommene  Orientier nngsschrUt  bleiben. 

Nach    einem  kurzen  üeberblkke  über  die  Geschichte  IliottS,  resp. 

KtQ'llioTi3  nnd  über  die  die  topog^raphiüche  Lage  des  homerischen  Troia 

Vtw#*fid*«fi  Ansichten  tod  Le  Chevalier»  Forchhammer,  Ulrichs,  Ecken- 

"'  -kker  und  nach  einem  Blick  Über  die  jetzige  Karte  Troias 

oiDcn  gedrängten  Auszug  aus  $chliemann*B  Bericht    über 

-    m  Troia   (Leipzig,  Brockhaas  1874).     Bei  Aufstellung 

\uBgTiibungen    ist    der  Verf,    in  löblicher  Weise  weit 

,   ^\r  I  ..*.., rrnpiißn  ^^f  Hlötor iographeH  aufzufassen, 

I  historischen  Keru  der  llias  blos  und 

1   -^n   und   was  auf  Wirklichkeit  beruhen 

il  tit  er  den  bisher  lange  geführten  Streit,   ob  ßunar- 

}  k  Anspruch  auf  das  homerische  Troia  habe,  fEr  end- 

i:  itHi ;    l>iv*    homerisiche  Troia  sei  auf  Hissarlik  za  suchen; 

•I  4iknn  XU  Tage  geforderten,  ins  13.  Jahrhundert  zu  setzen- 

»i  i^taude    seien    zwar  nicht  mit  de«  horoeriÄchen  Schilderungen 

1  '  ißfen.  gehörten  aber  doch  jener  einst  in  der  troischen  Ebene 

l  '  Ti  Griechen  zerstörten  Stadt  an,  die  den  hiÄtori- 

5  abgegeben  habej  doch  dürfe  bei  dem  Conserfa- 

\  s  in  der  Behandlung  gewisser  Zöge  in  der  Sage 

a  jegliche  Beziehung  zwischen  den  homerischen 

i  fundenen  Gegenständen  gelaugnet  werden,  was 

t  des  homerischen  *A9^vifi  ylai'Xifirft^f  ^i^ag  w^- 

^,  gelte. 

.   was  L,   V,  Sybel  (üeber  Schliemann^s  Troia, 
y  r  (Zeitschr.  f.  d.  Gw.  1874.    S,  m  ü'.),    Steitz 

i!  I  -n  Troia,  Pleckeisens  Jahrbb.  1875,   S.  258  ff.)» 

i  1S74>  diruber  .schreiben,  scheinen  des  Verf.  Re- 

»  "       ".•'gnttgen  wir  uns  lieber,  in  den  Schlie- 

und   kuDslhistorisch   beachte uswcrthc 

r  virueiiir;]-  tioti  v  uiturepoche,  der  Vorgängerin  der  ans  be- 

!^n  bomerisclien  Gedichten  entgegenstralenden  orientaMeren- 

.,,  ,.i  i;  j,    ,.     j,„.  ,.„e  rr,,  berechtigt  ZU  halten,  als  Trigerin 

v  teilen,  um  die  spitero  Dichtung 

.^  -..,,.-„    „^       cn.  Für  letztere  Annahme  wenig- 

ich  Tom  Verf.  der  Beweis  nicht  erbracht.   Wäre  die» 

:  e  Wert  der  Schliemann*8chen  Entdeckungen,  sie  waren 

ig  genug,  um  im  Verein  mit  anderwärts  gemachten 

F  .  :;idQ  aufzubellen^  auf  der  die  Kunst  ?an  so  primitiven 

u  der  uns  bereits  in  Homer  entgegentretenden  V'ollendung 

o  Verständnis  sind  der  Abhandlung  zwei  Karten  bei- 

*  erste  die  Ebene  von  Troia  nach  der  ?on  T.  ^nratt 

rte,  die  zweite  einige  Abbildungen   von  den  Scnlie- 

icken   enthält.    Die  Corrcctur  der  Druckbogen  lässt 

...^*,....,  tid  zu  wünschen  Übrig;  54  Druckfehler,  die  dem  Uet, 

n,  sollten  in  einer  Abhandlung  Ton  42  Seiten  nicht  ?orkomm60. 


i  J>i«  InfaliTt  des  Meoelaos,  nebst  einem  Anhang  zur  Auf* 

Uiroiig  übar  die  ^Rosenfioger  und  den  Safranmantel  der 

Somit'*.  VöO  Anton  Kricheabauer,    Programm  des  k.  k,  Gym- 

tttimiia  In  S^naim.  1877.  m  S. 

gfli4^  ^{-.,.,.1    u.i  r^..i,...i.,.,,..T'  in  der  Irrfahrt  des  Odyateus  als 

üacr  ümt^biff  ^^nwelt  mit   einem  Kinde  seiner 

flMtMie  WglL ..    ..  ^     üd  keck  sich  über  alle  Regeln  be- 

««OMcr  KdÜk  and  Methode  hinwegaetit ;  ein  zweites  nicht  minder  nn-* 


15g 


Mhcellen. 


i:eratheiieB  Kuid  bat  ihm  seine  übersprudelnde  Ph&jitasio  ia  der  durch 
vurliegendes    Progranmi    gebotenen  Irrfahrt   des  Menolaos  goboren,    und  1 
wir  fürcbtcü  nur,  es  möcüte  der  Aufenthalt  im  Eeicbe  der  l'räume  dem 
Verf.  go  wol  bt»komraeii,  dass  wir  in  kur£*.ster  Zeit  nocb  luit  »wei  ühü- 
Hchcn  Proiiucten  seiner  ungezügLdten  Phantasie  beschenkt  werden;  denoi 
auf  S,  20  seines  Prograinmes  worden  bereits  auch  die  Fahrten  des  Ai4B| 
und   Agamemnon    als   zwei    i^üdpoleipeditionen    hingeiittdlt,   vou    denen  1 
craterer  bei  Madagascar  (gyräischo  Felsen),  letzterer  am  Cap  der  gatenj 
Hoffnung    (Maleiaj    gescheitert.     Dieselben   falschen   Gruiidvorstelltmgea j 
Über  die  Natur  des  Volk&t;pos.  dieselben  willkürlicheu  Aunjibmen  wie  to  \ 
Jer  „Irrfahrt  des  Oiljsseus*'  treten  aucb  in  dieser  Abhandlung  zu  Tage, 
wofür  Ket  einfacb  auf  die  Besprechung  seiner  ersteren  Öchrift  in  diöS<Mi 
Blättern  (1877  Heft  XI,  S.  8lt  ff.)  zu  verweisen  braucht  ' 

Wie   sieh    Jedoch  Krichenbauer   die  Fahrt    des  Menelaos  im  indl- 
sehen  Ocean  zusammen  gekünstelt  bat,  soll  der  Philologen  weit  nicht  TOP-i 
enthalten    bleiben.     MenelaOB    ist    in   Unterägypten    und    trügt  sich  mitl 
dem    Plane,    im    indischen    Ocean   südwärts    zu    fahren.     Er  bleibt  hieri 
dftB  ganze  Frühjahr  (denn  d' 447  Truoav  ijoh^y  oder  J  407  il^'  tpi  ifturo-] 
ith'tmi  hei  SS  t  ja  nicht  nMorgen**,  sondern  „Frühjahr*').    In  der  Zeit  der 
ifonnner&onnenwendti   (denn  J  450  *»  jVos  oder  J  400  r^uoi;  *f*  >]^XiO£  fii- 
nnr  ovttaror  tt^tfi^^tßt'ix^  dürfen  nicht  in  der  Tagesbedeutung  aufgefasstj 
werden)    tritt    der   Nil    aus    (denn  das  will  daa  Erscheinen  aas  Protead^j 
des  pertionifi eierten  Nils,  besagen),  und  Meuciaos  macht  dabei  einen  Hob* 
benscblag   mit    Dann    geht   er   zu  Fuss    über   die  Landeoge    von  SuezJ 
nach   der  Küste    des    rothen  Meeres^   schwerer   Pläne    voll,   seine    weite] 
Reise    anzutreten    (571  und  572).     Es   wird  Herbst   (denn  <l  574    heilst 
^oQTiov  nicht  Abendmal,  sondern  Herbstopfer) ,  Menelaos  verbringt  noch 
den  Winter    in  Aogypten    (=  tut    r     ijXv&iv   d^ßooait]  vl^W    als  aber 
LMx  Zeit  der  Frühirngsgleiche  die  isonne  im   Ostpuncte  stand  (=  ^/*oc 
d'  fi^ty^vHct  (fnvTi  ()odo6(txTvXog  ?]üif),  fuhr  er  ius  rotbe  Meer  (</^  ülai 
JTav;  denn  iUo^  heisst  „tropisch  ovler  südlich**).  Hieran  leihen  sich  seine | 
Edsen  nach  Arabien  und  Libyen,  bis  er  endlich  nach  der  Insel  Socoto?»] 
am  Ausgange    des  Golfes    von  Aden   kommt    (denn  es  ist  ^noch  keiDMBj 
Philologen  eingefallen'^,   dass  das  homerische  Pharos - Socotora  nicht  d«sl 
historische  Pharos  bedeuten  könne;  denn  wie  sollte  ein  Schiff  Ton  Pha- | 
T03   bei  Aleiandria  nach   Aegypteu    einen  ganzen  Sommer  :=  .lavti- 
f*(Qiri  brauchen?)  Menelaus  wird  nun  auf  Socotora  zurückgehalten  (/i^| 
f/   iyov  ^10 1  360);  wie  lange?  id'xoaty  rj^tuiti  sagt  Homer  ^  was   njicb  I 
Krichenbauer  heissen  müsste;  20  Jahre*  Ein  so  langer  Zeitraum  aber  fUrj 
Menelaos'  Verweilen  auf  Socotora  ist  selbst  Krichenbauer  zu  viel,  ein  Som- 
mer ist  lang  g^nng,  es  iat  also  i?  nach  gewiesen**,  dass  v.  360  eine  Hha- 
psedenfäl8chung  ist,   der  Vers  niuss  ursprunglich  gelautet  haben:    hSui 
d'    t^^    7f Qomtv    %tittQ  (=  Sommer)    ¥j(or   i^tol^    ov^t^  noi^  qvqqu    Alfio] 
einen    Sommer   wird    Menelaos   auf  Socotora  zurückgehalten,    weil  ihm  ( 
die  Götter   nicht   die  raeerwarts  wehenden  Winde,   die  N.-O.^Mouasona,  j 
schicken.  Die  Bewohnerschaft  Socotoras  (denn  nur  diese  kann  unter  £1*1 
Soi^iti   verstanden    werden)   kann  ihm  für  i^eine  Zwecke  keinen  Bath  er- 
theilen;  nach  Homer  nun  verweist  ihn  Eidothea  an  ihren  Vater  Proteng,! 
den  MeergreiscD-  das  ergäbe  nun  eine  Schwierigkeit:  Menelaos  kann  mitl 
Proteus  Nicht«   mehr   zu  thun  haben,   da  er  sich  nicht  mehr  in  Üntex-J 
ägjrpten,  sondern  auf  Socotora  befindet  Solche  Schwierigkeiten  bestehen! 
je<foeh   nur   för   die    ^unrichtigen  Vorstellungen"    moderner  Philologen;! 
„verttandesmässige   Arbeit**    weiss   da  zu  helfen:   die  Apposition  <iZ/oi<jj 
Y^^ovtoi   hat    mit  /Jpair/öjf   ^ar    nichts  zu  thun;    der  aho^  y^Qmr  (derl 
alte  Seemann)  ist  gau»  verschieden  von  Proteus;  nur  jüngere  Khapsöden- 1 
dichter   haben   die  Handlungen   auf  Socotora   und  in  ünteragyi^ 
einander    vermengt     Von   emem    altf»n  Seemann  also,  der  mit 
Handel  treibt  {Tttakflrai  384),  ertahrt  Menelaos  nur  Schreckensna^.iiL  ^umi 
über  Aias,  Agamemnon  und  Odysseus,  weshalb  Menelaus  seine  geplant«  j 


Miscellen.  158 

flUpolexpediüon  aufgibt  und  den  ihm  vom  alten  Seemann  empfohlenen 
Wff  durch  das  rothe  Meer  zurücknimmt. 

Natürlich  mnsste  Erichen  baner,  nm  diese  Ausgeburt  der  tollkühn- 

ftm   Phantasie    zur    Welt    zu    befördern,    die  schöne  Dichtung  Homers 

nisslich  secieren.  In  den  Versen  ^  894 — 461  sind  425 — 434  ganz  weßzu- 

MKBy  571—580  an  461  anzureihen,  so  dass  aus  461  und  571  ein  einzi- 

fer  Vers  wird:    xal   tot*    iywv  inl  vfjas  Hu   dvri&ioiq  hnooiaiv.    Auf 

570  folgen    583,    584,   581,   582.    VV.  885-888,  ebenso  866—381  sind 

iuBgeZudichtuDgen;  und  so  geht  es  fort,  der  Willkür  ist  keine  Schranke 

mtit.  —  Wie    könnte    uns   die  liebliche  ErzähluuK  von  des  Menelaos 

Infanten  mit  solchem  Zauber  anmuthen,  wenn  die  Rhapsoden  aus  diesen 

ibgerissenen  Fäden   ihre  Dichtung  gewoben  hätten.    Ich  schliesse  dieses 

Referat,   indem    ich    die  Worte,    die  Krichenbauer  der  modernen  Philo- 

bpe  entgegenschleudert,    gegen  ihn  selbst  kehre  (S.  81):    „Es  ist  die 

idgibe    der  Philologie,    durch   yerstandesmässige  Arbeit  dem  Schwalle 

is  Phantasie  entgegenzuarbeiten  und  die  Natur  wieder  in  ihre  Rechte 

xs  setzen.« 

Brttnn.  Joseph  Zechmeister. 


Lehrbücher  und  Lehrmittel. 

(Fortsetzung  vom  Jahrgang  1877,  Heft  XII,  S.  950  f.) 

A.  Für  Mittelschulen. 

Deutsch. 

Sehiller  Carl,  Deutsche  Grammatik  für  Mittelschulen  6.  un- 
Terindeite  Aufl.  Wien  (ohne  Jahreszahl),  Holder.  Preis,  brosch  1  fl. 
20  kx.  (allgemein  zugelassen;  Min.-Erl.  y.  15.  Jänner  1.  J.,  Z.  367). 

Wllmann,  Dr.  W.,  Deutsche  Grammatik  für  die  Unter-  und 
Mitteldainn  höherer  Lehranstalten,  nebst  Regeln  und  Wörterverzeichnis 
für  du  deutsche  Orthographie.  Berlin  1877,  Wiegandt,  Uempel  und 
Parej.  PMs,  brosch.  2  Mark  (allgemein  zugelassen;  Min.-Erl.  v.  28.  Jän- 
ner, L  J^  Z.  856). 

Wmll entin,  Dr.  Franz,  Methodisch-geordnete  Sammlung  von  Bei- 
nieleB  imd  Au^ben  aus  der  Algebra  und  allgemeinen  Arithmetik  für 
die  IGttelsehnlen  etc.  1.  Theil  1  fl.  20  kr.,  2.  Theil  1  fl.  60  kr.  Wien 
1878.  Gerold  (allgemein  zugelassen;  Min.-Erl.  v.  8.  Febr.  1878,  Z.  1922). 

Kiepert  Heinrich,  Wandkarte  des  deutschen  Reiches,  zum  Schul- 
zelnuche  etc.  5.  vollständig  berichtigte  Aufl.  9  Blätter.  Massstab: 
1: 7^0.000.  Berlin  1878.  D.Reimer,  unaufgezogen  10  Mark,  aufgezogen 
ia  Mappe  18  Mark,  aufgezogen  mit  Stäben  20  Mark  (allgemein  zuge- 
lasM;  Min.-Erl.  v.  12.  Febr.  1878,  Z.  2092). 

—  —  Physikalische  Wandkarten.  Berlin.  Dietrich  Reimer, 
0.  zw.:  Nr.  1  und  2.  Oestlicher  und  westlicher  Planiglob.  10  Blätter  in 
Farbendruck,  auf  Leinwand  in  Mappe,  Preis  18  Mark,  Nr.  8.  Europa. 
9  Butter,  auf  Leinwand  in  Mappe,  Preis  16  Mark,  Nr.  4.  Asien.  9  Blätter, 
uf  Lcdnwand  in  Mappe,  Preis  19  Mark,  Nr.  5.  Afrika.  6  Blätter,  auf 
Leinwand  in  Mappe,  Preis  14  Mark,  Nr.  6.  Nordamerika.  5  Blätter,  auf 
Leinwand  in  Mappe,  Preis  12  Mark,  Nr.  7.  Südamerika.  4  Blatter,  auf 
Leinwand  in  Mappe,  Preis  10  Mark,  Nr.  8.  Der  grosse  Ocean  (Australien 
ud  Polynesien).  8  Blätter,  auf  Leinwand  in  Mappe,  Preis  20  Mark  (all- 
^mein  zugelassen;  Min.-Erl.  v.  22.  Dec.  1877,  Z.  21159). 

Ahles.  Dr.,  Unsere  wichtigeren  Giftgewächse  mit  ihren  pflanz- 
lichen Zergliederungen  und  erläuterndem  Texte  zum  Gebrauche  in  Schule 
und  Haus.  Esslüigen.  J.  F.  Schreiber.  1874  und  1876,  I.  Theil.  Samen- 
pflanzen. 19  Tafeln,  II.  Theil.  Pilze  (Schwämme).  80  Tafeln.  Preis  eines 


154  Miscellen. 

jeden  Theiles  gebunden  mit  Text  in  Folio  5.50  Mark,  auf  je  3  Tafek 
auf  Leinwand  gezogen,  lackiert,  mit  Stäben  10.40  Mark.  Text  zu  dflA 
Wandtafeln  a  1  Mark  (allgemein  zugelassen;  Min«<£rL  v.  27.  Jänner  1878, 
Z.  802). 

Cechisch. 

Fischer,  Fr.  X.,  Arithmetika  pro  ni2äi  tHdj  stfednich  äcoL 
II.  Theil,  3.  Aufl.  Praff  1878.  Selbstverlag.  Preis,  brosch.  1  fl.  30  kr. 
(allgemein  zugelassen;  Min.-Erl.  y.  5.  Jänner  1878,  Z.  103). 

Jahn  Jilji  V.,  Struönä  chemie  pro  miii  tiridy  6eskfch  ttjmntaSi 
a  realn^ch  gymnasii.  Prag  1878.  Fr.  A.  ürbänek.  Preis,  brosch.  80  kt. 
(allgemein  zugelassen ;  Min.-Erl.  v.  18.  Februar  1878,  Z.  2159). 

B)  Für  Lehrer-  und  Lehrerinenbildungsanstalten. 
Fischer,  Dr.  Franz,  Katholische  Religionslehre  für  höhere  Lehr- 
anstalten. 9.  Aufl.  Wien  1876,  Verlag  von  Mayer  und  Comp.  Preis  ÖO  kr. 
(für  die  Anstalten  innerhalb  der  Erzdiöcese  Wien  zugelassen;  kann  aber 
auch  an  den  Lehranstalten  in  anderen  Diöcesen  nach  vorhergegangener 
Genehmigung  der  betreffenden  Ordinariate  gebraucht  werden;  Min.-£rL 
V.  5.  Jänner  1.  J.,  Z.  20340). 

Das  Vorlagewerk  *Das  polychrome  Flachornament'  2.  Theil  der  or- 
namentalen Formenlehre  von  Prof.  Anton  Andöl,  welches  12  Hefte  ent- 
halten und  im  Laufe  von  2—3  Jahren  vollendet  sein  wird,  kann  für 
österr.  Lehranstalten  gegen  Einsendung  des  ermässigten  Preises  Yon 
2  Gulden  per  Heft  bei  dem  k.  k.  Österr.  Museum  für  Kunst  und  Industrie 
in  Wien  bezogen  werden.  Bisher  ist  das  1.  und  2.  Heft  erschienen  (Min.- 
ErL  V.  12.  Dec.  1877,  Z.  17970). 

Von  J.  Storcks  kunstgewerblichen  Vorlageblättem ist  die  11.  Liefe» 
rung  erschienen,  welche  für  österr.  Lehranstalten  gegen  Einsendung  des 
ermässififten  Preises  von  4  Gulden  bei  dem  k.  k.  österr.  Museum  für  Sonst 
und  Industrie  bezogen  werden  kann  (Min.-Erl.  v.  19.  Nov.  1877,  Z.  18331). 

Bei  der  mit  h.  Verordnung  v.  8.  März  1877,  Z.  2123  eineeftüirten 
Sammlung  plastischer  Lehrmittel  und  Anschauungsbehelfe  ist  ninsicfat- 
lich  der  in  dieser  Verordnung  angeführten  Holzmodelle  v.  1.  Jänner  1878 
eine  Preisermässigung  eingetreten,  über  welche  das  Verordnungsblatt 
Stück  II,  S.  8  f.  Autschluss  gibt  (Min.-Erl.  v.  4.  Jänner  1878,  £  147). 


Füiifte  Abtheilun^. 


>,  Verordjiuiigen,  Personalstatistik. 

Erlässe,  Vdrardnungen, 

ErUs«  des  Min»  för  C  and  Ü.  v.  3L  Dec.  1H77,  Z,  ^^^   be- 
die  V«rmn»chlsgTing  der  im  J   IWJ^  zu  g-ewartigenden  b^-'i>^«^'-*-en 
— ' —  im  Tiiel:  Mittel  sc  hül<?n  a)  Gymnasien  und  Reu  n 

D   ond  im  Titel:  Volksschulen  g.  Lehrer-  und  L,j..   .li- 
sten, ß.  Verordnungsbktt  Stück  II,  8.  6  f. 
Krl»ii  dM  Min.  frtr  C.  und  ü,  v.  2L  Jaiiner  1    T     7   if^m%  he- 
!  dk  Aswendung  der  Vorscbriften  über  die   '  ii^  dor 

SttB^llatHieii  nnd  dm  Vorgang  beim  Tozkominen  uhcher 

QjdllingfB,  f.  Verordnungsblatt  StQck  I,  S.  12  £ 


Personal-  und  Scbulnotizen. 

Ernennungen  (?om  J&nner  bis  7.  März). 

Zorn   Kitglied e   der    Staate wiäseuschaftlicben   StaatsprQfungscom- 

ni  la  Inoiorack  der  Statt haltereiratb  Alexander  Freib.  von  Reden. 

Sa  lÜtgtiedem   der  k.  k.  Prftfnnpcominisaion   für  das  Lehramt 

^Xastk  an  Mittelscbuten  und  Lehrerbildnngsanstaltiin  f%r  das  Trien> 

Ite  MTi,  HU  in  W  i  e  n     "        "'  rsitzendeo:  Lai  *       '    linspector  Yinoenz 

Üka,  iittkieh  tum  t  betüglich  ü  innen  nnd  pftda- 

Mfeca  Etidnng«  au  i^^*  nritaminatoren:  die  i'nm.  um  Confterratorinm 
^  jgpb  Uinnbacher  (ftlr  G^aang).  CarlJeiusler  (für  Violine), 
HBlKienJi  (ftr  OrgeU  and  Harmonieiebreh  Joseph  Dachs  (für  Ela- 
*^L  iBBir  tir  Qmfmichte  der  Musik  der  Üniv.-Prot  Eegiemnginth, 
Ik-llard  HanBlik  und  d^r  Bibliothekar  und  Archirar  aea  Conserva- 
gitta,  C  F.  Pohl;  --  in  Prägt  Znm  Vorsitienden :  der  Statthiütcr.^irdth 
%|eir  Smatari,  xn  Fachoxaminatoren :  fftr  Gesang  der  Capellmeister 
^im  Dmüsmtm  in  Prag«  Johaiin  Kaiiw  §kranp;  für  Violine  iklaard 
Vi  11  Ich;  fbr  Otgtl  dar  Prot  am  OonaarTatonum  in  Prag,  Joseph 
^^rittn  flr  CUror  und  mr  Gesohlchte  der  Musik  der  Landeaadrocat 
«M  tJiffviiltopfof.,  Dr.  Eduard  Gnndling;  för  Harmonielelm,  dann 
fti  dia  Lahn  tom  Contrapnnct  und  von  der  Fuge  der  Director  der  Orgol- 
■^iit  iaPoig»  Fnni  Skuhersk^,  zugleich  zum  Examinator  bezöglich 
■«  il]^nwiii9n  nnd  pAdagogiechen  Bildung  der  Candidaten. 

Im  Mitgiiedem  der  Conimission  zur  Vornahme  der  Dlplomsprüfnng 

Wiener  techn.  Hoch* 

Lehranstalt:  Ober- 

derzeit  Prorector; 


m  Mitgtiedeni  der  Uommission  zur  Vornahme  d« 
jjllai  Qmnclioden  der  Hochbauschule  an  der  Wi 
fyh  fir  iyi  laufende  Studienjahr:  die  ProfL  dieser  I 
*■«*  Atlw  Bayer;  Wflhelm  Bitter  v.  Do  derer, 


im 


Personal-  und  Scbulnotizen. 


Oberbaurath    Heinrich    Rittör  v.   Per  steh   Hofrath    Dr»    Perdinaml 
Hochstetter-,  Ber^ratb  Karl  Jenny;  Karl  König;  JJr-  K&rl  ?.  Lü| 
Züw;    Johann    Radinger;    Baurath    Dr.    Georg    Eebiiaun;    Sin 
Ispitzer;    Dr.  Rudolph   Staudi^l;    Dr,  Wilbeloi    Tinter    and  Mo. 
Wappler,  derzeit  Decmn;  ferner  tlie  aasaer  dem  Verbände  der  Hoclischö 
htehendeu    Facbrnänner:  Hermann   Bergmann,    Überbaurath    im  yRn 
steriuRj    des    Inoern,    und    August    Schwendenwi^in    Ritter    ▼. 
nanberg,  Ober  bau  rath  und  Hofardiiteltt;    zu  Mitgliedern  der  glflj 
Prüfungscommiasion    für    die    Mascbineubauschule  die  ProC    di© 
stalt:  Anton   Beyer;    Wilhelm   Ritter  v.  D  oder  er,    derzeit  Fron 
Leopold  Hauffe,    derzeit  Decau;    Ignaz  Heger,    derzeit  Rect<»r;  \ 
Jenny;    Dr.  JiJseph  Kolbe;    Dr.  Victor  Pierre;    Johann   Radin^ 
Dr.  Georg  Reb bann;    8imon  Spitzer;    Dr.   Rudolph   tJtaudigrl; 
Wühelm  Tinte r;  Dr  Anton  Wiock  1er;  dann  die  ausser  dein  Verband 
der  Hochschule  stehenden  Fachmänner:  Ludwig  Becker,  Centralinspoc 
der  Kaiser  Ferdinnudü-Nordbahn,  und  Adam  Freiherr  v.  Burg,  Hofri 
und  Mitglied  des  Herrenhauses. 

Zu  MitgMedern  der  Commission  zur  Voraahtni;  der  strengen 
fungen  behufs  Erlangung  eines  Diploms  aus  den  Gegenständen 
Facbschule  für  Strassen-  und  Wasserbau  am  böhm.  polytechn,  Institai 
zu  Prag  für  das  laufende  ^Studienjahr:  die  Proff.  dieser  Lehriinist&li 
Vinc«nz  Hau^^smann,  Wilhelm  Bukowski,  Franz  Til§er.  K« 
Zenger,  Johann  Krejci,  Franz  il  ül  1er,  Georg  Pacold,  Dr, 
B  l  a  i  e  k ,  Joseph  S  o  1  i  n ,  Eduard  W  c  y  r ;  ferner  die  ausser  dem  Voii 
des  Instituts  stehenden  Fachmänner  Johann  Poliwka,  Ob 
der  BuBcbtiehrader  Eisenbahn,  und  Eduard  Bazika,  Bauinspector 
S  taatseisenbabn  geaellschaf t 

Die  Zula&sQDg  des  regulierten  Chorherm  zu  St.  Florian  in  Ob.^ 
österrcieh,  Dr  Engelbert  Mtihlbacher  als  Privatdocent  für  historisch 
Hilfswissenschaften:  Diplomatie,  Palaographie  ond  Chronoloß-ie  an^' 

Shilos.  Facultät  der  Uuiv,   zu  Innsbruck   wurde  genehmigt,  desglö'  * 
ie  des  Dr.  Franz  Schubert  als  Privatdocent  für  classiscbe  Phili 
an  der  Univ.  in  Prag. 

Der  absolvierte  Zögling  des  Institutes  für  österr.  Gescbichtsforacbnö 
Joseph  Herbert^  zum  AmanuenHis  der  Universitätsbibliothek  in  iim 
brück  (7.  März  L  J.). 

Der  üniversitatsprofessor  in  Prag,  Dn  Otto  Willmann, 
Mitgliede  des  LandeascDulrathes  far  Böhmen  för  den  Reat  der 
liehen  Fiinctionsdauer  und  der  Director  des  Gymn.  in  Bozen,  TKeodJ 
Pantke,  zum  Director  des  Gymn.  in  Görz  und  zum  fachm&nniaciia 
Mitgliede  des  Läudesscbuirathes  für  die  gefürstete  Grafechaft  Görs 
Gradiska  (a.  b.  Entschl.  vom  10.  und  14,  Jänner  1.  J). 

Der  Director  am   Gymn.   in    Iglau,   Dr*  Mathias  Drbal   und 
Director  der  BiJdungsanstalten  für  Lehrer  und  Lebrerinen  zu  Lint,  Jcj 
sseph  Berger,  wurden  zu  Landesschulinapectoren  ernannt,  u.  zw.  erster^ 
dem  Laudesschulratho  für  Mähren  mit  dem  Amtssitze  in  Brunn,  let 
dem  Landesschulrathc  in  Oberüsterreich  mit  dem  Amtssitze  in  Ld| 
gewiesen,  ersterer  vorläufig  mit  der  Inspection  der  deutschen  Mittels 
in  Mähren  von   bumauistischer  Seite,   letzterer   mit   der  Inspectio 
Volksschulen  und  Lehrerbildungsanstalten  in  Oberösterreich  betraut  \ 
Entschl  vom  U,  Februar  L  J,). 

Dor  Prof,  am  Gymnasium  in  Feldkirch,  Joseph  Roh  rmosorJ 
Director  des  Gymnasiums  in  Bozen  (a.  h.  EntscbL  vom  9.  Febriiari 

Der  Religionsprofessor  am  Brunn  er  deutschen  Obergymn.,  Mfl 
Prohaska,  zum  Ehreudomberrn  des  Brünner  Cäpitels  (a,  b,  Eni 
vom  27.  Jänner  l. 


Personal-  and  Scbulnotizan. 


157 


r.T.i;..»«n.4n  T.'.n.Tior, sichrer  am  üntergymn,  in  Zlocxow.  Anton 
Bvcbelrer  nslehrer  dftselbst  (11.  Jänner  1.  J.)- 

Der    1 _ -.  '    in   Bozen,    Valentin   von   Aichjnger, 

vij4»  Äfl  0*6  Gyinn,  in  Fcidkircb,  der  Lehrer  am  Qjmn,  in  Fekliirch 
H^n=inö  Kravogl  an  jcnos  in  Boxen  ver&ctzt,  desgleichen  der  Prof,  au 

vii^rtfAlscbnle  su  PU^en,  Joseph  John,  an  das  Staatsrealgymn. 

tyf  Jer  k.   L  Tliorcsianischen  Akademie  hat  den  Gym^ 

u   Krems,    Pran«   Würznor»  znni  Prof.  und  den  Gym- 

:  i;    !  ,  Fr  n     Züchbauer,  zum  wirkL  Gymnasiallehrer 

*'  ornaiint,  und  der  Min,  für  C  and  ü. 


D#T  PiDf,  an  d^r  hr»ber«ii  Staatemittelschole  irt  Finroe,  Leopold 
5cJiailai€iQer,  tum  Prof.  an  der  k.  k  Manneakademie  (a.  h,  Eotschl. 
%tm  13.  Jätixi«r  1,  J.), 

DiT  Ctisioä  der  Gcmäldosammlung  des  allcrb ochsten  K-^^  —^^"^^t?*?, 
Hiliatlii  Riedel,   wurde  unter  dem  Ausdrucke  der  a,  h.  /  it 

Q  Am  HtiKi  .finl  vrrsotzt  und  an  seiner  Stelle  der  ObcrstlKu  ...i.,„:   iles 
iL  Wartcne^g  von  Wert hbeimsteiu  auni  Cttßtos 

Dl  1.  vom  12.  Jänner  L  JO* 


'         Direktor    und    Prof.   an  der  Lehrerbildungsanstalt  in 
Werne  ff  seuni  wirkt.  Direetor  dieser  Anstalt  (13.  Jan- 

Ürr  *.  Ti  der  Börgerschnle  zu  Raudnitz,  Carl  Tippmann» 

w»  I»l]i0i  i-lehrer  an  der  bohm,  Lehrerinenhildungaanatalt  in 

fnf  VM^  ditt  6u[tpbuit  Alois  Müller  zum  Unterlehr«r  an  der  Uebnngs^ 
»ciali  4er  Lcbrert>ildangBanütalt  in  Troppaa, 

3^  l^hrerin  für  die  üebungsschule  an  der  LohrerinenbildangB- 
uslali  in  fVirx  dir  provisorische  üebuDgsschüUehrerin  Elodia  Rosa  W al- 
ler, rr  "  für  die  Uebungsschule  an  der  Lehrerbildungsanatalt 
ü  (%  hrcr  Angust  Petyrek. 


Auxzeichnnngen  erUiolten: 
Ücr  or^BtL  Prof.  des  römischen  Bochtes  an  der  Univ.  in  Prag, 
Al  Oltl  Csjblart,  in  Anerkennung  seines  Terdienstvollen  Wirkens 
4i  %H4m  der  ewemcn  Krone  3.  CL  (a.  h*  Entschl.  v.  L  Janner  L  J.); 
ivlJIvvctor  der  ShiMt.nlHtr.aUcbule  in  der  LeojK)ldstadt  zu  Wien,  Dr. 
hSm  Sp & n g  1  c  i  !ig  Tonüglicber  Dienatleiatang  das  Ritter* 

bw  dd  lYin/.  M    (a.  h.  Entscbl  t.  B.  Janner  l  J);    der 

HariÜ  Prof.  dw«  deuUeb«»  palytechni sehen  Institutes  zu  Prag,  Dr.  Carl 
tl^iltka,  in  Anerkennung  seiner  aasgezei ebneten  Leistungen  im  Lehr- 
^teiM  auf  wintienHcbaftl ich -praktischem  Gebiete  den  Orden  der  eisernen 
^«•f  3,  CbkSKO  and  d^r  ordontl,  Prof-  dereelben  Anstalt,  I>r.  Adalbert 
ite  mfe  W&ltenbofeu,  in  AnerkenTiu  r  verdienst.  '  hr- 

wiMen»<*h*ftlichcn  Thäti;  Titel   nti  r^^r 


^  lUfiMitluarmtheA  (a,  h.   EutschU  v,  ,/.  jumrcr  l  Jj;    ^h-t    ..iu-ntl. 
ftsi  derßotmmk  an  der  Dni?*  Wien,  Regieningsrath  Dr.  Eduard  Fenzl, 
lNm>l•i«hrT^'^' n  r- Kortritte  in  den  bleibend *»n   f^nku.tvn,!    in 
lg  Mtmor  nte   und  auf  wisaenaeba  t« 

Vfpllfifiyti     _i  ,1    und  Charakter   eines  lu 

btochL  f.  IL  F»bniAr  1.  h). 


158  Personal-  imd  Schulnotizen. 

Nekrologie  (Mitte  Jänner  bis  Anfang  März). 

Ende  Dec.  v.  J.  in  Lagos  an  der  Westküste  Afrikas  der  ehemalige 
Lehrer  am  Joachimsthaler  G^nasinm  zu  Berlin,  Dr.  Landien,  der  sicli 
znr  Förderung  wissenschaftlicher  Zwecke  dahin  begeben  hatte. 

Am  5.  Jänner  1.  J.  in  Jnngbnnzlan  der  Priester  des  Piaristen- 
ordens and  emeritierte  Prof.  des  Obergymn.  zu  Jungbanzlan  in  Böhmen» 
P.  Idelphons  Wawra,  71  J.  alt,  und  in  Düsseldorf  der  ausgezeichnete 
Genremaler  Eduard  Geselschap. 

Am  6.  Jänner  L  J.  in  Prag  Franz  Wlasäk,  durch  seine  Schriften 
auf  dem  Gebiete  der  Geschichte  und  Archäologie,  welche  er  in  öechiadier 
Sprache  verfasste,  bekannt,  50  J.  alt. 

Am  7.  Jänner  1.  J.  in  Iserlohn  Friedrich  Leopold  Woeste,  durch 
seine  lexikalischen  Arbeiten  über  den  westphäliscben  und  niederrheini- 
schen Dialekt  verdient;  in  Salzburg  der  Prof.  an  der  dortigen  theologi- 
schen Lehranstalt,  Dr.  Georg  Mösinger,  47  J.  alt,  und  in  Mailuid 
der  Secretär  und  Prof.  an  der  dortigen  Akademie  der  bildenden  Kfinate, 
Antonio  Caimi. 

Am  8.  Jänner  L  J.  in  Paris  der  Naturforscher  Franc,  v.  Baepail, 
89  J.  alt 

Am  9.  Jänner  1.  J.  in  Wien  der  Privatdocent  an  der  med.  Facol- 
tät,  Dr.  Ludwig  Fleisch  mann,  und  in  Petersburg  der  russische  Didi- 
ter,  Nikolai  Nekrassow. 

Am  10.  Jänner  1.  J.  in  Edinburgh  der  bekannte  Entomologe  An- 
drew Murraj,  66  J.  alt. 

Am  14.  Jänner  1.  J.  in  Wien  der  Architekt  und  Kalligraph,  Eari 
Markus,  42  J.  alt. 

Am  15.  Jänner  1.  J.  in  Venedig  der  englische  Schriftsteller  Sir 
William  Stirling-Mazwell,  Verf.  der  Werke  über  Kaiser  Karl  des  V. 
Klosterleben,  über  Velasauez  und  andere  spanische  Maler,  60  J.  alt. 

Am  16.  Jänner  1.  J.  in  Ungarisch-Hradisch  der  Prof.  am  dortigen 
Gymn.,  Joseph  Indräk,  42  J.  alt. 

Am  17.  Jänner  1.  J.  in  München  der  bekannte  Aquarellmaler  und 
Kupferstecher,  Jobst  Bio  gl,  57  J.  alt. 

Am  19.  Jänner  1.  J.  in  Krakau  der  ehemalige  Prof  der  praktischen 
Medicin  an  der  Univ.  daselbst,  Dr.  Joseph  Dietl,  Bürgermeister  von 
Krakau,  lebenslängliches  Mitglied  des  Herrenhauses,  74  J.  alt. 

Am  20.  Jänner  1.  J.  in  Pest  der  artistische  Director  des  National- 
theaters, Eduard  Szi^ligeti.  als  dramatischer  Schriftsteller  bekannt, 
64  J.  alt,  und  in  Ixelles  in  Belgien  der  bekannte  ylämische  Dichter, 
Franz  de  Cort,  dessen  lyrische  Gedichte  mehrere  Auflagen  erlebten, 
44  J.  alt 

Am  23.  Jänner  1.  J.  in  Görz  der  Prof.  am  Gymn.  auf  der  Land- 
Strasse  in  Wien,  Otto  Koren,  als  tüchtieer  Philologe  und  Kenner  das 
Sanskrit  bekannt,  und  in  Admont  der  Stiftsbibliothekar  und  Capitular  im 
Stifte  Admont,  P.  Barnabas  Maur,  63  J.  alt 

Am  24.  Jänner  l.  J.  in  Wien  der  Schriftsteller  und  Jonmalist, 
Dr.  Adolf  Stamm,  36  J.  alt 

Am  25.  Jänner  1.  J.  in  Selau  der  Prior  des  Prämonstratenser- 
stiftes,  J.  Karl  Sindelaf ,  durch  40  Jahre  Prof.  und  Director  am  Gymn. 
in  Deutschbrod,  78  J.  alt;  in  Bern  der  tüchtige  Maler  Ferdinand  Krnm- 
holz,  1810  in  Hof  in  Mähren  geboren,  und  in  Strassburg  der  Maler 
Theophil  Schuler,  dessen  berühmtes  Bild 'Züricher  bei  einem  Schützen- 
feste 1676'  während  der  Beschiessung  von  Strassburg  1870  verbrannte. 

Am  26.  Jänner  1.  J.  in  Leipzig  der  berühmte  Physiolog,  geh.  Bath. 
Prof.  Dr.  Ernst  Heinrich  Weber,  83  J.  alt 

Am  28.  Jänner  l.  J.  in  Vicenza  der  Dichter  Jacopo  Cabianca. 

Am  29.  Jänner  1.  J.  in  Jena  der  Prof.  der  Staatswissenschaften  an 
der  dortigen  Univ.,  Dr.  Bruno  Hildebrand,  66  J.  alt 


PerBooal-  und  Schnlnotizen.  15§ 

Am  90.  Jänner  1.  J.  in  Hildbarghauscn  der  Gymnasialdirector, 
h  Dr.  Albert  Doberenz,  besonders  dnrcb  seine  Schnlansgabe  des 
'  bekannt,  67  J.  alt. 

Am  31.  J&nner  1.  J.  in  Freiburg  i.  B.  der  bekannte  katholische 
Lsteller  und  Parlamentsredner ,  Hofrath  Fsanz  Joseph  v.  Bnss, 
an  der  juridischen  Facultät  daselbst,  besonders  durch  seine  Werke 
ächte  nnd  System  der  Staatswissenschaften'  und  'über  den  Einfluss 
hristenthunis  auf  Recht  und  Staat'  bekannt,  75  J.  alt. 
Im  Jänner  1.  J.  in  Wien  der  Bildhauer  Joseph  Schönfeld,  56  J. 
»bend.  der  Historienmaler  Karl  Fruhwirth,  67  J.  alt,  und  der 
mische  Maler  Ferdinand  Schulz,  73  J.  alt;  in  Leipnik  der  emeri- 
Gymnasialprof.,  F.  Vincenz  Klug,  75  J.  alt;  in  Auteil  Henri  Victor 
lanlt,  Director  der  Porcellan-Manufactur  von  Sevres,  durch  seine 
ischen  und  physikalischen  Arbeiten  rühmlich  bekannt,  67  J.  alt;  in 
der  Senator  Graf  Monier  de  la  S  i  z  ä  r  a  n  n  e ,  als  dramatischer  Dichter 
mt,85  J.  alt;  ebend.  Edmund  Becquerel,  Prof.  am  naturhistorischen 
um  mn  Paris,  durch  seine  Studien  über  Elektricität  und  Magnetis- 
hodiTerdient,  im  Alter  von  79  Jahren ;  ebend.  der  Schriftsteller  Edgar 
aric,  Mitglied  der  Akademie  der  Inschriften  und  der  schönen  Wissen- 
fteii,  dnrcn  seine  historischen  Arbeiten  (Frankreich  unter  Philipp 
Schonen,  Ludwig  der  Heilige  und  Alphons  von  Poitiers)  bekannt, 
L  alt;  ebend.  Dr.  Hirtz,  einer  der  geschätztesten  Professoren  an  der 
idn.  FaeultSt  der  alten  Strassburger  Univ.,  69  J.  alt,  und  der  talent- 
he  Bomanschriftsteller  Jules  Dan t in,  in  der  Blüte  seines  Alters. 

Am  1.  Februar  1.  J.  in  Tübingen  der  Prof.  der  französischen  Lite- 
ir  an  der  dortigen  Univ.,  Dr.  A.  reschier,  74  J.  alt,  und  in  London 
berühmte  Maler  und  Meister  in  der  grotesken  und  satirischen  Kunst, 
»ge  Crniksbant,  86  J.  alt. 

Am  4.  Februar  1.  J.  in  Halle  der  Prof.  an  der  theolog.  Facultät 
r  dortigen  Univ.,  Dr.  H.  E.  F.  Gueri;ckc,  75  J.  alt. 

Am  8.  Februar  1.  J.  der  Prof.  am  G^mn.  in  Salzburg,  Ferdinand 
irgezi,  als  tüchtiger,  eifriger  Lehrer  im  Fache  der  class.  Sprachen 
dient,  43  J.  alt,  und  in  Gothenburg  der  bekannte  Botaniker  Elias 
gnus  Fries,  Verf.  der  Werke :  Systema  mycologicum  und  Lichenogra- 
ia  enropaea,  83  J.  alt. 

Am  9.  Februar  in  Leipzig  der  ausser or den tl.  Prof.  der  Philologie, 
firatii  nnd  Bitter  Dr.  A.  Th.  Fritzsche,  ein  tüchtiger,  in  der  Schule 
Hsiiiann*B  gebildeter  Philologe,  60  J.  alt,  und  in  Paris  der  Kunst- 
liftrteller  E^nst  Vinet,  Mitglied  der  Akademie  der  bildenden  Künste 
Ptois,  74  J.  alt 

Am  10.  Februar  1.  J.  in  München  der  Landschaftsmaler,  Heinrich 
Eihnr  Ton  Höfer,  53  J.  alt,  und  in  Paris  der  berühmte  Physiologe 
nie  Bernard,  Professor  der  allgemeinen  Physiologie  im  Museum  des 
i&  de«  plantes,  65  J.  alt 

Am  11.  Februar  1.  J.  in  München  der  Landschafts-  und  Architektur- 
kler,  Emil  Theodor  Richter,  76  J.  aU, 

Am  14.  Februar  1.  J.  in  Schöneberg  bei  Berlin  der  Schriftsteller 
'.  GurtaT  Rasch. 

Am  17.  Februar  1.  J.  in  Budweis  der  Prof.  am  dortigen  Gymn., 
«ob  Wimmer. 

Am  19.  Februar  1.  J.  in  Paris  der  bedeutendste  französische  Land- 
ialttmaler  dieser  Zeit,  Charles  Daubigny,  61  J.  alt 

Am  22.  Februar  1.  J.  in  Coblenz  der  bekannte  Pianist  und  beliebte 
lilieroomponist  Franz  Hunten,  85  J.  alt 

Am  24.  Februar  1.  J.  Dr.  Gregor  Fuchs,  Prof.  an  der  Landesobcr- 
«hchule  und  dem  Landesoberrealgymnasium  in  Leoben,  Capitular  des 
Stiftci  Admont,  57  J.  alt 

Am  26.  Februar  1.  J.  in  Rom  der  berühmte  Astronom  Angelo  Sec- 
=M,  Director  der  Sternwarte  und  Prof.  der  Physik  am  Collegio  Romano, 


160  Personal-  und  Schulnotizen. 

Mitglied  des  Jesuitenordens,  besonders  durch  seine  spectral-analytischen 
Abhandlungen  über  die  Sonne  und  die  Fixsterne  hochverdient,  am 
29.  Juni  1818  in  Reggio  geboren. 

Am  27.  Februar  1.  J.  in  Blois  der  gelehrte  Forscher  auf  dem  Ge- 
biete der  Numismatik,  de  la  Saussaye,  76  J.  alt. 

Am  28.  Februar  1.  J.  in  Freiburg  im  Breisgau  der  Prof.  an  der 
theologischen  Facultat  der  dortigen  Universität,  Dr.  AI  zog,  der  bekannte 
Verf.  des  in  neun  Auflagen  erschieneneu  Handbuches  der  Eirchengeschichte, 
69  J.  alt 

Im  Februar  1.  J.  in  Paris  der  Schriftsteller  und  Journalist  Albert 
de  la  Fizeliere,  60  J.  alt;  ebend.  der  Genremaler  Alexander  Joluuin 
Antigua,  dessen  Hauptwerk  'der  Brand'  im  Luxemburg  hangt,  60  J. 
alt,  und  in  Englaud  Oberst  G.  Montgomerie,  bekannt  durch  seine 
wissenschaftlichen  Durchforschungen  Indiens  und  Centralasiens. 

Am  1.  März  1.  J.  in  Wien  der  emeritierte  Prof.  des  röm.  Bechtes 
an  der  Wiener  Univ.,  Hofrath  Dr.  Ludwig  Arndts  Kitter  von  Arnes- 
berg, der  hervorragendste  Jurist  aus  der  Schule  Savigny*6  und  hoch- 
bedeutende  Romanist,  als  Lehrer  und  Schriftsteller  eine  der  Zierden  der 
Wiener  Hochschule,  75  J.  alt,  und  in  Stuttgart  der  emeritierte  Oberhof- 
prediger, Prälat  Karl  von  Grüncisen,  als  kunsthistorischer  Schrift- 
steller bekannt. 

Im  März  1.  J.  in  Berlin  der  bekannte  naturwissenschaftliche 
Schriftsteller^  Dr.  Karl  Nissle,  39  J.  alt;  ebend.  der  Privatdocent  an 
der  medicin.  Facultat  der  dortigen  Universität,  Sanitätsrath  F.  W.  Th. 
Ravoth,  62  J.  alt,  und  zu  Wimbledon  Park  bei  London  der  bdumnte 
Aegyptologe,  Joseph  Bonomi. 


Erste  Abtheihiiig. 

Abhandlungen. 

Beiir&ge  zur  Kritik  und  Erklärung  des  Thukydides. 

L 

Es  ist  bekannt,  dass  nach  Abschluss  des  PriedeDS  des  Nikias 
itti  dm  BÖiidniBses  zwisclieD  Athen  und  Lakedaimon  die  mit  dieser 
^twkuüg  der  Dinge  nn zufriedenen  Korinthier  den  Plan  fassten ,  ein 
iAäi|ftrta£UBcbe8  Bündnis  (griechischer  und  namentlich)  peloponne- 
DKto  Mittelstaaten   zu  Stande   in    bringen   und   dass  zu  diesem 
gleich    bei  der  Rüdckehr  von  der  Bimdesversammlung  zu 
welcher  die  Lakedaimonier  das  athenische  Bündnis  zur  An- 
freilich  zum  Theil  ohne  Erfolg,  vorgelegt  hatten  V  22,  1, 
&  Gieuidten  der  Korinthier  sich  nach  Argos  wandten.    Sie  theilten 
ilirtü  Pljin  nur  einigen  argeüschen  Beamten  mit  und  kehrten  hierauf 
mk  Hanse  zurück,  V  37,  1 — 3.    Diese  Beamten  trugen  darüber  in 
itr  Tnlksversammlung  vor  und  der  argeiische  Demos  ging  auf  den 
V^rechlag  der  Korinthier  ein;  was  den  Demos  dazu  vermochte,  wird 
T2B  auseinandergesetzt.  Es  wurden  zwölf  Männer  erwählt,  welche 
■  Ktoieii  des  Staiites  mit  allen  Hellenen^  die  Athener  und  Lakedai- 
■(flitr  ftosgenomme^ ,   Bündnis  zu  machen  befugt  waren  V  28,  1. 
ZiQit,  h^isäft  es  V  29,  l»  traten  die  Mautineer  J^m  neuen  Bunde  bei. 
Aftmfartu}^  df  rwv  Mavttviojv  —  so  lautet  V,  29,  2  —  xai 
r  cÜf;    IJihmovvrflog   i<^   ^QOiy   xa^iaraTO ,    tlg   xal   omot 
Mtt^iov    rorro,    vofuaavr^g   ttMov  xi  ti  Elöozag  f.t€vaüzr^vat 
mtrg   X0I    znhg  ^a/.idat^wviovg  üfta   ät^   o^yf^g  i'/^irreg,    iv 
fiUbip  t€  mi   oxi  iv  taig  onovdalg  tctlg  ^AitiTialg  iyiyqitnio 
•   Ai^seov   «I*^*    itQoa^^üvat   xai    dmluv    oti   av   a^iffmp   roiv 
i>*)Jifitr  dfmf^,  ytaxedatfumotg  /mI  A&r^valotg,  (§,  3)  tovto  yaq 
'       fMi^fta    fiaktata    ti}p   IhXfmovvr^^oy    äti^OQvßa    /mI    ig 
(jv  ifLit^iaif]  fii]  ^iem  yi9r^vaiajp  aq^ag  ßovXiovtat  AorAf^- 
?ftiaa09m,  dUatov  yag  slvat  naai  rnlg  Stpftdxotg 
,  j'  fi€ra^€Giv.  (§.  4)   warf  ipoßoifupot  oi  .loikol 
A^y^    $(tvg  ^Qyuovg   xcfi    avtoi   rKaatot   ^vfif^axiar 


'n^&itA  t  i   $atm*  Qfmü.  lITfi,    m.  U^fi, 


11 


I(i2    X.  Öwiklimkij  Beiträge  iüt  Kritik  und  Erklärung  des  Tlaukydide 

Olfeiibar  gehört  der  Satz  dh-mov  yaq  xtA,  uDmittelbar  hiDteij 
die  Schlussworte  von  §*  2  und  dor  Satz  §.  3:  tovto  yaq  to  ygdjimc 
—  dovhoaaa^ai  gehört  nicht  hieher  und  ist  theilweise  ein  spätered 
Zusatz  fremder  Hand,    Zunächst  muss  das  yaq  in  den  beiden  auf! 
einanderfolgeuden  SätÄeu  als  auffallend  bezeichnet  werden.  Nur  da 
im  zweiten  Satze  stehende  ist  nm  richtigen  Orte.   Der  erste  von  de 
beiden  Sätzen   dagegen  begründet  durchaus  nicht  das  im  §.  2 
sagte ;  er  wiederholt  dasselbe  nur  mit  etwas  anderen  Worten.    Den 
wir  lasen  im  §.  2:  die  Peloponuesier  zürnten  den  Lakedaimonier 
sawol  »öderer  Dinge  wegen,  als  auch  deswegen,  weil  in  dem  attische 
BiindnisBe  der  hewusste  Artikel  stand.  Wie  soll  diese  Aussage  i 
Satz  begründen:  denn  dieser  Artikel  setzte  die  Halbinsel  weit  11114 
breit  iu  Um^uhe?  Und  wozu,  selbst  wenn  yag  zu  tilgen  oder  zu  ander 
wäre,  was  nicht  angeht,  die  Wiederholung  des  Gesagten  überhauptl 
Unser  Satz  verräth  übrigens  seinen  Ursprung  ganz  deutlich.  l>ass  rfl 
yQaf.tfja  in  der  seltenen  Bedeutuug  eines  Artikels  yorkommt,  beweis 
freilich  Nichts  für  oder  gegen  den  Thukydideischen  Ursprung  de 
Satzes.  Hingegen  erweist  sich  der  Ausdruck  lg  rnoifHav  xa^iari 
als  Nachbildung  des  fast  unmittelbar  voraufgehenden  ig  i^QoZv  y.ai 
^iaiano  und  äta^oQvßiw  ist  demselben  Bilde  entlehnt,   wie 
^Qovv  Tf.aOifJiaTo. ')  Sollte  es  Thukjdides  wirklich  nicht  vermoobti 
haben  abwechselnde  Ausdrücke  in   seinem  Wortschatze  heraaszu-' 
finden?  Und  was  nicht  miuder  wichtig  ist,  uffäg  im  §.  3  geht  ebenso 
auf  trjv  Il€Xon6vpt^aov  zurück,    wie  im  §,  2  Qtfiat  auf  t]  oiJLij 
IliXoimvvtflog, 

Man  könnte  mir  einwerfen,  dass  die  zweite  Hälfte  des  behaa« 
delten  Satzes  Etwas  enthält ,  das  sonst  in  unserem  Capitel  nicht 
Sprache  kommt;  es  ist  der  Inhalt  der  argwöhnischen  Befürchtung^ 
dass  die  Lakedaimonier  die  Unterwerfung  der  Symmachoi  mit  Hilf« 
der  Athener  im  Schilde  führten,  da  sie  den  bewussten  Artikel 
die  Bündnisurkunde  hineingesetzt  haben.  Wesentlich  neu ,  d.  h, 
etwas,  was  man  ohne  den  Satz  y.al  Ig  ino^nav  xad^iaTtj  xriL 
nicht  erfahren  würde,  ist  dies  jedoch  nicht.  Die  Natur  der  Clai 
dass  nur  die  Athener  und  Lakedaimonier  befugt  sein  sollten , 
Artikel  hinzuzusetzen ,  und  bisherige  zu  streichen  ,  führt  von  sei 
darauf,  dass  die  Clausel  nur  zu  Gunsten  dieser  beiden  und  zn  Un- 
gunsteü  der  anderen  zu  dem  Bündnisse  beitretenden  Mitglieder  ab< 
gefagst  ist.  Ich  will  indessen  annehmen,  dass  Thukydides  dies« 
Schluss  nicht  hlos  for  sich  gemachti  sondern  auch  noch  ausdi-ücklii 
in  unserem  Capitel  ausgesprochen  hat,  und  gedenke  nicht  in  Abred« 
zu  stellen,  dass  auch  hinsichtlich  der  Form  die  zweite  Hälfte  una< 
Satzes:  (xat  ig  vnoijflav  /.a^igtr^)  fit}  uitu  'A^rjiaU^ 
ßovlmvTm  ytamäaifiOPioi  Soi^!üaahm  völlig  ohne  An- 
leb   halte  darum  diese  zweite  Hälfte  des  Satzes  für  Thnkydideisci 


*)  DerScholiaBt  erklärt  ^Sn^OQvßw.  ^w  nadfit  rijs  mionorv^^ 


L  dnÜayiibV  Beiträge  zur  KriUk  und  Erklärung  des  Thtikjdidea.    163 

iüflnd  Am  die  erste  Hälfte  nicht  ist.  Nur  ist  jene  zweite  Hälfte 
m  eiiuju  unfiH^htcn  Ort  geratlien.  g.  4  steht  (poiiovfuvoi  absolut, 
j  V  .k. ,.  j.  ,  ^"-nprefügt  wäre,  was  die  Bundesgenoflsen  förchteten, 
^  1  ein  ^)e€lKO,  welches,  wie  ich  meine ,  doch  zum 

iüii ich  wäre,  wenn  sich  (poßov^ievoi  auf  den  Sati 
M  sAÜte.    Ein  allgemeines  ^fflrchtend**  ist  nicht  blos 
lezu  doppelsinnig;  es  kannte  leicht  Jemand  an- 
_    ,.  i'undeagenossen  sich  vor  der  üebermacht  der  Ar- 
tend d.  h,  durch  die  Furcht  vor  denselben  veranlasst,  an 
iJiduDg  mit  den  Argeiern  herantraten^  woran  natürlich  nicht 
ikeii  i$t,  —  So  hat  also  qioßovfi^oi  einen  abhängigen  Satt 
asJüug;  diftser  lautete  in  dem  ursprünglichen  Texte:  ^r)  ^t£ja  Adi^- 
idw  mp&Q  ßovXtüvrat  AaMÖaiftopioi  doiXdoaad^ai ,  das  hinter 

Ich  denice,  die  Entstehung  der  Interpolation  und  Verschreibung 
«rkllrt  fiich  leicht.  Der  Inhalt  von  §•  2  war  in  einem  Scholion  am 
Saodf  ADi^merkt:  tnvio  {yotq)  ro  ygi/nfia  ftaktatct  %rjv  iliXo- 
^itmfiny  dii^OQvßti,  Zq  gleicher  Zeit  mochte  am  Eande  der  Satz 
^  IL  1.  JL.  geschrieben  gewesen  sein  (vielleicht  mit  einem  Zeichen 
tstiken»  wo  er  eigenttich  hingehörte),  da  ihn  der  Abschreiber  hinter 
ftifhifilimt  oi  ni))Jijni  ausgelassen  hatte.  Ein  Späterer  vereinigte 
luiifi  Kotizen  durch  ein  utal  ^g  vjroilnav  Ka^tatti,  und  es  konnte 
wth  tpüir  —  namentlich  wenn  ein  Zeichen  wirkilich  da  war  —  ein 
lAmMb^  die  Meinuiig  gcwinneot  das^  der  ganxe  Satz  zum  Thnky- 
fiiilKiiia  Tette  gehöre  und  hat  ihn  an  die  jetzige  Stelle,  vielleicht 
m  im  iitil«ttende  yoQ  vermehrt^  gestellt,  wo  er  zweifelsohne  ganz 

IL 

Eüivr  der  misslichsten  Abschnitte  ist  V  36.  Fast  in  jedem 
SiHi  krunn^n  kritische  Schwierigkeiten  vor  Zunächst  sofort  da«; 
im  ßoiijtniiy,  wofür  man  fi€^  mvituy  erwartet.  Ganz  beson- 
iVM  Scliwierigkeiten  unterliegt  aber  die  Erklärung  des  Satzes: 
Uiidoi  yai}  -i^/axtt5a*/tfOHO*\;  .t^  r^^g  Ai^r>paiv*p  iy^l^gag  Kai 
J^fÜSib*^  tußp  onitrdiav  ^Qytiovg  Ofioi  (ftXotg  a(Ü  Sruuaxov^ 
Jttivdmi*  AiQ^lOxiat  hei.sst  ^ftir  sich  nehmen**!  ^wählen"  :  jt^ocri- 
ti^9m  t{  %n^a<;,  oder  atQiiai^ai  ri  .r^tipog,  kann  deingemäss 
tt  bflMin  ,,yon  zwei  Dingen  das  eine  für  sich  nehmen ,  das  eine 
*>iUta,  daa  eine  vorziehen."  Es  sind  also,  wo  nQf^at^diödm  ge- 
taicfciwird,  immer  zwei  Möglichkeiten  vorhanden.    Indessen  ver- 

wir  dem  tnt^pre^^hend  unseren  Satz  nicht  zu  erklären.  Die 
logen  nicht  die  Freundschaft  der  Argeier  der  i%S(j€t 
^ld&fpmiunf  Qod  der  dialiüig  nav  a:[öydwy  vor,  sondern  der 
^Httdiebmft  mit  den  Athoui«rn.  Man  ist  also  geneigt  statt  ix^QOt 
PniB  diA  eotfegengesetzte  (fiUa  an  unserer  Stelle  zu  suchen.  Ein* 

wir»  noch  n^  tOiP  li&r^i^ahüy.  Da  dies  leider  nicht  im 
Tcite  steht,  so  hat  man  theilweise  anf  jede  Er- 

11* 


1§4    L,  CmkhMkit  Beitrige  zur  Kritik  und  Grkl&rang  des  Thakjdide 

klärung  verzichtet,  theilweiae  eiue  andere  Erkläruüg  oder  eine  Emen 
datioQ  Tersncbt,  So  haben  namentlich  Einige  das  /tQO  zeitlich  g^efasl 
1.  B.  Heilmann,  Dukas,  Haackö  in  der  ersten  Ausgabe,  wie  es  Popi 
in,  3  p.  534  bezeugt,  Keoerditigs  ist  Classen  zu  dieser  Erklärai 
zurückgekehrt.  Er  übersetzt  also  unseren  Satz:  ^Die  Lakedaimonid 
würden  es  gern  sehen,  wenn  die  Argeier  [!^Q^/eiovg  nachdrückli<3 
vorangestellt]  zu  ihnen  in  Freundschaft  nnd  Bündnis  träten,  ehe 
den  Athenern  offene  Feindschaft  und  Aufhebung  des  Friedens 
klärten.'*  Abgesehen  davon,  dass  atQEtGS'ai  in  der  absoluten  Bedeu 
tung:  „sich  wozu  e ntschli essen ,  etwas  gern  sehen"^,  ohne  da 
zugleich  angedeutet  wire ,  dass  einer  Sache  der  Vorzug  vor  eln^ 
anderen  gegönnt  wird,  kaum  vorkömmt  abgesehen  ferner  davon, 
das  fast  unmittelbar  auf  aigao^m  folgende  nQo  die  gewöhnl 
Bedeutung  nahe  legt,  indem  man  mit  Recht  erwartet,  dass  zu 
Zeichnung  einer  zeitlichen  Folge  der  Schriftsteller  Ausdrücke  : 
hätte,  wie  z.  B.  einen  Satz  mit  Tqiv,  der  nicht  zweideutig  und 
klar  wäre,  abgesehen  davon  ist  die  angegebene  Erklärung« weise  a^ 
dem  Grunde  unstatthaft,  weil  in  solchem  Falle  der  Satz  eldo&at 
KiL  nicht  mehr  den  vorauf  gehenden  begründet,  was  seine  AufgaK 
ist.  Dieser  voraufgehende  Satz  besagt,  dass  falls  die  Böioter  d| 
Argeier  zu  den  Lakedaimoniern  hinüberzuziehen  vermöchten,  die 
selben  d,  h.  Boioter  nicht  mehr  in  die  Lage  gerathen  würden, 
verhassten  Attischen  üiroydai  (d.  h.  den  Frieden,  den  sie  bisher 
nicht  acceptiert  hatten)  anerkennen  zu  müssen.  Denn  dies  müss^ 
der  Inlialt  des  begründenden  Satzes  sein  —  die  Lakedaimonier  wä 
ihrerseits  geneigt,  für  den  Preis  des  Beitritts  der  Argeier  das  attisch 
Bündnis  nnd  den  Frieden  fahren  zu  lassen,  so  dass  also  auch  i 
Boioter  nicht  mehr  dazu  angehalten  würden,  jenem  Frieden  ebenfa 
beizutreten,  während  anderenfalls  die  Boioter  isoliert  verbleiben 
dann  —  über  kurz  oder  lang  —  sich  der  Üebermacht  der  verbündet 
Mächte  fiJgon,  dem  sogenannten  Attischen  Bündnisse  sicli  anschli« 
sen  mochten  ;  so  sehr  schätzten  also  die  Lakedaimonier  die  ^vftfitxxU 
mit  den  Argeiern,  dass  sie  ihretwegen  die  Athenische  ^vfif.ia%ti 
preizugeben  bereit  waren.  Wollten  wir  jiqo  zeitlich  auffassen ^ 
würde  unser  Satz  nur  etwas  Neues  bringen,  dies  nanüick^  da 
Lakedaimonier  sich  der  Argeier  vor  Allem  sichern  wollten,  be^ 
zü  dem  (ersehnten  ?)  Bruche  mit  den  Athenera  käme,  aber  keine  ! 
klärong  des  tJmstandes,  warum  die  Boioter  ausser  Gefahr  treten,  i 
attisch-spartanischen  Frieden  annehmen  zu  müssen.  Wäre  der  Bnid 
der  Lakedaimonier  mit  den  Athenern,  wie  bei  der  von  Classe 
billigten  Interpretation  angenommen  werden  muss,  eine  beschlij 
Sache  und  ein  nahes  Ereignis,  so  hätten  ja  die  Boioter  kein« 
Grund  zu  fürchten,  zur  Anerkennung  des  atheniscl 
lakedaimonifichen  Bündnisses  gezwungen  zu  werdet 
und  es  wäre  Unsinn  von  Seiten  der  Lakedaimonier  gewesen« 
Boioter  mit  Aussichten  auf  einen  Gewinn  zu  ködern ,  der  uicbt  < 
in  Folge  des  Beitrittes  der  Argeier  an  die  Lakedaimonier.  welcl 


fef,  Beiträge  zur  kriük  und  Erklärung  des  Thukydides.    165 

I  Boioter  Teranlassen  sdlten ,  sich  ergeben  sollte,  soDdem,  da  der 
ach  — '  Classen  zufolge  —  unmittelbar  bevorstand ,  ebne 
Ivdkhes  Zuthuo  der  Boioter  ihnen  mit  diesem  Friedensbrucbe 
t  i«lbM  xofailoQ  mu&ste.  ^) 

Es  m  kJar,  dass  das  Aufgeben  des  atheniscben  Friedens  als 
t  O^t^t  welches  die  Lakedaimonier  zum  Zwecke  der  Heranziehung 
'iffArg^ler  mittelst  der  Boioter  zu  bringen  entschlossen  waren,  in 
I  Satiie  iiJa^at  yag  xri,  dargestellt  werden  muss  ^  wenn  er  dem 
hküU  und  der  Form  nach  in  den  Zusammenhang  passen  soll.  Eben 
levig^u  kann  man  auch  die  Emendation  Stahles  nicht  MUigeu,  der 
J^hjfcü'jv  streicht  und  die  f'x^ga  xal  diaXvmg  tcüI'  anoydvjv  auf 
ftiAjgeier  bezieht.  Ich  denke  wenigstens,  dass  der  Umstand  allein, 
die  Lakedaimonier  die  Argeier  zu  gewinnen  trachteten^  keine 
Dog  gibt,  wie  so  die  Boioter  ovr.  liv  dvayxaad^slev  ig  Tag  At- 
tfnoy6ag  i^E).&€iv,  Es  erkläi*t  dies ,  um  es  noch  einmal  zu 
fholeo,  üur  das  Preisgeben  der  Athener  für  die  Argeier 
Seiien  der  Lakedaimonier.  Uebrigens  widerspricht  der  Stahl- 
icWd  £mendation  die  ganze  Ausdrucksweise ;  wenn  man  A^tjvamv 
mm^X,  wird  sie  künstlich  und  verschroben;  es  entsteht  ein  ganz 
wrtiigliclier  Pleonasmus.  Ganz  besonders  auffallend  ist  in  solchem 
hlk  ji^/iiovg ,  das  „nachdrücklich  Yoraugestellt"  einen  Gegensatz 
MChüicidig  Yoraufhaben  muss.  A&rjvai(üv  also  ist  unentbohrlicb. 
An  tiM  Interpolation,  die  leider  nur  zu  oft  als  der  leichteste  Ausweg 
aen  wird,  kann  durchaus  nicht  gedacht  werden.  Per  Satz 
Erkläi-nug  des  voraufgebenden  oviia  ya^  /;Xfar*  clv  xtX. 
UBDflagUcb  noth  wendig.  Vielleicht  darf  man  ihn  aber  so  verstehen, 
^  laan  an  nimmt,  jtqo  rijg  'Ad^i^vamv  i'x^qag  y.ai  dtaXvoiojg 
IX  so  EU  sagen ,  proleptisch  gebraucht.  Das  notb wendige  Er- 
^ruii^  äMXüUf  wenn  die  Lakedaimonier  ein  Bündnis  mit  den  Argeiem 
tifSQg«ii,  war  die  dtahatg  tojv  anovdvn*  und  die  l4i>f^vaHi}v 
fJE^^.  Uro  dieses  Ergebnis  war  es  vor  allem  dem  Schriftsteller 
II  UiQti;  er  wollte  dieses  die  lakedaimonischen  Ephemren  hervor- 
Ukm  losseD,  am  die  Gr6sse  ihres  Opfers  nachdrücklich  zu  kenn- 
QkliMni.  Der  Satz  konnte  jedoch  nicht  so  geschlossen  werden ,  wie 
^  «UMstfluig^n  wurde.  Denn  nicht  waren  dies  coordinierte  Dinge  die 
^  *••  -mia%'  ixd^  nnd  die  A^yehav  q^ikia^  von  denen  nach  Belieben 
Tte  i*der  das  andere  gewählt  werden  konnte.  Der  ^^/^iWctPf 
ejcJ^  koDüte  nur  die  li^yEiiov  ^x^Q^  entsprechen.  Es  bandelte 
ikh  aber  um  die  l4^ydiov  q^tlia.  Das  Unlogische  liegt  also  vor- 
niknlich  in  dem  Ausdrucke  nqmkiad^at. 


*)  Brfeit«  Poppo  bemerkte  gegen  die  zeitliche  Auffaasnng  des  n^o 
*»#«#!,  WÄ»  folgt:  ijDeinde  nee  seutentia  apta  est,  nara  causa  cur  Born- 
vomm  societatem  Lacedaemoniis  conciliassent,  non  verendum 
rrm  intra  Atheoiensee  et  Lacedaemonios  inita  accipere  cogeren- 
»ir,  n:.u  touiit  liaec  esse,  quia  Lacedaemonii,  antequam  hacc  rumperent, 
«■  Arfirif  aioieitia  et  societate  iung^i  cuperent,  &ed  qnia,  postquam 
hiftc  iflii^tiagn  ei  societatem  sibi  pamssent,  illa  foodora  non  dubitarent 


lÖÖ    PK  Klimäcka^  Kritisch-exegetißcbe  BernerVungcn  zu  Sallust. 

Wir  müssen  den  Ausdrück  in  der  Bedeutung  des  Höhorscliätien 
auffassen.    Seine  Grundbedeutang  ist,  wie  eben  bemerkt  wurde:  von 
zwei  Dingen  entweder  das  eine  oder  das  andere  wählen,  aber  qi 
eins  nehmen ,  und  das  andere  fallen  lassen.    Sodann  kann  es  al 
lieisseni  einem  Dinge  den  Vorzug  geben  vor  einem  anderen,  es  höhe? 
schätzen  ^  achten.   Allerdings  ist  es  logischer  und  vielleicht  all« 
richtig  zu  sagen:  ich  schätze  hOher  die  Freundschaft  der  Atbeneril 
Aber  auch  die  Ausdrucksweiße:  ich  sehätze  höher  die  Freundscha 
der  Argeier  als  die  Feindschaft  mit  den  Athenern  ist  erträglich ; 
ist  sinnlicher  und  der  Umgangssprache  näher.  In  solchem  Falle  wir 
angedeutet,  d;iss  die  Feindschaft  der  Einen  ein  gering  er  ei 
Hebel  ist  im  Verhäitnis  zu  dem  grösseren  Glücke  dej 
Freundschaft  mit  den  Anderen.    Man  kann  diejenigen  S&t: 
zum  Yergleicbe  heranziehen,  in  denen  zwei  Comparative  mit  einandf 
verglichen  werden.   Der  Sinn  der  Stelle  ist  demnach :  Die  Vortheilt 
die  sich  die  Lakedainionier  von  dem  Bündnisse  der  Argeier  verspra^ 
chen,  waren  grösser,  als  die  Nachtheile,  die  sie  von  der  ötaXvüii^ 
%uiv  ünovdmv  mit  den  Athenern  erwarten  durften* 

Lemberg,  Dr.  L.  Öwikliäski. 


Kritisch-exegetische  Benierkungen  zu  Sallaat* 

Cat.  13,  L  Nam  quid  ea  memorem,  quae  nisi  eis  qui  videc 
Bemini  credibilia  sunt,  a  privatis  conplurjbus    subvorsos    mont 
maria  constmfa  esse.  Obgleich  diese  Stelle  eine  vielfache  Behaiid 
lang  erfahren  hat,  so  glaube  ich  sie  dennoch,  da  sie  mir  eine  allseili 
genügende  Erklärung  uocli  nicht  gefunden  m  haben  scheint,  einet 
nochmaligen  Besprechung  unterziehen  zu  dürfen.  Ausser  der  Le 
der  besten  Handschriften  constrata  findet  sich  auch  conUrucia  und 
cofdractu,  Ueber  den  Sinn  der  Stelle  sind  die  Ansichten  der  ErklÄre 
getheilt:  die  einen  verstehen  darunter  das  Bebauen  oder  Ueberbaoefl 
des  Meeres,  die  andern  die  Anlegung  künstlicher  Meorwasserba 
im  Lande  und  geben  demgemäss  dieser  oder  jener  Lesart  den  Vorzug»! 
Beide  Ansichten  finden  ihre  Stütze  in  den  Nachrichten  der  Alten ; 
im  Meero  und  inSc*en  wurden  Dämme  aufgeworfen,  auf  welchen  Hto^ 
ser  en'ichtet  wurden ;  anderseits  leitete  man  das  Meerws^ser  in 
nälen  in  das  Land  und  legte  grossartige  piscinae  an  ^)  (vgl.  Becker- 
Eein,  Gallus  HI,  S,  36  ff.)-    I^e«  richtigen  Weg  scheinen  mir  nun 


0  Seneca  ep.  6$  quousqne  nullns  erit  lacus,  cui  non  TiUaran 
strarum   fastigia    immineÄnty  nulluni  flumeo,    cuius  non  rip&s 
Testra   jjraeteiaot?  -   Ubicunq^ae    in   aliquem   sLüuni    littue  cunra 
vos  protinus  fundamenta  iacietiB,  nee  content!  solo,  nisi  quod  manu  fe* 
ceritis,   maria  agetis  introrsuB,  —  Sen.  contr.  H  1(9)  ei  h^^^  Httori^ng  . 
ciuoque  moles  inveliuntur  congestisque  in  alto  terris  eia_ 
adii  foBsifl  inducunt  mare:  adeo  nullis  gaudere  veris  sciunt,  ij 

natnram  aliena  loco,  aut  terra  aut  mare  mutata,  aegris  oblectamenU>  6U06 


PA,  Klimscha,  Kritisch-exegetische  Bemerkungen  zu  Ö&llttst    167 


^^»Til^B  einzitsdilageu ,  reiche  zur  Erklüining  dieser  Stelle,  die  iti 
-'\  11  eteuim  quis  morUUum  cui  virile  ingenium  est»  tolerare 
jvie^^,  Ulis  divitias  superare,  quas  profundaüt  iü  extruendo  raari  et 
sontibus  coaeqaandis  heraDziehen  und  auf  deti  augenscbeinlichen 
in  welchem  die  beiderseitigen  Worte  steheo,  hin  weisen. 
nämlich  an  beiden  Stellen  der  nämliche  Gedanke  ausgeBprocbozi 
t^  dies«  UeberzeuguBg  drängt  sich  dem  unbefangenen  Leser  auf, 
sQck  wann  er  die  Gewohnheit  Sallust's,  namentlich  allgemeine  Sen- 
in  Teränderter  Form  za  wiederholen,  nicht  in  Betracht  ziehen 
(v^L  Eüssner,  Exercitationes  Salluatianae,  im  Festgruss  der 
iftchen  Gesellschaft  zu  Würzbarg,  1868,  S.  179  ff.).  Was 
den  darch  die  beiden  Wortpaare  gebildeten  Gegensatz  anbe- 
fio  kann  er  von  zweierlei  Art  sein:  entweder  worden  einerseits 
^SMhimgeii  abgetragen,  anderseits  Vertiefungen  gebildet,  oder  hier 
»kmi^n  abgetragen,  dort  Vertiefungen  ansgefüllt.  Da  nun  für 
SiDD  unserer  Stelle  der  eine  Gegensatz  an  und  für  sich  ebenso  gut 
ist,  als  der  andere,  so  will  ich  zu  erweisen  versuchen,  för 
der  zwei  Gegensätze  allein  sich  mit  Berücksichtigung  der 
Lesarten  die  deckenden  Begriffe  in  dem  Wortlaut  beider 
HAd  finden  lassen. 

Znr  Annahme  des  ersten  Gegensatzes  führt  die  Leeart  subvor- 
lAi  aioiitlSi  maria  constructa  esse  ^Bojge  wurden  abgetragen,  Meere 
fMiM"^.  Maria  wäre  dann  in  der  Bedeutung  von  piscinae  maritim  ae 
fii  tei  Valerius  Maximns  ')  and  Seneca  ^  zu  fassen,  und  der  Aus- 
druck maria  constmere  „Meere  bilden**  fände  eine  schutzende  Äna- 
Agto  bii  Tac.  Ann.  XII,  56  strncto  trans  Tiberim  stagno  und  Colü- 
■di  de  re  rast,  YIIL  IB  piscinas,  quas  ipsi  construxerant;  VIII, 
17  etagnnm  vel  eiciditur  in  petra. . , . ,  vel  in  litore  construitur.  Da* 
g«g«]i  Ussen  die  parallelen  Worte  der  zweiten  Stelle  in  extruendo 
aari  —  abgesehen  davon,  dass  der  Singular  mare  nicht  leicht  in 
4iiii  Sinne  Ton  piscinae  maritimae  gebraucht  werden  kann  —  die  ge* 
hldnie  Auffassung,  wie  gezeigt  werden  wird,  nicht  zu,  und  ist  dem- 
dio  Voraossetzting ,  es  sei  an  beiden  Stellen  an  den  Gegensatz 
worden  abgetragen,  Meere  gebildet"*  zu  denken,  ausgeschlos- 
aa.  Somit  kann  der  Sinn  beider  Stellen  nur  der  sein ,  dass  hier 
fiirgfstrli^^hnngen  abgetragen,  dort  Meeresvertiefungen  ausgefüllt 
firidii.  Wir  wollen  nun  untersuchen,  welche  von  den  vorhandenen 
htKt  -  >'  ver  Forderung  entspricht,  und  zunächst  die  Bedeutung 
im  /  r*3  mare  extruere  feststellen.  Nach  der  Analogie  von 

facma  lignxä  (Hör.  Epod.  2,  43)  oder  dem  bekannten  mensas  dapibns 

■'        C.  Äi^igius  Orata),   vidclic^t  ae  gulam  Neptuni 

■t,   peculiaria  sibi  tnaria  eicogitavit,  acstuariis 

MractuH,  pisciumque  diversos  greges  separatis  molibus  inclu- 

tam  saera  tempestas  incideret,  qua  non  Gratae  mensae 

orüm  abundarent, 

ira  1/  16  ebore  austineri  vnlt,   purpura  v^stiri,  auro   t«gi. 

imtria  conchidere,   fluiTiina   praecipitare,  nemora  sus- 


108    Ph.  Klinischa^  Kritisch *eiegetiscbe  Bemcrkimgen  zu  SftUust 

extruere  heisst  inare  extruere  8€.  molibiis  iniectis  „das  Meer  erhöhen, 
d.  h,  diö  Meeres vertiefutig  auffüllen";  letztere  Bedeutung  tritt  deut^ 
iich  hervor  bei  bolilen  Gegenständeiu  vgl.  Hör,  Sat.  II,  &,  105  qua« 
(fercula)  procul  exstrucUs  ineraiit  hesterna  canisiris.  Wenn  ntm 
für  die  parallelen  Worte  des  13.  Kapitels  dei-selbe  Sinn  sich  ergebet] 
mu8s,  80  bat  dort  die  Lesart  iiiaria  comtrata  esse  keine  Berechti*^ 
;^ung;  denn  die  Bedenken*  welche  Dietsdi  in  der  Ausgabe  des  Sal- 
lust  1864  gegen  constemere  äussert,  welches  immer  ein  solches  Be« 
docken  bedeute ,  daes  dasjenige ,  was  darunter  sei ,  unverändert  od« 
leerer  Raum  bleibe«  scheinen  mir,  mag  er  sie  auch  aufgegeben  und  in 
der  Ausgabe  von  1872  coustraia  geschrieben  haben,  vollkommen  ge- 
rechtfertigt und  werden  durch  Ott  in  don  Jahrbüchern  fnr  Philologie 
und  Pädagogik  1876,  S.  242  nicht  behoben,  da  die  von  diesem  aus 
Hieronymüs  Epist,  60,  18  Vali  angeführte  Stelle:  Xerxes  rex  potna- 
tissimuö,  qui  suh?ertit  nvontes»  niaria  constra vi t  offenbar  vom  Ü eber- 
brück eu  des  Hellespöntes  zu  verstehen  ist;  auch  Kvii^ala  fiudet» 
obgleich  er  diese  Lesart  in  dieser  Zeitschrift  (14.  Jahrgang  1863)  in 
der  eingehendsten  Weise  vertheidigt,  den  Ausdruck  maria  conster- 
nere  in  der  Bedeutung  ^ Meere  mit  Bauten  bedecken"  auffallend  and 
räumt  ein ,  dass  mit  den  vuo  Fabri  beigebrachten  Parallelstellen  *) 
nicht  viel  gewonnen  ist. 

Indem  wir  uns  daher  der  Lesart  maria  constructa  esse  wieder 
zuwenden ,  wollen  wir  sehen »  ob  sie  ausser  der  oben  angegebeneo 
Bedeutung  „Meere  biMen"  noch  eine  andere  Ai3J9fassuügzulässt.  Con- 
struere  aliquid  heisst  eigentlich  „et  was  aufeinander  schichten"  und  fallt 
oft  Jn  der  Bedeutung  mit  exstiucre  aliquid  zusammen,  wie  man  ja 
acervum  construere  (Cic.  Phil.  IL  38,  97)  und  csstruere  (Cic.  ad 
Att.  II,  2,  2),  rogum  construere  (Phn,  n,  h.X,  43, 122)  und  ßistruew 
(Cic.  de  ün.  III,  22,  76)«  sepulcrum  construere  (Liv.  I,  ^^^^  14)  und 
exstruere  (Cic.  de  leg.  II,  27,  68 ;  Tac,  llist.  IL  49)  sagen  kajUL 
Beiden  Wortern  in  ihrer  ursprünglichen  Bedeutung  lasst  sich  cum»- 
lare  aliquid  an  die  Seite  stellen ,  vgl,  mit  rogum  construere  und  ex- 
struere: Tac*  Germ.  27  struem  rogi  nee  vestibas  noc  odoribns  cumu- 
lant;  Statins  Theb.  VI,  85  aeriam  truncis  nemorumque  ruina  niontis 
onus  cumulare  pyram,  und  entsprechend  dem  genannten  mensae  d*- 
pibus  exstructae  und  dem  Catuirschen  (64,  304}  large  multiplici  con» 
structae  sunt  dape  mensae  sagt  Vergil  Aen,  VIII,  284  (XII,  215) 
cumulantquo  oneratis  lancibus  aras.  Wie  es  nun  ferner  analog  mit 
dem  oben  angeführten  canistra  exstructa  bei  Ovid  fast.  IV,  451  cn- 
mulatis  flore  canistris  heisst  und  cumulare  geradezu  in  der  Bedeutung 
„aulfüllen'*  gebraucht  wird  (Tac,  Hist.  IV,  20  cumulatae  corp^rihus 
fossae;  Ovid  Met,  XV,  462  neve  Thyesteis  cumulemus  viscera  meu- 
sis;  Trist.  HI,  10,  72  nee  cumulant  altes  fervida  musta  lacus),  so 


*)  C&s,  b,  G*  Vin,  14  pontibus  paludy  coustrataj  Li?,  XXXV, 
49,  5  consternit  maria  classibua  (vgl,  Curt.  IX.  6,  7M  Cic,  Verr,  V,  40, 
104  constratac  naves  (vgl.  Liv.  XXXV,  46,  3);  Cart.  IX,  10,  25  vehicnlA 
conatrata. 


Pkm  Kitmsc/ui,  Krttiscb-exegctiscüe  Bemerkangen  m  iSaUust,    IM 


'  Ürilr  aaeii  der  Schluss  ge&tattet  sein,  das&  Sallust,  welcher  nach 

1  Znt^tsse  des  Geilius  N.  Ä.  X,  20,  10  proprietatum  in  verbis 

tiiawitjftriiTms  war,  analog  oiit  mare  extruere  auch  maria  coustruero 

^nf>libitö  inioctiä  iu  der  eigentlichen  Bedeutuug  ^ Meere  durch  hin- 

eagim Offene  Masgen  aufschichten,  d.  h.  auffüLlen^  angewendet  habe, 

ui  d^mgemhss  zu  lesen  sei:  ^^ubvorsos  montis,  maria  construda 

mm,  Aaf  eiuem  andern  Wege  gelangt  Kyi^ala  a.a.O.  zu  dem  Kesul- 

•     ^         '  '    *  "   'nick  constmere  maria  aedificiis  nicht  zu  den  gram» 

hkeiten  gehöre.    Was  jedoch  die  letzte  Lesart 

.   e^se  betriöt,  so  scheint  dieselbe  lediglich  aus  einer 

Hör,  Od,  IU,  1,  33  hervorgegangen  zu  sein, 

isrt  nur  noch  die  Frage  nach  dem  Zweck  des  montes 

i.'quare).  Kvi^aJa  a,  a.  0.  glaubt,  es  sei  an  ein  Pia-» 

',i*  behufs  Aufführung  von  Bauwerken  äu  denken.  Bhu 

für  wabrsrheinlich.    Fürs  er&te  nämlich  bauten  die 


ixi-r  itu    liiK  iit 


btr  ihre  Häuser  der  Fernsicht  wegen  gern  auf  Anhöhen  ') ;  dann 
ikmmv  ')  ich  nicht  iire,  des  völligen  Abtrageus  der  Berge  zu 

fpkd  r  ^s^ecke  nirgends  gedacht.  Wenn  man  dagegen  erwägt, 

imadi  die  niasslose  Verschwendung  der  Römer  ausser  den  im  Moore 
ailSfllbtteii  Bauten  auch  insbesondere  in  der  Anlage  künstlicher 
llaetoiche  ätssseHe,  so  dass  Cicero  den  Luculi us,  Philippus  und  Hör- 
Ittäs  geradezu  pisciuarii  nennt  (vgl.  Baiter-Kayser  adn.  crit.  ad  Cic. 
^^  Jktl.  1,  19,  6),  und  wie  namentlich  Lucullus  die  Bewunderung 
im  Mr  "  tchwelt  dadurch  erregte,  dass  er,  um  das  Meerwasser 

in  te:  L  b  zu  leiten,  sogar  einen  Berg  durchgraben  Hess  ^) : 

^  li«gt  die  Vermuthung  nahe,  dass  auch  Sallust  hier  den  LucuUuß 
nt  Xs^n  liatte,  und  dass  die  Ausdrücke  subvortere  und  coaequare 
mmtm  hyperbolisch  für  perfodere,  su^odere  oder  excidere  montes 
plnuclit  «iiid  (vgl.  Clesa  zu  Sallust.  Cat.  13,  1).  Den  Zeitgenossen 
te  SnUast  wai'  die  Beziehujig  der  Ausdrücke  subvortore  und  coae- 
fore  aonles  ebenso  wenig  dunkel,  als  es  für  Jemand  zweifelhaft 
Atai  kum,  djisä  Hieronymus  in  der  o.  a.  Stelle  unter  dem  montes 
Martere  nicht  das  Planieren  eines  Berges,  sondern  den  Durchstich 
te  Alhatm  gemeint  hat. 

GftL  59,  2*  Kam  uti  planities  erat  inter  sinistros  montis  et  of* 
ntpe  a^pera ,  ucto  cohortis  in  fronte  constituit,  reliquarum 

y  '        '♦  Omnibus  licet  locie  tecta  vestra  splendeant, 
iu    vastara    terrarum    marisque    prospectora, 
iJaem  montium  educta,  cum  multa  aeatfic&ve- 
ftm^  c  et  sin^ttla  corpora  estis  et  parviila. 

%    *  ^  III,  17  contra  a^d  Neapolim  L.  LucuUua,   po- 

i^ifvam  Jrr  /ein  ac  maritima  fiamina  immistsset  in  pixci- 

1*.  ifQ^  r  THit,  ipse  Neptuno  non  cederet  de  pibcaiUr  — 

^•Qffia»  U,  (Lucalluro)   ob   iniectas   mali»   m&ri  et  receptum 

^^mm  •ii'r  i  t*?iTiii  mare  band  infacete  BCagou«  Pomt^eius  Xer- 

^m  tdgAlxLm  \tj<^^s  »diueveiat.  —  Plialus  u,  h.  IX,  54,  HC>  LucttUui 
(Bm  füam  monte  luxta  Neapolim  maiore  inpendio  quam  nlhitii  extUHÜ* 
Ni^il  esripusB  t^t  tuaria  admisii,  oaa  de  cau&a  Magnus  Pompeiiu 
XtEtta  tofitmii  cum  appellabat.    Vgl  Plutarrb,  Luculto«  39, 


170    i^«  Klimscha^  Kritisch-exogeti&che  Bemerkuugeii  zu  Sali  u  st. 

Signa  in  subsidio  artius  conlcKiat.  Unter  den  vielen  Vorschlägea 
Erklärung,  resp.  Emendatiön  dieser  Stelle,  welche  von  Kvicala  a« 
0.  erschöpfend  gewürdigt  wnrden,  fand  der  von  Fabri  gemachte,  i 
nach  aspera  als  Acc.  Plar.  für  loca  aspera,  abhängig  von  inter ,  t! 
rupe  als  dazu  gehörige  Bestimmung  zu  fassen  ist,  die  mei  ' 
mung  and  entspricht  auch  der  durch  die  Schilderung  d«! 
bedingten  Auffassung,  dass  der  Kampf  in  einem  engen*  links  van  B 
gen,  rechts  von  felsigen  Erhöhungen  eingeschlossenen Tbale  stattfÄJ 
Nicht  blos  kühn  jedoch,  wie  Kvicala  bemerkt,  sondern  geradezu  h 
ist  die  Trennung  des  aspera  von  der  regierenden  Praepositimi  doi 
die  zwei  eingeschobenen  ungleichartigen  Bestimmungen  üb  dcxt 
und  rupe,  und  die  Stellen  in  Cic»  Brutus  21,  85  erat  omnino  t 
moSf  ut  in  reliquis  rebus  melier,  sie  in  hoc  ipso  humanior,  ut 
esseut  in  suum  cuique  irihuendo  oderLiv.  XXXIX,  25,  8  nai 
ier  belli  casihus  amissas  quingentos  principes  iuventütis  in 
nlam  abduxisse;  XL,  4,  18  ferox  interim  femiuaa<f  muUo  ante 
eogitatum  revoluta  facinus  venenum  diluit,  die  man  als  Beleg 
diesen  Gehrauch  anführen  könnte,  sind  wesentlich  anderer  Art, 
dort  die  beiden  eingeschobenen  Wörter  unter  sich  eng  7 
hängen,  was  man  hier  von  ab  dextera  und  rupe  nicht  SriL 
vgl.  Schultz,  Lat.  Sprachl,  §.441   und  Weissenborn  zu  Liv.  XX Vi 
36,  2  ad  luercede  auxilia  conducenda.  Ich  glaube  daher,  es  sei  d( 
tera  Attribut  zu  rupe  und  ab  deitera  rupe  von  aspera  abhängig.  1 
ab  „v<m  Seiten"  vgl  die  von  Kritz  zu  Jug.  48,  3  mons,  .  .  .vaal 
ab  natura  et  humano  cultu  angeführten  Beispiele. 

Cat.  51t,  3  wird  von  Dietscb,  dem  Jordan  und  Jacobs  (6.  Aul 
folgen,  geschrieben:  ipse  cum  libertis  et  calonihus  propter  aqaill 
adsistit,  während  die  beiden  Pariser  PP*  colouibus,  die  andern  Hl 
Schriften  aber  coloniis  aufweisen.  Nun  ist  zwar  in  den  SallustJj 
sehen  Handschriften  eine  Verwechslung  des  a  und  o  nicht  uiigBw(Sli 
lieh,  immerhin  aber  bliebe  es  aulfällig,  wenn  sich,  wie  es  scheint 
alle  Abschreiber  des  gleichen  Versehens  schuldig  gemacht  hUU 
Ich  glaube  daher,  dass  mit  den  andern  Herausgebern  des  Sallusi  < 
löfiis  zu  lesen  ist;  daraus  ist  in  P  und  P*  ebenso  colonibus,  wie  Ja 
85.  48  Omnibus  aus  omnis  (P*)^)  102,  6  coactibua  aus  coactis 
entstanden;  die  andern  Abschreiber  aber  sahen  colonis  für  die  filtl 
Form  ^  coloniis  an  (s.  unten  zu  Jug.  92,  7  und  Wirz,  der  a,  a, 
S.  6  der  Lesart  des  P'  in  Cat.  28,  4  nonnullos  ex  Sullauie  coloi 
vor  der  der  übrigen  Codices  coloniis  den  Vorzug  gibt).  Da  hingfig 
der  Ausgang  —  ibus  sonst  zu  —  is  verschrieben  wurde  (P  hat  l 
sprünglich  Cat.  46,  2  civi3  statt  civibus;  52,  28  inmortali»  statt  i 
mortalibus;  Jug,  5,  4  Carthaginiensis  statt  Carthaginiensibus), 


^)  Nur  In  einem  Codex  (Coiacianus)  8oll  calonibos  gefunden 
den  sein. 

')  Nach   Win  (Do  fide  atque  aactoritate  codicis  Sallostiam  (I 
etc.,  Aarau  1867,  St  4>  hatte  auch  P  ur^piünglich  omnibns.    Auf 
Collfttion  ist  auch  im  Nachfolgenden  RücUicht  genommen  wordi 


liatAcha^  Kr itis<;b-cxoge tischt^  Bemerkttugen  zu  Sallust     171 

t'us  die  richtige  Lesiirt  seiu,  bei  der  Anmibme 
des  a  üud  o  die  Entstehung  von  colonibüs  er- 
liiriicbf  bfCrefiideo  mu^ate  es  aber,  dass  keiner  der  Abschreiber  co- 
bus  fiaelirteben  hat.  Unter  den  coloni  siud  aber  entweder  die  Cat. 
^,4  enrÄhnien  Süllaiiischeu  Veteranen  (vgl,  Kvidala  a.  a.  0,)  oder, 
— •>  üi-  >  "-^'nligung  derselben  mit  Freigela^tsenen  anstdssig  »ein 
lie  zu  verstehen;  denn  dass  auch  letztere  Catilina's 
i-  nstigten,  ersieht  man  aus  Cat.  37,  7  und  Cic,  Cat.  II,  9, 

^j  I  .,  am  nounullos  affrestes  homines  tennes  aU^ue  egentes  in 
Mliliai  Uiain  dpem  rapinanim  veterum  impulerunt;  femer  hatte 
lattliBt  ftuch  das  Landvolk  aufgeboten,  Cat  28,  4  interea  Manilas 
hEtmim  plebem  solHcitare;  vgl.  Mommsen  K,  G.  2.  Aufl.,  3,  Bd., 
&  172,  l>ie  Lesart  ipse  cum  libertis  et  coJonift  propter  aquilam  ad- 
rifCit  wider^richt  demnach  nicht  einer  historischen  Thatsache  und 
Hut  die  ^infacbBte  Erklirung  der  in  den  Uandschriften  vorkommen- 
4»  Vmrutit«»  zu. 

Jag.  18,  2  vagi  jia lautes  qurts  nox  coegerat  sedes  habebant. 
Stttlqms  Uabeii  einige  Herausgeber  das  von  jüngeren  Hanilschrif- 
ta  |^bo(«Q€  qua  aufgenommen;  die  letitere  Lesart  gibt  einen  an 
mt  fix  sich  ganz  passenden  Sinn  :  ,Die  Gätuler  und  Libyer  hielten 
riA  luir  da  auf,  wo  die  Nacht  sie  dazu  zwang''  und  entspricht  auch 
üllkoHnitQ  der  durch  vagi  palantes  gegebenen  Charakteristik  dieser 
?SkifiKteft4'r).  [iiMnurh  lA»st  die  Kücksicht  auf  den  Gedankengang 
im  fttito  ^  :ber  die  ältesten  Bewohner  Afrikas  nur  die  erste 

Lctui  SU;  i  der  Cuttur  derselben  bemis^t  nämtich  Sallust 

mch  der  Beschaffenheit  ihrer  Wohnstätten.  Die  Ureinwohner,  die 
GiUttler  ood  Libver;  hatten  nur  solche  Wohnsitze,  wie  sie  der 
khali  ?or  der  Nacht  erzwang  —  quas  noi  coegerat  sedes 
klfcfbisl;  ini  Gt'getisatz  zu  diesen  primitiven  Lagerstätten^  die  etwa 
di  9H  Fkliaaden  urngt^bener,  im  gunstigsten  Falle  mit  Aesteu  und 
lnhn«rl#ckter  Platz  bilden  mochte,  bedienten  sich  unter  den  Ein* 
IBitreni  die  Perser  der  nmgestflrzten  Schiffskiele  als 
tllltn  (S.  5),   die  Meder  und  Armenier   aber  gnindeten  sogar 

lÄlt-»  '^   •*  .   Vgl.  Tacit.  Germ,  46  (Veneti)  domos  fignnt 

kak  tas. . .  .cubile  humiis. 

»iiig.  •-',  2.  TSwei  Eigenschaften  hebt  Sallust  an  dem  Legaten 
kfdm  PgeldmiuN  Albiuns«  der  in  Abwesenheit  seines  Bruders  den 
%lMht\  fiervor:  seine  blinde  Geldgier  (37,  3  f.),  durch 

Hkkiir  AI  r  von  .lugurtha  bestochenen  Bömer  übertraf,  und 

Mfie  Belilkö|>tigkeil  (38,  1).  Krstere  trieb  ihn  an,  die  an  nnd  ftlr 
lUk  «ckwer  etonehmbare  Festung  Snthul,  wo  sich  die  Schatzkammer 
liiirün*9  befand,  mitten  im  strengen  Winter  zu  belagern;  diese 
tvblMdicr  -^  Jugnrtha  ans»  heuchelte  grosse  Besorgnis  wegen 
ittll  ima  bm  eine  Ahflndnng  in  Aussicht«  wenn  er  von 

titlUaprattg  ^U^stetie;  die  '  en  sollte  er  dadurch 

k^tatolii^  dass  er  ihn,  den  ^  ti,  in  abgelegene 

Otfiideo  Terfolge,  Aus  der  Bedeutung  von  pactio  (vgl.  Jog.  67, 


172    Ph,  Klitnscha,  Kritiich-eiegetische  Bemerktiogen  zo  SaDost. 


3)  geht  hervor,  dass  Aulus  im  EinverBtändnis  mit  .Jagurüia  hande] 
Die  uun  folgenden  Worte  ita  deltcta  etc,  haben  in  mehrfacher  Ui 
sieht  Anßtoss  erregt;  es  fragt  sich,  ob  dieselben  als  Ansicl  '  ^n 
gürtha  oder  des  Schriftfetellers  aufzufassen  oder  als  üIh  i 
Glossem  anszuscheiden  sind,  —  Wenn  die  Worte  in  aM  t. 
fehlen  würden,  so  könnte  nubci^chadet  des  Zusammenhau;/!  s  'iii 
zählimg  mit  interea  per  homineü  calliiios  etc.  fortgeführt  werden; 
aber  drängt  sich  unwillkürlich  die  Frage  auf,  warum  Aulus  gerai 
in  abgelegene  Gegenden  dt-m  Jugnrtha  folgen  solle.  Die  zunächst  fö! 
genden  Worte  sind  daher  als  Antwort  auf  diese  Frage  unentbehrlicb 
in  der  vom  P  und  vielen  andern  Codices  überlieferteu  Fassung:  i 
delicta  occultiora  fuerc  aber  sind  dieselben  unhaltbar;  sie  wQrd^ 
ein  Urtheil  des  Historikers  selbst  über  den  Grund  des  Marsches 
abgelegene  Gegenden  ausdrücken,  ein  Urtheil»  dem  Niemand  bä 
pflichten  könnte;  denn  warum  sollte  das  Vergehen  des  Aultis  l 
einer  verabredeten  Verfolgung  des  Feindes  iu  abgelegene  Gegei 
den  eher  verborgen  bleiben ,  ais  im  entgegengesetzten  Falle  ?  D 
allein  richtigen  Sinn  gibt  nur  die  von  einigen  geringeren  Handi^chrj 
ten  gebi-achte  Lesart:  ita  delicta  occultiora  fore;  sie  passt  vortre: 
lieh  zur  Charaktejistik  des  Aulus  und  belenchtet  seine  vaniUs  inpl 
ritia  amontia,  denen  zufolge  ihm  der  von  Jugurtha  augegebene  Grai 
des  Zuges  in  abgelegene  Gegenden  plausibel  erschien.  Was  aber  d 
Varianten  fore,  fuere  und  (delicto  occultiore)  fuit  (P')  betrifft, 
zeigt  sich  bei  ähnlichen  Formen  von  esse  nicht  selten  eine  Unsichci 
heit  der  Abschreiber;  so  findet  sich  Cat.  25,3  fuere,  fuerant  sta 
fuit;  51,  34  fuit  statt  fuerat;  Jug.  39«  1  fuerint,  fuerunt,  fuere  sta; 
fuerant;  41,4  fuere,  fit  statt  fuit;  73,  4  fuerat  statt  fuit;  und  7 
5  schreibt  Kritz  mit  grOsster  Wahrscheinlichkeit  forent  statt  fuei 
fuerint,  fuit,  foret. 

Schliesslich  ist  noch  am  Ende  dieses  Capitels  die  Eigeuthüiid 
lichkeit  in  der  Darstellung  Sallust*B  zu  bemerkeu,  welcber,  indem 
nur  das  Endresultat  einer  Begebenheit  mit  Uebergehung  manch* 
den  Leser  interessieienden  umstände  kurz  angibt,  der  Kefiexiol 
desselben  einen  weiten  Spielraum  gestattet;  vgl,  im  Jug.  di 
Schluss  der  Capitel  12,  22,  26  und  29;  den  Schluss  des  Catilii 
und  Jagnrtba  selbst  und  Dietsch  (1864),  Einleitung  zu  Cat  S.  3! 

Zu  der  von  P  und  iast  allen  besseren  Handschriften  überlii 
ftrten ,  von  Jordan  aufgenommenen  Lesart  Jug.  47.  2  huc  cons 
simul  temptandi  gratia  et  si  paterenUir  opportunitates  loci  praes 
diura  inposnit  bemerkt  W^irz  a.  a.  0,  S.  10:  quae  quid  sibi  velin 
equidem  non  perspicio**  und  empfiehlt  mit  Umstellung  des  et 
Grundlage  des  P*:  simul  temptandi  gratia  si  paterentur  et  opporti 
nitatis  loci;  Dietsch  schreibt;  simul  temptandi  gratia  si  patereniu 
et  oh  opportunitates  loci;  Linker:  simul  temptandi  gratia  [si  paü 
rentur]  et  oportunitatis  loci;  Kritz  und  Gerlach:  simul  tentandi  grt 
tia,  et,  si  x>aterentur,  opportnnitate  loci;  Fabri:  sünnl  tentandi  gri 
tia,  et,  81  paterentur,  opportun itatis  loci.    Wie  es  mir  nun  schein 


i^  Klamtcha,  Unihch-eiegotmhe  ßemerkangeQ  zu  Sallost.    175 

lN|i  dir  Fehler  weder  in  der  Stellon^  des  et  noch  in  opportuuitateä^ 
«fiten  in  paterentnr;  bei  dem  Umstände  namlicb,  dass  das  Activum 
lad  PasfiiTum  der  Verba  nicht  selten  von  den  Abschreibern  ven^^^ch* 
Uli  irorde  (P  Jag.  25,  7  rapiebat  =  rapiebatnr;  73,  6  frequenta- 
üotor  ^  freqneutaient:  79,  8  peterentur  =:  peterent;  P'  Jug.  13^ 
2  iimtor  =^  annat) '),  glaube  ich,  dass  zu  lesen  ist:  hnc  codsuI 
änol  toifipiandi  gratia  et  si  paterent  opportun itates  loci  praegldium 
isponitt  wie  schon  Körte ,  freilich  mit  Auslassung  des  et ,  vorge- 
Klbs«ii  hM.  Aus  zwei  Gründen  legt  Metellus  eine  Besatzung  nach 
Tifi;  Um  den  Versuch  zu  macheu .  die  Einwohner  für  sich  zn  ge- 
•mm»  und  am  zu  Beben,  ob  die  durch  die  Oertlichkeit  gebotenen 
?^iitiiitle  sich  ihm  erschlössen.  Mit  dem  absolut  gesetzten  temptare 
i|^*  Jng^.  29,  1 ;  mit  patere  Cai.  10,  1 ;  58,  9  und  mit  dem  Wechsel 
te  O^witmciien  Jag.  94,  1  ponderis  gratia  slmul  et  offensa  quo  le- 
4«  itrepereiit, 

Jn^.  53,  7.  Ac  primo  obscura  nocte,  postquam  band  procul 
iilir  m  tj-ant»  strepita  relut  hostes  adventart\  alter i  apud  al- 
Im  farmidinem  simitl  ei  tumultum  facere  et  paene  inprudentia  ad- 
miBiS]  1«",  ni  utrimque  praemissi  equites  rem  explo- 

imniei  I IV  ad ventare  nehmen  die  Erklärer  Anstoas; 

Korii,  Linker  und  Madvig  (Adversaria  crit.  II,  S.  292)  streichen 
ibi^  Diflseh  und  Jacobs  schreiben  aäventarent.  In  den  Handschrif- 
tai  SUD  wird  zwar  der  luiinitiv  Präs.  und  der  Conjunctiv  Impf,  nicht 
idlm  nrwechselt^),  dennoch  aber  glaube  ich^  dass  sowol  durch  den 
Ol^lHKlif  adventarent  als  durch  die  Auslassung  des  Infinitivs  ad- 
ftSlBt  dit  Cor  der  Periode  gestört  würde;  denn  aus  der 

ViigldcliiiDg  tii  ti  gebauten  Perioden   (*Tug.  53,  1  et  primo 

.,.  .  «p««»!  ubi;  71,  6  primo postquam)  geht  hervor,  dass  post- 

^um  haad  procul  inter  se  erant  zu  primo  den  Gegensatz  bildet;  fer* 
m  fisae  ich  obscura  nocte  nnd  strepitn  als  Abi.  des  Grundes  (vgl. 
1^,  W.  S),  velut  h<»stes  =  velut  si  hostes  essen t  nnd  adventare 
ihUst.  Ifif*  paruUel  mit  facere.  Der  Sinn  der  Stelle  ist  dann  fol- 
faitri  BitiiUus  und  Metollus  rücken  gegen  einander  —  nicht  etwa 
Nü^fli«  iOfidtni  da  dereine  vun  dem  Entgegenkommen  des  andern  keine 
i^lif  hal  —  wie  Feinde,  d.  h.  instructi  intentique  vor,  und  zwar 
Mkofi  wegen  der  schon  eingebrochenen  Nachti  dann  auch  bei  ge* 
fMMitifiir  Ann&herung  wi^^en  des  vernommenen  Getöses. 

Jag.  bS^  4,  Interim  Metellua  cum  acerrume  rem  gereret,  ckt^ 
mr^m  tri  tumuHum  ho&tilcnk  a  tergo  accepit,  dein  convorso  equo 
HttidtmÜt  fQgmni  ad  se  vorsum  (leri:  quae  res  indicabat  popularis 


i  \'iV  Madfi^,  Koifißd.  Liv.  zu  Llv.  XSÜlXV,  5,  12. 
\  &}  m  P  C4t  47,  2  foret  =  fore;  Jtig.  6,  1  esüet  =  esni\  32, 
'  **5iiiitttt  SS  ?«idcrf  j  «j3,  l  Agert  =  »geret;  94,  3  terreret  =  terrere. 
1"  ^*^*  aü,S  veadetcnt  =  vendere;  3*3,  2  diffidere  ^  diffiderent;  56,  7 
Trwyrt  =  €tmc&n/ii  58,  4  g«rer«  =  gercret;  75,  6  und  Ö3.  1  ewet  = 
♦»-  77,  1  ftMoän  =:  festioarttt ;  96,  3  adeaset  =  adesse.  Vgl  Madvig, 
^fe^l  Li?*  tu  XLII,  24.  1  und  XLY,  44,  19. 


174    i%.  KlimscM,  Kritisch-exegetische  BemerkaDgen  la  Sallast. 

esse.  Das  ist  die  Lesart  der  meisten  und  besten  Handschriften.  Fac 
alle  Herausgeber  des  Sallust  sehen  entweder  tumultum  oder  clamor« 
als  Glossem  an  und  schreiben  clamorem  hostilem  oder  tumultum  hosti 
lem  a  tergo  accepit.  Dabei  mfisste  man  nun  von  der  Annahme  am 
gehen ,  dass  schon  ein  alter  Glossator  entweder  das  eine  der  beide 
Wörter  durch  das  andere  seiner  Bedeutung  nach  erklären,  oder,  M 
dieses  Wort  schwer  lesbar  war,  eine  Variante  hinzufügen  wollte*] 
es  ist  jedoch  weder  glaublich ,  dass  derselbe  es  für  n6thig  gefunde 
haben  sollte ,  zu  so  klaren  Ausdrücken ,  wie  es  clamor  oder  tumulti 
sind,  einen  erklärenden  Zusatz  zu  machen,  noch  gestatten  die  Schrifl 
Züge  der  beiden  Wörter  ihrer  Aehnlichkeit  nach  die  zweite  Venni 
thung.  Abgesehen  hievon  entspricht  femer  weder  clamorem  hostUei 
noch  tumultum  hostilem  der  Situation.  Als  Metellus  das  Geschrei  i 
Bücken  vernahm ,  konnte  er  ja  nicht  wissen ,  von  wem  es  herrOb] 
(Linker  schreibt:  clamorem  [hostilem]  ab  tergo  accepit);  erst  ai 
dem  Umstände,  dass  Leute  auf  ihn  zueilen,  erkennt  er  die  Sachlage 
daher  kann  der  Lärm  nicht  von  vorneherein  als  ein  von  Feinde 
eiTegter  bezeichnet,  sondern  nur  die  Verm'uthung  des  Metellus  dai 
aber  ausgedrückt  werden  (Herzog:  Metellus  vernimmt  nicht  das  Gh 
schrei  der  Feinde,  sondern  clamorem  tumultuosum  veluti  ab  hostibi 
sublatum) ;  ähnlich  ist  die  Lage  des  Metellus  Jug.  49,  4  dargestell' 
cum  Interim  Metellus,  ignarus  hostium,  monte  degrediens  cum  exe: 
citu  conspicatur,  primo  dubius  quidnam  insolita  facies  ostenden 
etc.;  s.  dort  Jacobs.  Sinnentsprechend  schreibt  daher  Fabri:  clanM 
rem  veluti  tumultum  hostilem  ab  tergo  accepit.  Mit  Bücksicht  ai 
das  überlieferte  vel  möchte  ich  jedoch  lesen :  clamorem  ut  tumultu 
hostilem  a  tergo  accepit ;  ich  vermuthe  nämlich,  dass  ut  von  den  AI 
Schreibern  mit  der  Abbreviatur  ul  =  vel ,  von  einigen  mit  et  ve 
wechselt  wurde;  zu  letzterem  s.  Jug.  14,  11  und  24,  10,  wo  der 
et  statt  ut  bringt;  mit  ut  =  velut  vgl.  Frg.  IV,  26  (Dietsch):  q 
quidem  mos  ut  tabes  in  urbem  coierit  und  Nipperdey  im  Bhein.  Mi 
seum  1874,  S.  205,  welcher  in  Cat.  36,  5  das  handschriftliche  atqi 
uti  unter  Hinweisung  auf  Tac.  Hist.  I,  46  gregarius  miles  ut  tribi 
tum  annuum  pendebat  und  II,  94  liberti  principum  conferre  pro  ni 
mero  mancipiorum  ut  tributum  iussi  beibehalten  wissen  will. 

Jug.  74,  3  schreiben  die  neueren  Herausgeber  nach  P :  na 
ferme  Numidis  in  omnibus  proeliis  magis  pedes  quam  arma  tu 
sunt  und  nehmen  tutus  im  activen  Sinne  ,,  Sicherheit  gewährend 


')  In  dem  an  Glossen  reichen  Codex  P'  finden  sich  nicht  weni] 
von  letzterer  Art  mit  vel  eingeleitet:  Cat.  10,  6  contagio  vel  contaffiu 
(2.  Hd.);  51,  15  hominibus  vel  omnibus;  51,  35  atqui  vel  atqae;  o2, 
delicti  vel  dilecti;  Jug.  7,  7  familiari  vel  familiäres;  14,  9  versabim 
vel  versabitur;  14,  10  patiebamur  vel  patiebatur;  24,  2  subicit  vel  s 
bigit;  29,  7  agebatur  vel  agitabatar;  42,  4  omnis  civitatis  mores  ^ 
omnibus  civitatis  moribas;  M,  4  stativis  vel  statutos;  58,  5  Victore  i 
victoriae;  73,  2  invitum  vel  invictam;  73,  5  in  mains  vel  immania 
76, 1  captat  vel  capi  at ;  80,  5  ceti  vel  ceci ;  85,  29  triumphos  vel  triai 
phales ;  85,  40  mundicias  vel  medicis. 


a,  KriUscb-exegdtisoUe  Bemerkungen  zn  Saltust.    175 

Hin  IüJlvH  bestreitet  a.  a,  0.  S.  10  die  active  Bedeutung  von  tutus 
*T  Jög.  52,  4  plerosqu©  velocitas  et  regio  hostibus  iguara 
\u\Ak^  Muit  Tergkicltt,  conjiciert  er  auf  Grundlage  des  P*,  welcher 
TSmuiBä* .  *  .luta  sunt  hat;  iiam  ferme  Numfdas  in  omnibus  proeliis 
ttgis  ptdee  iiuam  arma  iutata  «^unt.  Wiewol  nun  die  active  Boiieu* 
fror  Tfm  tiitTH?  an  den  lur  Vergleirlutug  herangezogenen  Stellen  Cat. 
'in  Frn^e  gesteUt  werden  kann,  so  ist  dieselbe  doch 

,    -^z  lÄw  I,  53,  7  se  (juidem  inter  tela  et  gladios;  patris 

in  nihil  UBqaam  aibi  tutuin  nisi  apud  hostes  L.  Tarquini  credi- 
»♦A-i  IX»  12,  8  lotiorque  eis  audacia  tuit;  Tac.  Hist.  II,  7(»  etiam 
a  tibi  quam  inhonesta,  tarn  tuta  servitus  esset  hinlänglich  geschfltxt, 
tfti  vas  die  Lesai^ten  der  beiden  Pariser  Codices  P  und  P'  Numidia 
la^Xiliiiidiia  betrifft,  so  ist  bei  dem  Umstände,  als  die  Mohrzahl 
äfiff  arvprQtiglich  falschen  Lesarten  auf  die  unrichtigen  Ausgänge 
IttÜMama  f^llt,^)  eine  lediglich  auf  die  Autorität  der  eineu  oder 
fari]id«roii  Handschrift  gestützte  Entscheidung  sehr  misslich.  Eben* 
Mimif  Uat^t  »ich  mit  Bestimmtheit  etwas  daraus  folgern,  dass  Jug, 
il»4  und  Sh,  15  tutata  in  einigen  Handschriften  xu  tuta  verstümmelt 
wmdBf  da  ^'  '  iche  Fälle  von  Yerkörzangcn  und  Erweiterungen 

liSü  vd   <  Woiics  auch  sonst  finden;   vgl.  den  Wechsel 

CiilAai  piauium  uod  paululum  in  Cat.  52,  13  und  Jug.  G5,  I; 
kaer  hat  P  Jug.  40|  5  excita  statt  exercita  und  72,  2  eiercitus 
iiltt  ttetUis:  P^  Cat«  15,  4  excitMam  statt  excitam.  Ungeachtet 
itmm  ttOebt«  ich  aber  dem  Vorschlage  Wirz's  aus  dem  Grunde 
Wilauiio,  weil  der  ganze  Satz  eine  Erfahrung  enthält,  die  nur  aus 
dM  Vtriiltf*n  dorNuniider  in  den  bisherigen  Schlachten  (lu  omuibus 
pülUa)  gmommen  werden  konnte,  und  demnach  das  Perfectum  dem 
ipEMll9a1»miteb  Sallr  messener  ist;  vgl  Cat.  51^  27  omnia 

firii  axmi^A  ex  r»  ^  orta  sunt.  Ueber  das  Perf.  des  Erfah- 

8,  Jacobs  zu  Cat.  II,  3;  Salling,  Emend.  Sallust  S.  20. 
iug.  d&^  10.  Quaeso,  reputate  cum  auimis  vostris,  uum  id 
n  nielios  alt,  si  quem  ex  illo  globo  nobilitatis  ad  hoc  aut  aliud 


*)  Dl«ielbou  ichoinen  oft  durch  die  Aufgänge  benachbarter  Wörter 
neialaMt  i«  wtlv  ^'^^  M;?t'nde  Bciftpiele  zeigen:  P  Cat.  7,  7  niniumas 
MIh  «optaa  s=  m  c;  18,  5  nonas  docenibras  =  n.  Decembrcs; 

1^4  Mm   In^  F.  insolentiae  (mit  P'   und  andere  Hdäch.); 

1,11  fwoabnlniii  vocabula  r.;  Jug«  40,  5  excita  aspera  =  cxcr- 

Q%if|iirei  48»  •  n  cxercitum  —  occaltos  c,  (m.  P');  50,  3  suos 

piMfijpMQf  =  u  prii' turgressum  (ro.  P*  u.  a*  H.);  63,  2  omnta  abtinda 
*»  mode;  65,  S  animuiD  paruni  ss  animo  ^.;  66,  3  domos  &uo8  ^ 
ittift  (nu  a.  fl.);  68,  1  gaudio  obrio  =3g.  obrli;  G9,  2  inie  atque  praie- 
^tfm  s=^  ir«  a.  p.  %.  (mit  P'  u.  a.  B.);  78^  3  marum  tnagnum  ss 
*vi  «,1  101,  11  bumos  infcjctus  =  h*  infecta, 

P'  Cat.  U  3  (^iiain  maxum^u  lougam  =  q.  mäxume  L ;  26,  1  rebus 
^^«ai«i  Ä  r.  coopaiatU;  37,  3  vet4jrc  odcrc  =  rct^ra  o.;  52,  18  pan- 
m  mtämm  ^  p.  modo;  Jug.  15,  2  ikgitio  duo  =  f.,  sua  (m.  a.  H.); 
4  S  AtflTiiam  vertum  ä  A.  v.,r.n*;  4,1,  5  mftgne  i^pe  ^  magna  ».; 
a,  i  taSm  figoanlia  ^  n.  gi  85,  33  tlla   multa  optuni«  =^ 

^^ükn^   (ta.  a.  H)   und  lur^  ui  ^  tur]tem  f.  (m.  a    H.);  89, 

*tea8  ean»f  =  fmn*  c;  101,  ♦>  Xumida  cognita  =  N.  cognito;  1Ö2, 
7  im  anJio  ST  T«  aalla;  1Ü2«  S  multa  pltira  =  multo  p. 


17Ö    Fh.  Klitmchaf  Kritisch-exegetische  Beraerkungen  m  Sallust» 

tale  negotium  mittatis,  hominem  veteris  prosapiae  ac  multariim  i]iia**_ 
giDum  et  Dnllius  stipendi:  sciHcet  at  in  tanta  re  ignarus  amniQ 
trepidet  festinet  samat  aliquem  ex  populo  oionitorem  offici  sni.  Vo 
den  Erklarern  wird  der  Satz  si  quem ....  oiittatis  als  Epexegese  tJi 
Vorhergehenden  id  augesehen ,  obwol  bisher  kein  Beispiel  eines  < 
Pronomen   epexogetiech  erklärenden   Conditionalsatzes   beigebra 
ist.  Madvig  (Adv,  er.  II,  S.  292)  intorpnngiert  nun  nach  dem  Vor^ 
gange  Gerlach*s :  Quaeso»  reputate  cum  animis  vestris,  num  id  mut 
melius   sit.    8i    qnem   ex    ilki  globo  nobilitatis  . , . .  mittatis 
scilicet.  ut  in  tanta  re,  ignanis  omnium  trepidet,  festinet,  sn 
aliqnem  ex  populo  monitorem  offtcii  sui;  ita  pkrumque  evenit, 
Der  Potentiale  Conjunctiv  stimmt  jedoch  dann  wenig  zu  der  sonst  i 
entschiedenen  Sprache  des  Marms  (vgl,  überdies  Wirz,  Berliner  Zeü 
Schrift  f.  d,  Gymnasialwesen  1877,  S,  282).  Was  die  handschriftlich 
üeberlieferong  anbelangt,  so  findet  sich  statt  id  motiire  auch  mutar 
(mutari)  M;  ich  glaube  nun,  es  sei  hier  ein  ita  ausgefallen,  unf 
möchte  demnach  die  Stelle  so  lesen  und  interpungiejen :  Qnaeso,  re-^ 
putate  cum  animis  vostris »  num  id  mutare  ita  melius  sit ,  si  que 
ex  illo  globo  nobilitatis  ad  hoc  aut  aliud  tale  negotium  mittatis ,  lio 
minem.  .  .  .stipendi,  scilicot  ut  in  tanta  ro  ignams  omnium  trepid« 
festinet  sumat  aliqueni  ex  populo  monitorem  offici  sui.   Mit  ita  i 
„in  dem  Falle,  unter  der  Bedingung,  dass"  vgl.  Liv.  XXI,  17,  6  i 
bis  terrestnbus  maritimisque  copüs  Ti.  Sempronlus  missna  in  Sie 
liam ,  ita  in  Africam  transmissurus ,  si  ad  arcendum  Italia  Poenn 
consul  alter  satis  esset;  Cic,  p.  Mil.  §,  79  si  possim  efficere,  ut  Mi] 
nem  absolvatis,  sed  ita,  si  P.  Clodics  reviierit  — quid  vultn  eitimü'^ 
istis?  Das  den  Finalsatz  einleitende  ironische  scilicet  passt  trefflich 
zu  dem  Ton  der  an  Ausfällen  gegen  die  Nobilität  reichen  ßede. 

Jug.  92,  7  ist  zu  lesen:  aggeribns  turribusque  et  alüs  maoU 
nationibus  locus  inportnnus,  während  Jordan  mit  P  altis  schreibt 
Der  allgemeine  Begriff  (machinatiouibus)  igt  durch  et  alius  ebensq 
zwei  durch  que  verbundene  specielle  (aggeribns  tarribnsque)  gfl 
wie  Frg,  III,  67,  CoL  2  (Dietsch)  vigilias  stationesque  et  alia 
Die  Varianten  altis,  talis,  talibus  sind  darauf  zurückzuführen, 
im  Archetypus  e talis  =  et  aliis  *)  sUnd.  Sobald  dann  aliis  sich  ' 
fand,  konnte  es  leicht  von  den  Abschreibern  für  altis  gelesen  werden^ 
taÜB  aber,  wofür  der  Schreiber  des  Cod.  Mon,  (m)  talibus  las  (tgÜ 
oben  zu  Cat.  59,  3),  ist  aus  dem  Gebrauche,  beim  Zusammenstosseij 
zweier  Wurter  mit  gleichem  aus-  resp.  anlautenden  Consonanteil 
diesen  nur  einmal  zu  setzen -)  entstanden;  der  Schreiber  desP*  nahn 
nämlich  etalis  =  et  talis. 


*)  Solche  Formen  hat  noch  erbalten  der  V  allein :  Cat.  52,  29  su^ 
plici«  ^  «uppliciis;  Jug,  14,  14  beneficis  =  beneficiis ;  mit  P'T   ^-^^   ^^J 
41  convivis  =  conviviis.  P  mit  andern  Jug.  18,  9  Arinenis  = 
75,  4  tu^ris  ^  tügurüs;   78,  1  Sidonia  =  Sidoniis.    P*  allein 
2  beneficiÄ  =  beneficiis;  mit  andern  Cat.  27,  2  insomnis  =  insora 

^  Cat.  52,  15  hat  P  minoreaunt  ^  minoreä  sunt;    vgl,  Wi 
bacb,  Anleitung  zur  lat.  Paläographie  S.  35. 


FIk.  KHtmtha,  Kritiach-^ieg^tischf  ßemeTknogen  zu  Saüust.    177 


Jv^.  97t  ^-  Beniquo  RomaDi  vetares  notique  et  ob  ea  seientes 

MB*  81  qcios  locus  ant  caistiä  coniunxerat.  orbis  facere  atqrit)  ita  al» 

mnibti«  i»;iLTtibas  ^iraül  tecti  et  instructi  Jiostium  vim  sustentabant. 

-  elan^n  ist,  ilie  Worte  et  ob  ea  scientes  belli  mit  novi- 

fi^  XU  bringen .  so  haben  fast  allo  Erklärer  deg  Sallust 

:.^öe  oder  et  ob  ea  scientes  belli  als  Glossom  erklärt. 

ri  (2,  AütL)  vor  et  ob  ea  scientes  belli  eine  Lücke  ver- 

Mliliiirlich  mit  veteres  novique  ausgefüllt  worden  wäre. 

aeioiB  MUA  dem  Umstand,  dass  die  Ansichten  darüber,  was  au^ge- 

iekSftd(«D  werden  solK  auseinander  gehen,   kann  umn  den  Scbluss 

iMwn,  d*ss  keine  derselben  überzeugend  ist.  Von  den  Verbessernngs- 

TDivclila^en  ist  wegen  der  leichten  Textesanderung  erwähuonswert 

4ir  ▼tm  Weinhold  (Quaestioncs  SalUistianae  maxime  ad  librnm  Vat. 

^&64  speclaates  in :  Acta  soc.  phil.  Lips,  t.  L  fasc.  2 ,  1872)  S.  236  flf. : 

^■iiMiae  Bomani  vetereg  novique  ob  ea  hicienteB  belli  etc.;  derselbe 

Mtt|iiir1iT  jedoch  nicht  dem  Sinn  der  Stelle;  denn  überfallen  und 

mnins^i^Il  werden,  konnte  für  römische  Veteranen  kein  neiier,  nn- 

f,  her  Kampf  sein.  Wenn  es  aber  feststeht,  dass  et  ob  ea 

«cina-ir-  uelJi  nur  auf  Veteranen  Beaiug  haben  kann»  so  musB  in  novi- 

%xm  «iit  Begriff  stecken ,  der  nicht  eine  zweite  Gattung  von  Soldaten 

bfnnlrtiTitfit    sondern  die  altgedienten  nacli  einer  andern  Seite  charak- 

t«TTT:*»rt.    Wie  nun  Sallnst  von  einem  neu  ausgehobeiion  Heere  Frg. 

II  i>l.  4  (Dietsch)  Qua  Varinius  contra  sjiectatam  rem  incaute 

Ui  /.  OS  incoffnitosqne  et  aliorum  casibusperculsos  milites  ducit 

tasisii  i4  eastra  fagitivomm  berichtet,  wozn  niati  Liv,  XXXV,  3,  3 

iadft  Wnbus  proelüs  a  populatiouibus  agrum  sociorum  fcatabatnr;  in 

ÄCiiB  fixire   noQ  audebat  novo  milite  et  ex  multis  generibus  huminum 

CtOiGla   necdum  noto  sntis  inUr  si\    ut  fidere  alii  aliis  possent 

mgllcb  als  Erklärung  ansehen  kann:  ebenso  hat  er,  glaube  ich,  im 

G<fg«tfinlt#  in  jungen  Soldaten  an  unserer  Stelle  geschrieben:  deni- 

^ofr  Eamani  veteres  notique  et  ob  ea  »cientes  belli  etc.    Mit  noti  sc. 

tsUr  sc  TgL  Horat,  Epist.  J«  10,  5  vetuli  notique  coltimbi.  Weil  die 

iK«&  Soldaten  einander  kannten ,  wusste  der  einzelne,  ohne  dass  es 

tiBta  Commando  bedurfte  ^  aus  Erfahrung ,  was  sowol  er  als  auch 

j^rier  andere  in  einer  so  kritischen  Lage  zu  thnn  hatte. 

Ich  rweifle  nicht,  dass  Jug,  1(X>,  4  das  von  den  besten  Hand- 

•dinfttn  gebrachte  futuri  in  factum  tri  zu  andern  ist,  wie  schon 

JiiMan    2.  Aufl.)  vermuthet.  Wie  häufig  nämlich  in  den  beiden  älte- 

er  Handschriften  zwei  W6rter  in  eines  zusammengezogen 

-ur'.  -  n  folgende  Beispiele  veranschaulichen:  P  Cat.  7,  4 

tBB  ^  simol  ac  belli;  18,  4  nobilissimae  =  nobilis  summae 

(tBt  ÄJ-^eni  Hdscb.);  28,  4  exnlanas  ^  ei  Sullanis;  30,  6  reraper- 

KU  =r  rump.  facta;  37, 11  ideo  —  id  adeo  (mit  P'  u,  a,  H.);  40,  3 

kirn  :=  at  Pgo;  41,1  ilivini  (incerto)  =  diu  in  (incerto);  45^  4  ve- 

Moftibtts  =  veittt  hostibus;  55,  1  uud  57,  5  (m.  P")  fiiCturuÄ  = 

ktQ  niias;  60»  3  viriute  =  vi  certatur;  Jug.  4,  8  quia  ^  qui  ea; 

)ii  obfiattuo  ^=:  obriam  itum;  14,  2  praecepiarem  =:  praecepta 


i  t  i.  Hicrr.  nfnn.  mi.    Ul.  ü^tl. 


12 


178    FL  Jüitnscha,  Kritisch-exegetische  Bemerkungea  zvl  Sallust 

parentiB;  14,  15  uecessaerant  =  necesse  erat;  20^  l  antemaDeribus  1 
^  ante  muneribus;  25»  11  gravissim^  =  graves  minae:  28,  1  ve-l 
uire  =  veniim  Ire  {m.  P*  a.  a.  H.);  35,  2  ostirpe  ^=  ex  atirpe;  35,! 

4  praesidiae  =:  pra^sidi  est;  35,  lö  sumptui^am  =  si  emptorem;  43,1 

5  ma^as  pecui  ^  magna  spö  civium;  40,  2  deinsulas  :=  dein  sin-j 
gulas;  72,  2  auttempore  =  aut  tempori;  73,  7  coDSulatumuudatuj 
=.  consulatus  mandatiir;  79»  0  oracuiosque  ^=  ora  ücalosqae;  79,  1^1 
poeßiliam  ^  Poeoi  aliam;  82,  3  quodam  =  quod  iamj  90,  1  difire-i 
tus  ^=  dis  fretus;  95,  2  dictuiimuß  =  dicturi  sumusj  97,  2  sicuti 
=  si  aut* 

P*  Cat.  8,  3  prüKumis  ^=^  pro  luaimnis;  10,  1  dominationeal 
:=  domlti,  nationes;  23,  3  coepitoe  ^  coepit  et;  uisi  ^=  ni  sibi;| 
35,  1  recogüita  =  ro  cognitÄ  (m.  a,  H,);  47.  1  predicere  =  p., 
(publica)  dicere;  51,7  magisfcratui  ^  magis  irae;  52,35  simile] 
hercule  =^  si  mehercule;  57,  2  atque  ==  at  Q.  (Meteil us)  (m.  a.  fl.) ;! 
Jug.  4,  3  tantumque  =  tanto  tamque;  17»  6  plurimalia  ^=  plurumaj 
aaimalia  (m.  a*  H*);  66|  2  mag£st|ue  =  magis  quam;  75,  3  aliaquej 
^  alia  aquae;  76,  1  nihilam  ^  EiMl  iam;  captat  :=  capi  at;  80^^ 
4  ideo  1=  id  ea;  101,  11  coustrateris  :=  coastrata  telis. 

Jüg.  102,  8  sdireibeu,  soviel  ich  weiss,  alle  Herausgeber: 
profecto  ex  populo  Roiuano  ad  hoc  tempus  miilto  plura  boua  acccpis*} 
sen;  die  Lesart  des  V  dagegeu  bona  cepisscs,  welche  selbst  Weiaholdl 
a.  a.  0.  S.  226  unter  die  unrichtigen  reiht,  fand  erst  an  Dieck  (Dft| 
ratione,  quae  inter  Sallustianos  Codices  Vaticanum  no.  3864  et  Pari- 
sinum  no,  500  infcercedat,  commentatio ,  Halle  1872,  S.  32  f,)  undl 
'  Wirz  (philolog.  Anzeiger  Y,  S.  362)  ihre  Vertheidiger,  und  wie  ichf 
glaube  mit  Recht;  denn  vergleicht  man  Jug.  89,  6,  wo  der  Schreiber J 
des  P  aus  gioriaceperat  bildete  gloria  acceperat ;  99,  3,  wo  aus  ve- 
cordiaceperat  entstand  vecordia  acceperat  oder  Cat.  54,  6»  wo  illaj 
sequebatur  (oder  illüsequebatur)  als  illimi  (oder  illum  oder  illa)  ass 
quebatur  gelesen  wurde»  so  lä&st  sich  schliessen ,  dass  auch  biet  au^  ' 
bonacepiBses  entstanden  ist  bona  accepisses. 

Salzburg.  Ph,  Klimscha. 


Zweite  Abtbeiliing. 


Literarische  Anzeigen. 

lUadc    ErUftrt  von  J    ü.  FUl  Dritter  Band.  Gesang  Xül 
bti  XVni.  Füöfto  Äufittge.  Besorgt  von  F.  R.  Franke.  Berlin,  Weid- 

Einen  nie  giflcklichcn  Griff  d'w  für  Philologie  rulimlichst  be- 

hiinU^  Firma  Woidmann  getlmn»  iödein  sie  nach  den»  Ableben  dos 

bochverdieoteü  Fäsi  die  weitere  Bearbeitung  seiner  Ilias- 

it:  die  Hände  des  Herrn  F.  B.  Franke  gelegt  hat,  ist  wol 

r  y         -T^ichtlicb,  der  einen  auch  nur  obertlächlicben  Blick  in  die 

1  y  J^ihreTi  1871  nnd  1iH72  in  fünfter  Auflage  erschienenen  bei- 

>      r^ti*ij  Bande  der  Ilias  g*jworfen  hat.  Wer  weiss,  wie  gewaltsam 

der  dem  ünionsstandpuncte  nur  allzu  getreu  huldigende 

tii»i«t*n  vorbeigeschifft  ißt,  die  die  Concoption  der  home- 

fe  bieten»  der   konnte   nur  mit  Freuden  die  rühm- 

*  ^'    ■  nen,  mit  der  Franko  s»irb   vom  cJonservatis- 

|osge5iagt   und    dati  Vertretern  der  Lach- 

Uechnung  getragen  hat.  Mit  Dank  darf  daher 

weit  auch  der  nunmehr  in    fünfter  Aullage  aas 

! gewährten  Mannes  hervorgegangene  dritte  Band 

II-    L-  begrüsst  werden. 

}       D«^  dienst  der  neuen  Auflage  besteht  auch  hier  wie- 

f^nui  in  d^v  kcju»  Glichen  Beseitigung  der  naiven  Erklilrntigsversuche, 
iNltaiMi  Fitsi  ursprüngliche  Störungen  des  Zusammenhauges  über- 
•tortl  httt«.  1'  I  ilehntom  Magse  das  Bucli  in  dieser  Be- 

Miag  T<7ii  Uli  lehi  der  Erklärung  gesÄubert  und  durch 

träiHtliige  Ai  b'  der  getuneriflcben ,   vorzilglich  der  Lach- 

•Mö'iEfbpD  ErL  L  ^  eise  gefordert  ist,  das  im  Einzelnen  darro- 
Utoa  lürd«  lu  weit  fübren.  leh  beschifinke  mich  daher  auf  folgendes 
kuö,  t  —  -» Tiis  der  SteUen.  bei  denen  der  Verfasser  in  den  be- 
Wt:  ij  im  Gegensatz  zu  Fäsi  bestoheude  Schwierigkeiten 

^^miü  mit    Boii  der  Lach- 

■MÄkbu.  ^ennt,  w<  i  iidige  leicht 

^  riclitiinwi  Takt   des  Verl*i^st?i>     :-n  i  •  u  wird;  A  ^3.  216,  352. 

eae— 6S9,  ti7.  7:yj\  >i  tr.  791  _  £6.  43.  45. 

12* 


180 


J.  Füsii  Homers  Iliade,  aog.  t.  /.  ZecJimeister. 


151  f,   371—377.   379  f.   402,   433    rnacli  Herclier,  bom.  Ebene) 
von   Troia).   508-^522.  —  üeberscbrift  von  O.  O  69.  77-  231.  ( 
234,   352.   3G7— 369.  378.  498  f.  515  ff.  593.  610—614.  668. 
729.    731,  —  n  1%    23  f.    28.   62,    72  f.  84  ff.  93  f.  97-  100, 
102—113.    140-144.    369.    393.   411.   432—458.   467,    494. 
555.    558.    666.    726.    777.    793  ff,   —  P 13.  125.    150.    187, 
205  f.  347—349.  366—423  (mit  Lachmanu  als  Interpolation  an-  | 
erkannt   und   in   den   Noten    zu  377.    381.  382.  384,  385.  387. 
404.  41 1*  423  genügend    erhärtet).    612.   644.   723—736.  736.1 
—  .^9  f.    14.  155.  157.  259.  356—368.  397,  453. 

Hie  nnd  da  hätteE  wir  wol  gewönschtj  dass  der  Verfasser  dem  ] 
Säubprnngsprocesse  noch   grössere  Ansdebnimg  verlieben   bätte.  So 
bätte  0  599  Laclimanns  Bedi^nken  (Betracbtungen  S.  66)  statt  der 
Fäsi'sclien  Note  aufgenommen  worden  kennen^  nicht  minder  in  Fl  283  j 
iiie  Lacboiaiurscbe  Ansiebt  (a.  a,  0,  S.  72).  daes  der  Vers  hier  nu- 
passend  sei.  Die  in  vielfaclier  Beziehung  äusserst  bedenkliche  Stelle] 
iV681— 70i)  bat  in  den  Noten  zu  681.   684.  693.  700  und  721! 
eine  gerechte  Wördigung  erfahren.  Nur  hätten  wir  es  nicht  mtgern  1 
gesehen,  wenn  noch  eine  oder  die  andere  Schwierigkeit  gerade  dieser 
Stelle  nicht  durch  Iuter|>r6tatit>n  verdeckt  worden  wäre.    So  kann  ' 
V.  687  üTToräf]  ebensowol  mit  fnataüoria  wie  mit  ix^p  verbunden 
worden;  ebenso  undeotlich  ist  vewr  gestellt,  so  dass  es  ebenfalls  lU 
f'XOyt  nicht  blos  zu  Inatüaovra  bezogen  werden  kann.  Die  Fassung 
wie  grammatische  Püguog  des  oi  ^tiv  yi^r^vamv  irgohXeyjuivm 
6B9  ist  auch  nicht  so  eiiifnch ,  als  man  nach  Fäsi  -  Frankens  Note  ml 
iV  689  meinen  mochte.   Vgl,  ober  diese  Verse  H.   K.  Benicken    tal 
Fleckeisens  Jabrbrichem  1877,  .*>.  111 — ^116,  wo  auch  <lcr  früheren | 
Literatur  tu  dieser  Stelle  entsprechend  gedacht  wird.  —  Dass  aber  j 
fl 698—711  in  Klammern  gesetzt  ist,  scheint  mir  insofern  nicht 
Gonseqiient,  als /l  432— 458  oder  /7  666— 683  n,  a.  Stellen,  in 
denen  des  Bedenklichen  nicht  weniger  geboten  ist ,  ohne  Klammem 
im  Texte  erscheinen. 

Indem  wir  uns  nun  vom  Gebiete  der  höheren  Kritik  zu  dem 
der  niedern  wenden,  können  wir  unumwunden  constatieren,  dass  auch 
in  dieser  Beziehung  die  fünfte  Auöage  im  Gegensätze  zur  vierten  , 
einen  Fortschritt  bekundet;  vgl.  A'114  und   115  (in  Klammern).! 
141  =:  O  539  =:  P  106  =  2"  15  (slog   für  Vojg).  N  191  (xQik] 
f.  XQ^og).  255  (in  Klammern).  285  (hr^t  Ttev  Cr  in^tdav),  421  b^  [ 
423    (in  Klammern).  829  (nach  fial'  Komma  fi'ir  Kolon).   H  lli 
(nicht  mtbr  wie  froher  in  Klammern),  O  18  (re  T^gtiiO)  f.  r*  Ix^'- 
ftto).  82  (€n;v  f.  i]r^v).  90  (nach  (UßrfMtg  Fragezeichen  f.  Komma 
nnd  nacli  toiy.aQ  Kolon  f.  Fragezeichen).   179  {noX€f.uiviv  t  iroXi- 
fiilojv).   199  (i^ip  f.  i'^ev),  214  (in  Klammern),  307  (ßif^dv  f.j 
ßißdg).    626    (d'^rt]  f.   a^Ti/t;).    1141   (m  x«  ft€  f,  aY  x"  l^i). 
127  (durch  Interpunction  parenthetisch  gefasst).  177  (tTi   f,  v4^)^ 
227  (6ti  ft^  f.  ot€  tdy  397  (in  Klammern).  509  (S  r*  f.  ot% 
515  =  53d  (€Tg  f.  dg).  633  (oV%  f.  rä^cVi).  736  {mdd  d^p\ 


/.  Afit  Homers  tliade,  »of .  y.  J«  2r^Afft€i(tftfr. 


181 


jiirrro  ifirifog  in  Parenthese),  F  95  fr^QiöziiuKj'  t  nc^^oryoa*). 
P  127  =  265.  273,  J  179  {Tqiln^otv  t  Tq^in^atv).  181  yJavoiüVr 

f  .,m^rrJ^i\,nf  flfji^iWo^i.  488  (tii  K€v  f.  «Tf/)  x«!'),  481>  (HtdXotg  t 

L  (in  Klammeru).  585  (in  Klammern),  610  {IdnuE- 

1^$^  i.  ^fi^qtoHxoy  623  (S  i*  f.  oi').   G31  (d(fr;tj  f.  dcfeh^).  ^39 

K»^49  (iü  KlÄmmero).   71  (lo(o  t  k^Oi;),   209  (oi  <J*  f.  oi'  z€). 

4  li  wAio  6s  fioi  Hy  Kolon  statt  Komma).  518  (nach  fu- 

^  mma).  519    {v:t^   o?uLorei^  t  tiioltL^ov^g),  549  (nBQi  t 

i    —  All   xDarichen  Stellen  hin  wiederum,  an  denen  der  Verf. 

.-.,.«   ^Iieat,  Yom  Fäsi'schen  Texte  abzuweichen,  sind  bemerkens- 

«wrt«   Conjectnren  anderer  Gelehrt43r  in   den  Koten  mit    Umsicht 

mr  Geltung  gekommen.  VgL  zu  N  336  (Friedländer's  Vermutung), 

X  57H   (l*4>br»  dfx^teig    t    tvnsfg).   S  32    (Krates   ngvftrf^ai  f. 

rr  td4   (Hermann   ttp   xal  ri   Ttg  ivx^iai   t\   %if  ¥,ai 

x<  Mfi),  O  290  (Bekker   j]di  cdiü<r£p   f.    xai  iadioüev), 

3l*^    "  >i  zsch    v^ag  f*  t€l'/ßQ).  417  (Aristarch  i'flcf  f.  vf^ag).  562 

(t**ü  ikkker  als  interpoliert  betrachtet).  578  (Bekker  dgalii^ü^  di 

«nx«'  if.V  cn5^^  f.  TOP  di  axavog  oaai  mkvtpip).  II  263  f. 

(sv«i  Vsu'iauten  desselben  Gleichnisses).  296  (von  Bekker  fQr  inter- 

^»iMiri  jurebaJten).   364  f.  (Lehis  ah/Xrfivtog  t  ovQaror  i'tmo  und 

hr.'  :.  au^Hgog),  371  (Bekker  aQfia  f.  agfitaT^),  405  (Bekker 

"r  avt Ol).  543  (Duderlein  UatqoAXov  t   narQo/Jj't),  548 

-at    axQtj^iP  f.  scara  /.oj^d^ip).  830  (Bekker  KtQa't^if^uv  i\ 

fr),  857  tad^ar^ra  od.  a^tri^Ta  f.  drdQOiiica).  F  89  (Bar- 

ü  riß  Xai)^  Aiging  t  (fid^  vtovXd^Bv  l^zqioq).  192  (Bekker 

tsoi^ica^^iov  f.  7ioirdfofXßt:rr)L?;  ersteres  hätte  vom  Vorf.  zur  Ver- 

iMliicili^  der  anstogäigen  Synizese,  da  es  durch  die  zwei  besten  Ilias- 

kdUidaclniflen ,  den  Veuetn^  A  und  den  Laurentiauus  D  nach  LaRoche^ 

Itteoglist.  wol  unbedenklich  iu  den  Text  aufgenommen  werden  köu- 

Mi^n)  i 49  (Lehm  aftin'f.  t]öm'),  192  (Krüger  oJäa  lor  od*  oiä*  otev 

t  olAa  rii).  201  (in  mehreren  Haudsehrifton  fehlend).   272  (von 

Bekker  verdächttgt).  381  (anfetOssig  und  in  mehreren  Handschriften 

f«UttSi4).  399  (von  Bekker  athetiert).  460  (Döderlein  a  t  ß).  499 

(Bikker  und  Zenodot  dxtoxtaftipov  f.   d/iO(f[h/ittmv),    518    (von 

Bttkksr  itT  525  (Bekker  at  Öt  f.  fu  di),  584  (Äatenneth 

Uhoaw  i-  «v;.  —  Auch  begegneu  wir  in  der  neuen  Auflage 

1»  6f|pi«0Hat£e  iur  früheren  bei  den  von  Wörtei  n  auf  eig  helgeleite- 

♦^r  P?!t'— f]»raicis  durchwegs  offenen  Formen  (!A(i>üdi^g,  Uap^m- 

}  •>%  Ih^XhiÖTfi,  flrjXuojy  usw.),  wie  dies  wegen  des  in 

itff  Zeit   bei  diesen  Wörtern  noch  gehörten  Digammas  von 

::  -ii.    ifj  *»<^!ner  7.wpiten  H«>mera«sgabe  geschehen  und  neuerdings 

IMIi  Ton  Mges  Greco- Romains,  tome  111,  p.  224  ff.)  be- 

Mbrror  L  —  Anstatt  7}toi  ist  in    der  neuen  Auflago 

äe  ^  joi  befolgt:  O  333.  634.  H  61.  253.  399.  451. 

I«3.  ;   *.:-..  .    J.  514.  J237.  378.  585.  In  den  beiden  ersten^BÜ- 

dm  muHe  durch  ein  Versehen  noch  die  frühere  Schreibweise  ijtm 


182 


J,  Fäsi,  Homers  Hiade,  an^,  w  J.  Zedmeister, 


beibehalten^  was  aber  in  den  BerichtiguDgen  nachgetragen  ist  üeber- 
sehen  blieben  nur  noch  zwei  Stelhen  mit  i^roii  O  lllO  und  211, 

Dass  wir  uns  tijit  den  meisten  von  Franke  getriiffenen  Textes- 
änderungen,  in  denen  grossentheils  die  bessere  üeberlieferung  2U 
ihrem  Rechte  kommt,  nur  für  Tollkommen  einverstanden  erklären 
könneu,  brauchen  wir  nicht  erst  zu  versichern;  nur  zu  einigen  Stel- 
loa  mögen  einige  Beobachtungen  nicht  verschwiegen  bleiben.  Kaum 
richtig  hat  Franke  A'  191  {dkV  ov  jdj  x^ooc  ataato)  die  von  Äri- 
starch  mit  feinem  Sinn  anfgenommene  Leseart  X9^f^9  verdrängt  und 
mit  Bokker  ilem  Zenodotischen  XQ^'h  tl^n  Vorzug  gegeben.  Fasst  man 
uouTö  in  AoristbcdeutuDg:  „Nicht  wurde  die  Haut  sichtbar**,  d.  b. 
„Nicht  wurde  der  Panzer  vom  Speere  durchbohrt,  so  dass  die  Haut 
sichtbar  werden  konnte",  so  ist  die  unmittelbar  darauf  folgende  Er- 
klärung oder  Begründung  neig  d'  UQa  x^^^^V  ofiiQda),t(i)  x£xa- 
Ivq^l^'  kaum  verstand  lieh.  Die  Worte  aber  zu  fasi^eu:  „Nicht  konnte 
man  *lic  Haut  sehen",  nämlich  vor  dem  Speerwurf,  verbietet  das  bei 
Homer  nur  in  Aoristbedeutung  vorkommende  itaaro  (ß319.  i  281. 
283.  V  352),  sowie  dll\  durch  welches  der  Erfolg  des  Speerwurfes 
eingeleitet  wird.  Bedenkt  man  ferner,  dass  daato  auch  sonst  vom 
Eindiingeu  der  Lanze  in  den  Leib  gebraucht  wird  (^  138.  £538, 
FblS,  (t)  523),  während  ^laaro  nie  mit  /pwc;  verbunden  ist^  so  wird 
sich  mit  Zuhilfenahme  der  von  Fäsi  angezogenen  Parallelen  r  400 
und  tt  425  auch  der  Genetiv  ;fOOoc  zu  Gonöge  rechtfertigen  lassen. 
—  Mit  der  Note  zu  ^165  pX^^fi  i^^^  Wechsel  des  Modus):  sie  aber 
ihm  dann  —  ausgi essen  kOnne*  ist  das  Verständnis  wenig  gefördert» 
da  unsere  Stolle  das  einzige  Beispiel  wäre,  wo  d  ohne  yjv  mit  Can- 
junctiv  in  postpesitiven  Erwartungssätzen  nach  einem  historischett 
Tempus  stehen  wurde;  es  wird  mit  Bäumlein  und  Döderlein  x^^'^** 
(vgl  cod.  Vind.  L  ;fctc/  bei  La  Roche)  zu  lesen  sein,  —  //  227 
scheint  oVi  ftrj  statt  des  sonst  bei  Homer  immer  mit  einem  Verb  rer- 
bundenen  nti  ^u]  (vgl.  JV319-  ^248.  7t  197.  i^'  185)  nur  Conjectnr 
Arißtarchs  zu  sein.  Allein  das  Herodoteische  oti  fir;  ist  für  Homer 
ebenso  singitlär.  Dass  aber  oz€  firj  an  die  Seite  zu  stellen  ist  dem  bei 
Homer  fünfmal  (P  475.  ^  192.  H^  79t\  /*  325.  ^  382)  ebenfalls  ohne 
Verb  vorkommenden  ei  ^ir^  und  für  homerische  Sprechweise  wenig  Be- 
denkliches bietet,  dafür  verweise  ich  ittif  Lange,  der  homerische  Ge- 
brauch der  Partikel  e ,  S,  161  fF.  —  H  507  hätte  sich  wol  der  Verf* 
nicht  scheuen  sollen,  die  durch  die  besten  Handschriften  gebotene, 
allein  dem  Sinne  genügende  Aristarchische  Leseart  li7(€v  anstaii 
des  Zenodotischen  h'noy  in  den  Text  aufzunehmen,  statt  nur  in  der 
Kote  Arietarchs  Leseart  anzuführen.  ^  P  571  ist  der  besseren  Ceber- 
lieferung  gemäss  i^yo^iivrj  t  €iQ)'oiitivr^  zu  schreiben,  —  P  127  (= 
255,  273.  2"  179)  wird  der  einstimmigen  Üeberlieferung  gemi.ss 
T^iiniaiv  trotz  der  entgegenstellenden  Ableitung  (aus  TQiaiuaiv)  tu 
schreiben  sein;  vgl.  J/827,  wo  der  Verf.  mit  Aristarch  und  Hero« 
dian»  obwol  anregelmässig  ^  nixfvovta  schreibt  ^ — ^  Ob  P  681  die 
Los«aiii  iöono  (mit  dem  Subject  tio  oaa£)  die  richtige  ist^  ist  sehr 


/.  Fäii,  Homers  lUiide,  wag*  v,  J,  Zechmeüter. 


183 


tMer 

"       ' 

Mlli- 

«ter 

36,    1 

1  ,  . 

97  ff. 

224. 

"  t 

47.    71 

861.  - 

327, 

716. 

^ÜU, 

309,  : 

jedenfalls  hätte  Lauge 's  Auseinandersetzung  (a.  a.  0, 
f't),  der  läoio  ans  den  Schollen  als  Anstarchische  Leseart  de- 

eini?  Berücksichtigung  finden  dürfen. 
Aocb  das  grammatische,  lexicalische  und  otymologische  Gebiet 
liii   in    der   «euen  Anflage  eine  entschiedene  Fördernng  erfahren. 
yfM/^  "  "^e   Erklänin^^en  Fäsi's    sind  von  der   taktvollen  Hand 

^•0    '.  Inrch    bessere ,    dem  jetzigen  Standpiincto   der  gram- 

MitmcJieD  Forschung  entsprechendere  ersetzt,  andere  Noten  Fäsi's 
Bod  ^f»sentlich  ergänzt,  an  anderen  einer  gramnuitisclien  Erklärung 
btdOrflig^n  Stellen  ist  eine  solche  neu  hinzugekommen.  Besondere 
BtrüekÄkhtignng  fanden  Classen*s  Beobachtungen  fiber  den  home- 
nfehfin  Sprachgebrauch,  Frankfurt  1867.  Ein  wie  reichhaltiges,  das 
indnis  der  Gedichte  förderndes  Material  in  dieser  Be- 
vom  Verf.  geboten  wird,  ist  für  jeden  leicht  ersichtlich« 
Ti  vergleicht  zu  N  41.  543.  022.  799.  —  SM,  34  bis 
.  207.  268.  271.  314.  371  f,  422.  —  O  Uh  72. 
30^.  517.  580.  625.  626.  713.  730.  —  112.  31. 
.  80.  106.  113.  162  f.  390,  637.  660.  742.  757. 
—  F37.  126.  156.  158.  170.  210.  226.  240.  273. 
asi.  353.  391  f.  440.  452.  599,  675,  699.  705. 
717.  723.  755  f.  —  -2  23.  92.  93.  167.  180.  216, 
357,  370.  372  f.  375,  392.  401.  472  f.  520. 
Auch  nach  der  sachlichen  Seite  ist  die  Erklärung  mit  Bezug- 
IM^IB«  auf  die  einBchlägige  neuere  Literatur  in  jeder  Be7>iehung  ver- 
^mtlt;  vgl.  die  Noten  zu  JV  474.  490.  523.  546.  555.  —  555. 
SB8.  363.  —  O  17.  18.  95.  295.  388.  389.  521  f.  629.  663  f. 
MÄ.  072  f.  — /f69.  143.  152.  234.  259.  364.  393.  636.  641. 
mn.  723.  752  f.  779,  780.  808.  —  P88.  250.  427  f.  454  f. 
f.  5S1.  551.  558.  583.  589.  620.  — -1^29.  85.  108.  245. 
-         314.  326.  374.  502.  504.  507  f.  591.  596. 

Hto  und  da  zeigen  eich  wol  noch  kleine  Mängel,  die  aber  unter 

:  r  .\f:i^>«  de«*  Wertvollen,  das  da  geboten  wird,  fast  verschwinden, 

i-  y»  ii-  .uit  vidiert  erscheint  zum  Beispiel  die  Behandlung  der  Partikel 

'  Note  zu  0  41:  „Einzig  fiT]  deutet  die  Abhängigkeit 

viirformel  an;  sonst  müsste  ov  stehen;  vgl.  zu  K  330." 

ij  in  manchen  Fällen  begnügt,  in  fit]  ein  blos  durch 

.,     •    i  ./  jeg  Gedankens  etwas  modiftciertes  ov  zu  erblicken, 

I  nun  mDeieht  die  Erscheinungen  des  späteren  attischen  Sprach- 

^mitrAUchm  leidlich  zu  erklären  im  Stande  sein,  läuft  aber  dadurch  Ge- 

üabr,   sich  wertvoller  in  den  homerischen  (Tedichten  liegender  Indizien 

für  dl«  U#brai  -  dieser  Partikel  zu  berauben,  ^rj  ist  mehr  als 

'Mnsi«#Hi^ftli  M  i' ine  Prohibitivpartikel  und  druckt  eine  kräftige 

**kw  aB9,  uhoe  in  sich  die  Befähigung  zq  tragen,  auf  den  Modus 

„^,ilii»  tu  nahmen,  Wie  urj  cum  coniunct.  die  Abwehr  einer  Erwar- 

tamgr  ^/  ^  *»P^'  ^ö  Abwehr  eines  Gedankens  oder  gesetzten  Fallef? 

taM^duiet^  okm6  da^s  der  Modus  von  jur^  influenziert  wQrde,  go  steht 

Usr  md  In  dem  analogen  Falle  K  330  der  Indicativ  mit  /ir/  (Ab- 


184 


J.  Fäsij  Homers  Iliade,  ang.  v.  J.  Ztchmeiiter, 


wehr  eiuer  bestimmten  Aussage,  kräftiger  als  ov  und  eben  de^hhalb 
für  Schwurforuieln  besonders  geeignet)  ebenso  unabhüngig  wie  def 
Indicativ  ohne  ftrj  nach  einer  Scbwurformel  (vgl,  ^  160).  Dasß  der 
spätere  Sprachgebrauch  diese  Verwendung  des  firj  tallen  liess  und  es 
vorzog,  nach  der  Schwnrformel  das  Verb  im  Infinitiv  mit  ftt)  folgen 
zu  lassen  —  was  bereits  bei  Homer  angebahnt  ist^  vgl,  T127: 
(y^toQE .  yMQi£Qm'    OQyMv  fxfi   jioi\  .  .iliCiT£(f^ai — ,   berechtig 
tms   nicht f    Ober    historisch  merkwürdige  syntaktische  Thatsachen 
bei  Homer  an  der  Hand  des  späteren  Atticisinus  abznurthdlen.  — 
iV  48  steht  jitr^äi  statt  ovö^  nicht  wegen  des  hypothetischen  Sinnes 
ties  Particips  firt^tiafi^vfü,  sond<^ni  weil  es,  stärker  als  oidt,  die  Ab- 
wehr dt*s  AQriQfiio  (lo^iota  bezeichnet.  —  Ungenügend  ist  P93  die  | 
Erklärung  des  /if/  itg  ftm  Javatov  viftLar^atzm*,  «Dann  ist  zu  be- 
sorgen^ dass  mir  mancher  der  Danaer  grolle.**  Mau  lasse  einmal  von  | 
•ier  allgemein  beliebten  Erklärung,  in  ähnlicben  Sätzen  vor  f,ir;  ein 
iUiÖM   nd,  (IgL   zu   orgäüzen:  /j^  mit  dem  Coiijunctiv  ist   ein  ud-| 
abhängiger  prohibttiver  und  daher  mit  Furcht  verbundener  Ans*  < 
druck  der  Erwartung,  ohne  dass  dabei  die  homerische  Sprache  sich  | 
einer  Ellipse  bewusst  gewesen  wäre. 

Weiter  würde  noch  die  syntaktische  Seite  der  Erklärung  ge- 1 
fördert  werden ,  wenn  Lange's  Forschungen  Qber  den  bomerischeii 
Gebrauch  der  Partikel  d  Verwertung  fanden.    So  wäre  O  49  (aacli  j 
Lange  S.  51)  nach  yMd^iton;  Kolon,  nicht  Komma  zu  setzen,  was  sichl 
hier  um  so  mehr  empfiehlt,  als  auf  die  parataktische  Protasis  ti  /wir  ] 
—  /MrhXotg  'piira taktischer  Wunschsatz)  eine  zweite  nachgestellte* 
Protasis  xai  ai  ftdla  ßorhi^at  alXtf)  folgt.— O  571  ist  nur  Wunsch-  ' 
jsatz,  kein  wünschender  Bedingnngssat/..  —  P  102  eJ  d/  ytov  —  ^ri^  j 
(}mpt^y  ist  Wunschsatz  (parataktisch^  präpositiv) ;  durch  Fäsi'sUeber- 
setzung:  ^Wenn   ich  irgendwo   eötdeckeu,  wahrnebmen  konnte*,! 
darf  nicht  die  Vorstellung  eines  Bedingungssatzes  erweckt  werden  1 
(Lauge  5*^).  Ebenso  unrichtig  ist  es,  P  104  vor  ii'  mog  fQranif4€$'a  ] 
v£y.Qi')V  mit  Fäsi- Franke  ein  A£tQVJit£rni  zu  ergänzen  (Lange  81).  — 
^  322  beruht  Fäsi's  Anmerkung  aut  eiiiem  doppelten Missverstündniaf 
insofern  einmal  der  präteritale  Charakter   des  gnomischen  Aorists 
geleugnet  wird,  zweitens,  indem  vorausgesetzt  wird,  dass  der  OptÄtiv  I 
nach  einem  historischen  Tempus  den  Conjunctiv  mit  ai' vertrete*  MsaJ 
gebe  endlich  einma]  die  landläufige  Ansicht  auf,  dass  der  sog.  giie*j 
mische  Aorist,  der  nur  für  unser  deutsches  Spracht:  J^e- 

deutnng  annimmt ,  dieselbe  Wirkung  auch  auf  ein  :;  i       '  »hr 

ausgeübt  habe;  im  Griechischen  war  der  guomische  Aorist  so  gut] 
wie  jeder  andere  eine  historische  Zeitform.    Wie  verkehrt  es  ferner 
ist,  in  dem  Opt.  nach  einem  historischen  Tempus  den  Vertreter  dee 
Conj.  mit  iiv  zu  erkennen*  was  fast  in  allen  Grammatiken  noch  in 
lesen  ist  —  selbst  bei  Delbrück  und  Windisch  fsynt.  ForschnngeOH 
findet  sich  noch  die  dem  Begriffe  der  Modi  als  Ausdrucks  weisen  der  j 
iffixiMt]  didi^^mg  voUkommen  widersprechende  Annahme  einer  Ho» 
dusverechiebung  — ,  darüber  vergleiche  man  die  gediegene  Aiisein^l 


X  FSgi,  Eoiiieis  Umd^t  ang,  v.  J.  Zechmeister. 


185 


jA^ers^t^ng  -0  S.  88  ff.   In  iinserm  Falle  behält  der  Opt. 

Sit  u    Ruch  *:  leo  Wunßchcharakter.  —  //559  ist  nicht  mit 

imtatch,  der  y.akt^i;  av  syot  ergänzt,  ein  y^alcog  av  yivoito  zu 

•rgimefi.    Ebenso   unrichtig  sind   die   von  BYanke   angenommenen 

Ellipsen  Ä  125  (ü  ItBoy  ttb^)  und  ^193  (ei  ftt]  Aiat'fOg  y€  aa- 

«Kt:  vgl.  Lange  S.  258),  Der  Annahme  einer  Ellipse  ist  auch  sonst 

loch  ein  etwas  zn  weiter  8pielraum  gegfönnt;  vgl.  dio  Noten  zu  II  433 

(^M^Ms   cr^.  iüTt)*    11620  (xakenor  erg.  iazi).  P588  (mynritfi^ 

Äff.  lar/).    P680  (wxi;  (?f  T^mov  erg.  ^ar/).  3180  ((Toi  Xiiß?} 

ari  t^d.  tc^raij.  Derlei  Erklärungen  sind  fnr  Homer  wenigsteus 

►  !♦  »f'fMchtig,  als  die  homeriache  Sprache  eine  derartige  Ellipse 

und  dio  ältere  Spracbperiode  Oberhaupt  keine  Copula 

Ai^m  ±*ra  '      '      '»stantiv  oder  Adjcctiv  nöthig  gehabt  hat. 

Küuna   i  i  wol  des  Verf.'s  Bemerkung  zu  A'4T1:  „cJ<; 

i/ffc  —  og  %ti  ^ühki.  Ein  doppeltos  oder  gogar  dreifaches  Rela- 

tiTum,   wo  im  Urundo  Eines  genügte*';  denn  ote  ist  in  Yerglei- 

cbung^ssätzeii  ohne  Verb  nicht  relativ ,  sondern  indefinit  zu  fassen* 

—  JI89  noJUfiiCuv  in  prA^naantei"  Bedeutung  „weiter  kämpfen^  zu 

&Mai  ii^t  durch  aus  nnnötig ;  denn  das  Uauptgew^icht  des  Verboten 

liigtiii  ai^ei^ev  t/iulo:  Wenn  du  die  Troer  von  den  Schiffen  getrie- 

tav  bl^t»  so  strebe  nicht  ohne  mich  mit  ihnen  zu  kämpfen»  —  P391J 

yt  fU3f  nicht  auf  Athene  allein,  sondern  auf  beide  Gottheiten ,  Ares 

^^\  Alben p.  zu  beziehen,  nur  nicht  in  colkctivem,  sondern  in  distri- 

-e:  j,Nicht  einmal  (dtT  den  Achäem   feindliche)   Ares 

u.t^  Troern  feindliche)  Athene  würde  den  Kampf  um  Patro- 

In,  selbst  wenn  grosser  Zorn  (über  die  Gegenpartei)  ihn, 

«•rfiLsste.  —  3  231   scheint  die  beliebte  Erkläruug  {tif«fi 

Z«'Ugma  mit  u%ikQQi  verbunden)  nicht  richtig.  Denken  wir 

IQ  der  durch  Achill's  Erscheinen  unter  den  Troeru  ent- 

I    Verwirrung  die  zwischen  die  Wagen  gepressten  Troer 

"n  zerquetscht  wurden,  so  kann  immerhin  a^rfi  in  sei- 

..,  ijen  Bedeutung  gefasst  werden. 

11«  recht  praktische  V'eränderuivg  ist  in  der  neuen  Auflage 

■  ti,  dai>-s  nach  der  jetzt  allgemein  üblichen  Sitte  die  Bti- 

mit  den  grossen  Anfangsbuchstaben  des  griechischen 

r  Odyssee  mit  den  kleinen  bezeichnet  sind.  Zu  be- 

,,  d:i9s  die  neue  Auflage  durch  eine  Masse  sinn- 

tiünmt^  Xiruckl^ehler  entstellt  ist. 

Wir  schJiessen  unser  Referat  mit  der  Versicherung,  dass  wir 

^teeh  an«fero  Bemerkungen  die  wertvollen  in  dem  Buche  niederge- 

liftcii  Schätze,  die   dem  Verf.  seine  vielfache  Beschäftigung  mit 

Bmür  an  die  Hand  gaben,  nicht  in  den  Schatten  stellen  wollten, 

«Di  k4^«UH>n    '  jedem  Philologen,  der  &ich  mit  Homer  einge* 

tiitcblttt  I,  auf  das  wärmste  empfehlen. 

Brfioii.  Josef  Zechmeister. 


188    K  Escher,  Der  Accusativ  bei  Sophokles,  airg.  t.  J,  GoUing. 

Der  Accusativ  bei  Sophokles  unter  Zuaichung  aesjenigen  b« 
Aeschylus,    Eunpides,    Aristopbanes,    Thukydides    und   Xeno^ 
DoctoT- Dissertation  von  Eduard  Escher.  Zürich,  Druck  von  Zör 
und  Furrer;  Leipzig,  Verlag  von  Ö.  Hirzel  1876.  IV,  IbO  8.  %\  2J 

Von  einer  für  die  historische  Grammatik  verwerthbaren  Hon 
graphie  dürfte  vor  allem   zweierlei    %\x  fordern  sein,   voUstäDdig 
Sammlung  des  einschliigigeii  Stellenmaterials,  dann  ein  möglich 
genauer  Nachweis   über  die  Eigeuthümlichkeiten  der  angezogene 
Schriftsteller  in  dem  behandelten  Sprachgebrauch. 

Was  die  erste  Fordernog  betrifft,   ao  beruht  auf  fieren  ge 
wissenhafter  Erfüllung  der  eigentliche  Werth  der  vorliegendeu  Arj 
.  beit.    Im   Mittelpuncte    der    durchgearbeiteten   Schriftsteller    st 
Sophokles»  dessen  Eigenthömlichkeiten  in  Anweudung  des  Accusativ 
und  speciell  des  sogen,  inneren  Objectes  'in  äbersichtlicher  und 
setiöpfender  Weise    zu  behandeln  E,  als  den  Zweck  seiner  Ar* 
bezeichnet    Hinsichtlich  dieses  Schriftstellers  können  wir  denn^^ 
für  fast  absolute  Vollständigkeit  der  Sammlung  bürgen, ')    Ob  E. 
den  anderen  Schriftstellern  mit  gleicher  Gewissenhaftigkeit  verful 
k45Bnen  wir  nicht  so  unmittelbar  behaupten ;  aber  aus  der  wesentliche^ 
Ergänzimg,  welche  La  Roche's  Arbeit  (Homerische  Studien,  Der  AQ 
cus.  bei  Hom.  Wien  18G1),  worin  doch  auch  auf  Vollständigkeij 
Anspruch  gemacht  wird,  erfährt»  lässt  es  sich  schliessen,  —  um  nii 
die  Eigenthümlichkoiten  des  Sophokleischen   Sprachgebrauches  in 
rechte  Licht  zu  setzen,  hielt  E.  mit  Recht  eine  Vergleichung 
andern  Schriftstellern  für  unbedingt  notbwendig.   Mit  dem  Vf.  UQ 
rechten  zu  wollen  wegen  seiner  Wahl  der  zur  Vergleichung  heranJ 
gezogenen  Schriftsteller,  hiesse  für  das  gebotene  undankbar  hmxk\ 
wir  wollen  daher  einen  diesbezüglichen  Wunsch  unterdrücken.  Nu 
Eurjpides  hätte  ganz  ausgenützt  werden  sollen  (E*  hat  nur  dies  Tra 
gödien  verglichen) ,  weil  gerade  durch  Vergleich  mit  seines  Gleiche 
die  Eigenart  eines  Schriftstellers  um  so  heller  aus  Licht  tritt  \kt 
Schloss  von  jenem  Bruchtheile  aus  auf  Euripides'  Sprachgebr 
keineswegs  so  unbedenklich  ist,  wie  E.  behauptet  (S.  88),  was  ihn  ( 
Gönther^a  Arbeit  (die  E.  nicht  kennt).  Dt  ohiecti  quod  dicitur  uUtt 
ioris  U8U  Earipideo,  Lipsiae  1Ö68  lehreu  mag.  '^)  ^Für  Kenntnis  de 
Sprachgebrauches  der  einzelnen  Schriftsteller  sorgt  E.   weiter  da 
durch,  dass  er  nicht  engherzig  sich  auf  den  Gebrauch  des  Acrjw^tiv^ 
beschränkt,  sondern  das  Variieren  des  Schriftstellers  in    ' 
und  Construction  nachweist,  dass  er  ferner  uns  nach  der  n 
Seite  hin  nicht  im  unklaren  lässt,  über  das  nämlich  ,  was  bei  eiae 
Schriftstöller  sich  nicht  findet,  und  dass  er  schliesslich  in  der  *I 


")  Nor  8.  26  vermissten  wir  Ai.  1()58  Tfjrtff  ^vx^^v  ^"^avottfi,  welc 
Stelle  wegen  Hartung*ü  und  Nauck's  grundloser  Verdächtigung  b^sonde 
Erwähnung  verdiente. 

^)  Noch  manches  andere  hätte  E.  von  G&ntbor  lernen  können , 
t.  B,  dass  /iiti^pjfja  und  fin&ijat^  als  Objecto  von  fiuv&uvttv  ansdn^nde 
zuiialt^n  sind.  S.  Günther  S.  8  vgl  E.  S.  25, 


F*  Esdher,  Ikr  Awti^itfr  %ei  Sophokles»  ang^.  v.  J-  QoIUhq     187 

n.vi^  S.  162 — 171)  tjnrcli  Zjihlen  einen  beqnemen  Üeberblick 

itrr         ^       :n  Schitftiiiteller  eig^euthümiiche  bietet. 

In  «fer  Aiiffnssimg  des  Acciisativs  ist  E.  Rumpers  (Hübgch- 

-.      f.  DrlhrQck's)  Ansicht,  wonacii  der  Acciisativ  allgemeiner  Be- 

L     iij-i  iMiä  des  Verbums  ist,  dio  Meitiuo^  also,  als  ob  dieser 

'     '  Bezieh migen  ausdrücke,  z urftc kg e wiesen.  Diesen 

K.   im   oiuzölnen   nicht  fest,    Indern    er  Hübsch- 

liiii  iii  dt*T  Iheilun^  des^Dotbwendigen*  (der  die  transitiven  Objecto 

nJkfist"   vun-l  *freiwilligen'  Accnsativs  (der  dio  übrigen  Äccusative 

mh£^  gliedert  er  letzteren  (wieder  Kühner  folgend)  nach  der 

■rfttittMit.     -er  Verba,  und  doch  hatte  Hubschiuann  bemerkt  (Zur 

GlAttlehro  S.  161  f.):  'Für  die  Eintheilung  der  Objectaccusative  finde 

idi  ¥•-  u?rn  —  äuijserlichen ,  einen  inneren  gibt  es  nicht  — 

^nad  V'erba,  hei  denen  er  steht.    Da  aber  für  den  Accusativ 

Iii  B»teiriv    -    f'ifeutnng  dieser  Verba  vollkommen  gleichgiltig  ist\ 

»  »rdiie  er  -le   ilfdiabotisch.  Vgl.  Kumpel  Casiislehre,  S.  1B4.    Doch 

stf  das  noch  einige  Berechtigung  haben;  nuberechtigt  aber  und  ge- 

'  •' ■•t.it  ist  lue  Caiegorie  innerhalb  des  freiwilligen  Accusativs;  'Das 

i^t  des  Terbalen  Accusativs  [d.  i.  des  sonst  sogen,  inneren  Ob- 

jc^nt^J  war  ein  Substantiv  im  Genitiv,  welches  nach  Abfall  des  erste- 

rtli  ^Ib^i  Äccuaativ  wurde/  Die  von  E.  liieher  gerechneten  Fälle  sind 

thrnlvtlse^  t,  B,  aftaQravetv  i'/rrj,  einfach  und  natürlich  iu  Eumpers 

Smuft  m  «rktilrcn ,  wie  ;i)mi   {^cdaaaar,  jrrday  /r^d/ß  (s.  Escher 

5cö  janr  noch  einige  Einzelheiten. 

Als  reinen  attribntlosen  mit  dem  Verbum  gleichstämmigen 
AocasiltT  fflhrt  E,  an  S.  23:  'OC  477  x«f'<?  xlaa^m  eine  Bulenne 
Pinsitl,  wii^  (fvüiag  &v€ti\  anovdag  ajtlvdeiv  (Schneitlewin)/  Er- 
▼ftonn^  h&tie  verdient,  dass  der  Plural  die  Tautologie  aüDiebt,  — 
Tb4  :  'TTin  eine  Tautologie  zu  verm**id€n,  fehlt  das  Verb.  Ant.  577 
c  iti  sc.  tf^ißii^.  Ant,  1247  h  noXtv  yoovg  ov/,  dSuo" 
.^^.  .-.-.  yoaa^ai,*  Uier  folgt  E.  wieder  Kolster,  wiewol  Schwarz 
(Acc*  d.  Inhalts  bei  Sopb.  S.  Sf)  mit  Recht  gegen  Kolsters  Auffas- 
iiosf  aoAritt  Wenigstens  sind  an  erster  Stelle  Kolster  und  E.  ent- 
icliMcn  »m  Unrecht ,  wie  schon  aus  den  analogen  Fällen  hervorgeht 
M  Kfthßer  AG,^  n,  §,  59«  (Enr,  Jon.  1331  ^it]  icdia  —  Arist. 
Acll.  845  aXka  /i^  ^lOt  n^otfciotv),  wo  E/s  AufTasnng  unmöglich 
äft.  —  S,  01  kommt  K  auf  die  Fälle  zn  sprechen,  wo  nach  Abfall  des 
''•"«^ailfs  das  Attribut  und  zwar  das  Adj,  und  Proiiom.  Genus  und 

ras«  des  Accusativs  bewahrt:  OT  810  ov  fiijp  tö7}v  (sc.  Ttmv) 
1%   Aber  auf  gleicher  Linie  steht  der  Fall,  wo  nach  Abfall  des 


8«iner  Erkliirutig  scbeiiit  E,  selbst  m  ratjrken, 

uofiifr]v  khiX(f'}oc(^  nickt  nur  unter  der  erwäimten 

iuUuhfl,   boüilera  auch  unter  dt*iu  'Acousativ  des  erklärenden 

^.  6Ö)t    So  findet  «(ich  auch  Hom.  i^  170  Xtüßffy  i}v  oYJl'  vßQi- 

teliiiAl,  iU$  erste  Mal  richtig  unter  der  figura  synonymiCÄ  (ö,  9oj, 

Bcll   V  84  unttl(%\  Iii  .  -  irtinxio  (S    J24)  gehurt  hätte. 


188  H.  Stein,  Herodot,  ang.  r.  A.  ScheindUer, 

Accusativs  das  Attribut  abhängig  vom  Artikel  zurfickbleibt.  Bei  Soph. 
wol  nur  El.  1075  f.  HXi'd.%Qa  tov  du  iKxrqog  \  öeiXaia  avavaxovo* 
sc.  OTBvayfiov.  Vgl.  M.  Haupt  Opusc.  II,  299  ff.  Darum  ist  die  Auf- 
fassung, welche  E.  S.  53  nach  Kolster  von  OT  233  xat  rig  ^  q>ihn) 
deiaag  amoaei  zovnog  rj  xarroO  zode  gibt ,  wonach  q>iXov  dalaag 
=  qilov  diog  duaag  wäre,  kaum  richtig;  es  müsste  wenigstens  iro 
qdlov  d££aag  heissen.  In^  der  S.  54  und  S.  78  angefühi-ten  Stelle 
El.  124  Tiv  dst  TOiTUig  wd  axoQiaTOv  oljuioydv  tov  l4ya(xi^vo¥a 
ist  die  Lesart  olitutr/av  völlig  unsicher-  —  S.  58 :  *Oft  tritt  odov  als 
verbaler  Accusativ  in  der  Bedeutung  'Gang'  zu  einem  Yerbum  der 
Bewegung  und  ist  dann  genau  zu  scheiden  von  den  Beispielen ,  wo 
odov  die  Strecke  bezeichnet ;  La  Boche  scheide  richtig,  Efihner  kenne 
nur  eine  Categorie.  Aber  die  von  E.  hier  sowie  unter  dem  freieren 
Accusativ  (S.  61)  aufgeführten  Beispiele  lassen  sich  meist  in 
dieser  doppelten  Weise  erklären.  Jedenfalls  waren  nicht  zu  tren- 
nen Ant  801  ooaz  ifie  zav  vearav  odov  azüxoxvav  und  FrgUL 
233  og  jiaQOxziav  azeixcov  dvrjfiUQMaa  nvioddliüv  odov.  Das  Attri- 
but TtaQaxziav  ändei-t  au  der  Art  des  Accusativs  nichts.  —  S.  102. 
In  Fällen  wie  zvxpov  axBÖir^v,  nXi^  ovroaxeöirpf  wäre  an  die 
substantivische  Kraft  des  Femininums  zu  erinnern  (worüber  XiObeck 
Paralipp.  diss.  V.  und  Ameis  zu  a97);  was  hier  um  so  nothwendiger 
ist  als  aus  0  510  {avzoox^diü  f^^^cct)  hervorgeht,  dass  wenigstens 
dieser  Accusativ  avzoaxedhp^  nur  als  substantiviertes  Femininum 
anzusehen  ist.  Nur  als  solches  sind  zu  erklären  die  Adverbia  dfiqKiC' 
ölrjv,  d^Qiazt]Vj  dvzißh]v,  —  S.  158  weiss  E.  ausser  einem  Beispiel 
aus  Aristophanes  über  den  ^Accusativ  des  Objects  und  Praedicats' 
nichts  weiter  anzuführen.  Aber  hieher  gehört  zt&evai  mit  solchen 
Accusativen  verbunden  'als  ein  ^pecifisch  homerischer  und  dichteri- 
scher Gebrauch'  (L.  Lange  in  der  sehr  lesenswerthen  Becension  von 
Krüger's  poet.-dialcct.  Syntax  in  dieser  Zeitschrift  1856,  S.  43). 
Auch  La  Roche  (Hom.  Stud.  S.  250)  ignoriert  diesen  Gebranch. 

Formell  auffällig  ist  anerkenn  t  als  3.  praes.  (z.  B.  La  Roche 
selbst  anerkennt  S.  104).  Weiter  S.  67:  'Auf  eine  nähere  Erklä- 
rung treten  wir  bei  Hom.  ein.*  —  S.  38  Z.  1  v.  u.  lies  S.  108.  — 
S.  64  Z.  1  V.  u.  lies  S.  80 ;  sonst  ist  der  Druck  correct. 

Noch  in  manch*  anderem  Puncto  wären  wir  anderer  Meinung 
als  E.,  müssen  aber  gleichwol  seine  Arbeit  als  eine  recht  empfehlens- 
werthe  bezeichnen. 

Olmütz.  J.  Golling. 


Herodot   erklärt  von  H.  Stein.   II.  Bd.,   I.  Heft,  IIL  Buch.  3.  verb. 
Aufl.  Berlin,  Weidmännische  Buchhandlung.  1877. 

Wie  bekannt,  lässt  H.  Stein  seine  Herodotausgabe  in 
der  Sammlung  griechischer  und  lateinischer  Schriftsteller  mit  deut- 
schen Anmerkungen  in  neuer  (dritter)  Auflage  erscheinen.  Dieselbe 
ist  nothwendig  geworden  durch  die  neue  Textesrecension ,  welche 


E,  Stein,  Herodot»  ang.  v.  Ä,  SiJmndUK 


189 


Inelb«  Vf  in  seiner  kritiscbeD  Ausgabe  (Berlin,  Woidmann  1869 

•  T:  .     T   rL'enomnieu   hat.    Durch    eindringen  de  res   Stuiiimn    der 

i»ai>tLntren,  deren  mehrere  neu  vergücben  wurden,  ist  nämlich 

mth  Stein   zu  der  Einsicht  gekommen,   dass  der  Teit  der  beiden 

fSfitfcO  Auilagen  dieser  Ausgabe»  der  sieb  wesentlich  an  Gaisford  an- 

^iliiÄ*c ,   durch  la bireiche  Interpolationen  verderbt  und  entstellt  von 

•i   und   unverfälschten    Ueberlieferung  weit   abliege,   dass 

e  und   un?erfälschie   Ueberlieferung   in  den  italienischen 

ften  vorhanden  sei,    dass  er  demnach  seinen  Cultus  des 

■i^  und  Vindobonensis,  die  er  noch  in  seiner  Schrift  „vindi- 

t.  spec.  Danzig  1859**  mit  den  Worten  pries  „Sancrof- 

'onensem  gemellos  übros   qnique  ab  Ulis  propins 

^^*?  duo  81  minus  chtirtarnm  literaruinque  vetustate 

^•pe  bonitatc  reliquos  antecedere**  —  aufgeben 

i'hen  Handschriften  halten  müsse. —  Wa.s  nun 

wn  T%^t  der  vorliegenden  Auflage  betrifift,  so  stimmt  er,  wie  zu  er- 

wtSQ  ist ,   iro  Ganzen  und  Grossen  mit  dem  der  kritischen  Ausgabe 

ibtRSD,    Ehe  ich  jedoch  auf  dieses  Verhältnis  näher  eingehe,  will 

teil  iie  Hauptpuucte,  durch  die  sich  diese  Auflage  von  der  vorher- 

f^k*w!#i!  «ntAr^cbeidet»  ch;irakterisieren ,  damit  der  Leser  au  einem 

'w>ispiele  ersehe,  was  für  Fortschritte  die  Herodot- 

-ri  Jahren  gemacht  habe.    Im  Ganzen  sind  es  mehr 

^mderungen ,  die  Stein  im  dritten  Buche  vorgenommen  bat, 

'  zu  weit  führen  würde,  &ie  alle  zu  besprechen,  begnüge  ich 

!ode  anzuführen:  1.  Aenderuiigen  den  Dialect  betreffend: 

;ll€n  Stellen,  wo  früher  das  epische  oiQog  gelesen  würde, 

.Ffi  14,  30,  früher  otvofiaari;  ebenso  136,  7  ovo^taüta  fr. 

li;  femer  hat  der  Vf.  8,  17;  2G,  7;  33,  5  statt  des  epischen 

-    [tji  das  von  den  Oandschriften  geforderte  orofitdtovm  ein- 

'  dass  also  nur  oivofia  bei  Herodot  handschriftlich  bezeugt 

-    'J:  11  ivlPvg  fr.  iMg  (dagegen  Idnog  73,  11),  —  10,  2 

j  ra ;  für  die  Verbii  auf /m>  stellt  sich  nämlich  als  sicher 

t.  heraus^  dass  sie  stets  Contraction  erlitten,  ein  Re- 

1   auch  Merzdorf  in  seiner  bekannten  Abhandlung  ^De 

:  '  herodotea  concursu  modo  admisso  modo  evitato** 

1    i  Vin  B.  1875  gekommen  ist.  —  13^  9  iroXto^-^ 

.w>i  fr.  fioktoQKiv^iBPOi.  Wie  Merzdorf  a.  a.  0,  p,  165  auf  Grund 

' -^'^'hriftlichon  und  inschriftlichen  Zeugnisse  erwiesen  hat,  wurde 

liern  o  wie  ö  gej^prochen,  daher  kein  Unterschied  ist  zwischen 

IL,— 21,  6  femer  77,  5  — 79,  5— 82,  8  — 99,9  — 104,  2  — 

l  —  1 19,  28  —  130,  9  —  131),  15  XQ^^'^fi^^'og  früher  xgeo^tE- 

FOw;  '^n,  48,  15  —  97,  9  —  106,^14  —  117,  IB  y^QiojPtai 

^    y();  iid  57,  11  —  66,  3  ixqicovto  fr.  ixgeopfo.    Die  For- 

.ittf  lia  von  XQaofiat  sind  so  consequent  überliefert,  dass  man 

-r*-'^  ffiln  kanjj,  dass  sie  allein  im  herod.  Teite  berechtigt  sind ;  vgl. 

i.  a.  O.  p.  200,  Sie  gehen  zurück  auf  *  %Qr^of.ayog,  ^tQrpV' 

ttu  etc*    Von  der   famosen  t^Zerdehnung**  ist  Stein  leider  auch  in 


190  H.  Steiiif  Herodot,  ang.  y.  ä,  Scheindler, 

der  Einleitung  zu  dieser  Auflage  noch  nicht  abgekommen.  —  21,  9 
TtQOTi^üiv  fr.  atjv.  Auch  Merzdorf  ist  zu  dem  Resultate  gekommen, 
dass  bei  a  mit  folgendem  o  (o  ov  Contraction  eingetreten  sei,  wenn 
er  auch  zugibt,  dass  dieses  Resultat  kein  absolut  sicheres  sei.  —  65 
29  —  73,  7  —  75,  7  Tehirruiv  fr.  ewv  —  73,  7  neiQWfiivoiai  fr. 
TtBiQBO^ivoioi  —  85,7  (ntjxaviü  fr.  ur^xaveo  — 113,4  oAriJjv  fr.  av- 
liiüv  —  118,  8  idixaiov  fr.  idixauv  Die  Contraction  in  ev  bei  den 
Verben  auf  6u)  ist  entschieden  als  ungriechisch  zu  verwerfen.  Merz- 
dorf, p.  220.  —  128,  12  hruteiQw^uvog  fr.  eo,  —  145,  8  ax»^ 
fr.  rjX^i]'  vgl.Lhardyquaest.  dedial.  herod.  cap.  I  de  augm.  p.  31. — 
154,  8  TtfiMVTai  fr.  zi^ieoviai.  —  Hiezu  kommen  2.  zahlreiche  text- 
kritische Aenderungen ;  ich  hebe  nur  einige  der  wichtigsten  hervor:  12, 
18  schreibt  jetzt  der  Vf.  mit  der  kritischen  Ausgabe  xavta  fiiv  vw 
toiavTa'  eldov  de  ^ai. .  .Dies  bieten  die  besten  Handschriften.  — 
S,  V  dagegen  und  Steins  R  haben  Tavva  ftiv  vvv  Toiavza  Iowa  Xdov 
\dov  dt  xai  ( —  eine  offenbare  Interpolation,  an  denen  diese  Hdschr. 
reich  sind  — )  und  so  stand  in  den  früheren  Auflagen.  —  23,  7  jetzt 
mit  den  besten  Hdschr.  ijrl  zqyjvijv  atpi . . ,  früher  mit  S  u.  V  ini 
Y^rjvrjV  Tivd  aq^i . .  (Steins  R  bietet  x^rjvr^v  Tivag  (prfliv) ;  vgl.  Abicht 
Philol.  XXI,  p.  92.  —  26,  16.  yevta&ai  tb  avuovg  fiBia^inov  fta- 
haza  avTÜv  xi  y.at  r^g  ^Oaaiog,  (xqigcov  aiQeo^ivoiai . . .  .früher 
war  nach  ^Oaaiog  gegen  die  Handschriften  ymI  eingeschoben;  auch 
in  der  krit.  Ausgabe  bemerkt  Stein  ,,fortasse  ymI  aqiaxov^,  mit  Un- 
recht ,  denn  hier  in  der  Schilderung  ist  das  Asyndeton  recht  passend. 
—  31,  23  hat  der  Vf.  die  Leseart  der  schlechten  Hdschr.  aiQijfiivrjv 
entfernt  und  schreibt  jetzt  mit  den  besten  Hdschr.  iQcofievrjv ;  vgl.  über 
diese  willkürliche  Aenderung  des  Su.V  Abicht  a.  a.O.  p.92.  —  35, 19 
lesen  wir  nun  heQw&iy  das  allgemein  überliefert  ist,  obwol  auch  jetzt 
noch  (siehe  die  Note)  das  früher  im  Texte  befindliche  eTigoßve  dem 
Verf.  nothwendig  erscheint.  fveQio&i  äi  entspriclit  dem  voi-ausgegan- 
genen  rore  //^r,  ist  also  temporal  zu  fassen,  wie  schon  Schweighäuser 
in  seinem  Lexikon  erklärt.  —  91, 12  MolQtoglifAvrjg  fr,  MvQiogkiftvrjg 
Stein  hatte  in  der  oben  erwähnton  Schrift  auf  Grund  der  Schreibung 
in  S  V,  die  fast  durcligängig  31vQig  etc.  bieten,  und  des  Schwankens 
derüeberlieferungbei  anderen  Schriftstellern,  Diodor  Strabo  etc.  nach- 
zuweisen versucht,  dass  der  See  M}Tis  heisse  und  daher  MvQig  zu 
schreiben  sei ;  doch  ist  er  nun  hievon  abgekommen  praef.  XXX.  — 127, 
11  jetzt  mit  den  besten  Hdschr.  doyjfuoravovg;  früher  mit  S  V  n.  R 
XoytftioTaTOvg,  v^^l.  Abicht  a.  ji.  0.  —  Diese  und  noch  zahlreiche 
andere  Aenderungen,  die  ich  übergehe,  unterscheiden  den  Teict  der 
dritten  Auflage  von  dem  der  zweiten,  also  gewiss  ein  sehr  erheblicher 
Fortschritt. ")  Derselbe  ward  aber  bewirkt  durch  das  Erscheinen  der 
grossen  kritischen  Ausgabe,  in  der  Stein  alle  diese  Aenderungen  bereits 

*)  Ref.  kann  an  dieser  Stelle  nicht  umhin,  den  Wunsch  auszuspre- 
chen, dass  auch  unseren  Gymnasien  ein  besserer  Text  des  herod.  Ge- 
schichtswerkes zugeführt  werden  möge.  Der  der  allgemein  eingeführten 
Ausgabe  von  A.  Wilhelm  genügt  nicht  mehr. 


H*  Stein,  Herodot,  iing.  ▼.  Ä,  S^mmdltf* 


101 


lliat.  Ich  koüiuie  nun  auf  dasVerhältias  des  Teites  ddr 
Auflage  zu  dem  der  krit.  Ausgabe  zu  gpi-echen.  Schon 
biB^te  ich  ,  dass  er  im  Ganzen  und  Grossen  dei^elbe  sei  wie 
iD  jaeer.  I>och  sah  sich  der  Vf,  zu  mehreren  Abtreichungen  ver* 
aalaaattdie  ich  eingehender  beleuchten  will,  da  wir  in  ihnen  des  Vf/s 
üiiiMil  Aber  sein  eigenes  Werk  erkennen  müssen,  14,  39  iiifttjoag 
wai'wmct*  In  der  krtt,  Ausgabe  fehlte  toviotai^  das  schon  längst  als 
GlMBem  erkannt  wurde;  vgl  Abieht  a,  a.  0.  Von  denHandschr  bieten 
m  linOdi  nar  S  u,  V  (die  Stein  mit  s  u.  v  bezeichnet ')«  ferner  der 
voll  Slila  3ta«rst  verglichene  Cod.  Vtiticatins  (ß  I2*i,  saec.  XIV). 
ich  Hilf  interpolierten  Handschr.  Classe  gehört  (vgl.  praef.  XXVII 
ii4,^.  Da  duu  diese  Uandschr.  von  Interpolationen  und  Correcturen 
wie  Abicht  im  Phihdogus  XXL  Bd.  zuerst  gezeigt  und  auch 
niefiitio  auseinandergesetzt  hat ,  so  gibt  es  nur  zwei 
entweder  ist  toi^oiat  eine  Interpolation^  dann  ist  es 
hl  in  4«ii  T^xt  XU  nehmen ,  oder  es  erweist  sich  als  eine  auf  den 
\  sitrdckgehende  Correctur,  dann  ist  es  entschieden  aufzu- 
Stein  hat  nun  darüber  zweimal  seine  Ansicht  gewechselt.  In 
i  ifit#ii  Anilagen  der  kleinen  Ausgabe  schrieb  er  tovroiat,  in  der 
knL  Bbs  er  es  aus  dem  Texte,  nnd  nun  führt  er  es  abermals  wieder  in 
leio.  Nach  welchem  Kriterium  sollen  wir  aber  in  diesem  Falle 
if  Da  es  durch  zahlreiche  Beispiele  erwiesen  ist.  dasa 
^Vm.  E  liofch  nnd  durch  interpoliert  sind,  so  kann  eine  unr  von 
i  Co4d.  gebotene  Leseart  nur  dann  Anspruch  auf  Echtheit  ma- 
€btm  f  wton  sie  durch  die  Stelle  oder  durch  den  herod.  Gebrauch  ge- 
lardertisl,  also  wenn  sie  noth wendig  ist.  Ist  nun  Tovtoim  an 
müHi  Steile  noth  wendig?  Nein.  Im  Gegentheil  es  ist  ohne 
nditttD^  hm  Bezug«  indem  es  nur  auf  die  in  dpeßvjoag  und 

<rpftdUnti^^  ien  Begriffe  ^Wi^ijien''  und  »Klagen"  gehen  kann* 

AlMlyUSi«ij) .  wie  ich  glaube ,  mit  Unrecht  es  abejiuals  in  den  Textge- 
üvaieD.—  1 6,  H  utiv,  };i*  y.ai  awuov  aitooitioGt ,  o^aot;  tdtai  y«  /raiai 
mtw  anitdtdot'tJt  ti]v  a^xn^.  In  der  krit  Ausgabe  steht  u  xai 
WMä  m  haben  nach  Gai^ford'i  der  Medicous  (A  bei  Stein),  Florentinus 
{C\f  ilao  die  bebten  Handschr.,  die  übrigen,  nämlich  die  Pariser  und 
i?  kiben  f;V,  Stems*  H  hat  f^y  (l).  Die  Frage,  ob  hier  mit  den  guten 
Rnänrhf.  tt  mit  dem  Coni.  Aor.  zu  schreiben  sei  oder  tjv  mit  den 
ist  von  principieüer  Bedeutung,  indem  in  gleicher 

ivxat  von   den   guten  Codd.  überliefert  ist  und 

r Stelle  ^F  von  PK.  teher  u  mit  dem  Coniunctiv 

oin.    Ich  fQbre  nur  folgende  Beispiele  an:  Homer 


ti'int    n*^^  Prtdehimiig  d<^r  Hd^chr.   und   seine   ti«uen  Com- 
I    •  ^^  htwm  unn^thig  als  unpraktisch,  Dfr  HürcHlot- 

-^      '  ^\\\^    nolwn  den  rien<Mi  Aach  oft  die  «Itherge- 

>  Stellen  wo  Steina  Apparat  nicht 
ri  muss. 
\c\\\  vollständig* 


192  H,  Stein,  Uerodot,  ang.  v.  Ä,  Scheindier, 

A  340  %ü  ^  avTw  fia^vgot  kazcjv,  et  novB  dij  avta  x^eui 
ijuäio  yevrjrai  . , .  E  258  tovtu)  <f  ov  nahv  avzig  djcoiaeroy 
(oxieg  %7inoi  d/nipw  i(p   i^/ticiW,  u  y    ovv  ^vsQog  ye  (pvytjCiv 

(wo  aber  auch  «t  x'  überliefert  ist)  etc.  Sophokles  Oed.  tjr.  874 
vßQLQ,  ei  7ioXXwv  VTieQTtXrjadjj  fxaiav  —  ib.  198  %iXei  yag  ä 
XI  vif  öcpK  TOVT*  in  iiuao  egyerai.  Oed.  Col.  1443  dvardlatm 
toQ  iya)  £t  aov  ategr^d^w.  Antig.  710  avöga  xet  rig  tj  a(Hpog  %o 
fiavd-dveiv  noUi  alaxQov  ovdiv.  Auch  Stein  ist  darfiber  nicht 
im  Unklaren,  denn  3,  36,  25  hat  er  jetzt  im  Einklänge  mit  der  kri- 
tischen Ausgabe :  el  fiiv  ^teTafieXrjar]  T<p  Kafißvaji  mal  imj^fjrifj 
tov  Kqdiüov . . . ,  wo  A  B  0  fueTafieXrjütjt  und  inil^rjrfji  bieten,  d  im 
t,if]völy  P  i7tit,fiT€i,  R  iniJ^rjTrjaet  (als  analog  unserer  Stelle).  Ohne 
Zweifel  ist  auch  an  unserer  Stelle  die  Ueber lieferung  der  guten 
Handschr.  beizubehalten ;  t]v  in  den  angeführten  Codd.  erweist  sich 
als  willkürliche  Aenderung  des  Correctors,  dem  die  seltene  Construc- 
tion  H  mit  dem  Goniunctiv  auffiel  und  unrichtig  erschien,  weshalb  er 
sie  nach  seiner  Gewohnheit  änderte.  —  Anders  verh&lt  sich  die  Sache 
16,  25.  Xeyovai  ydg  wg  nvd^ofxevog  ix  fAavrrjiov  o^'A^aaig  %a 
Ttegl  eiüwbv  dito^avovza  fiilloi  yiv€a&ai. . ,  In  der  krit. 
Ausg.  las  Stein  (.ullovray  was  die  besten  Codd.  bieten,  während 
fiiXkoi  ylvead'ai  die  Leseart  des  Yindobonensis  ist  (Sancr.  hat  fiiXlei 
aTtod^avovra  yivea&ai,  R  bei  Stein  hat  ueXloi  aTto&dvovra),  die 
schon  Schäfer  Gaisford  u.  a.  in  den  Text  nahmen.  Da  die  beiden 
Participien  d7to^av6vTa  fieXKovcai  entschieden  anstössig  sind, 
während  dno&avovra  fxeXkoi  dem  Sprachgebrauche  des  Herodot 
vollständig  entspricht,  bei  dem  fast  immer  der  Artikel  aach 
Belativam ,  da.  wir  femer  nicht  einsehen  können ,  wie  aus  dTTO&a- 
vovra  fieklovra,  wenn  es  im  Archetypus  gestanden  hätte,  cvtto* 
d-avovra  fitXloi  werden  konnte ,  indem  es  auch  nicht  eine  absicht- 
liche Aenderung  des  Correctors  sein  kann,  dem  man  doch  viel  eher 
wegen  des  vorangegangenen  Artikels  das  Particip  als  eine  solche 
Kenntnis  des  herod.  Dialectes  zutrauen  darf,  dass  er  gewusst,  dass 
hier  toe  Belativum  sei,  während  wir  zugeben  müssen,  dass,  wenn 
djio&avovra  ftieXloi  im  Archetypus  stand,  daraus  sehr  leicht  durch 
ein  Abschreibervereehen  dicovd^avovta  ^leXkovxa  werden  konnte, 
ist  es  nach  alledem  nicht  richtiger ,  die  gute  Leseart  der  schlechten 
Codd.,  die  aber  doch  hie  und  da  ein  Körnchen  Wahrheit  enthalten, 
als  die  ursprungliche  anzusehen,  denn  die  schlechte  der  guten  Codd., 
deren  Entstehung  noch  dazu  so  klar  zu  Tage  liegt  V  So  hat  also  hier 
nach  meinem  Dafürhalten  der  Herausgeber  Recht  gehabt  zur  Leseart 
des  Yind.  wieder  zurückzukehren.  —  Dagegen  hätte  Stein  19,  8  bei 
der  Ueberlieferung  der  besten  Handschr.  bleiben  sollen,  die  er  in  die 
krit.  Ausgabe  aufgenommen  hatte ;  die  Leseart  des  SV  und  R,  die  aller- 
dings in  den  meisten  Texten  steht,  trägt  zu  sehr  den  Stempel  der 
Interpolation  an  sich.  —  30,  10  ist  der  Herausgb.  wieder  zur  vul- 
gata  edo^i  ot  zurückgekehrt,  während  er  in  der  krit.  Ausg.  idoxae  ol 
schrieb  nur  auf  die  Autorität  des  Schol.  Aristid.  p.  682  Dind.  hin.  — 


ff.  Stein,  Hero4ot,  ang-  r.  A,  Scheindler. 


193 


\ 


^t\  I  Herattsgb.  jetzt  iyii  ye,  in  der  kni.  l/cuy«,  Do- 

bn?r  >'t  Tf  —  37,  4  lesen  wir  ieUt  vielleicht  nur  durch 

*in  Vti^rtj^ni  V^  /*  f  lind  37,  5  ro  dyakua.  wfihrend  in  der 

knt.  Aaüf.  ^»^r^df  i  t  an  der  ersteren  Stelle  die  ufteneForm,  an 

tlfr  l«t::U'r»jndieinit  Kntsis  gebildete  steht,  der  Ueberlieferongentspre- 
cbt-nd.  Ui'bt't  di«  Krrtsiö  bei  Herodot  herrscht  in  den  Ans^iben  auch  jetzt 
i^  »♦'>i  irrns>cs  Schwanken,  doch  bedarf  die  Sache  wol  einer  zusammen- 
ti^T'^iid»  n  L'ntni>ncbnng.  Soviel  icli  tiberblicke,  bieten  die  besten 
i,  cD^jül  diu  l'onn  mit  der  Krasis,  wülirend  Steins  U  die  offene 
f' fiD  hat:  daher  war  es  4,  16  kaum  richtig  ict  alXa  die  offene  Form 
rtnMi^tirn,  wo  ABPil  lakla  bieten,  vgl  S,  28,  3—78,  14—81, 
t»*i.  7,  wo  öluM-all  die  besten  codd.  die  Krafiis,  R  die  offenen  For- 
^  •  •  f,  —  K9,  14  hatte  der  HerauRgh.  in  der  krit,  Ausg.  ^r  — 
t  nach  Gaisford),  nun  schreibt  er  «i  —  tvyxdi'U,  was  auch 

h-:  iv  j  rjfilich  besser  beglaubigt  ist.  Denn  nicht  nurSVPrGais- 
brrdj  luid  Strtn»  K  haben  il  —  tv)'xapu ,  sondern  auch  der  Medi- 
fmmnn4  Pa<isioneus  und  der  von  Stein  zuerst  vergü<-hene  florentinus 
d  hxhi^T]  twnr  i]p ,  aber  tvyxayUp  i^a»  somit  auf  urspriuigiicheii  €« 
ra  hinweist.  —  72,  22  bioten  die  besten  codd.  (MPKF 
1;*.  ..  ,.ct^  f  #  fiäkkoy  aqi  intt^titt^tai^  dagegen  S,  der  Parisinus  a 
iT  bei  8tiftn)  e  correct.  und  Steins  H  tic:.  Kuu  sind  allerdings 
JUa^iarti^r  '  'i ;  liest  man  ri^  f^o  ist  ijitiQan  r-iai  passivisch, 
?er^  Kann  VI,  2«i  jrQr^/ftaTa  Lniga^iei  Bioakii^; 

aller  ti>^,  bti  wird  nmn  d*^in  Vf.  beistimmen,  iler  in  der 
»t»  n  waerer  Stelle  sagt:  ^Kiti^.rtjcu  Vertrauen  schenke.  Das 


1. 


■)  Dtr  Druck  i*t  Uberlm«ii  t 
ID  Hannen.  D*.*nri,   »!>;. 

E     f.     tu    tt    <i    i     \h'\i    Tosor    :- 

rxcichruN 

t-  -  7.  7 


iirli(*i''i>nf}.^ti  T^t'-fr.' 


V-.  ni.L'Tfy  nach- 
*  cebro- 
n  ßrnck- 
töl^üti.  die  mir  autL'^efalien: 
r#  l.  *h,ii;  f #.  —  f ,  8  jr^ji>- 
IL^  i«^ijjlttM%  —  H,  lU  .m^itiitfar  schlcclit  abgetbeilu  — 
arnio  Acc.  ebenio  2<i»  4  *ftitt.  —  22,  22  tni%  —  25,  6 
*',   l  ftVi'.  —  Ci8,  8  ro.  —  ri3,  14  oiV  —  ff^-a^of 
'•nt  und  Spiritut,  —  78,  3  oin/   —  75»  5  ittm, 
-i    ^    -foi.  —  89,  8  jrrrr«,   -  ^3,  3  rount,  —  111.  13 
U  fr.f    —117,  18  ^foc.  —  lU»,  0  w*r«    —  12:},  8  w^j,  — 
nu*    '»  rnVr;;   ferner  25.  17    u«^t^r  »t.  i/f  '^'•*      ">,  2 
tc  verhüben.  —  33,  1  ist  di  Uer 

.  ]  Knoittn^'  —  37,  1  tntavrtf,  —  .'iJ.  .     läa 

10  arofjftt,  —  67p  14  rtittfitr^tn.  —  58,  13  st.  luirm*  i.  ttv- 
1»>  •nwTi^or.  • —  65,  G  /*  ^lyv7tT(*t  (blii^b  iius  der  zweiten 
4i!l»^e  itrhÄfi),  —  ß5,  H  i»t  rotfrivroi'  riii'tiMf  «u  tre^mcn,  —  09.  It^  fehlt 
u:i  ,♦,?,  .fjiä  Jfrtlr»!!  —  72,  D  lies  ola  statt  oJit  —  7ft,  5  Mein^rro. 
'l.  I  iu   Im^n,  —  1(17.  12   r*  fi?bU  der  Spiritu*.  — 

••.  1.  I  jtßttier.  —  13U,  8  liea  ToCror  %t  rauroy,  -  147^ 

^li^  vv  S  itis  der  froheren  AuflAge  it4hen). 

-  i'  ,  U  hc$  v"'/^  sL  yopjc^  —  löU,  5 

'   t;  ,    _  *^ij>*n.  --  156.  14  cT  fehlt  der 

'      r  nf,.    —  u   —  155,  37   lies  f4rl^(tt4, 

%  7  nr.  ^    :  .       .  -  1     ,     :  .        lilen  dii«  Ac<«iile.  —  135  ^ 

>«  ffr  Ol  «t  rfr  »I.  --  156,  14  dij  ieblt  der  Aoc^nt. 


%t.  :;;   fr 
m.    -    117. 

U.5     *    .^^. 


104  H.  Stein,  Uerodot,  ang.  v.  A.  Scheindler. 

Wort  ist  besonders  von  streitenden  Parteien  üblich ,  die  ihre  Sache 
dem  Spruche  eines  Schiedsrichters  anheim  stellen,  vgl.  ...  Aber 
öfterimActiv.  —  "^  Da  nun  beide  Lesearten  möglich  sind,  welche 
ist  die  echte  ?  Offenbar  die  am  besten  überlieferte.  Daher  glaube  ich, 
hätte  der  Herausgb.  rv  im  Texte  bebalten  sollen.  —  108,  19  hat 
nun  der  Vf.,  was  er  in  der  praef.  p.  LXVIII  schon  corrigiei-te,  igixviercti 
die  handschr.  Leseart  statt  der  der  Aldina  i^mvierai  eingesetzt  — 
119,  27  dürfte  itioi  wol  nur  Druckfehler  für  fiev  sein,  welches  in  der 
krit.  Ausg.  steht,  handschr.  allein  überliefert  ist,  und  welches  zu  än- 
dern kein  Grund  vorhanden  ist.  Hiezu  kommen  noch  zwei  dialectische 
Aenderungen.  3,  127,  13  schrieb  Stein  in  der  krit.  Ausg.  diu  (ob- 
wol  er  3,  9  dal  schrieb),  jetzt  hat  er  es  in  du  geändert,  wodurch 
wenigstens  Gleichförmigkeit  gewonnen  ist;  denn  ob  die  contrahierte 
Form  richtig  ist,  bleibt  zweifelhaft;  Herodot  hat  sonst  stets  die 
offene  Form  eei ;  doch  gibt  auch  Merzdorf  a.  a.  0.  p.  157  zu,  dass  da 
vielleicht  eine  Ausnahmsstellung  hat;  er  sagt,  „dft  autem  et  delVf 
eam  habet  explicationem  quod  verbum  tam  frequeutatum  facillime  con- 
tractionem  patitur,  quare  equidem  formam  contractam  non  sollicito.'' 

—  Anders  verhält  es  sich  mit  der  Aenderung  80,  18  eöei,  wof&r  der 
Vf.  in  der  krit.  Ausg.  i'dee  schrieb.  Die  Analogie  spricht  für  die 
offene  Form,  die  auch  BVedov,  Dindorf  und  Merzdorf  vorziehen.  Dass 
sich  jetzt  erst  der  Vf.  für  die  contrahierte  Form  entschied ,  gereicht 
der  3.  Auflage  kaum  zum  Vortheilo,  da  in  den  zwei  ersten  Büchern 
durchwegs  die  offenen  Formen  im  Texte  stehen;  vgl.  I,  12,  3 — 31,  9 

—  II,  161,  7—179,  6.  — 

Hiermit  hätte  ich  nun  das  Verhältnis  des  Textes  der  vorliegen- 
den Ausgabe  zu  dem  der  kritischen  beleuchtet.  Nicht  immer  sind, 
wie  ich  gezeigt  habe,  die  neuesten  Aenderungen  Steins  zu  billigen, 
und  sie  bezeichnen  eher  einen  Rückschritt ,  denn  einen  Fortschritt, 
der  allein  möglich  ist  durch  den  innigsten  Anschluss  an  die  besten 
Handschr.,  wie  Stein  ja  selbst  in  der  praef.  zur  krit.  Ausg.  gelehrt 
hat.  — 

Doch  auch  wo  der  vorliegende  Text  mit  dem  der  krit.  Ausg. 
übereinstimmt ,  bleibt  noch  manches  zu  wünschen  übrig.  Ich  über- 
gehe ,  dass  Stein  noch  immer  nicht  sich  von  den  Interpolationen  des 
:V  in  c  44  und  c  111  hat  trennen  können;  auch  was  den  Dialect 
betrifft,  bleibt  noch  manches  zu  verbessern.  So  schreibt  der  Vf.  3, 
34  BTiaivhai,  das  wie  Mei-zdorf  a.  a.  0.  p.  145  nachgewiesen  hat, 
unrichtig  ist ;  vielmehr  muss  die  Form  lauten  inaiviai ;  über  diese 
Hyphaeresis  handelte  Fritsch  Curtius  Stud.  Bd.  6.  Warum  sträubt 
sich  da  Stein  gegen  die  Hyphaeresis,  während  auch  er  Formen  wie  a%io 
3,  40  —  s^rffio  72  in  den  Text  genommen  hat.  —  Ebenso  hat  der 
Vf.  stets  die  offenen  Formen  auf  iet  von  Tioiiio ;  allerdings  schützt 
sie  auch  Merzdorf,  doch  hat  A.  Fritsch  in  der  Anzeige  der  Schrift 
von  Merzdorf  Neue  Jahrb.  1876  p.  108  mit  Recht  sich  gegen  Merz- 
dorf s  Inconsequenz  ausgesprochen.  Wenn  nämlich,  sagt  Merzdorf, 
dem  ££  ein  Vocal  vorhergeht  u.  zw.  i  v  rj  oder  o,  so  wird  €€  zu  u 


Ä  Stein,  Herodot,  aug,  v,  A,  Sckeindlcr. 


195 


•'-ü*niliiert;  niur  soll  es  nncontrahiert  blmben,  wenn  ot  vorhergeht. 

•u  fragt  sich,  indess vergebens;  warum  soll  den  Joniem  die  Laut- 

e  oui.  erträglicher,  sprechbarer  gewesen  sein  als  t€€  oder  tec.** 

ii  a,  a.  0,  —  42,  10  dtTtlrj  (fr.  äi7r?Jt^),  wogegen  Bredov  und 

Mii£:iiit<rf  (p.  217)  sich  für  die  offene  Form  entscheiden.  —  Ferner 

f<t  4er  Vf.  inconsequent  in  der  Augmentation;  c  69,  23  sclnreibt  er 

ler  knt,  Au^g.  rjvdov  (I,  211  steht  in  der  Krit,  ixSov^  in  unse- 

r'tr  anch  r^idov,)  Nun  sind  aber  alle  mit  er  anfangenden  Verba 

4<5rodot  augraentlos  (vgl.  auch  Steins  Uebersicht  des  her.  D. 

p.  uV  c  6^).  Warum  sollte  nun  gerade  ivdiiv  t  das  nur  zweimal  in 

l^T  fnglicken  Form  sich  bei  Herod,  findet,  nnd  bei  dem  keineswegs 

rung  einstimmig  ist,  sich  einer  Regel  nicht  fTQgen  dür- 

-       i  mehr  als  30  Stellen  gesichert  ist.  —  Ebenso  halte  ich 

-    Aenderong  135,    15  —  30  iitay'yilleto   (fn    InrffyiliMo) 

....  14:2,  22  Q:nayyell£to  (fr,  dnrffyiXkiro)  für  ungerechtfertigt, 

Qfid  ich  stimme  Lhardy  (a.  a.  0.  p.  30)  bei,  der  an  allen  Stellen  die 

ao^meniierten  Formen   in  mit  a  beginnenden    Verben  hergestellt 

m^t^n  will.  —  Ferner  ist  es  wol  incouse^iuent  I,  127  mit  der  ein- 

/^  ^    foberlieferung  aii:ofia}^ov  zuschreiben,  dagegen  III  p 

i  4    .iMiiiugs  nur  gegen  R  die  augmentierte  Form  T^vtoftolr^ae 

rühren.  Ebenso  schwankend  verhält  sich  Stein  den  Formen  von 

iic/  gegenüber,  III,  39,  10  hat  er  nun  wol  r^-^iro  (fr.  av^iro)^ 

L  58  steht  crt'f  r^Töi  im  Texte.  Bei  ai^avio  ist  die  Entschei- 

hl  80  überaus  schwierig.  Es  findet  sich  au  B  Stellen»  an  7 

igmentierte  Form  überliefert,  u.  zw,  3  mal  einstimmig;  die 

'.se  ist  nur  an  einer  Stelle  (VI,  132)  einstimmig  überlie- 

irft  daher  überall  die  augmentierte  Form  zu  nehmen.  Oder 

r^>lkrk  wir  wirklich  ein  solches  Gemisch  von  Formen  dem  Herodot 

jT:tniuen  dürfen?  —  Ob  femer  die  Accentuation  ofiowg  und  ä§tO' 

l(iit'K  wie  sie  Stein  durchaus  eingeführt  hat,  richtig  ist,  will  ich  nicht 

vriticLei^len;  richtig  sind  durchgehends  igt^^tog,  Vioifiogf  toiatdE 

;^ttr«e>>tirt.  —  Doch  nun  genug.  Ich  habe  bei  der  Charakteosiernng 

ler  D  \t*^srecension  länger  verweilt,  weil  in  ihr  das  oigentliche  Ver- 

ii*n»i    licser  neuen  Auflage    liegt.    Denn  was  die   deutschen  An- 

Derkuü^^fu  betrifft,  so  ist  wol  auch  in  'dieser  Auflage  die  feilende 

^— ' -titigende  Hand  des  Vf.'s  nicht  zu  verkennen.  Dies  zeigt 

is^itß  darin,  das8  er,  was  wir  nur  loben  können,  viele  un- 

ijuuge  and  manchmal  auch  unrichtige  Bemerkungen  getilgt  hat;  so 

|€f,  i  —  8—23,  6—23,  9—38,  9—14-^40»  10—41,  9—41,  10 

—47,    10—49,  3—53,  10—28—31-55,  9—62,    9-19—64, 

t:!-^73.  11—75,  5-16—78,  19—23—81,  7-82,  17—1)9.  7— 

^  7  —  107,  9—108,  19  etc.  Andererseits  sind  auch  nou^i  richtige 

»  rkf'nirpri  lünzugekommen ;  so  zu  8,  9 — 10,  10—15,  10—15,  11 

•    : .       LiO  hieroglyphische  Inschrift  einer  jetzt  im  Vatican  befindli- 

■  I  i   .  ue  nachBrugsch,  Gesch.  Aeg.  748  f.  genauer  und  richtiger 

._  1  ,'  I      ot,  —  26,  5  ff.  über  das  Wort  ^'Oototg  und  die  7  nach 

r  i  I>4itikuial^A  den  Aegyptern  unterwürfigen  Oasen  sind  Bmgsch's 


190 


B,  Stein,  Hero4ot,  nng.  \%  A.  ScheitidJer. 


Worte   aügeführt.  —  36,  8  wird   die  Auslassung    des    Artikeln 
begründet,  —  36,  25  Coei.  Aor.  gereclitfertigt  —  37,  5  Brügßch 
über   Ptah   uod   die   Etymologie   des   Naiiiena.  —  41 ,  2   ist   da 
Imperf.  statt  des  Optat.  gereclitfortigt.  Doch  findet  sich  auch  fa  de 
Anmerkungen  manches  j  womit  ich  nicht  einverstanden  sein  kaun^ 
80  z.  B.  die  Bemerkungen  zu  11,  6—14»  39 — 13,  16 — 14,  21  et 
Ich  hebe  ein  eclatantes  Beispiel  heraus.  4,  16  erklärt  nach  alten 
Herkommen  Stein  äitY,niQ((  als  anomal  couti-ahierte  Form  für  dtsyA 
7T£Q}]au.    Diese  Erklärung  entbehrt,  wie  ich  meine,  vollstäuJig  d#^ 
Begründung,    Betrachten  wir  den  Satz  naher:  a fr o^^oj^r/   rri*  i7 
Qii\  oy,iti^  zrji'  ayvä^ov  duxnsQ^t  fnal^v)v  cf^atu.  .  *Unabhän£  _ 
und  direct  musste  es  heissen  :  ittog  tijv  livvÖQnv  ötey./reQOh  Abhängig 
von  miogiovii  konnte  der  Coni.  delib,  gewiss  stehen  bleiben.  So  lehr 
schon  dje  Schulgmmmatik.  Wie  sehr  nun  gerade  iu  indirocten  Fra 
Sätzen   Herodot  die   unabhängige   Ausdrucksform  liebte,  beweise 
Stellen  wie  3,  22,  5—3,  31,  S—Z,  32.  10-3,  34,  13—3,  57,  11 
etc. ,  wo  überall  nach  einem  historischen  Tempus  der  Indicativ 
braucht  Ist,  d.  h.  der  Modus  der  unabhängigen  Kedeweise,  Nu«  mu 
man  überhaupt  gegen  das  sog.  fiit.  atticum  argwohnisch  sein,  denn  wi< 
^ Buttmann  P  391,  dem  auch  Cnrtius,  gnech.  Verbuni  II,  308  bei«^ 
Btimmt,  bemerkt,  „war  das  fut  att.  überhaupt  und  auch  beiden  V'erbeij 
tauf  ctLttj  stets  nur  eine  'Nebenform'  der  gewöhnlichen  sigma tischen 
lliildung  und  ist  von  vielen  Verben  entweder  vollständig  verschroÄh<| 
[worden  oder  erst  in  hellenistischer  Zeit  ausserhalb  der  correcten  Prosa 
I  aufgetaucht, "  Es  ist  also  gewiss  nicht  zu  billigen .  ans  unserer  Stelle  etti 
[sonst  unerhörtes  fnt.  att,  constatierenzu  wMillen.  Denn  die  Stelle,  djfl 
[Stein  aus  Aesch.  Fers,  799  anfuhrt,  beweist  nichts,  und  ebenso  ud^ 
glücklich  ist  der  Hinweis  auf  V,  43,  6  o  di  aAovaag  Tatra  i^ 

^^OJkhrm,   nigt^v  und  Vi,  82,  12   fial^ih'   di}   avvog   ovno    ttf^ 
M€tiQ£y,£tr.v,  du  ovr.  mqiu   lo  ^l/igyog.  Stein  will  an  beiden  Stelle 
^iö  cuqht  ein  Futururu  erkennen,  das  er  durch  eine  Menge  von  ;\xi% 
logen  Bildungen  zu  rechtfertigen  sucht.  Die  Analogie  würde  «^ 
zutreffend  sein,  wenn  atqiu  als  unzweifelhaftes  Futurum  überliefer 
wäre:  da  wäre  es  ganz  gut  zu  sagen ,  es  sei  gebildet  wie  aivr.ait^  in 
^Vergleiche  zu  alvimo  etc.  Allein  was  zwingt  uns  an  beiden  Stellen 
^  itiQhi  als  Futurtim  zu  nehmen  ?  Warum  könnte  es  nicht  Präsens 
'sein?  Weist  nicht  vielmehr  an  der  1.  Stelle  das  folgeude  lit*  r>p 
otiXkezm  entschieden  daraufhin,  dass  liier  wieder  die  nachlässigeri 
Form  der  unabhängigen  Hede  weise  vorliegt,  dass  demnach  aiQitt 
Präsens  ist?  —  111,  7,  /Avifaiiiiov^)  der  semitische  Ursprung  ist 
nicht  ausgemacht;    vgl,  A.  Müller  „Semit,  Lehnwörter  im  alt^eiil 
Griechisch",  Beitr  7.ur  Kunde  der  indog.  Spr.  von  A*  Bezienberg^r/ 
I,  p,  273  ff,  — 

Brönn.  A.  Scheindler. 


*)  Die  Schreibung  xn'afiiafiov  tnlt  einem  r  ist  gegen  die  EdschrJ 
AßR  bieten  ktimfitDuor,  ■ 


(7.  Prter,  Tacitus' 


V,  Ig.  Prammer 


197 


^Xnetii  Taciti  ÄgriCOla.  Erklärende  aiKi  kritische  Schulaus^be  von 
Dt,  Caj»!  Peter»  Consistorialrath  und  Rcctor  der  LanJesschulü 
Hort©  tPforta)  a.  D.  Jena,  Verlag  von  neinKinu  DulTl ,  1S76,  VI 
Otl  11^  iS.  2  M&fk  40  Pf. 

C^rrDt*liad  Tacitus,  a  Carolo  Nipperdeio  recugDitii^.  pars  quarta 
^gricoUm»  GermaniaiQ,  dialog-üm  de  oratoribus  continons.  Accedit 
io«ks  oominum.  Jicrülini  apud  Weidmannos  MDCCCLXXVI  (Juni).  V 
ttod   132  ä.  1  Mark  20  Pf 

Die  letzton  Jahre  haben  den  Freunden  des  Tacitus  mehrere 
rifteü  ober  Agricola  gebracht,  die  Zeugnis  ablegen  von  dem  ein- 
Bodtfii  Qod  genauen  Studium ,  das  die  VerfasBor  diesem  Werkchen 
I  jedtr  Einztdnheit  gewidmet  haben.  So  wuide  vor  kurzem  in  diesen 
Liieru  die  interessante  Aufgabe  des  Agricola  von  Urlichs  (1876 
G55)  besprochen.  Zu  ihr  gesellt  sich  nun  nach  kurzem 
annie  die  commcntierte  Schulausgabe  von  Ciirl  Peter.  Der 
Verfasser  der  „Geschichte  Bornas  in  drei  Bänden*",  der  trot« 
iien  Alters  noch  immer  rastlos  thätig  ist,  fühlt  sich  nämlich 
f  er  studierenden  Jugend  von  den  FrCicbten  seiner  langjährigen 
MMguüg  mit  Tacitus  etwas  niitzuthezlen.  Dass  derselbe  eingründ- 
Kenner  der  Schriften  des  Tacitus  ist,  das  bewiesen  schon  früher 
-f vollen  seiner  Geschichte  Rom's  in  den  beiden  AbtheUungen 
ndes.  Aus  denselben  geht  zugleich  hervor,  dass  er  auch 
Ifugbareu  Mängel  seines  Lieblingsschriftstellers  ein  offones 
Das  Vorwort  (S.  m —  VI)  ist  seinem  ganzen  Inhalte  nach 
:  mehi'  eine  Einleitung  zum  Agricola,  dessen  Lichtseiten  darin 
ii^iu^ier  gesetzt  werden.  Auf  die  Streitfrage  bezüglich  der  Tendenz 
icola  ist  in  der  Einleitung  nirgends  eingegangen,  was  jedenfalls 
kt  von  Seite  des  Herausgebers  war.  Wir  hätten  jedoch  in  einer 
eheii  Schulausgabe"  wenigstens  eine  Anmerkung  darüber,  ver- 
%iEad€0  mit  einer  Zusammenstellung  der  einschlägigen  Schriften,  er- 
WMteL  Doch  wollen  wir  mit  dem  Herausgeber  über  diese  kleina  Unter- 
toüniigafifinde  nicht  weiter  rechten. ')  Seite  TI  sagt  der  Verfasser,  dass 
^  gerne  noch  den  von  ürlichs  im  Vorworte  seiner  Ausgabe  bereits  fiir 
iM3  Jahr  1875  verheissenen  ansfflbrlicben  Commentar  abgewartet 
i  ^    raelbe  ist  aber  bis  nun  nicht  erschienen.  Die  Stelle  desselben 

b  lie  erläuternden  ßemerknngen  vertreten  zu  sollen  ^  welche 

(Jriichs  tm  Rheinischen  Moseum  1876  S.  515  ff.  veröffentlicht  hat. 
Wafl  den  Commentar  der  Peter 'sehen  Ausgabe  anbelangt^  so  ist  der- 
selbe mit  grosser  Sorgfalt  gearbeitet,  die  sich  allenthalben  in  den 
Koten  leigt.  Selbstverständlich  ist,  dass  die  Arbeiten  Anderer  gebüh- 
fVDcI  beöötzt  wurden,  wo  sie  nach  dem  ürtheile  P/s  eine  Berücksich- 


'  -^  >rr  der  Note  zu  quam  non  peti&sera  incaaaturus  gesagt, 
-t  die  jjanze  Schrift  eiplicite  oder  implicite  eine  An- 
i^t*^    K«  igt  dies  nur  vom  Anfange  und  Schlüsse  des 
iü  der  Verfasser    mit  den  citiertcn  Worten 
Jlu>i  I         nz  des  Agricola  gegenüber  der  erhobenen 

^«f «  bcMichoeti  woUte,  wissen  wir  nicht 


\m 


C.  Peter t  Tacitiifi*  Agricola*  aüg.  v.  Ig,  Prammer, 


tiguDg  verdieEteD.  Da  der  Horaasgeber  eine  erklärende  und  kritische! 
Schulausgabo  bieten  wollte,  so  kann  es  nicht  Wuoder  nehmen,  dasaj 
sein  Comnientar  zum  Ägricola  auBfübrlich,  nach  miserera  G-efakUl 
nicht  selten  zu  ausführlich  ist.  Er  sticht  sehr  ab  von  der  KQi-ze  anil 
Knappheit  des  Dräger'schen  und  Tücking'schen  Comraentar's,  midi 
erinnert  mehr  an  den  umfangreichen  Commentar  der  Kritz'schen  undj 
Pcerlkamp'scben  Ausgabe.  In  Bezug  auf  die  Constitution  des  Tex 
ist  der  Herausgeber  möglichst  conservativ ,  was  wir  für  eine  Schul-I 
ausgäbe  nur  billigen  k{>unen.  Doch  sah  er  sich  trotzdem  bei  dem! 
vielfach  corrupten  Zustande  der  handschriftUeben  üeberlieferung  zur 
Aufnahme  vieler  Aenderuugen  gezwungen.  Wir  gehen  nun  zur  Be- 
sprechung von  Einzehiheiten  des  Commentars  über. 

Der  Schkiss  des  ersten  Capitels  ist  bekanntlich  eine  schwierige! 
und  vielfach  besprochene  Stelle.  Es  kann  daher  Niemandeu  WanderJ 
nehmen,  wenn  wir  Peter's  Auffassung  des  nunc  vor  narraturo,  weitew 
die  Erklärung  von  opus  fuit  und  von  incusaturue  als  zweifelliaft  be-p 
zeichnen.  Er  belässt  passend  die  Worte  tarn  saeva  et  infesta  virtutibas| 
tempora  alsObject  zu  incusaturus,  während  Nipperdey  sie  durch  Int^r- 
punction  von  incusaturus  abtrennt.  Allein  dann  möchte  man  statt 
lieber  adeo  erwarten. ')  Die  lange  Schlussnote  zu  Z.  14  ist  gegen  dio 
Ansicht  E.  Hoffmann*s  gerichtet,  der  im  Ägricola  wesentlich  ein^ 
Apologie,  eine  Ehrenrettung  dieses  Mannes  findet,  —  cap.  5  Z.  IC 
ist  mit  Nipperdey  und  Halm  die  Aenderung  des  Puteolanus  iutercept 
statt  des  öberlieferten  iatersepti  aufgenommen.    Die  dazu  gegebe&e 
Anmerkung,  die  allerdings  auch  den  Plural  coloniae  und  exercit 
bespricht,  ist  ein  förmlicher  Excurs,  In  demselben  istS.  16  ein  falsch 
Citat,  denn  legionnm  agmen  steht  Hist.  I,  70  ün,  (nicht  71),    Aue 
bestand  das  30.000  Mann  starke  Heer  desCäcina  nicht  blos  aus  ei  um 
Legion.   Der  Kern  desselben  war  nach  Hist.  1,  Gl  allerdings  die 
21.  Legion.  ^ — cap.  8,  Z.  3  ist  in  der  Note  zu  ne  incresceret  aus  Ver 
sehen  rumor  statt  ardor  gebchrieben.  Die  gegebene  Erklärung  ist  diel 
Peerlkamp^öche.  —  ibid»  Z.  9  ist  es  uns  nicht  glaublich ,  dass  gestijjj 
einen  Gregensatz  tu.  dem  nachfolgenden  fortunam  bilden  soIL    Es  ist 
übrigens  die  ErklJlmng  der  ganzen  Stelle  in  Folge  des  aDgenommeneii| 
Gegensatzes  eine  erkünstelte.  —  cap.  11,  Z.  12  ist  es  wol  vergebliche 
Mibe»  dieüebedieferung  superstitionnmpersuasionezu  halten.  Nipper- 
dey klammert  die  Worte  als  unecht  eiu.  Dieses  drastische  Mittel  wendet! 
er  überhaupt  im  Ägricola  verhältnismässig  oft  an,  da  er  dies* 
für  stark  interpoliert  hält,  —  cap.  12,  Z.  3  behält  P.  die  tJeberli 
factionibus  et  studiis  trabuntar.  Vorzuziehen  ist  die  leichte  Aenderung 
von  Heinsius :  distrahuntur.  —  Dagegen  ist  Z,  7  passend  das  über- 
lieferte conventus  beibehalten  und  die  scharfsinnige  Aenderung  von 
Lipsius  (consensus)  ignoriert,  eben  so  von  ürlichs.  Nipperdej  bingegen 
hat  consensus  aufgenommen.  ^  ibfd.Z.  12  scheint  es  uns  doch  missUcb 


*)    Aehnlich    faust    Wci    die    Worte    tarn   saeva tempora 

selbstfitändigen  Satz  und  Ausrat 


C*  Prt^,  Tacitoa'  Agricola,  aiig*  v*  Iij,  Prammer. 


199 


mm,  bei  nee  occidere  et  eisurgere  sed  ti-ÄDgire  als  Subject  nicbt 

lu  nehmen,  sondern  solis  fulgorem  als  Subject  fortgelten  zu 

B.   Man  kann  docb  vom  Glänze  der  Sonne  nicht  sagen ,  dass  er 

lit  und  uotorgebt,  —  ibid.  ist  in  der  Note  zu  Z,  13  rechts  der 

ebier  umbrae  in  teiiebrae  zu  corrigieren.  —  ibid.  Z.  16  schiebt  P. 

▼ör  fecnndum  ein,  weil  ihm  das  Asyndeton  patiens  frugiim, 

i  ohne  einen  solchen  Genetiv  unerträglich  erscheint,  Aehnlich 

I  fcai  ßittj*r  in  seiner  Ausgabe  pomorum  patiens,  frugum  fecund  um  ge- 

Gogen  die  Peter'sche  Einschiebung  von  pabuH  spricht  das 

kküuijr(e:niii*  folgende  tarde  mitencunt,  cito  proveniuut,  das  wol  von 

Itldfmehten*  aber  nicht  von  Futterpflanzen  (pabalum)  gesagt  werden 

^hknn.  Ha  l\  dies  selbst  in  der  Note  zu  Z.  17  unumwunden  anerkennt, 

iO  müäüen  wir  ons  billig  darüber  verwundern,  dass  er  nicht  einfach 

Einschiebung  Bitteres  acceptiert  hat,  gegen  die  jener  Kinwaud  nicht 

rirfi4/b«n  werden  kann,  und  die  zugleich  eine  schöne  doppelte  Alliteration 

l9ei0t«  Koch  besser  ist  es  vielleicht,  fecundum  mit  Scheffer  als  unecht 

ikiaiiiinern«  —  cap.  13,Z.  11  wird  mit  Unrecht  die  Ueberlieferung 

Tii,  Ä-  veloi  ingenio  mobili  poenitentiae  bebalten,  eben  so  von 

It^ptrd^v.  £s  ist  wolmit  Urlichs  nach  dem  Vat.  B  mobilis  zu  schreiben, 

i  Aacli  ingenio  (das  nicht  in  ingenii  geändert  zu  werden  braucht) 

lliterpfuigieren.  ^  cap.  14,  Z.  13.  In  der  Note  zu  tirmatis  praesidiis 

d«r  l>nickfehler  propere  facere  in  properare  zu   corrigieren.  — 

cmp.  Ibf  Z<  7  schreibt  P,  wie  Nipperdej:  aJterius  manus  centuriones, 

Itefifl»  senro8  vim  et  contumelias  miscere.  Ueborliefert  ist  manum. 

-ttklirt manus  mit:  Werkzeuge  :=  ministros«  Halm  belässt manum  in 

'Btfiiiitung:  Schaar.  manum  ist  wol  zu  streichen. —  cap.  16,  Z.24 

Di  ft^itavit  eine  Bemerkung,  Beachtensweith  ist  übrigens  Mad- 

f§  «ben  80  leise  als  scharfsinnige  Aenderung  fatigavit.  —  cap,  17,  7 

i  wol  mit  Kipperdey  als  störende  Glosse  zu  alterius  ein- 

In  der  folgenden  Zeile  würden  wir  es  vorziehen ,  vor 

Iiüt4)iie  einfach  die  Lücke  zu  bezeichnen ,  statt  (wie  Peter)  sed 

iiDt  x«  schreiben.  Die  Note  zu  dieser  Stelle  enthält  zugleich  ein 

indem  er  '     ntin  statt  Corialis  geschrieben  ist.  —  cap. 

,  Zb  Sl  ist  es  w*  iliaft,  ob  unter  lectissimos  auxüiarium  die 

g«meint  sind ,  und  nicht  vielmehr  eingeborne,  ortskundige 

litr.  —  ibid.  Z.  28  erklärt  P.  per  officiorum  ambitnm:  unter 

iung    von    Ehrenbezeigungen  —  während   Dräger  es  wol 

Hgw  mit  ^naschen    nach  Huldigungen**  erklärt,  —  ibid.  Z,  33 

M  im  PolypU}ton  famae  famam  ohne  Bemerkung  und  ohne  Citate  ge« 

UM^o.  —  cap.  19,  Z.  17  ist  statt  dtü  überlieferten  ludere  nach  dem 

Tffidüagt  Hntter's,  den  auch  Nipperdej  acceptiert,  recludere  ge- 

KkmWa.  DieStelle  ist  vielfach  besprochen  und  geändert.  Wir  können 

küir  oklii  itlanben,  dass  sie  mit  der  Aenderung  recludere  geheilt  ist. 

«^capw  W,  Z.  12  behält  ?.  die  Ueberlieferung  illacessita  transierit, 

mi  sdti^bt  nar  mit  Fröhlich  \)  pariter  davor  ein.  —  cap.  22,  Z.  8 


')  Die»  iit  die  Angabe  von  ürlichd.  Halm  schreibt  mit  Nipperdej 
t  Cmtciiiebimg  Wcissenbom  zu,  Ritter  beiden. 


SM  C.  Pt^er,  TBciiui'  Agricok,  aog.  v.  Ig.  FrammBT^ 

ist  die  Erklirting  von  uam  nach  crebrae  eniptiones,  das  P.  an  sein 
Stelle  belässt,  wol  fraglich.  Der  lange  Escurs  über  die  angenommen 
praeteritio  soll  eben  dazu  dienea ,  crebrae  ernptiouos  au  seiner  nh 
lieferten  Stelle  zu  schütien.  —  ibid.  Z.  17  will  P.,  waa  Bchwerl« 
richtig  ist,  in  secretuoi  et  silentium  eine  versteckte  Beziehung  an 
Domitian  finden.  Diese  mösste  denn  doch  deutlicher  ausgedrückt  sein 
Und  was  wäre  mit  einer  solchen  Beziehung  för  die  Stelle  gewonnen  1 

—  cap.  25,  Z,  20  verdiente  die  Stellung  des  et  ipse  zwischen  de 
Ablativis  absol.  eiue  Erwähnung,  —  cap.  29,  Z,  13  ist  die  Note  ; 
triginta  milia  geg^n  ürlichs  und  Nipperdey  gerichtet,  ürlichs  schieb 
jetzt  centum  vortrigiuta  ein,  und  Nipperdey  schreibt  octoginta.P.önde 
in  diesen  höheren  Zahlansätzen  ^eine  kaum  zu  rechtfertigende  Will^ 
kör."  Auch  wir  halten  mit  P.  und  Halm  eine  Aenderung  für  unnöt 

—  ibid.  Z,  14  hat  es  der  Herausgeber  für  unnöthig  emchtet»  zu  crud 
ac  viridis  senectus  das  bekannte  Citat  aus  VergU  zu  bringen,  —  cap,^ 
Z.  13  ist  es  wol  misslich,  sinus  famae  zu  fassen:  die  Verborg^Ji 
vor  dem  Rufe.   Warum  nicht :  die  Verborgenheit  unseres  Rufes  ? 
erklärt  richtig  Dräger,  —  cap.  Sl»  Z.  20  ist  statt  des  überliefer 
laturi  geschrieben  :  bellaturis.  Man  soll  darunter  die  Römer  verstöhenl 
Es  wird  schwerlich  Jemand  die  Erklärung  Peter*s  acceptieren.  Nipper^ 
dey  schreibt  in  seiner  Ausgäbet  et  in  übertäte,  non  in  poenitent 
bellatui'i.  P*  billigt  diese  Aenderung,  die  uns  jedoch  in  ihrem  zweit 
Theile  geschraubt  und  gezwungen  vorkommt.  Auf  solche  Weise  wir 
der  corruptou  Steile  unserer  Meinung  nacli  nicht  geholfen.  —  cap. 
Z.  7  und  8  nimmt  es  uns  Wunder,  dass  Feter,  der  doch  umnittelb 
darauf  eine  corrupte  Stelle  kühn  und  entschlossen  ändert,  das  widert 
sinnige  Imperfectum  pellebantur  behält  und  ruere  als  Perfect  uimmt,j 
statt  einfach  Wex's  pelli  solent  aufzunehmen,  —  ibid  Z,  1 1  ist  mil 
dreifacher  Aenderung  der  verderbten   UeberHeferuug  geschrieben: 
novissimi  nimirum  et  extreme  metu  torpidl  deßxere  aciem  inhisvestigüs* 
Die  Aenderung  gibt  wenigstens  einen  lesbaren  Text.    Neu  ist  an  ihr,j 
60  viel  wir  finden  konnten,  die  Einschiebung  des  nimirum  statt  des  über-» 
lieferten  res.  —  cap,  36,  Z.  10  ist  in  der  Note  zu   in  arto  Z.  5  stall 
apto  zu  schreiben:  apto.  —  cap.  37,  Z.  16  ist  das  überlieferte  noteml 
(Vat,  B  hat  item)  nach  Hutter*s  Vors^chlag  in  identidem   geändert. 
Allein  dies  Wort  steht  hier  ziemlich  müssig.  Besser  scheint  uns  hier. 
Nipperdey  zu  verfahren,  der  die  überlieferten  Buchatabon  einfft 
streicht.  Man  vermisst  wenigstens  an  der  Stelle  nichts.  —  Den  Schlu 
von  cap.  38 ,  der  grammatisch  nicht  ohne  schweres  Bedenken 
läset  der  Heransgeber  ungeändert.  Nipperdey  hat  die  scharfsinnige* 
(doppelte)  Aenderung  Madvig^s  und  ausserdem  litore  statt  latere  mit 
der  editio  Puteolani  aufgenommen,  wodurch  die  Stelle  ohne  Anstos^ 
lesbar  wird.  —  cap.  40,  Z.  20  sollte  bemerkt  sein,  dass  auch  Cjcer<^ 
das  Particip  comitatus  mit  blossem  Ablativ  der  Person  hat»  wenn  beim ' 
Ablativ  ein  Attribut  steht,  so  pro  M.  Coelio  XIV,  §.  34  fin.  tu  alieutsj 
viris  comitata  und  Tusc.  V,  39  §.  113  puero  ut  uno  esset  comitationj 
Pamach  ist  das  in  der  Note  Gesagte  zu  berichtigen.  —  cap.  41,  Z.  ^ 


C\  P^Ur,  Tacitns'  Ägricotw»  aiig.  v*  Ig.  Piammcr. 


eoi 


-  •  '^-a  Erklärung  von  militarea  viri,  wie  sie  in  der  Note  gegeben  wird, 

rlich  richtig.  —  ibid.  ist  das  Citut  zu  expugnati  Ann.  I,  G7 

'    '    -      sp(\  zu  streichen.  Denn  daselbst  ist  eine  Wortver- 

men,  und  bestes  ist  Subject  zu  guccodeient, — 

Liü  *i>L  cap.  ^2,  19  die  Note  P.'ß  zu  famam  fatiunque  provocabat, 

nÄchst  gegen  Diäger  öich  richtet»  der  hier  unnötbig  ein  Zeugma 

cnt.    Tücking  ahmt  die  Alliteratioo  durch  die  deutsche  Uober- 

.^g  Id  gelungener  Weise  nach:  Ruhui  und  Ruin  erstrebeu,  — 

43,  Z*  6  ist  eine  vielbesprochene  und  vielfach  geänderte  Stelle, 

*  ;     '  '  liier,  wie  es  scheint,  nach  eigener  Vermuthuug  statt  des 

it}j^  .1  bis  oder  voUis:  quamvis.  Die  Aenderuug  i^t  zweifelhaft, 

i4i&  sokd^ia.  —  ibid,  Z.  13  steht  im  Texte  aus  Versehen  die  Aende- 

mBig  BroMiti's  habitu  (statt  des  überlieferten  aniuioj.    In  der  Note 

IßiiMCh  Tertheidigt  P.  die  auch  von  Nipperdevaufgenomniene  Aenderung 

i'-^f^f'^  sermone,  —  cap.  4o,  Z.  7  hat  Urliclis  die  Margimilnoto  des 

QfOß  Maoricum  Rusticumquo  divisimus  in  den  Text  aufgenommen. 

-  Lt  ^A'^i  F.  in  der  Note  zu  der  Stelle,  dass  diese  Worte  einen 

;rr  ij  Sinn  geben.    Er  hätte  noch  hinzufügen  können ,  dass 

;t  Casus  Wechsel  bei  nos — nos  die  Wirkung  der  Anaphora 

wird.  —  rbid,  Z,  20  verdiente  contigit  mit  dem  Infinitiv 

iirze  Not«.  Vgl.  in  dieser  Zeitschrift  1876,  8.  ö56,  —  In 

1  Capiteln  (43—45)  ist  wiederholt  hervorgehoben,  dass  der 

li'ue  Nachruf  an  Agricola  mehrfach  an  den  Nachruf  er- 

iLhen  Cicero  dem  von  ihm  übermässig  gefeierten  Redner 

i:Lwidmet  hat.  S.  105  ist  in  der  Note   zu  non  vidit  aus 

M.  Crassus  geschriebenp  was  der  Triumvir  wäre. 

12  —  119  ist  ein  Anhang  üb-er  einige  Eigenthümlichiieiten 

scheu  Stils  beigegeben.  Darin  ist  S.  118,  Z.  14  hae  statt  hi 

..^titt,  S.  121  und  122  enthalten  das  Namenregister,  und  S.  123 

jC  das  sprachliche  Register  zu  den  Anmerkungen.  Ein  Druck- 

Vnis  ist  dem  von  Seite  der  Vorlagshandluug  anstandig 

.  Werkeben  nicht  beigegeben,  wäre  jedoch  wQnschens- 

m^sth  g^me^i^ü,  da  eine  hiolängliche  Anzahl  von  Druckfehlern  steh  vor- 

faifll,  «Uruntdr  auch  sinnst^rende.    Einige  sind  bereits  angeführt 

voiAftti.  Wir  «rwähnen  noch  folgende :  S.  5  i.  d.  N,  r.  Z.  24   v,  n, 

*'♦•-*•  fb«  *einen*;  S.  7  i.  d.  N.  L  Z.  13  v.  o,  streiche  die  Worte  „die 

'iliQDg  von** :  ibid.  i,  d.  N.  r.  Z.  12  v.  o<  schreibe  „verbrannten** 

öc  «chii^be  Z.  16  nach  Standpunct  „ein**  ein;  S.  11  i,  d.  NJ,  Z.  11 

T,  o.  itmdie  „in** ;  S.  14  i.  d,  N,  r.  Z.  13  v.  o.  schreibe  „einem**  und 

1 15  T.  0.  .Hilitärtribunen**  und  „hatten'*;  S.  17  i,  T.  Z,  4  schreibe 

pftccfiuiQJtU} ;  S.  20  t,  d.  N.  L  Z.  8  v.  u.  „eroberte^  ;  S,  41  i.  d.  N.  r. 

k  18  n  II.  adireibe  ndass" ;  S.  72  i.  d.  N.  L  Z.  18  v.  o.  ^keinem«; 

S.TZ  u  4* N.  L  Z.  17  v.  o.  hoatis ;  S.  74  i.  d.  N,  L  Z,  13  v.  o.  streiche 

^jtm^;  8,  77  L  d.  N,  1,  Z.  22  v.  o.  achreibe  suam ;  S.  80  l  d.  N.  1. 

Z.  22  n  0.  schreibe  vereis  oder  pugnantibus  und  Z.  23  Bchiebe  „zu** 

f«r  i9trUir«n"  m\ ;  S.  62  i.  d.  N.  1.  Z.  12  r.  u.  schreibe  corpora; 


20S 


Nipper  dey  Coi-nelius  Tacitas,  ang.  v.  Ig.  Frommer  * 


S.  84  i.  d,  K.  1.  Z.  9  V.  0.  „des  ersten'';  S,  97  i,  d.  N.  r.  Z.  2  t.  ^ 

^dieses**  und  S.  99  i.  d,  N.  1,  Z.  1  v.  o,  quo. 

Das  vierte  Bändchen  der  Nipperdey'schen  Textausgabe  des  Ta^ 
citus,  das  die  kleineren  Schriften  enthält^  ist  bezüglich  des  Agrieoli 
bei  Besprechung  iler  Peter'scheo  Ausgabe  oft  erwähnt  worden.  Di^ 
praefatio  des  Werkchens  ist.  nachdem'N^ipperdey  am  2,  Januar  1878 
gestorben,  von  seinem  Collegen  Dr,  Biiriolf  Scholl  verfasst,  der  aac 
dem  verewigten  Kritiker  zu  Ehren  eine  akademische  Gelegenheitsr 
gehalten  und  im  Drucke  herausgegeben  hat.  Die  beiden  ersten  SchrLfieiii 
Agricola  und  Germania,  waren  beim  Tode  Nipperdejr's  bereits  drucM 
fertig»  eben  so  die  ersten  13  Capitel  des  Dialogua.  Den  Rest  musst 
Scholl  erst  nach  den  vom  Verstorbenen  im  Philologns  und  im  Rheitu«^ 
scheu  Museum  veröffentlichten  Abhandlungen  über  den  Dialogus  tnA 
sammens teilen.  Die  Ausgabe  des  Agricola  vi^n  ürlichs  ist  noch  th6il4 
weise  benutzt  worden,  manches  von  V.  Gebotene*  hat  der  Herausgebe^ 
absichtlich  ignoriert.  Bei  der  Textescoustituierung  für  die  GermauiJ 
und  den  Djalogus  stutzt  sich  N.  auf  die  kritischen  Arbeiten  von  Müllen 
hoff  und  Michaelis,  theilweise  auch  von  Meiser,   Der  index  nominaa 
der  zu  allen  vier  Bändcheu  gehört  und  von  S.  79 — 132  reicht , 
von  Elimar  Klebs  verfasst.  Mit  Recht  hebt  R.  Scholl  sowol  am  An^ 
fange  als  am  Ende  der  praefatio  dio  grossen  Verdienste  Nipperdey'i 
um  die  Texteskritik  und  Erklärung  des  Tacitus  hervor,  und  emptieh 
das  vorliegende  ßäiidchen  als  opus  postumom  dieses  eminentkTi tisch« 
Geistes  der  Pietät  und  der  dankbaren  Erinnerung  seiner  Leser,  In  < 
That  wird  Niemand,  der  sich  mit  Tacitus  und  der  einschlägigen  Lit 
ratur  beschäftigt,  den  Namen  Nipperdey*s  jemals  vergessen  kouneil 
Im  Folgenden  beschränken  wir  uns  anf  die  beiden  ersten  Schrif 
um  das  Referat  nicht  allzusehr  auszudehnen. 

Agric»  cap.  5,  Z.  15  ist  in  der  kritisÄieu  Note  nicht  an| 
beu,   dass   die  Aenderung  intercepti  von  Puteolanns  herrahrt. 
Dem  Schlüsse  von  cap.   10  ist  angereiht,   was  cap.  12  nach  unk 
versi  vincnntur  vom  Clinia  und  von  den  Prodncten  Britannien's  überJ 
liefert  ist,  und  der  erste  Satz  von  cap,  13.  Dieser  Transpositionsvor^ 
schlag,  dem  Nipperdey  beipflichtet,  rührt  von  Wex  her.  Befremd 
ist  dabei  jedoch  der  letzte  Satz,  der  bereits  die  Bewohner  chara 
fliert,  und  zu  dem  Anfange  von  cap.  11  ceterum  Briknniam  qui 
tales  initio  coluerint  nur  schlecht  passt.  —  cap.  14,  Z.  35  ist  passeä 
mit  Ritter  Q.  Veranms  geschrieben,  wo  mw  Veranius  überliefert 
Die  andern  Statthalter  Britanniens  werden  eben  auch  mit  zweiNam#i( 
genannt.  —  cap.  20,  Z.  10  hat  N,  nach  dem  Vorschlage  von  Lipsiii 
invitamenta  aufgenommen.  Urlkhs  schreibt  die  Aenderung  dem  Ae^ 
dalius  züt  eben  so  Halm.  —  cap.  33,  Z.  6  ist  das  zwischen  vlrtuti 
und  anspiciis  überlieferte  et  sehr  passend  in  vestra  geändert,  inde 
damit  die  widersinnige  Verbindung  virtute  et  auspiciis  imperii  Homa 
beseitigt  wird,  —  cap,  35  (S.  17,  Z.  34)  ist  die  üeberlieferung  canr« 
beibehalten,  welches  Adjectivum  wir  uns  von  Personen  gesagt  oieb 
denken  können.  Das  darauf  folgende  velut  wird  von  N.  eingeklammerl 


rd€^  C<»nieUQs  Tacitus»  ang.  t.  Jg,  Prammer, 


SOS 


Jia  rcmiisst  es  allerdings  Dicht.  Auch  Eist,  11,  14  med.  &teht  pars 

litfÄeonim  in  colles ©isurgeret  ohne  vekt.  —  cap,  36»  Z,  22 

si  die  oEsicnige  tTeberliefening  egra  diu  nach  eigener  Vermuthung 

I  Mgre  ac  dio  geändert.  Die  Conjectar  ist  dem  Buchstaben  nach 

ctBft  leiriitc  und  geluni^ene,  aber  zweifelhaft,  da  auch  die  beiden  in 

m  Häod^hrift  folgenden  Worte  gänzlich  corrupt  sind.  —  cap.  39, 

L  li  wird  der  Satz  uaui  etiam  tum  Agricola  BritaDniam  obtinebat 

*  *  eingeklammert.  Der  Satz  ist  allerdings  nicht  noth wendig, 

i5t  noch  kein  Grund,  ihn  zu  verdächtigen. 

u  3  init  sunt  illis  haec  qaoque  carmina,  N.  lässt,  was  uas 

jiimt,  das  unverständliche  haec  unbeanstäödet.  —  cap,  10 

£,  11)  lässt  N,  sed  ganz  weg.  Wir  möchten  es  mit  Thomas 

,  T  -  *.  AT^iötes  gestellt  sehen.  —  cap.  13.  med.  klammert  N,  den 

tz  ceterifi  (wir  ziehen  ceteri  vor)  robustioribus  ac  iam 

-     mtur  als  unecht  ein.  Man  vermisst  jedoch  den 

,  — cap.  14  med.  ist  das  überlieferte  tuentur 

u  Handschrift  in   tueare  geändert,  was  zu  all- 

22  fin.  ist  vor  retractatur  nach  Meiser's  Voi-schlag 

ti.  Wir  halten  diese  Einschiebung  für  eine  gelungene. 

..^.   .  .ö'^nden  Sätze  deliberant. . .  .possunt,  die  eine  Erklä- 

]-?s  Vorans  geh  enden  enthalten,  werden  wol  mit  Unrecht  einge* 

*^rt.  —  cap,  26  init,  werden  in  gewagter  Weise  die  Sätze  fenus 

t'      >       .  ,  vetitum  esset  nach  dem  V^orschlage  Anton's  als  unecht 

In  der  nächsten  Zeile  ist  das  überlieferte  in  vices  nach 

s  geändert,  welches  die  Bedeutung  von  vicatim  haben 

>iä»i  inuider  zweifelhaft  ist  cap.  27  tin.  die  Einschiebung  von  e 

-^--  ib  Germaniam  nach  nationes.  —  cap.  38  med.  ist  eine  cor- 

nple  Steile,  die  in  Folge  der  zahlreichen  Aenderungs-  und  Ausle- 

|uag!gtW8*iche   bereits   eine   ganze  Literatur  aufzuweisen   hat,    N. 

larfert  blas  das  überlieferte  vertier  in  cortice  und  religatur  in  religant 

"rstehen  oflfen,  dass  wir  auch  mit  diesen  Aendertingen  die  Stelle 

i^cht  verstehen.  —  cap,  45  init.  ist  überliefert:  illuc  usque  et 

tM»  Tf  r»  t4intum  natura,  ünnöthig  ändert  K.  vera  in  ultra  und  inter- 

ymogitit  nach  fama.    Warum  wurde  nicht  auch  et  vor  fania  gestri- 

cbn?  —  ibid.  Z.  20  ist  statt  omniumque  tutela  geschrieben :  omniqua 

Mda,  welche  Aenderung  wir  passend  6nden.   Es  ist  jedoch  weder  in 

to  kritischen  Not«  von  N.  noch  von  Scholl  in  der  Hubrik  addenda 

•i  c0fT4ffeiida  S.  VI  angegeben,  von  wem  sie  herrührt.    Nach  Halm's 

iigmb«,  der  sie  ebenfalls  in  den  Text  aufnimmt,  ist  sie  Leseart  gerin* 

ItTiT  UADdjichriften  und  zugleich  Conjectur  von  Lipsius*  Noch  besser 

^f.rf>*  (lg  g^'iB,  mit  Baumstark  und  ürlichs  hominomque  tutela 

rdibem  —  ibid,  Z.  34  ist  überliefert  quae  vicini  solis  radiis .... 

■Muuinr»  wobei  quae  grammatisch  und  vicini  sachlich  zu  beanständen 

hfL  Nip^erder  schreibt  quibus  sucina  solis  radiis  .  . .  labuntur,  wovon 

sodxuihtrerts  Anderwärts  aufgestellt  ist.  Dadurch  wird  die  Stelle  wenig- 


204     C  Jireöek,  Die  Heerstrasse  von  Belgrad  n.  C,  ang.  v.  TT.  Tomasehek. 

stens  lesbar  und  zugleich,  der  sachliche  Irrthum  von  Yicini  solis  ^)  be- 
seitigt. 

Die  Ausstattung  des  Werkchens  ist  anständig,  der  Druck  sorg- 
fältig. 

Wien.  Ig.  Prammer. 


Die  Heerstrasse  Yon  Belgrad  nach  Constantinopel  und  die 
Balkanpässe.  Eine  historisch-geographische  Studie  von  Dr.  Con- 
stantin  Jiredek,  Prag  1877.  Tempsky. 

In  dieser  fleissigen  Arbeit  hat  der  kundige  Verfasser  der  „Ge- 
schichte der  Bulgaren^  von  neuem  dargethan,  dass  er  zu  den  besten 
Führern  in  der  Geschichte  und  Topographie  der  Balkanländer  ge- 
hört f  indem  er  die  einschlägigen  Quellenwerke  aller  Zeiten  einem 
umfassenden  und  eindringlichen  Studium  unterworfen  und  zugleich 
die  neueste  archaeologische  und  geogi-aphische  Literatur  ausreichend 
verwerthet  hat.  Es  ist  in  der  That  keine  leichte  Arbeit  sich  in  dem 
allwärts  zerstreuten  und  oft  sehr  entlegenen  Materiale  zurecht  zu 
linden  und  den  wüsten  ungeniessbaren  Stoff  in  den  Rahmen  eines 
hübsch  geschriebenen  und  auch  dem  Laien  verständlichen  Büchleins 
hineinzubringen.  Wir  bieten  nun  in  Folgendem  einige  sachliche  Er- 
gänzungen, und  zwar  in  gedrängtester  Küize,  um  nicht  gegen  die  In- 
tentionen der  Zeitschrift  zu  Verstössen. 

Bei  Viminacium  (S.  16)  konnte  bemerkt  werden,  dass  durch 
die  Münzen  eine  16jährige  Blütheepoche  dieser  Colonie  bezeugt  isty 
die  mit  Gordianus  III.  beginnt  und  mit  Gallienus  aufhört.  Wie  es 
scheint,  war  Virninac.  der  Vorort  und  Sammelplatz  der  moesisch- 
pannonischen  Provincialen ,  die  dem  Ingennuus  huldigten  und  später 
die  Rachsucht  des  Gallienus  erfuhren,  „qui  Ingenuo  occiso  in  omnes 
Moesiacos  asperrime  saevit,  ut  plerasque  civitates  vacuas  a  virili  sexn 
relinqueret**.  —  Bei  Gelegenheit  der  Gleichstellung  von 'i^^wa  mit 
Raian  (S.  19)  bemerke  ich,  dass  ebenso  auch  Rasa  oder  Ras'  zurück- 
geführt werden  darf  auf  ^'Agaa  bei  Procop.  de  aedif.  p.  281,  48;  die 
wol  erhaltenen  Thermen  von  Nowi-Pazar  bezeugen,  dass  daselbst  zur 
Römerzeit  ein  Ort  von  Bedeutung  existirt  haben  muss.  —  Was  Nalssus 
oder  Niä  betrifft  (S.  21),  so  halte  ich  den  Namen  für  keltisch,  da 
zwischen  Naissus  und  Serdica  keltische  Stämme  nachweisbar  sind ; 
in  der  gallischen  Heimat  erscheint  der  Flussname  Nava ,  die  erwei- 
terte Form  Navissus  ist  bezeugt  bei  Consentius  (Ars  p.  2027  P.)  vgl. 
Zonaras  &  Theognostus  (Cram.  An.  Ox.  II  p.  72,  24):  Naiaog^  tto- 
xa^iog.  Deshalb  muss  wol  bei  Priscus  in  der  corrupten  Stelle  noUg 


*)  Freilich  wird  noch  von  einem  neueren  Herausgeber  erklärt: 
vicini ,  wenn  sie  (im  Sommer)  nahe  steht.  Baumstark  hat  in  seiner  Ausgabe 
ffegen  die  Handschriften  vicini  weggelassen,  ohne  in  der  Note  etwas 
darüber  zu  sagen.  Dagegen  spricht  er  daselbst  von  „selbst  in  das  När- 
rische gehenden  Versuchen  der  Kritiker.** 


Tw, 


.  i/ie  Ho<;rstra5se  ?on  Belgrad  n.C,  ang.  v.  TT.  Tomasdiek.    205 

Jr  ciXT^   rriii'  DJkvQtüv  Ini  *  davovßa  Kiifuvt^  jToiaftUf  gelesen 

•fr*f«n  ^;i#  A'f)r<7ti"a<r»  oder  i(f  o^uüvv^i^.   Unter  den  von  Procopius 

h*>n  Ot^hiet  angefnlirton  Castellen  Ijo findet  sich  aacU 

i  ndtmvBQ^  m\  thruk i scher  Niime,  Jer  atis  neiipers.  dus- 

mxk  ^Feind-  baktr.  dus-nmna  ÖvOf.ttvrfi  seine  KrkhTrnng'  findet  — 

OH  Jtm'ek  (S*  23)  übergangene  tnut.  ülmo  suche  icli  bei  den 

n  der  fcü  Stefan  Nomanjn  eroberten  Biilgareiivoste  Koz'l'  öst- 

'iiica.  —  In  den  Namensformt^n  von  Hemesiana  ist  eine 

'  Anlebnnng  an  die  ewige  Roma  orsiclitlich,  obwol  die 

I  dem  Orte  iien  Ürsjirutig  gaben.  —  Üie  in  der  xt^^^r 

gelegene  Ortschaft  ^YMVfißQft  (Procop.  p.  284,  47) 

Bin*Tt  an    das  Skombrosgebirge   so  wio   an  ^yAftßQot  *  ^Qqvxov 

HesTt^b.;  Naraen  aber,  wie  TovlyMßovQyo  n.  J^aatfidg/M 

gotischen  Kbing.   —  Die  Vermuthuiig  (S.  90) ,  das  Idrisi*s 

ova  (d.  !.  Betrowa)  mit  Pirol  zusammenfalle,  bat  viel  für  sich. 

!***  m  *»inein  Italien.  Itinerar  vom  J.  1534:  „passamo  Pirot,  che 

'  >  muratfl  ueila  forma  antica  de!  marrai  grosaissimi, 

[lerche  il  signoro  di  esso  era  nominato  Pietro"  ;  auch 

»lamiik  V  p.  52):  „do  Moraine  klisure,  po  Petrowa  polja, 

H   —  So  wie  Mediana  als  eine  villa  suburbana  von  Naissua 

tit,  80  möchte  ich  aceh  für  Serdica  eine  ähnliche  villa  Ciiesa- 

«t^aieren  in  dem  echtthrakischen  Gerasto  oder  Generasto  im 

h(Bodi>s.  I.  XVI,  5  a.  326  vgL  4.  lY,  11.  —  Die  mansio  Bu- 

giÄca  (S.  29)  finde  ich  auch  in  der  entstellten  Seh  reib  wei.se  Bovya- 

fiüi^n  ffit  rtQfta  bui  Procop.  p.  282,  32.  —  Die  folg.  mnt.  Sparata 

rto),  oberhalb  des  heutigen  Wakarewo  oder  Wakarel,  er- 

(?n  historisch  berühmten  Spartacus,  der  nach  Plut  Crass. 

ij  Ö^^f  Tov  vuimAiVMv  yh'ovg  war;    ancli  eine  nohg 

.]  nach  Era^tosthenej>  bei  Steph.  Byz.  ^iraQTa/.og  geheis- 

DeutuDg  ans  iranischem  Spracligut  ist  auch  hier  nicht 

j  es  von  baktr,  9püra  ^Schild**  oder  von  (,^par  „sich  sper- 

1   ^anfbrauiiien**.  —  Ptolemaeus  verlegt  in  den  westlichen 

üilkan,  also  in  die  Defile*s  von  Ichtiman,  Zlatica,  Etropol  und  Tete- 

t«,   die   den  Bessen  benachbarte  ar^atiffia  OmSt-Kf-m/J}^  tind 

^kaimr  Siim^  hat  jüngst  eine  schöne  Bestätigung  gefunden  in  den 

'   "'        '   '       *'     iilin  gefundenen  Inschriften,  worin  n.  a.  CH'ES 

ui«)  genannt  ei^cheinen ,  aus  dem  echt  hessisch 

rA-PARA;  vielleicht  gehören  auch  manche 

ifon  Oertlichkeiten,  wie  CTOTIE-GERO  fvgl. 

h.    Hieros.).    VEVOCASA    (vgl.    ponte    Ucasi,    ibid.), 

. . .... .  .-..ÜMANE,  TIYTIAMÄ  (für  Oacama),  ZBVßYLO,  ARDILA 

HC,  In  dieselbe  Strategie,    Der  Name  VICO  LISENON  gemahnt  an 
fit  lieaslscf  i  •  LissRS  oder  die  spätere  Bonamansio, 

r^M  tteriale  Ober  Philippopolis  (S,  41—44)  hätte  für 

4r  i^Ua.H  vollstilDdiger   dargelegt  werden   können;    so 

Li  .       M  Kiii.^QiltJta  livO^ta  und  die  ffvXi]  Kiviqtaiunf  so- 

wie die'W^  A^taxrivt)  ©ine  Erörterung  verdient,  BeiJord.  de  sncc. 


206    C.  Jireöek,  Die  Heerstrasse  ?on  Belgrad  n.  C,  ang.  v.  W.  Tomasdtd^ 

begegnet  die  Namensform  Pulpadena  (Var.  -deva) ;  lässt  sich  daraus 
etwa  gar  ein  Uebergang  zu  dem  balg.  Plowdin  Plowdiw  entnehmen? 

—  Ob  dem  alten  Flussnamen  Syrmas  Sermius  gerade  der  Fluss  von 
Stanimak  (S.  44)  entspricht,  kann  bezweifelt  werden  ;  ich  denke  eher 
an  die  Gjopsa  oder  den  Fluss  von  Koxfjig,  der  im  Unterlauf  auch 
Strema  heisst.  Ein  anderer  Nebenfluss  des  Hebros  war  äer^l^Qiaßog, 
an  dessen  Ufern  die  KeßQtjvioi  QQ^xeg  sassen  (StraboXin  p.  590c); 
merkwürdig  anklingend  ist  der  heutige  Bergname  Ariswanica  im 
Orbelossystem.  —  Hinter  Philippopel,  etwa  in  die  Nähe  von  Gillis, 
ist  die  romantisch  gelegene  Ortschaft,  die  den  lat.  Namen  SALTVS 
führte  und  die  in  den  Acta  SS.  die  XV.  Sept.  erwähnt  wird,  anzusetzen. 

—  In  den  thrakischen  Namen  auf  -sura ,  wie  Carasura  (S.  45)  oder 
DIIESVBE  (inscr.  Esquilin.) ,  bin  ich  versucht  baktr.  9ura  „stark^ 
zu  erblicken.  —  Die  Form  Opizo  (S.  46)  hat  weniger  Gewähr  als 
Pizo,  zumal  der  cod.  Escorial.  des  Itin.  Ant.,  der  auch  sonst  ganz 
allein  die  richtige  Lesart  bewahi*t  hat,  die  letztere  Form  bietet  und 
Procop.  de  aedif.  p.  305,  41  Tliv^og  schreibt,  worin  vielleicht  thrak. 
pinza  „rothbraun,  falb^  steckt;  die  Subscript.  im  Cod.  Theodos.  4, 
VI,  10  &  8,  VI,  22  hat  schon  Wesseling  als  für  die  Frage  wenig 
entscheidend  dargethan.  Im  Itin.  Hieros.  ist  maus.  Pizo  m.  XI  hinter 
Carasura  zu  ergänzen;  die  hierauf  ausgefallene  mut.  supplire  ich 
mit  dem  zwischen  Tlivtpg  und  ^'AqCov  bei  Procop.  de  aedif.  p.  305, 
32  angeführten  TovXeovg,  wobei  an  Tvhg  und  die  keltischen  Tyleni 
zu  erinnern,  mit  der  Distanz  m.  VII;  endlich  folgte  die  mans.  Arzo 
m.  VI,  auf  die  das  Auge  des  Copisten  fiel,  als  derselbe  die  mans.  Pizo 
einzutragen  hatte.  —  Nach  den  Acta  S.  Alexandri  lag  von  Carasura 
m.  p.  XVin  entfernt  die  alte  makedonische  Colonie  Beroa,  bis  wohin 
nach  dem  Itin.  Ant.  p.  231  von  Castrazarba  aus  m.  p.  XXX  gezählt 
wurden ;  Ansbert  zählt  von  Philippopolis  nach  Veroi  {BeQorj)  zehn 
deutsche  Meilen.  Letztere  Angabe  passt  voi*treiflich  für  das  heutige 
Eski-Zagra ,  woselbst  Skordelis  mehrere  griech.  Inschriften  und  alte 
Ueberreste  vorgefunden  hat,  während  die  Distanzen  der  Itinerarien 
eher  nach  dem  südwestlicher  gelegenen  Gubät  am  Ak-dere  oder  nach 
Iskenderly  am  Sögüdlü-dere  zu  führen  scheinen.  Beroö  führt  in  dem 
Handelsdiplom  Asen's  11.  den  Namen  Borui,  vgl.  Luccari  p.  64:  Fi- 
lopopoli  Borui-grad  &  lambol.  —  Für  das  bulg.  Klokot'nica  (S.  98), 
j.  Semidze,  finde  ich  ein  älteres  Zeugnis  bei  Eustath.  ad  Dion.  Per. 
298 :  17  ^PodoTiT] ,  onov  xal  fj  vvv  ovo^aCp^ivrj  KloTLOtivizl^a.  — 
Jiredek's  Vermuthung  (S.  97)  dass  Bandoucy  des  Ansberts  das  heu- 
tige Vodina  bei  Stanimak  sei,  theile  ich  nicht.  Ich  ziehe  die  Leseart 
Brandovey  Brande voi  (Canisii  Lectiones  III,  2,  p.  511)  vor,  d.  h. 
Branjewo,  und  erblicke  darin  den  bulgaro-slowen.  Namen  von  ^Tm- 
fioxog  selbst.  Auch  Mniaövog  des  Kantakuzenos  (II,  p.  406)  ist 
nicht  Vodina,  sondern  irgend  eine  andere ,  schwer  zugängliche  Posi- 
tion der  Rhodope,  dem  bulgar.  bednobed'nü  („schwierig,  dvaxohog'^) 
entsprechend.  Koavi^og  dagegen  kann  Kosnica  an  der  oberen  Arda 
sein.  —  Ansberts  urbs  Pernis  scheint  versetzt  für  Persin ,  bulg. 


GL  JtreceA,  Lh^  iitw>ifa8$e  von  Belgrad  n.  C.#  aag«  r,  W.  Tcmmcheh    t07 

?ra--iTi\  ff      -     *,^  bei  Nicet.  Choii..  nnbekaüntör  Lage.  —  Das  von 

'    '>^^  it^  ntiQiiZfj^  kenoe  ich  nicht;  es  scheint  da  eine 

^    Uiit    i/e^irWi;;  (Amia  Coinnena  I  p.  442  Schop»  «fe 

1.  das  zwischen  Nis  iiudSotfa,  etwa  bei  Praca  an  der 

'  Aicka,  anzusetzen  ist^  zu  obwalten*  —  Die  Gleichstol- 

lert's  ScibentiuD   mit  BaCkowo  hat  manches  für  sich; 

■^'4  bnlg.  Skriwenica  gelautet  haben,  wie  noch  beute  ein 

u  i'rn  heisst.  —  M*niak  ist  wol  das  heutige  7ialawKaa- 

ji'  T  hiRarlyk  bei  Hidta  am  rechten  Ärdaufer.  wo  viele  Ruinen 

Aini  "ZU  finden.  —  Der  Episkopalsitz  yfevxt]  (S.  73)  ist 

-iii  'las  nw.  von  Adrianopol  am  Westabhang  des  Mandra- 

bnir  gelegene  LewkL 

Bm  der  Darlugnng  der  Alterthümer  von  Hadrianopolis  ver- 
mittle eme  Erwägung  die  Notiz  bei  Steph.  Byz.  v.  Fopeii;  (Eust  ad 

rojroXira^  toitov^  hxt)^aav.  Ob  eine  Vorstadt,  ein 
i\  Colonie  YjQtatiag  so  hiess,  weil  neben  den 
pto  <vr  aus  lopi'Oi  hierher  w^aren  verpflanzt  wor- 

iföjf     7ai  dem   bossischen  Namen  üscudama  vergleicht  der  Verf* 
m  u.  125)  das  iazygische  OiGKanoy;  m  beiden  vergleiche  ich 
itM.  ü^kA  ^ragend,  hoch/  —  Bemerkens werth  ist  der  Irrtbum  der 
Chronisten  (I#eontius  p.  387,  Symeon  p.  68ö  etc.),  welche  die 
out  dem   'l-taZo^  verwechseln  ;  denn  dass  der  *Liqiitßoi^  oder 
^A^iau»^  ^  Qndza  bex*>tron  werden  mus«,  erhellt  ans  Herodot**» 

i\5*2  l4i^  od  aus  AKTACU  (Tab.  Peut.  GZ.  18G7,  S.  705), 

I  t^i^bi^i  au  der  obereu  Tundta  zwischen  Kezanlyk  und  Sliwen^  wo 
l4qtcL%iiH  oder  ^gtctxoi  süssen.  Die  Arda  dagegen  heisst  bei 
Ij^itta.  B.  C,  rV,  103  AQTTiflooq  und  0ndet  sich  erst  bei  Kantaku- 
,1329  (I  p.  398  falsch '^(J^a)  der  spiitere  bulg.  Kame^i^^da 
fdßrDi  noch  jetzt  an  der  Quelle  gelegenen  Bulgarendorft» ;  vgl. 
^Iittos  (I  p.  VM  a.  1705)  :  ^nous  passames  la  montague  de  Ton- 
Dc :  au  pied  est  le  village  de  Tos-bourouu ,  et  tiois  heures  apr^ 
♦j  o«lai  de  Hardes,  d'oü  prend  son  nt^m  JaHardeme  riviore,* 
,  'J9  tragen  wir  die  Bemerkung  nach ,  dass  sich  das  Gebiet 
v«ft  Adfiaaop^l  in  byz.  Zeit  nach  SO.  bis  zum  Fl.  von  Taurokomos 
L  dem  unterlauf  des  Ergine  vom  Einfluss  des  Kutelydere  an  or- 
te ;  Vgl,  Pactum  AdrianopoL  a,  1*206:  ^nos  Marinus  Zeno  Ve- 
Potetaa  concedimus  (Theodoro  Vranae)  pertineutiaui  Adria- 
i  cum  omnibaa  suis  pertinentiis  usque  ad  ipsum  tluvium  de  Tau- 
»*:  vgL  Tav^^io^wv ,  Castell  neben  A/xr^,  bei  Procop.  de 
f.  :iOr»,  Anna  Com«,  p.  279  Ptiss,  k  l  p,  358  Schup.,  Nicet. 
^^16  OBd  bei  Satbas  Ip»  80;  -^ttfluÖtov  ij  IdXhtyr^  %u%a  ti^y 
"  a^r   w^uviiV*    jQ^QQÜ    öi    «tT/;    fiOTafwg    Tavgimoiiif}^ 
HP.  —  \N>il«'r  'J[^^i*tt    \aQio{7io?ug  (Khalreboli)  lagen  mehrere 
mtfif'  im  fe>u*  Castell  ndtufiloi,,  dann  KniXi^  (t]  ini- 

•UV  ^^  Parti tiu  It^juianiae  a.  1204»   i]   roi   KovXtj  >ToXix' 

Not  AniA  ikraiiu,  cifitas  Culo»  dicta  b.  Anäbertiut),  ferner  ^xorci- 


SÖ8    C.  Jirecek,  Die  Heef 


on  Belgrad  n.  C,  an^.  v.  TT,  Tomaschek 


i'og  (j.  Iskadin)  und  KoTTQlvög,  und  an  der  Mündung  ütjs  Paudia^ 
dere  das  Castcll  HovrCct  (jioh'xyiov  ti  IJoviLr^g  AnnaComn.  p,  278j 
279  Poss.,  Nicet.  p.  78,  74,  pertinentia  Puüis  et  Nicodemi  in  de 
PaTtitio  Roinaniae).  Das  Tenitorium  südlich  von  üznn-köprfi  am  Er^ 
gine  bis  Mal^hara  (MByahj  KctQva)  und  Keaan  (Kiaao^)  i 
gfjns  1)18  bente  noch  nickt  genügend  durchforscht.  —  "    Die  j 
'dUus  (Var.  —  cJ^'^^f^y),   sagt  Jir,  (S.  49),  kommt  in  Thrakien 
sehr  oft  vor,  ihr©  Bedeutung  ist  aber  bis  jetzt  nicht  aufgehellt*':  ancfa 
Eoesler  (GZ.  1873  S.  112)  weiss  keine  Erklärung,  Und  doch  ist  go 
rade  dieses  Appellativum  aus  iranischem  Sprachgut  vortrefflich 
deuten  —  eiü  neuer,  unzivcifelbafter  Beleg  für  die  auch  von  mir  mllj 
Tiiatsachen  verfochtene  Ansiebt ,  dass  dat^  Tbrakische  ein  specil 
iranischer  Dialect  gewesen  sein  musste!  Ich  verweise  auf  neupers,! 
„Veste,  Burg,  Scbloss**  (altpers.  dtdä,  aus  dlzil,  baktr.  daeza  ,Äuffl 
wurf,  Uniwaihing,  Deich**,  skr.  dehl  telxog,  roTx^c,  Wz,  dib  bakirj 
di«  v,aufw6rfen^),  das  in  der  topographischen  Nomeuclatur  Iran*« 
häufig  vorkommt ,  und  mache  auf  das  cbaraktcrische  t  aufmerksa 
das  in  den  iran.  Dialecton  regelreclit  für  skr,  h  gr.  x  auftritt, 
dem  lieutigen  Bunar-hisar  findet  J.  (S.  bO]  mit  Recht  das  byz, 
titg,  —  eigentlich  Bgiütg  ?;  fiiyaXr^,  zum  Unterschied  von  dem 
ter  nach  S\\\  an  der  grossen  Strasse  gelegenen  BQvotg  i;  fiiv 
Ich  füge  hinzu,  dass   das  heutige  Jena  zwischen  Bunur-hisar  us 
dem  Monastirdere,  in  der  Partitio  Romaniae  a.  1204  als  eine  zu  de 
t*>^j(fa  BQVfTewc  gehörige  hrlü^tafug  erscheint,  unter  dem  bibliscbÄiJ 
Kamen  Ihrva  „Ilöllontbal**  (hehr,  gehinnäm  „Thal  des  Wimmeru^*^ 
wo  dorn  Moloch  Kinder  geopfert  wurden).  Das  in  der  Richtung 
Wlza  (BtLvt/)  gelegene  Sarai  muss  das  byz.  &€oö(oQor.'ioXig 
der  nahe  gelegene  Ort  Karabicik  ist  vielleicht  das  Bisthum  Ka^ßi* 
Lt7^.  Gegen  Adrianopel  bin  lag  TQajrn-ßitvi}^  vgl.  Tarpo-dizo  x\%4 
Itiuerarien.  —  Das  heutige  Kirk-kilisse  „Vierzig-Kirchen'*  halto  ich 
für  IlQoßnToi   y,aaTQnv  (Not.  episc,  3,  5H8,  10,  672,  vgl.   Ma* 
vaiT^l  o  ffgofiaiov  n.  880  Harduin.  VI»  1  p.  216),  das  von  Theo^ 
phanes  p.  772  mit  Niy.aia  zusammen  erwähnt  wird,  mit  2yM:n^JL*i 
in  der  Vita  Euaresti  a.  844  {noXiyriov  n  SqavitY.ov  SJ^oßaToi  . 
yofitroy ,  .  ,h'  r/itift  Icyoittvii/  ^xoniXtp  etc.)»  und  nicht  verwech- 
selt werden  darf,  wie  dies  u.  a,  von  Golubinski  geschehen,  mit  f% 
IlQoßaTOvg  od.  Prawady,  dem  alten  Marcianopolis.  Der  Fluss  Tek 
dcre  scheint  in  rot  äyloi  FHüQylov  ^my.tov  bei  Theophan.  ]>*  723 
zu  sein.  —  ISiQyhzlliov  des  Kantakuzenos  findet  ,Tir.  (S,  102)  ii 
dem  heutigen  Istrandza  wieder.    Ich  fögo  hinzu,  dass  das  ültes 
Zeugnis  für  diese  abgelegene  Position  tn  der  so  merkwOrdigen  MÄr^ 
tyrerlegende  des  Philippos,  Bischöfe  von  Heraklea»  vorliegt,  vfoth 
es  heisst  (Acta  SS.  die  XXIL  Octobr.,  tom,  IX,  p.  548  nota  eoc)i 
sed  paulo  post  ad  oppidnm   (naontem?)  SERAGENTIYM  latitandJ! 
causa  se  contnlerant.  In  ein  noch  viel  höheres  Altertbutn  ' 
wir  die  Geschichte  des  Ortes  versetzen,  wenn  wir  mit  dem  ^ 
Demosth,  XVIII,  §.  27  in  ^egy^wur  das  alte  tbrakische   Ei^yton 


rt,  Vit  H^ntT%$9<*  von  Belgrad  n. C.» uif.  r  W,  Tonioschek,    2W 

ückefl  dürfteo,  Ailerdiugr^  mochte  das  an  Scbiffbauholi  ergiebige 
^hiet  ^cboD  iu  der  uiakcMion.  Zeit  Wichtigkeit  besitseD;  auch 
it  för  dai^  »ikeliscbe  ^E^yhiop  die  parallele  Form  2'f ^/^'it/ov  ; 
I  hi  la  bedachten ,  dass  aitf  der  hrMrhäteo  Koppe  des  Istraadta- 
h^h  der  ahberQbmte  Strom  ^ygiavrjg  oder  'BQ}'irog  entspringt,  wo- 
«il  'B'/^o^r^  lautlich  lusamineuhängt.  Gleich wol  scbeint  die  Notit 
4w  ScbcliA^i^n  auf  keioer  alten  Autoritilt  zu  bemhen,  und  scheint 
bgiallt  Tielmehr  weiter  an  der  Propontisküste  gesacht  werden  vi 
—  I>ti^  nach  Zerstörung  Ton  Druzi-para  entstandene  Ml' 
Ux      *  I S.  100)  existiert  noch  heute  nnter  dem  Namen 

lilii  0ttJ  Karidtiran ;  Dnkas  p.  313  nennt  den  Ort  tum  letz- 

iBSftla*  Die  foli^ende  mnt.  Tipso  des  Itin.  Hieros.  (S.  51)  (?rbält 
4m  «Mut  BoifttätiguDg  durch  ein  auf  Herodianos  zurückgehendes 
Iwglit  io  Tbeognoati  Canones  (Cram.  An.  Ox.  11,  p.  77,  1):  Tii/'og, 
{  müj^  '^  '  'i^  be  Bildung  ist  ra  Nnpa  (vgl.  Tpa-i'ii/*o/  Xen. 
AaabL  \  der  Volksname  yfadtxlmi  Theopomp.  b.  8teph, 

BfL  —  US  (S,  51),  j»  Corlu,  einem  uralten  Thrakersitz, 

tflii»  .  'it  dem  it*Charakter  aus  dem  Itin.  Hieros.  Im  er- 

wMlüiin,  wo  des  cod.  Veron.  Tunurollo,  d.  i.  TzoroHo  bietet:  vgl. 
SaÜap  "  ^  '-yoniXog'  niXiQ  Ö^rxixiJ,  17  jrapa  noXXolg  7t[r)i^- 
^"iXf  17,-  ^  Acta  S.  Alexandri:  ^maier  ad  eum  locum  veuit, 

fiiZ0l£Ul4>b  ücebatur.**  Ueberselien  wird  meist  auch  das  Zeugnis 
Im  Fmc0)i.  B,  Got.  Ill»  38:  nav  Itttix^/I'  y^antXoyiov  oi  h  ^iXov^ 
^orAiv  ff^  iv  O^^cAff  ffQoiQtii/  fK  jtahtun  Sö^vitm  noXkol  Te 
im  Afitfroi  m%€t;.  Byi,  Formen  sind  TtoiQovXorj  'IXovqov)uü 
ypH^fonlr^.  Zu  Grunde  liegt,  wie  es  scheint,  ein  Flussname»  obwol 
mtpilm  iWt  der  Name  S^^^oytipag  für  den  Cor!u-aü  auftritt;  vgK 
latiillniis  (BoQcalli  11,  p,  305):  ^bellum  contra  Bulgare»  Thra- 
mm  4#vaMa]iios  luita  Zorlam  fluTium  eonsertnm^^  k  lordan.  de 
4MC  (fi.  240li  Hmut.) :  ^cum  Aristo  ad  Zorlam*"  a.  499.  Dazu  stimmt 
l€r  Flmmusf  Zyras  bei  Krunos ,  Flin.  IT,  §.  44,  vgL  g.  45  Zuras. 
—  Bti  Bo^diiu  (Ö.  51)  wüge  ich  die  Deutung  ^Wasserburg "*,  indem 
1«^  ridil  wol  aus  tbrak  phryg.  ßidv*  ro  rd<«>^  entstanden  sein 
tut.  irtraie  so  wie  im  gilantschen  Dialect  ein  ursprüngliches  vada 
iii;&da)  »ich  zu  bayah  byah  bai  «Strom**  umgewandelt  hat  —  Kli- 
Vmji  und  deutet  Jin  (S,  101)  als  „schöne  Quelle",  nach 

hmtü  .1  Vor^nsfe:  auch  ist  in  der  That  eine  dorische  Form 

m^äfm  iMif  dif^*  ti^  recht  wol  m/^gUch,  wie  auch  in  Ja- 

MUmnmUi  eim   uv\'  gnet.    Da  jedoch  das   Cbron.    Pasch. 

.  7  a.  bB^J  Kükofi^ta  schreibt,  was  wie  das  benachbarte  ^tjXi^fi- 
,i#ia  4MB  tiirmk,  AppoUatirum  —  (i^(x  „Stadt.  Veste**  enthült,  und 
^iiDardaiiiiii  Hn  paiiuiischer  Stamm  i^aldfföiöi  begegnet  (Strab. 
,^A<^.  316>.  n,     '  ^iine  für  thf;iktt?ch  "gelten.  Die  Schreib- 

I  ralaß^t  1    Att.i)h>t:i  \\  2H\^  fnhrt  im«»  auf  den 

^  OnGr  rroTö- 

takKiwm  /  ^101) 

I  tUtk%  «r»t  itater  K.  Manrikios  erwähnt,  sondern  kommt  schon 


f   A  teWn   U/a«.  tir7$^    flJ   tUfi. 


U 


SlO    C*  Jirecekt  Die  Heerstrasse  vom  Beilud  n.L^,  ang.  \\  ii^  foma^ 

bei  dem  sogen,  Skylax  §.  $7  vor,  wo  Jafiipo^  tdxog  »ach  Stopbj 
Byi.  in  JavHov  tüxog  zu  corrigieren  ist ;  bei  den  Bji.  finde; 
ßicb  auch  die  Formeö  Jaiivtov  ood  Javetov.  Ich  suche  de»  Or 
bei  Eski-Erekii-Ciftlik  an  der  Haimyrosmündung.  —  Dio  mittelulter* 
liehe  Form  Salembrie  (S.  101)  scbliesst  sich  an  Salambria  des  Itia,^ 
Hieros,  ao ,  auch  im  Cod.  Thoodos.  103,  XII,  1  a,  383  ist  Salam* 
bria«  zn  lesen  für  Salaraariae,  da  11,  XVI,  5  in  Constautinop«!  da-^ 
tiert  ist  Die  Italien.  Seekai'ten  bieten  überdies  Solumbria,  Silunbrii 
—  Für  das  spätere  Dasein  der  maus.  Melantiada  MEkavitvtg  (S.  5^)1 
ist  von  Belang  die  Bemerkung:  des  Suidas:  MeXavtiag*  (  vCm 
naQa  noXXöig  Uyofitvt}  Miluiagi  daher  ist  Melintiana  der  TabJ 
Peut,  nicht  gani  zu  verwerfen,  Kantakuzenos  (a.  1355)  fand  dil 
Gegend  am  Melag  noTafiog  und  am  ^Ad%qag  voll  Eninen  (i^intc 
nalXa  tfjg  n^r^v  oimnidag)\  er  erwähnt  M/rgat;,  eine  r,miif^ 
teiuXio^ivt]^  das  jetzt  so  oft  genannte  Oatahita,  worin  wir  ein^ 
Spur  der  alten  Villa  Caesariana  Melantias  erblicken  dürften,  wen 
nicht  schon  a.  787.  880  ein  i/riGKOirog  Miiqiüv  bezeugt  wäre.  FUf 
den  Athyrasfluss  ist  die  Erwähnung  des  alexandrin,  Dichters  Ea-- 
phorioa  (Steph.  Bjz.  p,  35  Mein.)  von  classischem  Werthe:  v6am 
ityrjariog  dfi£ioafi£vog  A^vqao.  Die  abendJänd*  Namensform  Ka^ 
iura  (S.  102;  auch  bei  Albertus  Aquensis  VÜL  p.  316  k  Innocent 
Fapae,  epp.)  entsprang  aus  dem  vulgären  Ausdruck  iv  l4^v^,  v  \ 
^itüQif;  bei  Idiisi  ist  Batura  gleichfalls  aus  Natura  verschriebflnj 

Dewno  hält  Jir,  (S.  146)  mit  Blaramberg  für  Marci;! 
ich  selbst  habe  die  Rainen  von  Prawady  dafür  gehalten  mvi 
Dewno,  was  von  slav.  dewa  iraQ^ivog  abzuleiten  (vgL  „ii  fiume  De^ 
vina**  Luccari  p,  94),  für  das  alte  Ilaq^evortoXig,  das  Lucullus  73 
V.  Chr.  einnahm,  erklären.  Für  den  altthrakischen  Namen  von  Mät- 
cianopolis  halte  ich  das  bei  Eutropius  genannte  Burxiavo  (Böi^tiam^y 
was  mit  pers.  burz  „Anhöhe"  zusammenhängt,  Plinius  IV,  §. 
kennt  ausser  Parthenopolis  in  dieser  Oegend  noch  Gerania  (byi.  Tc^ 
^via)  Eumenia  Libystos  (vgl.  "^PoißoWTa  Procop-  d.  aedif.  p,  308 J 
i)  u.  a.  —  Was  den  dritten  und  vierten  Pass  betrifft,  so  dürften  diQ 
Routeu,  die  sich  bei  Idrisi  ünden,  nicht  übersehen  werden,  da  sie  dia 
Angaben  der  Byzantiner  über  den  Ostl.  Haemus  ergänzen.  Wie  auch  JirJ 
(S.  151)  bemerkt,  entspricht  Stlifanos  bei  Idrisi  dem  byz.  luXßv& 
ader  dem  heutigen  Sliwen.  Eine  Tagreise  davon  setzt  der  Araber  den  Ort 
Afti  (JaubertÄqll),  wo  Eisen  verarbeitet  wurde,  offenbar  das  ifQov^iOp 
t;  AvXi]  Kaiä  zag  v^Tcu^quag  AH^ov  Ttm'fuvov  Cedren.  11,  p.  69G1 
a.  1049  und  die  avXrj  (türk*  aghul,  aCil)  des  Balgarenchan*s  Kram ; 
wir  suchen  den  Ort  der  irvXcu  ai  ^idijqat,  etwa  bei  dem  heutigen  Hur- 
gudzuk.  Dann  folgte  Bastras  (var.Basqa),  vielleicht  JBaffT/^j^a^^  bei  Ni- 
kelas p.518  (Sathas  I,  p.  80)  und  bei  Proeop.  de  p.  307^  eine  ßeminis-j 
cenz,  wie  es  scheint ,  an  die  von  Probus  in  den  Haemns  verpöauztoa 
germano- keltischen  Baati^ai  (Zeuss  442) ;  etwa  das  heutige  Sun« 
gurlar.  Hierauf  nennt  Idrisi  Gholol,  d.  i.  roXotu  das  auch  nach  by». 
Berichten  nördlich  von  JiafAftoXig^  ftsQl  ri^v  cm^oXoqtiap  rf^g  JSi- 


&  Sb&lc,  VolktäDdigeä  Schi;Iwurtt;rbueli,  uig,  r,  J,  Egget,      %\l 

^rfo^  nAuam^a^  lag,  Anna  Couin.  p.  281  Poss.;  Alexjas  hielt  Rast 

la  Ooloi,  mLa  er  von  Silit^tria  nach  Beroe  fluchtete  (I  p.  B50  Scbop.), 

Zrodiea  Goioö  und  Diainpolis  (j.  Yamboli)  lag  das  feste  ^iaQÖia 

!l  f^  333)  odor  jia^dma  (Pacbymeres  II  p.  559)  und  das  aus  den 

IrkfCD  mit  Krum  so  hitrühmt  gewordene  Öa^tell  Maq^OXm  (Aiinft 

fimm  I  p.  3&&),  das  heutige  Marai.  Eine  halbe  Tagreise  von  Gholol 

Midi  Hßnnt  Idrisi  als  Centiiilpunct  des  Handels  uud  Yerkehrä,  als 

i  Strassenknoten  Aetro-qastro,  byz,  l4ei6g,  j.  Ajfdo  j  \  Tag- 

leOwHighali-Thenueh,  Aquae  caJidae  der  Römort  j.  llJdza,  eine 

Pilfliom,  die  Jir.  (S,  148)  ausreichend  erläutert,  obwol  eich  noch 

iUft  2eu^iss49  nailiiragen  liesaen  %,  B.   Marceliinus  (Roncallj  II 

f  2§7),  ^Attila  rex  usque  ad  Thermopolira  infestus  advenit"  <&  Leon- 

iü  p.  400  a.  922:  fdxQ^  QiQuonolewg.  Endlich  wendet  sich  Idrisi 

••.  JiMch  Boio-qai'tro.  —  Dieses  Itinerar  wird  von  einem  anderen  in 

4^    "  nN.  nach  S.  durchschnitten.  Es  beginnt  bei  Mesioos, 

i  -  ].  Öumcu»  wendet  sich  nach  Dhinyaboli,  d*  i.  Jiiua 

/,^.      I      1  rr  ;  ht  über  Manijal  —  vgl,   2afioi?^rii  Mapdltv 

,iiic--  i-iij  i'    i-ri  Theophylakt,,  j.  Caly^-qawaq,  womit  CARSALEO 

4m  rta.  liindr.  nichts  zn  thun  hat  —  und  über  lU-Maa,  j.  Dobrol, 

liff  Tff  *   '''•'^"   ^'^Trnowa  (falsch  Rekuowa),  byz,  Ä^ r;yoi;  (Kicet.) 

$im  A  yn\.)  oder  fj  Kdgvaßa  (cod.  Marcian.),  j.  Karin- 

aMr  to>  Jn\  UtibCh.  der  Bulgaren  378  erläutei-t:  es  eudot,  wie  das 

oilii  iitit  EofiO'-qastro.   Zwischen  !/isi6g  und  PtoooKaatQov  nenueu 

Biokim.  II  p.  445  und  Kantakuz.  I  p*  4SI  noch  das  feste  Kthia. 

—  Wir  wurden  auch  noch  die  anderen  Bulkanfibergange  genauer  be- 

xiimal  den  sechsten  (S.  152)   und  den  achten  (S.  161)» 

00  der  so  bekannt  gewordenen  Namen  Sipka  und  Etropol-Or* 

winn  uns  nicht  der  beschränkte  Baum  Einhalt  geböte  und  der 

Umt,  4«r  sich  dafür  interessiert,  aus  Jirodek*8  Buch  selbst  eine 

iiisrsiehende  Belehrung  schöpfen  könnte. 


Oral, 


Wilhelm  Tomasch ek. 


TdMtndiges  Schulwörterbuch  zu  Xenophons  Anabasis,  von  Dr 
Ecribold  Sohle.  Mit  einer  Karte  sur  OrienticruDg.  Brealau,  Kern*s 
Vvlaf  CHax  Hflüer).  1876.  Fr  1  Mark  50  Pf. 

Wir  babcD  bekanntlich  %m  lenophona  Anabasis  bereits  drei 
tiiilkb«  ßpeclaileiika,  von  denen  das  Erfiger*sche  in  fünf,  das 
Tliin^icbr,  neu  bearbeitetvonH.  Strack,  iu  acht»  das  yoUbrecht'sch« 
«  drvi  AoHaifen  v«rbroitet  ist.  Die  beiden  ersteren  dienen  wegen 
tknr  Verweiaungen ,  einerseits  auf  Krügers  Grammatik,  auderseiia 
üf  <w  Aaaurkimgen  von  Kühner,  Ki-üger,  Behdanta  und  wegen  der 
Ciiate  mehr  dem  Lehrer,  das  von  Vollbrecht  wegen 
ItlimJehen  Illustrationen  mehr  dem  Schüler.  Was  nun  den 
TtAw  litwegta  konnte^  die  ZataJ  dieser  im  Ganzen  ziemlich  über* 
Bldier  noch  um  «uiee  ra  vermehren  und  insbesondere  mit 


21t     B.  SuMe,  VollstäDdi^B  Schulwörterbuch,  ang.  y.  J,  E^tr* 

dieser  Arbeit  seinem  eigenen  Yerleger  Concurrenz  zu  macben, 
dem  Referenten  ganz  uoerliudlicb.  Dass  es  im  Ganxen  gut  uüd 
gearbeitet  und  ein  recht  brauchbares  Hiltsbndi  sein  würfle,  wa 
dem  Verfasser  nach  seinen  bisherigen   Leistungen  vorauszos« 
dennoch  bietet  es  weniger  als  Theiss,  und  för  den  Schüler  viel  w% 
als  Vollbrecbt,  Sollte  es  die  Concuri'enz  siegreich  bestehen  —  es  ] 
30  Pf.  mehr  als  das  von  Theiss  und  nur  30  Pf.  weniger  aJs  das  iro 
Yollbreeht  —  so  hätte  es  der  Verfasser  nach  Art  seines  Homer 
kons  auf  wenige  Bogen  zusammendräogen  müssen.  Und  dies  wÄ 
der  That  nicht  schwer  gewesen,  wenn  der  Verfasser  alles  üet 
sige  weggelassen  hätte.    Uebertlüssig  ist  es,  ja  schädlich,   alle 
zelnen  Formen  der  unregelmässigen  Verba  alphabetisch  anzufübrei 
der  Schüler  muss  sie  schon  kennen;  vgl.  z.  B,  p.  15,  wo  der  U^ih 
nachstehen:   a/rtjyyBXloy ,  d/rrjU^  dnijl^v,  dirfjkloiyjpf  ^  dnf^ 
fuiqid'tji',   dnrjvrtjaa,   a/r^p«,   du^rov}' ,  du t^x^Of'V^ ,  dnti 
Ebenso  überüössig  ist  es ,  dass  bei  den  einzelnen  unregelu 
Zeitwörtern  selbst  abermals  alle  Formen  hingesetzt  werden;  sie, 
men  bei  didiü^ii  acht^  bei  Vr^/tii  neun^  bei  olÖa,  q^t^io,  q^rj^ti  }&\ 
Zeilen  in  Anspruch.    Oeberflüssig  ist  ferner  die  Anführung  einer  i 
grossen  Zahl  von  Synonymen,  wie  sie  dem  Veifasser  auch  hier' 
liebte.  Während  Theiss  und  Vollbrecbt  z.  B.  bei  ^idvaiag  sich  mit , 
fünf  Bedeutungen  begnügten,  bringt  der  Verfasser  nicht  weniger  i 
sechzehn  bei  und  verweist  ausserdem  noch  fiuf  sein  Uandwörterbue 
üeberflüssig  endlich,  ja  lästig  sind  die  zahlreichen  Verweisungei 
das  ebengenannte  Wörterbuch.    Wozu?    Der  Schüler   besitit 
nicht,  der  Lehrer  braucht  nicht  erst  verwiesen  zu  werden,  üebrigei 
wird  letzterem  auch  bald  die  Lust  vergehen,  wenn  er  neugierig  z, 
i^oöog,  enatyog,  frmqa^  fLiopctxf},  f^mvrj,  iteQiJit^yvvfn  uufschll 
und  um  nichts  mehr,  bei  t.t]Xiüt6g  und  iniazTjfHov  sogar  wenij 
findet,  denn  bei  ersterem  fehlt  die  Constiuction  mit  dem  Dat., 
letzterem  die  Bedeutung  „sachverständig***    üebrigens  sind  auf  de 
ersten  Seiten  diese  Verweisungen  selten,   fehlen  auch  ganz,  p. 
sind  erst  3,  aber  schon   p.  62  finden   sich  11,  p.  79  17  p.  97  20j 
p.  104  23;   bei  einzelnen  Wörtei-n  steht  die  Aufforderung,  doch  ji 
das  Hw,  zu  consultieren ,  zu  wiederholten  Malen ,  so  bei  Kai  fünf^, 
bei  xard  vier-,  bei  n^og  zehn-,  bei  tig  eilfmaL 

Der   Construction   des   Textes   gegenüber  wäre   etwas    mehr 
wissenschaftliche  Haltung  zu  wünschen  gewesen.  Wenn  die  verschie- 
denen Lesarten  alle  eiufach  mit  v.  1.  abgethan  werden,  so  mag  <Jjis  d&mi 
Schöler  gegenüber  genügen ;  aber  es  geht  doch  wol  heute  nicht  mehr 
an,  einfach  zu  lehren  ,  dass  civ  an  den  beiden  bekannten  Stellen  11^ 
5,  13  u.  Vt  6,  32  mit  dem  Ind.  fut.  constmiert  wird.   Und  wm  dannj 
wenn  der  Schüler  bei  Dindorf ,  Rehdantz,  Schonkl  diesen  Ind.  nicht 
findet? 

Dass  der  Vorf  die  Specialwörterbücher  v  nir-i 

Uch;  wenn  er  sich  aber  Über  die  Verfolgung  ^  indj 

meint,  dies  „grausame  Verbot**  komme  nur  den  heben  «Freundet!'' 


Spnchl.  Sündea  d.  Gegenwart,  ang.  v.  R.  LambcL     ÜH 

iQmU,  so  iiTt  er  gewaltig :  dieses  läng-sigesuclite  Arcanam  ist  aucli 
dem  D€QeD  Wört^jrbuche  üocli  nicht  gefanden.  —  Was  uns  ab- 
i,4<tskbt  ein  neues  Schulwörterbuch,  soiideru  ein  auf  der  Höhe 
liaft  stehendes  Lexikon  Xenophoüteuni,  das  anf  alle  Aus- 
id   r      '    hriften  Röcktjicht  nehmend  eine  üebersicht  des 
Hob  Xi  sehen  Sprachschatzes  ermöglichte.  Möge  sich  der 


Grmt, 


Jos.  Egg  er. 


SpacbUche^    Sunden    der   Gegenwart.    Von  Prof.  Dr.  August  Leh- 
men o.    Brauuschweig.  Verlag  von  Frieirich  Wrcdeii  1877.  8.  IX  u, 

E6  ist  leider  eine  nicht  wegzuläugnende  Thatsache,  dass  unsere 
Bteciie  Sprache  in  der  Gegenwart  — einige  höchst  rühmliche  Aua- 
baen  abgerechnet  —  auch  von  denjenigen  Kreisen,  welche  sich 
liebt  eigentlich  die  gebildeten  nennen,  selbst  von  Schriftstellem, 
nd  nkbl  etwa  ausschliesslich  oder  auch  nur  vorwiegeud  von  gelehr- 
IM,  un  Allgemeinen  mit  sehr  wenig  Sorgfalt  bebandelt,  ja  nicht 
idiift  gaeiz  unverantwortlich  vernachlässigt  und  mishaudelt  wird.  Es 
irtbjir  mcbt  der  Ort  die  Ursachen  dieser  Erscheinung  zu  erforschen, 
flBUg  die  unerfreuliche  Erscheinung  ist  leider  da,  und  'Warnungs- 
'*MV  wird  aoch  derjenige  für  berechtigt  erklären  müssen,  welcher 
pcmcbe  auch  in  der  Gegenwart  das  Kecht  nicht  bestreitet  sich 
veiier  m  entwickeln. 

Solche  'Warnungstafeln'  will  der  Verfasser  der  Bücher  über 
di»S|ir«ch«  Luthers,  Goethes  und  Lessings,  August  Lehmann  in  vor- 
ikifffftder  Arbeit  aufstellen.  Sie  theiit  sich  in  drei  Abtbeilungen.  In 
in  ersten  behandelt  er  die  ^Begleiter*  einfacher  und  zusaminenge- 
«Ister  SüUstantiva  und  Adjectiva  (Adverbia,  adverbiale  Ausdrücke, 
AifediTi^,  abhängige  Casus,  Infinitivconstructionen  und  dgt)  und 
WlA  aaf  geläufige  Verstösse  gegen  die  richtige  Stellung  und  Be- 
dllnag  derselben  aofmerksum.  Im  zweiten  Abschnitt  zieht  der  Verf. 
fl||it  die  namentlich  in  der  Gegenwart  überhand  nehmende  Nach- 
fUang  des  Snhjectes  hinter  das  Verbum  im  zweiten  mit  und  an- 
flbittpfiim  Hauptsatze  und  gegen  Fehler  in  der  Anwendung  dieser 
Coojunciian  zur  Verbindung  von  Nebensätzen  zu  Felde.  Im  dritten 
irtcUrt  er  die  Participia  und  ihren  Gebrauch  ,  namentlich  auch  die 
filüer  d«?  absoluten  Participialconstructioneu.  Eine  vierte  endlich 
6Ait  'Maniiigfaltiges*  wie  Periodenban,  Apposition»  Pleoimsmuß, 
8|#Uiatg  drs  Verbnms,  Adjectiva  auf  —  weise  und  Vers^hmelr-ung 
ailion  mit  dem  Aitikel  zusammen,  überall  nach  dei»  "Söndttu 
[0üirart' gegen  die  Sprachrichtigkeit  spähend.    1>  '  b- 

wnrde  schon  1874  in  Herrigs  'Archiv'   veröfT«' 
^ttiut  »bcr  hier  nicht  ganz  unverändert  wieder.    Di©  >^^j' 
lireg  au  sehr  zahlreichen  thatsächlich  vorkunmien  ^ 


214     A,  Lehmannt  Spr&M.  Sünden  d.  Gegenwart,  ang   v.  K  Lati 

len,  welche  der  Verf.  aus  Schriften  der  yerschiedensten  Richtong 
gesammelt  hat,  nachgewiesen. 

Im  Allgememen  wird  maa  sich  wol  mit  dem  Verf,  einverstao^ 
den  erklaren  und  sein  Bestrehen  als   ein  durchaus   löbliches  an! 
dankeüswerthes  anerkcunen  müssen.    Im  einzelnen  aber  gebt  seil 
Eifer  für  Corrcctheit  doch  zu  weit  und  empört  sich  pedantisch  ge 
Fögangeu,  welche  der  usus  geheiligt  hat,  der  usus  quem  penes  < 
Uum  est  et  ins  et  norma  loquendi.  Sa  zweifle  ich  dass  der 
durch  ErwäguDgen  wie  die  8,  17  angestellton  sich  die  *Armen  h 
Geiste*  werde  nehmen  lassen  ^  nud  dass  auf  die  etwas  spitzfind 
Unterscheidung  S.  19  f,  hin  Ausdrucke  wie  'der  Erlöser  aus  Ketten^ 
'ein  Verbrecher  aus  Ehrsucht*  uud  dgl.'),   die  Lehmann  selbst  au 
unsern  das&isclien  Schriftstellern   belegt,   unbedingt  verpönt  seil 
solleu.  Und  wohin  kommen  wir  mit  der  Erklärung  unserer  ClassiVerJ 
wenn  folgende  Construction  Herders  'Er  band  jede  Kugel  mit  nocl 
feineren  als  Strahlenban  den  an  die  grosse  Sonne'  (S.  29)  ic 
weiss  nicht  ob  eigentlich  unter  den  „  Sünden  **  jedenfalls  aber  in 
Gegensätze  zu  'lojaler  Redeweise*  aufgeführt  wird?  Vollends  al 
wenn  für  eine  Constmction ,  wie  die  Anknüpfung  eines  Satzes 
und,  wobei  ein  Personal-  oder  Demonstrativpronomen  die  Stelle  de 

.Eelativums  vertritt,  nicht  nur  die  Analogie  mit  den  classischen  Spr 
eben,  sondern,  wie  der  Verf.  selbst  S,  117  anmerkt,  die  Geschichi 
der  deutschen  Syntax  bis  auf  Luther  und  viel  weiter  zurück  (vgl.  mhd 
Wb.  I,  435^  27  ff.  IIl,  183^  24  ff.)  in  die  Schranken  tritt,  dnrfeo 
wir  da  noch  ohne  weiters  von  einem  'bösen  Usus*  und  von  'Sündeul 
reden?   Der  Vert  ist  bei  manchen  Fügungen  wie  ^Römische  Alter4 

I  thumskunde*  und  dgL  zu  Gunsten  des  Sprachgebrauchs  und  des  bö 

(Beispiels  der  Classiker,  den  Forderungen  der  strengen  Grammatike 
»um  Trotz,  zur  Milde  und  zum  Gewährenlassen  geneigt  (S.  26.  vgL  39, 

[41).  Wir  werden  solche  Milde  wol  unbedingt  weiter  ausdehnen  müs- 
een,  um  nicht  wieder  dem  schon  einmal  überwundenen  Irrthum  zu 
verfallen,  grammatische  Hegeln  machen  zu  woileut  statt  sie  aus  den 

^  Gebrauch  zu  abstrahieren.    In  diesen  Fehler  verfällt  der  Verf,  abeii 
noch   öfter.   So  wenn  er  den  durch  Jahrhunderte  unserer  Spr 
geschjchte  geheiligten  Gebrauch  des  Part,  praeseutis  in  AusdrQcke 
wie  *die  fallende  Sucht*,  *dio  fahrende  Habe'  als  fehlerhaft  bezeicb* 
net  {S.  135),  wobei  es  noch  dazu  nur  sein  Irrthum  ist,  wenn  er  fali*| 
reud    in  passiver  Bedeufcang'  versteht,    oder  wenn  ein  ebenfallsl 
uralter  syntaktischer  Gebrauch,  die  Voranstelluug  eines  hervorEahe-l 
enden  Begriffes,  der  dann  im  folgenden  Hauptsatz  durch  ein  Pra-j 
ftomen  pei-sonale  oder  demonstrativurn  wieder   aufgenommen  wirdi 
(J.  Grimm,  Kleine  Schriften  3,  333  ff.),  recht  gnädig  pardonniert] 
wird  um  schlimmeres  zu  verhüten  (S.  172),  Und  der  Begriff  der  Ap- 
pesition,   unter  welchem  diese  Erscheinung  abgehandelt  wird^ 


*)  Hieher  gehörte  auch  der  ßuchtitel  *Der  Erlöser  von  der  Slknde  | 
der  b^i  LehmaDQ  S.  12  am  unrechten  Platin  steht 


Die  nehxifw  J^hre  etc.,  tag.  v.  B,  Werner.    tl5 

pMsend  vie  ftir  die  allerdings  häufig  genog  feMer- 
PriMiicate  mit  aU  (8.  170). 
AbgMtheo  von  dieseo  Mlogelo  kann  Lehmanns  Buch  ^aot 
wirken,  und  ich  bin  der  letzte  der  ihm  eine  solche  Wirkimg 
HerroriiiriMaig  derselben  schmälern  machte. 

Frag.  H.  Lambel. 


'  Jahre  in  der  Geschichte  der  deutschen  Literatur* 
TmtiBg  anm  Bestes  eines  LeheTiDDen-Freiabendhauses  im  Bürger- 

BefHaer  Eathhaüs«a  von  Dr.  J.  Imelmann,  Professor 
am  Joachinssthalschen  Gjmnaeium  und  Lehrer  an  d^r  Krtegsaka- 
teai^  Berlin    Weidm&nnsche  Bachhdlg.  1877   52  SS.  0.80  M. 

..äiben. 
Disia  lal  ist  s6  here, 
a^c  der  tinfel  d&z  verchere, 
der  chujt  ä&z  der  gelotgen  habe 
der  dir  ?on  siben  iuwent  sage 
(iä  nent  ist  er  dirro  lale) : 
sl  f erjaget  in  uzem  gotes  sale. . 

Sm  «ang  einst  der  Dichter  von  der  Siebenzahl  (MSD  XLI7.  2, 
,  naid  jeder  weiss  welche  Bedeutung  denselben  beigelegt  wurde.  Eine 
nte  Nachwirknng  von  solchen  mittelalterlichen  Ansichten  ist 
Hiirlie^ende  Hefl^  das  aber  nur  dankbare  Lehrerinnen  ernst  nehmen 
küstt.  Pomphaft  beginnt  Herr  Doctor  Imelmann  seinen  Vortrag,  der 
iktthtnpt  ein  sehr  schwungvolles  Stock  blühender  Abiturientenrhetorik 
■ji  der  BehauptuDg:  ^Das  Jahrzehnt  in  welchem  wir  leben,  darf 
historischem  Gehalt  neben  die  denkwürdigsten  stellen,  von 
1  wir  wissen';  und  weil  nun  dieses  Jahrzent,  in  dem  auch  Doctor 
in  lebt,  von  so  eminent  historischem  Gehalt  ist,  dass  wir  *noch 
iml  umfassenderem  Sinn  als  wir  es  thun,  Yeranlassung  hätten,  lite- 
iitarg«€4:hichtliche  Erinnerungsfeiern  zu  begehen  ,*  so  durchwandert 
in  Verf.  das  weit«  Gebiet  der  deutschen  Literaturgeschichte',  etwa 
m  4er  Hand  der  synchronistischen  Tabellen  Werner  Hahns ,  und  da 
«pbt  sich  ihm  die  weltbewegende  Entdeckung,  *da8s  mehr  als  ein- 
■il  fomde  auf  dem  Beginn  des  dritten  Drittels  der  Jahrhunderte 
me  besondere  Weihe  liegt,  dass  H6he-  oder  Wendepuncte  des  gei- 
itigto  L^b^ns  oder  doch  denkwürdige  Erscheinungen  und  Begeben- 
btä#si  in  die  siebziger  Jahre  nnd  die  von  beiden  Seiten  zunächst  an 
m  aogf^nzende  Zeit  fallen.^ 

Nacb  dem  Satze ,  suche  treu,  so  findest  du,  gelingt  es  mit 
€tnig#^r^  hat  der  älteren  Litteratur  besonders  neigen  Nacbhilfe,  mit 
ftiiiftn  Taschenspielerkünsten  nachzuweisen,  das8  alle  berühmten 
od  bedeutenden  Leute  entweder  in  den  siebziger  Jahren  geboren 
«vrileo,  oder  wirkten,  oder  (mGchte  man  hinzusetzen)  schon  tot 
wu9üf  was  freilich  bei  der  Tatsache,  dass  selbst  das  Leben  bo- 
rlUtntter  SchrifUteUer  eine  gewisse  Ausdehnung  haben  muss,  von  der 


216    /.  Imelmann^  Die  siebziger  Jahre  etc»«  ang.  v,  M,  Werner, 

rmberecbenbareten  Wichtigkeit  ist.  Was  soll  nun  aber  mit  dietier  Zii»  | 
sainDienstellöng  gewonnen  sein  ?   ^Nichts  weniger  als  etwa  ein  Ent- 
wicklungsgesetz,, .  ,  aber  eine  dem  Bedürfnis  bequemer  üebor^rbau 
über  die  langen  und  vielversclilungenen  Wege  nnserer  litemriscbM  i 
Entwickelung   gleicLsam    entgegenkommende  Tatsache*  wird  dariaj 
darzustellen  'versucht*,    Herr  Doctor  Imelmann  greift  einige  bedeii» 
temlere   Persönlichkeiten    zu   ansführiicher   Charakterisierung   hfsr»| 
aus,   wenij    am    auch   mit  den  siebziger  Jahren  nur  wenig  zu 
haben:  so  Karl  den  Grossen,  för  den  aber  Scberers  bedeutsamer  Auf*l 
eatz  nicht  benutzt  scheint,  Otfnd*),    Eckehart  I.,  tien  Dichter  dt#| 
Waltbarius;    zugbiich  aber,  ScbeflfelB  wegen,  Eckehart  II,  der  ^a 
nicht  in  diesen  Zusammenhang  gehört^  ebensowenig  wie  Roswitha 
u.  A.  Veldegge ,  weil  Eilhart  von  Oberge  aus  der  Entwickelung  dec 
LJtteratnr  ganz  gestrichen  wird,  Hans  Sachs,  weil  er  1576  starb|| 
1776  von  Goethe  durch  ein  Gedicht  und  1874  von  der  Stadt  Narn^ 
berg  durch  ein  Denkoial  geehrt  wurde  [sie!],  Fiscbart  und  Grimmele 
hausen  etc.  ÜJfilas  wird  nicht  erwähnt. 

Manche  Unrichtigkeiten  wären  wol  leicht  zu  vermeiden  ge 
wesen:  so  S.  9  die  Behauptung,  das  Rolaudslied  des  Pfaffen  Konr 
aei,  'wenn  die  neueste  Forschung  Becht  hat,  im  Jahre  1170  od€ 
seiner  nächsten  Nähe*  entgtandcn;    S.  20  spricht  Hi\  Dr,  Imelmäna] 
von   einem   mhd,  Gedichte 'Graf  Hugo*;    meinen   kann  er  nur  de 
Grafen  Rudolf;  S.  39  heisüen  Spachs  dramatische:  dramatur«^ 
gisclie  Bilder  aus  Strassburgs  Vergangenheit, 

Vieles  wäre  zu  streichen  gewesen,  so  S,  10.  26  f,  28,  30.  ^7-1 
ferner  der  sonst  richtige  Vergleich  einiger  GoetJiescher  Eigenheiteo 
mit  solchen  von  Hans  Sachs,  welcher  mit  dem  ganzen  nichts 
schaffen  hat,  endlich  S.  43  bes.  die  Aam.,  die  geradezu  albern  ga 
nannt  werden  muss  usw.  Der  Schluss,  welcher  die  neuere  Litterator) 
behandelt,  ist  sehr  kurz  gehalten. 

Immelmanu  hat  aber  nicht  einmal  alles  angeführt,  was  für  seine 
Ansicht  äprach,  es  wäre  mauche?>  nachzutragen  z.  ß.  der  um  1170 
anzusetzeude  Reinhart  Fuchs  von  Heinrich  dem  GUchezaere,  wenn  üb 
Spielerei  weiter  getrieben  werden  sollte;  übrigens  könnte  nian  den* 
selben  Plan  auch  für  andere  Decennien  der  Jahrhunderte  mit  gaa 
eben  solcher  Leichtigkeit  und  eben  so  grosser  Berechtigung  durch« 
führen, 

Imelmanns  Vortrag  mag  immerhin  bei  seinem  Pubitkutn  Beh 
fall  gefunden  haben;   muss  denn  aber  jede  solche  Vorlesung,   zuma 
wenn  sie  gar  nichts  neues  an  Tatsächlichem  ergibt  und  der  Ver^ 
fässer  selbst  eingestehen  muss,  dass  er  Cftor  auf  Gebiete  kommt , 
ihm  weniger  vertraut  sind,  gleich  gedruckt  erscheinen? 

Wetterhüfel  bei  Iglau,  Aug,  1877.        Dr.  IL  M.  Werner. 


*)  In  dem  kamen  Citate  aus  Otfrid  (S,  12)  stören  16,  in  dem  mv 
£zzo  1,  aus  dem  Arufiteincr  Harienleich  3  Druckfehler^  welche  von  gTo«M^ 
Flüchtigkeit  der  Correctur  [?]  zeugen. 


C.  ArendU,  Frankmch,  ang.  v.  F.  Oraaaauer* 


217 


Liaad  tS  .    C.  Ür,  Frankreich.  MÜtenberg,  Verkr  und  Eiifeiithum 
^    Ton  F.  Halbig  1878, 

Diese  Wandkarte,  jtn  Ma.vsstabe  von  1 1  1,280.000  ausgeführt, 

C.  Flofftnan  in  Mfln«*hoti  lithojfjraphiert^  bestellt  aus  vier  Bl&ttern, 

loi    eiuET  lue  Breite  von  0' SO'"  und  eiii<?  H<>be  von 

,'06*  haben-     ►  i   entfallen  0  10"»  am  unteron  Karten- 

b  aaf    «100   Hobi^cübersicht,    Sie  scheint  für  den  SchiiJgebrauch 

XU  Mm*  Am  dem  angeführten  Massgtabe  uad  der  angege- 

Gr^sae   der  Karte  erhellt  bereits,  dass  auf  der  Karte  noch 

IC:    *"*      '  iizender  Länder   erübn^t.   Da«  Meer  ist  in 

»  Ut-.    Der  unteroü  rechten  Ecke  ist  ein  Kärt- 

T«o  C^iii^icA  fci  "t.    Der  Grundton  der  Karte  ist  weiss, 

lliBmchs-    uud  Pro  ^icnzon  roth.    Als  erster  Meridian  ist  der 

na  Ftrro  gentJininen  und  es  ist  von  den  Längen-  und  Breitengraden 

pkr  twelU  eingetragen. 

Es    ist  für  den  Kartographen  eine  grosse  Schwierigkeit  auf 

Karte  die  i>hysigc-h-  und  politißch-geographiscben  Verhältnisse 

kli  auf  tieutli*  he  Weise  zur  Anschauung  zu  bringen,  und  es  sind 

Tu  iIl«Q  "^  Tt  Versuchen  bisher  nicht  viele  gelungen.    Meist 

nnchwlmiii  <  Bilder  derart  ineinander»  dass  keines  von  beiden 

mkr  rehörig  hervortritt. 

Attf  miserer  Karte  ist  daß  TieOand  weiss  gelassen,  die  Boden- 
qk^mg  braun  gescbommert«  Wenn  sich  auch  gegen  die  Richtigkeit 
4e  iMtfglelluDg  letzterer  im  Allgemeinen  nirhth  Wesentliches  sagen 
iifliW  «*  hleiM  doch  im  südfranzöschen  Berglande  ein  stärkeres  Her- 
IMtnliD   ''  9e  nämlich  des  Hochlandes  von  Gevaudan 

üi  Tttanir  -cht'DSwerth,    um   in  denselben  leichter  den 

Iw^iiigf^linnr!  der  üebirge  von  Lyonnais  nud  Charollais,  Forez^  des 
Bddündes  vi>n  Auvergne  uud  der  eigentlichen  Sevennen  zu  erken- 
ant  knth  die  Platten  der  Picardie  treten  zu  wenig  deutlich  hervor, 
ittffiBd  tXI  ■       '    ri  Grenzhöheu  in  unrichtiger  Weise  wie  ein 

Mwliiiil«  .  etwa  wie  die  Uöte  d/ir  dargestellt  sind.  Auf 

4ftji  Kirtcb^ü  \oii  Oji6icä  hätte  statt  des  Monte  Hotoudo  und  des  M. 
4'0»  lief  Monte  Ointo  als  höchster  Gipfel  eingetragen  werden 
s«IIo*  Die  grOi^eren  Berb'ketten  und  Plateaux  sind  mit  ihrem  Cul- 
aiMlk>iiBf»iiiitteD  naiuentlich  angeführt. 

Ea  ist  selbstverständlich  und  dem  Zwecke  der  Karte  entspre- 

duäh  die  Bodenerhebung   nur  in  Umrissen   dargestellt   ist. 

if  in'»  Üfttail  ist  das  Flussnetz  gearbeitet;  die  Haupt-  und  Neben- 

'i*  {»ind  richtig  und  deutlich  angegeben  und  mit  ihren  Namen 

lnuldmet.    Wr^l  aber  hätten  die  kleineren  Nebeudüsse  wegbleiben 

kftiiMD,  d .  zwecklos  nur  die  Karte  überladen,  indem  letztere 

ftr  ti'j  ^'  w,..am  ohnehin  nicht  bestimmt  ist.    Es  sind  hiemit 

)floe  1  gemeint  f  zu  welchen  der  Herausgober  den  Namen 

Heht  i^ex^'oiu^t  \mi.    Ich  glaube,  dass  sich  durch  die  Weglassung 

i»a»lii»n  4i^  Bodi^ntliruration  deutlicher  hervorheben  würde.  Bei  dem 

Lac  de  Or  bUuio  Colorit  weggeblieben,  so  dass  er 


Ä8    Ä.  AmäH,  Das  polychrome  Fiachornanient,  aog.  v.  X  If^ei^eier. 

Da  bei  Frankreich  die  alte  Eintheiluug  nach  Proviozen  do 
vielfach  in  Gebranch  ist ,  so  erscheint  auf  der  Karte  die  alte  his 
rische  Eintheilung  mit  gutem  Grunde  dargestellt.  Diese  Provincia 
eintbeUung  ist  roth  coloriert.  Zugleich  ist  die  gesetzlich  bestehe»^ 
politische  Gliederung  des  Landes  nach  Departemeuts  durch  scbw« 
pnnctierte  Linien  zur  Anschauung  gebracht.  Während  in  den  PrJ 
vinzen  deren  Namen  mit  hervortreteüder  Schiift  eingetragen 
wird  in  den  Departements  durch  Zahlen  auf  ein  neben  stehl 
Namensverzeichnis  verwiesen,  Yon  den  Wohnorten  sind  alle  wich! 
geren  Städte ,  die  Haupfcorte  der  Departements  und  auch  die  heriro 
ragenderen  Orte  der  Arrondissemeuts  mit  deutlich  lesbarer  Seh 
eingetragen.  Durch  die  Grösse  der  Schrift  oder  durch  die  stehes 
oder  liegende  Form  der  Buchstaben  ist  bei  den  grösseren  Wohnor 
auf  die  Bevölkerungszahl  Rücksicht  genommen  worden.  Hiebei  ka 
nicht  unbemerkt  bleiben ,  dass  Toulon ,  Hauptort  eines  Arrondis 
ments  mit  über  69.000  E.  mit  derselben  stehenden  Schrift  dar 
stellt  ist ,  wie  der  Departements-Hatiptort  Nevers  welcher  blas  fit 
20,000  B.  zählt.  Noch  weniger  conseqnent  erscheint  die  Wahl 
Schrift  und  der  StMtezeichen  bei  den  kleineren  Orten  durchgefüli 
Arles  mit  über  26.000  E.  ist  mit  kleinerer  Schrift  gedruckt  als  Anrm 
lac  mit  U.OOO  E.;  und  Alais  mit  nicht  ganz  20.000  E.  ist 
grösserer  Schrift  gedruckt  als  Arlcs.  Digne  die  Hauptstadt  des  Da 
tements  Nieder-Alpen  mit  7.000 E.  ist  mit  denselben  Lettern  ge 
wie  AvignoE,  der  Hauptort  des  Departement  Yaucluee,  welcher  1 
38,000  E.  zählt,  und  wie  Nizza  mit  mehr  als  52.000  E.  Der  Arroij 
dissements-Hauptort  Fontaiuebleau  mit  über  12.000  E.  hat  di 
Ortszeichen  Q*  während  ein  anderer  Arrondissements  -  Hanptor 
Montbrison  mit  wenig  über  6000  E.  mit  dem  Zeichen  O  ausgeieio 
net  ist,  welches  auch  bei  Vienne  mit  fast  25.000  E.  steht. 

Die  Festungen  sind  durch  die  üblichen  Festungszeichen  ersic 
lieh  gemacht.    Von  den  Verkehrswegen  sind  die  Strassen  nicht 
geführt.    Vom  Eisenbahnnetze  sind  die  Hanptlinien  aufgenommen. 
Die  Canäle  sind  eingezeichnet, 

Wenn  demnach  diese  Kai-te  wol  nicht  allen  strengen  Anforde 
rangen  der  Kartographie  entspricht .   so  kann  sie  doch  noch  als  i 
brauchbares  Lehrmittel  für  den  Elementarunterricht  in  der  Ge 
phie  angesehen  werden. 

Wien,  Dr.  F.  Graasaner. 


Das  polycbrome  Flachornament.   Ein  Lehnuittei  für  den   ^Iph 

taren  Zeicheiiuntprricht  an    Reiil-  und  Geworbcschalen.    1 
und  mit  üntcrstütKung  des  k.  k.  Ministeriums  für  CoJtus  Uh  ■  < 
rieht  herausgegeben   von  Prof.  Anton  And^L   L  u.  2.  Lkelc 
1Ö77,  Verlag  von  Waldheim. 

Das  „polychrome  Flachomament*^  bildet   den   zweiten 
einer  im  Auftrage  des  genannten  Ministerinms  verfassten  Orni 
mentalen  Formenlehre,   deren  erster  Band   unter  dem  Tit 


J,  Amdth  Das  poljcbronie  Flach oroamcDt,  mg.  t.  /.  Waeikr.     210 

4t9Betrisclies  LmleDornam&iit^  bereits  erBchienen  ist.  Soviel  wir  aas 
te  ersten  17  Tafeln  und  dem  beigefügten  Prospecte  ersehen,  geben 
§$  beiden  ersten  Lieferungen  die  Elemente  derjenigen  Flächen- 
wmtnmgeii,  denen  die  ?egetabiliscben  Formen  der  Natur  als  Vor- 
HUir  dietiftii.  Diesen  sollen  dann  die  besten  Beispiele  der  helleni- 
mkan^  fiompejaiuscben ,  der  islamitischen  and  der  Renaissancever- 
wmmgtn  folgen.    Ein  das  Ganze  umfassender  Text  ist  in  Aussicht 

D«r  Yerfasaer  geht  der  Sache  gründlieh  an  den  Leib.  Sowie  er 
iTischen  Linienornainent'*  von  der  gemden  Linie  ausgeht 
0siv6  zu  den  iu  der  Ornamentik  verwendeten  geometrischen 
itn  gelangt,  dabei  stets  die  Eigenthümlichkeiten  der  schönen 
Blijtliisns,  Symmetne  und  Proportionalität  berÜckBicbtigand, 
•  Magt  er  anch  in  den  ersten  sechs  Tafeln  des  polychrom.  Flach- 
stes gewissermassen  einen  Entwicklungsgang  jener  krummen 
welche  in  den  Blattformen ,  in  Eanken  und  Voluten  vorwalten. 
foJ^n  sieben  Tafeln  mit  Pflanzenblätternf  gerwissermasseu  im 
OiUn  Stadiom  der  Stylisiemng,  wo  die  Naturformen  noch  deutlich 
tarr)t4tfetefl»  aber  in  der  Auschoidung  alles  Zufälligen,  üuregelmäs- 
flpit  tn  der  Betonung  der  Symmetrie  und  der  Ehythmik  bereits  die 
ftttd  der  Knnst  zu  erkennen  ist.  Die  weiteren  vier  Tafein  enthalten 
Ttf «irgend  Bt amenformen f  an  denen  bereits  eine  strammere  Stylisie- 
img  bemerkbar.  Da  letztere  einer  erläuternden  Besprechung  bo- 
Mrtgs  bedürfen  ^  so  wäre  zu  wünschen  ^  dass  für  den  Fall ,  als  der 
Abichhifl  des  umfangreichen  Werkes  nicht  in  sehr  naber  Aussicht 
flMt»  ait  der  nächsten  Lieferung  von  Tafeln  auch  die  Ausgabe  des 
Aortes  begianen  w^rde, 

Ge  ist  nicht  möglich,  aus  zwei  Liefer iingeu  auf  deu  Werth  des 
pozen  Werkes  zu  schliessen,  allein  soviel  können  wir  mit  gutem 
6twiäseD  coostatieren ,  dass  die  Arbeit  auf  uns  den  besten  Eindruck 
»cät  und  dass ,  wenn  die  Qrijndlichkeit ,  mit  der  da^  bisherige  be- 
kaadelt  wurde,  sich  auch  auf  die  folgenden  Lieferungen  erstreckt, 
izriadieeer  „omamentalen  Formenlehre**  ein  Werk  erhalten,  das, 
^  Lehrer  und  Lernende  gleich  wichtig^  berufen  scheint,  eine  laugst 
*e  Lücke  in  deu  Werken  zum  Studium  der  Ornamentik  sowol, 
-^#  »^  den  eigentlicheu  Zeichenvorlagen  auszufüllen. 

Verständige   Zeichenlehrer  finden  schon    in  den  Tafeln  der 

M4#ci  ersten  Lieferungen  ein  reiches  Material ,   um  durch  entspre- 

cbeikie  Combinationen,  z.  B.  der  verschiedenen  stylisierten  Blatter 

ttii  den  in  Tafel  5  gegebenen  wellenförmigen  Ranken  die  Schüler  zur 

Uaftlensdien  Verwendung  gegebener  Motive  anzuregen  und  dadurch 

Un  Boden  3£um  Selbsterftnden  vorzubereiten.    Die  Zeichnungen  sind 

»inr.-itk».,/^  |iräcis  und  correct,  die  Ausstattung  eine  spleodide.    Und 

n  Prot  Anders  ebenso  fleissige  als  tüchtige  Arbeit  allen 

an  Mittelschulen  (natürlich  Gymnasien  nicht  ausge- 

I  sto  empfohlen^ 

iirai.  Jos.  Wastler. 


£tO    F,  Hochstetter,  Angewandte  Botanik,  ang.  t.  H.  Beiduurdti 

Angewandte  Botanik  von  Ch.  F.  Hoch  stet t er.  Vierte  vielfach 
mehrte  und  verh.  Aufl.  Neu  bearheitet  von  Wilh.  Hochstetttr» 
k.  Universitatsgärtner  in  Tübingen.  Stuttgart,  Verlag  von  Schick» 
hardt  und  Ebner.  8^  525  S.  und  7  Taf.  mit  84  Abbildungen. 

Der  vorliegende  Band  ist  der  dritte  Theil  von  Hochst^tter's 
populärer  Botanik  und  schliesst  dieses  in  Süddeutschland  allgemeiii 
verbreitete,  mit  Becht  beliebte  Handbuch  ab.  Er  behandelt  die  tech- 
nisch, ökonomisch,  hortical  und  medicinisch  wichtigen  Holzpflanzen» 
Kräuter ,  Gräser  und  Farne.  Nicht  nur  die  einheimischen ,  sondern 
auch  die  exotischen  Arten  werden  entsprechend  berücksichtigt ,  so 
dass  sich  in  H.'s  angewandter  Botanik  ein  reiches,  mit  vielem  Fleisse 
gesammeltes  Material  zusammengetragen  finden. 

Beiden  einzelnen  Arten  werden  die  charakteristischen  Merkmak 
gut  hervorgehoben,  die  Angaben  über  ihre  Verwendung  sind  aus- 
führlich und  beinahe  duixhgängig  correct. 

Lehrer  an  Mittelschulen,  welchen  keine  grössere  botaniaclM 
Bibliothek  zur  Verfügung  steht,  werden  im  vorliegenden  Buche  Tide 
ihnen  erwünschte  Daten  finden  und  dieselben  mit  Vortheil  bentttm 
können. 

Die  Abbildungen  sind ,  so  weit  es  der  den  einzelnen  Sped« 
zugemessene  sehr  beschränkte  Baum  gestattet,  gut  ausgeführt;  sie 
könnten  bei  einer  neuen  Auflage  mit  Vortheil  durch  dem  Texte  ein- 
gefügte Holzschnitte  ersetzt  werden. 

W^ien.  Reichardt. 


Dritte  Abtheiluug. 


Zur  Didaktik  und  Psedagogik. 

rn^ndt,  Dr,  G.,  Entwurf  eines  nach  Stufen  geordneten  Kat£^ 
#ogS  Füt  die  Öcbülerbibliotheken  höherer  Lehranstalten  (besonders 
iff  Gfisnasjeii),  Progr.  des  k.  Friedrichs-CoUeßinraß  ru  Könifiraber^ 

—   —    &taIog  für  die  Schülerbibliotheken  höherer  Lehr- 

ttiatelleil  nach  Stufen  und  nach  Wissen  schalten  geordnet  *  2,  be- 
ikM^te  und  ?ermebrte  Ausgabe.  Halle,  Buchhandlung  des  Waisen- 
hiAM  1B78.  —  1  M.  60  Pf. 

Dii  Ft%ge  über  die  zweckmässige  EiDrichtnng  von  Schülerbiblio- 

thikBi  im  lA  der  letzteren  Zeit  in  Deutschland  vielfach  und  leb>iaft  er- 

rt^rr:  i^idati,   theib  in  GjnmafiialprogTaniinen  und  Artikeln  von  £ncj- 

<hfi4jm»    tlieiU  in  Lehrerconferenzen«     Und    ^iterdiogs   verdient  diese 

fmgf  äiie  gründliche  Erörterung.  In  unserer    Zeit  imodelt  es  sich  nicht 

IMPd  diram,    die  Leselust  bei  den  Schülern  zu  wecken  als   dafür  za 

mgmt  ^Mi  ihuen  TOD  dem  Gymnasium  aus  eine  gnte  geistige  Nahrung 

pIflM  Herde  und  sie  durch  diese  gefesselt  anderweitige  Leetüre  fliehen, 

fi»  wtkr  geeignet  ist  abinstumpfen   als   aniuregen,  den  Geist  verflacht 

ni  ncila^  die  Keime   edler  Sittlichkeit  erstickt.    Darum  ist  es  noth- 

^mäg,  4tim   Juan    für  die  AnschafiuDgen  an  Schülerbiblioihekeu  einen 

%mm  aaftielle   und  von  Seite  der  Schulbebörden  auf  die  BerÜcksichii- 

ffVif  AsMfillieii  dringe»   dass  man  die  vorhandenen  Sammlungen  dieser 

Ali  irvidicro,   das  Ungeeignete  ausscheide  und  durch  Passendes  zu  er- 

«teB  Mobe*  Auch  an  unseren  Mittebchulen  macht  sich  dieses  Bedürfnis 

fÜ9mL  Der  Verein  Mittelschule  in  Wien  bat  in  dem  vergangenen  Jahre 

tei  Ffige  erörtert  und  eine  Commission  zur  Entwerfung  eines  Kata- 

hfm  Ar  Scii&lerbibliotheken  niedergesetzt,  deren  Elaborat  wir  mit  S(»in- 

&m§  mnmrtetx.  Da  diese  ComtuiBsion  aUe  diejenigen,  welche  sich  für  die 

lailUiraiig  dieses  Planes   interessieren^  aufgefordert  hat,  ihre  Wünsche 

bmi  m  g«W»«  damit  dieselben  bei  der  Anaarbeitung  des  Kataloges  be- 

iMiiiiitigt  Würden  können,  so  halten  wir  es  für  zweckmässig  die  ge- 

tkrtes  Herr«  C^llegeo  auf  swüi  Schriftohen  hinzuweisen,    die   uns  die 

pimtg  Bencbtaag  m  verdienen  scheinen,  nitniiieh  die  oben  verieichueten 

ä^bmum  Ktlaiidi*s^ 


ti2    G.  Eüendt,  Entwarf  eines  Eataloges  för  Schülerbibliotheken. 

Dieser  Musterkatalog  ist  für  die  Schülerbibliotheken  höherer  Lehr- 
anstalten berechnet;  es  soll  daher,  wenn  auch  zunächst  die  Gymnasieii 
ins  Auge  gefasst  sind,  der  Katalog  doch  auch  für  die  Realschulen  gelten. 
Die  Bealschulen  der  ersten  Ordnung  in  Preussen,  an  welchen  Latein  ge- 
lehrt wird,  sind  allerdings  den  Gymnasien  so  sehr  verwandt,  dass  die 
Leetüre,  die  man  den  Schülern  empfehlen  soll,  gewiss  für  beide  Arten 
von  Schulen  dieselbe  sein  wird.  Etwas  anders  stellt  sich  die  Sache  bei 
den  Realschulen  zweiter  Ordnung,  die  unseren  Realschulen  gleichen.  Da 
wird  sich  natürlich  eine  grössere  Verschiedenheit  herausstellen  Für 
Realschüler  werden  sich  Bücher  mancher  Art,  z.  B.  Stolls  ^Handbuch 
der  Religion  und  Mythologie  der  Griechen  und  Römer*  oder  dessen 
*  Sagen  des  classischen  Alterthums*  weniger  eignen  und  man  wird  daftlr 
andere  Handbücher,  z.  B.  Seemannes  *Götter  und  Heroen  der  Griechen* 
empfehlen.  Auch  müssen  in  einer  solchen  Bibliothek  Reisebeschreibungen, 
geographische  Bilder,  technologische  Bücher  (wie  z.  B.  sich  deren  gam 
tre£niche  in  der  Spamer'schen  Sammlung  von  Jugendscbriften  finden), 
Biographien  berühmter  Erfinder  u.  dgl.  in  grösserer  Zahl  und  Auswahl 
vertreten  sein.  Es  dürfte  sich  daher  empfehlen  für  die  Schülerbibliotheken 
'  solcher  Anstalten  einen  eigenen  Normalkatalog  auszuarbeiten. 

Der  Katalog  ist  in  sechs  Stufen  geordnet,  welche  den  sechs  am 
Gymnasium  bestehenden  Lehrstufen  (Sexta  bis  Prima)  entsprechen.  Jede 
Stufe  bildet  für  sich  ein  abgeschlossenes  Ganze,  wenigstens  dem  Kata- 
loge nach;  doch  können  auch  die  Sammlungen  für  die  einzelnen  Lehr- 
stufen in  eigenen  Schränken  vereinigt  und  auch  in  einem  eigenen  Locale, 
z.  B.  im  Lehrzimmer  der  betreffenden  Classe  aufgestellt  werden. 

Die  Sorge  für  die  Privatlectüre  der  Schüler  jeder  Stufe  übernimmt 
ein  Lehrer  der  betrc£fenden  Classe,  der  mit  Rücksicht  auf  Alter  und 
specielle  Neigung  jedem  einzelnen  Schüler  eine  Leetüre  auswählt  und 
zutheilt.  Es  ist  klar,  dass  die  Mühewaltung,  so  unter  Mehrere  ver- 
theilt,  die  am  meisten  entsprechende  Yerwerthung  des  Bücherschatiee 
erzielen  muss.  Wird  sie  einem  einzigen  Lehrer  übertragen,  so  bürdet  sie 
diesem  eine  übergrosse  Last  auf;  auch  wird  er,  weil  er  die  Schüler  vielp 
fach  nicht  genau  kennt,  selbst  bei  dem  besten  Willen  nicht  im  Stande 
sein  den  Anforderungen  zu  entsprechen.  Ganz  vortrefflich  ist  der  Vor- 
schlag Sextanern  und  Quintanern  mit  wenigen  Ausnahmen  die  Benützung 
der  Bibliothek  nur  während  des  Wintersemesters  zu  gestatten. 

Die  drei  ersten  Stufen  enthalten  je  drei  Abtheilungen,  n&mlioh 
I:  1)  Alte  Sage,  2)  Geographische  und  Naturbilder,  3)  Märchen,  Fabeln, 
Gedichte,  Erzählungen,  II:  1)  Alte  Sage,  Biographische  Erzählungen» 
2)  Geographie  und  Naturkunde,  3)  Märchen,  Fabeln,  Gedichte,  Erzäh- 
lungen, III:  1)  Sage  und  Geschichte,  Biographische  Erzählungen,  2)  Geo- 
graphie und  Naturkunde,  3)  Märchen,  Gedichte,  Erzählungen.  Die  drei 
höheren  Stufen  umfassen  je  vier  Gruppen,  nämlich  IV:  1)  Sage  und 
Geschichte,  Biographion,  2)  Länder-  und  Völkerkunde,  Reisebeschreibnn- 
gen,  3)  Naturkunde,  4)  Dichterwerke,  Märchen,  Erzählungen,  Schilde- 
rungen, V:  1)  (reschiehte  und  Alterthumskunde,  Biographien,  2)  Länder- 
und Völkerkunde,  Reisebeschreibungen,  3)  Naturwissenschaft,  4)  SchOne 


G,  E&fmdi,  Kütwurf  eines  Kataloge«  fQr  Schfllerbibliothekeii,     §2S 


Tifc»fttiir,  «sdticb  VI  mit  V  ßbereinstiiniDend,  nur  da&s  die  erste  Gruppe 
-'i  Abtbeilungen  1^)  Alterthumskunde,  1^')  Geschichtet  Biographlea 

irrtmiit 

Die  ßüeher«  deren  Ansch&ffuBg  in  mehreren  Exemplaren  wünschens* 
«ifftii  "ült  einem  Kreuxe,  die  welche  mehreren  Stufen  gemeinsam 

ita4  In  Sternchen  bezeichnet.  Die  Nummern,  welche  den  Kiuiaii 

laUaiit  alfto  ab  unumgänglich  notbwendig  bezeichnet  werden,  sind  durch 
ffSüSeo  Druck  hervorgehoben. 

Di«  Zahl  der  ausgewählten  Bücher  ist  nicht  gross,  besonders  auf 
im  9n^ti  Tier  Stufen.  Der  Verf.  betont  mit  Hecht  den  Ausspruch  Hei- 
hmäMt  'Wir  bmuchen  viel  weniger  Bücher,  aU  wir  meistens  in  unseren 
&kftlr^  ken  haben,  aber  wir  brauchen  die  guten  Büelier  in  mehr 

ik  «iii  t'lar.*  Für  die  erste  Stufe  entfallen  31*  Nummern  (48  Bde.}, 

Ilr  ik  iweite  41  N.  (48  Bde.)»  wovon  aber  schon  11  N.  (15  Bde.)  in  der 
oMn  BtviU  erscheinen,  für  die  dritte  55  Nummern  (66  Bde,)^  wovon 
altr  10  K  (15  Bde.)  »dion  in  den  früheren  Gruppen  verkommen ,  f&r 
&  vierte  110  N.  1200  Bde.),  davon  ab  8  N.  12  ßde,,  für  die  fünfte  135  N. 
nVJ  Bd-'V  %h  16  N,  40  Bde.,  endlich  für  die  sechste  312  N.  (571  Bde.), 
ik  S7  ''^f  wai  eine  Summe  von   610  Werken   in  993  oder  in 

i(XK)  Bänden  ergibt. 
Man  «ieht,   dass  die  Zahl  der  verwendbaren  Bücher  für  die  ober- 
C1*Mefi  reicblich  bemessen   ist,   während  für  die  unteren  ClasseUi 
4aa  Leaobedärfnis  noch  nicht  ao  gross  ist,   die  Auswahl   knapp  be* 
kt    Freilich  mo»8  man  hier  in  Betracht  ziehen,  da^s  ein  ziem- 
UmB  der  fflr  die  beiden  ersten  Stufen  beatimmten  Nummern  in 

(  '1  vorhanden  sein  soll. 

Der  ^Vcrke  nach  (ganz  allgemein  anfgefasst)  verfallt  die 

in  iwei  Hauptabtheilungen,  von  welchen  die  erste  weitaus 
e,  Lcü^wtfrke  d.  i*  Leetüre  im  eigentlichen  Sinne  enthält,  die 
Bildwerke  mit  oder  ohne  Teit  oder  Werke,  in  denen  Zeich- 
v»4  fiild  dem  gedruckten  Inhalte  das  Gleichgewicht  halten  oder 
>  atllM  bedeutsamer  sind  als  jener. 
D«r  TerL  ht  sich  des  W^erthe«  der  letsteren  Abtheüung,  welche 
man  als  kundert  Werke  mit  vielen  tanaend  Abbildungen,  Karten  und 
igt  «dbaatv  wol  bewusst  und  nicht  mit  Unrecht  betont  er  gerade  diese 
I^rtlt  ttiotr  Sammlung;  denn  hier  ist  durch  Anschauung,  die  mühetos 
al  m  Totl  dee  Reizas  ist,  der  reiehite  Sehatz  zur  Belehrung  geboten. 
Was  die  Auswahl  anbetriiTt,  so  wird  man  sich  in  sehr  vielen 
fUkm  mit  dsm  Verf.  einverstanden  erklären  m&ssen«  Beiehe  Belesenheit 
mif  was  gnu  besonders  ins  Oewicht  fallt,  ein  feiner  Takt  und  eine 
lidafOfisehe  Erfahrung  befähigen  ihn  zu  einer  solchen  Arbeit  in 
Grade.  Wenn  man  manches  vermisst,  so  mnss  man  allerdings  in 
iitndbc  fislien,  daxs  bei  einer  solchen  Auswahl  ein  grosser  Spielraum 
Hr  dis  Sabjectivitit  bleibt  Dies  tritt  auch  in  der  trefflichen  Recension 
4i  an  €rst0f  Stslle  genannten  Programm  es  in  der  Zeitschrift  fllr  Gjm- 
18TI,  &  108  ff.  von  Dr.  0.  Frick  hervor,  der  sich,  wie  das 
du  QjQioiniiia  za  Potsdam  1869  bezeugt,  mit  dieser  Frage 


tib 


224    G.  ElUndt,  Entwarf  eines  Kataloges  fftr  Schülerbibliotheken. 

eingehend  befasst  hat.  Yfh  empfehlen  diese  grttndliche  Anzeige  allen, 
die  sich  für  diese  Frage  interessieren.  In  einem  Pnncte  stimmen  wir 
Frick  vollkommen  bei,  wenn  er  nämlich  (S.  114)  eine  grössere  Vertre- 
tung der  Kunstgeschichte  fordert.  Zwar  erklärt  sich  Ellendt  in  der 
Vorrede  zur  zweiten  Auflage  des  Kataloges  (S.  XI)  gegen  eine  Vermeh- 
rung der  Bücher  dieser  Art,  indem  er  gelegenheitlich  einmal  seine 
ketzerischen  Ansichten  über  diesen  und  andere  Puncto  darzulegen  Ter- 
spricht.  Warum  aber  soll  man  nicht,  dem  gewiss  berechtigten  Verlangen 
der  Jugend  entgegenkommen  und  ihnen  die  Mittel  bieten  sich  in  diesem 
Fache,  das  am  Gymnasium  leider  nicht  vertreten  sein  kann,  einiger- 
massen  auszubilden.  Und  dazu  eignen  sich  die  Bücher  von  LQbke, 
Schnaase's  Geschichte  der  bildenden  Künste,  namentlich  die  beiden  enten 
Bände,  Rabers  Baukunst  im  Alterthume,  die  Ruinen  Roms,  Overbeek 
Geschichte  der  griechischen  Plastik,  die  Bildwerke  zum  thebischen  und 
troischen  Heldenkreis  u.  dgl.  vortrefflich.  Was  die  schöne  Literatur  an- 
betrifft, so  war  es  uns  auffallig,  Grillparzer^s  Sappho  und  das  goldene 
Vliess  nicht  vertreten  zu  finden,  ebenso  den  letzten  Ritter  von  Ana- 
stasius  Grün,  der,  wie  wir  doch  hoffen,  nicht  gegen  das  streng  eingehal- 
tene patriotische  Programm  verstösst  Für  die  oberste  Classe  würde  es 
sich  auch  empfehlen  eine  Auswahl  von  Reden  berühmter  Männer  der 
Neuzeit  in  Betracht  zu  ziehen,  theils  Originale,  theils  üebersetznngen. 
Dadurch  könnte  auch  die  Anregung  gegeben  werden  solche  ausgewählte 
Reden  in  kleinen  Heften  herauszugeben  und  dadurch  einem  wirklichen 
Bedürfnisse  zu  entsprechen. 

Wenn  nun  auch  für  die  österreichischen  Mittelschulen  ein  solcher 
Katalog  oder  vielmehr  zwei  getrennte  Kataloge  für  Gymnasien  and  Real- 
schulen bearbeitet  werden  sollen,  so  wird  man  sich  des  Kataloges  von 
Ellendt  als  einer  willkommenen  Grundlage  bedienen  können.  Die  Werke 
von  allgemeinem  Culturwerthe  und  allgemeiner  Bedeutung,  welche  El- 
lendt verzeichnet,  wird  man  nach  vorhergegangener  Prüfung  meist  bei- 
behalten können;  die  von  speciell  patriotischem  Interesse  müssen  natür- 
lich durch  andere  ersetzt  werden.  So  sehr  wir  übrigens  alles,  was  cor 
Erweckung  und  Belebung  der  Vaterlandsliebe  dienen  kann,  schätzen  and 
ehren,  so  wünschen  wir  doch  nicht,  dass  in  dieser  Beziehung  etwa  dea 
Guten  zu  viel  gethan  werde,  ein  Vorwurf,  der  Eilendes  Katalog  nicht 
mit  Unrecht  trifft. 

üebrigens  würde  sich  es  sehr  empfehlen,  wenn  dem  Kataloge  auch 
eine  Anweisung  beigefügt  würde,  wie  an  den  einzelnen  Schulen  das 
Interesse  für  die  nächste  Umgebung,  das  engere  Land,  welchem  man 
angehört,  seine  Geographie,  Topographie,  Geschichte,  Denkmäler  usw. 
angeregt  werden  könnte.  Vielleicht  könnte  mau  dem  Kataloge  einen 
Anhang  beifügen,  in  welchem  beispielsweise  die  Bedürfnisse  eines  nieder- 
österreichischen  Gymnasiums  in  dieser  Richtung  dargelegt  und  darnach 
eine  Auswahl  für  die  Schülerbibliothek  getroffen  wäre. 

Um  eine  leichtere  Uebersicht  über  den  Inhalt  der  SchülerblibUo- 
tbek  zu  verschaffen,  hat  Ellendt  seinem  Kataloge  zwei  Anhänge  bei- 
gefügt,  erstlich   ein   nach    Wissenschaften    geordnetes    Verzeichnis,   in 


5.  BitUr^  ümteh^u  in  den  Unt4»rhcbt»iuinexi  der  Schale.      225 

■cielieiii  dU  einzelneo  Werke  nticb  folgenden  Rubriken  aufgeführt  sind: 
Ji  GetchichU:  t  Mythologie  und  Reli^on »geschieh te :  a)  Griecb.  und 
8to.  b)  Deutsch«.  U.  Lite  rat  orgesch.,  III.  AUg.  Gench.,  IV.  Alte  Gesch. 
iod  AjitiqailiteD I  T.  Ge^ch.  des  Mittelalters,  VL  Neaere  und  neuosto 
taeh*.  VIL  Biographic*n:  a)  Scbriftateller,  Gelehrte,  Ennstlerf  6)  Re* 
miixti.  Stantamiuner,  Helden,  Vni.  Bildwerke  ,  Ä  Geographie:  L  Satnm- 
iju  Länder-  und  Völkerknnde :  a)  Deutschland»  b)  Eoropa,  c)  Asien, 
n  AtrikÄ,  €)  Atoerika,  /^  Aoetralien,  ff)  Polanonen,  IL  Reisebeschreiban- 
fin,  C  Natiirwifisenschaft:  L  Naturbeschreibung,  IL  Astronomie.  Physik, 
Gbmit,  Z>.  Schdne  Literatur:  L  Märchen,  11.  Fabeln,  Gedicht«,  Erzäb- 
lllfiQ  (forzngsweise  für  das  frühere  Jugendalter)«  IlL  Novellen  und 
loMfliie«  IV.  Deutsche  Dichtungen  des  Mitklalters  nnd  des  IB.  Jahr- 
IttlcrU,  V,  a)  Einjel-  und  Gesammtwerke  deutscher  Dichter  des  IB. 
ai  19.  Jahrb ändert«,  b)  Uebertetzungen  ausländiäcber  Dichtungen, 
i)  MütexmiiiiTilungen«  d)  Briefwechsel  nnd  Erläuterungsschriiten  [die 
llBfeiL,  1^  welche  die  Werke  bestimmt  aind,  hat  der  Verf,  sehr  paaseiKl 
N  te  dut^lnen  Schriften  am  Bande  durch  beigesetzte  Zahlen  beKeich- 
m\^  nrviteos  ein  alpbabetiaohes  Register. 

Wu  fchlieMoti  dies«  Anaeige  mit  dem  Wunache,  disa  es  ona  bald 
rofteDl  sdn  möge  ein^n  ähnlichen  Katalog  zunächst  für  die  öeterrei- 
«hifdkfii  üjttoasien  in  diesem  Blatte  besprechen  zu  können. 

Wi0B.  Eduard  Ott 


üucteitD  den  Unterricbts^ränmen  der  Schule  ond  des  Uausos. 
Sri  'tt*n   auf  dem  Schulaktns  im  Gymnasium  zu  Arensburg 

ir  inbtir  1H76,    Von   Oberlehrer  J.  B,  Holzmayer,  Heraus- 

MvfHu   Mtii  Med.  Dr.  S.   Ritter.     Buchhandlung  Aug.  Deubner. 
it  F«lecBbnrg,  55  8,  Octav.    „Von  der  Zensur  erlaubt.*" 

Aicoabnrg  Isi  ein  im  äiideu  der  zur  Provinz  Lievland  gehörigen 
hmk  OomI  gelegenes  Küdt43D Städtchen  mit  ungefähr  3000  Eiiiwohneni. 
ii  ttt  tbtfiMchend ,  welche  klaren,  gründlicb^iu  Kenntnisse  über  Schul- 
^Jpmf  OH  Lehrer  b  einer  so  kleinen  Gemeinde  auf  mssiachem  Boden 
MMckeH;  n&ui  glaubt  stellenweise  einen  Arxt,  nicht  einen  Laien  zu 
kiiik  EfÜHtent  gehört  zu  jenen  unver besserliche d  Idealisten,  welche 
^  Ürpalicbe  Erztehung  der  Schüler  zu  Gesundheit  und  Kraft,  An- 
mtk  «ad  Scb^nbeit  gcnao  so  hoch  anschlagen,  als  deren  gelstigs  Er- 
liiitaf  «ad  Chairnkt^rbildung.  Es  thnt  g«ndezn  wol,  eine  Stimme  zu 
Mni,  ««lelie  von  dem  Boden  der  Erfahnmg  ausgehend,  harmonische 
AttbüliSf  ä$t  studierenden  Jugend  mit  Einsicht  und  Entschiedenheit 
SA«. 

Das  tm^/t§m6^  Sebriltcheo,  welches  sich  auf  28  ziemlich  gross 
Nradct«D  Sdtn  Qb€r  seinen  Gegenstand  ausspricht,  behandelt  manche 
ÜAs  filiQdfe  Ofigenstände  nicht,  oder  streut  dieselben  nur,  —  das 
D«  Wort  war  ja  an  das  Eltemhans,  nicht  an  die  Lehrerschaft 
»*;  allein  was  der  Verfasser  s&gt,  zeigt,  daas  er  gut  unter- 
l  lit^  Tid  fedacht  hat  nnd  eine  ideale  Auifassang  von  der  Schule 
«  ^  Verf  leicht  man  die  richtigen  und  ausgebreiteten  Anschauun- 
Ü0A  t  d.  «rteiT.  Oyms.  JS7&    Ul  Hell  X5 


226      S.  Ritter,  Umschau  in  den  ünterrichtsränmen  der  Schule. 

gen,  welche  Holzmajer  über  Schulgesundheitspflege  hat,  mit  den  durch- 
schnittlichen Kenntnissen,  welche  über  denselben  Gegenstand  bei  dem 
österreichischen  Mittelschul  -  Lehrerstande  in  Theorie  und  Praxis  gefün« 
den  werden,  dann  fallt  der  Vergleich  zu  unseren  Ungunsten  ans.  Wie 
häufig  versündigen  sich  in  unseren  Mittelschulen  auch  solche  Lehrer, 
die  man  gescheidt,  eifrig,  wolwollend,  human  nennen  muss,  ja  sogar 
solche,  die  Familienväter  sind,  an  der  Gesundheit  ihrer  Schüler,  —  frei- 
lich ohne  es  zu  wollen,  freilich  ohne  es  zu  wissen.  Gerade  die  in  ihrem 
Fache  eifrigsten  versündigen  sich  mitunter  am  schwersten.  Woran  liegt 
die  Schuld?  Einmal  daran,  dass  das  Unterrichtsgesetz  die  körperliche 
Erziehung  des  Gymnasiasten  thatsächlich  ignoriert  und  zweitens  danm, 
dass  —  in  der  Consequenz  des  genannten  Uebels  —  unsere  Mittelschnl- 
Lehramtscandidaten,  welche  doch  auf  der  Schulbank  manche  anato- 
mische und  physiologische  Kenntnisse  sich  holen  mussten,  die  das 
Mass  des  an  ausserösterreichischen  Gymnasien  Gebotenen  Überschreiten, 
während  der  Vorbereitungszeit  auf  ihr  Lehramt  nicht  verpflichtet  sind 
Vorträge  über  Schulhygiene  zu  hören  und  nachmal  über  diesen  Gegen- 
stand eine  Prüfung  abzulegen,  ja  dass  ihnen,  —  den  guten  Willen  vor- 
ausgesetzt — ,  an  den  meisten  Universitäten  gar  keine  Gelegenheit  ge- 
boten ist,  sich  über  dieses  wichtige  Stück  des  künftigen  Schuldienstes 
zu  unterrichten'). 

An  den  österreichischen  Gymnasien  soll  nach  dem  Gesetie  die 
Entwickelung  eines  gebildeten ,  edlen  Charakters  das.  letzte  Ziel 
sein,  wie  bei  aller  Jugendbildung.  Das  ist  aber  in  der  Schulpraxis  kei- 
neswegs überall  der  Fall.  Man  kann  nur  aussprechen:  Es  gibt  Mittel- 
schulen, es  gibt  Lehrer  an  Mittelschulen,  welche  erziehend  zu  wirken 
sich  bemühen  und  es  auch  verstehen.  Allein  in  Folge  von  Ursachen, 
welche  meist  in  der  Periode  der  Umgestaltung  unserer  Mittelschulen  lie- 
gen (1850—1860)  begnügen  sich  manche  Mittelschulen  noch  heute  damit 
ihre  Zöglinge  zu  unterrichten.  Ganz  unläugbar  ist  heute  bei  uns  die 
geistige  Entwickelung,  d.  h.  die  Beibringung  von  Kenntniseen 
einseitig  in  den  Vordergrund  gestellt.  Die  körperliche  Entwicke- 
lung tritt  am  Gymnasium,  entsprechend  dem  heutigen  Standpnnete 
unserer  Gesetzgebung,  ganz  zurück.  Das  ist  ein  grosses  üebel,  und  die 
Gesetzgebung  wird  sich  bald  bemühen  müssen,  diese  böse  Lücke  aussu- 
füllen.  Schon  in  der  Enqudte-Commission  von  1870  wurde  der  Antrag 
auf  Einführung  des  obligaten  Turnunterrichtes  an  den  Gymnasien  mit 
freudiger  Zustimmung  einhellig  angenommen.  Durch  die  Erfflllong 
dieser  Forderung  wird  allerdings  die  Fürsorge  des  Staates  um  das  kör- 

')  Es  steht  in  Deutschland  mit  den  schulhygienischen  Kenntnissen 
unserer  Standesgenossen  nicht  besser,  als  in  Oesterreich.  Die  Debatten 
auf  dem  anfangs  November  1877  abgehaltenen  Nürnberger  hygienischen 
Congresse  haben  dies  fdr  jeden  dargethan,  welcher  das  nicht  bereits  ge- 
wusst  hätte  und  eben  nur  den  Verhandlungen  aufmerksam  gefolgt  ist. 
Bei  solchen  Gelegenheiten  muss  man  überdies  zwischen  den  Zeilen  fu 
lesen  verstehen. 


S,  BitUr^  Umschau  in  dan  UiiteincUUräuini^n  der  ^»chal^.      2^1 

M  Wohl  jen^  Theilea  seinor  Ju^^end ,  welcher  einmal  zu  der  edel- 

[  «1  B]fite  ded  öeierrcichischcu  Volkshecrcs  gerechnet  werden  muss,  eben 

^'filg  erschöpft  werden,  als  darch  den  Bau  guter  Schulbäuser  und 

i^eckmässige  Einrichtung»  worin  Oesterreich  heute  allerding«  vieler- 

'H^es  leistet,    Allein  ein  bodfut^arner  Anfaug  wird  damit 

die   gesetzgebende  Gewalt   wird   damit  eine  Scbuld  au 

I  «Mt  Jugetid  abtragen. 

DidKCTuiü  Spruch  in  einer  grossen  politischen  Rede  auf  einem  Mee- 
IQ  Hancbester   nachstehende  Worte:   ^Ich   muss  durum  nachdrQck- 
i  «M«rlKileii  und  möchte  es  allen  meinen  HOrern  einprägen,  dass  die 
Fragen  weit  Ober  allen  Fragen  ötchtm,  welche  das  Staat«- 
jctii     '  '         stände  haben;  sie  stehen  nicht  nur  höher,  als  jene 
friacifn  ^'en,   welche    di«  Parteien    Bchciden,    sie    tiberragen 

M  al&e  aüileiü  Fragen,  welche  wegen  ibrer  grossen  Bedeutung  die 
■Dienchie^e  verwischen,  Sie  muäsen  bedenken,  dass  die  Grösse 
Lftiid«a  in  erster  Reihe  von  der  pbysiächen  Entwickelung  seiner 
jü>h&tjgt,  und  dasB  Alles,  was  zur  Verbesserung  des  Gesund- 
sdes  geschieht,  auch  2ur  Grundlage  wird  für  die  GröEse  und 
a  Glanz  unserer  Nation.**  Viele  unserer  Gymnasiasten  werden 
berofcn  sein,  direct  oder  indirect  auf  die  Entwickelung  unseres 
»lietia  im  Staate  massgebenden  EinÜuss  zu  nebmen.  Woher 
ikaeü  einioal  Ansehauungen  kommen,  wie  der  genannte  Eedner 
\  hkr  attSi^eüp rochen  ?  Woher  soll  das  Elternhaus,  welches  in  grösseren 
tlorch  seine  FoideruDgen  an  die  Söhne  nicht  selten  an  der 
Natur  geradezu  frevelt,  zu  gesunden  Ansichten  kommen, 
«leht  die  Staatsgewalt  auf  dem  Gebiete  der  Schule  entschieden 
fV&Q^vlit  und  das  Turnen  nicht  wenigstens  ah  Gegengewicht  g^^^eu 
ikfkih  euiMitigo  Geistesarbeit  unseren  vielgeplagten  Gymnasiasten  vor- 
bei« r-jt^ 

^Vir  haben  in  Wien  genug  Schüler,  welche  kaum  wissen»  was 
tu  g^Auen  heisst,  —  genug  Eltern,  welche  die  Söhne  nicht  turnen 
vell  dieae  wegen  gehäuften  häuslichen  Unterrichtes  in  Musik, 
Icn  i»aw.  —  ^nicht  Zeit  haben"  zu  turnen,  genug  Gjmuasiallebrer 
ii  Oi«liirr«ie1i,  die  selbst  nie  geturnt  und  darum  keine  Ahnung  von  der 
Bttwtrkueg  des  Turnens  auf  das  geistige  Leben  des  Schülers  haben 
wi  CB<li  hierin  von  ihrem  CoUegen  in  Arensbnrg  lernen  könnten  '). 


*l  Peber  den  geistigen  Gewinn,  welcher  von  den  nach  harmonischen 
si  rlijrlbnuacheo  Gesetzen  geordneten  Gemeinübungeu  ausgeht»  spricht 
fi>lg«iidenn»«sen  aus:  „Die  i n n ere  Sa m m  l u n  g  u n d  B te t e  Wach* 
w«le3ia  dem  leise  gesprochenen  ßefehlsworte  unmittelbare  Folge 
n  biatrn  hat;  das  Gefühl  der  Ordnung  und  Zusaramengehö- 
cifk«it«  ds  jede  fahrlüsgigo  Abweichung  oder  Zerstreutheit  des  ein- 
abcs  wotori  Yenrirrung  in  dem  Ganzen  anrichtet-^  der  ästhetische 
Sin»,  d*  Jede  unschöne  Bewegung  inmitten  der  Harmonie  der  Ge- 
•OAlMt  bemerkt  wird  und  sich  lächerlich  macht;  der  Sinn  des 
AnicbUcateDB  und  der  Unterordnung,  indem  hier  das  sich  dar- 

15» 


22S      S,  jRitter,  Uiu schau  in  den  Unterrichtsrätimeu  der  Schule. 

Und  doch  ist  daB  Interesse  unserer  Mittelscbullehrer  an  &1 
wa^  Schulby^ene  heisst,  nicht  schwer  im  wecken»  wenn  dies  aul 
reclite  Art  geschieht,  Referent  hat  Tor  einigen  Jahren  den  ersten 
trag  üher  Schulhygiene  im  Kreise  Yon  Mittelschiilprofesgoren  geh« 
und  grüs&G  Theilnahme  an  der  Sache  gefunden,  allein  sieb  anch  11 
zeugt»  dasB  selbst  sehr  kenntnisreicho  Lehrer  überrascht  waren  ?oii 
Fülle  dessen,  was  zum  umfange  der  Schulhygiene  gehört.  In  Üeaters 
lebt  ein  braves,  liebenswürdiges,  begabtes  Volk,  bereit  m  lernen 
geeignet  rascher,  leichter»  frischer  zu  lernen  als  viele  andere  Völ 
Dem  entsprechend  steckt  in  unseren  MittebchuUehrern  eine  ausgiei 
Zahl  begabter  Naturen,  die  auch  auf  dem  Felde  der  Schulhygiene 
Erfolg  wirken  würden,  wenn  sie  zur  rechten  Zeit  die  richtige  Anjreg 
erhalten  hätten,  und  sich  nicht  bei  uns  bis  zur  Schaffung  des 
Reichs -Volksschulgesetzes  in  so  vielem,  was  zur  Schale  gehört,  eil 
ar^er  Schlendrian  fcätgeaetzt  hätte.  Thatsache  ist,  dass  heute  bei 
nicht  blos  der  Zahl,  sondern  auch  dem  Perzentsatze  nach  weit^ns 
Volksschu II ehrer  über  die  wichtigsten  Forderungen  der  Schulbyg 
besser  unterrichtet  sind  und  dieselben  besser  anwenden,  als  Mittelsc 
Professoren.  Und  wenn  der  Staat  nicht  bald  eingreift,  wird  dies  i 
weiterhin  so  bleiben. 

Referent  kann  schon  aus  räumlichen  Rücksichten  nur  Stichpn 
aus  dem   interessanten  Schriftchen    bringen,    und  so  wählt  er  denii 
jedem  Gymnasiallehrer  naheliegendes  CapiteL  die  Dauer  der  Dnterril 
zeit.  Die  Ermattung  unserer  Schüler  bei  4— 5stündigesa 
terrichte  ist   zugleich  eine  elementare   Erschöpfung 
Geh  im  Substanz  an  Sauerstoff^,  —  eine  Wahrheit,  die  leider 
len  Lehrern  unbekannt  ist,   Keferent  hat  in  seinem  Vortrag  in  der 
tolgclmle   erklärt,  er  sei  mit  dem  fönfstündigen  Vormittagsunterri 
einverstanden,  vorausgesetzt,  dass  eine  mindestens  viertelstündige  P 


aus  ergebende  Resultat,  die  Geroeinschaft,  dem  Schüler  unmitielbl 
die  Sinne  fallt;  besonders  aber  sinnliche  Klarheit  uud  ra9< 
Auffassungsvermögen,  da  der  Schüler  die  körperlichen  Abu 
tionen  links  und  rechts ,  die  rhythmische  Zeitbewegung,  das  Hanm^ 
usw.  durch  die  Bewegungen  »eines  eigenen  Körpers  fortwährend 
rnit  Bewusstsein  zur  Anwendung  zu  bringen  li^t:  alles  dies  sind  £c 
nisse  von  dem  grössten  pädagogischen  Werte,  welche  diese  Uebiu 
zu  der  vortreftlichsten  Vorschule  für  jeden  geistigen  Unternchi 
später  zur  auffrisebeoden ,  das  sinnliche  Leben  bewahrenden  und  et 
emden  Mitwirkung  in  dem  allgemeinen  Unter richtsplftue 
rufen,  dessen  Aufgabe  es  ist,  statt  siecher,  unter  der  Last 
todten  Wissens  erliegender  Schwächlinge,  frische,  l 
perlich  und  geistig  wache  und  von  dem  Frohgeftbl  il 
ver  Kraft  beseelte  Jönglinge  heranzubilden?^  —  Wie  ' 
österreiohische  Gymnasial  -  Dir ectoren  haben  sich  mit  Ad.  Spiels  90 
traut  gemacht,  dass  sie  im  Stande  wären  aus  Ueberzeagong  in  a] 
Weise  zu  sprechen? 


S,  Bäter,  Umschau  in  den  Unterrichtsräumen  der  Schale.      829 

■dl  der  2.  nnd  4.  Stande,  and  ein  kürzeres  Bespirium  nach  der  1.  und 
i  Stande  eintrete,  welche  Zwischenpausen  in  der  guten  Jahreszeit  und 
Vi  günstiger  Witterung  im  Schulgarten,  oder  hepflanztem  Hofe,  im 
IRiter  nnd  bei  ungünstiger  Witterung  in  einem  erwärmten  Corridor 
■nlningen  seien  und  ^ur  körperlichen  Bewegung  dienen  müssen').  An 
I  Gymnasium  in  Arenshurg  wird  ein  solcher  Vorgang  genau  einge- 
hhen.  Das  Turnen,  wie  das  Herumtummeln  der  Schüler  in  den  Ober- 
in den  üoterclassen  während  dieser  Respirien  ist  sehr  verständig 
CBgericbiet.  Die  Sorge  für  die  körperliche  Gesundheit  geht  so  weit,  dass 
■  den  untersten  Classen  —  so  wie  bei  uns  in  Unterclassen  der  Volks- 
■hole  —  auch  während  der  Schulstunden  nach  Bedürfnis  z.  B.  nach 
Mkiengendem  Schreiben  ganz  kurze  Zeit  (z.  B.  1,  2  Minuten  lang)  ge- 
fmgelte  Körperbewegungen  in  der  Schulbank  ausgeführt  werden.  — 
Ein  Anhang  bringt  auf  S.  30—55  eine  sehr  gute  Anweisung 
■r  Leitung  von  der  Zimmergymnastik  entnommenen  Leibesbewegungen 
M  ciaer  grösseren  Anzahl  von  Zöglingen,  ferner  2  Tabellen,  deren  eine 
ii  ftr  den  Lehrer  nöthigen  Figuren  bringt,  während  die  andere  einen 
(^dis  Ton  33  Leibesbewegungen  für  6  Wochentage  bei  einer  jedesmali- 
ge Uebungsdauer  von  12  Minuten  enthält. 

•  * 

* 

Referent  empfiehlt  das  genannte  Schriftchen  der  Aufmerksamkeit 
•ner  Taterländischen  Collegen  und  schliesst  mit  dem  Wunsche,  dass 
fte  Jakresbericbte  österreichischer  Gymnasien  Gegenstände  der  Schul- 
bygifliie  öfter  in  den  Kreis  ihrer  wissenschaftlichen  Beilagen  ziehen  mö- 
gn.  Der  grossen  Mehrzahl  österreichischer  Gymnasiallehrer  liegt  auch 
d» Gamdheit  ihrer  Schüler  am  Herzen;  allein  in  Sachen  der  Erziehung, 
d»  Mdi  der  körperlichen  Erziehung  der  Jugend,  ist  es  mit  dem  guten 
WDlen  des  Lehrers  nicht  abgethan.  Hier  sind  gründliche  und  zusammen- 
Üigende  Kenntnisse  noth wendig,  und  am  natürlichsten  werden  diese 
■tor  Lehrern  Ton  Lehrern  propagiert.  Bisher  haben  mehr  österreichische 
Ante  als  österreichische  Mittelschullehrer  mit  der  Schulhygiene  sich 
ktet  Es  gibt  aber  Capitel  in  der  Schulhygiene,  in  welchen  wir 
SebÜBänner  competenter  sein  sollten  als  die  ärztliche  Welt. 

Dr.  Erasmus  Schwab. 


*)  Der  oben  genannte  Nürnberger  Congress  begehrte  auch  7«  Stun- 
kä  Unterricht,  stets  Vi  Stunde  Pause,  bei  fünfstündigem  Vormittags- 
Vterrichte  um  11  Uhr  Vs  Stunde  Pause. 


Vierte  Abtheilung. 


Miscellen. 

Programmenschau. 
(Fortsetzung  aus  Heft  II,  S.  153,  Jahrgang  1878.) 

5.  F.  Hiibler,  Constantin  als  Alleinherrscher  324— 337, 
Seine  Reformen  (Schluss).  Programm  des  k.  k.  Oberrealgymnanamt 
in  Reichenberg  1877.  SS.  23.  8», 

Der  Verf.  bespricht  zuerst  die  Gründung  von  Constantinopel ,  so- 
wie die  Gründe,  welche  Constantin  bewogen  haben,  die  neue  Hauptstadt 
am  Bosporus  zu  erbauen.  Die  Ausführungen  sind  wesentlich  nach  Jacob 
£urckhardt  (die  Zeit  Constantins  des  Grossen)  gearbeitet.  Unwomehr 
muBs  man  sich  wundem,  aus  welchem  Grunde  der  Verf.  in  diesem  Theile 
der  Arbeit  des  Namens  Burckhardt  nirgends  erwähnt,  wenn  mta  sieht, 
dass  ganze  Phrasen  demselben  entnommen  sind,  so  z.  B.  der  Sats:  an 
den  Mauern  der  neuen  Stadt  prallten  die  Völkerstürme  von  9  Jahrhun- 
derten machtlos  ab.  Unter  den  Gründen  für  den  Bau  der  neuen  Stadt. 
wird  nun  von  Burckhardt  mit  Recht  auch  Constantins  Leidenschaft  Ar 
das  Bauen  angeführt.  Im  Anschluss  an  die  Gründung  der  neuen  Stsidt 
behandelt  der  Verf.  die  Veränderung  der  staatlichen  Organisation,  dit 
Reformen  in  der  Civil-  und  Militärverwaltung.  Dann  werden  die  Fiuni- 
lienverhältnisse  Constantins  und  die  Reichstheilung  besprochen.  Sein 
Verhältnis  zum  Heiden-  und  Christenthum  soll  in  einer  weiteren  ^ErrtiH 
zungsarbeit**  nachfolgen.  Einzelne  Ausdrücke  wie:  der  Besitz  Consiao^ 
tinopels  in  Frage  gestellt  muss  immer  einen  europäischen  Krieg  ent- 
fesseln, hätten  ganz  wegbleiben  können.  Auch  die  Ausdrucksweise:  Nach 
Const.  zog  der  kais.  Hof,  der  Eigennutz,  die  Pflicht,  die  Neugierde  etc. 
nehmen  sich  sonderbar  aus. 

6.  Prof.  Dr.  G.  Kürschner,  Oesterreichs  Vorgeschichte. 
Programm  des  k.  k.  Obergymnasiums  zu  Troppau  1877.  S8.  20.  8*. 

Der  vorliegende  Aufsatz  ist  soweit  man  ersieht  für  einen  grösseren 
Lesekreis  bestimmt  Zusammenfassend  und  recht  übersichtlich  wird  eine 
Darstellung  des  ältesten  Zeitraumes  bis  zur  Uebergabe  der  Ostmark  an 
Liutpold  von  Babenberg  geboten.  Die  Arbeit  ruht  grossen theils  und  mit 
Recht  auf  Max  Büdingers  vortrefflichem  Buche :  „Geschichte  Oesterreichs." 
Ausserdem  sind  die  bekannten  Werke  von  Chabert,  Krones  u.  a.  benützt. 
Der  Verf.  betrachtet  zuerst  die  römische  Zeit,  dann  die  Periode  der 
Völkerwanderung^  die  Avaren,  Baiern  und  die  Begründung  der  Ostmark, 
den  Sturz  der  grossmährischen  Macht,  die  Avaren  und  die  Erneuerung 
der  Mark.  Da  es  sich  um  eine  übersichtliche  Darstellung  handelte,  so 
konnten  auf  dem  engen  Räume  von  20  Seiten  natüriich  nur  die  wesent- 
lichsten Geschichtsmomente  zur  Darstellung  gelangen. 


Miscellen, 


iu 


^örfl,  Das  Ende  Kaiser  Friedrich  L    Pio^ramui    de« 

fc  Staatsreftlobergjmn&siunjs  in  Bronn  1877.  SS.  26.  S\ 

Nach  wenigen  einleitenden  Bemerkungen  fuhrt  uns  der  Verf.  tur 
Thrt^,  die  er  behandeln  will,  nämlich   ,in  der  gewaltigen  Mengö  von 
t«n,  die  üus  Über  dies  Ereignis  vorliegen,  ümgehau  zu  halten  und 
ng  der  Streitfrage ,   auf  welche  Weise  der  Tcxi  des  Kaisers  er- 
*«i,  beiiütrageo."     Zunächst  werden  die  Quellen,  welche  den  Tod 
ra   berichten,  im  Allgemeinen  gesichtet.     In  Betracht  kommen 
m  die  epistola  de  morte  Friderici  im  Anhange  zu  der  Continuatio 
von   Freiaing  und   Ansbertä  Hiätoria  de  eipeditione  Priderici. 
achLklert  der  Verf.  den  Zag  durch  Kleinasien  bü  zu  dem  am  10.  Juni 
Kalykadiios  der  Alten  erfol|^ten  Tode  des  Kaisers,  üeber 
i  ;  s  Todes  acceptiort    der  Verf.  nach  eingebender  Motivie- 

'    '        ^i-^tola:  der  Kaiser  setite  an  einer  seichten  Stetlo 
Jeu  Fluss  und  kam  glücklicher  Weise  mit  den 
Slifti^  Ufer  an.  Hier  gönnte  er  sich  eine  kleine  Erho- 

IcBf.  wandelte  ihn  die  Lnst  an  ein  Bad  zu  nehmen 

lai    >  iCörp«?r   wieder  zu  erfriHchen.     Er  stiQg  in  den 

iijif  war  er  jedoch  eine  Leiche. 

ist    schlicht   und   ganz   aachlich  gehalten. 
ftirfifii  &!i  h1  mit  Umsicht  zu  Ratbe  gezogen.    Kleine 

fitMm0  ugen  statt  Froising  und  dem  entsprechen 

Cucumis,    l^a?    «  lirsrucon  Albarici  konnte  in  einer  besseren  Aus- 
imtat  werden.     Von   Wattenbach   Deutschlands  (nicht  deutsche) 
litsquellen   ist  noch   die  2.  Aufl.   benutzt,  wiihreud  »chon  die  4. 
St9di«liien  begriffen  ist 


FlBit  lilft»b,  kui-^e  Z 
Di«  DarRteÜQü 


J.  KUmroerling,  Die  Beziehungen  des  byzantiniscbeu 
Bmbas  zum  ostgotbischen  vom  Tode  Theoderichs  des  Gros- 
üM  bli  itt  Tbeodats  Ermordung.  Programm  des  k.  k.  Staau* 
rtalgjamaaiums  in  Freiberg  1877.  8£^.  19.  ö^ 

Dim  Arbeit  bi-^^  '  --  ^  neuen  Gesichtspanete.  Hilfsschriften  wci- 
ia  ileiMlbeu  m  r  Weise  keine  citiert,  wiowol  dit'»elbeu  und 

'witont-r    .1   .1,    ,.„,,_.,  ,,,r  Weiiie  benutzt  werden,  wie  man  »ich  aus 

hUifmiet  *  tdlung  uberzengen  kann: 

Kiiik.M' . ..i.K  i'Ag.  10.                 Sugenbeim,  Gesch.  d.d.  V,  pag.  211. 
war  ab«r  schwankend  in  schwankend     in    seinen 


TfiL-K  lilnHi.jMi  i»hne  Kraft  und 

^'eis,  doeb  des 

«  fXhig  und  von 


Entschlnsstm  ohne  Kmft  und  Math 
bei  all  /.  doch  der  ehrlo- 
sesten i  I  :  n  fähig 

von  nneriMtUichtr  Habgier  beseasen. 


Kl  QtmAUH  de«  ovtirtahli.chen  Keicbea  (pag*  1).  das  Alter  Theodorichs 

tef.  2)  V  Keben  Van  dal  er  findet  sich  Vanda- 

b^  0er  .^  I  ^tg.  4  durch  die  die;  pag.  5  dass  §^- 

aift,  W9  gaiadi).  i^iuitijiua  CiUU  wie  p«g«  4  etc.  sind  ganz  überflüssig. 


B.  Fr.  Kümmel^  Dia  zwei  letzten  Heereezüge  Kaiser 
BiiJifich  111.  nach  Ungarn  (1051—1052)  mit  Rückaicht- 
lliluil§  auf  dip  )miri8ch*kärntneriäche  Empi^rung.  Programm 
ile  k.  k.  r  uimms  in  StraasniU  1877.  SS.  31.  8*. 

Eime  ütiu.  ussende  und  genaue  Arbeit,  welch«»  jedoch  Docb 

almieh}o«s«n    tat,   denn  der  Feldzug  dc^  Jahren  1052  «owk  die 

B   iMf    hcldeti    HcercfizUlgo    mit    be^n derer    ßerttcksiehttgiuig   des 

itüitltelieQ  Aufst&ndes  soll  tti  dem  nächsten  Programme  er- 


282  Hiscellen. 

ledigt  werden.  Ein  eodgiltiges  ürtheil  Qber  den  Torliegenden  AafsfttiJ 
wird  »icb  daher  ersit  nacb  der  Vollendang  desselben  abgeben  lassen.  EieI 
besonderes  Augenmerk  wird  auf  den  Druck  zu  verwenden  sein:  Dem  Ee»l 
fe reuten  sind  bia  jetzt  eine  ^osse  Anzahl  von  Druckfehlern  aufgefallen,  [ 
Bei  Handbüchern,  wie  bei  Gieseb rechts  Geec hiebt©  der  deutschen  Kaider- 
zeit wird  es  gut  sein  auch  die  Auflage,  welche  benützt  wurde,  anzugeben. 

10.  J.  DegD,  Der  Kampf  der  wittelsbachischen  Partei  gegen] 
den  Luxemburger  Karl  IV.    nach  dem  Tode  Ludwigs  ITJ 

1347^ — ^1349.   Programm  des  k.  k.  Obergpnnasinms  in  Czemowitl 
1877.  SS,  12.  8». 

Der  Verf.  schöpfte  aus  allen  jenen  Quellen ,  welche  von  fräheren 
GeBchichtscbreibern  henötÄt  worden  sind,  daher  lies»  sich ,  wie  er  selbAl 
eingesteht,    wenig  Neues  bringen.    Nach  der  Meinung  des  Ref.  ibt  diee  | 
besonders  seitdem  die  Regesten  Karls  IV.  durch  den  Fleiss  Alfons  Habers 
so    schön    gesammelt  vorliegen    nicht    ganz    zutreffend.     In    mehrfachen' 
Puncten  lassen  sich  frühere  Darstellungen  theila  erganzen ,  theils  erwai- 
tern.   In  der  Einleitung  gibt  der  Verf.  eine  kur^e  aber  nicht  immer  «Ti- 
treffende Charakteristik   der   bedeutsamsten    Hilfsmittel.    Wenn    er  w^\ 
Fetzela  Kaiser  Karl  IV.    diesem  trockensten  aller  Handbücher,   das  ür^l 
künde  an  Urkunde  reicht »   wie  es  in  unseren  Tagen  in  den  Werken  Toir  I 
K^>pp    geachehen    ist,    behauptet,    dass    deri^elbe   in  dem  Bestreben  vdXml 
Handlungen  Karls  in    dt^m   besten  Lichte  darzustellen  zu  weit  geht»   iO  ] 
kann  man  das  ürtheil  im  Ganzen  nicht  billigen.  ( 

Im  weiteren  Verlaufe  schildert  nun  der  Verf.  die  Lage  des  witidls* 
bachischen  Hause«  nach  dem  Tode  des  Kaisers  Ludwig,  dann  die  Be- i 
niühungen  Eduard  von  England,  dann  Friedrich  von  Meissen,  endlich  ( 
Gänthcr  von  Schwarstburg  zur  Annahme  der  Krone  zu  bewegen,  bis  end^j 
lieh  zwischen  den  Luxemburgern  und  Wittelöbachern  ein  feierlicher  Aus^  ] 
gleich  erfolgte.  Im  Einzelnen  lassen  sich  auch  AuBstellangen  machen«  so] 
s|>richt  heute  Niemand  mehr  von  BenessiusDobneri»  unter  welchem  offenbir  j 
Benessius  minorita  gemeint  ist.  Aus  p,  9  Nöte  3  lese  ich  dass  der  Yeif,J 
den  Albertus  Argentinensis  und  Mathias  von  Neuenburg  für  zwei 
ächiedencn  Schriftsteller  hält. 


IL  A.  Mi  lau,  Karls  IV.  erster  Römerzug  im  Anschluss  an  dessen) 
ßeiiehnngen   zu  Italien   und   den  Päbsten  Clemens  VL   und   Inno- 
oens  VL   Programm  der  k.  L  Staats- Dnterrealschule  in  Karolinea*^] 
thal  (Prag)  1877.  SS.  46.  8". 

Die  Arbeit  des  Prof.  Milan  gebort  zu  den  besten  bist  Program ni- 
anfsätzeu,    mit  denen   uns  das  heurige  Studienjahr  beschenkt  hat.     Siej 
beabsichtigt    nur   im  Allgemeinen  die  Beziehungen  Karls  IV.  zu  Italien | 
und   den  Päbsten   und   dessen   ersten  Römerzug  in  den  Hauptmomenten 
daranstellen  und  erreicht  dies  Ziel  in  glücklicher  Weise.  In  einigen  ein- 
leitenden Worten  charakterisiert  der  Verf.  die  Stellung  Karls  bei  seiner  I 
Königswahl,  dann  erörtert  er  in  zwei  grösseren  Capiteln  L  die  Znstiad«  * 
Italiens  vor  der  Ankunft  Karls   und   die  Umstände ^   welche  diesen  hin- 
derten in  den  ersten  Eegierungsjahren  seinen  Römerzug  zu  anteinehmen, 
2,  den  vielgeschmähten  und  verläfiterten  Zug  Karls  selbst.   Das  urkund* 
liehe  MB.terial  ist  sehr  sorgfältig  benützt,   mr  den  zweiten  Tbeil  hab^n  , 
auch  die  Berichte  des  Johannes  dictus  Porta  de  Annoniaco  ihre  Wöxdi- 
dignng   erfahren.     Dem  Inhalte  nach  sind  dem  Eef  keine  wesentlichen  j 
Xrrthüraer   aufgefallen ,    gegen    einzelne    minder  wichtige  Puncte  lie«eii| 
sich  Einwendungen   machen,   aber    diese    betreflen    mehr  den  formelleol 
Theil  der  Arbeit,  so  z,  B.  wenn  gesagt  wird,  dass  mit  dem  Königthatnl 


lüflcellen. 


»S 


%mU  CIA  tfcböfier  Tmuni  Jubaons  und  das  Ziel  Jalire  langer  Mühen  und 
liiB|ill  dieses  Fürsten  erreicht  war,  so  wird  man  sich  erinnern,  daas 
I«mn  noch  in  den  kttten  Momenten  selbst  gegen  Willen  seiner  Sohne 
a  TnsmMoüen  mit  den  Wittelsbachem  fceneig^t  w&r. 

Dir  Scbildening   der  Zustände  von  Florenz  (pa^,  7)  erinnert  doch 

'  Zeiten  BaTOoaroIaä,    Pag^.  45  könnte  es  leicht  seheinen,  als 

1    im  heftigsten  Kampfe  mit  dem  Pabstthum  gestanden,  aü 

t  wird,   das»  Heinrich  YIL  dnrch  die  pabstltcbe 

■'  ungen  wie  pag.  6,  8,  Gibelline  pag.  5 
i;;en   verdient  die  Arbeit  auch   nach 


VI  Dr,  Tb.  Tupec,    üeber  die  Methode  des  Unterrichtes  in 

der  Ciet^chicht^.    Programm  der  k.  k.  deatschen   Lehrer bUdnogs« 
*&5tMll  hl  Prag  1874-77.  ÖS,  Ib.  8*. 

Wie  «*%  mit  dem  Ünt4?rrichte  in  der  Geschichte  an  unseren  Volks- 
ickftUoi  Atusi^ht,  der  heute  nebst  vielen  anderen  Disciplinen  h'id>^r  nncb 


nm  nrmr  n 

te  ToL'i  d  r 
ml  («^«nwilrtv 
4iii  amek  an  d 

In 


ler  Grundelemente  einer  jeden  weiteren  F  ng 

ri   wird,    darüber  kann   uns  folgender  t 

* '  '       "'^ng  einige  Auskunft  geben  i  ^lii  «^«Mri-mcb 
ite  nicht  blos  an  den  Bürger j^chüleo,  äoü- 
u.*..ii  in    gro&serer  Ausdehnung    gelehrt,    als 
I  der  Geschichte  ist  jedoch  ein  höchst  schwie- 
Lehrer  in  diesem  Gegenstande  verhältnisniüfisig 
Bian^*    In  lieh   eino   so  ausserordentlich  grosse  Zahl  von 

rmMMn  i  3  Ge.*chichte  berufen  wird,  sind  Fehlgriffe  na- 

tmddlk^;  unUr  boh  iien  Utnatänden  lohnt  es  sich  wol,  in  dem  Pro- 
mtnuie  euer  Lehxerbildungsanstalt,  das  viele  Lehramtscandidaten  bei 
mnm  Äoftritt  ans  der  Anstalt  als  Andenken  mit  in  das  Leben  hinaus- 
MiUBtP  sed  das  auch  von  bchon  angestellten  Lehrern  gelesen  wird,  die 
loa  Qeacbichtsnnterrichtes  tu  erörtern,  selbst  auf 
tu  sagen,  die  den  Kennern  der  paed.  Literatur 
iiMi.  Nicht  allein  der,  welcher  ein  gutes  Wort  luerst 
bl  itlltet  Gutes»  sondern  auch  der,  welcher  es  inr  rechten  Zeit 
'^ruft.'*  ^0  weit  der  Verf.  In  der  That  finden 
inand»^rjiet7:unfren  über  die  Mcthi>de  des  bist. 
1  der  Arbeit  den  Vorwurf  machen  dürfen^  dass 
m  mat^f  Schrift  üb«r  dieaen  Gegenstand  unberacksiebtigt  geblle* 
Wikt 

*  }>enecfce  und  WilJmann  die 

4«  Ter  and  so  mag  das  Schrift- 

^m  dttc  I  ttij  lür  \olk-s^Lhiiien,  ftlr  die  es  snoäcbst  be- 

•ÜMbI  lat.  "n  einigem  Nutze;)  sein. 


Gedicbtm 


%  k*  Löffler^  Kurxe  Diir8t4?llung  der.  wichtigsten  Bestre- 
bangtii  mr  Sicher8teHutig  der  Nilquellen,  Programm  des 
OMiai,*&aJ-  tiöd  Obergymnasiums  in  Brüx  1S77.  SS,  a  S* 

SdMtt  FfMhal  in  Mioer  Geschichte  der  Erdkunde  (^ag.  35  der 
L)  b*«i#rkt,  djua  man  bis  zum  Jahre  1863  das  gr(Vsi»te  Naturratbael 
«Üb  Ui^pnuig  des  Nils  nur  auf  |)tole maischen  Karten  studieren 
fiMtxQtaire  -^  Alfto  nach  kaum  15  .Tahren  haben  die  Bestre- 
'^fSVa  üf  Erfonebnng  der  NilqueHen  ihren  befriedigenden  Abschlnaa 
fAltt*  Db  dlkffle  ea  dann  nach  der  Meinung  des  Verf«  des  obigen 
AtftMM  ttldii  llb«riltti«ig  »ein,  eine  kurze  Darstellung  jener  Bemfihnngen 


2S4 


MiscellcTi 


zu  geben  die  es  Bich  ziir  Aufgabe  geseilt  hatten,  jenes  RJLtb&el  xu  I5l 
Diesem  Zwecke  ist  die  vorliegende  Arbeit  entsprungren ;  da»8  übrig 
bei  der  gedrängten  Kürze,  in  welcher  der  Verf.  seinen  Gegenstand 
handelt,  ^inielne  Männer  und  deren  ßemöbungen  übergangen  wo« 
mussten,  ist  begreiflich.  Im  Ganzen  und  Grossen  sind  jedoch  die 
tigeren  Versuche«  welche  seit  1840  geiijaobt  wurden  d.  h.  seit  der^Z 
in  welcher  Meheinet  Ali  den  Unternebraungen  seinen  Beistand  gewabi 
richtig  angegeben,  am  längsten  verweilt  der  Verf»  natürlich  bei  den  ] 
streb;! n gen  Bakers,  Gordon»  und  Stanley' 3, 

14  Ed.  Eicht  er,  Die  bist  Geographie  als  Unterrichtsgegt 
stand.  Programm  des  k.  k.  Obergyinnasiums  in  Salzburg,  SS,  25. 

Richters  Arbeit  bietet  vielmehr»  ah  der  Titel  verspricht,  dl 
nicht  von  der  hhU  Geographie  als  solcher  allein  ist  die  Rede,  der  Vi 
behandelt  vielmehr  den  Unterricht  in  der  Geographie  an  den  Hid 
schalen  überhaupt.  Mit  Recht  hebt  er  die  Schwierigkeiten  hervor, 
es  mit  sich  bringt,  dass  auf  der  untersten  Stufe  des  ffeographisd 
Unterrichtes  mit  den  schwierigsten  Partien,  nämlich  mit  der  raath*  Q 
graphie  begonnen  wird;  mit  eben  so  viel  Berechtigung  schliesst  sieb 
Verf.  der  Meinung  jener  an,  welche  den  Unterricht  nicht  mit  der  in 
Geographie,  sondern  mit  der  Kunde  der  Heimat  beginnen  —  eiao 
thode,  dorch  welche  der  Schüler  mit  der  sichtbaren  Erschein 
Erdoberfläche  von  seinem  eigenen  Aufenthalte  ans  bekannt  gern  ad 
Der  Verf.  hcspricht  die  wichtigsten  Anschauangsmittel  für  den 
Unterricht^  welche  dem  Schiller  zu  Gebote  stehen,  VollkommaO^ 
man  der  Ansicht  des  Verf.  sein,  wenn  er  sagt:  3Ian  hisse  die  Schi 
karten  stets  vor  den  Augen  der  Schüler  bangen  (ein  Umstand, 
der  Ref.  aus  Erfahrung  weiss,  die  localen  Verhältnisse  sehr  oft 
lieh  inachen,  sei  es  dass  die  Localitäten  viel  zu  finster  oder  zn  eng 
als  dass  man  in  denselben  Kartenwerke  unterzubringen  vermöchte!; 
lau&e  nicht  einige  Male  im  Jahre  zierlich  bemalte  Kärtchen  zeichi 
sondern  jede  Stunde  auf  einer  Schiefertafel  oder  in  einem  Hefte 
gleichzeitig  an  der  Schultafel  arbeiten.  Nur  mit  dem  Schlusssatz 
sich  der  Referent  nicht  befreunden:  „Auch  das  Durchpausieren  ist 
9«hr  emptehlenswerthe  (sie)  üebung.** ')  Was  endlich  die  bist  Gc\ 
anbelangt,  so  soll  in  derselben  „mit  Hilfe  der  klimatischen  E 
der  richtig  verstandenfn  Karte,  der  Abbildungen,  des  Vortrages 
Leetüre  ein  Gesammtbild  der  einzelnen  Länder  entstehen,  wie 
selben  in  venschiedene  Landstriche  gliedern,  wie  ihre  VcrkebrsTerl 
etc.  beschaffen  sind  -  ein  Gesammtbild  also,  welches  in  Verl 
mit  dem  erwerbeneu  geychichtlicljeu  Wissen  dem  Schüler  wej 
einen  Schimmer  von  dem  geben  soll,  was  man  Kenntnis  von  Lan' 
Volk  nennt."  In  solcher  Weise,  meint  der  Vert  würde  die  bist*  (leagi 
pbie  der  oberen  Classen  sich  wie  ein  höherer  Corsus  dem  geographlsnl 
Unterricht  der  niederen  Classen  gegenübersteHen.  Der  Verf.  i^rört 
dann,  wie  nach  seiner  Meinung  in  den  einzelnen  Classen  des  Obergjf] 
naaiums  vorgegangen  werden  sollte. 

J,  Losertk 

*)  Dass  übrigens  in  Deutschland  als  Rcmedium  gegen  da*  Pniui 
Ohrffligeu  auiigetheilt  werden,  wie  Prof  Kirchhoff  in  einer  R«*c  der  i 
Arbeit  in  der  Jen»  Ltt  Zeit^  behanptet.  scheint  doch,  wie  wir  im  lüU 
esse  der  Mittelschulen  Dentschlands  glauben  wollen,  nur  eine  leicht  bü 
geworfene  Phrase  zu  Bein. 


Miscolkn,  §;|S 

JnL  Glowacki,  üebersicht  über  den  heutigen  Stand  dor 
Frage  von  dem  Wesen  der  Lichenen,  (Enthalten  im  aclitca 
JUifttbericbt  des  steiemiärk.-landschaft],  Realgymn.  za  Pettau,  Ver- 
afieniL  am  Schiusa  d,  Studienj  1877.)  8*.  24  S, 

Il(r  vorliegende  Anfsatz  ist  mit  Sachkenntnis  nnd  mit  beinahe 
"ndiir*"'  Beoötzang  der  betreffenden  botanischen  Literatur  ^eecbrie- 
dasa  der  Verfasser  selbst  Lichenoloff«  ist  und  seine  Anf- 
and Lieb<?  b'iste  Eh  kann  eomit  Glowacki*»  Arbeit  allen 
lea  L'tnj^^f  jhicn  werden,  welche  steh  über  den  geg-enwärtigen  Stand  der 
agtt  wQii  dem  Wesen  der  Lichenen  schnell  nnd  leicht  orientieren  wollen. 

.  J,  Oremblich.  Beginn  der  Torfbildung.  (Enthalten  im  Pro- 
snsnme  des  k.  k.  ÜbergjmnaEsinms  zu  Hall.  Am  Schluäse  des  Schul- 
füire»  1876—77.)  Inns^brnck  1877.  Bei  Wagner.  8«.  21  S 

Dieter  Aufsatz  ist   mit  Fielst  gearbeitet  und  enthält  eine  gute 

uns  der  Torfmoore  Nordtirola,  so  wie  des  Beginnes  der  Torfbil- 

den^lben.    Auch  die  sehr  umfangreiche  Literatur  über  den  ge- 

Gegenhtand  wurde  ziemlich  vollständig  berücksichtigt,  iibwol  im 

tlmea  manche  kleine  Üngenanigkeiten  eich  finden.  •}  Die  Besprechuiipr 

r  «fgialsehen  Einscblüsse  in  den  Almlagern  (:>.  12—15)  ist  auch  lür 

I  Zttdiogeii  and  Paläontologen  Ton  Interesse. 

K  e  i  c  h  a  r  d  t. 


,  Or,  Franz  Cahourek,  Würdigung  der  von  Mobs,  Zippe 
nnd    y  teilten  Mineralsysteiue  mit  Rücksicht 

Alf  d^  I  ht  Jahresbericht  de^  Staatsreal-  u.  Ober- 

gjmna^iixtnü  zu  NikoUbuig  1877.  Verlag  des  Gjranaaiams. 

per  Verfasfer  bemerkt  nach  einigen  einleitenden  Bemerkungen, 
In»  41t  meisten  alten  Eintheilungen  an  Inconücquenz  leiden,  indeiu  für 
fif  CliMeii    nnd  Ordnungen    ein    anderes  Princip    herrscht   als   für   die 

Einer  besonderen  Beachtung  w&rdijrt  er  das  Mobs'Bche  Mineral- 
mlttB,  desÄen  Grundzüge  er  entwickelt.  Wenn  nun  auch  der  Mohs'schen 
ffrtvttfttik  nmnche  Vortheile  nicht  üb(j:eBprochoii  werden  können,  so  ist 
Im  V    '*  'V"    i     it^' der  chemischen  Momente  eine  so  nachiheilige, 

Im»  ?  in  das Mohs'sche  System  unmöglich  zu  machen; 

9A  iiuiiL,^    der  Kristallographie    blieb  Mobs  weit  hinter 

•4«t  namentlich  hinter  Christian  Weiss  xuröck;    deshalb 

M  lu;--^.---^  .  ...  MühsWhe  Systematik  gänzlich  in  den  Hintergrund 
nfeMlau  £fi  ist  daher  nicht  ganz  zu  rechtfertigen,  wenn  der  Verfasser^ 
miteli  er  anerkennt,  dass  die  Vernachlilssigang  der  chemischen  Zu- 
mmmtßUfvtzmkg  der  Mineralien  ein  Fehler  war,  dem  Moha^scben  System 
filM  sciiclie  Bedeutung  zuschreibt. 

VeTfi«»er  bespricht  dann  das  Zippe'scbe  nnd  das  Naamann'sche 
lisinl^fYt^Tn ,  welch  letzteres  er  im  Ganzen  als  ein  meisterhaftes,  nur 
n  ünti  ■*  ind  da  mangelhaftes  bezeichnet, 

itage  an  Mittelschulen  in  Gebranch  Btebenden  Lehr- 
ÜcllCTii  ijwT^'«nHini  betont  er  in  richtiger  Weise  die  VorÄÜgUchkeit  des 


')  S»  wrrden  öfter  Arb<nten  von  ^Dr.  Lorentzer**  citiert.  Es  sind 
»  dk  »«Üegenen  Abhandlungen,  welche  Dr.  Jos.  Lorentz  über  die  Torf- 
m  8»lfi»org»  in  den  Verb.  d.  zooL  bot.  Gesellschaft  veröffentlichte. 


tS6  MiBceUen. 

Lehrbuches  von  Bischioff  und  Hochstetter,  und  bemerkt  hiebei,  dut 
dieses  Werk,  gegenüber  dem  Kennffott'schen  manchen  Vorzag  bietet,  mit 
welcher  Ansicnt  wol  manche  Fachleate  übereinstimmen  dürften. 

Etwas  zu  hart  scheint  dagegen  das  Lehrbuch  von  Dr.  F.  Hom- 
stein  beurtheilt  worden  zu  sein,  Verfasser  wirft  ihm  vor,  es  sei  ein  blosses 
Mineralregister,  welches  für  den  Chemiker  genüge,  dem  Mineralogen  Ahet 
nicht  entsprechen  könne. 

Referent  möchte  dagegen  bemerken,  dass  die  Aufstellung  und  con- 
8ec[aente  Durchführung  des  chemischen  Momentes  als  Haupteintheilungs- 
princip  der  Mineralogie  kein  Fehler  ist,  und  dass  die  Auflassung  der 
alten  Gruppen:  Kiese,  Blenden,  Glänze,  kein  Nachtheil  ist. 

Das  genannte  Werk  ist  im  Gegentheil  in  mancher  Beziehung  allen 
anderen  für  Mittelschulen  bestimmten  Werken  überlegen 

Graz.  K  Doelter. 


Fünfte  Abtheilung, 


Nekrolog, 

Otto  Koren. 

üttö  Karea«  geb.  za  Wien  am  18.  Februar  1849,  geuoHs  bereits 
«m  Knjibetiilter  die  ausgezeichnet«  Anleitung  seines  nicht  nur 
lildeteSr  fondem  auch  schöngeistig  angeregten  Vaters«  den  lang- 
Schulr&tbe«  för  Triest,  das  Küstenland  und  Dalmatieti,  Yinceia 
li»f<fß»  dessen  Andenken  an  der  Stätte  seiner  Wirksamkeit  trotx  der 
ndfn  jAhre,  die  seither  verflo&aen,  nicht  erlüschen  ist.  Von  diesem  Manne 
mgi  et  mit  weisem  Takte  geleitet »  von  seiner  Matter  Franziska,  einer 
Äi  «ad  zugleich  energischen  Fran^  ak  einziges  Kind  wie  ihr  Augapfel 
iltoel,  tin^  60  entfal&ten  sich  die  reichen  Anlügen  des  sadlich  leb- 
yiM  Enftben  lu  hoffnungsvoller  Blüte.  Es  war  der  23.  No¥.  1862,  als 
kt  jiW  Tod  des  trefflichen  Vaters  —  ein  Herzschlag  hatte  ihm  inmitten 
Mlaci  Punilienkreises  ein  plötzliches  Eude  gebracht  —  das  heitere  Glück 
9mijmm  Kiodbdt  zerstörte.  Es  war  das  erste  Mal,  dass  die  schwere  Hand 
iäfikydmles  in  das  Leben  unseres  Freundes  eiugrifT  und  die  Fäden 
wnkK  Me  toenschliche  Vorsicht  gewoben. 

la  materiell  ^nzlich  veränderter  Lage  zog  er  an  der  Hand  der 
•ckBMngelMfugten  Witwe  nach  Wien.  Wol  gab  es  da  manchen  Kückblick 
Mf  ^mfg^Mgfne  bessere  Zeiten ;  doch  gefiel  er  sich  nicht  in  nnmannlichea 
Ihfcn  i  ts  Gegentheile,  der  Gedanke  seiner  Mutter  eine  St^tite  zu  werden 
mi  ihr  Emtz  zu  bieten  ^r  das«  was  sie  verloren,  ward  sein  Leitstern 
Jlf  die  gmnie  noch  zu  durchmessende  Bahn  seiner  Studien.  Er  hat  diesen 
Tonalz  treulich  gehalten  und  ist  ein  guter  Bohn,  der  Stolx  und  die 
fnmii  «em^r  Mutter  gebliehen  sein  Leben  lang. 

AI«  Qaintaner  war  er  aus  der  Fremde  an  daß  Schottengjmnasium 
BtioBiiMB;  duTch  Begabung  und  ernstes  Streben  gewann  er  sich  bald 
«a  tollea  Beifall  seiner  Lehrer,  denen  er,  wie  er  nachmals  oft  erwähnte, 
&  Ortailbebkeit  seiner  Vorbildung  für  die  philologischen  Stadien  Ter- 
4ttkt«*  Dia  mit  Anszeiehnnng  abgelegte  Mtituritatspr^fung  heschloss 
0806)  diM  ▼ieijäbrige  Periode,  in  der  sich  nicht  nur  sein  Wissen  ver- 
mit  nd  €rweiteit,  soodem  auch  sein  Charakter  zu  jener  Fettigkeit  und 
Mlvlladiglcelt  evtwickelt  hatte,  die  auch  späterhin  eine  seiner  hervor- 
llickiadilita  EigeoK^baften  blieb  und  ihm  die  Achtung  Aller,  die  ihn 
haatai,  maali  tber  das  Grab  binaoB  gesichert  hat 

Jui  dm  ÜBiTeraitlt  harrte  seiner  eine  erhöhte,  auf  seine  Lieblin^a* 
üadtaB  coaeoiifierte  Tbitigkeit  Nach  kurzer  Frist  ward  Bonitz  auf  thn 

and  OiJim  ihn  in  das  philologische  Seminar  auf.  Hier  fand 

impnäMtk  raKlier  Geist   die  kräftigste  Nahrung  und  zugleich  die 

pnai^.    Oefter  und  öfter  ward   sein  Name  genannt,  wenn 

dia  Eed«  giens  und  bei  den  lateiniachen  Disputationen 
i  m  mL  wo  er  durch  seine  allzeit  schlagfertige  Dialektik  nnd 
it  Laüalttt,  dk  ihn  nie  im  Stiche  liesa,  die  meisten  TriQtnphe 


Biaclll 


288  Nekrolog. 

feierte.  Nach  einer  dieser  gewinnreichen  Standen  war  es  a\ich,  als  ihm 
Yahlen  in  Anerkennung  seiner  Vorzüge  ein  os  magna  sonaturum  Tcrhiees. 

Der  Meister  hat  sich  geirrt;  zu  früh  hat  die  Parze  den  beredten 
Mund  geschlossen,  den  die  Musen  geöffnet. 

§0  hat  er  sieben  Semester  rastlosen  Strebens  in  den  akademischen 
Hallen  recht  eigentlich  unter  den  Augen  seiner  Professoren  und  in  häu- 
figem Verkehr  mit  ihnen,  namentlich  mit  Vahlen,  Hartel  und  Hoffmann 
zugebracht.  Wer  hat  ihn  nicht  gekannt  von  uns  Allen,  die  wir  uns  da- 
mals in  die  philosophischen  Hörsäle  drängten,  den  schlank  und  doch 
kräftig  gewachsenen  jungen  Mann  von  auffallendem,  südlichem  Tjpus, 
von  schwarzem  Haar  und  beweglich  feurigem  Blicke!  Und  wie  viele 
waren  enger  mit  ihm  verbunden  und  haben  seine  Nähe  gesucht,  selbst 
von  denen,  welchen  er  als  Recensent  oder  als  Interlocutor  in  irgend  einer 
Disputation  entgegentrat;  denn  er  stritt  gegen  die  Sache,  nicht  segen 
die  Persönlichkeit  und  vermied  es  in  angestammter  Noblesse  der  Gesin- 
nung seine  üeberlegenheit ,  auch  wo  sie  evident  war,  in  unangenehmer 
Weise  ^hlbar  zu  machen.  Auch  darum  hat  man  ihn  geachtet  und  es 
soll  ihm  unvergessen  bleiben. 

Mit  raschen  Sprüngen  durcheilte  er  die  Stadien,  die  ihn  noch  von 
einer  l^ehrkanzel  trennten.  Schon  im  Sommer  1870  als  Supplent  am  k.  k. 
akad.  Gvmnasium  verwendet,  legte  er  am  Schlüsse  des  Semesters  eine 
glänzende  Lehramtsprüfung  ab  und  ward  von  Generth  für  den  nächst- 
folgenden Winter  an  das  Landstrasser  Oberrealgjmnasium  berufen.  Der 
Frühling  1871  fand  ihn  schon  als  wirklichen  Lenrer  am  k.  k.  Gymnasiam 
in  Triest  und  nach  wenigen  Monaten  erhielt  er  durch  Gernerth,  der  ihn 
schätzen  gelernt  hatte,  eine  Lehrkanzel  an  dem  Landstrasser  Gymnasinm, 
dem  er  bis  zu  seinem  Tode  als  Professor  angehörte. 

Seine  Wirksamkeit  als  Lehrer  der  classischen  Philologie  an  dieser 
Anstalt  eines  Näheren  beleuchten^  kann  nicht  der  Zweck  dieser  Zeilen 
sein.  Berufenere  Stimmen  aus  dem  engeren  Kreise  seiner  Collegen  selbst 
werden  sich  erheben,  um  den  Verlust  eines  ausgezeichneten  Genossen  zu 
beklagen.  So  viel  blieb  trotz  der  Kargheit,  mit  der  er  die  Worte  abwog, 
wenn  es  galt  intimere  Amtsverhältnisse  zu  berühren,  auch  den  seiner 
LehrthätigKeit  ferner  stehenden  Freunden  erkennbar:  £r  war  ein  pflicht- 
getreuer Mann,  freudig  in  seinem  Berufe,  streng  gegen  sich  und  gerecht 
gegen  Andere. 

Die  Mussestunden ,  die  er  seinem  Amte  abgewann,  gehörten  voll 
und  rein  der  Wissenschaft.  Tief  eingedrungen  in  die  gesammte  Literatur 
der  Griechen  und  Römer,  sowie  in  die  Theologie  der  Neueren,  hatte  er 
einem  Zuge  seines  Wesens  nach  dem  Geheimnisvolleren  und  Entlegene- 
ren Folge  leistend  sich  dem  Studium  vergleichender  My^thologie  zaffe- 
wendet.  Mächtige  Pläne  entwarf  er,  für  deren  Verwirklichung  er  nebst 
seiner  geistigen  Kraft  auch  die  Hoffnung  auf  Jahrzehnte  ungestörter 
Arbeit  mit  als  Factor  in  die  Rechnung  setzte.  So  begann  er  im  Jahre 
1872,  um  eine  lang  beklagte  Lücke  seines  Wissens  aaszufÜUen,  das  Sta- 
dium des  Sanskrit  und  um  sich  dieses  Studium  auf  breiterer  Basis  in 
ermöglichen,  im  Jahre  1873  die  Erlernung  des  Englischen.  Er  hatte 
die  Anfangsschwierigkeiten  überwunden,  als  ihn  der  März  desselben 
Jahres  bereits  auf  das  Krankenlager  warf.  Mit  einem  Urlaube  verliess  er 
Wien  im  Mai,  aufgegeben  von  den  Aerzten,  aufgegeben  von  seinen  Freun- 
den und  selbst  von  seiner  Mutter,  die  den  schweren  Weg  mit  ihm  nach 
Botzen  antrat,  wo  er  für  seine  in  der  Auflösung  becnriffene  Lun^e  Heilung 
zu  finden  hoffte.  Und  er  fand  sie.  Heiteren  GemÜtbes  und  in  hoffhunffs- 
freudiger  Stimmung  traf  ich  ihn  schon  im  August  jenes  Jahres  in  der 
Nähe  von  Brixen  in  einem  schattigen  Wäldchen  seinen  Uitopadesa  lesend; 
im  Herbste  kehrte  er  zur  Freude  Aller,  die  ihn  kannten^  nach  Wien 
zurück  und  der  Frühling  1874  gab  ihn  vollständig  dem  Leben  und  auch  der 
Schule  wieder.  Dieses  und  das  folgende  Jahr  bildete  für  ihn  die  Periode 
rührigster   und  mannigfaltigster  wissenschaftlicher  Bethatignng.    Selbet 


Nekrolog. 


^SO 


Broelmre  •Qti^^tion^  ^ynimacbianac^f  die  er,  bevor  er  oooli  nucb 

n ,  unter  Tode  sab  DungeD  tind  fast  als  ErinneruDgszeicheti 

Flftrt«  i»3  ra»ch  aof^eFctzt  hatte,  erschien  in  jener  Zeit  im  Drucke 


8Dd  > 

Wtfiii  0111C8  anf^L 

ttd  nr^  -^'    - 


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irafT 

sieht 

Claldcr^   u 

lallrr 

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durch  ihre  oiiitache  und  doch  so  gediegene  und  liebena- 

fut    den  Ik'ifall   der  Kenner.    8ie   sollte  Koren's  einziges 

hlcibcn!  Denn  nur  zu  bald  zeigten  sich  die  Vor- 

hfinbaren,aber,  wie  die  Fol ^e  zeigte,  täeki?fchen 

Kinr  ATjr^rhwollunfär  des  linken   Handgelenkes 

1   t      /'   h   hrnen  mehr  und  mehr  beunruhige. 

'         jIu   er  den  Rath  mehrerer  medicini- 

Un   einj    die  Antworten  lauteten  ver- 

i  h  nach  maimigfachen  Schwankungen, 

zn  iaeiBen.    Er  fand  hledurch  eine  wesentliche  Erleicüte- 

luerzen  und  hoffte  fortan  auf  Heilung  der  Wunde,  die  er 

ti»m,  sondern  als  localisiertes  Hauptübel  betrachtete, 

!i>n  nahmen  biebei  einen  nngestörten  Fortgang.  Mit  Weber, 

t*"  er  schriftliche  Verbindung  angeknüpft,    mit 

V  lebhaften  persönlichen  Verkehr  angebahnt  Koch 

f  rii   aufzuleuchten,    als   er  von   Leitner  durch  Fr. 

einen   ehrenvollen  Ruf  an  eine  höhere  Lf'hninst&it 

*>  rorschüb   die   Erflilluug  dieses  seines  Liebling»* 

t  zu  wirken   in   richtiger  Erkenntnis  der  Ver- 

nfid  warf  sich  mit  verdoppeltem  Eifer  auf  das 

:»owie  auf  die  praktische  Vervuli kom in nnog 

I  lOg  des  HindostanL  Im  Sommer  des  Jahres 

1$7$  läm    rt  ujti  eiiicü  iialbjährigen  Urlaub  ein,    den  er  unter  Childers* 

LdtaiHT  in  Londun  zuzubringen  gedachte.  Allein  Childers  starb  und  der 

'  ward  verweigert  Das  Glück,   das«  unserem  Freunde  an- 

ir  Seite  zu  stehen  »cbien,  hatte  ihn  verlassen. 

:  lien  dleam  Jahres  nahten  heran.    Koren  verbrachte 

und    kehrte  ?on   dort  mit  getauschten  Hoffnungen 

*■'  mong  lurtlck.    Nicht   einmal    mehr  seit  jenen 

des  Lebens  gefreut.    Er  kämpfte  einen  langen, 

pf,   des  Lehens  mit  dem  Tode  und  dea  eigi^nen 

luer  Tagespflicht.     Niemand    hat    ihn    dafUlKjr 

nd  hüstelnd  schleppte  er  sich  nt^h  ein  ganzes 

Gedanken  an  die  Amputation  des  linken  Armes 

■r  vor,    der  Kummer  uro  die  Zerstörung  seiner 

en. 

uug  ihre  Schwingen  all  er  im  Octaber 
u   iv^,    um  den  Winter  unter  dem  milden  Himmel 
I«.  Der  Arme!  Der  Tod  sah  ihm  aus  den  Augen,  als 
' '   Tir   sprach.    Er  hat  nicht  lange  melir  gelitten. 
itAle  mit  ausgezeichneter  Geschicklichkeit  Tor- 
i^  linken  Unterarmes  vernarbte  die  Wunde  mit 
t.  Aeus&erUch  geheilt  verliess  er  da«  Kranken- 
rag  zu  lag    einer   gröBaeren   Beb  wiche.    Am 
f«BiUf  Uft^  verschied  er  sanft  und  schmerzlos  in  den  Armen  seiner 

Attf  ikn  G^rzer  i*>iedbofe  ruht  er  nun  nach  seinen  langen  Leiden. 
tiiilSKliw  8tein   mit  »einem  Kamcnsiuge   bezeichnet  die  Stätte,  an 
Koreo  b^^rabcn  liegt 

Wi«».  Carl  Holiinger. 


Erstes  Verzeichnis 

der  beim  österreichischen  Comit^  zur  Gründung  einer  Diez-Stiffcang  1 
zum  20.  Januar  1878  eingelangten  Beitrage. 

Von  Czemowitz:  Prof.  Dr.  Badinsky fl.    10 

Yon  Graz:  Prof.  G.  Botteri  fl.  5,  Prof.  Dr.  G.  Meyer  Mk.  10, 
Prof.  Dr.  A.  Schönbach  fl.  25,  Prof  Dr.  H.  Schnchardt 
fl.  50.  —  dazu  von  Prof.  Dr.  Ladwig  Lemcke  in  Giessen 
an  Prof.  Schachardt  geschickt  Mk.  30     .  .     .     .  fl.    SO  Mk. 

von  Innsbruck:  Prof.  Dr.  F.  De  Mattio  eine  100  fl.  Papier- 
Rente  (mit  Coupons  von  Februar  1878  an),  Landesschul- 

rath  Dr.  Chr.  Schneller  fl.  5 fl.      5 

von  Krems:  Prof.  Overschelde fl.      2 

von  Prag;  Prof.  Dr.  0.  ßenndorf  fl.  5,  Prof.  Dr.  Kvidala 
fl.  5,  Prof.  Dr.  E.  Martin  fl.  33  (hat  auch  in  Berlin  Mk.  20 
subscribiert),  Prof.  Dr.  Pangerl  fl.  4  .     .     .  fl.    47 

von  Rakonitz:  Prof.  F.  Schubert  fl.  2.  Prof.  Fr.  Sobek  fl.  1  fl.      3 
von  Triest:  Dr.  Attilio  Hortis  fl.  50.  Andere  Subscriben- 

ten  fl.  52«) fl.  102 

von  Wien:  Lehrkörper  der  Mittelschulen:  a)  Comm.-Beal- 
und  Obergymnasium  im  II.  Bez.  (Proff*.  Burgerstein  fl.  1, 
Dr.  Filek  v.  Wittinghausen  fl.  5,  Dr.  Fuss  fl.  1,  von 
Benner  fl.  1,  Schmidbauer  fl.  1,  Ziffer  fl.  1)  fl.  10;  b)  Unter- 
realschule im  II.  Bez.  Prof.  Dr.  Jamlk  fl.  5;  c)  Ober- 
realschule im  III.  Bez.  (Prof.  Gudra  fl.  5,  Suppl.  Hirsch 
fl.  5,  Suppl.  Bischner  fl.  5)  fl.  15;  d)  Unterrealschule  im 
V.  Bez.  (Prof.  (Partner  fl.  5.  Prof.  Swoboda  fl.  10)  fl.  15; 
e)  Oberrealschule  im  VII.  Bez.  Prof.  Götzersdorfer  fl.  5, 
Prof.  Mord  fl.  5,  Suppl.  Kreutzinger  fl.  5,  Suppl.  Würz- 
ner fl.  5)  fl.  20;  f)  Unterrealschule  in  Sechshaus  (Director 
Pisko  fl.  3,  Prof.  Löffler  fl.5.  Prof.  Richard  fl.  1,  Prof. 
Schnarf  fl.  2,  Turnlehrer  Dürr  fl.  1,  Suppl.  Wolf  fl.  1)  fl.  13. 
—  Ausserdem  Prof.  Dr.  W.  Hartel  fl,  5,  Prof.  Dr.  R.  Hein- 
zel  fl.  10,  Hof-  und  Ministerialrath  Josef  Ritter  v.  Krum- 
haar fl.  10,  Hofrath  Dr.  Ritter  v.  Miklosich  Mk.  50,  Prot 
Dr.  Fr.  Müller  fl.  5,  Prof.  Dr.  Ad.  Mussafia  fl.  50,  Colla- 
borator  L.  Scharf  fl.  5,  Sectionsrath  Leop.  Schulz  v.  Straz- 
nicki  fl.  10,  Hofrath  Prof.  Dr.  K.  Tomaschek  fl.  5  .     .  fl.  178  Mk. 


Summa  fl.  427  Mk. 


Weitere  Beiträge  nimmt  Prof.  Dr.  Ad.  Mussafla  (Wien  L  Wd 
bnrgasse  32)  entgegen. 


^)  Das  Verzeichnis  derselben  soll  später  veröffentlicht  werden. 


Erste  Äbtheilung- 


Abhaüdlungeu. 


hl  idgyptisoha  Mythus  im   Phaedrus  des  Piaton 
und  seine  ConseqttenzeQ. 

Fast  Biuchte  es  scheinen,  als  sei  dör  Dialog  Pliaedrus  mn 
mit  mben  Siegein;  denn  trotz  mannigfacher  and  tiefgohen- 
rlSatosuehangen  sind  die  Akten  über  den  Phaedrus  noch  nicht 
Und  in  der  That!  dieser  Dialog  rechtfertigt  im 
das  allseitige  und  unermüdliche  Interesse  nicht 
Mm  lidtalb»  weil  er  eine  wichtige  Gmndfeste  des  gerammten 
ptilABiKli»D  Lehrgeb&udes  bildet,  sondern  auch  weil  er  uns  einigen, 
•<Mi  mth  spärlichen  Aufschluss  über  Platon^  Charakter  als  Lehrer 
ti9i  Miriitsteller  bietet.  In  dieser  letzteren  Beziehung  verdient 
der  ägyptische  Mythus  und  dessen  Erläuterung  durch 
itü  vinige  Beaehtnng.  (Phaedr.  274  C  -  277  A.  vgU  Zeller. 
XI.  1876  p,  84), 
Nach  Sokratea  Meinung  steht  die  Schiift  in  einem  schroffen 
i^osgiis«  zur  Rede«  Die  Mängel  jener  möchte  ich  in  äussere 
iiDtarscheiden ;  zu  den  letzteren  gehört  das  Unvermögen 
B,  an  iren  sie  sich  wenden  solle;  hierin  ist  in  der  That 
ttliendii^e  Wort  ungleich  wertvoller,  indem  der  Sprechende 
fndio  und  zu  schweigen  in  der  Lage  ist,  wem  gegenüber  das 
das  andere  passend  erscheint  (276  A).  Die  Schrift  ist 
aJs  tadter  Buchstabe  nicht  im  Stande*  Missdentungen  zu 
Angriffe  abzuwehren  —  beides  aber  vermag  die  münd- 
I  Bede.  Zu  den  äusseren  Mängeln  gehört  der  Zweck  der  Schrift 
I  Mittels  Erinnerungen  itr  das  Alter  aufzusparen^  imd  die  Be- 
Mt  dsrselben  als  ^iraidia^,  verwandt,  wenngleich  edler, 
Sehti^en  und  Spielen.  Ja  Socrates  nennt  geradezu  den 
r^^AiO''  reichlich  aujsgestattet,  der  in  Schriftwerken  etwas 


rla^^n 


(»twa  em  yttrjfna  ug  au 


oder  auB  diesen 


i  Eich  aufzunehmen  hofft  (275  C  D),  da  ja  das  geschriebene 
Pftlr  dc'u  Keonor  nur  ein  Erinneningsmittel  ist,  indem  die 

diese  EigouHchaft  mit  der  Malerei  theilt,  dass  die  Gebilde 


t  «.  MftfT.  üjmn*  1978.    IV.  B«fl. 


16 


242     C.  Ziwsüf  Der  aegyptische  Mythus  im  Phaednia  des  Pl&t4>ti. 

einer  jeden  dieser  Künste  zwar  Abbilder  des  Lebenden,  aber  dessen- 
nngeacbtet   todt   sind    trotz  des   Scheines,    als  ob    sie  et? 
wüssten  oder  reden  könnten.     Iin  GegenBatz  zu  dieser  ist  es  ei 
Hauptmerkmal  der  Rede,   dass  sie  sich  selbst  zu  beschützen  un^ 
zu  vertheidigen  wisse,  sich  die  passendste  Seele  auswähle,  dies 
©inen  unvergänglieheD ,  fi-üchtreichen ,  beglückenden  Samen  th 
mittle,  kurz  y,/uer*  ifrtottjfirit;''  der  Seele  des  Lernenden  ei, 
prägt  werde.     (Welchen   Wert   Socrates   auf   die   Iniatr^^]  le 
beweist  Protag.  357  A— D). 

Trotzdem  nennt  Sokrates  das  Wort  ^aä^lxftov  yvijmov"^ 
Sehr!  ft,  (276  A)  —  diese  das  Schattenbild  ^^idioXov''  der  ersteren 
Wenn  man  beachtet,  was  Piaton  auch  anderwärts  mit  ^«jywJLof^ 
züBamiBenstellt,  wird  die  Bedeutung  und  das  Gewicht  gerade  die 
Ausdruckes  vollkommen  klar  —  vgl.  Theaet.  150  C  ^iidtoXov  : 
iffm^öog**    Sophist  266  B  j^etSiola  xai  om  Cfvrcf"  Syinpos  212 
„am   eläwla    all"  ahj&^'*    —    also   offenbar  Schein   und   Tr 
gegenüber  der  Wahrheit.    Vgl  Phaedo  B&  C,  Polit,  306  D,  Repub 
VH  532,  IX  586,  X  599  n.  a.  m. 

Hält  man  nun  diesem  ,,uömlov^  gegenüber,  dass  dersell 
Piaton  den  Sokrates  sagen  lässt,  das  Wort  sei  ^rtoXv  %alXlu 
üTZövdif  (276  E),  wodurch  doch  zugegeben  scheint,  dass  dieSchrifl 
zum  mindesten  eine  „xaA^  Gnovdt)'''  sei  —  und  vergleicht  " 
hiemit  die  Zusammenstellung  des  ^diödimuv^  und  ^y^oofeiV^ 
(269  B  C),  so  muss  man  sich  wundern,  dass  Piaton  so  vieles  dnrcl 
diese  geschmähten,  todten  Buchstaben  ausdrückte  und  nie 
legte. 

Es  liegt  daher  der  Gedanke  nahe,  Piaton  habe  sich  mit  die 
abfälligen  üiieile  nicht  auf  jegliche  Schriftsteller  ei  erstreckt ,  son 
dem  nur  eine  gewisse,  damals  gang  und  gäbe  Art  literarisc 
Production  als  mangelhaft  kennzeichnen  wollen  gegenüber  der  ( 
Anwendung  dialektischer  Kunst,  nicht  dialektischer  Künstelei^ 
reinigten  und  gefeiten  Beredsamkeit.  Denn  jene  Produktion  seise 
Zeit,  auf  die  mir  hiebei  alles  anzukommen  scheint,  war  in 
That  leeres  Trugbild,  nichtiger  Schatten  des  lebendig  beseeltei 
Wortes,  vergleichbai"  dem  Adonisgärtchen  mit  seiner  vorübergehen^ 
den  Freude  und  momentanen  Blüte,  der  ein  ebenso  plötzliches  Ah 
sterben  folgt,  im  Gegensatz  zu  dem  fruchtbaren,  mit  E^  '  tl 
und  Einsicht  bestellten  Saatfelde,  dessen  Pflege  nicht  ^ 
Xa^iy"  sondern  mit  vollem  Ernste  und  in  banger  Erwartung  d«»r 
naturgemäss  reifenden  Früchte  geschieht  (276  B). 

Denselben  Oontrast   versinnbildet   uns  auch    das  Helfen  deij 
Früchte  in  8  Monaten  und  das  Reifen  in  8  Tagen,  das  verstand 
massige  Schreiben  in  die  Seele  des  Lernenden  und  das  Aussäen  vof^ 
Worten    ^wie  in's  Wasser  schreiben"  (277  C),  ^nn  das  trot 
leibliche  Schwestei-paar  ^Wort  und  SchriJt^  steht  in  einem  nacli  ] 
halt  und  Wirkung  scharf  hervorgehobenen  Gegensätze. 


C  Ziwm,  ber  ;icg7pt]6ch6  MythuB  im  Phaadrus  des  Piaton,    24S 


Dose  Sokrates  eine  golchö  Aneicbt  von  der  Scbrift  hat, 
troUdem  er  die  „Schriften  der  Weisen"  für  sich  und  seine  Freande 
kvofttne  (Xinoph.  Mem.  I  6.  14,  II  I,  21,  besonders  IV  2,  1, 
^  Plato  Pbaedo  cap.  46,  97  B),  wird  wol  Niemanden  Wunder 
oekaieii;  ja  es  Hesse  sich  schwerlich  eine  andere  Ansieht  im  Munde 
4m  Mannes  denken,  der  seiu  Lebelang  mündlich  wirkte  und  seine 
Bft&dliche   Lebrtbätigkeit  mit  dem  Tode  büssen  musste. 

Ueberdiess.  meine  ich,  klang  dieses  echt  sokratische  Urteil 
itn  Obren  der  Zeitgenossen  weniger  befremdend  als  uns.  Hatte 
imh  das  hellenische  Volk  durch  so  lange  Zeit  ohne  Eeuntniss  der 
Sduilt  durch  inundlicho  TJeberlieferung  Sagen  und  Dichtungen  er- 
kUten  (vgl-  Süsemilü  gen.  Entw.  p.  271).  I)a  wir  aber  Socrateö 
GmndBatxe  für  die  Piatons  halten  müssen,  zumal  wenn  diese,  wie 
la  imaerer  Stelle,  als  Endergebniss  nicht  mehr  widerlegt  werden, 
Iaht  doch  wol  mit  einem  derartigen  Urteile  der 
htbuni  an  literariacher  Wirksamkeit  dieses  Phi- 
lv»<»^hen    in  Widerspruch. 

K6  ergibt  sich  zunächst  äl&  Frage,  ob  diese  Verachtung  der 

Sekrilt    vöD    Piaton  etwa  aus   den  Lehrsätzen   der   pytbagoreiscbeu 

gcbsle  (Tgl.  Plutarch.  Numa  XXn,  lOSiut)  bloss  herübergenommen 

warie,   woi-an  die  meisten  Erklärer  zu  der  citirten  Stelle  erinnern, 

All«m  leb  meine,  ein  derartig  ausgeprägtes  Urteil,  wie  es  Piaton 

idbt,  mnss  tiefer  begründet  sein  und  dürfte  wol  mit  Rücksicht  auf 

^M  Btileiitting  des  Dialoges  Phaedrus  erklärt  werden  können.  War 

diJMir  nlcbt  lediglich  dafür  bestimmt,  ein  Panegyrikus  auf  die  Phi- 

loaojiliie  »u  sein,  wie  Schleie rmacher  glaubte,  sondern  sollte  er  eine 

K«na  and  Eichtschnur  bieten  für   die   auf  Grund  der  Philo* 

I  bta  gebaute  Bhetorik,   so    finde   ich   mich  wieder  an  die 

ru?llö  turnckgeführt,  von  der  ich  in  dieser  Frage  ausging,  nämlich 

4m  Badeutong  der  damals  herrschenden  Rhetorik  und  Philosophie. 

In    dem    merkwürdigen    Mythos   nämlich    scheint    mir    das 

^nmiia^  /a^/v'*    nicht    genugsam   von   den  Erklärern   betont  zu 

TOtfeo.     Jugendspiel  nebst  anderen  Scherzen  beim  fröhlichen  Ge- 

lift  ist  Sache  vornehmlich  der  Jugend  —   „iiatSid"'  ist  Gegensatz 

f«  ^üfwor>dr}*j   wie   aus  Phil  eh.    30  E    erhellt    ^dvduavla  trjg 

I  axiac^j^  yiyvirai  Erhii  rj  naidid"'  —  diess  auf  die  Schrift  an- 

iTOidet,    ergibt,  dass  Jünglinge  für  das  sjmtere  Alter^  wenn 

dft  w  II  ichen,  sich  mittelst  der  Buchstabenkunst  Erinuer- 

mgtn    iL:  .1 ,    dass    also    vornehmJich   Jünglinge    mit    Rede- 

idkieilieD  sich  gleichsam  spielend  befassen,  währead  andere  Alters- 

lUHOsen  den  heiteren  Lebensgenüssen  und  geselligen  Vergnügungen 

ttdauUigeD  (276  D), 

Woher  nun  diese  Richtung  in  der  Beschäftigung  der  Jugend? 
Alf  wen  anderen  weisen  uns  jene  Worte  als  auf  die  Sophisten, 
velcba  auf  die  damalige  Jngendbjldung  einen  bedeutenden  Einfiuss 
guibt  babei).  Und  der  so  empfängliche  Phaedrus!  war  er  nicht 
ütbeo  Tom  hjBha  gekommen  vor  Entzücken  tiunken  über  dessen 

16* 


^44     C.  Ziwsa,  Der  aegyptisctie  Mythus  im  Phoedrus  des  Pia  ton. 

^koyog  iQiufi7t6i;*^l  Derselbe  Phaedrus»  der  dem  Socrates  wol  oacfa 
langem  Hin-  und  Herredeii  den  ^f^ct/nxog"   gesch rieben   ?or-J 
weist  und  recitirt,   derselbe  Pbat^druß  sclieint  die  Anspiel ang 
Sokrates  zu  verstebeu  nitd  eingehend  in  des  Meisters  Idee  ne 
er  dieses  Eedenspieleu  ein  gar  schönes  Spiel  entgegen  den  ger 
geren  Jugendspielen  !  (276  E) 

Kurz  der  Gegensatz  zwisclien  Wort  und  Schrift  scheint 
auf  die  gegensätzliche  Stellung  der  sokr  atisch-p  la* 
tonischen  Philosophie  zur  Sophistik  zurückzageLei 
Wenn  nämlich  Denken  sich  vom  Reden  nur  dadurch  unterscheide 
dass  jenes  im  Innern  der  Seele  mit  sich  selbst,  ohne  Stimme  Yd 
sich  geht  (Sophist,  263  E)  und  wenn  wir  doch  nicht  zweifeln  köime 
dass  Piaton  dem  schriftlichen  Reden  gleichfalls  die  Ausarbeita 
in  der  Gedankenwerkstätte  vorausgehend  dachte^  so  dürfte  sich  de 
Tadel  desselben  in  erster  Linie  auf  die  fehlerhafte  Art  dej 
Denkens  und  dann  auf  die  Mangelhaftigkeit  der  Gedankenmii 
theiluug  beziehen,  also  Methode  und  Form  als  gleich  unziüangUc 
bezeichuen. 

Die  Sophisten  nämlich  verhielten  sich  ablehnend  zur  Philo 
Sophie ;  ihre  GlGichgiltigkeit  gegen  philosophische  Forschung  mo 
wie  Steinhardt  bemerkt,  Opposition  seitens  des  Sükratos  und  seiae 
herühmten  Schülers  hervorrufen.  Die  Sophisten  suchten  ihr  rJ<»t»#r-l 
gewicht  zu  erreichen  durch  den  ünsseren  Prunk  der  Rede,  durc 
kunstvolle,  spitzfindige  Antithesen  und  dei*gleiehen  blendendes  Bei^ 
werk,  das  dem  durch  den  Würtschwall  gefangenen  Hörer  als  höh 
Weisheit  erscheinen  mochte. 

Ich  verweise  hiehei  bloss  auf  den  trefflichen  Dialog  Protag<>rÄ 
wo  der  aoquati^g  y,aT   i^oxrjv  —  der  Abderite  Protagoras  —  von 
sich  sagt  (316  C),    dass   er   in   den  Städten  herumziehe    und 
Jijnglinge  trefflichste  überrede,  zu  verlassen  den  Verkehr  mit  ihr« 
Verwandten  und  mit  ihm  allein  Umgang  zu  pflegen  y^iig  ßilTinv^ 
^i üofiivovg  dia  rj^r  iariov  avvovaiav^f  um  daraus  zu  erkennen 
welchen  Einfluss  auf  die  Jugend  die  damalige  Sophistik  geübt  hab 
Und  wie  Protagonis  selbst  gesteht,  dass  aus  dieser  —  man  möc 
i  sagen    unwiderstehlichen    Zaubermacht    sophistischer  Bered 
^  (Protag.  315  A  „3t?yA/'7i'  n*  (fonf^  wüjuq  ^O^q^ivg'^)  — nichtger 
Neid   und  Hass,    Feindschaftun   und  Nachstellungen   gegen  de 
Träger  entstanden  (316  Ü),  so  war  natürlich  in  erster  Linie  de 
Denker  diese  Zaubermacht  sophistischeti  Scheines^  sowie  die 
gebliche  ümfassenheit  ihres  Wissens  auffallig, 

Dass  aber  dahinter  nichts  anders  als  Schein  ond  Täusckn 
war,   sagt  Piaton  im  Sophisf^s   233  B,  ja  er  nennt,  wie 

Phaedrusstelle  die  Schrift,  so  im  Sophistesü  die  Wort©  der  Soph 

geradezu  ^atdioXa*^  (234  C  J5  ov  dvvacoy  av  rtr/xa^eiy  Tovg  vioti 

dia  tiav  louotf  rdtg  loyoig  yor^timtv,  öuAvvytag  itätaXa  lin 
y6fi€va  Tff^i  nayviav  üate  nomv  dlr^dij  (Jox£ty  kiy^aStitl 


CA»,  DfT  »efypftrsclie  Mjtfitis  im  Phaedrus  des  HatötJ.    245 

rt  dfj   üo(fiotaiöy  nctvxvjv  anavr    ^Ivati),  kurz 
ribt   nach  Platoo    eine    scheiu  bildöudo  Kunst 
if3t*  CDh  er  rangiil;  in  die  Zanft  der  Lügner  and  Gaukler 
..._     241    B). 

Pläton  hat  mm  dagegen  StoUung  genommen   in  einer  Heihe 

-^r  Dialogren  (vgl  Bomtx  Pkt.  Stud.  p,  267  T).  welche,  fosselnd 

ihro    dramatisch- belebte  Form,  zu  der  Üebei-xengnng  führen 

—    alle  sophistisch  -  rhetomche  Bildung  eitler  Tand  sei, 

1     1    ■    it  auf  dem  festen  öninde  der  Philosophie  gebaut  sei, 

fiifcii    Ter  werflieb  in  ihren  Zielen  und  in  ihren  Mitteln, 

Die  Gruppe  dieser  Dialoge,  m  denen  anch  der  Phaedrng  ge- 

kirty    scheint    eigentlich    für  weitere  Kreise   bestimmt   gewesen 

-n  teilt«   weil  sie  ja  ein  hochwichtiges  Moment^  die  Jugendbildung, 

Mrafefi   und  die  falsche  Anhiebt  von  der  all  um  fassenden  Weisheit 

itr  15ophii*ten  bekämpfen  sollten,  die  ja  denen  ähnlich  sind,  welche, 

«Itte   vom    Flötenspiel  etwas  zu  verstehen,  sich  docli   den  Anschein 

•dteii«r  Heisterschaft  geben,  indem  sie  ,,Ta  IJto  frjg  r^';fv/jg^  nach- 

Tvaluneii   strebten  (Xenoph.  Mem,  I.  7,  2).     Wie  nun  Piaton  dem 

UtüimlibareD,  dem  Scheine  die  Larve  wegriss,  musste  er  auch  et* 

n»  Bcisseres  an  des^^eu  Stelle  setzen:    die  Philosophie   und   deren 

''•S8  richtig,    so  musste  Piaton    trotz  des  ungünstigen» 
*ch\  kochen    Urteils   Ober  die  Schrift    denn   doch   zu   dieser 

KiiBt  greifen  —  und  seine  im  Vergleich  zu  Sokrates  vielseitigere, 
ktastansclie  Natur  scheint  diess  nicht  ungern  gethan  zu  haben  — 
um  m  weiteren  Kreisen  durch  die  Anbahnung  des  Studiums  der 
Pli](^#o|^tue  reformirend  wirken  zu  könnou.  Es  ergibt  sich  hieraus 
i«i  adbii,  dass  wir  auch  der  von  einigen  Gelehrten  bezweifelten 
Jlidiricljt  Glauben  schenken  mfissen,  Piaton  habe  ausser  den  Schriften 
iMlr  mr:n^!li' he  Verträge  gehalten  und  in  diesen  vornehmlich  seine 
(Ul  ion  Theorien  niedergelegt» 

>otiz  verdanken  wir  den  sogenannten  platonischen  Briefen 
üe  liehen  Anführungeu  des  Aristoteles, 

i^ri.u  anch  erstere  entschieden  nicht  von  Piatons  Hand  her- 
rtb»^  so  ist  doch  sicher  anzunehmen,  dass  vornehmlich  der  siebente 
Bttflf  ron  einem  der  nächsten  Schüler  Piatons  geschrieben  wurde. 
h4i«iH!tm  heisst  es  (p.  341  C)  ^ovy.ovp  htovyt  thqI  ctvtitjv  lütt 
weyyfittfifia  ovdf  ftfjnorE  yii'tjrai*'  uud  in  dem  erheblich  jüngeren 
1.  Briefet  heiast  es  (314  ß)  „dm  raira  ovöiv  ntLrot^  iyio  jreqi 
mriw^  yiyqatfa,  ovä'  tan  avy^a^i^ia  TTkaTiovog  ot^iv  ovo  larai. 
tidi  rvv  )^y6fnva!S(i}y.Qatoig  lart  xaXov  xai  viov  yiyovozog*^. 
U»d  Amtoteles,  der  Piatons  Ideenlehre  bekämpfte,  hätte  sie,  wie 
bcnsoji  (ges*  Abhandl.  Gßtting,  p,  282)  ausführt,  unmöglich  so 
Mfriir«!!  kOnneD,  wenn  er  die  wichtigsten  Gesichtspunkte  nur  aus 
im  ScliriflÄD  und  nicht  vielmehr  aus  den  ^aygacpa  doyftara^  oder 
iif  d€ii  nSye^qxtt  na^  Tov  dyai^ov  avvovüiai**  geschöpft  hütte. 
Hi«mil  Imbmü  sich  drei  weitere  Belege  vergleichen:  l)eineNotii 


S46     C.  Ziwsa^  Der  aegjrptisohe  Mjibus  im  Phoedrus  des  PliUn. 

bei  SuidasI  p.  17  Jki  ttb^i  dya&ov  ßißXiov  awta^ag  l4ficrc 
Tiltjg  tag  ayQctipovg  %ov  liXaTvivog  do^ag  h  at't(^ /,aia 
tatiu**.  2)  eine  Stelle  aus  Aristoteles  Physik  32  B  104,  wor-j 
nach  Piatons  Schüler  die  Lehrvurträge  ihres  Meisters,  wio 
gesprocheo  waren,  Diederschrieben  und  damit  Handel  trieben 
^ol  flkdiiomg  haiQoi  TtaQayevofiBvoi  rolg  avtov  koyatg  ap 
yQailtavTo  ta  ^tjd^ivta  aiviyftavwätZg  wg  f^^iji^iy",  3)  eins 
Stelle  £tus  Cieeros  Briefe  an  Atticus  XIll,  21,  4  „boc  ne  Henuo 
donis  quid  ein  faciebat,  is  qui  PlatoDis  libros  solitus  est  divulgare,| 
ex  qno  loyotaiv  'JE^/iod'w^og.  ** 

Kurz  auch  aki oaraatische  Vorträge  Platoos  gab  es  nebeo 
schriftlichen  Denjcmalen  seiner  Kunst,    und  wenn  „der  Göttliche*| 
seine  Philosophie  nicht  in  den  Schriften,   sondern   in    den   mönd- 
Ijchen  Vorträgen  niederlegte,  so  steht  seine  literarische  Prodactioo 
wol  nicht  im  Gegensatze  zu  der  betreffenden  Stelle  im  Phaedros-j 
Dann  galt  auch  ihm  das  leböiidige  Wort  mehr  als  der  todte  Buc 
Stabe,   dann    miisste   seine  S ehr i fts teil erei  ein   ander^fl 
Motiv  haben  als  der  mündliche  Vortrag. 

Unerschütterliche  TJeberzeugung  ist  ihm,  dass  die  Eede  Aber 
haupt  eine  •n^H'tayinykt*^  sei  —  Phaedr.  261  A  —  „>}  ^'/ro^x^j 
r^'^fi'jj  ipvy^aytoylit  ttg  Öia  Xoyojv^  und  wer  reden  will,  müsse  xwj*] 
sehen  ^ivnetl^etg''  und  zwischen  „dianit^itg^  unterscheiden,  knrz  , 
müsse  seine  Eede  der  tauglichsten  Seele  anpassen  —  ähnlich  276  A  . 
„inttjjrjfum'  di  Xiytiv  t€  xai  myav  iiQog  ovg  öd,"^  —  Wer  es 
aber  an  diesen  Stiacken  fehlen  lasse,  ^Itywv  I)  äiöaoKWv  JJ  y^a^tor^ 
q>jj  di  r^'x'?/  f-^y^i^*  f*  fii}  neid^o^uvog  x^am**  (Phaedr.  272  B), 

Würde  also  Piaton  jegliche  Schrift  verwerfen,  so  könnte  er 
weder  das  „y^ytij/"  im  Vereine  mit  ^liyeiv**  und  ^dtödüAUi*'*^  an 
obiger  Stelle  so  ausföhrent  noch  könnte  es  258  D  heissen  ^Tovia  t 
ftEv  hqa  navu  öf^lov^  nzi  ovx  al(Sxqov  avzö  y€  %o  yQawtiv\ 
Ao/org**  und  weiter  ^dX)^  e^^etpo  otfiat  aiax^ov  lf]dtj  to  fink 
xakiag  hiyEiv  te  xai  yqdqeiVy  aXl  alaxQi'ig  t€  xml 
xax£5g.** 

Wie  nun  alles  gebraucht  und  missbraucht  werden  kann,  so  1 
haben  auch  die  Sophisten  die  Eede  sowie  die  Schrift  nach  Piaton« | 
Äeusseningen  in  argen  Misscredit  gebracht.  Denn  diese  waren  jrj 
als  ^ko}'oyqdffoi'^  übel  beleumundet,  was  aus  Phaedr,  257  C  htf^j 
vorgeht  „xcfi  6ut  ndai]g  r^g  loi3oQiag  ixdlei  loyoyQdifov^  — 
nämlich  den  Lysias  —  zu  vergleichen  ist  auch  eine  Stelle  bei  Be- 
mosthenes  de  falsa  legat  I  p.  417  §  246  (Bekk).  —  D;  rfte 

wol  die  ablehnende  Haltung  auch  der  bedeutendsten  St;  itier 

gegen  das  Redenschreiben  erklärlich  werden  —  vgL  Phaedr*  257  D 
^oti  ci  fiiyiazov  äwd^tawi  t&  /.al  aa^ivottnoi  iv  raig  iio'Um» 
aloxivavtat    Xoyovg    tc    y^dtfetv   y^ai  xatai^in^iv  aty»  [ 
y^^juata  kai*tiüv,   So^av  (foßomavoi  lov  Hituxa  XQ^^^^^f  t*k\ 
GOipiazai  xalwvvai'*   und  257  E   wird  der  Eigendünkel   liftrl 
chreibenden  gegeisselt   ^oc  fiiyiazov  {pQovovvieg  . , ,  .  fAdXnJTul 


C.  Zkosa^  Der  aegyptiscbe  Mythus  im  Phaedms  des  Flaton.    247 

itr^tÄQy  itva  y^atpioai  loyop,   omiog  ayanwot  rovg  i/tai* 

avrmig'*  vgl.  Xenoph.  Mem.  IV,  2,  1  y^ygafi^iatct  TToXkot 

'  m\  Trotrjxiüv   t€  xal  aorptaTiop  , ,  ,  xal  i*K  Toii%iov 

»Ta  Cia(piqitv, , ,  IttI  aoqiii^, .  .**  wo  an  dem  Boi- 

fci  t.ydemüs  der  Eigendünkel  auch  der  jüngeren,  durch 

Bopiiisten  verfülirten  Leute  gekennzeichnet  wird, 

Piess  alles  Hegt  zwar  nicht  in  der  Sctirift  ßelbst ,  sondern  in 
lfm  Gebrauche,  in  der  Verkehrtheit  derjenigen,  welche  sie  zu  eitlen, 
^ti^eo  Zielen  missbrancben. 

T>Äiii  kommt  noch  die  echt  sokratieche  Ansicht,  das  lebendige 

rzüglichere,  wie  ja  auch  naturgemäss  in  der  mensch- 

iimg   die   spracblich©  Mittheilung   der    schriftlichen 

aoiogisch  weit  YoraüBgeht;    das  lebendige  Wort   sei   ferner  ein 

-in.^roc^iniägsiges  Schreiben   in   die  Seele   des   Lernenden,    das 

em  aber  ein  Schreiben  ins  Wasser;  ja  die  besten  Schriften 

—  ^ofcmies  gibt  also  doch  graduelle  Unterschiede  zu  —  seien  doch 

wsf    .^lAotiiiv   vjTOfivrjatg^    (278  A),   da   ^iv  jfp  y^y^afiftivii» 

ixa(nov  TtatSiav  noXXtiv  livai^   (277  E)    —   und  es 

:ch  nicht  sonderlich  der  Muhe,  nur  der  Üeborredung 

^il§«n  eine  Hede  zu  sprechen  oder  zu  schreiben  „(Jg  ot  ^aipi^dov- 

'ja%**  (277  E);   das  einzige  wahre  MotiT   sei  die    ^fxad^^fli^ 

I  ;  *fav  t€  y.ai  xalßv  /xu  dyadiov^  (278  A)*    Schliesslich 

^p;.  .ites  sein  Urteil  über  die  Schrift  in  die  Worte  zusammen, 

diW  t>ö9  ieD  anter  den  Reden  seien  nur  ein  Mittel  nicht  gegen,  son- 

dam  fOr  das  Vergessen. 

Auf  diese  paradoxe  Auffassung  bezieht  sich  Quintilian,  wenn 
er  sagt  (XI^  2,  9) :  quarnquam  invenio  apud  Platonem  obstaro  me- 
BMriaa  usnin  literarum  Tidelicet  quod  iUa,  quae  scriptis  reposuimus, 
n«lQÜ  imstodire  desinimus  et  ipsa  securitate  demittimus.** 
wmüi  sich  eine  Stelle  im  bell  galL  des  Caesar  vergleichen  läast 
(VI,  14),  wo  es  von  den  Druiden  helsst:  „eos,  qui  discunt,  Uteri  s 
(#iift9as  minus  memoriae  stndere,  quod  fere  plerisque  ac- 
tidit,  ttt  praesidio  Uteramin  diligentiam  in  perdiscendo  ac  mem«nam 

Aus  dem  Gesagten  durfte  daher  erklärlich  sein,   dass  Piaton 
mü  itMgem  urteile   ober  die  Schrift  einerseits  mit   seiner  Zeit  und 
ifsnn  Bestrebang6n  in  Contakt  trat,  andrerseits  Rücksicht  nahm  auf 
der  Wahrheit  durch  „ayaKQiüig"  und  „dtiJaxij**»  auf  üeber- 
mg^  nicht  üeberredong  (vgL  Soph,  221  B). 
Wa»  ist  aber  ein  Philosoph  ander»  als  ein  Lehrer  und  Führer 
in  252  E)^  und  was  ist  die  erste  Bedingung  hiezu,  wenn  nicht 
Bg  der  Eigenthümlichkeiten  der  Anlage  der  Schüler?  —  denn 
I  VtriUiidmss  soll  ja  in  die  Seele  des  Lernenden  geechrieben  wer« 
it    Vermag  diess  alles  nicht  dae  Wort  im  Moode  des  Bednertf 


tiS    C.  Zitüsu,  0er  aegjptisclid  Mythus  im  Pbaedras  des  Platon. 

Prüft  niclit  die  Bede  aus  der  Gegenrede,  die  Frage  aus  der  Ant 
der  Schüler  Anläge  und  Fähigkeit?    Kanu  sie  sich  nicht  die 
sendste  Seele   aussuchen »    die   pas&endst^u  Mittel    der   Belehro&| 
wählen ,   währeud  die  Schrift  hingegen  stumni  ist   wie  ein  to 
Steiu  ? 

Was  waren  aber  die  Sophisten  ?  Piaton  schildert  sie  uub  i 
nächst  «ach  4  Seiten  im  Sopiustes  231  D  1)  to  tqt^troy  ly^iii 
viiov  y^al  Tthovaimv  k'/ufiia&og  d-t^Qintjg.  2)  lo  öi  Ötvi^ömt^ 
^inoqog  Tig  ftiQi  la  wijg  if^vx^j^  uadrj^iara.  3)  r^Vai^  di  ~~ 
ov  Ttiql  j  uvm  lavtct  /.dniikog  d^Eipavi^;  —  vergl.  diö 
Charakteristik  im  Protag.  313  C  —.  4,)  xha^TOV  y€  ciVor 
?r^  TOf  /iia&rj^iata.  Dem  jyf/y€fiOvtxog  trjv  ffwCtv**  (Phaedr. 
als  welchen  sich  Platon  deu  Philosophen  denkt,  steht  gegenüber 
y^tfi/LUuito<:  xh^QivTJig",  ja  der  ^xa/ti/Aoc:**,  der  tHuscht  und  Ha» 
trögt  —  (vgl.  Protag,  313  C  ^ontDg  ys  fif],  w  halQ€.  o  o^ 
Inatviüv  a  itiolil  i§afcaTTj(jf]  fjf^täg  apaniQ,  ,  ,o  epi;^  ,  - 
Kcd  KdjTt^kog'*)^  der  tauglichsten  Seele  bei  Plat-on  der  Sohn  reicli«! 
Familien*  Und  worauf  kam  es  denn  deu  Sophisten  au,  wenn  QJctii 
auf  ihre  eigene  Berühmtheit,  und  was  verechaffteu  sie  ihreu  Schülern 
oder  versprachen  es  wenigstens?  Protagoras  rühmt  es  eeibst  iB  ^em 
gleichnamigen  Dialoge  (318  A)  ^w  V€c(viax€,  tarat  ioivv¥  üoi, 
iav  iuoi  tft>'/;g,  n  av  rj/ii^ga  ifioi  otwevtj,  amivm  ni^todel 
ii£),zioyt  yeyovoTi,  y.al  iv  rij  vaitgatq  r*  avTa  tccxkx 
tKaatf^g  r^te^ag  aei  im  to  ßilziov  ETrtäiäorai**^  worauf  wol 
krates  schlagend  entgegnet  (318  C)  „t/  dt)  (pr^g  jiiXxii;}  iheax 
xofi  dg  t(  imStdovati^ 

Die  Sophistik  huldigte  überdiess  dem  Streben  der  Jugend 
Berühmtheit.   Stellt  doch  Socrates  seinen  jungen  Freund  Hippok 
.wol  nicht  ohne  Ironie   mit   folgenden  Worten   dem  berühmten 
■deriten    vor  (Protag.  316  B):  r,^InTioy^Qattj^  oöe.  ,  .  oti^iag  |ii«_^ 
yaXijg  te  y.ai  eiöatfiovog. , ,  im d v/,niv  dt  /um  Sokbi  f j 
ymog  yu4a^0Li  h  tf^^^.noXii  tovro  Öi  ouiai  oi  ^oJuot 
yevia^ait  ti  ooi  Qvyyivöi%o'^  und  Protagoras  selbst  war  nie 
wenig  aberzeugt  von  seiuem  bessernden  und  vorrollkommnenden  EiiiH 
Iluss  auf  die  Jugend  (Prot.  31G  C  D,  318  A)- 

Das  sind,  wie  ich  meine,    Gegensätze,   die  sich  nicht  leugne 
lassen.     Aber  wie  die  Ziele  der  Sophistik,    so  waren  auch  die  Mil 
derselben  denen  der  sokratischeu  Philosophie  entgegengesetzt.     So-< 
krates  strebte   nach  der  wahren  Erkenntniss  durch  Zurückfülirun^l 
auf  die  allgemeinen  Bogriffe,    wie  es  älmlicher  Weise   (leschrifl 
Menscheuprüfung   ist  (Apolog,  22  B)    yyäirjmiiojv    av    ainolg  ti\ 
ikiyouv,   iV  ctfia  ti  y.al  ftay&avotfn  nag    aiVdJi/    womit  sicli 
(vergleichen   lÄsst    das    Zeuguiss   des   Xeuophon   (Mem»  IV,  6.  l):j 
L^^to/^TfTg  yag  tovg  udotag ,    ti    Vy.€tQtov  aXii  %urv  ovtutPA 
wy&^itf^  )iai  Toig  akkoig  av  iSfjyetafkm  divaa^^m^    rot:«;  Öi  ßiA 
^döotag,,,   aqiaXkEC^ai  xai  aklovQ    aqullei^  —  vgl 
Xeuoph.  Mein,  IV.  5,  12.  Aristot.  Metaph.  XIU,  4,  1078  B. 


C  Zhcm,  Dar  uegTptischc  Mythus  im  Pliaedras  des  PlÄton.    f49 

Dcrurlig«»  b<»griffliche  Operationen  als  Gruudlage  der  phibso- 

f/kss^hea  Coterbuciiüng,  wie  Sokrates  ßio  bedingte,  und  Platou  zur 

V  ''rQiang  tatchte,  waren  der  Sophistik  ferne.    Diese  war  vielmehr 

müir.  reich  an  Autitheseü  und  verblüffenden  Wendungen;  ihre 

iflst  bestand  in  der  schlagfertigen  Beredsamkeit» 

-^     •  r-i -^  i' ^.j»a    in    Widersprtlcho    (vgl,    die  Zusammenstellung  am 

&üuse    das    Sophißtes),    ihre  Devise    „to>'  vTUit  loynv  xgBivtat 

^mäiw*  (AriBtöt  Rliet.  11  3*1  p.  1402  Bekk,,  Pliit.  Apolog.  19  B,  be- 

•mders  Phaedr.  2iM  X   ^ra  t£  ctv  g^ha^  ^uydla  xai  la  tuy(i)M 

9ftnt^t   tftnvtodai  nmotat  dia  ^oj/i/^f'  ?Myoir  a.  a,  m.). 

Und  Ja  Elo<|u©üz  für  die  damalige  staatliche  Carriöro  miurläss- 

ar,  wurden  die  sophistisclien  Vorträge  von  der  Menge  lenibe- 

r    Tf-^i:*.-.^  gesucht,  die  wie  HippokTates  im  Staate  berühmt 

iien.     Bei  der  tiefwurzelnden  Zaubermacht  sophi- 

lurfte  es  daher  keine  leichte  Aiitgabo  gewesen  sein, 

luen  im    wahren  Lichte  überzeugend  «iarznstenen^ 

üsi^  ^  auch  wollte,    musste  etwas  besseres  bieten,  als  er  su 

'»►-^f  **^rnahm,     Die  Seelen  mussten  daher  zunächst  für  die 

gewonnen,  für  das  Studium  dieser  eingehen,  alles 

jj'.iv. tiK  verschmähenden  Wissenschaft   erwännt  werden 

darch   die  Ueberzeugung,    dass    die    Sophistik    nur 

-tatt  Wahrheit,  formale  Glätte   statt  innerer 

.  keit  bietet. 

Slgl    Dun   Piaton    »die    Schrift   sei   vom    Standpunkte    des 

T  äIi  Fi-r*.  I  r.brauchbar,  sei  ein  todter  Stein"  und  schrieb  er  dennoch 

Reihe  von  Schriften  des  verschiedensten  Inhaltes,  so 

1  u:k  dift  Loser  auf  seine  mündliche  Belehrung  als  auf  das 

tchero  verweisen,  worin  seine  Ansichten  durch  das  leben- 

-  und  nach  genauer  Aubequemung  an  den 

g'eschriebeu  werden.  Piatons  Schrift- 

iwrci    scheint   mir   also,    wie   durch   die  Sophisten 

^^..^uJasdt,  so  gleichsam  der  Vorhof  gewesen  zu  sein, 

&A  tu  dessen  mündlichen  Lehr  vor  tragen  zu  gelangen* 

*  *   '      '    'iher  Suseraihl  nicht  beistimmen,  der  (a.  a.  0,  272) 

am  7.  ^lft^tello^ei  Piatons  auf  die  Nachhilfe  für  die  schon 

Eifidi^  -.    Wozu  brauchen  denn  die  schon  Kundigen, 

^t^T  rrm  i  reden,  die,  in  deren  Seelen  mit  Verständniss 

geschrieben  ist,  eine  Nachhilfe?  und  wird  sie  ihnen 

„ ....  Dialogen  geboten i*     Finden  wii^  nicht  vielmehr,  dass 

IfeMOiirT^  In  den  anßLngüchen  Dialogen  das  vorgelegte  Problem 
ikJi^  '  '  ■  '  t  vollständig  erschöpft  ist?  Sagt  doch  Protagoras 
•äIV  se   des   gleichnamigen  Dialoges   (361  E):    ^7T€gi 

*>  ti  t^n^aO^aK^     Und    worauf  eich    die  noch 

;'-sion    beziehe»    sagt  Sokrates    361  C\     "Was  ferner  in 

i,*^ui  ;;;^JMge  eben  nur  angedeutet  wird,    ist  es  nicht  im  Gorgias 

irMur  mfgenommeu  und  eingehend  untersucht?  Oder  wird  etwa  im 


KO    C  2Siw8aj  Der  ae^yptifiche  Mythus  im  Phaedrus  des  Pia  ton. 

Theaetet  ein  ausgesprochenes  Resultat  erzielt  ?     Ist  nicht  viel 
der  Dialog  Sophistes  eine,  wenn  auch  nicht  unmittelbare  Fortse 
des  Theaeteti  die  sich  mit  Ausnahme  des  eleatischen  Fremden  seil 
äusseriich  dnrch  dieselben  Personen  erkennen  lasst? 

Ich  glaube  daher  vielmehr,  dass  sich  beides  vereinigen  lasse.  Di« 
Schrift  war  für  Piaton  daa  Mittel,  seiner  Philosophie  im  Gregensat 
zur  Sophistik  den  Weg  zn  bahnen.     Da  nun    das  in  den  Schrif 
Niedergelegte  nach  untrüglichen  Zeugnissen  keineswegs  des  Meistere" 
Theorien  erschöpfte,  sondern  noch  die  ^ay^atpa  doyftata"'  in  deo 
mündlichen  Vorträgen  hinzukamcü,    so  konnte  thatsäcblich  der  i 
9chnebeneDialog ebenso  einführend  als  an  das  erinnernd  sein 
was  im  Anschlass  an  denselben  Piaton  mnndlich  verhandelte»  so  da 
also  auch  des  Sokrates  Ansicht  beziiglich  desÄufhäufens  vonErinner-^ 
ungen  hiemuf  sich  passend  bezieht.    Von  diesem  Gesichtspnnkte  be 
trachtet,    sind  die  Schriften  Piatons  auch  a!s  Erinnerungsmittel 
die  Kundigen  denkbar ;  sie  begleiteten  nämlich  den  geistigen  Walle 
von  seinem  Eintritt  in  die  Schülerschaar  T^des  Göttlichenu  bis 
Alter.     Und  wer  in  spateren  Tagen  diese  Schriften  zur  Hand  nahii 
mochte  wol  von  dem  Wunsche  beseelt  sein ,    den  ganzen  geistig 
Bildungsgang  im  Geiste  wieder  durchzunehmen ,  den  er  selbst  dorch-^ 
gemacht^  oder,  um  mit  Sokrates   zu   reden,    derselben  Spur  nachzu- 
gehen (Pbaedr.  270  D). 

Wurde  mau  ferner  Snsemihls  Ansicht   allein  beipflichten,   so 
dürfte    die   dialogische  Form,    ausschliesslich   für  die  Einge- 
weihten angewendet»  jedenfalls  anfMlig  sein.  Denn  die  dialogisch« 
Form  war  für  Piaton  keine  freigewählte,    sondern  theilweise  dur 
seine  schriftstcllenschen  Mofcive  gegeben.    Socrates  verwirft  nämüc 
nicht  jede  SchriftatelJerei,  er  untersuchte  ja  „Ttg^t  ivnQ€7Tuag  ü 
'/Qaqnjgxai  angenEiag'"  (Phaedr.  274  B),  nur  die  lange 
entwicklung  von  Frage  und  Antwort  gilt  ihm  weniger  als  das  ^Su 
Mysadm,''     Diese    „jtmx^oi  Ao/oi*"    vergleicht   er   geradezu^  miB 
Böcliern  (Prot.  329  A)   mottiq  ßißXia  ovdiv  k'xovGt  avre  ano*^ 
x^lvaa^m  ovte  avrol  €^«a^of*-" 

Die  Sophisten  nun  setzten   gerade  darein  ihre  Meistei*schaftl 
(Phaedr.  267  R),  und  sie  rühmten  sich  auch,  wie  Protagoras,  anderÄ| 
ia   dieser  Kunst  fertig   zu  machen  Protag.  334  E    ^axrptoa  ymn 
OTi  av  oJog  tb  et    xai  atnoi;   xal  aXlov   diöa^ai    TtBql    %ä$ 
avtdiv  xal  fia-^Qa  liyEiv .  .  .  Kai  av  ßgaxia. ** 

Diese  Form  der  Gesprächfllhrung  war  eine  polemische,  ein 
Redekampf  (Soph.  231  E,  Protag.  335  A)  nicht  um  das  nWaB«! 
sondern  um  das  ??Wie".  Piaton  unterschied  nun  genau  z wische 
Eristik  und  Dialektik  —  vgl.  Kepubl.  V,  454  A  ^öoxovaf  fwt 
airirv  xore  anovreg  iroklot  i^mTtxuv  xai  öim&ai  ovk  i^iCu^t 
alXa  ä  taXiyiad'ai  dia  lo  fii]  cJiWtr^cfi  x«r'  $tdrj  dtatqot'^ 
'    "*     '  iittiTKOnuv ,   ö/Ua  xar    at^vo  t6  ovaftai 

rtK  rrv    Kranit  tat i\  i'g iSi .  ov  SialinzM 


fievot  %ö  Xeyo^uvov  i. 
diiaxiip  Tov  XfyUhrt 


ifa 


i^ 


Dtr  a«g:fptische  Myth^is  im  Phftedms  des  PktoiL    S51 

n^j^    a}Xi)jH^  yoiouivoi'*    womit  die  Gegensetzung  stimmt   you 
'/ii'y  fXflf;^  *c  UD'I  i^iAoviiTiOjg  i'x^iv  im  Phaedo  91  A. 

nun«    dass  Platon  das  Denken  auf  dem  Woge  der  Be- 
rrif-  lüD^    bis  zu  seinem  Gegenstände   durclidringen   läßst, 

^»iit  er  wol  im  Gegensatz  zn  den  Sophisten,  bei  denen  die  Dialektik 
VU>€M  Gesprächsform  ist ,  welche  am  des  eitlen  Priinkens  willen  die 
E^)>Dis^  der  Besprechung  Tereitelten  und  die  Reden  nicht  selten  so 
hm^  ausdehnten,  bis  der  Zuhörer  schliesslich  den  Gegenstand  der 
Biiff  Tefgass  —  vgl  Protag.  336  C  D  ^.hxgovvjy  zovg  X6yoiK>  • . 
QjwQfifpirvto  ?o/g  av  i.TiXad^iuyiai  ftidji  otov  zb  i^tortj^a  f]v  öl 
;«4ld!JUH    TtDv  mcorovrom* 

Wenn  nun  Piaton  in  der  Tbat  von  den  schriftstellerischen  Mo- 
^♦**"  ^r.Uitet  war»  welche  wir  früher  annahmen ,  so  musste  er  auch 
ssere  Form  sophistischer  Lohrvortrage  anknüpfend,  durch 
tCii-U'Jieseibe,  aber  künstlerisch  veredelte  Form  zu  beweisen 
Sachen ,  4»<5g  die  so  blendende  und  prunkvolle  Sopliistik  in  ihren 
Kttr/  '  wie  in  ihren  Eesultaten  trügerisch  sei. 

-en  Motiven  Piatons  stimmt  schliesslich  geradezu  der 

:aoch  eines  Mythos,  wie  in  der  PhaedrussteÜe,   Denn  dass 

'  **^n©ii  M>^hos  bloss  zufällig  gewählt,  oder  dass  es  nebensäch- 

vie  Deoschle  meinte  (Zeitschr.  f.  Altwss.  1854)»  möchte  ich 


IQ  auch  den  Sophisten  hehagte  vor  allem  das  Sagenhafte» 
ische,  daa  zn  glauben  und  fromm  zu  verehren  schon  das 
der  Ammenmilch  einsog.  Jene  versuchten  deshalb  durch 
die  Mjthm  ihre  Lehrsatzungen  mit  den  im  Herzen  des  Volkes  leben- 
den Anschauungen  zu  vereinen ;  überdiess  wirkt  ein  Mythos  ungleich 
ÜHBeloder  und  angenehmer  als  eine  trockene  Rede  — -  hiöbei  verweise 
\tk  oiir  ayf  den  Mythos  des  Protagoras  von  der  Bürgertugend  (Pro- 
taf .  320  C  —  322  D), 

Piaton  snchte  nun  einerseits  gerade  in  dem  aegyptischen 
Mjtbo»  öod  zwar  durch  denselben  das  Lugengewebe  der  Sophistik  zu 
ürreisaea,  wobei  er  denselben  Grad  von  Empfänglichkeit  und  from- 
vtfli  Glanbeo  voraussetzen  zu  k5nneii  glaubte ,  auf  den  sich  die  So- 
yluitteti,  nnd  wie  es  scheint  nicht  ohne  Erfolg,  so  oft  beriefen. 

Andrerseits  scheint  es,  dass  die  Mythen,  wenn  auch  theil weise 
ta  mtle)  poetischen  Colorites,  doch  dazu  dienten,  den  Kern  tiefer, 
kH  In  der  ümatur  der  Dinge  begründeter  Wahrheiten  aus  seiner 
lonklen  Schale  zu  lösen  mit  besonderer  Beröcksichtigimg  kind- 
Ueher,  fQ  r  das  Wahre,  selbst  wenn  es  nur  halb  verstanden  wer- 
ifli  kann*  empfä  ngl  ich  er  Seelen.  Sagt  doch  der  eleatische  Fremd- 
Uif  Im  S«;phistes  (242  C),  dass  Xeuophanes  und  Parmenides  ihren 
SihlUtni  eine  Art  Mythen  erzahlten  ^fiv&ov  viva  , , .  natalv  tog 

01880  empfanglichen  Herzen  vor  der  buntschillernden  Sophistik 
M  iraniesi,  sie  auf  dialektischem  Wege,  der  für  Piaton  Wissenschaft 
and  llelliode  zugleich  war  (Wolf  Zeitschr,  f.  Phil  N.  F,  1875  p.  75), 


S5t      Th,  Chmpers,  Eine  verschollene  Schrift  des  Stoikers  Kleanthes. 

vermittelst  natargemässen  Denkens  heranzubilden  nicht  zu  Sophisten 
sondern  zu  Weisheitsfreanden,  diess  war  das  Ziel  Piatons ,  und  um 
es  zu  erreichen ,  schlug  er  denselben  Weg  ein ,  den  er  so  schön  im 
Sophistes  darstellt  (218  C  D):  „oaa  (f  av  rtov  [leyahav  du  Äia- 
7tovda9(xi  xa^g,  nBQi  tcüv  toiovtiov  diöoxvai  TtSai  xai  Ttakoa. 
x6  7Cq6t€Qov  iv  Of^ixQolg  aal  ^qoaiv  avTa  düv  fisXerSy, 
tzqIv  cthTolg  Tolg  ineyiarotg.** 

Kurz  Piatons  Schriftstellerei  war  die  Propaedeutik  zu  seinen 
mündlichen  Voi^trägen,  ein  leuchtendes  Musterbild  gegenüber  so- 
phistischer Lehrn^ethode  und  sophistischen  Lehrzielen. 

Hernais  bei  Wien.  Carl   Ziwsa. 


Eine  verschollene  Schrift  des  Stoikers  Eleanthes, 
der  'Staat^  und  die  sieben  Tragödien  des  Cynikers 

Diogenes. 

Curt  Wachsmuths  zwei  werthvolle  Programme  'de  Zenone  Ci- 
tiensi  et  Cleanthe  Assio^  (Göttingen  1874)  sind  mir  zufälligerweise 
erst  in  diesen  Tagen  zu  Gesicht  gekommen.  Ich  beeile  mich  zur 
Lösung  eines  darin  (I,  p.  14)  berührten  Eäthsels  einen  Beitrag  zu 
liefern,  der  zum  mindesten  dazu  dienen  kann  die  Aufmerksamkeit  der 
Kundigen  auf  eine  wenig  beachtete  reichhaltige  Fundgrube  anziehen- 
der Nachrichten  und  Citate  zu  lenken. 

Wachsmuth  beschliesst  die  Aufzählung  der  bisher  bekannt 
gewordenen  Schriften  des  Kleanthes  mit  dem  Satze:  'Fraudulenter 
ficta  sunt  ab  impostore  Ps.  Plutarcho  in  libello  de  flnviis  5,  3,  4  et 
17,  4  scripta  ^£o/tax/a  et  7T€Qt  oqcov;  neque  multum  fidei  tribuerim 
coniecturae,  qua  Cleanthis  librum  /regl  azoäg  inscriptum  recuperare 
e  lacero  papyro  Herculanensi  sibi  visi  sunt;^  Näheres  bietet  die  An- 
merkung: *Cf.  Philodem.  n€Qi  q^iXoooqKov  in  vol.  Hercul.  VIII  [Col- 
lectio  prior],  col.  XIII,  v.  18,  ubi  scripserunt  dg  aü  t  avay^qim 
Twv  7t{i)viy.wv  (ai')  xe  ßißlto&rjyMt  Gtjjuaivovaiv^  {naoot  KX)^ 
av&]]  iv  Tf{)  negi  at{oag  i)o(Tiv)  /iioyivovg  avrr]  rj  fivf]/i7]j^  Ich 
theile  im  Folgenden  mit  was  zur  Restitution  der  Stelle  und  zum  Ver- 
ständnis des  Zusammenhanges  dienlich  sein  mag. 

Der  compromittierenden  Gemeinschaft  mit  Zenon's  'Staat'  und 
den  darin  enthaltenen  radicalen  Qnsauberkeiten  suchten  sich  die  An- 
hänger der  stoischen  Schule  in  verschiedener  Weise  zu  entziehen. 
Die  Einen  mittelst  der  Kunstgriffe  einer  auch  dem  Alterthnm  nicht 
völlig  fremden  vertuschenden  Apologetik ,  die  Anderen  —  und  Red- 
licheren —  durch  das  Geständnis ,  dass  man  sich  mit  dem  Schul- 
haupte nur  in  Betreff  des  obersten  praktischen  Zweckes  (des  *natur- 
gemässen  Lebens^  nicht  in  Rücksicht  aller  diesem  Zwecke  dienenden 
Mittel  in  Einklang  befinde;  sei  doch  auch  Zenon  selbst  für  den  Inhalt 
jener  nach  älteren  Mustern  geschaffenen  Jugendschrift  nur  halb  ver- 


TL  Q4mi§trg,  Sioe  veracholUDG  Schrift  des  Stoikers  KleaDtbes,       tit 

atwürtlieh«  Beide  Parteien  nimmt  ihr  epikureißclier  Gegner  gleich- 
wm\^  »u£b  Korn,  und  zwar  die  letztere  zuerst  (Col.  12,  2):  (x)ai 
^  Ol  I  fiXBJ{o)tm  %i^y  avftav  elaiv  /rof|^£vj'(r)7;Tc/.  *)  to  di 
I»  lOb*  Ü71Ö  äi{xov)Ta£  TOP  Zr^Ptjva  dta  zi]v  \  rov  riXovg 
^.fiiy  oi  Jr«wxoi  I  '/MfaTatoXfii/Aota^v  it7i;r  xai  )  {y)aQ  tit 
lOT  rfrii*  Aoyfmrvßv  \  (äox)tiitaCoimp  avioi'  /mI  twv  {afi)t^x^* 
i  Kovq,  I  i{v  dt(üQiaf.i)hov  t^tifAUyt*  akXa  |  avjtHpii" 

Jen,  xai  I  Hl»  (rejA^i  «Je  din6lo{i')^fn*  iort  |  jq 
/loliruag  (i)}i}t€tfu\{va)  — .  Nach  zwei  mir  imver stand- 
mru  jr^iriJon  folgt:  i:{tüt  i€)ai{?)  ^tij  yeytyijü&m  Go{jfov)  \  airov, 
^t'  ot*  PBtiiüt;tov  Btipat  I  t)o  6(ia)fiagrfav€(v,  fteyav  (d*  ovp)  \ 
(<ir^,    €{1)    /.ai   fit^  ao(fin'  of.ia{loyov)\atv  vtyovivat  i^al  irg 

-  '  r  '  a^Yj^y^tr^iv.  el  fi)ir  ftiiQiog  \  ijf ,  ov(>l) dpct- 

'^[y). I I  {y.)al  (t)ii  n^ym- 

:      ^f'>i/0^(ft'^)>'  — •    ^^  Rßs^  *^ör  Columne  ist  mir 

abgeseiien  von  den  aogengcheinlich  auf  irgend  welche  Zenoni* 

Ijehreti  be7,öglichen  Worten,  welche  den  Uebergaug  zur  CoL13 

VI   (xW  i^av\{^m'Co]i.Uv(i(t^  i)n    avrih{i  r)nXO  u\\{vai)  r^g 

-ündet  sich  PhUodem  gegen  die  Stoiker  von  der 

*£iti^**r«4»  iJböeivanZt  denen  auch  die  noXnela  als  ein  Werk  makel- 

T  ,ii  r  Weisheit   gegolten    hat:    ifQni;  |  öi    zovg    y£{yva)lovg    Jtai 

uztiixv    ijg   {dy)aftdfrtjmv    jiQoaidaxoiitvovig)    vi   av 

ir    arontüt£QO¥    avvdntoi;    n€i^v\Tat    d'   ovv  ovdi 

uy  ti  qi^uv  I  OVIOL  rag  djr{o)Xoyiag  11}  HQiig  td  \  7i£Qi 

<  QiLiriy\  zoaot^vn>  |  n£qtetXkt]^ivtüy  [L  n^QUiXt^fifii^ 

-  ,    xat  I  (7f)Qoyiy^afp6teg  ön  irigi  tfjg  7TO{h)r£iag, 

.^ .'     oifiX)  ^^  *fiQ{i  i]ivog  |  djrokoyr^aoyrcu  lUQOvg.   aXkd  \  yag 

'  ■'  r/ rsg  tü}y  Mid^  fjf^äg  I  [Wühl  Sosikrates,  vgh  Diog.  L,  6,  80] 

.<    rijij  Jwyivovg^) . , « ,  |  . ,  di{Tzdto{vü)iv   7toXtT€{i)ag, 

-vQi  TV'  2^€0u{y»  ii)iijvi\oy  av  il')]  ro  xal  J{ioy)dvntg 

cov  iQfmop  tx{o\^)octy  TOvio{y)  \  ihg  c&  %*  dvayqatfai 

ytii[y)  I   ii%  T«   ßvßhod-rf^ai    arjftmy{o)votv.  \   A(ai 

,    h'    (Tw)t    TttQt    a%{rj\Xij)g   (t^)^;  Jioyiyovg 

ioy^v)€t   y.al  i7tatv{Bt)   ytal  {,wik|^o»^)   lare- 

, ^,,^  ^.    ^_ I  -  - z    toC ) r(ftit    iia^dV n (iq  fT\fo(ftAB^  i vt(o p  {ß) X^^' 

ml9)  (L  &^iaiv}  (/ioi)'£(ir)ö/ 


tj  Pmi»  Wort  iBt  den  Wftrterhöchem  fremd,  nicht  aber  nnQfyyvnM 
'i»6to  1-*  "'     '  r's  Copie  (u)  bietet  ITA  )  P6NFHTAL  die  ueapler 

l^icJiTi/!  NT. ATA.     Für  die  Bichtigkeit  der  Ergänzung  bv 

ii^  .  M  ti  nicht  einstehen;  erhalten  ist  in  beiden  Abschriften 

(IK^:  ja«  €  von  iv. 

i   in  o  die  mir  nnTerständlichen  Zeichen  .M€N€I  |  Cl, 

(iche,  (ttsfiii  fivfiuorivn  hdlte  ich  für  sicher,  obgleich 

CTEI  bietet,  o  ATTHIMNH  |  t    .  .CT€l.     Von  (jikqov, 

II  acheint,  sieht  man  in  n  den  Anfangistncb  von 

O,  I  N  (in  fissura);  auch  die  Ergänzung  der  Worte 

y»  la^ovr  kAAü  keuiettwege  als  TöUig  gesichert  gelten. 


2M       Th.  Gompers,  Eine  versclioUeD0  Schrift  des  Stoili 

Eine  Schrift  des  Kleanthes  'über  das  Grabdenkmal  des  Dil 
genes'  mag  auf  den   ersten   Blick  befremdlich   genug  erschfVmenJ 
Doch  wii-d  man  schwerlich  eine  geeignetere  Ergänzung  der  Qberlie 
ferten  Reste;  TTEPICT.  ]  -  .C.  ,CAIOr€NOYC  zu  finden  vermögen, 
und  eine  schlagende  Analogie  gewährt  die,  vielleicht  eben  diesen 
Muster  nachgebildete,  Lobschrift  aufChrysippos,  welche  dessen  Ne 
Aristokreon  unter  dem  Titel   ai  XQvüiTtJtov  Taq>at  veröffentf 
hat  (Comparotti,  Papiro  ercolanesc  col.  46).  Wie  hier  dieBesUtf 
so  wird  dort  die  weitberühmte,  mit  dem  Hund  aus  paiischem  ~~ 
gekrönte,  Grabsäule  (Dieg.  L,  6,  78)  eben  nur  den  Anlass  m  < 
mias tischer  Darstellung  geboten  haben. 

Für  die  Echtheit  der  TtohtBta  des  Diogenes  (von  welche^ 
CoL  7  erwähntes  gleichnamigem  Werk  eines  anderen  Diogenes  la 
unterscheiden  ist)  bringt  jetzt  unser  Autor  eine  stattliche  F'   ' 
Belegen  bei,  die  meines  Erachtens  nicht  die  mindeste  Wider 
statten.  Sein  Gewährsmai]n  ist  neben  Kleanthes  kein  Geringerer 
Chrysippos  —  ein  auf  diesem  Literaturgebiet  vollgiltiger  Zeuge  —I 
der  zum  Theil  Lehren  des  Diogenes  erwähnte ,  welche  nur  im  'StaAlT 
21]  lesen  waren ,  zum  TbeU  auch  das  an  kühnen  Paradoiien  reicht 
Werk  direct  und  ansdrüeklich  citiert  hat.  Unklar  bleibt  es  angesichb 
der  argen  Zerrüttung  der  nächsten  Zeilen,  in  welche  dieser  beide 
Kategorien  die  erste  Anführung  gehr»rt,  welche  sich  an  die  zuletit 
aasgehobene  Stelle  unmittelbar  anschliesst:  xar  Xq{v)(Si{7t)7ioQ  i\ 
%iZ(i   it^\qt)    7t6{Xh)(ß}^    5<ö(')    vo^ov    (nebenbei   das    ©intii 
dieser  Chiysipp-Citate^  welches  der  neapolitaner  Herausgeber  ridit 
gelesen  hat ;  darnach  ist  der  Titel  der  betreffenden  Schrift  in  \ 
Fragmentsammlung   §.    125  zu  vervollständigen).    Ob  Tier 
später  mit  kv  taJg  {7To)k(iT)€iatg  ein  dem  aristotelischen  gl^ 
namiges  bisher  unbekanntes  Werk  des  stoischen  Vielschreibe 
meint  ist,  kaun  nicht  als  völlig  ausgemacht  gelten,  um  eo  wen  _ 
da  die  nächsten  Worte:  (öi)  xal  \  7t:£(Q)i  ft[o)lttdag  aD.r^^  AC 
keinen  verständlichen  Sinn  gewähren.    Es  folgt :  7t€^t  \\  dxQyoua{c 
t)üjv  oTiXft/*', .  *  •  I  .  .yMi  Jto)>ivriv  kiyetv  07T€{q)  \  h  %jj   fit 
(if)«^  /uoyoy  qpai'iJ|(a)£Ta£   Y€()'Qaq^)tog,   xa(>'  zu})i  ttbIqI  t^t 
(firj)  öi*  avra  ai^{£TUJ)r  €prj\my  ip  ZTJ{t)  7f(o))jfet(tt  v{oii)&^iA 
\{%)dv  rov  Jioyivipt    {/uql)    vüv  \  d{u)v  aa{'T)Qa{y)ci}Mig   vofA^ 
(iaT€)v£a\d^at,    [Das    „Knöchelgeld"    des   Cynikei-s    kannten 
bisher  nur  aus  Athenäus  4,  159'",  der  gleichfalls  kurz  vorher 
hier  angeführte  Chrysippißche  Schrift  erwähnt  —  159*"**  — , 
wo  konnte  wohl  jene  Anticipation  des  modernen  Papiergeldes  pa 
Sender  besprochen  werden  als  in  einer  Abhandlung  übei^Gdter,  deren 
Werth  ein  abgeleiteter  oder  erworbener  ist  —  eine  Rubrik ,  welch^ 
auch  die  Gattung  der  rein  conventioneilen  Wertho  in  sich  schliesstl 
—  Zur  Construction  von  vofttazevofmt  mit  dem  Dativ  kann  man  Sex 
Emp.  p.640,  24Bekk.  vergleichen:  tovtio  vofutJT€via&ai  Silufp 
l€ine  Stelle  ^  die  man^  wie  sich  jetzt  zeigt,  sehr  mit  unrecht  ändern 
^iTollte,  vgl  Thesaurus  s.  v.  —  Vor  dem  Folgenden,  wo  ich  XQ^^ 


TL  Gimtpert^  Eine  verseliollQiie  Schrift  des  Stoikers  Kleanthes.        tSS 

adirabeB  tu  mfidstn  glaubt«,  obgleich  beide  Abschriften  ein  M  zeigen 
fite  MOB  x^  entfitanden  sein  mag)  —  für  j^^^a^cug^  wie  der  Titel  der 
VärtA  sonst  Uatet,  Baguet  §.  102,  fehlt  es  au  Raum  —  muss  soriel 
ri.  rhft  eine  Lücke  angenommen  werden*]  vciltm  öi  roCr*  iv 
-'"  r-  '■    7i;Xoiyo)v  (xQ^f^Gf  . , .  *  ä*  iv)  \  r^5  7Tqo{g 

>ovp)tag{?)  I    ti]{v)  (fQovr^mv |  T(c5)y 

.t/ijri^uo  (»')£t^i  (di)  av{z)fj(g) .  ,  .    [hier  sind  drei 

Is  ^aaz  zerstört |.  ,  •(;roAia)|xi(i,^  a)tTf^g  x(ai)  :rw(f) 

a{'Ai)im  fUT   {fy)y.iü^iiü{v)  \  xa»'X-<^i, ,.  Pnier 

ijyBuchnammer]  ijr)^Qi{di)7'^ai{o)avv{t]g)  \  to 

ftj7T0ipa(yiag)  \  doyfia  {oti)  a(vva^)€{o)mi{?)  (xai 

i\jii} I xaroK^xi^Q^^^^  1  •  •  * 

,    ö)iViys   7TQay{^tat£l)\a{g)  i{v)  T(p  Z  Tt^Qii^ov^) 

Kä  loJgt  nach  drei  zerrütteten  Zeilen  am  Schlosse  der  Co- 

tem« :     (^io)/iyr^g  l'v  Z£  tw{i  ^) | t ^ c I   xa{i)   t^>  OiÖlftoöi 

{m^  t  (i^i) . .  - .  *  Und  da  sich  unser  Autor  auf  diesem  Gebiet  so 

if^ruw^  wohl  unterrichtet  gezeigt  hat,  so  darf,  ja  musa  man  wohl 

iten  Anführungen  methodischer  Weise  die  Folgerung  ziehen, 

viA=^    iie  .Sat vro8 ,  die  Sotion  und  Sosikiates  mit  ihrer  Äthetese  der 

doaCyniker  beigelegten  sieben  Buchdrainen  (vgl.  Diog.  L.  0,  80  und 

die  SUIlen  aus  Julian ,  auf  welche  Nauck  frg.  tr.  gr.  627  verweist) 

«ach  i^ans  ebenso  sehr  im  Unrecht  befanden ,  wie  sich  dies  uns  in 

Betreff  der  nohvda  des  Biogenes  mit  zweifelloser  Gewissheit  er- 

c^pl>n  ViÄl-^)  Sollte  ^Atreuß*  ein  Gedächtnisfebler  statt  ^Tbyestes'  sein 

♦eil  jedenfalls  das  feindliche  Brüdorpaar  und  die  thyestische 

j.  den  Mittelpnnct  des  Dramas  gebildet  hat,  Diog.  L.  6,  73) 

iie\  der  philosophischen  Tragödie  in  der  üeberlieferung  ge- 

<c±.?i«knkt  haben? 

Vi*n  dieser  Abschweifung,  aus  der  man  von  neuem  ersehen 

lifui.  «in  wie  übemus  euges  Band  Stoiker  und  Cyniker  (oder  dürfen 

^r  nicht  rielmehr  sagen :  die  Vertreter  des  älteren  und  des  jüngeren 

Tnim?)  mit  einander  verkni^pft  hat,  kehrt  Philodem  zu  seiner 


^  llarf  man  uuihrixot^iQ^  hinzufögen?  Denn  dies  ist  neben  der  nolt- 
ffikjkSext.  Emp,  p.  179,23  Bekk.),  dem  dritten  Buch  der  Schrift  'über 
4m  Mr^clita^  (Biog^.  7t  188)   und  den  Büchern    über  die  Gerechtigkeit* 
"«)  dmujenige  Werk,   in  welchem   der  Ton  allen  Grazien  vefl&a«eöe 
iff*^  da»  so  erqnickliche  Thema  ¥on   der   Statthaftigkeit  dea  Ge. 
I    ,      irh  —  nach  Dioj^enes'  'Staat'  wie  wir  aus   dem 
it  der  nur  ihm  eijsfenen  breitspurigen  Vertiefung 
una  r^keihafte  —  weitläufig  erörtert  hat  (Seit,   Emp. 


r  n 


k.). 


^rwiegenden    Zeugnissen    gegenüber    dürfte    auch    \L 
fkilil    ■!  ich   auch  vorher  schon   völlig    haltlose  Äthetese   des 

lldk*    *'  -hi'lien    2ur  Geschichte  der    griechischen   Lehre  vom 

9imL  die  Aeuaserung  Politw  2,  7,  1  Inicht  2,  4,  Ij  = 

m^k  II   Falle  nur  beweisen,  das«  dem  Aristtiteles  ab  er 

m  imd«n»Ghheb  ^aa  Werk  seines  Zeitgenossen  noch  nicht  vorlag, 
«kkt  Im  mindesten^  dase  Diogenee  datiselbe  niomahi  geschrieben  hat. 


250  A.  ZingerUy  Zu  Livius. 

Polemik  wider  Zenon^s  'Staat'  iind  wider  jene  Apologeten  znrAok, 
welche  die  austössige  Schrift  als  eine  Jugendsünde  ihres  Yer&ssers 
zu  entschuldigen  bemüht  waren.  Hierauf  näher  einzugehen  liegt 
jenseits  der  Grenzen  unserer  heutigen  Aufgabe. 

Wien,  April  1878.  Th.  Gomperz. 

Zu  Livius. 

XLL  12, 10  schlägt  Gitlbauer  in  seiner  verdienstlichen  Schrift 
über  den  Codex  Vindobon.  (vgl.  jetzt  daraber  auch  Zangemeister- 
Wattenbach  Exempla  Cod.  Lat.  p.  5)  p.  96  vor,  dnabus  als  Gloesem 
zu  betrachten  und  durch  dessen  Entfernung  die  Stelle  za  heileii. 
Hier  scheint  mir  aber  der  alte  Heilungsversuch  des  Grynaeus  diirefa 
Auslassung  des  que  in  pacatisque  desswegen  noch  immer  beachtens- 
werth ,  weil  neben  bekannten  Versehen  bei  jenem  Wörtchen  gerade 
in  der  Handschrift  auch  Spuren  von  mehrfach  überflüssig  beigefttg^n 
que  aufzutreten  scheinen.  Ich  notirte  z.  B.  nur  gelegentlich  XLV,  1, 1 
adhiberique  (vgl.  das  Facsimile  dieser  Partie  der  HS  bei  Mommsen- 
Studemund  Anal.  Liv.  Taf.  3),  XLII  9,  2  multisque,  42,  6  Asiaeqne, 
XLV,  1,  9  caesumq.  (wo  allerdings  dann  ein  que  gleich  folgt).  Gitl- 
bauer hat  nach  seiner  genauen  Durchforschung  des  Codex  wo!  über 
diesen  Punkt  auch  Näheres  und  mir  schiene  die  Mittheilung  des- 
selben, wie  auch  alles  anderen  Versprochenen,  worauf  ich  bereits  in 
meiner  Anzeige  jener  Schrift  in  dieser  Zeitschr.  1876  S.  43S  anf- 
merksam  gemacht,  recht  bald  wünschenswerth. 

An  der  schwierigen  Stelle  XLII,  64,  5  (vgl.  Madvig  Emend. 
Liv.^  p.  660)  bei  dem  bekannten  inconste  oppugnationis  u.s.  w.  findet 
man  nun  in  neueren  Ausgaben  statt  der  älteren  willkürlichen  Her- 
stellungen (vgl.  Drakenborch  XII,  171)  meist  irgendwie  ein  Zeichen 
der  Lücke.  Unter  den  in  Zeitschriften  hier  und  dort  voi-geschlagenen 
neueren  Herstellnugsversuchen  ist  entschieden  der  Prof.  Harters  in 
dieser  Zeitschr.  1866  S.  11,  welcher  von  der  Lücke  ausgehend,  eine 
paläographisch  und  für  den  Sinn  schön  durchdachte  etwas  grössere 
Ausfüllung  bietet,  der  scharfsinnigste.  Da  man  aber  in  neuester  Zeit 
den  Gedanken  eines  im  verderbten  inconste  steckenden  inconsult(a)e 
(vgl.  bereits  Hertz  Adn.  crit.  Vol.  IV  p.  XXXIII)  nicht  unbedeutend 
stützte  (vgl.  Gitlbauer  1.  c.  p.  66,  wo  das  analoge  Beispiel  aus  Gaios 
wol  der  Beachtung  werth  scheint) ,  so  kam  mir  die  Vermuthung»  es 
Hesse  sich  vielleicht  die  schwierige  Stelle  von  jener  Herstellung  das 
inconste,  die  aber  allein  natürlich  nicht  genügt,  ausgehend  mit  Zn- 
fügung  eines  einzigen  Wortes,  dessen  Ausfall  paläographisch  sehr 
leicht  zu  erkläien  wäre ,  so  heilen :  At  (st.  et  mit  Hartel)  incon- 
sultae')  taedio  oppugnationis  castrorum  Perseus  extemplo circom* 

*)  inconsultuB  bei  Liv.  auch  sonst  öfter,  z.  B.  XXU,  44,  7  ad  in- 
consultam  atque  improvidam  pugnam  XXIU,  7,  8  incdtosnlti  certaminis; 
so  kann  das  Wort  an  unserer  Stelle  wol  auch  gut  von  einer  repentina 
onpugnatio  (vgl.  Caes.  B.  C.  lU.  80,  4)  eines  Lagers,  die  sich  hier  gleich 
als  zu  wenig  überlegt  herausstellte,  stehen. 


A.  Zingtrltt  Zu  Livius. 


»7 


%xi  tMriem  n.  s.  ir.  Wie  taedio  zwischen  d^r  Schlussdlbe  tae  des  vor- 

krgsli^iideD  Wortes  und  dem  Anfangsbuchstaben  von  oppngnationis 

«ESJ^en  konnte,   bedarf  kaam  einer  Bemerknng«     Ber  Ablativ  des 

Brvmrrondes  (Ktibnast  liv.  Sjntai  S.  163 ff.  —  bei  Sallust  vgL  gB- 

'    '  B.  lüg.  62,  9)  ebenso  wie  die  ZwißchensteUmig  (vgl 

12  flf*)  namentlich  bei  Trennnng  einer  Reihe  von  Ge» 

ttiifdfi»  früleher  Fall  gerade  anch  bei  Livins  bekanntlich  in  den  Com- 

öfler  hervorgehoben  wird,  können  kaum  irgendwie  befrem- 

im  eliesten  noch  etwa  das  ergänzte  Wort  im  vorliegenden  Zu- 

enhang-e.     Livins  gebraucht  es  ein  paar  Mal  und  gerade  bei 

llriliniDir  ahnlicher  militärischer  Ereignisse,  IV,  61,  8  bei  Erwäh- 

iftBg^  der  Schwierigkeit  der  Einnahme  der  Burg  von  Artena :  taedio- 

fü  reees&um  inde  foret,  ni  ,  . ,  VIII,  2,  2  bei  den  Friedensverhand- 

tmfen   mit  den  Saniniten :  quoniam  ipsos  belli  culpa  sua  contracti 

^s^^inm    c<!perit,    XXXIV,  34,  1:    cum   res  tarn  lenta  oppugnatio 

Ol  Sit,    et  obsidentibus  prins  saepe  quam  obsessis  taedium  ad- 

rr^i,  aber  man  könnte  eben  einwenden,  dass  eß  sich  in  solchen  Fällen 

im  ^en  Ueberdruüs  an  einer  langwierigen  Unternehmung  handle  und 

tfi  teser  Beziehung  gerade  die  letzte  Stelle  noch  besonders  ver- 

ii«rdieii*     Beachten  wir  aber,  dass  die  eigentlich  wirkliche  lange 

Davr  nicht  zum  Begriff  des  Ueberdrusses  in  taedium  nothwendig 

►  rfv  Ti^rüch   i^t    (selbst  vom  Standpunkt  der  Etymologie  aus  nicht, 

ob  wir  der  von  Fich  in  Kuhns  Zeitschr,  XIX,  80  oder  von 

'.usspr,  1^  372  folgen),  dass  vielmehr  auch  eine  verhältnisa- 

rze  Unternehmung  nach  Umständen  diese  Schlaffheit  oder 

n  resp.  den  Ueberdruss  bei  einem  Individuum  erregen 

tss    endlich    taedium   geradezu  auch  einfach  unserem 

Si^u  und  TrEckelü  entsprechend   in  Poesie  und  Prosa  einer 

lüten  Zeit  vorkommt  (in  Poesie  als  Widerwille   2.  B.  bei 

i:s  gleichzeitigen  Ovid,  vgl.  Siehelis-PoUe  Wörterbuch 

:.  ^,^1  .  rv  kennen  wir  ohne  grosse  Bedenken  annehmen,  dass  es  wol 

tack  büi  Liviug  an  obiger  Stelle  in  der  Verbindung  inconsnltae  taedio 

«f^-  '  .  gerade  wieder  bei  einer  oppugnatio,  hier  eines  Lagers, 

A,  *  Ii  verhältnissmSflaig  kurz,  als  unüberlegt  und  im  ersten 

niDi  itiii»6iüngen  dem  Urheber  bereits  taedium  verursachen  mnsste, 

mdtj^n  rriirz  finden  konnte. 

lieh  bei  diesen  Paar  gelegentlichen  Bemerkungen  noch 

alte  Ausgabe,     Ein  mir  durch  die  Güte  des  H.  Prof, 

.m  zur  Einsicht  in  beigefügte  handschriftliche  Notizen 

:es  Exemplar  der  bisher  auf  unserer  Bibliothek  fehlenden 

ifirabe  d«s  Livius  vom  Jahre  1510  (vgl.  Drakenborch  XV, 

osfi.  BibL  II,  526,    wo  ihr  Vorhandensein  in  G5t- 

)   lockte  mich  bei  der  schon  einmal  in  ein  Paar 

vorgenommenen  etwas  näheren  Durchmusterung,  die 

•  Notizen  Nichts  von  Bedeutung  ergab,  auch  den  alten 

Mt  i^  reichen  und  gewissenhaften  handschriftlichen  Ma- 

icnaXc,  diU9  ui  neuester  ZeitMommsen  für  einige  Partieen  der  3.  De- 


XcÜitAcm  f 


»I,  QfOJy.  li«l^    IT.  Htft. 


17 


258  A.  Zingerkf  Zu  Lmns. 

cade  seinerseits  zur  Förderung  der  Forschung  Aber  die  SpirensiB- 
Elasse  aus  82  Handschriften  so  musterhaft  zusammengestellt  (Anal. 
Liy.  p.  32  —  74),  zu  dem  Zwecke  zu  vergleichen,  um  aus  der  Probe 
mit  diesem  so  massenhaften ,  aber  dabei  so  leicht  übersichtlidiMi 
Apparate  etwas  näher  zu  erforschen,  mit  Handschriften  welcher  Art 
sich  jene  öfter  im  Allgemeinen  besprochene,  aber,  so  weit  ich  ge- 
sehen, weniger  bis  so  weit  näher  charakterisirte  alte  Ausgabe  etwa 
vorzüglich  berühre.  Eine  ganz  kurze  Mittheilung  dürfte  das  Besultat 
wol  noch  verdienen. 

Es  zeigte  sich  in  diesen  Partieen,  man  kann  fast  sagen,  durch- 
weg eine  auffallende  üebereinstimmung  mit  einer  Gruppe  von  jungen, 
meist  aus  dem  15.  Jahrhundert  stammenden  Handschriften,  die  bei 
Momms.  gleich  durch  ihre  Verwandtschaft  hervortreten  und  bei  ihm 
im  Ganzen  am  allerconstanteston  in  Nr.  16,  45,  76,  auch  8,  21,  22 
sich  begegnen.  Ich  notire  aus  der  reichen,  aber  hier  bei  einem 
solchen  Nebenzwecke  wol  kaum  vollständig  mittheilenswerthen  Zahl 
beispielshalber  als  recht  bezeichnende  Fälle  der  erwähnten  Ueber* 
einstimmung  des  Druckes  mit  einer  solchen  Art  der  Ueberliefemng 

XXVII,  33, 8  dictatorem  facere  (bei  Momms.-Stud.  Nr.  8, 15, 16«  21, 
22, 40, 45,  67,  76),  34,  J7  assentiebat  (M.-St.  Nr.  8,  15,  16,  21,  40, 
45,  53  b,  76),  XXVIII,  39,  17  dirutum  ac  (M.-St.  Nr.  8,  16,  21, 
22,  40,  45),  40,  2  transportaret  et  (M.-St.  Nr.  5,  8,  10b,  16,  21, 
22,  32,  35,  40,  45,  53  b,  63,  76),  40,  10  imperium  aequaretnr 
meum  (M.-St.  Nr.  8  a,  15,  16,  21,  22,  40,  45,  76),  41,  2  ire 
(M.-St.  Nr.  8,  15,  16,  21,  22,  27  b,  28,  32,  34,  40,  45,  53  b,  58, 
76),  u.  s.  w.  Gerade  in  solcher  Berührung  mit  einer  derartigen 
Klasse  der  Ueberlieferung  fand  ich  Abweichung  der  Ausgabe  von  der 
Ed.  Bomana  1472^  die  wahrscheinlich  nur  ein  Abdruck  der  Ed.prin- 
ceps  ist,  z.  B.  gerade  XXVIII,  41,  2.  Wo  unser  Druck  mit  der  für 
diese  Partieen  nun  bestimmt  erforschten  Ueberlieferung  der  Spiren- 
sis-Classe  sich  begegnet,  haben  die  Berührung  gerade  auch  solche 
jüngere  Handschriften  der  angedeuteten  Gattung  z.B.  XXVTLI,  40,  5 
non  senatorem  qui  de  (bei  M.-St.  u.  A.  auch  wieder  Nr.  8,  15,  16, 
22,  45),  40,  11  aliquorum  (M.-St.  u.  A.  Nr.  15,  16,  21,i  22,  45, 
63,  76),  41,  5  futura  est  ab  (M.-St.  u.  A.  Nr.  8,  21,  32,  40,  45, 
76),  41,  6  partam  quam  (M.-St.  Nr.  8,  16,  21,  22,  32,  40,  43, 
45,  76  u.  s.  w.)  u.  dgl.  Eine  auffallendere  Abweichung  in  dieser 
Beziehung  fand  ich  nur  in  einem  von  Mommsen  in  seiner  Schluss- 
tabelle  p.  72  unter  den  17  bezeichnenderen  Lesearten  des  Spirensis 
aufgezählten  Falle  XXVm,  40,  13,  wo  der  Druck  die  Spirena-Leee- 
art  parata  bietend  von  der  gewöhnlichen  handschriftlichen  Verwandt- 
schaft sich  entfernt.  XXVI,  48,  7  hat  die  Ausgabe  classis,  41,  18 
die    bei  M.-St.  p.  38    an    zweiter    Stelle    mitgetheilte    Fassung, 

XXVIII,  13,  10  nunqnam  aliquot  insequontes  dies,  41,  1  bono  pn- 
blico  praeponam  hier  immer  wieder  mit  der  Mher  bezeichneten  Hand- 
schriftenart übereinstimmend.  Lässt  sich  somit  aus  dieser  Partie,  bei 
der  das  reich  zusammengestellte  handschrifbliche  Material  nun  auch 


&  BUaehofikif,  Zur  Entik  und  Erklärang  des  Macrobias. 

a  iirlch^iD    Zwecke   ein   sicbeiwes  ürthBil  ermöglicbto ,   wol   der 

SkUoss  ziehen,  dass  der  in  Bede  stehende  Druck  ganz  vorzuglicli  mit 

e^€i]  Qi3f  tlen  der  lis.  üeberlieferung  stUomt ,   m  bedarf  ey  für  den 

Ieis€r  Da.t&rlich  nicht  der  Bemcrknng,  dass  es  Handschrlftenvor* 

||%&  jener  Art^  wofür  wir  aus  Momms.-Stüd.  anfallende  Beispiele 

«tHi^amen,  noch  mehrere  gab  und  wol  noch  gibt|  wie  denn  auch  der 

Br^fk  Q*:»**h  ein  Paar  Leseaiteu  bietet,  die  z.  Th,  wol  watecheinlich 

'*en  zurückgehen,  aber  auf  bei  M.-St  nicht  vertretene 

ri  weißen  z.  B,  XXVII,  33,  7  quintum  qui  tum  (Com- 

ii   der  Lesearten  qui  tum  und  quintum ,  welche  letztere  bei 

our  Kr,  16  hat),  XXVHI,  40,  2  aperto  fieret  (die  Ed,  prin- 

at  da^  hei  M.-St*  vertretene  hs.  foret),   40,  9  aequalis  fit, 

U*  4  msi  liaud  Ämilchar  Annibal  —  illuc  bellum  5  Direpanis, 

In  wie  weit  die  folgende  Pariser  Ausgabe  vom  J.  1513  durch 

Qg  von  10  Handschriften  angeblich  Tjvenerandae  vetußta- 

i.  abricins  Bibl.  lat.  I,  282,  Schweiger  11,  526  u.  dgl.)  ge- 

«nsMCL,   konnte  ich  hei  dem  Fehleu  derselben  in  unserer  Bibliothek 

Inder  mchi  Tergleichen. 

lausbruck.  Anton  Ziugerle* 


Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Macrobiuß. 

m. 

(f  #rgL  diese  Zeitschrift,  Jahrgang  1878  H-  U  8. 88  £). 
Skt  m,  3,  7  bietet  B. :  item 
tuqoo  0  ganctissima  vates 
praescia  venturi 
HOB  BÜüd  tiisi  sacram  vocat  quam  videhat  et  vatem  et  deo  plenam 
tt  «acerdotem. 

An    dieser  handschiiftlichen  Fassung  der  Worte  nahm  Jan 

«^ypeit^o  Aüßtoss.     Um  das  schon  von  Anderen  als  unhaltbar  er- 

kante  dr^triialit^e  ei  zu  vermeiden  und  zugleich  das  ihm  auüallige 

■11,  vermuthete  er  mit  nur  gerüigerAenderung  der 

vide^a/  et:  vide^tcet,  indem  bei  quam  dasVerbum 

4m  H^  '  ->•  vocat  ergänzt  werden  solL   Seine  Vermuthung  hat 

^^^  ^  iidt  aufgeuommem  Allein  ist  auch  auf  diese  Weise  ein 

ohend  elimimeH  und  Videlicet*  an  vier  Stellen  von  Ma- 

\\i^j^  allgewendet,  womit  dasselbe  wol  nicht  als  dem  Schriftsteller 

f8liii%  erwiesen  werden  sollt  (anders  verhielte  es  sich  mit  dem 

xWö^  vorkommenden  scilicet)  so  erheben  sich  doch  ge- 

widjilcö  i'  gegen  die  Kichtigkeit  jener  Conjectur.   Zunächst 

.e    TeriAngte  Ergänzung  des  Yerbums  sehr  gezwungen »    zumal 

..„^  ^od\  iro  mitn^quam^  in  comparativem Sinne  zu  nehmen  gewohnt 

m^  QBd  dorch  kein  auch  nur  entfernt  ähnliches  Beispiel  aus  Macrob. 

m  M^m^     '  Oegentheile  z»  B.  Comm.  II.  2,  2  nicht  Anstand 

alBisit,  da  J6  Wort  (vocat  — vocatur  —  vocari)  in  demselben 

17* 


260     B.  Bitschofaky,  Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Macrobius. 

Satze  dreimal  zn  wiederholen.  Die  Worte  ^et  deo  plenam  et  sacer- 
dotem^  haben  keinen  rechten  Anschlnss  an  das  Vorhergegangrene.  Sie 
sollen  offenbar  attributiv  zu  yatem  gefasst  werden.  ^Videlicet  könnte 
nur  mit  Bücksicht  auf  Vatem'  gesagt  sein,  allenfalls  auch  anf  *d60 
plenam'  (vgl.  praescia  venturi  in  den  citierteu  Versen),  zn  ^sacerdotem^ 
passt  es  absolut  nicht.  Man  ist  in  Verlegenheit,  wenn  man  die  Worte 
naeh  der  Jan 'sehen  Fassung  übersetzen  soll.  Im  Deutschen  ist  das 
Zeitwort  im  Belativsatz  ganz  unentbehrlich.  Ueberhaupt  endlich  ist 
die  in  diesem  Satze  enthaltene  Begründung  nicht  so  ausgedrückt, 
wie  man  sie  nach  Analogie  anderer,  von  mir  am  Schlüsse  der  Be- 
sprechung dieser  Stelle  zusammengestellter  Fälle  erwarten  würde. 
Aus  den  angeführten  Gründen  kann  ich  mich  mit  Jan's  Vorschlag 
nicht  befreunden.  Fragen  wir  nun,  welcher  Gedanke  hier  überhaupt 
angemessen  ist  und  ob  ihm  die  überlieferten  Worte  nicht  viellei^ 
in  einfacher  Weise  angepasst  werden  können.  Macrobius  spricht  da- 
von, dass  das  Wort  sanctus  von  Vergil  nicht  immer  in  seiner  eigent- 
lichen Bedeutung,  wie  er  sie  §.  5  angegeben  hatte,  sondern  Öfters 
auch  synonym  mit  sacer  gebraucht  werde,  das  er  (§.  2  des  näml.  Kap.) 
folgendermassen  definiert  hatte :  Sacrum  est  .  .  .  quicquid  est  qnod 
deorum  habetur  (vgl.  auch  7,  3).  Um  also  nachzuweisen,  dass  die 
von  dem  Dichter  sanctissima  genannte  Seherin  wirklich  sacerrima 
sei,  was  anders  muss  betont  werden ,  als  dass  sie  in  Beziehung  zn 
den  Göttern  steht?  Es  kann  dies  aber  in  doppelter  Hinsicht  von 
ihr  ausgesagt  werden.  Die  vates  (gemeint  ist  die  cumäische  Sibylle) 
ist  nämlich  et  deo  plena,  von  dem  G  ot  te  erfüllt  oder  begeistert,  et 
sacerdos,  Priesterin  des  Gottes.  Ich  schliesse  daraus,  dass  diese 
beiden  Begriffe  prädicativ  zu  vatem  gedacht  werden  müssen,  und 
dass  darum  der  Stelle  durch  die  von  Zeune  vorgeschlagene  Tilgnng 
des  einen  et  hinter  vatem  nicht  geholfen  ist.  Meiner  Forderung  aber 
geschieht  völlig  Genüge,  wenn  wir  das  et  vor  vatem  in  ut  umändern 
und  die  Stelle  so  schreiben:  non  aliud  nisi  sacram  vocat,  quam  vide- 
hat  ut  vatem  et  deo  plenam  et  sacerdotem  d.  h.  ^er  nennt  (mit  dem 
Bei  Worte  sanctissima)  nicht  anders  als  sacra  diejenige,  die,  wie  er 
sehen  musste,  als  Seherin  sowol  gotterffillt  als  auch  Priesterin 
war"",  oder:  „in  der  er,  als  einer  Seherin,  die  Gotterfüllte  und 
Priesterin  er.kannte."  (Vgl.  Krebs,  Antib.*  1202.)  Zu  Ghinsten 
von  videre  im  übertragenen  Sinne  von  der  geistigen  Wahrneh- 
mung führe  ich  an:  Sat.  I,  3,  1  super fluum  video  inter  sdentes 
nota  proferre;  I,  24,  15:  non  vidü  et  se  in  idem  munus  vocandum; 
V,  17,  2:  (Vergilius)  cervum  fortuito  saucium  fecit  causam  tumulr 
tus,  sed  ubi  vidit  hoc  leve  nimisque  puerile^  dolorem  auxit  agresti- 
um;  Comm.  I,  1,  5:  (Plato)  nihil  aeque  patrocinatumm  vidü  quam 
si  etc. ;  II,  14, 7 :  quod  et  ipse  Aristoteles  videns  etc.  (vgl.  ausserdem 
Sat.  V,  21,  2;  VII,  3,  23;  Comm.  I,  7,  6;  20,  12;  u.  Krebs  a.a.O.) 
Aus  den  angeführten  Belegstellen  ist  zugleich  ersichtlich,  dass 
*esse'  bei  Videre'  in  der  Regel  zu  fehlen  pflegt,  was  überhaupt  nach 
den  verbis  sent.  u.  die.  bei  Macrob.  das  Häufigere  ist.  Vgl.  für  scire 
I,  12,  20;  für  fateri  I,  17,  3;  für  ostendere  lU,  2,  17  u.  s.  f. 


JL  Jbii3chGf3äf,  Zar  Kritik  und  Erklärung  des  Mticrobius.     961 

ZI  im  d«r  TerUngteo  Bedeutung  ist  dem  Macrob.  sehr  geläufig* 
ftv  Siell«  S^  XU  ^>  i '  Fahüs  ui  memor  et  veteris  et  novae  aucto- 
pa»  Ist  Toa  beeonderem  Interesse  wegen  des  zweimaligen  ff 
L  M  TW  aa  nnäerer  Stelle,     Für  denselben  Gebraucb  eitlere 
k  fblgenae  sichere  FäUe:  Sat  1, 15,  14 ;  m,  15, 10;  17,  18; 
.5,  14;  6,  8;  8,  5;  9,  8;  12,  8  bis;  13,  10;   16,  18;  Comm.  I, 
[15;  6,  27;  \%  6;  21,  23;  22,  2;  U,  4,  4  biß;  4,  6  bis;  11,  8; 
Sehr  nahe  yerwandt  der  obigen  ist  die  Bedeutung  von  ut 
folgenden  SteUen:  Sat  I,  6,  23;  17,  45;  23,  18;  III,  17, 
lÖ,  10;   20,  9;   VI,  4,  11 ;    Comm.  I,  14,  2j    U,  17,  12; 

cMedenheit  der  Tempora  Vocat'  nnd  *ndebat*  (vgl.  Jan 
LSu,  ..  «.-rt  sich  leicht  so,  dass  Socat*  mit  Rücksicht  aof  das  dem 
rorli^gende  Werk  des  Dichtei^  gesagt  ist ,  Videbat*  aber  im 
d«&  lebenden  Vergil.  Dass  in  dem  Eelativsatze  das  Verbum 
mtx  oasern  vermisst  würde,  mag  man  imlirect  auch  aus  folgenden 
f%i|i|i  pi*r  r^en ,   die  mit  un.'^erem  Falle  Aehnlichkeit  haben, 

nr  ii£?  "  i  nisi^  oder  'quam'  fin  rhetorischer  Frage)  steht  für 

*IK*  •  :  :  Sat.  I,  21,  23  Cancer  oblique  gressu  quid  aliud  nisi 

iter^  .idit,  qui  viam  numquam  rectam  sed  pei  illam  semper 

VMB^r  €4i  etc. ;  ib.  g.  24 :  Yirgo  autem,  quae  manu  aristam 

nftn,   iiuui  uUud  quam  dvvaftt^  if^ax^,  qutie  fructibus  ciirö^  ? 
CViiL  aoeh  Sat.  I,  16,  42  u.  22,  1.) 

Bä  der  von  mir  vorgeschlagenen  Schreibung  durfte  sich  auch 
dar  AssMl  der  beiden  zusammengehdrigeu  Worte  ut  vatem'  in  P  ein- 
facker  iril&ren  als  im  Falle  der  Annahme  von  Jan's  Conjectur.  Yide- 
fieet  hätte  erst  in  'videbat  et'  übergegangen  sein  müssen^  um  jene 
MAflkiikeii  aufkommen  zu  lassen. 


Sai.  III,  6,  10  f,  Varro  Divinarum  libro  quarto  victorem  Her- 
caieai  pniat  dictnm ,  quod  omne  genus  animalium  vicerjt.  Romae 
iotem  Victoris  Herculis  aedes  dnae  sunt,  unaad  portam  Trigeminam^ 
allmi  in  foro  Boario.  huius  cammenti  causam  Masurius  Sabinus  Me- 
tMnlHlictia  libro  secundo  aliter  exponit  etc. 

Sb  wird  kaum  einen  philologischen  Leser  gehen,  der  bei  dieser 
9Ma  nicht  unwillkürlich  auf  die  Vermuthung  geführt  würde,  das 
AaaiadirifUiche  commenti  sei  in  co^fwm^nii  zu  ändern,  wie  Sal- 
amis thatsflchlich  vorgeschlagen  hat.  Handelt  es  steh  doch  darum, 
mach:  wie  so  Hercules  zu  dem  Beinamen  Victor  gekommen 

MÜ  *-  ^-c  Vermuthung  wird  fast  zur  Gewissheit,  wenn  wir  einer* 
ieüa  neben  der  Form  cognomen  (Sat.  I,  15,  18;  17|  15;  16;  23; 
»6;  45)  auch  die  andere  cognomentnm  finden  (Sat.  I,  6,  25;  26;  29; 
W),  aadeierseits  lesen  (Sat.  I,  17,  36):  ApoUinis  Lycil  plures  ao- 
ei|JlBna  a^^fum^inia  musas,  und  (UI,  5,  10):  sed  veram  huius  ««- 
mims  camsam  in  primo  libro  Originum  Catouis  diligens  lector  in- 
viiiiet.  Ktchtedestoweniger  ist»  die  Ueberlieferung  nicht  anzutasten. 


262     JB.  Büschofskyj  Zur  ErUik  und  Erklärung  des  MacrobioB. 

Commentum  ist  nicht  Singular,  es  findet  sich  noch :  Sat.  1, 18,  24; 
Vn,  1,  12;  5,  12;  5,  31;  Comm.  I,  1,  3;  19,  8;  20,  13;  (die  Ver- 
balform  'commenti  sunt'  Sat.  I,  13,  9.)  Den  Hauptaasschlag  aber 
giebt  ein  genauer  Vergleich  mit  Comm.I,  19,  18:  non  enim  alt  yiiOa 
quae  Saturnia  esta  sed  nquam  in  terris  Saturniam  nominanttf  et  »ille 
fulgor  qui  dicitur  Jovis«,  et  T^quem  Martium  dicitisu,  adeo  expressit 
in  singulis  nomina  haec  non  esse  inventa  ex  natura  sed  hominum 
commenta  significationi  distinctionis  accomoda.  Hieraus  geht  klar 
hervor,  dass  Jan  das  Wort  an  unserer  Stelle  vollkommen  richtig  er- 
klärt, indem  er  beifügt:  wlntelligas  inventionem  huius  cognaminis^ 
ut  minime  necessaria  sit  Salmasii  coniecturau,  und  dass  Eyssenhardt 
gut  daran  gethan  hat,  es  beizubehalten.  Wenn  ich  also  ein  jetzt,  wie 
es  scheint ,  allgemein  für  echt  geltendes  Wort  neuerdings  in  Schutz 
zu  nehmen  gesucht  habe,  so  ist  dies  nicht  nur  darum  geschehen,  um 
Jan's  Auffassung  durch  Erwägung  des  pro  und  contra  sicher  su 
stellen  gegen  etwaige  Angriffe ,  sondern  ich  will  ankn&pfend  daran 
auch  eine  Beobachtung  bezüglich  eines  eigenthümlichen  Sprachge- 
brauches bei  Macrobius  mittheilen ,  die  zur  näheren  Erklärung  der 
Stelle  beizutragen  geeignet  ist.  Merkwürdig  ist  nämlich,  wie  liCacrob. 
an  einigen  Stellen  'inventum'  (oder  invenire)  gebraucht  im  Sinne 
dessen,  was  von  Natur  geworden  ist,  im  Gegensatze  zu  dem,  was 
die  Menschen  erfunden  haben,  für  das  er  den  Ausdruck  ^commen- 
tum'  hat.  Instructiv  hiefür  sind  ausser  den  elien  citierten  Worten 
(Comm.  I,  19,  18)  noch  Sat.  VII,  15,  16:  iTtiyXcjTTig,  quam  me- 
moras,  inventum  naturae  est,  und  Comm.  I,  6,  70 :  unde  et  Septem 
vocales  literae  a  natura  dicuntur  inventae.  Diese  Beobachtung  wird, 
soweit  sie  commentum  betrifft,  durch  unseren  Fall  als  ganz  richtig 
bestätigt.  Es  heisst  in  dem  Citate  aus  Masurius  Sabinus ,  dass  ein 
gewisser  Octavius  Herrenus  dem  Hercules  einen  Tempel  und  eine 
Bildsäule  weihte  Victoremque  incisis  litteris  appellavit.  dedit  ergo 
epitheton  deo  etc.  Von  einem  ganz  bestimmten,  einzelnen  Menschen 
also,  der  dem  Hercules,  wie  erzählt  wird,  die  Bettung  seines  Lebens 
verdankte,  rührt  der  Beiname  Victor  her,  Vommentum^  konnte  daher 
sehr  passend  und  angemessen  dem  sonstigen  Gebrauche  des  Schrift- 
stellers als  Ausdruck  dafür  gebraucht  werden. 

Budolf  Bitschofsky. 


Zweite  Abtheilung. 

Literarische  Anzeigen. 


T   *  "^rca    in  Hameri   Iliadeni   ex   codicibus  ancta  et  emendÄta 
Dindorfiüs,    Tom.  IlL  et  IV.  Oiodü,  e  typompheo  Cla- 
-laiui,  LimiM  T.  0.  WeigeL  MBCCCLXXVII,  Tom.  IQ,  XVI  und 
p.;  tom.lV,  413  pp.  8». 

Den  TOD  W,  Dindorf  herausgegfebenen  zwei  ersten  Banden  der 
nÖKClioUen  (in  dieser  Zeitschrift  Jahrg.  I87C  p.  642  sqq.  besprochen) 
Im  dfr  dritte  und  vierte  rasch  nachgefolgt.  Der  Herausgeber  lässt 
dm  tu  jenen  beiden  Bünden  enthaltenen  Schollen  des  Yenetns  A,  die 
ilso  ?c»r  Allem  für  die  Textkritik  von  grössterV^^iclitigkeit  sind,  nun- 
Bifchr  *"  ^"^'^>Iien  des  Venet,  B  folgen,  welche  sich  zumeist  auf  sach- 
8ckt  ng  beziehen   und  theilweise  auth  in  anderen  Hand- 

Minniii  einalten  sind.  Nicht  genug  anzuerkennen  ist  Dindorfs 
OrwASEtz  (vgl  praef.  p.  IX  n.  XIV),  den  Ven.  B  allein  als  Grund- 
llf»  d^  Ausgabe  gelten  zu  lassen  und  nur  die  übrigens  nnorheb- 

fMA  IiTthÜmer  aus  den  anderen  Handschriften  zu  emendiren. 
Der  Venet.  B  (Marcian.  453),  von  dem  der  Herausgeber  auf 
|L4#r  praef.  eine  bündige  Beschreibung  gibt  (vgl.  über  die  Hand- 
■  Höffmann  Prolegg.  zu  0  und  X  der  H,  p,  22—28),  enthält  die 
M  Iti^  mit  zahlreichen  SchoHen.  Den  ersten  Versuch,  dieselben 
tdif^»  machte  A.  Bongiovanni,  der  wenigstens  einen  kleinen  Theil 
(Üt  ßcholien  tum  ersten  Buche)  im  J.  1740  zu  Venedig  verölten t- 
Ijdiie.  Dies  that  er  aber  in  sehr  unkritischer  Weise,  ohne  eine  Ah- 
m  haben^  dass  verBchJedene  Scholiengruppen  zn  statuiren  seien« 
wtWMs  bessere  Arbeit  war  die  Wassenbergh^s,  der  die  Scholien 
QiD  die  dee  zweiten  Buches  erweiterte  und  mit  einigermassen  besseren 
AniDtfrlniiigen  versah  (1783).  Eine  vollständige  Sammlung  derScho- 
Ura  aoaerer  Handschrift  enthielt  erst  Villoisons  Ausgabe»  die  dieser 
Im  J,  1788  veranstaltete,  Ihr  Hauptverdienst  bestand  ollerdinga 
dftiin ,  daas  nun  zum  ersten  Male  die  unschätzbaren  Scholien  de» 
Tmi.  A  ffttm  Drucke  gelaugten.  VUJoison  begnügte  sich  jedoch  mit 
iitesm  nicht,  wndem  fßgte  auch  die  des  Ven.  B  und  Lipsiensis  hin- 
-m.  Aber  wie  die  Ausgabe  Villoisons  in  Bezug  auf  die  Scholien  des 
Vtö,  A  ftich  manche  Irrthümer  zu  Schulden  kommen  liess .   so  war 


S64 


O  JXfidorfius,  Schoiia  Homeri,  ang.  t.  AL  Biotch. 


dasselbe  nur  noch  in  höherem  Grade  der  FaD  beim  Ven.  B,  da  auch  er» 
von  verschiedenen  sonstigen  Fehlern  abgesehen,  zu  keiner  Einsicht 
über  den  verschiedenen  Wert  des  Scholl enmaterials  gelangte,  Ja  selbst 
die  Schollen  von  A  und  B  durch  einander  warf,  so  dass  jeder  rich- 
tige leberblick  unmöglich  gemacht  war.  Die  nächste  Ausgabe  von 
Bekker  (1825)  föhrte  einen  Theil  der  Fehler  vonVilloisön  weiter 
mit,  da  Bekker  in  alkugrossem  Vertrauen  auf  seinen  Vorgänger  den 
Codei  keiner  neuen  Collation  unterzog.  Dies  letztere  ist  nunmehr 
durch  Cobet  und  Moni'o  geschehen,  die  auch  die  Schollen  des  Yen.  A 
für  Dindorf  neu  verglichen  hatten.  Auf  Grund  dieser  Yergleicliiiftg 
konnte  der  Herausgeber  einen  reineren  Text  liefern, 

Dindorf  hat  das  Verhältnis  der  in  der  Hdschr.  überlieferten 
Scholienmassen  richtig  erkannt.  Er  unterscheidet  drei  verschiedene 
Gruppen  (sowie  auch  im  Ven.A  dreierlei  Arten  von  SchoL  vorliegen). 
Die  erste  Gruppe  bilden  jene,  die  ursprünglich  allein  in  der  Hdschr« 
standen,  sie  sind  mit  Ziffern  (a  ß'  etc.)  bezeichnet,  die  sich  auf  cor- 
respondirende  über  den  Text  geschriebene  Zahlen  beziehen,  so  dasa 
man  leicht  erkennt ,  wohin  ein  jedes  dieser  Scholien  gehört.  Diese 
erste  Scholienclasse  gibt  Dindorf  ohne  besondere  graphische  Bo- 
zeichnung. 

Die  zweite  Gruppe  nmfasst  jene  Scholien,  welche  von  einer  Än- 
deren Hand  mit  kleineren  Buchstaben  geschrieben  sind,  u*  iir,  am 
inneren  Eande  der  Blätter ;  auch  diese  sind  in  der  Hdschr.  selbst 
äuöserlich  gekennzeichnet  durch  verschiedene  einander  entsprechende 
Merkzeichen,  die  sich  am  Anfange  jedes  Scholions  und  an  der  bo* 
treffenden  Stelle  über  dem  Texte  vorfinden.  Mitunter  besteht  auch 
das  Ende  eines  Scholions  der  ersten  Classe  aus  einem  von  der  zwaiten 
Hand  geschriebenen  Stücke,  indem  das  Zeichen  für  den  Schluss  deft 
ersten  SchoL  (i — )  ausradirt  erscheint  (vgl.  Heller  in  Fleckeisen'l 
Jahrb.  1868  p.  802).  Die  Verbindung  ist  dann  durch  eine  Parlikdl 
hergestellt.  Eine  etwas  jüngere  Hand  schrieb  am  äusseren  Rande 
andere  Scholien»  die  mittels  ähnlicher  Zeichen  auf  die  TextesstelldD 
bezogen  sind ;  diese  letzteren  enthalten  längere  Auszüge  aus  des  Por* 
phyrios  Zt^zij^aja  'Oft f 0m  und  aus  den  Homerischen  Allegorien 
des  Herakleitos.  Manches  davon  erscheint  bei  Dindorf  zum  ersten 
Male  gedruckt.  Die  Scholien  der  zweiten  Claaee  sind  im  Texte  durch 
ein  vorgesetztes  Sternchen  gezeichnet. 

Die  dritte  Scholiengmppe  endlich  unterscheidet  sich  gleichfalb 
auch  schon  äusserlich  von  den  beiden  anderen ;  diese  Scholien  sind 
nämlich  mit  rothen  Zeichen  und  Initialen  versehen.  Dem  Inhalte 
nach  entstammen  sie  dem  Ktjm.  Mag.,  den  homer.  Epimerismen  und 
andei-en  derartigen  Arbeiten.  Da  sie  eine  reine  Compilation  reprä* 
sentireiiy  so  hat  sie  der  Heraui^geber  mit  Eecht  nicht  mit  den  beiden 
erstgenannten  Gruppen  zusammen  in  den  Haupttext  angenommen« 
sondern  ihnen  einen  Platz  im  Anhang  angewiesen.  Nur  solche,  di* 
en  verhältnismässigen  Wert  zu  besitzen  schienen ,  wurden  mit  in 


G,  IHndorfim,  ScholiA  Homeri,  ang.  v.  AI  Rgachr 


M5 


Text  ^«reiht,  aber  zum  UnterachJede  Ton  den  übrigen  mit  zwei 
SBmciMm  versehen . 

Dttss  bei  d«iu  UmstaDde,  als  Ziffern  und  Zeichen  die  Beziehung 

timeinen  Scholien  zum  Texte  anzeigten,    Lemmata  überflüssig 

tverstandlich.    Die  Edschr.  enthält  denn  auch  keine 

-  .  i\st  von  den  Herausgebern  hinzugefügt  worden. 
Was  den  Inhalt  der  beiden  ersten  Scholiengattungen  betrifft, 

'    ^-^  Kachrichten,    die  wir  aus  ihnen  über  die  homerische 

:  der  Alexandriner  schöpfen  können ,  lange  nicht  so  um- 

jtU,  als  die,  welche  uns  die  Schol.  von  Ä  bieten.   Auf  IrrthOmer 

lii^Ti  Ton  Lehrs  und  Düntzer  verwiesen  worden.  Die  Hauptsache 

r^se   und  es  sind  vor  Allem  die  Werke  zweier  Schrift- 

-  jiehen  umfangreiche  Auszüge  vorliegen^  nämlich  aus 
erwiliBten  ZrjrrjfLiaTa  des  Porphjrrios  und  denl4ll7jyn^l<u 

mi  des  Herakleitos.    Nach  Dindorfs  Annahme  hat  ein  Gram- 

nicht  lange  nach  Porphyrios  (etwa  im  IV.  Jahrh.)  jene  Ar- 

cxcerpirt  besonders  nui'  die  exegetische  Seite  berücksichtigend. 

An5?er  im  Cod,  Von.  B  sind  unsere  Scholien  auch  noch  in  an- 

f^  erhalten,  von  denen  Dindorf  den  Townleiauus 

Hsku^ -  ,  -.      is  Leideusis  und  Escorialensis  benutzte,  doch/wie 

♦tes  bemerkt,  in  der  Weise,  dass  er  nur  Verderbnisse  in  B  aus  ihnen 
n  eaHBidireii  suchte.  Der  Bedeutung  nach  steht  Towul  obenan 
(mT  Tl)  Die  Scholien,  die  meist  mit  denen  von  B  zusammenfallen, 
W9ti  irlele  abweichende  Lesearten.  Mehreres  konnte  Dindorf  zur 
BBBiilJ0D  Tou  B  verwenden.  Ausserdem  enthält  die  Hdschr.  aber 
ABct  iodi  SdiöL,  die  mit  denen  von  A  stimmen,  endlich  ganz  eigene. 
Bi-ir-i^rliCTiswert  ist  es,  dass  im  TownL  mehr  Rücksicht  genommen 
alexaadrinische  Textkritik  als  in  B ,  wogegen  von  Por- 
::<^iivUen  nur  die  kürzeren  und  auch  diese  nui*  theüweise  vor- 
sliid«  Weit  zahlreicher  sind  diese  letzteren  im  Escorialensis 
und  Harleianus  vertreten,  u.  zw.  mit  der  Bezeichnung  noQ- 
wogegen  sich  in  B  dieser  Käme  niemals  ausgeschrieben 
Mciustens  —  und  dies  nur  in  wenigen  Fälien  —  mit  der  Ab- 
n^,  wie  SchoL  zu  AS,  138,  225,  524, 

Am«  dem  Escorialensis  (i2  1,  2  saec.  XI)  gab  Dindorf  Philol. 

IVm,  341  sqq.  verschiedene  SchoL  des  Porph}Tios  heraus.  Der 
Liycii^s  (Vossianus  64,  saec»  XIV)  enthält  bei  den  Porphyrios- 
MMm  des  Namen  ihres  Urhebers  zumeist  an  der  Spitze ;  aosser* 
Im  ij>d«n  sich  darin  (nebst  Einigem  aus  Enstathios)  Scholien  des 
Scudl^niii^  eines  Grammatikers  des  XIIl.  Jahrh.  (vgL  Bernhardy 
Lit  6i«eh.  II.  I.  203).  Der  Harleianus  (im  brit.  Mus.  saec.  XIV) 
lifiiili  nur  zu  den  ersten  6  Büchern  reichhaltigere  Scholien,  von  da 
tk  md  sie  meist  ganz  übergangen.  Die  SchoMen  des  Lipsiensis 
(«ic.  XIV)  endlich  wurden  schon  wiederholt  veröffentlicht ,  zumeist 
fia  Tük>isou,  dann  von  Bekker,  endlieh  eigens  von  L.  Bachmann  in 
im  H«aeii,  Leipzig  1835— 1S38,  nach  der  Hdschr.  der  Fauliaa. 


I 


tos 


(7.  Dindorfim,  SchoUa  Homeri«  ang,  v.  AI,  Eeach. 


Der  Teit  der  vorliegenden  Ausgabe  ist  vom  Herausgeber 
grosser  Sorgfalt  hergestellt,  nm*  in  kleineren  Dingen  wird  man 
Dindorf  noch  rechten  können.  So  war  ^ 4  die  Aendening  ai6g  j 
dem  homer.  Text  für  das  überlieferte  oieirj,  das  natürlich  au 
nicht  angezeigt,  da  der  citirte  Vers  /  547  überhaupt  nicht  voll 
angeführt  ist  und  der  Scholiast,  indem  er  yag  q^rfii  erläuternd 
zusetzt,  offenbar  paraphrasiren  wollte,  v/86  hatüindorf  scharß 
erkannt,  dass  die  Worte  ^ayda  lativ  InvAktfitg —  ivxdig  ij^r^ 
ein  unnützer  Zusatz  eines  Interpolators  sind,  wähi-end  Eekker  die  1 
kenntnis  des  Sachverhaltes  insofeme  erschwerte,   als  er  nach  ^ 
ein  di  einschob,  ^124  konnte  die  vom  Herausgeber  selbst  ] 
richtige  Schreibung  ^xi^eIov  und  TLOivBiov  für  das  überlieferte  { 
und  yioiv€tov  in  den  Text  aufgenommen  werden,  ^132  lä 
oqyittGi^at  yaQ  o  i^Hnr^jQ  nom    roig  äJioXlovTag    r* 
nicht  halten,  Bekker  schrieb  anoXkvt'Tag,  ich  vermuthe  es  sei 
IvovragTi  die   ursprüngliche    Schreibung   gewesen;   das 
dnolliwv  kommt  in  der  Prosa  schon  bei  Piaton  Eep.  X  608 
>f  176  wäre  das  Citat  aus  Hesiod.  Theog.  94  in  emendirter  Form  : 
schreiben,   Ik  yctQ  Movadtov  y.ai  i'Ai]ß6lav  L^nolkiavog.   ^4  35 
erscheint   mir  ^eov,  das  als  Var.  überliefert  ist»    den  Vorrag 
^täg,  welches  B  hat,  zu  verdienen  wegen  des  folgenden :  (fctmtüia 
äi  ttg  mqi%utm  rf^  ^ £ ^p  6ia  t^g  ofilxltjg  und  /)  o^i  &a)Maaiü 
ia%iv  7)  ^eog.  -^448  sehe  ich  keinen  Grund  für  das  überliefer  ' 
ivvriTog  ivvvi/iog  zu  schreiben,  da  die  Dopplung  der  Liquidae  l 
von  allen  Grammatikern  beliebt  ward  und  dies  mehr  weniger  1 
graphische  Eigenheiten  waren,    selbst  da»    wo  die  Etymologie  dd 
doppelton  Consonanten  verlangt;  ebenso  verhält  es  sich  mit  (f^lofiB 
äf^JbE  422.  In  ^464  hält  Referent  die  Schreibung  Dindorfe  i 
Schölion  2U  ijraaavro  ftr  nicht  ganz  befriedigend ;  der  Herausi""^ 
schreibt!    o^ev  xai   naaäö^m  naqa  xh  ^aa&a&m  r^orrl 
pi  $\q  n  xat  avaö^o^ip  tov  topov  7idoaa9aij  während  die 
naüGua^Ui  naqd  zo  fmuaaad^at  bietet;  die  urspröngL  1 
scheint  nur  zu  sein   o^€v  xöt  ndauaa&at  naqd  %b  fiaüoaffSm^ 
tQOTtff  TOI  ft  elg  n  xai  dvaS^ofifj  tov  tovov,   das  Schlusswoi] 
naaao&ai  halte  ich  für  eine  in  den  Text  gedrungene  Glosse ;  je 
^daaaa&ai  geht  auf  die  gebräuchliche  homerische  Form   mil 
während  das  Boppelsigma  in  ^taaada&aty  wie  sich  in  späterer] 
neben  ^laffäadm  geschrieben  findet ,  durch  die  Verwandtschd 
^idaaw  erklärlich  ist 

AhAl  scheint  das  seltenere  alsVar.  öberlieforte  n^i 
ursprüngliche  Schreibung  statt  nqditjg  gewesen  zu  sein.  B 1. 
üeberlieferung  von  B  als  massgebend  zu  betrachten    und  mit 
leichter  Aenderung  eiQijvrai  tu.  schreiben,  wogegen  sich  Dindo 
Xiyovxai   nach   dem  Escor,   entschied.     Eine   böse    Verw«:Ii 
Bekkers  hat  der  Herausgeber  B36  beseitigt,  wo  er  di*  ' 
liehe  Leseart  oi  di  alhn  öid  %ov  0  mit  Bezug  auf  r/ 
£echt  einsetzte ,  während  sein  Vorgänger  merkwürdiger  Weise 


G,  DM&rf^,  SeUolift  Hamen,  ang*  v.  M.  Rxach. 


£67 


r.,..^i- ifte,  irad  er  hvd afteßrfiixto  in  V.  35  bezog,   weil  v«n 
II  SclioL  Ven.  A  zu  H  229  erwähnt  wird»  er  habe  ißi]- 
Durch  Bekkers  ConjectTir  kam  der  Irrthum  auch 
lö  Zenodoti  stud.Hom.62,  während  derselbe  p.77 
atiilig  L«mi^U:  if36  pro  e^jLkkk^  Zenodotas  scripsit  ^jt^^XX^i' ;  eben- 
m  wird  La  Boche,  Hom*  Teitkrit.  214  Nro.  53  irregeführt.   J?339 
plbX  A^r  ZttdAtx  f^  iütoqia  naqa  ^Ti^mxoQi^^  obzwar  er  nicht  in  B 
doci}i  wol  auf  die  nrsprnngl.  Fassung  des  Schoüons  zurück  und 
deshalb  in  den  Text  aufzunehmen.    B  891  schreibt  Dindorf 
ttam*      ^  **  des  ftberlieferten  XstnorttKtuiv  (wie  auch  spater 
«ta^  i:aS,iOv  XtiiOTa^iov)  mit  der  Bemerkung  „qiii  fre- 

Ubrariurum  error  est  in  huiusmodi  vocabulis  ab  aoristo  kintiv 
it]^''    Die  mit  Xnno  —  anfangenden  Compoaita  sind  freilich 
bi  ffui  attisch  (Choiroboskos  bei  Gramer  Anekd.  Ox.  II  239),  aber 
spit^reo  Sprache  scheinen  sie  doch  volles  Bargerrecht  zu  be- 
.  3561 :  Nicht  unwahrscheinlich  ist  es,  dass«  wie  Buttmann  aus 
":    "27  erschloss,  vor XiyovGi  stand  ri  d'  ^Hmv  ovvl  üiKaiTai. 
Atlh  iMiorf  mit  Rechtgegen  Bekkers  duataXfifvwg  das  hdschr. 

piavü^  wi*  /60  war  das  überlieferte  fvpia  yctQ  i^watv  yivBctg 

SMÜnur  ^j  {L,(ü€t)  sondern  voUständig  zu  emendirew  aus  Plut. 

XMaL  p.  415  C  it'v^a  toi  Iojei  y^yeag^  Hesiod.  Fr.  163  Goettl,  ^429 
^^*r^'  Tu  Ti  weist  vielleicht  auf  das  sonst  freilich  nur  poetische  fjüav. 
t  /öi  viq>wd€tg  schrieb  Dindorf  nach  den  Varianten,  während 

l  it$  hat;  dies  letztere  ist  zweifellos  beizubehalten,  vgl  Schmidt 

1  134,  Meyer  in  Bezzenbergers  Beitr,  I  82.  Die  Lücke  in 
ir*,  die  durch  den  Ausfall  von  Fol.  68  und  G9  entstand,  ist 
i  er  Hand  ergänzt,  für  die  Scholien  der  ersten  Classe,  die 
offenbar  nicht  mehr  vorlagen,  setzte  dieser  Einiges  aus 
logenes.  Laert  ein»  £890  i/rei  xm  avtdg  yelq  od-* 
.  i^tdt  ^vytoviag^  so  Dindorf  dem  homerischen  Texte 
u,  UM  ^yj    entsprechend  nach  den  Var.  zu  B,    während  die  letztere 
Hdftdir.  in  OQ^  tovg  offenbar  die  richtige  ursprüngliche  Fassung  be* 
Yikri  hat:  denn  wir  erwarten  hier  nach  yeX^  entschieden  das  Präsens; 
4k  im  hottienschen  Texte  stehende  Präteritum  hat  dort  seinAnalogon 
m  Aiirisl«  iyihctöat ;  wie  der  Scholiast  diesen  in  s  Präsens  umwan- 
delte, m  schrieb  er  auch  jedenfalls  o^^.     ©  369  war  zu  notiren,  ob 
4m  l'tber Ito/erung  wirklich  dTtoQQio^  accentuirt.  Liegt  hier  nicht  ein 
«plädier  Druckfehler  vor,  so  würde  der  Scholiast  hier  mit  dem  Schol. 
T«,  B  si  ^  755  differiren,  das  auf  das  SchoL  Veu.  A  zu  d-  8t.  Be- 
W§  Itai,    woniach  Aristarch  anOQ^^  betonte.    /  375  ist  doch  die 
Tanant«  ^iaaa^m  attjoig  statt  des  von  B  überlieferten  th^aat 
€tixoi£  fllr  die  richtige  Fassung  zu  halten,  Dindoif  schriab  %i%qaai 
'^ftxoi/^   i  &03  ward  vom  Herausgeber  mit  Recht  im  Scholion  der 
tiia  Cla«B0  ii^eivoi  aus  A  und  B  wieder  hergestellt,   während 
9fiji«r  fiüsciilich    iJMtvovg  sehiieb.     Die  Formen  Jr^fir^T^  und 
ji^fttjt^ap  in  /  534  und  542  reprasentiren  sicher  die  genuine  Schrei- 
tng  die  SchoUaeten;  solche  von  dem  erstarrten  Accusativ  Jrjfit^tQa 


VvCf 


Q.  Dindorfius,  Scholia  Horaeri,  ang.  v.  AtJ 


ans  wieder  neu  flectii-t^n  Formen  des  späteren  Griechisch ,  kOo 
hier  LoBofern  keinen  Anstoss  eiTegen ,  als  wir  es  mit  einem 
namen  lu  thun  haben.  Der  Accus,  JijfitrjrQav  kehrt  in  B  bei  Ö  Sä 
wieder.  ^  269  hätte  Dindorf  bei  dem  Citat  aus  H  64  die  Accentui 
atioü  von  ^utlarih  wie  B  bietet,  beibehalten  sollen,  da  die  Sache 
der  Betonung  dieses  Verbums  bei  der  Singularität  seiner  BMn 
noch  gar  nicht  so  ausgemacht  ist,  vgl.  Apoll.  Rhod.  z/  1574  (C 
Lam\)  Arat.  836,  dann  Curtius  Verb.  I  260.  In  A  558  zei^  \ 
dass  der  Scboliast  kein  Anhänger  der  aristarehisehen  Schrei] 
aÖTjv  war  (vgl.  SchoL  E  203  Enstath.  539,  1),  Dindorf  hätte 
nicht  dädr^q^ayiav  in  dät^fayiav  ändern  sollen.  Die  zu  S  20 
Dindorf  recipirte  Annahme  Cobets,  es  sei  bei  dem  hesiodischen  ' 
(Fr.  LVUI  Goettl.)  nach  dem  im  Scholion  überlieferten 
j!:tt]/iwd6y.iß  noch  ein  Nominativ  ^rj/nodoxri  einzusetzen»  ist  reiaij 
jectiv  und  unerweislich.  In  T  263  wollte  der  Schol.,  wie  ich  gk 
indem  er  fiaaaaa^ai  schrieb,  die  homerische  Form  schreiben,  Dind 
fidactüd'at.  Y  30:  Die  Äenderung  iva  .  .  .  xi^tai  für  xitrai  ?^ 
wischt  die  ursprüngliche  Schreibung  des  Schol, ,  B  hat  ja  auch 
vorher  zu  V.  23  iVa  '/.äivTai  (andere  Hdschr.  ytiwvTaiy  Derli 
falsche  Modi  sind  bei  Späteren  nichts  Ausaergewöhnlichcs»  vgl.  Stc 
.  ,liyii  F  284,  wofür  Dindorf  gleichfalls  liyi^  setzte.  Die  Ver- 
muthung  Y  234  sei  Idqnayiag  in  l4Qndyia  zu  ändern,  verdient  Be- 
achtung, da  der  Singular  "^QTzdyiOv  bei  Thukydides  vorliegt.  W^% 
ist  jetzt  gegenüber  dem  Villoison'scben  ovriug  i'fiqf^vug  und  den 
Bekker'schen  o  aqfQovtig  ovtcü  richtig  hergestellt  ovriog  t^tfQOV^vr 
Die  Individualität  in  der  Schreibung  des  Schol.  hat  der  Harausgeb 
-auch  ß  741  nicht  geschont,  wo  er  nach  Schol.  Ven,  A  F  57  at) 
*  duQgtjTov  (B)  del  ^r/tov  in  den  Text  nahm.  Trotzdem  die  ' 
Scholien  auf  eine  Quelle  zurückzugehen  scheinen,  vei-dienfe 
Eigenthümliclikeiten  des  Scholiasten  in  formellen  Dingen  hier 
anderswo  mehr  Berücksichtigung. 

Am  Schlüsse  des  vierten  Bandes  hat  der  Herausgeber  4i| 
axoXtcc  v£iüT€Qa  übersichtlich  in  ein  Ganzes  znsammengefM - 
türiich  mit  Ausnahme  derjenigen,    die  ihrer  grösseren  Wi' 
wegen  in  den  Hatiptteit  gezogen  wurden.     Nur  zu  den  ersten  drei 
Gesängen  sind  sie  umfangreicher,  von  da  ab  werden  sie  immer  ^}^t*  . 
lieber,  um  endlich  ganz  aufzuhören,  nach  Rhapsodie  N  versiegen  siaj 
gänzlich«  Den  Abschluss  der  Ausgabe  bilden  dankenswerte  Nachtra 
'  tu  den  erschienenen  vier  Bänden.    Eine  angenehme  Zugabe  ist  «ifl 
I  Facsimlle  aus  dem  Ven.  B  Fol,  101  enthaltend  IL  H  395—413  mit" 
den  Scholien, 

Die  vorliegende  Fortsetzung  der  Iliasscholien  reiht  sich  wttr 
den  beiden  ersten  Bänden  an.    Wir  kennen  nur  mit  dem  AasdrucI 
aufrichtigen  Dankes  an  den  Heransgeber  schliessen ,   der  sieb 
neues  Verdienst  um  die  Förderung  der   homerischen  Studien 
werben  hat. 


Prag- 


Alois  Bzach» 


DeMriptamm  imprimis  poetartunBomaDoruni  stndiisCatullianis, 

itilMtaUo    tnaugTiraliß    philologica    Vrati.slavieDsia ,    quam    scripsit 
Antoatif  Dany  9Z.  Poananiae,  typis  J.  LeitgebrL  1876.  [4]  70  [21  S.  8". 

Dii  b«z0ichDete  Schrift  liefert  den  Beweis ,  dass  der  Verfasser 
iigire  Zeit  hlndmxh  eifrig  die  Gedichte  des  Catnllus  und  der  nach* 
ütiülischeo  Dichter  studiert  hat,  und  bildet  eine  Ergänzung  der  in 
kMtr  Zeit  viel  betriebenen  CatuUusstudien.  Es  ist  eine  solche 
ArWt,  wie  sie  Woldemar  Ribbeck  für  Vergil  und  insbesondere  Zin- 
gvrte  füf  Orid  und  Martial  ganz  oder  theilweise  geliefert  haben.  Na* 
^MA  kat  B.  «üese  Arbeiten  benutzt;  den  Hibbeck'schen  Citaten 
hli  jadodi  D.  einige  weitere  hinzugefügt,  und  gegen  Zingerle's  Ovid 
lünfimd«  Abhandlung,  die  ihm  während  der  Abfassung  allein  be* 
bmut  still  kannte,  tritt  er  polemisierend  auf.  Auch  die  diesbezüg- 
tAm  Betträge  von  Haupt.  Luc.  Müller  und  Baehrens  hat  D*  wol 
bmkksiclittgi;  die  Abhandlung  von  Pauckstadt  \de  MartiaUCatulU 
MMore]  isrt  ziemlich  gleichzeitig  mit  des  Verf.  Dissertation  er- 

Bti  einer  Untersuchung  der  Art,  wie  es  die  angezeigte  ist,  Ter- 
fUl  WkJk  nur  zu  leicht  in  den  Fehler,  Aehnlicbkeiten  und  Nach- 
m  dort  vorzufinden»  wo  sie  in  der  That  nicht  vorhanden  sind. 
ITtrf.  wusst©  auch  recht  wol,  dass  er  eine  gelahrliche  Aufgabe 
ont^mommen  hatv  Er  sagt  ganz  treffend  S.  47:  ^In  hac 
Knmanorum  cum  CatuUo  comparatione  silentio  praetermUi 
i  qoasi  hereditate  quadam  a  priscts  poötis  accepta  in  omnium 
\  ore  vigebant.  Eioeutiones  aliquot  majtimam  par-t^m  ex  Graecis 
\  rtoeptae  primorum  poöiarum  opera  firmam  stabilenique  formam 
armtf  qua  eorum  sectatores  constanter  nsi  sunt.  Adde,  quod 
flm  planque  carmina  latioa  dactylico  sint  scripta  metro,  etocutiones 
puptor  nttri  ratiouem  minus  potneront  mutari.**  Dennoch  hat  D.  an 
dilftB  wenigen  Stellen  des  Vergü  fälschlich,  wie  mich  dnnkt,  eine 
AlUagigkett  von  dem  Veroneeer  Dichter  statuiert.  So  hat  er  wol 
Itt  Itewcht  Vergil  Aen.  IV  657  mit  Cat  64,  171,  Aen.  IV  23  mit 
C^  04,  2a5,  Aen.  VII  54  und  2M  und  Aen.  XI  581  mit  Cat.  64, 
43,  AtiL  VI  438  mit  Cat*  68,  17.  Aen.  IX  lai  mit  Cat.  64,  186 
vi^clm.  Eine  gewi^e  Aehnlichkeit  der  citierten  Vergil*  und  Ca* 
trililtltoti  bt  xwar  nicht  zu  leugnen ,  aber  man  darf  dies  nicht  über* 
üiniv  ^'^  &i<^h  dieselbe  auf  die  allergebrauchlichsten  Ausdrucke 
lücljinlit  und  jedet  Mal  wenig  umfangreich  ist. 

Di«  not h wendige  Behutsamkeit  hat  der  Verf.  dem  Ovid  gegen- 
%m  keabaebt^t,  und  ich  meines  Theils  glaube  ihm  beistimmen  zu 
MUt  wonn  er  8.  21  bemerkt:  „Huius  vel  illius  rel  tractandae 
umm  CMdio  Catullum  praebuisse  conicere  licet,  sed  cum  certiom 
ten^  ta4teift^  qoao  in  utroque  poeta  similia  leguntur ,  non  necessario 
Ihtadll  iidoritali  videntur  trihuenda." 

Dmer  A^  ȟ  D.  die  wirklichen  Nachahmer  oder  die 

_Är  tetelit  gt^  uteten  lateinischeu  Dichter  behandelt  — 

^  ifl  te  tweit«  and  ausführlichste  Abschnitt  der  Abhandlung  — 


270    Ig.  Frommer,  Ck>nielii  Tadti  Gennania,  ang.  ▼.  H.  8diweig§r  Sükr, 

zeichnet  sich  durch  grosse  Sorgfalt  ans  und  verleiht  der  Dissertation 
einen  bleibenden  Werth.  Uebergangen  hat  D.  den  Gratins  Faliscas, 
der  zwar  gewiss  aus  den  Gatullischen  nugae  nichts  geschöpft  hat, 
aber  mit  eben  solchem  Becht  genannt  werden  durfte,  wie  Colmnella, 
Serenus  Sammonicus  und  die  Apocolocyntosis  Diui  Claudii ;  mit  eben 
solchem  Rechte  hätten  auch  der  Panegyricus  in  Pisonem  und  der 
Homerus  latinus  erwähnt  werden  können,  welche  beiden  Gedichte 
bekanntlich  viele  Beminiscenzen  aus  Horaz ,  Ovid  und  Vergil  ent- 
halten. 

Ausser  diesem  zweiten  Abschnitte  enthält  die  Dissertation  noch 
zwei  andere,  einen  ersten,  worin  diejenigen  Schriftsteller  behandelt 
sind ,  welche  nur  selten  an  CatuUus  erinnern  oder  ein  ürtheil  über 
ihn  fällen,  und  einen,  worin  gleichsam  die  Kesultate  der  beiden  vor- 
aufgehenden Abschnitte  zusammengefasst  werden  und  eine  üebersicht 
über  den  Stand  der  Catullstudien  und  die  Leetüre  seiner  Gedichte 
im  Alterthume  gegeben  wird. 

Lemberg.  Dr.  L.  ÖwikliüskL 


Comelii  Taciti  Germania,  f&r  den  Scbulgebrauch  von  Ignai  Fram- 
mer,  Prof.  am  k.  k.  JoBephBtädter-Gynmasium  in  Wien.  Witt  1878. 

Gewiss  gestattet  die  verehrte  Bedaction  der  Zeitschrift  für 
österreichische  Gymnasien  einer  kurz  gefassten  zweiten  Anzeige  dieser 
Germaniausgabe  Aufnahme ,  da  die  erste  einen  für  deren  Charakteri- 
stik nicht  unwesentlichen  Zug  unbeachtet  gelassen  hat.  Herr  Pram- 
mer  schreibt  im  Vorworte:  Was  das  Verhältnis  dieser  Schulausgabe 
zu  andern  verwandten  anbelangt ,  so  war  ich  vor  allem  bestrebt  aus 
denselben  nichts  unmittelbar,  noch  ohne  sorgfältige  Prüftmg  in 
meine  Ausgabe  herüberzunehmen ,  sondern  überall  auf  die  Quellen 
zurückzugehen,  aus  welchen  auch  die  frühern  Herausgeber  geschöpft 
haben.  Die  sachliche  Erklärung  ist  nicht  so  ausführlich,  wie  bei 
S  c  h  w  e  i  z  e  r  -  S  i  d  1  e  r ,  jedoch  für  den  Zweck  der  Schule  ausreichend. 
Dagegen  ist  der  Sprachgebrauch  des  Tacitus,  so  weit  in  der  Germania 
dazu  Gelegenheit  vorhanden  ist ,  eingehender  und  ausführlicher  dar- 
gelegt, als  dies  in  andern  Ausgaben  geschehen  ist,  z.  B.  auch  in  der 
neuesten  von  Tücking.  Es  musste  uns  schon  bei  einer  ganz  ober- 
flächlichen Vergleichung  unserer  Ausgaben  auffallen ,  dass  Herr  Pr. 
nicht  selten  sprachliche ,  besonders  aber  sehr  viele  sachliche  Bemer- 
kungen, ohne,  was  andere,  was  auch  wir  in  solchen  Fällen  zu  thun 
pflegen,  die  unmittelbarste  Quelle  zu  nennen,  wörtlich  oder  mit 
einzelnen  Weglassungen ,  Umsetzungen  u.  s.  f.  von  uns  herüber  ge- 
nommen habe.  Obgleich  wir  anderseits  von  tüchtigen  Gelehrten  und 
Schulmännern,  auch  aus  Oesterreich,  denen  unsere  Germaniaausgabe, 
lieb  geworden  ist,  darauf  aufmerksam  gemacht  wurden,  und  von 
einigen  derselben  dieses  Verfahren  mit  nicht  gerade  mildem  Namen 
bezeichnet  ward ,  wollten  wir  schweigen  und  abwarten ,  ob  vielleicht 


r,  Oomdlü  Tüciti  ( 


t  mg.  V*  H,  SchwetMer-Sidlär.    S71 


dl  driHer  eiDtrite.  Da  mm  aber  Herr  Professor  Müller,  ein  Gelehr- 
(tr,  detieD  Namen  aaf  dem  Felde  der  Tacituskritik  einen  giiteu  Klaug 
Llüi  ti  wmsßt  Becension  der  Prammer'schfm  Ausgabe  deren  Vorzüge 
db  Ausgaben  von  Schweizer-Sidler  und  Täcking  — 
^deilills  unti  hr  verschiedene  Arbeiten  —  bervurbebt, 

irwiliiiten  Ver  s    aber    zwischen    der    Prammer'schen 

mifterer  Germania  aus  welchem  Grunde,  wissen  wir  nicht, 
mimh  fildit  mit  einem  Worte  gedenkt,  jetzt  ündeu  wir  es  in  Ordnimg, 
;  dariiif  einzutreten.  Wir  ddrfen  nach  dem  ganzen  wissenscbaft- 
Chmmkter  von  Herrn  Prammer,  ohne  kühn  zu  sein,  voraus* 
itaBf  ilaaB  er  die  Fundorte  für  das  Sachliche  in  der  Germania  ei-st 
Airek  VMCre  Arbeit  kennen  lernte ,  dass  er  sich  aber  nun  nicht  an 
fioo  FmulstiUen  selbst  begeben,  sondeni  was  und  wie  wir  es  darans 
«tooiBiiMiif  In  seine  Ausgabe  übertragen  bat;  auch  dagegen  wollten 
wir  iiidiU  einwenden,  wenn  er  nur  als  unmittelbarste  Quelle  in 
fUm  FAllen  ein  fOr  allemal  oder  im  Einzelnen  unsere  Ausgabe 
wdrde,  nicht  aber  auf  dieselbe  in  dem  Vorworte  sogar  einen 
(kllen  liesse.  Dieses  ist  ein  unrechtes  Verfahren ,  das  nicht, 
ftgt  zu  werden,  hingehen  darf.  Wählen  wir  Cap.  17 — 27  der 
Wir  -iriLTon  17,  3:  Uebrigens  ist  aus  diesem  Capitel  was 
tindi  T  inng  nnd  Sprache  sonst  lehren,  ersichtlich^  dass 

Ümm^ik^^  »'^.-  Weben  und  Naben  kannten. 

Ans  dem  Capitel  ist  auch  ersichtlich,  obwol  es  nicht 
gesagt  wird,  dass  die  Germanen  das  Nähen  nnd  Weben 

ü.  wir  (nach  Mollenhofl):  Die  Wolhabenden  unterscheiden  sieb 
'tecb  die  Benchaffenheit  oder  besser  den  Stoff  de^i  rnterkleides* 
Pr. :    Die  Wolhabenden  unterscheiden  sich  von  den  Aermera 
db  dl0  Beschaffonheit  und  den  beasern  Stoff  des  Dnterldeides. 

Ol.  7  wir:  maculis  pcUilmsque  ist  ein  fV  dia  öioiv  ^Lappen 
ithiiffilleti,*'    P        '      r  brauchen  diese  Ausdmcksweise  um  so 
w*il  ihre  .  um  an  Oompositis  ist* 

Pmismer:  ist  i^^  diä  dtolv  für  variis  pellibus.  Diese  Figur 
in  Wt  4io  Komem  um  so  h&utiger,  weil  ihre  Sprache  arm  an  Com- 

Gap.  18,  2  wir:  prope  soli  barK  Das  gilt  tnnachst  för  die 
*Htlicii  und  «adlich  wohnenden  Gefmanenstämme ,  nicht  ebenso,  wte 
^wm  spit«r«r  Üsborlieforung  scbliessen  dlrfen«  für  die  Nord- 


Pmnnter:  Dies  war  bei  den  westlichen  un  !  u  Genmuieo 

%iiUt  wlhrend  bei  den  Normanen  (sie!)  V]  ;  i  herrschte. 

▲wigQtagtfi  ist  von  Prammer  unsere  Anm.  zu  dotem  ft.ii.iii. 
Üidi^eti*? '  ""  **  "^n  armorum  aii^id  viro  offert 

tu  rum  sccfcta  etc.  hat  Herr  Prammer  an  das  ganz 

*W|(>  B^mtat,  das  er  aus  unserer  bez.  Anmerkung  gezogen,  eine 
l^mgllnt liehe  Bemerkung  aber  die  Schreibokunst  bei  den  Ger- 


S7S    Ig.  Pnmmerf  Gornelii  Tadti  Gennaiiia,  ang.  ▼.  H.  Sehweiger'SiäUr. 

5.  Wir:  accisis  crinüms  ^mit'korz  geschDittenen  Haaren*; 
waren  doch  lange  Haare  Zeichen  der  Jungfräulichkeit  und  der  Frei- 
heit. Auch  in  spätem  Gesetzen  wird  das  Efirzen  der  Haare  als  eine 
der  Strafen  unzüchtiger  Frauen  angeführt  u.  s.  f. 

Prammer:  „mit  kurzgeschnittenem  Haare.^  Lange  Haare 
waren  Zeichen  der  Freiheit  und  der  Sittlichkeit  bei  den  Weibern. 
Noch  in  späterer  Zeit  mussten  unzüchtige  Weiber  kurze  Haaie 
tragen. 

Prammer's  Note  zu  10  tantum  virgines  usw.  dürfen  wir  gewiss 
als  matten  Auszug  aus  unserer  bezüglichen  Note  bezeichnen. 

13  Wir:  ne  tanquam  maritum  „dass  sie  ihn  nicht,  weil  er  ein 
Mann  sei,  sondern  weil  durch  ihn  die  Ehe  möglich  wäre,  lieben.*' 

Prammer:  Mit  tanquam  ist  die  Ansicht  der  Frauen  bezeichnet^ 
dass  sie  den  Gatten  nicht  als  Mann,  sondern  nur,  weil  durch  ihn  der 
Ehebund  möglich  ist,  lieben. 

XIX,  14  sprechen  wir  in  einer  läugem  Anmerkung  über  die 
germanische  Kinderaussetzung.  Herr  Prammer  wird  für  seine  bezüg- 
liche Note  kaum  eine  andere  Quelle  benutzt  haben. 

XX  1  Wir:  in  omni  domo,  d.  h.  „in  jedem  Hause"*,  im  hohem 
und  niedi'igem. 

Prammer :  in  jedem  Hause,  mag  es  vornehm  oder  niedrig  sein. 

Zu  XX,  3  wii':  dominum  ac  servum  etc.  Dieses  Zusammen- 
leben ,  jedesfalls  nicht  Getrennthalten ,  von  Herm-  und  Sdavenkin- 
dem  und  der  Umstand,  dass  sie  in  den  Namen  nicht  unterschieden 
wurden,  tmg  ohne  Zweifel  viel  zur  Milderung  der  Leibeigen- 
schaft bei. 

Diese  Note  wird  von  Prammer  mit  Weglassung  von  einem 
wesentlichen  Charakteristicum  wörtlich  wiederholt. 

9  haben  wir  zu  sororum  fUiis  —  honor  etc.  eine  längere,  wie 
wir  meinen ,  zum  Verständnisse  der  betreffenden  Stelle  sehr  wesent- 
liche Note  beigefügt.  Nur  aus  dieser  kann  der  blasse  Auszug  von 
Prammer  stammen. 

Unsere  Anm.  zu  XX,  2  war  die  einzige  Quelle  zu  Prammers 
Note  über  die  germ.  Blutrache.  Natürlich  konnten  wir  aber  nicht  nur 
schreiben:  satisfaciionem ,  das  sogen.  Wergeid,  d.  h.  Preis  für 
einen  erschlagenen  Mann  (vir)  etc.  So  wird  der  Schüler  auf  den  Ge- 
danken kommen,  wergeld  sei  eine  vox  hybrida. 

In  Gap.  23  sind  unsere  sachlichen  Bemerkungen  von  Prammer 
sichtbar  fleissig  benutzt  worden.  Und  ob  Pr.  z.  B.  beim  Schwert- 
tanze, Würfelspiele,  Landbau,  Jahreszeiten,  Leichenbestattung  anf 
die  von  uns  angeführten  Quellen  zurückgegangen  sei ,  ob  er  es  nicht 
vorgezogen  habe  seine  diesfälligeu  sachlichen  und  zum  Theile  spnush- 
lichen  Noten  nach  den  unsrigen  zu  gestalten ,  das  zu  beurtheilen 
überlassen  wir  gerne  andern.  Wie  schon  gesagt ,  wir  würden  all  das 
nicht  rügen,  wenn  Herr  Prammer  irgendwie  andeutete,  dass  er  na- 
mentlich in  sachlicher  Beziehung  uns  manches  zu  verdanken  habe. 
Freilich  dürfen  nun  die  österr.  Herren  Gymnasiallehrer,  die  unsere 


r,  Rerodot's  G^chicbtswerk,  an^.  f.  L.  CwikUMü,      {78 


tesEttisjuisgabea  nicht  kennen ,  ja  nicht  meinen  ^  dass  nicht  noch 
oiitio  SftcMiches ,  als  Prammer  darans  gezogen,  in  denselben  ent- 
t/ükm  s^It  Qod  wir  bitten  sie  selbst  zn  piüfen.  Hier  wieder 
tttf  Art  und  Mass  eines  sachlichen  Comm.  zur  Germania  einzatreten, 
ü  mhr  dMXU  die  Aeusserungen  strikt  classischer  Philologen ,  so  auch 
§^mgr  Herrn  Prof.  MüUer'p,  reizen,  finden  wir  nicht  am  Platze, 
Zürich,  H.  Schweizer-Sidler. 


Sauer^  Die  Eutstehimg  des  Herodotischen  Geschicbtawerkes; 
«ÜM  kritische  CTnteraxichung.  Wien  1B78,  bei  Wilhelm  Braumüller. 
^,  VIU  173  u,  1  8. 

Die  Frage  ober  die  Entstehung  des  Herodotischen  Geschichts- 
imiifc  ist  in  hohem  Masse  anziehend  nnd  ihre  richtige  Lösung  von 
triwti  Wichtigkeit  für  die  Darstellung  des  Entwickelungsganges, 
im  Herodot  durchgemacht  hat  und  für  die  gehörige  Auffasgnng  seiner 
SlrilsBg^  lonerhalb  der  griechischen  Historiographie.  Es  wird  näm- 
fiffttjikzt  ttst  allgemein  anerkannt,  dass  Herodot  nicht  sowol  durch 
Bmm  kxitlsclie  Methode ,  welche  allerdings  nicht  so  sehr,  wie  es  in 
im  wiesten  Zeit  üblich  geworden,  herabzusetzen  ist,  anch  nicht 
«ixirfl  dir  Universalität  des  Gegenstandes  seiner  Geschichte  oder  durch 

^asnathjge  Erzähinngsweise ,  als  vielmehr  besonders  durch  den 
,,..., ,rtfif^fan  nationalen  Gesichtspnnct,  von  welchem  er  die  Perser- 
lorifigt  BK  beschreiben  antemommen  hat,  sich  yon  den  früher  oder 
gtortiitifg  mit  ibm  lebenden  sogen.  Logographen  unterscheidet  und 
Mißt  tnr  Urnen  auszeichnet.  Die  Idee  eines  Gegensatzes  zwischen 
BiOoiicaiiis  und  Barbarismns,  die  sich  wie  ein  rother  Faden  durch 
4m  sasjtA  Werk  hindurchzieht ,  ihre  Erläuterung  durch  die  Darstel- 
teg  im  geschichtlichen  Kampfes  zwischen  dBn  beiden  Factoren, 
InvE  ^'^«"-c  fötr  Herodots  Zeiten  die  sogen.  Perserkriege  gewesen 
flBd,  Herodot  den  Bang  eines  wirklichen  Historikers  und 

ifvtftlGrU^t  semen  ehrenvollen  Beinamen  eines  Vaters  der  Geschichte. 
Vm  Vtige.  wann  in  Herodots  Kopfe  diese  Idee  aufgetaucht  Ist, 
^iMI  mIbq,  wie  man  sieht,  der  Prage^  wann  Herodot  zum  Historiker 

Allerdings  bemerkt  Kirchhoif  treffend ,   dass   man  über  den 
llilynikt ,  wann  Herodot  sich  dieses  Gegensatzes  bewosst  geworden 
ül  fiil4  inuin  er  den  Entschlnss  gefasst  hat ,  ihn  geschichtlich  xu 
MrterDp  nur  Tennnthungen   hegen  k5nne.   Aber  es  ist  vielleicht 
■Itfirli,  auf  wisEenschaftlichem  Wege  anszumitteln ,  wann  er  iilamn 
wmm  «cht  califMialgn  Gedanken  zu  verwirklichen  begonnen  kai 
AI  Um  M  mdi  /tlr  uns,  wie  fär  die  Wissenschaft  überUsupt  oJk  i 
wft  BedenliDig.  Dtnn  nur  dadurch,  dass  Herodot  dmet  »9ku- 
m  md  dmtä  tabe  g«^hichtliche  Erzählung  Ausdruck  g^0iiU^.  .. 
«M  11*  Olli  fafiHiidlielL 

1b  dfpur  jiraMseii  Form  ist  die  Frage  nach  6m  k%t^    . 
mäi  Am  ttmoMhct^n  Geschichtswerkes  erst  von  üjfm^ 


i  t  i.  I 


wra  IV*  Heft. 


274      Bauer,  flerodot's  Geschichtswerk,  ang.  v.  L.  ÖwiJUinskL 

gefasst  worden.  Derselbe  ist  auch  zuerst  daran  gegangen,  die  nOthi- 
gen  Beweise  lediglich  dem  Werke  selbst  zu  entlehnen ,  weil  die  Tra- 
dition, wie  läber  die  meisten  älteren  griechischen  Historiker,  so  auch 
über  Herodot  wenig  Glauben  verdient.  Kirchhoff  hat  also  in  seinw 
Abhandlungen  (Abh.  d.  Berl.  Ak.  d.  Wiss.,  Hist.-philos.  Glasse  1868 
S.  1  ff.  1871  S.  47  ff.)  besonders  alle  diejenigen  Stellen  hervorge- 
hoben und  besprochen ,  wo  er  Anspielungen  auf  gleichzeitige  Ereig- 
nisse zu  finden  meinte,  und  es  ergab  sich  ihm  hieraus  sowie  aus  ver- 
schiedenen andern  Indicien  der  Schluss,  dass  die  beiden  ersten  2Vci 
Bücher,  d.  h.  I — III  119  in  Athen  in  der  Zeit  von  etwa  445  bis 
Anfang  443  niedergeschrieben  und  Theile  davon  in  Athen  vorgelesen 
worden  sind  ^) ,  dass  hierauf  eiue  längere  Unterbrechung  eingetreten 
ist,  die  durch  die  Uebersiedlung  Herodots  nach  Thurioi  veranlasst 
wurde ,  und  dass  erst  gegen  Ende  seines  Aufenthaltes  in  Unteritalien 
und  Sicilien  die  Arbeit  wieder  aufgenommen  worden  und  der  Scbloss 
des  dritten  Buches  und  vielleicht,  oder  sagen  wir  lieber:  wahrschein- 
lich das  vierte  Buch  und  ansehnliche  Theile  des  fünften  Buches  hin- 
zugekommen sind,  dass  aber  vor  V  77  jedenfalls  eine  neue  Unter- 
brechung stattgefunden  hat  und  dass  die  letzten  Bücher ,  und  zwar 
mindestens  von  V  77  an,  wiederum  in  Athen  in  der  Zeit  431  Sommer 
bis  428  Sommer  ausgearbeitet  worden  sind. 

Die  thatsachlicheBichtigkeit  aller,  oder  doch  der  meistenEirch- 
hoff'schen  Argumente  haben  alle  einsichtigen  Forscher  zugestanden, 
zugleich  aber  doch  einige  wenige  geltend  gemacht ,  dass  Kirchhoff 
von  einer  falschen  Voraussetzung  ausgegangen  sei.  Eirchhoff  hat  als 
etwas,  was  nicht  eigens  bewiesen  oder  begründet  zu  werden  braucht, 
angenommen,  dass  Herodot  „sichtlich  von  vornherein  nach  einem 
festen  Plane  und  einer  sorgfältigen,  auch  die  Vertheilung  und  An- 
ordnung des  massenhaften,  in  den  Episoden  untergebrachten  Stoffes 
berücksichtigenden  Disposition"  gearbeitet  hat,  dass  alle  Arbeiten, 
welche  der  Abfassung  des  Werkes,  das  uns  vorliegt,  vorangegangen 
sind,  nur  Vorarbeiten  waren,  die  nicht  für  den  Anfang  der  Arbeit  am 
Geschichtswerke  angesehen  werden  dürfen  und  die  Frage  nach  der 
Beschaffenheit  dieser  Vorarbeiten  für  uns  „weder  von  praktischer 
Bedeutung  noch  mit  den  Mitteln,  über  die  wir  verfügen,  lösbar  ist/ 
Dagegen  wendete  nun  insbesondere  Büdinger  ein ,  es  sei  ebensowol 
möglich,  dass  Herodot  gewisse  Einzelarbeiten  verfasst  hat,  welche  er 
erst  späterhin,  nachdem  er  den  Entschluss  gefasst  hatte,  ein  grosses 
Universalwerk  auf  dem  Boden  einer  grossen  nationalen  Idee  au&u- 

*)  Weil  sagt  unrichtig  in  seiner  Recension  des  Bäuerischen  Werkes 
in  der  Revue  critique  d'histoire  et  de  litterature  p.  26 :  ^D'autres  indioes 
marquent,  suivant  lui  (Mr.  Kirchhofi),  une  interruption  avant  le  eh.  CXIX 
du  III«  livie."  Vgl.  die  ausdrückliche  Aussage  Kirchhofs  am  Schlüsse 
einer  längeren  Auseinandersetzung  (Abh.  1868  p.  14):  „Täusche  ich  mich 
hierin  nicht,  so  ist  damit  zugleich  der  Beweis  geführt,  dass  das  wichtige 
119  Cap.  des  III  i{.  das  letzte  ist,  welches  in  Athen  ausgearbeitet  wurde 
und  unmittelbar  nach  Vollendung  desselben  jene  Unterbrechung  eintrat, 
in  Folge  deren  die  Arbeit  längere  Zeit  liegen  blieb.*" 


r^  Htfodol'a  G««ch ich t& werk,  aiig«  v.  L,  Cwüdimkü      275 


^S8  «iii€D  ÜAnztiti  vereüii^  hat,  und  Büdinger  schlössen  sicU 
^  ABdere  Qe&ebrten  an,  welche  nun  behaupten,  dass  dies  wirklicb 
I  gevee*  ig  Horodot  jd  der  That  vorerst  gewiöae  Eiozei- 

—  t  '  —  componiert  hat  Sie  berufen  sich  dar- 

9ä.  daasiMia^ar  ki^meu  Bowem  vorbringen  könne,  dass  Herodot 
•  TtJith   in  der  Ordnnng  seine  Ao^t/i  niedergeschrieben  habe ,  wie 
-liegeD»  m  weisen  daraui  hin,  dass  es  höchst  unwahrschein- 
»^  r<i.   «iass  er  den  Athenern  Abschnitte  aus  der  persischen  oder 
t^^^Xmchoi  Geschichte  voi-gelesen  habe  und  dafür  von  ihnen  be- 
läoi  vvrdoi  £«ij  greifen  auf  die  zuerst  von  Schoell  (Philol.  IX  und 
fl  i^fme^rochene   und  näher  erläuterte  These  zurück,   dass  die 
II  — IX  das  filteste  oder  doch  eines  der   ältesten  Stücke 
^  einzelne  Theile  desselben  yon  Herodot  in  Athen  recitiert 
au  und  stellen  die  Behauptung  auf,  dass  die  von  Kirch - 
^•'i.»^hten  Beweise  nur  für  eine  Ueber-  oder  Zusammenarheitung 
■sdiindenen  Einzolgeschichten  Geltung  haben  kcinneu* 
Di«ie  ABslcbt  vertritt  auch  Dr.  Bauer ,  ein  Schüler  Biidingers^ 
m  imm  on^r^teigt^n  Werke.   Derselbe    hat   die  These ,  welche  ßü- 
^2Bfv  otr  uen  Zügen  klargelegt  und  allein  liiusichtlich 

•itT  i?-rT.  hichten    zum    Theil    auch    hinsichtlich    der 

iX  etwas  näher  ausgeführt  hat,  durch  das  ganze  He ro- 
^^' '^"' '  "^sweik   durchzuffihren   und  allseitig  zu  erläutern 
esultat  seiner  Untersuchung^  das  er  selbst  in  den 
:i  S,  171 — 173  in  Kürze  angibt,  lässt  sich  mit 
!  folgendermassen  ausdrücken :  In  Samos,  woselbst 
i'  iifenthalt  genommen,  nachdem  er  HaUkamaaa 

^  ro  er  seine  samischen  Geschichten.    Ungefähr 

:eit  sind  auch  die  medisch-p^rsischen  Geschichten  nieder- 
n  worden^  und  zwar  noch  vor  Horodots  Ankunft  in  Athen^ 
f  die  Geschichte  des  Xerxeszuges  ausarbeitete  und  44% 
"  fnlich   entbtaud    gleichzeitig  die  Geschichte  des 
1  Art^fhernes.    In  Athen  hat  Herodot  ferner  die 
-eschichte  des  ionischen  Aufstandes,  die 
die  skythischen  Geschichten  componiert* 
Xn^  "14 ^  g   ijut  Herodot  eine  Reise  nach  Aegypten  unteraommea, 
oai  oach  A^t  Kückkehr  nach  Athen  verfasste  er  daselbst  die  aegyp- 
tMiicii  GM^kkiitiiii  und  reryoliständigte  die  libyschen.  Dieser  Ar- 
ItikD  wi^n  soll  »r  veranlasst  worden  sein,  Athen  und  Griechenland 
H  ttrjaaatftL  Er  ging  na^^h  Tburi^i>  Dort  eutätand  der  Plan  seines 
fmm iiiin t wirim ; flrrn  1  r  ^  u  die  Schlussiedaction,  lü^^  bald 

^0  üelMtnrliiilcpi^  b«lu  inpilatiou  wai\  Während  dien^r 

Jügim^  tidddu  er  von  Iveuem  nach  Athen  über  und  v(di#Qd#te 
^    .  eb«nirb9ftaiig  ^iaes   Werkes.    „In   dieser  Weise    ?uH,rx.T.^-t 
^i««irkt  Dr.  Baoir«  Hi  dar  chronologische  Verlauf  der  >< 
««w#D4#icii  Sudikli  setue  volle  Berechtigung  und  K' 
Wim  «Kh  «bor  äiait  su  verhält,  wie  ist,  muss  id 
fmmalL  laogaac  Fortechreiten  der  redactionelleM  It^ 


276     Bauer,  Hdrodot*8  Geschicbtswerk,  ang.  y.  L.  ÖuMMti. 

erklären?  Dr.  Baner  nennt  die  Thätigkeit  Herodots  eine  Znsam- 
menarbeitnng  und  will  ihr  nicht  den  Namen  einer  An  aar  bei- 
tung  zugestehen.  Aber  eine  Compilation  kann  doch  wahrlich  nicht 
viel  Zeit  in  Anspruch  nehmen !  Und ,  um  nur  noch  Eines  gleidi 
hier  eu  berühren,  Dr.  Bauer  spricht  sich  dahin  ans,  das«  bei  einer 
gleichmässigen  Ausarbeitung  all*  die  Verstösse  nicht  erklir- 
lich  wären,  die  Herodot  passiert  sind  und  die  Dr.  B.  hervorgehobeB 
hat.  Dies  ist  gewiss  richtig.  Diese  Verstösse  finden  aber  am  leich- 
testen ihre  Erklärung  in  der  Eirchhoff*schen  Annahme,  dasa  Herodot 
mit  Unterbrechungen  sein  Werk  aus  dem  gesammelten  Materiale  ia 
einer  längeren  Beihe  von  Jahren  hei-ausgearbeitet  hat.  Sie  and 
mir  dagegen  rein  unverständlich ,  wenn  ich  mir  denken  soll ,  da« 
Herodot  die  bereits  fertigen  Geschichten  so  durcheinander  gemengt 
und  so  episodenartig  in  einander  gefügt  und  so  mannigfache  Hima- 
fügungen  und  Correcturen  in  denselben  gemacht  habe,  ohne  jedoch  die 
Widersprüche  und  Verstösse  wahrzunehmen.  Wenn  die  Einielgo* 
schichten,  welche  das  uns  vorliegende  Geschichtswerk  aoemachen, 
wirklich,  wie  es  Dr.  Bauer  plausibel  machen  will,  fertig  vorlagen, 
ehe  sie  in  ein  Ganzes  vereinigt  wurden,  so  lässt  sich  das  Gesehift 
dieser  Vereinigung ,  wie  ich  meine ,  nur  in  der  Weise  denken ,  dasa 
Herodot  das  ganze  Material  vollkommen  beherrschte  d.  h.  die  Kniol- 
logoi  ihrem  Inhalte  und  ihrem  Tenor  nach  genau  und  g^iündlioh 
kannte.  Wie  hätten  ihm  da  jene  Widersprüche,  Verstösse,  Wieder- 
holungen u.  dgl.  m.  entgehen  können! 

Doch  sehen  wir  zu ,  wie  Dr.  Bauer  die  Einzelexistenz  der  yn^ 
schiedenen  Xoyoi  zu  beweisen  versucht.  Er  beginnt  mit  einer  Kritik 
der  jetzt  üblichen  Eintheilung  des  Herodotischen  Werkes,  die  gewiss 
in  vieler  Beziehung  nicht  schicklich  und  späten  Ursprunges  ist.  Be- 
greiflich finde  ich  also  die  Frage,  die  sich  B.  demnächst  stellt ,  ob 
und  wie  Herodot  selbst  sein  Werk  eingetheilt  hat.  Er  untersucht 
demnach ,  was  Herodot  unter  loyog  und  Xoyoc  verstanden  hat.  Es 
wird  nun  richtig  auseinandergesetzt,  dass  Xoyog  sowol  in  Verbindung 
mit  Tt&g  (II  123  und  VII  152)  als  auch  für  sich  allein  (I  5  und 
VI  9  und  violleicht  auch  II  3.  18.  65  und  95,  die  aber  richtiger, 
wie  Dr.  Bauer  bemerkt,  für  neutrales  Gebiet  angesehen  werden  müs- 
sen) das  ganze  Werk  bezeichnet.  Es  bezeichnet  aber  auch  hinwie- 
derum an  vielen  Stellen,  wie  II,  38  und  VI  39  einen  Theil  des  Werkes, 
aber  bald  einen  grösseren,  bald  einen  kleineren,  bald  einen  solchen 
Abschnitt,  der  für  sich  ein  gewisses  zusammenhängendes  Gänse 
bildet  und  sich  von  der  Umgebung  mehr  oder  minder  klar  sonderti 
bald  wiederum  nur  einen  Theil  eines  solchen  Abschnittes.  Auf  jene 
zusammenhängenden  Abschnitte,  deren  Sonderexistenz  Bauer  be- 
weisen will ,  verweist  Herodot  auch  mit  dem  Ausdrucke  Xoyoi.  Der 
Plural  zeigt ,  dass  also  ein  solcher  Abschnitt  ein  Conglomerat  von 
mehreren  loyoi  ist.  Hieraus  folgt,  wie  ich  meine,  dass  der  Ausdruck 
Xoyog  bei  Herodot  keine  praecise,  feste,  technische  Bedeutung  hat 
Ahyog  hat  bei  Herodot  die  ursprüngliche  allgemeine  Bedeutung:  es 


Mf.  T.  L. 


tn 


.  «Bi  SMlUmf  «od  iralcflim  ein  fidtnflitiUtmcliM 
taa  «MS  Bendüi  o4cc  eiiker  Sisililiii^,  a«B  niehl 

M  —  Aatow  ni  Grude  li^eiL  ^ifos  ^amn  4immMk 

■^  hM  iB  e^gtfin  Siiui»  giMiMeA  nevitt  mnd  «r^ 

irf'  4»  gsBM   gtogrmf klseli-liiglefttidM  GebM*   Dit 

I  T  Xz  iig  iei^jt^nm  fiOi  h  r^  iT^«i^  mr  Üo^ttfir,  die  wai 

1  ^  BMer  v>»r]i«liBilicli  gegw  die  KiUaelieseke 

:  v«i  li/9g  ingjeftbrl  Jiat  —  E,  W.  Nittsch  infclge«  Blu 

.  IgVIIgT  C«  1— irlmd  ajinlicii  Aoyog  eine  nwammeiiMüpgttii 
XQ  Kinialiticiirichten  —  beveiel  wottf 
will,  da»  JLoyog  bei  Heredol  laitiuder 
nBuuDcmli&iigettdea  Game  hinweist. 
I  is  dem  lUie«  daas  die  Herodotische  TernttDologie 
it  wie  sie  Dr*  Baaer  darstellt,  wirde  hieraus  noch 
i  die  als  loyog  oder  lipn  bexeichneteD  Theile  des 
umä.  Dnahhlagig  lu  verschiedenen  Zeiten  ah- 
Di«  erheant  auch  Dr.  Bauer  an.  Ihi^egen  hat  er  es 
t  iam  die  ziemlich  zahlreichen  Verweise  nach  ¥0r^ 
ft  rtdnrifts ,  wie  sie  im  Herodotischen  Werke  uns 
Gegeatheä  daron  beweisen ,  was  er  behauptet  Die 
TflrMHsyllai  k^naea  eist  dann  niedergeschrieben  sein,  als  der 
«a  gr^Bserea,  und  zwar  das  uns  Torliegende  Game  ans- 
m  Uiaea  «m  ta  der  Zeit  hinzngetreton  sein,  als  das  Ge- 
is Aer  jela^eai  Fassung  ausgearbeitet  und  die  Einiel* 
kp^  m&mm  aie  je  fit  aieh  besonders  existiert  haben,  durch  die  gegMK 
m^iMm  TffJKJuwg  ihre  Sonderexistenz  Terloren.  Dies  lehrsa 
ias,  wie:  «ig  jt^w^v  ftoi  di&tjlitnat  und  namenüich:  oi 
c>nitf>c  XoTor  (oc  amcto  l)  I  75  und  TU  213,  rräg  a  lifog 
{t.  ^^^)m  tf^^rng  ttir  h^/caw  und  TiQWTOi  rc5r  l&yutv,  und  sogar 
T<cr«aiae,  wie:  it  roicri  vf  i/^txaiai  liyowt  oder  h  aXki^  lof^ß, 
Awf  £•  ühfKhHi  iyoyoi  wird  II  161  Terwiesen*  wo  es  heisst:^  Mm 

ifMat  ^tßiiuaai  laytHai  dntjyrjaofjtat  ^  /tier^tftig 
rtt.  Ich  glaube«  dass  mau  in  der  Weise  ein  ge- 
fc'^^vruvtjuTtä,  ein  gaiu  verschiedenes  Werk  nicht  ciÜeren 
hmia  wad  darl  Daa  Citat  ond  Tornehmlich  der  Ausdruck  iv  ttfi  na- 
§m9im  kbit  oMtnea  SiacbtenE,  dass  die  Atßumi  loyoi  als  ein 
wißkmm* 4m aegjiilbdieD Geschichte  nachfolgende Tbeil  desselben 
Wvina  ^  den  Verfasser  bereits  damals  gedacht  wurden,  wie  er 
aidi  dia  ^eai^iog  liyoi  1  iOe  und  184  angezeigt  hat,  ohne  sie  ^* 
BA  m  feben.  Auch  diese  beiden  Verweise  auf  die  Assyrischen  i^yoi 
|dr  ni^um  JtAyotCi  irjuiaa}  und  irtüf  (sc.  ßaaiUtav)  h  ttuai 
doav^oitft  hiyoitft  urr^rjv  fimr^ouai)  haben  doch  nur  einen  Sinn» 
um  man,  sich  diiee  Hpn  als  ein  (weggebliebenes)  Stück  des  grossen 
Qnmi  TOTStelli;  darauf  weisen  mit  Noth wendigkeit  allein  schon  die 
fitaim  hOL  UebrigeaSf  um  hier  an  einem  Beispiele  das  zu  eil&utern. 


Ul^j'lf^JuT      #i>* 


*v:t-^f-ii. 


t78      B(iti€r\  Herodot'B  Geach  ich ts werk,  ang,  v.  L*  ÖwtkUi^tki, 

was  schon  oben  gaux  allgemein  gi^sjigt  wurde :  die  Aofilaßsung  der 
^oaiQiot  koynt  wäre  bei  der  Annahme  einer  Rotractatioo,  wie  be- 
gchaffeD  sie  mich  gewesen  sein  raag,  uiibegroiflicb.  Herodot  hätte  ^ 
unmöglicli  übersehen  können,  dass  er  an  zwei  SielUn  ^4 aavQtoi  kt'tyut 
nnd  verschiodeno  Nachrichten  in  denselben  versprochen  hat »  die  ( 
in  Wirklichkeit  —  aus  welchen  Grunde,  ist  fiir  uns  voUkoa 
gleich  g-iltig  —  nicht  ausgeaibeitet  bat. 

Wenn  demnach  die  Herodotischc  Citiermethode  das  un»  ^ 
liegende  G«Bchichtswerk  nothwendig  r,ur  Voraussetzung  hat, 
mOesten  Dr*  Bauer  alle  Verweise  filr  Spuren  einer  ÜoherarbeitnB 
gelten ;  dafür  gelten  ihm  auch  die  meisten ,  aber  nicht  alle,  Uni 
haben  Bio  ei-at  bei  einer  Ketractation  ihren  Ursprung  genommen,  ®d 
ist  dieselbe  eine  vollkommene  Ausarbeitung  gewesen,  mit  der 
nun  wieder,  wie  schon  oben  bemerkt  wurde,  das  Stehenbleiben  ^^ 
Widersprüche  und  Versehen,  so  namentlich  auch  die  Auslassang  i 
'Aoövgtoi  Xayoi  unvereinbar  ist.  Auf  jeden  Fall  bieten  die  Verwetai] 
nicht  den  mindesten  Änhaltspunct  für  die  Annahme  einer  gesonder 
Existenz  der  loyot,  sondern  sprechen  gegen  dieselbe.  Wie  beweii 
denn  sonst  noch  Dr.  Bauer  diese  Sonderexistenz  der  koyoi? 

Im  zweiten  Capitel,  das  öberschneben  ist  ,,die  äussere  Form, 
der  loyoi^  versucht  Dr.  Bauer  seine  Hypothese  des  Näheren  m  er* 
l&iitem.   Er  geht  von  jener  nQ6q}aati;  in  11  161  aus  und  bemerkt:! 
„es  ist  doch  senderbar,  dass  es  hier  Herodot  nicht  ebenso  ging,  wid| 
mit  den  assyrischen  Geschichten,  deren  Ausfall  eben  auf  ßechnnn^ 
jenes  Intervalles  (von  445  Otler  443  bis  432)  gesetzt  wird.*    Ich 
finde  es  nicht  sonderbar.   Wenn  Herodot  Eins  und  das  Andere  ?eH 
gessen  hat,  soll  er  auch  ein  drittes  und  viertes  vergessen  haben  1 
Ich  begreife   nicht   eine   solche   Argumentation.    Dr.   Bauer 
hinzu:  *,Das  wird  man  aber  unter  allen  Umständen  zugeben  müLssenJ 
dass  unser  Autor^  als  er  II  161  schrieb,  bereits  über  diesen  ExcuRi^ 
den  er  ^Itßr/jü  koyoi  nennt  (IV  145—200),  so  weit  im  Reinen  ge 
wesen  sein  muss,  dass  zu  demselben  wenigstens  das  Material  vorbände 
war,  wenn  es  nicht  bereite  ausgearbeitet  vorlag,**  Material  —  geh 
ich  zu,  aber  dass  dieses  Material  ^.eine  ziemlich  fertige  Gestalt* 
reits  damals  angenommen  hatte,  als  Herodot  II  161  schrieb,  iliee 
folgt  aus  dieser  Stelle  ebenso  wenig,  wie  wenig  daraus  folgt,  dass. 
aochdie  persischen  Geschichten  bereits  eine  fertige  Gestalt  hatten,  dlej 
Dr.  Bauer  ans  dem  Grunde  voraussetzen  zu  müssen  glaubte,  ^weü  der! 
Autor  U  161  doch  nicht  in's  Blaue  von  einer  nQ6q>aatg^  die  tri 
später,  wie  man  ausdrücklich  ersieht,  am  geeigneten  Platze  ausf&hr-| 
Mch  darlegen  will,  sprechen  konnte,  wenn  er  nicht  wusste,  wo  uudi 
wann  in  seiner  spateren  Erzählung  ihm  dazu  Gelegenheit  ward/ 
NatHrlich   hatte  Herodot  den  Plan  in  Umrissen,  mehr  oder  mindoTj 
ausgeführt ,  im  Kopfe,  oder  gar  schriftlich  aufgezeichnet,  als  er  sein 
Werk  begann;   dies  genügt  aber  vollkommen  zur  Erklärung 
Verweise  nach  rückwärts  und  namentlich  auch  zur  Erklärung  ?oir| 


Bmer»  Herodot's  Gefichichtowerk,  aiig*  v.  L,  CwikHnaki*      279 

H  16t;  la  einer  weite  reo  Folgerung  ^md  wir  darchans  nicht  be- 
ndHigt. 

Dr.  Bauer  unterscheidet  (oUschon  nur  die  jiißvAoi  üiid  dieweg- 
fibBtlieiH»fi  \4ao\qtoi  loyot  austlrdcklicb  dem  Titel  nach  von  Herodot 
ffitdrgt  sind)  folgende  Ein2ol]ogoi :  die  Aegyptischen  Lugen ,  die 
Llbjxhen  L.,  die  Mt^disch- Persischen  L.^  die  Skytbischen  L«,  die 
Lfiiscll^ll  L.,  (die  Sainisclien  L.) ,  die  Geschichte  des  ionischen  Aaf- 
fteodMi«  die  griechischen  oder  genauer  gespi*ochen:  die  spartanisch* 
ittocbtii  Gegchichten,  die  Gesi:hichte  des  ersten  Perserkrieges,  die 
lebte  des  Xerxe^zuges.  Es  iftt  doch  wohl  im  höchsten  Mas^se 
r«vch<?inHch  ,  Herodot  habe  aJ8  gesonderte  Geschichten  Er- 
fttjw«  Warbeitet,  die  eng  zn  einander  gehörten.  Einem  einsichtigen 
DBe,  der  etwa  fünfzig  Jahre  nach  den  Perserkriegen  ihre  Ce- 
ti" "Men  wollte  —  dies  ist  wohl  zu  beachten;  das  Verbält- 
7«  den  von  ihm  beschriebenen  Tliatsachon  ist  aucli  in 
ri  ganz  anderes,  als  das  des  Thnkydides,  der  mitten 
!)  stand  und  an  der  beschriebenen  Geschichte  activ 
Ässiv  Antheil  nahm  —  konnten  der  ionische  Autstand  und  die 
rkriege  sich  aar  als  ein  Ganzes  darstellen*  Was  hätte  also  He- 
iligt fdr  eine  Veranlitösnng  gehabt,  dasjenige,  was  ein  Ganzes  war, 
unen  »  ond  später  Gcj-'  '  '  früher  und  ausser  dem  Zueam- 
lf>^o  mit  dem  froher  <  ion^  früher  Geschehenes  später 
lusaer  dem  Zusammenhange  mit  dem  später  Geschehe- 
n!  Wie  uns  das  erhaltene  Werk  belehrt,  bat  erden 
X  der  Ereignisse  wirklich  recht  gut  erkannt  Dass 
*  l:;iusicht  erst  später,  ej-st  in  Thnriot,  kni-z  vor  432 
ist,  daran  zu  glauben,  könnten  uns  nur  Argumente  be- 
di«  iwingender  Natur  wAren  und  die  ein  Dop|>tdtes  uns  klar 
fnilnt«*»:  IWIas«  «li«*  T^ogoi  wirklich  ehedem  gesondert  und 
Ö  i^mtii  in  II  sind,  als  wir  es  nach  dem 
litttasTtn  iid,  und  2)  in  welchem  Sinne 
liifie  'Ol  vom  Verta^ser  niedergeschneben  sind,  ob  sie  von 
miihi.^>>'  au  Bestimmnng  hatten,  nur  als  Unterlage  für  ein  dem» 
Mcluit  darauf  aufzubauendes  Werk  zu  dienen ,  oder  ob  sie  zur  Pu- 
MicB?>  ^  '  I  waren,  Dr.  Bauer  äussert  sich  Ober  diesen  zweiten 
hni  h  glaube,  dass  er  nicht  zu  einer  vollkommen  klaren 
TwitftlUfig  dai über  gelangt  ist.  Würde  man  annehmen,  dass  die 
Bmllo^i  Ton  vornherein  die  Bestimmung  hatten ,  später  ein  M^ 
a  «in  in^^^^'^  ^n>u^  aufzugehen,  so  würde  der  Gegensatz  der 
Mdhi9«r-BaueT'6cben  und  der  Kirchboff'scben  These  bedeutend  an 
Seb&rfe  veiriiercn.  Der  Streit  wQrde  sich  hauptsächlich  nur  noch  da* 
fum  drtbeti,  wie  mau  sich  diese  Vorarbeiten  denken  soll  und  ob  es 
nQl^lJck  bt.  sie  in  dem  jetzigen  W^erke  herauszuerkennen  und  von 
tammm^r  fQ  ir  lou  oder  nicht.  Aus  dem  Ganzen  der  Baner- 
Idun  BevNUsli  t  indessen  zu  scbiiessen,  dass  B.  sich  viel» 
mAr  J*iie  zweite  Möglichkeit  gedacht  hat.  Datin  bleibt  aber  die 
ofliMi  t  warum  eine  wirkliche  Pablication  der  gesondert«!!  6e- 


280     Bauer,  Herodot's  Geschichtswerk,  ang.  v.  L,  ÖwQMikL 

schichten  (nicht  blos  in  der  Form  der  Recitation  einzelner  Abschnitte) 
unterblieben  ist,  von  der  doch  wol  einige  Spnren  übrig  geblieboB 
wären  nnd  einige  Zeugnisse  berichten  würden. 

Kann  man  denn  aber  jene  Werke  für  publicationsfiUiig 
halten?  Sind  sie  so  sehr  Einheiten,  dass  sie  für  sich  ausreichen? 
Trotz  der  Aenderungen,  die  sie  bei  der  Zusammenarbeitnng  erfahren 
haben  sollen,  trotz  der  Zusätze  und  Gorrecturen  müsste  ihre  nr* 
sprüngliche  Buchform  auch  jetzt  noch  wol  zu  erkennen  sein.  Dies 
ist  aber  nicht  der  Fall.  Dr.  Bauer  hat  es  nicht  bewiesen.  Er  hat  in 
dem  schon  erwähnten  zweiten  Gapitel  „die  äussere  Form  der  Jlo/Oi' 
hauptsächlich  hinsichtlich  der  lydischen,  ägyptischen,  skythischennnd 
libyschen  Logen  nur  dies  erörtert,  dass  die  Logen  sich  ziemlich  leicht 
ans  der  Geschichte  des  Perserreiches  unter  Kyros ,  Kambyses  nnd 
Dareios ,  wo  sie  eingefügt  sind ,  ausscheiden  lassen  und  in  der  An- 
lage einander  ziemlich  ähnlich  sind ,  indem  sie  Historisches  mit  Geo- 
graphisch-Ethnographischem vereinigen,  was  ein  Jeder  gern  zugeben 
will,  woraus  aber  ihre  Existenz  als  selbstständiger  Werke  nicht  ge- 
folgert werden  kann.  Allenfalls  könnte  man  sich  die  ^tp^TCTioe  lofOi 
noch  als  ein  besonderes  Werk  vorstellen  ^  —  es  wäre  nicht  nöthig, 
Vieles  aus  dem  jetzigen  zweiten  Buche  herauszunehmen,  um  ein 
separates  Werk  zu  erhalten  —  vielleicht  auch  die  Avdioi.  iAyoi,  die 
aber  in  der  jetzigen  Fassung  doch  viel  mehr  als  die  Aegyptischon 
Geschichten  mit  fremden  Elementen  durchsetzt  sind ,  und  allenfidLi 
auch  noch  die  Geschichte  des  Xerxeszuges.  Diese  letztere  bildet  ein 
grosses  Ganze  für  sich,  und  Dr.  Bauer  hat  es  nicht  vermocht ,  viele 
Bedactionsänderungen  in  derselben  nachzuweisen.  Sie  ist  auch  der 
vollkommenste  Theil  des  Werkes  und  bildet,  um  einen  Ausdruck 
Wells  zu  gebrauchen ,  die  Krone  desselben.  Sie  ist  eben  darum  nicht 
gut  denkbar  ohne  die  voraufgehende  Geschichte  des  Perserreiches 
und  der  früheren  persischen  Kämpfe  mit  den  Griechen;  die  ganze 
frühere  Erzählung  in  den  sechs  voraufgehenden  Büchern  bereitet  zu 
einem  solchen  Abschlüsse  vor.  Weil  hat  bereits  in  seiner  trefflichen 
Anzeige  des  B.  Buches  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  in  TU,  18 
die  Unternehmungen  gegen  die  Massageten,  gegon  die  Aethiopier  nnd 
gegen  die  Skythen  in  der  Weise  angedeutet  sind ,  dass  man  nur  an- 
nehmen kann ,  der  Verfasser  habe  sie  schon  vordem  ausführlicher  er- 
zählt. Dass  die  von  Dr.  Bauer  angenommenen  persischen  Geschichten 
nicht  in  der  Weise  hätten  schliessen  können ,  wie  es  jetzt  nach  der 
Zergliederung  Dr.  Bauers  der  Fall  ist,  hat  dieser  selbst  eingesehen.  Er 
bemerkt  S.  104:  „Freilich  ob  die  persischen  Geschichten  Oberhaupt 
ursprünglich  in  dieser  Weise  endeten,  wage  ich  nicht  zu  vermuthen, 
aber  bei  der  Schlnssredaction  Hess  Herodot  sie  hier  zu  Ende  sein.' 
Er  meint  indessen  wiedeinim,  dass,  weil  in  dem  ionischen  Aufstande 
und  in  den  nachfolgenden  Ereignissen  die  Griechen  in  den  Vorder- 
grund und  die  Perser  in  den  Hintergrund  getreten  sind,  Herodot  mit 
richtigem  Gefühle  dort  seine  persischen  Geschichten  habe  ab- 
schliessen  lassen,  wo  sie  jetzt  schliessen  sollen.  Aber  mögen  im  ioni- 


T.  i. 


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\  Gmkidkteo,  die  Br.  BMiir  arMf»  f«i  Ab- 

«d,  Alitf  die  Gcediidile  dir  |^oc««iebw 

ni^  mAttsIliftbeii,  Torlolgt  babes  aoü, 

Ämdk  lioBt  mdk  midii  ]>ebni|toi,  diss 

biloBdril  QDd  am  «m  f»- 

r  bodtn  miditigstoi  Staaten  Qhe> 

fSeliau  vir  die  dnrdi  das  L,  V.  ond  VL 

«eldie  n  des  ^echiectai  OeeoÜAtie 

so  k^ueD  wir  iinin<iiglicli  dem  üitkiile 

f  eüi  wol  ^eordnetea  Gaue  er^beiL 

sa  sehr  sie  gegea  die  bestimmt  i 
BoDderexisteiia  einiebier,  Ton  B. : 
pnclieo«  würden  dennodi  eiiii  geringe  Gel-' 
n«  wenn  es  Dr.  Bauer  getangeo  wire,  den 
eiznelne,  in  der  Bütte  (»der  am  Schluss  des 
Bmaeeo  froher  ahgefitöst  aind^  als  Partien^  die 
I  Weit»  wosvifsteheiL  Aber  dieser  Beweis  ist  Dr.  Baaer 
Sr  hat  keift  posttiYes  Aj^^umeot  zu  erbringen  ge> 
le  jeilet  naelilblgeiide  Partie  in  diesem  oder  jenem 
friber  fliidefgeBcJiTieben  werden  ist,   als  eine  rorauf* 
letae  Beweise  benhen  hauptsächlich  anf  den   ausßiiitig 
Theo  in  Wirklichkeit  nicht  vorhamii^nen 
diu  T^yiederteinngep  ans  früheren  Büchern  und  deft. 
swischti  dsfiselb^n  und  vornehmHch   darauf,  da 
der  Eitihliing  sehr  häufig  durch  Kfiisodeii  unler«^ 


S8X     Bauer,  Herodot'8  Geschichtswerk,  ang.  ▼.  L.  ÖuMMkL 

brochen  und  dann  wieder  in  der  früheren  Weise  aufgenommen  wird« 
Dr.  B.   hat  sich  durch   diese  Episoden   ganz   besonders   tänscliei] 
lassen.   Er  möchte  in  dem  Herodotischen  Werke  ein  vollkommen  ab- 
gemndetes,  modernes  Geschichtswerk  finden  und  vergisst,  den  gewal- 
tigen Unterschied  der  Zeit  mit  in  Anschlag  zu  bringen.  Herodot  hat  nir 
Geschichte  der  verschiedensten  Völker  nnd  L&nder  in  den  verschieden- 
sten Zeiten  ein  gewaltiges  Material  gesammelt.  Dieses  Material  geistig 
der  Art  zu  verschmelzen,  dass  daraus  ein  Werk  gleichsam  ans  einem 
Gusse  entstände,  das  glatt  von  Anfang  bis  Endo  fortliefe,  dazu  fehlte 
Herodot  noch  die  nöthige  formale  Bildung  nnd  die  Technik.  Anch  spä- 
ter e  Historiker  haben  es  nicht  beispielsweise  vermocht,  gleichzeitige 
Ereignisse  in  verschiedenen  Ländern  oder  Städteu   mit   einander 
innig  und  wirklich  zu  verbinden.  Thukydides  ist  über  das  System  der 
blossen  Aneinanderreihung  gleichzeitiger  Ereignisse  nicht  hinausge- 
gangen. Das  Herodotische  Material  war  überdies  so  ungleichmäsagi 
wie  nur  möglich ,   und  von  verschiedenster  Beschaffenheit,   nnd  den 
Plane,  welchen  Herodot  in  seinem  Werke  durchführen  wollte,  fügte 
sich  se  Manches,  so  z.  B.,  um  nur  Eines  ausdrücklich  hervorznheben,  die 
geographischen  Notizen  nicht.   Diese  geographisch-ethnographiecheD 
Notizen  anders  als  in  der  Form  von  Episoden  in  ein  Geschichtsveik 
von  dem  Vorwurfe,  wie  ihn  das  Herodotische  Werk  hatte,,  einzaffigea, 
würde  auch  heute  Niemand  verstehen.    Herodot  mochte  wol  selbst 
gesehen  haben,  dass  diese  Episoden  den  Zusammenhang  der  Erzäh- 
lung verdunkeln  und  die  Grundidee  zurücktreten  lassen,   aber  diese« 
mit  vieler  Mühe  erworbene  Gut  war  ihm  so  sehr  an*s  Herz  gewachsen, 
dass  er  es  doch  in  seinem  Werke,   dessen  Composition  er  sich  xor 
Lebensaufgabe  gemacht  hatte,   nicht  übergehen  und  nicht  einmal 
kürzen  wollte.    Und  so  erklärt  er  denn   auch  IV,  30,   Episoden, 
TCQoad-tjxag  d.  h.  Zusätze  ausserhalb  des  historischen  Zusammen- 
hanges einzuschieben ,  habe  er  von  Anfang  an  beabsichtigt    Diese 
TtQoa&Tjxag  mit  Dr.  Bauer  far  Correcturen  und  Bandnotizen  m  er- 
klären, ist  ganz  unmöglich.    Dagegen  spricht  die  Ansdmcksweiee: 
TtQoadrjuag  yaQ  örj  jtioi  6  Xoyog  i^  olqxv^  idil^ijTO,  wie  anchdi« 
Veranlassung,  bei  der  Herodot  diese  Erklärung  abgegeben  hat. 

Es  ist  unmöglich ,  alle  Ao^oi,  die  Bauer  unterscheidet,  h]e^ 
selbst  zu  besprechen  und  seine  Argumente  zu  widerlegen.  Dazu  wlre 
eine  besondere  Abhandlung  nöthig.  Nur  auf  ein  paar  Geschichten 
wollen  wir  eingehen,  nnd  zwar  zunächst  auf  die  Geschichte  des 
Xerxesznges,  die  sich  schon  darum  zu  einer  solchen  Besprechung 
ganz  vorzüglich  eignet,  weil  mit  ihr  zugleich  das  Verhältniss  zu  ve^ 
schiedenen  anderen  Xoyot  erläuteii  werden  muss.  Auch  Weil  hat 
schon  mehrere  Puncto  in  seiner  Kritik  besprochen. 

Dr.  Bauer  weist  also  zunächst  mit  Büdinger  darauf  hin,  dass 
Dareios,  Artabanos,  Mai'donios,  Demaratos  noch  ein  Mal  wie  unbe- 
kannte Personen  vorgeführt  werden ,  während  sie  aus  der  voraof- 
gehenden  Erzählung  dem  Leser  bekannt  sein  müssen.  Sie  werden 
ebenso  wie  Inaros  und  Achaimenes  mit  vollem  Vatertitel  bezeichnet, 


r«  Herodot's  GeBehicliI 


Dg.  V.  L    <\iiktin8ki.       28S 


Bsoer  Stellt  tu  wie<lerholton  Maleu  dieBehanptung  aaf,  dass 

nur  in  dem  Falle  das  Patronymikou  hinzusetzt ,  wenn  er 

irsten  ülale  nennt.  Aber  diese  Re^ol  ist  j^anz  will- 

aen  zahlmclier,   wie  die  Regelfalle.    Weil  weist 

^'      'mezog  o  Id^ioTiumg  VII   3,    101    und^  209 

-   o  rwßgviio  lenen  wir  VII  5  und  82;L4Xi' 

'uo  lesen   wir  VII  136  und  140  a.  s.  w.    Aach 

at  übrigens  innerhalb  eines  von  ihm  bestimmten 

Itine  Ausnahme   wahrgenommen   und  zugestanden.    Es   muss 

'  ünmethödisch  gelten,  eine  Verrauthung,  die  erst  darin 

finden  würde,  wenn  es  sich  auf  anderem  Wege  fest- 

5^  dass  die  Stellen,  wo  dieselben  Eigennamen  mit  Patrony- 

nmeü,  verschiedenen,   ursprünglich  gosonderten  Werken 

j  eben  zur  Begründung  dieser  Thatsache  zu  verwerthen. 

14  f.  sagt  Heriidot,  die  Persör  hätten  dem  Namen  Epvia  odoi 

neun  Knaben  und  neun  Mädchen  daselbst  begraben  und  fügt 

fti^ainov  tM  Tt  tii^ovTcti;  ActTOQvoaLiv,  i/TU  Aai  "^^iTjaiQty 

^ua  yiPoiKtt  ntv&dvojucu  yi]qaaaaav  dlg  hiiä  Ih^aeati' 

■'■'V   htiqavhiijv   avÖQiT)v   viiio   hort^g  ii^  vno  yijv 

n  ^Htjt  mttxaqittüiHa  T^aroQVOfJoiaat'*    Dr,  Bauer 

da-*r     1  iK  '  Herodot  III  35  geschrieben  gehabt,   er  nur 

|iort  erz^.hliL  ihatsache  zu  verweisen  gebraucht  hätte,   dass 

iwt^lf  edle  Perser  biß  auf  den  Kopf  habe  eingraben  lassen. 

Bsliche  Thatdes  Kambyses  erzählt  Herodot  im  Anschlusa 

log  des  Bohües  des  Prexaspes.     Herodot  schliesst  seine 

iSQUg  c,  35:  tote  ^tiv  javra  i^egyacato,  itfQtodi 

witap  ofioiovg  toiat  nquiioiüt  diioätÄU  ht^  otäafufj  attifj 

ih^v  Ltiioytag  im  Tceqakr^v  xartfJ^i|e.  Hier  handelt  es 

ftacheinlich  nur  darum ,  zu  beweisen  ,  dass  Kymbyses  toll 

als  ein  wahrer  Tyrann  verfuhr  und  nicht  um  die  Illustration 

itachen  Sitte.    Aber  angenommen ,    dass  es  der  Fall   war, 

it  Herodot  im  III.  Buche  ,  das  später  geschrieben  sein  soll, 

fnebeot€,  nicht  den  ihm  schon  langst  bekannten,  VII  1X4  er* 

»^Uofebl  der  Amestris,  14  edle  Knaben  lebendig  zu  begrabeo, 

gLiabe,  dass  man  mit  eben  solchem  Hechte,  wie  es  Ehr* 

,  geriide  das  Umgekehrte  von  dem,  was  er  gefolgert  hatte^ 

hdi^en  Stellen  folgern  dürfte.  Es  ist  aber  vielmehr  einzig 

a«n  Schluss  der  Art  zu  machen. 

Bheo  solches  Argument  ist  dasjenige,   welches  Dr.  Bauer 

fmt :  cig  dd  fuv  (sc.  JagCiov)  ctnoii^awa 

rtwv  vu^my  ftttvi  GtQtttivio^at.  Diese  Stelle 

|Wid«mpilicii  stehen   mit   I  20^  und  I  92,   was  ich  durchaus 

b*n  vinniiif.     Es  ist  auch  keiner  zwischen  VII  194  und 

[  weldift^  ^1  wie  Oberhaupt  1131—141,  Bauer  zu- 

II  der  "  a<  iioQ  hinzugekommen  sein  soll,  vorhanden. 

1 1  137  i  cht  Gesetz,  eondern  Sitte ;  an  ein  Gesetz  war 

irkCoj^  mciit  gebunden.  Herodot  sagt  ja  axitb,  das»  DareiOi 


t84     Bauer^  Herodot*8  Gesohichtswerk,  ang.  ▼.  L.  öwikkimtikL 

sein  Aufbrausen  bereut  und  noch  zeitig  gut  gemacht  habe,  und  es 
ist  überdies  zu  beachten,  dass  1137  von  /uea  ami;  und  Tu  IM 
von  äfjiaQTTjfjiaTa  geredet  wird.  —  Dass  Bauer  ein  andens 
Capitel  (132)  dieses  vormeintlichen  redactionellen  Einschubs  frisch 
verstanden  hat,  wies  Weil  in  der  Becension  nach.  Und  selbst  wom 
es  nicht  der  Fall  wäre,  wenn  in  diesem  Nachtrage  zu  den  peraifichui 
Geschichten  auf  weitester  Sachkenntniss  beruhende  Verbessenuigea 
des  im  YII. — H.  Buche  Erzählten  vorlägen,  so  mOsste  es  befremdlieh 
erscheinen,  warum  Herodot  im  YII.  und  den  folgenden  Büchern  nicht 
ebenfalls  das,  was  nöthig  war,  nachholte  oder  verbesserte;  war  der 
Nachtrag  mit  der  Absicht  abgefasst,  Oorrecturen  fürB.  YII — IX  aaf- 
zunehmen,  so  hat  Herodot  wol  gewusst,  was  in  B.YU— IX  geschiie* 
ben  stand!  —  Die  Stelle  YU  74  über  die  Mysier  (cl.  I  171),  die 
Worte  des  Mardonios  YII  9  (cl.  III  97),  der  Abschnitt  YII  8,  3  in 
der  Bede  des  Xerxes  über  die  Yerbrennung  von  Sardes  durch  die 
Jonier,  die  Ausdrucksweise  YII  54 :  nsquimv  §iq>og,  tov  onuvaiapt 
Tcaleovai  und  noch  einige  andere,  so  namentlich  Yn  135  (oL  IT 
145)  sind  schon  von  Weil  in  richtiger  Weise  gegen  Bauer's  künst- 
liche Erklärungen  erläutert  worden.  Diese  Stellen  sind  es  aber 
gewesen,  welche  Bauer  nach  seiner  Erklärung  als  Argumente  daftr 
gedient  haben,  dass  die  Persergeschichten  zu  gleicher  Zeit,  die  lydi* 
sehen,  libyschen  und  skythischen  Geschichten  später  abgefasst  wor- 
den sind  als  die  B.  YII — IX. 

Ganz  eben  solcher  Art  sind  die  Argumente,  mit  denen  er  von. 
der  Unabhängigkeit  und  späteren  Abfassung  der  sogen,  griechischen. 
Geschichten  und  der  Geschichte  des  jonischen  Au&tandes  seine  Leeor 
zu  überzeugen  hoffte. 

Doch  wir  wollen  auf  diese  Argumente  nicht  des  Näheren  ein-* 
gehen  und  nur  zusehen,  wie  sich  Dr.  Bauer  an  den  Stellen  derBttchet* 
YII — IX  hilft,  wo  Yerweise  nach  vom  oder  chronologische  Anspiel- 
ungen enthalten  sind.    Er  hält  sie  einfach  für  spätere  Einschiebsdr 
60  die  Worte  YII  93,   wo  Herodot  von  den  Earem  sagt:   ovvoi  dS 
oiriveg  ttqotbqov  ixaXioyvoj   iv   roiai  ^rQCJToiai    mv   X'yw^ 
aXqtjfuai,  womit  auf  I  171  hingewiesen  wird.  Bauer  hält  nun  YU  9S 
mit  Ausnahme  des  citierten  Satzes  für  ein  früheres  Erzeugniss  als  dia 
Stelle  im  I.  Buche ,  weil  in  jenem  Capitel  nichts  von  den  drei  Sr* 
findungen  der  Karer:  dem  Helmbusch,  den  Schildzeichen  und  den 
Armriemen  am  Schilde  verlautet,  die  im  ersten  Buche  erwähnt  wer* 
den.  Ich  denke:  eben  desswegen  brauchten  und  durften  sie  nicht 
noch  einmal  im  YII.  Buche  genannt  werden.    Hier  war  auch  keins 
passende  Gelegenheit  dazu.  Es  ist  die  Rede  von  der  Zahl  der  Schiffi, 
welche  einzelne  Yölkerschaften  zur  persischen  Flotte  gestellt  haben 
und  von  der  Ausrüstung  der  Mannschaft.   Yen  den  Earem  sagt  also 
der  Autor:  tol  ^iv  a^Xa  xaraneQ  ^'EHrp^eg  iaTaX^erot^  dxw  ii 
xai  ÖQBTtava  wxl  iyxsiQiöia.  Haben  denn  die  Griechen  jene  drei  Er- 
findungen der  Earer  nicht  sich  angeeignet? 


t.  L, 


M». 


cSOi 


«oU 


-akiai 


J"""--    mmJ    a^r    1m4    »y^i^JiMfc, 

•■W^MW    IHHI    Wr    Wli     IiWmNB* 

^MM  dci^'Aftffai  tei  Aidor  M 

sM,  ijs  M  fiMir  «n*w  A¥^ 

Dtttii  bei  im  BdktmtnitMom  mlkmn 

■V  Mdi  mehi  AditsaiiDlnfl  TdfsiissittM. 

so  Ifseii  ist:  ^aiivrt^t^^  o  Bd^laSifo^  «od  I  77 

«lÜMUig,  «rUifftakli  f li  di^fenigt« «te  Üi 

^  Btieotaiig  der  ^nsodtii  n^la  bMutrldt,  wie 

aen.  FDil  du*  Etnleitung  dieses  £xcurs«8  Ober  die 
^partanjsclie  G^schicht<? :  /i«^o  di  tavta  hffnrfii^e 
fo^trtr,    fovg  dr  ^EWr^ittfi-  drKrnorrf rot  c  forioij 
^ihn^;  mag  Manchem  ^curios*  ei^i  r  st  doch 

Kroiöos    mna8te   in  WirUkhkeit  cun^n 

J^  BAchfolgeTide  Satz  Aber  dio  Pelaag^  und  Hdleneii, 
■iffr  imd  die  Dorier  ist  toq  Bttuer  falsch  an^efasst  wor- 
1^  kat  ihn  Weil  in  der  aogeteigt^n  Kritik  orklj^t,  deaMn 
wm  u  den  Äegyptischen  ilo/oi  ebenso  wie  die  zur  Ge* 
■  Xeneszuges  volle  Beachtung  vordiouen. 
i  aaf  einen  Umstand  will  ich  zum  Srfilus^i«  mit  wonigen 
ivvaen.  Dr.  Bauer  schätzt  die  Traditioti  aber  Hc^nuloti? 
Sdlicksale  nicht  gar  hoch.  Dios  siecht  mau  aus  der  gaimni 
mip;  dies  soll  er  auch  vor  Kurzem,  wie  ich  au 8  einer  i^o- 
II  Aüieigo  erfahren  bal>e,  in  einem  beijon^loren  Aufsattc  dur- 
v^.t  u»i.  stimmt  dies  nun  da:?.n,  das»  er  mit  einem  MaJo  den 
dr  ii,  des  Snida^  nnd  denen  dvr  Grabsiiirift  Glauben 

tiui  r;-  II üh  plauÄibol  zu  machen,    daÄ,s  Hnrodot  seiner  uu- 
m  Ansichten   we^en »   nachdem  er  aus   Aejrypton    nach 
oriickgtkehrt  war»  dit'se  Stadt  zu  vorlasb^en  tind  nach  ThuHoi 
I  ^Oüüiigt  war!  Freilich  bericlitet  Tlutarch  (do  nuilign.  31) 
Tbebanern»  dasa  sie  Herodot  kein  Geld  geben  wollten «    um 


tSS      Bau€r,  Herodoi's  Geschicbtewerk,  ang. 


das  w  sie  gebeten ,  und  ihm  den  Unterricht  der  Jugend  ui 
haben,  (und  zwar  mit  der  Notiz,  dass  sie  es  aus  Bache  dafür  g^ 
haben,  dass  Herodot  voni  Yerrathe  der  nationalen  Sache  seiteiui 
Tbebaner  erzählt  habe),  und  Saidas  und  die  Grabschnft  sagen,  - 
Herodot  seine  Vaterstadt  Halikarnass  (und  nicht  Athen)  inf 
der  Missgunst  seiner  Mitbürger  zu  verlassen  genöthigt  war ; 
Bauer  weiss  dies  recht  gut;  aber,  nur  um  seine  These  zu  rei 
scheut  er  sich  nicht,  alle  Bedenken  gegen  die  Glaubwürdigkeit  sol 
Zeugnisse  bei  Seite  zu  schieben  und  nimmt  an »  dass  Suidas  um 
Grabschrift  unabhilngig  von  einander,  aber  beide  in  g 
eher  Weise  unrichtig  ihre  Vorlage  wiedergegeben  haben l 
sind  jedoch  rielmehr  eben  so  sehr  unnütze  Erfindungen  späterer 
wie  05  die  bekannte  Erzählung  des  sogen.  Markeltinos  ist  übel 
Benehmen  der  Korintbier  gegen  Herodot,  Dass  übrigens  in  den  ; 
gidseu  und  sittlichen  Anschauungen,  die  wir  im  zweiten  Buche  ' 
finden,  und  denjenigen,  denen  wir  in  den  übrigen  Theilen  desWe 
begegnen,  kein  wesentlicher  Unterschied  zu  entdecken  ist,  daasaufl 
dem,  wenn  Herodot  nach  der  Rückkehr  aus  Aegypten  an 
Ansichten  kundgcthan  hätte,  er  dennoch  in  dem  toleranten  A 
unter  der  liberalen  Regierung  des  Pen  kies  ruhig  h&tte  verblei 
können,  hat  Weil  in  der  schon  mehrfach  citirten  Eecension  dei 
Buches  schön  auseinandergesetzt.  Warum  Herodot  und  wann  er  n 
Thurioi  gegangen  ist,  bleibt  uns  verborgen,  falls  nicht  neue  Que 
Licht  über  die  dunkle  Lebensgeschichte  Herodots  verbreiten  wer 
Vermuthon  dürfen  wir  als  Grund  seiner  üebersiedelung  Zwei« 
Herodot  war  aus  Halikaniass  vortrieben  worden ;  athenischer  Bü 
wurde  er  wol  nicht —  wenigstens  hören  wir  nichts  darüber;  so  moi 
ihn  die  Absicht ,  Bürger  einer  attischen  Colonie  zu  werden ,  verl 
haben ^  mit  anderen  Colonisten  nach  Thurioi  zu  reisen.  Oder:  « 
mit  denselben  mitgezogen,  um  auf  diese  Weise  ünteritalien  und  Sic 
kennen  zu  lernen,  Oder  es  mochten  beide  GrQnde  zugleich  ihn  be 
tlosät  haben«  Doch  dies  sind  nur  Vermuthungen,  die  manstetsalsso 
bezeicbnen  soll  und  die  man  wissenschaftlich  kaum  verwerthen  b 

Wir  haben  uns  im  Obigen  mit  den  Resultaten  der  Bauer *s<! 
Untersuchung  nicht  för  einverstanden  erklärt.  Hieraus  soll  l 
nicht  geschlossen  werden,  dass  wir  derselben  jeglichen  Worih 
sprechen  wollten.  Auf  verschiedene  Eigenthümlichkeiten  des  Tei 
die  bisher  unbeachtet  geblieben  sind,  hat  Bauer  zum  ersten  Male 
merksam  gemacht.  Die  Untersuchung  beruht  auf  fieissiger  and  gr( 
lieber  Foi^chung.  Dr.  Bauer  kennt  das  Heradotische  Werk  ( 
genau*  Nur  um  so  mehr  ist  es  zu  bedauern,  dass  er  sich  dl 
Scheingründe  hat  täuschen  lassen  und  die  schönen  Herodotisi 
Erzählungen  mit  Voreingenommenheit  studiert  hat. 

Zurborg  hat  in  seiner  kurzen  Anzeige  des  Bauer*8chen  Bu( 
(in  der  Jen.  Literatur-Zeitung)  sein  Urtheil  bis  dahin  reservierei 
wollen  erklärt,  bis  derjenige  Mann  gesprochen,  der,  wie  in  vecgj 
ddnen  anderen  philologischen  Fragen,  so  auch  in  solchen^ 


/.  Bdmidi^  De  semis  Angastalibus,  ang.  t.  O,  Hirschfeld.     S80 


Bp  bdifiudelte,  und  insbesondere  in  Untersuchungen,  die  sich  auf 
iol  iMfxiehen ^  für  eine  Autorität  angesehen  werden  itiiiss.  Dieser 
dem  die  Untersuchung  Bauers  noch  vor  ihrer  Veröffentlichung 
Drucke  bekannt  war ,  ist  nun  von  seiner  These  auch  nicht  um 
Schritt  zurückgewichen ;  er  meint  nach  bestem  Wissen  und  Ge- 
\m  der  früher  gewonnenen  Ueberzeugung  verharren  zu  dürfen, 
kB  der  Fall  igt,  kann  ich  mit  Bestimmtheit  behaupten,  and  es 
£ee  fit  <relehrte  auch  schon  am  Schlüsse  des  iu  der 

B^  6f'    _  T.  Classe   der  k.  Ak.  d.  W.  zu  Berlin  am 

r  Januar  K  J.  geli*senen  und  in  den  Sitzungsberichten  publicierten 
Änaa  Aufsaizes  „aber  die  Zeit  des  Besuches  Herodots  in  Sparta **  mit 
^ifci^fu  Worten  aber  verständlich  genug  angedeutet. 

Lemberg.  Dr.  L,  ÖwikliÄski* 


Jikm&es  Schmidt,  De  seviris  Augastalibus  (dissertationes  phl- 
kJc^ca«  Hakuse»  V,  1).  Halle  1878  (HabilitationsBchrift.)  8«.  pp.  132 
•il  einer  Tafel. 

Tor  S5  Jahren  s^chrieb  Mommsen  in  seiner  Abhandlung  de  cot- 
Ififw  ff  fod^lidis  Iiomanotmn  (p,  A3);  ordo  Angtistalium  ortus 
fiäthur  ex  coUe^Hs  in  Ainjuati  honorem  institutts  et  diffnus  some 
(•I  fiii  froi>r#o  commeNtano  illustrctur;  sunt  mim  Äugustales  in 
tiacBiv  uMtverm  rt  mumcipaU  maxime  in  tenehris  posüi  ei 
MMüt  ftfoffioda  cum  ordinem  referunt  tum  coUegia.  Ueber- 
CBietotfe  411  Spanien  gemachte  Funde  ,  sowie  eindringende  Unter- 
■Hlmg  m^y  ^  he  Sammlung  des  weitschichtigen,  InLocalpubli- 

VftMiiT€r  n  inschriftlichen  Materials  haben  unsere  Kennt- 

iBi  d#T  muoicipiiicü  Institutionen  in  nicht  geahnter  Weise  gefördert 
lil  ms  einen  Einblick  in  Verhältnisse  gestattet,  die  noch  vor  we- 
l%iii  Deeennien  in  undurchdringliches  Dunkel  gehüllt  erscheinen 
iöebt«ii.  Noch  bleiht  freilich  viel  auf  diesem  Gebiete  der  Sammler- 
•i  Foracherarbeit  zu  thun  übrig,  um  das  Fundament  für  eine  um- 
tenide  Harstellung  des  romischen  Städtewesens  zu  bereiten  und 
■K  Duk  iffrden  wir  jeden  ernsten  Versuch  begrüssen,  neues  Ma- 
IräJ  utr  Aufhellung  dunkler  Puncte  beizubringen  oder  bekannte  Do- 
QBCttl«  in  fruchtbarer  Weise  zu  verwerthen, 

Pftfi  lofltitut  der  Angustalen  ist  in  neuerer  Zeit  vielfach  Gegen- 
tei  der  Üotersnchung  gewesen.  Die  Schritten  von  Egger,  Zumpt, 
lo^quardt  und  Henzen,  die  kurz  nach  einander  in  den  vierziger 
,Mbhi  erschienen  sind .  haben  die  von  älteren  Gelehrten  kaum  be- 
iMiit  Forschung  durch  sorgfältige  Verwerthuug  der  Inschriften 
18  einem  forUaflgen  Abschlnss  gebracht,  üeber  die  wesentlich- 
ii  Frage  betrefljs  der  Entstehung  der  Augustalen  ist  freilich  eine 
ftufung  sieht  erzielt  worden  und  wenn  auch  Marquardt  (E.  Staats- 
tWWmllTOi^  K  S,  51^  ff,  vgl.  Handhuch  IIL  1,  S,  377)  seine  ur- 
ipHb|;licb   vertrete oe  Ansicht  in  Folge  der  Henzen 'sehen  AusfQh- 


\  t  i.  mum.  ojmo*  m%,  rv,  H«fi* 


19 


200    J.  Schmidt,  De  se?ins  AugustiUibaB,  aiig.  t.  0.  Hirschftld. 

rungen  aufgegeben  liat,  so  scheint  er  dies  Opfer  doch  nicht  ohne 
servatioü  und  in  der  stillen  Hoffnung  gebracht  zu  haben ,  st 
früheren  Meinung  doch  vielleicht  noch  einmal  zum  Siege  terh^ 
XU  kdnnen.  Wenigstens  dürften  wir  nach  seinen  neuesten  Aan 
rungen  in  der  Anzeige  der  Schrift  von  Sc)imidt  (Jenaer  Literai 
Zeitung  1878,  S.  133)  zu  der  Annahme  berechtigt  sein,  dass  er 
zweiten  AuOage  seiner  Staatsverwaltang  die  von  ihm  durch  vorz« 
Capitiilation  geopferte  Position  wieder  einnehmen  werde.  Schon 
raus  können  wir  sehjiessen  und  können  es  nach  eingehender  Fr& 
der  oben  genannten  Schrift  trotz  einiger  Abweichungen  in  der  J 
fassung  unbedenklich  bestätigen,  dass  die  nochmalige  Untersudi 
der  schwierigen  Frage,  wie  sie  von  Schmidt  auf  Grund  des  intwidi 
besonders  durch  die  Sammlung  der  oberitalischen  Inschriften 
5.  Bande  des  Corpus  Inscriptionum  Latinarum  reich  vermehrten 
gesicherten  Materials  unternommen  worden^  nicht  ohne  wasenilü 
Erfolg  geblieben  ist. 

Schmidt  geht  von  der  Frage  aus ,  wie  sich  die  Kamen 
und  Augusialis  zu  eiaander  verhalten  oder  wie  er  dieselbe 
formulirt  (p.  5):  ,ititrum  a  principio  CQllegia  Ätigustalhim 
mnusve  frequentia  sint  eonsUtuia  cum  magistmUbus  et  reli 
quem  nommus  collegionim  apparaiu,  an  primo  fion  €M$tiH 
fusi  nescio  quot  sac€rdoies  annui,  ew  quibus  paullatm  CdBl 
quoquo  niodo  evaderent^.  Er  ist  der  Ansicht,  dass  öbei-all 
die  Seviri  existirt  haben  und  erst  aus  ihnen  die  An  ^ 

sich  allmählich  gebildet  haben.  Um  den  Nachweis  lI 

hat  Schmidt  es  sich  angelegen  sein  lassen,  die  Differenzen^ 
unzweideutig  in  ünteritalieu  und  den  nördlichen  Gegenden  hei 
treten,  so  weit  als  möglich  auszugleichen  und  als  unwesentlic! 
erweisen.  Ich  halte  dies  Verfahren  überhaupt  nicht  und  am  wenij 
in  dem  vorliegenden  Falle  für  gerechtfertigt.  Für  die  Awsgloicl 
und  Nivellirung  ist  ohnedies  nur  zu  sehr  in  der  K  '  g^ 

worden  und  gerade  die  wenigen  noch  kenntlichen  i  /en 

es  zumeist,  die  uns  hin  und  wieder  einen  Blick  in  den  Werdepi 
zu  thun  verstatten.  Es  wäre  vielmehr  der  üntersuchunL'  f^^^rM 
gewesen,  von  vorneherein  alle  diejenigen  Documente  ai; 
diß  nachweislich  der  Entstehuiigsperiode  der  Augustalität 
und  so  neben  der  geographischen  auch  eine  cbronologischo 
durchzuführen,  um  den  verschiede oon  Entwickelungsphaaen  des 
cultes  so  weit  als  thunlich  nachgehen  zu  können. 

Selbstverständlich  lassen  uns  hier  die  Zeugnisse  der  Bei 
stellar  fast  ganz  im  Stich :  so  delicate  und  politisch  bedeutsamoi 
formen  sind  nicht  auf  dem  gewöhnlichen  Verordnungawege  vol 
und  vom  Praeco  in  den  Gassen  ausgerufen  worden,  denn  sie  gel 
recht  eigentlich  zu  den  atcuna  imperiif  ihre  Insceuining  ist  eicjl 
im  Geheimen  vorbereitet  und  der  anscheinend  privaten  Ir 
mit  sanftem  Druck  die  gewQnschte  Direction  gegeben  wui 
weislich  hat  AugustuB,  so  weit  es  anging,  vermieden,  ganz  neuo  i| 


#*  ScMpmu,  m  tevin»  Angastalibus,  ang,  v.  0.  Hmchfeld.     291 


n  zu  schaffen ;  der  Piineipat  sollte  ja  die  Fortsetznog  oder 
^  r  der  ersalin te  Abs cblusg  der  jabrbnadertelangeu  Entwicke- 

^  nuachen  Staates  sein.  Nur  eine  Beorganisation  und  Wieder* 

^    its  VoHiandeDeD  oder  wenigstens  doch  eiDmal  Dagewesenen 
Ltsciiem  wie  auf  religiösem  Gebiet  schien  das  neue  Kaiserthum 
— :..eb«ii:  die  Brüderschaft  der  Aryalen  wird  aas  dem  Dunkel  her- 
i«|tM>gen«  nm  als  Repräsentanten  des  hohen  Adels  die  neuen  Kaiser- 
Me  ircrh^rrlichen  zn  helfen,  die  alten  magistri  ncöfum  werden  nen 
Cftakirt,  um  dem  Genius  des  Kaisers  als  drittem  Laren  \)  ihre  Hui- 
•a  im  Namen  der  Plebs  darzubringen,  üeberall  zeigt  sieb  die 
ihre  Ziele  unverrückt  verfolgende,  aber  stets  verhüllende  Po- 
es Acgnatna,  der  seit  der  Uebernahme  des  Oberpootificates  im 
742  nicht  zögerte,  die  gewiss  schon  längst  gehegten  und  vor- 

10  FläDe  zur  DurchfQhrung  zu  bringen. 

In  Italien  duiite  man  auf  die  imbedingte  Loyalität  des  Volkes 

mä  fOfxaglirh  (im  unteren  Volkes  zählen.    Die  Monumente  und  In- 

lAoHeii  pt  -reben  uns  lehiTeiche  Aufschlösse,  wie  der  Kaiser- 

(iR  «liierst  ern  und  verschämt,  dann  unbefangen^  zuletzt  un- 

lidÄlt  ttiiltntt,  indem  die  ministri  noch  14  v.Chr*  sich  nachMercur 

■h)  Viia  beaeonen,  dann  den  Namen  Augustug  hinzufügen,  endlich 

.  Chr.  denselben  ganz  allein  führen^  ^)*  Auch  die  Benennung 

m^agms  ffiix  suburhanus  als  Augustits  steht  sicherlich  damit  in 

TetMiAnag  oiid  wird  nicht  mit  Nissen  (a.  0.  S,  361)  „lediglich  als 

a  CiB^imeot  für  den  Kaiser"  zu  fassen  sein,  sondern  vielmehr  als 

Verleihung  von  Seiten  des  Kaisers  aus  Anlass  des  ihm  er- 

I  oder  zn  erweisenden  Cultes  in  der  wol  nach  dem  Muster  der 

«te  caatpsnisehen  Pagi  organisirten  (vgl,  Mommsen  C.  J.  L.  1  p.  159 

Md  in  &.  SOI  und  805)  religidsen  Gangenossenschaft. 

Gewi^  in  zahlreichen  Städten  Süd-Italiens  haben  bereits  be- 
iUkeide  CoHegien  in  ähnlicher  Weise,  freiwillig  einem  höheren  Im- 
^liie  A'tlgsnd  %  entweder  den  Kaisercult  an  die  Stelle  des  Götter- 

*]  VgL  Henzen  2Q  C.  L  L.  VI  4M  über   die  Zeit   dieser  Reform 

a  tiheh  Worten :  Laribus  duübus  quos  a&  iUo  inde  tempore  AuguHo» 

constatf  möchte  ich  bemerken,  dasa  die  Eichtigkeit  der 

Yoraosgeeetzt,  eine  oberitalische  (?)  Inechrift  schon  im 

^iL  ^_i.  r^^y^i-^gti)  Lares  gesetzt  wird:  C.  L  L.  V.  4087,  —  Aus 

iff  jm  von  Augu«ta&  vollzogenen  Dedication   des  Tempels  der 

Uli»  ^i.,^..v,  ,^JYiä  fasti  VI,  791  vgl,  Corp.VI  n.  456)  könnte  man  viel- 

MM  edblieeaen»  dass  dieser  Tag  ihm  als  der  Ta^  seines  Regier ungt>antritte£ 

MHem  ImtM  (fiber  die  Differenz  zwiechen  VeUeius  II,  103  und  den  fasti 

M^emini   betreffs  der  Adoption  des  Tiberios  vgl  Mommsen  St.  R*  II, 

Ta  A.  i). 

'/  NlitAen  Pompej.  Studien  S,  183  vgl,  S.  272  fg.  Mommsen  J.  N, 
lAa  p   4**1  p.  V,  Pompeii. 

*      '       t:  ,  rkt    Boissier    2a   rdimon   Eotnaifu;  1  S.   149 

i^  1  n  der  Verehrung  des  Aogostus  in  Söditaliän  «si 

.  jituvent  faire  snpposer  quil  u'y  eut  point  d'acte 

e  ou  poür  regier  ce  culte  en  Itafie,  coiume  il  fim- 

u  uti  loissa  chaque  villo  agir  d'öUe  m^me,  ot  par  ooe 


19  ♦ 


mfirälbüo  itponUn^''.  Aehnlich  Nissen  a.  0.  S«  182. 


jfa 


iih 


tW    J.  Sdtmidtt  De  senris  Augustallbas,  ang.  v.  0.  MimckfM. 


ciütea  treten  lassen  oder  neue  nach  liem  Muster  der  älteren 
richtete  Vereinigungen  sich  gebildet,  die  schon  durch  ihren  N^ 
unzweideutig  den  Zweck  ihres  Daseins  verriethen.  Dementsprech« 
treten  in  Süditalien  die  Äugustaleu  sofort  als  Corporationen  *) 
collegialer  Verfassung,  mitQuinquennalen,  Curatoren,  aasnahmswc 
auch  Quästoren  auf,  wobei  immerhin,  obgleich  der  Beweis  dafür 
in  wenigen  Fällen  erbracht  ist ,  der  jährlich  in  Function  befindli( 
Auflschuss,  nicht  selten  aus  6  Männern  bestanden  haben  mag 
AUgemeine  Erwägungen,  wie  auch  die  Prüfung  der  überHefeod 
Bocumente,  auf  die  wir  an  dieser  SteOe  nicht  eingehen  können^  falu 
in  gleicher  Weise  %\x  der  von  Henzen  vertretenen  Ansicht,  die 
durch  Schmidt's  Einwendungen  (p,  33  ff,)  nicht  widerlegt  sehe; 
dass  in  Unteritalien  die  Augustalen  sofort  als  CoUegieu  ins  Lei 
getreten  sind  und  nicht  erst  allmählich  aus  den  abgetretenen  Sei 
sich  gebildet  haben. 

Anders   haben  sich  die  Verhältnisse  in  Oberitalien  und 
nordwestlichen  Provinzen  gestaltet.    VlTar  doch  hier  der  Theil 
Bevülkeiung,  der  zum  Träger  dieses  Kaisercultes  ausersehen 
vielfach  mit  barbarischen,   noch  wenig   romanisirten  Elementen^ 
einer  Weise  untermischt,  dass  eine  Gliederung  der  Plebs,  wie 
Süditalien  längst  bestand,   hier  zu  Augustus'  Zeit  noch  keineswi 
überall  durchgeführt  und  daher  eine  Anknüpfung  an    vorh&ndl 
analoge  Bildungen  grosseutheils  nicht  möglich  war.    Es  ist  beieic 
nend,  dass  in  der  einzigen  Stadt  Dalmatiens,  die  iiacli        '    v     ^ 
in  republikanischer  Zeit  eine  nicht  unbedeutende  i 

wickolung  gehabt  hat ;  in  Narona,  in  derselben  Weise  wie  in  Fö 
peji  und  einigen  anderen  italischen  Städten ,  der  Kaisercult  an 
Mercurdienst  anknüpft  und  die  Augustalen  aus  den  Mercurialen 
Wissermassen  herausgewachsen  sind^).  Auch  die  im  Norden  hori^ 
tretende  Bethoiligung  der  Freigeborenen  besonders   in  älterer  ! 
ist  schwerlich  aus  einer  höheren  Schätzung  der  Angustalität  ca 
klären,  sondern  aus  der  UnniÖglichkeit,  sofort  eine  gentl^ende  < 
zahl  von  vermögenden  Freigelassenen  in  diesen  Gegenden  zu  find 
Im  Allgemeinen  wird  man  trotz  einzelner  Differenzen  in  der  Gdä 
tung  nicht  zweifeln  können,  dass  in  Norditalien  und  Gallien, 
schon  von  Egger,  Marquardt,  Henzen  angenommen  und  von  SchiB 
des  Näheren  nachgewiesen  worden  ist  (p.  32) :    ^iota  Augusiali 
a  sex  viris  annuis  JugusH  sacerdoUbus  exorsa  cM,     Prim 
paucis^  scilicet  meriHssinm  eorum^  sevirum  iura  ultra  fni 
annum  a  dem/trionibus  propagata  sunt.  Qui  in  Hispama  {B 
dinia)  $ez  viri  perpetui,  in  QaUia  Cisaipifui   Dfihttaii'a 


. 


*)  In  Ostia  findet  sich  selbst  die  Bezeichnunjr  &miliaAu^usc^ii 
Wilm.  173L 

')  Üebrigeus  roihieben  iu  Cupua  auch  6  magistri  eine  Dedfeüt 
an  Jttppiter  Liberr  Mommsen  L  N,  3568, 

*)  Vgl.  Borgbesi  oeupres  IV  p»  407  ff*  Mommaen  CIL. 
p»  291,  Schmidt  p,  57. 


m  Augustalibüs^  ang.  v.  0.  Eifschfdd,     SQS 

itiri  ei  Au^usiales  vocati  sunt     Mox  ad  omnes  semros 
kic  t4sus  nmnavit.  Ita  ordo  Außustalium  coortus  est,**' 

lo  welcher  Weise  diese  SechsmänDercolIegien  ins  Leben  ge* 
IZttn  fiifjd,  Tfigi  uns  an  einem  lehrreichen  Beispiel  die  bekannte 
IflK^r  '  ''Ottensis,  in  der  3  equäes  a  plebe  üud  5  lU 

nt  ^  iiten  der  Plebs  zur  Darbringung  der  Opfer  auf 

l&hr  beeteilt  werden.  Nach  dem  Wortlaut  der  Urkunde  möchte 
ohmen  geneigt  sein,  dass  ein  durchaus  freiwilliger  Act  der 
rk«it  für  eine  von  Angnstus  der  Narbonensischen  Plebs  in 
elben  Jahre  erwiesenen  Gunst  (quod  iudicia  plebis  deamonibus 
I)  diese  Institution  ins  Leben  gerufen  habe.  Formell  kann 
lo  ins  Tielleicht  auch  gelten  lassen ;  aber  unzweifelhaft  hat  keine 
re  Stadt  sich  diesem  Beweise  ihrer  Loyalität  entziehen  dürfen 
i  die  Gleichartigkeit  der  Formen,  in  denen  die  Augustalität  hier  im 
den  erscheint,  spricht  unzweideutig  dafür,  dass  die  Ein fahrung 
imIbeB  mcbt  ohne  offieielle  directe  Einüussnahme  sich  vollzogen  hat. 
Bit  Yermutiiung  liegt  nahe ,  dass  allen  anderen  Städten  die  coloniae 
Mioe  QDi)  Augustae^  wie  Ateste,  Brixia,  Verona  (?  vgl.  Mommsen 
C.  J,  L.  V.  p.327),  Augusta  Taurinorum  und  Andere^)  mit  derEin- 
Ifiknifig  des  Xaisercultes  in  gleichförmiger  Weise*)  vorangegangen 
Bri  ütfiem  Schema  dann  die  übrigen  Gemeinden  mit  grösseren  oder 
fmogcren  Modi£cationen  gefolgt  sein  werden.  Schon  ans  der  eigen- 
tMaUcbei)  Form,  in  der  die  Angnstalitat  in  MedioIaBium  erscheint' 
(lausen  tm  C,  J.  L.  Y.  p.  685),  würde  man  schliessen  können, 
liii  jttee  Stadt  nicht  zu  der  Categorie  der  kaiserlichen  Colonien  ge- 
hlrt,  iODdem  die  relativ  selbständige  Verfassuugsform  eines  Mu- 
tid]iltt8i  gehabt  hat.  — Aus  der  hier  und  in  wenigen  anderen  Städten 
aftretendeu  Scheidung  der  seviri  in  iuniores  und  seniores  möchte 
Irdings  nicht  ein  Argument  für  die  Ansteht  Zumpt's,  dass  die 
Überhaupt  den  stadtrömischen  seviri  equitum  Bomanorum 
ebildet  seien,  entnehmen.  Nachdem  vielmehr  jetzt  durch  das 
sndene  GTste  Capitel  der  lex  coloniae  Genetivae  erwiesen  ist, 
6  Priester,  3  Pontifices  und  3  Angnres  als  reguläre  Colonial- 
imter  fungirt  haben  (vgl.  Mommsen  Ephem.  ep.  III  p.  99),  wird 
ttii  Dfttnes  Erachtens  nicht  daran  zweifeln  kdnnen,  dass  auf  dieses 
|MiJ^  die  Sechszahl  der  Augnstalpriester  zurückzuführen  sei. 

Damit  sind  wir  bereits  bei  der  vielbestrittenen  Frage  ange- 

.  wo  denn  überhaupt  das  Vorbild  der  Aagustalen  zu  suchen  sei. 

i  «rat  nach  dem  Tode  des  Augustus  eingesetzten  Sodales  Augusta- 

'j  £«  ist  beachtenswerth ,   dass  auch  die  im  Orient  so  seltoDen 
'eaidBChriften  sich  bis  jetzt  nur   in  solcheu  Colonien  gefunden 
i:  in  Patrae  {coL  Aug.)j  Corinthttö  {col  Jui,)^  vielleicht  (€.  L  L, 
606^  auch   in  Troas  (col.  Äug,), 

')  Atjf    Gleichmissiekeit    und    inneren    Connei    des    Kaisercultea 

.h-r,  lolöüien  weist  auch  hin  der ßamen  coloniarum  in  Dacien  (C.  I. 

'■•'2  TgL  p.  229)   und   der  /Mimen  col\oniarum)  immunium  pro- 

iHidat)  iC.  L  L.  IL  166S).  Dagegen  wird  in  C.  L  U  III,  IÜ69 

r  A¥Ö»  COLÖNIAR  wol  in  lesen  sein  AVG,  COLON.  Mß  (mizegetuBae). 


294     /.  Schmidt,  De  BQviris  AugastaUbus,  ung*  v.  O,  üirsdhfdd, 

les  SLud  sicherlich  nicht  als  solches  zu  betrachten«  so  z&hlreiclie  Aji-^1 
bänger  auch  diese  Ansicht  merkwürdiger  Weise  gefunden  bat^     Vm 
eiuer  Aebnlichkeit  zwischen  beiden  Institutionen  kann,  besonders  in 
den  Anfängen  der  Entwickelung,  kaum  die  Hede  sein  und  innere  wi« 
äussere  Gründe  sprechen  in  gleicher  Weise  gegen  diesen  Zusatmaeo* 
hang.  Mit  dem,  auch  abgegeben  von  der  ara  Narbonensis,  wenrgsCmsa 
mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  zu  erbringenden  Nachweis,    dais 
Augustalen  *  Inschri^en  schon  unter  der  Begierung  des  Auguatin , 
vorkommen  ^) ,    fallt  auch  die  letzte  scheicbare  Stütze  dieser  Hjr*  j 
pothese,  ' 

Sind  wir  nun  aber  gezwungen,   uns  deshalb  unbedingt  für  die 
andere,  von  Orelli,  Egger,  Marquardt  veiiretene  Annahme  zu  erklärio, 
nadi  der  die  von  Augustus  um  das  Jahr  747   in  Korn  eingesetzten 
ma^istri  vicomm  als  Vorbild  der  Augustalen  zu  betrachten  Bsient 
Schmidt,  der  sich  ebenfalls  derselben   anschliesst ,  räumt  doch  eiiu  , 
dass  an  und  für  sich  keine  Nothwendigkeit  dazu  zwinge  ^ ,   audij 
wenn,  wie  es  allerdings  den  Anschein  hat,  die  Entstehung  der  An«, 
gustalität  erst  nach  dem  Jahre  747  anzusetzen  wäre.  Verwandte  Zög^l 
sind    freilich    bei   beiden   Institutionen   nicht   zu  verkennen,  aber 
dieselben   sind   keineswegs  allein  auf  diese  Beamtencategorien  be- 
schrankt, sondern  auf  allgemein  gültige  römische  Normen  zurückzn* 
fQhreu^)  und  man  daif  wohl  daran  erinnern^  da$s  auch  dieOollegiea- 
bildung  der  republikanischen  Zeit,  insbesondere  in  den  Campauiachetk 
Pagi^),  eigeuthümliche  Analogien  zu  der  Organisation  der  Atigofilar 


')  Vgl.  Schmidt  p,  123  fjf.  über  C.  I.  L.  UI,  1769  und  V,  3404^ 
Entgangen  scheixit  Schmidt  die  interessant^^  Insclinfi  aus  Formiae  fo 
sein  (Heosen  im  Bullett.  d.  h  1873  p,  87)  des  M.  Cadim  M.  U  PhiUf^ 
accetis,  T  Sexii  imp(eratoris)  in  Äfrica* ,  ,Formi(%)s  Äumt8t(älü),  Auch 
Benzen  ist  offenbar  durch  diese  Inschrift  in  Beinern  Glauoen  an  die  i 
von  ihm  vertretene  Ansicht  etwas  erschüttert  worden,  denn  er 
selbst  (p.  89) :  ^se  e  vero  cf^  Vaugustalitä  sia  siata  un*  imitoHon^ 
nicip^e  dd  gran  sacerdotio  pubhVco  de'  sodali  ßugustait  m  Mmnu^ 
deve  averlo  conseauito  neir  tstrerrta  vecchiaia,  imperoceJu;  circa  50  a 
(mindesten 8  53  Jahre!)  d^corsero  fra  Ü  servizto  da  tut  pre$ia$0  ii^ 
Africa  come  accefiso  c  fra  queW  epoca  in  cui  in  tal  caso  egli 
metUe  pateia  nomtmtfH  AufftMtole.  Intanto  U  Cfigini  deU*  a«_ 
ne'  viunieipii  italici  restano  iuttora  troppo  oacvre  per  potemt' 
delle  concltmoni  induhitabili.* 

*)  Schmidt  p.  125 — B  ^quad  enim  huc^isque  semper  solum  q^ae- 
tsitum  etst,  utrum  socUiUs  Augustales  an  vicimagißtros  Bomanas  $i9ifi 
Augustales  imitati  eint,  ne  shdtitiae  ipse  se  ctmvvncat  n&n  esi  qmd 
timeat,  gut  iandem  aiiquando  quaestionem  mavet,  num  ad  neuirntM 
mMuH  urbani  mmüHuiainem  potius  sepiri  facH  sint. 

*)  Uebei  die  Lictoren  und  die  Praeteita  der  Spielgeber  rgt  Uom«!«- 
flen  8t  E.  I  S,  375  und  407  und  in  Betreff  der  Manicipalprieatör,  dir 
hier  besonders  in  Betracht  zu  ziehen  sind:  1«i  coL  Genetivae  c  68  vgi 
Momniaen  in  Ephem.  epigr.  IC  p.  99  fg, 

*)  Vgl  Mi^inmaen  in  C,  L  L.  I  p.  159:  ^reperiunhir  m  m  «^ 
irngmai  äolif  modo  libertini  soii ,  ila  tarnen  ui  eiusdefn  colUgu  mAgiStri  l 
UMO  ingenui  t/mnea  sint,  modQ  ofnnes  Ubertini ;  rartus  occurrMnt  per-  \ 
Miigoti  M$r%U9que  generis  hommu Hisce  coUegOs  quotanni$  praeßei 


J,  SckmiMt  De  aerim  AuguaUlibus,  atig.  ▼.  0.  Hirachfdd.    S95 

^tm  kicM*  Die  cyMore»  AugttsH  qut  per  omne$  äamos  in  modum 
habthanfxtr  (Tacitus  ann.  I,  73)  können  mit  nicht  viel 
Recht,  als  <üe  msgistri  vicorum  als  analoge  Ei-scheinung 
rmmieipalen  Augnstalen  ang^esehen  werden;  denn  die  Augnsta- 
\  ift  weder  eine  rein  private^  ganz  der  Willkür  individueller  Gostal- 
:  uaKeÜDgefiteÜte  Institution,  noch  ein  mechanischer  Abklatsch 
r  (ÖT  Rom  geßcbaffenen  Einrichtung  gewesen;  man  hat  sich  darauf 
ikt,  von  oben  her  den  Impuls  den  willigen  Münicipalen  zu 
und  ihnen  im  Allgemeinen  die  Normen  vorzaieichnen ,  aber 
I  IomU  der  freiwilligen  Initiative  und  innerhalb  bestimmter  Grenzen 
I  IndiridtieHen  Belieben  einen  ziemlich  weiten  Spielraum  verstattet. 
» Frmgest^liung :  welches  stadtrömische  Institut  hat  der  Augustalität 
iT\>rbtlcl  gedient,  scheint  mir  daher  zurückzuweisen  und  man  wird 
^licb  bögüögen  können,  die  Beziehungen  der  Augustalität 
luderen,  analogen  Zwecken  dienenden  Einrichtungen  in  und 
rlialb  BomB,  wie  auch  insbesondere  zu  den  erst  jet^t  durch 
BHUmmangen  der  Lex  coloniae  Genetivae  in  hellerem  Lichte 
liaeoden  Municipalpriesterthümern  zu  eonstatiren.  Am  frap- 
&D  tritt  diese  Analogie  in  der  Organisation  der  üamines 
11^  fiASiioes  perpetoi  in  Afrika  zu  Tage  (vgl.  meinen  Aufsatz  in 
teAnnali  d.  J;  1866  p.  54—55  und  p.  66.  Schmidt  a,  0,  p,  15), 
4ita  Farmen  mit  geringen  Madihcationen  der  hier  nur  in  ver- 
«Modeiid  wenigen  Beispielen  vertretenen  Augustalität  unverkenn- 
ta  iMommen  worden  sind. 

Zn  dem  speciellen  Theile  (p.  65  ff.)  der  sorgfältigen  und 
•VthToUen  Schrift  von  Schmidt  bleibt  mir  nur  wenig  zu  bemerken« 
Zi  ilii  p.  105—6  behandelten  Juguslahs  dupUciarii  tritt  jetzt 
90Ck  eine  neuerdings  in  Dacien  gefundene  Inschiift  hinzu  (vgl. 
Bleis  in  Archiol.-epigr,  Mittheil.  I,  S,  122  n.  16):  Tih,  LI.  Ja- 
murms  Amg*  cd.  patr,  dec.  I.^.item  CL  Yems  fihm  €iu3  oh 
k0narem  dupii,  durch  welche  die  schon  von  Henzen '^)  ge- 
phtfie  Erklärung  derselben  eine  ausdrackliche  Bestätigung  hndet. 
h  hcfielltig^Q  ist  die  auf  Grund  zweier  Narbonensischer  Inschriften 
Bidi  dem  Vergange  Herzog's  auch  von  Schmidt  (p.  104)  vertre- 
tolfe  AHnftlime  ¥on  Decurionen  der  setnri  Äugustales,  Bei  der 
itlufefi  Scheidung  der  Augustalen  von  dem  ordo  decurionum  w&re 
Uta  lad  Ar  sich  wenig  wahrscheinlich,  dass  mau  ihnen  die  Füh- 
mig  diit<0  Titels  I  die  leicht  zu  absichtlichen  Missverständnissen 


mlt^mmi  Hu^dtni  V^*»»«*<?  .  .q^ios  aceepto  magisterii  vd  ministeni  honore 
IwMUfitiai  pecu  fc  pagi  Statut  am  in  pagi  usum  date  oporiehat, 

H  mOffiMifis  ^'  T  inde  faciendi  eratit,  nisi  pagiscitu    aiium  in 

iMBn  tarn  pecumam  iubebantur  eroQare,  MagktriB  qui  Iv^os  fecissefU 
nimdt  l0€us  cerHu  et  insignU  dabatur  in  £Äea^ro . . .  Uebrigens  setzt 
MeiuBtei  mit  Recht  hinzu:  c^terum  quae  de  Campanis  magistris  expo* 
mimmMp  neywiqmam  eorwm  propria  sunt,  sed  ea  lex  ut  pro  honore  Ittdi 
fmtl,  mti  feceritU  ifmgfiem  in  theatro  locum  deinceps  obHneant^  periinet 
fyn  06  {mm€S  magigtratu^  sive  Romanos  sive  munidpaies  «ti^  coUegiornm*. 
•>  AföbaoL  Anzeiger  1855  8.  166  u,  169. 


2M    Ä.  Kerckhoffs,  Lohensteins  Trauerspiele,  aog.  y.  R  Werner* 

Veranlassung  gebot]  konnte,  zugestanden  haben  sollte;  nach  Autopi 
kann  ich  aber  bezeugen ,  ^dass  in  beiden  luBcbriften   (Herxog  G. 
n.  17  und  51)  nicht  L.  D.  D.  D.  Iiml  V  I  R,  (resp,  V  I  R  0  B 
sondern,    wie    auch    säinmtUche    frühere   Copisten  gelesen  habei 
L,  D.  D.  Iiml  V  I  ß.  (resp.  V  I  R  0  E.)  auf  den  Steinen  stehl 
es  sind  daher  die  Decurionen  aus  der  Organisation  der  Ängustal< 
g&nzlich  zu  beseitigen.   —  Sehr  dankenswerth  ist  die  VerÖffCiö: 
Hebung  des  Brescianer  Reliefs  auf  dem  Steine  des  Sevir  >L  Valeril 
Anteros  Asiaticus  (C.  L  L.  V    4482   vgl.  Schmidt  p.  81  ff.),   dl 
einen  illustrirten  Commentar  sowohl  zu  den  Augu;>talen-ln8chri&t 
überhaupt,   als   iusbesondero  zu  den  detaillirten  Anordnu 
PetroniBchen  Triuialchio  betreffs  seiner  Bestattung  bietet. 


Wien 


Otto  Hirschfeld 


Daniel  Casper  von  Lohensteio's  Trauerspiele  mit  besond 
Berücksichtiguntj  der  Cleapatra,   Beitrag  zur  Geschieht« 
Dramas   im  XVIL  Jahrhundert  von  Dr.  Äug,  Kerckhoffs.  'San 
cuique*.  Paderborn,  Verlag  von  Ferdinand  SchÖniogh.  1877-  4  Bli« 
nO  SS,  8". 

Das  XVIL  Jh.  ist  jetzt  bei  den  Gelehrten  nicht  recht  in  Mo 
nur  wenige  beschäftigen  sich  mit  dieser  wenig  erfreulichen  Perio 
darom  ist  hier  jede  Arbeitskraft  zu  begrüssen,   wenn  vielleicht 
die  erste  Leistung  nicht  befriedigen  kann.  Herr  Dr.  Eerckhoffs  ] 
in   dem  vorliegenden  Büchlein    das  alJgemeine  Urteil  Über 
Steins  Dramen  meistern:  doch  fehlt  ihm  nach  dieser  Probe  selberl 
schmack  und  feinere  Empfindung ;  er  möchte  eine  philologische  Arb 
lieferUi  doch  mangelt  es  ihm  an  jeglicher  Schärfe,  es  lässt  sogar  < 
Oenauigkeit  seiner  Angaben  gar  viel  zu  wünschen  übrig.    leb 
mich  daher  mit  dem  Hrn.  Vf.  durchaus  nicht  einverstanden  erk 
und  suche  dies  im  Folgenden  zu  begmnden. 

Kercklioffs'  Buch  zerfallt  in  drei  Theile;   nach  einer  EinJeitun 
über  den  Zweck  seiner  Arbeit  (S.  1 — ^4)  sucht  er  (S.  4 — 8)  kurz  Üb 
den  'Zustand  der  Poesie  um  die  Mitte  des  XVII.  Jahi^hnnderte* 
orientieren ,  weiss  aber  nichts  zu  berichten ,  als  was  besser  in  jed« 
Compendlum  steht;  auch  F.  Bobertag  Hess  sich  neulich  langat 
über  den  Gegenstand,  speciell  ^Dio  deutsche  Kunsttragödie  des  '. 
Jahrhunderts^  in  einem  Aufsätze  hören  (Archiv  für  Litt. 
S.  152 — 190),  durch  welchen  aber  auch  nicht  das  geringste  HdSQ 
weder  in  positiven  Angaben,  noch  tu  Auffassung  der  Zeit  erla 
wurde.   Was  Kerckhofs  über  'Loheustein^s  Namen   und  Leben* 
berichten  weiss,  ist  nicht  neu,  aber  so  kurz,  dass  man  es  ihm  ?« 
zeiht.  Zu  Anm.  2  auf  S.  8  wäre  nachzutragen ,  dass  noch  in  der  : 
phonisbe  1724  richtig  Casper  stand  und  ebenso  unter  der  Vi»r 
zu  Ibrahim  Sultan   in  der  Ausgabe  von  1679,  welche   zuerst_ 
fehlerhafte  Schreibung  Caspar  brachte;  eigenthümlich  sind  di^ 
gaben  der  Epicharis  und  Cleopatra  von  1724,  welche  vor  ihrerol 


JL  Kerekho/ffy  Lohenstelns  Trauerspiele,  ang,  t.  B,  Werner    297 

Oi£pars  etc/  dio  alten  Bilder  bringen ,  die  noch  ihr  ^Daniel 
ajg  Aufschrift  tragen.    Ein  Aatograph   der  von  Eadowitz- 
Biffllaiig  in  Berlin  Nr.  7386»  das  unsermDichter  zugeschne- 
it jedoch  vom  *12-  Junij  1693   datiert  ist,  bietet  die  Unter- 
F:  ^DÄiuel  Caspar  von  Lohenstein*  ^anz  deutlich  dar. 
Von  S.  10 — 15  spricht  Herr  Kerkhoffs  über  *die  verschiedenen 
a*  TOD  'Lohenstein'ß  Trauerspielen  ,  und  fßr  diesen  Abschnitt 
likm  gewiss  Jedermann  danken;  ich  will  dies  durch  die  Ergän- 
lü  ibun ,  die  mir  die  königl.  hiesige  Bibliothek  ermöglicht.  Vor 
i  s^ieo  die  bibliographischen  Angaben  Kerckhoffs'  so  weit  möglich 
isert, 

L  Daniel  Caspers  \  IBRAHfflM  |  Trauer-Spiel  Diesen  Titel 

dm  örste  Blatt,  welches  einen  Stich  enthält;  auf  Bl.  2  steht 

I  IBEAHIM  I  Traaer-Spid  \  LEIPZIG  \  Druckts  Ja- 

mu>  1653»  I  Zu  finden  \  In  Christian  Kirchners  Buch' 

j  8*^.  5  unpaginierte  Bogen.  Bl.  3  enthält  eine  interessante 

^  an  den  ^  Gross -günstigen  Laser^  unterzeichnet  *^LeipHg  den 

d^s  I  1653,  Jahrs,  B.  C/  Bl.  4  bringt  nebet  dem  'inuhalt' 

'  ^edichte  auf  das  Werk  von  ^Melchior  Friebe,  Christian  Vin- 

SL  öüd  Henrich  Haupt  \  Theo!.  Stud.*   Die  ^Personen* 

'auf  dem  letzen  Blatte. 

!I,  Voran  wieder  ein  Bild  mit  der  Bezeichnung  ^Daniel  Caspers 

ATRA.  \  Bresslaw  hei EsaianFeUgiheln Buchhändlern* 

;.4fj/  Caspers  \  Cleopratra,  |  Trauer-Spiel,  |  Bild.  |  Bress- 

tf   Unkosten  Esaiae   FeUgibels  \  Buchhändlers  daselbst 

I  8**.  unpaginierte  9  Bogen,    Die  Folioausgabe  kenne  ich 

r     ^       'rj  Caspers  \  AGRIPPIN^A  ]  Trauerspiel  \  BressJau 
F^Ugieheln  \  1665.  \  8°,  6  Bl.  ynpaginiert,  155  SS, 
18*  Druckt ehlerverzeichnis. 

IV.  Daniel   Caspers  \  EPICHÄEIS  |  Trauer-Spiel  \  Bress- 
'ti  t  Beif  Esaias  Fcllgiebeln  \  1665  \  8**.  8  Bl.  unpaginiert.  173 

WSfn  n,  1  S.  Druckfehlerverzeichnis»  Vor  dem  Titel  ein  Bild  mit 
ie  BiMieluinng  Daniel  \  Caspers  |  Epi-  \  charis  |  Brcsslau.  auf 
ümh^tn  Esai(€  Fellgihels  Buchhändlers,  j 

V.  Kenne  ich  nicht. 

VI.  besitzt  auch  Berlin.    Der  Titel,  loth  (durchschossen)  und 
nlwx  gedruckt  lautet  genau  folgendermasse  n:  IBEAHIMSVL- 

lAK  I  Schauspiel  \  auf  die  \  glückseligste  Vermahlung  \  Begder 

Im»  K^^str  me  auch  su  \  Eungam  und  Boheim  Konigl  \  Ma- 

r'  ITcrm  \  Herrn  |LEOPOLDS|  und  |  Frauen  \  Frauen  \ 

A  I  FELICITAS  |Erczherzcoginvonl  Oesterreich  \ 

mm  ^U^runierihanigster  \  Pflicht  \  gemedmet  \  durch  \  Daniel 
CiBpar  voll  Lohenstein.  |  Frankfurt  und  Leipzig,  \  In  Ver- 

itfongToii  Johann  AdamEastners,  BuchhändL  I  Druckts 


SM    ^-  Kerckh&ffSt  Lobensteiiu  Traaerspiele,  &Dg.  7.  ^.  TTertiff. 

JöÄflww  Koler  \  Im  Jahr  1679.  \  Vor  dem  Titel  ein  Bild  mit  ei 
geküi^jtem  Text.  B^.  9  Bl,  4  Bogen  unpaginiert  und  146  SS, 

Yn.  Dio  Ordnung  im  Berliner  Exemplar  ißt  nacb  dem  Droc 
fehlerventeiclmis  nur  durch  verbinden  zu  Stande  gekommen, 

Daniel  Caspers  \  von  \  Lohenstein  \  Cl€op(ttra,  \  Traui 
spieh  I  Bresslauj  \  Bey  \  JEsatcB  Fellff^ibeln  Buchh.  aldari 
1680.  ( 

Daniel  Caspers  \  von  \  Lohenstein  \  Sophonisbe,  \  Tram 
spiel,  I  Bresslau  |  Auf  Unkosten  JEsaice  Fellgihels ,  \  Buchhäm 
lers  aläar,  \  1680.  \  Diese  Ausgabe ,  welche  ausserdem  noch 
'Blumen'  enthält,  ist  mit  12  ^Knpffern*  geschmückt. 

YIIL  Einen  neuen  Abdruck  mösste  das  Berliner  Exemplar  t 
präsentieren,  dessen  Haapttitel,  wie  folgt,  lautet,  wenn  nicht  1 
Kerckhoffs  13  Druckfehler  in  den  betreffenden  6  Zeilen  aagenom; 
werden,  Daniel  Caspers  \  von  Lohen  stein  \  IBRAHIM  |  Sl 
TAN  I  Schauspiel,  \  AGEIPPINA  j  Trauerspiel,  \  EPICHJ 
EIS  I  Trauerspiel,  \  Und  \  andere  Poetische  Gedichte  | 
noch  mit  Bewilligung  des  SMutoris  |  Nebenst  desselbeti  j  Leben 
Laaff  I  undEpicediis,  \  In  Bresslau,  \  Yerlegt  JEsaias  Fi 
gibel  I  Buchhändl.  |  H^. 

Auch  die  Specialtitel  wären  bei  Kerckhoffs,  keineswegs  felilÄ 
los,  80  heisst  es  bei  Ibrahim  Sultan  ^glfickseeligste',  und  die  Ve 
lagsangabe  fehlt  Prutz  meint  (Vorlesungen  über  d.  Gesch.  'd, 
Theat  S.  157)  woi  Ibrahim  Sultan,  denn  thatsächlich  ist  die  Ausg^ 
Yon  1685  eine  mehrbändige,  da  jedes  Stück  eigene  Paginiemi 
trägt  j  das  Berliner  Exemplar  zeigt  denn  auch  keineswegs  die  tc 
Haupttttel  geförderte  Reihenfolge. 

IX.  Die  Cleopatra  von  1689  ist  nur  eine  neue  Titelausgabe 
von  1680, 

XL  Ausser  dem  Haupititel  hat  nicht  jedes  Stück  einen  ^ 
cialtitel  mit  der  Jahreszahl  1701'  wie  Kerckhoffs  angibt, 
nur  Ägrippina  und  Epicharis ,  der  erleuchtete  Hoffmann 
Jahreszahl ;  Ibrahim  Sultan  keinen  Specialtite), 

XII  und  XIII  in  Berlin  gleichfalls  vorbanden.  Von  XIII  &o 
eine  zweite  Ausgrabe  ohne  das  Bild  auf  dem  Titelblatte,  sonst  j 
der  anderen  entsprechend* 

XIV  und  XV  repräsentieren  wirklieb  neue  Ausgaben ,  w&b 
Cleopatra  und  Sophonisbe  von  1724  nur  Titelausgaben  sind. 

Was  die  Leipjtig  1733  erschienenen  'sämmtlichen  Geist- 
Weltlichen  Gedichte*  anlangt,  so  sind  Sophonisbe  und  Cleopatra  ] 
Titelausgabeu  von  1708  ohne  die  Bezeichnung  des  Jahres; 
pina  und  Epicharis  sind  einfach  in  der  gänzlich  unverändet 
gäbe  von  1724  mit  dieser  Zahtangabe  aufgenommen,  so  wie 
Bassa  in  der  von  1709.  Ibrahim  Sultan  ist  mit  der  ansdrQcl 
Bezeichnung:  ^Leipzig,  In  der  Zedleriechen  Handlung.  173S 
sächlich  neu  aufgelegt,  wobei  die  Anmerkungen  ganz  wegbliebes« 


r 


A,  Kgrtkhoffi,  LobensWins  Traaerspiele,  aa^.  v.  B.  Wemer>    ^M 

Kacli  meiDer  Vergleichimg  stellt  sich  nun  die  T»beUe  Kerck- 
(S*  lOB)  folgend^rmassen«  wobei  ich  durch  [  ]  die  von  mir 
ttilkl einfwehsneo  Original*^  durch  (  )  die  Titelausgabeo  bezeichne; 
kB  Dirsliim  SiüUti  ?od  1665»  den  J.  Baer  &  Co.  in  iYankfuri  a/M. 
noi  Verkaufe  auboteu  (Lager  Catalog  LI  N.  1195)  bezeichne  ich 
lD«ii  [(}],  weil  er  wol  uur  den  ahne  Jahr  erschienenen  ueiut;  die 
fei  Xefckkofe  abweichenden  Angaben  macht  ein  *  ersichtlich. 


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KtrcUiotfs  Au<<fQhrQDgeii  ßber  die  'Entstehungszeit  de rTraner** 
^U$  (8.  15 — 18)  &ind  so  unklar  und  rerwirrt,  daee  man  sogar  ein 
Ml  teMtbe  Factum  zu  zwei  ganz  entgegengesetzten  Beweisen  ver- 
^lidei  mJmq  inu»i ;  auf  einen  Punct  komme  ich  noch  zu  sprechen, 
^  ecMtüngwert  iet  dagegen  das,  was  Kerckboffs  (Sw  Id — 20) 
l4ir  'AalRdiniiig  der  Trauerspiele*  zu  erzählen  weiss ;  er  weist  nach, 
Stdcke  L4ihengt<;ins,  6o  Ibrahim  Baasa,  Cleopatra,  So* 
sogar  wie  ea  scheint  die  Agrippina  von  den  ' Studiosi'  in 
i  dirgtfitellt  werden  seien ;  daduixh,  wie  durch  den  Hinweis, 
«aeh  di«  Stücke  des  Grrphlns  zu  den  zugkiäftigen  des  Bree* 
r  g^t.nini,>ftter»  gehörten,  erledigt  sich  die  Ansicht  Behertags 
)»  der  sich  schon  ans  der  Vorrede  des  Verlegers  su 
( m^  irirmhim  Basaa  einee  bessern  hätte  belehren  kOnnen. 
Der  2.  Tbtü  (S.  21—97)  ist  nun  der  Cleopatra  speciell  g^ 
mid  dann  hat  KerckhofTs  gezeigt,  dass  er  weder  Verst&ndms 
noch  Talent  besitze,  eine  halbwegs  erträgliche  Inhalts* 
tu  lk»fem,  udi*r  gar  zwei  Terscbiedene  Bearbeitungen  zucha* 
QktolakreB;  auch  die  tataächlichen  Angaben  sind  nicht  genau,  ao 
hm  man  an  seiner  Zuverlässigkeit  schliesslich  Oberhaupt  iweif!slt. 
04if  iat  m  denn  so  schwor,  die  eigenen  Zahlenangaben  nachzuprü* 
fftf  Mnas  iBAii  41  Seiten  Anmerkungen  anführen ,  wenn  43  da  aind 
(l  tt)  oder  Act  11  560  Zeilen ,  wenn  557  vorbanden  sind  (freilich 


cv 


800    -4,  Kerckhoffs,  Lohensteins  Traiierspielc,  ang-  v.  R.  Werner. 

war  dies  letztere  nicht  zn  coDstatieren ,  wenn  man  ganz  mecli 
die  in  den  Ausgaben  an  den  Eand  gesetzten  Zeilenzahlen  her 
nahm,  man  musste  gesehen  haben,  dass  zwischen  v.  9b  und  IC 
Vers  nbersprungen  wurde) ,  muss  man  ^umlieff^  schreiben,  we 
Original  *umblief*  stand,  oder  Vohl'  statt  Voi^  ^gestirnten*! 
'g^stirneten*  (S.  86),  ^Unterirdischen'  statt  ^unter-irrdschen*  (S*  87 
*iJnd^  statt  'ümb'?  etc,  etc.  Wenn  ich  Kerckhoffs  zeigen  wollte,  ' 
er  im  ganzen  hätte  besser  machen  sollen,  so  musste  ich  mehr  Ranii 
in  Anspruch  nehmen,  als  mir  hierzu  Teil  wurde:  doch  dürfte  : 
demnächst  Gelegenheit  haben,  näher  darauf  zurückzukommea,  l^i^ 
will  darum  nur  einen  oder  den  andern  Punct  herausgreifen , 
mein  Tadel  berechtigt  erscheinen  wird, 

Herr  Kerckhoffs  macht  auf  einige  Aendei-ungen  in  der  zweH 
Gestalt  der  Cleopatra  aufmerksam ;  dass  er  sich  aber  nach  dt 
Grunde  derselben  fragte,  liegt  ihm  ferne;  er  begnügt  sich  fast  oben 
mit  dem  einfachen  CoDstatieren  des  Factums.  Einige  Peraonen^ ' 
Sosius  Cylleuie  sind  ausgelassen ,  dagegen  ist  die  Gesammtzahl  i 
Personen  um  ein  Dutzend  neue  vermehrt^  (S.  23)  nnd  wenn  er  eiB 
eine  bestimmte  Ansicht  ausspricht  wie  S.  31  f.,  so  geschieht  es  : 
allgemeinen  Ausdrücken,  die  gar  nichts  besagen:  jedenfalls  h 
die  Scene  in  ihrer  jetzigen  Gestalt  grösseren,  sowol  literarischa 
als  dramatischen  Werth*  etc.  Dafür  wird  genau  angegeben,  wie  rie 
Verse  aus  der  ersten  in  die  zweite  Bearbeitung  hinübergenommei^ 
worden  seien. 

Was  Kerckhoffs  über  Lohensteins  'Chöre^  zu  sagen  hat, 
eben  so  wenig  befriedigend ;  nach  seiner  Einleitung  möchte  man  em 
Würdigung  erwarten »  doch  auch  hier  begnügt  ersieh  mit  der  Er- 
zählung des  Inhaltes,  nicht  ein  Wort  darüber,  welche  A  - n 
Lohenstein  macht,  die  'Rejen'  und  das  Stück  in  Wei  j 
zn   bringen :    in  der  ersten  ^Abhandlung*  war  viel  von  der  W« 
lung  und  dem  Drittel  des  Antonius  die  Eede :  der  ^Rejeu'  stell 
her  die  Teilung  der  Welt  zwischen  Jupiter,    Neptunns  ond  Pte 
dar,  wobei  schliesslich  alles  dem  grössten  unter  ihnen  huldigt,  i 
die  Welt  dem  Octavius,  In  der  'andern  Abhandlung*  deutet  Loh 
stein  die  Parallele  Paris -Antonius  selbst  an,  wenn  er  von  doin^ 
rieht  des  den  Äntonium  abmahlenden  Paris*  spricht,  ^welcher 
Juno  und  Pallas  Zepter  nnd  Weisheit  der  Venus  und  seiner  Begie 
nachsätzet*:    die  Allegorie  ist  deutlich,   ebenso    bei    den 
Eeyen ,  in  denen  die  Beziehung  zum  Theil  sogar  ausdrücklich  angi* 
geben  ist. 

Von  S.  88 — 97  betrachtet  Kerckhoffs  *die  Cleopatra  in  spr 
lieber  Hinsicht;  hier  ist  schwer  mit  ihm  rechten»  denn  seine! 
griffe  von  'Schwulst'  scheinen  eben  nicht  die  gewöhnlichen  zu  semj* 
wenn  er  etwas  nicht  für  'tibertrieben*  hält,  was  ich  dafür  halte,  k 


*)  Ueber  Lohensteins  Schwnkt  veL   man   den   treffliehen  Avi 
von  Jot.  Walter  'Ueber  den  Einfloss  des  drei««gjährigen  Krjegie 


bt  mein  YiTderbtor  Geschmack  Schuld,  doch  muse  ich 
Hdeh  186  schmückende  Beiwörter  in  500  Vei-sen  — 
dass  diese  Zählung  richtig  ist  —  nicht  gerade  beson- 
licb'  dünken ,  und  dass  ich  den  Gebrauch  nicht  für  über- 
ansehe ,  wenn  sich  auch  noch  in  der  zweiten  Bear- 
I  '  r  ersten  ist  es  noch  viel  ärger  —  Stellen  wie  die 
in(A.  I,  V.  24  ff,): 
ehon  das  blaue  Saltz  sich  in  die  Ritze  dringet^ 
er  erzürnte  Nord  den  morschen  Kahn  zerschleift, 
an  für  das  Schiff  ein  schmules  Brett  ergreift, 
ren  Bisse  Des  scheiternden  Gelücks,  etc.  etc.  oder  I, 
ich  nur  die  nachstehenden  Beiwörter  io  15  Versen  fin- 
|ister,  die  heiKgen  Schlangen,  ein  gantz  frembder  Drach^ 
(ihte  Fisch,  die  niebewölckte  Luft ,  kein  süsser  Thon, 
Rissen  Strahlen ,  die  nindgeperlten  Schalen,  den  durch 
lutt  entweihten  Kil,  mit  ungeheurem  Schäumen  an  dem 
Band  und  ausgerissnen  Bäumen,  den  grausen  Zorn*. 
rbeituEg  zeigt  in  der  ersten  Scene  der  ersten  'Abhand- 
ri>e  mit  131  schmückenden  Beiwörtern.  Aber  darin  liegt 
|cht  allein  da«,  was  ich  mit  andern  etwas  emptindliche- 
Herr  Kerckhoffs  ist ,  Schwulst  nenne  :  in  der  ersten 
fcr  Cleopatra  finden  sich  über  388  componierte  nomina 
irhaftesteuArt;  da  liest  man  von  Silher-Schopffen  (I,  327), 
-Kertzen  (408),  Gift-Verräther  (725),  Anmuths-Thau 
lünd-Kristallen  (158),  Wehmuths-Zehre  (181),  Saufzer- 
>),  Verleumbdongs-Wind  (281),  Verleumbdungs-Pfeileu 
rzweiflung-Fels  (320),  Sternen-Gesichtern  (454),  Alaba- 
(m,  16),  Lilger-Brust  (55),  Zeiten-Wurm  (87),  Sorgen- 
D),  Ünglücks-Glutt  (350),  Hertzen-ßisa  (35  Ij,  Mund-Ko- 
B.  IV,  425),  Rosen  ^  Mund  (383),  Athems-Weet  (384), 
iM  (385),  Granat-Korallen-Safft  (467),  Gunst -Magnat 
Hßrlen-Schnee  (433) ,  Bosen-Haupt  (456),  Lllgen-Arm 
■tnnel-Haut  (181),  Tugend-Glantz  (227),  Zucker-Bie- 
^t»  genügt  Lohenstein  nicht  zu  sagen  Leiche,  er  sagt 
llö*  (Vorrede),  Seide  heisst  ihm  'Wurmgespünat*  (XV,  541), 
^hm  'Mnscbel-Töchter'  (UI,  142.  IV,  445.).  Purpur  da- 
Kken^BIut'  (I,  588.  IV,  432)  oder  das  Blut  der  Schnecke 
^e  SoGue  nennt  er  *der  Welt  ihr  Aug^  (V,  464) ;  auch 
Ton  Zibeth-Koth  (IV,  543),  Ost-Welt  (I,  562.  V,  197. 
' " .  ^eoteteinern'  (H,  183.  IV.  383),  'erherben'  (IV,  273. 
ölen'  (Activ  IH,  519),  'sämen*  (D,  334  u.  o,  für 
r  traut  sich  Men  Anton  selbst-händig  todt  zu  schauen' 
wird  der  'eigenhändige  Tod'  (V,  42),  Das  Ver- 
c^mponierteu  Adjectiven  (S,  95  f.)  ist  noch  lange  nicht 


ti«  nnd  Literatur,  dargestellt  auf  Gm ndkge  der  staat- 
ftftlicbon  Zu£:Uiude  jener  Zeit.  Programm  dei  Klein- 
Prag  1871  bes.  §.  5  8.  29*  ff. 


90t    A  Kerckhoffs,  Lohensteins  Trauerspiel«,  ang,  v.  R  Werner. 

vollzählig,  auch  Participialformen  finden  sich  weit  häufiger 'eini 
bisamt'  (I.  642),  benelkt  (ni,  56.  V,  195),  abgemergelt  (ITI,  II 

entseelt  (m,  183),  erblaast  (IH,  188),  gebisamt  (III,  291), 
beitzt  (ni,  466),  bepürpert  (IV,  120)»  durcbklärt  (IV,  494), 
bert  (V»  436).  Kebe  einzige  Sammlung  von  Kerckhoffs  ist  ball 
vollständig,  nn<3  am  komischesten  ist  die  S.  89  f. ;  auf  gie  mi 
noch  näher  eingehen. 

Kerckhoffa  will  nachweisen,  dass  die  Cleopatra  etwa  1655  m\ 
standen  sei,  da  sich  in  ihr  eine  grosse  Anzahl  Bilder  findet,  die  4i 
See  und  dem  Schifferleben  entnommen  sind ;  bekanntlich  hatte 
henstein  1654  eine  Reise  durch  Deutschland,  die  Schweiz  und 
Niecierlande   gemacht,  von    der  Köckreise   berichtet    der 
Entworffene  Lebens- Lauf*  (o,  J,  1685)   'Anstataber:  Dass 
der  zurück  Eeise  über  Hamburg  sein  geliebtes  Vaterland  glü< 
wieder  zu  linden  vermeinet ;  Hätte  Er  bey  nahe  durch  einen 
denen  Wassern  erlittenen  heftigen  Sturm,  darinnen  13  Schüfe 
seinen  Augen  zu  Grunde  gegangen ,  und  das  eintzige,  worauf  Er 
wesen,  durch  göttliche  Seil  ick  ung  errettet  worden,  das  Ende 
Reise  und  zugleich  auch  seines  Lebens  finden  sollen.  AJleine 
Ario  Lesbius  Hess  mit  diesen  sinckGuden  Schifen  nicht 
allen  Trost  sincken,  und  ob  sich  ihm  zwar  kein  Delphin  mr 
tarth  7.eigte,  setzte  er  doch  seine  Anckerfeste  Hoffnung  mit  lierti 
ehern  Gebethe  allein  auf  die  Hölffe  seines  GOttes,  welcher  ihn  nkl 
se  bald  seines  Vaterlandes,  noch  das  Vaterland  eines  so  sch&til 
Sohnes benebmenwolte,  sondern führete  ihn. . , endlich  wieder 
lieb  nach  Bresslau'* 

Kerckhoffs  sammelt  einige  dieser  Bilder  und  Ausdrucke  uu 
unerhörter  Weise  aus  der  zweiten,  1680 erschienenen,  Überarbeitel 
Gestalt  1  und  wählt  emjiB  Beispiele  noch  dazu  so  unglljcklich,  dad 
Scherer  ein  Recht  hatte  zu  sagen  (Anz.  III,  279)  'es  wird  nur  dt 
ganz  gewöhnliche  nautische  Apparat  in  Bewegung  gesetzt,  der  jede 
Primaner  zu  Gebote  steht*;  auch  vergleicht  Herr  Eerckhof s  die  Clei 
patra  keineswegs  in  diesem  Puncte  mit  dem  früher  erschienen« 
Ibrahim  (Bassa),  was  schon  Scherer  hervorhob.  Aus  meinen  voll 
ständigen  Samnikngen,  die  sich  auf  die  erste  Bearbeitung  der  Cleo 
patra  stutzen,  ausserdem  die  Abweichungen  der  zweiten  Ausgabe  (^ 
anführen  und  den  Ibrahim  Bassa  (IB)  vergleichsweise  herbeiziehen  ^ 
ergibt  sich  nun^  dass  auf  diesem  Wege  nichts  für  die  Chronologie 
entnehmen  ist.  Die  Statistik  des  Yorkommens  stellt  sich  wie  folgt 
CK  124,  II  10, 11119,  IV 9,  V  4.  B.  I  23,  II  13,11117,  IV  8,  Vi 
1B.I15,  I[  3,111  8,  IV 3,  V  9,  wobei  die  meisten  Stellen  mehrei 
Verse  befassen.  Man  kann  z^ar  beobachten,  dass  Loheusteins  Bild( 
deutlicher,  dass  die  Mischungen  verschiedener  Voratelinngskreise  m 
teuer  werden^  allein  dies  ist  auch  bei  jenen  Bildern  der  Fall,  d 


*)  Ich  eitlere  nach  der  1.  Ausgabe  von  1653,  löse  aber  die  Abküi 
xnAgen  »nf  und  verbessere  die  grosse  Anzahl  Druckfehler  stilldebwalgtJ 
nach  den  andern  Ausgaben. 


dna  Tr»ner«piele,  ao^.  t.  B    Werner,    803 

fldtt  ii«tt  S^eleben  entnommen  sind  und  hängt  mit  Lohensteins  Ent- 
itiiig  infiammen.  Die  Arbeit  des  Henn  Kerckhoffs  ist  also  aucli 
Pincte  als  verfehlt  zu  betrachten;  mit  der  Ausführung  des 
schliesse  ich  meine  Anzeige ,  ohwol  ich  noch  viel  und 
hervorzuheben  hätte. 

tf.  I>M3  Keysers  sanffte  Bahn  ist  spigel-glattes  Eis», 
Da  a^ch  kein  Ancker  nicht  kau  ohne  gleiten  stehen.  I  G03 

(B.  I  &86) 
Bei  ilieaem  Sturme  kan  der  Ancker  sonst  nicht  rubn.  I  753  (Feit  B) 

IDer  Ancker  oDsers  hoffen.  111  13  (B.  III  21) 
(Aach  hat  .  gich  viel  Volkks  zur  See  gefunden 
tta  nicht  von  Sest  bat  weit  die  Ankker  ebgesänkkX 
isd  wie  in  «iner  Sehlacht  der  Schiffe  Rei'  umbächränkkt 
IB.  I  258  ff. 
Wer  ihren  (der  Vernunfft)  Anker  sänkt  in  der  Gedancken  Hansa 
den  wird  nicht  die  Be^ibrd  mit  ihrem  Dunst  verbländen, 
Ihr  8türra-Wind  wird  ihn  auch  in  Schiff-brach*  nicht  gefUhrVo. 
IB.  li  347  ff.] 
i  Knn  nn^  schon  der  Feind  ligt  an  dem  Bort  I  im  (B.  I  317  Port) 
Du  sih  *8t,  das  Wasser  dringt  zu  allen  Seiten  ein. 
Der  zehnde  Sturm  fehrt  nur  nocb  uns  in  Grund  zu  sencken. 
lUt  ittt  ists  hohe  Zeit  das  Ruder  recht  zu  lencken! 
AngTWt  lig^t  nns  am  Bortt:  III  24  ff.  (B  III  33  ff.j 
f ik  Jedoch  ist  eure  Brust  . . 

I>er  FeUti,  an  dem  der  Feind  noch  sol  den  Kopff  zerst^kken, 
U  Maner,  derer  Fall  di  Welle  wird  erdrükken.  I  55  (B  I  124) 

(Di  Welle  s^tzt  umbsoust  an  steile  FelBen  an.  II  167  (B  II  319) 
M  den  Verzweiflunga-Fek-  11  S20  {B  U  472) 
Iff«  die  andern  schmide  man  zum  Rndem  in  Metal  auf  dmi  Galeen 
an  IB  I  344  f. 
ond  tden  nnter  disen  schlisat  auf  die  Ender* Bank  IB  I  387  f. 
Wird  man  uns  auf  Galeen  schmidenV  IB  I  503] 
b  t  (=  Giacht)  Dass  . . .  Man   Hieht  den  kreischen  Jascht  der  toben 
Wollen  Btehn.  I  166  (B  1  358) 
[prellt  wie  die  erboste  Schwulst  des  Meer-schau  ni*s  an  den  Fei  Ren. 

IB  II  161,  vgl  V  305 
Welch   kochend  hertzen^achaam,  welch   zischend  Blutt-Jfischt  in 

dem  Fleische,  Iß  V  134.] 
lÜipnexi.  Welch  Sturmwind  schmettert  uns  auf  diese  Scbifhrüclis-Klippeo. 
b  III  505  (B  UI  681) 

■    Aüit  Sireii'  und  Schifbruch&^Klippen  IV  567  (ß  IV  687) 
^    (BW  manh^  ihr  Beichs^chif  frey  von  diesen  Seh ifbruchs- Klippen. 

B  11  73 
Aul  dktte  Schiffbruchs  Klipp'  IB  III  152 
Wie  der  erhitzte  schauro  iwar  au  die  fälsen  schlägt, 
Anf  Klippen  rawer  Wind,  doch  beide»  nicht  bev^g't  IB  III  303] 

^1111  Wi,  wenn  ein  Paliunr  in  Stürmer  Flutt  v^rtirbet, 
Schiffia-Volck  also  bald  umb  neue  sich  bewirbet: 
nMdit»  Cleopatra;  vergehet  ihr  Steuer-Mann^ 
t  lügt  81  dem  August  das  Steuer- Ruder  au.  IV  129  ff.  (B  iV  129 ff,) 

(^nd  liefen)  Wo  nicht  durch  lindem  Wind  der  Port  ist  zu  ge- 
winnen. I  100  (fehlt  B) 
Uoa  fm>t  der  »cbärfste  Sturm  oft  in  dtin  Furt  getrieben: 
F»4  ntr  ^in  sanfter  West  lägt  Thuim  und  Fels  in  gracus.  I  2^  f, 
^  (fehlt  B) 


804    Ä.  Kcrckhofß,  Lobensteins  TratierBpiele,  &ng.  f.  R.  We 

[Getrost  I  die  Starm  Weir  hat  oft  in  den  Port  versätit,       — 
Der  NOTd-Wind  hat  oft  mehr  als  lauer  West  er^tzt.  IB  I  485 
So  kaun  man  oft  den  Port  bei  trüb'stem  Wetter  finden,  IB  V  ö 
Der  [Schlag]  dnrch  des  Keisers  Ganat  si  in  den  Port  verseil 

IV  297  (fehlt  BJ 
Ach!  dörft  ein  schenternd  Schiff  auf  disen  Ancker  bann! 
Angiistus  wird  ihr  stets  für  Port  und  Ancker  stehen-  IV  3Ö0 

(B  IV  480) 

Du  mnsst 

Ans  Keisers  Gnaden -Port  dein  strandend  Schiff  anlenden; 
Und  haben  wir  nicht  schon  des  Keisers  Hand  in  Händen? 
Dis  Sigel,  diese  Schrifft  muss  unst^r  Lelt-Stem  sein* 
Anton,  durch  deinen  Todt  fahrn  wir  in  Hafen  ein. 
Wie  aber  werden  wir  das  Steuer-Ruder  lenken?  II 309  (ß  II  461 

komm'  angenehmer  Todt 
Erwünschter  Jammer- Porti  ich  suche  dein  Gesade; 
Wer  deine  Küsten  küst,  der  seegelt  recht  gerade » 
Den  Glückes-Iuseln  zu,  HI  373  ff*  (B  III  549  EJ 

Und  ihr  dürft  mir  den  Todt  den  Port  der  Noth  verstrücken? 

m  494  (B  lU  670> 
[Ich  wönschte  für  und  für  den  Hafen  meiner  Noth  und  Jararai 

nur  zu  starben  IB  V  70  L 
Dies  (die  Todten -Grüßt)  ist  der  wahre  Port  der  Angstl 

Seele!  IH  2  (fd 
Di  Opffer  sind  ein  Port  bei  solchen  Wettern  I  339  (B  E 
Der  Hafen  der  Gefahr  HI  13  (B  IHI  211 
Muss  unser  Hafen  uns,  nun  auch  zum  Wirbel  werden?  IH 

(B  HI  r>41) 
Es  schiffc  Anton  mit  Lust  in  Todt  und  Hafen  ein,  HI  512  (ß  lÜ    " 
Wenn  edle  Freiheit  sol  in  knechtsche  Ketten  geh n, 
Maas  euch  der  Todt  beim  Sturm  für  einen  Hafen  stehn.  m 

(B  m 

[Unbsonst  aiht  der,  auf  den  so  mancher  Sturmwind  geht 

sich  nach  dem  Hafen  umh.  IB  I  477  t 

Isa belle:  Wir  wünschen  aus  der  See  in  Tods-Port  ein-guUndea 

Soli  man:  dünkt  Klipp'  und  Strudel  sie  ein  froher  Port  in  sei] 

I.  Ja  wol!  wir  fahrn  zur  Kuh  aus  diesen  Banden  ein. 

B,  Sie  kan  ein  besser  Wind  zum  Ehren-Hafen  führen, 

L  Wenn  wir  durch  disen  Port  nur  nicht  den  Port  verlieren, 

S.  Wie  dass  Sie  flüchtig  Ihn,  ist  er  ein  Port,  umbfahm? 

L  Weil  die  Gedanken  uns  auf  einem  beBsem  war'n. 

8.  Wie  da^  Euch  der  nicht  taug  der  besser  ist  als  alle? 

L  Ich  wil  Ihn  wo  Ich  kan  umbsegeln.    IB  III  82.] 

Fun  et  (-Nordpol)  Wiweit  sich  umb  den  Punct  di  Stemen-Cirokel  ilrd 

ivseo 

[=  Wie  weit  sich  umh  den  Beer  die  andern  Sternen  drehn 

BIV  2SSi 
Bnder  Er  brauchte  diesen  Schein  tu  seinem  Ehren-Ruder  l  244  (BI27 

Sand  ..dass  ihr...  ohne  Frucht  und  Grund  in  Trübsand  Aneker 

m  578  (B  lU  754) 
[Heist  aber  uns  August  nicht  selbst  auf  Trübeand  bauen  B  II 

ach  eitern  Wenn  endlich  Hofnung  auch  uns  wird  zu  scheitern  gehn, 
So  mag  Verzweifelun^  den  letzten  Sturm  aussstehn.  1 277  f.  (fehlt 
Wer  hier  nicht  scheitern  wil^  dem  fehlt^s  an  Ausflucht  nicht 

IV  243  (fehlt  B> 
Es  zeuget  ihr  Magnet  der  Schönheit  itzt  noch  an;*.. 
Das  Marc- An  ton  hier  hat  gezwungen  scheitern  mÜB»en  V  307 


A  SerdshoffBf  IroheosteiiiB  Tranerspiele,  ang.  v,  E.  Wtmer,    SOS 


ras  1V1«  hat  nicht  Mmro-Anion  auf  diesen  Marmdl^Elippeti 

Uu  arten  Perlen-Brost»  auf  den  CoralleD-LippeB 
>        ?«gtb]i  imd  sclieutern  soUn?  B  V  523  ff.] 
Icliff.  Ein  abgemergelt  Schiff, 

m      Auf  welches  Wind  nad  Meer  di  Donnerkeile  schliff, 
■    Enrihlet  tai  das  Heil  der  bSh dichten  ^ätade 
H    Di  üffiiD-bobe  Se«,  nnd  segelt  mehr  gerade 
~    Zum  Bafen,  als  da«  sich  di  Sandbanck  stürtzen  lässt  I  77  ff. 

(B  I  158  ffo 

Ein  Schiff,  wi  «teif  e»  ist,  laset  di  erhosten  Wellen 

Nach  oneitetcm  Stann  aiob  endlich  doch  serachellen. 

Weh  doa,  der  oft  das  Schiff  verwahrlost  ohne  Noth.  111  ä05  ff. 
I  (B  Ul  1B9  ff.) 

iMm,  G5ttin^  nicht  mein  Hoffhun^-Schiff  erschelleu, 

Ztfoch  nkht  von  mir  der  Äagen  Leit*Stern  ab! 

IGl&ck  auf  ^Ittck  «nl  Mir  kommen  Meer  und  Wellen 
Sehr  wol  geschifft,    I  795  ff  (B  I  1092  ff.) 
Wird  ihn  nun  Lib  und  Leid  auf  einen  Sturm  umschatten  i 
So  rennt  sein  schwacher  Mast  des  Lebens  Seegel-looss 
Auch  auf  das  todten-Meer.    II  S22  ff,  (B  II  474  ff.) 
[l>tt\  der.  .behäuffet,  Schwimmt  in  der  Welle  schon,  bis  sie  Ihn 
gaar  ersänffet. 
oiid  in  den  Grund  verschlingt,  so  bald  als  Ossmann  last 
tei  letxten  Zorn- Sturm  loos  und  ihn  aufs  TcMls-Meer  blast 
SaL  Ja  bllst?  wenn  uns  der  Wind  von  nichts  würd'  aufgehalten. 

Iß  II  m  W.] 
^  lfm  Omas  dein  Lebens-Schiff  Bchnur-stracka  zu  gründe  gehen, 
H  Kqü  auch  dein  Ancker  nicht  hat  können  feste  Btehn.  III  867  t 


(B  lU  543  f.) 

b,  V  109  (fehlt  B) 


t}id  dbss  das  Orlog-Schiff  schon  Seeglfertig  steh*      _..   ,.. 

Et  auch  ein  Christen-Schif. .  .den  engen  Pont*  erreicht  Iß  1 996  f. 
ch  starkes  Lastschiff  geht  zu  scheuter  durch  den  Wind. 
Dtf^  weis  man,  das  ein  Kahn  noch  seltener  entriuna  Iß  III  IS7f. 
Xit  Beer  and  Schiff-flott.  Iß  I  140 

Des  Ibrams  festes  Schiff  ward  bald  von  uns  besprungen  IB  I  178], 
IckUn^f  Qch,  Jedoch,  wie,  wenn  der  Mast  schon  auf  den  Klippen  springet, 
Weaa  schon  das  blaue  Saltz  sieh  in  die  Ritze  dringet, 
Wenn  der  verterbte  Nord  den  morschen  Kahn  zersckleifft, 
Der  Boeamann  für  sein  Schiff  ein  schmales  Brett*  ergreifft 
nf%  Bader  braucht  der  Arm,  zum  Ancker  Bein  and  F&sse, 
Die  floffnung  zum  Compass:  so  muss  die  sauren  bisse 
Den  sehentemden  GelQcks,  den  Schiffbruch  seiner  Macht 
Aof  diese  Zeit  Anton  sein  ausszustehn  bedacht 
Anton  moBi,  wenn  di  Flutt  ihm  biss  zur  Lippe  rinnet 
Varsachin  was  er  kan.  Anton  ist  noch  gesinnet 
2«  wiffcn,  was  ihm  Sturm  und  Schiffbruch  übrig  lässt  I  27— 37 

*^     (B123t.) 
|Bn  Sehiffbrnch  und  gefahr  ergreiflt  man  zu  entkommen, 
fiiett  Holtz  and  was  man  kan.    IB  m  117] 
Ifiiigst  bat*s  [dAs  Capitol]  vom  Sjlla  selbst  den  Sehifibnioh  erst 

erlitten.    I  376  (ß  I  648) 
WcftB  Schiff  and  Miat  venineirt,  sorgt  ider  nur  für  ftiebl  717 

(B  I»97) 
Bit  iuekll  Qlüek  md  Maat  in  ofhe  Strudel  ein, 
Wdl  eiMib  ton  flüieher  Fiireht  der  blinden  Klippen  tr&nmet. 

II  m  t  (fehlt  B) 
Wer.  wean  dAs  Schiff  serbricbt,  d^  Wellen  kan  entrinnen» 
Tlnl  Uiafielit,  weim  er  sieh  mit  andern  startict  in'»  Meer.  III  42  L 

(ß  lU  60  t) 

4.   atlttr«  Qjm%.  leti*    IT.  B«fL  20 


SM    A.  Kerckhoffs,  Loheusteios  Trauerspiele,  ang.  v.  i?.  Werner, 

Es  ist  nicht  weinoD^  Zeit«  wenn  Tli&u  und  Ancker  Bincket! 
Hau  mufls^  wenn  in  der  Flott  der  St^juer  M&irn  ertrincket, 
ümb  Schutz-Herrn  sinnen  für,  nmb  H&lffe  sich  bemühn.  III  441 

(B  m  617  ff.) 

[so  schüttete  die  Hand 
Des  grimmen  Himmels  doch  Blitz,  Hagel,  SchloBsen,  Regen 
Auf  meine  Masten  aas  mit  vielen  Donnerschlägen. 
Die  Flotte  ward  zerstreit,  die  Segel  umgekehrt, 
Die  Seile  gantz  verwirrt,  die  Ancker  abgerissen.    B  I  95—99. 
Denn  diesen  Mittag  hat  ein  un gestimm  er  West 
Die  Flotte,  welche  ward  yersammlet  von  Agrippen« 
Zerstreut,  reijagt,  ja  theils  zerschmettert  auf  den  Elippen 

B  I  618  C 

und  Tugend  kan 
Nicht  ohne  Larre  gehn,  sei  sie  nicht  Schifbruch  leiden.    6  IV  34 

Die  erste  Jammers-K wälle 
die  erste  Schif-brucha  Blut  die  uns  durch  ernste  Noth 
fast  gar  zn  scbenter  schmiss. . . 

Als  dieser  Sturm  verging 
zog  ein  new  Wetter  auf  der  Luft  und  Krafft  empfing 
Von  dem  Versöhnungs  Wind*  der  uns  zwar  einen  Hafen 
doch  auch  neu  ünglük  weis,    IB  HI  14  E] 

Schiffart.    Ein  zomicht  Antlitz  muss  dl  ateiffen  Segel  strdcb 
Den  stftnnen  Winden  nicht  schnarstracks  entgegen  gehn* 
Man  fleucht  di  Klippen  leicht  di  ob  dem  Wasser  stehn, 
Wenn^  di  di  Flutt  verdeck'!,  ans  stracks  in  Abgrund  stMlft 

n  58  ff.  (B  n  118  £) 
Nicht  anders,  als  ein  Schiff  an's  Vfer  rück-werts  f^htt. 
Zwar  durch  gerade  Fahrt  wird  wol  der  Weg  verkürtzet; 
Der  aber,  der  den  Mast  nicht  gern*  in  Schin-bruch  stüitzei, 
Verführt  behuttsamer,  streicht  Kreitz-weia  hin  und  her, 
Lanck't  oft  wol  hinter  sich,  versucht  durch*s  Bley  das  Meer, 
Daforn  er  Felsen  merckt.    So  könnt  auch  ihr  euch  schicken 
Wir  aber  mftssen  euch  was  den  Compass  verrücken.  II  404— 4  U 

(B  U  552) 
r  Ich  war  erst  aufgebrochen 

Vom  Bizantincr  Port,  als  unsers  Eeisers  heis 
Vnd  ernstes  dräw-Geboth,  der  starkken  Kud*rer  Fleis 
Hehr  als  verdoppelte.     Die  steiffen  Winde  pfiffen 
Die  Segel  günstig  an,  und  sprachen  unsem  Schiffen 
So  SftcS'  als  Nachsatz  gut,  der  flüchtVen  Jagt-Schiff  k&m 
Vdb  gehling  ins  Gesicht!     IB  I  167  ff 
Wenn  es  nach  langem  Blitz  s«  plötzlich  helle  wftttert 
ist  meist  ein  neuer  Sturm  auf  frischer  Fahrt  bereit 
der  ärger  als  zuvor.    IB  V  16  ff. 

See  (Meer),    Die  Crantz  ist  der  Natur,  der  Se€  ihr  Ziel  gestekket. 

14.    (BII) 
wer  auf  des  Keisers  Gütte 
Den  Trost  der  Wolfarth  haut,  baut  Pfeiler  in  die  See.    I  6L 

(B  I  136) 
O  Strudel-reiches  Meer  der  jammer-vollen  Welt! 
Di  Segel  stehn  gespann't,  di  Netze  sind  gestellt 
uns  in  den  sichern  Port,  ihn  in  das  Garn  zu  f&hien. 
Di  liorhern  ro5gen  stet«  di  klugen  Frauen  zieren, 
Für  welchen  Manner- Witz  meist  muss  zu  scheitern  gehol 
Schaut:  auf  was  Grunde  nur  di  Libes- Ancker  steho, 
Di  durch  Verleumbdungs-Wind  schon  auf  den  Trdb-Satid  lUH 
Wo  sind  di  Nebel  hin,  di  uns  das  Licht  benahmen? 


Kirekhi^s^  Loben^ui&  Traaer^piele,  ang.  t.  B,  Werner,     M7 

Di  J?f>nn^  -T.^r  VpfiiQiifft  yertrorbt  den  eiteln  Dunst 
Int  and  Krön  für  einer  Frauen  Gunat 

Je<3  r  wir?  iol  Gluck  und  Zeit  Terraucben? 

Ein  klöger  Boäismann  niuss  des  Wetters  sich  gebrauchen» 
Aston  ist  sw&r  nunmebr  durch  nnsre  Hold  besi^'t 
'  durch  den  SchÖnheit-Reitz  als  schlaffcnd  eingewigt, 
aber  nicht  ein  West  auch  bald  ein  Sturmwind  weiden? 

II  275-89.    (B  II  427  fiF,) 
Wenns  Meer  hat  ausgetobt  muss  man  gutt  Wetter  hoffen. 
Et  bat  nach  falscher  still'  uns  stets  mehr  Stunnwiud  troffen. 
Ein  Schiff  besteht,  wenn  es  den  zehnden  Schlag  stehet  aus, 

IV  2^3^96.     (B  IV  413  Ü.y 
Hat  Aleiander  nicht  das  wüste  Meer  getämmety 
Thann*  id  die  Flutt  gelegt,  der  Wellen  Zorn  gebemmet, 
^m  See  lieh  bracht.    I  171  ff.    (B  I  303  ff*) 

rScbwerui;  IB  I  3. 

I  War  RufltbaiiB  Schiff-Armee  zur  See  besegelt  wol? 
Hall.    Vol  Volk  Tol  Zeug,  wie  man  in  solchen  FäUea  soU 
Sa]] man.    Sitzt  ihm   kein  Nachdruck  nach?    Hall.   Es  ist  in 

See  gelauffen 
I  Was  nur  in  Ankkern  lag:  der  gantzc  Krige -Schi ff- bannen 
1  Fiat  shhti^  Segel  sUrk.     Iß  f  98  ff. 

daa  geharnschte  Meer  mit  schiffen  schwanger  stehn. 

IB  I  292  ff. 

kat...   uns  in  den  Jammer-Schlund,  ans  in  die  Thränen-8ee 
aaa  ia  di»  Scbifi^nicbs-Meer. ..  gestürtzt.     IB  III  60  ff. 
Bii  Meiuob  der  nach  Vernunft  bald  nach  begihfden  thut 
vi  WM  auf  Btürmer  See  die  auf-gesch wollte  Flut, 
lif  bald  der  West  bteber  bald  dort  der  Nord  hinschlaget. 

IB  IV  210  ff. 
bfen. . .  über  mich  einen  so  hifftigen  Sturm 
adebe  See 
,  »kbe  trübe  Well'  ergossen? 
Diis  mit  meines  Blnttes*Fluth, 
Dtines  Stammes  Stärk  und  Blntt 

»iaf  ein-mahl  in  Sand  geflossen.    IB  V  176  ff. 
.    Man  segelt  auf  der  See  nach  debra  der  Wind  uns  blasa't; 
Wiiumb  lisst  man  nicht  auch  di  Segel  geiler  Sinnen 
Mm  Ünglücka-Sturrae  fairn?    I  61Ü  ff.  (B  I  894  ff.) 
Was  thut  ein  Schiffer  nicht 
Eh*  als  er  gegen  Wind  di  steiffen  Segel  riebt? 
Er  Ussrt  di  Segel  falln,  haut  Thau'  und  Mast  in  stücke, 
Siftkkt  Bley  und  Ancker  ein.    1  121—134.  (B  I  213  ff/) 
So  mag  der  Hellespont  für  ihm  di  Segel  streichen.    I  560. 

(B  I  844) 
D«&n  k5nte  gi. .. 
Für  ihren  Füssen  schaun  das  Meer  di  Segel  streichen  (I)  FV  258, 

(B  IV  286) 
Wir  (Donan  und  Rhein)  haben  auch  di  Seegel  nicht  gestrichen. 

V  480,  (ß  V  828) 
Mein  Segel  wird  so,  wi  du  heist,  gestellt!    El  421.    (B  III  596) 
Ijuft  die  S^gel  uns  recht  nach  dem  Winde  richten.    IV  261. 

(fehlt  B) 
Eb  Ihr  die  Segel  bab't  auf  unaern  Port  gekehrt!  U  20.  (B II 136) 
rWo...  ich  die  Segel  wehn  von  einer  Flotte  Hess 
Die  Schiffen  nicht  so  wol,  als  Stadt-  und  Thürmen  gleichte,... 
Ftir  der  daa  wilde  Meer  erstaunt  und  stille  stand.    B  I  90. 
Für  uowrn  Schiffen  darf  kein  Komisch  Segel  fahm 

20* 


nB   A.  K&tMcgB,  LohensteiiiB  Tnmersiaak»  aagw  t«  &  Wmn». 

ümVs  heilige  Y<»gobfirg.    B  I  OO&I 

Ja!  hätte  nusht  ihr  Geitt  eeseselt  ahm  koeh    I  457.  (B  I  71 

Oott  lob»  es  adiifil  ihr  Geist  itzt  audi  im  Btune  nock 

Mehr  schifft*  er:  warn...  I  468  f.  (fehlt  B) 

Auf!  segel*  in  di  See  mit  schwartzen  Fkokea  hinl   lU  68. 

(Bm76] 
[ging. . .  Hit  ToUem  Segel  dnröh    IB  I  265 

last  BohifT  und  Segel  fliegen! 
ziht  Bort  und  Anoker  auf.    IB  Y  318  f.] 

[stenern.  dem  Unheil  stewem    IB  IV  231.] 

Stenetmann.    Das  gautse  Schiff  versinckt  mit  einem  Stener-Mai 

y  46.    (B  Y  78) 
Ueberschwemmang.    Als  der  sonst  sanfte  flnss  mit  uigeheue 


An  dem  dnrchborten  Rand*  und  aasigerissnen  BKnuMo 

Den  grausen  Zorn  anssliss.    I  384.  ^  I  542)  [vgL  IB  V  189i 

prelle.    10t  ms  erschröknüs  hatt*  Ich  die  erbosten  Wellen 
die  m&chtiger,  als  mich  mich  schwaches  Weib  zu  f&Uen 
Erduldet  auf  der  Brust?    IB  UI  65  ff. 
Der  Fürst. . .  spielt  mit  dieser  Welle, 
bis  sie  uns  gar  ersftoff^    IB  IV  188  f. 

Ist  Wetter,  Sturm  und  Well* 
und  Wolke  trüb*  und  schwartz,  so  danck*t  uns  noch  so  hsO* 
und  lustigSonn*  und  Port    IB  V  5  it] 

Wind  (Storm).    Wohin  Teileutet  sie  des  Argwohns  tober Wlniflllfl 

gnsiö) 

HMS  wir  segeln  fort  mit  erstem  gutten  Winde.    B  II  605 
Gelfikks*  Sturm.    IB  I  276.] 

Berlin,  19.  November  1877.  Dr.  Rieh.  Mar.  Werner. 


Vierte  Abtheilung, 


Hisceilen. 

JStiftttiigenO  —  Die  unter  dem  Namen  NicoUnw  Koperoicttg 
Mtt  SMtigjiDiULsiam  in  Wadowice  mit  einem  CapiUle  7on  112011,  70  ki* 
^oiEÜtte  and  f&T  mitUllose  Seh  liier  der  höheren  ClaaeeD  de»  genannten 
fiWillilimi  btttimmte  Stipendienstiftung  iat  mit  dem  Datum  deg  SStift- 
«Ai  Im  Leben  getruten.  (Stiftbrief  w  28.  Fobr,  1878,  —  Min, -Act 
Ä  1014  f»  Jahr«  1Ö78).  -  Die  im  Jahre  1871  in  Wien  verstorbene  Hof- 
mai  Q^fiditaadTOcatens- Witwe  Maria  Die  rl  hat  ein  Canital  von  20000  fl. 
li  WüMiu^Jite  tut  Gründung  von  2  Stipendien  4  300  ff.  für  Studierende 
^ü  Wim  IM  ij  i  gm  s  oder  der  juridiachen  Facultit  aus  den  Städten  Stejr 
^ritiotgoindmet.  Dieee  Stiftung,  welche  den  Namen  'Dr  lupoid  Anton 
^ftiliaHi  Pierriicbe  Stipendien'  zu  führen  bat,  ist  mit  dem  Datum 
^m  8^JUrkleft  in's  Leben  getreten  (ätiltbrief  v,  L  April  187ä.  —  Min.- 
-A4  L  dKM  V.  Jahre  1878). 


Literarische  Notizen. 

Cjllmiliaob^s  Verzeichnis  der  auf  die  üeaeren  Sprachen,  hanpt- 
lichfieli  die  franzdsische  und  englische,  sowie  die  Sprach  wissenschalt 
lbittai|yt  betfiglichcn  Programmabbandlnngen ,  Dissertationen  und 
HabPititiotiaisc hri f ten .  Nebst  einer  Einleitung.  Von  Herman  Varn- 
lagett.  (Als  Anhang  zur  Encjelop&dSe  des  j^Uolo^chen  Studiums 
to  M^cm  Bpraeben  von  Bernhard  Schmitz.)  Leipng,  1877,  Koch's 
Tcttiftl^iidibauidlDug. 


Sdiulgrinimatlk  von  Gottfried  Gufke-  Erster  Theü,  Ele- 
wm^äftbwt,  a  Ana.  -  Dazu  von  deniselbeB  VerfasKr:  Englischei 
CltiB«iitar*Lesebach.  b,  Aull.  Hamburg,  Otto  Heianier,  1877. 

%|fiielw8  Laeebucfa  in   drei  stufen    fdr   h5here  Lehranstalten,  von 
MA  Ktiaar.  Uh  Theil,  Oberstufe.  Leiptig,  B.  G.  Teubner.  1877. 

Itaxi  mag  fkber  den  Wertb  de^en,  was  in  einer  grossen  Zahl  ron 
^Npognumiien  und  ähnlichen  Schrillen  niedergelegt  ist,  im  allgemeinen 
Jil  Mm  sn  hohe  Ansicht  haben  «ganz  unbeachtet  darf  man  sie  denn 
JjAiliH  kawQ,  uiaal  in  einer  Wissenschaft,  die  so  jnn^  ist,  dia 
M».te  flieht,  «enigsteoa  etwas  Nenes  finden  kann,  und  in  welcher, 
^  XBfifca  hei  Qeligenheit  der  Beepreehung  eines  Buches  bemerkt,  der 
jjigfci  f«iii  JftngHeo  zu  lernen  bereit  sein  muss.  Dr.  Yambagen  mag 
^U  Mf  d9ü  Viak  aller  Fachgonossen  rechnen,  dass  er  sich  der  nicht 
Sfilie  Qnlen^g,  ein  mögUchal  voUstindigea  Verzdchnii  solcher 


810 


Miscellen, 


SchrifteD  herauszugeben.   Es  sind  im  Gauzea  eegeu  1650^  und  ihit 
ordjiting  ist  so  getroffen,  dass  mau  eich  recht  leicht  in  derselben 
finden  wird. 

Die  Einleitung  handelt  über  den  Werth  der  Programme  und  Di 
tationen  und  gibt  einen  interossatiten  Abriss  ihrer  Geschichte^  ferner 
systematische  Oebersicht  der  Bibliographie  der  ProgrammeDliteratur 
endMch  eine  statistische  Uehereicht, 

Das  Buch  ist  für  Jeden,  der  äich  mit  franzosischer  oder  eugU 
Philologie  beBchäftIgt,  ebenso  entbehrlich,  wie  die  Encyclopadie 
Schmitt,  deren  erwünschte  Ergänzung  es  bildet. 

Die  Gurke'schen  Elementarbücher  bedürfen  keiner  besondem 
empfeblung  mehr;  ihre  vorzüglicbe  Verwendbarkeit  für  die  Zw^fdtt 
Schule  ißt  längst  anerkannt  nnd  spricht  sich  am  besten  durch  die  1 
Zahl  von  Auflagen  aus,  welche  sie  in  Terhaltnismässig  kurzer  Zeit  eil^ 
haben. 

Auch  Kaiser's  Lesebuch  zeichnet  sich  durch  sorgfaltige  Wahl 
versiÄndige  Anordnung  dos  Stoffes  vortheilhaft  vor  manchen  andern 
Shakespeare  ist  besonders  berücksichtigt,  was  nur  zu  billigen  ist, 
auBgesetzt  dass  die  sprachlichen  Kenntnisse  der  Schüler  für  dai  Vj 
uis  dieses  Schriftstellers  auch  wirklich  hinreichen.  Indessen 
bündige  Anmerkungen  daflr  gesorgt,  dass  die  hauptsächlichsten 
rigkeitcu  behoben,  und  alles,  was  etwa  dunkel  erscheinen  könnt«,  gl 
gend  er  klart  werde. 

M.  CoDrath. 


Programmenschaii. 

(Fortsetzung  aus  Heft  III,  S.  236,  Jahrgang  1878.) 

18.  R  Bruno  Bayerl,  Zur  Geschichte  Pilsens,    progcmm 

k.  L  OG,  in  Pilsen  1877.  ÖS.  3Ch  8«, 

Die   Grundlage  für  die  Arbeit  des  Verfassers  bildet  J,  Tana 
handschriftliche  -Historia  semper  catholicaet  semperque  Melis  ciril 
Pilsnae  in  regno  Boemiae",    nach   der  er    bereits  die   Einnahme  Hl 
durch  Ernst  von  Mansfeld  im  Programme  derselben  Lehranstalt  vom  J.  J 
dargestellt  hat.    Tanner  bietet  erwünschte  Einsicht  in  die  fioamii 
Yei^ältniäse  Pilsens  nach  der  Mansfeld^schen  Occupation,  zeigt  die 
suche  der  Bürgerschaft  diese  zu  hessem,  was  freilich  durch  neue  «^i 
Schläge  des  fortdauernden  30jährigen  Krieges  verhindert  ward,  weist 
die  Gnadenbezeugungen  hin,  die  der  Stadt  für  ihre  Treue  von  den  b 
bürg.  Herrschern    zu   Theil   wurden.    Der  Verfasser  hat  alle  die« 
mente  in  seiner  anschaulichen ,  durchaus  sacbgemässen   Darstellung 
Geltung  gebracht.    Seinen  Ausführungen  darf  man  überall  zn^timr 
der  Vollständigkeit  wegen  könnte  den  Bemerkungen  auf  Sti 
hinaugefögt  werden,  dass  auch  im  Laufe  des  XV.  Jahrb.  v< 
diskus  mit  Patent   vom    19.  Juli  1457    (Archiv  des  böhm, 
Prag)   und  König  Georg  in  den  Jahren  1460^  1461    und  kj 
Mkf  IV,  434;  StaH  letopisove  173  a.  a.  0.)  Versuche  geinamt  wm 
die  Münzcalamität  zu  beb  eben.  Der  Abdruck  der  goldenen  Bullen  Pil 
ist  ein  augenscheinlich  getreuei  uud  sorgfältiger* 

19,  Dr.  Anton  Balcar,  Di©  Politik  König  Georg  von  Podib 
Eine  Studie  auf  Grundlage  der  Entwickelung-  der  historisches 
hältnisse  Böhmens  im  XV.  Jahrhundert,  Fortsetzung.  Programm 
k»  k,  vereinigten  St.-OG.  in  Tescheu  1877,  SS,  5ö,  d\ 

Der  Verfasser  hat  sich  durch  die  durchaus  abweisende  Bean«& 
seiner   voqiihri|^en   Programmarbeit   nicht    in    der  Veröffentlkhuj^i 


MisccUen» 


Sil 


lortMizimg  beirreo  lassen;  er  bat  ab«r  ebeni»owenig  die  ihm  von  moh- 

nm  Mttm  ftwordefioo  Winke  betaenigt.    So  sehr  man  de»  VerfueeTB 

iMkCD  auf  iem  Gebiete  der  GeächichlSschreibung  tbätig  zu  sem,  wQr- 

Ijiea,  ihm  m  gtwiBser  Uiijgicht  aach  Fleiss  nicht  aberkennco  wird«  bo 

ttuiRofeTcnt  ]c'n]ür  anch  «i-n  vaTliegenden  zweiten  Abschnitt  der  Arbeit 

ili  gifiili  1.    Der  Verfaaior  kennt   noch    lange 

fiiditiiaiv  ^le  (die  Scriptores  remm  Silesiacaram, 

kutm  bes.  wiihtig  iid.  VU— Jw,  iheiner's  Monumenta  Hung,  u.  Mouum. 

IUmi,*  di«  6  Bande  des  Archi?  desk^»  die  St&H  lotipisov^,  des  Cardin* 

üäptu»*  C<jniiDentarien.  Jauäsen^s  Frankfurter  Reichäcorrespondenz,  Bd. 

L  fi,  XVI,  XXXIX  UV  des  Archiies  f.K.  ö  G.,  VU  der  Fontes  renim 

iiitriAcanini ,   die  Scriptores  rerum  Lusaticamm,  Bieder«  Cod.  Diplom. 

illllilimli .  daa  Lausitzer  Magazin  Bd.  47  u*  s.  w.  sind  ihm  völlig  fremd, 

oilMi,    dAa   er   nennt,    hat  er  augenscheinlich  nicht    gesehenX  er  ist 

lklBi9  W8Dlg  mit  der  fär  seine  Arbeit  in  Betracht  koniuieDden  Literatur 

lAumt  Mmmtliche  Abbandlungeo  U.  Markgrafs,  die  Arbeiten  K.  Men- 

»T»,  Sfajjns\   Richter'8  u,  r.  w.  blieben   unberücksichtigt);    endlich  er- 

«tijt    er   sich   als  völlig   unfähig    das   ihm   vorliegende  Materiale   nor 

iM^hrle  methodisch   in  verarbeiten.    Die  Zahl  der  Irrthiimer  in  Ein- 

dbitt  bt  gross;  Anordnung  nnd  Stil  kennzeichnen  die  Rathlosigkeit  des 

einer  Aufgabe  gegenüber,    die    seine  Kraft  wohl  bei  Weitem 


VwBg  im  October  1877. 


Adolf  Bachmann* 


Lehrbücher  und  Lehrmittel 
(Fortsetzung  vom  Jahrgang  1877,  Heft  II,  S,  153  f.) 

A,  Für  Mittelschulen, 
Deutsch. 

Wolf,  Dr  G»,  KufXgefasste  Religions-  und  Sittenlehre  für  die 
Jilldllasch«  ^^iend,  2^  verm.  nnd  ?erb,  Aufl.  Wien  1877.  A.  Holder. 
Unk,  lirovcb.  20  kr.,  wird  zum  Lehrgebrauche  in  den  unteren  C lassen 
IvBtlilu^hulen  Ob4»r5etdrreichs  allgemein  zugelassen  (Hin.-ErL  t,  17.  April 
1818,  TL  5U66). 

Ellen  dt,  Dr*  Fr.,  Lateinische  Grammatik,  bearK  ?on  Dr.  Moris 
iejffert  ttndProLH.  Busch.  Berlin  1878.  Weidmann.  Preis,  broecb. 
1  Mark  40  P..  wird  neben  der  15.— lö.  Aufl.  zum  Lehrgebraacbe  an 
OfVaKkii  mit  deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  zugeiaasen  (Min.- 
UL  V.  SL  Min  1878,  Z.  4515). 

Janker  Carl  und  Noe  Heinrich,   Deutsches  Lesebuch   für   die 

ilmi  Clawien  der  Realschulen.  U.  Theil  L  Abth.  brosch.  1  fi.  40  kr. 

1  AbÜw  bco»ck  1  fl  ao  kr.  Wien  1878.  Gräser,  wird  zum  Lehrgebraacbe 

,  m  dm  Eiftlichulen  mit  deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen 

^  .Ell  ▼,  8,  April  1878,  Z.  4S41). 

Poftpichal  Eduard)  Deutsches  Lesebuch  für  Mittelschulen  mit 
"Ätr  Unterrichtssprache.  I.  Band,  1.  Abth.  für  die  3.  CUsse; 
2.  Abth,  für  die  4.  Chisse.  2.  Aufl.  Prag  1877.  Monrek.  Preis 
Abibeünng  1  fl.  36  kr.,  wird  zum  Lehrgebrauche  an  den 
m  mit  böhmischer  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen* 
B«r  gM^^tigQ  Gebrauch  der  ersten  und  zweiten  Auflage  ist  unstatt- 
lA  (Mia.*Erl  ?.  18,  lAlrt  1878,  Z.  386L) 

Sli«ler    V'     ^'Halatlaa  über  alle  Theile  der  Erde  und  über  das 
Vtllfebiaide.   r  verb.  nnd  Term.  ron  Herrn.  Bergbaus.  Aus- 

Ale  te  dl«  (ku..  ...... A:h-ungariBche  Monarchie  in  37  color.  Karten  in 

ti^knil^^  Gotha   und  Wien  1878.  Perthes.  Preis  geheftet  4  Mark» 


SU 


Miscelien. 


gebunden  5  MarL  Dio  bezügllcli  der  Ausgabe  vom  Jahre  1877  der  ädu  Ao 
auig^procbcne  allgemeine  Zulassung  wird  auf  die  gegenwärtige  At] 
an^edebuL  Die  neuen  Blätter  der  eegenwärtigen  Ausgabe  (Nr.  5  £  .^ 
una  Nr.  23  Asia,  j^bysi^b,  Nr.  14  das  deutsche  Reicb,  politisch)  w«fmi 
auch  besondoi»  ausgegeben ,  das  Blatt  zu  10  kr.  ö.  W.  (Min.-£rL  v. 
16.  März  1878.  ZL  3747.) 

Leukart,  Dr.  E.  und  Nitacbe,  Dr.  H,,  Zoologische  Wandtafel 
«um  Gebrauche  an  UmverBitÄten  und  Schulen,  Cassel^  Verlag  von  Tbe 
Fiecher.   Erscheint  in  Lieferungen  zu  je  3  Tafeln.    Dasa  dieses  1    _ 
mittel   an  Mittelschulen  gebraucht  und   auf  ßechnung  der  LehnniHel*| 
fonde  angescbafft  werde^  unterliegt  keinem  Anstände.  (Hiu.-£rl  y,  25.  " 
1878,  Z  4248.) 

CbaTanne,  Dr.  Josef,  Phräikalische  Wandkarte  ron  Afrika.  Ma£i-| 
atah  1:8,000.000.  4  Blatt  in  Farbendruck,  nebst  einem  Teitbefte.  Wten./ 
HölzeL  Preis,  unaufgezogen  6  fl.,  aufgezogen  in  Mappe  8  fl,,  mit  Stäben  J 
9  fl.^  wird  zum  Lebrgebraucbe  an  BlittelBCbulen  allgemein  xugelafiML] 
(Min.-ErL  v,  11.  ÄprU  1878,  Z.  50220 

Kauer,  Dr.  A.,  Elemente  der  Chemie  (gemäss  den  neueieo 
siebten)  für  die  unteren  Classen  der  Mittelschulen.  5.  Au&.  Wien  beil 
A.  Holder.  1878.  Preis  1  i.  20  kr,,  wird  zum  Lehrgebrauclw  in  dADl 
unteren  Classen  der  Realschulen  mit  deutscher  Ünterricbtssprache  allgOf] 
mein  zugelassen.  iMin.-Erl  v.  11.  April  1878,  Z,  5265.) 

äecbisch. 

Jarolimek  Cen§k,  Deskriptivui  georaetrie  pro  vy§§i  Skoly  realn^. 
3.  TheiL  Prag  1877.  Verlag  dos  Vereines  böhmischer  Mathematiker.  Prsii 
vom  Vereine  1  fl.  10  kr.,  durch  den  Buchhandel  1  fl.  30  kr.,  wird  suniJ 
Lebrgebraucbe  an   den  Realschulen  mit  böhmischer   ünterrichtsspTache  1 
allgemein  zugelassen,  (Mb.*£rL  r.  25.  März  1878,  Z.  3952.} 

Illyriscb' kroatisch. 
Matkovi^,  Dr.  Petar,  Zemljopis  zb  mie  razrede  srednjib  u6üistak  1 
2.  Terb,  und  tbeilweiüe  umgearb.  Aufl.  Agram  1878.  Verlag  der  Land«* 
regienmg.  Preis  gebunden  1  fl.    Die  bezüglich  der  1,  Aufl.  diesem  Lsbr-j 
buches  ausgesprochene  Zulassung  wird  aui  die  vorliegende  %  AuH   mi^ 
gedehnt  (Min.-ErL  v.  11.  April  1878,  Z.  3376.) 

B)  Für  Lehrerinenbild an gsan stalten. 

Stumpfi  Anna,   Poduk   o    ienakih    rocnih   delih   za    nHf^\^i'*' 
[nSiteljake   pripravTiice   in   gospodinje.   V  Trstu  1877.  Preis  80 
Unterrichtsge brauche  in   den  Ärbeitslehrertnenbildungscursen  mi 
nischer  Unterrichtsspracbe   für   zulässig   erkErt.  (Miü.-£rL  v.   30.  MinJ 
1878,  Z,  4104.) 


Fünfte  Abtheilung. 


),  Terordnuügen,  Personalstatistik, 

Verordnung  des  Mio,  für  C*  und  U.  Tom  19.  Mm  1878,  Z.  20^46 
a  J^  lA  alle  L&Qdesschulbehorden,  mit  welcber  för  den  Unterricht  im 
Omtafkl  &D  den  Lehrerbild  an  gs&natalten  ein  Lehrplsn  einge^hrt  wird« 
i  TsordaiingBblAtt  r.  d.  J.  Stück  VU,  S.  27  f. 

ErJais  des  Min-  fttr  C,  und  Ü,  vom  7.  April  1878,  Z.  5416,  an 
äffimtUche  Landesdchnlbehörden,  betreffend  die  Aufnahme  tou  Schülern 
ilii  «ittfste  C1afl«e  einer  MittelacbuU.  —  In  Absiebt  anf  die  Prüfung, 
ühkr  üt^  getniss  der  Verordnung  toiu  14  März  1870,  Z.  2370').  jeder 
ik  Aifathma  in  die  onterste  Clause  einer  Mittelächole  Nachsuchende 
q<triiith<«n  mns^  hat  sich  das  Bedürfniga  heratusgesteUt  sur  Beurtheilnng 
tolMtBiflM  und  Fertigkeiten,  welche  die  Aufzunehmenden  aua  dam 
BoMteiiiiterricht«  nntbrin^en^  vermehrte  Anhaltspnnote  tu  gewinnen. 

in  diesem  Ende  Ünde  ich  tu  verordneoi  dass  fortan  jedem  Schüler, 
dir  aoi  einer  öffentlichen  Volksschule  austritt,  um  in  eine  Mittel- 
«claJt  iiiisQtrf!ten,  ein  (FrequentatioDs-^  Zeugnise  verabfolgt  werde,  wel- 
«N  lA  Biiiiie  des  §.  M  der  Schul-  und  Unterrichtsordnung  (Mimsierial- 
?a«in9f  rom  20.  August  1870,  Z,  7648'),  unter  ausdrücklicher  Be* 
riimiK  Mine«  Zweckes  dit*  Not^m  aus  der  Religion siehre,  der  unter- 
ffiMnnidM  und  dem  Bcchoen  zu  enthalten  hat,  und  da»s  vom  Schuld 
iäm  m9fl  Ab  ein  solches  Zeu^iss  bei  der  Meldung  sar  Aufnahme  in 
^  Wtmm  Ckmt  einer  MitteUcnule  von  Seite  der  betreffenden  Direction 

MiMebend   bei   der  Entscheidung  über  die  Aufnahme  bleibt  die 
lii  iltai  SiiMte  vorxunehmende  Aufnahmsnrflfong,   sowoi  flr  die  aua 
i  Volksschule  Kommenden ,  als  auoh  für  die  privat  Unter- 
inaal  teMere  ein  Zeugnis»  der  Volksschule  vorzuweisen  ins* 
*  liclit  11  der  Lage  sind« 

Zimgnifts  der  Volksschule   hat  als   informierender  Behelf  zu 


I  der  AuftaabmsprÜfung  sind  sammt  den  einschlägigen 
iknilxevgiiiMi  in  «in  basond^re»  Yerseiobnias  einzutragen, 
I  Wotm  Ider  Mgdigl  kt 
Die  Verzeichnisse  werden  der  k.  L  Laadestohntbebfirda  bald  aaeh 
I  4er  PMta}g«ffi  vorgelegt  und  von  derselben  nach  geBommener 
4m  Lebimnslalt  snriokgetteUt, 
kb  e»nebe  i^e  k.  k.  Landesschulbehürde*  hiernach  die  weiteren 
in  treffen. 


lUajfleml- Verordnungsblatt  vom  Jahre  1870,  Nr.  47,  8.  Hä. 

JÜaMerial* Verordnungsblatt  vom  Jahre  1870,  Kr.  119,  8.  50L 


•u 


Personal*  und  Schulnotizen. 
(Formiilare*) 


Leluanstalt 

Ergebniss  der  Äufvuihmsprüfung 
für  die  1.  Classe  bei  ße^nn  des  Schuljahre?  18,. 


Nr. 


l«im,  Tig  und 
Jfthr  der  Ot'biart 


3chiildw»Mi  iLod 
Mune  der  Lelur- 
aaitolt^  wdclie 
d«r  Bdi&]«T  KQ- 


Z«agnlwoote>  <Z,| 


Beligioii»- 
lAlira 


Unterriclits- 1 


RedukBiii 


Der  Min.  für  C.  n.  U.   hat  dem  Comni.-Bea1gyinn.    in  Bat 

das  Recht  der  Oeffentlichkeit  atif  die  Dauer  drei  Jahre,  TOin  Schal 
1B77/8  an  gerechnet,  verliehen  und  den  Bestand  des  VerhUtoissa 
Beciprocitat  hinsichtlich  der  Änreohnung  der  Dienstzeit  der  Dtwc 
nnd  Professoren  zwischen  dieser  Lehranstalt  einerseits  und  den  U 
schulen  dea  Staates  andererseits  im  Sinne  §,11  des  Gesetzes  ?oiaS»- 
1870,  R.-G.-BL  Nr.  46  gleichzeitig  anerkannt  (Min,-ErL  wtm  IL 
1878,  Z.  2697.) 


Personal-  und  Scbnlnotizen. 

Ernennungen  (vom  7.  März  his  L  Mai). 

Dem  im  Präsidialbureau  des  Min,  f.  C.  u,  ü.  in  Verwendtiii| 
henden  Ministerialconcipisten  dieses  Ministeriums,  Dr.  PaulGauttc 
Frankenthurn«  wurde  in  An  erkenn  uug  seiner  vorzüglichen  DI01 
stung  der  Titel  und  Charakter  eines  Ministerialvicesekretars  verli^hai 
Entschl  yom  9.  April  h  J.)- 

Der  niederösterr.  Statthalter  ei  conceptspracticant,  Michael  Fn 
von  Pidoll,  zum  Ministerialconcipiäten  im  Blinisterium  für  d 
(24.  April  1,  J.).  

Der  Suhdireetor   des  föraterzbischöflichen  Priesterhaosea  UM 
Cent  der  Fundamentaltheologie   an    der   theolog.  Faeultat    zn  Sdb 
Dr.  AntÄner,  zum  ordentl  Prof.  der  Moraltheologie  an  der 
Facnltat  (a.  h.  Entschl.  v.  4.  März  L  J.). 

Der  anaaerordentl  Prof.,  Dr.  Paul  8teinle ebner,  znm  n 
Prof.  des  österr.  und  rom.  Civilrechtos  an  der  Univ.  in  Innsbm^ 
EntachL  v*  14.  März  L  J.). 

Der  Privatdocent  an  der  Innsbrucker  Univ.,   Dr,  Michael  11 
zum  ansserordentl.  Prot  für  experim enteile  Pathologie  an  dw 
Hochschule  (a,  h.  Entschl«  vom  24.  März  l  J.) 


PifBOBal-  uDd  Scbalnotizen. 


S15 


DtL  Prof.  an  d^  Univ.  za  Lütticb ,  Dr.  Karl  Gasse n - 
biirer,  xum  ordeittl  Prof,  der  zweiten  Lehrkanzel  für  specielle  chiriir- 
peka  Pathologie ,  Therapio  und  chirurgische  Klioik  an  der  Univ,  zu 
fn^  (a.  h.  EntschL  v,  23.  April  L  J.) 

Zam  Scriptor  der  Studienbibliothek  in  Salzburg  der  Scriptor  an 
4er  fiiliUotb«k  aer  techmiscbeii  Hochschule  in  Brunn,  Georg  Jurmann 
/2t  April  L  J.)  ____^ 

£>i«  Zula&auug  des  Dr.  Vincenz  Knaaer  ab  Frivatdocent  der 
Philosoph i<?  au  der  philo»,  Facultät  der  ünivers,  in  Innsbruck,  des  Dr. 
Hermann  Haaa  ab  PriTatdocent  für  specielle  medicin.  Pathologie  und 
Tkrapie  an  der  med! ein.  Facultät  der  Univ,  Prag  und  des  Dr.  Arthur 
Eitler  ^  ■"  "*»jder  als  Privatdocent  für  Zoologie,  vergleichende  Anato- 
ftifti  U'  ichende  Entwicklungsgeiicbichte    an    der    pblloä.  Facultät 

«i#T  Ul uii  wurde  genehmigt,  desgleichen  die  Zulassung  des  Ädvo- 

cOeo  Dr.  üabriei  Fiorentini  als  Privatdocent  für  römisches  Recht  mit 
itiL  ¥iirlrag&&prAcbe  an  dei  jarid.  Facultät  der  Univ,  Innsbruck  und  des 
Br^CatiiiftirTon  Morawaki  als  Privatdocent  für  clads.  Philologie  an  der 
Mm.  Fa4;ültät  der  Cniv.  in  Krakau.  Dem  Frivatdocenten  fbr  allgemeines 
Ihalifodit  an  der  jurid.  Facultät  der  üniv.  in  Graz,  Dr.  Ludwig  Guin- 
llowici.  wurde  die  venia  legendi  auf  das  Gebiet  des  österr.  Staats- 
mktm  erweitert 

Zum  Examinator  für  Physik  bei  der  \,  k.  wias.  Gymnasial  prüf ung9- 
toioii  in  Prag  der  Privatdocent  an  der  Univ.  daselbst,  Dr,  Augmt 

IVf  Architekt  August  Prokop  zum  ordeutL  Prot  des  Hochbaues 
la  4er  technischen  Hochschule    lu  Brunn    (a*  h.  EntschL    vom  25.  Fe- 
L  J.)  _^___ 

2«m  AdJQucten  der  Rectoratakanslei  der  Wiener  tecbniscben  Hocb- 
kVilm  d«t  C^ncipist  der  k*  k,  n.  ö.  Postdirection ,  Dr*  Johann  So n tag 
'     "     "  I.  J  )  ^ 

Mitgliedern  der  Commission  zur  Vornahme  der  strengen  Prü* 

behnfi  Erlangung  eines  Diploms    ans  den  Gegenständen  der  In- 

ichnle  für  das  Studienjahr  1877/78   an  der  Wiener  technischen 

hük  die  Proff,   dieser   Lehranstalt:    Oberbaurath   Anton  Beyer, 

Bitter  v.  D  oderer,  derzeit  Prorector,  Miuistenaltatb  Dr  Jo- 

Icrr,    Hofrath   Dr*  Ferdinand  v.  Hochstetter.    ßergrath  Karl 

L,  Dr.  Joseph  Eolbe^    Dr.  Tittor  Pierre,    Johann  Rodinger, 
I  Dr<  Georg  Eebhann,  derzeit  Decan  der  Ingenieuracbule,    Dr. 
ftadol^  Standigl,  Dr.  Wilhelm  Tinter,  Moriz  Wappler.  Dr.  Ant 
Wliiekle*    ^-^^''^   ^'-  .......  A...,.  V  -handc  der  techniscnen  Hocbsclmle 

rtitaidcn  i>rr  v.  Engerth,    Hofrath    und 

öoMüldir  „_.  L  „,-r reich ischen  Staatseisenbahn  »  Ge- 

nllieliAft  und  Mathias  iiitter  v.  Pisebof,  Hofrath  und  Generalinapoctor 
4er  Öiilen*  ßlsenbabntjn. 

An  der  *  n  Hochschule  zu  Brunn  die  ProH,  dieser  Lehr- 

tartalt!  R'^^fT  Friedrich  Ariberger,  Johann  Er  ick,  derzeit 

Fwr»*-^  Igel,  Karl  Hellmer,  Alexander  Makowsky. 

QMa  ndorf.  derzeit  Eector,  Dr  GusUv  Peschka, 

lad  l'n  nni.  ''     ^     p,    Johann  Schön,    derzeit  Vorstand 

•»  tsfioitarvi  vv^cis»,  Georg  Wellner;    ferner  die 

Wti    (ton  Vvii'auuc    IUI  intiiMjlmle  stehenden  Fachmänner:    Mathias 
r.  Flicbof,    Hofrath  und  Gencralinspector    der  österreichischen 


SM 


Personal-  und  SchulnotizeD. 


EigeabahDen  and  Heinrieb  Schm  idt,  GenankliAspeotof  der  fetdcr.  Stiati 
eisen  bahn  geaollschaf  t. 

Dem  Stattbaltereirattie  Carl  Heyss  wurde  «BlättUeh  der  90zi 
erbeten ei»  Enthebung  von  der  Stelle  eines  Referenten  ftSr  die  i  "  " 
tiven  und  ökonomiscben  Scbulangelegenheiten  beim  Landetsehalmtltc 
in  Obertisterreich ,  in  Anerkennung  seiner  eiMgen  Dienstleistung  6U 
allerhöchste  Zufriedenheit  ausgesprochen  (a.  h.  EntschL  vom  SH*  Man 
L  J)t  und  der  Statthaltereirath  Theodor  Altwirtb^  znm  Referenten 
fttr  die  administrativen  und  Ökonom iecben  Scbulangeleffeahsit^n  beim 
Landeeschulratbe  in  Oberösterr^ich  ernannt  (a.  h*  EntscbL  Tom  24.  Mjli« 
L   JO. 

Der  Director  am  1.  Gräser  Staatagf mn.^  Begienmgvfatb  Dr. 
Peinlich,  wurde  auf  sein  Ansachou  in  den  Ruhestand  Fersetzt 
ihm  hiebet  die  allerhochate  Zufriedenheit  mit  seiner  ?iel jährigen^  ftuiffs^ 
zeiclineten  Wirküamkeit  ausgesprochen  (a*  h.  Entschl.  t.  11.  April  LJ»?^ 
der  Director  des  Gymn*  in  Eger»  Frana  Paulj,  wnrde  zum  Directocj 
des  L  Eealgymn.  in  Graz  ernannt  (a,  b,  Entschl.  v,  11.  April  L  X)^ 
desgleichen  aer  Director  des  Staats-Untergjmn.  in  Strassnits,  Adalb« 
Kot 8 mich,  zum  Director  des  alar.  Gymn.  in  Olmüti  (a,  h.  £Bteolil.i 
11.  April  1.  1)  

Der  Suppleut  Johann   Georg  Berg  er  «um  Lehrer  fftr  das  GjmnJ 
in  Ried  (8.  Man  1.  J.)»    der   Weltpriester  Stanislans  Grjsiecki    isin> 
kath.  Religional ehrer  am  Gjmn.    in  Rzeazow  (12   März  l  J.),  der  fieÜ- 
gionslehrer  an  der  Landesanterreakcliule    in  Äuspitz,  Wilheliu  Sehmid 
zum  Religionslebrer    am    Staats  *  Real  •    und  Obergjmnasium  in  Brftnn 
(2ä.  März  L  J.);    zum   katb.  Belifirionslebrer    am  Staat^vmn.   in  Trie^ 
aer  snpplierende  Religionslehrer  daselbst,  Welfepriester  Johann  Legal, 
(29.  März  l  J.)»  der  Supplent  an  der  Staatsrealschule  in  Troppan^  OiwalA 
Kaiser,  zum  Lehrer  am  Gymn.  in  Bielitz  (29.  März  V  J.),  zu  Lehrern  färJ 
das  1.  Staat&gymn,  (zu  St  Anua)  in  Krakau  die  Supplenten  dieser  Anstalt,! 
Titus  S Widerski   und  Julian  Mikfaszewski,   sowie   der  Lehrer 
Franz  Joeephs-GjmDasiQm    in  Lemb«rg,   Anton  SoÄwiuski   (10,  Apritl 
L  J.),   der  Sopplcnt,  Michael  Fr^ckiewicz,  zam  Lehrer  am  Gjmn.  In" 
Wadowice  (24.  April  L  J.).      ^_^____ 

Der  Sopplent    an    der  Staatsrealschule   in  Linz,    Michael  Majr, 
zum  Lehrer  an  derselben  Anstalt,   der  Supplent  an  der  Staatarealscliali 
in  Triest,  Anton  Brumatti,  zum  Lehrer  an  der  Reabchnla  in  PinuDoi 
(10,  April  1.  JO  _ 

Der  Gymnasial  pro  f.  Dr.  Joseph  Mich    zum  Director   der  Lehrer- 1 
bildungsanstalt  in  Troppau  (7.  Äpnl  1.  J.)  ^ 

Der  Supplent  Heinrich  Schreiner,  zum  Hauptlehrer  an  derLfih«' 
rerbildunpanstalt  in  Bozen  (10.  April  L  J). 


Auszeichnungen  erhielten: 
Der   ordentl.  Prof.   der  Mathematik   an    der  Univ.  in  Innsbruck,! 
Dr,  Anton  Baumgarten,  anlässlich  der  von  ihm  erbetenen  Uoberna 
in   den   bleibenden  Ruhestand   in   Anerkennung   seiner   berTorrng^ndüiJ 
Verdienste  im  Lebramte  den  Titel  eines  Regierungaratbes  (a,  b.  £ntichL| 
vom  24.  März  1.  J.),  desgleicheD  der  ordentL  Prof  des  rom.  Rechte«  as 
der  Univ,  tn  Graz,  Dr.  Gustav  Demelius,  in  Anerkennung  seiner  lehr* 
amtlichen  und  wissenschaftlichen  Leistungen  den  Titel  einas  Regieninga* 
rathes  (a,  h.  Entschl»  vom  4.  April  h  J.),  der  Director  der  Lebrerbildunf*- 


PersoDal-  und  ScbulDOÜMD.  tf? 

Ib  Tetchefi,  Anton  Peter,  in  Auerkennuag  seioer  Terdien^ToUen 
W|rHimt<it  iiD  Lehmmte  den  Titel  einea  Schol^thes  (1,  Mai  l.  J,). 

Der  «tidtificho  Archivar  in  Eger,  Herr  Vincenz  Proeekl,  erhielt 
Ür  w^m  OfidiicbtswL^rk  'figer  und  ~  dm  Egerlund'  von  K5nig  Oftkar  II. 
%^m  Sobweden  die  grosse  goldene  Ehren medaille  iVii  Kunst  ttod  Wiseen'* 


k 


Die  Annahme  und   das  Tragen   fremder  Orden  wurde  gestAttett 

Director  des  germanischen  Mu&enms  in  Ntlrnberg,  Dr.  A,  D.  Eseen- 

Yctn,  für  rfiHTi  preuBS.  Rothen  Adler-Ordeti  IIl,  CL,  das  Ititterkreui  J.  Cl, 

ta  bftir.   ^  Nordens  vom  h.  Michael   niid   das  Ehreukreuz  III.  Cl, 

te    "ftrstU  iizoller'schen   Hansordens^  den»  Prof,   an   der  medidn» 

fheoltät  der  Uni?,  in  Wien,  Dr.  Ferdinand  Hebra,  fiir  das  Ritterkreuz 

de»  gro8&b«rz.  mecklenburgischen  Hausordond  der  wendiüchen  Krone  (a.  h« 

btKbi.  vom  21,  Februar  l  J.),  dem  Hofrathe  und  Prof.  an  der  üniT. 

\m  Wtcis.  Dr.   Ferdinand   Ritter  von  Arlt,   für    das   Commandeurkreu» 

X  CL  il«  k.  norwegischen  St,  Olaf^Orden,  dem  Adjuncten  an  der  k*  k, 

fi61ogit^«ii  Reichsanstalt  in  Wien,  Dr.  Oscar  Lenz  für  das  Ritterkrenj 

i  CL  de»  k-  Sachs,  AJbreclitordena,  dem  Prof.  an  der  Akademie  der  bil- 

^toiai  S&tiste  in  Wien,  Christian  Griepenkerl,  f^v  das  Ehren  dt  ter- 

tuai  1,  CL  dee  ben,  Oldenbnrg'schen  Haus-  und  Verdienstordens,  dem 

ft<rdll»ctor  deB.fltiftes  St.  Peter  und  Secretiir  des  Mozarteums  in  Salz- 

kof,  Kwri  Sautner,  und  dem  Capellmeister  am  Stadttbeater  in  Aachen, 

A.  Skt&np«  fllr  die  hen.  Sachsen- Coburg-Gotba'acbe  Verdienstmedaille 

*%  }l  FfitgchL  vom  21.  April  1.  X),  dem  Pr&f,  der  Musik  Aitoii  Herz- 

Moflkau  für  das  Kitter  kreuz  des  k.  spaniscbeD  Ordens  laabelk 

liachen   und   dem    ehemaligen    russischen   Cape  lim  eiater  Peter 

v>  uaera  fÄT  den  kaia.  nies.  8t.  Annenordeii  3.  GL  (a,  b.  EntachL  vom 

a  AprÜ  L  JO-  ______ 

Nekrologie  (Ajifang  Wm  bis  Anfang  Mai). 

Am  22.  Februar  L  X  in  New- York  Heinricb  Ellendt,  ala  MnBik- 
üMUleller  bekannt,  45  J.  alt. 

Am  %  UMn  l  J.  in  Altenburg  der  Archivrath  von  Braun,  als 
llllbfiielier  Scliriltsteller  bekannt. 

Am  8,  Mar^  L  J.  in  Laibach  der  emer.  Gymnasialprof.  KarlMel- 
.  .Mi,  alt,  in  Ttihingen  der  Prof.  der  el&ss.  Philologie  an  der  dor- 
üpa  ÜniT.  Dr.  Wilhelm  Sigmund  Teuf  fei,  durch  seine  Arleltön  Qhet 
Attliflos,  AriÄtopbanes,  Horaz,  Tibnil,  seine  römische  Literaturgeschichte, 
ids«  Tti«dlDahme  an  der  Paul y*scben  Realen cyclopädie  usw.  hochverdient, 
57  J.  Alt,  in  Baden -Baden  der  Prof.  an  der  t^trass  burger  Univ.,  pr.  Gu- 
dga  W  i  Im  aiinSf  durch  seine  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  lateinischen 
ftfasftplilk  rühmlichst  bekannt,  3:2  J.  alt,  in  München  der  pens.  k.  hair. 
dUÜMil^niialer ,  Simon  Qaaglio,  ein  hochgescbatzter  Zeichner  und 
Jiilii  fUr  das  Fach  der  architektonischen  Daistellungen,  83  J.  alt. 

Am  IL  März  L  J,  in  Dresden  der  emer.  Conrector  des  Leipziger 
läko1ii'Gfmiiaaium&,  Dr.  Albert  Fo rh ige r,  besonders  durch  seine  Aus- 
ist  des  YetgiUufl   und  sein  Handbuch   der  alten  Geographie  bekannt, 

»i  Alt  ,   „ 

Am  13.  Marx  l  J,  in  Paris  der  Cnstoa  des  Münzcabinetea  der  Na- 
Qnoalbibliothek,  Camille  de  la  Berge,    der  sich  durch  zahlreiche  Bei- 
liift  ftr  die  Eewne  critique  und   die  Revue  historique  und  durch  eine 
der  Akademie  der  Inschriften   gekrönte  Denkschrift  über  die  Marine 
ferner  einen  ^eaditeten  Namen  erworben  hat,   41  J.  alt,   und  der 
i..4,%flAi..abr    und  Kunstkritiker  des   Journal   des  D^bats,  Adolph 

,        .      I   ri  L  J.  in  Herford  der   k,  preuss.  Musikdirector  und 
hf^^  Etnnano  Küster,  als  Mnsikschriftatcller  bekannt,  61  J.  alt,  od 


318 


FfflvcntaU  und  Schnlnotlzeth 


rh^rh^ 


in  Tübingen  der  Prof.  an  der  medicin,  Facultat  der  dortigen  ünir,, 
lEmil  DnrsjT,    durch  seine  Schriften  über   die  EntwickliingBgeich' 
bekannt,  48  J,  alt. 

Am  18.  März  1.  J.  in  Leitmeritz   der  Prof.  und  Historieamftle 
Franz  Kianse,  45  J.  alt 

Am  20.  März  L  J»  in  Wien  der  k.  k.  Ministeralsecrctar  im 
sterium  f&r  CuHua  und  Unterricht,  Anton  Reichs freiberr  von  Päuma&l 
37  J.  alt,  in  üöttingen  der  Oberconsistorialrath  und  Prof.  der  The 
an    der    dortigen  Univ,,    Abt  Dr.  F,  Ehren  feuchter,    64  J.    lUiJ 
Heilbrofin  der  grosse  Forscher,   Julias  Robert  von  Mayr,    durch 
hoehbedeutende  Entdeckung,  die  mechanische  Wärmetheorie,  weith 
rühmt,   S4  J.   alt  und  in  Stuttgart  der  Genremaler  Karl  Lieakei^ 
geschätzter  K&ostler. 

Am  22.  März  L  J.  in  Brüssel  die  Koman Schriftstellerin,  Frau  ßne 
lena,  die  sich  des  Pseudonyms  Caroline  Graviere  bediente. 

Am  25.  März  L  J.   in  Prag   der  Subprior   des   Prämonstrai 
Stiftes  StrahoWt  P.  Marmn  Joseph  Oppitz,    emer«  Prof*  des  GjmiL 
Saa«,  80  J.  alt. 

Am  26,  Mäo  l.  J.  in  Berlin  der  Prof.  am  Joachims  thaler  GrmnJ 
Dr,  Rudolph  Her  eher,  Mitglied  der  k,  Akademie  in  Berlin,  als  Phib 
löge   durch   seine   Ausgaben   der   Scriptores   crotici   graeci^   des  Aelia 
(Aeneas  Tacticus,  Plutarch  rühmlich  bekannt,  57  J.  dt. 

Am  29.  März  1.  J.  im  Stifte  Tepl  der  Framonatrat*»!!^ 
und  Dechant,  P,  Robert  Kopl,  Verfasser  mehrerer  historisr 
82  J,  alt,  und  in  Halle  der  Prof,  der  Theologie  an  der  du 
Dr.  Albrecht  Wolters,  56  J.  alt. 

Im  März  L  J.  in  Turin  der  ital.  Senator  Graf  Ruggero  Gabaleon^ 
di  Salmoui,  als  nation&l-dkonotnisch er  Schriftsteller  bekannt,  60  J.  alt^| 
in  Florenz  der  einst  gefeierte  Tenorist  Napoleone  3Ioriani,    lO  J.  all, 
und   in  Paris   der  Prof.   der  Chemie  an  der  dortigen  Centralschalei  Ej 
Lamj,    bekannt  durch   die  Entdeckung   des   neuen  Metalles  Thallia 
55  J.  alt 

Am  1.  April  1.  J.  in  Mentone  der  Prof.  am  Collage  de  France  und 
Mitglied  der  Akademie  in  Paria,  de  Lomenie,  als  historischer  Schrift*  • 
steiler  (Galerie  berühmter  Zeitgenossen,  Böi^umarchaia  und  seine  Zeitj 
usw.)  bekannt  und  in  Paris  der  CompoBitenr  GauÜeTf  ein  Schüler  Ha« 
beneck'a  und  Halevj'a,  auch  als  Musikschriftsteller  bekannt.  Der  Tod] 
raßte  ihn  während  der  Arbeit  am  zweiten  Bande  einer  'allgemeinen  G^J 
schichte  der  Musik'  dahin. 

Am  2.  April  1.  J.  in  Prag  der  Assistent  der  Botanik  aji  der  dar 
tigen  Univ.,  Dr.  Karl  Knaf. 

Am  5.  April  1.  J.   in    Dresden  Wolf  Graf  von   Baudis^iii. 
Üebersetzer  Shakespeare's  und  MoM^re's  und  als  Literarhlht      *  ijc^' 

[iein  Werk  "Ueber  Ben  Jonson  und  seine  Schule'  bekannt,  in 

Prankfurt  a.  M.  der  bekannte  Liedercomponist,  Wilhelm  S  p  r.  >  -  ^ ,  öö  J, 
alt,  und  in  Cagliari  auf  der  Insel  Saraini^m  der  berühmte  Archiolofe 
und  Dürchforschor  dieser  Insel,  Canonicus  und  Senator  Spano,  75  J.  «11,- 

Am  7.  Ann]  l.  J.    in    Budapest   durch    eigene    Hand   der   MalflJ 
Anton  Orszagii,  besonders  durch  seine  Miniaturbllder  bekannt.  1 

Am  8.  April  l.  J.  in  Karlsruhe  der  geheime  Hofrath  und  Prot 
der  Naturwissenschaften,  Dr.  Seubert,  und  in  Berlin  (ier  Custos  an  der 
k.  Bibliothek  daselbst,  Th.  G.  Pfund,  61  J.  alt. 

Am  10.  April  L  J.  in  Görz  der  bekannte  slovenische  Liederooin<< 
ponist^  Joseph  Kocijan^i^. 

Am  13.  April  1.  J.  in  Tübingen  der  emer.  Prof.  der  evaag, 
logie  an  der  dortigen  Univ.,  Dr.  A.  von  Lander  er,  68  J.  alt. 

Am  16.  Apnl  I.  J.  in  Hannover  der  emer.  Prof.  und  Eector,    DrJ 
Raphael  Kühner,   besonders   durch   ieine   ausführlichen  Grammatik« 
der  griech.  und  lat.  Sprache,  seine  Ausgabe  der  Apomnemoneamata 


Personal-  und  Sctiulnotixen. 


S19 


OD   und   der  Disputation  es  ToBCDlaoae    des  Cicero,   sowio   durch 
h«  8chfitb&cber  als  tücbtiger  Philologe  and  Schulmann  bekannt, 
(Xait 

Am  17.  April  L  J.  in  Wien  der  Prof.  am  akadem.  Gymn-  daaelbst, 
i'l  fJrr;st ..  r  rer,  al«  verdienstvoller  Lehrer,  ale  Mann  von  nrafassen- 
n  als  edler  Charakter  in  weiten  Kreisen  nnserer  Lehrer- 

I»     „  i  geschütit»  50  J.  alt. 

Am  2Ü.  April  1.  J.  in  Oerebro  der  als  Ijrischcr  Dichter  bekannte 
eber  der  Zeitnne  NtTike,  Elias  Wilhelm  Lindblad,    50  J.  alt 
Am  22,  April  l.  J.  in  Berlin  der  bekannte  Aßtronom,    Dr.  Wol- 
lig 75  J.  alt*    Er  hatte  dnrch  40  Jahre  die  Herausgabe  des  astrono- 
"  'ibuchee  der  Berliner  Sternwarte  geleitet. 

April  1>  J.  in  Paris  der  geniale  Historienmaler,  Jaroslav 
.ein  geborener  Prager,  47  J<  alt,  in  Weimar  der  grosao 
lUkr,  Fiiedhch  Prellor,  besonders  durch  seine  herrlichen  Odyssoe* 
liadidniflen  berthrot,  73  J.  alt,  und  in  Halle  der  bekannte  Historiker 
nd  PnilL  mn  der  dortigen  Univ.,  Dr.  Heinrich  Leo,  79  J. 

Ajd  2fii  April  1.  J.  in  Pest  der  Prof.  an  der  Univ.  zu  Agram,  Dr. 
IkaaAtx  Veljkov,  30  J.  alt 

Am  27.  April  1.  J.    in  Vorkloster  bei  Tisehnowitz  der  ßildhaner, 
imfh  Bfenek.  58  J.  alt. 

Am  118,  April  l.  J.  in  Budapest  der  Prof.  der  slavischen  Literatur 
udti   '  Univ.,  Joseph  Ferenci,  57  J.  alt 

1  L  J.  in  Mönchen   der  quiescierte  Universitatsprof.  Job. 

R  Bii  ri,  o.^  J.  alt,  in  Paris  der  bekannte  Historiennmler ,  Clandina 
JiC((«and,  75  J.  alt  in  Rio  de  Janeiro  der  Prof.  F.  Hartl,  einer  der 
UlisBlcst€n  amerikanischen  Geologen,  Verfasser  einer  Geologie  und  Geo- 
pulll Briailieos,  endlich  in  Italien  Temistocle  Solera^  Verfasser  ^ahl- 
i«ttflr  Op^Qteite,  welche  Verdi  in  Musik  setzte. 

am  3h  Mai  I.  J.  in  Wien  der  Prof.   an   der  L  L  Hochschule  f&r 
»HT,  Friedrich  Habe  rl  an  dt»  53  J.  alt 


Imig  deutscher  Philologen  und  Schulmänner, 

Sifli  4cm  tu  Wiesbaden  im  vorigen  Jahre  gefassten  Beschlusa 
tiH  dk  XXXin.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner 
la  G*rft  ffUttflndcn. 

Dft  Seine  Durchlaucht  der  Fürst  die  statutengemässe  höchste  Ge- 
itekUM  zur  Abhaltung  des  Congresses  ertheUt  haben,  so  schreiben 
«il^märch  die  Versammlung  auf  die  Zeit  vom  30.  September  bis 
tOstolitf  1878  au«  und  laden  die  Fach-  und  Berufsgonoasen  zu  sahl- 
iMiv  B#ib«ilüng  ein  mit  der  Bitte,  wegen  Beacbaffung  guter  und  bÜ- 
%«  Qoaitkre  möglichst  frühzeitig  an  den  mitnnterseiehneten  Director 
S»  dmouii«  in  Gera  sich  vrendcn  zu  wollen.  Vortiiee  und  Thesen  so- 
^  Ar  dk  Pknaisitznngen  wie  für  die  Sectionen  bttlen  wir  baldigst 


Ger»  und  Jena 

Diicctor  Grumme         Professor  DelbrÜelL 


KMhtrag. 

Nachtrag 

za  dem  ersten  Verzeichnisse  der  beim  österreichische! 
GrUndong  einer  Diez^tütung  bis  Ende  AprO  1878  eingeg»ng 
Von  Prag:  Tiot  Martin  niuditräglich  noch  20  fl«,  also  im  < 

63  fl 

Von  Wien:  Lector  Dr.  H.  (Jomet  5  fL  Prof.  Dr.  B.  Hoi&nan: 

fieg^erongnratli  Prof!  Dr.  £.  Schenll  5  fl. 

Dazu  die  in  dem  ersten  Verzeichnisse  antt^wiesen 
fl:  427  Mk.  90,  also  im  Oanzen  fl.  462,  M.  90  nnd  100  fl. 

Was  die  genftaero  Angabe  der  ans  Triest  eingegan^ 
anbetrifft,  so  hMen  beigesteuert :  der  Lehrkörper  des  stad 
nasinBis  17  fl.  (Director  Dr.  W.  Braun  5  fl.,  die  Proff.  E 
2  fl..  B.  Gapelletti  2  fl.,  P.  Geldch  2 fl.,  P.  Mattei  2fl.,  G 
£.  Visintini  2  fl.),  dann  FroL  6.  M.  Cattaneo  3  fl.,  Landet 
fi.  Gnad  5  fl.,  Adrocat  Dr.  Arrigo  Hortis  12  fl.,  Bibliothek 
Hortis  50  fl.,  Dr.  S.  Hortis  5  £,  Landesscholrath  A.  Kk> 
102  fl. 


Weitere  Beiträge  nimmt  Prof:  Dr.  Ad.  Mossafia  (V 
bnrgasse  32)  entgegen. 


Erste  Äbtbeihing. 


AbhatHllQngHn, 


ioe  fon  Aristoteles  erwähnte  Bedeckung  des 
Planeten  Mars  durch  den  Mond. 

In  im  Scbrift  des  Aristoteles   izBQi   ovQavov   Üb,  II  c.  12 

■it iiih  folgende  Stell© :    iXattoic  r^liog  kcu  aeXrivrj  yuvovrrai 

Tfft^  ^  tüjv  /rXaHofiivojv    aatQi&y  ivict    naitoi  jtOQ^meQop 

■^Wir  Tiai  nXtfltmtiqov  tov  /tqwtov  moftatog  elaiv  aintay. 

ie  toito  Tt^i  iviitUf  '/Mt   tfj  oifm  yiyovev   zrjv  ya^  a£- 

kä^orxafUv   O(xot0ftöy  fiiv  ovmtv,    iniX^oi'aav  Öi  tov 

^kop  !^^og,  xae  dnoKQV(p^ivta  ^uiv  xofr«  ro  fttlav  avtijg, 

w«t  df.    xofTff  to   ffavov    Kai   laftngoK    öfnoitüg  de  xctl 

fi  nvg  €(?J.otx  amt^ag    '/Jyovatv  ol   iraXai  tttt^gf^ycoteg  hi 

*^      ixtüy  AiyvfTtiüi   'Aal   BadvXtövtot,    rrao'    lop  noXXag 

TEQi  txcf error  tiov  dot^tov. 

kiiDgr  dieser  Bedeckung  dosj  Planeten  Mars  darch  den 

Dd  der  letztere  halb  beleuchtet  war,  d.  h.  im  ersten 

i*i  Zuerst  von  Johann  Kepler  darchgeführt  worden, 

'  &J1  zwei  Stellen  seiner  Werke  darüber  spricht.  Die  ältere  und 

fticJiere  findet  sich  in  der  Schrift,  welche  den  Titel  führt:  Ad 

pamlipomena ,   quibus  aatronomiae  pars  optica  traditur 

oc<)farti  1604,  wo  sie  Band  U  S.322  der  neuen  Petersburger- 

laotet:   Verba  Aristotelis  lib.  II  de  coelo  cap.  12:  Lunam 

1«*«»  i'um  bifaria  ita  di?isa  esset,  ut  altera  ex  parte  obscnra- 

llera  luceret,  sensim  congredi  com  Stella,  qnaeMartis  dicitnr, 

quidem^  cum  obscura  illius  parte  oecupata  foiBset,  ei  parte 

1  emergere.   Non  potuit  igitnr  hoc  esse  alio  tempore,  quam 

^  Olfmpt&dis  centesimae  qnintae,  ante  Christum  anno  357  in 

r?-  AprÜis,  Sole  in  10**  Tauri,  Luna  com  Marte  in  3**  Leonis 

De    «dem,    cum  Aristoteles  iuTenis   21  annorum  audiret 

bmia  ut  tx  Laertio  notum, 

Koch  «inmal«  jedoch  kfirter,  kOmmt  Kepler  auf  dieses  Phftnomtn 

tetn  bvrflhmteu,  im  Jahre  1609  zum  eretenmale  zu  Prag  ge- 

WiH(«  turöck:  Asironomia  nova  altioKayt/ro^  seu  phygica 


StS    G.  Hofmann,  Eine  von  Aristoteles  erwähnte  fiedeckang^  etc. 

coeldstis  tradita  commentariis  de  motibus  stellae  Martis  ex  obserra- 
tionibusG.V.TjrchonisBrahe,  iossu  et  sumptibus  BadolphilLBoman. 
imperatoris  elaborata,  wo  er  pars  II  c.  69  zu  Anfang  schreibt:  Ex 
antiqnitate  omni  observationes  stellae  Martis  non  plores  qninqne  ez 
consignatis  supersunt';  et  una  antiquissima  ab  Aristotele  conscripta, 
qoi  Martern  a  Lanae  dimidiatae  parte  obscara  tegi  vidit.  At  nee  annus 
nee  hora  diei  addita.  Inveni  tarnen  longissima  inductione  per  annos 
50  ab  anno  qoindecimo  ad  fiuem  vitae  Aristotelis  non  potnisse  esse 
alio  die;  quam  in  vesperadiei  lY.  ApriIis,anno  ante  Christi  vulgarem 
epocham  357,  cam  Aristoteles  21  annomm  audiret  Eadoxum,  nt  ex 
Diogene  Laertio  constat. 

Bei  dieser  Bestimmung  Kepler's  hat  man  sich  denn  auch  auf  die 
Autorität  des  unsterblichen  Namens  hin  beruhigt;  wenigstens  habe 
ich  in  keiner  Geschichte  der  Astronomie  und  natürlich  noch  weniger 
in  einem  Commentare  dieser  aristotelischen  Schrift,  eine  andere  als 
die  eben  angeführte  Kepler's  auffinden  können.  Da  zu  der  Zeit,  ab 
der  berühmte  Entdecker  der  Bewegungsgesetz^  unseres  Sonnensystems 
lebte,  die  complicirten  Gesetze  der  Bewegung  des  Mondes,  auf  die  es 
hier  zunächst  ankömmt,  nur  sehr  unvollkommen  erforscht  waren,  M 
ist  es  gewiss  auffallend,  dass  Niemand  seither  die  Bechnung  KepWft 
wiederholt  und  geprüft  hat.  Der  kürzlich  verstorbene  berühmte  fran.- 
zösische  Astronom  U-J.  Le  Yerrier,  welcher  1861  im  VI.  Bande  dAi 
Annales  de  TObservatoire  imperial  de  Paris  neue  Tafeln  des  Jt^^ss 
publiciert  hat,  konnte  bei  der  gänzlichen  Unbestimmtheit,  in  weldsBft 
der  Zeitpunct  dieser  Beobachtung  gelassen  ist,  dieselbe  f&r  seir      ü 
Zweck  nicht  verwenden  und  liess  sie  daher  unerörtert.  Immerhin  a        ' 
lohnte  es  den  Versuch,  auf  Grund  der  eben  genannten  Planeten*  i    iM 
der  vorzüglichen  Mondtafeln  von  Hansen  die  Angabe  Keplers  ei     m 
neuerlichen  Untersuchung  zu  unterwerfen.  Da  mir  zufallig  die  zw»*   ' 
der  oben  angeführten  Stellen  zuerst  bekannt  wurde,  so  habe  ich 
Rechnung  für  den  4.  April  357  v.  Chr.  mit  aller  Genauigkeit  dui   — 
geführt  und  gefunden,  dass  das  erste  Viertel  des  Mondes  in  der  ISiim — 3 
vom  5.  auf  den  6.  April  eintrat  und  wirklich  von  einer  geocentrisc^^ 
Oonjunction    des    Mars    in    den    ersten   Nachmittagsstunden        ^< 
letztgenannten    Tages   begleitet  war.  Allein  die  Rechnung  er^^^ 
auch,  dass  es  dabei  nicht  zu  einer  Bedeckung  kommen  konnte    W2a4 
dass,  wenn  eine  solche  auch  eingetreten  wäre,  man  sie  in  GriechenisuK/ 
nicht  hätte  beobachten  können,  weil  sie,  wie  bereits  bemerkt,    bei 
hellem  Tage  vor  sich  gegangen  wäre.  Dieses  durchaus  unbefnedigea<fe 
Resultat  legte  den  Wunsch  nahe,  in  den  weitläufigen  Werken  Kepler *s 
nach  einer  näheren  Angabe  der  seiner  Bechnung  zu  Grunde  gelegten 
Oerter  des  Mars  und  des  Mondes  zu  suchen,  die  sich  denn  auch  in 
jener  älteren  und  heute  antiquierten  Schrift  über  Optik  fand.  Zugleich, 
ergab  sich  auf  den  ersten  Blick,  dass  dem  berühmten  Astronomen  ein 
Schreibfehler  unterlaufen  war,  den  er  dann  selbst  einige  Jahre  später 
noch  einmal  wiederholt  und  so  den  Anlass  gegeben  hat,  dass  ihm  das 
Versehen   durch  mehr  als  dritthalbhundert  Jahre  nachgeschrieben 


Eine  von  Aristoteles  erwähnte  fiedeekong  etc.     MI 

■iL  Es  ki  Bimlich  gux  unmöglich,  dass  am  4.  April  d.  h.  also 

tu  T^e  nach  dem  FrOhlingsSquinoctiom  die  Somtie  im  lehnten 
!  Ik  Säeres  stehe.  Das  ist  wol  für  den  4.  Mai,  keineswegs  aber 
kte  T«  Kepler  angegeboie  Datum  richtig.  Die  Vermuthoi^,  dass 
In  iff  Fahler  stecke,  wurde  denn  auch  schon  durch  eine  öberflich* 
ili  Prtftmg  bestätiget  Auf  Grund  dieser  Wahrnehmung  habe  ich 
kiknet  des  Planeten  Mars,  der  Sonne  und  des  Mondes  nach  den 
Mik  gcBimiten  Tafeln  mit  Berücksichtigung  aller  Störungen  aus- 
jMdhact  imd  theile  sie,  um  die  Thatsache  über  jeden  Zweifel  zu  er- 
ioL ha  Tollständig  mit.  Man  ersieht  daraus,  dass  dieselben  mit 

■  jm  Kepler  angegebenen  so  gut  übereinstimmen,  als  es  bei  dem 
■iDkBBBenen  Zustande  seiner  Tafeln  nur  immer  erwartet  werden 

■  od  überzeugt  sich,  dass  er  wirklich  die  Bechnung  für  den  4.  Mai 
Art  nd  aus  Versehen  den  4.  April  geschrieben  hat. 

Eeliocentrische  Oerter  des  Mars  für  —  356  Mai  3  —5. 

dne  ftriser  Zt.  Uelioc  Länge.  Heiioc  Breite.  Kadius  vector. 

Mii  30  160«  25'  4755"  +  !•  26'  24-43"  1-6101053 

40  160^  54'    7-37 "  +  V  25'  49-45'  1-6091715 

5-0  161«  22*  21-51"  4-  !•  25'  13-62"  1-6082142 

Oerter  der  Sonne. 

Länge.  log.  Bad.  yect   Mittlere  Schiefe 

der  Ekliptik. 
Kai  3-0  3V  25'  56-6"  0-0068214 

4-0  38«  24'  11-5"  0-0069317        23»  44'  26-44" 

5-0  39«  22'  24-7 '  00070110 

Daraus  ergeben  sich  die  auf  den  Aequator  bezogenen  geo- 
achen  Coordinaten  der  Bectascension  (a)  und  Declination  (d) 
die  Entfernung  des  Planeten  von  der  Erde  (g) : 
n  Pariser  Zt  er  J  log.  q 

Mai  3-0  124«  15'  28-3"        4-  21»  43'  49  0"        0-132814 

4-0  124«  44'  26-0"        +  21«  36'    7-0"        0135453 

5-0  123«  14'  430"        +  21«  28'    2-5"        0137957 

Ans  den  Hansen'schen  Mondtafeln  fand  ich  dann  für  dieselben 
aber  mit  zwölfstündigen  Zwischenzeiten ,  folgende  gleichfidls 
n  Aequator  bezogene 


Oerter  des  Mondes. 

A 

D             Aequat.-Horiz. 
Parallaxe. 

Halbmesser 

o 

•5 
■0 
-6 
'0 

108« 
115« 

128« 
134« 

36'  48-4" 

19'    6-2" 

ir  18-3" 

1'  22-3'^ 

2'  17-5 " 

+  26»    0'  27-8"      56'    7-42" 
+  24«  38'    3-0"      55'  4544" 
+  23«    0'  220"      55'  25-37" 
-  -  21«    8'  42-8"      56'    7-42*' 
--  19»    4'  53-7"      54'  51-75" 

15'  19-U" 
15'  13-21" 
15'    7-65" 
16'    2-74" 
14'  68'87" 

Daraus  ist  nun  vor  allem  ersichtlich,  dass  in  der  Nacht  vom 
f  den  5.  Mai  beiläufig  um  2  Uhr  Morgens  die  Differenz  zwischen 

21* 


SS4    G*  Hofmann,  Eine  von  Aristoteles  erwähnte  Bedeeknng  etc. 

der  Länge  des  Mondes  nnd  der  Sonne  90*  betmg  und  also  die  Be- 
dingnng  der  dixorofiia  so  genau  erfüllt  ist,  als  man  es  nur  wtisadMi 
kann.  Die  geocentrische  Conjnnction  des  Mondes  mit  dem  Mars  trat 
in  mittl.  Pariser  Zeit  am  4.  Mai  einige  Minuten  nach  6  Uhr  Abends 
ein  und  war  fflr  Athen  mit  einer  so  lange  dauernden  Bedeckung  Te^ 
bunden,  dass  die  Sehne,  welche  der  Planet  beschrieb,  mit  dem  Durch- 
messer des  Mondes  fast  genau  zusammenfiel.  Berechnet  man  nun  ftr 
Mai  4^  6*^*  die  Bectascensionen  und  Declinationen  des  Mondes  und  des 
Planeten  sowie  die  Parallaxe  des  ersteren,  so  findet  man,  wenn  ttbw- 
dies  die  Stemzeit  fflr  die  angegebene  Stunde  8'  31"  4'08*  =  127* 
46'  1-2",  die  östliche  Länge  Athens  von  Paris  =  1^  25"  34",  die 
nördliche  Breite  =  37®  58*3'  gesetzt  werden ,  nach  bekannten  tob 
W.  Bessel  entwickelten  Formeln  in  mittlerer  Zeit  zu  Athen 
für  den  Anfang  der  Bedeckung  4.  Mai  7  Uhr  56*7  Minuten 
für  das  Ende       ^  „         „     „    9    „    23*7       „        Abends. 

Bei  dieser  Rechnung  wurden  die  geringen  Aenderungen,  welche 
der  Ort  des  Planeten  im  Laufe  einer  Stunde  erleidet,  sowie  der  schein- 
bare Halbmesser  vernachlässigt.  Das  Eesultat  würde  durch  ihre  Be» 
rücksichtigung  kaum  um  eine  Minute  geänd6rt  worden  sein,  eine  Ge- 
nauigkeit, welche  in  dem  vorliegenden  Falle  ganz  überfiüssig  ist  and 
auf  leeren  Zahlenprunk  hinauslaufen  wurde.  Die  Mittheilung  der 
Bechnung  selbst  kann  hier  um  so  mehr  unterbleiben,  als  jeder,  der 
mit  astronomischen  Bechnungen  vertraut  ist,  sie  auf  Grund  der  ge- 
gebenen Daten  selbst  wiederholen  und  verificieren  kann. 

Wir  sind  somit  zu  einem  möglichst  befriedigenden  Ergebnis 
gelangt.  Da  in  Athen  am  4.  Mai  357  v.  Chr.  die  Sonne  um  6  Uhr 
44  Minuten  unterging,  so  fand  die  Bedeckung  bei  völliger  Dunkelheit 
and  zu  einer  so  bequemen  Abendstunde  statt ,  dass  sie  von  jederman 
bemerkt  werden  musste,  der  den  Vorgängen  am  Himmel  einige  Beach- 
tung zu  schenken  gewohnt  war. 

Aristoteles  wurde  nach  Diog.  Laert.  V,  1,  7  im  ersten  Jahre 
der  neun  und  neunzigsten  Olympiade  d.  i.  384  v.  Chr.  geboren ,  und 
war  also  im  Jahre  357  schon  27,  nicht  erst,  wie  Kepler  angibt,  21  Jahre 
alt  und  da  er  nach  demselben  Gewährsmann  sich  von  367—347  ohne 
Unterbrechung  in  Athen  aufhielt,  so  muss  er  auch  die  in  Rede  stehende 
Beobachtung  in  dieser  Stadt  gemacht  haben.  Uebrigens  würde  anek 
ein  anderer  von  Athen  nicht  allzuferne  gelegener  Beobachtungsort  an 
dem  wesentlichen  Verlaufe  des  Vorüberganges  nicht  viel  ändern.  Doch 
bleibt  tlie  Frage  noch  offen ,  ob  der  Stagirite  nicht  eine  in  seine 
späteren  Lebensjahre  fallende  Erscheinung  dieser  Art  gemeint  haben 
könne.  Kepler  verneint  diese  Frage  mit  Bestimmtheit  und  hat  darin  sicher 
Recht.  Diese  Vorüt^ergänge  des  Mondes  vor  Planeten  sind  zwar  an 
keine  bestimmte  Periode  gebunden,  indessen  muss  doch  —  wanig^stens 
bei  den  sogenannten  äusseren  Planeten  —  wegen  der  raschen  Rück- 
wärtsbewegung der  Mondknoten  alle  18-  19  Jahre  einZeitpunct  ein- 
treten, wo  mehrere  Monate  hintereinander  der  Mond  vor  dem  Planeten 
vorübergehen  und  ihn  auf  kurze  Zeit  verdecken  wird.  Diese  Phänomene 


G.  Hof  mann,  Küie  vou 


erwähnte  Bedeckung  etc.    8S5 


au  und  för  sich  nicht  gerade  selten;  aber  die  Sache  ändert 
:  :  j:  ,  wenn  es  sieb  um  die  Sichtbarkeit  an  einem  bestimmten 
örti  4€»r  Erde  oder  gar  um  Nebenbediugung^en,  wie  im  vorliegenden 
fWe,  um  eine  bestimmte  Pha^e  de«;  Mondes  bandelt.  Es  können  dann 
fitkPencMien  vorgehen,  ehe  alle  diese  Voraussetzungen  xusammen- 
**-^^f!  und  in  den  weiteren  35  Jahren  bis  zum  Tode  des  Aristoteles 
I  h  eiD  solcher  Fall  sicher  nicht  zum  zweitenmale  ereignet.  Es 
un  dali^r  nicht  b^xweifelt  werden ,  dass  die  von  dem  griechischen 
PliUoeopbeti  beobachtete  Bedeckung  die  oben  nachgewiesene  ist. 

Aus    demselhea  Jahre  357  v,  Chr.  ist  noch  die  Erwähnung 
rißvr  Mondfinsternis  erhalten ,  welche  von  Plutarch  an  zwei  Stellen 
nionis  24  vita  Niciae  31)  ausführlich  besprochen  wird ,  sie  lässt 
*-i-  durch  unsere  Tafelu  nicht  uachweiseu  oder  war  vielmehr 
it^nd,  daas  sie  den  von  Plutarch  ihr  zugeschriebenen  Ein- 
t  hervorgebracht  haben  kann.  Dagegen  wird  eine  nur  4  Jahre 
u  12.  Mai  361  ,  eingetretene  Sonnenünsternis,  welche  von 
L  Bioniü  19)  gelegentlich  einer  auf  den  dritten  Auf- 
in Sicilien  sich  beziehenden  Anekdote  erwähnt  wird, 
r.    iinjosten  Sonnen-  und  Moudtafeln  in  vollkommen  be- 
,  r  Weihö  bestätiget,  wie  ich  in  einem  Programmaufsatze 
HD  Gymnasiums  vom  Jahre  1875  nachgewiesen  habe, 
i'KF  Curiosität   wegen   sei  schliesslich   noch  die  Notiz  eines 
\%stj^n  erwähnt,  dass  der  Grammatiker  Alexander  Aphrodisias 
1  Commentare  zu  dieser  Stelle  behauptet  habe,  dieselbe  be- 
:i   nicht  auf  den  Planeten  Mars,  sondern  auf  den  Planeten 
UirkvLT.  Das  ist  jedoch  baarer  Unsinn,  Der  Phmet  Merkur  entfernt 
«>^  ia  Mlotf  grösstenElongation  höclistens  27-7*'  von  der  Sonne  und 
m  desswegen  mit  unbewaffnetem  Auge  in  unseren  Gegenden  — 
vneh  to  Griechenland  —  nur  sehr  selten  zu  beobachten .  In  dieser 
^tirtü  ahfjr  ist  der  Mond  in  günstigen  Fällen  nur  als  äusserst 
ichel  wahrnehmbar;  um  halb  beleuchtet  zu  erscheinen  muss 
90**  von  der  Sonne  entfernt  stehen,  so  dass  die  Absurdität 
r  NoiU  hoffentlich  jedem  einleuchten  wird. 
r»'*^  Constatiruüg  dieser  Thatsache  ist  allerdings  für  die  Beur- 
or  Genauigkeit  unserer  astronomischen  Tafeln  von  grosserem 
^  ;iiH  für  die  Interprätation  des  Schiiftwerkes ,  in  welchem  sie 
jnd^t«    Denn  dass  Aristoteles  seine   über  Physik   handelnden 
't  vor  seinem  28.  Lebensjahre  geschrieben  hat,  bedarf 
I  keines  weiteren  Beweises.  Allein  indirect  gibt  die  vor- 
roinstimraung  zwischen  der  Angabe  des  Schriftstellers 
.^üung  immerhin  einen  völlgiltigen  Beweis  dafür,  dass 
' ,  deren  Echtheit  übrigens  meines  Wissens  nie  mit  Gründen 
woMeu  ist»  in  der  That  von  Aristoteles  verfasst  worden  ist. 


i-^t. 


G.  Hofraann, 


SM  A,  Ludwichf  ^nr  griechischen  Anthologie. 

Zur  griechischen  Anthologie. 

Ghristodoros  Anth.  Pal.  n  52 
G€<noQ£Srjg  S*  aga  uavrig  ivaxonog  Xarmo  KaXx^i* 

Bei  vielen  anderen  Dichtem  wäre  gegen  dieses  di  ts  nicht  ?iei 
einzuwenden,  wenngleich  man  allerdings  wol  lieher  lesen  würde  de 
Ta,  was  Jacohs  conjicierte ;  hei  Christodor  ist  es  gewiss  unrichtig. 
Er  hat  t£  nur  in  der  Verbindung  old  t£,  mit  einer  einzigen  Aus- 
nahme, die  direct  aus  Homer  entlehnt  ist :  cidolqf  xe  qtihf  z€  324 
(nach  aldöiog  re  wllog  re  Od.  e  88).  Ich  glaube ,  dass  der  Dtchtor 
idoTcei  d"  exi  ^iaqxxza  -abv^siv  schrieb.  Christodor  liebt  dieeae 
evi,  vgl.  V.  19.  45.  119  (wg  iVt  KexQomdrjOi  d-efiiOT^viOP  noUth 
raig).  127.  156.  173.  180.  410.  Dass  an  unserer  Stelle  gleidi 
nachher  wieder  btl  folgt  (V.  54) ,  spricht  nicht  gegen  meine  Yei^ 
muthung:  dreimal  in  sieben  Versen  steht  es  246—252.  —  Wie  sehr 
spätere  Dichter  den  Gebrauch  der  Conjunction  re  einschrftnkten, 
zeigte  Lehrs  Quaest.  ep.  p.  269  und  294  ff.  Noch  nicht  bemeiU 
scheint,  dass  EoUuthos  in  seinem  „Raub  der  Helena^  sich  der  Par- 
tikel höchst  wahrscheinlich  völlig  enthalten  hat :  zwar  in  der  Didot- 
schen  Ausgabe  findet  sie  sich  zweimal : 

60  ivd-ev  iQiv  TiToXifioM  TiQodyyelov,  e^og  Idovoa 

104  noifjialvwv  0-^  ixdrfQ&iv  Inl  ngo^oyaiv  avavQOv. 

allein  an  beiden  Stellen  scheint  das  t€  auf  sehr  unsicherer  Ueberliefii- 
rung  zu  beruhen ;  es  fehlt  in  älteren  Ausgaben. 

Uebrigens  um  auf  das  Gedicht  des  Ghristodoros  zorfiekinkDB^ 
men,  so  zweifle  ich  sehr,  dass  Jacobs  und  Dübner  Becht  daran  thaten, 
V.  13  zu  schreiben 

K(XQ07i(6rig  <f*  i\(nqa7tTEy  voriuovog  av-S'efia  Ün^hivg 
AlaxCvrig . . . 

av^Efia  passt  hier  seiner  Bedeutung  nach  nicht  (vgl.  z.  B.  Anth. 

Pal.  VI  208,  3.  275,  2).  Im  cod.  Pal.  steht  av»sa,  im  Plan,  av^mn, 
und  dies  halte  ich  fQr  das  Sichtige,  da  Christodor  auch  V.  881  sagt 
(von  Herodotos) 

fii^g  evenir^aiv  ^I(ov(6og  av-S-ea  (fotvijg. 

Dazu  kommt,  dass  jenes  avS-ea  Ilei&ovg  wiederum  eine  directe  Bni- 
lehnung  zu  sein  scheint:  schon  Asklepiades  schrieb  (Anth.  Pttl.  XU 
163,4):  KXecLvÖQOv  Eißiatffi ,  Ilei&ovg  avd'ea  tuxI  OiUriSt 
womit  zu  vergleichen  Leonidas  oder  Meleager  das.  VII  13,  2^HfiP' 
vavy^  Movaiov  av&ea  dqsTtto^ivoLv,  Nonn.  Met.  (Z>  117  a^vaq 
B^ovg  nolfnaive  aci6(pQovag  av&aat  ßißhav.  lieber  diese  flber^ 
tragene  Bedeutung  des  Wortes  civd-og  spricht  Wemicke  Tiyphiod. 


A  Ltuiteicht  Zur  ghechischon  Anthologie. 


a«7 


II  Qnd  307.  *  Das  ßpigramm  eines  Un^euantiteo  in  der  Anib. 
PeL  n  187  begiant  mit  den  Worten 

!  fielloicht  dma  Christgdor  vorschwebten,  als  er  V.  386  von  Pindar 

lieb 

TIXTOfi/voi'  yuQ 
il6uivni  XtyifQötfnr  ^ttI  a i  ttunr taai  ^ikiaofn 

fii  Fleckeisen's  Jahrb,  1874  S,  451.  — Natürlich  sind  in  dem 
ben  Verse  des  Christodor  ausserdem  die  Kommata  zn  be- 


Ataj((vfig . . . 

1  ^^Ht  ist  das  Object  in  dem  transitiven  rfft^um^.  Nomi. 
DkilL  13,  454  ffzzi  noXiiaq  ttqtt^iv  aa-  !mw 

Wti^V.    PaoL  Sil,  ^'X^^,  f^XxA*  II    »  ;/       .      'X^ 

wtntnyta  nv^og  q>l  ya^  A^klopiades  Anth.  Pal,  XII  161» 
Aöklepiades  Anth.  Pal.  V  162 

'H  Xunvgrf  ft*  hQntfft  *PUairwr*  ti  Ü  tu  t^vfiu 

Im  letzten  Verse  steht  (nach  Jacobs)  im  cod.  Pal.  ^  <J*  l&iyov 

'  r  oder  atim.  Die  Stelle  ist  vielfach  behandelt  worden,  aber 
» befriedigende  Besserung  bisher  nicht  gefunden,  weil  man  auf  die 

Ddenen  Schiden  nicht  genügende  Aufmerksamkeit  gerichtet 
bt  Zwar  daaa  v  hier  unsinnig  iBt,  haben  alle  Kritiker  eingesehen', 
f^  wie  weiuf  die  Genetivform  l^tda  sich  mit  dem  Dialekt  unseres 
I^ttfi  vorträgt,  darauf  scheint  noch  Niemand  geachtet  zu  haben, 
4|ieii]li«  tM»i  in  allen  Oonjecturen  wiederkehrt.  Selbst  Meineke 
hm  m  Qnaiigefochten ;  er  coojicierte  slg  yag  iraiqav  wataCiov 
ib^jftjp  f^itl',  wi^iyiv  t  !/€tda.  Auch  das  scheint  weder  Meineke 
Ml  fteost  Jemand  gefohlt  zn  haben,  dass  der  Dichter  uns  doch  nicht 
fcr  dit  Ursache  seines  Schmenceneschreies  oixo^\  "E^unegf 
8Mo,  Awixf^fim  ganz  and  gar  im  Unklaren  lassen  durfte;  liegt  ea 
to»  meine  ich,  so  nahe  zu  fragen:  was  war  es  denn,  das  ihn  so 
tittlkh  rerwtindete,  als  er  «4*  hai^av  fiyütaCufv  iniß*]f  Brunck's 
Qn4«ct&r  ijj'  t^yöv  tatäa,  welche  Döbner  unbesonnen  genug  war 
Text  ZQ  setzen,  würde  ja,  auch  wenn  sie  metrisch  richtig 

.  m  bestfi)  Fiillo  nichts  weiter  sein  als  eine  nichtssagende  Vari^ 

Torber  ber^ta  viermal  wiederholten  Yeraicherang  .ich  bin 

üiid  dies  letatere  habe  ich  auch  gegen  Meineke's  eben 


8t8  A.  Ludteich,  Zar  griechischen  Anthologie. 

erw&hnte  Conjectur  und  gegen  alle  übrigen  ^)  mis  bekannten 
rungsversuche  einzuwenden.  Alle  Schwierigkeiten  werden  gehoben 
und  das  Epigramm  erhält  zugleich  die  ganz  nothwendige,  ihm  bisher 
mangelnde  Pointe  durch  folgende  leichte  Aenderung 

Den  schläfrigen  Liebhaber  durchfuhr*s,  als  ob  er  einen  Feuerbrand 
berührte. 

Asklepiades  Anth.  Pal.  V  164 

Nv^t  ak  vaQ,  ovx  älkriv  fjiaQrvQOfAat,  old  fi    ißQlC^t 

Jlv&utg  j}  Nixovg,  ovaa  ^JUlaTrari^c. 
xlrid-ftg,  ovx  axlfjro;  iXrjXvd^a,  ravrd  nad-ovaa 

ool  fi^/jif/tttT^  iiT*  i/uotg  araaa  nagd  nQod-vQOig, 

Von  den  Conjecturen  zum  ersten  Verse  verdient  wol  nur  die 
Meineke'sche  om  alkov  Erwähnung :  „Dich,  Nacht,  und  keinen  An- 
dern rufe  ich  zu  Zeugen  an.""  Aber  es  müsste  ein  sehr  ungeechiokt« 
Dichter  sein,  der  so  reden  könnte ;  denn  entweder  es  war  kein  ande- 
rer Zeuge  vorhanden ,  dann  ist  das  nackte  ovk  aHov  ein  hOchst  ein- 
fältiger Zusatz;  oder  es  waren  mehrere  Zeugen  gewesen,  dann 
mussten  wir  den  Grund  erfahren,  wainim  nur  einer  angerufen  wird. 
Zu  Zeugen  pflegt  man  derjenigen  anzurufen,  von  dem  man  meint, 
dass  er  Kenntnis  habe  von  der  zu  bezeugenden  Thatsache;  also 
wird  Asklepiades  vielmehr  geschrieben  haben 

Nv^,  ak  ydq  ovx  d^arj  fiaQTvQOfiai  — . 

Wie  leicht  AJAH  in  AAAH  und  dann  weiter  in  alXriw  ver- 
dorben werden  konnte,  liegt  auf  der  Hand.  Y  205,  1  ist  im  cod.  Pal. 
aus  JIAITONTION  EAKEIN  geworden  dianoviov  vfiOKBtVj  und 

ähnliche  Irrthümer  Hessen  sich  noch  mehrere  anführen.  Die  Mit- 
wissenschaft der  Nv^  hebt  auch  Meleagros  einmal  hervor  bei 
einer  ganz  ähnlichen  Gelegenheit :  V  8 

Ni)^  Ugil  xttl  kvyvi,  avviaroQtcg  ov  rtvag  akXovg 
oQxotg,  dlX*  vfA^ag  ttlo^eO-^  dfdtf'OTeQot,. . 

Zu  vergleichen  sind  femer  Simonides  (?)  Anth.  Plan.  84  orx  ddcalk 
iyQaxpe  Ki/auv  Taös.  Meleagros  Anth.  Pal.  Y  172,  6  ovk  ddcttfi 
iaai  nahvÖQO^iriq,  Uerodot  II  49  rfiri  wv  doxiei  (loi  Mekafinavs 

*)  Gottfried  HormaDn  hat  die  Tautologie  ebenfalls  ertn^en.  In 
den  Wiener  Jahrb.  der  Lit  CIV  (1843)  S.  231  spricht  er  folgende  Ver- 
mathung  aus: 

oTxo^i'f 'EQonfg^  ölüil«^  610(^0 fiai,.  ei  rag  htcfga, 
wardCorv  inißriv  ovSk  &iy<uv  y  Atätf, 
„Ich  bin  verloren:  denn  wenn  sie  eine  Hetäre  ist,  bin  ich,  ohne  sie  be- 
rührt zu  haben,  zu  Grunde  gegangen.  Weil  er  sie  dann  nämlich  nicht 
allein  besitzen  kann**.  —  Aber  was  bedeutet  dann  wardCtov^  Kann 
„ich  bin  zu  Grande  gegangen**  ausgedrückt  werden  durch  inißt^v  ^<<^? 
Wie  kommt  die  Form  jftdt^  hierher?  Was  beisat  /  hinter  ^«ywy?  Wer 
würde  die  Ursache  des  angeblichen  Unterganges  merken  ohne  Her- 
mann*8  erläuternden  Zusatz? 


I.  iMdmch,  Sfiur  griodaiHcbcn  AotUolo^e,  %2U 

r^s  ^lOiJjg  tavwrjg  ovK  ilvai  aäcti^g  all*  ifdnu- 
u  Vüi&ü  uuBores  Epigramms  können,  wie  man  lingst 
Aot  Uat,  die  boiden  Präpositionen  inl  und  naQCi  unmöglich 
i  einander  b^steben  bleiben,  Nach  Meineke  (Bolect.  p.  105)  ist 
fi»  «nteni  iti  djöbor  Vorbindung  üblicher  als  na^,  also  dnrfte 
dir  Fehler  nicht  in  in  t-^oig^  sondera  jn  aräaa  ttaQu  zu  suchen 
EliiL  Bniock  v^rmutheto  dafür  aiüoa  /jot«,  Jacob«  ataüa  ta%tii 
idk  tchlagp  vor 

favfn  Tfa&ovfia 

.Thukyd*  U  59,  2  riayrax/ii^^  te  rf^  yyfufi^  artogot  („duixli 
wü  Allrn  8#it-«n  sie  bodrÄngrende  Widerwärtigkeiten*  Krüger)  xaK^-e- 
fffidf«.  '  ^  ' '  otyXil.    IJI  53,  3  ftayraxo^iy  Se  ano^i 

oSiCi    .  .  -i^«,  uDd  ähnliche  Stellen. 

ABkUpiades  Anih,  Fal.  V  167 
'VffOf  i}r  ««1  rrl  Htti  r^iwov  älyo^  ^{WTt 

,  ,       ^    i  ßtiav  Tiavj^tiaus, 
rj  di  Toffftt-r    (tiörina  ftiffixvftffoi'  itj^Qt  tivoi  Zfv; 

hmes  Epigramm  gehört  zn  den  schwierigsten  und  am  meisten 
der  ganzen  Aiit^iologie;  wenn  ich  es  trotzdem  wage,  e^ 
^au  behandeln,  .so  goschjehi  das  nur,  weil  mir  die  bis- 
iärangen  und  üerstellung^ versuche  viel  zu  gekünstelt 
ttiakoo  deshalb  nuhaltbar  erscheinen  um!  ich  wenigstens  in  dem 
•iiea  oder  anderen  Puncte  dem  Richtigen  n&her  gekommen  tn  sein 
Nach  der  tJeberlieferung  scheint  Aäklepiailes  fünf  Wider* 
tifkeiten  aufzuzahlen»  die  ihm  denvergeblichen  Gnng  wm 
gTö««tan  Pein  gemacht  haben:  Regen,  Nacht,  Wein, 
Eineamkeit.  Aber Vie  kommt  \W  Wein  in  diese  Ge- 
fc¥  £r  |>flegt  doch  .sonst  von  'udon  nicht  so  ohne 

^fUm^  ^uier  dio  Widerwärtigkeiten  gr;  ^ii  werden,  um  ulier* 

«M%^t  nig^Uy  die  der  Liebe  entgegen  wirken.    Und 

m  mli  ^-*.'  j-..»'..,  ihn  geradezu  als  ^dritten  Schmerz  fQr  die  Liebe"* 
Wdhial  haben t  l>cn  Wein  an  sich?  Unmöglich.  Also  den  Wein« 
ffftbif?  Audi  da^  fallt  schwer  ihm  zuzutrauen.  Nun  dann  den 
Uitni&ii^]g€in  Wf»in^enns8?  Ja.  mgm  die  Kritiker  fast  einstim- 
M*iiH>;  I  er  erwiesen  hat  es  Nie* 

Mi,  ud  h  nicht  entsehlloesen  an 

ttm  lai>dtäu!igu  Krklarnng  zn  giauben.    Mimii  Unglaube  geht  ab^r 
t  mier:   saibst  die  /rA'*?;*   bf^^'^»"*-  ich,  könne  nicht  alyog 
Mtatn:  —  «ie  kAnne  hier  i  gar  nicht  erwähnt  wor- 

b,  4-^         "  ihmlhUui  Lh  *ir' WidorwJtrtigkeiten 

Kac;.  u  wenigei    >  ch  gemacht  haben 

*Wi^  «ire  Mu  Oberhaupt  bei  iUro  vorhanden  gewesMi.   Kurs,  ^Ivoc 


SSO  A.  Lndwichf  Zur  griechischen  Anthologie. 

muss  verdorben  sein.  —  Femer  fallt  auf  tqitov  akyog  ll^cvri,  .ab 
dritten  Schmerz  ffir  die  Liebe*'.   Ist  das  verständig  gesprochen  oad 
durften  wir  nicht  wenigstens  erwarten,  was  0.  Schneider  yerlangta^ 
aXyog  iotZwi?  Der  Liebende,  nicht  seine  Liebe,  wurden  doch  toh 
diesen  Myri  betroffen ;   also  scheint  auch  in  el^onri  ein  Fehler  xu 
stecken.  —  Drittens  sieht  jeder,  dass  in  dem  ersten  Verse  auch  das 
Metrum  ganz  aus  den  Fugen  gegangen  ist,  und  zwar  bei  xat  Tfitw^). 
—  Viertens  wird  tqitov  schwerlich  heil  sein,  weil  es  die  Aufz&lilan; 
nicht  abschliesst,  sondern  als  einziges  Zahlwort  sehr  ungeschiokt 
mitten  in  die  Aufzählung  hineinschneit 

Selbstverständlich  sind  die  hier  aufgezählten  Bedenken  groMH 
theils  schon  längst  von  Anderen  erhoben  worden,  aber  beseitigt  M 
sie  noch  nicht.  Mit  Palliativmitteln,  wie  man  sie  bisher  angewiaft, 
kann  nach  meiner  üeberzeugung  dem  Epigramm  überhaupt  nichtiiifel- 
holfen  werden.  Oder  ist  es  kein  Palliativmittel ,  wenn  man  ftr  dai 
entschieden  fehlerhafte  xal  tqitov  fast  allgemein  in  den  Text  ge- 
setzt hat  xal  TO  tqItov  ?  Dem  Metrum  freilich  ist  mit  dieser  GÖ^ 
rectur  Genüge  geschehen,  schwerlich  jedoch  dem  Sinne.  Und  Aehn* 
liches  gilt  von  den  andern  Gonjecturen.  Verständlich  werden  die 
beiden  Verse,  wenn  man  sich  entschliesst  etwa  Folgendes  zu  schreiben: 

^Yerdg^^v  xal  ru|  xal  tqvxov  u   aXyog  ^QWTog 
ttlvov  xal  BoQ^Tig  ij/vxQOS,  (yio  &k  [Aovog, 

Dass  der  Dichter  bei  der  Liebespein  etwas  länger  verweilt  als  bei 
den  übrigen  Qualen  dieser  Nacht,  ist  ganz  in  der  Ordnung,  da  eben 
sie  es  war,  die  ihn  herführte,  tqvx^  ^^^  ^^  reclite  Wort,  das  Qol- 
lende  des  Liebesverlangens  zu  bezeichnen:  vgl.  XII  88,  1  dicüoliu 
Tfvxovac  xctTaiyi^ovT€g  i'Qüneg.  143,  3  älla  (d  L4froU.oqiaPW 
Tqvxu  no^og.  Für  <Avog  xal  hatte  schon  Geel  alvoraTov  vwg«* 
schlagen. 

Ich  wende  mich  zu  den  folgenden  Versen,  die  wom^lich  noch 
in  höherem  Grade  den  Scharfsinn  der  Kritiker  herausgefordert  habeft- 
Bis  zu  wie  gewaltsamen  Mitteln  man  vorgeschritten  ist,  um  Sinn  ntt^ 
Zusammenhang  in  die  vier  Verse  zu  bringen,  mag  man  aus  Mbiier*^ 


')  Diese  Lücke  erinnert  mich  an  eine  andere:  XII  53,  7  f.  itef 
im  cod.  Pal. 

d  ydg  rovt*  etnon\  ev  t^Xoi  avrlxa  xal  Z€vs 
ovgiog  vfierigag  7iviva€Tai  sig  od-ovag. 


YY^lot,  Ich  halte  dieselbe  nut  Rücksicht  auf  das  voxaa. 
gegangene  rovr^  inog  dyy^llai  für  so  evident  als  eine  Conjeetor  über* 
haupt  nur  sein  kann;  am  so  mehr  hat  es  mich  befremdet,  dass  wed^ 
HauDt  (Oposc.  n  p.  404)  noch  Dilthey  (Observat.  crit.  in  Anth.  Or.  187i 
I.  l6)  Notiz  davon  genommen  haben.  Die  drei  Spondeen,  mit  denen  de^ 
^ers  beginnt,  haben  bei  Meleagros  gar  nichts  Anst^Vssiges,  wie  aus  IV  4 
51.  V  137,  1.  139,  5.  184,  7.  XII  Ä,  7.  125,  5  erhellt. 


% 


A.  Lmdmlt^y  Znr  ghecbiscben  Äntholo|^e. 


SSI 


3b*  %  im  Wesentlichen  sich  an  Piccolos 

:itKhIi«i8llj  i'  -  _     -efeH  hat : 

ükV  Ä  jttild^  Möa^oi  siliov  ittj^tftv.  m^TQ*^  iCvog^  Z^v, 

&  iiat   also  anderthalb  Verse  versetzt   und   ansaerdem   an  fünf 
fernng  geändert,    und  sind  denn  nun  wenigstens 
I  alle  gehoben  ?  Ich  bezweifle  es ;  denn  weder  sehe 
iii  teil  dieser  Verse  zwischen  den  beiden  Sätzen  einen 

61     ...-:    a  sich  ergebenden  Zusaramenhang ,   zu  geschweigeii 
dem    »chwer  verständlichen  ö^^i  Timgt   noch  finde  ich   die 
bare  Dringlichkeit  der  Anrede  „Zeus,  lieber  Zeus**  hier  irgend- 
moüriert,  noch  dürfte  darnach  die  Ergänzung  von  ^^sa^gU  ich** 
mliddftiiklich  sdn.  Auf  die  übrigen  HersteJltingsversuche  will  ich 
#il|ge]ien;  sie  aind  nach  meiner  Ansicht  sämmtlich  mindestens 
tmwmhrscheinlich  wie  der  Dübner'sche.  Ich  glaube,  wir  kom- 
pjw  fut  mit  Folgendem  aus: 

all'  d  MaXct^  Moayoi  rtkiov  taj^viv^  „ect  ai^  yä^  ovttitg 
«*.  wotfovT^  iflo^iTtt,  ß(ß^(YfU%'vs  uxtit  rtroft  Ztv; 

A:*er  der  schöne  Möschos  galt  (ihr,  der  Geliebten)  mehr  (als 
^^  „Ach  wärest  du  (MoschoB)  doch  so  (wie  ich)  hergekommen 
auch  nicht  einmal  an  dieser  einen  Thür  Ruhe  gofun- 
Hur  soviel  rief  ich  —  durchnässt  bis  zu  welchem  Grade, 
bwelge,  lieber  Zeus!  Du  selbst  hast  lieben  gelernt''.  ^  Der 
Dichter  hat  trotz  aller  Unbilden  einer  kalten  Begennacht  einsam  den 
~  -  hen  gemacht.  Und  nun  er  ara  Ziel  zu  sein  wähnt  und 
i  I  u«D  Erholung  von  dem  abscheulichen  Unwetter  und 
fOr  seine  Liebespein  zu  finden  hofft,  erfahrt  er,  dass  ihm  ein 
^ohler,  der  schöne  Moschos,  den  Vorrang  abgelaufen  hat.  Ist 
verargen,  diiss  eralsbald  in  einer  gelinden  Verwünschung 
Den  (.., wärest  du  doch  an  meiner  Stelle!")  seinem  Herzen 
t?  Hat  er  doch  so  ganz  umsonst  sich  vom  kalten  Regen 
lassen  —  in  einem  Grade.  Zeus,  dass  nur  du,  der  Regen- 
Dd«r,  eö  richtig  würdigen  kanust.  Zens ,  sag*s  nicht  weiter  1  Auch 
[bist  ja  tirfahren  in  Liebessachen  und  weisst,  wessen  ein  Liebhaber 
iäU  Erfühlen  es  die  Andern,  sie  würden  mich  wol  arg  verhöh* 
db  mdner  ganx  zu  Wasser  gewordenen  Liebesfahrt. 

Die  vorgenommenen  Veränderungen  des  überlieferten  Textes 

kaam  otnmenswerth :    hinter  Yaxv^y  (so  Pal.)  habe  ich  mit  Pic- 

■         hrieben  i  schon  G.Hermann  in  den  Wiener  Jahrb. 

j:J2  vermuthete  u  »»wQnschend");  tjüix^aag  ftir 

'  vun  ßrunck  her  ,  trjifds  für  t^i  di  von  G,  Hermanici. 

1/  .  y.  „ .  nicht  ^Qüxf^^i'  ^w  schreiben  sei,  sah  zuerst  Meineke. 

fiOßstig^  Conjecturen  zu  diesen  vier  Versen  (vielleicht  mit  Aus- 


982    Fr.  MaixniT,  Wie  viel  Bücher  Annalen  hat  On.  G^lÜos  | 

nähme  von  rocair   für  togovt^)  schetoon  mir  nur  VeracbU 
serangen  zu  sein,  wie  z.  B.  atyr^cm  (im*  aiyf]aov) ,   welch 
wtird ige r weise  selbst  G,  Hermann  billigte.    Vgl*  übrigens  " 
Epigramme  desselben  Asklepiades  Y  C4  und  189, 

BreBlau,  Arthur  Ludwich, 


Wie  viel  Büeher   Annalen  mindestens   hui' 
Annalist  Cn,  Gellius  geschrieben? 

Auf  Grund  der  Stelle  bei  ChariBius  I,  40  P  (54  K)  ^^Geüin^ 

XCVII:  'Portahus*  et  mox'Olealus''  wird  als  Miniinuf 
dm  Annalisten  Gn.  Gellius  die  Zahl  97  fast  allgemein    .  -         t 
J,  Ch.  F.  Bahr  jedoch  setat  mit  einigen  anderen  Gelehrten  mii  Bt 
Zweifel  in  diese  grosse  Zahl,  indem  er  in  seiner  Geschichte  der 
Literatur  II,  1,  p.  40,  Aum.  19  (Vierte  Auflage,  Carlsruh»?  18G^' 
merkt;  „indessen  fragt  es  sich,  ob  hier  nicht  die  Zahl  XXVll  xu, 
stituieren  ist,*"  eine  Zahl,  die  Cauchius  zu  der  oben  angeführten  S 
des  Charisius  veimuthet  hat.    Vgl.  W.  Teiiffel,  Gesch.  d.  röün 
§.  132, 1.  Gegen  derartige  Äendemngsversuche  wendet  sich  HerJ 
Peter,  Fragmenta  historicornm  romanorum  vol.  prius  p,  CCK 
(Lipsiae»  1870)  mit  den  Worten:  „libri  fuerunt  minimum  nonofi 
Septem  {fragm.  29) ,  qui  numerus  (also  in  dubium  est  vaotUuB 
quae  cnim  lAvius  in  sexto,  hie  in  quinto  decimo^  ad  quof  iÖ 
(icesimo  tertio,  hie  in  triccsimo  tcHio  libro  ^ervcnerati  q\ 
dubitabiSf  quin  quae  JJvius  quinquaginta  fere ,  hie,  qu^ 
hisioricorum  illorum  suae  aciatis  res  prolixius  des^ibti 
ginia  Septem  libris  complexus  sit?"^  Mau  wird  xwar  ohne 
zugoötoheiit  Jass  das  Werk  ausfülirlich  angelegt  gewesen 
—  denn  nächst  der  angeführten  Zahl  *J7  wird  als  zwejtgrösi 
gegeben  ')  — ,  trotzdem  bleibt  die  Zahl  97  immerhin  zu  hoch 
durch  die  Argumentation  Peters  durchaus  nicht  wahrscheini 
macht.  Die  Combi nation  mit  Li v ins  ist  desswt^gen  nicht  £ul 
Livius  unter  ganz  anderen  Zeit  Verhältnissen  und  nach  andi 
bjidern  sein  grosses  Geschichtswerk  geschrieben  hat.  Wenn 
werden  könnte ,  dass  Livius  unter  anderen  Quellen  auch 
benützt  habe,  wäre  allerdings  eine  derartige  Zusammenstellung 
abzuweisen,  da  jedoch  unter  sämmtliclien  erhaltenen  Fra;    ^  ^' 
Gellius  —  und  es  sind  deren  33  —  kein  einziges  bei  Livi 
und  auch  sonst  gar  keine  Nachricht  darauf  hinweist,  dass  Geiiu 
Livius  benutzt  wui'de,  so  ist  man  ohne  Zweifel  berechtigt, 
auszuschli  essen. 

Bei  Eruierung  der  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  s' 
zu  substituierenden  Zahl  —  von  der  eigentlichen,  wirklichen  kanj 
dem  jetzigem  Stand  der  Zeugnisse  selbstverständlich  keine 


'}  Bei  Cbaris.  I,  40  P  (55  K),  wahrend  Pri«cian  VII, 
selbe  Stelle  ali»  aus  dem  30*  Buche  stammend  anführt 


',  Wie  Tiel  Bücher  ÄDnalen  hat  Chi.  Gellins  geschrieben?    tUt 

len  meineB  Dafürhaltens  nur  einerseits  die  unmittelbaren  Yor- 
nnd  Nachfolger  unseres  Annalisten  in  Bechnung  gezogen 
da  man  doch  füglich  annehmen  mnss ,  dass  diese  wie  in  so 
Dderen  so  auch  in  diesem  Puncto  nicht  allzusehr  von  einander 
abgewichen  sein,  andererseits  die  Fragmente  des  Schrift- 
selbst. Beide  sprechen  entschieden  gegen  die  Annahme  der 
JVII.  Was  nun  ersteres  Zeugnis  anbelangt,  so  erreicht  bei 
einzigen  Annalisten  von  M.  Porcius  Gate  angefangen  bis  auf 
s  Macer  die  Bflcherzahl  ihrer  Annalen  auch  nur  annäherungs- 
iie  dem  Cn.  Grellins  bei  Char.  1 ,  40  P  beigelegte.  Wenngleich 
igegeben  werden  muss,  dass  uns  von  den  meisten  derselben  nur 
ihe  üeberreste  erhalten  sind ,  so  dflrfte  doch  kaum  in  Abrede 
ü  werden  können,  dass  ein  äusserst  sonderbarer  Zufall  h&tte  ob- 
mflssen,  dass  bei  sämmtlichen  Annalisten  —  und  deren  Anzahl 
^  immerhin  ziemlich  beträchtlich  —  gerade  von  den  höheren 
«tahlen  keine  Nachricht  sich  erhalten  hätte ;  auch  wäre  der  Be- 
vckt  schwer  zu  führen,  dass  bei  den  meisten  die  uns  bekannte 
rte  Zihl  von  der  wirklichen  nicht  allzusehr  habe  abweichen 

OL 

Auch  die  uns  erhaltenen  Fragmente  aus  Gellius  schliessen  die 
97  als  zu  hoch  gegriffen  aus.  In  den  ersten  drei  Büchern  wird 
^fgtschichte  Roms  und  die  Eönigszeit  behandelt  (vgl.  Fragm. 
W  WH.  Peter,  op.  cit.  p.  165—171),  im  IV.  Buche  höchst  wahr- 
■W  mit  der  Geschichte  der  Republik  begonnen  (Fragm.  19,  20, 

l^BQn  Fragm.  25  erhalten  bei  Macrob.  sat.  I,  16,  21  ein  Er- 
■  •B  dem  Jahre  365  a.  U.  erwähnt  wird,  das  bei  Gellius  im  XV. 
»fietandenhat,  so  entfallen  auf  jedes  der  Bücher  IV— XVdurch- 
iWidi  etwa  10  Jahre.  Im  XXXIII.  Buche  (Fragm.  26  bei  Charis. 
*^i55  K,  nach  Priscian  VII,  750  P  im  XXX.)  geschieht  eines 
P*"W8  vom  Jahre  588  a.  U.  Erwähnung,  es  müssen  daher  auch 
■4m  der  Bücher  XVI  —  XXXIII  durchschnittlich  ebenfalls  bei- 
f  10  Jahre  gekommen  sein,  eine  Zahl,  die  selbst  durch  die  An- 
is Pnsdans,  jene  Stelle  sei  aus  dem  XXX.  Buche,  nicht  sonder- 
*«iert  wird.  Cn.  Gellius  lebte  aber  um  dieselbe  Zeit,  wie  L.  Cal- 
^  ^j^t  L.  Coelius  Antipater  und  L.  Hemina  ^)  und  es  ist  nicht 
'«'"w^ch,  dass  er  über  das  Jahr  644  a.  U.  gelebt  habe,  da  Cic. 
W-I>  2,  6  den  Sempronius  Asellio  (geboren  zwischen  160—151 
nr.)  als  seinen  Nachfolger  nennt.  Es  wäre  nun  in  der  That  sehr 
B^f}  dass  ein  Historiker,  der  den  Zeitraum  von  der  Gründung 
i  btt  etwa  538  in  33,  oder,  wenn  man,  wie  ich  früher  als  wahr- 
nlieh  dargethan,  die  ersten  drei  Bücher  auf  die  mehr  gedrängte 
unsch  gehaltene  Darlegung  der  Geschichte  vor  der  Republik  in 

.  *)  Vgl  Clc  de  div.  1,  26  ,,0mne8  hoc  histarici  Fabii,  OeUii,  sed 
^Codius*  id.  de  legg.  I,  2,  6  „Ecce  atUem  suceessere  huic  (ecil. 
^)  Öeö««  etc.  Censor.  de  d.  nat.  17,  11  „^  Piso  Consoriua  et 
Miuased  et  Cassitts  Hemina,  qui  iüo  tempore  (seil.  a.  608  a.  ü.) 
^'  Vgl  Nipperdey,  Philol.  VI,  p.  134,  H.  Peter,  op.  cit  pag.  CCXXXX. 


8S4.  Fr,  Maixner,  Wie  viel  Bttober  Annalen  hat  Cn.  Gellins  gesellrieben? 

Abrechnung  bringt,  einen  Zeitraum  von  etwa  300  Jahren  in  30 
Büchern  behandelt  hat,  einen  Zeitraum  von  beil&ufig  100  Jahren  in 
mindestens  64  Büchern  ausgeführt  habe ,  selbst  bei  der  im  UebrigiQ 
zuzugebenden  Annahme,  dass  die  Annalisten  die  Ereignisse,  denen  sie 
näher  gestanden,  ausführlicher  behandelt  haben;  es  wäre  dies  um  so 
sonderbarer,  da  in  jenen  33  Büchern  auch  schon  äusserst  wichtige  Br^ 
eignisse  erzählt  worden  sein  müssen ,  die  der  Zeit  des  Schriftstelien 
selbst  schon  sehr  nahe  gestanden  sind. 

Wir  können  um  so  eher  geneigt  sein,  jene  Eingangs  dieser  Zmleo     | 
angefühi-te  Zahl  des  Gharisius  yon  uns  zu  weisen,  wenn  wir  inSi- 
wägung  ziehen ,  dass  Charisius  zu  denjenigen  Grammatikern  geh6T^ 
die  mit  weniger  Sorgfalt  gearbeitet  haben  ')  und  dies  nicht  die  einxÜ^ 
Stelle  ist,  an  der  wir  eine  derartige  üngenauigkeit  anzumerken  Q^^ 
genheit  haben.  So  wird,  um  nur  einiges  zu  erwähnen,  bei  Charit  .^ 
p.  176  P  (195  K)  ein  XL.  Buch  des  Geschichtswerkes  des  Annali. -^ 
Sempronius  Asellio  erwähnt')  und  doch  ist  diese  Zahl  ohne  Zir-^ — ^ 
falsch  und  wird  als  solche  auch  fast  einstimmig  anerkannt ')^    ^^ 
Charisius  I,  40  P  (55  K)  werden  die  Worte  „Caluariaeque  eius  ip 
ossum  expurgarunt  inauraueruntque^  als  aus  dem  XXXDIi 
Priscian  VII,  p..750  P  (318  H)  als  aus  dem  XXX.  Buche  des 
Gellius  augeführt. 

Aus  diesen  Gründen   halte  ich  die  Vermuthung  deijen 
welche  die  bei  Charisius  I,  40  P  (54  K)  angeführte  Zahl  XCT 
corrupt  erklären,  für  durchaus  berechtigt.  Der  Fehler  könnte  nun         ei 
weder  darin  seinen  Ursprung  haben,  dass  der  Grammatiker  s        eJt 
nicht  mit  der  gehörigen  Gewissenhaftigkeit  die  betreffende  Stellas»  u 
Gellius  excerpiert  hat,  oder  einem  librarius   des   Charisin8*&->  ^Db0i 
Werkes  zugeschrieben  werden.  Die  Aenderung  dieser  Zahl  in  X!^^Vn, 
der  unter  anderen  J.  Ch.  F.  Bahr  beizustimmen  scheint ,  wäre   ^vir 
an  und  für  sich  nicht  unmöglich,  doch  ist  sie  insofern  nicht  zu  billi^isff, 
da  denn  doch  die  Verwechslung  von  X  und  C  nicht  gerade  sehr  wiüir' 
scheinlich  ist.  Ich  vermuthe,  es  seiXCVII  verderbt  aus  XL  VII.  Erstere 
Zahl  konnte  von  einem  minder  sorgfältigen  Abschreiber  umsomelur 
recipiert  worden  sein,  da  ja  (  (=  C)  und  L  sehr  leicht  verwechselt 
werden  konnten. 

Agram.  Dr.  Fr.  Maixner. 


')  VgJ.  Christ,  Philo].  XVIII  und  M.  Hertz,  Rhein.  Mu8.  X3C^» 
p.  320  flg.,  W.  Teaffel,  Gesch.  d.  röra.  Lit.  §.  398.  4. 

')  Charis.  II,  176  P :  „AseUio  quoque  rerum  Romanarum  XL:  Ttti^^ 
pulchrum  opus  tamque  artificiose  factum  passus  est  dirtii.** 

*)  Vgl.  W.  Stelkens,  der  römische  Geschichtsschreiber  Semproniiu  ^ 
Asellio,  Crefeld  1867,  p.  14,  H.  Peter,  op.  cit.  p.  CCL. 


Zu  Kritik  ud  EMJiiiug  üet  MambiM.    StS 

Cicero  ad  Alt  III  2. 

ÜB  UBO  JL  IL  c  696  P.  Clodius  illam  r^alMnem  promolga- 
.ttLIUMo  Ciceroni  aqua  et  igni  interdiceretiir,  Ckaro  de 
I  ifM  ■■■  BnmdiBinm  versns  fugere  ooeperat,  ut  inJ^iinim  inde 
i  oontenderet,  et  ex  itmere  Attico  Bomam  scripeerat,  ut 
L «  consequeretor:  Atticus  enim  qua  erat  in  Ulis  locis 
. »  amko  itmeris  comitem  fore  promiserat.  sed  ante  qoam 
I  TcaüBt,  consilio  repente  mutato  Cicero  Vibonem  profecUis 
fnndo  deversabator  et  Atücam  oravit,  ut  statim 
.  qnod  nt  faceret,  Cicero  eo  commotus  est,  quod,  si  Atticus 
iCMoret,  quam  ipsi  in  Italia  esse  liceret,  sibi  soli  iter  per 
ittJIaced<»iiam  non  eese  faciendum  intellegebat  propter  Au- 
^Mhi  atioBqne  Gatilinae  socios,  qui  in  Ulis  partibus  erant.  quam  ob 
ilikeae  Atticum  exspectare  statuerat,  unde,  si  non  veuiret,  in 
ina  ait  Melitam  ire  posset,  sin  Yeniret,  cum  illo  Brundisium  se 
.  «d  cum  Clodius  paucis  diebus  post  regationem  suam  ita  cor- 
aäMC,  9%  Cictroni,  in  Sicilia  aut  Melitae  esse  non  liceret,  Cicero  in 
füriiL  in  2,  cur  Vibonem  profectus  esset,  bis  verbis  Attico  ex* 
Ml:  'Itineris  nostri  causa  fiiit,  quod  non  Labebam  locum,  ubi  pro 
Ml  in»  diBtius  esse  possem,  quam  fundum  Siccae  praesertim  nondum 
i^ßümB  correcta:  et  simul  intellegebam  ex  eo  loco,  si  to  haberem. 
MBB  l^iindisium  referre,  sine  te  autem  non  esse  nobis  illas  partes 
■mIm  propter  Autronium.'  quid  in  codice  Mediceo  pro  yerbis  *si  te 
tmm  scriptum  fnerit,  diiudicari  non  potest:  nam  manu  altera  pri- 
■i  Vi  iter  habere'  correctum  est ,  deinde  deletis  bis  quoque  verbis 
fJMlehaberem\  itaque  in  editione  principe  Bomana  ^si  recte  habere^, 
Jfluoniana  'si  iter  haberem'  sciiptum  reperies,  in  ceteris  autem 
iÜQubQS  'si  te  haberem\  sed  quis  est  qui  dubitet,  quin  scribendum 
'■1  ia  itinere  te  haberem'? 

Ciernovici  mense  Aprili.  Goldbacher. 


Zur  Kritik  und  Erklärung  des  Macrobius. 
(Vgl.  diese  Zeitschrift  Heft  2,  S.  88  flf.,  Heft  4,  S.  259  flf.) 

V. 

Sat.  I,  14,  13:  Sic  annum  civilom  Caesar  habitis  ad  lunam 
nensionibus  constitutum  edicto  palam  posito  publicavit  et  error 
e  usque  stare  potuisset ,  ni  sacerdotes  sibi  errorem  novum  ox  ipsa 
endatione  fecissent. 

Eyssenhardt  hat,  offenbar  von  der  Ansicht  ausgehend,  die  auch 
.  eine  Zeit  lang  für  unumstösslich  hielt ,  dass  nämlich  die  hervor- 
lobenen  Worte  höchstens  bedeuten  könnten:  ^und  der  Irr- 
nm  hätte  bis  auf  den  heutigen  Tag  bestehen  können. 
DU  nicht  usw."  —  gerade  das  Gegentheil  also  von  dem  hier  ver- 
gten  Gedanken  ~  error  getilgt,  wobei  dann  jedenfalls  annus  auH 


SM     B.  Büsohoftky,  Zur  Kritik  und  Erklärung  das  MacrobiiuL 

dem  vorangegangenen  Objecto  als6abject  entnommen  werden  mflaste. 
Allein  schon  dies  wäre  auffällig;  ferner  aber  auch  der  fühlbare  Man- 
gel desjenigen  Begriffes ,  zu  dem  ncvtun  errorem  den  Gegensatz 
bildete.  Und  schliesslich ,  warum  die  Beschränkung  huc  usque  „bis 
auf  den  heutigen  Tag^  und  nicht  lieber  gleich  usque  „immerfort''? 
Kurz,  ich  halte  Eyssenh.*s  Verfahren  schon  aus  diesen  inneren 
Gründen  für  verfehlt  und  glaube,  dass  sich  die  Ueberliefemng  sehr 
wol  erklären  lässt.  Schon  Jan  bemerkt  (z.  d.  St.) :  t.  e.  fieri  potu^ 
issety  ut  nullus  inde  nasceretur  error  und  hat  damit  das  Richtige, 
wenn  auch  in  etwas  ungenauer  Fassung,  ausgedrückt.  Nur  hat  er  es 
versäumt,  die  in  den  Worten  enthaltene  eigenthümliche  Brachylogie 
durch  irgend  welche  Parallelstelle  plausibel  zu  machen  und  unserem 
Verständnisse  näher  zu  rücken.  Ich  glaube  nun  eine  ganz  analoge 
Stelle  gefunden  zu  haben  bei  Statius  Theb.  in,  96  ff. : 

Sed  ducis  infandi  rabidae  non  Tiactemu  irao 
Stare  queunt;  vetat  igpe  rapi,  pacemqne  sepulohri 
Impius  ingratis')  nequiquam  manibos  aroet 

d.  h.  „Allein  die  tolle  Wuth  des  ruchlosen  Herrschers  kann  dabei 
nicht  stehen  bleiben*',  er  geht  weiter  und  verweigert  dem  nn- 
glücklichen  Maeon  sogar  das  Grab.  Die  Kürze,  die  in  der  Verbindung 
von  atare  mit  einem  Adverb  der  Richtung  liegt,  Iftsst  sich  im 
Deutschen  nur  theilweise  nachahmen.  Vielleicht  lässt  sich  oaeere 
Stelle  so  wiedergeben:  „und  der  Irrthum  hätte  dabei  stehen 
bleiben  können,  wenn  nicht  usw. ^  Wie  wenig  übrigens  Aue «e- 
gutf  durchaus  =  ad  hunc  diem  genommen  werden  müsse,  geht  i.R 
hervor  aus  Sat.  III,  3,  12 : 
Ideo  hoc  quoque  inter  concessa  numeravit 

V  „balantumqae  gregem  fluvio  mereare" 

quod  si  huc  usque  dixisset,  licita  et  vetita  confünderet,  sed  adiciendo 
„salabri^  causam  coucessae  absolutionis  expressit. 

Rudolf  Bitschofsky. 

M  So  0.  Müller  mit  Lachmann  f.  d.  überl.  ignaris. 


Zweite  Abtheilung. 

literarische  Anzeigen. 

k  &.  MftdTigii,  Profenoris  HaanieDsis,  Emendationes  Livianae 
iknm  «nctiora  editae.  Hanniae  1877.  Snmptibas  librariae  Gjlded- 
h^amut.  —  Ldpsn^r.  T.  0.  Weigel. 

Als  Th.  Mommsen  im  J.  1868  in  den  ^Abhandlungen  der  könig- 

I  Akademie  der  Wissenschaften  zn  Berlin'  gelegentlich  der  Ver- 

des  Veroneser  Liviuspalimpsestes ')  den  Satz  nieder- 

b :  JPariradare  auiem  eiusmodi  qtMestianem — die  Ausheutnng 
im  TvQDeaerpalimpsestes  für  die  livianische  Kritik  —  et  qtMfUum 
ffülrac  aetati  daium  est  absolvere  cum  untM  homopossit  ex  iis  qui 
hdkmmi  Madvigius^  hoc  optamus  ut  telam  a  nobis  incohtUam  et 
fäutt^  übt  opus  est,  et  detexat,  da  waren  es  die  ^Emendationes 
UmMb  Madvigs  in  erster  Auflage ,  die  dem  schmeichelhaften  Lobe 
ikfinmdlage  dienten.  Eine  geraume  Zeit  ist  seit  dem  Erscheinen  der 
otea  Aoflage  dieses  epochemachenden  Werkes  verflossen  und  unter 
im  ferschiedenen  Schriftstellern  des  Alterthums,  welchen  inzwischen 
ii  Philologie  ihre  Sympathien  geschenkt  und  ihre  Forschungen  zn- 
pmaadif  ist  wahrlich  auch  Livius  nicht  stiefmütterlich  behandelt 
mitJL  Keine  der  erhaltenen  Decaden  seines  Oeschichtswerkes  ist 
Un  leer  ausgegangen,  selbst  wenn  wir  die  Gesammtausgaben,  die 
W  Martin  Hertz  und  die  von  Madvig  selbst  im  Verein  mit  Ussiug 
teorgte,  zunächst  nicht  ins  Auge  fassen  und  nur  die  Monographien  be- 
Msichtigen.  Kein  Wunder,  dass  die  zweite  Auflage  der  ^Emendationes 
UmDae\  obwol  von  allen  sich  dafür  interessirenden  Kreisen  bereits 
Kkdichst  erwünscht  ^  dennoch  ziemlich  lange  auf  sich  warten  Hess. 
b  guter  Theil  der  mittlerweile  zu  Tage  geförderten  Livius-Literatur 
hm  sich  schlechterdings  nicht  ignorieren ,  ja  es  waren  Besultate  der 
hnchnng  vorhanden,  denen  gegenüber  jedenfalls  Farbe  bekannt, 
K^n  die  entweder  Front  gemacht  werden  musste  oder  vor  denen  es 
(k  Segel  streichen  hiess.  Aber  auch  sonst  verlangte  manches  Yer- 


')  T.  Livii  ab  urbe  condita  lib.  III— VI  quae  supersunt  in  codioe 
itteripto  YeronenBi  descripsit  et  edidit  Th.  Mommsen.  [Commentatio  lecta 
ia  academicomm  conventn  d.  XVI  Jan.  1868]  a.  a.  0.  S.  81—206. 

ZflttKbrift  &  d.  öftaB.  07iiin..l878.    V.  H«fl.  23 


SS8    N*  Madviffii  Kmendationes  Lirianae,  ang.  ¥.  Jlf.  6ill6au<r 


besserang  und  Ergänzung.  Der  Verfasser  war  in  der  ersten  Ai 
unbekümmert  um  die  meisten  Liriuskritiker  vor  und  neben  ihm 
eigenen  Wege  gegangen  und  hatte  viele  Emendatiouen  in  Vor 
gebracht  und  begründet,  die  schou  vorher  auch  auf  Anderer  i 
und  Boden  gewachsen  waren  ^ — hier  verlangte  der  Spruch  *S  u  um  < 
gnädige  Berücksichtigung.    Wie  es  in  text kritischen  Fragen 
geht^  war  auch  in  Bezug  auf  so  manche  Stelle  die  Ansicht  des  J 
eine  andere  geworden  und  ihm  seihst  das  Bekenntnis  dieser  W^ 
luugen  ein  Gebot  der  wissenachaftlicben  Aufrichtigkeit.  Auf  d€ 
deren  Seite  lag  auch  neues  eigenes  Material  in  Menge  vor,  thei] 
unediert,  thcils  wol  schon  veröffentlicht  in  den  Von'eden  der  eins 
Bände  seiner  LiTiusausgabe  —  all  dies  musste  gesammelt 
siebtet  und  dem  Corpus  einverleibt  werden.  Gewiss  keine  kleina 
gäbe  für  einen  Mann ,  der  wissenschaftlich  so  vielseitig  in  Ans 
genommen,  wie  Madvig.  Bringen  wir  ausserdem  noch  ein  höchst 
liebes  und  störeoiies  Augenleiden  in  Anschlag,  das  ihn,  wi^       ^ 
Vorrede  uns  mittbeilt,  im  Septeujher  1875  befiel,  so  beL^ 
vollständig,  wie  das  Erscheinen  der  zweiten  vermehrten  Au 
*Emendatiooes  Livianae'  so  lange  sich  verzögern  konnte, 

Uebrigens  liegt  uns  in  der  nunmehr  erschienenen  zweiten 
läge  nicht  eine  eigentliche  Umarbeitung  vor.  Ein  gewisses  hiskor» 
Interesse,  vielleicht  auch  die  Nebenrücksicht,  auf  diese  Art  üi>cI 
schnellsten  das  neue  Gewand  der  ^Eniendationes  Livianae*  frrrtigT'^^ 
bringen t  war  es  wol,  was  den  Verfasser  bewog»  nichts  zu  si 
selbst  das  nicht,  wovon  er  jetzt  bereits  abgekommen  ist,  sondern  l 
innerhalb  eckiger  Klammern  das  'peccavi*  beizufügen.  Nur  li&s 
oemium  zur  dritten  Decade  bat  sich  in  dieser  Beziehung  eine  Aas» 
gefallen  lassen  müssen.  Das  neu  zugewachsene  Material  wurde, 
es  schau  verarbeitet  vorlag,  einfach  unverändert  herbeigezogen 
mit  Angabe  der  Entsteh ungszeit  und  wo  es  nur  ergänzend  ^ 
innerhalb  runder  Klammern  angereiht,  während»  was  jetzi 
Zwecke  der  Ergänzung  oder  Berichtigung  geschrieben  ward,  w\€ 
reits  gesagt,  mit  eckigen  Klammern  ohne  nähere  chronologisoha 
Zeichnung  umschlossen  ward.  So  sieht  denn  die  neue  Auflage  im 
und  in  den  Anmerkungen  etwas  buntscheckig  aus  —  ein  Gemis 
Klammern  und  Jahreszahlen,  die  für  die  Geschichte  der  liTianii 
Studien  Madvigy  allerdings  nicht  ohne  Wovth  sind ,  aber  doch 
einheitlichen  Charakter  des  Buches  merklichen  Eintrag  thun, 
dritte  Auflage,  in  demselben  Stile  durchgeführt,  ist  ohne  Erftn« 
neuer  Klammern  nicht  denkbar;  ist  doch  jetzt  schon  hie  xiud  da 
Confusion  entstanden.  So  herrschen  gegen  das  Ende  zu  die  i 
IClammern  vor,  selbst  wo  eine  Jahreszahl  daneben  bemerkt  ist, 
vielleicht  der  Herausgeber  selbst  gefühlt,  dass  es  im  ersten  TheiU 
schwer  fallt  zu  untersi-heiden,  was  als  Erklärung  schon  in  der  ^ 
Auflage  innerhalb  runder  Klammern  gestanden^  was  in  der  zwt»' 
als  Ergänzung  dazugekommen ,  dass  selbst  die  am  Rande 
Paginiernng  der  ersten  Auflage  nicht  immer  üher  die  ent 


ii  Emendationes  Liviatiac,  ang   v.  M,  GiUbauer.    3S9 


SitrkJ  UDi  liiDweghilft?  Ich  bio  weit  entfernt,  derartige  Mängel  alcS 
wovtatUcbo  bbzasiellen;  aber  da  es  dem  Herausgeber  selbst  um 
diplamatidche  Genauigkeit  zu  tbnn  zu  sein  scbeint  —  sonst  würde  er 
aifiht  Äucb  blos  balbe  Zeilen  lauge  Zusätze  mit  der  Jabreszahl  ver- 
Mkfl  rgl  S.  Ml.  [Fort,  rodiit.  et  inde  cet.  1865,]  —  BO  ver- 
diifiea  doch  aucb  die  dagegen  Terstossenden  Inconsequenzen  erwähnt 
tQvtrdeii. 

In  dem  einheitlichen  Charakter  des  Buches  wird  auch  noch  eine 

Bmclit  geachos<!64)n  durch  einen  andern  Umstand,  der  allerdings  nicht 

iossd  f&r  aich  als  Tadel  hier  horvorgehohen  werden  soll.  Wie  Madvig 

9  dir  VnrrfdA  selbst  f^agt^  wurde  er  in  der  Herausgabe  von  mehreren 

Atoaduti  zt.  So  kam  es,  dass  er  auch  deren  Winke  und  Cou- 

jtetaraii  Ui  i  m  auf  den  gelehrten  Markt  brachte  und  es  auf  uns, 

iini8  wir  t.  Br  zu  Liw  VII,  12,  2  eine  Conjöctur  von  Siesbye  in- 

«citolta  fOr  inscitia ,  zu  YIII,  9^  7  eine  Verbesserung  von  Forch^ 

Wniiftir,  jieto  oroque   für   peto  fen)que  und  ebendaselbst  §.12 

g«Bi«in8chaftlichen  Lichtblick  zweier  Gelehrter  (...  scnbondum 

«iBY«scto8  estet  (pro  est)  intellexernnt  Siesbyeus  etAlanas), 

XXXV ni,  3^,  17  eine  ErgUnzong  von  Ussing  —  integraadse- 

natam  r^s  reiicitur  —  lesen,  den  Eindruck  macht,  als  .sollte  uns 

^m  Oor^oii  dinischdr  Beiträge  zur  livianischen  Kritik  geboten  werden, 

'  ^in»  «ai  u>  mehr  auffälltt  als  die  Beiseitela$sung  der  in  Zeitschriften. 

HoAOgra|>hien  u.  dgL  zerstreuten  livianischen  Literatur,  welche  schon 

U  ier  ■'  Autlage  S.  49  als  Princip  aufgegtellt  ward,  mehr  oder 

^^CDJK  J<'tzt  maasgebend  geblieben  Ist:  man  müsste  denn  die 

»ac  iam  Crevehus,  Bauer,  Doeriiigius*  n,  s,  f.  als  etwas 
I  saSiiSden  als  was  sie  sind  —  das  Ehren  balbi^r  noth wendige 
da£8  Livius  auch  noch  anderen  Persönlichkeiten  zn  Dank 

[ilfif  htrt  tjct, 

Li  wir  tadeln,  oder  scheinen  wenigstens  zu  tadeln,  wo  nach 

AudiLiäi  wol  der  meisten  Stimmberechtigten  vielmehr  ein  nnge- 

t  Ii^b  am  rtatZ9  w&re.  Aber  es  fällt  aucb  uns  gar  nicht  ein,  die 

rBt^deutuDg  der  *  Kniend  ationes  Livianae^  leugnen  oder  auch 

tenbdrücken.  den  europäischen  Kuf,  dessen  sie  sich  schon  in 

Allane  (»rfr^nteu,  verkleinern  zu  wollen.  Freilich  kann  auch 

i  iai«r«<  Aufgabe  sein,  die  Bedeutung  und  den  Werth  des  Buches. 

lingM  Alles  einig  ist,  bei  Gelegenheit  des  Erscheinens  der 

Auflage  aufs  Neue  haarklein  darzulegen;  ob  diese  Bedeutung 

» Werket»  auch  in  seiner  neuen  Gestalt  noch  ungeschmälert  fortbe- 

•  eder  a  untiTÄUclieu  und  das  Resultat  der  Früfang 

itici  -talt  in  Bezug  auf  ihren  Inhalt  darzulegen, 

»^hcnden  uns  über  das  Formelle  einige  Worte 

,itt  der  goiieuw artigen  Zeilen. 

Wer  die  Madvig'schen  *Emendationes  Livianae'  kennt«   weisa, 

^ief  Verfaiisor  in  denselben,  bevor  er  daran  geht,  die  einzelnen 

kritisch  zu  behandeln ,  zunächst  solide  B£kulüu  aufzuführen 

,  ^diti  iof  die  er  daa  Gebäude  seiner  teitkritischen  FoiBchungen  stützt, 

22  ♦ 


S40     N,  Madoi^ii   Emendatione?  Lirianae,  ang.  v.  üf ,  Gitlbauer. 

m  Gestalt  Ton  Detail-Einlei  trugen  7m  jeder  Decade.  Hierin  worden 
Handschriften  gesichtet  und  in  Gruppen  geordnet,  ihre  Vorzöge  a 
Mängel  klar  gemacht,  die  Stellung  der  einielneq  Gruppen  und  i 
löitenden  Codices  zum  Archetypus  genau  bestimmt  und  der  Archotypi 
soweit  es  nötbig  und  möglich,  wie  z,  B.  für  die  erste  Decade,  in  seh 
Eigenart  zu  charakterisieren  gesucht  Es  braucht  keiner  Erwähnoi 
daßB  es  einen  töchtigeren  Apparat  zur  Einführung  in  die  Li?ianisi< 
Kritik  als  diese  Madvig^scheu  *Prooemien'  nicht  gibt.  Aber  ihre  I 
'ieutung  reicht  weit  über  den  Kreis  der  Livianischen  Studien  hini 
—  die  klare  und  bestimmte  Methode»  ^'w  man  daraus  lernen  kann,  I 
iiniverBelle  Geltung  und  sind  ans  diesem  Grunde  diese  ^Prooemli 
für  alle  Philologen  ohne  Ausnahme,  nicht  blos  für  den  ßpeciel 
Liviusforscher  von  Wichtigkeit» 

Wie  sieht  es  nun  mit  diesen  Säulen  in  der  neuen  Aoftage  ad 
Haben  sie  sich  als  nnerschötterlich  erwiesen?  —  Wesentlich  and 
ist  die  Sachlage  objectiy  nur  in  der  ersten  Decade  geworden  dttl 
die  Verdifentlichung  der  üeberreste,  die  uns  im  YeraneserpaltDipde 
erhalten  sind.  Hier  liegt  eine  von  der  Kikomachianiscben  Hecens 
abweichende  Quelle  vort  was  natürlich  Niemand  verkennen  kann 
stellt  denn  auch  Madvtg  den  Codex  Ver<>nensis  der  obgenannten 
i?ension  als  selbständigen  Zeugen  gegenüber,  der  zwar  voll  der  Fei 
sei,  ut  bene  fwbiscum  actum  sH,  quod  patms  ex  Ntcomachü 
(ffunn  ex  Veronensi  aliove  ei  proximo  hl  LMi  l^ri  ad  ms 
ijati  sint  (vgl.  S.  38),  aber  immerhin  den  Vorzug  des  Alters  an 
trage  und  ob  so  mancher  unbestreitbar  richtigen  Tjesftart4»n,  die 
biete,  sowi*»  für  die  Controle  der  anderen  Hai  i 
unberechenbarem  Werthe  sei  —  vehementcrquc  u  ■>{ 

per  iotos  libros  neqtie  per  ümnes  ems  testimotiio  ad  cetet'  'i 

^^aminandam  utmur  (S.  39),  Der  den  Codex  Veronensis  l.  w  .:.^ 
Einschub  ist  aus  der  Vorrede  zu  seiner  zweiten  Ausgabe  der  erai 
fünf  Bücher  des  Livius  wörtlich  henlbergenommen.  Sonst  bat 
Verfasser,  was  auch  von  den  übrigen  Proomien  gilt,  nur  die  Bei 
stellen  für  seine  über  die  Eigenarten  der  besprochenen  Hss,  ansj 
sprooheuen  Ansichten  vermehrt. 

Anders  stehen  die  Dinge  bezuglich  der  dritten  Decade,  Z< 
objectiv  ist  hier  der  Sachverhalt  auch  kein  anderer  geworden , 
aber  des  Herausgebers  sobjective  Ansicht,  Nach  den  zur  Ueberzeug« 
zwingenden  Auseinandersetzungen  Heerwagens  im  Nürubn^ 
naaialprogramme  von  1860  (CommenMw  critica  de  T.  L  ^ 

41,  tS — 44,  1)  sowie  den  Abhandlungen  Halmes  in  deiJ  4 

berichten  der  Münchener  Akademie  (1869,  II.  S.  580ff.)  i  ij 

sen's  und  Studemund's  in  den  Jtialectn  Liviana  (Lipsiae  lö7ti)t 
es  allerdings  nicht  mehr  möglich,  dem  Cod.  Puteaneus ,  wie  Uii 
ihn  nennt,  die  Allein herrs<;haft  zu  retten.  So  hat  er  denn  dem  Cü 
Spirensis,  von  dem  Halm  in  der  Mönchner* Bibliothek  ein  B 
(XX  VIII,  39,1 6  — ib.41, 12)  entdeckt  bat,  aof  die  Collation  ton  8t  I 
hin,  die  Hommsen  zu  diesem  Stücke  veranstaltete  und  die  als  Hesu 


.V  Madvigii  Emendationes  Livianae,  ang.  7.  M.  GiÜbfLuer,    S41 

üi  seJbtstiiidige  StalluDg  des  Sptrensis  neben  dem  Pateaneas  er^b 
---«leb  dto  von  Studemmid  verglichonen  spärJicben  Fragmente  des 
taiirmüiisifi  führen  auf  einen  andern  ATchetypnB  als  den  des  Puteaneus 
inröck  —  nunmehr  sein  gutes  Recht  anerkannt  und  zugesprochen 
od  tlra  für  alle  die  Stellen  der  letzteren  Bücher  der  dritten  Decado 
lU  tbeobürtige  Qnelle  hingestellt ,  über  welche  wir  bezüglich  seiner 
Lütirten  durch  die  editio  Frobeniana  (1535)  des  B.  Hhenanui^  unter- 
imktafl  sind.  Bei  dieser  Zarücknabnie  seines  früheren  error  (vgL 
1  2il  Anm.  1  )  bat  er  auch  bekannt,  Hertz  früher  nomühil  iniuriae 
fiÜttui  TU  bmben«  ein  Bekenntnis ^  das  um  so  erfreulicher  ist,  als  die 
aiti  Etbandlnng  der  Vertreter  gegentheiligtn*  Ansichten  nicht  zu 
Madiri^  starken  Seiten  gehört;  namentlich  ist  Weissenbom  nicht 
lalteii  etwaa  übel  mitgespielt. 

Nur  quantitative  A ender uug  hat  das  Prooemium  zur  vierten 
DlPMle  erfahren,  Madvig  ist  sich  consequent  geblieben  in  seiner  An- 
lAaiomg,  d^ss  neben  dem  Mogontinus  (M)  und  dem  Bambergensis  (B  i 
&  AEtuiiil  der  anderen  Hss.  gar  nicht  in  Betracht  komme.  Da  aber 
W#isi«o1»orn  sich  nicht  zu  diesem  Glauben  bekannte,  den  Bamber- 
pub  lur  die  beste  Hs.  nach  wie  vor  erklarte  und  auch  sonst  dem 
MuftiBliiiiiH  den  jüngeren  Hss,  gegenüber  eine  etwas  in  fcriüre  Stellung 
wtmuä^  sah  sich  Madvig  veranlasst,  was  er  in  der  Praefatio  zum 
^  Bd.  laac  1  seiner  Liviusausgabe  zur  Bekräftigung  seiner  Ansicht 
i^rs^bracht,  auch  hier  in*8  Prooemium  einzurücken  (S.  449  —  462). 

Es  erübrigt  nun  noch  die  Besprechung  des  Prooemiums  zur 
HbHoi  Decade,  das  wol  auch  keine  priueipielle  Aenderuug  erfahren: 
•«•dir  Vf.  B.  600 — GOl  hiuzugefägt,  ist  nur  der  Bericht  über  seino 
iMfftbe  und  die  bei  Herstellung  derselben  mit  Kücksicbt  auf  die  Be- 
•sk^fimheit  der  textkritischen  Giiindlage  eingeschlagene  Methode,  von 
«Qtoi  hjttkar  Geleisteten  von  voineherein  zunächst  gauz  abzusehen, 
mmt  die  Ankündigung,  welche  Conjectureu  sammt  deren  Begründung 
•r  aufgenommen  t  ein  Punct,  den  wii*  später  noch  werden  in's  Auge 
hamm  müssen. 

Doch  muss  sich  der  Referent  gestatten,  hier  noch  etwas  länger 

in  T«rw«ilini.  Er  ist  nämlich  hier  zugleich  iudex  in  propria  causa  und 

wtm  daher  auch  den  Cicero  pro  domo  sua  spielen.  Wie  der  Verfasser 

mI  S*  64J1  Anm.  1  mtttheilt,  erhielt  er  nämlich  von  mir  ein  Exemplar 

mmmm  Buches  'De  codiceLiviano  vetustis3imoVindobonensi*(Vindob. 

117^  tugeschickt »  leider  quum  haec  —  die  Ergänzung  des  Prooe- 

Bltuna  —  iam  composita  ihypoihctam  exspectareni.  Zwar  sind  viele 

laÜliO  er»t  im  Jahre  187ü  von  Madvig  beigefügt  worden  und  eine 

Sm^ndatipti,  die  ich  vorgeschlagen,  konnte  auch  aufgenommen  werden; 

ij)  also  hätten  nicht  auch  die  Resultate,  die  ich  fßr  die  Beur* 

'  "K»8  Cciilex  im  Allgemeinen  festzustellen  suchte,  eine  einig«r- 

ligehende  Würdigung  sollen  finden  können  V  Zwar  wurden 

rell  {LManorum  librorum  primae  äfcadi^  cmentlandae 

idvig  S.  25  Anm.  1  steht  emendandi  —  rutio^  Upsalae 

Uli)  uad  Häggstrüm  (Excerpta  Livianu.  UpmL  1875)  nur  mit 


S48    K  Madtfigii  Einen dationea  Liviaoae,  aug.  v,  M.  GUlhauer, 

ein  Paar  Noten  (vgl.  a,  o.  0.  u.  8.  254)  abgetbao,  aber  gewiss  nie^ 
mit  Unrecht ,  da  ja  eine  so  tiefgehende  Bedeutung  wol  keines  d^ 
beiden  Bücher  beansprachen  wird,  wie  sie  sich  für  die  fOnfte  De 
ergibt,  wenn  meine  Resultate  annehmbar  sind. 

Aber  da  liegt  es  eben,  Madvig  lehnt  die  Resultate  einfach  i 
qttae  de  compendiis  nescio  quibus  codicis ,  e  quo   Vindobo 
oriffinem  traxit^  hac  est  de  litteris  quocunque  loco  sineuUaregu 
omissis  finxit,  ea  cttm  cofmduris  inde  dudis  vehetnefiter  in 
bare  cogor  (vgl.  S.  601  A um.  1).  Allein  so  einfach  lässt  sich  die  i 
doch  nicht  abthun;  eine  eingehende  Prnfnng  verlangt  allerdings  < 
nicht  geringe  peinliche  Mühe  und  diese  scheint  der  Vf.  meinetn 
nicht  in  dem  nmfangreicliBten  Massstabe  »age wendet  zu  haben,  \ 
obwol  er  meiner  Arbeit  das  Complimeut  macht  de  codicis  habi^ 
ftsque  diligentissime  txpanitur,  findet  er  sich  doch  nicht  einmal  ?e 
anlasst»  zur  subscriptio  auf  die  von  mir  richtiggestellte  und  eingi^he 
gerechtfertigte  Lesung  zu  verweisen  (vgl.  8.  595  Anm,  2,  wo 
Mommsenius  in  Ann,  (d.  i.  Änalectis)  Lii\  p.  5  citiert  wird).  leS 
erlaube  mir  daher  eine  gründliche  Pröfung  meines  Buches  durch  äm_ 
Vf.  der  'Eni endatio lies  Livianae*  zu  bezweifeln,  halte  an  mein<*n  R« 
sultaten  fest  und  gestatte  mir,  wie  Madvig  selbst  seine  Ansicht 
'füglich  der  Hss.  der  vierten  Decade  gegm  Weissenborn,  ditsefb 
hier  kurz  zu  vertheidigen .  um  so  mehr  als  ich  glaube,  dies  nun 
neuen  Argumenten  thuii  zu  können.  Bevor  ich  jedoch  daran  gehe 
will  ich  nur  constatteren,  dags  de  HtteHit  quocunque  loco^  ^omi^s 
keinesfalls  so  unbeschränkt  gesprochen  werden  kann,  da  ich  nur  to 
Compeodien,  also  Buchstahetiauslassnngsn  am  Endo  und  in  der  Mit 
von  Wörtern,  nicht  aber  an  deren  Anfang  gehandelt  habe.   Der 
brarins  des  Codex  Vindoboncnsis  gehört  In  die  Reihe  jener  Schreib 
die  ganz  ordentlich  von  den  Philologen  zerzaust  und  darcbgehech 
werden  und  zum  Theil  gewiss  nicht  mit  unrecht;  Fehler  der  Hs. 
er  unstreitig  viele  auf  seinem  Gewissen  und  auch  das  können  wir  ihi 
ohne  setner  Ehre  etwas  zu  entziehen,  nachsagen,  dass  er  —  und 

I  auch  sein  College,  der  ihm  die  Worte  und  wo  man  diese  nicht  heratiaJ 
brachte,  die  Buchstaben  dictierte  (vgl.  meine  Schrift  S,  99  Anm*  ll 

t  und   ihn   wot   auch   einmal  im  Schreiben  ablöste  *)  |  von  dem  In« 


•)  Fol.  71'  Z.  6  -  f.  73'  Z.  2  des  Codex  Vindob.  (^  XU 
|7— 61,  2)  ist  von  einer  zweiton  Hand  geschrieben;  die  Schrift  ist  in 
[Partie  wenifrer  zierlich,  die  Bnchetabcn  unbedeutend  grösser,  die  Be 
j  fenheit  dea  Textes  aber  voll  kommen  den  abrigen  Theilen  der  Hb.  ah 
l.|>B88  jedoch  hier  ein  anderer  Schreiber  eingetreten ,   verbürgt  nich 
idie  sofort  in  die  Augen  springende  Verschiedenheit  der  ächrift,  son 
|«uch  ein  sehr  äuaserlkber,  wenn  man  will,  kleinlicher,  innuerbin 
whr  beweisender  Umstand.  Während  nämlich  alle  übrigen  Seiten  dur  TU.! 
[4ie  nicht  gelitten  haben,  eine  Ueberacbrift  an  der  Sttrne  fragen  --  au 

dem  FoL  vers-  ateht  titt  Z»«f,  aaf  jedem  FoL  rect  du-  K^^r^tr.,.  v-  Bti 
(llBo  z.  B.  lib.  XLII  —  fehlt  diese  üeberschrift  anf  ui 
sweite  Schreiber   begonnen  hat;  auf  FoL  71'  steht  nu^w   u..  ...,.,  v«iL 
wie  geaagt  die  ersten  Zeilen  noch  vom  gewöhnlichen  Schreiber  herrtthren^ 


y.  MadmgU  Emendationas  Livianae,  ang.  t.  Jlf.  GUibnuer,    S4S 

hiKe,  venigsteng  von  dem  znsammeDhängenden  Inhalte  nicht  viel  ver- 
standen hat.  Aber  auf  der  andern  Seite  mfissen  wir  doch  anchzageben, 
dasB  gerade  solch  ein  unverständiger  Schreiber  eine  ziemlich  sichere 
Gkranüe  gegen  scharfsinnigere  Interpolationen  nnii  nnnöthige,  ab- 
sichtliche  Aendemngen  des  ihm  vorliegenden  Textes  bietet.  Das  offen» 
tare  Olossema  duabus  (XLI,  12,  10),  nach  dessen  Entfernung  die 
winde  Stelle  heil  wird  nnd  das  nichts  Anderes  besagt ,  als  dass  jmi* 
aüMque  pr&vinciis  sachlich  mit  duarum  gentium  identisch  ist,  ist 
pviss  nicht  anfRechnnng  unseres  Schreibers  zu  setzen,  sondern  von 
ihm  nur  gewissenhaft  cöpiert,  höchstens  vom  Rande  in  den  Text  ge- 
wkA  worden  9  sowie  er  wol  anch  Correctnren,  die  seine  Vorlage  viel- 
Wdit  über  dem  Texte  hatte,  in  demselben  nach  dem  Fehler  einsetzte ; 
■n  vgL  f.  175'  Z.  6—7  (XLV,  29,  1)  MACEDONISÜM  =  MACE- 
DOHIS;  f.  ISr  Z.  7  (XLmi,  36,  2)  ADPAREBARET »)  =  ADPA- 
IBRET*)  u.  dgl.  mehr  in  meiner  Schrift  S.  62  Anm.  1.  Wer  drei  bis 
Tier  Seiten  der  Hs.  studiert,  wird  mir  ohne  Zweifel  Recht  geben.  Ein 
solcher  Sehreiber,  wie  der  desVindobonensis  wird  höchstens  durch  die 
Mriptnra  continua  irregeleitet  sich  Worte  in  den  Kopf  setzen,  die 
faktäch  nicht  im  Texte  stehen  und  dabei  allenfalls  plump  nachhelfen; 
wUnnen  wir  glauben,  dass  er,  was  Madvig  S.  597  in  einer  ex  praf. 
1M4   ergänzten   Anmerkung   erwähnt,    aus   SUMREGdSATURUS 
(ILI,  41,  6)  macht  SUMERE  ACCÜSATURUS  (ACCIPIAT  HIS  pro 
AOCIFIATIS  XLII,  42  7  dürfte  wol  in  der  aspirierten  Aussprache 
des  T  im  Munde  des  Dictierenden  seine  Erklärung  finden) ,  dass  die 
Worte  TBIUMHARÜM  (die  Stelle  ist  mir  augenblicklich  nicht  er- 
ÖMrlidi ,  obwol  ich  die  Richtigkeit  verborgen  kann)  falschlich  ver- 
CEuigt  nnd  durch  ein   eingeschaltetes  P  zu  dem  Nonsens  TRIIJM- 
PBABUM  noch  inniger  verbunden  hat.  Und  doch  soll  der  nämliche 
8ekraiber,  der  so  getreu  selbst  die  doppelten  Endungen  copiert,  un- 
dhlige  absichtliche  Aenderungen  vorgenommen  haben !    Es  ist  ja 
■iglich ,  dass  ein  Schreiber  hie  und  da  irre  und  wirre  wird  und  eine 
ngeh^rige  Endung  irgendwo  ansetzt,  durch  einen  Blick  anf  ein  an- 
deres Wort  mit  diesem  Ausgang  verfDhrt;  damit  mfigen  einzelne  Fälle 
ihre  Erkl&mng  finden  —  aber  was  sollen  wir  sagen ,  wenn  wir  auf 
drei  Seiten  des  Codex  (vgl.  m.  Schrift  S.  60  Anm.  1)  die  nette  Summe 
von  19   fehlerhaften  Nominalendungen,  abgesehen  von  Verbalen- 
dmigen,  constatieren  können,  Fehler,  für  welche  uns  obige  Erklärung 
am  grossen  Theil  im  Stiche  lässt  ?  Da  glaube,  wer  wolle,  an  absichtliche 
Asndemngen  des  armen  Schreibers ,  den  man ,  wenn  es  in  den  Kram 
recht  gerne  für  einen'dommtreuen  Copisten  hält  nnd  im  Wider- 


FiL  TS'  und  Fol.  72*  zeigen  keine  Aofflchrift^  auch  Fol.  Ity  nicht,  wd! 
die  eiste  nnd  der  Anftuig  der  iweriten  Zeile  noch  vom  zweiten  hchreiber 
angeführt  ist;  dag^en  laufen  von  f.  73*  ab  die  Ueber»cbnften  wMtr  fort. 

p  S.  704  Anm.  1  berichtigt  wol  UtAwig  seine  Ari^>e  'U:r  lAnmrt 
des  Gbdex,  geiith  aber  dadurch  in  keinen  Zweif«l  über  leme  »ebwankend^ 
Coajeetar. 

*)  F.  15*  Z.  17  (XU,  2L  Vi)  bat  der  Schreiber  einmal  dae  Fuhk/- 
hafte  seines  Vorgehenfl  eingesehen  and  eoni^ert  HlAUkllKt. 


$411    N,  Madmgii  Emendationes  Livianae,  ang.  t.  M,  Gitlbauer, 

spr€cheDen  Endabkurzangeu  Hand  m  Hand  ^elieo.  Wenn  ich  m 
auf  Ribbecks  Prolegg,  p.  263  verweise»  wo  im  M  Aeo.  X,  1 
QÜEA"  (d.  L  QUEAM' )  für  QÜEAMÜS  vorkommt  utid  die  Bern 
die  er  anscbliesst,  beifüge;  'Item  quodMVE,  TVR  et  MYS.  ~ 
Tninationes  saepe  id  libris  confnndunturf  compendiorum  siinilitui 
eiplicandüm  est'  und  erwähne,  dasö  er  die  joridiscbea  Noten  zumT| 
gleiche  und  Kur  Erklärung  herbeizieht,  so  gebt  aus  dem.  was  wir 
den  Liviushss.  beigebracht,  hervor,  dass  dies  seine  Berechtigung ' 
and  dass  der  Satz  Mommsens  a,  a.  0,  Indcss  ist  mir  kein  jtiti 
Beispid  dafitr  bekatinf ,  dnss  die   noiae  iuris  ausserhalb  *, 
gentlichen  Kreii^cs  und  für  andere,  wenn  gleich  chenfalh  ft 
sen schaftliche  Schnßeu  renoendet  ivordeii  sind  ^-  nicht  m 
unanfechtbar  gelten  könne,  sondern  sich  eine  Berichtigung 
Sinne  gefallen  lassen  müsse,  dass  eben  noch  mehr  derarti; 
Beispiele  sich  uns  darbieten  und  zwar  von  Verwendung  dieser* 
iuris*  in  nicht  facbwiBsenachaf tlichen  Schri  ften. 

Um  nur  ein  Wort  nocli  hinzuzufügen,  sei  zum  B'.  H 

Abkürzungen  der  Endsilbim  auch  im  Archetypus  des   . 
sich  schon  fanden,  auf  FoL  160"  Z.  20—21  (Liv.  XLV,  15.  5) 
wiesen,  wo  unser  Schreiber  die  abgekürzte  Form  ohne  Zeichen  in  gui 
Glauben,  nur  ein  Wort  statt  zweier  vor  sich  zu  haben,  einfach  hei 
nahm :  UTEX  IIH-  UR;BAN1STBIBÜNAM  d.  i.  ut  cxquatiuoru^ 
tribubus  unam.    Man  vgl,  ferner  noch  f-  164'  Z.  28  (XLV.  10,  1 
QÜIKILLIS  =  qui  non  Uli;  derselbe  Fall  findet  sirli 
binus  des  Terenz  Adolph,  m,  4,  38  POSTREMONNK 
.strenio  ttm  negahii.  Fälio  wo  NUM,  NON  und  NUNC  mit  einasi 
verwechselt  werden,  habe  ich  in  meinem  Buche  S.  85  Anm.  3  aus 
Vindob.  und  Veronensis  des  Livins  beigebracht ;  ebenso  steht  im 
teanus  XXYl,  21,  4  XÜM  statt  NON  und  ib.  17  NOX  statt  Xr 
jm  Bembinus  des  Terenz  Euonch.  I,  2,  83  NÜM  statt  NOK;  it 
41  NCTNCQÜID  statt  NOMQUID;  ik  III,  5.  1  zweimal  Nü: 
statt  NUMQÜIS;  und  gar  erst  ib.  IV,  4,  42  stehen  die  zwei  v< 
selten  Wörter  neben  einander  NUNCNON  =  NON.  Soll  dies  ftll 
oder  soll  es  mit  dem  Umstände  in  Einklang  zu  bringen  sein . 
wir  im  Veroneser  Palimpsest  des  Gaius  die  Form  N-  für  alle  drei 
nannten  Wörter  angewendet  finden?  (Man  vgl.  den  Index  No 
in  Studemnnd's  Ausgabe  des  Gaius  unter  den  betreff<*nden  Wi 
Ich  mu88  gesteben,  dass  ich  jeden  Appell  au  den  Zu 
wo  eine  Erscheinung  eine  so  leichte  genetische  Ki 

Tnd  warum  sollen  denn  nur  die  Juristen  das  PrivUegi 
diese  Abkürzungen  gehabt  haben  ?  Man  wird  ja  gerne  zugebe: 
efi  Niemauden  eingefallen  sein  wird  KD.  (=  capitis  (kmt»wiiaj 
kürzen,  ausser  einem  Jui'isten  und  dass  mau  solche,  ich  inOchta, 
Fachkürzungen  auch  in  nicht  juristische  Kreise  eingebürgei 
wird  ohnehin  Niemand  behaupten.  Ob  man  aber  mitN'  dio^ 
führten  Wörter  abkürze,  oder  einen  Punct  oder  Strich  oder  ein 
ungefähr  wie  unser  Apo!^troph  für  eine  unterdrückte  Silbe  schreil 


Jf^  M*tffvi0  Emendationes  Lifianae,  ang.  y.  M  Oitlbauer.    347 

mit  ihm  Wesen  der  Jurisprudeoz  and  deren 

tiWfii  -Hndigem  ZusammeDbaage  m  stehen,  sondern 

mh  auch   mit  nicht  ftK^hwi&senschaftlichen  Schriften  vertragen  zu 

Den     wT*:*  ia  griechische  und  lateiuische  Hss.  in  spätem  Stadien 

De  ^  ''d  des  Inhalts  derlei  Küi-zungen  aufweisen  und  wie  ja 

brift  der  tironischen  Noten  keineswegs  ein  Monopol 

J .  u  ist, 

KL  Wiahib  damit  eiudu  Piinct,  der,  so  viel  mir  bekannt,  bisher 

73T  I/t?nmg  dieser  Frage  gleichgiltig  zu  sein  schien ;  mir  scheint  et- 

\rh  glanbe  sogar,  dass  wir  die  Zuflucht  m  den  juridischen 

.-  »i-i  Zwecke  der  Erklärung  unserer  fraglichen  Erscheinung  ent- 

: .  wenigstens  principiell  entk>hren  können  und  hdchstens  als 

>le,  die  uns  freilich  sehr  willkommen  sein  muss,  aufstellen 

:..  Ich  behalte  mir  vor  das  zwischen  den  tlron Ischen  Noten»  den 

^  Abkürzungen,  die  vorauszusetzen  uns  der  Zustand 

H  ►^s  zwingt,  obwaltende  Verhältnis  bei  einer  andern 

tibcit  ausfahrlich  zu  behandeln  —  hier  sollen  nur  ein  paar  Be- 

-...^igen  im  Allgemeinen  hingeworfen  und  dieselben  blos  an  ein 

|Qir  FfiJlen  illnstriert  werden,  die  als  Vertreter  der  ünzah],  die  sich 

ttfllnni  liessen,  gelten  mögen. 

Wmiü  wir  nicht  speciel!  juridische  termmi  technici,  sondern  all- 
rfmdne  Begriffe  im  *Lexicon  Tironianum'  und  dem  *Index'  zu  Stiide- 
trmA\  Oaioe,  wo  auch  die  *Notaram  Laterculi*  aus  dem  4.  Bd.  v.  H. 
mmaiici  Latini*  und  andere  in  Fragmenten  der  juridischen 
iötn's  sich  findende  Noten  zum  Vergleiche  an  die  Seite  ge- 
nachschlagen, so  treffen  wir  vielfach  eine  überraschende 
jt  an,  Soz,B,  IG-  (=  ißäur);  IT-  f—  item);  S-  für  -sei; 
id4>:UG  fDr  nui^tA ;  E  für  est ;  EE  für  esse;  QR  für  quare; 
>f ;  L  mit  schief  durcbstrichenem  Längeuj^chafte,  (was 
len  Noten  LO  bedeutet)  für  lex;  ML  für  jHuUer;  MO 
für  tflut;  C  für  civis  n.  s.  w.  Ich  bemerke  ausdrück - 
Fälle  ganz  planlos  gesammelt  sind, 
n  übrigens  im  Irrthnm,  wenn  wir  glaubten,  es  sei  eine 
rijiMirnahme  dieser  Kürzungen  erfolgt  oder  es  würde  an 
•e  Beziehungen  uicht  zu  denken  sein,  wenn  nicht  derartige 
Gänzlicher  üebereinstimmung  vorlägen.  Wir  müssen 
^n,  dass  für  diese  Beziehungen  die  Nachahmung  der 
Isätze  beweisend  und  entscheidend  ist,  die  im  Wesent- 
...<  .  :.;;o's  auch  durch  obige  Beispiele  illustriert  wird. 
Fa  den  tironischen  Noten  treiTen  wir  vor  allem  die  ütterae  sin- 
^       :ts  ganzes  Wort  vertreten;  so  ist  A  =  alius;  B  ^=  bre- 
im    usw.   Namentlich   mit  einem   Puocte    versehen 
MMäL  '    v^TBcbiedene  Stellung  des  Punctas  mehrere  Wörter 

itrr^h  t  ,  ,    i      ^dbe  littera  singularia  geben.  So  ist  C  ^  ccntum, 

\  =  certus,  .0  =r  cUens,  C  =.  campus.  Aber  aacli  uoch 

,^ „^^:.(=  Kittel  steht  dem  Schreiber  der  tironischen  Noten  zu  Oe- 

M«;  find  Aandening  in  der  Stellung  oder  Gestalt  des  Buchstabens 


S48    •^'  Madvigii  Emendationed  Livianae,  aj]g,  v.  ÜC.  frtt&auer. 

gibt  ihm  wieder  eine  andere  Bedeutung;  so  ist  3  nichta  andere 
die  gewendete  littera  singularis^  bedeutet  aber  schon  con ;  nun  i 
die  Differenzieruüg  der  Bedeutung  durch  Puncte  wieder  von  vom 
5  ist  diHB\  3  ^=  commodus.  Dasselbe  Zeichen  liegend  O  ist  a 
C\-  ^  comes ;  *r^  =  comiiatus  nsw,  1 

Soweit  kaim  der  Schreiber,  der  sich  der  sogen,  ^notae  iuris 
dient ,  nicht  folgeu ;  zwar  unser  Fall  bietet  gerade  eiue  Ausna 
da  3  auch  hier  für  con  Geltung  gefiindeu  hat  —  gewiss  ein 
sprechender  Beweis  für  gegenseitige  Beziehnngen.  Doch  im  (x3i| 
genommen  wendet  er  nur  die  gewöhal,  Buchstaben  als  Uttera« 
gulares  au  —  die  Differenzierung  durch  Puncte  l?jt  zu  verwin 
wo  Buchstaben  ununterbrochen  aufeinander  folgen  i  die  Aend^ 
der  Buchstabenstcllung  w^ürde  den  Schriftcliarakter  ändern,  h 
muss  daher  unterbleiben,  um  so  mehr  als  Puncte  oder  dafiir  Sti 
oder  Häckchen  herhalten  müssen,  um  die  littera  singuhiris  inmi 
der  scriptura  contiuna  eben  als  solche  zu  bezeichnen,  Hiö  un\ 
allerdings  sind  eben  diese  Striche  zur  Unterscheidung  verw6( 
worden  wie  z.  B.  N  —  nam  von  non,  num  und  nunc  (wovon  sog 
mehr)  entweder  durch  die  Form  N  oder  ^  unterschieden  wird;| 
streng  ist  diese  Unterscheidung  nicht  eingehalten  worden,  mi 
MIM  dem 'index  notarum^  bei  Studemuud  Jedermann  überzeugen 
Gerade  die  genannten  vier  Partikeln,  die  schliesslich  alle  durch  If 
gedrückt  werden,  liefern  ein  hübsches  Bild  der  Anwendung  undl^ 
Tation  des  tironiBchen  Notensystems  für  die  gewöhnliche  Schrift,  a 
Aenderuug  der  Stellung  wird  im  tironischen  Notensjstem  dab 
N  theOa  zuN(um)  theilszu  N(am) ;  durch  Ahrundung  seiner 
es  die  Bedeutung N(o)  und  diese  drei  Formen  sind  nun  die  li 
gulares  für  NUM,  NAM  und  NOK.  NUNC  wird  durch  NC  ausged 
zugleich  aber  dem  N  wieder  eine  andere  Form  gegeben,  die 
ü  mit  zum  Ausdruck  bringt  und  zwar  ist  das  u  nach  der  Kopp 
Transscnbierungsmethüde  voranzusetzen,  also  zu  schreiben:  (  | 
nicht  wie  es  bei  ihm  heisst  (vgl,  Tachjgraphia  Veterum  Totd 
p,  240)  N(n)C,  wie  aus  dem  Vei^leiche  der  Zeichen  für  f^^^^M 
nucleus  p.  237  deutlich  erheilt.  Bei  Anwendung  dieser  AbkOTM 
für  die  gewOhnliclje  Schrift  kann  man,  wenn  man  will,  folg»^ 
üßterachied  beobachten  N-  =  num  (wenigstens  findet  sich  föTj 

keine  andere  Form);  N*  oder  N  ^i:  fwn;  N  oder  die  andere 

schriobene  Form  (p)  =  nam;  N  :=  nunc;  allein  daneben 
auch,  wie  bereits  erwähnt  N-  für  non,  ttam  und  nunc,  ali 
sprüuglich  beobachtete  Differenzierung  durch  eine  laxere 
wischt.  Wir  können  daher  sagen :  Nur  die  Anwendung  einzelner 
Stäben  in  der  Bedeutung  ganzer  Wörter,  nicht  aber  die  Differenxi^ 
derselben  hat  bei  den  Juristen  in  der  gewöhnb'chen  Schrift  sii 
Nachahmung  gefunden;  so  bedeutet  B  ^  bona;  0"=  O  =  ctf 
C  SS  conäemna ;  F  =  ßde,  1  :=  intendU  i  0  =  oportet  us 


K^  Moävigii  KrtteiidatioDt^s  LiTianac,  ang.  v.  M.  Gitlhauer.    S49 


Sit  di£S6m  efjfiieb  Principe  würde  die  Notensclinf}  nicht  aua- 

nicben,  um  so  weniger  als  sie  die  littera  singularis  bei  flexiblen 

hmtn  coostant  nur  für  die  H&uptform  —  also  beim  Subst.  fQr  den 

Tflm.  ftln^.  ^  \\e\m  Adject.  fQr  das  Masciil.    der  gleichen  Endung  an- 

-  ^  gebt  sie  also  zu  einem  complicierteren  Schritte  Ober  and 

^ch  einen  Buchstaben  dazu,  und  zwar  zumeist  den  Anfangs- 

n  der  nächsten  Silbe,  welcher  mit  dem  ersten  zu  einem 

;4n-iwii  Tcrschmolzen  nun  wieder  differenziert  werden  kann.  Hieher 

1.  B.  das  Zeichen ,  welches  ans  den  Elementen  MO  combiniert 

bed«ut#t;    mit  einem  Poocte  oberhalb  ^es  Eichene  in  der 

SÜi  \mui  es  maxister  \  ein  Punct  oberhalb  des  Zeichens  und  zwar 

nickUi  vim  demselben  macht  es  zum  Siegel  für  tuay««  quam  ani€\ 

«li  pBUci  unter  der  Linie  gibt  ihm  die  Bedsntung  magus.   Ebenso 

%ipl  da«  ans  HL  combinierte  Zeichen,  das  malui  bedeutet,  dnroh 

4ii  T«fftc]iiedeQ6  Stellung  der  Puncte  zu  mulier^  miles,  male  tneriiu^f^ 

—  Dmer  Omudsatz ,  ?on  der  Differenzierung  durch  Puncte  natür- 

Utk  wiadUr  abgesehen,  findet  in  der  juridischen,  mit  Kürzungen  Ter* 

mtbtmm^  8ehrift  häufige  Anwendung^  wenn  wir  QB  =:  quifms^  MC 

^  mtim^pHtm  i  NQ  =  neque ;  PC  :^  peeunia;  PP  ^  propteri  PS 

's^frmmes,  AT  :=  atäem,  usw.  finalen,  so  ist  dies,  ob  nun  in  dem 

^llUialBio  Falle  die  tironischon  Noton  ganz  damit  übereinstimmen 

oÄmr  Hiebt,  doch  nichts  Anderes  als  Nachahmung  und  Terwerthung 

^Stf  tir  6ms  Nitteusystem  massgebenden  Grundgedankens ;  nur  dass 

lilar  wMtmm  die  strenge  Consequenz  viel  eher  abhanden  kommt. 

So  fnnil  der  juriiiische  Schreiber  oft  nicht  zum  AnfangsconsonaDten 

^ar  iiicli»t«o.  sondern  einer  spatereü  Silbe,  was  im  tironischen  Sy- 

«tOD  am  ge§chi«>ht,  wenn  die  diesem  Principe  nach  zu  wähl  ende 

treppe  fidion  etwas  anderes  bedeutet.    So  i:§t  MF  =:  nianifcslus; 

XM  =s  m^mumisaor  häufiger  als  MN ;  MM  =^  matrm<mium  usw« 

Vis%  fiUea  die  juridischen  Schreiber  auch  den  Toeal  dazu ,  wo  er 

im  4«r  Küiani^^hnfi  gar  uicht  oder  wenigstens  nur  nebenbei  ansge- 

^bioktinxil  (was  mau  in  der  Transcription  durch  Einschluss  innerhalb 

ElaiBmem  zu  bezeichnen  pflegt).   So  findet  sich  neben  MG 

m9fi$  auch  MAG;  ML  =r  MÜL  ==  mulier;  LC  =  LIC  =  licet 

Bei  ÜB    =  lihrr;  LEG    —  lerfem,  Uges  usw.;  KAP  —  ca- 

(,  m^le  usw,  —  fehlt  der  Vocal  gar  nie ,  so  dass  wir  bei  zwei- 

WMem  biemit  wieder  bei    der  Abkürzung  der  Endsilbe 


Wie  in  bestimmten  Wörtern  die  Silben,  so  kehren  in  bestimm« 
%?^nDfln  die  einzelnen  Worte  ein  für  allemal  in  derselben  Ord- 
*f  wl#4er.  so  da^is  sie  als  eine  höhere  Polens  ton  znsammeng«- 
^taan  Wdfiero  betrachtet  werden  kt^nnm.  Oie  Notenschrift  benfitzt 
tewi»d#r  toiD  Zwecke  der  Vereinfiichaug:  so  wird  z-  B.  non  mul- 
*••  ^ttffJi  ein  ans  NM  combiniertes  Zeichen  ausgedrückt ,  welches 
^h  Pimcto  in  non  mutto  ante  (NM.)  und  non  multo  post  (;NM| 
l^ialMi  urird;   tritt  an  die  betreffende  Stelle  des  Punctes  das 


850    N.  Madvign  EmendatioD^s  Lifianae,  atig.  r.  M^  Critlbmitr, 

kleine  Zeichen  welches  =  it(!t)  ist,  ein,  so  erweitert  aich  die  Beden* 
^  tung  zu:  nön  Ha  niuUo  ante  und  ho$i  ita  multo  post^  Ebenso  be 
deutet  ein  aus  SML  gebildetes  Zeichen  sine  dolo  mulo,  woraus  dortl 
Einfliessenlassen  eines  u,  also  S(u)ML^  wird  sine  uUo  dolo  mali 
118W,  Hier  ist  das  Feld ,  wo  der  Fachwissenscbaft  mit  ihren  tei 
technifi  reichliche  Gelegenheit  zur  Nachahmung  geboten  ist,  Wi 
wir  wollen,  können  wir  ja  die  Compendien  für  die  zusammenges« 
Worte  wie  z.  B,  HF,  MM  (siehe  oben)  schon  nach  diesem  Princi 
,  kläi'en;  vollends  aber  gehören  hieher  BE  =  bonorum  emptor;  E| 
:s=  bona  ßde;  BP  ^=  bonorum  posscssor;  CC-  ^=^  causa  eotrnitü 
DSA*  t=  dtversae  scholae  auctores;  STA  (oder  ST-A)  =^  fiine 
torü  auctoritate;  SN  PA*  ^  si  non  paret,  abMoltw  (od,  a^PSoMio] 

Alle  diese  Grundsätze,  die  wir  in  den  juridi&chen  Fragi 
adoptiert  finden ,  eignen  sich  weniger  für  nicht  fachwissenschi 
Benützung  und  sind  darum  auch  erst  im  späteren  Mittelali 
Ausbildung  eines  gross  artigen  Abknrzungssjstemes,  d&ss  auch  ki 
wfigs,  wie  mnn  vielfach  zu  glauben  scheint,  als  plfitzlich  fertig  T( 
Himmel  gefallen  ist,  verwendet  worden ;  in  der  Capital-,  ünciai*, 
Maiuskelschrtft  lassen  sich  liöchstens  Abkürzungen  für  einzelne 
gemein  gangbare  Ausdrücke  als  Belege  anführen ;  so  ist  Q  *  ^  ji 
stör  mm  littera  singtilaris;  Q  TOR  (vgl.  cod.  Tindob.  f.  192'  Z.  26 
Liv,  XLV,  44,  7)  =  quaestor  nnd  (ib,  117^  Z.  29;  XLTIII,  17,  lO] 
PR'KES  =  praetores   erinnert    au    den    Grundgedanken,    der   di 
Schreibung  MG  ^=  maffitt  zu  Grande  liegt,  nur  dass  hier  die  End 
noch  ausgeschrieben  sind;  als  formelhafte  Kürzung  ist  PR  =po\ 
lus  ItomanuSf  SC-  =:  senatusconsuHo  hinlänglich  bekannt. 

Aber  die  t ironischen  Noten  involvieren  noch  eine  andere 
der  Abkürzung.  Es  wurde  schon  erwähnt,  dass  die  bisher  bespr»>ch< 
nen  Zeichen  immer  nur  für  eine  und  zwar  für  die  Hauptfoim 
diesen  Ausdruck  zu  gebrauchen,  gelten.  Um  die  andern  abgel 
Formen  auszudrücken,  wird  die  Endung  hinzugefügt  und  «war, 
die  littera  singularis  oder  das  aus  mehreren  Elementen  eombini«! 
Zeichen  schon  dnrch  einen  Punct  differenziert  war ,  an  die  8tril< 
welche  der  Punct  einnahm.  So  bedeutet  das  L  des  tyrouiseh^ 
stems  mit  einem  Puncte  unter  demselben  locus.  Tritt  an  die 
dieses  Punctes  ein  schräger  Strich  (\=  um;  vgL  auch  in  der 
TachygTaphie\:=z:  ov) ,  so  wird  daraus  Lum  =  lovutn ;  auf  di 
Weise  wird  Lo  =  loco.  Mit  andern  Worten,  die  Eudungen,  flür 
das  tironische  System  minutiöse  Zeichen  zur  Verfügung  hat! 
weiche  man  nach  Kopp  in  der  Transscriptjon  durch  kleine  Bü< 
Stäben  ausdrückt ,  werden  immer  beigefügt ,  so  dass  auf  di( 
was  dazwischen  liegt,  ausfällt.  Bei  combinierten  Zeichen  ist  dii 
Cedur  gauz  dieselbe*  Ist,  wie  gesagt,  ML  =  malus ^  m  wird 
Beifügung  der  Endungen  daraus:  MLum  =  walum;  ML*>  r^ 
MLit  =  mahdicü  usw.  Wie  viel  Buchstaben  dabei  au 
gleichgiltig ,  man  vgl  als  Beweis  des  Gesagten:  Llu 
Lei:=  Übet  und  licet \  B(us)  ^ rebus;  E(ns)  mit  einem  Punctir  tti 


«V.  Madm^  KmeuilationeB  Livia&fte,  ang.  t.  J1£«  Gie2&ai«ef.    351 

fen  Zf.khm  ^=  rfgionarius  usw.   Auch  die  ReihoDfolga,  in  der  die 

!  ausfalleo,  ist  dabei  eine  zufällige;  nehmen  wir  a  allgemein 

.  ^  ;.ßliebigen  Vocal  und  b  und  c  für  beliebige  Consonanten,  so 

<  wii' ,  wenn  wir  nur  die  elnfacbsteu  Fälle  ius  Auge  fassen,  alle 

ü  njichweisen :  a^  b,  ab,  ba,  abc,  bac,  bc.  Man  vgl.  Mia  -= 

'  iat=  mactat ;  Mo  ^  modo;  M(G)iim  ^  medmm;  Mat  = 

F'at  ^=  conprohat ;  M(e)üm  =:  mensum.  Da  unter  deu 

Consonanten  überwiegen,  80  kommt  es,  dass  nameiit- 

I  bigon  Wörtern  die  aüsgelasseneD  Buchstaben  zumeist 

^^  *^iLt  ji..t;t'  ab,  abc  aufweisen. 

Hier  sind  wir  nun  bei  dem  Puncte  angelangt,  welcher  für  uns 
mi  Wichtigkeit  ist.  Eine  vorortheibfreie  Betrachtung  dos  Zustanden 
rkter  Uncial-  oder  Maiuskelcodlces  zeigt  nämlich  Erscheinungen, 
»Aiie  man  bisher  allerdings  fQr  lauter 'neglegentia,  incuria,  stultitia 
Ikaikiruin  ^  aberratio  oculomm'  erklärt  bat,  die  aber  thatsächlicb  in 
Im  üm&tande  ihre  Erklärung  finden,  dass  die  Archetypi  in  einer 
^jp^ic^  .^öi.-hrieben  waren,  welche  bis  auf  gewisse  Grenzen  diesen  be- 
irundsatz  der  tironischen  Noten  in  Anwendung  brachte, 
j,  die  man  sich  auferlegte»  bestehen  nämlich  darin,  dass 
Regel  nur  eine  Silbe  auslieäs  und  zwar  zumeist  nach  der 
Y*)iUtd  uh ,  abc,  ab  cd .  mit  andern  Worten ,  einen  Vocal  mit  den  bis 
um  niclisten  Vocal  folgenden  Consonanten;  jedoch  auch  die  Formel 
k  ki  deUr  häu%  vertreten.  Die  juristischen  Hss.  gehen  in  ihi'en 
WiMiiis  t^hnicis  viel  weiter  und  knrzeu  nach  demselben  Princip  wie 
ai»  ürMiscben  Noten  SA  =  sentefitia ;  EXO  =;:^  exceptio ;  HTATEM 
=r  /b  m  usw.    Doch,  wie  gesagt,  in  anderen  Hss,  verbieten 

tt9  iiv  H  atehendeu  Erscheinungen,  so  weit  zu  gehen,  da  Fälle 

fifisaarer  Anslftseungen  entweder  nicht  oder  nur  sehr  vereinzelt  vor- 

leb  Imbe  für  den  Tindobonensis  desLivius  diese  Erscheinnngen 
iKUEanecg^ätellt  in  meinem  (ifter  genannten  Buche ;  ebendaselbst 
Uh0  kh  »ndi  schon  darauf  hingewiesen^  dass  der  Veroneser  Palim- 
^i  1^  US  und   die  VergUhss.   sich  ebenfalls  in  diese  Beihe 

fliDsii.  ^  ings  liabe  ich  den  Puteanus  auf  diesen  GesichtspuncI  hin 

Itpritl  nnd  bin  zu  demselbei^  Resultate  gelangt  —  ebenso  in  Bezug 
ilsf  den  B«wbinus  des  Terenz ;  ich  könnio  eine  schöne  Sammlung  von 
niktt  i^uüimmenstellen  (und  behalte  mir  auch  vor,  es  bei  einer 
•^iem  Gelegenheit  zu  thun),  in  denen  die  Compendien,  auf  die  wir 
•Abrt  werden,  mit  denen  der  tironischen  Noten  sich  vollständig 
hoch  die  Hauptsachi\  an  der  wir  festhalten  müssen »  ist  die 
lunujig  des  leitenden  Priucipes  und  dieses  tritt  auf  gleiche 
birror,  um  gleich  einen  concreten  Fall  za  nenneii,  ob  ich  statt 
kBf7H  nnr  oder  DEC.  Man  vgl.  Liv.  XXIIII,  49,  2  wo  der 
IS    i  ,    und  Liv.  XLV,  16,  2,  wo  der  Vindobonensis 

-.»j  ifL^CET  statt  DONEC  bietet;    es  ist  klar,  dass  der 
des  Puteanus  DOC  (so  auch  in  den  tironischen  Noten 
l>ut,  wlhrend  der  des  Vindob.  DEC  hatte.  Beide  Abschreiber 


9$S    iV.  Madviffii,  Emonüationes  r.ivian&e,  aag.  v.  M*  Qitlhau^^ 

vermuthet^ii  eineÄUBlassung  derEnd^ilbd  und  ergiln^t^n  nach  dl 
irrigen  MeiDung, 

TroU  dieser  Scliranken,  innerhalb  welcher  in  der  gewöhnüct 
Schrift  das  Prmcip  der  tiroiiischea  Noten  nachgeahmt  ward,  war  d< 
noch  nicht  jene  Klarheit  garantiert,  welche  in  deu  tironischen  Noi 
jede  Verwechselung  vorhindert;  denn  wenn  auch  Let,  wie  schon 
wähnt,  lihet  und  Ucci  bedeutet,  so  ist  doch  durch  die  verschiedl 
Stellung  des  Zeichens  fßr  die  Endsilbe  oiu  für  allemal  der  Verwirrt 
vorgebeugi;  wenn  wir  in  der  Uucialschrift  LEX  (im  Gaius  wirkt 
für  licet  vorkommend)  finden ,  so  kann  das  an  aud  ftir  sich  ebfld 
lihei  bedeuten.  In  vielen  Fällen  wird  allerdings  der  Sinn  helfen,;  d 
Liv.  XLII,  41,  14  (Vindoh,  f.  54'  1,  24)  zu  lösen  ist  FOEDf 
statt  FOEDEKIS  (wfc,  si  causa  reddenda  sit,  non  roi 
FOEDER**IS,  sed  iis, . .  .saevisse.  . .  i-ideri  possum)  und  Liv. 
51,1  nicht,  wie  der  Veroneserpalimpsest  bietet,  LEGIS,  aoad 
IiEö»*IS  {dimissis  LEG*^IS  admanet  milites  Verginius),  geht 
dem  Zusaißinenhaog  deutlich  hervor.  In  vielen  Fällen  aber 
immerhin  entweder  ybjectiv  ein  Zweifel  möglich,  oder  doch  suhjeö 
fßr  die  minder  fähigen  Schreiber  derselbe  fast  unvermeidlich,  auf 
schon  die  scriptura  coutinua  verwirrend  einwirkte,  so  dass  sie  C<i 
pendien  nicbt  auflösten  (man  vgL  im  Puteanus  des  Liv.  XXVUI,  öj 
SIMO  =  SI  M*«'Ü  [in  den  tiron.  Noten  Mo  =  tnodo^;  im  Bembiüi 
Phorm.  III,  2, 26  INDÜM  =  IND^^^'ÜM  [in  den  tiron.  Noten  I(n)I>us 
indfffnus]},  oder  voraussetzten,  wo  keine  vorauszusetzen  waren  (v 
im  Puteanus  des  Liv.  XXV,  8,  11  SIBILOCO  statt  SIBILO; 
Schreiber  sah  in  LO  die  schon  oben  aus  den  tironischen  Noten 
wähnte  Abkürzung  für  loco;  in  Bembinus:  Eunuch.  V,8,  22  IT0 
statt  ITA,  wo  eine  zweite  Hand  die  Silbe  üß  als  fälschlich  hin 
gefugt  durch  darunter  gesetzte  Puncte  bezeichnet  hat)  oder,  was 
häufigsten  geschah,  falsch  ergänzten.  Auf  diese  Weise  erkläreii  i 
eine  Anzahl  von  Fehlern,  die  wir  als  absichtliche  A^^ 
dem  Schreiber  gar  nicht  zutrauen  dürfen,  noch  weniger  ai 
Spiel  des  Zufalls  erklären  können  wie  Madvig  es  S.  597  ia 
iler  vorhergehenden  Seite  sich  dahin  erstreckenden  Anmerko 
—  ich  habe  in  m.  Schrift  S.  114  ff.  eine  Anzahl  solcher  Fälle 
sammengestellt ,  dass  jeder  Gedanke  an  den  Zufall  ausgei 
wird;  einzelne  Belege  aus  dem  Puteanns  werde  ich  gelei 
weiter  unten  vorbringen,  Veranlassung  zur  Verwirrung  moch 
oft  der  Umstand  geben,  dass  das  Zeichen  der  Abkürzung  ( 
I  oder  Strich  oberhalb  des  Compendiums  )  ganz  fehlte  oder 
lieh  oder  vom  Platze  verrückt  war;  man  vgl.  im  Puteanus  W 
für  CON^MÜNT  (=  CON^MÜNT  —  Liv.  XXIIII,  14,  lO) 
MAÖNOBE^  =  MAGNO'RE  (=  MAGNOp*RE  —  Liv.  XXIII,  «2, 
Aber  noch  einen  andern  Punct  dürfen  wir  nicht  übersehen 
man  für  die  gewöhnliche  Schrift  nnr  je  eine  Silbe  uni  ' 
besonders  bei  längeren  Wörtern  ein  doppelter  V^i 
Man  konnte  nämlich  entweder  vom  Stamme  oder  der  Ableitiiai 


felmv 


OHM  Li  V  mal«,  ang.  v«  M,  GiUbautr.    MS 


cirii»rto. 


!&|R?tM>         -        :     ptwas — :m"     '  i'lit  die  Schi  .--' I    '.  '■'-■;    /,;^g- 

9Bb:  t^öraoTiTK z^T^'^EB. b. 

^   L   \bi    Ltv.  XLim,3,6);    NüBIS  =  iSOli^S  ob.  1.  **5' 
.    ;  Liv»  XLII.  52.  16;    der  Schreiber  des  Puteanus  liefert  dsa,ü 
4lHi«ifcrenprobe,  iDdem  er  KOBIS  —  Li?,  XXVIII,  39,  11  —  für  ein 
untAh  und  daraas  NODILIS  macbte)  und  MIBABE  — 
<cod.  Verg.  F:  Aen.  VIJI,  81);  und  CLAUDE  =  CLAO 
Vind,  f.  &id'  Z.  14 ;  Liv.  XLU,  54,  1) .  MOCE  =  110Ü«B 
Z.  ti;  Liv%  XLIUI.  25,  12),  GINGE  =  CINCI«E  (cod. 
IX,  160),  HABE  ^  HAß«E  (cod.  Put  Liv.  XXVI, 
iie  Weglassung  von  Buchstaben  des  Stammes,  die  bei 
bwMundors  bei  »weisilbigeu  Wörtern  der  einzig  mögliche 
■rar,  kam  man  den  tirouischen  Noten  am  nächi^ten.  Trotzdem 
#f  »aa  bei  llUgeron  Wörtern  e^  meist  vor ,  den  Stamm  intaci  zu 
mufk^  §0  daifs  man  es  fast  als  Regel  aofsielleu  kann ,  je  iJloger  das 
MßtU  «lapto  näher  rücke  die  Abkürzung  dem  Ende  de^elben,   Oflfen- 
te  wollte  man  dadurch  HissYerstandnissen  begegnen,  welche  durch 
fcrstftniiii^lang  dee  Stammes  leicht  entstehen  konnten.    In  den  En- 
ha^^.  uainentlich  den  längeren,  üoks  sich  eher  etwas  weglassen, 
«hI  iftaa  da  an  den  lebenden  Sprachgeist  um  so  eher  appellieren 
Wb««.    Ob  AlIBENT  -  AlJDi"ENT  (cf.  cod.  Vind.  l  39^  Z.  23; 
Uf.  Y!  "    -"    2)  oder  r^  AÜD^'ENT,  kann  ja  dem,  der  Latein  ver- 
»tekt  ^t  zweifelhaft  i^ein.    Ein  aufforderndes  Beistpiel  gaben 

)4  iAik  iuü/ör  die  tironis  -n,  welche  ebenfalls  für  die  länge* 

na  SoauiMii*  und  Verbal«  'i  stabile  Verkürzungeo  aufätelloD. 

fi  BanciMn  Fällan  ««timmen  unsere  Verkürzungen  ganz  damit  über- 
tfli«  «>  idi  verweifie  beispielshalber  auf  die  unten  folgende  Ausfüh- 
dxii  &W  die  Abkürzung  der  Endung  ibus  —  in  andern  Fällen,  wie 
^  m  der  Auslassung  der  Buchstaben  or,  er,  iV  im  Infinitiv,  wofür 
rijuiadien  Noten  eigiine  Zeichen  haben  (für  are,  ere  und  ire), 
pif  «an  atine  eigenen  Wege,   indem  man  dai>  einmal  adoptierte 
fruiäp  fr«»irr  anwendete.    So  kOnneu  wir  namentlich  speciell  für  die 
Ilagirr  :l^'tfI|  eine  Reihe  ?on  stets  Bich  wiederholenden  Com- 

|«4ii^  .......Vieren  (t.  B^  ar^  er,  ir,  iaa,  at,  ant,  eni,  and,  end,  ib, 

•rttiw,V 

üad  nan    ^  "      '       m  Schlüsse  die  Fra^e,  ob  sich  diese  Com* 

rBAMOlheofie  i  Iten  Gestalt  —  als  üuterdrüekung  der 

und  al^  Wsgiasöung  der  Barhstabengruppe  in  der  Mitte 

Werten  —  auf  die  wir  dnrch  die  Benchaflenbeit  so  mancher  Un- 

tkllaa  gwAlhrt  werden,  einfach  mit  dem  Satze  abthun  lässt,  den  ich 

ilt  ÜA/fvif'Virrftik  meines  Buches  oben  S. 342  angeführt  habeV  Was 

fien   unzalilige  Male  vorkommt  —  Weglassuug  der 

MAiMn  — -,  wa^  in  den  tirontschen  Koten  Princip  ist  und  in  den 

HfMi«  «o  ausgedehnte  Nachahmung  gefunden  hat  —  Ab- 

^n  des  Wortes  —  ^^  't  das  in  :r  i -s. 

DnOg  nein?   Die  Fälle,   :  t  lis.  E  dt  ua 

üC  mkhm  Cctmpeiidieo  hindeuten  sind  ?erschwiii4end  —  qaaülativ 


t  4. 


Qfmn 


S54    N.  Mcidmgii  Emend&tiones  Liviasae,  ung.  v,  M.  Ouibaner. 


und  quantitativ  —  gegöu  die  ErscheiDnngen,  die  wir  in  jeder  D« 
des  Livius  handschriftlich  verbürgt  sehen,  aamentlich  in  den  älti 
Hss.,  dem  Veronensiö,  Puteanus  üüd  Vindobouensis;   sollen  wii 
solcher  Binbelligkeit  der  Hss.  nicht  um  so  eher  berechtigt  sein , 
«inem  schlecht  begründeten  Vorurtheü  endlich  za  brechen?  — 
wendet  mir  ein ,  ich  stürze  dadurch  das  ganze  kritische  Gebal 
das  man  bisher  eingeschlagen,  über  den  Hänfen!  Zum  Theil  ja, 
ich  "ft^e,  ob  dies  gegen  meine  Ansicht  etwas  beweist?  Wenn  icl 
haiipte^  lälass  Liv.  XXVl,  47,  10,  wo  der  Spirensis  da«  Richtigi 
BELLI  CAPTAS  —  aus  den  Fehlern  der  übrigen  Oodicoa  — 
LICASTAS  P;    BELLICAS  CBp  reih  —  anf  keinen  verschied 
Archetypus  geschlossen  werden  könne,   sondern   auf  einer  mit 
compendiiiaen  Schreibart  BELLICAS  (rir  BELLIC*p*AS)  ,  welclM 
Hs6.  CBp  rell.  unanfgelöst  stehen  liessen,  der  Schreiber  yoq  8 
der  des  cod.  P  gefehlt  auflöste,  wer  kann  mir  vorwerfen ,  dasfi, 
pendien  vorausgesetzt,    der  Schluss  nurichtig   ist,  ja  wer  m 
leichte,  80  natürliche  Erklärung  wie  diese  bieten? 

Und  hat  nicht  Madvig  selbst  —  und  damit  komme  idl " 
snnuuarisch  auf  die  Emendationen  selbst  zu  sprechen  —  viele 
ausgezeichnetsten  Conjecturen  uDbewusst  mittelst  Anwendung  d 
TIteorie  zu  Stande  gebracht?  E;^  wäre  ein  Leichtes,  nameoUtelf 
den  neu  hinzu  gewachseneu  Partien  diesen  Satz  durch  eineBethe 
Beispielen  zu  illustrieren  nod  fast  bedauere  ich  darob ,  dan  fi 
in  der  füiiftati  Decade  der  Zuwachs  den  geringsten  ümfiag  K 
Man  sollte  daher  nicht  behaupten,  durch  Aufstellung  einer fl^ 
Theorie  werde  die  Kritik  gefährdet ;  im  Gegentheile,  da  sie  den  2 
in  etwas  engere  Grenzen  zurückdrängt ,  sollte  man  sie  mit  Frf 
begrüasen.  Und  ist  nicht  dereine  Grundsatz,  den  ich  getrost 
sprechen  kann,  dass,  wo  uns  ein  nnaufgelöstes  oder  falsch  aufgel 
Compendium  in  der  Mitte  des  Wortes  vorliegt,  in  der  Regel,  ich 
sagen  mit  verschwindend  wenigen  AuBnahmen,  der  Schluss  des  1 
tes,  also  mindestens  der  letzte  Buchstabe  richtig  ist,  vou  grü 
Wichtigkeit  für  die  Kiitik?  Ein  Beispiel  soll  die  Sache  beleid 
Die  Stelle  in  Liv.  XLI ,  16,  2  lautet  im  Cod.  Vind.  f.  6'  Z.  T 
wie  folgt; 

PONTIFI 

CIBÜSQ01ANONRECTAEFACTELAT1N.E 

ESSENTINSTAUBATISLATIN^  riT 

LANÜlNOSQüOEÜMOPERAlN  ATI 

ESSENTHOSTIASPRAEBEBE 

[n  den  Emendationenändeii  Madvig  INST  AUEATIS  in  in^tmmvH 

INSTAÜRATI  iü  instaurandae  und  acheint,  wie  aus  der  uMieii 

merkung  sich  schliessen  lässt,  von  dem  Vorschlag,  för  IN  "*'**"^ 

zu  lesen  instauraturi  (vgK  s, Ausgabe),  wieder  abgokonn 

ob  etwa  deshalb,  weil  damit  für  das  unzählig©  Male  v 

Compendium  der  Silbe  wr  (also  INSTAURAT^l)  ein  u^ 

statuiert  wäre ,  weiss  ich  nicht.  Halten  wir  aber  daran  fest,  jt 


iad^i  Emefidätiottee  LiTianae,  «ig.  t.  M.  GiUbautr     S55 

wir  diisolbe  tknch  in  IKSTAüBAT^'IS  voraus  mit  Anwendung  des 
(^tottes,  die  Scblossbachstaben  (ulso  IS  und  I  in  unserem  Falle) 
f^el/isteu  Compendien  iu  der  Regel  richtig,  weil  man 
w  — ...,„i,.jij  der  Compendieu  in  der  Mitte  uud  am  Schlüsse  dt^r 
WArter  moistenö  Termiedeu  hat ,  80  klappt  die  ganze  Stelle  auf  ein- 
nal  ohn«  80  gewaltsame  und  vage  Aendarungen ,  wie  Madvig'g  tbat- 
iMUdie  lUihlosigkeit  an  dieser  Stelle  sie  angewendet:  pontificibus, 
qßiß  moH  rette  facUie  Ladnae  e^scnt ,  inttauraiurts  LtUinis 
pheutt  JjMHutinnj,  quüfum  opera  inttauraturi  esutU,  hostian^ 

Wir  8§<>ben  also,  diese  Theoiie  kann  der  Ki'itik  sogar  gute 
Kioflti  leisten.  Es  obliegt  uns  daher  die  Aufgabe,  statt  uns  in  Folge 
4nm  Too  irorneherein  mitgebrachten  Vomrthoiles  abwehrend  zu  ver- 
kKio,  die  einzelneu  Uucial-  und  Maiuskelcodices  auf  diesen  Ge- 
iicilspaiict  hin  zu  prüfen  und  zu  con^tatieren ,  bei  welchen  Schrift* 
iliO^ni  wir  auf  Archetyp!  von  der  geschilderten  Beschaffenheit  ge- 
bn^twtffilen.  Die  eiclusive  Beschrankung  einer  solchen  abgekürzten 
^-'»"»-ihmrt  auf  juridische  oder  FachschriftsieUer  muss  fallen.  Wie 

*ni  konuteii  auch  andere  8<}hreiber  die  leitenden  Gmodaätze 
'i>  T  sehen  Netensystems  sieh  zu  Nutzen  machen  und  dass  es 

Y,  •  r  Fall  war«  ist  auch  durch  äussere  Zeugnisse  festgestellt. 

5:  vielen,    wie  sie  Zeibig  in   seiner  'Geschichte   und  Liie- 

t%  '»e^ichwindschreibekunst'  zusammengestellt,  soll  hier  nur 

itm^m  El  1  der  \ita  b,  Epiphanii  Ticinensis*  Platz  finden: 

thim^mm  i ado  rowpendia  et  figuras  varias  verhör mn  mul- 

e^mprchendintcs  hreri  adsecutns  in  Exceptorum  numero 
mtituii^  cotpitque  iam  talis  existtre ,  qualis  pogsit  sine 
lOWifKUi  Mocutione  diciare.  Namentlich  kann  es  uns  nicht  wun* 
Im,  wflfiii  ein  so  nmfangreicber  Schriftsteller  wie  Livius  durch 
ttmofoii  in  ein  etwas  kleineres  Volumen  zusauimengepresst  ward; 
.  lüja^ocli  ti^n  diese  seine  Voluminosit^  auch  bald  die  Excerpierungs- 
üikodft  wacbgumfen,  wie  wir  aus  Martial  epigr  XIlll,  190  wissen; 
MlihmM  triffuU  ariatur  LMus  inffen» ,  Qucfn  mea  non  ioium 
WMkHM  capit, 

M  dl««  Anwendung  dieser  oompeDdi(yseQ  Schreibart  ftlr  einen 
iMf*  so  heisst  es  dann,  nm  einen  sichermi  Boden 

tr^W  41,  namentlich  den  Umfang  der  Compendieu- 

■wtttdung  prnfen ,  sowie  die  h&ußger  vorkommenden  Küi-znngen  au- 
muMiiflenen. 

Hi^mit  glaube  Ich  meine  Behauptung,  dass  Madrig  meiner 
UrUI  i>r  Codice  Liriatw  Vctustisaimo  Vindohonensi  otwaa  mehr 
iAMfkaankf  it  hitti*  schi^nkoo  dürfen,  da  seine  Aufstellungen  Über 
4lii  cod.  Vindob.  im  ProotMiunm  zur  fflnftin  Deeade  dadurch  bedeu- 
Itad  vi»ftehebi?n  werden ,  ei  liikrtet  zu  haben.  Zorn  Ueberflusae  Ter* 
nfae  ieh  oech  auf  die  Begiündnng  der  Weglasaung  der  Silbe  £&  in 
4tr  DfttiTeiidQng  ihn^     li*«  ich  zum  Schluiae  folgen  lasse* 

23  • 


S5G    N,  Madoi^  Emendationes  Lifiatiae,  nng*.  t.  M,  G^itWaurr, 

Ueber  einzölne  neuere  Emendationen  Kadvigs  zu  sprechen«  j 
stattet  der  enge  hier  vergönnte  Eaom  nicht  mehr;  ich  hoffe  eal 
einer  andern  Oelegenheit  za  than.  Hier  soll  nur  noch  erwähnt 
dass  wirklich  eine  Summe  glänzender  Emendationeo  von  Madrig 
Tage  gefördert  warde;  ich  habe  aus  der  ersten  Decade  beispii 
halber  eioige  notiert;  1,  17»  2;  29,  3;  n.  17,  6;  33,  8;  m,  64, 
V,  43,  3;  46,  9;  Yl,  40,  7;  VII,  26,  1 ;  IX,  6,  6  und  dgl. 
wobei  ich  nochmals  bemerke,  dass  nicht  wenige  dieser  Aender 
8tülsehweig6Dd  einen  Archetypus  mit  Compendien  voranssetxeii* 


Eine  Stelle  (Liv.  III,  52,  2),  die  Madvig  bespricht,  bietet! 
Anlass,  eine  Probe  zn  liefern,  wie  wir  das  Vorkommen  einzelnere 
pendien  darzuthuii  haben.    Der  sachliche  Zusammenhang  der  i 
ist  folgender :  Die  Plebs,  auf  des  ehemal  igen  VolkstribunenM. 
Versicherung  hin,  dass  eine  Traneaction  nicht  anders  m$glidi| 
wandert  wieder  auf  den  heiligen  Berg  aus:  adfirmante  Thtilio^ 
priu9  quam  deseri  urhem  videani^  cur  am  in  nninios  patrum  < 
suram:  admoniturum  sacrum  montem  consianiiae  ptebis^  seitu 
que  sino  reaiiiuta  poiestate  redigi  in  concordiam  res  n$ 
Madvig  sagt,  er  stehe  rathlos  dieser  einstimmigen  Leseart  dtsr  I 
seren  Codices  gegenüber.    Bezzen  berger  habe  die  Rirbtnng.  in 
die  Vorbosseruug  zu  erfolgen  habe,  gut  bezeichnet,  indem  er, 
MadvigB  Verdeutlichung,  den  Sinn  postuliere:  sciturog  ash 
siiitts  restitutio  condicio  esset  nee^'ssaria  rcrum  in  concorä 
dißendarum ,    aber  die  praktische  Lösung  nicht  gefunden  (B.  \ 
scituros  qua  nisf  ..,.).    Aber  auch  Madvigs Voi-schlag  sciiur 
qua  sine   resUtuta  potestate   . . .  ist  ein   Lückenbüsaer  —  fm 
oraiionis  perrar a  sagt  er  selbst  —  so  gut  wie  alle  andern  Couje 
Anderer,  mit  denen  wir  den  Leser  vers€honen  wollen.  Ich  glaubt  i 
endgiltige  Heilung  gefunden  zu  haben  durch  die  Vermnthunj^', 
in  SI  ein  Compendium  S^^'I  vorliege.    Nebenbei  bemerkt  ist  diL> 
dernng  eine  derartige ,  dass  wol  auch  alle  erbitterten  Feinde  i 
Compendientheorie  die  Leichtigkeit  zugeben  müssen,  mit  der 
dadurdi  alle  Schwierigkeiten  losen;  ich  bitte  daher  die  letzterem« | 
nicht  rein  deshalb  zu  verwerfen,  weil  sie  auf  ein  Comp-     '*       Tui 
läuft,  sondern  ruhig  zu  lesen:  sciturosque  siUnerts  fe 

redigi  in  concordiam  res  nequeant 

Doch  nun  zur  Begründung !  Dass  der  VeroneaerpaliniTis>'5t  sÜ 
fach  solche  Erscheinungen  zeigt,  welche  einen  gekürzten 
voranssetzen,  wurde  mehrfach  erwähnt  und  verweise  ich  no^.«i« 
meine  Schrift,  wo  ich  die  wichtigsten  Fälle  zerstreut  in  den . 
Iningen  von  S.  61  ab  aufgeführt  habe»    Zwar  m 
Stelle  nicht  enthält,  kommt  ein  Beispiel  der  ^\ 
IB  nicht  vor ,  die  anderen  'besseren  Hss/  der  mal^a 
ich  nicht  untersucht;  sind  sie  ja  doch,  als  späteren  ürspr 
in  erster  Linie  massgebond.    Es  wird  sich  also  dumm  htnAL 


iiMii,  asg.  T.  Jf 
poaMümU  Kftrnoif  liiiiig« 


»1 


IMm  r'uwamükMM  S^oloi  UIzsm  afeciaft TIBI  iiad  8IBI  In  !•  toer 

I.  nlMlIr*  äoxth  r\i\B  nd  9(I)B,  ite  uch  miiii  Qnmtete, 

^IB  ^»r  f«v6llfiikk«tt  Sfikrifl  toq  aidil  jindisdiia  Scknibtni  ait 

w  ta  aeift  a^iiBt«   Diftg^a  kauiui  ti*  di«  IJiit«r> 

'  Ton  IB  (aBd  den  tolBpradiaDdAii  ^bto  116,  ^)  m  Anderen 

TOB  dcim  Iticr  «in«  kkine,  nicht  «rschdp^ade  Sannitttiig 

teO:    ÄU=alii>ii  Ä(a)T(u)  =  aiil»£w;   BY(s)  —  ftM^ii^; 

fi(i»)  :=:  rebus.   Es   la^  a  u  tironl^^  on  dikS 

Bduin  in  «imalnea  FUlvü  thalsächlkb  vor.  StuUeD  wb- 

^  R]ld  snsammiii ,  wo  dasselbe  in  Es«,  erschedct;  es  soUeii 

nur  sokbeSWÜra  in$Au|^e  gefasst  werden»  in  Betreff  deren 

Kritiker  eini*  siad.    Codex  Verg.  F:  TI  =  in  Aöu,  Ul,  337; 

INVS  ^  CM.AUN    VS  Aeo.  IUI.  462;  cod.  Vindob,  Liv.  XLI, 

U  «f.   14^  TIS  =:  UnS;  XLV,  14,  7  (f.  159'  Z.  16) 

ITIIS  =4.  S  (der  Schreiber  abnte  kein  Compeüdiom  und 

U  &UU  C;  ?gL  aucii  die  später  noch  folgenden  FalJe  dieaeiArt); 

\fi,  19.  3  (f.  163'  Z  7  ^8^  GLApUS  =:  CLAD"*VS;  cod.  Putean. 

XXU,  ao,  4  E  SQÜE  =  EXERCIT^ÜSQÜE;  XXIIH, 

,  3  MOENUS  =;  ^vK.i    US.    Daran  reiht  sich  ein  Fall  aaa  ool 

LiT.  XLUn,  6,  6  (f.  107'  Z.  11)  COMMEATÜIBÜS,  wo  der 

schon,  wie  ans  dem  durch  darüber  gesetzten  Punct  als  iin* 

^^eichneten  ü  hervorgeht,  das  CompeDdium  (COMMEATUS 

'lAT'^ÜS)  onaüfgelöst  abschreiben  wollte,  sich  aber  alsbald 

und  es  richtig  löste.  lu  vielen  Fällen  haben  die  Schreiber 

I  durch  Auslassnng  der  Silbe  IB,  woran  sie  nicht  dachten,  ent- 

rii  in  der  Weise  zurecht  gelegt»  dass  sie  IS  für  US  schrie* 

allerdings  au  Weglassung  der  EndsUbeu  im  Archetypus 

<e  auf  daß  citierte  EQÜIT-  =  e^^i^^M.v im  Viudob* 

1  ^  cum  panntibHs  (ib.  f.  132^  Z,  27  ;  Liv^XLIUI, 

)4)  «^  wie  sie  ja  auch  im  Archetypus  des  Futeauus  ohne  Zweifel 

XXiin,  23.  1    (PRAETOR    =  practoribus) ,   obwol   der 

•iber  de»  Put  daraus  PBAETOKUM  CBEANDIS  gemacht  hat, 

I  FalK    der  nur  ku  deutlich  beweist,  wie  mit  der  Eikläning,  die 

tib*ir  hatten  die  Endungen  den  Däche tstehenden  Wörtoru  con- 

ertt  dorchaus  uioht  überall  auszukommen  ist.  AuchXKll^  40,  8 

IßllS  statt  OMNI)  und  XXin,  33,  11  {CUMQUIBUSUEGIBÜS 

lEKQl^  wo  allerdingg  das  vorausgehende  Ql'IBLIS  den  Grossthei) 

c.k..v^    irn^r...^    mag)   und  XXIIII  38,  8  (PKOPITIBÜS  statt 

dass  der  Schreiber  des  Put.  die  Weglaüsung  der 

i^  i:*i3auiug  jliüS  als  nicht  uugewOhulich  kannte.   Doch  im  Zu- 

ienhalt  mit  den  vorhin  angeführten Htellen.  »lowie  auch  wegen  der 

trrrn  ■  iesseren  Hss,  in  »IIpu  FAllen  bl*i  auf  den 

'^  1  r  Jichttüch  doshalbi  w»?»!  domelbe Bchrelhor 

UUU,  41,  3  für   UOSTIIS  (und  HOSTUä  wurde  ja  ebeniu 


858    N.  Madviffii  Emendationes  LiTuwae,  ang.  t.  Jf.  OüBftmer. 

aufgefasst)  HOSTIS  schreibt,  sind  auch  diese  zu  nennenden  EUle  lAr 
unsere  Auffassung  beweisend:  XXU,  21,  4  OMNIS  =  [H]0]|[r|- 
N^^'US;  XXin,  7, 1  CONDICIONIS  =  CONDICION*»»US ;  ib.  24,  W 
SACEBD0TI8  ==  SACERDOT'^'US ;  XXVI,  20,  8  HOSTIS  =  H0- 
ST^US;  XXVn,  2,  8  COBPORIS  =  CORPOE"ȆS;  XXVim,  29,  4 
OMNIS  =  OMN^'^US.  Ebenso  geht  XXI,  56,  2  ALU,  was  der  Pnteum 
statt  ALIBI  hat,  auf  ein  Compendium  ALI  =  AL'^'I  (vgL  die  tiroiii- 
sehen  Noten)  zurflck;  ähnlich  auf  ein  Compendium  BUENTUSQUE  s= 
RUENT<^ÜSQÜE  auch  XXII,  47,  8,  wo  derselbe  Put.  IBBUEFD- 
BÜSQÜE  statt  BUENTIBUSQÜE  0  liat.  Zwei  übrigens  cormpto 
Stellen  weisen  darauf  hin ,  da^s  IB  über  der  gekürzten  Form  VM 
zweiter  Hand  ergänzt  ward  und  später  mit  dem  von  US  noch  erflbii- 
genden  S  in  SIBI  verdorben  in  den  Text  kam:  cod.  Vind.  t  174^  Z.  SO 
(XLV,  28,  10)  MILITESSIBIÜT  =  militibus  ut  und  ib.  f.  IIT 
Z.  4  (XLV,  31,  4)  CIÜITATEMSIBI  =  civitatibus.  Dieselbe  Ei^ 
scheinung  in  etwas  anderer  Qestalt  tritt  uns  XXVIII,  24, 11  entgegea, 
wo  der  Puteanus  statt  SIBI,  welches  m  an  die  Hand  gibt,  SIDi  UetM 
(IM  ist  das  zuUI  verdorbene  darübergeschriebene  IB) ;  dass  wir  hier  te 
Archetypus  ein  Compendium  SI  =  S*^I  voraussetzen  müssen,  seigoii 
CMp,  welche  wirklich  SI  haben.  Nicht  unerwähnt  bleiben  darf  dadm 
die  Reihe  der  Fälle,  wo  die  Schreiber  ein  derartiges  Compendiom  auf- 
lösten, wo  nichts  aufzulösen  war,  weil  sie  wenigstens  die  BzisteBi 
einer  solchen  Verkürzung  eben  so  deutlich  bezeugen :  cod.  Tind. 
f.  42'  Z.  1  (XLII,  28,  7)  HOSTIBUS  für  HOSTIIS;  der  gleiche  Ml 
ib.  f.  92'  Z.  2  (XLIII,  13,  7);  f.  124'  Z.  3  (XLIHI,  24,  9)  BEQI- 
BUS  für  BEGIIS;  man  vgl.  auch  f.  165'  Z.  28  (XLV,  21,  2)  wo 
BEBHODIIS,  was  der  Codex  hat,  ein  Compendium  RIIS  =  B[H]*'II8 
voraussetzt,  was  der  Schreiber  zuerst  als  BUS  las  und  mit  Ef^DB 
(man  vgl.  die  tironischen  Noten)  auflösen  wollte.  Aus  dem  Puteaim 
gehört  hierher  XXVI,  37,  8  PLIBUS  statt  PLUS  und  vieUeicü 
XXVII,  41,  6  COHOBTIBUS  statt  COHORTIS.  Und  sowie  dff 
Schreiber  des  Vindob.  f.  103'  Z.  20  (XLUII,  2,  6)  aus  HOSTIUS, 
was  wol  im  Archetypus  für  HOST"IUS  stand,  HOSTIBUS  gemicM 
hat,  so  ist  auch  aus  der  Feder  des  Schreibers,  dem  wir  den  Pnteaawt 
verdanken,  statt  SE6NIUS  das  unsinnige  SEGNIBUS  geflossen  XXilll, 
29,  10.  Wie  bekannt  die  Auslassung  von  IB  war,  geht  ans  einem 
interessanten  Fehler  des  Pnteanus  hervor;  XXII,  31,  1  ist  n&mlidi 
ausANAUPACTO  geworden A[N]NIBALIPACTO,  d.h.  derSchreifcer 
dachte  an  ein  Compendium  A[N]N"'ALI,  wozu  der  Anlass  in  U  i^LI 
zu  suchen  ist  —  Endlich  geht  noch  eine  sehr  merkwürdige  Stdle 
im  Puteanus  XXUII,  20, 11  MODOQUIS,  was  auch  PC  fär  moemImB 
haben  auf  «ein  wirkliches  Compendium  des  Archetypus  MOENUS  ^ 
MOEN^'US ,  wovon  ein  zweites  Beispiel ,  wie  schon  erwähnt,  in  der 

*)  So  ist  nämlich  mit  C  (=  Colbertinns)  zu  lesen,  was  auch  da- 
durch wahrscheinlich  wird,  dass  tnruere  bei  Li  via»  sonst  nicht  vorkommt; 
die  Ergänznngssilbe  IB,  nraprünglich  über  das  Wort  gesetzt,  ist  also  in 
unserem  Falle  doppelt  in  den  Tezt  eingerückt  worden. 


LimBM,  ang.  ¥.  M,  GüB^mer,    SM 

Fm  MOEKIIS  JLlilii,  40, 3  sMien  geblieben  ist,  lurflck;  aus  MO, 
d»  flfar  nch  als  Gompendi«n  BC^O  aufgefesst  ward  (rgL  die  tiron. 
5«ten  und  Liy.  XHII,  49,  14,  wo  der  Poteanns  statt  MÜLTOQÜE 
lieitf  MODOQUE  hat),  entstand  MODO  ans  ENUS  wurde  QÜIS, 
lidiicht  in  Fo]ge  der  irrigen  Lesung  GUUS. 

Steht  somit  die  Ezisteni  eines  Compendiums  . .  .*'*ÜS  fest,  so 
Ubm  und  mttaen  wir  auf  Grund  desselben  folgende  Stellen  ändern: 
Ur.  XLU,  65,  7  (vgl.  m.  Schrift  8.  110  ß.)  ab  idilms  sagiUarum 
Mt  4tr  iHsluffigen  Leseart  ab  ictu^  da  der  Fehler  des  Codex  {f.  IV 
LM)  ABISCTU8  auf  ein  Compendium  AB  ICT"'US  zurückgeht; 
femr  die  Stelle ,  Ton  der  ich  ausging  (Li?.  III,  52,  2) ,  wo  wir  also 
S  ii  S^I  sofimUtoen  nnd  zu  schreiben  haben :  acUurosque  aibine 
fnUtmtii  peiesiate  redigi  m  concordiam  res  nequeant.  Endlich 
«Bde  anch  schon  erw&hnt,  dass  XXU,  47,  8  die  Variante  des  Pute- 
aas  IBBUENTIBÜSQUE  nicht  aus  IBBUENTIBUSQÜE  entstan- 
hi,  aendem  ans  der  doppelten  Einsetzung  der  Ergänzungsilbe  IB 
moUiren  und  daher  zu  lesen  sei:  ruentibusque  incaute  in  medium 
tmamn  drcumdedere  aias. 

Ur.  yXTTTT,  40,  3.  Bisher  las  man:  . .  .deinde  lU  ea  res  iar- 
Usr  spe  fuerüf  ad  OricHm  dam  nocte  exerciium  admovisse ,  eaw- 
|W  «fftefn  sUam  in  piano  neque  moenibus  neqm  viris  tUque 
iTMif  wMdam  primo  impetu  oppressam  esse.  Zwischen  den 
moembus  nnd  airwUs  nehmen  sich  die  viri  jedenfalls  sonderbar  aus, 
wir  marien  etwas  Allgemeineres,  was  z.  B.  die  Beiterei  auch  in  sich 
btgnift,  einen  synonymen  Ausdruck  zu  copiae;  die  Schreibart  des 
TMiumi,  der  NBQUB  MOENnS  NEQUE  UIBIIS  bietet,  führt  auf 
blMdernng  UIB'^'US:  urbem  sitam  in  piano  neque  moentbus 
wsgm  ffiribus  neque  armis  validam. . .  Man  vgl.  zur  sachlichen 
IichtferfcigHng  XXI,  54,  6  Sempronius  ad  tumulum  Numidarum 
frimwm  onmem  equUatum  ferox  ea  parte  viri  um,  deinde  sex 
wUmpedüumf  postremo  omnes  copias  . . .  eduxit^  wo  vires  mit 
wpiae  wechselt;  besonders  aber  im  nämlichen  Caput  (XXIII,  40, 10) 
ist  anlk  Haar  ähnliche  Stelle:  diem  insequentem  quievere^  dum 
pmrfeeiius  iuventuiemApoUoninatium  armaque  eturbis  vires 
wtficeT€tm 

Endlich  in  der  sehr  verdorbenen  Stelle  XXini,  45,  3  deren 
MtinTheil  ich  unverändert  nach  Hertz  gebe:  qui  aliunde  stet  scm- 
fSTf  Munde  sentiat,  infidus  sociis,  vanus  hostibus.  Der  Pn- 
IMU  hat  INFIDUSSOCUSUANAHOSTUS.  Hertz  liest:  infidus 
mams,  vanus  hostis.  Durch  die  von  mir  vorgeschlagene  Lesung,  auf 
i» schon  Aischefski  gekommen,  wird  nur  UANA,  das  absolut  un- 
UMar  ist,  geändert,  da  HOSTIIS  :=i  HOST''US  eine  AendoranK 
rieht  genannt  werden  kann ,  während  es  dem  Sinn  mindeNUitin  hIimii 
•  gnt  entspricht  wie  infidus  socius^  vanus  hostis. 

W  ien.  Dr.  Michael  G i  1 1  bauur. 


^ftO        W.  Nauck,  Oden  tmd  Epoden,  ang.  r.  üf.  Petscheni^, 


JDes  Q.  Horatius  Flaccos  Oden  and  Epodeü.   Für  den 

brauch  erklärt  von  Dr.  C.  W.  Nauck.  9.  Auflage.  Verlag  von 
ner.  Leipzig  1876. 

Nauck's  Ausgabe  derHorazischen  Oden  ist  so  allgemein 
und  zudem  tu  dieser  Zeitsclirift  schon  bo  oft  angezeigt  itordenT 
wir  uTis  bei  der  Besprechung  der  neuesten  Auflage  auf  eine  Angaben 
wichtigsten  Aenderungen  so  wie  auf  einzelue  kurze  Bemerküngeo 
schränken  können.  Unter  den  Zusätzen  wären  besonders  die  znO.  I, 
5nndIIl*20, 8  hervorzuheben,  welcbe  neuerdings  von  dem  emine« 
Geschicke  zeugen,  mit  welchem  der  Verf.  angefochtene  Stellen  die 
Parallelen  au&  deutschen  Dichtern  zu  schützen  weiss.  Epod.  I»  26! 
jetzt  die  Lesart  mea  aufgenommen  und  als  Beweis  für  die  Hichtigl 
derselben  auch  der  Gleicbklang  in  V.  28  und  30  angeführt.   Di« 
Argument  ist  jedoch  nicht  stichhältig,  da  V.  28  pascua  uDsicher 
1,  35,  34  ist  die  Erklärung  der  Worte  fratrum  pudet  sehr  treffl 
begründet.  Nicht  einverstanden  sind  wir  hingegen  mit  der  Bemerkn 
zu  IIIj  9,  24:  'In  dem  Coujunct.  amem  liegt  si  fieri  possit^  in  obl 
ein  si  opus  est.'  Schwerlich  wird  Jemand,  der  im  Affect  ausntft  "i 
dir  möchte  ich  leben,  mit  dir  st^erben',  an  eine  so  überf«''i     *  I 

denken.  Hie  und  da  wird  auch  auf  die  Ausgabe  von  ^>  < 

genommen,  x.  B.  III,  10,  2,  Epod.  4,  9.  Ausserdem  finden  sich  kh 
Aenderungeu  und  Zusätze  an  vielen  Stellen,  ein  Beweis  dasa  di 
die  Anmerkungen  durchgehends  einer  Revision  unterzogen 
Texte  sind  dagegen  ein  paar  störende  Druckfehler  stehen 
m,  13,  2  digni  st.  digne,  Epod.  5,  98  abscenas  st.  obscen; 

Es  bleibt  uns  nun  nur  noch  übrig,  eine  Anzahl  von  Stell 
vorzuheben,  an  denen  wir  mit  Na nck 's  Auflassung  nicht  einvet^tani 
sind.  0.  I^  1»  3  hält  N.  zu  unserer  Verwunderung  noch  immer  an  j 
Ansicht  fest,  dass  pulverem  Olympicum  von  den  durch  Augnatos  ■ 
geführten  Spielen  gesagt  sei,  was  aus  dem  Wortlaute  selbst  doch  j 
möglich  herausgelesen  werden  kann*  Olympicus  steht  hier  c^hneZwil 
als  species  pro  genere ;  also  ^olympischer  Staub'  soviel  als  'StanVl 
der  Rennbahn'  überhaupt.  Auf  diesen  bei  Horaz  sehr  wf?  i 

Gebrauch  kann  nicht  oft  genug  hingewiesen  werden,  da  <1 
achtung  desselben  die  Erklärer  zu  den  sonderbarsten  Ver  i 

fuhrt.  So  ist  z.  B,  die  Stelle  I,  11 ,  5  sehr  leicht  verstand L  ^ 

man  pumices  =  saxa  und  Tyrrhenum  mare  =  quodlibet  mara 
Nun  sehe  man  aber,  wie  Schlitz  die  Stelle  erklärt :  *Da  am  Ktru: 
und  Latinischen  Ufer  Bimssteinfelsen  nicht  vorhanden  wareu,  so  di 
Einige  lieber  an  Campanien  und  Sicilien ,  so  dass  das  Etnisk 
im  weiteren  Sinne  zu  nehmen  wäre.  In  der  That  mag  sich 
in  ünteritalien  befunden  haben,  als  er  dies  Gedicht  schrieb.* 
sehlieasen  noch  einige  ähnliche  Stellen  an.  I,  25,  20  Toi*wirfl  ai 
Nauck  das  überlieferte  Hebro  und  liest  Euro.  Fasst  man  aber  U« 
in  dem  Sinne  von  flumini ,  wie  ja  auch  Sat.  I,  1,  58  Aufidna  =  fiui 
ist,  so  ist  an  der  U eberlief erung  nicht  der  geringste  Anstoss  zu  oehm 
Die  Stelle  besagt  dann  'trockenes  Laub  wirft  die  Jagend  ins  W&SAS 
Wenn  Nauck  einwendet  Vas  hatten  wol  die  Zweige  mit  dam 


IT.  iVttMdr,  Od«o  und  Kpodeo,  mg.  v.  M.  PeinckeH^. 


MI 


n»  die  rvfliidelia  Jogead  mit  dem  iliraci8che&  Hebnis  tu  scbniTei)»*  so 
JUms  ikh  beiden  Uicbt  entkräften,  wenn  man  de»  Anfang  dar  Ode  I, 
M  baacfatet.  Dort  wird  der  Schönen  die  Wahl  gelassen,  des  Dichters 
IM]  isaibi  entireder  durch  das  Feuer  zu  vertilgen  oder  m  dem 
Meeri  tu  ftherlaaBen.  Wir  haben  aläo  auch  dort  den  Qe« 
dBaa  €111  vnnibfichenter  Gegenataad  in  das  Wasser  geworfen 
{Tgl.  sueli  I^  26,  l  ff.),  und  auch  dort  könnte  man  mit  gleichem 
frmgtB ,  was  wol  die  Römerin  (deim  eine  solche  ist  die  flUa 
trior  nui&re  iinichra  im  Sinne  des  Dichters  sicherlich)  mit  dem 
Ifeare  m  thun  habe.  Was  hat  ferner,  um  noch  ein  Bei* 
IHliniii,  der  Kaufmann,  der  3 — 4mal  im  Jahi-e  das  atlau- 
tjnhe  MfrerbefAhrt,  mit  syrischen  Waarenzuthon(I,  31, 12  ff.)1f 
lieber  Weise  d(irfto  auch  die  Stelle  Ul,  30,  10  ff.  zu  erklären 
Denn  daa»  dtcar  qua  Tiolens  etc.  heissen  könnte  'preisen  wird  man 
dase  ich  in  ApuÜen/  hat  ans  immer  unmöglich  geschienen. 
ttAA  dagegen  an ,  dass  die  zu  dicar  gehörige  Ortsbestimmung 
ubMitr@|)tt  Aufidus  im  weitereu  Sinne  zu  fassen  sei ,  so  sagt  der 
'preisen  wird  man  mich  in  ganz  Italien",  und  nun  wird  man 
mühr  behaupten  können^  dass  die  Ausbreitung  des  Dichter- 
Eine  zu  beschrankte  sei.  För  unsere  Auffassung  spricht  auch 
wo  Dauniae  caedes  f^r  Bomanae  caedes  steht ,  wie  schon 
ioo  erkannte.  Auch  Epod.  16,  6  ist  bei  Kauck  ungenngend  er* 
Würde  der  Dichter  blos  sagen  wollen,  dass  die  Allobroger  nicht 
teüde  waren  Born  zu  vernichten,  eo  wäre  dies  ein  sehr  schlechtes 
UV  toGrOsse  Koms.  Schütz  hat  daher  ganz  Hecht,  wenn  er  Allobrox 
^fiyU  Casst.  —  I,  3.  Die  Struktur  der  beiden  ersten  Strophen,  welche 
Uwi  h*^fi-,ten  Erklärer  (Schütz)  ein  noch  ungelöstes  Käthsel  ist,  ist 
inck  nicht  richtig  gefasst.  Dass  hier  in  der  That  jener  Fall 
wo  sie  bei  einem  Wunsche  steht,  dessen  Erfüllung  abhängig 
?aa  der  Erföltung  eines  zweiten  Wunsches,  einer  Bitte  oder  Auf* 
ig,  dies  ist  von  P.  Forchharomer  (Philoi.  XV,  S.  720  f.)  un- 
l|lttk|(Uch  nachgewiesen  worden.  Zu  den  dort  und  anderwärts  für 
(kmtok  (Wbrauch  des  sie  angeführten  Beispielen  fügen  wir  noch  zwei 
itt4tr  »pUtesteu  Latiuitüt:  AntboL  Lat.  l,  216  und  254,  31  ff.  — 
XJ,^  Die  Bedenken,  welche  Schütz  gegen  die  Verbindung  plurimus 
illBniiiii4i  honorem  oder  bonore  äussert,  sind  wol  begründet.  Dazu 
IwbI  oodi  der  Umstand,  dass  man  nach  alii  V.  1  und  nach  sunt 
T,  5  auch  in  V.  ft  einen  Zahlbegriff  erwartet.  Demnach  kann 
18  wrul  nur  in  dem  Sinne  von  plurimi  stehen,  so  gewagt  auch 
4m  VlwQieit  emcbdinen  mag.  —  Zu  8,  8  wäre  es  nicht  überflüssig 
aemilijveiit  dass  es  feststehende  Sitte  war^  nach  dem  Exercitiom  auf 
i^  Ujtr«! elde  4^in  liail  im  Flusse  zu  nehmen.  VgL  Porph,  z.  d.  St,  nnd 
DJ,  7.  25,  Veget.  1,  3  und  10.  —  V.  11  —  12  sollte,  um  einem 
t  oöglichen  Miasver«itänduiüse  vorzubeugen,  darauf  hingewiesen 
Mea*  dafii  trans  tinem  expedit<>  auch  zu  disco  gehört,  V.  14  ergänzt 
imek  lAioi«;  warum  nicht  latuisse?  —  16,  23,  Die  Worte  in  dulci 
tfenia  werden  von  Nauck  auffallender  Weise  missverstanden.  Es  ent- 


36C       W.  Naud^  Oden  und  Epoden,  ang.  t.  J£  Pet$€himg. 

spricht  doch  gerade  dem  Fener  der  Jugend,  der  Ltebeepein  in  dar  dort 
geaehilderten  Weise  Luft  zn  machen.  Dia  beate  Widerlegung  dar 
Nanck'achen  Anffassnng  gibt  die  letzte  Strophe  der  Ode  III,  14.  — 
y.  28  derselben  Ode  wird  animum  reddere  erklärt  ^sein  Hera  wiedar 
schenken;'  allein  da  animnm  reddere  sonst  nur  in  dem  Sinne  tob 
^wieder  beleben'  gebraucht  erscheint^^  ist  kein  Ghund  Torhaaden  hier 
eine  andere  Bedentang  anzunehmen.  —  I,  22.  Ob  als  OmadatimmVBg 
des  Gedichtes  ein  'heiliger  Ernst'  za  bezeichnen  sei,  ist  doeh  aahr 
fraglich.  Wir  sehen  nirgends  etwas  Ernsthaftes  als  in  den 
Worten  integer  yitae  scelerisque  parus  n.  s.  w.  und  schliessen  nna  i 
dem  an,  was  0.  Keller  in  seiner  Recension  der  Schfltz*  sehen  AnqgalM 
(Götting.  gd.  Anz.  1875  S.  46  f.)  aber  das  Gedicht  ge&oaaerfc  hat 
üebrigens  bemerkt  schon  Porphyrien:  et  haec  (die  Begegnung  mit  dem 
Wolfe)  dubito  utrum  iocolariter  dicantur  an  vere,  quoniam  In^  dicoa- 
tur  solere  singulares  homines  invadere.  Ebenso  verfehlt  scheint  nas 
die  Bemerkung  zu  I,  23:  'Das  Metrum  ist  der  Ausdmok  sehwennfl- 
thiger  Klage'.  Das  kurze  Gedicht  ist  nichts  als  ein  ziemlich  platter 
Scherz,  das  Metram  aber  hat  hier  mit  dem  Inhalte  so  wenig  zu  tkan 
als  beispielweise  lY,  13.  —  24,  11.  Bei  creditum  denkt  Nanek  tibi, 
Orelli  nach  Porph.  diis.  Wir  halten  das  letztere  für  richtig«  weil  aonflit 
poseie  keinen  Sinn  hätte ;  denn  nur  indem  Yergil  den  Qnintilius  als 
ein  den  Göttern  an  vertrautes  Gut  betrachtet,  erhält  er  die  Barsekti* 
gong  denselben  von  ihnen  zu  fordern.  --  31 ,  9.  Bentley^s  Ooiieetor 
Calenam,  welche  Porph.  bestätiget,  scheint  uns  nothwendig  a  8iu» 
weil  erst  dadurch  die  echt  Horazische  Yerschränkung  der  Satzglieder 
hergestellt  wird.  —  37,  30.  saevis  Libumis  wird  von  den  Hecaaa- 
gebem  allgemein  zu  invidens  gezogen.  Eine  andere  undwiennaachoial 
beachtenswerthe  Erklärung  gibt  Porphyrion.  Er  versteht  n&mlioh 
unter  Libumis  nicht  Schiffe,  sondern  d^e  Yölkerschaft  der  Libumi  nad 
zieht  saevis  Libumis  als  Abi.  compar.  zu  ferocior,  während  er  an  in- 
videns dem  Sinne  gemäss  Augusto  ergänzt.  Wir  sehen  nichts,  was 
dieser  Erklärung  im  Wege  stehen  könnte.  Dass  KleopatetM  Muth  ver* 
glichen  wird  mit  dem  ihrer  furchtbaren  Feinde,  mit  deren  Hilfe  aie 
hauptsächlich  besiegt  wurde  (Yegot.  lY,  33:  cum  Liburaomm  anxiliis 
praecipne  victus  fuisset  Antonius),  ist  sogar  sehr  passend.  —  Zu  I, 
38  bemerkt  Nauck:  "Ein  anakreonteisch  leichtes  zur  Herbatteit 
gedichtetes  Trinkliedchen/  Wir  bezweifeln  sehr,  dass  dies  richtig  ist 
In  unserem  Klima  föUt  die  Bosenzeit  etwa  in  den  Juni;  was  im  Mi 
und  Angast  blQht,  ist  schon  als  Spätling«  als  rosa  sera  zu  betraehton. 
In  den  südlichen  Klimaten  dagegen  blflht  diese  Blume  noch  Mhax. 
Die  berühmten  Bösen  von  Kasanlik  im  Balkan  werden  im  Mai  geemtet 
und  der  Mai  dürfte  auch  fOr  ganz  Italien  die  Blütezeit  der  Boeen  sein. 
Dies  bezeugen  Stellen  wie  Anthol.  Lat.  87,  1  sq. : 

Yeneroat  aiiqnando  rosae.  pro  veris  amoeni 
Ingenium. 
117,  9—10  Malus  Atlantis  natae  dicatus  honori 
Ezpoliat  pulcris  florea  serta  roeis. 


MF.  NmKä^  Odeo  und  Epodtn,  «iif.  ?.  JV.  P^ndl^Mij^.       Mi 

üsberfluss«   ooch  Porpb.   t,  ¥.  3   bemerkt:   votet 
rosms  sibi  qaaerere,  qnae  solent  iatn  praHeHh 
yrt  ex  frigidjoribüs  adferri,  so  liegt  m  aiil  der  Hand,  dass 
Seht  im  Hochsommer*  nicht  aber  im  Herbste  geeohrieben  m\x\ 
—  n,  1 ,  28  wird  von  Porph.  sehr  treffend  erkl&rt,  üidon»  er 
im  weiteren  Sinne  fasst  =  Airis  omnibus.  V,  35  fasst  Nauek 
noch  immer  in  der  Bedentong  'stark  färben,'  welche  durok 
k'iuisi^  Stelle  zn  erweisen  ist.  Y.  37  ziehen  wir  es  vor^  mit  Porph. 
]»rocajE  anf  retractes  lu  besieben.  Zu  IL  8  ist  die  üeber- 
ÜD^iänbige'  nicht  antreffend.  Der  durch  das  ganze  Gedicht 
\  nehende  leitende  Gedanke  ist :  *Die  falschen  Eidschwllre 
dchen  bleiben  nicht  nnr  nngestraft,  sondern  erfreuen  sich 
besonderen  Wolwollens  von  Seite  der  Liebesgötter/  Ev 
'  passander,  das  Gedicht 'Mädchenschwöre*  zn  tiberschreiben. 
Die  Constmction  der  Worte  nnde  periculum  fulgens  con- 
[log  ist  von  den  Herausgebern  dnrcbgehends  nicht  verstan- 
1^  wihrend  doch  schon  Porph.  anf  die  richtige  Fährte  führen 
686r  erkJÄrt  nnde  durch  a  quibns,  für  welche  Verbindnng 
mstermassen  sehr  häuüg,  auch  von  Horaz  mehrmals,  ge- 
Hrd*  Demnach  ist  contremiscere  hier  ganz  wie  metnere  con- 
hqaid  ab  aliquo;  Tgl.  Philol.  IX,  S.  744,  —  Zu  18,  14  (8a* 
Haupt'ä  Ansfühning  im  Hermes  Bd.  \^,  8.  181  zn  ver- 
—  in,  3,  12  vei-stebt  Nanck  purpnreo  ore  von  dorn  *pur- 
Monde  des  txim  Gölte  verklärten*.  Wir  faesen  mit  Porph. 
m  dem  Sinne  von  splendidoü.  Dass  V.  49  ff.  nicht  zu  ex- 
Srea  können,  hat  SchCitz  recht  wol  gesehen.  —  In  der  An- 
Ro  7,  18  wünschten  wir  die  Schlufisworte  gestrichen,  welche 
UArttng  nichts  beiti-agcn.  Ebenda  V.  2»>  verbindet  Nauck  selt- 
E>«  aeqne  mit  conspicitiir  statt  mit  sciens,  trotz  des  folgen- 
loe.  —  11,  30,  Diese  Stelle  ist  viel  wirkungsvoller,  wenn 
parenthetiFich  gefasst  wird.  Denn  dann  erscheint  die 
ig^  als  Begnuidang  des  den  Danaiden  beigelegten  Epithe- 
'oigert  die  Erwartung  des  Lesers,  der  nun  auf  etwas 
Df-r  gefesst  ist.  Denkt  man  sich  die  Stelle  so  recitierti 

{die  Wnkong  eine  noch  bedeutendere.  —  13,  1.  Dass  in  alter 
)u«Ue  Bandnsia  in  der  Nähe  von  Vennsia  existiert  habe,  lässt 
nachweisen.  Denn  auf  die  Bulle  Paschalis  IL  vom  Jahre 
man  doch  kein  Gewicht  legen  wollen.  Daher  entfällt  auch 
^Anafame  Nanck's  and  Anderer,  Horaz  habe  den  Namen  einer 
m  Quelle  auf  eine  in  der  Nähe  seines  Sabinums  belindliche 
und  man  wird  gut  thun,  sich  mit  dem  zu  begnügen ,  was 
Hre  einzige  alte  und  einigermassen  verlässliche  Quelle, 
Dteer  jiagt  in  seinem  Commentar  zu  dieser  Ode  über  die  Ban* 
iidita,  bemerkt  aber  £p.  1, 16,  2  zo  den  Worten  fons  etiam  rivo 
Bsndusiae  rivo  qui  Digeotia  dicitur.  Daraus  geht  hervor. 
Itvit  Brkl&rern  des  Horaz  eine  andere  Eandusia  als  die  sa* 
luebt  betk&nnt  war.  —  Zu  25,  4  bemerkt  Nauck :  'Hat  Horat 


(04  Tabellarische  Lehrbücher,  ang.  v.  /.  Lo$erih. 

poetischen  Sinn  gehabt,  so  ist  ihm  antris  der  Dativ  gewesen/  Wir 
halten  diese  Erkl&mng  wegen  der  vorausgehenden  Ortsbestimmnng- 
qnos  in  specus  agor  für  verfehlt.  Der  Dichter  denkt  sich  in  seiner 
Verzückung  erstlich  zur  Grotte  hingezogen,  dann  in  dieselbe  versetzt, 
y.  8 — 12  ist  non  secus  —  ut  offenbar  als  correspondierend  zu  ftsseiL 
und  steht  für  ita  —  ut.  —  Sonderbar  und  fast  unlateinisch  ist  27, 
30  nymphis  von  opifex  abhängig  gemacht.  Freilich  hält  N.  die  Yer — 
bindung  debitae  nymphis  für  prosaisch.  Ist  aber  das ,  was  natflrlidB^ 
ist,  darum  auch  schon  prosaisch?  —  IV,  7,  25.  Die  Anmerkung 
weckt  den  Schein,  als  habe  Horaz  entweder  die  Virbiussage  nicht 
kannt  oder  das  Beispiel  des  Hippolytus  schlecht  gewählt.  Sie  sollt 
daher  etwa  so  lauten:  "^Allerdings  wurde  Hippolytus  der  Sage  nac] 
von  Diana  wieder  erweckt ,  aber  dem  Loose  aller  Sterblichen  eni  _ 
er  darum  doch  nicht.'  —  14,  49  sollte  zur  Erklärung  der  Worte  noi 
paventis  funera  Galliae  auf  den  druidischen  Unsterblichkeitsglanbei 
hingewiesen  werden.  Vgl.  Porph.  z.  d.  St.  und  Lucan.  I,  455  IL  — 
Epod.  13,  15  ist  certo  subtemine  sicher  nicht  Abi.  qualit.  suParcae. 
sondern  gehCrt  als  Abi.  instrum.  zu  rupere :  ^mittelst  des  nie  tifigenden 
Fadens  hemmen  sie  deine  Rückkehr'.  Passend  vergleicht  Porph.  Verg. 
Aen.  X,  814 — 15  extremaque  Lauso  Parcae  fila  legunt.  —  16,  41 
MitBecht  verwii-ft  N.  die  gangbai*eInterpunction,  aber  sein  Asyndetoc 
Oceanus  circumvagus,  arva  beata  scheint  uns  nicht  viel  besser  sn  sein. 
Für  das  passendste  halten  wir  es  hier  noch ,  mit  Porph.  cizcom 
Praeposition  zu  fassen  und  zu  lesen: 

Kos  manet  Oceanus  circum  vagus  arva  beatä. 

Graz.  Michael  Petschenig. 


Dr.  0.  Schuster,  Tabellen  zur  Weltgeschichte   in   mehrare 
durch  den  Druck  geschiedenen  Cureen  nebst  einem  Abriss  der  preofes 
sischen  Geschichte,   mehreren  Regententabellen   und  Stammtafüb^"    " 
19.  Aufl.  Verlag  von  Meissner.  Hamburg  1877.  SS.  118. 

Dr.  F.  Pfalz,  Tabellarischer  Grundriss  der  WeltgeechichU-^'^ 
fUr  die  Unter-,  Mittel-  und  Oberclassen  höherer  Bildnngsanttalteci^^'^ 
Verlag  von  Klinckhardt.  Leipzig  1877.  SS.  328. 

Die  Schuster'schen  Tabellen  umfassen  zunächst  auf  19  Seite:     ^ß 
die  alte  Geschichte  von  der  GrQndung  des  assyrischen  Beiches  bi 
zum  Untergang  des  weströmischen ;    ungefähr  14  Seiten  sind 
Mittelalter  und  51  der  Neuzeit  gewidmet.    Der  letzteren  folgt  ein^*^ 
Begententabelle.  Dieselbe  enthält  einVerzeichniss  der  römisclien  nm.^ 
deutschen  Kaiser,  der  Könige  von  Frankreich  und  England,  der 
Kaiser  von  Oesterreich ,  der  Markgi*afen  und  Knrfflrsten  von  Bran- 
denburg, der  Könige  von  Preussen,  der  Czaren  von  Bussland,  der 
wichtigsten  Päbste  und  der  Präsidenten  der  Vereinigten  Staaten  von 
Amerika.   Den  Begentcntabellen  folgen  die  Stammtafeln  des  jnlisch* 
claudischen  Hauses,  der  Karolinger,  der  Weifen  und  Hohenstanfen, 
HohenzoUern,  Habsburger,  Tudor  und  Stuart,  des  Hauses  Bonrbou, 


TabeUariscb^  LeUrbÖeber,  augr,  v    J.  Lostrih, 


805 


Bonapttjrto,  Romanow  und  Holatein-Gottoi-p.  Ein  Änbang  enthalt  das 
Wkltiig^te  ans  der  brandenbarg^iscb-preussischen  Geßchiehte .  dann 
po^niphtsoh^  Notizen  zur  römischen  und  g^riechischen  Geschichte, 
Dfi  Taüiell^n  des  Herrn  Schoster  haben  viele  Vorzöge  vor  anderen 
||gdlcii00  Tabellen,  sie  zeichnen  sich  durch  Präcision  and  die  sorg- 
fllt^  Scheidung  wichtiger  und  minder  wichtiger  Dinge  aus.  Trotz- 
ins  (iDd  trotz  der  19.  Auflage,  mit  der  wir  es  hier  zu  thnn  haben, 
taan  ekrh  der  Ret  mit  vielen  Einzelnheiten  nicht  einverstanden  er- 
UBiiit.  Am  stiefmfitterliehsten  un^j  auch  am  nnglficklichsteo  ist  die 
9mdi]  ^ '  -  r  orientalischen  Völker  im  Alterthume  bebandelt.  Schon 
fit  G  ■■•j:  dos  Stuffes  ist  nicht  zn  empfehlen.    Der  Hanptein- 

fbHlaDgägrund  ist  hier  gegeben  durch  die  Schlagwörter  Morgen- 
mk  Abefidiand.  Er  theilt  die  Vr>lker  des  Altertbiiras  ein  in  die 
TSUker  d«s  Morgen-  und  Abendlandes,  ohne  zu  bedenken,  dass  zwi- 

Kd«a  beiden  Begriffen  eine  strenge  und  sichere  iScheidung  nicht 
leo  und  dass  z.  B,  die  Geschichte  der  Griechen  —  die  er  zu 
>e«dländeni  rechnet  —  sowie  die  der  Römer  in  ihren  ür- 
'on  im  Morgenland*»  zu  suchen  ist.  Wenn  man  schon  kein 
PrftI^  ^cheo  Methode  ist  und  die  Völker  nicht 

Ali   !  !:<?m  sie  wohnen,  betrachten  will,   so  wird 

Qrh  immer  die  Gliederong  nach  ethnographischen  Momenten  em- 
pfiUeii,  wiö  sie  beispielshalber  Lenormant  schon  im  Jahre  1868  in 
«äiiai  HandbQChe  der  Geschichte  der  orientalischen  Völker  ange- 
pte  hBL  Der  Verf,  hätte  dann  naturgemäss  mit  der  ägyptischen 
teiyelite  beginnen  mQssen  und  nicht  mit  den  minde^^tens  nm  2000 
Äkre  spiier  auftretenden  Assyriern,  Die  indische  Geschichte  —  so 
tkhtig  sie  ist,  auch  für  die  richtige  Erkennt niss  der  jetzigen  Ver- 
hütDijise  dieses  Landes  —  ist  ganz  leer  ausgegangen.  Bactras  w&re 
vffiig&tan:^  mit  einem  Worte  zu  gedenken  gewesen,  etwa  mit:  ^  Wirk- 
«mkeit  des  Zarathnstra  in  Bactra.**  Was  die  Chronologie  anbelangt» 
5!  mze  Reihe  von  Daten  unrichtig,  so  z.B.  wenn  der  Auf- 

ilen  in  Aegrpten  zwischen  18Ö0  —  15CM>  gesetzt  wird, 
i€he  andere  Thatsachen   sind  unrichtig   dargestellt:  der 
der  ägj'ptischen  Macht  liegt  z*  B.  nicht  in  der  Regierung 
rrig.    Bei  den  Phöniziern  finden  sich  die  tJchl ag werte : 
irift,  Glas,  Purijur,  Wollweberei,  die  richtiger  zu  den 
1  zwar  das  erste  zu  den  Hyksos»  die  letzten  di-ei  zum 
U-n  Kf  idie  gehören.  Zweifelhafte  Dinge,  wie  die  Regierung  der 
!>,]»> V*»fl  nnd  Phraortee  werden  hier  als  zweifellos  dargestellt, 
"  wio  in  der  Geschichte  der  orientalischen  Völker 
Ab-  i<  u  sich  auch  in  der  griechischen  und  römischenGe- 

\tht/B,  wobei  wir  in  der  ersteren  zunähst  davon  absehen  wollen, 
p*,,.  n^t+'M^  yfl^  Cecrops,  Cadmus,  Danaus  und  Pelops  willktir- 
!  >  angesetzt  sind.  Die  Königsfamilien  in  Sparta  sind 

dift   rj-jJcaaen   uu'  T.       4heniden,   sondern   die  Ägiden   und 
Idtn.    Der  Am,  .inbuiid,  die  griechische  ColomHation 

€m(l  menrihüt  Einzelne  Ausdrücke,  wieTyraonis,  Aristokratie^  De- 


tm 


Tabelliirificbe  Lehrbücber«  aii^.  v.  /.  Loserth 


mokratie  etc.  müsgen  wenigstens  angedeatei  werdeo.  Von  der  &lt 
••Geschichte  Makedouions  findet  sich  kein©  Andeutttng,  wiewol  Ale 
»ier  der  PhUhelleue  und  Ärclielaos  eine  solche  verdienen.  Der  Tod  d^ 
Haanibal  undPhilopoemeQ  ist  dagegen  zweimal  angegeben,  überh^o 
bätten  die  Ereignisse,  welche  anf  pag.  8  vom  Jahre  3:^' 
werden,  unter  der  römischen  Gescliichte  ihren  Platz  [iudti  a.| 

der  Mythologie  ist  so  gut  wie  nichts  aufgenommen  worden.  Auch  in  äi 
römischen  Geschichte  ßnden  sich ,  was  die  Chronologie  anbelangt, 
richtige  Daten  :  die  Begründung  der  Republik,  die  Auswanderung  < 
Plebs   u.  a.  Die  Schiacht  an  der  AUia  ist  und  iwar  mit  dem  t^a 
Datum  ans^uffihren ;    im  tarentiui sehen  Kriege  darf  der  NaoM 
Appius  Claudius  nicht  übergangen  werden.  Die  nothweudrg&tea  Da 
aus  der  gicilischdn  Geschichte   hätten  gleichfalls  angeführt  w^rd« 
können.  Diese  Stichproben  aus  der  alten  Geschichte  werden  genägSQ. ' 
Sie  Hessen  sich  leicht  noch  um  eine  erkleckliche  Ansaht  vermeh 
Dasselbe  gilt  auch  von  der  mittleren  und  neueren  Geschichte,   Bii 
VoDgle  wird  es  richtiger  heiseen  Voullon,  die  Ausdrücke  Pipin  ^ 
Xiänden  und  Pipin  von  HeristaJi  könnten  endlich  aufgegeben  werd^ol 
es  ündet  sich  in  diesen  Tabellen  noch  der  Friede  Karls  das  Groasei 
mit  den  Sachsen  zu  Selz  im  Jahre  803 ,  dagegen  vermisst  man  di^ 
-  höchst  bedeutsamen  Vertrag  von  Merseu  im  Jahre  870.    Bei  He; 
rieh  II.  ist  das  Schlagwort:    ^Begünstigung  der  Geistlichkeit"  iit 
fübrend,  cb  entspricht  dies  durchaus  nicht  den  Tendenien  afiiaiii 
ßegierang;  die  Bezeichaung:    ^Wladimir  aus  dem  Stamoie  ddf  Wi 
ringer*"  ist  falsch.    Zu  Koni-ad  II.   i^t  dessen  Stiefsohn  Ernst  vi  u^ 
wähnen,    Aehnlichc    Desiderieu   sind   bei  der  neueren  <^ 
zu  stellen ,  wenngleich  dieselbe  ungleich  besser  wegkömmt . 
überhaupt  eine  breitere  Darstellung.  Der  deutsch-franzöäiachö  . 
aJJein  nimmt  nicht  weniger  aJs  6  Seiten  in  Anspruch. 

Auch  das  Buch  von  Pfalz  bietet  neben  manchen  schOneu  Kigaa* 
Schäften   nicht  wenige  Fehler.    Es  ist  je  nach  dem  stärke  ■   ^  • 
schwächeren  Drucke  auf  3  Curse  berechnet    Der  dritte  Ci 
die  oberen  Classen  höherer  Lehranstalten  bestimmt),  scheint  uur,  \ 
das  gleich  von  vorneherein  zu.  sagen,    viel   zu  umfassend  %u  m 
schon  für  die  Mitteklaäsen  ist  zu  viel  geboten.   Ich  wiU  ein  Bä 
hiefür  anführen ,   wobei  ich   von  der  neuesten  Geschieht«  Döa 
lands  ganz  absehe,    die  wie  in  den  Tabellen  Schusters  so  auch) 
doch   gar   zu    umfangreich    gehalten    ist.    Man    betrachte   nur  (to| 
Geschichte  Heinrichs  IV,  Sie  umfasst  über  5  Druckseiten ;  wenn  i 
bedenkt,  dass  hier  nur  Schlagworte  gegeben  sind,  so  wiid  maut  vw^l 
man  dieselben   in   unsere  gewöhnliche  Sprechwebe  autiötit,  löickt[ 
2  Druckbogen  erhalten.    Auch   bei  dem  Pfalz'schen  Werk«  iäi 
mentlich  die  Geschichte  der  orientalischen  Völker  im  AlterihQ 
ganz  mangelhaft  dargestellt.  Man  kann  z.  B.  nicht  elns^bea,  winutj 
der  Verfasser  mit  den  Indern  beginnt,   ein  Vorgang,  der  wedocj 
physikalisch-geographischen,  noch  von  etknographischen^ 
chionojogischen .    noch  endlich  von  allgemein  culturdl^u  i 


TaMlariBch«  LebrbucheTr  uig.  v.  J,  LoHflh* 


Wl 


ptßdfii   »03$   gcbtlligi  werdea   käniu    Dabei   ist  fi#le&   gani  un- 
fWi%  dargestellt.    Das  gilt  tod  der  babylonisch  -  assjriscben,  be- 

£1  von  der  ägyptischen  Geschichte.    Das  alte  Reich  von 

jr  irt  in  dieseu  Tabellen  nicht,  nur  zum  Jahr  606   wird 

fwa^  ^^ü»  ditt  Chaldäer  aus  dem  armeuisclien  Gebirge  in  Chald&a 
jLUi^ttWJUideri  sind.  Am  schlimmsten  kommt  die  ägyptische  Geschichte 
tilg,  Auf  einen  König  der  19.  Dynastie  folgen  t.  B.  Könige  aus  der 
lüsUe,    iilles  ist  da  wirr  durch  einander  geworfen*    Man  weiss 
lücht,  was  die  Zahl  aO  bei  Psammetich  soll.  Die  G(vtterlehre  und 
idong  der  ägyptischen  Cultur  ist  ganz  ungenau  gegeben 
mtias  sich  wundern,  daüs  man  nach  den  Werken  eines  Chabas, 
di  Bonge y  Leuormant.  Magpero^  Ebers,  Duncker  u.  a.  noch  so  etwas 
4diral^ü  kann«    Be&ser  ist  schon  die  griechische  Geschichte  darge- 
üAllt^  WQiuigleich  man  wünschen  iiiuss,    dass  in  den  oberen  Classen 
Mdbcb  wirkliche  nicht  Sagengeschichte  vorgetragen  werde.     Wat^ 
ibir  Hin  Wanderungen  aus  Acgypten  gesagt  wird ,  kann  nicht  als 
ÄuerkaiiDt  werden.    In  der  griechischen  sowol  als  auch  in  der 
\m  Geschichte   fehlen   manche   sehr  wichtige  Jahreszalvlen. 
Bedit  hat  der  Verfasser  hie  und  da  ein  Schlagwort  angegeben, 
t.  B-  ,W«hc  den  Besiegten",  aber  in  den  meisten  FäUen  wär^ 
vft2i«icii<Mtswerth  gewesen,  auch  die  lat  Bezeichnung  anzugeben. 
bl  L%t  der  Ausdruck  ^Beiger**  7,u  ändern»  pag.  65  könnte  ein 
htkilt  gemacht  werden;  «Die  Flavier**.     Galba,  Otho  und  Vi- 
waren  schon  in  der  Uittel-  und  Unterstufe  zu  nennen.    Die 
ibung   AttiUa  pag.  73  beruht    woi   nur  auf    einem    Druck- 
.    Zwischen  526  und  527   linden   sich  merkwürdige  EinschaU 
aas  der  Kircheugeschichte ,   die   besser  an  einem  anderen 
ihen  wCtrden.    Bei  Mohamed  ist  das  Geburtsjahr,  die  Thron- 
ij^  Pipins  dagegen  richtig  anzusetzen,  pag.  89  ist  der  Aus- 
^t  Ludwig  erlischt  etc.**  ungenau,  pag.  91  ist  die  richtige 
ib weise  lindolf.     Zu  pag.  121,  letzte  Zeile,  ist  lli.  Toeche*s 
brich  Vi.  einzusehen.    Was  die  Zeile:  1583  Wallenstein  (geb. 
1IS22)  Fürst  von  Friedland  soll,  weiss  ich  nicht,    Pag.  144  ist  die 
BufichiitiBg :  ^Die  Habsburger  waren  treue  Anhänger  der  Hohen- 
i^acfen*,    piig<   145:  Friedrich  mit  der  ^Gebiaadnen  Wange^  un- 
^^l^lf*  IW*  1^5  lies:    Göllheim.     Zu  Luxemburg  hJLtte  man  das 
^^^H^  Wort  Lntzelburg    wenigstens   in    die  Klammer  zu  geben. 
^HH»Co<$lnix  wird  man  richtiger  Constanz  schreiben.    Fürst  Adolf 
^l^liiffy«!^  iat  nicht  der  Bruder  des  Grafen  Anton  Auersperg  (Ana- 
^^ftatioi  Grüo).  Ich  übergehe  wertere  Verstösse.  Im  Allgemeinen  kann 
Atta  sagtn,   dass  die  beiden  vorliegenden  Tabellen  keineswegs  den 
Wamcb  trwf^cken,  solche  an  Stelle  der  bei  uns  gebräuchlichen  bist. 
Usbrbdeher  in  den  Mittelschulen  einzuführen. 

J.  Losertb, 


SS8    V.  V.  Zepharovieh,  Kiystallogr.  Wandtafeln,  ang.  t.  K.  DoeUer, 

V.  B.  V.  Zepharovioh,  Erystallomiphische  Wandtafeln  fli 
Vortr&ge  Aber  Mineralogie.    Prag  1877.  Verlag  Ton  H.  Dominikoi 

Durch  das  Erscheinen  dieser  Tafeln  wird  einem  wirkliche 
Bedflrfiiisse  abgeholfen;  obgleich  wir  eine  nicht  geringe  Anzab 
krystallographischer  Wandtafeln  besitzen,  so  entspricht  doch  kein 
den  Bedürfnissen  des  Unterrichtes  in  demMaasse,  wie  es  zu  wünsche 
wäre,  die  Einen  sind  zn  oberflächlich,  die  Anderen,  wie  z.  B.  die  n 
zwei  Jahren  von  Q.  vom  Bath  herausgegebenen,  sind  sehr  Yollständi| 
aber  so  kostspielig,  dass  ihre  Anschaffung  nur  grösseren  Anstalte 
möglich  ist.  Die  vorliegenden  Tafeln  sind  sowol  für  den  ünterricfe 
an  Mittelschalen  als  auch  für  Hochschulen  unentbehrlich. 

Die  Wahl  der  Bilder  ist  eine  ganz  vorzügliche  und  enthält  di 
wichtigsten  Krystallformen  mit  Berücksichtigung  der  gewöhnlich« 
ren  Mineralien.  In  jedem  Systeme  finden  wir  eine  Anzahl  einfache 
Formen  und  eine  entsprechende  Zahl  von  Combinationsformen. 

Das  tesserale  System  ist  durch  zwanzig  Krystallformen  repri 
sentiert,  worunter  sieben  Combinationen.  Im  tetragonalen  Syst« 
sind  drei  einfache  Formen  und  sechs  Combinationsformen  dargestett 
darunter  auch  Kassiterit  und  Gyrion ;  im  hexagonalen  Systeme  hätte 
wir  sechs  einfache  Formen  und  eine  Beihe  von  Combinationen,  woi 
unter  einige  des  Calcits,  Quarzes,  Apatits  und  Berylls.  Im  thomhi 
sehen  Systeme  finden  wir  neben  der  rhombischen  Pyramide,  acht  Oom 
binationen  abgebildet,  unter  Anderen  auch  Arragonit,  Baryt,  Topt 
und  Schwefel.  Aus  dem  monoclinen  Krystallsystem  sind  Gyps,  OiIIh) 
klas,  Augit,  Amphibol  abgebildet ,  nebst  mehreren  einfachen  Combi 
nationen. 

Ton  triklinen  Formen  finden  wir  sieben,  darunter  die  Combi 
nationen  des  Albits  und  Chalkantits. 

Sowol  die  vorzügliche  Auswahl  der  Erystallbilder  als  auch  djl 
vortreffliche  Ausführung  derselben  und  ihr  billiger  Preis  dürft« 
diesen  Wandtafeln  bald  eine  grosse  Verbreitung  sichern. 

Graz.  K.  Doelter. 


Dritte  Abtlieilung» 


Znr  Didaktik  und  Paadagogik* 


R  Kirf^perVs  Physikalische  Wandkarten. 

(Bei  Dietrich  Reimer  in  Berlin.) 

%t  1  Iftd  S:  Örtlicher  und  westlicher  Pkniglob.  10  BlÜtter  aaf  Lein- 
"  mit  Stiiben  22  Mark. 

9  Bl&tt4^r  1  :  4lK)/)00,  Auf  Leinwand  mit  Stäben  19  Mark. 


iitli.  9  Blatter.  1  :  jSOU.nCK). 
Mkm.  6  Blatter.  1  :  8(M>.0UO 
€f  Nord-Araerika.  5  Bl&ttor.  I :  buj  - 
_      IIEafk. 
>*f-  1:  Std-Amerika,  4  Blütter.    1 :  800.00. 

ISMiHl 

^r.  S:  Dvr   ffowi«  Ocaan  (Australien   und  Poljiieai«ii).  8  Blitter. 
Uawana  mit  Stäben  22  Mark. 


-wand  mit  Stäben  22  Mark. 

vand  mit  Stieben  16  Mark. 

Auf  Leinwand  mit  Stäben 

Auf  Leinwand  mit  Stäben 


Auf 


DWae  Wandkarten  sind  seit  Sydow's  epocheraachendcm  Wandatlaa 
eüwa  der  bedenteodBten  Werke,  das  unsere  Zeit  auf  dem  karto* 
Gebiete  geschaiTeii,   und  geeignet  die  Atifmerkaamkeit  der 
iSfMweH  Mf  «ich  in  lenken. 

l^var   fehlte   ea   seither  nicht  an  Wandkarten,   die  in  ihrer  Art 

g«bracht ;  allein  eine  so  YoUständige  Lehrmittel sammlnng',  wie 

11»  KkilMTt  d«muil  ist ,  itebt  eintig  in  ihrer  Art  da,  indem  tie  mit 

der   schon  vorhandenen   historischen  Wandkarten  den  ge- 

Belinlnnterricht  in  Geographie  und  Geschichte  nmfaaat  Reoh* 

^  mm  hittfv,  dai«  der  nn»üichtige  Antor  durch  xweckmässig  angelegte' 

8a|»  ind  Sehulatlanten  Vorsorge  getroffen,    so   ergibt  «ich   ein  Lehr- 

^land;  dam  «in  gleicher  wol  kaum  an  die  Seite  gestellt  werden  kanrt 

^Afr  km&an   nniere  Sch&ler  Kiepert  ans    seinen    trefflichen    Karten* 

•■liB  flr  4bb  Stndiom  des  Alterthnms,   und   hierin   steht  der  Antor 

filvmlen  da;    mit  den  physikalischen  Wandkarten  tritt  er  in 

odl  d«m  Altmeister  Sjdow,   dessen  Karten    die  Schulen  der- 

I.  Dieaer  Wettkampf,  der  jedenfalls  dem  Unterrichle  nnr 

wird,   Ist  Kiepert  dadurch  erleichtert,    dass  er  kein 

f  im  tal  Sebolan  ist:    daxn  kommt,    dasi  der  Werih  seiner  Ar- 

wd  fffnllrdigt  iflt:  wir  wissen,  dass  seine  Kartenwerke  Terläsalioh« 

aaf  din  Qebieie  der  alten  Geographie  und  Geschichte  sind,  ein 


370    H.  Kieperts  Physikalische  Wandkarten,  von  /.  Ptam^nik. 

Verdienst,  das  nicht  durch  einen  kühnen  Griff  rasch  genommeD,  sonden 
durch  wissenschaftliche  Gründlichkeit  nach  jahrelangen  mübeTollen  8tii< 
dien  errungen  ist. 

Diese  letztere  Eigenschaft  ist  das  charakteristische  Merkmal  aeiaei 
Arbeiten,  und  wenn  wir  nun  zu  einer  kurzen  Anzeige  der  neuen  Karten 
übergehen,  so  ist  diese  Eigenschaft  die  erste,  die  wir  hier  überall  tofbrt 
erkennen. 

Unbestritten  erscheinen  in  dieser  Beziehung  Eiepert*8  Wandkarftea 
als  ein  Fortschritt  gegenüber  dem  was  vorhanden  ist;  denn  was  mia 
bereits  so  lange  vermisst,  eine  Bectificierung  der  Angaben  in  den  di- 
zelnen  Theilen  von  Asien,  Australien,  Amerika,  das  wurde  auf  Kieperfi 
Wandkarten  mit  jener  Sorg&lt  durchgeführt,  wie  sie  der  wissentduft- 
lichen  Forschung  gemäss  ist. 

Selbstverständlich  wurde  auch  der  technischen  Ausstattang  der 
Wandkarten  die  gewohnte  Sorgfalt  gewidmet.  Trotz  ihrer  zarteren  Aoi- 
führung  werden  diese  Karten  für  die  Feme  ihre  Wirkung  nicht  yemgflo, 
die  Flusssystenie  treten  scharf  hervor;  der  Charakter  des  Gebirgiliodfl 
hebt  sich  plastisch  genug  heraus;  für  die  Unterscheidung  der  Tertiato 
Dimension  ist  eine  passende  Abstufung  gewählt,  und  an  die  neue  Ibtr 
kienmg  des  Tieflandes  wird  sich  das  Auge  bald  gewöhnen. 

Auch  findet  man  auf  den  Karten  eine  sehr  zu  empfehlende  piaktiMbe 
Einrichtung,  die  Darstellung  der  politischen  Eintheilung  dnxdi  TencUe- 
dene  Farbentöne  angezeigt,  was  für  die  Beurtheilung  von  grooen  Ver* 
hältnissen  einen  willkommenen  Stützpunct  bildet.  Nur  hätten  wir  dabei 
das  Flussnetz  als  Basis  gewünscht,  da  der  leere  Raum  nichts  zur  wdteKB 
Orientierung  beiträgt. 

Eine  solche  Nebenkarte  im  verkleinerten  Maassstabe  bietet  poeie 
Vortheile;  sie  ist  ein  Prüfstein  für  die  Auffassung  der  Schüler. 

Das  ist  es  auch,  was  wir  auf  den  Planigloben  vermissen,  die  Beigabe 
der  nördlichen  und  südlichen  Halbkugel  sowie  der  Erdkarte  inMeroikon' 
Projection.  Solche  Nebenkarten  und  diese  insbesondere  bieten  den  Stof 
zu  allerlei  Uebungen.  In  Uebereinstimmung  mit  den  historischen  Kältet 
sind  auch  auf  den  physikalischen  Wandkarten  die  Namen  der  Keeiff 
Flüsse  etc.  voll  ausgeschrieben,  was  bei  Sydow's  Wandkarten  bekaoi^ 
lieh  nicht  der  Fall  ist 

Dass   Sydow's  Vorgang   dem    Unterrichte   hierdurch  wesentli^ 
Vortheile  bietet,   lässt  sich  nicht  in  Abrede  stellen;    allein  dies  bildet 
kein  Hindernis  für  den  Gebrauch  von  Kieperts  Wandkarten,   da  ja  der 
Lehrer  die  Tafel  zur  Hand  hat,   und  durch  die  Zeichnung  des  Scbüleit 
sich  überzeugen  kann,  ob  dieser  nur  den  Namen  sich  eingeprägt,  odef 
auch  das  Object  bicfür  richtig  angeschaut  habe.    Vielleicht  entachlieBlt 
sich  der  Herr  Autor  zu  Concessionen  an   die  bereits  erprobten  Unter' 
richtszwecke;    eine  Suite  von  physikalischen  Wandkarten   ohne  Namen 
würde  gewiss   als  eine   sehr  willkommene  Zugabe  zu  der  vorhandeni^ 
begrüsst  werden. 

II. 

1.  Lehrplan  für  den  geographischen  Unterricht  an  der  Bealschü^ 
I.  0.  zu  Trier.  Entworfen  von  Director  Dr.  Ad.  Dronke;  in  dem  I.  Heft 


Drcnkes  Geographische  Schalbücher,  yod  J.  Ptaschnik.       STl 

Die  Lehipläne  f&r  die  Terschiedenen  Unterrichtsfacher  an  der  Bealschule 
I  Ol  la  Trier.  Trier  1878.  Verlag  von  der  Fr.  Lintz'schen  Bachhandlang 
&40S. 

2.  Leitfaden  fOr  den  Unterricht  in  der  Geographie  an  höheren 
bbuutalten  von  Dr.  Ad.  Dronke.  Bonn,  Eduard  Webers  Verlag  (Jalius 
Ifitber): 

Carsus  I.  (Sexta)  kl.  8,  84  8.  70  Pf.  Carsus  U.  (Quinta)  kl.  8, 
W  S.  90  Pf.  CursoB  HL  (Qaarta)  kl.  8,  104  S.  90  Pf.  Carsus  IV. 
(CitertertU)  kl.  8,  174  8. 

3.  (Teo^^Taphische  Zeichnungen.  Ein  Hülfsmittel  fflr  den  geogra- 
|Uien  Unterricht  von  Dr.  Ad.  Dronke  etc.  Bonn  1877.  Eduard  Webers 
Ug  (Jalius  Flittner). 

1.  Liefemng  7  Karten  1  M.  50  Pf.  2.  Lieferung  8  Karten  1  M. 
3  Pf.  3.  Lieferung  14  Karten  2  M.   Eineine  Karten  zu  15  Pf. 

1. 
In  der  Reihe  dieser  Publicationen  nimmt  der  Entwurf  des  Lehr- 
fhM  für  den  geographischen  Unterricht  den  ersten  Platz  ein. 

Mit  Becht  hebt  der  H.  V.  in  der  Einleitung  hervor,  dass  der  Unter- 
iiht  in  der  Geographie  vor  allem  dazu  geeignet  sei  zur  (Joncentration 
kk  Uiterricbtes  beizutragen.  Es  liege  dies  in  dem  Wesen  dieses  Gegen- 
deisdbst,  der  in  die  übrigen  Fächer  (Mathematik,  Naturwissenschaften, 
fa^ichte)  eiogreife,  sich  die  Besultate  zu  eigen  mache  und  dieselben 
vi  «ttoder  verknüpfe.  Allein  in  der  Vielseitigkeit  desselben  liege  auch 
fie  fiebvierigkeii  seiner  Einrichtung. 

da  H.  V.   entwirft  demgemäss  folgenden  Plan:   Abgesehen  von 
iv  Mthematiachen  (jeographie  sowie  von  der  Pflanzen-  und  Thiergeo- 
pifkie,   welche  Abschnitte  in  dem  naturwissenschaftlichen  Unterrichte 
in  Steile  finden,  seien  drei  Stufen  zu  unterscheiden: 
L  Geographische  Propädeutik  in  der  Sexta  2  St    Es  ist  die  Erde  in 
ihrer  Gestalt,  in  ihrer  Stellung  zu  der  Sonne  und  den  übrigen  Pla- 
neten,   80  wie  die  des  Mondes  zar  Erde  auf  möglichst  anschauliche 
aber  durchaus  elementare  Weise  zu  erklären.    Darauf  folgt  die  all- 
gemeinste  Vertheilung  von  Erde   und  Wasser  und    eine  Uebersicht 
der  Erdtheile  in  oro-  und  hydrographischer  Beziehung.    Ganz  un- 
berücksichtigt zu  bleiben  hat  hierbei  die  politische  Eintheilung. 
1  Mittlere  Stufe.  Topische  und  politische  Geographie. 
Quinta.  2  St.  Die  4  aussereuropäischen  Erdtheile. 
Quarta.  2  St  Geographie  jener  Länder  in  Europa,  die  von  Völker« 
nicht  germanischer  Abstammung  bewohnt  werden. 

Untertertia.  2  St  Geographie  jener  Länder  in  Europa,  welche  ki' 
den  germanischen  Völkerstämmen  bewohnt  sind. 
3L  Obere  Stufe.    Das  historische,  das  ethnographische,  dan  nun  Um. 
Element  bilden  den  eigentlichen  Gegenstand  der  Driraflhtuj.'- 
Der  Einfluss  des  Klimas  auf  die  Entwicklung  th'f  'Juitu«,  v  • 
fccte,  die  Gewerbthätigkeit  der  Völker,  die  Verbindunjr«"  «l"*»«^^-      .._ 
«luder,   die  Handelsstrassen   so  wie   die  HauptlmnduUpi*!'. 


872       Drankes  Geographischo  Schnlbficher,  von  J.  Ptaschmk, 

Haaptproducte  bilden  neben  der  Betrachtang,  in  welcher  Weiie  wk 
historisch  die  einzelnen  Staaten  entwickelt  haben  und  neben  der  Be- 
rücksichtigung der  den  Schillern  ans  dem  natarhistoriachen  ünterri^ 
nunmehr  etwa  bekannten  wichtigem  Thatsachen  aus  der  Thier*  nad 
Pflanzengeographie  den  G^enstand  des  geographischen  Unterrichtet. 

Obertertia.  2  St.  Betrachtung  der  von  den  malayischen  und  Negm^ 
stammen  eingenommenen  Lander  und  Staaten. 

Secunda  in  2  Jahrgangen  mit  je  1  St. 

1.  Jahrgang.  Betrachtung  der  slavischen  und  griechisch-zSmiielMi 
Völker. 

2.  Jahrgang.  Betrachtung  der  germanischen  Länder.  Ausserdn 
Hinweise  auf  die  geologische  Bildung  der  Länder,  auf  die  VerändeiliBh- 
keit  der  Bodengestaltung,  auf  die  ürbewohner  mit  ihrer  Cultur. 

Der  Lehrplan  enthält  auch  eine  Art  Instruction  und  wird  daaalM 
empfohlen : 
o.  Der  Gebrauch  von  guten  Hilfsmitteln,  Globus,  Planetarium,  Lunarimii 

Planigloben,  Wandkarten. 
h.  Anwendung  der  zeichnenden  Methode  (vergl.  8).    Der  Schftler  mU 
keinen  Namen  einer  Stadt,  eines  Gebirges,  Flusses  i^w.  lernen,  deMi 
Lage  er   nicht  auf  der  Tafel  zu  bestimmen  weiss.    Jeder  Seilte 
muss  so  weit  kommen,  dass  er  die  Küstenentwicklungen,  die  FMMv 
Seen,  Gebirge  nach  annähernd    richtigen  Verhältnissen  ans  te 
Kopfe  zu  zeichnen  vermag, 
c.  Ein  grosses  Gewicht  legt  der  H.  V.  darauf,   dass  die  Schüler  it4i 
frisch  und  fttr  den  Lehrgegenstand  empfänglich  erhalten  wnd«. 
Zu  dem  Ende  fordert  er,  dass  der  Lehrer  an  geeigneten  Stellen  Sdifl» 
derungen  aus  dem  Thier-  und  Pflanzenleben  anbringe,  aus  dem  Lebn 
der  Völker,  von  deren  Sitten,  Gebräuchen,  Beschreibungen  von  Stadt« 
und  ihren  Kunstreichthümem ,   Bilder  aus  dem  Leben  der  NsttTi 
namentlich  bei  den  Alpen  etc. 
Was  den  vorliegenden  Lehrplan  betrifft,  so  liegt  demselben  die  is 
den  preussischen  Lehranstalten  übliche  Dreitheiluug  zu  Grunde. 

In  welchem  Zusammenhange  diese  Einthoilung  zu  den  andern 
verwandten  Disciplinen  stehe,  dies  zu  erörtern  ist  nicht  Zweck  der  nsfik- 
folgenden  Zeilen,  einmal  weil  die  Realschule  I.  0.  ein  Gebiet  ist,  i* 
das  hinüberzugreifen  wir  uns  nicht  berufen  fühlen ,  dann  weil  die  tQ^ 
liegende  Schrift  selbst  keinen  Anlass  dazu  bietet. 

Eben  so  wenig  ist  es  unsere  Absicht,  den  für  die  obere  Stufe  be- 
stimmten Lehrplan  in  den  Kreis  der  Erörterung  ^u  ziehen,  weil  das  mit 
den  Worten  bezeichnete  Ziel  «das  historische,  ethnographische,  das  mer- 
kantile Element  bildet  den  Gegenstand  der  Betrachtungen*  in  den  dir- 
auf  folgenden  Erläuterungen  selbst  eine  zu  wenig  greifbare  Gestalt  hii 
Man  wird  abwarten  müssen,  bis  der  H.  V.  sei  es  durch  eine  eingehende 
Erörterung  des  Lehrplanes,  sei  es  durch  Vorlage  eines  darauf  besflglichea 
Lehrtextes  Gelegenheit  bietet  einen  weiteren  Einblick  in  das  Wesen  der 
Aufgabe  zu  thun. 


Drcmte  Geographische  Schulbücher,  von  J,  Ptaschnik,        878 

Nor  an  den  Lehrplan  f^  die  vorangehenden  zwei  Stufen,  dessen 
Dlrlegong  sowol  in  theoretischer  als  auch  praktischer  Hinsicht  voll- 
bmmen  durchsichtig  ist,  erlauben  wir  ans  einige  Bemerkungen  anzu- 
KUieasen,  zumal  derselbe  för  unsere  Kreise  ein  näheres  Interesse  bietet. 

Vergleicht  man  nämlich  diesen  Lehrplan  mit  jenen  Grandzügen, 
iddie  der  Org.-Entw.  für  den  geographischen  Unterricht  an  den  öster- 
nidiiBchen  Gjrmnasien  aufstellt,  so  wird  man  in  manchen  Puncten  eine 
iikniichkeit  beider  nicht  verkennen. 

Die  mathematische  sowie  die  naturgeschichtliche  Geographie  ist 
ifirt  wie  hier  dem  naturhistoiischen  Unterrichte  zugewiesen.  *) 

Untersucht  man  das  Endziel,  das  der  H.  Y.  nach  Ausscheidung 
kt  mathematischen  und  naturgeschichtlich gn  Geographie  diesem  Unter- 
B&tBweige  zuweist,  so  findet  man  auch  hier  eine  Uebereinstimmung. 
lim  dringendsten  nothwendig  ist  es  aber,  bemerkt  der  H.  V. ';,  dass  auf 
fannteren  Stufen  in  dem  Kopfe  der  Schüler  Bilder  von  den  einzelnen 
Uidan  und  ihrer  Lage  zu  einander  erzeugt  werden,  welche  in  den  obe- 
B  Gassen  als  vorhanden  vorausgesetzt  werden  müssen'*,  worüber  der 
^.-Entw.  bekanntlich  sich  äussert  *) ,  dass  es  bei  dem  ersten  Unter- 
■ba  in  der  Geographie  die  nächste  Aufgabe  sein  solle,  ein  Bild  der  £rde 
iMk  ihren  natürlichen  Abgrenzungen  und  Umrissen  zu  geben  etc. ,  wu- 
ritjedenCalia  auf  jene  Bedeutung  hingewiesen  wird,    welche  die  Karte 

in  dieiem  Unterrichte  haben  solle. 

Allein  nicht  blos  in  diesen  principielleu  Fragen  herrscht  diese  Aehn- 
bittcit  der  Auffassung,  dieselbe  erstreckt  sich  auch  auf  die  Instruction. 

faktische  Werke,  Hilfsmittel  hervorgehoben  sind,  sowie  auf  die  Be- 

fdci  geographischen  Unterrichtes,  worüber  im  Verlaufe  der  Erör- 

Boch  Einzelnes  zur  Sprache  kommen  soll. 

Diese  Uebereinstimmung  in  Ziel  und  Methode  des  Lehrplanes  ist 
käe  zufällige;  sie  ist  ein  natürlicher  Entwicklungsprocess,  der  sich 
inU  dort  vollzieht,  wo  den  Naturwissenschaften  im  Bereiche  des 
bknichtea  der  ihnen  gebührende  Platz  eingeräumt  wird.  Darum  können 
^  itm  H.  V.  nicht  beipflichten,  wenn  er  den  Grund  der  mangelhaften 
kriditong  des  geographischen  Unterrichtes  in  dem  preussischen  Gym- 

darin  socht»  dass  daselbst  die  Geographie  als  selbständige  Disci- 
ik  nur  in  den  beiden  unteren  Classen  gelehrt  wird,  in  den  übrigen 
ön  Anhängsel  der  Geschichte  ist 

Im  Gegentheil,  wenn  irgend  wo  die  Geographie  als  selbständiger 
id  erscheint»  so  ist  es  gewiss  an  jenen  preussischen  Gymnasien, 
VI KatugMchichte  nur  dann  gelehrt  wird,  wenn  sich  eben  ein  Lehrer 
im  Collegium  findet,  indem  dann  derjenige,  der  die  Geographie 
,  aoch  die  naturgeschichtliche,  mathematische,  physikalische  und 
ihniiliiidlich  auch  die  historische  Geographie  lehrt;  der  wahre 
ybtä  scheint  uns  vielmehr  darin  zu  liegen,   dass  die  Geographie  nur 


>)  Org.-Entw.  §.  46,  IV.  Instruction  S.  171. 

*)  Lebrplan  S.  82. 

*)  Üig.-Entw.  Instr.  S.  163. 


874       Drofikea  Geographische  Schulbücher,  von  J.  PtaschnUb. 

ein  Anhängsel  der  Geschichte  ist,  und  das  ist,  wie  der  H.  V.  in  seiooi 
Lehrplan  ganz  richtig  bemerkt,  nicht  genügend;  die  Geographie  duf 
nicht  blos  ein  Anhängsel  der  Geschiente,  sie  muss  Tielmehr  auch  ein 
Anhängsel  der  Naturgeschichte,  der  Naturlehre  sein  oder  wie  es  der  E 
V.  bezeichnet,  die  mathematische,  die  Pflanzen-  und  Thiergeographie 
müssen  in  dem  naturwissenschaftlichen  Unterrichte  ihre  Stelle  finden. 

Um  so  auffalliger  erscheint  es,  dasä  der  H.  Y.  bei  so  richtig« 
Beurtheilung  des  Verhältnisses ,  in  welchem  die  Erdkunde  zu  den  Nito^ 
Wissenschaften  steht,  einem  angeblich  pädagogischen  Hilfsmittel  das  Wort 
redet,  wir  meinen  der  sogenannten  Belebung  des  geographischen  Unte- 
richtes  durch  Schilderung  aus  der  Thier-  und  Pflanzenwelt,  durch  Be- 
schreibung von  Städten  und^  ihren  Kunstreichthümern,  Schilderungen  Mi 
dem  Naturleben  etc.  und  diese  Mittel  als  wesentliche  Momente  dei 
didaktischen  Vorganges  hinstellt. 

Denn  dass  diese  Schilderungen  einen  Ersatz  für  den  Unterricht  ia 
den  Naturwissenschaften  eben  so  wenig  bieten  können,  wie  eine  ge- 
legentliche Einflechtung  einer  Biographie  für  den  geschichtlichen,  dinn 
zweifelt  ja  der  H.  V.  selbst  nicht,  der,  wie  eben  bemerkt,  den  Untesdeht 
in  den  Naturwissenschaften  als  einen  nothwendigen  Bestandtheil  dei  G»* 
sammtun terricbtes  voraussetzt. 

Welche  Gründe  mögen  wol  den  H.  V.  hierzu  bestimmt  haben? 

Der  H.  V.  bemerkt:  „Die  Lehrutunde  darf  die  Schüler  nicht  flber- 
anstrengen**,  ihre  noch  frische  Lust  an  dem  Lehrgegenstande  darf  nieht 
durch  Ueberhäufung  an  Stoff,  durch  wissenschaftliche  Behandlung  do- 
selben  und  durch  zu  viele  neue  Begrifie  ertödtet  werden.'} 

Gewiss  sind  dies  richtige  Bemerkungen ,  und  sie  sind  so  vthr, 
dass  sie  den  Anspruch  auf  allgemeine  Geltung  haben ;  nicht  blos  beim 
geographischen,  bei  jedem  Unterricht  muss  der  Vorgang  diese  Vorsichti- 
massregeln  beobachten.  Allein  damit  begnügt  sich  der  H«  V.  nicht;  t^ 
Lehrer,  fährt  derselbe  fort,  bringe  an  geeigneten  Stellen  Schildenngtt 
(namentlich  aus  der  Thierwelt  und  aus  gewissen  Reisen  etc.)  an ;  dids« 
werden  den  Schüler  stets  frisch  und  für  den  Lehrgegen- 
stand empfänglich  machend *)  Wir  wollen  hier  nicht  bei  der  Fug* 
stehen  bleiben,  welches  die  geeigneten  Stellen  seien,  an  denen  die  SchQ- 
derungen' anzubringen  sind  —  fQr  Anfänger  im  Lehramte  eine  keineivegi 
gleichgiltige  Frage  —  aber  so  viel  scheint  aus  der  Vergleichong  ^ 
obigen  allgemeinen  Richtschnur  und  der  zuletzt  für  die  geognphiidM 
Lehrstunde  speciell  gegebenen  Weisung  hervorzugehen ,  dass  der  K  ^■ 
jene  allgemeine  Richtschnur  in  Bezug  auf  den  geographischen  Unte^ 
rieht  für  unzureichend  und  daher  besondere  prophylaktische  MaweS^ 
hier  unbedingt  für  nothwendig  hält,  eine  Ansicht,  der  wir  uns  nicht  IB* 
schliessen  können.  Wir  sind  weit  entfernt  die  humanitäre  Seite  diM 
gewiss  gut  gemeinten  Vorschlags  zu  verkennen.  Vor  mehr  als  90  Jihxtt 
oder  genauer  gesagt,  vor  Sydows  epochemachenden  Wandkarten,  wo  du 


')  Lehrplan  S.  33. 
')  Lehrplan  S.  33. 


Dronkm  Geographische  Seholbttcher,  von  X  Ptaschntk.      87S 

fihitelio  Sttidiam  mnUx  elomlen  Hilfäraitteln,  ohne  weitere  unter- 

Mtzmig  inttk  die  naturwiBäeDschaftlichen  Kenntnisse  für  die  Schüler 

dfte  bittere  Pille  gewesen   ist,    da  mag  es  zeitgemäss  and  zuläjaig  ge* 

vmu  •eis,    wetin  dieie  bittere  Pillc^    wie  maD  sagt,    ?erzuckart   den 

Millltni  TemUtelciit  wurde,  tlarait  dieselben  für  diesen  Unterricht  einiger- 

■navi  eeopfiDglieh  gemacht  würden.    Ja  wir  gehen  weiter  und  wollen 

4SttiB  Vorgang  Hlr  jene  Zeit  sogar  systemgeniäss  nennen,  wenn  man  an 

4k  MMatt  Stellung  znrückdenkt,  den  der  üntericht  in  der  Erdkunde 

11  dem  damaligen  Scbolorganisnans  besoss,  wo  man  dieses  Lehrobject  als 

^n^Uatigi^  Anhangsei  betrachtete,  Über  sein  Wesen  nachtndenken  keine 

^Hft   hatte   oder   dasselbe  vielleicht  jedweder  Entwicklung  ftlr  unfähig 

^Beht^'  -     *  ""n  jetzt  bei  dieser  Fülle  von  Hilfsmitteln,  wo  geographiacbe, 

^Bhtftrt  ,    physikalische   Sammlungen    die    ßücbersammlnag    in 

^wtelt42U  Atolle u .  jetzt ,  dUnkt  uns,  ^ei  die  Zeit,  wo  man  dieser  Erfrischnngs- 

■Kill  entrathen  solle;    es  ist  vielmehr  der  Beweis  zu  führen,  wo»  ^licli 

IUI  dioMH  I^hnnitteln  ge8talt*?n  lasse  «nd   der  ernste  Versuch   zu  ma- 

cliü,  ob  äctm  nicht  auch  in  diesem  Lehrobjecte  jene  Kraft  verborgen 

Ikgc,  die  im  Stande  bt  das  Interesse  durch  sich  selbst  zu  wecken. 

Üod  dieae  Erwägung  iöt  es,  die  uns  bestimmt,  die  vom  H.  V. 
fOfloUiil^ii  Belebnngsmittel  -  der  Eigenthümliehkeit  dea  Lehrers  mag 
wdi  liMT  tin  angemessener  freier  Spielranm  gewährt  bleiben,  ein  Thier- 
Icli^  etwa  nicht  verpönt  sein  —  als  wesentliche  Momente 
didakÜJchen  Vorganges  nicht  anzuerkennen. 
ICin  Lehrobject,  das  eine  Au^sabme  in  den  Schnlorganismas  ge- 
nftd  gefunden,  muss  in  »ich  selbst  den  Werth  haben,  durch  sicli 
da«  Intereaae  erwecken ;  jeder  Lehrgegenstand  hat  seine  Elemente, 
§t^imm%  werden  müssen  -  das  Vocabeüernen,  DecUnieren,  Coiij  agieren 
mmh  keine  sQssen  Pillen  —  {  jede  emate  Arbeit  koatet  Schweiaat 
•ine  masaige  Tranaspiration  bat  der  Jugend  noch  nie  geschadet. 
VieUeicht  ist  bei  keinem  anderen  Gegenstände  die  Noth wendigkeit 
ptmm  um  die  ernste  Sammlung,  die  Concentrieroiig  der  Anfinerksam- 
Wl  wmi  daa  Vorliegende  in  erbalten  als  bei  der  Geographie,  wo  die 
mmimmk  Ol^jocte  mannigfache  Erinnerungen  wachrufen  und  der  geachif- 
tfgsi  Plmiitaaie  dea  Knaben  eine  mehr  ala  genügende  Nahrung  bietan* 
AlleiQ  abgesehen  davon,  dass  ans  wichtigen  didaktischen  Gr&ndfD 
fle  Anwendung  der  sogenannten  Belebungsmittet  in  der  empfohlenen 
Wtli*  priDdpiel  nicht  zu  billigen  ist,  so  übersieht  man.  daaa  mit  der 
fitiamug  Schilderungen  aoa  dem  Thier*  und  Fflanzen^Naturleben  an  geben 
Aa^aban  mm  d^sn  Lehrer  gestellt  werden,  die  nicht  so  leicht  in  erfüllen 
du,  mtnn  amn  an  dem  gewiss  richtigen  Satte  festhält,  das«  für  Kinder 
lü  BflfI«  gut  geling  sei. 

Wir  cweifeln  nicht,  dass  es  h^bat  begabte  Naturen  tinter  den 
Ldiivni  giM{  allein  nicht  jeder  kann  darin  ein  Meister  seini  und  «p 
ü  lieh  nm.  die  Aufstellung  allgemeiner  Normen  handelt,  kann  nicht  dii 
fiag«  in  Betncht  kommen,  was  die  begabtesten  leisten  kftnnen,  aondtm 
m^  a&a  Ltlifer  leisten  sollen. 


S76       DrofUcea  Geographische  Schulbücher,  von 

Dazu  kommt  endlich  —  und  darauf  hat  der 
merksam  gemacht  *)  —  die  naheliegende  Gefahr  bei 
dass  das  Maass  leicht  überschritten,  die  Nebensache 
gestellt  werden  könne.  Wie  schnell  eilt  die  der  Geograph! 
Zeit   dahin  1  Wo  solche  Gefahren   in   der  Nähe  lauern 
Vorsicht  einen  ungefährdeten  Weg  zu  empfehlen. 

Wenn  wir  nun  auch  gegen  diesen  Vorschlag  des  U.  V.  uns  ai 
¥richtigen  Gründen  erklaren  müssen,  so  folgt  daraus  nicht,  dass  wir 
Werth  der  angedeuteten  Belebungsmittel  verkennen  oder  diese  ni 
Jugend  vorenthalten  wollen.  Auch  wir  halten  diese  Mittel  für  ein  bil- 
dendes Moment  fQr  die  Schüler  und  gönnen  ihnen  die  daraus  strömen« 
Erfrischung  vom  Herzen.  Allein  zwei  Bedingungen  möchten  ¥rir 
geknüpft  wissen :  die  Schilderungen  müssen  nach  Inhalt  und  Form  mnater 
giltig  sein;  die  Schüler  müssen  dazu  angeleitet  werden,  wie  sie  diesen  Gewini^=i 
an  Bildung  und  Erfrischung  schöpfen  sollen.  Ks  ist  Aufgabe  der  Lese— — — 
buchen  derlei  mnstergiltige  Stücke  mit  Beziehung  auf  den  Fortgang  dfl^^^ 
Unterrichtes  in  ausreichender  Zahl  zusammen  zu  stellen.  Für  die  flüchtige^^ 
Leetüre  sorgt  das  Haas,  die  Schülerbibliothek ;  eine  fruchtbringende  Lectä 
muss  geschult  werden. 

Wir  glaubten  dieses  Thema  naher  erörtern  zu  sollen,  weil  es 
demselben  Umfange,  in  derselben  Tendenz  auch  in  der  Instruction  *} 
Org.  Entw.  für  den  geogr.-histor.  Unterricht  erscheint;  dieser  Theil 
Instruction  ist,  so  weit  es  sich  um  die  practische  Durchführung  denelben. 
in  der  geographischen  Lehrstundc  handelt,  fallen  gelassen  worden ;  dagegen  . 
haben,  wie  bekannt,  Mozart^s  Lesebücher  und  dies  mit  Hecht  an  der  diaaer 
Instruction  zu  Grunde  liegenden  Idee  festgehalten  und  für  die  Belebn 
des  erdkundlichen  Unterrichtes  ein  reichhaltiges  Material  snaammen— ^^  * 
gestellt.  Die  Erörterung  dieses  Thema  hat  unseres  Wissens  mit  Ausnahm^^^v 
der  Frage  über  den  biographischen  Unterricht  nicht  stattgefunden;  de^^crr 
geographische  Unterricht  hat  von  den  3  Stunden  in  der  I.  Gl.  obn^^vB 
weiteres  Besitz  ergriffen. 

Wir  zweifeln  nicht,  dass,  wenn  der  .Lehrplan  dee  H.  V.  pnctiacfa^^ 
zur  Ausführung  gelangt  und  der  zeichnenden  Methode  nur  einige  Anf- 
merksamkeit  geschenkt  wird,  der  hier  erörterte  Vorschlag  nur  in  sehr  be-     ^ 
schränkteni  Umfange  zur  Anwendung  gelangen  werde ;  man  wird  hi«r  wii— .■ 
anderwärts  die  Erfahrung  machen,  dass  einerseits  die  Jugend  diäter  £r-" 
frischungsmittel  entrathen  könne,  anderseits  die  Zeit  selbst  kna|q^  fftr  6mm 
Nothwendigste  ausreiche.  Jedenfalls  gibt  der  Entwurf  dieses  I  nhqilmng 
Zeugnis  dafür,  dass  der  U.  V.  über  die  Aufgabe  dieses  Lehrobjeotei  im 
Soholorganismus  ernst  nachgedacht  und  einen  W^  vorgeschlagen  hAt»  der 
Beachtung  in  den  Schulkreisen  verdient. 

Was  schliesslich  die  Vertheilung  des  Lehrpensums  nach  den  ein-  j 

seinen  Classen  betrifft,  so  hangt  dies  theilweise  mit  dem  Charakter,  der  j 

Organisation  der  Schulen  zusammen  und  lassen  sich  hier  allgemein  giltig«  i 


')  LehrpUn  S.  33. 

')  Org.  Entw.  Instruction  S.  154. 


iphisdie  Sfihttlbücher.  von  J.  Ptwtdmik.         377 

XinMMI  akbt  fe»UteUea.   Auft^efallen  ist  unt,  doss  io  der  VL  jedwede 

ftitkclie  KifiÜiifiluu)^  wetm  »ach  ia  den  aügeineinsten  Umrissen  gruDd- 
Jiilirh  iiii»ifrs<^hlQt»eieii  wurde,  wahreod  doch  in  V.»  wo  die  aassereuro- 
filKb«  >  tu  behandeln  wäreii«  die Colonien  der  europäiaclien  Staaten 

imal&tJ^i  w»  lutn.  Für  dieses  Zwecke  da  die  politi&cbe  Eiutheiliiug  von 
ICmi«  mi  in  i\\  vorkommt,  hatte  in  VL  wenigstens  ffir  Europa  oine 
Awahme  g^uacbt  werden  können. 


D«r  H.  V.  begnügte  sich  damtl  nicht  lediglich  einen  neuen 
B^Arplan  tu  entworfi^n»  er  ging  sofort  an  die  Aaäf&hrung  desselben  und 
lifW  4  iSitlck  Lohftexte  vor»  welche  f^  diesen  Lehrplan  berechnet  »ind. 

Sr  iDoiiriert  dicaen  Schritt  mit  der  Bemerkung  in  dem  Vorworte 
MM  ä^m  L  l*ntiu*,  dum  far  die  Eeabchulen  I.  U.  berechnete  Lehrtexte 
■kitt  lorliBfiden  »eien,  dann  dass  bei  den  Lehrbüchern  in  fast  allen  Fächern, 
üldil  Ulofi  ihm  fcTeogrHphischen  der  WissenscIiaftHciikeit  gegenüber  der 
JiliUlQdik  eine  lUf   '^^•'  ^^vr>ckc  der  Lehranstalten  zu  h«jbe  B*^<1e>Uüijg  ^ii»- 

l-it   bedurfte   es    wol   dieser  M  nicht, 

icht  ganz  ohne  Anfechtung  bi<  lUj;  wir 

set  ein  gaM£  berecUti^ti^ä  Üntentehmen,  dass  der 
ii.uiJtt  brgnUgt<'  hha  %n  rathcn  sondern  zu  thatcn:  ja 
^m  lifPMiTi»  Work  wäre  als  ein  unvollendetes  zu  betrachten,  wenn  «r 
«fak  4iaM  L«hrt«it4«  als  Beilage  in  dem  Lehrplane  boigeHigt  hätte, 

Is  diej^fni  !  'fht<?  b«triM:ljten  wir  die  4  erschienenen  Lchrtcjcti%  xu 
^ntM  wmck  da*  Lit.  Centralblattes  d.  J.  N.  15  ein  fünftes  ak 

1  Sb  «pä|h^^.  .  ijtHjgraphie'  demnächst  binautreten  »olL 

So  weil  das  TorKetr^nde  Material  m  einem  Urtheile  Über  die  Ein* 

TlAiuMg  AI'         '    '  ^iHgt>  so   liegt  iliiü  Wr&etitlich^  der  Um» 

Qviahoi^'    '  iiniitf  ^nlliT'^tn'Hn^j  <j»*M^'raphie,'*  die  man 

^  4irl  ii<^  vorauszuschicken  pHegt, 

^4  %  ,  ,  j  che   oder   ph/sikalische  — 

^  J<o»«ieIatur  schwankt  hier  —  politische  Geographie  mehr  oder  minder 

ftcJUirficA  Whandelt  werden,  ala  solche  aufgelassen,  dafür  aber  ein  Cu raus 

Wt  |w]Ädeutibche  Geographie  geMittt  würde.    Dieeo  Modification  in  der 

bildttvng  1'^    ncne,    wir   finden    sie   bereite  frühzeitig  in  den 

Utedtoi  ^  Is;    ("9  ist  ein  UmgestaUongsprocess  in  den  Lehr- 

^rAa^  4er  Klum     it:-     ti<iriMP:i  in  Anspruch   nimmt     Das»  hierauf 

4w  £lnsig   der  Niitunu  .-ihöLijaitcM   in   die  Schuten  einen  weaentli eben 

Ifiini  atutbt,  daHlr  gibt  der  H.  V.  selbst  den  Beweis,  indem  er  ber- 

^Aebl,  4a»' die  mathematische  Geographie,  die  Pflanten-  tmd  Thier- 

pifn^&e  Uire  BteUe  in  dem  naturwisaenschafllichen  Unterrichte  finden. 

Dttgcf«ii  liarrscht  ober  daa  Haaas  denjenigen  ErkliLrungen  und  Er- 

Jteinipift»  dl«  man  in  dtis  L  Quiana,  vom  H.  V.  Geograph Uche  Fropi- 

feaa&at,  iafnehmao  »oU,  nocli  immer  eineMeinangnferRchiedenheit. 


Kadi   nn*' 


378      Dronkes  GeographiBclie  Schulbücher,  von  /*  Ptctschnik. 

Diese  kleioo  Streitfrage  scheint  übrigens  der  Seminarlehrer  A.  Hutnafl 
am  gläcliUchÄten  gelöst  2u  haben,  der  in  seinem  L  Coraas,  den  ^ 
fangsgrönde  der  Erdkundo.  Vorstufe  zum  Grundrias  der  Erdkunde,  m 
gar  keine  Erklärungen  und  Erläuterungen  yor&Q&schickt,  sondern  b 
zum  GlöbuK  schreitot  und  die  sogenannten  Erklärungen,  dort  wo  es  n 
wendig  erscheint  ^  dazu  gibt, 

Diester  modus  procedendi  ist  auch  unserem  U.  V.  nicht  fremd,  ii 
er  ausdrücklich  in  meiner  Instruction ')  hervorhebt,  die  hierbei  neu 
tretenden  BegiiSo  (Festland,  Insel,  Halbinsel,  Landzunge  etc.)  seien 
dann  zu  erläuteru ,  wenn  dieselben  zum  erstenmale  in  regelmässigem  Gl 
des  Unterrichtes  Yorkommen. 

Allein  so  couse^juent  in  der  Durchführung  erscheint  der  H*  V,  1 
der  gegebenen  Vorschrift  in  seinem  Leitfaden  doch  nicht  wie  A.  Rum^ 
er  bringt  dem  systematischen  Coropoudium  noch  Opfer,  wenn  aoeh  kli 
die  §§.  24,  36, 27  des  L  C.,  die  iu  dem  Abschnitt  „physikalische  Geograp 
yorkorameut  beweisen  es;  im  Üehrigen  hlll  sich  dieser  Ahsdinilt  in 
Torgezeichneten  Grenzen. 

Nicht  so  steht  es  mit  der  mathematischen  Geographie,  die  in  did 
Büchlein»  das  38  Blätter  zählt,  11  Blatter  in  Anspruch  uinimt  Dies  i 
umsomehr  auf,  als  der  H.  V.  wie  eben  btjmerkt,  dieses  Oapitol  d«r  ^ 
graphie  den  Naturwissenschaften  zugewiesen  haben  wüL 

Allein  auf  diese  Partie  legt  der  H,  V.  gerade  im  1.  Curfos 
zwar  b«i  Beginn  des  geographischen  Unterrichtes  ein  grosses  Gewicht 
widmet  derselben  ein  ganten  K>ommerseme6t6r.  n^Die  mathenmtiKhe  ^ 
graphie,  sagt  der  H.  V.  im  Vorwort  zum  L  C,  moss  recht  intcoii 
80  weit  sie  dem  Sextaner  verständlich  ist,  vorgetragen  werden.  Durch  g 
Globen,  ein  Planetarium  muss  ihm  das  Verständnis  erleichtert  werd 
der  Lehrer  muss  diese  Hilfsmittel  stets  gebrauchen,  an  ihnen  die  R( 
tigkeit  der  Angaben  nachweisen  und  dem  Schüler  in  jeder  Hinsicht  du 
Veranschaulicbung  den  Lehr  gegenständ  näher  zm  bringen  suchen;  so  a 
er  ihm  namentlich  au  einem  hellen  Abende  den  Sternenhimmel  und 
Hanptstembilder  zeigen,  auch  mit  dem  Licht  (e?ent.  in  einer  an  eil 
Abend  zu  Hilfe  zu  nehm  enden  Stunde)  die   verschiedene  Helligkeit 
Lichtes  und  das  Verschwinden  des  schwächeren  vor  dem  hellereu  n 
weisen  u.  s.  f. 

Wir  sind  weit  entfernt  davon  zu  zweifeln,  dass  der  H,  V.  peȟOl 
auf  diesem  Gebiete  erfrenlichs  Kesnltate  erxielen  könne,  allein  aU  all 
meine  Vorschrift  möchten  wir  sie  doch  kaum  befürworten,  da  dieöeRii^ 
diogungen  veraussetst,  die  nicht  überall  in  der  erwünschten  Weil» 
hiuiden  sein  dürften. 

Zudem  glauben  wir,  dass  ein  späterer  Zeitponct  biefni  getigni 
sein  werdet  zum  mindesten  erscheint  uns  die  Forderung,  die  z.  6.  )l 

')  Anfangsgründe  der  Erdkunde.  Vorstufe  zum  Gmndriss  dm  fi 
künde  von  A.  Hammel,  Seminarlehrer  in  Delitzsch.  Halle,  Edoard 
1B77.  Desselben  Grundrise  der  Erdkunde  für  Mittelschulen  und  verwüti 
Lehranstalten,  Halle,  Edmund  Anton,  187«. 

*)  Lehrpl&n  S.  34. 


Droits  Geograpbiseb«»  ^cliulbUcbi^r,  voo  J,  Ptwchnik,       S70 

H«  T.  fto  die  Sextaner  iu  Betreff  der  Venus  stellt,  zu  schwer  weil  zu 
llt:  .Die  Venös,  so  lesen  wir  im  §.  19  des  L  C\.  umkreist  die  Sonne 
iiBtr  mittleren  Entfernung  von  14,000JNX>  Meilen  iu  einer  Zeit  von 
Tti^ea,    Sic  nühort  sich  der  Erde  bis  ivuf  6,000.000  Meilen,  während 
vier  AUifUud  34,U<XK(XM)  Meilen   beträgt.    Daher  Ist  sie  zeitweise 
IplAnzend  und  scheinbar  —  für  unser  Auge  —  grösser,  zu  an* 
Ifi  Z«it4»n  älKir  kleiner.   Im  ersteren  Falle  bei  ihrer  Erdenn&he  muaa 
[uns,  da  sie  selbst  kein  Licht  ausstrahlt,  sondern  nur  von  der  Sonne 
[Licht  t*nvp^Qgt,  ähnlich  wie  der  Mond  nur  als  eine  Sichel  erscheinen 
dies  ist  in  Wirklichkeit  der  Fall   Durch  ein  Fernrohr  gesehen, 
btrkeii  wir  an  ihr  dieselben  Phasen  (Lichtveränderungeti)  wie  hei  dem 
Hd«,  natürlich   in  anderen  Zeiten.    Da  ihre   üose  ebenfalls   nahe  der 
Hptik  liei^t,  ^  muss  sie  bi^weiK>u  vor  der  Sonnenscbeibe  vorüberg^ehen 
ond  dies  mnat  man  einen  Venusdurchgang.  In  je  hundert  Jahren  tinden 
gewöhnlich  zwei  statt" 

Abgesehen  von  dieser  ElgenthtlmÜchkeit  wollen  wir   gern  aner- 
4gB^  der  H.  V.  sich  ?on  gauz  richtigen  Ansichten  hei  der  Aus- 
Stoffes leiten  liess;  gewiss  ist  der  Ge^^icbtspunct  richtig,  dass, 
\  itf  R.  V.  bemerkt}  nur  die  Namen  derjenigen  Städte,  Fliläsef  Ge- 
«ic  zu  lernen  seien,   welche  in  irgend  einer  üinsiobt  —  sei  es  in 
0ria«ti«r,  merkantiler,  gawerhlicher  oder  politischer  —  von  Wichtig- 
«ilid  oud  deren  ßekanntsein  auf  den  früheren  Stufen  vorausgesetzt 
Wfinn  hier  und  da  die  selb&tgezogenen  Schranken  in  der  Aus- 
ritten erscheinen,  so  darf  nicht  übersehen  werden,  daas 
[  er»t  rt  einer  Arbeit  nicht  ohne  Gehrechen  zn  sein  pflegt  und 

l'uebenh^itön  durch  den  Lehrer,  dem  Ja  auch  ein  gewisser  Spiel- 
elngeraumt  sein  muss,  leicht  unschädlich  gemacht  werden  können. 
iSo  eriieheiut  uns  z.  B.  für  einen  i^xtaner  die  Zahl  der  ^Cape*  hei 
S.  40-^49  L  C.  Cap  York,  Wilson,  Byron,  Steep*PoSnt,  Nord- 
.'Ai\y  ZU  grofls;  wir  Übersehen  nicht  den  Zweck,  den  der  H.  V. 
kAu^e  hatte,  indem  er  die  Rüstencoutiguration  dieses  Contlneutes 
««jchnende  Methode  markieren  wollte;  allein  um  diesen   Preis 
ni  uns  dieses  Gut  für  einen  Seitaner  doch  zu  theoar  erkauft 
^'^    iie  anderen  Curse  betrifft,  so  sind  dieselben  im  Sinne  des 
I  Programms  dem  vorgeschlagenen  Lehrplane  gem&sa  durch- 
■iiri-    i»<'r  n.  V.  erachtete  es  für  zweckmässig  für  jede  Classe  einen 
irua  Lfhri4*xt  m  entwerfen.  Ob  und  welche  Nachtheile  ein  solcher 
Bit  -0,  darüber  werden  jene  Schulmänner,  die  sich  dieser 

Im  rricht^j   bedienen  wirJcrj.   dem  H.  V.   gewiss  seiner 

Ikfi^ht  imttatten. 
Verglichen  mit  anderen  Lehrte  aUu   a^ai lieber  Einrichtung  ist  der 
l  der  vorliegenden  nicht  zu  groas  ausgefallen  and  wenn  der  H*  V*  eine 
kaüllMii  für  eine  zweite  Auflage  vornehmen  wird,  so  wird  er 
maoheo  fitillen  Kürzungen  anbringen  können,  »ei  es  um  den 
ilw  Vortragen  ia  der  DicUoo  m  verwischen,  wozu  daa  Ttg§ 
für  die  Sache  den  Autor  hier  und  da  verleitete,  aei  es  um  ein 
«ftd  böigeres  Band  twiaehen  den  BQchlein  zu  knüpfen,  wodurch 


880      Dronkea  Geographische  Schalbücher,  von  J.  Ptaschnik. 

der  y ortheil  erreicht  werden  könnte,  dass  Wiederholungen  vermieden  and 
die  Schüler  daran  gewöhnt  würden  mit  dem  bereits  Erlernten  zu  operieren. 
Wie  dies  in  der  Tendenz  des  Lehr  planes  bereits  angedentet  irt^ 
wurde  der  Oro-  und  Hydrographie  eine  ganz  besondere  Sorgfalt  gewidmet; 
aber  auch  die  Bemerkungen  über  Klima,  Producte,  Ethnographie  enthalteo 
hinreichende  Momente  zur  Orientierung.  In  ersterer  Beziehung  ist  be- 
sonders der  IL  Cursus  recht  gut  ausgeführt;  weniger  glücklich,  obwol 
es  hier  an  Material  nicht  fehlt,  erscheint  uns  diese  Ausführung  bei  dem 

III.  und  VI.  Cursus,  wozu  allerdings  der  Umstand  beitragen  mochte^ 
dass  hier  der  Lehrstoff  dreifach  zur  Behandlung  kommt,  im  I.  UL  und 

IV.  Cursus^  und  die  Basis  vielfach  wechselt,  was  besonders  in  dem  UL 
und  IV.  C.  der  Kall  Ut. 

So  lesen  wir  z.  B.  S.  23  C.  H.  Im  Osten  des  Fichtelgebirges  li^ 
ein  zweiter  Thalkessel,  die  böhmische  Terrasse,  welche  ebenfalls  auf  allen 
Seiten  von  Bergketten  umschlossen  ist.  Dieser  Thalkessel  wird  im  IV.  CL 
S.  27  der  böhmische  Kessel,  böhmisches  Viereck  genannt,  das  im  Südostes 
nicht  von  einem  eigentlichen  Kettengebirge  begrenzt  wird  (S.  27).  Wu 
nun  dieses  letztere  betrifft,  so  wird  dies  im  III.  C.  S.  24  böhmisch-mfth- 
risches  Hügelland,  im  IV.  C.  S.  27  Hügelzüge  der  mährischen  TenaaM 
auch  bisweilen  mährisches  Gebirge  genannt 

Dieser  rasche  Wechsel  in  Bezeichnung  von  Formen  hängt  wol  auch 
mit  dem  Charakter  der  Diction  des  Lehrteztes  zusammen,  worin  tbeUwmse 
mehr  der  wortreiche  Vortrag  als  der  abgemessene  Lehrton  sich  kundgibt; 
allein  es  wird  sich  hier  eine  schärfere  und  mehr  consequente  Beseidmuag 
der  Formen  empfehlen.  Auch  bei  der  Darstellung  des  Sudeten-  und  Kar- 
pathensystems  wird  eine  genauere  Bestimmung,  so  wie  bei  der  Schildemng 
der  österreichisch -ungarischen  Monarchie  manche  Berichtigung  notii- 
wendig  sein. 

Was  die  Bemerkungen  über  Klima,  Producte,  Bewohner  betrifiti  lO 
vermisst  man  im  H.  Cursus  bei  Amerika  den  Absatz  über  Klima  und 
Producte,  während  derselbe  bei  den  übrigen  Erdth eilen  regelmässig  vor* 
kommt.  Eine  grosse  Ungleichheit  herrscht  in  der  Beifügung  der  BOga- 
nannten  historischen  Ezcurse,  die  bei  einigen  Staaten  gar  nicht,  bei  an- 
deren zu  ausführlich  erscheinen,  so  z.  B.  im  IV.  C.  S.  152,  wo  mit  dn 
ursprünglichen  Bewohnern  Belgae  unter  Caesar  begonnen  wird.  DeM 
Ezcurse  bleiben  immer  von  höchst  zweifelhaftem  Werthe,  indem  sie  für  JMM^ 
die  einen  historischen  Unterricht  genossen  haben,  überflüssig  sind,  wälueid 
sie  für  jene  dagegen  ohne  historische  Vorkenntnisse  nicht  die  aoiiii- 
chenden  Anhaltspunete  zu  einem  genügenden  VerständniBse  bieten  kSmai» 
Dass  derlei  Ezcurse  nicht  unumgänglich  nothwendig  sind,  das  hat  ds 
H.  V.  durch  seinen  Vorgang  in  den  Lehrtezten  selbst  dargethan. 

3. 
In  8  Lieferungen  „Qeog^phische  Zeichnungen,*^  wovon  die  erste  7, 
die  zweite  8,  die  dritte  14  Karten  sammt  erläuterndem  Texte  enthilt,  legt 
der  H.  Y.  die  Frucht  seiner  16jährigen  Beobachtung  und  Anwendong  dar 
zeichnenden  Methode  nieder. 


ö^nlpi^e  SchalbQcher»  ?ori  J.  Pta^chniL       981 

it  tich  hierb«i|  was  die  Kftstenconfi^rätion»  das  Streir:])^ 
itfG.  rj  betrifft»  der  geraden  Linie  und  etpcmit^rt  seinen  Vor^*ang^ 

llwi  plu  tUi  tJfjiUin  Lehrstunde,  welche  dem  betreffendon  Weltthcile  ge- 
ilA&H  bt,  leichne  ich  an  der  Tafel  zonächst  nur  vertikale  und  horizontale 
Hxidi«  von  elnfacbeti  GrdsseDYerhältnissen ;  durch  V^iürbindung  der  eot- 
^^rKhendeii  hierbei  erhaltenen  Puncte  —  meist  Cape  oder  wnst  mwk- 
ln%»  za  memorierende  Stellen  —  erhalt  man  die  all  gern  ei  nut«  Gestalt 

er  müssen  diese  Linien  anfein  ßlntt  mitfteichnen  und  sich 

lu  Entwerfnng  dieses  Bildei  Qben Nachdem  dies«)  gerad* 

H^ut  eingeübt  ist,  ao  dass  sie  allen  Schülern  geläufig,  teichne  ich 
»tCfi^ien  in  diese  Figur  vor  und  werden  hierbei  die  Meerestheüe,  ICösten- 
tfui«l]i  vorgetragen  ....  Es  werden  alfidaun  die  Gebirge  als  dielte 
In  die  Figur  eingetragen,  die  bedeutendsten  Berge  in  ihrer  Lage 
Pimcte  markiert  Ebenso  werden  alsdann  die  Fltisae  in  ihrem  Laufe 
9%  und  &chljes«lich   die  Lage  der  Länder  und  deren   grOsste 
Ite  dnroh    O  angegt?beu  ...♦  Im  8peciellen  wird  noch  die  Lage  des 
^luilori»  der  Wende-  und  Polarkreise  angegeben.    Zum  Scblaase  haben 
Seiktltr  mittejat  der  im  Unterrichte  angegebenen  Metho*ie  zn  Hanse 
voliatliidige  Karte  zu  zeichnen    und  wird   darauf  gehalten,    dasä 
illci,  v«i  von  topiacher  Geogruphio  durchffenoraroen  worden  ist  —  aber 
sldii  mehr  —  aaf  der  Kurte  •  i  \" 

Diaae  Instruction  schi^int  an  ierige  Aufgabe  %n 

D»  f&Hends  wenn  man  das  Ziel  ins  Aoge  famt,  da&  der  V.  bei  dieser 

den  Methode  verfolgt  and  das  also  lautet:  ^Dass  es  hierbei  nicht 

r  ankommen  kann«  absolut  richtige  Karten  zu  zeichnen,  vielmehr  nur 

I  iUfemein«  Gestalt  so  wie  die  Lage  der  verschiedenen  Theile  su  ein- 

'  an  einem  klaren  Bilde  im  Kopfe  der  Schfller  %n  erzeugen,  braucht 

wal  nicht  weiter  ausgeführt  zu  werden." 

AlhTin  die  Durchrührung  dieser  Instruction  ist  im  Detail  an  Be- 
nogiOB  geknüpft,  welche  die  Aufgabe  nicht  so  leicht  gestalten. 
JSuA&chit  muss  es  von  vornherein  auffällig  erscheinen,  dasa  der  H.  V, 
cko  auf  das  so  mJUaig  gestellte  Ziel,  auf  die  so  einfachen  6e- 
ade  Linie y  Tafel,  Kreide,  Papier,  ^tift,  sich  dagegen  erklJLrl» 
chnende  Methode  in  der  Sexta  in  Anwendung  zu  bringen.  Dfos 
au ffal liger,  alü  der  H>  V,  z,  B.  schon  in  der  Seita  und 
.  tcn  Lehrstunde  demonstriert:  ,Neoholland  bildet  ein  un- 
i^f|dlni«igrs  F&nfeck  mit  uus^eroidentlich  geringer  KAstenentwicklung.*^ 
£•  tlagt  doch  nicht»  niih»?r  —  und  der  obige  Lehrsatz  fordert 
cb  daXQ  auf  —  als  die  Annahme,  der  Lehrer  «olle  dieses  Fünfeck 
f  4if  T»f«l  »cichnen ;  daaa  die  Schüler,  die  Sextaner,  dies  werden  oach- 
l^lric^aeii  kAnnen,  seibat  wenn  man  ihnen  noch  den  Wendekreis  des  Stein* 
I  hiaiu  ^bt,  daran  wird  wol  Niemand  tweifeln, 

Kldlt  aUo  urthellt  jedoch  der  H.  V,  Über  die  Sachlage;  er  erhebt 
UAb'.  «Die  mchnende  Methode,  bemerkt  derselbe,  schon  in  der  Sexta 


^8^      Bronkes  Geographiscbe  Scbulbüchert  tod  /,  Ptas^^ik, 

eiuzuführeD  dürfte  Terfröht  sein;  die  Scbükr  fiiud  einestheiU »oocU  nicht] 
so  weit  in  der  Anschauongf  um  die  Richtigkeit  einer  Zeichnang  l»eiir-l 
theilen  zu  können ;  anderntbeils  sind  sie  selbst  noch  üicht  im  8t&nde  ei»  i 
in  ihrem  Geiste  avtch  richtig  gedachtes  Bild,  selbst  wenn  es  nur  aut  ge- 
raden Linien  besteht  ^  graphisch  wiederzugeben*^  Allein  es  scheinen  un&  ' 
diese  Einwände  nicht  ganz  stichhältig  zu  sein;  was  den  letzteren  Einwand  .' 
betrifft,  so  kann  darüber  freilich  nur  ein  factjscber  Veraucb  entscheiden  ^^| 
allein  so  viel  erscheint  wol  zulässig,  dass  auch  ein  Sextaner  ein  vorgo-i^P 
zeichnetea  Fünfeck  werde  nachmachen  können.  Indess  zugegeben,  daue  ^ 
dieses  richtig  gedachte  Bild  —  das  Fünfeck  —  in  der  Auafülming  seine 
Mängd  haben  sollte,  so  wird  doch  selbst  diese  Zeichnung  mindestens  jentinj 
so  massig  gestellten  Ziele  gewiss  nahe  kommen,  was  der  H.  V.  der  seid 
n enden  Methode  vorgesetzt  ^^  komme  ja  hierbei  nicht  darauf  an,  absold 
richtige  Karten  zu  zeichnen."  Und  dennoch  müssen  wir  dem  H.  V, 
pflichten»  wenn  er  sich  hier  gegen  die  Anwendung  »einer  zeichnend 
Methode  in  der  Sexta  ausspriclit ;  ja  wir  meinen,  dass  diese  Methode  i 
in  der  Quinta  zu  früh  beginnen  durfte  und  zwar  wegen  der  Bcscbafii 
beiten  jener  Erläuterungen ,  die  den  geographischen  Zeichnungen 
geben  sind  und  die  zugleich  die  Schlüssel  enthalten,  nach  i! 
Zeichnungen  construiert  werden  sollen»  Wir  bleiben  bei  dem  an^' 
Beispiele  „Australien.'*  Hier  der  Schlüssel  für  den  Entwurf  einet  g6iA»i-< 
linigen  Figur  von  Australien;  derselbe  ist  in  der  Reibe  der  übrigen  —  | 
CS  siod  deren  etwa  25  —  einer  der  einfacheren.  «Auf  der  verticalcn  AH  [ 
schneide  man  11  gleiche  Stücke  ab,  so  besitimmt  H  die  Lage  der  L&droD€8i| 
(Marianen),  G  das  Cap  York.  Ziehe  nun  nach  Westen  BL  and  MO  beidrt] 
=  5  (wo  EM  =  V.).  OF  =  1  (wobei  ED  =  OF),  dann  die  TertibOfll 
PQ  =  1,  so  bestimmt  (iOFQ  die  Bai  von  Carpentaria  und  ÜQ  die  Nord  , 
küste,  OL  die  Westküste  von  Australien. 

Zieht  man  nun  noch  DB  ^  l*/«  und  AE  =r  6  nach  Osten,  b^l 
stimmt  auf  der  letzteren  Graden  J,  so  dass  AJ  =  1%  ist^  und  verbindll| 
R  mit  G  nnd  mit  J,  so  ist  auch  die  OstkÜste  Australiens  bestimmt*  f  | 
bestimiut  die  Lage  von  New  Zealand  nnd  N  (wenn  MN  =  4)  die 
von  Neu-Caledonicn,  die  Nordküste  Neu-Guineas  halbiert  den  «weiten  Ab^| 
schnitt  von  GH.* 

Wir  sind  weit  entfernt  daran  zu  zweifeln,  dass  die  vom  H.  V. 
^gezeichnete  Methode  interessante  Resultate  erzielen  könne;  ancb  woD4l| 
wix  nicht  vorschnei!   darüber  abartheilen,  da  es  ja  Schalen  geben 
Pfo  die  Verhältnisse  des  Lehrplanea  derlei  kartographische  Versucht  g^| 
atten;  wenn  wir  hier  einige  Bemerkungen  folgen  lassen,  so  gesckialitl 
dies  lediglich  mit  Bezug  auf  die  Frage,  ob  die  zeichnende  Metho  i 
Anwendung  principiel  bekanntlich  auch  von  unserem  Org.  Ent^. 
wortet  wird'),  in  der  oben  angedenteten  Weise  einen  Raum  in  uoMüitri 
Gjmnasien  Platz  finden  könne. 

Wie  man  auch  über  die  vom  H.  V.  vorgeschlagene  Methode  m*\ 
theilen  mag,  darüber  dürfte  wol  keine  MeinungsTerschiedeobeit  obi 


')  Org.  Entw.  Instruction  S,  153. 


Drtmktt  Q^grapbiscbo  Schulbdcher.  von  /.  Pkucknik*       S8^ 


dtfidVe  a?Fprünglich  xon  ein^r  ganz  riclitigeu  Idee  aasgcgangeQ  Ut; 
ndi  til  lein  Streben^  womach  er  Dicht  zufrieden  mit  dem  Erfolge,  den 
IltiB  dk  cinfBidie,  priiDltivo  Darstell  an  g  bot  (Cur«  L  p.  47)  nach  weiterer 
Etlwftekliuig,  nach  ein^r  Verbesserung  derselben  strebte,  gewisa  aicbt  zu 
4dn;  allein  so  löblich  eein  Streben  an  sich  idt,  jene  Grenze,  die  auch 
I  loartographischen  Uobungeo  Terhanden  »ein.xnuBS,  acbelnt  er  Über- 
au  hab^n :  er  langt«  bei  einem  complicierten  System  au,  dessen 
llirtttii;  nir  die  leicbnendc  Methode  neben  dem  geographischen 
VflItfHcbta  eine  selbständige  St43lluug  beansprucht,  es  ist  eine  Abart  des 
*  jünwlfwcltea  Zeiebuens^  ein  selbständiger  Lehrzweig,  hat  aeine  bcaon- 
mn  TotlageOy  erfordert  seine  besonder«  Zeit  und  Arbeit. 

In    etiur  aolcben  Ausdehuuug   kann   die   zeichnende  Methode   in 
»i«rcti  Gymnasien  einen  Platz  nicht  finden*   Das  Karten xei ebnen  oder 
^gff  gesagt,  die  kartographischen  Demonstrationen  .sind  daselbst  ein 
kUgricrasder  Beatandtbeil   des  geogr&phischen   Unterrichtes  selbst;  sie 
ad  Mittel  xum  Zwecke.  Der  Lehrer  hat  sich  dieaes  Mittels  in  zwei- 
fWwr  Wt-i  f>»  einmal,  indem  er   selbst  zeichnet,  um  durch 

Siapbiacbr  seine  Erklärung  der  Object*»  zu  versinnlichen, 

lian,  indimi  er  dvn  bchttler  zeichnen  liisst,  damit  er  ^ich  überzeuge«  ob 
Ik  focit«Uungen  der  von  den  äcbtUern  angeschauten  Objecte  richtig 
mm  oder  nicht.  ZwecJc  dieser  kartographischen  Demonstrationen  ist  das 
|ei4iAdnt6  der  Kart«?. 

llaü   uaternchätze  die  Schwierigkeit  nicht,  die  in  der  Forderung 

4»»  rsich  auf  einer  Karte  ohne  Namen  leicht  und  sicher 

a  TerhältDissmäsaig  kleinen  iUume  ist  eine  Fülle  iron 

in  buntcHter  Mannigfaltigkeit  oft  dicht  zusammen  gedrängt  und 

tidsf  verachlungen. 

Uro  wie  viel  besser  ist  der  Lehrer  der  Naturgescbicbt«  cUran,  der 
einer  Karte  die  verschiedensten  Objeote  zu  ordne»  und  zu  «r- 


r    wird  es  der   fortacb reitenden  Entwicklung   in  der  Kar- 

51]  ;j;^n  auch   hier  allmälig  weitere  Behelfe  zu   liefern.    Bis 

l^tcibt  v%  Aufgabe  des  methodisch 'didaktischen   Vorgängen  diese 

HU   schafTeu,  Wozu   die  zeichnende  Methode  ein  wirksames  und 

brli4:hes  Mittel  ist.  Da  jedoch  diese  nur  ein  Mittel  ist,  so  ist  der- 

durch  drr  ''-    '    ^elbst  auch  ein    bestimmter  Weg  v.  'inet. 

Di^   onr  n  ForTuen   müssen   auf  einfache»  Age 

«doci^ft,  daa  c  nd  in  »eine  Theile  zerlegt,  die  gleich* 

trtigm  attsamni'  il  nach  dem  andern,  wie  ein  naturge* 

iAic|itU«be^  Objgft  in  seinen  wesentlichen  Merkmalen   zur  Anschauung 

flbiiidii  werden.   Nicht  mit  unrecht  ist  der  geographische  Unterricht 

itola  danaf«  dans  er  wi«  die  Sprachen  seine  Formenlehre  hat 

I^H        Xk  Jedoch  der  geographische  Lebrapparat  für  die  einzelnen  Theile 

^Hk  cfiUpfttchtfndcn  Objecte  nicht  ansetzt,  so  muss  der  Lehrer  »ich  die- 

^Bban  1  und  Lineal  mit  der  Kreide  auf  der  Tafel,  mit 

^Im^c  ,  mit  letzteren  dann,  wenn  sie  ab  wesentliches 

EtkoDc  Lmal  das  Objectes  erscheinen. 


JB4        Bronkes  Geogmpbiscbe  Schalliftcher,  von  J.  Pta^chntk, 

Sind  die  Tbeüe  nach  ihren  wesentl leben  Merkmalen  sor  ATiflchAmmg 
gebracbti  dann  folgt  die  Zuaammenstelltjng  derselben  «a  einem  Gans 
am  das  Verhältnis   darznlegen.  In  welchem  dieselben  zn  einand- 
Dies  ist  eine  schwierigere  Arbeit  und  ohne  fertige  Hilfsmittel^  feb 
puncto  nicht  so  leicht  durchzuführen. 

Doch  bieff^r  bat  die  technische  Entwicklang  tuwerer  Kartograp 
bereits  einigerroaseen  gesorgt. 

E.  Bcbauenbnrgs  Flusskarten  von   Europa  und  Mitteleuropa* 
die  sich  wie  eine  BcbuUafel  mit  Kreide  und  Schwamm  bebandeln  la 
und  die  in  keinem  Gymnasium   fehlen  sollten,  sind  dio  zweckmäast^ 
Mittel,  um  die  Verhältnisse  der  Oro-  und  Hjdrographie  zur  Anschauu 
bringen  und  einzuüben ;    ausserdem   eröffnen  sie  ein  ergiebiges  Feld 
die  mannigfaltigsten  üebungen. 

Den  Entwurf  vollständiger  Kartenbilder  möchten  wir  den  Schul« 
weder  als  Verpflichtung  auferlegt  noch  empfohlen  sehen  5  werden  solche  de 
ungeachtet  aus  freiem  Willen  dem  Lehrer  vorgelegt,  dann  möge  «r 
strengste  Kritik  derselben  vornehmen  und  sich  Rechenschaft  über  j»d« 
Zug  geben  lassen,  der  ihm  bedenklich  erscheint;  es  ist  besser,  wenn  an 
berufene  Hände  frühzeitig  von  einem  solchen  unternehmen  fern  gehalt 
werden,  als  dass  sie  durch  eine  nachsichtige  Beurtbeilung  bei  einer  Art 
erhalten  werden,  die  gewohnlich  viel  Zeit  erfordert  und  doch  einen  bft 
zweifelhaften  Gewinn  bringt* 

^chon  aus  die^^en  kurzen  Andentungen  dürfte  zu  ersehon  Bein, 
unsere  Anschauungen  von  jenen  des  H.  V.  differieren  und  dass  ein  wewat-l 
lieber,    ja   principieller  Differenzpunct    in   der  Beantwortung  der  Fr 
liegt,  ob  die  zeichnende  Methode  Mittel  zum  Zweck  oder  Selbstzweck 
Vielleicht  lag  es  nicht  in  der  Absicht  des  H.  V.  seinem  Vorschlage  diei 
Deutung   zu   geben;   allein   thatsachlich   erscheint   es   so,   da  er  ein 
SchlQssel  zur  Construction   von  Zeichnungen  schuf,  der  ausserhalb 
Rahmens  eines  methodischen  Lehrganges  liegt. 

Der  Schlüssel  für  die  kartographischen  Demonstrationen  soll  at^ 
ein  integrierender  Bestandtheil  des  methodischen  Lehrganges  sein,  gleici 
wie  es  Sache  eines  metbodisdi  abgefassten  Lehrtextes  ist,  nicht  hlog 
Stufengang  för  den  Unterricht  zu  ordnen  sondern  auch  den  Schlüssel 
die  zeichnende  Methode  wenigstens  anzudeuten.  Und  mehr  als  einer  J 
deutung  bedarf  dieser  Schlüssel  nicht,  denn  er  muss  seiner  Natur  oacb~ 
einfach  sein.  Diesem  gegenüber  hat  aber  der  V.  einen  Schlüssel  «»ntworf^n^^ 
der  schwer  zu  handhaben  ist. 

Und  in  dieser  Erkenntnis,  dass  nSmlich  der  empfohlene  Schlft 
denn  doch  nicht  so  leicht  zu  handhaben  ist.  mag  die  Ansicht  des  fl 
ihre  Veranlassung  haben ,  die  sich  auf  die  Stellung  des  Lehrers  bei 
zeichnenden  Methode  bezieht  „Von  grossem  Vortheil**  sagt  der  fi  V, 
ist  es,  wenn  der  Lehrer  seihet  an  der  Tafel  da^  Bild  der  L&nder  nach 
allgemeiner  Form  —  wo  möglich  mit  Zugrundelegung  von  geraden  Linien 
entwirft**  Dies  lässt  die  Annahme  in,  es  sei  nicht  unbedingt  nothwen4lf  J 


')  Leipzig,  J.  C,  Hinriehs'sche  ßnchhandlang. 


Dronies  Gcognpbische  Lehrbttcher,  tod  /.  Fttuchnik,       S86 

■  der  Lehzer  Mll»t  auf  der  Tafel  xeichne.  und  bietet  ancb  der  Deatang 
dem  H.  V.  fem  lag,  dem  Lehrer  irgend  welche  Beschwerden 
indem  auch  eine  blos   beaufsichtigende  Inierrention  ge- 

ftm  kfimie. 

Wie  dem  anch  sein  mag,  wir  können  nns  —  und  hier  liegt  der 
üe  Difieiflnipimet  —  hierin  der  Ansicht  des  H.  Y.  nicht  anscbliessen. 
ilit  die  widmende  Methode  jenen  wirksamen  Einfloss,  den  man  ihr 
kiilimt,  dann  mnss  sich  der  Lehrer,  da  ja  diese  Methode  ein  inte- 
iwmdi  ■  Bestandtheil  des  Lehrganges  selbst  ist,  entschliessen  die  Kreide 
fie  Hand  xn  nehaien;  was  der  Schiller  soll,  mnss  der  Lehrer  znerst 
und  thnn.  Allein  wir  würdigen  gleichzeitig  auch  jene 
die  der  H.  Y.  den  Lehrern  beweist,  indem  er  ihnen  nicht  Be> 
aufladen  will  nnd  weisen  jene  Anklagen  znrfick,  die  man  mit- 
ir  hfirt,  daai  die  EinfOhrong  der  zeichnenden  Methode  einen  Wider- 
id  voBelimlicb  Ton  Seite  der  Lehrer  finde. 

Wenn  Methoden  eonstnuert  werden,  Ton  denen  man  im  Torans 
M;  daaa  sie  Tiel  Zeit,  sehr  Tiel  Zeit,  Tiel  Mühe  Ton  Seite  der  Lehrer 
■iiiB,  wenn  man  hierbei  selbst  eine  fachmännische  Kenntnis  im 
ina  pritendiert,  dann  darf  man  sich  nicht  wnndem,  wenn,  wie  man 
jty  ükt  Lduer  lieber  bei  dem  gewöhnlichen  Voigaoge  bleiben,  an  der 
■Ä  d«  Ldirbnches  nnd  des  Schnlatlas  Leetion  ftr  Leetion  mit  den 
dnrdunmehmen.  Wenn  es  dagegen  wahr  irt,  dass  selbst  eine 
mls  nOgli^  entworfene  Zeichnung  einen  Erfolg  erzielt  nnd  daher 
KpHhnliehen  Yorgaiige  Tonnsiehen  ist,  dann  thnt  man  nicht  recht, 
IHAHB  rieh  mit  dem  Erfolge  der  primitiTen  Zeichnungen  nicht  zn- 
iUb  stellt;  jedenfalls  erhält  zwischen  dem  Nichts  nnd  den  hohen  nner- 
Mhi  FtiLtensionen  das  Etwas  einen  Wert 

Und  dafttr,  dass  man  bei  der  zeichnenden  Methode  die  Forderungen 
Utsi  hoeh  spannen  solle,  scheint  die  seither  gewonnene  Erfahrung 

■  qnchen. 

Wir  heaitaien  über  dieses  Oapitel  bereits  eine  stattliche  Literatur, 
ll  dl  rihmlidies  Zeugnis  Ton  dem  Interesse  der  Lehrer  für  die  För- 
kn|  des  geographischen  Unterrichtes  gibt  Allein  was  ist  das  Ergebnis 
k  Vmdüige  fon  J.  Lohse,  Agren,  Canstein,  Kapp  u.  s.  w.?  Die 
diM  diese  Yorschläge  zu  keiner  einigermassen  allgemeinen 
gelangt  sind.  Und  so  besorgen  wir  denn  auch  in  Betreff  der  Tom 
Ik  Ditnke  mit  so  Tiel  Wärme  Torgeschlagenen  Methode,  dass  dieselbe 
■o  mnüiTnll  an  die  Lehrer  gestellten  Forderung  eine  durch- 
Wixkvng  kaom  erzielen  werde. 
Wien.  J.  Ptaschnik. 


liilHkiin  1  C  «rtcrr.  Gru.  1878.    Y.  H«fi.  25 


Vierte  Abtheiluiig. 


Miscellen. 


(Stiftungen.)  —  Der  zu  Schönstem  in  Steiermark  ani^ 
1874  verstorbene  k.  k.  Kanzlist  Ludwig  Anger  hat  sein  Nj 
mögen  von  6120  fl.  letztwillig  zur  Gründung  von  vier  Stipendien 
vermögensloser  Beamten  der  Bezirksgerichte  im  Cillier  Krc 
Sprengel,  sowie  für  Söhne  vermögensloser  Professoren  der  beiden  < 
in  Cilii  und  Marburg  bestimmt.  Diese  unterm  29.  März  IblS  g 
Stiftung  fahrt  den  Namen  »Ludwig  Anger'sche  Studentenstif 
ist  mit  dem  Ausfertigungstage  des  Stiftbriefes  activiert  word 
brief  v.  29.  März  1878.  —  Min. -Art  Z.  6.561  v.  J.  1878.)  —  De 
1873  in  Wien  verstorbene  jubilierti>  Polizei-Obercommissär  Joha 
hat  mit  einem  Capitale  von  15000  fl.  lüuf  Stipendien  ä  100  fl 
andere  ä  50  fl.  für  die  am  Staats-Realgymnasium  in  Mährif 
studierenden  Schüler,  ferner  mit  oinom  Capit«ilo  von  5200  fl.  eil 
zur  Errichtung  eines  Asyls  zur  Untorbringung  und  Verpflegung  vo 
aus  der  Umgebung  von  Mährisch-Trübau,  welche  die  Schulen  in 
Trübau  besuchen,  errichtet  und  sind  diese  beiden  Stiftungci 
Tage  des  Stiftbriefes  activiert  worden.  (Stiftbrief  v.  7.  Apri 
Min.-Act  Z.  6207  v.  J.  1878.)  —  Die  vom  k.  k.  pri  vi  logier 
händler  Gustav  Figdor  in  Wien  zum  Andenken  an  seine  ^ 
Tochter  Josephine  mit  einem  Capitale  von  2500  fl.  in  Notenren 
dete  Stipendien-Stiftung  zu  Gunsten  unbemittelter,  in  Wien 
Zöglinge  der  Staats-Lehrerinenbildungsanstalt  bei  St.  Anna  in 
die  stiftungsbehördliche  Genehmigung  erhalten  und  wird  di 
Namen  „Josephine  Figdor'sches  Stipendium"  fahren.  »Stiftbrief  ^ 
1878.  -  Min.-Act  Z.  6642  v.  J.  1878.« 


(Stipendien.)  —  Nach  einer  Kundmachung  des  n. 
ausschusses  sind  an  den  Landes-Lehrerseniinarien  zu  Wiener-Ne 
St.  Pölteh  eine  Anzahl  von  Stipendien,  beziehungsweise  Froipli 
setzen,  u.  z.  werden  in  W^iener-Neustadt  30  Schüler  mit  Lande 
von  je  jährlichen  200  Gulden,  in  St.  Pulten  30  Schüler  mit  L 
platzen  im  Internate,  welche  den  Betreff'enden  unentgeltliche 
und  Verköstigung  sichern ,  aufgenommen.  Die  Bedingungen 
zurückgelegte  14.  Lebensjahr  oder  die  Erreichung  desselben  im 
jähre  1878,  physische  Tüchtigkeit,  sittliche  ünbescholtonheit 
lassungszeugnis  der  Volksschule.  Die  Bewerber  haben  ihre  mit 
schein  oder  Geburtszeugnisse,  Impfungszeugnisse,  ärztlichen  (h 
Zeugnisse,  Entlassungszeugnisse  aus  der  Volksschule  und  etwaig« 
Behelfen,  als  welche  Heimatschein    und  Nachweis   über  die  \ 


MiKeU^L.  S8T 

1*7-  i-i  i-Eüi  är^iiriä«.  'i'.'.n'ir.  in  !•?*«!:  Briirk-:  iir  Brw^r':*rr  dir  S.'hült 
:-K-.i-i.  1:1  t"tTrrr::L-?2.  Zzi.-zi.h  hiw-  iLt  ^-^jr^irTi.  wrlcbr  s:«:*!!  er:: 
•rix  Lizir*-?-i:eTiüi-    --irr  -Lr.-*2  Lar.i-f^-Fr-.it'.i'.i   crwrr'x::.  «L:!   i-r 

iti.Li':',  ?■--:  sl:i  1^:1  t-rs  A-*^".«-?  *-*  ie:  L-fLrrr.iliir^s-ALstal: 
*iir:i  n-ji  i-rr-'T-?  *ö:1=  Ji>rr  iv:::  .'5rr.:I:.::iT::  Sfr.-iii-e-iT-r  »i  Nif-irr- 
•'ftVrr-i:'!!   ii  »ii— -ri     l:LKftrLr  •'■ii.^Iirj»   ?-l«  ^y.t'-rr  in  riL-.i.  'Ut  vier 

«t".  ::^i:-~  wr^rirt  TrillTn.  "■"ü  vi:-:i  :"  ^t  P''.:r:L  -:r  i.i  Kx^frrr.'^":  rz- 
licrij  "»irr.  Li:«*z  rl-*  rl-rb.  ni*  iurn  ::ir.-zc>ni**:j  i-r'.rjT'ra  »irf-.'h^:: 


13  7',L:^  -:Lr--Är:':i":.r:r  A-d.  t.l  A.  K-eri  . :. ri:L .  Lt':.!;:.  M.: 
•  liii-zrit^Tn-Ti  Tü'-lr.  in  ri:':r:ilr..i.  ^.:e:;'r.:.r:  -..n  A.  H.:- 
a  :  i  r  r .    'j-r  .-rtT-r:  -11. !  E^r: .  jTii  -      ;  t?^.■'.  :■: r: .    1  ?7».' :    V . rl a^*   ■  or. 

Lis   t:^:-   A^f:..j.:.    I.  =:=    L:   .:--:-.    iirirz,   ili   Z-^:.:^  -ein- 
opr:i.ici  Eri-:L:i.-iT::  :ir  Ui:-:::-.!:.-:- T.kr    frl:-.:.     F:::    -i-.  ::T'--.5:e 

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ULttr  As^cnr-js    ü    ::t    r-r"-*:-;:.  A -:l-r- :.     ".r    :::.  "i:".      j.r.^'rjiL-.no:. 

^  L  LTiAiiZr:  i-ijs.'-.^.L  1-  T-lj^:..  L*.:  V-.r:^.-;  .-  ::,.:•:  :  :::  ;:-.5.r  Hi:.- 
Bth:  -.ie'.:  rrfr  äzw  :..  :•.  :.-:  rijrr.  3  l.r.  :'  ä..:-::  -"r  ..-.j^-Tr::  "r-::*ä:.- 
nnj^L  ':cn;:is::-.::jT:  i:  -:r:rL.  -.^:"-  :..vl  ü-r  i!:!  :i  •.:::  A'.w-> 
ÄtLz  '.-.:.  i-r  ■.zy.z.-.r.  '.-...::':  ;.-::  ■"  :j.:r:- Lr.rTr!: '.'riü-üj.  .  ir:  ."-.i- 
l&'iiü:i:.0!ir:.  m:  f---.:.:.t:-.-  li.--:-.._: ._'  :■-.  in  :■.■">■■'."■-.■  :i  .i'..:"-'-:?"- -"■ '■ 
Bee^lL  är^vir:^:  ^;;.^.-f2  lir-*^:.  A-  ■    :^:    :  .r  :■_::.  :.:.:::   -::::i--  ^i^-- 

pnnfrrn  TLcsle  1;..;^     l.*:-.-:>:.:  •.    mi  s:^::  -.rTrit  r:.  vir::  r:  r  a-i 

Wicht: estc  '  ikii  :t=  Ä::"r.j-r  ■'.->:  ^^^■.ü::7r  "-i  le?::^::-?  '.  ■^^^- 
läge.  Ctfcrijrai  -:-:i-".-    :i=  b-.ii  ii:  >-:r'.::.  !■.-:::-. r.  Ti.vile  u:;:.  '.■^=-'^;- 

«fcöi  Tore-isiP-eirU-.  »ui.  :-i=  ?:v  div  f  rc -':, rar *::-:.:. -*i--;  '■.-'r--*>  ^-i-^J 
te  bereits   au<;:i    ä:-:    zvb.u  E-^.i:.      ::    ■'..  :  r:..rj^:.Triv:i  Ja-r;^4ii>^ 


a88 


Hiscellen» 


dieser  Zeitschrift  (S.  780  f,)  Vmi  besprochenen  achten  ÄuHag«  dft»  hei 
sehen  und  chaldäiscben  Hand  Wörterbuches  zum  alten  Testamente  vaa 
seniuSf  dessen  erneuerte  Bearbeitung  dieses  Mal  die  beiden  Doqi 
Professoren  Mühlau  und  Volclc  überujibmen,  erschienen  ist.  Das  Von 
der  beiden  Herausgeber  enthält  eine  Auseinandersetiung  der  Orundä 
von  welchen  sie  m  der  zeitg^emässen  Erneuerung  der  im  J.  1810 
ersten  Male  erschienenen  Arbeit  des  verewigten  Altmeisters  semitii 
Sprachforschung  sich  leiten  Hessen.  Beigegeben  ist  auch  noch  eine 
Gesenius  der  zweiten  Auflage  des  Wörterbucnes  Toraosgeschickt^  Abhi 
I^ng  über  die  Quellen  der  hebrüischen  Wortforschung  (mit  einigen 
äüderuügen  und  Zusätzen  zum  Texte  des  Verfassers)»  so  wie  die  Vocfi 
F.  Dietrichs  zu  den  von  ihm  besorgten  drei  letzten  Auflagen  (5.— 7.  i 
des  Wörterbuches. 


Wien. 


K.  Wernex 


Bede  zum  Gedächtnis  Karl  Greistorfer's  gehalten  am  30.  i 
1878  von  Ludwig  von  Zitkovszky.  Wien,  Verlag  des  k.  k.  ■ 
Qjrmnadums  (16  S8j;  Nachruf  an  karl  öreistorfer,  Vortntf 
halten  im  Vereine  'Mittelschule'  in  Wien  am  11.  Mai  1878  von! 
Dr.  Karl  Ferdinand  Kummer.  Wien,  Verlag  des  Vereines  *Mi1 
schule'  (20  SS.) 

Beide  Reden  feiern  das  Andenken  des  edlen  Mannes  in  wüid 
Weise,  indem  sie  ein  treues  Bild  seines  Lebens  und  Entwicklungagai^ 
seines  Charakters  und  seiner  Verdienste  als  Lehrer  und  Vertreter 
germanistischen  und  classiscbei)  Studien  liefern,  und  werden  gewiss 
alle,  die  Greiatorfer  kannten  nnd  ehrten,  und  auch  für  jene.  di«tl 
haupt  ein  tüchtiges^  selbstloses  Wirken  tu  würdigen  wissen,  ef 
kommene  Gabe  sein. 


ProgrammeEschau. 
(Fortsetzung  aus  Heft  IV,  8.  311,  Jahrgang  1878,) 
20.  J.  Schwarz,  Herzog  Fridrich  IL  der  Streitbare  von  Oc«! 

reich  in  seiaer  politischen  St«?Ilung  zu  deu  Hohen^tau 
und  den  Pfernyslideo.  Programm  des  k.  k.  St-OG.  zu  Saai  II 
SS.  23.  8*. 

Die  Bchdne  Arbeit  des  Verfassers,  der  damit  »eine  im  TOTjlhii 
Programme  derselben  Anstalt  begonnene  Untersnchung  fortführt  und 
schliesst,  beleuchtet  die  letzten  zehn  ereigniesvollen  Jahre  des  leii 
Babenbergers,  dessen  schweren  Kampf  mit  Kaiser  Friedrich  II.  und 
Fürsten  aes  Reiches,  die  Neubefestigung  des  streitbaren  R-^t  *.u^ 
seinen  Landen  und  die  hervorraijende  Bolle,  die  ihm  dann  ii 
erwachten  kirchlich-politischen  Wirren  im  Reiche  zuzufallei» 
bei  waren  die  Projccte  und  Abmachungen  zu  erwägen,  die  too 
atanfischer  und  ptemyäUdischer  Seite  in  Hinsicht  auf  das  befoi 
Erlöschen  des  Babenbergischen  Mannsstammes  hervortraten.  Dif 
fissser  hat  sieb  f^r  die  L^aung  seiner  Aufgabe  das  einschlägige» 
weit  zerstreute  Quellenmateriale  bis  auf  weniges  in  schöner  Vo! 
keit  zusammengetragen  und  dasselbe  mit  vielem  Geschicke 
Ganzen  richtiger  Methode  verarbeitet.  Einzelnes,  wie  ErbeQ'a 
dipl.  oder  di<3  Histor  diplom.  Friderici  ß*  von  Huillard-ßr^< 
Hessen  sich  wohl  ausgiebiger  verwerthen;  dagegen  sind 
binationeu  und  lose  Folgerungen  nur  selten,  so  dass  man  den 
nissen  der  Arbeit  meist  zustimmen  kann*  Kachfolgende  Berai 
sollen  weniger  Mangel  der  fleissigen  Forschung  des  Verfassers 
aIs  dufl  lebbalte  In&resse  des  Referenten  bekunden.  Nicht  zwi 


Mise  eilen. 


289 


b  AUi  Bd,  X.    p.  297  —  309    der  Font««  rer,  Aostriac  gefolgert 

dA  der  Kampf  trotzdem    tief  in  den  3<}ptember  hinein    gedauert 

jcinn,  w&js   auch   nach  Erben  Ecg.  419  möglich  iät.     Was   (eben- 

"ler  den  Brnggrufmi  Conrad   von  Nürnberg   gesagt  wird,  i«t  un- 

da  der  Kaiser  zu  Donauwörth  nicht  diesen,  aoodem  den  Bischof 

;€n    nach   HunUrd-ßrchollefi    t   IV,  p.  HSß  sich  verpflichtet, 

^ncruc.  j..nrnnda  ad  1236  (M.  G.  8S.  IX,  p.  638  -  639)  von 

Ten  Herlxieileu  des  Burggrafen  nichts  wiesen,  dieser  viehnehr 

•chon  «u  ß**^'inn  des  Feldznges  mit  dem  wedtlicben  Reichsheere 

iteri  Auf  S.  2,  Anm.  6  durfte  der  Verfiisser  bei  Anführung 

I«  Worte  ;^n  von  hl  Kreuz  den  Zusatz:    in  toto  suo  imn- 

ru  nicht  iTigiii,^?.en  j  weil  jene  dadurch  einen  anderen  Sinn  erhalten, 
iweldentige  Haltung  des  PasBauer  Bischof^i  (S,  9  u.  11)  ist  dem 
Tcf^M^r  *>Tkti7.infr.>,,  ii^rnach  und  auch  sonst  mit  Räcksicht  auf  den  in 
JtQlB    i  I 'arteiwechsel  sind  die  Ausführungen  in  Anm.  7 

U.  9  -  I.    tS.  12,  Änrn.  5  war  den  Act.  Alb,  p.  5  noch 

Rri>eti  Ucgr.  p.  ^^  hinzuzufügen,  S.  15  der  blos  durrh  p,  19  der  Act. 
1  ilW_Wglaubigte  Aufenthalt  des  Albertus  Bohemus  bei  König  W»*nxel 
■■■tefnen  durch  Erben  Reg.  Nro,  987,  99C^,  fr91  Ö.  4B5,  4f»9— 4G0  zu 
^^^^H  Die  DariHtellang  des  V'erfiiBSers  i^t  knapp,  ohne  dUrfti^^  ym  s^tu. 
^^^^^b    tx  [  iichlicbon  U&itrn  Si.'ien    die    schlimmst  imt. 

^^^^^Bilgl  dem  Herzog  ang^edroht  werden,  in  '■ 

^Hi^fa  anu  iiiHJirt'ii  zu  unteniebnien,'*    Druck  fohler  sinfl  8, 
^KfMi«  f&r  tarn,  S.  19,  Z.  31  v.  o.  ^Vesprim''  tstatt  Veszpnm. 


on 


L  Aigtidt  Soüläcek,  Jak  se  möuily  a  usl&lily  meze  Ceck 
%  BakOQS  Dolnlch,  Programm  des  k  k,  b5bm,  ORG.  lu  Tabor 
1877.  88,  16,  S\ 

loi  Beginn«)  »einer  Unt«rBuchung  wiederholt  der  Verfasser  Cosmtfi 
llfibr  iib.  r  .]*!»  rln.iiif.  n  Lftudes^^renzen  Böhmens  (bei  Perz,  M.  0.  S8. 
tL  f  Ueetimmt  geblieben  seien,  als  meilenbreite  Wal* 

iwif^  Gedeckten.    Die  sichere  Grenze  fand  Hch  erst, 

••na  dM  vuo  beiden  Seiten  vordringeuden  Colonisten  auf  einander 
^saka  \Sl  1-*  3).  Demnach  und  gestütst  auf  die  Patron} mik  <b  r  Local- 
kiNkbUBfigeji  Bucht  nun  der  Verfasser  die   erste   Grenze  B  st> 

(S.  2^7^    und  kommt  dabei  nothwendig  auf  die  Z  .tit 


fti  W^ingcbieteft  «u 
U  V«rfftuitfs   ger«d 

kf  XaU^ 
«Ulf«  L 


Abgesehen  davon^  das«  sicli  aic  i  hLurie 
VVeitragegend    nicht  anwenden  lasst ,    da 
/^Machen  ihr  und  Böhmen  lag,  so  konnte  aich 
ro&jies  Verdienst  erwerben^  wenn  er  die  selb- 
rr.ir.rF.^  *'nternahm    oder   diese   doch  förderte. 
leicht  gemacht.    Die  gebrachten  hi- 
Mmirkeii  >  ,    aber  nicht  ohne  FeTiler,    der  Ab- 

tettm^    Pioklb    ^da«  bobraiiäche  Weitragebict**    in    den    Mittheil.    de« 
TIHfaii  t  Güwrh,  der  I-titfiben   in  Böhmen»   Jabrgg.  XIV,    S.  77  — 94 

>rt  der  kais.  Theüungsurkunde   v.  1.  JoU 

,.u,  I.  302,  Meiner,  Reg.  S.  57),    die  der 

iiii,i.\i    Meiller   keunt,    auf    deu  AosführangeD 

beruht     Die    Urkunde    ist    sudeio    keineswegs 

*       '    mit  der  Belehnung  Hadamar*i  von 

\i  Urenzdistricte  ist  übersehen;    da« 


II79  iBoexflk  Cüd.  dl] 
ibrigens    nur 

urkliit.    ihr  / 
1136  mit 
^  la  Bfikmen    dtv^   t^ 
kl  Qrvii^  unmotivteit. 

aoipior.  rer    Au  st. 
tirwtndet,    da^e^jti 
\iuhet  und  flcinsigir  \ 
Prag, 


Auf   die  Deutung 
>.  I     p.  2U\    ■ 
cellung  ii 
:^  nachgewi 


A. 

-    ^..LAlb 

Grenitea  ia  tii- 


Adolf  Biohmaon. 


Eüufte  Abtheilung. 


Verordnimi^eii ,  ErRsse,  PorsonaLstatistik. 


Verordnung  des  Min.  für  C,  und  U,  vom  6.  Mai  1878,  Z, 
ftn  die  Eectomte  sämmtllcher  ünirersitäieii ,  bctrefl'end  die  Ztii 
von  Frauen  zu  Universität«- Vorlesungen.  Es  sind  wiederholt  An: 
Seitens  der  ukademisoben  Behörden  anher  gerichtet  worden,  ' 
Zulassung  von  Frauen  zu  den  Uni versitäts- Vorlesungen  zu  * 
Ich  habe  in  dieser  Angelegenheit  auch  bereits  an  einige  Lmi.cj^jUI 
Webungen  erlassen  und  finde  mich  dermalen  bestimmt,  uro  einen  gleich 
massigen  Vorgang  zu  erzielen,  nachfolgende  allgemeine  Grandsatze  fuf 
alle  Universil^ten  vorssusch reiben.  Von  einer  allgemeinen  Zulit8sai}|;  dtt 
Frauen  zu  dem  akademiBchen  Studium  kann  im  Geiste  der  bestehendei 
Normen  zweifellos  nicht  die  Bedd  sein,  da  es  ein  durchgreifender  Gniod« 
satz  unseres  CJnterrichtswesena  ist,  dass  mindestens  der  höhere  Unter» 
rieht  stets  unter  Trennung  der  beiden  Geschlecht  er  ert  heilt  wird.  Hier- 
nach kann  die  Zulassung  von  Frauen  zu  Üniversitats-Vorlesungen  nur 
fanz  ausnahmsweise  «nd  nur  bei  besonderen  im  einzelnen  Falle  lu  will- 
igenden Umständen  Platz  greifen.  Eine  solche  Ausnahme  wird  zuDiehst 
in  der  Weise  möglich  sein,  dass  ausschliesslich  tlr  Frauen  b«^  * 
Vorlesungen  abgehalten  werden  (Ministerial- Verordnung  vom  5. 
1849,  Z.  974),  falls  sich  dies  irgendwie  als  ganz  unbedenklich  uuii 
besondere  Gründe  gerechtfertigt  darstellen  sollte.  Auch  dann  aber  ml 
in  jedem  einzelnen  Falle  vor  Abhaltung  solcher  Vorlesufgen  erst 
hierortige  Genehmigung  eingeholt  werden-  Dagegen  wird  der  Zutritt 
v<.n  Frauen  zu  den  regelmäasi^en  für  die  männliche  Jugend  bestimmten 
Universitfitfi'VorlesuBgen  nur  in  ^anz  seltenen  Fällen  zu  gestatten  seia. 
Die  Entacheidung  aber,  ob  ein  solcher  Fall  vorhanden  ist,  wird  ranäeh«t 
die  Facültät  im  Einverständnisse  mit  dem  Docenten  t\x  treffen  haben, 
dergestalt,  dass,  fiills  eine  Einigung  zwischen  der  Facultat  und  dem  1>q- 
centen  nicht  erzielt  wird,  die  Zulassung  nicht  stattfinden  kann.  Immer 
wird  ferner  auch  dem  akademischen  Senate  »ustehen  durch  eigenen  B«- 
schluas  den  Besuch  der  Vorlesungen  durch  Frauen  an  der  ganzen  üal» 
veraität  vollständig  auszusch Hessen.  Alle  über  eine  derartige  Frage  ge- 
troffenen Bestimmungen  sind  in  den  Sitzungsprotokollen  der  Profesaopwa-^ 
Collegien  and  des  Senates  unter  Ersichtlich  mach  ung  der  f&r  die  Anordnung: 
massgebend  gewesenen  Gründe  anzumerken,  und  ich  behalte  mir  vor, 
anläaslich  der  Einsicht  in  diese  Protokolle  auch  meinerBeits  die  mir  an* 
gemessen  erscheinende  Anordnung  zu  treffen.  Selbst  aber  in  jenen  Ao«- 
nahmsfallen,  wo  der  Besuch  von  Vorlesungen  den  Frauen  gestaltet  wird, 
sind  dieselben  weder  zu  immatriculieren ,  noch  als  augsernrdentliebt 
Hdrerinen  aufzunehmen,    sondern   es  ist  denselben  lediglich    i  h« 

Frequenz  (das  Hospitieren)   und  immer   nur  für  einzelne,    !  t»^ 

zeichnete    Vorletnugen    zu   gestatten.    Selbstverständlich    i^t    ucii»mMiB 


MidnabJü 


rittH 


mmen. 


%m 


i^ 


tthfr   ;io  n    kern   Mmtlich^s   DcH-ument    über  die  ZulassaDgr  »Q  der  Vor- 
irwy   ixod    Vdjie   amtliche  ßestätigtiog  des  Beauebes  derselbe»  ai»»ii- 

Via.-Erl  vom  2.  Mai  1878,  Z.  10441,  wornach  amtliche  Zu- 
»-xnltcQ  d'^r  --^  "''^  ^  -Irn  tmd  Schulleitungen  an  die  mjt  dem  k.  k* 
*ttrr.  Muh  uüd  Industrie  fcrbun denen  Institute  stets  nur 

I«  ioi  Ditvvu^  .   .*♦....  jiuüeumfi  zu  richten  aiud. 

H 1  ii>  -Erl.  vom  23  xM;ii  1H78,  Z.  7822  an  das  ProfcsBoreDcollegiuni 

y     - '^  "q'filisch-theologiscben  Facultät    in   Wien,    betreffend  eine 

Beneficienwejsens  an  dieser  Facultät,  s*  YerordnungsbUtt 

*i   des   Min.    für   C   and   ü.  vom    18,   Juni   1878    Z.   9645 

....    Tr^^rlinirHflw^   iifnl  ^ien  Statthalter  in  Trii  a     wi.mit  eine  In- 

tio    fi  des  Matnritätsprii!  ns   an   <Tjm- 

ond    ;  n  wird.  Eingehend^  !<r<jn  Über  den 

ff^pftm^  bei  d*?o  Muturitätsprafiingeii  and  Über  die  Ergebnisse  derselben 

*  *  ■  bemtttratellt ,  da^s  sowol  r^n  Gymnttaien   als  an  R^alscbuleu  dag 

■KriterfAnreii  nicht  immer  dem  Geiste  iler  bestehenden  Vor«chriften 

pvietit«  wodurcb  eine  üebeTanstrengnng  der  Schüler  Im  letzten  Jahrea- 

b^%irkt  nnd  ^leichwol  der  Prüfungszweck  nicht  erreicht  wird. 

Demgemäiv^  fiode  ich  neuerlich  in  Erinnerung  zu  bringen,  dass  die 

itaprüfung  keine^weg^  eine  Gesammtorüfung  über  das  ganze,  auf 

4>llier   Lehwtnfe  des  GyriiTiasiuiTis    oder   der  Real^^chulo  erlangte 

•rill   fwll,  Rondem    dass  A»-  vielmehr    —  im  Unterschiede  von  an- 

Ptfifitugen  —    den  selbstandicfon  Zweck  hat:  die  geistige  Reife  des 

Ef>  m    einem  aküdemiflchen  Studium  zu  erproben,  weshalb    bei  ihr 

I  pjkte  Gewicht  nicht  auf  die  einzelnen  Kenntnisse  de«  HchÜlers»  sondern 

'■^  md  Allein  auf  die  orreicbte  allgemeine  Bildung,  auf  den  ailmälig 

Jr'  i:?  und  auf  jene  formale  Schulung  des  GeistCB 

»  1^  iL>chaftlichen  Studien,  wie  sie  auf  der  Hoch- 

Jf^n.  die  iiuthwendige  Voraussetzung  ist. 

;u  Sinne  werden  in  dem  Organisationsentwurfe  für  die 

hiziTi'^u-n,  41t  -V'  'nfung  aus  den  einzelnen  Gegenständen 

s   itrllesden   1  chriebcn,    daes  dieselben    nicht    die 

Mffflfn  Spiizti.    ici  u>  iMiia^jaiftcuntnigse',   sondern  'den  f^^t--  ^*^n)m 

4iWi»ai»*  mm  Gegenstand«'  haben,    und  dass  bei  diesem  ht 

•J^.in  iir-lt^-.  Wissen,  sondern  ein  lebendiges  Ver?irl,Mtjn  d      ^   ;  „_ien' 

Eben  so  fr  klärt  §.  19  der  Min:  rdnung  vom 

SS  l-e!  den  Maturitätepröfungen  ai  i  ulen  nur  "die 

'  e  sich  ergebende  Bildung'  inä  Äuge  zu  fassen  Ist. 

widersprilche  es  direct,  wenn  die  MatnrititB- 

II  Einzelnprüfungen   aufgelöst  und  hiebei  For- 

wclche  eine  besondere,  sumal  im  letzten  Jahren 

kaum  iM  [  orbereitung  bedingen. 

Eii>u   *clr;  re  Vorbereitung  ist.  wie  dies  die  lostructloii 

ÜB  Oif*iiiÄtioi.:-iii>im.ie  an  mehreren  Stellen   andeutet,  weder  noth- 

«atff,  noeh  »ach  nur  wunschenfwerth,  da  sie  das  Urtheil  darüber,  in 

W^Ukef"  lintJf.  fler  Biarainacd  daf  in  d  r  Srhule  ihm  •J•^"^••^**  Material 

Hniii'  mithin  auch  da?  Urtht^l  über  die  erlaji  :7e  Beile 

9Ukt  t  frPTidern  —  durch  den  Eindruck  des  'ji  ,  anrroen- 

ftltt^r  oen  vielleicht    frappierenden   Detaüwissens  —  eher 

mit.  i-  'Iten  ,  dass  ohne  Nachweis  der  erforderlichen  allge* 

os^este  Einzel  wissen  nicht  genügt,  und  es 
'  r  Reif<»  anf  Hnzelne  unwesentliche  Lückefii 
h>in  Gewicht  tn  legen.  Ad- 
i,  das«  schon  änsserlich  bei 
iTj  weiu<i%  was  das  Bestehen  der  Prüfung 
neu  lassen  könnte  (Zettelfragen);   ferner 


SOS  Personal-  und  Schnlnotizen. 

dass  die  Prüfung  in  jenen  Gegenständen,  welche  zur  Gefahr  gedichtnit- 
mässiger  Vorhereitang  Anlass  hieten,  mehr  die  Form  eines  freien  Collo- 
quiums  annehme,  nm  das  Gebiet  der  Prüfung  nach  dem  Ausfalle  der 
Antworten  angemessen  zu  begrenzen  oder  zu  erweitem,  in  allen  mien 
aber  nur  auf  wesentliches  auszudehnen. 

Zur  näheren  Ansführung  dieser  allgemeinen  Instruction,  deren  Ein- 
haltung die  Vorsitzenden  der  rrüfungscommissionen  zn  überwachen  habeo, 
finde  ich  nachstehend  besondere  Anordnungen  zu  treffen: 

Ä.  Für  die  Maturitätsprüfungen  an  Gymnasien: 

1.  Bei  der  Prüfung  aus  der  Unterrichtssprache  ist,  entspreehflad 
den  Bestimmungen  des  Organisations-£ntwurfes,  die  LiteraturffeMhichfti 
nur  im  Ueberblicke  zu  prüfen;  nur  hinsichtlich  der  anerkannt  dänischen 
Autoren  der  betreffenden  Literatur  können  einzelne,  nicht  zu  weit  dA- 
gehende  Fragen  über  den  Lebenslauf  des  Autor»  und  über  dessen  her- 
vorragendste Werke  gestellt  werden. 

Sorgfältig  zu  vertneideu  ist  jede  Veranlassung  zur  BeproduotioB 
kritischer  Bemerkungen,  welche  der  Candidat  ohne  genügende  eigOM 
Literaturkunde,  mithin  auch  ohne  eigenes  Urtheil  aufgenommen  hat 

Bei  der  Prüfung  aus  der  deutschen  Sprache  hat  künftig  di«  im 
Organisations-Entwurfe  auch  erwähnte  Prüfung  aas  dem  Mittelhochden^ 
sehen  zu  entfallen. 

2.  Bei  der  Prüfung  aus  der  Geschichte  (mit  Geographie)  sind,  wie 
dies  die  Instruction  ausdrückt,  nur  „diejenigen  Gebiete  neraosnilieben, 
in  denen  jeder  Gebildete  sichere  gründliche  Kenntnisse  besitzen  mosi*. 
Demgemass  wird  künftig  das  im  Organisations-Entwurfe  beieichDete 
Prülungsziel  aus  der  Geschichte  folgendermassen  aufzufassen  sein: 

Der  Candidat  soll  mit  den  grossen  historischen  Epochen,  ihm 
Aufeinanderfolge  und  ihrem  Zusammenhange  bekannt  und  in  den  ein- 
schlägigen geographischen  Verhältnissen  orientiert  sein;  über  einielne 
Daten  soll  er  soweit  Bescheid  wissen,  als  dieselben  besonden  berror- 
tretendc  historische  Persönlichkeiten  oder  folgenreiche  Begebenheiten  der 
allgemeinen  Geschichte  betreffen.  —  Nur  in  der  österreichischen  Ge- 
schichte, welche  ja  im  letzten  Gymnasialjahre  Lehrgegenstand  ist,  können 
eingehendere  Fragen  gestellt  werden,  so  zwar,  dass  sich  der  Candidat 
allerdings  über  die  Kenntnis  aller  wichtigeren  Ereignisse,  über  denn 
Znsammenhang  mit  den  Begebenheiten  der  allgemeinen  Geechichte  lad 
über  ihre  Bückwirkung  auf  die  vaterländischen  Verhältnisse  ansnwei*. 
sen  hat. 

Eine  gleich  eingehendere  Behandlung  hat  die  österreichische  Geo- 
graphie zu  erfahren. 

3.  Bei  der  Prüfung  aus  der  Mathematik  ist  entsprechend  dem 
Sinne  der  Instruction  nicht  sowol  die  nur  durch  besondere  Vorbereitung 
zu  erlangende  Gewandtheit  und  Sicherheit  in  der  Ableitung  aller  Lehr» 
Sätze,  sondern  vielmehr  die  Fähigkeit  zu  erproben,  von  denselben  anf 
Grund  klaren  Verständnisses  einen  wissenschaftlichen  Gebrauch  zu  madien. 

4.  Bei  der  Prüfung  aus  der  Physik  ist  ebenfalls  nur  an  den  Be- 
stimmungen des  Grganisations-Entwnrt'es  festzuhalten,  wonach  in  dkMS 
Gegenstande  blos  Kenntnis  der  Fundamcntalgesetze  und  FundameBtel- 
erscheinungen  und  die  Fähigkeit  zu  beanspruchen  ist,  «einfache,  damit 
zusammenhängende  Naturerscheinungen  zu  erklären'.  Hienacdi  ereeheinen 
als  Prüfungsziel  diejenigen  physikalischen  Kenntnisse,  die  jeder  Gebildete 
besitzen  solL  Vor  Allem  sind  daher  aus  diesem  Gegenstande  klare  Be- 
griffe der  empirischen  Partien  und  etwa  ihrer  einfachsten  mathematiaeheii 
Beziehungen  zu  fordern,  hingegen  von  schwierigeren  matbematüchea 
Beweisführungen  höchstens  die  Ausgangspuncte  und  eine  knne  JBes^kh* 
nung  des  Ganzen  zu  verlangen. 

5.  Die  Prüfung  aus  der  Beligionslehre  hat  künftig,  wie  dies  auch 
die  ursprüngliche  Bestimmung  des  Organisations-Entwnrfes   war,  gani 


s«s 

"  -      ^  "      n  däi  MAtuiititÄteugnts  einzutragende  Note  aus  die* 

-    in  gleicher  Weise   zu  erraittein   und   auzurechnea 

>»r^:'r--bichte  und  der  pbiloäophisrhen  Propädeutik. 

ren,  hier  nicht  besonders  erwähnkm  Prü- 

w    ....  i^a  bisherigeo  EinricütuTigeo  m  verbleiben; 

:inge  gegebene  ftUgümeiae  Bicbtscnimr  oiczuhaltea^ 

;j    r  Lj  r  aic  Maturitatepr Ufnngen  an  Kealsehnlen* 
U  Die»  Prüfung   aas  der  Unterrichtssprache  so  wie  jtjno  aui  der 
im  Sinne  der  oben  unter  1  und  2  gegebenen  Weisungen 

^    17  der  Verordnung  votn  %  Mai  1872  enthaltene  Be- 

-ung  dör  mündlichen  Prüfung  ans  Chemie  und  Na- 

.liin  jiKiriva^ijert.    d&s%  jeder  Abiturient  einer  Real- 

I  ^ten    in   diesen  Fächern  keine  unter  ,,go- 

i!j  aus  Chemie  so  wie  ans  Naturgescbichte 

r  ist  Bei  solchen  Abiturienten  ist  der  DureTiscbüitt«- 

i  litfizeugnia  einzutragen  und  bei  dem  Schlaaaurtheile 

3  Ifinsii^^htlich  aller  filrigen  Gegenstände  verbleibt  es,  vorbehalt- 
Wi    d  der  im  Eingange  gegebenen  allgemeinen  Weisung, 

be  d*£-  Vorschriften. 

£M^  H    i)'.>uniaiQngen  treten  sofort  in  Kraft. 

Da«  Verordnungsblatt  Stück  Xll  enthält  S.  60  C  ein  Verzeichnis 
im  tf  Qjruinaaien  und  Bealäcbulen  allgemein  zulässigen  Lehrbücher  in 
ämtikkci  Sprache. 


DfeJL 


Personal-  und  Schulnotizen. 

Ernennungen  vom  4^  Mai  bia  20.  Jnni). 
-ttriakoücipist  im  Ministerinin  für  Cultas  und  Unterricht, 
r,  zum  MinisteriuUVice-Secretär  (5.  Mai  h  J.). 


Di6  von  der  Akademie  der  Wiseenscbaften  in  Krakau  getroffenen 
idm  FrivT!^^""'  TS  Dr.  Joseph  Rostafinski  und  des  praktiBchen 
Dr.  laid  uicki  zu  correspondierenden  Mitgliedern  dieser 

'  ihiriii U  wurdt.;.  ..v.„..;gt  (a.  h.  Entschi.  vom  12.  Mai  L  J.). 


lT«?i  Ptiviitdr»cont  an  der  Universität  in  Krakau,  Dr.  Moriis  Ritter 
zum  ausscrordcntl  Prof.  der  Philosophie  an  dieser 
vimi  15,  Mai  1.  J.)* 

Der  H'^fmUi,  Prt>f.    Dr.  Franz  Ritter  v,  Miklosich  wurde  auf 

"        \i.  n  von  der  Dürection  der  k,  k.  wissen* 

Immission     in    Wien    mit   dankender 
Dg  *nw   vun  Hun  uj  aiesera  Amte  durch  viele  Jahre  geleisteten 
Dirnstc  enthoben   und  df?r  Prof,  Dr.   Ültokar  Loren« 
tHs9e%or  derselben  Commission  ernannt  (20.  Juni  l.  J.). 


••Iba 


tK*'    ZiilÄhHun-j    ih»s    k,   k.    Regimentsarztes    Dr.    Anton    Weich- 

Mt    für    pathologische  Anatomie    und    des    Dr. 

I  rivatdocent  för  Augenheilkunde  an   der  medici- 

I  Weidl  als  rrivatdocent  der  Chemie  und 

Mcinone  als  Privatdocent  für  Philosophie 

r  :  ^vcultit  der  Univ.  Wien,  des  k.  k.  Auscultanten  Dr. 

als  Privatdocent  für  Öaterr.  Strafreclit  und  fcStraf- 

nt  an  aer  juridischen  Facultat  der  Univ.  in  Innsbruck,  des  Dr. 

ii|icrBicki  als  Privatdocent  für  Anthropologie  an  der  medici- 


304  Personal-  und  Schulnotizen. 

nischen  Facultftt,  des  Dr.  Bronislans  Krnczkiewiczftls  PriTatdooent  ftr 
classische  Philologie  und  des  Dr.  Anton  Wiorzejski  als  Privatdoeent  der 
Zoologie  und  vergleichenden  Anatomie  an  der  philosoph.  Facolt&t  d«r 
Univ.  in  Krakan,  dann  des  Bohaslav  B  a  j  m  a  n  n  nnd  des  Dr.  Milan  N  e  ▼  o  le 
als  Privatdocenten  ftkr  organische  Chemie  u.  z.  des  Ersteren  ftr  die  Qrvm 
der  aromatischen  Verhindungen  nnd  des  Letzteren  ftr  die  Gruppe  cftr 
festen  Stoffe  am  hohmischen  polytechnischen  Institute  zu  Prag  wurde 
bestätigt. 

Der  Volontär   an   der  Universitätsbibliothek   in  Innsbruck,  Karl 
Unterkirchner,  zum  Amanaensis  dieser  Bibliothek  (14.  Jnni  L  J.). 


Der  Bildhauer  Rudolf  Weyr  zum  Lehrer  des  Modellierens  an  der 
technischen  Hochschule  in  Wien. 


Der  Prof.  an  der  theolog.  Diöcesen- Lehranstalt  in  Linz,  Jotef 
Anffermayr,  zum  Domherrn  an  dem  dortigen  Kathedrale -Domcapitel 
(a.  b.  Entschl.  vom  26.  Mai  1.  J.). 

Der  Director  der  Staatsrealschulc  in  Linz,  Carl  Kl  ekler,  zum 
fachmännischen  Mitgliede  des  Laudesschulrathes  in  OberGsterreich  für  den 
Rest  der  gesetzlichen  Functionsdauer  (a.  h.  EntschL  v.  6.  Mai  L  J.). 

An  der  Kunstgewerbeschule  des  k.  k.  österr.  Museums  für  Kunst 
und  Industrie,  zum  Prof.  an  der  Hochschule  fQr  Architektur  der  Doeent 
Oscar  Beyer,  dann  der  Assistent  Ludwig  Minnigerode  zumProfL  nnd 
Vorstände  und  die  Docenten  Prof.  Alois  H a  u s e r  und  Ludwig  H r ach o wi na 
zu  Proff.  der  Vorbcreitungsschule  (9.  Mai  1.  J.). 

Der  k.  k.  Hauptmann  des  Ruhestandes,  Wendelin  Boeheim,  zum 
Custos  der  kuusthistorischen  Sammlungen  des  a.  h.  Kaiserhauses  (a.  b. 
Entschl.  V.  9.  Juni  1.  J.).       

Auszeichnungen  erhielten: 

Der  ord.  öff.  Prof  an  der  medicin.  Facultät  der  Univ.  Wien,  Dr. 
Karl  Sigmund  Rittor  von  Ilanor,  in  Anerkennung  seiner  verdienstUehen 
Thätigkeit,  insbesondere  auf  dem  Gebiete  des  Sanitätswesens,  den  Titd 
und  Charakter  eines  Hofrathes  (a.  h.  Entschl.  vom  9.  Juni  1.  J.). 

Der  ord.  Prof.  der  Philosophie  an  der  Univ.  in  Gras,  Dr.  Joeaf 
Nahlowsky,  anlässlich  seines  Uebertrittes  in  den  bleibenden  Buhestand 
in  Anerkennung  seiner  vieliährigen  vorzüglichen  Dienstieistung  den  Titil 
eines  Regierungsrathes  (a.  h.  Entschl.  vom  26.  Mai  1.  J.). 

Der  österr.  Staatsangehörige  in  Paris  Professor  Karl  Wiener  in 
Anerkennung  seiner  verdienstvoUen  wissenschaftlichen  Leistnnffen  das 
Ritterkreuz  des  Franz-Joseph-Ordens  (a.  h.  Entschl.  ^v.  16.  Juni  L  J.). 

Der  Ungar.  Präfsct  der  Theresianischen  Akademie,  Dr.  Dionya  Deisö, 
anlässlich  der  Ernennung  zum  wirklichen  Lehrer  an  der  Akademie  da 
Titel  eines  Professors  (a.  h.  Entschl.  vom  9.  Mai  1.  J.). 

Den  Afrikareisenden  Dr.  Georg  Schweinfurth  aus  Riga  und 
Gerhard  Rohlfs  aus  Weimar  das  Ritterkreuz  des  Frans  JosefiB-Ordens. 

Dem  Doctor  der  Medicin  Karl  Fischer  zu  Sidn^  in  AuatnUei 
und  dem  Dr.  der  Medicin  Adolph  Ziegler  zu  Frei  bürg  in  Baden  in  Ab- 
erkennung  ihres  verdienstlichen  Wirkens  auf  naturwissenschaftlichem  G^ 
biete  die  goldene  Medaille  f&r  Kunst  und  Wissenschaft  (a.  h.  Entadil. 
vom  12.  April  1.  J.). 

Dem  emerit  Director  der  bestsndenen  Forstakademie  in  Mariabninn, 
Johann  Newald,  wurde  die  Annahme  und  das  TrM^  dea  Bitterkreaass 
1.  Cl.  des  herzogl.  Sachsen-Emestinischen  Hausoroens  gestattet  (a.  h. 
Entschl.  vom  11.  Mai  1.  J.). 


tfüiir 


H05 


Am  1*^.  ^T^rt  1.  J,  in  G^nt    fler  rtirntor   <1er  ITniv.  Gent,    früher 

•  a^iljik  untj  ruuiiacheii 

J.  iler  enierit  Prof.  iler  Mineralogi«  ftti  cler  üniv. 

\  1.  J,  IQ  Graz  der  Bibliothekar  am  Joaoiieuii)«  Frau« 

Li  I.  J,  in  Pari*   <Jer   liöcbbedeutende  Rechtslehrer   der 
F  md  Mitglied  des  Institut€?s,  Valette,  74  J.  nlt, 

^  H  1.  J.    in  Manchen    der    in   weiten  Kreisen    bekannte 

IftpfcTi  ^ lann  B^iplist  L  o  h  1  e. 

Am  1^  Mjiii  1.  J,    lu  Zürich   der  bekannte  Mystiker  Andreas  To* 
liantkir  ilnrch  seiiin  RirsmdA  hekanut,  der  auf  viele  bedeutend«  Mäiioar 
IM-  Daiii  -5,  einen   sprossen  EiuÖuss  aus- 

!•  Sl  J.  ^  .to«i'p]i  Hoiifv  vom   Siiiithbo- 

nl  jetit    allgemein    in  <• 

Jl»,,   14   AI...  1     1    ,..  1.  ,.  ,.,,   /,,,.._,,..,.  .,,.  „,,,.,.  ..,,.„^., 

OviSa  io   tu  Dn^sden,    der  Naturloi  f. 

C^- W.  .  '  ^  und   in  Bozen   der  k.  hair.  U        ^  .    1- 

*^^  Ba  ,',  A.  Toinbo,  35  J.  alt, 

A  ä  L  J.  iu  Wim   der  Ro^ierungirath   und  Prof.  an  der 

iietnie,  Dr.  Iti  ttervonHuze,  60  J,  alt,  dann 

I   lind  Di  reo  t4>  5  .  der  tberegiani&chen  Akademie 

r  Anstatt,   Dr.  UeiaricU  Mitteia,   ein 

NxiTfT  alt. 

Am  1 1.  m:u  i.  j.  III  \\  ni/.mirg  dor  iSeniof  der  Würaburger  Jaristcu- 
fMltlt  Hofratli  und  Prof.  Dr.  J.  A   Michael  Ton  Albrecht.  71  J.  alt. 
Am  18.  Afai  h  J.  in  Prag   der  UistorienraHler    und   Prof,  an   der 
Üikiakadeinie  in  Pra^,  Emamiel  Rom,  <3ti  J,  alt. 

An.  -20.  M.ii  l,  J,  ia  iVrchtoldsdorf  der  kais.  Rath  und  nensionierte 
VittÜr  I  herflaianisc^hen  Ritterakademie^  Johann  Ruoolpb  Lob* 

ftii$    ; 

Am  2L  Mai  l.  J.   in    R«  ichenau   in  Böhmen   der   emerit    Director 
^i*r^V(.   do-^lUt,  P,  Dütuuiik  Joseph  Pulkrabek,  67  J    alt. 
'      '■     ^^  i  1   J.  in  L*?iiitig  der  Componi«t  Pranx  von  Holet 
Htfideschacht,    der  Erbe  von  Morlej'  und   'die  li 
•^^*r  tai  i  deutiohen  BUbnen  mit  günstigem  Erfolge  auige- 

W»t  Wtti4er  t. 

^-  ''*     .1.1.  i    J,   in  Berlin  der  Castos  an  der  k.  Bibliothek  da* 
H»pagne,  einer  der  gründlichsten  Moalkgel ehrten  Berlina« 

Ajb  25.  Mai  1.  J,  in  Wien  der  emeritierte  Prof.  der  Physik  an  der 
wilf.  a  Wiifi),  Hofrath  Dr.  Andreas  Freiherr  von  Ettingshanson, 
^  Mtttttpdit^  Vcrtrcti^r  der  PhvHik  in  Oesterreich.  82  J.   alt, 

Aä  86.  M^i  1.  J.  in  B^Hin  i3cr  Novellist  Adolf  Widmann,  dessen 
^N^lüi  g<»&  !  itid  'Hinter  dem  warmen  Ofeu^  und  *An 

«Ob  khmttl  ;    aR 

«iiiker  rühmlich  bekannte 
p  iinand  Sebur,  in  Frank- 


alt. 
L  in  Prag  der  Prof.   am    akad. 
>j,    Mitelied  der   k.   Inihm.   Ges' 
i^er  Philologe  nnd  trefflicher  Lehre j 


Grum.    itiiielbAt, 


i  isen- 

^.  alt. 


Sdo 


PersooaU  und  SchuLnotizen. 


Am  30.  Mai  L  J.  ^u  Saint  Cloud  der  Bildhauer  Dant 
seine    zablreicheo    historischen    Portraitbüston    für  Versailles    i 
P^nser  Stadthaus  bekannt,  S(>  J.  alt 

Iin  Mai  L  J.  in  Wien  der  pensionierte  Scbulrath  nnd 
inspector,    Dr.    Joseph     Köhler,    72    J.    alt,    in    Kassel 
Maler  Glinzer,    der  aaf  dem  Gebiete  der  Historie,  des  Gel 
Landschaft  Yerdientlichea  geleistet  hat,  in  Mailand  der  bekai 
gelehrte  Dr.  Andrea  Lissoni,   in  Paria  der  französische 
ner,   ein    Vetter  von   Delacroix,    dann   der    g^chatzt^  Aqui 
Heurteloup»  ä4  X  alt,  der  Organist  Ben oist,  welcher  die 
txi  *Gipsy'   und  'dein  ?erliebten  Teufel'   componiert  hat,   in  Aan 
Orcheeterdirector  Tilmant,    hoch  verdient  durch  seine  Berai 
deutsche  Musik  (Haydn,  Mozart,  Beetboyen)  in  Frankidcb 
zu  bringen,  79  J,  alt. 

Am  1.  Juni  h  J.   in  Frankfurt  a.  M.  der   treffliche 
maler,  Chr,  Heerdt,  66  J.  alt. 

Ära  2.  Juni   L  J.    in   Pötzleinsdorf  der  Schriftsteller, 
Gl  gl,  Bibliotbeksleiter  im  Mbiisterium  de»  Inneren,  57  J 
mit  Bowitsch  das  österr.  Balladenbach  hcmusgegeben.     Am  se! 
in  Perchtölsdorf  der  k.  k.  Sectionsrath  in  Pension  Friedrich  Bi 
Fentl,    aoch    ala  Schriftsteller   auf  dorn   Gebiete   der  Belli 
Musik  bekannt,  80  J,  alt. 

Am  3.  Juni  1.  J.  in  Hennannstadt  der  Prof.  daselbst 
Heldenberg,  44  J,  alt. 

Am  5-  Juni  l.  J.  in  Nürnberg  der  Naturforscher  und 
Steuer,  Dr.  Ernst  Freiherr  Ton  Bibra,  72  J.  alt 

Am  b.  Juni  1.  J.    in   Königöberg   der  berfihmte    c\\ 
Dr.  Karl  Lehrs,  die  Zierde  der  dortigen  Univ.,  namentlich 
Arbeiten  über  die  Teitgeschicbte  und  Textkritik   der  hoiT(eri*i< 
tungen  hochverdient,  76  J.  alt,  und  zu  Elsterberg  in 
banaler  C.  A.  Dlezel,  ein  besonderer  Kenner  der  Göt! 
lieh   der  GÖthe-Briefe ,    über  welche  er  ein  kleines  VV^fk 
und  eben  ein  grosses  heraosgeben  wollte,  als  ibn  der  Tod  abrii 

Am  11.  Juni  L  J-   zu  Rom    der   bekannte    Nationalol 
Redaeteur  der  Vierteljahreszeitschrift  fQr  Volkswirthschaffc 
geachicbte,  Julius  Fauch  er,  lö20  scu  Berlin  geboren. 

Am  12.  Juni  L  J.  in  Hall  in  Tirol  der  emerit  Prof, 
Gymn-,  P.  Bertrand  Schöpf,  aucb  als  Schriftsteller  auf 
der  kirchlirben  Kunst  thätig,  in  Niederlössnitz  bei  Kötsch« 
ScbriftsteUer  Marc  Anton  Niendorf,  dessen  bedeutendsl 
epische  Gedicht  'die  Hegler  Müble,  ein  märkischem  IdrlT  isi 
und  in  London  der  Nesü»r  unter  den  amerikanischen  Dicht* 
CuÜenBryant,  am  3.  Nov.  1794zuCammington  inM-i        " 

Am  13.  Juni  L  J.  in  Paris  der  bekannte  national 
steller  nnd  langjährige  Redaeteur  des  *Mes&ager  de  Pan»,  j.u-t  * 

Am  16,  Juni  L  J,   in   Leipzig   der    Roraanschriftstel 
Schraden 

Am  17.  Juni  L  J.  in  Bndapest   der  k.  ungarische 
resp.  Mitglied   der  ung.   Akademie   der  Wissensciiaften , 
71  J.  alt,   und  in   Graz   der  emerit  Prof,  der  tbeoretischeu 
der  ehemaligen  Universität  in  Olmütz,  Dr.  Andreas  Ludwig  J%i 
als  Schriftsteller  a«f  dem  Gebiete  der  Aesthetik  bekannt,  TS, 

Im  Juni  l  J.  Wenzel  Burian^    Prof,    an    der  Oben 
Leitmeritz,  35  J.  alt,  in  Budapest  der  Richter  am  ol 
daselbst,    Mitglied    der  k.  nng.  Akademie  der  Wihs 
Fogeraai,    sus  Philologe  auf  dem  Gebiete  der  ung 
77  X  alt^  in  Tokay   der  dramat,  und  lyrische  nng.  Die] 
logb,  45  J.  alt,  und  in  Klausenburg  der  Prot  an  der 
an  der  Oniv,  zu  Klausenburg,  Dr.  Franz  Czifra. 


Nekrolog. 


897 


Nekrolog. 
Dt   Heinrich  Mitteis. 

her  bpehTerdietite  Director  des  k.  k.  Theresi&nischen  GjrmnasitiXBs 
d^Man  frühzeitiger  Tod  ftllgemein  betraaert  wird^  wurde  am 
_  _^..  1828  IB  Frag  gelboren ,  wo  sein  Vater  Landtafel-  and  Oraiid- 
Madireetorwar.  Nach  vorzüglich  absolvierten  Qjrmnaajal Studien  betrat  er 
gliieli  Minen  iwei  Brüdern  die  juriiiische  Latifbahn,  wie  es  scheint  mehr 
■^T^iven  als  aus  Neigung;  denn  letztere  sog  ihn  zu 
ysikaliöchen  Studmm  hin.  Die  Reform  des  Gjmna- 
.^  :j  wirkte  als  neaer  Impuls  im  demselben  Sinne  and 
itr  it  ibare  Anlaaa,   daaa   er   dof^   Studium    der  Bechtswissen- 

ulafli-;  ^  nem   der  Mathematik    und  Phjdik  Tertati»chtd  und  eich 

nit  d^  tfatiaeii  Kraft  der  Vorbereitung  für  das  Lehramt  zuwandte, 
ättoi  im  H«rbete  1850  erhielt  er,  erst  &  Jahre  alt,  einen  Huf  als  anp- 
flimader  Lehrer  nach  E'ger«  woselbst  er  dnrch  drei  Jahre  theil«  ab  Sap- 
■lOiC  ibtUa  al«  wirklicher  Gymnasiallehrer  verblieb.  Die  Begebtenmg 
Ar  OeBterT' i  '  tige  Reform,   die   damals  ao  viele  edler  angelegte 

Halsrio  be  >  te  aaob  den  jungen  Lehrer  ergriffen  und  nicht  blos 

^tatm  Scbui^iiAcittiiikeit  durchweht,  sondern  auch  ihn  angetrieben 
im  Kliia«  der  Erwachsenen  zur  Hebnn?  der  Bildung  beizutragen.  Diesem 
bler  venUnken  mehrere  Cyclen  populärer  Vortrage  physikalischen  In- 
U3im  ihr«  Entstehung,  su  welchen  die  Gebildeten  der  genannten  Stadt 
iidi  temndringten.  Sie  verschafften  ihm  riel  Beifall  und  Anerkennung. 
D«  jfvajn  Mann  wurde  durch  sein  idelseitiges  Wissen  und  seine  erfolg- 
tdehi$  To&tl^keit  als  Lehrer  eine  sehr  angesehene  Persönlichkeit  der 
Stall,  dk  leinen  Abgang  im  J.  1853  «ur  Uebernahroe  der  gleichen  Stelle 
ia  OWigyinnasium  in  Laibach  als  grossen  Verlust  für  das  Gymnasium 
4m  OHci  beklagte.  Den  Dank  Jedoch  bewahrte  sie  ihm  treu  und  erin- 
Mili  skh  na«h  25  Jahren,  als  die  Trauerbotachaft  von  dem  Ableben  des 
Uimtwi  Milteis  dahin  drang,  seiner  Verdienste  um  das  geistige  Leben 
im  filadt«  welche  sie  durch  neoerltche  Beweise  dar  Yenehrung^  für  den- 
«Ikn  It4«rte, 

In  £{E«r  verbnnd  nch  MJtteis  mit  der  Tochter  des  dortigen  Gu- 
lenialaÜiM  Cron  in  duem  Bunde,  der  durch  nahezu  25  Jahre  in  selte- 
wm  Bamonie  der  Eigenschaften  des  Geistes  und  Herzens  eine  nnversief- 
lart  Önetk  gttfeitseitiger  Beglückung  ward  und  ein  schi^ne^  Bild  des 
funOisnltbtns  not  Xatbaeh  nesass  damals  eines  der  st&rksten  Gjmna- 
isn  der  M'^narchie«  welches  dem  Professor  der  Physik  und  Mathematik 
IB  •(»  i>eit   bereitete,   als  die  physikalische  Sammlung  nahezu 


mm  zo 

4tt  liaturwi4*vtMi 

ijite,  oid)t  V. 

MtiMtgrOodi 

od  kJifv^haii 

mk  die  QviDpai 

idwteM^D^ 
hmmm  d 


war;    dennoch   konnte  er  dem  Drange  auf  dem  Gebiete 

11  Kreisen  belehrend  and  anregend  zu 

\vann   durch  dieselben  iu  Kürze  den 

niLi  Wissenschaft  Durch  seine  fesselnde 


rrichtsmaterion   in  der  Schule  erwarb  er 
...Lid    und  durch  seine  torzüglichen  Gsisfess- 
Tk    die  Achtung    der  Oolleffoo.    In   den  ersten 
ä  wurden  die  freien  StunOiu  mit  eingehenden 
iien  in  dem  Bereiche  der  Physik,  insbesondere 
tlllMltl  tl  tind  Meteorologie  ausgefüllt,  als  deren  Frucht 

IM  ainlfis  giMltUi^kte  Arbeiten«  veröffentlicht  theiU  in  den  Pn^grammsn 
4m  GjnainaatQms,  thdls  in  den  Schriften  des  Museal  Vereines  in  Lnibnoh, 
itmtthtMt  sind. 

Stinc  breite  wis^cnjchaftllche  Grundlage  berechtigt«}  ihn  eine  Uni* 
Siililüi  lithrkaniel   der  Ph? sik   anzustr"  '*vor   sieb  jmloch  seine 

—  es  war  damals   lür  derai  bungen  eme  sehr  nn- 

^  'E^it  —  in  dies4^  Richtung  vrrw... n,  trat  uiigesncht  eine 

mAmifidte  an  ihn   heran,   die  sein  bisbengi)^»  Lebensziel  verschob 
für  weicht!  er  bri  meiner  harmonisch  angelegten  Bildung  besonders 


808  Nekrolog. 

geeignet  war;  er  wurde  nämlich  im  J.  1862  mit  der  Oirection  des  Lai- 
bacber  Gymnasiums  betraut,  obwol  er  im  Lehrkörper  nach  einer  kiam 
cilfjährigen  Dienstzeit  noch  lange  niciit  zu  dessen  älteren  Mitgliedern 
zählte.  Lin  Ausfluss  besonderen  Vertrauens  zu  seiner  Persönlichkeit  wäre», 
dass  er  im  genannten  Jahre,  als  die  Realschule  ihren  Director  darch  des 
Tod  verlor,  von  der  Landesstejle  vermocht  wurde  neben  der  Leitu; 
des  Gymnasiums  auch  die  Direction  der  Kealsohuk-  bis  zur  Wieder- 
besetzung der  letzteren  zu  übernehmen.  Das  Amt  eines  GvmnaBialdirK- 
tors  bekleidete  er  von  nun  angefangen  bis  zu  seinem  Tode  durch  loUe 
16  Jahre  und  zwar  bis  August  1866  in  Laibach  und  seit  dieser  Zeit  sm 
Gymnasium  des  k-  k.  Theresianums  in  Wien. 

Mit  der  Berufung  zum  GymnasiaUlirector  begann  für  Mitteis  ein 
neuer  Lebensabschnitt.  War  es  bisher  vorzugsweise  die  wissenschaftliche 
Vertiefung  und  die  zunehnn^nde  Beherrschung  seines  Fachgebietes,  lu 
welcher  nel^t  dem  Jugi^ndunterrichte  ihm  die  meiste  Benrie<Ugang  er- 
wuchs, so  beschäftigte  er  sich  nunmehr  mit  voller  üingobnng  mit  den 
Interessen  der  seiner  B^ürsorge  anvertrauten  Lehranstalt,  um  sie  niebt 
blos  gewissenhaft  zu  verwalten ,  sondern  auch  ihre  didaktische  und  pE- 
dagogische  Seite  zu  fördern.  Man  muss  das  freudestralendc  Gesicht  aes 
Mannes  gediehen  haben,  wenn  er  erzählte,  wie  er  eine  verwickelte  An- 
gelegenheit mit  klugem  lieschicke  in  die  Hand  nahm,  um  den  fftr  die 
Sache  günstigen  Ausgang  zu  sichern,  man  muss  den  strengen  und  recht- 
lichen Sinn,  die  Offenheit  und  Unerschrockenheit  kennen  gelernt  hshen, 
mit  welcher  er  stet?  in  gebildeter  Form,  sei  es  für  Zucht  und  Ürdnaaj 
bei  der  .fugend,  sei  es  für  die  Bechte  der  Schule  und  den  Fortschritt 
des  rnternclites  eintrat,  man  muss  lias  Wohlwolb.'n  beobachtet  hsben, 
mit  welchem  er  alle  persönliclien  Angelfgenlieiten  seiner  Amt^genossen 
behandelte,  um  seine  Bedeutnn;?  für  die  allseitige  Entfaltung  der 
ihm  unterstehenden  Lehranstalt  und  die  durchdachte  Anffassnng  seines 
Berufes  richtig  zu  würdigen.  Das  Gymnasium  in  Ijaibach  ftbennhm 
er  in  einem  wenig  bofriedi^enilen  Zustande;  die  Haltung  der  Jngend 
in  und  ausser  der  Schule  natto  viel  Holies  und  Zuj^elloses,  der  Lehr- 
köri»or  stand  dem  nationalen  Hader  nicht  forne,  durch  Colportiernng 
luitioiial-r  Hliitt«;r  unttT  d-r  Jiii,n'ii,l  wurd'.'U  di.'  aufregenden  und  ent- 
zweienden Einflüsse  nationaler  Pulitik  bis  in  die  Schnlstube  verspflanzt 
Seinem  thatkräftigtjn  Aiiftrcton  nach  unten,  wi'.«.  lalU  es  .nothwendig 
war,  nach  obi^n,  seinem  ents<)ne(lviion  mit  \Vnlil wollen  gepaarten  Ernste 
gegen  die  .lugend,  seinem  taktvollen,  durch  Bildunir  imponierenden  Vo^ 
gange  im  Lehrkörper  tjelang  es  in  kurzer  Zeit  die  widfrstreb  iiden  Ele- 
mente unter  den  OoUegen  zu  versöhnen  und  für  die  gemeinsame  .\rbeit 
der  Erzielmng  zu  gewinnen,  tlic  Schüler  zur  I)es8eren  Zucht  zurücba- 
führen.  «iie  auf  ilieselbe  ausiri'ül)t.''n  vonlerblitii.'!!  Einflüsse  zu  heseitip», 
ül)erhan]>t  (.)rdnuii^^  in  die  Verhältnisse  zu  l.rii'jf-n  und  dorn  Gyiuiiasinm 
das  verlorene  Ansehen  wiederzugeben.  Es  kann  niciit  die  AufLfui«  dirter 
Zeilen  sein  die  bedeutenden  Verdienste  dieses  Mannes  um  das  (.rvinna- 
bium  in  Laibach  zu  schildern:  in  der  Geschichte  desselben  wird  er  stets 
einen  ehrenvollen  Platz  einnelmien.  Melirere  Jahre  liindurch  und  i*»^ 
von  1S<J2  ISik')  war  er  aucli  Mitglied  des  Gemeinderathes  von  lAibacn. 
in  welcher  Stellu-ig  er  auf  die  Entwicklung  des  Volksschulwesen«  tt".*^ 
der  Realschule  daselbst  durch  seine  gediegenen  Referate  und  durch  die 
gewandte.  üi>erzengende  Vertretung  der  Schulangelegen heit^n  im  SchöO«« 
dieser  Körperschaft  einen  wesentlichen  Eintluss  nahm.  Es  war  also  eiw 
natürliclie  Erseheinung,  dass  bei  seinem  Scheiden  aus  dieser  Stadt,  fi* 
durch  15  Jahre  d«:r  Schauplatz  seiner  rastlosen,  vielseitigen  und  erfolg* 
reichen  Thätigkeit  war,  um  dem  ehrenvollen  Rufe  an  das  k.  k.  Theresiannift 
zu  folgen,  aus  allen  Kreisen  die  wärmsten  Sympathien  sich  ihm  kund  g»heö. 
die  sich  bei  seinem  'i'ode  in  eben  so  herzlicher  Weise  erneuten. 

Ein  vielfach  neues  Terrain  fand  Mittels  am  k.  k.  Theresiannou 
Die  Zusammensetzung  der  Schülerschaft  aus  allen  Provinzen  des  viel- 
sprachigeu  Reiches,  die  Üngleichmässigkeit  ihrer  Vorbildung  bei  der  Auf- 


Nekrolog. 


399 


ri  mit  dem  v^^l 


iKUT  LL  !i.  Aristilt.  ill    B  /.i'  bungcn  dtt  Gviiiuasiums  zu  dem  Internate 

dör  Dircctioii  dos  (iymnaisiums  von  jtiuer 

die  sich  ertt  bewiihrcn  eoilte).  die  hohe 

n  vieler  Zöglinge    -   dies  mii  uinnchea 

•  önacliiedentr  \rl  und  pahm   das  Denken 

iiül  war  in  wirken  und  sein  Gebiet  zu  '  ni, 

Nur  ciiiti  »QSLrebreit'jto   Bildung  vcj  nt 

I  ^'- 

1  il  non    äeiouii  .  ;.  luii 

luert.  An  alion  letor- 

tytalt.  deren  Zöglinge 

!i)/tiu   111  der  GeüclUchaft  einnehmen 

r  WeißnJ   he  th  eil  igt,   däss  die  heutige 

'iwin   gfossiii  Theile  seiner  Mitwirkung  eut- 

iiclier,  humiinor  Sinn,  seine  strenge  Ünjurtei- 

'  V  ]  i  liehen  Thätigkoit 

solcher  Artt  wie 

.  V  [  r F I  I .  I .  IM  I .. chtig^un g  Verstand 

Mitten  für  Charaktereiitwieklung 

Mi'  r.niiitt  äusserer  Verhaltnisse 

I  Kam  pt  i;tt  h|»iiterüa 

aan  i\i  btiseitigen   Ijig 

mit  ihnen  arb^ileu  und  beklagte  uft  die 

jLTes  durch  dieselbrn;  dif»  B#'jrri1:idiing  des 

1    Iherofianisrhpn    ]  ':U   nn- 

Äcin  Werk    8dii  v  •  ward 

\viirdigt,  indem  iftm  mit,  uUli  loissuag 

lel  uüd  Chiirakter  eines  ti*i^i  es  ver- 


itungi'n  war  sein  Leben  In  den  letäten  Jii^iren  nicht 

^:he 

^i  M    imd   konnte  ij^re 

'"  _'r?winnen;  «in   i  jcs 

lutu  äi'it  euar  Beihi'  von  .hiJi  liire 

Vtif^lb*  HiTieri  Theii  iif?r  Lt'b«N,  it. 

iiiULci  and 

junnifen   er- 

.    '   '    :     m 

i?e 

'^n   der  Fumilio  und  der  Äerxte 

It   auf  dem   Lande   seine    heu«r 

tidbfit  zu  kriifti^'en.  Es  war  zu 

r  einen  Urlaub  :tuf  imm«T  an  I 

utjiuiihme,  welche  der  Tod  di**s^s  edlen  Munnes 

:i  und  ferneren  Amtsgenossen  hervorrief,  von 

I  ijiiiho  stand I  dem   das  Auge  nicht   feucht  wurde^ 

iiden  B' wt^i-i  Tür  die  hohe  Achtung,  die  er  unter  den 

!i  '     ■  '  ijijjj    ^,|y   ehrendes  Andenken   in    den 

r-  auf  dorn  Felde  der  Kriiehunj:,  so  wie 

iKur  II  1  iiM  jiir  iiL!  -  y.iM.i.illen  ihm  aber  einen  begrlindetea  An- 

iM  f»  der  Geschichte  der  ivsterreichischen  (tjninasien  sein  Nam»- 


Wien  Im  Juiü  1878. 


Dr.  M    Wretßchko 


400  Enigegnung. 

Entgegnung. 

In  der  Beeprechnue  meines  Schriftchens:  «Die  siebziger  Jahre  in 
der  Geschichte  der  deutscnen  Literatur'*  von  Dr.  B.  M.  Werner  im  April- 
heft dieser  Zeitschrift  sind  unwahre  Angaben  gemacht,  welche  ich  hienait 
richtig  stelle. 

Es  ist  nicht  wahr,  dass  in  dem  Citat  aus  Otfrid  ,16  Dmckiahler 
stören.*  Mein  Kritiker  hat  wol  die  Interponctionen  Keller*s  mitgerechnet?! 

Es  ist  nicht  wahr,  dass  „der  Verfasser  selbst  eingestehen  miMi^ 
dass  er  öfter  auf  Gebiete  kommt,  die  ihm  weniger  Tertrant  sind."  Dia 
Stelle,  auf  welche  diese  Behauptung  sich  ohne  Zweifel  bezieht  (S.  €x 
Vielleicht  darf  ein  Versuch,  dies  nachzuweisen,  auf  einiges  Interesse  redmeBi 
wenn  ich  gleich  dabei  auf  den  Vortheil  verzichte,  äberall  durch  veiira«to 
Gebiete  zu  führen),  kann  offenbar  nur  von  der  gröesten  Wülkfir  so  iaiar* 

{iretiert  werden,  wie  Hr.  Dr.  Werner  es  sich  filr  erlaubt  gehalten  ~ 
m  mindesten  musste  der  unmittelbar  folgende  Satz  das  Verkehrte 
Auffiissung  zu  Gemüthe  führen. 

Die  leidigen  Druckfehler!  Da  habe  ich  etliche  auch  in  dem  »As* 
Steiner  Marienieich "  wie  er  in  der  liebenswürdigen  Anmerkung  te 
Wemer'schen  Becension  genannt  wird,  stehen  lassen. 

Prof^  Dr.  J.  Imelmann. 

In  der  Yorstehenden  'Berichtigung*  meiner  Besprechung  aiiid  ■&- 
wahre  An^ben  gemacht,  die  ich  hiemit  richtig  stelle. 

Es  ist  wanr,  dass  in  den  6  Beimpaaren  aus  Otfrid  16  Dmekftkte 
stören.  Ich  habe  die  Interpunction  mitgerechnet;  denn  ich  vnla^gt 
Gonsequenz.  Herr  Prof.  Dr.  Imelmann  mterpungiert  selbet  an  iwei 
Stellen,  hoffentlich  auch  nach  Keller,  und  ich  kann  doch  TerlanM,  hm 
nach  't  bar  beut'  ein  Punct  gesetzt  werde,  wenn  einer  hinter  'a\a««u^ 
steht,  üebrigens  bleiben,  selbst  die  Interpunction  abgerechnet,  nodi  laka 
Fehler,  die  vielleicht  Herrn  Prof.  Dr.  Imelmann  nicht  itOfen,  ahtf'. 
gewiss  Jeden  anderen. 

Es  ist  wahr,  dass  der  Verfasser  selbst  eingestehen  mtus,  daa«  ' 
öfter  auf  Gebiete  kommt,  die  ihm  weniger  vertraut  sind.  JedermaoB  whft  ^ 
ohne  Commentar  meine  Auffassung  theilen  und  leider  verBäunta  aa 
Herr  Verfasser  seinen  Text  mit  erläuternden  Anmerkungen  in  v< 


Zum  Schlüsse  danke  ich  dem  Herrn  Prof.  Dr.  Imelmann.  ömCT 

j-_  n^-i^ : n * —  r Jii.i.  — x ..i. ...    ,    \ <^ 


er  sich  der  Bevision  meiner  Correctur  freundlich  unterziehen  will,  uiw»p 
aber,  dass  er  schon  zu  spat  kommt.  Mich  trifft  in  diesem  Ponete  keiNz 
Schuld;  in  meiner  Correctur  hat  richtig  'Amsteiner'  gestanden.  ]l 

Wenn  mir  Herr  Prof.  Dr.  Imelmann  in  allem  übrigen  recht  gM  ;^ 
und  vor  allem  die  vollkommene  Ueberflüssi^keit  seines  'Schriftchens*  <ta*  '^ 
sieht,  dann  bin  ich  mit  dem  Besultate  meiner  Anzeige  ganz  zufrieduL 

Salzburg.  B.  M.  Werner. 

Berichtigung. 
S.  315  Z.  1  V.  0.  lies:  Gussenbauer. 


Erste  Abtheilung, 

Abhandlungen. 

Eritische  Beiträge  zu  Musaios. 

jtffl  yitt4o%'  a^/tn/ir«f,  rnv  otx  f6(r  nifiktro,;  '/fßJf, 
jccei  ^»iniuv  mti  ^-ißvdav,  OTttf  yttfiog  evvvx^g  7/^oüc. 

▼*  2  t?t  in  tlör  überlieferten  Fassung  unverständlich ,  da  der 
oüOTtOQwv  ifi€vaiiijv  sich  mit  Bezugnahme  auf  vvxtoy 
-^  „  .hl  erklären  lässt.    Musaios  hat  zwar  kühne  Verbindun- 
ctn  —  vgl*  V.  262  mpqoYMfwvg  ^a^autyyag:  ett  otdCoi^ra  ^alaa- 
—  »  aber  der  genannte  Fall  iät  nicht  mehr  kühn ,  sondern  nn- 
Alle  einzelnen  Ausdrücke  des  Verses  sind  nonnisch,  för 
'  ■■■'-!  '/iXoJiijQ  ^alaaaonoQon'  v^iayattuv  aber  liegt  kein 
Hit^  Schwierigkeit  lässt  sich  aber  leicht  beheben,  wenn 
11  von  V.  2  seine  Stell,©  wiit  dem  ersten  Halbvers 
rei,.  so  dass  «Luiii  iIpt  nr^^iuungliche  Wortlaut  ge- 

wäre: 

I>a^ilfe96rr}^iipHv  \m\  irXmfrf^j  ganz  nufiiunig  ist,  erkannte  richtig 

-cbienenen   neuen   kritischen  Bei- 
ns Jahrb,  1878  p,  235.  Der  vorüe- 
seheinens  derselben  schon  längere 
stacht  die  Stelle  durch  AuDahme 
i,   u  f,   ....    .t»     *'  .*^  .ikuitTi^  zu  heilen:    es  soll  heissen 

!i\  I,  Trümer  der  Hymenäen.     Diese  Bedeutung  sacht  er 

<I.  I  auf  V.  v355   itvtog   imv   l^Hfig   avTQGioko^  tturouarrj 

Hier  Aber  igt  nur  davon  die  Rede,    dass  Leandros 
Schiff  zugleich  sei,  dm  Schifl"  trägt  den  Ruderer  uud 
kt  ^  in  einer  Person:  nichts  «agt  uns,  dass  er  etwa  die 

WJm^*nAc^^  iihre.  Die  auis  Nonnos  angezogene  Stelle  Dion.  1  ISl 

tr    ft^tC^fi^vfiv    T»v*    f«i'(Kr>  tiftnnyi  xal  7ikiHTf\m  xal 
'  fj  kann  iiij^üfeni  nicht  in  Betracht  kommen»   ala  bei 
I  Attribut  »teht,  wie  an  unserer  Stelle  der  Gene- 
!   weiter  unten  metue  Bemerkungen  zu  den  V.  224 


ZtiUdttiA  t  «L  Man.  Ujidb.  »78.    V[,  Qeft. 


2ü 


402  ^2.  Esach,  Kritisclie  Beiträge  zu  Musaios 

Die  Verbindung  yaitiog  dxXvoaig  d^alaaaonofujp  i^uvauup  m 

bietet  uiclits  UDgewükullcbes ,  da  der  Genetiv  als  epexegetisch  \ 
fassen  ist  und  den  yafiog  näher  beschreibt.  Die  Vertauscbaug  i 
beiden  Halbverso  konnte  im  Archetyp  leicht  eintreten,  da  die  V,  2— 
alle  mit  dem  Wörtchen  xa/  anheben.  Für  die  Beziehung  des  Relati 
satzeä  zov  oim  l'ätv  cifp&iTog  'fidg  Mit  nlwriJQa  spricht  auch  d 
umstand,  dass  yd^tov  ja  schon  das  Epitheton  dxi-voevta  hat,  so  dj 
nach  der  Ueberlieferung  in  dem  Relativsatze  nur  dasselbe  euthalfi 
wäre,  was  dies  Ädjectiv  besagt  Dazu  kommt,  dass  eine  unleugbi 
Beziehung  auf  unsere  Stelle  in  V.  281  sq.  zu  finden  ist,  wo  es  heil 
ovdl  not  ^Hiig  NvfAtpiov  slde  jiiavdqov  ii^TQioiiDr  ^ni  Xi 
TQtür:  auch  hier  wird  gesagt,  dass  Eos  den  Leandros  nie  bei  sein 
heimlichen  Liebesfreudon  erblickte.  Wenn  auch,  wie  im  Folgendi 
nachgewiesen  werden  soll ,  diese  Verse  interpoliert  sind ,  so  sind  i 
doch  iusoferae  für  unseren  Zweck  beweisend »  als  sie  darauf  hij 
deuten,  dass  der  Interpolator  sie  nach  unserer  Stelle  nachgebildet  hl 
die  aber  freilich  nur  die  oben  vorgeschlagene  Gestalt  haben  konni 
Durch  die  Versetzung  der  beiden  Halbverse  wird  eniüich  eine  U 
sprechendere  Reihenfolge  in  den  Dingen  hergestellt,  die  den  (Jegei 
stand  des  Gedichtes  bilden  sollen:  im  ersten  Verse  wird  Xix 
zweiten  der  yctfuog  genannt ,  also  die  sachlichen  Gegenstin 
einander,  während  im  dritten  und  vierten  dann  wieder  die 
des  EpyUions,  Leandros  und  Uero,  angefülut  werden, 

V.  202.  6ipk  <r  tHaai^attg  noXvfiiixitvov  iwini  fiv^or. 

In  den  Versen  196  sqq.  schildert  der  Dichter,  wie  Li 
nachsinnt  „vTtuc  x£y  EQioiog  de^liiaeur  dyiüva^.  Eros  sei 
ihm  einen  Gedanken,  der  zum  Ziele  fuhren  soli.  Die  Worte  m 
denon  Leandros   der  Geliebten   seinen  Entschluss,    um    ib 
selbst  das  Meer  zu  durchschwimmen ,  offenbaren  will ,  werdea  4i 
den  angeführten  Vers  eingeleitet*  Ein  Ausdruck  rauss  dann  aber 
rechtes  Bedenken  erregen,  nämlich  dkaanjOag,  Waium  »oll  Leaui 
in  einem  Augenblicke »  wo  er  für  Hero  Alles  zu  wagen  entscl " 
ist,  seinen  Unwillen   äussern?   Man  müsste  glauben  es  fal 
schwer  das  kühne  Wagnis  auch  nur  zu  nennen,  geschweiga'; 
wirklich  zu  unternehmen*    Die  Worte,  die  er  V,  203  —  220 
sind  voll  edlen  Feuers*  voll  liebender  Sehnsucht*  keine  Spur  von 
willen  über  die  künftigen  Gefabrou  ist  darin  zu  finden.    t.>i  Fv»! 
das  überlieferte  dlaoiqüag  (wofür  V  verderbt  dlEiarrjOa^ 
f&r  unmöglich  und  zwar  am  so  mohr,  als  Nonnos,  Musaio^ 
diesen  Ausdruck^  wie  ich  aus  Schwabe  p.  51  ersehe,  nicht  aoge 
hat.    Ich    vermathe    dafür    draßlii)fag:    beim    Nachdenken 
V*  19G  sq.)  pflegt  man   den  Blick   zu  .senken  oder  die  A 
scliliessen,  Leandros,  der  eine  ziemliche  Weile  niM;hgedacht ,  wU 
Hero  ganz  gewinnen  könnte,  schlägt  endlich  {mpi)  die  A.it-.-i  i 
Geliebten  empor  um  ihr  leuchtenden  Blickes  seinen  Ged;  l" 

zutheilen.  dvaßhiibag  findet  sich  absolut  gebraucht  in  der  i>eüt«utu 


AL  Biach^  Kritijclie  Beitrage  2a  Musaios. 


408 


«did  Aitge»  wieder  aufschlagend^  z.  B.  bei  Xeitopb.  £yrup.  YIU, 

H  V,  2Ä4--231.  281— 2>s4.  288.  ^  ^ 

^■^    l>€n  V.  224   1^  ^<€r  q^dog  %avvetif^  o   d*   xtf<ara  fiQX(fa 

^^B|r  -  ich  mit  Berubardy  aud  Dilthe}"  für  ein  Einschiebsel; 

^^^Bu  thit  halten,  indem  er  statt  fpdog  nach  Nonnos  Gebrauch 

^^^Br  Metabole  (fug  herstellt,  da  Husalos  die  Synizese  nicht  kennt. 
^^^Hb  der  Zusammenhang  spricht  entschieden  dagegen.  Auch  durch 
^^HKcIi'ä  i^'  fuv  ^taQtv^tetp  (Fleckeisens  Jahrb.  1876  p.  755) 
^^Hn  die  Schwierigkeit  nicht  ganz  behoben.  V.  221—223  geloben 
und  Leandros  einander  ihre  nilchtlich  verstohlene  Liebe  und 
U»0n,  die  Leuchte,  zu  wahren.  V.  224  nun  ist 
-  >hje  zu  222,  worin  der  Interpolator  den  Leser 

eliXDal&  beiehrt ,  was  Jeder  der  Liebenden  thun  soll ;  während  das 
bbjeet  zu  i/noTiiaavto  {pvldaauv  schon  in  V.  222  enthalten  ist, 
ktakt  IQ  dem  interpolierteu  noch  ein  zweites  nach. 

Was  die  folgenden  V.  225—231  betrifft,  so  sind  diese  ent- 

hie4en   nicht  am  rechten  Orte.    Dilthey  setzt  225 — 229  in  eine 

itner  mit  der  Begründung  (praef.  XV):  suspicor  hie  in  archetypo 

ip»!flm  evanida  fuisse  lectuve  di^cilia,  pro  quibus  novos  versus 

is  procudit  expiscatus  ex  antiquis  v,  226  perbonnm*    Diese 

A^  ,...,    kann  ich  nicht  theilen.    Die  Verse  sind  vielmehr  alle  echt, 

Ä  fiudcn   sich  darin  deutliche  Nachahmungen  des  Nonnos  (vgL  die 

ron  bei  Schwabe),  worunter  namentlich  der  Ausdruck 

c  in  V.  229hervoj'zuheben  ist,  den  sonst  nurNonnosin 

[Xe4ab*  VI  180  im  Dativ  und  in  den  Dionys.  IX  273  nach  Graefe*s 

long  im  Genetiv  kennt.    Die  Verse  sind  dem  Musaios  also 

abutiiüprechen  ^  wol  aber  können  sie  keineswegs  au  der  Stelle 

die  ihnen  die  Ueberlieferung  anweist.  Sie  sind  vielmehr  von 

anderen  dahin  versetzt  worden  und  zwar  mitsammt  den  von 

fj  ^anz  unberührten   V.  230  und  231.    Nach  dem  Verlöbnis 

f^  nn«S  Leandros'  (V.  221 — 223)  erwarten  wir,  dass  die  Lieben- 

"idch  I   aus  dem  Aphroditetempel,  in  dessen  Bereich  ja 

guniv  liug  biß  dahin   gespielt  hat,   heimwärts  begeben, 

h^m  sie  Abschied  von  einander  b'euommcn.    Statt  dessen  wird 

ne  Trenn ungsscene  geschildert,  wie  sie  um*  erfolgen  konnte, 

ettn  Leandros  heimlich  bei  der  Geliebten  im  Thunne  geweilt. 

flq.  belehrt  uns  klar  ober  die  ganze  Situation :  7iavvvxidag 

rec  dAoiftrjioi  v^araküp   dXli^kiov  dey.ovtig  ivoccpiö- 

fOP  'yxt; ;  Hero  wendet  sich  zu  ihrem  Thurme,  er  aber  schwimmt 

in     Ho    Nacht.    Nach    der    Trennung    im    Aphroditetempel 

wahrhaftig  Leandros  noch  nicht  durch  das  Meer  zu- 

"^  ^n<3ii ,  noch  braucht  er  Nichts  zu  fürchten.  Die  ganze 

i  hin,  dass  ihre  Stelle  in  einem  späteren  Theile  des 

ttiL*^  *'u  -'Luueü  sei^  und  zwar  hinter  V.  281. 

Daas  der  Vors  281  unmöglich  an  der  überlieferten  Stelle  stehen 
1^  tsi  so  Qvtnlich  allgemein  anerkannt,  Koechly  setzte  ihn  nach, 

20  • 


404  AI,  Reach,  Kritische  Beiträge  zu  Musaios. 

Schwabe  vor  274 ,  Dilthey  athetiert  ihn  nach  dem  Vorzüge  ' 
Nach  280  nnn  (mit  Entfern uDg  von  281)  folg-ten  meiner  Hei 
nach  orspröDglich  die  V.  225—229,  V,  282-284  dagegen  ist  i 
Interpolation  anzusehen  and  zu  tilgen ;  an  229  schloss  sich  dann 
V,  285—287.  die  Stelle    des  überlieferten  V.  288  aber,  den  ie 
'gleichfalls  für  unecht  ansehe,  nahmen  die  beiden  Verse  230  und  23| 
[  ein ,  wobei  im  ersteren  das  d^  vor  oaQtov  zn  streichen  ist.    Darna 
{war  die  einstige  Grestalt  dieser  Stelle  folgende  (wenn  wir  mit  21 
[beginnen,  um  den  Zusammenhang  klar  zu  haben): 

279  (tXk(i  l^x^i  GTOQtaua  -  rLkitjüt-yttuoimv  Iv  ti^ii 

280  Otyrf  /Tttfsiijv  f7ii}iti'  frvn(foxofÄr]i<Ti  cf'  ofifj[lf}* 
225  nttvvi'/J^tts  J'  uYvmwrH  ttxoiuritütv  vuevu^atv 

fi^  Tt  naganld^oiro,  Xa^ufy  rrrj^tjta  itV{tfJov 

229  Ttlüif  ßn!ft'Xo^:tutoi  l^    ivoia  TroQ&fitm'  Ußiäov 

*IIq^  ä*  iXxttftiifTiXog,  iov^  X^^vaa  roxija^ 

2ö7  naQ^h^Qs  >J/«cfr/ij,  ^*^'X^^  yvvq'  nuqoriooi  J* 

230  nttvvixi'ftfv  iiitnü}7'  XQi'ift'oig  Tr^t'^toiTf^  fttChlov^ 

231  TioXlftxt;  poijrfKVTo  uoXftv  ^(tXttutjJToXav  tIo*/i'i;i% 

Dann  folgt,  V,  289  sqti.  in  der  überlieferten  Ordnung.  Znr  J 
^  grönducg  der  angegebenen  Versetzungen  habe  ich  Folgend 
^ führen:    Die  Schilderung  des  in  V.  225—229  erzählten  A 
l(aiin  nur  nach  einer  der  Liebesfeier  geweihten  Nacht  folgen:  mrt  I 
^  redten  Worten  weiss  der  Dichter  zu  erzählen,  wie  Leandros  zum  «rsti 
Male  köhn  den  Meersuud  durchschwimmt,  lieblich  wird  sein 
^pfang  bei  Hero  und  die  Brautnacht  des  glücklichen  Paares  gescbö 
dert:  wir  erwarten,  dass*  auch  dos  Abschiedes  der  Liebenden  und  ileii 
gefahrvollen  Heimkehr  des    kühnen  Schwimmers  ausführlicher 
dacht  wird;  statt  dessen  wird  ^lies  mit  kaum  dritthalb  Versen  il^l 
^  gethan : 
282  sqq*:  6fW  niji    ütu^ 

Setzen  wir  statt  dieser  trockenen  Verse  V.  225 — 229  ein,  ao  i 
die  Sache  in  schönster  Ordnung.    Die  Schilderung  der  Brautuat 
wird   entsprechend   abgeschlossen   mit  den  Worten  navvi'/!<^^^ 
VavvGavTEg  xrX.,  worauf  im  Einzelnen  erwähnt  wird,  wie 
:  ihrem  Thurme  bleibt,   er  aber  wieder  in's  Meer  hinausäi 
: Schwabe,  der  die  Verse  an  der  hergebrachten  Stelle  belässt, 
^sie  für  unecht  zu  halten,  sah  recht  wol,  dass  dann  navvt^x^dQ 
\avivayz^g  keinen  Sinn  hat,    weshalb  er  ^dubitanter**   ouoüo 
[schrieb,    wofür  Ludwich   6Qi(jmT€g   einsetzen  will,    v 
[nach  unserer  Auffassung  gerade  die  Ueberlieferung  de 
1  Zusammenhrtnge  voi trefflich  fügt.  Den  V»  228  /o;  i'  :^i' 
kaßutv  atjfir^ta   nigyov  (wofür  ich  mit  Dilthey  ni^v  . 
tilgt  Schwabe:  versus  spurlus,  ab  interpolat^re  additus,  qai  pDob 


Ai.  Bjoeh,  Kntiscbe  Beitrage  za  Masaios. 


40& 


ooctu  Abydum  retro  navigante  narrare  Don  intellexit 
A!bir  jtXc^fi  heisst  hier  gM  nicht  zq  Schiffe  fahren,  uavigare,  sondern 
otfimlMr^  wie  nhovriq  im  Proömion  des  Gedichts  den  Schwimmer 
UltoUt,  s^cliwimmen^  Wenn  Leandros  heimwärts  den  Sund  dtirch* 
idur&mm,   '  or  sehr  wol  öfter  rückwärts  blicken  und  danuch 

t^ BÄchtv T  r  t\i  nehiuen  hatte,  beurtheilen.    Das»  Schwabe 

1  V.  260  in  der  überlieferten  Fassung  tj  ^iiv 
Iß  ,v  i  Melassen  konute,  wird  oian  natürlich  finden, 

uhn%h  r;  ^iv  kßtj  nori  nv^ov. 

Werfen  wir  nun  auch  einen  Blick  auf  die  interpolierten  V,  282 

\  ^84.  Sie  sind  durchaus  matt  und  ziemlich  inhaltslos.    Den  Yers- 

oidi   nOT     Hwg   vv^fflov    £idi   yiiavÖQOP  kvX.    entnahm 

llte^polak^^  aus  V,  3,  der  SchJuss  von  283  ist  übrigens  verderbt. 

selbst  für  seine  Uiiechtheit,  wenn  wir  ihn  mit  229 

-u  sich  der  Interpolator  wol  zum  Vorbild  nahm: 

wjx^rrt  ist  nur  eine  Variante  für  iihUi,  ßa&v'AQrjftiöog  ist, 
I  obf  IS  bemerkt}  Bpecifisch  nonnisch ,  also  jedenfalls  einem  echten 
tmt  des  Musaios  angehörig,  hiefür  schrieb  der  Interpolator  ai^ri- 
Mi^a^  da^  er  aus  V.  215  nehmen  konnte,  wo  es  an  derselben  Vera- 
lUlf  si^bt;  das  zweite  Verskolon  in  dem  echten  Verse  229  sagt  uns 
fMmi  das,  was  man  erwartet,  dass  nämlich  Leandros  den  Sund 
••Ibyd'.is  darchschwamm,  während  er  in  dem  unechten  Veriüe  ein- 
1  f"-'  ^11 -,  Txiein  zum  Volke  von  Abydos  schwimmend  zurückkehrt. 
•II  Gedichte  finden  wir  weiter  etwas  vom  d^fio^  l4ßvdoi\ 
L  Ab^r  den  noQ^ftog  lißvdov  in  V.  26  gleichfalls  im  Versschi usse, 
lekl  gering  zu  achten  ist  in  Bezug  auf  die  Unechterk lärmig  der  ge- 
itt^B  Verse  der  Umstand,  dass  sie  (mitsammt  285)  in  Cod.  V 
den.  Diesen  letzteren  Vers  285  halte  ich  für  echt,  nur  ist  ivw 
Dach  der  üeberlieferung  beizuhalten  und  nicht  nacli  Dilthey  in 
-  -r'  j^  zu  ändern  {hvvxioig  viuvmoig  Nonn*  Dion,  XX  246), 
iicke  sind  wie  Schwabe  zeigt,  echt  nonnisch,  der  ScMuBg 
< .  '  ft^uuvtv  aus  Dion.  XL VIII  650  entnommen. 

^     •  folgt  der  Üeberlieferung  gemäss  286,  wornach  aller- 

mit  Kueclüy  und  Dilthey  eine  Lücke  auszunehmen  ist ;   an  287 

schlössen  sich,  wie  oben  angedeutet,  die  V.  230  und  231  an, 

br«od  288  zu  tilgen   ist.    Dieser  Vera   trägt  alle  Spuren  einer 

Dlatiou  an  sich ;  die  beiden  Anfangsworte  noXldxig  rj^rjoayto 

iIqb  V.  230  entnommen  und  mit  der  nichtssagenden  Formel 

fifuv  (w  -ens  erst  aas  dem  hdachr.  xai^iXyJjLtev  und 

t/tta-  hu  werden  muss)  ilg  dvatp  *Hii  verbunden.  Der 

genstaud  der  Sehusucht  der  Liebenden  ist  vielmehr  in 

iTSö  ausgedrückt:  fwliiv  i>ula^ttpiöXovoQ(fv^v\  sie 

Dscheup   da^  die  Nacht  (nö7Jüuy(,ig)  heiaukomme^  weil  sie  ihnen 

ifirfitiXog  if^ ;  den  Ausdruck  hat  Musaios  auch  V.  276,  den 


im 


\V,  Kloucik,  Za  Musaios, 


Versschlass  ^'aAwjuj^Troioy  oqfpvtp^  lesen  wir   bei  Nonnos   DiOQ*.] 
VII  307.   Dass  der  Interpolator  A^n  Gedanken  in  seinem  Prodoc 
ganz  verwässert  hat^  ist  klar. 

Es  bleibt  mir  noch  übrig  zu  bemerken ,  dsss  ich  natnrlicli^ 
Weise  nach  dorn  V.  222»  an f  welchen  nach  meiner  Anöi^ '  if^lirl 

V.  232  folgen  muss,  eine  Lücke  atmehrae,  vgl.  üilthey  [  /  anil 

d.  St,  Den  Inhalt  derselben  mnsste  eine  Schilderung  des  Ab^^ehiedf«] 
der  Liebenden  nach  ih rer ersten  Begegnung  im  Aphröditetemp^l  bilden. 

Ludwich  schrieb  (Wissensch.  Monatsbl.  1874.  147)  in  VJ 
atatvov  väioQ  (nach  Graefe*s  Sclireibung  bei  Xonn,  Dien.  IV^ 
für  aiiyvoi).    Mit  Recht  bemerkt  dagegen  Schwabe:  oppositio 
väiüQ  et  ivdof-tvxov  nvQ  a  poeta  quaesita  perit  illo  adjectivo 
sumpto  nee  cougruit  illi  In  versn  proximo  v^j^vtav  täuQ.  Nicht  i 
kann   ich  aber  übereinstimmen   mit  Beiner  weiteren   AusfQhninril 
Mnsaeus  Leandtum  facit  haec  dicentem:  terrlbile  est  tarn  amor  qu^ 
mare,  quoriim  altenitrum  mihi  est  subeundum:    seA  mare  effU 
aqua,  quae  est  minas  tenibiÜs,  quam  quo  cupido  me  torquet 
itaque  aquae  malo  me  commiltero  quam  igne  perire.   Der  Dichter^ 
kann  nicht  sagen  wollen  mare  cfficjtur  aqua,  denn  der  Gegeusati 
„mich  aber  durchglüht  des  Eros  Feuer  im  Inneren^  weist  auf  einea 
anderen  Gedanken.    Dieser  ist  freilich  in  der  üeberlieferung  nicht . 
ausgedrückt,    aber   mittels   der   geringen  Aenderung  des  GeuetivÄi 
^aXaacrfi  in  den  Dativ  (haXafTat^  gewinnen  wir  sofort  das  Richtige»  i 
Wir  erwarten  doch  offenbar  den  Gegensatz  „dem  Meere  steht  oarl 
das  Wasser  zu  Gebote«  mir  aber  das  mächtigere  Feuer,  mit  dem  Icli] 
jenes  überwinden  kann.""    Wir  haben  in  d^aXaaar^  dann  den  Dati| 
possessoris.    Wie  leicht  daXaaar^g  gerade  in  dieser  Partie  desf 
dichtes  mit  ^aXaaor^  verwechselt  werden  konnte,  erklärt  der  " 
stand,  dass  in  kurzen  Zwischenräumen  abwechselnd  der  Genetiv  und 
Dativ  im  Versschlusse  stehen:  der  Genet*  V.  234.  249,  262,  27Q,J 
der  Dativ  24L  253. 

Prag.  Alois  Biach. 


Zu  Musaias. 

Vf.  44-51:  7tttnat'*tiri  iT*  ianiviSov  A   /*j;i">r  'if^^i'  *JCH*»^«ij 

45  öfftjot  rtuftattmeov  aUßrufitfiif  atfv^  rrjoütv, 

46  ot  ftiv  fitp    ^Iftovdi»;,  ot  J'  tivaUfj^  tijto  Kvngov* 
4b    ov  Aißavov  i^vittrrog  M  nrtQvyiaai  x^Qtiftü¥ 

49  OüJi  Tit^tnnoruiv  tt;  Ikiintta  tr^^o^  iooiiis, 

50  ov  't^f/tyiqi  rtn'rrii,  ov  yihovni  wiiu\  l-fßvtfov 

47  ovffi  yvvq  Ttg  ffdturiv  cti'ti  nroldi^Qa  Kt  :^rnf,M 

'  In  dieser  Reihenfolge  liest  Bilthejr  die  Verse ,  indem  er  mit 
nach  Köchljf's  Vonschlag  v.  47  hinter  v.  50  setzt.  Doch  schoint  I 


\\\  KhuMi  Za  MQ£«io3. 


407 


AtaüOatMIvog  noch  nicht  dorcbgreifeud  genug*  Musd  es  nicht  be- 
hmoiiiu^  «emi,  nachdem  der  Dichter  im  ?.  45  gesagt  hat,  dass  von 
lose  In  Allee  m  dem  Feste  herbeieilte,  die  Ersten,  die  er  t.  46 
Bl»  Bewohner  eine§  Festlandes  sind?  ich  glaube  daher,  dass  v.  45 
hUT  V.  4"  "  ')  Erst  bei  dieser  Folge  der  Verse  (44,46,48,49, 
,  50»  47.  ,  innen  wir  einen  logischen  Zosammenbang.  Musaios 

i:  VuQ  allen  Seiten  strömten  die  Leate  za  der  Feier  herbei, 
oiiien'  (der  Dichter  nennt  gleich  eine  ziemlich  entfernte 
U  lus  den  weitrerbreiteten  Huf  des  Festes  zu  markieren),  \on 
LlfftUM*  (er  greift  noch  weiter  aus) ;  ^auch  die  Ton  den  Säumen  des 
IIAmios^  (das  sind  non  ^chon  die  entfernteston,  welche  der  Dichter 
lÜlslMioi]«]!  liest),  'aber*  (hier  springt  Mnsaios  von  der  änssersten 
dar  Betheüignng  in  die  nähere  Umgebung  von  Sestos  zurück) 
idi#  Kochbarn  von  den  Inseln  (v.  45)  und  die  nächsten  Nachbarn 
i  aiijitischen  Festlande  (v.  50)  blieben  nicht  aus/  Ausserhalb  dieses 
j  ^Kh  ^fschloasenen  Kreises  der  FeBttheilnehmer  stehen  dann  im 
47.  VerÄö  die  Frauen  von  Kythera,  welche  als  dem  Dienste  der  Aphro- 
LU:  Nedonders  ergeben  auch  besondere  Erwähnung  finden»  nnd  die 
Aifz^l^  ■  ■       t  mit  der  allgemeinen  Bemerkung,  dass  überhaupt 

km  f\  fctQ^tvog  dem  Feste   fern  blieb.  —  Eine  noch 

icklrCerv  ^i  -r  bekäme  der  Gedanke  in  vv.  48»  49»  45,  50  durch 

Tcdindeiiii ;_  oaot  in  ovx  oi ;  doch  genügt  die  blosse  Versetzung 

Ib  t.  4$  snr  Herstellung  einer  richtigen  Gedankenfolge, 

^  101 — 107:  .  .  ^  ,  ,  ir  rfav^ffi  tU  xttl  ttvti) 

rtlfittOi  la&^4ioiatv  iitttyyiXXovaa  Aidvi^^ 
Mttl  ntiXtv  tlff^xlirii', 

hat  sich  nach  längerem  Schwanken  und  Zögern  der  Jung- 
f  gtn&hert  und  wirft  ihr  verstohlene  Liebesblicke  zu.  Da  freut  sich 
y  iiir^r  Schönheit,  und  nun  neigt  auch  sie  dem  Jüngling  ihr  rei- 
)  Antlitz  ZU|  doch  kehrt  sie  es  immer  wieder  verschämt  von  ihm 
^iKEa  muss  also  das  dvii^Xirev  des  Verses  107  der  Gegensatz  zn 
\iifß&fim  V.  105  sein.  Aber  am  Aklvaiv  zr^v  o/rw/rijvkann  nimmer- 
kr  'iien  Blick  oder  das  Gesicht  ab  wenden'  heisseu.  Eber  könnte  es 
'  Cnatlnden  das  Umgekehrte  bedeuten ,  nämlich  'den  Blick  zu- 
Man  könnte  also  sagon»  dass  v.  107  oben  von  dem  Zuwenden 
lAntlities  die  Rede  sei;  daher  müsse  im  Gegensatze  dazu  das  erste 
M  (r.  105)  von  dem  Abwenden  der  Augen  sprechen,  und  es  sei  alsd 
rijthtiipiP  etwa  das  vom  cod,  B.  gebotene  aniTLqvipiv  einzusetzen* 
I  Attflanung  verbieten  die  Worte  xal  atrrr}  (v.  104),  welche  be- 
1^  da»  Hero  dasselbe  was  Leandros  that.  Und  was  that  dieser 
V.  101?  Er  sah  die  Jungfrau  mit  sehnsöchtigeu  Bücken  an, 
cb  ist  im  V.  105  intÄi^^iv  die  richtige  Leseart,  wie  sie  der 
MBan  ^bci^elit,  und  so  bleibt  nichts  anderes  übrig  als  das  Unverstand- 


*!  Awler«  A.  Ludwich  iJuhni  Jahrb.   1876  p.  753),   welcher  eine 
Utfi«  ttintsr  v.  4&  annimmt. 


408 


W.  KlöHcek^  Za  Musaios. 


liehe  avti%Xiv^  düFcli  CoQJectur  so  zu  ändern ,  dass  ein  d€ 
Gegensatz  zu  Inii/tv^fei'  entsteht.  Ich  schlage  vor  mit  leicht 
denij]g  eines  einzigen  Buchstaben  nahv  (retro)  avt  eiclir^y  r 

Vv,  268—271:  wuqU,  nolXd  ^toyqaagf  «  ^^  n(i&€  rv^tfioi  tiX 
vvf4fi((,  TTollti  fdoytifTti^,  ftlig  vv  rot,  nlftvQov  v&d 

In  vorstehender  Stelle  sehe  ich  v.  270  für  eine  iDterpolation^ 
Sorte  an.  Erstlich  ist  derselbe  in  sprachlicher  Hinsicht  äosse| 
dftchtig.  Was  ist  oöfti]  ix^voeaaa'f  Doch  wol  Fischgemch?  So  i 
widrig  konnte  nur  ein  Interpolator  diesen  Begriff  ansditicken, 
haben  wir  hier  vielleicht  eine  Trajectio  epitheti  ?  Das  wäre  ei] 
eigenthümliche  Ahart  dieser  Redeweise,  wo  von  zwei  Attribn 
Meeres  das  eine  zu  dem    regierenden  Siihstantivum  gezo 
während  das  zweite  bei  dem  Genetiv  UaJjiaaiß  stehen  gehlid 
Und  was  sollen  diese  Epitheta  in  Bezug  auf  die  odfttj?  Die 
Ix^^  iiesse  man  sich  (doch  welch  seltsame  Phantasie,  die  hie 
faulen  Fische  im  Meere  denkt)  nof.h  gefallen,  insofern  als  de 
thum  des  Meeres  an  Fischen  den  Geruch  desselben 
(iaQiydorirogl  Was  hat  das  Tosen  des  Meeres  mit  seinen 
schaffen?  Zu  diesen  .sprachlichen  Ungereimtheiten  kommt 
lieber  Beziehung,  dass  der  so  feinfühlige,  geschmackvolle  Dicbtii 
Geschmacklosigkeit  begangen  haben  soll,  eiuen  so  widrigen  Verl 
Hero  in  den  Mund  zu  legt^u.  Oben  v.  265  durfte  Musaios  erzähU 
Hero,  indem  sie  Loandros  mit  duftendem  Bosenöle  salbt-e,  de 
geruch  von  ihm  wegtilgte.  Wie  trivial  aber  wäre  es,  wenn 
dem  Geliebten  sprechen  liesse;  ^Genng  des  unangenehmen 
ruches  hast  du  einathmen  müssen;  komm  jetzt  her  an  meineii 

wo 'v 

Aus  diesen  Gründen  glaube  ich  den  in  Rede  stehenden ' 
eingeschoben  bezeichnen  zu  müssen.  Wie  fein  nach  seiner  Ai 
düng  Alles  zusammenstimmt,  bedarf  keiner  weiteren  Ause 
Setzung.  *Dn  Bräc'igam  mein  ,  ruft  Hero»  'der  du  um  mich  vie 
viel  gelitten,  genug  der  balzigen  Meeresflüthl  Yergiss  sie  ai^ 
Brust/  Diesen  in  luscheu  Daktylen  dahinstürmenden  Gefübf 
hat  der  Interpolator,  welcher  an  ahg  vv  rot  dl^iiQor  löt^i^ 
genug  hatte,  durch  seine  schwerfällige  Ausdeutung  des  aluvQor^ 
in  lästigster  Weise  unterbrochen ,  so  dass  das  div^o  reoict  i<lp 
ificiig  iviTnar^eo  mlnot^  von  der  leideDschaftlichen  Apostrophi 
Verse  268  u,  269  uugebObrlich  weit  entfernt  erscheint,  ^ 
V.  293  sq.  dki^  oT€  ...........  .  ^  ^ 

SoBilthey;  das  <Ji^  tot«  ist  von  ihm  eingeschoben.  Aber 
nähme  einer  Lücke  ist  kein  zwingender  Grund  vorhanden,  W4 
auch  in  der  Lücke  gestanden  haben?  In  dem  überlieferten  Tex 
Alles  ganz  natürlich  zusammen :  *So  ergr>tzten  sie  sich  eini| 
heimlicher  Liehe;  aber  nicht  langte  genossen  sie  dieser  Früii 


6^  Zu  HttMios. 


409 


^nYv.  29B%  als  der  Winter  mit  saineD  Stürmen  kam,  da  nuhm  ihr 

ächnell  ein  traort^s  Ende/  An  diesem  Gedaukengange  l&sBt 

•jtd  Ulli  küum  etwas  aussetzen.  Ich  fasse  die  Periode  als  ein  Anaot- 

ifiödokii  Ättf*  indem  der  Dichter,  nachdem  er  den  Satz  Tvjtto^iiv^ 

M     ,  ,  .       '        fvv.  297*  298,  299)  nach  der  Protasis  eingefügt 

bi!t#  fd<»r^*  '   woi  eine  Art  Parenthese  zwischen  Vorder-  und 

die  ApOiiosig  fallen  liesB,  um  nur  gleich  mit  cl)X 

<X),  301)  dem  veränderten  Verhaiton  des  Schiffers  in 

las  unveränderte  des  Leandros  schroff  gegenüherzu- 

ju  ist  wul  kaum  zu  denken,  dass  Musaios  bei  tvmo- 

schon  bei  ßf-vd^^a  (f  aütr^qiyLna  (v,  295)  den  Nach- 

%  also  nach  Homers  Voi-gange  hier  im  Nachsatze  das 

n*!f  St  *da*  gehraucht  haben  sollte;  er  hat  dieses  öi  nur 

1(1  (v.   170)  einem  oq^a  ftiv  gegenüber.  —  Sollte 

rung  n5fchig  sein,  so  möchte  ich  (P  hat  ßivi}iä  <J')  im 

das  6'  nach  (iiv$€a  als  verschrieben  ansehen  und  ßh(Ha 

ntr.ta  corrigiiiren :  'als  der  Winter  kam,  die  Zeit  der  Stürme, 

Winde  das  Meer  in  Einem  fort,  und  da  zog  der  Schiffer 

I '  U  fer ;  aber  dich ,  Leandros ,  hielt  die  Furcht 

ijck  u.  8.  w.*  —  Schwabe  schreibt  für  «JÜL* 

1  Nouitus  /xti  r/ite.  Aber  was  für  einen  Gedankougaog 

it  lange  genossen  sie  dieses  Glück,  und  da  kam  der 

Viller.'  Mir  scheint  das  abbrechende  aXla  der  Uoberlieftrruug  für 

4ii  Sioji  tmumg&nglich  nothwendig, 

Zn  ?   295  erlaube  ich  mir  noch  eine  lexikalische  Bemerkung, 
r*»  W^rterbücfit  i  die  Verbindunir  citvO^a  d(jTf]Qiy.Ta  nicht, 

md  4Üt  Xkd«Q(L  u' 810  für  affT}^iy.vfK  üni^cben,  passen  zu 

^bAmibioIut  uicht.  kli  ;rVi^£rcaa/i]()/>:ra  mit*unergründ- 

ÜAilKitai'  übersetzen ,  ^  ._  ü  'Tiefen,  auf  «iie  man  nicht  auf 

tntefi«  iL  h.  deren  Grand  man  mit  den  Füssen  nicht  enreichcu  kann 
ifLdiflÄfin  Gebrauch  von  art^^tLiaü^m  bei  Homer. 

yffi  oifitro^  ifv  (IruvfjTor  ctt'iJrP)ra»f'  nalttutimv* 

Dilthey  und  Schwabe  für  xvfiafog  o^/ijt  ^las  üätamt- 

v.^uiten    des  Musaios   haben,  die   Correctur   Ludwichs 

>^#r»  in  den  Text  aufgenommen,  von  der  Ansicht  geleitet, 

wie  er  dem  Nonnos  an  mancher  Stelle  in  einzelnen 

nyen  PhrnHen  frefolgt  ist,  so  auch  hier  ihm  das  be- 

hlüss  erscheinende  oXxog  in 

jit  habe.  Ich  halte  es  dagegen 

*f»tid«T  anbeütreiibaren  Abhängigkeit  unseres  Dichtei*s  von  Nonnos 

^älii  für  erlanbt  selbst  wider  das  übereinstimmende  Zeugnis  aller 

^^iciidimirUgo  Vejüuderungeu  vorinnehmon.  nnr  uro  einen  neuen 

AlUuf  «B  da»  Vorhild  zu  Tage  !    ü,  und  bin  der  Ansicht« 

^  Bift  AH  una^rer  Stelle  dem  ?;  iu  oQfir^ ,  welches  ja  mit 

^l^illi«loo  dt:üayti'tsehT  gut  zu  luiiufut'og  passt,  la^i^en  müsse. 


4M  A.  LmirnuäLlMC 

TmlJei.  viri .  t-siu  w7  üb  xatöcänftiick  feighakigte  off  < 

rir& ih<r ixr  in«  T«r^:Är%nasx  flr  ^ti fii|^  mmimBaiMM 
iss  CA212  iij  V  TIS  i^jjBCo,  hi  «rs<  aaick  GMiipigiB{4' 

.TwiM  .  .  fü«ir  'iCcst\  üiB  rx:<&  GiiiiiMii  a  iim  iSsiS 
.lauLciicfcr?  ia  F: Ich.  Leo.* 

Prir.  WcnelKloitii 


Zar  gri«chi?ckeB  Anthologie 
Asklepiad«»  Anth.  FiL  Y  169 

^z  /«i Ai MTW  / ^«i*»  f /«w för  cwf^mrow» 
i^tow  3"  6:titcw  MO€%/n  «üb  rocv  ^lÜorrct; 

Meineke  bemerkt  nichts  über  den  iweöcn  Yen.  Bei  Dtlmer  liest 
Text  da^mw  i^q  t^m  nnd  zur  YnIgaU  folgende  Anmerkuig: « 
inteilisit  f/ratä  fioribuspicta.  Qcod  non  probAbile.  Yemt 
Tidetnr  Heckeros.  qci  citat  Pancntem  Athen.  XY  p.  677  8, 
Hai.  lil  244.  etc..  nbi  idem  epitheton  Zephjri.  et  Melengnim 
10. "  Als  ob  es  n6thig  war  etwas  so  Selbstrerständliches,  das  i 
das  Epitheton  UKx^rag  haben  kann ,  noch  mit  SteJlen  si  1 
Daför  hätten  nns  Uecker  Tomment.  1852  p.  213)  und  DObn 
über  ein  anderes,  angleich  merkwürdigeres  Wort  bemhigei 
über  fdcir.  Mir  ist  es  nnmOglich  zn  glauben,  dass  Asklepiad« 
haben  sollte  idiiv  uoQtvoy  ^liqvQor.  Allerdings  halte  ; 
die  von  Jacobs  versuchte  Erkkrung  der  Ueberliefemng  fib 
Terfehlt,  wie  die  in  der  geschmackrollen  Uebenetznng  tc 
Grotias  sich  findende: 

Dnlce  nivem  bibere  est  calido  sab  sidere:  nantia 
Post  byemem  vernas  dalce  videre  roaas. 
(SQsses  Getränk  ist  im  Sommer  dem  Darstenden  Schnee;  and  den 
Sfiss,  nach  dem  eisigen  Starm  Kränze  des  FrQhlings  la 
fibersetzt  Regis.) 

Denn  dass  an  dem  Anblick  der  henrorkeimenden  Frühling 
gerade  der  Schiffer  seine  besondere  Freude  haben  soll,  ist d 
zu  seltsame  Yorstellung.  Meiner  Ansicht  nach  kann  gar  nicl 
gezweifelt  werden»  dass  wir  unter  ISvifpavog  hier  das  bekannt 
seinen  Glanz  ausgezeichnete  Frühlingsgestirn  zu  verstehen  h« 
am  8.  März  aufgehende  Corona ,  deren  Entstehungsgeschich 
Anderen  Ovid.  Fast.  III  459  ff.  erzählt. 


M  Nachträglich  finde  ich,  dass  schon  Graefe  in  den  der 
Schäfer  sehen  Auseabe  des  Kolntlios  angehängten  Observation« 
in  Golatham  et  Masaeum  p.  260  die  Correctar  (tofifi  vorgeschb 
was  die  neueren  Herausgeber  übersehen  haben. 


A.  Ludmidh  'Hnx  griechisdien  Anthologie.  411 

Meleagros  Anth.  Pal.  V  177 


I  TOV  "Eqioja^  rov  äyQiov '  uqti  yaQ  ä^ri 

6g&Q&v6g  ix  xoirug  0x^'  anoTtrafiivog. 
fni*  6  ndig  yXvxvSax^vg,  ddlaXog,  cJx^c»  dSufAßrig, 
a$fAd  ydwv,  ^neQOitg  Mufa,  (paQiTQO<p6^og  .... 

Epitheton  yXvxvdax^t^g  hat  zuerst  Hecker  (Oomment. 
4)  folgenden  Einwand  erheben :  „in  Amoris  imagine  quem 
npit  poeta,  mihi  pamm  aptum  videtnr  adiectlTum  yJivTw- 

.  non  enim  hoc  perpeh^um  morum  ipsins  dei  amoris  est 
dolorem  expleat  et  egerat.  corrige  ykvuvTti'KQog.'^  Dass 
I  hier  unpassend  ist,  findet  man  bei  Dilthey  Observat.  crit. 
.  (Gottingen  1878)  nachgewiesen ,  der  seinerseits  p.  4  zu 
tesnltat  kommt:  „Itaque  nosmet  reponimns  qnod  certo 
Brat  XiyvdcixQvg,^  Für  mich  ist  es  ebenso  gewiss,  dass 
ies  nicht  geschrieben  hatte,  weil  er  es  nicht  schreiben 
ie  Bedewendungen  Uya  utaxveiv,  kiyicog  ndaUiPf  hYi(og 
and  ähnliche  beweisen  keineswegs  die  Möglichkeit, 
Q  Dilthey  erfandene  Epitheton  jemals  wirklich  existierte; 
BT  Analogie  yon  Xiyvipwvogf  hyv^oXnog^  XiyvTwoog  n.  a. 
dotx^vg  nur  bedeuten  „mit  laut  tönenden  Thränen.''  — 
e  üeberlieferung  für  richtig;  das  yXvxvdccKQvg  steht  in 
sen  Gegensatze  zu  aii^ia  yeXaiv.  Unter  die  „besonderen 
*  des  entlaufenen  Eros  gehört  auch  die  ganz  eigenthflm** 
le  er  weint  und  lacht: 

yd^  atfiov  ttpv  xaX  vnoTtTiQov  äxgtt  «T  ovv^iv 
xvl^k*  xul  xlalov  nolXä  fitra^v  yfX^ 

1  ihm  bei  demselben  Meleagros  gleich  im  nächstfolgenden 
l?ie  er,  auch  wenn  er  lacht,  den  Schalk  nicht  verleugnen 
rräth  er  auch  im  Weinen  die  ihn  überhaupt  charakteri- 
eigenthümliche  Mischung  einander  widerstrebender  Em- 
von  Lust  und  Schmerz ,  von  süsser  Freude  und  bitterm 
n  dem  Epitheton  yXvxvdaxQvg  deshalb  Anstoss  nimmt, 
inen  nicht  ^perpetuum  morum  ipsius  dei  amoris  est,* 
Imaselben  Grunde  das  ai^ia  yeXcüv  verwerflich  finden. 
t>leiben  wir  davor  bewahrt. 

Leonidas  Anth.  Pal.  V  206 

^U»  xttl  SttTVQYi  jawriUx^g^  l/ivTtyev( f^soj 

naideg,  ral  Mova^tov  ivxolot.  iQydri^ig, 
fit»  fjikp  Movaatg  ITtfÄTilritat^  rovg  rayvxii^ag 

uvloig  xal  jftvxr^v  nv^ivov  avXoooxfjVf 
plXiQwg  ^aivQTi  dh  rov  ^(Tthqov  oivonojviQtov 

avyxtouoVf  xrjQfii  ^iv^a^^vn,  dovttxa, 
rv  avQtatfiQUy  avv  fp  navenoQt^tviog  ijti 

fivyaofv  avle^oig  ov  xor^ovaa  d^vQmg, 

on  ist  gar  nicht  die  Rede.  Eros  ist  seiuem  Herrn  entlaufen 
\mt  das  Signalement  des  Knaben  ausrufen,  damit  derselbe 
t  und  wieder  eingefangen  werde. 


412 


A.  Ltidwichf  Zur  griecb beben  Anthologie. 


V,  3  habe  ich  mit  Hecker  raxvxuQag  *)  geschrieben  für  tcc> 
weil  das  letztere  Epitheton  wol  bei  avQty^^  aber  nicht  bei  aii 
passonden  Siuü  gibt.  V.  6  ist  JifjQip  iiv^a^Uvr)  überliefert , 
Meineke  trefflich  gebe.ssert  hut.  Nur  die  beideu  letzten  Verse  wi 
noch  ihres  CoiTectors.  üeber  die  Worte  ahv  tjt  TiavBTio^viog  r^ta 
r^yaatv  sagt  Meineke  (Delect.  p.  111)  nichts,  und  doch  sine 
räthselhaft  genug-  Hecker  (Comment.  crit.  de  Anth.  gr.  1852  p. 
dachte  an  avv  f;i  uavenoQipyi  ig  ijtü  Tjvh]a\  was  ich  theils  w 
des  Adverbiums  nav^TtoQipvia^  theils  wegen  der  hier  ganz  un 
senden  PräpositioD  aiv  verwerflich  finde.  Andere  haben  noch  Uni 
bareres  ersonnen,  —  Den  Schluss  des  letzten  Verses  wollte  Um 
so  wiederherstellen:  aiUtotg  avy%azlavaa  i^t^aig  in  dem  fi 
„Satyram  comissantibus  adolescentibus  ita  favisse,  ut  ipsa  € 
foribüs  quae  elfringendae  essent  irasceretun  nimiruui  ^v^oxon 
fulog  canebat."  Aber  1)  ist  meines  Wissens  aLyxoTdv  ohne  Bei^ 

2)  dürften  doch  diejenigen,  in  derenGemeinschaft  Satjra  grf 
unmöglich  ganz  nnd  gar  mit  StiUscbweigen  übergangen  werdeo,  i| 
dadurch  3)  noch  der  unerträgliche  Uebelstand  sich  ergab,  dMi 
Leser  diese  ihre  Genossen  nunmehr  in  dem  bei  öiyyMitoiaa  stehoi 
Dativ  zu  suchen  uDwillkürlich  geneigt  ist  (mit  den  Thören  grc? 
dun  — ).  Hecker  conjicierte  r^vkrjO^  avXeioig  iy/.QOteovai 
(D'  Orville  und  Brunck  iy/.QOtiovüa),  ^Satyra  tibiciaa  ipj^a^ 
pulsabat»  sed  comissantibus  iuvenibus  cauebat  lo  ^f| 
^tilog*"^  ich  kann  mir  nicht  denken ,  dass  Satjra  der  son 
Leidenschaft  fröhnte ,  nur  solche  Nachtschwärmer  bis  äu  den  \u 
Morgen  zu  begleiten,  die  nirgends  Ejnlass  fanden,  —  dass  sie 
auf  ihrer  Syrinjc  ausschliesslich  d-vQOxojmä  fielt:  hhe%.  ' 
näher  scheint  mir  dem  Hichtsgen  die  Conjectur  zu  k 
Hecker  in  seiner  alteren  Cummentatiu  critica(1843)  p. 

ev  avXitoig  oi'ÄOf  [or/iof^V]  ioma  üigcug.  Denn  dass  ich  eoi 
meine  eigene  Meinung  über  die  beiden  fraglichen  Verse  ausspri 
so  halte  ich  folgende  Puucte  für  ziemlich  sicher:  1)  dass  avr  ^ 
ein  Beisammensein,  eine  Begleitung^)  deutet,  das  dazu  pausende  Y«f 
aber  in  unserem  jetzigen  Texte  vermisst  wird;  2)  dass  fiavBnSqif 
nur  auf«örr^i^  bezogen  werden  darf  und  an  av^  t^t  m*  '  ' 
bum  des  Seias  oder  der  Bewegung  sich  vortrefflich  ati 

3)  dass  tjii  (oder,  was  die  Herausgeber  schrieben,  tjw)  mit  dem  *i« 
gehenden  navBnoqffvtog  absolut  unvereinbar,  also  sicher  verd<> 
ist;  4)  dass  t^vyaQiv  ^sie  sah**  ^)  unweigerlich  mit  ^w  zu  Falle  kW 
weil  Niemand  die  ganze  Nacht  hindurch  die  Morgenröthe  sehen  kl 
5)  dass  auch  in  avJMoig  ov  xoriovoa  ^vgaig  ein  Fehler  ?|e 
muss;  denn  von  einer  Flötenbläserin,  deren  Geschäft  es  isi  ^ 


*)  Freilich  ist  auch  dies  nicht  ganz  unbedenklich*  Osann*s>  i 
wftrde  ich  vorziehen,  stöndo  nicht  im  ersUMi  Verge  r n  y v  ffiMfi^^ 

1)  5f  ^  '  -  riie  üicht,  dass  die  Syriorgewissermaäsen  \a 
ist  durch  'Ttjoa. 

•)  IJkc.  ^r  ...diettjvyttiffv  bei  Leonidas  VII  7*>*^    9  r*^^« 


A.  iMdwMi  Zur  griechischen  Anthologie.  418 

Efcwtrmern  anfzospielen,  ganz  allgemein  zu  sagen  „sie  grollte  nicht 
inHoffhüren,''  ist  absurd;  wenigstens  hätten  wir  doch  auch  erfahren 
lAsaen,  waramsie  denn  einBecht  gehabt  hätte  diesen  Thfiren 
■  grollen.  Diese  und  andere  Erwägungen  haben  mich  auf  folgende 
ORgectnr  geführt : 

^ävv  avMOTfjga,  avv  ^  Tiare TroQtrvtog  ^€t\ 

€vvaatv,  avUioig  ovxfx    iovaa  d^v^atg. 

htfia  hat  den  sflssen  Pfeifer,  mit  dem  sie  die  ganze  Nacht  hindurch 
Unmmen  zu  sein  pflegte,  zur  Buhe  gelegt,  da  sie  nicht  mehr  zu  den 
Mkfiren  geht.  Sie  bedarf  seiner  nicht  mehr,  da  sie  (wegen  hohen 
~^  xawi^Xi^)  aufhört  hat  als  avXtp^Qig  mit  Nachtschwärmern 
-Tieliii.  Die  von  mir  vorgenommenen  Aenderungen,  ^ev  für  ^d, 
fftr  tjvyaaev^  omh'  Iovaa  für  ov  xoziovaa,  sind  so  leicht, 
man  das  bei  einer  sinnlos  verdorbenen  Stelle  nur  irgend  erwarten 
*).  An  wyaaev  „sie  legte  ihn  zur  Buhe^  (indem  sie  ihn  den  Musen 
O^üd  Niemand  Anstoss  nehmen,  der  einerseits  die  Personification 
Auge  behält  (der  süsse  avQiarrJQ  bedarf  gar  sehr  der  Buhe ,  weil 
' —  mxvBTioqq^viog  mit  ihm  herumschwärmte),  anderseits  den  me- 
;hen  Gebranch  von  liväCo)  berücksichtigt:  vgl.  besonders 
[des  (?)  Anth.  Pal.  VII  25,  10 

ßd^ßtrov  ov6^  Ottvtav  tvvaatv  eiv  l^t^iji, 
Paulus  Silentiarius  Anth.  Pal.  Y  301 

El  7ta\  TfiloT^oto  Megorii  tbov  ^ro$-  Iq^Cang, 

nxvfyog  "Eotog  nrrjvov  xilai  fie  (urrrf  (f^geiv  .  .  . 

k  Betrischen  Fehler  im  Pentameter  glaubte  G.  Hermann  durch  die 
xeiai  fi  olog  re  q>iQeiv  beseitigen  zu  können,  und  Jacobs 
I  Dfibner  haben  ihm  beigestimmt  —  jedenfalls  mit  Unrecht ;  denn 
I  Terkflrznng  der  ersten  Silbe  in  olog  ist  bei  diesem  Dichter  un- 
ganz abgesehen  von  der  Elision  in  /£*,  die  (trotz  V  279,  4) 
k  ganz  anbedenklich  sein  dürfte  (s.  meine  Beiträge  zur  Kritik  des 
S.  30).  Man  vergesse  nicht,  dass  Paulus  zu  den  strengsten 
der  Nonnischen  Schule  gehört ;  allerdings  hat  er  in  den 
Den  sich  mancherlei  Freiheiten  erlaubt,   die  er  in  seinen 
en  Gedichten  vermied  (s.  Fleckeisens  Jahrb.  1874  S.  452),  aber 
[liMLicenz,  wie  die  von  Hermann  ihm  zugetraute,  ist  auch  in  den 
amen  des  Paulus  ohne  jedes  Beispiel.  Da  die  überlieferte  Les- 


I)  Noch  etwas  näher  käme  der  Ueberlieferung  Folgendes: 

ri6vv  avotarrjoa,  avv  ^  naveTTOQifviog  j/f/, 

ivvaifj  iv  avkUoig  ovxfx*  iovaa  S-vQaic. 

in  wenn  auch  das  nei  vor  dem  obigen  rjev  den  Vorzug  zu  verdienen 
keint,  so  nüssfallt  doch  wieder  Iv  avXiloig  ovxir  iovaa  i'>v(mK' 


414  0.  Hirs^M,  Nachtrag. 

art  uiim(^licli  richtig  sein   kann,  so  möchte   ich  vonMshlagefi 
schreiben 

TtTfjvog  *'EQtog  ntfivdv  ntnai  jag  Ool  yi  tpi^ii* 

üv  yt  hat  Panlus  Y  291 ,  5.  Wem  das  Präsens  (pigu  auffSllty  4 
braucht  nur  wenige  Yorse  weiter  zu  lesen ,  um  sich  zu  überzeuge 
dass  es  sicher  urspi-finglich  ist. 

Breslau.  Arthur  Lndwich. 


Nachtrag. 

In  meiner  Anzeige  der  Schrift  von  J.  Schmidt  de 
Augustalibus  ist  S.  292  Anm.  1  irrthOmlich  famüia  AuffustaUm 
bei  Wilmanns  1731  auf  die  Augustalen  selbst  bezogen ,  es  istiiil- 
mehr  die  Dienerschaft  derselben  darunter  zu  verstehen.  —  Bbenia- 
selbst  ist  Z.  24  vor  „nachweislich^  einzuschalten:  , ausser  SalOMi*. 
— •  Zu  den  Augustales  dupliciarii  (S.  295}  w&re  noch  die  von  ni 
copiertelnschrift  des  L.  Sabinius  Cassianus:  dendropharo  imft 
8tdl{()  q(uaestori)  corporis  eiitsd{em)  duplicario  (vgL  ArcUoL 
Zeit.  1868  S.  69)  nachzutragen,  wenn  nicht  nach  einer  andennlB* 
Schrift;  (Boissieu  p.  201 :  Iiüil  vir(o)  la]ug{ustali)  Lug{dmd)  ewf- 
demque  cor[p]oris  curator{i) ,  d€fidro[p}horo  aug{HStali^  Img- 
{duni)  eiusdeniq{ue)  corporis  curat{ort)  zu  schliessen,  diedenirv- 
pTwri  Augustales  in  Lyon  eine  eigene ,  allerdings  den  Angnstelfl 
nahe  stehende  Corporation  (vgl.  auch  Boissieu  p.  24 :  Uiül  vir,  m§, 
item  detidrophorus  und  p.414)  gebildet  hätten.  —  Neuerdings  ist  Ä 
Frage  über  Ursprung  und  Wesen  der  Augustales ,  wie  ich  aas  eiMr 
vorläufigen  Notiz  (Philol.  Anzeiger  IX,  1878  S.  248)  ersehe,  m 
Mommsen  behandelt  worden,  der  meines  Erachtens  nicht  mitlbdl 
die  Sechszahl  auf  das  Yorbild  der  Municipalmagistrate  (2  ledlt* 
sprechende  duoviri,  2  aediles,  2  quaestores)  zurückführen  wilL 

0.  Hirschfeld. 


ft 


Zweite  AbtheiluiL 


literarische  Anzeigou. 


c^rmma  reeensoit  et  oommentiinis  initraiit  C&rolai  Qoett- 
litio  tcrtia  qoam  ctiravit  Joannes  Flach.    LipeUe  Id 
.    Teabneri  MDCXX:LXXVm.  pp,  XCIX  und  444.  S\ 

^  «chon  seit  lingeror  Zelt  erwünschte  dritte  Auflage  des 
r'Bclieii  Uesiod  liegt  nunmehr  von  Flach  bearbeitet  fertig 
[seit  dem  .).  1853,  iu  welchem  die  zweite  Ausgabe  Goött« 
Ulteii»  auf  heeiodischem  Gebiete  uoterDommoDcu  Forschungen 
p  eine  in  verschiedenen  Functen  nicht  geringe  Umge»taJtuüg 
f.  Der  IloniU£$geber  bat  mit  Umsicht  und  Sorgfalt  theils  die 
neuen  Untei^uchuQgeu  aufgenommen^  theils  unhaltbar 
[^sichten  üoettlings  durch  bessere  ersetzt.  Zunächst  gilt 
egomeott,  die  an  innerem  Wert  sowol  wie  an  jiu&i^e* 
gewonnen  haben ;  so  sind  z.  B.  die  irrigen  Au- 
aber  den  Zusammenhang  der  Sprache  des  Hesiod 
ischen  Dialekt  mit  Recht  eliminiert  und  begründetere  an 
gesetzt.  Besonders  wertvoll  gind  jetzt  die  Abschnitte 
[vh  grammaticia  et  common tatorlbu»  Ue8iodi  und  VllI 
i  luaiittscriptig,  die  beide  eine  durchgreifende  Umarbeitung 
Zwei  neue  kamen  hinzu  ^  einer  über  die  Ausgaben 
iisdiiii  Dichtungen  und  ein  zweiter  über  die  sonstigeji, 
in  Arbeiten.  Diese  neuen  Stücke  bilden  eine  dan- 
bening  dos  Buches. 

en  Aenderungen  aber  im  Vergleich  zu  der  zweiten 
tosgabe  betreflfen  die  Gestaltung  des  Textes  »elbst. 
eher  Hinsicht  wesentlich  gefordert  worden»  indem 
<:h  die  K^i'i    '       '  iTikorsche  Aus- 
lu'deshan.  i  oben  Materials, 

Theil  Hölb^i  Euihicht  nahm*  bessere  Lesearten  ge- 
aadeiwits  der  sprachlichen  Seite  des  hosiudischen  Textes 
gelwode  Bettctitung  widmete ,  als  es  vordem  geschehen 
:  AiltrHtiauug  begt  uiitst  ßef.  den  Enmchluss  des  Ueraus- 
Digammap  das  er  in  seinen  frühereu  Arbeiten  in  den 
hatte,  in  dieser  Aufgabe  nicht  mehr  zu  schreibeu,  »oo- 


k 


418 


nun,  üesiodi  cartnina,  nng.  v,  AI  Mzacfi. 


t^aaoHfffaXogj  Iddv  dloov  r^Qac,  wo  Hermann  allordiiigs 
XQiaaoAOQr^rng  schrieb.    Es  stimmt  vortrefflich   dazu  die  Mea 
Kvvoxaq^dXof  Aristoiih.  Ritter  416,    wofür  jetzt  seit  Dindorf  nacS 
Phryüichos  in  Bekk.  Anekd.  49  nnd  Phottus  p.  188,  11  Kt^axi^ 
(paXXiü  geschrieben  wird ;  wir  erfahren  ans  Phrjnichos,  dass  6ä  in 
Attischen  wie  mit  doppeltem  X  gesprochen  ward;  zu  vergleichen  is 
damit  aftq^rK^q^üXXog,  wie  Meineke   schreibt,    oder  aft<jpt'A^qa}j)g^ 
wie  handschriftlich  überliefert  ist,   am  Schlüsse  eines  Hexameter 
Eubnl,  fr.  105, 10,  Also  noch  bei  den  Attikern  hatte  sich  eine  Eric 
rung  au  Jene  altn  Quantität  erhalten.  V.  321  r^  6'  t;»'  t^etg  KB<pc 
^v  (das  825  wiederkehrt)  will  Fluch  noch  immer  niclit  entschiede 
Plural  anerkennen:  ^res  apud  Hesiodum  non  constat"*,  aber  die  sonl 
stigen  DorisiDen  derTheogonie  und  die  Stelle  aus  Choiroboskos  (Theo 
536.  7)  lassen  keinen  Zweifel  danlber,  ?gU  meinen  DiaJ.  456.  V,4d1 
iamt^iro,  wie  890,  899  nach  M  3  ;  jedesfalls  ist  die  Oonsequen«  de 
Herausgebers,  der  an  allen  drei  Stellen  so  schreibt,  lobenswerter,  ün^ 
Koechiy's  Annahme ,  der  an  iler  ersten  Stelle  i}'y.dT&eTO  sonst  ab 
ifjy.atd^iro  schrieb,  obzwar  allemal  dieselbe  Phrase  ftjv  i.    yrfi\s$ 
wiederkehrt.  Mir  scheint  aber  durch  ^(rxcfr^*>€ro  ein  charakteristische 
dialektisches  Moment  verwischt  zu  sein;  sicherlich  wäre  uns  nich 
ifKaid-CTO  in  einer  ziemlichen  Zahl  von  Hdschr,  bewahrt  worden,  wenn 
diese  Leaeart  nicht  auf  alter  Grundlage  beruhte,  iymriPsto  vi^diw  tsi 
eine  aaffaJltge  Construction,  laxciTd^ero  aber  mit  demAccusativ  etwas  ^ 
ganzOewöhnliches,  Ueber  den  Gebrauch  von  h  ^=  ctg  in  den  Dialekten 
vgl.  meineD  Dial,  462.  V.  522.  Die  von  Herodian  (Lentz  I  525  U  7.| 
617)  und  Chuiroboskos  bei  Bekk,  Anekd.  p,  1182  bezeugte  Variant 
Sijaag  dlvxtonedi]Gt  mit  verkürztem  Nominativausgaog  des  Pa 
cips  scheint  aus  einer  anderen  Eecension  dieser  Stelle  zu  stammenJ 
die  vielleicht  gelautet  hat  dijaag  aXvy.ro irMr^m  llqojuTJ^da  natm^ 
loßovXov  I  öeufiovg  d^yaXeovg  ftiaaov  dtd  yJov  iXaooev.  V,  bi^ 
schreibt  Flach    Ivg  jrcug   lantioio  wie  auch  E.  50,   während 
A.  26  ivg  Ttatg  'AXy.ctioio  aufnahm.   Ich  zweifle  nicht,  dass  ubeialltl 
wo  das  fragliche  Wort  in  die  Thesis  fallt,  die  offene  Form  nmg  dif  j 
ursprüngliche  war .  ob  nun  das  folgende  Wort  einen  Daktylus  od«r( 
Spondeus  im  fünften  Fusse  darstellt.  Ebenso  ist  V.  605  x^^'  \ 
xoaoio  im  Versanfang  zu  lesen  vgl.  xa^m  Th.   73  eidü  A-  h 
derselben  Versstelle.  V.  608,  Zu  der  interessanten  von  M  3  u, 
Codd.  bewahrten  jüngeren  Bildung  dQf]gvlap  (gegenüber  cf^a^f^ff»'] 
A,  137  d^OQÜai  A,  271),  die  ihr  Aualogou  im  Hom.  Hymn,  aufl 
Hermes  560  hat,  wo  sich  iÖTidvlat  findet,  wäre  eine  Note  am  PUti»| 
gewesen.  V.  639,  Die  Annahme  Goettliugs  /ra^/ax^^fi' sei  passsiviJWÄj 
za  fassen  und  dann  df^tß^ooiTj  in  V.  640  zu  schreiben,  hatte  ich  nicIiM 
für  nothwendig ,  wenn  V.  642  athetiert  und  mit  Paley  ndrtüfr  t  \ 
geschrieben  wird.  DasSubject  naqiü%fi^iv  kommt  dann  im  Nach 
V,  643  fTarrjQ  dvdQiav  t€  &€iO¥  t$.  V.  732.  Die  von  Fl 
contrahiei-te  Form  TloaetÖMv  ist  ganz  unstatthaft,  das  i 
aaäiwv  (mitSynizese)  bewahrte  V  2  und  so  schrieben  mit  üechitiu 


fim,  Heaiodi  carmina,  &Dg.  7.  M.  Rgach. 


m 


^'«RChridben  wegen  des  Th.  435  in  MZ  üborlieferten  *F«a 

i)^S'£ia&,    wogegen   es  371   allerdings  Geia    <!*   ^tJtktor 

1  üiQHS.  V.  152  wini  in  der  Note  wegen  ^infq^VKov  pro  irr^- 

r*  iiuf  Buttmann  verwiesen;  aber  i7iiq?iniiov  kann  wegen  «ies 

ätoc  0  kein  Plusqnamperfect  sein,  ea  repräsentiert  vielinelir 

p,,rf.^..*c;+ ,T^uj  weiter  gebildetes   Imperfect.    Mit  dem  von 

■\an  einzig  richtigen  avi^ayce  V.  157  (wofür  noch 

B(«rK würdiger  Weise  avlfjöx€  schrieb,  weil  dies  von  den 

"d^«'hr.  geboten  wird)  war  zu  vergleichen  Apollan.  Bbod. 

j/.ov  /' 274  fui^tEoniVt   beide  Lesearten  bietet  der 

II t,  Y.  160  doUriv  di  xax^  iffQacaafo  rex^ijv,  so 

tnacb  äoettling's  Vorschlag  (in  der  Note),  der  den  Text  seihst 

Ifiadftfte.  Gocttliug  nahm  Anstoss  an  der  Wiederholung  V.  162 

i;  zugleich  fuhrt  er  Hora.  rf  5*29  ftir  sich  an,  aber  wir  kön- 

er  den  von  mir  aus  den  hesiodischen  Gedichten  beigehrachten 

\  (Hes.  Unters.  36)  gleichfalls  eine  homerische  Stelle  in 's  Feld 

10  444  liüv  lnnf>qaaohT   okä^QOv,  wo  die  Kürze  der  Silbe 

an  derselben  Versstelle  wie  bei  Hesiod  erscheint,  bo  dass 

it^'  von  der  üeberlieferung  sich  keineswegs  als  noth- 

.«.ohtellt.    Der  höchst   interessante  Genetiv  d'Bfiiaiioiv 

itie  eine  Bemerkang  verdient;    übrigens   mOchte  ich  im 

ii»ur^  darauf,  dass  von  i-Stämmen  derlei  Genet,  Plan  auf  €mv  im 

Dialekte  sonst  nicht  vorkommen,  jetzt  ^mtaziwv  vorschla- 

^nü  Sjnizene  wie  ^efitcrjojv  zu  lesen,  vgL  Hom.  B537  tioXv- 

ir  ^*  Uoitmav  (farjatav)  im  Versschi uss.   Die  Conjectnr 

I,  iIja  Flach  V.  253  aufnahm  nvoiag  ra  ^ax^r^f^^v  av^'fdojv 

b&ft«  da  eine  ähnliche  Synizese  von  rjfo  bei  Hesiod  nirgends 

iiilttr  ist;  viel  ptansibler  scheint  dem  Hef.  Borgk^s  tödwv  zn 

\V,  273   ißt   IJifQTjdw   r*   fvni7x}j}v  (nicht  ivTiinXov)   zu 

I,  V*  287   i^iKitpcJ^y  bebielt  der  Herausgeber  mit  Kocht 

so  wie  312  n^'  r/Jq)äXop;  die  Länge  des  a  kann 

Orvod  ZQ  einer  :  ug  abgeben,    wenn   aoch  fast  alle 

seit  Trincaveiius  r^tim^rptov  resp.  nervr^KovwcnuaQf^yoy 

Di«  Länge  des  Vocala  ist  ein  wertvoller  Ueberrest  der 

fliehen  Quantität,  wie  nos  das  stammverwandte  Sanskritw. 

I  k»pAlaia  Schale,  Schädel  zeigt.    Später  trat  wie  bei  /.cAAgp 

I Hesiod  &fi€h  schon  als  välog  gemessen  wird  (Th.  585  K.  ^H), 

Imnf  der  arsprün  juantität  ein.    Damit  sind  auch  die 

HBd  LXV   zu  V  j.  aus  welchen  wir  erfahren,  daa» 

im  Kiitalogosi  <ieü  Kigeauamen  MaTLQOAtfpaXrng  anffOhrt«, 

f  tl;iLS  1/  L'I»irLf.in-  Liftr  iT^v  vvf»5;pTi  ^^'in  muss j  ttuch  hlör  ift  Mei» 

kzuweiüen,    Nifthmen    wir 

u    li.  1  u>o  >iruLiiL*iie  attische   (nw:ihrift  *EQfiri 

y  TiXiattüxidoi   igyfiv  hinzu,   so  kann  an  der 

ikcii  litT       ;■'  r'i;r.  rr.n  '  ■■P...^,  ^  ]i„- ■  '.".^n  nicht  gtizWÄifelt 

lla^t^i!..   ..i    .;^^,,  i,    .itr,.,-     ,,Mi    ..   _.,.-cht    paÄAend  die 

hlüdiuig  in  <les  Orpib.  Argon.  £I7^  (der  Htmtann^cbflKi  Zilhlang) 


tilLirtgtfl  L  4<  IMvf.  Qjmt.  ISTB.    Vi  SiA, 


27 


420         C,  OoetÜifigius.  Hesiodi  carmina,  ang.  v.  AI  SmocH, 

Schol.  y  ist  aoch  noch  „Xaol  TO^oxiTOfveg  diunfsve  Seifftpfiwv^ 
hinzugefügt  (nach  Schneidewins  Herstellang).  Die  Beispiele  K^fi^tar 
x6^oq>6QCi}v  und  vrjaauv  daT€Q£g  schrieb  man  dem  Kallimachos  10« 
Ygl.  Schneider  Callimach.  fragm.  anon.  338  (II  y.  775),  wenigateBS 
findet  sich  dasselbe  vtfaacuv  bei  ihm  sicher  an  zwei  Stellen  Hjmn. 
IV  66  ^  (T  int  vrjaawv  er^Qt!  a^OTCoq  HvaUawv  nnd  IV  275  tfi 
xat  yrjaawv  ayionarr^  i^hi  xeivnv.  Es  ist  nun  durchaus  nicht  wahr« 
scheinlich,  dass  Kallimachos  und  ebenso  die  (Jrheber  der  oberw&hnten 
F&lle,  mögen  sie  nun  wer  immer  sein,  ohne  eine  ihnen  analog  erschei- 
nende Vorlage  sich  dergleichen  Genetive  gestattet  hätten.  Damit  aber, 
glaube  ich,  ist  bewiesen,  dass  wenigstens  in  der  alexandriniscbenZeit 
der  hesiodischeText  unser  xvav&xwtf  enthielt,  da  dies  die  einzige  der- 
artige Form  aus  dem  alten  Epos  ist,  auf  die  man  sich  bei  jenen  BUdungeD 
allenfalls  stützen  konnte.  Dass  Aristarch  selbst  in  einer  guten  Hand- 
schrift den  genannten  Genetiv  las ,  ist  die  Ansicht  des  Heraosgeben- 
„die  beiden  ältesten  Hesiodhdschr.''  p.  16,  aber  er  meint  freilich,  der 
Schreiber   derselben   habe   wegen  des  unmittelbar  vorhergeheadan 
x^tlXw€Qdiüv   des  Gleichklangs   halber  Kvavedtav  geschriebea. 
Aristarch  nun  jene  Form  besonders  alt  gefunden  und  sie  für  seine 
klärung  von  idwv  ein  gutes  Analogon  abgegeben  habe ,  habe  er 
entweder  selbst  in  den  Text  gesetzt  oder  durch  eine  Bemerkung 
pfohlen.  An  und  für  sich  schon  ist  diese  Voraussetzung  allxa  kflhn 
Aristarch,  der  geniale  Homerkritiker  sollte,  wenn  der  Schreiber  einei 
ihm  vorgelegenen  Hdschr.  fölschlich  Tcvaveawv  in  den  Text 
sich  haben  dadurch  irre  führen  lassen?  ja  er  hätte  diesen  Genetiv  ga 
als  Keutmm  gefasst  (p.  15)?  Diese  Annahmen  sprechen  dorchau 
gegen  das  Bild,  das  Bof.  von  Aristarch  sich  gemacht  hat   Sein> 
Homerkritik  zeigt ,  wenn  er  auch  da  und  dort  einen  Fehler 
klar ,  wie  sehr  er  bemüht  war  möglichst  viele  und  gute  Quellen 
die  von  ihm  behandelten  Schriftsteller  heranzuziehen.  Bringen  wir 
gar  jene  vorerwähnten  unleugbaren  Beziehungen  des  Kallimachos 

der  fraglichen  Hesiodstelle  damit  in  Verbindung ,  so  glaube  ich  1& 

sich  im  Hinblicke  auf  unsere  sonstige  üeberlieferung  mit  Sicherhe^Bt 
der  Schluss  ziehen ,  dass  ßletpagtov  t"  ano  %vavedwv  die  gennii— '  ^ 
Fassung  ist.  Selbstverständlich  kann  dann  nur  17  ßJUqxxQog  als  Nomi — ^ 
nativ  constatiert  werden,  eine  Ansicht,  die  ich  mit  andern  in  meine^^ 
Dial.  399  vortreten  habe.  Nicht  ganz  bei  Seite  zu  lassen  ist  die  tc^ki 
Schneidewin  beigebrachte  Parallele  aus  Ibykos  fr.  2  nvavegaip  m^^ 
ßleq^Qoiaiv f  wo  Bergk  freilich  ycvaveoiaiv  schieibt.  So  gpoit  sons^ 
manche  Leseart  von  M  3  ist,  principiell  wird  man  sich  dieser  Rdschr*'       ^ 
doch  nicht  überall  anf^chliesseu  können  (vgl.  Schoemann*s  Bemerknng'       ^ 
in  der  Einleitung  zur  Hesiod.  Thcog.  p.  35).  In  unserem  Falle  scheint 
der  Schreiber  von  M  3  selbst  gebessert  zu  haben;  das  ihm  vorge- 
legene  auffällige  xvavedcjv  hielt  er  wol  für  eine  Abbreviatur  des  Pa^       '« 
ticips  eines  Verbums  ycvavediOj  etwa  =  xtavea-ow-Oßv,  das  er  dann        * 
wol,  weil  es  nicht  in  den  Vers  gieng,  in  Kvav£(ovwwv  contrahierte.  Erst        j 
jüngere  Hdschr.  besserten  es  in  xvaveowuv.  V.  40  Tigiy  17$  cfiloxot 


C  GüeiUtngiui^  Husiodi  carmiua,  ang.  v.  AI,  Rsach. 


4tl 


Fbeh  g^g*D  die  lidschr.  üeberlieferung;  das  vor  ^<;  in  den  Hdschiv 

üiieiide  y*  häH  der  Herausgeber  (Dig.  jk  50)  für  ein  Einschiebsel. 

AWr  das  Pig'amina  von  S-rig  wurd^  nicht  hinreichen  die  voraaggehende 

^ibe  n^V  la  längen,  da  diese  in  der  Thesis  steht.  Einzig  beim  Pro- 

aMl&al&Utmn  a/f  ist  Digamma  bei  Hesiod  noch  im  Staude  kurze  mit 

düiielier  Consonanz  auslautende  Silben  in  der  Thesis  zu  langen  (und 

ftir  Bnr  tm  Dativ  ol,  wegen  des  urspn  doppelconsonantischen  An- 

Uctf»  diH'tttisPnmominalstammes).  Es  ist  demnach  die  üe  herlief  er  nng 

^  beizubehalten^  die  auch  Hanke  vertheidigie.  V*  54  aviaq 

■  nraaofp  Flach  nach  M  3,  wie  Koechly.  avraQ  muss  in 

s  als  Spondeus  gemessen  werden,  allein  wie  eben  er- 

iis  Digamma  in  ftq)iKl^a  die  vorausgebende  Silbe,  da 

'  IS  ist,  nicht  längen.  Der  Voi'schlagHermana's '/<)p<xAi} 

immoo^  leidet  ausser  an  demselben  üebel  noch  an  dem  grosseren, 

A  dadurch  eioe  bei  Hesiod  uuerhörte  Contraction  geschaffen  wird, 

GoeitliDg  durch  die  Schreibung  'l(jpixlia  zu  beseitigen  suchte. 

hier  werden  wir  wol  von  der  Üeberlieferung  von  M  2  abgehen 

i;  die  annehmbarste  Leeeart  bieten  SE  (Koechly)  aitaQ  Iq>i- 

/  '  ^  was  ich  schon  in  meinen  Hes.  untersuch.  22  vor- 

f     _         fgi  von  Kausch ,  Quatenus  Hesiodi  elocutio  ab  exemplo 

I  pendeat,  Berlin  1878  p,  27  ;  über  die  Längung  von  a  vor  lao- 

«TgL  H.  Uiit,  22.),  Etwas  misslich  bleibt  dann  die  Kürze  des  anlau-* 

iVocals  in '/(pixAiyof  allerdings,  aber  da  die  Verse  53  und  54  aller 

^eiulichk^it  nach  von  einem  Interpolator  herrühren  (vgLLehrs 

I,'  427  ßq,),  80  ißt  es  nicht  zu  gewagt,  einem  solchen  diese  Quan- 

iemng  zuzutrauen.  V.  57  Zu  Aqj^itaSr^y,  das  Herodian  (Lentz 

||\  ftjg^f»7i8  bespricht,  wäre  als  interessante  Analogie  anzuführen 

L  Rhod,^  151  (vgl.  Piiidar.  Kern,  X  65),  Patronymi- 

_      V-  - t^enform  von l4(paQivg)  wie  jeues zü!^^^}^ (Horod.  II 

ibt).  *)  V.  71  Idfi/iiv  inai  duvolo  IHqv,  so  der  Herausgeber» 

nDial.  p.  463  glaube  ich  wahrscheinlich  gemacht  zu  haben, 

i  hier  urspr.  nicht  ir/rcr/  sondern  vtlq  stand,  indem  diese  Form 

•-UIU  ward,  weil  man  au  der  Längung  des  o  vor  dtivolo 

ihm,  vgl.  aber  in  demselben  Gedicht  236  ini  öi  öiivoiat 

Thatsäclilich  hat  denn  auch  wenigstens  eineHdschr.  F  (bei 

lies  tjto  bewahrt;  vgl.  viro  kiyvQitiv  ovQty^'ajv k. 27 8 durch 

(vei  audere  Hdschr.  beglaubigt,  mit  der  Var.  VTtai  die  sich 

iii,  195  Tioaalif  vno  ^aäivfitatv  findet.  V.  157  aot^og  re- 

«rt  die  älteste  Form»  weshalb  der  Herausgeber  Dtg.  p.  9 

^wie  er  seh  reibt,  als  zum  epischen  Apparat  gehörig  betrachtet ; 

,  wäre  (^teikfj  zu  vergleichen  ge weisen,  das  sich  wie  ovxaw 


dl  blo««o  Verrautbung  möchte  ich  ^ussprecbmr,  dasa  in  uDSorem 
jmäfi¥  ricUeicht  ein   urgpr.  APHffjiJHN  steckt  (vom  St, 

drttift  h  r  iu  der  Gestalt  von  T  erbalt^n  wäre;  dasa  der 

^mtOig«!  il  nicht  immer  erst  nrich  Ausfall  des  Spiranten 

■Iwir^efi  i  .    ,  hatBrugman  d«  prod.  supplet  in  Curt  Ötud.  IV 

ihilich  gemacht. 


tide  Vorlage  sich  dergleichen  Genetive  gestattet  hätten.  Wt 
glaube  ich,  ii^t  bewiesen,  daiss  wenigstens  in  der  tLlexandrinis^ 
der  hesiodiachüText  uoBer  nvavedmv  enthielt,  da  dies  die  ein 
artige  Form  aus  dem  alten  Epos  ist,  auf  die  man  sich  bei  jenen  D 
allenfalls  stntzen  konnte.  Dass  Aristarch  stdbst  in  einer  gnt€ 
Schrift  dm  genannten  (Genetiv  las ,  ist  die  Ansicht  des  Hera 
^die  beiden  ältesten  Hesiodhdscbr/  p.  16,  aber  er  meint  fraj 
Schreiber  derselben  habe  wegen  des  unmittelbar  vorheifl 
'ff]lL'Z£Qawv  des  Gleichklaiigs  halber  yjmvmMv  gescbrll 
Aristarch  nun  jene  Form  besouderä  alt  gefanden  und  sie  fär 
kl&rung  von  iaiov  ein  gutes  Analügon  abgegeben  habe ,  h&l 
entweder  selbst  in  den  Teict  gesetzt  oder  dnrch  eine  Bemerk 
ji fehlen.  An  und  für  sich  schon  ist  diese  Voraussetzung  alli 
Aristarch,  der  geniale  Homerkritiker  sollte,  wenn  der  Schrei 
ihm  vorgelegenen  Hdschn  fälschlich  xiavmwv  in  den  Tel 
sich  haben  dadurch  irre  führen  lassen?  ja  or  hätte  diesen  G« 
als  Neutrum  gefasst  (p.  15)?  Diese  Annahmen  sprechen  i 
gegen  das  Bild ,  das  Ref.  von  Aristarch  eich  gemacht  hn 
Homerkritik  zeigt,  wenn  er  auch  da  und  dort  einen  Fehlet 
klar,  wie  sehr  er  bemüht  war  möglichst  viele  und  gute  Qu 
die  von  ilim  behandelten  Schrittstellcr  heranzuziehen.  Jv 
gar  jene  vorerwähnten  unleugbaren  Beziehuugen  des  K  tu 
der  fraglichen  Hesiodstejle  damit  in  Verbindung^  so  glauM 
sich  im  Hinblicke  auf  unsere  sonstige  üeberlieferung  mifl) 
der  Schluss  ziehen ,  dass  ßXi(paQiov  %  ano  Ki^avidaiv  die 
Fassung  ist.  Selbstverständlich  kann  dann  nur  17  ßkitpa^og  al 
nativ  constatiert  werden,  eine  Ansicht,  die  ich  mit  andern  in 
Dial,  3t^9  vortreten  habe.  Nicht  ganz  bei  Seite  zu  la-  ' 

Schneidewin  beigebrachte  Parallele  aus  Ibykos  fr,  2  / 
ßXiqaqotaiv ,  wo  Bergk  freilich  %va.viotaiv  schreibt,  bo  g 
mandia  Leaaart  von  M  S  iwt  nrinfiiTiwn  wird  man  «r.h  rtlttMiw 


C*  0O€Ul*nfftmt  He^iodi  canainA»  tng.  v.  Ak  BmocH. 


4fS 


_|tfa_liehrs  Torgdscbiagenen  Coiijeeturen  zu  bleiben  und  entweder  zo 
axop  zu  schreiben  oder  aber  itQwtoy  ftiv;  fdr  dies 
it  V.  loszusprechen  x^i'crtoy/i^'i' /r^(iirj<Tra  yii^ 
iCTiiuk  uvl^Qüf/iiovKLTX,  V.  139.  ^di dorr  behält  Flach  nach  öoott- 
ji  f.,..  ^,..ri,wf;t,  mi^  dessen  BemeikuDg:  Par*  ah  iätdatp,  qnod  vereor 
rtiat  ciim  dialocio  Husiodi.  Beide  Form45n  aber  sind  bei 
':i  h:  iäidoiv  wäre  ein  nach  Analoj^ie  der  Verba  auf 
>  c  nperfwt:  wol  linden  sich  zwei  Formen,  die  diesen 

Dike.  ot)  in  die  thematische  CoBJu^ation  zeigen 

kioi  Ih.  5G:t*),  dies  sind  aberSiügularformen, 

m^  Jiür.h  Otter  \m  Homer  vorkommen  (vgl,  übrigens  Herod.  U 
u);  im  Plural  hat  Homer  stets  die  Formen  der  theuialosen  Bil- 
{didooay  S  3^^^  9  «^07,  4M).  Das  von  anderen  Hdschn  öber- 
►  /J/ '  1  iüt  vollends  eine  ün form. Vielmehr  ist  in  EJIJON, 

to  b^  i  d  *'  tum  sc  h  r  e  i  Im  0  g  a  1  fei  Idf  d  o  v  i  Siäop  v  c  n  d  ^(5  ido  vp  auf- 

jefa.'^  kunnte,  die  erste  Form  tu  erblicken,  mit  blossem  p  als 

i1ür.,  was  eine  regelrechte  alte  BiMimg  repräsentiert, 
wir  auch  im  llom.  Hymu.  auf  Demet.  erhalten  finden  i*diäöy 
)idop  327  (vgi  auch  den  Aorist  idov  Th.  3ü).   V,  241  oartg 
iVft  Jtai  dida^aka  lu^xamaiai,  GoettL'  ahrqaivi]  noch 
Ktes.  427  B.  Fla<.h  hat  gewiss  die  richtige  Lesuug  au/ge- 
ll troti  Naucks  Bemerkungen  Bullet.  1877  p.  46.  Kauck  hält 
Lictiv  (indem  er  ahtqaivi]  schreibt)  und 
rjat  gleich.  Nach  Leo  Meyer  ist  er  der 
ithl  Pormon  wio  ahioiartm  z.  B.  seien  überhaupt  nur  aus  aiti* 
fcu  rerschriebon.  Billig  muss  man  fragen«  wie  denn«  wenn  es  nicht 
ith  wkte,  d^s  die  arsprangliche  Länge  des  ersten  a  (die  Ton  der 
atx^ßbuung  für  das  ausgefallene]  herrührt)  durch  Umspringen  der 
iiät  Mii  diiA  aus  dem  Thema vocal  i  assimilierte  a  übergehe^ 
'*•  Th.  491  zu  erklären  seien;  soll  hier  etwa  die 
s  allein  die  Längung  ermöglichen?  Einen  Beweis 
'  die  Dichtigkeit  meiner  Anifassung  (Dial  447)  gibt  Kanck  selbst, 
erstellen  aus  späteren  Dichtern  anführt,  die  alle  das  in  Frage 
#ril/wd<!  ^tjXQvactfm  odor  ähnliche  Bildungen  als  Indlcativ  g9- 
Uml^n.  so  ftt^x^imatat  Orac»  Srb.  V  126  (Friedlieb)  aX  aY  aoi 
«MIO  0oi  xcixci  fit^x^paafai  /ropioc,  ebenso  V  172  (Frieda) 
;,  fi  ^€rii;  (H'parcrt^  ri  dt  ^it]xctt^atm:  ftQ%'X^vdttiai  als 
iic*  €t^hi  Xik.  Alex.  221  «Schneider),  elao^atai  ebenso  Oppian. 
|.  III  67  Orph.  Fr  2,  12  Herrn,  u.  a.  Es  ist  doch  nicht  anzn- 
,  da^  alle  diese  Schriftsteller  mit  «Urtheilslostgkeit'*  die  ihnen 
aden  Texte  ausschrieben ,  besonders  in  unserem  Falle  nicbii 
im  nellien  Verse  stehende  andere  Verbum  sie  Tollstüudig  dar- 
aniklÄren  musste ,  ob  sie  einen  Indicativ  oder  einen  ConjnnctiT 


:  sn   ÄU  li  255  nur  r 
luis  aus  didoiKii  ^ 


vor  »ich  hatten.  Sie  geben  daher  offonbar  ein  Zengnis  für  dKiv^ip^ft 
und  die  Aiiffasang  von  /nrjxavdatat  als  Indicativ.  V.  248  w  ßaml^ig, 
so  der  Herausgeber  nach  der  Ueberlieferung.  Zweifelsohne  aber  ist  i 
dies  ßaoiXeig  erst  spat  eingedrungen ;  Hermann  hat  zu  Hom.  Hytun.  1 
Dem.  137  vorgeschlagen  ifmg  rf'  it)  flaütXrjSg  irtKpQa^iaS^e  zu  leseo;  ^ 
ich  bin  der  Ansicht ,  dass  der  Yocativ  am  Anfange  des  Verses  stelieo 
bleiben  kann,  aber  in  der  Form  fJ  ßaoiXr^eg,  v^uJg  61  xrX*  Die  iltum 
nothweudige  Synizese  hat  ihr  genaues  Analogen  im  V.  263,  wo  die 
besten   Hdschr.  raira  qfvXaaaofievat ,  ßaotXfsgy  ISvrert  Ötxagi 
bieten,  Auch  hier  drang  wenigstens  in  zwei  Hdsch.  die  attii?che  FonuJ 
ßamXelg  ein.  V.  275  schreibt  Flach  nacb  M  5  gegen  die  übrigeaj 
Hdschr.  sniXa&tn  statt  EjuXr^^to,  was  ich  für  eine  einfache  Ver- 
gchreibimghulte,  vgl,  LuXtj^etai  Th.  102  iinXrj^m  Tb.  560.  V.  ^SSA 
Die  Note  Goettlings  zu  diesem  Yerse  ^^pivüixat  est  epicnm  pro  f/»*v-| 
ütjtai^  hätte  bei  dem  heutigen  Stande  der  P'orschuDg  getstnchen  werdeof 
golleo.  V.  309  xa(  r  i^ya^o^iavog,  des  t*  ist  als  offenbare  Flickpii 
tikel  zu  tilgen.    V.  356.    Die  Goettling^sche  Anmerkung,    &h  de 
Herausgeber  beibehielt,  steht  auf  einem  etwas  naiven  Standpimcle.J 
Die  darin  leise  angedeutete  Besorgnis  war  ganz  flberflüssig.  Wol  aberJ 
wäre  es  am  Platze  gewesen  bei  dieser  Gelegenheit  eine  BenjerkuagJ 
über  die  interessanten  Nominal bildungen  aus  primären  Stämmen  wtel 
aQTia^  (aus  aQTiay  ohne  Zuhilfenahme  des  ö-Suffixes,  das  in  QQ:r(rp^l 
vorliegt)  xq/ixa  E.  538  vlffa  E.  535  TtQöAQiv  fr.  159  auzurögcinJ 
V,  376  nahm  der  Herausgeber  nach  seiner  Dig.  51  exponierten  Aö-I 
sieht  ^tavvoyeyTqg  de  nmg  orAOv  nctTQiütov  iYij  ifeqß^fitv  auf,  obfi 
ich  gezeigt  zu  haben  glaube,  dass  die  überlieferte  Lesung //w^'O/ti 
<Ji  nmg  (aus  ita^ig,  na-vig^  worans  sich  die  Länge  erhielt)  tXr  rro-l 
TQioiov  alxm*  ganz  annehmbar  ist.  Das  Digamma  in  foJj^og  ist  audu 
sonst  nicht  überall  constant  wirksam,  vgL  E.  632  Ivriraa^m,  bi 
oi'xa<Je  (wo  Flach  der  Pale v's eben  Coujectur  ivzvvaa^^*  iVa  S 
folgt),  vgl.  auch  ^Xde  3i*  oYkov  fr.  1 74. 1 .  V,  404,  Dass  hier  xi> 
jlttja' herzustellen  ist  ttirdas  überlieferte  x^«ci5v,  ist  mir  nicht  iw« 
haft.  V.  452  l'Xtnag  ßoag,  so  Flach  nach  einem  Theile  der  Hdschr, ; 
hält  dieVßlg./^oijg  für  wenigstens  ebenso  berechtigt,  da  ßovg  ja 
contrahierte  Form  darstellt,  sondern  gerade  die  ursprflnglicber©  ist ,  i 
dem  vocalischen  Stamme  gebildet  ißov'vg);  ebensowenig  wird  man  df 
Accus.  Plur.  noXig  (noXi-vg)  bei  Homer  entfernen  wollen  zu( 
der  jüngeren  Form  noXi^ctg,  die  ich  mir  überhaupt  erst  entstniHtall 
denken  kann,  nachdem  aus  dem  vocalischen  St.  noXi  sich  ein  consonan» 
tischer  7ioX(j  entwickelt  hatte  (eine  durch  die  kyprischen  InschnfU«, 
bezeugte  Laut^ntwicklung)-  Folgerichtig  hätte  der  Herausgeber  i 
V,  509  jinXXag  di  ÖQvag  vipinn^iotg  schreiben  müssen,  wfibreu 
mit  Eecht  ÖQvg  {ÖQV-vg)  aufnahm.  V.  518  Tg  avifiov  Boqiov  uüd| 
QQijtxior  BoQtov  viq>ia  /.Xtwioyrog.  Diese  durch  fast  alleAt 
hindurchgebende  Genetivform   Boqiov  ist  absolut   unmöglich; 
sie  in  den  Text  gekommen  ist,  habe  ich  Dial.  377  sq.  aus  i 
gesetzt.  Ohne  Zweifel  ist  aa  der  ersten  Steile  Boqko  (voreuklidh 


4S6         C.  Ooettlingiu9f  Heslodi  carmina,  »ng.  ▼.  AL  Etach. 

inscripiionum  leicht  zagänglich  ist.  Diese  ürkaade  enth&lt  nftmUdi 
gleich  eine  Reihe  von  Genetiven  von  Gardinalia:  dhuav  %WQii^ar 
xovTwv  newrixovTiüv  iveytpcovvijv.  Also  nicht  nur  bei  den  Aeolen 
auch  auf  Chios  war  dieser  Gebrauch  nicht  unbekannt,  wenn  dias  auch 
wol  in  ionischen  Gebieten  nur  local  gewesen  sein  mag  (vielleiclit  gv- 
rade  nur  auf  Chios).  Mit  um  so  mehr  Becht  werden  wir  nnninihr  in 
vQirjXOVTWv  einen  Ausdruck  der  Volkssprache  sehen,  wie  sie  uns io 
den  Werken  und  Tagen  z.  B.  in  den  bekannten  Bezeidmanc^  aifi- 
<nsog  (p€QfOiy.oi:  nivvoZo^  "iÖQig  f^fieQOxoiTog  begegnen.  V.  699  Wr 
sehr  berechtigt  halte  ich,  wie  ich  schon  früher  wiederholt  aufB- 
sprochen,  die  Leseai-t  i'va  frd-ea  nach  Aristot.   Oekonom.  I  4,  vh 
Flach  in  den  Text  gesetzt  hat;  dagegen  scheint  mir  diAq>udm''M 
zweifelhaft  zu  sein.  Y.  712.  Ein  entschiedener  Bückschritt  ist  es,  wm 
der  Herausgeber  hier  schreibt  d  dl  ai  y  avrig  tiyuT  ig  g>d6i^ 
dixi]v  ä'  id'ih]ai  naqaüxdv.  Ich  habe  über  diesen  Vers  in  meiMi 
Dial.  438  ausführlicher  gesprochen.  Nach  Flach's  Lesung  müssen  wir 
id-ilijai  für  einen  Indicativ  ansehen.  Nach  dem,  was  Ahrens  de  diiL 
Dor.  303  und  Curtius  Verb.  I  59  über  dergleichen  IndicatiTe  derS. 
Pers.  auf  ijai^  die  sich  allerdings  bei  Ibykos  vorfinden,  gesagt  habiif 
kann  man,  glaube  ich,  bei  Hesiod  und  in  der  epischen  Poesie  flbtf- 
haupt,  Ton  solchen  Formen  gar  nicht  weiter  reden.  Hesiod  hüi^ 
IfjOL  als  Coi^unctiv  Th.  430.  432.  439  E.  268.  668,  wie  sieht  m  ib 
unserer  Stelle  mit  der  Ueberlieferung?  M  5  bietet  ^el%*  nudi^d^, 
alle  übrigen  i^elrjoi,  einige  jedoch  und  darunter  M  3  dennoch  ijjwf ; 
man  kann  also  nur  behaupten,  dass  f^yeiT^  gut  bezeugt  ist,  l^äofi 
aber  kennt  eigentlich  keine  einzige  Hdschr.  Da  nun  nur  einl^ägMäit 
i  subscr.  möglich  ist,  das  von  der  Ueberlieferung  auch  fast  einsfimiug 
geboten  wird,  so  haben  wii*  volles  Becht  den  Fehler  in  ^dr  %a  sockfli. 
Bedenken  wir  nun,  dass  auf  Grund  einer  Ueberlieferung  aus^Tor- 
euklidischer  Zeit,  wo  man  HEVEIT  schrieb,  sowol  fiyelv  als  ifffji 
gelesen  werden  konnte,  so  ist  die  ganze  Sache  aufgeklärt.  Uebrig«* 
kann  der  Irrthum  im  ersten  Verbum  auch,  dadurch  entstanden  Mn» 
dass  man  jenes  i&iJirjai  auch  fQr  einen  Indicativ  halten  lu  ktaaM 
meinte. 

Fragmente.  Ueber  diese  ist  wenig  zu  sagen,  da  der  Henuis- 
gebor  sich  fast  ganz  an  Goettling^  gehalten  hat.  fr.  LVUI  vermntW 
jetzt  Gebet  nach  Dindorfs  Uiasschol.  IV.  49  Jimodoxri^Mm  ^ 
Jrifxod6y.rfi  zu  den  Worten  des  Porphyrios  erti  %m  l4yiflOfi^ 
naidog  zieht,  fr.  LXXX.  1  ist  nicht  jxoXvkrfiog  rjo  evidli^ 
sondern  wol  Ivleifiwv  zu  schreiben.  Das  unmügliche  0ucw$ 
dylaog  vlog  in  fr.  CXXVL  2  hätte  im  Texte  der  richtige  Ter* 
besserung  Boeckh^s  OvxTeog  Platz  machen  sollen ,  gleichzeitig  «ii* 
Goettling*s  Bemerkung  „sed  vereor,  ne  scribendum  sit  <2>ncT^  f 
ayXaog  viog  xrA.'^  zu  streichen  gewesen.  Das  falsche  ^ijifmi90 
fr.  CXXXII.  3  habe  ich  Dial.  449  in  das  einzig  mögliche  ^qfpMO 
corrigiert,  ebenso  p.  41 7  darauf  hingewiesen,  dass  in  fr.  CXXXVI  ikitt 
liüg  vUeg  zu  schreiben  ist,  wie  Th.  368  an  derselben  VerssteU^ 


4t8 


C.  GoeHlinffitiS,  Hesiodi  <}aniiiQa,  aug*  v.  AL 


vorkommt,  and  imCertamen  nur  der  Gen.  Evßoiag.  DerArtik« 
ist  zn  streiclien,  statt  deesen  kanoftrjv  (füTrero)  mit  Th,  201* 
die  auerst  bei  ?anov  angeführte  Stelle  Tb.  114  enthält  vielmild 
Verb.  ioTfEte,  Ebenso  unrichtiges  enthält  der  Artikel  «Jxw,  i^ 
Einem  &teht  dort  ^Ix*  A.  353  (weiche)  und  uyuog  A.  206  t  '  "< 
Der  Accus*  *t(ft>clij  ist  aus  GoetL*  geblieben ,  während 
xi^  im  Teite  ächreibt;  bei  U^rg  sind  die  Zahlen  Th,  201  uu^ 
falsch ;  unter  y.at£t^t  war  auch  die  vom  Herausgeber  aufgenomi 
Form  xazjjiy  neben  xara^i'  aufzuführen.  Bei  aqug  moss  es  i 
Th,  229  richtig  heissen  299,  bei  a6<;  statt  E.  272  vielmehr  274 
t^taetvdg  statt  E.  714—814,  b^i  rvv}]  für  E.  541—641.  Daa  , 
Herausgeber  nach  Borgk  recipierte  reldt  für  vfjda  E.  635  ist  t 
vermerkt,  bei  vjiai  istS.  278  zu  löschen  und  ein  selbständiger  Ar 
V7t6  S.  278  einzusetzen»  statt    äg)^3ioy  E.  174   muss   oe  bei 

Den  Anhang  der  Ausgabe  bildet  eine  Uebersicht  derjdii 
Wörter,  die  nach  Flaches  Ansicht  bei  Hesiod  das  Digamma  hil 
bei  J^isfiai  ist  dies  unwahrscheinlich ,  da  der  Anlaut  wol  vieljD« 
war;  unrichtig  ist  in  dem  Verzeichnis  /Wxo*,  das  ja  kein  Wort 
und  /6/ixa,  da  im  Sing,  die  Perfectfonn  nur  f^Jotxa  lauten  kl 
xatfa^aig  hätte  nickt  in  dieser  Gestalt  angeführt  werden  soll«» 
es  ja  so  ihatsichlich  nicht  vorhanden  sondern  nur  vorauszusotzan 

Soll  Ref.  sein  Urtheil  über  die  vorliegende  Ausgabe  zusami 
fassen,  so  kann  es  nur  ein  günstiges  sein.  Der  Herausgeber  Uil 
redlich  bemüht  eine  dem  heutigen  Stande  der  Hesiod forschuBff 
sprechende  Bearbeitung  2u  liefern  und  hat  dabei,  was  sehr  anl 
kennen  ist,  an  mancher  Stelle  seine  eigenen  Ansichten  selbst  ii 
Hintergrund  gedrängt,  wenn  sie  von  den  allgemeinen  stärker  abwic 
Ich  meine  hier  vor  Allem  seine  in  den  früher  von  ihm  besorgten  ^ 
gaben  vorgenommenen  Textegändemngen  ^  die  aus  seinen  AnBie 
tSber  das  hesiodische  Digamma  resultierten.  Wenn  ich  in  mei 
einandersetzungen  meinen  Dissens  bezüglich  verschiedener  Pi 
gedeatet  habe,  so  erkenne  ich  anderseits  die  Vorzüge  dieai^ 
Bearbeitung  unseres  von  der  Ungunst  der  Zeit  so  arg  ai 
Hesiod textes  voll  und  gerne  an. 

Es  sei  nur  noch  gestattet  einige  Druckfehler,  die  ich 
Dotierte,  anzumerken:  Der  Spiritus  fiel  ab  in  EXixttnuadüiv  1 
avtiq^tqitm  Kote  zu  Th.  609  Z.  2  tiq  Tb.  642  A^^mvitjv  T\u 
AX^tYjVti  Th.  943  fifpatarov  A.  123  ,  im  Index  bei  vnodfir^94 
der  Accent  fehlt  bei  d^^tc  Th.  45  tag  Tb.  53  iyuyaTo  Tb, 
tijuip'  Th.  422  dikfj  Note  zu  Th.  705  Z,  6  tog  Th.  682,  im  Indei 
oAAiyA<i>v,  d^KftyMAvntto^  loQynvg^  fyoXioae^  t*>o^,  Xiyi 
p.  443  bei  iTioctoi^oc;  Spiritus  und  Accent  mangdt  l> 
zu  Th.  28  jß  E.  27,  Sonstiges:  ymrjxov  für  yair^nxov  Not»  zu  Tl 
Z.  5  ^Evpoayiatop  für  *Ewnmymop  Th,  456  diadaXdr^v  für 
Xif^v  Th.  575  ntq>avy^ai  für  nifpavayAai  Th.  655  ^ftoXit 
^VfioJUovTQ  Th.  1007  repraesentendum  für  repraoseutandam  K^ 


iriTi  n  J12  CoL  2.  Z,  5.  ülyiia  Not«  äu  Th.  1017  Z.  2  ttud  5 
uiU  lu  A.  7  EoEthath.  fiSr  Eustath,,  Note  in  A.  2S.  Z.  S 
'  fi^-r  i  uDct  Oö<^h  olim  wpgfallen ;  bei  or  A,  42  fehlt  der  Äpctstroph ; 
^t^ri  A,  261  fetatt  ^w:  Note  za  E.  241  muss  es  Z.  5  hei&sen 
zu  K  557  soll  es  statt  m*  «fvra  ?iel- 
zu  E,  589  steht  axa^  für  axii^,  Note 
t9i»ü  xmty|a/g  für  xaie^atg.  Krit.  Appar.  zu  K.  696  muss  6& 
B  Callim.  fr.  67.  2  nicht  Calliti,  Note  zu  E.  756  Z.  11  heisst 
r^^io  für  /it^Tf'^ia,  za  £.  820  xixZtJxoi^i  statt  xixJl^axot)at, 
T.  2  u  f&J  f^;  im  ludei  dnox^vn%m%€  für  a/cOTt^iTfiaane; 
ist  die  Zifftir  E.  460  auf  5fiO  richtig  zu  stelleD,  ^^^a^r^aat 
ijBftryrf  i)CfroA*7r£iJcti  für  ^ro- 

.  I^f^         .  ,     .  ,  ^  musa  es  statt  CLXXXI 

ÜIJÜlI  ,  bei  tjTrtiyfuyog  fehlt  das  Stemchdii «  tdog  steht  für 
\  lai'  muss  es  statt  LXIV.  7  heiseeri  XLIV.  7. 

ii  qoa©  fernntar  carmina  ad  optimorüm  codicum  fidem 
TM^iisait  Jc^tnneF  Flach.  Ltpsiae  in  aedibuß  B.  G.  Teabtim 
MDCCCLXXVlIi    IX  und  94  tv.  8. 

Iq  diesem  kleineren  Abdrucke  der  eben  besprochenen  grossen 

ibe  ^ibi  Flach  nach  einer  kurzen  Einleitung  über  die  wichtigsten 

brifteia  and  ihr  Verhältnis  zu  einander  die  drei  besiodiachen 

» nebst  dem  yivog^ Hatodov  des  Tzetzes.  Der  Text  dieser 

vtkbe  einen  Theil  der   bibliotheca  Teubneriana   bildet, 

;  stell  en^  an  den  der  grosseren  an,  bowoI  was  die  Gestalt  des- 

ancli  was  die  Atheteeen  betrifft.    Zu  bedauern  ist  es,  dass 

nicht  tnit  anfgenotmnien  worden  sind.  Selbst  nur  eine 

derselben  wie  z,  B,  bei  Scboemann »  wäre  manchem  Leser 

B9I1  g«we$en.  Beigegeben  ist  ein  Index  nomin  um^ 

rag.  Alois  Rzacb. 


nmaia 
ktlin,  G 


ita  graeca  ei  lapidibus  conlecta edidit  Georgias  Kaihel. 
Ö    Reiiii«r  1878,  XXIV,  703  &  (8».  12  Mk.) 

'Das  iet  Freude,  das  ist  Leben, 
Weun'«  ?on  allen  Zweigen  schallt' 

hfand'scbe  Wort  sollte  diesem  Buche  voranstehen,  welches 
f  ayti  auf  dem  Wege  literarischer  Ueberlieferung  erhaltenen  grie- 
hiB  V^Ti«  umfassen  soll  uud  von  kaum  nennenswerthen  Ausnah- 
ben wol  auch  wirklich  umfa.sst ,  —  Stimmen  von  gottbe- 
l^dileni  gleichwie  von  Gelegenheitspoeten  und  Dilettanten, 
\  glekber  Menge  und  Mannigfaltigkeit  kaum  jemals  tou  dem 
eines  Baode»  uroscUlossen  wurden.  Denn  nicht  nur  das  alte 
Tsacb  dür  \'  —  '    i    ,-„..  1  .-  -ricisierte  Orient  nnd  das  von  grie- 
tktr  ii^iMuiic'  ^^he  Weltreich,  ein  jedes  bat  sein 

i  belgiitaaarti   mein  ai^  ein  Jahrtausend  —  von  rund  600 


480        O*  Kaibelf  Epigrammala  gri^eca,  ang.  y,  Th.  Oomperr 

vor  bis  600  nacb  Clir.  Geb.  —  nraspannen  die  zeiUichen,  voü 
Kheinland  bis  Nnbieii  und  von  Spanien  bis  Arabien  dehnen  sieli  Ai4 
ränmlichen  OreniEen.  innerhalb  demn  das  Material  unser  ' 
erwachsen  ist.  Und  wie  vielgestaltig  ist  der  Inhalt,  wie 
Kunstwerth  dieser  Stücke,  wie  fiberreich  die  Einblicke,  diö  »le  aus  m 
das  Leben,  Denken,  Fühlen  erloschener  Geschlechter  eröffnen,  Voi 
allem  die  Grabinschriften!  Das  ergreifendste  Pathos  neben  dem  kM^ 
testen  Wortpomp,  echt  attische  Form  Vollendung  neben  barbariÄch 
Verwild  ernn^.  die  frömmste  An  dacht  neb<>n  unverholenem  Unglauben! 
Und  wekhe  bunte  Fülle  von  Gestalten  tummelt  sich  vor 
Blicken:  HnndertJHbri|u'e  und  Neugeborne,  Königssöhne  und 
abenteuernde  Schau!=;pieler  und  gelehrte  Aorzte ,  WeUwei8e  uafl 
Wagenlenker,  t'hristen  und  Paalsdiener,  Froconsuin  und  Kunstroit 
Bßueni  und  Redekönstlcr,  Hiercphanteu  und  Balletmeister,  Soldat* 
imd  Priesterinnen,  Dl  äugt  rümpfe  und  Buhlerinncn,  Gladiatoren 
Matronen,  sogar  Missgeburten  ^  Nachtigatlen ,  Rennpferde  und  Ljob 
lingsbunde,  —  all  das  wirbelt  hier  durch  einander  gleichwie  in  da 
Kreisen  eines  Holbein*schen  Todtentanxes  oder  in  den  fiirbenpräcb^ 
tigen  Dichtungen,  welche  Orcagna's  Pinsel  auf  die  Ki  'mdi 

von  Pisa  gezaubert  hat.    Doch  der  bestrickende  Reiz  d[*         i  ..iii«s,^ 
das  einer  besonderen  Erörterung  ebenso  würdig  als  bedürftig  ist,  darf 
uns  an  dieser  Stelle  nicht  gefangen  nehmen. 

Durch  sieben  Jahre  (seit  dem  Erscheinen  seiner  viel  Ter»p 
chendeii  Doctorschrift  —  'de  monumeutoram  aliquot  graöcorum  ea 
minibuß/  Bonn  1871  — )  ist  Hr,  Kaibel   seiner  selbst-  und   wd 
gewählten  Aufgabe  obgelegen ,   zu   der  ihn    NaturanJage  and 
Studien ,    darunter  auch   zwei    Wanderjahre  in   Griechenland ' 
Italien,  in  hervorragender  Weise  beföhigt  haben.  Seinem  Samoit 
eifer  war  von  Vorgangern  und  Mitforschern  nicht  allzu  viel   öbr 
gelassen;  der  Schwerpunct  seiner  Leistung  liegt  in  der  Kritik  un 
Erkläruug:  und  wie  gross  hier  sein  Verdienst  ist,  das  lehrt  am  bes 
ein  Vergleich»  nicht  mit  Wolckers  ^SyIIoge'  oder  mit  den  älteren 
den   des  'corpus  inscriptioonm\   sondern  mit  jener  Sammlang 
scher  Grabinschriften,   welche  der  treffliche  Kumanudes  vor 
Hieben  Jahren  veröffontlicht  hat.  Wie  gewaltig  ist  die  Zahl  der  wa 
Bcheinlichcn,  wie  ausehnlicli  jene  der  sicheren  Vermuthungon,  dnr 
welche  das  dort  auf  gespeicherte  Material  seine  HerstcUang  gefondo 
hat.  Der  Segen  der  Arbeitstheilung  hat  sich  wieder  eiin     '      "nj^ra 
bewährt.  Ergebnisse,   welclie  eine  desoltorigche  Forsr 
gewinnen  konnte,  haben  Fich  der  stetigen  OnncentratioTt  u  i  . 
weit  ausgedehntes»  aber  doch  fest  umschriebenes  Literat  urgLhi« 
von  selbst  erschlossen.  Die  Vereinigung  des  zerstreuten  StofTe«»! 
mnsste  Wunder  wirken ;  springt  doch  —  wie  oRI  —  der  erleuo 
Fanke  von  einem  Denkmal  auf  das  andere  ober»  sobald  es  de 
nur  nahe  gebracht  wird.  Und  wer  vollends  den  Staub  der  Monc 
an  den  Fingern,  die  Anthologie  im  Kopfe  und  freilich  aoch  c^ti  < 
Poesie  im  Herzen  an  das  Geschäft  der  Ergänzung  und  Berichtig 


;)•  JfcpigramniaU  graoc»,  ang*  v.   fh.  Gvmperz.        481 


t,  dem  mus8te  ein  Yerscbluiigener  Knoten  nach  dem  anderen 
10*  Aöcb  an  voiirreff liehen  Helfern  hat  es  unserem  Herausgeber 
g«f§htt;  Adolj^h  Kirctihoff  und  Theodor  Mommseu  vor  allem 
astiehe  Hilfe  geboten,  welche  nur  diese  Meister  zu  gewähi-en 
ilcn:  üsener  und  in  noch  höherem  Masse  Bücheier  (denen  das 
wt'lmet  ist)  spendeten  allezeit  kundigen  fiath;  au  Wilamo- 
idorff  endlich  hat  Hr.  Kalbel  einen  nie  ermüdenden  Arbeits- 
ifftii>^»  tii^tffundön,  von  anderen  jüngeren  Freunden,  wie  Beiger,  Diels, 
»Lftdors,  Robert  nicht  zu  sprechen ,  denen  mancher  werthvolle 
Tenlanktwird,  Restitutionsversuche  sowolals  neueCopien  und 
\th^  auch  altbekannter  Inschriften. 

Mehr  als  die  Hälfte  des  Bandes  gehört  der  Friedhofs-Poesie, 
katn  reberfälte  eine  mehrfache  Theilung  nothweudig  gemacht  hat, 
midist  nach  geographischen  Gesichtspuncteu  und,  diesen  nnterge» 
ivinei,  nach  chronologischen,  religiösen,  ästhetischen  Kriterien,  wobei 
aeh  iimerhälb  jeder  Section  das  Gleichartige  nach  Möglichkeit  zu 
Uttftiftn  Gruppen  vereinigt  erscheint.  Den  zweiten  Hauptabschnitt 
iritetn  die  nach  sachlichen  und  2um  Theil  nach  zeitlichen  Unter- 
«käsdftn  vielfach  gegliederten  *epigraromata  dedicatoria/  den  dritten 
la  älmlicber  Weise  geordneten  'epigrammata  varia'  ein.  Nach- 
iklie  Verbesserungen  und  Zusätze  bieten  die  Vorrede  und  die 
teo4ii\  denen  sich  ungemein  reichhaltige,  auch  sachliche  und 
icha,  ^Indices*  anschliesseu.  Die  Ausstattung  des  Buches  ist 
"Ä»  wUrdig«;  über  die  mangelhafte  Correctlieit  des  Druckes  äussert 
Herr,  f^elhst  (praef.  VII)  sein  lebhaftes  Bedauern,  uns  soll  auch 
Ht  les  Tones,  mit  welcher  bisweilen  über  wirkliche  oder 

üßsgi'iffß  anderer  Forscher  geurtheilt  wird,  keine  allzu 
ütlocken.  Entspringt  dieselbe  doch  augenscheinlich 
iBf»«ü^*;ii*tiii  Jagendmuthe  weit  mehr  als  eigentlicher  Tadel-  oder 
pr  PÄrteiducht  Immerhin  wäre  es  nicht  vom  Uebel,  wenn  die  jün- 
fm  Pliilologen*Generation  die  Wahrheit  des  alten  ^emollit  mores 
tm  stott  ©sse  feros*  ein  wenig  deutlicher  durch  die  That  bekunden 

Ich  gehe  nunmehr  zur  knrzgefassten  Besprechung  einzelner 
SM«D  nber ;  was  ich  biete  ist  nicht  viel ,  nicht  mehr  als  mir  die 
fBKb#  Durchsicht  des  Buches  zu  gewähren  vermocht  hat 


Xir4Qt,  ftttf'0^  Militrji'  ^Qvm^  yivr^  tv^aäi  xHitti 


^n  \r^> 


c  (7^,  1 — 2)  führen  uns  in  eine  interessante,  vom  Her. 

licht  erschöpfend  behandelte  Frage  ein,  die  Abhängigkeit 

V    '   '    hter  von  älteren  und  besseren  Vorbildern.  An  der 

,  wie  von  vorn  herein  zu  erwarten  —  man  denke 

leinung  auf  dem  Gebiet  der  Kunst  und  des  Kunst- 

IL  im  mindesten  zu  zweifeln.    Einen  schlagenden 

nietet  Nn  ö79»  3—4  : 


iri-^n 


412       O.  KaiM,  Epigrammata  graeca»  ang.  ▼.  Th.  CromperM, 

zwei  Verse ,  deren  zahlreiche  metrische  Fehler  sofort  beseitigt  sind,. 
sobald  die  Matter  durch  den  Vater  (aiwog  o  yerp^^ag  xfl.^ 
ersetzt  wird.  Darauf  wie  auf  die  Varianten  nnd  VerschleohteniiiffiiiL 
▼on  198  (vgl.  300,  373) ,  auf  zahlreiche  Entlehnungen  ans  der  An- 
thologie und  umgekehrt  n.  dgl.  m.  hat  der  Her.  aufmerksam  gemaokt. 
Doch  gestattet  derselbe  kritische  Grundsatz  noch  manche  Anwen^ 
dang.  Wer  kann  daran  zweifeln,  dass  368,  1 — 2 : 

xal  xäkU  xal  /ity^S-H  xal  [aa}]fpQoavwrf  Sk  fAaUata 

der  spottschlechte  zweite  Vers  die  elende  Copie  eines  guten  Originale 
ist,  welches  also  lautete : 

xallt'i  xal  ftty^d'H  T€  aaoff'QoaiViji  &k  fidJUara? 

Der  Skeptiker  würde  jedenfalls  durch  den  zweitu&chsten  Vers  sofiir       t 
zum  Schweigen  gebracht: 

M^S-ea  TravTtt  tfvovaiv,  xtiXlog  Jk  t6  aov  fituuQamu^ 

WO  mit  dem  metrischen  Anstoss  zugleich  ein  sprachlicher  verschwuiL ^' 

det,  sobald  wir  das  (jpt*€£  der  Vorige  erkannt  haben.   Schwii 
lieget  die  Sache  in  anderen  Fällen,  wie  89,  3 — 4 : 

rorJ*  Iti,  7Xunta(vo%'T   inl  yovvaai  nar^og  fia^tf/at 
"At^rjg  [o]i  axor(ag  dfiif^ßuXev  nr^Qvyag, 

Auf  ein  ^melius  archet3n[)um^  weist  der  Her.  hin ;  ich  denke  Ji 
dass  hier  zwei  erborgte  Lappen  vorliegen  und  die  Stümperhand 
Versificatoi-s  sich  nur  durch  die  ungeschickte  N  at  h  yerr&th,  fMOff^pt^^sits 
statt  des  ursprünglichen  eo7o  (so  ncerQog  eolo  am  Versende  H.  T39I 
<F360,   402).   Oft  haben   Eigennamen,    bisweilen  Zahlenbesti 
mungen  das  Vei-smass  des  Archetypen  verdorben  (vgl.   zu  586, 
und  Praef.  zu  625,  3) ,  manchmal  hat  das  Streben  nach  Deutli( 
keit  oder  nach  Steigerung  des  Lobes  handgreifliche  Interpolatioi 
veranlasst  (vgl.  zu  60;  646,  4,  wozu  sicherlich  auch  621,  5  [um- 
gehört) ;  daneben  finden  sich ,  genau  wie  bei  der  handschrifüicl 
Fortpflanzung  eines  Textes,  tiefer  greifende  Gorniptelen,  die  man  ni 
durch  kühnere  Muthmassungen  zu  heilen  versuchen  kann.  So 
ich  mich  nicht  des  Gedankens  zu  erwehren ,  dass  an  der  Stelle 
der  wir  ausgingen  das  Ursprüngliche  nicht,  wie  der  Her.  ani 
•ine  Verkürzung,  sondern  eine  völlige  Umschmelzung  erfikhren 
etwa  also  gelautet  hat: 

ttVTUfikovaa  <f.iXovi'&*  ov  noaiv  Mvxftog  (oder  *Avt(oxow^  ^ 
iflloxov  od.  dgl.) 

101,  3  wird  der  Rhapsode  Nikomedes  Movaawy  &€fasrto0^ 
genannt  nach  Hesiod*s  Theogonie  V.  100  (darnach  und  na^^ 
V.  94  ist  Margites  frg.  I,  2  Kinkel  gebildet).  Demgemäss  wird  aooA 
der  Oolßov  xal  Movaüv  6  ^i^ax^i  (415,  3)  mit  dem  Zusatz  rnn^ 
Twwfiog  r}^irpf  als  schauspielernder  Bhapsode  anzusehen  sein. 

205  kann  Trennung  der  Ehe  oder  irgend  ein  Vergehen  dn 
Gatten  der  Grund  sein .  weshalb  sein  Name  verschwiegen  wird.  Du 


(7.  Kaibelt  Epigramm  ata  ^raeca,  ang  T#  J%.  Gompers.        4SS 

Webs  partum  edidisse  vidotar^  des  Her.  scheint  nicht  genägeod 
^igitodet;  desgieicheD  möchte  ich  glaabeD,  dass  225  mit  den 
i^Wt>  7.at  avi^qmnttjv  ganz  einfach  thörichte  Eathschläge 

pmmh  die  deu  ÜDglncklichen  ins  Verderben   gestürzt   und 

iidtiic  ^^ibstmorde  getrieben  haben. 

?.  .j'  hjtt  der  Her.  sehr  wol  daran  gethan,  sieb  eines  TJr- 
Üiils  übdT  die  ^indoles  epigrammatis'  zu  enthalten,  eine  Reserve  die 
•Tder  Nr.  149  gegenfiber  nicht  geübt  zu  haben  wol  bedauert  (vgl. 
^ra^f.}*  Gewiss  ist  die  Erwähnung  der  Eltern  nahe  am  Schluss  der 
Grüidclinft  'omuino  mira  etsi  ceila^*  Noch  verwunderlicher  aber 
ifies  ohne  Zweifel«  dass  sich  noch  niemand  die  Frage  vorgelegt  hat, 
ik  denn  der  Dichter  die  Leser  auffordern  kann  den  Namen  des 
Teniorbenen  zu  suchen  {zovvofia  äi^o^ispog)  ohne  ihnen  bei 
iiifier  Suche  irgendwie  behilflkh  zu  sein.  Es  liegt  uns  ein  Akro- 
HtrhoQ  ver  Augen!  Da  einige  Versanfänge  beschädigt  sind«  so 
«röfTucü  sich  zunächst  verschiedene  Möglichkeiten,  Ich  habe  an 
A-^amenoa  gedacht,  einen  am  Fundorte  (zu  Teos)  heimischen 
:  .  n  •  au<?h  an  Alexamachos,  ein  Personenname,  der  zwar  bisher 
M  sen  zu  sein  scheint,  dem  aber  die  Gleichung  lUe^a- 
inaxog  ^=!/ili^afiivtig  :  ^Ale^tfihrß  eine  nicht  allzu 
nanchore  Stütze  zu  bieten  vermöchte.  Doch  bin  ich  schliesslich  bei 
Itxatidros  stehen  geblieben  tan  der  Vertretung  des  |  durch  ax 
mMü  keinen  Anstosa  nehmen)  und  möchte  die  Verse  mit  Be- 
der  VorschJ&ge  von  Kaibel  und  Wilamowitz»  vorEebmlich 
I  iliir  TOD  Boeckh  also  ordnen : 

jflxi(dov  fit  iQutf'^vra  i{>ilot^  {iv\  yv]ßivaaioatv 
liTTtj^oi  ^aifiuiv  ^QTTiitJty  «/^[Wtftjo^* 

d]tf^^roii  Mov<Jatxs[tv]  f7t(ö[it]ov  aviog  tf*^    [aVrtu»' 

ffF/i*]  ö  lim*  [l\i\Sf\iy  vvjLUftog  ov  [yMv]6[fÄ]riv 

ätt]vmv  yn^  Klriifovxlov  "EQtag  tfvyev  ov^]  ItHlljoiin, 
*Priuioq  {?)  ^ijT(>f/v-  xfti   nar^o^  Ix  [Qalauov  (?)» 


10 


6ltii8  hatte  Kaibel  Unrecht ,  unter  den  a<p^aqtoi  Movaai  nicht 
\k$  immortal  Kine\  sondern  'carmina'  zu  verstehen,  *e  (|mbus 
li  ta#«QJorum  laudem  sibi  fore  sperat/  Zum  mindesten  habe  ich 
'  Eulfi  vernommen,  dass  fipuen  oder  gar  Eros  deu  Poeten  zu  raei- 
I  {fliegt.  Es  ist  sicherlich  mit  Boeckh  an  ein  Amt  im  Heüigthnm 
'  4r  211  Teos  verehrten  Musen  zu  denken,  welches  vom  Volke  verliehen 
ürd  (v^l.  z.  B.  870,  6—7)  and  wol  Ehelosigkeit  erheischte.  Zu 
■frikry  0  Xiiig  (5 — 6)  vgl.  Pindar,  Olymp.  V,  14 :  tovöe  daftov 
eVTwr.  Meine  Ergänzung  von  V.  10  halte  ich  auch  ganz  unabhängig 
i^AkTMtichon  für  uoth wendig.  Denn  der  Wanderer  erhält  immer 
ttftiQ  Wunsch  mit  aof  den  Weg,  wenn  er  nicht  aufgefordert  wird, 
im  TodttD  eine  Ehre  zu  erweisen.  Niemals  heisst  es  so  kahl  wie 
■n  Mir  ergtoxen  wollte :  ^lieber  Wanderer,  gehe  vorüber'. 

itü^it^A  f  j.  A-i*tr.  Ojrmii.  ms     VI   wf\  28 


4S4        G.  Kaibel,  Epigr^mmata  grraeca,  ang,  r,  Th,  Gomp»t, 

233,  5  hat  Hr.  Kaibel  Böckh's  Aenderutig  /rt^xii**^,   ich  »lerf 
mit  unrecht,  verschmäht.  Denn  ntvvrov  ist  nicht  nur  an  sich  eia' 
gar  befremiilicheis  Pradicat  des  aXyOi^,  in  der  V^rbindimi^  7tivi%^ 
deS^ri^Uvoi;  (ilytt  wird  es  zum  Widersinn,  da  der*priidens  dolor^  doch 
ein  gebändigter  Schmerz  sein  müssto  und  nicht  ein  solcher  von  dem^ 
man  gebändigt  wird.   Und  zwei  Verse  später  heiaat  es  zum  Üeher- 
tlnas  ala^ag  ä*  a7iXi]üTa\  —  Kaum  glaublich  scheint  es  niir  femer,' 
daäß  der  am  Grabe   seiner  Lieben  trauernde  Protarcbos  zwar  doö^ 
Sohn  (Protarchos)  und  die  Tochter  (Isias),  nicht  aber  die  zuletttj 
versturhene  Gattin  namentlich  bezeichnet  hat.  Sollte  nicht  V.  8  statt  J 
yafurr]p  yag  ot^vaxr^oe  lirjv  (woran  schon  Keiske  Anstoss  nahtn)! 
zu  schreiben  sein:  atevdxn^^  *£'Af(x)iyyy    Der  Stein  ist  gleich  dem^ 
zuletzt  besprocheneu  nur  durch  ältere  Copien  bekannt. 

Sollte  241,  2  in  der  Klage  über  die  zwei  frdh  verstorben til^ 
Brüder  nicht  ein  Versehen,  wenn  nicht  der  Copisten,  so  doch  d»| 
Steinmetzen  vori legen  und  aijfavozot  keiiTQfov  (oder  ?^x^^^  ^^ 
fU&ct  'Amgtdivn'  zu  schreiben  sein?  Zu  dem  überlieferten  tixvct^ 
will  weder  fopaiüzot  stimmen  noch  ■KOVQtdtiov ,  noch  endlich  d«rj 
Fortgang  der  Grabschrift.  Vgl.  aWavorog  und  a&ixtog  imThesaurni,] 
desgleichen  Eurip.  Hippol.  1 4  : dvalrerat  dS  ItKiga  xov  t^ravitt  )*a^tav.  f 
An  ^ovQtdiov  yyoi;\  xovQldtoi  ^alctjurn  bei  Homer  und  andertn ' 
Dichtern  brauchen  wir  kaum  zu  erinnern. 

Das  *non  expedio*  zu  243|  32  soll  wol  nur  besagen  ,  daits  dtr 
Her.  keine  vollkommen  sichere  Ergänzung  dos  Verssch]  ^in^\ 

den  hat.   3fÜr  scheint  kaum  etwas  anderes  möglich  als  fiL.L^j  ^.f/rt 

«f  x[e]  ^e([vtov,  eSf  C^v]  ffoi  ixotvtih^(j[tt  ^fJUe^^tr, 

Vgl.  386  und  insbesondere  590,  9 — 10: 

wf  TtQlp  «T'  iv  {Qioolaiv  ofdolg]  ^ö/ÄO^  <^M»  wirv^o, 
iSc  ^al  Ti^i'itmui  out)  ao{tos  il^q4x[(tlvil'H. 

261,  18  schlage  ich  vor: 

xtü  TQv  ßiov  TQf^'U  7iniJfiy6oTitfoj\ 

'Ein  Attiker  h:ltte  ?hk  d  oder  ?Cfjg  c!*]t:  geschrieben ;    i 
T6X061C  aus  T6QC6IC  ist  nicht  schlimmer  als  einige  ai 
oder  Schreibfehler  dieses  Epigrammes.  Man  vgl  fibrigeua  zum  Aas- 
druck  wie  zum  Gedanken  646*  (Praof.) 

310,  ein  'epigramma  satis  elegans  I  vel  II  saeculi'aus  Smym»t] 
dessen  Herstellung  von  Waddington  schön  begonnen,  vom  Her.  erheb-] 
lieh  gefordert  worden  ist,  möchte  ich  —  in  einigen  Puucten  fODj 
beiden  abweichend  —  also  schreiben : 

SJoila  norr'''^'-'  "*-  t  -  '   -^   -  tuAnvott^ 

^ijrp)  linmv  nfv^o^  kvy^ov  [4dvi>o^f%*f^. 


G.  JKmittff  GpigTamniuta  gracr.A^  ang.  v.  Th,  Gompen,        4S5 

fJtUQtmv  nujTTioi  tf  IXi^fr'  l;r'  [äx^  ßfov, 

1   gcbrirtb  WaiidlngtoD   taÖE  ttQfiot^   mfty^mi,    Eaiböl    nqoq 

üf^uaik^  odiraag.    Ersteres  scheiDt  mir  leer,  letzteres  darum  wonig 

faKwnJ,  weil  der  Verstorbene  nicht  an  die  oatörlicben  Grenzen  des 

Ubens  gelangt  ist,  wie  der  Zomf  an  die  beiden  überlebenden  Gross- 

ftof  beweist.   Schlecbt  stimmt  ancb  zu  dem  keineswegs  düsteren 

Tati  A^f  Gmbschrift  die  ausschliessliche  Betonung  derLebensmöheD. 

♦-^rst  tritt,  wenn  ich  nicht  irre,  zu  dem  von  ernster  Arbeit,  aber 

frohem  Grenuss  erfüllten  Erdendasein  die  Unterwelt  and  ihr 

Dnnkcl  in  wirksamen  Gegensatz;' Licht  und  Schatten  sind 

richtig  vertheilt.    Für  die  bei  Dichtern  keineswegs  seltene 

iiig  von   Ttai  (über   die  unsere  Grammatiken  erstaunlich 

11  sind)  Ygl  hier  Nr.  618  epigr.  7  und  was  im  Thesauraa 

...     >. .  '"'   msammengestelt   ist.  ^)     V.  5  wollte  Waddington  die 

Utcke  durch  awoftaifioi,  Wilamowitz  durch  dvo  yiovQoi  ausfüllen; 

\m4tc  -'    *  i'Tt  mir  nicht  minder  als  dem  Her.,  der  auf  die  Herstel» 

Img  hat.     y.  b  hat  letzterer  den  Gedanken  nach  Anthol. 

M.VII,  lti4:  ilOot  ^cr  okßiüTi^v  noKii}v  zQixct  ohne  Zweifel  richtig 

ufaumt^  aber  durch  das  viel  zu  allgemeine  iit'  [€m;ixtfiv]  nicht  zu* 

Mfend  wiedergegeben.  Mein  Supplement  druckt  den  Wunsch  aus, 

iias  die  hicherlich  schon  hochbetagten  Grossväter  au  die  äusserste 

Qrvntd  des  menschlichen  Lebens  gelangen ;  vgl.  z.  B.  Eurip.  frg.  169 : 

~*  m^av  fJKO^£%'  yQafiftijv  xaxwv, 

33&,  15  —1 6  scheinen  mir  nicht  glücklich  behandelt.  Vor  allem 
[r^*Groflsvater'  (naumwi  V.  9)  in  den  Zeichen  YSÜNOY 

i    {voüvoi)  erkennen  lassen;  andererseits  wai*  die  Aende- 

Tm^  Ton  CIKQI  in  eIxov  nicht  eben  räthlicb.  Ich  gedachte,  hoffent- 
Ikli  nicht  2ur  Unzeit,  des  Verses  (311,  5);  zorno  noc^  oiV  yiyova 
M%r^XXfl^  TVfißog^  Xi&og,  er4.(üy  und  vermuthe: 

dr[r)l  [ä'  av]  v[f](avov  ov  tfxvov,  ttlk[A  lf\&o[q, 

IMO/äk  wflfde  diese  Muthmassnng  hinfällig,  falls  eine  erneute  Prä- 
kvf  dee  Siemes  ergeben  sollte ,  dass  CEBAC  in  Wahrheit  unzwei- 
JmAg  darauf  gosehneben  steht. 
895.  5—6  vielleicht : 

xttl  nttri^rix    (v\i\tt[W\  Miiii[t^  o\l  n^ynvok, 

ikem   liebt  der  jüngere  Pbiloatratu»  dit?sc  Naclistel- 

toikg  <-  Partikel:  h  antt^tym'oa  m*  x«ti  rwDra  ('und  zwar  in 

l€fk  W Ulli  1  'vtmv  nvTovi  leal  trvt«  tm'  vofiibn*  (Imag.  C.  5 

nit,    fUkd  2  Kayser,  ed.   min.].    So  sind  auch  bei  dem 

iilflriA  Ph  ;ist.  §   45  die  Worte  —  'f^t^fioi  x<tl  ratra 

«Bf*  <)^4t:>  £u  verstehen:  'undiwar  auf  dem  Isthmus, 

Tor  dfio  AuK^.i  .  ..I  ^liii*.  vin-  clienland/    nicht  etwa  (wie  Volckmar  über- 

«lft)i  'junibat  autem  in  Igthmo  idque  in  conspectu  Graeciae"! 

28* 


486        <?.  Kaibd,  Epigrammata  graeca,  ang.  r.  Th>  Gomp^t, 

473,  7—8  wirkt  die  Klage  des  spartanischen  Arztes  um  Tides 
ergreifender,  wenn  wir  statt  Kircbhoff's  og  den  Schmentens* Ausruf 
oY  setzen  und  somit  ^  dem  Gewicht  des  Gedaukena  entsprechend, 
einen  selbständigen  Satz  statt  eines  Relativsatzea  gewinnen : 

480,  3  scheint  in  AfClEN  nichts  anderes  zu  suchen  als  ayioiß 

und  demnach  zu  schreiben : 

a[i]il  yii{t  TIC  äfiXoviTei  IhioTc  ayt[o]v  xtntt  juavuv- 

533,  eine  Grabschrift  aus  Perinthos,  hat  der  Her.  nach  Alb, 
Dumont  (Inscriptions  de  la  Thrace,  nr*  71)  also  geordnet: 

'Pay^^[(i]i^rog  Ma^tavt  Ix  rtav  Aldotitvof 
prtktq  jifK^ir. 

Sämmtliche  Ergänzungen  und  Berichtigungen  scheinen  mir,  so  weit 
sie  reichen,  vollkommen  sicher.  Allein  warum  sollte  dem  Pentameter 
sein  Endo,  dorn  Godaokeii  sein  Abschlnss  fehlen?  Es  muss  nach 
Xaf^€  liymv  ein  naqi^t  oder  naQay^  (vgl.  217,  1;  536  fin.;  627, 
1)  ausgefallen  sein.  Doch  nein!  das  Vermieste  ist  vorhanden,  sobald 
wir  uns  entschliessen  den  wahrlich  keines  hassereo  Loses  wtlrdlg«it, 
barbarischen  Eigennamen  um  einen  Kopf  kurzer  zu  machaa.  Ich 
schreibe : 

A[a]<pvo^  Mmmvi  xiL 

Der  einschmeicheliide  Ton  der  Aufforderung  mahnt  mich  an  ein  patr 
ähnliche  Verse,  welche  ich  einst  auf  der  Höhe  eines  GebirgBJocbtftj 
unter  einem  Madonnenbilde  gelesen  habe: 

Uerzliebstes  Kind,  wo  eilst  du  hin,? 
Gedonk*,  dass  ich  dein*  Mutter  bin. 
Weil  ich  dich  lieb*  herzinniglich, 
Bo  bleibe  etehn  uod  grosse  mich. 

BeOäufig ,  bei  Dumont  a.  a,  0.  Nr.  28  findet  sich  ein ,  von    d 
selbst  (wie  es  scheint)  nicht  als  solcher  erkannter,  bis  auf  einen  Pua^ 
ganz  wo!  gebauter,  Vers,  der  in  unserer  Sammlung  fehlt.  Es  ist  dir 
katalektische  anapästische  Trimeter: 

Auch  will  ich  das  Buch  nicht  aus  der  Hand  legen  ohne  zu  bemerken«  I 
dasB  Nr.  61*  sicherlich  zu  schreiben  ist:  avya^uiv  (statt  ^v}<af| 
tßv)  vjxiq  ctvvov  %ai  j^v  idmv  ^vxfjv.  Es  ist  ein  poetischer  Ani- 1 
druck  ßtatt  des  gewöhnlichen  ydy  oder  l^mv  Kai  (fQovwv. 

537  habe  ich  im  Rhein.  Mus.  32,  47&  behandelt,  in  einem  Asf-I 
satz  der  Hrn.  Kaihel  zur  Zeit,  da  dieser  Theil  seinefl  Buches  gedruckt 
ward«  noch  nicht  vorlag.  Meine  Herstellung  des  zweiten  Yersas  ball» 
Ich  entschieden  aufrecht;  dass  er  es  in  den  *Addenda*  uuterUiWiiJ 


O.  Kaibel,  Epigramroata  gra«ca,  ang.  v.  Th.  Gompers.       4S7 

lifll  mir  die  Priorität  der  Bestitntioü  von  Y,  3  zuzüerkeuneo,  erwähne 
ich  Büf  darum,  weil  ich  Grund  zu  der  Annahme  hahe,  dass  Hr.  K.  ge- 
^_  radezn  die  Geltung  de»  Grundsatzes  bestreitet,  vermöge  dessen  eine 
^■Eatiieckong  —  sie  sei  nun  gi-oss  oder  klein  —  ausschliesslich 
^BdMienigen  zuzuschreiben  ist,  der  sie  zuerst  veröffentlicht  hat. 
mHh  ein  anderes  Mol  hat  der  Her.  mir  gegenüber  eineu  aufTallenden 
Mangel  an  l^illigkeit  bekundet.  Oder  wer  könnte  aus  seiner  abfalligen 
5aditragBbemeifcung  zu  Kr,  40  (p.  518}  die  Thatsache  entnehmen, 
iUss  ich  das  (fit  die  Restitution  von  V.  6  massgebende  iaS^Xog  nicht 
ttur  Tor  dem  Her.,  sondern  im  Widerspruch  mit  dem  gefunden 
hibe  f  was  er  auf  dem  Stein  zu  sehen  vermeint  hatte  ? 

ii  572,  3—4  lautet: 

Jkr  Her,  bemerkt  mit  Recht  zn  4  V^l^^^'i^t^^  hoc  dictum/  Ich  denke, 
diie  siranglose  Lässigkeit  und  damit  die  Schönheit  des  ÄusdriickB 
gewinnt  noch  durch  die  Schreibung:   rijad'  riv  xti. 

Zwei  erstaunliche  MissverBtandnisse  begegnen  uns  in  der  Er* 

Uftrnng  von  S15.    Die  Worte  xirag  Koöftoto  nidtfla  kennen  weder 

m  sich  bedeuten  *vitae  monstrum  superavi'  noch  passt  dieser  Ge- 

duike  im  mindesten  zu  dem  Zusammenhang  in  dem  er  auftritt  oder 

heiter  sorglosen  Tone,  in  welchem  die  Grabschrift  des  leicht- 

ö  Schulmeisters  abgefasst  ist.   Die  Phrase  nvtog  mafiov  wird 

nigfachen  Variationen  im  Thesaurus  (s.  v.  kvtoq)  nachgewie- 

d  besagt  nichts  anderes  als  den  'Umfang  der  Welt.'    Hier  ist 

lieh  von    geometrischer   oder   geographischer   Forschung   und 

die  Rede.    Zu  eJV*  rmr^p  nqox^Qop  €tiB  xQovotg  tüo^tai  ist 

ftndig  ein  ^gleichviel',  non  curo\  ov  fwi  (p^oviig:  zu  denken. 

wie  Piato  ans  der  vermeintlichen  Fraeeiistenz  der  Seele  auf 

'ofitexistenz  schloss ,  zogen  die  ßestreiter  des  Unsterblichkeits- 

DS  aus  unserem  Nichtwissen  von  eiuem  früheren  Dasein   den 

itjegeogesetzten    Schluss.   'Non   fueras:    nunc    es    iterum:  nunc 

♦lunc?)  desines  esse'  (Renier,  Inscr.  de  V  Algerie  717,  nebst  vielem 

Aehnlicben  angeführt  von  Friedländer,  Sittengescb.  Hl,  617).  VgL 

iflsierdem  —  worauf  mich  Otto  Hirschfeld  aufmerksam  macht  und 

sich  durch  die  Abkürzungen  als  formelhaft  erweist  —  Eenzen 

7:    n(on)  f(uj),  f(ui),  n(on)  s(um),  n(on)  c(uro)  und  CLL. 

D(an)  f(ui),  n(on)  s(um)»  n{on)  c{urö).  An  einen  Anhänger 

.  Pythagoricae'  zu  denken ,  ist  mithin  uicht  der  leiseste 

len, 

•Ate  der  Her.  unzweifelhaft  Recht  aus  den  überlieferten 

hen  AYCCOPOC  oder  AYCQPOC  nicht  mit  Franz  dva^toQog  son» 

m  AYC0OPOC  zu  gewinnen.    Allein  warum  soll  dies  ein  Eigen- 

amR*  und  nicht  vielmehr  ein  Appellativ  sein?  Die  kurze  Grabschrift 

iMK^t: 

Baaaog  (ydh  o<f  Ixetvog  ov  ixTetve  6vaif>ogoi  «rij(>. 

Daa  Prtdicat  scheint  mir  ausnehmend  wol  gewählt  um  einen  gewalt- 


4S8        O.  KaiheX,  EpigrammatA  graeca,  an^.  ?.  jTA.  OtmperM, 


th&tigen,  vielleicht  mächtigen ,  jedenfalls  gofQrchteten  Mann  su  ' 
zeichnen,  den  man  durch  den  Ausdruck  schwererer  Verdammnis  zu 
reizen  nicht  wagte*  Auch  mag  es  sich  hier  um  oincn  Todtschlaj. 
nicht  um  eineu  —  grausamen  —  Mord  handeln  wie  685: 

Tv^ßov  oQ^g,  Tra^oditra,  nfitixluTrjg  'PodoyovPfj^^ 

^v  xravd'  ovx  onOtK  mint  iJfryof  «rijp*  jerf 

689,  die  Grabschrift  eines  hoffnungsvollen  syrischen  Knaben 
hat  der  Her,  aus  zwei  getrennten  Stücken  (C.  L  G316  und  6318) 
kunstvoU  zusammengesetzt.  Von  V.  2  abgesehen,  wo  der  syrisch© 
Eigenname  jedes  Restitutioiisbemöhons  zu  spotten  scheint  (auch 
[^i;]T[^]ot:  halte  ich  für  verfehlt»  da  man  den  Namen  des  V«£^r4»torl>e- 
neu  selbst  erwartet)  lässt  sich  das  Stück  vollständig  herstellen. 
V.  3—5  möchte  ich  nämlich,  den  Spuren  des  Her,  folgend,  also 
ordnen : 

fitXQoraTöv  [u]vOtt}£f  a[v^tvov]  i^voi  In  — 

fi'ojrfi  ist  eigentlich  so  gut  als  überliefert,  da  das  M  auf  diesem 
Steine  eine  Gestalt  hat,  die  von  €1  kaum  zu  unterscheiden  ist  (TfL 
C.  I,  G.)*  Das  AN  von  av^tpov  glaubten  die  früheren  Heransgeber 
wenigstens  zu  erkennen ,  und  ich  wüsste  nicht,  welches  andere  Wort 
A.m  Bedingungen  der  Aufgabe  so  vollständig  genügte,  *Niclit  in  das 
kleinste  üniecht  eingeweiht'  uud  ein  *ßlütenreis'  (nicht  ein  Zweige 
der  schon  Frucht«  getragen  hat)  wird  der  früh  verstorbene,  Unschuld* 
volle  Knabe  ebenso  passend  als  poetisch  genannt. 

Der  Käthsel  von  724  wird  kaum  irgend  Jemand  völlig  Herr 
werden.  Nur  dass  der  Her  V.  1  missverstanden  hat  fqui  omni^ 
amicus'),  m5chte  ich  mit  Zuversicht  behaupten.  Die  ersten  drei  Verse 
lauteten  etwa  (zum  Anfang  vgl.  287,  1  —  Tolg  JJ^aivoig  rührt 
von  Franz  her) : 

xtiftat  nüat  if^(k\oii  ^/Q^nn<;  o^vvag  itnta\lihlmq^ 
,    .        .        .   kapmv\  ^tiltgov  ajit^o^  7/(>«jcJl i)o[ff  — 

Die  in  727  und  729  so  stark  betonte  treuliche  Befolgung  und 
Kenntnis  heiliger  Gesetze  (vofüftotg  di  &£ov  naQ€}'itvato  näCiP 
—  ovdiv  ohi/g  naqißmvB  —  ayUov  %€  vo^tiov  aoffhfi  tb  otvlaxt^} 
seheint  weit  eher  auf  jüdischen  als  auf  chrij»tlichen  Ursprung 
hinzuweisen.  (Vgl.  ffdivtolng  C.  L  G.  9904  und  fta^}]ri-g  coffüw 
9908).  Auch  nur  an  Judenchristen  zu  denken  scheint  keinerlei 
Grund  vorhanden. 

835,  3  fflüchte  ich  auf  Grund  der  praescripta  die  Erginsuiig 
wagen: 

«ü/ffr  ao*  ifUang,  *'Y*lfmtf,  qf]Qtän'  Avi^^iiut 


»)  Vgl,  z.  B.  2m,  2—3:  480*  3;  694,  3. 
,  Ausdruck  in  680,  1  und  702.  3 
•)  Oder  i^  TtAUi? 


Minder  gewikhit  Ut  dffl 


G,  EaiM,  Epigrammata  graeca,  ang.  v.  Th.  Chmiperz.       4W 

Mögen  die  ersten  Verse  von  847  immerhin  (was  mir  keineswegs 
ausgemacht  scheint)  eine  Anspielung  auf  den  angeblichen  Selbstmord 
^68  Aristoteles  enthalten,  wieBöckh  undWelcker  meinten,  —  nimmer- 
mehr darf  man  (so  denke  ich)  die  Lücke  des  V.  3  in  der  Weise  er* 
ginsen  wie  der  Her.  vorschlägt:  ^tale  quid  supplendum  x^^^ 
Idiaiv.*  Oder  sollte  der  Stagirit  nur  darum  göttlicher  Ehren  theil- 
haft  werden,  weil  er  Alexanders  Lehrer  war  und  weil  er  einen  — 
sieht  weiter  motivierten  —  Selbstmord  begangen  hat?  Als 
ob  der  Sdhslmord  an  sich  jemals  für  ruhmwQrdig  gegolten  hätte  und 
als  ob  an  Aristoteles  sonst  nichts  zu  rühmen  gewesen  wäre !  Da  das 
Wort  aoq^ia  wenigstens  Y.  5  erscheint,  so  dürfte  Y.  8  eine  Erwäh- 
nung der  dQerrj  am  Platze  sein,  und  ich  möchte  die  Lücke  beispiels- 
weise also  ausfüllen : 

5  ai  T^Xos  (i-avuxoio  [yi^ovr    uQcrrjg  i]x{x^viv 
(og  navQovg  ttqot^qüjv  ar^ottg  dyx^S-^bJV. 
6  T^  ^  xal  (l^ofjievog  aoq*(rig  kov  rjvriTriQa 

a]Tfiaiv  yili$aptJQo[g]  xkfipov  cinttai  ^«or. 

Natürlich  wäre  dann  log  navQovg  an  ye^iovT  aQsrfjQ  aufs  engste 
anzuschliessen ,  wodurch  sich  auch  der  Anstoss  erledigte,  den  Böckh 
empfand  ohne  ihn  in  plausibler  Weise  beseitigen  zu  können :  'sed 
offendit  tamen  in  hac  senteutia  illud  T(p  vs.  5,  nisi  scripseris  rov.^ 
(a  L  G.  911). 

Die  Lücke  in  874,  7  lässt  sich ,  denk'  ich ,  mit  Sicherheit  er- 
gänzen nnd  der  Schluss  der  Weihinschi-ift  demnach  also  schreiben: 
5  TuvTif  xttl  yivog  Hoxig  htixvfAov^  'HqoxXsm, 

oi  a*  *ExdT[rjg  xpvi](iaraiv  «ri?of/'i/'«rrro  O^v^lXalig^ 
avTOxaaiy[vfiTTiv],  ^äxov  lg  [n]&[(c]y[t(TOV, 

Tgl.  Od.  d,  726:  avT^Qei^favro  —  ^ieXlai;  a,  241:  yvv  de  ^iv 
wüLuiig  ^!AQ7tvtai  dvrjQeii}.favTO.  Den  Harpyien  ähnliche  Sturm- 
geister,  welche  in  der  Windsbraut  dahinrasen  und  sich  ihr  Opfer 
holen,  fürchten  noch  die  heutigen  Griechen  (Bernhard  Schmidt, 
Volksleben  der  Neugriechen,  I,  124);  über  die  wilde  Jagd  der  Arte- 
mis-Hekate  handelt  K.  Dilthey  im  Rh.  Mus.  25,  232—34.  Auch  in 
unserer  Sammlung  376**  erscheinen  Dämonen  der  Hekate,  und  die 
Harpyien  als  Würgerinnen  kennt  die  Grabschrift  der  Eegilla  fl046, 
14 — 15:  ovvexa  ol  naldag  fiiv — ^'AqTtviai  xXwS'dieg  dvrjQel^ 
iparto  fieXaivai). 

Bei  der  Herstellung  von  887,  3  können  angesichts  der  un- 
gewöhnlich bedeutenden  Discrepanzen  der  Abschriften  nur  die  For- 
derungen des  Gedankens  massgebend  sein ,  und  diese  führen,  wie  ich 
meine,  auf  das  folgende : 

EvOißfwv  xXvTov  äarv  navoXßiov  ävÖQa  dvid-tjxiv 

Ztüa[i]uiav€(^riVf  dytovo&iT^ga  ZißriQOVy 
Sfpga  Xttl  (aaou^voKfi  [ttkIq*  6[Xßiio]^[ro]  ßQo[ToTaLv. 

In  den  Versen  des  Catilius  —  980  —  scheint  mir  V.  10 
nichts  anderes  erfordert  als  die  positive  Kehrseite  des  V.  9  negativ 
losgedrückten  Gedankens,  also  ähnlich  wie  schon  Franz  wollte : 


440        G.  Kaibel,  Epigraminata  ^aeea«  wg.  v.  Tk  Gcmpen. 

Im  Orakel  1037  überrascht  mich  die  WahrDehmung»  dais  dio 
ersten  sieben  Yerse  ftls  Akrostichon  angesehen  die  Worte  f/n^  Bn$a 
ergeben ,  sobald  wir  V,  5  dem  Doppellaut  i/^  nur  seiu  erstes  Elemeal 
entnehmeD.  Ob  hier  mehr  als  ein  Spiel  des  Zafalls  vorließ ,  m5geD 
Andere  entscheiden« 

Zu  dem  vielbehandelten  1042  habe  ich  mich  der  Schludsworte 
ran  108  erinnert,  wonach  auch  hier  zu  schreiben  sein  kdnnte: 

Auch  die  drei  letzten  Verse  der  zn  Meg'abpolis  gefamlenen  I«- 
schrift  zu  Ehren  der  aus  dem  Geschlecht  des  Philop^men  entsprc^ase- 
nen  Priesterin  (1044)  möchte  ich,  wenn  gleich  zweifelnd,  heno* 
stellen  versucheu,  Danacii  hätte  daa  Ganze  (s.  Praef.)  etwa  also  xa 
lauten : 

Atvtaor]  fvarrXov  ^tlonoffievo^  ttifttt  (Äfyfoi*<T«g» 

^(]h't^  Mtyttxlftag  alveaov  tvtttß(ti[v, 
n\v  ttno  ^ii^QX^Hifov^  Ifinimp  rlriyieuto  /i[arf}^, 

Ov()](tJ'{fti  {aift]vUtv]  KviiQtrJtoi  IgonoloVt 
5  Tfol^ovt  ya(*  vaoio  [jt/lgt^  tvtny^u  S^tvxor 

V.  6  verstehe  ich  dahin ,  daes  die  Priesterin  die  Umfasgungsmaoer 
des  Heiligthnms  mit  Statuen  auFzaschmöcken  begonnen  hatte  ^  ^r 
Unternehmen  jedoch  nur  mit  der  Unterstützung   rt*»mischer  ^<ti^^| 
oder  der  Behörden  zu  Ende  fuhren  kannte  (vgl*  1089,  3;  Ttrt^iSmM 

1068,  4  können  doch  nicht  die  Thiere  fioyiovra  heissen,  son* 
dem  Mühe  und  Arbeit  kostet  ihre  Erlegung »  also:  07ioQa  uoyiovti 
ia^eifj.  Vgl.  Eurip.  Hipp-  52:  ^fjQag  ^iox^ov  hltXotnoTa. ') 

877'  (p.  534)  möchte  ich  anders  als  der  Her.  (bei  dessen  Auf- 
fassung nqiörnv  V,  1  und  rr^fjrf;/  öi  V.  3  in  völlig  verschiedenem 
Sinne  gebraucht  wären)  also  verstehen,  'ich'  —  so  spricht  Soteros— - 
bin  der  erste  Sophist,  den  die  Ephesier  zweimal  (und  zwar  von  Athen) 
berufen  haben  .  desgleichen  der  erste,  dem  sie  usw/  Dann  wäre  die 
Ehren-Inschrift  ein  Beitrag  zur  Geschichte  antiker  ^Berufungen/ 

Und  damit  scheiden  wir  %*on  einem  Buche,  dem  wir  ebenso  tW 
Genuss  als  Belehrung  verdanken. 

Wien,  im  Juni  1878.  Tb.  Gomperi. 


V)  10^  6  mag  der  wahrhaft  siondtöreode  Druckfehler  ao^^  ttatt 
Qettfmg  im  Voröbergehen  berichtigt  werden. 


(7*  Btraeus^  Coroelii  Taeiti  bist.,  ang.  i,  J.  Müller. 


441 


Cteo«ttl  TwdXi  bistomrum  übri  qui  supersunt.  SchdaQmbe  ?oii 
tk,  Carl  Herft«Qs.  Erster  Band.  Buch  1  etil.  Dritte,  Tietiacb  ver- 
itte  Aeflftge.  Leipzig,  Toubner  1877.  246  S. 

Die  dritte  Auflage  dieser  Aasgabe  bat  sehr  zahlreicbe  Aonde- 

Verbesserongen  und  Zusätze  erbalten.  Ueber  den  umfang  der- 

«i^«^en  sich  die  Leser  dieser  Zeitschrift  am  leicbteaten  ein 

bilden  können,  wenn  wir  die  Abweichungen  dieser  AnÜage  von 

\9T^n  in  der  ersten  Hälfte  des  ersten  Bucbe«  nach  gewisaeii 

en  znsammeD stellen. 

l,  Texteftänderungen  sind  vorgenomraen :  Cap-  3  2*  5;  15,  22; 

:22,  3;  22,  10;  23,  2;  31,  11;  a3,  9;  34,7;  35,5;  37,  21; 

43, 11 ;  44,  12 ;  50,  4.  ^  2.  Die  Erklärung  bat  Erweiterungen 

1,  7;  1,  8;  3,  1;  3,  7;  3,  10;  3,  11;  6,  5;  7,  5;  8,  3; 

B,  6;  8,  8;  8,  10;  9,  3;  9,  5;  9,  6;  10,  2;  10,  4;  12,  11; 

;14,  7;  16,  22;  IG,  23;  18,  8;  19,  6;  20,  1;  20,  2;  20,  5; 

;20,  8;  20,  9;  22,  1;  22,  2;  22.  7;  22,  10;  22.  11;  23,  1; 

24.  10;  25.  5:  25,  8;  26,  4;  26,  5;  29,  3;  29,  8;  30,  15; 

32,  12;  37,8;  37,  9;  41,  1;  41,  9;  42.3;  45,  4.  —3.  Sie 

k  Zusätze  bercicbert  worden:  4,  3;  5,  1 ;  12 ,  13;  13,  10; 

15.  13;  19,  3;  20,  7;  20,12;  21,3;  25,  8;  27,  4 ;  28,  4; 

tO;30,  1;31.  3;  31,  Ö;  34,  3;  36,  5;  36,  7:  37,  11;  38,11; 

0;  41,  11;  41,  12;  45,  5.  — ^4.  Sie  ist  ganz  geändert,  berichtigt 

IffbeEseit  worden:  4,  8;  7,  8;  8,  11;   16,  9;  21,  10;  23,  9; 

;  25,  11 ;  36,  2 1  43,  2;  45,  12;  —  5,  Kürzungen  sind  Yorge- 

worden:  12,  12;  18,  2;  35,  5;  43 ,  5.  —  6.  Anmerkungen 

beseitigt  worden:  10,  15;  11,  14;  14,  13;  35,  6;  40,  6; 

ler  Anordnung  oder  Stilisierung  sind  Aenderungen  einge- 

13,  4;  14,4;  18.  6;  20,  2;  26.  3;  26,  4;  26,  11;  28,  5; 

2;  35,  8;  43,  6, 

Der  gT6sste  Theil  dieser  Aenderungen  verdient  unseren  Beifall, 

Wilt  es  auch  nicht  ao  solchen^  die  nach  unserem  ürtheil  besser 

iebe«  wären.  Wir  haben  dem  Herausgeber  in  einer  froheren 

inng  seiner  Ausgabe  das  Loh  gespendet,  dass  er  frei  von  Un- 

idönkel  die  Leistungen  Anderer  bereitwilligst  anerkenne 

h«.  Wir  möchten  nicht  etwa  andrerseits  allzugrossorNach- 

gegen  neue  Auffassungen  und  Meinungen  das  Wort  geredet 

Waa  einmal  niedergeschrieben  wurde  war  ja  wol  gründlich 

n  und  soll  Neuem  wiederum  nur  nach  reiflichster  Erwägung 

machen.  An  diesem  Grundsatze  ist  nicht  immer  festgehalten 

V  il.  dass  der  Herausgeber  versäumt  hat  wirkliche 

igu  r bessern ngen,  die  vorlagen,  zu  berücksichtigen 

bmen  ,  ist  uns  nur  der  Fall  aufgestossen  ,  dass  er  nach  wie 

lü^  1851  und  1853  erschienenen  zwei  Abtheilungen  des  dritten 

itts  toti  Marquardt  fortgesetzten  Becker*schen  Handbuches  der 

AlterthOmer  sich  beruft ,  dagegen  die  neue  Bearbeitung 

und  zwar  nicht  blos  den  zweiten  erst  1876  erschienenen, 

dl  dm  nchon  1873  erschienenen  ersten  Band  der  Römischen 


44f 


C  MercKus,  Comeln  T&citi  bUt,  äug.  v,  J,  Müller^ 


SUatsverwaliuBg  unberücksiclitigt  lässt.    Dadurch    muss 
acheUen»  dass  mauches  Ungenaue  and  Veraltete  imCoEDinentar  d 
blieb  oder  in  denselben  aufgenommen  wurde.  Wir  werden  dafär] 
beibringen,  indem  Mir  ans  auf  Beurtheilung  des  Einzelnen 
Beihonfolge  der  Cai>itel  einlassen. 

Cap.  11  Z.  6  war  die  Anmerkung  lu  Äfrica  ac  legioi 
terfecto  Clodh  Macro  conUntn  qualicunque  prifmpe  mit  j 
auf  Marquardt,  Staatsverwaltung  1  S.  308  A,  4  zu  bericUt 
quariit  halt  die  vorübGigehcnde  En-ichtung  der  leg,  I  Macriani 
ratrix  aufrecht,  hat  aber  Tac.  Hist  1 ,  11  als  Belegstelle  fall« 
lassen,  —  Cap.  12,  8  bätte  statt  der  Ueberst^aung  von  fessa 
oder  neben  ihr  darauf  aufmerksam  gemacht  v.  '  :  v 
metaphorische  Ausdruck  zunächst  bei  lien  A 
vorkomme:  Hör.  Carm.  i>aoc,  63  saltUan  Ici^at  arte  iti^hOi»  C4t 
artus.  V'erg.  Aea.  3,  145  fessis  fincm  rcfjus  fenst.  11,  335 
succurriie  /'titöis.  Üi>  Sil.  Ptin,2,492;4,711  imperio  fesso^  Dani 
bei  den  Prosaikern.  Bei  Li?.  37,  33,  3  noch  fcstd  ntorbisac  lonßi 
tmc»  1,  25,  11  fessumvidnctr,  fcssumcursutrahcns  corpus,  j 
Plin.  n.  b,  8,  147  senecta  fe^sos.  200  scnfduU*  fessae.  Duo] 
auch  2,  18  Augtistus  fa(8is  rebus  mbvcfnens,  Plin.  PaiM 
xilium  frs^is  rchus,  Tac.  Ann.  15,  50  qui  fcssis  rebus 
11,  24  ft'.sso  imptrio  subf^cnium  est.  —  Cap,  16,  15  hält 
territus  fucrh  statt  des  gewöhnlichen  nc  territas  sis  zt^j 
merkung  Anlaßs  geben  sollen*  Vgl  Cic.  Ac^d.  2,  40,  125  tä 
n$  asciveris  neve  fucris  cotmnentidis  rebus  adsm^us  oi 
Opusc.  Acad.  II  p-  105  f.  Lat.  Grammat  §.  38G .  —  Caf 
mque  cnim  Jnc  ui  gentthus,  quae  regtutiUur  ^  certa  äomii 
(lomuä  d  ceteri  serri  etc,  ist  mit  der  blossen  Uebersctzung  dem 
kreis,  für  den  die  Ausgabe  bestimmt  ist,  nicht  godient,  viidiui 
es  für  das  Verständnis  nothwendig,  dass  die  Fonn  der  Kede  kn 
klärt  werde.  Vgl.  Kef.  Beitr.  z.  Kiitik  und  Erklär,  d.  Tac.  IV  S^ 
—  (Jap.  22,  10  e  quibus  FloletnaeusOihoni  in  HLspaniam  'j^ 
cum  üupertuturum  cum  Neroniprammsiiet^postquam  ex  t 
etü,  hatte  die  Form  der  Periode,  bei  Tai'itus  seltener 
altereu  Schriftistellorn,   w*3gun  der    '  irig  vom   d^ul 

riodenbau  mit  einer  Bemerkung  btM  iWn  sollen. 

Beitr.  II  S.  10.  Draeger,  Einleitung  z.  d.  Ann.  §.  118.  —\ 
10  wird  zu  quem  $iota  pariUr  et  occulla  faUchani  bemeik 
Wendung  sowie  »imul  et  (ac)  sind  bei  Tac,  au  die  Stella] 
nutzten  et  —  et  getreten**  nnd  wahrscheinlich  hat  lief. 
Bei-ühruni?  der  Sache  Beitr.  IV  S.  3f>  Anlass  gegeben  ^UJ 
Uß".  ii,  die  darin  Hegt»  d; 

Ei^jk  hkeit  des  Tacituü  hiuij' 

bei  den  beiden  Plinius,  bei  dem  jüngeren  jedoch,  wie  es 
vereinzelt.  Vgl.  n.  h.  prat'f.  *^  vntri  pariU-i  »f  i,j,it><hi  ^ 


')  Hdraeu«j  liest  mit  Urlichs  tt»  provif^iUr 


C.  MartM&m,  CorDelii  TdLCiü  Uist.,  mig.  ?.  J.  Müller. 


44S 


[41  f  14,  36;  2,  1^6;  8,  »8;  33,  U.  Paneg.  18  o/^bi^nc 
raiiaeque  securi  —  Cai>,  25,  H  werden  uutor  dor  Bezöich- 
io>  ■  '  fm  verstanden:  teascmrii,  opthnes,  dfcurionea, 

'm  letzten  Chargen,  zumal  die  Decurionen,  gewiss 
Centurionen  in  der  Re^'el  aus  den  geineinen  Sol- 
lt/ ud  in  gewissem  Smuü  noch  zu  ihnen  gezählt  werden 
so  standen  sie  doch  zugleich  zumal  in  dem  stehenden  Heere  als 
JÄr  niederen  Bcfeli  lab  überstellen  dem  gemeinen  Manne  ebenso 
r,  wie  den  höheren  Officioren.  und  so  werden  sie  auch  von  beiden 
'den:  Cap.  IH  trihuni  tarnen  Cfmtutio* 
fta  muliiu  rt'Spondenl.  3,  44  in  quibus 
fcs  a  Vikllio  provrcti.  Caes*  b,  g,  1, 
usum  hftfx'fmtit,  miNtes  ccnturioncs-* 
8,  i*3,  i:^  ne  plcbis  quidtm  hominem ,  non  centunonem, 
\  riolaium.  8,  31^,  4*ttw  adhortari  milites^  tribunoa  priti' 
inum  nominaiim.  Mit  primores  milUiim  sind  alle  die- 
'  M  '  iJt  hezeichnet,  die  irgend  eine  Vergünstigung 
AÖhnVicben  Dieoat  {immtines)^  höheren  Sold 
I,  ferner  die  6r«€'/ie/am\  dann  auch 
tit^  ^nturio,  die  von  Heraeus  genannten 
i,0pttones  a.  ä,  w.  Auch  die  Cap.  36  geschilderten  Vorgänge 
4nis  aut  centurionibus  adeundi  locus:  gregarius  mileB 
uper  praepmäös  iuhehat)  zeigen,  dass  an  eine  Herbei- 
[dei  ''    /      'iieu  hier  nicht  gedacht  werden  darf,  —  Cap,  31, 
I  B"                 über  die  primfpiJttres  aus  dem  Handbach  von 
1.28.  2-  "imen  und  daher  noch  die  An- 
;  I  it  der  coti  ,  j  primipiU  selbstvorständlich 
trstand  nird  rlin  \  i-  t  ittung  mit  dem  Kittercensna  von  4(X)»00Ü 
rbandeu  gowc^tu  ^ei.  Diese  frühei"  vorbroitete  Ansicht  hat 
liitt  philologisch t^  Schriften  Leipzig  1875  S,  536  f.  wider- 
|igt  nnd  äeino  Darstellung  der  Suche  hat  Marquardt 
^BtaaUvnrwaltnng  II  S.  3G4  f.  —  Cap.  32,  3  ff.  hätte 
in  den  Wortpu  neque  Ulis  iudieium  aui 
diver rsa  pari  cctiamine  postulaturis,  sed 
^mere  q  *              ne  pritwipem    adulandi  etc.    aufmerksam 
Jen  ..,.,.     VgL  Cap.   19  in.  Cap.  29,  l-~5.  —  Cap. 
reffi%A9  ironisch  aufgefasst,  wie  mir  scheint,  nicht  passend^ 
^f*  — '    r,^  in  Anwesenheit  Galba's  gepflogen  wird.  — 
|r               ^ion  populus  fantum  et  inpvrita  plehs  inplausus 
idii  ;  m  a4i  stnatorum  posito  meiu 
If«/Nrcf4>   .  ifüuB  ac  se  Galboc  ostentare 
'10  r^trf  intus  bemerkt:    ^Aus  dem  Begriffe  stürzen   und 
1^  dfir  b»er  wie  Hl»  77,  U  in  ruere  liegt,  ist  zu  den  Worten 
€i  inmodiea  atudia  die  Vorstellnng  des  blindlings  sich 
I  zu  entnehmen.'^  Dm  ist  fQr  die  deutsche  Uebei-setzung 
^A  j#docb  TacituB  Ann.  1,  7  auch  sagt  at  Uomac  ruere 
comule$  patres  eques  und  13,  14  praeceps  posihac 


4U 


C,  HeT(UfH6,  Coroelii  Taciti  hibt.,  ÄUg.  v.  J.  Müller^ 


Affrippina  ruere  ad  teftorem  (X4,  61  Uuretiam  in prindpi»  In 
80  wäre  in  erster  Linie  darauf  aüfraerksam  tu  machen  geweseq 
ruere  zugleich  in  eigeDtlichem  und  in  nbot-trageaem  Sinne  fese^ 
—  Cap.  34,  6  f.  moz,  ut  in  tnagnis  mtndacHs^  inier fuisse  »e  ^ 
et  tndisse  adfirmuhant  credtda  fama  int  er  gaudefdes  et  incut 
igt  eine  der  wenigen  Stellen»  an  denen  Heraetis  steh  nicht  frei  ei 
hat  von  dem  Verdachte ,  dass  er  es  vorziehe  über  ein©  Schwiei 
lieber  zu  gchweigen,  als  sie  anzuerkennen  nnd  eine  Lösung  dei 
tu  versuchen »  wenn  auch  ohne  volles  Vertrauen  in  dieselbe« 
Verdacht  gründet  sich  darauf,  dass  Heraeus  in  der  ereten  Aufll 
Worte  einer  Erklärung:  ffir  bedürftig  gehalten,  in  der  zweit« 
dritten  aber  den  allerdings  nicht  befriedigenden  Versuch  falli 
lassen  hat.  Es  wird  nämlich  credula  an  dieser  Stelle  von  den  I 
Interpreten  theils  activ  tbeils  passiv  *)  genommen  und  so  wie 
die  Erklärung  nichts  weniger  als  einfach.  Passivisch  wäre  cn 
ana^  ilQtjfiivov  und  müsste  wenigstens  durch  analoge  Fälle  gi 
werden  f  an  denen  es  bekanntlich  nicht  fehlt.  Doch  wird  mal 
Möglichkeit  erst  in  Frage  ziehen  dOrfen,  wenn  wirklich  die  acti' 
deutuug  auf  unlösbare  Schwierigkeit  stösst  Diese  Schwierigkeil 
hier  in  der  Verbindung  von  credula  fama  mit  ifttei'  ffawienies 
euriosos.  Stunde  eredula  fama  allein,  so  wJlro  es  eine  Personifi« 
wie  es  deren  viele  besonders  bei  den  nachaugusteischen  Prosaikei 
bei  Tacitus  gibt  und  es  geneigte  mit  den  Interpreten  auf  Ann,  i 
atroeiore  semper  fama  erga  domiTtäntium  exitus  hin  zu  weil 
Aber  in  Verbindung  mit  ittter  gtiudenies  et  incurtoftos  wird  du 
stellang  eine  complicierte:  die  fama  getrennt  gedacht  von  do« 
sehen  und  als  leichtgläubig  lierum  wandelnd  in  Mitton  dei 
Gllanben  disponierten  Menge.  Das  Sonderbare  dieser  Vorstelloöi 
dadurch  nicht  beseitigt .  dass  inter  gatidentes  et  incuriosos  d 
deutung  eines  cansaleu  Nebensatzes  hat  ==  cum  gauderent  hol 
et  incuriosi  esscnt;  denn  diese  Umschreibung  ist  ja  doch  n< 
Mittel  uns  den  Ausdruck  zurecht  zu  legen ,  Ändert  aber  an  der 
fasBung  des  Lateiners  natörlich  nichts.  Gleichwol  darf,  so  schel 
an  passive  Bedeutung  von  crednla  nicht  gedacht  werden;  dei 
Bemerkung  muss  sich  doch  wo)  anf  die  unmittelbar  vorhergo 
dreiste  Lüge  beziehen  inierfuisse  sc  qtUdam  et  vidif^se  adfirmä 
die  eben  das  Gerücht,  wie  Alles ,  leichtgläubig  hinnahm  andi 
trug.  Es  bliebe  also  nichts  übrig,  als  die  seltsame  VorsteüoQ 
Schriftstellers  zu  constatieren,  —  Im  Folgenden  hat  HeniMI 
ürlichs  das  handschriftliche  arhitrabantur  in  arbitrantur  ^ 
und  bezieht  es  auf  die  Gewährsmänner  des  Tacitus ,  weil  in  ; 


*)  Die  Stello  bat  sogar  in  die  Lexicn  Eingang  gefiinden 
f^T  die  paasive  Bedeutung  von  credtdus, 

')  Vgl.  Hißt,  2,  78  ha»  afnbagc}^  '■'  »httim  ^rr^'m-rat  /.>w+, 
i^eriehat,  Flin.  Paneg.  83  omniaque   " 

Plin.  D.  h.  5,  12  perviumqtie  famae  vui^      .  l.l^hi 

ettt«  inieUegii  fama. 


Conielii  Tahiti  hUt,  ang.  t,  J.  Müller. 


44^ 


nf.ri.a**  niemaiid  das  Gerücht  von  Othoß  Ermordung  für  absieht- 
Ikl'  'ing  gehalten  habe»  Der  Einwurf  ist  vollkommen  richtig. 

it>vTÄ  aeön  das  Imtierfect  noth wendig  voraus,  dass  diese  Meinung 
jeaeos  ADgenhlick  laut  geworden ,  kann  arbitrahantur  nicht 
nm  6mx  Zeiigen»  ^aud6n  werden,  die  damals,  a]s  sich  dag 

Bfrttlii  als  irrig  >>  Ute,  die  Vorgänge  ihrer  Kritik  unterzogen? 

<»  Ci^  36,  1  t  Haud  duldac  iam  in  casiris  tymnium  mentes  tantuB' 
*-r  oj'.i^r,  ul  non  cöntenti  a^mine  ei  corporibus  in  sugßesiu,  in 
/it  antft  aurea  Galbae  statua  fuerai,  medium  inter  signa 
m  vexiUi»  circumdarcnti  hat  Keraeus  die  frühere  Auffassung 
in  Qjid  erklärt  die  Stelle  nun  8o:  „Sie  waren  nicht  zufrieden, 
Aufzug  (durch  die  Stadt)  auf  ihren  Schulteru  ius  Lager  ge- 
SU  haben.  An  u.  St,  ist  corporibus  da^iselbe ,  was  bei  Suet- 
WMCcalaiu».*^  Das  i^t  jedenfalls  keine  Verbesserung.  Der  Inhalt 
;tttiTsatJtes  ui  —  circumdarent  kann  nur  der  Zeit  angehören, 
liauiyUatze  haud  duhiae  iam  in  castris  amnium  mentes 
ardüT  bestimmt  ist.  Es  ist  unzulässig  irgend  einen  Theil 
O^osecutivsatzes,  ohne  dass  dies  ausdrücklich  und  bestimmt  an- 
wäre ,  auf  ein  der  Zeit  nach  vorausUegendes  Ereignis  zu  be- 
Die  Warte  non  contenti  agmine  et  corponbm  können  also  nur 
bi«eichnen,  das  die  Soldaten  in  ihrem  Eifer  eben  jetzt  thun,  da 
it^  Othu  mit  ihi*en  Fahnen  umgeben.  Es  muss  zu  der  früheren 
long  zurückgekehrt  werden  und  wenn  auch  die  alte  Erklärung, 
carpi^rilius  stehe  für  agmine  facto  suis  corporibus  etwas 
t«t,  80  trifft  sie  doch  im  Wesentlichen  das  Richtige.  Mit 
Ist  die  Aufstellung  der  Soldaten  auf  und  um  den  suffgestus 
let.  Dass  diese  aus  den  Leibern  der  Soldaten  gebildet  war, 
lUirh  allerdings  von  selbst»  es  wird  skhet  corporibus  (persönlich) 
:t  als  Gegensatz  zu  vexilUs,  wie  in  suggestu  dem  folgenden 
inUr  Signa  gegenübersteht.  Die  Signa  sind  die  um  einen 
il^tellten  Standarten ,  die  tfcxilla  sind  die  Fahnen  der  Ma- 
*).  Mit  diesen  umgibt  den  Otho  die  Mannschaft  aus  Mißtrauen 
die  Tribunen  und  Centurionen .  damit  sie  ihn  unmittelbar  in 
^hutre  habe.^ — Caj.  37,  8  ist  die  unrichtige  Bemerkung  y,prO' 
absolut  Verheissungen  machen**  beseitigt  worden,  aber  waa 
Stelle  getreten  ^^omiiU  nämlich  dass  wir  zusammen  leben 
ii«rbeQ  müssen  \Ju  a*  w.**  ist  ebensowenig  richtig.  Nicht  neque 
nQ$  n^que  mlvos  esse  ni$i  una  posse  ist  zu  promisit  zu  er- 
mfsdera  poenam  mcam  et  supplicium  restrum,  worauf  schon 
iile,  auf  post%Uentur  zurückweisende,  nuUa  exposcente  hin* 
BMnU.  —  Cap.  37,  24  und  iila  domm  suffidt  domitivo, 
fMs  mumquam  datur  ei  coiidie  exprobratur:  denkt  sich 
in  txf/rohraiur  ,ut  immodeste  expetitum.'*  Das  kann  expro- 
•0  win  teu,  wie  imiDodesie  flagitare  mit  Beziehung  wd 

Matan.  '-j  ^uüie  sich  da«  Vontcken  auf  die  Art  und  Wei^^  wie 


•t  Tfi  Mar^uardt,  Bdmiscbe  StaaUrerwaHuiig  ti  9*  di6  u.  426. 
So  fiutten  m  Ooederleln  und  Dfibner. 


:) 


444)  C.  Herarm,  Cornelii  Taciti  hist.,  ang,  ?.  J,  MÜUer, 

das  Donativum  geforilert  worden ,  beziehen ,  so  müsste  da« 
lateinißchen  Äüadrnck  eutbalten  sein.  Näher  der  Wahrheit  warCN 
der  daran  dachte,  dass  man  es  die  Soldaten  Öfter  hören  I 
reiches  Geschenk  ihnen  zugresichert  sei.  Nnr  sieht  es  dem  L  1 

wie  Qalba  Cap.  18  genannt  ist,  nicht  ähnlich  und  stimmt  uichti 
seinem  antiquu^  ripor  (das.)  und  seiner  celebrata  f(evvnta^  (Caj 
dass  er  auf  eine  Versprechung  sollte  gepocht  haben,  die  er  migsbü 
(Cap.  5.  Suet.  G,  16)*  Diese  seine  Änscliaiiang  der  Sache  und  da 
gesetzte  cotidie  führen  zu  der  Auffassung»  dass  Galba  in  A: 
und  Tagesbefehlen  Grundsätze  aas^prach  und  ansösprechi 
wie  jenes  legi  a  sc  milUcm.  non  f^mi,  die  denn  indi 
wflrfe  für  die  Soldaten  waren.  Krprohrarc  heisst  also  *t< 
voll  erwälinenr  wie  Ann.  1,  10  quatdam  de  MhUu  ai 
it$sUtutis  eius  (Tiberii)  iecerat,  quae  relut  excusando  r^i 
1,18  plurimi  detrita  tcgniina  et  nudum  corpus  cxpn 
1,35,  PHn  Paneg.  H  non  enim  penculum  est  ne ,  cum  löquar  di 
man  kitte,  exprobrari  i*ihi  superbüitH  credat,  —  Cap.42,4  w 
poUus  eius  mta  famaque  inclinat,  ut  conscius  scdfris  fue\ 
cauaa  erat  blos  bemerkt  .Jässt  eher  glauben,  spricht  vielmehr 
Efl  hätte  auf  die  Concurreuz  der  Conjunction  ui  mit  einem  k 
tivus  c.  Infinitivo  aufmerksam  gemacht  werden  sollen.  Man  enri 
ein  ürtheil  über  den  Erfolg,  während  der  Eri'olg  selber  ;ta,sg 
igt,  wie  Doederlein  sagt:  h,  e.  ut  fuisse  credatur»  Vgl.  Ann. 
protuUt  l^eUos  i^cordes  adeo^  ui  cotisulturerit  Libo  d-  i.  at  i] 
consultasae.  Mit  gewohnter  Praeci<^ion  erklärt  vou  Madvig  zu  Ci< 
fin,  I  §.  14  p.  33  t  (Ed.  II).  :?er  zu  Hör.  Sat.  I,  1,  108. 

Capp  44, 12  omnis  cotiquiri  n  /  iusstt  ^^VitelHus),  non  koi 

Galbae ,  sed  tradito  principibus  marc  etc.    hat  Ileraeus  daa 
lieferte  lionore  mitNipperde}''  in  honori  geändert,  doch  vielldiellt 
zwingenden  Grund,  Vgl.  Liv.  35,  15,  5  ut  proml  ab  se  honore 
quoque  ablegarei,  —  Cap.  45,  1 2  ita  simulatione  irae  vinciri 
et  maior€$  p&enas  d^tturum  adßrmanji ,  praesenti  ezitio  si 
war  in  der  ej-sten  und  zweiten  Auflage  richtig  erklärt.  Vgl 
Cic.  de  fin.  p*  804  und  Draeger.  Synt.  u.  Stil,  d.  Tac.  §.  23T, 
Coustruction  adfirnmns  Marium  mnciri  iuf^sum  (esse)  ^ 
poenas  daturum  (esse),  die  Heraeus  nun  annimmt,  ist  unzulftasig^ 
es  Otho  nicht,  wie  Heraeus  sagt,  bei  der  Veraicherang,  daüs  Oi 
inr  Festnahme  des  Marius  Celsuis  gegeben  sei,  bewen  f      '         ;*^ 
ihn  wirklich  festnahm,  wie  Cap.  71  zeigt:  Marium  ( 
desiffnatum  per  speckm  vinctäorum  saet'itiae  miläum  s 
acciri  in  Capüolium  iuhet.  —  Cap,  52,  t>  nee  consulnrii 
mensura,  »ed  in  maius  omnia  aecipkbantur:  sieht  Heraeus  mrm\ 
als  Nominativ  an  und  ergänzt  erat.  Der  Satz  gewin'if   -i.imI-  .    ii 
wenn  mensura  als  Ablativ  gefasst  winl,  ümism 
steht  dann  auf  gleicher  Linie  mit  inmniusjix^^  bt^uin- 
accipicbantur.  Vgl.  4 ,  73  8cd  quoniam  apud  vos  i 

vaknt,  bonaque  ac  mala  non  ma  natura  scd  rocibu^  ^€dUi4}i 


HKälmcr,  AusfiihrJ.  Uramm.  d.  lat  Sprache,  Mg,  v*  F,  Wethrick     447 

^tc,  Ann,  6,  42  irrt  ;    tpientia  deketf,  n$' 

;.  Pljp.  n,  h.  35,  197  ^r  ^r.  tlhi  m^murM 

Vmamprefium  ciHs  f  uitco  mc^r  >r  nont 

■■WTO*  l'nd  über  diMi  huung:des  M:i-  ih«r*j 

iri»t  Ma^Ttg  ÄU  Ciü.  de  ftn.  p.  7t*.  bat,  Gramm.  §.  255  b,  Dmef^er,! 
;.-.    tv*.t ..    I  s    522  f.  —  Cap,  55,  1  ff.    Inferiofis  tarnen  Ger^ 
^^<?«  soUrmni  Kakndnrnm  Januariarum  sacramcnto 
ifJtfi  tHttrtatiöne  et  rari!>'  primorum  ordintim^ 
proximi  cuutsquc  auihdam  ejcspectantes:  isi 
1.  tind  2,  Aufl.  dabin  geändert  worden,  dass  nnn^ 
im  -=  anturiönum  priniorttm    ordintim  gesetafr 
^•8  bei  dieser  Äuffaasiing  ebenso  wia  bei  der  früheren 
^.  ....,    T r.,ci..-i tu ter  Stellung  heimsen  raris  voüihug  primorum  of" 
hum  f«iiur  einzelne  Stimmen  worden  lant  und  zwar  die  der  obersten 
'  ~^  '*   Aber  auch  sachlich  ist  diese  Anpassung  kaum  passend,^ 

^ » m g  der  Be/ei r b n u ng  prim o ru m  o rdinu m  c c tt t  u  rio n rs 
Am  fcti  ride  legen  mag.  ^)  Es  werden  doch  die  vordersten 

^?ii  ler  gemeint  sein. 

^h  mit  den  letzten  Bemerkungen  ist  die  Gränze  schon  über-l 
^  '^nt^rb&lb  deren  wir  uns  halten  wollten.  Wir  haben  die  Leset" 

"$  tirift  auf  die  neae  Auflage  auftnerkisum  machen  and  dem 

f  '*    I,  in  welcher  Weise  wir  glauben,  dass  noch 

L  t  werden  könne  nndzu  jenem  wie  «u  diesem^j 

H        Aöerb'  rsehöD  und  Druckfehlern  sind  ans  folgende  j 

jBl%(&o>5{«n:  Im  Comtnentar  S.  24  a.  Z.  8  ist  „nach  ui  quin  I,  51' 
Vis  %-f  •>  \„fj^  8teh*>n  geblieben,  obwol  diese  Stelle  in  der  3.  Aoli, 
I  ht  mehi*  als  gleichartig  bezeichnet  ist.  S.  25.  a  Z,  27C 

f  .  jati  ri  st.  occtiUa  fati  vi.  Im  kritischen  Anhang  8.  242  z^\ 

: .  S  Heraeos  st.  Heinsrns. 

Innsbruck.  Job.  Müller. 


^'  Grammatik  der  lateiaischen  Sprache  von  Dr.Rnph 
Erster  Band.  HauDover,    Halm'sclie  ßucbbaridlung.  1877.] 
XK  und  747  S. 

CHit  i»s  noch  nicht  eine  wissenschaftliche  lateinische  Gramma 

er  die  Ergebnisse  der  neueren  Sprachforschung  in  über« 

'i  Weise  zusammengestellt  sind?    h\^^%  ungeduldige  Fr 

Bto  in  den  ItHzten  Jaliren  mancher  Philologe  der  jüngeren  wie  defj 

m  es  nicht  möglich  war  bei  der  Bewälti-J 

\  d*.  r  classischen  AlterthamswisBenfw-haft  aucfc 

^ttfibMii!«  ifiQ  Weg  dorch  die  ver^^'  '  undj 

riKch^  ^;  .  ._...,  zu  durchwanden! ,  um  'J   ,     „  j»  tie* 


U  g 


^i.  Madvig,  kl.  pMloi  Sehr.  S.  515.  Marqwdt,  Mm,  Stutt. 


448    R  Kühner,  AuÄfütirl.  Gmmm.  d.  Ut.  ÖpracUo,  nn^,  v.  F,  Weiht 

sicbtspimcte  tu  gewinueQ,  imter  deuen  heute  &U6  sprtichlicbeii 
sohemungea  betracLtet  seiu  wollen.  Aber  auch  wer  die  grossen 
ruBgenscbafteB,  die  wir  den  Meistei-u  der  tieuereo  Sprach furscbu 
verdanken ,  sich  zu  eigen  machen  konnte »  hatte  das  Verlangen 
Ergebnisse  in  der  üebersicht  evident  gehalten  zu  sehen  und  * 
Wissenschaft  ist  Sichtung  und  Ordnung  ihrer  Eesnltate ,  Bückblj 
und  Umschau  nach  grösseioi  Wegesstrecke  Nützen  und  BedQrfnia. 

Ein  Grammatiker  vom  besten  Rufe,  zwar  aa.s  dem  Becker'scl 
System  hervorgegangen,  nunmehr  aber »  wie  es^  scheint,  unter 
Führung  der  heute  alle  Wissenschaft  beherrschenden  Idee  der  fi 
wickelaug  und  Geschichte  getreten^  hat  die  ebenso  müheTollo  aU  dl 
kenswerthe  Arbeit  unternommen  uud  liefert  uns,  nachdem  er  die  «wt 
Auflage  seiner  ausführlichen  Grammatik  der  griechischen  Sprache  v< 
endet  hat«  zu  diesem  gründlichen  Werke  ein  rühmenswerthes  Seitenstfl 

Der  bis  jetzt  uns  vorliegende  erste  Band  zerfallt  in  T 
Theile:  1.  die  Elementar  lehre  (S,  35 — 158),  welche  in  t 
Abschnitten  zuerst  die  Laut-  und  Buchstabeniebre  (35 — 134)( 
dann  die  Silbeolehre  (134—158)  umfasst,  uud  2.  die  Wortleli 
(S.  159—700),  Hl  welcher  ebenfalls  iu  zwei  Abschuitten  1 
(159—634)  uod  die  Wortbildungslehre  (tj34— 700)  l 

Mit  Sorgfalt  und  Takt  sind  die  unzähligen  kleinen  Bansiei 
aoB  den  Werkstätten  der  grossen  Meister  zum  einheitlichen  G; 
zusammengefügt.  Der  hiermit  vollendete  formelle  Theil  des  Warfc 
beruht  zunächst  auf  den  unvergleichlichen  Leistungen  des 
chenden  Forschers  Wilhelm  Corssen  und  des  objectivan  zuverl 
Sammlers  Friedrieb  Neue ,  aber  auch  die  nbnga  Literatur 
grammarbeiten  nicht  ausgeschlossen  —  ist  gelegentlich  heran] 
Freilich  ist  vorläufig  xu  bedauern»  dass  in  der  Benützung  und  Ai 
beutung  der  Monographien  nicht  gleichmassiges  Vertahreu  b 
und  dass  mancher  neuere  Gewinn,  Berichtigungen  und  Beitrage 
letzten  Jahre  keine  Berücksichtigung  fanden.  Es  kommt  vur«  d 
aus  Corssens  Nachträgen  zur  tat.  Formenlehre  (1866)  wiederholt  i 
was  von  Corssen  selbst  in  seinen  nachgelassenen  Beiträgen  zur 
sehen  Sprachforschung  (1876)  zu  Gunsten  anderer  Auffassu: 
zurückgenommen  ist.  Dafür  ist  auch  manche  eigene  Ansicht  al^  n< 
Lehre  vorgetragen ,  wie  die  Erklärung  der  räthselhaften  BUdi 
Infinitlvus  Praesentis  Fassivi,  der  wir  übrigens  einen  Voj 
der  Lange'schen  nicht  zu  geben  vermögen. 

Eine  gedrängte  Ueborsicht  über  die  Geschichte  der  rö: 
Literatur,  welcher  vorzugsweise  Teuffels  Werk  zu  Grunde  liegt« 
der  Arbeit  auf  34  Seiten  vorausgeschickt.    Wir  finden  diesolb« 
gerade  nnzwockmässig.  insofern  die  Eatwickelung  der  Spr^ithts 
weit  sie  uns  im  Schrift enthume  vorliegt,  wenigstens  indirect, 
vor  Augen   gehalten  wird :   wir  können  jedoch  den  Wunsi 
unterdrücken ,  dass  bei  dieser  Gelegenheit  durch  Hervorhvhi 
rein  formellen  Seite  der  Literaturgeschichte  die  Geschichte 
Sprache  chaj-akierisiert  und  insbesondere  angedeutet  war«. 


Die 


S8^m»  ang.  V.  if*  Sckweizet-Sidkr.     46t 


l^ona  sie!.       \       iliv  Sätze  Penkas:  Wie  melirere  SUmmblldungs- 
nJüaco  ii^i  ler  iß  gleicher  Bedeutung  verwendet  werden,  so 

JMnJM}!!  ar  tixe  mit  der  Function  e  i n e  8  Casus  be* 

daiiiiteru'  uvse  der  Nomiaativ formen  der  drei  Ziihlen 

ugibi  vier  ver^cluodene  Pronominalsuflixe.  Zunächt  wird  das  Sufldx 
^ä  ia  den  Terschiedenen  indogermaniscben  Sprachen  behandelt.  Zu 
^^B.  damnas  (139)  lonsste  bemerkt  werden,  da&>^  und  wie  es  in  de* 
^Hlifinbi^I  geworden  ist.  HumeruH  statt  umerus  durfte  am  wenig- 
I^Biii  10  ^inem  «ipra4?li wissenschaftlichen  Buche  geschrieben  werden. 
^Äii  O       '  *vll  gaijz  gleich  dem  griech.  /^nt<j;  das 

LftJUit  :  ^^hongiach  atmlautenden  Stamme:  vun  dem 

Si.  bot'  bildete  es  botHS  oder  bav~s^  bd$.  Büchelei  Declin,  In  Havets 
Bemii^itung  §.  G*  Vm  die  altirischen  Formen  begreiflich  zu  machen, 
lliUo  der  Verf.  —  er  hätte  es  in  aller  Kürze  thun  können  —  die 
imebeu  Auslautsge^etze  und  die  nach  Wegfall  von  a  (o)^  »,  zum 
l]lti]i  i#  in  der  let/.ten  Silbe  in  der  vorletzten  vorgehenden  VeiäQde- 
iumfs  luigeben  sollen,  wie  er  allerdings  sehr  beiiaußg  uud  ohne 
KiBiiiib  der  neuesten  Untersuchungen  der  germauischeu  Auslautä- 
gweixa  Krvihaung  gethan  und  slaviijche  berührt  hat.  Altgallisches 
^^l^urdo  nicht  unmittelbai'  zu  r/,  sondern  ist  durch  riss,  rls  hin- 
^^^H^egang^u.  Wir  wissen  nicht,  nb  H.  V,  in  der  (Anm.  zu  S.  141) 
^HPmieieu  Erklärung  der  Feronal and uug  'mu  auci«  in  dtT  weitern 
PHgrtsdit^f  mit  J.  Schmidt  zusammenti effen  wird.  Vgl.  dessen  wie 
atmtr  iche  Hecensiou  von  Bezzenbergers  Beiträgen  zur  Q* 

iiirL    .  ^.  L.  Z.  (1878).  S,  175 ff.    Das«  got.  mnau-s  (S.UZ) 

rklkÜg«  ^'ömtuativform  sei,  ist  sehr  zu  bezweifeln,  und  es  darf  da 
«9l  iiii  Versehen  angenommen  werden.  Wie  man  auch  (3.  142)  das 
ffdbcbo  Suffix  äsas  im  Num.  Pluralls  erkläre,  daa  ist  sicher,  äsm 
M  auf  iw  ostarischeri  Sprachen  beschränkt  ist«  also  got^  tulßs 
mki  am  rulßsas  erklärt  werden  darf.  Wir  glauben  nicht,  dass  W. 
UMrar  beute  noch  an  der  Ansicht  festhalte ,  dass  solche  sprach- 
lid^  Gejitiitungen  plötzlich  speciell  im  Germanischen  wieder  auf- 

A  alj  zweites  Kominativsnffii  (in  allen  Numeri)  wird  nicht  too 

iUia  Hitfor&chorn  mit  demselben  Vertrauen  aufgenommen  werden, 

«mn  auch  das  methodische  Geschick  des  Verf.  im  Nachweise  eines 

ioielien  nirlit  geiaugnet  werden  kann.  Im  Singular  beschränkt  sich 

^^1  mählich  mehr  und  mehr  auf  dio  femininen  a-Stämme, 

tt  dsjj  K^u,  in  den  i  und  »-Stammen  bildet  es  den  Vocativ,  in 

tilcJieni  ai&o  Benfoj ,  fasst  man  die  Erscheinung  so  auf,  mit  Hecht 

^fianiiiiativus  gesehen  hat.  Allmählich  wurde  das  Suffix  Zeichen 

»dtlfereuz  oder  blosses  Vocativsuffu,  und  s  trat  allein 

cüon  eines  KominatiTchai-acteristicuma,  darum  zwei  Nomi* 

sichoungen  im  sskrit.  fjankhadmä-s^  wie  im  lat.  nul^s  Q.a.f. 

'  Fmgo  übt^r  diene  altindischen  Formen  hätten  der  Aufsatz  von 

[.U  renlorceinent  dans  la  d^linaison  en  a^  und  meine  Anzeige 

in  dieser  Zeitschrift  Berücksichtigung  verdient*  Es  handelt 


456    K,  Penka^  Die  Nominalflexion  etc.,  ang.  t.  JET.  SehweiMer^SiMer. 

Die  Nominalflexion  der  Indogermanischen  Sprachen,  von  Kiri 
Penka.  Wien  1878  bei  Alfred  Holder  X.  205.  8». 

Mit  diesem  Werke  beginnt  der  Verf.  eine  Reihe  von  Unter- 
snchungen ,  deren  zweiter  Theil  die  indogermanische  Yerbalflexioi 
behandeln  soll.   Der  Zweck  des  Herrn  P.  ist  (S.  IX  des  Vorworiei) 
eine  Geschichte  der  embryonalen  Entwickelang  der  indogermaniwchw 
Sprachen   zu  entwerfen  und  auf  analytisch-inductivem  Wege  dea 
Process  der  ]]ildung  der  fiexivischen  Form  in  seinen  einzelnen  Phasei 
darzulegen.  Von  den  Mängeln,  die  im  Vorworte  der  neuem  und  neoe- 
sten  Spi-achforschung  zur  Last  gelegt  werden ,  können  wir  zwei  nidt 
erkennen  und  anerkennen.   Sie  sind  in  dorn  Satze  aufgeführt,  dia 
morphologische  Fragen  trotz  ihrer  grossem  Wichtigkeit  (als« 
die  etymologischen  seien)  nur  gelegentlich  und  meist  in  einer  Wein 
erörtert  werden,  aufweiche  die  „individualiesierende  Bichtung"  nieU 
ohne  Einfluss  sei.  Dass  morphologische  Fragen  nur  gelegentlich  be- 
handelt werden ,  diesen  Vorwurf  wird  jeder  leicht  als  irrig  erUirai, 
der  die  Forschungen  von  Ascoli,  J.  Schmidt,  Osthoif ,  Zimmer  11.1. 
kennt  und  einen  auch  blos  oberflächlichen  Blick  in  die  bez.  Zeit- 
schriften thut.   Die  Zeitschr.  für  vergleichende  Sprachforschang,  die 
Studien  von  Curtius,  die  Memoires  de  la  soci^t^  de  linguistiqm. 
Bezzenbergers  Beiträge,  auch  die  Beiträge  zur  Geschichte  der  deot- 
schen  Sprache  und  Literatur  von  Paul  und  Braune  sind  reich  an  mebt 
blos  gelegentlichen,  an  recht  ernsten  Untersuchungen  über  indoge^ 
manische  Stamm bildung.  Was  die  „individualisierende  ffidi- 
tung**  betrifft,  welche  Herr  P.  vielleicht  bosser   „isolierende* 
gescholten  hätte,  so  wird  auch  der  Vorwurf,  wie  er  ihn  meint,  aknnr 
gerecht  erscheinen ,  und  es  kann  uns  ein  Lächeln  abnöthigen  oder 
uns  ärgern,  wenn  er  als  lebendiges  Beispiel  dafür  H.  Buchholti  Tor- 
führt,  der  von  Seiten  der  historischen  Sprachforschung  so  ecböo 
abgefertigt  worden  ist. 

Im  ersten  Theile  dieses  Buches,  S.  1—119,  bietet  uns  der 
Verf.  eine  historisch-kritische  Darstellung  der  bisherigen  Erkl&ronge- 
versuche  der  indogermanischen  Gasusformen ,  die  zweite  Hälfte  des* 
selben  ist  der  Darlegung  der  eignen  Ansichten  gewidmet.  Dass  die 
Kritik  anderer  Anschauungen  immer  sehr  schai'f  und  treffend  wiiVf 
möchten  wir  nicht  zugeben,  und  wir  haben  viele  Fragezeichen  an  den 
Band  gesetzt;  unsere  Anzeige  soll  sich  aber  sofort  dem  zweiten  TbeOe 
zuwenden ,  da  es  uns  vor  allem  darum  zu  thun  sein  muss ,  des  Terf. 
eigene  Weise  zu  cliarakterisieren  und  auf  die  gewonnenen  W^ 
Besultate  aufmerksam  zu  machen.  S.  120  zählt  Herr  P.  eini^^^^^ 
mannigfaltigen  Ursaclieu  auf,  warum  bisanhin  das  Problem  der  Ca- 
susbildung nicht  gelöst  worden  sei:  theilweise  sind  es  dieselben,  Aber 
welche  wir  schon  gesprochen  haben  und  deren  Aufführung  wir  nicbt 
als  hinreichend  begiündet  anerkennen  konnten.  Nach  dem  Terf- 
trennen  sich  scharf  von  einander  einerseits  Nominativ,  Vocatit. 
Accusativ ,  Genitiv ,  Dativ  uyd  Locativ ,  andrerseits  der  Ablati?  ob* 
Instrumental.   Aehnlich,  aber  aus  wesentlich  andern  Gründen,  QO^ 


Aiiia»  ihe  NomümlUextoii  etc.,  ang.  v.  H.  Schweiser^Sidler.     4&1 


das8  jodesfalU  der  Locativ  auf  die  andere  Seite  gestellt  wüd, 
ichon  melirere  Spracbforscber  geschieden.  Herr  P.  stallt  den 
auf,  daas  sich  die  Gehrauchs  weisen  d^r  Casus  der  ersten 
Biüie  veder  unter  sich  vermitteln,  noch  je  auf  eine  Grundbede u- 
tiBg  JtUTM    ^  i*n,  während  bei  denjenigen  der  zweiten  Ord- 

mmg  dM  ]  .    i.L^ü  könne.  Diese  beiden  Casusßeiioneu  führen 

ödi  auf  Siofti^urxeln  desTrennens  und  des  Verbinde  na  zurück, 
tomacb  miiesen  die  übrigen  Flexionszoicben  auf  Pronominalwurzelo 
Biri^ckgthen.  Wjuü  das  heissen  soll ,  ^die  6  e  b  r  a  u  c  h  s  w  o  i  s  e  u  der 
Gissus  der  ersten  Gruppe  lassen  sich  unter  sich  nicht  vermitteln**, 
fffEt^ben  wir  Dicht;  dass  sich  nicht  bestimmen  lasse,  was  eigentlich 
tercli  je  einen  dieser  Casus  ausgedrückt  werde,  das  müssen  wir 
Ifi  Abrede  atelleü.  Dass  der  sogen.  Locativ,  der  eigentlich  das  W  o 
Itteiclmei.  für  unser  Denken  auch  den  Sinn  des  Wohin  anzu- 
scbeint»  das  wird  doch  wesentlich  dasselbe  sein,  wie  wenn  im 
BChen  in  mit  dem  Ablativ  auftritt,  wo  wir  deuAccusativ  dabei 
BQ  ^  und  ist  mindestens  nicht  auffallender  als  wenn  der  sskrit. 
ibla^tiT  ^(Ua^  mit  „woher'',  ^wo**,  „wohin**  übersetzt  werden  muss, 
■  '  inchsweise  von  intus  peintus  u.  ä.  Wir  Jängnen,  dass 
agen  sei  die  Geh  rauch  »weisen  des  Geuetivs  durchaus 
m  2u  entwickeln  und  begreifen  nicht,  warnni  es  gegen  den 
itnatW  uls  Casus  des  Subjectes  sprechen  soll«  dass  das  PiMicat 
Jl  mit  ihm  in  Üebereinstimmung  gebracht  wird.  Auf  S.  122 
fder  Verf.  die  Trage  auf;  Wie  konnten  aus  Pronominal  wurzeln 
iffixe  werden?  Wie  bedeutungsvolle  Wurzeln  zu  au  und 
'»ch  bedeutungslosen  Formelementeu  herabsinken?  Die 
je  Beantwortung  dieser  Frage  er  seh  Hesse  'zugleich  das  Geheim- 
'iii  der  indogermanischen  Nominalileiion  ^  wie  das  der  indogermani- 
^Stamnibilduug.  Wir  müssen  leider  gestehen,  dass  wir  der  nun 
idn  Antwort  nicht  recht  nachzukommen  vermocht  haben  und 
r©rf.,  wie  gewisjs  noch  viele  unserer  Genossen,  recht  dankbar 
tir«n,  wi^nn  er  seine  Entwicklung  mit  concreten  Beispielen  reicher 
U^ibui  wollte,  üelier  die  Accentuierung  in  jener  Zeit,  als  dm-ch 
Lim  Hocbton  aus  Stoffwurzel  und  Fronomen  oder  Stamm  und  Pro- 
eine  Worteinheit  sich  gestaltete,  äussert  sich  der  Verf.  S.  125 
lenthriuilicher  und  die  Geschichte  des  Accentes  im  Allgemeinen 
1  kfiichtigender  Weise.  Hier  nur  so  viel,  dass  wir  selbst 
jt  .Ht'te  des  Germanischen  noch  reiche  Spuren  eines  logi- 
acdfttj  Aci:»*ntes  haben.  Die  Forschungen  von  Osthoff,  Sievers  und 
beaondei-s  von  Vorner  haben  erwiesen,  dass  das  germanische 
ebtoitgesetz  erst  eine  relativ  junge  Ki^cheinung  des  germanischen 
ichlebeuä  ist,  und  es  werden  den  Sätzen  von  Sievers  (Braune  und 
Bi-itTStie.  4.  S.  538):  Für  die  Lagerung  der  Nebenaccente  der 
n  I  Gormanischen)  gewinnen  wir  statt  eines  rhythmischen 

vrsj.ntih^h  logisches  und  zwar  nahezu  dasjenige,  wel- 
r.r   i^i   11  I    'rmanische  Grundsprache  beherrschte.  u4mlich 
diö  doierminierenden  Theile  des  Wortes  durch  den  Accent  her- 


456     K,  Penka,  Die  NominaläeiioD  etc.,  &d|^.  v.  H-  Sd^weiitr-Biditr, 

Zusatz  S.  155  ff.  deutet  Herr  P.  zunächst  an,  dass  aucli  da^  SuiBx 
a(a)  zuweilen  noch  die  Function  eines  Nominativ-,  AccQsatiT-,  Vo- 
cativ  habe,  wie  in  viru^s,  und  in  eiuer  Anmerkung  dazu  steht,  äum 
hieher  auch  die  Neutra  auf  -a-s  gehören.  Es  ergebe  sich,  dass  die  mü 
allen  soeben  erwähnten  Suffixen  gebildeten  Formen  ursprönglich  noch 
nicht  80  im  Gebrauche  beschränkt  waren,  wie  spater,  und  dasg  sie 
noch  nicht  zum  Geschlechtsausd nicke  dienten.  In  aller  Kürze  will  dann 
Herr  ?•  zeigen,  wie  sich  das  Spätere  zu  dem  Frühern  verhalte  und 
sich  daraus  entwickelt  habe.  Wenn  auch  nicht  alles  hier  Vorgehi-achU 
neu  ist ,  so  ist  des  Neuen  doch  recht  vieles  zu  finden ,  aber  mancheai 
was  nur  geistreiche  Hypothese  bleiben  wird.  Es  folgt  nun  zanächsi 
ein  allgemeiner  Abschnitt  über  Wesen  und  Form  des  Instrnmentalis 
und  Ablativs,  die  Casus  des  Verbunden  seins  und  der  Trennte  ng« 
Wie  wii'  oben  gesehen,  erklärt  Herr  P*  diese  beiden  Casus  als  schlioss* 
lieh  mit  Stoffwurzeln  gebildete,  Voranssotzend,  dass  es  ursprüngiicli 
keine  mit  langem  Vocale  scbliessende  Wurzeln  gegeben,  ursprüoglicl 
kurzvocalische  Casussuffixe  aber  nicht  gelängt  worden  seien,  muss  «r 
annehmen,  dass,  wo  im  Instnunei^tal  ä  erscheint,  die  Stoffwnrxel  i 

im  bedentungslose  Formelemente  augetreten  sei,  an  -a,  -na^  -ja  u-  ^A^ 
Jie  wir  theilweise  bereits  als  flexi visch  erkannt  hätten«  Aber  einstmilt 

"seien  dieser  Casussuffiie  pronominalen  Stoffes  yiel  mehr  geweseot  wit 
ma,-bhaf~bhif'(la^'ffa^'ja^  -ka^  -ma,  -m/,  -wa,  -ra^-sa^  -ta.  Die  Pro* 
nominal  Wurzel  hha  zeige  sich  in  0'(fetg,  a-q>ftg  u.  s*  f..  in  altpieui* 
sisch  $u-h'Sf  got.  si-J-ba.  Wir  haben  anderswo  darauf  aufmerbiiuii 
gemacht,  wie  sich  dieses  gr.  q)  nach  a  mOchte  ans  /  erklären  lassen, 
Füi'  die  Pronominalform  bki  werden  ose.  phun  und  Acc,  plur.  fi-fm^ 
geführt.  Dass  oscisclies  phim  nur  eine  Verschreibung  ist^  ist  klar»  m 
könnte  ja  auch  lautlich  nicbt  mit //Ä»zu8animengebracht  werden,  und 
das  angeführte  wol  fragmentarische  fif'iBt  unseres  Wissens  noch  voä 
keinem  wirklichen  Kenner  des  Oscischen  erklärt  wordeu;  s^o  viel  tsl 
sicher,  es  kann  unmöglich  Accus*  Plur,  des  ose.  FronominalstammM 
pi  sein.  Es  entstanden  neben  den  Instrumental  formen  auf -d,  -jid,  *mA 
solche  auf  ^M,  bhi-a  u.  s,  f.  Allmählich  aber  wurden  -j,  -n,  -hh  etc  al4t 
zum  Stamme  gehörig  angesehen,  und  dies  ist  der  Ursprung  d^r 
sogenannten  Stammer weiterungundsecundärenStaiD 
bilduug.  Gerade  so  seien  die  Vorgänge  bei  dem  ebenfalls  aus  «liinf 
Stoffwurzel  herrührenden,  ursprünglich  -tas  lautenden  AblativsuSixiir 
Diese  Stoffwurzel ,  (a$ ,  tienuen ,  soll  wirksam  sein  im  sskr.  lan^karM 
„Bau her/  altbaktrisch  taä-a  Axt,  tas-ta  Schale,  lat.  te$4a,  te$*qw$ 
Einöde  u.  s.  f.  Wir  gestehon,  dass  wir  es  stark  finden,  wenn  der  Yfff. 
meint,  seine  Erklärungen  dieser  Wörter  verdienen  von  lautlicher 
begrifflicher  Seite  den  Vorzug  vor  denjenigen  von  Cti  ; 
Vorgängern*  Wir  möchten  Überhaupt  näher  erfahren,  r 

grammatisch  die  Composition  der  PronominaN  und  St  :i  denkt.' 

Vieles,  vieles  hätten  wir  über  die  noch  folgenden  Tj  ■  -■    .      rn,rliü«* 
zu  bgricht«n»  zu  fragen,  zu  bemerken,  wir  müssti^n  aber,  ii<'i 
das  auch  nur  zu  einem  Viertheile  thun  p  das  gebührUchii  Ha»5 


A.  igfliwitff,  Pexiklet  and  sein  Xeitalter,  ang.  r.  /.  Boknmoaer.    4B7 

luoigB  weit  überBchreiten.  Es  geoflge  daran  xu  erinnern,  dass  nun 
to  Verl  gaai  conaequent  t.  B,  das  sskrit.  pitA  »der  Vater/  got 
Imia  „der  Hahn''  nicht  aus  -r  und  -n-Stämmen  so  gewinnen  sucht, 
sondern  sie  aoaiMto,  hana  -f-  demNominativzeichen  a  entstehen  Iftsst 
1.  8.  f.,  daee  er  fflr  die  Erklärung  der  pronominalen  lat.  Genetive  auf 
-liiB  beesem  Bath  lu schaffen  weiss,  da  ihm  ein  secund&rer  Stamm 
hm  in  Gebote  steht,  der  sich  dann  mit  der  gewöhnlichen  GenetiT- 
tadnug  der  rX-Stfimme  auf  "j-as  verbindet,  hinzuweisen  auf  die  Be- 
kandlimg  der  germ.  Dativhildung  der  a-Stämme,  welche  den  Germa- 
Bslen  in  neuerer  Zeit  viel  zu  schaffen  machte,  auf  die  Eiklärung  der 
wferisehen  Ploralaccnsative  auf  f-,  bei  welcher  freilich  auf  andere 
Fonnen,  in  denen  dieses  f  statt  «,  resp.  ms  erscheint,  keine  Rücksicht 
geeeBmen  wird.  Als  etwas  ganz  Besonderes  heben  wir  hervor,  dass 
te  Verf.  die  Flexion  der  Fronomina  als  spätere  üebertragung  vom 
Ionen  her  fasst,  während  die  bisherige  Forschung,  welche  er  über- 
kaq^  bei  weitem  nicht  nach  Verdienst  kennt  oder  berücksichtigt,  in 
ndoB  Fftllen  das  Umgekehrte  angenommen  hat,  und  dass  er  meint, 
4MB  ee  ilun  in  höherem  Grade  gelungen  sei,  die  Pluralsuffixe  mit  den 
fiigularBnflizen  in  Einklang  zu  bringen. 

Die  nicht  seltenen,  allerdings  in  der  Begel  nicht  sinnstörenden 
,  Bnckfehler  aofisuführen  unterlassen  wir,  da  der  Kundige  sie  leicht 
\  wriMisern  wird. 

Zürich.  Dr.  H.  Schweizer-Sidlor. 


und  sein  Zeitalter.  Darstellang  und  Forschangen  von  Adolf 
Behmidt,  ord.  Prof.  an  der  Universität  Jena.  Jena  1877.  Verlag 
voD  Herrn.  Dufft.  Erster  Band.  310  S.  IV. 

Torliegendes  Werk  verspricht  in  seiner  dereinstigen  Vollendung 
*-  is  wird  mehrere  Bände  nmfassen  —  für  das  perikleische  Zeit- 
iw  te  xn  irerden,  was  das  epochemachende  Werk  von  Arnold 
ftr  das  Demosthenische  Zeitalter  geworden  ist:  eine  Fund- 
,  worin  der  Fachmann  über  alle  einschlägigen  Fragen  erschö- 
Aufschluss  findet;  für  den  angebenden  Philologen  und  Hi« 
eine  Mnsteivchule  zur  Uebung  des  kritischen  Verstandes  und 
lils.  Es  sind  die  reifen  Früchte  nahezu  dreissigjähriger  Special- 
,  welche  ein  hervorragender  Pfleger  der  Wissenschaft 
dar  Oeffentlichkeit  übermittelt.   Der  bis  jetzt  erschienene 
Bnd  enthält  die  Darstellung  nebst  vier  kritischen  Anhängen. 
Inhalt  der  folgenden  Bände,  deren  Anzahl  nnbestimmt  ist,  wer- 
tynfiatffnrnrhunpn  bilden ,  d.  L  kritische  Erörterungen  über  die 
ihkfliten ,  Institutionen  und  Zustände ,  die  Chronologie,  das 
,  die  Quellenkunde  und  Literatur**,  insofern  sie  zur 
dnkler  Strecken^,  zur  ^Festigung  schwankender  That- 
,  snr  „Schlichtung  controverser  Fragen '^  beizutragen  go- 


n&rfasser  hat  sich  ganz  in  dfi 
dea ,  in  die  Ideen  und  Geföhle ,  die  ihn  beseelten ,  hlneifl 
hineinleben  mOssen,  um  ein  so  lebengvoUes,  so  abgerundet 
bild  in  einer  so  meisterhaften^  an  die  Classicität  des  Altert 
innemden  Sprache  entwerfen  zu  können.  Fern  von  jedem 
und  y,  dunkel  haften  Selhstbehagen*^  schwingt  sich  seine  Da 
bisweilen  auf  den  Fittigen  wahrer,  aus  innerer  Ueberf©ugiin| 
gehender  Begeisterung  bis  im  Sonneohöhe  der  erhabenst* 
empor.  Sein  Urtheil  ist  stets  entschieden,  nirgends  beg^ 
einem  schillernden  ZweifeL  In  den  Fragen,  welche  die 
Perikles  bewegten ,  finden  wir  den  Verfasser  stets  auf  Seit« 
Helden ,  nicht  ans  Einseitigkeit,  sondern  weil  derselbe  jede 
„für*^  und  das  ^ wider''  genau  abgewogen  hat,  wobei  sick  4 
lein  der  Wage  stets  auf  die  Seite  des  Perikles  neigte.  ^| 
Es  ist  nicht  der  trockeue  Bericht  eines  ledernen  «1 
der  aus  mühsam  zusammengeklaubten  Notizen  ein  buntscli 
Mosaikbild  zusammenflickt,  sondern  es  ist  das  beseelte,  lebens 
Knnstgebilde  des  kundigen  Meisters;  es  ist  die  Huldigung» 
durch  und  dorch  edlen  Genius  des  Perikles,  an  welche 
und  Nachwelt  uui-  zu  viel  gemäckelt  hat,  dargebracht  wii 
jemals  in  das  Leben  und  Wirken  eines  wahrhaft  gros 
versenkt  hat,  der  wird  nur  zu  leicht  zn  einer  leiden  seh  aftlic] 
rtstung  gegen  alle  demselben  entgegentretenden  Uindemi 
gerissen.  Indem  wir  uns  in  den  Parteienkampf  vergangem 
Torsetzen,  und  denselben  an  der  Seite  unseres  Helden  gowissi 
von  Neuem  durchkämpfen,  überschreiten  wir  häufig  in  der 
mnng  unserer  Gegner  das  historisch  berechtigte  Maas?.  \ 
den  Richter  in  unserer  eigenen  Sache,  so  dass  5- 
Eigenschaften  unserer  Widersacher  vor  uns  keine  Gna  . 
fasset  hat  diese  Klippe  der  historischen  Trene  gläcklich  ve: 


c»ssen 


A.  S^midt,  Perikles  and  sein  Zeitalter,  an^.  ?.  J.  Rohrmoner.     4S9 

dm  Mmoerbaues  mit  den  vor  Tanagra  lagernden  Spartanern  in  eine 
rerrfttherische  Verbindong  eingelassen  haben,  wie  Thnkydides  1, 107 
angibt,  80  kann  dies  nnr  eine  kleine  Fraction  der  aristokratischen 
Partei  gewesen  sein.  Doch  ich  halte  mich  nicht  für  befugt,  bei  einem 
so  gediegenen  Werke  den  Splitteirichter  zu  machen,  zumal  da  eine 
richtige  Wfirdigang  der  vom  Vf.  verfochtenen  Ansichten  erst  dann 
iiOglich  sein  wird,  wenn  das  Werk  zum  Abschluss  gelangt  ist;  wenn 
wir  ans  seinen  Forschungen  die  Gründe  erfahren,  worauf  seine  An- 
schamiDgen  sich  stfltzen.  Zum  Schlüsse  will  ich  einige  Musterproben 
ans  der  Darstellung  beifägen.  Die  Bedeutung  des  perikleischen  Zeit- 
alters und  des  Perikles  selbst  wird  p.  2  ff.  mit  folgenden  treffenden 
Worten  charakterisiert: 

^Wenn   das  Helleneuthum  die   höchste  Stufe  innerhalb  der 
intiken  Calturentwicklung  zur  Darstellung  brachte ;  so  gipfelte  ihrcr- 
inkB  wieder  die  hellenische  Gultur  in  dem  Aufschwünge  Athens,  und 
die  attische  in  dem  Wirken  des  Perikles.  Stellte  Athen  gleichsam  den 
Bltthenkelch  der  hellenischen  und  damit  der  nntikcn  Bildung  über- 
haopt  dar:  so  schuf  Perikles  in  ihm  jenes  farbenprächtige  Blüthen- 
treiben,  das  in  die  Cultnrwelle  des  Alterthums  den   glänzendsten 
PCrlenschaam  des  Schönen  abgesetzt  hat.   Perikles  ist  daher  nicht 
nr  der  Yertreter  einer  kurzen  Zeitspanne  —  der  perikleischen  Aera, 
nd  eines  kleinen  Staatswesens  —  der  attischen  Republik,  ja  er  ist 
licht  nnr  der  Hauptvertreter  einer  grossen  Nation  und  ihrer  Ge- 
Kkichte,  der  hellenischen ;  sondern  mit  dem  allen  zugleich  ist  er 
ach  der  eigentliche  Repräsentant  eines  ganzen  Woltalters,  und  einer 
niTersalen  Entwicklungsstufe  der  Menschheit.   Kr  steht  im  Zenitli 
fei  gesammten  antiken  und  classiscben  Weltalters,  und  vertritt  der- 
gntalt  in  hervorragendster  Stellung   eine  jener  weit  und  hochge- 
lAwnngenen  Culturwellen ,   die  bemessen  nach  Jahrtausenden,  in 
Iber  Anfeinanderfolge  bestimmt  sind,  die  Menschheit  ihren  höchsten 
CUtonielen,  ihrer  irdischen  Vollendung  zuzuführen^.   An  die  Dar- 
Mlnng  knüpft  Yf.  p.  180  folgende  Betrachtungen,  die  sich  gleich- 
'Wm  als  (besetze  der  sittlichen  Wcitordnung  ergeben ,  und  die  uns 
"^^eich  als  Schlüssel  zur  Erklärung  der  in  der  Darstellung  nieder- 
fdegten  Anschauungen  dienen  können.    „Erstens:  Aller  wahrhafte 
Whalt  des  Lebens,  des  geschichtlichen  wie  des  privaten,  ersteht 
fAtans  dem  Leben  an  sich,  sondern  aus  der  Reibung  von  Gegen- 
litten,  d.  h.  aus  dem  Kampf  oder  der  Arbeit,  denn  jeder  Kampf 
Ifl  Arbeit,  und  alle  Arbeit  ist  Kampf.  Zweitens:  Alles  Kämpfen  und 
in,  das  üffentliche  wie  das  private  ist  mit  Wahn  verbunden.  An 
;hes  Fühlen,  Denken  und  Wollen,  an  alles  Glauben,  Lieben  und 
knflpfen  sich  sowol  im  Einzelleben  wie  in  den  Völkern  und 
gesammten  Menschheit  Illusionen  an ,  die ,  fern  davon  lähmende 
mein  sn  sein,  vielmehr  zu  immer  höherer  Thatkraft  spornen. 
■       Mfe  man  vom  Menschen  diese  Illusionen  ab ,  und  er  bleibt  in  den 

I    listen  F&llen  nur  ein  enttäuschtes,  ein  nüchternes  und  unglück- 
idiges  Geschöpf.  Denn  eher  kann  der  Mensch  der  Wahrheit  wie  des 


4f  0    A.  Schmidt,  Perikles  und  gein  Zeitalter,  ang.  ▼.  J.  £qX 

Wahnes  (?)  entbehren.  Die  Illusion  ist  daher  zu  allen  Zeiten  ei 
hebel  der  Goltur  gewesen.  Streife  man  vom  Griechenthum 
nen  IllasioDen  der  GU^tterwelt  ab ,  und  der  griechischen  Ki 
wir  als  nacheifernde  Jünger  bewundern,  hätten  ihre  stärl 
pulse,  ihre  reichsten  Stoffe  und  ihre  grossartigsten  Erfolge 
„Nicht  dass  nicht  jederzeit  in  der  Schale  des  Wahnes  ein 
Wahrheit  läge;  aber  grade  diese  Schale  ist  der  Nimbus, 
verhallten  Kerne  Beize  verleiht."^ 

„Drittens:  Alles  individuelle  Kämpfen ,  Bingen  und 
zumal  bei  hervorragenden  Persönlichkeiten,  entwickelt  sich 
einheitlichen  Wurzel,  aus  einem  Grrundtriebe  oder 
gedanken,  der  sich  in  dem  Innersten  allmählich  wie  ein 
entfaltet  und  alsdann  eine  bunte  Mannigfaltigkeit  von  St: 
erzeugt,  welche  die  Individualität,  das  ganze  Dusein  des  1 
bedingen,  ohne  dass  er  sich  in  den  meisten  Fällen  ihrei 
liehen  Wurzel  bewust  ist  oder  bewust  bleibt.^ 

Die  vier  kritischen  Anhänge  sind  Beispiele  most 
Behandlung  kritischer  Fragen,  und  spannen  in  ausserord 
Weise  unser  Interesse  für  die  in  Aussicht  stehenden  Forsch 

Der  erste  unter  dem  Titel :  Würdigung  der  Urtheile  fit 
und  Echtheit  des  Geschichtswerkes  des  Stesimbrotos  voi 
p.  182—278,  weist  die  Bedenken,  welche  Bursian,  Arnoh 
und  Bühl  gegen  die  Echtheit  der  sogenannten  Fragmente  de; 
brotos  erhoben  haben,  turück,  und  sucht  durch  Vergleicl 
Paralleistellen  nachzuweisen,  dass  dessen  Schrift  über  Then 
Thukydides  und  Perikles,  „von  zahlreichen  Schriftstellern  i 
areh  namentlich  von  Thukjrdides,  von  Ephoros  und  Theopc 
Stratokies  und  Aristoteles,  von  Klitarch  und  Diodor  dem  P) 
unmittelbar  benutzt  worden  ist.^  Anhang  II.  „Der  so 
Kimonische  Friede  und  der  Friede  des  Kallias**  beweist  aus  d 
pnblicierten  Pariser  Fragment  aus  den  Historien  des  Ari{ 
dass,  wenn  auch  der  ELimonische  Friede  eine  Fabel  ist,  der 
Schlacht  beim  kyprischen  Salamis  449  v.  Chr.  abgeschlossei 
desKallias  eine  unbezweifelte  Thateache  ist,  wenn  wir  da 
nicht  sowol  an  einen  definitiven  Friedensschluss,  als  viel 
einen  Waffenstillstandsvertrag  auf  unbestimmte  Zeit  oder 
militärischen  Demai-cationsvei-trag  zur  Herstellung  eines  fr 
modus  vivendi  zu  denken  haben.  Diesem  folgen  noch  zwei 
geringeren  Umfangs :  „Genesis  der  herkömmlichen  Anschnl* 
gegen  Aspasia^  endlich :  „Ueberschläge  der  Finanzen  und  Bau 
Schliesslich  füge  ich  nur  noch  den  Wunsch  bei,  Herr  Ver&s 
von  seiner  Bemfsthätigkeit  die  erforderliche  Müsse  und  Arl 
erübrigen,  um  sein  unter  so  schönen  Auspicien  begonnei 
recht  bald  seiner  Vollendung  zuführen  zu  können. 

Bozen.  Jos.  Bohrmos 


,  Gro^decka  L^hon  o.  Bcliriften,  mg.  ?.  L.  CwikUmki.    4SI 
FAcr  das  lieben  nnd  die  Schriften  von  Gottfried  Ernst  Oroddeok 

fM  Dr.  Sigismunfi  Wrdewaki.  [Wiadomo^d  o  zyciQ  i  pisroadi 
QMij^Ä  Eriicslü  GrodJttt,  naj^ift«!  Dr.  ZjgrauDt  Wijciewaki],  fc>ep%rat- 
tbdnick  An>i  iJeii  Sitzungsberichten  der  k.  kgl.  Akad.  der  Wiss,  lu 
KnUn,  philo!.  Classe,  ßd.  IV.  [2]  157  [1]  S.  8».  Krakau  1876. 

Der  in  der  poluisrben  Literaturgeschichte  dorch  treffliche  Uober- 

'4t2U(igen  dor  A  hen   ond  Sophokleisclien  Dramen  nnd  ver- 

<üii«ieii<?*  DÄinei  '  Geschichte  der  classischen  Studien  in  Polen 

•ftr«f enden«  UterurhiätorischeD  Arbeiten  rfihmlichfit  bekannte  Lern- 

m^r  f^  *  -    '  '*  » rofossoT  und  wirkt  Miti^lied  dor  kais.  kgU  Akade- 

anc  dM  u  ÄU  Krukau.  Dr.  Sißrisanrnd  Weclewski.  hat  sieb 

w^   ^  ;,  "er  eine  ausführiiche  und 

Ci  leScbriftendes  hekunnton 

H'  rjtid  VViinaer   l  niver.sitätispujlcSßgrs  G.  E.  Groddeck  rer- 

*:•!!  f  it.    üroddeck,  obBchon  ein  DeutvSclier  und  zwar  ein  Dan- 

\x^  nbnrt,  hat  jedoch  den  grrOasten  Theil  seines  Lebenfi  unter 

t%  .     rn' ht  und  fßhite  sich  unter  ihneu  vallkommen  heimissch. 

B&iJ     1     1     Vi -.olvjernntf  »einer  Universitatsstudien   in  Guttingen, 

•Hiib-  1  d*  J.  1786  auf  Giund  Bein*    ^         tatiOQi 

Jtt  11  vorom   reliquiis   ceV    den   i  aischan 

JkdbmgtAü  \  wurde  er  —  im  J.  17^7  —  Er/^eher  beim 

Pl^sleu  Aü  i.  i      1 ;  er  lehrte  seine  beiden  Söhne,  inshesendere 

iü  Censtuntin,   da  der  ältere,  Prinz  Adam,   bereits  im 

M*  ,u  J.  1787  die  CniTersität  Edinburg  beaog,  und  den  Prinzen 

b  Lubotnirski  Lateinisch,  Griechisch  und  Deutsch  und  ordnete 

ilkhe  Bibliothek  zu  Puiawy»  1806  wurde  Groddeck  ium  Pro- 

!ff  ;eTi^vbi«rhen  Sprache  and  Literatur  an  der  WÜnaer  Uni- 

eb  in  dieser  Stellung  bis  zu  seinem  Tüdi%  im 

,  ^ aelte  5ich  damals  ein  reges  wissenschaftiiclies 

Uta  RQi  -  >'t#u.    Wesentlicb  trug  dazu  auch  Groddeck  bei. 

Er  Kunaielt'  ^\  sf?iner  Berufung  trotr.  zahlreicher  Hindctrnisse 

«ia»  Scbaiai  rj^rer  JOnglingo  um  sich,  denen  er  Liebe  zum 

llriinf  des  cU^uciien  Alterthums  einzupflanzen  v.  ud  die 

Qilipfingtr  Vorbereitung  für  ein  wirkliches  akadetu  ^idium 

te  Phjlatogia  riM:ht  erfri?uliche  Fortschritte  machten,  Gri>ddecks 
T«iU$is  ablen  eine  ti^ro&se  Anziehungskraft  aas;  die  begabtesten  und 
^ügiteii  1  wurden  seine  Schüler  und  blieben  flelhst  nach 

«telheri«n  l  mir .  ^.utsKtndien  mit  ihm  in  Verbindung.  Der  berühmte 
Hliiclie  Dichter,  Adam  Mickiewicz,  welcher  in  Wilna  studierte, 
v4h  dl»  mitbemati8ch*ph  ho   i'Ucult&t  und  wtirde  eia 

dMpr  Xelifirer  Groddecks,    <  .   richtete  «»in  philologisehe» 

^bttr  du  und  bildete  darin  tune  Kt^iJiB  tHditiger  Gymnasiallehrer 
^  Mae  OeleiiTBamkeit  und  ^eine  wigsonBcliaftlklie  Begabung 
*lite  lUgiiinein  geachtet;  er  wurde  fast  zum  üebermass  bewundert, 
tfi  Mg^teh^nea  Polen  der  damaligen  Zeit  ntanden  mit  ihm  in  direc* 
^  9im  Uidtrectam  Verkehre  und  holten  f^ich  liaths  bei  ihm.  £1$ 
^«t^ODdier  r  /  .^^p.  Fflrst  Ad.  CV  ::i» 

ij,  J,  U«  Ntemcewi  v. 


402 


A,  GcTficrth^  Logarithmen,  ang.  v,  E.  ITms. 


Maciejow&ki,  Jakubowiez  u.  A.  Aucli  mit  Deot&cliland  blieb  Gro 
in  steter  VerbiDdung.  Es  weclißeltmi  mit  ihm  Briefe  Buhle»  MatiluaeJ 
Hnfeland ,   Torkel  von  Baden ,   Morgenstern ,  Buttmann ,   Tyelisen,i 
Heyne,  Paßsov,  Fr.  k.  Wolf  und  andere  damalige  Pliilologen,    EineJ 
aueehüUche  Sammlung  vod  Brieten,  die  Groddeck  von  seinen  V0r--| 
wandten  und  von  den  genannten  Persönlichkeiten  empfangen  hat 
560  an  Zahl,  in  polnischer,  französischer  nnd  deutscher  Spracbe  ge^J 
schrieben  —  ist  in  der  Krakauer  Universitätsbibliothek  vorlianden 
und  stand  Prof,  W^clewski  zur  Verfügung.  Einen  kleinen  Theil  der 
selben ,  die  ihres  Inhalts  wegen  namentlich  für  polnische  Literat^ 
bistonker  recht  interessanten  Briefe  von  Czacki  und  von  Lelewi^l 
Groddeck  hatW.  besondei-s,  und  zwar  diejenigen  unter  ihne?i 
in  französischer  Sprache  abgefasst  waren,  in  polnischer  üebei 
die  übrigen  im  polnischen  Originale,  in  den  Monatsbeilagen  der  : 
lieben  Lemberger Zeitung  [Przewodnik  naukowy  i  literacki]  im  J.  187^ 
heransgegeben*  Alle  Briefe  ohne  Ausnahme  hat  indessen  Prof.  W<?clei 
in  der  angezeigten  Biographie  fleissig  ausgenutzt.   Nicht  minde 
derselbe  die  Schriften  Groddecks  herangezogen,  von  denen  aller 
ein  kleiner  Theil,   namentlich    einige  kürzere  Abhandlangen, 
mehr  oder  minder  nur  eine  ephemere  Bedeutung  hatteu  .  und  i 
sehr  rar  sind,  ihm  nicht  zugänglich  war.  Es  will  mir  jedoch  scheinffi,1 
daßs  Prof.  W^^clewski  bei  der  Prüfung  dieser  Schriften  noch  mßhr>nl 
Einzelneu  hätte  untersuchen  und  nachweisen  können,  wie  gros»  ikrj 
relativer  und  absoluter  Werth  sei*   In  gleichem  Sinne  hätte  er  m\^\ 
leicht  in  höherem  Masse,  als  er  es  gethan,  die  gleichzeitige  Entwiclt- 1 
lung  der  Philologie  in  Deutschland  berflcksi  cht  igen  sollen.  Der  Inhalt  [ 
der  Schriften  Groddecks.  namentlich  der  bedeutenderen,  wii*il 
Verf.  ausführlich  angegeben,  auch  hören  wir  mehrere  Male  eintU-l 
gemeines  Urtheil  über  Groddecks  Bedeutung  als  Philologen;  or  will] 
vom  Verf.    den  Koryphaeen  unserer  Wissenschaft    beigezählt,  lÄj 
glaube,  dass  man  dieses  Urtheil  etwas  massigen  dürfte,  fo^ 
auch  entfernt  bin^  Groddecks  Leistungen  auf  dem  Gebiete  dei 
scbaft  und  namentlich  seine   lehrämtliche  Wirksamkeit  gani 
schätzen. 

Das  inhaltreiche  Buch  ist,  wie  alle  Schriften  des  Ve 
in  Üiessender  und  schöner  Sprache  geschrieben. 

Lemberg.  Br.  L,  CwiklifiskL' 


Ftlnfßteliige,  gemeine  Logarithmen  der  Zahlen  und  "     ' 
fiinctiouen  von  10  zu  10  Secunden,  nebst  den  i 
theilen  ihrer  Differenzea.  Von  August  Ger  north, 
durchgesehen   von  Prot  J.  Spiel  mann.  Wien,  F,  i> 
BuchhandluDg  1878. 

Es  dürfte  wol  allgemein  zugestanden  werden ,  dftsg  eine 
folgenreichsten  Erfindungen  für  die  Mathematik,  die  der  Logariil 
war:  denn  die  Logarithmen  haben  nicht  nur  die  früher  als  Er 
terung  der  Hecbnungeu  vielfach  üblichen  Coustructionen  mittvlsil 


A,  Oemertii,  Logaiifbineiit  vag.  ▼.  JB*.  Wein.  40t 

mdLiiMAl  Terdrftogty  sondern  aach  die  Ausführung  vieler  weiüiufigen 
AiMten  fiberinopt  erst  erm(^licht  und  dadurch  wenigstens  mittelbar 
diereissenden  Fortschritte  der  allgemeinen  Rechenkunst  in  den  beiden 
letxften  Jahrhunderten  bedingt.  Daraus  ergibt  sich  von  selbst  die  Wich- 
tigkeit sweckmässiger  Logarithmentafeln,  unter  denen  unstreitig  einen 
der  ersten  Pütze  die  Ton  A.  Gemerth  einnehmen,  welche  vor  Kurzem 
iD  zweiter  Ton  Prof.  Spielmann  besorgter  Auflage  erschienen  sind.  Der 
Zwedt ,  welchen  der  inzwischen  leider  yerstorbene  Verfasser  bei  der 
HeiBDsgabeseinerTafeln  verfolgte  war  der,  Tafeln  herzustellen,  welche 
eiMn  höheren  Grad  der  Genauigkeit  als  andere  ffinfstellige  Tafeln  ge- 
vfhren  und- dabei  so  weit  ausgedehnt  sind,  dass  beim  Interpolieren  alle 
Ustigeii  nnd  zeitraubenden  Zwischenrechnungen  wegfallen.  Die  Mittel, 
fie  er  dazn  Terwendet,  bestehen  einerseits  darin ,  dass  die  Erhöhung 
dier  letzten  Decimale  um  eine  Einheit  mittelst  Durchstreichens  der- 
idben  kenntlich  gemacht  wird,  anderei-seits  darin ,  dass  die  trigono- 
■etrisehen  Functionen  durch  den  ganzen  Quadranten  in  Intervallen 
jm  10''  zn  10''  fortschreiten.  Doch  ist  auf  diese  Einrichtung  und  auf 
•fie  anderen  Vorzüge  der  Gernerth*schen  Logarithmentafeln  bei  der 
angehenden  Besprechung  der  ersten  Auflage  derselben  in  der  Gjmna- 
«■hettsdirift  von  1866  pag.  253 — 255  so  ausfnhrlich  eingegangen 
worden,  dass  wir  dem  dort  Gesagten  kaum  etwas  wesentliches  beifügen 
Umten.  Wir  wollen  daher  nur  noch  eine  Bemerkung  in  einer  anderen 
Schtung  anschliessen. 

Anf  den  Mittelschulen  nnd  namentlich  den  Gymnasien,  wo  mit 
4m  mathematischen  Unterrichte  fast  nur  formale  Zwecke  verfolgt 
nden,  ist  die  Anwendung  von  mehr  als  fünfstelligen  Logarithmon- 
tiMn  nicht  zweckmässig,  besonders  wenn  dieselben  die  trigonome- 
tasehen  Linien  nur  von  Minute  zu  Minute  enthalten,  weil  dadurch  die 
■Berischen  Bechnungen  so  schwerfällig  und  für  den  Ungeübten  so 
leHnabend  werden,  dass  sie  eher  vom  Studium  der  Mathematik  ab- 
«■chrecken,  als  zu  demselben  anzueifern  geeignet  sind.  Ausserdem 
«ird  wol  Niemand  in  Abrede  stellen,  dass  zwei  verschiedene  Beispiele 
«t  ftnfstelligen  Logarithmen  auf  runde  Secunden  gerechnet  für 
famale  Geistesbildung  ungleich  mehr  leisten,  als  ein  einziges,  mit 
gitaeren  Tafeln  auf  Bruchtheile  von  Secunden  berechnetes  Beispiel, 
fa  (fir  diesen  Zweck  die  grössere  Genauigkeit  der  Resultate  ofl'enbar 
iz  unwesentlich  ist.  Wir  können  daher  unseren  Wunsch  nur  dahin 
[«ssprechen,  dass  die  Gemerth'schen  Tafeln  nach  und  nach  alle  an- 
m  mit  mehr  Decimalen  aus  unseren  Schulen  verdrängen  möchten. 
Schliesslich  glauben  wir  den  Besitzern  der  Gemerth'schen 
tUUn  einen  willkommenen  Dienst  zu  erweisen,  wenn  wir  die  wenigen, 
•  von  befreundeter  Seite  mitgetheilten  Druckfehler  hersetzen,  die 
der  zweiten  Auflage  stehen  geblieben  sind.  Es  sind  die  folgenden : 
Seite  71:  cot.  22«  38'  2(y'  statt  681:  lies  98£ 
„  80:  sin.  27  47  20  „  659  „  859 
«     76:  in  der  ersten  Spalte  (M)  statt  22  lies  52. 

Edmund  Weiss. 


4fM  J,  Se^th,  Die  Alpenpflanseo^  ang.  ▼.  B.  Beicharät. 

Die  Alpenpflanzen  nach  der  Natnr  gemalt  von  Jos.  Seboth.  Mit 
Text  Ton  F.  Graf  und  einer  Anleitung  zur  Cnltar  der  Alpenpflanzen 
in  der  Ebene  von  Job.  Petrascb,  k.  k.  Hofgartner  im  bot  Garten 
in  Graz.  1.  Heft.  16.  9  Taf.  in  Farbendruck.  Prag  1878.  Verlag  voc 
F.  Tempsky.  Preis  50  kr.  ö.  W. 

Der  erste  Band  dieses  Bilderwerkes  soll  100  Tafein  sammt 
eriäutemdem  Texte  umfassen  und  in  12  Lieferungen  erscheinen.  Ein 
zweiter  Band  desselben  wird  vorbereitet.   Die  neun  Tafeln  des  vor* 
liegenden  ersten  Heftes  wurden  von  Seboth  mit  grosser  Treue,  so  wie 
mit  richtigem  Verständnisse  nach  der  Natur  gemalt  und  erscheineo 
sehr  gelungen  im  Farbendrucke  ausgeführt.  Nur  bei  den  rothen  ood 
blauen  Tönen ,  wie  bei  der  Alpenrose ,  bei  dem  Enzian ,  wäre  eine 
grössere   Intensität    der    Farben    zu   wünschen.    Vollendet   dürfte 
dieses  Werk  eine  gute  Uebersicht  über  die  an  schönen  und  inter-» 
essanten  Formen  so  reiche  Flora  unserer  Alpen  darbieten.  Bei  dam 
sehr  massigen  Preise  der  einzelnen  Lieferungen  ist  die  Anschaffong   ' 
von  lySeboth's  Alpenpflanzen^  für  die  Bibliotheken  unserer  Mittel- 
schulen ohne  grosse  Schwierigkeiten  möglich.    Dieses  Werk  wird  ^ 
namentlich  in  jenen  Theilen  unseres  Eaiserstaates  gute  Dienste  lei-    - 
sten,  in  welchen  der  Lehrer  nicht  in  der  Lage  ist,  seinen  Schfikm  - 
Alpenpflanzen  lebend  vorzuzeigen. 

Wien.  H.  Reichardt. 


Vierte  Abtheilung. 


Mificellen. 

iStiftungeo.)  —  Der  am  23,  December  1874  zu  Sterling  ver- 

Dr.  Jobaoii  von  Stolz   zu  Lätscbburg  hat  ein  Capital  von 

lU'OrlUidung  von  vier  Stipendien  binteTlasaen,  wovon  ai©  ersten 

ShcrcTi  Ansbildaag  von  Jünglingen,  das  vierte  aber  zur  standea- 

\T  '  junger  Mädcben   bestimmt  sind.    Diese  Stiftung  lat 

tcti viert  worden.  (Stiftbrief  vom  10.  December  1878.  — 

'Z.  mu  V,  J    1876.)  —  Der  Tamower  BezlrksBcbnlrath  hat  ge- 

tiaftlich  mit  dem  Be/.irkspräses  Ladiftlaw  Dnbraniec  D^^mb^ki  und 

l^rnower  Stadtrepräeentanz    eine  Stiftung  für   dürftige  absolvierte 

des  Tarn 0 wer  Gjmnasiums  zur  Fortsetzung  ihr+jr  Studien  an  einer 

lale  ge^rüüdet    Das  Stift ungscapital    betragt  1()00  fl.  in  Pfand- 

der  galiziscben  ßodencredittiustalt.  {Stift brief  vom  14.  September 

Min.-Act  Z.  9101  v.  J.  187S.)  —   Die  von  dem  Lehrer  Jobann 

Zech    in   Hohenwöiler  (Vorarlberg)    testamentarisch    gegründete 

"tipendienBttftung  ist  mit  einem  Capitale  von  10tX>  n,  activieri 

yhrief  vom  6.  Juni  1878,  —  Min. -Act  Z.  9113  v,  J.  1878.) 


Literarische  Miscellen. 
^unr  Gustavng,  De  hypotacticis  et  pM*atacticis  argumenti 
<  quae  reperiuntur  apad  oratores  Atticos. 
.  ler  Tbüst,  8^  XXXIl  u.  399  S.  -  8  Mark. 

durch  Seyffert'a  Schoko  latinae  bat  sich  der  Verf.  xur 

^Vin  gesammten  Formen  der  Argumentation »  die  sieb  bei 

ri  nachwetaen  lassen,  zu  bebandeln.  Einen  Tbeil  dieseB 

le  im  Jahre  1878  als  Gratulation ssebrift  des  Zwiekaner 

lane  Abhandlung;  De  praeteritionis  formis  apud  ora- 

]&<»  vorliegende  Buch  umfasst  nicht  dsis  ganze  Gebiet, 

jr  daß  Talentissini  um  omnium  entbvroematura  atque 

I  ich  das  argumentum  ei  contrario.  Hiefftr  hat  er  nun 

r   groBsten  Sorgfalt  zusammen  getragen   und  es  «ehr 

30  dajss  das  Buch   ebenso  wichtig  ist  för  das  Ver- 

i sehen  Rhetorik  als  für  ""^^  w.,,,r.*,>;.   .;.,.  r.fti.,.fieu 

■d  ttischen  Prosa ik er,  Tb  u k  i  m 

der 

twa  eine 

rdeu^  wo 

klL,  ^I»  ci^belk  daraus^ 

it  und  Sorgfalt  einen 

30 


Iir'r.4nt'4^7jiij',-tr    i-l^'n-;»'» 


und  aucb  krn 
V  l»ei   ihrer  u 


k  £.  4.  üfttrr,  «Irma.  ms.    H,  H«fl. 


M6  MiscelleD. 

werthvollen  Beitrat  lar  Erklärung  und  Kritik  der  attiacheii  Badaer 
bietet  In  der  KritiK  hält  sich  der  Verf.  im  Ganzen  auf  dem  oonsenrativai 
Standpuncte,  wie  dies  namentlich  seine  Polemik  gep^en  Cobet  sogt»  danea 
Conjectoren,  besonders  die  in  den  Miscellanea  cntica  (Leiden  1876)  der 
Verf.  in  den  Addenda  nnd  der  Praefatio  vielfach  znr&ckweiBt.  Dmb  er  in 
dieser  conservaÜTen  Richtung  hie  und  da  zu  weit  s^eht,  wird  man  leiehl 
bei  einiger  Durchsicht  des  Buches  erkennen.  Viel  seltener  sind  die  Stdleii, 
wo  er  onne  Noth  die  überlieferte  Leseart  ändern  will,  z.  B.  I>em.  6,  IS; 
wo  }CTri€f£€f&iu  statt  alQii€f€a&a&  allerdings  concinner  wäre,  aber  aioiifft99m 
im  Anschlüsse  an  das  vorhergehende  Uoito  unzweifelhaft  riaiüg  iA, 
Dem.  8,  61,  wo  der  Verf.  mit  Unrecht  die  Worte  ovrai  yiyvnaxenf  var- 
dächtigt;  ovTta  bezieht  sich  auf  das  Torhergehende  c^  ovr  irnkg  rmf 
iaraTtov  ovTog  xov  ayiivog  und  yiyvwsxew  bedeutet  hier  keinetwesi 
*E!nt8chlüsse  fassen',  sondern  soviel  als  yvtafitiv  tx^iv,  vgl.  Xen.  Qnr.X 
6,  11,  An.  I,  3,  6.  Wir  können  bei  dem  karg  zugemessenen  Baume  mnm 
nicht  weiter  eingehen,  was  um  so  leichter  angeht,  als  wir  auf  die  An- 
zeigen des  vorliegenden  Buches  in  der  Jenaer  Literaturseitong  1877» 
S.  652  und  im  lit  Centralblatte  1877,  S.  1686  verweisen  können.  Jeden- 
falls w&nschen  wir,  dass  der  Verf.  auch  die  anderen  Theile  der  Aign- 
mentation  in  der  gleichen  treflflicheu  Weise  behandeln  möge. 

Wilhelm  Gesenius'  hebräische  Orammatik  nach  £.  Bödiger 
völlig  umgearbeitet  und  herausgegeben  von  Dr.  E.  Kautsch,  AttL 
d.  Theol  a<  d.  Universität  zu  Basel  (Mit  einer  Schrifttafel  v.  Sntüig) 
22.  Aufi.  Leipzig,  Vogel  1878. 


Die  hebräische  Grammatik  des  verewigten  Qesenius  erlebte  ' 
Jahre  1813  bis  zum  Tode  ihres  Verfassers  (1843)  dreizehn  Auflagen;  ^ 

acht  Auflagen  besorgte  £.  Bödiger,  nach  dessen  Tode  nunmehr  Dr.  1 

der  zeitgemässffli  &neuerung  des  Buches  in  der  22.  Auflage  seine  Ktthe 
zngeweiKlet  hat  Natürlich  sollte  der  anfangliche  Qrnndcharakter  des 
Buches  möglichst  beibehalten  werden,  weil  die  sogenannte  empirietieche 
Behandlungsart  des  Lehrstofies,  welche  in  der  Grammatik  des  Geaenins 
befolgt  ist,  für  die  Zwecke  eines  an  Gymnasien  und  {Jniversitäten  m  ga- 
brauchenden Lehrbuches  sich  am  besten  eignet.  Indess  war  schon  Bödiger 
darauf  bedacht  gewesen  der  sogenannten  rationellen  Behandlungsutoia 
durch  die  seitherigen  Fortschritte  der  semitischen  Philologie  nahegelegte 
Berücksichtigung  angedeihen  zu  lassen  und  der  neueste  Herausgeber  gieng 
in  dieser  Beziehung,  soweit  dies  mit  der  fachgemäsaen  Bftcksielit  anf 
möglichste  Beibehaltung  des  «rsprfinglichen  Grundcharaktera  dea  finchaa 
vereinbar  war,  noch  um  einen  Schritt  weiter.  £ine  förmliche  Umarbeitung 
des  Buches  schien  nicht  thunlich,  selbst  die  Zahl  und  Ordnung  der  P^ 
ragraphenzahlen  der  vorausge^ngenen  Auflagen  sollte  möglieCat  beibe- 
halten werden,  weil  die  in  weitverbreiteten  exegetischen  Werken  enthal- 
tenen unzähligen  Verweisun|^n  auf  die  Grammatik  des  Geaenina  die 
Festhaltung  einer  Gleichförmigkeit  in  dieser  Beziehung  nothwend^[  mach- 
ten. Die  Erweiterungen  und  Zusätze  sind  in  Form  grösserer  oder  fieinenr 
Ezcurse  in  kleiner  &hrift  in  die  einzelnen  Paraffrapnen  eingeschaltet  oder 
denselben  angefügt;  die  Syntax  hat  unter  Beibehaltung  dea  ana  den 
Mheren  Auflagen  herübergenommenen  äusseren  Gerüstes  eine  durchgrei- 
fende Umgestaltung  erfahren.  Auch  die  beigefügte  Schrifttafel,  wel^ 
Alphabete  semitischer  Schriftarten  enthält,  erscheint  im  Veigleiche  mit 
jener  der  16.  Aufl.  um  fünf  Golumnen  vermehrt 

Wien.  Karl  Werner. 


llltc^«ii. 


mi 


|( der  Geschichte  für  den  enrten  Üiit«rH«!it  in  höheren 

^ ifiATmoengestelH  von  Karl  Kappe«,  Direcbor  des  Real- 

fen  Karlsruhe.  Secbtte  verbeiserte  Auflage.  FVeibur^  im 
%u,  Ft.  Wagner'sobe  Buchhandlung  1878,  8»  VIIl  u.  310  8ö,  — 
Hiik  80  Ff. 

Wetm  nian  daa  vgrlicgcndo  Buch  nicht  als  Lehrbuch  (denn  als 
cL«6  b)6iet  68  %ü  vkl  uud  DesehrÜnkt  dit*  Wirkung  des  Vortrages  des 
breosy,  sondern  als  Lesebuch  gelten  lassen  will,  so  mii&s  man  zugeben, 
"'daatt  «a.  waa  die  Auswahl  d^s  Stoffes  und  die  DarHtelian^  aubetri^  ver* 
tüntllg  und  geschickt  gearbeitet  ist.  Auch  Yerdieot  di«  oDJective  Haltung 
4m  Veif,  alle  Anerkeunung.  Zu  bedauern  ist  nur,  das»  der  Verf.  nicht 
M$  mnfihitndeu  Studien  gemacht  hat,  welche  auch  fiir  ein  «olcheä  ßueh 
»jgnWrl  irerden  uad  daher  oft  Veraltetes,  mitunter  geradcru  Unwahres 
\n0UI^  Wir  kdnnten  xum  Beweise  f^r  das  Gesagt«^  h>icht  z^vhlreidic  Stellen 
t>fsckiinken  uns  aber  dem  Zwecke  dieser  Kotizeu  gemäss  auf 
84).  Eier  liest  man:  'Die  ältesten  Bewohner  Italiens  waren 
A  r,  welche  über  das  Meer  eingewandert  waren  und  haupt- 
Lie  westliche  Küste  bewohnten,  theils  keltische  Stämme,  welche 
rAlpen  gekoininen  waren  und  in  den  italischen  Gebirgön  akh 
tae&en  hatten.  Die  letzteren  gelten  als  die  Aborigines  oder  Vr* 
Nach  und  nach  bildeten  sich  durch  Vermlscbunf  und  weitere 
M  i  110  Völkerschaften,  von  welchen  die  bedeu- 
rarieDi  die  Samnlter  im  ruittleren  Gebirgs- 
minh  rem  Tiber  in  Latium  geworden  sind.  Aus 
drei  Völkerschaften  bestand  die  Bevölkerung  der 
,  ..  i  alle  von  Irrtbümem  ist  in  diesen  wenigen  iSilen 
lau  lese,  um  noch  ein  anderes  Beispiel  zu  haben,  §.  2  'die 
so  schreibt I  ¥rie  der  Verf.,  der  kann  un möglich  Lasßen\ 
r*6  ujid  Anderer  Werke,  ja  nicht  einmal  Doncker's  Geschichte  des 
1  «an 8  gelesen  haben.  Man  sehe  nur  die  falschen  Schreibungen:  Brama, 
fteo«  Kächetiija,  Walscbya  n,  dgl  Doch  wir  können  hieraof  nicht 
eingehen ;  de^shalb  sei  nur  noch  darauf  hingewiesen,  dass  man  auch 
;et«ten  Unterrichte  Sage  und  Geschichte  betstiramt  trennen  inußs. 
1083  der  Schüler  allerdings  kennen  lernen,  aber  auch  alaSage. 
~*  Ti  dies  mit  Rücksicht  auf  die  Darstellung  der  Königszeit 
1er  der  Gründung  der  Schweiz  (S.  193).  Der  Verf.  hat  zwar 
n  Äf..ii.  sj  193  und  S.  194  ein  'wie  die  Chroniken  ttber- 
wird*  beigefügt ;  dadurch  aber  wird  die  Er- 
^g  n   .  ^    ibarakteriBieit.  Oefters  ist  auch  der  Ausdruck 

und  UM  Man  lese  z.  ß»  was  S.  15  von  den  Hieroglyphen 

wird ; '  I  ^  n  ft  war  eine  Zeichenschrift,  welche  nur  die  Pries ter- 

veii^tand^  woher  auch  ihr  Unme  kam\  oder  S.  13  *Segar  bei  ihren 
€i&tmlhlem  stellten  die  Aegypter  Leichen  auf.  Von  einem  Buche,  das 
jdbon  »echs  Anlagen  erlebt  hat  und  darnach  im  Unterrichte  weit  ver^ 
Mut  zu  sein  scheint,  sollte  man  etwas  Besser ea  erwarten* 


H.  W,  St  oll,  Erzählungen  aus  der  Geschichte.  F&r  Schule  and 
Hatiii^  Erstes  Bändcben:  Vorderasien  und  Griechenland.  3*  AulL  I^ipzjgf 
TenbB<r  1878,  kL  8^  (IV  uud  236  SS.). 

Wi«  die  anderen  viel  verbreiteten  Bücher  des  Verf.  empfiehlt  sich 

dj^eas  Buch  durch  die  sorgfältige  Benützung  der  Quellen  und  der 

llll^ffe&Literatur,  durch  verständige  Auswahl  und  geschmackvolle  Dar* 

mg*  ßass  der  VerL  sich  möglichst  treu  an  die  Quelleu,  namentlidi  an 

JBmmAo%  %tJbchMe&ht^  ist  nur  zu  billigen.  Das  Buch  eignet  sich  daher  sehr  wcl 

r  ]>ctiUe  f&r  Schüler  der  unteren  Classen  und  zur  Anschafi'uDg  für 

hQlcfiiihtiotbßkeD.  Aui  dat»  Einzelne  einzugehen  verbietet  uns  der  knrz 

30* 


Mb« 


468 


Miscallen. 


bemeesena  Baum.  Wir  bemerken  daber  Mos,  dass  hte  und  da 
ergänzt  und  schärfer  gefasst  werden  könnte.  So  fehlt  i.  E.  8* 
Notiz  über  die  Entdeckungen  zu  Nineve»  die  doch  sehr  anregend  auf 
Ije«er  wirken  kann  [  was  S.  9  über  die  Religion  der  Aegypter  gesa^  i 
ißt  XU  kurz  und  atich  unklar,  so  dass  es  den  Leser  eher  in  einem  Iiftä 
fahren  ala  über  die  religiösen  Vorstellungen  der  Aegvpter  aufkÜren  dt 
Mancbmal  bedQrfle  anch  der  Ausdruck  einer  NacnbeBserang,  z.  ß,  8, 
wo  bei  der  Erzählung  der  tjutUa  des  Hektor  und  der  Andromache  von 
Knäblein  Astyanax  etwas  komisch  gesagt  wird:  'Das  hing  an  ihrem  B 
gleich  einem  schönen  Sterne*  (IL  VI,  400  f.). 

B.  Todt,  Die  Eroberung  von  ConstaDtinopel  im  Jahre  IS 

Aus  dem  AltfranzÖsiscben  des  Gottfried  von  Ville-Hardouin  tl 
Ergänzung  ans  anderen  zeitgenössischen  Quellen  fttr  Volk,  nod  Iqj 
übertragen.  Mit  zwei  Karten.  Halle  1978,  Waisen hausbuchhAnil 
8,  VIII  u.  280  SS, 

Der  Gedanke,  das  Buch   Ville-Hardouin*»  in  einer  gnien  Ui 
setznngy  dnrcb  andere  zeitgenössische  Berichte   (Robert  von  Clary 
Niketos  Choniates)  ergänzt  und  durch  eine  Einleitung  und  Äatnerkn; 
erläutert  der  Leetüre  der  reiferen  Jagend  zuzuführen,  v^-r^^'^^^  -'^^-^  ^ 
kennung.  Auch  muss  man  zugeben,  dasa  der  Verf.  diese  / 
gelöst  hat  und  daher  dies  Buch  zur  Anschaffung  für   i 
uieken  bestens  erapfühlen  werden  kann.   Die  Einleitung  idin 
sehr  geschickt  bis  zu  dem  Puncte,  wo  Gottfried  beginnt,  belj 
die  Zustande  des  oströmischen  Reiches   und   die  Dyna^itie  der  Komn 
nnd  erörtert  schliesslich  die  Parteistell ang  Gottfried^s,  dieGlaTihwftfi1i| 
seiner  Berichte,  den  Uterar-  und  culturhititori&chen  W^i  i  r 

seinen  Stil  und  mn  Vt-rhältnis  zu  den  anderen  zeitgcii 
Die  S,  26  ff.  gegebene  Probe  des  Stiles  mit  ge^euüberst^tw  iiij^r  h>:a 
zösischer  üebertragung  wird  gewiss  jedem  wiUkümmen  sein.  Die  U< 
setznng  ist  treu,  frisch  und  gibt  den  Geist  des  Originales  recht  gut  wi 
Vielleicht  hätten  die  Stücke  aus  Robert  von  Clary  und  Nikctas,  di< 
Ergänzung  oder  Berichtigung  eingefügt  sind,  b^ser  ihren  Platz  i 
dem  Teicte  als  in  demselben  eingenommen,  wo  sie  etwas  störend  wi 
In  den  aus  Niketas  übertragenen  Partien  sind  manche  Stellen  ^m 
nnd  unklar  wiedergegeben,  wobei  allerdings  ein  Theil  dieses  Tajfl 
B<3chnung  der  ungeschickten  und  schwülstigen  Ausdrucks  weise  dt^ilj 
kommt  Mehrere  Beispiele  anzuföhren  verstattet  der  Raum  m  - 

schränken  uns  dühcr  anf  «iries  (8.  55)  *und  wattete  den    r 
panct   ab,   ym    seine  Absicht  dem  Meere  und  seine  Spur  d«?m  Ucw 
anzuvertrauen'   (bei  Nie,  111,  3,  p.  TU  heisst  «^s:  litmQo^ vXfi}ti$ 


Programmensohau, 
(Fortsetzung  aus  Heft  V,  S.  388  u.  389,  Jahrgang  \l 

22.  Die  Balldenkmale  im  Doamithale  zwischen  Stein  uni 

von  Prof.  Julian  Koch.  Jahresbericht  der  k,  k.  StAiit^rt?al 
dem  Schottenfelde  in  Wieu  für  das  Studienjahr  1876/7, 

Der  Verfasser,   ein  Architekt,   schild»?rt  in   ein^r  nanu  fi*eic 
benen  Skizze  die  an  der  g'enannten  Strecke  des  Doh"  leg 

gothi«w)j*^n  l)orfkirH>**n  7«  Tösthof.  Wf^rf^^onkirchen,  Arn  \tk 


W 


ir  giAuu*,'ii,    <i}\Ms  aie  als  Froaurr  einer  i^ericnreise  hmgüstcill 


KTd 


aber  fleissige  Arbeit  beeser  in  die  Mittlieilnngen  der  Cen- 
LOQ  für  Erforschung  der  Baudenkmale  als  in  ein  Eealschul- 
in  ^bört  hätte,  da  sie  an  dieaem  Ort  znm  Nftchtbeile  des  Ver- 
ita  d«n  meisten  Fachmännern  entgehen  durfte  und  der  Wunsch  des 
TtffiMMis;  ^seinen  dem  Architekten  berufe  zustrebenden  Sch&lorn  einen 
Wiäk  SQ  MbcD,  in  welcher  Art  sie  auf  Ferienreisen  beobachten  und  das 
tollliBe  ftderen  sollen,*'  in  so  ferne  ein  verfrühter  ist,  als  ja  Realschüler 
Mb  gmr  weit  davon  entjferot  sind,  selbständige  archäologisch  -  künst- 
IflfjgchA  ^ufnnhTiiriii  m  tnachen.  Doch  sind  das  nur  unsere  subjectiven 
Birf«nt  r  Arbeit  nichts  xu  thun  haben. 

!  bildun^en  lernen  wir  die  mit  einfachen  Mitteln  ori- 

ciaeU  durchgeführte  Westfucade  einer  Dorfkirche  (Tösthof)  mit  aosge- 
Enfitmi  Tbarme^  dann  eine  in  der  beginnenden  Entartung  des  Mass- 
vtnw  Mbr  interessante,  reich  gegliederte  Steinkanzel  (Arnsdorf)  und 
ete  Beib«  von  K^^pi  talformen  kennen,  welche  in  ihrer  naiv  -  befangenen 
OnaneBi^k  r;ikteristiscbe8  Bild  des  Pro?inziaUtileä  ^eben.    Dor 

tot  iai  dl  n  Objecten  gemäss  ohne  Prätension,  die  Beachrei- 

tag  ilfla  Cutibtructiven  und  Arouologiscben   klar   und  rerstandlieb  ge- 


tB.  Die  iirivate  Thätigkeit  Ost^^rreichischer  Zeichenlehrer  von 
Vfu%t  ^v^lina.  Jahresbericht  der  k.  k.  Staats-Unterrealschule  im 
V.  fieskke  (Margaretben)  in  Wien  1876^77. 

Der  VerCuser,  den  Lesern  der  Leipiger  Illustrierten  Zeitung  durcb 
jttM  markigen,    ftark    »tiH«iert*^n  Zeichnungen    über    die    im  Südosten 

ut,  plaidiert  für  ein  geraeinsamea  Zu- 
Zeichenlehrer   in  dem  Zwecke;    die 
ftauigrri  rii^^uren-,  jArrniifKiur*   und   Landsdiaft5raötlve »    welch« 
in    ethnogmphiacher    und    landschaftlicher  Beziehung    so  reiches 
»icb-üngarn  darbietet,  «u  sammeln,    d,  h.  durch  die  in  den  ver- 
Gegenden  des  Eeicbes   wirkenden  Zeichenlehrer  aufnehmen 
nm  Material  £u  gewinnen  ftlr  ein  ganz  Oesterreicb-  Ungarn 
Werk ,    ähnlich    den    bekannten    Sammelwerkeo    ^Italien, 
BlfteinJahrt"  u.  s.  w. 

(redanke   ist  sicher   ein  fruchtbarer;    nur  das  Wie    der  Aua- 

iat  durch   den  Aufsatz    kaum  aus  dem  Em brjonal Stadium    ga- 

'und  dürfte  überhaupt    ohne  stramme  Organisation    und  centrale 

Dg  T«iD  fester  Hand  nicht  denkbar  sein,     üebrigens    ist    die    erste 

I  auch  schon  ein  Verdienst.    Beacbtenawertb    ist  auch   die  Be- 

_  dti  Verfassers,    dass  er  es  für  «eine  ernste  Pflicht  seiner  Col* 

Ä ansieht,    in  solchen  Gegenden,    wo  nocb   die   Hausindustrie  be- 
wird,    die  betreffenden  Ornamentenmotive  tu  sammeln    und  dort 
wg  mlteii,  wo  die  Hausindustrie  im  V^^rfall  ist. 

Wir  erklären  uns  mit  der  sjchöiien  Idee  vollkommen  einverstanden 
vid  «tnädian  nnr,  dass«  wie  der  Verfasser  meinte  vieUeicbt  der  ^Verein 
^^ittrvtleytclier  Zeichen Ubrer"  oder  eine  noch  einfluMieicbere  Autorität 
_^  A^giJigwiheit  in  Flusa  bringen  möge. 

Qraa.  Jos.  Waitler. 

[2i  Die  Pmcipieii  der  Kelief perspective.  Von  Corneliiis  Wejr leb. 
Jabnsbtricbt  des  k.  k.  Staatsrealg/mn.  in  Krumau.  ld76/77. 

.         Kaebdem  in  den  ersten  Paragraphen    dieser   35  Seiten    und    eine 

I  u^  tmCweenden  Abhandlung  die  Begriffe  des  räumlichen  und  FUeben- 

^"Nidmni    k)arg«*ftel[t ,    die    wichtigsten    projecU Tischen  Beiiebungen 

■^wckfv  Klein«' T  itet  nnd  dabei  besonders  die  Gesette 

^ttttiiKben  <  iebilde  aosfübrlich  besprochen  worden 


4fO 


MUorileiL 


.sind,  sclireitet  der  Yerfasser  zur  AbWitung  derGesette  für  die  ooll 

iBeiiehuDg  zwischen  räuiDlichen  Objectem,  welche  die  Grundlage  der 

lUafperspectivd  büdea*    Alsd&oa  werden  in  solcher  WeUe  Punct,  Gerade, 

Bbeiia,  ebenes  System  und  Strablenfanndel  peTspectinscti  fixiert  and  zam 

^hlnss  die  allgemeine  Methode  zur  DM»tellang  too  Reliefen  mit  Hilfe 

der  orthogonalen  Projectionsmethodo   besprochen,    einige  Aufgaben    dir 

Keliefperspective  gelöet  und  die  Grensten  »ngegeben,   innerhalb    welobAr 

die  gewonnenen  Besultate  richüge  Perspectiren  bieten. 

Der  Verfasser  ist  sichtlich  bemilht  die  Elemente  der  Reliefperi^ 
apective  in  leicht  fasslicher  Weise  dorn  Anfanger  zareeht  au  legeo^ 
auch  im  Allgemeinen  als  gelungen  bexeicfanet  weidon  kaniL  Kr  beweist 
eine  umfassende  Literatur  kenn  tniss  und  Gewandtheit  in  der  Barste  Uitn^ 
und  Entwicklung  des  Stoffes,  Obgleich  hie  und  da  vage  Stellen  im  Tecte 
vorkommen,  wie  z,  B,  pag.  2  t  ^Die  Ersetzung  des  Sehens  durch  geo- 
metrische Constructionen  nennt  man  das  Prajicierwi* ;  «der  später,  wo 
der  unendlich  fernen  Geraden  und  Ebene  eine  bestiiamte,  sa  einer  ge* 
gebenen  Geraden  oder  Ebene  parallele  Richtung  sugiawiesen  wird,  s(^ 
kann  Referent  doch  ansaprechenu  dass  Jeder  ^  der  mit  den  Elementen  der 
Geometrie  und  dee  orthogonalen  Projicierens  vertraut  ist,  durch  das  StJü*^^ 
dium  dieser  Abhandlung  eine  genaue  Kenntniss  der  Principien  und  Ele- 
mentaiconstruetionen  der  Relief  perspective  ohne  Sohwierigkeit  aich 
eignen  kann. 


I 


Graz. 


Emil  Kotttoy. 


25»  J.  B,  Miltoer,  Kaspar  Zdenek  hrabö  Kaplff^  sTob.  pdü  %%j 

Sulevic,  obrancci  Yfdae  pmti  Tiirk&m  1683.   (Kaspar  Zdenko^ 
Graf  Kaplif .  B^eiherr   von  Suilewic,  der  Vertheidiger  Wiea's  fi 
die  Türken  1683).  Programm  des  k.  k,  0.  G.  la  Köuiggr&tz,  16 
2B  S.  8». 

Der  Verfasser  hat  sich  die  dankenswerthe  Aaf^be  gestellt  eim 
der  hervorragenderen  österreichischen  Heerffthrer  und  Diplomaten  ans  di . 
Mitte  und  zweiten  Hä!fte  des  XVII,  Jahrhunderts  der  Vergessenheit  xu 
entrücken,  Ei  hat  sich  dabei  fleigsig  in  der  gleichzeitigen  and  spateren 
Literatur  umeesehen  und  r-osatnmpngetm^en »  was  sich  an  Notiien  über 
den  Grafmi  ßapür  finden  Uess.  Dass  wir  mehr  eine  Lebenschronik  alf 
ein  wirkliches  Lebensbild  des  Grafen  erhalten,  entschuldigt  der 
Raum,  dann  der  keineswegs  erfreuliche  Zustand»  in  dem  sich 
schichte  Oesterreichs  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderftt: 
findet.  Noch  auf  ein  zweites  darf  man  den  Verfasser  im  eigenen  Int 
aufmerksam  machen.  Bei  aller  Liebe  zur  behandelten  Person  und 
die  ja  gerade  Lebensbilder  ausznzeichnen  pflegt»  bedarf  es  geradi 
der  vollsten  Unbefangenbcit  in  der  Beurtheilung  der  Verhältnisse.  ! 
ist  bei  ihm  nicht  immer  vorhanden  und  verleitet  ihn  bei  dera  Bestreben 
die  Bedentüng  de«  Grafen  Kaplif  in  das  günstigste  Lieht  zti  stellen  lü 
unerwiesenen  Combinationen  {^.  b,  6,  0.  21  n.  s.  w.),  wie  sie 
Beurtheilung  der  Quellen  beeinßusst  Am  wenigsten  aber  darf  d 
hiezn  jenes  sein,  da^  S.  20  die  Worte  verratben:  ^Ffedmosti  klesiUti^i  _ 
baita  stfedni  Evropy«  zachranena  a  osvoboiena  tei  valn^m  pH^pMn 
velkfch  dvou  Slovanö,  polskeho  kralc  Jana  a  Sesk^ho  -' 
Kapnfe.   (Der  Brückenkopf  der  Christenheit,  dos  BoUw  <« 

Europa,  wurde  beschirmt  und  befreit  durch  den  m«niiigen  beuund 
zweier  grosser  Slaven:  des  Polenkönigs  Johann  und  des  b6hnU»otaeik 
Edelmauues  Grafen  EapUf), 


Pr.y, 


A.  U&chnaiia, 


MiBcellen. 


Lehrbücher  und  Lehrmittel 

(FortöeUung  vom  Jahrgang  1877,  Heft  IV,  S.  311  t) 

A.  ¥%r  MittelBchulen. 

Deutsch. 

M«saf  ik  Joseph,  Böhmische  Schnlgraniniatik  für  deutsche  Mittel- 
ttnd  LehrerbilduDgsanatalten.  Prag  1878,  Terapsky.  Pr.  broseh. 
i.  W  In.,  allgemein  zugelassen  (Min.-Erl  t.  28,  April  1878,  Z*  4942). 
Giodeljr  Anton,  Lehrbuch  der  allgemeinen  GeBchichte  für  die 
•Ikerco  Clüaen  der  Gymnasien»  Real-  und  Handekschulen,  JII.  Band: 
Die  NcQietl  5.  verbesserte  Anfluge.  Prag  1878.  Tempsky.  Pr.  br<wch. 
1  i.  20  kr.f  wird  neben  der  3.  und  4.  Anfiage  zum  Lehrgebraiiche  an 
dctt  M itli&behuleB  mit  deutscher  ünterrichtss|»racbe  allgemein  sogelasttii. 
4lln.-ErL  f.  15.  Juni  1878,  Z.  dlia) 

pnf^n-Pf  V  W.,  Historischer  iSchnlatlas  zur  alten,  mittleren  und 
Wtom  Oi  n  27  Hftupt-  und  48  Nebenkarten  für  die  Unterrichts- 

iailA)tcn  *  1  twüngarns.  Wien  1878.    Pich  1er.    Pr.   brosch.  1  fl., 

äUgMMin  sugeiassen  (Mm,-ErL  v.  20.  April  1878,  Z.  ^804). 

P  < .  1  e  7  a  l  A. ,  Schulwandkarte  der  Österreich!  seh -ungarischen  Mo- 
«tcl  und  Wien  1870.  Perthes.  Aufgezogen  in  Mappe  7  fl.  20  kr., 

^ii  rnerhin  an  den  Mittelschulen  als  Lenraiittel  gebraucht  wer- 

te. iki».-Erl.  V,  24.  Juni  1878.  Z.  %33-) 

Gl  Ol  er  Horiz»  Lehrbuch  der  Arithmetik  für  die  I.  und  IL  Ckds» 
<w  Sttcm^ichiscben    Mittelschulen.    Wien   1878.    Pich  1er.    Pr,  brosch. 
_#1cr.,    vird  lum   Lehrgobr^uche  an  d«»   Mittelschulen  mit  deutscher 
'hUffprache  allgemein   zugelassen.    (Mio.-ErL  v.    5.  Juni  187S, 
.MOL) 

VillicnB  Fram,   Lehr-   und   Uebungsbuch   der   Arithmetik    für 

linlen.  L  Theil  för  die  L  Clause.  6.  Aufl.  Wien  1878.  8eideL 

h.  70  kr.,  wird  neben  der  5.  Auflage  zum  Lehrgebrauche  an  den  Eeal* 

ikfi    mit    deutscher  Unterrichtssprache    allgemein   zugelassen.  (Mln.- 

?•  m  Jani  1878.  Z.  8901.) 

Wttgand,  Ehr.  Aug.,   Zweiter  Cursua  der  Planimetrie.  9.  Aufl. 

1877.  Schmidt.  Pr.  brosch.  1  Mark. 

—    —    Lehrbuch  der  Stereometrie  und  sphärischen  Trigonometrie. 
dL    Ebcnd*  1877.    Pr.   brosch.   1  Mark  50  PL,  werden  (neben  der 
i  ftmnfegaagenen  Auflage)  zum  Lehrgebrauche  an  den  Mittelschulen 
her   Unterrichtssprache    allgemein    zugelaasen.   (Min.-£rL    v. 
ISc  Jmm  1878,  Z.  9090.) 

Gr Alldauer  Josef,  Elementar-Zeichenschule.  Vorlagen  mm  Tor- 
ttirhf  II  Aof  der  Scbultafel  in  den  Volks-  und  Bürgerschulen.  Wien* 
L  L  ddwlhtch  erver  lag.  Handausgabe  in  Octavformat.  Preis  des  voll- 
itefifn,  ans  120  Blättern  bestehenden  Eiemplars  1  fl.  30  kr.,  Preis 
iv  HÜteanafoe  zu  10  Blattern  12  kr.  per  Heft.  Die  in  dieser  Hand- 
«^aW  oslnaltenen  Zeichnungsvorla^en  werden  zum  Lehrgebrauche  beim 
«ifts  Z«icliOQngsQnterrichte  in  den  Mittelschulen  in  der  nach  dem  Lehr- 
^Imt  m  treffenden  Auswahl  für  zulässig  erklärt.  (Min.-£rL  v.  26.  Juni 

mi  z.  tioeo.) 

In  Wiener  k.  L  Schulbücher-Verlage   ist  ein  in  Farbendruck  der 
t^  ^  Woi*    und  ^taatsdruckerei    hergestelltes    Tableau,    darstellend   da* 
die  Landeswappen  der  Österreichisch-ungariscben  Monarchie 
Fahnen  und  Flaggen  erschienen,  welches  als  geeignetes  Lehr- 
ünterricbte  in  der  Vaterlands-  and  Heimatskunde  an  Mittel- 
«od  Lehrerbildungsanstalten   bezeichnet  wird.    Preis  einei  ge- 
Bmnplares  im  Commissionaverschleisae  der   k.   k.   Hof*   uod 
adorei  in  Wien,  5  fl.  (Min.-ErL  v.  4.  Hai  187«,  Z.  6641). 


472  Misoellen. 

Italiänisch. 

Casa^rande  Alb.,  Baccolta  di  esercizi  greci  ad  oso  dei  licei  e 
ffinnasi  superiori,  Turin  1878.  Löscher.  Pr.  brosch.  8  lire  ital.,  zum 
Lehrgebrauche  an  den  Gymnasien  mit  ital.  Unterrichtssprache  allgemein 
zuge&ssen  (Min.-£rl.  v.  26.  April  1878,  Z.  5355). 

Cohen zl,  GiuB.,Gorso  completo  (teorico-pratico)  della  lingua  serbo- 
croata.  Bat^usa  1878.  Pretner.  Pr.  brosch.  2  fl.,  zum  Lehrgebraache  an 
den  Mittelschalen  mit  itaL  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen 
(Min.-ErL  v.  24.  April  1878,  Z.  57U). 

Cechisch. 

NoTotn^ho  Fr.  Ot,  Latinskä  cvidebna  kniha  pro  ü.  gymnasialni 
tHdu,  k  druh^mu  yrdani  upravil  Fr.  Patoöka.  Prag  1878.  Th.  Mourek. 
Pr.  brosch.  1  fl.  12  kr.,  zum  Lehrgebrauche  an  den  Gymnasien  und  Beal- 
grmnasien  mit  dechischer  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen.  Der 
gleichzeitige  Grebrauch  der  ersten  Auflage  ist  unstatthaft  (Min.-£rL  t. 
27.  April  1878,  Z.  5734). 

§koda  Jak.,  Gramatika  francouzski  pro  stiPedni  §koly.  2.  Aufl. 
Prag  1878.  Urbanek.  Pr.  brosch.  70  kr. 

—  —  Franoouzska  cviöebna  kniha  pro  nii§i  ikoly  realnö  a  pro 
realna  gymnasia.  2.  Aufl.  Frag  1878.  Urbanek.  Pr.  brosch.  1  fl.  90  o. 

Die  bezüglich  dieser  Bücher  mit  dem  Min.-Erl.  v.  20.  Jnni  1874, 
Z.  7312  ausgesprochene  Zulassung  zum  Lehr^ebrauche  in  den  unteren 
Classen  der  Bealschulen  und  Realgymnasien  mit  böhmischer  Unterricht»* 
«piache  wird  auf  die  2.  Aufl.  ausgedehnt  (Min.  £rl.  v.  27.  April  1878, 
Z.  4744). 

B)  Für  Lehrer-  und  Lehrerinenbildungsanstalten. 
Grandauer'8  Elementar-Zeichenschule  (S.  471)  wurde  durch  den  oben 
citierten  Min.-ErL  auch  für  diese  Anstalten  empfohlen. 


ünfte  Abtheilung. 


lüügen,  Erlässe,  Personalstatistik. 


Uff  des  Min.  für  C.  und  ü,  vom  11  Juni  1878,  55,  9290, 
k*  LandeäschnlbehÖrden ,  b^trelTotid  die  Lebrmitteldota- 
^^mnasicn  nnd  Realschulen  im  ZasaniinenhftTige  mit  den 
.liinen  derselbcD.  —  In  Erwägung»  das»  die  Mehrzahl  der 
b  *^^^  -  mit  den  zura  Üoteirichte  erforderlichen  Lehrmitteln 
\  n  «ind,   das8   es  sicli  vorwiegend  nur  mehr  um  In- 

,  ^^i  ^aiumlongen,  «m  minder  kostspielige  Ergänzungen  und 
mg  einiger  literariBcher  Behelfe  bandelt,  finde  icn  micb 
leJLebrroitteldotation  der  StaatsgyranasieD  ond  Realschulen 
Lieber  Beräck«icbtigung  der  Finanzlage  des  Staates  zu  regeln 
er  Hinsicht  Folgendes  zu  bestimmen: 

i  Normaldot&tion  fQr  Lehrmittel  hetmgt  bei  der  systemmäs- 
l  von  Classen: 

f  ein  vollständiges  (achtclaasigea)  Gymnasium  440  fl, 
f  ein  Beal-  nnd  übt>rgyranaüium  .  .  ,  .  4Ö0  „ 
^  eine  vollständige  (siobenclassigc)  Realschule  560  „ 
'  eis  (fierclassiges)  Untergyn^nadum  .  .  .  280  ^ 
^  ein  {vieTclassiges)  Bealgymnasinm    .  .     270  ^ 

r  eine  (vierciassige)  tJnterrealschule  .      .     290   „ 

l«h  der  unten  angegebenen  Vertbeilung. 
bde  die  lästern  massige  Anzahl  fi  herschreitende  Classe  erhöbt 
in&ldotation  um  30  (iulden* 


\äf  Ohtr^ 


b)  BMl'Qitd 


/!Uiiiof- 
rt&UehuLl« 


DO 


200 
ISO 


200 
160 


100 
70 


Bedeckung  des  hiemit  nurmierten  Erfordernisses  jeder  An- 
IkUst  die  eigenen  Einnahmen  derselben  bestimmt  (Äafnahms* 
titUlbditrftge  der  Schüler,  gestiftete  oder  andere  raeistenb 
,  EfMgniB  von  Zeugnis- Duplicaten  u.  dergL) 


474 


Teror^nan^D  nnä  ErUsase. 


3.  Jede  Anstalt,  deren  eigene  Emn ahmen  hiezn  nicht  aasreii 
erhalt  die  Ergiknzung  derselben  ans  den  Staatsfonds  bis  zum  nond 
Betrage. 

4.  Jede  Anstalt,  deren  eigene  Kinnahmen  grösser  sind  als 
norniftlo  Erfordernia,  behalt  auch  den  üeberschass  snr  Verfttgnng' 
LehrmitteL 

5.  Grossere  Zuschfisse  als  die  in  3)  bezeichneten,  können  ?on 
den  MiniBteriunis   für  CnUus   und  Unterricht   nur   solchen  ?ornehi 
iüngereii    Anstalten,   welche   in   ihren    Lehrmittelsam mlangen   grl 
LöcJten  auszufallen  haben,  nach  Massgabe  der  ausgewiesenen  Bedttrfl 
und  des  verfügbaren  Credites  von  FaU  zn  Fall  bewilligt  werden, 

6.  Atif  jene  StaatBonstalten,  für  deren  LeiiiDiittd  tt  sorgen 
der  Gemeinden,   bostiniriiter  Foude  n.  a.  ist,  können  obi«^  Nonnen 
insoweit   Anwendung   finden   als   vertragsm&esige  Vereinbarungen 
andere  bindende  Bestimmungen  hiedurch  nicht  alteriert  werden- 

Bei  Durchführung  dieser  Aniirdniing«n  hat  der  k.  k*  ~ 
behörde  Folgendes  zur  Kichtachnur  7u  dienen: 

Da  di^  eigenen  Einnahmen  einor  Anstalt  dieser  auf  alle  F&Ilt 
VitffQgung  bleiben,  so  i^t  von  üirer  Abfuhr  an  die  Staatscaiise  aJbfQttii 
wol  aber  werden  die  Directionen  der  JStaatstnittelschuTes  der  k*  K  ^ 
Bchölbeliorde   jährlich    onlnongsmissig  Rechnung    zu    legen 
die  Höbe,    ?owie   über  die  Verwendung  der  eigenen  Einnah roeq 
Zwecken,    dir  welche  ai«   bestimmt  sind-    Diese  Vorlagen  wei  ' 
cowpetentün  Bechnujigsdeparteioeöt   zu   rechnung^mäsäiger  Pi 
Anweisen^  in  meritori scher  Hinsicht  aber  von  der  £  k,  Landesschnl 
genauestens  zu  würdigen  sein. 

HinBichtlich  der  eigenen  Einnahmen  bat  eine  Erhöhung 
nur  dort  <^inautreten#  wo  der  von  jedem  Schüler  der  Anstalt 
zu  entrichtende  Beitrag  für  Unterrichts^ wecke  (LebrmittcK  od( 
theksbeitrag)  weniger   aU   eimen  Gulden    betragt    Auf    dl 
kennen  die  niedrigeren  Beiträge  erhöht  werden.    Als  alleinig« 
nung  solcher  Beiträge   hat  hinCort  dar  NtUDu^  l^ehrmittelh 
zu  gelten. 

Bei  Praliminierung  des  nach  B)  zu  gewährenden  Sta^tMOi 
wird  der  Durchschnitt  der  eigenen  Eiunehmcn  aus  den  letzteik  3 
oder,  wo  eine  constante  Zu-  oder  Abnahme  stattfindet,  und  eine  ,, 
theilige  Aenderung   nicht  m  erwarten  ist,   die   betreffende  Summe 
Vorjahres  zu  Grunde  zu  legen  sein* 

Die  nach  5)  in  Ausgeht  gestellten  grosseren  aU  die  n( 
gen  Beträge  werden  in  besonderen  eingebend  motivisrie«  FinLT^^ji^ 
vor  Aufstellung  des  Präliminare.«*  in  der  ersten  Hälfte  t-^s 

anznaprechen  sein.  In  welcher  Weise  dieselben  im  l  r  :  ire 
Ausdruck  finden,  ob  als  ausBcrordontliehes  Erfordemia  i>der  Mf 
ein  es  Faunchttle,  wird  vom  Ministerinm  Hr  C.  und  U.  be« 

In  der  Abfuhr,   Verwendung   und  Verrechnung  der  eigniM 
nahmen  der  in  6)  bezeichneten  Lehranstalten  greift  keine  Aenderwg 

SelbÄtverständlich  treten  die  im  Absätze  4  der  Vi        :        *^n 
4,  Jänner  1874.  Z.  12237')  und  vom  22.  MÄiz  1875.  ^ni 

tonen  Bestimmungen    über   eine  Jahresdotation  ftir  Physik  un*i 
ausser  Kraft. 

V  et  (Ordnung  des  Min.  fUr  C.  und  tl^  vom  22  Juni  1878,  J 
an  alle  Landesschulbehorden ,   mit  welcher  ein  Lehrplan  f^r  d6tt| 
rieht   im  Violinapiel    an    den  Lehrerbild ungsanatalten    eing«f " 
8.  Verordnungsblatt  Stück  XJV,  126  ff. 


■)  MiniBterial-Verordnnngsblatt  vom  Jahre  1874,  Nr.  ^  S o 
*)  Minister»!- Vertjrdnungsblatt  vom  Jahre  IB'M,  Nr  21,  8. 


Die  Eiiiüiiuar  öbf.  wmeBBCBCftheiH?  liiialcrvinrrrf  trivpwNifnm^ 
a  IE  BrtaB  wurde  ceBChBHTi   Iwirfi»-  lur  mv  liisrniT  .i^  SrrmjiatjT»«- 

Kf  BUUJBMi  f  e  Auf iwwgr  oe  I.*9itn7TT.ina«v.iiiv  r:  "Mv^    j<#'  K<«i*- 
nyiifT  n.  £isinDixzi'  im.  yreiiaeritiiA   ««•^n*  n^  0?>»ji;nuiMi'>mw>>  ^^ 


£xs«3i7i  nnir^x  ^^an.  S>,  Jim.  n>-  Ih.  .lall 
Be  BajiBti'.  der  £jüb?t  rar  s.  l  l  i:r'»<*n'.  "c-^ti  ''^  .Inl  •  ■>  Hii- 
U  4es  BexiT:  iiznüna?:  £.TOfnmnaeL  i.'ctciT't  »mir  in*Äi»<1ivMr 
Mmli|iliwik  der  GesamBivA£&aeBH<  w^mt*  du  trMf>*VAti.  •^•^  Hf«^ 
)m  SseI  FfcüieiH:  t  I; ''riTMi^r"^  tuit  PtiHid-ntt«  w»».  d*-  Ha*. 
hv  ASrec  Bmer  t  Ariifii  nra  ^in?-J*!*Rid-^«<M  dtv  4riii*wb,'h«r 
licBür  der  WisseiiBCiULtiäL  ^^^tnnvu^  fem«'  w:  wi-rtrh?^*»?  Wite^^w^PT 
Krooi.  nnc  zwar  für  dh  Tjüiiöwiphisüi-iiwTiTT^'h'  M»^-  .ifU  h^. 
kJfaBfeenatniii  ini  üimsKnnn  us  Äe.iiK43Ti.  AlfrM.  r;iMy*:  ^ .  k  mi  r  - 
1  Abb  «nksiitl.  pTot?Bor  ae:  minuictusL  '.«eknafinif  ux  di«r  ^*«^t«^: 
■■nlix.  Irr.  Ijaem.  i&dac  t.Mi.i;.  f!r  du  inastMnuiti#.^KTmln)r> 
■jMLiiahhciit-  Gasst  deL  ardentucneL  Prciiftnoc  bn  Asrmnomw  «r 
idbezi  üniTexBitici.  Ir:.  Lamiukc.  '^f  jff  fr-naTiüi  Dm.  du  ^ot.  f)o: 
liflBüf  flo*  dk  iDaxii€niaruci~i2iaxTT'iaM!2iiü:tifcfthr.tir  v'^Isaüt  c^rr«'^4V>rj 
U  ds  GuncK  ■&&.&.  luoic^iicDei  Boiaaunc'  onr.  fcu$Ä>rord^rr.i 
r-PiDteHOO,  In.  Fneancb  Iir^Lf  t.  zcHi  «"■iirrr^ivtTx^ior^'nivr 
;  im  lahmdfe.  fioni:  des  In.  'J^iüobt  Tüanäo:  F  <  c ).  r  f  i .  TS^*>s»o7}^ 
tt  h.  Lamüf.  de^  Wiliisa  T  IüXiILs^  r..  rröi<^«Mc»  üf*:  V>sfi\V 
'  UnjisiBitiis  ii  teiuf^oir.  imci  6»  In.  Tben»ä:*:  >i\^khT..  rnrif<mi> 
fiBnirti   n  aonvBpaii^ercuatiL  ILnrljfä'TL  .n.  AnslfcTtdf  Kftstlilnfi- 

Iler  AdJBBCt  kl  der  Vietiei  I;ziiTe:%:kfa»^t.frT.viirf«  tiTm  TV«m.  «i^ 
u  der  rnJT.  zu  Wies.  I»r.  LcuLDa  ^f;^*.  «r.in  1V.'^*t*^T 
(&.  li.  ümBciiL  IL  26.  Jui;  I  J... 

Iler  «rdemL  FraL  dpr  Bcnuük  ui  der  Tiiit.  ir.  iTiniSnioV.  IV.  Ar.tvm 
rBer  Bitter  Tcm  Mwiliim .  zcil  ardenti  Plv>f.  d<^  ^y«l)rqmK(>fi.^hM 
Bft  mnd  ürixBcsar  de»  bcttaiMieii  Gutem  «ai  ö«  r  W<«x  -in  XAVft 
hu  btKLL  TOD  24.  Juü  L  J.>. 

Der  siBKmdentiL  ridT.-P»<f.  irr  Bo^<i«ilt  un.i  X\^f.  «ti  .W  H<\^ 
ik  fir  DodcBCBltM  in  Wie«,  Pr.  .Tciüei^h  B^'^l^n.  ^rM^^U  .ifn  Tihrl  i^n«1 
nkter  eiaei  crdenlL  Ünir.-Pr«^.  <&.  >!.  Ett»:h1.  v  i.  J\\]\  \    y\ 


Za  FmctioiiiRn  f&r  die  im  Sindieräbrp   l^rst^   »hy.nhMt^n.l^'n 
lifJOTiAfn  BSyofüsen:  a)  an  der  üniTersitit  in  (i  rat:  1    aU  Riw- 

E-Commissir:  der  Landes -Savititnvfewnt,  SbitthaUomi-Ath  Pr. 
Band  Eitler  von  Scberer;  als  dessen  SU'HTcrti^ter  dir  8t»tiha1- 
d-Gonmist  Dr.  Jacob  Ehmer:  2.  als  Oo^zaminatt^r  ITir  \\m  U  modf- 
hAa  Bl^romm:  der  ansserordenü.  Univ.-lVf.  unii  Oin'Oh^r  do8  land- 
iftÜien  Kraalenhanses  Dr.  Eduard  Lipp;  als  dosson  Stell v<»rtT«tcr 
Pdmanurzt  im  allgemeinen  Krankenhause  Dr.  Karl  Platsl;  8.  als 
taninator  flir  das  in.  medicinische  Rifforosnm :  der  Landes-Sanitltn- 
li  Dr.  GostaT  Ritter  ¥on  KOppl;  als  dessen  erster  Stelkcrtrotor  dor 
fitdooeiit  an  der  Universitit  Dr.  Rudolf  Quass  und  als  dessen 
Her  StelWertreter  der  Primararzt  im  stAdtischen  Krankenhauso  Dr. 
ami  Ertl.  VS  an  der  üniversit&t  in  Innsbruck:  1.  als  Regierungs- 


476 


Perflonal-  nnd  Schulnotizen. 


Co mmiBsär :   d er  Landes  -  San i tätareferent ,   S  ta  t  M   1 '     i  rath    I>r.  Ab 
Heiniach;  2.  als  CoSxaminator  fUr  das  II.  uh-  Rigorosum: 

anaaerordentl  üniv-  Prof.  Dr.  Edviard  Lanjf;  3.  »»*  i  vciaiiinnator 
III.  mediciniache  Rigoros  um :  der  Landes-Sanitätar&th  und  PriT«' 
Dr.  Ludwig  L  an  t seh  er. 

Die  ZalassaDg  de«  Dr.  Hans  Chiari  als  Privaidocent  för  pati 
logische  Anatomie  an  der  medicini sehen  Facnltät  der  üniv.  in  Wien, 
Dr.  Arnold  Pick    aU  Privutdooent    för  Psychiatrie   und  NerYeak 
heilen  au  der  noedicinischen  FacuUät  der  üniv.  in  Prag,  des  Dr. 
Seh  langen  bansen  als   Pri?atdocent  för  Psychiatrie  und  ge 
Psychopathologie  an  der  mediciniachen  Facultät  der  Oniv.  in  Inn 
des  Dr.  Anton  Kaiina   als   Privatdocent    für  vergleichende    Gramn 
der  sl aviseben   Sprachen   an  der  philosophischen  Facnltat  der 
Leinberg,  des  Franz  von  Höhnel  als  Privatdocent  für  Anatomie  i 
äiologifl  der  Pflanzen  mit  besonderer  Beraksichtiguug  technischer  ] 
nisse   an   der   technischen  Hochfcbule  in  Wien,    und  des  Adjuna^ 
Lehrkanzel   f&r  Maschinenbau  an   der  techniseheo  Hochschule  inl 
Josef  Bartl,  als  Privatdocent  für  Maschinenkunde  an  der  teclmh 
üochscbule  in  Graz,  wurde  bestätigt. 

Der  Director  des  Gymn.  in  Ungarisch-Hradiach,  Vincenz  Bieiie^ 
mm  Director  des  Gymn,  in  Iglau,  und  der  Director  des  üntergymn. 
Trebitsch ,  £d mund  kratochwil,  zum  Director  des  Gymn.  In  Ung 
Hmdisch  (a.  k,  Entschi.  v.  27.  Juni  l  J,). 

Der  Supnlent  Heinrich  Gartenaue r  zum  Lehrer  am  Gf 
Laibach,  der  Waltpriester  Heinrich  Sladeezek  zum  Religionaleii 
üntergymn.  in  Hernals,  der  Supplent  am  Frani  Josephs-Gymu. 
berg,  Wladimir  Aleiandrowicz,  zum  Lehrer  am  untere 
Bocnnia,  der  Supplent  an  der  Slaatsrc&lschale  zu  Krakau,  Leon  ri| 
zum  Lehrer  am  Gvmn.  in  Wadovice»  der  Supplent  Isidor  Gr©l 
zum  Lehrer  am  akad.  Gymn,  in  Lemberg,  der  Supplent  am 
Neusandee,  Demeter  Puszkar  und  der  Supplent  am  Gymn.  in  ßza 
Sebastian  Polak,  za  Lehrern  am  Gvmn.  in  Drohobycz,  der  SuppU 
Franz  Josephs-Gymn.  in  Lemberg,  Thomas  SoUyaik,  zum  LcH 
Gymn.  in  Kolomea,  der  Supplent  am  Gymn.  in  Jaslo,  Alois  St| 
zum  Lehrer  am  Gymn.  in  Brzezany^  der  Prof.  am  akad.  Gymn.  in] 
berg,  Alexander  Borkowski,  zum  Prof.  am  Gymn.  in  Kolomea«  i 
Prof.  am  Gvmn.  in  Bochnia,  Severin  Eugen  Stöger,  zum  Prot  ^ 
Franz  Josephs -Gymn.  in  Lemberg,  der  Lehrer  am  Gymn.  in  Si 
Stanislaus  Jaworski«  zum  Lehrer  am  Gymn.  in  Ezeszow,  der 
am  Gymn.  in  Innsbruck,  Ferdinand  B&rta,  zum  Lehrer  am  Gyma.] 
Linz  (3.  Juli  K  J.);  der  Prof.  am  Staatsgynm,  in  Triest,  Frani  Ii 
dernal,  zum  Prof.  am  Gymn.  im  3.  Bezirke  in  Wien;  der  Prof.UD 
Staatsgymn.  in  Prag,  Joseph  Egger,  zum  Prof.  am  Gymn.  im  1 
(Hegelgasac)  in  Wien;  der  Prof.  am  Landesrealgymn.  in  Stockerau,  Bai 
BitscDofsky,  zum  Prof.  am  üntergymn.  im  2.  Bezirke  in  Wi<m; 
Gymnasiallehrer  in  Brunn,  Dr.  Joseph  Zechmeister,  zum  Lehrer  1 
akad.  Gymn.  in  Wien;  der  Supplent  Adalbert  Mottl,  zum  Lehn»  i 
Realgyron.  zu  Freiberg;  der  Supplent  Jacob  Sket  zum  Lehrer  amf 
in  EliLgenfurt;  der  Supplent  in  Landskron  Benedict  Pichler  zum/ 
am  Gymn.  in  Weidenau ;  der  Realftcbulaupplent  ir  "^  '     I  ^vig  I' 

bacfaer,  zum  Lehrer  am  Gymn.  in  Mies;  der 
im  8.  Bezirke  zu  Wien,  Anton  Stitz,  zum  Lehtci  ain  ^^ 
der  Supplent  am  Gymn.  in  Mitterburg,  Jobann  Kalb,  tf 

Gymn.  in  Capodistria,  Georg  Benedetti  und  der  Sup^il. 
in  Görz,  Davorin  Nemanic,  zu  Lehrern  am  Gymn,  in  Mitterborg'; 


PereonAl-  und  ScbtilDotizen. 


477 


Bnfflist  «m  tbertöbniscTien  Gymn.  in  Wien»  GosUt  Stanger,  sum 
Uitnr  mm  G jtub.  in  Radolphswerth ;  der  Supplent  aro  Staatogymn.  im 
1  BnSrfc«  tn  Wien,  Franz  Slanierzka,  zum  Lehrer  am  üntergymTi.  in 
BcrsaU;  der  Supplent  Friedrich  Freiherr  Ton  HolKhaosen  zum  Lebmr 
■I  BeilgyinJt  tn  Mähriscb^TrÜbaiJ,  der  Supptent  am  deatsohen  Bealjqrmn. 
b  Pf«g,   Anton  Maria  Marx,   zoni  Lehrer   am  Gymn.   in  Landskron 

I>er  Snpplent  an  der  Realecbole  in   Gör2,  Ernst  Lindentbai, 

im  I^n*r  *r>  der  Staatsreal  schule  in  Triest,  der  Weltpriestcr  Dr.  Si™- 

.-  '  '        '  '     1  iejt  zum  Eeligiondlehrer  an  der  Realscnule  in  Stani&!an, 

in  der  Lemberger  Staatsrealschule,  Anton  Sokolowski 

i>*s    c^uauuii   urxebiski  zu  Lehrern  an  den   Realschulen  in  Stry   und 

Imatika,  der  Lehrer  an  der  Heal^cbule  in  Jaroslau,  Michael  Rebacz» 

att  Lebier  an  der  EealscbuJc  in  Stau  ist  an,  der  Lehrer  an  der  Real  schale 

bllub«rgf  Dr.  £arl  Merwart,  zum  Lehrer  an  der  Unterreabchulc  im 

1.  Briir\f   in  Wien    (3.  Juli  l  J.^;  der  Prof,  an  der  Staataniittelschule 

k.  Alois  Wolf,   zum  Prof.  an  der  Realschule  zu  Pilsen;  der 

i  Staatfigewerbeschule  in  ßrtinn,  Heinrich   Mi  hat  seh,  zum 

UnterrealBcbole  zu  Ksroliuentbal ;  der  Lehrer  an  dör  Landes- 

in  Leoben,  Engelbart  Na  der,  zum  Lehrer  an  der  Real- 

<;  der  Suiiplent  an  der  BtaaUrealscbule  im  3.  Bezirke  in 

iiudisch,  zum  Lehrer  an  der  Realschule   in  Salzburg, 

üH   der  <'  nlreakchuk   im  1,  Bezirke  in  Wien,  Karl 

'u  Lehrtr  ;ilschule  iuTcschen;  der  Candidat  an  der 

'-*"*^^  n  Prag,  Franz  Bergmann,  zura  Lehrer 

rf-,  der  Snpplent  an  der  Staatsrealechule 

>.„      i^  Ri&chner*  zum  Lehrer  an  der  Real- 

;  die  Hilfslehrer  Dr  Johann  Sedlaczek  iind  Friedrich 

(ie    Realschule    zu    Trautenau;   der   Hilfslehrer   an   der 

1  Staats realschule  in  Prag,  Franz  Pitschmann*  und  der 

I  deutschen  Realgynm.  in  Prag,  Rudolf  St  roh  all,  für  die 

.LuU    £u  Budweie;   der  Bupplent  an  der  Communalrealschnle   im 

L Bezirk t'  in  Wien»  Joseph  Hibach  und  der  Hilfslehrer  Karl  K loste r- 

lia  fllT  die  Rcakchttle  stu  Pilsen  (12,  Juli  1.  J.}. 


A  aszeiehnnngen  erhielten: 
tiet  ordentL  Prof.  der  Astronomie  und  höheren  Geodäsie  an   der 
rültv«  Regiei ungürath  Dr.  Theodor  Eitter  von  Oppolzer,  in  An- 
i»<iiner  ausgezeichneten   lehramtlicheu   ond  wissenschaftlichen 
•off«it  d«n  Ordf^n  der  eisernen  Krone  3.  CL  (a.  h.  EntschK  v,  20,  Juni 
L);  li       '     '  ;    V     ''     '  Ötattler  in  Anerkennung  seiner  ansgezeicb- 
j  riichtszwecke  taxfrei  den  Titel  eines  Baurathes 

^bn»    j-.r^f-«:  ".I  r     •<  .     i.    .Min    1.    J,), 

IVr  k.  k.  R.'^erungsratb  und  ordentL  Prof.  der  Zoologie  an   der 
f„  ka  PnM?»  Dr,  Friedrich  Stein,  wnrde  als  Ritter  d<»8  Ordons   der 
Kr<i>ni$  Ü.  Cl.  in  den  Ritterstand  erhoben  (5*  Juli  L  JO* 


N'ükrolügic  (vum  l'm,  Jum  üis  15.  Juli  L  J*). 

^ni  lf>-  J«mi  L  J.  in  Stuttgart  Dr.  E.  Paulua,  77  J.  alt. 

ni  K  J,    in  Kiol   der  Prot   an   der   dortigen    medicin. 
ßarteU.  56  J.  ült,  und  in  Strassburg  der  Prof.  em. 
Asi^  H.  Ehr  mann,  8*J  J.  alt, 

A  ni  K  J.   in  Innsbruck    der  Prof.   an   der  k,  k,  Lebrer- 

BIl^lMPai^H  in  LinZk  Ludwig  Mayr. 


«18 


Erwiderung. 


Am  24*  Juni  in  Manchester  der  ber&bmte  engli&cbe  Schall^ 
Oharks  M&thew£,  75  J,  alt. 

Am  25.  Jirni  l  J.  io  Müncbeti  der  Ic*  bairiächc  Hofmakii 
Liiüge,  61  J*  alt. 

Am  26.  Juni  in  Neuwaldegg  bei  Wiea  der  Schriftsteller, 
Kitsch  Tier,  59  J.  alt 

Am  27.  Juni  1,  J,  in  Berlin  der  geheime  Arcbivrath  und  , 
tbekar  der  Kriegsakademie,  Dr.  Gottlieb  Fried! ander. 

Am  SO.  Juni  L  J.  in  Wien  der  brasiliaDiecbe  G««imdte 
VÄrnhagen  Vicomte  de  Portosegnro,  YerhB&er  einer  im  i 
Ansehen  stehenden  Historia  general  do  Brwiil,  welche  1865  tu  I 
neiro  erschien.  62  J.  alt 

Im  Juni  1.  J.  zu  Stockbelra  der  Inteftdant  der  rmtuiwkmm 
liehen  Abtheilung  des  Reicbsmuaenmß  au  Stockholm ,  Prof.  Kui  i 
der  berübmtoäte  Entomologe  S^chwedens,  45  J.  alt;  dann  auf  ai&ef 
nach  Nineve,  wo  er  die  Ansgmbnngen  überwucben  »ollte.  div  Ü 
matiker,  F.  Clemens  Sihilian. 

Am  2.  Juli  1.  J.   in  Paris  der  Komodiendicbter,  M.  Gaäli; 

Am  13.  Joli  1.  J,  in  Jiöin  der  Religionsprofefisor  an  dem  döL 
Gjmnasinm,   P.  Anton  Holmann.   56  J.  alt    Der  Lehrk  J 

Schüler  betrauern  den  Tod  des  trefllichtm  Mannes.  —  An  a  J 

in  Calcutta  der  dortige  Prof.  der  oriental lachen  Sprachen,  Dr.  Ftr4 
Heinrich  Blochmann,  Rector  der  Calcutta- Madraeeh  und  Geu«5fal 
tär  der  Asiatic  Society  of  ßengal,  um  die  öauBkritetudien  hodive» 
40  J,  alt  (am  7.  Janaar  1838  zu  Ihesden  geboren). 

im  Juli  K  J.  in  München  der  Bildnaner  Georg  Zell,  wäk 
Conservator  am  königl.  Schwan thalermuaeum;  von  ihm  sind  viele  8l1 
nnd  Statuen  im  bairischen  Natioaalmuseum  auegefühit;  in  GtüM( 
Prof.  an  der  dortigen  Univ.,  Dr.  Ludwig  Karl  Weigand,  aU  Bem 
berühmt,  74  J.  alt;  zu  Mers  im  Sonime  -  Departement  Jules  !Jl 
durch  Uebersetiungen  und  Erläutetnngen  von  Kant*a  nnd  P^ 
verdient,  60  J  aft,  und  in  Paris  der  Prof.  der  Compobn 
Pariser  Oonservatoritim,  Fran^ois  Bassin,  durch  Beine  komiMtei 
(Reise  nach  China)  bekannt,  59  J-  alt. 


£  T  w  i  d  e  r  H  Q  g. 

In  der  Rccenaion,  welche  Hr.  Dr.  Gitlbane?  im  Jah 
Zeitschrift  8.  945  f.  veröffentlicht  hat,  wird  meiot?T  Prosrati 
Werth  abgesprochen.  Grönde  werden  fär  dieeee  veidamr 
angeführt,  sondern  nur  ein  Ti«pieilegiom*,  welohea  *ii 
soll  Das  dort  Gesagte  Ist  aber  so  verletzend  oiid  i 
eine  Erwidern ng  für  noib wendig  halte.  Die  Üälftc  de 
wtirdiä  nicht  beanstandet  worden  sein,  wenn  der  Zasammeuni 
beobachtet  worden  wäre.  So  besteht  zwischen  dem  SatM 
Metrik  theilt  itach  Xaotcn«  und  dem  auf  S.  4  , Diese  Theiii 
Zweck  auf  das  Uhr.  ..£u  wirken^  kein  Widerspruch.  Allei 
auch  die  Gesetze  des  Rhythmus  zunächst  auf  Geschriebenes  ^ 
aber  der  Dichter  verfolgt  dabei  den  Zweck  auf  die  Leser  zu  wirld 
zwar  durch  den  Inhalt  auf  die  Phantasie,  durch  den  Bbythmua 
Ohr.  Diese  rhythmische  Wirkung  kann  aber  auch  dnrcb  laut» 
oder  durch  den  Vortrag  vollständig  erretobt  werden.  Aas  diesMft  ( 
wurde  in  §.  2  nie  von  Geschriebenem,  wol  aber  von  Gemofilu 
handelt.  (Vgl  was  Westnbal  2.  Aud.  1867  L  Bd.  a  i^  llber 
stiacbe  und  praktische  könste  sagt.) 

Was  in  |.  10  unter  Thesis  zu  verstehen  sei,   aa|^  t*  ^t   ■ 
daes  ein  einfacher  Tact  wenigstens  3  /^oro^  ngtivm  eiittiiäar  §,  1 


EnigegnuDg. 


47« 


(TgL   tbrl^eüi   die  swei   gröflsten  einfftchen  T^cte  -    w/-  und 
^  ^  mit  dem  lüemBteo  zusammeog«fletzieii  -    ^j  -   w.) 
^Ww  in  ^em  S.  10  siebeuden  S&tze  „dass  bei  Jamben  and  Troobiidn 
T^ete   eine    Einheit   ausmachen'',   unter  Einheit   zu  verstehet) 
Jßf^  der  JLo&ng  des  §.  13:    „...oder  es  werden  iwei  oder  mehrere 
""  Eiabeit  verbunden,  »o  d&ss  sie  sich  wie  Aisis  and  Thesis 

h*  de  haben  einen  g^eineti»cbaftlicbeD  Hauptictus  (vgK  §*  4). 
l««dftoke  Trimeter  nsw. 
die   lütiftheiiigen  Tacte  vier    T heile   haben,"    verliert   das 
,   sobald    man   sich  onter  f&nftheiligcn  hemtoltftche  Tactzu* 
Bilden  denkt.  Wie  diese  Zunaminen^tzunjiren  getheilt  werdet, 
tB  mfn  Ende.   Der  Zosamnienhang  hätte  endlicb  aoch  den  Fehte 
brechung  kann  nur  (etatt  nie)  ain  Kode  eioor  Periode 
.11  lüg   aufgedeckt    £»  steht  aimlidi   8.  18  oben  der 
luelttäclie  Periode  ,  * .  *  nirurnt   insoCorue  aaf  die  gr^mmali- 
BMtsidht,  als  durch  den  PeriodeiiBchluas  nie  eng  zuaam menge- 
Wörter  . .  * . .  oder    gar   die   Tbeile   demselben  Wortet    getrennt 
y*     Diaffa  daa  Beifiptel  aut  S.  19. 

auch  sonst  ist  die  Interpretatioa  mitunter  etirat  sondsrbar 

atif  S.  3:    „Die  Buchstaben  werden  hier  nur  ineofenie  berdck- 

al*  sie   aut  die  Dauer  der  Sjlben  Ein  flau  haben '^,  bringt  den 

en  anf  den  Gedanken,   dasä  es  lan^  und  kurze  Buch- 

.  gebt!  Von  den  Consonanten  könnte  man  dieaea  freilich  nur  voti 

Dge  auf  dem  Papiere  tngen.  D^&^  es  aber  nicht  gleiobgiltig  ist, 

oder  jener  Vocal  die  Sylbe  bilde,    ob  auf  einen   kurzen  Vocal 

[odiff  jener,  ein  oder  mehrere  Consonanten  folgen,  ist  noch  immer 

"4n*icbt.    und  .Buchstaben*  ist  doch  die  gemeinsame  Benennung 

den  und  Consonanteu? 

%  b,  „Gedjcbt".  Die  Griechen  hatten  wol  kaum  dichterische  Er- 

die  nicht  metrisch  bebandeit  gewesen   wären  (Westphal  I, 

ÄO  %  8.  Eine  Definition  *Lw  Taetes  hielt  ich  nicht  für  noth wendig, 
\  Begriff»6nt Wickel  Iben  Dienste  leistet   Der  Bache  nach 

^hrigena   dort  v  ;  Es  wurde   er^  dort  der  BegriiT  dw 

"^  "    B,  weil  diese  Öteile  die  paeeendate  ist  (erster  Paragraph  der 

2ö.  Daraus,   daes  Schftler  einen  Satz  des  Lehrbaches  nicht 

btgt  noch  nicht;  dass  der  Satz  tadelnswerth  sei.  Wozu  bttiten 

ehrer?    Dass   aber   die  Erklämng  dieses  Satzes  dem  Lehrer 

el  Mühe  machen  wird^  besonders  wenn  er  ihn   an  der  Hand 

nicht  schon  in  der  4,  Classe  —  einSbt»    möge  Folgendes 

^1  Der  Heiameter  erzielt  die  Veränderung  dee  Rhythnnis  duroh  An- 

?on   Daktylen ,    S])ondeen ,   Cäsuren  nnd  Diäresen.    Die  beiden 

««ndet  man  auch  im  Duchmius  an,   wenn  aach  nicht  in  ganz 

Weko.    Btfttt  der    beiden  ersteren  hat  man  aber  Änftöeanfen, 

ftten,  eine  bestimmte  Aufeinanderfolge  von  langen  tind  kurzen 

l(*#/^ %^/  -),  welche  wieder  mit  Auflösungen  vermischt  sein 

1  b  einem  so  kurzen  Metrum !    Die  Griechen   Bcheluen  dieses 
tu  haben;  denn  nur  so  erklärt  es  sich,  dass  sich  dieses  Vers- 
to  tu  tetonders  bewegten  Stellen  findet 

lUtt  1B  lifiifiet  die  Periode  eine  „metrische**,   weil  sie  nur  nach 

I  wkhi  1.  B.  auch  nach  ihrer  eurhytb mischen  Seite  betrachtet  wurde. 

Ilidmci  «Periode*  tindet  man  wel  liberal l  so  angewendet. 

[ihr  Bcrr  Hecensent  hätte  also  das  rothe  Krenz  —  anmuthig  oder 

bleibt  sich  gleich  ^  zum  eigenen  Hausgebräuche  verwenden 

JJchtblicke"  and  weniger  „Unrichtigkeiten'*  bringen  soUen. 


Bla4 


Simon  Prem. 


480 


Einladdikg 


m  auf 


Bemerkungen    zu    der  Erwiderung   des   Hrn,  Simon  Pre 
R^jcension  seiner  Programmarbeit: 

, Versuch  einer  Metrik  für  Gymnasien/ 

Hr.  S,  Prem  fühlt   sich    durch   meine  Recension  Terletzt; 
kvm   ich    nieht.    ^Veritas  odium  parit'  das  weisi^  Jedermann, 
mnss  sich,    wer  aU  Scbriftsteller  Tor  die  Oeffentlichkeit  tritt,   auchj 
Voraus  auf  ein  eventuell  ungünstiges  Urtheil  gefassi  machen. 

Hr.  Prem  findet  meine  Bemerkungen  unrichtig.  Wer  «eine  J 
Erwiderungen  liest»  der  wird  erat  recht  meinem  ürtheil  die  Berechti 
luerkennen.  Widerlegt  wird  gar  nichts;  nichts  al»  eine  Verkleisfc 
der  Schäden  wird  versucht  theils  durch  geschraubte  gekönstelte  ' 
mentiemngf  die  den  Ifeingel  an  Klarheit  ordentlich  an  den  Prangtür  i 
theik  durch  Verweis  auf  spätere  Puragraphen,  was  flir  die  method 
Anlage  des  Versuches  höchst  bezeichnend  ist,  theilü  durch  gelehrt»] 
täte,  beziehungsweise  gelehrt  klingende  termini  t-echnici  (We«t]" 
Äuaiuhrufigen  über  apotelcstische  und  praktische  Künste  —  I 
machen  gilt  nicht,  wolgeraerkt!),  theils  durch  Vorbringaug  von  wtt 
liehen  Äuäicbten ,  wie  z.  B,  dass  der  Lehrer  am  sonst  niehta  da  id^ 
dem  Schfilcr  unverständliche  Sitze  des  Lehrbuchs  mundgen 
machen!  Mit  einem  Worte,  wenn  wir  uns  mancherlei  denken. 
Buche  nicht  steht,  und  sehr  viel  nicht  denken,  was  in  demselben 
kommt,  dann  kommen  wir  —  zu  etwas  ganz  Anderem,  als  dem'Vei 
einer  Metrik  für  Gymnasien*  von  Hr.  Öimon  Prem. 

Wien.  Michael  Gitlbaner, 


Einladung 

zur  5L  Versammlung  dentacher  Naturforscher  und  Aer 

Die  50,  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerite  »^ 
ehen  hat  zum  diesjährigen  Versammlungsort  die  Stadt  Cassel 
Die  unterzeichneten  Geschäftsführer  erlauben  sich  nun  zu  der 
bis  24.  September  abzuhaltenden  5L  Versammlung  die  deutscheüj 
forscher  und  Aerzte,  sowie  die  Freunde  der  Naturwissenschaften  i 
einzuladen.  Wir  stellen  hie  bei  an  diejenigen  geehrten  Mitgli^j 
Tbeilnehmer,  welche  sich  durch  Vorträge  oder  Denionstrationei 
^heiligen  beabsichtigen ,  das  Ansuchen  die  bezüglichen  Themata' 
Mittheilungen  den  Unterzeichneten  motrlichst  ball  vor  Beginn  defl 
Sammlung  kund  geben  zu  wollen. 

Cassel  im  Juli  1878. 
Die  Geschäftsführer  der  51.  Vorsammlang  dentacher  Natnrfon 

Aerzte. 
Dr,  B.  StilUng.  Dr.  E.  GctIüdI 


Das  14,  Heft  des  2.  Jahrganges  des   Literaturblattes  t^  i 
Edlinger  (Wien  und  Leipzig,  J,  Klinckbr»i'U^   -nfi.tU*   .?.f  i 
und  sein  Verleger  von  Julius  von  der   I  iM 

mg  von  Jöseth  L<  wirisiyv,  der  modönv  al 

Berichte  ü'  'atoratur  ^  i  Kat^cher«  Knittditl 

sclmn,  /#oii  eilen,  Bilui 


[rste  AbtheiluD^. 


Abhandlnngen. 


Zur  griechischen  Authologis, 
ÜQgenannter  AutL  Pal,  V  83 

Die  LQcJce  im  Heiameter  hat  maD  Terschiedeii  ausgefüllt;  am 
>  hsteo  ist  die  von  Jacobs  aufgestellte  Vermuthung,  dass 
aiisgefalleii  sei.  Der  Schluss  des  Verses  erregte  ihm  kein 
%km,  ebenso  wenig  dem  Uebersetzer  des  Babelais,  G.  Eegis : 

kh  doch  wttrd'  ein  Wind,  und  jetzt  in  der  8onne  da  wandelnd 
ThÄtci>l  den  Busen  auf,  näbme&t  den  wehenden  einT 

nn  hier  darauf  an,  dass  die  Geliebte  „in  der  Sonne** 

US8  nicht;  ^scribeadum  igitur  suapicor,*'  meint  Meinek« 

22$f»  ^nuq    aAxag,  in  litore  maris  obambnlans  et  frigoris 

di  gnttm  sinum  anrae  recipiendae  denudans.""  Im  Wesentlichen 

elbe  läuft  hinaus  die  Coiijoctur  na(^*  dyag,  die  Dübner  auf 

und  Unger's  Empfehlung  in  den  Text  gesetzt  hat.  Mir 

^^     crj*?J  (obne  xvfiatoi;  oder  dgl.)  bedenklich;  aber  das 

wenigste;  ich  verstehe  nicht,  wie  nag*  dyag  oder  nag 

0tu)[€iv  ohne  weiteres  dazu  kommt  den  Sinn  rii  involvieren 

I  den  Wind  gehen"  (einum  aurae  recipiendae  denudans).  Ob 

äebt«  in  der  Sonne  oder  im  Schatten,  am  Meeresstrande  oder 

[Uumig^r  Ao  spazieren  geht,  ist  meiner  Ansicht  nach  für  diese 

OB  T6Utf  gleichgiltig;  die  Hauptsache  ist,  dass  sie  gegen  den 

i,  dem  Winde  nicht  den  Bücken  kehrt.  Und  wie  leicht 

i  Gedanken  herzustellen ;  man  brauchte  nur  AYr^JS  in 

I  ni  verwandeln : 

§!•"  ffVf^o;  yivofifjv^  aif  «fl  <fi)  artlxovüa  7t a^'  av^a^ 
m^^itt  yviivtötTttti  xat  fit  nvioita  Inßoig, 

\  Heckor  Comment,  crit,  1843  p,  45  zu  helfen:  av  di 

nct^ctiftd  aiTj&ia  yv^ndaat^f  „uttnam  tn,  foras  pro- 

Dtiniio  sinnm  nudares.''  Doch  in  der  späteren  Commentatio 


f.  4.  Marr.  üjmiu  1878.    VU<  Btfi. 


31 


M*^^^ 


48S  Ä.  Ludunch,  Zur  jpriechiachen  Anthologie. 

crit.  1852  p.  205  hält  er  an  der  Vulgata  aiyag  fast ,  will  aber  — 
woran  er  schon  früher  gedacht  (ebenso  6.  Hermann)  —  Ttqog  tür 
Ttaq  schreiben :  j^prödire  in  luminis  auras,  quem  aensam  hie  osioe 
aptum  puto.** 

aol  (Uiv  ravia  SoxovrT    earatf  iuot  Si  xaSt. 

Klaiidianos  Anth.  Pal.  V  86 

"lla^i-i  uoif  (fUt  *Poißa '  av  yao  d-od  r6|a  Tirairtav 
ißXfj9-rie  vn*  ^EQtnoq  vn   loxvno^ounv  ounotg, 

Brunck  änderte  iv  (oy.v7r6QOiaiv  oiardig,  wogegen  Jacobs  zu  V  74,2 
den  Einwand  machte :  „at  vno  sie  interdum  abundat  ante  datiTOB, 
ubi  vim  ablativi  habet."  Daran  kann  ich  nicht  glauben;  wenigitm 
ist  keines  der  angeführten  Beispiele  dem  unsrigen  annähernd  ähidieh. 
Das  zweite  V7r'  scheint  an  unserer  Stelle  einen  so  starken  Schab  ib 
Metrum  zu  haben ,  dass  seine  Entfernung  schwerlich  gelingen  dfirfte 
(Brunck^s  ev  ist  ein  Nothbehelf) ;  höchst  wahrscheinlich  gehört  es  a 
dem  Yorangegaugeuen  Genetiv  Eqiotoq  und  das  vor  diesem  stehend« 
in  ist  verdorben.  Heinsius  (oder  AUatiua)  hat  dafür  in  vorge- 
schlagen, Boissonade  dn,  Schenkl  nsQ  (Sitzungsber.  d.  Wiener  Abd. 
1868  Bd.  43  S.  36),  van  Herwerden  nav  (Mnemos.  NS.  II  p.  307); 
vielleicht  trifft  xQvq)*  (nQvtpa)  das  Richtige.  Da  übrigens  auch  so  dvi 
Epigramm  jede  Pointe  fehlt,  so  wird  Schenkl  wol  Recht  haben,  im 
OS  nur  ein  Bruchstück  ist.  L.  Jeep's  Ausgabe  des  Claudian  (I  p.IiXXX) 
nachzuschlagen  mag  der  Leser  sich  ei-sparen,  da  in  derselben  ffirdn 
griechischen  Claudian  gar  nichts  gethau  ist;  nicht  einmal  s«M 
Vorgänger  hat  Jeep  gebührend  benutzt. 

Agathias  Anth.  Pal.  V  282 

'/f  ^Sivr^  MeUrrj  ravaov  (ttI  yi^Qaos  oiJcf^ 
Trjv  und  rfjs  ijßrig  ovx  dn^d-ijxi  YttQi'V, 

dXV  hc  fjia{}uaCQOvai  naftritdeg,  ofiua  öe  d-iXyeir 
ov  la&e'  rdtv  <f*  Ix^otv  i)  oixdg  ovx  oklyt^. 

filfjLVii^  %ai  t6  (fQvayfia  ro  nni^ixor'  ivdd^f  ^fyvttr 
oTXi  fpvaiv  vixäv  6  /ouvik  ov  dvvarat. 

0.  Schneider  Gallimach.  II  p.  646  interpretiert  die  Worte  omm  ^ 
d-ilyeiv  ov  la&e  folgendermassen :  „oculo  non  latuit  (ocnlus  nonk* 
litus  est)  demulcere  (amatores) ,  etsi  annorum  decas  non  parra  est;' 
aber  selbst  wenn  sie  das  wirklich  heissen  könnten  (lade  =  obfito 
est?),  gäben  sie  meiner  Uoberzeugung  nach  immer  noch  MM 
passenden  Sinn :  „ ihr  Auge  vergass  nicht  zu  bezaubern*'*)  W 

*)  Herworden  Mneraos.  NS.  II  p.  312  conjiciert  öfifia  ik  ^Üftß 
ov  lad- er*'  (ov  J'  irtatv  ij  ifexdt;  ovx  oKyrj,  ^^uorum  annoram*  ft^ 
„eins  annorum.^  Ein  würdiges  Seitens tück  zu  dieber  Emendation  findfl^ 
sich  drei  Seiten  vorher:  V  84  sermonis  ratio  postulut  ef&e  ^or  yif^ 
firiv  v7ion6f>(pvQov ^  bcpQit  u€  /foffly  uQüauivfi  /n^^ffoi  (für  /«f^^ 
ax^d^^ai.  x^ovtoi^.  Und  derartige' Incredibilia  kommen  in  dem  dtierlie 
Aufsätze  noch  mehrere  vor;   Neues   und  zugleich  Brauchbares  enthilt 


A.  I/uduncht  Zur  grieobiüchen  Antholügi«*. 


48S 


•IW8S  Aii4erea  als  was  wir  hier  verlangpn  mfl&scn  ^m  hat  nicht 
Bichgirla^son  (aufgehört)  zu  bezaubern/'  Dies  wird  Agnthias 
«fl  »  »ii«ge4r<ickt  btibeu:  op^ia  di  ^ilyov  »)  ov  Tta^s,  nach 
^m0rn  282  tKa^vdi  poi  oaas  Jidvir^  nanzaivovn.Q  613  iml 
yjfivaa,  usw.  Ffir  ftlfjvht  /ml  scheint  mir  nothwcndig 
_^,_M .j  .  yaL  —  Wenn  übrigpns  Dilthey  im  Rhein.  Mos.  NF.  XXVII 
ibeiiiHrkt,  .dass  Ägathiaa  die  Worte  nov  d*  himv  r^  Öinag 
^y  wörtlich  aus  KaHimachos  entlehnt  hat;  es  scheint  das  eine 
hmteD  Stellen  dieses  Dichters  gewesen  zu  sein**  — ,  so  mag 
tbiu*  seine  Bichtigkeit  hahon;  schwerlich  aber  wird  Kalli- 
r  Urheber  jouer  Redewendung  gelten  dürfen,  man  müsste 
dass  dchon  Leoaidas  von  Tareut  sie  ihm  abgeborgt 

i  rj, 

Bhianob  Anth,  PäI.  VI  173 

ynila(tji  KvßHtig  QioXvyf^tat  ^QXldxt  Öiuoaa 
tov  ßaQvr  fig  (tKoai  ri^ov  thio  (fTOfithtor^ 

r  vei langte  tag  u^g  {nii'Aag)  und  Kvßilj];  beide  Conjecturen 

Imir  nicht  überzeugend.  An  dem  vorletzten  Verse  scheint  Niemand 

1  genommen  zu  haben :  ich  finde  es  fast  unglaublich,  dass  ein 

[emassen    geschickter   Dichter    die    Zusammongehurigkeit    der 

Dative  ^«r*)  0^6/'^/  durch  das  eingeschobene  n€gi  dixXidi 

lig  sollte  in  Frage  gestellt  haben,  während  es  doch  so  nahe  lag 

durch  naQCi   diKlida  zu  vermeiden.    Beim  Scholiasten  zu 

1  Bhod.  II  722  'EQfioyivjjg  di  iv  rt^  TtBql  O^vyiag  (fr^air 

CEV  tiya  äae^raavra  n&qi  ttjv  ^Peav  fietaß^aXety  dg  zovzo  to 

i,  ml  dfi^  ctvtov  tov  noTapihv  ^ayyaQtov  ovopaa&^vat.  ttÄ,!^ 


iLu»ikir«st  wenig,  jtfdenfalls  unverhaitoiBmäBsig  weni^or  aU  man 
•  erwart«»  sollte.  Eine  gewisse,  wie  es  achemt,  bei  den 
lo^ron  letzt  epidemisch  gewordene  , geniale  Nonchalance* 
it«  xa  Tage,  t.  B.  p.  333,  wo  Folgendea  bteht: 
so  reddas  xal  txtai^ov  ti^nnvifuc&t  v?iyoP 
iptura  [iiiiuov  li^navoaa&i],  quamtümdiu 
>r^c  tulme  eiiiores  impeme  miror.^  CJnglück- 
;iucü  gemde  die  JttCöb«'achG  Ausgabe  sein,  die  ich 
chöne  Emendation  am  notieren  —  und  fliehe  da,  hier 
t»'  Hiiä  IUI  Text.    Dann  sciilag  ich  Dflbner*6  Ausgabe   nach« 
srdcn   benutzt  hat,   in  dem  Glauben  Dübner  müsse    wol 
fff«n  h&b*'"    '^'-i  Tu.i.Vit  rtr>r*i/nt  .  .»rriT^i-rtc;  aber  nein  —  Dübner 
Itojdreckl  wie  Hr.  van  Herwerden. 

YiirV  !  :  )L   und  die  ed.   pr,  Plan., 

cum  cetens. 
adewin  Zea^chrift  l  AW.  1843  S    924  forderte  wol  mit 


484  4*  Ludwieh,  Zur  grieohischen  Anthologu. 

oiop  diavTov^ÖQeiag  Jrj/urjTQoguQdviariv,  äg (prjai Eon^9og 

—  dürfte  nicht  mit  Hecker  (Comment.  crit.  1852  p.  246)  ^Piag- 
MfjTQog  zu  corrigieren  sein,  sondern  mit  Rücksicht  auf  den  eben  be^ 
sprochenen  Vers  des  Bhianos  ^Ogeiag  MtjTQog. 

Krinagoras  Anth.  Pal.  VI  227 

IlQOxXe,  ViOOfitlKTOV   doVQarilJV  »OMtfiOV, 

ev  fihv  ivaj(iaToiai  Suiykvnrov  xegdeaaw, 

tv  «ft  Tttxvvofiivriv  ev()oov  eis  oelfSa, 
nifjiTiii  XgivayoQtiSf  oXiyrjy  S6a$v,  eilk*  dno  dvfiov 

nltiovog,  dQTi^aet  avfinvoov  evfitt&i^ 

Was  in  dovgatlrjv  steckt,  weiss  ich  nicht;  von  den  mir  bekamtei 
Co^jecturen  {öovQaTiov  Toup,  öovQoveov  Bmnck,  dov^crrioi;  Bofln, 
diTiQorirpf  Geist)  ist  jedenfalls  keine  brauchbar.  Doch  Eins  scbaat 
mir  sicher:  dass  das  Schreiberohr  nicht  von  Silber  war.  Bnmek 
bemerkt:  „doyvQeov  cum  Reiskio  referendum  ad  ^fiaQ.  affifUf 
Tj^cLQ  diem  natalicium  vocat,  qnia  eo  mittebantor  dona  pretiosa»  aoHi 
argentea  etc.^  Ein  unglücklicher  Einfall,  der  keiner  Widerlegng 
bedarf.  Ich  halte  es  für  zweifellos^  dass  Krinagoras  nicht  aqyvfjKß^  j 
sondern  aQ'yvtfBov  geschiieben.  Diese  beiden  A4jectiva  sind  M% 
von  den  Schreibern  verwechselt  worden. 

Erykios  Anth.  Pal.  VI  255 

TovTo  2diav  xo  Slnaxv  xolov  xigag  tafi ßQaxitoxai 

ßovfioXyos  TttLQov  xXnaaev  aTtfiayiXov, 
onnore  uiv  xi'tjfiovg  re  xara  XaaCovg  re  x^Q^^^^ 

iifQ^cjv  notafiov  q-aüaffai*  in   aiovi 
y/vx6f4€rov  X^^^  ^^  '"'^^  t^vag'  airaQ  6  ßovntu 

dvxtog  ix  nXayitav  Yt\f '  6  dk  ^nuXta 
yvQov  nnexqdriU  ßoog  xf'^ag^  ix  di  fiiv  avrug 

ttXQfw  og  evfivxtp  näit  nttQd  xkufftf. 

Die  Verbesserungen  wf.ißQaxi(OTag  für  ovfißQaxiiivag  und  i^e(^ 
für  15  ^Q^iov  rühren  von  Hecker  bor.  Ob  avvag  richtig  überliefert  wi, 
bezweifle  ich  sehr  —  trotz  0.  Schneiders  Vertheidigung  in  der  Zeitschr. 
f.  AW.  1845  S.  822.  Derselbe  spricht  dort  die  Vermnthung  ans,  dl» 
vielleicht  ax^^og  svuvxo)  zu  corrigieren  sei.  Aber  abgesehen  davom 
dass  die  entsprechenden  übrigen  Genetivformen  dieses  Gedichtes  doch 
wol  evfiVKOv  erfordern,  ist  das  Epitheton  ni^vxog  für  einen  ^'^^' 
z einen  Baum  nach  meinem  Gefühl  völlig  unpassend.  Die  Vnlgi^ 
die  es  mit  xXiol<f  verbindet,  erklärt  man  ,boum  mugientinm  pl^ 

—  als  ob  xXiaia  ohne  weiteres  einen  Rinderstall  bezeichnete  vA 
der  sonstige  Gebrauch  von  evfivxog  jene  Bedeutung  irgendwie  reekt- 
fertigte.  Wahrscheinlich  ist  zu  corrigieren 

»VTvxT^  nü^e  nuQa  xXiaiq. 

Vgl.  Homer  II.  K  566  und  N  240  xkiairjv  &kv7CT0V. 


A.  iMdwtcht  ^m  grkchmhm  Antbolagie. 


485 


Leonidas  Auth.  PaL  VI  281 


dMv 


fvun  nal  4>(iiyifii  nvQtxuifai  ftutftnoXtvact 
JohSk'  ütp  (Oui  xut   nuliti  jt{toviii»u  }tu't  na^  ßtüu^t 

sagt  imDelect.  p.  113:  „Parum  aptum  h.  L  aßqvvetv,  qaod 

it  ^riMif^,  deliciis  frankere .    Legendtim  TJdetur  a<)^tVm^, 

üi^hitcat  puelMa  et  ad  nuptias  maturfscat.  Qiiod  verbum 

^ed&  frtigihus  dicatur,  etiam  ad  homiDi^B  traiisferri  constat, 

alkas  Bt-kk.  Aoecd.  p.  345  ad^vrm :  aÖQoy  Kai  ^iyaf  jroiij* 

9ff€9Afjg.'*  Dasg  Dtlbner  die  Conjectur  jd  den  Text  gesotst  hat« 

il  nicht  billigeri;  detiu  die  tqu  Meineke  oitimie  Stelle  beweist 

^Hpiid^tViii'  auch  voQ  Meuscheit  gesagt  wurde,  um  so  weniger 

BBuit  fidyav,  Bondem  fi^:Ya  ^teht.  Ueberdies  gehe  ich  in  der 

Heht  ein ,  was  au  den)  aberlieferten  aß^vvmt;  auszusetzen  sein 

kflgest  du  sie  aßgar  uiach^'n'*,  d.  i.  sie  mit  zarter  weiblicher 

^^piiusstatton.  Unangemessen  wire  der  Ausdruck  f&r  einen 

»  4Behr  pÄSsseiid  clAgegen  i^t  er  fär  ein  Mädchen.  —  Im  vor» 

Verse  wellte  Jacobs  8 ich  tu  nayorrjia  aus  dem  Folgenden  die 

tioD    naqa   orgiluzen ,  waa    anmdglich   angeht*  Passow  und 

vermiithetiin  avd'  lov  aoi  Kcsta  noKKa  fr^oi'r^ia  i  aber  dann 

jLa  im  höchsten  Grazie  anstOssig.  da  es  in  dieser  Stellung  nicht 

iura  sein  kann  *),  Geists  Conjectur  itqovaia  hat  mindestens  das 

ich,  dass  sie  dem  Dichter  eine  unepische  Form  und  eine  in* 

t  Bedi^w^  rdot.  Ich  weiss  nicht,  ob  noch  Niemand  daran 

hat  t\i  a.  wiu»  jedenfalls  nahe  genug  liegt, 

sien  Vei*se  ist  zu  vor^rleSt  Iifia  VIl  223»  2. 


Gregor  von  JSaiiau/-  AjiUk  Pal.  Vlll  ^7 
§J  tii  mal  /njy»i  ^votp  otfvuoutv^, 

!    dasK  in  V.  2  nriyfj  das  Sabject  ist  (der  cod. 

,  hätte  darauf  fQhreu  müssen,  dass  der  ersta  Vepi 
Üüh  Will  also  lautete 
«f  f  ff«  if/r#^o^  *}  i  ti$ti  ydüt  Mut  4i  I  *#a  /i  /  r  ^  ^* 


a  Hcrraiiö»  (Wi<;n«jr  Jahrb,  1»43  Bd.   104  S.  286)  torlufift« 
^  Üim  ta  iMgoc  tu  indem  Ktheint  mir  unnj^ig. 


4m 


A,  Ludwidh  2ur  friechischcn  Antliologie. 


Daß  Simplex  hjfu  findet  ^icb  oft  vam  Entsenden  der  Stimmer 
Tones  n.  dgl.  gesagt. 

IToBsis  Anth.  Pal.  IX  004 
Bav^a^Htt^  ^oQifyftv  6  niva^  ^/***  ***'  y*  ^<^  y«ig>orJ 

iiüTiotvttv  ^fkit&^oiv  otofjivtt  TTOihuQfjV. 

Ich  bin  uberzüugt,  das8  Hecker  richtig  bemerkt  hat:  *«adiectii| 
yavQOv  panun  convenit  eleganti  matronae«  cuius  imagini  bi  versus  | 
scripti  fiierunt,  et  plane  repugnat  epitbeto  dyavnßXiqa^*  (04 
ment.  crit*  1852  p.  179).  Doch  scheint  mir  ^^otidQOv^  welcboa 
Vorschlag,  ancb  uicht  recht  geeignet;  jedenfalls  kommt  der^ 
lieferung  näher,  was  mir  eingefallen  ist, 

IV  yt  ro  y  {\ßöüv 

Zunächst  fuhrt  das  verdorbene  yavQoy  auf  t^  aßQov  zurnck ;  dem 
(mit  dem  spiritu.s  Ifnis)  findet  sich  dieses  Adjoctivum  in  den  Hll 
Schriften  häufig  geschrieben,  Wieolt  die  Bucbätaben  t  undy,  ßw 
mit  einander  verwechselt  wurden,  ist  bekannt,  üebrigens  Tgl.  Lo^ 
lll  15  zovTü}  yvvaiov  rjv  i/tanTor  i^  aa^tog^  viov  ytal  wQal 
xcfi  ayQOixiag  aßqot^qov,  Aeschylos  bei  Athen,  XII  p.  \ 
%U&iiv  Ire  7riU)xa/io^  cSare  rta^i^hoig  dßQoig. 


Nikarchos»  Anth.  PaK  XI  3^9 

rn  ykmatj'i)'  (Utvrjr  /ofjjo^  rixari^m*  tx**" 
Mal  tiv  ip?  nixTr,  Iv  *Patv(xtj  cfi  xa^^fvtfH^, 

xovx  tay  ix  ^eftiXrji  /i i^ooiptec^ijc  yfyoi'o^- 

üeber  den  dritten  Vers  hat  sich  der  greise  Fr.  Jacobs  l 
Diatribes  de  re  critica  aliquando  edendae  capita  duo  p.  37 
äussert:  „In  vocabulis  If^g  r;jur*' latere  atiquid,  qnod  proximis 
pendeat,  dubitari  neqnit.  Legendum  suspicor:  xat  tii  ' 

/,  iv  0oivUfj  äi  KaO-evdetg,  quud  dictum,  ilt  Ba 
apud  Invenal.  II  3.  Egregie  huc  facit  Philostr  Heroic.  init.  pJ 
de  interlociitoris  alterinn  gente  Phoenlcis  vestittt  Jonico:  Ivß^ 
7t£>rixij  TTjV  0niviK>:v  xatfax^v  ofiov  naaav*  xai  yQQqtr^v  hm 
Ttg^  o]^iat,  (fvym  ^ttj  fQV(fü}y,  nbi  vide  ßoissonadium  p,  276.  la 
Apollon,  TV  20  p.  15H  ftifißaXov  kov  xi<ifw<J*W  Ktti  tu»v  Jtgi 
%ai  Tj;s'  aXhj^  :^vßdQidng,  Ib.  VI  27  p    16*.   -      '  J 

«ijfoi%  n^ai  ^ißd^tdog  fä0ioi  rioav**^  Aber  ob  d  i 

dass  man  griechisch  ^^agen  körme  ^vßagtP  t^v,  ein  sybaritisches 
eühren,  möchte  ich  sehr  bezweifeln.  Ferner:  wie  sollte  aus  "' 
fntstanden  sein  ^piiv?  T>me  offenbar  verdorbene  Lesart 
Worte 


A.  IMMek,  Zar  ^echiscfaen  Anthologie.  487 

xoix  wp  ix  SefjiiXris  fiTigotgatprls  yiyovas 

sefaeioen  mir  fest  mit  Sicherheit  darauf  zu  deuten,  dass  der  Dichter 
Jen  fieDator  boshafter  Weise  mit  einem  Schmarotzerthier  verglichen : 

Jtal  av  Cgc  tlfAivg^  iv  4Hiiv(xf^  Sk  xa&ev^eig 

xovx  wv  ix  £sfiiXfjg  fAfi^oTQatfrjg  yfyovag, 

Aich  du  lebst  als  ^Xfiivg,  usw.  Das  Wort  ist  immerhin  so  selten« 
te  ein  Abschreiber  es  leicht  in  ^^uv  ^verbessernd  konnte. 

Mnasalkes  Anth.  Pal.  XII  138 

^Afinilt,  jUi^TTorc  (pvXla  x^f*^^  arr^vSova«  ßtüJüd-M 

StiSutg  ianiQiov  ni€id6a  Svofi^vav; 
pitivav  in  jivTil^orrt  neativ  vno  i\v  ykvxvv  vnvov, 

earoTf  roTs  xaXo7g  nttina  ^t^Q^CofA^vn, 

Emotiv  steht  im  cod.  Pal.  vno  tov:  jenes  ist  eine  der  eviden- 
tMteo  Besserungen  Meinekes.  Das  coiTupte  eatoTe  im  letzten  Verse 
^wandelte  Salmasius,  dem  Brunck  Jacobs  Meineke  folgten,  in  la^' 
m,  was  keinen  erträglichen  Sinn  gibt,  üeberhaupt  scheinen  mir  alle 
Tnaehe  verfehlt,  die  darauf  ausgehen  in  diesen  Vers  den  allge- 
■linen  Gedanken  hineinzucorrigieren :  ,,der  du  den  Schönen  (bis- 
iden)  Alles  gewährst^;  denn  weder  thut  das  der  Woinstock  noch 
hsn  er  es  thun.  Auch  dies  dürfte  kaum  im  Sinne  des  geschmack- 
ivDeD  Dichters  gesagt  sein:  „beeile  dich  nicht  so  sehr  mit  dem  Ab- 
mfen  deiner  Blätter,  Weinstock,  sondern  warte,  bis  Antileon  unter 
dir  in  süssen  Schlaf  gesunken  ist;  du  musst  wissen,  dass  wir  den 
Sekfinen  Alles  gewähren.**  Satt  dieser  allgemeinen  Sentenzen  erwartet 
UD  Tielmehr  etwas,  was  auf  die  Situation  directen  Bezug  hat,  etwa 

ßiiivov  in*  HtTiUom  neatTv  vno  tIv  ylvxin'  vnvov^ 
vatata  totg  xaXoTg  ndvrn  xaQiCofiira. 

i  l  die  letzten  (Blätter,  die  dir  noch  geblieben  sind)  alle  den 
USnen  hingebend.  Statt  des  Pluralis  roig  xaXolg  würde  freilich  der 
i^alaris  t^  naXip  (seil.  ^/^vriXdovri)  besser  passen. 

Paulus  Silentiarius  Anth.  Plan.  57 

''EMtf-^QpaT fjv  Baxj[fiv  ov^  ^  tfvoig,  dXX'  ij  r^^vri 
d-tixaro,  xal  {xavliiv  iyxctrifuU  Xi&tp, 

Bi  m  Übel  klingender  Versschluss ,  wie  dXk'  tj  Tex^rj  ist,  wäre  auch 
U  tai  meisten  anderen  griechischen  Dichtem  äusserst  anstössig 
(i  de  hexametris  poetar.  gr.  spondiacis  p.  43),  um  so  mehr  bei  Paulos 
BtttiariaB,  dessen  metrische  Künsteleien  selbst  die  des  Nonnos  noch 
totreffen  (s.  Beiträge  zur  Kritik  des  Nonn.  S.  46)  und  bei  dem 
tobam  nichts  vorkommt,  was  jenen  schlechten  versus  spondiacus 
^dOtien  konnte.  Gerhard  (Lect.  Apollon.  p.  146)  vermuthete  daher 
äU  fi«  %ixinj  oder  aXJi^  6  i:exvitrfi\  letzteres  verwischt,  wie  schon 
Jacobs  richtig  sah,  den  in  solchen  Epigrammen  sehr  beliebten  Gegen- 


488 


Fr. 


|tZu  V&leriuä  FUocu^  IIX,  412  Ü 


&at2  zwischen  qwaig  und  tixvtft  er steres  scheint  mir  nicht  minder  rc 
werflich»  weil  im  MuDde  d^r  dargestellten  Bakchantin  selbst 
Epigramm  ausserordentlich  abgeöcUmackt  wäre.  Die  noth wendige  \x\ 
meiner  MeinuQg  nach  einzig  richtige  Bessemng  bietet  Chrisi 
(Anth.  Pal,  II):  a IIa  i  t  i'xv  i^  /«Axf /ryg  f^ridtjaev  itto  awQc 
etw/ir^g  30  und  dXXd  f  i^*X'''J  SifTfUp  dgattyr^Kit  xaiiQrjvE 
Znsamme nstoss  der  Yocale  in  dXld  i  (urspruiiglich  nicht  vorht 
da  i  das  Digamma  hatte)  darf  nicht  befremden;  vr  ist  alt  und  ' 
sich  sehr  häufig,  z.  B,  Hom.  IL  E  613  dkld  I  ^lOtQa  (am  Verser^^ 
wie  oben  bei  Christodor  und  Paulus  Siientiarine l)  i;/  xtk  S  Xl 
dHA  l  f^tOiQ  iddfiaaü€,  Kallimachos  Hym,  auf  Zeus  13  aiXcr] 
^Pdvg  tiyvyiov  /.aHovai  ltx*owif  liiiidayi^ig*  Hym.  auf  Delos  it 
dXXü  f  naidog  igiKer  ciroc  toöa.  Euphorion  Fr,  55,  2  Meiu.  di 


Breslau. 


Arthur  Lud  wich. 


Ku  Valerius  Flaccas  III,  412ff.; 

Mrgo  fUn  puniceas  oricfM  ascenderit  undas. 
Tu  NOciüs  ae^cfis  udMibere  armttüm[U/e  magnh 
litma  deix;  me  iam  eoetus  accederf;  vcstroti 
Haut  fait  interea. 

Eine  Besprechnng  dieser  Stalle  dürtte  schon  aus  aem  t» 
angezeigt  sein»  reil  sich  gerade  au  diese  Stelle  eine  der  intei 
testen  principiellen  Streitfragen  knüpft,  die  sich  die  nenere 
logie  aufgeworfen  hat,  nämlich  die  Frage,  ob  anch  im  Lateinil 
der  Infinitiv  auf  ähnliche  Weise  im  imperativen  Sinne  gehi 
werde,  wie  dies  so  häulig  im  Griechi^hen  der  Fall  ist.  Währenlj 
einigen  Gelehrten  eine   solche  Gebrauchsweise   des  Inhnitifs 
Latein  völlig  abgesprochen  winl'*),  findet    sie  in  den  anderen 
eifrigsten  Vertheidiger.  Unter  den  letzteren  hat  sich  in  neuerer  Z«ii 
besonders  J.  Jolly  in  seiner  trefflichen  ^Geschichte  des  Infinitivs  ii 
Indogermanischen",  München   1873,   S.  181  u.   182  derselbe«  tau 
allem  Aufwand  von  Fleiss  und  Scharfsinn  aogenommen. 

B«vor  wir  zur  Besprechung  der  oben  angefahrten  Stelle  d6f 
VaL  FlaccQg  schreiten,  erachten  wir  es  für  nothwendig,  die  Bew«i*«i 
die  far  eine  derartige  Gebrauchsweise  des  lateinischen  Inftnitivs  gt- 
wohnlich  angefahrt  werden,  etwas  näher  zu  hetrachtou  uud  m  KlUii 
SU  OAtdrsnchen,  inwiefern  sie  bei  der  Behandlung  der  olien  iMCtth^ 
tea  Streitfrage  vou  Belaug  ^ind. 


Dioo.  IX  132,  Paul  SIL  ti^ifg 


So  Jacub»   und    iXihuer    talschlich   f(ir    ßt^^ylim^   VgL 
hitL  U  564  usw. 
)  Vgl.  unter  Anderen  K.  Herxog^.    die  Syotij  i 

Flw3kei»en'd  Jahrb.  107  (Jahrg.  1873),  fj.tl:  ,eiBt?ii  i 
hat  <li«  Latein  nicht* 


Fr.  Maiitn^r,  Zu  Vaienu^  Flaccus  lU,  il2  it,  488 

Dit  Beweise  nun  lassen  sich  auf  folgende  drei  zurück  führen: 

L  Den  Gebrauch  de€  Infuitifs  im  imperativiseheii  Sinne  kennen 

ik  indogormanischen  Sprachen; 

$,  Der  IniittiüY  kommt  in  äolcher  Weise  häufig  in  den  roma* 

po  Sprach^>n  vor; 

I Z.  WerdiiQ  einige  Stelien  ans  dem  Latein  selbst  beigebraoht» 

ch  der  Ansicht  der  Anhänger  dioser  imperativen  Tlioorie  nur 

1  die  Anuabme  einer  solchen  Crobrauehs weise  des  lat.  Intiniüvä 
Verden  können. 

Was  vor  allem  anderen  den  ersten  Punct  betrjBFfc,  so  kann 
ihl  in  Ftage  gestellt  werden,  dasB  wirklich  verschiedenartige,  mit 
AJbUDeD  f^Iafinitiv"*  belegte  Bildungen  in  den  meisten  indogor- 
IriiriMiii  Sprachen  eine  solche  absolute  Gebrauchsart  aufweisen,  die 
m  Iznp^rativ  entspricht.  So  werden  im  Altindischea  die  Locativ- 
ittogen  auf  -sani  ^  und  die  Dativbildungeu  auf  -dhjfü,  die  unter 
m  Dativen  eigentlich  Anspruch  auf  den  Namen  Inßnitiv  haben  ^), 
ikl selten  in  imperativ ii^-cher  Bedeutung  angewandt,  und  zwar  letztere 
^1  nnr  im  Sinne  der  zweiten  ,  sondern  auch  der  ersten  Person. ') 
IMTbo  ODpvr  '  ^  '  brauchsweise  einet»  sogenannt^u  Infinitivs 
f  -ön»  ist  lieu  und  beim  Infinitiv  auf -tv^wi  im  Gu- 

Äti  iöu.  *>    Unter  den  europäischen  Sprachen  ist  vor 

im  I)  des  Infinitivs  statt  des  Imperativs  im  Griechischen 

Wonen  ^);  von  den  germanischen  Sprachen  kennt  die  gotische  und 

ahochdentsche  dieson  Infinitivgobrauch,  während  er  im  AU- 

entächen  und  Mittelhochdeutschen  nicht  zu  belegen  ist^).    Die 
Sprachen  endlich  weisen  ebenfalls  diese  Gebrauehsart  des 

nun  diese  Gebrauchsweisen  jener  den  Kamen  ^In- 

tingenden  Formatiouen  den  impemti vischen  Gebrauch  des 

ita  im  Lateinischen  erhärten?   Ich   glaube   kaum.    Der  Ut. 

liv    bt   bekäuntUch   nach   der    wolbegründeten  Ansicht   fast 

Jicher  Sprachforscher^)  ein  erstarrter,  später  nicht  mehr  ge- 

;  Tgl.  Wilhelm  „de    infinitivi    ünguarura    sanacr.,    bactr. ,   pws., 
Ottc,  nmbr.«  lat.   goticae  forma  et  usu",  Eisenaeh  lS7ii,  p*  24 


»lly,  a.  a.  0.  S.  1^2. 

«)  Delbrück  in  K.  Z.  XX,  S,  234  ff. 


iUt,  S.  136. 


•j  Jollf.  S.  148  ü,  149. 

*i  Ö,  Cifrtiaa,  Grieche  Gramm.  §.  577  (10.  AuLj,  ß.  Köhner, 
K£  pi»oK  Gnunm.  II.  Theil  f.  474,  1,  S.  587  o.  588  (2.  Aufi.) 
•)  Jolly,  S.  15Ö. 

^»  Vgl  Vr.  Miklosirh,  Svntai  d,  sIäv.  Spr.  §.  860  o.  851. 

•l  Ff,   Bopp,    v^l  Gramm.    lU,   §,  849—886;   A.  Hoefer,    voft 

it.  \m^  im  ^Ättscrit,  Berlin  1840  S.  60  ff.,  Schweixer-Sidler 

IR  8,  357  ff,,  A.  Schleicher    Coropend.  |.  230,  8.  47»  f 

Wilhelm,  de  iuflnitiTi  lat  vi  et  nttura,  Eisenach  1869  und 

t»    ikr    iinter  2)    angeführteo   Abb&ndlnng;   L.  Lange. 

Juag  4e%  kt  infln.  praea.  pass.  in  den  .Denkschriften  der 

Äktmmvt   der  Wijäem»chatten ,    pbil-bistor.  Ol*    S.   1   f.; 


IM  Fr.  Mautner,  Zo  Valems  FIäccu»  111,  212  ff. 

Üflilter  und  daher  auch  verkrirzter-  Dativ,  der  vom  PrftsiNisst&mQ 

mittelst  des  Suffixes  -a^  gebil<1ct  ist^  und  hat  bezüglich  seiner  For 
matioo  nur  in  der  altindischen  Infinitivhildung  auf  -ase  wie  g*it 
(völlig  eotsprechend  (iein  lat.  tHvcre)  sein  vollständiges  Ajialogou 
während  sonst  die  mittelst  desselben,  übrigens  allen  indog^er 
sehen  Sprachen  gemeinsamen  Suffixes  -as  gebildeton  Stämnae  \ 
zu  Infinitivsfunctionen  verwendet  wurden.  Der  lat.  Infinitiv  strn 
somit  2war  mit  den  froher  erwähnten,  in  den  andern  indogermaiiis 
^chen  Sprachen  mit  der  Zeit  als  Infinitive  gefühlten  Bildungen  tu 
sofern  überein,  dass  auch  er  sowie  diese  ein  erstarrter  Casus  ist,  do 
scheidet  er  sich  völlig  von  ihnen  durch  das  tu  seiner  Bildung  in 
Wendung  gebrachte  Suffix  und  ausserdem  noch  dadurch  ab,  dass 
jenen  in  den  übrigen  Sprachen  zur  Infinitivgeltnng  gelangten  Ve 
Substantiven  die  wenigsten  selbst  dativischer  Natur  sind.  W« 
daher  diese  Infinitivbildnngen  gelegentlich  auch  im  ioiperatii 
Sinne  gebraucht  werden,  so  folgt  daraus  noch  keineswegs  * 
auch  hei  der  im  Lateinischen  mit  dem  Namen  Infinitiv  xar' 
benannten  Bildung  der  Fall  sein  müsse»  da  es  ja  bekanntlich 
indogermanischen  Sprachen  auch  sonst  noch  Infinitivbil dangen  i 
gibt»  die  im  imperativen  Sinne  nicht  gebraucht  werden. 

Es  wird  daher  bei  einer  rationellen  üntcjsucbung»  ol' 
Infinitive  eine  solche  iniperativische  Kraft  zukomme,  auf  dii; 
tive  Geltung  einiger  Infinitivbildungen  in  den  anderen  inde»geii 
sehen  Sprachen  kein  so  grosses  Gewicht  gelegt  werden  dürfoa| 
dies  gewöhnlich  geschieht. 

Mehr  Iteachtung  dagegen  verdient  der  an  jwei? 
Beweis  angeführte  umstand,  dass  in  ilen  romanisch eu 
Infinitiv  nicht  selten  im  imperativen  Sinne  vorkommt.  Fr.  OiivJ 
Öramm.  d,  rom.  Sprachen  111,  S.  211  a.212  nnd  S,  253,  q  <3.Ättfl.H 
hat  dies  mit  Beispielen  belegt  und  gezeigt,  dass  derselbe  ßi«'id  5Dr| 
statt  des  positiven  (im  Spanischen ,  Portugisischen  und  Altt 
sehen),  sondern  auch  statt  des  prohibitiven  Imperativs  (im 
sehen  besonders  für  den  Singular,  im  Dacoromanischen,  Proveu 
sehen  und  Altfranzösischen)  vorkommt  Doch  wird  auch  dieser  1 
bedeutend  von  seiner  Kraft  verlieren,  wenn  wir  bedenken, 
romanischen  Sprachen  nicht  Töchter  der  lateinischon  Schf 
spräche»  sondern  aus  den  Volksmnnd arten«  wie  sie  in  It 
gesprochen  wurden,  hervorgegangen  sind')  und  dass  somil  «flkj 
die  Walirscheinlichkeit  sehr  nahe  liegt,  dass  der  GebnAich  det  1 
iivs  statt  des  Imperativs  aus   der  Vulgärsprache ,   nicht  w»  Alt' 


E.    Herzog,   ft.   a.    0.;   J.  Joliy,    S.  195;    1*.  Meyer,    vjfl 
U,  S.  120  f.;   W.  Oorssen,  Aassprache  efcc,  11.  äw  47ö;  B.  K 
»uflföhrl  iftt  Griunio.  §.  167,  1  p.  447. 

•)  V^^l.  M.  Maller,    Vorlegungen    über  die  Wi^iensdliAd 
I.  Bd.   V,  Vorl.,  deutsch    v.  C.  ßöttger.    3.    Aufl,    S.  234   t  •.   IL" 
M  Vorl.  p.  303  f.  2.  Aafl.;  Di^x,  Gramm, 
g.  3  f 


d,  rom.  S|»r.  1.  Th- 1. 


Fr,  Muicner,  Zu  ValcriQS  FlaccuK  lU,  ^212  ff. 


Ml 


raehe  in  die  roTRanischen  Sprachen  tibergegangen  ist,  eine 

MSfllelLkeit,  die  gewiss  jeder  unbefangene  Beurtheiler  wird  zageben 

flimiiu    AJs  Grand,  weshalb  die  ROmer  diesen  imperativen  Inüniti? 

llehC'iii  di«  Schrift gprache  aufgenommen  haben,  nicht,  wie  Jelly 

S.  1D2    m^int,   ,  weshalb  der  erst  im  Romanischon  wieder  hervor- 

tode    befehlende  Infiniti?  den  Lateinern  abhanden  gekommen 

l&ffie  der  von  Jally  im  Anschluss  an  M.  Schmidt  „über  den 

1^**  S,  65  angeführte  Umstand  sehr  plausibel  erscheinen,  daae 

D9r  dem  historischen  Inßnitiv  einen  grösseren  Spielranm  ge- 

"Itab^Ki   als  irgend  eine  der  verwandten  Sprachen.  Sollte  der 

laytratt Tische  Infinitiv  den  Hörnern  abhanden  gekommen  sein^  so 

litte  lies  ohne  Zweiiel  vor  der  Zeit  geschehen  sein  müssen^  ehe  die 

teflnge  dnr  röm.  Literatur  datieren,  da  sich  doch  sonst  wenigstens 

«ia%e  Spuren  davon  erhalten  hätten.   Denn  in  der  lat  Schrift* 

•'•»"»che  —  und  hiemit  kommen  wir zn  dem  dritten  Eingangs  dieser 

I  angeführten  Beweise  —  findet  sich  mit  Ausnahme  etwa  der 

^'  ""^  aus  Val,  Flaccns  kein  einziges  auch  nur  halbwegs 

I,  das  die  Annahme  einer  solchen  Gebrauchsweise  des 

IVB  üothwendig  machte.  Weder  W,  Holtze')  noch  A.  Drae* 

üken  auch  nur  mit  einem  einzigen  Worte  derselben  ^  nur 

ig  hat  an  vier  Vergilstellen  (Aen.  II,  349,  707,  III,  405, 

dieselbe  angenommen.    Diese  Stellen  sind  jedoch  —  ge- 

-.'t  —  so  problematischer  Natur,  dasssie  bei  der  Erörterung 

iji>er  HH  Ijtigen  Frage  eigentlich  gar  nicht  in  Betracht  gezogen  zu 

ifrd*»ii  vprd jenen,  leb  erachte  es  daher  auch  nicht  für  ndthig  auf 

näher  einzugehen  and  verweise   nur  auf  die  zumeist 

mg  derselben  bei  A.  Forbiger ;  auch  habe  ich  dieselben 

ifliner  Abhandlung  ^Dc  infitittkH  usu  VcrgiUano  Zagrabiae  1877 

.'>T  -.1  -  ausführlich  besprochen, 

wie  schwacher  Grundlage  die  Annalime  dieser  Gebrauchs- 

lat.  Infinitivs  beruht ,  geht  zur  Genüge  schon  daraus  her- 

>f,  da!§**  selbst  Jolly,  einer  der  eifrigsten  Vertheidiger,  sich  p.  181 

dmigeD  sieht  „nur  an  einer  Stelle  einen  idiomatischen  Gebrauch 

rtetverativTschen  Iniin itivs  mit  S  ic  herbei  t  anzunehmen,*    Es 

d.  Stelle  aus  Val.  Flaccus,    Und  in  der  That  ist  dies 

ro  Stelle ,  die  bei  der  Behandlung  dieser  Frage  unbe- 

1  *  ht  gezogen  werden  muss.    Allein  eben  dieser  Um- 

1,  •j.-^.iM  ^w  in  der  ganten  doch  gewiss  umfangreichen  römischen 

itur  die  einzige  ist,  macht  sie  im  höchsten  Grade  verdächtig. 

i  gfauibe  daher  von  der  Wahrheit  kaum  sehr  ferne  zu  sein,  wenn 

^mb  Stelle  fnr  corrupt  halte.    Man  könnte  allenfalls  v.  412  tu 

ftndem  und  tc  adhibere  sich  abhangig  denken  von  einem  ans 

fr.lc^iiTf4eii  zo  snpplierenden  faa  €st^)\  doch  halte  ich  es  für  ein- 

-  vntaii«  TirisHinara  »criptorum  latinoram  Lipsiae  1862. 
»I   Ri-.toT!  :a  der  lateinischen  Sprache.  Leipzig  1874 

»I   [»ie-  t  '  ^röti^t  brieflich  raitgetheilt«  Verraathung 


ors  L.  Lui 


gQtigst  brieflich  mitgetheilt«  Vermathung  Hrn . 


4m 


«A  Eappoldr  Zu  den  griechlscheii  Tragikern. 


fachcr  die  Stoüfi  £»o  zu  emeDdieren,  dass  statt  adhihere  zai  scbxbiki 
sei  adhibefue»  Freiticli  würden  wir  die  Partikel  quc  hgif^M  ricbl 
nach  socios  erwarten  (soeiosque)^  doch  ist  es  ja  kinläogUch  Dekik&i^ 
daäs  die  Dichter  sich  solche  freiere  Stellungen  der  Partikeln  que^ 
aiieh  et  nicht  selten  erlauben.  VgL  Hör.  carm.  II,  19  crr  f^odi 
tetißUquc  a'ura,  carm.  saec,  22  ut  canta$  rcßrüiqm  ludo$, 
l,  6,  43,  Ovid.  Met.  XU,  109,  XIV,  30,  Tib,  I,  3,  56  MesmllQ 
terra  dum  scfiuiturqt^  tnart  ^  terra  marique;  Hör.  carm,  U, 
25  Quis  udo  deproperare  apio  corowis  curatve  myrt^  ?  Vgl.  Va 
Place.  UT,  560  nil  umbra  comaeque  Turb(M?üque  Bimu6  surgetäi 
ad  oscula  Nymphac  etc.  ') 

Es  wird  diese  nach  dichterischem  Sprachgebranche  entsohiedi 
zulässige  Conjectur  um  sa  weniger  Bedenken  eiTegeu  kOunen »  vei 
man  erwägt,  dass  es  vielleicht  in  der  ganzen  römiBchen  Litetiata 
keinen  iiweiton  Dichter  gibt,  der  die  Partikel  que  mit  sg  entschiede- 
ner Vorliebe  gebraucht^  als  Val,  Flaccus.  *) 

Agram.  Fr.  Maixner. 


Zu  den  griechischen  Tragikern. 
Aefi€h.  Agam  467  ff. 

ro  d'  vntQXonüH  teXt'Hy 

Die  Stelle  ist  sicliierlich  verderbt.  Das  Verderbnis  iat  u^\ 
Enger,  Dindorf  n.  A.  in  waoi^  zu  suchen,  lieber  den  Sinn 
man  nicht  im  Zweifel  sein:  Äeus  stürzt  das  Hohe^  den  Wkßoq  ayo* 
naxtv^Big^  ein  Gedanke  der  bekanntlich  sehr  hflnüg  bei  Herodi>t 
sich  findet,  aber  auch  bei  den  Tragikern  (Eurip»  frg.  ^64,  frg.  a4«eip« 
245)  \un]  spetiell  bei  Aeschylos  (Pers.  827,  Sept.  769),  Das  ?«f- 
muthete  Agnaavttg  passt  niclLt  wegen  des  Metrunis  io  dir  Stttipba*  I 
Ausserdem  sagt  der  Grieche  gewöhnlich  ßaXUiv  vtva  tivi  Eineii  auij 
etwas  treffen,  nicht  ßdlJUtv  ti  itvi  etwas  auf  Einen  werfen;  ^ 
Waffe  steht  als  Mittel  im  Dativ.  Ich  vermuthe  oiati^i^.  , ,  .xt^v 
voi\  Sübjeet  dieses  Satzes  ist  das  uamlicbe  wie  im  Vorausgebän^t*tt « 
Ki^atvoi  entspricht  auch  dem  'AtQeiäaii^  in  der  Strophe,  Die  Ver- 
bindung olaigog  Ktgavpov  findet  sich  auch  Eurip.  H,  f.  862,  Ik* 
zägüch  der  Stellung  von  Jui^ev  vgL  Agam,  23  diK^goyor  i^/^ff 
3cai  ätCHJ}T€tgoi   ti^fjg. 


T.  Krftgir.i 


«)  Vgl.  Zumpt,    Iat.   Gmram.   §.  Sf»H   (13.  Aufl.i 
Ittt  Gramm,  p.  716,  Anm.  2. 

■)  Freilich  bleibt  es  noch  immer  denkbar »  das«  ein  Diebt«r  j 
ValeriuB  Fla<^as,    der   auch    noch    an    anderen  Stellen    d 
Sprachgebrauch  nach  dem  griechischen  zu  modeln  wagte»  r  a* 

h^^  auch  den  Imperativischen  Gebrauch  des  Infinitiva  au^  d«r  U^m« 
6c£en  Sprache  in  die  lateiniache  zu  übertrageii.  Anm.  der  Red. 


J.  Bappcid^  Zu  den  ^echischen  Tragikern.  498 

Elr.  Aiidr.  746  üjuS  yoQ  uvriaroiyog  wß  (ptavrjv  f/nst 

diwtnog,  ovSkv  itXXo  nX^v  liyHv  fiovov. 

Bei  dieser  Schreibang  Dindorfs  ist  das  alleinstehende  advvcctog 
mmständlich  und  d6r  Infinitiv  Xiyeiv  kaum  erklärlich.  Wenn  Nanck 
mch  advpotog  kein  Komma  setzt,  so  ist  der  (bedanke  falsch;  denn  der 
Sim  ist  offenbar:  dn  kannst  nichts  anderes  als  reden.  Das  von  Nanck 
«ngeschlagene  l%fi»v  für  fiovov  steigert  nur  die  Schwierigkeit  der 
GoBstroction;  überdies  ist  die  Aendernng  hart,  und  extov  nach  dem 
in  Toransgehenden  Verse  gleichfalls  am  Ende  stehenden  ix^S  ^^P* 
pdt  hart.  Leicht  wird  die  Oonstniction  and  gering  ist  die  Aende- 
roag,  wenn  wir  ov  dwctzog  ovdiv  aXXo  nXrjv  Ifyeiv  ^ovov  lesen. 
9w  Daktylus  im  ersten  Fusse  ist  nicht  zu  beanstanden;  s.  Dindorf 
d»  metris  poetarum  scenicorum  S.  35  Ool.  2. 

J.  Rappold. 


Zweite  Abtheilung. 


Literarische  Anzeigen. 

De  Xenophontis  libro  qui  AayLeöai^oviwv  nolireia  iDScribitOTi 
scripsit  Ernestus  Naumann,  Dr.  phil.  1876.  Prostat  Berolini  ipni 
W.  Weberum.  4  u.  62  S.  8«. 

Die  sogen,  kleineren  Schriften  Xenophons  sind  sowol  im  Quam 
als  auch  gesondert  schon  vielfach  der  Gegenstand  eines  eingehendin 
Studiums  von  Philologen  gewesen.  Vorzüglich  sind  aber  ausser  dio 
IIoQoi  die  beiden  7/oXiT£7ai,  sowol  die  der  Athener  als  die  derLiks- 
daimonier,  in  einer  Beihe  von  Abhandlungen  besprochen  worden,  lad 
zwar  ganz  besonders  hinsichtlich  der  Fragen  nach  ihrem  Ver&aiff 
und  nach  ihrer  Entstehungszeit  und  -weise.  In  Betreff  der  nohtdä 
yi&rjvaiwv  ist  man  nun  wenigstens  einig  darüber,  dass  es  keine  Xmo- 
phontische  Schrift,  sondern  das  älteste  uns  erhaltene  Denkmal  attiadier 
Prosa,  das  Werk,  eines  dem  Namen  nach  unbekannten  Verfisuffienttt; 
in  der  genaueren  Bestimmung  der  Abfassungszeit,  wieinderErlftuterong 
des  Zweckes  der  Schrift,  ihrer  ursprünglichen  Form  and  ihrer gv 
merkwürdigen  jetzigen  Beschaffenheit  weichen  indessen  dieAnsicbtci 
bedeutend  von  einander  ab ,  and  man  hat  sich  mit  der  Hypothese, 
welche  Eirchhoff  auf  Grund  einer  genauen  Untersuchung  ausgespro- 
chen hat,  bekanntermassen  wenig  zufriedengestellt,  so  dass  bereits 
mehrere  neue  Abhandlungen  und  —  Hypothesen,  so  vonWachsmoth» 
Schmidt,  Bettig  und  A.  veröffentlicht  worden  sind ,  welche  Srehbof 
neuerdings  zu  einer  Entgegnung  veranlasst  haben.  Die  TroiU^f'^ 
Aax€Öai/novio)v  ist  bei  Weitem  nicht  so  anziehend  und  lehrrwok 
wie  die  der  Athener  und  bietet  weder  im  Ganzen  noch  im  Einiehion 
so  viele  interessante  Probleme  der  philologischen  Kritik  und  Henne- 
nentik  dar.  Es  mag  darin  der  Grund  enthalten  sein ,  warum  seit  der 
Publication  der  Lehmann'schen  Schrift  im  J.  1853  („Die  Schrift  vo» 
Staate  der  Lakedaimonier  und  die  panathenaische  Bede  des  Isokr»t9S 
in  ihrem  gegenseitigen  Verhältnisse")  keine  besondere  Abhand- 
lung über  die  noXtveia  uiayuöai^oviiov  erschienen  ist,  undnnr 
bei  Gelegenheit  von  diesem  oder  jenem  Gelehrten  ein  Urtheil  ^^ 
dieselbe  gefällt  oder  kritische  Beiträge  zur  besseren  Gestaltung  des 


NH,  X^oopbontis  nöXtrtftt,  ikng.  t.  L,  Öwiklimhi.    40& 


ui»  T€rdorb«n   überlieferten   Textee  geliefert  worden   sind.    Auch 

CetNftt  und  £}prianaä  haHeu  die  gen.  Xonoi>bonti6clie  Broschüre  nicht 

M,.!.^^  T,  i      11.    ^j^^  ^g  ^^^  darum  ein  recht  pasäendes  Thema  für 

tation,  das  sich  Nauuianu  ges«te)lt  hat,    diese 

U  mu  Mal  allseitig'  zn  erörtern.    Er  thut  dies  in  vier  Ca- 

A  denen  da»  erste  f p.  2 — 21)  vornehmlich  über  den  Zweck, 

r  Autor  verfolgt  haben  soli^  handt'lt.    Demgemase  wondi^  er 

uinuächlich  gegen  Lehmann ,  welcher  der  Schrift  einen  roin 

li  Chai'akter  beimisst  und  sie  für  daii  Product  eines  Isokra- 

t,  der  die  von  seinem  Meiater  den  Athenern  gesyiendeten 

fjngen  nicht  billigte  und  in  einer  besondera  Schrift  wider- 

-  compiicierte  Hypothese  Lelmmiuis  über  das 

lefe  Funathenaikös  und  unserer  Politeia  fand. 

nur  uocii  bei  Wenigen  Anklang,  aber  sie  mus$te  doch  gründ- 

-.    -„.^-üiäsen  werden,  und  ich  finde  die  Naumann *»cho  Beweis- 

fl^rung   im  Ganzen  treifend  und  schlagend«   Dagegen  reicht  nach 

^"  *  *^'    "  Ti  bei  Weitem  da;*  nicht  aus.  was  S.  14  n.  15  Über 

der    einzelnen    Abschnitte    ^üsa^    wird.    Ich 

lluiite  iiam  \kiiLii>äQT  nicht  bei ,  wenn  er  die  anderthalbseitige  In- 

Mteflirft^  folgeodermassen  schlii^sst:  ^Tam  veru  ex  brevi,  quem 

imus,   canspectu  hoc   colligitur:    über   qaali.*^  exstat  certo 

Hspogitna  atque  ab  eo,  qui  singula  instituere  et  coniungere 

rii,  ......  scriptus  et  perfectus  esf.  Er  geht  alsdann 

in  Kürze  auf  die  Haase'schen  ümstellongcn   eio,   aber 

-  nicht  mehr  nöthig,  sie  des  Näheren  zu  besprechen,  weil 

^^sen  hat,  mit  Ausnalime  von  zweien,  die 

icht  anerkennen  will.  Ich  glaube,  dass 

ilem  nöthig  war,  den  Gedankengang  im  Ktnzeinen  zu  nnter^ 

und  klar  2u  legen*  Ich  denke  ^  dass  sich  dann  unter  anderem 

rausgestellt  hätte ,  dasf»  cap.  8  in  der  That  nicht  recht  in  den 

IT"  -■'      --  hirieinpasat,  in  welchem  es  steht,  und  daes  es  auch 

idu    mit  I  1—2  übereinstimmt.    Die   Broschüre    tat 

AöagÄf.  fellers  I  1  durch  <ii    "       '  ,.sjt 

da  st?iner  geringen  1j-  su- 

v^ordeu  irtt  durch  die  inui^dtv^ceza  der 

..,       .    ^  ...-^.._.  i  i  XU  habeu,  uacli  des  Verfassers  Ansicht 

W<?rk  de*4  Lykurgo«  ist.  So  ht^rcn  wir  denn  »uch^  Lykurg  habe  die« 

verordnet,  damtt  liie  Jungünge  und  die  Mädchen  krä^flig 

werden,  damit  sie  ^cheu  und  Ehrfurcht  haben  ror  den  Ge- 

1,   Lyknrgos  habe  die  öffentlicbeo 

Spartaner  zu  m^Bstigen  Leuten  zu 

t  iUin  Handel  und  Gewerbe  zu  treiben  fertioteii, 

_'ipr  7t  1   bowahrpn  Tr    1\  ^   er  habe  (dlBt  sttlll  in 

nicht  blo»  xcrieofi 


im  6  11«   Vi 


i  u    au^-'A 


y  VI  iH.  ij  if 


Lt  uijü  ^mu  Alleii  1 


^ ,  um  di  der  Tugend  bis  in'»  späte  Aller  m 

.us»<;u,   die  GprunliiiMahl   eingefOhit  iieiv.   Nur  in  CttpiUlB 


490    K  Naumann,  Xenapliontis  IloUjtfu,  aog,  f.  L.  CwOcUnski 

stellt  gescbrieben :    ^dass  die  Spartaner  am  meisten  von  Alleii  ^i 
Gesetzen  Gehorsam  leisten,  ist  bekannt"  und  ^Lykur^os  hat  seine  ( 
setze  nicht  publicieren  können,  bevor  er  nicht  die  1'       "  iai 

von  den  Mächtigsten  in  Sparta  und  eine  Sauction  d»M  df 

Delphischen  Gottes  erlaugt  hat**  (§.  1  u,  5).  Aber  nach  der  AnUg» 
des  Ganzen  handelt  es  sich  meines  Krachtens  nicht  sowol  daniu), 
die  Spartaner  den  Gesetzen  gehorchen,  als  vielmehr  darum,  auf  wele 
Weise  Lykurgos  es  dazu  gebracht  hat,  das»  sie  fügsam  find,  an 
auf  welche  Weise  er  die  Zustimnmrig  der  Machtigen  in  Spai-ta 
wennen  hat.  Zwar  wird  ausser  der  schon  erwähn 
Pythischen  Orakels  §.  3  u.  4  das  Kphorat   als 
•largestellt,  welches  die  Spartaner  vor  Allem  imGehorsti 
dieses  soll  nicht  eine  Schöpfung  des  Lykurg  a1I<>in,  soii 
auch  der  damals  lebenden  xQattotm  sein  {uy.og  de  xai  wffl 

g.  3  init).    Diese  Auseinandersetzuug  kHunte  Oberhaupt  nur  j 
Ende  der  ganzen  Broschtlre  an  Ort  und  Stelle  ac»in. 

Ich  übergehe  das  Cap.  13,  worin  die  Mach tbufnernif^f^A  df»p  KAtitft^ 
im  Kriege  erzahlt  sind  und  das  der  ursprünglir' 
sitjon,  wie  mich  dünkt,  sich  ebenfalls  nicht  giu  i  ; 
Entschiedenheit  ist  dies  jedenfalls  von  Cap.  15  zu  behaupten,  nnd  i 
Erklärung  Naumanns  beweist  Nichts,  der  sich  S,  17  dahin  äu 
^Atqae  aptissime  t|uidem  caput  quod  nunc  est  prins  roi  tacticadi 
tiir(c.  13)etfacileadp08teHu8(c.  15)trausitu8muüitur  Auctoris 
quoniam  civinm  officia  qiiae  essent  domi  militiaeque  exposuii  i 
cemque  ©phororum  potestatem  tetigit  8,  3   13,  5,  etiam  regiae^ 
statis  pars  altera  comniemoranda  erat,  quod  servata  cap.  12 
coniunctione  nisi  loco  eitremo  fieri  nou  potnit**.  Und  die  merkw^r 
Zwischensteilnng  von  cap,  14,  das  Naumann  ebenfalls  für  Xenepha 
tisch  hält!    Die  Annahme,  dass  ee  „librariorum  incnria  in  alienii 
locum^  versetzt  worden  ist,   liegt  zwar  ganz  nahe,  aber  ist  i 
ein  Nothbehelf,  eine  ganz  unbewiesene  und  för  mich  wenig 
wahrscheinliche  Annahme,  so   lange  mir  nichts  näheres  ikh 
Blattversetzung   angegeben  werden  kann.    Ganz  anders  vftrhl 
sich  ja  doch  mit  den  Blatt  Versetzungen,  die  KirchliofF  in  den 
Schriften  der  /toAit«/»  ^^jvaitov  angenommen  hat!  Und  nun  i 
Schloss  des  Ganzen*  Der  Hexameter:   %ovg  ^iayiedatffovlurv 
JUTc?  nQOterif.n]y^aaiv  „ad  sententiam  tarn  aptus ,  wie  es  Khuü 
erscheint,  ut  spondeo,  qui  est  in  sede  quinta,  hononim  gravi t^o  lU 
flänctitas  pingi  videatur"  ist  kaum  mit  Absi  ' 
Jedenfalls  ist  der  Ankündigung  der  n^al  beim  1 
in  keiner  Weise  entsprochen.  Man  erwailet  eine  nähere  Atisfüh 
mag  Kaumann  dies  leugnen  so  viel  er  will.    Und  seihst  wennt 
geschehen  wäre ,  könnte  nach  meinem  Gefühle  nicht  damit  die  { 
Abhandlung  schliessen ,  weil  ja  die  ri^m/ der  ßaatlelq  Bt 
nommen  nicht  in  den  Zusammenhang  hineinpassen  und  vielme 
in  dem  Sinne  gesclilossen  werden  durfte  ^  wie  der  Anfang  baUt 


uophoÄtlt  floXttifn^  ang.  %\  L.  (SrnkUnttkL    407 

Amtt  Hü  ühh^^s  Eingehen  auf  die  Eigenthömlicbkoiten  einiger 

ifho  k(^DUt^  vielleicht  j^ar  Entscheidung:  der  strittigen  Fri^e 

ffWt»  Nettragen,  so  U  0  nnd  der  Schlags  von  10,  VIII 1  und  X  8, 

Mit  ♦?ef  AbfasMingszeit  der  RLac.  beschäftigt  sich  da^  zweite 

1  mar  gelangt  N.  zu  dem  Kesultate,  dass  I^XIII  und  XV 

r«  TahreD  387  and  385  geschrieben  worden  sind.  Zu  dieser 

f  sich  N.  hauptsächlich  durch  VII  2  berechtigt,  wo- 

^'  'vj^rm  andeuten  sollen,  dass  Agesi- 

,:  bedeutender  Vortlieile  schleunigst 

A  ii  bat«  iiü  August  d.  J.  394,    Dies  ist  also  der  baupt- 

MUS  post  qnem.  den  N,  durch  anderweitige  Argumente 

tiras  liorabdräckt.  Indessen  ist  es  wol  möglich,  dassXenophon 

-   U-rv.ThebuDg  des  Gehorsams  der  Spartaner  an  Agesilaos 

:ht  hat,  aber  aus  den  angeführten  Worten  kann  man 

iTuie  Anni^utiiug  der  Art  herauslesen.   Ob  man  Praesential-  oder 

NiiKlaJbedeatiing  des  o/r£^  xai  yeyivr/im   annimmt,  immerhin 

kWU  dieser  Zusatz  ein  ganz  müssiger.   Der  unmittelbar  vorauf- 

pAtnd»  Butz  besagt:  Die  Grossen  in  Sparta  suchen  darin  ihre  Ehre, 

im  Gmt/itBü  zu  gehorchen  und  die  Gebote  der  Magistrate  in  Eile  zu 

i^fn^r^n  :  der  Schriftsteller  hebt  dies  als  thatsäch liehen  Zustand, 

h  immer  wiederholendes  Ereignis  hervor*    Was  soll  dann 

!  div3  ist  auch  geschehen"  oder  ^nnd  dies  geschieht  auch"  ? 

ji  t^ine  Randglosse  sein,  die  später  in  den  Teit  hinein- 

nn  ist  übrigens  wol  nicht  der,  wie  ich  meine,  den 

ufuen  hat,   Dämlich  die  Bestätigung,  dass  ange- 

ju  Sparta  den  Gesetzen  gehorcht  haben,  sondern  eher 

_..^  ,..o%  das3  sie  durch  ihr  gutes  Beispiel  das  Volk  nach  sich 

it*ii  gewusst  h»beD. 

jüng^gen  gebe  ich  Naumann  Recht,  wenn  er  behauptet,  man 

raip,  XIV  nur  in  der  Weise  erklären«  dass  man  annimmt,  es 

-  zwischen  Ol,  lOO.  3  v.  Chr,  G.  387  bis  OL  101,  1 

>  abgefasst  worden.  Die  diesbezügliche  Auseinander- 

M.  21 — 27  ist  recht  hübsch,   und  man  könnte  dieser  Zeit- 

.i»i*r  lu^r  etwa  dadurch  entgehen,  dass  man  einen  Sophisten 

:   für  den  Verfasser  dieses  Capitels  erklärt,  der  mit 

Bon^n  gi^s^Jit^it  habe,  ohne  ihren  wirklichen  Sinn  genau  zu  beachten. 

Im  dritten  Abschnitt  (S.  30 — 52)   geht  N.  auf  die  sprachli- 

Bi|^«DthQmiic)ikeiten  unseres  Tractats  ein ,  ordnet   und   ver- 

idllT^  das  von  Haa&ie  gesammelte  Material  und  kommt  zu  dem 

•6i  argumentandi  rationem,  verborum  delectum,  particularum 

figunirum  genus  stÜo  Xenophonteo  esse  exarata.    Den  Xeno- 

titiicbeii  Ursprung  der  Schrift  beweist  auch  der  Vergleich  der  in 

ftlt«Q  enthalt^^ncn  Sentenzen  und  ürtheile  mit  denjenigen,  welche 

ID  den  fjlirigen   nnzweifelhafi  echten  Werken  des  Xenophon, 

!i  der  Ki^ov  jicudua  vorfinden,  und  diesen  Vergleich 

V.  Capitel  (S.  52 — 62)  an,   welches  sich  in  gleicher 

daif  drille  durch  Sorgfalt  und  Genauigkeit  empfiehlt. 


»^(ftnfl  t.t«.  AttM/    Gymn.  m%,    VIT    Hcfi. 


32 


4B8  O,  Jahn   Cicero«  Bmtüs,  aag.  v,  B,  Krucshiewici. 

Das  Gesammtressultat  jedoch,  welches  der  Verf.  am  ] 
Abhandlung  kurz  iu  den  Worten  zusammenfasst :  ^liber  nou  i 
oxcerptus,  sed  perpetuus  est»  s'criptus  a  Xenophonte  in  fuiid 
lunteo  Ol.  98%  a,  a.  Chr.  n,  387  eitr.  — 385  in.,  compoi 
consilio,  ut  Spartanornm  respüMica  tauquam  optima  esset  Graec 
poneretur»  epilogo  denique  anctus  ab  ipso  Xenophonte  Ol- 
a.  a.  Chr.  378  fere  medio."  dürfen  wir  ans  den  oben  aogd 
Gründen  nur  theilwaise  als  richtig ,  tbeilweise  aber  ale 
zum  Theil  sogar  als  unrichtig  bezeichnen. 

Lemberg.  Dr.  L,  Öwiklii 


Ciceros  Brutus  de  claris  oratoribus  erklärt  von  Otto  Jahn, 
Auäag«  bearbeitet  ron  Alfred  Eb«rb&rd.  Berlin,  Wddmann'BClti 
handlang  1877.  6. 

Diese  neue  ßearbeitnng  des  Brutus  weist  im  Vergleiche ' 
dritten  von  0.  Jahn  besorgten  Auflage  (Berlin  1865)  de 
Schrift  sowol  in  kritischer  Wiedergabe  des  Textes  als  anch  ii 
mentar  erhebliche  Aenderungen  und  Zusätze  anf. 

In  kritischer  Behandlung  des  Textes  hielt  der  Verfasser 
roß  Jahn  zu  Ende  der  Einleitung  ausgesprochenen  und  anch 
von  den  neuesten  Kritikern  anerkannten  Grundsätze  fest,  ^da 
uns  erhalteuen  Brutushandschriften  ihrem  Alter  nach  nicht  ü) 
XV*  Jahrhundert  hinau.sgehen  nnd  ohne  Ausnahme  wesentlid 
einstiüiinende  Abschriften  des  verloi^n  gegangenen  Codex. 
oder  vielmehr  erst  einer  Copie  desselben  sind^^  und  bescta 
kritische  Grundlage  auf  die  von  seinen  Vorgängern  bis  jetrf 
gemachte  Zusammenstellung  der  handschriftlichnn  Lesarten«! 
ich  im  Ganzen  nur  diesen  umstand  von  geringer  Beden 
zu  machen  im  Stande  bin,  dass  der  VoäcT  Ambro 
praefat.  edU,  Turicens.  a*  1830  pg.  198),  in  welchem  Br 
lückenhafter  als  in  den  übrigen  Handschriften  erhalten  sein  |2| 
gar  nicht  und  der  Codex  Oxonknsü  {\p,  Orelli  Md.  pg, 
nnTcllstindig  untersucht  und  verglichen  worden  ist. 

Obgleich  übrigens  nicht  in  Abrede  zu  stellen  ist,  da 
Uaser  auf  Grund  der  bisher  bekannt  gewordenen  handscl 
Grundlage  den  Text  der  dritten  Jahn 'sehen  Auflage  sorgf&Itif 
sacht  und  denselben  theils  selbständig  theils  durch  kritiselie  M 
anderer  Gelehrten  (vgl,  EinL  S.  14)  unterstützt  an  folgen 
berichtigt  hat:  §,  39  tarn;  §,  69  [quippe-antiquiusj; 
bone;  §,  109  is  omnia;  %,  112  lectu;  %.  124  H  rUn ; 
darex  %.  133  iptur,  utquam.  In;  %,  160  [hu]*,  g.  U 
oentum ;  §,  199  \auditoni;%,  200  quodi  §,  207  rarius  ( 
[verum];  %,  246  tnir,  est;  §.  254  mm,  et  diffn, ;  g.  $9ß 
§.  298  quid  in  Lat ;  §.  S02  esset  et  ^  §.  307  ' 
so  mues  doch  eingeräumt  werden,  dass  die  Au 
lieh  gerechtfertigten  t  vom  Verfasser  eingefabrten  Con 


0  Jahn,  Cic^oi»  Brutus,  mg.  v.  B,  Ktuczkiewia. 


499 


fTT.*M  tt  t^gem!  ist,  um!  wenn  schon  Jahn  daraus  ein  begründeter 

Fit  werden  kann,  dasg  er  manchmal  ohne  massgebenden 

puaon  Grund  von  der  handschriftlichou  l^eberliefornng  ab- 

;(§,  16  reprcssus  esi;%,32let  perfectus  jttafftster];  §.  40 

»];  ^  ni-comcnpsi^ae;  §,  48  quasi  qui;  §,  8t  ex- 

VtmU  :  8.  701 1  ./ ;  §.  110  fit ;  §.  130  Brutus  magnum ;  §.  2^ 

^afe;  §.  iiS2  perfectt  (doctus),  so  trißt  derselbe  Vorwurf 

rhard  in  höherem  Masse,  da  er  nicht  nur  dm  von  Jahn  auf* 

■m  oben  bezeichneten  Aenderungen  folgt»  sondern  auch  viel 

re  and  gowa^'^tere  neue  einführt.  Die  meisten  derselben  be- 

unnachwoi>it>;iren  Annahmen  von  Interpolationen ,  welche 

'  ht  verdienen,  in  wie  fern  die  betreffenden 

i  lü  Texte  ausgeschieden,  sondern  nur  im  Teite 

durch  eingesetzte  Klammern  bezeichnet  worden  sind,  wie 

s.  pcrspici;  §.  82  qucm-praestitisse;  %.  110  cttamsi-csscnt; 

7  iS'disputando;  g.  130  ttt-molestus ;  §,  140  sed-vcrbis  (eher 

-caruti  nach  neque-locutus  zu  setzen);  §.  17^  omnino- 

197  qui'defendcrat ;   §.  215  nee  vero-defuisse  (Cicero 

n  oben  §.  214  in  den  Worten  nemo-posset  dieselbe 

usgesprochen ,  da  er  aber  hernach  §.  215  Ant    die 

t  derselben  noch  im  Besonderen  an  Antonius  und  Crassus 

.-  ..  .  ,  on  gesucht  hat  und  auf  diese  Weise  von  der  Hauptsache 

ihgiewirhen  iat,  so  mag  er  es  für  angemessen  erachtet  haben,  diese 

Maoptung  noch  einmal  als  erwiesene  Thatsache  zu  wiederholen, 

i^er  aus  derselben  so  wie  aus  dem  §.  210  und  213  über  Curio 

?n  die  durch  ilaquc  angereihte  Schlussfolge  möglichst  ersicht- 

&ben  woflte) ;  g>  ::^18  in  quo-fnisso ;  §.  J219  ut-posmsset\  §.  :^29 

lere\  §,  2B7  litternruni-imperUus  (im  krit.  Anhang  ausge 

.} ;  %.  2ß4  et  cekritate;  §.  J277  cömpcrissc  manifesto;  %,  293 

nntl  quam  diceretnus ;  §,  309  quam  putant ;  g.  327  erat-exci- 

-  Daneben  kann  ich  auch  nachfolgenden  vom  Herrn  Eberhard 

brten  r!onjecturen  nicht  beistimmen:  §,  21  graviter  (für  quasi. 

Hü  «i  i'^in  den    hyperbolisch   metaphorischen  Ausdruck 

ff  ler  Zusatz  aufgcfasst  werden  kann.  Die  metapho* 

be  Bedeutung  des  Verbums  deflcre  bestätigt  auch  §.  329  und 

Ann.  111,  49) ;  g.  130  (etiam  ist  beizubebalteu,  da  Cicero  dem 

ibna  ein  ingenium  indirect  zuerkennt,  bei  Calvinus  aber  dazu  noch 

1  Diiiea  Merkmal ,  nämlich  der  elegatis  senno  hinzutritt) ;  §.  136 

et  erringt  keinen  Anatoss,  da  et  mit  nachfolgendem  et  correspou- 

Brt);  §,  1H5  und  187  (die  Indicative  dketur  und  andient  sind  als 

^«rkMrendor  Zusätze  ausserhalb  der  finalen  Construction,  welche 

ImÄbreibung   einfacher   tSubstantiva   dienen,  gerechtfertigt); 

(BcripU»  wird  mit  unrecht  verdächtigt,  da  das  Participium 

cti  «iweilen  ebenso ,  wie  in  der  Redensart  opus  est  facto  die 

'nf?8  Substantivum  verbale  annimmt,  Ygh  Cic.  pro  Mit, 

rat.  1,  7 ;  Liv,  VW,  13) ;  g.  220  (a  mis  für  hand- 

(flhche^  viintt  eins  ist  aus  paläographischen  Gründen  unwahr- 

32  • 


500 


<X  Julm,  Cicero^  Bratu^f  ang.  v,  B.  Krucskiewics, 


scheitilich);  §.  222  {tarnen  ist  wol  beizubehalten.  Vgl.  Zumpt,  LaX 
Gramm.  12.  Aufl.  §.  508) ;  §.  273  (die  Worte  quam  cius  actionem  be- 
ziehen sich  iiuf  die  auiuittelbar  vorher  geschilderte  OfiTeritliche  ThMtg- 
keit  des  Cäliua.  Dieselbe  Bedeutung  hat  das  Wort  actio  bei  Cicero 
ad  fam.  IV,  8,  2;  ad  AH.  IX,  19,  2 ;  de  domo  a.  13) ;  §,  292  qm- 
niam  [iam\\  g.  293  (itu'  handschriftliches  cum  ist  dem  Zusammea 
hange  der  Sätze  angemessener  mit  Ernesti  ut  cum  als  nam  tyum  lu 
schreiben);  §.  327  (das  handschriftliche  dimiscrai  wird  durch  Cic, 
ad.  AU.  XXY,  11,  2;  Philipp,  XIll  1,2;  pro  Botho  13.  31;  de  or, 
II,  21,  ti9  hintänglich  geschützt).  An  anderen  Stellen  sind  dieEmen« 
datiousveräuche  des  Verfassers  zwai'  durch  die  Mängel  der  liberlie- 
forten  Lesarteu  gerechtfertigt,  dennoch  ist  die  Richtigkeit  der  einge- 
i'Qhrten  Acndoruugen  zweifelhaft,  wie  g.  48  eiiam  für  nam%  §.  74 
nam  für  tarnen ;  §.  132  vel  sl  für  nisi  (nach  meiner  Ansicht  ohne 
Zweifel  in  nisi  quod  id  ficri  poiest  perfcctius  (seil,  nostro  morc)  tu 
euiendieron ,  da  wegen  der  vielen  unter  einander  sehr  ähnlichen  für 
quod  und  quid  angewandten  Abkürzungen  quod  id  =  qid  leicht  in 
quid  =^  qä  verschrieben  werden  konnte.  Vgl.  Jo  Lud,  WnUheri 
Lexicon  diplomaiicum,  Vlmaf  1756^ pg,  314  und  336  sqq,)i  §,  201 
et  mco  iudiciü  et  omtrium  ex  illius  aetatis  oratoribus;  §,  306  eist' 
retinchat,  quod  tamen  (eher  quod,  etsi-retinchat ,  scd  tarnen  zu  be- 
halten,  wie  es  in  einigen  guten  Handschriften  nach  Ellcndt  (Sejfi- 
monii  Pf,  1844  p(j,  307)  g^esen  wird ,  da  aus  dieser  Lesart ,  in 
welcher  das  anakoluthische  scd  durch  den  Zwischensatz  ctsi^rctinchiU 
gerechtfei-tigt  wird ,  sich  alle  übrigen  handschriftlichen  Lesarten  ftls 
Bmendations versuche  der  Copisten  ergeben»  während  sonst  did  Ent- 
stehung der  Partikel  sed  als  eines  unechten  Einschiebsels  kAtttn  m» 
klärt  werden  könnte.  Aehnlich  angewendet  findet  sich  scd  tarnen  ijqj 
vermn  tarnen  bei  Cicero  |?fo  8es^  10,  23;  ad  Alt,  I,  10^  1;  m  Vtrr^ 
III^  2,  1,);  §,  314  [ut-^mutarem] ;  §,  315  dum  summis  siudeo  c^na* 
toribus.  — 

Auch  den  Emendationsvorschlägen  des  Verfassers  g.  35  (ctotf 
oder  dixit  führt- anstatt  der  überlieferten  harten  Consiructioii  eiiii 
bedenkliche  Unebenheit  in  der  Anordnung  der  Sätze  ein).  §.  1^ 
(ich  sehe  keinen  hinreichenden  Grund  zur  Ausscheidung  des  Pro* 
nomens  quas  vor  tarn  reperirc  ein)  und  §»  274  kann  ich  mich  nicht 
anschJiessen. 

Zu  Ende  lasse  ich  noch  eine  eingehendere  Beaprechung  zweier 
Stellen  §.  189  und  §,  255  folgen.  An  der  ersten  von  diesen  SUtÜtn 
ist  meiner  Ansicht  nach  in  dem  Satzgefüge  quaudo-Crassum,  welch« 
kaum  durch  ein  nach  nostros  hinzugedachtes  ci  oder  ein  UAdi  eti^rnd^ 
dem  Gedanken  vorschwebendes  *si  grammatisch  erklärt  sv  ob, 

am  passendsten  das  überlieferte  clif/cndi  in  aticui  zu  d& 

alicui  in  der  abgekürzten  Schieihweise  ab«  (Walthcr,  Lex,  dipi. 
p(/\  12)  oder  auch  in  voller  aber  theil weise  unleserlich  ge wordener 
Form  für  ein  diffcndi  vom  Abschreiber  aogeaehen  werden  kocmtd^ 
zumal  wenn  derselbe  dieses  Wort  falsch  in  den  Bereich  deg  nacUbl- 


O.  Jahn.  Oic^rw  Briro«.  inr.  t.  B.  /Tru  :;;■:>  :r;Vr  501 

r«ä^  &«]ATiT5a:2e?  zoz  und  den  Ausimok  optio  :n  der  einfacher. 
BtKSSLi^  .Wille"  aui^sste.  —  Die  andere  Ste'.le  ^.  3i}i  'ic  .*»-f?* 
i«&f«iiwai  • .  deren  Sinn  unter  anderen  sowol  Jahn  al?  auch  ier  Ver- 
TMS«'  ^cch  Anwendung'  Ton'  CocjecTuren  herstellen  zu  müssen 
zii^w*2 .  st  nach  meiner  Meimine  ohne  jede  Aecdemne  der  über- 
asftri^ji  Wort«  im  Ganien  als  ein  minen  au?  längerem  zusammen- 
iix±^£.-dlen  Penodenban  der  betreffenden  Schrift  Cäsar'«  ansffeschie- 
ft»L^  U3  dMs  Vorangehende  durch  ac  einst  angeknüpftes  Satzgorjge 
iifz£^5«o.  dessen  Tordersatz  von  s/  bis  €Wj*>rarintnt .  der  Nach- 
asz  T'£  hvmc  far,  bis  habendum  sich  erstreckt  und  beide  dnrch  den 
sK^-ch  wichtigsten  Zwischensatz  cuhj>  =  h*n'u<  rfr^')  —  thhfmus 
TT«  fäiL&sier  getrennt  sind.  Demnach  lautet  die  Periode  in  ieut scher 
re»rs«tziisg  also:  .Und  zwar  wenn  (Wenn  sogarl  einige  beiiufs 
r»»r  trefflichen  Wiedergal»e  der  Gedanken  mit  Worten.  Heiss  und 
üebtisg  eifrig  angewendet  haben  —  es  ist  aber  unsere  Schuldigkeit 
iBiDerkennen .  dass  du  beinahe  ein  Urheber  und  Begr^ünder  dieses 
spnchlicben  Beichthums  dich  um  den  Namen  und  die  Würde  des 
Fteiscfaen  Volkes  gut  verdient  gemacht  hast  —  so  muss  die  Kenntnis 
difc?er  leicht«n  und  alltäglichen  Redeweise  jetzt  für  einen  nberwun- 
4e»ea  Standpnnct  gelten.^  Die  Redensart  pro  rcUcto  hahfn  kann  ich 
iwir  bei  den  römischen  Schnftstellem  nicht  nachweisen,  dieselbe  ist 
loer  ganz  analog  der  gangbaren  Redeweise  j'fo  c(rto  habere  oJer 
^ffrmtare  nachgebildet  und  ohne  Zweifel  richtig.  Der  Gedanke  dieser 
äldl«  kurz  gefasst  ist  aber  dieser,  dass  die  Kenntnis  der  gewöhnlichen 
teVnlgärsprache  nahe  verwandten  Umgangssprache  für  einen  Redner 
liefet  ausreicht .  nachdem  man  einmal  eine  kflnstliche  regelrechte 
^TKliweise  ausgebildet  hatte.  Cäsar  selbst  hatte  sich  nach  dem  Ur- 
tbefle  des  Attikus  (§.  261 )  ein  namhaftes  Verdienst  um  die  wissen- 
■ekaftlicbe  Ausbildung  dieser  Sprechweise  erw(.rben  uni  gerade  diese 
ktssilich  ausgebildete  Sprechweise  wird  von  demselben  Attiku> 
(|.  25Ö)  als  die  erste  Grundlage  der  Rednerkunst  bezoidmet.  Dass 
Bm  aber  anch  in  Cäsars  Schriften  nicht  jener  fncih's  rt  cofidiatnts 
lenRO.  wie  der  Verfasser  anzunehmen  scheint,  sondern  eine  künstlich 
aasgiebildete  wenn  auch  in  massvoller  durchsichtiger  Einfachheit  ge- 
haben« Bedeweise  vorliegt,  darf  nach  dem.  was  wir  über  dns  Vulgär- 
latein wissen,  nicht  bezweifelt  werden. 

üebrigens  hat  noch  der  Verfasser  nach  demselben  kritischen 
Grundsätze,  welchen  Jahn  in  der  durchgehenden  Einführung  der 
Ssperlativendung  -ymus  für  'imus  befolgt  hat,  die  Form  htcoharv 
Ar  die  jedenfalls  nicht  classische  Form  hichoarc  in  den  Text  §§.  :.'^> 
und  126  eingefQhrt  (vgl.  Brambach.  die  Neugest.  der  lat.  Orth. 
8.  291  ff.);  unberichtigte  Druckfehler  sind  dagegen  §.  *3'J0  cin/,>ri  ffir 
eausae^  §.  €9  Anm.  autiquius  für  antitjttitaa,  §.  JTl  Anm.  prar- 
tertam  ttr  praeteribo,  §.  274  Anm.  restianttir  für  rcstiii9}tur. 

Was  aber  den  Commentar  anbelangt ,  so  ist  der  Verfasser  vom 
Grundsätze,  von  welchem  Jahn  in  der  Abfassung  desselben  durchweg 
aujsgieng  •  mehrfach  abgewichen.  Jahn  nahm  in  seinen  Commentar 


5oe 


0.  Jo^Ut  Cicero«  Brutos,  mg.  v.  B,  KruezkiemeM^ 


überall  nur  das  auf,  was  das  Verständnis  der  ioi  Text«-  '-^nm 

StelleD  unmittelbar  fördarte  und  die  Grundlage  einer  u  XuU} 

fasaung  der  Einzelabeiten  in  einer  Gesammtanschaunng  <ier  einander 
verwandten  Erscheiaangen  erweiterte.  SeinCommeutar  gipfelt  doshalli 
in  geschichiliclien  und  sachlichen  Bemerkungen;  die  kritischeti 
Schwierigkeiten  des  überlieferten  Textes  deutete  er  gewöhnlich  qq 
an ,  rechtfertigte  kurz  die  zur  Heilung  der  verderbten  Steilen  ange-j 
wandten  Mittel  und  liess  von  grammatischen  und  atiUstiscben  Be^ 
merkungen  nur  diejenigen  zu,  welche  zur  richtigen  Auffassung 
Textes  unmittelbar  beitragen  und  vor  möglichen  Missverständnissefi 
verhüten  sollten.  Jahn  hat  ohne  Zweifel  seiueu  Commentar  für  reifere 
in  die  Grundsätze  des  classischen  Lateins  eingeweihte  Leeer  angelc^gt 
und  überliess  Alles,  was  die  Schule  ausserhalb  seiner  Erkläruogoiij 
vonnissen  dürfte ,  dem  mündlicheu  Vortrage  des  Lehrers  und  ent- 
Bprechenden  flilfsbticherii.  Im  Gegensatz  zu  diesem  anerkenaung 

^werthen  Grundsatze  bat  der  Verfasser  den  Commentar  Jabn's  n 
zahlreichen  kritischen,  grammatischen  uud  stilistischen  AnmorkuDgea 
erweitert  y  welche  besonders  zu  Ende  der  Schrift  von  dem  im  TefxW, 
gegebeneu  Gegenstande  zu  weit  abführen,  wie  §.  91 ;  g^  2S1  eiu«  ti ; 
§.  JS93  nam,  bella-dic;  §.  304  abcrat  \  §.  314  potius  quam ;  §.  S2 
sedccim ;  §.  327  erat-cxit ;  §.  328  extincta.  Wenn  man  aber  dane 
nicht  in  Abrede  stellen  kaun,  dass  die  oben  bezeichneten  Anmerkun 
ebenso,  wie  viele  grösstentheils  das  richtige  Mass  überschreitende 

[kritischen  uud  polemisclien  Erörterungen  wie  auch  ßerichte  dbw' 
tritiöche  Versucbe;  §.  27  fuerit;  §.  62  inlumleniur\  §.  81 
est ;  §.  112  tarnen ;  §.  124  et,,,  et  non ;  suppcdUmisset  \  §,  140  stAi 
8.  i47  Anf.;  §.  153  sim.  mdhi;  §,  172  Stent  ojmwr;  §.  173  et  n««!.} 
S.  181  qtws  ipsi  vid,  Ende ;  §.  1S8  in  quo ,  ,  .  dis$* ;  §•  198  iti 
^uam;  §.  207  scriptis;  §.  215  [ncc  dcfuisse];  §.  224  si  raL-iu 
^ium  esset;  §.  229  de  ot%\  %,  234  admirando  irriä,;  §.  2S 
mgna  studio;  §.  242  tempert;  §,  253  scripserit;  §*  259  gf 
ücxii%0\  g.  283  Oi\  fuit;  §,  311  rcc,  res  p,)  sogar  für  tücbt 
Symnasialschüler  meistens  ungeniessbar  sind^  so  muss  es  desto  i 

Lbefremden,  dass  der  Verfasser  dessenungeachtet  änderet '*         ^ 

iBedürfniäsen  der  Schule  Rechnung  tragen  zu  müssen  : 

Iß,  200)  und  gegen  den  von  Jahn  beobachteten  Grün  i 
vielen  schulmässigen  grammatischen   und    logischen  K 

I herabgelassen  hat,  wie   §.  4  quadam;  incovvmodo;  hctt€t 
^3  prudenter  inteUigere;  §.  32  carerc\  §.  35  nam\  |,  37  \ 
>Si^  sencBi  %*  42  argutum;  §.  46  scr.    fuissei  %,  47  qu€\ 
48  simiUter;  §.  63  ab;  §.  65  aut;  §.  68  Anf.:  §.  80  princ, 
piident;  §.  83  ipsius;  §.  104  nam;  §.  116  per  Uhis;  quor^n 
120  disser.  ratio;  §,  121  entm;  %,  164  enim;  g.  7 

\ium  omnium;  §.  193  dchäari;  §,  211  Icgimu^;  §. 

j  Olymp,  cupidi;  §,  244  aeq. ;  volo ;  §.  246  cognösc* :  C4mipim,\  %* 

iimctabat;  §.  313  abesse;  §.  ?/.9  tn. 


O.  Jahn,  Cioeros  Brutus,  ang.  v.  B.  Kruczkiewicz.  50S 

Im  einzelnen  kauu  ich  aus  besonderen  Gründen  nachfolgenden 

Tom  Verfasser  nengegebenen  Erläuterungen  nicht  beistimmen ;  §.  3 

morte  (der  Accusativ  bei  den  Verha  affectuum  drückt  das  Object  des 

AffiBctes,  der  Ablativ  dagegen  die  Ursache  desselben  aus;  ausser 

diesem  formalen  Unterschiede  finde  ich  keinen  anderen  zwischen  den 

beiden  besagten  Constructionen) ;  favendo  (warum  dieses  Verbum  an 

dieser  Stelle  nur  „ein  thätliches  Wirken  für  jemand''  bezeichnen  sollte, 

sehe  ich  nicht  ein ,  zumal  da  et  vor  favendo  in  der  Bedeutung  „und 

fiberfasapt*^  auflEufassen  ist.  Vgl.  Görenz  zu  Cicero  de  fin  b.  et  m,  I, 

12,  41.) ;  §.  4  viveret  (die  Partikeln  titm  cum  haben  hier  keinen 

finflnee  auf  den  Conjunctiv  passet  ausgeübt;  die  Ursache  des  be- 

sagtäi  Conjunctivs  liegt  allein  in  der  hypothetisch- idealen  Auffassung 

des  Gedankens);  §.  7  didiceram  (die  arnm  consili  ingeni  et  aucto- 

räatis  lernte  Cicero  noch  vor  Bes^inn  des  Bürgerkrieges  gebrauchen, 

denn  im  Bürgerkriege  hatten  dies-ülben  eben  keine  gehörige  Geltung.) : 

§.  12  aliquid  (der  angebliche  Unterschied   zwischen  aliquid  und 

fmdguam  leuchtet  aus  den   angeführten  Belegstellen   keineswegs 

ein);  §.  13  quidem  certe  {quidem  ist  doch  am  wahrscheinlichsten 

■it  dem  nachdrucksvoll  vorangestellten  id  zu  verbinden,  certe  gehört 

dagegen  zum  ganzen  Satze  oder  zu  dessen  wichtigstem  Bestandtheile, 

dem  Prädicate:  „ohne  Zweifel  wollte  ich  das  wenigstens  erreichen''); 

i.  22  tniueri  (der  Unterschied  der  Constructionen  intueri  in  aliquid 

and  tniueri  aliquid  ist  eher  formal  als  real);  §.  23  nemo  est  (nicht 

memo  est  ist  in  den  abhängigen  Satz  eingeschoben ,  sondern  cetera 

ist  als  der  wichtigste  der  dicendi  laus  entsprechende  Begriff  aus 

dM  regierten  in  den  regierenden  Satz  in  Voraus  versetzt  worden  ,* 

au:  quod  tiemo  est  tarn  humilis^  qui  imtet  sc  cetera  possc  adipisci 

ist  geworden:  quod  cetera  nemo  est  usw.);  §.  29  Thucydidi  (diese 

Genetivform  der  griechischen  Eigennamen  auf  es  ist  classisch.  Neue 

Formenl.  d.  lat.  Spr.  2.  Aufl.  I,  S.  332  f. ;  Zumpt,  Lat.  Grm.  12.  Aufl. 

|.  61,  1.);   ipse  {ipse  bedeutet  hier  ^eben*';   dagegen  bedeutet 

«gleichfolls''  et  ipse,  welches  nach  der  Lesart  der  Handschriften  bei 

Cicero  pro  Caec.  20,  58  und  ad  Att,  YllI,  7.  1  vorkommt.);  §.  48 

aries  (durch  artes  können  im  Gegensatze  zu  orationes  nicht  „epideik- 

tische  Reden"  bezeichnet  werden :  auch  ist  eine  solche  Bedeutung 

von  artes  sonst  anerweislich  und  ich  sehe  nicht  ein ,  was  den  Ver- 

fiuaer  za  dieser  Abweichung  von  der  Jahn'schen  Erklärung  bestimmt 

hat.) ;  §.  62  infunderetur  (Cicero  mag  wol,  wie  Piderit  angenommen 

bat,  bei  infunderetur  an  das  Fälschen  der  Weine  gedacht  haben,  da 

eowol  schlechtere  als  auch  feinere  Weine  eodem  nomine  bezeichnet 

werden  können);  §.  €4  qui  quidem  (der  Coujanctiv  invenerim  ist 

eber  als  Potientalis  eines  parenthetischen  Satzes  aufzufassen);  §.  108 

Appius  Claudius  Pulcher  (durch  unvorsichtige  Zusammenfassung 

nreier  Jahn*schen  Anmerkungen  in  ein  Ganzes  ist  hier  das  Consalat 

and  das  Todesjahr  des  M.  Fulvius  Flaccus  auf  Ap.  Claudius  Pulcher, 

welcber  schon  im  J.  133  gestorben  ist,  falsch  übertragen  worden); 

%.  199  etiam  tllo  (im  ersten  Gliede  ist  ebenso  wie  im  zweiten  von  der 


504  0.  Jahn,  Cicero  ßrutas,  ang.  v.  B.  Krucgkiewicg. 

BeurtheiluDg  der  Bedekunst,  nicht  aber  von  der  Ausübung  derselben 
die  Rede) ;  §.  226  dicehat  (die  Annahme,  dass  dicebat  so  viel  als  dicfre 
videbatur  bedeuten  könnte,  ist  unnachweisbar);  §.  259  graeca  hc. 
(Da  es  feststeht,  dass  die  lateinische  Sprache  sich  zur  Classizit&t  nach 
griechischen  Mustern  herausgebildet  hat  und  da  der  Ausdruck  graeca 
locutio  eben  eine  musterhafte  griechische  Aussprache  bezeichnen 
kann,  so  ist  kein  Grund  zum  Zweifel  an  der  Echtheit  der  überlieferten 
Lesart  vorhanden.) 

Ueberdies  könnte  der  Commentar  füglich   durch  zwei  korx.« 
Anmerkungen  bereichert  werden,  der  einen  zu  §.  4 — 6  über  dLm<K 
Aehnlichkeit  des  Gedankenganges  dieser  Stelle  mit  dem  des  la/c^^y 
teischen  Epiloges  in  der  Lebensbeschi*eibung  Agricola*s  (c.  45) 
mit  einer  anderen  zu  §.  11 ,  welche  auf  das  über  die  politische 
tung  des  Attikus  von  Cornelius  Nepos  {Vita  Jttici  o.  6  sqq.) 
passend  verweisen  würde. 

Im  Ucbrigen  sind  die  einzelnen  zahlreichen  vom  Verfasser 
rührenden  Anmerkungen  richtig  und  angemessen ,  wie  §§.  1  offia 
rum;  2;  10  Anf.  und  20  Anf.;  15  aliquid;  16;  31  haec;  dequ 

33  natura ;  34  circumscnptioae ;  defici ;  35  non  versatus ;  38  8U    

vis;  39  qtMm;  40  infru;  44  recond.;  45;  4P  Anf. ;  52;  53  L'  ^ ß' ? 
55  ex;  57  E.;  58  Anf.;  60;  62  genera  falsa;  67;  69  quos;  jiiaio^=^^^ 
Iwnorc  ;70\73  Anf. ;  77  P.  Com,  Lent, ;  78  num  eodetn ;  sed^eUar^^  * 
79  civem ;  82 ;  94 ;  05  rita-rictu ;  93  dornest. ;  100  esset ;  105  ace  -*^^''; 
106  magis;  107^,;  115  autem;  122  nune  reliq.  or ;    fere;  l^r:^^ 
antiquo;  152  ain  tu;  apud;  ipsius;  167  in  fabulis;  186;  200  (T  ^'- 
mittat;  doceri;  cantus;  204  ferat;  216  quin;  neque  quicquawm  ^; 
222  Auf. ;  23 i  mediocr. ;  233  (das  Todesjahr  Fimbrias  gegen  Jahr  ^ 
berichtigt) ;  238  vox  gestus;  uUo:  244  verum;  249  ne;  250  nunc  / 
251  tit;  256  E./  257  ex;  269  leges;  276  E.;  277 paravisse;  28  J 
imperiutn;  28:'j  si  aliqueni;  PJial.  illc  Dem.;  289  enim;  sint;  292 
Anf.  und  E.;  298  ncc;  306  etsi;  312  non  uUa;  316  Anf. ;  317  cw 
piditate;  322  postularet;  330;  333  constitisse. 

Besonders  ist  noch  hervorzuheben,  dass  der  Verfasser  die 
Jahn'schen  Anmerkungen  hie  und  da  in  küi*zerer  übersichtlicherer 
Fassung  wiedergegeben  (z.  B.  §§.  10  tandetn;  12  Nola;  35  Demo- 
sthenes;  36  E.,-  64  striffosus;  85  societatis;  86  ardentior;  169  Q. 
Val.  Sor.;  194  E.;  234  i>r idebat;  280  alter;  295  E.;  307  Mole), 
dieselben  sehr  oft  durch  reichlichere  Belegstellen  der  alten  Schrift- 
steller erweitert  und  fester  begründet  (§§.  13  libri;  22;  29  com- 
press.;  22  intellcxit;  33  structura;  41  bellum;  46  E.;  54  E.;  60 
me  cons.;  Naevianis;  72  docere;  77  non  inf.;  79  Anf.;  82  Anf.; 
84primas;  99  de  sociis;  102  Auf.;  109  C.  Drusi;  coss.;  117  dih 
rior;  118  Auf.,-  122  pro  Bruto ;  126  Anf. ;  161 :  162  membra;  163 
Scaev,  die,  el:  169  Vettius;  171  urbanitas;  182  E.;  184  an;  185 
Auf.;  200  si  tawen;  210;  217;  219  admirans;  224  Mario  et 
Flacco:  228;  229  Anf.;  233  a  doctr.;  258  innoc.;  cos;  274  ioeo: 
280  volv.;  industria;  282  abs  aest. ;  299  velim;  310;  320  quivis 


Ä,  GoeM,  Lezilogus  za  Homer,  ang.  v.  G,  Meyer.  606 

S27  et-que;  832  Aristus)  und  seine  eigenen  Bemerkungen 
h  dnrdi  entsprechende  Parallelstellen  (g§.  18  non  illum  q, 
9  grandia  verhis ;  39  qunm  ;  45 ;  52  neque ;  54 ;  71  sese  res  ,• 
S3  üla  Laeli;  de  muUis;  84  tr.  fuisse;  85  saepe  ex  eo  o. ; 
4to:  94;  96  ut  Ha  dicam;  98  cuiiM  Gaio  fil,;  109  fuit; 
'./  130  saepe  fac;  132  molli  et  Xen.\  165  quod;  170  quid 
. ;  187  Uli  quos;  189  esset;  217 is  cum;  219  custos;  230; 
tionis;  252  de  Caesare-illum ;  268;  274  quae;  277  para- 
ccur.;  278;  285  sialiquetn;  300  Anf.;  311  Mur.;  ad;  320 
certe;  321  Anf.)  wie  auch  durch  Hinweisungen  auf  Fach- 
enerer  Philologen  (EUendt,  Seyffert,  Haase,  Madyig,  Nägels- 
ichmann,  Neue)  bekräftigt  hat. 

as  der  Ausgabe  beigefügte  Namenverzeichnis  ist  durch  einige 
Sätze  yervollständigt  und  in  seiner  Anordnung  unerheblich 
i  worden, 
eipzig.  Dr.  Brouislaus  Kruczkiewicz. 


118  zu  Homer  und  den  Homeriden.  Mit  zahlreichen  Bei- 
den ZDT  griechischen  Wortforschung  überhaupt  wie  auch  zur  la- 
JBchen  und  germanischen  Wortforschung.  Von  Dr.  Ant.  Goebel, 
nnqalschulrath  zu  Madgeburg.  I  Band.  Berlin.  Weidmännische 
Handlung.  1878.  XII,  623  S.  8.  M.  16. 

Ufer  die  Geschichte  der  einzelneu  Wissenschaften  aufmerksam 
i,  dem  kann  nicht  entgehen ,  dass  auch  hier  nicht  selten  das 
ki  was  die  modeme  Entwicklungstheorie  Atavismus  nennt, 
te  und  Anschauungen ,  die  man  längst  überwunden  und  der 
<^te  angehörig  wähnte,  kommen  hie  und  da  immer  wieder 
oberer  oder  geringerer  Praetension  zum  Vorschein ,  natürlich 
^^  mit  manchem  was  bei  flüchtigem  Anstreifen  an  fortge- 
^ere  Forschung  hängen  blieb ,  im  Grunde  aber  einer  längst 
V^Qen  Zeit  angehörig.  Das  vorliegende  Buch ,  das  sich  als  ein 
^d  ankündigt,  ist  ein  Beispiel  dieser  Erscheinung. 
^  Verf.  hat  den  Titel  seines  Werkes  von  einem  Buche  ent- 
^  stets  mit  Ehren  genannt  werden  wird.  Der  Lexilogus  des 
^Bottmann,  zuerst  1818  erschienen,  bildet  den  Abschluss 
Wode  grammatischer  und  etymologischer  Forschung,  in  wel- 
^fitellong  des  Griechischen  zu  den  übrigen  indogermanischen 
^  noch  nicht  den  Ausgangspunct  der  Untersuchung  bilden 
^*  ^  ist  an  objectiver  Betrachtung  des  Sprachgebrauches  und 
^  auf  gediegenen  Kenntnissen  beruhenden  Sprachgefühl  noch 
^  nnfibertroffenes  Muster,  Dass  viele,  sehr  viele  seiner  Auf- 
's^ durch  die  folgenden  Jahrzehnte  umgestossen  worden  sind, 
^cht  den  gemgsten  Abzug  von  den  Verdiensten  eines  Man- 
^  xwar  Bopp  und  Grimm  noch  erlebte ,  aber  zu  alt  geworden 
^  sich  noch  in  den  Geist  einer  neuen  Zeit  hinein  leben  zu 
L  Aiif  dem  Titelblatte  dieses  neuen  Lexilogus  steht  die  Jahres- 


306 


A.  OorMelf  Lexilogus  x«  Homer,  ä»^,  v.  G   Meyer 


saliJ  1878;  in  Wahrheit  aber  weht  ein  Geist  darin,  der  ao  d 
Biologischßii  Elaborate  des  Holländers  Lennop  gemahnt.  Zw&i 
Herr  Goebel  die  Grundzöge  von  Curtius,  ja  sogai*  das  Wör< 
von  Fick;  man  begegnet  auch  hie  und  da  Citateu  von  8i 
Wörtern :  aber  es  fehlt  ihm  an  Einsicht  in  die  Entwicklung  i 
dernen  Sprachwissenschaft,  an  Verständnis  für  den  Zosamin^ 
der  Sprachen ,  für  das  Werden  von  Formen  und  Wörtern ,  föi 
Verhältnisse  und  Bedeutungsentwicklung-  Formen  und  Begril 
den  ganz  äusserlich  nach  ^iner  Schablone  zurechtgeschnittoo 
construiert  sich  der  Verfasser  eine  Art  von  griecliischer  ^ 
wieder  vorgriechischer  Ursprache,  die  der  reellen  Grundlage  ü 
und  blos  in  der  Luft  schwebt. 

Unsere  Wissenschaft  ist  aus  den  Zelten  heraus,  wo  das 
gewicht  auf  die  etymologische  Forschung  gelegt  wurde.    Ffl 
stand  sie  durchaus  nur  in  /weiter  Linie ;  die  Mehrzahl  seiner 
lügischen  Combinationen  sind  heut  mit  Recht  vergessen-  Erst 
genialen  Schüler  Pott  war  es  vorbehalten  sie  in  einer  Weise 
Vordergrund  zu  schieben,  die  nach  aussen  hin  der  Sprachwissca 
nicht  immer  und  nicht  dnjrchaus  zur  Empfehlung  gereicht  h 
ist  kein  Zweifel,  dass  seine  Arbeiten  eine  unendliche  Fülle  dei 
vollsten  Aufstellungen,    der    anregendsten  Einxelheiten    onl 
aber  ebenso  wenig,  dass  in  ihnen  das  Fragwürdige,  das  Teb 
das  Haltlose    allzu  reichlich  wuchert.    Unter  den  jüngeren 
einer,  der  sich  zwar  nicht  an  ausgebreitetem  Wissen,  woll 
Findigkeit  und  seltener  Comhinations-  und  Divinationsgabo  fl 
messen  kann,  August  Fick.  Auch  in  sein  Bnch  gehören  noch  r#c 
Fragezeichen^  abgesehen  davon,  dass  ein  zu  sorgloses  Benuti 
Wörterbucher  die  Angaben  desselben  häufig  problematisch  % 
hat.    Georg  Curtius  hat  sich  bemüht  in  seinen  Grundzr-      ' 
chischen  Etymologie  den  Niederschlag  des  einigernjj 
und   allgemein  Anerkannten  zu   geben  und  ist  doch 
fachen  Widerspruch   gestossen.    Und  wie  viel  Streit) 
gegnet ,  will  man  den  Wortvorrath  einer  Sprache  in  « 
Umfange  umspannen,  das  zeigt  ein  Blick  in  das  vor  Ki:.^.... 
nene  Sammelwerk  von  Vanicek,    Die  jüngste  Generation  ^et  S 
forscher  treibt  Etymologie  gewissermassen  nur  noch  als  Spo; 
Ungnistiscben  Arbeiten  der  letzten  Jahre  sind  fast  aosscUl 
auf  die  Erforschung  der  Lautlehre  und  der  Flexionslehre  d«r  1 
sprachen  gerichtet.    Man  hört  wol  mitunter  klagen,  dass  die  i 
rative  Seite  zu  sehr  vernachlässigt  werde.  Gewiss  mit  Unrecht 
und  Schleichers  Principien  wirken  auch  in  der  mehr  histoi 
Forschung  unserer  Tage  unvermindert  weiter.   Auf  jeden  Fall 
die  Grundlagen  für  etymologische  Forschung  gegeitwlirtig  o« 
gebaut,  befestigt,  zum  Theil  ganz  umgestaltet. 

Etymologisieren,  ob  wol  für  manch*'      '  leicht* 

dem  Gebiet  der  classischen  Philologie  «  uk, 

wie  diese  nur  in  de®  Meisters  Hand  wahrhaft  i^riipriesslich  | 


A»  fßüebHt  Lexilogua  tu.  Homer,  ang.  v.  G,  Meyer, 


507 


Ucrifl  und  sieta  praeseote  Kenntajsse  in  dem  leiikalisclien  Ma- 
der Elnselsprachen .  sichere  Beherschong  üirer  Lautgesehe 
hi«r  ei'hi  durch  einen  gewissen  diviaatorischen  Sinn  ihre 
idige  Krunüug.  Dazu  kommen  verschiedene  Momente,  welche 
Dikelie  Umsetzen  detj  Wortes  einer  Sprache  in  die  Lautverhält* 
flosr  andern  als  sehr  illusorisch  erscheinen  lassen :  die  Auf- 
t  f()u  fVemdwÖrteni »  deren  Ausscheidung  Kenntnis  der  Cultur- 
LQiigeii ,  des  politischen  und  cominerciellen  Verkehrs  eines 
mit  den  andern  sowie  Untersuchungen  über  häufig  unver- 
«  Sprachen  erfordert;  »las  Durchkreuzen  von  Lautgesetzen 
AlLalögiebUdungen,  durch  volksetymologiecbe  üradeutungen; 
ib  die  oft  mangelhafte  und  unzuverlässige  Ueberlieferung  des 
b]ft.  Alle  diese  Schwierigkeiten ,  die  natürlich  beim  Zurück- 
in  ältere  Sprachperioden  immer  bedeutender  werden,  muss  der 
&log  stets  vor  Augen  haben ,  will  er  anders  der  Gefahr  auswei- 
4arch  trügerische  Irrlichter  allzu  häufig  in  Sümpfe  verlockt  zu 
la.  VoUeods  wo  die  Fragen  über  die  Verwand tschaftsverhält- 
der  indogennanischen  Sprachen  ins  Spiel  kommen  oder  wo  die 
ilifihatig  aufsteigt  zu  den  einfachsten  Elementen  und  deren 
Axmgf  da  thut  die  vorsichtigste  Bewegung  noth  auf  einem 
luid  durch  unsicheren  und  viel  umstrittenen  Terrain. 
Dw  Verf.  hat  sich  die  Schwierigkeit  seiner  Aufgabe  nicht 
gemacht  und  hat  auch  in  seinen  Studien  nicht  den  Standpunct 
MH>m  er  eine  befriedigende  Losung  hätte  erzielen 
y  allerdings  an  die  Verwandtschaft  des  Griechischen 

!'    :!  /irmanischen  Sprachen,  denn  er  vergleicht  in 
Vv«_-]se  lateinische  und  germanische  Wörter,  auch  in- 
fmd  Ikuslavische  haben  sich  hie  und  da  in  sein  Buch  verirrt. 
"'*'"  ^  Rschauungeii  hierüber  sind  ganz  unklar  und  verworren, 
Iie  scheint  fiU'  ihn  eine  Art  Mittelpunct  der  ganzen  in- 
iciien  Sprachgrupp«  zu  sein,  es  ist  ihm  höchstes  Getseti 
'tischen  W»"rter  *anB  dem  Griechischen  selbst*  zu  erklären 
iien  griechischen  Lautgesetzen  ausgehend  ge- 
:'e  anderer  Sprachen  willkürlich  zu  behandeln, 
^eli  weiter  unten  an  aanskr.  hh  =  sp  und  besonders  dem  latei- 
f  ^«..r^u  ^jipjj^  j)ej.  Sq^2  auf  S,  6 :  'lat.  j  entspricht  regelmässig 
J,  eutsteht  aber  nicht  aus  griech.  d' lässt  das 
iie  Mutler  des  Lateinischen  erscheinen.    Dieses  von 
r  Weise  auf  den  Isolierschemel  gesetzte  Griechisch 
i  zurückgeführt.    Es  ist  längst  bekannt,  dass 

rit  I   Wurzeln   nicht   reden  kann,   da  das  Grie- 

dem  Augenblicke  seiner  Sondereiistenz  ab  eine  Sprache 
Wörtern  tind  Flexionsformen  war.    Es  kann  sich  hoch- 
pm  die  tlieoretische  Aufstellung  der  griechischen  Formen  indo- 
r  Wurzeln  handeln  ,  z.  B,  d'i  setzen.    Ich  will  gern  an- 
!a«s  Hr.  G.  beine  Aufstellungen  in  diesem  Sinne  verstanden 
fr  I  auch  dann  noch  vieles  in  denselben  befremdet 

tl  ^griechischen  Wurzeln  in  dreifach  'ablautender*  Ge- 


508  Ä*  Goehel,  Lezilogas  zu  Homer,  ang.  ▼.  G.  Meyer. 

stalt  vorhanden  gewesen,  z.  B.  ana  am  anv.  Man  weiss,  dass  Fick 
in  dem  Aufsatz  nber  Wurzeln   und  Wuneldeterminative ,   der  im 
vierten  Bande  seines  vergleichenden  Wörterbuches  steht,  nur  a  ab 
ursprünglichen   den   Wurzeln    zukommenden   Vocal   gelten  lasMD 
und  i  und  u  überall,  wo  sie  wurzelhaft  zu  sein  scheinen,  daruf 
zurückfuhren  will.   Einmal  ist  schon  dies  ein  recht  bedenkliches,  in 
Princip  schwerlich  zu  billigendes  Experiment ,  dann  aber  handelt  es 
sich  bei  Fick  doch  nur  um  die  allerältesten  Zeiten  unseres  SpiMb- 
Stammes  und  auch  da  nur  um  einen  lautlichen  Vorgang.  Bei  Hrn. 
G.  aber  ist  diese  'Ablautung'  ein  in  seinem  Wesen  durchaus  unver- 
ständlicher, geheimnisvoller  symbolischer  Vorgang,  dessen  Annihme 
nach  seinen  Worten  'alle  und  jede  unrcgelmässige  Lautvertretanf 
überflüssig  macht'.   Sieht  man  sich  zum  Beispiel  das  auf  S.  VI  ge- 
gebene Verzeichnis  von  ablautenden  Wurzeln  an ,  so  erkennt  mn, 
dass  die  tiefeingreifenden   Untersuchungen  von  Johannes  Schmidt 
über  den  Einfluss  von  Nasalen  und  Liquiden  auf  die  Qualit&t  benidi- 
barter  Vocalo  durchaus  ignoriei-t  sind,  vielleicht  deshalb,  weil  lie  der 
Verf.  nicht  kannte.  Wo,  wie  in'Ö-Ac/i/t-oc?  neben  Aa/t/r-fci,  inxi^ 
vr^lAi  neben  xe^-avvtyi/,  in  ayLifiTTTio  neben  anriTmo  usw.  nichts^ 
eine  einfache  Wirkung  von  Nachbarlautcn  aufeinander  zu  erkenMD 
isi)  die  in  hundorten  von  Fällen  sicher  nachgewiesen  ist,  voigegw- 
gen  meistens  erst  auf  dem  Boden  des  Griechischen,  nicht  selten  aber 
auch  schon  in  vorgriechischer  Zeit,  da  sieht  Goebel  überall  seiseD 
mjrsteriösen  'Ablaut'.   Dass  auch  der  von  ihm  verglichene,  naiihliefa 
von  dem  seinigen  ganz  verschiedene  germanische  Ablaut  auf  einfc- 
chon  lautlichen  Verhältnissen  beruht,  scheint  ihm  ebenfalls  nieht 
klar  geworden  zu  sein.   Wie  Hr.  G.  seine  'abgeläuteten*  Wuneta  ge- 
winnt, davon  noch  ein  Beispiel,  das  gleich  auf  der  ersten  Seite  Btflht: 
&a6g  leitet  er  von  Wz.  x^v  hauchen  her,  die  nach  ihm  ^gekünteForm 
für  t^-of/  ist,  'wonach  sich  Urwurzcl  &a  mit  der  Nebenform  9i  eigiWj 
aus  welcher  letzteren  die  Kreter  ihr^^z-oc;  entnahmen. 
Abgesehen  davon,  dass  ^iog  nicht  nur  kretisch  ,  sondern  auch  boio- 
tisch,  messenisch,  argivisch,  kyprisch,  lakonisch  (oiog)  ist,  ist  es 
doch  sehr  sonderbar  die  beiden  dialektischen  Nebenformen  9iog  nd 
&i6g  auf  zwei  verschiedene  Wurzelformen  zurückzuführen  und  die 
für  die  genannten  Dialekte  so  zahlreich  bezeugte  Lautgesetz,  sich 
welchem  betontes  und  unbetontes  kurzes  e  vor  folgendem  o-oder 
«-Laute  in  i  übergeht,  zu  ignorieren.  Ueber  lakonisches  atig  BfMA 
sich  Hr.  G.  nicht  aus,  er  könnte  es  aber  consequenter  Weise  atsWi. 
Ol  ableiten ,  die  er  ja  ebenfalls  und  zwar  auch  mit  der  BedeutMg 
'hauchen'  aufgestellt  hat  (S.  601). 

Noch  sonderbarer  muss  uns  erscheinen,  dass  nach  Hrn.  ö.  alle 
Wurzeln  ursprünglich  die  Bedeutung  'hauchen*  oder  *wehen'  geb»W 
haben  sollen.  Er  spricht  sich  S.  VIII  darüber  folgendermassen  »nf : 
'Wundern  mag  man  sich  vielleicht ,  dass  es  so  viele  *)  Wurzeln  dee 

')  Von  den  27  auf  S.  600  fi.  zusammengcBtellten  Wnneltriid« 
bedeuten  25  'hauchen,  wehen',  2  'schwingen*,  was  aber  nach  Goebel  •» 
dem  Begriff  'fachen,  hauc\ici\'  eTv\ÄtMido.TL  ist. 


i*  0mMv  X^wlagua  tu  Homer,  nag,  r,  Cr.  Meyer, 


500 


N  *k«eh#fl*  ^ebm  ?o|l.    Und  doch  ist  nichts  natürlicher. 

I  bt  mgsvollo  Laiitcomplex,  welcher  i 

fiiiii       I  !  sie  von  einer  gegrebenen  Wortfonu 

(('artiüs  S,  45).    Jedor  *Laütcomplex'  aber  wird  herTorge- 

t,  imUteht  darch  Hancb,  ja  ist  selber  Hauch.    Darum 

4iich  j«de  ürwurzel  'haucheu*,  ui-sprünglich  allerdings  mit 

tj^r  ^~         i-rtiDg  des  Begriffö*  usw.  Es  wird  niemand  ver- 

P^^  irtiere  Anschauungeu  widerlegen  soll.    Wer  die 

F  i-cischen  Thatsachen  durch  einen  so  dicken 

I      ! viÜgu Dg  der  Exspiration  an  der  Lauthervor- 

l|  för  Ihn  das  einzige  dabei  wirkende  ist ,  wem  Form  nnd  In- 

Iflswriiclieä  und  Innerliches,  Werkzeug  und  Hervorgebrachtes 

Id  eins  zusammenüiesst^  wer  schliesslich  das,  was  ich  mit 

^'    <(*,T  schaffe,  auch  für  einen  Bohrer  oder  ein  Messer 

pi  '  düe  Auseinandersetzung  aussichtslos.  Noch  weni- 

k  iou  des  sich  daran  anschliessenden  Satzes 

♦  ^-     auch  die  einfache  Beantwortung  der  Frage 

m  Crsprunge   der  Sprache.    Die  Sprache  ist  mit  dem  Ver- 

>  dem  Menschen  angeboren,  vom  Schöpfer  verlie- 

l^ftrum  citierte  Hr*  G.  nicht  gleich  den  betroffenden  Satz  der 

/Und  liott  der  Herr  machte  den  Menschen  aus  einem  Erden- 

^ex  bliefl  ihm  ein  den  lebendigen  Athem  in  seine  Nase 

I  U6ch  eine  lebendige  Seele/?    Denn  darin  liegt 

uiig  über  den  Ursprung  der  Vernunft  und  der 

U  Wehendes  und  Oewehtes  bereits  inbegriffen. 

ditisen  ^ürworzebi'  nun,  welche  'wehen'  oder  ^bauchen 
haben,  lässt  Hr.  G.  durch  Antritt  von  ' Wui'zeldetermina- 
snge  von  Wurzeln  mit  allmählich  immer  mehr  sich  mo- 
Bedeutougen  hervorgehen.  Die  Wurzelerweiterung  durch 
itire  ist  kein  neuer  Gedanke;    man  hat  bereits  mehrfach 
weiteren  Zerlegung  der  sich  schliessÜch  hei  der  Section 
formen  ergebenden  einsilbigen  Elemente  operiert.    Am  wei- 
cousequen  testen  ist  in  dieser  Beziehujig  Fick  in  der  oben 
ritierten  Abhandlung    vorgegangen.    Ist   diese  AuflfassuDg 
Vre  Berechtigung  wird  sich  für  einen  gewissen  Kieis 
K  n  kaum  bestreiten  lassen — ,   so   kann   sie  doch 

I  iD  dem  Sinne  des  Verf.  statt  haben.    Für  ihn  sind 

jve  an  und  für  sich  bedeutungslose  Laute  ^  die  nur 
der  ÜilTorenziörung  und  Modiliciorung  angetreten  sind 
gmz  gleichmässig  in  allen  Perioden  der  Sprachentwicklung; 
to  sceni  scheinen ,  ist  z,  B,  durch  Wurzeldeterminativ  aus 
fben  «ntsfjinden,  das  Hi^n.  G.  für  eine  ürwurzel  zu  gelten 
mit  ags.  fie/*n  aiiR  Hcafuin,  got.  saihran  usw.  Ein  solches 
'T  Laute  ist  bereits  so  lange  ein  über* 
Aü  billigerweise  von  jedem,  der  über 
'  schreibt,  verlangen  könnte,  sich  wenigstens  davor 
^^D ;   Hr.  Q.  aber  zeigt ,  dass  ihm  die  einfachsten 


SlO 


A.  GoeMf  Lexilogus  zu  Homer,  ang,  t,  O,  Jfa 


sicHereo  ErgebnisBe  dor  modernen  SpraichwisseDschaft 
bliebeD  sind ,  und  zieht  es  Yor  in  den  Bahnen  alexandrinisch^ 
byzantinischer  Grammatiker  weiter  zu  wandeln.   In  Wah] 
sich  die  Sache  nnr  so  verhalten,  dass  Wurzeln,  die  du 
determinative  aus  einfacheren  Wurzeln  gebildet  sind,  nichi 
sind  als  Abstracttonen ,  die  mau  aus  Bildungen  mit  Snffix« 
einfacheren  Wurzel  gewonnen  und  analogiemässig  selbst  als 
fonuen  verwendet  bat.  Ist  z.B,  von  tan  dehnen  die  Grundform  frj 
ta  (ai.  iatä-  =:  tato-g  beweist  dies  zwar  nicht ,  wie  Fick  will 
dem  ist  aus*  tan-td-  entstanden),  so  hat  man  in  derPraeseusU 
ta-nö-mi  tan  als  Ganzes  gefasst  (tan-ö-mi)  und  davon  dann  V 
bilduugen  vorgenommen.    Aus  einem  *  dhä-kä  ^  gr,  d^T;'/.ij  I 
man  wol  dhak-  als  das  Element  auffassen,  an  das  z.  B.  eine  Pra^ 
bÜdung  ^dhak-jä-tni  sich  anlebnt©  =  lat.  fac-io  und  so  steJJ 
uns  dann  allerdings  jetzt  eine  Secandärwurzel  dhak  aus  dhtU  I 
heraus.   Ebenso  konnte  selbst  noch  auf  griechischen  Boden  dnl 
vv^w  eine  Wz.  tnav  aus  ata  stellen  ergeben  usw.  Die  Deteraun 
sind  also  hervorgegangen  aus  ursprünglichen  Suffixen  nn^  i 
sich  in  ihrer  grossen  Masse  in  den  ältesten  Perioden 
eben  gebildet;  das  Weitere  ist  Wirken  der  Analogie.  W<  r 
von  diesen  allgemeinen  Gcsichtspuncten  aus  Krn,  G.  Anschauungwi 
das  Wesen  dieser  Bildungen  verfehlt  sind,  so  erscheinen  seind 
Stellungen  zum  grossen  Theile  als  geradetzu  ungeheuerlich, ' 
man  den  Einzelnheiten  näher  tritt.  Die  Identität  von  lt. 
Stimme  wird  geleugnet  (S,  12.  406):  *ro-c-s  ist  Ä>  Ei 
Wz.  /a  (wehen)  wie  fo-n-g  ?r-Erweiterung  derselben  Wüi-zel  lel 
in  der  griechischen  Lautlehre  am  allersichersten  erwiesene 
von  ursprunglichem  velaien  k  in  p  gehört  nämlich  fdf 
den  unbewiesenen  und  unnützen  Behauptungen  der  Sprach 
Dieser  Glaube  hat  noch  verschiedene  andere  Seltsamkeit 
Auf  S.  407  liest  man :   ^die  so  beliebte  Gleichstellung 
liexoc;  und  equus  skr»  a^^as  wird ,  beim  Lichte  betrachtet 
auch  dahin  aufklären ,  dass  die  resp.  Wörter  mit  Labialen 
lu'J^og,  Epotm  zu  der  Wz.  aft  in  treffen »  stossen ,  seht 
Wörter  mit  Gutturalen  Jxxo^  st,  {x-/og?»  equus  zu  der  gli 
tigen  Wz.  ax  Ix  zu  ziehen  sind/   Dann  müssten  wir 
auch  rumänisch  nopte  und  lateinisch  noctem  als  verschied« 
jenea  als  eine  ja-,  dieses  als  eine  A?-Erweiterung  der  Wz.  na 
Die  angeführte  Stelle  gibt  noch  weitere  Proben  für  jene  V^ 
heit,  die  aus  Mangel  an  Verständnis  för  Laut  -nd 

Entwicklung    von    Sprach  formen    Zusammen  v 
reiset.   Nicht  nur  nivve  und  lt.  quinque  sollen  vers^ 
seiiit  sondern  sogar  ntvt€  und  nifin€\  *7f*vr«  klu^ 
genug  an  nag  st.  ttoit  an  und  Hesse  sich  erklären  aU  ' 
der  Hund);    in  äol.  rrf^nB  k()nnte  mau  Reduplication 
wiedei finden  {/ri*fm€  st.  ni'Qni)  oder  anch  i7-Erwei 
so  gelten  Hrn.  G.  altir.  c6k  nnd  k}  mr.  pimp  för  verschii 


A*  Oofbel,  Lexilogas  j(o  Homer,  ang.  v.  0,  M^y^. 


511 


»diOnen  OosetzG  der  WiedorRpie^Jimg  der  zwei  indugor- 
k  in  de»  keltiscbeD  Sprachen  natürlich  keine  Kenntnis; 
tiMSa  niev^i;  und  Tlfra^g.  Arkadisch  CilXtif  ist  nur  begriff- 
tUb  =  ßaiJUii^  (S.  3dl);  'wozu  soll  dieäes  auch  laut  lieb  mit 
ßüXH9  titsftminenfallen  ?*  Ja  warum  auchv  jenes  ist  von  Wz.  ya 
W9ktm  t  di€8c«  von  ona  wehen  mit  Detei-mittativ  l  gebildet.  Dass 
lach  ^^^Qo>  -=:  ßagai^^ip  bezeugt  ist ,  zieht  Hr.  G.  nicht  in  Be- 
tadii;  «6  küminert  ihn  auch  nicht,  da^  Curtius  und  Ascoli  eine 
4frdimits  infnedenstijlleude  physiologische,  durch  analoge  Erschei* 
■■Iga  AUS  andern  Sj  ^  v  :  ietou  geschätzte  Erklärung  jenes  Laut- 
«•Bdtle  fegtb^D  har^  h  das  Hervorgehen  von  A  au««  ^,  das 

lOttgtiw^liiilichate  ^  wm  man  sich  in  der  Lautgeschichte  überhaupt 
YMiteltoi  ksBu,  begegnet  demselben  Verdammangsurtheil,  z.  B.  S.  31 
:  ünal  pamllellaufende  und  gleicbbedeutige  Wz.  erfrag,  welche 
"^ 'W0gs  vermengt  werden  darf;  jene  ist  A- Erweiterung, 
lüg  .lerselhen  ürwurzel/   Wie  steht  Hr,  G.  xu  dor 
nbor  indugormauisches  If  Sollte  er  denn  sich  mit 
4te«r  1  J\tgt  haben? 

Hf^  a.  gii>t  Übrigens  dieser  Unkenntnis  von  Lautgesetzen  das 

Mi»f  einea  methodischen  Grundsatzes :  'Gleiche  Bedeutung  beweist 

midk  lAOge  nicht  gleiche  Herkunft'  (S.  407)^  ein  Satz»  gegen  den  sich 

Ol  Üm^f  sUgomeinon  Fasi^nng  natOrlich  nichts  einwenden  lägst,  der 

llir  j«d«  8^r  von  Berechtigung  verliert ,  wo  man  sich  desselben  in 

HcBuO.  Weir*  "    '      \  um  Bildungen,  welche  die  vergleichende  Sprach- 

lilMnifhiif'  lid  von  sicher  erkannten  Lautgesetzen  auf  eine 

OfUBifonD  turuckiührt,  von  einander  zu  reissen.  Im  Gegensätze  dazu 

iilfir  Hrn.  G.  lautliche  Uebereinstimmung  das  allein  mass* 

flliid^  lind  wichtige;  er  hat  damit  von  neuem  ein  von  der  wissen- 

t^ftftliebftn  Etymologie  onserer  Zeit  längst  überwundenes  Princip  in 

Il0  AlJcdubirsciiaft  emgeeetzt.  *Pott  warnt  in  seinen  Schriften  wieder- 

Wt  für  der  'Sirene  des  Oleich klangs',  und  allerdings  ist  es  ein  cha- 

nUftriitischtfr  l'nterj^chied  *hT  goregelten  Etymologie,  welche  wir 

Mtlf  biii  •  von  der  wiJdru  früherer  Zeiten  ,  dass  für  uns  der  blosse 

MkteMrfaTig  nicht  nur  wenig  ms  Gewicht  Hillt,  sondern  sogar,  wo  es 

itdi  iHn  Verwandtschaft  von  Wörtern  verschiedener  Sprachen  handelt, 

^  ^FAdezu  ein  Grund  ist  diese  zu  leugnen/  So  schrieb  vor  ziemlich 

la|«r  Z<>>it  Cortius  in  seinen  Grnudzügen  (^83).  Hr.  G.  bat  dies  leider 

Mit  bfrfkK  Ihm  i»t  a  '  m  '  :  .■  -  ■  '^lov  ebenso  verwandt 

titVünkt'  ink*  (S.  >  ,       .*  hingt  warzolhaft 

tmnuifD  mit  'Mnul'  (S.  :i9),  'Haut    ist  mit  'Hauch'  ^urwarzel- 

UÄ'  fitrwandt  (S.  69) ;  rrriaic  Herr  und  rrciöitr  Trank,  /riu^a  I>eckel 

M  /riii^a  Trank  sind  ihm  identi.Hch  (Sw  IBl)  f  Über  vvmo^  d^iokyip 

^iBM  ie  S.  296,    dass  'nur  dii'jentge  Etjrniologie  stichhaltig  sein 

him,  wekhe  wwol  a^alytti;  als  afttlyut  auf  ^inen  Traprung zurück- 

ilttiifi  versag',  Fumus  Bauch  und  fui  ^    '  on  'sicher* 

Ikb'  Mcb  begrifflich  zusammen,  weil  sie  l  cm  Stamm 

WNt(S.  137),  trotzdem  dass  jenem  ein  ai.  dhümu'-^  diesem  eine 

^iWi  entspricht! 


512  A,  Goebel,  Lexilogus  za  Homer,  ang.  t.  O.  Meyer, 

Es  mag  genug  sein  an  dieser  Beleuchtang  der  principieUen 
Anschanungen  des  Herrn  6.  Ich  wende  mich  nun  zn  dem  NaehweiWi 
dass  seine  Kenntnisse  im  Griechischen,  wie  in  den  zur  Yergleichiiof 
herangezogenen  Sprachen  durchaus  auf  gleicher  Höbe  damit  stehei. 
Einzelnes  ist  schon  im  Vorstehenden  zur  Besprechung  gekommm; 
das  mir  zu  Gebote  stehende  Material  ist  so  umfangreich,  dass  ich  nur 
eine  hoffentlich  genfigende  Auswahl  zu  geben  vermag. 

S.  9  und  10  wird  zweimal  ein  Yerbum  omw  ich  sehe  geDannki 
das  im  ganzen  Bei*cich  der  Graecität  nicht  existiert.  6.  84  ff.  wird 
bestritten,  dass  e(77r£r£  auf  Wz.  asTt  zurückgeht:  ^den  einzigen 
Anhalt  für  diese  Erfindung  bietet  der  angebliche  Jat.  Stamm  sec  sagn', 
der  von  Hrn.  G.  dadurch  aus  der  Welt  geschafft  wird,  dass  die  dm 
gehörige)!  Wörter  zu  sec  folgen  gezogen  werden.  Es  ist  unwahr, 
dass  das  lat.  sec  der  einzige  Anhalt  für  jene  Erklärung  ist,  dir 
Verf.  konnte  aus  Curtius  Gr>  461  lernen,  dass  das  UmbrMe, 
Litauische ,  Slavische ,  Althochdeutsche  und  Irische  eine  bedeatiBde 
Anzahl  solcher  'Anhalte'  stellen ;  es  ist  femer  unmöglich,  dass  tStrairff 
ein  redupliciertes  Aorist  von  Wz.  one  i8t(=  ae-a/ie-re)^  denn  redipG- 
cierte  Aoriste  sind  im  Griechischen  nur  von  'thematischen' Foroea 
gebildet,  wir  müssen  (7€-(77r-€-T€  trennen ,  von  (T/re  wfire  nur  eil 
i'anr^v  wie  von  S-e  eO-rjV  zu  erwarten,  Imperativ  also  anire.  Auf 
S.  117  wird  7rag  St.  naw  als  Participialbildung  zu  (a)7ia  erkllit, 
wie  ara-w  von  Wz.  ata ;  der  kleine  Unterschied  der  Betonung  stOii 
Goebel  nicht.  g)ah]Qiy.al  aqwai,  Sardellen,  die  im  Hafen  von  Pbaleion 
gefangen  worden,  sind  S.  132  Vcissschimmernde'  Sardellen!  alka 
S.  314  ist  ein  ganz  zweifelhaftes  Wort,  wie  ein  Blick  in  den  StephamB 
dem  Verf.  gezeigt  hätte.  Eine  eigenthümliche  Anschauung  vom  Aog- 
mentgebrauche  bei  Hesychios  zeigt  die  Verwendung  der  Glosse  fl^ 
aev  a^XiüaVy  die  beweisen  soll,  dass  die  Kreter  }.%  für  £x  sagten  ;mb 
tTL'kvaBv  fär  i^eXx'OBv  in  der  Erklärung  einer  Glosse  ist  natüilich 
ein  Unding,  die  Form  kommt  von  y^XvCio,  das  ausserdem  als  Belnif 
für  das  angebliche  kretische  e^  angeführte  ix^^^^i '  fy-Trveiaij  ifligt 
nur  Assimilation  von  x  an  die  folgende  Aspirata  wie  in  der  kretisclMB 
Inschrift  (CI.  2556,  21.  25  vnBX&i]Tai  m\d  irr€x(^ioifi(ov,in9h 
d^rjTiov  CJA.  I  31  b  9,  fx  ^evraUag  CJA  II  222,  9.  wie  inUtiV 
von  ttA^x-w  usw.  Dem  Misbrauch ,  den  der  Verf.  wie  alle  wilde  Bj- 
mologen  mit  dem  hesychiauischen  Lexikon  überhaupt  treibt,  wiDich 
gar  nicht  besonders  hervorheben,  aber  verlangen  könnte  man  wenig- 
stens ,  dass  er  Hesychios  richtig  citiert  und  richtig  versteht.  Vom 
G^gentheil  noch  zwei  Beispiele:  S.  32  7/^tv,  wofür  dialectisch  aodi 
IxTCtQov;  Hesychios  hat  aber  iy.raqa,  e^viTuog  Ix^vg,  wo  lx9is 
Nominativ  ist,  wie  sich  aus  ycraga.  ix^vg  [iqaxviBQOCi  navtiav  klir 
und  deutlich  ergibt;  über  die  Betonung  des  Nominativs  «x^tc;'?'' 
die  im  Index  zu  Lentz  Herodian  angeführten  Stellen.  S.  356  wird 
gi&Qotf.  ^eviita,  das  offenbar  nur  itacistische  Schreibung  (kaum,  w»« 
Mor.  Schmidt  will,  boiotische  Form)  für  ^ei&QOv  ist,  als  Beleg  f^ 
eine  Wz.  oqi  fliossen  verwendet.  Auch  mit  unglücklichen  Coü^ectareD 


.  wie  bei  Aristotdes  etc.  jede?  Thier  rait  gi 


kaim   Joch   nicht    zweimi 
auseinander  gespalten 


Ten  bedeuten, 
Hr,  G,  hat 
nicht  näher 


Aristoteles 
lort  ist  diaxiSriQ  klarer  Gegensatz  zq  noX  i  crx«J»k% 
icht«  anderes  bedeuten  als  'zweimal  gespalten. 
ein   altlat.  stlatus  ^==-  latus  angrefahrt,   das   als 
r  Wt:,  inl  tr^em  s(<il  erweisen  soll ;  das  bei  Festus 
its  erat  navigii  latum  inagis  quam 
^>edeutet  aber  vielmehr  *breit' and 
ji  1,  441.  Cnrtins  215  verwendet  worden*  Welche 
.  .*aä  neneren  Werken  herausgelesen  hat,  dafür  zeugt 
Wz.  (pa  leuchten  ursprünglich  sigmatisch  müsse  ange- 
,  Miet  mit  gotem  Fuge  Curtius  S.  494  ans  dem 

ri  von  iravog  Fackel  und  ifccvog  Fackel*.  Davon 
Steile  keine  Silbe»  Curtius  schliesst  aus 
t-n  der  beiden  Formen  nur  auf  urspmng- 
rcryo^^  das  er  mit  Röscher  nnd  Kahn  zum  dent6cheo*SpahQ' 
nkt  aber  nicht  im  entfemtesten  an  Wz.  (pa  leuchten. 

den  Willkürlichkeiten  und  Verkehrtheiten,  die  uns  bis 
dem  Gebiete  der  Lautlehre  überhaupt  tjei  Hm*  G.  begegnet 
rden  wir  uns  nicht  mrndem,  wenn  wir  auf  dem  gpeciellen 
lischen  Lautlehre  merkwürdige  Dinge  in  dem  Vf  •  n 

Auf  S.  1  wird  ^eog  fon  Wz.  ^^  =  ai,  dh  *  «t 

i  =1  ^ßj^og  mit  Vernachlässigung  des  bekannten  Geeetzee 
Nominalbildungeu  gegenüber  dem  s  von  Fräsensstämmen; 
in  mit  Suffix  -0-  von  Wz,  &v  ist  bereits  in  &o6g  «chnell 
ßiiste  vorhandeB.  Dass  ^«  -  auch  in  Dialecten  erscheint,  die 
tu  #1!  ZU  coutrahieren  pflegen  (S.  3),  mu^s  Er.  G.  erst  be« 
i  die  Identität  von  Zivg  mit  DJ(fui  und  überhaupt 
li  5  ans  dj  geleugnet  1  'Praefix  La-  entstammt  der 
hauchen;'  und  diese V  ist  l  etwa  ein  indogennanischer  Laut? 
Tiicht    woraus  ist  t  im  Grieche  entstanden?  S.  5  steht  die 
ig  über  dwftai  *Herleitung  aus  ätua»  ist  lautlich 
"     *jap6g  steht  für  TLeKaavog,  wie  ajcffriimg  st. 
,  lifavac.^  Also  Hr,  G.  fasst  den  Vortrang  bei 
>n  o  in  t,  hat  keine  A'  n 

,'  ffrMTuvn^),   kHn«  V'  >:.% 

auK  'y-t/Mavog 

.    ..,  ..,.,...;,     .    .      :^       ,..   r'triiitr'.    All  dpir 

ishat  Hr.  G.  zahlmicho  fahr  ri 

,  fia  ^>.  T/*t  AOUfaoaia  für  naoq^catiß,  t«/^fii*^r/u,  itir 


514 


A'  Goehel,  Leiilogus  zu  Homer,  aag.  r.  0.  Mtyer. 


dx^aawavtjgt  naQai(fa0ii;  fQr  naqaaffaatg,  S.  216  avöi^npw 
aus  at^QB-aq'ovtri^,  In  einer  grossen  Zahl  anderer  Wörter  läsa 
frischweg  -aO"  zu  -#^-  werden,  wie  viitQjj^vog  aus  vn^ao(fa\ 
xctTrjq>Tjg  =  TtaTaaftjg  (S,  64) ,  und  d^s  wird  S.  25  gestiUU  ^ 
f^^oig  aus  ^aofueg^  wo  wieder  die  nur  bei  Nasalen  und  Liquiden 
tretende  'Ersatzdehnung'   vor  urspr,   fifi  :=  Cfi  stattgefunden 
mit  den   bekannten  Analogiebildungen  ^iq^i^-^ogog  usw.,  diö 
^((faa'q>6Qog  usw.  stehen  sollen.  Eine  diitte  Metamorphose  dii 
proteusartigen  a ,  das  Goebel  sehr  viel  braucht,  da  er  ungefähr 
consonantisch  anlautenden  Wurzeln  eines  vom  verlorenen  s  för 
dächtighält,  ist  /i,  z.  B.  nefi<pigz=:  neatffig^niinnQrifn  =  nhnft 
nifATtXrj^i  -=■  niGTikfjfu    (müsste,   beiläufig  gesagt .  ianQtjfn 
uXr^^i  lauten  wie  torr^fn  =^  *aian}fa,  hrtafim  =  •aiV^wj^ 
S.  67  usw.  Ejgentbümlich  ist  auch  hier  wieder  die  Bekundung  di6 
unerhörten    Vorganges:  'wie   sich  Sigina   assimiliert  zu  fi  in  if 
SfAfA^g  [also  natürlich  nur  vor  ^!],  ebenso  auch  zu  ft  vor  ji  ^  f 
S.  25  aotg  üurath  soll  ^  aa-atg  von  Wz,  ag  hauchen  sein, 
nach  a  wird  ti  nie  zu  ai^  vgl.  iari,  nvojigj  also  inüsste  ei 
aaxig  heissen.  Von  deiüelben  Wz.  ag  wird  auch  tifiai  abgeleii 
as  sein  und  äs  sitzen  durcheinandergemengt.   S.  26^HQr^  ^ 

Hauch,  Luft;  dies  hätte  dorisch  nur  äQa  geben  küDuen;  ui 
dieser  Göttername  aber  auch  im  dor.  ?;!  S.  59  Von  aipimu  l^^ntf 
dqit^twQ  gebildet  werden,  sondern  nur  afpitotq  =  aq^ 
auch  dw^wq  steht  neben  tfarr'p!  S.  87:  Imper.  ta^i  noh*' 
einer  'abgeläuteten  Wurzelform'  i<j  neben  agl  Die  richtige 
der  natürlich  nur  auf  lautlicher  Entwicklung  beruhenden  tom 
jetzt  wol  Osthoff  in  Kuhn 's  Zeitschrift  23,  579  ff.  gegeben.  S.  h 
In  a^inog  soll  Kürzung  aus  novg  vorliegen ,  während  man 
weiss,  das  -nog  die  laut^esetzliche  Form  aus  TtoÖ^g  ist,  8,  147 
tpriXog  steht  für  aaq>vi}Xog*   Umstellung  von  v  bzwh.  /  ist  gar 
Seltenes*.  Bewiesen  wird  das  durch  yovvata  dor^crra,  die  bei 
lieh   mit   'Ersatzdehnung'    für   yati'ata    doQQara   stehen:    ffti 
durch  die  Bemerkung:  'man  versuche  nur  daqwr^Xftg  be<|uem  n 
sprechen  and  ew  entsteht  unvermerkt  im  Munde  davcpr^lnc  .  N'»'" 
kehrfcer  ist  die  Umstellung  von  ''^  düffiyerog  zu  of! 
8. 209.  Die  Zusammenstellung  von  nv^firjy,  lat.  fumit..,  _.. 
verst^sst  nach  Hrn.  G.  gegen  alle  Lautgesetze;  er  hat  nur  nictit 
standen ,  wie  man  aus  Wz.  bhudh  alles  trefflich  erklart  hat.  S. 
^fiToa  st,  ittoj^a,  mala  st.  Tvtofiu;'   natürlich  nteht  ntm 
niQia,  nur  so  erklärt  sich  attisches  a. 

Auch  die  Kenntnisse  des  Hrn.  G.  in  der  gn^iechifteh 
bUdungalehi-e  stehen  auf  der  gleichen  Höhe.  S.  108 :  ^oq 
Uifa^  setzt  einen  Nominalstamm  aq^ay  voraus*  nn 
^(D^tjoait)  Ktfiiaaiü  (pvkdaoix)  verglichen;  der  Unterschi 
primärer  und  denominativer  Verbalbildung  ist  also  dem  \  x 
aufgegangen.  S.  182  kennt  Göbel  ein  *Suffii  -atg  ^  tig\  red 
da^  Nominativzeichen  zum  Suffix!  S.  183:  yi^ffvi^a  soU 


•01^  ti 


Irff  froh  «ein  mQi<is.  wenn  der  Schvller  ffir  den  lat.  pttösiveu  Aus- 
•üük  lafort  die  adäquate  einfachste    Fitrm  im  Deutschen   Bndet. 
•ber,   ffie    wir   sie   hier  schon  (S.  5  ff.)  lesen,  z.  B»  ma» 
;  im?  grtit,  wtr  lassen  uns  oft  tÄiischen  n.  9.  w.,  sind  »tark  vor- 
ftgrifon.  1  re  üeberspanrmng  der  Anforderungen  finden  ffir 

13-L'l.  ...,.  Kütw.  verlangt  nämlich  (§.24)  bei  der  Formeulehre 
n«n  ^die  Redeutung  und  Con§truction  einlgrer  besonders  hAu* 
Ptiuiposit tonen** ;  auf  8.  13  dieses  Baches  aber  werden  sii» 
all«  (n&mlich  32)  angeführt,  selbst  t^olche,  die  in  dem  Bache 
«litBrltui  intweder  gar  nicht  In  Anwendung  kommen ,  wie  z.  B. 
/ttfa,  a4 verlas,  coram,  ergo,  oder  nur  einmal  später  erscheinen,  wie 
L  H*  fBilar  erst  S.  lOü ,  intra ,  eifcra  8,  98  (letxtere  beide  nur  in 
kax  für  diase  Classe  bedenklichen  Beispiele:  Iliacos  intra  mrtro»: 
l^ccatnr  ^i  t^xtni) 

ll«l^^nheit  Äur  L'eberbörduug  der  Schüler  könnte  ferner  -mcn 
Umstand  bieten.  Aosh  nach  den  eluzelnen  Paradigmen  der  Dectt* 
Nintiva  (nach   der    ersten  Declinatiim  i.  B.  14, 
^ier  :  i  usw.)  ah  ^Bci^jpiele  zur  Uebung**  vorkommen» 

flfifid^n  iiden  Vt^^'  fielen  zumeist  gar  nicbt  ver* 

»i  er-.: .   Dies  vei;  .  .e  üeberbürdung,  weil  mancher 

»r  von  den  Schülern  verlungeu  kOunte,  dasB  sie  dieselben  auh- 
[  knien;  sie  sind  aber  auch  unuothig,  da  ja  in  den  jedesmal 
folgenden  Beispielen  Itinlänsrlich  viele  Substantiva  vorkom- 
r-tudf't  Minien  werden  können. 

Vi^liaMn  rrichtsstufe  von  den 

ifiUtigch«u   iiegeln  $i.  1^   den  /.    (über    da$  pr&dtcative 

liiv),  8<»dunn  von  §.  22  deu  .4.  Absatz  (über  die  Con- 

1%  ebenso  im  g.  35  die  Pronomina  quispiam  und  qnisqnam  und 
57    die    Cotnposita   insura.    s^ubeum ,  snpersnm ,   inlersun», 
1  dl»*  Alks  erst  für  die  zweite  Class»?  passt»  fOr  diese  Unterrichtp- 
er  noch  /.u  nchwc^r  i^t. 

beitlglif-h   dpv  anfgenommenen  Lehrstoffes  bishei  Vorgft- 
btednrfte  h  r  belangreich  sein,  da  eiti  erfahrener 

diese   ^  igen  deti   Lehrzieles  unbeachtet  lassen 

ohlimmer  jedoch  steht  es  mit  der  ganzen  Partie  von  S.  107 
I2li,  da  selbe  nach  der  An.sicht  dos  Ref.  ganx  nnd  gar  gegen 
hrplan  and  die  Lehrmethode   verstOsst  und  einiges  daraus 
-^.   Denn  w&hreud  der  Lehrplan  für 
Tijunctivs  nach  ©in  igen  Conjtmc- 
und  Bedingung"  vorschreibt, 
«aAüi»  ils  Mittel  zur  Einübung  des 

^M^etivM  einr.u(lb*in  ompti''lijt.  werden  hier  wieder  in  ganz  ver- 
UkH»"  if^f-»  <- -»i>rF  ji„  Coujuwctionen*  und  zwar  alle  nnd  sysle- 
Wi*  imen,  die  Einflbung  der  Formen  des  Conjunctiva 

^■r?i  Hl  i\s>  ^.o  und  n«i     "  '   i  angestrebt, 

^dawsrdd  iammt  en  nicht  slwa 

w\u%  (bar  ni,  q«^  cuoi*  6i  vorgeführt*  ävnd^r»  auch  qxi^j,  qnin,  quo- 


5S0    M^  Schinna^Vs  tUcor.-prakt.  ElemetitarbuQb,  aog.  v,^ 

mtnus^  ut  UQd  m  cooceseivuiii,  quod  c.  conj.  (ala  Meinung  eiBeB 
dereii),  cum  coEcesi^iT.  werden  systomatlscli  behandelt,  ja  auch 
die  anderen  Canjuuctioueti  (qüa^i,  acsl,  tamquatiii  veluUl,  dmn,  ; 
dummodo,  licet,  quamvis,  donec»  quoad,  auteqnam  und  priosqii 
werden,  weno  auch  nur  in  einer  ADiuerkimg,  dem  Pri^ 
f&hrt  acd  scfaliesslicb  noch  die  ganze  Lehre  von  dei 
(Begrifiii-'  und  Satzfragen,   eiofache,  di^junctive,  directe, 
völlig  regelrecht  durcbgenommeu.  Welche  Verstiegenheit  sich 
offenbart,  sjiringt  noch  mehr  in  die  Aagen»  wenn  wir  die  Ueb 
beispieJe  zu  diesen  Regeln  näher  betrachten.  Diese  ßini!     '    ' 
guten  Hälfte  für  die  Primaner  zu  Bchwei',  wa«  schon  li 
da&8  sich  viele  derselben  iu  dem  V  uche  für  die  2. 

wörtlich  wieder  finden,  «^u  ^.B.  die  ni<  ispiele  ans  dem  sv 

lat.  Absätze   S.   110,  ebenso  viele   Sätze   auf  S.   114,    115,  ll| 
117  u.  s.  w.  1b  dem  für  Secuuda  bestimmten  zweiten  Theile,  wci 
denselben  Conjunctionon  gehandelt  wird. 

Andere  Sätze  dieser  Partie  kommen  wol  im  zweiten  Theik  | 
ver,  sind  aber  selbst  für  Quartaner  nach  schwer  genug,  z.  B.  S. ; 
Tbemistocleis  collegis  suis   praedixit,   ne  prius  Lacedaemouia 
legatos  dimitterent,  quam  ipse  esset  remissus. 

Noch  eine  Abthoilung  des  Büchleins  aber  scheint  dem^ 
für  diese  Unterrichtsstufe  viel  zu  schwer  zu  sein,  und  zwar  die  j 
vom  Acc.  c.  inf.  S.  120  ff,.  Denn  wenn  man  diese  Consti 
in  Prima  vornimmt,  so  darf  man  nicht  vergessen,  da-  "  -fj 
Primanern  zu  tbun  hat;  man  darf  nicht  die  ganze  L» 
c.  inf.,  wie  sie  in  den  Grammatiken  behandelt  wird,  sanimtj 
Ausnahmen  und  Eigenthunilichkeiten  vornehmen,  sondern  sie 
die  einfachsten  und  leichtesten  Fälle  beschränken ;  aber  auch 
ist  in  dem  Buche  nicht  Mass  gehalten;  denn  man  findet  dai 
Regeln  und  Sätze  über  jubere  und  vetäre,  über  die  Verba  aff# 
über  den  Inf.  fut,  nach  „drohen,  geloben,  hoffen,  schwör 
sprechen'*,  ja  auch  die  Umschreibungen  durch  fi'tre  üt,  und 
denn  doch  des  Guten  zu  vieL  Dieser  stofflichen  Versth 
sprechen  auch  sehr  viele  Sätze  die&^er  Abthoilung»  uii ^ 
mit  ihren  geradezu  ausgesuchten  Schwierigkeiten  oft  einen  i 
taner,  ja  selbst  noch  manchen  Obergjinnasiasten  in  Verlege 
bringen ;  man  bedenke  uur  die  Häufung  von  allerlei  Schwierigkeii 
in  dem  folgenden  für  Primaner  bestimmten  Satte  S.  \i 
„Sokrates  trug  kein  Bedenken  zu  gestehen,  da^ss  er  vinles 
wiBse;  daraus  folgt  aber  nicht,  dass  wir  glauben,  dass  er 
gelehrten  Männern  an  Weisheit  nachgestanden  sei."^ 

In  dem  letzten  Absätze  %,  56  werden   behandelt    «Verla 
dritten  Conjugation  mit  dem  Praesens  auf  io^   und  die   „Vitrbi^ 
peraonalia**.  Erstere  hätten  viel  früher  vorgenommen  werden 
und  nicht   erst  am    Ende  des  Baches;    auch  ist    es   :-  -" 
zeigt  die  Uebungeu  darüber  um  ein  Berieutendes  tu  vt^n 
man  kann  doch  vernünftiger  Weise  nicht  erwarten ,  d^^  juir 


Tirte,  dii  docb  aach  r;  <^i)  «Itlirtii  miui* 

flkMItf  SdnrärigMt^fi  b^r^it  litaiakehf«   und 

Öi  JMtocW  SJU?^  i  überdieg  otir  iwti 

äM  aoden»  «.>  ^  ves  mufirmseti!    1>q4 

ftittf  tcrkonmea, 

tl  filier  den  aui^ttiömmeumi  LebrslofT;    er  goi      '    '  är 
md  ümfiatg  Ober  das  g«si»ckte  Lehrziel  iid«'^  ^tr 

und  Leislim^f&bigkeit  der  Schülc^r  nd 

i  Foftsdiiitt«  der  SchQlor  innerbalb  ihres  t  en 

tKrtes  nur  abM^licb  sein.  Soll  das  Buch  daher  die  starke 
der  G^enwart  mit  Erfolg  besteben ,  so  wird  es  udtbig 
^BtaJetiscba  Beiwerk  auf  ein  Minimum  zu  reduciereu,  die 
I  Silxe  m  eatfemen,  die  r  '  itr^  über  *!     '^       im 

das  Hanptge wicht  i;  in  eine  tt  n* 

r^loDässigen  Formenlehre  zu  verlegen. 
Maa  fcOnule  wol   ftiglicb   die  Frage  anfwerfen,   wir  rs  .kim 
.  daaa  das  Bach  troti  dieser  faciiacben  M&ngel  die  zehnte 
aufweesea  kann.  Bern  Ref.  stehen  «war  etwaige  frühere  An- 
di^  VVerki  br[  s  k  der  nicht  zu  Gebote,  und  er  kann  daher 
iisaea,   ob  dieser  l'ebelstand  ^chon  einmal  von  einem  seiner 
berührt  worden  «lei ;  aber  er  glaubt  annehmen  zu  sollen, 
wenigstens  gefohlt  worden  ist.    Da  aber  das  Buch  früher  so 
I  obBe  Concurrouz  bej  uns  war^  so  war  es  fast  allgemein  ein- 
imd  bestiglich  dm  Lehrstoffes  hielten  es  wol  die  meisten 
,  K/.  uJ«  H^r  Ret,   als  er  seiner  Zeit  nach  diesem  Boche  in 
:   er  liess  nämlich  Alles,  was  Gber  das  Lchrziel 
^läaas^i;  fijnflu^jjieng,  mochte  es  Rej^^el  odtjr  Satz  sein»  einfach  weg. 
ifctr,  wo  wir  Üebungsbftcber  haben .  die  sich  dem  Lehrplane 
f  Usdilieasen ,   greift  man  wol  lieber  zu  diesen  und  wird  os 
im  thunf  wenn  das  vorliegende  Buch  diesen  berecbtigten 
DO  nicht  Rechnung  tragen  wird.    Damit  verbinden  wir 
i-dAii  T?*»^i  au^jj,  ^J^^,  Satr,e  einer  sorgfältigen  Sichtung  zu  anter- 
nämlich  viele  wirklich  inhaltsleer^  und  dies  nicht 
iUD  Anlange,  wo  es  ft-eilich  oft  .schwer  fallt  lesenswerthe  Bei- 
^  aofaufiiideii ;    femer  sind  die  dentgrben  Uebungssätze  sehr  oft 
Bilflrsa  als  blosse  Aer;  Numerus,  ja  noch  unbe* 

I  Abweichungen  voit  len  Mustersätzen,  wag  wol 

I  d«s  möndlichcn  Unterrichtes ,   nicht  aber  des  üebungsbuches 
dfta  dja  deutscheu  Uebungssätze  nach  den  Mustersätzen   viel 
umformen  »olK   Beispiele  hiefQr  bietet  fast  ein  jeder 

SckUflaalkli  ist  gnwol  in  den  Uebuniren  Über  Deelinationaformen 
'Abw^chflung  i  ^^h    in  den  Conjugations« 

ladbr  Abw»  uon  erwünscht.    So  findet 

io  deoi  ganten  latenuschen  Absätze  S.  14  nost^er  dem  Noroi- 


btt    M.  Schinruttfl»  theor.-prakt.  Elementarbneb,  ao^.  v,  1>V. 

Dativ  kein  anderer  Casus  vor,  älmüch  S,  24,  26,  32,  33 
ebenso  kommen  in  den  l'ebungen  über  das  Yerbum  S,  92,  %: 
95,  97  u.  Ji,  fast  lauter  dritte  Personen  vor,  und  doch  miLi 
Schüler  die  Formen,  die  ©r  mit  Mühe  einlernt,  Äuch  in  dea 
angewendet  ßndeu. 

Nun  noch  zum  Schlüsse  in  aller  Kürze  einiges  toq 
Belang,  so  wie  es  dem  Ref.  beim  Lesen  aufstiess. 

S,  6  wird  unter  den   „Wörtern  zum  Aaswendigleme 
^fi^,  nicht,   beim  Imperativ*'  angeführt,  was  hier  ganz  uberi 
ja  geradezu  verfehlt  igt,  Ja  es  den  Schüler  verleitet,  dieses  rm 
bei  dem  schwachen  Imperativ,  den  er  allein  im  ei'sten  Sem.    ^ 
lernt,  anzuwenden.   Auch  kommt  das  erste  Beispiel  über  ne  i^ 
erst  S.  9a  vor   Die  Anmerkiin^  ober  den  Genftivus  (nicht* 
tivus)  öbj.  auf  S.  11  ist  hier  wol  recht  überflüssig.  Ergn  S. 
wegzulassen,  da  das  Wort   nicht  classisch  ist  Auf  S,  20  laa 
Sacra  scriptura  (heilige  Schrift)  zu  setzen   libri  sacri.    IhM 
vectis  S.  22  ist  überflüssig.    Der  Satz  S,  29  Vacare  c\v 
est  solatium    passt  nicht  zur  Regel,   weil   er    kein  Pr 
tiv  enthält.  DeuSatz:  quibus  discipnlis   praeceptor  favtsi^^J 
möchte  ich  weglassen;  denn  ^favere^  soll  der  Lehrer  allen flf 
in  gleicher  Weise.  S.  50  wird  tine  als  Vocat.  zu  unm  ango'i 
er  kommt  aber  nirgends  vor.    S.   57  fehlt  bei  regio   tmptW 
sunto  die  Erklärung^  dass  imperio  ein  Ablativ  und  wie  er  zms 
setzen  ist;    ebenso  war  S.  6(3  bei  dem  Accus,  per  risum  »w 
(püteris  cognoscere  stultum)  eine  Erklärung  n(Hhig»  Die  Farm* 
tesse  und  potessem  S.  59  würde  ich  in   einem  Lehrbuche  fö 
maner  vorsichtshalber  gar  nicht  nennen,    da  sie   bekauntliöl 
Plage  des  Lehrers  ohnehin  viel  leichter  zur  Hand   zu   sein  pt 
als  die  wahren  Formen.  Es  ist  in  neuerer  Zeit  in  einigen  lateinil 
Grammatiken  der  Usus  eingeführt  worden,  den  Inf.  praes,  sei»  l 
dem  Supinum  /,u  nennen  (morior,  mortuus  sura,  mori)   «m  ' 
auch  hier;  der  Ref.  kennt  keinen  (jJrund  dafür,  wol  aber 
tigen  dagegen,  den  nämlich,  dasa  diese  Methode  dem  Auiaii  :v< 
fabrungsgeniäss   nur  Schwierigkeiten   bereitet.    In   den  i'aru4i| 
ober  die  Conjugationen  wird  manches  zu  ändeni  sein;   zunichl 
nicht  abzusehen,  warum  das  Futurum  I  gegen  den  aUgfi:-- '^ ""^ 
erst  nach  dem  Plusquamperf.  kommt,  da  doch  in  dem 
bei  der  Conjug.  periphr.  und  hei   sum  die  gewöhnlich  < 
beibehalten  wurde;   zweitens  soll  denn  doch  beim  Irnji 
der  sog,  ischwache  oder  L  und  dann  der  starke  oder  IL  ^ugi 
werden,  nicht  aber  zuerst  der  ganze  Singular  und  dann  der  | 
Plural;   hat  doch  der  Herr  Verf.  88.  88,  98  und  122  mihi 
Ein  th  eilung  in  einen  ach  wachen  und  starken  L  und  IL  Imp^ 
Grundlage  seiner  Erklärungen  gemacht,  ja  bei  «um  dieise  Einäbi 
factisch  durchgeführt;   diese  beiden  Abweichi  i  n  dvoi 

meinen,  wol   begründeten  Usus  muss  Ref.  ai  itcmiwi 

zeichnen.  Drittens  heisst  es  S.  65  u,  ö,  in  der  AumerlniDg 


Jt  SeMmt^**  th&or.-pfAW.  tSliiuonUrbach,  unfr.  v. . 


0^1^.    5^3 


>  Igt  tiiitii  gewöhn  lieh  hiw 
denn  doch  nkl 


(vgl. 
heisBt 

im  ouui  auch  iaudaminor  sagen  kann,  me  6ä  denn  auch  factisch 
b  dOD  Bache  bewiesen  ist,  da  wir  S.  9G  den  „Mustersatz^  lesen: 
SniDp}]»  nnjoram  excitaminor  (l),  javenes,  ad  virtuteni*  Die  Form 
lao<At«i«8i  f5re  8.  91  bt  za  Btreichen,  da  sie  ein  Nonsens  ist.  Auf 
1  d5  kommen  in  zwei  Sätzen  und  S.  113  in  einem  Satze  aube- 
pmiflic^      ^  '  '   ' e  Ablative  vor  (hieme  appropinqaante, 

tm*  in  I  «nd  zwar  ohne  jede  Anmerkung,  die 

isch  bei  «l^tn  dt^ut^cbeii  Beispiele  S.  95  ^Bci  bei  annähendem  Früh- 
:ni7f^*  ♦»tr  fehlt.  Unerklärlich  ist  dem  ttef.  der  Umstand,  da^s  in 
.'on  Über  Deponentia  S.  104  zn  dem  Satze:  ...  ^wenn 
5.^en  (Qottes)  Werke  werden  betrachtet  worden  sein^  in 


cabotn 


X  1U5 


bei    ^betrachten"*    die  Bedeutung  contemplor,    und 
Satxe;    ....    „von    welchem    dir    geschmeichelt 
icriati  i   „Ächmoicheln*'  die  Bedeutung  blandior  ahue  alle 

Bvfirkitng  Angesetzt  wurde ;  sollen  denn  diese  Verba  plötzlich  eine 
pmiv%  Bedeutung  erlangt  haben?  Oder  soll  der  Schale  r  die 
biite  8it«t  erst  in 's  Activum  nm  wandeln  ?  Dann  aber  wäre  wol 
liM Anmerkimg  am  p*'--  -^^wesen.  Der  Druck  ist  correct  und  die 
imtottung  recht  on 

Drr  zweite  Thml  d^s  \\  fnr  die  Secunda  t, 

yjt  in  drr  Auswahl  des  Lo  >lass  und  Ziel;  he/  r 

liOrdnung   det^selben  aber  würde  Ref.  einige  Aendoruitguu   vor- 

«iMaiTPn.  wobei  er  sieb  zum  Theil  zu  der  jetzt  vielfach  herrschenden 

< «gensatz  zu  stellen  gezwungen  sieht.  Es  ist  nämlich  hier 

'    ':  anderen  neuen  Uebungsbflchern  wol  nach  dem  Vor- 

uB   (Pract    Paed.   8.   47  ff,)  der  Lehrstoff  der  Se- 

Ucin   derart  vertheilt»   dass  zwischen  das  Nomen  und 

In^  Partien  Theile  des  Verbums  und  umgekehrt  mosaik- 

werden,  wodurch  das  0anze  ein  fast  buntes,  jeden- 

-teltes  Ansehen  erhält.  Wenn  nun  das  Uebungsbuch 

•  Im  (a.  a.  0.)  ^in  klar  überschaultcber  An- 

<  tivhrfitoir  zu  enthalten  und  den  leitenden  Faden  für 

'  ht  zu  bieten*'  hat,  die  Grammatik  aber  für  jede  einzelne 

'ui«^  lutciiziitcblagen  ist.  so  wird  dadurch,  dass  der  Schüler  ffir 

^m  IMmti^tn  bald  ein  StQck  Nomen,  bald  wieder  daß  Verbum  in 

^<mf  OnmiDAtik  suchen   soll,  die  Anordnung  gewiss   nicht   klar 

MmdUmUcb,  nondern  «Ire  gcwfihnltche  Anordnung  der  lateinischen 

^Wmiilikftn  wird  verschoben,  hiednrch  zweifelsohne  das  Gesammt* 

Midtr  Formenlehre  getrübt  und  so  durcb  Schwächung  des  Local* 

pIMiliiiitfaa  dii4«  festo  Einpr&gen  dersell^en    beeinträchtigt.    Man 

^•ifc  siditem,  dass  ja  auch  Schüler  höherer  Jahrgänge  in  der 

^kmMtik  hie  und  da  narhürhlfl^en  rnnssen;    diese  thun  es  gleich» 

^Minr.  um  da»  fcr  eben,    wahrend  die  Pri» 

^■■K^tnd  S06im^nt  n-n  sollen  und  daher  nur 

Nhiteiiim  und  mir  in  strenger  Ordnung  vorgebon  müseen«   Aneh 


524    M.  SMnfia^a  theor.-prakt.  Elementarbnoh,  ang.  ▼.  Fr»  JTovoffij 

der  Einwand  wäre  nicht  stichhaltig,  dass  vielleicht  dorch  jene  Ab- 
wechslung der  Sto£f  belebt  oder  mehr  Spielraum  für  die  UebuDgi- 
Sätze  geboten  wird.  Letzteres  ist  wol  schon  deshalb  überflQssig,  wtü 
ja  auf  Grund  der  in  Prima  eingeübten  regelmässigen  Yerbalformen 
für  die  Anomalien  des  Nomons,  die  zunächst  vorzunehmen  sind,  neb 
in  Secunda  passende  Uebungsbeispiele  in  hinreichender  Anzahl  asf- 
finden  lassen,  ohne  dass  es  uöthig  wäi-e  auch  die  Yerba  anomala  uv. 
zu  Hilfe  zu  nehmen. 

Kef.  würde  demnach  in  diesem  Buche  den  ersten  Abeduutt 
bedeutend  abkürzen  und  in  denselben  zunächst  einige  üebnngen  aif- 
nehmen,  die  nur  als  Wiederholung  der  regelmässigen  Formenlekre 
gelten  sollten ,  welche  Wiederholung  zu  Beginn  des  neuen  Sehnl- 
jahres  nach  den  achtwöchentlichen  Ferien  gewiss  am  Platu  ist; 
daran  würde  er  noch  die  Consti-uction  der  Städtenamen  und  die  Cos- 
gruenzlehre  nebst  Apposition  anschliessen ,  da  auch  hiebei  nor  die 
Wiederholung  der  in  Prima  eingeübten  regelmässigen  Formel  be- 
zweckt würde.  Dies  alles  wäre  in  vier  bis  fünf  Paragraphen  lib- 
gethan  und  könnte  in  den  ei-steu  vierzehn  Tagen  des  neuen  Schn^ilini 
durchgenommen  werden.  Dann  kann  man  im  zweiten  Abseloitt 
sofort  zur  eigeutlichen  Aufgabe,  nämlich  zum  Nomen  und  desM 
Anomalion  übergehen ,  worauf  die  Unregelmässigkeiten  des  YerbiBi 
in  der  Anordnung  folgen  sollen ,  wie  sie  in  den  Grammatiken  vor- 
kommen, nämlich  unregelmässige  Perf.  und  Supina,  Yerba  anomiliy 
defectiva  und  endlich  impersonalia.  So  würde  die  Formenlehre  tob 
Schüler  als  Ganzes  anfgefasst,  das  Localgedächtnis  gekräftigt  uad 
überhaupt  eine  feste  Einpi-ägung  dieses  Thciles  der  Gramnitik 
erreicht.  Im  dritten  Abschnitt  würde  dann  die  Lehre  vom  Coqjnictif 
in  Haupt-  und  Nebensätzen,  im  vierten  der  Imperativ,  der  InliitiF. 
das  Gerundium,  Gorundivum  und  das  Supinum,  im  sechsten  endlich 
würde  das  Participium  und  am  Schlüsse  in  einer  eigenen  Abtheüang 
einige  besonders  wichtige  Partion  aus  der  Casuslehre  vonosekocD 
sein.  Yen  dieser,  wie  mir  scheint,  natürlichsten  und  gewiss  Idtf 
überschanlichen  Anordnung  des  Lehr-  und  Uebungsstoffes  weicht  nu 
das  vorliegende  Buch  in  einigen  Stücken  ab.  Zunächst  wird  im  ersten 
Abschnitt  schon  der  doppelte  Nominativ  vorgenommen ,  wobei  nltfl^ 
lieh  auch  fio  angewendet  werden  muss ,  obgleich  es  erst  später  nr 
Einübung  kommt,  dann  die  Yerba  anomala,  defectiva,  impersondii' 
Herr  Prof.  Maschok  sagt  zwar  Yorrede ,  pag.  lY,  dass  sich  diese  An- 
ordnung aus  mehreren  Gründen  empfahl,  Ref.  aber  kennt  nurOiinle 
fQr  das  Gegentheil.  Ferner  werden  Uobungen  über  den  CoigonctiriB 
Haupt-  und  Nebensätzen  sogleich  nach  der  Lehre  vom  Nomen  yorpr 
nommen  und  dann  erst  die  unregelmässigen  Perfecta  und  Snpinfc 
statt  umgekehrt,  wodurch  mindestens  der  Nachtheil  erwächst,  dies 
man  in  jener  ganzen  Partie  SS.  27 — 62  die  unregelmässigen  Perfeet» 
und  Supina  den  Schulern  noch  immerfort  vorsagen  und  der  Herr 
Yerfasser  selbe  unter  dem  Texte  angeben  muss ,  während  sie  v»c^ 
der  vorgeschlagenen  natürlichen  Anordnung  bei  Yornahme  dee  Coa' 


ti  tlie«r,-|im1cl  Elementarbach,  ftn^.  t.  Fr,  Nowtn^,    5f5 


.1 ...  V  t._..,.*  j^^j^j  ^jQ^j  nebenbei  ooch  wt^drhoH  uod  mohr 

:  Hbit  Herandgeber  den  Abschnitt  über  di^ 

Anflage    ^über    Bord    ^oworfeu    bat"*  (vgl. 

i),    ^<i  its    ein    Li^brstöfT    der    näcbst    bdberen 

|>iD  demsclL . -    ..,    piert  werde,  andererseits  es  nur  wemgen 

üUn  bescbieden   sein  dGrfte  diesen  BtofiT  iu  der  Art  tu 

,4ass  ^  -^  —  n.^licben  Erfassen  des  f(1r  die  Secuiida  vor* 

nw  hal  icbt  Abbruch  gescbali**,  das  ist  nicht  tu 

'  icbhaltig  sind.  Denn  erstens  ist  eine^ 

.isnslehre  in  das  Buch  dennoch  »nf- 

1  und  iwur  der  doppelte  Nominativ  und  dieSiAdto* 

I  der  dopj>eltt!  Kominativ  Aufnahme  finden  konntö. 

vquentor  Weise  auch  der  doppelte  Äccusativ?  und 

'^<i'rii<j  Accnsativ,  wuruin  nicht  auch  die  anderen  Gir- 

^l*en  des  Accnsativs  nsw. ?    Kurz,   da   fehlt   die  Couse- 

ferner  igt  d  e  r  * "  '  r  das  Wej^Iassen  der  Casuslehre»  dass 

iiunit  der  L-  er  nftcbst  hüheren  Ohißso  anlicipiert 

|fi  li^,  weil  der  grammatische  Unterricht 

--.-   - uter  concentrischer  ist,  und  ein  theil- 

Teifen  in  den  Lehrstoff  der  nächst  höheren  Classe  sieb 
'nicht  umgeben  Ihsst.   In  Prima  mnss  niAn  so  mancho* 
I  Wttfi  der  Secumla  angehört  (z.  B,  manches  unregelmässrge 
i'j  n.  dgl.).  iu  der  Secunda  wiederum  in  manchem 
Ten  usw.  Oder  ist  die  Moduslebre ,  die  doch  in  Se- 
liiib  umfassend  ohne  Au  stand  vorgenommen  wird,   nicht 
riJiiArta  anticipiert  ?  Und  sind  nicht  wiederum  für  die  Quarta  im 
kiscbo«  „Hanptpuncte  aus  der  Syntax  der  Modi*'  vorgeschrieben 
I  feliflrt  die  griechische  Moduslehre  nicht  eigentlich  dem  Ober- 
iiom  an?  Die  Anticipioiung  kann  demnach  kein  Grund  gegen 
hme  d«rr  Hanptpuncte  der  Casusleb re  in  den  Lehrstoff 
sein;    aber  auch  der  zweite  Grund,   da^s  man  nämlich 
ohne  BeeintTächtigung  des  anderen  Lehratotfes   nicht 
ilri^Tiiu^.   ist  nicht  massgebend.    Man   kann   daä  wich- 
lehre  in  Secunda  ganz  gut  durchnehmen,  sowie 
9  vornimmt,  wenn  man  nämlich  nur  sonst  mit  der 
i  umgeht  und  die  Mabnung  des  Org,-Entw.  S.  108 
„das  Seltene,   ganz   vereiuzelnt  stehende,  sowol 
fl  fire  als  ans  der  Syntax,   durchaus  dem  etwaigen 

tilre  'Hl  fiberlassen  i.st'%  wenn  man  ferner  die 
.    .jnen  (§.  23)  weglässt,   dann  manche  Partien 
|1#hrii  (z.  B.  den  Conjunctiv  in  Relativsätzen  §*  62  —68, 
rtof.  in  unwilligen  Fragen  8.  96  u.  ä.)  von  der  Aufgabe 
l^ülABse  ansschliesst.    Uebrigens  ist  diu  Einübung  dar 
Irr     i    ':  Aichtigsten  Abweichungen  vom  deutschen 

»1  !i  der  Müdttslehro  in  dieser  Ciasso  deswegen 

^arwtoiäelit,   wcii  nur  dadurch  die  sofortige  Vornahme  der  Lec- 
fortu,  wie  ?iö  ce^üt/lirh  vorgeschrieben  ist,  ermÖgUcbt  wird* 


5t0    M.  SchintiogVi  theor.-prakt.  Elementarbuch,  mng.  v.  Fr.  N^y 

Soviel  übor  den  Lehrstoflf  und  die  Anordnung  desse 
dem  vorliegenden  Bändebon.  Was  nun  die  üobungsbeispiele 
einzelnen  Partien  der  Grammatik  anbelangt,  so  sind  sie  derl 
nach  im  Ganzen  ausreichend ,  nur  die  Uebmigen  über  die  uwe 
massigen  Perfecta  und   Supina  g.  81—85  öind  entschieden 
dfli'ffcig  und  unzureichend.  Denn  wenn  man  bedenkt,  welch  eine ' 
tige  Stelle  die  EinQbung  gerade  dieser  Partie  in  dem  Lehrpen 
der  SecQuda  einnimmt,  so  dass  sie,  in  dieser  Classe  unge 
and  oberflächlich  behandelt,   nie  mehr  ganz  eingeholt  werdei 
so  ist  schwer  zu  begreifen ,  wie  der  Hr,  Horausg,  eine  so 
Zahl  Üebungsbeispiele  über  die  abweichend  flectierteu  Yerba  j 
reichend  halten  konnte.  Denn  während  z.  B.  über  den  Co^jnnc 
EelativBätzen  (S«  45  ff.)  volle  sieben  Paragraphe  Uebungsfa 
vorkommen,   die   doch   alle   nur  vorgreifend   sind    und    in 
nochmals  vorgenommen  werden,  sind  hier  in  Mos  fünf  Par 
im  Ganzen  nur  78  ^)  Verba,  und  zwar  Verba  activa  und   dep 
eingeübt,  obgleich  es  im  Latein,  die  Composita  abgerechnet,  mi 
330  Verba   dieser  Art  gibt,   zu  denen,   nach  Oi-g.-Entw.   S. 
^nicht  nur  die  scharf  ausgeprägte  Bedeutung,  sondern  auch  ein  i 
ein  paar  passende^  im  Sprachgebrauche  wirklich  vorkommend«  I 
jecte  gelernt  werden"  sollen,   deren  Mehrzahl  demnach  durch 
spiele  einzuüben  ist.    Die  erwähnte  Dürftigkeit  aber  wird  noch  i 
fallender,  wenn  man  die  Qualität  dieser  Beispiele  in  Betracht 
von  denen  so  manche  alles  Andere  sind ,  nur  nicht  Uebungei 
unregelmässige    Praeterita   und    Supioa,    So   soll   z.  B.   der_ 
Magnos  homines  virlute  metimur  eine  Uebung  sein  aber  dae  i 
massig  Oectirte  metiri,  oder  11  domantur  minii^  et  poeua, 
über  domare ,  in  dem  Satze :   M.  Bibnlo  assentiuntur  reliqui  t»a 
lares  praeter  Afranium,  qui  assentitur  Volcatio  soll  asseuüri  »bl 
regelmässiges  Verbum  veranschaulicht  werden ;    in  Mori  est  ret 
unde  venimus  soll  die  unregel massige  Flexion  von  mori,  iji  T^ 
coeli  corpus  animusque  juvatur,  soll  juvare  eingeübt  seio  u. 
Da  nun  überdies  schliesslich  in  den  meisten  Beispielen  dieser  j 
keine  andere  Person  anzutreffen  ist  als  die  dritte  Sing,  odtr  i 
80  wird  unser  obiges  Ürtheil  gewiss  gerechtfertigt  sein,   imd 
rathen  dem  Hr.  Herausg.  aufrichtig  diese  Partie  einer 
Verbesserung  in  allen  drei  erwähnten  Momenten  zu  uuterziel 

Betreffs  der  üebungsbeispiele  muss  ferner  der  Umstan 
vorgehoben  werden,  dass  manche  an  der  Stelle,  wo  sie  eben 
kommen,  andere  aber  überhaupt  für  diese  Classe  zu  schwer  i 
EU  den  ersteren  gehören  meist  lateinische  Musters&txe,  «.  B, ,_ 
S.  5  (also  zu  Beginn  des  zweiten  Schuljahres)  Natura  fieret 
dabile  Carmen  an  arte,  quaesitum  est,  oder  pag.  7  quaesieras  «i 
nonne  putarem,  tot  saeculis  inveniri  verum  potuisse.  In  deo  i 


*)  Darunter  gehören  14  Verba  der  L,  17  der  iL,  31  At-r  uj 
lY,  Conjugation  au  und  10  sind  deponenüa. 


Jt  SekinnagTi  theor.-prakt  Eiemeutarbnch,  ang.  ▼.  Fr.  Nowtny,    527 

DttmigBBitKen  finden  sich  manche,  in  denen  es  der  Verfasser  form- 
Geh  diixnf  angel^  zu  haben  scheint,  Schwierigkeiten  zu  häufen 
lad  gvgen  alle  didaktischen  Ontndsätze  in  ^inem  Satze  alle  mög- 
Echen  Segeln  and  Ausnahmen  auf  einmal  zur  Anwendung  zu  brin- 
gn,  1.  B.  S.  40.  „Die  Feinde  handelten  klug ,  dass  sie  sich  durch 
Mwierigkeiten  nicht  haben  abschrecken  lassen,  sogleich  den  Fluss 
■  flbenchreiten,  da  sie  fQrchten  mussten,  dass  jener  in  kurzer  Zeit 
■ichirolle" ;  hier  hat  also  der  Schüler  neben  manchen  anderen 
Uvierigkeiten  anch  sein  Urtheil  abzugeben  über  die  Conjunctionen 
|Md,  qnominns  oder  ne,  cum,  ne  oder  ut  und  das  Alles  in  einem 
Um. 

Eemer  sind  einige  lateinische  Mustersätze  unklar,  weil  ^iie  aus 
Zusammenhange  herausgerissen  sind,  so  S.   13.   Thessalico 
nectebat  pectine  crines  (wer?);  S.  36.  Parentes  prohibentur 
w6n  td  filios  (wann?  von  wem?  warum?).    Ueberflüssig  waren, 
id  sie  nnr  Seltenheiten  enthalten,  die  Sätze  z.  B.  S.  19  Asparagus 
•hber.  . .  .,  da  das  Wort  in  den  an  Gymnasien  gelesenen  Autoren 
ädit  vorkommt;   dasselbe   gilt  von  dem  Satze   S.  40  Germaniae 
pcos  plemmqne  estimprocera  (wenn  es  nicht  improcerum  heisson 
■D),  8.  79  „Dicitur  eo  tempore  matrem  Pausani»  vixlsse",  weil  so 
die  Schüler  nur  beirrt;  übrigens  schreibt  der  Hr.  Herausg. 
S.  llTDicunt,  eo  tempore  etc.,  um  den  Schüler  noch  mehr 
■  lerwirrsn. 

Im  Einzelnen  wäre  noch  Folgendes  hervorzuheben : 
a)  Vorgegriffen  wurde  S.  2  bei  fit  und  facti  sunt,  weil  dar- 
ttscret  S.  5  gehandelt  wird;  gleichfalls  vorgegriffen  S.  4  bei  bin i 
S.  22  ab  nrbe  condita,  S.  25  Delphoscousul  tum,  S.  65 
oportet. 
h)  Folgende  Wörter  und  Redensarten  sind  im   „lat.  Wörter- 
wniichniB''  nicht  erklärt:  S.  34  literas  dare  ad  aliquem,  35  studia 
tfene,  36  per  Afi'anium  stetisse,  37   castris  exuere,  60  statuae 
■hcribere,  63  omne  tulit  punctum,  87  ratio  in  dem  Satze  §.  107 
UdBcendae  iiynriae  facilior  ratio  est,  quam  beneficii  remunerandi; 
1 111  lomina  oculorum  amittere. 

c)  Erklärung  ist  erwünscht  fQr  den  Schüler  in  den  folgenden 
Wen:  S,  12  Cyrus  minor,  16  Andenken  an  die  gestorbenen 
(hner:  verstorbenen)  Eltern ,  19  erat  gracillimis  cruribus,  28  Er 
MUUy  dass  er  ihm. . . .,  34  metüs  damni,  ebendaselbst:  Hoffnung 
II f  Flvcht,  pag.  68  e  t  credimus,  87  spes  impunitatis,  99  contemptui 
IM  Buis  n.  a. 

Holprig  endlich  ist  der  Satz :  Die  Nachteulen  fliegen  nur  bei 
bellt  ans  auf  Raub;  wenig  geändert  sind  die  Sätze  S.  48  NuUa 
■t  lex,  qn»  pnniat  medicorum  inscitiam  und :  Es  ist  kein  Gesetz, 
Ufebes  unwissende  Aerzte  straft,  S.  53  Nucleus  est  dulcis,  dum 
leens  est,  und :  Die  Nusskerne  sind  süss,  so  lange  sie  frisch  sind. 
H&hr.-Neustadt.  Fr.  Ot.  Novotn/. 


528     R-  Heinßd,  Die  Endsilben  d.  altn.  Sprache,  ang.  y.  B.  p*  MmA. 

Heinzel  Bich.,  lieber  die  Endsilben  der  altnordischen  Spradie. 
Wien.  Gerold  1877.  144  SS.  gr,  8".  SeparaUbdrack  aas  den  CHtraqo- 
ber.  d.  kais.  Akad.  d.  Wiss.  PhiL-iiist.  Classe.  LXXXVQ.  Bd.  &  US 
bis  484. 

Der  hohe  Werth  dieser  geradezu  epochemachenden  Abhand- 
lung, auf  welche  Kef.,  ohne  im  entferntesten  auf  eine  Kritik  der 
Einzelnheiten  an  diesem  Orte  eingehen  zu  wollen,  das  AngeniMrt 
der  weitesten  Kreise  der  Philologen  und  Historiker  lenken  möchte, 
liegt  darin,  dass  der  sachliche  Gewinn,  den  dieselbe  bietet,  u 
nichts  geringer  ist  als  der  methodische  Foi*tschritt»  den  sie  iovel- 
viert.  Indem  aus  einem  einzelnen  Dialccte  dessen  Vorgeschichte 
reconstruiert  wird,  ist  ein  ganz  neues  Object  für  die  vergleidMode 
Grammatik  der  germanischen  Sprachen  gewonnen :  mittel-  und  m- 
nordisch,  wie  wir  die  zwei  von  Heinzel  vor  unserem  gemeineailt* 
nordisch ,  das  mit  den  ältesten  datierbaren  Quellen ,  um  900,  u- 
hebt,  nachgewiesenen  Perioden  am  besten  nennen;  zugleich  aber  llllt 
auf  die  Cardiualfragen  über  die  Hauptverzweigung  des  dentschei 
Sprachstammes  und  über  die  Art  der  Fortentwicklung  der  Dialeete 
ein  ganz  neues  Licht.  Das  ist  der  materielle  Gewinn;  der  metiie- 
dische  liegt  darin,  dass,  obzwar  schon  früher  namentlich  von  MOI- 
lenhoff  und  Scherer  in  ihren  „Denkmälern*',  dann  von  diesem  allen 
in  der  „Geschichte  der  deutschen  Sprache '^  Grundsätze  der  hieto- 
ri sehen  Kritik  auf  philologische  Disciplinen  angewandt  wo^ 
den  sind,  doch  bisher  die  Vergloichnng  als  der  einzige  Weg  nr 
Sprachgeschichte  galt;  hier  nun  ist  die  Geschichte  einer  Spndie 
aus  ihr  selbst  reconstruiert,  indem  die  Endungen  auf  die  kraiutr 
gesetze  geprüft  und  so  immer  weiter  zurückverfolgt  werden,  lü 
endlich,  ohne  alle  Herbeiziehung  verwandten  Stoffes,  nor  tack 
logische  Induction  und  Deduction  das  gewünschte  Ziel  einer  hieto- 
rischen  Uebersicht  erreicht  ist.  Dass  die  Geschichte  einer  ^infike 
aus  ihr  selbst  nun  geschrieben  werden  könne,  hätt»  man  kana  i> 
der  Theorie  für  möglich  erkläi-t;  desto  frappierender  ist  hier  ik 
DurchfQhrung,  zu  der  allerdings  die  unerbittliche  Logik  und  eMr- 
gische  Hand  gerade  dieses  Autors  gehörte ;  Heinzel  aber  hat  diee- 
mal  nicht  gearbeitet  wie  ein  Philologe ,  nachschlagend  und  citie- 
rend,  anziehend  und  vergleichend,  begraben  in  Zetteln  und  Böckeim 
sondern  er  hat  gerechnet  wie  ein  Mathematiker,  beschränkt  auf  die 
vorliegende  Aufgabe  als  einziges  Substrat  der  Arbeit,  das  iflekk 
selbst  zugleich,  wie  die  Gleichung  die  Lösung,  alle  Mittel  der  Sr* 
klärung  einschliesst. 

Heinzel  bietet  zuerst  die  Ergebnisse  seiner  Forschung  ^ 
Form  einer  Tabelle :  die  umfasst  die  Laute ,  beziehungsweise  V9r 
düngen,  a,  ia,  i,  u,  ai,  iai,  au,  als  Kürzen,  als  Längen,  an  \M0^ 
und  vorletzter  Stelle,  dem  ostgermanischen  Auslautgesetze  nnteT^ 
werfen  —  einmal  föllt  auch  ein  interessantes  Streiflicht  auf  di-^ 
vorgermanische  Periode;  —  dann  folgen  Erläuterungen  zu  diee^ 
Tabelle,  der  eigentliche  Kern  des  Buches,  nahezu  100  Seiten ;  d«^ 


Bäm^  EHe  %nän\htü  d.  lüto.  Sprache,  ang.  v.  12, 17,  Muth,    M9 

ui  >.Ji.^öQ  die  vollständigen  Paradigmata  für  die  drei  Periodeu, 

I  trotz  des  minimalen  Maierialeü,  das  ihm  zu  Gebote 

itaeu   vtur  seine  erste  22  Inschriften  mit  zusammen  70.  für  die 

h  mit  40  Formen  nnd  Vooabeln  —  wahrlich  ein  erstaim- 

f9Tk  dent^cher  Gelehrsamkeit!),   ergeben  haben,   und   die 

|»ragnante  lautliche  Verschiedenheiten  markieren.     Ich 

4  uuT^  indem  ich  die  Bezeichnungen  vn  (vornordisch)  für  die 

m  Ti    ^ir.ittelijordisch)  fQr  die  Uehergangs-,  an  (altnordisch) 

nhb  geläufige,  wie  fichon  gesagt,  mit  den  ältesten 

FL^^r^n  uf  üsmälem  anhebende  Periode  vorschlage»  als  B^piele : 


VD, 

mn. 

an. 

»rm-  6r 

ann  •  är 

arm  -  ar  (brachia) 

hak  'jumr 

bek-Jumr 

bekk  ->u»w   (rivis) 

\fm*$ts 

kyn'  IS 

kyn  -  8  [  generis) 

fnf  -  i4 

fer  -  id 

fer  -  r  (vebitur) 

n 

temdln 

\%md%  (domaerint), 

üLPrschiede,    wie  man  sieht,  weder  fictiver  noch  unmerk- 

f.  sondern  sehr  greifbarer  oder  vielmal  hörbarer,  reeller  Natur! 

k  vaug»Q  Beispiele   genügen   völlig  t    um    die  Behauptung  zn 

rttirtn.  es  sei  in  diesen  Sprachätnfen  der  Linguistik  ein  ganz 

ten. 

,^  .;e    sich   aber    an   diese  historische  Thatsache   eine 

rer  Fragen,  zunächst  über  die  Beziehung  des  Nordischen 

verwandten  Sprachen,   die   noth wendig  in  anderem  Lichte 

iiQflB&en.  Mit  dem  Gothischen  zeigt  sich  diese  Stufe  eng 

dagegen  ist  jene  Berührung  mit  dem   niederdeutschen 

Tom ehin lieb  dem   friesischen   und   angelsächsischen ,    die 

so   deutlich   hervortritt,    noch  kaum  bemerkbar;    aber 

tise  erscheint    das  Tomordische    altertknmlicher    als    das 

Ä«;   mau  sehe,    wie   eng  sich   nom.  acc.  plur.  got.  fisk^.*?, 

TD  fisk<Jr,  fiskaww  berühren.  Mit  Recht  sagt  Heinzel,  dass 

^Tonnen    ^unmittelbar    nach    der  Geburt  des  gormanischen 

tU8, d.h.  Eintritt  des  vocah  Auslautsgesetzes "  entstanden  sein 

Sollen   also  Nordisch  und  Gothisch  dessenungeachtet  auf 

noiusamen  Zweig    unmittelbar    zurückgeführt    werden, 

^W  man  nuthwendig  annehmen,   dass  unser  Gothisch,    das 

'der  Bibelübersetzung    (auch   aus   den    „Gothica  minora** 

nichts  gewinnen  lassen,    sie  sind    sammt    und  sonders 

Nbenblls  eine  jüngste  Phase  oder  Fortbildung  einer  Mund- 

Iftrader  Richtung,  wie  wir  bisher  nur  das  Platt-  und  Nea- 

be,    and    nunmehr  auch    das  Altnordische  kennen,  sei. 

'  ftber  nicht  mehr  als  ein  Schlnss  ex  analogia,  der  sich  nie 

itiitmn  lassen ;  denn  wir  haben  wol  aus  älterer  Zeit  gothische 

Mt  aber   nirgends  jene   110  Worte,   die  Heinzel  zu  seinen 

Eotdeekungen    genügt    haben ,     weil     sie    in    lebendiger 

fll)erliefeft  sind.    Alles,  was  uns  an  älteren  germanischen 

trhalten  iat,  trägt  classisches  Gewand  und,  wenn  wir  die 


[iffMMil  C4.  fmUtt.  Otmid.  nn.     VT]    H«fl. 


34 


SM    B.  Heinzel,  Die  Endsilben  d.  altn.  Sprache,  ang.  ?.  JS.  v.  Muih. 

antike  Tfinche  vorsichtig  abtragen,  vermögen  wir  woi  hie  und  da 
den  Stamm  zn  retten,  nirgends  die  Flexion  zu  erfanmen.     Xb  w- 
geben   sich  also,    nachdem  der  innige  Zasammenhang  swisch« 
Gothisch  nnd  Nordisch  Aber  jedem  Zweifel  erhaben  ist,  das  YW' 
nordische   aber   ein   Aberraschend    alterthfiimliches  Oeprfige  jmglt, 
Schwierigkeiten  hinsichtlich  der  Beconstmction  des  StammbaunMBy 
die  sich  zu  der  Frage  zuspitzen:  gab  es  je  eine  ostgermaniself 
Sprache?  wurde  je  von  einem  gotho-scandina vischen  Volke  ostga^ 
manisch  gesprochen?  Versuchen  wir  eine  typische  DanteUong  ii 
der  Art,  wie  Schleicher  nnd  von  neueren  Fick  den  Sprachstaan 
denken,  wobei  wir  das  strittige  Object  straffieren : 


>c  900  «.  Ohr. 


Die  Darstellung  ist  an  sich  missiich:  die  hochdeutschen  Koni- 
arten  finden  keinen  richtigen  Platz ;  sie  verhalten  sich  zum  B«gnf 
des  Hochdeutschen  wie  die  Einzelnfarben  des  Spectnuas  nui 
weissen  Strahl.  Gothisch  und  Nordisch  sind  schon  dnrch  iäeat^ 
Scheidung  in  ein  Verhältnis  gerückt,  wie  Hoch-  und  NiederdeotM^* 
Ob  nun  die  Sachsen  des  VIII.  Jahrhunderts  zu  deten  BeäegA 
den  Franken  Carls  des  Grossen,  so  standen,  wie  Gothen  nnd  Sttfr* 
dinaven  zu  einander  beim  Eintritte  in  die  Geschichte,  w&n  te 
Untersuchung  werth  und  gäbe  eine  artige  Causerie,  nicht  nakr; 
aber  wenn  der  obige  Stammbaum  berechtigt  wäre,  mflssfen  wir 
annehmen,  dass  die  Entwicklung  der  Laute  im  westgermaniKk* 
Zweige  eine  viel  raschere  gewesen  wäre ;  denn  während  man  biihv 
nach  dem  alten  Schleicher*schen ,  vornehmlich  auf  die  Laatfir- 
schiebung  gegründeten  Schema: 


\y 

\ 

1 

Deiilts«h 

1 

1 

/ 

DeaUehe  Qraadspnohe. 

f fj.  Die  EndMT 


&ltn.  SpfÄclie»  an^.  v.  R.  r.  MufÄ.    5Sl 


Jüd  Niederdeutsche  für  Spraclien  jQwgerer  Stufen  hiell, 
a    dem    «rstereü  Schema    durch   die  Annahme  je  eines 
t^ltodee  Äuf  jeder  Seite  das  Gothisch-Nordische  mit  jenen 
loiehe,  jüngste  Stufe  herabgedrückt,  eine  schreiende  Ano- 
n  Paradoxon,  das  den  ohigen  Stammbaum  ohneweiters  über 
ifen  wirft.   Also  mnss  ein  anderer  Stammbaum  coDstruiert 
Vielmehr  keiner!  Das  ist  eines  der  Hauptergebnisse  des 
leben  Werkes,   das  unter  so  unscheinbarem.  Ja  maniriert 
fm  Titel  so  weittragende  Dinge  birgt,  dass  implicjte  und 
der  alten  Stammbanmtheorie,  der  Lehre,  wenn  wir 
von   der  Spracheuverzweigung  der  Gnadenstoss 
wird;    hatte  J,  Schmidt  seine   geistreiche  Theorie   nicht 
f'-^-^-r^-Tf^n^  Heinzel,  obwol  er  alle  diese  Folgerungen  dem 
Hl  hUtte  jet^t  zu  derselben  gelangen  mosten.     Man 

,    daaö  jede  Spräche  nicht  als  Mundart,    sondern 
>pielart   in   den  früheren  Stufen  vorgebildet  war; 
*ird   der  Zusammen  hang  der   ostgermaniachön    Sippe,  die 
ilicljkeit  der  vomordischen  Formen,  der  jugöndüche  Typus 
>ttjermanischeti  LitemtursprachoE   begreiflich;    auf  die  ty» 
Darstellung    diesör  VerliältnJsse   wird  mati  allerdings  ver- 
'ti  ffiö8j<en  nüd  die  schönen  StammbSnme  ans  den  ^Lehr-  und 
i"-rn   in  die  germunistische  Rumpelkammer  zum 
■  r;    aber    es    ist    Licht    geworden    auf  einem 
kUe,  das  in  bleibende  Nacht  getaucht  schien,  und  Sicher- 
onii6n,  wo  der  Boden  zu  wanken  schien;  Schmidt*s  Theorie 
die  Resultate  Heinzers   zur  Thatsache  erhoben  und  die 
m  theoretisches  Ostgermanisch  tnüssig,  Tielmehr  ebenso 
m%  djes  Heinzel  (8.  4)  geneigt  scheint,  daa  Vornordisch 
*    lio  Urform*"  zuknöpfen,  selbstverständlich 
.^)lten  Cautelen. 
i  wir  aiso  die  Resultate  der  inhaltsschweren  Abhand- 
uma!  in  wenige  Worte  zusammen:    durch  die  Recon- 
Moo     dr  A icklungsphasen    im  Altnordischen    ist  nicM 

iiiHMi^nvit  der  Auslautsgesetze    und  die  enge  Zusam» 
it   der    deutschen    Ostsippe    neu    bewiesen»    sondern 
lichkeit  einer  Sprach p^     ■     y  ,.  auf  deductivem,  nicht 
Wege  und    die  Um,  eit    der    alten  Stamm- 

datgethfin ;  in  der  That  genüg  fnr  eine  akademische 
nicht  einmal  10  Bogen,  die  zudem  ihr  ganzes  Quellen- 
(aaf  vier  Seiten)  ümfasst,    freilich  aber  dabei  kein  an- 
w  enthält,   soi^dern    vom  Anfange  bis  zum  Ende  jene 
Knappheit  zeigt,    die  der  Schule  eigen  ist,   zu  der  der 
lißnte  Autor,    der   mit    gerechter  Befriedigung  auf  dieset 
\gsks  Werk  blicken  darf,  sich  zählt. 

Eichard  v.  Muth. 


?=rf> 


34^ 


582     W.  Scherer.  Hiatus  in  der  deutschen  Metrik,  ug.  ▼.  B.  Werner 

Ueber  den  Hiatus  in  der  neueren  deutschen  Metrik.  Von  WUbaln 
Scher  er.  Besonderer  Abdruck  aus  den  zu  Ehren  Theodor  tfonm- 
sens  herausgegebenen  philologischen  Abhandlungen.  Berlin,  Weid- 
männische Buchhdlg.  1877.  16  SS.  4*. 

Das  Capitel  vom  Hiatus  im  Nhd.  war  bisher  ein  sehr  krittscb« 
und  strittiges:  die  4inen,  welche  von  der  lateinischen  Metrik  aas- 
giengen,  behaupteten :  Znsammenstoss  von  Vocalen  jeder  Art  sei  vir- 
werflich,  und  einige  von  ihnen  wollten  auch  vor  h  keinen  Selbstlantar 
dulden,  andere  läugneten  die  Beachtung  des  Hiatus  für  das  DeaMi 
überhaupt.    Den  mhd.  Gebrauch  stellte  zuerst  Haupt  zu  Engellurd 
(v.  716)  fest  und  wies  nach,  dass  selbst  von  den  strengsten oM. 
Dichtern  nur  Zusammenstoss  von  geschwächtem  e  und  vocalisekea 
Anlaut  veimieden  wurde. 

Scherer  verfolgt  nun  in  seinem  Gratulationsschreiben  u  Th. 
Mommsen  die  Anschauung  über  Beschaffenheit  und  Zulässigkeit  du 
Hiatus  durch  eine  stattliche  Beihe  von  mehr  oder  minder  gelehrteoAb- 
handlungen  Aber  deutsche  Metrik.  Dadurch  ergibt  sich  eine  GescUcUi 
der  Theorie  vom  16.  bis  ins  18.  Jh.  und  es  wird  evident,  dusdia 
von  Haupt  aufgestellte  Fassung  der  Begel  über  den  Hiatus  uek 
für  das  Nhd.  volle  Gültigkeit  hat.  Wie  weit  dieselbe  von  der  Praxii 
des  vorigen  Jhs.  anerkannt  und  befolgt  worden  sei,  untersucht  kienif 
Scherer ,  natürlich  ohne  den  Gegenstand  erschöpfen  zu  können,  nd 
kommt  zu  dem  nicht  verwunderlichen  Resultate,  dass  die  Gepflogn- 
heiten  der  verschiedenen  Dichter,  und  die  äines  Dichters  in  versehie- 
denen  Zeiten  seiner  Entwickelung  nicht  gleich  seien.  So  fand  ick 
z.  B.  bei  Gerstenberg  in  seinen  Tändeleien  (Vermischte  Schrifken. 
Altena  1815  IL)  und  seinem  Gedichte  'Der  Skalde'  nicht  einen  ein- 
zigen Hiatus ,  in  seiner  Cantate  'Ariadne  auf  Naxos'  nur  S.  76  den 
durch  Interpunction  erleichterten  Fall  ^Beleidigtem  ihr,  Cronegk in 
seinem  Codrus  (Anhang  zum  1.  u.  2.  Bd.  der  Bibl.  der  schönen 
Wissenschaften  1758)  hat  drei  Fälle,  die  aber  nur  dem  Setzer  oder 
Corrector  zur  Last  fallen:  S.  6  Grüfle  itzt;  S.  23  toeine  ii£t\S.U 
eile  itet.  Daraus  geht  ganz  klar  hervor,  dass  er  die  YoTmjM  pr 
braucht  hatte ;  wann  dieselbe  in  der  Sprache  za  alleiniger  GelUmf 
kam,  ist  noch  nicht  untersucht ;  es  dürfte  dabei  die  Betrachtang  ix^ 
Hiatus  eine  Rolle  spielen. 

Wenn  ich  übrigens  die  Anzahl  der  Fälle  mit  so  grosser  Sckef' 
heit  angebe,  handle  ich  etwas  nn vorsichtig;  denn  Scherer  selb^^ 
macht  S.  11  f.  darauf  aufmerksam,  dass  man  beim  Observieren  m^' 
derner  Yerse  leichter  stumpf  werde  als  etwa  bei  mhd.  Dichtung^ '^ 
und  er  beweist  dies  selbst ,  da  ihm  ein  Hiatus  in  dem  Gedichte  'Pn^ 
metheus'  (DjGoethe,  3,  158)  entg^eng  Sonne  als  (die  späteren  An^ 
gaben  setzen  nach  Sonne  Kolon.)  Er  betrachtet  nämlich  nach  einet^ 
raschen  Blick  über  die  Praxis  von  Geliert,  Lessing,  Gleim ,  Uz,  Jol^ 
Georg  Jacobi,  Wieland,  Elopstock,  Hölty,  Bürger  und  Schiller,  wel 
eher  letztere  sich  Hiatus  schrankenlos  gestattet ,  Goethes  Werke  bi 
zu  Iphigenie  und  Tasso  eingehender. 


Km  Xiucae,  Zur  Goetheforschung,  ang.  t.  B.   Wen^r.         5SjS 

\t  kannte  and  befolgte  im  Ganzen  und  Grossen  die  B^gel 
>fker,  ohne  dass  er  sich  durch  sie  Fessel  anlegen  lieiss; 
'der  Iphigenie,  durch  welche  Scherer  zaerst  auf  die  Frage 
n^4    Hiatus  gebracht  wurde  ♦  finden  sich  drei  Fälle,  die 
II  nction  oder  Caesnr  weniger  stark  empfunden  wer- 

ei:_  i  Partien  des  Faust  in  der  ältesten  Gestalt  zeigen 
ftdene  Behandlung.  Im  ganzen  zweiten  Theile  (Hempel  13) 
iith,  wenn  ich  nichts  übersehen  habe,  nur  «ehn  Fälle»  von 
3-  11^  Hohe  in,  160  Flamme  übernächtiger,  177  Unterste 
leb  CÄiur;  S.  105  Brustcneeiterfide,  im  durch  Interpunction, 
Summe,  Antwort;  S.  174  Trunkne,  nbcrfülU  durch  luter- 
n  r  gemildert  sind,  so  dass  ohne  Entschuldigung 

13  L^  -  kt\  52  cw'ge  Unterhaltung;  109  ohne  Aug'\ 
^ihe  aufstehen.  S.  142  Paris  duftete  einzig  so  ist  in  duftet* 
lern.  In  der  natürlichen  Tochter  dagegen  ist  mir  bei  ein- 
Lesen  nicht  ein  Fall  aufgestossen.  Freier  erscheint  Goethes 
'  '  K  ^u  sein;  im  ersten  Bande  der  Hempelschen  Aug- 
uter  der  bereits  erwähnten  Voraussetzung,  gerade 
^  ni  S.  117  HofffiufigsfUUe  ihr  ist  wol  nach  DjG, 

w  :  rTon.    Ich  will   für  Nachprüfende  wenigstens  die 

^hlen  angeben.    19.  23  (jiweimal)  26.  29,  e^.  72.  82.  112, 
&.  117  (jweimal).  118.  122.  124.  147.  160, 162  (zweimaJ). 
169.  170,  203.  233.  243.  244.  255.  283. 

nem  Seitenblicke  auf  den  *jÄmmerlichen  Yerfall'  unserer 
Iwst  Scherer  ein  Schriftchen,  das  jedem  Lust  zu  metri- 
ichnngeu  machen  kann:   so   frisch   und   humoristisch 
seinem  trockenen  Gegenstande  geschrieben. 

eforschung  der  Gegenwart.  Eede  bei  der  Marbarger  üni- 
■feier  des  82.  Geburtstages  Seiner  Majestät  des  Kaisers  ge- 
nm  Karl  Lucae.   Marburg,  N.  G,  ElwertVcbe  Verlagshuch- 
liing  1878l  24  SS.  8",  m  Pf 

Inhalt  des  Heftchens  entspricht  nicht  ganz  den  Erwar- 
Jche  der  lltel  erregt.    Ich  hatte  etwa  eine  Ausführung 
inkens  vermuthet,  den  Goethe,  fast  die  'Goetheforschung 
ibend,  m  den  Zahmen  Xenien  aussprach: 

*Dtnn  bei  den  alten  lieben  Todten 
Uraneht  man  Erklärung,  will  man  Noten; 
Die  Neuen  £:Uubt  man  blank  tu  verstehn. 
ili  ohne  Dolmetsch  wird's  auch  nicht  gehn.* 

rnuLTt  sich  damit  einige  Puncte  anzuführen»  in  denen 

i'/  vieles  in  Goethe  'der  Gegenwart^  erst  zugäng- 

f.^^Uiiülich  gemacht.    Dabei  erfreut  sich  der  Loser  man- 

aden   Gedankens,    und    der   nnyerholenen  jugend- 

Itaterung  für  Goethe,  welcher  die  schwung?olle  Bedi 

fibL    Lucae  gibt  einige  Andeutungen,  wie  die  wissen- 

Bctch&ftigung  mit  Goetha  erst  einen  Ueberblick  über 


584      Lehrbuch  der  deutschen  Geschichte,  ang.  ▼.  Fr.  Knmta. 

seine  Entwickelung  ermöglichte  and  dadurch  den  Eindruck  zerstörte, 
welchen  die  absichtlich   nicht   chronologisch  geordnete  Ausgabe 
letzter  Hand  erregt  hatte:  *Man  betrachtete  Ooethe  als  eine  von  vorn 
herein  nach  antiker  Weise  in  sich  fertige  Gestalt,  pahm,  woui  mu 
unbedingter  Verehrer  war,  alles  und  jedes  von  ihm  in  den  Kanf, 
oder  hatte  es  als  Widersacher  ausserordentlich  leicht,  in  seinea 
Aeusserungon  aus  yerschiedenen  Perioden  seines  Lebens  eine  Meng« 
von  Widersprüchen  nachzuweisen/ 

Nach  einer  ÄQsfuhrung  über  die  Bedeutung,  welche  Gerviui 
für  die  Beurtheilung  unserer  grossen  Dichter  und  für  die  Wandelmy 
unserer  Ansichten  hatte ,  gibt  Lucae  einen  kurzen  Ueberblick  ibar 
das  Wichtigste,  was  die  letzten  Jahre  in  Bezug  auf  Goethe  bncktn, 
und  die  ganze  Ausführung  gipfelt  in  dem  lautesten  Lobe  ftr  ta 
jüngsten  Herausgeber  von  Dichtung  und  Wahrheit,  des  DIysu  nnd 
der  Sprüche  in  Prosa;  er  wird  nicht  mit  Namen  genannt.   Bekannt- 
lich ist  es  Herr  Geheimer  Oberrogierungsrath  G.  v.  Ldper,  welcher     f 
in  diesem  Jahre  für  seine  Verdienste  als  'Goetheforscher*  too  dar     1 
Berliner  Universität  durch  Verleihung  des  doctor  philosophiae  h<w 
i'is  causa  zur  Freude  aller  geehrt  wurde. 

Lucae  charakterisiert  schliesslich  den  reichen  Schatz  des  Wis^ 
sens,  den  die  Sprüche  in  Prosa  bergen  und  betont  die  Wichtigktt^ 
der  vielen  Aufschlüsse,  die  unsere  Zeit  selbst  für  Tagesfragen  ix^' 
diesen  Aphorismen  finden  könne;  glücklich  ist  die  Bezeichnung,  di^^ 
Lucae  für  die  Sprüche  wählte :  'oft  ganz  unscheinbare  Ueberschrifteir-^ 
zu  langen  Gapiteln  in  dem  grossen  Buche  der  Welt ;  Winke,  Hin-  " 
deutungen,  Lichtblicke,  Gesichtspuncte.' 

In  dem  einen  oder  andern  Detail  bin  ich  nicht  der  Aniicht 
des  Verfassers,  so  2.  B.  in  der  Auffassung  des  Clavigo  (S.  14).  Die 
Ausführung  über  Lichtenberg  erscheint  zu  breit. 

Graz.  R.  M.  Werner. 


Lehrbuch  der  deutschen  Geschichte  rar  ScmiDarien  und  andere  ^ 
höhere  Lehranstalten  von  Dr.  G.  Schumann  und  WUh.  Heime...» 
2.  Heft  1078.  Hannover,  Helwing*bche  Verlagshdlg.  (221  SS.  8*.) 

Wir  haben  bereits  in  einem  früheren  Hefte  dieser  Zeitschrift^^ 

dieses  Unternehmen  als  ein  verdienstliches  bezeichnet.   Das  voriie 

gende  zweite  Heft  beginnt   mit  den  Kaisem  aus  dem  fränkischeic^ 
Hause  und  schliesst  das  Mittelalter  ab.   Vergleicht  man  die  Epoch^^ 

vor  dem  Interregnum  (J.  1273)  mit  der  nach  demselben,  so  fällt  aller 

dings  eine  starke  stoffliche  Ungleichheit  ins  Auge;  denn  während  den^H 
Zeiträume  von  1025—1273:  155  SS.  zugemessen  sind,  musssichdi^ 
Zeit  von  1273—1519  mit  57  SS.  also  mit  einem  Drittheil  des  Rau- 
mes begnügen.  Allerdings  darf  man  die  Zeiten  nicht  nach  den  Tnhum  ^ 
sondern  nach  ihrer  Bedeutung  messen  und  für  die  Erhebung  de  -^ 
jugendlichen  Gemüthes  durch  deutsches  Geschichtsleben  wiegt  di-^  - 
Epoche  der  Salier  und  Staufen  ungleich  schwerer  als  die  trübe? = 


Lehibach  dez  deotscben  Gei«hlcbt<^,  ang,  v.  Fr.  Kranes, 


;»lg62^iU   Immerhio  »bei-   bätte   eicb 
jiudi  ffir  dian«  bieten  lassen 

.  ^cb  Ottokar 8  Reimcbrnnik  il^ 

Uf^AddB  im  Reicbtbums  chai 
»•Uim  Rmmwerkes.  Jedenfalls  w;i  .   . 


docb   eine   etwas   reichert 

?^  I    int  das  etngdfloch- 

h  giirvu  anneelig 

her  SteJIen  dieses  Origi- 

die  Ermordung  Albrecbt  I. 


jyicb  der  lieimcbrouik  and  niebt  »«ich  dem  lateiniscben  Prosannsznge 
«*i  Vicioriensiß  zo  schildera  gewesen,  ond  der  Viktringer  batt^  fftr 
i^Zuil  Qacb  1308.  allwo  er  selbständig  erzählt,  vorspart  werden 
Am  im'         ^  ichsten  orscbeint  jedöcbdie  Vernaebläsaigong. 
nlicbe  1  ng  der  dankenswerthon   Chronik  des  Abtes 

¥011  KuüigsHaal  für  die  Epoche  von  1278 — ^1330.  Wa» 
dit  der  an  sieb  und  insbesondere  für  die  Zwecke  desBodieft 
ilaziglosen  «Chronik  you  KJosterneabtirg  (bis  1428)*'  |in 
bbeflistsmier  anfangen  soU,  will  uns  nicht  recht  eioleucbUn. 
leb  „Kraluco*^  von  Weitmil  musß  es  sich  gefallen  lasstn  in 
Tic  ra  bi  ce  verwandelt  zu  werden.  Weshalb  der  Henr.  de  Her* 
i  n  und  der  H.  Corner  gar  nicht  erwähnt  werden  ^  ist  nicht  zu 
h0O.  Wenn,  wie  die  Verf.  sagen  (375),  Windeck's  Buch  ^ein  an- 
äitktiitlom  lebeßsfrisches  Büd  von  den  Sitten  und  dem  Wesen  Kaiser 
Vgvundi  und  jener  ereiguisvoUen  Zeit  entworfen  hai"^^  so  erwartet 
d9€k  je4«r  ein  charakteristiscbos  Pr6tichen.  Ebenso  schwer  be^eiflieh 
€ri6cbeint  die  Zumutbung  die  Ge^bicbte  der  Hussitenkriege  ans  dem 
«Uirdiiigs  tAcbtigen,  aber  späten  Werke  TheobaJds  ansflchltessHch 
Jlvlitrtn  t\i  r^olieu,  da  doch  unter  oinem  die  Scriptt.  rnr,  bns^it.  von 
HMlBrciÜert  werden  und  folgerichtig  auf  die  xeitgenrjösiscben  Quellen 
»Aufmerksamkeit  tn  ionken  war.  Weshalb  der  bedeutenderen  Ver- 
dtut«cber  Ge^chichtsciireibuDg  nach  Aeneas  SylTius  (der, 
^  '  ""  :ii:i,  nicht  7.U  Piacenza  geboren  waru  wie  einos  Wer- 
ts), den  wackeren  ilartniann  Schedel,  insfaesoadore  der 
■ies  v^er  Chronik'',  dos  Trithemiu 8  und  des  g&ii- 

m  Krois^  her  Geschieh tschreibung  der  Epoche  Kaximi* 

I  hf  ^mm  VVimplieliug,  Celtt's,  Tburnmayer  (A?entinu5|, 
8|iiee0han]n)er   (Cnspinianus)   und  Tor   Allen   Uutien's 
nicht  gedacht    und    nicht  ein   Pr^bchen   aus  dem  originellen 
r«it  geboten  wurde,  daas  ein  Pirkbeimer  ignoriert  wird  itsw« 
[  ioch  schwere  UnterladsnnggQnden.    Ein  Blick   in  Potthast*» 
Vifweii^^r,  in  Lorenx*s  Mittelalt  <r  Ion  Deutschlands, 

Rmkt*»    Zur    Kntjk    neuerer    Ge:  ^ng,    Erhards, 

ilA^lers,  A^cbbach'd,  Uorawi^  ^s  Aibeiten  über  die  Hama* 
ea«  hüte  das  besser  ausmitteln  lassen. 

r«bcrhaupt   ist  der  Schlus^tbeil    dieses  Heftes  sehr  öbtr- 
litt  und  die  walirhaft  augensritfidlich  gedruckt«  «UeberBicht  der 
bis  Fraukreichü   und  Kuglanda**   nmtbet  den  Lsitr  wie  ein 
|itri;Misen4ts*'  Sttick  au. 

Wir  boifeu ,  da^i^  die  Fortsetinng  de»«  gut  begonnenen  Werkes 
Mrh«  ¥MgnS%  vertifEideit  wird 


5S6 


C  Wclffn  Historiacher  Atlas,  ang.  t.  Fr.  Sronm. 


Carl  Wolff*s  Historischer  Atlas.  Neunzehn  K&rten  tnr  mittieiyo 
und  neueren  Geschichte.  3.  (Schluss-)  Lieferung  Ton  6  Karten.  Sub*^ 
BcriptioDspreiB  der  Lieferung  B  Mark,    Prok  der  eins.  Kartt^n,   flach  i 
oder  gefalzt  und  etikettiert  80  Pf*  Berlin  1877,  Verlag  von  Dietrich  ] 
Reimer. 

Wir  haben  bereits  in  dieser  Zeitschrift  der  Anfänge  d^  v«r«j 
dienstlichen  Unternehmens  mit  Anerkennung  gedacht  nnd  fi&d«ii  i 
der  goboteuen  Fortsetzung  und  Vollendung  des  Werkes  ansere  \ 
Memung  gerechtfertigt.    Die   sechs  Karten    der   dritten    Liefer 
stellen  a)  ganz  Europa  i.  J.  II 50  (erste^Epoche  der  Staufenzett)J 
6)  Mitteleuropa  mit  zwei  politischen  Karten  z.d^JJ.  10CK)and  125()l 
(Ausgang  der  Staufenzeit)  und  einer  kirchlich-administrativen  Karii  f 
f.  d,  Z.  V.  1450,  c)  SDd-  und  Westeuropa  beim  Tode  Karls  dit 
Kühnen  i.  J.  1477  nnd  d)  Deutschland  beim  Tode  K.  Karb  IT. 
1378  dar.    Hiemit  hat  Wulff  das  vor  drei  Jahren  in  Angriff  g€»no«*J 
mene  Opus  operosam,  den  Priucipien  getreu,  weiche  er  ^' 
aussprach  und  die  nun  das  der  dritten  und  ScblusslieferuuH 
gebene  Vorwort  klar  erörtert  ^  zu  Ende  geführt.    Somit  bieten^ 
19  Karten:    Europa  als  Granzes  in  vier  Blättern  z.  d.  JJ. 
Chr.  (mit  einer  Nebenkarte:  mittU  West-Europa  l.  J.  742),  1] 
1519  und  1721;  Mitteleuropa  in  sechs  Blättern  z.  d.  JJ.  1{ 
1250,  1450,   1(348,  1812  und  1871;    Süd-  und  Weeteur^^ 
in  zwei  Blättern  z.  d,  JJ.  843  (mit  Nebenkarte;  die  Karoling. 
reiche  i,  J,  888)  und  1477;  Deutschland  in  sechy  Blättemi 
JJ.  1378,  1556  (KreiPkarte  und  Territorialkart©),  1789,  1806  nä] 
1815—1866   und  Polen   mit  Westrussland  i.  J.   1772 
Angabe  der  Theilungsliuien  d,  JJ.  1772,  1793  a.  1795),    Wi^^ 
lieh  erwogen  auch  die  bezfiglichen  Grenzpuncte  erscheinen  wM^ 
sorgfältig  auch  die  Walil  der  ineinander  greifenden  Kart^^n  i^etTwÄftii 
wurde,    so   «chliesst  dies    auf  einem    solchen    Felde 
einen  principiellen  Streit  als  eine   Fülle  frommer  V^ 
denen  insbesondere  eine  zweite  Auflage,  die  gewiss  nicht  lange  : 
bleiben  wird,  Bechnung  tragen  kann.    Zu  diesen  frommen Ji»VQoa 
zählt  z.  B.   eine  politische  und  kirchliche  lIobersie||| 
karte  Europas  zu  Beginn  der  Alleinherrschaft  Karls  d.  Or/ 
772  und  eine  solche  vom  Schlüsse  des  14.  Jahrhundert«,  wAlrH*»  4a*^ 
Osmanenreich  an  der  Schwelle  der  zweiten  PeriorV 
sehen  Machtstellung,  die  Vereinigung  Polens  mit  1. 
Littbanen,    das  Resultat  der    kalmarisclien  Union  für  Norden 
(1397),  den  vorübergebenden   Fall  der  englischen    Herrschaft 
französischem  Briden   unter  Karl   V.  von  Valois  und  zugleich  d^ 
Höhepunct  der  Mongolenmacht  Timur's  in  Osteuropa  v  uaö*! 

licht;  ferner  eine  Karte  Deutschlands  zur  Zeit  dt-  ifht, 

Heinrichs  ITI.  um  1046—50  und  eine  solche  für  Ostourupa 
1500,  welche  die  Begründung  der  Russenmacht  durch  Iwan  L, 
Ausdehnung  des  Türkenreiches  seit  Mohamed  IL  unter  Biyasid  TL*1 
an  der  Schwelle  des  dritten  Stadiums  der  osmanischeu  Grossii 


ctu  Bfkungkmm  der  Erde,  inc-  t.  Supan.       5S7 

og  (1481 — 1512;  nad  den  Xiedeinse  der  Deni^hordensherr- 
fl»  aadnasölB  da  H^heponct  des  Jagellonen&taates  inrGeltniig 
gm  wvd».  Es  beridut  «ich  das  mit  Bemer1nu:gea .  welche  wir 
Sentlicli  der  Besprechnre  der  ersien  Liefemoe  Torbrachien. 

Die  S^nberkeh  und  Schärfe  in  der  Unterbrinenng  des  Details 
BBgem  Bamne  isi  aserkennuDg-swerth:  ebenso  das  Streben.  mC»g- 
il  aUen  territorialgeschichtlichen  Momenten  nachzukommen: 
re  Arbeit  fftr  die  Augen  des  Verfassers  und  Benutzers  bleibt 
einmal  jeder,  auch  der  bestaaseefabrte  historische  Atlas,  der 
mcht  in  da  gr^ssten  Dimensionen  oder  in  einer  Fülle  von 
Dkuten  fruer  bewegen  kann:  aber  die  günstigen  Farben- 
des T."  -liegeDden  Werkes  erleichtem  wesentlich  diese  Arbeit. 
Wr  Y^.  selbst  zn  Detailberichtignngen  auffordert,  so 
jübtsa  wir  uns  einige  solche  zu  bieten,  und  zwar  für  die  Schluss- 
rang.  Anf  der  Karte  von  Mitteleuropa  i.  J.  1250  erscheint 
eine  Jf  ark  Pfitten  zwischen  Steier  und  Gestenreich,  die  nicht 
r  als  solche  bestand:  dagegen  war  das  Ennsthal  als  Enklave 
biDgs  zn  behandeln,  wie  es  überhaupt  auch  nach  dem  Ofiier 
1«!  Ton  1254  nicht  zur  Steiermark  gehörte.  Auf  mehreren 
Im  z.B.  5,6  findet  sich  Fiume  o.  St.  Veit  am  Pflaumb  zu  Kroa- 
gezogen :  es  wurde  dagegen  bis  auf  M.  Theresia  stets  zu  Inner- 
cnkh  gerechnet.  Die  Bezeichnung  Hungaria  nigra  neben 
HqrlTsnien  auf  Karte  Kr.  4  ist  problematisch.  Wenn  die  Karte 
ftdenropas  L  J.  1000  den  schwer  zu  fixierenden  Gniuzwitigau  in 
Ocl  anfiümmty  so  hätte  dies  auch  mit  dem  in  die  heutige  Steier- 
)i(dunalB  Carantanien)  und  nach  Sudwestungam  reicheudeu  D  u  d- 
ipagan,  als  einem  der  bedeutendsten,  geschehensollen.  Die 
itii  unter  den  Berichtigungen  zu  Kai-te  Xr.  2  ^der  Ort  Wiztrachi 
in  Böhmen  zu  ziehen  (gehörte  damals  noch  nicht  zu  Mähren)* 
iia Bezug  anf  die  Klausel  zu  ändern;  Wiztrachi,  d.  i.  das  heutige 
hitra  in  N.-Oe.  und  dahin  als  böhmisches  Lehen  der  Kuenringer 
lameDy  gehörte  nie  zu  Mähren  als  Territorium,  und  das 
n  doch  nur  gemeint  sein,  auch  wenn  dabei  der  Herr schaf ts- 
kfing  Grossmfthrens  unter  Swatopluk  geltend  gemacht  würde. 
)    Wir  empfehlen  das  Werk  den  Freunden  der  Schule  und  Ge- 

'     Graz.  Fr.  Krouos. 


Ibriane,  Karpf  und  T.LcMonnier,  DieLiteratur  über  diePo- 
^  hnegionen  der  Erde;  herausgegeben  von  der  k.  k.  Geogr.  (lesoU- 
'  aehdl  in  Wien.  Wien  1878.  gr.  8«.  XV  n.  336  SS.  In  Commission  bei 
li  H51ieL  Preis  8  fi. 

DieMB  Buch,  welches  auf  317  Seiten  die  Titel  von  6617 
Irten,  AnÜB&tzen,  Notizen  und  Karten  über  die  Polarregionen 
ilttt  ist  ein  Muster  eines  bibliographischen  Werkes,  das  nur  so 
Mtotflehtigen,  in  der  Literatur  so  bewanderten  Männern  gelingen 


(B6    S.  GüiUher,  Mathematische  Geographie,  ang.  ▼.  J.  F)naekauf, 

konnte,  wie  es  die  obgenanntenVei-fasser  sind,  aber  andareraeitB  aoei 
nur  m<iglich  war  durch  liberale  UnterstQtaung  der  Oeogn^hisclMi 
Gesellschaft  und  der  in-  und  ausländischen  Bibliotheken.  Denrtjgi 
Bibliographien  sind  in  unserer  Zeit  zu  einem  nnabweiabareii  Bedürf 
uis  geworden,  da  soviel  werthyolles  Material  in  den  Zeitschrifta 
zerstreut  ist. 

Die  Literatur  ist  zunächst  nach  geographischen  Gebieten  ud 
innerhalb  dieses  Bahmens  wieder  nach  den  Specialföchem  geordnit, 
wenn  die  grosse  Anzahl  der  betreffenden  Nummern  diese  Trennug 
erforderte.  Dass  dabei  einige  Verstösse  vorkommen  mussten,  ist 
selbstverständlich.  So  gehört  Nr.  418  wol  in  das  Capitel  Ethaoga- 
phie  und  Nr.  820  in  den  29.  Abschnitt.  Die  Anordnung  der  Nob- 
mcrn  ist  die  historische.  Die  beiden  ältesten  Werke  stanuMiau 
d.  J.  1536 ,  die  älteste  Karte  aus  d.  J.  15G6.  In  Beiog  uf  dii 
letztem  sind  die  Angaben  allerdings  mangelhaft,  wie  dies  dieTw- 
fasser  selbst  erklären;  aber  Vollständigkeit  wäre  hierin  aatk 
schwerlich  zu  erzielen  gewesen.  Unter  den  Werken  vermisatm  lir 
nur  Vessclovski^s  Elimatologie  von  Russhind,  wie  es  wol  aoeh  vidi 
nicht  berücksichtigte  wichtige  Abhandlungen  in  russischer  ^oiehi 
über  das  Polarasien  geben  wird ;  unter  die  Aufsätze  verdient  atfk 
Peschels  „fjordenbildungen'^  (Ausland  1866  und  in  den  BMli 
Problemen)  unbedingt  aufgenommen  zu  werden ,  da  er  bekaBatlkh 
die  Fjorde  als  eine  nur  auf  die  polare  und  subpolare  Zone  beschrfaMi 
Erscheinung  auffasst,  eine  Ansicht,  die  jetzt  allerdings  nur  wtk 
wenige  Anhänger  zählt. 

Ein  alphabetisches  Register  der  Antorennamen  vervollsttaüKt 
die  Brauchbarkeit  dieses  höchst  verdienstvollen  Werkes. 

Czernowitz.  G.  A.  Sapan. 


Gruudlehreu  der  mathematischen  Geographie  und  elemeattt« 
Astronomie  zum  Gobrauche  in  höheren  Mittclsohnlclassen  ud  tf 
akademischen  Vorträgen,  von  Dr.  Sigmund  Günther,  ProfaMQVi* 
GyiuDasium  in  Ansbach.  Manchen,  Theodor  Ackermann  1878. 187  S&& 

Trotz  der  allgemeinen  Anerkennung  des  formellen  Absehlnn* 
der  mathematischen  Erdkunde  und  Astronomie,  trotz  des  koh^ 
Interesses,  welches  dem  historischen  Entwicklungsgange  diflMf 
wichtigen  Errungenschaften  menschlicher  Erkenntnis  gezollt  wiri 
erfreuen  sich  diese  Theorien  selbst  bei  den  Gebildeten  keiner  be- 
deutenden Verbreitung.  Während  die  Fortschritte  der  beschreibendlB 
Naturwissenschaft  so  zu  sagen  fast  alle  Kreise  durchdrttpOi 
ja  Ansichten,  über  deren  Tragweite  selbst  die  FachgelehrtiB 
sich  noch  nicht  einigen  konnten,  ungescheut  in  die  LehrUldMr 
unserer  Mittelschulen  Eingang  fanden,  stehen  die  Ansdiauungen  fiber 
die  Behandlungsweise  der  ältesten  und  sichersten  Wissenschaft  BOfik 
auf  einem  Standpunct,  der  an  Methodik  kaum  den  des  ClaadiB* 
Ptolemäus  erreicht.     Es  scheint  fast,  als  ob  die  grÜJidlicheD  A'' 


|iK  &imiker,  liAtbematiBche  Geographie,  mg,  v«  J.  Früchauf.    i$9 

4tr   aeueren   (?xacten   hbtorisch-mathematischeu  ForschuDg 
lie  Verfasser  der  Lehrbücher  »ügewaüdter  Mathematik   keine 

id  Grimdrisfl  der  mathematischeu  Erdkunde 
Aitronumie  hiiißichtiich  des  Stoffes  uad  seiner  Behandlungs- 
Ton  den  gebräuchlichen  Lclurbüchern  vollkommen  verschieden 
kllw  musgte,  dafür  war  der  Name  des  Antors  hinreichend, 
r  d[(kck  Professor  Günther  als  einer  der  eifrigsten  und  bedeu- 
F(>rschor  der  Geschichte  mathematischer  Theorien.  Eine 
Dxeige  des  Inhaltes  dürfte  am  besten  den  Reichtbuni  an 
'  «usamroengpdf^ngt  auf  nur  127  Seiten  -^  erweisen.  Cap.  I. 
%Un  Wahrnehmungen  am  Himmel  und  auf  der  Erde"^ 
«Die  von  der  täglichen  Umdrehung  unabhängigen  schem- 
^weguDgen  der  Himmelskörper'',  Cap.  EI,  „Die  drei  Coor- 
ö^teme  der  Himraelskugel;  ßphärisclie  Astronomie**  ban- 
den Erscheinungen,  wie  sie  sich  unmittelbar  dem  Beob- 
uud  begreifen  in  sich  jenen  Theil  der  Astronomie, 
liich  als  sphärische  Astronomie  bezeichnet 
r  Cftji,  IV,  yjThatsachen,  welche  sich  bei  Aenderung  des  Beob- 
andpunctes  ergeben^  Gestalt  und  Grösse  der  Erde**  und 
F.  ^Theorie  der  geographischen  Ortsbestimmung^  umfassen 
fWesenllicbste  der  mathematischen  Geographie.  Cap.  VI.  „Erste 
W  an  der  Wesenheit  einer  Himmelskugel ;  Entfernung  und 
rm**,  Cap.  VIL  ^Theoretische  Astro- 
ngserscheinungen  vom  geometrischen 
\  Cap,  VllL  „Vertauschung  des  geocentrischen 
-liit  dem  heüocentriscben ;  Reform  von  Copernicus 
upler"  gehen  das  Wichtigste  der  sogenannten  ^theo re- 
ellen Astronomie*",  Cap,lX  ^Erscheinungen  der  allgemeinen 
physische  Astit>nomie";  Cap.  X.  „Ucbersicbt  der  bescbrei- 
I  Astronomie;  Astrophysik'';  Cap-XI.  „Chronologie*^;  Cap, XII. 
ante  und  praktisclie  HilfsmitteP  sind  durch  ihre  Titel 
klrtfn>iert- 
Hinsichtlich  der  Behandlung  des  Stoffes  möge  erwähnt  werden  * 
von  den  einfachsten  Sätzen  der  elementaren  Mathematik 
dl  geanacht  wurde,  Astronomie  und  mathematische  Erd- 
en sich  eben  nicht  ohne  Mathematik  behandeln ;  denn 
tirgesetz,  welches  die  Beschreibung  einer  Bewegung  zum 
|alt  findet  seinen  Ausdruck  in  einer  mathematischen  Formel, 
!e  Anfatellung  des  Gesetzes  ist  eine  deductive  mathematische 
aofi  den  fundamentalen  Erscheinungen.  Jede  andere 
^populäre  Darstellung*^  setzt  nur  confuse  Bedephrasen 
be.HUmmter  Begriffe.  Rühmenswerth  an  dem  vorlie- 
In^e  ist  der  reiche  Citateiischatz  der  hiehergehörigen 
'  '  ilürfte  aua  diesem  Grunde  Herrn  Dr.  Günther's 
der  Historiker  vor  jeder  mathematisch  ge- 
-^iiu  der  Erdkunde  überwinden,  und  namentlich 
MiiMi  an  Universitäten  ein  gründliches  Verständnis 


540    K.  Kltkler,  Darstellende  Geometrie,  ang.  t.  J.  Q.  WaXUnltin. 

der  historischen  Hilfsbelege,  besonders  der  chronologischen  Fragen 
ermöglichen.  Welch  grossen  Yortheil  die  Weltgeschichte  durch  die 
lieiziehung  dieser  Theorien  erlangt,  ist  unmittelbar  klar.  Denn  dii 
AVeltgeschichte  soll  die  Greistesschätze  aller  Nationen  und  den  jedes« 
maligen  Stand  des  inductiven  und  deductiven  Denkens  eines  jeden 
Zeitalters  in  fortwährender  Evidenz  erhalten. 

Graz.  J.  FrischauL 


Die  Methoden  der  darstellenden  Geometrie  zur  Darstellnnff  der 
geometrischen  Elemente  und  Grandgebilde.  Von  Karl  Kleiler, 
Professor  der  k.  k.  Marine-Akademie  zu  Flame.  Mit  10  Uthom- 
phicrten  Tafeln.  Leipzig,  Druck  und  Verlag  von  B.  G.  Teubner  1877. 

In  den  neueren  Unterrichtsmethoden  der  darstellenden  Geo- 
metrie gibt  sich  offenbar  und  unleugbar  das  Bestreben  kund  den 
'bisher  bevorzugten  technisch-constructiven  Theif 
nicht  mehr  so  sehr  in  den  Vordergrund  treten  zu  lassen,  sondern  den 
mathematisch-geometrischen  Theile  dieser  theoretisch  intsr- 
essanten  und  praktisch  so  wichtigen  Disciplin  eine  gewisse  Pripo- 
tcnz  zu  ertheilen,  womit  gleichzeitig  ein  wissenschaftlich  festerer  und 
sicherer  Weg  angebahnt  wird.  Vorliegendes  Werk  nun  ist  eine  Froelit 
jenes  Bestrebeus,  das  schon  jetzt  so  oft,  wie  z.  B.  bei  der  im  Jahn 
1876  zu  Stuttgart  abgohaltcuon  Vei-sammlung  deutscher  PhilologM 
und  Schulmänner  beredten  Ausdruck  gefunden  hat ;  in  der  That  ist 
CS  wichtig  der  Geometrie  der  Lage ,  auf  deren  hauptsächlich  durch 
französische  Denker  eingeführte  Begiiffe  schon  ein  stattliches GebSnde 
von  Lehrsätzen  aufgebaut  ist ,  doch  einmal  auch  in  der  Schule  Be- 
achtung zu  widmen.  Wer  sich  mit  der  Geometrie  der  Lage  nur  eini* 
germassen  beschäftigt  hat,  weiss  wol,  dass  zwar  eine  bedeutendere 
Concentration  der  Vorstandeskräfte  als  durch  audore  Methoden  bei 
Auflösung  von  manchen  Problemen  nöthig  ist,  dass  aber  die  Methode 
der  neueren  Geometrie  viel  schneller  zum  Resultate  fährt  uBd 
die  Auflösung  viel  übersichtlicher  und  klarer  dem  Auge  darbietet 
Gorade  diese  beiden  Umstände ,  Schärfung  des  Verstandes  und  Ver- 
bannung des  blossen  Mechanismus  sind  es,  welche  für  Anfnahne 
wenigstens  der  Hanptthcile  der  neueren  Geometrie  in  die  Schule 
sprechen.  Dass  aber  eine  Verbindung  der  darstellenden  Geometrie 
und  der  sogenannten  „neueren  Geometrie''  am  sichersten  zu  diesen 
Ziele,  das  im  höchsten  Grade  anstrebenswerth  erscheint,  führen  dflrite, 
wird  so  ziemlich  von  Allen ,  denen  diese  Disciplinen  nahe  li^n  und 
die  gleichzeitig  ein  offenes  Auge  für  die  Interessen  der  Schule  be- 
sitzen, ausgesprochen.  Zu  diesen  Männem  ist  jedenfalls  der  Verfasser 
des  vorliegenden  Werkes  zu  zählen ;  die  Bestrebungen,  die  er  durch- 
blicken lässt,  werden  —  daran  zweifelt  Referent  nicht  einen  Augen- 
blick —  eine  grosse  Anzahl  Anhänger  flnden  und  die  hier  darge- 
legten Reformen  des  Unterrichtes  der  darstellenden  Geometrie  werden 
sicherlich  zur  Förderung  dieses  Gegenstandes  nicht  wenig  beitragen. 


L  HWtgFfwnd  ^»r»r:;  5Cii«;a  a:»??  "rr-:  Tis  Lk?  'i^'i*;:^'  wc  ?zi    - 
L  las   ler  jimen  JjIo;;»  i*i^  Ful'j^  ^'.ili'iaiix^a.  4::z»^r!H:ii4'j<i 

-IT  -Sä  isTiian  iuiz  —  ,:a  i^r  Ai:  j  i.-'iiz*  ii?  iiil: *:-.>:  2 
zsZT'i  la^i  iii  ii-f  Si*  ":?:■; 2 iv.rk-ji;  i^<  >cbL*i:«?:$  vi-i 

r*-*ll4a  i-»a  j-*  }aieir:J-.  bij^-bü^^r:  sich  niii  i*n  c^r^su^fSr:- 

l*.  S  1  *  a  ■*  a  '-J 1  5  :  h  ^  1  nci  S  ^  r  jl  b  I  0  r.  ^  ü :?  c  h  e  T  *o*u> 
•Im  <xr la  l?^b;Iiea  2wei:er  S:ufe.  woloho  ;ius  deu 
tftj^röfliien  *rsMr  STnif-?  ia  icaIop?r  W^ise  hervonroheu.  wie  v!> 
ttz^Ti  ios  wn  z^oaenijcb^a  EIen-^u:en.  Zi:r  l^aretellun^  vior 
mtawzhai  EHemeiite  einerseits,  der  iiruuJ^bild^  er^wr  uiui 
Bcr  Sci:^  miiererseite  werien  zwei  ProjeciionsArien,  dio  Orthv>- 
■i^Ti j^Äion.  und  «üe  Centralprojection  in  Anweaduiic  »w^braoht. 
r  iMftiT-TT  Weise  gelangt  der  Verfa^er  zu  den  wichtig»  IW- 
Ibi  iffr  AffLnicäc.  der  Collineaciou.  der  ColIine»tions- 
•ftvnd  Co II ineacionscentren.  der  projeotiTischi!»n  und 
raftetivischen  Lage  der  Grundgebilde.  l>io  Aufgabe» 
r  dt  gegenseitige  Besümmung  geometrischer  KloimnUe  und 
■dgvhUde  and  die  Massbestimmungen .  dio  einem  jeden  der  bei- 
1  Hauptabschnitte  beigegeben  sind .  bilden  eine  nothwendige  und 
hk  n  flbergehende  Ergänzung  derselben.  Diese  werden  in  voll- 
mener  Uebereinstimmung  mit  den  in  der  Einleitung  gegebenen 
BBitien  der  Geometrie  der  Lage  in  dualistischer  Anordnung 
dig«f&hrt.  Dass  hier  durch  die  Benützung  dos  Kociprocitätego- 
M  ein  erweiterter  Horizont  gewonnen  wird ,  ist  unmittelbar  ein- 
Am. 

Dem  Buche  sind  dreizehn  lithographische  Tafeln,  horvurgegau- 

aas  dem  Atelier  von  Eschebach  und  Schäfer  in  Loipiig, 

pegeben,  die  nahezu   100  Figuren  enthaltend  an  Ausstattung 

ita  xa  wünschen  übrig  lassen,  welches  Lob  in  gleicher  Weise  dorn 

itorhaft  ausgestatteten  Texte  gezollt  werden  muss. 

Wir  wünschen  lebhaft,  dass  der  Verfasser  seinen  Tlan,  in 
un  xweiten  Theile  die  Gebilde  in  der  Punctreihe ,  dem  Ebonon- 
.  Btrmhlenbüschel,  die  eckigen  Figuren  in  der  Ebene  und  im  Strah- 
»flachel,  die  Polyeder,  sowie  die  Curven,  Kegel  und  Flächen 
iter  Ordnung  zu  behandeln,  baldigst  in  eben  so  gelungener  Weise 
fiUireii  möge. 

Brunn.  J.  G.  Wallontin. 


54t       G^.  BaenUßf  Lehrbneh  der  Chemie,  ang.  y.  C.  DotUer, 

Repetitionstafeln  fUr  den  soologiflchen  Unterricht  an  höheren  Lehr- 
anstalten, herausgegeben  von  Dr.  S.  Koehne,  ordentL  Lehrer  an  der 
Friedrich-Werder*schen  Gewerbeschule  su  Berlin.  L  Heft  (Wfaliel- 
thiere).  Beriin  1878,  H.  W.  M&ller.  Pr.  80  Pf. 

Die  Idee  des  Unternehmens  ist  dem  Schüler  f&r  den  zoologi- 
schen Unterricht  eine  ähnliche  Führung  an  die  Hand  zu  geben,  m 
solches  für  die  Geographie  durch  die  Flussnetze  als  selbstverstftiid- 
lich  geschieht.  Es  ist  zu  diesem  Ende,  zunächst  für  die  Wirhelthian^ 
für  jede  Classe  je  ein  Object  gewählt ,  dessen  Umrisse  und  Theile  ia 
genetzte  Tafeln  eingetragen  sind,  um  vom  Schüler  allm&lich  auf  dea 
verschiedenen  Unterrichtsstufen  theils  nachgezeichnet  theils  für  die 
häusliche  Repetition  benutzt  zu  werden. 

Wir  sind  natürlich  auch  der  Ueberzeugung,  dass  kein  nate^ 
geschichtlicher  Unterricht  ohne  eine  solche  oder  ähnliche  Selbet» 
thätigkeit  für  die  Lernenden  anregend  und  fruchtbar  sein  kam, 
und  wünschen  den  vorliegenden  Tafeln  den  guten  Erfolg,  die  eie 
zufolge  ihres  Zweckes  und  ihrer  sauberen  und  correcten  AnsflUirmr 
verdienen. 

Strassburg.  Oscar  Schmidt 


Dr.  Q.  Baenitz,  Lehrbuch  der  Chemie  und  Mineralogie  ii 
populärer  Darstellung.  IL  Theil,  Mineralogie.  Berlin ,  Verlag  tob  A. 
Stubenrauch  1877. 

Der  Verfasser  betont  in  seiner  Vorrede,  dass  die  Mineralogie 
sich  an  die  Chemie  anschliesson  müsse  und  dass  auch  der  Unter* 
rieht  der  Mineralogie  an  Mittelschulen  erst  dem  der  Chemie  feigen 
müsse,  worin  ihm  wol  bis  zu  einem  gewissen  Puncte  BecU  ge- 
geben werden  kann;  er  ftkgt  hinzu,  dass  die  Mineralogie  nur  in 
den  oberen  Classen  gelehrt  werden  sollte.  Das  vorliegende  Mr- 
bnch  bildet  demnach  eine  Fortsetzung  seines  Mher  heraosgUge- 
benen  Lehrbuches  der  Chemie.  Wenn  wir  in  dieser  Hinsicbi  des 
Verfasser  nicht  Unrecht  geben  können,  so  müssen  wir  tfod 
die  Bemerkung  machen,  dass  die  Geologie  und  Pal&ontologiti 
namentlich  letztere,  vielleicht  besser  weggeblieben,  reepective  iD- 
derswo  untergebracht  worden  wären,  da  sie  denn  doch  nicht  ib 
Anhängsel  der  Chemie  betrachtet  werden  können. 

Das  Werkchen  zerfällt  in:  I.  Oryktognosie,  II.  Geogno««» 
III.  Geologie  und  Paläontologie.  Die  Krystallographie  ist  so  einftcfc 
als  möglich  behandelt;  hierauf  folgen  die  physikalischen  Eigen- 
schaften, dann  die  specielle  Physiographie.  Es  wäre  vielleicht  wflS' 
schenswerth  gewesen,  wenn  der  Verfasser  den  allgemeineren  Theü 
etwas  weitläufiger,  namentlich  aber  sorgfältiger  behandelt  nnd 
gewisse  Definitionen,  wie  z.  B.  die  des  Isomorphismus  rich- 
tiger gegeben  hätte.  Eher  hätte  der  speciellere  Theil  etwas  gekU*^ 
werden  können,  obgleich  dieser  Theil  im  Verhältnisse  za  anderen 


ttklit  trapassend  bearbeitet   ist,    i^enn    man   tod    eiuigea 
ÜfeMem  absieht. 

l>t€  Anordnung  der  Stoff©  ist  eine  ganz  zweckmässige;  auch 
iemi&ch^ti  Fonnoln  i^\n\\  gut  darj^estellt;  der  zweite  ThiMl 
ani!^  and  ii*t  j,'anz  gliicklicli  behandelt, 

dn  \y\  ist  den  anderen  Theileii  geg^n- 

r^l  va  atjsfnbriich  bearbeitet,    öamentlich  scheint    ans  hier 
B^arfni»  niederer  Schalen  die  Paläontologie  viel  zu  aUB- 
iL    Auch  hätte  der  Verfasser  einige,    etwas  monströse  nnd 
jlluiDiftsiafdclie  Abbüdufigen  weglassen  können.   Zn  tadeln  ist 
4ifl    «tgvnlMiiiilicho  Manie    Am  Verfassers,    die    lateinischen 
aeu  in's  Dentsche  za  nbersetzon   und   hiebei   zu  den  bi- 
^aod  oft  sogar  unrichtigen  Namen  zu  greifen.    Der  Preis 
eli«n6  ist  ein  ausserordentlich  billiger  und  dürfte  fiel  dazu 
demselben  gröBaer©  Verbreitung  zn  eichem. 

Maresch.  Ueber  Vulcane,    Aus   dem    Schulprograrame   der 
aai!«ohcrreal{irliiiIe  zn  Prossnitz.   Veröffentlicht  von  der  Direction. 
titt  lÖH. 

Die  Torliegende  Abhandlung  bietet  zwar  wenig  Neues,  aber 
innitTtiin  eine  recht  gute  Zui^ammeustellung  des  biäher  Be* 

Der  Verfaaaer  bemerkt  vor  Allem,    dass  die  grösseren  Erd- 
imit  den  Volcanen    nicht    zasammenhängen,    und    bespricht 
\jm  Vertheilung  der  Vulcane  auf  der  Erdoberfläche,  insboson- 
I  Yulcani sehen  Bildungen  in  Oesterreich;  hierauf  geht  er  zn 
en  der  vulcanischen  Erscheinungen  über  und  erörtert  die 
in  des  feurig-flüssigen  Erdinnern  und  die  Rolle  des  Wassers 
oen^    sowie  die  Lage   der  Vulcanreihen   zu   den  Gebirgs- 

r  kurzen  Besprechnng  der  mineralogischen  Zusam- 

volcanischen  Gesteine    gibt  er  zum  Schlosse  noch 

der  Kruptionsphanomenet  sowie  aach  eine  Darstellung  der 

[der  vulcanischen  Berge,  wobei  er  namentlich  die  Eruptiona- 

^otwickelt*     Ein  Hinweis  auf  die  benützten  Quellen «    na- 

auf  Scrope^s  Vulcane,  wäre  vielleicht  am  Platze  gewesen. 

(iraz.  C.  Doelter, 


Cbes  üebungshllßh    für  den  Unterricht   in   der  Botanik   an 

*-'"anstalten  und  Seminarien.  Erstes  Heft,  Für  die  Unter- 

E.  Locw,  Oberlehrer  an   der  köuigl  Realschule  zu 

_   -i.c  umgearbeitete  Auflage.   Bielefeld  und  Leipzig ,   Otto 

0.  Comp.  1B78.  130  SS.  Ö«.  Preis  1  H.  50  Pf 

'    '         de»    vorliegenden   Uebungsbuches   wurde 
1 1,-ang  1875,  S.  723  und  Jahrgang  1876. 
1)  loitfüitrhcli  besprochen.   Das  vor  Kurzem  in  zweiter  Auf* 


(44    ■&-  Loew,  ElementarcarsQs  der  Botanik,  ang.  ▼.  H,  Biekhaträt. 

läge  erschieneoe  erste  Heft  weist  folgende  wesentlichcnre  Verind 
rangen  auf: 

Es  fand  in  die  Neubearbeitung  die  Beschreibung  s&mm 
lieber  dem  Uuterricbte  zu  Grande  gelegter  Pflanzenarten  Aufnahm 
es  wurden  der  zweite  und  dritte  Curs  schärfer  getrennt;  es  waxdk 
endlich  einige  weniger  wesentliche  Pflanzenspecies  durch  instro 
tivere  ersetzt.  Diese  Aenderungen  sind  durchgängig  Verbesserung« 
und  erhöhen  die  Brauchbarkeit  dieses  Uebungsbuches. 

Elementarcursus  der  Botanik  nach  methodischen  Gmndsitien.  Fl 
die  unteren  und  mittleren  Classen  höherer  Lehranstalten  tob  Dr.  J 
Loew,  Oberlehrer  an  der  königl.  Bealschule  zu  Berlin.  BiekU 
und  Leipzig.  Verlag  von  Otto  Gülker  und  Comp.  187a  %\  71  S& 

Dieses  Büchlein  ist  ein  Auszug  aus  dem  ersten  Hefte  d« 
eben  besprochenen  methodischen  Uebungsbuches  von  Low. 
Elementsürcursus    stimmt    im    Wesentlichen    mit    dem    em 
Uebungsbuche  überein,    enthält   einen    gedrängten  GrondriBS 
Pflanzenkunde  und  dürfte  sich  namentlich  für  solche  Le 
eignen ,  welche  dem  Unterrichte  in  der  Botanik  nur  eine  ye 
massig  geringe  Zeit  in  ihrem  Lehrplane  einräumen  können. 

Wien.  H.  W.  Beichardi 


\ 


ü 
i 


Vierte  Abtheiluiig. 


Miscellen« 


Pr  agram  menschau. 

etzuog  aas  Heft  VI«  S.  470,  J&brgftn^  1878.) 

r.  Adolf  Lichtenheld,  Erklärendes  zu  Platons  Eriton  und 

Aj^ilogie  20  C\  Programm   des    It.    k.   Real-  und   Obergymn. 

IX.  G^'tiielndebezirke  in  Wien  1877,  21  SS. 

I>^f  Vi^rfasser  bespricht   im  Ganien  10  Stellen   ans  Kriton   und 

indem   er   bisher   zara  Tbeile   nicht  erkannte 

j:f^e  darzulegen  uo4  zameist  auf  dem  Wege  einer 

envn  ±.rklaximg  zu  beseitigen  bemüht  ist.    Nur  in  zwei  Fällen 

[jr,  obwol   in   Fragen    der  Kritik  aaf  conservativera  Standpnncte 

1.9,   15),  die  üeberlieferung   an:  53  A  gibt  er   der 

ri  seine  Zustimmong  and  51  £  stellt  er  selbst  eine 

.rden  nun  auch  die  Worte  an  ersterer  SteUe:  S^lov 

itschieden  fdr  ein  GloBsem  zu  gelten  haben,  so  kann  doch 

Bntbung  des  Verf,  an  letzterer  Stelle»  nämlich  xal  ort  d^o- 

tf   OVtt     7f ii^Hai    OVTf     TTQO    TOV    JTf /^f ßT^Cflr   (oi)    nU&H   ^fiäSt 

ßi  die  überlieferten   Worte  xnl  oti  ofiolovrjaai  ^fA^p  nU- 

i  ntOiim  oihi  mi&u  nfiag^  tl  fiii  xtl.  scuon  darum  nicht 

wei!  anch  in  dieser  neuen  Fassung  die  Worte  t6v  firj  nti^ 

t  zu  Tillen  nach  wie  vor  bilden,  somit  de?  vom  Verf. 

Anstand   nicht   behoben   ist.    Ich  möchte   überhaupt 

A  ^orade  an  dieser  Stelle  die  gesuchte  Schwierigkeit  nur  in 

Anibasung  von  ntid^tt  liegt,  welches  ich  durch  „überzeugen** 

ch  ^h  unmöglich  mit  ^zwar^  übersetzen.  Man  ver* 
.^ii^mmenhange.  ich  kann  überhaupt  an  dieser  ganzen 
^kfflöt'  öcbon^ailt]  ZurückhaUnng  von  Seiten  des  Kriton  horausfühlon. 
>ivt>i£tpt  *tchon  die  Schlussfolgerung;  ^r^lov  ovr  jfrX.  Ich  kann  nur 
litlUoDuoeti  beistimmen  und  ttbersetze:  ^Noch  ist  es  (das*  Schiff) 
Pmt  hief.  aber  ich  glaube  doch,  es  wird  heute  kommen,^ 
'  14  H  «tU  RtoTfüp  f«r  Kriton  den  doppelten  Sinn  von  „ungelegen" 
lehmackt'*  haben  und  die  folgende  Aeusserung  Kritons  ironisch 
^Wfdrden«  Ich  denke  aber,  nach  dem  ganzen  Zusammenhange 
mfUste  der  Traum  des  Sokrates  dem  Kriton  eher  erwüuscut 
^  ongelegen.  Soll  doch  ihm  zufolge  der  Tod  des  Meisters  am 
f  hloftoigeechoben  werden,  wodurch  dann  jener  für  die  Befreiung 
Mt  «>*'wnnn-^  TrV.  möchto  also  den  Nachdruck  auf  die  Zei^ 
%(^  H^elegt  wissen,  nicht  auf  das  fnoio.  Damit 

'*»ti  Ct-nsequenzen  von  selbst. 

r  Stelle  45  A :  oot  ^h  vna^x^t  ^kv  r« 

>  .:  bin  ich  nur  insoweit  anderer  Moinun|f, 

doifcMclioUniiu  Sata  auf  das  folgende  Uavu.  besiehe,  da»  ja 

\  t  d.  «tUrr.  Qfmü.  1878.    VU.  Defl.  35 


546 


HiicelUn. 


im  andereü  Falle  ganz  in  der  Luft  schwebte.  Die  Wort« 
dem  Sinne  von  ^denk'  ich'*  zu  nehmen  sein,  der  ja  nicht»  Am 

Die  ErklÄniDg  der  beiden  Stellen  46  C  und  48  D  htil 
ricbtig.  Auch  gegen  die  Inscbutznabioe  der  Ueberlleferting  48  A  und 
sich  nichts  einwenden,  wenngleich  die   letzten  2^ilen   ein«m  Ge]i 
wie  Schanz  gegenüber  besser  weggeblieben  wären. 

Zu  der  Stelle  47  A  wird  '^' •'-  '^-  -^nd  auf  den  Pftr-ii  '•  ■  titi 
Gliederung  zu   deu   unmittelbar  i  Worten   den 

wiesen^  Freilich  muss  die  diploiK„.„  ..    Wiutm^1:icn.  In 
scheiden   und    in    dieser  Beziehung    hat 

Schanz  aufgestellte  Genealogie  und  Weiti  In 

theils  durch  ihn  selbst,  tbeilis  durch  A.  Jordan  und  Wohlrab  (K,  Ji 
f,  Philol.   CXin,  2,  p.  117—130)   einige  ModiÜcation  erlitten.   Ihi 
möchte  ich  53   E    bezüglich    der   Verdächtigung  de«   Wort^^ 
Schanz  beistiraraen,  der  (in  d*»n  Stud.  z.  Gesch.  des  PlaL  Tc 
bemerkt,  dass  schon   die  St  T  'I         v  V   '  li^ 

Moment,  das  der  Verf.  udIhm  s  Aiiilop>o 

eine  Stelle    aus  dem  Theatit  i    ir  >  ^v  üiuuuu,  wy   \niv    mu  dlil  du 
Themistioe  be weist)  das  nrsprüngliche   CiriX^ur  von  dam 
Uchen  yttQta&a^nt  verdrängt  worden  ht 

Den  Schluss  des  Auisatzes  bildet  eine  Erörterung  der  StdbSDC 
ans  der  Apologie,  in  der  mit  Recht  der  Condicionalsats  gegen  OdM^ 
Athetese  in  Schutz  pnommen  wird. 

Von  Verschen  im  Drucke  sind  mir  folgende  aufgef allen :  S*  1itt%/i*  «fr« 
ft^t  f.  ttQTt,  rj^dv  i,  ij^et,  S.  3  ist  huiusdicti  in  2  Wort«?  tn  tmaut 
F.  A.  Walf  f.  P.  Ä.  Wolf,  S.  6  ax/tlmts  t  axt'tpft^,  aov  L  rfoi.  S.  9  Woi 
f.  boni,  8»  12  ^'  t  «\  ravTKi  f.  tavrtus.  8.  13  jitH^aa$<:  f,  n<Hi99H*  8.0 
ßuaotu  (.  ßman.  Dem.  Oljn.  f.  Dem.  Olynth, 

Rudolf  BitfiChoffky* 


Tl.  Die  politischen  Ansicht  ea  des  Polybius  im  Zusammenhaöge 
mit  PlatO  und  Aristoteles.  Von  Prof.  Josef  Chodnit^et  fw* 
des  k.  k.  ße&t-  nnd  Obergyronasiums  auf  der  Landatrasse  in  Wto 
mx  das  Schuljahr  1876/77,  59  SS.  %\ 

Die  vorliegende  Abhandlung  will  ein  voUständIgt»s,  klar  gegh^«]1» 
Bild  über  die  politische  Theorie  des  Polybius  zn  '  -  /-  •  jr^b^u,  q» 
im  Zusammenhange  damit  eine    VergleichuUjj  d«Q  ^ 

schlägigen  Meinungen  des  Plato  nnd  Anstoteli 

Der  Hr.   Verf.   handelt  1»   über  den   ür  r   moni»cbli«!l^<^ 

Gesellschaft,    des   Staates    und    der   Herrschaft  i  ,     ur>L^ -IttöWi 

Menschen  der  ältesten  Zeit;   2,  über  den  Ursprung  de»  B<- 

wuwtseins  und  der  ästhetischen  Gefühle,  des  civiliBi*?rtcri  i'W 

Königthums;  3)  über   die  aus  dem  Verfalle  des  K-  ^ 

wickelnden  Verfassungen  (Ent^sstehung  der  Tynvnnis«,  «1« 

Oligarchie,  der  Demokratie  ut  \" 

liehe  Zerstörung  des  Veifassi; 
Wesen  der  Sta  ata  form  en ;  5.  «(•♦r  an- 
6.  über  den  besten  Staat  nnd  dessen  1 
einer  jeden  Verfassangj  8,  Über  die  Ki^    ..».*. 
Macht  gründen  und  erhalten;  9.  über  die  dei« 
wirkenden  schädlichen  Zustände;  10.  über  die  \ 
des  Staates,  Mit  überzeugender  Wahrheit  und  J" 
der  Hr.  Verf,  nach,  wie  Plato  fast  überall  ders 
dem  Historiker  Polybius  entsprechende  genetische  \iv 
Aber  im  Wesentlichen  Aristo  toll  sehe  Ansichten  den  Im.  . 


MlsceUen. 


547 


l' 


'•8lttid«lif«  bestMiimt.'Ti.  indem  Polybius  der  AufTassuDg  des  Aristoteles 
fPf  d«T  des  n  rzng  gab. 

Die  ÄO    i  :i   Momenten  reiche  Abhandlung   empfiehlt  sich 

^orch  coiTec.tc  Föitn  und  ftiessonde  Darstcllang, 

Auf  S.  10  Z.  4  ist  für  ^Staaf :  Staaten',  Auf  8.  33  Z,  25  statt 
kifin'  ▼ennuthlich  'leiten*  zu  lesen. 

28.  De  Socrate  marito  patreque  familks*  Von  Prof.  Josef  OgdreL 
Pp'gT.  deä  k  k.  Real-  und  Obergyninasiums  in  Rudolfawert  für 
fU3  J^chüljahr  187677.  2^  SS,  gr.  öl 

Vf'T  Hr    V^rf  ^«irht  den  Nachweis  lu  liefern,  dass  Xanthippe,  die 

•krates,  besser  gewesen  sei  als  ihr  Ruf.  Zunächst 

i  den  Alten  zerstreuten,  theils  anekdotenhaften 

icn  Berichte  über  das  Wesen  der  Xanthippe  zusam- 

1   beleuchtet  und  gezeigt,  dass  diese  allerdings  von 

I  :    Hl  ftii^keit    und  Zanksucht  nicht  freiausprechen   sei. 

Hr    <t_   -rck   -/ur  Elirenrettung  der   Xanthippe   schreitet, 

f«*»ii.  IL   unv  uiiibicbUiftäiii  Fleiss  alle  diejenigen  Momente  an,  welche  zu 

'VfeDsten  derselben  sprechen  und  ihr  heftiges  und  zänkisches  Wesen  eut- 

tdMdigen  lassen,  Xanthippe  wird  als  üeishige  and  sparsame  Hausfrau, 

'  lli  f«(e  und  sorgt^me  Mutter,  als  treue  und  liebende  Gattin  geschildert. 

liitt-?  ?ie  eine  böse  Zunge»  aber  kein  schlechtes  Herz;  ihre  Heftigkeit 

irch  das  röcksichtslose  Vorhalten  de«  Sokrat^s  Terschuldet, 

lg:  tief    unter    ilim   stehende   Gattin    kränkte  und   über 

«m    i'  ren    die   Ptüchten    des  Familienvaters    arg  vernach- 

j:  1  der  Xanthippe  überwiejgen  weit  ihre  Fehler  und  be- 

r  Annahme,  dasa  Sokrates  vielmehr  Ursache  gehabt  habe 

t'  zu  ertragen,  als  diese  mit  Sokiates  zufrieden  zu  sein. 

t^  von  Hrn,  Ogorek  Vorgebrachte  ist  zwar  nicht  dm-chaua 

die  Art  der  Behandlung   des  Themas  wie  auch  der  Ein- 

ibeit  vollkommen  befriedigend.  Als  erwähnenswerthe  Ei- 

einen   die   Nachweise,   dass   Sokratea    in   Monogamie   gelebt 

sowie  dass  er  nicht  drei,  sondern  vier  Sohne  gehabt  habe 

'und  53). 

ie  Latinität  bekundet  lobcnswerthes  Streben  nach  grararaatischer 

dt  und  Eleganz,  hält  sich  jedoch  nicht  ganz  frei  von  Verseben. 

\  Stellen   erschweren  allzu  proliie  Perioden  das    Verständnis 

23^1,  an  anderen  verdunkelt  fehlerhafte  Construction  den  Sinn 

S.  9  Ä.  28  ff, ,  wo  statt  'obtinebant'  nach  cum  *obtinerent'   zu 

'     /    vor  doniura  zu  streichen  war).    Manche  Ausdrücke 

ch einen  Hrn,  Ogorek  zur  Manier  geworden  zu  sein, 

'»  Anfange   eines   Hauptsatzes  (S.  22  Z.  4),  desgl. 

\\  und  Ita  ut  (Note  52  Z.  22).    In   den  Worten 

i   {S,  1  Z-  8)  wäre  statt  oblatum  besser  deman* 

m  oder  iniunctum;  was  ein  libellus  in  sese  versans 

ll  Ulsst  sich  nur  aus  dem  Conteite  errathen;  statt  vita 

\'6.  t  L,  3)  ist  besser  vita  'domestica';    statt  scaturigentque  ist 

(jae  zu  lesen,  da  scaturigare  nicht  nachweisbar  ist;  statt  chro- 

Lsii  nostri  S.  1  Z.  8)  war  annales  zu  setzen ,   da  jenes  kein 

\xX  ist;    statt  de  eadem,  quae  agitur  res  (S.  10  Z,  4S)  ist 

7itur  re  nach  Analogie  der  Stelle  nostra©  quam 

1  Z.  25)  zu  schreiljen  u.  dgl.  m. 

*.     ^iK.i^-tjre  Consequenz  in  der  Schreibweise  wünschens* 

So  lesen  wir  jam  und  iam,  pukher  und  pulcer,  exultans 

Lltalfunt.    Auch  hätte  Hr.  Og6rck  mehr  auf  die  Interpunction, 

■iit  des  Druckes  achten  sollen.  Ausser  den  vierzehn 

i*a.r»^a  noclj  ttbet  zwanzig  andere  Druckfehler  iu  verzeichnen 


MS 


mäOBBm, 


29.  0  Agryköli   Tacyta  wraz  z  komentarzem  c-  41  do  koficvi 
przez  Leona  Orzechowekiego.     üeber  deo  Agrioala  des  Tacitus] 
nebst  Erlclaning  von  Cap*  41  bis  Ende,  von  I^eo  One cho weit i> 
Tmgr,  des  k.  k.  Obergymnasioms  in  Rzeszow  für  das  Schnljalir  1877. 

Der  Hr*  Verf.  erörtert  im  ersten  Theile  seiner  Schrift  (8.  3—7)  ia ' 
stunin arischer  Fassung  die  Ansichten  einer  Reihe  von  Gelehrten  (Waleh, 
Bernhard y,  Hübner,  Orlicbs.Gantrelle^  Hoffmannnna  Stabr) 
beittglich  der  Frage,  welcher  Schriftgattung  der  Agricola  de«  Tacitn* 
beizns&hlen  sei,  und  scblieäst  sich  der  Aoffaseung  von  KritE  an,  wonach 
die  Yürbcrrlicbung  des  Agricola  als  Eroberers  von  Britannien  den  Kjerm 
und  die  Haupttendena  der  Schrift  über  Ajfrioola's  Leben  ausmacht 

Im  Coniniontar  über  Cap,  41—46  bietet  Hr.  Orzochowski  iirar 
jdcbtfi  wesentlich  Neues,  Drodnciert  aber  manche  gute  Gedanken,  nameut- 
lieh  bei  Behandlung  schwierigerer  und  controverser  Stellen,  indem  er  i 
die  verechiedönen  Meinnngen  und  Vermuthungen  der  Ausleger  mit  be-j 
sonncnem  Urtlieü  und  beifallswert  her  Genauigkeit  prQft  und  seine  eigcrnc 
Ansieht  genügend  begründet  Im  Ganzen  madit  die  Arbeit  einen  vor 
theÜhaften  Eindruck. 


30,  HoracegO  List  6.  ksi^gi  I.,  wyjaöni?  Edward  Fi  derer  (H015 
sechste  Epistel  des  ersten  Buches,  erklärt  von  Eduard  Fi 4« 
Progr,  des  k.  k.  Franz-Josephs-Gymnasiums  in  Lemberg  f&r 
Schuljahr  1877.  32  SS.  8». 

Dieser  Arbeit  kann  höchstens  der  Werth  einer  geschickten  Com-! 
pilatioa  zugesprochen  wordeii*  Einzelne  Yerauche  selbständiger  Auffa^inior' 
dürften  kaum  Beifall  ßnden.  Der  Annali  nie  ^  dass  simnl  in  v.  11  (ini|<ro* 
Visa  simul  species  exierret  utrumqüe)  nicht  Adverb,  sondeifi  '-"t,,,.,.^  ,^ 
sei,  ist  der  Horazische  Sprachgeh raucli   entgegen.    In  den 
in  denen  simul  =  simul  ac  steht  ^  ist  es   ellfmal  mit  dem 
mal  mit  dem  Plusquamperfect  verbunden  (Carm.  I^  12,  27  ^ 
II,  8.  5  simul  obligasti;  HI,  4,  37  simul  abdidit^  III,  12,  7 
iJI,  27,  33  simul  tetigit;  Sat.  II,  3,  226  simul  acc4Jp)i;  II,  ♦), 
Ventura  est;  II,  6,  114  simul   porsermit;  Epist  I,  7,  90  simul 
If  10p  8  simul  reliqni;    I,  19,  10  simnl  edixi;    Epod.  11,  1 
morat).  Ansaerdem  ündet  sich  simul  primum  dimisere  (Epi 
femer  kommt  vor  simul  ac  protulit  (Sat  I,  4.  119),  simul  u^^i 
(Epist.  1,  16,  78) p  simul  ac  perveneris  (Epist  I,   18,  11),  simnl 
rcsoieris  (Epist.  II,  1^  22<6},  simul  ac  duravent  (Sat  I,  i,  IWu  &i^H 
adoleverit  (Sat.   I,  9,  34);   und   so  auch  simul   (=   simul   ac)  | 
(Epod.  16,  25).  Es  wäre  sonach  simul ...  eiterret  dn.;  •in7ipr*  R^>i8i 
Horaz,   wo  simut  (=  simul  ac)  mit  dem  Fräsen 
pondera  {v.  51)  im  Sinne  von  ultra  aeqoilibrium 
auch  seine  Schwierigkeiten.  In  den  angezogenen  >^. 
und  Lucan.  I,  57)  bedeutet  pondera  allein  nicht  a 
ga^egeben,  es  bedeute  Gleichgewicht,  weshalb  beuL 
weit  vor?  Es  musa  doch  ein  Hindernis  zwischen  i 
limn:  unter  pondera  wird  man  sich  irgend  \so'  ' 
wahrscheinlich  waren   es   Waarenballen,  di 
Uferten,  deren  Inhaber  groasen  Einfluss  hatUu  b«  i  . 
ein  Staatsamt. 

Im  Einzelnen  wXrp  mp]ir  Geoanigkdt  zu  wün*c 


Miswllen. 


MS 


09tww  wedle  poji^c  Sofoklesa.  Na  tle  siedmiu  iegq  tragedyj 

»kreAlil    Lodwik   Malecki.  (lieber  das   Wesen  der  Gottlmt  oach 

pbokle»).  Progr,  dm  k.  k.  Ob^rgymnasioiDs  zu  Neu-Sandes  Wi  da» 
boljfthr  1877,  18  SS,  Ö^ 

NäcL  einigen  einleitenden  Bemerkungen  über  die  Vergötterung  der 

XAtQTkriLfte  seitens  der  Griechen  und  über  die  Idee  der  Gottheit  bei  den 

fBf»ciiiedeQ«n   Dichtern,  insbesondere  bei  Sophokles,   behandelt  Hr.  M, 

pifiie)i»t  d(«  Frage  über  das  Wesen  der  Gottheit  ttnd  ihre  Maobt  gegen- 

Menschen,  indem  er  die  Attribute  des  göttlichen  Wesens  Klar 

: vhtlich   darlegt  unter  Hinweis  auf  die  oetreffenden  Stellen  in 

fleischen  Dramen.    Nachdem  er   hierauf  über  die  Orakel  und 

K'esprochen  als  über  die  Mittel,  deren  die  Gottheit  sich  bedient, 

^^.^    ..c  Menschen   ihre  Macht  erkennen,  erörtert  er  die  Frage  über 

das  Verbalten  des  Menschen  gegenüber  der  Gottheit. 

Der  Aufsatz  nimrat  sich  etwa«  darftig^  aus,  namentlich  im  2 weiten 
:   über  das  Wesen  und  die  Bedeutung  der  einzelnen  bei 
ommenden  Gottheiten  bandelt 
^  Die  Schreibung  Jnüifvao^  ist  nicht  aophokleisch,  etatt  *£^iwvis  \$t 
^'Mftvvti  zu  schreiben. 


Csernowits. 


Job.  Wrobel 


Dr.  Andreas  Borschke,  Joha  Locke  im  Lichte  der  Kaati- 
schen  Philosophie.    Progr    des   k,    k,   Obergymnasiums    in    den 
aeo.  Wien  1877,  38  S,  8V 

.  ..   vorliegende  Aufsatz  soll  darthuu,  „daas  John  Locke  dem  Sjr- 
lüiut*&  mehr  vorgearbeitet  habe,  ak  man  gewöhnlich  anzunehmen 
,    und  dass  der  englische  Philosoph  es  nicut  verdient  so    in  Ver- 
ürahcit  oder  Miscredit  zu  geratben,    wie  ea  factisch  in  Deutschland 
fthebf^n  i?t**  (S.  4).  In  dicjier  Intention  bespricht  der  Vcrf,  zuerst  „die 
-  lü  Locke  im  Allgemeinen^  (I),  dann  folgt  eine  ausfuhr- 
lea  Locke'ßchen  Werkes  und  dessen  Vergleichung  mit  der 
'  ij.'iUKUtu  i^iaiosonhie**  (II),  deren  Resultate  noch   schliesslich  (111)  xu- 
^Attmengicatellt  werden.  Die  SchriU  ist  zunächst  der  „ätudierenden  Jugend*" 
*    et  und  der  Verf.  daher  sicher  im  Rechte,  wenn  er  den  Inhalt  von 
Ectar   nicht  als    beretta  bekannt  yoraussetzt;  aber   leicht   hätte 
ha   dessen  Wiedergabe  auch  manchen  Fachgenossen  vernHicbten 
wenn  er  versucht  hätte  die  wiederholt  getadelte  Systembsigkeit 
rriasenheit  in  Locke's  Darstellung  durch  geeignetere  Anordnung 
fot  SU  beseitigen.  Statt  dessen  bat  sich  der  Auter  ganz  äusserlich 
{^roisen  und  kleinen  Abschnitte  des  Essa?  gehalten,  ?iel  weniger 
m  die  leitenden  Gedanken,  so  dass  das  berühmte  Werk  dem 
\\h  lusammenbanglose  Comptlatiou  von  Eins^eluntersucbungen 
-,  denen  er  öberdies  nach  den  hier  gegebenen  Andeutungen 
^^ew  kann.  Was  die  Vergleichting  selbst  betrifft»  so  waren 
Tfjiu  erhebliche  Ergebnisse  dnvon  kaum  zu  erwarten,  ist  doch 
dem,    was  Locke's   eigentliche   Bedeutung  ausmacht ,  in   der 
..^;ö,  Kant  weit  hinter  ihm  xurück  geblieben ;  gleichwol  liätte  sich 
\tmhm  nicht  Uninteressante  beibringen  lusden,  wie  z,  B.  die  That- 
düi*  ili?  zweite  Vernunft- Antinomie  sich   schon  bei  Locke  If,  23 
nuBgesprocben  findet  Indes  ist  es  hier  um  so  weniger  am 
i/.elheiten  einzugehen,   ala   sonst  auch  einige  nicht  unbe* 
ich«  Irrthümer  zur  Sprache  kommen  mussteOf  die  oem  Verf.  trotz 
.  inenswerthen  Fleisses  begegnet  sind.   Im  Allgemeinen  muss  man 
^>    Arbeit  ala  Zeugnis  liebevoller  Beacbäftigung  mit  den  engUschea 


hM 


UisceWeu* 


Denkern  jedenfalls  willkommon  heissön ;  auch  der  an  die  Spitze  getli 
These  kann  Ref.  unbedenklich  zastimraen ,  allerdings  nur  oiit  dem  Bf i- 
satze,  dass  Locke's  Einwirkung  auf  Kant  wol  vielmehr  eine  mitt  " 
alfi  unmittelbare  gewefien.  sein  Anthcil  an  der  Fördening  der  Fhiloi 
aber  gewiss   nicht   nach   der  Grösse  dieser   Einwirkung  m    8cb 
sein  wird. 


33.  Theodor  Stieglitz,    Platon's  Ideen  in  der  Metaphysik 
A.  Schopenhauer'a.  Programm  des  L  k.  Staate-RealgymiiMittHia 

in  Prachatitz  1877.  16  SS.  8»« 

«Gegenstand  dieser  Abliandlmig  ist  nicht  die  Ideenlehro  selbst,. . . . 
sondern  die  Untersuchung^  ob  dieselbe  auch  als  ein  ans  den  Grundprin* 
cipien  nothwendig  her?orgeh ender  Bestandtheil  der  Philosophie  Schopfn* 
haner*s  gelten  müsse,  oder  ob  sie  mit  derselben  nur  änsserUch  in  Ver- 
bindung gebracht  worden  sei**  (S.  3).  Der  Verf.  tritt  f&r  das  Letztere  ein. 
Die  Eiiifllirung  der  Platoniscbeo  Ideenlebre  widerspricht  nach  seiner 
Ansicht  dem  System  Seh. 's  (I)  und  dieser  Widerspruch  wird  nur  durcb 
einen  neuen  beseitigt,  indem  durch  die  zur  Erkenntnis  der  Ideen  noth- 
wendige  plötzliche  „Losreiasung  des  Intellects  vom  Willen'*  „dem  Intel* 
lect..  .eine  Willtiusfunction  zq geschrieben^  wird  (II);  die  Idee  kann  femer 
nicht  als  etwas  absolut  Reales  aus  der  Anschauung  erkannt  werden  (III) ; 
eben  so  wenig  kann  sie  vom  nDing  an  sich*"  nur  dadurch  unterschiedeii 
sein,  dass  sie  VorstclluDß'  ist;  denn  sonst  existierte  „ein  vom  Ding  an 
sich  nur  durch  die  Vorstellung  VerBebiedenes  schon  vor  dem  vorstellenden 
Intellecte.''  Ideen  können  dalier  ^gleich  andern  Begriffen  nur  aU  Ab- 
stractionen  gelten"  (IVJ.  Ref»  kann  bezüglich  der  hier  urgiertea  Wtder^ 
Sprüche  dem  Autor  nur  beipflichten  ^  gleichwol  muss  er  die  Ideen  ^ 
wissermass^n  in  Schutz  cehmen  gegenüber  der  Behauptung,  «dass  alltia 
durch  ihre  Aufnahme  die  völlige  Bestätigung  der  philosophischen  SpeeiK 
lation  durch  die  Thatsachen  der  Empirie  in  den  wichtigsten  Puncten.. 
anmöglicb  gemacht  wird^  (S.  18);  lässt  doch,  such  abgesehen  von  den 
Ideen»  jene  „Bestätiguue**  gar  viel  zu  wünschen  übrig,  sobald  man  »ich 
mit  den  ziemlieh  beiläungen  Verificationsversuchen,  wie  sie  der  Verf  im 
SchloBsabschnitte  (V)  bietet,  nicht  zufrieden  gibt  Wer  Öcb.'a  Hnvjtbrteii 
trotz   ihres   bedenklichen   Verhältnisses   zu   den   Fundament  ^K 

Logik  dennoch  vara  Standpuncte  der  modernen  Wissenschaft  .'«n 

will,  m^sste  doch,  ehe  er  die  Welt  kurzweg  ,als  Wille  und  g^ 

betrachtet^   sich   einmal  auch    mit  der  Wissenschaft  auseif;  m, 

die  sich  langst  ei  professo  mit  den  Phänomenen  des  Wollene  und  Vor- 
stallens  bescbliftigt  Dass  der  „Meister"  auf  die  empirische  Psychologi« 
so  wenig  Rücksicht  genommen  bat,  befugt  hoffentlich  seine  ApologeM 
/  nicht  zu  demselben  Fehler;  sofern  sie  ihn  aber,  wie  wahrscheinlich  Ist 
nicht  gut  zu  machen  vermögen,  dann  wird  auch  das  anderwJLrti  g»* 
suchte  Einvernehmen  mit  der  empirischen  Forschung  immer  nur  e» 
scheinbares  bleiben« 


Wien. 


Alexios  Meicong. 


34.  Odilo  Hoch  fei  In  er,  Beugung  des  Lichtes.  Progr.  dd»  l*Js* 

Ubergymnasiums  zu  Melk  1876/7, 

In  der  Einleitung  dieser  Prograramabhandlung  wird  der  allge- 
meine Begriif  ^Beugung**  erklärt  und  nachgewiesen,  dasa  im  Grande 
xwiachcn  den  Erscheinungen  der  Beugung  und  Br^obung  des  Licbtd 
kein  Unterschied  besteht  Die  Beugungscrscheinongen  kann  man  aof  Aitk 
Hauptarten  beobachten:  1,  entweder  mittelst  einer  Lupe  oder  2.  mltttlft 


Mjscellen. 


Ul 


aaf  einen  Scliirni  durch  eine  Lin»©  von  grosser  Brenn- 

auch  .1    nüitf'kt  r'iiieß  Fenirohrs.    Jede  dieser  drei  Beob- 

en  erfoi  m  Theorie,  welche  für  den  zweiten  und 

Im  AbtfChiiitte  1  wird  die  Theorie?  der  ersteu  Beobachtangsart  &as- 
ltaiB<ierffe««Ut;  hieher  geboren  auch  die  Erscbeinungen,  die  in  dem  oder 
im  den  Schotten  eines  durch  eine  Spalte  beleuchteten  Gegenstandes  sich 
uigtm;  ftüch  dt«  Fbänumene,  die  enteteben,  wenn  eine  Spalte  von  einer 
mattem  Bptilte  b<;leuchtet  wird,  gehören  In  diese  Kategorie.  In  den 
SthloBfonnelo  erscheinen  Integrale,  die  sich  nicht  auf  geR-hlossenem 
W<fe  berechnen  lassen,  für  welche  von  Äiry  und  Freanel  Tabellen 
«a£gc«i«llt  sind;  es  sind  dies  die  sogenannten  Airj'schen  Integrale.  Die 
Biäniulg  ist  nnr  dann  mit  ziemlicher  Leichtigkeit  auszuführen,  wenn 
fnwiMite  die  beugende  Oeffonng  ein  Kreis  von  dem  Radius  q  hi,  anrlerer- 
Mita  det  Funct,  dessen  Lieb tverhältnis  man  untersucht,  in  der  Axe  dieser 
Odfoung  Hegt.  Wie  die  Scblussformel  lehrt ,  hängt  die  Licbtintenaität 
m  d^xn  uütrachteten  Puncte  Ton  dem  Kadius  der  Oeffuung,  von  der  Ent- 
fimiifke  des  Schirmes,  von  der  beugenden  Oeffiiung  und  endlich  von  der 
Weilertlanj^e  dos  angewandten  Lichtes  ab.  Die  2weite  Reihe  von  ÜBugungs- 
«icl  wird   beobachtet  r   wenn    man   dieselben  durch  eine  lanse 

fOB  ;  )  *r  Brennweite  auf  einen  Schirm  projiciert.  Hieher  gehören 

Bt  1  >\  die  mittebt  Beagunjr  durch  Gitter  oder  durch  enge  ge> 

w%ht  zu  Stande  kommen.    Die  Theorie   derselben  wird  im  Ab* 

idini  eingehend  zuerst  allgemein  erörtert  und  dann  der  Fall  in 

Bftö  '^gen,   dass  die  beugende  Oeffnung  eine  geradlinige  Spalte 

^jl-,  i^  .  c  2e  und  der  Breite  2f  ist  Das  Kesultat  dieser  üntersu- 
ist;  Das  Lichtbild,  welches  von  einer  beugenden  Spalte  durch 
Belli nse  auf  einen  tkhirm  projiciert  wird,  hat  in  der  Mitte  das 
ttum  der  Hellii^rkeit;  durch  diese  Mitte  zieht  sich  ein  senkrechtes 
pXrpüS,  Weiches  in  bestimmten  Intervallen  durch  dunkle  Streifen  unter- 
'  Iqodien  ist ;  in  den  f  icr  Winkeln  desselben  kommen  weniger  helle  Vier- 
mke  mm  Vorschein.  Die  Formel  liefert  auch  ein  Mittel  die  Wellen- 
fllM  des  Lichtes  zu  messen,  was  auch  von  Eisenlohr  fiir  das  ultraviolette 
UKt  aasgeführt  wurde.  Während  bei  der  früheren  Beobachtungsart  durch 
tite  Vr-'^r^'T  des  Schirmes  eine  Aenderung  in  der  Erscheinung  eintritt, 
ot   li  nicht  der  FalL    Gegen  Ende  der  Abhandlung  wird  noch 

crfirtHL..,  ..^  durch  eine  hinreichend  enge  Spalte  das  Sonnenlicht  durch 
Im  ileo^ng  wie  durch  ein  Prisma  in  ein  Sonnenspectrum  zerlegt  wer- 
Die  dritte  Methode  ( hau pt«äch lieh  ausgebildet  durch  Fraun- 
Qßd  Schwerd)  weist  Erscheinungen  auf,  welche  dieselben  sind 
der  xweiten  Art;  auch  die  Theorie  der  in  diese  Gruppe  gehörigen 
Iperscheinungen  ergibt  sich  in  ähnlicher  Weise  wie  aie  der  zweiten 
DtfTi  8ohlu!ta  der  Abhandlung  bildet  die  AuseinandersetzuDg  des 
r'achen  und  8chwerd*scben  Methode,  die  sich 
••»#:  ne  Anordnung  der  zu  diesen  Versuchen  er- 

bffiieTi I '  [i<  II    n  1 1 1 isaiiparut^   bcsch rän kt. 

Die  Abhandlung,  durchwegs  klar  geschrieben,  entwirft  auf  einem 
imhx  kur/*'^'  R  «"r,,,^  ^]q  mathematische  Theorie  der  Beugung,  wie  sie 
foi  d«li  fienten  Forschern   Fresnel,    Fraunhofer    und  Schwerd 

ebildci  . 


35.  Dr.  Julius  Friess,  Isochromatische  Ciirveu,  welche  plau- 
p^ralklc  Platten  einaxiger  Krystalle  im  linearen  polarisierten  Lichte 
ii!ig«n.  Programm  der  k.  k.  Überrcalschnle  in  ülmütz.  1876/77, 

Airr  leitete  luerst  die  Intensität  der  Farbeniinge  ab,  welche  sieb 
um  die  Axe  einer  senkrecht  gegen  dieselbe  geschnittenen  Krjstall- 


sn 


Miaodllen, 


platte  in  linear-polarifiiertem  Lichte  zeigen;  Müll6r  in  Froib 
trachtete  den  Fall,  w«nn  die  Oberfläche  der  KrystÄHTiTatL-n  part 
der  Axe  liegt;  er  fand  auf  diese  Weise  die  Erkulni  yöerbolttdui 

Cunren,  die  sich  im  Polariaationsapparate  zeigen;  Forscher  «• 

klärte  die  Streifen,  die  in  Krystallen  entstehen»  deren  Aze   nulrr  d«» 
Winkel  von  45'  gegen  die  Oberfl&che  geneigt  ist.  Diwie  HUlf  sind 
sichtlich    zusammengestellt   in   Radicke*s   Handbuch    der   <  ^  > 

Verfawer  veraacht  nun  die  Parbencurven  zu  erklaren,  die  » 
Krjstallen  zam  Vorschein  kommen,  wenn  die  optiaebo  Ax 
bigen  Winkel  mit  der  Oberfläche  bildet.  Der  Weg,  den  er 
schl^,  hat  grosse  Äehnlichkeit  mit  dem  bereits  von  Maiu-r  »^mg 
tenen  Nachdem  (I)  ein  kurzer  Abrias  dos  historiacben  TheÜw^ 
Doppelbrechung  und  der  an  einaxigen  Krptallen  beobachtet«! 
ferenzerscbeinungen  gegeben  ist,  wird(U)  die  Intensität  des  poUrti 
Strahles  berechnet,  welcher  einen  einaxigen  Krystall  passiert  bat 
dessen  zerlegte  Strahlen  auf  dieselbe  Polarlsationiiebeno  n 
Pölarifleurs  zuröckgefabrt  wurden.  In  der  dafür  erhalt» 
kommt  ausser  den  Winkeln,  welche  die  PolarisatiouHebene  dtis  ein 
Lichtes  mit  Analyseur  und  Polarisenr  e in schli essen ,  noch  eint  OfCM 
Tor,  die  als  Ganguntersohied  bezeichnet  von  den  BrechnDgB«spc««nto 
des  ordentlichen  und  ausserordentlichen  Strahles  abhängt.  Daim  (DU)  wird 
mit  Hilfe  der  aus  der  Theorie  der  Doppelbrechung  bekannten  W^ 
Oberfläche  des  ausserordentlichen  und  ordentlichen  Strahles ^ 
Fresnel  ableitete,  dieser  Ganguoterscbied  berechnet  In  der  r^nltie 
Gleichung  werden  die  vierten  und  h oberen  Potenzen  von  d^m  EtitQ 
Winkels  vernachlässigt,  den  der  einfallende  Strahl  mit  der  Z-äx^i 
gewählten  Coordinatensystems  bildet. 

Die  Erscheinungen,  die  zu  Tage  treten,  wenn  d^^  Po!ariÄtioüi- 
ebenen  des  Polarisenrs  und  Analysears  parallel  sind,  wer  ^  rl^mcntäi 

denjenigen,  die  beim  SenkTechtsteben  dieser  Polarisati  u  hcrvttf» 

gebracht  werden  kennen ;  sie  sind  im  Wesentlichen  von  dem  früliar  b^ 
rechneten  Gangonterschiede  abhängig.  Dass  die  Art  der  isoctiromatiseta  , 
Curve  von  der  Dicke   der  Platte  unabhängig  ist,  hingegen  von  der  ¥  ' 

Sung  der  optischen  Axe  gegen  die  Obernäcbe  bedingt  wird,  lehrt] 
Uck  auf  die  Gleichungen  ,  die  man  erbalten  hat.  Im  Folgendsa 
nachgewiesen,  dass  geradlinige  Interferenzstreifen  nicht  auftreten  kfi  . 
der  Krystall  mag  unter  welchem  Winkel  immer  gegen  die  optisfike 
geneigt  sein.  Welche  Bedingungen  erfüllt  sein  mOasen ,  damit  dl« 
chTüraatiscIie  Cnrve  ein  Kreis,  eine  Ellipse,  Parabel,  Hyperbel  m.  ' 
in   den   znm  Abschnitte  IV  gehörigen  ünterabtheilungen  "         H) 

gezeigt.  Schliesslich  wird  erwähnt,    dass  die  Interferenzcrsc]  ^  ia 

einaxigen  Krystallen  nur  dann  hervorzurufen  sind,  wenn  die  ObcifäächeB 
der  Platten  vollkommen  parallel  und  ausserdem  die  PlatUoi  sehr  dftttP 
sind.  Betreffs  der  weitem  mathematischen  Theorie  dieses  Gegensti 
wird  auf  die  bahnbrechende  Abhandlung  Müllers  (Pogg.  Ana*  83 
35)  verwiesen. 

Die  Abhandlung,  die  —  wenn  wir  nicht  irren  —  aolntrseit  all 
Promotionsarbeit  verwendet  wnrde,  ist  ziemlieh  klar  gaschritabsn;  dal 
Gegenstand  erfährt  eine  saehgemaase  eingehende  Behandlung.  Di^  ffis* 
leitung  hätt43  kürzer  gefasat  sein  und  nur  insoweit  das  Histcniaoh«  lUi 
Gegenstandes  umfassen  sollen,  soweit  es  sich  auf  die  i3ochromati»cheti 
Curven  bezieht.  Einige  in  dieser  historischen  Einleitim^r  ^^ich  vorflndcods 
Erpectorationen  passen  nicht  in  eine  mathematifc^cl  Hiett 

und  hätte  hier  recht  gut  dieser  Pradigerstil  vern u  ►^n. 

Dass  besonder»   in   der  Einleitung   und  zwar  vor  aüc  n 

oamen.  die  hier  in  ziemlich  grosser  Menge  auftreten,  ei* 
Druckfehler  sich  eingeachliohen  haben,  mag  auch  noch  nnssuiüigena  er- 
wähnt werden ;  eine  genauere  Correctnr  wäre  entschieden  wünach^werUi 
gewesen. 


E.  Magka,  Deber  homagene  Gaordinatengysteine.  Pro^. 

iAi]ilei*Oberre&lschule  in  Znaim.  1876/77. 

einer  »ehr  lichtvoll  gehaltenen  Einleitung  zeigt  der  VerfAäser. 
Gtometrifi  im  Laufe  der  Jahrhunderte  hezüglich   ihrer  Methode 
\  Aofroweisen  hat.  Von  Pythagoras,  Pia to,  Euklid,  Arohimedeä, 
uml    anderen    ?rar  ihr  die  sjnthetiache  Form  gesehen«  der 
jel  derselb^üf  das  Fehlen  allgemeiner  Principien,  nothigte  zunrst 
vnr  Aufstellung  der  analytischen  Geometrie,  deren  Aufgabe  es 
igp»  und  die  Form  der  verschiedenen  geometrischen  Gebilde  in 
lUkd  im  Baume  heifiglich  gewisser  Grundelemente  durch  all- 
»Iknüsche  Ausdrücke  za  kennzeichiieD.  Im  nachfolgenden  wird 
s  ein  Coordinatensjstem  sei  und  wie   man  allmählich  dazu 
rfttt&Ijrtiächen  Untenuchungen  sogenannte  homogene  Coordi^ 
ae^  4.  h.  solche,  in  weknen  ein  geomeiriäehes  Gebilde  durch 
sne   Gleichung  sich  ausdrücken  lasst»  tn  Grunde  zu   legen. 
jer  Grund  zur  Beseitigung  des  Cartesischen  ParÄllel-Goordi- 
»06  likg  in  dem  Principe  der  Dualität,  einem  Princip»  das  von 
^fimniöeischen  Mathematikern,   de  laHire,  Gerffonne,  Poncelet 
iD   vorzüglicher   Weise   von   den   deutschen  Mathematikern 
•oer,  Möbms  und  anderen  erweitert  wurde.  Homogene  Coo;r- 
ma  sind  wieder  aufgestellt  worden  und  ünden  in  den  folgenden 
ihre  Erörterung. 
y^inien-  und  Ebenen -Coordinateu  sind  zuerst  von  Plücker  im 
eingeführt  worden  und  zwar  in  einer  Weise,  welche  noch 
fich   behauptet  hat.    Mit  Hilfe   der  Hesse^schen  homogeoeo 
^j  Ut  die  Möglichkeit  gezeigt  Gleichungen  homocren  zu  machen, 
Carteiiachen  Coordinatensjsteme  zu  verlaasen.    Wird  dies  Lage 
%m  durch  seine  Relationen  zu  den  drei  Seiten  und  ebenso  oue 
Geraden  durch  die  ßelatioDen  in  den  drei  Eckpuncten  irgend 
»  bestimmt,  ro  nennt  man  die  den  Punct  oder  die  Gerade 
Grössen  die  trimetriscben  Coordinaten  dieses  Punetes.  Im 
hen  diesen  Coordinaten  die  tetra metrischen  Systeme*  Vom 
ftterease  sind  die  in  den  Abschnitten  (11,  12,  13)  behandelten 
bell   Coordinaten,    Die   Dreilinien-C<>ordinaten    (nach   Plücker 
»urdinaten)   dienen  zur  ßestimmung  der  Lage  eines  Punctes 
n  Ton  drei  fiien  geraden  Linien,  Wird  hingegen 
ic  auf  die  drei  Eckpuncte  eines  Dreieckes  bezogeiK 
nsiisii    die   i>ft;ipuüctcoordinaten    zur   Anwendung,    In   18  und  19 
[di#  hvimvKgenen  Puuct-Coordinaten  von  Weisse nborn  und  die  homo- 
n^Coordinaten   von  Meyer  ihren  Platz.    Von  wichtigen  Coor- 
ken  sind  noch  die  Drei-  und   Vierebenen*Coordinaten,    die 
hamogenen  Ebencneoordinaten  erwähnt.  Den  Schloss  bildet 
bvei^i   dass  eine  nicht    homogene  Gleichung   durch   homogene 
liomogen  gemacht  werden  kann. 

Mt  oebAndelt  im  Allgemeinen  sein  schwieriges  Thema  in 
ndt*n  lind   fassUcbcn  Weise  und  lieferent  frent  sich  ihm  in 
^  nächsten  Jahres^  wie  er  ankündigt,  auf  dem- 
?eb>t.  nen. 


Btoa  Khren berger,    Die   Gammafimction    und   derea 

ivesdlUlg.  Piri^ramm   der  n.   ö,    Landes-Oberrealscbule  und  der 
d«f]»lbeii  verbundenen  Handelsmittelschnle  in  Krems.  187^77. 

Einleitung  zu  dieser  Programm  sehr  ift  wird  der  Begriff  der 
iaoli  tetgesetzt  und  der  historische  Entwicklungt^gang  der  Über 
I  ■ag«0iciUten  Untersuehnngen  dargestellt.  Die  Uammafunction. 


^M 


Miaoellda* 


die  ftueli  sehr  häufig  Euler'seUes  Integral  swelte?  Art  ^umi^ 
wird,  wurde  Töa  Euler  in  der  berö^mt^n  Äbbundlun^j  ^tl'  a 

nibus  tranaceudentibas  seu  quamm  tertütni   ;  ' 

gebrttice  dari  neaueunt**  im  Janre  173ö  in  die  H    ' 
und  die  in  dieser  Abnandlung  erlangten  Resultate  tn 
der  Bpäteren  Untereucbungen»  dio  ?on  Legen dre,   a.,i 
«uerst   ibren  jetzt  gebr&uchlicben  Namen  gab  (trivit^    ^ 
elliptiqnes  «t  des  Integrales  Eulerienncs),  f^c. 
(disqaisitiones  generales  circa  seriem  inftnitam), 
jeune  Diricblet  (snr  les  integrales  Eulcrienn»?b) .  roTt 
▼  nie,  Kummer,  Bieraann,  Hankel  und  anderen  fort 
Ausgehend  von  der  Legend re' sehen  Definition  «ler   ' 
wird  im  Nachfolgenden  der  Zusammenhang  zwischen  ' 
den   sogenannten    ^analytischen   Facultätoii" 
Die  Idee  Lejeune  Dirichlet*s  log.  r  (/*)  za  entwl 
fruchtbringende;  es  kann  dieser  Werth  nämlich  ^i 
und  convergente  Reihen  auKgedröekt  und  daduMii 
neue  Beziehungen   bereichert   werden.  Im   weiteren 

§  enden  Schrift  werden  die  von  Cauchy  in  sein<^" 
linet  aufgestellten  Reihen  für  log.  r  (a  -H  ^'^ 
dass   die  Garamafunction    für   compleie  Argnro  i 
drücke  wie  für  reelle  Argumente  dargeeteilt  werde«  kimn4\  AbscitDittl 
enthalt  das  schon  von  Euler  entdeckte,  von  Legcndri?  znprst  ^fwiff- 
Multi plicationstheorem  derGammafunctionen.  ^v 
die  Gammafunction   zur   Auswerthung  sowol  einfa^^l 
und  mehrfacher  Integrale  ist,  diea  zu  zeigen  i^' 
Schnittes  der  Abhandlung,  in  welchem  viele  dcj- 
nur  analytisches  Interesse  haben,  sondern  auch  in  '^« 

mitik    (oeinpielswcise   in    der  Theorie   der  W:u 
recht  hübsch  und  eingehend  behandelt  werden,  b..    ^ 
sehr  wichtige  Dienst^  auch   in  der  Sumniation  der  I 
von  Gauss  in  seinen  „Disauisitioncs"  aufgestellte,  \' 
hypergeometrische   Reihe   betrachtet  und  du 
erwähnt,  dasa  man  sehr  häufig  die  Summenformel  für 
durch  verschiedene  ii^pecialisierung  erhaltenen  Reihen  siur  lni«|fiatkaviODj 
Differentialgleichungen  benutzen  kann-  1 

In  der  vorliegenden  Programm schrift,  die  mit  vielem  FUSllt™] 
grossem  Geschicke  durchgeführt  ist,  finden  sich  alsci  die  wichLigften  n^  I 
sch5nsten  Resultate,  die  verschiedene  y  'V  .'.'.'  '  t  f^  *  ''-TnB»*J 
function  erhalten  haben,  sacbgemäss  zu  iU^I 

der  Projframm Schrift  eich  nicht  über  i^vj^-t-M-wU'^», 
tegrale  in  dieser  Abhandlung  verbreiten  konnte,  tii 
da  das  Thema  dann  zu  umfangreich  geworden  wäre  ül  . 
Programm  Schrift  bei  weitem  fiberschritten  hätte. 


38.  Jos.  Cech,   Der  freie  Fall  und  die  Pendelb<^wegiiiif?  fflil  j 

Rücksieht  auf  A)  den   Widerstand   des  }A\t'  üA 

Axendrehun^    der    Erde.    ProL^iairm»  des  k.  k,  « 
Krerasier  1876/77, 

Das  Thema  der  vorlieg«*nden  Abliandlang  i^t 
in  Prograromschriftcn ,  behaudelt  worden   und  die  1 
fassera  Kann  keinen  Ansprach  auf  Originalität  rr'' 
freie  Fallbewegung  mit  Rücksicht  aul 
Mittels   erÖrt*3rt   und   zwar    bei    .u'^r   -1  ..r..i! 
atandsgesetzes ,  indem   letzterer   i 
Potenz  der  Geschwiudigkeit  sein  i 


MisceUeo. 


$55 


rföllten  ßanme  £rei  fallender  Korper  xnerst  eich 
üirt  iin.i    .ir«fc  ftUmählicb    in  eine  gleich  förmige  Be- 
in 80  früher  erreicht,  je  geringer  die  Ge- 
-  11  Körpers  ist,  bei  der  die  bt  ^cbleuiiigende 
hwere  durch  die  yendgernde  Wirkung  des  ^'  l^^g  de» 

boten  wird.  Wie  man  von  den  allgeiüeinen  i  durch 

ing  lu  den  g*?v  i  Gleicbangen  des  freieü  Falles  ge- 

y  wird  am  Seil  s  ersten  Theiles  gezeigt,  A2)  handelt 

r'gung   im   widerstehenden   Mittel,  die  da- 
ist« da«s  die  auf  einander  folgenden  Amplituden 
einer  geometrischen   Progreaeion  abnehmen  und  die 
,  di«  für  die  einzelnen  Schwingungen  constant  idt,  toq 
mitante  abhängig  wird.  Im  nachfolgenden  Abi^hnitte 
leinen  Gleichungen  der  relatiTen  Bewegung 
ben  Weise  aliiMtit^t  nnl  «li-^selben  auf  den  freien  Fall 
5rpers  eir  auf  die  Bewegung   einea 

Im  er-  i  ntegration  der  Differential- 

iniU'  durch  Eeihen  bewerkätelUgt  werden  kann,  das  Resultat, 
»er  bestimmten  Höbe  über  der  Erdoberfläche  ausgelassener 
der  Eichtang  der  Verticalen  nach  abwärts  tüllt,  sondern 
Dg  nach  Soden  und  eine  bedeutendere  nach  Osten  erfahrt, 
das  durch  die  Versuche  von  Eeich  zu  Freiberg  in  Sachsen 
^deren  Beobachtern  hinlänglich  bestätigt  wurde,  wenn  auch  die 
iA^Bresultate  nicht  vollkommen  mit  dem  theoretischen  Werthe 
poknien;  dass  die  Schwingungsebene  des  Pendels  von  Ost  durch 
kWeat  sich  zu  drehen  scheint,  während  die  Erde  von  West 
likh  dreht»  ergibt  sich  aus  den  Formeln  für  die  Pendeibewegung 
pkiiehtnahroe  auf  die  Äxendrehung  der  Erde.  Zuletzt  wird  noch 
Itoen  Formeln  zu  ermittelnde  Bahngleichung  eines  Pendels  be- 
Lvonue  sich  ergibt,  dass  ein  Pendel,  das  unter  der  geographi- 
&Rite  f  schwingt,  sehr  gestreckte  Ellipsen  beschreibt,  welche  den 
"^gemeinschaftlich  haben  und  deren  grosse  Aien  mit  der  Zeit 

L'txte  Betrachtung  ist  eine  weitere  Ausführung  der  betref- 
inach  den  Vorlesungen  Prof.  Stefanos,  während  die  froheren 
afs  engste  an  dieselben  anschliessen. 

Dr.  J.  G.  Wallentin. 


des  k.  k.  sla?ischen  Obergjmnaaiums  zu  Brunn  1877.  — 
laiiim  handelt  vom  Dativ  im  Böhmischen  (0  Cesköm 
prostöm  i  pfedlozkovöm). 

y  Verf.    folgt   bei  Bebandhmff  des  Dativs  der  griechischen 
1  Niederle,  weshalb  auch  im  Vorworte  auf  diese  Grammatik 
rird.     Da   der   griechische  Dativ    auch  die  Functionen  des 
keil  weise  des  Instrumentals  übernommen  hat,  so  versteht  e» 
dass  hier  nur  Beispiele  angeführt  werden,  die  dem  eigent- 
ftukommpn.     Der  Hr,  Verf.  hat  sich  der  Art  an  die  Oram- 
hlossen,   dass  er  bei  Anführung  der  einzelnen 
I  d«  P.s  lieorie  aus  Niederles  Grammatik  entlehnt  Vgl. 

S.  1:  U  dativu  smerovera.    Dativ  amerovy  oznaiJujc  eil,  k 
;i  sm^roje  neb  Ine.  V  obj-deji  jest  pH  slovesech  ruchu  i 
gh  klidUf  ie^  Ize  vziti  za  pa^siva  k  on^m  —  mit  Niederle 
Hanpwerdiengt  der  Abhandlung  besteht  eben  darin, 
*v"-  '"^>sHe  Anzahl  von  Beispielen  fieissig  gesammelt 
f  a  die  betreffenden  Beispiele  entlehnt  gind,  bei* 

L._.    .-.geführten   Beispiele   des   Datire  ohne  Pripo- 


M6 


aiiscelWn. 


fiitioD  werden  tu  fünf  Grtjppen  getheilt,  und  xirar  in  dfö  GrüLu^e  1 

finalen  Dativs,   b)  des  Dativ«  des  indirecten  Obj^tcn,  c  1 1 

bertihrten  Gegenstajtdes ,    wozu   tt)  der  Dativ   comoiodi 

S)  der   posseßsivc  Dativ,   y)   der  Dativ   der  Rücksiebt,    J)  U^r   «llÜicbP 

Dativ  gereiht  werden j    rf)  in  die  Gnippe  des   Dativs  *!<♦«  Zw»flwft  t ^  ii 

Beispiele  mit  zwei  Dativen  «)  Beispiele  mit  dem  !>  T        n  cnr 

mit   dem  Dativ   der  Öachc,   ß)  Beispiele  mit  dem  inJ 

mit  dem  direct  vom  Verb  abhängigen  Dativ,  S   '  •  •• 

Verbindung  mit  PrSpositionen.    In  der  Anordir  Vfr 

von  Niederle  darin  an,   das«  er  den  finalen  Da  V.f 

gang  voranstellt,  wäbrend  Niederle  hier  der  Lc^  t.!-j 

xneist  den  Dativ  de»  indirecten  Object^s  behan  i  ..     : -^    :.;-!  tUi 

Veifahren  Miklosichs.    Da  jedoch    hier   die  Ansiebten   msUroff  «auim 

gegenüberstehen,  so  will  ich  hier  kmz  meine  Ansicht  hc^Töndf», 

ich  der  Anffassung  Miklosichs  beipBicbte.  Da  der  alt  ' "" 

Präposition   nicht   nur   den  Ort^   wo  eine  Handlung 

stattfindet,  beieichnet,  z.  B.  garbbtS  (v  iivotö  im  Muttc: 

Himmel),   nar^^u  nal5  Taras  (in  viris  Nalas  docu8)>    901 

Ziel  auf  die  Frage  wohin  ausdrückt,    wie   z-  B.   ijat' 

mare)i   so   muss  man  die  Function  des  Zieles  eigent^i  li    i< 

schreiben.    Betrachten  wir  nun  die  Formen  des  gri* 

sehen  wir  offenbar,  dass  Dative  wie  z.  ß*  ttty^^^i  r«n 

^^&m't,   ZaXufAtri  uaw.    sowol    der  Form    als    '^^rn  ,,„ 

aprünglich  Locale  waren,  und  dasa  der  criechi 

im  Sine,  nor  eine  Abart  des  Locals  ist»  der  aioi. 

Länge  des  StammvooaU  von  dem  Local  unterscheidet^  vgL  z,  B,  di 

oTxoi  mit  dem  Dativ  oTxfft,  ebenso  j^ß/zcri'  mit  dem  Dativ  der  ei 

nation  auf  n  oder  t^.    Die  Verwandtschaft  beider  Casns  ist  enaim 

muss  man  hier  festhalten ,   dass  der  Local  früher  da  war  al«  4m 

da  ja  der  Dativ   nur  eine  Abart  des  Locals  ist,   sowie  v     ' 

Genitiv  eigentlich   nur  eine  Abart  des  Ablativs  ist    8« 

ursprünglich    dk  Ablativbedeutung    haben    ran    '         ' 

griechische  Dativ  ursprünglich  die  Bedeutung 

Und  so  finden  wir  im  Griecbischon  in  der  Tb.i 

leichnung  des  Ortes   auf  die  Frage  wo  in  der 

IL  IX,  663  l-tj^tllfv;  (vJt  fiv;(fa  xhofr^^  — ,  8opb>  1    . 

Z(vi  — ,  temporal  auf  die  Frage  wann  a.  B.  11»  LX,  :.*' 

4^(rjv  ixoffijjv  — ,  Plat,  Phaed.  57  a  ^vrof,  w  ^., 

ix€h'if  T^  ^/^f^»*?.  ti  rö  ^HQUttxov  ffiifv'j  im  Griechii*ciieii  gui 

kommt,   andererseits   das  Ziel    auf  die  Frage  wohin   1.   in 

formen  o*,   noT  2.  in  dem  finalen  Gebrauche  de^  D?<i 

TTtat  Od.  V,  374  —  v/c   <ft  (ivitvxr^  t^cT*  Tr^r^/rii  S 

ausgedrückt  wird.  Diese  zweite  Function  —  die  Bez^^i 

trat  zunächst  der  Local  dem  Dativ,  als  er  aus  ihm  bei 

sehen  wir,  dass  im  Slavischen,  wo  der  Local  sich  üu.  . 

nur   die  erste  Function  des   altindischen  Locals  —  die  1 

Ortes  auf  die  Frage  wo  —  behielt,    wäbrend  die  «woir 

Bezeichnung  de«  Zieles  auf  die  Frage  wohin,    an? 

der  Urzeit  Übertrage»  wurde»  »o  dass  wir  bei  dem  L*> 

Sprachen  nicht  einmal  eine  noch  so  geringe  Spur  von  vi< 

tion   des   altindischen  Locals  vorfinden.    Es   ist  also  m^ 

nach  ganz  richtig,    wenn  man  im  Slavischen  von  der  I' 

Frage  wohin  d.  b.  von  dem  finalen  Dativ  ausgebt.  Hr, 

entschieden   einen   guten  Anlauf  genommen,   da«ts  er    1 

Vorgang  den  finalen  Dativ  vorangestellt  bat;  jedoch  hat 

dasa  er  dann   die  übrigen  Fonctionen  des  Dativs   o^'^ 

mit  der  nr«prün glichen    Function    des    Dativs   vo: 

doch  an  Miklosichs  Verfahren  sehen  konnte,  wie  er  *\i*^   .-..,^ 

nungen   des  Dativs  an   die   ors|)rüng1iche   locale  Bedeatung  to 


B^l 


m 


Mia««ll«ii. 


6»1 


find  sith  bexnüht  ihren  ZasammenUang  kUr  darzulegen.    Auch 
!>}£]}  Biclit  bei,   das«  der  Hr.  Verf.  oacfi  Niederle's  Vorgang  den 
iDjitif  Tcm  dem  Dativ  commodi  treont;  denu  dor  ethische  üaiiv 
|1  liter  Dativ  commodi,  da  ja  daranter  das  Interesae 

1 1  nden  Person  verstanden  wird.    Ferner   fällt  hier 

lir   y*jn,  den  Datir  des    Beweggrandes,   der    naeh    dem 
kes  XU  behandeln  wäre,  zn  dem  iiualen  (stnerovemu)  Dativ 
konnte.    Treffend  bemerkt  hier  Miklosich^  dass  sieh  der 
i)   Eum  Zwecke  wie  Subjettivea    zum  Objectiven  ?er- 
Verf.   hat  offenbar  —  wie  wir  ja  weiter   unten    sehen 
J—  Äucli   die  Syntaj   der  böhmischen  Sprache  von   Zikniund   vor 
Imbt  Da  Zikniund  §«  77  bei  Behandlatigdcs  Dativs  de€  Grundes 
Irm  Ziele  spricht  (dativ  pHöinj^,   jimi   se   pfedra^t  vyslofuje, 
liejenQU]  cilemr  ale  i  phc^inou  jest  hnuti. .),  so  hat  dies  wahr- 
'i  dsD  Hrn.  Yerf  dazu  bewogen,  dass  er  die  Verha  des  inneren 
^pidßvati  se^  t^iiti  se  ..  ya/^E/j^,   ^tfiir^tfi  zu  dem  finalen  Dativ 
tiv  bei  den  Ausdrücken  der  Freude  Ist  jedoch  als  Dativ  des 
lilassen  und  —  wie  ich  schon  oben  angedeutet  habe  —  nach 
J}w«ckca  z"  ^  -^"'  lein.  Dass  der  Dativ  dee  Zweckes  mit  dem 
im  »  imnienhange  stehe,  davon  legt  auch  die 

^iwHra.  Vl..      ..:;  Zeugnis  ab^  da  ja  hier  unter  dem  Dativ 
z,  B.  pojal  sob*:'  zenä  pannu  auch  Beispiele  des  Grundes  als 
^2weckeÄ  hingestellt  werden,  und  biemit  der  Grund  mit  dem 
"^    hselt  d.  h.  von  ihm  nicht  unterschieden  wird:  demn  ei  ran^ 
tmn   ssu   prosha   ke   mnl  vznosü  —  demnt   mi  jaü  hrdä 
likmund  S.  105   and  Miklosichs  Sjntax  8.  GIB,    wo  solche 
htig  als  Dative  des  Grundes  aufgerasst,  und  die  Ausdrücke 
mn  Dativ  des  Grundes  angofijhrt  werden, 
fttiv   mit  Prai'ositiüiien  Wiirden  Beispiele  nur  zu  den  Prä- 
_  and  proti    angeführt,   in  Betreff  der  Präposition  po  wird 
Li»ty  hl.  IIJ,  WJ  hingewiesen»   wo  der  Hr.  VorL  über  die  Pra- 
i^Äii.fv,i,ri;,  )i  >i  »rrlelt    Der  Hr.  Verf.  ächliesat  sich  hier  in  der 
\  an.    Deutlich  sieht  man  es  bei  der  Prapo- 
t  '.   proti  von  Zikmund  in  der  Theorie  nur  da- 

( da«  er  unter  2  \B*  25)  die  Fälle  zusammenfasst,  die  Zikmund 
^3  (S.  215  u.  216)  dr\rstellt.    Bei  Anführung  der  Beispiele 
und   da  eine  üng^l  so  wird  z,  B.  S.  25  bei  An- 

Ihren  Zahl  zq  der  1  n  k  unter  VI  nur  ein  Beispiel 

^^23  werden  bei  den  Adiectivcn  22  Beispiele  citiert,  nnd  zwar 
ctiv  nur  ein  ßeispief,    nur  das  Adiectiv  ]>odoben  wird  der 
'-:^  wir  unter  den  22  Beispielen  9  Beispiele  mit  podobeu 
tung  (S<  19)  „te  sei  aus  ti  je  entstanden'*  halte  ich  fSr 
;,i,,..ic/^Ka  Form  U  (griech*  toi)  verhält  sich  zu  der  alt- 
.0,    wie  sich  der  ältere  Nominativ  prorokjni 
liehen  Form  prorokyn§  verhält.  —  Im  Ganzen 
iimelt  und  sorgfaltig  geordnet;   die  ge- 
.it  ihnen  einen  bleibenden  Wert. 


m  des  städtischen  Prager  Realgymnasiums  1877.  —  Das 
■DI  enthält  eine  Abhandlung  von  Prof.  Wenzel  Hrlmar  und 
kV  «.itiige  Sprach e igenth um lichk ei ten  des  Peter  CheHickJ^. 
11  strilntdch  mluvy  Petra  Chelcickeho  z?liste  syn- 


kurzen  Einleitung,   die   das  Urtheil  Pahkckjfs   Iber 

kf  viütrt    und   auch  auf  Salafiks,    Blahoslavs   und   Komensk^s 

nuureo   aber  die  Sprache  dieses  Schriftstellers  hinweist^  enthalt 

FlVch^tiiij;  unter  A  Bemerkungen  zur  Laut-  und  Formenlehre,  sodann 


558 


MtscellcQ. 


unter  B  »yntaktiiche  BemcTkungco,  an  <iiö  sieh  cniifc  PliraiM 

anschliessen.  In  Betreff  der  Laut-  und  Formenlei  jr.i 

Blick  kkr,  dass  der  Hr.  Verf.  kein  treues  Bild  \  ulj 

entwerfen   konnte,  da   er  die  Ausgabe  der  Pos^  ■'!  :. 

Grunde  legte,   während  CheUick^a   schriftatell'  'Jtr 

8oheinlich   in  die  Jahre  1433—1443  milt    Der  t  11 

Pdul  Scverinus  richtete  sich  in  der  Ürtbograpbio  i  |.  r 

Fällen  in  der  Formenlehre  nach  der  um  daa  Jahr  ]iisj:  faf 

der  Hr.  Verf,  den  Teit  im  Vybor  II  S.  6(>G— 622.  der  i  !i  - 

tj teilen  fehlerhaft  abgedruckt,   jedoch    aus    der     '' 

Handschrift  entlehnt  ist,  mitunter   m  Rathe    - 

der  Üeberzeug-ang  gelangt,    1    dass  ChelcjcVt  l 

da  ij   erst   in  der  zweiten  Hälfte  des  15.    ' 

kommt  (vgl,  auch  Jungniann*8  Literatur,  d*  r 

wo  er   zuerst  ij  fand);   2.  dat^s  ihm  au  ganz   Ircind  war»  da  «r  ^ 

BChlieasUcb  u  (d.  h.  u)  gebrauchte;  denn  au  ft\nd  ich  ram  ^rst^nmi 

daß  Jahr  1480  in   Gründböchem   neben    u  (ü).  und   di^ 

wurde  selbst  za  Ende  des  15.  und  tu  Anfang  des  l«    Jal 

zum  J.  152Ü)  so  selten   gesetzt,  dass  Jangmann 

da  er  in  seiner  Literatur  zu  der  Periode  1410—1 

nirgends,  sondern  u  (ür,  S,  das»  aj  statt  f  bei  *  <i 

war.  Ea  erweisen  sich  hieniit  ij,  au,  ay  (statt  f)  nur  :\ 

Zeit.    —    Die   Behauptung,    dass    wo    wir  v    bei    vcu.i,. 

Wörtern  finden,  mit  diesem  v  der  Hiat  von  ChelMck^'  ?< 

ist  nicht  stichhaltig;   denn  Cbelßlcky   dachte  nicht  an  <^ 

des  Hiatus,  da  er  ja  (Jezisovi  otevrel  —  tcnto  obvöej  — 

regelmässig  den  Hiat  ztilasst,  sondern  lies»  sich  durch  div 

die  im  Anlaute  bei  den  mit  o  anlautenden  Wörtern  (von  statt  tju/fd 

statt  okno]  den  blossen  Yocal  nicht  duldet,  hie  und  da   l«iUm,  t>ti&t#J 

zu   bemerken,   (Vjjl,    denselben  Vorfall  selbst  bei  Daniel  Adam  fT*' 

slavina:  tomn  vora5i  nswO-  l^ass  es  CheUickJ  nicht  darum  tu  thuff 

den  Hiat   zu   vftrmeiden^   sieht  man  ^a  selbst  aus    f 

citierten  Beispielen  z.  B.  viry  vo  oiistci  127  a;  denn  i  lA 

om  die  Beseitigung  des  Hiatus  gekümmert,  so  würd. 

vo  vocistci  geschrieben   haben.  —  In  modlte  se  soll  o  an 

doch  die  Sache  verhält  sich  anders;  in  der  mittleren  Perirj! 

Literatur  waren  zwei  Formen  üblich  1.  modli  dazu  möd5 

modlte,  —  üeberflüssig  ist  es,  wenn  der  Hr.  Verf.  tirn 

Verben  der  fünften  Cui^se  (S.  8)  Formen  anführ'' 

sind  und  keine  Neben  formen  zulassen,  wie  zanr 

weniger  ist  hier  am  Platze  die  Erklärung  der  Ei 

Polemik  gegen  Hm.  Gebauer,  die  fast  eine  ganze  ^  ^J«  I 

soll  ja  alles,  was  nicht  streng  zur  Sache  gehört,  bei  >  i 

ist  es  nicht  ganz  richtig,  wenn  da  behauptet  wird,    i  .biß| 

statt  ^  immer  nur  6  (e)  vorkomme.  Denn  wenn  aucl. 

der  dritten  Person  plur.  z.  B,  chvalie  aus  chvalia  ^= 

dehnung  auffasst»  so  ist  wol  auch  im  Part,  fem    ■!' 

chvaliaci  und  im  Plural  chvalice  aus  chfalicce  ;^ 

ohne  dass  man  hier  von  der  Ersatzdehnung  spr 

taktische  Theil  enthält  fasaliche  und  übersichtli' 

hätte  sich  auch  hier  der  Hr.  V^erf.  nur  auf  die  l 

schränken  und  Bemerkungen,  die  man  bei  jedem  ^Sti 

kann,  vermeiden  sollen.  So  sind  z.  B.  die  Reispjelr»  7i 

btti  unter  «  S,  12  ganz  überüöaaig,  *I 

Noroinati?  statt  des  Instrumentals  steh 

sieht »  das«  aich  auch   bei  Ch  l'-'^"f' 

spräche  hielt,  der  lateiniscli 

nadutie  24  b.  —  Jim  nie  lii;..^»  ......   ,-  u    .vU,i.  .^-i,.  ..... 

EinflttBa  nebstbei  darin,    dass  er   hie  und  da  die    im   Latein  ntir 


BM 

tnf  TürVomtDeüden  8ub«tftDtiva  aucli  in  BSluaitebeii  in  deo  Floml 
7  sT^lo  filoTa  bozieho  tmimi  jeirt«  »  tmj  (tenebni«)  sv^Üem. 
lang  der  Partidpien  fUhrt  der  Hr.  Veff,  ao,  dmss  er  di«  Form 
|i  Icick^  nirgends  gefonden  ba^be.   Jm  wol!    Wie  konnte  umd 

aof  v§i  bei  Che]6ickf  finden,  w^enn  die  g&oie  b6li]ii]W^ 
im  Jahre  IS20  kein  Öeispiel  dieses  Partidps  aofwieliL  Als 
i  1  rwachen  der  böhmißcben  Literatur  die  Sprftcbe  dmreli 
*,k'  i,  H,  durch  den  Inf.  bp^^eti,  ToUTieti  in  ulin  |^rui»m 
rteeichem  wollte,  ist  man  ancb  aaf  die  Form  ?olavü  rerf&Ueiu  ÜieM 
%ttf  v^i  i'iFfie  n'irhf  nisft  dem  Volke  herror,  sondern  i^t  nnr  r^^^^fl, 
bt  Oftclj  dps  des  Prlsensstammes  (ner  IM 

erWl  ramm&tiken  und  das  Einüben  i  hole 

ferade  lo,  wie  «üe   iiiittt^lalterliche  Form  amarninor  bis  zum  Jahre  184b 
a  ÄÜen  biteiniscben  Grammatiken  aufg'estellt  war  und  nns  feierlich  cin- 
Üie  bohmiacbe  Sprache  ist  reich  sowol  an  adrerbialen 
jreMiven)   als  an  attributiren  Particinialfürmen ;  die 
^e?*  t vitneTjeü  t'ornien  x.  B-  lemterti  ersctit  sie  entweaer  durch  attri- 
Fornien  auf  1^  lemtelj  oder   durch   attributive  Sätze;  eine  allzu 
Anliäufung  von  p^i**    ■--  -    ist  keine  Zierde  der  Sprache,  und  die 
biO|feKbichte  aller  ;  rt  uns,  dass  die  F&rticipien  nach  und 

ilorcb  ganze  Sätze    ;.....   .,  r^^'^-     f*  ia  das  logische  Verhaltnia  der 

keil  durch  die  Conjunctioneri  deutet,  ja  geradem  geboten 

Durch  daa  Erfinden  neoer  Far      ,         rmen  bürden  wir  der  Sprache 

•  «inen  unnützen  Ballast  auf.    Die  Form  bjr?Se  im  Zaboj  ist  von  byrt, 

brr*^  mit  knzem  e  (durch  Umlaut  aus  byvia  =  b/Vba  4*.  3*)  ^^^^ 

-^}\  es  i«t  ein  grosser  Fehlgriff,  wenn  man  im  Ziboj 

langes  te  ^  !}  lesen  und  schreiben  will.    Im  Ganzen 

if  Abriiinaiung  mit  Wärme  und  Eifer  geschrieben  und  der  Hr.  Verf. 

durch  die  Wahl  des  Stofies  den  rieh ti gen  Tact  bewiesen. 


ii  Pr.>.,..fir.^m   rfes  L   k.  slavischen  Obergymnasiums  zu  Olmöti  1877 
rnm  führt  uns  eine   historisch* grammatische  Abbandlang 
...u  i .....  iV.  Prasek  vor,  die  den  Titel  hat:  „Cestina  vOpaVSkll* 
(die  böhmische  Sprache  im  Troppauer  Gebiete). 

Im   «>rsten   Theile  ^Rozprava"  weist  der   Hr.  Verf.   hauptsächlich 
P«ngooeunamen ,  in   denen   in   den   ältesten    Orkanden    1.  n  statt  g 
Üideta,  I{<^hui)  steht,  2.  a  oder  e  statt  ^  (iSvatoslav,  Mileta)  zum  Vor* 
an  kommt,  S.  u  den  Nasallaut  ^  (Zudico,  Zob)  vertritt,  4,  Consonanten- 
•  oder  1  erscheinen ,  nach ,  das«  die  böhmische  Sprache  im 
te  schon  in  der  ältesten  Zeit  gesprochen  wurde  und  nicht 
piv-'      ,  ^-^ie  hie  und  da  behauptet  werde.    Der  zweite  Theil  bietet 
ticht  der  Geschiebte  der  böhmischen  Sprache  im  Troppauer  Ge- 

en  Abschnitten  dar.  Der  erste  Abschnitt  reicht  von  den  ältesten 

bis  mm  Jahre   1270  d,  i,   bis  auf  Nicolaus,  Sohn  des  Fferaysl 
TI,    dffT   im   Jahre   1269   Herr   von   Troppau   wurde;    der  iweite 
►Hdct  sich  vom  Jahre  1270  bis  zum  Jahre  1377  d.  h.  bis 
.ng   des  Troppauer  Gebietes    in  drei  Theile;    der  dritte 
.umiAast  den  Zeitranm  v.  J.  1377  bis   1430,  um  welche  Zeit 
he  Sprache  &1b  Landessprache  überall  und  namentlich  in  den 
TTpföhrt  wurde;  der  vierte  Abschnitt  befasst  >^  '•  t^^^  dem 
lfj30  bis  zur  Schlacht  am  weisaen  Berge  (IS^'  nfte 

t  vom  Jahre  1620  bis  zur  Beendigung  des  dr»       ^         gen 
:  der  sechste  Abschnitt  beschäftigt  sich  mit  den  fcireigiüsscn 
1^  bis   zum  Jahre  1742,  in  welcher  Zeit  auch  das  Wirken 
-ehoben  wird;  der  siebente  Abschnitt  schlies«t  den 
,    1742  bis   1876  ein.    Der  Hr.  Verf,  zählt  hier  alle 
ItsiDd^rtuigeü  ;kuX,  die  entweder  einen  wohlthütigen  oder  nachtheiligeu 


BinAasfi  ibiif  die  böhmische  Sprache  hatten  and  weist  auch  mitunter  i 
Itterariscbe  Scbriften ,  die  daselbst  entstanden ,  hin«  S.  24  hat  sich  i 
Versehen  ein  Fehler  einjeesch liehen  „OpavskJ  T^dennik  . . .  maje  s 
po^t  dtenifstra  iak  ?  Hak.  tak  i  t  Prosk^m  MoniTsku  /  wo  dem 
nach  jäleifikn  stehen  soll;  denn   von  Preussisch-Mähren  wird   nii^, 
gtQsproehen.    Wünschenswert  wäre  es,  wenn  dieser  historische  Theü  j 
so  trocken   and   wenn    der   dargereichte   Stoff   überhaupt    mehr 
rundet  warei  Und  warum  hascht  der  Hr.  7erf.  nach  älterer  Schreibll 
t.  B.  S.  4  domiuka  wyrritAl^  wenn  sich  selbst  sein  Gdföhl 
«trfiubt,  da  er  ia  auf  derselben  Seite  dftmince,  ddminkou  schreibt? 

SebTaucht  er  hie  und  da  Ausdrücke,  wobei  man  erst  aus  dem  Zu  ^ 
ange  errat hen  muss,  was  der  Hr.  Verf.  damit  sagen  wollte?  Denn^ 
r  loU  sich  z*  B.  der  Leser  S.  12  hei  der  Aufschrift  ^Doba  od  neUtui 
[  Saafiv  al  do  fjKdviieni  Opavska  t.  j.  ai  do  r,  1^70*  denken?  Uli 
VTzdviieni  ohne  weiteren  Zusatz  muas  man  sich  hier  die  Aussehe 
Xroppau'e  aus  M&hren  (vylouJSeni  z  Moravj)  vorstellen.  —  Der  dritte  1 
der  Abhandlung  fuhrt  uns  ?or,  wie  sich  die  Troppauer  Mundart  t«| 
polnischen  und  böhmischen  Sprache  verhalte.  £s  werden  hier  L  die  V^ 
2,  die  CoDSonanten,  3.  die  Verwandlung  der  Vocale  in  Betracht  geil, 
wobei  an  Beispielen  nachgewiesen  wird,  dase  derTroppaner  Dialeüi 
ttc  hieden  den  böhmiacben  Charakter  hat  und  nicht  als  MischspiMliSV| 

f^sahen   werden   darf.    Bei  Besprechung  der  Vocale  werden  S.  S&  i 
•  Beisijiele  vermisst;    S,  26  unter  8  d  fehlt  ^sing" ;    S,  27  wird 
aamer  Weise  hei  pent-pant,  on^nica,  h-unienica  ron  einer  Position 
gesprochen,  obgleich   nier  keine  Länge  eintritt;  sondern  der  Na 

ader  die  Nasalsjlbe  en  wurde  wie  an  ausgesprochen,  und  im  Na£ 

oder  in  der  Nasalsylbe  on  verdumpfte  im  Laufe  der  Zeit  der  Vocal  a  I 
woraus  nach  Abwerfung  der  NiiBaliernng  die  reinen  Vocale  a  und  u  1  ^ 
Vorschein  kommen.  Bei  Besprechung  der  Consonanten  sucht  der  Hr.  V(j 
nachzuweisen ,  dass  die  im  Troppauer  Diiilekt  rorkommenden  Lauti 
und  di  nicht  polnischen  Ursprunges  seien ,  wobei  er  an  Beispielen  T 
wiU ,  wie  1.  i  und  i  im  Böhmischen  im  Laufe  der  Zeit  m  s  oder  I 
in  1  oder  i;  2.  ti  (C)  in  ts  =  c  und  in  t6  =  6;  di^  in  dz  (rodsen) 
di  (chodMi  dialekt.  und  durch  Metathesis  shromifdenf)  übergioD^eiu  i 
DarlejTung  ifit  hie  und  da  ungenau ;  so  fehlt  S.  27  unter  11  bei  k" 
kozla-blzle  das  Mittelglied  kozle^;  hie  und  da  werden  verschiedene  ! 
wie  S.  29  unter   ^  promiscue  angefahrt;  S.  dü  werden  die  Imp 
^z,  ffe,  jez  als    ungewöhnliche  Formen   hingestellt  und  nicht 
die  vorhergehenden  Beispiele  reichen  für  die  Erklaruug  dieser  In  _ 
nicht  hin.    Im  Ganzen  hat   jedoch  der  Hr.  Verf.    der  Abhandlttög  fl 
Mühe  gewidmet  und  auch  in  der  Tbat  hinreichend  nachgewieaen,  diA  i 
Troppauer  Mundart  echt  böhmischen  Ursprunges  sei. 

Neuhaus.  Franz  Gotthard. 


Erste  Abtheilung. 


Abbandlungen. 

üeber  Lukians  Demonax. 

Wenn  es  wahr  ist,  was  einige  Erklärer  versichern,  dass  Lukian 
I  Philosophen  Demonax  dnrch  die  Beschreibung  seines  Lebens  nicht 
8  allen  angehenden  Philosophen  als  Moster  vorgehalten  und  em- 
Ueo,  sondern  selber  als  das  Ideal  eines  tugendhaften  Staatsbflrgers 
1  eines  echten  Weisen  betrachtet  habe^),  so  ist  diese  Schrift  die 
shtigste,  ich  möchte  sagen  einzig  richtige  Führerin  bei  der  Benr- 
(flung  des  philosophischen  Standpnnctes  dieses  Schriftstellers; 
n  in  dem  gleichgiltig  ob  glücklich  gefundenen  oder  selbstgeschaf- 
Ml  Ideale  muss  sich  Lukian's  ganzes  Wollen  und  Streben  wider- 
wgdB  und  in  Demonax  muss  entweder  Lukian's  philosophisches 
MB  oder  der  von  ihm  ersehnte  psychisch-  scientifische  Zustand 
i({rpert  erscheinen. 

Doch  wenn  wir  den  Kreis  der  Lukian-Erklärer  genauer  durch- 
len ,  so  bat  es  mit  der  Sicherheit  dieses  Ideals  seine  guten  Wege. 
Lnkian^s  seit  Jahrhundeiien  wiederkehi*endem  Lose,  heute  ver- 
iit,  morgen  gepriesen,  heute  verdammt,  morgen  freigesprochen  zu 
•den,  hat  auch  diese  Schrift  ihren  Antheil.  Während  der  Eine^ 
Charakteristik  des  Demonax  „musterhaft^  findet,  nennt  sie  der 
dore^  9 stümperhaft";  während  der  Eine  „von  der  historischen 
«Würdigkeit  Lukian's  in  dieser  Schilderung  gänzlich  überzeugt^ 
^  bezweifelt  ein  Anderer^)  die  Existenz  des  Demonax  und  findet 


')  Vgl'  Jakob,  Charakteristik  Lukians  S.  23;  Wieland,  üebers. 
[^  3.  1^;  Jakobitz  ausgew.  Schriften  Lukians,  III,  S.  3;  Jenni^ 
itee  cum  Verständnis  des  Lukian  (Frauenfeld  1876),  S.  10. 

*)  Jakob  a.  a.  0.  S.  21. 

*)  Sommerbrodt,  ausgew.  Schriften  des  Lukian,  I,  S.  XVIII. 

«)  Wieland,  Uebers.  B.  UI,  a  219.  ^ 

*y  Oottfr.  OleariuB  in  der  Philoetratos-Ausgabe  Tom  J.  1709 

56  Anm.  11:  81  tarnen  eins  (Lnciani)  est,  quae  inter  Lueiani  open 

it  de  Demonacte  fiabula. 

HtMkrift  t  d.  tottrr.  Oynn.  1878.    VHI.  «.  IX.  Befi.  36 


562  Ä.  Sdiioarz,  Ueber  Lukians  Demonax. 

ein  Dritter^),  dass  in  dieser  Schrift  nicht  ein  biographischer,  s 
nui'  ein  rhetorischer  Zweck  verfolgt  werde.  Endlich  glauben  di( 
an  die  Echtheit  und  Integrität  der  Schrift,  während  Andere  z^ 
die  Echtheit  einstehen ,  aber  in  der  Biographie  Manches  vei 
nnd  diesen  Abgang  durch  eine  absichtliche  Auslassung  di 
Schreiber  erklären  und  die  Dritten  die  ganze  Schrift  als  Lukiai 
würdig  verwerfen. 

Bei  dieser  Menge  und  Verschiedenheit  der  Ansichten 
eine  neue  mehr  kaum  etwas  zu  verderben,  wol  aber  kann  sie 
sie  nicht  auf  dem  Isolierschemmel  der  individuellen  Meinung,  8 
unter  stäter  Berücksichtigung  und  Prüfung  der  übrigen  ents 
ist,  auch  fQr  diese  eine  verbindende  und  läuternde  Wirkung 

Die  gegenwärtig  bestehenden  Ansichten  sondern  sich  von 
in  zwei  Gruppen ,  deren  eine  die  Fi'age  der  Echtheit  behande 
andere  die  Echtheit  voraussetzt ,  aber  über  deu  Zweck  der 
uneins  ist.  Hiermit  ist  auch  für  unsere  Darstellung  der  W^ 
zeichnet. 

I.  Gottfried  Olearins  ist  meines  Wissens  der  Erste,  i 
a.  a.  0.  die  Echtheit  dieser  Schrift  bezweifelt  und  die  Biognill 
Märchen  vom  Demonax  nennt.  Er  stützt  sich  dabei  wol  auf  d 
Wahrnehmung,  welche  auch  Brueker^  ausspricht,  dass 
Lttkian  Niemand  einen  Philosophen  Demonax  kennt.  Wenn  in» 
Zeit  Bekker  und  Somnerbrodt  bestimmt  in  Abrede  stellei 
Olearios  nur  bezweifelt  hat,  so  dürften  sie  von  schwerwiei 
Gründen  geleitet  sein.  Dass  sie  dieselben  aber  nicht  ausspcM 
macht  deu  leisen  Spott  der  Gegner  erklärlich  *)  und  läset  es  um 
Wunder  nehmen,  wenn  diesen  Behauptui^n  der  UneeUlM 
Gegenbehauptungen  der  Echtheit  ebenso  dreist  und  nackt  g||( 
gestellt  werden. 

Im  Allgemeinen  sehr  geneigt,  das,  was  bis  auf  unsei 
herab  unbestritten  oder  wenigpstens  ohne  Gegenbeweis  als  Li 
Eigenthum  gegolten  hat,  auch  fernerhin  als  solches  gelten  n 
werden  wir  in  diesem  speciellen  Falle  sowol  durch  sprachlii 
besondei's  sachliche  Beweise  in  dieser  unserer  Keigung  bestärkt 
wir  selbst  von  dem  Ausspruche  F.  Fritz  sehe's  (Lucianni 
II,  1,  p.  183),  dem  bei  der  Berurtheilung  der  Inkianischen  S 
unter  den  heutigen  Philologen  die  entscheidende  Stimme  xiik 
dürfte,  als  eines  vielleicht  zu  eifrigen  Verfechters  der  Echth 
sehen  und  lediglich  unserer  freilich  ungleich  dürftigeren  Kennt 

')  C.  F.  Hermann,  Zur  Charakteristik  Lakian*8.  Oesanrau 
handlungen  (Götting^eD  1849),  S.  220. 

')  Historia  crit.  philosophiae,  tom.  U,  p.  511.  Bnieker  scheu 
Lokian  dessenungeaohtet  vollen  Glauben :  Piaem  tarnen  omnino  t 

*)  Sommerbrodt  hat  sich  erst  in  der  2.  Aufl  des  ange 
Buches  zu  der  mageren  allgemeinen  Erklärung .  herbeigelassra , 
«ich  nicht  entscbliessen  kOnne  eine  stümperhafte  Cfharakic 
wie  die  des  Demonax  einem  Geiste  wie  Lukian  zuzusohreiben. 

*)  8.  Jacobitz  a.  a.  0.  S.  4  und  Jenni  a.  a.  O.  tf.  5. 


Ä*  Schwarte  Ueb«r  Irnkfaus  Denion&i* 


5M 


ntKbfii  dpea^H^igeutbümlichkeiten  folgen,  so  dtiifen  wir  nicht 

ilieo  za  arklftreu,  dass  die  Sprache  deK  Jrjfüoi^a^  bis  auf  wenigi) 

A      1  ::>e  und  eio  paar  ajiffallende  FagUDgeu  den  ent- 

Inki  Charakter  trägt,  der  sich  selbst  iü  Kleinigkeiten 

t'  wisse  lakian lache  Satzverbindungen '),  den 

Lok i  I  i    I  icativen  tj»ebrauch  des  Adjecti vs  und  sprich- 

trlie  Wendungen»   wie  dvin%otq  noüiv ,  axqt^  daxTvkifi  u.  dgL 

h  wieder.  Aber  noch  grösseres  Gewicht  als  auf  die  sprachlichen 

diesem  Falle  auf  die  sachlichen  Gründe  gelegt  werden«  Die 

angeführten  hist-<iriscben  Personen  und  Vorgänge  fallen  sämmt- 

die  Regierung  der  Antonine,  d,  i.  in  die  lukiani^cbe  Zeit  und 

ein  Buche  kein  Vorfall  aus  der  späteren  Zeit  erwähnt ,  ja  es 

t  Anhaltspuncte  für  seine  Abfassnngszeit ,  wornach  sein 

um  das  Jahr  180  angesetzt  werden  muss. 

können  wir  uns  im  Allgemeinen  den  Vertheidigern  der 

&i}Üi«>it:    Du   Soni,   Wieland,   Moriz   Seyffert,    Dindorf, 

fnissche  ti.  A.,  wenn  auch  nicht  in  gleicher  Linie ,  doch  unter 

Vorbohaheii  beigesellen.   Gern  hätten  wir  diese  Vorbehalt»* 

ibegten  Bedenken  der  impanierenden  Autorität  eines  Mannen 

che  «um  Opfer  gebracht,  wenn  seine  Worte  in  ihrer  For- 

elwaa  raaesfoller  wären  und  nicht  allen  und  jeden  Zweifel 

„  FritzfiGhe  aagt  a,  a,  0. :  Hunc  libnim  ab  Luciano  Samo- 

irere  profectum  ees«  in  ocnlos  tncarrit,  Nam  ei  sermonein 

^um  videmus,  quo  nnum  uti  norimus  Lucianüm,  et  res  ibidem 

In  illam  aetat^m  omnes  cadere  intelligimus  neque  uUum  ut(- 

löcum  €88c  dittfitatiöfif^  Bei  aller  seiner  Ueberzeugung  von  der 

Ud^it  dieser  Si'hrift  war  doch  Fritzsche  der  Erste,  der  Vieles  ver- 

mtU^  was  jüie  als  Biographie  eines  Philosophen   enthalten  sollte, 

dtn  achr<iffBii  und  unvermittelten  Uebergang  von  c.  11  auf  12 

machte  und  dort  mit  Recht  eine  Lücke  constatierte ,   iu 

SUD  alles  das  verschwunden  wissen  will,  was  man  in  der  Bio- 

10  fdrgebens  suoht;  er  war  somit  der  Erste,  der  nachwies,  da^K 

^  '  nn  doch  etwas  krank  ist.  Uns  traten  die  Bedenken 

iii'  ijjche  Composition  und  somit  gegen  die  Echtheit  der 

vor  und  hinter  dieser  Lücke  entgegen,  und  erst  ein  vielfaches 

d  Vergleichen  befestigte  die  Ueberzeugung,  dass  Jr^fitivci^ 

und  Grossen  2war  eine  lukianische  Schrift  ist^  aber  die 

i  deräelben  aus  viel  mehr  als  einem  Grunde  ange^weLfelt 

moss,  jü  das8  wir  nur  die  disiecta  membrader  urspräuf^licht^n 

i-  'ng  vor  uns  haben. 

li  II  trägt  die  ganze  Composition  einen  uuhaimu- 

iei}  rig^n  Charakter;  die  einzelnen  Theile  Mnd,  wie  vom 

L^,^^-^ÜQU,  lose  an  einander  gefügt.   Unverkennbar  ist  duK 

»rliillcit«  der  eigentlichen  Schilderung»  welcher  15  cupp.  zugo^ 


*)  Jakobit^   miidtt  a.  a,  O.  auf  diese  Eigen thatalichkeiten  riel- 


S64  A.  Schwarz,  üeber  Lukians  Demon&i. 

wiesen  sind,  zu  den  d7ioq>d-fyiÄ(na,  die  (cc.  12 — 62  und  66,  somit) 
52  capp.  umfassen.  Wir  wollen  gern  zugestehe,  dass  man,  wie  einen 
Roman  in  Briefen,  so  anch  eine  Charakteristik  in  Aussprflchen  geben 
kann.  Aber  dann ,  selbst  wenn  es  gestattet  ist  die  Schilderang  mit 
dieser  eigenartigen  Charakterisierung  zu  vermengen ,  dürfen  wir  in 
der  Anordnung  dieser  Ausspräche  doch  ein  System  nnd  in  der  Zeich- 
nung der  einzelnen  Charakterzüge  einen  Zusammenhang  beanspraehen. 
Ein  solcher  fehlt  in  dieser  Sammlung  von  dnog>&iyfiata  gftnilich. 
Dagegen  würden  wir  zwei  Drittheile  dieser  Aussprüche  gern  hingeben, 
wenn  wir  dafür  das  Wichtigste ,  was  zur  Lebensbeschreibung  einei 
damaligen  Philosophen  gehurt,  wie  nähere  Angaben  über  den  Bildungs- 
gang ,  über  die  Beisen ,  über  den  Inhalt  und  die  Verbreitung  setaer 
Lehren,  zumal  da  er  ein  Eklektiker  ist,  eintauschen  könnten.  Alles 
dies  vermissen  wir  ganz  oder  ßnden  es  nur  oberflächlich  angedeutet. 
Oder  soll  es  wahr  sein,  dass  Lukian  nur  einzelne  Züge  (vavra  iliya 
71CLVV  i%  noXXwv  aTts^vr^inovevaa  c.  67)  von  diesem  ausserordttt» 
liehen  Manne  der  Nachwelt  überliefern  wollte?  Diese  Erklärung iit 
mit  dem  Kanon  nicht  vereinbar,  welchen  er  (s.  c.  2)  in  dieser  Scbift 
den  edelsten  der  jungen  Philosophen  aufstellen  und  wodurch  er  üi 
ulten  Muster  überflüssig  machen  wollte.  Sehen  wir  von  der  Ankflndi* 
gung  dieses  Kanons  ab  (denn  c.  2  fällt  und  steht  mit  c.  1),  so  künntett 
Schrift  trotz  dieser  Erklärung  doch  einen  dreimal  grösseren  üntaf 
haben ;  denn  diese  Erklärung  ist  eine  Bescheidenheitsfonnel,  dieLokiii 
nach  der  ungleich  längeren  und  ausfufallicheren  Schilderung  des  Aleni- 
dros  von  Abonoteichos  ebenso  anwendet  (Vgl.  !4Xii.  c  61 :  Tarrff. 
w  (fiXotrfij  oXiya  ix  noXliuv  ddy^tnog  ^vexa  yniifHU i^itfM)* 
Gesetzt  aber,  diese  Erklärung  sei  eine  ernstgemeinte  Bestätigongder 
beabsichtigten  kurzen  Darstellung,  so  fragen  wirwol  mit  Beckt,  wanm 
uns  Lukian  gerade  das  Wichtigste  vorenthalten  hat  und  dürfen  uns, 
je  sparsamer  er  nach  der  einen ,  wichtigeren  Seite  ist ,  um  so  vA^ 
über  die  Verschwendung  nach  der  anderen,  unwesentlicheren  wundarn. 
Denn  die  in  cc.  14,  15,  17,  19,  23,  31,  36,  38,  39  u.  a.  angeMrtt« 
Aussprüche  beleuchten  doch  keine  andere  Seite  des  Charakters  als  üs 
schon  anderwärts   hinlänglich  documentierte  Schlagfertigkeit  ud 
Geistesgegenwart.  Kurz  wenn  wir  in  Hinsicht  der  Composition  vi 
die  aQfiovla  rj  tix^rj  rj  lq>'  anaai  {Zev^tg  c.  2),  welche  Lukiu  »■ 
freilich  jüngeren  Jahren  für  seine  Stücke  in  Anspruch  nimmt,  IniM 
Rücksicht  nehmen  und  dem  Sechziger ,  als  welcher  er  den  Jr^pAf^ 
verfasst  haben  müsste,  Manches  zu  Gute  halten,  so  dürfte  esBOch 
immer  gewagt  sein  dieses  ungegliederte,  zerhackte,  nach  qualitatireB 
und  quantitativen  Verhältnissen  unharmonische  Stückwerk,  wie  <0 
heute  vor  uns  liegt,  dem  Lukian  zuzuweisen.  Dass  jedoch  nicht <l0f 
<^r8te  Pflanzer  dieses  Bäumchens  es  so  „stümperhaft"'  geformt,  soadem 
ein  Frevler  es  verkrüppelt  und  verschnitten  hat ,  dürfte  die  Betracli' 
tuDg  der  einzelnen  Theile  noch  deutlicher  ergeben. 


iL  SchwarM,  üeber  LukiÄns  Detnotiaz 


565 


c .  1  evT^gt,  wenn  nicht  so  sehr  aus  sprachJichdu  \),  doch 
Gründen  einen  Jeisen  Zweifel  an  der  Echtheit  Inkia- 
Lurj  .-vL'tuiiü.  Auf  den  augeblichen  langjährigen  Umgang  (l;ri  f^t)- 
surmr  <Tvp£yimf4ijv)  Lukian's  mit  Demonax  kommen  wir  später 
m$ßk.  4e1zt  m  nnr  Sostratos  in  Betracht  gezogen.  Es  scheiDt  nng 
liaBeli  erstens  bedenklich  zu  glauben,  dass  Lukiau  eine  rein  schil- 
iflfttde»  wenigsten?  bn  lukianischen  Sinne  tendenziöse  Schrift,  wio 
SitFf^Tog  nach  dem  angegebenen  In  halte  gewesen  sein  müsste, 
firfi^i  habe.  Wie  verträgt  sich  diese  objeciive  Darstellung  mit  der 
fUKtn  öcbriftstelleriscben  Richtung  Lnkian's?  Wo  haben  wir  noter 
«isen  w«»nig!^tens  achtzig  Schriften  ein  zweites  Beispiel  *i  Zweitens 
tebio  wir  T  \nhaltspnnct  für  die  Gründe,  warum  gerade  diese 

SeferiH  Diit  worden  wäre.  Dass  Lukian  während  seines  Sophi- 

fUnltbeog  sich  manche  7rQoXaha  und  fnidit^tg  für  den  momentanen 
Dcb  Dar  skizziert  hat,  ohne  sie  der  schriftlichen  Weiterver- 
zu  überlassen,  ist  ans  dem  Wesen  dieser  Beschäftigung  be- 
feh.  Aber  der  verlorene  2waf^atag  kann  zu  dieser  Art  von 
ten  nicht  gerechnet  werden.  Denn  wenn  sich  Lukian  in  einer 
'^  nng  bestimmt-eD  Schrifl  (.7#;f<d5*'a^  ^  auf  eine 

1  üft  ond  V'ju  dieser  ausdrücklich  sagt:  yiyqct- 
iifH,  SU  müöheri  wir  wol  annehmen,   dass   er  auch  ihr  dieselbe 
ttminuhg  zugedacht  hatte,  und  dürfen  somit  den  Verlust  des  J2*</- 
ro^  okht  dadurch  erklären,  dass  er  als  eine  sophistische  Skizze 
'^^-""•n  ephemeren  Lose  anheimgefallen  sei.  War  er  aber  keine  solche 
.  so  ist  es  auffallend,  dass,  während  wir  in  den  zahlreichen 
Scknl'       '        ins  keine  Spur  von  einem  verlorenen  Werke,  wol  aber 
Avad*  liuugeu  finden,  was  als  Beweis  gelten  mag,  wie  sorg- 

Mig  AkUi^,  was  lukianisch  war  und  schien,  bewahrt  wurde  —  dass 
d«  SiiüT^tog,   der  vermöge  seines  angedeuteten  Inhalts  für 
omcb  Vernichtung  lüsterne  Hand    nichts  Lockendes  enthalten 
1^  vertilgt  wurde,  während  sein  Zwillingsbruder,  der  freimftthige 
Ipb.  am  Leben  blieb*  Es  darf  daher  an  der  Echtheit  des  c,  1 
■    iüT  auch  daran  gezweifelt  werden,  ob  Lukian  jemals 
foi^  geschrieben  habe.  Ist  aber  c.  1  unecht,  so  ist  es, 
eben  von  den  inneren  Gründen ,  auch  c.  2 ,  welches  das  zweite 
ptiu'  der  in  c.  1  angemeldeten  zwei  Wundererscheinungeu  kor- 
jr,  beziehungsweise  geistiger  Tüchtigkeit  einfahrt. 


I    .r,,    ^"^Irücke  r[  Ininoroq  tvrti  und  hjnict^  (tt(tutr   bö- 

<  jfdoch  als  Fehler  der  Ab:*chreib6r  belnicht<*t 

ulier    bei   ttT^ymi'   Fritzsche's  Correctur   nvaunt^v, 

iiit  uns  FritzBche's  Umstellung  des  fvrri  und  tL'«*r«, 

L'U   Sinn  fördert,   wesa wegen  wir  die  Conjt»ctur  de« 

Hy   tvrti  oder  äclbst  Cobet^s:  in'   jloyo»   ^*-'i*'J    vorzLeho«. 

wnre  Eulen  narb  Athon  zu  tragen^  so  wrirdeu  wir  sage»! 

Stulln  bereits  enthalten,  ft'i'ij  ?fffJ  hi  nichts  anderes 

ue  Abkürzung  von  liijmtA^vtu ,  und   der  ganze  Aus- 


566  A,  SckwarMt  lieber  LukUns  Demooai. 

Vermuthen  wir  nun  gleich ,  dass  cc.  1  und  2  von  fremder  Hand 
stammen  und  die  ursprüngliche  lukiatiische  Einleitung  Tordiingt 
haben,  so  verkennen  wir  doch  nicht,  dass  sie,  wenn  aaoh  spraeUieh 
nicht  ohne  Bedenken,  doch  richtig  und  logisch  gegliedert  aind  und 
ein  geordnetes  Ganzes  bilden.  Dieser  umstand  ist  aber  eher  geeignet 
unsere  Yermuthung  zu  stützen,  wenn  wir  diese  zwei  aus  einem  Gosie 
geflossenen  Capitel  mit  dem  verworrenen  Bau  der  naohfölgendeB 
Schilderung  vergleichen.    Unabweisbar  nämlich   wird   für  nas  dir 
Zweifel  an  der  Integrit&t  der  Schrift,  wenn  wir  den  Qedukengwg 
und  inneren  Zusammenhang  der  cc.  3 — 10  näher  betrachten.   Sa 
zeigt  sich  das  Ende  des  c  3  als  eine  Verstümmelung  und  der  Paasos 
ikeiy^eQi^ — alrj&aav  als  ein  nicht  hieher  gehöriger  Theü;  dna 
c.  3  handelt  von  des  Demonax  jugendlichem  Drange  nach  Wissen- 
Schaft  und  Erkenntnis  und  der  Anfang  dee  o.  4  schildert  die  Torbeni- 
tung,  mittelst  welcher  er  sich  zum  Studium  der  Philosophie  auagertstat 
hatte.  Und  doch  wird  er  durch  hlov  de  nagadohg  kavrov  iJLgv&ifif 
xal  7iaQQr^ai(jc  als  Philosoph  in  fertiger  Entwicklung,  wie  er  mit  dei- 
selben  Eigenschaften  in  c.  11  eischeint,  und  durch  öiefiJLaaew — oiif* 
d-uav  in  seinem  stäten  menschlichen  und  philosophischen  Leben»- 
Wandel  dargestellt  Wir  halten  es  für  unbestreitbar ,  daas  die  Worii 
ei^v&eQiif. .  .yvii/injv^  vielleicht  auch  die  weiteren  bis  ak^&uwfin 
Einschiebsel  bilden,  das  einer  der  Bruchtheile  ist,  in  welche A» 
nachfolgende  Schilderung  des  Demonax  als  Menschen  und  Philoeopkü 
zerstückelt  erscheint,  ein  Einschiebsel,  an  dessen  Stelle,  wie  die  w- 
ausgehenden  Worte :  VTte^lde  fiip  tüv  dv&Q(07teiwv  aya^v  nkf 
liovy  ohiv  de  TtaQadovg  eavfov  andeuten,  die  Ausführung  des  obig«B 
allgemeinen  Ausspruches :  navxwv  zovrwv  v7teQap(a  yeroun^og  lui 
diuoaa<;  eavTov rwv  xalkiarwv  nqoq,  q>ikoaoq>iav  Oiffifj^^^ 
gestanden  hat.  Kurz  nach  naQadovg  eavrov  erwartet  der  Leser  «tatt 
ekevx^e^f^  xal  Tta^rioitf  eher :  naideiff  xat  (pilooofpijif  and  diu 
die  weitere  Darlegung  der  ersten  wissenschaftlichen   und  spedtU 
philosophischen  Bestrebungen.  Nun  erst  hätte  c.  4  einen  zutreffiBadeo 
Anschluss  und  /rQOi;  tavra,  das  unmöglich  auf  öierileae  . . .  fgf' 
fuvog  Kai  ...  naqixMV  dlrix^eiav  hinweisen  kann,  eine  ricktig« 
Beziehung;  denn  TtQog  lavra  r^^ev  hat  ein  Unternehmen,  einen  Ver- 
such, eine  Vorbereitung,  nicht  aber  einen  fertigen  Zustand  zur  Tor- 
uussetzung. 

In  den  wenigen  Zeilen  des  c.  4  ist  eine  staunenswerthe  Menge 
voll  Angaben  zusammengedrängt.  Wir  finden  da  des  Demonax  Vor- 
bereitung zu  den  philosophischen  Studien,  seine  geistig^  (philoso- 
phische) und  körperliche  Ausbildung,  sein  philosophisches  Prindp  *)* 


')  Es  sei  hier  auf  ein  Versehen  aufmerksam  gemacht,  das  siel* 
durch  die  ganze  neuere  Demonaxliteratnr  hinzieht  Dm  jutj^ipo^  Sl^ 
niclit  gen.  nentr.,  sondern  dazu  av&Qtltnov  zu  ergänzen  ist,  ererbt  «*" 
aus  dem  nachfolgenden  ovx4ii  iavrw  JittQxm',  wie  aus  c.  65  und  ans  dtf 
Wiederholung  derselben  Angabe  ine.  8:  ^is  ^nurov  fitp  ov^tvos  Wf*»** 
Dagegen  finden  wir  schon  in  der  lateinischen  Uebersetsung :  ne  coin»' 


A,  Sckwar^  UeNr  Lokmns  DeniüOAi. 


&«7 


find  mimu  Nachruhm.  Dabei  scheint  noch  die  Jockero 

i'lniig  von  xai  tat;  Iv  qii?MiT(Hfi^ mit  rju  jo  atofia  ^m^ 

Xante  Hüad  m  verratheo.  Im  Einzelnen  wird  sanächst  nach 

ii  e'me  Ge<laukon Verbindung  verminst  mit  dem  Sinne:  ^So  äUä- 

^erO^iet  b6gab  er  sich  »n  das  Studium  der  Philosophie,  Zuerst  lernte 

fr  alle  ST??t^me  gründlich  kennen**  (7idaag  tcJc  «**■  (fthaaowia  nqo* 

i'  oUyov  Atxjiypio)  mit  der  Fortsetzung:  ovde.  xcf^a 

4    V, iLir  anf^  ti^t  damikt^  iJ4tato.  Daran  müsate  sich  der 

»ddanjte  des  c«  a  reihen.  Die  Sätze  xm  to  awfia  hm  nqoüim 

'iMui  bildeten  entweder  den  Abschlusg  in  der  Bchüdernng  des  wer- 

ImAnn  o&d  zur  Selbständigkeit  gelangenden  Philosophen,  oder  wenn 

Ofili  üä%t  . , .  AataXixiüv  als  dazu  gehtkig  betrachtet  wii-d ,  d«n 

HlUa»  in  der  Darlegung  des  philosophiächen  Principe.  An  ihrer 

Mtnwirtigen  Stelle  sind  nie  ein  störender  KeiU)  Dabei  i^t  von 

^ittttn;  fi^s  "^^  Aala  in  c.  3  bis  zum  Schlüsse  des  c.  4  kein  Wort, 

uBdrnck  und  kein  Gedanke,  der  Lukian's  unwürdig  wäre ,  aber 

r^lnang  und  Verbindung  ist  nicht  Inkianisch»  sie  ist  chaotisch. 

Dni-cbeinander  erhellt  noch  klarer,  wenn  wir  erstens  beachten, 

i'^en  Räume  der  cc.  3 — 9,  wo  Demonax  als  angehender 

Philosoph  geschildert  werden  soll,  ein  dreimaliger 

und  iwar  c,  3:  duviX&cup, ,  .alr^d^aiavj  c.  4:  otfc- 

i  , ,  ,xcn€xh  71  tor  und  c.  9 :  toioutog  r/p  ijv, ,  ,((>aiä^g* 

r  Weise  steht  da^  Lebensende  in  der  Mitte,  Ein  zweiter 

fflr»  wie  planlos  die  ursprüngliche  Schrift  durch  einander 

ikd  wieder  zuBammengetiickt  wurde«  ergibt  sich  daraus,  dass 

ui  rmrxeiio   cc.   (3—11    und    63 — 67)    der   eigentlicheu    Lebens- 

^•e^hrtibong   fünf  l)i*ten    zweimal    und    theil weise  mit   denselben 

u  forkommen.  Der  Grundsatz  der  Selbständigkeit  erscheint,  wie 

-.    _^üt»  in  c.  4:  rö  ohov  ifAk/d€h]x€i  aii^  firiÖ€v6i;  ullov  n^ü- 

im  ilifOi  uiid  c.  8:  ut;  iavtiyf  fih  ovdevog  iöelio*  Die  Folgerung 

ritts  w  indi^eret»  und  Wieland  übersetzt;  „skh  vou  allen 

'  iogen  so  Tfie\  Ak  möglich  unabhängig  macht'u/  Ihm  folgten 

mit   „von   allen  Anssendingen*  und  Tb.   Pidcher  mit 

i Ti d ('  T  <•  I)  Dingen  unabhängig  nijhcbeti.*'  Da  in  diesem  Satze 

,1;  das  »nrnmum  bonum  des  Denionax  liegrt,  ^o  ^ieng 

"  diehei  FasauDg  in  die  Geschichten  der  Philosophie 

■t  Zu  Her  (die  Philosophie  der  Grieche«,  III,  1,  S.  ÖtfS); 

üen   war  auf  die  Befreiung  der  Menschen   von  allem 

-  t^ü  ^criiiht^t*    und    in  Pauly's  RealeocycU  ü,  S,  954  beisst  es: 

.häti^igkeit   von   aus  eueren  Gütern,  Selbetgenlägsarokeit  er- 

K    ipit^weck  der  Philosophie,"  Des  Demonax  Grundsatz  beisst 

i  frei  sei  der  Mann  und,  wenn  er  ohne  fremde  Hilfe  nicht 

•-■iir  i»-uen  Bi\]iti,  tio  *öll  er  aus  dem  Leben  scheiden. 

';  ßrucker  erzahlt  a.  a,  Ü.  die  lokianiaßhe  Lebensbeschraibang 

4t  Demoita^  *r   -*'-'^Tig  lügiächer  und  chronologiach  richtiger  Weise  nach, 

«i^  er  (^  ide  die  hier  (c,  3—5)  beaubtandeten  Stellen  aualÄsst, 

^irlxirt  öd  .  s^>  daäs  es  uns  wundext,  wie  er  diese  Gebrechen, 

tili t gangen  sind,  unerwähnt  lassen  konnte.  Der 

lg  für  unsere  Anisich  t  nur  Bruckei*»  Wiedergabe 

i  «i»gctuhri;  Nc^ue  tarnen  onimo  non  praefiarat^o  ad  pkUonophiae 


508 


A,  Schwärs^  Ueln^r  Lukians  Denionjis 


daraus  steht  c.  4 :  üat£  Lcei  xöi  efia&ev  amiti  favtqj  iioündtif,  I 

fxüßv  anr^h^e  %ov  ßiov  and  c.  65 :  oz€  di  trvvf^ifcey  öiW^'  oföj  »^  j 

nvi^  Ijtt'AOiQelvt .  .  .  dn^l^e  tot  ßiov.  Die  x^Q*^  seiner  Cont 

Kation  melden  cc.  6  nnd  10.  Die  Verehrung»  die  er  btsi  dem  Volltt  andl 

'  den  Würdenträgern  deg  Staates  genoss,  finden  wur  in  cc»  11  und  63*1 
Aufrührerische  Volksversammlungen  besänftigt  er  in  cc*  9  und  CAA 
Uebrigens  gehört  dieses  c.  64  sachlich  in  die  Mitte  defi  c,  63  bU\ 
Beispiel  nach  itaQa  ndvTwv,  Dann  wurde  sich  auch  c.  65  wj  rich- 
tiger an  c.  63,  bebonders  mit  Bezug  auf  to  t^lettmor  df ,  f^4ti  vni 
yt]{^iag  cSv  ansehliessen. 

Bei  cc.  9  Q.  10  verhält  es  sich  ähnlich  wie  bei  cg.  3  tt.  4. 
haben  hier  wie  dort  ein  Einschiebsel,  wenn  nicht  der  '  ^ 
v.  10  selber  als  Anknüpfung  zu  einer  unhikianischen^  m 
zu  sagen  unheidnischeu  Unters^tellung  eingeschoben  wurJ-  ,  \U 
der  gegenwärtigen  Gestalt  der  Schrift  sehen  wir  in  c.  7  <ifMi  l'omo 
alB  Freund,  und  der  Anfang  des  c.  10  schildert  uns  mit  einer  : 
nicht  unmöglichen,  aber  jedenfallö  etwas  gekünstelten  Anreihnng  ii 
den  Gegensatz  qmd^i;  seine  Stimmung  bei  einem  kranken  oder  todtf» 
Freunde.  Dazwischen  jedocb    drängt  sich  (im  c.  9)   Demonai    ab 
Friede ni^b«tifter  zwischen  Brödeni^  Ehegatten  und  Volksparteien  imd 
schiebt  sich  ein  altgemeiDer  Satz  ein,  der  seinem  Sinne  gemäss  4Kt 
Darstelliing  des  Philosophen  Demonax  im  l^mgange  mit  Anderen  *b-, 
schliesst.  Und  doch  wird  mit  c,  10  nicht  blos  diese  Schilderung  ii 
Allgemeinen  I  sondern  auch  die  der  Preundschaft  noch  einmal  an 
nommen  und  des  Demonax  Menschenfreundlichkeit  bis  zur  ideal 
christlichen  Nächstenliebe  gesteigert.    Und  wieder  schliesst  dia^e 
Capitel  mit  einem  allgemeinen  Satze ,  der,  da  c.  9  scinrn  ^'tr^itfii 
Schlo^ssatz  hat,  nur  auf  c.  10  Bezug  haben  kann.  Und  v  tm 

c.  10  liest,  dass  sich  Demonax  über  die  Krankheit  oder  d^:^  i    .  .:ü*:z 
Freundes  betrübte,  dass  er  ein  Freund  Aller  war  und  sich  nur  ro 
den  Unverbesserlichen  fern  hielt,  dann  fragt  und  sucht  man  an 

['WO  denn  die  Thaten  und  Reden  <? in d,  auf  welche  sich  daft 

IförTOf  l'iiqaiti  iL  nm  iliyiv  bezieht.  Kurz  dieses  Mm; 

Iriösenen  und  durcheiniinder  geworfelten  Gedanken  in  <M 

[Sicht  lukianisch. 

Nicht  ohne  Bedenken  lesen  wir  ferner  eil.  Was  man  fon  < 
^cbrift  immer  halten  mag,  diese  Anklage  des  Demonax  ist  in  ikv 

^Ursache   und  in  ihrem  Verlaufe  verdächtig;   denn  hat  die 
einen  epideiktischen  Charakter,  so  ist  die  Nachhildung  ilü%  s^kk 
sehen  Schicksals  abgeschmackt  ^) ;  hat  sie  einen  historischen  Zf 


Laccessit  sfudia,  scd  poetarum  lectione  innutrittis  miiltos  t^ebat 
[dicendiquc  arfcs  non   mediocri  exercebn'    ^    ^'       f»*  ^       * 
lo>icram  mlmovä^  non  summa  tantiun  • 

ifuiidamentiii  protsus  wuis  eihsnstam  »?^^.. ,»...,.},..    Imuh.  r. 

[diasüt,  libertatem  prosecutoB  in  id  nmiime  inotibuit«  Ut   .  . 
I_^     ')  Wenn  Lükian   (Ihofyi»,  c,  12)  erzÄhlt,  der  cingokerkertc  _ - 
HftfB«  sei  von   den  Christen   ein   stweit<Jr  Sokfat«s   güniimit  worde«; 


4.  Schwärs.  Ueber  liUkians  Detnonax. 


bW 


il  AirJiit  Anklage  wooigätens  unwahrschemlicb.  Wir  glauben  näm'- 
iasB  iö  derselben  Stadt  aod  zur  selben  Zeit,  wo  Lukjan 
ttj*r  iidkoyoi,  seine  ©ew*'  iA^Xtfiia,  seinen  Zivg  fQoytitdog 
echreibeu  und  vortragen  durfte,  Demonax  nicht  etwa  deshalb, 
'da^  Opfern  und  die  Annahme  der  eleusinischen  Weihen  durch 
L^iiri^  verbot,   oder  durch    provociorende   Schriften    die  An- 
ÜBfer  der  Volkt^religion  zum  Zorne  reixte,  sondern  nur  deshalb,  weil 
tlb«r  nicht  opferte  nnd  s^ich  zu  Eieasis  nicht  einweihen  liess,  an- 
worden ist  *) ;  wir  glanben  nicht,  dass  das  athenische  Volk 
'  aolchen  Angeklagten  gegenüber  sich  mit  Steinen  gewaffnet, 
Demonax  durch  die  angeführte  Vertheidigüngsart  das  em- 
Mk  raid  die  Richter  besänftigt  habe.  Doch  scheint  aller  Zweifel 
i Atrilaxgjg ,  da  diener  ganzen  Anklage  durch  eine  andere  Stelle  der- 
l»^o  Schrift  in  m  entschiedener  Weise  widersprochen  wird ,  dass 
nur  die  Wahl  haben   diese  oder  die  ihr  widersprechende  Angabe 
^  wahr  atu  halten*  Da  die  Milde,  Sanftmuth,  Versöhnlichkeit  und 
krua  Äoch  die  allgemeine  Beliebtheit  GrundzQge  in  der  Chai'akter- 
zarjiAGng  des  Demonax  .sind,  so  durfte  der  Bericht  des  c,  63,  dasB  er 
'  n  keinen  Feind  gehabt,  der  Schilderung  des  Geaammt- 
«Mch  mehr  entsprechen,  als  die  störende  Episode  des 
c  li  M^/^i^rro/  und  M^Xr^Toi  in  verschlechterter  Auflage. 

r  5:^  iilich  nicht,  da^s  Demonax  gestorben  ist,  ohne  znrZeit 

*^  einen  Feind  zu  haben,  sondern  dass  er  gelebt,  ohne 
I  n  Feind  gehabt  zu  haben  (ißdo  ij^Qov  oiÖiva  ovdeftti- 
'^/.itjg);   hiemit    sind  die  'l4ytToi    und  Milrjroi   ausge- 
Wic  sind  sie  aber  hereingekommen?  Fritzsche  nimmt  am 
11  eine  grosse  Lücke  an.  Ich  lege  mein  freilich  ungewich- 
«^tt  Uf tbeÜ  in  sofern  in  seine  Wagschale ,  als  aach  ich  an  dieser 
9liQe    einen  gewaltfiameu  Eingriff  erkenne,  aber  nicht  wegen  des 
Scanne«  des  c  lli^L^i^dqeg — l'AaXXtBQr^aaT€\  denn  diese  Worte 
MIdtfi  den  Anfang  (^x^?;aaTO  fifi  jrQom^iiqt)  der  Rede  des  Demonax. 
Hai»  to  deren  weiterem  Verlaufe  der  Angeklagte  auf  die  Analogie 
au  Sokrate«  hingewies^3n  habe,  brauchte  der  Schriftsteller  nach  der 
ffrtir«^g;ingenen  Xnga^he  {avviaTf^actp^'Amrm   vtai  MiXr^oi  tot 

Wim  de««wc|gen  nicht  zumuthen,  daes  er  seihet  einen  von  ihm 

i  n  —  ein  solcher  mass  Demonai  bei   dem    enideik tischen 

rjft  sein  —  mit  der  Leidensgeschichte  des  öokrat^s  aus- 

*j  Ks  it'i  tugegebcDt  dass  der  atte  Volksglaube  mit  allen  Buper- 

I  am  diese  Zeit  in  dem  gemeinen  Volke  Griechenlands  noch  einen 

im   Anhang    und    stärkt'    Bethätigung    fand    (S-    Friedlärtdor 

BcWchte  ifl,  S.  435  ff.);   aber  nicht  weniger  gross  war  die  DqI- 

»  %'^olkes  gegen  dieicnigen,  welche  sieb  auf  dem  Wege  der  Philo- 

o-i^r  E^lelitlk  Ton   demselben  ab^e wandt  hatten.    Aach  wäre  ihre 

\i\  ngdoch  etwas  ÄU  uraständlich  gewesen ;  denn  neben 

i  Eklektikern  standen  ja  alle  philosophischen  Scbnlen, 

Pen[»at*}tiker,  Stoiker  wie  Epikarecr,  Kyniker  wie  Pytha- 

»mt    txix    Volksreligion    in    mehr   oder    minder   acharf<»r 


570  A.  Schwarz^  Ueber  Lukians  Deiuoimx. 

ai'fa  natY/OQOvvTeg  otcsq  xdxelvoi  oi  vare)  nicht  weiter  xu  ver- 
sichern.  Wer  c.  11  gelesen  hat,  kann  über  den  iu  to  TtQOTefOP  ge- 
meinten Vorgang  nicht  in  Zweifel  sein.  Deswegen  soll  jedoeh  aber 
die  Anordnung  in  dieser  Erzählung  kein  Lob  ausgesprochen  werden. 
Ueberraschend  aber  kommt  uns  mit  c.  12  das  plötzliche  Hinüber- 
springen  zu  den  a7toq>&ir/iAa%a\  denn  das  einfache  ü  in  Boilofitu 
di  bildet  bei  dem  grossen  Abstände ,  welcher  zwischen  den  betden 
Kndpuncten  besteht,  keine  genOgende  BrUcke.  Ob  hier  jedoch  eine 
wesentliche  LQcke  und  von  welchem  Umfange  dieselbe  sei  und  was  ia 
derselben  gestanden  habe,  das  herausgrübeln  zu  wollen  scheint  aas 
ein  vergebliches  Bemühen.  Auch  kOnnen  wir  der  Annahme  Fritiaclie'0 
und  Jenni's,  dass  Alles,  was  in  der  Biographie  vermiast  wird,  in 
dieser  angenommenen  Lücke  begraben  liege,  um  so  weniger  unbedingt 
zustimmen ,  als  uns  in  cc.  3 — 10  mehrere  Stellen  begegnet  aiod, 
welche  Anschlüsse  und  Ergänzungen  nicht  blos  gestatten ,  sonden 
verlangen.  Wie  dem  immer  sei,  nach  dem  heutige»  Texte  scheint  hiir 
ein  Gebrechen  unzweifelhaft.  Wir  glauben  aber  der  Entstehung  dians 
Gebrechens  auf  der  Spur  zu  sein.  Wenn  wir  die  Erzählung  der  iff- 
klogo  näher  betrachten,  so  zeigt  sich,  dass  ihr  Hauptgewicht  aaf  da 
Antworten  des  Demonax  gegen  die  Klagepuncte  liegt.  Diese  bewäiB 
die  Zwecklosigkeit  der  Opfer  und  das  Unlogische  der  GeheimthMRi 
bezüglich  der  Mysterien.   Diese  Antworten  waren  —  wie  wir  nt- 
muthen  —  von  Lukiau  als  Beweise  der  philosophischen  Conseqn» 
und  religiösen  Unabhängigkeit  des  Demonax  angeführt  Weil  diiM 
Aussprüche  aber  dem  „  Verbesserer ^  dieser  Schrift  aus  einem  sfikf^ 
anzuführenden  Grunde  besonders  zusagten,  so  mussten  sie  durek  «n 
feierliches  Ereiguis  illustriert  werden.  Diesem  Bestreben  verdukui 
wir  die  sonst  unerklärliche  Eiuschiebung  der  noch  unerklirlidniw 
Anklage.  Sehen  wir  nun  von  der  Anklage  selbst  ab  und  betncUen 
wir  zunächst  den  ersten  Satz  des  c.  1 1 :  xotyaqovv  —  ufiooßlinonk^* 
so  finden  wir,  dass  er  seinem  Inhalte  nach  in  c.  U3,  nor  um  Wenige* 
erweitert,  wieder  vorkommt,  dass  somit  der  eine  oder  der  andere  Ar 
die  Gesammtschilderung  überflussig  ist.  Und  beachten  wir  zwettaw 
den  diesem  vorausgehenden  Schlusssatz  des  c.  10,  welcher  sagt,  dwe 
alle  Handlungen  und  Reden  des  Demonax  von  den  Genien  des  Wol- 
gefallens  undder  Anmuth(Xa^/TC(>y  Ttat  !A(pQodizrjg)  begleitet  wann, 
und  auf  seinen  Lippen  der  Zauber  der  Beredsamkeit  {Tcet^ä)  ätss, 
so  ergibt  sich ,  dass  sich  gerade  hier  die  a7toq>diy^ia%a  als  Bekge 
am  natürlichsten  anreiben  und  mit  oder  ohne  weitereu  Zwischentt^ 
durch  ßoHoftai  di  ina  7t(xQa&iad^ai  %wv  . . .  Xekey/Aenop  einen 
passenden  Anschluss  finden,  dass  somit  der  an  sich  schon  überflflssge 
erste  Satz  des  c.  11  als  antithetische  Einleitung  der  Anklage  niit 
dieser  selbst  eingeschoben  worden  ist.  Wir  glauben  also,  dass  die 
zwei  auf  die  Opfer  und  Mysterien  bezüglichen  Aussprüche  aas  des 
Verbände  mit  den  übrigen  anotfb^iy^iaxu  losgelöst  und  mit  der  An- 
klage und  siegreichen  Vertheidigung  ausgestattet  in  den  Rahmen  der 
eigentlichen  Schilderung  herübergezogen  worden  sind,  was  die Zn* 


MdräDgang  der  Uebergaogsformel  {^ioihmat  df   aut  den  uuii  un- 

iwigaeMB  Platz  zur  Folge  hatte. 

Auch  Tor  c.  14  scheint  etwas  zu  fehlen,  ^iöijritk;  ist  kein 
EigumMmd  %  sondern  bezeichnet  nur  die  Uerkuuft  «tou  Sidon."*  Ein 
Sophist  SiAiriog  wird .  wie  schon  Du  Soul  bemerkt  hat .  weder  bei 
Pykstratos  noch  anderswo  erwähnt.  Es  zwingt  diese  Bezeichnung 
diker  zur  Annahme,  dass  der  Eigenname  und  etwa  eine  kurze 
SdSdemiig  desTr&gens  desselbenvoiausgegaugen  sei,  worauf  dann 
■it  rof  de  Sidwwiov  fortgefahren  wurde.  Das  Einschiebsel  aoqtaiov 
*Mitfr^0iP  eiioxifioirwog  xai  ist  ein  Restchen  aus  der  ausgefalleneu 
Bmchreiboog.  dessen  Einschiebung  eben  iu  Folge -der  Auslassung 
aethwendig  wurde.  Der  Behauptung,  dass  ^idutriiK  kein  Eigenname 
Mi,  stünaeD  anch  Fritzeche  (II.  1.  p.  198)  und  C.  Kanke  iPoIlux  et 
LociaBBS,  Quedlinburgi  1831,  p.  36)  iiidirect  bei.  Beide  glauben  aber 
Mch  za  wissen,  welcher  Sophi>t  unter  dem  ..ronSidon"  gemeint  ist. 
«as  kh  Dicht  weiss.  Wol  nennt  jeder  einen  andern,  und  zwar  Fritzsche 
im  Maximus  von  Tjrus  und  Ranke  deu  Hadrianus  (;'0)}s*)>  <li«  aber 
wieder  das  gemeinsame  Merkmal  haben ,  dass  beide  aus  TyTc.ä  sind 
■d  keiner  „von  Sidon.*  Diesen  Umstand  findet  zwar  Ranke  etwa.s 
Mmklich  nnd  h&lt  es  für  möglich,  dass  Philostratos  (Tit.  Soph. 
IL  10),  wdcher  den  Hadrianus  als  einen  Tyrier  bezeichnet,  sich  ge- 
irrt habe.  Fritzsche  aber  findet  einen  bestimmten  Grund,  wenn  nicht 
Mr  diese  Verwechslung  der  zwei  phönikischen  Städte,  so  docl^  für  die 
Ftncinreignng  des  Namens  Maximus :  quod  ille  sophista  etiamtum  in 
fifisliiit.  Die  Meinungen  gehen  also  darin  auseinander,  dass  wir 
ngn,  dem  rov  de  Siiwviov  müsse  eine  nähere,  besonders  nominell  o 
BaNdumog  vorangegangen  sein,  während  Fritzsche  und  Rauke  diese 
llr  flberflflasig  halten  und  6  2idwnog  als  für  die  Kennzeichnung 
nmdend  erachten.  Wol  reichen  Ausdrücke  wie  der  ..Stagirite**. 
dir  .Sinopier^  u.  dgl.  zur  Bezeichnung  der  betreffenden  PersOniich- 
Uten  ans,  aber  bei  dem  Ausdrucke  6  Sidwvtag  dürften  sich  die  grie- 
chischen Leser  und  Zuhörer  ebenso  aufs  Errathen  angewiesen  gesehen 
UeD,  wie  Ranke  und  Fritzsche,  und  hätten  dabei  gewiss  an  keinen 
I^risr  gedacht  Der  Gedanke^  an  Maximus  musste  ihnen  aber  nocli  um  so 
haer  liegen,  als  dieser  Sophist  gewöhnlich  in  Rom  lebte  (vgl.  Snidas 
«.T.)  und  sein  Aufenthalt  zu  Athen  nur  ein  vorübergehender  gewesen 
MB  kann.  Die  Analogie  bei  Vergil,  welcher  dieDido  bald  Sidonia,  bald 
JjfU  nennt,  oder  bei  Ovid,  welcher  deu  tyrischen  Purpur  auch  mit 
Uonio  ostro  bezeichnet,  müssen  wir  für  diesen  Fall  rundweg  ab- 
weisen ;  spräche  sie  doch  eher  für  unsere  Ansicht ,  dass  der  Sidonier 
fiifaer  wenigstens  einmal  als  Tyrier  oder  wenigstens  als  Phönikier 
■isse  bezeichnet  worden  sein  und  dass  diese  Bezeichnung  ausge- 
fallen sei.  Aber  bei  einmaliger  Nennung  kann  im  Sidonier  Niemand 

')  Wie  sich  schon  formell  aiu  der  Stolluii^  lov  ^'«Jcaiwoi'  ooycaiur 
ergibt;  Tgl.  dagegen  c.  29,  30,  31  u.  a.  Er  inOnsto  nur  ein  wonigntcn» 
ebenso  berthmter  Mann  gewesen  sein  wie  Ejüktef :  vgl.  »'.  ^-  I>ann  ^ird 
eher  aofftarov  aberflttssig. 


57f 


A.  Schwan,  üeber  Lukians  Deniünai. 


einen  Tjrier  suchen.  Was  soll  abe»r  die  Rücksicht  auf  den  noch  tobeo* 
den  Sophisten  ?  Entweder  wird  durch  6  ^idtovtog  der  Gemeinte  kenni*  | 
Likh  gemacht:  dann  ist  die  Bezeichming  für  den  norn  '  '      '      -  phi* 
Igten  ebenso  deutiich  wie  för  die  Leser  und  die  beab^:  ung  ] 

|Biisslungen ,  oder  6  ^tdi'mog  bleibt   unverstanden:   daün  ie»t  dj^  [ 
Jamen Verwechslung    völlig   zwecklos    und    Lukian    tnusste   ti»|^ft:j 
intpiütov  rtyog,  Ueber  den  wahren  Grund ,  warum  der  Käme  dies 
^Sidoniers  verschwiegen  oder  getilgt  wurde,  wollen  wir,  dA  uns  de 
Zweck  dieser  Erzählung  und  ihr  Belang  für  die  Bit»grapbie  JtberhAOfil^ 
nicht  einleuchtet,  uns  nicht  in  das  weite  Gebiet  der  Vcrmnibung 
ergehen;  sichei*  ist  nur^  dass  die  Verheimlichung  des  Nam^^ns  difti 
i  Einschaltung  des  nqnfJBiniov  ro  ovo^ta  statt  des  Namens  lur  Folf^j 
hatte.  Zur  Form  dieser  Erzählung  wäre  c.  29  zu  vergteiehen. 

Gehen  wir  nun  an  den  Haupttheil  der  Schrift,  die  dnOtf^iA 
y^iaxa.  Ich  sage:  Haupttheil,  weil  er  es  numerisch  ist,  nicht  aber  w«!!! 
er  es  sachgemäss  auch  sein  soll;  denn  in  dieser  Form  der  Lebna 
beschreibung  können  abgerissene  Aussprüche  und  S»  r  \i\ 

j Hauptsache,  sondern  nur  Belege  für  die  voraus  angt 
[sein  uud  dürfen  nicht  den  bei  weitem  grAssten  Tbetl  d«er  Schf 
[Beschlag  nehmen,  wenn  sie  dieselbe  nicht  gegen  alle  hikiani^ 
[Grundsätze  unsymmetrisch  und  unharmonisch  machen   und  so  rS^ 
Jnnstalten  sollen.  Wir  legen .  wie  oben  bemerkt,  anf  die  Bescheide* 
[heitsformel  in  c. 67:  rcrtra  oA/ya  nivv  ^x  noXKiov  vni^vr^fimtY0i\ 
[kein  besonderes  Gewicht:  aber  dass  Lukian  die  kurzo 
[nicht  mit  einer  unverhältnismässigen  Anzahl  von    fr 
fftherfrtllen  wollt-e,  sagt  er  uns  zum  üeberflusse  an  ;i 

lA'Y/a/  df  tvia  ftaga^toi^m  tiZy^ ,  .v/r*  avrov  /  ^ 
Ifiücksicht  auf  den  vielleicht  absichtlich  beschränkten 
LSchrift  wäre  nach  dem  Sinne  des  Wortes  ivta  mit  zehn 
[Aussprüchen  hinlänglich  Wort  gehalten-  Nun  ergiesst 
[ganzes  Füllhorn  und  wir  finden  unter  67  cc.  nur  1 5  der  ^ciüiaei^ 
[zugewiesen  und  52  mit  Aussprüchen  angefüllt. 

Bei  aller  Zemssenheit  und  Ausser  ni 

Ißchaft  und  Zusammengehörigkeit  der  ein/j  - 

[wolthuen<K  dass  wenigstens  die  auf  dieselbe  Person  be 

[löerkungen  neben  einander  stehen.  So  finden  wir  die  dr. 

rinus  ertheilten  Antworten  in  cc.  12  u.  13  vereinigt  unJ  ^im  i, 

[dem  Hei  ödes  Atticus  gewordene  Bescheide  nach  einander  in  ec.  i4l 

»25.  Es  soll  damit  kein  Voraug  der  Schrift  gerühmt  werden;  deco  ^ 

Aneinanderreihung  von  Vorgängen,  welche   nach  Person  und  SiA« 

zusammengehören ,    wie   einerseits   die    Verspottung  des  Eutmcbia 

Favorinus  und  andererseits  der  Tadel  über  des  Herodes  öbertnA^i^  | 

Trauer,  ist  dort,  wo  den  Schriftsteller  kein  anderer  Zweck  leitet,  i 

Betbstverständlich.  Wenn  nun  auch  durch  dieses  System  ein  Htm  | 

[and  wir  eine  Erzählung,  welche  sachlich  und  \>>  ■   '    *    '  '^ 

125  gehurt,  in  c.  33  finden,  so  dQrfen  wir  über 

in  der  Anordnung  der  einzelnen  Aussprüche  doch  ans<»r  iWir«« 


J.  Schwan,  lieber  LakiAO«  IXmonAX.  57S 

Rchcn,  wenn  nicht  die  VermathiiDg  gestattet  ist,  dass  eine 
B  Haad  villkfirliche  Einschiebnngen  Torgenommen  habe.  Ferner 
rt  es  £isi  nngiaublich,  dass  Lukian  einen  glatten  Kinderwiti  wie 
f  dialektische  Witzeleien  wie  cc.  29  u.  59 ,  die  er  sonst  selber 
ch  bospMteK,  Wortspiele  wie  cc.  19,  47,  53  u.  54  und  andere 
icheiBlich  schon  damals  landläufige  Spässe  und  Witze  wie  cc.  39, 
6  o.  52  dem  Demonaz  in  den  Mund  gelegt  habe,  was  auch  immer 
veck  der  Schrift  sein  mag.  Bei  manchen  Aussprüchen  steht  sogar 
rigiiialitit  nicht  ausser  Zweifel.  So  erinnert  c.  18  an  Stob.  Fl. 
S :  2Sunt^a%rfg  idcur  ftaQaxioy  nXovoioy  xai  dnoudivroy  liot\ 
ffveovr  dniiganodoy.  Die  treffende  Abfertigung  des  grossspre- 
A»u  Sidoniers  in  c.  14  könnte  ein  verfeinerter  Extract  aus 
8  1,  2  sein,  wo  Herodes  Atticns  einen  prahlerischen  Stoiker  in 
freilich  etwas  weitläufigeren  Weise  zum  Schweigen  bringt.  Auf- 
i  ferner  ist  die  theilweise  Uebereinstimmung  des  c.  26  mit 
m  I,  10.  Da  finden  wir  die  iw  toI^  ofitkicug  navv  d^xaioa^  xai 
;  opofiaai  xiffifi^^^oi  in  dem  ^adulescens  voces  nimis  priscas  et 
m  iD  qnotidianis  commnnibusque  sermonibus  expromens^  wieder, 
owie  FaTorinns  (bei  Gellius) :  Tu  autem ,  proinde  quasi  cum 
ETandri  nunc  loquare,  sermone  uteris,  sagt  Demonai:  av 
I  wg  in  'Aya^i^voyoq  dnoxQiyr^.  Natürlich  bezeichnet  Favo- 
in  Italien  die  alte  Zeit  mit  ETander  und  Demonaz  in  Griechen- 
■it  Agamemnon.  C  45  klingt  wie  eine  halbgelungene  Nachbil- 
der schönen  Antwort  des  Gorgias  bei  Aelian  V.  H.  II,  35 : 
c  vTiPog  a^eioi  /laQontajaji&ia^m  %t^  ddüuptfi.  C.  51  mahnt 
reisbar  an  Zenons  Ausspruch  bei  Stob.  Fl.  XXXX VI,  19 :  'ff  (fvoit; 
fUirray  §iiv  filay,  dvo  di  una  naQiaxtVy  iva  dmlaaioya  wv 
&  mouüfi&f.  Die  Verfügung,  welche  Demonaz  in  c.  66  über 
Beerdigung  trifft,  erinnert,  wie  schon  Drucker  ')  bemerkt  hat, 
»  Antwort  des  Diogenes  (Tg^.  Cic.  Disp.  Tusc.  I,  43, 104).  Da- 
sind andere,  die  entweder  zur  Beleuchtung  des  demenaktischen 
kters  Tonfiglich  geeignet  sind  oder  den  lukianischen  Anschau- 
i  so  sehr  entsprechen,  dass  sie  wie  Befraine  aus  anderen  echten 
Üen  klingen.  Aussprüche,  die  sich  im  strengen  Sinne  mit  dieser 
imation  ausweisen^),  finde  ich  ausser  c.  11,  wo  aber  von  der 
ierenden  Erzählung  abzusehen  ist,  nur  vierzehn,  und  zwar 
\,  13,  20,  21,  24,  25,  28,  32,  34,  37,  48,  50,  56  und  61.  Mit 
oder  weniger  Wahrscheinlichkeit  können  auch  noch  die  cc.  18, 


■)  Tom,  IL  p.  517:  Qoodutrum  profectum  sit  a  Demonacte,  decori 
ntione  neffligente,  et  annon  ei  Diogenls  bistoria  buc  translatuin, 
B  iudicio  denniendam  relinquimas. 

*)  Best&tiguDg  in  anderen  Schriften  finden:  c.  12  o.  13  im  Ev- 
r  c  7,  wo  von  derselben  Person  und  Sache  gehandelt  wird.  Ausser- 
gL  an  c  13  den  wöi-tlichen  Gleicblaut  im  Euvoirog  c.  9.  Zu  c  12 
och  Evp.  c.  12,  Kinxog  c.  14.  —  c.  24,  25  und  vielleicbt  33  in 
hrift  mal  n^vSovg,  —  c  26  im  ^Prjrogtjv  MdaxaXog  c.  17.  — 
in  Jgaairat  c  8.  -  c.  50  im  XiyQivog  c  28,  Jqanixm  C  33, 
k  c  14,  n^Ql  oqx^^^^  '*.  5,  'Pijf.  Mdex,  c.  23. 


574  A.  Schwarz,  Ueber  Lukians  Demonax. 

26,  30,  33,  55  und  62  als  echt  vertheidigt  werden.  Alles  Uebri^e 
ist  entweder  tendenziöse  Einschaltung,  wie  cc.  27,  15  und  17  oder 
zwecklose  Vermehrung  der  Sammlung  tuv  evotoxiog  %b  Sfia  m 
dareiiog  Xekeyftivov, 

So  fest  wir  Ton  der  Verstümmelung  und  Zerrüttung  der  eig«t- 
lichen  Schilderung,  besonders  der  cc.  3 — 10  übenengt  sind,  oadiQ 
wahrscheinlich  es  uns  ist,  dass  die  von  Lukian  sur  Beleuchtung  dn 
Charakters  des  Demonax  beigefügten  Aussprüche  durch  nachtrti^icbi 
Zugaben,  ohne  Bäcksicht,  ob  sie  dem  Zwecke  entsprechen  oder  nkkt, 
in  ausgedehntem  Masse  vermehrt  worden  seien  —  ebenso  mokker 
fühlen  wir  uns  in  der  Beantwortung  der  Frage,  wer  dies  getbaa  habt 
und  ans  welchem  Grunde  es  geschehen  sei.  Die  Vermuthang  hiirtber 
(denn  auf  eine  solche  müssen  wir  uns  beschränken)  entstund  MX 
aus  dem  Bestreben  überhaupt  eine  Erklärung  für  dLiese  Sachlage  n 
finden .  sondern  sie  drängte  sich  von  selber  gerade  an  den  krankui 
Stellen,  und  zwar  gleichzeitig  mit  der  Erkenntnis  von  dem  Verderbiis 
derselben  auf. 

In  cc.  7  -  10  finden  sich  christliche  Anklänge.  So  mahnt  «m 
das  tüv  fiiv  afiafTfifiatunf  wx9rjntevo,  TOig  di  afiafvavovQi  avmr 
•/lyvitHj-^e  in  c.  7  an  den  Satz,  welchen  Joannes  Dainasoenua  in  seiMi 
Parallela  sacra  I,  p.  1202  ed.  Migne  aus  Clemens  Alexandrinas  (Stna. 
1.  IV  c.  14,  vol.  I,  p.  1300  ed.  Migne)  anführt:  To  di  uyankf 
Toig  ix^Qoig  ov%  äyanüv  ro  iui%bv  liyu  ovdi  daeßaiav  aide  ftm* 
Xsiav  ^  xXoTtfjVf  dXÜi  zov  nikiitTr^v  xai  rov  uoi%6v  •  oi  iut&*  S  ^lOfr 
fdvet .  xer/  Tfj  noiq  ive^yalif  fnokivei  ttjp  av&^nov  TruoafffOfita^t 
y.aS^  o  di  av&Q(07v6g  iari  xai  cQyov  &€oi\  Zur  Charaktmatik  das 
c.  9,  wo  uns  Demonax  als  allgemeiner  Friedensstifter  vorgeslaUt  wird, 
brauchen  wir  nur  einen  bekannten  Ausspruch  aus  den  Briefai  des 
Basilins  (ep.  CXIIII,  p.  528  ed.  Migne) :  Ovdiv  yaQ  <wr€og  idio»  hu 
XQiotioivov  (ig  TO  dfrjPOTtoeiv  anzuführen  und  auf  den  ETangelistan 
Matthaeus  V,  9 :  MaiuxQiot  oi  dqtpfOTtoiol,  ori  nai  ovroi  vioi  «^eof 
y^lr^^aovtai  zu  verweisen.  Bezüglich  der  Freundschaft ,  die  in  den 
Worten:  (pllog  ftiv  ^  aftooiv  xai  ovk  i'ativ  oVrinr  ovx  olmör 
ho^utiv,  av'^Qitmov  ye  owa  zu  Tage  tritt,  würden  wir  nicht  aof  den 
Widerspruch  aufmerksam  machen,  der  zwischen  dem  Wesen  derselben 
und  dem  kynischen  Grundsatze:  €lg  kovrov  ovdspog  dsia9ai  liegt, 
da  dieselbe  wenigstens  iu  der  Lehre  der  Stoiker,  wornach  jede  ein- 
zelne Psyche  ein  Theil  der  Weltseele  ist ,  somit  alle  Seelen  derselben 
Mutter  Kinder  sind,  begründet  ist  und  besonders  von  den  Stoikern 
der  Eaiserzeit  mit  Nachdruck  gelehrt  und  gefordei*t  wird,  wenn  nicht 
gerade  der  Ausdruck  den  christlichen  Ursprung  verriethe.  Aus  den 
vielen  Belegen ,  die  sich  hiefür  anführen  Hessen ,  verweisen  wir  noch 
einmal  auf  das  Citat  aus  Clemens  Alexandrinus  und  erwähnen  dazu 
des  Lactantius  Ausspruch  (Inst.  div.  V,  10):  Pietas  apud  eos  est, 
qui  concordiam  cum  omnibus  servant,  qui  amici  sunt  etiam  inimicis« 
qui  omnes  homines  pro  fratribus  dillgunt.  Ja  vielleicht  kann  Lukian 
selbst,   welcher  dieser  allgemeinen  brüderlichen  Nächstenliebe  ikm 


hlb 


*      t  ' t* n Worten ;  o  vniio^lrtjg a  /iQitftoi; i'/riiaip airov^; 

c  €}^v  AlXrjXiou  ausdrücklich  nur  für  d«n  oügen 

\t*\o  dtir  '  '  kennt  M,  gegen  seinen  Interpolator 

w^iTcD    de-  I       «rs  des  <jp/iot;  #/»'  anaai   xai  ovy. 

'ipiiva  otJX  otx€/i>i'  ^i'^^fC«»'  als  BelaBtungst^uge  iinfgoruton 

Am  aofi^iUeudsten  erf<cheint  jedoch  der  Aasdruck  ikav^aQia 
fM|ft  in  c.  8,  Kr  mahnt  uns  in  der  chrigtlich  gefärbten  Umgebung 
l»l>mi»!>ar  an  fii«  «,«wige  Seligkeit,"^  Dazu  entsprieht  kjjff^rj  ta^ 
ifm^täw  xt^  '  «1er  heidnischen  Annch&uung  von  dem  Leben  nach 

im  T4i4<^ ,  .  oitt  aber,  als  Zustand  im  *]enseits  gedacht,  setzt 
iM9eiliiitbewu8«t<%  persönliche  Existenz  voraus,  wie  sie  das  Christen*' 
ikum  lehrt,  steht  algo  mit  derAt^'n^r^  in  Widerspruch  und  dai'f  als  ein 
«ikr^ehemltch  chriatliches  Einschiebgel  betrachtet  werden.  Wenn 
■u  gi0g«Q  iüese  unsere  Bemerkung  einwendet,  Demonax  sei  vorherT' 
fcleodSimker;  denn  stoisch  mi  sein  ilrundsatz  €1^  mvtov  oüspo^ 
ia^rn «  Btoisch  sei  seine  Ansicht  von  den  Glücksgdteru  (c.  8)^  sein 
Ttä  m  endlich  eine  i^aywyt];  so  s^i  auch  seine  Anschanung  von  der 
fVrtdaiter  km  Jenseits  eine  stoische ,  womach  es  ein  Fortleben  nach 
teTöde  von  iiubeatimmtfir  Dauer  gebe,  und  wie  Demonax  (c,  II) 
iMgUcb  der  Volksreiigion  mit  Seneca  übereinstimme ,  so  k5nne  er 
Mdi  du»  Anajcht  desselben  vom  Leben  im  Jenseits  theilen  und  Seneea 
wmn^  d^n  Sterbetag  den  Geburtstag  der  Ewigkeit,  und  seine  'aeteroa 
feioiee*  und  'aeterna  pax'  (Cons.  ad  Marc.  24,  5  und  19,  6)  sei  mMt< 
tailires  als  die  iXev&e^^x  fAoyLQa  des  Demonax  —  so  wollen  wir  im 
iÜl|imem<»D  gegen  den  Stoicismus  des  Demonax  nicht  streiten, 
vieviri  nr  ihn  f&r  einen  Kyniker  halten ;  aber  gegen  diesen  Unsterb- 
lidikiitaglaaben  sprechen  erstens  die  Antworten  in  c.  43  und  32, 
Itfin  erste  diese  Anschaunng  wenigstens  anentschieden  l&sst ,  die 
wmil9  aber  bestimmt  abweist.  Aber  selbst  wenn  diese  zwei  Aussprüche 
—  wm  wir  bezüglich  c,  32  durchans  nicht  glauben ;  denn  es  ist  dies 
«o«*<  Inkimnische  Anschaunng  —  dem  Demonax  erst  später  beigelegt 
•^rien  witen,  so  ist  es»  wenn  die  Schrift  eine  historische  Grundlage 
let,  Hlli^  anbegreiüich ,  dassLukian,  der  an  keinerlei  Fortdauer 
oaci  dem  Tode  in  was  immer  für  einer  Form  und  Dauer  glaubt,  einen 
Mian,  deji*9en  Lehre  in  einem  so  wichtigen  Puncte  von  seiner  Ansicht 
il^tiiciit,  sieb  cor  Verherrlichung  gewählt  habe,  dass,  wenn  wir  aucb 
f .  1 10  Rechnung  riehen ,  er  diesen  Mann  allen  angehenden  Phile* 
jep^n  zym  Vorbilde  hinstellt  und  dass  er  endlich  mit  demaelben 

jahrelangen*)  Umgang  gepflogen,  ohne  dass  eine  Meinungs- 

fig  atsttgelhüdm  hätte.  Ist  der  Zweck  der  Schrift  aber  ein 
,  90  bleibt  es  gleichtalls  rathselhaft,  dass  Lukian  diej»ee 

mit  Onindisiiaea  aesstettetet  die  »einer  eigenen  Ueberzougung 
reellen. 


*i  1a  attfiaUender  Uebereiastimmung  mit  Matth.   23,   8:   ik   ynf 
(ta*  int  ufinttffov  des  C.  1  auf  Wenif«ten8  5t«?hn 


576 


A,  Schwarz,  Üeber  Kukians  Dciuomüi, 


Wir  kommen  nun  auf  c-  11  zuröck»   Das  HaupigeM 
ganxen  Processhchilderung  lieg^t,  wie  früher  bemerkt,  iu 
Worten  des  Demoiiai  gogen  die  Klagepuncte ,  das  üebrige 
scbmückußg.  Sie  sind  gegen  die  Opfer  und  Mysterien  gerid 
soll  nicht  in  Abrede  gestellt  werden,  dass  die  Heiden  auel 
Berübrnng  mit  dem  Cbristenthume  zu  den  von  Demonait  !/»niii.* 
Ansichten  gelangen  konnten  und  wirklich  gelangten  (l^ 
Opfer  8.  2.  B.  Senecä  ep.  95^  47;  das  Priucip  sprach  scbuu^ 
aus  Xen.  Co  mm.  I»  3,  3.).  Aber  vorzüglich  waren  es  die  chJM 
Apologeten,  woleLe  diese  Institutionen  des  Heidenthums  als  p 
Anhaltspuncte  zu  Gegenangriffen  ausnützten.  Schon  in  den  , 
aißtXkia/.ot\  die,  soweit  sie  von  Christen  herstaramen»  unti 
und  den  Ant^niuen  verfasst  sind  *),  heisst  es  1.  Vlll,  vv.  M 
Xtitg  ötipwvii  Beip  ^vr^roi  airivdovci  tov  dvop,  ^ig  oi 
ovT€g  Iti  axQriaioiat  ^eotmif  Vgl*  ferner  vv,  333 — 335» 
490  ff.  Athenagoras  sagt  in  seiner  ^ftQiüfiua  niqi  Xqtatiat'Uf^ 
2  —  3  (od.  Lindnor  1774):  *0  %ovdi  toi  narrog  ör^ti 
ficttrq  ov  deirai  cäfiuroQ  ovSf  Ktiaatjg  oväi  trjg  anu 
xm   d^v^ita^iaTiov   tmoMag.    otap  ä*   ijiaiqoj^iv    de 
ait(p^  noiag  eVi  XQiiav  iKato^ißrß  tx^i;  tl  d>'  fwt  r  Ä^;       . 
tüy  ftij  daitm  6  i^^og;  rMtiOt  7fqttaiffqitv  äiov  drai/Ltantor  ^ 
xai    irjp  koyi^ii^t^   itQocafHy  XatQtiay,   Aehnlich  MinuciQ 
Octav.  ü.  32  (ed,  Halm  1867),  Bezüglich  der  Mysterien  s. 
Min»  Felix,  Octav.  c.  22,  1—4.  Athenagoras  beschr 
c.  27,  11  auf  eine  kurze  Bemerknng.  Nun  w^illen  \m 
behaupten ,  dass  diese  zwei  Antworten  von  einem  Cbr 
monax  nachträglich  in  den  Mund  gelegt  worden  seien  ^ J 
erkennen  sie  ohne  Bedenken  als  von  Lukian  stammend  an,  < 
seiner  religiösen  Denkweise  im  vollsten  Einklänge  stehen* 
und  dai'an  halten  wir  fest  —  sie  kamen  von  Lnki&n^  wie  i 
Aüstfpriche,  in  knapper  Form  ohne  Aufputz  und  Eii 
Christen  aber  mussten  diese  zwei  Aussprüche,  deren ^ 
Apologeten  seines  Glaubens  eine  immer  sichei^  Waffe  war« 
Münde  eines  Heiden ,  und  xwar  eines  solchen»  welcher, 
nur  in  beschränktem  Sinne»  als  Muster  hingestellt  wurde,  wilj 
Sprüche  erscheinen;  er  mnsste  in  ihnen  wahre  Ede!^ 
werth  waren  vom  Haufen  der  nbrigen  abgesondert  \ 
kende  und  ihren  Glanz  erhöhende  Fassung  gebracht  7,u  wür 
ernster  also  und  feierlicher  der  Anlass  war,  mit  dem  sie  in  Verla; 
gebracht  wurden,  desto  grösser  rnnsste  der  Effect  der  An 
werden.  Hierin  liegt  nicht  nur  die  Efkläroug  der  ab^sasend 
bildung  der  sokratischen  Anklage  unS  der  Schlüssel  2U  der  i 
in  Widerspruch  stehenden  Erzählung,  sondern  auch  die 
über  die  allgemeine  Geistesrichtuug  desjenigen,  welcher  die 
Hingen  vorgenommen  hat.  Er  war  ein  Christ.  Ich  schliosse  i 


')  Vgl  die  £ii|leitang  m  densölben  Von  Fnedlieb  18M»{ 


wt*  D«ber  LulüAiie  Demonftx. 


5T7 


T.ukiau  sehr  verdienieQ  FriUsche,  dügs  ein 

i  eutdeekte  LQcke  nach  c.  11  verscbuldet 

Uäfl  umU  dein  6i&berigaii  wol    sagen :   mit  i$peci<?llereii 

;  ao^  bIb  die  sind »  au£  welchen  er  sie  aufstellt;  denn  mit  der 

pe;  *quod  ai  Luciaiius  nonsine  religionis  christianae  insectatione 

lägst  Aldi  der  ganze  Lulnan  durchlöchern.  Ancb  mässte  ich 

sÜmmaug  be^cbräuken,  wenn  Fritzsche  ontar  'monachi'  nar 

lt.    "  '     *'      iie  verstünde;    '  *i  halte  die  Lücken*  Ein- 

abi^<  .iehuügen  im     ^  c   fiir  alter  als  den  heil. 

So  sehr  sich  die  Christen  der  drei  ersten  Jahrhunderte  als  die 

Tiag^r  dfl«  die»  Znknnft  rettenden  and  beherrschenden  Principe*  als 

,dai   äah   der   Erde^    ftkhlten,   bo   zwang   sie   doch   ihre  iuaer* 

Iklie  Lage  den  Kampf  gegen  das  nach  immer  die  Welt  regiereode 

Bädflatluim  mit  Zurückhaltung  und  kluger  Berecbmuif  so 

flUntm  Nicht  ai  lu  oder  l^folgten  den  freimüthigen ,  ber- 

UrtinltrndfiTi  Tou  eiutt-s  JußtinuH  od«>r  Tatianns.  Kann  man  auch 

imm  etrifitlicben  Dichtern,  welche  ihren  Groll  gegen  das  Heiden* 

thmo  heimlich  juif  die  Zunge  heidnischer  Sibyllen  legten,  nicht  so 

lekr  die  Tendenz    zu^hreiben    dnrch  ihre  Drohungen  and  Schre- 

fl4a«propbe2eiangen   bekehrend   auf  die  Heiden  wirken  zu  wollen, 

ilft  rälmeihr  das  Be.^treben   die  Christen  in  ihrem  Mathe  und  Vir** 

taMi  tu  bestärkten ,  su  dnrf  doch  die  bestimmte  Absicht  di«  eluist* 

liciie  Lftlire  den  Heideu  aut   eine  ein  Inde  Art    n&her  zu 

itekin  and  diese  dafOr  zu  gewinnen  «  <i  iit  verkannt  werden« 

nfja  is«  wie  beMvnders  bei  Miuucius  Fetix«  in  auffallender  Weise 

tanaiadcD  wird  allm  Dograatisch«,  was  sich  auf  die  Person  Christa, 

«alle  M«kn§«bwerdang,  Aaferstehung  n.  dergl.  bezieht  und  was  die 

ttiitfeii  selbst  ihre  Mjsterien  nannten,  in  das  Befsiob  der  Discussiun 

tattahtii»  wenn  f^mar  das  ChriBtonthnm  6fler8  geradezu  als  eine 

^Idot^pbtacbo  Lelire  bezeichnet  wird  ^)    und  Minuctu?^  Felii,  Gel 

cKt  den  berühmten  8cblnss  zieht:  ^aut  nunc  Christiano^  phitosophoH 

mm  ml  philotophos  fuiss«  iam  tunc  Christiauos',   weswegen  philo- 

la^kiach  gebildete  Heidon  es  auch  tielfacb  als  eine  solche  betrachteten 

mid  hei  ihrem  Ueliertritte  zu  demselben  selbst  den  Philosophonmantel 

Mehirtlan  (S.Justin.  DiaL  c.  Jnd.  Tryph.  c.  1).  Am  dentliehsteu 

9fM^  die  kbig  berechnende  Methode  der  Christen  aus  den  zwei  die 

AiUif«  der  Christen  betreffenden  Hescripten,  deren  eines  (bei  Justin, 

k^l  I^  c  69  und  Eusebius  H.  E,  IV,  c,  9)  dem  Kaiser  Hadrian,  das 

litoe  iroo  Justin.  Apol.  I,  c.  70  dem  Antoninus  Pias,  aber  ¥on 

iMtbtus  H.  K.  IV,  i\  13  dem  Marc  Anrel  zugeschrieben  wird,  die 

ilMi  beide»  wie  auch  die  Sendschreiben,  welche  Antoninus  Pins 

mä  Laiisa.  TItessalonike  und  Athen  zum  Schutze  der  Christen  er 


I     *)  a   die   ErkUxuntr  d<-s   Bischofs  Melito    bei   Bnsebiug  IV,  26; 
Ika.  Orsi.  c  Gr.  c  35/ 

lOnll  f.  «^  A«tarr.  Urmn.  IKTk.    Vtll     i.  i\    n^tx  37 


578 


Ä,  Schwan,  Lieber  Luklans 


lassen  babeu  soll,  ErdichtungeD  sind  ')«  utii  das  »ti 
Edict  an  den  Jüngern  Plinius  (si  deferantnr  et  ai 
sunt)  abzuschwächen  nnd  zu  verdrängen.  Bei  djei 
sehr  wählerischen  Auslangen  nach  Stützen  und  Mitteti 
das  Christenthum  den  Heiden  annehmbar  zu  Tuaehen  un 
liehe  Meinung  umzustimmen,  auderei-seits  den  herrschen 
zu  untergraben^  dürften  die  Christen  besonders  des  drittel 
Jahrhunderts»  wo  der  literarische  Kampf  langst  begoh 
gebildeten  Classen  in  sein  Bereich  gezogen  hatte ,  unsoti 
einen  kräftigen ,  wenn  auch  unfreiwilligen  *)  Bumlesgai 
kommen  geheissen  und  darum  seine  Schriften  nicht  blos ! 
gelesen,  sondern  auch  ihre  Verbreitung  mriglichsi  beföj 
denn  eine  wirksamere  Polemik  gegen  den  heidnischen' 

Lnkian  in  den  rel igiös- satirischen  Schriften  Zctf^fJUyjfö 
TQoyiltdfjg,  Setüv  diakayoi  und  anderen  konnte  auch  der| 
Christ  nicht  führen.  Wenn  sich  nun  in  den  Werken  dii 
genossen  eine  Schrift  fand,  welche  ein  Ideal  der  Lebensi 
zustellen  vorgab  und,  wenn  der  Held  dieser  Schrift  bei  a 
senden  Kenntnis  aller  philosophischen  Systeme  überzeug 
heidnischen  Religionsgebräuche  vernachlässigt,  die  SittetI 
weise  der  Heiden  in  vielen  Beziehungen  vernrtheUt,  t 
sittlich  lebt,  allen  äusseren  Putz  verschmäht,  mit  Jedermi 
freundlich  verkehrt  und  darum  von  allen  bewundert  und 
kurz  in  seinen  religiösen  Anschauungen  mit  der  negati 
der  Christen  vielfach  übereinstimmt  und  im  gesellöchaffc 
ihre  Grundsätze  befolgt ,  so  mochte  wol  das  Bedauern  i 
dass  dieses  von  einem  Heiden  mit  mancherlei  christliehl 
formte  Ideal  im  Ganzen  den  heidnischen  Typus  noch  bI 
sich  trage  und  mit  dem  Bedauern  sich  das  Verlangen  g«I1 
haben  dieses  Ideal  nach  der  christlichen  Seite  hin  % 
Und  dass  an  dorn  Philosophen-Ideale,  welches  Lukian  i 
seines  Gmndsatzes:  oidiv  iVre^if'g,  seiner  Ansichten' 
und  Unsterblichkeit  ^  seiner  Abneigung  gegen  allen  Zui 
blinden  Sectengeist  aufgerichtet  hatte«   besonders   eiQ 


•)  Vgl.  Ferd,    Chr*   Baur    Kirchcnffeech.    der   drei 
hunderte  1863,  S.  441  £  Er  sagt  S,  444:  7n  jedem  Falle 
wie  d«8  andere  ein   neuer  Beleg  dafür,   welcher  jj*— '^'»^-^ 
wofern   sie  nur   im  Interesse  des  Chris teuth ums   / 
Zeit  fähig  war/  —  Tzschivner,  Fall   Jes  Heidei::.. 
u,  304  hält  das  Kdict  Hadrians  noch  fftr  echt;  ihm 
Bedenken  (TheoL  Jahrb.  1856  S,  387  ff.)  mcht  bekam 

*)  Ich  brauche  nicht  zu  versichern,  daas  La  C-, 
mich  nicht  bewogen  haben  in  Lukian  einen  verkappten  ChriJ 
leugne  aber  auch  der  Darstellung  Ad.  Flanck'8  («Lok.  d 
tbum«  in  den  theoL  Stud*  u.  Kritiken  1851,  4,  Uft.  8.  896  { 
daa»  JJfpfyon'of  eine  Satire  auf  den  Martjrrertod  dei  ■  i 
hatte  von  den  Christen  eine  viel  zu  geringe  Meii 
armen  Teufel"  (ro^oJa/^ov«;)  mehr  ab  einer  vorüber^- 
werth  erachtet  h&tte. 


A,  SdiUforg,  Uel)er  LukianH  Deiuonax.  579 

Vieles  umzumodelu  fand,  bedarf  keines  weitereu  Beweises, 
in  dieser  Intention  an  die  Aenderong  gieug,  musste  sich 
iten  Gesetze  machen ,  dass  der  Schrift  im  Allgemeinen  der 
»  Charakter  gewahrt  bleibe.  Er  musste  t^omit  die  Einschal- 
isifisch  christlicher  Glaubenssätze  möglichst  vermeiden; 
[ite  manches  gestiichen  oder  gemildert  werden ,  was  dem 
ume  entgegen  oder  feindlich  war  und  manches  durch  Sätze 
werden,  was  zu  Gunsten  der  christlichen  Anschauung  dem 
oae  widersprach ;  kurz  der  Held  sollte  in  das  Uebergangs- 
xn  Heidenthume  zum  Christenthume  gestellt  werden.  Mit 
■idpuncte  sind  unter  den  anoq>d'iyfiaxa  ausser  den  zwei 
^n  in  c.  11  noch  vereinbai*  cc.  15,  17,  18,  24,  25,  27,  33 
<lenen  wenigstens  c.  27  und  vielleicht  trotz  seiner  Besta- 
edQanhai  auch  c.  34  (Vgl.  yili^.  c.  38)  christlich-pole- 
echaltungen  sein  düi'ften. 

^egen  diese  unsere  Auffassung  spricht,  ist  nicht  so  sehr 

ige  Tod  des  Demonax ,  der  auf  Grund  des  philosophischen 

L<1  der  Ueberzeugung  erwählt,  den  aus  verwandten  Gründen 

breiten  Christen  weniger  befremdend  erscheinen  musste 

lIs  vielmehr  das  kleine  c.  32 ,  wo  Demonax  auf  die  Frage, 

d^e  för  unsterblich  halte,  antwortet:  l/i'^avozag,  aU,* 

Ob  der  christliche  Corrector  diese  Stelle  übersehen  oder 

dien  oder  dem  heidnischen  Charakter  der  Schrift  zu  Liebe 

Iren  lassen,  wollen  wir  nicht  entscheiden. 

i   wurde  nun  diese  Aenderung  voi-genommeuV  Wir  ver- 

das  Jahr  300,  wo  sich  bereits  viele  wissenschaftlich  und 

h  gebildete  Männer  dem  Christenthume  zugewendet  und 

)8)  selbst  in  heidnischen  Kreisen  sich  Ansehen  errungen 

Tzschirner  a.  a.  0.  S.  3G7  ff.).  Die  lange  Duldung,  welche 

seit  Gallienus  stillschweigend  zu  Theil  geworden  war, 

ertritt  gefahrlos  und  die  Aufmunterung  dazu  erfolgreich 

^  befand  sich  die  christliche  Kirche  in  den  ersteren 

\ren  Diocletians  (d.  i.  vor  303)  in  einem  blühenderen 

je  zuvor  (Euseb.  H.  E.  VIII,  c.  1).  Wir  dürfen  die 

och  nicht  nach  311  ansetzen,  wo  dui'ch  das  Beligions- 

Galerius  in  Gemeinschaft  mit  Constantin  und  Licinius 

die  Anerkennung  des  Christenthums  ausgesprochen 

:h  weniger  nach  313,  wo  das  von  Constantin  und 

\e  Edict  die  unbedingte  Beligionsfreiheit  prodamierte. 

die  heimlich  einschmeichelnde  Methode  überflüssig 

spricht  aber  der  langen,  unentschiedenen  Zeitlage 

\d  311,  was  jedoch  die  Annahme,  dass  die  Umge- 

kes  noch  in  die  letzte  Zeit  des  dritten  Jahrhunderts 

:hliesst ').   Auch  ist  es  wahrscheinlich ,   dass  die 

icht  auf  das  offene  Geätändnig  des  Hieronjmus  (ep. 
\8  die  Christen  die  heidnische  Literatur  nur  zar  Ver- 
lubenssätze  gebrauchen,  das  Ueberflüssige,  Unnütze, 

37» 


560  A,  Schwarg,  Ueber  Lnkians  Dein(»nu. 

11  rspr angliche  Schiift  neben  der  veränderten  sich  durch  längere  Zeit 
erhielt,  aber  in  demselben  Masse,  als  die  Ansbreitnog  des  ChriiieD- 
thums  fortschritt,  vernachlässigt  wurde  und  endlich  verloren  ginf. 

Wer  übrigens  immer  diese  Umgestaltung  Torgenommen  hitel 
mag  —  wir  müssen  es  tief  beklagen,  dass  eine  solche  Verheseenrng]»- 
mals  für  nothwendig  befunden  wurde;  denn  aus  allen  phUoBopkisdM 
Schriffcen  Lukian's  bekommen  wir  bis  auf  sehr  wenige  StrriflifMir 
von  seinen  philosophischen  Anschauungen  nur  ein  negatives  KM. 
Hier  hätten  wir  eine  klare  positive  Darstellung  der  lokianisdMi 
Auffassung ,  wie  er  sich  wenigstens  das  Wirken  und  Leben  der  K7- 
niker  als  richtig  dachte ,  gehabt ,  aber  der  übereifrige  uid  dibfli 
ungeschickte  Retoucheur  hat  das  Bild  getrübt  und  entsteOt  Weu 
ihm  der  Himmel  keinen  besseren  Lohn  dafür  gezahlt  hit,  ab  wir 
ihm  Dank  wissen,  so  hat  er  der  Mühe  Lohn  verloren. 

Noch  ein  paar  Worte  über  den  Verfasser  des  Sdorftnig! 
Dass  es  zur  Zeit  der  Abfassung  oder  der  Umgestaltung  des  i/f|fv- 
va^  eine  Schrift  SdtFt^tog  gegeben  hat,  steht  ausser  ZviiMi 
denn  die  Einleitung  sagt:  /re^t  fuev  ovv  Sühttootüv  h  SXlf 
ßißliiiß  yeyqantai  fioi.  Der  Verfasser  der  Einleitung  ist  auch  dir 
Autor  des  2tüa%q€nog.  Wenn  wir  oben  die  Vermuthuiig  begiiiM 
haben,  dass  Lukian  keinen  SdtnQorog^  folglich  auch  die  BintalfaqK 
nicht  geschrieben  habe,  so  müssen  wir  in  dem  Christen,  wdeker  in 
Jrjfidiva^  umgewandelt  hat,  auch  den  Verfasser  des  Stiotftnds 
buchen.  Es  fällt  auf,  dass  der  Verfasser  der  Einleitung  die jangoi 
Philosophen  der  Nothwendigkeit  entheben  wollte  ihre  Muster  nv 
unter  den  Alten  zu  suchen.  Er  modernisiert  daher  einen  von  LaUui 
überkommenen  Philosophen  zu  einer  halbchristlichen  Figur  and  Mlft 
sie  in  den  ehi-würdigen  Mantel  des  Sokrates.  Lag  in  dem  ßifiii» 
ntqi  2wüTQaTov  vielleicht  eine  ähnliche  Tendenz  ?  Konnte  der  ii 
der  Wildnis  lebende  Agathion  des  Philostratos  (Herakles  des  Bi- 
rodes),  um  den  seine  physische  Kraft  und  menschenfreundlidie  flc^ 
sinnnng  den  Nimbus  des  Herakles  gebreitet  hatte ,  nicht  noch  wA 
den  Attributen  eines  christlichen  Eremiten  ausgestattet  werdent 
Die  Nachrichten  melden :  Das  christliche  Asketenwesen  war  schoft 
im  zweiten  Jahrhundert  entstanden  und  hatte  sich  im  dritten  fnfi- 


<len  Götzendienst  and  die  zeitlichen  Dinge  Betreffende  aber  aoitaitiei 
und  wegschneiden,  läge  es  nahe  die  Corraption  des   Jfifimwt^  in  t\A 
christliches  Kloster  des  vierten  und  fünften  Jahrhunderts  zu  verlegoi 
Aber  abgesehen  von  der  unpassenden  Zeiilage  kann  ich  trotz  Hieresym 
und  BraumüUcr  (Bildungsznstand  der  Klöster  im  vierten  und  fliita 
Jahrhundert,  Landsbut  1856,  S.  14  ff.)  von  der  wissenschaftliehen  Thitigkfll 
dieser  Convente  aucli  nur  in  christlicher  Richtung  keine  hohe  MeiftBif 
fassen.   Jedenfalls  war  sie  auf  dos  Abschreiben  der  heiligen  und  apolo- 
getischen Sclirifken  beschrankt,  um  nur  die  eigenen  des  Ibsens  kaB«S>  i 
Conventualen .   deren   mitunter  Tausende  um   einen  Abt  sich  Bchiirta  1 
(Braumüller  S.  7),  eini^ermassen  mit  I^ectüre  zu  versehen.   Die  Vem-I 
Rtaltung  des  zf  luiah««^  hat  aber  einen  ganz  anderen  Zweck.  Sie  gekt  d«  | 
wankenden  Heiden  den  halben  Weg  entgegen.  ' 


A.  Sdtwarg,  Ueber  Lakians  Demonaz.  581 

frtKfdet  Antonius  war  um  270  in  die  Einöde  gegangen.  Wahrend 
Ar  leWeo  Verfolgungen  hatten  sich  yiele  Christen  in  die  Berge  und 
Fbteo  zarflckgezogen,  wo  sie  zumeist  ein  einsiedlerisches  Leben 
vean  sich  auch  mehi-ere  zu  klösterlichen  Gemeinden  ver- 
Betrachten  wir  den  Sostratos,  der  uns  bei  Philostratos 
AÜ  c.  7)  begegnet  ^) ,  wie  er  einsam  auf  den  böo tischen 
lebt,  mit  wilden  Thieren  kämpft,  mit  Fellen  sich  bekleidet, 
wJCIek  und  den  Liebesgaben  der  Bauei*n  sich  nährt  und  die 
Plibtrli8Bt,  wie  er  selbst  die  Milch  verschmäht,  welche  von  einer 
PMbaittnd  gemolken  wurde ,  wie  er  sich  femer  über  den  Werth 
0i  mpnllsedien  Sinfluss  der  gymnischen  und  musischen  Spiele  ver- 
IKftnd  lusaerty  so  sehen  wir  in  ihm  für  den  Veredler  des  Demonax 
da  mlbx  geeignetes  Object  zur  gleichen  Behandlung.  Wie  der  heid- 
lische  Eyniker,  verklärt  vom  Ruhmesglänze  des  Sokrates,  aber  auch 
iMgutattet  mit  der  christlichen  Friedensliebe  und  Milde,  und  ge- 
ait  den  Axigriffswaffen  der  Apologeten,  zwischen  Heidenthum 
Chxisteiitiium  steht,  so  bietet  sich  dieser  Sostratoe  eiuei-seits 

diu  wilden  Kampfeamuth,  in  welchem  er  die  Oefahren  heraus- 

^lui  «nd  mit  herkulischer  Kraffe  besteht,  andererseits  durch  seine 
,  ehrlose  und  entbehrungsreiche  Lebensweise ,  sowie  durch 
kUst&adiges  Denken  und  seine  Oonsequenz  in  der  freiwilligen 
gleichsam  von  selbst  aU  ein  JiOttelglied  zwischen  der 
unbewuseteu  Bedürfnislosigkeit  der  Uncultur  und 
baigewftkiten ,  von  den  erkannten  Grenüssen  der  Welt  sich 
ifateadeaden  Eremitenleben  dar.  Diese  naheliegende  Ana- 
MM^i  es  uns  wahrscheinlich,  dass  derjenige»  welcher  den 
MX  christlich  gemildert  hat ,  mit  verwandtem  Bestreben  auch 
Apthion  des  Philostratos  zum  Gegenstande  seiner  Schrift- 
Bttchte,  somit  es  selber  ist,  welcher  das  ßißUov  rcegi 
rftnrot;  geschrieben  hat.  Ob  aber  die  Ausführung  unserer  Ver- 
•ntsprochen  hat,  lässt  sich  bei  der  Magerkeit  der  gegebenen 
ibe  allerdings  nicht  beweisen.  Es  fallen  jedoch  im  Ver- 
nr  Erzählung  des  Philostratos  zwei  Pancte  dieser  Angabe 
intens  die  ausführliche  Hervorhebung  der  Mühsale  dieses 
während  bei  Philostratos  nur  die  Genügsamkeit  hervortritt, 
svertens  das  für  die  übrigen  Menschen  wolthätige  Wirken ,  wol- 
ihiiMl  Philostratos  auf  das  ev^vfißokag  (Toig  yeutfifycSg)  beschränkt 
flUt  Aus  diesen  zwei  Angaben  liesse  sich  allerdings  vermuthen, 
der  Verfasser  es  darauf  abgesehen  gehabt ,  für  diese  Lebens- 
die  Anerkennung  und  Bewunderung  der  Mitwelt  zu  erregen. 
n.  Wenn  wir  endlich  von  den  Vermuthungen  und  Hypothesen 

Em  den  Urheber  und  die  Veranlassung  der  Corrnption  des  Jrjfidivct^ 
dem  Zwecke  der  ursprünglich  lukianischen  Schrift  übergehen, 
fneUeht  es  mit  demselben  woligen  Behagen ,  wie  wenn  man  aus 


*)  Die  Identität  des  Herakles  (Ajerathion)  bei  Philostratos  mit  dem 
iBitntoa  bei  Lnkian  warde  schon  von  Hemsterhuys  vormutluft  und  lässt 
\A  kaom  bezweifeln. 


58t  A.  Schwarz,  üeber  Lnkians  Domonax. 

sumpfigem  Grunde  auf  eine  gebahnte  Strasse  znrfickgel 
glauben  n&mlich  mit  dem  folgenden  Theile  unserer  I 
wieder  festeren  Boden  erreicht  zu  haben. 

Diejenigen,   welche    die  Echtheit  des  Jrj^iwva^ 
fragen  um  so  weniger  darnach ,  was  der  Verfasser  mit 
gewollt  habe,  als  sie  nicht  einmal  die  Gründe  der  Unechth< 
geben.   NurOlearins,  der,  wie  erwähnt,  die  Echtheit 
gibt  über  den  Zweck  der  Schrift  wenigstens  ein  negatives 
insofern  er  die  Biographie  als  ein  Märchen  (fabula  de  I 
bezeichnet  und  ihr  somit  die  historische  Basis  abspricht, 
aber,  welche  die  Schrift  für  eine  durchaus  lukianisehc 
erkennen,  dass  sie  eine  histori  sehe  Aufgabe  erfülle. 
Hermann  (a.  a.  0,  S.  220)  neigt  sich  der  Ansicht  zu 
Schrift  als  eine  rhetorische  zu  betrachten  sei. 

Obwol  wir  mit  unserer  AnflTassnng  der  Ansicht 
näher  stehen  als  der  aller  übrigen ,  müssen  wir  dieselb 
ihrer  Begründung  willen  bekämpfen.  Hermann  verweist  ( 
die  Vergleichung  des  Demonax  mit  Sostratos  (c.  1).  ^ 
durch  seine  physische  Kraft  eine  Naturmerkwürdigkeit  g( 
habe  Lukian  im  Demonax  „eine  Curiosität  im  Reiche  der  ] 
geschildert**.  Als  zweiter  Beweis  wird  die  mit  ^Hqaiikrfi 
waog  wahrscheinlich  gleichzeitige  Abfassung  der  Seh 
geben.  Ein  fest  begründeter  Nachweis ,  dass  Jrj^iwvaJ^^ 
rede  sei,  würde  uns  nicht  blos  manche  chronologische  Unw 
lichkeit  begreifen  lassen,  sondern  auch  den  wichtigste 
beseitigen ,  dass  nämlich  der  ßiag  mehr  eine  Sammlung 
oder  weniger  witzigen  Aussprüchen  als  eine  Lebensbe 
ist:  denn  dann  ist  die  Lebensbeschreibung  nur  die  dürfti 
Hülle  und  die  Aussprüche  sind  der  Körper,  das  Wesei 
ganzen  /Jrj/jupva^.  Allein  für  die  Behauptung,  diese  Sehr 
Prunkrede  und  speciell  eine  TTQoXahd  mit  gleichem  Z 
der  des  ^HQaxXfjg  und  Jiowaog,  fehlen  alle  übrigen  Anh 
besonders  die  Vergleichung  und  Folgerung,  die  der  Redi 
TrQolaXia  auf  sich  und  seine  Vorträge  zu  machen  pflegt, 
wir  sie  auch  als  eine  inidei^ig  nach  der  Art  der  elxoveg 
^aQtg  und  anderer  Schriften  gelten  lassen,  die  wie  ^dorgc 
Lukian  eine  solche  Schrift  je  geschrieben  hat,  eher  zui 
und  zur  schriftlichen  Verbreitung  als  zum  freien  Einleitun 
bestimmt  waren,  so  folgt  dies,  um  zunächst  vom  zweiten  ! 
reden,  doch  nicht  aus  der  Entstehungszeit  des  Jr^^twvai 
sicher  ^HQOuXtjg  und  Jiowaog  in  jene  Zeit  fallen ,  wo  1 
alter  Mann  wieder  zum  Wanderstabe  des  Sophisten  gegr 
ebenso  sicher  ist  es,  dass  /Jrj/auivaS  bei  seinen  vielen  Ar 
historischer  Persönlichkeiten  nirgends  in  die  Zeit  des 
hineinreicht,  sondern  auf  die  Zeit  Marc  Aureis  beschrä 
wo  Lukian  zu  Athen  im  Lichte  der  satirischen  Lampe  no» 
der  seiner  socialen  und  wissenschaftlichen  Welt  malt.    F 


X  Schwarg^  Ueber  Lakiiuis  Bettionas. 


588 


Boh  Ut  ilie  BenUnng  aof  Süstratos.  Die  ExiBtenz  diegos  Riesca 

'lexweifelö  Uabeu  wir  koineo  Gnmd.    Nun  war  aber  Sostratos  bei 

I  ni^pggrösse  von  acht  FustJ,  semor  übermenschlichen  Kraft^ 

,<]erIicbeuLebeas-  undErmihruQgBweise,  seiner  utetiscbeu'» 

üclit*«  Ge-  >serordentlicho  Erscheunmg,  dass 

Prunk  ,  «itz  der  Nachwelt  geschildert  äu 

llliyrdii  irr     V      ikllu:^   hätte  Lukiaoe  künsttensche^s  Talont 

Natulind risrhen  leicht  ein  Gegenatück  gegen  die  vor- 

cUJfJiten  8täilter  oder  gegen    die  geousssQchtigen    Kyuiker  zu 

neu  vermocht.    Allein  die  vorhandone  Inhaltsangabe  des  viirlore- 

Wcrk^s,  welche  mit  der  Darstellung  des  Philostratos  im  Weeent- 

i    für  eine  ähnliche  der   lukiauischou 

*'  Tendenz  nicht   den  geringsten  An* 

,  ÄjO  sonderbar  eiS  vom  lukiauischen  Stand» 

magp  nicht  der  Schrift  einen  andern  Zweck 

i&iarschiebeti  als  den  einer  historisch  getreuen  Schilderung.  Und 

Lukian,  seine  Autorschaft  des  c.   1   de«  Jr^^mvai  voraus- 

zt,  den  Uemonax  mit  Sostratos  in   eine  Parallele  bringt  und 

rie  diesen     '  "I    '      rdii^keit  seiner  Zeit  bezeichnet,  so 

pigt  diese  ^   ui  keinem  andern  Schlüsse ,  als 

[ikian  sich  deu&ttlbeu  Zwe^k  aucU  bei  Ji^fiütva^  vorgesets^t 

')ie  Verweisung  auf  ^wütqaio^  bekräftigt  somit  eher  den 

tilstoriachen  als   den  rhetorit^chen  Zweck  des   Jfiiti^va^,    Es 

..  '--"ft^m  Lukian  eine  tendenilose  Geschlchtschreibuug 

rische  ForBchungen  beschäftigten  ihn  so  wenig 

f>l.  r>iirl(iiriL^rn  und,  wo  er  als  Biograph ,  z,  B* 

Jtt    dr.  Alr^LuJros   auftritt,    da  liegt   schon  im 

Uuieu  eine  Tendenz  —  wer  nc\\  aber  bei  der  Zweckbestim- 

jM^^nhva^  auf  die  Inhaltsangabe  den  ^üHJtf^ottog  beruft^ 

den  historischeu  Zweck  der  Schrift  anerkenneni  darf  sie  nicht 

LPriuikrede  bejEeichnon. 

So  finden  wir  nun  alle  Yertbeldiger  der  Echtheit  auch  li^^Qg* 

der   /.werkbesUnimung  auf  dem  einen,  dem  historiachen 

^uucte  viuiMnigt.    Aber  eben  so  wenig,  als  selbst  mit  dem  Be* 

schweige  mit  der  Behauptung,  dass  Jr^^üvaS^  ein  MArcheft 

Unet-hiheii  de^  Stuckes  dargethan  wird  —  denn  es  kann  ja 

[vQtt  Lnkian  urdachte»  Märchen  sein  --  eben  so  wenig  wird  durcä 

iprachlichen  und  sachliclien  Beweis  der  Echtheit,  soweit  dieser 

ix  dji  Person  des  Demouaji  selber  betrifft,  die  Geschichtlichkeit  das 

en.  Und  doch  ist  die  L^  r  Friigie»  ob  Demouaa 

Li  Person  sei,  f&r  die  Si  ang  des  Zweckes  d«r 

|i  %iM  auüschJaggebender  Wirkung;    dt^nu  sobald  die  Bxistenx 

^9f>  hervorragenden  Philosophen  erwiesen  lat,  werden  geg^tL* 

lilatorischen  Zwecke  alle  anderen  Deutungen  unberechtigt 

lüsaig.   Aber  die  Existenz  des  Demonax  steht  bei  Weitem 

er  allem  Zweifel,  ja  wir  glauben  sii)  bei  aller  Ueberlegung 

itilniiieDdea  Polgen  eDt8cbieden  beatreiten  m  innsseii. 


584  A'  Sehwarg,  üeber  Lnkians  Demonai. 

1.  Wenn  wir  auch  von  c.  2  absehen,  wo  Demonax  den  jmigei 
Philosophen  als  das  der  Nacheiferong  wUrdig^ste  Vorbild  angepriesen    ^ 
wird,  so  hat  doch  die  ganze  Darstellung  die  unTorkennbare  Bichiug  r 
einen  Muaterphüosophen  in  seinem  Werden  und  Wesen  Torznfttbra.  \ 
Die  auf  Grund  einer  gediegenen  Vorlüldung  erstandene  philosophisdi-  \ 
religiöse  Ueberzeugung  gewährte  dem  Demonax  jene  psychische  Be-   je 
friedigung  and  heitere  Buhe ,  welche  ihn  im  socialen  Verkehre  so   j 
liebenswürdig  und  doch  so  imponierend  erscheinen  lless.  Sich  selbst  -'■. 
genug  brauchte  er  Niemand  und  färchtete  er  Niemand.  Er  hat  das   * 
Ziel  der  ganzen  nacharistotelischeD  Philosophie ,   die  innere  CBidt- 
seligkeit ,  gefunden  —  er  ist  ein  perfecter  Weiser.   Wo  in  aDen 
Schriften  Lukians,  die  von  Philosophie  oder  Philoeophen  handehl, 
vom  NiyQlvog  und  "^Efpiozifuog  bis  zur  /ifrolayla  findelmehdie 
Erklärung,  dass  je  ein  Philosoph  diesen  Zustand  errungen  hahe 
oder  dass  er  überhaupt  erreichbar  sei  ?   Ist  nicht  der  ganie  ^BmA* 
Tifwg  der  Beweis  d^  Gegentheils?  (aviq>ixtav  dv&fdft^  yb  owi 
c.  67).   Hmfteq^   dg  enog  elnelvy    Tteqi   ovov  OTuSg  fioxovtm, 
sagt  er  (EQfim.  c.  71;  vgl.  c.  75)  von  den  Philosophen  seiner  Zeit 
Movog   out   zev^ead-ai    xovxov  yuxl  cug^eiv  iaaimun^^    o   nfii 
aov  fÄaXa  TtokXot  x  ^yotd-oi  xot  wxvteQoi  na^a  ytoii 
diwKOVTeg  ov  xazelaßov;  sagt  er  zu  Hermotimoe  (c.  77; 
vgl.  MeviTtn.  c.  6)  von  den  Koryphäen  der  Vorzeit.   Dies  Uieh 
Lukian's  Ueberzeugung  sein  Leben  lang.  Er  erkennt  mehrfach  die  ver« 
trefiflichen  Lehren  der  alten  Philosophen  an  und  gibt  an  vielen  SteDaa 
seiner  Schriften  zu ,  dass  unter  den  Philosophen  seiner  Zeit  nebea 
den  Schwindlern  und  bewussten  Betrügern ,  ja  selbst  bewnsst  Be- 
trogenen (E^fÄOT.  c.  75),  auch  ehrlich  Strebende  (^A.  c.  37  u.  49: 
dkrj-^wg  q^ioaotplav  J^^kovvreg,  dlrj&aig  (piXoooq>ovvTegf  Jfgan. 

c.  15  u.  22:  OQ^dig  qxioofxpovyfsg)  sich  befinden.  Aber  dass  je- 
mals Einer  das  Ziel  der  Philosophie,  die  Vollkommenheit  und  GUkdi*' 
Seligkeit  erreicht  habe,  leugnet  er  überall  und  immer.  Die  "AmAofU^ 
schrieb  er  in  seinen  ältesten  Tagen;  sie  ist  vielleicht  seine  letzte 
Schrift.  Die  immer  gleiche  Wahrheitsliebe  hatte  ihn  gedrängt  eine 
scheinbare  Inconsequenz  in  seinen  Grundsätzen  zu  rechtfertigeo.  In 
Sieser  edlen  Stimmung,  getragen  vom  Geiste  reiner  Wahrhaftigknt 
und  frei  von  jedem  polemischen  Gedanken,  erklärt  der  vielerfidiraoe 
Greis  (c.  15):  Ich  bin  nie  einem  wahren  Weisen  (ir^v  m 
aoq>ov  vnwsxBaiv  dnonlr^govvTt)  begegnet.  Die  ganze  phile- 
sophische  Ueberzeugung  Lukians,  wie  er  sie  vom  beiläufig  40.  Jahn  • 
bis  zum  Tode  aufrecht  erhalten  hat ,  widerstreitet  der  Existenz  eines 
solchen  Philosophen.  Diese  Thatsache  halten  wir  für  so  wichtig, 
dass  wir  auf  derselben  selbst  begründeten  sachlichen  Einwendungen 
gegenüber  bestehen  müssten. 

2.  Der  Beweis ,  dass  Demonax  existiert  habe,  scheint  den  Ver- 
theidigem  der  Echtheit  nicht  mit  Unrecht  von  grossem  Belang  z« 
sein.  Denn  wenn  durch  andere  Zeugen  erwiesen  wird ,  dass  dieser 
Mann  zu  Lukian's  Zeit  gelebt  hat,  so  ist,  da  seine  Biognraphie  unter 


A.  Schwarg^  lieber  Lukians  Demonax.  585 

an  s  Sdu'iften  sich  findet,  das  Fundament  für  den  Beweis  der 
beit  gelegt.  Aber  dieser  Beweis  der  Oeschichtlichkeii  des  De- 
tx  ist  nicht  nnumstösslich  erbracht.  Man  darf  sich  föglich 
em ,  dass  von  dem  Manne ,  der  auf  Staatskosten  unter  Beglei- 
des  ganzen  Volkes  (c.  67)  von  den  Philosophen  zu  Grabe  ge- 
D  Würde,  dessen  gewöhnlicher  Buhesitz  nach  seinem  Tode  wie 
leilige  Stätte  bekr&nzt  wurde,  der  durch  sein  blosses  Erscheinen 
Yolksau&tand  dämpfte  (c.  64),  der  in  jedem  Hause,  in  das  er 
wie  ein  Gott  aufgenommen  wurde  (c.  63),  dem  man  in  Olympia 
«rnes  Standbild  errichten  wollte  (c.  57),  der  in  ganz  Griechen- 
ron Hohen  und  Niedern  geehrt  war  (c.  33)  —  dass  von  dieser 
ererecheinung  kein  anderer  gleichzeitiger  und  zunächst  nach« 
(der  Schriftsteller  etwas  gewusst  habe.  Am  auffallendsten  ist 
chweigen  des  Philostratos  sowol  im  Allgemeinen  als,  wenn 
auf  c.  1  BQcksicht  genommen  werden  muss,  besonders  des* 
u  weil  er  das  Gegenstück  dieses  geistigen  Riesen,  den  Sostratos, 
and  in  der  Lebensbeschreibung  des  Herodes  Atticus  ziemlich 
lirlich  behandelt.  Sollte  er  den  Demonax  deshalb  unerwähnt 
sen  hsben,  weil  ihn  Lukian  geschildert  hat?  Hier  reichen  wir 
Ml  Hypothese  der  Gehässigkeit  nicht  aus;  denn  sonst  hätte 
liratos  auch  den  Sosti-atos  nicht  erwähnen  dürfen,  den  Lnkian 
»lieh  ebenfalls  behandelt  hat.  Um  so  nachdrücklidier  wird  ?on 
ertheidigern  der  Echheit  auf  Eunapios,  Joannes  Stobaeus  und 
les  Damascenus  hingewiesen.  Es  ist  unzweifelhaft,  dass  Euna- 
lie  Schrift  Jrjfidiva^  gekannt,  und  annehmbar,  dass  er  dieselbe 
rar  gegenwärtigen  Fassung  gelesen  hat.  Er  sagt :  Aovyuoofb^ 
m^  airovömog  ig  ro  yekaad^ai,  JrjfiwpoKfog  ipiXoaoq^v 
imvovg  tovg  x/QO^ovg  ßiov  aveyQaxj^,  h  ixeiv^f  ve  zip 
Sf»  xai  äXlmg  Haxiazotq  dv  oiov  anovdaaag.  Aber  diese 
be  des  Ennapios,  der  im  J.  346  n.  Chr.,  somit  167  Jahre  nach 
Tode  des  Demonax  geboren  wurde,  beweist  nur,  dass  der  JijfÄW- 
renigstens  nicht  nach  360  verfasst  worden  ist.  Seine  Angabe 
die  Lebenszeit  dieses  Philosophen  (mar  ixeiwovg  vovg  xffO' 
I  stammt  höchst  wahrscheinlich  aus  derselben  Quelle,  aus  der 
Ab  holen,  aus  c  1  in  Verbindung  mit  cc.  3, 12,  24  usw.  des  Jrf- 
^.  Noch  weniger  Gewicht  können  wir  auf  die  Citate  des  Joan- 
kirtiaeas  legen ,  der  im  fünften  Jahrhundert  gelebt  hat  und  auf- 
ider  Weise  in  seinem  ganzen  Florilegium  von  Lukian  keine 
K  nimmt  und  von  Demonax  nur  zwei  Aussprüche  anführt.  Dass 
ber  den  Charakter  dieses  Demonax  nicht  ganz  im  Klaren  ge- 
D,  darfwol  daraus  geschlossen  werden ,  dass  der  eine  dieser 
Aussprüche  (6.  I,  S.  337  ed.  Meineke:  Bvr^zol  yeywveg  f^if 
'ä9^  imeq  ^sovg)  nicht  dem  Philosophen ,  sondern  dem  Tra- 
'  Demonax  zugehört  (vgl.  Nauck,  Tragicorum  graec.  fragm. 
[S).  Dagegen  ist  die  Proprietät  des  andern  Ausspruches :  Jr^^- 
if  i(l(OTrj9eigt  nore  rjQ^aio  q>iXoooq)€iv'  ore  nazayiyvuß- 
S  ügpi?»  efiavTOv  iQQ^dfir/y  (B.  L  S.  317),  wenn  Demonax  als 


586  A,  Schwargf  Ueber  LukianB  Demonax. 

Sokratiker  gilt,  nicht  in  Abrede  zu  stellen,  enthält  er  doch  gendein 
die  Definition  der  grundsatzlich  auf  die  Ethik  beschränkten  sofaiti- 
schen  Philosophie.  Endlich  wird  noch  Joannes  Damascenus  eitiert, 
der  in  seinen  Parallela  sacra  von  Demonax  zwei  Dicta  anfUit') 
Wenn  nun  aus  dem  Umstände,  dass  sich  bei  J.  Stobaens  and  J.  Di- 
mascenus  zusammen  drei  Ausspräche  des  Demonax  vorfinden,  die 
im  lukianischen  /Jr^^wva^  nicht  vorkommen ,  gefolgert  wird ,  diBB 
J.  Stobaens  und  J.  Damascenus  aus  einer  andern  Quelle  als  am 
Lukian  geschöpft  haben ,  und  darin  eine  Bestätigung  für  die  M* 
stenz  dieses  Philosophen  gefunden  wird,  so  muss  auch  die  folgende 
Schlussfolgerung  gestattet  sein:  Wenn  der  von  Lukian  geschilderte 
Demonax,  von  dem  weder  die  gleichzeitigen  noch  die  in  den  nichetoD 
170  Jahren  (bis  auf  Eunapius)  nachfolgendeu  Schriftsteller  auch 
nur  den  Namen  erwähnen ,  noch  im  fünften  und  achten  Jahrhundert 
genannt  wird,  so  ist  das  ein  Beweis,  dass  diese  Bekanntschaft,  weBD 
sie  sich  theilweise  auch  nur  auf  den  Namen  Demonax  erstreckt,  ais- 
schliesslich  dem  Lukian  zu  verdanken  ist ;  und  wenn  diesem  Dene- 
nax ,  der  nach  den  bei  Lukian  gegebenen  Anhaltspuncten  späteetev 
im  letzten  Decennium  des  zweiten  Jahrhunderts  gestorben  ist,  neck 
im  fünften  und  achten  Jahrhundert  Aussprüche  beigelegt 
die  sich  bei  seinem  einzigen  Biographen  nicht  vorfinden,  so  \ 
dies  ferner,  dass  im  fünften  und  achten  Jahrhundert  die  Schrill  ü|- 
fiuiva^  schon  in  ihrer  gegenwärtigen  Gestalt  als  eine  Sammlang  too 
Dicta  memorabilia  existiert,  und  Demonax  als  ein  witziger  Philoioph 
gegolten  hat,  in  dessen  Schuhe  dann  mancher  derartige  Aossproch 
von  unbekanntem  Ursprünge  geschoben  wurde.  Aber  um  die  En- 
stenz  des  Demonax  zu  beweisen ,  kommt  J.  Stobaens  um  wenigstens 
250  und  J.  Damascenus  um  500  Jahre  zu  spät. 

3.  Nicht  weniger  befremdend  als  das  Stillschweigen  aller 
gleichzeitigen  und  zunächst  nachfolgendeu  Schriftsteller  ist  der  Um- 
stand ,  dass  Lukian  selbst  in  allen  seinen  übrigen  Schriften  dieses 
einzigen  Weisen  seiner  Zeit  kein  einzigesmal  erwähnt.  Wir  wollen 
dieses  Befremden  nicht  erhöhen  durch  den  Hinweis  auf  Lnkiias 
langjährigen  Umgang  mit  diesem  „trefflichsten  aller  Philosophen, 
die  er  kannte^  in  dem  verdächtigen  c.  1 ;  aber  dass  er  den  über  Alle 
hervorragenden  Mann ,  wenn  er  auch  mit  demselben  durch  keine 
engere  Freundschaft  verbunden  war ,  näher  gekannt  habe ,  mflssen 
wir  dem  Biographen  doch  glauben.  Selbst  eine  solche  äussere  Be- 
kanntschaft Hesse  es  uns  Wunder  nehmen ,  dass  Lukian  in  seinen 
vorausgegangenen  philosoph-polemischen  Schriften  auf  dieses  Gegen- 
stück nie  hingewiesen  und  unterlassen  hätte  diesem  von  gnn> 
Griechenland  geliebten  und  bewunderten  Manne  seine  Verehrnng 


*)  S.  Meineke's  Ap})endix  zur  Ausgabe  des  Stobaeus  B.  IV,  S.  IS^ 
u.  226.  Die  letztere  Sentenz:  Ol  unalStvtoi  xa&uTifn  ol  äiitvopi^ 
f/if^iffs  Hxu/uevoi  aiydimv  üodet  eben  bei  J.  Damascenus  in  dem  An*' 
Spruche  eineä  gewissen  Öextus  Bomanas:  ovti  (v  i^i^vat  (fwvrjr  oiu  ^ 
anaidtviois  dger^v  iii  Cv^tiv  (Patrologiae  graecae  tom.  XCV  p.  I8w 
ed.  Migue)  einen  beacbteuswerthen  Rivalen. 


j4.  S^WHirz,  Ueber  Lnkians  Demonax.  587 

mgstais  dadurch  zu  zeigen ,  dass  er  ihm  eine  seiner  Schriften 
idiMte,  wie  er  den  ^liiavdgog  an  Celsus ,  nwg  da  ia%o^.  avy- 
\8feiP  an  Philon,  Jle^t  twv  int  ^aa&tp  awovtwv  an  Timokles, 
I  Afcohoyia  an  Sabinus  usw.  gerichtet  hat.  Ueberzeugend  wirkt 
MS  Stillschweigen  besonders  im  c.  7  des  Eunuchos.  Doch  werden 
tilge  Witze  des  Diokles  erwähnt ,  welche  sich  Stoiker  und  Kyniker 
B  Spotte  über  die  körperliche  UnTollständigkeit  des  Favorinus  er-  , 

bt  hatten.   Wir  haben  also  dieselben  Witze  in  derselben  Sache  '-: 

1  gegen  dieselbe  Person  wie  im  Jrjinojva^  c.  12  u.  13,  nur  statt 
Demonax  sprechen  sie  Stoiker  und  Kyniker.  Wenn  Demonax  exi- 
trt  hat,  warum  legt  Diokles  oderLukian,  der  auf  des  Diokles 
te  steht,  die  Aussprüche  des  Demonax  Anderen  in  den  Mund? 
mn  citiert  er  nicht  geradezu  den  Demonax ,  dessen  Autorität  ja  l| 

I  Stoiker  und  Kyniker  aufgewogen  hätte  ?   Es  liegt  die  Antwort  ^ 

16:   weil  Demonax  zur  Zeit  dieser  Scene  noch  nicht  einmal  im  '\ 

ste  Lokians  existierte.  1 

4.  Wenn  wir  endlich  die  Uebereinstimmung  der  in  der  Schrift  i' 

pibenen  Zeitangaben  prüfen  wollen,  so  gilt  es  zunächst  die  Ab-  ;-! 

nngszeit  des  Stückes  und  die  Periode  festzustellen ,   in  welcher  >^ 

'  uns  unter  vorläufiger  Annahme  der  Geschichtlichkeit  des  Helden 
I Leben  des  Demonax  zu  denken  haben,  um  von  diesen  fixen  ; 

Kten  ans  die  übrigen  Angaben  messen  und  prüfen  zu  können.  ,.; 

Dass  die  Herausgabe  der  Schrift  vor  177,  dem  Todesjahre  des  ,  • 

redes  Atticus,  erfolgt  ist,  hat  Fritzsche  (II,  1,  S.  189)  so  klar  '^ 

tg«ttiaD,  dass  seine  Begründung  keiner  ausdrücklichen  Zustimmung  | T 

Inf.   Auch  Fritzsche's  bestimmteren  Ansatz  auf  180  oder  179  >^ 

bfliwir  keinen  Grund  abzulehnen.   Aber  wie  es  als  ausgemacht  / 

leheint ,  dass  die  Herausgabe  der  Schrift  nicht  vor  dem  Tode  des 
irodes  erfolgte,  so  ist  es  doch  nicht  eben  so  gewiss,  dass  Demonax  ^ 

ch  Herodes  gestorben  und  sein  Todesjahr  auf  179  anzusetzen  ist.  ^ 

lerdings  ist  es  wahrscheinlich,  dass  —  die  Echtheit  und  Richtig-  ^ 

it  der  diesbezüglichen  Daten  vorausgesetzt  —  Lukian  nach  dessen  i 

ide  nicht  auch  das  Absterben  des  Herodes  abzuwarten  brauchte,  ^ 

r  um    die  paar  Bemerkungen  (cc.  24,  25  u.  33)  anzubringen,  < 

■dem  dass  er  sich  eher  beeilt  als  gezögert  hat  dem  ^langjährigen  1 

eende'*   dieses  Denkmal  zu  setzen;   und  so  kOnnen  wir  immerhin,  ' 

inn  wir  die  err]  oXiyov  deovra  twv  htatov  (c.  63)  auf  98  prä-  i 

äeren,  sein  Leben  mit  Fritzsche  auf  81 — 179  ansetzen.   Du  Soul  =-!| 

«dehnet  beiläufig  die  Jahre  90—188,  Wieland  70—168.  ; 

Die  Lebenszeit  des  Herodes  Att.  von  101 — 177  steht  ziemlich  '^ 

i.  Auch  der  Consular  Cethegus  (c.  30),  der  Philosoph  Apollonios 
31)  n.  A.  fallen  sicher  in  diese  Zeit;  es  bleiben  somit  nui*  noch 
!  im  c.  3  erwähnten  Lehrer  und  der  Philosoph  Favorinus  zu  he- 
chten. Dass  Epiktet  (um  57 — 117)  und  Timokrates,  wenn  der 
satz  seines  Lebens  auf  beiläufig  68 — 128  richtig  ist,  ^)  der  Zeit 


')  Die  Blüthezeit  dieses  Philosophen  wird  zwar  auf  130  aueesetzt; 
h   dürfte   die   obige  Zeitbestimmung  mit  Rücksicht  auf  die  Lebens- 


588  A.  Schwan,  Ueber  Lnkiant  Demonaz. 

nach  des  Demonaz  Lehrer  gewesen  sein  können,  steht  ausser  Zwriftl. 
Sehr  fraglich  wird  dies  aber  bei  Demetrios  and  Agathoboloi.  S« 
Kyniker  Demetrios  ^)  lebte  und  lehrte  ron  der  Zeit  des  Galigola  Ki 
zum  Jahre  71,  also  wenigstens  31  Jahre  in  Bom,  mosa  daber  iplle- 
stens  im  Jahre  20  n.  Ch.  geboren  sein  (ygl.  Wieland  Uebers.  III, 
S.  254)  und  zählte  im  Jahre  95 ,  wo  Demonaz  (nach  Fritache)  14 
alt  wurde,  75  (nach  Du  Soul  84)  Jahre.  Dass  Demonaz  den  Dme- 
trios  noch  gekannt ,  ist  möglich ,  aber  von  der  Schfllerecliaft  kann 
kaum  die  Bede  sein.  Noch  bedenklicher  wird  das  AltenTerbiltnis  bei 
Agathobulos.  Dieser  lebte  (floruit)  nach  Eusebius  um  das  Jahr  120 
n.  Ch.  Gesetzt,  dass  er  in  diesem  Jahre  35  Jahre  zfthlte  —  Uter 
kann  er  kaum  gewesen  sein,  da  ihn  Peregrinus  (c.  17)  beilioflg  acht 
Jahre  vor  seinem  Feuertode  (165)  in  Aegypten  mit  einem  Bssucfae 
beehrte  —  so  war  er  um  das  Jahr  85  geboren,  somit  um  Tier  Jahre 
jünger  als  Demonaz  und  kann  der  Lehrer  des  ?on  frOhester  Jugend 
an  wissensdurstigen  Jünglings  nicht  gewesen  sein. 

Ueber  das  Altersverhältnis  des  Favorinus  zu  Demonaz  bietet 
uns  die  vorliegende  Schrift  in  c  12  selbst  eine  Andentong.  Wean 
ein  Philosoph  einen  andern  fragt:  Tiva  de  xai  ig>6dia  ifiun  h 
jTCudiag  (naidäag?)  *)  elg  (fiXooogdav  ijxstg;  so  darf  man  sdüies- 
sen ,  dass  der  Fragende  sich  in  seinem  Berufe  heimisch  und  berech- 
tigt fühlt  und  den  Gefragten  als  einen  jungen  Eindringling  betracMet, 
der  noch  nicht  lange  der  Schule  entwachsen  und  jedenfalls  um  ein 
Bedeutendes  jünger  ist  als  der  Fragende.  Favorinus  erhielt  seine 
Bildung  in  Born ,  lebte  später  in  Athen ,  wo  er  mit  Demonaz  die 
diesbezüglichen  Auftritte  gehabt  haben  musste  und  des  Herodes  Ati 
Lehrer  und  Freund  wurde.  Nachher  begab  er  sich  wieder  nach  Bon, 
wo  er  wahrscheinlich  gestorben  ist,  nachdem  er  dem  Herodis  seine 
Bibliothek  und  sein  Haus  in  Bom  vererbt  hatte.  Unter  seinen  tbrigen 


zeit  seines  Schülers  Philemon  aus  Laodicea,  der  sich  schon  unter  Trska. 
Hadrian  und  Antoninus  Pius  eines  grossen  Ansehens  erfreute,  sutrana* 
der  sein.  Ist  aber  die  Ueberlieferung  richtig,  so  müssen  wir  des  Timo- 
krates  Lebenszeit  auf  80—140  anberaumen,  and  es  wäre  somit  beillniig 
dasselbe  zu  bemerken,  wie  bei  Agathobulos. 

')  Der  von  Philostratos  im  ApoUonios  wiederholt  erwähnte  De- 
metrios kann,  wenn  diese  Angaben  überhaupt  eine  historische  Berflck- 
sicbtignng  verdienen,  mit  diesem  nicht  identisch  sein ,  sonst  ntate  er 
(vgl.  Philostr.  Apoll.  VII,  c.  42)  über  100  Jahre  alt  geworden  sein. 

')  Ob  wir  mit  Fritzsche  ix  nai&iCag  oder  mit  Dindorf,  Jacobitt 
u.  A.  ^x  nrndulg  lesen,  ist  für  den  Altersunterschied  der  Beiden  dine 
Belang ;  denn  es  weist  „die  Schulstube''  wie  „die  Kinderstube*  auf  den 
Anfanger  hin.  Doch  würden  wir  uns  lieber  f&r  naiSw  entscheiden,  und 
zwar  nicht  blos  mit  Bücksicht  auf  die  erfolgte  Antwort,  sondern  ancb 
in  Hinsicht  auf  ^iQanfrai,  cc.  12  u.  18,  wo  die  Philosophie  ebenfalls  die 
nichtigen  Vorbereituug[en  {önoin  nQog  qtXoaoif'fav  itpo^ia)  bespricht, 
welche  die  Kyniker  zu  ihrem  Philosophenleben  von  Jugend  auf  {ite  nni- 
6iav,  iv  TTtuai)  mitbringen.  Diese  zwei  Stellen  sind  um  so  mehr  sn  ve^ 
gleichen,  als  die  zwei  Schriften  auch  nach  ihrer  Entstehungszeit  nicht 
weit  von  einander  abliegen  und,  wie  wir  später  zeigen  werden*  unter  sich 
einen  causalen  Zusammenhang  haben. 


Sehmirz,  ÜemrTüktans  Dcmomri 


^m 


lirirtl  Pliitttrcb,  di^v  •  "     ,to.  «kr  kyniijchci  Pliilo^oph 

unil  Demetrios  ;i  ,  und  von  steinen  Lehrern 

DfOB  QuTtCNitomos   g^FnauaL    Kur  ^cin  Tudf^^juhr  erOffoet  sieh  ein 
rSpMraun.  Nach  Suidas  (nctQCtreiyti^  ft^XQ*  ^^^>  yiSgia- 
»oMk»y)  hJittd  er  höchstens  im  ^'SB  gelebt.  Ab  (laleiios  (geb. 
il  od<Yr  a3  Jahr«  all  (alBo  im  Jahro  1^2  oder  164)  «ach  Rom 
ileiu  XIV,  2,  1%  XL  XVIIl,  7),   w;ir  Favorinus   no<*h   nicht 
todt  QD(1  I>ei]i«ftrio3  roa  Al^ximdria  an  ^ema  81^/*  t^d. 

IMbI  Fich  das  Todesjahr  zwischen  120  und  161  an  ffit 

lidaJ  spricht,  dass,  womi  Dioil  Chrysoslomos ,  wie  an§reno!iimiin 
,  nm  50  geboren  und  um  HO  gestorben  ist  and  der  Schüler,  um 
re  jönger  als  der  Lehrer*  des  Lehrers  Alter  erreicht  hat,  der 
|f  '  inug  auf  das  Jahr  130  fallen  würde.  Auch  die  Lehens» 
(nach  Saxe  gestorbea  120)  nnd  des  Kynikers  Deme- 
100)  kann  noch  für  die  Angfabe  des  Suidas  geltend 
II.  Diese  wird  abei*  tief  erschüttert ,  wenn  wir  weiter 
^Wtfeit,  liass.'^  Favorina«  den  berühmten  Bhetor  M.  CornoHut*  F!>jnto, 
Itr  tin  Jahre  143  Consal  gewesen,  noch  als  Consular,  also  frühe» 
fimA  im  Jnhre  144  gekannt  hat.  Beno  Gellins  IT.  26,  1  sagt:  Favo- 
rinilis  jihiloiwijhiis  cnm  ad  M.  Frontonem  consularem,  p«dihns  aegmoi, 
«famm  ü-et  Anch  die  Lebenszeit  seines  ^itgeno^sen  und  heftigen 
iigB»'  nit  ziemlichflT  Bestimmtheit  auf  88  — 144  (er 

w«i'  I  anberaumt  werden  kann,  spricht  eher  gegen 

ik  fi  -    Des  Favoriüus  begeistertet^jr  Freond,   A.   öelliu>\ 

ijL  kaum  früher  als  auf  16S  ansetzen  dürfen,  verlebte, 
avonnns,  den  letzten  Theil  seines  Lebens  in  Rom.  Dieitier  Ver- 
ir  Mruiner  in  Rom  zwingt  nns  dag  Lebensende  des  Favorinirs 
lbt8  152  tiinauf7.tirQcken,  in  welche  Zeit  (um  140 — ^160)  auch 
Enthalt  de*«  U<*rodes  Atticus  in  Rom  fallt,  der  auch  dart  de^ 
Fa¥wnus  ti-ener  Schiller  nnd  Verehrer  geblieben  war.  Wenn  wir 
UM  Zahlen  vergleichen  und  nach  ihrer  Verlast^lichkeit  abwägen,  %o 
■intn  wir  auf  das  Zeugnis  des  Suidas  verliebten  und  den  Ted  des 
filfortoits,  wie  gesagt,  frQhe^tene  aaf  152  anberaamen.  FritEsche 
m,  t^  S.  244)  nimmt  dafür  mit  ROcksicht  auf  das  erwähnte  Zeugnis 
Ik  ÜattTtes  das  Jahr  ItK)  (162)  an  (haud  mult^i  ante  annom  Chr. 
161  vil  1^3).  Somit  ist  Favorinu«,  wenn  wir  ihm  das  uorniafe  Alter 
tun  60  Jahren  goben,  im  Jahr^  92  (nach  Fritzsche  im  Jahre  DX>i 
ftborim*  Demonax  (geb.  81)  ist  al&o  nm  11  (nach  Fritr.eche  am  19) 
hkm  Alter  als  Favorinng  —  ein  Verhältnis,  das  dnrch  die  in  c.  12 
tBfeWul^  Frage  de*  Favorinus  genideacu  aujtges^chlo^se«  ist.  '* 

Wenn  wir  nan  sehen,  da^  iwrschen  den  Ooburt!*jahren  dm 
BtjBVtrtoA  und  d«a  Afrathnbul^Ä  fiO^-70  Jnhre  liegen,  Demonax  m^ 
Sil  ^  M  kann,  und  wetm 

mm  i  '  r  erscheinen  lilssi 

aU  U  iiittK,  die  veri  m  Nachricbtwi»  aber  da«  Oegen- 

lJi9ll  «-....-.„  so  dürfte  die  i-. j  -^'"g»  dasK  Jr^ftuivaS  smf  keiner 

«•ttereo  Iililofritch0n  Grundlage  stehe,  nicht  «fhii  gewagt  erscheinen. 


590 


A.  Sc/mars,  Ueber  Lukiand  Demoiifti. 


Wollte  man  auf  diese  uUerdings  nicht  völlig  sich  r'^  'Mnii 
ein  geringeres  Gewicht  legen  und  i^pecieli  bezüglich  defc  lU)^ 

ftuf  die  nicht  seltene  Thatsache  bintveisen,  daiss  em  ä'  [ih 

die  Vurtrage  eines  jüngeren  besuchte,  wiewol  der  l  loü 

des  0.  3  den  Demouax  in  seinen  ersten  Jugendjahren  (ex  naidi^ 
£v&vg)  in  Betracht  zieht,  so  berufen  wir  uns  dazu  noch  auf  di<! 
räumlichen  Verhältnisse,  in  welchen  Demouax  zu  seinen  ang^fOhriea 
Lehrern  gesUmden  hat.  Nicht  weniger  überraschend  als  dass  von  iwei 
Lehrern  eines  üud  desselben  Mannes  der  eine  beiläufig  65  Jahre  alt 
war  als  der  andere  geboren  wurde,  dOifte  der  Umstttn<t  '<is 

die  vier  genannten  Lehrer  in  allen  drei  Erdtheilen  zers:  ii. 

Agathobulos  lebte  und  lehrte  in  Aegypteu,  Denietrios  bis  tarn  Jahre 
71  in  Eom.  hierauf  in  verschiedenen  Städten  Griechenlands.  Epikteit 
wai'  im  Jahre  94  von  liom  nach  Epirus  gezogen,  wo  er  xn  Nikopolis 
bis  zu  seinem  Tode  verblieb.   Timokrates  hatte  {»einen  LehrsiU  ift 
Kleinasien,  wie  yich  sowol  aus  He^i  6qx^^<^  ^^  ^^*  ^Is  besonders 
au»  'Ali^avÖQog  c.  57,  wie  auch  aus  dem  Wohnorte  sein'      ^     " 
Polemon,  Smyrna,  ergibt»    Dabei  erwähnt  die  „I^ebensbe- 
von  den  Keisen  des  Demonax  nichts.  Wir  wissen  ausser  seiner  Icbcr- 
siedluag  von  Eypro»  nach  Athen  nuTf  dass  sein  gewöhnlicher  Aof* 
euthalti  wie  die  ganze  Schrift  bezeugt,  Athen  gewesen  ist,  diiaa  er 
mal  (c.  68)  den  olympischeu  Spielen  beigewohnt  und  dass  er 
einmal  bei  stürmischem  Wetter  eingeschifft  hat  (c.  35)*    Der  (e.S|] 
erwähnte  Edmer  kann  auch  in  Athen  gewesen  sein.  Aber  wann 
wie  Demonax  zu  Agathobulos  nach  Aegypten ,  zu  Ttmokrates 
Kleinasien  und  zu  Epiktet  nach  Nikopolis  gekommen  ist,  dirfkbfr 
enthält  die  Schrift  nicht  die  allergeringste  Andeutung. 

Wir  glauben  also  aus  der  bisherigen  Beti-achtang  der  zeitlichen 
und  räumlichen  Daten  schliessen  zu  dürfen ,  dass  etu  und  decselk« 
Schüler  die  angeführten  Lehrer  nicht  gehört  haben  kann ,  da»  Ar 
das  beiläufig  98  Jahre  umfassende  und  auf  das  erste  und  tmtM 
Jahrhundert  anberaumte  Leben  des  Demonax  dem  Lukian  selber  eil 
präciser  Zeitansatz  nicht  vorgeschwebt,  und  endlich  aus  dem  Qtmm, 
dass  ein  Philosoph  Demouax  nie  gelebt  habe. 

Dieser  Erklärung  des  JjjitadyaS  gegenüber  erhebt  sich  snnlclttt 
die  Frage:  Wie  konnte  Lukian  seiner  Mitwelt  von  einem  Zeitgenuiüa 
80  ausserordentliche  Dinge  erz&hlen,  die  sich  unter  ihren  Aogftn  und 
ihrer  Mitwirkung  zugetragen  haben,  während  dieser  Zeitgenoaie  oh» 
gends  existiert  hat?  Wir  antworten  darauf:  Eben  weil  ein  FMlosofib 
Demonax  nicht  existiert  hat.    Denn  je  mehr  das,  was  nirgendf  ff» 
i»chehen,  als  etwas  ganz  ausserordentliches  dargestellt,  nnd  dua^,  wu 
Niemand  kannte ,  als  etwas  ungemein  verbreitetes  bezeichnet  wur^ 
um  so  fester  musste  bei  den  Zeitgenossen  die  Ueberzeugung  w 
dass  die  Schrift  keinen  historischen  Zweck  haben  k^nne,  und 
deutlicher  musste  ihnen  die  Tendenz  in  die  An - 
gleichzeitigen  Griechen  gab  es  hierin  keine  Tu  ^d« 

weil  die  Zeitgenossen  die  Schrift  als  das  nahmen  und  nehmen  mussteiit 


A,  Schu 


Lukhtiü  Dcxtionaip 


Wi 


•  L.  -.;**  «  ir,   wird   e*  sülbstverstftndlich «  dass  Demonax  ton  den 

rn  ä^v  dauiiiH^en  und  nachfolgendeo   Geoeratioii  un* 

'".  nod  erklärlich,  dass  er  erst,  als  die  Erinnerttng  an 

-vtindpn  war»  d»  i.  in  der  dritten  oder  vierten  Gene- 

oJUüii  I  Pliilosopb  auftaucht 

V  :  i\  nie  geJebt  hat  und  die  Schrift  somit  keine 

kiifnipiitscbe  Aufgabe  haben  kann,  was  ist  der  Zweck  dergelben  ?  Diesi 

Tr>rrn   f?n.!«if   üjfe  LOtTUHg  üurch  die  Vergleichung  der  in  derselben 

r  geiasseoen  ecbi  liikianischen  Brnchstücke  mit  den 

JpcT.I^^c^f  lu  cc,  12—21.    Nach  dem  Verlassen  der  sophistischen 

T4fafh«liB  hatte  sich  Lnkian  Ix^ilüufig  zwei  Jahre  lang  dem  Studiam 

r ,  war  aber  xnr  Einsicht  gelangt,  dass  die 

•'l)en  gesetzten  Ziele  für  den  Menschen  un- 

im  '^Eg^OTifiog  derPhilosopliie  den  Scheide- 

:,;,    .    ..,.,. diügs  weitgehenden  Kündigung  hatte  or  alle 

I    gegen    sich    aufgebracht,  und    es  entspann  sich  ein 

-^    1 1!  Lukian  bis  in  sein  hohes  Alter  nicht  mehr  zur 

;    denn  jede  Abwehr  wurde  zum  neuen  Angriffe. 

*•  stebi,  dast^  auf  diese  Weise  ans  der  Bta/y  TTQciaig  der  l4ktB\g 

w^  dfmi  lliqEyQivoq  die  Jqanitm  hervorgegangen  sind.    Die 

i  Schriften  sind  fast  ausschliesslich  gegen  die  Kyniker  ge- 

..iii    machen   denselben   Eitelkeit^   Unwissenheit^  Eohheit^ 

iQclit^  Sinnlichkeit,  Schmäh-  und  Streitsucht,  Gefrässigkeit  und 

mm  Vorwtu-fe.   Damit  war  es  den  Kynikern  nahe  gelogt  ihren 

aufzufordern,   dass  er  endljch  sage,   wie  der  Kyniker  be- 

is  sein  müsse,  da  er  so  gut  wisse,  wie  er  nicht  sein  soll.    Und 

Jrjftmpa^  war  die  Antwort,  auf  diese  Frage.  Mit  dem  Beweise  dieser 

Bi&ui^luug  wollen  wir  diesen  Aufsatz  schliessen. 

Von  r    1  an,  wo  nach  unserer  Ansicht  die  Inkianische  Dar- 

/t.»  bis  c.  6 ,  bis  wohin  die  Bruchstücke  der  Ursprung* 

ucj^4    ."M'hntt    Lnkian's    wenigstens    ohne     fremde    Beimischung 

CnUie-ben  üind,  und  in  den  echten  Anfangszeilen  der  cc.  7  u.  8  fallen 

kß  Tielen  negativen  Attribute  und  Urtheile  über  Demonax  auch  dem 

i^ügeu  L«»er  auf,  so  das8  sehen  diese  die  Vermuthung  erwet^ken» 

bf«ictiiax  babe  die  Aufgabe  einen  Gegensatz  zu  bilden.    ^Er  war  von 

n'^'t  unedler  Abkunft,  was  er  jedoch  gering  anschlug.    Nicht 

e  \md  fremde  Einflüsse,  sondern  ein  innerer  Trieb  drängte  ihn 

■1   T  jond  ap  ^01-  phjloöophie  (c.  3),  Nicht  mit  ungewascbe* 

yinrntq  y€  rroaiv),  sondern  vortraut  mit  den  Dich- 

T'Dg  er  an  das  Studium  der  Philosophie. 

t  ü  lernte  er   nicht    oberliÄchlich  (am 

oxde  axQ(f$  tt^  daKTvlnt).  Keines  Menschen  Hilfe  wollte 

en  (c.  4).   £r  widmete   sich  nicht  aosschliet^alich 

rw     AJs  Nachfolger  des  Diogenes  nahm  or  aicht  diü«D 

'^en  erregende  Lebensweise  an^  sondern  lebte  «te 

ihne  jeden  Dünkel  (c.  5).  Die  Ironie  de»  Soknites 

et  sich  nicht  an.  Yor  seinen  Schülern  machte  er  steh  weder 


hn 


A.  Schwär Zj  Ueber  Liikiana  Oemon&i. 


durch  Göuie  in  heften  ve  rieb  tl  ich,  noch  schreckf#  tr 
im  Tadel  (tnrch  einen  finsteren  Ernst  ah  (c.  6).  Nie  sah  ii 
ihn  sich  flbennässig  ereifern,  in  Hvitm  Geschrei  oder  Zorn  gemiln 
(c,  7),  Bei  dieser  seiner  Lebensweise  blieb  er  von  Jedennaan  n 
abhängig  (c.  8), 

Greben  diese  negativen  Angaben  einen  Fkngeireig ,  00  lässt  d 
weitere  Vergleichnng  der  oben  erwähnten  Bmchstöcke  mit  cc.  12^3 
der  J^nhai  Ober  die  BeHtimmung  des  Demonax  Itanin  fT>f^^«r  p^hJ 
Zweifel  übrig.  Er  ist  das  gerade  GegentheilvondeuK  1 

wie  die  Philosophie  in  den  J^anhai  cc.  12—21  sie  schiiar  tl    r*' 
Kyniker  sind  von  Hans  ans  Handwerker,  TaglÖhner  oder  i^kUr^i 
haben  in  der  Jugend  mit  der  Philosophie  nichts  zo  thun  l- 
Bi^/€mfi^ov  r^inv  Ik  nttldtov) ,  kennen  nicht  einmal  ihi 
{niSi  hvofia  to  r^tteQOv  f^Öiüov):   erst  wenn  sie  das 
Alter  erreicht  haben,  werden  sie  Philosophen ,  wozu  «in 
Freiheiten  des  Standes  nnd  die  Ächtnag  des  Volkes  vor  '^ 
andererseits  das  Verlangen  ihre  beschwerliche ,  nneintrfU 
»ichäfligung  oder  das  Sklavenjoch  los  zu  werden  sie  lockt. 
gtanamt  ans  einem  voni^hmen,    wollmbenden   und    einl^ 
Hanse,    verschmiht  die  Vorzüge   seiner   Gebart  and   Wf 
schon  in  der  frtihesten  Jugend  der  Philosophie  eu,  zn  der  ein  auf 
bomer  Drang  ihn  treibt.    Den  Kynikern  ist  die  ent«?nrprT.PTi.Tn  V4 
bereitung  zn  ihrem  neuen  Stande  zu  weitläufig,  ja  gp; 
lieh,   sie  wählen  daher  als   itfodta  rtQog  tpiloGoq^ntr  rr^rnu« 
Unwissenheit,  Unverschämtheit  nnd  neue  Schimpfworte.    l>e»( 
geht  mit  anderweitigen  (poetischen  nnd  rhetorischen'^  Kenntai 
reich  ausgestattet  an  das  Studium  der  Philosophie ,   hrt^iirt 
nicht  mit  einer  Lehre,  sondern  studiert  die  philosoph  -t 

gründlich.   l)i#  Kyniker  ziehen  eigens  das  Philosoi^.....     .^la 

ytai  TTQog   f^ti)  wie   der  Esel   die  Löwenhant.    D6mona\ 
seiner  äusseren  Lebensweise  keinen  Sonderling  (or  fret^f 
ta  cec  rtiV  öianqvy  wg  d-av^tdtoito  Kai  afroßl^TJ 
^triTxaWyrw»').    Die  Kyniker,  ftaXct  aeftvoi  xöf  o 
eiWi  haben  ihre  Stärke  im  oymüihxt  t;  rJLofKrffi'  mai  loi6ö^iCxri 
anamv.   Und  will  sich  Jemand  noch  so  bescheiden  mit  iiiMU 
eine  philosophische  Erörterung  etnlafisen ,    ^>&vg  ßmZm  %tA 
TTjp   aytQöTToXiv   tijv   iai'ttüV   avatpExymm  ^  r/       '     ' 
TTpoxtf^«»*  ro  S,vKov,    Demonax  ist  in  seinem  ' 
scher  Feinheit  (xa^tnc;  ifrriH^c  juetnac  r 
aittc:),  nie  gemein  (äyivvT^g),  nie  mün-isch  n« 
oiSenfi7toT€   yoiv  w(jp^i;  xeTiQoythg  ij  irreQÖrttrur 
ycn(i(uv)t  er  ist  stets  uQ^og  xal  f;fie^g  nai  fmdi 
der   Trunksucht,    GefVaseigkeit ,    Habsucht    und    C^ 
womit  sich  die  Kyniker  die  Befriedigung  ihrer  Begrerao^ 
{J^n,  cc.  14>  19  u.  20)  steht  der  durch  daa  gftw.«  U 
oi^ivct  ivoxXfj<fcig  n  r  altrjüag)  bethätigt^»  Grandsafo  i^ 


A.  Schioarz^  Ueber  LnkianB  Demonax. 


bn 


n^diTo^  SiltrSai  wie  eine  gläDzende  Marmorsäule  im  Schatte  einer 
Der  Hausherr,   der    es  für  ein  segenbringendes 
.e-..^    ^,.^;  iit,    wenn   der   greise  Deraonax   in  sein  Haus  tritt, 
dk  BTüd?erkäüferin ,    die  sich  glücklich  preist,  wenn  er  ?on 
«n  dargebotenes  Stück  ßrod  aunimmtf    sind  rührende  Gegen- 
|«r  ein^rwits  des  iEarrojov  anovrog,  xdv  el  ßovloitü  anayuVy 
^^rmcrx'*  '• '       vh^  (c.  14),  andererseits  zu  den  Kynikeru, 

•f  öitv/  t  j;  xöi  ÖQaXfictg  oKiyag ,    aXXa   nloviovg 

iims  (c.  20t  vgl.  c,  14)*  So  liessen  sieh  noch  einige  Gegensatze 
ssuDiDeo&telleu.  Nur  die  Art  der  Dentonaktischen  TtaQ^aia  können 
nr  fe^enüber  der  xoilax^ifr  (c,  16  u.  19),  itp  aaiveiv  tov  ötöorsa 
*^  i^nit^ag   t%uv ,   in  Folge  der  Lücke  in  c»  3  aus  der 

^  selbst  nicht  entnehmen,  aber  aus  den  Aussprüchen 
m  ileu  mächtigen  Herodes  Atticus,  den  angeseheneu  Pbiloso- 
rSlTomius  n.  A.  als  eiue  solche  beuitheilen ,  die  sich  durch 
33  and  Macht  nicht  einschüchtern  iiess.  Endlich  sehen  wir 
ntclii  unwichtigen  Beleg  für  den  causalen  Zusammenhang 
tw^  genannten  Stücke  in  einem  schembar  nebensächlichen 
nde.  Ein  Philosoph,  welchem  ans  seiner  Schute,  sei  es  dass 
[  iie  nicht  hinreichend  verstand ,  oder  dass  sie  an  sich  maugel- 
wmr,  tiicbt  jene  üeberzengnng  ins  Herz  hinüber  strömte,  welche 
innre  Ich  erfasste,  befriedigte  und  begluckte,  musste  den  Er- 
;  in  diesem  Stande  gewidmetes  Leben  in  der  Anerkennung 
.».^  suchen.  Nach  dem  Masse  dieser  Anerkennung  sollte 
frtand  und  Feind  seine  geistige  Befähigung  und  innere  Glück* 
f%bg\£il  bemessen.  Wie  sehr  die  Scheinphilosophen  bestrebt  waren 
10  Volke  grosses  Ansehen,  gewichtigen  Einfluss  und  in  weiterer 
fjlrr  riussere  Huldigung  2u  erschleichen  und  zu  erheucheln,  sagt 
Lakiau  vielfach.  Jene  Achtung,  welche  das  Volk  schon  dem 
Hsjd«  entgegen  brachte,  bis  zur  unbedingten  Anhänglichkeit  und 
^nien  Uoterwürligkeit  zu  vertiefen,  musste  das  Ideal  dieser 
tch  Aussen  sein.  Die  geschilderten  Kyniker^  denen  selbst 
i^ruoth wendigste  Vorbereitung  zur  philosophischen  Wissen- 
[  fihlte,  wnrden  gerade  durch  diesen  freiwillig  gebrachten  Tri- 
VoJkes  zum  neuen  Berufe  hinübergezogen,  „Die  Ehrfurcht, 
elcher  das  Volk  den  Philosophen  begegnete,  das  schweigsame 
womit  es  ihre  Freimüthigkeit  und  selbst  die  Vorwürfe 
■fcfi^»  ergehen  Hess,  die  Freude,  womit  es  ihre  Weisungen  und 
~'e  annahm,  laiia  navta  tvqayvida  ov  ftix^QCtv 
>  «Iyö£,"  Dieser  Seite  der  anmassendeu  Kyniker  ein  im- 
'-  Gegenstück  an  die  Seite  zu  stellen  und  an  diesem  zu 
ne  Herrschaft  über  das  Volk  erworben  werde,  ist  ein 
il  in  der  Schilderuug  unseres  Philosophen.  Nicht 
I  lern  in  ganz  Griechenland  wird  er  von  Hohen  und 
Bt^  5,.. .übt  und  verehrt,  die  Kinder  nennen  ihn  Vater,  die 
eäQD  preisen  sich  glücklich,  wenn  er  von  ihnen  eine  Gabe 
bint  oder  in  ihr  Hans  tritt,   und  der  Sturm  einer  Volks ver* 


[UiutMtin  t  'i   rjtU'ii   «vfuih    iKift     VTit   u.  ]\   ir^fi 


38 


IM  Ä.  Sthwa/rg,  Uebar  LnkiaiiB  Demonax. 

sammlnng  legt  sich  schon  bei  seinem  Erscheinen.  Br  wird 
Staat^sten  prächtig  nnd  unter  allgemeiner  Traner  l)eerdigt 
das  Volk  bekränzte  noch  lange  den  Stein,  anf  welchem  er  im  I 
anszuruhen  pflegte.   Er  hatte  aber  nicht  blos  das  Volk  in  s 
Gewalt,    sondern   selbst   die  Philosophen   hatte  er  in  dem  • 
Pttncte,  in  d^  Verehrnng  gegen  sich,  geeinigt;   denn  die  I 
sophen   tragen   ihn   zu  Grabe.   Diese  Madit   hatte  er  aber 
durch  die  Aensserlichkeiten  des  Philosophentebens,  Haltung, 
düng  nnd  ernste  Miene,  die  er  ja  verschmähte,  sondern  durch 
immer  gieiohe  Heiterkeit  und  Leutseligkeit  und  die  wahre,  i 
affectierte,  sich  selbst  genügende  Armuth  erworben.  Diese  He 
keit,  Leutseligkeit  und  Anspruchslosigkeit  waren  aber  der  Aus 
seines  inneren  Friedens.  Dieser  Richtung  in  der  Schildenmg  sc 
Philosophen  nnd  der  Schärfe  des  diesbezüglichen  GegensilieB 
Lukian  den  kräftigsten  Ausdruck  durch  den  Namen  Jt^iüta^ 

Herausgefordert  von  den  durch  die  jQaTtixai  nenerdingi 
reizten  und  gekränkten  Scheinphilosophen,  welche  sich  Eyi 
nannten,  hielt  ihnen  Jrjfiwva^  das  Ideal  eines  Eynil 
entgegen;  und  dies  ist  der  Zweck  der  Schrift 

Dass  dieses  Ideal  auf  die  wirklichen  Philosophen  seiner  { 
nicht  gut  KU  sprechen  ist,  lässt  sich  aus  dem  beabsichtigten  Gf 
satz  erklären  und  findet  in  cc.  21,  28,  48,  50  u.  61  die  Bestätig 

Hieran  schliesst  sich  von  selber  die  Frage:  War  dieees 
niker-Ideal  auch  Lukian's  allgemeines  Philosophen-Ideal?  — 
Frage,  welche  in  der  Erörterung  über  die  philosophische  Biehl 
Lukian*8  ihre  LOsung  finden  muss.  Hier  sei  unserer  Ansicht 
so  weit  Ausdruck  gegeben ,  dass  wir  dieses  Bild  in  geistiiger 
Ziehung  vielfach  mit  Zügen  ausgestattet  sehen,  welche  der  hd 
nischen  Auffassung  vollständig  entsprechen,  so  die  Ansehen] 
über  die  Selbständigkeit  in  der  philosophischen  Ueberteogn 
über  die  Unsterblichkeit,  den  Volksglauben  u.  a.  Bezuglich 
äusseren  Lebens  aber  stimmt  Lukian's  Ansicht  mit  den  kynise 
Gesetzen  und  Gepflogenheiten ,  wie  sie  selbst  bei  Demonax  hen 
treten,  nicht  im  entferntesten  überein.  Eynische  Entsagong  i 
BedQrfhislosigkeit  ist  nicht  nach  seinem  Geschmacke.  Er  wo 
aber  auch  den  Eynikem  nicht  seine  eigenen  Leben8gnuid8& 
sondern  ihr  Ideal  vorhalten;  darum  wurde  des  Demonax  Lebi 
weise  eine  ideal-kynische. 

Wir  bezeichnen  den  Jrjfxwva^  somit  als  eine  in  ihrer  T 
denz  philosophische,  in  ihrer  Form  aber  durch  eine  fremde,  wi 
echeinlich  christliche  Hand  corrumpierte  Schrift  Lukians. 

Hörn.  Anton  Schwarz. 


/.  TTolMf/ Gleichnisse  bei  deu  Ut.  Dichtern.  SW 

2flr  formalen  Seite  des  Gleichnisses  bei  den  latei- 
nischen Dichtern. 

Gestfltxt  auf  ein  bedeutendes  Material ,  das  ich  namentlich  aus 
ta  lateinischen  Epikern  und  Elegikern  bei  Gelegenheit  geschöpft  habe» 
WBoehe  ich  im  Nachfolgenden  die  Tei*schiedeneu  ziemlich  mannig- 
Mägen  und  eigenthfimlichen  Formen,  unter  deueu  im  Lateinischen 
fi»  EinfOhniDg  des  Gleichnisgedankens  aufzutreten  pflegt,  zu  fixieren 
ad  sor  Anschauung  tn  bringen,  in  den  Citaten  absichtlich  sparsam, 

■  der  Sache  selbat,  wie  ich  glaube,  dem  Kerne  nach  erschöpfend. 

Oleiehnisse  werden  im  Lateinischen  verschiedenartig  eiuge- 
llkrt,  imd  swar: 

I.  Knrs  andeutend: 
m.  durch  Substantiva  der  Art  und  Weise. 
mon  (tacitorum  more  luporum  Or.  Met.  14,  778). 

(delphinum  modo  Verg.  Aen.  9,  119). 
Mre  modoque  (Hör.  C.  IV,  2,  28). 
1011  (niTls  ritu  Verg.  Aen.  11,  610). 
uea^  (exemplo  nubis  aquosae  Ov.  Met.  4,  622). 
mmarem  (fulmiuis  in  morem  Verg.  Aen.  11,  615). 

■  speciem  (in  chori  speciem  Ov.  Met.  3,  685). 
(instar  ingentis  clipei  Ov.  Met.  13,  852). 

b.  durch  angemessene  Adjectiva. 
iWUs  (nimbo  similes  Verg.  Aen.  5,  317). 
MlUmus  (duro  simillima  saxo  Ov.  Met.  13,  540). 

(aidereas  imitantia  flammas  lumina  Stat.  silv.  1, 1,  103). 

(fronte  curvatos  imitatus  ignes  Hör.  C.  TV,  2,  57). 

(noflftris  tnrribus  aeqni  Thespiadae  Stat.  Theb.  3,  13). 
jar  (|ub«mo  par  inconstantia  ponto  Stat.  Theb.  6,  306). 

Anm.  aeg^u»  und  par  sehr  selten.  Erwähnt  sei  auch  das  ge- 
tlUte  dignus,  some  proximus  bei  Ovid,  z.  B.  Met.  3,  421. 

c.  durch  comparativische  Wendungen. 
Jlkrfeläafige  Form,  vgl  Ov.  Met.  13,  789.  Mart.  Epigr.  116,  1. 
llnnlen  negativ,  z.  B.: 
Or.  Ket.  8»  355  non  f ulmine  lenius  arsit. 
Or.  Met.  10,  585  Scythica  non  secius  sagitta. 
Or.  Trist.  I,  4,  13  monte  non  inferior. 

Id.  durch  vergleichende  Partikeln  (elliptisch;. 
duaf)  (frondibos,  ut  wlo,. . .  Ov.  Met.  5,  389). 
fdut  (veluti)  (unda,  velut  victrix,.  . .  Ov.  Met.  11,  553). 
kmquam  (tamquam  minio. . .  Ov.  Am.  I,  12,  11). 
'  0P«  fcen  matris  in  alvo  Ov.  Met.  1,  421). 
pMsi  (et  quasi  cursores  vitai  lampada  tradant  Lucr.  2.  78). 

Änm.  Zuweilen  trifft  es  sich  jedoch,  da«  an  den  \mfihrUn 
bildlichen  Gegenstand  naher  beschreibende  ZOge  durch  participiaU 
oder  relative  Vermittlung  angereiht  werJen. 

:y6* 


5M  J.  Walser,  Gleichniise  bei  den  lat.  Dichtem. 

Hör.  cm,  29,  34: 

cetera  fluminis 

Bitu  feruntnr  nanc  medio  alveo 
Cum  pace  delabentis  Etruscum 
In  mare,  nunc  lapides  adesos 
Volventü  una 

Verg.  Aen.  II,  355. 

II.  Correlatiye  Periode. 
Das  Satzgefüge,  resp.  die  Periode,  worin  das  Gleichnis  ent- 
halten ist,  wird  durch  entsprechende  Pronomina,  Adrerbia,  Con- 
junctionen  proportional  gestaltet,  wobei  jedoch  ein  fflr  alle  lütl  be- 
merkt sei,  dass  oft  kein  besonderer  Nachsatz  zu  entsprechen  bnacht. 
Fälle  übrigens,  wo  der  lebhaft  erwartete  Nachsatz  ausbleibt,  sind  I 
sehr  selten.  So  Verg.  Aen.  2,  626  und  Aen.  6,  706.  1 

i 
Ä,  Pronomina. 

1.  qiMlis talis.  j 

Umgekehrte  Folge  ungleich  seltener.  ' 

Verg.  Aen.  1,  498:  ! 

Qualis  in  Eurotae  ripis  aut  per  juga  Cynthi  j 

Exercet  Diana  choros i 

Talis  erat  Dido,  talem  se  laeta  ferebak 

Verg.  Ecl.  5,  45:  I 

Tale  tuum  nobis  Carmen,  divine  poeta, 
Quäle  sopor  fessis  in  gramine,  quäle  per  aestum 
Dnlcis  aquae  saliente  sitim  restinguere  rivo. 

Anm.  1.  Wenn  mehrseitig  verglichen  wird,  wiederholt  sich 
qualis,  z.  B.  Ov.  Am.  I,  10,  1 ;  Prop.  I,  3,  1 ;  Hör.  C.  IV,  4, 1  (wo 
der  Nachsatz  —  was  äusserst  selten  —  ohne  alle  VermitUiDf 
eintritt). 

Anm.  2.  Im  Nachsatz  folgt  statt  talis  oder  einer  Wendung 
mit  talis  zuweilen  ein  sie  (haud  secus),  vgl.  Verg.  Aen.  5,  213. 

Anm.  3.  Am  liebsten  wird  qimlis  im  Nom.  gebraucht;  seltensr 
im  Acc,  vgl.  Ov.  Met.  10,  735 ;  Fasti,  4,  457. 

2.  qui is  (hie)  und  umgekehrt.  Verhältnismässig  seltsn- 

Ov.  Am.  II,  6,  15: 

Quod  fuit  Argolico  juvenis  Phocens  Orestae, 
Hoc  tibi,  dum  licuit,  psittace,  turtur  erat. 

Vgl.  ausserdem  Ov.  Trist.  III,  8,  29;  Met.  3,  185;  Stat.  Theb. 
5,  560;  10,  470:  12,  356. 

3.  qtwt tot,  und  umgekehrt. 

Ov.  Trist.  V,  2,  23: 

Litora  quot  conclias,  quot  amoena  rosaria  Acres, 

Quotve  soporiferum  grana  papaver  habet, 
Silva  feras  quot  alit 

Tot  premor  adversis .... 


/•  Woher,  Gleichnisse  bei  den  lat.  Dichtern.  S07 

Anm.  1.   Statt  quot  zuweilen  qtiam  muUi,  z.  B.  Verg.  Aen. 

ao9. 

Anm.  2.  In  Aen.  7,  718  wird  fortgefahren  mit  vel  cum,  wo 
r  relative  Begriff  zu  ergänzen.  Aehnlich  Ov.  Am.  I,  5,  36  and 
li  Theb.  3,  593  (aat  ubi).  Trist.  V,  6,  37  folgt  im  Nachsatz  ein- 
htam. 

4.  quantus tantus,  und  umgekehrt. 

Oy.  A.A.  2,  735: 
intns  apud  Danaos  Podalirius  arte  medendi, 
Leacides  dextra,  pectore  Nestor  erat, 
uitos  erat  Calchas  eztis,  Telamonius  armis, 
kntomedon  curru:  tantus  amator  ego. 

8tat.Theb.  10,511: 

qnanta  pariter  cervice  gementes 

rfringunt  inarata  diu  Pangaea  juvenci. 

Anm.  1.  Statt  qtMfUus  auch  qtMm  tnagnus, 

Anm.  2.  Im  Nachsatz  folgt  talis  bei  Verg.  Aon.  10,  763 ;  Hc 
Stat  Theb.  11,  12. 

B.  Adverbia. 

1.  quam tarn, 

Ov.  ex  Ponte  IV,  14,  57 ;  femer  B.  A.  141 : 
JOE  platanus  vino  gaudet,  quam  populus  unda, 
Bt  quam  limosa  canna  palustris  humo : 
&  Venus  otia  amat. 

2.  qucmtum  ....  tantum  und  umgekehrt. 
Vei^.  Ecl.  5,  16: 

ata  Salix  quantum  pallenti  cedit  olivae, 
liiceis  humilis  quantum  saliunca  rosetis : 
Udo  nostro  tantum  tibi  cedit  Amyntas. 

3.  quanto  ....  tanto. 
Ov.  Her.  17,  71: 

BiDto,  cum  fnlges  radiis  argentea  puris, 
Cmcedunt  flammis  sidera  cuncta  tuis : 
lito  formosis  formosior  omnibus  illa  est. 

4.  qualüer  ....  taUter  {sie). 

Hart.  Epigr.  VII,  1 ;  ferner  Epigr.  V,  7,  1 : 
laliter  Assyrios  renovant  incendia  nidos, 
üna  decem  quotiens  saecnla  vixit  avis : 
liter  exuta  est  veterem  nova  Boma  senectam 
Et  sumpsit  voltus  praesidis  ipsa  sui. 

Anm.  qucdüer  (meist  ohne  Nachsatz)  selten  bei  Ovid  (Am.  I, 
13  und  I,  7,  38),  Öfter  bei  Val.  Flaccus  und  Statins. 

C  Conjunctionen. 
1,  ut;  velut,  veluti;  hie  und  da  sicut  oder  utü 
Im  Nachsatz  entspricht  in  der  Begel  sie,  selten  tto;  femer  hoc 
io  (Hör.  Sat.  H,  3,  51);  itidem  (Lucr.  3,  14);  öfter  non  aiiier. 


SM  ^.  Wdiser,  Gleichnisse  bei  den  Ut  DioMem. 

haud  aliUr,  haud  secus^  oder  speciAscheWendangen,  z.  B.  htadilio 
cursu,  band  alio  tamultu  etc. 

Oy.  exPontoI,  1,69: 
Estur  at  occulta  yitiata  teredine  nayis, 

Aeqoorei  scopulos  ut  cavat  unda  salis, 
Roditur  ut  scabra  positnm  robigine  ferrum, 

Conditus  at  tineae  carpitnr  ore  über : 
Sic  mea. . . . 

Verg.  Aen.  11,  809: 
Ac  velut  ille,  prius  quam  tela  inimica  sequantur, 
Ooutinuo  in  montes  sese  a^ius  abdidtt  altos 

Occiso  pastore  lupus 

Haud  secus  ex  oculis  se  turbidns  abstulit  Arruiis. 

Weit  seltener  ist  die  Anordnung  sie tU, 

Ov.  Met.  5,  604: 
Sic  ego  currebam,  si  me  fenis  Ule  premehat, 
Ut  fugere  accipitrere  pmina  trepidante  columba, 
Ut  seiet  accipiter  trepidas  urgere  columbas. 

Her.  C.  IV,  14,  25: 

Sic  tauriformis  volvitur  Aufidus 

Ut  barbarorum  Claudius  agmina 

Anm.  1.  Einige  Beachtung  verdient,  dass  Vergil  oft  mitoe 
velut  zum  Gleichnis  überleitet,  was  bei  den  Spätem  wieder  auftsoeU, 
während  Ovid  mit  utque  überzuleiten  liebt.  Einmal  etutVtilli 
125). 

A  nm.  2.  Wird  mehrfach  Terglichen,  so  wiederholt  sieh  m/ ent- 
weder asyndetisch  oder  wird  durch  utque,  tUve,  aut  ut  fortgesetil 

Anm.  3.  Nachsätze  ohne  alle  Vermittlung  stehen  gsDZT8^ 
einzelt  da. 

Verg.  Ecl.  5,  32 : 
Vitis  ut  arboribus  decori  est,  ut  vitibus  uvae, 
Ut  gregibus  tauri,  segetes  ut  pinguibus  arvis: 
Tu  decus  omne  tuis. 

A  n  m.  4.  Bei  Stat.  Theb.  3,  22  folgt  taUs  nach  vorausgehendan 
ac  velut, 

2.  quasi  (mit  ludicativ)  . . .  sie.  Bei  Lucretius,  z.  B.  4, 162: 
Et  quasi  multa  brevi  spatio  submittere  debet 

Lumina  sol,  ut  perpetuo  sint  omnia  plena: 
Sic  a  rebus  item  simili  ratione  necesse  est 
Temporis  in  puncto  rerum  simulacra  ferantur 
Multa  modis  multis 

3.  ceu  (mit  ludicativ)  ....  sie  (und  ähnliches). 

Oefter  bei  Vergil,  seltener  bei  Ovid ,  sehr  beliebt  bei  den  Spä- 
tem.   Meist  ohne  besondem  Nachsatz. 

Verg.  Aen.  6,  88 : 
8qsaiaam  incendebat  folgor,  ceu  nubibus  arcus 
Millo  jaoit  varios  adverso  sole  colores. 


J.  Wäiitr,  Gleicbnisse  bei  den  lat.  Diclitera 

nL  Qnalii,  quantus   and   die  TergUiohenden 
•ijnnetionen  werden  oft   mit  Zeitconjnaetioneii 

och  mit  si  cnm  Ind.  oder  mit  dem  Belativpronomen)  elUptis  ch 
irtehmolsen.  Angemessene  Ergänzung  hat  statt  zu  finden, 
«üich  gibt  es  Fälle  genug ,  wo  neben  dem  eingeschalteten  oder 
chfolgenden  Zeitsatz  der  Comparativsatz  selbständig  ansgebildet 
icheint 

1.  qualis  ....  cum 

Yerg.  Aen.  3,  679: 

qnales  cnm  vertice  celso 

riae  qnercns  aut  coniferae  cyparissi 
utitemnt 

2.  qualis u&t... . 

Verg.  Aen.  8,  590 : 

ilis  nbi  Oceani  perfusns  Lucifer  unda, 

m  Venns  ante  alios  astronun  diligit  ignis, 

taut  08  sacmm  caelo  tenebrasque  resolvit. 

3.  qualis  . . . .  se  . . . 
Val.Flacc  6,711: 

alem  ai  quis  aqois  et  fertilis  ubere  terrae 
neat. . . . 

4.  quantus  ....  ubi  ... 

VaL  FIacc.  3,  130;  ferner  6,  611 : 

nbi  ipee  gela  magnoque  incanuit  imbre 
et  snnunas  abiit  hibemus  in  Arotos. 

5.  utf  velut,  veluti  (sicut) ,  ceu  in  Verbindung  mit  zeitlichem 
%  fM,  hie  und  da  mit  si  guando,  auch  mit  qui. 

Ov.  Am.  I,  7,  54: 
inimes  artus  et  membra  trementia  vidi, 
üt  cum  populeas  Ventilat  aura  comas. 

Yerg.  Aen.  9,  435: 
Ifitor  Euryalus  leto,  pulchrosque  per  artus 
OTDor,  inque  humeros  cervix  relapsa  recumbit: 
ffpareus  veluti  cum  flos  succisus  aratro 
■goeecit  moriens .... 

Verg.  Aen.  12,  749 : 
dnsum  veluti  si  quando  flumine  nactus 
rmm venator. . .   instat. . . . 

Verg.  Aen,  2,  378 : 
provisum  aspris  veluti  qui  sentibus  anguem 
Msit  humo  nitens  trepidusqne  repente  refugit  , . . 

Tal  Place.  6,  358  {ut. .  .quiy  mit  eigenem  toKs  im  Nachsatz). 

Lucr.  4^623: 

, ceu  plenam  spongiam  aquai 

^uis  forte  manu  premere  exsiccareque  coepit. 

rV.  Der  conjunctivische  Gebrauch  der  verglei- 
)nden  Conjunctionen  in  Verbindung  mit  si.  Und 
r:  ut  si,  velut  si,  veluti  si,  quasi,  ceu  si,  cetu, 


600  J.  Waker,  Gleichnisse  bei  den  Lit  Diditoni. 

Ceu  com  Coi^.  in  Vergleichen  bei  SkUma  yerhälteismftsaif  weit 
öfter  als  bei  Silius,  Yal.  Flaccns,  Claudianos. 
Stat.  Theb.  2,  491 : 

exit  in  unnm 

Plebs  ferro  jorata  caput,  ceu  castra  sabire 
Apparet  ant  celsum  crebris  arietibns  urbis 

Inclinare  latus 

Stat.  Theb.  7,  582 : 
Ceu  dno  diverse  pariter  si  fulmina  caelo 
Bupta  cadant  longumque  trahant  per  nubila  crinem. 

Ov.  Met.  4,  355  : 
In  liquidis  translucet  aqnis,  ut  ebui*nea  si  quis 
Signa  tegat  claro  vel  Candida  lilia  vitro. 

Verg.  Aen.  12,  67 : 
Indum  sanguineo  veluti  violaverit  ostro 
Si  quis  ebur,  aut  mixta  rubent  ubi  lilia  multa 
Alba  rosa:  tales  virgo  dabat  ore  colores. 

y.  Sehr   beachtenswerth    ist    der   oftmalige  Ge- 
brauch folgender  specieller  Wendungen: 

non  secf€S  ac  (aiqt^) ;  haud  sectis  ac ;  non  secus  quam]  hfui 
secius  quam;  non  aliter  quam;  non  nuigis  quam;  oder  in  be- 
stimmterer,  den  Umstanden  angemessener  Fassung,  wie  non  moUitt, 
non  lenius,  non  levius  quam ;  und  zwar  bald  für  sich  allein,  biM  in 
Verbindung  mit  Zeitcoigunctionen  oder  mit  st,  zuweilen  mit  gm.  Die 
elliptische  Form  erheischt  oft  Ergänzung;  doch  ist  nicht  selten  die 
Verbum  ausdrücklich  gesetzt. 
Verg.  Aen.  12,  856: 

Non  secus  ac sagitta 

Stridens  et  celeres  incognita  transilit  umbras: 
Talis  se  sata  nocte  tulit. 

Ov.  Met.  12,  102: 
Haud  secus  exarsit,  quam  circo  taurus  aperto, 
Cum  sua  terribili  petit  irritamina  cornu. 

Ov.  Trist.  I,  2,  47 : 
Nee  levius  laterum  tabulae  feriuntur  ab  undis, 
Quam  grave  baliistae  moenia  pulsat  onus. 
Ov.  Met.  3,483: 
Pectora  traxerunt  tenuem  pei-cussa  ruberem, 
Non  aliter  quam  poma  solent,  quae  Candida  parte, 
Parte  rubent,  aut  ut  variis  solet  uva  racemis 
Ducere  purpureum  nondum  matura  colorem. 

Ov.  Met.  12,  480: 
Non  secus  haec  resilit,  quam  tecti  a  culmine  grando, 
Aut  si  quis  parvo  feriat  cava  tympana  saxo. 
Ov.  Met.  4,  347: 

flagrant  quoque  lumina  nymphae, 

Non  aliter,  quam  ceu  puro  nitidissimus  orbe 
Opposita  speculi  referitur  imagine  Phoebus. 


/.  Waker,  Gleiohniflse  bei  den  lat  Diohtem.  Ml 

Yerg.  AeiL  6,469: 
I  solo  fixes  oculos  aversa  tenebat, 
e  magis  incepto  viütam  sermone  movetur, 
im  d  dura  silex  ant  stet  Marpesia  cautes. 

Verg,  Aen.  10,  272: 
B  secns  ac  liqoida  si  quando  nocte  cometae 
igoinei  Ingabre  rubent  aut  Sirius  ardor. . . . 

Ov.  Trist.  1,3,  11: 
D  aliter  stupoi,  qnam  qui  levis  ignibns  ictus 
riyit  et  est  vitae  nescius  ipse  suae. 

Ot.  Met.  2,  810: 
idsqae  bonis  non  lenius  oritur  Herses, 
im  com  spinosis  ignis  supponitor  herbis. 

Sü.  17,  217 : 
ad  sectts  ac  patriam  pulsos  dulcesqne  penates 
iqneret  et  tristes  exul  traheretor  in  oras. 

Oy.  Met.  9,237: 
....  imposita  clavae  cervice  recumbis 
Ad  alio  Yoltu,  quam  si  conviva  jaceres 
«r  plena  meri  redimitus  pocula  sertis. 

Val.  Flacc6,  419: 
. . .  ac  forma  necis  non  altera  surgit, 
m  cervos  ubi  ....  venator. . . . 

Lucr.  1,  290  (nee  ratiene  fluunt  alia ac  cum  fertur). 

Lucr.  3,  111  (nee  alio  pacto,  quam  si. . . .). 

TL  DemonstratiFC  Einleitung  des  Gleichnisses 
mittelst  talis  oder  sie. 

Anm.  sie  in  dieser  Weise  sehr  beliebt  bei  Lucanus,  Statins, 
Qfan,  Val.  Flaccus  und  Claudianus.  Speciell  folgt  bei  Silius  und 
hUh»  oft  nach  sie  gleich  die  Coigunction  tM,  wie  etwa  bei  Vergil 
ich  qualis  gern  übi  folgt.  Statt  talis  oder  sie  stehen  auch  non  aliter, 
•»  $ecu8  oder  bestimmtere  Wendungen  mittelst  alius.  Sehr  selten 
Rrd  der  demonstrative  Begriff  recapitulierend  aufgenommen. 

Ov.  Am.  I,  7,  13: 
bformosa  fnit:  talem  Schoeneida  dicunt 
Kaenalias  arcu  sollicitasse  feras. 
Uii  perjuri  promissaque  velaque  Thesei 
Flevit  praecipites  Cressa  tulisse  Notes, 
ie,  nisi  vittatis  qued  erat  Cassandra  capiliis, 
Procubuit  templo,  casta  Minerva,  tue. 

Ov.  A.A.  1,451: 
%  oe  perdiderit,  non  cessat  perdere  lusor. 

Ov.  A.A.  3,  157: 
lern  te  Bacchus  Satyris  clamantibus  Evoe 
Snstnlit  in  currus,  Gnosi  relicta,  sues. 


Jl  Wtiger,  Gleichnisse  bei  den  kt.  DiditanL 

Lucan.  2,  21: 

Sic  funere  priÄO 

Attonitae  tacuere  domus,  com  corpora  Bondom 
Conclamata  jacent  ..... 

Cat.  61,  91 : 
Talis  in  vario  solet 
DivitiB  domini  hortnlo 
Stare  flos  bjacintbinnfl. 

Stat.Silv.  IV,  2,  46: 
Non  aliter  gelida  Bhodopes  in  yalle  recambit 
Dimissis  Gradivus  equis ;  sie  lubrica  ponit 
Membra 

Stat.  Tbeb.  10,  182: 
Non  secnsy  amisso  medinm  cum  praeside  puppis 
Fregit  iter,  subit  ad  vidui  ttoderamina  clavi 
Ant  laterum  custos 

Lucan.  7,  777 : 
Hand  alios,  nondum  Scytbica  purgatus  in  ara, 
Eumenidum  vidit  vultus  Pelopeus  Orestes. 

Anm.  Vereinzelt,  jedoch  ansprechend  ist  die  demei 
tive  Vermittlung,  wo  das  Gleichnis  im  Exordium  steht. 

Ov.  Her.  7,  1 : 
Sic^  ubi  fata  vocant,  ndis  abjectus  in  herbis 
Ad  Tada  Maeaiidri  concinit  albus  olor. 

Aebnlicb  Klopstock,  Ode  ,,Mein  Vaterland^,  t.  1  ff. 

„S  0  schweigt  der  Jüngling  lang * 

VII.  Negative  Wendangen,  duroh  welche  dei 
gliehene  Oegenitaad  am  bildlichen  Gegcnit 
gesteigert  wird. 

Ä.  Demonstrativ: 

non  sie,  nunquam  sie,  non  ita,  non  iam^  non  tanltwi 
tälis,  non  tot,  non  aequus,  minus.  Auch  zuweilen  Fragefoa 
sonders  beliebt  bei  Propertius,  Statins,  Claudianus. 

Val.  Flacc.  7,  587: 

aequora  non  sie 

In  seopulos  irata  ruunt  eademque  recedunt 
Fracta  retro. 

Lucan.  4,  279 : 
Non  se  tarn  penitus,  tam  longe  luce  relicta 
Merserit  Asturii  scrutator  pallidus  auri. 

Lucan.  9,  798: 
Spumeus  accenso  non  sie  exundat  aheno 
Undarom  cumulus:  nee  tantos  carbasa  Coro 
Carra?ere  sinus. 


J.  WallBir,  GleiobnisBe  bei  den  lat.  Diehtern.  SOS 

Teig.  Aen.  5, 144: 

!I9B  tarn  praecipites  bijugo  certamine  campam 
Gompnere  rauiitqae  effüsi  carcere  cnrrus, 
'  Ae  sie  imMissis  »urigae  nndantia  lora 
.  Ilncifitere  jugis  poroniqne  in  rerbera  pendent. 
yal.Flaca  2,506: 

non  fluctibus  aeqnis 

Miferi  yenit  unda  Noti;  non  Africus  alto 
Tintüs  ovat. 

Stat  Silv.  I,  2,  214: 

Amydaeis  minus  exnltavit  arenis 

fMor  ad  Idaeas  Helena  veniente  carinas, 
ftessala  nee  talem  vidernnt  Pelea  Tempe. 
Stat.  Süv.  V,  3,  139: 

non  toties  viciorem  Castora  gyro» 

Ae  fratrem  caestu  virides  plaosere  'Dierapnae. 

Stat.  Theb.  6,405: 
Iifloere  loco.  Quae  tantum  earbasa  ponto, 
Qne  belle  sie  tela  volant?  qnae  nnbila  caelo? 
«iiuboe  hibernis  minor  est,  minor  impetns  igni. 
Vgl.  auch  Claud.  R.  Pros.  2,  94. 

B.  Correlativ. 

non  tarn quam;  non  sie ut;  non  tot quot 

Prep,  n,  9,  33: 
Hol  nc  incerto  mutantur  flamine  Syrtes, 
Xr  iblia  hiberno  tarn  tremefacta  Note, 
%M  Gito  femiaea  non  conttat  foedus  in  ii*a. 

Oy.  Her.  5,  47: 
Imi  sie  oppositis  yineitnr  yitibus  ulmus, 
üt  toa  sunt  collo  brachia  nexa  meo. 
Prop.  III,  4,  1 : 
I  1b  tot  Achaemeneis  armantar  Sosa  sagittis, 
I   8|ua)a  qnot  nostro  pectore  fixit  Amor. 
l       Her.  C.  1^16,  5: 

1^  Dindymene,  non  adytis  quatit 
^  ^Mem  sacerdotmn  incola  Pythius, 
'InLiber  aeque,  non  acuta 
ftgeminant  Corybantes  aera, 
tristes  ut  irae. 

Stat.  Silv.  I,  6,  21 : 
Ton  tantis  Hyas  inserena  nimbis 
*OTas  obruit  aut  soluta  Plias, 
talis  per  cuneos  biems  Latinos 
lebem  grandine  concutit  serenam. 
Vgl.  auch  Prop.  II,  11,  1. 


•04  J.  WäUer,  Gleichnisse  bei  den  Ut.  Diätem. 

YIII.  Negativ  gehaltener  Comparatiy  ohne  nachfol 

des  quam. 

Z.  B.  non  plora,  non  magis,  non  densior,  non  altios,  non  < 
non  amplior,  non  fortios,  non  crebrior,  non  parciuSy  non  moäiwi 

Zuweilen  mit  der  yoraosgehenden  Form  verbunden. 

Stat.  Silv.  n,  6,  56: 

non  mente  fidelior  aegra 

Speravit  tardi  reditns  Eumaeas  ülixls. 

Verg.  Georg.  4,  80: 

non  densior  aSre  grando, 

Nee  de  concnssa  tantum  pluit  ilice  glandis. 

Stat.  Silv.  m,  1,  130: 
Non  tarn  grande  sonat  motis  incudibus  Aetna, 
Cum  Brontes  Steropesque  ferit ;  nee  major  ab  antris 
Lemniacis  fragor  est 

Stat.  Theb.  6,  107: 

non  sie  eversa  ferontur 

Ismara,  cum  fracto  Boreas  capai  extnlit  antro ; 
Non  grassante  Noto  citins  nocturna  peregit 
Flamma  nemus. 

Claud.  E.  Pros.  1,  127: 
Haue  fovet,  hanc  sequitur.  Yitnlam  non  blandius  ambit 
Torva  parens. 

IZ.  Indaotionsform. 

Besondere  im  Bukolischen  and  Didaktischen.  Streift  fibn 
leicht  und  oft  genug  in's  Gebiet  des  Exempels  und  der  Gnome  \ 

Verg.  Ecl.  2,  63 : 
Torva  leaena  lupum  sequitur,  lupus  ipse  capellam, 
Florentem  cytisum  sequitur  lasciva  capella; 
Te  Corydon,  o  Alexi. . . . 

Ebenso  Ecl.  3,  81  und  7,  61. 

Damit  vergleiche  man  Ecl.  5,  16  (lenta  salix  quantcm. 
tantum)  und  5,  32  (vitis  ut. . .),  Femer  Lucr.  5,  129. 

Ov.  A.  A.  3,  249 : 
Turpe  pecus  mutilum,  turpe  est  sine  gramine  campus, 
Et  sine  fronde  frutex,  et  sine  crine  caput. 

Ov.  A.  A.  2,  115: 
Nee  violae  semper,  nee  hiantia  lilia  florent, 

Et  riget  amissa  spina  relicta  rosa: 
Et  tibi  jam  cani  venient,  formose,  capilli. 

Ov.  Am.  II,  16,  41 : 
Ulmus  amat  vitem,  vitis  non  deserit  ulmum : 
Separor  a  domina  cur  ego  saepe  mea  ? 

Ov.  A.A.  3,  419: 
Ad  multas  lupa  tendit  oves,  praedetui*  ut  unam, 


/•  Waheff  6l0iehni886  bei  den  lat.  Diohteni.  806 

Et  loTis  in  rnnltas  devolat  ales  aves : 

hqooquddet , 

Oy.  Trist.  ly  1,  75.  Nach  einer  Reihe  von  Fällen :  et  mea  cymba. 
Ganz  ähnlich  Trist.  IV,  8,  17  (me  quoque) ;  I,  5,  37  (sie  ego); 
t  Il,7,7(sicego). 

L  Gewähltere  Wendungen,  die  mehr  vereinielt  dastehen. 

i.  Parataktische  Form  mittelst  neque. . .  .neque. 

Hör.  CHI,  5,27: 

neqne  amissos  colores 

lisa  refert  medicata  suco, 

Ac  Tera  virtns,  com  semel  excidit, 

Cuit  reponi  deterioribus. 

Ov.A.  A.  3,  62: 
See  qnae  praeteriit,  iterum  revocabitur  unda, 
Nee  quae  praeteriit,  hora  redire  potest. 

Oy.  Met.  15,  190: 

neque  enim  consistere  flnmen, 

JFttleTis  hora  potest;  sed  tU  unda  impellitur  unda, 
Impora  sie  faginnt. 

Ahnlich  Verg.  Ecl.  10,  29. 

B.  Bedingungsform. 
Hör.  C.  in,  5,  31 : 
'  S|BgDat  extricata  densis 
Otn  plagis,  erit  ille  fortis, 
Qnpofidis  se  credidit  hostibus. 

Anm.   1.   Gesuchter  schon  und  verblümter  nimmt  sich  der 
Veelioisgedanke  in  der  irrealen  Fassung  aus. 

Claud.  de  lY.  cons.  Hon.  602 : 
loc  si  Maeonias  cinctu  graderere  per  urbes, 
btepampineos  transferret  Lydia  thyrsos, 

hteNysa  choros 

Stat.  Silv.  I,  2,  130: 
Ihe  n  Thessalicos  vidisses,  Phoebe,  per  agros, 

Anret  Daphne  secura 

Aehnlich  Hart.  Epigr.  VIII,  46,  3  and  IX,  103,  5. 

Anm.  2.  Bereits  die  oben  citierten  2  Stellen  (Hör.  0.  III,  5, 

fl7  ond  5, 31)  streifen  an  die  Gattung  jener  Fälle,  wo  etwas  Unwahr- 
fckeiniiches  oder  Unmögliches  versinnbildlicht  wird. 

Aus  dieser  woblvertretenen  Gattung  mögen  folgende  Beispiele 
fenOgen : 

Ov.A.  A.  1,  747: 
8i  qais  idem  sperat,  jacturas  poma  myricas 
Speret 


600  cT.  Waker,  GleiohniBae  bei  den  lat  Diehtent. 

Verg.  Georg.  2,  105 : 
Quem  qui  scire  velit,  Libyci  velit  aequoris  idem 
Discere  quam  multae  Zephjro  turbentur  aristae. 

Oy.  A*A.  3,  149: 
Sed  neqne  ramosa  numerabis  in  ilice  glandes, 
Nee  quot  apes  Hyblae,  nee  qnot  in  Alpe  ferae. 

Stat.  SUv.  m,  3,  97 : 

hibernos  ciiius  numerayeris  imbres 

Silyarumqae  comas. 

Vgl.  auch  Verg.  Bei.  1,  59  und  Hör.  C.  I,  33,  6. 

C.  Frageform. 

Oy.  A.  A.  2,  363 : 

Accipitri  timidam  credis,  furiose,  columbam  ? 
Plenum  montane  credis  oyile  lupo  ? 

Stat.  Süv.  m,  1,  16: 

Tyrione  haec  moenia  plectro 

An  Getica  yenere  lyra? 

Lucr.  3,  6: 

quid  enim  contendat  hirundo 

Cycnis  ?  aut  quidnam  tremnlis  facere  artubus  haedi 
Consimile  in  coi-su  possint  ac  fortis  equi  yis? 

D.  Wendungen  mit  putes,  credas. 

Vereinzelt  dicas  (Juy.),  jurares  (Hör.),  expectes  (Stat.). 

Oy.  Met.  II,  114: 

demptnm  tenet  arbore  pomum: 

Hesperidas  donasse  putes. 

Stat.  Sily.  I,  6,  34: 
IdaeoB  totidem  putes  ministros. 

Claud.  E.  Pros.  2,  124: 

credas  examina  fondi 

Hyblaeum  raptura  tbymum. . . . 

Verg.  Aen.  8,  691 : 

pelago  credas  innare  reyolsas 

Cycladas  aut  montes  concurrere  montibus  altos: 
Tanta  mole  yiri  turritis  puppibus  instant. 

Stat.  Theb.  7,  597 : 
Templa  putes  urbemqtie  rapi,  facibusque  nefandis 
Sidonios  ardere  lares:  sie  clamor  apertis 
Exoritur  muris. 

E,  Freieste  appositionelle  Fügung. 

Verg.  EcL  9,  35: 
Nam  neque  adhuc  Vario  yideor  nee  dicere  Cinna 
Digna,  sed  argutos  inter  strepere  anser  olores. 

Vergl.  dagegen  Lucr.  4, 181 : 
Suavidicis  potius  quam  multis  yei-sibus  edam : 


8.  Melder,  Zu  Ewptdee.  M7 

hrros  vi  «sft  cycü  melior  caAor,  ilie  gruum  quam 
QuMir« 

Mi^ÄJOk.  m»  7,  15 : 
InuKos  inars  jacoi. 

Hör.  C.  IV,  4,  50: 
Gnri  Inponun  praeda  rapacium 
SKtamor  nitro.. . 

Hör.  Epist.  I,  6,  63 : 

Caerile  cera 

Digni,  remiginm  Titiosam  Ithacensis  ülixis. 

Aetaiich  Hör.  8at«  I,  7,  36  und  I,  7,  90 ;  femer  Epist.  H,  2, 97. 

Chid.  B«.  Qet.  Y.  503: 
Mofiqiie  lapOB  seeSvnim  Micta  prionm 
UnM^tataiat. 

Wien.  J.  Walser. 


Zu  Euripides. 
HeL  775  ff.  ivutvaiov  ngog  joiaiv  iv  TQoiif  Sixa 

AcUem  die  Tersuche  Früherer  durch  Correctur  des  in  der  Luft 
•ehwebenden  iviavaiov  in  sviavaiovg  (-ag)  oder  iviavaioig  Fügung 
lad  Sinn  in  die  beschädigten  Textworte  zu  bringen  an  der  Unyer- 
triglichkeh  yon  hiaiaiog  mit  dem  nachfolgenden  mae  und  hdfv 
guckeitert  waren,  zerlüeb  M.  Schmidt  den  Knoten  mit  dem  sehr 
wpnchenden  und  von  Nauck  in  der  dritten  Ausgabe  recipierten 
*nv^iloti^u€yo$.  Dessenungeachtet  will  mir  scheinen,  mit  dem 
Ibteriil  der  Ueberlieferung  lasse  sich  derart  schalten,  dass  in 
mttfcoy  einfach  die  Spur  des  ursprünglichen  inavaimv  gesucht  und 
tm»  letztere,  in  Verbindung  mit  dem  zugehörigen  hwv  zurück- 
Sifthrt  werde  auf 

iptavaiwr  TtQog  rolaiv  iv  TqoIi^  (f/xa 
ixMi  diijl^htv  knxa  m^i^Qo/uidg  xvxXtav, 

Virin  der  Abstand  des  Epitheton  von  seinem  Nomen  durch  das  da- 
tvischentretende  tiqoq  %oiaiv  iv  TQoiif  dixa  evsai  weniger  fühlbar 
vM.  Für  den  Ausdruck  sei  einerseits  auf  Phoen.  544  tov  iviavaiov 
^Aäav,  ebendas.  477  und  Orest.  1645  ivionrtov  YVKkov^  anderer- 
iritg  anf  die  zu  Soph.  Phil.  1854,  wo  unter  yivyüüoi  freilich  die 
Ingen  yerstanden  werden  müssen ,  gegebenen  Erklärungen  des 
Uioliasten:  hiavtoi,  XQOvoiy  verwiesen,  wozu  noch  das  häufigere 
ijUov  xvxlog  und  besonders  Aesch.  Sept.  495  f.  TtsQiÖQOf^ov 
ntog, .  .xmloyaavoQog  nvnlov  kommen  mag. 

fr.  969  N.  ovro*  ngoatl^oikf'  rj  ^Cxti  ac,  fAtj  TQ^aifs, 
nalau  n^g  ^naq  ovik  xwv  ällwv  ßgortiv 
tdv  aSiMov,  dlld  aiya  xal  ßQa^it  noSl 
mix^vaa  fdaQ^H  rovg  xaxovg  orav  rv^tf» 


008  S.  MekUr,  Za  Earipides. 

Dass  die  Begriffe  aiya  xot  ßQodel  noSl  ein  vorangehendes  „ni 
sofort  herankommend  wird  Dike  dich  treffen^  zur  nothweodj 
Voraussetzung  haben ,  hat  Kock  (Yeris.  227)  mit  mehr  Beredsi 
keit  als  nöthig  war  erwiesen ;  als  er  aber  an  die  Bemedur  gi( 
schuf  er  mit 

ov  TiQoäd'iovad  y    i\  d(*ri 

etwas  unmögliches.  Vielleicht  ist  zu  schreiben : 

ox/wot  TiQoa^aaova*  ij  JUii  at,  firj  r^^aijc» 
nalau  nQÖg  rjnaQ 

^nicht  heranstürmen  wird  Dike^ ,  ähnlich  gesagt  wie  B^i^i».  IS 
dia  /äov  x€g>alSg  ^aaova  oövvai  oder  Tro.  156  diaÜiffi 
ytav  q>6ßog  dtaaei  TQifHiaiv.  So  auch  Aesch.  Prom.  144  ^ 
ßeQci  o   efioiaiv  oaaoig  o^l%Xa  TtQoaf^^e  ^^^ffjS  ioa^^ 

Wien.  S.  Mekler. 


Zwpite  Abtheilung. 


Literarische  AnÄeigen. 

Iiers  niade*  Erklärt  von  J,  ü.  Päsi.  Vierter  Band.  GesaDg  XIX— 
IXiV.  Fünfte  Auflage.  Besorgt  von  F.  R.  Pranke.  BerUn.  Weid- 
ffljyin'«ehe  Buehbandlnng.  1S77.  238  8.  d*. 

Weoige  Manate  nach  dem  ErscheitieiL  des  dritten  Bandes  der 

Dke'scheQ  Iliasausgabe  erschien  bei  Weidmann  der  vorliegende 

I  Band  der  Ilias  in  Frankens  meisterhafter  Bearbeitung.   Wir 

bereits  bei  Besprechung  des  dritten  Bandes  in  diesen  Blättern 

^78  S.  179  ff.)  in  der  angenehmen  Lage,  die  Vorzöge  der  Franke- 

»u  Hiajs  nicht  nur  auf  dem  Gebiete  der  höheren  und  niederen  Kri- 

|,  sondern  auch  nach  der  grammatischen  und  sachlichen  Seite  hin 

tliehat  hervorzuheben.    Dass  auch  die  Bearbeitung  des  vorlie- 

Bandes  nach  jeder  der  genannten  Richtungen  hin  den  treff- 

Blick  des  Verfassers  bekundet ,  können  wir  mit  Freuden  con- 


Vor  allem  sind  es  wieder  die  in  den  Gedichten  liegenden  Wider- 
liche ,  die  Auffälligkeiten  und  Mängel  in  der  Composition »  deren 
nüthige  Anerkennung  der  neuen  Auflage  im  Gegensatze  zur  Fäsi- 
m  Bearbeitung  ein  total  neues  Gepräge  verleiht.   Man  vergleiche 
beispielsweise   die  jetzige  Behandlung  der  des  Wunderlichen 
üg  ^  den  Stelle  Vl84 — 191  mit  den  bescheinigenden  Er- 

Dff'  - ,  und  die  Offenheit,  mit  der  der  Verf,  in  den  Noten 

ff  18i).  löj.  189.  191   der  Wahrheit  Rechnung  trägt,  wirkt  in 
rThat  wolthuend.   Entschieden  zum  Vortheile  der  neuen  Ausgabe 
[die  Behandlung  der  Stelle  ^^798— 883,  welche  den  Zweikampf 
eben  Aias  and  Dromedes,  das  Werfen  mit  dem  aoXog  aiTOXOft>- 
und  das  Bogenschiessen  enthält,  ausgefallen.    Anstatt,  wie  es 
h%n,  Scheinerklärunffen  aufzutischen  oder,  wo  selbst  diese 
cbte  Dichtung   nicht   mehr  zu  bemänteln  vermögen,  mit 
diesen  einzelner  Verse  wie  des  V,  810  und  843  (auch  von  Ari» 
nd  Bekker  athetioti)  auszuhelfen^  handelt  Franke  wol  m^tho- 
Iit4g«r,  in  diesem  ganzen  Stucke  mit  Lehrs  Ar,*  S.  434  f.  das 
eint«  Dichterlings  zu  erkennen  ^  der   an  schöpferischer 


IriA  t  d.  6«torT<  Qymn    lüTh.     VIII.  u.  IX.  Uefl, 


39 


«la 


J.  Fäsiy  Homers  lliade,  ang.  v,  J,  Zechmeinter, 


Kraft  weit  hinter  dem  Dichter  der  Übrigen  Wettkämpfe  zurücksieht« 
einzelne  anstössi^e  Verse  im  Texte  zu  belassen  und  dafcLr  in  d«a 
Nöten  die  Auffälligkeiten  dieser  Partie  hervorzuheben ;  vgl.  zu  798  ü 
806.  810,  821.  823—825.  832  ff,  840.  847.  857  f,  863.  875.  880. 
Vielleicht  hätte  der  Verf.  noch  weiter  gehen  und  auch  mit  h9>hn 
a.  a.  0.  S,  435  die  Verse  824  f, ,  die  freilich  wunderlich  genug ,  je* 
doch  unserem  Dichterling  immerhiu  zuzutrauen  sind ,  im  Texte  be^ 
lassen  können.    Auch  zu  816  f.  hätte  mit  Lehrs  die  Fäsi'sche  Sota 
durch  Hervorhebung  der  Seltsamkeit  des  ganzen  Gedankens  er^ixt 
werden  sollen.  Wir  haben  auch  mit  Vergnügen  wahrgenommeit,  das« 
Peppmüllers  neueste  Forschungen  (Commentar  des  vierundzwamigt^it 
Buches  der  Ilias  mit  Einleitung,  Berlin.  Weidmann  1876)  auf  di^  n«iU9 
Auliage  Einiluss  genommen  haben.    Wir  geben  hier  ein  Verseichttis 
der  Stellen,  an  denen  durch  Hervorhebung  von  Widersprochen  mit 
andern  Partieen  der  Iliade,  von  sonstigen  Wunderlichkeiten  und  Män- 
geln der  Darstellung  die  vorliegende  Auflage  erweitert  ist,  und  loaa 
wird  sehen  ^  wie  reichhaltig  in  dieser  Richtung  das  Buch  geCOf dert 
erscheint;    T77.  94.  153.  233  f.  262.  298.  340.   —  ^78.  Ili 
,  (vgl.  dazu  123. 125),  255,  269.  272.  293.  323.  431—  J 
«>86.  126,  129.  13L  155  f.  174.  213.  217.  233.  30i). 
|»43.  394-  437.  475—477.  520  f,  538  f.  —  X  7.  20.  2öv  &0&.  - 
jjp  72— 74.  100.  140.  155.  233.  254.  258.  35Ö,  628.  670  f.  d»7. 
1892.  —  fl  12  f.  29.  31.  60.  71.  107.  130  f.  153.  218  ff.  ^ÜL 
[238.  249.  257.  306.  359.  385.  487.  519—521.640,565.64«. 
1710—712.  753.  763  f.  765  f,  780.  796.  799  f. 

Indem  wir  nun  zur  Behandlung  des  Textes  übergehen ,  »t&d 

'irir  auch  hier  in  der  erfreulichen  Lage,  eine  entöchiedene  Förderiiiig 

desselben  im  Gegensatze  zu  Fäsi  anerkennen  zu  dürfen.  Der  besum 

Ueberlieferung    ist  weit   mehr   als    bei   Fäsi    Rechnuni''    iT«tTJu?*»n: 

manche  traditionelle  Fli-bfehler,   die  aller  haodschrifti 

lieferung  Hohn  spi-echen  und  in  Folge  der  ti-auiigen   \ 

das8  man  Homer  oft  weit   mehr  aus  gedmckten  Text 

[Bandßchriften  edierte,  sich  auch  bei  Fäsi  noch  foi 

^£459.  635),  sind  in  der  neuen  Auflage  glücklich  ]>* 

genommeneu  Textesänderungen  verzeichnen  wir;  TbO  \ 

n^Q  ioPTi   fnr  intajafump  niq  iovia^.  T95  {j^ti^  ,,  * 

IT  135  (olix&JXiv  f.  oliäaxey).  T  189  (avio&i  Töog  t  ai^i 

[a*aO-    T217   ^dg  f.  ug).    T  354   (i'xf/«rai  t  itm^o).    T ''^ 

[Klammern).  r423  (adm  f.  a&rjvh   VU  (ii^iLamp  f.  iu^ 

]Y42  (r^o^^  f,  TfHf^a  &),  K213— 241  (in  K1a.mi. 

Il&nder  Anal.  Hom,  S.  474  f.).   1^*229  (Qtjytdlm  t  ..^^  7^1 

l(n£Qi  t  n^Qi),  073  {\n  Klammern).  0  144  (Ttfi  ^  'f.  »^  6  j.  0 

'lü  Klammem).  0248  (^sog  fiiyag  f.  tAiyag  ^tog).  0311  (i| 

iXf}y%  t  i^iTtmXr^i),  0328  {nsQtÖBiaaa^  L  nt^idduom). 

(ayy  fii%>  f  aoi  fih),  0471  (in  Klammern).  0  523     'V  ^ 

^iji'tg  aytjiciy  mit  Döderiein  in  Parentiiese).    0  530 

6i(^yt0p).  0561  {/TQOTtt  Ttoti),  0602  (dog  f.  ^ü>g).  AlG^  /« 


/,  FdKf,  Hatnors  Jliide»  aiigr<  v.  J,  Zechme^ter. 


011 


urr  '    ti^t  dtyrj&t}Trivy  X204  (nach  yavra  Comma  t  Frage- 

wicl  \>7  inmU  i'X^^oi  Frageieichen  L  Fuöct).  A'282  (iVro* 

itiVf  \':H7  (nach  ^o^^'ort;  Comma  f.  Puüct).  X3iS 

{ig  I  \  I    oat  vtiQiT^  t  di^fiaiyjj^it),  A'435  (xai  f,  xf  K 

Xihi  (iy  di  fiot  i\  iv  Ö'  if.ioi).  X489  (a/rov^tiaot^ty  f.  OfTtovQtO' 
mmv).  ¥^15^  (a|(i^  novtjao^isi^'  f.  dft<finoyijtt6/it6^*).  W2^l 
(I>^joih:  f-  T^;iOtV?).  V  417  lind  446  (tftoisiaaywtg  t  i^nodäd- 
aonic),  ¥' 462-^464  (in  KlamtEeiD  nach  Kurtz  im  Phikl,  3G, 
aSÖiff.^.  ¥^465  iotrff  AiTOiT^^;  f.  oi6'  idivaai^i^),  ^411  und 
IT^ütt  KlAinmtiiaV  V5f>8  (xf^e'  *•  X«^<")-  ¥^ö39f.  (in  Klatnmern 
mh  Uhrs  Aj^.«  8.  432  f),  ¥^757.  810.  843  (nicht  mehr  wie  früher 
Ol  KlwiBini).  ¥^822  (/T|;^()£i'(rarr£^  l  ;riQtddehaywig).  ¥^823  f. 
(tt£lmiii«n]).  ß6— 9  (inKltimmern).  «»236  (tt«^«  f.  /r«^).  il2^h 

CÄ40T  («Je  f.  fik)*   fl459  (x^fii'a  f.  x^^^)    ß473  (w  f,  ri/7). 

^  12Ö14-617    (in  Klammern),   ß  685  (xfti  t  x^t^), 

I  iialg).  iilSl  (6'  r  im  t  Üi  toi),  12772  (iu  Klam- 
ait*rn>.  iJic  TOQ  SubstAiiÜTen  auf  tvi;  bergelettotoD  Patron}  mica  sind 
j«i»l  dorchwe^  mit  Dt&j-ede  getchrieben ,  alao  litQtidr^,  Iltjlaidfig 
m.   Ebanso  iat  constant  im  Texte  die  Schreibung  ^  tot  für  ijtoi 

Ais  eine  nicht  un  will  komme  ne  Bei^be  für  die  Taxtkritik  er- 
iMkaint  in  den  Anmerkungen  die  Aufnahme  hemerkdnewerthor  Leae- 
^dn  und  Conjecluren  alter  Bowie  neuerer  H4)merkritikf r :  T  75 
(  Atttr  itfjvtf  d/TOßifiavtog  dyavov  JTrJleiWo^).  T242  (DOder* 
1^  w^JUarü  «).  r261  (La  Roche  inham).  T384  (Bekker  d* 
«1?  irif  f»C)  V63  (La  Roche  ^atip  t  d'Jww),  V85  (Cobel  nol^it^my), 
n^\  '^^^  !nin  ^u^iot'),  yi38  (Bekker  a^xifli).  ri40  (Andere 
►der  nQqax^n^i).  V282  (Düiit/ei*  und  CoWt  lead*  d' 
.  V  298  (Bantley  Vv^y!  -n'  dfitov).  Y  336 


i.^^ 


0)411   (Bc^kker  aVrn^ 


0*61 1  (Bekker 


#y).  A  i2u  (Ccbet  ddcaG^m).  A  222  (Cobet  a^nvi^).  A  235 

«'ÜT^  f  *rif;ö4ty*cfi)*  A324(Bekkerf»amy).  A4öO  (Bekker^W«r^4. 

%0  nTmra«).    ¥^287   (Arißtarch  oyc^e»),    ¥^31^ 

ii'i  orUÖ^).    ¥^4iO(Bekker  to  ai  Kai  i^t^X&auivov  laim). 

*  M  (I>dderliin    tip   %    nvii\.    «F739  (Cobot  Manrrn),    ¥^773 

l^^^tr   oüd  «  jci^  für 

^Ws^rrl.    £}\  ^  ß213 

/  .TfjÄioc  xawidayu  ii382  (Bekker 
^  c-  uuu  fiif^i,/,.  ilZBB  (Andere  o$  ^m  leaJUi).  ßT89 

»1  nm  wir  diisirr  unverkennbar  besseren  Gestaltung  des  Textes 
^NfiuÄber  doch  einige  wkhrend  der  Durchsicht  dm  Bat'ho.<  ^fiinachte 
"••h  schweigen  uni?  untt  ij^e  der 

^ti.  i  Bemerkungen  ni< ,  ►*  hämi- 

^^H^  knUaclieT  Laune  betrachten ,  sondern  als  von  dem  Wunacha 

39* 


elf 


J.  Fäai,  Homers  Xliade,  aDg.  v.  J«  Z^thm^im^f. 


eingegeben  ktnuelimeii,  zur  VollendaDg  des  Baches  Einiges  beiiiageii 
2Q  können,    T32  und  ß554  ist  noch  immer  der  wunderliche  Qm^. 
junctiv  x^Ttti  zn  lesen»  obwol  die  weitaus  bessere  üeberliefei 
%ÜTm  bietet.    La  Hoche  (Grammatische  Untersuchangen  ^  Zeit 
£,  d.  östen%  Gymn.  1874  S.  408)  vertheidigt  zwar  noch  die  fttrho 
rische  Zeit  schwer  erklärbare  Form,  doch  wäre  m  an  der  Zeit,  \M 
einmal  der  Ueberliefening  gerechter  zu  werden.  Will  man  ee  ntolich 
mit  Hartel   (bom.  Studien  III  S,  10  f.)  nicht  wagen,  rMiim  mit^j 
kurzem  €i  in  den  Text  zu  setzen ,  so  lese  man  wenigstens  mit  deni 
Handschriften  -ii^tm  ,  das  Curtius  (Studien  VII,  99  und  Verboro  U^  j 
69  f.)  als  einen  aus  K€tttai  contrahierten  Conjunctiv  erklart  — 

j  T  331  steht  im  Text  ivi  ytjl,  wiewol  avv  vi)i  von  allen  Handschrüleo 
geboten  wird  mit  Ausnahme  von  ^^  wo  jedoch  die  Yarianke  mit  ^  I 
avvvrjt  an   den  Eand   geschrieben  ist.    Da  auch  von    sprachlicher 
Seite  einem  üvv  vr^i  Nichts  im  Wege  steht  (vgl  die  von  La  Boehi 
in  der  kritischen  Iliasausgabe  zu  T331  verzeichnoten  Stellen,  w 
denen  noch  ^  389  hinzuzufügen  ist) ,  so  ist  ee  nicht  erlaubt ,  hm  j 
der  üeberliefemng  entgegen  in  vr/  zu  schreiben.  —  Aoch  Y42  lat  ^ 
ias  von  den  besten  Quellen    gelK>tene  fiiy   hvAavov  dem  nur  io  ^ 

^nntergeordn eleu  Handschriften  stehenden  ^Uya  xt^daroy  vonnzieb«. 

—  Ybl  bietet  der  syrische  Palimpsest  viq^e^  waa  auch  Ai 
Leseart  gewesen  und  daher  statt  iviQ^€  in  den  Text  anfzuiic 
ist  —  y420  schleppt  sich  noch  immer  n^ri  in  der  Ausgabe 
obwol  mit  der  weitaus  besseren  Ueberliefernng  ftoti  zu  lesen  ' 

—  Ob  yi28  (ebenso  X477.  ¥^79,  ß210)  das  durch  die  Hl 
Schriften  fast  ausschliesslich  gebotene  yeiro^tat  durch  ytyyn^ca^ 
verdrängen  ist  (vgL  noch  JSC71.  df208.  i^l98)t  darüber  will  ichi 
dem  Verf-  nicht  rechten;  doch  mOcbte  ich  auf  Curtius  verweiiwö,  i' 
noch  j  fingst  (Verbum  1*  S.  313)  yeho/nm  postnliert  und  deasenl 
düng  besprochen  hat,  —  (Z>248  ist  mit  Recht  die  bessere  U» 
^ehg  ^dyaq  für   das  Fäsi'sche  ^uya^  ^(og  in  den  Text 
Warum  aber  der  Verf»  in  demselben  Verse  die  frohere  Fil<fi*?fhel 
art  £^' mVor  statt  des  durch  die  weitaus  bessere  U  mji 
stützten  in*  avtqi  im  Texte  belassen  hat,  ist  schwci  tJ. 
einzige  zwei  Beispiele,  in  denen  gerade  der  mediale  Aon 
ijii  c.  acc.  verbunden  ist  (£590-  ^/343  ««i^ro  d'  irt^  ' 
so  weniger  genügen  können,  hier  die  bessere  üebeHt> 
Bord  zu  werfen,   als  es  eine  genügende  Anzahl  von  Brv 
in  denen  zwar  nicht  der  mediale  Aorist ,  aber  andere  I 
selben  Stammes  mit  ini  c.  dat  verbunden  sind;  vgU 
La  Roche  beigebrachten  Belege  £629.  M293.  5401.  ( 
man  noch  in  Betmcht,  dass  auch  andere  Verba  verwai 
tuBg  mit  ini  cum  dai  sieh  verbunden  finden  wie  Of-'^ 
vifigil^  ßXfAiipiy  at^fj).  P726  (oV  t  ini  xan^qi  {i/ 
P^ll  (in   mrif^  icaiTo),  x2l4  (r!jD/      ' 
(aXjo  ä^  in    at-njt) »  so  dürfte  die  li 
saitsam  durch  den  homerischen  Gebrauch  selbst  g«(»tijktal  a^a. 


J.  FS»i,  Homer«  lliade,  ang.  r.  J.  Ztchmeitter. 


«18 


X  üD  .1  An\  n  er 


Ub  von  allen  Handschriften  gebotener»  if.imnlr^&i  in 

,  <2>311  dQrfte  sich  kaum  rechtfertigen  lat^äen*  Der  ein- 

t^  vim  L>ii  tiockfi  in  seiner  bitischen  Iliasansgabe  für  die  Correctur 

mng^Alirte  Qrand  ^poeta  enim  forma  mnlr^im  non  utitur^  ist  nicht 

llMbliUtig.  da  di<^  hiefür  angezogenen  Stellen  ^104.  /679.  023. 

#0^2*  x248.  t'B49  nur  dag  Simplex  bieteD^  wäbreod  beim  Composi* 

tm  dtr  AnafaU  des  f.t  durch  das  //  der  Präposition  wie  im  späteren 

;?T.Fu/.iii?^t>taach   so   auch    bei  Homer  sich  hinlänglich  rechtfertigt 

Uns  Verbum  1'  159).    Eine  metnscbe  Nöthignng  zur  Cor- 

r>cior  fcsi  ebenso  wenig  vorhanden,  da  in  der  Zusammensetzung  muta 

qmi  lifiaida  allein  hinreicht,  um  Position  zu  bilden  (vgl  Hartel  hom. 

1*  80 u  —  </>328  ist  die  Leseart  der  xoivfj  n^qidduaaü  und 

nf^diucttvf^q  in  Titqiäähaa^  und  /i£Qid€iGavT€g  gebes- 

^pt,  riclitig  nach  Aristarch,  vgl,  das  SchoUon  zu  0123:   n^qiÖdd^ 

ffMja'  dm  Tov  htiqov  6  tu  yi^iara^x^^'^    Ebenso  schreibt  Franke 
^tit    richtig   VTTodiiaavrii;  (¥^417.  446.  fi 265)  und  vnf>dsiaag 

''-  -  '  oiiter  Weise   hätte    aber   der    Verf.   auch   0481 

,  fQr  döde^g  schreiben  sollen  nach  Did.  zu  0423: 
s  dl    hog  6  6  l4(^taTaQX^^;  iii^d  editciv  (Yßl,  *F425.  JßöTl. 
-htaag  (ß364)  statt  idditaev  und  i'ddsiaag.  ^)  ^  0  530  ist 
ifchiscbe  (übrigens  aucb  dnrcb  die  beiden  besten  Iliashand- 
rerbörgte)  Leseart  OTQvyü^v  der  schlechteren  oTfvveiüy  ge- 
tragen wir  nach  einer  Begründung,  so  hören  wir:  „Das 
i  geschah  nicht  schon  während  des  Herabsteigens;"  Als  ob 
„Mde  dadurch  der  Dichter  mit  feinem  Sinn  die  stürmische 
:     -  des  Priamos  gekennzeichnet  hätte.    Dass  übrigens  eine  directe 
:   nicht  durch  ein  Part*    fufc.  eingeleitet  werden  könne,  darauf 
>n  bereits  C,  A.  L  Hoffmann  (21.   und   22.   Buch  der  Ilias  h 
->9)  und  nach  ihm  La  Roche  (im  Anhange  zu  seiner  Schnlaus- 
ier  Ilias)  aufmerksam  gemacht,  ^ —  .V489  ist  statt  der  von  den 
^n  Handschriften  gebotenen^   überdies  durch  die  Scholien  als 
'.vrchisch  sich  erweisenden  (auch  vonFäsi  aufgenommenen)  Lese- 
(»iaaovatv  mit  Berufung  auf  Buttmann  LexiL  I,  S.  78 
ivaty  aufgenommen.  Buttmanns  Bedenken  geg^n  artntqio- 
"irften  jedoch  durch  Hoffmann  (21.  und  22.  Buch  der  Ilias 
151*  f.)  längst  überholt  sein.  Von  besonderer  Beachtung  scheint 
itm  anch  die  Erklärung  dieses  Wortes  in  einem  Scholion  durch 
.' ,  woraus  Buttmann  viel  Capital  schlägt,  nach  Hoff- 
;?  blosse  Verkürzung  eines  anderen  längeren  Scholious 
ut^  ti0v  oqtov  aq>cuqr^aovvai  erweist,    was  nur   der  Leseart 
.  !  qhaovüiv  günstig  sein   kann.  Wie  übrigens   die   schlechtere 

r  ui  «»«t«tehen  konnte,  ist  gleichfalls  von  Hoffraann  a.  a.  0,  II, 


*)  ?.'  iHeqaenter  verßbrt  La  Roche  in  der  kritischen  Ilias- 

JMfibe^  ü  ;om  er  Hom.  Teitkr.  S.  178  m\Ui  als  Anstarchiache 

'   b&fiK^t4lU  hat,  Hi'm  n^iii,  aber  *481  a66iU  schreibt. 


Ui 


/,  Fägi^  Homers  Hiade,  ang.  \\  J.  Z$ehmeiiUt^ 


dass  Worte  mit  iiuancierterer  Bedeotun^  durcli  ÄUt4gliche  er 

werden.  —  Innerhalb  des  Bochös  A*  düi'ften  wol  noch  emige  Sl 

.gebessert  werden.  So  dürfte  A'166  statt  &€oi  Öf  rc  ttcj  ;   .    V  r  jrw 

jtfi bedenklich  die  Leaeart   des  Yen,  A  und  eioiger  aii  t  .md- 

I Schriften  ^soi  d'  fq  navT^g  o^oyto  aufgenommen  werden;  daa  t « 

ist  sehr  sclilecht  beglanbigt;  auch  ist  iaoQctif  siongemüss^r  als  bio^ 

SOS  o^äv;  vgl.  die  von  La  Roche  in  seiner  kritisdien  lU&^sausgab« 

beigebrachten  Belege. —  X246  ist  da^dti  dk  handschriftlicbe  Lii£#> 

^artt  die  nur  eines  ümformienmgstriebes  wegen  in  dafir^fj  go&nlerl 

Ist;  dafift  sich  der  Optati?  neben  vorausgegangenem  Conjancti?  qJ* 

(yqtm  wol  verträgt,    beweist  die  analoge  Stelle^ -^307    nllfi  aal* 

noch    denselben    Moduswechsei  12  584  ÖV    ^ir  — ^r  < 
|d€iV; — xoraxremifi— aAiV?/ra«.  Vgl.    noch   ß655.  —  ^IbO  Uli 
%o,yoi  für  t    ayoi  die  durch  Ariätarch  und  Eustathios,  auch  dorukl 
die  beiden  besten  lUaehandscbriften  A  und  D  (nach  La  Hocbe)  ver« 
bürgte  bessere  Ueberlieferung.  —  Ebenso  hätte  *F627  die  dnrcli  dit | 
bessere  Ueberlielcrung  gesicherte  Leseart  oiöi  ti  für  ovÖ*  In  aöf-< 
.genommen  werden  sollen;   nachdem  in  bereit»  im  ersten  Satzglied«] 
yov  ya^  er'  IjiniSa  yila  vorausgegangen  ist,  erweist  e«  sich  «b 
Uweiten  als  unnothig.  —  V465  ist  der  Verf.  durch  Anfiialiniö  der  [ 
Leseart  olöi  divaa^fj  anstatt  des  von  Fäsi  gebotenen  oi*^*^^' 
Imad^ij  einerseits  der  besseren  Ueberlieferung ,  andererseits 
J,  Bekker  (H,  Bh  I  S.  148)  beobachteten  metrischen  Gesetzt*  {\^ 
liebe  für  dreisilbige  Versansgänge) ,   das  auch  Aristiirch  erlra 
(vgl.  La  Roche  H.  T.  425  f.),  gerecht  geworden.  Consequeuter  W^ST 
hätte  aber  auch  ¥^510  der  weitaus  besseren  Ceberliefening  '::mi^ 
ovdi  ^tazt^aev  für  otd'  if^iatr^a^y  geschrieben  werden  sollen 
bietet  eine  bedeutende  Anzahl  von  Handschhften  dmt^ayT^  n^^ 
das  dem  von  Fäsi  aufgenommenen  avät^avt^  indlatoy ,  aV 
von  dem  erwähnten  metrischen  Gesetze»  schon  deshalb 
istj  da  nach  homerischem  Gebrauch  Dualformen  auf  £  nu 
dieren»  vgl»  La  Roche,  hom,  Unters.  S.  77,  Dort,  wo  ^ 
kommt  es  überhaupt  auf  die  Schreibuog  der  Handschrif 
da  es  gauÄ  in  unserer  Hand  liegt,  ein  TEKE^fE\'^N  ( ^5H!5l  < 
metrischen  Gesetze  gemäss  abzutheilen;  demgemäss  wäre  ¥568  < 
TLiküvaiP  (zwar  nur  durch  den  sonst  voi-zQglichen  Laur,  D  gt^ 
anstatt  z*  i'AiXBvaiv,  y95  jjde  ^AiXtviv  für  rfi*  hik^iti         ' 
738  rjii  mi}ovTö  für  rß^  Ifri&ovto  herzustellen,  eiu 
die  wir  schon  der  Consequenz  halber  an  diese  Ausg^' 
berechtig  sind,  da  T94,  wo  /  tniötjC^  durch  die  b< 
geboten  wird,  im  Texte   dem   metrischen  Gesetze   eut^ 
nidt^aev  zu  lesen  ist.   Behutsammer  ist  freilich  an  Su...^ 
gehen,  wo  a  elidiert  ist;  doch  dürfte  "FSQl  die  Aristarchische und j 
durch  gute  Handschriften  verbürgte  Leseart  xotioioa 
umiova    ißeßr/ÄU  aufgenommen  werden.    Da  wir  fmi 
Schollen  zu  I  492  wissen,  da$8  Aristarch  nakXtt  na&öif  «ui<  n^ 


J.  FäBi,  Homers  lliade,  ang.  v.  J.  Zecftmeixter.  616 

fiiyrfla  geschrieben  habe,  so  innss  folgerichtig  auch  V607  Trolla 
na&eg  xai  noÜi  finyrflog  als  Aristarchische  Scbreibang  anerkannt 
and  ia  den  Text  gesetzt  werden. 

V^BOfSnnoi  d*  avtai  Hatnv  naffoiti^i)  wftre  als  Aimlogie 
für  cmcd  =  oi  avtai  besser  ^  107  {r^QX^  df.  r^  avir^v  odoi*,  ^V 
/re^  Oft  aiUoi)  xu  rerwerthen,  weil  an  dieser  Stelle  wie  an  unserer 
av%6g  (=  6  cÄrog)  noch  durch  ein  Relativnm  aufgenommen  wird. 
Und  doch  finden  wir  bei  La  Roche  in  seiner  kritischen  Iliasausgabe 
xa  V480  die  Bemerkung  hingeworfen :    ^avtal  pro  erl  avtai  dici 
non  polest."   Oberfliehlich  genug ,  da  sich  ausser  dem  von  FSai- 
Fnmke  citierten  M225  noch  xl58.  ^138  als  Belege  fQr  denselben 
Gebranch  von  avtog  bieten  (vgl.  noch  Hesiod  scut.  35.  37).  Doch  ist 
muere  Stelle  dessenungeachtet  nicht  frei  von  jedem  kritischen  Be- 
daken.  Die  besseren  Handschriften  bieten  avte,  der  Yen.  A  avtai ; 
letxteres  dflrfte  schon  wegen  des  auf  die  erste  Silbe  gesetzten  Accentes 
aof  ein  avte  zurückzuführen  sein ,  was  um  so  wahrscheinlicher  ist, 
als  im  entgegengesetzten  Falle  ein  mit  dem  folgenden  7ta^t^f(oi 
(denn  so  bietet  der  Yen.  A.)  correspondiereudes  avtoi  zu  erwarten 
gewesen  wäre.  Allein  avte  ist  wegen  des  nach  der  ersten  Thesis  des 
zweiten  Fusses  eintretenden  illegitimen  Hiatus  anstössig;  dass  aber 
die  17  Beispiele ,  welche  La  Roche  in  seiner  kritischen  Iliasausgabe 
zu  T288  als  Belege  eines  ähnlichen  Hiatus  gesammelt  hat ,  nur 
ganz  änsserlich  zusammengestellt  und  unter  Berücksichtigung  ver- 
Kkiedener  Gesichtspuncte  verschieden  zu  beurtheilon  sind,  hat  Uefe- 
NBt  schon  einmal  in  diesen  Blättern  (1877  S.  364  f.)  hervorgehoben. 
llMier  hat  nun  jüngst  in  einem  äusserst  lesenswerthcn  Aufsatz  die 
Adverbia  auf  t€v  wieder  zur  Geltung  gebracht  (Fleckeisens  Jahrb. 
1B78  S.  62—66)  und  speciell  für  die  homerische  Stelle  ^236  den 
ttitfesigen  Hiatus  nach  dem  fünften  Fusse  aXktm  allfft;  durch  die 
iMung  aiXotiv  ailog,  wie  mir  scheint,  übei-zeugenJ  büHoitigt. 
Sollte  nicht  auch  unserer  Stelle  durch  die  Schreibung  aictv  aufge- 
holfen werden  können ,  wie  letzteres  Adverbium  von  Uscner  nebst 
einem  Sneitep  an  ein  paar  Pindarstellen  mit  £videnz  wieder  herge- 
stellt worden  ist? 

Eine  unrichtige  Behandlung  hat  auch  die  allerdings  äuHHOrst 
Khwierige  Stelle  V  598  f.  (roio  dt  iHuoQ  \  iavl>n  f!ßs  ü  ih  jriQt 
9ta3[veaciy  ieQOr^  \  Xr^iov  alör^a^ovtog ,  mi  (fQiaaovaiv  iiQOUQoi) 
erfahren.\Für  die  Erklärung  der  Yerse  eine  doppelte  PMIipHrf  zu 
statuieren ,  wie  das  mit  Fäsi  der  Yerf.  thut ,  leidet  immer  an  innerer 
Vnwahrscheinlichkeit,  und  mit  Recht  kommt  man  in  neuerer  Zeit 
immer  mehr  davon  ab.  Lange's  ausfuhrliche  Auseinandersetzung  der 
Schwierigkeiten,  denen  diese  ganze  Stelle  unterliegt  Mer  hom.  Ge- 
brauch der  Part,  u  S.  244  ff.),  hat  leider  ^^eim  Verf.  gar  keine  Wflr- 
digong  gefunden;  und  doch  kannte  man  wenigHtenH  in  'Jen  Anmer- 
kungen eine  Erwähnung  der  Conjectur  I^ange*«,  die  in  äii^Kernt  plau- 
sibler Weise  mit  einem  einzigen  i  «ubfcriptum  alle  Schwierigkeiten 
beseitigt  {iigar^  für  ie(fOr  .  um  *;o  mehr  erwaiV-n,  nln  m  ien  Noten  oft 


010 


J.  Fäsiy  Homew  Iliade,  ang,  t,  /,  Zcchmeigier, 


ganz  uBüöthige,  einem  /  zu  Liebe  getroffene  Textes&nderangen 
J.  Bekker's  (vgl.  zu  0  411,  X  450)  Aufnahme  gefunden  kaben.  In 
älinlicher  Weise  hätte  "F  792  nicht  blos  des  Bekker'schen  lQtt,r;* 
aaad-ai,  sondern  auch  der  lange'schen  Conjectur  nooQly  i^itec^m 
Sllotg^  bI  fii]  *Axilfjt  (a.  a,  0.  8,  255),  wodurch  nicht  blos  die  fi^u 
Lange«  sondern  auch  die  von  Nauck  (M^langes  Gr^co-Eomains  T,  III. 
S.  244)  hervorgehobenen  Bedenken  beseitigt  werden,  gedacht  werden 

können.  

Entschieden  einer  Besserung  bedürftig  ist  die  von  Franke 
beibehaltene  Fäsi'sche  Leseart  top  di  eaü^v  i2  17,  einmal  weO 
jeder  handschriftlichen  Auctorität  entbehrt  (die  meisten  Handschniteii 
bieten  Tovde  d*  taaxap)^  zweitens  weil  sie  auf  dei-  mindestens  sehr 
zweifelhaften  Vorausgetzang  basiert,  dass  iaw  einst  mit  /  oder  einen 
andern  Consonanten  angelautet  habe*  Letztere  Ansicht,  zu  der  ri]k| 
illegitime  Hiaten  bei  Homer  Anlass  gaben  {B 165.  181.  P  16.  X 
<J  805.  X  536-  0  420.  »F73),  wurde  noch  von  Ourtius  ('IVmpora  nnil 
Modi  140)  getheilt  (vgl,  auch  Sachs  de  digammo  Berlin  1856  p,  45, 
Ameis  im  Anhang  zu  B  165,  C.  A.  I.  Hoffmann  zu  0  596) «  ist  ab«r 
später  von  ihm  selbst  (A^erbum  I"  p.  125  f.)  aufgegeben.  Mag  auch 
immerbin  Kraushaar's  scharfsinnige  Deduction  (CuH.  Stud.  II430ft^ 
der  als  ursprüngliche  Form  iaJ^aoj  postuliert,  nicht  vollends  über* 
zengend  sein ,  so  lassen  doch  das  als  syrakusisch  und  lakonisch  b«* 
zeugte  sßaaov  ^  i'aaop  und  €vaaov  bei  Gregorius  Corinth,  (Schäftr) 
und  die  Glosse  des  Hesychios  exa  (vielmehr  iva)  *  i'a  keinen  Zweifel 
übrigf  dass  nach  e  einer  oder  mehrere  Spiranten  ausgefallen  siiul 
Wol  entgeht  es  mir  nicht,  dass  man  in  neuerer  Zeit  idm  auf  atfdt^ 
hat  zurückführen  wollen;  so  Bugge  in  Fleckeisen's  Jahrb.  Bd.  1Q6 
S.  95,  der  iiw  mit  dem  in  Paulus  Epitome  S.  72  iV      '    ^  ist 

de-sivare,  desinere  vergleicht  und  daraus  ein  mita^  ''♦ 

Simplex   sivare   erschliesst  (vgl.   auch   Leo   Meyer   Ze  U 

8.  472  f.) ;  doch  entbohi  t  nach  Curtius  Verbum  II 184  die^^  -  _  -^ 

immer  noch  des  sicheren  Nachweises.  Einer  so  unsicheren  Kt\ 
gegenüber  wird  man  ftir  Homer  wol  am  besten  thun,  aus  deu  <m  '^'■- 
Oedicbteu  selbst  liegenden  Indicien  zu  ersehen,  ob  in  homeri8cJt^T 
Zeit  noch  ein  anlautender  Spirant  gehört  wurde.  Da  f&llt  nn 
letztere  Annahme  das  Zablenverhältnis  sehr  ungünstig  aus:  79 
(gesammelt  von  Knös  de  dig.  Hom.  S.  200),  die  einem  anlau 
Spiranten  widerstreben,  stehen  jenen  oben  erwähnten  wenigen  Fi 
mit  illegitimen  Hiaten  gegenüber.  Bedenkt  man  femer  noch,  dass 
manche  dieser  Hiaten  aus  der  Umschrift  des  alten  Alphabete^;  '•'> 
ionische  erklären  lassen  (vgL  Knös  a.  a.  0.).  so  wird  man 
homerische  Zeit  wenigstens  einen  anlautenden  Spii  u  AüiiSE 

zu  stellen  haben.  Dieser  Deduction  gegenüber  aber  e^  i  U 

an  unserer  Stelle  Fäsi  s  Conjectur  als  unzulässig.  AlleScUv^iöngUii 
beseitigt  an  unserer  Stelle  die  vom  synschen  Palimpsest  gebo^ 
(auch  von  Bekker  und  La  Boche  recipierte)  Leseart  toy  di  f '  «a(rx^ 


/.  Fää,  Homen  IliAde,  ang.  ▼.  J.  Zedmeiater.  S17 

N  733  %ov  di  V6  nolXot  inaivip4S%ovi  avd-QiOTtoi.  d  387  tov 
ifiOP  ipoffiv  na%iif  ififievou. 
i2l24  hfttte  nach  der  ffediegenen  Auseinandersetzang  ron 

08  (Stnd.  n  175  ff,),  wo  äqiatov  in  Verbindung  gebracht  wird 
Sftfg,  anrora  nsw.,  die  Bekker  sehe  Schreibung  hTvvovv  aQiOtov, 
1  der  Ftodlelstelle  n  2  durch  die  besten  Handschriften  gestützt 
»ipiert  werden  sollen. — £i  290  ist  ebenfalls  mit  den  besten  Hand- 
tton  wx€0  flkr  &üxev  zu  schreiben.  —  Auffällig  blieb  noch,  dass, 
end  in  der  neuen  Auflage  sonst  durchwegs  das  frQhere  slg 
tg,  T.  elfil)  jetzt  Tom  Verf.  enklitisch  slg  geschrieben  ist,  wie 
nach  Eustath.  p.  1407,  51  und  Schol.  M.  zu  a  170  Lehre  der 
m  Grammatiker  ist  (vgl.  La  Boche  H.  T.  242),  an  einer  Stelle 
0  noch  das  frQhere  dg  belassen  wurde.  —  Schliesslich  wäre 
einer  Inconsequenz  in  der  Interpunction  zu  gedenken.  Während 
dem  7ers  7140  1^^  avr  alX  ivorjae  TtgdaQXfjg  Siog 
icvg  vor  orog  a7ray£r^£  Punct  gesetzt  ist,  leseh  wir  in  dem 
gleichen  Falle  V193  uvitYilixiiXevg  Comma. 
Indem  wir  uns  nun  von  dem  textkritischen  Gebiet  auf  das 
imatische  und  lexicalische  begeben,  haben  wir  auch 
Bf  was  nach  dieser  Richtung  hin  neu  erscheint,  theils  wolüber- 
Beaaemngen,  theils  dankenswerthe  Bereicherungen  des  Noten- 
iala  SU  erblicken.  Noten  wie  zu  T 182  f.,  wo  die  Erklärung  der 
erigen  Worte  ov  fiiv  yoQ  rt  ve^eaarjvov  ßaatkrja  aväg^  ana^ 
DMT^i,  aw€  Tig  TtQOTBQog  x^^^^S  ^^^  mehreren  Seiten  be- 
M  und  im  Gegensatze  zu  Fäsi  theilweise  berichtigt  ist,  oder  zu 
tl  (Ober  den  Gebrauch  des  citDa  re),  zu  IT  249  {iniiav  di 
ig  POfiog),  V157  {yaoio  ^h  fari  xal  aaai),  Si  220  {aHog 
SüfHioy)  usw.  documentieren  nicht  nur  den  emsigen  Fleiss ,  mit 
der  Yerf.  bemüht  ist,  Fäsi'sche  Mängel  zu  beseitigen,  sondern 
den  gewandten  Scharfblick ,  mit  dem  er  meistens  das  Richtige 
>.  Da  es  mir  jedoch  der  enge  Bahmen  eines  Beferates  kaum  er- 
i,  die  hieher  gehörigen  Vorzüge  ausführiiclier  zu  beleuchten,  so 
lUos  einige  der  wichtigeren  Stellen  namhaft  gemacht,  in  denen 
Coaunentar  auf  grammatischem  und  lexicalischem  Gebiete  der 
fidien  Ausgabe  gegenüber  theils  Besserungen ,  theils  schätzens- 
!thi Zusätze  erikhren  hat:  T257.  385.  F 18.  35.  55.  154.  280. 
•••11.  48.  59.  64.  86.  89.  90.  182.  190.  191.  192.  284.  291. 
«.840.  369.  429.  482,  527.  539.  563.  X71.  116.  119.  126  f. 
B.5M.  324.  331.  346  ff.  376.  383  f.  389.  410.  414.  467.  468. 
»482.  487.  491.  496.  «F  21.  97.  112. 147.  222.  277.  339.  358. 
*.«6.  484.  496.  559.  649.  698.  709.  ß  1.  18  f.  42  f.  56  f.  92. 
ßl.  154.  250.  290.  428.  451.  586.  616.  687.  696.  704.  710  f. 
pm.757. 

[^  Riebt  minder  reichhaltig  ist  die  Bereicherung  des  Commentars 

lieklichem  Gebiete.    An  manchen  Stellen  ist  das  von  der 

Uteratur  zur  Erklärung  Beigebrachte  gewissenhaft  benutzt: 


018  J'  FäMt  Homers  Iliade,  ang.  v.  J.  Zechmditer. 

vgl.  2u  T 141 ,  wo  nicht  nur  zur  Fä8i*8ctMn  Anffassmig  dei 
Stellen  aas  Censorinus  und  Tacitns  horugesogen  werdan, 
auch  die  der  F&8i*schen  Deutang  entgegengesetzte  Asna 
Th.  Bergk  (Gr.  L.  I  629)  hinzngefOgt  ist;  oder  za  ¥76 
klämng  des  Gleichnisses  von  der  Weberin  nach  Blfinmer,  Tai 
und  Terminologie  der  Gewerbe  und  Künste  I  S.  130  fi.) 
J2  190  (Erklärung  der  neigiyg  nach  Wömer  in  Gurt  9 
458  ff.).  Auch  hier  ist  es  mir  nicht  gegönnt ,  auf  alle  Eini 
näher  einzugehen,  so  dass  ich  mich  nur  auf  ein  kurzes  Sl 
zeichnis  der  wichtigsten  Neuerungen  auf  sachlichem  Ott 
früheren  Ausgabe  gegenüber  beschränke :  T92  f.  268. 310 1 
276.  414.  a>3.  80.  40  f.  99.  194.  196.  259.  296.  323.3^ 
444.  451.  558.  X22.  193.  299.  317  f.  358.  397.  ¥13 
(vgl.  dazu  176).  48.  55.  61.  76.  173.  255.  312.  423 15 
703.  736.  826.  851.  ß  54.  79.  221.  229—231.  349. 476. 8 
560  f.  706.  Die  gezwungene  Ansicht  Fäsi's,  womach  Hei 
Achilleus  nicht  einen  dreimaligen  Bundlauf  um  die  gan 
vollbracht  hätten,  ist  jetzt  in  den  Noten  zu  X 145.  146. 1 
194  mit  Recht  aufgegeben.  Ebenso  ist  Fäsi's  Versuch,  die  1 
bung  der  beiden  Skamanderquellen  X  147  S.  mit  den  wirklii 
liehen  Verhältnissen  in  Einklang  zu  bringen,  in  den  Noten : 
149.  151  einer  vernünftigeren  Auffassung  gewichen  (vgl 
über  die  homerische  Ebene  von  Troia).  Zu  W  340.  352.  37 
sind  die  entsprechenden  Parallelen  aus  der  Beschreibung  de 
rennens  in  Sophocles'  Electra  hinzugekommen.  Die  ErUä 
für  die  Interpretation  etwas  schwierigen  Stelle  des  Wagenan 
ii  265 — 274  liegt  nun  auch  in  theilweise  verbesserter  Gm 
vgl.  zu  fl  269.  272.  273.  274. 

Wol  hätten  wir  noch  gerne  Weniges  im  Gommentar 
oder  gebessert  gesehen:  einige  der  grammatischen  un 
Seite  der  Ausgabe  vielleicht  für  eine  spätere  Auflage  zu  6 
mende  Beobachtungen  mCgen  hier  noch  ihre  Stelle  finden 
der  (Z>11  von  Fäsi  (übrigens  auch  von  Eustathios  und  d* 
M.  344,  6)  aufgestellten  Erklärung  j^ivveov  Simplex  =  h 
klXaße  YA77^  erklärt  Franke  (nach  La  Boche  undC.  A.L  I 
das  21.  und  22.  Buch  der  Dias  I,  S.  260)  evv€ov  =  ivino 
gender  Begründung:  „Andere  nehmen  es  als  Simplex  =  < 
maße  Y477;  einfia&ev  ^226  (a362).  Doch  findet  siel 
nach  dem  Augment  nie  so  verdoppelt.^  Als  ob  hier  von  c 
dopplung  und  nicht  vielmehr  von  einer  Assimilation  die  R 
Es  ist  überhaupt  verkehrt,  i'vveov  mit  ITXaßey  und  i'fi^a&i 
gleichen,  da  in  letzteren  Formen  der  Doppelconsonant  nor  gr 
Zeichen  für  die  in  Folge  der  flüssigen  Natur  der  Liquiden  ein 
Positionslänge  des  Augments  ist,  in  kvP€OP  aber  vv  als  du 
milation  aus  t-oveJrov  entstanden  zu  erklären  ist  (vgl.  Gurt. 
Verbum  I'  S.  117).  Dass  dieser  Fall  bei  Homer  singulär  da 
rechtigt  uns  nicht,  eine  altes  Spracbgut  zur  Geltung  bringen 


J,  Fän,  Homers  lliftde,  aug.  v.  J,  ZechmeiHer. 


6m 


rSpncbv^^rgleichuBg  roilkommeu  gesicherte  wei'th volle  Ersehe!- 
]  n  hweitigen.  Als  Parallelismus  für  uasere  Form  böte  äieh  das 
ifill«  im  Etym.  M  bezeugte  sapphiscbe  kyrt]  =^  nebat  (W.  sna) 
kriklyrJ  p.  138a);  vgl.  Curt  ßz.  "•817  und  Hinrichs  de  Hom. 
Ti^  Test  AeoL  p.  51  f.  —  Mit  Recht  ißt  von  Fäsi^Franke  in  dem 
y'*m  0^7  fe  o  i&tkeu^  nokif^imo  durifiana  die  (auch  oeuerdiTigs 
'  eibehaJtcnoj  Aristarchisuhe  Interpunctioii  nach 
^  ^jiivai  imiieratJTisch  zu  fassen  wäre,  vermieden, 
neuerdingH  auch  L.  Lange  de  formula  Homerica  u  <3'  aye 
tS73  f.  6  unsere  Steile  wie  Z  150  und  V  213  von  anileren  mit 
IV  il^ihig  und  nachfolgendem  Imperativ  (T  142.  ^  277,  71  82) 
it  bat.  Doch  erblicke  ich  in  der  Note  in  0  487  noch  eiuen 
Irrthum :  erstlich  ist  kein  Nachsatz  aj'«  nu^rii^tßi  oder 
m  tn  ergänzen f  wie  deun  überhaupt  die  Annahme  von  Ellipsen 
!  noch  in  ihrer  Entwickelang  begriifeneu  Sprache  immer  ihre 
Hche  Seite  hat.  Der  Nachsatz  ist  489  enthalten :  anstatt  der 
Dog  dessen,  wa$;  Hera  zu  thun  im  Begriffe  steht,  folgt,  dem 
hftftlichen  Charakter  der  Situation  ganz  angemessen,  als 
«ofort  die  Ausführung  selbst.  Zweitens  ergibt  sich  aus 
«i#rö  Auffassung  iles  Satzverhältuisses,  dass  o<jp^*  iv  lidffi 
;  ;?hen  ist.  Ueber  diese  Sätze  mit  ci  d'  i&fi£ig 
'  ]  hafte  Eröiierung  von  Hentze  im  Anhange^ 
'hh.  Eine  ähnliche  Berichtigung  ist  zu  0  556  nachzutragen, 
>mit  E^cbt  die  Fast *8che  Auffassung,  wornach  im  V,  (P565  f, 
d'  Sv  i*7iuta  —  anovLOifijpi)  formell  der  Kachsatz  zu 
1^5^  in  erkennen  wäre,  aufgegeben  hat.  Doch  ist  auch  hier 
keine  Ellipse  zu  statuieren,  sondern  der  Nachsatz  beginnt 
I  (/ijj  ^i  anaaQoiievay  noXwg  2iiSlovö&  voi)Ori):  das 
•hrende  ^tii  des  Nachsatzes  ist  durch  V.  662  (aXha  ttt} 
)  tavtit  (fthtg  diilt^ato  Ütfiog)  nur  verstäi kt.  Das  Nämliche  gilt 
iPkalJfilstelle  X  111 — 125,  wo  c^benfalls  der  Nachsatz  erst  mit 
Ifr^  ftiy  iym  ^h  i'diüftat  xi€.  beginnt  und  V.  122  nur  als  eine 
ifknug  des  ^o'  anzusehen  ist 

Anf  ^iner  ii  ri^^eu  und  zugleich  antiauiertea  Aoffassung  beruht 

111  der  Formel  €i  d*  aya  T108,  wo  noch  immer 

:  I     i  ung  y,u  d'  ayij  deutsch  s.  v.  a.  ei  3i  id^il^t\; 

\ui,'  mit  Fäsi  zu  losen  ist.  Das  €1  dieser  Formel  ist  blosse  Er- 

frtmgsparükel ,  die  das  auffordernde  aye  vorbereitet;  vgL  audi 

K^  A*  a.  0.  —  Die  Annahme  einer  Ellipse,  welche  oft  zu  ganz 

i'    iL'en  über  homerische  Sprechweise  führt,  spuckt 

uoch  immer  als  ein  neckischer  Dämon :  Erklä- 

Wie  iu  </i  ;-51  ^oaop  i"  —  f^torj  er^,  fattp  oder  yiyviiai,*' 

—  dofioiüiv  erg.  itaiV,"  ß  162  ^o  6'  Iv  fi^oootai  sc. 

Ö  425  J^  ö'  dya^^ov,  erg.  €0n/  ß  662  ^jt^kod^t  6'  vXr^,  erg. 

*  öind  ein  für  allemal  zu  beseitigen. 

Warum  A'  109  avrt^p  blos  zu  xaraxwiVa»'!«,  nicht  aber  auch 
\  xirtitao  Oliede  rji  x€y  oiVfp  olie&ai  ivKlsidig  ttqo  nokr^oq  ge- 


J.  Fäsi,  Homers  Iliade,  ang.  ▼.  /.  2MmidtUr. 

hören  soll,  ist  nicht  recht  abzusehen;  wird  doch  die  Besiehn 
selben  auf  beide  Olieder  schon  durch  die  Stellung  Tor  dem  < 
nahegelegt.  — 

Zu  den  schwächsten  Seiten  der  neuen  Auflage  gehört 
Behandlung  der  metrischen  und  prosodischen  Ersehet 
die  bei  einer  künftigen  Auflage  wol  einer  gründlichen  Bevisioi 
zogen  werden  dürfte.  Die  trefflichen  in  Harteis  hoineriBcheii 
niedergelegten  Resultate  scheinen  die  Ausgabe  noch  gpar  nicb 
flusst  zu  haben.  Ich  will  meinUrtheil  an  ein  paar  Proben  rechtl 
V  240  ist  für  die  Länge  des  a  im  aQiq^deä  verwiesen  an 
äfiq>rfieq)€a  re  q>aQhQrjp,  eine  in  doppelter  Hinsicht  miat 
Belegstelle:  erstlich  haben  wir  es  fF240  mit  dem  a  eines 
plur.,  u4  45  aber  mit  dem  o  eines  Acc.  sing,  zu  thnn ;  zweiteia 
sich  V  240  die  Länge  des  o  durch  die  BeschafiPenheit  der  i 
insofern  das  a  des  Neutr.  plur.  ursprünglich  lang  gewesen  i 
Hartel  H.  St.  I*  60  £f.) ;  in  aiAq>r^q>ia  dürfen  wir  in  der  Län| 
kaum  mehr  eine  Beminiscenz  an  die  von  Schleicher  (Comp 
auch  dem  Acc.  sing,  vindicierte  bessere  Tondauer  erkennen,  i 
wird  die  Länge  lediglich  durch  die  Wortform  selbst  entschnldi 
Hartel  a.  a.  0.  63).  —  Ebenso  unglücklich  gewählt  sind  dien 

(rä  neqi)  herangezogenen  Beispiele  X  236  (S^  ItAi/c;)  ,  Q  \ 
a^ei),  die  nur  ganz  äusserlich,  weil  die  Länge  an  den  Yen 
fällt,  zusammengestellt  sind.  Während  (Z>  352  die  Länge  sich 
Natur  der  Endung  erklärt  und  mit  Fällen  zusammenzusb 
wie  fl7  (iJcT  OTtoaä  ToXvTvevae)  y  V240  {dQiq^diaSf 
(=  X91  =  £358  TioUa  Xiaao^svog),  ß755  (froAXar 
^eaxev) ,  —  an  welchen  Stellen  ebenfalls  die  Begründung  dei 
in  der  Note  fördernder  gewesen  wäre  als  ein  blosses  Yerwei 
analoge  Fälle  — ,  geniesst  die  Länge  des  og  X  236  ^von  dem 
der  ersten  Arsis,  in  welcher  bisweilen  Silben  stehen,  die  fB 
der  andern  Arsen  hinreichend  schwer  wären  ^  (Hartel  a.  a.  0 
J2 154  aber  hat  hier  gar  Nichts  zu  thun,  da,  wie  aus  der  Parall 
Q  183  dg  a  S^ei  erhellt,  mit  Bekker  hier  og  J^  S^ei  zu  lefl 
die  Länge  des  og  sich  also  durch  Position  erklärt.  —  T4 
in  der  Note  fQr  die  Yerlängerang  des  ydg  in  yag  exov  einmal  • 
gründung,  zweitens  ist  das  als  Parallele  beigegebene  P40 
aTtavev&e)  minder  zutreffend,  da  sich  T49  in  der  Länge  d 
wol  eine  Beminiscenz  an  das  ursprünglich  mit  a  anlautend 
erhalten  hat,  P403  nach  Hartel  a.  a.  0.  112  ein  voller  tO 
und  darum  Position  bildendes  q  die  Länge  des  yäg  bewirkt.  — 
[BoQif]  xal  ZeqAqffi) ,  wo  Boqijj  wie  /  5  einen  Spondeus  bil 
in  der  Note  wol  auf  die  Parallelstelle  verwiesen ,  wo  wir  al 
gebens  die  metrische  Begründung  (consonantisch  gesprochen 
artiges  e  nach  Curtius  Gz.^  S.  594),  die  doch  in  einer  solche 
gäbe  nicht  fehlen  darf,  suchen. 


W,  Aftel,  Demofitbentitche  Stndieu,  ang.  v.  J,  Wrabel,       QSl 

7oD  st^irendeo  Druckfehlern  im  Texte  bemerkten  wir  T  19 

ia:rußo^ierag,  das  sich  noch  aas  der  alten  Auflage  fortgeschleppt 

L  «f^^as  ^nvMg   für  ^tivog,  ¥301  ^Aytioxog  für  I^iT^/ioxo^- 

|&<>hmen  wir  nun  Abschied  Yon  dem  Bache  und  wQnscben  ihm 

mmn  YorzQgen  gebührende  recht  weite  Verbreitung, 

Wie».  Dr.  Josef  Zechme ister. 


iO^tbemscbe  Studien.  Von  Prof.  Du  Wilhelm  Harte],  wirklichem 
■it^ Hede  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften.  Wien,  Gerold'^  Soha, 
fm.  02  S  S.  gr.  S\ 

Der  Et*  Verf.  nimmt  als  Ausgangspuoct  seiner  Untersuchung 
Jle  des  Pl^  >  bei  Dionysios,  welch©  sowol  für  die  Zeit 

^Verlauf  d«      -      aachen  Krieges,  als  auch  für  die  Erkenntnis 
[ing  und  des  Erfolges  der  diesbezüglichen  demosthe- 
eden  von  Bedeutnng  ist.  (restötzt  auf  diese  Stelle  des  Phl- 
bestimmte  Dionysios  OL  107,  4  (=  349/8)  als  das  Jahr, 
die  drei  olynthischen  Reden  gehalteu  worden  seien,  iodem 
r  den  drei  von  Philochoros  bezeugten  Hilfssendungen  in  Be- 
bte, deren  jede  durch  je  eine  Rede  des  Demosthenes  ver- 
len  sei,  als  habe  derselbe  in  jeder  der  drei  Reden  einen 
findigen  auf  die  Hilfssendung  bezüglichen  Antrag  gestellt. 
Obschon  nun  Philochoros  eigentlich  nur  die  drei  RilfsseD düngen 
und  aUes  andere  sich  als  blosse  Vermuthung  des  Dionysios 
üt,  lassen  gleichwol  neuere  Forscher  nach  je  einer  Rede  einen 
abgehen,  wenn  sie  auch  einen  Causalnexus  zwischen  den 
tid  den  Y  'on  in  Abrede  stellen.   So  setzt  Grote  die 

churoa  i  r  m  drei  Uilfszüge  in  das  Jahr  349/8,  nimmt 

r  iutfior  diesen  noch  zwei  andere  Expeditionen  im  Laufe  des  vor- 
^\i.f,Ar.f,  jj^ijres  an,  dem  er  die  drei  Reden  zuweist,  indem  er  die 
j>n  im  Herbst  350  einige  Zeit  nach  der  zweiten  Rede,  die 
iurz  vor  dem  Beginn  des  Jahres  34ü  nach  der  dritten  olyn- 
I  ßode  »bgf'hen  Ui^^i,  A.  Schaefer  lässt  bündig  nach  je  einer 
i  Cor;  '  !  ziehen. 

igeg  angen  beweist  Hr.  Harte I,  indem  er 

ritten  olynthischen  Hede  ausgeht,  an  einer  Anzahl  von  Stellen, 
f  Athener  vorher  schon  ein  Hilfscorps  nach  Olynth  gesandt 
von    welchem   günstige   Nachrichten    eingelaufen    wären. 
i     '        '       :  rote's,  der  hiebei  an  eine  350  noch  vor  dem 
ri  Krieges  nach  Olynth  abgefertigte  Expedition 
i  ;  ,  dass  nur  an  eine  der  drei  von  Phi- 

Bii  ,  u  gedacht  werdeu  könne»  uud  zwar  an 

tht  auf  die  Gesandtschaft  der  Chalkidier  Oharidemos  gegen 
Mirle  uud  welche  uicht  erfolglos  operiert  habe. 
Alii  weitere  üichero  Annahme  stellt  Hr.  Hartel  hin,  dass 
zü  der  Zoitf  da  die  dritte  olynthische  Rede  gehalteu  ward,  be- 


an      W.  Hartel,  DcmoBtlienische  Stadien,  ang.  t.  /.  WrtjM. 

reits  ffir  die  bedrängten  BnndeBgenossen  etwas  geleistet  hatte,  ob- 
schon  dies  Demosthenes  nicht  gelten  lasse,  indem  ihm  nur  das  Auf- 
gebot aller  verfflgbarer  Kräfte,  vor  allem  die  Itobilisirung  eines  Bflrgw- 
heeres  dem  Ernst  des  Augenblicks  za  entsprechen  scheine. 

Aus  den  von  Hi*n.  Hartel  angeführten  Stellen  der  swaiton  uA 
dritten  Bede  erhellt,  dass  die  Situation  zur  Zeit  der  dritten  Bede  die 
gleiche  war,  dass  die  Athener,  was  sich  ohne  grosse  Opfer  thnn  liets, 
für  Olynth  gethan  hatten,  indem  ihre  Söldnerheere  bereits  dahin  ab- 
gegangen waren.  Als  die  Olynthier  zum  letzten  Male  nach  Athen  um 
Hilfe  sandten,  war  Chares  neben  Charidemos  noch  in  Gbalkidike.  Daet 
die  Athener  nicht  selber  als  Helfer  erschienen  und  die  erbetsM  Hilfe 
rasch  und  voll  gewährten,  daran  war  ihre  Finanznoth  Schuld.  Eine 
Erklärung  dafür  findet  Hr.  Hartel  in  der  Lage  Athens  im  Frfil^ahr 
350,  indem  er  zeigt,  wie  die  Athener,  nachdem  sie  mit  Olynth  den 
Bnndesvertrag  geschlossen,  zugleich  Krieg  auf  Enboea  sn  fiUim 
hatten,  und  wie  dieser  Krieg  mit  dem  empfindlichsten  Nachtlieil  flr 
die  athenischen  Finanzen  geendet  habe. 

Das  Jahr  nun,  in  welches  diese  euboeische  Expedition  filtt, 
lässt  sich,  da  ein  Zeugnis  hierüber  fehlt,  nur  vermuthnngsweise  be- 
stimmen, wobei  die  Thatsache  von  Bedeutung  ist,  dass,  während  jene 
vorbereitet  wurde  und  im  Gange  war,  die  Athener  gleiehieitig  uA 
für  Olynth  rüsteten  und  eine  Expedition  dahin  abgehen  Hessen.  Be- 
züglich dieser  Coincidenz  des  euboeischen  und  olynthiscben  Krieg« 
und  der  athenischen  Büstungen  für  beide  sind  die  Ansichten  Terschie- 
den.   Während  nämlich  Grote  und  Weil  an  der  philochoriadM 
Datirung  des  olynthiscben  Krieges  (Ol.  107, 4  =  B49/8)  festhaltend, 
der  Erstere  den  euboeischen  Zug  nach  den  Beden  des  Demostbeaei 
und  den  drei  philochorischen  Hilfssendungen  in  den  FrOhling  des 
Jahres  848  setzt,  der  Letztere  dagegen  die  Büstungen  ffir  Eabeei 
und  Olynth  im  Winter  und  Frühling  des  Jahres  348  vor  sich  gebei 
lässt,  als  bereits  Charidemos,  der  Führer  der  zweiten  philocborisehei 
Expedition,  auf  Chalkidike  operierte:  lassen  A.  Schaefer  and  S. 
Müller  den  Ausbruch  des Kiieges  auf  Chalkidike  im  Jahre  350 er- 
folgeu  und  die  Athener  auf  ein  Gericht  davon  eine  Expedition  nach 
Olyuth  unternehmen.    Diese  letztere  Ansicht ,  dass  nämlich  Philipp 
ernstlich  oi-st  im  Jahre  349  in  Chalkidike  eingefallen  sei  und  dass 
Olynth  erst  in  diesem  Jahre  das  Bündnis  mit  Athen  geschlossen  lud 
von  da  Zuzug  erhalten  habe,  bestreitet  Hr.  Hartel  mit  gewichtige! 
Argumenten  und  beweist,  dass  der  Aufbruch  nach  Euboea  sowie  die 
damit  gleichzeitige  Büstung  für  Ol>'nth  in  den  Anfang  des  Jahres  350 
gesetzt  werden  müsse.  Die  erste  und  dritte  olynthische  Bede  forden 
unabweislich,  dass  der  euboeische  Krieg  vor  dieselben  gesetzt  werde. 
Durch  eine  Beihe  vielvei-zweigter  Combinationen  hat  Hr.  Hartel  die 
Auctorität des Philochoros betreffs  des  nach  ihm  nicht  vorOL107. 
4  begonnenen  olynthiscben  Krieges  entkräftet.  Neu  und  überraschend 
ist  hiebci  die  Darlegung  bezüglich  einer  Stelle  der  dritten  olynthischen 
Kede  (§.  4:  rQiTOv  i5  reraQTor  IVoc:...),  worin  die  Worte  r 


H^  H^fitK  bi^mo&ttjeuidcbe  Studien»  ati^.  v.  /.  Wtühtl.      üfS 


VQit  sidi  al&  Interpolatiou  dursiellon  und  hindurch  die  Zu- 
der  philoclioriBcheu  Zeitbestiiimung  zweifelhaft  roacheii, 
d  seiner  Untersuchungen  entwirft  Hr.  Harte!  fol- 
derSitniitioii,  für  welche  die  drei  olynthischen  Eeden  be- 
iiatte  bereite  zu  Anfiing  des  Jahres  350  mit  Olyiitii 
\k:     i       :  geschlossen.    Als  Philipi*  Olynth  bedrohte  oder 
schien,  sandten  die  Athener  kurz  hintereinander  Jiwei 
iie  luiter  Cbäreg,  dtä  andere  unter  Charidemos.  Inzwischeu 
Eieii  eine  Expedition  nach  Enboea  unternommen,  von  der  De- 
oiD  eine  ZerspUttenm^  der  Kräfte  zu  verhüten,  vergeblich 
Der  Feldziig  auf  Enboea  zog  sich  in  die  Länge  and  ver- 
Me  Satttmen.  Die  Opfer  Willigkeit  der  Bürger  ward  durch 
Unternehmen  vollen fls  erschöpft,  so  dass  an  Olynth 
extergüehe  Unterstützung  jener  Bundesgenossen  in  diesem 
Itl  ga'da<;ht  werden  konnte.    Auch    mcK^hte    mau   meinen 
bereite  genug  gethan  zu  haben,  zumal  der  Krieg  im  ersten 
ilipps  nicht  mit  jener  Energie  geführt  worden  mochte. 
jle  oder  für  Olynth  unglückliche  Entscheidung  be- 
^'    - '  und  andere  Umstände  erklären  die  zuwartende 
i  les  in  seinen  Finanzen  erschöpften  Athens.     Als 

Jahre,  in  dessen  Anfang  Hn  Hartel  die  drei  olyn* 
n  setzt,  dieCatupagne  energischer  begonnen  und  Philipp 
om  Olynth  und  aeiBe  Städte  den  Kreis  gezogen  hatte, 
ite  Üemosthenes  in  seiner  ersten  Rede  dringend  den  Antrag 
g  und  rifcsche  Absendung  eines  Bürgerheeres.  Und  zwar 
innächst  nur  auf  die  Durchbringung  dieses  Beschiuasee 
er,  öhae  die  Hauptschwierigkeit  der  Geldbeschaffung  ernst- 
nur  für  die  Modalität  der  Kriegführung  einen  vor- 
srtellte,  um.  wie  Hn  Hartel  vermüthet,  das  Volk 
im  Be6chlus8  neuerdings  zu  verpflichten«  damit  die  Gelegen* 
langen  Krieg  gegen  Philipp  zum  endlichen  erfolgreichen 
anführen,  nicht  bei  längerem  Säumen  ungenützt  vorüber» 
rtfltzt  auf  diesen  BescMoss  urgierte  er  dringender  in  der 
-dritten  Rede  Ausrüstung  und  Abmarsch,  jedoch  bei  der 
iglichkeit  oder  Geringfügigkeit  der  ausgeschriebeneti  Ver- 
tu ohne  Erfolg.  Erst  als  eine  neue  Gesandtschaft  Olynths 
fon  der  Unzulänglichkeit  des  äOldnei-corps  und  dem  Ernst 
^^^.^__  .^^_   lareschah  das  oft  Geforderte,  indem  die  in  Olynth 
iruppen  durch  ein  Burgerheer  von  2000  Hopliteu 
iUiUirn  verstärkt  wui  den  und  Chares  das  Commando  über 

en  Truppen  übernahm, 
rch  die  aus  der  genauen  Betrachtung  der  ersten  philippiscben 
olytithischen  Beden  gewonnene  Feststellung  und  Unter- 
tan» waiä  Deniostheneg  förmlich  beantragte,  von  dem» 
1  wozu  er  ermahnte,  ferner  durch  die  Erwägung 
aben  des  Augenblicks  und  seiner  ideellen  Ziele 
Varstindnis  dieser  Beden  als  auch  die  Erkenntnis  der 


624      W.  Hariel,  Demoatbenidcbe  Stoj 


T,  /.  Wfch^L 


politiscben  Bedeutung  derselben  von  Hrn.  Hartel  in  h(»hi 

gefördert ,  wie  nicht  minder  durch  die  DarstellnDg  und  s^ 
lenchtnng  der  inneren  und  äusseren  Zustände  des  Staates 
bares  Matenale  geliefert  worden  einerseits  zur  objectivcn 
lung  jener  Massregein,  tu  deren  Durchführung  Demosthenes 
Stellung  förmlicher  Anträge  die  Initiative  ergriflf,  anderei 
richtigen  Würdigung  seiner  Politik, 

Im  letzten  Tb  eile  seiner  Abhandlung  wendet  sieh  Hr, 
gegen  A*  Weidnor,  der  in  einer  im  PhÜologus  (Bd.  86  S»  241 
erschienenen  Schrift  auf  Qruod  der  von  Hm.  Harte]  beband 
Reden  Demosthenes'  Politik  einer  scharfen  Kritik  unterzieht  sad  i 
zu  einem  Resultate  gelangt,  welches  den  seither  geltenden  Ansie 
diametral  entgegensteht.  Während  nämlich  Gelehrte  wieGtoia 
Seh  a  e  fe  r  in  den  bezüglichen  Reden  alle  Eigenschaften  eines  gm 
Staatsmannes  ausgeprägt  tinden,  vermag  Wei  dner  weder  paliti 
Weisheit,  noch  practische  Rathschläge  darin  zu  entdecken.  Hm 
scheint  Demosthenes  als  ein  durchaus  beschränkter,  anfgebhu 
Sophist;  was  er  beantrage,  sei  ungenflgend  und  unüberlegt  und  i 
Politik  voller  Irrthümer. 

Indem  nun  Hr.  Hartel  Punct  für  Pnnct  die  von  WflÄ 
wider  Demosthenes  erhobenen  Einwürfe  widerlegt»  zeigt  er^  wie 
mosthenes  in  den  olynthischen  Reden  nicht  seine  Antn*^**  «=""' 
was  Andere  vorgeschlagen  haben  vertheidtgt  und  nur  a^  ( 

anderen  Gedanken  für  die  Art  der  Ausführung  einer  neiu^rfii 
rathung  anheimstellt  In  diesem  Sinne  müssten  auch  die  dl 
athenischen  Anträge  der  ersten  philippischen  Rede  V  wff 

die  als  ein  umfassendes  Programm  erscheinen,  welrj  i  Einj 

rung  in  der  Volksversammlung  der  reifen  Erwägung  des  RathwttW 
breitet  und  im  Einzelnen  noch  ausgearbeitet  sein  wollte.  lodfn 
Hartel  weiter  die  irrigen  Voraussetzungen  W  e  i  d  n  er  s  betreffs^ 
ersten  pbilippischen  Rede  darlegt,  beweist  er,  wie  Weiduftr  dii 
danken  des  Redners  entstellt  und  verdreht  habe^  indem  n  DJekt 
das  Ziel,  welches  sich  Demosthenes  in  dieser  Rede  al^ 
steckt,  falsch  aufgefasst,  sondern  auch  seine  Massriu 
Bedeutung  und  ihrem  Zusammenhang  verkannt  habe. 

Es  hiesse  dem  Leser  vorgreifen,  wollte  Ref.  des  Weiterüi 
die  ebenso  eindringliche  als  objectiv  besonnene  Prüfung  und 
legung    der   übertriebenen    und    ungerechtfertigten    A 
Weidners  berichten.  Für  jeden  aber,  der  die  erste  pIn 
die  olynthischen  Reden  sei  es  für  sich  o  ' 
interpretieren  unternimmt,  wird  das  Si 
wesentlichem  Nutzen  sein.    Aber  auch  sonst  wird  man 
nigfache  Belehmug  und  Anregung  schöpfen  and  an  '^"^ 
vollendeten  Darstellung  sich  erfreuen  kOnnon, 


JCAl 


Czernowitz. 


Jöh,  Wrobel/ 


F^er,  Tuciti  dmlogUA,  ang,  v.  Ig.  IVatwmtr,  tUft 

[Taeiii   dialogUS  de  oratoribus,    Erklärfinde  und   kritiacbe 
iftseabc  ton  Dr.  Cutl  Peter,  Conaistoriftlrath  und  Rector  d«r 
«(toEuie  P£MrU  ji.  D*   Jana,  Verlag  von  Hermann  Dufit,  1877. 
und  151  8.  Preis  2  Mark  80  Pf. 

liD   Vorwort«   eiklÄri  der  trotiv  sdines  Altors  «iitimQdliche 

bniüget>er,  daae  der  Haü|>t2weck  moer  Ausgabe  dahin  gehe«  dem 

Dologns  mehr  £iugaD|?  in  die  GymcasieTi  Deutschlands  su  vorechaf* 

'     It   deo  Studierenden  der  Pbiiokgie  ein  geei^etes 

änn^n«llifheti  Stndjum  dieser  Schrift  zubieten*    2\tr 

Zweckes  iat  die  Aufgabe  Peter's  jedenfallH 

jug  neben  den  Andreeen'sohen  Auagaheu 

l»i  rth.    Für  die  Leetüre  aa  MittelHchnlei»  jedoch  Qi(k:hten 

m^  ^^»u^iogUH  ÄOWoJ  wegen  seines  inj  traurigen  Zustande  öbor- 

I  Teitea  als  auch  wegen  seines  Inhaltes  nicht  empftihlen. 

aAieser  Zeitschrift  1873  S.  200. 

la  der  laogea  Einleitung  (B,  1 — 22)  hebt  der  Verfaseer  sm* 
gaUreicheD  Anklänge  der  Taciteiinehen  Schrift  an  Cjcero's 
de  oratore  und  an  deasei  ßnituB ,  weiters  die  häufigen  Pleo* 
unaen  aad  die  unverkennbaren  Stilähnlichkeiten  mit  Beneca  hervor. 

S4  — !>?  ^modeln  dann  Ober  den  Verfasser  und  die  Abfassungütett 
i  Peter  ist  abweichend  von  Andreeen  u.  A.  der  Ansicht, 

0116  ?!»cbnft€hen  ein  echtes  Werk  des  Tacitus  ist.  Wenn  er 
Bb  dftbai  S.  14  behauptet,  dass  für  Tac.  als  Verfasser  vor  lUeiD 
Im  Dmalaad  abreche,  das«  derselbe  als  soleher  in  allen  Hanri.<;rhriften 
»kat  Aufroahme  bezeichnet  wird ,  so  ist  dies  wenigstens  far  den 
^.  49  der  Wiener  Hofbibbothek  nicht  richtig.  Denn  in  dentselben 
M  .1..  VM»'>r«$chaft  des  Dialogs  (allerdings  nar  von  zweiter  Hand) 
B  in  zugeschrieben  0. 

^L   um  4  omm^ntar  ist  allenthalben  mit  sichtlicher  Vorliebe  für 

^Mt»f4>r  urj*i  nut  irrosser  Sorgfalt  gearbeitet,  leidet  jedoch  mehr* 

H  keit.    Da  auch  das  Vorwort  und  die  Biideitaiif 

Hb  [^gefallen  sind,  so  erklärt  sich  der  rerUlkiil»»' 

tlnif  grosse  Umfang  (10  Druckbogen)  der  Ausgabe/*)    Die  zahl^ 

^■r-  k-  -  kritischen  Aamorkungeu  sind  filr  jene  Leser,  die  davon  keine 

limen  wollen,  durch  eckige  Klammern  kenntlich  gemacht  — 

^^  mi  als  praktisch  und  schulgemäss  nur  billigen  können.    Neeh 

Wftcr  w4ni  t»  woi  gewesen,  <li«^elben  in  einen  kritischen  An1iaii|; 

a  if  rwiinea. 

aq)*  6«  24  behält  P.  die  üeberlieferung  fcmi ,  die  von  Lipsin» 
9k  Bechi  tu  feran  geftndurt  worden  ist«  nachdem  auch  Z»  $1  pomx 


li^rwtae  Ut  ijti  faioBigak  k  k.  lioil^  and  StaatMrehive  ein 
-«^cf  iActmacedex  von  Job  ^T  -  f  sA^T^^andeti  wordeo,  der  aach 
^  iGalomi  enthÜt  Ein  a  rer  iCriGht  darQtM^  wird  ohnehin 

hdkiMn  BUMem  närh<''>*  u, 

»)  Pio  SchalansK  ^«n    hingegen   (IV'ubnt^r  1872)    iäT 

ikr  (iaf  Drockbegen  est  :  ..    ..    „     iirte  AnsgaoÄ  von   eben   dcro»«lbeu 
(BeH&n  IMTT)  bei  etwa»  j^öwierem  i^'ormatr  gar  nur  vier  Druckbogen. 

MItKiHi«!  t  0.  HUmr.  Ojmu.  IftTS.    VIII.  u.  U.  H«fV  40 


086  Peter,  Tadti  dialogus,  ang.  r.  Ig,  Prammer. 

steht.  —  cap.  6,  11  steht  die  allerdings  geschmacklose  Htafan 
homines  veteres  et  senes.  P.  will  in  gekünstelter  Weise  homo  väu 
als  Gegensatz  zu  der  bekannten  Verbindung  homo  novus  ansiegM 
gesteht  aber  selbst  zu,  dass  dieser  Gebrauch  nicht  durch  völlig  am- 
löge  Beispiele  zu  stützen  sei.  NachAndresen  ist  veteres  hier  gleicl 
muUarum  rerum  usu  corrohorati.  Der  entsprechende  OeneÜT  du 
Beziehung  fehlt  jedoch  im  überlieferten  Texte.  —  ibid.  Z.  24  hm» 
cinatur  voluptati.  lenocinari  kommt  in  der  tropischen  Bedettkoig 
fördern  nicht  blos  an  den  von  P.  aus  dem  silbernen  Latein  dtier« 
ten  Stellen  vor,  sondern  auch  bei  Gic.  in  Q.  Caecilium  XV,  48  fiN 
serviei^  tibi  lenodnabUur.^)  —  cap.  9,  31  conversatio  in  der  Be- 
deutung „Umgang,  Verkehr''  steht  auch  Germ.  40  fin.  satiatm  con- 
versatione  mortalium  deam.  —  cap.  17  Z.  20  ist  bei  aggretti  9mi 
für  eine  Schulausgabe  die  Bemerkung  nicht  überflüssig,  dass  du 
Subject  dazu  (Britanni)  aus  dem  Zusammenhange,  namentlich  üb 
dem  vorhergehenden  Dativ  Britanniae  zu  entnehmen  ist  Noch 
einfacher  ist  es  freilich ,  statt  des  überlieferten  BrUanmae  wä 
Emesti  Britanni  zu  schreiben,  wie  Andresen  in  seiner  nemita 
Ausgabe  gethan  hat.  —  cap.  18,  8  st  iUud  ante  praedixero.  D•^ 
selbe  Pleonasmus  findet  sich  bei  Tac.  nicht  nur  an  den  von  P.  ti- 
geführten  zwei  Stellen,  sondern  ausserdem  noch  Ann.  XV,  4  prt- 
m»  ante  commeatus  und  Hist.  III,  67  paucis  ante  didms.,.. 
exddium  domus  praevenä.  —  cap.  21,  26  pro  Deiotaro  r^. 
Cicero  hat  zumeist  die  Stellung  rex  Deiotarus.  Vgl.  in  dieser  Zeil- 
schrifk  1878  S.  514  f.  —  cap.  26,  18  behält  P.  die  UeberliefenH« 
plus  vis^  wo  Andere  den  seltenen  Genetiv  ft's  durch  Aendenmg  eii- 
fernen ,  zumal  da  auch  die  Bedeutung  von  tis  an  der  Stelle  nkkt 
recht  passen  will.  —  cap.  27,  15  genügt  es  zur  Erkl&mng  dei  Ge- 
brauches von  citra  =  sine  wol  nicht,  auf  die  Anm.  zu  Agric  1,  H 
zu  verweisen ,  da  schwerlich  alle  Schüler  diese  Ausgabe  zur  Biad 
haben  werden.  —  cap.  28,  22  ist  mater  als  Subject  zu  temperM 
hinter  ptierorum  eingeschoben,  womit  allerdings  der  Schwierigkett 
der  Stelle  am  leichtesten  abgeholfen  wird.  Da  diese  Einsduebong 
in  der  neuesten  Ausgabe  von  Andresen  S.  126  im  kritischen  Appa- 
rate nicht  erwähnt  wird,  dürfte  sie  von  P.  selbst  herrühren.  — 
cap.  30,  2  in  quibus  et  ipsis  parum  laboratur.  Vgl.  cap.  37, 1? 
quae  et  ipsa  plurimum  eloquentiae  praestant  Der  Gebrauch  tos 
et  ipse  in  der  Bedeutung  „ebenfalls''  bedarf  wo]  einer  Note,,  vrf 
zwar  um  so  mehr,  als  dadurch  unrichtige  Angaben  anderer  Hetut- 
geber  berichtigt  werden  können.  Cicero  hat  diese  Verbindung,  wen 
die  Angabe  richtig  ist,  nui*  zweimal,  Cäsar  und  Sallust  gar  nicht 
Tacitus  hat  sie  nach  dem  Vorgange  von  Livius  öfter,  im  GaoKD 
neunmal,  nämlich  ausser  den  beiden  Stellen  im  Dialog  Agric.  SS; 


^)  V^l.  die  Note  zu  Germ.  43,  20  in  meiner  Ausgabe.    Hinion 
fügen  ist  die  Stelle  aus  dem  Dialog. 


n.  :i7;   Hist.  1,  42;   Ann.  11,  2;   IV.  56;  XII.  15;  XIII,  19.«) 

>C4i*.  84,  8  und  40,  19  verdient  lias  iiDclussiscbe  ut  sie  dixmm 

\f.  wie  hei  Andi-esen  eine  kurze  Bomerkuug:,  —  ibid.  Z,  11  ccn- 

He    ^zweckwidrig".    Dieselbe  Bedeutung    hat    dm  Wort   anrh 

»  S5,  1 3  exei-citiitiooes  magna  ex  parte  contrariae.  —  cap.  40,  1 9 

^ta,  ut  sie  (Uxerim,  omnes  pokrani.   Das  hyperbolische  Äpro8- 

\iu  wird   durch  den  Zusatz  ut  sie  dtxenni  gemildert.    Denn  da- 

liehe  ist :  Non  nnwia  possumua  oftwcs.  Diese  Stelle  Vergil'» 

^,  63)  liat  auch  der  Autor  de«  Dialogs  jedenfalls  vor  Äugen 

bf .  und  scheint  gegen  dieselbe  stillschweigend  tu  polemisieren 

Die  8.  145 — 147  enthalten  ein  Namenverzeichnis,  S,  148 — 

ein  sprachliches   und   sachliches  Register.   Im   letzteren  fehlt 

=  de  cap.  3.  18.  Ein  Druckfehlerverzeichnis  ist  S.  IX  gegeben, 

||i4och  selbst  nicht  frei  von  Fehlern  ist.    Debergangen  ist  darin 

(turende  Druckfehler  im  Texte  cap.  41,  20  est  statt  eat  und 

lote  zu  cap.  3,  21    novum   negotium   „entommenen*'   statt 

DOEDffienen'*. 

Format  und  Ausstattung  sind  dieselben,  wie  in  der  Agricola- 
abe  desselben  Verfassers.  Der  Preis  ist  um  ein  Geringes  höher, 
B««slich  sprechen  wir  den  Wunsch  aus»  dass  der  geschätzt*?  Her- 
ber sich  enti^chlieHtnen  möge,  auch  die  Germania  herauszugeben. 

I&elii  Taciti   de  situ  a€  populis  Germaniae  Über.  Nouvelle 

'lition  iivec  uue  introduction  litteraire,  un  »ommaire,  des  not4ä8   tu 
tAbU'  dt*s  noras  propres»   üne  carte  de  la  Germauie  et 
ntione  pi\T  .loseph  Gantrclle.    Paris  Garnier  frcrei 
'.  57  S,  1  frÄnc. 

Obiee  interessante  Ausgabe  der  Germania  des  Tacitua  rOhrt 

>anzosen  her,  dessen  Name  durch  seine  Beiträge  zur  Kritik 

ing  des  Tacitus  und  durch  seine  Ausgabe  des  Agricola 

fft)  anrb  in  Deutschland  in  weiteren  Kreisen  vortheilhaft  bekannt 

*^   'leich  seine  Ansicht  über  die  Tendenz  des  Agricola  nicht 

•u  Widerspi-uch  geblieben  ist.  Da  die  Ausgabe  der  Ger- 

prcits  anderwärt«*)  mehrfach  besprochen  wurde,  so  kt^nnen 

^ier  um  so  kurzer  fassen.  Der  geschätzte  Herausgeber  hat 

ichliche  Erklärung  die  einschlägigen  deutscheu  Werke  sorg- 

Bfltzt  und  gibt  die  Resultate  derselben  In  knapper  Form»  was 

«Ine  Schulausgabe  nur  zu   billigen   ist.   Ausführlicher  ist  die 

latlsche  Erklärung,  wobei  Gau treUe  oft  auf  seine  grammaire 

die  verweist  Die  Ausgabe  wird  ihren  Zweck  in  Frankreich  und 

I  Jodenfalls  erfüllen  und  daseibist  Schülern  and  Lehrern  weseut- 


II   Angaben   sind   die    Bemerkungen    von    Dräger   zti 
1t  rdüs  zu  Hii>t   I,  42    and    un»cr<*    etgontf  zu  Genn.  37 

Üf  ge^Ulil 

*)  So  s.  B.  in  der  Zeitschrift  f&r  daa  Gjmnasialwesen  1877 
,  486—491  fOQ  Adant  Eussner  und  in  den  neuen  JihrbQchem  ftlr 
bflDlofie  und  Pldagogtk  1877  S,  B57«8&9  von  A,  W,  (Wagener?)  in  Gent 

40^ 


080  UrUß,  Germania  des  Tacituti,  ang.  v.  Ig.  Frommer. 

vor ,  als  ob  der  neue  Herausgeber  aus  Pietät  den  Krits'schen  Com- 
mentar  nicht  so  durchgreifend  umgearbeitet  hätte,  als  dies  wflnachei»- 
werth  wäre. 

Cap.  III,  13  ist  Ulixi  jetzt  richtig  =  ab  Ulixe  erklärt»  während 
Eritz  hartnäckig  es  als  gewöhnlichen  Dativ  aufgefasst  hatte.  — 
cap.  y,  3  ist  in  der  Note  aus  den  früheren  Auflagen  der  FeUir 
spectat  stehen  geblieben.  Im  Texte  steht  richtig  aspicit.  Der  Gebnuek 
dieses  Wortes  erforderte  eine  kurze  Note,  die  jedoch  auch  in  dir 
neuen  Auflage  fehlt.  —  cap.  VI,  20  wird  zu  in  dubiis  proeUii 
cap.  33,  9  citiert:  in  urgentibus  imperii  fatis.  Allein  H.  hat  daselbst 
in  weggelassen,  während  Eritz  daran  fest  hielt.  —  cap.  X,  11 
ist  passend  eine  neue  sacherklärende  Note  zu  proprium  giQ^beo. 
—  ibid.  Z.  16  ist  der  Text  abweichend  von  den  früheren  Aoflageo 
und  von  anderen  Ausgaben  gestaltet]:  non  solum^  apud  flAm, 
aptid  procertSy  etiam  apud  sacerdotes.  Für  das  vor  eiiam  fehlende 
sed  sind  in  der  neuen  Note  drei  Stellen  aus  Tacitus  (alle  ui 
den  Annalen)  angeführt.  —  cap.  XIII,  8  ist  jetzt  nach  den  beeton 
Handschriften  dignitatem  aufgenommen,  während  Eritz  dis^ 
tionem  hatte.  —  ibid.  Z.  17  jedoch  wird  comitatus  noch  immer  ib 
Genetiv  genommen.  Dagegen  ist  die  unpassende  Polemik  gegen 
Döderlein  in  der  Note  weggefallen.  —  cap.  XVII,  Z.  11  konnte 
H.  die  treffende  Aenderung  partemque  vestitus  superiorem  (statt 
des  überlieferten  superioris) ,  welche  A.  W.  bei  Besprechung  der 
Gantrelle'schen  Ausgabe  der  Germania^)  vorschlägt,  nicht  mehr 
benutzen.  —  cap.  XVIII,  8  wird  durch  die  neue  Note  zu  baves  die 
ungenaue  Angabe  des  Tacitus  ergänzt.  —  Im  cap.  XXII  hat  H.  es 
unterlassen ,  bezüglich  der  Trunksucht  der  Germanen  und  ihrer  Be- 
rathung  bei  Gastmälern  auf  die  ganz  ähnliche  Gepflogenheit  der 
Perser  (Herod.  I,  133)  zu  verweisen.  —  cap.  XXV,  9  ist  bei  aliqjnod 
momentum  die  alte  Erklärung  seil,  habent  vel  faciunt  =  aliq^^ 
valent  belassen.  Es  sind  jedoch  besser  die  Worte  als  Apposition  zn 
liberti  zu  fassen.  Vgl.  die  Note  in  unserer  Ausgabe.  —  cap.  XXVI,  S 
ist  mit  Nipper dey  aut  hortos  geschrieben,  wo  Eritz  die  Vnlgnti 
et  hortos  hatte,  aut  ist  ohne  Zweifel  passender.  —  cap.  XXVH,  12 
ist  die  alte  unvollständige  Note  zu  expediam  =  exponam  belassen. 
Vgl.  zur  Vervollständigung  die  Bemerkung  von  Georges  in  dieser 
Zeitschrift  1873  S.  830  und  die  kurze  Note  in  unserer  Ausgabe.  — 
cap.  XXVIII,  10  ist  die  wunderliche  Erklärung,  welche  Eriti  bd 
Oermanorum  natione  versucht,  unverändert  beibehalten.  Dieselbe  ist 
nach  unserer  Meinung  einer  Aenderung  dringend  bedürftig.  —  ibid. 
Z.  20  bezieht  H.  abweichend  von  Eritz  conditoris  sui  auf  Agrippi 
und  nimmt  einen  Irrthum  des  Tacitus  an,  den  er  nach ti-äglich  still- 
schweigend corrigiert  habe.  —  cap.  XXXV,  12  hat  der  Herausgeber 
nach   eigener  Vermuthung  aufgenommen   ad   exercitus  plurimum 


')  In  den  neuen  Jahrbüchern  für  Philologie  und  Pädagogik  1877 

S.  858. 


Krü3,  Germtnia  d*8  Tacitus,  iuig   v.  I^.  Pramm^.  619 

'*  -  voD  Geur^es  ».  v.  auch  bei  Cieero  und  LiVitis.  —  cap,  43 

^oti?  tn  Ifnociffafttar  bebanpiet,  dass  dieses  Wot-t  in  det 

'<  von  suveurrere  (auffetr)  erst  silbernes  Laterti 

Joch  auch  an  einer  Stelle  l>ei  Cicero  —  eap.  44 

jerkJÄrl  G.  turr  pmrndi  mit  droit  k  l'otx^issance,  nimmt  also 

als  objectiven  Oeiietiv»  Mi^slich  ist  dabei  jedoch ,  dftös  bei 

HÜ  nicht  der  Küitig  (ww/fjsr  imptrHat),  Kondeiti  di^  LTnterthanen 

I  sind.  Daruui  ziehen  wir  die  mehrfach  vorgeschlagiane  Aeode* 

randi  vor. 
Sin  Register  zu  den  Aüinerknugen  fehlt,  obwol  ein  solches  fftr 
Schtilansgabe  wtnschenswerth  ist.  Boch  kann  der  Heransgeber 
k^m  Mangel  in  der  tiächsten  Atiftage  leicht  abhelfen.  Die  Aus- 
iing  dea  Werkchens  ist  anstandig,  der  Preis  billig»  Der  Druck 
aorgßltig  genanut  werden»  und  es  sind  uns  nur  unbedeutende 
kckfehler  aufgefallen,  die  den  Leser  gar  nicht  8t5ren.  So  st^lrt 
13  N.  10  puissauce,  S.  21  N,  12  Schweitter-Sidler,  S.  26  N   ! 
Ire,  8.  47  r.  Z   1  v,  lu  27  statt  37. 
W!t  «<^beidr»n  v*>n  dem  imermOdlicb  thfttigen  Verfasser  mit  dem 
*\  bald  eine  zweite  verbesse ite  Auflage  seines 
md  5fiü  bekommen. 


lii  Tiiciti    de    situ  ac  popiilis  Germaaiae  Über  Friderici 

Kritifii     profossoris  Erfurt<"n??is ,  anootatione   iUußtratus.    QoarUm 
r^iritW.  Hl  r   Berolini,  anmptiLj  focit  W.  Web^r. 

VIU    XV Ji  I  8.  1  M.  80  Pf.») 

IHe  Kritz'scbe  Ausgabe  der  Germania,  die  seit  dem  Jahre  1864 
Jkli  vfroachlässigt  worden  war,  liegt  nun  nach  dem  Tode  des 
m  Hi^rausgebej-a  In  einer  gründlich  umgearbeiteten  AuUage  voi, 
"~^der  heutige  Standpuuct  der  Wissenschafl  verlangt.  Der  neue 
_eber,  Hi  rschfel  der,  ist  ein  tüchtiger  Furscber»  dessen  Name 
»eine  Arbeiten  über  die  Germania  des  Tucitus  den  Philologen  wol 
tiöt  geworden  ist.  Schon  die  bei  KritE  so  weitech weifige  Ein* 
laX  gänzlich  umgearbeitet  und  in  ihrem  Cmfiinge  bedeutend 
hciert,  wa>  nur  zu  billigen  ist,  Seite  VI  derselben  wird  die  Ger- 
ald eine  Gelegenheitsschrift  bezeichnet,  welche  Tac,  verfas^te, 
Jüngere  Ahwo.sonheit  Tr^au's  am  Rhein  in  den  Augen  de» 
Volkes  zu  i-ecbtfertigeü.    Vgl.  in  ijiesen  BlÄtterti   1877 
t    S.  XV — XVI 11  ißt  der  Einleitung  die  annotatio  eritica  :ui- 
in  welcher  mehrfticb  ancb  Gantrelle  genannt  wird.  Auch  der 
^mentar  zeigt  allenthalben  die  bessernde  Hand,  sowol  in  den  2u- 
die  Öfters  die  Flerleitung  der  Namen  betreffen,  als  in  der 
ung  iitiitOthiger  Noten.  Ebenso  ist  manche  breitspurige  An- 
tA>        '     '1  abgekörzt.  Doch  bleibt  In  dieser  Richtung  noch 
'e  Auflage  %u  tbun  übrig.  E6  kam  uns  Oberhaupt 

•)  Vffl.  die  kone  Asiinge  im  litenu-ischöD  Central  hl»  tle  fftr  Dtutscb- 
lfm  S.  i4l>  von  A.  £.  (Adam  EuMner). 


6tt  Lfttanische  Lehrbücher,  tag,  v.  H.  KoMioi. 

5.  247  zu  iusserat,  8.  280  zu  non  ambigüur  >),  6.  288  la  renm 
inligare,  wo  indtoits  zu  schreiben  and  heis  beizaflkgen  ist  —  uid 

6.  293  zu  eompo$Ua. 

Ausserdem  ist  es  III,  50  Z.  11  zu  bedauern,  daas  derHenm- 
l^eber  Madvig's  feine  Yermuthung  sü  statt  des  ftberlieftrtaa  d 
nicht  aufgenommen  hat.  IV,  44  Z.  8  scheint  es  uns  nlSthig  zu  M, 
wie  Agric.  13  cum  exercUu  zu  schreiben.  8.  235  ist  im,T«xte  Z.  I 
das  Wörtchen  ulTor  ego  ausgefallen,  wie  Arflher,  S.  292  ist  inte 
Note  zu  pmdore  ewsohere  hinzuzufügen,  dass  diese  Phrase  ndi 
Germ.  24  steht.  8.  301  Z.  21  y.  u.  steht  der  (neue)  Drackfokkr: 
Afforderung.  Der  Druck  ist  jedoch  bei  weitem  comBcter,  alsiste 
zweiten  Auflage,  deren  zahlreiche,  mitunter  sinnstOrende  DnekMritt 
sorgfUtig  corrigiert  worden  sind. 

Wien.  Ig.  Prammer. 


1.  Uebungsbuch  f&r  den  Lateinuntenicht  in  den  unteren  CIum 

der  Gymnasien  von  Franz  Hübl.  1.  Theil  f&r  die  erste  duia.  Wi« 
1878.  Verlag  von  Karl  Gräser.  8*.  8.  123. 

2.  M.  SchinnageTs  theoretisch-praktisches  lateinisches Be- 

mentarbuch  Ar  die  erste  Ormnasialctosse.  10.  yerb.  Auflage,  ho- 
ausgegeben  yon  Heinr.  Mas  check,  Professor  am  k.  k.  Gymnaiiui 
zu  den  Schotten  in  Wien.  Wien  1878.  Verlag  von  Friedrich  Bed. 
8».  S.  170.  Fr.  72  Kr. 

Es  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  in  den  meisten  Ficbm 
des  Stofflichen  yiel  zu  viel  den  jungen  Köpfen  eingepr&gt  weite 
soll,  und  dass  hierin  hauptsächlich  die  üeberbfirdungsfrage  wumK; 
ebensowenig  lässt  sich  aber  leugnen,  dass  vorläufig  in  der  Begd 
die  Philologen  es  sind,  die  bei  dem  jetzigen  leidigen  Stande  te 
Dinge  ein  menschliches  Rühi-en  fühlen ,  wenn  sie  die  Klagen  te 
vielgeplagten  Kleinen  hören,  und  sich  bezüglich  der  Durcharbeitot 
des  vorgeschriebenen  Lehrstoffes  gar  oft  blos  auf  die  ünterridrte- 
stunde  beschränken,  da  nun  einmal  Concessionen  gemacht  wnto 
müssen.  Dass  dabei  aber  die  Lehrbücher  durch  methodische  und 
klare  Gruppirung  des  Hauptsächlichen  unter  Ausschliessung  lUn 
Nebensächlichen  dem  Lehrer  fördernd  zur  Seite  stehen  müssen,  i^ 
gleichfalls  unleugbar.  Leider  lässt  sich  dies  nicht  in  vollem  Hb* 
fange  von  den  beiden  angeführten  Lehrbüchern  sagen.  Vor  Allen 
haben  beide  nach  der  aus  langjähriger  Erfahrung  erwachsen« 
Ansicht  des  Ref.  zwei  grössere  Fehler.  Sie  beginnen  nämlidi 
1.  mit  dem  Präsens  act.  und  passiv.,  Infinitiv  und  Imperativ 
aller  vier  Conjugationen ,  und  bringen  2.  alle  Conjugationen  iif 
einmal  in  den  Beispielen  zur  Einübung. 

0  Vgl.  in  dieser  Zeitschrift  1873  S.  540,  wo  für  dieselbe  Goe- 
8tru  tion  noch  drei  Stellen  aus  Tacitus  angefahrt  sind.  Der  Heranigebs 
konnte  aosserdem  das  lezicon  Taciteum  von  A.  Gerber  und  A.  Greei 
ä.  70  vergleichen. 


4^^«°;n  j„,  ,,^  J"^  Auch   „„,  «acrClr'"  ''^-  «»1    I 


4ikir  Jtfr   ,  "  .i"*  «'-st«.  Semfl»;""   """   "acfc  deiner"'   *'^'»   »oi 


^h  »  °«  Schöierf    der 


684  Lateinische  Lehrbücher,  ang.  t.  H.  KobM, 

Zweck,  der  dadurch  erreicht  werden  soll,  wird  auch  durch  gewis- 
senhafte Einsichtnahme  des  Lehrers  in  die  deutseh-lateinitdieD 
Präparationshefte  erreicht. 

Die  Beispiele  an  sich  sind  trefflich  aus  verschiedenen  Uebup- 
büchern  zusammengetragen  und  wfirden  sich  nach  Inhalt  und  Fom 
ganz  gut  zur  Einubnng  des  Lehrstoffes  der  ersten  Clasae  mgm, 
wenn  jene  oben  besprochenen  Fehler  die  Erreichung  des  gwieckta 
Zieles  nicht  illusorisch  machten  oder  mindestens  ausserordenttid 
erschwerten.  Gerade  den  Schülern  der  untersten  Stufe  mnss  in  den 
einzelnen  Gegenständen  die  thunlichste  Erleichterung  sn  Thiil 
werden,  wenn  sie  nicht  durch  die  Menge  derselben  erdrückt  werdn 
sollen.  Der  Druck  ist  correct.  Dem  Bef.  ist  nui'  Mitetus  statt  Vi- 
letus,  pag.  54,  Zeile  7,  Joniens  statt  Jonlens,  pag.  73  Anm.  ond 
das  zweimalige  Vorkommen  der  Satznummer  11,  p.  74  aufsefidln. 

Einer  der  wundesten  Puncto  von  Nr.  2  ist  die  Partie,  wdcke 
!sich  mit  der  Einübung  der  Genusregeln  der  dritten  DecUnitiSB 
beschäftigt.  Sicherheit  hierin  an  der  Hand  desselben  an  eRJelM} 
erklärt  Bef.  geradezu  für  eine  Unmöglichkeit;  und  doch  ist  gendi 
(lies  eine  Partie,  die  auf  dieser  Stufe  nicht  eingeübt,  auf  IniMi 
anderen  nachgeholt  wird.  Im  Falle  der  Benützung  des  Buches  wiri 
<ier  Lehrer  durch  eigene  mündliche  Beispiele  dem  Mangel  an  tolcheB 
abhelfen  müssen  und  hie  und  da  eine  Begel  für  die  Knaben  p»- 
sender  gestalten;  so  wird  das  „u.  a.  m.^  wegbleiben  müssen,  ikm 
Unsicherheit  bei  der  Anwendung  der  Begel  hervorruft;  ebenso  wivi 
es  besser  sein,  die  neun  Feminina  auf  ns  unter  den  Ausnahan 
lernen  zu  lassen,  als  die  Endung  us  in  die  Hauptregel  vob  i« 
Femininis  einzufügen  mit  dem  Zusätze:  „wenn  das  u  im  CMir 
lang  ist".  Der  Denkprocess,  den  der  Knabe  dort  durchzumiehii 
hat,  ist  jedenfalls  einfacher  und  kurzer.  Auch  bei  einigen  aadeno 
Begeln  wäre  eine  präcisere  und  apodictischere  Fassung  erwflnM^ 
Was  soll  der  Knabe  z.  B.  mit  der  Begel  pag.  16  „Nicht  sil< 
Wörter  auf  er  behalten  das  e  vor  dem  r,  sondern  die  meifltai 
werfen  das  e  weg"^  machen V  Er  weiss  nicht,  welche  es  behaltai 
und  wird  oft  fehlen.  Die,  welche  es  behalten,  muss  er  lernen,  da 
sie  in  der  Minderzahl  sind.  Ob  es  femer  practischer  ist,  pag.  33, 3 
der  älteren  Begel  „die  einsilbigen  Wörter  auf  s  und  x  mit  vor- 
hergehendem Consonanten  haben  im  Genetiv  plur.  ium**  vor  der 
neueren  „die  Wörter,  welche  zwei  oder  mehrere  Consonanten  vir 
der  Genetivendung  haben^,  den  Vorzug  zu  geben,  soll  dahingestiDt 
bleiben,  aber  präcis  ist  sie  nicht,  und  der  Schüler  muss  nothwendig 
den  Genetiv  plur.  von  nox  und  nix,  die  gleich  auf  der  folgende! 
(pag.  24)  stehen,  oder  von  mus  (pag.  33)  falsch  bilden.  Woid 
steht  endlich  pag.  114  dubito  ich  trage  Bedenken  mit  de* 
Inf.  statt  des  üblichen  non  d. ,  zumal  da  auch  kein  Beispiel  v 
geführt  ist?  Dagegen  ist  eine  kurze  Bemerkung  pag.  48  über  des 
Gebrauch  von  quisque  und  unusquisque  nöthig,  weil  in  den  Bei- 
spielen darauf  Bücksicht  genommen  ist. 


l4i(eiiiiBche  LehrbücJier,  ang.  y.  H*  Kostol. 


«85 


jyje    Priipoäitioncn    vor  den    Declitiationen  aufzuzihleu    und 

lemen  %n  lasse»,  ohne  durch  Bt^ispiel©  ihren  Gebrauch 

*?  «#m»cbaulicheii»  ist  wenig  didactisch.     Sie  müsseo  überhaupt 

i!(0ser  Stelle  wegbleiben,  und  vereinzelt  nach  Bedüifois  uebenhei 

^titrot  weiil^n.     üeberflüssig  ist  auch  die  Aufstellung  vuii  Para- 

4ifmen    fAr    die    Declination   der    Ädjectiva    uud    von    be&gndereu 

dafür,  Ära  besten  werden  sie  stets  in  Verbindung 

I  iv  gelerßtj  und  der  Lehrer  soll  nie  ein  Substantiv 

ein  Adjectjv  abfragen ;    so    werden  nicht    nur    die  Adjectiva 

...^v;äbt,    soudetn  es  gehen  auch  die  GeDusregeln  am  leichtesten 

m  Fleisch  und  Blut  über, 

'*  ^       iaa  Fassungsvermögen  dieser  Stufe  gehen  die  meisten 
itr  ^  ^n  syntactischen  Kegeln  in    §§.  50,  51,  52  und  55 

ud  es  liegt  gewiss  nicht  in  den  bezüglichen  Worten  des 
w.  1  g,  24»  daK8  den  Knaben  der  ersten  Ciasse  der  Unter- 
ae^ied  der  GebraucJisweise  von  si  mit  dem  Indicativ  and  Conjunctiv« 
A^r  ac.i.rinr)»  you  quo,  quiu,  quominus,  ferner  die  Kegeln  der  con- 
rumf    die  Gebrauchsweise   von  ut  uud  ue  uach   den 
ii\i<  heu  uer  Furcht  und  Besorgnis,  die  Anwendung  der  Frage- 
ikpln  in  directen  und  indirecteu  Fragen  klar  gemacht  und  bei- 
\e,  weil  e»  eben,  sehr  wenige  Ausnahmen  abgerechnet, 
cht  !i    ist     Es  genügt   bei   si   den   deutschen   Satz   dem 

Bif^rhcn  möglichst  adäquat  zu  bilden,   von   den  Conjunctionen 
ne^  ut  uon,  cum  In  ihrer  Öebrauchsweise  vorzuführen  und 
der   Zeitenfolge   darauf  hinzuweisen,    dass   nach    einem 
Imperfectum   häufig  im   Nebensat/.e   ein   Präsens    con- 
"Igt,  wofür  der  Lateiner  stete  das  Imperfectum  setzt.  Hin- 
ler Pj-agesätze  musa  mau  sich  auf  solche  Fälle  beschrfin- 
ler  Fragesatz  durch  Frage-Pronomina  oder  Adverbia  ein- 
t  wird.  Die  eigentlichen  Fragepartikeln  müssen  der  zweiten 
forbehalten  bleiben,  wie  es  der  Org.-Entw.  auch  bexöglich 
C,  c  iof.  mit  Ausnahme  einiger  Verba  —  die  besser  auch 
'  r   —  ausdrücklich  verlangt,  gegen  welche  Bestimmung  der 
seres  Buches  vei^stOsst,   der  selbst  speciellere  Fälle  des- 
wid  nach  iubere  und  nach  den  Verbis  drohen,  geloben  usw. 


-^    schliesislich  die  Wahl   der  Uebungsbeispiele  anbelangt, 
hU  Ref.,  dass  sie  mehr  aus  Nepos,  Cäsar  und  eventuell 
:itnomiuen  wären,  damit  die  gelernten  Vocabeln  und  oin- 
u  Sätze    bei    der    könftigen   Leetüre   dieser  Autoien    den 
211  Gute  kämen  und  ihnen  dieselbe  erleichterten. 
Im   '  H  kann  Ref.  nicht  leugnen,  dass  der  Herausgeber 

B«cIj  m    Sorgfalt  zugewendet   und   vielfache   Verbesse- 

angt^liracht  hat,   und    wünscht,   dass  er  im  Interesse   der 
■  dieser  Stufe  behufs  Erleichterung  ihrer  Aufgabe  dies  auch 
Der  thoe,  damit  steh  dasselbe  zu  einem  recht  brauchbaren  Hilfs- 
Untenichte  gestalte.     Der  Wunsch  ist  um  so  berech- 


086  Lateinische  Lehrbücher,  ang.  v.  JET.  Kogioi, 

tigter,  al8  dasselbe  trotz  seiner  Fehler  sich  an  einzelnen  Gymnasien 
eingebürgert  hat.  För  eine  etwaige  Umarbeitung  möchte  Ref.  den 
Herausgeber  darauf  aufmerksam  machen,  einmal  sn  versnchen,  als 
Personalpronomen  der  dritten  Person  entsprechend  den  Formen  der 
deutschen  Grammatik  „er,  sie,  es*  is,  ea,  id  einzosetsen,  und  in 
einer  Anmerkung  anzuffihreki,  dass  in  dem  Falle,  als  das  Ftonomen 
sich  auf  das  ßubject  desselben  Satzes,  oder  in  indirectefi  Frage- 
und  Absichtssätzen  (diese  genügen  voriftuflg  für  diese  Stafe)  auf 
das  Subject  des  regierenden  Satzes  zurüekbezieht,  die  reflexifett 
Formen  sui,  sibi,  se  stehen.  Bef.  wettdet  dies6  Methode  bd  Ofr 
Einübung  der  Personalpronomina  stets  an  und  muss  gestdien,  diss 
er  dann  bei  Weitem  nicht  die  Schwierigkeiten  findet,  die  sonst 
bezüglich  der  Unterscheidung  dieser  Formen  bekannffich  selbst  | 
noch  in  den  oberen  Classen  einentreten  pflegen.  "^ 

Bei  dieser  Gelegenheit  kaoin  Ref.  nicht  umhin,  anf  rin  ' 
Uebungsbuch  aufmerksam  zu  machen,  das  ihm  etwas  splt  tiige>  -^ 
kommen  ist,  aber  seiner  Trefflichkeit  halber  wäeh  hier,  wenn  mk  '' 
vorläufig  nur  kurz,  namhaft  gemacht  zu  werden  verdient:  ^ 

Uebungsbuch  zum  üebersetzen  aus  dem  Deutschen  ia  das  Lit»  ;^^ 
nische  für  Quarta  im  Anschluss  an  die  gebräodilichaten  Gr 
tiken,  besonders  an  die   ?on    Elleudt-Sejffert   von   Dr.   H6l„^ 
Warschauer,  Oberlehrer  am  Johannes-Gymnasium  in  BreBlao. ! 
Wörterverzeichnis.  Jena,   Druck  und  Verlag  von  Eduard  F^n 
1876.  8«.  8.  IV  u.  131 

Das  Buch  ist  mit  demselben  feinen  Tacte  ftkr  das  wi^ 
Bedürfnis  der  Schule  geschrieben,  wie  das  vom  Bef.  seiner  mI; 
in  dieser  Zeitschrift  angezeigte  Uebungsbuch  f&r  die  Tertia.  MiA.^^ 
einer  trefflichen  der  Wiederholung  gewidmeten  Partie  folgen  m^:z^ 
Abschnitte  zur  Einübung  der  Casuslehre,  wobei  einzelne  8&tie  df|** 
ganz  zweckentsprechend  gearbeiteten  zusammenhängenden  Stfictan:~ 
abwechseln,  wodurch  nicht  blos  die  grammatischen  Begeln 
prägt  werden  können,  sondern  auch  der  stilistischen  Seite 
auf  dieser  Stufe  Rechnung  getragen  ist,  abgesehen  daToo, 
stets  auf  den  schon  verarbeiteten  Stoff  zurückgegriffen  wird, 
fentlich  wird  bei  der  Verwendbarkeit  des  Buches  eine  baldige  i 
Auflage  dem  Bef.  Veranlassung  bieten,  ausführlicher  auf 
zurückzukommen.  Wie  auf  den  Inhalt  und  die  ^orm  der 
so  ist  auch  auf  den  Druck  alle  Sorgfalt  verwendet  worden, 
hat  ausser  den  angegebenen  Druckfehlern  nur  pag.  117  pra 
statt  praetorio  gefunden. 

Wien.  H.  KozioL 


F.  Ütmße^  Jha  Bach  von  geisU.  Armnth,  aug.  v.  R.  Wtrner.    Wl 


Bis   Boch   iOn  gpistliaht^r 
Th 

ititn  crrsteü  Müle  v< 
%9i(\e^  aus  deTn 


Armath^  bi»lier  bekannt  ab  J  o  h  a  n  « 
les  arme»  Lebeus  Chritti.  Unter 
fi  der  bis  jetzt  bekanuten  Handschriften 
|jemas^egeb«D  von  P.  Fr.  Heinrich  Seu  sc 

-  rorden.    Mttncben.    Literariscbee  Institnt 


etil  Or  Max  Huttkjr.  1877,  4.  LXV  und  313  8a 

P.  De  Ulf  1 6  zeichnet  sich  vor  vielen  aöieren  Forschern  auf 
[G€rtiet4»  der  Mjstik  durch  einen  starkentwickelten  Skepticismns 
rt  wetcber  der  Wis    i     '    ft  ?chon  manche  schöne  Frucht  eintmg:; 
l  ww  nÄthi>  Skepti  _  rade  hier  war,  erkennt  jeder,  der  sieht» 

etat  S;it/,e  von  einem  Gelehrten  tarn  andern  fas^  wie 
1^  I,  anbezweifelt,  ja  ungepröft. 

Bei  der  Forschnng  über  die  Mystik  ist  noch  ein  anderer  Pünct 
BBilerUcli^  den  aoch  Denifle  in  der'Emlettun^*  If  beklagt:  der 
»1  an  guten  kritischen  Aaegaben,  wie  sie  weder  der  Philologe, 
I  der  Theologe  allein,  sondeni  nor  gemeinsame  Arbeit  liefern  Hcann.  *) 
iiJie  Znveidässigkett  Ton  Pfeiffer«  Eckhartansgabe  wird  zwei- 
eh  einen  fon  D  en  if  J  e  nachgewiesenen  Fehler,  den  P  fe  i  ff  er 
.Tnictate  *fflofte  über  das  euxingtlium  b.  Johannis*  machte; 
kiff  t  willkürlich  das  handschriftlich  öborli^ferte:  'Und 

'ff*i..  .-^. ;.,;.'   makter  Egkhart  ek!  in  'Und  dar  unthe  spricke 
^,fer  Bek^hart  et€,\  und  weist  dämm  den  Tractat  dem  Meister 
ut  «n,  welchem  er  entschieden  nicht  gehöit. 
Af^bnlirh  negativ  i*üt  das  Resultat  der  Einleitung  zu  dem  neuen 
V  :^.  Er  gelangt  bei  der  Untersuchung  ftber  das  Bvga*) 

iiltnis  zu  Tau  1er s  Predigten  zu  dem  Schlüsse,  es 
kdiemtm  Mystiker  unmöglich  zugeschrieben  werden.  Dies  folgert 
innfren  und  Äusseren  Gründen  i  jene  sind  ihm,  mit  Recht, 
iiw>n  In  Bezug  auf  die  Grundlehren  zwischen  Tau  lers  Predig-* 
dem  Bvga;  diese  die  gänzliche  Haltlosigkeit  der  Ansicht:^ 
ller  ««i  der  Verfasser  des  Bvga.  ' 

Denifles  Beweisverfahreu  ist  folgendes:   In  keiner  einzigen 
h*t  .faF  Buch  mit  Tanlers  Namen  signiert  (s.  XLIX):  Peter  von 
n,  welcher  l&43Tan  I  ersPredigten  hei-ausgab,  veröffent- 
^t  Stöcke  aus  dem  Bvga,  n,  z.  in  seiner  Zusammen  Stellung! 
ehien  D.  JofMHttis  Tauleri  Rötliche  kren,  die  Compilation 
IdO^^.^^^^^'^^^t  ^^""  ^^^  schrieb  Daniel  Suderman,  der 
iBirt  im  Taufen  namenloser  Schriften  üntüverlfts«ig  ist  (s.  L), 
I,  fihne  in  seiner  Vorrede  auch  nur  ^Inen  Grund  anraif^hren, 
mUrn  za*),  '. 

f  mtksste  sich  also  grosse  innere  Verwandtschaft  zwischen  den 
1  Qttd  dem  Bvga  zeigen,  wenn  man  beide  Schriften  demselben 

ij.  ?•  Ofuifle  bat  sich  dAmni  mit  dem  lief,  bebnf«  eioi^r  kriti- 

^QfÖlM!  von  Tuulcrs   V  vereinigt 

*'.  AMQrnrng  für  'Buch  v  lober  Arntuth/ 

Isä,,  die  er  b<!uutzte,  gibt  er  genau  an,  was  und  wie  viel 
p,  and  daraoB  hi  £a  ers^l^^^u»  wiq  willkürlich  er  ^ucb  bei 

Hvr^l^lIuiHS  meines  Textes  verfuhr. 


^ 


688    P.  Denifle,  Das  Bach  von  geistl.  Armntb,  ang.  r.  B.  Wemer. 

Verfasser  zuschriebe :  and  in  der  That  finden  sich  flbereinstimmeode 
Lehren  (s.  XLV) ;  ^allein  färs  erste  werden  selbst  diese  gleichartig« 
Ideen  in  beiden  Schriften  verschieden  behandelt;  und  dann  sind  sie 
weder  Tauler,  noch  dem  Verfasser  vom  Bvga  eigenthflmlich,  sondern 
es  haben  sie  bereits  entweder  Meister  Eckhart  oder  ein  früherer  Theo- 
loge gelehrt/   Das  wichtigste  fahrt  Denifle  S.  XLVf  an. 

Nun  ergeben  sich  aber  principielle  Verschiedenheiten  xwisehM 
dem  Vf.  der  Predigten  und  dem  Vf.  des  Bvg^ ;  D  e  n  i  f  1  e  fShrt  folgende 
an :  1.  was  die  Lehre  von  der  Armuth  betrifft  S.  X— XXII,  2.  Araskh 
und  Schauung  S.  XXII— XXIV,  3.  Wärken  und  Schauen  8.  IXITIni 
XXXIII,  4.  Armuth  und  Communion  S.  XXXIII— XXXVI,  5.  Aadare 
Lehren  S.  XXXVI -XLVIII,  nämlich:  Gottesgeburt  (XXXVIl),  Gott- 
werdung  der  Seele  (XXXVII  ff),  Lumen  gloriae  (XXXIX),  Zeit  undSvif- 
keit  (XXXIX f),  Heiden  (XLf),  Oi*ade  der  Minne  (XLIf),  Wille  (XLQ), 
Deutung  mehrerer  Gleichnisse  (XLII). 

Denifle  geht  noch  auf  einige  andere  Fragen  ein :  so  weilt  er 
Böhringers  Urteil  (Die  deutschen  Mystiker  S.  295) ,  T anl or lei 
'eine  zu  innerer  Harmonie  durchgebrochene  Persönlichkeit*  nur  dm 
als  berechtigt  nach,  wenn  man  vom  Bvga  absehe  (S.  XLIIf),  und 
macht  S.  XLIVf  evident,  dass  Tau  1er  das  Bvga  weder  als  Stadeit, 
noch  als  Prediger,  weder  vor  noch  nach  seiner  sogenannten  Bekehroig 
verfasst  haben  könne. 

Da  nun  das  Bvga  nicht  als  Taulers  Werk  in  Hss.  flberlielert 
erscheint,  grosse  Differenzen  in  den  Hauptlehren  den  Predigten  ge- 
genflber  zeigt,  und  auch  in  keine  Periode  von  Taulers  Leben  and 
Wurken  hineinpasst:  warum  an  seiner  Verfiasserschaft  festhalten? 
Wir  haben  D eni  f  ]  e  für  seinen  Nachweis  zu  danken,  der  es  uns ent 
möglich  macht,  die  Lehren  des  grossen  Predigers  rein,  ohne  freade 
Zuthaten  zu  erkennen :  freilich  ^müssen  wir  wiederum  von  neuem  be- 
ginnen.' 

Auch  sonst  wurde  Taulern  mancherlei  zugeschrieben,  was 
ihm  nach  der  übereinstimmenden  Ansicht  aller  Forscher  nicht  in- 
gehört;  unbekannt  dürfte  sein,  dass  eine  kürzlich  von  Dr.  Bars€k 
für  die  Strassburger  Universitäts-  und  Landesbibliothek  angekaufte 
unvollständige  pap.  hs.  (XV.  Jh.)  eine  Predigt  mit  der  Aufschrift  bringt: 
Die  ist\de8  tavwelers  (bredie)  lere^);  das  interessante  Stück  beginBt: 
lE]s  ist  ein  hoher  herg  vnnd  vmbe  de  berg  ist  es  tief  >  vnd  mirtkt  \ 
vfid  ie  twher  dem  berge  ie  herter  vtid  schöner  weg.  Vn  den  Ur$ 
gont  vf  I  ewcni^  wege  der  eine  weg  \  ist  siecht  \  vnd  weich  der  andif 
ist  herte  und  bricht  Bl.  10b  mit  den  Worten  ab:  so  ir  des  morgef^ 
vf  wellent  ston  so  sulleni  ir  nit  vfigeruscheliche  vf  tmscAfii  b 
suUent  gemechliclu}  vf  stofi  mit  einem  biblibende  bi  vch  selber  di 
fw'  gemtUe  nit  eerstro^cet  enwerde  wä  ee  hat  sich  gesamnet  von  <te« 
sloffc  So  denne  die  gtwde  dar  eäkumet  so  wurt  ee  gar  gif  So  rfff 


*)  Bredie  ist  durch  zwei  untergesetzte  Puncte  getilgt,  der  gaw^ 
Titel  roth  unterstrichen. 


Üem߀^  Öis  Bach  von  gcisiL  Annutb.  atig.  r,  i?.  WerHa\    H^9 


\  g^  im  s€fher  pe^  Dass  wir  darin  kein  Werk  Tau  lers  zu  erblickeü 
Bo,  beweist  eine  Stelle  Bl.  6a,  wo  es  heisst:  Der  Tauweier  sprach 


fihtet  eir, 
Aacli 


'jelich  Sünde  so  klein,  die  der  meriBche  iemer 

n  werden  mit  mis$€uaL  oder  sin  wuH  in 

ift.    Wrnne  siu  aber  mit  misseual  anef/e^ekefi 

■'f  wiheivasser  do  md  apios  vnd  ist  zh  hant  ge- 


»v*ii  C.    Srhtnidt   zuerst   veröffentlichte  Tractat 
'f«i  TiOT  gur  socrglichen  subtiJea  bokoruogen  (Jobannes  Tauler, 
Huabfircr  1841  8.  2U  ff)  gehört  nicht  Taulern  zu  (Denifle  p. 
, jf If  f) T  nachzutragen  Miire  fiber  ihn,  dass  er  sich  im  Ms.  gerni.  BeroK 
■V  '  inrt  dor  Bemerkung  von  D,  Sudermans  Hand  ündet: 

Hpi  ■>   vorrede  rher  das  Bueh:    Wie  man  dem  armer/  lehev 

y^mstrs  kerrtf}  Jesu  Christi  nach  sol  folget}.  Dann  s^teht  später  hin- 
l  ,r^r»x.ft'.g^,  |t  /y.  Seüsse.  Ms.  germ*  Berol.  oct.  68  aus  D.  Suder- 
[  ß^siix  ist  nur  eine  Copie  der  verbrannten  Strassbnrger  hs,  A 

^i«,  ii>ii  welcher  Prof.  C.  Schmidt  im  Jahre  1840  eigenhändig  Ab- 
•ckrift  nabtn  ,  die  er  mir  diesjahr  in  der  zuvorkommendsten  Weise 
Ml;  ^-^  '•'  Vergleichuug  von  Ms.  germ.  Berol.  oct.  68  und  der 

Afeidir.  nii d t ß,  von  der  ich  eine  genaue  Copie  anfertigte,  lässt 

■rli  der  fuverläsgige  Text  von  A  89  herstellen. 

Gerne  hätte  ich  einen  Punct  von  De ni fies  Einleitung  einer 

^Itrtn  Ausführung  unterzogen;   denn  was  er  p.  XLVnifÜber  den 

BMrscliied  im  Stile  des  Bvgaund  der  Predigten  Taulers  anführt, 

iMHedigi  Dicht  vollkommen :  doch  musste  ich  es  wo!  ans  demselben 

OMtode  wie  Denifle  unterlassen,  da  noch  keine  kritisch  gereinigte 

Aia$il>^  vorließt  und  die  Hss.  gerade  in  einigen  stilistischen  Puncten 

■kr  V  uen  Character  tragen.  Auf  manche  Einzelheiten  hätte 

-ftvii  it  b  ;i.M  11  iiinweisen  können,  so  besonders  auf  eigenartige  Formen 

fcr  Wi«iierholung,  allein  das  genügt  nicht.    Interessant  wäre  auch 

VeiigJeichnng  der  Bilder  gewesen,  die  sich  bei  beiden  gemein- 

^^teSiden.    Taute r  zeigt  in  den  Predigten  z.  B.  viel  Sinn  für  die 

ideit  Mn$te :  ich  erinnere  nur  an  seine  Ausführungen  über  drei 

de.  uder  an  seine  Beschreibung  des  Kölner  Domes,  beides  natör- 

isi  ] scher  Deutung.  Ta  u  1  e  r  liebt  es  aber  aucli  kleine  Ge- 

**         i  it^.ijgermärlein  einzufügen,  die  seine  Lehren  oft  sehrglilck* 

leren ;  anführen  will  ich  nur  jene  Erzählung  in  der  Predigt 

utUK  XI,  30,  des  sunnentages  vor  der  septuagesimen,  welche 

^^ff  der  Armoth  viel  klarer  macht  als  das  ganze  Bvga,    Man 

vatler,  sagt  Tauler '),  der  wa^  also  öildelos, 

7J.  Do  kloppfete  einer  an  siner  füren  und 

ime  ettetmsi   tr  sprach  er  woUe  cß  ime  holn,    Do  er  hinin 

-•i».  c/o  u^tf  es  ime  t^mole  vergessen ;  gienre  Moppfete  aber.    Er 

^ach :  wa$  teiHuJ  diser  hiesch  aber.   Er  meinte  aber,  er  wolle  es 

koint  mtä  rer^m  es  aber.  Zu  dem  dirien  male  gienre  kloppfete 


*)  feil  eitler«  nach  der  Strassburger  Hs.  A. 


040      H.  PröhUj  Lessing  Wieland  Heinse,  ang.  v.  JL  LambeL 

aber.  Do  sprach  diser :  hum  und  mm  selber ^  ich  enkan  des  büdes 
also  lange  in  mir  nüt  enthalten,  also  bhs  ist  min  gemOie  äüer 
bilde.  Wenn  man  so  'dejg  büdes  und  der  eigenschaft  lidig"  sei: 
hetiestu  denne  ein  kunigriche,  ee  enschatte  dir  nüi\  meint  Tanler. 

Auch  liebt  dieser,  wie  jeder  der  eine  starke  Wirkung  bezweckt, 
auffallende  Conti*aste,  die  sich  oftmals  im  Stile  geltend  machen; 
äo  sagt  er  z.  B.  in  der  ebengenannten  Predigt :  Das  pfert  das  mtacket 
den  mist  in  dem  staue,  unde  tcie  der  mist  einen  unflat  und  einen 
stang  an  im  selber  het^  das  selbe  pfert  eühet  den  selben  nUgi  mU 
grosser  arbeite  uf  daz  velt,  und  wehset  dannen  us  edel  seköme 
weisse  und  edel  süsse  icin,  der  niemer  also  gewühsse^  undwere 
der  mist  nüt  do.  Beizend  sind  oft  seine  ausgefohrteren  Seesen ,  die 
ein  voll  anschauliches  Bild  meist  des  gewöhnlichen  Lebens  geben,  ad 
schildert  er  die  Blalzeit  des  Arbeiters  im  Weingarten,  so  die  ver- 
schiedenen  Thätigkeiten  desselben  mit  der  grössten  Naturwakrhei^ 
man  sieht  eine  Hirschjagd ,  einen 'frischeti  gesellen,  der  'hungm^^ 
und  turstig  zu  laufen  hat  und  sich  durdi  die  Vorstellnng  der  beldh- 
gen  Sättigung  wieder  stärkt,  'er  würt  so  fro  und  strag  und  gemtä 
und  Idffet  gehen  milen'   Als  Krone  seiner  Schilderungen  erscheorti 
mir  immer  seine  Beschreibung  des  Fronleichnamstages ;  mit  wenign 
Strichen  skizziei-t  er  vortrefflich :  und  tünt  die  kUe  ussewendige  uw§s 
£&  bewisende  toürdikeit  die  sü^  zu  dem  heiligen  sacramente  haid 
in  vil  wisen ;  man  treit  das  heilige  sacramente  von  einer  kilckmj 
zu  der  andern,  und  die  lüte  henkent  dergegen  us  Silber  und  g^\ 
und  die  glochen  lütet  man  sere,  und  der  gesang  ist  hock,  und  üif  ^ 
orgeln  lutent  wole,  und  dis  dmges  ist  vil.   Ich  könnte  nochflW)^^ 
manches  anfflhren  um  Tau  1er s  Anschaulichkeit  zu  characterisieiiill  .;^ 
und  thäte  es  sehr  gerne,  da  mich  diese  Seiten  des  Predigers  voraUnik 
angenehm  berühren.  Betrachtet  man  nun  den  Vf.  des  Bvga,  wiiini>r.  -^ 
lieh  erscheint  er,  wie  pedantisch,  ihm  fehlt  jegliche  Leichtigkeit,  jffd«b '' 
künstlerische  Greschmack,  jede  Bildlichkeit.  ti . 

Durch  das  vorliegende  Buch  hebt  sich  die  Gestalt  TaQiefffcj 
mächtig,  ein  unschönes  Anhängsel  wird  ihm  abgenommen  und  daflki "-. 
hat  man  Denifle  doppelt  zu  danken.  '7~ 

Zum  Schlüsse  möchte  ich  die  ungewöhnlich  prachtroQe  Aufl^f^ 
stattung  des  Werkes  hervorheben ;  Papier  wie  Druck,  besondtfs  ^|^| 
schönen  Schwabacher  Lettern ,  lassen  nichts  zu  wünschen  übrig,  <I^S 
dass  recht  viele  Bücher  so  geschmückt  würden.  r^  ~ 

Berlin  Nov.  77.  R.  M.  Werner. 


Lessing  Wieland  Heinse.  Nach  den  handschriftliehen  Quellee 
Gleime  Nachlasse  dargestellt  von  Heinrich  Pröhle.  Berlin.  t< 
der  Liebeischen  Buchhandlung  1877.  8.  XH  o.  324  S. 

Seit  Jahren  ist  Herr  Pröhle  damit  beschäftigt,  die  reitbi 
Schätze  des  Oleim'schen  Nachlasses  in  Halberstadt  für  die  Gk 
schichte  der  deutschen  Literatur  des .  vorigen  Jahrhunderts  aus» 


H.  i^rMCi  L^ssmg  Wieland  Hoios«,  utig,  v,  H.  Lambel      Oll 


Mttie».  Aüch  dag  rorUegeiide  Buch  ist  atts  diesem  Streben  hervor- 

figua^eii.     Es  enthält   bio^aphische  DarstelJungen  und  urkimd- 

' ---  M-nheilongen  über  Lessing,  Wieland  und  Heinse.    Ich  rechte 

V^ff,  nicht,  dass  er  gerade  diese  drei  Mäaner,  die  doch 

uicht  lüsammengehdren ,  in  einem  Buche  zusamjnenstellt, 

h   die  dafür  im   Vorworte    (S,    YU)  geltend    gemachten 

^einesweg:^   als  unanfechtbar   erkennen    kann.    Sehen  wir 

:.:,   was  er  uns  bietet. 

Das  Buch  zerfallt  in  zwei  Theile :  der  erste  enthalt  die  drei 
•u...j;::n''^ '  '^^t'ii  Darutellangen»  der  zweite,  als  „Anhang"*  bezeichnet, 
lest*  tputheils  aus  urkundlichen  Mittheiliingen.  Nach  beiden 

ntet  «s  einen  thei! weisen  Wiederabdruck  bereits  frühur 
'eil  Zeitschriften  und  Tagesblättern  erschienener  Auf- 
lungen. (VgL  S.  VIIL  IX.)     Wenn  ich  nun  auch 
_.     ...     Li^nng  solcher  Wiederabdnicke  zugehe  fiir  Aufsätze, 
liä   ta  nicht  streng  wissenschaftlichen  Zeitschriften  wie  Wester* 
ii»iin  «  Monatsheften  oder  Tagesblättern  erschienen,  violleicht  aber 
S9nJt\    döiihalb   den    Fachgelehrten   entgangen    sind   —  natürlich 
.       '        ;  i^ctznng  eines  selbständigen  wissenschaftlichen  Werthes 
ich  sie  dagegen  trotz  des  Verf/s  Bemerkungen  in  der 
Nicht  zugeben  für  Mittheilnngen.  die  bereits  in  einer  Facli- 
,il:i  wie  das  „Archiv"   von  Schnorr  von  Carolsfeld  gedruckt 
II,   wi«  es  hier  mit  dem  grössten  and  eigentlich  werihvollaten 
'       rühangs  ^Zu  Wieland**  (S.  221—251,  vgl.   Archiv  V, 
lid  ^Zu  Heiuse''  (die  Mittheilaugen  aus  der  «^Büchse"^ 
J*J3,  vgL  Archiv  IV,  323—371  nud  die  Briefe  Ewald'« 
^    H04  — 308,   vgl.  Archiv  IV,  445—452)  der  Fall  ist. 
-^i^r  denkt  Prohle  bei  seinem  Wiederabdruck  V  Wie  viele 
.  i^unter  sein,  welchen  das  ^ Archiv*^  unbekannt  bliebe? 
:   die  vorgenommenen  Veränderungen  darf  er  sich,  für  die- 
Witnigstens,   nicht  berufen.  Sie  sind  keineswegs  so  tief- 
I  i.  um  t'ine  Wiederholung  nöthig  zu  machen. 

Inhalte  selbst.  Da  kann  ich  nun,  wiewol  der  Verf. 
ich  ihm  damit  „eben  keine  Schmeichelei"  sage 
verschweigen,  dass  mir  der  Schwerpunkt  des  Baches 
...xidug*"  2n  liegen  scheint,  den  ich,  wenigstens  für  Les- 
Wieland ,  dem  Texte  weit  vorziehe.     Der  Verf.  lehnt  es 
Mu  ausdrücklich  ab,  sich  „auf  grossartige  und  blendende  Stand- 
le  zu  stellen **.    Dann  hätte  er  aber  lieber  auf  zusammenfas- 
se Darstellungen,    die  in  den   Thatsachen   doch 
neues  bringen,  verzichten  sollen.    Worin  soll  ihr 
wüUü  das  Bekannte  nicht  wenigstens  von  neuen  be- 
ichtspunkten  aus  l^etrachtet  wird? 
!it  06  in  der  Tbat  gleich  bei  Lessing.  Die  Biographie, 
.i»U'  S.  1  —  66  bringt,  ist  recht  dürftig.  Wem  damit  ge- 
i  iKjlI,  kann  ich  nicht  absehen.     Dem  Laien  nicht,  denn 
ttjrd  wenig  erbaut  sein,   wenn  er  S.  14  nach  einer  Reihe 


Ö48      H,  PrMe,  Lessing  Wieland  Hetnse,  ang.  v,  H,  iMmbel 

vmi  Auszügen  aus  Le&sing's  Recensiönen  in  der  Vossischen  Zeitnni 
deren  Zweck  mir  nicbt  einleuchtet,  liest:  „Wir  wenien  die  »nden'^ 
ähoIiclieQ  kritischen  Arbeiten  Lessing'R  ohne  Ausouhme,  »ölb 
Literatlirbriefe,  hier  nicht  besprechen**,  oder  wenn  er  S.  17  dfi 
tersuchungen  über  die  Fabel  und  Lessing's  Fabeln  selbst  mit  2*^ 
Zeilen  abgefertigt  findet;  und  nicht  viel  eingehender  werden  ai^ 
dere  sehr  wichtige  Arbeiten  besprochen.  Aber  auch  nicht  dem  PaclÜ 
manne.  Denn  was  sollen  diesen^  die  Wiederholungen  Uüg 
kannter  Dinge,  die  zum  Theile  mit  einer  gewissen  behaglichen 
auftreten?  Und  auch  von  dem.  was  Pi*öhle  über  einzelne 
Lessiugs  vorbringt  (besonders  Emilia  und  Nathan),  wird  er  sjci 
(abgesehen  von  mancher  geradezu  schiefen  Bemerkung)  wenig  mehr 
zu  notiren  haben  als  etwa  die  beachienswerthe  Vermuthimg  (S 
t),  Lessing  habe  sich  „im  Pflegevater  Nathan  als  Amalta 
Stiefvater  geschildert.*'  Es  bleiben  nur  noch  einige  neue  aberi 
eben  erhebliche  ungednickte  Notizen  übrig,  die  in  den  Text 
gearbeitet  sind :  S.  9  eine  Bemerkung  zu  Lessing's  Ob^irnk 
ans  einem  Briefe  Ew.  v.  Kleist's  an  Gleim,  von  welche?  al>er 
lieh  im  strengsten  Sinne  nur  der  letzte  Satz  ungedruckt  ist: 
den  Brief  v,  21.  VI.  58  in  Kleist's  Leben  von  Körlo  (S.  il2  der  j 
vorliegenden  4.  Ausgabe  der  ^  Werke**)»  der  aber  allerding«  auchi 
den  vorhergehenden  Worten  sich  Aenderungen  erlaubt  bat.  S.  U 
Briefaaszug,  Halberst.  26.  IIL  57,  wornach  L.  f^r  den  Verf. 
Schreibens  eines  Buchdruckergeselle«  gehalten  wunle.  S.  ' 
tlieilung  aus  einem  ungedruckten  Briefe  Ebert*g,  S.  38  *}  tu 
ans  einem  Briefe  Gockiugs  EUrich  21.  III,  75.  S.  47  zwei 
gramme  gegen  Goeze  aus  der  Halberstädter  „Büchse",  S. 
aus  einem  Briefe  Ramler's  26.  VI.  58. 

Um  vieles  werthvoller  ist,    was   der  „Anhang**    tn 
mittheilt  Hier  erhalten  wir  u.  a.  als  eine  sehr  dankensw«rth 
gänzung  dessen ,    was  früher  schon  Körte  in   seineu   Biognfl 
Kleist*ö  nnd  Gleim's  (leider  sehr  unzuverlässig)  und  Pröhle  i 
in  seinem  Buche  Über  Friedrich  d.  Gr,  S.  228 — 265  aus  d«©  ' 
Wechsel  Gleim's  und  Kleist^s  mitgetheilt  hatten,  die  bisher  ffehl« 
Briefe  Gleim's  an  K.  aus  den  Jahren  1745  — -  1779  (damateri 
zwei  von  K.  an  Uz  ans  d.  J.  1746  über  reimlose  Verse)*  Ea»  l 
jetzt  freilich  recht  lästig  diesen  Briefwechsel  aus  drei,  xQto  *" 
vier  Büchern  zusammenlesen,  aber  er  lässt  nns  dafür  in  die  5 
raturverhältnisse  und  Personen  jener  Epoche  manrhett  ntükf* 
nen  Blick  werfen.  Auch  für  die  Geschichte  des 
fällt  Einiges  ab.  Die  unter  C  gegebene  Mitth-^,:., 
Fabeln  sammt   der  abgedruckten  Fabel    ^Der  Natura 
Schmidt  Anzeiger   f.  deutsch,  Alteii.  u.  d.  Lit.  in 
druckt  bezeichnet)  war  bereits  seit  1871  dmch  Per^^ 
Jahrb.  t  Phil.  u.  P&d.  IL  Abth,  17,  39  f.)  Iwk:^' 
Stelle  bietet  der  neue  Abdruck  eine  Variante,    Iv 


Ä  ProhUf  Lessing  Wicland  Heinse,  ting.  v.  H*  Lamhel      04S 

iGieh  r  /'  n*  6/  gegebeuön  Mi tthei Jungen  iibi  r  die  AufFOh- 

^-^*r  :in»"  in  Berlin  (aus  Briefen  der  Karschin)  und  Acten- 

ing*sTod;  dagegen  weiss  ich  nicht  recht,  was-Bu, 

Lu  dem  in  /'S.  215  unten  angeführten  „wie  man  sagf^ 

,  aaf  Lachmann  sellist  Kleine  Schriften  I,  556  f.  zn  ver- 

V^tis^  ich   über  die  Wieland  gewidmete  biographische  Studie 
'       '      I   nicht  viel  günstiger  urtheileu  kann  als  über  die  Be- 
ging's, habe  ich  oben  schon  angedeutet.     Nur  macht 
M:    orhältüis  zwischen  Wichtigein  und  Un wichtigem»  das 
*-TT  üi'ff   linden,   hier  nicht  in  gleichem  Masse  geltenii.  Anerken- 
mmt  venitent  auch  die  Einsicht,  wie  viel  bei  W.  darauf  ankommt, 
rron  Ausgaben  möglichst  unabhängig  zu  sein"  (S.  VIII). 
fte   aber  haben  wir  kaum   zu  verzeichnen  ,    und  das 
>te  bleiben  auch  hier  die  ergänzenden  Mittheiluugen  zur 
L^,,  ,..    ßriefsatnmlung  aus  den  handschriftlichen  Quellen  (S.  86 
iL  ICK»  ff,  113.),    Riednrcb   ist  uamentlicli  der  ^Anhang"  zn  Wie- 
^höchst  dankenswerth  ♦    der  zunächst  Briefe  und  Briefanszüge 
Ir  OIcim-Wjeland-Correepondenz  bringt  (A),  welche  manches 
IHr  the  zur  genaueren  Kenntnis  der  Literaturverhältnisse 

0  enthalten.  Oleich  die  ältesten  Briefe  gewähren  tie- 
'^lick  in  den  Kampf  der  Schweizer  gegen  Gottsched.    Nur 
iiesen  Mittheilungen  8.  222  —  225  auch  auf  die  Briefe  der 
S.  228  ff.    (Gessner  an  Gleim  24  L  55  und  Gleim  an 
ebruar  55,  worin  Gleim  auf  W/s  Brief  v.  21.  L  55  Bezug 
od  S.  235  (Gleim  an  Gessner  verwahrt  sich  dagegen,  den 
iw^k  der  Poesie  im  Angenehmen  zu  suchen;  vgl,  Pröhle  S.  225) 
if^n  werden  sollen,  wie  denn  schon  von  andern  bemerkt  wurde, 
Vnmerkungeü   zu  sparsam  ausgefallen  sind.    Zu  dem  im 
schon  Gedruckten  sind,  wenn  ich  nichts  übersehen  habe, 
haltungcn  hinzugekommen:  S.  229  f.  eine  Vertheidigung 
i  d.  Gr.  au*i  einem  Briefe  Gleim 's  und  S.  250  im  Auszug 
]  Briefe  Falk's  an  Gleim  (gegen  die  Komantiker).  Zn  der 
tzung  über  Goethe's  Antheil  au  „Deukalion.  Prome- 
H.*^  (Ä  S.  252—256)  ^&gm  E.  Schmidt,  aus  dessen 
über  H.  L.  Wagner  er  einen  Auszug  gibt»  bemerke  ich  nur, 
f^r'hlo  der  von  ihm  (S.  100)  mitgetheilten  Briefstelle  eine  Be- 
xuerkennt,  die  ihr  keineswegs  zukommt,    und  verweise 
',  -iiJüch  auf  Schmidt*s  eigene  Antwort,  Anzeiger  III,  27  T  Von 
beiden  übrigen  noch  auf  Wieland  bezüglichen  Stücken  des  An- 
I  D  kann  ich  nur  dem  Auszug  aus  Matthiä,  weil  dieser 
lot  geblieben  ist,   einige  Bedeutung  zuerkennen.     Da 
».  HJ7  itelb*t  noch  in  einem  Nachtrag  sein  S.  80  geäussertes 
öb^r  Wieland's  Ehe  zu  rechtfertigen  sucht,  so  will  ich  noch 
'  di5  ürth^U  von  SchiUer's  Gattin  verweisen.    (Urlichs  Charlotte 
Bcbitler  r,   125). 

^ ^kl ^ 


544      H>  Pröhkf  Lessiog  Wieliiud  Heinse,  ang.  v»  Ä  Lambel 


unstreitig  das  Beste  des  Textes  und  wirklicli  dankensw^r 
ist  die  Arbeit  über  W,  Heinse.  Hier  orfahi-en  wir  zum  ersten  Mä 
das  richtige  Geburtsdatum  und  die  ursprüngliche  Namengforui  atii 
dem  Kirchenbuche  zu  Langewiesen.  Hier  erhalten  wir  aus  dem  Brief- 
wechsel mit  Gleim  neue  Mi  tt  hei  langen  über  das  persönliche  Verb  aU- 
nis Heinse^s  zu  Wieland  (da  hier  S.  132  und  26G  wiederhol! 
Michaelis  die  Rede  ist,  so  hätte  sich 's  wol  verlohnt,  auch  aufl 
tin's  üugedruckte  Briefe  von  und  an  J.  G*  Jacobi  S.  25,  Anm.  !l 
zu  verweisen),  Frau  von  Massow  und  Fritze,  den  Jaeobi,  uüJ  mau 
ches ,  was  früher  nur  verstümmelt  und  halb  publicirt  war.  wu 
ergänzt,  die  Einflüsse  persönlicher  Beziehungen  auf  Heiim»'«^  flic 
tungen  verfolgt.  Zur  Geschichte  der  ^Iris"  (S.  146  fi.)  hätt^ji  fii 
lieh  auch  die  aufschlussreichen  Briefe  Heinse's  an  J»  < 
angezogen  werden  sollen,  welche  Martin  a.  a.  0*  S.  ♦ 
gegeben  hat.  Der  „Anhang  zu  Heinse''  bringt  zQnächst  den  NchoiP 
erwähnten  Wiederabdruck  der  Auszüge  aus  der  ^Büchse"*,  gTuS»V 
theils  kleine  Epigramme,  worin  die  Halberstädter ,  Gleim«  J» 
Jacobi,  Heinse,  Clamer  Schmidt,  ihren  Unninth  gegen  dii 
censenten  auslassen,  vor  allen  gegen  Nicolai,  der  Jacobi  in  i 
S,  Nothaoker  als  „Säugling"*  verspottet  hatte,  Weisse,  TTk 
villon  u.  A. ,  auch  Wieland ,  der  kurz  vor  der  Be^^nlr 
„Bfichse"  sich  brieflich  sehr  hart  und  abfallig  über 
st^rt  hatte,  wird  nicht  geschont.  Man  hätte,  wenigsttL  . 
der  abdrucke,  erwarten  dürfen,  dass  Pröhlo  auch  sein  Scherfl« 
Erklärung  des  Einzelnen  und  zur  Feststellung  der  Vr  ' 
beigotragen  hätte.  Aber  die  äusserst  sparsamen  Antuer  1 
hiefür  kaum  etwas  Nennenswerthes,  Dafür  wird  a^ 
klärt,  dassAgathou  ein  lioman Wieland'a  war!  Wenn  .^  «-^ 

felnd  gefragt  wird,  ob  ^der  verwünschte  lang«    Kackdiu«^*  1B*'| 
colai  ist,  so  vgl.  S.  279  oben,  280  unten,  wo  überall  vou  dem 
gen""  Nickel  und  ^seinen  langen  Beineu''   die  K^de  ist    Im  I 
gen  verweise  ich  jetzt  auf  Zs.  f.  d.  A.  XX,  327  u.  A^ 
Der  übrige  Theil  des  Anhangs  enthält  noch  ein  paar 
tizen  Über  Frau  von  Maesow  (B),  dann  den  W« 
Ewald's  an  Kleist,  zu  dem  hier  eine  Einleitui 
Beziehungen  der  deutschen  Schriftsteller  zu  Italien  v 
Goethe  hinzukam  iC)  ^   endlich  Notizen  über  die   Be^.-.. 
„Iris**  aus  dem  Briefwechsel  J.  G.  Jacobi's  und  Glcim*8* 

Es  folgen  dann  noch   „Zusätze"  und  ein  Register ,  da« 
nach  S*  X  überhaupt  nur   Personeuuamon,  und  auch  dies« 
wegs   vollstrindig  berücksichtigt. 

Ich  möchte  von  dem  Buche  nicht  gerne  mit  dem  Schnfif 
den.  als  ob  ich  au  dem  wirklich  Verdienstlichen  und  D: 
der  Leistung  In  kleinlicher  Weise  mäkeln  wollte*  Nur  v 
das  Neue  und  uns^ere  Einsicht  Erweiternde  und  Ft^rdai 
es  hier  geschehen»  mit  Ünbedeutendom  und  Bekiiunti^m 
fen  und  mmj  Neigung  zu  behaglichem  Geplauder,  Aii 


i 


K-  Älkr*eht,  Kum  Sprachgebrancli  Goethes,  ang.  v,  R,  W^nier,    S4S 

\m^  und  S«'hiMerü!igren  etwas  mehr  Zügel  aulegeu ,  wenigstens  io 
rr  ichen  Buche.    Was  nach  Abiiig  dieser  Zugabdo 

alb     .  ^       i".>t,  ist  solid  und  werthvoll  und  dafOr  spreche  ich 

fkm  ODgftschtüälertea  Dairk  aus, 

Frag,  H.  Lambel. 


Zurii  ^fir;^'        '       irh  (loethea.  Vom  Dircctor  Emil  Albrecht  Sechster 
5^.::-  r  die  Kealschale  IL  Ordnung  zu  Crimmitschau  auf 

ömA  bchmjAJir  1^76/77,  4. 

üie  Abhandlung  füllt  die  ersten  45  SS.  des  Programraes  und 
lerÄlit  eigentlich  in  zwei  Theile;  nach  kurzen  einleitenden  Worten 
Mgt  %»>ii  S,  5^38  ein  alphabetisch  geordnetes  Verzeichnis  aller 
Jen^r  W^*rter ,  welche  Goethe  in  einer  vom  jetzigen  Sprachgebrauche 
grr  tung  verwendet;  dann  bis  zum  SchlusB  Verzeich- 

ne' ^       I      I  herEigenthilniHchkeiten,  die  uns  fremd  anmothen. 

M    ti  aieht  schon  au8  diesen  Angaben,  dass  sich  der  Herr  Ver- 
auT  dem  richtigen  Wege  befindet;    und  wirklich  bringt  sein 
[Qe  Bereicherung  der  Goetheforschung.  Jedoch  hat  man  Einiges 
lUL-ru  1)  dass  Albrecht  nur  Werthers  Leiden^  Meisters  Lehr- 
wiierjahre,  WahWerwandBchaften  und  Dichtung  und  Wahi*- 
r  Grundlage  nahm.  Doch  ist  dies  nicht  zu  hoch  anzuschlngen, 
hie  und  da  auch  andere  Prosawerke  zum  Vergleiche  herbei- 
1)  Ist  man  sehr  unangenehm  berührt,  dass  Albrecht  nicht  nach 
der  jetzt  för  solche  Zwecke  geeignetsten  Hempelschen  Äus- 
itiert,    wodurch    dem  Nachprüfenden  manche  Mühe  gespart 
im  nur  nach  Bücher d  und  Capiteln,  bei  WL  ')  gar  nur 
il !  3)  Vermisst  man  Rücksichtnahme  auf  die  vcrschie- 
uilteu  des  Werther:  Albrecht  zieht  einfach  die  zweite  Be- 
aus. 
^  Am  meisten  aber  ist  zu  bedauern »  dass  Albrecht  keineswegs 

¥..r!*tri»,Jiir  i^t     jäss  er  wie  es  scheint  nur  eine  Auswahl  der  Fälle 
man  einerseits,  wie  ich  noch  zeigen  werde,  durchaus 
för  verzeichnet  findet,  die  Goethe  nicht  so  gebraucht 
man  aber  iiuch  nicht  im  geringsten  erfährt,  ob  eine 
Erscheinofig  nur  einmal  oder  widerholt  in  den  ver- 
ken  anzutreffen  ist. 
''tgens  soll  dadurch  nicht  gesagt  werden  ,  dass  ich  darum 
;.  Liger  dankbar  für  die  Schrift  bin  als  ein   anderer,    ich 
'ite  nur,  dass  Albrecht,  wenn  er  wie  zu  hoffen  steht  seine  Ar- 
.  ^w  erweiteii«  auf  die  angegebenen  Dinge  achten  m%e. 


')  Ifb  verwende  im  Folgendeo  die  Abkürzungen  Alhrechts:  WL; 
\ru  .  W-V;  WD,  die  sogleich  verständlich  sind  und  eitlere  womöff- 
5or  Henipelachen  Ausgabe.    UdA  =  Unterhaltungen  deutsch, 
ij  =  Der  junge  Goethe. 


846    E.  Albrecht,  Zum  Spracbgebraach  Goethes,  ai^.  f.  E.  Werner, 

FQr  wissenschaftliche  Zwecke  müsste  dann  vor  Allem  eine  chro- 
nologische Scheidung  gemacht,  zugleich  aber  genau  festgestellt  werden, 
was  würklich  auch  sonst  sich  findet,  oder  was  Goethen  allein  eigenr 
thümlicb  ist ;  denn  durchaus  kann  ich  Albrecht  nicht  zogeben »  was 
er  S.  4  ausspricht:  Gerade  in  dem,  was  man  jetzt  ah  veraltet,  ja 
vielleicht  fehlerhaft  bezeichnet,  ist  Goethes  Sprachgehfauch  der 
allgemeine  Sprachgebrauch  seiner  Zeit.  In  dieser  Hinsicht  steht 
Goethe  dem  unbedeutendsten  Zunftgenossen  gleich.  Goethe  hat 
Neubildungen ,  NeuschOpfungen  und  nicht  blos  in  der  ersten  Zeit; 
zum  Theile  werden  sie  selbstverständlich  von  den  Zeiigenosaea  an- 
genommen, wenn  sie  ihnen  auch  Anfangs  als  etwas  Yerwerilielies 
erscheinen  —  sie  nannten  es  *Goethesieren\  wie  8|e  von  'Sha^espea- 
risieren'  sprachen  — ;  zum  Theile  jedoch  bOrgerte  sich  dae  Nene 
nicht  ein,  oder  gieng  doch  rasch  spurlos  verloren ;  und  das  isi  wohf 
zu  beachtend 

Zur  Erhärtung  meiner  Behauptung,  dass  Alhrecbt  anoh  die 
verglichenen  Werke  nicht  vollständig  ausgebeutet  habe,  stelle  ich  iii 
Folgenden  ein  alphabetisches  Verzeichnis  aller  jener  Wörter  zusan^ 
men,  die  sich  dem  Nachprüfenden  aus  MW  nocl^  fiemer  ergaben,  ohM 
dass  ich  gerade  anderes,  was  mir  zufällig  zur  Hand  ist^  absichtlich  bef 
Seite  schöbe.  Das  Verzeichnis  der  Fälle  in  MW  ist  nnii  wol  als  lie^t^ 
lieh  vollständig  anzusehen.  ^)  Ich  füge  ausserdem  woqiögliph  die  Citeto . 
aus  dem  Deutschen  Wörterbuche  bei. 

abgeredet  =  verabredet.  Wir  halten  sei n^  «puf^ifrüdkaf  j 
Betragen  für  abgeredet  mit  dem  Oheim  MW  18,  b5.vgL  DentBcki^f  j 
WB.  187.  1 

abmerken  sich.  Er  hatte  sich  abgemerkt. Br.  a.  d.  Schw,  Itf  3 -^ 
233  fehlt  DWB. 

Abscheiden  =  Abschied  WL  14,  63  fehlt  im  DWB.  :^ 

abschliesslich  =  abschliessend.  Der  Major  he$(Mfliffl^m 
sich,  in  der  Residenz  gewisse  Einwilligungen  und  BestäUgungef^^ 
seines  Geschäftes  abschliesslich  zu  negociiren.  MW  l6,  ^^§ 
vgl.  DWB.  I,  105.  ^ 

allerfrüheste  Sontie.  MW  18,  114  fehlt  DWB.  ^ 

als  =  wie  (Albrecht  S.  45)  z.  B.  DRKarneval  16,301tgL  ^ 
DWB.  I  248.  ^ 

anfänglich  ==  ursprünglich^  im  anfänglichsten  StHneHMf. 
18,  229.  vgl.  DWB.  I  327. 

angefettet  =  herangefettet.  Ferkel .  .  wol  gefS^eri 
angefettet.  MW.  18,  249.  DWB.  I  329  f. 

angehen  die  er  von  Zeit  zu  Zeit  besuchend  angeht.  H^* 
18,  99.  DWB.  I  341. 

angreifen  =r  abmühen,  auf  ein  so  hohes  Betlager  m^ 
sich  die  ganze  Gesellschaft  angreifen.  Alle  griffen  sich  an.  Br. 
d.  Seh.  6,  232  fehlt  DWB. 


*)  *Vor   einem  Worte  bedeutet,   dass  es  sich  schon  bei  Albred 
findet,  nur  durch  eine  andere  Stelle  belegt. 


7.  Jlbreekij  Zum  Sprachgebrauch  Goethes,  ang.  v.  JR.  Werner.    047 

Aaf  sehen  der  =  Aufseher  MW  18,  250  fehlt  DWB. 

aufziehen  =  herauf.  Ihr  aufgezogenes  Kleid  (aufgeschürzt) 
r  18,  69  fehlt  DWB. 

augenblicklich  =  für  Augenblicke.  Selten  erscheint  er  an 
erm  Tische  tmd  hesetzt  den  Stuhl  nur  augenblicklich, 
für  ihn  leer  steht.  MW  18,  87  fehlt  DWB. 

ausgreifen  =  auswählen ,  ich  wUsste  wohl . .  wen  ich  mir  zu  m 
^preeker  ausgriffe.  MW  18,  101  vgl.  DWB  I  877. 

aassieren.  Ihr  Gedächtnis  war  so  wohl  ausgeeiert.  MW  18, 
¥gl.  DWB.  1 1041. 

Banmstflck  in  dem  angrenzenden  Baumstück,  MW  18,  272 
DWB.  11195. 

bebuscht  mehr  bebuschte  als  waldige  Hügel  MW  18,  248, 
.  (zweimal)  Faust  ü  13,  94.  vgl.  DWB  I  1212.  Goethe  liebt 
he  Bildungen  in  spftteren  Jahren  sehr,  z.  B.  bebaut  Ged.  1,  21, 
kMümi  Faust  n,  13,  151.  Ged.  1,  185.  bebräunt  Faust  II  13, 
beHatM  Oed.  1, 180  etc. 

bed  Baten  1)=-  die  Bedeutung  erklären.  Der  Pfarrer,  .fragte, 
(  es  gehe.  Sie  bedeuteten  ihn.  WD  II  208  vgl.  DWB.  I  1226 ,  6. 
=  bemhigen  doch  liess  er  sich  bedeuten.  MW  18, 163.  Diese  Be- 
toncr  ist  vom  DWB.  nicht  belegt. 

beigaben  =  beschenken.  Man. . , begabte  die  Wöchnerin  mit 
m  Nothwendigen.  MW  18,  217  vgl.  DWB.  I  1276. 

begrflssen  =  grüssen.  Einer  nach  dem  Andern  stand  auf, 
wüsste  die  Bleibenden  und  ging  davon.  18,  67  fehlt  DWB. 

belieben.  Die  Neigung  des  werthen  Mannes ,  überall  In- 
h^i»  s!U  belieben  MW  18,  84  ward  plötzlich  eine  Bückkehr  ins 
We  MieU  MW  18,  218.  vgl.  DWB.  I  1447  und  Ged.  1,  73? 

berederns:  besprechen.  Die  Vorzüge,  .nochmals zu  bereden 
m  18,  242  vgl.  DWB.  1 1494. 

berufen  =  interpellieren.  Dass  er  nicht  unterlassen  konnte^ 
m  Freunde  deshalb  zu  berufen  MW  18,  302  fehlt  DWB. 

^besprechen  =  bestellen  alle  Stühle  sind  bald  besetzt 
hiheiprochen  DBEameval  16,  314  vgl.  DWB  I  1641,  3. 

bevort heilen  =  übervortheilen.  Das  Auge  bevorthetU  gar 
lA  das  Ohr  MW  18,  254  vgl.  DWB.  I  1761. 

bewegen  als  ein  Frauenzimmer  sich  gegen  ihn  her  bewegte . 
V 18,  69. 

bewegt  überall  umsieht  über  cineti  wenig  bewegten 
iidig?)  Boden  MVf  18,  248  vgl.  DWB.  I  1775,  die  daselbst  vor- 

Pgene  Uebersetzung  ^coupiert*  kann  nicht  richtig  sein,  sie 
geradezu  das  Gegentheil  von  dem  aus,  was  sich  aus  dem  Zii- 
^■euhange  ergibt.  [Ist  vielleicht  einen  ein  wenig  zu  lesen  ?] 
bringen  aufs  Beine  gebracht.  MW  18,  341. 

Ldahlen  =  schwatzen.  WL.  14,  53  vgl.  E.  Schmidt  Richardson 
sau  und  Goethe  S.  258  und  DW]{.  II.  f]9G. 


048    E.  Älbreeht,  Zum  Sprachgebrauch  Goethes,  ang.  t.  B.  Wema 

decken  =  bedecken  ich.  .deckte  ihren  liebelispelnden  Mt 
mit  unendlichen  Küssen  WL  14, 105  fehlt  DWB. 

duichbewegen.  Seine  Brust  war  mit  einem  Harnisch 
deckt,  durch  den  alle  Theile  seines  schönen  Leibes  sich  durck 
wegten.  UdA  16,  113  fehlt  DWB. 

*Ehre  =  Honneurs  Lucinde  dagegen  macht  die  Ehre 
Hauses  MW  18,  104  fehlt  DWB. 

eindrücken  =  einprägen.  Drückt  sich  nicht  die  lebend 
Natur  lebhaft  dem  Sinne  des  Auges  ein?  Br.  a.  d.  Schw.  16,  2 
234  vgl.  DWB  III  164. 

eingewildert.  Dort  hat  die  Natur  grosse  weite  Strecl 
ausgebreitet,  wo  sie  unberührt  und  eingewildert  liegt  MW  18,  3 
vgl.  DWB.  in  343. 

♦Empfindung.  Die  Empfindung  an  ihr  verschlingt  AI 
WL.  14,  90  fehlt  DjG;  vgl.  DWB  IH  432. 

enrolliren.  Da  hab  ich  mich  eu  einer  gewissen  Soldata 
selbst  enrollirt  MW  18,  117  fehlt  DWB. 

e  ntgegensein  =  unangenehm  ihr  sei  das  schon  öfter  m 
gegen  gewesen  MW  18,  70  vgl.  DWB.  HI  535. 

entgegnen  =r  begegnen.  In  einem  grossen  Erdsaale  e9 
gegneten  ihm  ewei  Fraueneimmer,  wovon  die  Eine  mit  grou 
Heüerkeit  zu  ihm  sprach  MW  18,  67.  Faust  II  13.  99  (?);  13 
DWB.  m  539. 

entwinden,  sich  von  jener  Beschränkung  entwinden  Ml 
18,  225  fehlt  DWB. 

erdenken  =  ersinnen  dass  ich  beides  annahm,  doM 
wieder  dachte,  nichts  erdenken  konnte  und  schrieb  MW  18, 2Ä 
vgl.  DWB  III  758. 

*erdringen=  erzwingen  erdringen  will  ich's  nicMW 
18,  381  vgl.  DWB  III  779. 

Erdsaal       Saal  im  Erdgeschoss.  MW  18,  67  fehlt  DWB. 

♦erinnern  nach  allem,  was  ich  mich  erinnere  MW  18. 1* 
vgl.  DWB  m  859. 

Erkenntnis  neutr.  der  Baum  des  Erkenntnisses  U^f  l^ 
266  stammt  wol  aus  Luthers  Bibel,  vgl.  DWB  HI  869. 

e  r  k  1  ä  r  e  n  <lf>  Frauenzimmer  erklärten  sich  folgenderma$^ 
(=  gaben  folg.  Erkl.)  MW  18,  87  fehlt  DWB. 

ermangeln*  der  Hausfrau  soll  es  nicht  an  Kohl . .  ertMnfd 
MW  18,  83  —  *hier  möchte  uns  die  jugendliche  Giuth  erman§i 
18,  214;  —  des  eigentlich  ursprünglichen  Geistes  und  Sinne$^ 
mangeln  18,  274  —  weil  es  an  den  herkömmlichen  [MiUdl 
durchaus  ermangelt  MW  18,  303  —  da  ihm  die  Zeit  zu  soUH 
Arbeiten  ermangelt.  MW  18,  303  vgl.  DWB  III  911. 

ermuthigt  an  diesen  Gesprächen  MW  18,  266  fehlt  DfT 

erwartend,  ob  Lilie,  .ihrer  etwa  bedürfe  UdA.  16,  118  fd 
DWB.  —  ich  bin  erwartend,  wie.  .Bw.  m.  Schiller  I^  67. 


B  JJ^nMj  Zum  Sprachgebrauch  Goethes,  ang.  t.  B.  Werner.    049 

enlenspiegeln  Felix  euünspiegelte  um  sie  her  KW  18, 
81  Tjrl.  DWB  in  1195. 

•im  Falle  sein  Tgl.  MW  18,  87,  135,  858  DWB  III  1274. 

finden  nebst  den  3  Fällen  Albrechts :  4)  =r  befinden  toir 
fanden  uns  in  der  Familie  sehr  glücklich  Br.  a.  d.  Schw.  16,  230 
M  finde  mich  sogltich  in  dem  Falle  MW  18 ,  135  5)  er  fand  sich 
aUin  in  die  Gallerie  MW  18,  94  fehlt  DWB. 

♦Fühlbarkeit  ein  gewisser  Mangel  an  Fühlbarkeit  WL 
14,  81  vgl.  DWB  IV  405. 

fOhlensich  daeu  fühle  ick  mir  keinen  Muth  Bw.  m.  Schiller 
I»  81  Tgl.  DWB.  IV  412 

♦gedenkbar  =  denkbar  MW  18,  408. 

•Gefolg  Tgl.  MW  18,  278. 

Gehren  alle  Flecken  und  Gehren  (eines  Stoffes)  MW  18.  307 
TgL  mhd.  gere  schwaches  Masculinum. 

geschehen  a^s  die  Meldung  geschah  MW  18,  86. 

geschwollen  =  angeschwollen.  An  dem  grossen  Flusse, 
kr  eben  van  einem  Eegen  geschwollen  und  übergetreten  war  UdA 
16,  103. 

Gesicht  =  Angen.  Seine  Nase .  .fiel  mir  zuerst  ins  Gesicht 
IW  18,  346. 

Glittstein  =  Plättstein  MW  18,  69. 

gleichstimmig  =  gleichgestimmt.  Auch  hier  schien 
:  JBturie  gleichstimmig  eu  denken  MW  18,  224. 

gleitete  der  Kaltn  MW  18,  419. 

hängen  tdl  weiss,  Ihre  Seele  hängt  sehr  nach  diesen  Ideen 
tL  14,  65  Tgl.  DWB  IV,  2.  445. 

härin  das  härine  Gewand  WL  14,  62  vgl,  S.  132  und 
'  kniays  Ueber  Kritik  n.  Gesch.  d.  Goetheschen  Textes  Berlin  1866 
Iil8. 

♦hanshältisch  =  hälterisch  MW  18,  283  vgl.  DWB.  IV, 
1,672. 

himmelsüss  und  auf  einmal  fiel  sie  in  die  alte  himmeU 
mse  Melodie  ein  WL  14,  97  vgl.  DWB  IV,  2,  1366. 

hinabwärt s  =r  ^hinab'  oder  ^abwärts',  dann  ging  es  rasch 
imbwärts  MW  18,  311  vgl.  DWB  IV,  2,  1383. 

Hinblick  =  Hinblicken,  beim  längeren  Hinblick  MW  18, 
tn  TgL  DWB.  IV  2,  1403. 

hinreichen  sich,  der  Einzelne  ist  sich  nicht  hinreichend 
rlW  18,  867  fehlt  DWB. 

hinwalten  lassen  Sie  Ihre  geübte  Feder,  .auf  dem  Papiere 
VmodUen  MW  18,  89  vgl.  DWB.  IV,  2,  1535. 

thorchen  ich  horchte  an  dem  Lohnbedienten  Br.  a.  d.  Seh. 
«6,  236  TgL  DWB.  IV,  2,  1804. 

hafen  da  wird  gehuft,  geschoben ,  gehoben  und  indem  Einer 
^jft^  müssen  Alle  zurückweichen.  DRKameval  16,  319  vgl.  DWB. 
IV  2,  1868  f. 


060    E.  Albrecht,  Zum  Sprachgebrauch  Goethes,  aog.  t.  M*  Werner. 

Hummel  mlde  Hummel  von  Brünette  MW  18,  92  Der  neue 
Pausias  Gedichte  2,  44  vgl.  DWB.  IV,  2,  190S. 

♦Hypochondrist  z.  B.  MW  1«,  293  fehlt  DWB. 

irren  =  beirren.  Jtdiette^  ohne  sich  irren  ßu  lassen  MW  18, 
84.  —  das  Eineeine  sollte  mich  in  die  Ferne  nicht  irre  machen 
MW  18,  88  fehlt  DWB. 

Kolossen  Nom.  plur.  UdA  16,  116. 

kommen  gegenwärtig  ist ..,  Manches  zum  Crtbrauch  ge- 
kommen Zur  Morphologie  33,  14. 

laufend  mit  laufender  Feder  niedergeschrieben  WD IV 34. 

legen  sich  =  verlegen.  Der  Mensch  legt  sich  aufniedliehe 
Komplimente  WL.  14,  72. 

machen  ich  habe  gefunden,  dass  Missverständmsßs  mehr 
Irrungen  machen,  WL.  14,  18.  —  *die  uns  oft  zu  lachen  flüOcMen 
WL.  14,  19. 

Maienkäfer  fem.  WL.  vgl.  E.  Schmidt  a,a.O.:  kann  ich  nur 
als  Druckfehler  fassen :  man  möchte  zur  Maienkäfer  werden.  In  den 
gleichzeitigen  Becensionen  des  Werther  fi^dfit  sich  einigeioale  dieser. 
Druckfehler  stillschweigend  verbessert. 

mein  ihre  Änmuth  und  Liebenswürdigkeit  gehörten  mein    l 
WD  IV  38.  Ged.  1,  84.  j 

meist  Nach  einer  meist  (=  zum  grossen  Theile)  durchwachten   I 
und  unruhig  durchträumten  Nacht  MW  18,  325.  ^ 

mit  =  damit  (dialectiscb)  dass  wir  nicht  mehr  wussten,  tM   ^ 
mit  hin  MW  18,  272. 

morgend  man  trennte  sich  in  freundlicher.  Hoffnung  f^r- 
genden  Wiedersehens  MW  18,  88  der  morgende  (=  morgige)  Äf 
18,  321.  Ged.  1,  260  vgl.  1,  189. 

Mund  er  hatte  sich  selbst  den  Mund  verboten  MW  18,  US» 

muffig  schweigen  MW  18,  87.  -. 

Nachtschrecken  neutr.  18,  287. 

nächst   von  der  Vergangenheit  eine  Erinnerung  an  to     ^^ 
nächst  vergangene  Unglück  MW  18,  276.  '^ 

Name  die  zarten  Stoffe^  wie  sie  auch  Namen  haben  mögen 
MW  18,  208. 

nehmen  an  der  Wirklichkeit  Erhohlung  zu  nehmen  Vlü^^ 
18,  108.  ^ 

paar.  Sie  öffneten  gegen  mich  ein  paar  Augen ^  so, ernst  wd     -' 
streng  MW  18,  76. 

Rangsucht  die  Rangsucht  unter  ihnen  (dem  Adel)  WL  • 
14,  69. 

regen  es  regte  sich  zu  ihr  schon  ein  grosses  Interesse.  ! 
Morphologie  38,  12.   Ein  Lieblingswort  Goethes!   auch  ohne  siAl\ 
Ged.  1,  127;  174;  198. 

resignieren.  Man  muss  sich  darein  resignirefi.yfh,  14y69J 

schatten  =  Schatten  geben.  .}fanche  Laube  versprach  .m^ 
zu  prangen  und  zu  schatten  MW  18,  274. 


£  AlbreMy  Zaui  Sprachgebraach  Goethes,  ang:  v.  ü.  Werner.    66| 

Seh  1  a  f  =  Schläfe ;  h&ufig  z.  B.  Eure  Schläfe  sind  schon  grau 
N  18,  181  nach  dem  Schlafe  eu  WV  15,  56. 

schliessen  sich  =  sich  enden.  Das  Wettrennen,  womit  et^ 
m  sieh  jeder  Karnevalsabend  schliesst  DREarneval  16,  301,  303. 

Schluderei  wid  ünattention  Bw.  m.  Schiller  I^  149. 

schnacken  =  scherzen  dialectisch  in  der  Rede  des  Qeschirr-. 
ms  MW  18,  318. 

schottern  der  Tempel  schüUertey  wie  ein  Schiff,  das  un^ 
muthet  ans  Land  stösst.  UdA  16, 126.  Ged.  1,  104;  106. 

se  hen  uA  werde  .,.  so  allein  und  unabhängig  seyn,  alß  ich, 
üd  nicht  wieder  vor  mir  sehe,  Bw.  mit  Schiller  I^  13. 

sein  nehst  ddn  2  Fällen  Albrechts  3)  mit  dat  =  haben,: 
Geschäft  war  der  Jtlngern,  eu  der  wir  traten  MW  18,  318. 
mit  'von'  =  gehören  zu  das  sind  nun  wieder  von  deinen 
Uen  WL.  14,  55.  Daraus  kannst  du  ersehen^  dass  wir  v,on  dem 
gten  OesMechi  der  Welt  sind  MW  18,  336  wenn  sie  schon  voff 
horiMontalen  Linie  sind  UdA.  16,  105.  —5)  hier  ist  für  Eure 
he.  üdA.  16,  103. 

Seite^l)  toir  von  unserer  Seite  =  unsererseits  MW  18,  314 
Sohn  von  der  andern  Seite  18,  77.  —2)  der  Major  an  seiner 
\e  bUeb  surücklAYf  18,  202.  Wir  aber,  an  umerer  er  zählenden 
\  darstellenden  Seite  MW  18,  398. 

selbst  =;:  von  selbst  der  Weg,  der  sich  nunmehr  selbst  ver- 
nde  MW  18,  225. 

so  =  ohnedies.  Wir  fabeln  so  genug,  als  dass  wir. .  .steigern 
fei^  MW  IjB,  81.  —  =;l  so  wie  Fawst  IX  13,  49,  63.  —  Ged. 

so; 

spielen.  leh  spiele  mit,  vielmehr  ich  werde  gespielt  w^eine 
fmnetU,  Xfh.  14,  71. 

spraizeln  die  Lampe. .  .sprateelt,  wenn  man  meiner  bedarf 
iA  16,  122.  Schmeller  3,  594. 

8tät=  vorsichtig  aber  ich  bitte  recht  sehr,  es  [das  Kästchen] 
^MJleu  tragen  MW  18,  324. 

sjmpathetUoh  WL.  14,  63  und  oft  --  sympathisch. 

sjnphronistisch  =  gleichbedeutend.  MW  18,  168. 

tbnn  3)  =  Hilfszeitwort.  Loben  thu'  ich  ohne  Bedenken. 
Wl|B,  130—4)  ==  sich  handeln.  Freundlich  wies  er  mich  an, 
wmeseu  thun  sei.  MW  18,  272. 

tratschen  was  wieder  würde  getratscht  werden.  WL.  14,  77. 

treffen  auf.  beschäftigt  . . ,  auf  ein  fröhliches  Erntefest 
undliche  Anstalt  zu  treffen  MW  18,  159. 

Trflmmern  Nom.  pl.  Rom.  Elegien.  Gedichte  2,  26. 

flbereinkommen=::  stimmen  ein  Spiel,  welches  mit  unser m 
is^aufin  allen  Ecken  übereinkommt  DRKarneval  16,  318. 

flberschreiten  das  Volk  [die  Juden],  das  die  Buhendcn 
überlistei^  und  die  Mitwandernden  eu  überschreiten  versteht 
16,  353. 


652    E,  Albrecht,  Zum  Sprachgebrauch  Goethes,  ang.  v.  B,  Werner. 

umbnschte  Wohnungen  MW  18,  251. 

Uni  eben  abgestossene ,  dem   UfUeben  hingegebene  Hüllen, 
Zur  Morphologie  33',  10. 

»Unstatten  z.  B.  MW  18,  393. 

unterfahren  tro  r^ie  ankommenden  Kisten  sogleich  unter- 
gefahren  werden  MW  18,  298. 

unterfangen  mit  gen.  so  ist  es  mit  Allem,  dessen  sieh  der 
Mensch  unterfängt,  MW  18,  250. 

verdienen  ic/i  will  mir  dadurch  sogar  einen  gnädigen  Herrn 
an  ihm  verdienen  MW  18,  346. 

vereinigen  =  einigen  sich  über  die  Grundsätze  zu  ver- 
einigen, Bw.  mit  Schiller  I*  5. 

Verfall.  In  krankem   Verfall  des  Körpers,  in  liühender 
Gesundheit  des  Geistes  ward  sie  geschildert,  MW.  18,  82. 

verführen  J57r  verführte  andere  wunderlidie  Beden  MW  18, 
114.  sie  verführten  ein  Gelächter  und  ein  Geschrei  MW  18,  348. 

verhalten  vor  einiger  Zeit  verhielt  er  nicht,  dass  ersieh 
um  meine  Hand  bewerbe  MW  18,  393. 

verkäuflich  Trägerinnen,   welche    das  Obst  verkäufiieh  ^ 
hintragen  MW  18,  83.  - 

Verlangen  mit  gen.  Bis  das  Gefühl  von  Verlangen  annä*  " 
hernder  GegemvaH  sich  entfaltete  MW  18,  221. 

verlangen   auf  Ihren  Aufsatz  verlange  ich  sehr  Bw.  Ot 
Schiller  V  110. 

*  Verlassenschaft  zu  streichen. 

verphantasieren  wirv.  manche  Stunde  WL.  14,  72. 

verschränken  =  verwirren.  Es  verschränkt  sich  <n^% 
Fürchterlichste!  MW  18,  106.  Warum  aber  seV  ich  diese  Saekm  ^ 
so  verwirrt  und  verschränkt  an,  ebenda.  Die  verschränkten  W^^:^£ 
MW  18, 220  die  verschränkten  Schicksalsfäden  18,408.  —  and«i^-^ 
um  den  Viertel  verschränkt  MW  18,  312.  -• 

Verschränkung  ebenso  18,  202.  241.  285.  ^^^- 

versehen  eÄ  tcÄ  michs  versah,  18,  272.  -' 

* Y er  s^ Sit QTL  die  versprochene  Unterhaltung  abermals  vif*  _-? 
späten  MW  18,  129.  Goethe  an  Fritz  Schlosser  15.  X.  1818  (Fr< 
S.  55). 

verstehen  was  ich  verstehe,  versteh'  ich  mir  1 8,  265. 

♦vertraut  in  dem  von  Albrecht  angeführten  Fall  (18, 
ist  offenbar  ^ aller'  als  Gen.  PL  ^Gesinnungen  und  Leiden  alsl 
PI.  zu  fassen;   was  freilich  auch  von  unserem  Sprachgebraache I 
weicht. 

vorbilden  =  einbilden  ist  es  nicht  blas  ein, Wahn,  i 
wir  dann,  wenn  vieles  Unglück  zusammentrifft,  uns  vorbilden,  i 
Beste  sei  nah?  UdA  16,  117. 

viel  jährig  diese  vieljährige  Skizzen.  Zur  Morphologie  2 

Vorrücken  ein  schöner  Morgen  war  im  Vorrücken.  18,| 

Vorschmack  =  Vorgeschmack.  MW  18,  271. 


\Albrtchi^  Zum  Sprachgebrauch  Goethes,  ang.  v,  J2.  Werner.    (i5S 

vorst^^Ilen  ^^  darstelloTi.   Allerlei  tolle  Schauspiele  t^r^u- 
BBKanieyal  16,  317. 
Wage  f,  ^  Wagnis,  und  Nachts  mit  allzuMhner  Wage  £u 
f$  fahcher  Mühle  JcriecM  MW  18.  74  Ged.   1,  252.    Goetlie 
I  solche  Sobst.  7.  B.  Kläre  Ged.  1,  200.  Schnelle  1, 133,  Schöne 
>K  TrOZ»«?  1,  73. 
Waaren bestock  eines  Tabuletkrämers  18,  267, 
warQiu  =1  worum.  Es  ist  nichts^  warum  w  cinundtr  nicht 
fett  können  WL  14,  73  fehlt  üjG. 

wenü    -  während  Fehlet  Bildung  und  Farbe  doch  auch  der 

ie  des  Wei n Stocks ^   Wenn  die  Beere  gereift  Menschen  und 

ent£uckt,  Rum.  PJogien  L\  23.  vgl.  Faust  II,  13,  45. 

Wies  wachs  Umjeäunungeti ,  die  zwar  auf  keine  Gärten, 

dach  auf  spärlichen ,  sorgfältig  gehüteten  Wiesteachs  hin* 

Un  MW  18,  315. 

wild  =  fremd?  Die  jungen  Leute,  wenn  sie  auch  ein  wenig 
[uussahrn.  18,  87. 

Windmiinze.    So  will  ich  denn  meme  Schuld  mit  Wind- 
le abtragen  ^  Mnsik.  18,  71. 
WiDter  vor  Winters  Bw.  m.  Schiller  1^  85. 
roibestandene  Bäume  MW.  18,  151. 
[Wunder  würdig  mne  ältliche  wunderwitrdige  Dame  1 8, 128, 
liehe u  3)   man  zag  sieh  auseitiaiider  (naclitiem  man  sich 
tun&rmt  hatte)  18,  242. 

tudringen  =  aufdringen.    Sie  drang  mir  einen  üeherrock 
IT.  18,  360, 

taröcknehmen  sich,  leh  muss  mich  zurücknehmen^  wenn 
/geklärt  werde  18,  130. 
fturAcksehen.  Sie  mh  manche  Jahre  ihres  Lebens  zurück 

Aach  iQüi  zweiten  Theile  der  Arbeit  habe  ich  Einiges  in  er- 
ii  das  ich  aber  in  etwas  bunter  Eeihe  an/ut'übren  geuöthigt  bin. 
Goethe  verwendet  den  Plural  statt  des  Singulars  z,  B, 
\Winter,  ^  umgab  alle  ländlichen  Wohnungen  mit  unerfrcu- 
Sturmregen  und  frühzeitigen  Finsternissen  MW.  18,  208. 
>  die  alles  ü ehrige,  *nur  Kopien  £u  sein  scheinen  18,  274, 
Er  lEsst  den  bestimmten  .VrUkel  aus  z.  B.  Die  Zu- 
}$ungh  ;vr  Eltern,  WD  lY,  'S8.    Das  Bäthsel  gegen- 

A s  MW,  18,  131.  Wenn  die  sierUrheti  Finger 

Locken  spielten  MW  18,  218.   Neben  hell  auf^ 

.    18.  222.  Vorliegender  Gründe  18.  362.  In  Ge- 

%e$  Entpßndens  mehr  als  Betrachten s  MW  18,  200. 

faethe  zeigt  besonders  in  MW  Vorliebe  für  das  participium 

^riCJ ,  wie  Albrecht  richtig  bemerkt  (S.  40).  %,  B.:   Die  Aehn- 

längst  ror übergegangenen  mit  Jehendigfn,  ihm  hc' 

'h aftig  g eaehenen  Mmschcn  MW  18,195.   Sehr 

nach  lateinischer  Weise  Particip ,  wo  wir  ein  Verbalnomen 


054     /.  Jarntkj  Sprachl.  aus  Ram.  Volksra&rdben,  KUg,  r.  üf.  Gagter, 

(mit  Genetiv)  setzen  würden.  Z.  B.:  ihit  diesem  Ucbafragenen  = 
üebertragung  MW.  18,  205.  Vor  aufgdöster  Verwirrung  =  tot 
Auflösung  der  V.  18,  268.  Nach  umgegürtetem  Schwert  üdA  16, 
128.  Nach  einem  geblusenen  Trompeterstückehen  DRKaraeval 
16,  304. 

'^'Wie  Goethe  die  Fälle  aufgefasst  wissen  will:  sein  gelb 
und  rothes  Kleid  etc. ,  welche  Albrecht  ^Abstossung  der  Äßjedir- 
endung*  nennt ,  ersieht  man  aus  der  Schreibung  ein  täglich-  und 
stündliches  Behagen  MW  18,  201.  Sie  finden  sich  schon  bei  Lohen- 
stein ;  auch  andere  Dichter  z.  B.  Brockes  verwenden  sie  vgl.  Pope 
1740  S.  79  die  Bang-  und  Schwachen  n.  o.  Darum  kann  itur  Un- 
vernunft von  Unrichtigkeiten  sprechen. 

*  Anwendung  des  unbestimmten  Artikels:  nach  einem  hunen 
Ueberdenhen  18, 131.  Er  war  als  ein  Bauer  geJiMdet  ÜdA  16, 109. 

Der  ganze  Abschnitt  ^ferner  finden  sich  mehrfach  Sätze  ahme 
Subject  und  Prädicaf  ist  zu  streichen ,  dies  Mittel  —  ich  sehe  von 
dem  Ausdruck  ab  —  kennt  jeder  und  nutzt  es ,  zumal  der  Dichter 
auch  jetzt  noch ,  ich  verweise  z.  B.  auf  den  Eingang  von  Ebers* 
Homo  sum, 

Unregelmässigkeiten  erwähne  ich  noch  folgende:  tHel  Ärti» 
geresy  statt  vieles  Artigere  MW  18,  68.  Sein  rein  schöneres  Innere 
st.  reines  18,  227.  Nach  Allem  diesen^  18,  283  bei  verbreitetem 
allgemeinem  Licht  18,  404.  —  Zur  Ein-  und  Ueber sieht  der 
Natur.  Zur  Morphologie  33,  7.  —  Nur  allein  18,  295.  —  Di» 
mehr  oder  weniger  hellere  der  eben  aufgebrochenen  Strauch-  umi 
Baumknospen  18,  271  vgl.  zu  MSF  4,  17.  —  Eben  diese  Ahge* 
schlossenheit  hindert,  dass  bisher  keine  Anstalt  sich  treffen  lies» 
18,  373.  —  Sehr  ein  geringes  Gemcht  RdS  Megaprazon's  16,  iM 
und  oft  in  so  einer  wunderlichen  Sprache  wie  die  deutscht,  Bw.  i 
Schiller  P  116. 

Zum  Schlüsse  noch  eine  Frage:   kannte  Herr  Albrecht  du  , 
Buch  von  A.  Lehmann  nicht  ^Ghethes  Sprache  und  ihr  Oeist'f  Es 
hätte  doch  Erwähnung  verdient,  und  durfte,  wenn  es  auch  keineswegs 
gut  ist,  als  einziges  in  seiner  Art  nicht  übersehen  werden.  Auf  viel^ 
sprachliche  Eigenthümlichkeiten  deutet  auch  Herr  von  Löp^r  in  de&^ 
Anmerkungen  zu  WD  und  den  WÖDivan  hin. 

Berlin,  28.  L  78.  Richard  M.  Werner. 


Jarnik,  Dr.  Johann  ürban,  Sprachliches  aus  Rumänischen  Volb-I 
märchen.  (Sep.-Abdruck  aus  dem  H.  Jahresberichte  der  k.  k.  ünwil 
realschule  in  Wien,  Leopoldstadt,  Glockengasse  2.)  Wien ,  k.  k.  Hof* 
buchdruckerei  Carl  Fromme  1877.  31  SS.  Lex.  8«. 

Mit  der  seltenen  Ausnahme  von  Miklosich ,  hat  ein  Ausländ 
wol  kaum  ein  so  genaues  Veratändnis  der  rumänischen  Sprache  g 
zeigt,  als  der  Verf.  dieser  Schrift;  was  umsomehr  anzuerkennen  it 
als  der  Verf.  gei-ade  in  diesem  Zweige  der  Literatur ,  dessen  Vei- 


i 


/  Jamik,  HpTftcbL  aus  Ruin.  VoIksmÜrclieD,  iing,  ?.  M,  Gaster.       055 


)(UDilim  sogar  j«*dem  io  der  sog,  Lifceratursprach©  erzogenen  Ruma» 

iu*ii  «»inigenoassen  schwer  f&llt»  oiit  richtigem  Tiicte,  das  Beste  zum 

Gpierenstande  seiner  ünt^renchüng  gemacht  hat.    Wie  bekannt,  rankt 

*Kh   dio  ruiö.  Literatursprache   immer   an  einer  fremden,   die  sie 

tau,  90W0I  im  Aasdrncke,  als  im  Style  mehr  oder  weniger  heein- 

flfü^,  «tnjH>r:  in  älterer  Zeit  au  der  graeco-slavisch-liturgischen,  mit 

r  Chronisten  wie  Miron,  Cantemir,  Ureche,  in  neuerer 

In    'sischeu    Rom  an  sprach  e »   nur  Vasile  Alexandri  sticht 

I  wotthuend  ab.  daas  er  sich  zum  wahren  Quell  der  rumänischen 

he  und  des  mraänischen  Wesens,  zum  Volke  und  seinen  popu* 

Sehöpfnngen  wendet.  Hier  offenbart  sich  das  wahre  Wesen  der 

.  hier  dpr  Uehergang  de.s  Orient  zum  Occident.  in  der  eigen- 

Ti  Anschaunng,  in  der  bilderreichen  Ausdrucks  weise,  die  in 

I    und  Märchen,  selbst  ein  verklingender  Tou   der  alten 

i  hen  Weisen,  um  so  lebendiger  hervortritt,  wodurch  deren 

mdnis  den  mit  der  populären  naturwüchsigen  Aiisdrucksweise 

T  gai  Vertrauet43n   sehr  oft  erschwert  wird;    daher  die  vom 

itt  der  Kinleituug  mit  Recht  so  schaif  gegeisselt©  Versohlimm- 

-^  der  Märchen  von  Seiten  der  Herausgeher,  daher  auch  die 

ihl  der  getreu  nach  dem  Munde  des  Volkes  unverfälscht 

!i"n, 

larchen  hat  der  Verf.  nun  nach  der  besten  Seite  ans- 

iOtaU    Kr  führt  uns  niclit  blos  in  die  eigenthümlicheu  RedeweiK 

tittd  Bilder  ein.  deren  sich  dü8  Volk  bedient,  sondern  berCick- 

tigt  auch  dabei  die  allmählich  in  die  Schriftsprache  eiiiiiringenden 

'11  und  syntaktischen  Formen  und  Constructionen.  Nach- 

iu  klarer  lichtvfdler  Weise  die  bis  jetzt  veranstalteten 

:m  rumänischer  Märchen,  einer  durchaus  gerechten  Kritik 

ti  hat  (p.  2  —  7)  schliesst  er  (p.  7 — 10)  einige  kurze  Be- 

)i  an,  über  den  mannigfachen  Werth,  sowol  in  leiicalischer, 

M  enjem  gewissen  Puncte  dmlectologjscher,  also  auch  histo- 

L-'  HifiM'Ut,  d«^n  solche  getreue  Samuilungeu  haben  könnten. 

er  Wunsch  gar  bald  von  Seiten  der  Rumänen,  in  Erfüllung 

werden  I 

10 — ly   gibt   eine    sehr   reichhaltige   Blumenlese    volks- 

i    Ausdrücke    und    zwar  Adjectiva,   Verba   und  Adverbia 

lier  Reihenfolge,  Durchweg  ist  es  dem  Verf.  gelungen 

'  "  iederzogeben,  wenn  er  auch  manchmal  nicht  wört- 

.  S,  11  s,  V.  g**^^i^'  »iGga  paraoa  ca  zece  nadurT** 

uiscii :  er  band  den  Pfennig  mit  10  Knoten  und  nicht:  er 

GtW  mit  10  Schlingen   (nur    parä    im  PL  =  parale  := 

Ifibf  8gL  ininier  :=  Pfennig)  heissen.  ibid.  s.  v.  erfahren:  „prin 

t:  prin  dUmon"  =:  durch  die  Reute  und  durch  das  Maurer- 

^:  »ijlsrt'nd   der  Verf,    ,,durch   das   kleine  und  grosse   Sieb*^ 

-'  •  '  -    t»  »chlechthin  heisst  mm.  sätä).  S.  14  s,  v,  liehen  „s'o 

*  ^  dass  ich  sie  mit  den  Augen  aufsauge**.  Verf.: 

icaiinge.  ib.  s.  v.  nachstellen ;  ^cam  ce  päparä  ii  ae  gateste^ 


656        B.  KdUay,  Geschichte  der  Serhen,  ang.  v.  Fr,  Kranes. 

=r  „welcher  Brei  ungefähr  ihm  vorbereitet  wird**  and  nicht :  r=  ihm 
beiläufig  vorbereitet  wird.  S.  15  schläfert,  coace  sonmol  =  bäckt 
d.  Schlaf  nicht  kocht.  S.  17  urltul  IT  venea  de  hac  =  splitterweise 
etc.  Trotz  der  eingehenden  Arbeit  Hesse  sich  noch  eine  Nachlese 
halten  z.  B.  dann:  „de  s*o  spargi  cu  limbä  =  (so)  dass  da  es  mit 
der  Zunge  durchbrichst,  zart:  „Incät  ar  fi  beut'o  lntr*aii  pähar  de 
apä  =  (so)  dass  er  sie  in  einem  Glase  Wasser  hätte  austrinken  kön- 
neu.  Ispirescu  II,  1,  90,  Z.  19 — 20.  eilen  ^cä  11  sfäräia  cälc&ele^: 
„dass  die  Fersen  zischten"  Isp.  II,  1.  91.  Z.  6.  etc.  S.  20.  Die  Wieder- 
holung mancher  Wöi*ter  in  der  Volkssprache  des  Nachdruckes  wegen. 
S.  21.  Beispiele  für  den  Gebrauch  eines  doppelten  Accusativ  oder 
Nominativ  der  Sache.  S.  23  f.  onomatopäische  Ausdrücke.  Hier  ist 
s.  v.  jpts  zu  bemerken ,  dass  päsi  =  schreiten ,  ein  denominatiTei 
Verbum  von  pas  lat.  passus  ist.  Zum  Schlüsse  nun  S.  24-^28  th^ 
der  Verf.  syntaktische  Eigenthümlichkeiten  mit,  unter  stetem  Hin* 
weis  auf  Diez  Grammatik  lU,  wofür  ihm  jeder  Bomanist  gewiss  seinen 
Dank  nicht  veraagon  wird.  S.  30—31  umfasst  das  Quellenveneichnii. 

Wir  möchten  schliesslich  den  Wunsch  aussprechen,  dass  9m \ 
Verf.    die    rumänischen   Märchen,   für    deren    Verständnis    dieeVj 
Schrift  ein  so  beredtes  Zeugniss  ablegt,  durch  eine  deutsche  Ue 
Setzung,  die  den  ursprünglichen  Zauber  noch  durchschimmern 
einem  weiteren  Publicum  zugänglich  mache ;  zugleich  aber  diese  I 
dien ,  die  er  auf  so  versprechende  Weise  angefangen ,  in 
Maasstabe  fortsetzen  möge ;  an  Unterstützung  von  Seiten  der  Rdi 
nen  soll  es  ihm  dabei  nicht  fehlen. 

Breslau.  Dr.  M.  Gaster. 


Geschichte  der  Serben  von  Benj.  v.  KäUay.  ehem.  k.  k.  öst-^ 
GeneralcoDsnl   in   Belgrad.   A.  d    Un^.  v.  Prof.  J.  H   Schwiek| 
I.  Bd.  Budapest,  Wien  und  Leipzig.  Verlag  von  Wilh.  l^ai^er  la 
8'.  XII  a.  601  SS.  DieOrientpolitik  Rasslands  von  demaell 
Vf.  u.  Uebers.  ebenda  1878,  124  SS.  8«. 

Die  orientalische  Frage  in  ihrer  jüngsten  —  vielleicht 
—  Phase  musste  wie  jede  solche  weltgeschichtliche  Krise  diA 
merksamkeit  des  Zeitgenossen  nicht  blos  der  Gegenwart, 
auch  der  Vergangenheit  des  Türkenreiches  zuwenden;  and( 
den  Historiker  mächtig  anregen,  das  frühere  Gepräge  der  Zi 
des  Balkangebietes  schärfer  zu  ergrunden  und  insbesondere  die 
storische  Natur  und  Thätigkeit  jener  slavischen  Völkerstämme 
klar  zu  machen,  welche  bei  dem  Aufiösungsprocesse  des  Osnur 
reiches  ebenso  wie  einst  bei  dessen  Bildung  auf  europäischen 
den  in  erster  Linie  stehen. 

Die  deutsche  Geschichtsforschung  hatte  jedoch  diesen  Probli 
gegenüber  bislang  eine  schwierige  Stellung;  denn  mit  der  geii 
Zugänglichkeit  dieser  Völker  und  Landschaften  für  die  Westean 
verknüpft  sich  der  Uebelstand ,  dass  die  Quellen  und  Arbeiten 


Ti^ 


B.  KaÜajft  6e8cbieht«  der  Serben,  aug.   v.  Fr.  Krönes. 

ihrer  Oescliichte  seit  dem  Sclibsse  des  Mittelalters  den 
^1  kern  ans  spi-achJichen  Gründen  unzn- 
I  'i*  die  Arbeiten  nber  Geschichte  Gric- 

nnd  der  eigentlichen  Tnrkei  immer  mehr  in  Aufschwung 
blieb  die  historische  Kenntnis  von  den  mit  dem  Osntanen- 
mmaittelbar  oder  mittelbar  yerbundenen  Slavenstäinmen  der 
Ibinsel  bedeutend  zurück.  Wir  begreifen  daher  auch,  da&8 
lebe  Arbeit  eines  jüngeren  Forschers  auf  diesem  Gebiete, 
re  deutsch  veröffentlichte  Werk  C.  J.  Jirecek's:  ^Ge- 
ikhi^  der  Bulgaren''  in  unseren  geachichtsfreundliclien  Kreisen 
I  b^te  Aufnahme  fand,  weil  sie  einem  wirklichen  Bedürfnis  ent- 
itukjuiu  GleicLes  gilt  von  dem  jüngst  in  deutscher  Ausgabe  er- 
ufifDenen  Werke  des  ehemaligen  k.  k.  österr.-ungar.  Goneralcon* 

Itlgrad,  Benj,  v,  Ktillay.  Das  Verdienst,  diese  Mouogra- 
lontscheu  Leserwelt  zugänglich  gemacht  zu  habeu,  gebührt 
r  unermüdlichsten  Arbeiter  auf  historisch-ethnographisch- 
lern  Felde,  dem  Prof  X  H,  Seh  wicker,    dessen  Mono- 
mer das  Temeser  Banat,  die  Abhandlungen  über  die  kir- 
lichtlichen  Verhältnisse  der  uugaiischun  Serben,  seine  po- 
lAre  Darstellung  der  Schlnsszeit  Maria  Theresia's  in  der  „Oesterr, 
f.  d.  Volk'*  (13.  B.),  seine  Statistik  Ungarns  —  ebenso  gute 
Qß  fanden,  wie  die  deutsche  Bearbeitung  des  in  seiner  Art 
cheoden  Werkes:  „Hunfalvy's  Ethnographie  Ungarns**- 
>eT  erste  stattliche  Tmu\  des  Kallay*schen  Werkes  lasst  ein 
|ertes  Urtheil  über  dessen  Werth  und  Bedeutung  fällen*    In 
und  Zweck  unterscheidet  es  sich  wesentlich  von  Jirecek's 
&]>hie.    Während  diese  begreiflicherweise  ihren  Schwerpunct 
'  wesentliche  Zeitgrenze  im  Mittelalter,  in  der  Zeit  geschicbt- 
^Ägenlebens  i] er  Bulgaren  findet,  will   Kallay  vorzugsweise 
^Geschieti  -rben  von  1780 — 1815  erzählen  uud  die 

liehe    V*;  iieit    blos    einleitungsweiso    zur  Geltung 

Daher  reicht  der  erste  Yorliegende  Band  bis  zum  J.  1806, 
im  epochemachender  Wichtigkeit  in  der  Geschichte  Serbiens, 
selbe  knüpft  sich  das  folgenschwere  Protecto rat  Russlands 
den;  der  zweite  Band  soll  die  weitere  Phase  der  serbischen 
bis  xnr  Erhebung  MiloschObrenowitsch's,  also  neun 
[Geschichte  Serbiens ,  allerdings  schwerwiegende  Jahre,  be- 

haben  nicht  eben  häufig  ein  Geschieh ts werk  Translei fcha- 
wohlthuender  Empfindung  zur  Hand  genommen  und  aus 
iltgt.  Die  genaueste  Kenntnis  von  Land  und  Leuten,  wäh- 
«ebenjährigen  Aufenthaltes  in  Serbien  erworben,  geht 
nd  mit  ernster  Porschorarbeit  ^  umfassender  Belesenheit, 
und  wissenschaftlicher  Unbefangenheit.  Der  Magyare  Käl- 
t  Serben  Volke  gegenüber  gerecht  und  billig,  man  darf  sagen 
liant  £r  spricht  mit  hoher  Achtuug  von  Bau  k  e's  Mo- 
lle serbische  Hevolution,  einem  Werke,  welches  „das  gei- 

i  IL  d,  t^lm.  Otris.  167B.    YIH.  o.  IX.  fieft,  42 


660       B.  KdUay,  Geschichte  der  Serben,  ang.  v.  Fr.  Kromi, 

In  dem  Hauptstücke  „Vor  der  Bevolution''  (284—333) 
begegnet  uns  ein  erscbatterndes  Gemälde  türkischer  Willkfirberrschifi 
und  roher  Gewalt  gegen  das  nationale  Bewusstsein  der  Serbet 
nach  dem  Frieden  mit  Paswan  Oglu» 

Das  nächste  Gap.  (333—474)  Der  loyale  Aufstand  bringt 
den  ersten  Aufstand  Eara-Gyorgye's  gegen  die  türkischen  DahiV 
die  Quäler  Serbiens.  Zum  Schlüsse  überschlug  der  „loyale  An&tand' 
in  die  wirkliche  Revolution  der  Serben,  die  sich  als  „getreue  Bajahs 
des  Sultans"  betrachtet  wissen  wollten.  Das  diese  BeTolution  ein- 
leitende fünfte  Capitel:  „Innere  Angelegenheiten  und  auswärtige 
Verhältnisse''  (474 — 527)  zeigt  die  neue  Organisation  des  Serben- 
Volkes  un ter  K  a  r  a  -  G  y  0  r  g  y  e*s  Führung,  andererseits  die  Stellung 
der  europäischen  Mächte  zu  der  Serbenfrage,  insbesondere  die  Genesis 
der  russischen  Protectoratsidee,  während  das  Schlusscapitel:  Sieg- 
reiches Fortschreiten  der  Bevolution  uns  in  den  Ereignissen 
des  Aufstandes  bis  zu  dem  serbo-  russischen  Siege  bei  Stubik  (1807 
1.  Juli)  das  Geleite  gibt. 

Und  so  nehmen  wii*  mit  dem  Gefühle  der  Befriedigung  von  dem 
I.  Band  des  Kallay*scben  Werkes  Abschied,  —  denn  die  Fülle  neuer 
Aufschlüsse  geht  mit  geistvoller  Auffassung  und  fliessender  Dar- 
stellung Hand  in  Hand,  —  und  sehen  mit  Spannung  dem  IL  Bande 
entgegen. 

Wir  finden  uns  veranlasst  an  dieser  Stelle  zugleich  der  stofDid 
verwandten,  jQngst  erschienenen  Gelegenheitsschrift  Källay's:  ^öie 
Orientpolitik  Busslands^  deutsch  von Schwicker  (Badapest, 
Wien  und  Leipzig  1878,  124  SS.  8^)  mit  wenigen  anerkennenden 
Worten  zu  gedenken. 

Aehnlich  den  Studien  Zinkeisens  über  die  orientalische  Fnge 
(in  B  au  m  e  r's  bist.  Taschenbuche)  entwickeln  die  1 1  Abschnitte  dieses 
klaren  Büchleins  die  Orientpolitik  Busslands  von  der  warägisch-ius- 
isischen  Epoche  bis  zum  J.  1806.  So  deckt  sich  gewissermassen  der 
Inhalt  dieser  Schrift  mit  dem  der  Serbengeschichte  in  ihrem  ersten 
Bande  und  sie  darf  als  willkommener  Ueberblick  der  europftischen 
Fragen  gelten,  welche  an  die  serbische  streiften.  Auch  hier  begegnen 
wir  der  umsichtigen  Belesenheit  des  Vf.,  welcher  die  russischen  Werke 
vonBestuschew-Bjumin(1873— 6),  Bogdanowiö(l869)iind 
Turgenieff(la  Bussie  et  les  Busses  1874),  Berkholz  (das Testa- 
ment Peters  d.  Gr.  1877),  ebenso  zu  verwerthon  verstand,  wie  die 
Werke  deutscher  Historiker  über  Bussland,  die  wichtige  Arbeit 
des  Engländers:  Mak.  Wallace  (Bussia,  London  1877),  and  unter 
Andern!  auch  Depeschen  aus  dem  Wiener  Staatsarchive  (Fh.  v.  Stür- 
mer V.  26.  Nov.  1804  und  Gf.  v.  Merveldt  v.  11/22.  Man  T*" 
einzusehen  Gelegenheit  hatte. 

Graz.  Krones. 


H-  Marceah,  Der  Notar  König  ß41a*s,  ang,  v.  L.  Mangold.     8Ö1 

JSöUir  Tvnnfg  Rela's.  Kritische  Studie  von  Dr,  Heiurich  MarczalL 
(!•  logiai  Közlönj,  deutsch:  Philologisches  CcntralblÄtt. 

Dr.  HeiMicIi  Marczali  hat  im  Octoberheft  der  aog.  phllolog. 

"  'fl  m  der  viel  besprochenen  und  endgiltig  noch  nicht  fest- 

AnonTmttsfi'age  einen   dankeaswertheo  Beitrag  geliefert, 

itii  ich  im  Wesentlichen  hiemit  den  deutschen  Historikerkreiseu  mit- 

i-thMÜt  ji  mir  erlaube.  Marczali  wirft  zunächst  einen  Röckblick  auf  die 

Forschungen  auf  diesem  Gebiet,  Wie  bekannt,  hält  die 

^chule  mit  dem  Literaturhistoriker  Toldy  an  der  Spitze»  den 

für  einen  Autor  des  11,  oder  12.  Jahrhunderts,  der  im 

1  «"^Tinzen  Vertrauen  verdiene.  Dieser  Anschauung  gesellten 

.M.ind  Cassel,  August  Thieriy  (Gesch,  Attüas)  und  neue- 

SayouÄ  (Histoire  generale  des  Hongrois)  bei.  Einer  ver- 

-ü  Ansicht  folgten  B^I  und  Pray,  nach  denen  der  Anonymus 

lem  13.  Jahrhundert  angehöre,  aber  dennoch  ein  glaubwürdiger 

8ei.  Endlich  findet  sich  eine  dritte  Ktchtung,  repräsentiert 

Schlözer«  Dümmler,  Büdlnger,  Rösler,  wie  durch  Wattenbach 

)z,  denen  sich  neuesteos  in  seiner  Ethnographie  Ungarns 

Liöbersetzung  tob  Schwicker  1877)  Paul  Hunvalfy  ange* 

hat.  Diese  Gruppe  erblickt  im  Anonymus  einen  die  That- 

j^tchtlich  entstellenden,  unkritischen  und  unglaubwürdigen 

i>r  des  13.  Jahrhunderts.    Ebenso  Franz  Salamon. 

Harczali  versucht  vorerst  festzustellen ,  ob  sich  ausser  Regino 

I  Sare&  Phrygius  nicht  noch  andere  Qnellen  nachweisen  Hessen, 

ri  der  Anonymus  schöpfte.   Der  Anonymus  hat  auch  den 

nützt,  ein  neuer  Beweis,  wie  sehr  ihm  jedes  Gefühl  für 

cbe  Kritik  fehlte.  Eegino  schupfte  zwar  seine  Angaben  über 

m  und  Paither  gleichfalls  aus  Justin,  da  aber  im  Anonymus 

olche  Stellen  Justins  vorkommen,  die  ihm  in  Reginos  Auszug 

rTorUgen*  so  ist  der  Beweis  erbracht,  dass  er  den  Justin  selbst 

DfiUt  habe  *).   Der  Anonymus  benützte  ferner  den  Geographen 

j')*  Wichtiger  erscheint  die  Benätzung  des  Isidorus;  denn  wenn 


*)  Die  hieher  gehörenden  Stellen  siehe  Anon.  c*  I  p^  3.  Ed.  End- 

.  ^Scythici  enira  sunt  antiquiores  populi.»*  Justinus.Ed.  Jeep  p.  13 

um  genij  antiquissima  »emper  habita,**  Ferner  Anon,  p,  4  et 

.rius  octoginta  luüia  hominum,  et  sie  cum  magno  timore 

m    i'ersas.  Just.  p.  18  H.  3.    ^Darius  —  amissis  LXXX.   milibus 

Bsm,  trepidus  refugit^.  Anon.  (daselbst)  ^Scythici  nihil  bahuiasent  in 

"v^!  T>erd»*r*?  tirauissent  —  quando  enim  Scythici  victoriam   ha- 

pr^da  voleb&nt,  sed  tanlammodo  laudem  exiude  quaerebant." 

I.  3)  ^nihil  parare,  quod  aniittere  timeant,  nihil  victores 

eU  I!  c^ncapiscunt.** 

I .  c.  5  p^  7  6upradicti  viii  pro  Almo  duce»  more  paganismi  fuais 
riiA  »oitgaiuibus  in  uimm  vas,  ratum  feoerunt  iaramenttim.    8olina$ 
'  MoiBOiMCi.   p.  95t  c.  15)  —  hanstu  nmtni  sanguinis  in   unum   vas 
I  cHieinnt.  Und  weiter  joScythamm  ne  foedera  quidem**  etc.  Noch  im 
plle^ton  die  Kumanen  neben  einem  in  Stücke  gehauenen  Hunde 
n  icSwören,  (Luxem burger  Codex  22  f,  13):  Sex  autem  Bela  etc. 


QQ2    H.  Marczaii,  Der  Notar  König  Ma*8,  ang.  v.  L.  JfiQM^oU. 

auch  der  directe  Beweis  bezüglich  des  Ausschreibens  I^dors  nur  an 
einer  Stelle  möglich  erscheint ,  so  ist  doch  die  ganze  ICeÜio^e  and 
Darstellung  des  Anonymus  jener  des  Isidor  völlig  gleich ,  nur  dass 
jener  diesen  an  Vorliebe  für  etymologische  Wortspiele  üb^rtiüBfi  *). 

Rösler  hat  als  Muster  des  Anonymus  das  9nch  Josna  aoge* 
führt.  Marczaii  ftihrt  den  Beweis,  dass  der  anonyme  Notar  a,iichden 
vielfach  bearbeiteten  Sagenkreis  Alexanders  des  Grossen  ausgjebig 
benutzt  habe,  den  „Liber  Alexandri  Magni  de  preliis**,  welchen  auch 
Ekkehard  in  verkürzter  Foim  bearbeitete  und  wovon  dem  Ajaoxtymns 
eine  vollständigere  Textredaction  vorgelegen  haben  muss,  als  die  er- 
haltenen Handschiiften  bieten;  noch  am  vollständigsten  dürfte 
sie  der  im  Besitz  der  königl.  Bibliothek  zu  Berlin  erhaltuie  Codn 
bieten.  Der  Verfasser  hat  zum  Vergleich  folgende  Texte  des  Liber  de 
preliis  herangezogen.  Jenen  des  Strassburger  Incunabaluin  vom  Jahre 
1494 ;  den  Text  des  Julius  Valerius  (Pariser  Bibliothek  Nr.  4880)  und 
endlich  den  Pseudokallisthenes,  in  der  Ausgabe  Müllers.  Ferner  hat  er 
die  Pariser ,  Münchener ,  Wiener  und  Breslauer  Handschriften  ver- 
glichen. Was  nun  die  Analogien  betrifft,  so  beziehen  sie  sicli  auf  die 
Stellen,  wo  beim  Anonymus  vom  Traume  der  Mutter  des  Älmos  die 
Rede  ist,  welche  Stelle  identisch  ist  mit  der  Stelle  des  Liber  vom 
Traum  der  Olympias.  Sowol  Almos  als  auch  Alexander  stehen  nntar 
göttlichem  Schutz  und  Leitung.  Der  Sohn  des  Älmoe  heirathet  die 
Tochter  des  besiegten  Men-maröt,  Alexander  jene  des  Darins.  Zwin- 
gend ist  die  Analogie  der  Schilderung  der  Schlacht  zwischen  Alexander 
undDarius,  ferner  dem  Ersteren  und  Porus  mit  jener,  welche  dar 
Anonymus  den  von  Eumanen  unjd  Ungarn,  femer  den  Magyaren 
und  Zal4n,  den  Griechen,  Bulgaren  und  GliLd  ausgekämpften 
Schlachten  angedeihen  lässt').  Nach  der  Schlacht  mit  Zalan  er- 
trinken die  fliehenden  Griechen  in  der  Theiss,  das  Heer  des  Daries 
im  sagenhaften  Stranga.  Eine  fernere  Analogie  ist  nachweiaher  in 
der  Schilderung  der  Pusztaszerer  Versammlung  und  der  GeaetzgelNDig 
Alexanders  des  Grossen.  Die  Charakteristik  Alexanders  passt  aof 
Taksony,  (iie  auf  Älmos  bezüglichen  Prophezeiungen  sind  loakg 
mit  jenen  auf  Alexander. 

Ferner  hat  der  anonyme  Notar  die  „Historia  de  destnictione 
Trojae"  des  Guido  de  Columpna  benützt,  wenn  er  hierin  anch  freier 
vorging,  als  bei  der  Benützung  der  Alexandersage.  Als  Vergleich 
kann  die  Stelle  des  Anon.  cap.  5  p.  7.  „Tunc  ipsi  Septem  etc.  und 
Guido  de  Columpna''  (Berliner  Handschrift  f.  50  10.  Buch)  „Pro  haiv 
modi  autem  execucione''  etc.  gelten.  Femer  Anm.  c.  63  p.  4^  <P>M 


*)  Indirect  aus  Isidor  ist  die  Stelle  über  die  AbetammuDff  Um 
Magyaren  übernommen.  (Isid.  Etymolog,  ed.  Roncalli  (IX,  3,  402  und 
XIV,  i,  150.) 

^)  Die  analogen  Stellen:  Anon.  c.  8.  Dnx  Almus  armis  indatos  etc. 
und  Berliner  Codex  p.  36.  «Alexander  asoendeus  eqaum  eto.  Ferner  iaoe. 
35.  37,  40  mit  Berl.  Codex  f.  5  und  f.  43.  Ferner  PaeadokalUstheiM 
8.  c  8.  1  und  II,  21.  78—79.  1. 


t 


Der  Kote  K^nig  Bdft^  fti«.  t.  L.  Mm^M.   Wt 


(Zulto)  Mnes  finita  et  milit«e  Huncime  miro  modo  diüg^lMiit. 
Ouido  (f.  218  p.  2)  Imsic  (Jas<mem)  ThcisAlie.  priiuit«s  et  nobile«, 
buc  plcbei  tenoo  ditectionb  affecto  sant  amplexi.  Vf  I.  ferner  Anon. 
c  3  p.  5. 1%ek  ent  ■obilisauias  du  Scjthie  qai  doxit  sibi  oxorem 
fcinim  d«  qua  gemm  filinm  c.  4  p.  6.  dox  antem  Almas  duxh  sibi 
mm  in  enden  term.  iliam  aniuidnm  nobilissimi  dncis.  Und  Gnido 
Qiford  1477  p.  U.  Hie  (Prinmns^  habebat  in  nxorem  quondam 
■dbiÜBainam  mnherem  ex  qua  snseepeiat  V  filios.  Solche  ihm  in- 
ngnnde  Wendungen  übernimmt  der  Anonmns  ohne  Weiteres.  DajE« 
dir  ABonymos  Gnido  benutzte,  wnsste  schon  Stefan  Pilat.  der  Ver- 
tescr  der  ongarisch-polnischen  Chronik  (Mon.  Polon.  bist.  I.  483). 
dar  Ersterem  ein&ch  den  Namen  des  Letzteren  zutheilt. 

Da  nan  feststeht,  dass  der  anonyme  Notar  den  Gaido  bennttt 
ktbe,  kann  er  höchstens  ein  gleichzeitiger,  wahrscheinlich  ein  jüngerer 
ZMtgenosse  Gnidos  gewesen  sein ;  mit  andern  Worten :  der  aaonrme 
Motar  kann  erst  w&hrend  der  zweiten  Hälüe  des  13.  Jahrhunderts 
gdebt  haben. 

Steht  nun  auch  fest ,  dass  ein  Dritt«!  der  Gesta  Hungarornm 
üs  werthlosen  Quellen  zusammengeschrieben,  dass  femer  ein  zwc!^e8 
Drittel  ans  etymologischen  Wortspielen  besteht  und  daher  gleich- 
fidls  werthles  ist,  so  ist  iin  letzten  Drittel  —  nach  Ansicht  des  Ver^ 
fasers  — ,  ein  mehr  minder  verwendbarer  Beitrag  zur  Geschieht« 
des  18.  Jaiirhunderts  vorhanden. 

Neben  der  Alezandersage  und  den  Geschichten  vom  trojanischen 
bieg  ist  die  Geschichte  des  Mongolen-Einbruchs  unter  B^a  IV. 
mhiÜKh  in  den  Gesta  als  Vorbild  verwerthet.  Die  Ungarn  lässt  der 
letar  im  Gegensatz  zu  K^a  und  der  Reimchronik  von  Nordosten 
fber  die  Karpathen  einwandern.  Die  Mongolen  berührten  Snsdal  und 
Sswy  während  die  Bussen  sich  mit  den  Pal6tzen  (die  man  in  Ungarn 
bmanen  nannte)  verbündeten.  Bata  erobert  auf  seiner  Siegerbahn 
blilBcfa  ond  Lodomerien ,  welche  Herzogthümer  cur  Zeit  der  Ein- 
ludenmg  der  Magyaren  noch  nicht  bestanden,  auf  welche  aber  der 
i^farisclie  Staat  seit  Bila  III.  Ansprüche  erhob. 

Die  Vorliebe  des  Anonymus  für  die  Kumanen  hat  schon  Büsler 
titont  und  daraus  den  Schluss  gezogen ,  dass  der  Anonymus  in  der 
Mdiicngagend  des  M&ti^ebirges  ansässig  gewesen.  Dass  der  Ano- 
l|Bu  gagen  die  Bulgaren  eine  sehr  prononcierte  Abneigung  zeigt» 
■Dt  nach  Marcudi  mit  detn  siegreichen  Feldzug  KOnig  Stefans  IL 

i(lS64)  soBaatnea,  in  dem  deren  Macht  gftnzlich  zertrümmert  wurde. 
Ibronli  bricht  fm  Vorübergehen  fGUr  die  Walachen  eine  Lanze  gegen 
liilery  nach  dessen  Meinung  dieses  Volk  erst  im  18.  Jahrhundert  in 
t~  ii  nOrdlioh  der  Donau  gelegenen  Gegenden  zurückgewandert  sei  und 
t  Wnft  mdi  dabei  auf  Niketas  Choniates,  (7aro^a.  Bonn.  1886  ed^ 
|~  Bekker  p.  171),  einem  Schriftsteller  des  13.  Jahrhunderts ,  dem  zu- 
\  fi4ge  die  Walachen  bereits  1164  sich  in  der  Nähe  der  Halitscher 
\  Onnte  angesiedelt  haben. 

Marczali  untersucht  sodann,  ob  sich  nicht  aus  der  Tendenz  der 
Gesta  Hnngarorum  auf  die  Zeit  ihrer  Entstehung  ein  Schluss  ziehen 


064    H.  Marcgdli,  Der  Notar  König  B^U'b,  ang.  v.  L.  MungM. 

liesse.  Sofern  von  einer  Tendenz  hiebei  die  Bede  sein  kann ,  ist  m 
jene,  wonach  auf  ungarischer  Erde  nur  die  Nachfolger  des  Almos  » 
regieren  berechtigt  seien.  Dieses  Princip  kam  nun  aber  Tor  du 
13.  Jahrhundert  gar  nicht  in  Frage.  DieProdamiernng  dieser  Tendau 
konnte  erst  zur  Zeit  Ladislaus  des  Kumaniers  einen  Sinn  haben,  ■£ 
dem  das  Haus  der  Arpäden  auszusterben  drohte.  Die  G«8ta  Hangar 
rorum  sind  nun  im  Gegensatz  zur  Partei  der  unter  päpstlicher  Pr«' 
tection  stehenden  Anjous  geschrieben,  und  ihr  Verfasser  hielt  es  flL 
seine  patriotische  Pflicht ,  diesen  fremden  Einmischungen  gegennba 
Front  zu  machen.  Nicht  umsonst  macht  sich  seine  dem  Cieras  ftUi 
Stimmung  in  dem  Satze  kund :  Nam  et  modo  Bomani  pascnntnr  d« 
bonis  Hungarie.  Bis  zu  der  Zeit  Ladislaus  lY.  ward  das  VerhftItDii 
der  apostolischen  Könige  zur  römischen  Curie  ein  so  freundschaft- 
liches, dass  eine  solche  Stimmung  bei  einem  nationalen  Historik« 
nicht  recht  zu  erklären  wäre. 

Rechnet  man  noch  die  Vorliebe  des  Anonymus  für  die  Kumaaei 
hiezu,  welch  letztere  bis  zum  Jahre  1282  die  Hauptstütze  des  Königi 
und  der  nationalen  Beformpartei  im  Gegensatz  zu  den  Oligarchen  und 
Fremden  bildeten ,  in  jenem  Jahre  aber  zu  Feinden  der  Nation  wardea, 
so  kann  man  sagen,  dass  die  Gesta  vor  dem  Jahre  1282  geschrieben 
wurden.  Ihre  Abfassung  mag  zwischen  1279  und  1282  fallen. 

Die  inneren  Verhältnisse  des  Staates  um  diese  Zeit  stuDmao 
dieser  Meinung  bei.  Die  königliche  Macht  erscheint  bedeutend  ge- 
schwächt und  die  duces  und  primates  treten  bereits  viel  energisclwr 
auf,  als  zur  Zeit  der  Einwanderung,  und  Otto  Freisingensis  wäre  über 
die  abweichende  Gestaltung  des  üngarreiches  von  den  westlichn 
Staaten  nicht  mehr  so  erstaunt  gewesen.  Das  Geschlecht  der  Csik 
hatte   um   diese  Zeit   schon  eine  grossai*tige  Machtentwicklong  in 
Oberungarn  entfaltet;   Grund  genug,   um  dem  Ahnen   dieses  Gt- 
schlechts  eine  der  sieben  Führerstellen  in  Almos  Umgebung  nss- 
theilen.  Was  endlich  die  Orthographie ,  Onomatologie  und  Stjl  d» 
anonymen  Notars  anbelangt,  so  ist  er  dem  13.  Jahrhundert  ent- 
sprechend. Die  vorkommenden  Namen  und  Orte  werden  uns  in  jener 
Schreibfoi-m  vorgeführt,  in  der  wir  sie  auch  in  den  Urkunden  Biliös  IT. 
und  Ladislaus  des  Kumaniers  finden. 

Zum  Schluss  versucht  sich  auch  Marczali  an  dem  nel&ek 
unternommenen  Problem,  den  Schleier  zu  lüften ,  der  auf  der  Penoi 
des  Anonymus  ruht.  Verfasser  hält  den  Magister  Pens,  den  Bdi  IT« 
„aulae  nostrae  notarius*  nennt,  für  den  Autor  der  Gesta  Hnngaroron.') 
Dieser  Name  trifft  sich  in  drei  Urkunden  des  13.  Jahrhunderts,  b 
Jahre  1266  schenkt  ihm  König  B^la  als  Lohn  für  bewiesene  Um 
und  Geschicklichkeit  bei  Gesandtschaften  und  in  anderen  Dienstei 
das  Gut  Usal,  welches  „in  terra  arabili  posset  sufficere  ad  tria  antt* 


')  Bekanntlich  beginnt  der  Prologas  der  Gesta :  P.  dictos  miffiiif i 
ac  qaondam  gloriosissimi  Bele  regia  Hungarie  notarius  N.  suc  duecüi- 


simo  amico. 


(?.  Sfft,  Die  5$terr.*nng.  Monarchie,  ang.  y.  F.  Gra99au€r,     9W 

^u\  lag  am  Fusie  des  Bnkonjer  Waldes,  unweil  voü  Papa),  Ein  Jahr 

tf  erAchoint  Poas   ab  Zeu^e   gelegentlich  eines  Prozesses   der 

BÜi«  Csak.  (Siehe  beide  Urkunden  bei  Fejer  Cod.   Diplomat.  IV. 

|S13— 314  dann  110).   Er?dlich  bestötigt  im  Jahre  1275  König 

dblauiii  IV,  die  Schenkung  seines  Vorgängers  an  Föns  und  seinen 

pr         '      '      'l)Ät  p.  276).  Aus  letzterem  ümßtand  geht  hervor, 

i  überlebt  habe  und  ihn  daher  mit  Recht  „quon- 

\^.'  juä  rex,**  nennen  konnte;  auch  war  sein  körperlicheT 

noch  ein  so  kräftiger,  dass  er  die  Reise  an  den  könig- 

bto  Uof  unternehuien  konnte. 

Atä  Resultat  erklärt  Marc7,a]i  den  Anonymus  ab  einen  zwar 
klglinbigen  und  unwissenden  Autor,  dem  aber  absichtliche  Ver- 
dej  Tbatsachen  ferne  j^elegen  sei,  und  dessen  Werk,  wenn  m 
|nr    Urgeschichte    Tind  Einwanderung   der   Ungarn    keinerlei 
ch  brauchbar  i^'  leistet,  so  doch  als  Baustein  der  geo- 

eben  und  st  Verhältnisse   Ungarns  im    13*  Jähr- 

ig Jert  zu  verwerthen  sei. 

A  r?nl,  Ludwig  Mangold* 


Irr  Gm  Die  Oesterreichisch-ungarische  Monarchie.  Wien  Grie- 

%^T  187».  »",  186  8. 

Dieses  Büchlein  bildet  den  dritten  Cursus  von  Herr*s  Lehr- 
^cbe  der  Tergleichenden  Erdbeschreibung  für  die  unteren  und  mitt- 
en der  Gymnasien,  Realschulen  und  verwandten  Lehr- 
von   welchem  der  erste  Cursus  die  Grundztige  für  den 
bUiiterricht  in  der  Erdbeschreibung  und  der  zweite  die  Lilnder- 
Dlkerkunde  behandelt   Die  beiden  ersten  Bäudchen  haben  sich 
Bits  als  vorzügliche  Lehrbücher  bewahrt  und  in  rielon  Mittel- 
asien Eingang  gefunden. 

Dieser  dritte  Cursus  ist  für  jene  Classen  bestimmt,  in  welchen 

ipecielle  Geographie  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie 

wird  und  nnll  für  den  geographisch-historischen  Unterricht 

unteren  Classen    der   Österreichischen    Mittelschulen   den 

Btein  bilden. 

Dms  Buch  gliedert  sich  in  zwei  Abtheilungen,  von  welchen  die 
einen  kurzen  Abriss  der  Geschichte  der  österreichiscb^unga- 

I  riKben  Monarchie  bis  zum  Jahre  1526  enthält,  während  die  zweite 
HJI^KigTaphie  nnd  Statistik  dieses  Staates  behandelt;  es  ist  dem« 
I^HHgentlrch  eine  österreichisch-ungarische  Vaterlandskunde. 

'  "^  Hinsichtlich  der  Voranstell ang  des  historischen  Theiles  vor 
Itm  geographisch -statistischen  erscheint  es  dem  Unterfertigten 
logiischer  und  auch  pädagogisch  zweckmässiger,  wenn  bei  der  Be- 
handlong  der  Vaterlandskunde  in  Schulen  xuerst  der  geographisch- 
flElialiBdie  Tbeil  genommen  wird.  Ofenbar  muss  doch  zuerst  ein 

II  Qi(ifi8la]i4  gekannt  sein  nach  seinem  gegenwärtigen  Wesen  and 
Firltflioissen ,  bevor  man  sich  nach  seiner  Entstehung  und  seiner 


S86     G*  Mtfft  Die  osierrv-upg.  Mouarchie,  &iig.  v.  F.  Ormmum, 

Entwicklung,  d.i.  D&ch  seber  Geschichte  erkundigt.  Auch  toi 
dagogiscben  StaodpüDkte  ist  es  zweckmässiger^  zunäclist  die  m« 
Geographie  eines  Landes  und  dann  erst  dessen  Geschieht«  ^a  neb 
£s  kommen  auch  in  der  eJemeutaren  Behandlung  der  östeneiehiBeii 
ungarischen   Geschichte   viele    geographische    Namen    vor,   ir#lc 
Schülern  der  unteren   Mittelschnlclassen   mehr  oder  weniger  no 
fremd  sind,  und  ihnen  bei  der  Aufauchnng  viele  Mühe  matUeo« 
sie  noch  nicht  die  Geographie  Oesterreieh -Ungarns  in 
erlernt  haben.  So  z.  B.  ist  gleich  bei  Herr  im  geschieh  im\!fl\ 

auf  S.  4  von  Petronell »  Traismauer,  Mitrowitz  ,  auf  S,  5  fi^ii  Hafl« 
Hallstadt,  Hallein,  von  Gredischtie,  Üngatiscb-Varhely,  auf  S.  7  tob 
Wilten,  Zeiselmauer,  Innicheui  auf  S.  8  von  Grosspech) Am,  Lmx, 
auf  8.  12  von  der  Siala,  auf  S,  18  von  Heiligenkreus^ ,  auf  B.  S^, 
von  Bürrenstein »  auf  8.  25  von  Lilienfeld,  auf  S«  26  von  AggBt«ii 
auf  S,  28  vom  Sajo  und  von  Comitaten,  auf  S*  37  von  Kresseiili 
auf  S.  40  von  Dt^rnkrut,  Jedenspeugen ,  auf  S.  fiB  von  Baltall 
Kitzbiictiel,  Kufstein  die  Rede,  lauter  geograp!  '^griffe, 

schon  die  genauere  Kenntnis  der  Geographie  de>  t;iate«T<x 

setzen.    Die   öeterreichieche  Geschichte  vor  der  Geographie  die 
Staates  zu  nehmen ,  erscheint  mir  daher  als  ein  vatt^ov  n^Ti\ 
und  es  kann  demnach  in  einer  Vaterlandskundo  der  historische  Ab 
schnitt  dem  geographisch-statistischen  nicht  vorangehen. 

Bei   der  Besprechung   des  historischen  Abschnittes   im  All 
gemeinen  erscheint  zunächst  der  Umfang  desselben  Insfifeme  ^ 
tenswerth,  als  derselbe  mit  dem  Jahre  1626  schliesst 

Es  hat  an  den  österreicldschen  5Uttelschuien  Lehrer 
welche  die  Ansicht  vertraten,  es  sei  an  österreichischen  ^T''^"^-Hol< 
gar  nicht  n^thlg ,   im  Besonderen  die  österreichische  * 
nehmen,  sondern  man  könne  diese  gleich  in  und  mit  der  .u  ^^  rit»ioi 
Geschichte  behandeln.  Man  hat  daher  die  für  den  Gebrauch  m\  <i^ier<j 
reichischen  Mittelschulen    bestimmten  Lehrbücher  der  allge 
Geschichte  für  obigen  Zweck  in  der  Art  qualiflctert ,  dase  m&a\ 
selben  ein  Capitel  über  die  Babenberger  und  noch  eine  oder  dil 
dere  Episode  aus  der  Österreichischen  Geschichte  eingeigt  hat. 
hatten  sich  zu  dieser  Lehrmethode  aus  dem  Grunde  bekannt, 
ihnen  das  für  den  historisch-geographischen  Unterriebt  daf 
bestimmte  Stundenmass  nicht  die  erforderliche  Zeit  für  dtebeeon 
Behandlung  der  österreichischen  Geschichte   übrig  1; 
behaupteten  wieder,  es  genüge,  die  österreichische  G< 
bis  zum  Jahre  1526  im  besonderen  Unterrichte  zn  nehmen, 
von  dieser  Zeit  an  dieselbe  im  Wesentlichen  mit  der  allgemeir^^^n  i 
sammenfällt,  und  diese  wieder  zu  behandeln  bei  der  kurz 
aaaen  Zeit  eines  Semesters  nicht  möglich  ist.   Es    -  ''        j. 
Schüler  bei  dieser  Uuterrichtsweise  kein  zusanim  :r- 

von  der  Geschichte  ihres  Vaterlandes  er* 
gerade  die  wichtigsten  Perioden  der  *> 
auf  welchen   die  Gegenwart  fuast,  die  inneren  BegieruDgen 


&tterr.-aDg.  Monarchie,  ang.  ?.  F.  Gra6$atutf.    -607 


iud  Joseffi  II.  etc,  so  viel  wie  gar  nicht  in  den  ün- 
A20f;en  irordea.  Mb  daher  durch  die  MinisteriaKVei  ord- 
ang  ¥iti  M871  dem  unterrichte  in  der  Vaterlandskunde  ein 

|rtei«Tf^  uiass  eingeräumt  wurde,  war  damit  auch  die  Ab- 

äthi  au6gaK|>rothen ,  den  Schülern  eiuen  vollständigen  Unterricht 
uk  der  vaieri&ndifichen  Geschiebte  zu  gewähren ,  wie  dies  aucii  in 
isütrira  Staaten  der  Fall  i&L  Nachdem  anch  Hannak  seither  in  der 
Oberstufe  seiner  Vaterlandsknnde  die  OeKchichte  bis  in  die  neueste 
&Ü  herauf  behandelt  hat,  so  erscheint  mir  auch  für  Herr's  Vater- 
knibkundv  die  Fortführung  der  Österreichischen  Geschichte  bis  sur 
Glfcnwart  wQnscbeuswerth. 

Bieeer  Abriss  der   öeterreichischen  Geschichte    erscheint  in 

^  Hau(Ttabs€hnitte   ^egUederti    a)    in    die    älteste    Geschichte 

un  den  ältesten  Nachrichten  über  die  Länder  der  dsterreicbiscb- 

isoheu    Monarchie    bis    zu    den    Babenbergern ;    ß)   die  Qe- 

[tB   der  Babenherger  und   des  Österreich i scheu  Intenegmimd, 

y)   dj4»  /  Ausbreitang  der  habsburgischen  Herrschaft 

die  Ali  t    bis  zu   deren  bleibenden    Vereinigung  mit 

ifthmisch-mährisch-schlesischen  und  den  ungai-ischen  Ländeni. 

Jlit  Geschick   hat   der  Verfasser  in  dem   ersten  Abschnitte 

irrdiniache  und   rOmtsche  Zeit,    die  Völkerwanderung,   sowie 

Mflche,    avari^che    und    magyarische   Herrschaft    und  die 

ioug  der  Ostmark  in  möglichster  Kurse  auf  14  Seiten  beJian- 

iltid    sich    htebei    mit  Grund    blos  auf  das  Wesentliche    be- 

t.    Dafür  erscheint  die  glückliche  Periode  der  Babenbergi- 

^cbeo  Herrschaft   in  geböbrender  und  verhaHnissmässig   grösserer 

AniAbrlicbkcit    im   folgenden  Abschnitte  auf  ebenfalls  14  Seiten 

•^^UfütüUt.    Aach  in  den  hierauf  folgenden  Capiteln  über  Ungarn 

Skf  den  Arpaden.    über  Bdbmen   und  Polen   hat  sich  der  Ver- 

^H  unbeschadet  der  historischeu  Klarheit  der  mögliclieten  Ktlrre 

^BmOi  um  die  wichtigere  Periode  des  toterreichischen  Zwischen- 

^Bis  und  der  Gründung  eines  deutseh-ala  vi  sehen  Reiches  unter 

neajrsl  Ottokar  II.  in  entsprechender  Ansf^hrlichkeit  darzustellen. 

Alogischen   Verhältnisse   d*)r  Babenberger ,    Arpaden   und 

kjttliden  werden  durch  vier  Stammtafeln  veranschaulicht.  Auch 

Abschnitte  kam  die  schwierigere  D^ral^ilung  der  darch 

Igen  verwickelten  Habsburgisohsn  BegitrungBvttrbftltnme 

eine  Itlr  die  jugendliche  Auffassung  entsprechende  und  gelun- 

fiat  b#iaichnet  werden.   Im  Allgemeinen  zeichnet  sich  der  ganze 

kll0fitQhe  Abdss  dnroh  Correctheit  und  Sorgfalt  in  der  Dar&tel- 

hif,  der  Stil  durch  Klarheit  aus,    und  kann  besonders  dieser  als 

b  im  jugendlichen  Geist  vollkommen  angepasst  erklärt  werden. 

btEinxAioen  ist  lu  bimarkeut  das«  an  SteJle  der  Jahresaahl  ilM 

<Bf  S.  18  ala  das  Grfindungtjahr  von  Heiligen krtoa  nach  Janau*^ 

*ckk,  Originum  Cisterciensium  tom.  I  das  Jahr  1135  betrachtet 

^fetei  kann,   welches  der  Verfasser  auch  auf  S.   163  annimmt. 

^Eeiiuich  O.  JasomirgoU,  8.  1%  w&i^n  wol  an  dei*  Stelle,  wo 


668    O.  Hertj  Die  östarr.-uog.  Monarchie,  ang.  v.  F.  Grraatauer. 

von  dem  Anfalle  des  Landes  ob  der  Enns  an  die  Babenberger  \ 
von  dem  Eegensburger  Reichstage  1156  (Druckfehler  1056) 
sprochen  wird,  die  Ergebnisse  der  neuen  Geschichtefoi-schiiDg 
berücksichtigen  gewesen.  Gegen  die  Angabe,  dass  Kaiser  Friedi 
die  Mark  ob  der  Enns  1156  von  Baiern  getrennt  ond  dem  i 
ernannten  Herzoge  von  Oesterreich  verliehen  habe,  obwalten 
gründete  Bedenken.  Die  Quellen,  aus  welchen  diese  Ansicht 
schöpft  ist,  sind  das  grössere  Fridericianische  Privileginm  i 
jüngere  Chronisten.  Bekanntlich  ist  aber  jenes  unecht,  und 
Berichte  dieser  müssen  der  Glaubwürdigkeit  eines  älteren  giei( 
zeitigen  und  bestunterrichteten  Geschichtschreibers  weicban.  I 
kleinere  Fridericianische  Privilegium  als  der  echte  FrvbeitBhr 
enthält  über  eine  Gebietsabtretung  nichts,  und  auch  der  Ottdud 
Schreiber  Bischof  Ofcto  von  Freisingen,  ein  Bruder  Heinricü 
Jasomirgott,  thut  in  seiner  Chronik  von  einer  Uebergabe  des  lAüi 
ob  der  Eons  an  Heinrich  keine  Erwähnung.  Es  steht  ferner  i 
kundlich  fest,  dass  der  Ennsfluss  auch  nach  dem  Jahre  1156  i 
Grenze  zwischen  den  beiden  Herzogthümem  Baiern  und  Oestemi 
bildet,  es  hält  Heinrich  der  Löwe  an  der  Enns  Gericht  und  vi 
zieht  daselbst  landesfürstliche  Handlungen,  was  von  den  Henof 
von  Oesterreich  nicht  gesagt  werden  kann.  Ebenso  nuzweifelk 
ist,  dass  die  Mark  ob  der  Enns  erst  nach  der  Zerträmmenmg  i 
weifischen  Macht  1180  von  Baiem  abgetrennt  und  an  den  Hin 
von  Steiermark  und  Markgrafen  von  Steyer  Ottokar  übeigd 
wurde.  Als  1192  mit  diesem  der  StamnTder  steiriseU 
Ottokare  erlosch,  fielen  Steiermark  und  die  Mu 
Oesterreich  ob  der  Enns  an  die  Herzoge  von  Oestf 
reich  aus  dem  Hause  Babenberg.  Der  grösste  Theil  des  XU 
vierteis  aber  war  schon  fi-üher  im  Besitze  der  Babenberger. 

Es  erscheint  nothwendig,  dieses  besonders  hervorzuhebea, 
fast  in  allen  für  unsere  Mittelschulen  approbirten  Büchern  ai 
die  alte  Ansicht  beibehalten  ist. 

Dem  geographisch -statistischen  Theile  sind  112  Saitei  ( 
widmet.  Auch  hier  erscheint  der  Stoff  in  drei  Abschnitte  ehi| 
theilt,  nämlich:  1.  in  die  physische  Geographie,  2.  Statistik«  l 
3.  in  die  Topographie.  Oro-  und  Hydrographie  sind  mit  hm 
derer  Ausführlichkeit  behandelt.  Den  Capiteln  über  das  Alpenhi 
land  ist  die  Sonklar*sche  Eintheilung  zu  Grunde  gelegt. 

Im  statistischen  Abschnitte  sind  die  Bevölkemngs-  hp 
die  Culturverhältnisse  in  vollkommen  hinreichender  AnaditaB 
bearbeitet.  In  der  Topographie  schickt  der  YerCasser  in  n 
zweckmässiger  Weise  jedem  Kronlande  eine  sehr  kurze  pkjBi 
geographische  Skizze  mit  Anführung  einiger  Schlagwörter  f 
die  Hauptproducte  der  materiellen  Cultur  voraus  und  besckii 
sich  in  der  Auswahl  der  Wohnorte  blos  auf  die  allermerkwM 
sten,  unter  welches  Minimum  wol  nicht  mehr  herabgegangen  w« 
kann.   Im  Allgemeinen  verdient  auch  der  geographisch-s 


O,  Mert^  Die  &8terr.-iing.  Monarchie,  ang.  ▼.  F.  Orassauer.    060 

lil  8OW0I  in  Hinsicht  auf  die  Auswahl  des  Stoffes  als  auch  in 
iehung  anf  die  richtige  uud  sorgfältige  Daistellung  volle  An- 
innasg.  Der  Verfasser  hat  mit  Recht  die  physisch-geographi- 
m  Verhältnisse  etwas  eingehender  behandelt  und  sich  im  sta- 
ischen  und  topographischen  Theile  bloB  auf  das  Wichtigste  und 
»diBgt  Nothwendige  beschränkt.  Im  Einzelnen  erlaubt  sich 
Inrent  Folgendes  zu  bemerken: 

Auf  S.  75  scheint  die  ziffermässige  Längenangabe  der  Grenz- 
icken  gegen  die  Türkei  etc.  überflussig  zu  sein.  Auf  derselben 
;e  heisst  es:  ,,Die  österreichisch-ungarische  Monai'chie  bildet  ein 
gerundetes  Ländergebiet^,  womit  wol  mit  Rücksicht  auf  Dalmatien 
iel  gesagt  ist.  —  Auf  S.  77  steht  „A.  Urographie^  unlogisch  über 
i  §.  3  „Horizontale  Gliederung''  statt  auf  S.  80  über  „1.  Die  Alpen.'' 
Auf  S.  78  erscheint  die  Angabe  des  Flächeninhaltes  der  einzelnen 
raerischen  und  dalmatinischen  Inseln  für  die  Schule  überflüssig. 
Minder  gebräuchlich  ist  die  auf  S.  81  angefahrte  Benennung  der 
s-A]pen.  —  Auf  S.  80  gibt  der  Verfasser  als  Grenze  zwischen  den 
Uichen  Ealkalpen  und  der  centralen  Alpenzone  das  Palten-, 
ing-,  Mur-  und  Mürzthal ,  die  Schwarza  und  die  Leitha  an.  Es 
1  daher  nicht,  wie  es  auf  S.  81  heisst,  die  nördliche  Alpenzone  am 
ftderalpl  mit  der  mittleren  in  Verbindung  stehen.  —  Auf  S.79 
iheint  das  gesammte  Gebirgsland  der  Monarchie  in  drei  Haupt- 
aen  getheilt,  worauf  1.  das  Alpenhochland,  2.  das  hercynisch- 
lÜBche,  3.  das  karpathische,  und  4.  das  Earstgebirge,  also  vier 
geführt  erscheinen.  —  S.  82  soll  statt :  5.  die  Salzkammergut- 
Enns-Alpen  oder  die  österreichischen  Alpen:  „oberöster- 
ehischen^  stehen.  Wenn  von  diesen  gesagt  wird,  dass  sie  in 
im  westlichen  Theile  ungemein  reich  an  Salz  seien,  so  dürfte 
,i  „westlichen"  besser  „mittleren"  zu  setzen  sein.  Auf  S.  83 
nt  es,  dass  die  Gipfelhöhe  der  niederösterreichischen  Alpen 
äg  in  der  Richtung  nach  0.  abnimmt,  womit  natürlich  die 
oe  folgende  Höhenangabe  der  Voralpe,  Hochkahr,  Dümstein  usw. 
Widerspruche  steht.  —  Die  mittlere  Alpenzone  reicht  nicht,  wie 
r  8.  83  bemerkt  ist,  bis  zum  Wechsel,  sondern  fast  bis  zur 
Dan;  sie  trägt  auch  nicht  die  höchsten  ^Berggipfel  der  Mon- 
Ue*»  sondern  die  südliche  Zone,  welcher  der  Verfasser  auf  S.  86 
u  richtig  den  Ortler  zutheilt.  —  Auf  S.  84  wird  das  Wipthal 
M  anter  dem  Begriffe  des  Sillthales  angeführt.  Den  Nameli  Wip- 
il  trägt  aber  ein  Landstrich,  der  sich  von  Innsbruck  an  der  Sill 
hrirts  bis  zum  Brenner  und  von  da  am  Eisack  abwärts  bis  zum 
ixener  Klausel  erstreckt.  Davon  heisst  der  nördlich  vom  Brenner 
legene  Theil  das  untere,  und  der  südlich  vom  Brenner  sich  er- 
•ekende  das  obere  Wipthal.  Der  Name  wird  vom  alten  Vipitenum, 
I  an  der  Stelle  des  heutigen  Sterzing  lag,  hergeleitet.  —  Auf 
83'  kommt  der  Druckfehler  Scasaplana  statt  Sessaplana  oder 
mplana  Yor.  —  S.  85  ist  der  Druckfehler  Pfonulscharte  statt 
indlscharte  zu  berichtigen.  Uebrigens  ist  die  Pfandlsch^rte  nicht 


1(70^    G.  Herr,  Die  österr-ang;  Monsrcbie,  ang.  t.  F.  Gnuwthur. 

identisch  mit  deni'^Fuscher'Tauernpasse*.  Von  der  Fosoh  ftthreanack 
Heiligenblut  1.  der  Weg  aber  das  Faseber  ThOrl  das  HocfaihoriiBl- 
2.  die  Pfandlscbarte.  Es  ist  ferner  in  den  Worten  Felber-Taosn- 
pass,  Fnscber-Tanempass  nnd  Nassfelder-Tauempass  das  Wort  Pas 
pleonastiseh,  da  in  dem  Begriffe  des  Tanern  als  eines  boben  Oe- 
birgspasses  bereits  der  Begriff  Pass  entbalten  ist.  (Vgl.  Zeitsdirift 
d.  deutsch.  Alpenvereins,  Bd.  I,  1870,  8.  442  ff.)  —  S.  85  fib«* 
setzen  die  k&rntnerisch  -  steiriscben  Alpen  die  Mor  und 
verlaufen  in  die  obeiningariscbe  Tiefebene.  Es  dürfte  den  allge- 
meinen fQr  die  Gebirge  angewandten  Eintbeilungsprincipien  güBiaMr 
sein^  diesen  Gebirgscomplex  aus  rein  geographischen  (nicht  geoio- 
gisoben)  Grflnden  im  Osten  von  der  tiefen  Tbalfurcbe  der  Mar  be- 
grenzt aufzufassen  und  das  östlich  vom  Mur-  und  Mflrsfhale  sieh 
erstreckende  Gebirge  analog  der  Benennung  kämtneriBch-stenrischi 
Alpen,  steirisch-ungarische  Alpen  zu  benennen.  Die  terri- 
toriale Ausdehnung  der  k&rntnerisch-Bteirischen  Alpen  in  dem  tob 
Herr  nach  Sonklar's  Vorgänge  aufgestellten  Umfange  erstreckt  rixk 
über  Theile  Salzburgs,  Kärntens,  Steiermarks  und  Ungarns,  and 
ist  daher  im  Verhältnis  za  den  Hohen  Tauern,  den  ZUlerthalir 
und  Oetzthaler  Alpen  viel  zu  gross.  —  Auf  S.  92  wird  bemeikt, 
dass  das  böhmische  Hochland  sich  in  vier  Stufen  von  Süden  nadi 
Norden  senkt.  Als  vierte,  niedrigste  Stufe  werden  die  Ebenen  dar 
unteren  Eger  und  der  Elbe  bis  an  den  Fuss  des  RiesengebiigM 
und  der  Sudeten  bezeichnet.  Es  erscheint  Ref.  nicht  nothwendig, 
Sydow  u.  A.  entgegen  in  Böhmen  eine  vierte  Terrasse  anzanehnun, 
und  könnte  diese  wegen  ihrer  nicht  beträchtlichen  Ausdehnung  wie 
bisher  als  niedrigster  Bestandtheil  der  dritten  Terrasse  belassefl 
werden.  —  S.  97  kommt  die  unklare  Stelle  vor :  Der  uralisch-kir- 
pathische  Landrücken  tritt  in  die  österreichisch  -  ungarische  Men* 
ai-chie  jenseits  des  Grenzflusses  Podhorze  ein.  —  Auf 
S.  98  wäre  statt:  ^Tnllner  Becken  im  Osten  des  Greiner  Waldes*  n 
setzen:  „im  Südosten  des  Gföhler  Plateaus^,  nachdem  der  Verfasser 
dieses  bereits  fi-üher  angeführt  hat.  —  S.  108 :  Die  Traun  darcfa- 
fliesst  auch  den  Hallstädter  See.  —  S.  118  ist  der  Druckfehlw  Oden- 
See  in  Oeden-See  zu  berichtigen.  —  S.  119  dürfte  der  Sinn  der 
Stelle:  „Manche  Teiche  dienen  zur  Entwässerung  sumpfiger 
Gründe«  nicht  Jedermann  verständlich  sehi.  —  Nachdem  auf  S.  140 
die  Gesammtlänge  des  Eisenbahnnetzes  der  österreichisch-nngariscbeB 
Monarchie  am  Ende  1876  mit  17.244  Kilom.  (recte  17.363)  as- 
gogeben  ist,  so  sollte  auch  die  Länge  der  Teiegraphendrähte  vom 
Ende  1876  mit  135.443  Kilom.  und  die  Depeschenanzahl  mit 
7,527.559  Stück  angefühi*t  sein.  Der  Bnefverkehr  hob  sich  im  Jahre 
1875  bereits  auf  285  Millionen.  —  Zu  S.  143:  Der  Stand  der  öster- 
reichisch-ungarischen Handelsmarine  war  Ende  1876  7538  Schift. 
Der  Verfasser  hat  den  Stand  vom  Jahre  1874  angeführt.  —  Auf  8. 148 
erscheinen  die  niederen  Ackerbauschulen  den  Volksschulen  beigezählt, 
während  sie  mit  den  Lehrerbildungsanstalten  wol  richtiger  den  ¥$/A' 


*,  Phys.  Wandkarte  von  Afrika,  ang.  v.  F.  OrasBeMtr*    9T1 

zu^etbeitt  worden  könnten.  — Auf  8»  149  werddn  unter  den 
cliulen  die  chirurgischen  Lehranstalten  zu  Salzburg  und  Olmötz 
Ihm,  welche  nicht  mehr  bestehen, — Auf  8.  150  beisst  es: 
e  Staatehlhliotheken  sind  theüs  Universltäts*,  theils  Studien- 
l  wideren  ünterrichtsanstalten  verbundene)  Bibliotheken«.  Letv 
»iiod  aber  nicht  mjt  Untörricbt^auätalten  verbunden,  sondern 
I  s6}tot8t&odige  Institute^  die  unmittelbar  den  Landesreg-iernngeu 
llpitiggwgise  Statthalteroien  unterstehen.  Der  GesammtboBtand 
H^fhibliothek  betrug  nach  Petzhold'fi  Adrossboch  im  Jahre 
IT  400.000  Bde.  neuerer  L^rucke.  6461  Incuoabeln,  2565^ 
btisttchb&üde  n,  s.  w.  — Auf  S.  150  erscheint  daß  Capitel  e 
i«r#  Abstalten  zur  Pßege  der  Wissetwchaften  und  Künst^a 
t  sljpeng  If^^isch  ge^liedeii,  indem  die  unter  a  und  ß  ange* 
h  und  naturwissenschaftlichen  Sammlungen  nicht 
ri  :;  Jaftliche  Instituto«  wie  die  unter  y  eingereihten 
Auf  S,  151  ist  eine  Sternwarte  zu  Senftenberg  an  der 
in  Niederöfiterrelch  angeführt,  welche  nicht  existiert.  — 
es  keinem  Zweifel  unterliegt,  dass  in  den  Mittelschulen 
fttiUichste  der  Verfassung  und  der  Verwaltung  des  Vater- 
^zu  nehmen  ist,  so  ist  der  Unterfertigte  der  Ansicht,  dass 
deCD  Capitel  über  die  VerfassungsverhäHnisse  S.  15S  die 
der  Staatsgrundgcßetze  sowie  der  Grundrechte 
atsbdrger  und  der  Wirkungskreise  des  Heichsrathee 
Landtage  im  Besondern  wünschenewerth  wäre.  — 
der  auf  S.  164  erwähnten  nEuinen  der  Rosenburg^  ist 
r«n,  dass  die  Bosenbui*g  bei  Hörn  in  einem  sehr  gut 
Zustande  sich  befindet. 

EachmaUB  wird  leicht  erkennen,  dass  die^e  Bemerkuugen 

verwiegender  Natur  sind^  und  dass  sie  den  pädagogischen 

Buches  nicht  wesentlich  beeinträchtigen. 

nt  wttnschen   dem  als  Schnlmann  bestbewährten  Verfasser 

Buche    denselben  Erfolg    und    dieselbe    Anerkennung» 

[•«ich  mit  den  ereten  zwei  Theilen  seiner  vergleichenden 

Ibuttg  errungen  hat. 


Josef  Dr.,  Physikalische  Wandkarte  von  Afrika. 
in   Ed.     Höli'^ra    geographiacliem    Institute.      Massfitab 
LUUü,    Wh  is  Verlag.  1878.     Hiezu  ein  üeft  u.  d.  T/. 

1«,  J    Ell  n  tm  Witndkarte  von  Afrika.    Mit  einer 

EehtekttTte  a_r  wicutigBten  uad  neuesten  Keiseroaten.     Wien, 
MlsU  löTÖ,  ^\  24  S, 

n^^  Wandkarte  besteht  aus  vier  Blätter d^  welche  an  einander 

igt  eine  TTi'hß  von  1  '26"  und  eine  Breite  von  1  *27'*  haljen.    In 

Linge  i  'ing  wird  vom  Meridiane  von  Greenwich  ausge- 

m  jeder  fünfte  Grad  eingezeichnet,    üeberdies  ist  auch 

Ton  Ferro  angedeutet  und  mit   kleineren  Zahlen  be* 

"Xticta  von  den  Breitegraden  ist  jeder  fünfte  eingezeichnet. 


hebung  über  2000"'  durch  ein  dunkleres  Braun  vor  das 
Das  Depressionsgebiet  erscheint  in  grasgrüner  Farbe, 
selbst  sind  schraffiert  und  nach  Massgabe  der  über  ihr 
Ausdehnung  bisher  bekannten  Kenntnisse  richtig  und  sc 
Massstab  zuliess,  genau  dargestellt.  Mit  nicht  geringerer 
das  Flussnetz  bearbeitet.  Der  muthmassliche  Lauf  der 
nicht  vollständig  erforschten  Flüsse  ist  dui*ch  punctiertc 
gedeutet,  die  bekannten  Flussläufe  in  der  gewöhnlichen  Fon 
Linien,  die  Katarakte  durch  Querstriche  dargestellt.  L 
blau  colorirt  sind^  treten  sie  aus  dem  Terrain  wie  aus  de 
spective  gesehen  hervor.  Den  Gebirgen,  Flüssen  und  S 
Name  in  deutlicher  Schrift  beigesetzt  und  auch  die 
Wohnorte  sind  namentlich  bezeichnet.  Dieser  Wandka 
unteren  Bande  rechts  und  links  je  zwei  Kärtchen  im  Mi 
1 :  45,000,000  eingeschaltet,  um  noch  die  wichtigsten  phj 
ethnographischen  und  politisch-geographischen  Verhältni 
welche  ohne  Störung  der  deutlichen  Anschaulichkeit  auf 
karte  nicht  Platz  finden  konnten,  zur  Anschauung  zu  brix 
behandelt  das  erste  Kärtchen  die  Hauptstromgebiete  Afri 
Wärmevertheilung  dieses  Erdtheiles  durch  Jahresisothei 
zu  50  C,  welch*  letzteren  die  Arbeiten  Dave's,  Buchan's 
zu  Grunde  liegen.  Das  zweite  Käitchen  bringt  eine  Ue 
Vertheilung  von  Wald,  Steppe  und  Wüste  in  Afrika  mit 
Stellung  der  Begenzonen  und  der  Vertheilung  des  Nie 
nach  den  Vorarbeiten  Hann's  und  Wojeikofs.  Die  Uel 
ethnographischen  Verhältnisse  Afrika's  auf  dem  dritte 
basiert  auf  den  Arbeiten  von  Peschel,  Hartmann,  Duvej 
Faidherbe,  Lenz,  Fritsch,  Schweinfurth,  Nachtigal  u.  A. 
Kärtchen   veranschaulicht  in  übersichtlicher  Weise  dii 


Fhys.  Wandkarte  von  Afrika,  ang.  y.  F.  Orassauer,    67S 

ley  Aber  Central -Afrika,  die  Zehn-Blattkarte  Petermanns  und 
aenstein'Sy  die  kartographischen  Arbeiten  Eiepert's  und  Berg- 
I  aus  dem  letzten  Decenninm,  sowie  das  zerstreute  Material  in 
irmaiin's  Mittheilungon,  in  der  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für 
kmide  in  Berlin ,  im  Journal  der  Londoner  geographischen  Ge- 
schäft,  im  Bulletin  der  Pariser  geographischen  Gesellschaft 
Das  beste,  well  unmittelbarste  Quellenmaterial  aber  boten  ihm 
literarischen  Arbeiten  der  Beisenden  selbst;  diese  hat  Cha- 
ne bis  in  die  jüngste  Zeit  herauf,  nämlich  bis  zum  Ende  des 
res  1877  auf  das  sorgfältigste  benützt.  Zu  diesem  Zwecke 
er  auch  eine  Studienreise  nach  London  und  Paris  unternommen, 
besonders  in  letzterwähnter  Stadt  das  in  der  geographischen  Ge- 
ichaft  sowie  in  der  Nationalbibliothek  und  im  Depot  de  la  marine 
ifaise  aufbewahrte  Material,  darunter  viele  Manuscriptkarten  und 
Lche  bisher  nicht  veröffentlichte  Beiseberichte  verarbeitet.  Cha- 
ine's  Karte  ist  daher  eine  Queilenarbeit,  weichein 
ersichtlicher  Weise  die  Besultate  der  bisherigen 
»graphischen  Erforschungen  Afrika's  zur  Anschau- 
S  bringt. 

Das  der  Karte  beigegebene  Textheft  enthält  nebst  den  auf  die 
te  bezüglichen  Erläuterungen  eine  übersichtliche  Darstel- 
igder  Erforschung  Afrika's  vom  Anfange  unseres 
tirhnnderts  an.  Zur  besseren  üebei-sicht  theilt  der  Verfasser 
CoBÜnent  in  Nordost-Afrika,  Nordwest-Afrika,  Senegambien, 
oea  nebst  West-Sudan,  in  Central-  und  Süd- Afrika  ein.  Für  jedes 
er  Gebiete  führt  er  in  chronologischer  Ordnung  die  Beisenden  mit 
korsen  Angabe  ihrer  Beiseroute  sowie  der  Hauptei-gebnisse  ihrer 
lehnngen  and  geographischen  Entdeckungen  bis  zum  Jahre  1877 
Das  Heft  schliesst  mit  einer  Angabe  des  vom  Verfasser  benützten 
itigsten  Materials,  welches  in  geographischer  Anordnung  geglie- 
;  erscheint. 

Dem  Hefte  ist  noch  ein  Kärtchen  beigegeben,  welches  die  Beuten 
wichtigsten  und  neuesten  Beisen  in  Afrika  enthält  und  in  farbigen 
eben  die  Beiselinien  Alexander^s,  Erskine's,  Hahn's,  Bath's, 
ingstone's,  Cameron's,  Stanley's,  Schweinfurt's,  Purdy's,  Bohlf  s, 
iitigal*s,  Panei*s,  Caillie*8  und  Mage's  darstellt. 

Dieses  Kartenwerk  Chavanne's  kann  demnach  sowohl  nach 
ler  wissenschaftlichen  Seite  als  auch  in  Hinsicht  seiner  äusseren 
ntattang  als  eine  gelungene  Arbeit  bezeichnet  werden,  welche 
MD  geistigen  Urheber  zum  Verdienste  und  Hülzers  geographischem 
titate  zur  Zierde  gereicht. 

Wien.  Dr.  F.  Grassauer. 


ihflckiift  t  d.  «ftm.  O71U1.  1878.    Vni.  n.  IX.  Heft.  48 


574    J.  Sckrofint  Lehrb.  d.  ebenen  Geometrie,  ang.  v.  ü 

Lehrbuch  der  ebenen  Geometrie  für  Untergymnasie»  und  Terwandl» 
Lehranstalten.  Von  Schräm  Joe;,  Prof.  am  Comm.-Realr  «nd  Obeiv 
gymnasiam  in  Mariahilf.  Wien  1878»  Alfred  Höldex. 

„Wenn  mau  . . .  jene  allgemeinen  Pnncipien  (der  CoBgrntnr 
der  Symmetrie  und  der  Aehnlichkeit)  scharf  definieren  «nd  an  di# 
Spitze  der  Geometrie  stellen  würde,  so  Hesse  sicit...daB  GoDgio* 
merat,  welches  die  Elemente  der  Geometrie  bei  Eaklid  bUdev, 
zweifelsohne  zu  eiuem  Systeme  umschaffen,  in  dem  nicht  xulUligB, 
sondern  wesentliche  Ideen  den  Fortschritt  leiten.  Würde  ...  ei» 
solches  System  dem  Unterrichte  zu  Grunde  gelegt,  so  wQrdvder 
Schüler  aus  dem  geometrischeu  üntemchte  den  realen  Kitaen 
ziehen,  den  er  daraus  ziehen  soll,  während  er  jetzt  togatii^  ao 
den  trivialen  Congruenz-  und  Aehnlichkeitss&tzen  klavbt,  n  eiiw 
freien  geometrischen  Anschauung  aber  selten  gelangt.'' 

Diese  Worte  Hankel's  bilden  die  Devise  des  yorliegenden 
Werkes  und  kennzeichnen  die  Tendenz  desselben.  Der  Herr  Ver* 
fasser  tritt  in  demselben  als  Reformator  auf  dem  Gebiete  to 
geometrischen  Elementarunterrichtes  auf.  Sehen  wir  also  in,  wie 
weit  es  ihm  gelungen  ist,  die  Schwierigkeiten  einer  Umformug 
des  geometrischen  Lehrstoffes  nach  neuen  G^ichtspunkten  za  be- 
wältigen. 

Den  XVIII  Capiteln  des  Werkes  geht  eine  kleine  Einleitoog 
voran,  deren  Inhalt  beim  Unterrichte  wol  besser  im  Verlaufe  dM 
Unterrichtes  gelegentlich  eingeschaltet  wird,  wie  es  der  Herr  Vir* 
fasser  selbst  in  einer  Note  andeutet.  Uebrigens  werden  darin  äs 
Grundbegriffe  in  einer  woldurchdachten  systematischen  DanteUof 
gegeben.  Doch  bemerken  wir  hier  gleich  eine  von  der  gewOhnüehiB 
etwas  abweichende  Terminologie,  worauf  wir  noch  zarflckkoanro. 

Im   L  Capitel    werden   die  Ginindeigenschaften   der  Oeradei 
und  des  Kreises,    der  Winkel   und   die  Parallelentheorie  in  ehier 
klaren  und  der  Unterrichtsstufe   angemessenen  Weise   entwickelt 
Der  Verfasser  ist  bestrebt,  mit  der  Anschaulichkeit  des  Voiirages 
gleich   von  Anfang   an  die  Allgemeinheit   der  Erklärang  so  ▼0^- 
einigen ,   weshalb  er  auch  hier  gleich  die  Bedeutung  der  poälivei 
und  negativen  geometrischen  Grossen  bespricht«  Es  ist  aber  nidii 
zu  leugnen,    dass    eben    dadurch  an  die  Schüler  grossere  AntiMK 
derungen  gestellt  worden.  Waium  der  Verfasser  als  gleiche  Streckei 
solche  definiert,  die  vertauschbar  sind,  anstatt  soüchoi  die  ftbeisli* 
andergelegt,    sich  decken,  ist  uns  nicht  klar  geworden,    und*  irir 
halten  diese  Neuerung  in    der  Terminologie,    die    sich    bei   sIlM 
geometrischen  Gebilden  wiederholt,  nicht  für  einen  Fortschritt,  dfr 
der  Begriff  der  Congruenz  einen  ganz  bestimmten  durch  unmittel- 
bare Anschauung  gegebenen  Sinn  hat,  während  der  der  Vertausch- 
barkeit  als  abstrahirter  Begriff  keine  so  unmittelbare  Evidenz  be- 
sitzt. Ob  ferner  die  Unterscheidung  positiver  und  negativer  Streckei 
bereits  hier  (S.  6)  von  Nutzen  und  von  didaktischem  Gesichtspunctt 
aus  empfehlenswerh  sei,    kann    man    sehr  bezweifeln.     Der  Sati: 


I,  Lefarb.  d.  ebenen  Geometrie,  ang.  y.  J.  Obermann.    675 

eiche  und  entgegengesetzte  Strecken  heben  sich  anf*  findet 
188  bei  den  wenigsten  Schülern  dieser  Stnfe  ein  rechtes  Ver- 
idnis.  Im  weitem  finden  wir  die  Parallelenthecrie  mit  einer  far 
»  Unterrichtsstafe  passenden  und  stets  empfehlenswerthen  Ein- 
Uieit  and  Anschaulichkeit,  nämlich  durch  Uebertragnng  der 
d?ely  abgehandelt.  Es  wtirde  sich,  glauben  wir,  sogar  empfehlen, 
Theorie  der  Winkel  mit  parallelen  Schenkeln  in  derselben 
iae  xn  begründen,  üebrigens  halten  wir  die  Einffthiung  von 
»deren  Benennungen  für  alle  diese  Winkel  für  überflüssig  und 
IT  fibr  nicht  förderlich.  Die  Erfahrung  lehrt,  dass  das  Anklam- 
11  an  Namen  nur  ein  Hindernis  der  geometrischen  Imagination 

I,  ond  ich  habe  stets  erprobt,  dass  der  gr(3sste  Theil  der 
Qler  es  nicht  zu  einem  fireien  und  vor  Verwechslung  geschützten 
iranche  der  Gegen-,  Wechsel-  und  Anwinkel  bi-ingt.  Aus  diesem 
nde  sind  wir  geneigt,  einer  Darstellung  den  Vorzug  zu  geben, 

sie  der  Herr  Verfasser  selbst  bereits  in  einem  früheren  Werke  ^) 
siaeht  hat. 

Im  II.  Capitel  werden  die  Grundeigenschaften  der  Drei-, 
r-,  Vielecke  und  des  Kreises  in  einer  ganz  entsprechenden  Weise 
andelt.  Es  erscheint  uns  nur  verwerflich,  die  Ausdrücke  Raum- 
ilt  and  Flächeninhalt  als  gleichbedeutend  zu  gebrauchen.  Man 

bei  schwacher  begabten  Schülern  in  der  Stereometrie  ohnehin 
la  Noth,  den  Verwechslungen  von  Rauminhalt  und  Flächeninhalt 
nibengen.  Fig.  36  sollte  das  Dreieck  auch  in  der  umgekehrten 
;€  zeigen.  Von  den  hierhergehörigen  Aufgaben  könnte  46  Miss- 
itliidnisse  veranlassen.  Dagegen  finden  wir  eine  Reihe  von 
dirnngen  ond  Beweisen  S.  21 — 23  in  einer  geradezu  muster- 
ten, prftcisen  und  doch  leichtfasslichen  Weise  behandelt. 

Die  Capitel  m  und  IV  versuchen  die  in  den  elementaren 
irbftchem  bisher  »Temachlässigten  Lehrbegriffe  der  centrischen 
1  ^ynnnetriflchen  Lage  und  Gebilde  einzuführen,  man  kann  sagen 

einer  im  Ganzen  glücklichen  Form,  wiewol  hier  der  Unterricht 
f  Schwierigkeiten  stossen  dürfte,  so  namentlich  bei  einigen  Sätzen 

I I.  59  nnd  67.  Diese  Lehrbegriffe  werden  dabei  auch  zur  Nach- 
linmg  von  Sätzen  und  Lösung  von  Aufgaben  angewandt,  die 
Mt  gewöhnlich  mit  Hilfe  der  Eigenschaften  der  gleichsch^kligen 
il  congmenien  Dreiecke   behandelt   werden.     Beim   IIL  Capitel 

leicht  auch  die  Eigenschaften  von  Winkeln  abgeleitet  werden 
deren  Schenkel   auf  einander  senkrecht  stehen.    In  dem 
§.  76   (8.  32)   wäre   doch   anzugeben  gewesen,    warum 
J  ABC  >  E  ist. 

Im  V.  Capitel  werden  die  wichtigsten  Grundsätze  der  ortho- 
nlen  Prcjection  in  der  Ebene  in  einer  entsprechenden  Weise 
itwickelt  und  darauf  die  Theilung  einer  Strecke  in  gleiche  Theile 


>)  Schnuai  J.,  Anfangsgründe  der  Geometrie  oder  geoin.  Formen- 
ira  fUr  die  unteren  Classen  von  Mittelschulen  und  für  Lehrerseminarien 
ies  1871.  Alired  Holder. 

43* 


676    »7.  Schräm,  Lehrb.  d.  ebenen  Geometrie,  ang.  v.  J,  Oberwumn. 

gegründet.  Warum,  während  der  Herr  Verfasser  sonst  überall  T( 
den  allgemeinsten  Definitionen  ausgeht,  der  Begriff  der  Projecti 
auf  die  Normalprojection  beschränkt  wird,  hat  uns  einigermas» 
gewundert. 

Im  VI.  Capitel  werden  weitere  Eigenschaften  von  Er« 
Dreieck,  Viereck,  Vieleck  abgehandelt,  beinahe  durchaus  in  eigei 
thümlicher  und  recht  glücklicher  Weise.  In  §.  86  (S.  36)  i 
Grossgedruckten  soll  es  statt  Winke]  Central winkel  heissen;  de 
selbe  wäre  in  der  Figur  der  Deutlichkeit  halber  auch  aniudeut« 
gewesen.  In  §.  87  (S.  37)  findet  sich  ein  sehr  büser  circnlos  . 
definiendo.  Es  heisst:  „Die  Bestimmungsstucke  einer  Figur  heisM 
eindeutig,  wenn  die  Construction  nur  eine  Fignr  oder  mehrei 
vertauschbare  Figuren  liefert**  —  und  gleich  darauf  wird  a 
„Princip  der  Identität'^  angeführt:  «Stimmen  zwei  Figuren  i 
den  eindeutigen  Bestimmungsstücken  übereiu,  so  sind  « 
identisch.^  Identische  Figuren  aber  sind  nach  §.  7  (S.  3)  solcb 
die  vei-tauschbar  sind.  Es  haben  schon  viele  Mathematiker  versockl 
die  Euklidischen  Gongruenzsätze  zu  beseitigen  und  durch  die  ei» 
deutige  Bestimmbarkeit  zu  ersetzen,  so  z.  B.  Gemerth,  aber  de 
Zirkel  in  der  Erklärung  ist  überall  vorhanden,  nur  ist  er  soi» 
verhüllt,  und  wo  man  nicht  auf  die  grösste  Exactheit  sieht,  n 
auf  der  unteren  Stufe  der  Mittelschulen,  mag  es  der  Anschaulich« 
keit  halber  hingehen,  ja  sich  aus  didaktischen  Gründen  sopi 
empfehlen,  die  Gongruenzsätze  durch  blosse  Gonstruction  abznleitaL 
Dem  Herrn  Verfasser  scheint  der  oben  citierte  Ausspruch  Hankd'i 
so  imponirt  zu  haben,  dass  er  aus  dem  „ängstlichen  Elanben  in 
den  Congruenzsätzen''  in  das  entgegengesetzte  Extrem  geüdlen  iit; 
dabei  aber  ist  es  ihm  zufalliger  Weise  begegnet,  dass  er  di«  ün- 
eutbehrlichkeit  derselben  in  einem  strengen  Unterrichtsgange  durch 
diesen  circulus  vitiosus  Allen  ad  oculos  demonstrii-t  hat  Es  ist 
feiner  nicht  einzusehen,  wanim  bei  §.  94  die  beiden  congmentui 
Dreiecke  zu  beiden  Seiten  der  Grandlinie  construirt  werden,  ^ 
§.  89j  aber  nicht.  Dieses  Gapitel  enthält  übrigens  eine  Menge  tos 
Lehrsätzen  und  Aufgaben,  in  bündiger  Behandlung,  die  sonst  auf 
dieser  Stufe  gar  nicht,  oder  schwerfällig  behandelt  werden.  Es 
lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  manche  Lehrsätze  sich  mit  Hüf« 
der  vorausgeschickten  Lehre  von  der  centrischen  und  symmetrisciMH 
Lage  kürzer  begründen  lassen;  andei*erseits  aber  ist  es  zweifelhift 
und  muss  erst  die  Erfahrung  lehren,  ob  daduixh  für  den  UDte^ 
rieht  eine  wesentliche  Erleichterung  erzielt  wird,  da  dann  di« 
Schwierigkeiten  hauptsächlich  in  der  Explication  und  AnwendfliV 
dieser  Grundbegriffe  liegen. 

Im  VII.  Gapitel  werden  die  Lehrsätze  über  flächengleich^ 
Figui-en  von  dem  Verfasser  in  recht  anschaulicher  Weise  voip* 
tragen.  Die  Verschiebung  von  Figurenbestandtheilen,  der  Dreiecks- 
ecken, ist  geeignet,  sowol  das  Interesse  als  die  Deutlichkeit  tn 
erhöhen.  Wir  halten  aber  nicht  für  gut,  dass  der  Herr  Ver&sstf 


/.  S^ramy  Lehrb.  d.  ebenen  Geometrie,  ang.  v.  J,  Obermann,    677 

iiieT  bereits  das  Bechteck  mit  AB  .  CD,  das  Quadrat  mit  AB* 
beseichnet.  Der  Schüler  sieht  zunächst  den  Orund  hiefQr  nicht  ein, 
li  Ihm  die  Bedeutung  dieser  Zeichen  doch  schon  aus  der  Arith- 
netik  bekannt  ist.  Es  liegt  daher  hierin  eine  stillschweigende 
Anticipation  der  späteren  Sätze  über  die  Flächenmessung,  und  wäre 
diher  diese  Bezeichnungsart  bis  auf  jenen  späteren  Ort  aufzube- 
halten,  oder  der  Lehrstoff  in  einer  anderen  Ordnung  abzuhandeln 
gewesen.  Dies  hätte  sich  schon  aus  dem  Grunde  empfohlen,  damit 
dar  Schüler  für  das  S.  53  oben  Gesagte  besseres  Verständnis  mit- 
Mehte  und  bei  den  pythagoräischen  Zahlen  nicht  auf  die  An- 
fidianoog  verwiesen  werden  müsste.  Es  nimmt  sich  wahrlich  son- 
derbar ans,  wenn  in  einem  mathematischen  Lehrbuche,  in  welchem 
CS  dem  Verfasser  „vor  Allem  darum  zu  thun  ist,  den  Anforde- 
rnngen  einer  deductiven  Entwicklung  gerecht  zu  werden^,  Sätze 
och  finden,  wie:  „Wenn  die  Seiten  eines  Dreieckes  dieselbe  Strecke 
drei-,  vier-,  fünfhial  enthalten,  so  ist  das  Dreieck  rechtwinklig, 
wie  es  die  Figur  zeigt^.  Aus  demselben  Grunde  werden  auch 
die  hierhergehOrigen  Aufgaben  154  und  155  (S.  94)  von  den 
Schülern  nicht  ohne  Anleitung  gelöst  werden  können. 

Das  VIII.  Capitel  beschäftigt  sich  mit  der  Längenmessung. 
Es  fiUt  auf,  dass  über  Längenmasse  und  Messen  von  Strecken 
int  hier  etwas  gesagt  wird,  während  die  Aufgabe ,  Strecken  nach 
tarn  Massstabe  zu  übertragen,  doch  schon  viel  früher  vorkommt. 
Qeberbanpt  hat  das  im  Princip  sehr  lobenswerthe  Streben  nach 
ijitematik,  nämlich  dem  Inhalte  nach  zusammengehörige  Materien 
nrter  ein  Capitel  zu  bringen,  den  Verfasser  zu  manchen  Incon- 
miienzen  verleitet,  so  bei  der  Berechnung  der  Ludolphischen 
SiU.  Wenn  schon  in  diese  Berechnung  eingegangen  wurde,  so 
«Ire  aach  hinzuzufügen  gewesen,  auf  welche  Weise  die  Umfönge 
1er  ein-  und  umschriebenen  Vielecke  gefunden  werden  können. 
Dies  konnte  freilich  hier  nicht  geschehen,  weil  dazu  die  geome- 
trischen Proportionen  nöthig  sind,  die  erst  im  Capitel  X  behandelt 
mrden«  Deshalb  erscheint  die  Berechnung  der  Ludolphischen  Zahl 
n  der  unrichtigen  Stelle. 

Im  IX.  Capitel  wird  die  Flächenmessung  in  bCindiger  und 

Um  vollständiger  Weise  gegeben.  Die  unbewiesene  Formel  §.  136, 

bgati  (S.    60)  hätte   nach   unserer  Meinung   lieber   wegbleiben 

Unnen. 

Im  X.  Capitel  behandelt  der  Herr  Verfasser  die   geometri- 

lehen  Proportionen  in  einer  schönen,  den  neueren  Ansichten  mehr 
«tiprechenden  Weise.  Wai-um  werden  aber  die  geometrischen  Ver- 

Utnisse  auf  die  Masszahlen  eingeschränkt?  §.  150  (S.  63)  ist 
toi  überflüssig,  wenn  neben  dem  geometrischen  Unterrichte  zugleich 
l«r  arithmetische  einhergeht. 

Capitel  XI  handelt  von  der  ähnlichen  Lage  und  den  Aehn- 
lichkeitspnncten.  Der  Herr  Verfasser  geht  wie  überall,  so  auch 
kier  von  den  allgemeinsten  Erkläi-ungen  aus.    Vom  Wissenschaft- 


478    J-  Schräm,  Lehrb.  d.  ebenen  Geometrie,  asig.  r.  J.  Otenwm». 

iicfaen  Standpuncte  au£  ist  jedeji&Us  diese  Methode  nur  za  loben. 
Der  Verfasser  dürfte  aber  selbst  zugesteken,  daes  dem  Schiller  auf 
dieser  Stufe  eben  ans  dieser  Allgemeinheit  Schwierigküten  ent- 
stehen. Es  bedarf  bei  manchen  der  in  g.  159  (S.  69)  yo^id- 
menden  Sätze  der  gewifisenhaften  ÜTachhüfe  des  Lehrers  und 
eines  fleissigen  Durchübens  der  hierhergehörigen  TJehnngsanfgaben, 
um  Verwirrung  vorzubeugen. 

Im  XII.  Gapitel  werden  Lehrsätze  vom  Dreieck  und  tosi 
Kreis  behandelt,  die  sich  sonst  gewöhnlich  als  Anwendoogea  der 
Aehnlichkeit  ergeben.  Der  HeiT  Verfasser  ist  überall  beskebt» 
den  Zusammenhang  der  Sätze  hervortreten  zu  lassen.  Hier  hStteo 
wir  zu  bemerken,  dass,  falls  schon  der  Satz  §.  162«  (S.  72)  be- 
wiesen werden  sollte,  dieser  Beweis  leicht  durch  BeifÜgniV  ^^ 
Grundes,  warum  das  eine  Dreieck  49,  das  andere  25  gleiche  TheSe 
enthält,  durch  Vervollständigung  der  Dreiecke  zu  ParallelogrammeB 
zu  ergänzen  gewesen  wäre.  Man  hätte  dann  nicht  nöüüg  gehabt,  aat 
die  arithmetischen  Beihen  zu  recurriren,  wodurch  die  Einsicht  in  lie 
Allgemeingiltigkeit  des  Lehrsatzes  bei  weitem  nicht  so  zugänglich  ; 
wird,  wie  durch  jenes  Verfahren. 

Im  XIU.  Capitel  wird  zuerst  der  allgemeinste  Begriff  der 
Verwandtschaft  erklärt  und  dann  die  congruenten  (Gebilde  als  sokhi 
definiert,  deren  zugeordnete  Strecken  einander  gleich  sind.  Es  fizl 
gleich  der  Unterschied  direct  und  invers  congruenter  Gebilde  «rf-  \ 
gestellt,  und  dann  ebenso  im  XTV.  Capitel  der  Begriff  der  Aehi-^ 
lichkeit  erklärt.  So  sehr  diese  Behandlungsweise  vom  Standpmicti 
der  Wissenschaft  aus  gerechtfertigt  ist ,  so  schwer  lässt  sich  ent- 
scheiden, ob  dieses  Ausgehen  von  den  allgemeinsten  AuffaesongeB 
auf  dieser  TJnterrichtsstufe  empfehlenswerth  sei,  wie  wir  edw« 
früher  bemerkt  haben. 

ffiemit  sind  wir  mit  dem  gebotenen  Lehrstoffe  zu  inde. 
Andere  krumme  Linien  als  der  Kreis  werden  in  dem  ganzen  Bache 
nicht  erwähnt,  obwol  die  Eegelschnittslinien  und  einige  aideie 
Carven  die  constructive  Behandlung  einiger  ihrer  HaupteigeDSchaften 
gestatten,  welche  um  so  wünschenswerter  erscheint ,  als  einige 
dei*selben  in  der  Physik  und  sonst  Erwähnung  finden.  D&  ^^ 
ühr^ens  die  Stereometrie  noch  nicht  vorliegt,  so  ist  es  mögUcI« 
dass  der  Herr  Verfasser  hier  das  Veimisste  nachhelt. 

Das  XV.  Capitel  enthält  ein  reichhaltiges  und  gut  gewählte 
Uobungsmaterial,  welches  nur  bei  den  letzten  zwei  Capiteln  etvtf 
knapp  erscheint.  —  Das  XVL  Capitel  führt  die  für  das  geoae- 
trische  Zeichnen  nothwendigen  Bequisiten  auf.  Der  Verfasser  viB^ 
dass  der  Schüler  zu  Hause  alle  Zeichnungen  in  ein  zweites  Bdt 
eintragen  und  mit  Tusch  ausführen  solle.  Wünschenswerth  w4rt 
es  allerdings,  wenn  dem  Gymnasium  der  Mangel  zeichnender  Fächer 
auf  diese  Weise  einigermassen  einsetzt  würde.  Doch  ist  wieder  an* 
dererseits  zu  besorgen,  dass  dadurch  dem  Schüler  zu  viel  Zeil 
entzogen  wird,  um  den  vielen  anderweitigen  an  ihn  gestellten  Ai- 


J.  Loter,  l^hod.-prakt.  Handbuch,  ang.  t.  J.  O.  WaUentin     670 

fordenmgen  zn  jgenügeu.  Eine  uette  Tuschzeichnung  nimmt  min- 
degteos  dofipelt  so  viel  Zeit  in  Anspruch,  als  eine  Bleistiftzeich- 
SQiig.  Ich  lege  ehenfalls  Gewicht  auf  nette  und  möglichst  genaue 
Zeichnungen,  hegnflge  mich  aber  mit  genauen  Bleistiftzeichnungen. 

Das  XVn.  -Gapitel  erscheint  uns  ganz  überflüssig,  indem  die 
da  aufgefohrten  Ausdrücke  ohnehin  im  Laufe  des  Werkes  besser 
•rklSrt  sind,  und  überdies  das  XVIII.  Capitel  ein  Nachscblage- 
vemichnis  aJler  iu  dem  Buche  erklärten  Ausdrücke  enthält. 

Im  Ganzen  müssen  wir  das  Werk  jedenfalls  als  einen  Fort- 
schritt anerkennen;  dio  Erfahrung  aber  kann  erst  endgiltig  ent- 
scheiden, ob  es  rathsam  ist,  sich  schon  auf  der  unteren  Unter- 
ricbtsstafe  von  dem  Hergebrachten  in  der  eingeschlagenen  Bichtung 
la  entfernen. 

Czernowitz.  Dr.  J.  Obermann. 


Methodisch-praktisches  Handbuch  für  den  Lehrer  beim  unterrichte 
im  Bechnen  und  in  der  geometrischen  Furmenlehre  für  Volkd-  und 
Bürgerflchulen,  sowie  für  Lehrerbildungsanstalten.  Herausgegoben  von 
J.  Löser,  Lehrer  der  Mathematik  am  Gymnasium  in  t&den-liaden. 
Für  österreichische  Schulen  bearbeitet  von  Franz  Toraberger, 
Professor  am  n.  5.  Landeslehrerseminar  und  k.  k.  Bezirksschulin- 
spector  in  Wiener-Neustadt.  Dritte,  der  österreichischen  Bearbeitung 
erste  Auflage.  Weinheiro,  Verlag  von  Fr.  Ackonnanu  1877. 

I>as  Torliegende,  für  österreichische  Volks-  und  Bürgerschulen, 
sowie  für  Lehrerbildungsanstalten  bearbeitete  Handbuch  enthält 
lAen  ganzen  Stoff  des  Rechenunterrichtes,  wie  er  in  den  ministe- 
jiellen  Lehrplänen  vom  18.  Mal  1874  Z.  6549  in  Aussicht 
•genommen  wurde,  vertreten  und  behandelt.  Mit  Becht  sagt  der 
Bearbeiter  des  Löser^schen  Buches  Prof.  Tomberger,  dass  ,,das 
jBtudinm  praktischer,  auf  wissenschaftlicher  Grundlage  stehender 
JSQfsbftclier  sowoi  tar  den  Lehramtscandidaten  als  auch  für  den 
liieren  Lehrer'  eine  nnerlässliche  Bedingung  sei ,  ohne  welche  ein 
durchgreifender  Erfolg  des  Untenichtes  kaum  möglich  ist.''  Der 
YoBug  des  vorliegenden  Handbuches  liegt  hauptsächlich  darin, 
dass  die  beim  Bechennnterrichte  vorkommenden  Methoden  nicht  nur 
erwähnt  und  der  Schüler  in  denselben  abgerichtet  wird,  sondern 
dase  erstere  eine  naturgemässe  wissenschaftliche  und  theo- 
retische Begründung  erfahren.  Dem  sogenannten  angewandten 
Eeehnen  ist  hier  mehr  Sot^alt  als  anderswo  zugewendet.  Zu  diesem 
Zwecke  musste  insbesonders  das  abgekürzte  Bechnen  mit 
Decimalbrüchen  natürlich  und  anschaulich  vorgeführt  werden ; 
denn  es  spielt  im  praktischen  Bechnen  geradezu  die  ei-ste  Bolle 
und  wir  können  den  Worten  des  Verfassers,  dass  ,,das  decimale 
Münz- ,  Mass-  und  Gewichtssystem  erst  dann  seine  volle  Wfii-digung 
erhalten  wird,  wenn  sich  das  abgekürzte  Bechnen  auch  in  den 
Volksschulen  und  von  da  aus  im  praktischen  Leben  eingebürgert 
hat*'  vollends  beistimmen. 


SSq    /.  Löser,  Method.-prakt.  Handbach,  ang.  v.  /.  G.  WcOenHn. 

Im  Nachfolgenden  soll  eine  knrae  Inhaltsangabe  dieses  Hand* 
buches,  das  schon  so  viele  günstige  Becensionen  erfahren,  gegeben 
und  auf  einige  dem  Beferenten  wichtig  erschienene  Momente  auf- 
merksam gemacht  werden. 

In  der  Einleitung  wird    der  Begriff  der  Zahl  in  klarer 
Fassung  gegeben.    Hier,   wie  überall   im  weiteren  Verlaofe  des 
Handbuches,  finden  wir  aus  den  Concreten  das  Abstrafte  dedndert, 
der  einzig  richtige  Weg,  der  eingeschlagen  werden  konnte.  Becht 
gut  ist  die  Darstellung  der  Grundsätze  gegeben,  welche  beim  Bechen- 
unt errichte  stets  vor  Augen  zu  halten  sind  (p.  3  u.  4).   Diese  sind 
wahrhaft   goldene  Sprüchlein,    die  jeder  Lehrer    nicht  nor 
wissen,  sondern  auch  in  Anwendung  bringen  soll.  ImerstenAb- 
schnitte  (das  Zu-  und  Abzählen  von  1 — 5  einschliesslich 
im  Zahlenkreise  von  1—20)  werden  zunächst  an   conenten 
Beispielen  die  Begriffe  „mehr"   „weniger*',  „gleichviel"  zum  Be- 
wusstsein  gebracht.   Dazu  dient  auch  in  trefflicher  Weise  der  Zähl- 
apparat, auf  den  Verfasser  zu  wiederholten  Malen  hinweist.  In  §.  7 
sowie  in   den  nachfolgenden  Abschnitten  finden  wir  einige  histo* 
rische  Data,  deren  Kenntnis  jedenfalls  vom  grossen  Nutzen  ist.  Jkx 
zweite  Abschnitt  enthält  die  vier  Grundrechnungsarten  mit  den 
Zahlen  1—10  im  Zahlenkreise  1 — 100  und  erst  im  dritten  Ab- 
schnitt wird  eine  Erweiterung  des  Zahlenraumes  vorgenommen ;  die 
ungemein   klare  Darstellung  der  Bangordnung  der  Zahlen  ist  be- 
merkenswerth.  Das  Bilden  der  Zahlenreihe  bis  1000  wird  an  Zeh- 
nerbündchen dargestellt  (p.   31 — 34).    In  der  Lehre  von  dar 
Subtraction  ist  der  Unterschied  zwischen  dem  „Borgen'^  und  den 
„Ergänzen*'  festgehalten,  was  als  wichtig  betont  werden  mag. 
Vorzüglich  bearbeitet  ist  der  vierte  Abschnitt,  die  Grundrech- 
nungsarten in  ungleich   benannten  Zahlen   enthaltend.    Als  Ein- 
leitung  hiezu  wird  eine  klare  Uebersicht  des  Geldwesens  iia 
Allgemeinen,    eine  Geschichte    der  deutschen  Mflnse, 
die  Aufzählung  der  vorzüglichsten  Silbermünzfusse   und  der  wich- 
tigsten Geldmünzen  gegeben.   Hieran  schliesst  sich  dann  die  Lehre 
von  der  Beduction  und  Besolution,  also  von  der  Verwandlaog 
niederer  Münzsorten  in  höhere  und  umgekehrt.   In  analoger  Weise 
wird  das  Mass-  und  Gewichtswesen  dargestellt.   Die  „knne 
Geschichte  des  metrischen  Systems"  einerseits,  die  sach- 
liche Behandlung    des    „metrischen    Systems"   andererseits 
konnte  nicht  zweckentsprechender  und  natürlicher  gegeben  werden. 
Die  Lehre  von  den  Zeitmassen  und  der  Zeitrechnung  schliesst  sich 
den  vorerwähnten  Theilen  würdig  an. 

Im  fünften  Abschnitte  folgt  das  Bechnen  mit  Decinud- 
zahlen ,  im  sechsten  die  Lehre  von  den  einfachen  und  zusammenge- 
setzten Zahlen.  Wichtig  war  es  auch,  dass  Verfasser  in  diesem  Bah- 
men  die  Theorie  und  Anwendung  der  Neunerprobe,  die  leider 
immer  mehr  und  mehr  in  Vergessenheit  geräth ,  behandelte.  Denn 
gerade  derartige  Proben  zeigen  wenigstens  mit  grosser  Wahrschein- 


l  loser.  Melhod.-prftkt  Handbach,  ang.  v,  /.  (?,  Waileniin.     681 

Ikhktit,  ob  die  RccbntiBf?  richtig  oder  tmnchtig  sei.   Die  Lehre  vod 
[  der  EoUtebuDg  der  Brüche .  von  dem  Rechnen  mit  döiiselben  und 
kern  Zut^ammetihango  mit  den  Decimalbrfichen  erfahrt  im  sieben* 
^lia  Ä bschn itte  eine  Erörterung.    Der  achte  Abschnitt  um* 
lAafg&ben  au,s  dem  angewandten  Rechnen  (Geschäf        "  :iin- 
die  hier  nach  bestimmten  Darstellungsarton  und   \  ls- 

mrthoden   geordnet  erscheinen.    Es   folgen   in    diesem   Alisjühnitte 
[tiaandor:  die  Schluss-  oder  Zweisatzrechnungen  (Regeldetrie) ,  die 
Ifrocontrechnnngen*   die  Zins-  Rabatt-  Disconto-SpesenrechnnogeD. 
ff,..  m-Kr^ii^drigen    Zweisatzrechnungen  (zusammengesetzo  Regel- 
i  tssen  die  Lehre  von  den  zussammengesetzen  Zinsreclmun- 
fter  Tararechnang,  der  Agio-,   öewinn-Verlustrechnung,  der 
jleichung  und  Umrechnung  der  Mönzen  nach  den  verschie- 
Wiihrungen,  der  Kettensatz-,  Theilungs-  und  Oesellschafts- 
ictauDg  Ui<f.  Die  ausserordentlichen  Vorzüge,  welche  die  im  neunten 
kSsehnitte   gegebene  Behandlung  der   abgekörzten  Rech* 
[lungsniethoden  mit  Decimalen  hat,  wurden  schon  im  Etn- 
Äge  dieses  Referates  in  gebührender  Weise  erwähnt.  In  der  Weise, 
\t»  hier  geschehen»  gelehrt,  wird  diese  Lehre  auch  dem  schwach- 
tfchfller  zugänglich  gemacht  werden  können.    Das  Verfahreu 
*l  Ti  Rechnens  wird  ebenfalls  beim  Ausziehen  der  Qua- 

kwnrzel  (zehnter  Abschnitt)  gelehrt.    Als  eine 
adtge  Ergänzung  des  achten  Abschnittes  kann  der  eilfte 
Proportionen**)  sowie  der  zwÖlfte(|,von   den  Tages- 
IfliiQ,  Rechnangsauszilgen    und   Contocorrenteu")  be- 
werden*    In  einigen   sehr  instmetiv  gewählten  Aufgaben 
iff  Wef<»Ti  dieser  in  das  Gebiet  ^^r  praktischen  oder  Hau- 
ff :^  geht^renden  Rechnungen  beleuchtet. 

'S  Handbnches  wird  vom  Verfasser  die  .^geome- 
tifche  Formenlehre'*  in  der  Weise  und  dem  Umfiinge  vor- 
|iftlhrt,  wiö  sie  in  der  Volksschule  nach  den  bestehenden  Vorschriften 
tlangt  wird.  Nach  einer  kurz  und  lichtvoll  gehaltenen  Darstellung 
br«  Tom  Poncte,  von  der  Linie,  den  Winkeln  und  den  ebenen 
1  dowie  der  Ani^fÖhrung  einiger  fundamentaler  Constructions- 
|n  wird  die  Berechnung  der  Flfichen ,  des  Oberflächen  Inhalte» 
per  und  des  Kubikinhaltes  derselben  vorgenommen. 
1e  Worte  de«;  österreichischen  Bearbeiters ,  Prof.  Tomber- 
d&iss  durch   das  vorliegende  Werk   der  Lehrorwelt  ein  Hand* 
Ifabach  geboten  wird,  das  seiner  Anlage  und  seinem  Gehalte 
^ine  bedeutende  Erschetunng  in  der  pädagogischen  Literatur 
anwt  werden  kann»  sind  keine  bohlo  Phrase,  was  demjenigm  zur 
klar  werden  dürfte,  der  sich  der  geringen  Mflho  unterzieht, 
f  tieferen  Einblick   in   dieses  Buch  zn  thun.    Nach  diesen  hier 
leo  9delhoden   herangebildete  T^ehrer  werden  gewiss  auf  spie- 
Tiife  mit  ihren  Schölorn  das  erreichen .  was  sonst  nur  mit 
lufig  Ton  viel  Mühe  mfVglich  wiVre.    Und  so  ki3nnen  wir  diese 
auf  d<M     '"  '    u^  der  püdagogischen  Literatur  Oester- 
[flroudig  I 


66S    F.  Sengt,  SynoiMis  d.  Minoniogie  a.  Qeokgie«  M19.  r.4?.  Dotft^r. 

Zu  erirfthoea  ist,  diM  das  Buch  dnidi  Friese  quA  Lang  vt 
Wies  debitiert  irird  and  durch  jede  Baohhandliuig  olme  AulBflÜttlt 
zu  beziehen  ist.  Die  erw&hnten  Tonfige,  der  billige  Preis  (8  ML 
40  Pf.),  die  sorgfältige  und  schöne  AHflstattimg  werden  ^ma  Ihrige 
dazu  beitragen,  dase  dieses  Handbuch  sich  bald  und  Tieler  Orten  n 
Oesterreich  einbürgere. 

Brunn.  J.  G.  WalleBtin. 


Synopsis  der  Mineralogie  und  Geologie  von  Dr.  Ferdinand  Senfft, 
Prof.  der  NaturwissenHcbaften  an  der  Forstakademie  la  Risenach. 
HaDDOver.  Hahn*scbe  Bachhandlang  1878.  IL  Theil  IT.  Abthdlang 
Geognosie. 

Es  liegt  hier  die  Fortsetzung  des  im  vorigen  Jahrgang  dieser 
Zeitschrift  besprochenen  Werkes  vor,  welche  die  zweite  HUfte  der 
zweiten  Abtheilung  „Geognosie"  enthält. 

Während  die,  im  Jahre  1876  erschienene  exBte  Hälfte  die 
Atmosphäre-,  Hydro-  und  Petrographie  behandelte,  beschBftigt  sich 
diese  mit  der  Formationslehre;  Mancherlei  Störungen  haben,  wie  der 
Terfasser  in  der  YoiTode  bemerkt ,  das  Erscheinen  dieses  zweiten 
Theiles  so  lange  verzögert 

Im  ersten  Abschnitt  behandelt  der  Autor  zuerst  die  Entwick- 
lungsgeschichte der  Formationen  im  Allgemeinen ,  vor  Allem  den 
Begriff  einer  Gebii-gsformation  und  deren  Ablagerungaverhiltnisfie 
und  Bildung&massen.  Insbesondere  bespricht  er  die  Yerschiedenheit 
der  Formationen  nach  Massen  und  Lagerorten ,  ferner  die  räomliche 
Ausbreitung  der  Formationen,  die  Störungen  ihrer  Entwicklung, 
dann  die  Organismenreste  der  geschichteten  Formationen  und  die 
Verschiedenheit  dieser  Organismenreste  in  den  einzelnen  Forma- 
tionen, insbesondere  aber  die  Abhängigkeit  der  Existenz  und  der 
Verbreitung  der  Organismen  von  ihrem  Körperbau  und  ihren  äusse- 
ren Lebensbedingungen.  Dann  definiert  er  die  geologischen  Zeit- 
alter oder  Perioden ,  ferner  die  Formationen  und  die  Formationen- 
gruppeiL  Zum  Schlüsse  dieses  allgemeinen  Theiles  gibt  er  eine 
sehr  ausführliche  tabellarische  Uebersicht  der  Erdrinde-  und  Orga- 
uismenbildung  der  einzelnen  geologischen  Zeitalter ,  in  der  erstens 
die  Benennungen  der  einzelnen  Etagen  angeführt  werden ,  dann  die 
Organismenentwicklung  im  Allgemeinen ,  weiterhin  die  charakteri- 
stischen Gesteine  der  betreffenden  Formationen  und  die  wichtigsten 
Leitfossilien  derselben  aufgezählt  werden.  Anhangsweise  finden  sich 
dann  noch  die  vulkanischen  Erscheinungen  jeder  Formation  erwähnt. 
Diese  Tabellen  sind  sehr  praktisch  und  ubei'sichtlich  durchgeführt. 

Hierauf  folgt  nun  die  specielle  Besdueibung  der  einzelnen 
Formationen ,  wobei  mit  der  ältesten ,  der  azoischen  Formation,  be- 
gonnen wurde,  und  namentlich  auch  des  Eozoons,  des  ältesten, 
allerdings  problematischen  Wesens  gedacht  wird. 


F,  Senfftf  Synopsis  d.  Mineraloge  n.  Geologie,  ang.  v.  C.  DoeUer,    OBI 

An  diese  reihen  sich  nun  die  jüngeren  sedimenUren  Forma- 
tioDen. 

Der  Vedhsser  ist  dabei  der  allgemein  anerkannten  Einthei- 
hzng  der  Erdrindemassen  in  Gruppen  und  Formationen  gefolgt ,  und 
hat  dann  bei  der  Beschreibung  jeder  Gruppe  das  Bildungs-  und 
Verbreitungsgebiet,  die  Bildungsmassen  und  die,  während  ihrer  Ent- 
vicklungszeit  auf  Erden  existierenden  Lebensverhältnisse  der  Orga- 
nismengeschlechter ,  dann  aber  specieller  die  verschiedenen  Glieder 
der  einzelnen  zu  jeder  Gruppe  gehörigen  Formationen  je  nach  ihrer 
petrographischen  und  paläontologischen  Beschafifenlieit  beschrieben 
und  dabei  einerseits  zur  Bestätigaug  des  über  jede  einzelne  Forma- 
tion Mitgetheilten  und  andererseits  zur  Vei-anschaulichung  der  Glio- 
derui^  jeder  Formation  in  den  einzelnen  Landesgebieten  ihres  Auf- 
tretens eine  „vergleichende  Uebersichtstafel  der  Gliederung  der  um 
meisten  bekannt  gewordenen  und  am  vollständigsten  gegliedert  er- 
scheinenden Formationen"  einer  Jeden  Gruppe  beigefügt.  Endlich 
wird  am  Schlüsse  jeder  Formationengi-uppe  das  Wichtigste  über  die 
Störungen  der  Ablagerungsverhältnisse  ihrer  Glieder,  über  die  For- 
men ihrer  Landesbildungen,  und  über  die,  während  oder  kurz  nach 
ihrer  Entwicklung  zum  Vorscheine  gekommenen  vulkanischen  Er- 
scheinungen mitgelheilt. 

Wir  finden  in  diesem  Werke  sehr  viele  Details,  die  nicht  nur 
dem  Studierenden  und  dem  Laien,  sondern  auch  dem  Fachmanne 
sehr  nntzlich  sein  können,  und  welche  vielfach  eigene  Beobachtungen 
des  Autors  sind. 

Femer  zeichnet  sich  das  Werk  durch  seine  leicht  fassliche  und 
klare  Darstellung  aus,  und  ist  sehr  übei*sichtlich  geschrieben ;  jedoch 
ist  der  Standpunct  des  Verfassers  in  manchen  Puncten  ein  schon 
veralteter,  femer  hat  derselbe  auch  die  Literatur  nicht  in  dem  Masse, 
wie  es  namentlich  bei  einom  so  ausführlichen  Werke  wünschenswertli 
gewesen  wäre,  benützt,  was  indes  wol  dadurch  entschuldigt  werden 
kann,  dass  ihm  dieselbe  nur  unvollständig  vorgelegen  ist. 

Als  Quellen  gibt  er  ausser  den  Zeitschriften  der  deutschen 
.gwlogischen  Gesellscliaft ,  und  den  verschiedenen  Mittheilungen  aus 
dem  neuen  Jahrbuch  fRr  Mineralogie  von  Leonhard  und  Goinitz 
noch  folgende  Kartenwerke  an:  „Dechon's Karte  von  Deutschland", 
„Gfimbers  geognostische  Karten  zu  seiner  geologischen  Beschrei- 
bung Bayerns",  „Römer's  und  Prediger's  Karte  vom  Harz",  „H. 
Credner's  Karte  von  Hannover  und  von  Thüringen*^,  „Studefs 
und  Escher^s  Carte  geologique  da  laSuisso*',  ,,Murchisons  Geo- 
iogical  Map  of  the  Silurian  Rocks. ^ 

Die  Ausstattung  des  Buches  ist  eine  vorzügliche,  ferner 
zeichnet  sich  dasselbe  durch  Illustiationen  aus,  welche  niclit  nur 
sehr  gut  ausgefuhi-t.  sondern  auch  höchst  pa.sscnd  gewählt  sind. 
So  s.  B.  finden  wir  eine  Keihe  trefflicher  Profile  und  sehr  instruc- 
tiTer  Ansichten,  endlicli  aber  aach  eine  Beihe  von  Abbiirlungeii  i\tti 
wichtigsten  Petrefacten.   Wenn  ab»o  einerrieits  die  Ueber.sichtlich- 


K,  Knauer's  NanturgeschichtL  Werke,  tag.  ▼.  B.  xi»^. 

gute  Ansstattnng,  nnd  der  Detailreichthnm  des  Weifces  nur 
lüg  anerkannt  werden  kann,  so  mass  man  nur  bedanern,  dast 
h  das  Festhalten  an  veralteten  Ideen,  das  Bach  leider  nieht  ein 
z  voTzflgliches  nnd  tadelloses  genannt  werden  kann. 
Graz.  C.  Doelter. 


otanik  für  gehobene  Elementarschalen.  Nach  methodiBchen 
Grandsätzen  bearbeitet  von  Dr.  B&nitz.  Berlin.  Verlag  von  Adolph 
Stabenrauch.  1878.  8«.  IV  u.  108  S.  mit  268  Holzschnitten.  PreU 
1  Mark. 

Dieses  Werk  ist  gleichsam  ein  den  Bedürfhissen  der  Ele- 
mentarschulen Frenssens  angepasster  Auszog  ans  dem  Lehrbache 
der  Botanik  desselben  Verfassers,  welches  seinerzeit  ausführlich  and 
anerkennend  in  dieser  Zeitschrift  besprochen  wnrde.  Die  VorzUge, 
welche  sich  bei  dem  erwähnten  Lehrbuche  der  Botanik  von  Bäniti 
vortheilhaft  bemerkbar  machten,  kommen  auch  bei  dem  vorliegenden 
Werke  zur  Geltung.  Dasselbe  enthält  ein  reiches,  zweckmässig  aus- 
gewähltes und  wolgeordnetes  Materiale,  das  durch  sehr  viele  gute 
Holzschnitte  bestens  illustriert  wird;  die  typographische  Ausstattang 
ist  eine  gefallige,  der  Preis  ein  ungemein  niedriger.  Es  kann  somit 
auch  diese  Ausgabe  der  Botanik  von  Bänitz  an  den  Mittelschalen 
unseres  Kaiserstaates  als  ein  gutes  Nachschlagebuch  mit  Vortheil 
be  nützt  werden. 

Wien.  H.  W.  Beichardt. 


1.  Europas  Kriechthiere  und  Lurche.    FQr  den  Natorfireand  be- 

schrieben und  nach  ihrem  Leben  geschildert  von  Dr.  Friedrich  K. 
Knauer.  Wien,  1877.  (A.  Pichlers  Witwe  und  Sohn)  8*.  148  SS. 
75  kr.  ö.  W. 

2.  Naturgeschichte  der  Lärche  (Amphibiologie).  Eine  umfassenda 

Darlegung  unserer  Kenntnisse  von  dem  anatomischen  Bau,  der  Ent- 
wicklung und  System.  Eintheilung  der  Amphibien  sowie  eine  ein- 
gehende Schilderung  des  Lebens  dieser  .Thiere  von  demselben. 
xMit  120  lllustr.,  4  Karten  u.  2  Tafeln.  Wien,  1878  (ebenda),  gr.  8* 
XX  und  340  SS.  4  fl.  50  kr.  ö.  W. 

3.  Dr.  Friedr.  K.  Enauefs  Naturgeschichte  des  Thierreiches. 

Lehr-  und  Lesebuch  für  die  antern  Classen  der  Gymnasien,  Real- 
schulen und  verwandten  Lehranstalten.  Mit  600  Abbildungen.  Wien. 
1878  (ebenda)  gr.  8».  X  und  294  SS.  1  fl.  ö.  W. 

Herr  Knauer  ist  ein  auf  dem  Gebiete  der  Herpetelogie  and 
Amphibiologie   bereits   so   wohlbekannter  Schriftsteller  ^) ,   dass  es 


*)  Von  seinen  sonstigen  Schriften  seien  hier  verzeichnet:    Beob 
achtungen  an   Reptilien    und  Amphibien   in  der  Gefanger 
>chaft.  Wien,  Holder  1875.  —  Amphioien-  und  Reptil iensuch 
Ebenda  1875.  —  Fang  der  Amphibien  und  Reptilien    und    der 
(Konservierung    für  Schulzwpckp.  hbenda  1875.  —  Die  Reptilien  u* 
Amphibien  Niodi^rösttjrroioli  s.  Ebenda  187.5. 


S   AT«  •  4   tr*s  Ntttargeschicbtl.  Werke,  ang.  t.  B*  HeUcr.        885 

Ml  Ajiieige   seioer  Werke    yoü  meiner  Seite  wol   kaum  bedarf, 

jttm  Natm-freiitido  nnd  Facbgenossen  auf  diegelben  aufmerksam  zn 

achen;    dennoch   entspreche   ich    mit  Vergnftgeii   dem  Wunsche, 

diesen  Bhittern   die    in  der  üebcrschrift   genannten  Bücher  zu 

busprechen,    weil  ich  gerne  zur  Verbreitung  derselben,  besonders 

Scbttlkreisen,  einigermassen  beitragen  möchte. 

1.  Der  Verfasser  sagt  uns  im  Vorworte  der  unter  1  ange- 
Uirten  Schrift,  dass  er  auf  Wunsch  des  Verlegers  aus  dem  für 
Jesi^en'sche  Volks-  und  Jugendbibliothek  geschriebenen,  \ier 
■  iiden  Werke:  ^unsere  heiraischen  und  an&län- 
II  und  Eeptilien''  den  Inhalt  des  ersten,  zweiten 
eines  Theiles  des  dritten  Bändcheus  in  etwas  geänderter  Form 
M^J"  erßcheinon  lasse,  weil  er  voraussetze,  dass  diese  Schil- 
J»niDgen  auch  einem  weiteren  Leserkreis  nicht  uuer wünscht  kom- 
len  und  sich  auch  ältere  Leser  die  stellenweise  fiir  die  Jugend 
^rechnete  Redeweise  gefallen  lassen  werden.  Und  in  der  That,  er 
^rfte  sich  nicht  getauscht  haben! 

So  wie  Brehm,  O.Lenz  und'SfLisius  in  ihren  unübertroffenen 
Iderungen  den  Leser,  ob  Laie  oder  Fachmann,  un wider- 
i  :  11  /.ur  Bewunderung  des  reichen  Thierlebens  mit  fortreissen, 
versteht  es  der  Herr  Verfasser,  in  wärmster  Sprache  für  seine 
pH^bton,  leider  viel  verkannten  Kriechthiere  und  Amphibien  des 
WerÄ  Theilüahme  zu  erwecken.  Ich  möchte  sagen,  dass  er  mit 
er  Art  rührender  Beredtsanikeit  für  seine  Lieblinge  das  Wort 
eift  und  jede,  auch  die  verborgenste  Schönheit  und  Tugend 
lerselben  hervorzuheben  und  zur  Geltung  zu  briögeu  weiss.  Das 
ttch,  wie  eine  ünterbaltungslectüie,  birgt  doch  einen  Schatz 
IwrthvoUer  und  lehireicher  Beobachtungen  eines  echten  Katur- 
trschers. 

Auf  den  ersten  Blättern   des  Buches   finden  wir  das  Wich- 
li^^  ,(^  systematische  Stellung  der  Amphibieü  und  Reptilien, 

-  t^  über  ihre  zeitweise  Eiemenathmung  und  über  die 
aorphose  der  ersteren,  eiue  charakteristische  Schilderung 
'  Classen  und  die  weitere  Eintheiluug  derselben  in  Ordnungen. 
Der&uf  folgt  Allgemeines  über  die  Reptilion,  worin  die  Saurier 
Vorwelt,  ferner  die  Bewegungen  der  Reptilien,  deren  Empfind- 
Bcbkeit  g&gen  die  Kulte,  Winterschlaf,  Lebensweise,  Geistesfahig- 
ren  behauptete  Zählebigkeit  und  Häutungsprocess  höchst 
erört*>rt  sind.  Vielleicht  möchte  in  diesem  Abschnitt  nur 
über  die  Saurier  der  Vorwelt  Gesagte  dem  Anfanger  ohne  alle 
[Ische  Vorkenntnisse  und  jenen,  die  von  einer  Jura-Zeit  kaum 
Bne  Vorstellung  haben,  etwas  schwer  fasslich  sein;  es  erscheint 
aber  angezeigt,  hier,  wenn  man  schon  der  vorweltlichen  Fauna 
^denken  will,  einige  einleitende  und  erklärende  Worte  vorauszu- 
JEen,  BerSatz;  „Gleich  Riesenschatten  durchflogen  damals  die 
Gchson  mit  ihren  mächtigen  Flügeln  die  Luft  usw.*"  scheint 
Vf  nicht  geeignet,  eine  richtige  YorstellaTig  dieser  merkwürdigen 


680      K.  Knauer'8  NaturgeBchichtl.  Werke,  ang.  v.  B.  Heller. 

Thiere  zn  erzeugen;  denn  von  den  bis  jetzt  ungefähr  16  bekannten 
Arten  der  Pterodactylen  ist  die  grOsste  nur  so  gross  wie  etwa 
eine  Ente,  und  die  bekannteste  Art  der  Pt.  crassirostris  nor 
20  Centim.  lang. 

In  den  nachfolgenden  Abschnitten  wird  die  Lebensweise  and 
werden  die  Eigenthümlichkeiten  der  einzelnen  Arten  genaner  and 
meist  mit  schärfster  Beobachtungsgabe  beschrieben.  Der  Herr  Ver- 
fasser macht  zn  diesem  Zwecke  einen  Nachtspaziergang  in's  Freie, 
um  uns  anf  selben  Leben  und  Treiben  der  Schildkröten  keimen  zo 
lehren;  an  einem  herrlichen  Sommermorgen  fahrt  er  dann  den 
Leser  an  einen  Snmpf  und  in  dessen  Umgebung,  dann  weiter  in 
den  Wald,  am  mit  ihm  die  einheimischen  Schlangen  in  ihrem  Tkon 
und  Lassen  za  beobachten  und  ihre  Lebensweise  zu  studieren.  IGt 
der  gründlichen  Beantwortung  der  Fragen,  wie  man  die  Gift- 
schlangen zu  erkennen  im  Stande  ist  und  welche  Gegenmittel  man 
gegen  Biss  und  Gift  einer  Giftschlange  anwenden  muss,  schliesst 
dieser  an  Naturschilderungen  reiche  nnd  musterhaft  geschriebene 
Abschnitt. 

In  ganz  gleicher  Weise  behandelt  der  Herr  Verfasser  in  den 
nächsten  Abschnitten    die  Eidechsen    nnd  hierauf  die  Amphibien 
Dentschlands  und  Oesterreichs   und  gibt  zum  Schluss  eine  Ueber- 
sicht  der  Amphibien  und  Beptilien  des  übrigen  Europa.  Es  würde 
zu  weit  fahren,  alle  Einzelnheiten  dieser  Abschnitte  za  besprechen ; 
in  Ausführung  der  Schilderungen,  in  sorgfältiger  Wiedergabe  des 
Beobachteten,  in  Sprache 'und  lebhaftem  Ausdruck  bleibt  sich  der 
Herr  Verfasser  bis  zu  Ende  gleich,  so  dass  der  aufmerksame  Leser 
sicher  kein  Blatt    und    keine  Zeile    überspringt   und    mit  wahrer 
Befriedigung  das  Buch  aus  der  Hand  legt.  Druck  und  Papier  sind 
gut;  der  Stil  ist,  wie  angedeutet,  reich  und  fliessend,  nur  manche 
Sätze  bedürften  einiger  Feile.  Es  trifft  dies  Kleinigkeiten,  die  gau 
zufällig  unterlaufen  zu  sein  scheinen  und  leicht  verbessert  werden 
können. 

Der  bilderbuchartige  Umschlag  hat  mir  missfallen  und  we- 
niger  erwarten  lassen,  als  ich  gefunden  habe, 

2.  Ich  halte  mich  nicht  für  berufen,  das  unter  2  genannte 
Specialwerk  seinem  ganzen  Werthe  nach  beurtheilen  zu  können, 
und  muss  mich  begnügen ,  den  Eindruck  zu  skizziren ,  den  es  anf 
jedcin  einigermassen  Naturkundigen  ohne  Zweifel  machen  mnss. 
Man  sieht  auf  den  ersten  Blick,  dass  die  zoologische  Literatur 
Oesterreichs  durch  dieses  Werk  um  eine  hervorragende  Monographie 
vermehrt  worden  ist.  Man  werfe  nur  einen  Blick  auf  das  Inhalts- 
verzeichnis nnd  man  wird  von  der  ausserordentlichen  Reichhaltig- 
keit dieser  Amphibiologie  von  vornherein  eine  günstige  Vorstellung 
gewinnen. 

Der  I.  Theoretische  Theil  enthält  nach  der  Einleitung  eioA 
Geschichte  unserer  Kenntnisse  von  den  Lurchen,  u.  z.  seit  Arisiotelee 
(384—322  V.  Chr.)  bis  auf  Johannes  Müller ,  Lucian  Bonaparte 


Kmauer*^  Ngtargegchichtl  Werke,  mg.  v.  B,  HtUtr.      0  81 

cid  L  J.  Fit  '— J^'^ö).     Bieraiif  fok^t  die  Anatomi« 

4ir  Litrcbe.     K    ,  n\^.  Haut,  Körpei-äkolett,    Mtmknlator; 

.  Srnrny^^m.  Sinnesorgane,  Harnorgane.  Veniauungsorgane,  Ath- 
mngsoT^oe ,  Geschlechte-  und  KreidlatiforganOi   sowie   dii»  Fott- 
ptesvagv-  uod  Entwicklungsgeschichte  sind  rnit  wisaenschuftlieher 
0lftiilf^&eit  liargestellt  und   mit   57  Figofeu  auf  das  Beste   imd 
ä^dQSdi    «rUuteit,     Es    folgt   eine    vollständige  Auf^.lhlang'    der 
l^irdie    aller  Welitheile    und  ein«»  ejngoliendero  Beschreilumg  der 
mopil^h«!!  Lurche  belinfs  Bestimmnng'  der  einzelnen  Arten  (8.90 
rbu»  S.  12^).  Der  Herr  Verfa«ser  ergeht  sich  hierauf  in  einer  ge- 
rn., n  l^r.vrteiunjf  der  PiUaeontologie  der  Lurche,  Die  beigegebenen 
i^'Q   Ilolz^chnitto    erreichen   Inenut  di^   ansehnliche  Zahl 
Bo>  Die  e^eofYapbJsche  Verbreitung  der  Lurche  aberhatii^  und 
DpM  iosbesandere ,  endlich  die  Uebersicht  der  fesamaiten 
iatiir  mm  theoretischen  Theil  macht  den  8('liln3s  detsselben* 
Dar    n,   ^Allgemein   beschreibende    und   schildernde    TheiP 
lerst  ein  Verzeichnis  der  Lurche,    dte   in   die!»eui  Theile 
lie  kommen.     Der  Herr  Verftuser   theilt   sio  nach    ihrer 
UbfD^weifie  in:  U  Bew(»hnor  der  l«»ficht<m  Sumpf^lder  und  Auen; 
i  Bewohner    der    kleinen    Moräste,    Wassergräbeii ,    Sumpfufer; 
3,  eigentiir.h«  Wasscrbewohoer  unter  den   Lurchen;     4.    Bewohner 
IfnMe^  ' 'cko  und    unterirdischer  Grotten,    und  schildert    die 

ij    Lurche    aller  Welttheilo    nach    ihrem  Vorkommen 
r^  Ejgenthllmlicbkeiten  so  anziehend,  das»  man  diesen  Theil 
en&atx  xu  den  wisseufeicbaftlichen  —  den  unterhaltenden  nen- 
kdiinte.     Zahlreiche  wirklich   schiene   Holzschnitte  geben   ein 
Bild   der   wichtigBten   AHen    und  tragen  weseolUch  xum 
feT*it<indni8  des  reichen  Materials  bei, 
lit  te:    Allgemeines  über  die  Lurche,  '-  Keit 

«ad  Sehiti  ier  Lurche,  Fliege  und  Zucht,  Faii>  u- 

«^rrieruBg  dieser  Thiere  enthalten  vieles  schon  aus  anderen  Werken 
'!>«  Herrn  Verta?!seris  BckanntittJ,  wa*  aber  desnngeachl^t  juchon 
ikskalb  in  diasem  gvos&en  Werk«  auf  dem  richtigen  Flata  tat, 
daaiit  iiidit««  fehle,  wa;«  zu  deas«»  Vollatandigkeit  nothwendig  er« 
acbaiOAB  könnte, 

Ui  t  elegant,  der  Dmck  «•orrect 

»^n.  1  rrn  Verfasser  sowie  der  Ver- 

bHodlung  ist  wabrlieb  zu  dieaem  Unternebiaeii  Gltlck  zu 

9.,  Habtu  die  arstb«8prochen«o  Werke,  daa  eine  durch  seinen 

Blanden  popuEi^en  Ton,  das  andere  durch  seinen  Wissenschaft- 

Werth  unsere  volle  Aufmerksamkeit  in  Anspruch  genommen, 

iil    et    dftis  Buch    uiii«r   3,    wetcbis    vor    allem  Änderet  aU 

i#lirbiicb*'  muo  tungebende  WQrdlfunf  verdient 

Die  naturgescbjchtliche  Literatur  in  Oosterreicb  hat  seit 
«MB  Vierteljaht hundert  nur  ein  Buch  enceugt,  welchea  fast  ebne 
liS«  C^Mcurreni  in   vielen  TauBenden  von  Bfemplaren  Terbreit«!« 


688      K.  Knauer'8  Natargeschicbtl.  Warke,  ang.  ▼.  B.  HeUer. 

in  unseren  Schulen  allein  geherrscht  hat.  Nicht  dass  es  an  M&a- 
nern  und  an  Versuchen  gefehlt   hätte,    eine  Concurrenz   mit  Dr. 
Pokorny's  Lehrbüchern  zu  schaffen,    die   bei   all*  ihren  Yonfigen 
gar  manches  zu  wünschen  übrig  liessen,  nein,  in  der  schönen  und 
reichen  Ausstattung   des  Buches    und  in  dem  billigen  Preis  des* 
selben  lag  es,    dass   jeder  Autor   und  namentlich  jeder  Verleger 
alle  Hoffnung  auf  Erfolg  sinken  liess,  sobald  er  sich  in  der  Lage 
sah,    mit  einem  Pokorny*schen  Lehrbuch  concurriren   zn  müssen. 
Wir  gönnen  diesen  aussergewöhnlichen  Erfolg  der  sorgsamen  Mühe» 
waltung  des  hochgeachteten  Verfassei*s  und  wir  gönnen  ihn  dem 
Verleger,  der  kein  Opfer  scheute,  seine  Verlagswerke  fort  und  fort 
in  vollendeterer  Form  dem  Publicum  darzubieten.    Ist  gleichwol 
eben  deshalb    die  Mühe    mancher  anderer  Autoren  yergebeos  ge- 
worden,   so  tauchten  doch  zeitweise  immer  wieder  neue  Veituche 
auf,  die  Pokorny'schen  Lehrbücher  entbehrlicher  zu  machen,  aber 
vollends  durchzudringen,    glückte  es  ihnen  meines  Wissens  nicht, 
auch  will  ich  dem  Grund  dafür  nicht  weiter  nachspüren.  Thatstdie 
ist,  dass  sicher  von  zehn  Lehrern  neun  lieber  zu  Pokomy*8  Buch 
als  zu  einem  anderen  griffen  und  zwar,  wie  ich  glaube,  weil  kein 
Buch  eine  reichere    und    bessere  Ulnstration    aufzuweisen   gehabt, 
hätte  und  weil  diese  denn  doch  in  den  unteren  Classen  von  gam 
besonderem   Wei*the  ist.     Nun  erscheint  Enaner's  Lehrbuch  und 
bringt  zunächst   in   dieser  Hinsicht   eine  so  überraschende  Gabe^ 
dass  es  sich  wol  der  Mühe  lohnt,  zwischen  Pokorny*s  nnd  Enaner's 
Lehrbuch  eine  Parallele  zu  ziehen. 

Pokorny  hat  auf  den  271  Seiten  Text  503  Abbildungen, 
Knauer  auf  262  Seiten  Text  (die  Lesestücke  i*echne  ich  nicht) 
600  Abbildungen,  welche  jenen  an  Schäife  und  Schönheit  mlndi- 
stens  gleichstehen.  In  beiden  Werken  entfallen  ungefähr  ein  Drittel 
der  Seiteuzahl  auf  den  Baum,  den  die  Illustrationen  einnehmen;  bei 
Pokorny  dann  zwei  Drittel  auf  den  Lehrtext,  bei  Knauer  ein  Drittel 
auf  diesen  und  ein  Drittel  auf  die  Lesestücke  und  auf  die  Wieder« 
holungsblätter.  Beide  Werke  erscheinen  äusserlich  in  gleicker 
Ausstattung  und  beide  zu  demselben  ausserordentlich  billigen  Preis 
von  1  fl. 

Aeusserlich  macht  aber  Enauer's  Buch  denn  doch  durch  die 
theilweise  geradezu  prächtigen  Illustrationen  einen  günstigeren  Ein* 
druck  und  erweist  sich  als  reicher ,  denn  irgend  ein  anderes  ihn* 
liebes  Lehrbuch.  Es  handelt  sich  also  nur  noch  darum,  welchen 
dieser  beiden  Bücher  dem  inneren  Gehalte  nach  der  Vorzog  n 
geben  sei.  Ich  wage  es  nicht,  ein  bestimmtes  Urtheil  zu  fUlen; 
denn  die  Anschauungen  der  Fachmänner  sind  in  dieser  Beziehung 
individuell,  und  ich  kann  nur  aussprechen,  was  ich  davon  halte 
und  will  damit  Niemandes  Urtheil  vorgi*eifen.  Pokorny  ist  in  der 
Anlage  seiner  Lehrbücher  consequent  der  synthetischen  Methode 
getreu  geblieben,  wiewol  diese  Methode  namentlich  dort,  wo  naa 
nicht  jedes  Object  den  Schülern  vorweisen  kann,  auf  Unzakönun* 


r*«  K&tiirgeechieht).  Werke,  ang.  v,  B.  Heller,      980 

stfiast,  es  daher  vtt  viel  nutzbringender  erscheint,  analy- 
fiTOgeben. 

korny  beschreibt   die    einzelnen    ausgewählten    Tbiere 

rbergehende  Charakteristik    der  Ordnungen    ziemlich    aus- 

aod   fng:t   b^i  jedem  das  Wichtigste   aus  der  Biographie 

'St   am  Ende  jedes  Abschnittes  fasat   er  die  gemeinsamen 

zngammen.     Das  so  Gebotene  ist  zum  Lemen  zu  viel, 

en  der  Arten  zu  wenig  und  wird  von  den  verschie- 

irn,  so  viel  ich  weiss,  je  nach  Auffassung  und  Beruf 

irschieden  verwerthet.     Am  meisten  lässt  mau  viel  zu  viel 

ig  lei-nen,  wiewol  die  Schüler  nach  kurzer  Zeit  kaum  mehr 

biograjjliische  wissen.  Wozu  also  die  weitläufigen  Beschrei- 

n  alledem  bin  ich  weit  entfernt,  die  Vorzüge  der  Po- 
shen  Lehrbücher  zu  verkennen  und  gestehe  gerne  ein,  dass 
Jahre  nur  nach  diesen  Büchern  den  Unterricht  in  den 
Clatjsen  ertheilt  habe  und  mit  den  Erfolgen  zufrieden  sein 
Ich  nahm  eben  nur,  was  mir  am  zweckmässigsten  schien, 
ere  liees  ich  weg  —  ich  fand  kein  besseres  Bnch  —  und 
I  es  sich  darum,  die  Anfänger  weiter  zu  bringen  als  das 
th  gest^vttete,  so  nahm  ich  entsprechende  Hiltsböcher  zur 
g4j  wurde  das  vorgesteckte  Ziel  meist  ganz  gut  erreicht, 
ikeiten  der  Pokorny 'sehen  Lehrhüchei'  hier  zu  besprechen, 
le  mABsige  Arbeit,  da  sie  viel  zu  bekannt  sind,  als  dass 
Bch  eiwas  Neues  darüber  vorbringen  könnte;  gewiss  ist, 
ir  Herr  Verfasser  unausgesetzt  auf  deren  Verbesserung  be- 
war  und  keine  Mühe  schente,  sie  den  wissenschaftlichen 
ritten  anzupassen. 

auer   verfügt   in   seinem  Buche  über   weit  weniger  Teit, 

aber  im  Ganzen  ein  weit  vollständigeres  Bild  der  Gesammt- 

Den  Ordnungen  schickt  er  kurze,  treffliche  Charakteristiken 

tässt  dann  Allgemeines  Über  Lebensweise,   geographische 

itung«  Nutzen  oder  Schaden  folgen  und  besehreibt  sodann. 

ichtigste  hervorhebend,  die  einzelnen  Arten.  Ein  ^ßück- 

jeder  Olasse  bietet  eine  woldurchdachte  Wiede^bolün^^ 

iommeuen   und  erleichtert  die  Uebersicht  des  Gelernten 

ister  Weise,    Classe  für  Classe,  Ordnung  für  Ordnung 

^bmässig  so  behandelt  bis  zum  Anhange,    in  welchem  der 

ilich»»  Körper  dem  Wesentlichsten  nach  vollständig  geschil- 

rd. 

iw&Ute  Lesestficke  und  Musterbesehreibnngen  (d2  Seiten) 

iodann  als  werth?olle  und  anziehende  Zugabe,  während 

hoinngsblätter'*  (52  Seiten)   zum  Schlnsse   noch  einen 

iHirblick  Über  das  gesammte  Thierreich  gestatten. 

Buch  erfüllt  alle  Hauptforderungen,  welche  ich  glaube 

J^hrbach  für  Mittelschulen  stellen  zu  sollen,  und  ist  diesef- 

liA  t  A-  AcWrr.  Ojma.  1S78.    Tilh  a.  tX.  Heft  44 


600      K.  Knauer'8  Naturgesehichtl.  Werke,  ang.  v.  JB.  HOler. 

gleich wol  bis  jetzt  vielleicht  niu*  meine  Ausloht,  so  wage  ich  i 
hoffen,   dass  ich  nicht  lange  mit  dei^selben  allein  bleiben  wenk 

Dieses  Buch  ist  in  der  Schalbücher-Literatnr  sicberlieh  eie 
mit  Freuden  zu  begrOssende  Erscheinung! 

Noch  mögen  kleine  Bemerkungen  über  Einiges  gesiattet  eeiii 
was  einer  Verbesserung  fähig  wäre.  S.  8  scheint  mir  z.  B.  beii 
„Menschen''  der  Satz:  ^Der  mit  Vernunft. . .  .besprochen  werten' 
unnütz  und  bei  der  Beschaffenheit  des  Gehirns  könnte  die  grOeaer 
Menge  der  grauen  Substanz  als  Merkmal  der  IntelligMiz  erwilm 
werden.  S.  8  ^ Affen''.  Nach  Oskar  Peschel  sind  die  Alfon  an 
Gibraltar  schon  um  das  Jahr  1870  ausgestorben.  S.  14  ,FJatter 
thiere'*  ist  das  Blutsaugeu  der  Vampjre  nicht  eigentlich  erwlhnt 
ja,  der  Satz:  ^Der  Vampyr  usw."  lässt  ihn  als  ziemlich  hamkK 
erscheinen  und  ist  nicht  richtig.  Man  sehe  hierüber:  Dr.  Haral< 
Othmar  Lenz,  Gemeinnützige  Natui-geschichte,  S.  83.  Ans 
Erfahrung  kann  ich  auf  das  Bestimmteste  versichern,  dass 
Pferde  in  Mexiko  von  dem  Vampyrops  Helleri  Fei  und 
Phyllostoma-Arten  in  einer  Nacht  bis  zu  zehn  Bisse  erhidten  ni 
über  und  übeV  mit  Blut  bedeckt  waren.  Ans  dem  Gesagten  geU 
auch  hervor,  dass  das  Vaterland  der  Vampyre  nicht  blos  BrasUiei 
und  Guiana,  sondern  dass  es  das  ganze  tropische  Amerika  UL 
üeberhaupt  föUt  mir  auf,  dass  in  dieser  und  auch  in  der  Po- 
korny'schen,  sowie  in  anderen  Naturgeschichten  immer  nar  SU- 
amerika  oder  Brasilien  bei  vielen  Thieren  als  Vaterland  genau! 
wild,  deren  Verbreitung  meist  auch  über  das  ganze  tropische  Am- 
rika  sich  erstreckt.  Möglich,  dass  man  sich  mit  den  erst« 
Nachrichten  darüber  von  Johann  Natterer  aus  Brasilien  bagnflgte 
und  um  ein  anderweitiges  Vorkommen  jener  Thiere  nicht  aekr 
kümmerte. 

S.  20  „Zibethkatzen.^  Bei  diesen  sollte,  wie  ich  glinlN» 
doch  die  Zibethtasche,  welche  das  einst  so  kostbare  Zibeth  lielM» 
erwähnt  sein.  S.  49  ist  Fig.  115  verkehrt  eingesetzt.  FanltiiifKt 
bewegen  sich  nur  abwärts  hangend  an  den  Aesten  weiter.  S.  69. 
Die  Salangane  fertigt,  wie  unsere  Novarra-Naturforscher  nachge- 
wiesen haben,  ihre  Nester  nicht  aus  Algen  und  einer  i&hftfifl* 
sigen  Speichelabsonderung,  sondern  nur  aus  letzterer  allein  tf» 
S.  73.  Die  Crotophagen  sind  über  das  ganze  tropische  Amerib 
verbreitet.  S.  97  ist  das  Vaterland  des  Alligators  onerw&hnt  ge- 
blieben. S.  117.  Die  Goecilien  sind  auch  in  Mexiko  nicht  settaB« 
ebenso  die  Termiten  (S.  170). 

Manches  noch  mag  mir  bei  der  ersten  Durchsicht  des  Baches 
entgangen  sein;  ich  will  auch  mit  diesen  Anmerkungen  niekli 
anderes  bezwecken,  als  den  Herrn  Verfasser  darauf  aufmericstf 
zu  machon,  dass  der  Lehrtext  noch  hie  und  da  einiger  Verbeset* 
rung  bedüriftig  sei. 

Die  Lesestücke  sind  recht  gut  gewählt,  aber  strenge  g^ 
nommen  entbehrlich,  da  theils  die  deutschen  Lesebücher,  tinik 
die  Lehrer  selbst  fär  solche  Musterbeschreibungen  sorgen  soUii- 


Leitfinieo  der  Kanstgeiebiebte,  wag,  j,  J.  Wastler,     69t 


m  raelrt  wtrttaTolle  Ztigabn  siDd  die  Wiederholangsblätter, 
terf  sieh  d^  Lebrer  darcb  dieselben  nicbt  Terieiteu  lassen, 
icboB  in  den  UQtei*«n  Classen  strenge  Systematik  zn  treiben,  wozu 
M  in  wenig  erfabrenen  Händen  leicbt  Anlass  geben  ki^nnten. 

Wieü  1878.  Karl  B.  Heller. 


Leit&den  der  EuDstgescbicbte.  FQr  höhere  Lebian&talteu  und  den 
Selbatant«mcbt  bearbeitet  vod  Dr.  Wilh,  Büchner  Essen.  Druck 
tioi!  Wrlag  von  G.  D.  Badeker  1878, 

&  ist  keine  leichte  Aufgabe,  eine  Gescbicbte  der  Baukunst, 
Bildn«rei  und  Malerei  aller  Zeiten  auf  120  Seiten  zugammeu  zu 
btt«n»  und  doch  bat  sie  der  Verfasser  glücklich  gelöst.  Die  ver- 
«kjedoneu  Kanßte|K>chen  werden  in  präciser  Sprache  vorgefttbrt, 
die  Styl  formen  lebendig  entvrickelt  und  die  Hauptwerke  der  ber- 
Tomgenden  Meister  besprochen ,  wozu  freilich  oft  nur  ein  paar 
Wert«  genügen  raüssen.  Um  so  lebhafter  müssen  wir  bedauern,  das^ 
im  T^xt  deä  architektonischen  Thailes  einige  Unrichtigkeiten  unter- 
m.  So  behauptet  der  Verfasser,  dass  das  Gebälk  des  dorischen 
ipels  aus  zwei  Haupttheiteni  dem  Architrav  und  Fries  bestehe; 
Kreuzgesims  rechnet  er  zum  Dach,  was  sich  doch  weder  con- 
ictiv  noch  ästhetisch  rechtfertigen  läast.  Es  ist  unrichtig,  dass 
"  jrinthischen  Gebälk  „die  Zahnschnitte  des  Jonischen  sich  in 
»ine  verwandeln**.  Die  Zahnschnitte  bleiben  ja  intact  und  die 
!C«ig«tteine  vertreten  die  dorischen  Mutuli,  Sicilianische  Bauwerke 
der  Zeit  von  Perikles  bis  auf  Alexander  d,  G.  in  ,»altjonischer  Weise 
&a)i  grobem  Kalk  mit  Putzhaut"  gibt  es ,  soviel  wir  wissen ,  nicht, 
ie  f  ii^chen  Tempel  sind  sämmtlich  Dorisch  und  aus  der  vor- 
ü  Zeit.  Bramante  baute  nicht  nur  den  ,, Säuleohof''  der 
^lieiu,  sondern  den  ganzen  Palast^  und  die  Vorhalle  der  Peters- 
rtlhrt  nicht  von  Bernini,  sondern  von  Maderna  her,  etc. 
li  man  diese  kleinen  Unnchtigkeiten  ab,  so  kann  das  mit  viel 
und  Begeisterung  für  den  Gegenstand  geschriebene  Buch  för 
^if  Tnm  Verfasser  bezeichneten  Zwecke  bestens  empfohlen  werden. 

Liitlideii  xur  Eunstgeschichte  culüvierter  ViMker  alter  nnd 
neuer  Zeit.  Zasammengestellt  von  A,  Tbamtn,  R<?ctor  der  priv, 
lidh«ren  TtV-htcrschule  in  StricRau.  2.  verbesserte  Auflage*  Wolfen* 
bttlieL  Druck  und  Vt^rlug  von  Jolius  Zwiesler  1877, 

Der  Verfasser  scheint  nicbt  berufen  zu  sein ,  Kunstgeschichte 
tu  schreiben.  Das  einzige  Gute  des  Buches  ist  eine  culturgescbicht- 
licli«  Sri   '  -  über  das  Wohnen,  Essen,  Schlafen,  über  Schreib- 

wtm,  1^  -,  der  alten  Homer.  Mit  der  eigentlichen  Kunst  steht 

dar  VerfaHser  auf  sehr  gespanntem  Fusse  nnd  verhält  sich  zu  ihr, 
vi«  ein  Mann,  der  ein  stt^rrigea  Pferd  reiten  will^  das  aber  immer 
anssclilägt  oder  durchgeht^  sobald  er  Miene  macht,  es  zn  besteigen, 

44* 


692      A,  Thamm,  Leitfaden  der  Eonstgesohichte,  ang.  ▼.  «/•  Wwüer, 

Man  traut  seinen  Angen  kaum,  wenn  man  liest,  dass  die  Araber  den 
byzantinischen  Styl  geschaffen  und  die  Haupt^ertreter  der  Ma- 
lerei des  Mittelalters  Correggio,  Michel  Angelo,  Bafiiael  und 
Tizian  seien.  Später,  aber  noch  immer  unter  dem  allgemeinen  Titel: 
Mittelalter  kommt  denn  auch  das  Woi-t  Renaissance  vor.  Statt  aller 
Critik  erlauben  wir  uns  zwei  Sätze  aus  dieser  classischen  „Zusammen- 
stellung" hervorzuheben.  „Den  Ausschweifungen  dieses  (des  Renais- 
sance-) Styles  ein  Ziel  zu  setzen  oder  den  eingerissenen  üngeschmack 
und  die  Ausgeburten  des  Roccoco  verbannt  zu  haben ,  gelang  dem 
Jesuitenstyle!"  Ferner:  „Drei  Meister  sind  es,  welche  sich  in  Italien 
während   des   16.  Jahrhunderts  einen  Namen   als  Maler  erworben 
haben :  Tintoretto,  Paolo  Veronese  und  Bassano/  Ein  ganz  ricbtiges 
Rechenexempel;  denn  da  dieRaffaeli,  Tizian's  im  Mittelalter  stecken, 
so  bleiben  dem  Verfasser  für  das  16.  Jahrhundert  nur  diese  dm 
Namen  Ober.  —  und  solch  ein  Buch  hat  die  zweite  Auflage  erlebt! 

Graz.  Johann  Wastler. 


1 

i 


Vierte  Abtheiluiig\ 


Miscelien. 


Pro  gram  menschau. 

(FortsetEung  aus  Heft  VII,  S.  Ö45  ff.  Jahrgang  1878.) 

Heber  die  Licbterscheinungen  trüber  Medien  im  Allgemeioen 
tind  der  atmosphärischen  Luft  im  Besonderen*  Von  Prof. 
J.  Dechant.  Programm  des  \l  k.  Gymoosiumfi  lu  Bozen  1877. 

thx  Verf,  hat  sich  eine  Aufgabe  gewählt.  Über  welche  die  Unter- 
Behängen  noch  keineswegs  zu  einem  Abschlüsse  gekommen  sind.  Die 
rbeit  gliedert  sich  in  drei  Theile:  L  Betrachtung  trüber  Medien  in 
^Eug  auf  die  Farbe npbanomene,  die  geringe  Zerstreuung  des  durch* 
ÖJlcnd»'«  Lichtes  und  dtr  Polarisationserscheiuungen,  welche  sie  darbieten; 
1  Vergleicbung  der  Phänomene  in  der  atmosphärischen  Luft  mit  denen 
aalrftoen  Medien;  3.  Erklärung  der  Erscheinungen  nach  der  Undulations- 
ihtork  —  üeber  das  Thema  handeln  bereits  mehrere  Arbeiten,  unter 
die  Ton  T/ndall,  Brücke,  Lallemand  den  ersten  Rang  ein- 
»D,  Ein  trübes  Medium  lasst  sich  in  bequemer  Weise  herstellen, 
dl«  Losung  eines  Hftnee  in  Alkohol  tropfenweise  in  Wasser  ge- 
pmm  und  letzteres  in  Bewegung  erbalten  wird.  Die  kleinen  suspendierten 
Hanthcilch«»»  können  für  gewöhnlich  auch  bei  den  stärksten  Vergros- 
muAgvti  nicht  gesehen  werden.  Der  Grad  der  Trübung  ist  abhängig  von 
dar  i^ngG  des  Harzen,  die  in  der  Kubikeinheit  Wasser  abgeschieden  wird* 
Tos  d«»r  erö>s$erf*n  Menge  Wasser,  mit  der  die  alkohoUaohe  Lösnne  ?er- 
Feinheit  des  Niederschlages  ab ;  nach  T  y  n  d  a  11  und 
rchmesser  der  ausgeschiedenen  Th  ei  leben  jedenfalls 
^.»  '^,  -  T  ^  *i  ..:  ..^.^  Lichte  zeigt  ein  trübes  Medium 
,  im  duT  rve  gelbe,  wobei  jedoch  die  Dicke 

v4uf  dio  FäiL ^    ...   .    .,^it  Einfluss  Übt,  dass  im  ersten 

Haue  nvliT   mit  Weiss  gemischt  ist,  im  letzteren  das  Gelbe 
ilrr  n>the  übergehen  kann  (Göthes  Urphänomen).  Dia 
des  weissen   in    eine    solche  getrübte  Flüssigkeit 
>  wrrdrn  zuerst  und  am  meisten  reflectiert,  so  dass 
.in  dt^f  Fl  L,'olegeneü  Stralen   kein  bliiues  Licht  mehr 

^Itt,  da«,   t  ijjig  wire.    Dies   kann   auch  durch  Unter- 

wi!  utc  oder  durch  spectroskopischc  Unt  itren 

btfltitici  V  iior  in  einem  trüben  Medium,  in  die 

pitfQl^dcnou  ri[kT7Tucilcheo  grösser  sind»  das  reÖectierte  i.jeru  wt-ia^ 


604  Miscellen. 

lieber  erscheint,  als  in  einem  anderen,  wo  eine  feinere  Vertheilong  d«r 
Theilcben  stattgefunden  hat,  so  mnss  man  schliessen,  d»»  Dicht  die 
Menge  der  trfibenden  Theilchen,  sondern  ihre  Grösse  auf  die  Qualität 
des  reilectierten  Lichtes  vom  Einflüsse  ist. 

Was  die  eeringe  Zerstreuung  des  durchfallenden  Lichtes  anheUngt^ 
so  hat  man  dieselbe  daraus  erschlossen,  dass  Gegenstände  durch  ein  trdbei 
Medium  betrachtet  mit  schärferen  Conturen  erscheinen. 

Die  Polarisationserscheinungen,  die  solche  Medien  seigen,  sind 
jedoch  am  interessantesten.  Gebt  nämlich  ein  nicht  polarisiertet  licht- 
bündel  horizontal  durch  dieselben,  so  zei^  sich  das  reflectierte  Licht  in 
einer  gewissen  Richtung  total  polarisiert,  die  Schwingungen  gehen  nimlieh 
senkrecht  zur  £in fallsebene  vor  sich.  Ein  Satz,  der  auch  spätsr 
im  theoretischen  Theile  zur  Anwendung  kommt,  kann  aus  den  Erschei- 
nungen gefolgert  werden,  dass  nämlion  die  Schwinffongen  nach  einer 
Richtung  sich  mit  einer  Amplitude  fortpflanzen,  welche  proportioiial  der 
senkrechten  Componente  der  Amplitude  des  einfallenden  Strales  in  Bezug 
auf  jene  Richtung  ist.  Ausser  einigen  flüssigen  trüben  Medien  (Seifen- 
lösongen,  Lösungen  von  Wismuthnitrat  im  Wasser  mit  etwas  Salpeter- 
säure, Lösungen  von  Schwefel  in  beisser  Essigsäure,  Niederschlag  tob 
kohlensaurem  Kalke,  verdünnte  Milch  etc.)  bieten  auch  manche  Gase  und 
Dämpfe  diese  Erscheinungen.  Dahin  gehört  der  Rauch  und  die  Dämpfe 
von  Amylnitrit,  Allyljodid,  Schwefelkohlenstoff,  Benzol  u.  s.  t,  welche 
Tyndall  bei  seinen  Untersuchungen  über  «aktinische  Wolken*  zu- 
erst zur  Anwendung  brachte.  Bei  den  Polarisationserscheinnngen  der 
trüben  Medien  zeigt  sich  die  hochwichtiee  Thatsache,  dass  die  blauen 
Lichtwellen  bei  wachsender  Grösse  der  Theilchen  am  frühesten  anfhfinB 
polarisiert  zu  werden.  Wird  die  Grösse  immer  mehr  und  mehr  gesteigeit, 
80  kann  sogar  entgegengesetzte  Polarisation  eintreten,  indem  jetzt  dai 
Licht  in  der  Einfallsebene  schwingt.  Diese  Erscheinungen  waidea 
zuerst  von  Govi  am  Rauch  beobachtet.  Auch  Russ,  glfthen^  Kohlo- 
theilchen  in  einer  Flamme,  sowie  die  Kometenschweife  zeigen  ihnlidM 
Polarisationsverhältnisse. 

Im  weiteren  Verlaufe  der  Abhandlung  wird  der  umstand  betont, 
dass  die  Erscheinungen,  die  trübe  Medien  zeigen,  wol  auseinander  zo 
halten  seien  von  den  Absorptions-  und  Fluorescenzerscheinnngen,  wsb 
z.  B.  Göthe  in  seiner  Farbenlehre  nicht  thut,  indem  er  die  FlnwsseeBX- 
phänomene  und  die  Erscheinungen  an  trüben  Medien  identificierte. 

Einige  Erscheinungen  in  der  atmosphärischen  Luft  haben  grone 
Aehnlichkeit  mit  denen  an  trüben  Medien;  die  Luft  erscheint  uns  biso« 
sobald  der  Hintererund  dunkel  ist,  was  ebenfalls  einer  Trübung  der 
Atmosphäre  zuzuschreiben  ist.    Der  Grund  dieser  Trübune  ist  in  den 
schwebenden  Wasser-  und  Staubtheilchen  zu  suchen  und  von  der  EKufigkeit 
derselben  hängt  die  blaue  Farbe  der  Luft  ab.    Jedenfalls  gilt  diese  Er- 
klärung für  niedere  Luftschichten;  ob  auch  für  höhere,  muss  nadi  dem 
heutigen  Stande  der  Dinge  dahingestellt  bleiben.   Die  Aehnlichkeit  der 
Erscheinungen  in  der  atmosphärischen  Luft  und  an  trüben  Medien  ttä^ 
sich  auch  im  durchgelassenen  Lichte;  bei  auf-  und  untergehender  Some 
ist  das  durchgelassene  Licht  c^elb,  orange  oder  roth.  —  Die  von  Arspo 
entdeckte  Polarisation  des  Lichtes  der  Luft  deutet  auch  anf  den  innigen 
Zusammenhang  der   beiden   Erscheinungen   hin.     Dasselbe  erweist  sidi 
nämlich  stets  in  der  Eiufallsebene  polarisiert,  ein  Gesetz,  dass  für  trübe 
Medien  experimentell  gefunden  wurde.    Die  Theorie  aller  dieser  Erschei- 
nungen hat  Brücke  gegeben.  Nach  diesem  Forscher  kann  die  b^^d^mteiKie 
Reflexion  des  blauen  Lichtes  nach  den  FresneTschen  Intensitatsfonneln 
in  Verbindung  mit  der  Annahme  erklärt  werden,  dass  das  einmal  reflectierte 
Licht  wieder  aut  andere  Theilchen  geworfen  wird,  so  dass  durch  wieder- 
holte Reflexionen  Blau  mehr  hervortritt.  Die  vollständige  Polarisation  des 
reflectierten  blauen  Lichtes  senkrecht  auf  die  Richtung  der  einfdlenden 
Strahlen  ist  schwer  in  Einklang  mit  mehrfachen  Reflexionen  zu  bringen, 
weshalb  Brücke  auch  noch  eine  Interferenz  des  au  der  Aussen-  and 


Mucellra. 


096 


fanrnielte  ddf  Theücben  reflectierten  Lichtes  anzunehmen  gezwungen  ist« 
Jhgf^Jk  Hast  »ich  der  Einwurf  machen ,  dass  unsere  Hrächeiuung  auch 
bo  ttodordtsicbtigei]  Panikelchen  zum  Vorschein  kommt.  Auch  Clausius 
k«s  g*f^  die  BrÖcke*8Cbe  Theorie  einiges  einzuwenden  gesucht. 

Dm  Anaiebt  des  Verfassers,  die  er  grösstentheils  mit  Tyndall 
Uieilt  '■  ^  :  L^'^nde:  Die  trübenden  Theikhen  müssen  wir  uns  kleiner  als 
üt  A  I  der  Äctherschwingunpen  vor&telleu;  dieselben  stören  die 

^^»*'  '►^^  Aethers,  wie  ein  kleiner  Felftenriff  die  Waaserwellen 

It*  g^i^ht  im  Allgemeinen   fart,  nur  ein  kleiner  Theil 
I  reitet  sich  um  das  Theilchon  aus.  Ebenso  wie  Wasser- 
Niuer  Grösse  eine  Terschiedene  Schwächung  an  einem 
1,  da  die  kleinen  gans  rtifltrctlert,  die  grösseren  nur 
A  orfen  werden ;  ebenso   ist  es  mit  den  Tioletten  und 
stiahb  n.  Dies  ist  die  Erklärung  für  das  roflectierte  blaue 
inä  blüue  Licht  gleich  anfänglich  retiectiert  und  dadurch  weg- 
wird, so  wird  das  aus  grösserer  Tiefe  komrnende  mehr  gelh  sein. 
"  "  iiidationserächeinungen  können,  wie  es  in  dieser  Programm- 
iit,    ihre  Erklärung  durch  die  Annahme  finden,    dass  sich 
*■  f'  -  ■  tiing  jede  Schwingung   mit  einer  Amplitude  fort- 
i;j.l  ist  der  tienkrechten  Component«*  di*r  Amplitude 
.,.     .,5if  jene  Richtung.  Diese  mehr  ab  wahrscbeiü liehen 
>  üilie  nehmend,  kommt   der  Verfasser   zu  dem  ächlnasef 
'-    Medien    die   Fresnerscben    Formeln    nicht    mehr 
.nng    haben    könncnj  in  der  That  sind   di^  Fre^nerachen  Qlel- 
j^n    nur   unter  der  Bedingung  abgeleitet,    dass    dem    einfallenden 
lel  nur  ein  nach  einer  bestimmten  Richtung  reflectierteK  Licht- 
iTchört,  was  nicht  der  Fall  ist,  da  die  T  hei  leben  zu  klein  sind, 
üJi  Uio   Welle  in  ihrer  Gesammtheit  zurückzuwerfen. 

Die  vurliegendi"  Arbeit,  bei  der  wir  wegen  der  Wichtigkeit  und 
liffabeit  des  Gegt^n^tandes  etwas  länger  verweilten,  kanu  ihrer  gediegenen 
tAintelloiig  we^eu  hebtHns  empfohlen  werden. 

43.  TJMs  Rechnen  mit  Decimalbrüchen.  Von  Dr,  Franz  Walientin. 
Programm  de^  Mariahilfer  Comunal-,  Real-  und  Obergjmnasiiini  io 
Wien  1877. 

jedes   Jahr   bringen  die  Programme  Abhandlungen  über 

tkci  Die    häutige   Bearbeitung    gerade    dieses    Capitels    der 

ematik  hat  ihren  Grund  in  rein  pädagogischen  Kfickäichten, 

j     nnserer  heutigen  Lehrbücher  (eine  rühmliche  Ausnahme 

ii.  «Ji    '  '}ier  von  Frischauf  und  Haberl)  diesen  Gegen- 

my  v^i  rlich  behandeln. 

ie  Abhandlung  besckäftigt  dich  L  mit  dem  Begriffe 

nt;  der  Decimaibrüchc ;  2.  mit  den  Grundoperationen, 

liehen    vorgenommen   werden,    so    mit  der    Addition, 

.      •    :   ^   I      Ml     ilication,    Division,  der  Quadricrung   und  Kubierang, 

.lid   Kubikwurxolausziehung.    Besonderes  Gewicht  ist  auf 

'   einei^  Decimalbniches  gelegt;  wann   ein   rein-  oder  ge- 

Ij  r  Decimalbruch  zu  Stande  kommt,  ist  ebenfalla  gecig- 

I  iid  erörtert.  Die  Bestimmung  der  Fehlergrenzen,  die 

iüungen  von  dfr  grössten  Bedeutung  und  ganz  unent- 

JL^iijiKii  Ul,  wird  beiden  Grundopcrationen  ausführlich  vorgenommen. 


L  Die  Eiliaustioilsmethada ;  II.  Bemerkungen  über  einige 

KMiJjeo.  Von  Direotor  Dr  A*  Bauer.  Programm  des  k.  k.  Neustädter 
rifißium  in  Prag  1877. 

iJM  Vorliegende  Programm  enthült  zwei  anziehende  Abhandlungen. 
Unzukömmlichkeiten  beim  mathcmatisch-phjöikaliächtjn  Unter- 


61)6 


MiscelldD. 


richte  Id  den  oberea  Classen  der  Mittelschiilen  yoniibeugeii,  welch«  <l»*j 
Lilurch  entstehen,  daaa  man,  um  zu  einer  Scbluasfbnnel  zu  gelangen h 
niele  Kunstgriffe  f    sehr  viele   sogenannte  „  Vemächlässigungea*^  sa  J 
ndehnaen  muss.  wobei  der  Schaler  nur  allzuhäufig  den  Faden  di?r  iTi 

snchung  Terliert,  geht  der  Verf,  in  der  ersten  Prograiomabbandlung  l 

der  Bereehnung  de«  so  oft  vorkommenden  (xrenzwerthe»  ron  —  ^-  ■    ixs^\ 

Das  Wesen  der  Exhaustionsmetbade  wird  im  §.  3  durch  die  : 
bereclinung  des  Dreieckes  hinlänglich  erläutert,    SVie  man  die  ijua<l 
von    Flächen    vornehmen    könne,    die   theilweise    von    Curven    beg 
sind,  wird  allgemein    in  %,  4  untersucht,   woranf  die  daselbst  erbali 
Gleichungen  Auf  die  Inhal tsberechnung  dee  Trapezes ,  auf  die  QuoiliitsrJ 
der  Parabel  angewendet  werden.  Durch  uiese  Betrachtungen  i 
Schritt   tüT  Entwicklung  der  aehr   häofig  gebrauchten    IS 
Formel  zur  näherungsweisen  luhaltsberecnnung:  von  Fläch 
net  Von  Interesse  erschien  dem  Ref,  die  Cubatur   der  8  - 
Kör  per,  solcher,  welche    von   zwei  parallelen  und  ebent;. 
Grundflächen,  sonst  aber  beliebig  begrenzt  sind  und  mit  einer  zur  i 
fläche  A  in   dem  Abstände  x  von   Ihr  gelegten    parallelen    Ebene  4 
Querschnitt  q  ^  a  -\-  bx  -\-  cx^  +  do?  geben.  Dass  eine  derartig» 
trachtung .    wenn    sie    innerhalb    massvoller    Grenzen    bleibt .     In    4fr ' 
Schule  von  grösster  Wichtigkeit  ist,  indem  dadurch  einerseits  ö  i 
ein  wiclittges  mathematisches  Gesetz  kennen  lernen,  anderersc. 
Stereometrie  viele   ermödende  Betrachtungen  wegfallen   können,  lil, 
leuchtend.  Es  folgen  nun  Beispiele,  die  in  die  Physik  gehören.  Zuni 
cht  der  Verf.  zur  Berechnung  von  Trägheitsmomenten  öberfl 
piiag    erwähnt  werden,    dass    das  vom  Verf.    eingef&hrte    Prineip  i 
filrsetzung  einer  Müsse  durch  zwei  gleich  grosse  in  allen  ( 
kacb  labenden  Rechnungen  von  grossem  Beiauge  ist  und  auf  diesenPl 
bder   Abhandlung  will  Ref.   seine  Facbgenossen   insbesondere   aufmi 
[aam    machen,     lo    den   beiden  letzten   §§.11  n.  12  findet  die  ** 
f  Ton    der  gleichförmig   beschleunigten   und   der  schwingenden  *" 
I  ihren  Platz. 

In  den  ^Bemerkungen  über  einige  Reihen"  wird  iS^  i 
gaogspunct  von  dem  Satze  genommen:  „Eine  Function  /  i  " 
Wertbe  dieser  Function  für  den  Nullwerth  des  Argumente^ 
[die  Summe  aus  den  aufeinander  folgenden  Werthen,  welch 
lf{n)  —  f[n-l)^  tf\n)  fiir  n  ^  1,  2,  3,.^   n  annimmt- 
räieses  Frincip  ist,  zeigt  die  Menge  von  Formeln,  die  n: 
feewinnen  kann;  so  ist  es  dem  Verf.  möglich  die  Fon 

fiietiachen    und    geometrischen   Progressionen,   die  Su. 

Reihen,  Sumraenfomieln   für  die  ßinomialcoefficienten ,  di 
Lehrsätze    über    Differenzen  reihen»   den    binomischen   Lehi 
Snmraenreihen  (figurierte  Zahlen)  usw.  auf  dem  engen  Räume  \ovLi 
I  Octavseiten  abzuleiten.  —  Die  beiden  Abhandlungen  bilden  einen 
Beitrag  zum  Unterrichte  in  der  Elementarmathematik  und  wir  wi 
^dem  Verf.  recht  bald  wieder  auf  diesem  Gebiete  begegnen  zu  kfimw«.! 


^45.  Ueber  das  Prineip  der  gleichen  Action  udi; 
über   das  Prineip  der  Erbultung  der   leb»       _ 
der  Theorie  der  Wechselwirkung  zwischen  MügueUü 
elektrischen  Strömen.  Von  Dr.  Oswald  Moraw,  tz.   Tr^t 
der  k.  k.  Überrealschnle  in  ßielitz  1B77, 

Ausgehend  von  dem  Grundsätze  der  Wirk n 
auf  einen  Magnetpol  wurden  in  der  AhUandlun 
Kraft  abgeleitet,  die  ein  geachloBsener  Strom  aut>in<  n  :>iai,-u^ipMt  aa^ui* 


Miscellen. 


697 


lei  5>»  Berechnet  man  amgekehrt  die  Kraft»  mit  welcher  ein  Magnetpol 

tof  ein^n   gcsrl  Strom  wirkt,  so  findet  man  dieselbe  dem  abso- 

tliUn  Wtirtiit^  l  .  li.  der  Bichtunj^  (dem  Zeichen)  nach  gerade  etit- 

^i^Uigts&tjt,    \Näö  aUu  die  Kräfte  anbelangt ,   die  eine  progressive  Be- 
iNüfiUif  b^rvorrnfen  können  ^  so  besteht  zwischen  denselben   das  Princip 


dir   ft' 
r^ii* 

iitt  roüerende 
Allee meiti  r 

Wtliori>cl 


nnd    Reaetion.     Anders   jedoch,    wenn    man    die 
iing  des  Stromleiter»  in  Bezog  auf  einen  Magnetpol 
"T'^r  derartigen  Betrachtung  ersieht  man,  dasa  för 
i  das  Princip  der  gleichen  Action   und  Reaetion 

1  i  ullt  ist.  Hiebei  ist  es  Ton  Nothwendigkeit  zwei 
ioder  zu  trennen,  je  nachdem  man  nämlich  erstens  die 
I  Wirkung  zwischen  einem  Magnete  und  einem  blossen 
!ü  BJeh  geschlossenen  Stromes  oder  zweit^;ns  die  rotatorische 
1^'  zwischen  dem  Magnete  und  dem  in  sich  zurückkehrenden, 
ijiji&enen  Strome  berechnet  Im  ersten  Falle  ist  das  Princip  der 
\i^Uon   und  Reaetion  nicht  erfüllt»  im   zweiten   gilt  es  immer 
treng.  Gemäss  der  Rechnang  raüssten,  wenn  der  Ursprung 
Ti Systems  in  den  Pol  versetzt  wird,  die  DrebungamomeDia 
iirii  zwei  Puncten  c,  ^ii  Ci  und  1,  »j^  Ci  ausgespannten  Strom- 
in Bezug   auf  einen  Magnetpol   unabhängig  von  der  Gestalt 
e.  e.iM    tv.rt,  r  keine  Aenderung  in  der  Stärlre  erleiden,  wenn 
ke    ihren   Ort    verändern;    nach    dieser   Theorie 
u,' Delation  des  Stromleiteratückes  die  nothwendige 
.'    sein,    die    Rotation sgeschwindigk ei t    konnte    bis    ins    Unendliche 
>n  fVersnchevon  Faradaj),  Dass  die  Rotationsgeschwindigkeit 
Gliche  wächst,  verhinderD  die  auftretenden  Inductionsströme. 
ner  Stromleiter  kann  jedoch  nnter  keiner   Bedingung  in 
iitrlicbe  Kütation  gebracht  werden.  Dies  wird  im  ersten  Theil 
jchuijg  entwickelt. 

/weiten  Theile  wird  gezeigt»  dass  für  die  Kraft,  mit  denen 

ich  kleines  iStroraelement,  das  auf  einen  Magnetpol  wirkt,  das 

r  lebendigen  Kraft  nicht  erfüllt  ist,  für  dieselbe  kein  Potential 

\\mT  auch  für  die  Wirkung  eines  endlichen»  jedoch  nicht  in  sich 

^üiHirenden  Theiles  eines  geschlossenen  Stromes  kann  es  kein 

i.    Nur  in  dem  Falle,  wenn  es  sich   nm  die  Wirkung  des 

geschlossenen  Stromes  auf  einen  Magnet  handelt,  sind  die 

-  n    für   das    Vorhandensein    eines    Potentials    erfüllt,    Da    die 

;ratte,  mit  welchen  der  Magnetpol  auf  das  Stromelement  wirkt, 

Ls.  iü^K^n,  mit  welchen  ein  Stromelemenl  auf  den  Magnetpol  wirkt, 

k»  anf  duj*  Zeichen  vollkommen  gleich  sind,  so  gelten  die  eben  erwähnten 

3ör  "     1  auch  für  die  ersteren  Kräfte. 

wol  fQr  die  totale  Wechselwirkung  zwischen  einem  mag- 
in  elektrischen  in  sich  geschloeseneu  Strome  als  auch  für 
torischen  Antheil  immer  das  Princip  der  Erhaltung   der 
,.  J».,dt  ^'ilt,  80  muss  auch  für  den  anderiK  den  inductorischen 
djisaelbe  gelten.    Wenn  es  sich  um  einen  blossen  Tbeil  des  ge- 
')ili»«stTi'-n  8troiiic?;   Imiidelt,  so  ist  es  immerhin   rao|Brlich,  dass  für  die 
irkuiig  ilit'f^es  Princip  Giltigkeit  hat,  indem   zu  der  üngil- 
^es  Principeji  für  die  |>onderümo torischen  Kräfte  die  üngiltigkeit 
uch   fiir  die  inductorischen  Kräfte  in   der  Weise   hinzutreten 
in  d'-r  Gesamnitheit  doch  dieses  obeft.te  Princip  in  Wirksamkeit 
'e  harrt  jedoch  noch  einer  Entscheidung, 
ng  ist  präcis   geschrieben   und   bietet  besonders  im 
iges  Originelle. 


aeU<n 
4tii  f 


MS 


ÜBCcllen. 


,46.  Auflösung  von  transcendentenGleichimgeuund  Anwenduage^ 
dersülben  auf  einige  geometrische  Beispiele,  ProgrAmai  ii^ 
k,  k*  GjronABiams  in  Cilli  1877. 

Vomämlich  ist  es  die  regula  falsi^  auf  dem  Principe 
[dass  die  Fehler  der  Resultate  sich  verhalten  wie   die  Fehler   der 
»thesen^   die   zur  Lösung  von   transc^Ddenteu   Gleichungen   mit   Vo 
i-JUlffewendet  wird.   Die  Betstiiiiinuf)^  der  beiden  Näherun^swerth«^, 
'Wadsreu  Worth  eiriäclilies&en ^  muss  jedoch   durefi  den  Vtirsach  ^^   _ 
kund  daza  ist  oft  ein   laing^wierige^  Prohiereo   oötbig«    Deshalb  hst 
[einer  Kweiten  Methode  den  Vorzug  gegeben,  deren  Wesen  im  Folg« 
LcbarakteriBiert  iät:  tranticendente  Functionen   Itutsen   sich    durch  a 

Äleicbe  algebraische  Ausdrücke  ersetzen.  Wird  das  lu  der  irjin*r4'ni| 
IlBleichung  F  (»)  ^=  o  ausgeführt,  so  wird  dieselbe  in  ^if 
rnach  bekannten  Methoden  auflösbare  verwandelt,   htt  dar 

Werth  der  Variableu  x  ist  jedoch   nur  ein  Nälur 

einer  Correction»  die  mit  Leichtigkeit  gefunden  w 

die  Derivation  von  F  i-xi  zu  Hilfe  nimmt.  Nach  Iv 

in  der  vorliegenden  Abhandlung  werden  algebra' 

für  Cos  x.  Sin  »,  log  (I  +  x\  e"  aufgestellt  und,  ü_ 

derselben  an  einigen  Beispielen  erprobt  wurde,  zur   ' 

ausschliesslich  der  Kreislehre  angehörigen  Aufgaben   j 

ungemein  sinnreiche  Methode  zur  Auflösung  von  tran^ceud^ 

jen»  die  Stern   in  Crelle's  Journal  für  reine   ün<J 

Slathetnatik    (22    Bd,)    publicierte,    wird   nur   in  den  ^ 

fegeben  und  worden  dann  einige  Beispiele  durch  ZuhilJeiK 
etechoet  Nach  dieser  Methode  ist  tu  leicht  möglich  die  i 
feiner  transcendenten  Gkicbung  von  den  imaginären  jtu   tr 
Anzahl  der  reellen  Wurzeln  za  finden,  sowie  auch  die  Wui*.tiii  *uiw . 
beliebigen  Grade  von  Genauigkeit  m  bestimmen. 


47.  Programni  der  Land es-Oberrealschule  und  der  mit  der«**»  ^'"« 
ten    Landesschule  für    Maschinenwesen    in    Wiener    >' 
a)  Theorie    der    einbülleiiden    Flächen    und       ..^ 
Lösung  von  Aufgaben  an  einer  solchen  Fläche  auf  Gf 
läge  der  Aualysis,   Von  Alois  Büchner, 

Das  Thema,  welches  der  Verfasser  in  dieser  Abband luriir  b.^*ti 
und  das  —  nebenbei  gesagt  —  viel  eher  zu  einer  Prüfun. 
eincm  Program maufsatze  sich  eignet,  zerfallt  in  zwei  Tii 
analjtischen  und  einen  d es criptiv- geometrischen,  lui 
unterftcheidet  Verfasser  zwei  Art^n  von  einhüllenden  Flft«*brin! 
die  mit  der  erzeugenden  Flache   eine  Linie  (CharalJ 
tbaberi,  und  5:i   solche,  welche  mit  letzterer  nur  eiii 
Clement)    gemrinfecliaftlich    haben.    Dieser   allget:    • 
Aufgabe  beige fhgt :  „die  ei uhtillen de  Fläche  zu  1 
Bewegung  einer  Ebene  entsteht,  welche   letzter^   .......... 

ebene  eines  rechtwinkligen  Parallelepipeds  bleibt,  von  dem 

liehen    Ebene    conjugierte    Diagonale    ein    constante    iJi 

Resultat  erhält  man  eine  Flache  von  der  ßeschaifonheit 

mit  den  Coordinatenebenen   congruente  Astroiden 

Theile  werden  mehrere  Constructionsaufgabeu  in  Bezi 

Fläche  durchgelöbrt,  so  unter  Änderen  der  Schnitt 

Ebene,  einer  krummen  Linie,  einer  Kegelfläche  und  * 

die  Canstruction   einer  Berührungseben*^  an   die  einf 

gegebenen  Beröhrungselementen;   die   Legung  zweier    li^-ruiMun^«« 

von  einem  ausserhaUi   Icr  Flache  betindlichcn  Puncto  u«w. 


Miscellen* 


eou 


den  geometrischen  Ort  des  Constanten  Quotienten. 
O.  Kosak. 

Bekjiiintlich  ist  die  Ellips«  der  gtK)metrUche  Ort  Aller  PuDcte,  bei 
4akm  -*  ^  •  ne ,  die  Hyperbd.  bei  denen  die  Differenz,  die  LemniecÄte, 
btl  d'  Product  der  Entfernungen   von   zwei  Üxen  Punct^n  eine 

CoBsl^i^>-  •"^-  l^ä  wird  nun  die  Frage  aufgeworfen,  welcben  analjrtischen 
Simu  daä  Ci^nstauta  V^rhältiil^  bat,  Ale  R  «ultat  ergibt  nicb  ein  Kreis. 
Dftfmti  reibea  sieb  ouclk  einige  nicbt  unwe^ntlicbe  Hemerkungeo.  Die 
Autgnhs,  die  bier  behandelt  wird,  gebort  in  jene  Katt>gorie,  die  mit  dem 
Kamen  .Scb  Uleraufgabeo**  zu  bezeichnen  ist. 


4b.   lieber   eine    plaaimetrische    Grundlage    für    die    moderne 

Geometrie.   Von  Dr.  Josef  Kudelka.  Programm   des  k    k.  Gjm- 
tia^iums  tn  Linz  1877. 

u,.,|    ,*,  einem  Dreiecke  eine  Transversale  gezogen,  so  daas  ein 
entätebt,    und  ziebt    man  von   dem    gern  ei  nacbaft  lieben 
L'  liebi^r  r,(^rLi<lp,  f\io  die  Grundlinie   der   beiden  Dreiecki' 
?o  kann    i  ^n   werden«  dasa  die  Quotienten  aas  den 

derGrui  r  beiden  Dreiecke  £ich  gerade  so  verbalten. 

ij     tieii   Seiten,  die   d«n  gemeinsamen  Winkel  ein- 
!    L  i.f-atz  bildet  die  Basis  der  nacbfolgeüMeo  Ünt^r- 
^^,  aujt.  ibra  geht  directe  der  Satz  des  Menelaos    hervor.    Der 
:t  und   die  Bedingungen   der  mathematischen  Harmonie  werden  in 
'     '/      ■       ^     -  u,  4  gegeben.    Mit  Hilfe  der  gewonnenen  SÄtze 
aften  des  vollständigen  Vierseits  zu  er* 
*  jmtijHu^tuden  Faragraphe  erörtert  wird.   Für  das  Mich 

il  jle  ist  es  von  Wichtigkeit  den  Kreis  als  eine  Curve  zu 

"   lie  charakteristische  Eigenschaft  besitzt,  dass  das  Ver- 
eines jeden  Punctes  d».*rselben  von  zwei  fixen  Puncten 
-0   i^t;  die  Hetleitung  dieser  Eigenschaft,  die  man 
i  aut  analytisi  bem  Wege  auszumhren  pflegt,  geschiebt  hier  aui' 
^chem  Wesre.   Die  beiden  Poncte,  die  man  gewöhnlich  Polt- 
.  te»dlcn  nach   der  Ansicht  des  Verfassers  besser  Brennpunctf^ 
I.  worin  Ref.  ihm  vollständig  beistimmt.  Im  nichstfolgenden  Para- 
^^'  hI  die  harmonische  Tbeilung  der  Kreisaecante  erÖrU^rt«  der  Bo- 

f  olaren  oder  —  LeÄa^^r  t^esagt  —  Focalen    aufirostellt   und 

AM  u  <i '    i'S   1  hnittea  der  kleinen,  abet  recht  anale hend 


4y*  1  ctiviöcbt'ii  Kollationen  und  die  unendlich  fernen 

L.  ..,  :.      Hl  der  «ieometrie.  Von  Jul  Ambros,  Programm  .^'- 
uii«der*^«*rrdchi«chen  Lehrerseminars  in  Wiener  Neustadt  187T. 

Zunächst    werd*.»n    in    vorliegender   Abhandlung    die   wichtigsteu 
^r^f»4*tivi«^h«fti  B*»^fff»  f<!M:t£r<^t'»llt  f  P  r  o  j  ♦?  c  t  i  0  n  .s  s  t  r  a  h  l,  P  r  0  j  e  c  t  i  o  n  Ä- 

wr.).    I»ie   neuere    üeoraetrie,   die 

La^re  genannt  wird,  beschifttgt 

^      durch  d.i-  ^''  -'  -rrn  nicht 

•  n  eine  -  haben, 

*L^.    ,,r    ,  v.„...*u.,p.......  ..  ,    -u,.  ....  .„,^.,..;:c.beQdtm  l'i...  .-   ...icb  einen 

(wd  dtsiMdben  Punct  gehen,  dann  heiMen  diise  Figuren  perspecti?lBehe. 


im 


Misoellen. 


-Altern  I 


Die  AuKeinandersetznn^  dieser  FuDdamentalbe^riffe  genügt  Totikoi 

um  viele  und  wichtige  Anwendungen   davon  zu  machen.    Bevor  dies  g^ 

acbieht,    geht  jedoch    der  Verf.    noch    in   Allgemeinster  BehjuidliLOic  Sü 

der  TheilTingeiner  Strecke  ober.  In  den  folgenden  Entwic] 

finden  wir  die  Daritellung  über  das  Vielseit  und  vieles  dar*nf  B<*iÖ| 

den  wichtigen  Satz  von  Desargnes»  dass,  wenn  xwei  P    ' 

Lage   haben ,  dass  die  Schnitt  nunc  te   von  je  zwei  en 

in  einer  Geraden  liegen,  die  Verbinduogdinien  je  zw 

Pnncte  in  einem  Puncte  sich   schneiden,  ako  die  Dr 

tiviache  Lage  besitzen.    Dieser  Satz,  einer  der  Grun<i 

Geometrie,  bildet  das  Mittel»  um  die  Relationen,  die  wi 

nennen,  bedeutend  zu  vermehren.  Das  Nachfolgende  eir 

der  Collineationj  unter  Anderem  wird  hier  der  intere^ 

bewiesen,  dass  jede  Kegelschnittsiinie  alsColline^i 

eines  Kreises  angesehen   werden   kann.    Zum   Sei 

handlung  wird  nachgewiesen,  dass  coUineare  ebene  Systeiu 

tivisch  sind. 

Wir  hätten  gewünscht,  dass  diese  Zusammenstellung  ron  bekamtitt 
Lehrsätzen  der  neueren  Geometrie  übersichtlicher  geordnet  wan 


50  Ein  neues  Tellurium.  Von  Director  Dr.  Hermann  Pick.  ProgniniD] 
des  k.  k.  Gymnasiums  zu  Salzburg  1877. 

Die  bis  jetzt  gebräuchlichen  Tellurien  leisten  nur  wenig  m<fk  •!♦ 
eine  gute  Zeich  mm  g,  da  die  durch  sie  zu  demonstrieren  d^-n  V.m  i.Jtnr.y,^  nir 
aUzuhänfig  bei  der  grossen  Coroplication  des  Mechanik 
hervortreten.  Mit  Befriedigung  muss  es  daher  erföllen,  '__ 

Fachmann  auf  dem  Gebiete  der  Experimentalphysik  <lie  er\v 
rigkeiien  durch    eine  einfache  Construction  eliminiert  hat 
ist  nach  der  Angabe  des  Directors  Dr.  Pick  vom  SaV 
Hiesinger   construiert   und    mit   Hilfe   dieses  Appai 
kenntnis  der  Ursachen,  durch  welche  der  Wechsel   d< 
die  Veränderlichkeit  der  Tageslänge  auf  der  Erdober t* 
ist,  den   Schülern   sehr  erleichtert.    Die  kune  Beschrcu 
Telluriuras,  wie  sie  hier  geboten  iat,  werden  die  Facht;:^ 
willkommen  heisjien. 

51.  Construction  eines  Kreises,  welche  eine  Gerade  üüi 
Ciure  zweiten  Grades,   die  durch   ihre  Axe  gegeben' 
berührt.  Von  W,  Schmidtmayer.  Programm  der  k.  k.  deatjcbflil 
Rflalschule  in  Pilsen  1877. 

Die  Constroction  des  Kreises,  welcher  eine  Gerade  und  eine  1 
und  jenes,  welcher  eine  Gerade  und  eine  Hyperbel  berfib*^*     '«^  Rrmit 
des  Kreises,  der  eine  Ellipse  und  eine  Gerade,  welche  d; 
tangiert,  endlich  die  BeHtimmung  des  Kreises,  der  ein.  J-  m^  i 

Gerade  berührt,  ohne  die  Ellipse  selbst  zu  construicren,  w 
zäglicheii  Abhandlung  auf  descripti?  geometrischem  Weg» 
Art  gelöst;  eine  gut  auagetilhrte  Figurentafel  ist  beigegeben. 


52.  Programm  der  k.  k,   ersten  deatachen  Oberrealsohule  in  Prs^. 
das  Schuljahr  1877.   ö)  üeber  Aehnliohkeit,  GIp*  '^^^•~'' 
Congruenz  der  Dinge  überhaupt  und  geonaetrisr 
insbesonders.  Von  Franz  Weyr, 

Die  Ansicht,  das»  ^der  Mathematiker  befähigt  ist  ^iue 
sich  selbst  zu  bilden,  so  I&nge  er  sich  auf  dem  Fdde  der 


MiscelleD. 


luank  als  emer  i»ineii  veii 

man  ßegrifle  in  der  Ma' 

-       -  j 


liaft 

Überliaupt  hin- 

i-^^inlicbkeit,  wie 

vvungeu  und 

id.  wini  der 


sieh  WicUs  im  ^'-n-'iiiiiiciien  Leben  eingeböreört 
SdtftW  1.  B.  der  Be^ff  der  Aehnlichkeit  der  Dmgo 
l&iglieh  seiAiifig  sein  muss^  so  ist  d- .  v,  ,h.i  rL^n^fi  .;. 
Oia  die  Geometrie  aufstellt,  derii 
Um  deiüselbea  auf  das  »waram''  m 

^fcÜfTT  iiafh  den  Worten  des  Verfassers  «> stutzig".  —  Dic&e«  9 Stutzige 
Ufftel*  tUKit  daher,  d^ss  dem  Schüler  ein  strenge  als  wahr  nachzuweisender 
Stis  nm%cr  der  Form  einer  Definition  gegeben  wird,  wahnaid  ihm  die 
DeftüftioD  der  Aebnlichkeit  aaf  diese  Weise  gar  nicht  gegeben  ist  Der 
Ttrf.  ücbUgt  den  Weg  vor,  den  Begriflf  der  Aehnlicbkeit  „der  Dinge 
li«rbaüpt*^  in  erster  Linie  aufzustellen  and  dann  anf  die  Aebnlichkeit 
Ut  g«OD6tnscUen  Gebilde  im  Besondern  überzugeben.  Im  weiteren  Yer- 
Uole  d€S  Aufeatzcs  zeigt  der  Verf.  wie  unzureichend  die  Definition  der 
'^  "  keit  ^dei  Dinge  überhaupt"  gegeben  wird  und  kommt  m  nach- 
DetinitioDeD  der  Aebnlichkeit,  Gleichheit  und  Co  «- 
a)  Gleichartige  Dinge  von  einerlei  Qualität  heissen  äUniieh; 
^ge  Dinge  von  gleicher  Quantität  heissen  gleich;  c)  gleich- 
Mogtf  Ton  einerlei  Qualität  und  Quantität ,  die  Tollig  uberein- 
11  en.  heia»en  congruent  —  Untersucht  man  dann  2.  B,  ?on  Wdlchen 
die  Qualität  einer  geradlinigen  ebenen  Figur  abhänge,  so  ergibt 
jxch  einfache  SchlDsse  der  Begriff  der  Aebnlichkeit  ngeoioetrisaien 
r  und  so  in  allen  andern  Fällen. 

Die  graphische  Darstellung   der    reellen^    imaginären   und 
COmplexeu  Zahlen»  Von  Eduard  Bartl 

In  dieser  Abhandlung  werden   die  He<*hunngso|>erationen  ,  die  mit 

I  itetleo»  imaginären  und  coinpleien  Zahlen  ausgeführt  werden  können, 

liaQiengetttellt    Der  Verf.  hat  tliese  ZuBammenstellung  hauptsächlich 

d«tn  Vf runde  voiirononimen,  damit  der  Schüler  nach  Absolviemng  des 

math^^TTi:iti^rli*?n  StofF^n,  der  in  der  Mittelschule  gelehrt  wird,  sich 

\><  /■■         -  r  denselben  verschaffe, 

nun^soperationen    werden    graphisch    mit 

Iff  .1  LI  ilt,  eine  besonders  ausfihrlkhe  Behandlung 

Stellung  imagin&rer  und  compleier  Zahkni  und 

rEe  i.-i.,  die  mit  denselben  voraunebmen  sind.  Die  Be- 

en  Einheit  als  fines  Richtungsfactors  ist  aus- 

kh^      L  i  die  Conatructionen ,  die  im  weiteren  Verlaufe  Tor- 

jlli»0ii  sind,  ergeben  sich  nach  Feststellung  dieses  BegriiTes  auf  leichte 

I?«?-    ftecht   hßbsch  ist  die  Reduction   compleser  Ausdrtieke   und   ihre 

i:^  behandelt.    Am  Schlüsse  der  Abhandlung  wird 

iiinander  folgenden  Potenzen  des  reducierteu   com- 

.  r  (Cos  «  +  «  Sin  «)  Puncte  entsprochen,  die  auf  einer 

ben  Spirale   liegen,  einer  Curve,  die  bekanntlich  die 

dofiö  die  Logarithmen  ihrer  Radienrectoren  sich  directe 

Jt.  ingehöiigen  Winkel  Je  nach  der  Grösse  des  Moduln» 

^iir     jinaic  eine  andere  Gei^talt   annehmen,  »0  i,  B.  wird  für  den 

iaitsa  =  1  die  Sfdrale  in  einen  Kreis  übergehen  usw. 

Die  AhiiriTiilliiiu^  bietet  zwar  stofflich  nichts  Originelles,  entspricht 
d«iii  itmt  Schüler  eine  Zusammenfassung  der  wichtigsten 

der  /     i  !       ro  in  geben. 

^Er^ftnzuDgea  zu  jedem  Lehrbuche  der  Elennentarinathematik 
für  Mittelßchulen.  Von  Dr,  ÄL  Koch.  Programm  der  k.  k.  Real- 
L#cbald  in  Budwcis  1877* 

IHato  Abhandlung  ist  eine  Fortsetzung  der  fon&hrigen,  in  welcher 
Yerf*  3EQ  sceigeti  suchte^  wie  man  die  Lehre  von  den  Congrnenzen  der 


im 


Miscelleo, 


Zahlen  ffir  den  Mittelßchuluntemcbi  passand  tiüd  fnicbtbriiiffeiid  b»-] 
iiandelD  könnte.  Im  vorlieeenden  Pro^' ramme  ^spricht  dat  Verf.  dal 
Thema,  dessen  Bedeutung  flr  den  Mittelschulanterricht  nicht  sa  uJfttcr-j 
gcbatzen  ist.  Es  Igt  dies  die  e lerne ntaro  Behandlung  der  Maxi ma 
Minima  einer  Function. 

Nachdem  im  ersten  Thcilö  da«  Wesen  einer  Fonction  au 
gesetÄt  ist  und  die  Bezeichnungen  „eiplicite**,  «inipUcite**,  ^jiJtr 
und  transcendente  Fiinctionen"   ihre  Erklärung   gefu^j 
der  Verf.  an  einigen  Beispielen,  wie  eine  Function  ^r.i 
werden    kann    und    wie   sich    das    Wachstlmna    und    hp- 
FunctioDswertlie  auf  diese  Weise  unschwer  erkennen  lüsst. 
gn    litT  Ermittlunj^  der  Maiima  und   Minima  einer   F"^- 
)ßcliellba€h'äche   Methode    vorangestellt    und   auch 
Hethode  kann  im  Gegensatze  zu  andern   beliebten  M    v 
mit  vollem  Verständnis  vom  Schüler  aufgefasst  werden»  aT 
deren  RecUnnngRmechanismus  ein   sehr  leichter,  vom  Scbu 
verfehlender.  Das  Wesen  dieser  Methode  kann  in  folgenden  Worten  aoft^j 
gesprochen  werden:  „Zuorat  ist  die  Function  nur  durch  eine  Variable  y^ 
auszudrücken,  der  auf  diese  Weise  gefundene  Ausdruck  ist  ein- 
zu  setzen t  in  welchem  nijr  an  Stelle  des  x  .  .  .  ac,  steht;   die 
Gleichung:  entliÄlt  gehörig  roduciert  den  Wurzelfactor  x  —  x,  dvr  »ub 
herausheben  lässt;  in  denn  übrigen  Theile  setzt  man  an  Stelle  von  xnuj^ 
«j  .  .  .  ^  und   löst  die  erhaltene  Gleichung  nach  ^  auf,  ^-^  *-  -  ^^u  "  ' 
[dem   Maximum  oder   Minimum   der  Function   entspricht.  fg 

I  Untersuchung  lehrt  dann  noch »   welcher  von  den   beiden 
[fot.**  — Die  zweite  in  dieser  Programmabhandlung  besprc 
[(angeführt  von  Kourim  in  der  Zeitschrift  ^Krok**,  Prag 
Iftuf  dem  SatzCj  da&s  in  einem  Maximal-^  oder  Minlnmlpuncte  einer  Corrv' 
[die  Tangente  parallel  zur  Abscissenaxe  istj  für  Wendepuncte  i?t  vol  tuei 
[die  Tanirente  parallel,  es  müssen  jedoch  dann  noch  ander.    '  :fn 

erfüllt  sein.    Die  dritte  sehr  häufig  gebrauchte  Methode  ;  im 

[Satze,  dass  der  Naclibarwerth    eines  Maximums   oder  Mini:  -u^f^ 

respective  grösser  sein  muss  als  der  Maximal-   respective  ^h 

selbst  Die  vierte  Methode  (die  von  Prof.  Kt^ppe)  ist  iangwierii:  uOkl 
[echeint  uns  für  den  Mittelaehulonterricht  nicht  geeignet  zu  sein,  dwKiib 
[soll  sie  auch  hier  weiter  nicht  hesprocben  werden.  Diesen  theoretisckefi 
[Betrachtungen  schlieshen  sich  einige  sehr  instructive  und  gut  (jewiklt» 
[Aufgaben  an,  die  tbeils  der  Geometrie,  tbeils  der  M*M]i.irtife  rBr- 
[  rechnung  des  Maximums  der  relativen  Fertigkeit  eines  ] 
Balkens),    tbeils  der   Physik    (ßrechangsgesetz,   Bei  vi,-  ••■ 

'  Bestimmung  der  grösst möglichen  Stromstörke  bei  gegebener  Ab* 
1  Elemente  und    bei  gegebenen  äusserem    Widerstände)   entnomm^ 
[.Die   Abhandlung   verdient   wegen   ihrer    klaren    Darstellung   einei 
i  andererseits  wegen  der  Wichtigkeit  des  Gegenstandes  selbst  von  des  1 
genoaaen  berücksichtigt  zu  werden. 


[64.  Beitrag  seur  BebaadliiDg  der  Lehre  der  Brechung  des  ] 
in  Linsen.  Von  Wilhelm  Henke.   Programm  der  niede 
sehen  Landes-Oherrealschtile  in  8t.  Polten  1877. 

Der  Verf.  spricht  die  Ansicht  aus,  «es  sei   au   dn 
Lehrbüchern  der  Physik  flir  Mittelschulen  die  Übliche  Art  ii< 

I  der  Brechung  des  Jjichteb  in  den  Linsen  zu  verbannen  und  kK.4  *Uti 
Uitang  der  Formeln »  welche  die  Beziehungen  zwischen  d«r  Lt^ir 
Objectes  und  des  Bildes  ausdrücken,  auf  die  Dick  '  ' 

Im  nehmen t   zumal   die  Formeln  durch   diese  Ri  *< 

nichts  an  ihrer  Einfachheit  einbüssec.    Da  die  Guus«  scn  h* 

Untersuchungen  für  den  Gebrauch  an  Mittelschulen  nicht  K»^ 


Miscellen. 


70t 


I 


^        ri^  Verf.   kein«  öberfltissige  Arbeit  zu    ünterneJiinen »   wenn 

tr  m   dtm    Torliegeoden   Aufsätze  die  GrundiQge  der   ßehandlon?  der 

Btttdiitog   des  lichtefi   in   den  Linsen  entwickelt"    B^f.  ist  jedoch  der 

Asi2<itt^  daft»  diese  Arbeit  ganz  und  gär  überflfissig  ist.  Es  muss 

bcfFcnden,  wenn  ein  Mann,  dem  die  Leitung  einer  Anstalt  anvertraut  ist, 

4«  Vorseht^  raucht  eine  Partie  in  den   physikaÜBchen  Unterricht   der 

miltltfen   Schalen  aufzunebraen,   die    einerseitä    nicht   allzü  leicht  ist, 

iadertnmts  jedi>cb   so  viel    Zeit  ranht,  da*^s  andere  Thoile  des  Physik- 

aianiehteSt  welche  ungleich  wichtiger  sind»  entweder  par  nicht  oder  nur 

«kr    ?!»^rii'*^>    h+,*handelt  werden    konnten.     Dass  der  Verf.  dieser  Arbeit 

ikh    ^  ü  der  Vernachlässigung  der  Dicke  der  Linsen   stosst,  ist 

tirnn  h.    Wie  viele  Vernachlä^^sigungen  inuss  der  Schüler  im 

hinnehmen  und  wollte  man  überall  strenge  Beweise  geben , 

i^  dem  Grunde  unmöglich  ^  weil  man  dann  nicht  zwei, 

rii    vielleicht  acht  Jahre  Physik   lehren  mösste.    Die  Behandlung 

;  iript-  and  Knotenpuncte»  wie  aie  Gans»  aufstellt,  ist  beim  Mittel- 

■    nichte  gänzlich  zu  Termeiden.  Die  gegenwärtig  ap}>robicrten 

r  behandeln  die  Lehre  von  den  Linien  vollkommen  zweck- 

1 ;  eine  derartige  Modification  des  Stoffee,  wie  sie  hier  ?or- 

,  ird  daher  vom  pädagogischen  Standponctekanin  zu  ge.%tatten 

"  chaftlicher  Beziehung  ist  dieBO  Abhandlung  als  uber- 

Gauss  selbst  and  in  neuerer  Zeit  Karl  Neu  mann 

*%  der  hier  zur  Behandlung  kommt,  umlassend  und 

I.    Auch  in  dem  dioptrischon  Theile  der  trefflichen 

I  ore tische  Physik'  von  Victor  v.  Lang  ist  diese  Partie 

.    behandelt.     Neues   bietet   uns    der   Verf.   durchaus   nichts; 

<d]   die  Form  der  Behandlung  darf  Anspruch  auf  Originalität 


35,  Di^  Elemente  der  Chemie.  Von  Dr.  Angust  Fischer.  Programm 
de»  k>  k.  Realg}'ninasiums  in  Smichow  18i7. 

' ' '"   Zweck  vorliegender  Abhandlung  ist,   wie  der  Verl  im  Vor- 

!it,  ein  rein  pädagogischer.  Ref.  möchte  dem  Verf.  vollkommen 

Wf'rvn  er  behauptet,  dass  der  chemische  Unterricht  auch  im 

II  nicht  ein  rein  experimenteller  sein  soll,  sondern  durch 

iiike  die  Erkenntnis  der  Allgemeinheit  und  Unwandelbar- 

ur  Natuigösetze  unterstützen  möge.   Auch  die  Probe»  die  der  Verf. 

!'T   Art,   wie  der  Unterricht  Ixitrieben  werden  soll,    ^ibt,    vermag 

lorcbaus  nni  zu    billigen.    Die   Arbeit  zerfällt    nämlich   in    zwei 

:    L  Die  Elemente   der   Chemie;    2.  die  bedeutendsten 

r    derChemie,  Zunächst  wird  erklärt,  was  raan   unter  einem 

u  verstehen  hat,  welcher  Unterschied  zwischen  mechanischem 

'  rheraißchen  Verbindungen   sei,    ferner  wird  gezeigt,    dass 

'Verbindungen  nach  unabänderlichen  Gewi  eh  tsverb  alt  nissen 

iing  von    Verbin  dun  r,^Ä-  und  Atomgewicht)  j   im   weiteren 

die  wichtigen  Gebetze  der  Multipla,  der  Volumeuvcrhält- 

r gewichte,  der  Zusammenhang  zwischen  Danipfdichte  und 

II t  zweckentsprechend   behandelt.    Den  Scbluss  des  ersten 

lUi  Erklärung  des  Begriffes  „Affinität'*  und  der  Werthig- 

;tonie.    auf  die  sich   die  Typen th cor ie    atötzt    Wenn   der 

f«  wenigen  theoretischen  Ergebnisse  erfasst  hat,   wa«   kaum 

I   finden  dürfte,  «o  ist  för  den  Unterricht  in  der  Chemie 

viel  gewonnen. 

i*cT  zweite  Theil  der  Arbeit,  der  sich  niit  der  Geschichte  der 

Clom  ie  b«f&i<t,  k5nnte  gieicbfalls,  wofern  die  Zeit  reicht,  im  Unterrichte 

^^JU  finden*  Aue  dem  Entwicklungsgänge  der  Chemie  kann  der  Schüler 

tkm  tMtsteu  erkennen  lernen,  wie  schwer  und  unscheinhar  die  Anfange  des 


704  Mi£celleD. 

Wissens  waren,  wie  aber  duich  andauernde  Geist*?s arbeit,  darc ' 
[Verbesherang  der  Werkzeuge  mad  InstrumeDte,  die  wir  itui 
~Brk*;nntnia  der  Naturgesetze  verfertigen,  aus  wenigen  Zei- 
chen sich  eine  Wisacnscbaft  aufbauen  konnte,  die  nicht  nur 
Veith  besitzt,  soliden»  den  grossartigsteu   praktitichort  ^^i- 

Die  Arbeit  kano  nicht  nur  den  Facbgenossen  zur  ? 
irerden,  sondern  sie  wird   auch  von  Laien,    die  sich   n 
[Btand  der  Chemie  orientieren  wollen^  gewiss  mit  Erfolg  benätzt  wer£iii3 

^66.  Die  Systeme  von  Kegelschnitteö^  welche  aas  der  allgemeiaeaH 

Gleichung  des  zweiten  Grades  mit  zwei  verSnderliolien  durch  ' 
Einführung  variabler  Coefficienten  hervorgehen,  Vüui  lHfr<i^t 
Joä>  Opl.  Programm  der  k,  k.  Obcrre&ldchule  in  Kkgerrfurt  ]8i7« 

Wird  den  aechs  Cotifficienten  in  der  Gleichung  Ax"*  -f-  2  J^j^j  4-' 
\Cy*  +  2  Dx  +  2  Elf  +  F  =  o,  welche  bekanntlich  einen  K« 
rrepräsentiert,  eine  Reihe  von  ver8chied<*oen  Werthcn  bcij>*'legt, 
[iDttn  Systeme  von  Kegelschnitten,  deren  Untersuchung  m  ßcinsf  ^tif  iaf«> 
I graphische  Darstellung  und  Lage  den  Inhalt  des  Progiammaufsüties  bil 
I IJm  die  Außösung  wo  möglichst  einfach  zu  geben  und  die  Const 
[IberBichtlich  zu  gestalten,  gieng  der  Verf,  zunächst  von  der  Diirst 
[eines  Kegelschnittes  ans  den  Brenn puncten  undAxenans;  'li     '       r^ 
[»nglichen  Formeln   werden  im   ersten   Theile  entwickelt.  rin 

fünteröuchun^en,  welche  sich  mit  der  allgemeinen  ♦''■*' • 
IId  welcher  einer  von   den  sechs  Coefficienten  van 
rinderen  ihre  Werthe  beibehalten,  ist  auch  ein  ZaL: 
um  die  Gonstructian  der  Kegelschnitte  ausführen  zu  u  «o» 

den  erhaltenen  Keaultaten  sind  beiuerkengwerth.  Die   .\  ^      llvt 

behandelt  das  Thema  ziemlich  umfassend;  denselben  ist  am  bchlnwe ein* 
golungene  und  wol  ausgeführte  Fignrentafel  beigegeben, 

^67.  Anleitung  zur  Ertheilung  des  physikalischen  ünterricbta^ 

in  der  Volksschule  mit  Berilcksichtigung  der  Apparat^»* 
Sammlung  von  Batka.  Von  Prof.  Franz  Hauptmann.  Profzuim 
der  k.  k,  Lehrer-  und  Lehrerinnenbildungsanstalt  in  Klagenfuii  iKu, 

Diesee  Programm  enthält  ausser  den  gewöhnlichen  Schulnaehncbidi 
l«5ne  Äiemlich  ummngreiche  Schrift  des  obigen  Titels  ans  der  Ftder  -It^  V«| 
I  fosäers  einer  vorjährigen  Programrasehrlft,  die  seinerzeit  in  dii 
leine   Besprechung    fand.    Der   Verf.    will    nach    seinen    ei_ 
Ikeine  vollständige  Naturlehre  für  Volksschulen  geben .  da 
■  schon  eine  mehrfache  und  vorzügliche  Lösung  gefunden  hal 
den  Lehrern  dt;r  Volkaschnle  einige  ihnen  wtinschenswerthe 
bieten.    Da  die  Apparatensammlung  von  Batka  an  den  i- 
schulen  eingeführt  ist,  so  wurde  auf  diese  sachgemäss  U\)  '   ' 
Ihrem   Zwecke   entsprechend   gliedert   sich    die  Arb<  i 
1.  allgemeine  pädagogische  Grundsätze  betreffs  der  A^i:^v. 
Stoffes,  der  Methode,  der  allgemeinen  Form  usw.;  2»  Von 
Reihe  von  physikalischen  Fragen  und  Demonstration  an  d^ 
teelben,  wie  man  in  der  Volksschule  hierbei  vorzugehen   li. 
tnngen  Über  den  Gebrauch,  die  Instandhaltung  der  Apparat»  ^ 
Sammlung  angehören. 

Die  Principien,  die  im  ersten   Theile  in  ÜebereinstimmaTij^  aÄt 
namhaften  Pädagogen  entwickelt  werden,  dürften  bei  allen  }  --fm 

»ekhe  den  ersten  Unterricht  in  der  Physik  Kindern  zu  t-rt  :.bt 

volle  Billigung  finden.    Im   zweiten  Theile   zeigt  yt 

züglicher  Weise,  wie  man  manche  Partien  im  physikui  i  iw 


705 

riM^TL'ti  hiüs^t;.  damit  sie  Eingang  in  den  üntenichtspUn  der  Volk^ 
ünden  könoeD,    Im  dritten  Abschnitte  wird   erörtert,  welche 

man  mit  den  Apparaten  der  Batlta'scben  Sammlang  vornehmen 

Bit«  wie  die  Apparate  selbet  bebandelt  werden  eoUen  n.  agl.   Im  An- 

— -  bcfiniiK*  Äicb  ein  kleine«  Verzeichniji  Ton  brauchbaren  Lehrbücbem 

b«  iie  ersten  Elemente  derselben,  worunter  wir  eine  Reihe 

n.  anter  anderen  das  vorzügliche  B&cblein  von   Ballon r 

tzt  von  E.  Warburg)  treffen.  Auch  das  Lehxboch  der 

>^ik  Ton   Wein b cid,  welches  die  Anleitung  iu  vieloii 

üUcbsten   Mitteln  herinetellendea  Eiperimenten  enthJLlt, 

ihrt  gein  könuen. 

6B.  S.  Bamerle:  le  catacausticfae  della  parabola,    Programma 
dellt  ciTica  Bcuola  reale  snperiore  in  Trieste.  1877. 

Dieser  Jahreebericbt  enthält  eine  ansiehend  geschriebene  analjti^he 
hung  üb^^r  die  Brennlinie  (Catacauatica)  der  Parabel   In 

Eluleilnog  werden  die  allgemeinen  Gleichungen  derselben  abgeleitet 

0fl4  In  den  nachfolgenden  Capiteln  auch  die  folgenden  drei  Falle  lur 

Atiwtißdtjiii'  L'obracht:  1.  die  Einfallsstralen  sind  parallel;  2.  der  leuch- 

auf  der  Axe   der  Parabel  gelegen ;   3*  der  leuchtende 

ujr  reftectierten  Parabelfläche  selbtt  Im  ersten  Falle  ergibt 

um  Alt  Schlei fenlinie  (Fig.  2  der  Abhandlung),  die  in  B^ug 

jr-Aite  symmetrisch  gelagert  ist;  au8  den  Coordinaten  de»  Krüm- 

Ipunctea  leitet  der  Verf.  im  Nachfolgenden  die  Gleichung  der 

M  and  berechnet  üchliesslich  ein  Bogenstfick  der  Catacauaticsa, 

tu  ge»chloaaencr  Fonii  '    '    ii  kann,  da  diese  Ctirve  zu  den  recti- 

Mro  g^Art  Wenn  der  I  Punct  auf  der  Axe  der  Parabel  gelegen 

ftWr  00,  djud  die  Stiüjvn   uijur  beliebigem  Incidenswinkel  auf  die 

che  anfallen,  so  ist  die  Untersuchung  der  Catacaustica  aowie 

Eige^naehaftexi  ziemlich  compliciert;  sie  wird  im  zweiten  Theile  in 

(gener  Weise  durchgeführt.   Im  letxten  Theile  ist  die  Aufgabe  be- 

btfi*  di«  Cftiacanstica  zu  finden,  wenn  die  Coord tonten  des  leuchtend«n 

titU%  der  Parabel  Genüge  leisten»  derselben  also  ang^eboren.  Auch  dieser 

Fiil  viri  in  eineir  der  beiden  obigen  ähnlichen  Art  behandelt. 


S6.  ZttT  methodischen  Behandlung  des  mathematischea  Dnter- 
riehtes  in  der  IL  Maschinenbauclasse  der  höheren  Gewerbe- 
admle*  Von  J.  Tesa^.  Programm  der  1l  k.  Gewerbeschule  in  Brunn 

im 

Der  Abhandlung  g:eht  ein  Vorwort  des  Directors  Wilda  voraus, 

bi  vilebem  derselbe  der  Anklage  zuvorkommen  will,  ^dass  an  der  Brünner 

^vitfbaechule  die  höhere  Mathematik  als  Unterriiihtigegimaland  betrieben 

pd  didarch   ein   Uebergriff  über   die   den  Gewerbtaohiü^   gesteckten 

hegtngen  werde".   Diese  Anklage,  die  —  wie  Ref.  sich  selbst 

ttbcneogen   Gelegenheit   hatte  —  schon   öfter   gemacht   wurde,   ist 

r  -  ]    in  erwigt,  das«  durch  die  einfachsten    geomeiriachen 

Demante  der  Differential-  und  Integralrechnung  gans 

'»  ..ckitet   werden  können   und   dass  man   mit  Hufe  der 

iMittT  ut  an  betrieb  tlich  es  Quantum  Zeit  i 

^*p  '^^  r  einhalten  soll,  jedenfalls  l>e*ser 

■  ■>'  nur  durch   verschiederj  liffkeiten  und  KftiMile* 

iid    Mit  R«cht  bemerkt  m  le  Director  Wilda,  da« 

^i  jui«t4rt  g«»diilderte  Vorgang  die  Beweis»! uiirung  schwerfUlig  und  ns- 
litig  mach«  and  a.  &  der  Unterricht  in  der  Maßhaolk  umsomthr 
«ittwrl  t«i  als  die  Analogie  der  Bewaiae  vandiiedcnartiger  Probleme, 
«ikka  ^ch  auf  dieselben  matheioatiaclitii  Besnltst«  atttien ,  oft  wegen 


tmm9      numtt      «m^*    «jm4>v      «•*>• 

i  erspart  und  dem  Sobtkr 
^er  Toneiehnelt  alt  w«fiB 


i  t  4  «flvT.  OfBa.  IST».    fOL  B.  n.  BOk 


4b 


70« 


BiOelleQ. 


der  veracliiedenen  Äusffangspmicte  dem  Schüler  nicht  greiruar' 

die  Aufraerksamkeit  desselben  auf  Kosten   des   zu  beweisenden  wo 

nischen  Problems  allzusehr  auf  die  neuartige  Beweisführung  gelenk 

Die  Abhandlung  des  Professor  Tesaf  aelbst  gibt  uns 
wie  der  mathematisclie  Unterricht  als  Vorschule  fi'^  '*i^'  Tn-^-ii| 
Lehren  geleitet  wird;  die  gewohnlichen  Formeln  dci 
werden  durch  rein  geometrische  Betrachtungen  al,-, 
Bedingungen  für  die  Concavität  und  Coövexität  der  Ca 
die  verschiedenen  „besonderen  Puncte*  (Maximal-  und 
puncte),  die  Ausdrücke  für  Taugente,  Subtangente,  Norrnal 
S  üb  norm  nie»  Krümmungsradius  usw.  Im  §.  13  beEfeerneTi  wirT 
Differenzialeu  algebraischer,  logarithraischeti  Potenz-,  VV  P 

tiädfunctiontjn  j  im  %.  14  werden  die  DiSereotialausdruci 
noractrischeti  und  cyclom et ri&chen  Functionen  er"  '  '^ 
einen  inversen  Vorgang  die  Grundintegrale  gew 

fe^eigt.   Schliesslich   beschäftigt  sich  der  Verl,   um 
lehrsätze»    dass  ein   constanter  Factor  vor  das  1; 
werden  kann,  und  dass  das  Integral  einer  Summe  '^.-:^..  ^^.   .^, 
der  Integrale  der  einzelnen  Summanden: 

Die  Abhandlung,   die   Ton  vornherein    auf   ßclbstftndig^ 
Bchaftlichkeit  keinen  Anspruch  machte  ist  geeignet  im  zeigen,  in 
leichtem  Wege  ein  Schüler  mit  den  fundamentalsten  Sätzen  der  ! 
Mathematik  vertmut  gemacht  werden  kann. 


60,  Ueber  Beaiehuügen  des  Galvauismus  zur  theoretisch^ 
Chemie,  Von  Robert  Spiller*  Programm  der  V.  k.  OberrwlKkrf 
in  Marburg  1877, 

Der    Verf.    beabsichtigt    in    der    vorliegenden    Progr^t 
lung  die  Gesetzmässigkeit,  die  sich   in  den  Resultaten    ih't 
Untersuchungen    nachweisen  lässt,  zu  verfolgen»  sowie 
retischen  Erklürunge»  nach  den  neueren  Ansichten  der  ' 
und  in  zeigen,  waa  noch  in  diesem  Gebiete  zu  li 
grotftttet  einen  ziemlich  unbeengten  Blick  in  den  J 
theoretischen  Chemie  und  dürfte  für  manchen  Freund  der  Kata 
Schaft  lesen swerth  erscheinen. 


6L  Maxima  und  Minima  vom  Standpancte  der  Mi** '^  ""^* 

Vom  k.  k    Gymnasiallehrer  Josef  Oaidecaka*   Progran 
Real-  und  Obergyninaaium  in  Ungarißch-Hradisch,  F^  d . 
1876/77. 

Diese  Abhandlung  umfasst  einen  ähnlichen  8töÖ  wie  der  i 
Tb  eil  der  ^Ergänzungen  zu  jedem  Lehrbuche  der  Klf-mentarmatJn 
für  Mittelschulen'  (Programmschri  ft  der  k.  k.  ReaJschoU^ 
Budweis  1877,  vgl.  53),  nur  dass  hier  die  Lehre  von  den  MaiilMl 
Minima  einer  Function  für  den  Mittebchttlunterricht  eine  keifl 
passende  und  zweckentsprechende  Baarbeitung  erfahrt,  —  Rcf,  ad 
entschieden  zu  der  Aneicbt  hin,  dass  diese  Leht''  Urri  MiH^ 
nütdich  und  erspriesslich  werden  kann,  ohne  das!^  Au 

derselben  eine  üeberbürdnng  hinzutrete.  In  weichet  ied$ 

>5chüler  beigebracht  werden  soll,  darüber  hat  sich  Iv 
tieaprochen.  Nicht  der  Weg  der  Differentialr 
hier  eingeschlagen  werden  soll;  denn  letzterer  — 
man  mit  den  Schülern  keine  hdhere  Mathematik 
nur  allzusehr  zum  geisttödtenden  Mechanismus,  ohne  auf  d^ä 
nia  intenaiv  einzuwirken*   Die  Methode  nach  ScheHbach,  die 


Misoolleo.  707 

Dr.  Koch  im  Programme  von  Budwcis  reproduciort  und  die  derselbe 
ftQch  anwendet,  um  seioe  Schüler  in  das  Gebiet  der  Maxima  nnd  Minima 
önmfUiRii,  ist  diejenige,  die  dem  Referenten  jedenfalls  pädagogisch  am 
aogemeasensten  erscheint. 

In  der  Torliegenden  Arbeit,  die  sich  in  nachfolgende  vier  Theile 
theilt:  1.  Maxima  und  Minima  von  Functionen  einer  Variablen;  2.  Ma- 
xima und  Minima  von  Functionen  zweier  und  mehrerer  Variablen; 
&  Maxima  and  Minima  mit  Nebenbedingungen;  4.  trigonometrische 
Functionen  ist  der  Ausgangspunct  von  Sätzen  genommen  (z.  B.  vom  Taylor'- 
aefaen  Lehrsatz),  die  der  höheren  Mathematik  angehören,  die  als  solche 
daher  nicht  in  den  Mittelschuluntcrricht  einbezogen  werden  können.  Am 
Schlosse  von  S.  5  ist  dem  Ref.  der  Satz  aufgefallen:  «ida  man  nun 
k  immer  so  klein  nehmen  kann,  dass  in  den  beiden  letzten  Reihen 
das  erste  Glied  grösser  als  die  Summe  aller  folgenden  wird,  so  hängt 
oiTenhar  bei  diesen  kleinsten  Werthen  von  h  das  Zeichen  der  Differenz 
Fi9  +  h)  —  F  ix)  und  F  (x  —  h)  —  F  {x)  von  jenem  des  ersten  Gliedes 
ibu*  Dies  ist  durchaus  nicht  so  nOffenbar**,  sondern  der  Beweis  für 
diesen  wichtigen  Lehrsatz  gehört  in  die  Theorie  der  höheren  Gleichun- 
gen, wo  er  sSrenge  durchgeführt  wird  und  werden  muss. 

Die  Arbeit  ist  mit  vielem  Fleisse   augelegt   und  die  Menge  der 

511lcklich  gewälten  Beispiele  zeigt  von  dem  Streben  des  Verfassers  seiner 
Lufgabe  gerecht  zu  werden. 

Brunn.  Dr.  J.  G.  Wallentin. 


82.  „Soustava  £fsel  BernouUi-ho  a  jich  uiitf''.  Podävi  K.  Panek. 
Jahresbericht  des  k.  k.  akadem.  Gymnasiums  zu  Prag  1877. 

Der  Verf.  behandelt  in  diesem  Aufsatze  in  ziemlich  vollstän- 
diger Weise  die  Eigenschaften  der  BemouUischen  Zahlen,  so  wie  die 
Anwendnne  derselben  bei  der  Keihenent¥dcklun^  von  tang  x,  sec  x,  cotg 
a^  ooseecB,  fsin  x  usw.  Desgleichen  werden  die  directen  und  inversenPotenz- 
nmmen  der  natürlichen  Zahlen  durch  BernouUische  Zahlen  dargestellt  und 
die  Besiehnngen  der  Zahl  n  zu  denselben  erörtert.  Schliesslich  entwickelt 
der  Verfasser  die  Euler'sche  Formel,  vermöge  welcher  Reihen  durch  Ber- 
mralli'sehe  Zahlen  ausgedrückt  erscheinen,  und  desgleichen  die  Formel  fUr 
die  Aoswerthung  des  bestimmten  Integrales  J*'^**  f(x)  d  x  durch  die  Diffe- 
noien  /t  f^^  {x)  =  f ~>  (x + Ä)  -  /•'-'  (*). 

Die  Beziehungen  der  Zahlencoefficienten  in  den  Reihenentwicklun- 
gen der  obengenannten  Functionen  werden  durch  directe  Entwickelung 
und  nachherigen  Vergleich  mit  den  in  recurrenter  Form  gegebenen  B. 
Zahlen  hergestellt.  In  Folge  davon  nehmen  die  Entwickelungen  etwas 
mehr  Baum  in  Anspruch. 

Es  kann  selbstverständlich  dem  Verf.  daraus* kein  Vorwurf  ge- 
maeht  werden .  dass  er  diese,  rein  inductive  Methode,  benützt  hat,  anderer- 
•äts  kann  aber  Ref.  nicht  umhin  darauf  aufmerksam  zu  machen, 
daas  diese  Relationen  auf  eine  viel  leichtere  Art  und  Weise  hätten  her- 
gßgtellt  werden  können,  wenn  man  auf  den  Zusammenhang  der  oben  ge- 
lannten  Functionen  mit  den  B.  Zahlen  zurückgegangen  wäre,  wie  dieser 
sieh  leicht  ans  der  Moivre'schen  Formel  herausstellt. 

Beispielsweise  ergibt  sich  schon  die  Identität  beider  daselbst  ge- 
febenen  Definitionen  der  B.  Zalen  durch  folgendes  Schema: 


45^ 


708  Miscellen. 

X=  0     \  /        I  I  ^V  —  -i 

wenn  y  =  ~  gesetzt  wird. 

Ebenso  ergibt  sich  die  Verwandtschaft  der  Taogeutenooei&cieBtM 
mit  jenen  der  Fantion  --,  die  auf  pag.  17  mit  Hiniaziehnng  einei 

Integrals  erörtert  wird,  folgendermassen : 

wird. 

Schliesslich    sei  noch  bemerkt ,    das  die  Aasdmcksweise  dem  Bet 
an  manchen  Stellen  zu  knapp  erschien. 

63.  ^Rozprava  o  determinantech  stupnS  druh^ho  a  tretfho.' 
Napsal  prof.  M.  Pelnar.  Jahresbericht  des  Communal - Realgja* 
nasinms  zu  PHbram  1877. 

Wie  der  Verf.  selbst  an^bt,  sollen  in  diesem  AnfiBatse  die  Groid* 
Züge  der  Determinantenlehre  in  elementarer  Form  dargestellt  werte  - 
Der  Determinantenbegriff  wird,  und  dies  nur  für  Determinanten  2tei  ' 
und  3ten  Grades  aus  den  Symmetrieeigenschaften  des  Differenzenprodoctei  1 
von  2,  respective  3  Grössen  dadurch  gewonnen,  dass  die  Potensaxponental  : 
in  Indices  degeneriren.  Daran  knüpft  sich  die  Erörterung  der  Qrvai-  r 
eigenschaften  der  Determinanten,  wobei  jede  derselben,  sowohl  bei  dv  - 
zweigliedrigen  als  auch*  bei  der  dreigliedrigen  Determinante,  also  zw«l-  j 
mal  bewiesen  wird.  \ 

Abgesehen  davon,  dass  man  eine  elementare  DarsteUong  viel  liebtf  j 
an  einfachere  Definitionen  des  Determinanten begriffes  h&tte  anknüpta  j 
sollen,  scheint  dem  Ref.  auch  die  Methode  nicht  gani  zweckmiwift  i 
weil  sie  den  in  der  Mathematik  in  den  Vordergrund  tretenden  Forde- 
rungen der  Allgemeinheit  nicht  genügt,  wiewohl  eine  aUgemeinere  ele- 
mentare Darstellung  der  Determmantien lehre  in  ihren  GrundittgeB  iif 
dem  Räume  von  28  engbedruckten  Seiten  möglich  gewesen  w&re,  weu 
die  unnützen,  weitschweifigen  Wiederholungen  fortgeblieben  wirea.  Iba 
kann  sich  von  dem  Gesagten  überzeugen ,  wenn  man  in  Lehrbücher  im 
Elementarmathematik,  in  welchen  die  Grundzüge  der  DeterminantenlehN 
aufgenommen  sind,  einen  Blick  wirft. 

firünn.  Dr.  Frans  KoUiek. 


64.  Pogatscher  A.,  Th.  v.  Eaianjan's  Index  zu  J.  GrimiBS 
Deutschen  Bechtsalterthümern.  x.  Jahresbericht  der  k.  k.  Obe^ 
realschule  in  Salzburg  1877.  46  SS.  8*. 

Bei  der  Versteigerung  des  Karajan*schen  Naohlaasea  erstand  äi 
Salzburger  Studienbibliothek  ein  Exemplar  der  *Recht8alterthümer\  des 
ein  vollständiger  Realindex  von  der  Hand  des  genannten  Gelehrten  M- 
gebunden  war.  Derselbe  umfasst  in  nichts  weniger  als  loznriösem  Divdt 


MisceUen.  7M 

^Ri  Bora  gröatten  OctaTf onnates ;  Ton  ieiner  G«&aaigkeit  haben 
StochproMB  Gewistheit  geboten.  Mine  leUtire  TollstiiKligkeit 
tk  «Ol  <t3t  bei  irgend  einer  monognpuiKhen  Arbeit  auf  Gninl- 
itlbui  eoostntieren  lassen.  Unter  allen  Umständen  vird  sich 
4er  weiss,  wie  tehr  durch  ein  derartiges  Register  die  Verwend- 
eines  lo  unCugieichen  Werket  gesteigert  wird,  dem  Heraoi- 
der  im  Detifl  eine  dnrchaos  anerkennenswerthe  Sorgfalt  beweist. 
Danke  verpflichtet  f^olen :  es  ist  nur  wftnschenswerth,  dass 
P&bbcation  den  Faehgenossen  auch  durch  eine  genügende  Anzahl 
Seffluatabdrücken  im^bnchhändlerischen  Wege  zuginglieh  gemacht 
ihre  Aofinerksamkeit  wollen  wir  mit  diesen  Zeilen  darauf  «gelenkt 


3.  Appeller  £.,  Ahdeotscher  Eigennamen  Sinn  und  Bedeu- 
m^r  nach  ihrer  Zusanimensetzung  und  Abstammung  erläutert. 
XIIL  Jahresbericht  der  gr.-or.  Oborrealschnle  in  Czernowiu  ISu. 
3b  SS.  8«. 

Der  Antor  stellt  in  tabellarischer  Form  29b  willkürlich  ausgewählte 
IcEtBche  Personennamen  zusammen  in  der  Weise,  dass  in  einer  zweiten 
Unk  die  Etymologie,  in  einer  dritten  die  Bedeutung  des  Wortes  aut- 
pAhrt  wird.  Als  HuiiBmittel  haben  ihm  hiebei  nach  seiner  eigenen  An- 
pibe  eine  Abhandlung  Ton  Grässe  und   £.  Hermann*s  Schul^ammatik 

at.  ausserdem  finden  wir  öfter  Sanders^s  Wörterbuch  citiert.  Das 
at  einer  mit  diesen  Mitteln  unternommenen  Untersuchung  kann 
ich  Jedermann  leicht  Torstellen:  Friedrich  wird  in  der  längst  über- 
nadea  ff^lanbten  Weise  als  pacificus  erklärt;  unter  Nr.  120  erfahren 
^,  da«  mdn,  Hodr  der  Gott  des  Eriegsglückes  sei ;  Marbod  (Marabod 
s 'IwTioft^os)  wird  mit  *  Meerkrieger*  übersetzt:  Ariorist,  Erec.  Iwein 
^Johann!)  werden  unbedenklich  als  deutsche  Namen  angeführt  u.  dgh  m. 
\km  dem  .Autor  die  ridbtige  Etymologie  der  Frauennamen  auf  —  lint 
-  aidit  Ton  lint  Schlange,  sondern  Ton  linta  (tilia)  in  der  abgeleiteten 
BcdeataDg  Schild,  TgL  Badulint,  skioldroeyjar  —  unbekannt  geblieben 
it,  daH  er  in  Uiwart  nicht  das  Masculinum  zu  Häduwic  zu  erkennen 

gf  fhx  Hagen  noch  die  veraltete  Deutung  auf  den  Todesdom  [\ig\. 

tn  HZ.  12,  297,  386)  gibt,  fallt  neben  solchen  elementaren  Fehlem 

mehr  ia*8  Gewicht. 

Wenn  der  Verf.  ?on  romherein  bemerkt,  dass  ihm  die  einsohlä- 
dn  litaatar,  wie  FOrstemann,  Pott  usw.,  nicht  ..zur  Hand*  gewesen 
tt,  YMJUk  iho  das  nach  keiner  Richtnnir  entschuldiren ;  es  gibt  eben 
jhflokpiche  nnd  historiadie  Probleme,  die  nur  auf  Grundlage  des  voll- 


Madi^  raammelten  Materiales  und  unter  Beachtung  aller  Vorarbeiten 
1  Anirm  genommen  werden  dürfen.  Wer  das  verkennt,  zeigrt,  dass  er 
ftv  die  AnfiuigBgrOnde  kritischer  Forschung  im  Unklaren  ist  Völlig 
nbmreiiich  aMr  ist  es  im  vorliegenden  Fafle.  da  ja  der  Verf.  sich  an 
Im  Eütw  einer  Universität  und  einer  immerhin  ausreichend  dotierten 
KUiothek  befindet 

t6.  Hill n er  Joh.,  VolksthQmlicher  Glaube  und  Brauch  bei 
Geburt  und  Taufe  im  Siebenbürger  Sachsenlande.  Ein  Bei- 
trag nr  Cnlturgeschichte.  Programm  des  evang.  Gymnasiums  in 
Schiulmrg  1877.  52  SS.  4*. 

Ee  ist  bekannt,  mit  welcher  Zähigkeit  und  Treue  der  Stamm  der 
iebeBMiKer  Sachten  an  seiner  Sprache  und  Sitte  h&lt  und  hingt  Die 
Briiegende  Sammlang  bietet  uns  hiefOr  nach  iwei  Umstanden  ein  un- 
meisliches  Zeugnis:  in  der  Alterthümlichkeit  des  sich  noch  erhaltenden 


710 


MisceJlr«, 


Brauches  uud  in  dem  Fleisse  und  der  HingebuDg  des  S^BimlerK.    Bi  i 
[  Yoniehmlich    Abc^rglaub^,   den   er    Tina    in    chronologiirfier   ADordnufl 
1  (6ohwangrerscbaft,  Geburt,  Taufe,  Wochen),  t--  -r-^^--         —       -  thui 
—  und  negativen  —  was  zu   lassen  ist  —  _  Veon 

inch  nicht  alles  Beigebrachte  neu  ist,  liegt  i:^.:,  tni»- 

UBrhme  der  Verbreitung^  einzelner  Anschauunffen  i  ^  Be- 

reichern n?  u  nie  res  Wissens ;  vieles  aber  ist  dem 
▼orgeschobenen  Posten  deutschen  Volksthums,  wir' 
[wir  empfehlen  daher  die  Abhandlung  jedem  Mj^ 
[  le^eutlichäte  zur  Durchsicht.  Den)  Verf.  wünscti^in  wit,  dius  er 
Beinem  Sammeltieisse  nicht  erUhmc  und  dass  auch  seine  ferneren 
mühungen  im  Kreise  seiner  Landsleute  nicht  frachtlos  bleiben  mlftäl 
to  die  Fortsetzung  seiner  Publicationen  sei  ihm  nur  im  eigenen,  wi^  iJ 
Interesse  der  Leser  eine  etwas  knappere  Form  der  DarüteHung  empfi^hl^J 


67,  Helwich  Hartwig,  Etymologisch-identische  Wörttr  mit 
verschiedener  Bedeutung  im  Deutschen  und  EugÜ^diittu 
XVL  jRhreBberlcht  der  Wiener  Comniunal-OberralschaU  in»  »onteaj 
Bezirke.  1877.  öl  SS.  B*. 

Der  offenbar  noch  am  Beginne  seiner  Stadien  stehende  V^J 
folgt  Ton  einem  richtigen  Gesicntspuncte  ausgehend  die  B^     '        't 
lung   einzelner  Verbal-   und  Nominalstämrae   im  Deutsch^ 
sehen.    Weit  entfernt    allgemeine  Regeln   abzuleiten    oder  nut  n  nu 

>  samtn engehörige    Erscheinungen,    wie    die   Depravation    des    beg  "' 

I  Inhaltes,   den  Uebertritt  intransitiver  Verba  unter  f!i"   ^v^^^if^ 

I  dgl  unter  eine  Kategorie  zu  subsumieren,  begnö^r 
tabellarischen  Anordnung  einer  Reihe  beliebig  aus^'^ 
alphabetischer  Folge,    Seine   Öaramlung    ist    zieraliclj  r\;    di  flf 

'  iedcch  keine  Belege,  namentlich  nicht  für  die  alteren  Ij  cistalki 

der  beiden  Cultnrsprachen  beibringt,    und  seine  Etj  w1*  mm 

sich  leicht  überzeugen  kann,  nnr  aus  den  allgemein  .ucn,  df* 

mentaren  Hilfsmitteln  schöpft,  die  er  aber  nur  selten  cilitrt,  kaTffl  *ii 
keinen  Anspruch  auf  wissenschaftlich-kritische  Bedeutung  machen»  w» 
im  Iirtereste  des  richtigen  Gedankens  zu  bedauern  bt '}, 


68*  Nassl  JoL,  üeber  den  mit  der  Dehnung  und  SehMuJUj 
der  StamoBilben  Terhundenen  Lautwechsel  in  der  Coajn* 
gation  der  Verba  der  Tepler  Mundart,  Profframrn  4m  t  t 
Staats^Eeal-  und  Obergymnasiums  in  Sfies  1877,  h  88.  8*. 

Die  Länge  des  Aufsatus  ent8t>richt  der  des  Titeb  yllUUiciltrNiP 
nicht»  indem  der  Autor  sich  darauf  beschränkt ,   einige  \km  ailf""'"^ 
lantliche  Eigenheiten  der  „Tepler  Mundart«  auf  drei  s*>iti»ri  Aa^rtn 
Jlit  dieser  «Mundart**    hat   es  aber  eine  eigene  Bewü. 
Eef.  nämlich  ganz  nnbekannt,  dass  dieselbe  noch  von  h_  td 

als  des  Verfassers  Seite   anerkannt  würde.     Die    aufgemalt Iten  Kn 


^\  Dieses  Programm  gibt  dorn  Eef.  Antass  im  Int^<bsse  a11«r,  4itJ 
iil  Programmen  zu  befassen  genöthigt  sind,  üh  '  ^    •   ■   ■ 


sich  mii         _ 

Autoren    an   die   edierenden  Directionen   die  dringen 
richten,  doch  ja  immer  dafür  Sorge  tragen  zu  w  Mr 
des  Hofl«s  auf  dem  nasseren  Umschlage  ange. 
kommen   sonst   in  Bibliotheken  Irrthümer  vor  uu.  \ 
Abhandinngen  an  tweit^r  Stelle  rallig  übersehen. 


Miicelkii.  711 

sind  wcri^r^^T'^  ^^}^h^   ^if»  ffeh  fSber  das  ganze  Ge^'  '^    '  ■*-  bai- 
Ifttudart  tüi)&  lönnte  man  in  der  iiuo 

^tiüTi  il^t  ..^„,.i„:  i. ...,  „^  einen  Einfiuäs  des  benacL:...^,  ber- 
locte  erblicken,  '  Wenn  nÄch  Angabe  de«  VerfastterB  das 
th  ^  ,  gräbst,  gräbt  in  der  Mandart  lautet;  kro,  kräp&tf  krä^t 
r«,  Ut  äef  höhere  Laut  in  der  2.  und  3.  Person,  wie  W.  Braune  Wein- 
bald  und  dem  Ref.  gegen&ber  gezeigt  hat,  eben  nnr  der  Umlaut  des  ver- 
gr^berttn  StammTocals,  also 

ä  :  6  =  ä  :  a. 

Htgigen  Literator  »ch  aoBeinanderznaetsen  bat  d«r  Verl 

.  v endig  erachtet 


Jamhaber  Eduard^  Das  Ludwig^lied.  vil.  Jahresbericht  des 
k.  k.  tätaatg-Heal-  und  Obergymnasiums  in  Freistadt  in  Obe rosterreich 
1»77,  22  a  8», 

Dci  Verf.  veröffentlicht  in  diesem  Jahresberichte  die   «wei   ersten 

einer  einffehenden  Abhandlung  fiber  das  Ludwigsliedt  die  in  acht 

Qttte  über  Handschrift  und  Aneffaben,  historische  Orundkge»  Dblt- 

nnng,  Verfasser,  Form,  Sprache,  Gescbichte  des  Textes  und  Anmer- 

|en  zerfallen  soll.  Da  die  vorliegenden  beiden  ersten  Paragraphe  im 

it liehen  die  Ansichten  Dümmlers  wiedergeben »  wie  der  Verf.  selbst 

'  cndwertber  Aufrichtigkeit  nütt-heilt,  luuss  weh  die  materielle  Be- 

|ung    seiner  Arbeit   erst   aus  den   noch  ausstehenden  Abschnitten 

en.    Der  Plan   einer   derartigen    Behandlung  wertbToller    Sprach- 

bller  ist  keineswegs  zu  misbilligent   doch   fragt  es  sich,   ob  nicht 

I«  das  Ludwigslied  schon  hidlän^Uch  erörtert  lat;    bo  ist  z.  B,  das 

mogs    beigebrachte    Literatur-    und    Ausgaben  Verzeichnis    schon    in 

Jeoboifs    und   ächerer»   Denkmälern    in   aller   nar  wünschen swerthen 

Üekeit   enthalten.    Auf  das  dringendste  aber  mochten  wir  dem 

üsUft   er    bei   dem    Plane   einer    selbständigen  Publication  bleibt, 

'|lj  seine  alhn  blumenreiche  Bede-  und  Ausdrucke  weise  etwas  zu 

üter  nur  maniiieri,  bebt  sich  stellenweise  der  Stil  zu 

^^  L:>e;  S.  10  „Zur  Zeit  der  Normaunenniederlage  an  der 

nach  iUi'l  d<'s  Kahlen  Tod  (die  Dativendung  meidet  Hr.  Sam- 

aber  oonsequentl  herrschten  der  Ludwige  zwei'*  ....  , noch  weniger 

~  fs   man   an  Lndwiffe  Tor   oder   später   (soll  hcissen:   an   einen 

fthereu  odor  späteren  König  dieses  NamensJ  denken'. .  .„Charfreitag 

ld  war 8,  den  10.  April  879,  als  Ludwig  der  Stammler,  der  Sohn 

[dti*  Kahlen  nach   schweren  Leiden    „im   sehdosten  Alter  von 

ken  zu  Compiegne  in  der  Pfiaiz  die  Augen  schloas.**  6.  19  «(Lud- 

LV«i  Vaters  Tod  ein  Knabe  von  14  bis  16  Jahren  usw.   Noch  sei 

hiU  daü  sich  aus  seiner  langen  Beschreibnng  der  Handschrift«  die 

it  Mlbst  ffesehen,  sondern  bezüglich  welcher  er  nur  die  zur  Hand 

ien  AngaSen  Amdt*^  aus   dem  111.  Bande   der  Zach  einsehen  Zeit* 

wkderholt,  nicht  ergibt,  aus  welcher  Zeit  sie  stamint,   8.  8  wird 

an  .einer  der  gewiegteateu  Teitkritiker**  genannt;   wen  d«nkt 

f.  Samhabei  wol  als  Leser  einsa  solchen  PrograranieSi  daas  «r  ans 

ton  Lachmann  zo  erzählen  ftlr  ndthig  erachtet 


Kettbauer  E.  R,  Das  Qudrunlied.  —  üeber  GoUfrieds 
▼OT  Stcassbnrg  Tristaa.  ni.  Jahresschrift  des  8taatsgfmn&sinms 
in  Eadanta  1677.  17  S8.  8*. 

Der  Varfaflser  bietoi  eine  kritiache  Untersuchung  &ber  Inhalt,  Ent- 
iliiftg  and  TertQberlieferung  der  Kudniii  an/Gmod  «kaft«r,  schriftlicher 


71« 


MisceUen. 


Auszüge"»  die  er  sich  ^auf  der  kuia.  Hofbibliöthek  in  Wien  (Ate  mnng^  I 
ist  bekÄnntlich  in  der  Ambrasersammlung!)  selbst  anferti]^*  Er  uatei^ 
scheidet  in  der  Kudrun  sechserlei  Stroplien:  1,  echt<»  Kudrunstropben^l 
%  Strophen  mit  Mittelreimen»  3.  Nibelungenstrophen,  4.  Nibelnog^nstro- 

Shen  mit  Mittel reinie n ,    5.  Strophen  mit  weniger  als  fünf  Hebtitif^n  in 
er  letzten  Halbzeile,  6.  Strophen  mit  darcbaua  klingenden  Reii 
ten  tinsere  Fuchcolle^en  über  die  beiden  letzteren  Entdeckungei 
so   genügt   die  ÄttUflärung,    dass  Herrn   Director  Neubauer    plli^^cü. 
degen,    vernemen:    gezemen,    jehent    geschehen    klingende 
Keime  sindl  Wir  könnten  die  Anzeige  damit  schliessen,  aber 
roerkwUrdig,  dass  der  VI  meint  eine  den  Herausgebern  —  er  kennt 
müller,  Ziemann  und  Mtilleiilioff,  die  Arbeiten  der  letzten  drei^sig  J« 
Ploennies,  Bartsch,  Martin  sind  ihm  fremd  geblieben  —  en%_ 
Sprachstufe  entdeckt   zu   haben ,   welche  die  Ambraaerband 
stellt.    Seine  Kenntnisse  reichen  also  nicht  so  weit   zu  benr 
tu  erkennen,   dass   der  Schreiber   unserer   einzigen    Kudratili 
der  bekannte  Zöllner  Maximilians,  Hans  Eied  aus  Briieu,  den  fOü 
Text  in  seine  —  er  schrieb  1517  —  bereits  neuhd.  Sprechweise  um«  ^^^ 
Die  Anfangsworte  des  Gedichtes  lauten  in  der  Hg. :  Ez  wuhs  inEflF^ 
landtt,    demgemäss   schreiben   die   Herausgeber:    Ez    wuohs   in   h- 

i1ande,  Herr  Keubaaer  transcribiert  in  voller  Unkenntnis  der  Laut«  und  j 
Teralohre  als  mittelhochdeutschen  Text:  Ez  wuchs  in  £ierlaii«t*^  ^ 
Bo  buchstäblich  S.  17.  Was  würde  man  dazu  sagen,  wenn  ein 
■iallehrer  eine  Abhandlung  ober  Vergil  mit  den  gröbsten  r* 
Terstössen  und  Fehlern  gegen  die  Declinationsform  der  Cohüs  ^< 
Sehen  würde  ?  Wie  lange  soll  auf  dem  Gebiete  der  deutschen  Phik 
|ede«  noch  so  unberufene  Attentat  gestattet  sein?  F"^^ 
Ferf  des  vorliegenden  Progranimea  begeht,  wären  nich'  uff" 

»uch  nur  einmal  eine  ordentliche  Grammatik  durcbg*^  [*i» 

Hhm  die  nothigen  Hilfsmittel  nicht  zur  Hand  gewesen  sind ,  kann  kf» 

^Entschuldigung  sein.   Es  existiert  für  Niemand  eine   äussere  N^tbi^if  | 
"kritische  Untersuch nngen    über  raittelhochdeuteche  Volks'  W- 

nehmen,  dem  das  Materiale  nicht  zu  Gebote  steht ;  zudem  "*• 

^en  einschlägigen  Bücher  von  Seite  der  öffentlichen  Bibliotbci. 
jjmnasiallehrer  kostenfrei  zugänglich  oder  im  äusser&ten  Fall 

I  liges  Geld    zu    kaufen.     Die    Entfernung  von    den    grossen  " 

.Verkehres    kann  in  keinem  Falle  ein  Privilegium  auf  un:; 
l'liederlicbe  Arbeit    geben.     Das   Prädicat   der    Liederlichke.i    i 
dllerdings  auf  die  vorliegende  Abhandlung  nicht;    hier   fehU   et  W 

f  Elementen  und,  wie  sie  vorliegt,  ist  sie  ganz  und  gar  ein  Arta.  hroiiiÄi 
denn  wenn    uns  Hr.  Neubauer    mit  ganz  eniiter  Miene  v 

^6edicht  müsse  älter  sein  als  die  Hs.»   so  klingt  das  ub; 

■  Jemand  constatieren  wollte,   dass  Goethe  Lnther  nic^ 

fekannt  habe,   und  hätte  vielleicht  Sinn  eehabt,    üJ 
ahren  daa  „Kriemhildenlied**,  wie  es  Hr,  Keubaner  ncuat.  entlecile^ 
•.heute  nicht! 

Es  foM  eine  von  Unrichtigkeiten   strotzende  InlialttKngmbsj; 
^Tristan.    In  derselben  heisst  es  buchstäblich  S,  31:    „dieie  (Braag 
»opfert  daa  Heiligste,   was  sie  besitzt,   and  wird  zur  H«,.   ffir  ^ 
Kef  kann  seine  Meinung  nicht  unterdrücken«   so   fremd   ihm 
alle  Prüderie  ist,    dass   in  einem  Druckwerke,    das  bf> 
den  Schülern    des  Gymnasiums   in    die  Hand  gegeb«  i 
^  ständigsten  gerade  mit  dem   meisten  Interesse  enteok  i 
,  derlei  Ausdrücke,  denen  jeder  ausweicht,  wo  I  V 

Gebrauche  vorliegt,  unbedingt  vermieden  «v>  if* 


Miflc^Uen. 


HS 


71.  Hölael,  Pha.  Dr.  P.  Ferdinand,  Ein  deutsches  Weihnachts- 
spiel  aus  Böhmen.  Programm  Je»  k-  k.  Obergjmnasiums  tu  B6h- 
mbch-Leipa  1877.  32  SS  8" 

Dk  ältesten  Nachrichten  über  die  zwei  hier  veröffentlichten  Spiele, 

<Lm  ^„Hirteßspiel''  und  dns  j^Herüdeespiel  mit  dem  Kindermord*",  die  der 

'       "adUchen  Mtttheilungen  solcher  Personen,  die  zu  Anfang  des 

i  Leipa  in  denselben  selbst  agiert    haben,    aufgezeichnet 

zwar  nur  aus  dem  Jahre  1711;   doch  sind  beide  bpiele 

te   fwei  in  doa  erete  eingelegte  Lieder  von  unfweifefhaft 

Ihren)  Inhalte   nach   scoeinen   sie  Varianten  eines  ?0!i 

inacbt8«piele  und  Lieder,  Graz  1856,  S.  290)  beigebrachten 

r  Herausgeber,    der  sich   mit  der  Literatur  des  Gegen- 

zu  machen  in  lobenswerther  Weise  bestrebt  war,  selbst« 

.-  zögernd  zugesteht  ^  dessenungeachtet  ist  sowol  die  xjem» 

•'ublication  als  die  recht  instructiv  und  Übersichtlich  zu- 

Einleitung   ober  Weih  nachtsspiele  in  Deutschland  und 

ri  überhaupt  durchaus  dankenswerth. 


12.  Hintni^r  Valentin,  Prof.  Dr.,  Beiträge  zur  tiroliachen 
Üialektforschung.  Jabresberiijht  des  k.  k.  akad.  Gymnauiums  in 
Wien  1H77.  48  SS.  S\ 

'    Ref.    an    anderem   Orte    Gelegenheit    gehabt    hat    die 

*«>«Ji  -^en    dieser  vorzüglichen    und    interessanten  Monographie 

der  Ausdruck  bei  einem  Idiotikon  pasat  —  zu  empfehlen, 

zum  Vergnügen ,   nun  auch  das  dritte  Heft  nach  mehr* 

ui^r   begrüsseö  zu  können.    Die  Unterbrechung  ist  von  Seite 

ers  uji verschuldet:  nur  mit  Mühe  scheiiit  er  sich  irnuiei  den 

'arum  für  seine  Arbeiten,  die  doch  einen  unbestrittenen  wissen- 

'  Werth  besitzen,  zu  erkämpfen.  So  liegen  uns  auch  jetzt  nur 

S    flfi — 144^  Y0^  Hintiiers  tirolisebem  Wörterbucbe  vor.  die 

umfassend ;  Ret  will  an  diesem  Orte  nicht  auf  Ein- 

und  spart  darum  emiges^  was  er  an  Fragen  auf  dem 

lUttrti  hi»l,  bis  die  Vollendung  des  Ganzen   die  Berechtigung  zti  einem 

^%«rh  liefen  den  CIrtheil  gibt;  er  will  nur  das  Eine  hervorheben,  das»  was 

tvt  und  Vorsicht  in  der  Etymolugie,    Reichhaltigkeit  und  Umfang 

l<tgt  betrifttj  diese  Lieferung  die  Vorzüge  der  froheren  tbeilt,  hin* 

€<i;Utcb    dtx  Darstellung   und  Behandlung   des  Gegenstandes   dieselben 

jßdoth    diktacbieden    tibertrifft.     Die  Notizen   über  Kinderapiele,  Speisen- 

jiBi^,   H"-h'^itsbräuche  (ß,  123,   134,  143)   sind  höchst  anziehend  und 

Min^i  -  wäre    nur  wünschenswerth,    dass    der  Verf.,    dem  wir 

fepcfe  üti  .^.*:    Je^em  Felde  zu  begegiiert  hoffen,  von  Anfang  an  auf  etwas 

inÜmr  Bftetia   gearixntet   hätte.    Er   hatte   sich  damit  einen  grösseren 

l4Mrkr«iai  höheren  Antheil,  weitere  Verbreitung»  Anregung  und  Ermuu- 

t^nxi^  erworben. 


7^  Hof  mann  Franz,    [Jeher  die  Bedeutung  der  handwerks- 
mltesig  betriebenen  Dichtung  vom  13,  bis  zum  17.  J&ltrhundert 

und  deren  Verhältnis  zum  gesellschaftlichen  Leben.  Troppau,  Jahrea- 
»^-ncht  der  Staats-Oberrealschule  1877.  23  8S.  8». 

\n    eine    mit  Zuhilleuahnje  der  bekanntesten  und  zugäaglic listen 

i^arbeitete  und  sehr  aUgemein  gehaltene  Einleitung  aber  die 

1^  des  Meistergesanges,  die  nichts  neues  bietet  —  von  ültereu 

! -m    ist    nur  Wagenseil    benützt   --»    scbliesat    der  Verf,  eine 

li^hen  gnt  und  richtig  gehaltene,  nur  stofflieb  etwas  dürftige 


il6  Miscellen. 

Note  nar  äusserlioh  den  ersten  Platz  anf  dem  Zengnine  eiiinehme,  ge- 
genüber den  anderen  Lehrern  mit  der  Stellung  der  letxten  Meroringer 
ihren  Haasmaiern  gegenüber  zu  vergleichen  sei.  —  Ein  anderer  wichti^r 
Fehler  in  dieser  Abhandlung  bestent  darin,  dass  auf  die  einschligi^ 
Literatur  über  diese  Fragen,  die  namentlich  in  Deutschland  theils  m 
Broschüren,  theils  in  Zeitschriften,  theils  in  den  Direciorenoonfe- 
renzeii,  besonders  in  den  letzten  Jahren  erschienen  ist,  nirsenda  Bezog 
ffenommen  oder  derselben  auch  nur  Erwähnunfl^getban  wird.  Man  vermisst 
diese  Bezugnahme  um  so  mehr,  als  der  Verf.  S.  8  der  Literatur, 
wenn  auch  nur  flüchtig,  gedenkt  mit  den  Worten:  »Ob  die  «nflUlende 
Sterilität  in  diesem  Zweige  der  Literatur  und  die  respectvolle  Scheu, 
mit  welcher  die  Gymnasialzeitschrift  und  verwandte  FaehUitter 
der  Behandlung  pädagogischer  Fragen  ausdem  Wegegehen, 
hiemit  (d.  i.  mit  den  Leistungen  der  Gymnasien  hinsichtlich  der  Ersie* 
hung)  nicht  auch  in  Causalnexus  stehen?'  Wenn  der  Verf.  sich  in  des  ob» 
erwähnten  Schriften  näher  umgesehen  hätte,  so  würde  er  gefanden  haben, 
dass  im  deutschen  Nuchbarlande  die  Gymnasien  an  denselben  Uebelstandeo 
leiden,  die  er  theils  angedeutet,  theifs  näher  erörtert  hat.  Die  darauf  sieb 
beziehenden  pdagogiscnen  Arbeiten  unterscheiden  sich  vortheilhaft  von 
der  des  Verfassers  nicht  blos  dadurch,  dass  sie  mit  Objectivitat  and 
mit  Berücksichtigung  anderer  pädagoeischer  Schriften  al^efasst  sind, 
sondern  namentlich  auch  dadurch,  dass  für  die  aufgedeckten  Schäden  aacfa 
die  Mittel  ihrer  Heilune  angefllhrt  und  eingehend  erörtert  werden.  Darom 
mögen  dieselben  dem  Verf.  zur  Leetüre  dringend  empfohlen  sein. 

78.  Welche  Unterstützung  kann  und  soll  das  Elternhans  dem 
Gymnasium  gewähren?  Ein  Wort  an  die  Eltern  als  Beitnf  zur 
Lösung  der  Frage  betrefis  der  Ueberbürdung  der  Gjmnanalschfilar 
von  Dr.  Karl  J.  Schober.  Programm  des  k.  k.  Josephstildter  Gym- 
nasiums in  Wien  1877.  67  SS.  S\ 

Die  vorliegende  Abhandlung  unterscheidet  sich  vortheilhaft  tob 
der  so  eben  besprochenen  dadurch,  dass  sie,  anstatt  blos  zu  tadeln,  den 
Weg  der  Belehrung  einschlägt.  Die  vortreiflichen  Rathschli!^,  welche 
den  Eltern  für  die  Erziehung  ihrer  Söhne  ertheilt  werden,  sind  ein 
ehrendes  Zeugnis  für  den  richtigen  pädagogischen  Tact  und  die  reiche 
Erfahrung  des  Verfassers  und  zugleich  ein  willkommener  Beitiag  nr 
Lösung  jener  Frage,  die  seit  längerer  Zeit  in  Oesterreich  ine  in  DenlMb- 
land  die  Pädagogen  so  lebhaft  l^schäftigt,  zur  Frage  der  UeberbttrduB|. 
Es  wäre  sehr  zu  wünschen ,  dass  diese  Schrift  von  den  Eltern«  fb  die 
sie  bestimmt  ist,  eifrig  gelesen,  und  die  wol?emeinten  Rathschllge  nch 
befolgt  würden;  dann  würden  die  Unterrichtserfolge  an  den  Gymnäiien 
sich  viel  günstiger  gestalten.  Auf  eine  WiedergaM  des  Inhalta  mlnes 
wir  bei  dem  Umfange  dieser  Abhandlung  verzichten;  wir  besdiilnkei 
uns  blos  auf  die  Bemerkung,  dass  wir  bezüglich  des  Inhaltes  dem 
Verf.  beistimmen,  mit  Ausnahme  jenes  Pnnctes,  wo  er  tob  einea 
„Fehler''  spricht,  „den  viele  Eltern  dadurch  begehen,  data  sie  in  dei 
Ferien  einen  Lehrer  nehmen,  welcher  mit  dem  ShÜler  das  Pennm  der 
nächsten  Classe,  vorzüglich  in  den  classischen  Sprachen,  TonoauMlet* 
Die  Ferien  sollen  allerdings  eine  Erholnneszeit  sein  und  zur  KiifUffong  da 
Körpers  verwendet  werden.  Wenn  nun  <&e  Eltern  dennoch  über  die  I&ieB 
einen  liChrer  nehmen,  wie  es  vielfach  geschieht,  so  hat  es  in  der  Befel 
den  Zweck,  vorzu^weise  lenes  Wissen  im  Gedächtnisse  des  Enabes 
frisch  und  lebendig  zu  erhalten,  welches  die  nothwendige  Gmndlige 
für  den  Unterricht  im  folgenden  Schuljahre  bildet.  Vor  allen  anderan 
Gegenständen  erfordern  nun  die  Sprachen  eine  beständige  Uehnng  be- 
sonders durch  Leetüre.  Von  einem  vorausarbeitra  kann  nicht  die  Bede 
sein,  wenn  es  sich  z.  B.  darum  handelt,  einige  Gesänge  von  Homer  oder 


717 

*  ^  ^r  ^  r  Scbüle  nicht  ^eleßen  wurden,  durchzuarbeiten.  Da« 
h  auch  eine  Vr  lederholang  des  Mheren,  abgeBehen 
icü  eben  dieses  Neue  der  Arbeit  verleibt.  Seibat  wenn 
Lvhre  die  nam liehen  Gesänge  in  der  Schule  gelesen  wer- 
i  h  die  Erklärung  noch  so  viole  neue  Seiten,  dasä  das  Inter- 
cn  wild;  die  übrige  Zeit  wird  ein  braver  Schüler  sehr 
können.  —  Die  Darstellung  ist,  dem  Zwecke  des  Aufsatzes 
i>i,  populär.  Ein  übersichtliches  Zusaninienfaj^sen  des  auf  67 
^'dennten  Inhaltes  ist  jedoch  erschwert  durch  die  eigeuthUin- 
'"s  dieses  Aufsatzes,  welche  zur  Folge  hat»  das:i  natur- 
t'  Dgehörige  Gedanken  wie  i,  B.  „Religion'*  (S.  14)  und 
ii^en"  (S.  21),  oder  „Patriotiamus'*  (S,  41)  und  »die  Be- 
Politik"*  (S.  13)  getrennt  behandelt  sind.  Entsprechend 
'i*:u  Aufgabe  des  G^moasiunis,  welche  eine  pädagogische  und 
liche  ist,  sollte  die  Abhandlung  in  zwei  Theile  zerfallen  In 
rTiTMTMV.  ,rut>rt**t  das  Gymnasium  von  don  Eltern  eine  kräftige 
itzung.  Die  Theilung  der  Arbeit  hat  in  der 
■-  ü)  in  dem  Puucte  der  Erziehung  das  Haus  den 
groewrcn^  das  ^jymnasium  den  kleineren  Antheil  hat,  während  6l  hin- 
tichtljfb  deft  Unterricbtea  das  Umgekehrte  der  Fall  ist.  Beide  Tbeile 
k'  '  m  Inhalte  nach  wieder  passend  gruppiert  werden.  Die  Sprache 

l  l  und,  einige  kleine  Verstöase  ausgenommen^  im  Allgemeinen 

An  Werth  würde  diese  als  populäre  Abhandlung  sehr  schatzens* 
Arbeit   nocli  w^it   mehr  gewonnen  haben,    wenn    aof  die    ein- 
H:4ij9gtge  pftdag^>gische  Literatur»    wenigstens  auf  die  neueren  Erschei- 
somra  &'zng  genommen   und  dieselbe  in  einem  Anhange  hinzugeffigt 

imen  war»  ■    •'   ' ii^^af  Mangel  einerseite  mit  dem  speciellen 

t^^vt  die  ^eits  aber  damit  entschuldigt  sein,    dass 

W  ^nem  l:  .,:  ii:.i:i_    i         i  Jahresbericht  der  Grundsatz  des  Diobtefs 
nimaiM  fttmaiur  in  oihhhii  leider  in  der  Regel  keine  Geltung  hal 

7SL  Ktaiieo  die  classischen  Sprachen  vor  dm  neueren  als  Mittel 
des  Jngendunterrichtes  bestehen?  Von  F.  Mähr.  Programui 
4m  k.  k.  StaAta-Gymnasiums  in  Triest  1877.  43  SS.  8*. 

Der   Verf-   bat  die  Erwartungea   des   Lesers   nicht   ganz   b^frie- 

%i;  dimn  wenn  die  neuereu  Sprachen  mit  den  classischi'n  in  Farnllele 

imtellt  werden,  so  genügt  es  nichts  die  italieniscbc  Sprache  allein  jenen 

«fvnftWrtu'it^^Men  und  nachzuweisen,   dass   ihr  jener  Förmenreichthura 

W-  Ischen  Sprachen  auszeichnet.  Mit  mehr  Grund  hätten 

«L  ''*n    moderneu  CuUursp rächen,    die    eughsche  und 

ttaDioii^cins  eujMr  solchen  Vergleichting  unterzogen  werden  sollen,  weil 

m  gerade  Yon  den  Geyern  der  classischen  Sprachen  dazu  auserkoren  sind, 

im  EhmU  POit  diese  m  den  Mittelschulen  zu  bilden,  im  zweiten   Ihoile 

te   Ablnndlung    beschäftigt    sich    der   Verf.    mit    der    Literatur    der 

Itileo  claB»i^<°lw'n   Siiracben   und  sucht  durcb  VorfüLruiiL'   >!K^  ItihalU.^ 

Irr  in  den    -  tjn  Autoreu   die  VortrefT  -n  für 

4k  BUdumg  i  hzuweisen.  Von  den  mon  n  wird 

Mmt  leider   wicd^i   uih  dner  einxigen,  nämlich  der  deuUehen.  gedacht 

tmi   fmmgt,  wie   ihre  Literatur  sich   auf  dem   Boden  der  claMsischcu 

üfacbeii  entwickelte  und  zur  Blüthe  gelangte  und  „in  welche  Vcrwir- 

imges  ii«    gerietb^  wenn  sie,  von  den  classuicben  Urbildern  ftbiceMrendet, 

ikli  aelWt  t]^  ^  ^    Im  dritten  Tbeile  bc  -      '^    '      ''  rf.  die 

arthodinrhn  ^  r  classischen  Sprachen  i     Der 

AÄImi  so  d<  ij^uit  Klagen  über  die  geringv»i  .  i.i^ii.v^.v^^rfolge 

b  ilff  dAaaii><  lagie  an  den  Gymnasien  rilbre  zum  Tbeile  daher« weil 

aMt  den    fon..  ....■  Aim   der  Sprachen   ein   zu  grosses  Gewicht  gelegt 

«ffdt.  wihreüd  man  den  Inhalt  der  Classikert  die  iathettdche  Seite  bei 


718  Miscellen. 

der  Erklärung  veniachl&SBiffe.  Ein  anderer  Omnd  sei  das  mnngelhafte  Za- 
sammenwirkcn  der  Lehrer,  oesonders  derer,  welche  die  Unternditsspnehe 
lehren,  mit  denen  der  classischen  Philologie.  In  beiden  Pancten  dürfte  wol 
der  Verf.,  wenigstens  in  vielen  Fällen,  Recht  haben.  Die  Tortreffiicben  In- 
structionen des  O.-E.  über  die  Interpretation  der  Classiker,  namentlich  aber 
die  so  sehr  betonten  Torschriften  über  das  Zusammenwirkon  der  Lehrer 
werden  leider  noch  sehr  häufig  gar  nicht  beachtet.  Die  Behauptung  des  Ver- 
fassers in  ßezug  auf  die  Maturitätsprüfung  (S.  38)  «man  lässt  ihn  (den 
Candidaten)  ein  in  der  Schule  noch  nicht  gelesenes  Stück  aus  einem  vor- 
genomm&nen  Classiker  übersetzen  und  damit  genug,*  mnss  als  unrichtig 
bezeichnet  werden.  Das  Gesagte  gilt  blos  von  der  schriftlichen  Prflfting: 
damit  ist  aber  noch  nicht  genug;  bei  der  mündlichen  Prüfung  hat  der 
Examinator  li  inreichend  Gelegenheit  an  den  Candidaten  Fragen  zu  stellen, 
die  sich  auf  den  Inhalt  und  die  sachliche  Erklärung  der  Autoren  beziehen. 
—  Die  sprachliche  Darstellung  zeigt  manche  Halte  und  Unrichtigkeit  in 
Ausdrucke,  z.  B.  „dass  der  Gymnasialschüler  die  classischen  Studien  lu 
bruch weise  erlernt",  ,.ira  Sande  des  Unbeachtetbleibens**  u.  dgl. 

80.  „Ueber  den  Einfluss  der  Dichtung  auf  die  geistige  Entwioke- 
luug^  der  Jugend  und  insbesondere  auf  deren  sittliche  Bildang" 
von  Leopold  Lampel.  Programm  des  k.  k.  deutschen  Obergrmna- 
siums  in  Brönn  1877.  31  ö.  8« 

Die  Resultate,  zu  welchen  der  Verf.  in  dieser  Abhandlung  von  ht- 
chologischcm  Standpuncte  aus  gelang,  bilden  einen  willkommenen  Be- 
trag zu  der  Debatte  im  Vereine  »MittelschdeM  in  Wien  »über  dieHi^ 
ausgäbe  eines  Musterkataloges  ffir  Schülerbibliotheken  österreichischer 
Mittelschulen.'*  Es  ist  interessant,  dass  der  Verf.  auf  dem  Wege  einer  rein 
theoretischen  Untersuchung  zu  derselben  Dreitheilung  der  Leetüre  nach 
3  Altersstufen  gelangt,  die  der  Verein  von  praktischem  Standpnncte  al« 
empfchlonswcrth  bezeichnete.  Die  Untersuchung  bezieht  sich,  wie  schon 
der  Titel  sagt,  blos  auf  die  Poesie,  deren  Bedeutung  für  die  Jumd 
nach  den  zwei  Gesichtspuncten ,  für  die  sittliche  GefÜhlsbildunp 
lind  für  die  Erholung,  eingehend  erörtert  und  psychologiach  begründet 
wird.  Bei  der  weiteren  Betrachtung  der  einzelnen  Dichtungsarten  für 
die  Zwecke  der  Bildung  und  Erholung  der  Juraid  gelang  derVert. 
zu  folgendem  Resultate:  Für  die  1.  Altersstufe  eignet  sich  \-omigsweise 
die  epische  Dichtung,  namentlich  Darstellunffen  einfacher  moralischer 
Handlungen  aus  dem  Kreise  der  Familie,  der  Scnule,  der  enteren  Heimat; 
Volkslieder,  einfachere  Volksagen,  Fabeln,  Parabeln,  Sprichwörter;  hei- 
mische Volksmärchen  kleineren  Umfangs  usw.  (S.  19). 

Für  die  2.  Altersstufe  seien  neben  den  epischen  Dichtungen  grös- 
seren Umfangs  (wie  Legenden ,  einfache  Balladen ,  Romanzen  usw.) 
cpisch-lvrische  und  rein  lyrische  Gedichte  aus  dem  Familienleben,  au 
den  Vernältnissen  der  engeren  Heimat  und  des  Vaterlandes,  über  religiöie 
Motive;  ferner  einfache  Sprüche,  heimische  Volkslieder,  Ritiisel  ufv. 
(S.  26)  geeignet. 

Für  die  3.  Stufe  empfiehlt  der  Verf.  ausser  epischen  Dichtungen 
grösseren  Umfangcs  und  reicherer  Handlung,  sowie  lyrischen  Dichtungen 
moralischen  Inhaltes  von  grösserem  Umfange  namentlich  die  dramatiiCMn 
Dichtunp^en,  anfangs  solche  von  einüicher  Gomposition,  später  sokbe. 
denen  die  erhabensten  Ideen  als  Motiv  zu  Grunde  liegen  und  die  auch 
in  ihrer  Gomposition  verwickelter  sind  (S.  29). 

Die  sprachliche  Darstellung  ist  streue  logisch,  der  Ausdruck  oorrect 
und  gewandt.  Dieser  Aufsatz  ist  namentlich  jenen  Fachgenossen  sehr 
zu  empfehlen ,  welche  sich  mit  der  Zusammenstellung  deutscher  Lese- 
bücher  befassen. 

Wien.  J.  Nahrhaft. 


Erste  Abtheihing. 


Abhandlungen. 


Oiber  die  Umarbeitung  der  Aulischeß  Iphigeaie 
des  Euripides. 

Da  wir  nicht  im  Sinne  haben  hier  die  ganze  Frago  der  Ah- 
teBung  und  Interpolation  der  Aulischen  Iphigenie  zu  bebandeln, 
f«rweiBen  wir  für  die  literarischen  Angaben  auf  die  Dissertation  von 
H.  Hennig  de  Iph.  A.  forma  ac  condicione  B.  1670,  in  welcher  eine 
togflUirliche  Erörterung  der  bisherigen  Ansichten  vorliegt,  und 
ickioktn  nur  einige  Bemerkungen  voraus,  welche  flr  die  Beurthei- 
loa(  d^^  Goifiichtspnnctes ,  den  wir  darzulegen  gedenken,  nothwen- 
«Sshid, 

Die  höhere  Kritik  dieses  Stückes  geht  bekanntlich  aus  von  der 
llÜi  tu  Aelian's  Thiergeschichte  Vll  39  o  di  EiQiTridtjg  (voraus 
|dit  6opk.  fr.  87 ,  wo  auch  von  Hörnern  einer  Utrschkah  die  Rede 
M)  br  %f   ^iq^iyipei^t 

fX(**inr  tf'  jij^atntv  ^t^tjlv  ivO^^ota  «ftlat^ 

loigraTe  hat  das  Verdienst  auf  die  Bedeutung  dieses  Citats  auf- 
tttrfciam  gemacht  «u  habeua  Dass  das  Bruchstück  nicht  einem  von 
fcr  Artemis  gesprocheucn  Prolog,  sondern  einem  Epilog  angehöre, 
hit  Porson  zuerst  getoht^n  und  Bremi  (philol.  Beitr.  aus  der  Schweiz 
l  i81&  S.  143)  nacbdrOcklich  geltend  gemacht.  Mit  der  Beohach- 
tßaif,  dasss  der  letzte  Theil  des  Stückes  (von  1532  an)  von  späterer 
Byid  himngefägt  sei ,  hat  Porson  dem  Fragment  im  ursprünglichen 
Dnnna  des  Euripides  seine  Stelle  verschafft.  Die  ausgedehnte  Inter- 
aktion des  Textes  ist  vorzngswerao  von  Matthiae,  6.  Hennann, 
Hutunff,  W.  Dindorf  nachgewiesen  worden.  Für  die  Bestimmung 
Tun  Anlaas  und  Zeit  dieser  unechten  Zuspitze  bat  man  vor  Allem  die 
itTfrUMige  Angitbe  in  (fem  SchoL  zu  Aristoph.  FrO.  67  ovtm  Si 
aoi  Ol  iidi^xcAim  ^'goiOi,  ftXBitTjacFVTog  EvQtnidov  tot' iwy 
t^iaxhtii  opitarvptiJCi  (nach  Hermanns  richtiger  Erklärung:  sab 


ttitmkHn  f.  4.  «tolvT.  Ofna.  IfUS,    X.  Sfft. 


46 


728     N.  Weckleinj  üeber  die  Aulische  Iphigenie  des  Euripido». 

eodem  nomine  i.  e.  diserte  addito  patris  nomine)  iv  aatei  ^Iq^yi' 
veiav  TTjv  ev  AvUdi  !/4Xxfialwva  Bd^xctg  beigezogen  und  nach- 
dem die  Annahme,  dass  in  dem  uns  vorliegenden  Stücke  eine  doppelte 
Keccnsion  des  Dichters  von  einer  Aufführung  zu  Lebzeiten  und  einer 
Aufführung  nach  dem  Tode  desselben  (Böckh)  oder  zwei  Anagaben, 
eine  welche  mit  V.  49  beginne  von  Euripides ,  eine  andere  welche 
1 — 48  mit  115 — 163  zum  Prolog  habe,  von  dem  jüngeren  Euripides 
(ßremi)  vereinigt  seien ,  von  Matthiae  u.  a.  als  unhaltbar  erwiesen, 
nimmt  man  gewöhnlich  mit  Matthiae  an ,  dass  Euripides  bei  seinem 
Tode  das  Stück  unvollendet  und  zum  Theil  nur  skizziert  hinterlassen 
und  der  jüngere  Euripides  dasselbe  vollends  ausgearbeitet  habe,  dass 
jedoch  später  noch  von  vei*schiedenen  anderen  Interpolatoren  Zu- 
sätze und  Ergänzungen  lückenhafter  Stellen  hinzugedichtet  worden 
seien.  Hennig  will  in  der  erwähnten  Abhandlung  zwei  Diaskeuasten 
und  drei  Interpolatoren  nachweisen.  Er  betrachtet  den  jüngeren  Eq- 
ripides  nicht  als  den  ersten  Diaskeuasten ,  sondern  als  den  eisten 
luterpolator,  auf  den  er  besonders  124—132  und  959  —972  zurück- 
führen möchte ;  den  ersten  Theil  der  Exodos  weist  er  einem  alten 
(Alexandrinischen),  den  zweiten  Theil  einem  byzantinischen  Diaskeua- 
sten zu,  usw.  Wie  leicht  begreiflich,  liegt  diesen  Feetsetznngeo 
manche  Willkür  zu  Grunde. 

Die  Echtheit  des  beiAelian  erhaltenen  Bruchstückes  in  Zweifel 
zu  ziehen  ist  uumethodisch,  da  die  Unechtheit  der  Exodos  als  sicher 
gelten  muss.  Wenn  Matthiae,  der  jenes  Bruchstück  einem  anderen 
Dichter  zuweist  und  die  Echtheit  von  1532 — 1558  aufrecht  hält 
behauptet,  Euripides  bringe  einen  deus  ex  machina  nur  da  an,  wo 
ein  dignus  vindico  nodus  eintrete ,  so  braucht  man  nur  auf  die  mit 
der  Iphigenie  aufgeführten  Bacchen  zu  verweisen.  Die  Offenbarung, 
dass  Iphigenie  nach  ihrem  hochherzigen  Entschluss  nicht  den  Tod 
finde ,  sondern  durch  Dazwischenkunft  der  Artemis  gerettet  werde, 
konnte  nicht  besser  als  von  Artemis  selbst  gemacht  werden.  Denken 
wir  uns  nach  dem  Abgang  der  Iphigenie  Elytämnestra  sich  schmerz- 
lichen Klagen  hingebend ,  dann  Artemis  in  der  Höhe  erscheinend 
und  erklärend ,  dass  sie  versöhnt  sei  und  den  Edelmuth  der  hoch- 
herzigen Jungfrau  ehren  werde,  so  schliesst  das  Stück  ganz  in  Eori- 
pideischer  Weise  und  man  vermisst  nichts.  Die  Annahme ,  AeliaB 
habe  sich  in  der  Angabe  des  Dichters  geirrt,  ist  nicht  nur  willkür- 
lich, sondern  auch  deshalb  unwahrscheinlich,  weil  der  Schrift* 
steller  für  seine  Ansicht  von  den  Hörnern  der  Hirschkuh  besondere 
Autoritäten  namhaft  machen  will.  Heimann  hält  zwar  die  Offen- 
barung von  Seite  der  Artemis  für  noth wendig,  glaubt  aber,  die  Ab- 
sicht Klytämnostra  zu  trösten  bilde  keinen  hinreichend  bedeutendeo 
Aulass,  der  das  Auftreten  einer  Göttin  i-echtfertigen  könne;  ff 
macht  deshalb  die  ganz  unwahrscheinliche  Annahme,  der  Dichter 
lasse  nach  dem  Botenbericht  Klytämnostra  sagen ,  die  GOttin  sei  ihr 
unterdessen  erschienen  und  habe  ihr  jenen  Trost  gespendet.  Weas 
die  Göttin  Klytämnestra  im  Hause  trösten  darf,  warum  nicht  aii€k 


lf„  WifiMein,  üftber  d!e  AnlUehe  IpMgenle  dei  £iiri|iidea,      Itt 

^'  ^Iclt  i^ich  ja  tiiclit  '  1er 

Kl,  iiui  «He  iererliche  .\  u- 

mölhig^ii  iig  far  da»  Vat&rlaud«  um  dio  Kettuo^  der  gött- 

liohm  fkii  iL    in    älinliclier  AVeise  wie   Herioanu  versucUt 

VitelU  mit  ,u  uilicher  Erörterauif  dieser  Frage  in  seiner  Schrift 
lir  ;   ;tlcuni  Inogbi  deJla  Ifig,  in  Aülide  d.  E,  «r  hj. 

f  *^inen  TheU  der  Exodos  lu  rettßn,  indem  er  ans !  ich 

4«»  I  s  Bot^en  ^^  1er  Aufgetreten,  iiabe  deo 

Bericli  iL,'t  und  K  i^^  mit  der  Angabe,  das« 

wUreud  der  Vorbereitung  des  Opfers  Artemis,  ihm  allein  siebtbar, 
«rsdiiuneij  sei  und  ihm  jene  trO&tlicheii  Eröftnuugen  gomacbi  habo* 
Kach  V*  1550  stand  Agamemnon  verhüllten  Hauptes  da:  sollte  et 
da  die  Göttin  Beben  oder  liaite  er  einen  Grund  wh  das  Haupt 
vfirbnilen,  wenn  er  von  jenem  Wunder  schon  wusste?  Sülcbe 
*li  Annahmen  hV»  fitiupt  nichts  Glanhlichus.  Weil  will 

w  vouÄelian  citi  i  ?e  in  einen  Prolog,  jedoch  in  eineo 

«Jiechten  setzen.  Auch  ein  luterpolator  würde  kaum  da5ijenigo  in 
diMH  Prolog  augebracht  haben,  womit  das  Stück  unmöglich  geworden 
w4re.  Diejenigen,  welche  die  Verfte  in  einen  Prolog  setzten,  naliinen 
an.  dass  Artemis  den  auftretenden  Agamemnon,  etwa  wie  Hei\  55 
dvr  Schatten  des  Folydor  die  Hekabe,  anroie  ohne  dass  sie  von  Aga- 
'imen  werde;  sie  beacbtetoa  nicht,  d&sa  damit  auch 
■  r  jeglichem  Pathos  anfgehoben  werde, 
lim  DX  lit.  von  dem  /.weiteu  Theite  der  ExodoB  zu  sprechen»  wer 
Ittau  t>ei  uubefangenem  Urthoil  behaupten,  dass  die  stamperhaften 
V#m  1534  ff,  l 

Mu4.  yi>t>jyrv  xXvovan  d*i~po  öfji  fftft-xoufjv, 

fdfl  ^ot  r*r'  äXlrfV  ^vfiif'O^tar  ijnrjc  tf^^for 

n^oi  rji  Tirt^XffJff    Arr*  <i^i  /uh*  oiry  Tnti.i$Qi  n^tti 

i^ttv^aarti  am  jr«*  ^ttvn  atju  rjvai  (^^Xüt, 

Affm  fiunpidoe  angehdren  ?  Wie  matt  ist  hier  die  gewöhnliche  Eedena- 
ift  ^ir^  fiot,  ,:fQ(}^  %fi  jrxtQovG^  im  Munde  der  Klystamnestra ,  die 
du  gchlimmpte  erfahren  hatl  Und  in  der  Erwiderung  die  Worte 
^imffiacta  xai  ditvcil  Tu  diesen  fünf  Versen  muss  derjenige  der 
ffi  dam  Stil  di^ä  Eunpides  gewohnt  ist  so  recht  die  Hand  des  Nach- 
arbeit«^^!  erkennen.  Die  ungeschickte  Trennung  des  V.  1537  kann 
iwar  flicht  an  und  för  sich  al8  Beweis  gelten »  weil  sich  Baceh.  189, 
Or.  11^45.  1347.  1679  wenigstens  ähnliches,  aber  auch  nur  &bn- 
Kdüd  üadet  (rgL  Wilamowitz  M.  Analecta  p.  197).  Aber  ver- 
■agticliar  wird  die  Sache  durch  die  Beobachtung,  dass  in  einer  an*- 
inwfvii  allen  unbpfangenen  Kritiki^m  atä  unecht  anerkannten  Stelle 

^8  ff.  in  ebenfto  ungeschickter  Weise  der  V.  414  zwischen  Menelaoa 
dem  neu  auftrete ndeu  Boten  getheüt  ist  Endlich  ist  en  aaf* 

llaod,  dsiss»  Klytamnestra  nach  dem  Abgang  der  Iphigenie  ohne 
gutes!  oder  schlimmes  Wort  m  sprechen  in*d  Haus  geht,  man 

Initle  meinen,  um  sich  ein  Leid  anzuthun,  dann  aber  auf  den  wenig 

46* 


IM    K.  We<Meint  üeber  die  Aulische  Iphigenie  des  Euripide», 

scMcMichen  Ruf  des  Boten  hio  dofiwv  l^w  Ttiqaeov  mq 
t^wv  Xoywv  wieder  obne  weiteres  zum  Yorschein  kommt,  ohne  iüa\ 
wir  TOQ  ihren  mittlerweile  im  Hause  vergosgenen  Thränen  erfahren* 
Solche  Anordnung  eignet  sich  für  einen  Dichter  wie  der  Verfa 
des  BhegQs  ist,  nicht  aber  für  Enripides*   Wenn  also  Matthiae  153| 
bis  1558,  andei-e  1532—1571  (1576)  dem  Euripides  vindidewa 
Nanck  erat  bei  1540  Klammem  setzt,  so  müssen  wir  der  unbefi 
nen  Ueberlieferung  des  Aeltan,  welche  einen  ganz  anderen  SdilOM 
fordert,  unbedingte  Geltung  zuerkennen. 

Im  Übrigen  bietet  der  erste  Tbeil  der  Exodos  15^— 1$7! 
zwar  manche  Unebenheiten,  aber  keinen  Fehler  und  keine  üngiechick- 
lichkeiten,  so  dass  man  den  Verfasser  mit  Porsoa  aber  die  Zeit  dw 
Aelian  herabrücken  dürfte,  Porson  beachtete  den  grossen  Unter- 
schied nicht,  der  zwischen  dem  ersten  und  dem  zweiten  Tbeile  be- 
steht. Allerdings  nimmt  sich  der  Gedanke  li^u  d'  dfi'  cfß  _  _ 
ti  fii]  aqial€tüa  ftov  y^tifitj  ra^^f]  yhiaaay  er  Xoyotg 
trivial  aus;  ferner  ist  es,  wie  Härtung  bemerkt  hat,  komisch^ 
Agamemnon  sieb  das  Haupt  verhüllt  und  doch  Iphigenie 
feierlich  zu  ihm  redet;  es  ist  überraschend,  wenn  Acbillea,  plöt 
umgewandelt,  bei  dem  Opfer  persfolicb  Hand  anlegt  und  mit  Opfei 
korb  und  Weüiwasser  um  den  Altar  läuft  (1568)*);  endlich  Blli  ik 
Nachahmung  der  Hekuba  und  besonders  das  Fl^iat  myf^  nc 
yaf^  öi^ijv  BimaQSiiüg  (Hec.  549  roi-fiov'  nage^üß  ya^ 
ivyiaQäuog)  anf.  Allein  das  kennzeichnet  eben  nur  den  Interpoll 
die  Sprache  und  der  Versbau  gibt,  wenn  man  1567  mit  Weil 
i'aw^€v  für  ytolemv  eaiaS-^y  schreibt,  keinen  Anstoss,  offenb 
vielmehr,  zumal  wenn  man  1556  und  vielleicht  auch  1545  alsi 
tere  Interpolation  streicht,  die  geübte  Hand  eines  nicht  unb 
Versklinstlers,  dem  das  Lob  zukommen  mag,  welches  Patin  über  ( 
letzten  Auftritt  ausspricht :  malgre  les  fautes  de  detail  qui  le  d4 
rent,  plein  de  verite,  de  pathetique  et  d'  elevation.  GanxJ 
muss  man  urtheilon ,  wenn  man  zu  der  Partie  kommt , 
Palat,  erst  von  jüngerer  Hand  nachgetragen  ist  (1572  ff.)« 
Frage,  ob  die  massenhaften  Fehler  auf  Verderbnis  der  !^  * 
und  Kachlässigkeit  der  Abschreiber  oder  auf  das  üdl^ 
späten  Nacharbeiters  zurückzuführen  seien,  wird  gelöst  durci 


')  Weil  sucht  die  Um  Wandlung  des  AohiUee  zu  recbifei^ 
Eecht  entgegnet  ihm  Vitelli  a,  0.  p,  44:   il  poeta  non  avrebbe 
introdurre  nn  cosii  radicale  cÄmbiainento  nel  contoguo  di  Acbültl 
awisame  gli  spettatori,  e  questi,  anche  se  awisati  dal  poetä,  non  r 
bero  certameute  visto  di  bnou  occbio  una  metamorfosi^    che  non 
neppure  onorerole  per  Teroico  pereonaggio,  il  quala  arcva  promts 
e  monti  nei  dialogbi  cou  CUteDnestra.    Ferner  acbreibt  W»il, 
Matthiae  bemerkt  hat:  sacra  portantes  lente  incedere  credidenuo,  i 
Tör    ^d£»ff*.    Soll  AchilleB  einen  Korb  mit  Opfergereto  und  ci«  ' 
mit  Wasser  tragen   ond  doch  noch  mit  einer  Hand  den  Altar  \h 
gen?  Weil  weiss  zu  helfen:  er  lasst  das  Geföas  mitWasder  in  dilti 
gertte  hineinstellen !    Die  Form  l^Qi^t  weist  auch  auf  einen 
pidei  verschiedenen  Verfaßser  hin. 


N^  Weddem,  üeber  die  AnliBche  Ipbigenie  des  Kuripidea.    7f5 

Mapleo:  (ig  yvv  ä'  ^AtQÜdat  nag  atQcttog  t  ixrtfj  ßlinia^ 
.,wQTfpf  vEvmmtü^,  Gao2  richtig  bemerkt  Matthiae :  alias  precantes 
iA  coeiam  oculos  tollere  coDsuevemnt,  idüv  Eig  oiqavhv  iv^vv 
H01O.  0^178.  An  forte  Christianorum  consnetado  obversabatui*  ver- 
liÜaiion  ?  und  Härtung:  y,Dafls  der  Interpolator  die  ganze  YersaiDiD- 
tmg  während  des  Gebetes  die  Augen  zur  Erde  richten  läset,  beweist 
dass  er  ein  Christ  war  ,  vielleicht  Eins  mit  dem  Verfasser  des  Chri» 
itos  pAtiens.*"  Weil  entgegnet:  8i  les  Grecs  regardeut  ici  la  terre, 
et  n'edt  pas  ä  canse  de  la  priere  qui  va  etre  prononcee,  c'est  pour  ne 
pu  Toir  TalTreur  saerifice  qui  se  consomme.  Aber  lächerlich  ist  es^ 
jlisB  Agamemnon  um  das  Opfer  nicht  zu  sehen  sich  das  Gesicht  ver- 
hüllt und  nun,  da  die  Opfei-ung  vor  sich  gehen  soll ,  „die  Atrideu** 
pii  ."t-^TH  i^esammten  Heer  zur  Erde  schauen;  lächerlich  ist  auch  die 
V  [^,  dass  das  ganze  Heer  die  Augen  niederschlägt;   noch 

braerijciier  ist  es,  dasB  der  Bote  den  Blick  zur  Erde  senkt  und  doch 
nfert  die  Wundererscheinung  sieht  (KauTrjv  v^vei^xwg*  &avfta  d* 

Laiifrr^  oqap).  Es  geliM  grosse  Befangenheit  dazu,  in  solchem 
chwerk  noch  die  Hand  eines  guten  Dichters  erkennen  zu  wollen 
statt  in  der  Gräeität  von  atfpvrjg  (1581)  ©in  WahrzeiclißD  für 
Alter  der  Interpolation  zu  finden,  wie  es  eine  gesunde  Methode 
t,  mit  Umstellung  attfvrß  in  atpvw  {^avfta  &  r^v  OQctp  äq>vm) 
i  ferwandeln.  Zu  dem  Schluss  der  Botenerzählung 

9(fVo vaav  tidi  tcal  ßKnovattv  natSa  Qfiv 

Derkt  Weil :  personne  ne  niera  que  eette  conclusion  ne  porte  le 

et  d^Euripide,    Im  ersten  Verse  hat  ßothe  (fr/,  Barnes  ßqozmg 

chrieben;  Matthias  sagt  dazu:  non  miror  ß^mdiai  scripsisse  ho- 

Ekem  in  anapaestos  adeo  propensumf  qui  etium  de  ante /9^oio^' 

iuxerit.   Einen    zweiteu   Fchtor  will   Weil  mit  der  Aenderung 

jio^  ^g  j:ö6i  beseitigen;  einen  dritten  lässt  er  stehen;   diesen 

■eilt  Vitelii  mit  ^avoloav  tjös  ^(May  uöb  natÖa  Oijv  wegzu- 

liaffen.   Wer  kann  glauben,  dass  solche  Fehler  der  handschrift- 

üeberlieferung  zur  Last  fallen?  Auf  das  Alter  dieser  Inter- 

Ion  weist  besonders  der  V.  1592  oqatB  ti]vd€  ^voiav  f^v  ^ 

;  hin.    Man  vgl,  damit  die  Interpolationen  Phoen.  1245  a^iao- 

6i  Xaog  ahg  og  xelmt   vay.^og,  Ion  616  mag  <Tq}ayag  ai] 

mtor  ^Qvaai^iov,  Hei.  905   iatiog  d*  6  nXomog  adinig 

Diese  beiden  Theile  der  Exodos  sind  also  in  Form  und  Inhalt 

Motlich  verschieden   und  während  der   zweite   Theil  allerdings 

fik  den  Zeiten  des  Aelian  angesetzt  werden  muss  und  der  Umstand» 

IE  dieser  Theil  im  cod.  Pal.  nachträglich  hinzugefügt  ist»  kmmer- 

fQr  die  Zeitbestimmung  in  Betracht  kommen  kann,  haben  wir 

I  ersten  Thei)  einem  weit  älteren  Dichter  zuzuschreiben.  Es  fragt 

h  dann  freilich ,  wie  wir  uns  die  Herkunft  des  Citats  bei  Aelian 

üiren  ktinnen.  Natürlich  brauchen  wir  nicht  ?oraiii£u»etzen,  das» 


78(5    N.  WecMeinj  üeber  die  Aulische  IphigeiiiS 


Aelian  selbst  die  Stoüe  in  seinem  Exemplare  des  Earipides  g< 
habe.    Es  ist  ja  jetzt  sattsam  bekannt,  dass  Citate  in  der  ali 
noch  mehr  als  in  der  neuen  von  einem  auf  den  andern  überj 
Wir  haben  nur  anzunehmen,  dass  zu  irgend  einer  Zeit  die  voo 
pides  selbst  berrührende  Gestalt  der  Exodos  alf gemeiner  bekannt  ^ 
wegen  sei.    Da  bietet  uns  nun  die  Angabe,  welche  sich  in  der  Hrpo-^ 
thesis  des  Rhesus  findet»  ein  lehrreiches  Analogon:    n^Xoyoi 

%av  ^Prjaov  ygatfu  xarö   )JS.tv  ovtux^' 

iv  Motg  di  ziov  avuyQawiov  Viä^og  ug  (f€ gerat  mj'  no^ 

fidyv  xai  ov  n^inn^v  EvqiTiiÖrr  ¥Mlio%am'  ttPi  z^- 

Man  muss  sich  zum  Verständnis  der  Stelle  vor  vvv  itafit vnvnh 
noch  die  Worte  i)  di  ilaßolri  tov  ägdfiaiog  (oder  fov    . 
denken,    Dikäarch  kannte  also  das  echte  Stück  des  Eürjpiu. 
ches  mit  vvv  ivofhp'or.   dufQrjXaTng  begann;  er  kannte  di 
noch  einen  unechten  Prolog.    Aristophanes  von  Byzanz,  wekl 
seiner  Hypöthesis  bemerkt :  o  ^o^ot;  (fr  v*W>/xev  h.  (fvlaiim'  Tm' 
Kiov  (H   xcfi   jiQöloyltovm  hatte  das  echte  Stück  nicht  vor  sich, 
sondern  das  uns  erhaltene.    Es  kann  also  ebenso  got  wie  der  tolltt 
Rhesus  die  ursprüngliche  Iphigenio  verbreitet  gewesen  apd 
das  Citat  in  die  Quelle  des  Aeltan  gekommen  sein.    Wenn  man 
aus  die  Vermn^hung  schöpft,  dass  der  echte  Rhesus  und  die  echt« 
Iphigenie»  der  umgearbeitete  Rhesus  und  die  umgearb*  i^  ' 
gleiche  Schicksale  gehabt  haben,  kann  man,  wenn  m 
nisse  der  alten  Zeit  und  die  Behandlung  der  1'  iksl* 

Auge  fasst,  diese  Vermuthung  nicht  ohne  weiter»"  'u. 

Das  eigentliche  Verständnis  für  die  Umarbeitung  der  Exodol 
wird  nns  die  Betrachtung  des  Prologs  geben. 

Schon  Musgrave  hat  an  der  Gestalt  des  Prologs  Anslon  |f*] 
nommen,     In   der   Meinung,    dass   das   Stück   des   gewil)mlidi< 
Monologs  am  Anfang  entbehre,  nahm  er,  wie  horeitn  *»rwlfcJJl, 
dass  ein  solcher  Monolog  der  Ailemis  verloren 
hätte  erkennen  sollen,  dass  der  Prolog,  welcher  u 
wirklich  vorhanden  ist,  nur  nicht  an  erster  Stelle  steht 
und  Hermann   beachteten   das  ünzukömmliche   dieser  Stell»! 
verwarfen  auch  den  üehorgang  von  Anapästen  zu  Jamben  und  loi 
Jamben  zu  Anapästen;  sie  verlangten  darum,  dass  die  Jamben 
ausgehen  ^  die  Anapäste  rereinigt  folgen*    Bremij  welcher  \m 
den  Widerspruch  von  124 — 132  mit  100  ff.  betont^i,   '  i*!' 

sagt  den  jambischen  Theil  aus  der  einen,  den  anapäsi; 
andern  Ausgabe  ab;  Dindorf  endlich  wies  den  jambischeu  Theü 
jüngeren  Euripides  zu.    Es  herrscht  also  noch  grosso  Unsicbi 
in  dieser  Frage  und  es  ist  nicht  zu  verwundern ,  wenn  der  eine  d 


Wecklein,  Uebcr  die  Äallsehe  Ipbigenie  des  Euripides,     797 


andere  den  ganzen  Prolog  als  echt  botracMet:  Hounig  schliesst 
die  widersprachsvollen  Vers©  124 — 132  aus,  ebenso  Nauck» 
htclH  a,  0.  S.  4  ff.  betrachtet  den  Widerspruch  als  Versehen  ^Ipy 
&ti*n  flüchtige u  Ausitrbeitiiii^', 

Vor  allem  ist  eu  beachten,  da^b  der  jambische  Pro  1oik .  >-,(, 

Bm  schon  Aristüteles  V.  80  in  der  Rhetorik  citiert,  anch  nicht  den 

eines  A     '  bietet*)»  aondern  durchaus  in  Ton  nnd  Ge- 

en  dem  1  zukommt    Diiidorf  beaierkt:  piolog^n?  in**pt*^ 

exonl    in    I     |,t*8ticüni  illatas.    In  der  That  ist  die 

b«br  auffall'Tiil,    Vllirün^s  hat  man  auf  den  aniipästischen 

|er  Androineda  hingewiesen.    Dort  aber  singt  die  angefosaelte  An- 

romeda  ein  Kiagelied,  ihr  antwortet  das  Echo;  dann  ergeheint  Per- 

ftas,  staunt  die  Jongirau  an  nnd  forscht  nach  ihren  Schicksalen. 

(ficht   im  etiM         n  igt  dieser  herrliche  Eingang  mit  dem  der 

[phigenie  zu  <  n.    Nicht  das»  Anapäste  am  Anfang  stehen, 

onden»  dass  der  Prvdog,  welcher  au  den  Anfang  gehört,  zwischen 

|iie  Anapilste  eingefügt  ist,  moss  auffallend  ers^cheinen.    Noch  auf- 

[lender  aber  iat  die  Motivierung  derEnählong  des  Agamemnon.  Der 

yte  fragt  den  Fürsten  nach  der  Ursache  seines  sonderbaren  Beneh- 

öfens ;  diese  Frage  heantwoi-tet  jener  mit  der  langen  Auseinander* 

Bg,   die  schon  der  Wörde  des  Königs  dem  Diener  gegenüber 

entspricht.    Nehmen  wir  nun  zu  jener  absonderlichen  Motivie- 

itg  noch  den  Umstand^  dass  Agamemnon  die  Auseinandersetzung 

einer  Weise  gibt,  als  ob  der  Alte  nicht  zugegen  wäre,  so  werden 

lir  urtheilen ,  dass  der  jambische  Prolog  nicht  fßr  den  anaplisti- 

^^•chriebeu  worden  ist,  sondern  das  umgekehrte  Verhältnis 

t.  Da  der  anapastischo  Theil  noch  andere  Wahnseichen  der 

^pülation  an  sich  trägt,  während  der  jambische  ganz  originales 

^ehat,  150  bleibt  nur  der  eine  Schi uss  übrig,   dass  der  atia- 

che  Theil  ganz  oder  zum  Theil  Nacharbeit  ist. 

In  V.2  nnd  3  kann  ebenso  wie  in  (16.)  HO,  149  die  Theilung 

ies  anaiu'l^tischen  blmeter«  auffallen .  da  sich  dieselbe  nur  nnch  in 

unechten  Rhesus,  sonst  nirgends  bei  Euripides  findet  (vgl.  Wila- 

lltz  M.  Anal.  p.  198).  Indes  da  die  gleiche  Trennung  bei  Sopho- 

Torkommt  und  Euripides.  irie  wir  bereits  oben  gesehen  haben, 

«ich  in  den  spateren  Stücken  auch  för  die  Theiluug  des  Trimeters 

grossen)  Freiheiten  i^^estattet,    so  kann  darauf  nicht  vre!  Gewicht 

fdefl  werden.    Auffallender  ist,   da   die  Emendation  von  Dobree 

oniiüHg  kaum  in  Zweifel  gezogen  werden  kann,  die  unmittelbar« 

LafC'iuandorfolgo  derselben  Kedeform  ötiix^ — meixiü,   üniiüiig\ 

9tw€vdia,  die  mehr  am  Platz  sein  wfirde,   wenn  Agamemnon  ein 

iU8t  der  Alte  sein  parasituB  wftre.    Noch  grösseren  An- 


•*)  Man  ^vird  **«  nicht  für  i^ 

m   fiC  tMMftX*  i'tyi'   f^iH'  iifjiV 

ht  noch  luchf  A 


I ,  dass  V.  86  ftii(oipitt  ^i 
II  Aesch,  Proni.  4b  i^aa^ 

[»t.  62  <fv  cT  uiffif  vnoi  ittdvd^ 


VU9  t*UKf^U%. 


728    N.  WeMem,  üeber  die  ÄoHsche  Iphigenie  des  Eorlpides. 

stoss  bieten  die  nächsten  Verso  piala  roi  yrjQag  tov^qv  avnvüv  | 
xöi  ijt  oq^^aX^cSg  o^v  na^eativ.  Der  Sinn  derselben  ist  zweifel- 
haft. Man  construiert  pJQag  ijt  oq^^aXpidig  avnvov  mal  o|ir 
na^eaziv  und  nimmt  o§v  in  dem  Sinn  ^thatkräftig**  trotz  der  Ver- 
bindung^ oip^ctlfidig.  Diese  Verbindung  erfordert  unbedingt  ^%  Be^ 
deutuDg  der  Schärfe  des  Gesichts.  Der  Alte  kann  nur  sagen  woUad 
„ich  eile;  SchläMgkeit  hält  mich  nicht  zurück  and  auch  mem  Q^ 
sieht  ist  noch  scharf  geoug,  um  mich  in  der  Dunkelheit  zurecht  m 
finden,"  Wahrscheinlich  ist  in  in  IV*  2U  verwandelu,  der  Gedank«  er- 
acheint  nicht  sonderlich  geschickt;  aber  das  istebeu  ein  Zeichen  s^ineü 
Ursprungs«  Ferner  sollte  man  ro  o|i>  erwarten.  Allein  ein  iüinlich«r 
Gebrauch  des  Neutrums  (dxog  ninov^a)  findet  sich  in  einer  andtisn 
Stelle,  weiche  von  Härtung,  Dindorf,  Bernhardy  als  Interpöhtioa 
erkannt  worden  ist  (500—503),  und  in  V.  22,  wo  Nauck  das  äbei- 
lieferte  xai  %o  {piXortfiOv  in  xal  to  Tt^Tt^ov  ändei-t,  ist  wihr- 
£cheinlich  entsprechend  i^ai  (ptlozifioy  zu  schreiben.  £ind  neu0 
Schwierigkeit  bietet  die  Astronomie  in  V,  7  £ ,  wo  der  Sirius  in  die 
Kahe  der  Flejaden  versetzt  wird.  Man  hat  verschiedene  künstüdia 
Versuche  gemacht,  um  den  Vorwurf  solcher  Unkenntnis  Ton 
durch  ausgedehntes  Wissen  und  vielseitige  Studien  ausgezeichi 
Euripides  fernzuhalten.  Wir  bedUrfen  dieser  künstlichen  Mittel 
wenn  wir  die  Stelle  einem  anderen  Dichter  znweisen.  In  der  nftch- 
sten  Stelle  ist  der  innere  Zusammenbang  der  Gedanken  unklar.  End* 
lieh  ist  noch  in  V.  44  die  Construction  xoivofGOv  /nvS-ov  ig  15/iöv* 
auffallend.  Sie  scheint  der  Construction  XiyEiv  elg  analog  gebildet 
zu  sein;  aUein  mit  XiyBiv  Big  ist  immer  der  Begriff  einer  Men^ 
(vgl  unsere  Note  zu  Soph,  0.  Tyr.  93)  verbunden.  Dies  alles  genügt, 
um  bei  der  Frage,  ob  die  jambische  oder  anapästiache  Partie  als  an- 
echt  zo  betrachten  sei,  ein  e  sichere  Entscheidung  zu  treffen. 

Eine  andere  Frage  ist  es,  ob  die  dem  jambischen  Prolog  fol- 
gende anapästische  Partie  gleichfalls  von  einem  Interpolator  her^ 
rühre.   Sie  bietet  ausser  dem  schon  berührton  Widerspruch  kein» 
Anstoss.   In  V*  149  f.  muss,  wie  ich  an  einer  anderen  Stelle 
habe,  geschrieben  werden: 

ZIP.  l^arttt.  Ar*  xl^^Qtov  <f'  i^o^ßtüamg 
rv  vtv  nounaig  tti'rijap^, 

Die  Unebenheit  aber,  dass  die  Frage  des  Alten  124  ü,  nicht  ra  1 

vBtimmt,  was  Agamemnon  dem  Alten  100  ff.  deutlich  mitgei 

kwill  wie  bereits  erwähnt  Hennig  dadurch  beseitigen,  dagg  er  19 

U32  ausscheidet  und  dem  jüngeren  Euripides  zuweist.    £r  l&ast  tot*! 

oeachtet,  dass  die  Worte  og  ti^  ri^g  ^eäg  arjv  nalS'  aXo%ov  ipafi* 

oag  um  richtig  zu  sein  und  nicht  missverstanden  zu  werden  im 

Vorausgehen  dor  Worte  xeivqj  naid^  hnBq)rjfuaa.  JxdcJa^ir  JUx- 

jQoig  erfordern.    Warum  sollte  auch,  fragt  mit  Becht  Vitelli,  d«r 

jüngere  Euripides  dazu  gekommen  sein,  in  Widerspruch  mit  dem 

[kurz  Vorhergehenden  einen  unnützen  Zusatx  zu  machen?    Da  wir 


N. 


üeber  die  AuUsche  Iphigeaie  des  Euripides.     720 


ik  gesehen,  dass  ursprünglich  der  jambische  Theil  an  der  Spitze 
Stückes  gestanden,  so  können  wir  nur  folgerichtig  weiter  schlies- 
ien,  dass  jene  Unebenheit  dadurch  ganz  natürlich  sich  ergeben  habe, 
dafrs  der  Interpolator  den  Alten  nicht  erst  nach  dem  Monolog  des 
Agameimion ,  wo  er  ?on  V,  100  ff.  nichts  gehört  hatte ,  sondern  vor 
demselben  auftreten  Hess  und  blos  am  Schtuss  des  Monologs  die 
noihwendigsten  Aenderungen  vornahm.  So  beweist  uns  gerade  jene 
ÜDebeaheit,  da^s  der  anapästische  Theil  nach  der  jambischen  ^f^üig 
dee  Agamemnon  ursprünglich  ist,  und  bestätigt  unsere  Ansicht  von 
den  beiden  ersten  Paiiieen. 

Damit  gewinnen  wir  nun  auch  die  Einsicht  in  den  Plan  der 
Umarbeitung.  Der  Zweck  derselben  ergibt  sich  handgreiflich,  wenn 
wir  das  Ergebnis ,  welclies  sich  uns  in  Betreff  der  Exodos  heraus- 
g!e«tellt  hat,  mit  der  Umarbeitung  des  Prologs  zusammenhalten. 
Der  deus  ex  machina  am  Schluss  des  Stückes  wurde 
iD8  demselben  Grund  beseitigt,  aus  welchem  der  un- 
fermittelte  Prolog  vom  Anfang  des  Stückes  wegge* 
nommen  und  eine  irgendwie  genügende  Vermittlung 
für  denselben  gesucht  wurde,  d.  h.  dasjenige  was  an 
der  dramatischen  Oekonomie  des  Euripides  vor  allem 
ipetadelt  wurde,  Prolog  und  deus  ex  machina,  erfuhr 
eine  Umgestaltung.  Diese  Einsicht  scheint  geeignet  in  die 
Tidbehandelte  Frage  von  der  Diaskenase  der  Aulischen  Iphigenie 
gidflsere  Sicherheit  des  Urtheils  zu  bringen. 

Die  erkannte  Tendenz  der  Umarbeitung  Usst  schliessen,  daas 
ibeiiBe  wenig  der  lückenhaft  und  unvollendet  hinterlassene  Text  den 
»leliB  Anlass  zur  Interpolation  gegeben  als  die  Verbindung  zweier 
Bearbeitungen  oder  Ausgaben  die  jetzige  Gestalt  des  Textes  zur 
Fiolge  gehabt  hat.  Wir  müssen  annehmen ,  dass  das  Stück  zuerst 
m  wie  e.s  aus  der  Hand  des  Euripides  hervorgegangen  aufgeführt  und 
^MTbreitet  wurde,  da  wir  sonst  die  Herkunft  des  Aellanischen  Citats 
^Beht  erkl&ron  könnten,  und  erst  später  eine  vollständige  Diaskeuase 
^Hhhreü  hat.  Es  hat  sich  uns  schon  oben  die  Vermuihung  aufjge- 
^^Bq^  f  dass  der  Rhesus  und  die  Iphigenie  ähnliche  Schicksale  ge- 
Übt  haben,  und  es  spricht  manches  dafür  den  Verfasser  dee  Ehesue 
indi  als  den  Diaskeuasten  der  Iphigenie  zu  betrachten*  Der  ur- 
ipringliche  Rhesus  hatte  einen  gewöhnlichen  Prolog;  der  erhaltene 
iolkeiirt  desselben*  Die  Form  yii\  arei^f.  HP.  cvÜxm  , .  Al\ 
§m9ia9i^;  IIP.  ontvdia  erschien  uns  oben  in  ihrer  Anwendung  an 
Itr  betreffenden  Stolle  minder  geeignet  für  den  Ton  der  Tragödie. 
W^  fluden  dieselbe  Form  in  gleicher  Weise  Rhes.  16  wieder:  XO. 
9uffC€i*  EK.  $aQaC.  Es  erinnert  Rhes.  529  dl^vai  arjuia  xai 
intdfTü^Oi  ni€ta&£g  aU^^igtac  /aiaa  d*  au%b$  ov^avov 
froföroi  an  die  oben  besprochene  Astronomie  2ki^og  lyyhg  wijg 
no^ov  nXeiaSog  tti  /4€€rar;^ry^.  Der  Stil  in  dem 
Theile  der  Eiodoe  sammt  den  der  Hecuba  entnommenen  Floa- 
Mt^richt  ganz  dem  musivischen  Stil  dee  Ehesue.  Auch  die 


780    N.  WcckUin,  Veher  die  Aoliache  Iphig^ßie  dds  Eoripide», 

übrigen  grösseren  Interpolationen  Icönnen  dem^ibeu  Yerfaseer 
geeignet  werden.  Der  von  Hermann  vertirtbeilte  Schiffakatalog  2»| 
bis  302  gemahnt  sehr  an  das  Verhältnis  des  Hh(»sns  aar  i>oJc«eii 
In  der  Sceue  413—441,  deren  ünechtheit  feststeht,  entMU 
Wahrzeichen  der  Interpohvtion  der  auffallende  Geliruuch  von 
xcfi  ^Oqiotr^Q  (seil,  oftagrü),  (oare  riQff^f^tiji;  tdufv  x^ow>* 
Xmov  dwjiciitov  l'x()»;//oc,'  wv.  Von  den  Aenilernngen  iltg  tt 
(ig  ov  oder  w  ye  Tt^q&ehig,  £iar  Sy  i;oÜ€n^g  sind  die  drei  «i 
fehlerhaft,  die  letzte  an  einer  solchen  Stelle  unstatthaft.  Einen  gAtii 
ungewöhnlichen  Gebrauch  von  loaie  weist  auch  der  Rhenus  auf  971 
y.Qvirtog  6*  h  ayrgoig  zr^g  vnagyvQor  x^f^^^G  ar^QOjftrMtid^n 
yMoBzat  ßXinan'  (faog,  Baxxov  7j()f/fp7]Tf]g  ÄcTr£  T 
jxhgctv  ^j-KtjüE  Gi^ivbg  toiatv  eldnöiv  l>i6g.  Eine  weiti  r 
welche  von  Diudorf  mit  Recht  dem  Euripide*?  abgesprochen  itri, 
ist  die  ßede  der  Klytämnestra  60T  ff.  Unter  anderem  mnas  man 
stoss  nehmen  an  der  Wiederkehr  des  Angdmcks  oxt^fLiCerwr  ^i 
jtöQevirß  (611),  jiOQexvoT  i^  oxr^ftdTwy  (615).  Für  diese  Ax^ 
muth  des  Ausdrucks  könnte  man  mannigfache  ßeißpiele  ans  di 
Bhesns  anführen  z.  B.  die  beständige  Wiederkehr  von 
L4p'euitv  fioUlv  (150,  155.  221,  589;  i^it}  ravg  ^r*  *4\ 
noöa  203),    Doch  enthält  das  keinen  Beweis  fQj- dj^  t 

Verfasser.  Mehr  schon  besagt  das  Lieblingswort  nia/,i. 
Wort  kommt  einmal  bei  Aeschylns  (im  Sinne  von  virginalisjr  eini 
hei  Sophokles  {nmU/S^g  anr]vrfi\  vor,  einmal  sonst  bei  Kuripidw 
(Androm,  992  jitülixoTg  dniy^iam);  dagegen  im  Hh«»us  liermai 
(567  nioXixiüv  i^  dvivyiov,    621  u.  797   öxr^fm  ;m  ^^ 

nwXtxtjg  Qirov),  in  der  erwähnten  Stelle  der  Iphigenj 
halb  der  10  Verse  613  —  623  viermal  (zweimal  jtv)hr 
nmhyMv  U70V,  of-ma  mith'Aov,  wovon  das  letzte  i 
^lYov  moh'At^g  zu  vergleiclien  ist).  Mit  der  Form  taatm  in  ^^^ 
interpolierten  Stelle  Ipb.  A,  782  lässt  sich  der  Gebrauch  f  on  d/^^ 
Rhes.  525  zusammenstellen.  Einen  nach  Inhalt  und  Form  nng^ 
schickten  Satz  geben  die  in  den  Handschriften  dem  Cli  ^ 

Verse  Iph.  A.  922  f,   Xtkoyui^tivot  yoQ  o)  rotoid* 
üf&tog    dtalf'y   tov  ßiov  yvwftt^c  fiha,    Härtung   u.  a.  0« 
nicht  blos  an  diesen  zwei  Versen,  sondern  an  der  ganten  Stilk 
stoss.   Ebenso  sind  V.  1017—1023  von  Dindorf  u.  a*  als  Intel 
tion  mit  Recht  ausgeschieden  worden.    Davon  heissen  1019—1 
xö/f(5    t    dftelviüv   nQog  (fHov  y^niao^m,    üTOax/K    r    Sr 
(ifjtipmTo  fi\  ei  r«  irgdyftata  Xoloytofdrojg    -     '  '^ 

rj  ad-iret*  In  beiden  Stellen  ^llt  vor  allem  der  (. 
yiafiivog  auf.  Weit  erträglicher,  wenn  auch  nicht  _ 
ißt  leloyta/iiiyog  V,  386  (ilk*  iv  dyndkmg  ^.l...^ 
XQfj^eig,  16  ItkoytOfxiyüv  nagag  xofi  ro  yalop, 
bemerkenswerth,  dass  auch  in  den  znerfet  von  Monk  aj-^  nur.  ui^ 
kannten  Versen  1409  f,  ro  xtio^iaxdv  yaq  diioXatova*  S  ^ 
iigatu  i^eXoyiaM  td  x^^fi^^  Tdvayy^did   r«   der  Qebniiich  ^ 


7U\ 


lickt  im  Bfiftcfatoßf  «crih  üfidein  duss  auch  im  Eli«0iis  das  ?«?bmi 

ar:  iFtt  xör  TiJLittv  ^at!*€t  tmtt, 

yyii  ^heo  ein.  daas  alle  diesf«  Grflnde  nicht  biBiBidiMi«  diu 
riMB  ibfotot  tirtiip**nden  B^i^<^is  für  die  Id<»T?titÄt  4or  b^idan  Vtr- 
Aaser  t«  gvWii  auch  in  lt  bringen,  da^ss 

e§  ti^rlit  Ti?!fl  welche  n  gewissen  Ge* 

K^  bon?^  der  Teohnik  trod  lucht  ohue  iM>etlschen 

Stti^      >,..x.^.vli hingen  unternehmen  mochten,  und  dass  di# 

iBidfldiriftb'che  relH^riieferong  einer  solchen  Annahme  günstig  ist 
Ab  d'^n  jfhig^eti  Enripides  machte  man  zunächst  denken;  doch 
tpricht  auch  manches  dagegen. 

Da  wir  die  Vv  -^  des  Stückes  als  eint-  'ie 

od  durchgreifende  Hl  iben,  so  schreiben  wii  u 

Mkli€n  Interpolationen  wie  sie  nns  in  allen  Stücken  des  Earipides 

w,*v»,meö  und  von  dem  zweiten  Theil  der  Exodos,  der  in  byiantini- 

'•>it  zur  Ergäninng  des  verloren   gegangenen  Schlussee  an- 

4r»i  wnrde,  alle  Interpolationen  einem  einzigen  Diaskeuasten  eu* 

b  Systematische  und  Tieftrreifpnde    der  Umarbeitung  können  wir 

an  einem  P-  '        Iph.  1\  373  ff.  kam  der 

!•  Orestes  TU  ;  ti  blieb  zu  Hause.   Anch 

6  Aiiligche  Iphigenie  wiire  er  besser  2U  Hause  geblieben.  Seine 

eeenhdit  hat  keinen  Zweck  und  etwas  Zweckloses  zu  schallen 

einem  Dichter  wie  Earipides  nicht  an.    Zwei  Gründe  sprechen 

V  die  Einführung  des  Orestes  ganz  und  gar  dem  ümarbeiter  zu- 

n.    Einmal   gehört  schon  die   erste  Aufführung   desselben 

18)   dem   Interpolator   au  und  es  ist  in  den  interpolierten  Versen 

tt^elmässig  von  Orestes  die  Eede^  dass  man  deutlich  sieht,  wio 

Verfasser  vornehmlich  um  diesen  zu  thun  war*    Din  nÄchste 

le,  in  welcher  von  Orestes  die  Bede,  465—468  hat  Dindorf  und 

mhardy  beseitigt;  der  Gedanke  avaßor^aetm  ov  avvixa  avvi- 

wuig  kennzeichnet  den  Interpolator,    Den  Halbvers  itt   yaQ  lau 

nptiog  hat  derselbe  621  wiederholt  in  der  weitläufigen  und  frostigen 

Dantallting,  wie  der  im  Wagen  eingcschlafene  Knab©  heraasguiioben 

einer  Darstellung   die   das   besondere  hiteresse   das«  der  Um- 

atlMfisr  ifiT  Orestes  hatte  am  besten  charakterisiert.    Wieder  ist  dh 

von  Orestes  1119,  Di2  V.  1117—1123  hat  Paley  als  Intei- 

n  bezeichnet,  weil  Iphigenie  erst  1210  auf  die  Buhne  komme. 

"^^  •  Scene  bietet   noch  alhirlei  Spuren  der  ünechiheit.    Die 

Iß^  I  XWQ€i  6i  &i^/aTiQ  Iauk  scbf^int  veranlagest  xu  sein 

iaath  das  Missverständnis  von   1110   -  iTmrJa   .        '      t 

>jnByo^  ^ieta,  welches  Missverständni  .iiiick  und  i» 

liUeiii  wenn  sie  fUfrefin^  itmÖa  d^iqo  Müftauüp  ^ra^oc  vi^rmulhtuK 

raomoan  will  sagen:  „entsende  die  Tochter  mit  dem  Vut«r  zur 

Wenn  Agamemnon  verlangen  würde,   das»  die  Tochter 


7St  -^  Ludwu^  Zur  griechischen  Antholcgie. 

jetzt  herauskomme,  so  würde  er  seinen  eigenen  unmittelbar  tiht- 
hergehenden  Worten  Xv  äma  naq^ivov  %foqiq  lAfovg  oSg 
ovx  anovaiv  zag  yafiovfdvaq  nginei  widersprechen«  Der  An* 
Wesenheit  der  Iphigenie  und  des  Orestes  sind  entsprechend  um- 
gestaltet worden  1165  ncuda  aoi  Tovde,  1176  T^e  d'q^rpnfdcüa 
ad  (für  ncLida  d'Qrjvifdo^*  ad),  nicht  1174,  wo  sich  ans  dem 
Gitat  des  Apsines  orav  d^qovovg  fxev  naidog  daldia  nepoig 
heimstellen  lässt.  Es  bleiben  nur  zwei  Stellen  übrig,  welche  ?on 
Orestes  handeln  ohne  sich  von  vornherein  als  spätere  Zositie 
zu  erkennen  zu  geben,  n&mlich  1241 — 1248  u.  1450 — 1453.  Nor 
hat  an  der  ersten  Stelle  Dindorf  bereits  mit  Becht  bemerkt,  dass 
zwischen  1248  n.  1249  der  innere  Zusammenhang  fehle,  womit 
sich  das  Einschiebsel  verräth.  Der  zweite  Grund  für  die  Beseitigung 
des  Orestes  liegt  darin,  dass  in  der  Scene,  wo  Elyt&mnestra  luent 
mit  Iphigenie  Agamemnon  wieder  sieht,  631 — 750  niemals  Ton  Ore- 
stes gesprochen  wird,  wie  es  naturgemäss  geschehen  müeste,  wenn 
Agsunemnon  wii-klich  nach  langer  Zeit  seinen  Sohn  zum  ersten  Mal 
wiedersähe.  Wir  werden  demnach  auch  in  den  beiden  Stellen  1241 
bis  1248,  1450 — 1453  die  Hand  des  Nacharbeiters  erkennen  und 
erhalten  somit  ein  anderes  sprechendes  Wahrzeichen  dafür,  wie  be- 
stimmten Theorieen  und  neuen  Erfindungen  zu  Liebe  das  Stück  in 
ziemlich  einschneidender  Weise  umgestaltet  worden  ist,  in  einer 
Weise  die  uns  nicht  gestattet  überall  und  mit  voller  Sicherheit  die 
Zuthaten  von  dem  ursprünglichen  Werke  zu  scheiden. 

Bamberg.  N.  Wecklein. 


Zur  griechischen  Anthologie. 

Poseidippos  Anth.  Pal.  YII  267 

NauriXoif  iyyvs  aXos  rl  u€  ^anreTi;  Trollov  avevO-t 

jlfakra»  vavrivov  rkri/nova  rvfißov  tSn. 
ifq(aato  xv/narog  ri^ov,  ifiov  fiogov,  aXla  xaX  ovtv^ 

XttiQ€TCf  N&XTiTTiv  oVr&veg  oixriQCTi. 

Die  überlieferte  Lesart  vavrjyov  zXrjiiova  Tv^ßov  zu  ändern  in 
vavrff(fi  TXrjiÄOVi  TVjußoy,  wie  Brunck  und  Hecker  (Comment.  crii 
1852  p.  281)  wollten,  dazu  sehe  ich  keine  zwingende  Yeranlassong. 
Für  das  in  älteren  Ausgaben  olKTeiQeue  oder  oixT€Q€T€  lautende 
Schlusswort  des  letzten  Verses  haben  Jacobs  und  Dübner  mit  Sca- 
liger und  dem  cod.  Pal.  ohzigeve  geschrieben,  welche  Form  Hecker 
mit  Becht  bedenklich  fand ;  die  Kürze  des  i  wird  sich  kaum  genü- 
gend schützen  lassen.  ^)  Statt  des  von  Hecker  empfohlenen  ^fixn- 
aate  zöge  ich  vor  ixq)iQ€T€,  entsprechend  dem  -^aTtTtre  des 
ersten  Verses.   Jos.  Scaliger  dachte  an  ixzaQewe  oder  intifeftt 

>)  Man  sehe  EirchhofiTs  Aufsatz  über  die  Schreibung  von  oixnl^ 
im  Monatsbericht  der  Berliner  Akademie  der  Wies.  1872  S.  237  ff. 


Ä*  Imdwkh,  Zur  griechiscben  Inthologie, 


7SS 


letsteres  emp&hl  aoch  Bn^nck  mit  der  sonderbaren  Bemerkniig: 
«est  aüfiorog  ß  ?drbi  xte^itj,  nnde  xt€^ei%(ü.  verbnni  in  aoristo 
mm  debet.*^  Wäre  die  letztere  Behanptnng  richüg,  dann  müsgte 
aneh  9in%wit  in  ein  t^mpus  praeteritum  verwandelt  werden. 


Diotimos  von  Athen  Änth.  Pal.  Vn  420 

*Ekjii6H  avS^ion^t\  iXa<p^l  &ia{  —  ov  yttq  av  otSt 
5i  noft  xal  ßttaUfjt  (SwfSQafAif  x«i  ^ät    ^EQuartav  — 

MiiaO^\  iTiil  ot^'y  Uqo^  old*  l1j(^Qet»>, 

Dixn  hat  der  cod.  PaJ.  das  Lemma;  Jtotipiov  l^d-r^yaiov  töv 
JionuSovg  tiq  Aioßnva  ttva  ctvlTjrijv  dyad'ov.  Paalssen  be- 
Mfilgt,  dass  anch  im  Text  des  Gedichtes  Uaßoy\  und  nicht  leußov 
überliefert  ist.  Hiernach  und  nach  dem»  was  Meineke  Delect.  p.  141 
daiüber  gesagt,  zweifle  ich  nicht,  dass  der  Verstorbene  Lesbon 
Uen,  nicht  Lesbos.  Auch  darin  stimme  ich  mit  Heineke  übereln^ 
hsB  ich  flie  Worte  ßaaiXrji  arpid^afu  m  dem  Sinne  anffaase: 
PerBsnun  regem  felicitate  aequavita  („Persamm  viguit  rege  bea- 
j^r*  Hör.);  Emperins  scheint  sie  gänzlich  missverstanden  zu 
en,  da  er  für  ßaailr/i  schreiben  wollte  (p^ag  viji  (Opusc.  p,  306). 
tTeber  den  SchlQss  des  dritten  Verses  gehen  die  Ansichten  der 
itiker  weit  auseinander:  die  Einen  ziehen  die  offenbar  verdorbene/j 
irte  Kai  piBt  'EQUfTwv  zum  Vorhergehetiiien  (Casaubonus  xai 
\'  ''EqanL,  Jacobs  xae  fiiy  dqia^tüv^ ,  die  Anderen  zum  Folgen*^ 
i  (xcft^er«  jiavTVJv  Jacobs,  vai  ^ev^  'Ejpwrtui'  Meineke,  a!  //er* 
na  Hermann,  ai  fut  ^E^tounv  Hecker,  nalffiar^  'EQiitwv 
•iceolos»  x^^Q^^  *^Q^^^^  Mähly).  Ich  seh  Hesse  mich  den  letzteren  an, 
i  aber  keine  der  bisherigen  Conjecturen  annehmbar  linden,  Meineke 
peinte:  „Spem  et  Amores  immortalinm  levissimos  esse  dicit/  und 
lieh  Hecker:  f,Spes  dicitur  plane  ut  Amores  lovissima  immor- 
lum  esse,  cui  adeo  valedicendum  sit,"  Aber  wenn  der  Dichter^ 
ich  glaube,  die  Unbeständigkeit,  Flüchtigkeit,  Vergänglichkeit 
ier  menschlichen  Hoffaungen  bezeichnen  wollte,  so  wird  er  sie  nicht 
üt  der  Liebe  verglichen  oder  gepaart  haben;  denn  Flüchtigkeit 
keine  stehende  und  besonders  charakteristische  Eigenschaft  der 
Mir  scheint  Folgendes  das  Ursprüngliche  zu  sein : 

*EXjifdii;  th^QitmoiV,  tXatpnetl  ^ta{  —  oi*  ytiQ  nv  c5<ff 
Ainßov    6  Xvai^flriq  ttfitfixriXv^^  Ifi'Jij^, 

'  n  fieriuiQog   und   KOtkpog  finden  sich  verbunden  auch 

r.  104%   Ausserdem  vgl.  fieTiijjgog  iyt^VTjdi)  %aig 

i^ioiv  Polyb.  30»   1,  4.  Bv^aqcr^g  Kai  fisTtioQOQ  viv  n^g 

EC  vnoy^(pofAdyag  IXnidag  Polyb»  b,  62,  1.  xai  adXov  si^g 

EUbas  «Ix«  Mt  fieriwgog  tjv  iknlai  öta<p9€i^(Jtiyti  ßam* 


7U 


A,  Ludwiehf  Zur  grieclibcUen  Aotbologk. 


h'^tg  vjto  vufi'  ätjf.tay(i}ycjv  PliitarcU.  Cat  maj.  c.  12.  u.  a. 
Zu  dem  Mtten  Distichon  weiss  ich  nichta  Neues  beizutragöo*  H 
Hilfe  der  CoDJecturen  von  Leanep   und  Jacobs  hat  DQbuer  es 
hergestellt: 

Leichter  and  eleganter  ist,  was  Meineke  fand: 

d.  i.  „tibiae  illae  (ia  sepulcro  podtae)  muUs  ©t  inglorias  se  iicen» 

iudicant.*' 

Antiphan^h  nun.  \'u].  IX  25H 
7/  71  «(lOv  fvvf^iifitoi  Ußit^u^h'ti  nQu^ocitiii, 

lvl^Q(*t^Hg  yt^o  (uulötv  h'iipetTQ  wfiitai  x^i^a^ 

i^  0V  ^iot  xovma  i^vyov  Jltov,  ,♦*/>  h'tt  Bttit^ov^* 
€tnovaai  ^^Nva<f(ti  fiiijyofjtii^'i  ^iix  /v  '■'c^** 

Bi3  auf  q^vyov  \]hQv  ist   hier  Alles  veretändlidi.   Die  fragliÄ4_ 
Stelle  übersetzt  Jacobs  (Tempe  II  S.  201);    ^Seitdem  lloböa 
Licht  die  beiligeu  Nymphen**,  Begis:  „Seitdem  floh'n  mir  di« 
chea  vor  Helios."  Von  richtigerem  Gefühl  geleitet  bemerkte H^cUr 
Comment.  crit,  1843  p.  318;   „plane  non   intellego  quo^    '^  ^" 
sententiae    aptari    possint  verba   ifvyov   IjJUoy,    solcm  »; 
quum   necessario  diceBduni   fuisset   Nmphas    fo  fitem    reli^ui 
Seine  Conjectur   (fi^yo^  t/t'6v\  ^Kymphae   in    Utas    aufüg«re* 
allerdings  verfehlt.  Mau  erwartet  etwa 

Cn.  Lentulug  Gaetulicus  Anth.  Pal.  XJ  409 

TttfiKitiq  dfttfo^^mg  nfol  ^fClfat  ;f#/'A*rt  B^tJott 

joTov  üf  7TQ0VTiim\  aiTdS (kg  ävyoi  f^ovan, 
fiffore  Jf«i  r^jfüftff  jjl^fv  inl  xlfnfits'^oi'. 

Wäre  TTQüftfig  olvonidrjg  wirklidi  iinlialtbar  (s.  dagegen  G.  Hci' 
mann  Wien.  Jahrb.  1843  ^Bd.  CIV  S,  258),  so  wörde  ich  W^ 
7f  Qiotjg  als  mit  Meineke  rrQo/ijP  ändern  woll<^n,  Daa  unm^'gU^*»* 
aifttdeig  iuj  nächsten  Verse  hat  man  auf  verschiedene  Weis«  ^ 
beüseru  versucht;  sehr  ansprechend  ist  Hermann's  Vorschlag 

doch,  abgesehen  davon,  dass  man  ein  Kpitheton  bei  ayyog  ungini 
vermisgt,  was  bedeutet  im  Folgenden  BiGovs  xa*?  Ich  »toa* 
Dilthey  (Bhein.  Mus.  NF.  XXVIl  S.  306)  darin  vaUkommra  ^ 
4a0fl  dieees  xai  sinnlos  ist»  aber  bei  sei  um*  Conjectur 


A  Ludwich^  Zur  griecliiscben  Anthologie* 


7Sä 


leibt  mir  ganz  das  nämlicho  Uedenken  and  überdies  sehe  ich  nicht, 
lie  l>ei  der  Lesart  £<aax£  folgender  Sinn  herauskommen  kaon: 
.selbst  im  Tode  hat  die  Alte  ihren  Humpen  nicht  gelassen;  er 
auf  ihrem  Grabe  in  Stein  nachgebildet."*  Die  griechischen  AVorte 
esagen  sicherlich  nicht  „im  Tode''*  sondern  nur  ^bis  zum 
ie.*"    Daran    aber  wird    '  -lin^  woi  festznhiiHcn  hahcnt 

auf  dem  (wenn  auch  ii  ^  Grabe  der  Zecherin  ein  Trink- 

gefilös  abg»>biIdot  zu  denken  ist,  als  hätte  sie  anch  nach  ihrem 
Todt  nicht  aufgehört  zu  trinken.  Daher  irürdn  irli  s<hreiben 

Ganz  passend  hätte  dann  der  Künstler  ein  geneigtes  und  über- 
lUis^endi^s  Trinkge^s^  dargestellt,  um  augensch ei a1  icher  zu  maohen, 
li.iN-  es  nicht  leer  ist;  ein  leerer  Becher  wörde  unserer  Sellenis 
wul  *>'h(  nso  unlieb  gewesen  sein  wie  der  Zecberin  Maroniß  Anth. 
PaL  VU  553  und  455.  Die  Form  aiiyctr^q  statt  der  gewöhnlicheren 
utvaoi^  findet  sich  bei  Kikandros  Fragm.  78,  5  Schneider. 


K^nigsber^. 


Arthur  Lud  wich. 


Zweite  Abtheilung- 


Literarische  Anzeigen. 

Homers  nias.    Für  den   Schnlgebranch  erklärt  ron  J.   La  Boebe. 
Theil  I.  Gesang  I— IV.  Zweite  Auflage.  Leipzig,   Teabner,  1977.* 
XXXXU.   188.  S\  —  TheU  U.  Gesang  V-Vlfi.   Zweite  Anfliga 
1877.  161.  8^  —  Theil  IH.  Gesang  IX— XIL  Zweite  Auflage,  im 
164.  8«.  —  Theil  IV.  Gesang  Xin-XVI.  Zweite  Anfliege.  187&  186. 8*. 

Vorstehende  Iliasaasgabe,  die  im  Jahre  1870  bei  Ebeling  imd 
Plahn  in  Berlin  erschienen  ist ,  liegt  jetzt  in  zweiter  Auflage  bei 
Teubner  in  Leipzig  vor.  Bekanntlich  zeichnet  sich  diese  Ausgabe  for 
andern  Schulausgaben  Homers  dadurch  aus ,  dass  der  Verfasser  den 
Text  selbständig  nach  den  besten  Quellen  constituiert  hat,  während 
andere  Schulausgaben  meist  vom  Bekker*schen  Text  mehr  oder 
weniger  abhängig  sind.  Wenn  nur  aber  auch  Einleitung  und  Com- 
mentar  der  Güte  des  Textes  gleichkämen!  Es  thut  mir  leid, 
in  dieser  Beziehung  einem  Manne  entgegentreten  zu  müssen,  dessen 
Name  in  Homericis  einen  guten  Klang  hat  und  dessen  Schriften 
ich  als  Anhänger  der  homerischen  Muse  stets  mit  Liebe  zur  Hand 
genommen  habe.  Zweierlei  ist  es ,  das  ich  beim  Verf.  nicht  ganz  so 
billigen  vermag:  einmal  starres  Festhalten  an  althergebrachten, 
doch  bereits  längst  überwundenen  Anschauungen  und,  was  damit 
Hand  in  Hand  geht,  theilweises  Ignorieren  der  neueren  einschlägigen 
Literatur;  zweitens  zu  geringe  Achtsamkeit  in  der  Arbeit  selbst 
Nicht  blos  trägt  der  Verf.  zuweilen  im  Gommentar  Absichten  Tor, 
von  denen  das  gerade  Gegentheil  sich  in  der  Einleitung  findet,  sondern 
er  weiss  manchmal  in  der  Einleitung  selbst  nicht  mehr ,  was  er  ein 
paar  Seiten  vorher  geschrieben  hat;  ja  es  kommt  sogar  vor,  dass  er  im 
Gommentar  eine  andere  Leseart  vor  Augen  hat  als  im  Texte  selbst. 
Die  unten  zu  führenden  Beweise  werden  meine  Behauptungen  zur 
Genüge  rechtfertigen. 

Ich  übergehe  von  der  Einleitung  die  Lehre  vom  Substantivom, 
Adjectivum,  Numerale  und  Pronomen ,  (obwol  ich  die  verkehrte  Ab- 
leitung des  ßQaaoiov  K  226  von  ßqadvg  statt  ßqaxvg  —  Curtins 
Otz,*  659  f.  —  nicht  unbemerkt  lassen  will),  und  wende  mich  sofort 
zum  Verbum.  Dass  hier  für  den  bessernden  Bothstift  noch  ein  beden- 


J*  La  Boche,  Homers  Blas,  ang.  t.  J.  Ze^meiBtef, 


787 


^Sttlck  Arbeitsfeld  Übrig  bleibt,  dörfte  aus  Folgendem  klar 
werden. 

g,  8.  ÜDter  den  Verben,  welche  nach  dem  Augmen*  i 

(ipidn  (?),  findet  sich  IptpoQ^,  Da  der  Verf.  ?om  Augraen     -       i , 
^i^int  er  es  für  einen  Aorist  2u  halten.  Es  iBt  aber  Ferfectnm; 
,  Cnrtius  Verbum  n  l80  f*  Brat  ApoUonios  Rbodios  wagte,  wol 
)  >tj88vergtandnJB  de«  hom,  c]u/Uü^  »   einen  Aorifit  ip^o^eg  I '  4 
^62;  vergl.  Curt,  Verb.  II  18.  -«  In  der  Sammlung  der  re- 
gierten Aoriste    scheint  Vollständigkeit  beabaichtigt  zu  sein: 
»bien  jedoch  dxaxeiy,  dlaKniiv,  aitaqt^Ty,  d^ct^eiv,  d^öae, 
tn£,  neitv^ia^cu  und  hevpov,  —  Der  Verf,  lasst  fenier  ini- 
yotß  för  eine«  rednplicierten  Aorist  gelten,  während  es  besser  ale 
^qtiAmport'ect  zu  iassen  ist;  vgl  Curt.  Verb.  II  24.  —  Von  den 
redoi>licierteu  Aorist  gebildeten  Futuris  ist  auszascheiden  xexer* 
'\i§^,  welches  als  eigentliche»  Perfeetfntumm  tu  fassen  ist  wie 
bee  iütTf^w  und  jei^vr^^nß,    während   t^vLadiqüUi  und   rv^tfi' 
I,  da  sie  sieb  nicht  an  wirklich   vorhandene  Perfecta  an- 
i,  nur  als  Fatnra  von  nach  Art  des  Aorists  rednplicierten 
ameti  angesehen  werden  kennen :  vgl.  Curt,  Verb.  11  244. 
g.  9.  Schwerlich  durfte  sich  da.s  homerische  ^i/^^^i;  durch  Con- 
Umeiioti  ftOJi  fdifiyr^at  {^tiftvijam)  i^rklären  lusssen,  wie  es  der  Verf, 
"  ilmehr  ist  hier  mitLobeck  (zußuttmann  ll^244)  eine  Präeoi^ 
iKo/iori  anzunehmen»  die  m\i  ^ifißltiai  auf  einer  Linie  3t#kt; 
art  VerU.  ü  217.  —  Selbst  die  einfache  Kegel :  ^3*  Fers.  Plun 
ül,  auf  Tt^tv  und  üxhav  (nie  tttj(fm%  e^toaai*) :  BCTtttv^  q^evyov* 
•*•  beruht  auf  eiuem  Irrthura,  Statt  nop  hätte  es  wol  heiüsen 
Ut^y,  was  bei  Hoiiior  .inssibliesslich  fiblich  ist,  während  tiov 
Vf^y  eine  ganz  aingu^  ng  ist«  dem  in  der  ganzen  Gräeität 

I-Sm^  (Aoech.  Eum.  32;  /m  -tite  steht;  vgl.  Curt,  Verb.  II  48  f* 
%^  ID.  fiichtig  wird  tQ^to  mit  alSÜ€)  zusammengestellt  und  die 
f^io  vonmithet.  Warum  aber  dem  entgegen  im  Com- 
./ÜJl  dift  veraltete  und  verkehrte  Auffasnung  ^k'^€ia  ge- 
pl  BUS»  t^o"  beibehalten  ist«  ist  unbegreiflich. 

g.  J  1.  Warum  sind  6^)03  und  €4/ii  von  i'äofim ,  niopiai  und 
^iM^Mf  gt^tr«nut?  Aw^u)  und  eI^i  haben  doch  ebensowenig  ^Tempns- 
€^Armktor*'  wie  die  letzteren  drei  Fntuni.  üobrigens  sollte  in  dieser 
Qfij^t  von  Prae9eD.^futiira  xaca  (vgl.  ^  606,  »/  ^42)  nicht  fehlen. 
—  Uotir  den  Verbün,  die,  ohne  einen  auf  «üne  Liquida  ausgehenden 
IM  haben,  apiennatisches  Futurum  bilden,  fehlen:  jt^^uy 
♦»  (fiatütm    Y'I^A,  dy^MÜiü^at  Ä  331 

g.  12.  unter  den  schwachen  Aoristen  mit  den  Bindevocalen  (?) 

r    •  **    '  '    r»    Ottmare  ß  704  besser  wegblei^n  können»  da 

t ,  ob  diese  Form  nicht  vietmehr  als  Indic.  fut« 

^imi  mne  zu  fasaen  sei.  —  Unter  den  Formen  mit 

ikeu^  iiem  PasstTaorist  lesen  w|r  neben  einander  dii 

mmi  „ii^iq>r^y  i  363,  I^V^fP  e^26,  435.^    Wie  in  aller 

lallMknfl  f  d.  Htßn.  OjmB.  18T8.    X.  H*A.  47 


788 


J.  La  Boche,  Homers  llias,  aag.  t.  J.  ZechmeitUr* 


Weit  kommt  das  FSQZ  stehendG  diatgvq^h  (vor  dia^^fftrmfi 
einem  Aorist  idQtcpr^v?  —  Die  iV543  und  JE419  öberlieferte  " 
rische  Form  ka(f>^tj  sollte  nicht  mehr  nach  althergebrachter  Weise 
mit  arttöfiai  zusammengestellt  werden,  nachdem  wir  Ton 
der  commetitatio  de  forma  homerim  kaq>&Tj  vor  dem  Ver 
der  1869,  70  von  der  Leipziger  philosophischen  Facnltät  er 
Doctoren  nnd  im  Verbum  I*  123  f.  eines  Besseren  belehrt  worden 
sind.  Zum  Mindesten  ist  es  ausseiet  bedenklich,  eine  so  zweifelhafte 
Ableitung  Schälern  sich  einpr^en  zu  lassen.  —  Elin  vollständig^ 
Widerspruch  besteht  zwischen  §,12  und  §.  17.  Dort  werden  sonder- 
barer Weise  iy^i;Ot  ^Q€xo  unter  die  medialen  Aoriste  ohne  Binde* 
vocal  gerechnet  (sie  gehören  jedoch  unter  die  thematischen  AoruiWj 
in  denen  Synkope  eingetreten  ist ;  e  ist  thematischer  Vocal,  vgl.  Con,! 
Verb.  II  7);  hier  jedoch  (§.  17)  werden  dyQO^iivog  und  iiy^eto  unter  ^ 
den  synkopierten  Wöi-tern  aufgey.ählt,  was  doch  nur  wieder  unter  dfi 
Voraussetzung  möglich  ist,  dass  £  in  ijyq^to  Bindevocal  sei, 

§.  13.  Unter  die  activen  Perfecta  und  Plusquamperfecta,  \m\ 
denen  „die  Endungen  unmittelbar  an  den  Stamm  gefQgt  werd«ii,* 
sind  durch  eine  wol  kaum  zu  entschuldigende  Fl Qchtigkeit  des  Verf/$ 
die  medialen  Formen  hxTO,  ijiKio  und  lygr^yoq^at  geratbeiu  — 
Oder  wenn  La  Roche  ninQa&&  einen  Imperativ  nennt  mit  %ixh 
drücklicher  Hinzufögung  der  Stelle  V  99,  so  hat  er  diese  St* " 
xaxö  noXka  ninoad^B)  oder  x  465  {ind  ^  ^kaht  nolka  ;i . 
oder  ip  53  (^/rti  xa>ta  nolld  ntnoaS-e)  einzusehen  nicht  d«r  üiih« 
werth  gefunden.   —  Unrichtig    ist    ferner   die  Bemerkung:  ^Kin- 
geschobenes  ö  haben  die  Perfectformen  igT^^idazai  (fF2S4,  ^29. 
■n  95),  i^^adctrai  (v  354),  i^^aÖato  (M  451),  aKf^x^^dctzai  {F6$7l 
iXfjXidaTo   (ly  SS)**,    Für  die  Form  igr^^idatm  ist  die  Ann&hine 
eines  eingeschobenen  cf  absolut  falsch,  da  das  d  (Praes.  i 
wurzelhaft  ist.  Für  die  drei  anderen  Formeu  mag,  obwol 
^cUvm  das  d  wurzelhaft   ist  (W.   ^aä   durch  Metathesie  aas 
woraus  ^ad-yj-w  ^a/vw,  Ourt.  Grz.*  228)  und  obwol  wir  neben 
Xitto  ein  Praes.  ayiaxi^Ü-fj^  und  neben  ilaivm  ein  khiCof  erschließ 
Ben  dürfen  (Curt  Gz.  *  635),  die  vom  Vert  gegebene  Erklärung  ihre^ 
Einfachheit  wegen  vom  Standpuncte  der  Schulpraxis  ans  entschuH 
digt  werden.  Doch  kann  ich  hier  die  Bemerkung  nicht  anterdittkei 
dass  der  Verf.  vom  letzteren  Argument  einen  allzu  aasgeddiiilcs^ 
Gebrauch  nicht  werde  machen  können,  da  jeder,   der  die  Ana^iht 
genauer   kennt,   trotz  des  Vorwortes   des  Vert's  zngeat^b^n  wlrd»^ 
dass  sie  noch  in  höheren  Kreisen  benutzt  sein  wül  als  nur  In  di^ 
oberen  Classen  unserer  Mittelschulen.  Der  Verf.  wird  es  daher  nich 
unbillig  finden ,  wenn  wir  von  seiner  Ausgabe  Dumchmal  eine  d^n 
sprachwissenschaftlichen    Forderungen    entsprechendere    «troi^rt 
Auf&BsuDgsweise  verlangen«  als  dies  in  unseren  SehnlbQehem  ^  ü 
und  zu  selbst  noch  in  der  Curtius'schen  Schulgramoialik  ^ 
Fall  ist 


J.  La  Mochef  Homen  Illaa,  ang.  v,  J.  Zechmeister.         7SU 


1. 14,  In  Bötröff  des  ConjnDctivs  ist  noch  so  Manches  unrichtig, 
F^scli  ist  die  Ausdrucksweise  „oft  mit  gedehntem  i;  so  ^sm^  ßeiw, 
^oWctf,  Ktx^lw,  atBuaai.'"  Dass  von  einer  Dehnung  keine  Rede, 
•oadern  die  Länge  ursprfmglich  ist,  darüber  Tgl.  die  gediegene  Aus- 
etaacdei^etzung  bei  Curtius  Veib.  11  57  —  63.  Demnach  ist  auch  bei 
Li  Boche  die  Anschauung  eu  berichtigen,  dass  yviiw,  yviiopLSv  usw. 
„zerdehute**  Formen  sind. 

g.  l^,  J.  Bekker  hat  den  Satz  aufgestellt:  „Dasselbe  £  geht^ 

w«nü  es  der  Vers  lang  braucht,  vor  o  und  m  in  u  über,  vor  n]  in  i^.** 

(Ü,  BL  /  227),  Dieselbe  Regel  findet  sich  wiederholt  in  La  Roche's 

liüüi.   üut.  149  ff,,  nur  noch  etwas  schärfer  präcisiert;  ebenso  in 

Miner  Einleitung  zur  llias  §.  16.  Wie  nichtig  und  hohl  die  ganze 

t.flire  ist,  das  hat,  wenigstens  für  Verbal  formen  wie  ßkiqBtat  ^rffjg 

/;  Tttx^la)  usw.,  Curtius  (Verbum  II  61  ff.)  überzeugend  darge- 

und  der  Verf.  hätte  wol  gethan,  sich  daraus  eines  Besseren  be- 

M  zu  lassen.  Aber  auch  für  andere  von  La  Boche  nach  obiger 

Sß^l  erklärt«  Formen  ist  es  unschwer,  die  Länge  entweder  durch 

BiMitzdehnung  in  Folge  eines  ausgefallenen  Consonanten  oder  durch 

Unrirkung  des  /  oder  durch  anderes  dgL  zu  erklärea.  Bei  rfVejta 

fiRith  das  lesbische  i'vyiyM  den  Ausfall  eines  Consonanten;  für  das 

noige&Uene  i'  trat  dann  Ersatzdehnung  ein  (vgL  Rzach,  der  Dialekt 

4m  Heaiod  p.  367).    Oder  ^eivog  geht  zurück  auf  ursprüngliches 

%hfi>Q9  äoL  ^ivvoQ  (dor,  ^^1*0^) ;  vgL  Brugman  in  Curt.  Stud,  IV.  97  ; 

CDTitQS  Verb.  I*  250-  Ezach  a,  a.  0.  368,  UQUitatü  weist  ebenfalls 

asf  den  Verlust  eines  Consonanten ;  vgl.  Curt,  Gz."*  346.  VBiatog  izu 

mif^og  Cort.  Gz.*  315)  und  {p^eiara  (zu  ip^if-aQ  aus  W.  ^v  Curt» 

Q«,*  304)  werden  ähnlich  zu  erklären  sein ,  wie  Hartel  H.  S.  III  30 

JiMunfOi  erklärt.  Ahnlich  verhält  es  sich  mit  den  übrigen  von  La  Roche 

ttigeflbrten  Fällen.  —  Im  weiteren  Verlaufe  desselben  Paragraphs 

Itwiii  wir  die  merkwürdige  Regel :  „a  wird  zu  ov  gedehnt  vor  flüssigen 

Consonanten :  novXvg,  Ovlv^tirag,  K0vl€6t%  ovvofia,  ov^og,  äovQata, 

*m?<TOS,'"  eine  ebenfalls  sehr  antiquierte  Auffassung,  Z.  B.  in  novlvg 

«rU&rt  sich  das  av  durch  Epenthese  des  im  Auslaut  stehenden  v 

(Carl.  G«.^  670).  In  oxfpofta  ist  noch  eine  Spur  des  volleren  Lautes 

^ywofia  zu  erkennen  (Curt.  Gz.*  321).  iovQctta  entspricht  dor.  döJ- 

qata  oder  lesbischem  do^^arcr,  indem  Ersätzdehnung  für  die  ausge* 

büene  Liquida  eintrat  (Rzach  370).  In  olf^g  lässt  das  ov  eine  dop* 

^\Ui  Erklärungsweise  zu:  entweder  ward  aus  ursprünglichem  fJ^o^g 

üch  Abfall  des  y  durch  die  für  fo  eintretende  progressive  Ersatz- 

lAsmog  otl^$  (Brugman  in  Cnrt.  Stud.  IV  135),  oder  wir  haben 

iblipeiidd  Mittelstufen  zu  statuieren ;  yfo^og,  yofqog,  ov^og  (Rzach 

JTl).  In  Ovkvfinog  Ist  der  Diphthong  wol  wiederum  durch  Epenthese 

iis  V  der  Stammsilbe  äol.  Xvfift  ^=  ka^ji^  das  zu  dem  prothetischea 

^ynzütmtp  zu  erklären  (Rzach  370).  Woher  der  Diphthong  in  das 

votkfo^  gekommen,  ist  freilich  bis  jetzt  noch  nicht  auszumachen. 

.*eii80  seltfiam  ist  in  demselben  Paragraphe  die  Regel:  ^ov  wird 

iQo  «rkünt  in  ßohy^m  ^319,  1x234,  n  387,  tqinog  X164, 

an  M 


740 


J.  La  Roche,  Homers  litis,  nag.  Y.  J,  Zechmei$i€r, 


dgrinog  I  505,  ^  310.  aeJlioTrog  i777,  1  r "' 

liehe  Wurzel  ist,  woraus  erst  wahrsii 

stufen /^cJi- 10-^4 m,  ßoXka^ai  mn  ßovXofiat  eotätauduti,  dÄfir 

weise  ich  auf  Gurt.  Verbum  P  250  f.  tgi^Oi^  aber  a.  dgL  ist 

regelmässiger  aas  tginodg  gebildet  als  rroig* 

g,  17.  Aach  in  diesem  über  den  „Zusate  nne!  w-r*-^ 
Lauten*'  handelnden  Abschnitte  findet  sich  so  manches  : 
Wie  zum  Beispiel  in  dem  von  (pasimt  in       -  '  •  ^^n  ff(xdi< 
eines  Vocals  zu  erbliüVeo  ist,  begreift^  it,  —  In  .       ,      . 

hiixXeto  findet  wahrFcheinlicher  Metatbesrs  als  Synkope  statt:  fft 
Cürt,  Verb.  II 26.  Ebenso  in  yiyvo^m,  jUfrttj,  fit^ivco;  vgl.  Cuil.  Virb. 
11  ä99,  —  Im  weiteren  Verlaufe  des  Paragraplis  lesen  wir  fo«  d«r 
Consonantenverdopplung,  di^  am  häufigsten  vor  Liquiden  staitltiide. 
Nach  Aufzählung  einer  Reihe  von  Fällen  wird  fär  dieselbcia  ein  flr 
manche  wenigstens  richtiger  Erlrlärungsgrund  (Er  '  »  la- 

geftihrt.  Nachher  wird  aber  nocb  eine  Reihe  von  axm* 

dopplungen  aufgezählt,  für  die  der  Vei-f.  auf  eine  Erklärung i 
richtet,  also  wahrscheinlich  wiederum  metrisches  Bedürfnis?  stall 
Und  doch  kommen  wir  mit  andern  Erklärongs weisen  viel 
Ffir  saavvo  verweise  ich  auf  Hartel  H.  S.  l'*  7b\  Im  D'^* 
X^tQiaai)  ist  das  Dativsuffix  Baut  (aus  scM  nrsprCLn^^ 
oder  ai.  toaoö*;  aus  roTiog  ist  urspn^     '    ■         ' 
Futur- und  Aoristformen  (xöJUWw^  <y  , 

weise  ich  nur  auf  die  gediegene  Aobtübrung  von  Le> 
Stud.  II  6H  ff.^  und  von  Gurt.  Verb.  II  S6iy  \t  otti  ent. 
Tji^  das  auf  o-v^ji  zurückgeht  j  vgl.  Gurt.  Ö«.*  482.  —  In 
Abschnitte   lässt  La  Roche    idqa&ov  durch  Meta^esis    ati 
entstanden  sein;  dass  vielmehr  das  Umgekehrte  etattfindet» 
vgl.  Curtv  Gz.*  232  und  Verb.  I"  265.  U  8. 

§.  22.  Hier  ist  die  Positionsbildung  vorzüglich  d^  Muf-^  c.  li* 
quida  eif^rtert*  Hätte  der  Verf.  die  ünterenchunc^ 
P  80  ff.)  nur  ein  wenig  respectiert,  so  hätte  er  die  i 
lässignng  vor  folgender  Muta  cum  liquida  an  bestimmte  metr 
Bedingungen  geknüpft  (bs.  1.  Küne  des  dritten  und   1.  K(lr»e  deS' 
fünften  Fusses) ,  nicht  aber  auch  hier  wiederum  das  metrische  B#* 
dürfnis  walten  lassen. 

%,  23.  Dieser  Paragraph,  überschrieben  mit  ^Posrtioit  eintm 
Coaaonanten^  enthält  ein  Capitel,  das  Hartel  H.  S.  P  1 — M 
Gegenstande   einer    seharfsiDnigen    Er^'^rterung    gemacht    bwt. 
treffenden  Ausführangen  Harteis  hat  sich  aber  der  Verf.  do  gut  ^ 
gar  nicht  zu  Nutze  gemacht;     sonst  dürften   als  Or^^»^^'»   ^^ 
Position  einfacher  Consonanten  nicht  blos  folgende  r^ 
werden:    1.  üi      '!iche  Doppelconsonanz   m  Anlau 
antiquierten  1/  an  Hoffmann's  noch  immer  nichf 

streift  sind;  s*>  wird  jtictkrtnog  mit  Hofftu.  Qutieet.  Hom.  / 
„Schmalz*^  in  Vorbindung  gebracht;  vgl.  dagegen  Gurt  Qj 
2<  metrische  Bequemlichkeit 


J.  JU>  Boche,  Homere  Iliai,  aof.  t.  /.  Z^hmmter.         741 

g.  34*^26.  Dieser  Abschnitt  gibt  einen  gedrängten  Ueber* 
Mick  über  die  bei  Uomer  mit  «f  oder  einem  andern  Spiranten  anlaa- 
tenden  Woitfoimen.  Auch  liier  ist  gar  Mancbes  antiquiert.  Da  jetH 
die  aorgf%ltigen  Untersuchungen  von  Knös  und  Kartei,  in  detianaucb 
die  Befialtate  der  früheren  Forschungen  kinroiclipud  gewürdigt  sind, 
_tarliegen,  so  hätte  es  der  Verf.  nicht  verabsänmön  linrfen,  von  jenen 
'  "en  Gelehrten  Noti/.  zu  nehmen.  Dass  dieses  nicht  geschehen  ist, 
feiüträchtigt  gar  sehr  die  neue  Auflage.  Folgende  Wörter,  die  La 
Boche  unter  die  bei  Homer  noch  digammatischeu  Anlaut  verraihenden 
t&hlt,  sind  auszuscheiden:  eärog,  vgl.  Kü6$  106  f.  'Exaßr^,  vgl. 
Knös  66.  HxMa,  vgl.  Kn5s  79  (A580  ißt  l'ixr^ae,  wie  La  Boche 
ichrcibt,  34}  schwach  gostutzt,  daas  e*  vielmehr  als  Conjectur  gegeu- 
tber  dem  bestbezeiigien  r'Axi;fJ€  augesehen  werden  darf)*  l*k(üQ  nnd 
Üii^icc,  vgl.  KnOs  173  (Hdbst  bei  fJUir  bleibt  ein  noch  in  home^ 
difthtr  Zeit  gehörtt*s  /  wegen  der  Masse  widerspenstiger  Stellen  troti 
£118  sehr  unwahrscheinlich;  vgl.  KnOs  172  t)  ivcioirtg^  vgl. 
KnAs  186.  eil  a^r}^,  vgl  Knös  168>  ijsta.  vgl  Kuös  18ö.'7x<t- 
^la^,  vgl  Knö8  191.  iutt},  vgl  Kn6s  192,  In  durchaus  verkehrter 
W  ;    '   '    i;  (bei  La  Boche  fehlerhaft  J'/  -rieben)  mit  unt^r 

d<  A'u  Wörtern  aufgeführt.  Da  Beispiel -^  15T 

<^>  it  fjxv^^^^)  ^^^  Hiatus  nach  der  bukolischen  CiUur  b&-i 

Hl  ni&;   m  allen  übrigen  Fällen  iV  837  Uj*])  ^^^^  B  209^ 

©169,  M2b2,  NBU,  0  355.590.17  769,  ¥*213,jl632  Jr^fl) 
ittbi  dafi  Wort  am  Versanfang.  Seltsamer  Weise  tindeu  sich  ovKog 
(Tvrd0rblich)  und  ovlaf^og  (Gewühl)  zusammengestellt,  als  ob  beide 
luier  und  d#ra<dlbea  Wurzel  aigehOrten.  Für  oikafAog  (W\  J^il^  fal) 
ist  das  /  enrieaan ;  ovkog  (zu  oiXv^i)  erfordert  bei  Homer  kein  / ; 
vgJ*  KnfSs  195.  Von  ov^oy  (spatium)  ist  das  J^  weder  etymologisch 
(vgl  Curtitts  GfZ^  348)  noch  durch  den  homerischen  Vers  begründet 
(wgL  Kote  201).  üebrigens  schwebt  die  Stelle  £270,  in  d«r  oi(fOif 
nuk  La  Rocha  vorkommen  soll,  in  der  Luft;  dagegen  hätte  ausser 
KBbl  und  ^  124  La  Koche  ¥431  anführen  können.  —  %.  26  ist 
,  den  Wörtarn ,  bei  denen  ^sich  zwar  consonantiscber  Aniant  ver* 
aber  der  Consouant  nicht  mit  Sicherheit  bestimmen^  läsat, 
den:  dtoXayjog.  Von  dem  volleren  Prafii  5a  hat  steh 
keine  Beminiscenz  mehr  erhalten.  Fälle  wie  B  169.  407. 
686.  U  47.  K  137.  ^  3O0  i^^tip  atalattrog)  erledigen  sich  durch 
dea  volleren  Lautgehalt  der  Endung  ty  (vgl.  Hartal  H.  8.  I*  105  f.), 
nils  wie  d^Oif*  aT(ilav%og^yi^  (N  995  u.  a.)  reichen  noch  weniger 
hin*  BiDA  Ähnliche  Bewandtnis  hat  ts  mit  dem  von  La  Roche  hiehtr 
akoxog.  Z  366  erledigt  sich  weit  besser  duich  die  von 

1'  118  C  beigebraohte  Krklimng.  Ebenso  ist  für  das  von  La 

hielier  gezogene  fatu  aulauteuder  Oonsonant  sogar  etymo- 
Mcbst  zweifelhat^;    vgl.  Curt.  Verb.  I'^  126  und  11  134, 

» wemg  darf  fiir  tü^euthei  Homer  anlautender  Spirant  slatoiart 
«nteii;  diobiefdr  angeführten  Belog«  sind  hinfällig;  über  iT592 
f|Ei  Hiirtel  II  S.  I^  104 ;  0  398  (I^  ißev  daag),  1 596  iXSm  Sw 


74S         J*  La  Bochtt  Honiefs  Ilias,  ang.  v   J.  Zet^mms^tf* 

ü)^€üx€v)  reiclit  auch  nicht  bin.  Als  Wurzel  wird  allerdiofs  MS  ' 
I  anzusetzen  sein ;  aber  schon  die  Dehnung  des  o  ku  iu  ist  wc^l  tiiesüii 
schwindenden  Spiranten  zuzuschreiben;  vgl.  Bmgman  in  Curt  8tud, 
ly  174.  idi  ist  ebenfalls  auszuscheiden,  vgL  Knös   190t   ehewo 
iiöog  und  aif]v^  vgl.  KnOs  196.  Somit  blieben  van  dou  t(io  Lft 
Koche  in  dieser  Rubrik  angeführten  Wörtern  nur  üi;  und  avf!^ 
übrig;  und  selbst  bei  letzterem  leugnet  Curtius  Gz.*  308  ftlr  Homer  j 
consonantischen  Anlaut  vollständig;  vgl.  jedoch  dagegen  Harte)  H« 
S.  I'  108  und  114.   Dagegen  wären  in  diese  Kubrik  folgendi»  foul 
La  Roche  unter  die  digaramierten  Wörter  gerechnete  Formen  aufw-l 
nehmen  gewesen:  d^cuot;,  vgl.  Knös  174,  r^qa^  vgl.  Kn^  179. 
Tiüiov  (fehlerhaft  bei  L.  K»  »;V^*'  geschrieben),  vgL  Knös  180. | 
i]Vöip^  vgl.  Knös  178.  iwTtr],  vgl,  KnOs  166. 

§.  27,  In  diesem  Abschnitte,   welcher  \ön  der 
Position**  handelt,  soll  die  metrische  Bequemlichkeit  • 
chenden  Grund  fär  eine  Masse  von  Längen  abgeben.  Und  doch 
wir  geglaubt,  dass,  nachdem  uns  die  Sprachvergleichung  i^tatt  fr 
schrankenloser  Willkör  festere  Normen  geschenkt  hat,  ein  modom^al 
,  Buch  nicht  mehr  mit  einem  so  fadenscheinigen  Lappen  hätte  aufge* 
putzt  werden  sollen,    Dass   sich  in  Längen  wie  iire^tt^vdf  ffVJU» 
t£  116  oder  ^toyaUä  ra  ytai  axrog  ^  343  eine  B<'i 
Bprüngliche  Längen  erhalten  hat,  oder  dass  in  y>^mn        , 
Idie  Interpunction  oder  in  Bav^^  re  xat  Bcthl,  ti-jX^xAito   1'4W>| 
Idie  interjectionelle  Natur  des  Vocativs  eine  Sinnespausc  bewirkt  ftoi' 
I  somit  das  für  die  Arsis  noch  erforderliche  Zeittheilchen  biaiallgli 
davon  findet  sich  nicht  die  leiseste  Andeutung,  Ja  zum  Schtasae  d« 
Abschnittes  lesen  wir  noch  die  aller  Metrik  Hohn  sprechende  Etf^lt 
dass  „Jamben  für  Spondeen"  und  „Trochäen  für  Spondeeti'^  stehen . 
können.   Hätte  der  Verf.  nur  gesagt»   scheinbare  Jamben  und 
scheinbare  Trochäen,  so  wäre  der  Stufe  der  jetzigen  Sprachfor- 
scbnng  Genüge  geleistet.  Denn  die  Länge  des  b  in  knu  ö^  (.V379tf 
W2  usw.),  das  aus  in-Hi  entstanden  ist  (Curtius  Gz;*  396),  od«  j 
des  0  in  elxoy  B  500,  aus  ux^^yy-dxovT  entstanden  (Hp  *  "  !*  S.  I*^ 
111  f.),  oder  des  tg  in  oQVig  I  323  oder  des  tv  in  tjpiy  A  rtiJ 

,105 ff,)  oder  des  vv  in  Trlrjdvv  ^  305  (Harte!  104  f,)  ode;  d^s  a  in 
[jjfßiyä  Ttavtoßv  H320,  wo/  im  Spiele  ist  (Hartel  121),  aoUUo 
icht  mehr  als  willkürliche  Dehnungen  zur  Begrtinduog  jener  R«gll 
|t»eigebracht  werden. 

9'  28  ist  betitelt:  „Verlängerung  kurzer  Endsilben.**  Der  entt  j 
Satz  lautet:   „Kurte  Endsilben  werden  nicht  selten,  meist  io  4«^ 
ArsiSf  lang  gebraucht.  ^^  Der  Satz  ist  mit  so  heroischem  ^leiobnutbe 
geschrieben,   als  oh   der  Verf,  Harteis  woll>         ^  ^^   Folgemi^c 
,AIan  ersieht  also^  dass  die  Ansicht,  als  ob  du  ^^^  kur«e  Silbe 

zur  Länge  dehne*,  ,  ,  .  gar  wol  entbehrt  werden  kuuUf  ein«  Ansidit 
übrigens  an  sich  eben  so  absurd,  als  wenn  man  sagte,  jede  onbetonte 
Silbe  kann  im  deutachen  Verse  in  die  Hebung  gestellt  zur  b^^tomlMi 
werden"  (H.  8.  1^  102  t),  längst  den  Fluten  des  Lethestromes  &n- 


/.  La  EachCy  Homen  IUas,  ang.  t.  J,  ZecWeiifer. 


IM 


litfaiigMteUt  h&tie*  Vieles  unter  ganz  verschiedeDen  Geaichtspuncten 
zu  Hetracbtendes  ist  unter  jene  verkehrte  Kegel  subsumiert;  von  einer 
Sclioidnng  der  durch  den  Einfluss  der  InterpunctioD  bewirkten  und  der 
durch  Heminiscenz  an  frühere  Quaniitatsverhältnisse  zu  erklärenden 
LAugen  ist  keine  Hede.  Die  Endungen  der  oiytonierten  Snbstantiva 
4nf  vg^  trv  finden  sich  noch  immer  unter  die  willkürlichen  Dehnungen 
gertchnet.  „und  doch  gibt  es  nicht  eine  Stelle,  wo  sie  sich  knrz  ge- 
iiie«8en  finden'^  (^Hartel  104).  Ja  noch  mehr.  Fälle,  die  unter  §.  28 
utniert  dem  genannten  verkehrten  Gesetze  sich  fngen  müssent  ßnden 
■^li  öchon  im  nächsten  Paragraph  (§.  29)  untergebracht,  um  ein 
zweitefi  ebenfalls  nicht  gauz  richtiged  Gesetz  zur  Geltung  zu  bringen: 
^Da  die  Silben  vor  den  Hauptcäsuren  und  der  bukolischen  Diärese 
das  Eücht  des  Verschlusses  gemessen  (§.  21)^  so  können  daselbtt 
Blatt  der  Längen  auch  Kürzen  eintreten,""  Vgl.  v#  153.  226.  491. 
S27.  535.  B  24.  71.  278.  f»00  u.  a,  m.,  wo  das  eine  Mal  Arsis,  das 
andere  Mal  Cä^nr  als  Grund  für  die  Länge  fungiert.  Wenn  wir  auch 
damit  nicht  dem  Verf  den  Vorwurf  eines  Vergessen»  Ton  früher  Ge- 
s«gieia  zoschleudern  wollen,  so  wäre  es  mindestens  wünschenswerth, 
Littgen ,  die  sich  durch  zwei  verschiedene  Gesichtspuncte  motivieren 

«getrennt  zu  behandein.  Wie  wenig  stichhältig  übrigens  auch 
er  §<  29  angeführte  Begel  ist,  das  an  jedem  der  hier  ange- 
i  Fälle  klar  zu  machen ,  würde  einerseits  zu  weit  führen ,  an* 
its  auch  überflüssig  sein »  da  wir  doch  nicht  besser  und  rieh* 
ie  Kinzelnheiten  benrtheilen  konnten«  als  dieses  Kartei  in  einer 
>  Roche'schen  Standpuncte  gänzlich  verschiedenen  Auffassungs* 
«than  hat.  VgL  A  153  (Hartel  103),  ^  226  (H.  122)  A  283 
(H.  78).  A  491  (H,  103).  ^527  (H  103).  A  535  (H.  103).  B  24 
(a  117).  ^  71  (H.  103).  B  143  (H.  104  f.).  B  228  (H.  104),  B  278 
(Ä  104  f,)  £500  (H.  111  f.)  und  so  fort. 

Wir  hätten  somit  aus  der  Einleitung  eine  genügende  Blumen- 

on  Mängeln  zusammengestellt,  die  unser  oben  gefölltes  Urtheil 

ala  mehr  denn  einen  blossen  Ausfall  hämischer  Kritik  er* 

Den  lassen  dürften.  Wir  wenden  uns  nun  zum  Commentar, 

wol  auch  noch  einer  sorgfältigeren  Hemion  unteiiogen  werden 

6,  als  dies  bisher  vom  Verf.  geschehen  ist.  A  26  befremdet  die 

iHquierte  Auffassung  „/ir;  mit  dem  Conj.  elliptisch,  wie  unser  'dass 

wlk  dich  nicht  mehr  antreffe.'*"   Der  Satz  ist  vielmehr  selbständig; 

E  233,  487,  B  95,  IT  128,  wo  gleichfalls  U  Roche  elUptische 

tg  billigt.  ^  Auf  einer  irrthflmlichen  Anschaonng  Über  das 

der  Helativsätze  beruht  die  Note  zu  >tf  218:  „tc  in  Senteoteo 

BD»  just/  wie  in  og  ti  Ver  da.  *^  Dass  wir  in  dem  %€  Nichts 

tu  erblicküu  haben  als  einen  altehrwürdigen  Rest  ursprung- 

Iklifr  Coordination  von  Relativsätzen ,  darüber  vergleiche  man  *  was 

fi«ferent  schon  einmal  in  diesen  Blättern  1877,  S.  367  ausgeführt 

—  A  232  ist  zu  fj  yüQ  av  Xtoßr^amo  statt  $1  fiij  am^aoig 

er  als  Protasis  zn  denken,  ^wenn  sie  nicht  nichtsnutzig  wären/ 

43^  kUngi  der  Versuch»  in  den  vier  ersten  Spondeen  den  lang- 


744         J*  La  Boche,  Homere  Iliaft,  atkg.  ?    J. 

samen  ecbiittw^iaeji  Gang  des  Mädchdns  über  das  Brett  uad  ia  d«ai 

Dactyliia  des  ffmften  Fusses  das  schliossliche  Herunterhäpfen  auf^  Umd 

erblickea  zu  wolJen,  eben  so  abon teuer iicb,  als  wenn  Jptüacd  \r\  len 

Worten  %ov  ä*  änafiBiß6^€vog  itQoniqr^  nnXvpT(Hi^  ii. 

ein  rasches  Herauesprudeln  der  folgenden  Rede  at^  Jeu 

wollte«  Mau  suche  nicht  bei  den  minuti^gest^n  Scbildernogeo  rbytb- 

mische  Malerei»  —  In  dem  wiederholt  vorkommeoden  Verse  Aitl 

nüfiTjOav  d  ii^a  ftäotv  snaq^afnEt^ot  derrdtoüiv  die  Dative  «faKTi» 

und  üanueaaiy  zu  vorbinden  und  von  vtofttjaav  abhängen  zu  laontü, 

wie  es  La  ßoche  thut,  verbietet  erstlich  die  Stellung,  dann  SteÜwt 

wie  a418,  qp263.  —  -^498  ist  ^v^vo/ra  nicht  ein  Metaplawoui» 

sondern  ein  missbrauchlich   alg  Accusativ  verwendeter  Nominatifi 

vgl.  Lob  eck  Paral.  p,  184,  Hiurichs  de  hom.  eloc,  vest.  Ae«L 

p.  96  sq.  und  Brugman  in  Cnrt.  Stud,  IX  259  ff.  —  Kaum  ricbtif 

ist  ^596  so  construiert:  iäi^aro  fLvnekXov  xuqi  nmd6g^=^ 

nahm  den  Becher  der  Rand  des  Sohnes  ab :  denn  bei  6ix^o&ai  f m 

Tt  darf  nach  homerischem  Sprachgebrauch  der  Dativ  nur  einePenoi 

bezeichnen.    nmßoQ  ist    vielmehr  ablativischer  Genetiv.  —  BÖS 

{ünüvdfi  d'  ?C«TO  laoc.  igr^rvO^ev  di  Y,ad^  ^6^og)  kann  f^^TV$tf 

gegenül)er  der  geschraubten  Erklärung  La  Roche's  sehr  wol  dnrtli 

das  üxijfia  xcrra  t6  ütii^imvoiiteyop  mit  Xaog  verbunden  werden,  wit 

/  305  äidjilijVTf}  di  laog  in    avtt^J  (wo  L.  R.  mit  Unrecht  gegeo 

Ariatarch  diÖfn^io  schreibt)  oder  W  lb7  lao^  l^xattov  n^iöonm 

beweisen.  Der  Verf.  widerspricht  sich  übrigens  selbst,  indem  er  Imi 

ß278  iq^acLv  r'  nXi.^ig)  als  Beleg  für  den  Plural  bei  ColleetiifB 

eben  uusere  Stelle  ß  99  aufführt,  —  ^316  wird,  dem  vorauagehili* 

den  d^KpiTioTaro  entsprechend,  af.i(pi&xviav  nicht  mit  W.  Christ 

Gr.  Lautl.  S.  181,  dem  L.  E,  folgt,  durch  apt-fictxi^ay  (aufscbreiaiMl), 

sondern  durcb  a^tip-fLfaxmar(\m\]^mm^mA)  zu  erklären  sein;  Tgl. 

Fritzsche  in  Curt.  Stud,  VI  325.  327  und  Curt.  Verb.  II  14$.— 

B  480  ist  inXüTo  nicht  Aorist,  Bondern  Imperfectum  ;  vgl.  Curt.  V«rt, 

II  9.  ■—  B  654  dürfte  für  das  Wort  von  zweifelhafter  Abstarnman« 

ayi^ioxiüv  jede  andere  Etymologie  lieber  als  die  der  Alten  ayop  y*^% 

ix^yzmv  dem  Schüler  aufgetischt  werden.  Wie  leicht  lasst  sich  m 

Schüler  dazu  verleiten,  sich  so  verkehrte  Etymologieen  wirklich  *«- 

aueignen.  —  ^117  (%i'  odwdiov)  wird  f^fta  gegenüber  dertMH 

Verf.  gegebenen  Erklärung  ^Halter'*   wol  mit  lier  Wur/,el,  die  in 

o^fiTj  vorliegt,  in  Zusammenhang  zu  bringen  sein  ^=:  aifornir/^  fgU 

Curt.  Gz.'*  350.  —  Z\i  J  160  lesen  wir:  ^hileeaey  und  ofrmfo^ 

guomisch."  Und  doch  ist  das  ganze  Satzgefüge  keine  Giiom4>*  DHi 

die  Aoriste  in  ihrer  ursprünglichen  Bedeutnug  sehr  wol  erl 

sind,  darüber  vgL  Franke  z.  St.  —  ^213  l&sst  der  Vert 

lieh  den  Nachsatz  erst  mit  avzina  rf'  statt  mit  o  6*  i¥  ^^turm^i  ft^* 

^laiato,  was  allein  durch  den  Sinn  zulässig  ist,  beginnen.  —  J  ~^" 

hat  es  der  Verf.  nicht  der  Mühe  werth  gefunden,  Harteis  Atj^fO 

(H.  S.  I'  73)  einzusehen;  sonst  wurde  er  wol  nicht  melr 

umwunden  behaupten,  ^dase  a  wirklich  koTE  ist,*  —   i        , 


tlltt,  hng.  T,  J  Ztebm^ister, 


745 


Charakter  dee  sogenannten  gnomiachen  Aorists  xu  leagnea. 
m  La  Boche  zu  ^486  thut,  ist  xwar  noch  allgemein  Mode,  aber 
nkht  minder  nnrichtig;  Tgl.  die  Bemerkung  desßef.  in  diesen 
iliom  1B78  S.  184.  —  in  der  Bemerkung  zu  £  6 ,  dass»  „Homer 
tiiae  Indit  t^n  auf  Oi  ton  ]  rtftmm  gebraucht  /  »olUe 

•»  wol  rkl    ^  i^sen:  ^keine  h  >nnen  anf  t^a^  von  Verbiß 

4ir  tliematischen  Conjugation'';  vgl.  Oart.  Verb.  I^  59  f,  —  Zu 
wis  geoebiadbten  Erklärungen  man  gelangen  muss,  wenn  mao.  statt 
dio  Modi  aus  ihrer  ursprünglichen  Bedeutung  heraus  zu  erklären, 
noeh  immer  an  dem  Godanken  einer  ModusTerschiebnug  festhält, 
m.  B*  den  Optativ  als  Vortretor  dos  Conjunctivs  nach  einem  hist»>ri* 
Wdtm   '  'u  erklären  sucht,  dafür  gibt  einen  traurigen  Beweis 

Aü  V*  '  zu  £  1 28 ;  vgl.  gegen  diese  gauze  Theorie  Lange,  der 

Kohl  üebr.  d,  Partikel  ei  1 394  ff.  —  ß  138  heisst  aiU»;  nicht  sowol 
^Vorhof-  als  vielmehr  „Hofmauer**  wie  i  184.  §  5;  vgl,  H,  L.  Ahrens 
mXf}  und  t^^a,  Hannover  1874  p.  14.  —  £487  ist  die  Quantität 
4iS  ^  ^  '  '  rt  zwar  auffällig;  lesen  wir  abf^r,  was  Hart<^l  H.  S.  lll 
82  hü  rscheinlich  macht»  Xipov  iitXovi:^  7iavdyQ0v ,  so  ist 

dem  Etym,  M.  vom  Verf.  vorgoscklagene  Leseart  Uvma 
Iftffiig. —  £i>98  (x^xaqrr^ira  ^^i;«iOi')  sollte  die  Uebersetzaog 
des  Paraphrasten  h^nsnviv^oTa  vtjv  ^wyJ^y  uicht  als  unbedingt 
ricfattg  hingestellt  werden^  da  hier  das  Perfect  volle  Präsensbedeutung 
hat;  Tgl.  Curt.  Verb.  II  155.  —  Zu  £886  könnte  die  Üebersetzung 
üQ  i¥  vmtQÖeaan  statt  ^ unter  den  Todten"  präciser  lauten  „unter 
to  LeicJienhaufen."  —  In  der  Note  zu  Z  480  fflhlt  der  Verf.  die 
Härte ,  wenn  er,  wie  gewöhnlich,  xcd  noti  ti^  hsioi  —  ix  yrojU- 
fiOiQ  mviovia  übersetxt:  ^von  dem  ans  dem  Kriege  zurflckkohren* 
dtn.*  Und  doch  hätte  durch  die  dem  homerischen  Sprachgebraneh 
«itaprechendere  Uebersetzung :  ^so  mancher  möge  zu  ihm,  wenn  er 
uu  dorn  Kriege  heimkehrt,  sagen ""  dem  Uebelstande  abgeholfen 
kAfmen.  —  In  Fällen  wie  Z  496,  wo  von  zwei  scheinbar  asyn^ 

nit  einander  verbnndenen  Participieu  das  eine  dem  andern  sub- 
eiimii  hut  man  dem  eigentlichen  Zusammenhang  Gewalt  an, 

mmtm  «^  ri  Participieu  durch  ein  Comma  getrennt  werden;  h^ 

w^^mahi^^ivtj  &aU^v  xavä  dax^  xiovaa  heisst:  „unter  nntner 
mdsr  Torbrecbenden  Thränen  wieder  und  wieder  sich  nrnwendend"* 
(BBcb  Ckasiui,  Boobaditnngen  über  d.  hom.  Sprachgebrauch  8.  1^1). 
Bau  Ton  La  Boche  gesetate  Comma  wirkt  hier  nur  störend.  Ich  kafipft 
a  iiam  Stelle  an »  um  eins  Reihe  analoger  F^lo  zn  berichtigen ,  wo 
%mk  La  fiocho  gesetzte  Comma,  wie  Classen  a.  a.  U.  S.  127  ff. 

bemerkt  hat,  das  richtige  Vei-ständnis  beeinträchtigt:  /'22 
Iffi^tä^ow  nQoni^tiHv  ojttiXov  ;iax^  ßtßwyta.  /^29S,  394  xci 
nnv  $^  xfnd^fpi€v  ini  x^KOt?  danaiQoyrai;  d^ftov  duo^tivfwc:, 
if  4M  if.  ^jM^ii;  xai  Qrrßr^g  Mog  eDuo^tEv  ijttmntiiHO  fian^OTBQm^ 
haiw  woeyoyQ^  vno  tilx^^  aquov  /f£i&Äu€fot  ti^ia^Jt,  £d^ 
94mmw  Sfi  judiov  nqo  X^tv  udov^nwa  t^aXay/ug^  £  177,  17^  äi 


746  J.  ha,  Moche,  Homers  Ilifis,  aDg.  r*  jJ 

yayra  ^livog  xai  XBiQag  aa/rroL^.  K  238  av  di  xüq^  oaaa^wi 
alöol  Bixtov  ig  ytvcijv  a^ni\fv*  Wir  siml  die  Schrei  bang  ahne  Coomii  i 
vyü  La  Roche  um  so  mehr  zu  fordern  berechtigt,  als  er  id  xwei  roll* 
ständig  analogen  Fällen  F  345  und  J  99  richtig  die  beid#Q  Parti« 
cipien  ohne  Comma  verbindet,  —  Z  500  lässt  dur  Verf*  ia  Te 
Weise  yoov  aus  youtv  (von  ^oaw)  verkürzt  sein ;  y6op  ist 
ein  thematischer  Aorist,  vgL  Curt.  Verb.  II  15.  —  Zu  ©  306 
in  dem  Vergü'schen  Citat  (Aen,  IX  436)  doch  nicht  mehr  vtlu 
quum  geschrieben  werden.  —  In  der  Note  za  1 15  hat  der  ■ 
wieder  einmal  vergessen^  was  er  in  der  Einleitung  §.  23 
hat.  Wir  freuten  uns»  hier  wenigstens  die  Wörter  liUQog  uod  hi 
von  jenen  geschieden  zu  sehen,  die  ursprünglich  wie  diög, 
n.  a.  zwei  Coiisonanten  im  Ad  laut  hatten,  und  sie  vielmehr  im  G^gvo» 
Satze  zu  Hoffmann' s  abenteuerlichen  Etymologieen  mit  Wörtern  wia_ 
piiyaqoy,  ^^aXov  u.  a.  zusammengestellt  im  sehen ;  dort  aber  (s 
/  15)  lesen  wir  zu  unserem  Befremden  die  Note:  ^Hna  glat^  «r^i.>*- 
ursprünglich  wie  auch  kinaQog^  Xtctqog,  Xiaüoftatf  Ä* 
y  anlautete/'  —  Ja  die  Vergesslichkeit  oder  besser  Nachl&öäi^EGil^J 
des  Verf/s  geht  so  weit,  dass  er  im  erklärenden  Commeotar 
andern  Leseart  folgt  als  im  Texte.  Oder  wie  soll  man  es  deuten,  w«im 
wir  /  107  im  Teite  lesen  ywo^ivov  lixikriög,  dazu  aber  die  Note: 
^Zu  construieren  ist  /wo^/^vo^  Eßr^  airoigag  xotiQijp  ythaiff^if 
^^X'Ai^o^;.''  —  /  180  würde  der  Verf,  in  der  Note  nicht  geschritbeD 
haben  ^'Odvcaiji  mit  verlängerter  Endsilbe/  wenn  er  sich  durch 
Hartel  H.  S.  I^  59  hätte  belehren  lassen  wollen,  dass  das  dativiscb«  t 
ursprünglich  lang  war.  Dasselbe  gilt  für  die  Note  zu  /7S42.  — 
M  208,  wo  ocpiv  im  Hexameterausgang  steht,  lesen  wir  in  der  Note» 
dass  einfaches  {f  auch  Position  bilde ;  richtig  an  und  für  sich , 
in  dieser  Fassung  ohne  weitere  Begründung  leicht  zu  Missva 
nissen  führend.  Der  wahre  Grund  hiefür  liegt  in  der  fiotstehu 
Aspirata,  nämlich  ans  der  Verbindung  einer  Tennis  mit  dem  i 
chenden  Eeibungsgeräusch  (vgL  Bi-ücke,  Grundz.  der  PhysioL' 
Sprach],  59),  weshalb  auch  an  unserer  Stelle  der  Schreibung  Sm^ 
nicht  alle  Berechtigung  abzusprechen  ist.  —  iU  265  ist  K^kevaimpn 
nicht  eine  Art  von  Iterativform ,  sondern  eine  Art  von  I>e8td«niilf* 
form ;  vgL  Curt.  Verb.  II  388.  —  Nach  dem,  was  wir  oben  sn  i*  29 
der  Einleitung  gesagt  haben ,  werden  auch  Noten  wie  zu  O  49  (Vir* 
längerung  der  Endsilbe  von  ßownt  vor  der  bukolischen  Diärese)  odir 
zu  n  767  {€€  vor  ft^f^  in  der  Trithemimeres  lang  gebiimcitt)  n 
berichtigen  sein.  Ebenso  ist  nach  dem  zu  §.  16  der  Einleitmif  6e* 
sagten  des,Verf/s  Note  zu  0 194,  wo  in  ßiioftat^  anod^uofim^  nmc 
&€iofiQi  Dehnung  des  £  angenommen  wird,  zu  berichtigeiL 
0  252  ist  das  lange  a  in  mov  (sowie  einige  Male  im  PrateiiluiB  von 
aaca)  nicht  so  sehr  Folge  des  Augments,  wie  La  Roche  attgibi,  ib 
des  ausgefallenen  j^;  vgL  Hartel  H.  S.  III  24  ff.  —  Zu  II 14B  hitU 
neben  den  sonstigen  in  der  Note  angeführten  Conjeeiiirea  und  Yer* 


J.  Ijbl  i2de/W«  Homers  Iliu,  aug.  t.  /.  ^cdbnifister* 


747 


schl^en  iUr  das  anregelmässigö  ^^iTi^fici'  die  einlache  Erkl&roDg 
fOH  CnrÜQS  ( Verbum  II  99),  der  für  ^yi^/^ei"  und  das  ebenso  an- 
regeljDJissige  iiitvm  Uebergaug  in  die  thematische  CoDJugation  sta- 
tuiert (^  Zßx^'i'vvi^itv  und  Unevai)^  Platz  findeo  dürfen. 

Fragen  wir,  wie  sich  der  Verfasser  zur  sogenannten  homerischeo 
Fmge  stellt,  so  ist  an  den  einschlägigen  Stellen  im  Commentar  nur 
wenig  darauf  Bezug  genommen.  Hie  und  da  war  wol  der  Verf.  ge- 
Ddtbigt  darauf  einzugehen,  und  da  ist  die  Sache  leider  nicht  immer 
att  Geschick  abgetlian.  So  sucht  der  Verf.  an  der  bekannten  Stelle 
B  2  {tvdöv  itavvixtQt,  J!a  d'  orx  i'x^  vrjdiinog  vnyog)  die  Schwie- 
rigkeit nach  Nägelsbach  und  Bäumlein  (Ztschr.  f.  Ält/l848  p.  325) 
damit  zw  beheben ,  dass  er  dem  ovn  i'x^  die  prägnante  Bedeutung 
«hielt  ihn  nicht  fest,  im  Gegensätze  zu  navrvxiot,  d.  h.  Zeus  schlief 
iiidit  die  ganze  Nacht/*  also  mit  dem  Begriffe  der  Dauer  geben 
will.  Allein  ixuy  heisst  in  ähnlichen  Verbindungen  nur  ^,m  Besitz 
hahen''  ohne  den  Danerbegriff,  z,  B.  3  344  ovSi  IlocBiddwya 
X^httg  tx^,  welches  nur  heisst:  aber  Poseidon  lachte  nicht  (gar  nicht), 
tgl.  btlntzer  hom,  Abh.  p,  33  und  Herzog  in  Fleckeisens  Jahr- 
bOchem  1873  p,  192.  —  Zu  £  133  lesen  wir  die  Note:  y^inißri  auf 
den  Olympr  wo  sie  auch  418  sich  befindet**  Das  ist  nnmOglich; 
Athene  verschwand  nur  aus  der  Nähe  de«  Diomedes,  denn  290  lenkt 
m  seinen  Speer,  üebrigens  scheint  £418 — 431  nach  Moriz  Haupt 
(Zui^tze  zu  Lachmanns  Betrachtungen.  S,  106)  interpoliert.  —  Die 
Auffälligkeit  der  Verwundung  des  Fandaros  dnrch  Diomedes£292 
damit  entschuldigeu  zu  wollen,  dass  Athene  selbst  das  Geschoss  lenkt, 
Üi  eines  jener  fahlen  Uebertünchungsmittel,  wie  sie  uns  bei  F&si  und 
Ameis  so  zahlreich  entgegentreten.  —  Für  die  Stelle  £576,  wo 
dir  Verf.  den  Widerspruch  mit  N  658  durch  die  Bemerkung  zu  be- 
htben  sacht ,  dass  unsere  Stelle  an  einen  unrichtigen  Ort  gesetzt  zn 
MQ  scheine,  verweisen  wir  ihn  aof  Bonitz  ürspr.  d.  hom.  Ged.*  p-  74 
auf  BenJcken  in  der  Zeitschr.  f.  d.  Ö.  öymn.  1877  p.  890.  — 
Ifreuidlich  ist  femer  die  Art  und  Weise,  wie  der  Verf.  in  der  Note 
«i  H  441  das  Auffallende  in  der  Schnelligkeit  des  Mauerbaues  zu 
bcm&nteln  sucht,  um  so  mehr,  als  er  den  Schluss  des  Buches  H  von 
313  an  selbst  zn  den  schwächsten  Partieen  der  llias  rechnet,  der 
i«br  fiel  Auffallendes  sowol  dem  Inhalte  nach  als  in  sprachlicher 
Bfdi^bnng  enthalte.  —  iV661  unter  AXavxo^  den  Lokrer  statt  des 
Tilsiiiafiiers  Terstehen  kann  nur  der,  welcher  an  verschiedene  sich 
wMtrspreehende  Darstellungen  der  Sage  in  der  llias  nicht  glauben 
wBI;  Tgl.  Lachmann  Betr.  S.  68  und  Benicken  in  Fleckeisens  Jabrbb. 
1877  S.  111-116. 

Wir  hatten  noch  gar  Manches  auf  dem  Henen,  wenu  wir  nicht 
iflieh  den  Baum  zu  sehr  beengt  wären.  So  finden  sich  Lange's  For- 
idkttagen  Aber  den  hom*  Gebrauch  der  Partikel  n  noch  gar  nicht  be^ 
rfieksichtigt,  wie  die  Noten  zu  A  66.  207.  302.  B  72.  /'  453.  Z  150. 
B  39*  /  46.  262  beweisen.  Auch  huldigt  der  Verf.  noch  mit  allzu- 


748         /.  La  BidAe,  Homen  llias,  ang.  ▼.  J.  SMkm$i9ier. 

grosser  Vorliebe  der  EllipBenUieorie,  im  der  man  jetil  mit  Beekt 
immer  mehr  zurflckkommt;  Tgl.  die  Koten  za  A  416.  496.  jBSOS. 
604.  £564.  Z 317./ 451  u.a. 

Wir  th&ten  aber  dem  Verf.  Unrecht,  wenn  wir  unsere  Aopn 
gegen  die  VorzQge  dieser  neuen  Auflage  verschliessen  wollten.  Ausser 
einigen  neuen  sprachlichen  Noten  wie  zu  A  564.  B  286.  Z  19&. 
S  57  u.  a.  und  Ergänzungen  im  kritischen  Anhang  wie  su  A 186. 
2V751.  SlSl.  0  599.  626  bekundet  die  neue  Auflage  der 
g^enüber  einen  erheblichen  Fortschritt  dadurch ,  dass  eine] 
griechischer  wie  lateinischer  Schriftsteller  mit  zur  Srkl&nuig  keifo* 
gezogen  ist.  Wer  sich  dafür  interessiert,  in  wie  weit  die  9it«e 
Gr&cität  oder  auch  lateinische  Epiker  auf  homerischem  Spraehgut 
weiter  bauen,  findet  in  dieser  neuen  Auflage  ein  ausgiebiges  M^f^nri 
mit  grossem  Fleisse  gesammelt.  In  erster  Linie  fanden  Berdcksiekti- 
gung  Vergil,  Euripides  und  Herodot,  daneben  aber  auch  Heeiod  (n 
£6.  10.  Z  266.  511.  JV  6.  6  usw.),  Apollonios  Bhodios  (su  Z606. 
511.  / 147.  194),  Aratos  (zu  Z  62.  / 194),  Theogaia  (zu  A 138. 
r  152.  £667.  /420.  JV484.  SUS.  i7  99.  350),  Pindw  (zu  /42. 
^161.  227.  iV158),  Solon  (zu  ri52.  £642.  /476.  II 387), 
Tyrtaios  (zu  £567.  iV484),  Theokrit  (zu  Ä  376,  ^91),  femer 
Aischylos,  Sophocles,  Aristophanes,  Xenophon,  Thukydides,  PlatMi, 
Demosthenes  (zu  £  484.  567.  Z  280.  H  393.  9  515.  J7  79),  Aisdu- 
nes (zu  3  515.  ASU),  Andokides  (zu  iV700.  J?399),  Isokrates 
(zu  £567.  1779),  Isaeus  (zu  £567.  3  515),  Lysias  (zu  £667)« 
Antiphon  (zu  3  54),  Ovid,  Martial,  Horaz,  Cicero. 

Hie  und  da  weicht  der  Text  Ton  dem  der  früheren  Auflage  ab, 
z.  B.  B 617  'AUaiov  für yiXelaiov.  Jlll  —9 515  im^^awr 
f.  i7ti»Q(iaxü)v.  jns  fiiv  toi  f.  f4€v  ^v.  £  298  ol  f.  oi.  3 410  =r 
0  169  ß^d"  i^  f.  ßrj  diwxT.  1 601  xoOfnov  i.  xaiooy.  A  474  lim 
f.  BTCOpd' .  N  589  d-QfpaKüßGiv  f.  &Q(äaxMCiv.  0  314  ^((^munf  t 
d^Owaxop.  O  470  &Q(^xQVTag  f.  ^QwaKovtag.   O  684  d'Q^ffnoünr 

So  wären  wir  mit  unserem  Referate  zu  Ende.  Möge  der  Terf. 
unsere  Bemerkungen  als  das  hinnehmen,  was  sie  sein  wollen,  nicht 
als  erregt  Ton  böswilliger  Sucht,  seine  Verdienste  auf  homerischem 
Gebiete  in  kleinlicher  Weise  zu  schmälern ,  sondern  als  eingegeben 
von  dam  Wunsche ,  zur  Förderung  der  Brau^barkeit  dieser  Ausgabe 
unsererseits  Einiges,  wenn  auch  nur  Weniges  beitragen  zu  kOnneik 
Mögen  diese  Mahnworte  für  eine  spätere  Auflage  nicht  umsonst  Ter- 
hallen. 

Wien.  Dr.  Josef  Zechmeister. 


V,  Mom^  Anthinii  de  obaeiTttt  etbontm  epist,  nng>  v,  Mn  Ij^wif.    740 

JtmiUmi  de  obserTattone  cibomm  epistula   ad   Theuderieum 
_       roeeiB  Fmaconim.  Itertiin  edidit  Valentinxis  ßoaou  Up»iae  in 
edibui  B.  G.  Teuboeri  MBCCCLXXVU.  58  [L]  8.  8«. 

Die  Epistulli  Anthimi  wtird«  inm  ersten  Male  im  J.  1870  iroit 
Sose  in  den  ^Anecdota  Graeca  et  Graecolatina.  Mittheihngen  aus 
^  adscbriften.  Zar  Geschichte  der  griechischen  Wissenschaft**  nach 
ehs  Handschriften  horansgegeben.  Eine  allgemeinere  Bekunntscbaft 
€m  knltiirgreschicbtlich  and  spmchgeschichtlich  hocbinteres- 
blen  mediclnidchen  Ti^actat  konnte  diese  ed.  princeps  nicht  gut 
itteln,  da  derselbe  nur  als  besonderer  Abschnitt  des  oben  ge* 
unten  Sanunelwerks  figurierte.  Eine  Separatan^gahe  war  daher  an 
iich  schon  erwünscht,  in  diesem  Falle  aber  nocb  mehr  berechtigt«  da 
der  Ueransgeber  inzwischen  in  den  Besitz  neuen  handschriftlichen 
Xaleriats  gekommen  war. 

Die  dem  Texte  toranfgeschickte  neae  Classification  der  Mss. 
atellt  das  Verhältnis  der  Handschriften  m  einander  so  dar*  dasa  die 
irei  iltesten  Codices  A  (cod.  Lond.  Sloan.  s.  IX,  dessen  Text  nur  in 
_^4Mti#fn  sorgfältigen  Apograph  des  XVI.  Jahrhunderts  überliefert  istj 
'\it.  St.  Gall.  s.  IX)  B  (c.  Bamberg  s.  IX  mit  abgeküßtem  Text) 
'  ''•'  haben,  aas  der  G  und  B  jedoch  erst 
il  r.  mehr  vorhandenen  Ms.  ab^^eleitet  sind. 

A  i'  (cod.  Paris  s,  XII)  und  ein  jetzt  tum 

cod.  St.  Gall,  des  XL  Jahrhunderts  (g) 
i(.  iiin  jnngeres  (s.  XIV/XV)  Prager  Ms.  (p,)  ist  au!?  g  und  B 
.-.T|Picri;  1  (=  cod.  lond.  Harl.  s.  XI)  ist  ans  A  abgeschrieben. 

Ptkr  die  Kritik  ist  es  ein  sehr  grosser  üebelstand ,  dass  es  oft 
4.  ■  1 1  tarn  Theil  uni  '    -t,  bei  dem  Stande  der  überlieferten 

^^  '^n  Pa!*<mng  d^  sdnncr  ?«  treffen,  ob  ein  Ausdruck 

d  miis,  der  nhen  Verkehr  df» 

U    -:  ler  UnbiJ !  / uxnsch reiben  i«t. 

Di  Alttilinins  Vorschriften  in  zahlreichen  Exemplaren  unter  den 
PriBken  verbreitet  waren^  —  auch  Isidor  erw*Ähnt  sie,  —  mi  da  ihre 
iJit^Ho  »nf  das  inaktische  Leben  einwirkte,  so  blieb  auch  die  Rfick- 
#Whnr      '  " '  '  lor  ursprüngliche  Tett  wurde  nach  und  nach 

dircb  *der  dnri^h  Auslassungen  TerkÜntt,  Auf  diese 

Wmie  erk  itenden  Teitesdifferenzen  der 

i^rselii^dei  1^  gibt  in  seiner  Ansgabe  den 

Tett  Ton  p.  5  22.  hierauf  den  kritischen  Apparat  ron  p.  2H>-47 
ttad  ttnn  Schluss  einen  Index  verbonim  f-p.  58).  Mit  der  Art  und 
WUü,  wie  der  Heraosgt^ber  den  Text  behandelt  bat,  kann  man  sich 
ml  einterstanden  erklären:  seiue  Auswahl  ans  den  handschriftlichen 
?Ari»nt^n  i«t  eine  mei^^t  zutreffende  und  wine  eigenen  Conjecturen 

ii^emessenen  Sinn M-e  Wahrschein- 

"t  nocli  nicht  genöir  ligt  scheint,  so 

ED  njoht  rergessen ,  das«  R,  fl^r  »eine  Ausgabe  die  Vorthefle 
Mhifvr  Editionen  und  sonstiger  ToiHTbeiten ,  welche  den  Recogni- 
I  spderer  Werke  zu  Gebote  «tehen ,  entbehren  mttsiie ,  und  das» 


no    K^  Sehenkit  Deutach-griech.  Sclmtworterb.  ang*  r.  A. 

hei  dem   dermali^^eu  Stande   der  üoberliefening   in    verscHiadfinn^ 
pQQCtea  oin  ztiTerläsaiges  fiesultat  noch  nicht  oder  Oberhaupt  Ekb 
zu   ermöglichen   ist.    Einige  Ab  weich  ungen   vom  Eose'schen  Teitil 
mögen  im  Folgenden  kurz  notiert  werden:  p.  8,  19  ißt  sunt,  II,  ITj 
alias  tnedicinas  und  entsprechend  20,  31  aUerum  i^enenum  12,  3Q 
hahent  15,  1  corporis  mit  den  besten  Hss,  7.n  lesen;  13,  6  «rfordfr 
die  Worte  aut  singidaiim  den  Gegensatz  ^alle  zusammen  in  einei 
Topf",  also  wol  die  Lesart  in  uno  vaso  (R.  in  mno  missi).  —  D«r 
beigegebene  Indes  enthält  tiie  beachtenswerthesten  Erschetnongfo 
der  vorkommenden  lexicalischen  und  grammatischen  Eigenhetten. 

Eisenach.  Dr,  E.  Ludwig, 


Deutscb*griechiscbe6  Scbul Wörterbuch  von   Dn   Kart    .-Mueii 
Dritte  verb.  Auflage.  Leipzig,  Druck  und  7erlag  von  B.  0.  Timbnir.^ 
187a  X  u,  1114  8.  Lex.  8. 

Welche  Verdienste  E.  Schenkl,  der  in  rastloser  and  ao  vid* 
saitiger  Thätigkeit   neben   seinen  zahlreichen  und  gediegenen  ge* 
lehrten  Forschungen  auch  eine  Reihe  tüchtiger  und  dem  heu 
8tandpancte  entsprechender  HUfsbQcher  den  Bedürfnissen  der  i 
widmete,    eben   auch  durch  Arbeiten  letzterer  Ai-t  sich  erwo 
bedarf  kaum  noeb  einer  Bemerkung.   Das  einstimmige  ürtbeil  d€ 
Fachmänner  des  In-  und  Auslandes,  das  hier  auch  der  tha 
liehe  Erfolg  mit  den  rasch  folgenden  neuen  Auflagen  und  dtn  tJsbir« 
Setzungen   in    fremde  Sprachen  bestätigt,    stellt  sie  in   die  ante 
Reihe  diesbezüglicher  Leistungen.    Das  oben  bezeichnete  deobck- 
griechische  Wörterbuch^  von  dem  binnen  kaum  vier  Jahren  ^ 
eine  starke  Auflage  vergriffen  war  und  das  nun  schon  in  drit 
Ausgabe  vorliegt,  ist  im  Wesentlichen  auch  bereits  bekannt  gcnu 
und  in  dieser  Zeitschrift  wie  auch  iu  zahlreichen  andereo 
rend  gewürdigt  worden.  Das  Buch  besitzt  alle  für  ein  Scbidwllrliir^^ 
buch  wichtigen  Vorzüge,  richtigen  Takt  bei  Auswahl   des  berOdr* 
sichtigten  deutschen  Wörtervorrathes,  durchdachte  und  aoifgiiidi 
Gruppierung  der  entsprechenden  griechischen  Wörter  und  Fhrami« 
grosse  Correctbeit  und  —  was  ebenso  fSr  die  Schule  als  fllr 
mehrfach    über    diesen    nächsten  Zweck  sich  orhebendl 
Bedeutung  besonders  hervorzuheben  —  strenge  6erücksiclili(vif  1 
der  besten  attischen  Prosa  auf  Grund  selbständiger  Fortclni&gll  1 
und  Sammlungen  des  gelehrten  Verfassers»  wodurch  eben  dift  Wsk 
iu  nicht  wenigen  Puncten  bedeutenden  Fortschritt  auf  diesan  0#*^ 
biete  der  gnech.  Lexicographie  überhaupt  bezeichnet 

Für  die  neuen  Auflagen   und  so  auch  für  diese  ddtti»  difl 
wieder  um  46  Seiten  mehr   als  die  vorhergehende  zahlt,  woiditt 
söwol   durch   fortgesetzte  eigene  Nachforschungen  des  HriL  fit- 
fassers  als  auch  durch  gewissenhafte  Benutzung  der  in  Bespreckon* 
gen  gelieferten  Beitrage  weitere  auch  in  der  oben  zuletzt  erwähntn 


Stkfnki,  Deutsch-griecii.  Schulwörterb*  ang*  r,  A.  Zinffet^e,    751 

i»g  werthTolle  Erginzuagen  ^ewonoeD*  (Auch  aus  der  erst 
Konam  Jahnsch,  Jahrb.  1877  S.  47  ff.  erscbieueDen  A^Dzeige 
2.  Aufl.  von  Hartmanii  wurde  das  Passende  noch  möglichst 
ftrv«rib«t.).  An  der  Grundanlage  aber  hat  der  Hr.  Verf.  mit  Eecht 
aidit  fertttelt,  mit  Recht  in  diesem  Buche  sich  nicht  tu  einer 
n  Beräckgjchtignng  der  Eigennamen  bewegen  lassen  und 
die  erwähnten  Erweiterungen  passend  der  Anf nähme  von  neuen 
Dsarien  und  treffenden  Bemerkungen  über  die  verschiedenen 
ichnungen  eines  Begriffes  zugewendet.  Jeder,  der  das  Buch 
r  prüft»  wird  sich  auch  hier  wieder  von  der  dem  Verf.  stets 
nen  Sorgfalt  nnd  Genauigkeit  überzeugen  und  wo  man  etwa 
Boelt  an  eine  weitere  Zugabe  denken  könnte,  kann  es  nun  anderer- 
seits bereits  zweifelhaft  werden ,  oh  sie  über  den  doch  immer  im 
Auge  behaltenen  nnd  zn  behaltenden  Hauptzweck  nicht  schon  hin- 
iOsg^he.  Doch  mögen  ein  Paar  von  solchen  kleinen  Nachträgen 
dtm  Hm.  Verf.  zur  Beurtheilung  vorgelegt  werden,  ob  der  eine 
oder  der  andere  bei  einer  sicher  bald  wieder  zu  erwartenden  neuen 
AnHage  zu  verwenden  wäre. 

Im  Artikel  ^aufdrücken*^  oder  ^Stempel"  vielleicht  auch  noch 

^i|^£rw4bnung  des  Ausdruckes  xaQaKviJQa  imßdXhiv  „den  Stern- 

^B  (das  Gepräge)  aufdrücken^  als  term.  techn.  vom  Münzmelster, 

W/k  anch  in  überti-agener  Bedeutung  (z.  B«  den  Stempel  des  Rühm- 

en  a.)  vgl.  Schneider  zu  Isokr.  1,  8.  —  Bei  „befallen"  könnte 

ein^klammerten  Bemerkung    nach  nqoüftinTBtv    „besonders 

Krankheiten  n.  a.  Unfällen"  etwa  noch  beigefügt  werden  „nnd 

n*  mit  beispieleweiser  Anführung  der  Phrase  o^yri  n^oü- 

\i  vgl.  Thnk.  2,  11,7,  —  s.  v.  „Entschuldigung"  nach  dun 

^(Vorwand)  ij  nqoq^aüiq'^  vielleicht  noch :  „doch  auch  von 

m  Entschuldigungsgrund  z,  B.  in  Verbindungen  7ti^(pam<; 

oder  6rmia  u.  dgl;  vgL  Frohberger  zu  Lys,  12,  28,  — 

^pFlunkerei*^  gibt  Rehdantz  Dem.  5,  10  und  zwar  an  der  Stelle 

i   be2eichnend  tptvcano^o^;   das   Wort    aufzunehmen?  <—    Im 

l    „halten**   bei    ^sich  an  etwas  h,**  könnte  wol  noch  int' 

^aräüSal  '^ivag  angefügt  werden  im  Sinne  von  ,, Arrest  legen 

#10611  Gegenstand,  etwas  als  sein  Eigenthum  in  Anspruch  nah- 

vgl.  Dem.  21»  133;  K.  F.  Hennann  griech.  Privatalt.''  §.  t]8, 

Den  Ausdrücken  für  „rationell'^  etwa  noch  zur  Vervollstän- 

ig  auch  T€x^'ixag  beizugeben  ?  vgl.  Wohlrab  zu  Plat  Euthjrphr, 

_       —  s.  V.  ,,Beihe**  nach  „in  Reih  nnd  Glied  stehen'*  vielleicht 

»dch  in  Reih  und  Glied  stellen  €ig  ta^iv  tot  onhx  Ti^^o&ai**  dnch 

yttjnschalten?   VgL   die  Stellen  aus  Xenopb.  bei  Vollbrecht  Kinl. 

^B  Ansb.  S.  13,  Rehdantz  Einl.  S*  17,  Frohberger  zu  Lys.  13,  61  u, 

PP,  —  Zu  ffSonnenklar^'  etwa  noch  die  classische  Stelle  Dem.  8, 

i^  caipiMtg  icTi  tovtn  df]Xov  zu  verwerthen?  vgl.  Rehdantz  z.  St 

<-  I.  T.  H^^^^^^^heit''  zur  VervoUatändigung  der  Phra.<»en  für  ,M 

V.  mn^*  noch  das  bei  Isokr,  öft«r  begegnende  ug  %a^%Jiv  xa^c- 

"     '      ?  vgK  6,  7T,  107.  12,  2a3  Schneider  zu  7,  9.  —  „ver- 


lockend'*  kn(:iy(ü}'6g  vgl.  Xen,  Moni.  2,  5,  5.  —  Im  Ariikil  ,,wiii* 
kend''  nach  ,,w.  macbea*^  noch  y^w,  w«>nle»  in  seifi^T  An^kM^  riow* 
flechtea?  vgL  Plat  Prot.  320  B  ndh  Sgttppt. 

Doch  genug  roD  derartigen  Kitj  i  .^ediipM 

Arbeit,  wie  sie  es  verdient  und  wie  es  biaiier  gr.  ^  auch  n 

dieser  neuen  Auflage  foi-t  und  fort  rasche  Verbn^v»..^   «^ndes. 

Innsbruck.  Anl^n  Zingerle. 


Ueber  deutsche  Volksetymologie.  Vou  K,  -Ch^  Andri^s^n.  %«<«Uit. 

vermehrte  Auflage,  Heilbrünn,  Henninger  1877.  VIU  '   -  -^. 

Der  Hr,  VerfaBser,  desBen  sorgfältige  Art  m  ai  itM 

noch  durch  eine  gehaltreiche  Schrift  über  die  altdentar}  u«^ 

namen  in  ihrer  Erscheinung  aJs  heutige  Qeschlech^ 
volle  Anerkennung  gefunden  hat,  bietet  utis  in 
Werke,  von  welchem  in  köriester  Zeit  tine  neuo,  \.  nik  ii» 
gedruckt  werden  konnte»  eine  reiche  Menge  des  an/j<  li:ii  i- 
I  in  gründlicher  Durcharbeitung  and  tr<?ffli<  'min-, 

ißt  gleich  nach  ihrem  Erscheinen  in  Ta^..: .i-icru    mai   Ldct 

schriftea  60  vielseitig  besprochen  wordeu,  daas  Befwent,  den 
vectpfttete  Anzeige  einerseits  zwar  mit  den  nur  ^r*  —  -  - 
Lgenden  Papierhaufen   seiner   Schulconectiiren    en  ^^»  difj^, 

I andererseits  aber  doch  freundlicher  > 
Andresen  selbst  hält  nach  dem  zwein 
Ordnung  in  diesem  Geschäfte) ,  hier  kaum  nothig  habou  wird ,  iÜlr ' 
den  Gegenstand  selbst  und  dessen  Behandlung  ein  Weiter«^  ta 
tragen. 

Bie  folgenden  Ausfühi-ungen  und  Bemerkungen  soUen  iib$ti 

Hrn*  Ter£asser  zeigen ,  mit  welchem  iebbatteu  Int-eresse  mit  m 

lArbett   in  allen  ihren  Theilen  verfolgt   haben.    Eine   BnabseillblPi 

weitere  Fülle  einschlägigen  Stoffes ,  ganz  besonders  mti?  f!r*m  irifto 

I  Archiv  der  Dialekte,  wird  aich  für  eine  hofföutlich  i  ade 

[dritte  Auflage  derselben  heranziehen  laasen;  wenn  a„..  .  ..^.  i.,.  itr^ 

fasser  die  Geschichte  der  volkBmäs&ig  umgebüd«ten  W6rt«tr  in  D(S|p* 

[liehst  umfassender  Weise  in  die  alte  Zeit  znrflck  vodolgen  woUlit 

I  wurde  er  seiner  Arbeit  eine  werthvolto  Bereicherung  surühren»  fiiA- 

Is&elnes  in  den  folgenden  Bein    "  ->  möge  i^igleich  für  einio  Vft^  J 

[»uch  in  dieser  Richtung  anii-  erden.  \ 

Der  seltsame  ^ame  der  Bachstehe  in  der  £n  aUerhand  mstk* 
'  williger  Verdrehung  geneigten  Mundai*t  Schmalkald«ii>:,  Ti  .>  f  ti  vt  «n. 
den  Andresen  S.  6  Auni*  bespricht,  inuss  nngero>  :« 

UegöU  hübscher  Deutung  (Die  Buhlaer  Mundart  h-t^jo  ,^^  i,).*j  w 
iVllem  mit  den  ahd*  Formen  hetfistarM,  beffisiers  (s.  Graff  6^  7$i  lad 
Diefeubach  Gloss.  nnter  sepicecnla  und   (i<  /tisammeog^llillil 

werden,  deren  vermuthüch  verbaler  erster  i^her  TUiatil||ahidi 

mt.  Einen  Imperativischen  Satznamen  darin  zu  erkeim«!  wird  jmA 


Btftche  Volksetymologie,  mg.  v,  L  Peters.     75S 

^  j    oetiesien   üutersQcL  uügeu   von   Osthoff  (Das  Verbnm   in   der 

nalföTnposttioij,  Jona  1878)  nicht  mtjhr  erlaubt  sein,  s.  daselbst 

>n  des  ersten  Compo&ition.sgUedes  aber  lasst  sich 

-  em  Vertrauen  aus  f^imm  gewiss  alten  Verbum  des 

ch-Österreicbii#chen  Dialektes  gewinnen :   schon  Hufer  hat  in 

iii  VVörterbncb  der  in  Oberdeutachland  üblichen  Mundart  (1,  53) 

i  ijichjütelze  an  das   bairi&ch-Osterroichische   bagitzen,    stark 

'  "  '  inken,  gedacht;  üua  schliesst  sich  weiter  in 

;i  WU  1*,  201  backein,  wackeln,  an,  dessen 

1    i^iiikolu  wie  mit  cecbischem  bäti  Schineller  nicht 

:l«n*  — Dass  Älanlaffe  (S.  7)  wirklich  ein  Com- 

lui  von  Affe  ist,  beweiöt  schon  im  13»  und  15.  Jahrhundert 

iffe  und  müiaffe  (s,  Lexers  Wk);  die  Verdrehung  in  Maulauf 

i^  sich  leicht  bei  Uebergang  von  au  in  a,  s.  Weinhold  Bair. 

^.  40,  wie  sich  auch  die  falsche  Auffassung  von  apen  als 

nttelniederd.  Wb.  3,  135:  'nuindtapen,  de  nichtes  können 

indt  apen  holden'  aus  ndd,  a  für  o  (hiven,  vagel  usw.)  er- 

»t.  —  Die  von  Andrescn  auf  S.  36  wiederholte  Deutung  des 

>  unabrack  als  *Brüeke  d^r  Äsen'  ist  trotz  ihres  gelehrten  Dr- 

ire^  lange  nicht  so  sicher  als  man  glaubt.  Wo»  müssen  wir  fragen, 

I  ijii   ein  schwaches  ansn  =^  abd.  ans  ,  altnord»  äS|  ags.  6s  nach- 

:^  w.  -ef:  ?  Max  liieger  hat  ein  fränkisches  ansna  in  Bnnenschrift  auf 

t    tr  Si.w.-f    zu  erkennen  geglaubt,  über  die  er  im  5.  Bande  der 

U''\  I  ^>itschrift  gehandelt  hat,  und  meint,  in  Qsuabraggi  sei 

*  "^  ^  ^     ,  ude  sächsische  Gen.  plur.  von  iränkisch  ans  (sol)  vor- 

n.  Wäre  Kieger's  Erklärung  jener  KuneniBscbrift  unanfechtbar^ 

i  fteu  wir  mit  der  herkömmlichen  Deutung  von  Osnabrück  zufrieden 

die  theilweise  unsichern  Zuge  der  Inschrift  aber  lassen  auch 

h    Vormuthungea   Kaum.    Referent  bält   seinerseits    folgende 

I  wahrscheinlicher:  Bosowraet  rüna.  nu  gilbikid  an6(t)  (a)na 

:         üoso   schrieb  ßunen;    nun  erlangt  er  Gunst  an  (von) 

r  i.irjifinkjan  wie  ags,  getbicgan,  construiert  wie  anagiwinnan ; 

J  van  t  in  anst  wie  in  geislichün,  gasluome  u.  dgl.  *)  s,  Zacher's 

lir.  1,  412).   Boso  und  Goenü  treten  auf  der  Spange  durch  be- 

r  M  hinter  jenem  und  vor  diesem  Namen  angebrachte  Striche 

1  hervor,   die  bei  Kiegers  Lesung  unerklärt  bleiben-  Gosnft 

I  Illingens  als  Nebenform  zu  Forstemanns  G6zniu  (Namen- 

II  keine  Einwondung  dürfte  erhoben  werden 

I        Ml    ,      i)snabruggj  zurückzukommen,  wollen  wir  be- 

•)  Eine  briefliche  Auseinandersetzung  über  diese  Legende,  die  Ref. 

i    xur  Mittheilung  an  M.  Rieger  geeigneteu  Schreiben  an 

mit  in   Mainz  nnzirknüpfeu   gesncht   nat^   ist  über   diese 

'inmt*D;  dagegen  hat  Kef.  die  Genug* 

11,  dasß  seine  Leanng  bis  auf  die  Form 

i'jti  lauu  uimingeo   mit  der  Darstellung   des  Ober- 

I   in  der  /  n  Zcitechrift,  7.  Band  vorlrefflich  überein- 

;V*!gen    dor  i^.u.n  v.aänü   sei   noch   an   Siginü   bei  Förstemann 

rittch  1,  1097  und  Burginüua  1,  296  erinnert 

^   t  A,  fiftarr.  Gfmn.  IDTS,    X.  Ben.  48 


754     ö.  Andre$en,  üeber  deütacbe  Volkgetjmolo|?ie,  ang.  y,  L  Fatfnt, 

merken,  dase  nach  F5rstemann's  Namenbuch  2'^,  753  die  Hase,  iin 
der  die  Stadt  liegt,  yoimals  auch  Asa  hiess;  so  sehomt  uns  leicht^ 
denkbar,  dass  in  Asna-,  Oeina-  der  Nebenformen  des  Namens  (s. : 
stemann  2^,  95)  eine  vollere  ältere  Form  jene8  Asa  sich  erh&lt^ii 
lliat,  —  Wenn  sich  in  nlscheren,    neugierig   (aus  Schambach'^ 
iWörterbncli)   scU  als  weicher  Laut  ergäbe,  was  uns  nach  dem 
l Grunde  liegenden  Farmen  wahrscheinlich  werden  kann,  so  8|prich  _ 
[diese  Form  nichts  wie  man  nach  der  Änmerlning  auf  S.  4$  meia«!! 
sollte,  deutlicher  als  neußcUirig  (das  wir  auch  hier  \n  Nordböhnreu 
mit  weichem  seh  hören)  für  volksetymologische  Anlehnung  an  sich 
scheren.  Dass  hartes  und  weiches  ech  nicht  gehörig  tinterschkdMi j 
werden,  hat  Rampelt  in  seiner  Grammatik  (Lautlehre  1860)  §,  H 
und  Schröer  in  Frommanns  Zeitschrift  7,  L5  f.  mit  Eeclit  als  em«n ' 
fühlbaren  Mangel  bezeichnet.  —  Zu  S.  49  ^)  sei  hei  Gelegenheit 
[bemerkt,  dass  sich  eine  anfällig  missverstandene  Form  der  BahhterJ 
I  Handart ^  die  Benennung  des  Knechtes  Euprecht ,  HerschekJasl 
I  (Begel  S.  141)»  die  uns  auch  wiederholt  bei  dem  trefflichen  Schaum-f 
t  berger  (Gesammtausgabe  1,  101;  9,  21  und  Öfters)  enlgegengetre(e  j 
ist,  ans  ber  sent  Kläs  deuten  lässt.  Bechsteins  Erkläi-unggrersneB  in  | 
der  Germania  16,  460,  wo  sich  auch  Hersche-Ruppericb  tn- 
[  Bchliesst,  ißt  im  Grunde  auch  nur  eine  fehlgreifende 'Volksetymologie. 
In  Herscheklas  ist  das  alte  sant,  sent  in  ähnlicher  Weise  auf  «ioefl 
)  kaum  mehr  sichtbaren  Rest  zusammengeschmolzen  wie  in  Weicbg^l- 
peterthor  (Schmeller-Fr.  2,881),  worin  man  den  engen Zusamm«- 
hang  mit  Wiheiisanctipetri   ecclesia  (Förstemann's  Namenbach  2*, 
1599)  and  Wihsantpeter  (Schmeller  a.  a.  0.)  nicht  gleich  auf  to 
ersten  Blick  erkennen  dürfte.  Diesen  Formen  sei  hier  bei  Gel«gfaheit 
noch  eine  ander©  aus  dem  Schwabenlande  angereiht,  wa  AtA  «hr- 
würdige  sant  wenigstens  begrifflich  nicht  zu  grossen i  ^'<'- 

kommen  ist:  die  Juhanntsbeeren  heissen  dort  Zart  eh  tili 

^(Schmid  Wb.  136),  in  den  hübschen  schwabischen  Gesc hiebt««  von 
Weitbrecht  Zadahansträabla ;  der  Üebergang  des  anlautend««  s  i»  ■ 
kommt  schwäbisch  (Weinhold  Alenu  Gramm*  §.  184)  wie  anderwirts 
vor.  Ziemlich  seltsame  Verbindungen  ergeben  sich  mit  zent.  utaUi 
|in  der  Mundart  von  Aachen,  z.  B.   Zentfleng,    Zentremets. 
iZent-Zellester   (Müller   und  Weitz    265).  —  Nach  S 
[Enzenberg  die  Bedeutung  Riesenberg  —  entschieden  *; 
Wir  halten  uns  an  Formen  wie  Anzinga,  j.  Anzing,  Anzindorl,  )♦  Aiw 
dorf,  Enzenwis  u.  a,,  an  den  FN.  Auzengruber,  worin  der  PN,  An». 
Euzo  enthalten  ist,  der  doch  nicht  geradezu  Riese  bedeuten  wiri  k^ 
[welchen  Stamm  aber  der  hjpoköristische  Name  zurt^ckgeführt  i 
[Süll,  dem  sich  auch  lieatige  FN.  wie  Entz,  Enzmann  anschlit*8i«n 
^  Andresen  in  seinen  'altdeutschen  Personennamen*  (1873)  'i 
[.gelassen.  —  Zu  S.  65  Anm.  4  machten  wir  bemerken,  da&^ 
Handlung  von  Altbfisser-,  d.  i,  altbüescer-  (ScbuhJlickor-)  in  Ail^'^ 


*>  (Sünder  KIbb  und  Samiklaas). 


O,  Aikdftim,  Ueber  dettt$ehe  Voll-Beirmologic,  ing»  t.  L  Peters,    755 

bficbser  Strasse  gar  nicht  anglaubw&rdig  erscheint,  wenn  maa  z.  B. 
da8  bei  Holtoi  häa%  begegnende  einbüchsen  (s.  Weinbold^  Schlea, 
Mundart  S.  86)  in  Betracht  zieht,  Aehnliehe  Formen  in  andern  Mnnd« 
ari«n:  im  Waldeck'schen  nohwichsen  =  nachweisen,  dricksig  := 
dreissig,  Hncks  =  Hans  bei  Firmenich  2,  118;  vgl.  auch  Weinhold, 
Bair.  Oramm,  §.  184,  Verwandtes  im  Zend,  i.  B.  yaokhsti  fQr  jaostt^ 
notierte  ich  mir  ans  Zarnckes  Lit.  Centralblatt  1864  N.  36.  —  S.  66 
bespricht  Andreöen  die  interessanten  ON.  Dortraniid  und  Holz- 
min  d  e  n.  Dass  Woeste  in  seiner  Abhandlung  über  Dortmund  die  Er* 
kliruDg  von  Jacob  Grimm  wegen  der  analogen  Namen  Dnlmeum, 
Upmenni,  Holtiamenni  d.  i.  Hohminden  mit  Becht  zurückwies, 
machten  wir  nicht  bestreiten  und  Ändresen  nicht  zustimmen ,  der  an 
j*'  biologischen  Deutung  festhalten  will,  nach  welcher  an  das 

iii  its.  meni)  oder  Halsband  der  Freja  zu  denken  wjlre.  Wenn 

aber  Wueste  kurz  erkläiie^  der  erste  Theil  von  Thrutmanni  — so 
und  Throtmanni,  Trotmanne,  Trotmenne,  auch  lateinisch  in  der 
Endung  Thordmannia  lauten  die  ältegten  Formen  —  bedeute  nach 
dem  Angelsächsischen  Drohnng  (mnd.  ist  drOt  1429  bei  Schiller- 
Löbben  nachgewiesen) ,  so  ist  er  freilich  mit  diesem  Theile  des  Com- 
positums  zu  leicht  fertig  geworden  und  daas  der  zweite  Theil  des 
Ktmens  aus  dem  Keltischen  zu  deuten  sei ,  will  uns  auch  nicht  ein- 
leuchten, ebenso  wenig,  dass  ein  nd.  mane  in  der  Bedeutung  von 
Damm  existiert  habe  (weil  in  der  citierten  Stelle  aus  der  Braun- 
schweiger  Chronik  wahrscheinlich  an  man  Mohn  gedacht  werden 
mnss).  Der  Deutung  des  ersten  Compositionsgliedes ,  dem  sicher 
kurzes  o  =:  u  zukommt,  wie  sie  von  FOrstemann  im  Namenbuch  und 
in  Kuhn's  Zeitschiift  1 4, 179  gegeben  ist,  dass  throt  ^  torht  ahd.  zoraht 
ist,  womit  nur  eine  einzige  alte  Form  Thortmanni  zur  Noth  zusammen- 
stimmte, kann  man  sich  der  Übrigen  alten  Formen  mit  thr,  tr  im 
Anlaute  wegen  nicht  anschliessen,  Ref.  will  seine  Auffassung  dieser 
Kamen  in  Bezug  auf  das  zweite  Qlied  der  Zusammensetzung  und  die 
Ableitung  hier  nicht  weitläufiger  darlegen,  sondern  nur  kurz  an- 
deuten, dass  er  sich  zunächst  an  das  in  ndd.  Namen  auftretende 
Dan  =  der  Geschlechtsangehörige  (s.  Mnd.  Wb.  3, 18)  halten  möchte. 
I>nf»5  Tbnitmanni  einen  collectiven  Sinn  hatte,  scheint  sich  aus  dem 
1  n  Thordmannia  zu    ergeben,    wie  auch  aus  Fiormenni, 

j.  iiien,  neben  welcher  Form  noch  Fiormannin  als  deutlicher 

Dal,  plun  erscheint,  —  8.  83  kommt  der  uns  Oesterreichern  gut 
bekannte  FN.  Krön  a Wetter  mit  8<jhiller*s  Kronenbitter,  den 
PaUeeke  so  wunderbar  gefunden  hat,  in  die  richtige  Verbindung,  doch 
sbd  wir  der  Ansicht,  da^s  dieso  Namen  besser  an  einen  zum  Grunde 
jigenden  Ortsnamen  als  an  den  Krammets vogol  oder  Krane witter 
angeschlossen  werden.  *Oerter  wie  Kranabeth ,  Kranawit, 
iwitt,  Kronwittcn  gibt  es  sehr  viele  und  in  den  mannigfachsten 
ortboigraphrschen  Verschiedenheiten'  FOrstemann,  Die  deutschon  Orte* 
namen  8,  204.  —  Ob  es  uns  jemals  möglich  sein  wird,  Ober  den 
Ursprung  des  S«  94  besprochenen  Thiemamens  Maulwurf  volle 

48* 


760    G.  AndreseHf  Uebei  deutsobe  Volksetymologie,  aag.  t.  L  PeUn, 

Sicherheit  zu  erreichen,  kann  wol  bezweifelt  werden.  Dass  die  Form 
zuvörderst  an  mhd.  moltwdrfe,  ahd.  moltwurf  anzoschliessen  ist,  ver- 
steht sich,  unseres  Erachtens  aber  ist  0.  Schade  im  vollen  Bechte, 
wenn  er  die  ahd.  Formen  müwerf,  mü  werfe,  müwurf  nicht  auf  got. 
mulda,  ahd.  molt,  molta  zurückführt,  sondern  für  dieses  mü  eine 
andere  Etymologie  sucht;  er  denkt  an  mühhan,  praedari,  ursprüng- 
lich wol  latere  und  deutet  ahd.  müwörf  'versteckter  Wühler  (Ali- 
deutsches  Wb.^  625^).  Die  Art,  wieWeigand,  der  bedächtige  Ety- 
molog ,  in  unserem  Worte  die  allmähliche  Lautzersetzung  (von  mult 
auf  mü)  erklärt,  hat  doch  viel  Unwahrscheinliches  an  sich  und  man 
wird  sich  gewiss  vergebens  nach  einer  zweiton  so  früh  und  so  ge- 
waltsam veränderten  Form  umsehen.  Bef.  möchte  nach  oft  wieder- 
holter Untersuchung  des  Wortes  hier  nur  die  Andeutung  wagen,  dass 
wir  vielleicht  auch  bezüglich  des  zweiten  Compositionsgliedes  uns 
eines  Anderen  besiunen  sollten ;  wäre  nicht  statt  an  got.  vairpan  an 
hvairban  zu  denken  ?  an  das  gar  nicht  seltene  Auftreten  des  f ,  v  in 
den  hieher  gehörigen  ahd.  und  mhd.  Bildungen  (z.  B.  huuirfd ,  uuaif, 
uuirfit,  uueruo,  sinuuerfal  u.  v.  a.)  ?  und  wäre  so  der  Name  statt  ^der 
versteckte  Wühler^  nicht  vielmehr  Mer  versteckt  Wandelnde ,  heim- 
lich Schaffende^  oder  'der  in  der  Erde  (molta)  Wandelnde,  Schaffende' 
zu  deuten  ?  Neben  den  hier  berührten  Formen  des  Thiernamens  treten 
in  den  verschiedenen  alten  und  neuen  Dialekten  noch  so  unzählige 
interessante  Benennungen  des  Thieres  auf,  dass  eine  erschöpfende 
Sammlung  und  Erklärung  derselben  keine  ganz  geringe  Arbeit 
bilden  würde.  Die  uns  geläufige  Deutung  von  Maulwurf  aus  molte 
und  werfen  muss  auch  Binider  Berthold  im  Sinne  gehabt  haben, 
wenn  er  (Pfeiffers  Ausg.  563,  31)  sagt:  da?  vierde  (tier)  —  ist  niht 
der  mülwelpfe,  da?  die  erden  da  hület  und  üf  wirft  und  doch  stimmt 
sein  mülwelpfe  nicht  zu  werfen,  sondern  etwa  zu  weif,  weife  catolus 

—  der  Maulwurf  hat  mit  einem  jungeu  Hunde  einige  entfernte  Aehn- 
lichkeit.  —  Aus  Berthold's  Predigten  lässt  sich  eine  andere  Volks- 
etymologie (wenn  wir  mit  dieser  Bezeichnung  unserer  Erklärung  von 
moltwerfe  kein  Unrecht  thun)  zu  S.  107  der  Arbeit  Andresens  heran- 
ziehen. Wo  von  den  geweihten  Kirchhöfen  die  Bede  ist,  heisst  es 
weiter  (448,  6  ff.):  E?  heilet  dar  umbe  ein  frlthof,  da?  er  ge- 
heiliget und  gefrlet  sei  sin  vor  allen  boesen  dingen.  Ob  denn  der 
Gedanke  au  frei  im  Sprachbewusstsein  von  Süddeutschland  noch 
haften  geblieben  ist  und  kein  süddeutscher  Bursche  sich  beikommeD 
lässt,  auf  dem  Freithof  vor  der  Kirchenthür  ans  Freien  zu  denken? 

—  Dem  S.  108  besprochenen,  frühzeitiger  Entstellung  erlogenen 
llhhamo,  Leichnam  schliessen  wir  hier  ein  noch  unkenntlicher  ge- 
wordenes altes  Wort  an.  Im  Aachner  Deutsch ,  das  nicht  wenig  ver- 
trackte Eigenthümlichkeiten  an  sich  hat,  heisst  Linzeeche  Wund- 
mal, Narbe,  ähnlich  Leinzeichen  in  Koblenz,  schon  altkölnisch  und 
im  Karlmeinet  linzeichen  (Frommann  Z.  2,  444  Lexers  Wb.  1, 1929). 
Die  Formen  gehen,  wie  schon  Pfeiffer  a.  a,  0.  in  Frommanns  Z.  be- 
merkt hat,  auf  lichzeichen  =  lyckteecken  zurüok  (s.  Diefenbach  GL 


Anärtien,  üebcr  detjtsche  Volksetymologio,-  «Hg.  t.  L  Feiers,     757 

nüt^r  CRTitrix)»  das  uns  auch   im  Eeiiiaert  (I  2294  Martin)  als  lijc- 

WkiJD  eütgt^h'^'^tritt;    neben  diesen  Formen  stehen  aber  noch  nuL 

lidteeken,  H'id.   lidteken  nat  mhd,    Upzeichen»    und.  lllteken  naw. 

i'^riiilier-Lftbben,  Mnd.  Wb  n.  likkiken).  Da  sich  verwandte  Forme« 

-*i\  lijncksemo  bei  Kiel  (Kilianus)  finden  (Hoffinann,  Horae  bel- 

5iLin?  65),  wird  das  Wort  wol  eine  frnbzeitige  Verkürzung  erfahren 

liAb^n  ond  vielleicht  gar  bei  unserem  Linse  für  silddeutsch  Laub- 

k  *macüla  subrafa  ad  raodum   lentii^'  (Schmeller-Fr.  1,  1405) 

l.^berfleck  daran  zu  denken  sein.  Laubfleck  selbst  aber  mit 

i  gehört  wol  zu  ahd ,  llhlawi,  Ithlöi  8.  Schades  Altd,  Wb,* 

r  ,.^:.  hclaela  Blutfleck  bei  Leo  664* 

Zorn  Schlüsse  rndgen  hier  einige  weitere  Zugaben  zu  deai  un- 

'"  rhen  Material  Platz  finden,  das  Professor  Andresen  in  seinem 

Buche  bebandelt  hat;  die   Einreihung  der&elben  in  die 

Ordnung    können  wir  ihm  selbst  überlassen,    Mhd.   fisch* 

tKo,  —  satzen,  —  satsjung  erscheint  :iU  geschickte  Umbil- 

itio,  woraus  auch  vischeuÄe,  vischatzo  entsprungen  ist. 

,  i.  .;l:  iiihrt  in  seiner  Arbeit  i\bor  die  Ümdeutschuug  fremder 

t»r  auch  ein  mhd.  v  ischenutz  auf,  das  aber  in  Lexers  wie  m 

:    :-  t's  Mhd.  Wb.  vernuest  wird,  eine  überraschend  gelungene  Um- 

1  L'iinng  aus  der  *^Jungmühle  der   deutschen  Lautgesetze/ 

''      lieinung  in  seiner  treffenden  kernigen  Weise  Hildebrand 

i  leckeisens  Jahrbücher  1870,  2,  81).  —  Im  Suffixe  hat 

inderes,  deutsches  Wort  fnlhzeitig  der  Volksetymologie  zu 

_  _,  ben  :  für  Sense  finden  wir  schweizerisch  Sägeysen  (Stalder 

'*8},  das  auf  mhd.  seglsen,  s^gentsen  (so  bei  Weigand,  segens- 

bei    Irexer   2,  850)    beruhte,    was    wieder   auf  ahd.   s§ginsa, 

.  usa  zurückgeht.  Bei  besonders  im  Alemannisclien  auftretendem 

"  it  des  n  von  ahd.  seginsa  oder  bei  der  Verwandlung  von 

iii  segesna    (wie  altniederd.  Bogisiia)  wird  die  Anlehnung 

AU  !8eii  leicht  begreiflich.    Aehnliehe  Üebergänge   zeigen  sich    bei 

ahd.  waganso,  mhd.   wagense,   woraus  sich  ahd.  wagansun,  wagin- 

9011,  lufad.  wagen s un ,  aber  auch  wagonisen,  weglsen  gebildet  hat. 

^^''"  die  Mundarten  von  heute  mit  dem   fremd  gewordenen  Worte 

lien,  ist  an  den  zahlreichen  Nebenformen  in  Schmellei-'s  Wb. 

1\  b70,  Lf>xer*s  Kämt,  Wb.  249    z.  B.  Wagensohn,    Wagen- 

«ionne,    wtifjensäm    zu    sehen,  —  Ein  suffixales  n  hat  in  eioem 

Worte  ^ilavr8cher  Herkunft»  dem    mhd.  timenitze,  Uebergang  in  r 

trCiihr^ii;   es   heisst  schlesisch  TQm  merze,  s.  W^einhold ,  Schles, 

Wb.   101.  Gryphius^  Geliebte  Dornrose,  Palm'g  Ausg,  8.  31.  und 

nibert  sich  mit   dieser  Form  verändern  ng   dem  mhd,  d&mere,  ahd. 

dtour,  gewiss  ohne  jede  Ahnung  des   ursprünglichen  Zusaminen- 

baxi^s.   —  Aus  dem^^elben  Dialekte  ziehe   ich   auch   sogleich    dm 

eHnfalls  bei  Gr\phiu8  (Horribilicribrifax,  Hall  er  Neudruck  8.  66) 

bfg^gneiide  Mohusantze  herbei,  das  auch  im  Brandenburgischen 

angetroffen  wird  (Engelien,  Volki^mund  239)  und  schon  mhd.  nts 

und  mosanze  erscheint.   Mehr  darüber  im  Programm  des 


758    G.  AndreseHj  Ueber  deutsobe  Volksetymologie,  ang.  ▼.  X  Peien, 

Leitmeritzer  Gymn.  1864,  5  f.  Das  Wort  geht  ganz  sicher  ans 
^chisch  mazanec  hervor,  wornach  die  von  Lexer  aufgenommene 
Etymologie  Weigand^s  berichtigt  werden  moss.  —  Die  Hoaanien 
kommen  beim  häuslichen  Mahle  zur  Geltung,  wobei  wir  erwihnen, 
dass  nach  Sutermeister  in  seinen  Jugendblättem  1874  8«  63  der 
zierlich  sprechende  Bauer  in  der  Schweiz  tischinierenftr  speisen 
gebraucht  und  zu  Mittag  wie  zu  Abend  'tischiniert\  An  eine  gleiche 
Anknüpfung  an  Tisch  kann  auch  bei  mhd.  tischpitaze  d.  i. 
disputatio  (Lexer  2^  1443)  zu  denken  sein,  was  also  im  Sinne 
des  Volkes  ein  lebhaftes  Tischgespräch  wäre.  —  'Ein  Wort  gibt 
das  andere'  und  so  wird  es  auch  erlaubt  sein,  des  unfeineren 
Ausdruckes  Pfnndgoschen  zu  gedenken,  der  nach  Schmeller^s 
Wb.  1 ,  454  und  952  vermuthlich  aus  Pfnuttgoschen  von  pfiiotten 
schmollen  hervorgegangen  ist;  letzteres  Verbum  ist  der  gelehrten 
Welt  nun  auch  durch  Misson's  herrlichen  Naz  (1.  Ges.  16.  Vers) 
bekannt  geworden.  —  Aus  dem  Idiotikon  von  Enrhessen  erwihnen 
wir  der  zweckmässigen  Umbildung  von  ahd.  itaruchan,  mhd. 
itrücken,  nämlich  der  Form  niederrucken  in  der  Grafschaft 
Ziegenhain  (Vilmar  283).  Das  einfache  Verbum,  über  dessen  Ety- 
mologie Schade  unter  itaruchan  ausführlich  handelt,  tritt  uns  wol 
auch  im  schweizerischen  aufrücken  (Stalder  2,  287),  auÜBtoesen, 
physisch  und  moralisch,  entgegen.  Hintennach  sei  noch  bemerkt^ 
dass  jenes  itrücken  im  Oberösterreichischen  doch  kaum  jetmcken 
lauten  wird,  wie  bei  Höfer  2,  88  zu  lesen  ist;  das  Substant 
Jedruck  möchte  man  ebenfalls  mit  ie  nach  mhd.  Weise  lesen  wie 
das  ihm  voraufgehende  Jechse  =  üehse.  —  Bei  ahd.  mitticami, 
mittilacarni,  Eingeweidefett,  Nierenfett,  tritt  schon  mhd.  volksety- 
mologische Umdeutung  in  mittelkorn  ein  (Lexer  1,  2188);  auch 
mittelkern  (nicht  mittelkein  zu  schreiben ?)  wird  an  körne,  nuc- 
lens  sich  anschliessen.  Eine  von  Lexer  nicht  eingereihte  mhd. 
Form  vom  J.  1364  steht  unter  Mücker  bei  Schmeller-Fr.  1, 
1567.  —  Eine  seltsame  begrifflich  mit  unserem  widerhaarig 
(dem  vielleicht  mhd.  widerhoere  zum  Grunde  liegt?)  zusammen- 
gehörige Form  ist  das  bei  Beuter  zu  findende  wedderdänsch; 
wie  Beuter  in  Kein  Hüsung  selbst  erkläi-t,  'eigentlich  ^  wider- 
dänisch d.  h.  widerspenstig^  womit  vermuthlich  gemeint  ist,  dass 
da  an  das  widerspenstige  Dänenthum  gedacht  werden  muss.  Wenn 
Bef.  recht  sieht,  ist  das  Stammverbum  von  wedderdänsch  in  denen, 
aufgeschwollen  sein,  strotzen  zu  suchen  (Mnd.  Wb.  1,  540  mit 
einer  noch  ungesicherten  Nebenform  danen)  und  eine  Stelle  ans 
Jeroschin  heranzuziehen :  si  betten  in  urlouge  da  gedont  widder 
di  beiden  (Lexer's  Wb.  unter  denen).  Könnte  Einem  dabei  wol 
der  Pflanzenname  Widerthon  in  den  Sinn  kommen,  bei  dessen 
Etymologie  vom  halb-mhd.  wedertam  ausgegangen  werden  moss? 
wedertam  selbst  steht  leicht  für  wedertan;  Lexer  führt  nur  wider- 
tän,  -tat,  -tot  auf.  Während  bei  widertät  nur  an  dierder  Schwäche 
entgegentretende  Heilkraft  der  Pflanze  gedacht  werden  darf,  könnte 


AbhandL  2.  £rd-  n*  Völkerkunde,  aog,  y.  A*  Fkker.    750 

iertan  oder  "*"  widerdon ,  welche  Formen  wir  uns  zu  erschliessen 

rlittben»  die  die  Schwäche  benehmende  Spannung  gemeint  haben, 

' —  Kit  wedderdänBch  bei  Fr,  Banter  stehend  sei  mir  zum  Schlnsge 

erlaubt,  die  von  ihm  mehrmals  gebrauchte  Formel  Von  Ur  tau 

Bxok    (in  Brisigs  Missingsch   'tau  End^}   hieher  zu  setzen.   Es  ist 

«igentUcb  kein  Substantlvum  Ur  =  Anfaug  darin  zu  iuden,  wie 

auch  im  Meklen burgischen  Idiotikon  (Leipzig  1876)  steht,  auf  dessen 

T"^  iblatt  die  Autorschaft  geschmacklos  mit  Von  Mi*  bezeichnet  ist, 

TU  das  mnd.  van  ort  tu  ende  bei  Schiller-Lübben  3,  23  9,  bei 

nburg  und   im   Bremischen  WöHerbuch   van  Oord   to   Ende; 

IS  gestellt  und  mit  dem  Plural:  van  ende  to  orden,  auch  im 

Karlmeinet,  s.  Leier 's  Mhd,  Wb,  2,  169, 

Mit  diesem  richtigen  Worte  an's  endliche  Eude  gerathen  wollen 
mi  noch  der  rührig  thätigen  Verlagshandlung  Gebr.  Henninger  in 
HeUbronn  füi*  die  gefallige  Ausstattung  des  Buches  unsere  Aner- 
keimimg  aussprechen  und  von  den  wenigen  bemerkten  Biuckfehlern 
Dur  einen  einzigen  erwähnen,  dass  nämlich  S.  11  auch  in  der  2.  Anfl» 
der  Name  des  bekanoten  Professors  in  Basel  niclit  Heyne,  sondern 
Heine  gescbrieben  ist, 

Naehscbrift,  Den  obigen  Bemerkuugen  möchte  Eef.  nach 
"^^'h sieht  der  eben  vor  Kurzem  überraschend  bald  erschienenen 
,-  :  Len  Auflage  des  Buches  nur  Weniges  hinzufugen.  Enzenberg 
der  üben  angedeuteteu  Weise,  wie  wir  nun  erfahren,  auch 
auf  einen  PN.  zurückgeführt.  Die  Umbildung  nieder- 
rucken ist  S.  92  zur  Sprache  gebracht.  Der  PflanzenuameWi  der- 
10 n  ist  auf  S.  156,  jedoch  ohne  eine  bestimmte  Erklärung,  be- 
jrochen,  —  Die  neue  Auflage,  die  Prof.  Andreeen  eine  'stark 
|8r mehrte'  nennen  durfte,  verdient  bei  der  allenthalben  zu  er- 
Ui^uden  musterhaften  Behandlung  des  Gegenstandes  noch  mehr 
114}  beiden  vorangegangeneD  dem  Leserki-eise  der  Gjmn. -Zeit- 
empfohlen zu  werden ;  es  ist  eine  vielfältig  anregende  und 
»lehrende  Leetüre. 


Leitmeritz. 


I,  Peters. 


Peschel^  Abhandlungen  zur  Erd-  und  Völkerkuode,  her- 
äasgegeben  von  J.  Löwen  he  rg.  Leipdg,  Duncker  und  Humbloti 
1877.  10  M.  —  Neue  Folge.  Ebd.  1878.  10  M. 

Die  Stellung  Fesche Ts   als  Mitredacteur    dt^r   Augsbnrger 
emeinen  Zeitung    in   den  Jahren   1849 — 1854   und   als   Chef' 
öact^ur  des  ,, Ausland**   in  den  Jahren  1855  —  1870  brachte  es 
judi,  dass  weit  über  1500  gehaltvolle,  mehr  oder  minder  um- 
ii<^b6  Artikel  aus  seiner  Feder  m  diesen  Journalen  sich  zer- 
Vierzehn   derselben  verarbeitete   Peschel    selbst  zu   den 
bdcmnten,    uamentlich    in    Lehrerkreisen    immer   mehr    die    ?er- 


76Ö    O.  PeicM,  Abh«idl-  t,  Erd-  u,  Voikerkunde,  aug.  v.  A.  FitkerA 


diente   Vörbreituiig    erlangenden    „Problemon    der   F«irglt»ich«inlfii 
Krdkundo^S   dreizehn  andere  nahm  er  nebst  diei  weiteren, 
in  der  wissenschaftlichen  Beilage  der  Wiener  7  "  lü< 

in  seine    ,, Völkerkunde'*  anf.    Eine  Fülle  ge^  Wi 

und  anrogender  Erörtemngen  wäre  aber  der  GwgtJüv^tirt  00  gut 
entisogen  geblieben,  wenn  die  rühi-ige  Verlagshandlung  Dancker  and 
Humblot  Bieh  nicht  entschlossen  hätte,  durch  den  bekannten  pAclt* 
genossen  PescheFs,  Lö  we  nberg,  eine  Auswahl  der  namentlich  (ftt 
Lehi^er  und  Forscher  auf  dem  Gebiete  der  Geographie  interessante- 
sten Abhandlungen  zu  veranstalten .  In  zwei  Bänden  sind  in  dieser 
Weise  70  Abhandlungen  zusammengestellt,  deren  Heproductioo  d« 
hdcliBt  dankenswerth  anerkannt  werden  muss. 

In  den  Mittelpunct  der  Sammlung  treten  —  nicht  blos  der 
Zahl  nach,  welche  die  Halbscheid  aller  aufgenommenen  überschrdUt 
—  die  Abhandlungen  zur  Geschichte  der  Geographie,  denen  auch 
diejenigen  über  geogiaphische  Mythen  des  Mittelalters  ^teratolo- 
gi^che  Sagen,  die  Schifffährten  des  h.  Brandan,  die  Länder  vos 
Güg  und  Mageg,  goldene  Berge  und  goldene  Inseln ,  der  Magse^ 
berg,  die  Kuppel  Yon  Arin,  das  Bndliche  Kreuz,  der  Mann  im  Mood^) 
angehören. 

Sehr  charakteristisch  ist  es,  eben  aus  den  omfangrtiduM 
und  bedeutendsten  der  Abhandlungen  zur  Geschichte  der  Geogtaphii 
die  üeberzeugung  Peschera,  welcher  seiner  „Geschichte  des  2«il» 
alters  der  Entdeckungen''  die  Begründung  seines  literarischen  Eate 
dankte,  hervortreten  zu  sehen,  dasß  diese  „Geschichte- ^  eiuer  im* 
ständlicheren  „Vorgeschichte**,  als  sie  sein  Werk  bot,  zi  a? 

bedürfe,  um  das  allmäiige  Keifen  der  zu  jenen  KntdtLK  _  .nh- 
renden  Tendenzen  wissenschaftlich  klar  zu  machen. 

Einen  Theil  derselben    hat   er  nun   allerdings    in  den  xwei 
grossen  Bewegungen  richtig  erkannt,  welche  wahrend  des  XIIL  «cd 
XIV.  Jahrhunderts  im   Leben    der    christlich -europäi-  '       "IWr  . 
immer  mächtiger  hervortraten,  dem  Streben  nach  der  ng 

des  Christen thumes  gegonüber  dem  Heide uth  11  me  und  ih  ni» 

nach  Ausfüllung  empfiadlicher  Lücken  im  Besitzstande  .       ^ 

edlen  Metallen.  Ueber  Beides  ist  nur  wenig  zu  bemerken* 

Weit  jenseits  der  Grenzen  des  alten  römischen  Reiches  Iml 
sich  sehen  im  V.  und  VI.  Jahrhunderte  das  Christenthum  verbmt^k 
Die  Tradition  führte  die  Gemeinden  an  den  Kftsten  Malabaf  untf 
Koromandel  auf  den  Apostel  Thomas  zurück ,  ein  nlAxan«lriniachir 
Kaufmaun  traf  im  Jahre  530  Christen  auf  der  1;  '"D.   W* 

Vcrdi'änguug  der  Nestorianer  und   anderer  Monoi'  ^iQs  dem 

römischen  Reiche  brachte  die  Lehre  des  Evangeliums  bi«  im  ^^ 
Quellen  des  blauen  Nil,  nach  Porsicn,  Hochasien  und  Sina.  Ktta 
abPT  kam  der  Islam ,  vernichtete  zahlreiche  chrißtUche  GemeiiidCfl« 
zerriss  den  Zusammenhang  anderer,  versprengte  ihre  fernsten  Glie<l«r. 
Auch  nach  dem  Verfall  des  Khalifats  und  der  Zarückdrängniig  ^«f 
Seldschuken  durch  die  Kreuzfahrer  stand  das  christliche  Europa  ^^^ 


ü,  PmeM,  Ähhmäl  z.  Erd-  n.  Völkerkunde,  ang,  v.  A.  Titket.     761 

ll(vislitD<^ti  gegenüber  wesentlicb  auf  der  Linie  einer  ängstlichon  De- 
fensiv«», BekehrQOgaversuche  unter  denselben  blieben  ei-folglos  und 
iler  Wunsch,  durch  Gewinnung  heidnischer  Völker  für  das  Christen- 
thcm  eine  Bundesgenossenschaft  im  Rucken  der  Mohatnedauer  tu 
erwerbfOt  erfflllte  im  XTIl.  und  XIV.  Jahrhunderte  selbst  die  am 

ertÄten  ^  '        Mi  Völker  Mittel 

»en^o  v  var  die  Erkern  s  Europa  eines  m&cb- 

Ügeti  nt^  tdler  Metalle  bedürfe,  uio  der  rasch  fortschrei- 

tend«} fi  ihung  aller  einheimischen  Producte  ein  Ziel  zu  setzen. 

Schon  im  Alterthume  hatte  der  Bezug  der  morgenlän<lischon  Natur- 
""'""""''"**e,  l'ör  welche  das  indische  Wunderland  keinen  Gegen werth 
♦H"  Waaren  in  Anspruch  nahm,  einen  Abffn^'8  edler  Metalle 
Owten  zur  Folge  gehabt;  die  roaseenhaften  Funde  rOmi- 
•reu  m\^  den  zwei  ersten  Jahrhunderten  der  Kaiserzeit, 
nbarküste  gemacht  werden ,  bestätigen,  was  die 
Zeit  andeuten.  Der  Zwischenhandel  führte  na- 
mentlich dem  Weltemporiiim  Alexandrien  noch  lange  nach  dem 
L'ntergange  d^js  Römerreichs  Millionen  an  geprägtem  Gold  und  Silber 
aus  Europa  zu.  Diesen  Abflus»  des  Bargeldes  vennochte  der  immer 
m  '  '   erschöpfende  Bergbau  unseres  Erdtheils  nicht  zu  ersetzen» 

'tr  **  des  XIV.  Jahrhunderts  fielen  die  Preise  aller  europäi- 

tif  die  Hfilfte  des  Standes,  welchen  sie  im  Anfange 
ü—  it*  behauptet  hatten,  und  die  Noth wendigkeit,  Zu- 

1)11886  edler  Metalle  aus  anderen  Erdtheilen  nach  Europa  zu  leiten, 
wnrde  b^wusst  oder  unbewusst  der  AoBgangspnnct  aller  mercantilen 
Tendenzen  der  europäischen  Völker. 

Wef^halh   beide    grosse  Bew  fj    aber,   die   geistige  und 

die  fnaff^ielle,  ^i^^  Blicke  ihrer  :  uier  yor  Allem  nach  dem 

«'  \sien  lenkten,  ist  aus  Pescbers  Abhandlungen  schon  min* 

^3  zu  entnehmen. 

its  bei  Wolfram  von  Escbenbach  wird  die  Sage 
»<>u  .  .ai  .,1  mächtigen,  christlichen  Fürsten  im  fernen  Osten,  dem 
Beherrscher  eines  mit  allen  Wundern  des  Orients  verschwenderisch 
raagestatteten  Reiches*  erwähnt  und  im  Laufe  des  XIIL  Jahrhun- 
diils  «üchte  man  denselben,  den  ,, Priesterkönig  Johannes'*, 
anlUnglich  in  dem  Grosskhane  der  Mongolen,  welche  als  Vernichter 
Am  Elialifats  von  Bagdad  und  erbitterte  Feinde  der  mohamedani* 
(&clitn  Staaten  in  Vorderasien  zugleich  als  natörliche  Bundesgenossen 
dtr  i^ufopr*!^  !(""  *^hristen  gegen  die  Moslimen  galtüu.  Als  dann 
die  Verwn  ire  Batu's    den  Wahn  jener  Bundesgeuos-sen- 

•eliAft  reTstHfH'n,  ruidele  sich  der  Gedanke,  der  Prir^'^!  '  :  Johan- 
tm  n%\  der  Khan  (Vaug-Khan  ^=  ünterkönig  des  i  n  Kai- 

Hfl)  atnea  hocha^siatischen  Volkes  gewesen,  welche»  von  den  Mon- 
goleo  Ö^erwJlHigt  wurde,  aber  den  christlichen  Glauben  beibehielt» 
Vk  m  !  sein,  wie  ihm  wolle,  chnstüche  Missionäre   kamen 

aderta  bia  za  i%T  ,,goldenta . 


7Ö8    0.  Pe9chth  Abhandl.  z.  Erd-  u.  Völkerkaude,  ang.  w.  A.  Fie 

der   Mongolen   und  versachten    die  Grosskhane  Mr  die   abendlä 
dische  Kirche  zu  gewinnen. 

Sie  fanden  aber  auch  in  der  goldenen  Horde  eine  Aufhaafuirg 
Ton  Schätzen,  welche  sie  kaam  geahnt  hatten ;  nicht  die  erwartete 
Barbarei  herrschte  daselbst,  Kriegsgefangene  aller  europäisdieQ  Na- 
tionen halfen  die  Künste  nnd  Fertigkeiten  ihrer  Länder  an  den  Hcjf 
der  Mongolenkaiser  verpüanzen  und  lehrten,  die  ungeheure  KriJ^gd- 
beute  in  europäischer  Weise  zu  geniessen.  Noch  ehe  die  mongoliscbAj 
Herrschaft  sieh  über  Sina  ausgedehnt  hatte,  erfuhr  man  zu  Kan 
korum  von  dem  Lande  uralten  Kunstfleisses ,  dessen  Städte 
Sage  mit  silbernen  Eingmauern  und  goldenen  Bastionen  umgörteU^  \ 
Kaum  hatte  Kublai  seine  Gewalt  über  dieses  Beich  ausgedehnt 
als  sich  ein  Karawauenzug  vom  schwarzen  Meere  bis  nach  K*Ui 
(Sina)  organisierte,  das  Inaelreich  Zipangu  (Japan^  D8che-peo*kiui|| 
„das  Land  der  aufgehenden  Sonne*")  den  Reisenden  aus  dem  Abead-I 
lande  bekannt  wurde,  und  der  grösste  europäische  Tourist  ^\ 
IJittelalters ,  der  Venetianer  Marco  Polo^  auf  sinesiachen  Deckmi*' | 
ken  über  Indien  und  Ormuz  heimkehrte. 

Nun  betraten  auch  christliche  Missionäre  das  ferne  Beicii  ioj 
Osten  ,  0  d  e  r  i  c  h  von  P  o  r  d  e  n  o  n  e  traf  in  der  » , HimmolssUdt**  j 
Quinsay  (Hang-tscheu-fu)  ein  Minoritenkloster,  der  Orden  betrachte  1 
ganx  Sina  als  Missionsprovinz,  aus  seiner  Mitte  wurde  der  «rt-I 
bischöfliche  Stuhl  von  Peking  besetzt,  und  noch  in  den  JibreDl 
1342—1346  konnte  Johann  von  Marignola  sicJi  desG62liM| 
der  Glocken  von  den  christlichen  Kirchen  in  Peking  erfreoiii. 

Nicht  oft  genug  kann  betont  werden,  dass  im  XV.  Jahrliun*  I 
derte  Indien  nur  insoferae  der  Zielpunct  europäischer  Sehnsucht  ge»  j 
nannt  werden  kOnne^  als  jener  Name  für  das  gesammte  ÖallicbisJ 
Morgenland  galt.  Nicht  die  vorderindiscbe  Halbinsel  stand 
in  erster  Linie;  auf  umfassende  Bekehrungen  zom  Christentl 
war  nicht  zu  rechnen,  seit  das  Schwert  der  Ghasneviden 
die  Herrscbai't  des  Islams  in  weitester  Ausdehnung  begründe!  I 
edle  Metalle  mussten  nach  Indien  gebracht,  konnten  nicht  toq 
geholt  werden,  und  der  Ertrag  des  Zwischenhandels,  welcberj 
Preis  der  indischen  Waren  auf  das  Drei-  bis  Fünffache  steig 
war  das  Einzige,  was  sich  bei  einem  direeten  Verkehre  mit  - 
vorderindischen  Halbinsel  gewinnen  liess.  Nach  Katai  und  Zipiti>|tJ 
ging  das  Trachten  der  Europäer. 

Mit  der  Constatierung  dieser  Thatsache  ißt  aber  die  An 
eine  ,, Vorgeschichte*'    der  Entdeckungen   nur  halb  gelöst,  Wil 
der  Entdecknngseifer  seinen   Sitz   an   den    atlantischen 
Europa's  aufschlug,  ist  mit  den  allgemein  gehaltenen  Hindeaü 
auf  den  Verfall   der  apenninischen  Halbinsel    um   «^i»  " 
gemacht,   als  hierbei  mindestens  theil weise   die  Wir 
Ursache  verwechselt  wird.  Sei  es  gestattet,  auch  diesen  Tiivii 
Frage  einer  Erörterung  zu  unteniehen. 


0.  PmcM,  Abbiuadl  s.  Erd-  a.  Vdlkerkaode,  a&g.  v.  ii,  Ficker.    703 


Weder  eine  umiasseode  Bekehrung  noch  die  Erbeutuu^  von 
Gold  und  3Uber  war  ia  K&tai  und  Zlpangu  zu  erstreben,  weiiu  man 
auf  den  weiten  und  iinsichern  Karawanen  weg  ?om  achwarzen  zum 
g^tVen  Meer  beschränkt  blieb;  nur  auf  oceanischer  Bahn  konnten 
nAsseabafte  Invasionen  von  Europäern  dorthin  geleitet  werden^ 
t^i-aiTs  um  mit  dem  Schwerte  das  Kreuz  zu  den  heidnischen  Völkern 
ien's  ZQ  tragen,  theils  um  als  Lohn  fabelhafte  Schätze  edler 
iietaiie  ms  jenen  wunderbaren  Ländern  heimzubringen. 

Die  ümschiffbarkeit  Africa's  wurde  im  XV.  Jahrhunderte  von 
iBiiDein  Seefahrer   bezweifelt,    und  dass   man  Katai   und   Zip^ugu 
dlircta  eine  directe  Fahrt  m  westlicher  Richtung  endlich  auch  er- 
-n  müsse,  wurde  um  so  allgemeiner  geglaubt,  je  weiter  sich 
^beneagung  von  der  Kugelgestalt  der  Erde  verbreitete,  Sonder- 
Weise  schlug  man  die  Läoge  des  Seewegs  nach  Indien  um 
,1  herum  weitaus  zu  hoch  an,  indem  man  an  einen  hornßrmigen 
j  rung  SQdafrica*ä  unter  äqiiinoctialea  Breiten  bis  weit  in  den 
miÜÄchen  Ocean  hinein,    bis  in    die  Nachbarschaft  der  Halbinsel 
Mulocca,  glaubte,  hielt  im  Gegentheile  die  Entfernung  des  östlich- 
sten .V^ien*s  von  den  europaischen  Westküsten  für  viel  geringer,  als 
m  wirklich  ist,  und  vergrösserte  namentlich  durch  Verwechslung 
vliT  fioesischen  Meile,  nach  welcher  Marco  Polo  seine  Angaben 
madit«,  mit  der  italienischen,  mebr  als  viermal  grosseren  den  Ab- 
lia&d  der  Insel  Zipaugu  vom  asiatischen  Festlande,  so  dass  z.  B, 
nf  der  Kai-te  des  Florentiners  Toscane  11  i  zwischen  Zipangu  und 
Lissabon    nur    ein   Raum   von    100    Längengradeo    leer    gelassen 
Wurde. 

Besonderen  Werth  rncksichtlich  des  Glaubens  an  die  Möglich- 
ksit  einer  directen  Westfahrt  aus  Europa  nach  Ostasien  indet  man 
nft  lof  die  Erinnerungen  gelegt,    welche    sich  in  Island  von  den 
MJieren  Fahrten  der  Normänner  an  die  Westufer  des  atlantischen 
OeiADS  uüd  von  ihren,  erst  im  XIV,  Jahrhunderte  durch  verschie- 
ilcne  Unfälle  und  dnrch  Angriffe  der  Eskimos  und  Bothhäute  zer- 
nn  Niederläs.sungen   erhalten   hatten.    Allein    nicht  Grönland^ 
Winland,  nicht  Hvitramannaland  waren  es,  wohin  die  Sehn- 
r  der  Europäer  des  XV.  Jahrhundertes  zielte,  und  hätten  die- 
Ti  der  gewaltigen  Ausdehnung  des  nur  an  seinem  äussersten 
irch   die  Normänner  besiedelten  Contiuents  eine  Ahnung 
^ irden  darin  nur  ein  schmerzlich  empfundenes  Hinder- 
1*  Fahrten  nach  Katai  und  Zipangu  erblickt,  den  Ge- 
danken an  liieselben  vielleicht  völlig  aufgegeben  haben. 

Indem  sich  die  Bestrebungen  der  Europäer  in  der  mehrfach 
«ngedeuteten  Richtung  in  die  Bemühungen  zur  Umschiffung  Africa'8 
\md  in  daa  Wagnis  eines  directen  Vordringens  nach  den  westatlan- 
ti»r.h*^n  Räumen  theilten,  kamen  die  speciellen  Verhältnisse  Spa- 
ftugars  der  Gewinnung  dieser  beiden  Länder,  welche 
IT  zum  Ausgangspuncte  jener  Bestrebungen  bestimmt 
sduendD,  lür  derlei  Unternehmungen  zu  Hilfe.  Mit  der  Hälfte  des 


764    O.  Peschd,  Abhaudl.  z,  Erd-  a.  Völkerkunde,  ang,  ▼.  A  Fi^fr. 

XIV.  JahihondeHs  koento   man  dio  sechsbander^äliii^en  K&mpfq] 
der  Christen  auf  der  pyreuäiscben  üalbinsel  zur  AbschOMflüng  d«! 
mchamedani sehen  Herrschaft  und  zar  Abwehr  aller  H^ 
suche    für    dieselbe    als    beendet    anj^ehen.    Dann     l     _ 
Kämpfe,  namentlich  Thron  folgekriege,   uud  nach  dem  Afc 
dei-selben  begehrten  die  in  so  langrer  Zeit  entfesselten  uöd 
regten  Kräfte  eine   neue  Beßchäftignug  und  ergriffen  deshalh 
Feuereifer  den  Gedanken,    jenseits    des  Ooeans    für    den    "' 
aber  anch  für  Kühm  nnd  Gold  zu  streiten.    Jene??  Gesct) 
Entdecker  inid  Eroberer  wuchs  heran,  welches,  von  den  ve 
sten  Motiven  getrieben,  Alles  an  Alles  zu  setzen  heimelt  i^: 
liehe  Nachwirkungen  hatte  der  Abschluss  der  fmntösichen  KrtpgtJ 
und  des  Vernichtöngskampfes  der  beiden  Rosen  im  XV,  Jahrhiiodertii 
für  England;  die  Conceutration  der  königlichen  Macht,  welche 
Schlosse  des  Jahrhunderts  in  allen  drei  Staaten  dem  Absolütiinnwl 
nahe  gerückt  war,  gab  auch  die  Leitung  der  neuen  ünteroehmunipeftf 
in  die  Hand  der  Krone. 

Die   bisher    seeherrschenden  Staaten   Enropa's,    OeDtta   nndl 
Venedig»  hätten  die  Aufgabe  der  oceanischen  Fahrten  niemals  auf  sid 
nehmen  können.  In  ihren  blühendsten  Tagen  standen  ihnen  nicht  d«  [ 
Menschenmassen  zu  Gebote,  deren  solche  Seezöge  bedurften.  Xtöl 
aber  hatte  das  XIV.  und  XV.  Jahrhundert  durch  die  MameltikiiK  1 
herrschaft  und  die  Osmanenk&mpfe»  durch  Vernichtung  ihre»  po»*  | 
tisch-sinesischen  und  alexandrinisch-indischen   Handels   ihre  ^l«^ 
cantile  Bedeutung  gebrochen,  welche,   selbst  ohne  die  Auffindung 
des  Seewegs    nach  Vorderindien   und   ohne  Entdeckung  dw  naufo  j 
Welt,  sich  nicht  wieder  hatte  beleben  lassen. 

Die  Bedeutung  der  Mittelmeervölker  Enropa*s  ging  gefiüsr.hlo5  J 
auf  die    atlantischen  Stauen  ober.    Doch  trugen  auch  Geoiti^ 
Venedig   ilir  Scherflcin    zu   den  grossen  atlantischen  Fahrlwi' 
genuesische    und  venetianische    Seefahrer  wurden    di 
der  atlantischen  Volker  und  waren  noch  im  XVL  Jah 
Leiter   und  Piloten    der   Unternehmungen    gesucht   und  gwciifttrt*] 
welche  damals  Spanien  und  England  ausführte. 

Nächst  den  Beiträgen    zur  Voi-ge schichte   der  Entdeckwuf^ö  j 
möge  mit  einigeii  Worten  der  Abhandlungen  zur  Ehrenrettung  J 
r  i  g 0  's  V e  s p  u  c c  I  gedacht  werden ,  zumal  dieselben  durch 
jüngst  verblichenen,    in   Oesterreich    wolbekannten    Forscher, 
brasilianischen  Gesandten  am  Wiener  Hofe,  A.  v.  Varnhagefl  (T**J 
comte  von  Porto  Seguro)    ihren   entscheidenden  Abscblu 
funden  haben.  Nach  einer  sorgfältige«  paläographißcben  und  i 
liehen  Untersuchung  der  erst  lange  nach  Vespucc-i's  Tode  mtf 
denen    Briefe    desselben    erklärt    Vamhagen     sie    sämintlic^il 
Fälschungen.  Sonach  eröbrigen  zur  gerechten  Würdigung  d«»<1 
tiners  nur  diejenigen  Schriften,  ivelche  schon  bei  «seinen  ' 
erschienen,  rasch  in  das  Französische,  Latein  und  D«nt^' 
setzt  wurden  und  bei  dem  umstände ,    als  ausser  iitnen  nur  titi| 


AbhAudl  t.  Erd-  a.  Völkerkunde,  aug.  v,  A,  Fkker,     7Ü5 

Intrxe  Miti]     '         'ulon's  uach  seiner  enätou  EeUe  in  das  Publicum 

kam«  mit  i  i   SchneUigkeit  sich  über  die  ganze  civilisierto 

Welt  vorbr«iteUjo.   Mit  dieser  ErmittluDg  xerfTillt  zwar  der  Bubm, 

wtldi&u    man    bit^her   dem  Florentiner   als  dem  geiiialen  ErEuder 

dar  BestimniDiig  geograpliiäolior  Länge  aus  deu   Lunar-Distanzeu 

it3-"— ^:  *•'  -  ■  crewobnt  war,  in  Nichts.  Allein  ebenso  verschwindet 

i\»  iug  oioer  Usurpation  der  Verdienste  Colones,  welche 

I  imllLiijg  de»  Nameob  „America"  git>felt,  als  völlig  un- 

rr   h  !►  t.  Dio  öimnischen  Seekarten»  denen  Veöpucci  alä  Seepilot 

r    fieueii  Namen   des  vierten  Erdtheils  leicht  hätte  einverleiben 

Ljuüeij»  bedienen  sich  während  des  ganzen  XVI.  Jahrhundortä  nur 

4aa  Najüens  «Nene  Welt"  oder  „Wöstindien;** 

Ein  Itymoasiaüehrer  zu  St.  Di^  in  Lothringen,  Martin  Wald- 

s*  OHIO  Her   (Hylacomylns)    machte   in    seiner   Kosmograpbie ,    in 

dareo  Anbang  er  eine  lateiuisclie  Uebersetzung  der  ßeisebeschrei- 

koiig^  Veflpucci's  aufnahm,  zuerst  den  Vorschlag,  die  von  dem  Floren- 

üuer  be^yuchten  Landschaften  des  neuen  Continents  mit  dem  Namen 

Imerica  zn  bezeichnen.  Im  Jahre  1522  wendete  denselben  Peter 

Bieoewitz  (Apianus)  auf  seiner  Weltkarte  für  Guyana  und  Brasi- 

'  -^  fin,    und   die   beiden  grossen  Kartogmphen  am  Scbliisse  des 

lahrhonderts.  Sebastian  Oertel  (Ortelins)  und  Gerhard  Kre- 

Mercator),  welche  auch  die  Umrisse  der  Nordhälfte  des  nenen 

eots    in  ihren  Atlanten  darstellten,  entschieden  durch   ihre 

rit  die  Beibehaltung  des  Namens  für  den  gesammten  vierten 

^  ^iiieiL 

Zum  ersten  Male  wurden  gewiss  fast  alle  deutsche  Leser 
durch  Pescher»  Abhandlungen  mit  den  Verdiensten  und  Leistungen 
«Iff  arabischen  Geographen  El-Massudi  vaus  der  ersten  Hälfte 
im  zehnten  Jahrhunderts),  Ibo-Chordadbeh  (aus  der  zweiten 
Bälfte  desselben  Jahrhunderts)  und  Ibn- Bat  Uta  (aus  der  ersten 
BUft»  des  XIV.  Jahrhuuderts)  näher  bekannt  gemacht  Den  be- 
tedflandeo  Artikeln  gebührt  ein  Ehrenplatz  in  jeder  Geschichte  der 
Geographie. 

unter  den  nicht  unmittelbar  in  die  bisher  besprochene  Kate- 
fOthA  einschlagenden  mögen  die  in  einen  Abschnitt  ^zur  raathema- 
t     ■  nd   physischen   Geographie"    eingereihten   Abhandlungen 

\l  von  Welten,  Begriff  einer  Sonne,  Gestalt  der  Erde,  Anf- 

fiiHiii  der  Erdmessuugen ;  zur  Geschichte  des  Pflanzenreichs,  Ge- 
wfln^  »arko tische  und  Genussmittel  im  Welthandel,  Veränderungen 
la  der  Ernährnng  der  europäischen  Volker;  Erdbeben,  Tbäler  and 
BeeD  der  Schweizer  Alpen ,  Verbreitung  des  Goldes  auf  der  Erde) 
med  eniim  sehr  gelungene  Eeisebilder  aus  den  Alpen  und  Apenninen 
fei  '  U'ze  erwähnt   und  dem  verdienten   Interesse  der  Lehrer 

Of ;  phie  eraptohbin  werden. 

Niir  bei  den  Abschnitten  über  Humboldt  und  Bitter  dürfte 
tttet  sein. 


IM      0.  Pesdith  AbhandU  «>  Erd-  u.  Völkerkunde,  ang,  ▼,  A.  Ädcr: 

Bezüglich  Humboldt's  hat  auch  der  Nachrnf,  w^ 
Jahre  1860  aus  Peschers  Feder  in  der  deutschen  Yiertelj  i  i| 

ersthieU;  in  die  Sammlung  Aufnahme  gefouden,  Some  alle  ander«!! 
auf  den  grossen  Gelehrten  bezüglichen  Artikel  ist  er  voll  dei  Yet 
ehrung  für  Humboldt,  namentlich  wegen  seiner  Verdienste  nio  did 
Erd-  und  Völkerkunde,  Staat^wirthschaft  und  OeschichtschreibungJ] 
deren  Erörteraog  auch  den  Gegenstand  von  PeschePg  Bei  trügen  t4 
der   im  Jahre  1872  erschienenen  „wissenschaftlichen  Biographie^ 
von  Bruhns  bildete.  Was  insbesondere  die  Geographie  an  Zuirac 
durcli  Humboldt  alleio  gewonnen  hat,  pröcisiert  ein  trefiPliches  Be-^ 
ßumo  etwa  in  folgender  Weise.  Humboldt  war  ein  vorzüglicher) 
Bchilderer  aber  keiner  der  grossen  Entdecker,  wie  er  denn  wlb»! 
gegen   die   ihm   zugegchriehenen   und    nach    ihm   benannten  Ent- 
d(^cknngeu  stets  Verwahrung  einlegte;  nur  die  richtige  Anschainug 
der  Gebirgfigliederung  Innerasien's  kann  zweifellos  ihm  aoascblies- 
Büud  zugeschrieben  werden.   Wol  aber  verdankt  ihm  die  Erdkaije 
die  Anwendung  des  vervollkommneten  Chronometers  znr  BestimmoDf 
geographischer  Längen  im  Innern  grosser  Continente  und  die  Pest* , 
etellnng  einer  Masseinfaeit  für  die  örtliche  magnetische  ErdknH  | 
An  die  Stelle  eines  lichtloseo  Chaos  von  Beobachtungen  und  Zahkn* 
werthen  schuf  er  durch  das  Hilfsmittel  graphischer  Darstellung  m 
,  exÄctes  Wissen  der  Urographie  und  Meteorologie.   Aus   dem  er^lfo 
Hfihenprofilf  welches  die  Erdkunde  kennt,  erwuchs  die  stoe^ffoe- 
trische  Geognosie,  welche  die  mittlere  HOhe  der  Festlande  zu  be- 
recliuen  unternimmt;  die  Unterscheidung  der  Gipfelhöhen,  Kamni- 
höhen  und  Passhöhen  ermöglichte  eine  strenge  Vergleichang  w$ti* 
entfernter  Gebirge;    die  Wahrnehmung,  dass  die  meisten  Valcan» 
in  Reihen  geordnet  sind,  welche  nahezu  mit  grössten  Krei^sn  ht 
Erdoberfläche  zusammenfallen,  führte  zur  Erkenntnis  ihres  Zosaffi- 
menhanges  mit  i\m  grossen  Spalten  der  Erdrinde.  Die  Kinbürg**  ' 
riing  der  Isothermen  (Isotheren  und  Isochimenen)  uud  der  Isobar€n^ 
sowie  der  Linien  gleicher  magnetischer  Abweichung  und  Neigung 
in  das  Landkarten wesen    machte   den  Einblick  in  die  GesetM  dw 
Vertheihmg  der  Wärme,  des  Luftdrucks  und  der  magnetischen  üntl  ' 
auf  der  Erdoberfläche  erst   möglich.    Humboldt  verdaukeü  wir  4il  I 
Begriffe  von  Pllanzenklimaten  und  die  wissenschaftlichen  Elemente  der 
Pflanzengeographie.  Wenn  wir  zu  allem  diesem  rechnen,  was  5«ft 
unsterblicher  Genius  für  die  Verbreitung  geographischer  Kenntnis« 
in  weiteren  Kreisen  gewirkt  hat»  so  müssen  wir  mit  Peschd  «d* 
erkennen,  dass  selten  ein  Einzelner  so  fruchtbringend  in  den  (itoi 
der  Wissenschaft  eingriff. 

Die  Stellung,  welche  Peschel  gegenüber  Ritter  und  ü a^  { 
Schule  einnahm,  bildet  eine  der  schwächsten  Seiten  seiner  echrift* 
Stellerischen  Thätigkoit. 

Schon  kurz  vor  ßitter's  Tode  (1859)  trat  er,  noch  mit 
gewissen  Scheu,  den  Ansichten  gegenüber,  von  denen  dasEiejteg 
der  ^vergleichenden  Erdkunde**  ausgegangen  war.  Immer  dentl 


(K  PmMt  AbhaudK  %.  Erd-  o.  Völkerkunde,  ang,  v,  A.  Ficker.      7«1 

leaebtet  aber  ans  späteren  Artikeln  hervor ,  dass  schon  der  Grund- 

bemff  der  , vergleichenden  Erdkunde"  seinen  Beifall  nicht  hatte.  Mir 

int    in    dieser  Beziehnng  ein  Yerhäiigiiisvolles  Mi 88 Verständnis 

i,4  y^ktlten»  Wie  aus  der  ersten  Abhandlung  in  Peschel's  „Problemen 

in^  vencrleichenden  Erdkunde"  ganz  deutlich  hervorgeht,  dachte  er 

'    selbe   nur   als  eine  Nebeueinanderstellang    geographischer 

len,  wie  solche  in  der  Gegenwart  nebeneinander  im  Kaume 

külfthen.    Die  andere  Auffassung  der  „vergleichenden  Erdkunde "", 

«dcbe  die  Zustände  von  Ländern  und  Völkern  im  Laufe  ihrer  Ge- 

^^lll(.ht6  nebeneinanderstellt,  schiebt  er  unbegreitli eher  Weise  ganz 

iü  den  Hintergrand,  verkennt  deshalb  auch  einen  grossen  Theil  des 

Werthes,  welchen  die  ungeheuren  in  Ritter's  Werke  aufgehäuften 

Sdiätze  geographischen  Wissens  stets  für  sich  in  Anspruch  nehmen 

Biteeen. 

Treffender,  als  da?  Bekämpfen  der  Grundidee  des  Eitter^schen 
Werkes,  ist  eine  Eeihe  von  Bemerkungen  über  die  teleologische 
Tendenz,  welcher  namentlich  die  Ritter*sche  Schule,  hauptsächlich 
vertreten  durch  E.  Kapp,  huldigte.  Allein  auch  diese  Schule  be- 
kittptet  nur,  dass  die  Erdfornaen  begünstigend  oder  hindernd,  aber 
m  keiner  der  beiden  Richtungen  mit  zwingender  Gewalt,  auf  die 
Entwicklung  des  Individuums  und  des  Volkes  einwirken.  Wenn  man 
TTiii  zudem  nicht  übersehen  kann,  dass  die  Völker  stets  dahin 
tr^hf-en,  denjenigen  Erdrimm  zu  erreichen  und  in  Besitz  zw  neh- 
Dtn^  anf  welchem  sie  sich  am  günstigsten  entwickeln  konnten,  daas 
fiftle  erst  nach  Erlangung  dieses  Besitzes  in  die  Geschichte  ein- 
traten ,  so  wird  man  der  richtig  aufgefassten  Teleologie  Ritter's 
irieht  g&r  zu  ferne  stehen. 

Der  Artikel  über  die  Erdkunde  als  Unterrichtsgegenstand 
tände,  welche  in  Oesterreich  glücklicher  Weise  meist  schon 
jangenheit  angehören,  und  die  Abhandlungen  über  Dar- 
tin  tmd  den  Einfluss  seiner  Lehre  auf  die  Erdkunde  wurden  wol 
hiuptaächlich  deswegen  in  die  Sammlung  aufgenommen,  um  zu 
ipjgen,  dass  das  y, Ausland**  erst  unter  PescheFs  Nachfolger  in  der 
Msctjon  zum  unbedingten  Herold  der  extremsten  Richtungen  der 
Moeti  Lehre  geworden  ist. 

Die  beiden  von  Löwenberg  herausgegebenen  Sammlungen 
TcfcbeTscher  Aufsätze  werden  insbesondere  unter  den  Lehrern 
dtT  Geographie,  welchen  seine  ^  Probleme  zur  vergleichenden  Erd- 
kunde** bereits  unentbehrlich  geworden  sind,  ohne  Zweifel  die 
i^ftitesta  Verbreitung  finden  und  verdienen  eine  solche  im  vollsten 
Masse. 

Dr.  Ada 


768       Ji.  JSgger,  Deatschee  Lesebuch,  ang.  v.  Fr.  Navainy, 

Deutsches   Lesebuch  für  die   zweite  Glasee   öaterreicbisclier  Mittel 
schulen  von  Dr.  Alois  Egger,  Wien.  Holder,  1878, 

Dem  im  vorigen  Jahrgänge  (1877)  dieser  Zeitechrift  (p.  851  iE. 
angezeigten  ersten  Bande  des  fQr  untere  Mittelschnlclassen  bestimmte 
Lesebuches  hat  der  Verfasser  binnen  Jahresfrist  diesen  zweiteo  TheJ 
nachfolgen  lassen  und  da  derselbe  nach  den  gleichen  Grundsitze: 
wie  jener  zusammengestellt  ist,  so  können  wir  uns  diesmal  kme 
fassen,  indem  wir  auf  die  in  jener  Anzeige  dargelegten  Ansf&hnmgei 
verweisen. 

Was  nun  zunächst  die  Lesestücke  anbelangt,  so  befamde 
sich  auch  in  dieser  Auswahl  die  erprobte  Umsicht  des  er&brenei 
Schulmannes :  sie  sind  der  Form  nach  mustergiltig  in  ihrer  Art,  den 
Inhalte  nach  aber  entsprechen  sie  fast  alle  der  Kichtung  und  dM 
Gange  der  Bildung  der  Schüler ,  fesselu  das  Interesse  derselben  um 
beleben  den  Lehrstoff  in  den  andern  Disciplinen ,  indesot  sie  ihn  n 
klären,  zu  befestigen  uud  theilweise  zu  erweiten\  wol  geeignet  sind 
Und  so  gibt  es  nui*  wenige  von  den  138  hier  zusammengestellten  Lese- 
stücken ,  die  Ref.  aus  didaktischen  Gründen  ausscheiden  möchte  lud 
zwar  sind  dies  der  Mehrzahl  nach  Gedichte,  während  die  prosaischei 
Lesestücke  alle  bis  auf  zwei  nach  Inhalt  und  Form  ihrem  Zweckt 
ganz  gut  entsprechen  dürften.  Ausscheiden  würde  Ref.,  als  fär  dies« 
Alterstufe  zu  schwierig  und  daher  unpassend,  vor  Allem  die  grösserei 
Schiller'schen  Gedichte,  die  hier  Aufnahme  fanden,  wio  „das  Siegee- 
fest^  Nr.  59,  „die  Bürgschaft^  Nr.  137  und  namentlich  ..das  £leiis>i- 
sehe  Fest"  Nr.  69 ;  auch  die  Idee  der  Schiller'schen  „Theilong  dei 
Erde"  Nr.  127  könnte  für  Schüler  der  zweiten  Classe  denn  doel 
minder  vorständlich  und  daher  die  Aufnahme  für  sie  noch  verfrflhi 
sein?  dasselbe  gilt  von  Nr.  115  „Einem  Pädagogen^  von  Anastasius 
Grün,  sowie  von  Nr.  117  „der  letzte  Hohepriester**  von  Obenneier, 
darin  namentlich  die  letzten  drei  Strophen  das  jugendliche  Gemüt)! 
kaum  befriedigen  dürften,  indem  die  Erklärung  der  Wandererscheinang 
nicht  gegeben  oder  nur  schwer  geahnt  werden  kann.  Von  den 
^Sprüchen"  von  Anast.  Grün  Nr.  101  sind  die  zwei  letzten  für  12— 
13jährige  Knaben  zu  schwer  fassbar,  der  letzte  wol  geradezu  unver- 
ständlich, denn  den  Sinn  des  Wortspieles  „Könne  wollen,  —  Wolle 
können!  —  Götter  zollen,  —  Menschen  gönnen  —  dann  dem  Wollen 
—  Auch  das  Können"  wird  ein  Knabe  dieses  Alters  und  dieser 
Bildungsstufe  noch  nicht  begreifen;  auch  die  Tendenz  der  beiden 
Gedichte  „die  Perloii''  von  Marcus  Golter  Nr.  91,  und  ^kleiner  Hsdb- 
half*  von  Eückert  Nr.  85  ist  für  die  betreffenden  Schüler  nicht  redrt 
klar  und  Ref.  fürchtet ,  dass  auch  die  gründlichste  Erläuterung  tod 
Seiten  des  Lehrers  den  abstracten  Stoff  des  ersteren  und  die  Eigenart 
des  andern  Gedichtes  dem  Verständnisse  der  Schüler  nicht  näher 
bringen  werde.  *)  Von  den  prosaischen  Lesestücken  scheinen  dem  Bef. 

')  Natürlich  hat  man  hier  nur  Schüler  mittlerer  Begabung»  den 
sog.  Mittelschlag,  im  Au^c,  denn  einzelne  geistig  gewecktere  Knaben 
werden  wol  nocli  manche  der  hier  bezeichneten  Gedichte  aufzufassen  Te^ 
mögen,  aber  diese  ^mieVa^HL  ^^x^^w  t^t  die  Auswahl  nicht  bestimmend  sein 


M,  Effger,  üentachm  Leaabueh«  4Dg.  t.  Fr.  Nowotny.       760 

i^erwähüt,  DDF  zwei  nicht  passend  atid  zwar  Nr.  54  ^Medina**» 
r^esser  fQr  die  3.  Classe  aufbewahrt  wird^  da  es  die  Kenntula 
der  arübkcheu  Geschichte  seit  Muhamed  roranssetzt  and  Nr*  136 
,06flchichte  vou  eiDer  Mutter*"  von  Anderson,  wegen  des  alhu 
mircbenliaft^D,  ja  phantaätiscbeu  Inhaltes;  statt  dieser  beiden  wären 
LeaeatfLcke,  die  die  alte  Geschichte  zum  Inhaite  haben,  erwünscht, 
da  derartiges  hier  nicht  eben  zahlreich  iet  (blos  20  Nummern)  and 
fine  Vermehrung  sonach  gerechtfertigt  erscheint. 

Die  Anordnung  der  LesestQcke  ist  auch  in  diesem  Bande 
derart,  daj<s  man  von  leichterem  zu  schwierigerem  fortschreitet,  m 
d»gs  die  AbsäUfi  ohiio  weitere  der  Reihe  nach  gelesen  werden  können, 
was  tintfir  Umständen  von  Wichtigkeit  ist;  diese  EQcksicht  lässt  sich 
aamontlich  bei  den  prosaischen  Lesestücken  ganz  gut  beobachten  und 
m  i^t  poweit  durchgeführt,  das»  z,  B.  erst  mit  Nr-  37  Lesestncke  aus 
•  '  isch-römischen  Geschichte  und^zwar  sachgemass  zunächst 

11/  isi;hen  Inhaltes  beginnen,  da  man  ja  erst  nach  den  ersten 

H — lO  Wochen,  die  der  Geschichte  asiatischer  Staaten  gewidmet 
werden,  zur  Behandlung  der  Geschichte  der  classischen  Völker  kömmt. 
LobcnsweHh  ist  ferner  auch  der  Umstand,  dass  prosaische  und 
poetische  Lesestücke  abwechseln,  sowie  dass  einzelne  Lesestücke  nach 
ihrem  Gedankeninhalte  berflcksichtiiu't  und  die  zusammengehörigen 
neben  einander  gestellt  sind,  ohne  dass  hiebet  andere  Hucksichteu 
?«rlet7.t  wurden;  da  dies  aber  zumeist  prosaische  und  poetische  Lese- 
tkcke  triift,  bo  wird  dadurch  bewirkt,  dass  sich  zwischen  denselben 
eziehungen  auffinden  lassen,  welche  zu  Vergleichen  Anlaas  bieten, 
m  ©s  in  Botreff  des  Inhaltes  oder  in  Betreff  der  Form.  Derartige 
Stficke  sind  z.  B«  Nr.  6  des  Hauses  Geschichte  und  Nn  7  die  Giebel- 
rede, Nr*  31  der  Matrose  und  Nr.  32  der  Sturm  auf  dem  Meere, 
Nr.  54  Medina  und  Nr.  55  Worte  des  Koran,  Nr,  64  der  Eichbaum 
und  Nr.  65  die  Bäume,  Nr.  90  die  Perlenfischerei  und  Nr.  91  die 
Perlen. 

In  den  Erl6uternngen,  die  als  Anmerkungen  auch  diesmal 
am  Ende  des  Buches  suicammengestellt  erscheinen^  ist  in  dieaom 
itnde,  tM  '    \m\  dem  in  der  Anzeige  des  ersten  Theiles  voi"ge- 

chten  '  die  Erklärung   minder   bekannter  Worte   und 

Phrasttu  mi'iu  In  rücksichtigt.  obwol  noch  eine  ziemliche  Anzahl  Ans- 
<frOcki>  und  Kedonsarten  d*ai  Schülern  unbekannt  bleiben  werden,  da 
man  nicht  voraus^öhen  kann,  dass  sie  bei  der  häuslichen  Prftparation 
(und  um  diese  band  ett  es  sich  hieboi  vornehmlich)  Ober 
Hillsniittel  zum  Nachschlagen  rerfflgen.  So  bleibt  unseren  Schalem 

1b8  so  manil  .innaanadruelc  in  Nr.  31  und  32  dunkel,  z.  B. 

Pordercastf^fl.  Nfarsstange ,  das  Schiff  geht  nahe  am  Winde, 

PQoiy  das  y  u.  dgL,  und  der  Lehrer  müsste,  ehe  er 

Lese  hon  Lectüro  aufgibt,  derartige  fremde 

IrQcke  froher  den  HchüJem  ebenso  erkiäron,  wie  z.  B,  in  Nr,  35 
Worte:    Aalraupe.    Karausche,    Kaulkopf,   Schraubendampfer, 
Bruchs«,  Laubeu,  Plötze,  Laichkraut  n,  4.,  wenn  er  sonst  nieht  will, 


ZtUtftkrin  t  C  M«Tf.  (»T«tt.  1978.    X.  Uilt. 


K% 


770       wdl.  Egger^  Deutsches  Lesebuch,  aug.  t.  Fr.  Naootnjf. 

da88  die  Schüler  rathlos  bleiben  und  der  Zweck  der  häuslichen  PriLpa- 
ration  vereitelt  werde.  Aber  auch  in  andern  Lesestücken  finden  sich 
einzelne  den  Schülern  ganz  fremde  Ausdrücke  vor ,  deren  Erkläruiig 
in  den  ^Anmerkungen^  erwünscht  wäre,  z.  B.  p.  22  der  SohaAtenbote, 
p.  31  Moosbruch,  p.  36  Tarn,  p.  46  Phönix,  p.61  Banft,  p.  70  Mogol, 
p.  78  Seidenbrocat,  p.  82  Amulette,  ib.  Schrofen,  p.  126  Physio- 
gnomie, p.  138  Heinzelmännchen,  p.  139  den  Wein  schönen,  p.  144 
er  liebt  sich  gar  über  die  Massen  —  Seinen  Hof  zu  halten  auf  den 
Strassen ,  ib.  Sah  etwas  blinken  auf  der  Strass\  —  das  ein  zerbrochen 
Hufeisen  was,  p.  145  Monopol ,  p.  146  Bazar,  p.  153  Schwakh, 
p.  208  Paslinaken,  p.  220  Brot  des  Tisches,  ib.  Edenhall  u.  ä.  Aus- 
drücke, die  den  Schüler  bei  seiner  Privatlecture  nicht  wenig  behindern 
werden;  p.  181  war  über  den  Künstler  Boucher,  der  unser  Interesse 
so  sehr  eingenommen  hat,  wol  etwas  mehr  zu  sagen,  da  der  Schüler 
von  dem  braven  Manne  mehr  als  den  blossen  Namen  kennen  möchte; 
ebenso  war  zu  Friedrich  Yischer  p.  217  eine  erläuternde  Bemerkung 
nöthig,  zu  Nr.  118  aber  ist  eine  aufklärende  Einleitung  nnnmgäng- 
lieh  nothwendig ,  da  wol  selten  ein  Lehrer  wissen  wird  und  wissen 
kann,  von  welchem  Prinzen  und  von  welchem  Könige  denn  hier  die 
Bede  ist.  Von  den  gegebenen  Erklärungen  könnten  wol  die  Anmer- 
kungen zu  Cleopatra  p.  195,  zu  Helgoland  p.  208,  zu  Chile  ib., 
Corinth  p.  163,  Pantherkrieg  p.  176,  Cinna  p.  170  als  überflüssig 
für  Schüler  der  zweiten  Classe  wegfallen ;  zu  dem  Woi-te  Detachement 
p.  198  hätte  consequenter  Weise  auch  die  Aussprache  angegeben 
werden  sollen,  wie  es  bei  Dejeuner  und  Diner  in  demselben  Absätze 
geschehen  ist ;  unklar  in  der  Fassung  und  wenig  erklärend  ist  femer 
die  Anmerkung  zu  p.  69  „Raute  bezeichnet  verschiedene  Pflanzen;' 
die  Anmerkung  zu  Dudelsack  endlich  p.  219  hätte  schon  zu  Nr.  121 
gegeben  werden  sollen ,  da  das  Wort  schon  dort  und  zwar  p.  204 
vorkömmt. 

So  viel  bezüglich  der  Anmerkungen.  Wir  haben  uns  dabei  länger 
aufgehalten,  weil  diese  Partie  eines  deutschen  Lesebuches  denn  doch 
sehr  wichtig  ist  und  wenn  auch  die  Ansichten  über  das  Mass  der  Ao- 
merkungen  im  Einzelnen  vielleicht  auseinandergehen,  so  wird  im 
Granzen  und  Grossen  wol  an  dem  Grundsatze  festzuhalten  sein .  dass, 
wenn  man  von  den  Schülern  eine  häusliche  Vorbereitung  auf  einzelne 
Lesestücke  verlangt,  das  Lesebuch  den  Lehrer  theilweise  undzwir 
darin  ersetzen  muss,  dass  es  dem  Schüler  die  ihm  fremdartigen  Ans- 
drucksweisen  durch  eine  ganz  kurze  Erklärung  zugänglich  macht  und 
so  zum  Verständnis  des  Lesestückes  beiträgt. 

Hinsichtlich  formeller  Bücksichten  ist  auch  diesem  Bande  die 
erwünschte  Sorgfalt  zu  Theil  geworden.  Aufgefallen  ist  dem  Bef.  nor 
die  Ungleichheit  in  der  Schreibung  der  Anfangsbuchstaben  bei  den 
adverb.  Gebrauchsweisen  der  Wörter  Nacht,  Abend  und  Morgen;  da 
lesen  wir  nämlich  z.  B.  p.  6  über  nacht,  p.  7  bei  Nacht,  p.  138  bei 
nacht,  p.  126  und  185  des  nachts,  p.  95  des  Abends,  p.  78  (and 
anderswo)  abends,  p.  29  am  Morgen,  p.  78  morgens.  Unklar  ist  die 


F.  Petrit  Leitfaden  fwr  Chemie  ang.  v.  J,  Gr.  WaUentin,      771 

kaauBg  der  Worte  p*  66  «,dte  (Dr&ipeDcestückchen)  wegen  dieses 
lndesüblicheu  Schmuckes  daher  als  „Eupien*^  auch  die  gesuchteste 
eldsoiie  sind"  und  fehlerhaft  im  Stil  ist  der  Satz  p.  212  ^das  Herz 
"Von  Europa»  Deutsehland,  wird  auf  zwei  Seiten  vom  Meere  bespült.** 
—  Der  Druck  ist  correct.  Dem  Ref.  sind  nur  folgende  Corrigenda 
tofgestossen :  p*  3,  Z.  86  boU  das  Anführungszeichen  nach  dem  Worte 
fetriebeu  wegfallen,  ebenso  p.  33,  Z*  5  das  Fragezeichen  nach 
Fropf;  p.  242  soll  es  statt  der  £ichbaum  entsprechend  dem 
tücke  Nr.  84  heiseen  der  Chrisibaum;  p.  19  fehlt  bei  der 
scbnft  Afrika  und  p.  53  bei  das  goldene  Vlies s  das 
Sehen  *,  das  nach  der  Einrichtung  des  Buches  anzeigen  soll ,  dass 
_ia  diesen  beiden  Lesestücken  Anmerkungen  gegeben  sind;  dagegen 
p.  148  bei  der  Aufschrift  Legenda  jenes  Zeichen  zu  streichen, 
das  Legestuck  ohne  Anmerkungen  ist;  oder  sind  sie  durch  ein 
jFersehen  Tergessen  worden  ?  Nöthig  wenigstens  wären  sie  zu  einigen 
«Hen  dieses  Stückes.  Zu  dem  Bäthsel  p.  113  fehlt  die  Auflösung 
nd  da  sie  ziemlich  schwierig  ist  und  bei  dem  Worte  Räthsel  das 
rHitäi^^  steht,  80  scheint  sie  vergessen  zu  sein;  p,  102,  Z.  92  end- 
tälBoIl  08  statt  denn  heissen  den. 

Im  ganzen  reibt  sich  das  vorliegende  Buch  seinem  Vorgänger 
ttrdig  an  und  wird  gleich  ihm  au  unseren  Schulen  gewiss  viel  Gutes 
^ften. 


Mähr.-Neustadt. 


Fr  Ot  Novotn/. 


Leitfaden  filr  den  chemischen  Unterricht  ron  Dr.  Fr,  Petri. 
Oberlehrer  an  der  Louisenstadtiächen  lieabchule,  Lehrer  an  der  kötiigU 
0b«rfeuerw(irker8chiile.  Anorganische  Chemie.  IL  Aotiage.  PrtißSMark. 
Börliüi  Nicolai'scbe  Verlagahachhandlang  (R.  Stricker)  1876, 

Im  vorliegenden  Leitfaden  werden  die  Principien  der  modernen 
A0mie  zn  Grunde  gelegt  und  die  älteren  An.schauungen  nicht  weiter 
_kftricksichtigt.  Dies  zeigt  sich  nicht  nur   in  der  Schreibweise  der 
^«mischen  Formeln,  die  consequent  durchgeführt  ist,  sondern  aoch 
t  der  Terminologie.  Dass  Verfasser  beinahe  jedem  chemischen  Pro- 
e,  den  er  beschreibt,  eine  Formelgleichung  beifügt,  kann  Referent 
AT  billigen;  dadurch  wird  dem  Schüler  Gelegenheit  geboten  nicht 
nr  sein  Gedächtnis  zu  stärken  sondern  auch  mit  dem  Verstände  zu 
^beiten,  wodurch  seine  geistige  Anschauung  des  vorgeführten  chemi- 
hen  Processes  intensiver  und  klarer  wird,  —  Die  chemische  Tech- 
nologie Ist  gerade  nicht  eingehend,  doch  in  einer  solchen  Weise  be- 
ndelt,  wie  sie  für  einen  Unterricht  in  der  allgemeinen  Chemie  ganz 
^eckentsprechend  erscheint.  Sehr  praktisch  sind  die  acht  Abschnitte, 
Erfasser  einzelnen  Partien  seines  Leitfadens  hinzufügt  und  die 
^ben  über  den  bereits  durchgeübten  Stoff  enthalten ;  besonders 
Petitionen  dürfle  sich  diese  Einrichtung  als  eine  sehr  geeignete 


772    Delabar,  Das  geometriBohe  Linearaeidien,  ang.  t.  E.  Komtmjf. 

Im  Einzelnen  sei  gestattet  Folgendes  zu  bemerken:  Der  theo- 
retisohe  Theil  der  anorganischen  Chemie  ist  von  pag.  1  —  pag.  11 
und  von  pag.  23  —  pag.  27  zureichend  behandelt.  Recht  übersieht 
lieh  ist  die  Znsammenstellung  und  Erklärung  eines  Radikales; 
einer  Säure,  einer  Base,  femer  der  neutralen,  sauren  un^ 
basischen  Salze  gegeben  und  dürfte  diese  Darstellung  manchen 
Chemiker,  der  zugleich  Schulmann  ist,  erwünscht  erscheinen.  An! 
das  Anopadro^sche  Gesetz,  dass  bei  gleicher  Temperatur  on^ 
bei  gleichem  Drucke  in  gleichen  Volumina  zweier  yerschiedener  Qasi 
gleich  viel  Moleküle  sich  befindeo,  hätte  hingewiesen  werden  können; 
denn  dieses  Gesetz  bildet  ja  eigentlich  einen  der  Hauptpfeiler  da 
heutigen  Chemie  und  pflegt  auch  in  den  neueren  Werken  über  Chemie 
in  den  Vordergrund  gestellt  zu  werden.  Auf  pag.  92  wird  der  Unter- 
schied zwischen  typischer  und  Structurformel  erörtert;  die  letzteren 
geben  ein  sehr  anschauliches  Bild  yon  der  Zusammensetzung  dar 
Verbindungen.  Referent  würde  den  Abschnitt,  der  über  die  StructQ^ 
formein  handelt,  dem  Abschnitte  angereiht  haben,  in  welchem  tb« 
die  empirischen  und  rationellen  chemischen  Formeln  gesprochen 
wird;  denn  sachgemäss  gehört  er  dorthin.  Auch  das  D  ulong- Petit- 
sehe  Gesetz,  nach  welchem  die  Atom  wärme  beinahe  aller  Elemente 
eonstant  ist,  sowie  die  Bestimmung  der  Dam pf dichte  hätte  auch 
schon  früher  als  erst  auf  pag.  94  und  pag.  95  Platz  finden  sollaB. 
Die  specielle  Chemie,  wie  sie  hier  bearbeitet  ist,  zeichnet  sich  insbe- 
sonders  durch  Klarheit  und  Präcision  aus,  wodurch  es  dem  Verfasser 
möglich  wurde  ein  so  weites  und  umfangreiches  Gebiet  auf  verhält- 
nismässig sehr  kurzem  Baume  zu  behandeln.  Einige  hierher  gehörige 
Capitel  sind  geradezu  mustergiltig  ausgearbeitet  (es  sei  nur  auf  die 
Chemie  des  Kohlenstoffes  und  des  Eisens  hingewiesen). 

Die  am  Schlüsse  des  Leitfsidens  befindlichen  Bemerkungen  über 
Kältemischungen,  Flammenreactionen ,  sowie  die  Aufstellung  der 
procentarischen  Theilnahme  der  einzelnen  Metalle  bei  Legierungen 
(Kupfer-,  Aluminium-,  Nickel-,  Antimon-,  Wismuthlegierungen)  sind 
willkommen,  da  deren  Anwendung  in  der  Praxis  häufig  ist. 

Brunn.  Dr.  J.  G.  Wallentin. 


Delabar^  Das  geometrische  Linearzeichen.  Dritte  Auflage.  Frei- 
bürg  i.  B.  1878. 

Dieses  Werk ,  welches  den  ersten  Theil  einer  grösseren  Ar- 
beit über  „Linearzeichnen ^  bildet,  ist  soeben  in  neuer,  fast  unver- 
änderter Auflage  erschienen.  Es  behandelt  in  möglichster  Kürze  die 
wichtigsten  Elementarconstructionen  in  der  Ebene  in  klarster  und 
fasslichster  Weise ,  so  dass  es  nicht  nur  als  Lehrmittel  für  (Gewerbe- 
schulen, sondern  auch  Jedem  anempfohlen  werden  kann ,  der  durch 


A.  Gareke^  Flora  tob  Deotschlaad,  aag,  ?.  W,  Se%(^rdt    77^ 

Sdll)eiiijdmm  einige  Kenntnis  des  technischen  Zeichnens  sich  aneignen 
fclTJll*    Von  Vorkenntnissen  wird  blos  ein  Minimum  vorausgesetzt. 

Die  rasche  Verbeitung  dieses  Werkchens  spricht  schon   für 
Zweckmässigkeit  nnd  vielseitige  Verwendbarkeit. 
Graz.  Emil  Kontnj. 


Flora  von  Deutschland-  Zum  Gebrauche  auf  Eicursioiien,  io  Schuley 
und  beim  Seihst  an  terri  cht  bearbeitet  von  Dr  August  Garcke,  Prof. 
an  der  ünivorsitiit  und  Cüstos  am  königi  Herbarium  in  Berlin. 
13.  Aufl.  der  Flora  von  Nord-  und  Mitteldeutschland  erweitert  für 
dm  Gebiet  des  deutschen  Keiches»  Berlin.  Verlag  von  Wiegandt, 
Hempel  and  Parey  187Ö.  Kl.  8».  516  S.  Preis  5  Mark. 

Garcke's  Flora  ist  eines  der  besten  Handbücher  zum  Bestimmen 

der  einheimischen  Phanerogamen ;  denn  sie  wurde  mit  vollkommener 

Kenntnis  der  in  ihr  behandelten  Arten  geschrieben ,  sie  heriicksich- 

Bgt  eingehend  die  neuere  systematische  Literatur,  ihre  Beecbrei- 

f lieben  die  wesentlichen  Unterscheidungsmerkmale  klar  her- 

Einrichtung  ist  praktisch,  die  Verbreitung  der  einzelnen 

cies  im  Floreiigebiete  wird  eingehend  behandelt,  endlich  ist  der 

Qg  des  vorliegenden  Buches  ein  massiger,  sein  Druck  ein  cor- 

er,  sein  Preis  ein  billiger.  Diese  Vorzöge  machen  es  erklärlich, 

'laas  Garcke's  Flora  sich  in  Deutschland  allgemeiner  Beliebtheit  und 

der  weitesten  Verbreitung  erfreut. 

Die  vorliegende,  neueste  13,  Auflage  unterschetdet  sich  von 
den  froheren  dadurch  wesentlich,  dass  sie  sich  nicht  auf  Nord- 
dentschland  beschränkt,  sondern  dass  in  sie  auch  alle  in  Süddeutsch- 
knd  (mit  Einschluss  von  Elsass  und  Lothringen)  wildwachsenden 
OefHaspflanzen  Aufnahme  fanden.  Ausgenommen  sind  blos  die 
wenigen  Arten,  welche  nur  auf  den  Alpen  Baiems  vorkommen. 

Durch  diese  Erweiterung  gewinnt  Garcke's  Flora  eine  erhöhte 
Bedeutung.  Sie  kann  als  gutes  Handbuch  beim  Bestimmen  der  ein- 
eimischen  Phanerogamen  auch  in  jenen  Kronländern  Deutsch- 
esterreichs, welche  nicht  zum  Gebiete  der  Alpen  gehören  (also  na- 
bentlich  in  Böhmen ,  Mähren  nnd  Schlesien)  mit  Vortheil  benützt 
werden. 


Wien. 


H.  W,  Reichardt. 


Vierte  Abtheilung. 


Miscellen. 

(Stiftanedn.)  —  Der  Geistliche  Adalbert  St^pek  hat  mit  einem 
Capitale  von  5077  fl.  in  Werthpapieren  eine  Stipendienstiftaog  für  iwei 
dürftiee  Studierende  aas  Haczow  (Bezirk  Brzozöw)  gegründet  und  iit 
diese  Stiftung  mit  dem  Ansfertigungstage  des  Stiftbriefes  aetiviert  wor- 
den (Min.-Erl.  v.  6.  Juli  1878  Z.  10508).  —  Der  am  20.  Febnuur  1876 
in  Ejremsier  verstorbene  pens.  Secretar  der  Gabinetskanzlei  Sr.  Mi^jestit, 
Regierungsrath  Peter  Czapek,  bat  mittelst  letztwilliger  Erklärung  ein 
Capital  von  24000  fl.  zur  Gründung  einer  Stipendienstiftung  mit  vier 
Stipendien  a  300  fl.  hinterlassen.  Diese  Stipendien  sind  für  Jünglinge 
christlicher  Religion  bestimmt,  welche  aus  Nepomuk  gebürtig  sich  an 
einer  inländischen  deutschen  Lehranstalt  den  Studien  irgend  eines  Fachei 
vridmen.  Der  Stiftbrief  ist  am  6.  Juli  1878  ausgefertigt  und  ist  die 
Stiftung  mit  diesem  Tage  ins  Leben  getreten  (Min.-Act  Z.  11804  v.  J. 
1878).  —  Mit  letztwilliger  Verfügung  vom  30.  Jänner  hat  Anton  Joseph 
Spudwinski  eine  Studenten-Stipendienstiftung  für  dürftige,  fleiioge 
Studierende  kathol.  Religion  aus  Galizien  und  Krakau  gegi^ndet.  Aus 
dem  Ertrage  des  mit  11.111  fl.  40  kr.  in  Werthpapieren  beziflferten  Stif- 
tungscapitales  werden  drei  Stipendien  ä  160  fl.  verabreicht  werden  (Stifl- 
brief  vom  26.  März  1878.  Min.-Act  Z.  10970  v.  J.  1878>.  -  Der  galiz. 
Gutsbesitzer  Emil  Torosiewicz  hat  mit  einem  Capitale  von  5000  fl. 
in  5X  Pfandbriefen  der  galiz.  Bodencreditanstalt  zwei  Stipendien  ä  135  fl. 
für  dürftige  Studierende  seiner  Verwandtschaft  an  den  galiz.  Mittel*  und 
Hochschulen  gegründet  (Stiftbrief  v.  4.  Juli  1878.  Min.-Act  11205  v.  J. 
1878).  —  Die  von  der  Gräfin  Josepha  von  Hendl  letztwillig  gegründete 
Stipendienstiftung  für  einen  Studierenden  aus  der  Pfarre  Tscbars,  even- 
tuell aus  dem  alten  Gerichte  Castelbell  in  Vintschgau,  ist  mit  dem  Ca- 
pitale von  800  fl.  activiert  worden  (Stiftbrief  vom  1.  Sept.  1877.  Min.-Act 
Z.  10990  V.  J.  1878).  —  Die  Sparcasse  in  Reichenberg  hat  einen  Be- 
trag von  300  fl.  zur  Errichtung  von  Stipendien  für  Schüler  der  Staats- 
gewerbeschule  in  Reichenberg  im  Schuljahre  1878/9  gewidmet  (Min.-ErL 
V.  17.  Juli  1878  Z.  9730).  —  Die  Handels-  und  Gewerbekammer  in  Rei- 
ch enberg  hat  in  der  Sitzung  vom  16.  Febr.  d.  J.  die  Gründung  eine» 
Stipendiums  für  Schüler  der  Reichenberger  Staatsgewerbeschule  im  Be- 
trage von  150  fl.  beschlossen  und  wird  die  jährliche  Erneuerung  dieses 
Stipendiums  dem  jeweiligen  Beschlüsse  der  Kammer  vorbehalten  (Min- 
Act  Z.  10977  V.  J.  1878).  —  Der  Gutsbesitzer  Vincenz  v.  Dan§k  in  Fng 
hat  aus  Anlass  des  a.  h.  Geburtsfestes  Sr.  Maj.  zu  Zwecken  des  Vereines 
zur  Gründung  einer  deutschen  höheren  Töchterschule  (Mädchen-Lyceum) 


MiscelleQ. 


775 


_  t|?  den  B«tn^  von  25O0O  fl.  in  Obligatiotieii  der  Silberrento  gewidmet 

b.-ETl  T.  2ä  Aug.  1878  Z.  13€Ö9.)  —  Frau  Eugenift  Stankie wicz,  geh, 

liowska,  hat  ein  Camtal  ton  2CKX>  fl.  in  Pfandbriefen  der  gali«.  ßoden- 

litansUlt  ZOT  Gründung  einer  StipendieDstiftnn^  gewidmet,    welche 

Namen  ihres  Gatten  Stefan  Mogila  Stank iewicz  führen  soll  und 

lebst  für  Verwandte,  sodann  für  andere  dürftige  Schüler  adeliger  Ab* 

Vt   und    römisch -kathoL  Religion  an  den  galiz,  Volks-,   Mittel-  nnä 

bschulen  bestimmt  ist  (Stiftbrief  v.  15.  Angnst  1878,  Min.^Act  Z.  13846 

l  1878).  —  Die  von  dem  k.  k.  0 berfin an zrathe  Joseph  Jarmer  (gcst 

29.  Juni  1874  in  M ährisch -TrQbau)  mit  einem  Capitale  von  55i^  fl. 

töndetö  Verwand tschafts-Stipendienatiftting  ist  mit  dem  Datum  de» 

Ibriefes    activiert  worden    (Stit'tbrief  ?.   20.    August   1878.   Min.-Act 

13952  y.  J,  1878).  —  Der  am  16.  Juni  1873  in  Wien  verätorbenu  Eech- 

ih  der  k*  k.  Hofbuchhaltuug  für  Münz«  und  Bergwegeo,  Joseph 

^«n dorfer,  hat  in  einem  Codicille  vom  19.  März  1872  die  letitt- 

j  Anordnung  getr(>ffen,  dass  von  s^?ineni  Vormögen  ein  Capital  von 

ft.    in  5X    Staataschuldverschrcibimgen    der   Universitilt   in  Wien 

der  Bedingim^   übergeben  werde,    die  Interessen   hievon   für  sechs 

Studenten  jährlich  zu  siebzig  Gulden  auszutheilen.  Der  bezügllchö 

Ibrief  erhielt  am  28.  August  d.  J.  die  behördliche  Genehmigung  (Min«- 

Z.  14403  V.  J.  1878), 

(D  e n  k 8 c h  r  i  f t e  n  über  das  Usterr.  Unt^  -r'  ^  ^    :^ ^en.)  —  Der  Hr. 
,  für  C.  und  U.  hat  bei  Gelegenheit  der  Weli  r,^  1878  die  Ab- 

mg  von  drei  Denkachriften  veranlagst,  weli ...  .^.^  Entwicklung  des 
srrichtsweaens  in  dem  Zeitraurae  von  1868—1877  zur  Darstellung 
gen.  Diese  Schriften»  bei  A,  Holder  erschienen,  sind:  1.  die  Verwal- 
\  der  österr,  Hochschulen  von  1868—1877,  dargestellt  von  Dr.  C.  Le- 
er, Sectionschef  im  Min.  für  C.  und  U,  Fr.  3  fl.  50  kr.  2.  Oesterr. 
[s-  unil  Mittelscbnlwesen  in  der  Periode  von  1867  —  1877,  überaicbt- 
dargestellt  von  Dr.  A.  Egger- Müllwald  Pr.  i  fl.  50,  3.  Die 
iwegung  in  Ocsterreich  seit  der  Pariaer  ^VeltaUs^tellnrtg  im  J.  1876, 
(llt  von  R.  y.  Eitel  berger.  Fr.  1  fl.  30  kr 


(Statiatischcs  Handbncb  der  öaterr.-ung.  Monarchie  für  den 

■auin  18*j7 — 1876).  —  Dieüea  von    den  Vorständen    des    österr.    und 

^r.   statistischen    Bureaus  verfasst«    Handbucii    ist    bei  A.  Holder   in 

m  trschien*3u  und  werden  die  Lehrerkreise  auf  dieses  Werk  auf  merk- 

gemacht  (Min.-ErL  v.  9.  August  1878  Z.  imSS). 

Der  ^Akademische  Kalender  der   oaterr.  Hocbscbulen 

ibrgaug  ist  soeben  im  Verlage  von  Morii  Per  los  erschienen.  Die  Re- 

hn  der  flÄlma  mater**,  welche  diesen  Kalender  herausgibt,  hat  es  sich 

sein  lassen,  diesen  Jahrgang  noch  reichhaltiger  und  interessanter 

[ton,  als  seineu  Vorgänger  und  ganz  besondere  Sorgfalt  auf  die 

icit  und  Vollständigkeit  desselben  verwendet.     Aus   dem  roichen 

te  des    akademischen  Kalenders  sei  uns  gestattet    einiges   hervor* 

■  die  Snmmlung  aller  auf  HochschuleQ  Bezug  habenden  M»ni- 

des  Jahres   1878,   das  Vorlesungsverzeichnis    der  Wiener 

,\  iiir  das  Wintersemester  1878/9.  Chronik,  Persoualstand  und 

enz  samnitlicher  Hochschnlen  Ocaterreichs,  eine   kurze*  Geschichte 

tochn.  UuchschulwescDS   in  Qesterreich ,   eine   ausführüche  Darstel- 

dw    studentiachen  Vercinslebens,    sowi«    endlich    eine  Sammlung 

für   die  Hörer  jeder  Pacultat   nothwendigen  Bestimmungen   and 

Wenn  wir  noch  hinzufügen,  dass  derselbe  ein  Kalendariam,    ein 
tiuch,   sowie  die  sonstigen  Beigaben  eines  Kalenders  enthält^    und 


776 


MifiCelkü. 


dass  die  Ansstattung^  dief^cs  handlichen  Notizkalenders  eizre  ^ans  entrore- 
chende  ist,  so  glaaben  vir  mit  Tollem  Recht  db  Beha  r  ^  _  nfstellsn 
10,  könnon,  doss  der  2.  Jahrgang  des  akademischea  Kd)  r  o&ierr« 

Hochschulen  allen  Anforderangen ,  die  tUglicU  an  eineii  :><mulicxi  geftelH 
werden  können,  durchaus  entspricht. 


Literarische  Notizen. 

Leipziger  Studien  zur  classischen  Philologe,  UerauBgegebeo 
G.  CurtiuB,  L.  Lange,  O.  Ribbeck,  H.  Lipsius,  Bd.  L  H«ft  l, 
Leipzig  HiTÄel  187B. 

Die  von  ö.  Curtiue  und  K,  Brugraann  herausgegebenen  *Stndien 
zur  griech.  und  lat,  Grammatik*  haben  mit  dem  10.  Bande  ihren  Ahschlos) 
erhalten;  statt  ihrer  treten  die  'Leipziger  Studien*  ein»  wolche  jährlich 
in  zwei  Heften  (Preis  für  jedes  Heft  4 — 6  Mark),  die  einen  Band  bilden, 
erscheinen.  Den  Kern  der  Samralung  werden  ausgewihlte  philoiogiftehe 
DoctordisBertationen  der  Leipziger  Universität  bilden,  denen  sich  gelegent- 
lich PreisBchriften,  Uabilitationsächriften  und  kleinere  Mitthei langen  aus 
dem  philologischen  Seminar,  wie  aus  verschiedenen  wissenscljaftlichen  Ge»» 
»ellechafteo  Leipzigs  anBehliessen  werden.  Ausserdem  behalten  die  Ht*rren 
Herausgeber  es  sich  vor,  eigene  Beiträge  hinzuzufügen.  Das  erste  Heft 
(262  SS.,  Pr,  5  Mark),  welches  vor  Kurzem  erschienen  ist,  gibt  eine  Ab- 
handlung von  Malvin  B'3cht;rfc  'de  M.  Mouilii  emendandi  ratione*,  in  wekhtsr 
nachgewiesen  wird,  da^^  der  beste  Codex  der  Bruxellenais  (olini  Gembla- 
ceuBia)  n.  10012  aus  dem  Ende  des  10.  oder  dem  Aaiange  des  IL  Jahr- 
hunderU  ist,  dann  Detlef  Wibdorf  *Fasti  Hispaniarum  provinciÄium', 
Georg  Curtius  'JVf/aro^'  (y^(a)i-rof<,  Ssk,  nasatö,  vatu}  st.  %*nöjiu;  Gang, 
Fahrt,  das  (glückliche)  Gelungen  wohin,  das  zurechi  Kommen;  pootifiot 
was  gut  kommt»  gesund,  frisch;  vgL  goth^  nisan,  nas  zarecht  kommeiL, 
genesen,  nasjan  heilen),  endUch  L.  Lange  *Enwvfdos  o^/oiiv  Die  Ao** 
stattung  ist  vorzüglich. 

De  oomiuibus  graecis  iu  AIOC  AIA  AION  scr.  Konradus  Zacber, 
(diss.  phil.  Halens.  vol.  III  pars  prior),  Halis  Saronum,  M.  Niemem 
1877,  8,  VIH  y.  280  S«. 

Eine  gründliche  Untersuchung  über  die  Nominalbildungen  ioi 
Griechischen  mit  dem  Suß*iie  ato,  in  wekher  besonders  die  sorglaltige 
2usarameimU*llaug  des  gesaramten  Materiales  Anerkennung  verdieuL  Äo/ 
dieser  Grundlage  war  es  möglich  die  Form  und  den  Gebraueh  mAnchti 
Wörter  festzustellen    und  die  Arbeit  bietet  daher  einen   wi  njft 

Beitrag  zur  griechischen  Lei ikographie.  Dagegen  konnte  di*  iog 

des  Suffixes  ata  selbst  bei  der  Beschränkung  auf  dasselbe  nicht  üi^^raU 
eine  erschöpfende  sein.  Eine  solche  wird  sieb  eigentlich^  wie  die«  A»r 
Verf.  selbst  anerkennt  (p.  V  ff,),  erst  in  einer  Arbeit  über  das  Suffii  w 
gehen  lassen,  wie  denn  auch  der  Verf.  in  dem  ersten  Tbeile  *de  tunnl- 
nattonis  AIOC  formis  diversis'  mehrfach  die  engen  Schranken,  welchoi  er 
sich  selbst  gesteckt  hatte,  ö  be  r  seh  reite  u  musste.   In  dem  /weiten  Tbeik 

*de  terminationis  AIOC  natura  et  generibus*  führt  der  V ^'    ^r,  .i„,>  T<*f 

flchiedenen  Rubriken  die  einzelnen  Wörter  iu  aiphabet t  1^ 

aaf.  Dies  gewährt  teinen  eigentlichen  Nutzen,  cla  ja  ei  im 

Schlüsse  des  Burhes  es  leicht  macht  jedee  Wort  aufzu  :(m 

kann  so  der  Leser  nicht  leicht  zu  einer  üebcrsieht  der  ^  -t- 

breitung  des  Suffixes  gelangen;  es  wäre  dither  die  Anoidnung  inK-h  dea 
▼erichiedenen  Sprachperioden ,  beziehungsweise  Autoren  ent*chirdea  f^r* 
zuziehen  gewesen. 


Mitt€elleiit 


777 


Wilhelm  Adolph  Becker.  Charikles.  Bildler  altgriecbischer  Sitt<? 

mr  gtiiaaereu  Kenntnis  des  griechkcheti  Prifatlebens,  neu  bearbeitet 
von  Hennann  Göll;  3  Bände.  Berlin,  S.  Cahary  &  Co.  1877/8. 
CalvaryV  philoL  Bibliotbek  Bd.  40—42,  Einrelnpreia  18  Mark. 

Doft  schöne  Bach  Becker*»,  1840  erschienen «  wurde  bekanntlich 
18M  fon  K,  U.  Hermann  neu  herausgegeben,  der  mit  Beibehaltung  des 
iii|»fln^lichen  Teites  »eine  Zusätze  ^  In  welchen  die  Fortscbntte  der 
Wiäeeoiichift  auf  diesem  Gebiete  verwerthet  waren,  in  Klammern  beifögte. 
DfDaelben  Weg  schlägt  Hr.  G.  in  der  vorliegenden  Ausgabe  ein.  Er  hat 
dk  Hermann 'sehen  Bemerkungen  unter  Nennung  ihres  Verfassers  in  seine 
laukUr  itet,   nur  ganz  kleine  Bemerkungen  sind   zuweilen  ohne 

wMkic  aufgenommen.  Auch  hat  er  manches  geändert;    80  hat 

-^  ^    '  '      ^rkungen,  die  einen  besseren  Platx  in  den  Eicursen 

tht,  und  auch  einen  Excurs   (tiber  das  Reiben)  neu 

..  .i.  i;..  i^A  ti^n  Zusätze  des  neuen  Herausgebers  geben  von  seiner 
'urkenntnis,  Sorgfalt  und  Umsicht  Zeoj^nis.  Weniges  ist  tiber- 
^  ^  rj ;  am  meisten  ißt  dies  bei  der  eigentlich  archäologischen  Lite- 
iisur  J«fr  Fall,  deren  sorgfäUige  Ausbeutung  noch  gar  mancherlei  Nach- 
ttlg^  liefern  könnte.  Ein  ausfUhrlicbtis  Et^gister  erhöht  die  Braue hWkeit 
im  Boches. 


B,  W,  St  oll,  Die  Meister  der  griechiachen  Literatur,  eine 
üeberMCbt  der  classibcbeir  Literatur  der  Griechen  für  die  reifere 
Jö^md  und  Freunde  des  Alterthums.  Leipzig,  Teubner  1878.  8,  VI 
n*  426  ^8. 

IKese»  Buch,  zunächst  für  die  reifere  Jugend  der  Gymnasien  be- 

lÜmmt,    behandelt  das  classische   Zeitalter   der  griechischen    Literatur, 

*'^    '       '  ^  ^^  mer  bi«  Aristoteles,  in  der  Weise,  dass  nur  die  aus- 

r  in  einzelnen.  Abschnitten  ausführlich   besprcM;ben 

.     ..    ,^.Mphiscbe   Element  tritt  bei   der  Schilderung  in  den 

L  jedoch  wird  kfiner  der  Meister  vereinzelt  dargestellt,  fcondem 

i   auf   die   Entwicklung    der    einzelnen    Literaturgatttingen 

--enommen,  so  dass  der  Leser  zugleich  eine  Uebemicht  Über  die 

jid  das   gesammte  Geistesleben  der  Griechen  erhält.  Das  Buch 

im    bekannten  Weise  des  Verf.  mit  Geschmack   und  Umsicht  ge- 

-n     r>er  Ton  ist  «iftera  allerdings  sehr  pepulär.  wenn  mau  damit 

ungen  in  den  Ausgaben  der  Weidraannschen  »ider  Teubner- 

vergleicht,  die  doch  zunächst  für  die  fc>chüler  bestimmt 

\u-  ri  i;-i  die  Darstellung  bisweilen  breit  und  manches  Unnothige 

n,    während    Wichtigere»  unbesprochen   bleibt    So    ist  z.   B,   die 

-^..-^  der  Dichtunp"swcise  des  Sophokles  S.  220  gar  zu  knapp;  über 

^  '\en  Chores  in  dessen  Dramen,  die  Chorlieder,  das  eigentlich 

t.  ..  ,  Element  usw.   ist  nichts  gesagt,  während  doch  lekht  dafür 

fcaum    hftttf?  gewonnen   werden   können,  wenn  der  Verf,  z.  B.  die  Stelle 
_  ^t'T   A'  =  -  'ivlos  als  Lehrer    des  Sophokles  (S.  218)  kfirzer  gefasst  oder 
Erwähnung  des  apokryphen  Briefes  des  Euripides  an  Sophokles, 
tizlicb  werthlos  ist,  unterlassen  hätte.  Am  wenigsten  befriedigt 
(»her  Homer.  Gegen  einzelnes  lassen  sich  gegründete  Bedenken 
durfte  z.  B,   die  Notiz  über   die  zehn    Strategen   als  Preis- 
lS».  1*19)  höchstens  als  Sage  mitgetbeilt  werden,  S.  208  sollte  es 
'im  lejchten  Chiton,  gesalbt,  die  Leier  in  der  Hand,  führte  er 
'die  den  Siegespäan  sangen^  q.  dgL  m. 


179 


Miscellon* 


Römische  Kriegsalterthümer  für  höhere  Lebrwist&ltea  und 

Sclbstüütümcht  bearbeitet  von  Dr.  W.  Kopp,  Gjmn&sialdifcelor. 
Dritte  erweiterte  Auflage.  Berlin,  J.  Springer  1878,  )tL  8,  IT  md 
54  SS. 

Das  ßücblein  ist  allerdin^  weit  besser  als  'die  Geschichte  du 
griechischen  Literatar*  de«aelben  Verfassers,  welche  wir  in  diesem  Jabii 
jfÄDgö  S.  144  f.  besproehen  haben,  freilich  nar  deshalb,  weil 
durchatis  ein  Excerpt  aus  dem  Handbucbe  der  römischen  Ali 
von  Becker-Marquardt  (fll,  1)  ist,  dem  sich  der  Verf.  iu  ieiiM 
oft  wortlich  anBchlieH^,  In  dieser  dritten  Auflage  bat  er  ävks  Hl 
der  römischen  Alterthimer  von  Marquardt-Mommsen  fV,  2)  Ta 
und  darnach  miuicbes  geändert.  Nichts  desto  weniger  läast  aocli 
Darstellung'  gar  um  neb  es  zu  wünschen  übrig.  Es  finden  sich  ifi  ^«rsel 
nicht  bloa  einzelne  Verstösse  ^    eondem  es   ist  auch  die    ■  ^  ü« 

Stoffes  mehrfach  nicht  entsprechend.  So  musste  t.  B,  S,  4 
Zahl  der  Legionen,  der  Stärke  der  einzelnen  Legion  osw.  ^ 
den,  weil  ohne  diese  Erörterung  der  Abschnitt  über  die  Ai-ii   l' 
die  Führer  der  Legioi*  nicht  verständlich   ist    Auch   ist  Uk   Uvt 
über  die  historische  Entwicklung  des  römischen  Hwrwesen«  ri«!  ntj 
und  unklar,    Bei  der  grossen  Knappheit  der  Dar^^lltiTic    der«ii 
Verf,  befleisst,    ist   manches  dunkel    und  zweidr  mnss  iq^ 

Yerständnissen  Anlass  geben.  Das  Ö.  IV  mit^ethtu  nt  'alträ 

Sitte'  ist  recht  abgeschmackt. 


Programmensohan. 

tFortsetzang  ans  Heft  VIU  u.  IX,  S.  718  Jahrgang  1878.) 

81 .  lieber  die  Gnomen  in  Sophokles  Dramen  (0  przypowiescia 
{yvw^iai)  W  dramatach  Sofoklesa),  Von  Bronislans  Gntm»«« 
Programm    des    k.    k.    Tarnower    Obergymnasiums.    Tamow   l87I 
S.  5-3:3.  S\ 

Nach  einigen  nicht  ganz  richtigen  Bemerkungea  ttber  dti  Wj 
der  Gnome  überhaupt  utjd  den  Gebrauch  deraelbcn  in  der  gneehifl^ 
Literatur  wendet  sich  Hr.  Gutmann  zur  Betrachtung  der  in  df^n  ^?WP| 
sehen  Tragödien  vorkommenden  Gnomen,   In  lecht  an^p»^  ^ 

stellt  der  Verf-  die  Guoniun  nach  den  in  den  Tragödien  au 
sonen  zusammen,  entwirft  *?ine  Charakteristik  di  ^' 

hiebei  die  Motive   hervor,    die   den  Gebrauch  v^ 
dingen.    In    den  vom  Verf.    auf  Grund  der   Gru 
Personengropjwn  nimmt  Antigoue  (in  der  gleiclu 
Charakter  nach  seiner  Ansicht  den  Gebrauch  von  ' 
ersten  Platz  du.  Die  II.  Gruppe  bilden  Elektra, 
Aias;  die  IIL  Deianeira  undTekraessaj  die  IV.  h. 
Meoelftoa  und  Chrysotbemis,  In  der  V.  werden  recht  |.  ■ 
handelt  die  Boten  in  den  Tragödien  Ant.,  Tnich,,  Am 
Wächter  in  der  Antigone,  die  Tronhos  und  Lichas  in  Utt 
die  VI.  Grupp*?  bildet  der  Chor.  Im  Emlog(Vnj  hebt  der  V#>i 
der  Gnomen   zum   prägnanten  Ahscnluss  von   längereu    A 
Keden  liervor  und  gibt  schliesslich   ein  Verzeichnis  4er  *: 
Tragödien  vorkommenden  Gnomen.    Di'  —        , vi.   .ji.,. 
correcten,  bliihenden,    fast  zu  lebhafte 

noch  Folgendes:  Erstlich  hätte  unter  d  ^--h 

nam igen  Tragödie)  entfallenden  Verser  is  v,  ÖU6  i 

werden  sollen ;  jedenfalls  aber  ist  die  B'  i       .       _;,  ala  sehlii 
Charakter  an  sich  den  Qehranch  von  Gnumeu  aus,  uicht  stichhftltig« 


Miflcellen. 


77» 


M  ih  J^ÄmmhiDg  bei  Weitem  nicht  vollständig.  So  werden  in  den  vom 
VcrC  *teTi   Gruppen   mehrere  Personen,  wie  Oedipns,  Odysseus, 

Vh]}f'  lolemoa  a.  a.  vermisat;  desgleichen  fehlen  im  Verzeichnis 

on,  äo  im  PhU.  VT.  öl,  98  f.,  111,  m  f.,  305  f. ,  386  f.,  431  f., 
!  B37  f.,  641,  672  L,  837  f  ,  842,  863  L,  1140  f,,  1316  f.  u.  a.  ra, 

\fl£lll*'ü  r, i'  '  ^  t  blieben  die  Fragmente,  wiewol  gerade  durch 
dteelbtn  ;    um    ein    bedeuten  des    vermehrt  worden   wäre. 

ftvtÜMCht  Hi>[*'  riiuiHJo  die  Hin  Weisung  auf  die  formellen  Kigeuthüm- 
idÜEeiten  der  Gnomen  (z.  B,  auf  den  Gebrauch  von  lot:  Phil.  vv.  475, 
Öl,  837.  1140  f,  Q,  a.^  die  Individualisierung  der  Gnomen,  vgl.  Sdineid«- 
vii^Nanck  in  Oed,  Tjr.  v?.  403,  961  u.  a.  m.),  so  wie  die  Hinxufögung 
fvc  P^rtilU'len  aus  anderen  Schriftstellern,  dergleichen  von  den  Krklirera 
r  :  des  Sprüchartigen  mitunter  (vgl.  Sehne idewin-Nauck  tu 

1  i.i6.  446,  837  u.  a.)  verzeichnet  werden. 


üt*b€fr  die  Echtheit  des  Epilogs  der  Cyropädie  (0  autentycz- 
Oüsei  epilogu  Cyropedyi).  Von  Prot  Joseph  Cinser.  ProgTÄmm 
des  k.  k.  Priemysler  Ohergymnnsiums    Prxemyil  1877.  52  SS.  8». 

f  ..n  T^q^  ^er  Cyropädie  hält  Er,  Gipser  für  authentisch,  da  ohne 

ihons  Stcllnng  als  Mensch,  Patriot  und  Historiker  gefährdet 

.;  ropiLdie  heabsiehtige  nämlich  Xenopbon  an  der  mÖglichEt 

von  ihm  keineswegs  anempfohlenen  Eegieruugsform*  der  Anto- 

I  Beweis  iu  liefern  für  den  Satz;  onoioi  iirt<;  yd^t  «y  ot  ngo' 

itff4if  tuot,  ToiovTOi  ;f«i  oi  v;t'  avTais  ta^  Inl  to  noXv  yiyvoviai  (Cyrop. 

111.  S  b):  das  Perserreich,  das  zur  Zeit  Xenophons  unter  schlechten  Vor- 

licni  in  Verfall  geratiien  (vgl.  den  Epilog)  sei  einst  gross  und  blühend 

vtMD,  al&  Männer  von  Cynis  Art  an  seiner  Spitze  standen ;  eben  bü  könne 

'i  j«des  andere  Volk  glücklich  werden»  falls  es  den  Weg  der  Tugend 

und   töchtige   Vorsteher   hab«*.    Neben   diesem  Hauptzweck   habe 

^y...    -     h    indirect    die    Griechen   zur   Reform    ihres  Staatswesens 

"itfi  dieselben  vom  Wahne  der  Perserfürcbt  Wfreien,  da- 

^..i  die  vom  Norden  her  drohende  Gefahi' aalmerksam  machen 

s  die  bauptsiichlichstijn  Gedanken,  die  in  den  labyriuihartigen 

r   spraclilich   zwar    ziömlich    correcten^  aber  durch    zahlreiche 

veranstalteten  l*rograuimarbeit  sich  ausfindig  machen  lassen. 

.rhon  diesen  und  anderen  subjectiven,  ja  pbantasti sehen  An- 

I    nicht  beistimmen,  so  muss  die  Art  der  Behiindlung  als 

L'en  und  unstatthaft  bezeichnet  werden.  Die  auf  das  Thema 

Schulz  und  Borneraann  ausgenommen,  existiert  für 

?;    dagegen  wird   ein    neaes.  Hm.  Gipser  genügsam 

1  -  Kkment  in  die  romanhafte  Erzählung  aufgenommen, 

«   sich   grnnd-   und   haltlose  Polemik   geilen    eiu   Privat^ 

-  iniher  in  Lemberg,  ^gegenwärtig  in  Graz  docierenden  Prof. 

1   vor  Jahren  seinen  Schüler  in  schonender  Weise  auf  die  grosse 

fmerksam  machte,  die  sich  derselbe  in  einem  über  den  nim- 

nstand  handelnden  Aufsätze  zu  Schulden  kommen  liess.  Diese 

r  vorliegenden  Arbeit  überall  hervortretende,  keineswegs  ab- 

«ii^i»fi»de    Willkür    wird    noch    durch    eine    breite    und    lästige    Ge- 

rftriirk^Mt.   durch   fremdartige  und   ungehörige  Bemerkungen,  durch 

Ij-  iviale    Vergleiche   und  Witzeleien,  durch  Spöttereien,  In- 

ft  hlfisi^keiten  gegen  einzelne  Persönlichkeiten  und  Stände, 

und  Nationen  u.  dergL  bedeutend  überboten.  Diese  Ans- 

saco  gehäuft,  dass  cu  fast  den  Anschein  gewinnt,  als  habe 

<  j|.**  t    nur  seinem   Aerger  und  Mismuth   über  so   manche   Wider- 

ilfleit    und  Täuschung  im  Leben  Luft  machen   wollen.    Und   dieses 

JsMsoscliaft liehe,  in  didaktischer  Hinsicht  sogar  verwerfliche  ünicnra 

lier  Pro^frammenliteratur  wird  von  einem  Recensenten  in  der  polniscben 


780  Miseellen. 

Revue   (Fttegl^d  polski,    187B«  Märzlieft  S.  449  f.)    als  Mu 
philologischen  Arbeit  hiogestellt  und  hiebet  dus  Bedauern  aui^ 
dass   es   Hrn.  Gipser   nicht  vergönnt  sei   dergleichen  yoio    Uni« 
katheder  herab  zu  verkündigen.    Wir  bedauern  nur  die  Schuld 
eine  derartige  Kost»  wie  sie  hier  im  Programme  des  Hrn,  Cip 
speichert  vorliegt,   constatierter  Weise  auch  in   der  Schule   ?« 
wird,  und  wundern  uns,  dass  das  Przemyiler  Gymnasium,  dessen  F 
sonst  durch  gediegene  Abhandlungen   sich  auBzeichntten ,  die 
von  seinem  Senior  so  arg  hat  mifc^pieleii  lassen. 

83-  De  genetifi  absolut!  iE  Homeri  Odyssea  usu.  Von  Jok 
Brandt.  Programm  des  k.  k.  Ohergjmnasiums  Bnezanj.  Lfli^ 
1877.  H». 

Der  sechs  Seiten  (S,  3—8)  umfassende  Aufsatz   beginnt  mit  ( 
im  Ansehinas  an  Classen  (Beobachtangen  S.  160)  gegebenen  Def!nttifRi  ^ 
absoluten  Genitivs.    Hierauf  folgt  jedoch  ohne  Angabe   der  Quelle. 
AusEug  aus  dem  eben  genannten  Werke  Classen *5,  namentlich  auj  j 
Entwicklung   dieser   Sprachform   betreffenden   Abschnitte*    Von 
zählt  Hr.  Brandt  die  absoluten  Genitive  der  Odyssee  a»»'    if^l-rr^l 
selben  iu  keineswegs  streng  durchzurührender  Weise  in   ■ 
thctische,  conceEsive  und  causa le  scheidet  Die  Zahl  der  i 
ist  also   um  nenn  grösser  alM   die  Zah]   der  von   Clasaen    ans^etiifi 
*  390  wurdv  mit  Recht  ausgeschieden,  desgleichen  oi  507,  wozu  <!« 
Classen  hinneigte;  unter  den  vom  Verf.  hinzugefügten  dörftt^  hf^chsi 
m  87  zu  billigen  seiii^  dagegen  sind  die  übrigen   unter  die  «treng  kh 
löten  Genitive  nicht  ein  zu  beziehen.    Die  Latinitat  des  Aufsatze«  ift  i 
nehmbar,  der  ürock  correct. 

Gleichsam  zur  Ergänzung  dieser  kurzen  Arbeit  bietet  das  Bn 
Programm   (S.  9 — 26)    noch    einen    zweiten   Aufsatz   von  Wiadimtr 
atawski  unter  dem  Titel: 

Zweck  des  Gymnasialanterrichtes  der   claseischen  Sprachen; 
Wicklung  der  bei  diesem  unterrichte  geltenden  didaktifiL>^,  ti  Cmn' 
(Cal  uauki  jezyktw  klasycznych  w  giranazyach,  tudzie^^ 
dydaktvcznycn   przyjetyA  i  zastösowanych  przy  nauce   ' 

Ein   in  jeder  Hinsicht   unreifes    Ehiborat,   das   besser   uagcä 
gebliehen  wäre.    Es  genügt  auf  die  Schlussworte  desselben  hinzai 

84,  Ueber  Tacitus  Agricola  sammt  Commentar  zum  Schln 

von  C.  41  (0  AgrykoU  Tacyta  wraz  z  komentarzem  c, 
do   kODCa),   Von   Leon   Orzecho wski,    Programm    de*  t   t. 
sKOwer  Obergymnasiums.  Rzeszow  1877*  S*  3—83.  8*. 

Der   Verf.   unterzieht  in   der   Einleitung  (Ö,   3 — T^    die  ui^t 
Tendenz   dicbcr  Schrift  von  Walch,  Bahr,   Bernhardy,  Hühner,  \W 
Hofmann,  Gantrelle  und.Stahr(Tiberius,  S.  XI  f.)  nv*-  *  "* 
einer  kurzen  und  bündigen  Wördigung  und   entscl: 
mit  Kritz  (Agricola  1874j  dafür,  dose  in  den  Worten  \^,. 
über  hmiori  Agricolae  aoceri  mei  destiuatus'  der  von    1  4j 

gedeutete   Grundgedanke    dieser   Schrift   enthalten   sei 
(S.  8— 32i  wird  der  Schluss  von  Agric.  c.  41  unter  ^ 
einachlägigen  Literatur  nach  der  in  einem  philolo^ 
chen  Weise  hermeneuttsch  und  kritiscb  eTläaterU  Dii^  AiU>U  Uctdl" 
nichts  Neues,  zeichnet  sich  aber  durch  eine  reine*  klare  und  rcntiii 
Sprache  recht  vortheilhaft  aus* 


Miseellem 


781 


Brkfänine  von  Hör.  Ep.  I^  6  (Horazego  list  6  kiegsi  I). 
Von  Eduara  Fi  derer.  Programm  de«  k.  k.  Lemberg^er  Fraoz  Jo&epbs- 
ObergjTDnMiams.  Leniberg  1877.  32  SS.  ^\ 

Von  dieaem  mit  Sorgfalt  aaagearbeiteten  Coramentar  gilt  Im  Ganzen 
Grossen  das  über  den  Commentar  in  der  vomogehenden  Abhandlnng 
rkte. 


.  Vergleichende  Zusammenstellung  einiger  Eigenthümlich- 
keiteo  des  westgalizisohen  Volksdialektes  mit  der  altpol- 
nischen Sprache  (Poröwnawcze  zestawienie  niektörych  wlas- 
ciwosci  j^zyka  ludowego  zachodniej  Galicyi  za  starapolskim 
j>aykiem).  Von  Prof.  Dr.  WUdialaua  KoftingkL  Programm  de» 
k.  k.  Wadowicer  Obergjmnasiums.  Wadowice.  1877.  S,  2—20.  B\ 

Hr    Kosinski,  von  dem  bereits  eine  Sammluüg  poltiischer  Volki- 
«^  lüs  der  umhegend  von  Krakau,  ßochnia  und  Wadowice  *)  in  den 

«:  M«Ah*»n  Berichten  der  Krakauer  Akademie  der  Witsenschaften, 

B  "     ij-n  ist,  bietet  im  vorliegendem  Progrunimo  weitere 

(t*  kQD^en  thex  einige  phonologischen  EigentliümUch- 

%i  tgalizischen  Bezirken  Bochnia,  Brzesko  und  Wisnici 

h  kte«.  Im  ersten  Tbeile  dieser  Bemerkungen  (S.  5- 1&) 

bt=i..»M  .  X.  ..  *  ,  ^ ,  ne  Vocale,  namentlich  a  und  e  mit  vorgesetztem  Hauch- 
laut und  jp  die  Vertauschung  von  e  mit  a^  o,  y  und  i;  e  in  der  Dekli- 
nation, das  pleongÄtische  e;  die  Vocale  u  und  j;  im  zweiten  Theile  (8.  16 
bis  Id)  die  tünüonanten  und  zwar  die  Vertauschung  von  k,  g  mit  cb,  h, 
fo«  I,  l  mit  r,  endlich  den  Schwund  von  Conaonanten«  Die  einzelnen  Fälle 
virden  durch  passende  Parallelen  aus  alteren  polnischen  Schriftdenk* 
oial^rn  belegt,  stellenweise  wird  auch  auf  analoge  Erscheinungen  in  den 
{]•  Sprachen   hingewiesen.  Die  Vortüge  so  wie  die  Mangel  dieser 

i  von  Prof.  L,  Malinowski  in  der  Krakaoer  kritischen  Revue 

(Prz>  -  fnv,  1877,  Nr,  7,  S.  268  ff.)  in  eingebender  Wei»o  hervor- 

gehob*  !  Indem  Ref  hier  auf  diese  sachgemasse  Recensiou  ver- 

«eiat^  ixif^M.  f-i  iitir  den  Wunsch  hinzu,  Hr.  Kosidst'T  —  -  -  ^t^  in  Aussieht 
mtallto  If^ortsetiung  dieser  Beiträge  recht  bald  vi  in  und  sein 


Biwptel   mISge  auch  Andere 
im  almTiacben  Dialektologie 


zur  Arbeit  auf  dem   v\v.. 
ie  aneifem. 


„V  bauten  Felde 


Krakaa. 


M,  Jskrsjcki. 


Lehrbücher  und  Lehrmittel, 

(Fortfietznng  vom  Jahrgang  1877,  Heft  VI.  S.  471  f.) 

Deutsch. 

A.  Für  Mittelschulen. 

Fischer  Dr.  Franr,  Katholische  Religion  sichre  fQr  h^her«  Lehr- 
10*  Aufl*  Wien  1878.  Meyer,  neben  der  a  und  9.  Aufl.  inge* 
^(Miii  -Erl  V.  0.  Sept.  1878  Z.  12242), 

ViiHliaber  Leopold,  (Jcbung^buch  zur  Einäbung  der  Formentehre 
der  filementarsyntu  iU^h  Lftt(Mtti»'chi«n;  2.  Hcrt  für  die  2.  Classe  der 


')  Sfoimicsek  jirowincjonalizmow  (!)  w  okolicach  Krakowa»  Boehni 
RTiitowic.  Krakow  1877. 


782 


Miscellen, 


Gymnasien;  2.  gekürzte  Auflage,  besorgt  von  Carl  Setmidt  Wieii 
Holder.  Pr.  broach.  72kr. ,   ftügemeiti  Kugelassea  (Min.-Erl.  v   2^,  h\\\ 
1878,  Z.  9759). 

Hau  1er  Dr.  J.,  Lateinische  SttlQbungen  f^r  die  oberen  Omen 
der  Gjninafiien  tind  «verwandter  Lebraustalten,  imcb  den  Gr»miD»tLk€D 
von  K.  Sclimidt  und  EUendt-Seyß'ort;  Abtlieilang  für  die  5.  und  6.  Clfts«. 
Wien  1S78.  Holder.  Pr.  broscb.  1  fl,  30  kr,,  allgemein  logelassen  (Hin. 
Erl.  V.  26.  Juni  1878  Z.  9764), 

H auler  Dr.  J.,  Lateinisches  Uebungsbuch  fttr  die  awei  nnUitiefl 
Claascn  der  Gyinnasieu  und  verwandter  Lehranstalten,  Abtheiluog  fOr^ 
das  2.  Schuljahr.  6.  Aufl.  Wien  1879.  Bermana  und  Altmanft  Ftj 
broscb.  8^  kr,,  neben  der  4.  und  5.  Aufl.  allgemein  zugelassen  (HuL-folj 
V.  31.  August  1878  Z.  13797), 

Egger  Dr.  Alois,    Deutsches  Lesebuch    fftr   die  ente  Clitf«  lier 
Österreicbi sehen  Mittelschulen.    2,  verb.  Aufl.  Wien   1878.    HÖld«r.  Fr., 
brosch.  9<i  kr.»    neben   der    ersten  Anfl,  allgemein  zugelassen  (Mi&.-i 
V.  9.  Sept.  1878,  Z.  14536). 

Egger  Dr,  Alois,  Deutsches  Lesebuch  fir  die  2*  Classe  wtcrrJ 
Mittelschulen.  Wien  1878.  Holder.  Pr.  brosch.  90  kr,,  aUgemeiii  M*l 
gelaäsen  (Min.-Erl.  v,  24.  Juni  1878  Z.  9695). 

Bechtel  Ä..  Franzosische  Grammatik  für  Mittelschulen.  LThwLl 
Wien  1878.  Klinkhardt.  Pr.  1  fl.,  allgemein  engelasaen  «Miu.-ErU.f 
lö.  August  1878  Z.  12188).  • 

Kozenn  B„  Geographischer  Schnlatlas  för  Gymnasien,  B«al- 
Handelsschulou ,   23.  Aufl.,    revidiert  von  Prof.  Dt.  F.  Umlauft  Wi« 
1878.  HölzeL  Ausgabe  in  50  Karten,    Pr.  kart.  3  fl.  60  kr..   Äusf,  ' 
in   38   Karten,   kart.   2  H.  80  kr.p   allgemein  zugelassen   tMin.*£rL 
a  August  1878  Z.  12273). 

Kozenn  B. ,    Leitfaden   der  Geographie  fBr  M'^^^-^'-  ^i"-^  nnr^rfi 
schulen  der  österr,-ung.  Monarchie,  6.  vollständig  um 
Dr.  Konrad  Jarz.  Wien  1878,    Hölzel.   Pr.  brosch. 
(L  Theil  50  kr.,  2.  Theil  1  fl.  30  kr.},  allgemein   zagelassen  iMio.^Erli 
22.  August  1878  Z,  13114). 

Kinn  Dr.  V.  F»,  Leitfaden  för  den  geographischen  ünterricbl  i 
Mittelschulen,    19.  Aufl.,    umgearbeitet  von  Gustav  Adolf  Schi  mm«! 
Wien  1878,  Gerold's  Sohn.  Pr.  broscb.  1  fl.  20  kr*»  allgemeiü  lu 
(Min.-Erl  v.  30.  August  1878,  Z.  13819). 

Pütz  W.,  Grundrias  der  Geschichte  und  Geogruphie  für  die  ober«^ 
Claaaen    der    höheren    Lehranstalten.    Bd.  1.    Das  Atterthum.    lä  / 
Coblenz  1878.  Bädeker.  Pr.  brosch.  2  Mark  50  Pf.  Dieser  enUj 
wird    neben    den    früheren  Anflagen  allgemein  zugelaeseo  (Miii.-I 
19.  August  1878  Z.  12799}. 

Herr  Gustav,  Lehrbuch  der  Tergl eichenden  Erd bescfe reiben ^  1 
die  unteren  und  mittleren  Classen  der  Gymnasien.  F: 
wandter    Lehranstjdten.    III.  Cur«U8:    Die   österr,-i« 
einem  kurzen   gi^sohiclitlichen  Abriss.    Wien  1878.    uruspi     iteMiiT^g 
Ausgabe.   Fr.  brosch.  80  kr.,  allgemein  zugelassen  (^in.-ErL  »,  2.  W 
Z.  9494). 

Sevdlitss  Ernst  v..   Kleine  Schulgeographie,  17.  vieleaitig 
and  verm.  Aufl.  Breslau  1878.  Hirt  Pr.  kart  2  Mark. 

—  —  Schttlgeographie,  grossere  Aaagabe,  17.  vielseitig  tu 
und  vorm.  Aufl.  Ebend.  1878,  Pr.  kart.  3  Mark  75  Pf.,  wird  nelxa  <" 
14—16,  Aufl.  allgemein  zugelassen  (Min.-KTl.  v.  13.  Juli  1878  Z.  10 

Moinik  Dr.  Franz  E.  v.^   Lehrbach   der  Ar' 
gymn.    1.   Abtheüung  24.  Aufl.  Wien  1878,    öirl  u 


Mii6«lkii.  19$ 


Ekfr«  wibm  der  22.  und  23,  Auü.  itlgemdiii   sugelassen  (Hin.-Erl 
Attgusi  1878  Z.  12313). 

—  —  ,  Geomeiri^he  Ai]s<thAüt]tigalehre  fßr  Untergymnasicu. 
a.  Ibtliciltiiig  XI.  nnveriQderte  Auö,  Wien  1878,  GeroU's  8obn.  Pr. 
brOMCh.  ri5  kjt 

—  -*  ,  Letirbuch  der  AritbrnetUe  tmd  Algebra  für  die  oberen 
CliMM!it  der  Mttt«*l3clmlen,  17,  verb,  Ana.  Wien  1878.  Gerold*«  Sohn. 
Pr.  br«)«cb.  1  H.  60  kr.«  Deb^n  den  vorangebenden  AutlagüO  tugela«94o 
(lIwi.-ErL  T.  9,  8cpt.  1878  Z.  14533), 

Wifgandt  Dr.  August»  Erster  Carsas  der  Planimetrie.  IL  verb. 
A«fl.  iUUo  1879.  Schmidt.  Pr,  broack  1  Mark,  n«ben  der  IQ*  AuflAge 
ailc«iiieui  iiigela8««n  (Min.-£r2.  t.  Id.  8ei>t.  1878  Z    14690), 

In  unveränderten  Neuauflagen  sind  erschienen  und  werden  daber 
gkleh  und  neben  den  Torange^angenen  Auflageo    allgemein  zugelassen: 

Hoinik  Dt,  Franz  R.  v.,  GeometriscUe  AnscbauQOgsIehre  fftr 
Fnlerin^iiJisien.  1.  Abtheilang.  16.  Autl.  Wien  1879.  Gerold*B  Sohn. 
P».  hrmch,  56  kr. 

Holek  J.  A*,  L&telnificheB  Leeebucb  für  die  unteren  Claasen  der 
Gjnnitüieß.  1.  TbeiL  6.  Aufl.  Ebenda.  Pr.  broscb,  4ö  kr. 

—  —  Worterrerzeicbnis  zum  ersten  Theile  des  lat  Lesebuches. 
6.  Aofi  Ebenda.  Pr.  brosch.  45  kr.  (Min.-Erl  ?.  19,  Sept.  1878  Z,  14877). 

nr»Tiil*n<'r  Joüeph«  Der  Regelkopf  in  seiner  Entiricklung  und 
ii  rschiedrnen  Ansichten,    Vorlagln   tQm  ünterricht»jrebranche 

K  ue    dün  ti^ruralen  Zeichnens   bwtehend    aus   15  Blittern    mit 

erlAttt4;nidcin  Texte.  Wien,  k.  k,  Scbolbticherrerlag.  Preis  des  Heftes  70  kr., 
tUgemein  zugelassen  (Min.-Erl  v,  92,  August  1879  Z.  13772). 

Die  Actien^estllftehftft  für  Papier-  und  Druck  Industrie  *Bohemia' 
m  Prftg  aU  WrloL'erin  voü  Carl  Egon  R.  von  Ebert*s  PoetiiicbeTi  Werken 
pÖdaB,  geb.  12 il.^  erklärt  den  Mittelschulen  und  Lehrer i"  It.^n 

sei  dlre<^ten]  Bezüge  des  Werkes  einen  Nachlaas  von  1<>  m- 

kierter  Zusendung  vom  Ladenpreise  in  Abzug  zu  bringeu.  ujcsr*»  vverk 
kuui  für  die  Bibliotheken  der  bezeichneten  Lehranstalten  angeschafft 
«irieo.  wenn  die  Mittel  dazu  vorhanden  sind  (Miu.-£rL  t.  26.  Ani  1878 
t  4861). 

B.  Für  Lehrer-  und  Lchrorinenbtldungsanstalien« 
Mo^nik  Dr.  Franz  R.  f.,  Lehrbuch  der  besonderen  und  aUgemcincn 
Arithmetik  für  1  « ngsanstalten.  Prag  1879.  F.  T  e  m  p  s  k  y .  Pr.  1  B. 

—  —  1-  der  besonderen  und  allgemeinen  Arithmetik  tfir 
LduniinenbildongsansUlUn.  Prag  1879.  F.  Tempsky.  Pr.  90  kr.  all* 
Senesn  lugclassen  (Min.-ErL  t.  16.  Sept.  1878  Z.  14562). 

—  —  Lehrbuch  der  Geometrie  f^r  LehrerbildungBanstalten. 
WiÄn  1878,  Carl  Gerold 's  Sohn.  Pr.  1  fl, 

—  —  Qeomftriücbe  Formenlehre  für  Lehrcrinenbildungsanstalten. 
Wi«i  1878.  Carl  Gerold'»  Sohn.  Pr.  75  kr,,  allgemein  zugelaasen  (Min.- 
Krl  f.  (>    Sept.  1^7^    '   1425^1). 

Wo  in  w  11  t,   Altgemeine  Mus^iktehre   oder   musikaliscbe 

Kiemen töj-k-hrc,  :h,  H<>lder,    Pr.  96  kr*,  allgemein   sugelassen 

(Min-Erl.  v.  6.  ^  i  i    ;h  Z.  12914). 

Grandttun  J      lii,  Der  HegeLkopf,  s.  oben. 

Cechisch. 

A  li%t  Mittelschulen. 

Rii»  Job  ,  Cnt^cbmi  kniha  ku  pNskladänt  i  }Aiykh  öesk^bo  ua 
JHfk  laUnsk^  Pro  tfidu  7.  a  H.  gjrmuaaijni.  Prag  1878,  Verlag  d*»  Ver- 


784  MiBMlleiL 

eines  böbmiscber  Philologen  in  Prag.  Pr.  broscb.  80  kr.,  aUgemein  n- 
gelassen  (Min.-Erl.  y.  26.  Juni  1878  Z.  9850). 

Kunz  Karel,  Nömeckä  cviSebnä  kniba  pro  prvon  l^dn  fikol  stfed- 
nfcb.  Dil  I.  Pilsen  1877.  In  Commission  bei  K.  Maasebe,  allgeiseiB 
zogelassen  (Min..£rL  v.  16.  Juli  1878  Z.  10589). 

Gindely  Dr.  A.,  Dijepis  vgeobecn^  pro  vySii  tHdy  Skol  stied- 
nicb.  Öeskj  npravil  Dr.  Gonst.  Jos.  JireSek.  Dil  IL  StrAoWik.  Prag 
1878.  Tempskj.  Pr.  broscb.  1  fl.  20  kr.,  allgemein  zugelassen  (Mio- 
Erl.  V.  12.  Sept  1878  Z.  14461). 

EozennÜT  B.  Zem^pisn^  atlas  pro  Skohr  stfedni.  Öesk^m  nizro- 
slovlm  opatJFil  Jos.  Jireöek.  5.  rozmnoien^  TydanL  Wien  1878.  H5liel. 
36  Karten  kart.  2  fl.  80  kr.,  an  den  Mittelscbnlen  mit  ^^bischer  unter- 
ricbtsspracbe  allgemein  zugelassen  (Min.-Erl.  v.  22.  Sept.  1878,  Z.  14605). 

Hof  mann  Mik.,  Gbemie  mineralnä  na  zakladg  pokusfi  pro  Tjtti 
tHdy  sttednicb  gkol  öesko-sloransk^cb.  Px^  187a  Tempsky.  Pr.  broscL 
1  fl.  40  kr.,  an  den  Oberrealscbulen  mit  ^obisdier  Untemcbts^KielM 
allgemein  zugelassen  (Min.-Erl.  v.  19.  Sept  1878  Z.  Id036). 

,B.  Für  Lebrerbildungsanstalten. 

Strnön^  dijepis  drkeYni.  Prag  1875.  Urbanek.  Pr.  30  kr. ;  för  du 
in  der  Diöcese  Olmntz  befindlicben  Lebrer-  und  Lebrerinenbildag»- 
anstalten  mit  slav.  Unterrieb tsspracbe  zugelassen;  es  kann  dieses  Boa 
aucb  an  anderen  solcben  Anstalten  verwendet  werden,  wenn  die  betref- 
fenden Ordinariate  es  als  zulässig  erklaren  (Min.-E^l.  t.  5.  Juli  1878 
Z.  8320). 

Serbo-Eroatiscb. 

Mussafije  Dra.  Adolfa,  Talijanska  sloYnica  za  po^tnike.  Po  de- 
Tetom  njemadkom  izdanju  priredio  J.  Krst.  äverljuga.  Agram  187& 
Albrecbt  &  Fidler.  Pr.  broscb.  1  fl.  60  kr.,  an  den  Mittelaehulen  nt 
serbo-kroatiscber  Unterricbtsspracbe  allgemein  zagelaasea  (lfin.-B!i  t. 
19.  Sept.  1878,  Z.  14977). 


K 


Fünfte  Abtheilung. 


Tererdiiuügeü,  Erlässe,  Personalstatistik- 


Erlässe,  Yerordnungen. 

|b  des  LundesvortheidigangsministerioiDS  yom  9.  Mai  d.  J. 
die  Heranziehung  dor  welirpfüchtigen  Professoren,  Sap- 
iü  und  Studierenden  an  öJfentUchen  and  mit  dem  Rechte  der  Oeffent- 
eit  auä^estatteten  Lehranstalten  zur  periodischen  Wafenabcmg  in 
Ferieiiieit.  8.  Verordnungsblatt  Stück  XVI,  S,  IM  L 

GesetE  yora  22.  Juni  1878  betreffend  die  Regelung:  der  Personal- 

» Dienstesverhältnisse   der   der  bewaffneten  Macht  ang^hdrigen  Ciril- 

'»b^jdiensteten  mit  Bezug  auf  deren  Verpflichtung  zur  actiyen  Dienst- 

mg  im  stehenden  Heere,    in  der  KriegHmarine ,    Landwehr  oder  im 

B,  Raichsgesetzblatt  v.  25.  Juni  1878  N,  Ö9  ötncit  lÜÜI, 

dnongBbUtt  Stück  XV,  S.  133  ff. 

Verordnung  des  Min.  für  C.  und  ü.  im  Einvernehmen  mit  den 
em  des  Innern  und  des  Handels  v.  12-  Juli  1878,  hetreffend  die 
Jung  des  Prufungs-  nnd  ZeugniswescnB  an  den  technischen  Hoch- 
en  der  im  Reicharathe  vertretenen  Königreiche  und  Lander  8.  Ver- 
angBblatt  Stück  XV,  S.  137  ff. 

Erlass  des  Min.  für  C.  und  ü.  v.  14.  Juli  1878  Z.  11263  an  die 
orate  sammtl icher  ünivor&itätt'n  betreffend  den  Vorgang  bei  der  Wahl 
"litglieder  des  akademischen  Senates  nnd  der  Wahlmanner  für  die 
Otfl^abl,  wornach  die  Bestimmungen,  welche  für  die  Decanat«-  und 
fahl  gelten,  auch  auf  die  Wahlen  der  Mitglieder  des  akademischen 
,  sowie  der  Wahlmäiinor  für  die  Rectorswabl  Anwendung  finden 
Die  Wahl  der  Wahl  mann  er  für  die  Rectorawabl  ist  seitens 
Professorencollogiums  nicht  in  dinem  Wahlacte,  sondern  in  vier 
*<i>fiiloiM'ti  Wahlacten  vorzunehmen.  In  dem  Falle,  als  die  engere 
Mitgliedes  des  akademischen  Senates  oder  eines  Wahlmannes 
Tswahl  zu  keinem  Eesultato  führt,  bat  zwischen  den  in  die 
Wähl  Einbezogenen  das  Leos  zu  entscheiden. 

l^-i -s  des  Min.   für  C.  und  ü,  V.  15,  Juli  1878  Z.  9968  an  die 
uiitlicher  Universitäten,  betreffend  die  Ersatzwahlen  für  den 
Si  iiat    Im   Falle   ein  von   dem  Professorencollegium    ge- 
les  akademischen  Senates  ans  dieser  Function  vor  Ab- 
.i^n  Wahlperiode  ausscheidett  i«t  die  hiedurch  erforder- 
ht  für  drei  Jahre,  sondern  stets  nur  für  den  Eeat   der 
.ige  Wahlperiodi)  bestimmten  Function&dauer  der  übrigen 
l^iiltcu  Mitglioder  des  akademischen  Senatee  voaanehmen. 


Lichrift  r,  ä.  fifterr.  Qjmn.  1878.    1.  B^ft. 


50 


780 


Erlässe,  Verordnung«]!. 


Erlass  dos  Min.  für  C.  und  U.  v.  9.  Ätigast  1878  Z.  12144,  wo 
mit  die  SectionscoUegien  an  der  Hoctidcbtile  für  B<Nl6nctiltnr  nufgehob 
werden. 

Verordnung    des    Min,    für    C    und    U.    v,    18.    Autr 
Z,  11666,    betreffend  die  Taxen   fnr  die  PrÜfang  der  wissensrk 
Bcfäbi^ng  zürn  Lebr^mte  an  GjninasieD,  Realscbulen  nnd  Handeli»ciial«*Q 
Jeder  Candidat  hat  im  Ganzen   zwanzig  Qulden«  nämlich   zebn   bH 
Prüfung  und  zehn  bei  der  Vorladung  zu  den  Claus ararbeiten  z' 
Diese  laxe  ist  auch  fnr  jede  Ergänzungs-   und  Erweiterung«pi 
wie  für  eine  TJeberprüfun^  oder  Wiederholung  der  Prüfung  zu  entric 
Candidaten,  wekbo  die  Lehrbt^fabiguug  bereit*  besitzen    und  sich  : 
weiteren  Prüfung  blos  zu  dem  Bebufe  unterziehen,   um    den  ljn% 
ftuch  mittelst  einer  anderen  als  der  ursprünglich  gewählten  ünt 
Sprache  ertbeilen  zu  können,  haben  eine  Taxe  von  zehn  Gulden  tu  i 
Wird  einem  Caudidaten  gestatU^t  die  bei  einer  PrüfungscommissioQ 

founene  Prüfung  bei  einer  anderen  fortzusetzen,  so  ist  die  erste  JkJi  d« 
'axe  von  zwanzig  Gulden  neuerlich  einzuzahlen.   Diese  Taxen  haben  iitfj 
Prüfungscommissionen  einKubehen,    Aus  denselben  sind  alle  Kanzkiaoi-' 
lagen   und  die  Hemunerationen   für  Besorgung  der  Bchreibge»chäfte.  der 
Dicnstgäuge,  der  Oeberwacbung  dtr  Candidaten  bei  den  Cmasurorbtättfii 
zu  best  reiten  \   der  übrige   Betrag   ist  unter  den  Vorsitzenden  und  di«  , 
Examinatoren  nach  Maasgabe  der  individuellen  Mühewaltung  zu  vertheilea. 
Verordn  uiig  des  Mia    für   C.    und    ü.    vom    18.    August   \9^ 

\  Z.  13584,  betreffend  die  Taxen  fvir  die  Prüfung  der  Befähigung  xnni  L«k^ 
amte  des  Tnrnens  und  der  Musik  an  Mittelschulen  nnd  LebrerbilduD^ 
Anstalten,  so  wie  der  Stenotfraphie  an  Ünterrichtsan stalten  Überbaopt 
Jeder  Candidut  des  Turn-  tider  des  Musik  leb  ramtes  bat  fünfzehn  GolM 

'und  jeder  Candidat  des  Lehramtes   der  Steno^apbie   ^ebn   Gulden»!» 

[ Prüfnngstaxe  zu  entrichten.  Uebrigcns  gelten  die  in  dem  eben  erwabuko 

I Erlasse  gegebenen  Bestimmungen. 

Erlass  des  Min.  für  C.  und  ü.  vom  II.  Sept.  1S78  Z.  12187  i« 

[die  Protessorencollegien  sämmtlicber  phiksoph,  Facultaten  mit  AuÄnahiß« 
von  Prag,  womit  ausgesprochen  wird,  dass  die  auf  die  Seminarttwii^gftB 
an    der    philosoph.     Facultät    entfallenden  Stunden    in   das   geMtilicbt 

1  Minimum  der  Collegienstunden  nklit  einzurechnen  sind, 

Erlass  des  Mio,  für  C.  und  U,  vom  22.  Sept.  1878  Z,  15368  tt 
die  Eectorate  aller  Universitäten,  k.  k.  technischen  Hoebschuleo  usd  Äff 
Hocbscbule  für  Bodencultur,  betreffend  die  Vergünstigtingen,  welche  d« 
zur  activen  Militärdienst leistung  einberufenen  Studierenden  gew^ 
werden,  a.  Verordnungsblatt  Stück  XX,  S.  I9t*  ff. 

Seine  k.  und  k.  apost  Majestät  hat  genehmigt,  dass  nach  Veltt' 
Siedlung  der  Wiener  Umv.  in  ihr  neues  Gebäude  die  demselben  bsnucb* 
[harte  Votivkirche  zur  Ünivörsitatskircbe  bestimmt  werde. 

Der  Miu.  für  C.  und  ü.  hat  hinsichtlich  einer  Anzahl  Realgym* 
laasien,  an  welchen  die  für  solche  Anstalten  bestt-liende  LehrvertoftOf 
lihrem  Zwecke  nicht  entspricht,  angeordnet,  dass  künftig  unter  B«b«- 
I Haltung  des  Zeichnens  als  obligaten  Gegenstandes  m  den  übrigen  Flckwn 
fder  für  reine  Gymnasien  vorgescbriebone  Lebrplan  zu  gelLn  hal»»:  IM 
Vbetreffeuden  Realgymnasien  sind  jene  zu  Freistadt/ R  *. 

'Krumau,    Mies,    Brunn,   Ungariscb-Hradisch,    Is  T 

Freiberg,    Walachisch-Meseritsch ,    Trebitscb,    M» 
Trüban,  Weisskirchen,  Villach,  Rudolphswo'rth»  G<»t 
Badautz,   Weidenau,  Drohohjoz,   Kolomea,   Wadowicc  iS&iH* 
Krl.  V.  17.  Juli  1878,  Z.  114C»6^ 

Der  Min.  für  C.  und  ü.  hat   gestattet,  da  '      "      '      ^t«j- 

realschule  zu  Netttitschein  mit  dem  Schuljahr  j^ 

der  Oherrealaebnle  an f  Kosten  der  Gemeinde  e^lI<„, 
zugleich  das  Recht  zur  Ausstellung  ätaats^ütiger  Z' 
diese  Oberrealschulclasse  ausgedehnt  (Min.  ErT.  t.  13.  J  ul.  i : 


Personal-  und  Sch^lnotizen. 


787 


Der  Hin.  für  C.  und  ü.  hat  dem  Einschreiten  des  Stadtratheo  in 
Rokjcan  b^trefi'eDd  die  Auflösung'  des  dortigen  Communal-Bealgrin* 
aaftiiTij  '  hrend  gestattet,  das»  vom  iJchloEse  dea  laufenden  Schnl- 
jaÜT^b  b  je  eine  Clasne  von  der  antersten  angefangen  geschlosaen 

vord«  ui»  /,ui  gänzlichen  AuHöaaog  der  hezeichneten  Schule  am  Ende 
d«i  Schuljahres  18^1;  ferner  wurde  für  diese  Zeit  unter  der  Voraus* 
Mttnng  der  Fortdauer  der  Bed  in  Illingen  dafür  diesem  Eealgymnasium  der 
Fortbeiitand  des  OeiTentlichkeitsrechteB  und  des  KeciprodtätsYerbaltnisseß 
nigestanden  (Min.  ErL  v.  12.  Juli  1878  Z.  6818). 

Der  Miß,  für  C.  und  U.  hat  dem  Communal-Bealgymnasium  zu 
Füg r am  das  Recht  zur  Ausstellung  staatsgiltiger  Zeugnisse  bis  auf 
tWeiteres  verliehen  (Min.  Erl.  v.  11.  Juli  1878  Z.  10588).—  Der  Min.  für 
Ttnd  U*  bat  der  Communal-Unterrealschule  zu  Jicin  das  derselben 
'^ber  auf  beschränkte  Zeit  zugestandene  ÜeäeD tli oh kei tarecht  nunmehr 
bis  auf  Weiteres  verlielien  (Min.  Erl.  v.  12,  September  1878  Z.  12596). 
Die  auf  Kosten  der  Gemeinde  durchzu führende  Vervollständigung 
1«  Btaatsgymnasiums  in  Erumau  und  dessen  Erweiterung  zu  einem  acbt- 
danigen  Obergjmnasium  mit  successiver  Eröffnung  der  Ubcrclassen  vom 
Schuljahr  1878/1*  ab  wurde  durch  a.  h.  Entschl.  vom  15*  August  l  J. 
giciiehmigt  (Min.  Erl  y.  3.  Sept.  1878  Z.  13452). 

Die  Errichtung  einer  ausserordentL  Professur  der  Ingen ieurwisaen- 
schaften   am  böhm.  poljtecbn.  Inatitute   in  Pra^  mit  dem  Gehalte  von 
'   ^1   and  der  sjstem massigen  Actt?itäts2ulage  wurde  durch  a.  h.  Entschl. 
JH,  August  l.  J.  bewilligt  (Min,  Erl.  v.  1.  Sept  1878  Z.  14044). 


Personal-  und  Scliuluotizen, 

Ernennungen  (vom  15.  Juli  bis  10.  October  L  J.) 

Der  Concipient   der   niederdaterreiGhiscben  Finanzprocuratarr    Dr. 
T    .^ph  Ritter  v»  Hayinerle»    und    der   gali2ische   Statthalterei- 
iktikant,   Julian  Hol odynski,    tu  Minis terialooncipisten  im 
..,.^m  für  C.  und  ü.  (10.  Aug.  l.  J.). 


Der  Rcligionaprof.  an  der  Oberrealachole  zu  Leniberg,  Anton  Le- 

k  i ,  wurde  zum  Ehrendomherrn  des  Lemberger  erzbbchOflichen 

>  Ritus  armeni  eruiinnt  (a,  h.  EntschL  v-  8.  Aug.  L  J.);  der 

iL  Conaistorialrath ,   Doracapitular   ond  Prof   an  der  theolog. 

in  Marburg,  Matthias  Madrinjak«  znm  Frohsten  und  Haupt* 

»t^at^plarrer  iu  Pettau  (a.  h.  Entächl.  v.  19,  Aug.  1.  J.). 

Der  Prof.   an  der  theolog.  Diöcesenlehranstalt  in  Leitmeritz,    Dr. 

Wfnxfl  Frind^   zum  ordentL  Prof,  der  Moral theologie  an  der  Univ.  in 

Png  (a.  h.  EntöchL  v.  17.  Juli  L  J);  (ier  Adjunct  der  theolog.  Facultät 

iü  tirax,  Dr.  Franz  Fraidl»    zum  ordentl.  Prof.  des  Bibelstudiums  des 

tkiru  Bundes    und    der    orientaL  Sprachen    an   der  Univ.  in  Graz  (a.  h. 

Eiitsehl.  v.  17.  Juli  1.  J.);  der  ausserordentl.  Prof.  der  Dogmatik»  Aleiius 

KwnioroBchan»  zum  ordentl.  Prof.  dieses  Faches  an  der  griecli.-orient, 

Iheolog.  Facultät  der  Univ.  in  Cxernowitz  (a.  h.  Entschl.  v.  12.  Juli  L  J,)- 

]\v  ausaerordentL   Prof.   der  S|jec.    medicin.  Pathologie,  Therapie 

IL   Klinik  an   der  Univ.   zu  Innsbruck,   Dr.    Frokop  Freiherr 

i^nskj«  zum  ordentl.  Prof.  seines  Lehrfaches  daselbst  (a.  h. 

ijiUcia,  V.  18.  Sept,  l  J.). 

DvT  flUBierordentl  Prof.  der  Philosophie  an  derüniv*  zu  Gra«,  Dr.  Alois 

Prof.  dieses  Faches  (a.  h.  EntschK  v.  8,  Aug.  L  J.) ;  der 

.  cn  Hofcabinet  und  Privatdocent  in  Wien,  Dr.  Johann 

■'diu   ordentl.  Prof   der  Botanik  und  Direcior  des  botani- 

jjy  der  Univ.  in  Innsbruck  (a.  h.  Entschl.  v.  9.  Sept,  h  J«), 

5ü* 


788  Fenonal-  und  Schalnotisen. 

der  auBBerordentl.  Prof.  der  TorgL  Philologie  der  tlaT.  Spfaehen«  Emil 
Katnzniacki ,  und  der  aoMerordentl«  Prof.  der  dentBehea  Spiacha  ud 
Literatur,  Dr.  Joseph  Strobl^  beide  an  der  QniT.  Cxemowiti  in  Ofdeafl. 
Proff.  der  von  ihnen  Tertretenen  Fächer  (a.  h.  BntsehL  y.  28.Sept  Lhy 
Der  Privatdooent  an  der  medidn.  Faeultät  der  üniv.  in  Wi«,  Dr. 
Johann  Schnitzler,  erhielt  den  Titel  eines  ansserordentL  PiofBMon 
(a.  h.  Entschl.  y.  12.  Sept.  1.  J.). 

Der  Architekt  Joseph  Schulz  in  Prag  zum  ordentl.  Pnf.  dar 
Baukunst  am  böhm.  poljtechn.  Institute  daselbst  (a.  h.  EntschL  t.  80.  Juli 
1.  J.) ;  der  Prof.  an  der  laudschaftL  Oberrealschule  und  PriTatdooent  an 
der  techn.  Hochschule  in  Qraz,  Karl  Pelz,  zum  ausserordenÜ.  Prof. 
der  Geometrie  der  Lage  und  angewandten  darsteUenden  Geometrie  an 
derselben  Hochschule  (a.  h.  Entschl.  y.  4.  Aug.  1.  J.);  der  diplomierte 
Ingenieur  und  PriYatdoceot  an  der  techn.  Hochschule  in  Wien,  Friedridi 
Steiner,  zum  ausserordentl.  Prof.  der  Ingenieurwissenschaften  am  dent^ 
sehen  polytechn.  Institute  in  Prag  (a.  h.  Entschl.  y.  6.  Sept.  L  J.);  der 
Oberineenienr  Franz  Riiha,  zum  ordentl.  Prof.  des  Eitenbahnmei, 
Tunnelbaues  und  der  Encyclopädie  des  Eisenbahn,  und  Brückenbasee  aa 
der  techn.  Hochschule  in  Wien  (a.  h.  EntschL  y.  14.  Smit.  1.  J.);  der 
Supplent  an  der  techn.  Hochschule  in  Lemberg,  GustaY  Bisam,  zum 
ausserordentl.  Prof.  des  Hochbaues,  der  Baubuchhaltung  und  Bau-  und 
Eisenbahngesetzkunde  daselbst  (a.  h.  Entschl.  y.  5.  Oct.  1.  J.). 

Zum  Scriptor  an  der  Bibliothek  der  Brünner  techn.  Hochschule 
wurde  Joseph  Gottwald  ernannt  (28.  Aug.  1.  J.). 

Der  a.  o.  Prof.  der  Uniy.  in  Königsberg,  Dr.  Adolph  Bitter  fon 
Liebenber^,  zum  a.  o.  Prof.  des  Pflanzenbaues  an  der  Ilochachule  fibr 
Bodencultur  in  Wien  (24.  Juli  1.  J.);  der  a.  o.  Prof.  der  ehem.  Techno- 
logie an  der  Hochschule  fQr  Bodencultur,  Franz  Schwackhöfer,  imd 
der  a.  o.  Prof.  der  forstl.  Betriebsfacher  an  derselben  Anstalt,  Adolph 
Bitter  Yon  Guggenberg,  zu  ordentl.  Proff.  ihrer  Fächer  (a.  b.  Entschl. 
V.  27.  Juli  l.  J.);  der  Honorardocent  der  Mathematik  und  theorettschea 
Mechanik  an  der  Hochschule  für  Bodencultur  in  Wien,  Dr.  Oscar  Si- 
mon j,  zum  ausserordentl.  Prof.  an  derselben  Anstalt  (a«  h.  Entschl.  ▼. 
22.  Sept.  l.  J.).  

Zu  Mitgliedern  der  rechtshist.  Staatsprüfungscommission  an  der 
üniY.  in  Graz  der  Privatdocent  für  Handels-  und  Wechselrecht  an  der 
dortigen  Univ.,  Dr.  Alexander  Grawein,  und  der  AdYOcat  Dr.  Vin- 
cenz  I^eumayor,  der  rechtshistor.  Staatsprüfungscommission  an  der 
Univ.  in  Czemowitz  der  Prof.  der  Geschichte  an  der  ÜniY.  daselbst,  Dr. 
Ferdinand  Zieglauer. 

Zu  Examinatoren  bei  der  k.  k.  wiss.  Gjmnasialprüfungscommission 
in  Graz  die  üniversitätsproff.  Dr.  Wilhelm  Tomaschek  und  Dr.  Cor- 
uelius  Dölter,  ersterer  für  Geographie,  letzterer  für  Mineralogie. 

Zu  Functionären  für  die  im  Studienjahre  1878^  abzuhaltenden 
modicin.  Rigorosen  wurden  ernannt:  a)  an  der  üniv.  in  Wien:  1.  als 
Regierungscommissäre:  Ministerialrath  Dr.  F.  Schneider,  Sectionsiath 
Dr.  A.  Steiner,  Statthaltereirath  Dr.  L.  v.  Earajan,  Obersanititsrtth 
Dr.  J.  Hoff  mann.  2.  als  Coexaminator  für  das  2.  medicin.  Big.:  Prof. 
Dr.  F.  Hebra,  als  dessen  Stellvertreter:  Prof.  Dr.  K.  Sigmund  yoi 
ilanor.  3.  als  (Coexaminator  für  das  3.  medicin.  Rig.:  Prof  Dr.  Leopold 
Dittcl,  als  dessen  Stellvertreter:  Dr.  F.  Salz  er.  d)  an  der  Unir.  in 
Prag:  1.  als  Regierungscommissär:  Prof.  Dr.  F.  Ritter  Weber  von 
Ebenhof.  2.  als  Coexaminator  für  das  2.  medicin.  Rig.:  Prof.  Dr.  Ph. 
Pick,  als  dessen  Stellvertreter:  Dr.  Theodor  Neureu tt er.  3.  als  Coe- 
xaminator für  das  3.  medicin.  Rig.:  Prof.  Dr.  W.  Weiss,   als  dmm 


Personal'  and  Scbulnotizen. 


789 


Dr.  J.  Eiselt  c)  an   der  üniv,  in  Krakta:    1*  aU  Re- 

rmglHOOittiDiBSST:  Prof.  Dr  L.  RydeU  aJß  dessicn  Stellvertreter:  Prof, 
Moriz  Madnrowicz.  2.  als  Coeiaminator  für  daa  2.  medicin.  Rif?. : 
Priuiararzt  Dr.  St,  Parenslci,  als  dessen  Stellvertreter:  Prof.  Dr.  M. 
JakuboWBkt  S.  als  Coeiaminator  für  das  S,  medidn,  Rig.;  Prof.  Dr- 
i-  Rosn CT,  als  desöen  Stellvertretör:  Prituarant  Dr.  A.  Obaliiiaki. 


Die  Zulassung  des  Dr.  Heinricb  Lammasch  als  Privatdocent 
föj  matcriellea  Straf  recht  an  der  jurid.  Facaltat  an  der  Dniv.  in  Wien, 
de«  Custos  am  k.  k-  Ost.  Musenm  för  Kunst  und  Industrie,  Dr.  Hubert 
Janfitschek,  als  Privatdocent  für  Kunstgeschichte,  des  Dr.  Alexander 
Brückner  als  Privatdocent  für  vergleichende  Grammatik  der  alav. 
djprachen,  des  Dr.  Johann  ürban  .Tarnik  als  Privatdocent  für  romanische 
rhiJologie  an  der  philosoph.  Facultät  in  Wien,  des  Dr.  Johann  Kreuz 
als  Privatdocent  für  Pflanzenanatomie ,  des  Dr.  Anton  Rezek  als  Pri- 
vatdocent für  öfsterr.  Geschichte»  des  Dr.  Milan  Nevole  als  Privat- 
Rt  für  organische  Chemie  nnd  zwar  speciell  für  die  Gruppe  der  Fett- 
örp«r,  an  der  philosoph.  Facoltät  der  Univ.  in  Prag,  des  Dr.  Otto 
'Kahler,  als  Privatdocent  für  specielle  medicin.  Pathologie  ond  Therapie 
«n  der  medicin,  Facultät  der  Univ.  Prag,  des  Aesiötenten  am  deutschen 
■yljftechn.  Institute  in  Prag,  Dr.  Anton  Pnchta,  als  Privatdocent  der 
Mathematik  daseibist  wnrde  genehmigt. 

Die  venia  legendi  des  Privatdocenten  für  Handel-  nnd  Wechsel- 
recht  an  der  jurid.  Facultät  der  Univ.  Graz,  Dr.  Alexander  Graweiu, 
wurde  auf  das  Gebiet  des  allgemeinen  osterr.  Privatrechtes  ausgedehnt, 
de^leichcn  die  des  Privatdocenten  für  österr,  Civilrecht  an  der  Üniv. 
inPTA^,  Dr.  Johann  Stnpecky,  aaf  das  Gebiet  des  österr.  Bergrechtes, 
im  Privatdocenten  des  allg»  Staatsrechtes  an  derselben  Univ.,  Dr.  Joseph 
Ullrich ,  auf  das  Gebiet  des  österr.  Staats-  und  Verwaltungsrechtes,  aes 
Privatdocenten  für  österr.  Verwaltungsreeht  an  derselben  Univ.,  Dr,  Georg 
Fralak,  aaf  das  Gebiet  des  österr.  Verfassungsrechtes,  des  Privat- 
docenten für  neuere  Geschichte  an  der  philo«.  Facultät  der  Üniv.  in  Prag, 
Dr.  Jaro«!aw  Goll,  auf  das  Gebiet  des  Mittelalters,  des  Privatdocenten 
ffe  materielles  Strafrecht  an  der  jurid.  Facultät  der  Üniv,  in  Krakan, 
0r.  Joseph  Rosenblatt,  auf  das  Gebiet  des  Strafprocesses. 


Der  Landesschulinspector  für  Niederösterreich,  Adolph  Lang, 
imrde  zeitweilig  zur  Dienstleistung  im  h.  Min.  für  C.  and  U.  einberufen 
und  der  «eitweilig  in  diesem  Ministerium  verwendete  LaudesschuMnspector, 
inton  Maresch,  mit  der  Vertretung  des  oben  Genannten  für  die  Zeit 
«doer  Einberufung  beanftragt. 

Der  Director  des  Staatsgymn.  in  Spalato,  Karl  Anton  Bakoti6, 
wurde  xum  Laudeäscbulinspector  mit  dem  Änitsitze  in  Zara  ernannt 
uüd  mit  der  luspection  der  Volksschulen  betraut  (a.  b.  EntschL  v. 
i  Jttli  L  J.).  

Der  Director  des  Gjmn.  in  Üngarisch-Hradisch ,  Vincenz  Bie- 
Bsri,  zum  Director  des  Gjmn.  in  Iglau^  der  Director  des  üntergjmn. 
in  Trebitsch,  Edmund  Kratochwil,  zum  Director  des  Gjmn.  in  Ung.- 
Hradtsch  {a,  b.  EntschL  v.  27.  Juni  1,  J,);  der  vormalige  Director  des 
Ojrmn.  St.  Gcrvasio  et  Protasio  in  Venedig,  Rudolph  Pichler,  zum 
0ir«ctor  des  Gjnui.  in  Trient  (a.  h.  Entachl.  v.  10.  Aug.  l.  J.) ;  der  Di- 
rvctor  des  Gymu.  in  Mies,  Johann  Nassl,  zum  Director  des  Gymn. 
in  E^er  (a.  h.  Entachl.  v.  8.  Aug.  L  J.);  der  Director  der  Staats- 
^_v„  .,:^.  .,,i.:i  i..,,^.  .,^5^^H  jj^  Wien,  Dr.  Alois  E^ger  Ritter  von  Moll- 
ig des  theresian lachen  Gvmn.  in  Wien  (a.  h.  EntschL 
f,  ^,.  ...^„  ;  .J.;,  a^'r  Prof.  und  provis.  Leiter  des  Gymn,  in  Iglaa. 
IRndiiiaiul  Kremser,  zum  Director  des  üotergymn.  in  Trebitsch  (a.  h. 


7f>0 


Personal-  ond  Schalootiien. 


Entaehl,  t*  7,  Sept  1.  J.);  der  Prof.  am  deutBchdn  Staatngjnnin-  in  <    

Franz  Novo tnj-,   zum   Director  des  Untergymn.    ia    Stratiiitt  (i^  i 
EntachL  ¥.  15.  Sept,  h  J.). 

Der  gegenseitige  Dienateswechsel  der  Gymnafiialdirocioren  I>r.  WU 
heim  Biehl  in  Innsbruck  and  Dr.  Paul  WaUnÖfor  in  Wiener  Jlea 
Btswit  wurde  genehmigt  (a*  h.  Entschl.  v.  28.  Sept.  L  J.)» 

Die  Yerzichtleistang   des   Joseph   Steiner   iknf  dta   GjmQ«näl-_ 
directorastelle  in  Freistadt  wurde  g<*nebmigt   und    der  Prof.  der  8t 
realflchttle  in  Linj,  Heinrii^h  Hackel,  zum  Director  des  Qymn.  in 
fltadt  ernannt  (a.  h.  Entschl.  v.  Ö.  Äug.  l.  J.)- 


Der  Snpplent  an  der  Realschule  in  Teschen,  Andrea»  Qnbo 
der  Candidat  Johann   Liesskounig  zu  Lehrern  am  Gjmn.   in  Cüil| 
der  Supplent  am  üvmn.  in  Görz,  Anton  Lantscbn«! %  ui»  '  4id 

Dr*  Franz  Gustav  Kann  zu  Lehrern  am  Gymn.  in  Villacl- 
am  Gyran,  in  Innsbruck,  Dr.  Andreas  Ploier  und  <!  j 

Poppier  zu  Lehrern  am  Gymn.  in  ßieliti;  der  Suj'i  < 

HömalB,  Joseph  Grtiue»,  zum  Lehrer  am  deuts. '   - 
der  Snpplent  am  Comraunal-  Real-  und  Obergymii 
Dt,  Carl  Pichler,  zum  Lehrer  am  Gymu.  in  Zi.«.ixx.  ...<    ^•^^r 
deutschen  Gymn,  in  Brunn,  Joseph  Medek,  zum  Lehrer  iiiti  Gymn^ 
Freistadt;   der  tJupplent  ErJuard  Brecliler,  zum  Lehrer  am  ünter|j 
inKromau;  der  Prof.  am  Gy mn.  in  Znaim,  Dr.  Leo  Smolle,  xumj 
am  L  deutschen  Gymn.  in  Brunn;  der  Lehrer  am  Gymn.  in  KteiL  En 
Feiebtinger,  zum  Lelirer  am  Gymn.  in  Sakburg;  der  L«  ' 
in  Kaaden,  Anton  Roijsner,  zum  Lehrer  am  Gymn.  in  L 
Prof.  am  Realgymn.  in  Freudonthal^  Wilhelm  Tief,  zum  Prol*  a^iu,  ( 
in  Villach;  der  Prof.  am  Gymn.  in  Br^eiany,  Julian  Kutecki^  luo 
ara  Gymn.  in  Stanislau  ond  der  Prof.  am  Gymn  in  Lanl  '         ^^     i " 
Dittel,  zum  Prof.  am  Gymn.  in  Eied;  der  Prof.  am 
Triest,  Albert  Casagrande,  zum  Prof.  am  Gymn.  /-u  v  .^^ 
Gymnasialprof.  In  Teschon,  Franz  Bauer,  zum  Prof.  am  1.  dr 
zuBränn;  der  Gymnasialorof,  in  Marburg,  Dr.  Adolph  Nits«.  .,    .  .... 
am  Gymn.   zu    Innsbruck',    der   RealscEulprof.   in    Auspitz»   Dr. 
Kindl,   zum  Prof.   am   deutschen  Gymn.  zu  Olmötz;  der  Prof, 
Mittekcbale  in  Prerau,  Dr.  Udalrich  Eramar,  zum  Prof.  am  csechischeo 
Gymn,  in  der  Altstadt    zu    Prag;   der  Gymn;\siallehrer    in    ünjrariÄfh» 
Hradiscb.  Eduard  Ku^era,  zum  Prof.  am  deutschen  Gymn.  xv 
der  Gymnasiallehrer    in   Viilach,  Joseph   Mayrhofer,  zum   I  ; 

2   deutschen  Gyran.  zu  Brunn;  der  Gymnasiallehrer  in  M: ' 
berg,  Franz  Stourac»  zum  Lehrer  am  deutJicheD  Gymu.  / 
Gymnaeiallebrer  in  Strasnitz,  Anton   Bezdek,   zum  V  ' 
zu    üngariach- Hradiscb;    ferner    zu    wirklichen    Gyt: 

Supplent  am    deutschen   Gymn,  in  Olmütz,  Joseph   U.  l,..,^,      .     

Gymn.   zu  Iglau;  die   Gymna^ialsupplenten  Ernst  Öuda    in    Eßnigi^ti 
nnd  Johann  Piska^  in  Prag  für  die  Mittelschule  zu  Prenui : 
ulenten    Karl   Broi    und   Joseph   Kasjparide»   für  das    ■ 
Wittingau;  der  Supplent  am  dechiscben  Gymn.  in  der  Alt 
Dr.  Robert  Noväk,  für  da»  L  Seebische  Real-  und  Oberp 
der  Snpplent  Jodok  Mätzlcr  für  das  Untergymti.   im  '  ^ 
Supplent  am  deutschen  Gymn.  in  der  Neustadt  zu  Pr  ft- 

salem,    für  das  Gymn.   zu   Nikolsburg;   der  SuppK  Ar. 

>  orrimunalgyran.    in   Wien,  Engelbert  Neubauer,    liu  :ti 

M.u'lmrg::  der  Supplent  am  1,  Gymn.  in  Graz,  Ruptjrt  de'  fr 

da.s  Gymn.  zu  Znaim;  der  Prof.  am  Gymn.  zu  Rudolphmci*.u »  ^^»1*4^1 
Petschar,  zum  Prof.  am  Gymn.  znXeschen;  der  Lenreit  am  Gnos.  in 
Ffistadt,  Arthur  La nkmay er,  zum  Lehrer  am  2.  deatßd^  Ojibo«  « 
Brunn;  der  Lehitr  am  Gymn.  in  Krainburg,  Anton  Ariel«  snm  Ukm 


PerBOiiBl*  und  Schul notizen. 


701 


im  Girniii.  in  ViUach,  der  Lehrer  am  Gymn.  in  Kratubtirg,  Johann  Jenke, 
nun  Lfihrer  am  Gjmn.  in  G5rz,  der  Prof.  am  Qymn,  in  Trient,  Peter 
Oiaeriori,  zum  Prof.  am  Gjmn.  in  Capo  dlstria,  der  Prof.  an  der  StaatÄ- 
mittelaehale  in  Feldkirch,  Ludwig  Teimer,  zum  Prof.  an  der  Staata- 
mittalflchule  in  Reichenberg ^  der  Weltpriester  Dr.  Bernhard  Tarkowitz^ 
gttjn  Keligionslehrer  am  deQtachen  Gjmn.  in  Budweis;  der  Bnpplent  am 
Qjrmn.  in  Trient,  Hannibal  Lorenzoni,  zam  wirkL  Lehrer  an  derselben 
Andtalt;  der  Oborlieutenant  des  5,  Feätimi^s-ArtOlerie-BatailloDa,  Theodor 
Cstegka,  zum  Lehrer  am  Staats-Heal-  und  Obergymn.  zu  Feldkirch;  der 
Probecandidat  am  L  Staatsgjnm.  zu  Graz,  Hermann  Dupky,  zum  Lehrer 
am  Staatsgyxnn.  i«  Freistadt;  der  Supplent  am  Gymn,  in  Görz,  Franz 
gtadelmaun.  2um  Lehrer  am  Staatsgymn.  in  TrieBt;  der  Supplent  am 
Gymn.  in  Cattaro,  Stefan  Marge ti<:,  aam  Lehrer  daaelbst. 

Der  mit  der  Leitung  der  Oberreal  schule  in  Rakovac  betraute  Prof. 
Tictor  Lipei  zum  Director  dieser  Anstalt;  der  Director  der  MittelBchule 
in  Fiume,  Dr.  Peter  Bella,  zum  Director  der  Staatarealschulc  in  Roveredo 
<1Ö.  Juü  L  J.). 

Der  Prof-  an  der  Staatareal  schule  in  Brünn,  Benedict  Fogler, 
ftiin  Leiter  der  Zweiganstalt  dieser  Mtttelscbute, 

Der  Realschnlsupplent  in  Bielitz^  Alfred  Wal  th  e r ,  und  der  Supplent 
runM  Katholnigg,  zu  Lehrern  an  der  Uuterrealachule  in  Imstj  der 
trangelische  Pfarrer  zu  Haber  in  Böhtneij,  Theodor  Täuber,  zum  evangel. 
Eeligionslehrer  an  der  Rcalöchule  in  Bielitz;  der  Prof.  an  der  Lehrerinen - 
bildnngsanätalt  in  Klagenfort,  Dr.  Cajetan  Dittl,  zum  Prof,  an  der 
Bealscbnle  in  Görz;  der  Prof.  an  der  Mittelschule  in  Tabor,  Dr.  Johann 
MaH*>k«  tum  Prof  an  der  6echischen  Eealscbule  in  Prag;  der  Gym- 
na<ij.nehrer  in  Krainburg»  Adolph  Nowak,  zum  Lehrer  an  der  Staats- 
lale  in  Brunn;  der  Supplent  an  der  Staatsreal schule  im  VIL  Bezirke 
VioQ,  AJois  Würzner,  zum  Lehrer  an  der  Realschule  zu  Steyer; 
der  Prof  an  der  Staats  mittel  schale  in  Feldkircb»  Dr.  Karl  Nachbaner, 
muk  Prof.  an  der  Staats  real  schule  in  Brunn. 

Approbierte  Lehramtscandidaten 

im  Studienjahre  1877/78; 

Von    der    k.    k.    wiss.    Gjranasialprtifuögacommission    in    Wien: 

j)  Claa«.  Philologie  OG.:   Edmund    Barth,    FriedricJi    Franz,   Joseph 

Grünes,  P.  Thasailo  Lehn  er,  Engelbert  Neubauer,  Jobami  Schmidt, 

FrAHz  Sftös,  Leopold  Waber,  August  Weiss  (sammtlich  mit  deutscher 

Unt<:rricht8Bprache) ,   Isidor  Gromnicki,   Demeter    Puszkar   (deatseh, 

polüihcb    und   rothenisch);   Lat,  und  Griech.   OG.  (Ergänzungsprüfung): 

tVani  Buli^  (serbo-kroat.  und  ital.),  Franz  Gerd  in  ic  (df^utsch  und  slov-X 

Arthur  Lankmayer  (deutsch).  Lat  OG-,  Griech.   UG. :   Simon  Hajek 

(dtutech   und   ßechj;  Griech,  OG.,  Lat.   ÜG, :  Johann  Bisiak  (deutsch 

und    ItaL);    Lat   CG.:    Heinrich    Betzwar,    Joseph    GoUing,    Adolf 

Spönne r  (deutsch);  Lat.  und  Griech.  UG.:  Franz  Hawrlant  (deutsch). 

JtMieph   Pravdic  (deutsch   und  slov.),  Johann  Vareeka  (deutsch   und 

*^lji^ch,)*    b)   Deutsche    Sprache    OG.    (Erweiterunffsprtifungjr    Leopold 

Ei;:ncr,  Kudolf  Kindl,   Eduard  Plöckiuger,  Franz  Bei  nt  hat  er, 

1  Riedl,  Franz  Ruby,  Carl  Schmidt,  Dr  Leo  Smolle,  Eduard 

inek    (sammtlich   deutsch);  deutsche  Sprache   ÜG.  (Erweiterung- 

püiuug):  Joseph   Kämerling,   Erasmus  Kothny  (deutseh),  c)  Serbo- 

krtiat.    und  Griech.  OG.,  Lat  ÜG,;  Stephan    Senz   (deutech  und  serbo- 

Ir  ^^    \    ,t.    OG.    (Ergänzungspröfiing):    NikoUus   Vuskovic 

1/  ?;chOGn  Lat  und  Griech,  UG.:  Anton  Bartel (deutsch 

ütni    «iu.,;,  i.nnu-sLli  OG.   (Ergänzungsprötung):  Anton    Hosek  (&acb.); 

Slorenuich  OG.  (Ergänzungiüprüfung):  JohanuPolanec  (slo?.);  Roininisch 


7« 


Personal-  tmd  SchalDoUzen, 


OG.  (Er^nzungsprüfang):  Basilius   Bumbac  (mmaiuscb).   d)  Pbüoiihl 
phische  Propädeutik  (Ergänzungsprüfang):  Johann  Obermann  (deoUch) 
,  ^)  Geschichte,   Qeographio    und   deutache  Sprache    OG*:    f'ianz   Haot, 
Adalbert  Ziegler  (deutsch)*,   Geech*  und  Geoer.  OG.:  Samael  Gor^e,  | 
Wilhelm    Guni  pol  ds  berger,    Joseph    H  am  berger,    Franz    £iinij 
Joeepb  Matznra,  Felix  Wieäner  (deiitacb),  Balthasar  C ante,  IGvidiol 
Federzolli   (ital);  Gesch,   und  Geogr.  ÜG.:  Peter   Novak  (deottthK] 
fj  Math,    und   Phjsik   OG. :    Joseph    C  s  e  m  e  z ,   Carl   G 1  ö  s  e  1 ,  Jditph 
Hepperger,    hlmil  Hribar,   Joseph  Kaäpr,  Otto   Kudera,  En»t  I 
Bevor,  Konrad  Stefan,  Victorin  Zahrada  (deutsch),  Franz  üifitj 
Franz  Krem a  (serbo-kioat) ;  Math,  und  Physik  OG,  (Erg&n«ongsprüfimf)i  i 
Michael    Boiiö    (deutsch);    Math.    Oa,   Physik  ÜG.:   Johann    Be&fl 
(deutsch),  Valentin  P Tegel j  (deutsch,  slov.  und  itaL),  Ignaz  Swobo^ij 
(deutsch  und  dech.),  Jakob   Znidaric   (deutsch  und  slov,);  Phynk  OG, 

iErgäDzungsprüfung) :  Franz  Borstnik  (Blo?,)r  Antou  H 1  a d n i k ,  Joh&fln  I 
Utzberger,  Karl  K o s m i k  { deutsch ) ;  Math,  und  Physik  ÜG.,  i>hüoi. j 
Propädeutik :  Peter  J  o  k  o  v  i  c  (serbo-kroat  und  itaL) ;  Math,  und  Phyiik  I 
OG. :  P.  HeiTirich  Sladeczek  (deutsch),  g)  Naturgeschichte  GG.,  Matij 
und  Physik  UG. :  Joseph  Blasijir,  Eduard  Sykora,  Franz  Tieselrl 
Heinrieh  Vieltorf,  Wilhelna  Win  kl  er  (deutsch),  Adolf  Juriaiej 
(aerbo-kroat.);  Naturgeschichte,  Math,  und  Physik  ÜG*:  Joseph  Balde^j 
nianu  (deutsch);  Naturgeschichte  OG. :  Joseph  Esche  (deutsch'). 

Von  der  k.  k.  wiss.  Gymnasialprüfungscommisyian  in  Prag 
Philologie  OG.:  Wenzel  Ey mer,  P,  Änselm  Hof f mann,  Johi 
Adolph  Michl,  Robert  Mililer,  P.  Isidor  Vondräöek,  Eniii  "^c»«»  , 
(Ergänzungsprlifungi  (deutsch),  Franz  Bartovskf ,  Johann  Cermiltj 
Alois  Fischer,  Johann  Piskaö,  Bhisius  Prüsik,  Franz  Harskf  {f^\ 
päuzung8präfuDg)t  Anton  K re  c  ar ,  Johann  fl  i  h  a  (iechisch) ;  Griech,  C>ö,  | 
Lat.  ÜG.:  Joseph  Rüzicka  (deutsch);  Lat  OG,  (Ergäozungsprüfcn^M 
Ferdinand  LiÄka,  Anton  Vasik  (£ech.),  Karl  Maier  (deutscn);  Grt«k  | 
00.  (Ergärizufigsprafung):  Friedrich  Dworiak,  Fridolin  Kaspar,  Enull 
Cüda,  Johann  Safranek,  Johann  Stefliöek,  Anton  Vorliöek  ($(dL)(| 
Lat.  und  Griech.  UG.:  Karl  Muller,  Dr.  Wendelin  Tri  scher  (deiö  " 
Joseph  Capek,  Erwin  Hornidek,  Joseph  KoitAl,  Joseph  Kaj 
Franz  Pich,  Franz  Ruth,  Aotou  äetehk,  Joseph  Sladek,  Jd 
älavik,  Wenzel  Steffi,  Gustav  Ziba,  Thomas  Zatloukal  {^ 
h)  deutsch  OG.  (Ergäiizuugöprftfuug):  Anton  Popek  (deutsch); 
ÜG.  (ErweiterungsprUfang):  Ignaz  Soldat  (deutsch).  €)  Cechisch  l 
wciteningspröfung):  Joseph  Lacina(5ech.J.  <J)  Philosophische  Prop 
(Erweiterungsprüfung):  Anton  Jerabek  (deutsch),  P.  Ftant 
(deutsch),  e)  (jeschichte  und  Geographie  OG. :  Viktorin  Bouchal,  ; 
Ernst,  Karl  Frank  (Er^nzungsprfifung),  Joseph  Frömter. 
Herold,  Joseph  Khunt,  Joseph  Lang,  Joseph  Loos,  Franz  Marsch 
Vincenz  Spiru  ta  ,  P.  Cotifitantin  Uher,  Philipp  Watznauer  (dettlj 
FraniBares,  Franz  Chum,  Joseph  Dole 2 al,  Eduard  Kl icpera,! 
Ki^emen,  Johann  Macha^ek,  Georg  Metelka,  Jaroskv  ?% 
Jaroalav  Petr,  Joseph  Strnad,  Johann  St^panok,  F  - 
(^ch.);  Gesch.  und  Oeogr.  ÜG.:  Anton  Kralißek,  P.  i 
dnska  (deutsch);  Joseph  Branü,  Friedrich  Kon  valinka,  i .  .^m«« 
Pachta,  Heinrich  Sramek  (£ech.).  f)  Mathematik  und  Physik | 
Franz  Eduard  Müller,  Raimund  Walter,  Karl  Wiblida^  -fc..,Mfli 
piiftfung)  (deutsch);  Joseph  Fürst,  Dr.  (Justav  Grass, 
Wenzel  Simandl,  Johann  Wohryska;  Math,  OG.,  Phs 
degar  Wenzel  (deutsch);  Math,  und  Phys.  ÜG.:  V 
Ladiahiv  Duda,  Franz  Kaüka,  Dr.  SedläJSek,  Joseph  1 
Uliönf  (^ch,),  Dr.  Gustav  Nowak  (deutsch),  Dr.  Alois  Pertitöii4**' 
und  ital.).  g)  Naturgeschichte  OG.,  Math,  und  Physik  ÜO,:  Dr.  Hli 
Doubrava,  P.  Victor  HejrovskJ,  Wenzel  Hovorka.  AloiiScM, 
(deutsch),  Maumilian  Mencl,  Wratislav  Votruhec  (öecL); 


OGJ 


Personal-  and  Schalnoiizen. 


793 


ieOO*  (EnfeitemngBprtifung):  Vincenz  Biber,  Adolf  Gottwald 
(tetBeh) ;  NfttUFgeacbichte  uG,  ( Erweittiraogsprüfang) :  Karl  Kopetzky 
"   '  >. 

Von  der  k.  k.  wiss-  GyranaaiftlprQfungscoraniissioii  iuGraz:  a)  dau. 
^ogit  OG.:  Rudolf  Caspar,  neroiaon  Dapky,  Alfred  Uotorlch, 
Treipiier,  Albin  Nager,  Anton  Paria,  Rupert  Schreiner 
!lih  Anton  Kosi,  Franz  Zakrajgek  (deatsch  and  alo?.!*  Joseph 
#115-^ en herber,  Philipp  Paalitschke  (Ergän«nn^aprufanfr)  (deutsch); 
Latein  OG.»  G riech.  UG.:  Johann  Liesskounig,  Karl  Pro  kop  (deatsch), 
ThiTOiAe  Brajkovid  (ital.),  Leonhard  Jnnniö  (kroat.).  b)  Deutfich  00,, 
ImX.  and  Griech.  CG,:  Dr.  Ferdinand  Khnll  (deutsch).  Deutsch  ÜG., 
Lat.  nnd  Griech,  VQ.t  Adolf  Gstirner  (deutsch)*  c)  Italiänisch  OG., 
Ut.  und  Griech.  ÜG.:  G^org  Benedetti  (ital,);ltaliäniÄch  OG.  (Er- 
wtenmi^spröfan^):  Basil  Cappelletti  (ital.);  Italiänisch  ÜG.  (Er- 
•eit^ruügrspruftin?):  Joseph  Pegolotti  ütal).  d}  Slovenisch  OG.,  Lat, 
tiod  Gnech.  GG. .  P,  Stanislaas  Skrahec  (deutsch  und  bIov.);  Slovenisch 
OG^  Lat.  und  Griech.  UG. :  Dr.  Jacob  Sket.  e)  Gescbichte  und  Geographie 
OG.,  Deutsch  UG  :  Tullius  Erber  (deutsch  und  ital.);  Gesch.  und  Geogr. 
OG.:  Alois  Fritsch.  Mai  Hantschi  Dr.  Karl  Jahn,  Aemilian  Lilck, 
iUeiander  N e u m a i e r ,  Franse  Steffanides  (deutsch),  Ludwig Morte a n i, 
Clcniena  Pnovic  (ital.);  Gesch.  und  Geogr.  ÜG*:  Johann  Hrbek,  Victor 
Oswald,  Alexander  Weissmaver  (deutsch),  f)  Mathematik  und  Physik 
'*"  '::Qa«  Faidiga,  Romuald  Rinesch,  Hugo  Scbwendenwein 
i;  Math.  ü(j.,  Physik  ÜG.:  Lukas  G ratze  (deutsrh).  g)  Natur- 
^'o^ujjtte  OG*,  Matij.  und  Physik  UG. :  Martin  Cileniek.  Heinrich 
"Harteiiauer,  Anton  Rosaner,  Johann  Schmierer,  AJois  öigraund 
ih),  Martin  Sinkovid  (deutsch  und  slov.),  Rudolf  Kruinjak 
)■ 

Von  der  k.  k.  wiss.  GymnasialprUfungscoramission  in  Innsbruck: 
;&.  Philologie  OG.:  Joseph  Jaud,  Jodok  Mätzler,  Joseph  Medek, 
Q    Niederegger,    Frani    Poppier,    Anton    Friraoxid,    Franz 
e  l  m  a  n  n,  Josepb  Feuerstein  (EißänÄungspröfung),  Robert  Stichl- 
er (deutsch);  class.  Philol.  QG.,  deutsch  ÜG.:  P.  Matthias  Jäger, 
La ntfl ebner  (dentsch);  class.  PhiloL  OG-,  Italiäniäch  und  Deutsch 
;  Cäsar  Christo folini  rital.  und  deutsch);  Latein  üGm  Griech.  DG.: 
n  Kalb  (deutsch);  Griech.  GG.,  Lat.  UG.:  Rudolf  Sowa  (deutsch); 
Gritrcli.  und  Deutsch  UG.:  Eduard  Charkiewicz,  Markus  Guggen- 
(deutsch);   Lat.   und  Griech.  ÜG.;  Arthur   ßonetti   (ital.    und 
Jakob  Keller,   Simon  Schissling  (deutsch),  b)  Deutsch  OG., 
'Griech.  UG.:  P.  Johann  Paul  Silier  (deutsch);  Deutsch  GG.; 
hl,  Johann  Sc biechtl  (Erweiterungsprüfung)  (deutsch); deutsch 
_   an£    Katboluigg    (deutsch),   c)  Italiänisch  OG.  (Ergänzung»' 
lug):  Joseph  Strukel   (ital.)  d]  Geschichte  und  Geographie  OG*: 
'  ird    Fischer,    Placidus  Genelin,    Peter  Paul    Passler,    Georg 
llDidt,  Alois  Tanzer  (deutsch);  Gesch.  und  Geogr.  UG.:  P.  Ludwig 
lieh  er  (deutsch),    e)  Mathematik  und  Physik  GG.:    Josepb  Braun, 
^rich  Offer,  Andreas  W*7lf  (deutsch^:  Math,  und  Physik  UG. :  Frau« 
ph  Schneider  (deutsch).  /)  Naturgeschichte  OG..  Mathematik  und 
dk  ÜG.i  Dr.  Alois  CatJirein,   Fran«  Egger,  Johann  Huber,  Dr. 
Kimmorle,  Vincenz  Lavogler,  August  Sc  hie  tt  er  er,  Cajetan 
[Vagi,  Göorg  Weinländer  (deutsch). 

Von    der   k*    k.    wiss.    Gymnasial prQfungscommlssion    in    Krakau: 

tliBS.  Philologie  OG.:  Josef  Winkowski  (poln.  und  deutsch);   Lat. 

Griech    ÜG.:    Paul    DobrzaiSski,    Franz    Kaj&uiar,    Stanislaus 

j,  Franz  Soltysik,  Felir  Urbanski  (poln.),  Julian  Nasalski, 

Sluzar  (poln.,  deutsch  und  ruth.);  Lat  und  Griech.  OG.  (Er- 

Jiprflfang) ;  Plato  S  i e  n  k  i  e  w  i c z  (poln.,  deutach  und  ruth.),  Theodor 

iiki  Cpoln.);  l^tein  OG.  (Ergänzungsprüfung) :  Johann  Brandt 


794  Personal-  und  Schalnoüsen. 

(poln.  und  deutsch),  h)  dentscli  OG.,  Lat.  und  Griech.  ÜG.:  Fnns  Zna» 
mirowski  (poln.  and  deatsch);  Dentsch  OG.:  Thadd&i»  Kilariki 
(dentsch).  c)  Polnische  Sprache  OG.,  deutsche  Sprache  ÜG.:  llkkasl 
Frackiewicz,  Sebastian  Polak,  Alois  Steiner  (poln.  und  devtiA). 
d)  Philosophische  Propädeutik  (Erffänzungsprüfung):  Joseph  D^bro ws kl, 
Johann  Holynski,  Julian  Lizak  fpoln.).  e)  Geschichte  nnd  Geogn^ue 
OG.  (Er^zunesprüfung) :  Kaspar  Algier ski  (poln.)  /)  Hathematiik  ud 
Physik  UG.:  fgnaz  Serwin,  Stanislaus  Zabawski  (poln.),  ¥atthiM 
Zwolinski  (^In.  und  deatsch).  g)  Physik  OG.  (Erg&nsongsprtfnng): 
Anton  Pazdrowski  (poln). 

Von  der  k.  k.  wiss.  Gymnasialprüfungscommission  in  Lemberg: 
a)  Class.  Philologie  OG. :  Karl  Dom  in,  Thomas  So Itysik  (dentMhmid 
polnisch);  Lat.  06.,  Griech.  UG.:  Matthias  Switalski  (dentsch  ind 
poln.);  Lat.  und  Griech.  UG.:  Ladislaus  Machnowski  (poln.),  Frui 
Pawlowicz,  Thomas  PawJowski,  Johann  Bembacs  (dentBch  ud 
poln.).  &)  Deutsch  OG.  (Erganzungsprüfung) :  Ladislaus  Froncs  (dentMih 
und  poln^.  c)  Buthenisch  OG.  (Erganzungsprüfung):  (jkibriel  Berkiesi- 
czuk,  Wladimir  Pawlawski  (deutsch,  poln.  und  ruth.).  S)  Naturge- 
schichte OG.:  Johann  Wrchatski  (deutsch,  poln.  und  rath.). 

Von  der  k.  k.  wiss.  Gymnasialprüfungscommission  in  Cienio- 
witz:  a)  deutsche  Sprache  OG.:  Cornelius  Eossak  (ErgänzungaprfiliiBg) 
(deutsch);  Wilhelm  Steiner  (Erweiterungsprüfung)  (deutsch),  h)  Ge- 
schichte und  Geographie  OG. :  Friedrich  Jenkner  (Ergänzung^rüfong) 
(deutsch);   Gesch.  und  Geogr.  UG.:  P.  Eduard  Willem itzer  (aeutMa). 

Von    der    k.    k.    wiss.    Bealschulnrüfungscommission    in    Wien: 

a)  Französische  und  englische  Sprache  OB.:  Johann  Baudiscb,  Alois 
Würzner  (deutsch);  Französische  und  deutsche  Sprache  OB.:  Leopdd 
Hirsch,  Simon  Längle  (deutsch);  Französische  Sprache  OB.,  deuteche 
Sprache  UR.:  Sigmund  Fuchs,  Karl  Ereutzinger,  Veit  Lamberg. 
Sigmund  Oberländer,  Ludwig  Bis  ebner  (deutsch);  Franadsische  und 
italiänische  Sprache  OB. :  Felix  Zver  in a  (deutsch);  Französische  Sprache 
OB.,  italiänische  Sprache  ÜB.:  Karl  Schücker  (deutsch);  Französische 
und   5echische  Sprache  OB.:   Budolph  Wawruch    (deatsch  und  6eeh.). 

b)  Deutsche  und  englische  Sprache  OB.:  Engelbert  Nader,  Jos.  Besen 
(deutsch);  Deutsche  Sprache  OB.,  polnische  Sprache  ÜB.:  Leopold  Seid- 
ler (deutsch  und  poln.);  Deutsche  Sprache  OB:  P.  Alexander  Hopf 
(deutsch),  c)  Cechische  Sprache  und  Mathematik  OB.:  Leopold  Sach 
(5ech.)j  Cechiscbe  Sprache  OB.:  Karl  Bedrod.  Franz  Chlupä2  (6ech.); 
Serbo-kroat.  Sprache  OB.,  italiänische  Spracne  ÜB.:  Iran  S^rljuga 
(serbo-kroat.  und  ital.) ;  Serbo-kroat.  Spracne  OB.,  deutsche  Sprache  ü& : 
Joseph  Modriö  (serbro-kroat.  und  ital.).  d)  Geschichte  und  Geographie 
OB.:  Alfred  Lewandowski  (deutsch);  Gesch.  und  Geogr.  ÜB.:  Joseph 
Neoral  (deatsch  und  dech.);  Geogr.  und  Naturgesch.  OB.:  Dr.  Ferdinand 
Duile  (deutsch),  e)  Mathematik  und  darstellende  Geometrie:  Wenzel 
Hof  mann,  Rudolph  Georg  Huber,  Bichard  Kienel,  Ladislaus  Mayer- 
hoffer,  Johann  Nitsche,  Franz  Schiffner  (deutsch),  Anton  StröU 
(ital.);  Mathematik  OB.,  darst.  Geometrie  ÜB.:  Beinhard  Mildner 
(deutsch);  darst.  Geometrie  OB.,  Mathematik  ÜB:  Franz  Doleiel, 
Michael  (iraabatz,  Karl  Kutscbera,  Joseph  Bösler,  Karl  Schwar- 
zer, Johann  Friedrich  Zajiöek  (deutsch),  Joseph  Kasjp  arid  es,  Anton 
Kwitek  (öech.);  Mathematik  und  Physik  OB :  Bochus  Pizetti,  Adolpb 
Zillich  (deutsch);  Mathematik  OB.:  Wenzel  Kur  (deutsch),  f)  Chemie 
OB.,  Naturgeschichte  ÜB.:  Franz  Buchner,  Heinrich  Kremla,  Aloii 
Schwarz,  Ludwig  Sipöcz  (deutsch);  Naturgesch.  OB.,  Chemie  ÜB: 
Anton  Heimerl  (deutsch);  Naturgesch.  OB.,  Mathematik  ÜK:  Michael 
Stossich  (ital.).  g)  Freihandzeichen  und  Modellieren:  Karl  Strassar, 
Theodor  Czegka  (deutsch);  Freihandzeichnen:  Emü  Heythum,  Frui 
Karmann,    Friedrich   Kleindienst,    Karl  Malik,    Medard  MaI/> 


Personal-  und  Schubotizen. 


795 


Alexander  Maitg,  Hekrich  Ma^or,  Ludwig  Mösenbacher,  Aüton 
Feifiker,  Heinrich  Pinter,  Anton  Prii,  Ernst  Schieschneck, 
Joeeph  Schreit  er«  Johann  Schubert,  Alfred  Walt  her  (deutsch), 
WÜiielm  Schiff  (deutsch  und  ital.),  Adolph  Lieblicher  (^ech.).  Vin- 
cent Tschirschniti  (pobi.)*  ^)  HandelswiBsenschaften :  Oskar  Hertzka, 
Leopold  Wein  wurm  (deutach). 

Von  der  k.  k.  wie».  Realach nlprüfun^omniission  in  Gras: 
o)  Gesch*  ujid  Geogr.  OR.:  Johann  Chadalik  (deutsch  und  6«cli*)* 
b\  Darstellende  Geometrie  GR.,  Mathematik  UE.:  Johann  Tenschert 
(deutsch),  c)  Math,  und  Physik  OiLt  Jakob  Hirachler  (deutich).  d)  Che- 
mie OE,,  Physik  UR.:  Victor  Conrad»  Eduard  Donath,  Dr.  Rudolph 
K5l1e,  Dr.  Franz  Schardinger  (deutsch),  e]  Chemie  und  Natureesch. 
OB.:  Karl  üntchi  (deutsch),  f)  Naturgesch.  OE.,  Chemie  ÜR.  (Wieder- 
hol ""^"-'"■nfung) :  Aleiander  Meli  (deutsch),  g)  Physik  OR»  (Erweit^ 
IL  ng);   Johann    Berbuc^.   (deutsch),    h)  Handelswissenschaften: 

Fk  •:  h ,  Friedrich  b  c  a  b  i  t «  (deutsch). 


Im  ijtndienjahre  1877/8  mit  einer  regelmässigen  unterste t^ung  ans  Staata- 
mittein  betheilten  Candidaten  des  Lehramtes  an  Mittelschulen: 
Ffir  die  Fachgruppen:  1.  Class.  Philologie:  Alois  Borger,  Eduard 
Bottek*  Thomas  BrajkoTid,  Franz  Brunct,  Matthias  Öanibala, 
Karl  Cumpfe,  Andreas  Ctyczkiewicjt,  Franz  Drechsler,  Wilhelm 
Ehrer,  Anton  Fejta»  Anton  Filipsk^-,  Anton  Frank,  Paul  Gai- 
daczek,  Johann  Gcir,  Eduard  GoUob,  Franz  Hawrlaot,  Alfred 
Heinrich,  Joseph  Höllering,  Karl  Horky,  Franz  Illek,  Wilhelm 
Kaeerovsk^,  Joseph  K oh m,  Joseph  K oh n,  Alois  Korn itt er,  Anton 
Kosi,  Eduard  Kranich,  Karl  Kreutzer,  Karl  Krispin,  Franx 
Kry4tof,  Isidor  Kukutsch,  Anton  Kunz,  Wenzel  Kurka,  Joaenh 
Lamich,  Anton  Lenarduzzi,  Ludwig  Longa uer,  Johann  LisseV, 
Joseph  Loos,  Joseph  Lugert,  Peter  Oberhamraer,  Karl  OrazuHk, 
Eduard  Ott,  Robert  Parma,  Joseph  Pokorn^,  Georg  Pölzl,  Joseph 
Possedel,  Anton  Primolic,  Valentin  Ri^n^,  Joseph  Rott,  Jobann 
Ro(ter,  JAfoslav  Schulz,  Daniel  Seidl,  Em^t  Sewcra,  Johann 
SIeeel,  Frütii  Slameczka,  Alfons  Stanta«  Joseph  Strzizek,  Frani 
8t^D]o,  Gabriel  Suran,  Franz  SQss,  Eduard  Swoboda,  Johann 
Trnka.  Moriz  Tschiassny.  Jakob  Ueberegger,  Georg  Weinberger, 
JcMph  Weiss,  Julius  Wisnar  Im  Ganzen  66.  —  2.  Class.  Philologie 
und  deutsche  Sprache :  Stefan  K  o  c  i  u  b  a ,  Johann  Maurer,  Alfred  Poche, 
Ferdinand  Tön  kl,  Lorenz  Winkler.  hu  Ganzen  6.  —  3.  Class.  Philologie 
Wld  slov,  Sprache:  Franz  Zskrajöek,  —  4.  Class,  Philologie  und  philo- 
•oph  Propaedeutik:  Romuald  Wurzer,  —  6.  Französische  und  deutsche 
S  M  t  .,'m u nd  L  ä  n  g  l  e ,  Emil  W  i  n  k  l  c  r.  —  6.  Französische  und  fechi- 

1^  ♦:  Richard  Braniovsk^,  Hubert  Fiala,  Wenzel  Horak, 

Jutjrtiin  .iursa,  Anton  Kodct.  Joseph  Komarek.  Im  Ganzen  6.  —  7. 
Ftanzösischtj  nnd  enfflische  Sprache:  Johann  Baudisch,  Franz  Brosch, 
Eduard  KrJ^Tn.  i  Vinccnz  Krusil,  Aleiander  Wiukler,  Im  Ganzen 
6».   — ^8'  und   Geographie:    Markus    Battistich,    Johann 

Bratt^ev'  lichte,    Geoaraphie  und    deutsche   Sprache:  Tullius 

Erbtr.  Johann  Gollob,  Alfred  Lowandowski.  —  9.  Geschichtu  und 
Gfoemphi^  und  philosoph.  Propädeutik:  Animpodist  Daszkiewici»  — 
V^  \  Physik:  Andreas  Barid,  —  11.  Mathematik  und 

Y:  hp  Sprache:  Wilhelm  A  ndreis»,  Frau*  Seh  neider. 

—   12.  jUthcmati^  M  k  und  phi!        '     ^      V-  Johann 

SfetLna.  —  la  Mat  jid  darstel  «tUzn. 

Joieph    '  ''    \  ijrmii    und  Physik:  i.mu  iiu.::(»iic    -     i.».  Natur- 

müki*  ük   und   Physik:    Alfons    Panlin«    Franz    Vonk 

l^  Fir.M ui  Joseph  Calogera,  Cyrill  Czernj.    Karl   Hof 

bmcr,  Wilhelm  Hons,  Karl  Kantor,  Joseph  Ktldorfer,  Bohomi 


7QQ  PenonAl-  und  Selialiiotlsei. 

Kopetzky,  Anton  Malinsky,  Panl  MartinoTiö,  Johann  Bo?er«, 
Franz  Schliehts,  Karl  Schmidt,  Aogast  Schubert,  Anion  Spmlal» 
Ludwig  Täabner,  Philipp  ilTnastka,  Heinrich  Zoft  Im  Qmnioi  il. 
—  Gesammtsnmme:  118.  —  Nach  den  Kronländem,  wichen  aia  aig»- 
h5ren :  Ans  Niederösterreieh  8,  Oberöeteneich  3,  Salzburg  4^  Stetennark  $, 
Känithen  1,  Krain  3,  Küstenland  5,  Tirol  9,  Vorarlberg  1,  Dalmatte  10, 
Böhmen  32,  Mahren  24,  Schlesien  9,  Qalizien  2,  Bnkowina  4. 


Der  Fachvorstand  der  Staatsgewerbeschnle  in  Beicbenbew,  Pnf. 
Franz  Richter,  zum  wirkl.  Director  dieser  Anstalt  (24.  Juli  L  J.); 
der  Leiter  der  Zweiganstalt  der  Staatsrealschule  in  Brftnn,  Joseph  Laiiner, 
zum  wirkl.  Director  der  Staatsgewerbeschnle  in  Czemowits  (25  Jnli  L  J.). 

Der  k.  k.  Bau-  und  Maschinen-Ingenieur  in  Brüx,  Maximilian  Kraft, 
und  der  Assistent  bei  der  Lehrkanzel  für  Maschinenbau  an  der  devtMkm 
technischen  Hochschule  in  Prag,  Karl  Mikolaschek,  zu  wirkl.  Lehren 
des  Maschinenbaues,  sowie  der  Architekt  und  Lehrer  an  der  StaalM»- 
werbeschule  in  Czernowitz,  Heinrich  Grohmaan,  zum  wirkl.  Lehrer  m 
Baukunde  und  die  verwandten  Fächer  an  der  Staatsgewerbeschule  ia 
Beichenberg;  der  Stadtbaumeister  in  Wien,  Victor  T sehe pper,  zum  wiikL 
Lehrer  f&r  Baukunde  an  der  Staats^ewerbeschule  in  Pilsen ;  dier  bisherige 

?roTis.  Leiter  der  Zeichen-  und  Modellierschule  in  Lemberg,  Vineeni 
'schirschnitz,  zum  wirkl.  Lehrer  und  Leiter  der  eenann&n  Sdiule; 
der  Supplent  an  der  k.  k.  Bau-  und  Maschinen-Oewerbeschule  in  Wm^ 
Julius  Kaie  tan,  zum  wirkl.  Lehrer  an  derselben  Lehranstalt;  der 
Architekt  Hyacinth  Michel  zum  wirkl.  Lehrer  an  der  Staatsgeweiba- 
schule  zu  Bielitz  unter  gleichzeitiger  Zuerkennung  des  Titels  'Froteuof; 
der  Prof.  an  der  Realschule  in  Murburg,  Jobann  Bepit seh,  zum  Prol 
an  der  Staatsgewerbeschule  in  BrQnn. 

Das  Professorencollegium  der  k.  k.  Akademie  der  bildenden  Kflnite 
hat  beschlossen,  den  akademischen  Schülern:  Julius  Schmid,  der 
Specialschule  für  Historienmalerei  EisenmeE^er,  Karl  Schwerczek, 
der  Specialschule  für  höhere  Bildhauerei  Saindmann,  und  Aleiaadar 
Decsey,  der  Specialschule  für  Architektur  v.  Hansen,  die  syatenusiertan 
akademischen  Reisestipendien,  jedes  im  Betrage  von  jährlich  1500  fl.,  auf 
die  Dauer  von  zwei  Jahren  zu  verleihen.  Der  Herr  Min.  für  C.  und  U. 
hat  diesen  Beschluss  bestätigt 

Zum  Lehrer  an  der  nautischen  Schule  zu  Cattaro  der  k.  k.  liniei- 
Schiffslieutenant  Eugen  Geleit  und  zum  Lehrer  an  der  nautischen  Schak 
zu  Ragusa  der  Supplent  daselbst,  Ludwig  Klaiö. 

Der  Director  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Eger,  Eduard  Kittel, 
zum  Director  der  LehrcrbildungsaDstalt  in  Linz;  der  Director  der  Lehrer- 
bildungsanstalt in  Sobieslau,  Dr.  Emanuel  Hrys,  zum  Director  der  4e- 
chischen  Lehrerinenbildun^nstalt  in  Prag;  der  Prof.  der  Lehrerbildnagf- 
anstalt  in  Gitschin,  Anton  Hu  ml,  zum  Director  der  liehrerbildungsanstttt 
in  Sobieslau  (27.  Juli  1.  J.). 

Der  Supplent  August  Smolik,  zum  Hauptlehrer  an  der  Lehrer- 
bildungsanstalt in  Sobieslau;  der  Volksschullehrer  in  Vodftan,  Matthiis 
Vobofil,  zum  Lehrer  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in  PHbram;  die 
nrov.  Kindergärtnerin  an  der  slav.  Lebrerinenbildungsanstalt  in  Brtna, 
Maria  Jelinek,  zur  wirklichen  Kindergärtnerin;  der  Lehrer  am  Gyrna. 
in  Freistadt,  Eduard  Samhaber,  zum  Hauptlehrer  an  der  Lehrer-  nad 
Lebrerinenbildungsanstalt  in  Laibach;  der  Supplent  Karl  August  Ko- 
schatzky  zum  Hauptlehrer  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Graz;  der 
Prof.  der  Lebrerinenbildungsanstalt  in  Klagenfurt,  Franz  Hauptmana, 
zum  Lehrer  an  der  Lebrerinenbildungsanstalt  in  Gras;  der  Katechet  as 


PcTsonaU  und  Scbolnotixen. 


797 


der  bfkrflperechnle  in  KIa^do,  Franz  ßapert  Lofikoi,  tarn  Beligionslebrer 
Hl  der  LebrerbüdangiAD^tatt  tn  Pf-ibram;  d^r  Hauptlehrer  an  der  Leh* 
nrbildnngsanstalt  in  Bieliti^  Oufitav  Rusch,  zum  Hauptlebrer  au 
dar  Lebrt'rbildüögaanstalt  zu  Wien;  der  Prof,  an  der  Landcs-Oberreal- 
i«biiW  in  Xeltschf  Adolph  Kubei,  zum  Hauptlehrer  an  der  sla?.  Leb- 
Tonne nbildunmnstalt  in  ßrünn;  der  Prof.  an  der  Lehrerbildungsanstalt 
in  Lins,  Dr,  Karl  von  DcUa-Torre,  zum  Lehrer  an  der  Lehrerinen- 
Mldon^nstalt  in  Innsbrock;  der  Supplent  Karl  Dotnin^  xum  Lehrer 
in  d«r Lehrerbildungsanstalt  in  Enttenb^rgl;  der  Supplent  Paul  Skopiuid, 
sam  prov.  Uebungsscbullehrer  an  der  Lebrerbifanngsanstalt  in  Capo 
d^'Istna;  der  Volk &3chu lieb rer  2q  Inzersdorf  am  Wienerberg»  Joseph 
Hiebsch,  zum  Unterlehrer  an  der  Uebnngaschnle  der  k.  k*  Lehrerbildungs- 
ansUtt    in  Wien, 

Ausxeichnungen  erhielten: 

Der  ordentl.  Prof.  an  der  Wiener  techn,  Hochschule,  Georg  Eeb- 
bann,  in  Anerkennung  seiner  ausgezeichneten  literarischen  und  lehramU 
liehen  Thätizkeit  dm  Orden  der  eisernen  Krone  3,  Clasäe  (5*  Oct,  1.  J,); 
der  Landesscnulinspector  in  Graz,  Karl  Holzinger^  in  Anerkennung 
leiner  Ton&Qglichen  Dienstleistung  den  Orden  der  eisernen  Krone  3.  Classe 
(A.  k  Entecbl  t.  2.  Oct,  1.  J,). 

Det  Regterun^srath  Johann  Spizka  in  Anerkennung  seiner 
«rspriesfllicben  Dienstleistung  als  Rechnungsführer  und  Buchhalter  der 
k.  Akademie  der  Wissenschaften  das  Ritterkreuz  des  Franz  Josephs* 
ord«i8  (2.  Oct.  l.  J-). 

Der  in  Ruhestand  versetzte  Pedell  der  Univ.  Krakau,  Joseph  Wis* 
iewski,  in  Anerkennung  seiner  viel  jährigen  und  erspriesalicben  Dienit- 
"^  Hg  das  silberne  Verdienstkreuz  (a.  h.  Entschl.  v.  20.  Sept  l  J  V 

Der  Director  des  oriontal,  Museums  in  Wien,  Mini^'  '  tär 
Arthur  von  Scala,  in  Anerkennung  seiner  verdienstlichen  keit 

den  Titel  eines  RegiemngaratheB  (29.  JuU  l.  J.);  d*?r  Prof.  an  a»  i  ( mv.  in 
GraSt  Dr  Johann  Baptist  Weiiis,  in  Anerkennung  seiner  vorzüglichen 
lehramtlichen  und  wissenschaftlichen  Thatigkeit  den  Titel  eines  Regie- 
ningsrathcs  (a.  h.  Entschl.  v.  5,  August  1.  J.);  der  ordentl.  Prof,  des 
Wi^Msr-,  Strassen-  and  Eisenbahnbaues  an  der  techn«  Hochschule  in 
Brunn,  Johann  G^^org  Schon,  in  Anerkennung  seiner  ausgeseicbneten 
lehramtlichen  Thatigkeit  den  Titel  eines  Regierung« rat hes  (a.  b,  Entschl. 
r.  14,  Sept,  1.  J.);  der  o,  ö.  Prot  an  der  Univ.  in  Prag,  Dr.  August 
Erftiskjt  in  Anerkennung  seiner  lebranitlichen  und  wissenschaftlioien 
TUtigkeit  den  Titel  eines  Regie rungsrathcs  (a.  h.  Entschl.  v.  29.  Sept.  L  J.)^ 

Dem  ordentl.  Prof,  der  descriptiveu  Anatomie  an  der  üniv.  in 
B,  Dr.  Christian  Augost  Voigt,  wurde  bei  seinem  üobertritte  in  den 
„estuad  die  a.  h.  Anerkennung  seiner  vieljibrigen  erspriesslicben  lehr- 
llicIieD  Tbäligkeit  ausgesprochen  (a.  b.  EntscoL  v*  9.  Sept.  l.  J.). 

Dom  Hofrathe  und  Vorstande  der  kais.  Hofbibiiothck ,  Dr.  Ernst 
BSrk,  wurde  als  Ritter  dee  k.  5sterr.  Leopoldsordens  der  Ritterstand 
verliüben  (a.  h.  Entschl.  v.  15,  August  1.  Jj. 

Dem  Director  dee  Gjmn.  in  Lemberg,  Dr.  Ambros  Jaworski, 
wurde  der  Adel  verliehen  (a.  h.  Entschl.  v.  H.  August  1.  J.), 

Die  Annahme    and    das  Tragen    fremder  Ordrn  wurde    gestattet: 

Prof.  an  der  Univ.  zu  Wien.  Hofrath  t>r.  Ernst  R.  v.  BrQcke. 
den  k-  pr^-ns^  Urltn  iH.iir  In  Tuerite  für  Kunst  und  Wissenschafl ; 
dton  Prüf.  i-phyaioIügi^cUeu  Versuchsstation  für 

Wein-  ntitl  ikg.    Dr,  Lconbard  Röälor,    ftlr  das 

C^wni  ;4dt7ti  k.  poriugis.  CUristusordena;  dufu  Dioces'  Um 

in  B^u  1  von  8iadl,    ftlr   d^is  Ritterkreuz   des   pu;  St, 

OfCgor  m  Tonküniitlcr,  Johaiin  Dubez  in  Wien,  für  dat  liitter- 

ItTMi  icbun  8t  Silvt^terordeus. 


7U8 


Personal-  und  Schulnotizen. 


Dero  Prof.  an  der  Udiv.  zu  Bologna,  Carlo  MiilagOla,  wmrde 
[Eitterkreuz  des  Franz  Joseplisordens  verlieheo. 

Zu  corresp.  Hit^liederu  der  k.  Akademie  der  WiBsenscbAfteii  iv^ 
(iäüuchen  wurden  gewänlt  der  ordentl.  Prof  der  Physik  ao  der  ÜOIT*  i^B 
[Wien,  Dr.  Joseph  Stefan,  und  der  ordenti*  Prot  der  Gemelli chltan^ 
[der  Univ.  in  Innsbruck,  Dr.  Alfons  Haber* 

VoB  den  österr.  Künstlern,   welche  zur  Weltausstellung  Scdj>tur-i 
rbeiten  geliefert  haben,   erliielteo  folgende  Prämien:  Prof.  Zumbuickl 
är   daa  BeetboTenmonument   die   goldene  Medaille;    Tantenbaj»  f^rl 
[den  ^Kampf  der  Lapitbeu  mit  Oentauren**  die  silberne  Medaille;  Tilgr- 
ner  für  verachiedeue  Böeten  die  silberne  Medaille ;  Wagfuer  für    **'  ' 
Angelo"    die    broncene  Medaille;    ferner  Schmidgruber  für  ,A1] 
Düror*^  und  Scharff  für  Medaillen,    beide  die  elireDvolle  Aoerkei 
(mention  hmiorabh). 


Nekrologie 

(von  Mitte  Juli  bis  Mitte  October). 

Am  12.  Juli  l.  J.  in  Vöcklabruck  der  dortige  Pfarrer,  K.  Bittott 
bgeistl.  Rath,  einer,  Prof.  der  Tbeologie,  74  J.  alt. 
r  Am  15.  Juli  l.  J.    iQ  Leipzig   der   auaserordentL  Prof.    der  oliii> 

[Philologie   au   der   dortigen  Univ.   und   emer.  Eector  der  Nicolaifelkdtr 
Dt.  Karl  Friedrich  August  Nobbe«    durch  viele   Arbeiten,    uameDilicfc 
[die  über  die  Geographie  des  Ptolemaios  verdient,  84  J.  alt. 

Am  17.  Juli  L  J.  in  Verona ,    f^oiner  Vaterstadt ,    der  itaLüobc^B 
Dichter  Conte  Aleardo  Aleardi. 

Am  23.  Juli  1   J.  in  Wien  Hofrath  Dr.  Karl  Freiherr  von  Roki- 
tansky, Präsident  der  k.  Akademie  der  WissenschafteD,  emer.  Prof  la 
der  medicin.  Facultat  der  Üoiv-  Wien,  deren  gröeste  Zierde  er  war,  durch 
I  die  Schöpfung  der  pathologischen  Anatomie  unsterblich,  74  J.  alt,  dAim 
,  der  p  ens.  Prof.  an  der  tecnn.  Hochschule  daselbst,  Anton  Fidler. 

Am  24.  Juli  L  J,    in  Berlin  der  Historienmaler  und  Prof.  an  »l» 
mit  der  Akademie  in  Berlin  verbundenen  Kunstächule,  J.  W,  ScbÜtK; 

Am  25.  JuH  l.  J.  in  Jena  der  Prof.  der  Botanik  an  der  dört^ft 
[Univ.,    Dr.  Cii.  E.  Lauere tbal,    als  Lehrer  und  Schriftsteller  auf  dim  ] 
1  Gebiete  der  Botanik  hochverdient,  72  J,  alt. 

.\m  30.  Juli  l  ,1.  der  Prof.  der  alten  Geschichte  an  der  üoii*  li  1 
I  Zürich,  J.  J.  Müller,  31  J.  alt 

Aui  31.  Juli  in  LoDdon  Dr.  Adam  Beniscb,  ein  geborener 0«tir- 1 
[  reicher  t  als  Uebersetzer  der  Bibel  ins  En^dische,  Kedacteur  de»  Jeiriih  | 
iChronicle  uud  Verf.  mehrerer  die  Gewchicbte  der  jüdischen  Literatar  be-  , 
ftreffender  Werke  bekannt,  67  J.  all 

Im  Juli  l  J.  in  Prag  der  pens.  Prof.  de»  dortigen  Oonserratorittmi»  I 
[Johann  Janotka,  W  J.  alt;  zu  Moutalcino  in  Toscana  der  Prot  an  d« 
jüniv,  in  Rom,    Guido  Padeletti,   einer    der   thätig^ten  Vrftn»ti»f  4*r  I 
pechtsgeach ich tli eben    Studien    in  Italien,   wobei   er    deut- 
^Igte,  35  J.  alt.  und    in  iSan  Francisco  Dr.  Bernonlli. 
fErforacher  Guatemalas    in    botanischer  Beziehung.  Verf»  einer  i-iri  ^ 
[Guatemala. 

Am  3»  August  L  J.   io  Scheibb»  der  Historienn* -'  "  --^  '^-* 
Ider  Wiedner  Coinmunaluberreakchule,  Joseph  Has8t  v 

1*  Am  6.  August  L  J.  in  Bozen  der  \Hrfa>is*.r  .1,  r    ,   _. i... 

iFranK  von   Hausmann    tu    Stetten,    i  zum    8t«<in   lioisl 

Ll>wenberg,  Lanegg  und  Greifenegof,  Tn  m,  68  J.  alt 

Am  f}.  August  L  J.  in  Reichen berg   dor  ProL  am   dortigtun  Real* 
gymn.,  Pridolin  Streit,  43  J.  alt. 

Am  9.  Auguatl,  J.  in  Berlin  der  Historienmaler  Prof.  Tft «einer, ^ 
G&  J  alt 


Personat-  und  Schulnotiten. 


799 


13.  Augtist  1.  J.  in  Mönchen  der  NuinkmatikeT  J.  P.  Beier- 
f«7  J.  alt. 

Am  15.  August  L  J.  in  RioBbach  in  derScbweis  durch  eigene  Hand  der 
innte  Militärschriftst+^Uer  und  eidgenössische  Oberst,  Wilb.  ßöstow, 
I  ireborenei  Brandenburger,  der  sieb  ini  V^ereine  mit  H.  Köchly  um 
I  Behandlung  des  antiken  Kriegs weßons  (Geschichte  des  griech.  Kriegs- 
wsm  Äarau  1852,  griech.  Kriegsschriftst^ller  Leipzig  1853  If.,  Heerwesen 
riegsführung  des  JnL  Cäsar  Nordbatiaen  1862,  2.  Aufl.)  verdient 
it  bat,  m  J,  alt. 

iö.  Aoguat  I.  J.  in  Ülniütz  der  Director  der  dortigen  Lelirer- 
alt»  Aogttst  Decker,  49  J.  alt,  und  in  Dresden  der  be- 
anspieler  Theodor  Döring,  am  3.  Januar  180S  zu  Warschau 

tAm   17   August  1.  J.  auf  dem  Monte  Cevedale  bei  B^rmio  in  Folge 
J\  der  Assistent  um  phy*ii<jlüg.  Institute  der  Ün»?.  in  Berlin, 

Ih-^  US,   bekannt   durch    seine    im  Auftrage   der  Akademie  zu 

%  iiAcb  Venezuela  zur  Erforschung  der  Gynmoten  ausgefilhrte  Reite 
dissen  Keisebeschreibuiig  'Aus  den  Llanos'  Leipzig  1§78). 
~^Am^.  August  L  J,  in  Karlsbad  der  berühmte  Geschichtsschreibe 
Ds,  Michael  Horvatb,  früher  Bischof  von  Csanad,  69  J.  alt. 
[Am  24.  August  L  J,  in  Wien   der  Kam  ni  er  virtuose  und  Compoai- 
iu4olph  Willmeru,  57  J.  alt»  und  in  Hobeobeim  bei  Stattgart 
pf.  an  der  iand*  und  forstwirthachaftL  Akadeuiie  daselbst,  Dr.  Krant 
l  e  i  s  c  b  e  r. 
^m  27.  August  L  .1.  in  St,  Wolfgang  der  Ministefiakoncipist  im 

C.  und  Ö»,  Dr.  Moriz  Brezina,  31  J.  alt. 
^Am  2$.  August  L  J    in    Graz   der  HistorieuDialer   Franz  Kurz» 

20  Kurz  und  Golden^tctn,  73  J.  alt. 
[Am  3L  August  1.  J.  in  Fnüu  bei  Znaini  der  pens.  Fabriksdirector, 
1  Dore,  als  Landschafts-  und  Aejuarellmaler  gesebatit,  73  J.  alt. 
|IrD  August  1.  J«  in  Grass  der  Prof.  am  Gymnasium  in  l£lau ,  Bo- 
aurens  Pappenbcirger,   46  J.  ait;   in  Karlsbad  der  k.  pretiss. 
atabsmajor  Hellmuth,    als  Milit^schnft^teller   und  Historiker 
kt;  in  Bei  (Canton  Waadt)  Dr.  Hermann  Lebert,  früher  Prof.  an 
\ir.  Zürich  und  Breslau,  als  modicin.  Schriftsteller  hochgeschätzt; 
[^Frau  Laura  la  Racine,   bekannt  durch  ihre  Sammlang  slciliaoi- 
'  rchen  (Leipzig  1Ö70);  in  Paris  der  Nestor  des  franz.  Institute«, 
\  Prof.  der  lat.  Sprache  am  College  de  France,  dann  Generaldirector 
Benilichen    Studien    und    Director    der  Natiunalbiblicithek ,  Joseph 
Ifct,  durch    seine   histor.  Arbeiten  'üeber    den    röm.  Sklavenkrieg', 
..rdaa  Reich  der  Gothen  in  Italien*  und  durch  seine  Schulausgaben 
i  Clasaiker,  des  Tacitas,  Catullus  u.  A.,  bekannt,  92  J.  alt,  in  Madrid 
kBilarion  Eslava,  Director  des  Conservatoriiims  daselbst*  einer  der 
|(&tendsteii  Componisteu  Spaniens,   71  J.  alt,   und  in  Stockholm   der 
djache  Lied ercompoö ist,  Adolph  Frederik  Lindblad,  74  J.  alt. 
lAm  2,  Sept.  1.  J    in  Prag  der  Prof.  am  Gyrao.  auf  der  Kleinseite, 
■    '  r,  ein  Opfer  seines  wissenschaftL  Berufes,  mit  Versuchen 
uli  beschäftigt,  und  in  Wolfenbüttel  der  talentvolle  Bild- 
iw-ymann,  39  J.  alt. 

J.  in  Wien  der  emer.  k.  k.  Schulinspector  und  Director 

yran.,  P.  Augustin  Seh  wetz,  Priester  des  Piaristen- 

J.  alt 

Am  7.  Sept.  1.  J,   iü  Graz   der  talentvolle  Historiker,   Karl  von 

r,  k.  k.  Dragonerlieutenant,  besonder«  durch  seine  treffliche  Arbeit 

lalilei  bekannt,  27  J.  alt. 

m  10.  Sept.  U  J.   in  Kopenhagen    der    berühmte   OrientaUst  N* 
«tergaard,  63  J.  alt  (Radices  ling.  sanscr.  Bonn  1841,  Ausgabe 


80fJ 


Personal*  and  Schulnotizen. 


in  Möncben   der  bekannte  Bildhauer,  Josej»h  ' 
ebend.   der   Reichsarchirrath    Dr.  Augoft  y^  i 


Am  14.  Sept  1.  J.  in  Graz  der  emer.  Director  des  Gjrana^Dt  iaj 
Innsbruck,  Joseph  Sie  hing  er,  ein  verdienter  Schulmann.  78  J*  ili 

Am  16.  S^pt.  t.  J.  in  Bonn  der  Prot  des  franxös.  CiTiljr«cbt«i  ibI 
der  üniVp  daselbst,  J.  Bauerband,  78  J*  alt 

Am  20  Sept  1.  J^    in  Brünn  der  Director  der  dortigen  tlafiMbnl 
LehrerbilduBgsaoBtalt,  Joseph  !Scholj£,  47  J.  alL  I 

Am  22.  Sept.  1.  J.  in  Graz   der  Custos  der  UnirersitäUbiblkrtbel  | 
daselbst,  Eduard  1C5 geler,  61  J.  alt. 

Am  25.  Sept.  1.  J.  in  Gotha    der  berühmte  Geograph  and  Kttto- 1 
graph,  Aogntst  Peteimann,   der  Heransgeber   der  VMittheilnngeo  rtm  { 
J.  Perthes^  gcograph.  iDstiint",  als  Schriftsteller  und  Förderer  geogn^bi' 
Bcber  Kenntniä^e  durch  die  Ton  ihm  angeregten  Eipeditioneu  nach  im 
iDueren  Afrika^s»  dem  Nordpol  usw.  hochverdient,  56  J.  alt,  und  xoFris- 
cati  in  der  Villa  Mandragone  Erdon  (mit  seinem  wahren  Namen  AAdni 
Alexandre  Jacob),  der  langjährige  und  geschätzte  italiäuische  CorrwpoDj 
dent  des  Temps»  durch    seine  Tetites  lettres  d*an  repoblicain   rofrf'  b»4^ 
sein  Werk  'La  France   mjstiqae  ou   tablean  des  exoentricit^  reUgitoto 
de  ce  temps^  bekannt. 

Am  27.  Sept.  1.  J.  In  Leiden   der  Prof.  an  der  inedicin.  FißoHiil 
daselbst,  M.  Polano. 

Am  28.  Sepi  L  J. 
Hartman u,  82  J.  alt, 
Muffat,  74  J.  alt 

Am  29.  Sept  1.  J.  in  Baden  der  k.  k.  Major  i  P.,  Kar]  Jaoct 
als  Militarschriftstoller  r&hmlich  bekannt  62  J.  alt. 

Am  30,  Sept.  L  J.  der  Prof.  am  ersten  dentöcbeo  Gymö.  in  Brüuft, 
P.  Karl  Schmidek,  als  Lehrer  und  Schriftsteller  auf  dem  GebiÄta  der 
deutschen  und  dechischen  Literatur  bckannti  62  J.  alt 

Im  Sept  l.  J.  in  Merj^entheim  Prot  Dr.  Wilh.  Zinirat>rniaci&t 
Verf.  der  Geschichte  dos  grossen  ßauernkrieges,  und  in  Dublin  d«r  )tU 
neraloge,  Richard  Griffith,  dem  man  die  Entdeckung  de*  Nickel  »«^ 
dankt,  94  J.  alt. 

Am  4.  Üct.  l   J.  in  Leipxlg  der  Schriftsteller  Wilb,  Schröderr 
Verf.  von  'Uaaä  und  Schwinegel'   und   dem   Schauspiele  'Studenten  vü  | 
LütÄOwer*,  70  J.  alt. 

Am  b.  Oct.  L  J.  in  Melton  Mowbray  der  berühmte  engt  Porlt^  I 
maler,  Sir  Francis  Grant,  75  J.  alt 

Am  7.  Oct.  L  J-  in  Wien  der  Director  des  Gjmn.  anf  der  Jotepb*i 
Stadt  in  Wien»  P.  Karl  Feyerfeil,  far&terzbischött.  Rath,  als  FricitJ 
und  Schulmann  hocbgeachti^t,  65  J.  alt. 

Am  9.  Oct.  l,  J.    in    Marienbad    der    auaserordentl  Prof.   in  iw 
inedicin.  Facultat  der  Univ.  in  Leipzig,  Dr.  Hoinrich  Friedr.  ÜermiHiiil 
58  J.  alt 

Am  13.  Oct.  1.  J.    in  Prag   der   als   tüchtiger  Nnmisniatiktfr 
kannte  Oberland esgericbtsratb   Joseph  Neu  mann»    B4  J.  alt,  tad  »^ 
Wtirzburg  der  Districtsrabbiner  Bamberger,  als  talmudistiBclier  Schrift- 
steller bekannt  i 

Am  15.  Oct.  1   J.  in  Prag  der  Prof.   der  Finanz  Wissenschaft  o^l 
Nationalökonomie  an  der  Univ.  daselbst,  Karl  Tbomn     v-    >  -    -     * 
alt;    in  Klagenfurt  der  durch  seine  praktischen  Lei 

Kreisen  bekannte  pens.  Oberrealschuldirector  und  Sei. ....  ......  i.- 

heim^  90  J.  alt,    und  in  Rom  durch  eigene  Hand  der  taientrolk 
zdtiische  Maler.  August  Wugk,  28  J.  alt 

Im  Oct  1    J.  in  Paris  der  Prof.  am  Paris  t 

Potier,  als  Pianist  und  Operettencompositeur  l  ,  dl 

in  Cuenca  der  bekannte  deutsche  Botanil^r,  Gu&lav  Wallis, 


Erste  Abtheiliinsi'. 


Abhandlniifteii. 

üeber  eine  Wiener  Handschrift  zum  Dialog  und  zur 

Germania  des  Tacitus,  und  zu  Suetous  Fragment  de 

gramm.  et  rhet 

Der  von  Ausgaben  des  Tacitus  lier  l»ekanute  Codex  Vindobo- 
nensis  (V  =  VJ  befindet  sich  in  der  Wiener  Hofbibliothek  unter 
der  Nummer  49^).  Die  in  Rede  stehende  Haiidschrifk  (=  V^)  — 
bisher  unbeachtet  —  befindet  sich  im  k.  k.  Haus-.  Hof-  und  Staats- 
irehiv  unter  Nr.  711  (vgl.  den  Archivskatalog  von  Böhm  S.  227, 
worauf  Hr.  Prof.  Lorenz  gütigst  mein  Augenmoi  k  lenkte)  mit  dem 
Gfisammttitel  Blondi  Flavii  opera  varia.  Dij».sps  Manuscript  auf  Papier 
besteht  aus  drei  Klein-Foliobänden  in  239.  :\:^\.  i>54  Blättern  mit 

aiüreichen  Glossen  am  ßande  von  späterer  Hand.  Die  Hs.  gehört 

iem  XV.  Jahrhundert  an,  geht  also  auf  das  Apographon  Henoch's 

von  Ascoli  zm-ück  und  ist  in  Bom  gescli rieben.  Dies  ergibt  sich  aus 

der  Subscriptio  B.  II.  f.  331' 

hugo  haemste  scripsit  Rome  Anno  salutis  14H6  impensis  R"' 

iixpoprs&dm:  dm  lo.  dei  &  apostolice  sedis  gratia  epyscopi  Triden- 

tiairä. 

Demselben  Schreiber  gehört  di«*  B^'in^ukun^'  an  B.  in  f.  246** 

Knis  historiar   quas   morte   preventus   mu  mmplevit  (sc.  Blondus 


')  Michaelis  in  seiner  Ausgabe  des  Dialogus  p.  1  erwähnt  die  Hs. 
9u  mit  der  alten,  zwar  auf  dem  ersten  Blatte  der  Hs.  befindlichen  Zahl 
OCCLI  (Tengnagels)^  während  keiner  der  neueru  bequemen  Kataloge  diese 
Wü  mehr  führt.  Warum  das  Suchen  erschweren?  —  Wenn  ferner 
IBdiaelis   am   a.   a.   O.   schreibt:   qui   (Vind.)    Matthiac   Corvini    iussu 

a tos... so  ist  zu  bemerken,  dass  das  Huf  dt^ni  ersten,  sehr  schön  yer- 
BB  Textblatte  befindliche  Staatswappen  des  Königreichs  beider  Sizilien 
nter  Aragonischen  Herrschern,  zu  dietM^r  Wcmuthung  an  sich  keinen 
Anhalt  bietet,  sondern  nur  beweist,  dass  die  Hs.  aus  Italien  stamme,  wie 
nch  andere  Lidicien  andeuten.  Diese  Bemerkung  dürfte  nicht  überflüssig 
encheinen  zu  einer  Zeit,  wo  man  über  Torvinus  und  dessen  Bibliothek 
•iner  nüchtereren  Ansicht  in  massgebenden  Kr^^isen  zu  huldigen  anfängt. 

Z«iUebrifl  f.  d.  Aitenr.  Oyron.  1878.    XI.  Hefl.  51 


802    J.  HutmeTt  Eine  Eandsohrift  zm  Germanm  etc>  des  Tücitu«, 

Flavius  t  1463),  cum  tu  interim  Romam  instaaratam  tribus  librisl 
Italiam  illustTatam  libris  octo:  et  Romam  triumphatem  libris  deci 
absolverit  —  und  wahrscheinlich  auch  die  im  geringen  Abstaadesi 
derselben  Seite  stehenden  Verse : 

Blonde  pio  {sc.  Pio  II*)  vivo  moreris  ml  morte  dolendiim  e»t 

Tu  fame ;  domui  consulit  ille  tue 
Astra  tibi:  natis  patrios  concessit  honores 
Qua  tu  alia  optasses  conditione  roori,  ^^ 

B.  I  enthält  nach  einigen  leeren  Blättern  1)  f.  1 — 179*  II 
illustratae  libii  VIU  cum  additionibus  atque  correctionibus 
— 194*"  de  verbis  Romauae  lociitionis  Biondi  Flavii  Forlivie 
Leonardnm  Arrettnom  tractatus  cum  responsione  Arretini,  3)  195'— 
19G''  dialogus  Cbratonis  et  Mercurii  :  Caron  (Subscriptia  :  Lucti 
dyalogus  explicit).  4)  197'— 199**  litera  BK  Flavii  ad  Baptistam, 
Caput  de  Ferro,  Komanum  civem  etc.  5)  200'— 211^  Tacitm:  d^ 
origine  et  situ  Germauorum  Über.  6)  212'— 230^  dialogus  de  orut^»- 
ribus  (Snbscr,  vgl.  unten).  7)  231'— 239'  C.  Suetonii  Tranqmllidp 
grammaticis  et  rbetoribüs.  Folgen  leere  Blätter,  B,  II  HistonÄiyn» 
decadia  secundae  ab  iuclinatioue  imperii  Romani  Üb.  I — IX.  —  B* 
HI,  Eiusdem  operie  decadis  tertiae  üb.  I — X  atque  decadis  IV.  Üb.  l 
Es  folgen  von  anderer  Hand  geBchrieben  drei  Briefe  *)  1)  f.  2iVm 
Brief  an  Blond us  ex  Perusia  ann.  1462  (von  Hermolaus,  Bischof  wo 
Verona,  nach  einem  beiliegenden  Verzeichnis  jüngerer  Hand.). 2) t. 
348**  ein  Brief  des  Dominicus  Torcelianus  Epü^  an  HermolaüS  thQ 
Verona.  Rom,  ano.  1462.  3)  f.  253»*  ein  Brief  aus  Rom  datiert  »nn 
1462  (nach  dem  Verzeichnis :  sanctissimo  ac  beatissimo  pio  11^  poDt 
mal,  dominicus  e'pi^  Torcellanns). 

Dieses  Inhal tsvei^eichnis  bietet  eiuigen  Anhalt  auf  eine  A^bfi- 
lichkeit  dieser  Hs,  mit  dem  Cod.  Ottobianus  1455  (bti  ^  '"  M* 
Suetonii  reliqu.  p.  99  mit  0  bezeichnet)  einen  vorläuü.  ^^  Pi 

ziehen. 

Doch  prüfen  wir  zuerst  an  dem  Dialogns  auf  Grund  des  ^' 
fältigen  kritischen  Apparates  bei  Michaelis,  welcher  HandschrtlWo* 
gnippe  der  Vind.  2  au§rehr>rt  und  wio  weit  ihm  ein  Eigen werth  luio- 
schreiben  ist 

h 

Die  Us.  hat  die  Aufschrift  (roth)  f,  212', 

Incipit  dialogus  de  oratoribus,  und  trägt  die  Snbscripiio  (wtl) 
f.  230**  Cornelij  taciti  de  oratoribus  explicit.  Incipit  C.  SaetooiU** 
quilli  de  grämaticis  &  rethoribus. 

Der  Ymd.  1  hat  folgende  von  jüngerer  Hand  als  die  Hb. 
monde  Aufschrift:  De  orat  Suis  et  antiquis  eomparatis.  Dt^n  : 
eine  andere  (auch  andere  Tinte)  ungolohrte  Hand:  Qui; 
ftigte  auch  am  Schlüsse  dos  Dialogus  bei:  deeT  (deease)    ...  „^ 
jpanca.  —  Wie  bereits  ausgesprochen  wurde,  geht  die  Hä.  an! 

')  Bahm's  Angaben  sind  im  Folgenden  su  corrigiereti« 


J.  Huewer,  Eine  Handschrift  zur  GermaDia  etc,  des  Tacitua,    809 


ipogrspboD  HeQC»cti*s  zarück.  Dies  wird  einerseitg  bestätigt  durch 
die  von  andern  Hs.  ber  bekaante  Lücke  c.  35,  26,  wo  unsere  Hs. 
eiuen  Raum  vou  1^/^  f.  frei  lässt  und  f.  227**  unten  am  Hände  die 
Bemerkung  enthält:  hie  e  defect'  uni'folü  cum  dimidio — andererseits 
durch  die  mit  ABCDE  gemeiusameni  meist  fehlerhaften  Lesearteu,  veu 
denen  ich  nur  einige  Proben  geben  wilJ  z,  B,  1.  21  prosequar  3,  2 
intra,  10  matemns  sibi  debuerit  5,  14  plurimum,  18  amitti^  33  velr 
34J  qui  6,  20  coram  (jüngst  vertheidigt  von  J.  Vahlen,  de  Taciti  dia- 
logo  disput.)  27  animua  7,  9  principum,  11  abire,  14  nö  8,  2  e  pro- 
prium, 23  feruntqne,  25  intelligit,  27  ipsis,  28  est  9,  33  inge« 
niaui,  37  recedendum  10,  3  atq;  5  medium,  17  coturnum,  24  adeptus, 
32  offendere,  38  aut,  40  hie  11,  12  vaticinij,  18  ad  13,  18  unquam, 
28  qftq;  enim  29  veniat.  30  mei  14,  11  &  hortatus,  14  ipse  15,  17 
erntet  16,  2  movistis,  30  respectum  17,  24  et  qoidem  18,  2  eandem, 
21  pro,  24  antiqus,  28  attritum  19,  2  quem  reum,  11  imperitissi- 
marum,  23  cortina,  24  qui  20,  19  in  suis  21,  6  probant,  10  homi- 
nura,  15  quo,  18  sive  univeraa  parte  serum,  31  temporis  22,  19  lau- 

datum,  23  liceat,  25  arcentur  28»  6  vocabant,  26  et  quotiens 

39,  1  vidötur,  14  patronus  40,  6  &  histriones,  27  sicuti  domitus, 
28  latiores,  tuta  rel  p.,  30  form  am  41,  2  emendare,  4  ctvitatem, 
li  herum  (am.  A),  17  optima,  23  opus  est,  26  vestra  tempora, 
43,  7  cum. 

Michaelis  praef.  p,  12  und  p.  14  hat  die  DiafogushsB.  in  zwei 
Oruppen  getheilt*  deren  zweite  die  Hss.  CDE  oder  CE  bilden.  Zu 
ilteaer  Gi-uppe  stellt  sich  unsere  Hs.  Dies  wird  ersichtlich  1)  aus 
Stallen,  wo  sie  mit  4  Hss.  (CE  inbegriffen)  Qbereinstimmt :  6,  9  ad- 
ministratioüis  ACDE  8,  15  quosque,  10,  33  effervescet,  35  offendes 
11,  10  in  Nerone  12,  5  hostium  14,  14  vere,  19  eruditiones  15,  8 
ipsi  17,  2  me  nimium  18,  2  acquiritur,  16  in  om.  19,  1  qui  usque  ad 

21  ♦  40  nibore  22,  26  vel  23,  4  invitatus  25,  33  utruro,  27  obtrecta- 
TOTunt  26,  35  offenderet  27,  2  freta  28,  11  bis,  26  Acciam  29,  9 
bibftcitatt  30,  22  subjilitatem  32,  10  aut  34,  10  magno«  36,  12  rerum 
37,  43  ipsas.  —  (h)  BCDE  7,  17  nomina,  18  Tulgus  =  20,  9.  12, 
IB  illo8,=  13,  22.  21,  34.  24,  14.  12,  23  lUnd  ==  13,  2.  23,  2.  13, 

22  Üla  =  20,  5.  30.  26.  18,  15  quicquid  22,  9  senior  jam  23,  15 
am  28,  17  educabatur  29,  15  inYenies  37,  18  cansamm  38,  5  di- 
Dda  41,  14  horum.  —  ABCE  5,  13  in?enin,  15  eos  6,  15  subnixos 

V,  15  angustia  ereptum  11,  13  numinis  13,  16  aliqui  15»  16  gratis« 
%\mH  16,  20  intelligo  19,  22  pervulgatis  23,  23  Messala  32,  21 
d»  33  achademiae,  37  quod  33,  23  vis  36,  38  commoda  37,  l 

fet  _  iiir.  —  2)  aus  Stellen,  wo  sie  mit  3  Hs.  (CE  inbegriffen) 

etöinstiramt:  CDE  6,  8  weque  officii,  21  induerit  9,  6  di^tnde  10,  2 
luitur  12,  9  in  illa  14.  92  hereule  =  21,  10.  30,  19.  16,  5  Mm* 
6  iUud  17,  5  messalam  =  25,  1.  28,  1.  33,  16.  18,  9  illud 
19,  27  &  legibuj$  20,  24  obUmpenins  22,  4  eiuädem  aetat  r  /  res 
22,  24  ut  23^  16  iutlrmitatem  24,  12  vestris,   14  in  ti  ^  6 

Ulos  26«  19  potte  2a  30  ad  rem  30,  26  Uta  31,  6  est  emm,  U  haec 

51  • 


804    <r.  Huemer^  Eine  Handschrift  zur  Gennania  etc.  des  Tadtns. 

ipa ,  15  neq;  42  haec  quoq;  82, 18  non,  26  ergo  84,5  obtinebat  42 
hodieq;^35,  27  cogitare,  nihil  abiectum  37, 40  conditio,  eo  acrior  39, 
2  rideat  —ACE  7,  6  qnantnlaecanq ;  21,4  gannuti  30,  6  quo  ausos 
31,  41  plefq;  —  (b)  BGE  12,  29  messalae  =  33, 16  messala  (saepe) 
17, 17  vitellii  28, 17  erat  33, 26  illud  40, 17  nee— 3)  mit  CE  überein- 
stimmend :  2, 17  omni  4,  11  illam  6,  2  iocnnditas  6,  25  perfert  8, 31 
obtinent  10,  26  artes,  27  illos,  40  haec  11,  12  parant  enim  quid  me 
12,  6  sed  sedit,  12  et  ex  13,  4  &  consulatns  16,  36  vester  17,  20 
fatebatur  19,  12  laudi  dabatur  19,  17  phylosophiam  20,  23  oratii 
21,  20  illae  25,  8  illorum,  14  hypenides  &  Ijsias  &  licnrgos 
obtinent  26,  29  incusato  27,  5  exsolve  27,  6  hoc,  13  nam  nee 

13  perstringit,  16  &  cum  30,  1  vocant  30,  16  bis  31,  1   hoc, 

14  neq;  23  postulaverit ,  30  permovendos,  34  nee  stojcov  32,  12 
neq;  16  cotidiani,  22  utq;  33,  8  qnod  35,  25  nunquam  36,  35  ab- 
sentis  37,  23  habendus  38,  13  obtinent  39,  10  ipsa  41,  1  hov,  3 
quis  enim,  14  obscurior.  Durch  diese  Beispiele  ist  wol  hinlänglich 
gezeigt,  dass  unsere  Hs.  der  genannten  Handschriftengruppe  ange- 
höre. Es  ist  nun  näher  darauf  einzugehen,  wie  sich  die  Hs.  zn  C  und 
E  verhält.  Michaelis  p.  15  u.  19  hat  die  Abhängigkeit  E  von  C  be- 
hauptet. Unsere  Hs.  stimmt  an  nicht  wenigen  Stellen  bald  mit  C  bald 
mit  E  und  zwar,  indem  ich  von  Fällen,  wo  4  Hss.  übereinstimmen  ab- 
sehe mit  ACD  5,  23  fataq;  35  prius  17,  33  veteres  ABC  15, 1 
num  17,  3  alium  19,  18  videtar  20,  4  de  om,  21,  83  bibliothecas 
=  37,  8.  33,  21  aut  reconditas  —  BCD  9,  33  libertatem  37,  39 
praeliatores  40,  18  illius  — 

Dagegen  mit  E: 

ABE  5,  3  bis  12,  8  hoc  17,  17  centum  et  decem  20,  12  impe- 
xani  22,  13  ociosus  24,  17  collegerit  25,  28  epVis  28,  30  artes  33, 
12  inscientia  35,  26  prosequunt  37,  lOeprarum,  13  meteUossed  et 
40,  4  aut  Sylla,  8  ociosa  —  ADE  3,  11  siqua  oinisit  5,  3  cognitio- 
nibus,  39  partim  17,  21  britaniae  42,  8  scolasticis  ^^^  BDE  13, 24  pa- 
lantem  14, 23  iulii  14, 25  scolasticis  20, 21  exercet  m.  2 — 33,2  incbo 
asse  —  AE  8,  26  bis  10,  2  onus  31,  33  ioconditatem  32,  27  ar- 
bitrat  38,  18  urviae  —  (b)  BE  13,  23  illosque  15,  1  messala  15,  18 
scolasticorum  30,  8  exercitationes  —  DE  8,  30  possint  15,  14  cO- 
quiro  31,  3  rhetorum  scolis  33,  28  parate  —  dagegen  mit  C  5,  28  per 
nostra  m.  1  -^  19,  9  spetiem  23,  8  Oratio  —  CD  5,  7  saleiom  9, 
23  illa,  praecepta  12,  21  et  Linum  15,  18  contentus  17,  11  statoae 
19,  8  conditione,  10  ille,  14  altae. 

Die  Hs.  zeigt  die  meiste  Verwandtschaft  mit  dem 
Cod.  E,  mit  dem  sie  übereinstimmt  2,6  Marens,  11  acciperem,  20  ad- 
niti  3,  22  adgregarem  6, 18  illud,  21  qnecunq;  7, 11  qnantum,  17  est 
Ofw.32  neclegunt  10,  23  arcem  12,  21  vel  13,  16  hi  14,  12  docebat 
14,  21  bis  15,  6  maligni  in  bis  16,  35  duodeeim  milia  octingentos 
quinquaginta  quatuor  16,  37  nos  &  fama  sed  17,  9  septimum  17, 
15  illum,  19  britania  17,  20  ei  (et  ABCD)  20, 16  a'dire,  22  aetij  21, 


J.  Huemer^  Eine  Handschrift  tVLX  Gerinaxiia  etc.  des  Ta^ittts,    805 

9  asiciiii  45  viderimus  inq^tfi  22,  8  bis,  15  optet  23«  9  aiitldj«  20 

estab,  22  illustre  24,  9  liis  25,  11  hisdem  2S,  3  hercule,  15  biciU 

hisdä  Sc  eicl  , .  18  liis  27»  5  aperto  30,  19  et  in  31,  4  accidentibiis, 

^  exercereut,  30  poriputöticis,  32  Xeoofon  33, 15  et  om,  34,  19  popuU 

et.  41  \m  35,  2  scola&ticoniiD,  8  scolas,  24  scola  36,  36  fmtis  37,  3 

looo  om.  38,  5  coRiperenriiJmtionis  39,  6  auditorie,  12  iudex  qua 

40.  13  tenjorariiis  41,   12  bis.  Es  ersclieinen  ferner  als  dor  IIs. 

«igentbümliche  Lesearten:*)  1,  4  ipuiii  nomen,  18  diversas 

^uidem  &ed  probabiles  causas   conducrrcnt  (fori  induccrent),  20 

reddeot  {cf.  E  reddent),  22  iurisa  =  15,  2,  23,  1—^22  vexatä  2.  4  ea 

p<*  [5  baberet»  habotur  C]  3,  6  ameyis,  7  si  quae,  8  emitteres,  man. 

"^  rei?»  1 1  oumit  tn.  1,  obmisit  m.  ah  =  1 7 — 5,  34  vel  iu  senatu 

\  i'f'rdty  conidcrt,)^  38  heliudi  [19  coosargeudi,  assurg:  E], 

25  q4'daiu  7,  7  aut  rer  prospere,  8  aliqua  infeliciter,  10  si  non  in  albo, 

Iß  modo  recta  et  indoles  &  bona  spes,  22  attigerünt  ac  velut  8,  3  in- 

Wüiu  [4  oblitteratis  ^=  D,  22  princeps,  25  pacientisaimus  ^r  D] 

""    '^   hac  ffK  1  baec  «i,  2.  --  13  ceciderjt,  18  extudit,  30  quingentas 

I  cia  [36  ut  quae  =  C]  10,  9  ni  {von  Addalim  coni.)  14  ocium 

17  neroyci,  19  elegarum,  20  epyiyrramatum,  22  mäteme  e"8t  (in  marg» 

.rvsK  24  referat  [25  graetia  D]  30  proelia,  38  eligisse.  45  taeri  in 

si  quando  necesse  sit  k  expresßit  pro  11,3  quid  m,  2,6  pro- 

:i.jiutiri%  11  inprobam  [13  noticie  =  AJ  [11  prophanantem  =  B], 

17  jmagines,  20  nisi  (om.C)  12, 2  adferiint  [8  penetralia  hoc,  owi>C] 

17  gloria  more. . .  .{liaum  von  %  Zeiten)  in  marg,  ah  m.  *maior' 

(von  Lip^iuft  coniciert)  22  apolHoeni  ^  hec,  23  coraposita,  26  jrperi- 

iis,  27  repperieß-cyceronis,  31  foelix  13,  3  evexerunt,  majbo,  5  vergilii 

6  camit  apiid  ppl'm  em,  7  epistulae,  8  subrexit,  10  vergilintii  =^  20, 

=  22  [17  cum  adulatione  CD]  19  bec,  25  anelans  14,  8 

-^w    ..,.  ij,  15  ädfeciöset,  16  forensibas  im  negociis,  23  conponendo» 

27  estsumere  15,  6  audatins  —  0,  17  aüschine.  18  alias   X  «f^s 

iunten  *efesnni')  vel  rartilenas  16, 1  explicabit  aus  explicavit,  13  ad- 

dnifi,  21  Tilixes  &  mnestör,  23yporiden,  30  inmensi,  33  &  iste  isqoe 

ctitur,  37  sed  eodem  17,  3  cyceronem  :=  7,  18  {saepe),  6 

18  [7  iiyrcio  :=  CJ  8  tiro,  11  conss  =  B,  novae  &  quinqua- 

KUjUi,  13  gay  17  remp,,  19  ipe  jq  (iV*  marg.  ego)  21  infojrem  m.  1 

-  22  »dgreüiJia  18,  3  sita,  4  gayo  carboni,  6  inpoliti,  10  si  catoni,  21 

tppium  caecium,  27  aepistolas»  28  diu  motum,  31  ractuin,  32  verum 

m.  I  Tirum  2  —  19>  7  [naiuq;]  10  esse  esse,  17  adoratus,  odoratus 

torr.  m.  rec.  19  ioserore  =  B,  21  rethorum  ^^  D,  25  ac  (?)  certe,  27 

qrii  V  ut  20,  4  de  ow.,  5  inmensa  9  aversatur,  10  adfluetis,  adsuevit, 

13  cafl^na  rosci,  18  in  vitem,  21  ab  aratore,  28  p  raeveniunt,  29  ce- 

meuto  21,  3  aut  arti  de  furnüÄ  coranioq;  alios  in  eodeoi,  6  et  iu  iiauc 

TTj-Tir,  7  relinquere  10  legii,  =  legitur,  11  quo«  14  accomodata,  15  eö, 

ifcere.  17  ea,  23  gayo,  26  bereale.  37  acciü,  39  corpus  22,  7  ad- 


'i   Von   ortbograpbiscbeo   Eigenibümhcbkeiten   werden   nur  die 
wtchtigfcteu  erwähnt 


^^^ 


806    Jl  Huemer,  Eine  Handschrift  zur  Germania  etc.  des'  Tacitos. 

temptavit,  8  itaq;,  13  orationibos,  17  aedificio  rqdos  firmns,  28  (d- 
git  &  23y  8  latiom  (im  marg.  lucilium)  10  non  iS  i?  13  prisco  om., 
15  inculK)  24,  4  variae,  11  nee  ipe  qnidom  25,  1  &  mateme,  6  ante 
C.  änos,  constare  (constaret  GE)  10  si  quo  minus  &tear  {comderi 
von  Bahn^  cominus  E)  13  eschines,  14  hypenides  &  —  licorgns,  15 
consensu^  25  scientia,  32  virtos,  35  cycero  in  inv. . .,  36  gaymn  lae- 
linm,  38  fatea  26,  6  oratorjis,  9  actoros,  10  conpos  . .  11  qaoq;  m, 
17  saevemm,  20  plas  ins,  23  in  compositiis  &  studiis,  24  coeteram, 
25  comparatijs,  29  dedacere  27,  3  deminata  aeloqnentia  28,  1  ha- 
lerne,  8  oblione,  11  intus,  15  suis  =  D,  18  libens,  20  suboles,  21 
quia  neque  discere,  30  arripere  29, 1  atq;,  5  &  vides,  10  iniepit,  12 
hystrionalis,  18  quidem  om,  24  noticiam  =  A  30,  1  rethoras  :=  D, 
11  cömerationem,  14  filonem,  15  stoycnm  phylosophye,  paenitns  17 
achayam,  asyam,  20  geometricae,  22  dyalecticae  31,1  iUe,  8  subieeta 
ad  dicendum  vgl.  E  ad  dicendum  subieeta,  14  vicicx/  =  15^^25 
reposite,  28  proficiscet,  32  academici,  34  adsumere,  36  civitatem,  39 
conpraehendebant  —  gramaticae  musicae  &  geometricae  32,  7  enim 
&,  11  is  sed  ut,  15  adeo  exigerit  n. .,  16  cotidiani  teporis  sermonis, 

27  aeloquentia  (aaepe),  30  demosthenen,  31  bis  oin.\  83  spacüs,  39 
ineptis  33,  2  non  videris,  5  que  om. ,  6  scientiae,  7  demonstrati,  11 
soliti  sint  aus  sunt,  23  perque,  24  eandem  etiam  m.  1  esse  m.  2«, 
29  propriae  &  omaturum  34, 14  exprobaiet,  20  quidni ,  23  imagine, 
29  ymo  —  conroborari,  32  adsuofactus,  33  lucius^ —  gayum — do- 
lobella  35,  1  in  se  in,  5  marco,  6  inpudentiae,  7  constitneram,  10 
ingenii  adferat,  11  eque,  13  adulescentuli  (aemper)  14  ipe,  15 
contrarie,  19  adsignät,  23  viciatarum  36,  5  quQ  c($po8ita  -^  re  p.  11 
in  [in  marg.  rostris],  20  graciae,  27  concilio,  37^premia  37,  2  naeh 
paironorum  Baum  für  6in  Wort.  6  impetrarent,  9  Mutiano,  11  & 
di  edita  -^  Eineum,  marcum,  17  consequtum,  19  prestant,  18  re'^rom, 

28  demosthene,  30  publius  Quinctius.^33  fuit  re  p.,  38  ut  ilius,  44 
nobiltatus  criminibus  38,  2  aptior  &  itnerit,  4  boras  om.^^et  liberae 

om. ,  7  gneas,  8  adfimixit  — ^inposuitq;,  10  quanto,  12  sit  est,  21 
maxis,  22  omnia  al.  p.  (cf.  E  alia  omn.  p.)  39,  4  adstricti,  6  tabnlan'ae, 
8  quomodo  —  spacia,  9  soliti  frnantnr  {in  marg.  soluti  ferantur)  15 
adsistit,  17  velut  qd'dä  thetro  (tbeatro  in  marg.),  19  coartarent  (cf. 
CE)  22  populus  ro.,  23  gaiü  cornelium,  24  marcum  titum,  27  potae- 
rOt  40,  1  adsidue,  8  publio,  13  adrogans,  27  heret  —  latiores,  28 
graecoum  41^  2  quod  nemo  om.  6  agitatur  —  provintiam,  10  sicat 
intersanos  2mal  gesetzt,  19  &  sed,  25  ac  deus  m.  1  deiis  2.  -^  Titat 
(in  marg.  vitas)  28  nunc  quoniam  (in  marg.  man  rec.  qdo)  29  adse- 
qui  pot  42,  1  tum,  6  adsurgens  ~  conplexus,  8  rethoribus,  9  adrisis- 
sent.  Subscriptio  vgl.  oben.  Da  in  der  Hs.  Suetons Fragment  de  gramm. 
et  rbetoribus  folgt,  so  will  ich  auch  gleich  hier  die  Lesearten,  sowmt 
sie  in  Betracht  zu  ziehen  sind,  folgen  lassen,  zumal  auch  der  Otto- 
bianus  1455  (£)  dieses  Fragment  enthält,  doch  so,  dass  es  dem  Dia- 
logus  vorausgeht.  Wir  sind  genöthigt  denselben  Codex  nun  0  zu 
nennen,  da  Reifferscheid  (Säet,  rel.)  diese  Bezeichnung  eingeführt  hat. 


/.  Mumtert  Eine  BandBcbrift  snr  Germunfa  etc.  dea  Tadtos.    807 


FoL  230»*  Incipit 
horibus, 
AeÜQs  praeeoDios 

Saeaiuß  iiicanor 
Aurel.  opilius 
M.  Antonios  ^'ifo 
II,  pomiliüR  andronic  . 
L.  orbitius 
Lateias  philolo^os 
F.  valerius  cato 
Cornelius  epicad' 
purclus  nicia 

intus  caecili* 
M,  uerrind  llaccus 


n. 

C.  Snetoni 


träquUlj  de  grätnaticis  k  re- 


L.  crassHiug 
Seriboni^  afrodisi* 
C.  Inlius  pbrigiu' 
C.  melisgusj 
M.  pöponiufi  mäceir 


C.  albudus  silns 
h,  caestiua  piQ8 
M.  porcius  hlTo 
Q.  cnrtiuB  rufus 
I4.  valer.  primaiius 


Q.  remmius  palemon  verg.  flauuB 


val'  probus 


L.  stacius  ursulus 
P.  clod*  quirinali^ 
M.  Antonius  liberalis 
Sex  iul.  gabinianus 
M.  FabiQ&qolntiliantis 
Iul"*  tiro 


Item  rhetores 
Plocins  gälluB 
L.  voltacilius  plut' 
M.  epidius 
Sex.  clodtus 
FoL  231*  (roth)  Incipit  C.  Suetonii  TranquiUi  de  grämaticis 
0t  rbetoribus  feliciter. 

Ikvor  ich  au  die  Verzeichnung  der  in  dieeern  Fragment  der  Hs. 
eigenthümlichen  Abweicbuugen  gehe,  will  ich  den  oben  ausgespro- 
chenen SaU»  dass  unsere  Hs.  dem  Ottobianus  (:=  E)  am  nächsten 
stehe,  auch  hier  näher  begründen,  indem  ich  die  mit  0  übereinstim- 
menden Lesearten  und  der  Kürze  wegen  von  den  Uebereinstimmungen 
nur  diese  angehe. 

1,  1  EAMMATICA,  7  adnotum  est  2,  14  baristarm  3,  13  ca- 
ptilo,  14  ab  aeficio  3,  8  aliquid  diligeter  4,  25  tam  4,  I  ipis  ^  ga- 
^^ra  meditationum,  2  adlocutiones  5,  17  per  hec  6,  1  phjlosopbjam 
^^k23  in  bis  9.4  parentium,  19  pallenti  adpositis  10^  1  natus,  Gnobis,  ^ 
^^^A_ai}i.  14  adsumpfiisse  11,  14  inscripsit,  5  calculis  m.  1  ^  11,  6 
^^HPlddio  14« 2  non  possit  16, 16  epjrota  16, 9  ^  epjiota«  17  cattline, 
^^rewxtercia  --  in  om.  20  hemycicliü  18,  6  percula  --  smyrnae,  9 
hoc  21,  17  Yiderefcur,  18  adserente  22,  10  galltus  --  epygramate  23, 
1  erilem,  2  scolam  24,  4  tres  an,  6  nnius,  12  cousorum  25,  3  de 
hUdem,  11  &  in  hie,  19  educeret»  20  uerebatur,  22  celauit  -^  uenit 
26,  G  titinium  28,  13  epidici,  14  nacerino  29,  2  ob  hec,  4  obicit, 
magi.^tram  30,  17  exorare  ^^  eius  mores,  15  proconsnlem,  1  ex- 
liduisset  ut» 

Dur  Handschrift  eigenthümliche  Lesearten  sind  folgende: 

1,  3  nee  dum,  8  praelegabant  =  V,  9  nonullt  ~  nillabisq; 

edito,  11  onni  tn.  1  ennij  m*  2  ^2,  13  gramatir  h/t),  15 

lo,  17  fregisse  »1.  1   --  18  uaJetudinis  tu*  !•  val  :    --  20 

i^mirädn  2,  4  neuii,    5  qne  uarguntens,   6  annale^  enin  ^=  l  ^^ 

i^aequentia,  7  uectiusq;  ---  laenius,  9  phylocomum,  11  nstroxernnt 

-^  gramaticam,  12  Laelins  Lanuvinus  generq;  ^  nterq;  E,  Q.  R,  14 

t.  p  3, 1  cum  Uhonjm  m,  1^3  secessisse,  5  praemortui  tiverp,  8  ali- 

de  e»,  8  scolae  l^rmper),  9  praetia,  11  lenius*  melHssus,  12  panos 

.,  12  nummumm«  1  jiuminiuD  m«  2  -^  14  equitea  r.,  15  condncto«» 


SW    t/.  Humitr,  Kiiie  UaD^üchrift  zur  Germania  etc.  d^s  Tadtna. 

mutoscedo  docer  ^  :>.  4  doticeret  4, 16  gramaticum  a  gramatista,  20  in 
titulo,  22  inbutum  :=  G  ^'  23  v  Eteres  4,  1  aeloqaentiam,  2  para- 
ph^asis,  3  aethyologias,  6  adulescentulo  ^  quemdam,  11  prest&tissi- 
moram  5,  14  s  Aevius.  15  praeuenit,  16  stataram,  18  libertisi».  1, 
libertus  m.  2  -^  saeuiiis  nicanor  post  hisdem  marcus  m.  2  (hna  m, 

1  ?)  '^  docebit  f'x  decebit  6,  1  a  ürelius  oppilius,  4  sequtua  -^ 
zmyruae,  5eritionis  aliqui»  duo  Inmina,  8uDius  cognomen,  lOparasUcki 
de  libelli  7,  12  M^  Antonius  gimpho,  14  dyonisij  m.  1  djoniaij  corr,  «. 

2  ^  15  scythobiiichvonis.  18  urnq;  20  iuli,  21  cotidie,  23  nonniai»  6 
morne  ut  hoc  8,  7  M  Pompeius  andronicus  {in  marg.  M.  pompUiiu) 

epycureae,  10  gimphoni,  12  conposuit,  13  enni  w.  1-^14  XVI ^-15 
suppraessos  9,  17  L  (///.'Jiorbilius,  20moxmoxexquo(iniiMirp.equo) 
20  functusq;  m,  2  -  21  a  pncro  —  ac  fessus,  24  cycerone  —  docuit 
maiore,  1  nam  iam  psenov,  2  qui  m,  1  cui  m.  2'^'perialeg08edidit  m.  1 
perialegos  edidit  ;/^  "2.  -  omni  in  occasione  wi.  1.  in  del.  m.  2  --^  6 
hor/tatius  w.  1.  -  H  r»^cidit  =  G.,  10  insectationem,  12  diverse,  19 
marmoi*eo  habitns  sodt^ntis  10,  22  aTeius  phylologus  libertinus  est 
natus"atheni8 ,  'i  polio.  5  rae/am  rem  ^  praetextatis  nobis,  7  ad 
snmam^-'sem  <$:.  8  Ipünm  hpima,  9  haberet  wi.  1.  habere  corr.  2.-^10 
ginphone  in  euisqu^»  hapre  {in  marg,  hermä)  14  sicut  erat  oschenes  m. 
1  eschines  m.  2-^  is  :ilt«^ra  o«i.,  18  ulen  m,  lylem  2. — 22  adgressos, 
23  eligere  10,  2  nihil  alind  11,  5  p'  valerius  -^  u  burseni,  9  pery- 
doneus,  12  latinas  itt*m.  15  dyana  Lydia  &  icida,  18  dyanae  cinna,  19 
saeculo  permaneant.  J 1^  <iirtnnia,  21  gulgostio,  22  ai  ut  11,  2  hortnlos 
pryapi  --  &  libra  t'ahii-  w.  l.  faris  2.  -^  11  magis  trium  12,  13  c 
Ornelius  ^sylle  =:  V  -  2n  inperfectum  =  6-^13,  2  tantarum  14,  5  c 
urcius  ^  c.  n.  -  in»'nnnio.  8  in  cuius  epistulam,  10  cur  arenisi,  12 
Niciae  ow.,  13  obelivi   ^   tan^,  14  sint  tot  dann  1  '/2  ^i^c  leer.  14 

iteni^ — scribisita  lue,  18  nfae  niciae — inbecillitatem  15,3  santya  -^ 
conprobat.  L  Aeneus.  ö  schola  ow.,  6  teluris  m.  l^-^8  salnstium,  10 
lurchonem&nebuloHern  popinomenq;  11  scribitisque  {corr,  2  scriptisq;) 

.  a 

16, 16  Q  Caecilins.  1 7  sattrequi/tis  R.  18  agripp^  m.  1  ^  19  dixitq; 
^-4  adulesc.-^  nisi  sinis,  6vergilium  =G  -^  8  domiti  marci,  10  M. 
Varrius  (M.  Bothius  nddiderat)  17,  10  dicendi  =  G  ^15  transiit 

In 

cum,  17  post  ac,  19  exacte  17, 1  fastos  ras.  seordinatos  &  marmareo 
18,  i3  L  c^a8aitiu^,  5  mimographus,  6  edicto  m,  1.  corr.  2.  -^  adom 
claruit,  8  grassitio.  12  ^e  cum  &  14  atq;  sexti  phyl  . .  19,  1  ortho- 
graphya,  20,  3  phrygjnus  ^'  hyspauus,  9  poete,  16  mecaenati,  19 
uere,  2  octavie,  4  muitio  ^  5  conp..  ^  centum  et  quinquagiata 
22,  8  quo  ad  cassiü  ^euerus,  12  petit,  13  nö  putans  sed  sibi,  16 
tiberius  uerbum  depivhendisset  —  adfirmante  23,  22  m  Enuius 
palaemon  uicetinus  [in  marg,  al*.  Q  Remmius)  1  ut  fei-e.  12 
uergilio,  14  percisse,  li5  scola  ^  cuperet,  18  pro  mercaliü,  19 
CCCLXV  —  2  necitatuui  fu^re  24,  6  bertecius  -^  petit,  8  gramati- 
stam,  10  repetere.  IT»  adnotare  24,  1  gramatica  es,  2  uunq»  3  nadi 


/.  Huemer,  Eine  Handschrift  zur  Germania  etc.  des  Tacitus.    809 

mtineret  leerer  Baum  25,  9  bHETOBICA  QVOQ  APVD  NOS,  11 
nöonnq,  13  subiciam  dann  freier  Baum  14  coss.'^^2  uti  eiere  (in 
marg,  eicere)  p  fide  que,  2  neesent,  3  G  N-  Domitius,  4  L.  diclnius 
^  t)  edixerunt    {in  marg.  edixerunt)  7  latinos  =  0  (im  marg. 

Utine)  -^  rhetora:  sibi,  8  libfos,  9  ita  re  '-^  hec  nova,  10  preter, 
12  feciant  dum,  15  cycero,  1  latinae,  2  hyrcio,  4ciui  libellum,  7  bello/- 
ndssis  selero  caesar,  16  exercuere,  16  praeclara,  18  cum  latius,  3  du 
Hidia — ^dn,  5  anasceuas  &  catasceuas,  8  v  Eteres,  11  editae  quae,  13 
Efitioo,  15  bölum  m.  1  boilum  2.  —  16  expectarer,  18  boilum,  19 
toondis  in  gregem,  20  praecioso,  22  recognita  est-^-^l  appellationes 
graece  4  non  de  quibus,  5  L  Plocius  ^^  cycero  -^  epistula  D.  M.,  7 
e^isse  —  quemdam,  8  concussus  &  studiosissimus,  9  exercerent  ^ 

oontinebat,  11  possit,  12  iam  diutissime,  13  attiuo,  14  hordiarium,  27, 
1 L*  oltacilius,  2  ostiarius,  2  cathena,  4  G.  N.  7,  Cornelius  28,  HC. 
caniiiitius  ^  obicientib;  —  11  re  p.  — ^14  A.  C.  epidio,  16  comibus 
ttrib;'^17  conparuisse  ^  numero  quoq;  ^-29,  18  sEx.^^  graeceq; 
'^  2  ymo  --  teraptare  3  congiarum  (nach  ohicii  leerer  Baum  fast 
äner  Zeile)  tibet  ioci  8  &  iu  tuos  dicero,  8  audite — p.  c.,  9  cognos- 
tm,  30,  12  edilitate,  13  ab  bis,  17  qui  du  ante,  18  patris,  19  com- 
liratione,  7  proorandi,  8  in  litem  (in  marg,  militä)  9  qu^dam  cen- 
Hiirali,  10  incessabat,  13  uegociam  =  L,  14  medyolani,  15  cum 
«lUberent  ditioi-es,  1  italie,  4  poene  poenas,  5  uicium  =  G  ^ — 
^•micQ,  7  cibo :  folgen  leere  Blätter,  * 

Wir  gelangen  zur  Germania,  die  zwar  in  der  Hs.  der  Reihen- 
Uge  nach  die  erste  Stelle  unter  den  besprochenen  Schriften  ein- 
ribnmt,  doch  hier  an  die  letzte  Stelle  gesetzt  wurde,  weil  eine  Ver- 
ijbichung  mit  dem  Cod.  E  nicht  geführt  werden  kann. 

m. 

Fol.  200'  (roth)  Cornelii  Taciti  de  origine  et  situ  Ger/mano- 
Mü  libef  incipit  foelicissime. 

--        Ich  verzeichne  im  Folgenden  zwar  hauptsachlich  nur  die  der 
.  dgenthfimlichen  Lesearten,  doch  sollen  an  nicht  wenigen  Stellen 
dis  bekannte  Varianten  angegeben  werden ,  um  die  Verwandt- 
der  Hs.  mit  dem  Cod.  C  (bei  Orelli- Schweizer- Sidler,  Berol. 
n  und  bei  E.  Mullenhoff,  Germania  antiqua;  D  bei  Michaelis), 
lur  Gruppe   CE  bei  Michaelis  (vgl.  praef.  p.  XII)  gehört,  ler- 
en   zu    lassen.    1   ERMANIA    OMNIS  A/a  ~  raetijsq ;  ^  ac 
bio  —  dacisq;  —  cetera  occeanus  (semper)  —  quos  regnum  (in 

b 

alia  m,  bellum)  —  raeticarum  — '  precipiti  —  DAnuuius  ^ 

^plures  2  hospiciis-^querebant—Asya,  Affrica^nisi  sibi 

bistonem  (in  marg.  al'  tuistonen)  —  editum  ei  —  inan- 

-^  conditori.aq;  -^  tres  ^  ingaeuones  -^  herminones  — ^istae- 
I  —  plures  —  pluresq ;  -^  gambruuos  Sueuos  -^  vandilios  ad- 
int  -^  Germanie  ^-  evaluisse  [fuit  et  valuisse)  ^  mox  &a  se 


812    /.  HuemeTf  Eine  Handschrift  zur  Germania  eto.  des  TadtiiB. 

corpore  {in  marg,  al.  m,  tempore)  ^  seuorum  tit.  1  '^  40  longo- 
bardos  -^  nobilitat  —  et  val. .  -^  Reudigni  —  auiones  —  suarines 
{in  marg.  suardonos)  nurthones  (?)  -^  id  est  deum  matrem  cohut 
.-^  in  ea  -^  intelligit  ^-  qaies  tunc  ifä  nota  tiic  tm  amata  donec  -^ 
petituri  41  uerborum  -^  proprior  -^  danuuium  ^^  Ermunduronun 

—  penit'  ac  in  —  retiae  -^  passim  sine  ^-  hie  domos  i».  1 ,  his  2. 

—  inclitum  &,  -^  audit  iuxta  42  noristi  (o  corr^  ^-^  marcömani  '^ 

marcömanorum  -^  atq ;  ipa  &tiam  -^^  bois  -^  parta  --^  noristi  (o  cofr.) 

—  danuuio  m,  1  peragitui*  -^  Marcomannis  —  mansere  —  moro- 
bodui  m,  1  di  m.  2-^tudri  w.  1,  codri  m.  % — 43  gotini-^'Osiburi  (b 
id.  m.  2)  marcomannorum  -^  claudunt  -^^  sueuos  -^^  gotinos,  gotini 

—  hi  »I.  1  (hü  m,  2)  ^^  uertices  montium  iagumq;  insederunt'^ 
sueuiam  -^  legiorum  (in  marg,  vegiorum)  —  helueconas  —  helysios 
haliosnas  q  ael  aiios  nahanaraalos:  apud  nahäualos  autiquae  regionis 
-^  interpraetatione  -^  memorant  ^^  alcis  -^  simulachra  -^  ceterum 
alij  —  trucis  -^  I  otb'  plus  —  lygios  —  gothones  regnant  -^  lemoTij 
44  ipo  in  occeanü  -^  nauis  —  utrimq;  —  adpulsi  —  ministrant^ 
promisco  -^  ociosa  45  Transsuionos  —  in  ortu  se  durat  —  sydera 
hebetet  ^^  formasq;  eorum  (in  marg,  deorum)  -^  adicit  ^  safluid 
(in  marg.  sueuici)  aestiorum  (o  corr.  m.  2.)  —  adluuntur  ^  sue- 
uomm  -^^  britanicae  '^^  omniumq ;  —  inter  hostes  ^  ac  solio  m- 1 
(o  deU  2.)  sucinü  -^  natura  quae  r  ue  ratio  gignat  ^^  sueum  —  intelligas 
'^terrena  -^  implicate  humore  -^^  sudant-^'insulas  corr.  l'(is  (»rr. 
f».  2)'^radiis  expraessa^-ac  intempestatü  (ui  co>t.  m.  2)  —  aduersa 
litore — ^sucini  '^  igne  temptes  -^  Suionib;  sitonü  —  gentes  con- 
tinuant  -^  ceteras  similes  (is  corr,  2)  —  diffemnt  (m.  1  corr,  2)  de- 
generant  46  Sueuie  fines.  Peucinorum  —  uenethofq ;  -^  fennof  -^ 
adscribam  -^  quos  cyie  —  domicilijs  -^  omnium  (h  adiec,  m.  2) 
'^  foedant  —  pro  conubiis  mixtos  ^^  foedant  -^  nenethi  -^  hi  w.  1 
(bii  w.  2)  tn  '^  fingüt  —  &  peditum^ — que  — palustro^solae^in- 
briumq  — ;  inlaborare  -^  diflFicillimam  adsecuti  —  oxionas  (in  marg. 
m,  al.  etionas  ^^  ualtusq ;  -^^  incopertum. 

(roth)    Comelij    taciti    de  orgine  et  Situ  Gemanorum  /li^er 
explicit. 

Wenn  wir  zum  Schlüsse  eine  allgemeine  Bemerkung  über  den 
kritischen  Werth  dieser  Hs.  geben,  so  ei*scheint  zwar  für  alle  b^ 
«prochenen  Schriften  die  Hs.  beachtens werth ,  im  einzelnen  aber 
Ton  verschiedenem  Worthe  zu  sein.  Für  Suetons  Fragment,  das  in 
80  vielen  und  mannigfachen  Ueber lieferungen  vorliegt,  wie  der  sorg- 
fältige kritische  Apparat  Reifferscheid*s  uns  lehrt,  scheint  unsere 
Hs.  nui*  von  secundärer  Bedeutung  zu  sein.  Mehr  Bedeutung  bat 
•die  Hs.  für  den  Dialogus ,  da  sie  neue  Lesearten  gibt,  einige  Cob- 
iecturen  bestätigt,  einer  Beihe  von  acceptierten  handschriftUcbea 
Lesearten  eine  verstärkende  Stütze  bietet.  Von  heryorragendeB 
Werth  scheint  mir  die  Hs.  für  die  Kritik  der  Germania  zu  seiiu 
Ton  der  uns  leider  noch  eine  Aasgabe  mit  reichem  kritischen  Com- 


/.  Huemer,  Eine  Handsohrift  zur  Germania  etc.  des  Taeitas.    811 
crebrae  inter  uinulentos  -^  sed  de  -^  adsciscendis  (in  marg.  m»  al. 

ispiciMis)  ^^  calida  m.  1  —  adhuc  —  loci  —  deliberandom  fingere 
23  humor  ex  ordeo-^^haad  24  atq;  nonum  coeta  idem^ — praetium  -^ 
expeetantiiim  ^^  re  paraa  -^  peruicatia  ^^  conditionis  —  pndore  c5- 
nerciae  nictoriae  ^^  exsolaant  25  descriptis  -^  minister^s  —  pae- 
nates  ^^  &  semas  —  exequont  ^^  domtaxat  his  —  nisi  quod  impnne 
est.  Liberti  26  foenus  —  nniaersis  nices  {in  marg,  al.  m.  vice) 
^  pardendi  -^  spatia  pstant  {in  marg.  al,  m.  prebent)  ^^  soll  la- 
bor«re  (m.  2  labore)  -^  ut  ortos  —  un  annom  '^^hyems  -^  nocabnla 
hnt  Antnmni  proinde  27  obseruatnr  -^  adicitur  ^^  sepulchrum  -^ 
operosom  {in  fnarg.  m.  al.  opesom)  roth:  Haec  in  cömune-expediam 
M  ALIDIOBES  OLIM  QALLORVM  res  ~  auctomm  ^  hercyniam 
«.  8  (m.  1  hercnniam)  -^  boijhaemi/  onem  {in  marg.  dext.  nomen, 
m.  boohemi  al'  bohemi — signatq;^ — aranisci-^^t  bois  {in  marg,  m.2 
oöa)  -^  qda  -^  ara  niscis  -^  se^mone  -^  nemli  ~  adfectionem  -^ 
femanicae  —  nubii  —  ambiclosi  —  conlocati  29^bataui  {in  marg, 
m,  2  bathi)  chattomm  olim  populns  —  contempnunt  —  collocationi- 

1hi8  &  tm  (collationibns  corr.  m.  2)  -^  popnli  ro.  ultra  -^  bauis 
'^  germanie  ^^  danuuiumq;  —  de  cumathes  m.  1.  —  leussimusq; 
quisq;  —  dnbie  30  catti  —  hercynio  —  inchoant  —  chattos  -^  her- 
cjnins  -^  atq;  deponit  —  animis  uigor  ^^  soUertie  -^  intelligere  -^ 
inter  cetera  m.  1  {in  marg,  certa)  -^  romane  discipline  -^  impedite 
ä'^  rari  excursus  —  propiora  31  raro  {fuit  rara)  —  ciso  -^^  seq; 
le^^praetia  nascendi^ — retulisse  —  inbellibus^ — culta^ — ^contempto- 
IM  '^  exsanguis  ^^  dara  32  chattis  ^tencteri^^  hec  33  chamanos^ 
Angrioarios  ^LX  milia  -^  armis  non  telisq;  -^  qfi  ingeutib.,  imperii 
Iltis  34  chamauos  —  dnlgibini  {in  marg.  dulcubuni)  ^^  frisi,  frisis 
-^  dudunt  -^  uulgauit  '^  cosensimus  —  temptauit  35  fiisis  — 
oUenditnr  —  lictoris^^sinnetur  {in  marg,  sinat)  chauci^^malit  -^ 
inpotentia  —  adseqnunt  ^^  ac  si  36  iucundlus  -^  impotentes  — 

^  tot 

noie  -^  itaj  olim  -^  tracti  —  fossi  —  aduersarum  37  cymbri 
-^  spacia  -^  ambitum  -^  sexcentesimnm  &  XL  -^  cymbronim  -^  metello 
ic  Papirio  carbone  conss.^^-ex  quo  si  alterum  — ^  trayani  ^^  com/com- 
piitemns  —  sftnis  —  hyspanie  gallieve  —  arsacis  -^  crassi  amisso 
4  fpe  pacoro  ^^  &  cassio  ^^  Marcoq ;  manlio  —  consnlaris  ^^  po.  ro. 
^  tresq;  -^  cesari  perculerunt  -^  cesaris  —  ludibr;*"  ••  -^  ac  rursus 

9Ql8i  nam  38  n«  VNC  DE  SVEVIS  DICENDVM  EST  QVJ»  -  sueui 
'^  ac  ceteris  ^^  sueuorum  suenos  —  a  a  seruis  sepantur  -^  saepius 
'^  rarom  ex  rerum  —  caniciem  '^  retro  sequunt  —  in  fpo  solo  uei-;: 
üce  rei  ligant  —  innoxioö  —  ornatorem  —  compti  ut  —  armant 
(tu  marg.  m.  a.  ornant)  39  uetustissimos  sen  —  sueuorum  semones 
(hi  marg,  semnones)  —  sacrum  {in  marg.  sacram)  omnis  (in  marg, 
Aominis)  -^  einsdeq;  mior  ^^  pre  esse  ferens  ^ — est  a/adcolli^'^ 
tan^'-w  ad  quod  {in  ras.  ser.)  adicit  -^  s^nonum  —  habitant'-^ 


814  3f.  Gitlbauert  PaUeographische  Nachlese» 

Ich  hatte  schon  längst  eine  BichtigsteUung  der  ^geoanea' 
Transscription  Gardthansen's  und  auch  eine  Teztesrecension  des 
fraglichen  Schriftstückes  in  meiner  Schreibmappe  liegen  und  wollte 
eben  darangehen  sie  drnckfertip^  zn  machen,  als  mir  das  November- 
Decemberheft  1877  des  lA^tpfatov  zu  Gesichte  kam,  das  S.M4 
—253  einen  Aufsatz  von  Spyridon  P.  Lampros  enthUt,  betttdt: 
^OU^a  Tiva  Tteot  räv  to^  nux^ijytffov  Gardthaosen  ovfißiijm 
Big  TVjV  'EHrpfixTjV  yQawoyviaalav,  Der  YerfiEisser  dieses  Anfinlns 
spricht  sich  bitter  tadelnd  über  die  €hirdthausen'sche  Transcrip- 
tion  aus  und  meint,  selbst  die  Klausel  ^soweit  sie  mir  gelungen 
ist^  könne  ihn  nicht  vor  dem  Vorwurfe  retten ,  dass  seine  Lesung 
for  einen  Palaeographen  vom  Fache  oberflächlich  (a^dUS^)  sei. 

C(orjv  entifiQOtv  ((pavtiato  layuatv  lx€r€v6vTotv  axovaag 
vovg  Sitiv  fig  ^  TtQos  To  a^fitt  avyxgaa^g  vovg  o^v  xeu  navevy^üra' 
rffv  iptuv^rtf  Tvi  d-Bia  XafiTtQorriri  naati  &iog  ti  ri}  en&  yfo- 
yov  »axiag  ä  rtf  ro^  avO'Qianoig  ijiexetto  dia  rtjg  atfg  oif$o  , 
5  Ttirog  elvno  «|  bxhvov  yag  to*  r«  ?  ?  tv  y^g  aveatyev  d€or/u[«i]- 
TrjQia  ano  rc  d'VQatv  aggayatviatag  (?)  awuxito  xoXa- 
aw  ^e  ßaqvxatfiv  e^x^v  ix  Tfjg  S^eutg  avayxtig  t«  novtiQa 
awekawofiiva  Trvevfiara  otov  ro&g  dvoaiov^o^g  €X$& 
voig  o7toT€  xaxov  €x  Tfjg  a(pQO€fwfig  Trjg  ifi  (?)  rot;  TUt&H 

10  /u€y*  T«  xareXemTo  ore  rriv  vno  yrig  xex^fifjiivttv  ?  ? 

QU  Ivofiivriv  Tti  rov  ataxfiqog  dwufii^  /oicrroi;.  a«  yag  y^vj^eu  ri| 
xarta  vnox^ovutg  um  axoiovg  BtQxrtig  eieXvovTo  oiov 
dfjTto  xttd'fiyovfiivm  xgm  ra  nqoßata  awaxolou 
^vv  ta  n^g  rifv  inavJuv  rriv  avttav  avpfjxtev  di  int 

15  (pavevra  rov  vofABtt  ava^ovra  Se  xai  ra  aotfiara  r* 
nolvTiovütv  V/ü/aw  etg  er€Qov  fiaxaqtarora  rov  ßtov 
ivtüSri  XM  xaxiag  rj  reliog  Ivaig  xai  nodijvorar  •  » 
tjroig  aviarafji€vo&g  nttga  ra>  fieyaXtD  xat  vtpatrti  ßa^ 
aiXei  olg  ovnore  Xvnrjrriv  evffQoawtfv  fiiraxwu 

20  ov6t  vno  yrjQtüi  V  ^^  aotfiaratv  cXarrovrcu  dwofi  •  » 
rog  avrrjv  &eog  auhi,  rot  fitXlovri  dtagria fr ai  x^Q''^ 
ort  ro  d^Hov  $douv  didofievov  x^v^atg,  Big  d^eiov  inav  ♦ 
yei  ßiov  rov  naq  avrto  rw  xvQMi  t€  xm  atmriQi  oaw&BXfi 
Tto  navviyBfiovi  Xoyta  rov  d-eov  awaxoXoo&tov  rriv 

25  X{?){aa(ü  drj  xttxittv  nno  (pvyyaveiv  firi  «f*«  rqv. 


10  xareXiinro  Gardth.  scripsit,  non  xaraXemro,  ut  ^  tiadit. 


M,  Gittbauer^  PaUeographi^he  Nachlese.  815 

Wenn  ich  dud  im  Nachfolgenden  auch  meinersoits  Gardthau- 
aen's  palaeographisches  SüEdeoregiBter  hekannt  mache,  so  liegt 
dabei  nicht  die  Absicht  zu  Grande,  meine  inzwischen  durch 
Sp.  P.  Lampros  vorweggeDommene  Verbesserung  der  Gardthauseu- 
iien  Ilinschnft  hintendrein  doch  noch  an  den  Mann  zu  bringen. 
wtlrde  meine  Blätter  schön  schweigsam  in  meiner  Mappe  ruhen 
lagseo,  wenn  ich  nicht  filnde»  dass  auch  Lampros  noch  ein  paar 
Dinge  übersehen  uufl  namentlich  den  allerdings  sehr  schwierigen 
Teit  mehrfach  nicht  verstanden  hat.  Ich  gebe  daher  ebenso  wie 
er  die  Garthauseü*sche  Transscription  und  stelle  die  meinige,  aber 
schon  als  Text  gestaltet,  danebon;  die  Üngenauigkeiten  Sp.  P.  Lam- 
pros* setze  ich  In  Form  der  adnotatio  critica  unter  dem  Texte  bei. 

voifg  Sk  T^v  fj  ai)  TT^og  TQ  üüi^a  avy'xqaüiq,  vovg  o^v  xal  navuvyiintt- 

yov  xaxia^  «rij  tok  av(^{ita7ioig  In^rntjo,  Jut  r«^  a^i  6ai6- 
Ö  rijToj^  ikuviTo,  ii  ixBh^ov  yaQ  rot  ra  xara  y^g  av(tayiV  ^eafnüj- 
T^QUt,  ti  itoti  d-vQtav  aQQQ.yMV  itaoi  auvit^fTO,  xola^ 
ßtv  äi  ßaQUTttTi\v  il^iv  fx  trii  ^eCctg  avtiyxiig  r«  TK^vr^fta 
awtXttm'OfÄivtt  Ttvtvfitna  {olov  tol^  m'oaiovgyöl^  txii- 
vtng  6  noTf  xttxov  Ix  rrjs  dtffQOfJvvris  irjg  iuvjov  na^ft 
10  fify£OTM  xaT(ilrj7rTo)t  dn  Tijv  vno  yfjs  xiXQVjnfjiivriV  Iw- 

(H«  J.i>ofi{vtiv  tJ  Toif  (f(üT7JQog  SwafjiH  Xgtfnov,  a/  yd^  tpvx^^  Ti^i' 
xdtm  vjrox^tn'fag  xal  ffxoroi'^  (IgxT^g  IH^vovto  olov 
di)  wtp  xa&TiyoviKtrtp  xoii^  id  jiQoßctra  Gwaxolou- 
tioLvrtt  Ttoög  Tiji^  fnaihv  j^v  avTtjv  &vvjixar  <fl  frrt^ 
1^  *f<tri*i'Ta  jov  vo^ittt^  uva^ovia  dl  xitl  i«  atü^ctra  Ttay 
nöltnövütv  \pv)[tmf  (fg  trinov  uaxaQitjrörttrov  ßioVf 
hr  ^  dif  x(il  xitxiag  t]  tfUoq  kvaiq  xal  »5  no^avoTar^  ^w» 

OtltT^  oti  ovTtore  XvTrrj  r^y  iv(f>ooa vvriif  fittaxiPU 
So  ovSk  vno  yfiQtag  17  ro>i'  auifidTtov  llarTOvrai  Svv€Xfi$g, 
To^aifTfjv  &f6g  ttttir^  ttß  fiHlovTt  dcDft^airat  ^föotv* 
0f§  TÖ  d*ror  irfof  Mido^fvov  tl/v^tttgt  *'f  ^iiov  Inavd' 
yu  ßiov  jov  ntt^*  avt^  r^  xvait^  rf  xal  aoirij^^t  oq  ^  ^^^^ 
r^*  ^ariiytfiOTt  jtoytit  lov  9fov  avvaxolovihuv  ti^v 


C  =  scriptum  eodicis;  -/  =  Sp.  P:  Lampros;  G  =  Gardthausen 

2  »J  fi-rj]  fjrTi}  C       TTttvavyt'ajaiQv  propooit  ^/]  narfvyiaTOTov  C 

i  tiv&^tüTtotg]  avotg  C      5  HoviTo   (sic)  C]  fXviJo  U^HTit  O-/;  at  cf.  11 

^i^o^ivfir  12  t^€lvovTo  16  TtoXvnovtup  17  kvatg  W  Xvnri  ubi  syllabös  At^ 

prorsos  aus  ratione  eiaravit  librarins,  Ceterum  cum  iiuiu»  vocia  scriptara 

comparari  nequit  24  avvaxoXov&üxv  y   sed  quod  ibidem  est  Xoy^t.  —  Post 

flatffto  leviter  interpnngit  A        6  k  Tton  scripsi]  dito  tt  G^i       fftft^ 

icripai]  Vffei^  C  foojg  A  awilxtro.  KoXaatv  A    8  nvfvfiattt]  Jimrit  C 

^*>v—xmüktinjQ  quo  fftciliuB  orationSs    serie«  intellegatur,  uricis  inclusi 

10  xHtilk^mo  corr.  ex  jfomjjln/ifo  (non  xar/2*i/rrtt  ut  vult  ^i)     htj^a 

ivo^ivtiv  C]  na{i)'^«lvofjLÜ^ijv  A  '??/^a  kvofiivriV  G      11  ntniTiQog]  ago  C 

Xgtmov]    XÜ  C      1&— 1£  ßaatku.  Oh  A      fiiraxivn  (sic)  C\  ^f- 

tttxivd  .r.A        21   »tog]  Sa  C     /w^«'*  ort— t/ii';f«K,  tig  Bcripail^a- 

gtv,  cir*— ipü/ffK-  tlg  A        22  tdot  Mtdoftivov  scripsi]  tdonv  Stöo^i- 

woy  A      23  xvq£io\   xB  C       amrjgi]  o^  C  24   ^eov]  3^  C      25  dtaTQi- 


816  ilf.  GHUbauer^  Palaeographische  Nachlese. 

Zur  Erleichternng  des  Verständnisses  dieser  stellenweise  seh 
schwierigen  Zeilen  sollen  noch  einige  Bemerkungen  hier  angereih 
werden. 

Gardthausen  scheint  das  Ganze  far  einen  Brief  an  einen  Paps 
gehalten  zu  hahen,  soviel  man  aus  den  oben  aDgeführten  räthsel- 
haft  dunklen  Worten  abnehmen  kann.  Dies  war  freilich  nur  zi 
glauben  möglich ,  so  lange  das  in  Z.  1  so  plan  daliegende  d  Ao^i 
nicht  eruiert  war.  Einen  Verfasser  vermag  ich  natürlich  ebens( 
wenig  anzugeben  wie  Gardthausen  und  Lampros,  dessen  theologisch« 
Gewährsmänner  eine  Aehnlichkeit  mit  der  Sprache  des  Synesioj 
herausfanden.  Gewiss  scheint  mir,  dass  Z.  1 — 5  Ziarjv — iloverc 
uns  eine  liturgische  Stelle,  in  welcher  der  incarnierte  Logos  an- 
geredet wird,  vor  Augen  führt,  die  der  darauffolgenden  homileti- 
schen Auseinandersetzung  als  Grundlage  dient.  Dies  geht  daraus 
hervor,  dass  von  i^  ixelvov  (Z.  5)  an  vom  menschgewordenen  Logos 
—  denn  nur  auf  diesen  kann  es  sich  beziehen  —  in  der  dritten 
Person  gesprochen  wird. 

2.  vovg-^aiyxQaai(;:  der  menschliche  vovg  war  das  Medium, 
welches  die  hypostatische  Union,  die  auch  eine  innige  Vereinigung 
des  göttlichen  Logos  mit  dem  angenommenen  menschlichen  Leibe 
in  sich  begreift,  vermittelte. 

5.  öea^iunTfQia  die  Vorhölle.  Dieselbe  war  fest  verschlossen 
{d^vqwv  aQQaywv  eiOiü  awelx^ro  Z.  6)  und  die  ärgste  Qual  för 
die  wegen  der  artj  t:ijg  irtLXpoyov  xaxlag  (Z.  3 — 4)  darin  Einge- 
schlossenen bestand  in  dem  Zusammensein  mit  den  bösen  Geistarn 
(Z.  6 — 8  xokaaiv  de  ßa^vroTtpf  elx^v  —  jcvev^ava  hängt  wie 
oiveixero  Z.  6  von  a  ttots  ab).  Es  war  übrigens  eine  naturgemässe 
Strafe,  dass  diesen  mit  der  Sri]  z^g  inixpoyov  xaxiag  Beiadenen 
(=  TÖig  avoaiovqyolg  i'Ksivoig  Z.  8)  das  in  den  TtovrjQa  Ttveifit^f^ 
(Z.  7  —  8)  persouificierte  böse  Princip  (o  tcots  tuxxov  Z.  9)  beigesellt 
wurde  ,*?t!aJltch  in  der  aberwitzigen  Selbsterhebung  über  Gott  be- 
merkbar. g;ipmacht  und  ob  dieses  aberwitzigen  Gebahrens  {h  f^ 
d(fQoavprß  rr.g  eavrov  Z.  9)  zur  Höllenstrafe  verurtheilt  worden 
war  {TiaS^ei  jutylazii)  yLaTeilrjjiTO  Z.  9 — 10).  Dieses  unterirdische 
Gefängnis  der  Vorhölle  nun  öffnete  sich  in  Folge  des  Erscheinens 
des  auferstandenen  Erlösers  {i^  ixeivov  yaq  toc  za  xorrc  irß 
dvdojyev  deo/ACOTr^Qia  Z.  14),  ore  tr;v  ino  yijg  xexQVfuuiytp^  (näm- 
lich TTjg  iniipoyov  ACtAiag  arr^v)  hoqa  (Subject  ist  ro  iiO^i^^ 
trjQia  Z.  5)  XvoiiievrjV  rfj  zov  ocovrJQog  dvvdfiec  XQiazov  (Z.  10 
— 11).  Daran  schliesst  sich  nun  das  Folgende  als  weitere  Erklä- 
rung eng  an. 

21,  xooavTrjv — /a^^v  hängt  mit  dem  Folgenden  ou  nicht 
unmittelbar  zusammen  (es  müsste  ja  dann  a;Wfi  heissen) ,  sondern 
ist  eine  Reflexion  über  das  im  Vorausgehenden  Gesagte  (h  V  ^ 
— divai^ug  Z.  17—20),  das  im  Folgenden  aus  den  Motiven,  <iw 
Gott  zu  solchem  Gnadenerweis  bestimmen,  erklärt  wird. 


A.  SeheindUr,  Zar  Paraphrase  des  ETangeliams  von  Nonnos.     81*7 

22.  ort  (weil)  — rpvxaig  steht  mit  dem  Folgenden  in  inniger 
Verbindung;  Subject  sowol  des  Vorder-  als  auch  des  Nachsatzes  ist 
9t6qi  weil  Gott  (nach  Tilgung  der  Sri;  durch  die  Kraft  des  Er- 
lösers) die  Seelen  statt  mit  bem  bösen  Princip  (Z«  9)  nunmehr  mit 
der  Gottheit  vereinigt  sieht,  so  erhebt  er  dem  entsprechend  auch 
Jeden  zu  einem  göttlichen  Leben,  der  dem  Logos  sich  anschlies- 
send das  böse  Princip  (r^y  Xvaawdtj  xaiuav  Z.  24—25)  ernstlich 
fliehen  will. 

Wien.  M.  Gitlbauer. 


i 


Zur  Paraphrase  des  Evangeliums  des  heil.  Jo- 
hannes von  Nonnos. 


£f  115  Kai  noX^is  nCarsvov  dyHqofiivttv  an 6  law' 

80  lesen  wir  in  allen  Ausgaben ,  und  die  bis  jetzt  verglichenen 
Handschriften  bieten  alle  das  durchaus  anstössige  ayeiQOfiivan^ 
ifto  lauiv.  Das  Bichtige  liegt  sehr  nahe.  V.  154  nämlich  heisst  es: 

nolXol  (T  dgatovT€g  6f4,o<pQad^(ov  rote  law 
X^ikiai  niatotttTo^ai  noXvüto/iov  tßqi(Aov  ij^tu* 

Ich  glaube,  es  wird  Niemandem  zweifelhaft  sein,  dass  es  auch  an 
unserer  Stelle  heissen  muss:  ayeiQOftivwv  t6%b  lawv.  Aehnlich 
Z 129  u.  2  65. 

O  5  dXJid  xatttvydaamv  ^)[tav  oiAotpoiTov  Iv  avr^ 
Der  von  mir  verglichene  cod.  Parisinus  bietet  iv  kavTtp.  Nun  ver- 
ludet Nonnos  of46q>oiTog  entweder  mit  dem  Gen.  (Dion.  25,  294— 
urf58— 3190— H99— 7117— 0)69)  oder  mit  dem  Dat.  (Dion.  5, 
388—11,  51—23,  157—47,  219);  zu  i'x^^  »her  iv  avnp  zu  be- 
liehen, ist  unmöglich;  vgl.  besonders  Dion.  11,  51.  Daher  wird  zu 
lekreiben  sein:  6^6q>oiTov  kavrtp. 

das  Iota  in  2ifi(av  gebraucht  Nonnos  stets  lang;  es  ist  daher  zu 
Behreiben: 

^omit  zu  vergleichen  V.  33  k^Ofi€V(p  2ifi(ovi.  ^150—156—161 
162— 166— 176— 2V146— 152— 2'70— 81— 119— 124— y20— 
36  04—9—17—38—61-64-71—94—100-120. 

xul  tofiaQTtjae  fia&tiTiig 
yl9  dXXog  ofitäg  inl  arj^a  xckI  eig  ägofiov  trqfx^  afnpia. 

Der  Zosammenhang  ist  folgender:  Maria  Magdalena  kommt  zum 
Qrtbe,  wo  Christus  bestattet  war ,  findet  den  grossen  Stein  von  der 
8eliwcUe  gewälzt  und  das  Grab  leer.  Da  eilt  sie  zu  Petrus,  bei 
^  auch  Johannes  war,  und  berichtet  das  Geschehene.  Die  beiden 
Jünger  eilen  zum  Grabe.  —  In  dem  obigen  Verse  ist  nun  Hbw- 

ZtltMhrift  f.  d.  taterr.  Otidd.  1878.    XT.  Heft.  g^ 


818    A.  Scheindler^  Zar  Paraphrase  des  Evangeliums  Ton  Nonnos. 

liefert  o/rc^,  das  schon  längst  in  ofiwg  geftndert  wnrde. 
Doch  auch  dg  dQOfiov  dürfte  Anstoss  erregen.  Schon  Hedeneoeiaa 
hat  es  geändert  in  eig  dofiov.  dQOfiog  findet  sich  nämlich  bei 
ITonnos  au  beinahe  140  Stellen  nur  in  der  Bedentang  „Laaf , 
an  mehi'  als  20  Stellen  in  der  Verbindung  slg  Sf^fiov.  Da  sich 
nun,  soweit  mir  bekannt,  nirgends  d(f6fiog  in  der  B^entung  „Grab*^ 
findet,  da  femer  von  Nonnos  das  Wort  fivfjfiäiov^  welches  hier  vom 
Grabe  Christi  im  Evangelium  gebraucht  ist,  stets  durch  TVfißog 
oder  Ta<pog  wieder  gegeben  ist  (T217—  219—  223—  Y2—  7— 
16 —  22  — 35. . .),  so  dürfte  es  vielleicht  nicht  allzu  gewagt  er- 
scheinen, zu  vermuthen,  Nonnos  habe  geschrieben  eig  vagxfp^  das 
ein  Abschreiber,  irre  geführt  durch  eTQexov  in  dg  ÖQOfÄOP  ge- 
ändert hat. 

N20  xal  Xiv^rfv  kayov^am  vo&riv  (Cfoifaro  fxitQtiv 

0(f>iy(as  axlrjgdv  v(paaf4,a,  totkq  (paro  rvfAßiäg  avdii 
X^VTiov,  ixfiaUoio  nodos  /naxrriQiov  dvSgw. 

Es  ist  von  der  Fusswaschung  die  Bede.  Y.  21  bietet  der  cod. 
Parisinus  dvfAßeagf  was  sinnlos  ist.  Daraus  hat  nnn  Passov  Ttyi- 
ßiag  gemacht,  doch  gewiss  unrichtig.  Nonnos  liebt  es  nämlich,  da 
wo  er  aus  dem  Evangelium  ein  Fremdwort  in  seine  Paraphrase 
aufnimmt,  auch  zu  sagen,  aus  welcher  Sprache  der  Terminus  stamme. 
So  nur  einige  Beispiele : 

ui  173  aov&uQiov  ToniQ  (Infi  Zvqwv  tnoua  *  .  • . 
Y   30  aovSttQiov  toneg  iJjn  SvQtJv  imorifxiog  aväti 
T    65  raßaSd  —  ZvQip  xixXrjaxiTo  fjiv&ip. 

T  101  Kai  ITfXatos  d^rirov  iniyQatpt  fidqrvq^  yoftip^  *) 
yqufifAa,  tothq  xaXiovai  ImlvMt  titXov  Inj, 

Nun  ist  livTiov  oder  richtiger  Uvreov  (so  ist  wol  zu  schreiben) 
das  lateinische  linteum;  es  kann  also  an  unserer  Stelle  nur  heissen: 
,,Wa8  die  lateinische  (römische)  Sprache  Xlvveov  nennt'',  daher  statt 
des  verderbten  d-vf^ßeag  zu  schreiben  ist,  BvfißQiag,  was  schon 
Härtung  vorgeschlagen  hat.  Ich  bin  auf  diese  Schreibung  selb- 
ständig gekommen,  durch  die  Stelle  bei  Paulus  Silentarius'^xqp^i^ 
vrjg  fAeydXrjg  ixy.lr^aiag 

Y  16  dXV  OTV  aov  mql  nrjxw  dmigova  vriov  iye^Qag, 
BvfißQutdog  noiriai  (paivot^gtiv  a€  rexovarig 

und  Christodorus  V.  416.  Erst  nachträglich  sah  ich,  dass  auch  A. 
Ludwich  in  seinen  Beiträgen  bereits  Gvfißqiag  empfiehlt.  Immerhin 
mag  meine  Bemerkung  wegen  der  grossen  Seltenheit  des  Wortes  and 
der  Stellen  bei  Paulus  Sil.  und  Christodor  nicht  überflfissig  sein.*) 


0  Tiedtke  ^aaest  Nonn.  sp.  1  p.  31  schlägt  mit  Recht  SOt^  vor. 

')  Durch  die  Beceasion  meioer  Abhandlang  von  A.  Ladwieh  J.  l*- 
Z.  p.  524  erfahr  ich,  dass  Y.  22  bereits  Köchlj-das  von  mir  vomschlir 
gene  fiaxrrJQiov  vermathet  hat  Mich  brachten  die  beiden  Stelkny^ 
u.  M 15  auf  diese  Yermathaog.  Eöchly*8  Programm  ist  für  mich  bis  jetzt 
noch  nicht  za  erlangen  gewesen. 


Ä.  Scheindleff  Zar  Paraphrase  des  ETangelimns  von  Nonnos.    819 

Bei  dieser  Gelegenheit  möge  es  mir  gestattet  sein,  einige  sehr 
störende  Druckfehler  in  meiner  Abhandlung  „Quaest.  Non.  p.  I^  zu 
verbessern.  Trotzdem  ich  nämlich  in  der  Oorrectur  von  zwei  Gollegen 
unterstützt  wurde,  da  ich  selbst  auch  noch  durch  anderweitige  Geschäfte 
in  Anspruch  genommen  war,  ist  der  Kampf,  den  ich  gegen  den  im 
Griechischen  völlig  ungeübten  Setzer,  den  der  ohnehin  sehr  schwie- 
rige Satz  vollständig  in  Confusion  gebracht  hat,  zu  fahren  hatte, 
wie  ich  leider  zu  meinem  grössten  Aerger  und  Verdrusse  sehe, 
nicht  immer  zu  meinen  Gunsten  ausgefalUen. 

Ich  bitte  daher  den  wolwoUenden  Leser  Folgendes  zu  ver- 
bessern :  praef.  Z.  5  v.  o.  lies  medendi  —  ib.  Z.  4  v.  u.  lies  laudanda 
—  p.  7  Z.  4  V.  u.  lies  litteris  —  p.  9  ist  unter  den  Beispielen 
Ton  Verdopplung  des  X  gerade  eines  der  interessan- 
testen, das  sich  sonst  nirgends  findet,  ausgefallen: 
ivaXXi^avTog  024  ist  als  3b  zu  setzen  —  p.  15  fehlt 
bei  q>aeaa6og  dieElammer,  die  anzeigen  soll,  dass  das  Wort 
mir  der  Vollständigkeit  wegen,  um  alle  Wörter  auf  aoog  zu  geben, 
Ushir  gesetzt  ist  —  p.  18  Z.  15  v.  u.  lies  prioris  i  —  p.  21  Z.  1 
T.  0.  lies  statt  2 142  T 142  —  p.  26  Z.  4  v.  u.  ist  fiifWBO  Vers- 
aahng  — -  p.  35  unter  vniqonXoq  soll  die  vorletzte  Stelle  heissen 
40^  72  —  p.  43  unter  i^vos  Ues  43,  388—  NU^—  Oll  ist  zu 
steiehen  —  p.  44  soll  unter  xixvri  die  Stelle  nach  22,  208  heissen 
24,  247—259  —  p.  50  unter  uela^Qov  9,  132—16,  94  —  p.  59 
Co),  links  Z.  7  v.  o.  lies  vTCodQTjoaeaxev  —  p.  62  Z.  9  v.  o.  adsen- 
-  Index  Colum,  2  Z.  1  v.  o.  lies  Dionys.  — 

Brfinn.  Dr.  August  Scheindler. 


Zweite  Abtheilung. 


Literarische  Anzeigen. 

Das  Gesetz  der  troohaeischen  Wortformen  im  daktylischen  Hen- 
meter  and  Pentameter  der  Griechen  Tom  7.  Jahrhundert  t.  Chr. 
bis  zum  Untergang  der  griechischen  Poesie.  Von  Dr.  Isidor  Hilberg, 
Privatdocenten  für  classisehe  Philologie  an  der  k.  k.  üniversitftt  WksL 
Wien,  1878  bei  Alfred  Holder.  27  pp.  8^ 

Um  dem  Leser  sofort  klar  za  legen,  worom  es  sich  in  der  ror- 
liegenden  Schrift  handelt,  setzen  wir  die  Worte  des  Verf.  auf  p.  10 
her,  welche  das  Resultat  der  Untersuchung  kurz  bezeichnen:  jpYoca- 
lisch  auslautende  trochäische  Wortformen  dörfen  im  Hexameter  und 
im  Allgemeinen  auch  im  Pentameter  nicht  so  gestellt  sein,  dass  die 
zweite  Silbe  in  die  Hebung  kommt.  ^  Für  dies  Gesetz  nimmt  Verl  die 
ganze  nachhomerische  epische  Poesie  in  Anspruch.  Der  Gang  der 
Untersuchung  zeigt  die  Giltigkeit  des  Besultates.  Allerdings  gibt  ee 
der  Abweichungen  anscheinend  nicht  wenige,  besonders  bei  Wörtern 
wie  Tjöe  oide  ovde  (Jirjdi  axxve  u.  ä.,  allein  diese  kommen  nicht  in 
Betracht,  da  sie  thatsächlich  Zusammensetzungen  aus  zwei  Wörtern 
repräsentieren,  nur  Eigennamen  machen  eine  Ausnahme.  Die  wirklich 
widerstreitenden  Fälle  sucht  der  Verf.  theils  durch  besondere  Um- 
stände zu  rechtfertigen,  theils  stellt  er  sie  als  corrupt  hin. 

So  anerkennenswert  die  Arbeit  an  und  für  sich  ist,  so  wenig 
wird  man  sich  dem  Befremden  darüber  verschliessen  können,  dass 
Verf.  dem  Urquell  des  griechischen  Epos,  den  homerischen  Gedichten 
consequent  aus  dem  Wege  gegangen  ist.  Unserer  Ansicht  nach  wäre 
doch  auch  die  Frage  zu  beantworten  gewesen,  in  wie  weit  das  vom 
Verf.  gefundene  Gesetz  seine  Wurzeln  im  homerischen  Epos  hat,  wifr 
so  es  kommt,  dass  mit  einem  Male  in  den  doch  fürwahr  nicht  gar  fiel 
jüngeren  hesiodischen  Gedichten  und  den  älteren  der  homerischeik^ 
Hymnen  eine  so  wichtige  prosodisch-metrische  Erscheinung  aoftau — 
chen  konnte.  Vielleicht  hätte  sich  auch  herausgestellt,  dass  die  Ab-^ 
weichungen  von  diesem  Gesetze  da  und  dort  eine  tiefere  BegrOndongT 
haben.  Unzweifelhaft  gibt  es  Silben,  welche  dereinst  ein  anderes  Ge- 
wicht hatten,  als  später:  so  z.  B.  der  Dativausgang  der  consonaift' 
tischen  Declination,  der  ja  bei  Homer  noch  mehrfach  die  Ursprung- 


1.  Hühttg,  TrocJiÄifiche  Wortformen«  ang.  v.  M^   Bmdi.      SU 

chd  LlkDge  zeigt.  W6dü  wir  unter  den  abweichenden  Fällen  bei 
ßsiod  Zi;W  Th.  141,  in  den  homer.  Hymnen  Zr^vi  lU  312  fitjtQi 
IXrV  21  lesen,  so  mtiss  man  das  dem  Umstände  zu  Gute  haiton, 
SS  die  betreffenden  Dichter  das  Schwergewicht  des  auslautenden  i 
den  hameriachen  Gedichten  richtig  erkannten  und  sich  das,  was, 
bei  Homer  fanden,  selbst  auch  gestatteten.  Ebenso  gilt  dies  vondem 
sgange  a  des  Neutr.  Plur.  der  voc.  DecK,  der  bei  Homer  sogar  in 
Thesis  als  lang  erscheint  £358  0  368  X9l  ß  755  y  438 
|198  <y  109  (vgl.  Hartel  Harn.  Stud.  I^'ßl),  womach  sich  Ttolla 
tesiod.  Theog,  582  i'gya  Asp.  244  ffrvXa  ^'ijtwv  dv^giartuv  Fr. 
LXXX  4  (Goettling,  150  Kinkel),  das  auch  Hom.  Hymn,  HI  578  vor- 
kommt, dann  jiolkaRjmn.  IV b  erledigen;  ausserdem  dasselbe  nolXd 
in  dem  alten  von  Selon  und  Ealli machos  angeführten  Sprich worte  itoX?m 
tpeiSorTat  dotdol.  Die  Wichtigkeit  der  homerischen  Gedichte  für 
die  Untersuchung  zeigt  sich  auch  in  anderer  Beziehung.  Konnos  ging 
in  der  Verwendung  trochäischer  Wortfonneu,  wie  Verf.  p.  6  sqq, 
leigt,  noch  penibler  zu  Werke»  als  die  übrigen  späteren  Epiker:  er 
tieas  nicht  einmal  zu,  dass  consonautiseh  auslautende  trochäische 
Wortformen  mit  der  zweiten  Silbe  in  die  Arsis  gelangen  ausser  in 
etlichen  homerischen  Reminiscenzen ;  so  erscheint  in  vier  Versen 
€1X01'  als  Spondens  {mit  der  zweiten  Silbe  in  der  Hebung),  weil  das- 
selbe in  vier  Versen  des  Schiffskatalogs  der  Fall  ist.  Vielleicht  aber 
liegt  auch  hier  ein  Grund  för  diese  Verwendung  bei  Homer  vor :  die 
Endsilbe  von  elxov  ist  ursprünglich  schwerer  gewesen  als  ein  anderer 
4anirttg6r  Ausgang,  denn  es  geht  auf  ein  ^elxoyp  ^  ^eIxovt  zurück, 
Sl.  die  beiöglichen  Erörterungen  von  Hartel,  Hom.  Stud.  P  111, 
_  spielt  gewiss  auch  in  der  nonois eben  Metabole  11  26  V^  i-aaap, 
tgia  fierga  mx^vdoteg  ivQii  Aokn^f  eine  homerische  Beminiscenz 
Tut :  */>  31 1  r;  li  Ol  ia^Xoi  i'aäv  o^viS^£^  lovii  und  es  ist  demgemäss 
^cbt  nöthig  taav  [wg]  zu  schreiben,  wie  Hilberg  vermuthet. 

Abgesehen  von  dieser  Ausserachtlassung  der  homerischen  Epen 
^%T  Verf.  mit  grosser  Sorgfalt  verfahren.  Die  Sammlungen  sind, 
ii  Bet  durch  Stichproben  bei  Biou,  Moschos,  Musaias  u.  a.  ge- 
ll, vollständig.  Bezüglich  einzelner  Stellen  wird  man  die  Ansicht 
Verf.  nicht  theilen  können»  So  entfallt  das  als  Ausnahme  ange- 
lirte  xiUict  nQOTiQUjy  dv^QWTiiov  Resiod.  Th,  100,  da  hier,  wie 
lanck.  Bullot«  de  Tacademie  imp.  1872,  182  richtig  erkannt  hat, 
prnngUch  zweifelsohne  xXha  gestanden  ist.  Unter  den  Ausnabras- 
lllen  bei  Apollonios  Ehodios  konnte  nlrjzn  ^^oov  A  697  als  Nach* 
Ikmnng  von  Hesiod  Aspis  146  (re&p*  Th.  100  nXtivzo)  qualificiert 
rden.  Bei  Theokrit  1 101  KtnQt  vefUOGatd,  Kimgi  hvaxoiatv 
^$  war  an  Hom.  2  385.  424  zu  erinnern :  t/ttt«  Qirl  zari- 
was  dem  Dichter  wol  vorschwebte*  Mit  der  gewiss  richtigen 
bnjectnr  von  Abrens  Incert»  id.  VII  9  oväi  ^odov  für  Kai  ov  ist 
Jiookrit,  XI  10  ovdi  ^odq»  zu  vergleichen;  IX  98  konnte  bei  ^a 
lrja%*^ijüav  das  homerische  9eni  ^ta  tjufovtig  Z  138  6  805  b  122 
in  Parallele  gezogen  werden,  wie  es  von  Seiten  des  Verf,  za 


822      L  Hübefg,  Trochäische  Wortformen,  ang.  ▼.  AL  Biadk. 

Qnintas  VI  4  geschah.  Oppian.  Kyneg.  17  316  will  Hllberg  Ar  %ou^ 
aeldoijitVf  Tcua  g>Qeai  marwotfity  schreiben  toiaf  miSoiiiBfy 
maTevoifiev  qfQeal  Toia;  einfacher  ist  doch  ohne  jede  Aenderang 
der  Wortstellung  TOidde  q>qBai  mit  Anaphora,  wobei  Oi  in  der  Thtiis 
.als  Kürze  nicht  anstOssig  ist,  vgl.  Hom.  1^312  toloq  hip,  olag  J09i, 
dann  N27b  210b  v89  (Hartel  Hom.  Stad.  UI^Tsq.)  Die  Ter^ 
muthnng  zu  Manetho  VI  427  i^a^Ofiivounv  für  e^ya  ngiiff^ovaiP 
halten  wir  für  gewagt,  da  li^a  sonst  unter  den  Ausnahmen  erscheint, 
Hesiod  A.  244;  zu  kühn  ist  auch  Nonnos  Dion.  XXYI  29  gefiodert^ 
wo  Hilberg  für  das  verderbte  ov  ^eivog  —  ov  ^lq>og  ov  xar^ 
nifpvev  äQeifiaviuv  yivog  ^Ivdiov  schreiben  will.  Bei  Antipater 
Anth.  Pal.  VII  367.  5  ist  die  Ueberlieferung  yielleicht  xn  halten, 
wenn  für  Mqqoi  dtj  tluvo  q>9ov€Qav  aiXag  geschrieben  wird  iqifii 
irj  ixelvo  mit  Synizese ;  Hilberg  vermuthet  yielvov.  Nicht  anspreciieDd 
scheint  uns  die  Oorrectur  des  widerstrebenden  Verses  bei  Julias. 
Aegypt.  Anth.  Pal.  VII 562.  1,  wo  Verf.  für  w  q>9iyfia  Kqat^öio, 
TL  aoc  Ttliov,  eiye  xai  avd^g  schreibt:  w  KfateQolo  \  (pS^dy^ia,  %i 
aoc  Ttliov,  I  eiye  xal  aidfjg;  dadurch  würde  der  Vers  in  drei  gleiche 
Theile  gespalten.  Es  wird  Nichts  übrig  bleiben,  als  hier  ein«  factiscbe 
Ausnahme  gelten  zu  lassen.  Das  Qedicht  Anth.  Pal.  1 10  yenitli, 
da  der  Verf.  desselben  sich  dreimal  zwei  auf  einander  folgende 
Spondeen  gestattete,  keine  so  strenge  Technik,  dass  V.  20  nothwendig 
geändert  werden  müsste.  Die  von  Hilberg  vorgeschlagene  Fasssng 
naaa  x^<^^  ^^  n&aa  ßo^  noXig  würde  meinem  Grefühl  nach  den 
Bhythmus  des  Originalverses  zu  sehr  zerstören,  nicht  minder  die 
schöne  Anaphora.  Bei  Antipater  Sid.  Anth.  X  2,  1  ist  nicht  do^img 
vavaiv  sondern  wol  yfjvaip  zu  emendieren.  Der  von  Hilberg  bei  Ko- 
metas  Anth.  XV  40,  29  neuerdings  zugelassene  Hiatus  oneiao^&f 
OTTi  TaxiOtOf  0(pQa  rCkiog  aq>9i%ov  iax(o  ist  zu  hart,  als  dass  man 
die  Stelle  für  echt  erklären  könnte.  In  den  sibyliinischen  Orakeln 
wird  man  sich  VIII  258  bei  dem  vom  Ambrosianus  und  nach  Fried- 
lieb auch  von  den  Vaticani  QV  und  dem  späteren  Monac  gebotenen 
xal  q)&aQT7j  aaqid  inoQq)riv,  xal  maviv  dnhtoig  ovQayiar  dtiaet 
beruhigen  müssen,  wenn  man  nicht  etwa  fp&OQTaig  aaf^ip  annehmen 
will.  Bei  den  Posthomerika  des  Tzetzes  „verliess  den  Verf.  die  Ge- 
duld.^ Es  erlaubt  sich  daher  Bef.  das  Fehlende  nachzutragen  (zu  p.  27): 
Zwei  einsilbige  Wörter  repräsentiert  noch  «IW  in  den  Posthome- 
rika 601  7]  ^'  dixovaav  kJuav,  eite  UgiafiOio  g>Qad€uai9;  üb 
„Nachlässigkeiten"^  des  Tzetzes  sind  weiter  zu  nennen  415  (n;  ti 
zoaov  tavva  (7reyax<o,  (plXoi,  otd*  dxdxijfiai  535  S^e  d*  ^ 
ngtiva  noTQtatov  ig  %dq>ov  iKdtiv  635  diX  ore  dr)  Ttavta 
XQBKoöea  öov^  KOfAiaaccy  638  ßafiiaovyäg  de  Xi&iov  toIo  fi^i 
de^lAOTi^  ^nev  (vgl.  362}  652  avtaQ  ¥nUT  i^iop  Trivra 
Tcdhvj  ev  -Mxvd  xocfiov  753  xeivog  ram  iQirjaiv  arr^t  yXäacc 
^  oq'  Ifisio  759  diX  vfieig,   rinva  fAOiqrjyevBtav  yeverr^ffop. 

Prag.  Alois  Bzach. 


K^  Nipper de^t  Corneliiiä  Nepos,  ang.  v.  B,  BiU^fsky,       82 S 

^melius  Nepos.  Erklärt  von  Karl  Nipperdev.  Kleinere  Ausgabe. 
Siebente  Aufl.  besorgt  von  Bernhard  Lupus.  Berlin,  Weidmann'achc 
Buchhandlung  1878. 

Der  Bearbeiter  der  vorliegendea  7.  Auflage  von  Nipperd©y*s 

llbekannter  Ausgabe  des  Cornelius  Nepos  hat  sich  bereits  dnrch 

mehrere  von  der  Kritik  anerkeuiiend  aufgenommene  Arbeiten  (zwei 

härener  Gymnasialprogramme  von  1872  und  1Ö73,  die  dann  nmge- 

rbeitet  und  fortgesetzt  als  selbständiges  Bach  ei'schienen  sind  unter 

dem  Titel:  der  Sprachgebrauch  des  Cornelius  Nepos»  Berlin,  Weid- 

maaa'sche  Buchhandlung  1H76)  Verdienste  um  die  ErforachoDg  des 

Sprachgebrauches  und  im  Anschlüsse   daran  um  die  Kritik  dieses 

phriftstellers  erworben.  Seine  Wahl  von  Seiten  der  Verlagshaudhmg 

darum  eine  um  so  glücklichere  zu  nennen,  als  er  auch  praktischer 

Schulmann  ist  (Oberlehrer  am  Gymnasium  zu  Waren  im  Grossherzog- 

bum  Mecklenburg-Schwerin),  und  sich  daher  von  vorne  herein  er- 

»rteu  liess^  er  werde  das  für  die  Zwecke  der  Schule  berechnete  Buch, 

vorzüglich  dasselbe  auch  in  seiner  bisherigen  Gestalt  war,  doch 

noch  hie  und  da  im  Einzelnen  einer  bessernden  Reform  zu  unterziehen 

in  der  Lage  sein.  In  dem  vorausgeschickten  Vorworte  spricht  sidi  L. 

selbst  über  die  Normen  aus^  die  ihn  bei  der  neuen  Bearbeitung  des 

Baches  geleitet  haben.  Ich  werde  darauf  noch  zurückkommen.  Bei 

der  ntm  folgenden  näheren  Besprechung  der  neuen  Anfluge  kann  ich 

mich  fagljch  auf  einen  Vergleich  derselben  mit  der  1875  erschieneEon 

6.  beschränken,  hinsichtlich  deren  ich  der  Kürze  halber  auf  die  An- 

seige  von  Gemss  verweise  (in  d.  Zeitschr,  f.  d.  Gymnasialwesen,  1874. 

S.  239  fl'.),  dessen  Bemerkungen  L.  für  seine  Neubearbeitung  fast 

«inrrbweg  verwerthet  hat.  Die  Fälle ,  wo  mir  auch  jetzt  noch  eine 

*  ning  oder  ein  Zusatz  wünschenswerth  erscheint,  werde  ich  nach- 

i_„ach  zusammenstellen. 

Was  zunächst  die  Constituieruug  des  Textes  anbelangt, 
90  hat  L.  mit  Recht  sich  enger  an  Halm  angeschlossen,  aber  auch  die 
Ergebnisse  der  neueren  Neposkritik  nach  dem  Erscheinen  der  Halm- 
I  Ausgabe,  soweit  es  sich  ihm  empfahl,  berücksichtigt.  (Vorw. 
I-  Leider  hat  er  es  versäumt»  seine  Abweichungen  von  Nipperdey 
in  einem  kritischen  Anhange  oder  am  Schlüsse  des  Vorwortes  kurz 
ti)  verzeichnen.  Für  Nipperdey  freilich,  der  in  seinen  Spicilegia  aus- 
lebe Rechenschaft  über  tsein  kritisches  Verfahren  abgelegt  hatte, 
I  diese  Nothwendigkeit»   Seine  Teitesrecension  war  ja,  so  zu 
.  die  Norm,  die  bei  Beurtheilung  fremder  Leistungen  stets  in 
"ich  gezogen  werden  musste»  Anders  stellt  sich  natürlich  die 
fQr  den,  der  eklektisch  verfährt  Ich  habe  mich  deshalb  die 
nicht  verdriessen  lassen  und  alle  jene  Fälle  zusammengetragen, 
eine  Aenderung  vorgenommen  hat  Er  selbst  versichert,  hieber 
r-jsste  Vorsicht  beobachtet  zu  haben,  was  man  vielleicht  auch 
>  entnehmen  kann,  dass  er  ungefähr  ein  Dutzend  Stellen,  in 
tf  deren  Schreibung  er  in  seinem  Buche  über  den  Sprachgebrauch 
iX,  ^  w«  mit  N.  differiert  doch  unverändert  im  Texte  belassen  hat. 


8g4      K,  Nij^perdcif,  Cornelius  Nepos,  aog,  r,  B.  Bitdc^^. 

Ich  lasß©  also  das  Ven;eichiii8  folgen  und  bemerke  nur,  iSäss  dort,  wo 
nicht  ausdrücklich  ein  Anderes  erwähnt  ist,  die  anfv''  ^se  L.  A* 

diejenige  Halm's  ist.  Vielfach  werde  ich  aach  in  dm  -  in,  L/s 
ebengenanntes  Buch  (Spr.  mit  Angabe  der  Seite)  za  eitleren. 

Die  Orthographie  hat  eine  Abänderung  erfahren  durch 
Aufnahme  der  Formen  mit  verdoppeltem  Consouanten  io  reUuiit 
(Thom,  8,  7.  Bion  6,  4.  Tim.  1,  2.  Eum,  12,  1.)  und  rettult 
(Ale.  10,  6.  Dion  2»  5.  Ag.  8,  7.  Hann.  U,  6,)»  reppulhset 
13,  1  abweichend  von  Halm,  Vgl.  Spr.  13L)^  rcpperU  (Hann.  11» 
Das  ältere  u  statt  des  spateren  *  vor  m  findet  sich  in  apertissuma 
(Milt  5,  3.  Spr.  98  Anm.),  lacrumans  (Ale,  6,  3.)  and  iUaciunmrii 
(Ale-  6,  4.)  im  Gegensatze  zu  lacrrmans  (Phoc*  4,  3.)  und  laerimU 
(Att.  4,  5.)  Endlich  gehören  hieher  sub  divo  f,  sub  dio  (Eum,  5,  7.) 
und  a  scrvolis  t  a  sei-vwlis  (Hann,  8,  2,)  —  Hieran  reil  '  ^'Alle 
wie  harbarum  f.  barbaronini  (Milt.  2.  1.  Ale,  7.  4.)*  J.  j  L 

-etn  (Con.  2,  3.),  orireiur  L  orfretur,  wie  H.  schreibt  ,  3. 

Spr,  132,),  in  üebereiustimiunng;  mit  Eum.  12,  3.  Eiui'  iiing 

ist  vorgenommen  in  equUum  milia  t  m.  e,  (Milt,  4,  1*),  das  von 
Lambiu  ergänzte  quod  ist  hinter  quam  eingefügt,  wo  es  auch  leichWr 
ausfallen  konnte,  Ar,  3,  2;  ebenso  ist  Ale.  1,  2  dives  hinter  formo- 
sissimus  gestellt  (mit  J.  Freudenberg  in  J,  J,  B,  111.  S,  492*)  and 
Tim.  3»  1  Macedö  unmittelbar  an  Philippus  angereiht;  der  Satz  fpttt 
magis  cupiebat  cum  Hanniltai  o;>p*?wf  (Hann.  10,  3.)  folgt  nach 
Fleckeisenß  Vorschlage  den  Worten:  Bomanorum  societatem.  In  den 
beiden  zuletzt  aufgeführten  Fällen  beündet  sich  L,  nicht  im  Kinklaoge 
mit  H. 

Eine  eigeutlieh  neue  L,  A.  ist  zunächst  überall  dort  zu  coitöta- 
tieren,  wo  L.  das  demonstrative  hts  durch  üs  ersetzt  hat.  £r  b( 
hierin  bei  weitem  nicht  so  radical  vorgegangen  wie  Halm,  und  Sm 
mit  Recht.  Richtig  ist  der  Grundsatz,  den  er  aufstellt  (Spr.  19  Anm.): 
„Im  Allgemeinen  wird  man  auf  die  Winke  von  R  und  u  zu  achten 
haben,  jedoch  die  eigenthümliche  Beschaffenheit  jedes  einzelnen 
Falles  nicht  ausser  Acht  lassen  dürfen*"  Darnach  sind  tol^ütde 
Stellen  abgeändert :  Milt.  3,  4,  PeL  2,  3.  Ag,  8,  3.  Hann.  7,  2*  % 
4.  10,  6.  Doch  glaube  ich,  dass  man  noch  einen  Schritt  werde  weiter 
gehen  können,  Oder  legt  es  nicht  die  von  Nepos  gerne  gebrauchte 
Verbindung  eo  tempore  (Milt.  7,  5.  Paus,  5,  3,  Dion  5,  4.  Dal. :?, 
2.  Ep.  6,  1  Ag,  6,  1)  nahe,  an  Stellen  wie  Con.  1,  3.  Ag.  1,  5.  3,1. 
Hann.  2,  1  zu  achreiben  iis  temporibus?  Dieser  Gesichtspunct  dürft« 
sich  vielleicht  noch  in  ausgedehnterem  Masse  zur  Geltung  briogöfl 
lassen.  Doch  ich  zähle  einige  weitere  Teitesänderungon  nach  d«r 
Reihenfolge  der  Biographien  auf,  und  zwar  so,  dass  ich  Gleichartigia 
bei  dem  ersten  vorkommenden  Falle  vereinige. 

Milt.   1,  2  [qui   comnJerent  ApoU         i  igl 

Spr  166  Anm.  2),  während  H.  die  Worte  i  L 

kaum  Zustimmung  finden.  Ohne  mich  hier  auf  ^i^  Interpolationslra^tt 
bei  Cornelius  Nepos  einzulassen,  wiU  ich  nur  so  viel  bamerk^n,  dai& 


K.  ^ippcrdey,  Cornelius  Nepos,  ang,  x.  B.  Bit»cfiafdky.      8E5 

Damentlicli  bei  epexegetischen  Zusagen  die  äusserste  Yorsiclit  Doth 
thut.   Solche  Fragen  wollen  immer  im  Zusamraenliange  behandelt 
wtfti^^n,  wenn  anders  man  über  ein  subjectives  Meinen  hinauskommen 
will.  Ein  sehr  ähnlicher  Fall  ist  Milt.  3,  2;  cui  üla  custodia  vrcde- 
rdu9\  WO  Halm  thatsächlich  eine  Interpolation  statuiert,  während  L* 
entgegen  der  Spr.  167*  ausge^iprocheneu  Ansicht  die  Worte  ohne 
Klammem  aufgenommen  hat  Weit  mehr  sehen  einem  fremden  Zn- 
feUie  ähnlich  die  ebenfalls  von  L.  (im  Anschhisse  au  H.)  angezwei- 
felten Worte  quonim  consilio  uteretur  (Tim.  3»  2,)  und  ttemque 
IMaoo,  f rater  cim  (Hann.  7^  1).  Schliesslich  notiere  ich  Att.  3,  1 
'  nonnuUi  ita  ifit€rpr€tanlut\  amUti  virituiem  Bomanam  alia 
I  und  10,  5  [iieque  mim  suae  solum  a  quoquum  auxilium 
i  ■'>,  sed  coniundi],  wo  Nipperdey  blos  coniuncti  tilgt,  H. 

u*  „  ; ..  .üabors  TurschJag  auch  noch  das  vorhergehende  sed  streicht. 
—  Milt  8,  1  ipmrum  (von  Lambin  erklärt  durch:  urbium  ex  quibus 
ipui  erant)  uibium  f.  suarum  urbium.  —  3,  4  id  facile  effici  posse 
wk  eiuer  Vermuthuug  Halm*s  uuter  Hinweis  auf  Att.  8,  3  f*  ei  f, 
K  p.  —  6.  3  qui  Athena^  f  quia  A.  ^  7,  1  Quo  {in)  imperio  f.  Quo 
iöii^erio  (Spr.  79  A.).  Der  Ausfall  eines  Wortes  ist  noch  angenommen 
I*J8.  3j  5  sed  {sk)  scripta,  ut,-  Ale.  8,  5  moueo,  {ne)  mit  Riedenaner 
(TgL  Spr,  148  A.  2.);  Con,  3,  1  Neque  id  {erat)  mirandum;  Ep.  3, 
2  quod(^tir)  interdum  n<m  minus  prodest  quam  diserte  dicere,  studio- 
m  iudiendi  (mit  A.  Eussner  in  J.  J.  B.  107,  S.  523);  Phoc.  4.  1 
Hbc  (i/I)  perventnm  est,  cum.  .  .portaretur,  magni  concureus  sunt 
fccti,  wo  N.  hinter  portaretur  einen  Punct  gesetzt  hatte;  Att  4,  2 
»QiHiuam  {eum);  8,  4  sed  {^c)  neque  (mit  J.  Arnoldt  in  J.  J.  B.  109, 
a  295,);  9.  4  Attico,  {Ätikus)  mit  Lambin  (Spr.  201  A,).  —  Milt 
T,5  qu^m  L  quoniam.  —  8.  2  liest  L,  mit  Rechts  in  imperüs  ma^i- 
liratit^mque  f.  in  imperüs  magnisque,  ebenso  Thras.  1,  4  ad  vires 
^rfttrmque  L  ad  vires  vimque,  und  Att,  4»  5  quem  discedaHem  sie 
rsa  civitas  Atheniensium  prosecuta  est  f.  quem  diemetc.  (Vgl. 
'  Ci,  3,1  An  allen  drei  Stellen  ist  die  Corruptel  offenbar  durch 
«' tie  Auflosung  der  Abbreviatur  entstanden.  —  Milt.  8,  3  Clicr- 
Ume$i  (als  Locativ)  nach  einer  YermuthungHalm's  t  in  Chersoneso. 
\r^  Them.  1,  2  Amrnanam  nach  der  Dissertation  von  Georg 
ichcke^):  de  titulis  aliquot  Atticis.  Bonn.  1876  p,  29.  (Yorw,  5. 
Igl  Nipperdey  opusc.  p.  20)  f.  das  von  Aldus  eiugefQhrte  Halicar- 
iro-  —  2,  1  tempfjri  (mit  Fleckeisen;  vgl,  Spr.  34  A,  2.)  für 
opore  ist  nicht  überzeugend,  —  2,  3  Qua  celeriter  effecta  f*  quae 
e.  (Spr.  209  A.)  —  6,  5  cum  satis  alti  tuevdo  wuri  exsiructi 
pÜeretUur  L  cum  satis  altitudo  muri  exstructa  videretur  (Spr.  34 
.8.)  hat  bereits  allseitige  Billigung  gefunden,  —  9,  4.  Ttf  autem 
f.  Ea  aut^m  rogo,  —  Cim.  4^  1  eis  rebus  f,  eius  rebus  (mit  J.  Ar- 
m  in  J.  J.  B,  105.  S.  562.)  —  Lys.  4,  2  eflfert  laudibus  f.  fert  1., 
irnaa  Alt.  10,  Z  laude  effertur  (mit  A.  Eussner  in  J,  J.  B.  107» 


82S      K'  Nipperdey,  Cornelias  Nepos,  ang.  v.  B.  Büs^iofiky. 

S.  524)  f.  laude  fertur,  (Spr.  73  A.)  —  Tim.  4,  6  referemus  f.  fore- 
mus.  —  Lys.  4,  3  wird  Hunc  getilgt ;  Ag.  5,  3  dixU  mit  FleckeifleD« 
ohne  ausreichenden  Grund  (Spr.  204  f.) ;  Hann.  8,  4  Quo,  abwekheod 
TonHalm.  Das  Wort  ist  entschieden  echt  und  unentbehrlich,  Ober  seine 
Erklärung  kann  man  getheilter  Meinung  sein.  (Vgl.  Spr.  75  and  85). 
Nipperdey  möchte  ich  freilich  nicht  beipflichten,  wenn  er  proeüo 
ergänzen  will  aus  conflixit;  Cato  3,  4  Beliqua[que],  während  H.  mit 
WGlfflin  quoque  schreibt;  Att.  12,  4  eruditum  [quem];  20,  5  [ind- 
dere];  22,  2  ipse  [quoque]  abweichend  von  H.  —  Thras.  4,  2  am 
Mytilenaei  muUa  milia  iugerum  agri  ei  muneri  darent  f.  com  Mjti- 
lenaei  agri  munera  ei,  multa  milia  iugerum,  darent.  —  Dion  8,  2 
dissiden^t  suos  sensus  mit  Bremi  f.  dissidentis  s.  8.  —  Chabr.  3,  3 
intucantur  f.  intuuntur  (Spr.  132.)  —  3,  4  recesserint  t  recesserant, 
—  Ep.  8,  3  ausus  sit  f.  au^us  fuit.  —  10,  3  pugnari  co^um  est  t 
pugna  coepit.  — 10, 4  ibit  infitias  f.  it  infitias,  —  Pel.  2, 2  cum  tempufl 
esset  Visum  f.  cum  t.  est  v.  —  Ag.  6,  2  occupassent ;  id  se  quoque 
fleri  debere  animadvertisse  mit  Fleckeisen  f.  occupassent,  et  se  id 
quoque  f.  d.  a.  (Spr,  180  A.)  —  Eum.  3,  4  qui  summ»  imperii  poti- 
rentur  nach  eigener  Vermuthung  (Spr.  72  A.)  f.  qni  summam  L  p. 
Mir  scheint  der  häufige  Gebrauch  von  summa  imperii  (Them.  4, 1 
Ar.  2,  2.  Dat.  3,  5.  Pel.  5,  3.  Eum.  11,  3.  Hann.  3,  1.  8,  3.)  ehir 
für  summa  oder  summae  zu  sprechen.  —  Hann.  11,  3  reperiebail 
reperiebatur. —  Att.  3, 3  ut  eandem  etpatnam  hoher  et  ei  domum  f.  ut 
eandem  propriam  haberet  domum.  —  18,  3  sededm  volnmina  t  an- 
decim  volumina    —  Schliesslich  erwähne  ich,  dass  L.  die  Speciil- 
übei^schriften  der  einzelnen  Vitae  beseitigt  hat,  worüber  er  sich  Ton. 
6  u.  Spr.  4  des  Näheren  äussert.  Dies  sind  die  von  mir  notierten  Ab- 
weichungen von  Nipperdey.  Mit  der  weitaus  grösseren  Mehrzahl  der- 
selben wird  man  sich  unbedingt  einverstanden  erklären  müssen.  Sie 
zeigen  zur  Genüge,  dass  der  Herausgeber,  fussend  zum  Theil  auf 
seinen  eigenen  Studien,  sich  die  Verbesserung  des  Textes  recht  sehr 
angelegen  sein  Hess.   Die  Frage,  ob  und  in  wie   weit  nicht  noch 
weitere  Aenderungen  angezeigt  wären,  mag,  so  weit  sie  nicht  schon 
berührt  wurde,  an  dieser  Stelle  unerörtert  bleiben. 

Ich  komme  zur  Besprechung  der  erklärenden  Anmer- 
kungen, die  jetzt  wieder  in  zwei  Columnen  getrennt  sind.  Dawar 
denn  L.  jedenfalls  von  richtigem  Gefühle  für  die  Bedürfnisse  einer 
Schulausgabe  geleitet,  dass  er  die  von  N.  allzu  freigebig  eingestreuten, 
mitunter  sehr  freien  Uebersetzungen,  die  den  Knaben  leicht  an  Ge- 
dankenlosigkeit gewöhnen  konnten,  erheblich  reducierte  und  an  ihre 
Stelle  oft  Andeutungen,  Fragen,  Verweisungen  auf  die  Grammatik 
setzte.  (Vorw.  3  f.).  In  einzelnen  Fällen  ist  auch,  zumeist  nach  dem 
Winke  eines  früheren  Recensenten,  ein  Wort  oder  eine  Redensart 
richtiger  oder  zutrefiTender  wiedergegeben.  So  Them.  6,  1  digmUUe 
=  Grossartigkeit.  Paus.  1,  1  varius  =  charakterlos  (nicht  ^un- 
gleich"). Lys.  3,  1  referre  =  in  Beziehung  bringen  (nicht  „vor- 
legen"), Ep.  7,  5  conferre  =  in  Anwendung  bringen,  transitiv  ge- 


K,  ^tpperdetf,  Cornelius  Nepo«,  ang.  v.  R.  Bitschofsky.       887 


I 


fasst  (f,  ^dass  es  beitrage**).  Enm.  5,  5  ca^cää  remttfere  =  nach 
binten  ausschlagen  (f.  „die  Hufe  lösen **  von  der  Erde).  Att.  13,  1 
aedifimt^r  =  baulustig.  14,  2  f'ortuna  z=:  Besitzstand  (t  ^Lage", 
^Vorliiiltni6se**)  u.  sonst.  Obdueta  nocte  Hann,  5,  2  hätte  nelleichi 
socb  treffender  lauten  können:  „unter  dem  Schleier  der  Nacht**  (mit 
öeorges  in  Bursian's  Jahresben  II,  151,  der  auf  das  analoge  oUmta 
wKte  bei  Verg.  G.  I,  248  =  „unter  dem  Zelte  der  Nacht**  verweist.) 
Auch  sonst  sind  Irrthömer  in  den  Anmerkungen  berichtigt  oder 
bessere  Erklärungen  gegeben.  Pr.  6  wird  Flur  durch  osfinm  ausge- 
drückt {t  vestihulttm),  Them.  2,  5  wird  der  Fl.  exercitus  =  copiae 
trklärt,  während  N.  übersetzt  hatte:  ^ Heerhaufen**,  8,3  wird  Molos- 
gum  (regem)  mit  Recht  als  Genetiv  gefasst  nnd  auf  barbarum  Milt. 

2,  l  verwiesen.  (Vgl.  dagegen  N.  zu  §.  2.),  Ar.  1,  2  (teatula)  illa  := 

'  bekannte"*-  — Ag.  4^  2  ist  der  Triumvir  nicht  Angnstus,  sondern 

IL' er  Octavianus  genannt.  Heg.  1,  1  wird  das  Perf.  praes.  von 

der  vorhergehenden,  nun   abgeschlossenen  Schilderung  verstanden. 

3,  2  ist  hinter  Demetrias  und  Ptolemäus  eingefügt:  starben,  Ham.  1,  3 
i«t  als  Jahreszahl  der  Schlacht  bei  den  ägatischen  Inseln  241  v.  Chr. 
in^esetzt  (f.  242),  Hann.  6,  1  :  203  v.  Chn  (f.  202.>  —  10,  4  heisst 
«  lu  superafmtur,  HfiuTÜbal  von  Enmenes  (f*  „man  war  ihm  über- 
Ifsgeu")-  Att  4,  1  wird  zu  in  eo  ergänzt:  Attico,  (nicht:  sermone 
Utino).  T,  3  ist  zweimal  die  Jahreszahl  57  v.  Chr.  durch  die  richtige 
47  V.  Chr.  ersetzt,  u.  dgL  Auch  stilistische  Unebenheiten  sind  aus- 
./öcMirben  ,  mehrfach  tritt  ein  Streben  nach  grösserer  Deutlichkeit  zu 

Ich  verweise  auf  die  Anmerkungen  zu  Milt.  1,  1  modestia,  wo 
i^,  ?  Ausdruck:  „Wohlverhalten, **  ^g^^tes  Betragen,"   dass  Jemand 
a$w.  etwas  hart  war;  Them.  8.  3  zu  iis;  Paus,  3,  4  clava,  wo  es 
itolt:  ..indem  er   sie  .*,  wickelte **  heisst  r   nachdem  er  sie  —  ge- 
tricMt;  Att.   11,  6  zu  „ut  vere  dictum  \^deatur/  usf.  VVeun  U 
t^n^r  bemüht  war,  für  gewisse  Fremdwörter,  die  einem  Quartaner 
%«t.  Tertianer  schwerlich  geläufig  sein  können,  entsprechende  douti^che 
sa  substituieren,  oder  jene  gänzlich  zu  beseitigen,  so  wird  man  ihm 
uar  beistinmien  können.  Von  diesem  Gesiehtspuncte  aus  ist  z.  B.  fftr 
pÄrtiruliiiTecht  eines  Staats  gesagt:  Recht  eines  einzelnen  Staats 
2,  1),  ^verwendbar"  f.  ^disponibel**  (Dat.  6,  2),  amtlich  recht- 
en f,  legalisieren  (Att,  8,  5^  der  Ausdruck  Staatsact  ist  ganz 
lien  (Thras.  3,  3).  Pleonastisch  durch  überflüssig  zu  ersetzen 
.«„e.  3,  3)  war  darum  nicht  noth wendig,  weil  der  grammatische 
1 1.  Pleonasmus  mehrfach  begegnet. 

Sehr  gross  ist  die  Zahl  der  Anmerkungen,  die  ganz  neu  hinzu- 

fik<>mmen  sind.  Sie  sind  theils  sprachlicher,  tbeils  sachlicher  Natur. 

fie  Gefahr  hin,  in  meiner  Besprechung  etwas  zu  ausführ- 

rden,  will  ich  die  hauptsächUclisten  hier  aufzählen.  Ueber 

ü  Fr.  1;   über  den  Plur.  raodestiae  Pr.  8;   die  üebersetzang 

\rhenieüsi8  =  aus  Athen  Milt.  1,1;  fecissent  als  Coni,  fut.  ex. 

1.3;   über  den  Abi.  localis  ohne  *in*  Milt  5,  3;   über  die 

leocli  Them,    1,  1;   die   ÜeberaetÄung  des   Compar. 


828      K.  Nipperdeyt  Cornelias  Nepos,  ang.  v.  R.  Bite^sty. 

mit   «zu''  Them.   1,  2;   die  Beziehung  Ton  eadem  Them.   1,  3; 
die  Bedeutung  von  de  in  depugno  Them.  4,  4;  grada  depeliere,  ein 
Ausdruck  aus  der  Fechtschule  Them.  5,  1 ;  possiderent  komml  fon 
possido  Thenu  6,  2 ;  über  ut  ne  Them.  7,  8 ;  tuto  ist  Adverb  Them. 
8,  5;  die  Wiedergabe  von  idem  Them.  9,  3  u.  s.;  quam  nach  neqae 
aliud  Ar.  2,  2;  Thucydides  —  prodidit  =  „wie  Thuc.  — *  Paus.  2, 8; 
qui  locus  und  nicht  locum,  qui  Paus.  3,  3 ;  Aber  commotus  Paus.  3, 5; 
über  quod  si  Paus.  4,  6 ;  a  puero  übers,  durch  ein  AbBtractom  Cim. 
2,  1 ;  über  die  Verneinung  eines  negativen  Begriffes  (zu  neqne  igno- 
rans)  Ale.  4,  1 ;  über  das  Ausbleiben  des  Demonstr.  bei  LacedaeHO- 
niorum  '•^'  die  der  Laced.  Ale.  5,  3;  über  nescio  quo  modo  Ale.  11, 
1;  über  die  Hinzufügung  von  »nur*^  zu  panei  Thras.  1,  2;  Ober  die 
Bedensart  in  numero  haberi  sowie  über  nolite  dare  Thras.  4,  2';  wie 
negavit  esse  u.  dgl.  zu  übersetzen  sei  Con.  4,  1 ;  bei  imperarai  sei 
hinzuzufügen  „zu  liefern' '  Con.  4,  2;  das  Passivum  movebatnr  durch 
einen  reflexiven  Ausdruck  mit  „lassen''  zu  umschreiben  Dion  1,  3; 
über  den  Abi.  auctoris  'ab  eo'  beim  Abi.  absol.  Chabr.  1.  2;  posset 
zu  übersetzen  durch  das  Plusqpf.  ConL  Chabr.  3,  2 ;  über  et,  qoe  a. 
atque  =  sondern  Dat.  6,  4 ;  ezercebatur  reflexiv  zu  geben  £p.  2,  4; 
eine  den  Gedankenfortschritt  betreffende  Notiz  £p.  5,  1;  über  dii 
Gliederung  der  Periode  Ep.  6, 1 ;  praestare  mit  dem  Accosativ  ib.;  d« 
Name  des  Volkes  statt  des  Landes  gebraucht  Pel.  4,  3;  ein  Wink  über 
die  Verbindung  des  W.  Lacedaemoniis  Ag.  1,  2;  über  futnram  fuisse 
Ag.  6,  1 ;  über  imperavit  mit  dem  acc.  c.  inf.  Eum.  8,  7 ;  über  habeo 
mit  dem  Acc.  eines  Part.  Perf.  Pass.  Eum.  11,  2;  über  Wiederholnig 
der  Präpositionen  Timol.  1>  4;   über  postulo  mit  d^m  acc  c.  inl 
Hann.  12,  3;  eine  Disposition  wird  gegeben  Att.  6,  1;   über  den 
Gleichklang  Att.  14,  3;  über  canere  von  Prophezeiungen  gebraneht 
Att.  16.  4;  über  den  Grund  des  Imperf.  Att.  21,  2.  —  An  vielen  der 
angeführten  Stellen  ist  einfach  auf  die  Grammatik   verwiesen  und 
zwar  nicht,  wie  in  den  früheren  Auflagen  geschehen  war,  aufdia 
Bücher  von  Zumpt  und  Madvig,  die  heutzutage  nicht  mehr  in  der 
Quarta  gang  und  gäbe  seien,  sondern  auf  die  Ellen  dt- Seyf  fern- 
sehe Grammatik,  über  deren   relativ  grösste  Verbreitung  auf  den 
deutschen  Gymnasien  kein  Zweifel  obwalte  und  deren  Brauchbarkeit 
schon  gerade  durch  diese  allgemeine  Anerkennung  constatiert  sei 
(Vorw.  S.  4.)  Wie  ich  sehe,  ist  dieses  treffliche  Buch  anch  fAr  deo 
Unterricht  an  österr.  Gymnasien  zulässig  erklärt.  (Verordn.  Blatt  t 
d.  Dienstber.  des  Min.  f.  C.  u.  ü.  vom  15.  Juni  1878  p.  80.) 

Die  sachlichen  Anmerkungen,  die  neu  hinzugekommen  sind, 
bringen  zumeist  historische,  geographische  oder  chronologische  No- 
tizen. Ich  verweise  auf  Paus.  1,  2  viritim  legere;  5,  5  über  den  Ort 
Eaiadas;  Cim.  2,  5  zu  contumacius;  Ale.  3,  2  über  die  Hermen; 
5,  5  zu  victi;  Con.  2,  4  über  die  Zeit  des  korinth.  Krieges;  3,  1  be- 
treffend die  Sehlacht  bei  Eunaxa;  Iph.  2, 1  Bellum  cum  Ukracäms; 
Phoc.  2,  5  über  den  Piraeus ;  Beg.  2,  1  über  den  Pansanias ;  %  ^ 


K  Nipperdttfy  Cornelius  Nepos,  ang.  v.  R.  JBitschofsky.       889 

Aber  Pyrrhas;  Hann.  12,  1  eine  Zeitangabe;  Ätt.  2,  1  Gebiirtejalir 
dee  ÄtücuB;  2,  2  Cinnano  tumuUu;  9,  2  zo  Italia  cesseiat;  u.  dgl. 

Der  lodex  für  Geographie  und  Quantität  der  Kamon  ist  in 
Folge  der  verSudei-ten  L.  A.  Them.  1,  2  um  das  Wort  Acarnanus 
liereicbert  worden. 

Wie  sich  also  zeigt,  hat  der  Heransgeber  auf  die  Berichtigung, 
Aasfeilung  and  Ergänzung  des  erklärenden  Theiles  keine  geringere 
Sorgfalt  verwendet  als  auf  die  Verbesserung  des  Teites  und  wenn 
Ich  im  Folgenden  ein  paar  Vorschläge  bez.  Ausstellungen  mache,  so 
wollen  diese  den  Werth  der  fleissigen  Arbeit  gewiss  nicht  beeinträch- 
tigen. Vielleicht  sieht  sich  der  Bearbeiter  veranlasst,  die  eine  oder 
die  andere  Bemerkung  bei  einer  neuen  Auflage  zu  berücksichtigen. 

Milt.  5,  1  konnte  ober  Ea  (seil,  civitas),  das  sich  auf  Platae- 
m^  bezieht,  eine  Andeutung  gegeben  werden,  —  Tliem,  2,  8  ist 
'•"  Anmerkung:  „Talis  zuweilen  bei  Nepos  breit  statt  hf&'  in  dieser 

ng  för  den  Schüler  kaum  verständlich.  —  Die  Bemerkung  über 

dje  Stellung  von  arcem  war  durch  eine  andere  zu  ersetzen  über  ,,die 

PteHnn^  von  Ausdrücken »    welche    zu  zwei   coordinierten  Gliedern 

''hören,  zwischen  dieselben  oder  zu  dem  ersteren,  statt 

,, .  .  ^ ..,  .^-  :h  beiden  vorangehen  oder  folgen  zu  lassen/'  Spr.  191. 

—  Paus.  2.  4  hätte  für  His  de  rebus  wol  besser  auf  Them.  2,  6 
— -rif^sen  werden  können.  —  Paus.  4,  1   konnte   erwähnt  werden 

=:  de  (S.  Spr.  94)  —  Paus.  5,  5  hätte  sich  zu  Vitam  posuerat 
r  j'lex  f,  d.  comp.)  passend  citieren  lassen  Hann,  1»  3;  ut 

I  iLun  quam  id  doposuerit  —  Lys.  1,  5:  Der  Satz  *qui  — 

-  :  I  .  ut*  liess  sich  als  Umschreibung  des  zu  eiedis  gehörigen 
i  f  issen,  so  dass  die  Ergänzung  von  eis  nicht  nothwendig  war. 

I  h  Chabr,  4, 1 :  eumque  magia  railitesquam,  qui  praeerant, 

naüt,  —  Lys.  3,  5:  Sehr  nahe  lag  es,  auf  Paus.  2,  2  Thucy- 

—  prodidi't  zu  verweisen.  —  Ale.  5,  2;  üeber  dintius  vgl. 

1,2.  —  Ale.  9»  3:  Eine  passend©  Krage  war:  Was  für  ein 

st  veciigalis? —  Con.  2,  1:  üeber  den  Acc,  satrapcm  vgl, 

,  4,  1  —  Con.  4,  5:  Was  für  ein  Genetiv  ist  pecuniae?  — 

:».  3 :  üeber  magna  de  re  z.  Them.  2,  6  (wie  oben).  —  Bion. 

:    VVaroiD  ist  über  ille  nicht  hingewiesen  auf  Ar.  1,  2  testula 

—  Dion.  2,  4  war  die  Anmerkung  zu  *ex  illo  natos*  stilistisch 

r  zu  fassen.  —  Dion.  7,  3  male  audire^  ganz  so  xaxc5g  movuv, 

-  '  i  abr.  2,  1 :  „mit  von  ihm  geworbenen  Tnippen  gegen  Bözah- 

Unrichtige  W^ortstellung.  Ebenso  Phoc.  3,  2:  „wogegen  das 

ieeandte  ihn  dort  anzuklagen  schickte/  —  Dat.  3,  3  ist  die 

kiifiüT  zu  conspicerent  unklar.  —  Kp.  3,  5  füge  vor  esset  ein: 

,  Vgl.  Spr.  ITA.  -  Ep.  9,  1  muss  es  in  der  Anmerkung 

T  Lactdae^nonns  anstatt:  i,hat  die  I/aced.  dazu  ge- 

tens  heissen:  zum  Subjecte.  —  Ag,  2,  5  suis  r<?&i*s, 

kLbi  ü**^u.s?  —  Eum,  5,  4  war  über  'callidum  fuit  eins  inventum* 

^p  Bemerkung  wol  am  Platze.  Im  D.  etwa:  „machte  er  die  schlaue 

!    NH^,*^  —  Att.  13,  2  konnte  wegen  quid  passender  verwiesen 


830     K,  Nipperdey,  CorneUoB  Nepos,  ang.  v.  B.  BiUehofitkif. 

werden  auf  22,  2  qnod  natura  cogerei  —  Att.  18,  6 :  Wamm  ist 
das  Cltat  aus  Cicero  hier  stehen  gehlieben,  während  es  PeL  1,  1  he- 
seitigt  ist?  — Im  Index  hat  es  bei  CapUolium  st.:  „dner  der  sieben 
Hügel  Bom's*'  zu  lauten:  Die  alte  Burg  von  Rom,  auf  einem  der 
sieben  Hügel.  Es  könnten  darin  auch  wol  noch  einige  Namen  Mi%e- 
nommen  werden ,  wie :  Acheron  (Acheruns),  Artabazns,  Antomatia, 
Chalcioicos,  Demosthenes,  Pharnabazus,  Tiberis,  Tiribazos,  Xibo- 
phon.  Ärete  war  vor  Argi  zu  stellen. 

Schliesslich  möchte  ich  einem  doppelten  Wunsche  Ansdnck 
leihen.  Bei  dem  häufigen  Citieren  der  einzelnen  Vitae  nach  den 
blossen  Namen  der  Feldherren  würde  es  sich  sehr  empfehlen,  daait 
der  Schüler  die  jeder  einzelnen  Biographie  zukommende  Zahl  schneller 
und  besser  sich  einpräge  und  dadurch  das  Nachschlagen  sich  er- 
leichtere ,  wenn  dieselben  nach  Zahl  und  Namen  an  irgend  einem 
Orte,  am  passendsten  vielleicht  in  der  Einleitung  bei  Besprechung 
des  Werkes  de  viris  illustribus,  zusammengestellt  würden.  Es  wir« 
dies  ein -Mittelweg  zwischen  blosser  Namensnennung,  wie  sie  hier 
vorliegt  und  der  blossen  Zahlangabe,  wie  es  in  Siebeiis*  Ausgabe  der 
Fall  ist.  Ferner  würde  den  Werth  der  Ausgabe  nicht  wenig  erhöhen 
ein  sorgfaltig  angelegtes  Register  zu  den  Anmerkungen. 

Die  Druckfehler  der  früheren  Auflage  sind  fasts&mmtlieh^ 
corrigiert,  neue  haben  sich  in  geringer  Zahl  eingeschlichen.  Ick 
notiere  a)  im  Texte:  Milt.  6,  1  ist  das  Comma  hinter  videtur  n 
tilgen,  ebenso  Con.  3,  2  hinter  missua.  —  Them.  2,  2  ist  das  9  non 
quotannis  auf  das  folgende  interiret  übei*gesprungen.  —  Dien.  1,  2 
sehr,  multa  alia  f.  multo  aUa.  —  Dat.  3,  3  sehr,  agnoscere^  f.  agno- 
scere.  —  Ag.  1,  2  sehr,  duabus  familiis  f.  doobus  fam.  —  Ag,  6, 1 
gehört  hinter  Lacedaemoniis  ein  Punct  statt  des  Comma.  —  Ag. 
8,  1  sehr.  Quae  res  f.  Quas  res.  —  Timol.  1,  5  ist  die  Nummer  des 
Paragraphen  um  eine  Zeile  zu  hoch  gesetzt. 

^)  in  den  Anmerkungen:  Pr.  6  ist  „hinter  dem''  (in  zwei 
Worte  getrennt)  zu  lesen.  —  Paus.  4,  4  sehr.  Ell.  §.  292,  3  f.  392, 
3.  —  Phoc.  4,  2  fehlt  die  Nummer  des  Paragraphen,  ebenso  Att  16, 
2.  —  Hann.  11,  3  war  hinter  epistulae  ein  Comma  zu  setzen.  - 
Att.  13,  6  bat  bei  den  Worten  „in  seinem  Leben*'  das  Anführungs- 
zeichen zu  entfallen. 

Hiemit  schliesse  ich  die  Besprechung  der  neuen  Ausgabe,  die 
mir  den  Eindruck  hinterlassen  hat,  dass  sie  mit  liebevollem  Interesse 
für  die  Sache  ausgearbeitet  ist,  und  empfehle  sie  auf  das  Beste. 

Wien.  Rudolf  Bitschofsky. 


')  Geblieben  ist  Olympia«  anst.  Olympia  im  Index. 


r,  E,  Wotlfflin^  Acta  semixiarii,  ang.  7«  0,  Keller,     831 

Acta  seminarii  philologioi  ErlaDgensis.  Ediderunt  IiranusMaet- 
1er  et  Eduard us  Woelfflin,  Voluniöii  prias.  Erlaiigae  1878. 

£iQ  glänzendes  Zeugnis  methodischen  Fleisses  auf  verschieden- 
urügefi  Gebieten  der  philologischen  Wissenschaft  ist  es,  was  uns  in 
diesem  Sammelbuche  vorliegt.  Frühere  und  jetzige  Schüler  des  Er- 
langer  philologisclien  Seminars,  das  schon  unter  Nagelsbach  und 
Döderlein  weit  ober  die  blau  weissen  Grenzpfähle  hinaus  sich  eines 
grossen  Euhmes  eifreute,  haben  sich  zusammen  gethan  um  unter  den 
iaspicien  der  gegenwärtigen  Leiter  des  philologischen  Seminars, 
Iwan  Müller  und  Wölfflin,  eine  Keihe  kleinerer  und  grösserer  Ab- 
Jiandlongen  zu  edieren;  der  äussere  Anlass  war  das  hundertjährige 
Jabelfest  de»  Seminars,  welches  im  letzten  Herbst  gefeiert  und  iu 
den  Zeitungen,  z.  B»  in  der  A*  Ällg,  Zeit.,  sympathisch  besprochen 

Der  Inhalt  des  Buches  wie  aller  solcher  SammelweFke  ver- 

Uogt  eingehendere  Besprechung ,  als  es  bei  gewöhnlichen  Bücher* 

rtceasiouen  ui5tbig  ist;   denn   er  ist  sehr  mannigfaltig,  doch  auf 

Sprach-  und  Literärgeschichte  sich   beschränkend,    die   Form    ist 

deutsch,  theils  lateinisch;  beide  Sprachen,  namentlich  die 

re,  sind  mit  Correctheit  und  Gewandtheit  gehandhabt.  Den 
Hetgeo  der  Verfasser  eröffnet  J.  Süss  aus  Sölothurn  mit  einer  Ab- 
>'• 'Mang  Catolliana,    Eiue  Hauptabsicht  des  Schreibers  war  es  ge- 

i  (S,  31),  das  Archaische  und  das  Vulgäre  in  der  Sprache  des 
Ters  genau  nachzuweisen.    Es  sind  aber  die  beiden  letzten  Ca- 

,  welche  jene  Themen  behandeln  sollten,  wegen  einer  Störung 
I  r  !i  Krankheit  weggefallen.  Aber  auch  so  enthalten  die  vorliegen- 
jtu  acht  Capitel  viel  Beachtenswerthes ,  was  unter  andern  auch  von 
Bihrens  in  der  Jenaer  Literaturzeitnng  neulich  anerkannt  worden 
isl  Cap.  l  wird  ausser  der  Widmung  an  Nepos  (Ged.  1)  ein  Vor- 
ifort  an  Cäsar  nachgewiesen,  welches  aus  den  drei  Schlussvereen  von 
Gtdicht  2  und  14  b  zusammenzusetzen  ist.  Wenn  in  dem  zweiten 
Ortull  seine  Gedichte  ineptiae  nannte,  so  ist  dies  nur  eine  Variation 
10  Dugae  (Ged.  1),  wozu  als  Parallele  die  „ineptiae**  des  Meliflsns 
vtrgUcbeß  werden,  und  die  Erotopaegnia  des  Lävius  verglichen  wer- 
den kennten.  Die  Eeihenfolge  der  Gedichte  (I  an  Nepos,  II  erster 
pAfiser,  III  an  Cäsar,  IV  zweiter  passer)  entspricht  einem  Chiasmus, 
€w  sich  auch  in  der  Anordnung    anderer  Gedichte  bewährt  (vgl, 

Cap.  2  werden  Reminiscenzen  aus  CatulJ  bei  jüngeren  Dichtern 
OAchgewiesen.  Süss  empfiehlt  die  Conjectur  von  Bährens  und  Mähly 
U,  tM  niveum  durch  Beiziehung  von  Ciris  170,  Catuü  IQl,  7  con- 
fa«rt  er  haec  tarnen  interea  nach  Ciris  74. 

Cap.  3  wird  die  Zahl  der  angenommenen  Fragmente  reduciert, 

nil,  wie  besonders  gegen  Bernhardy  ausgefühil  wird ,  unmöglich 

iU  Ten  Catull  verloren  gegangen  sein  könne.   SQss  versucht  den 

^ fiwOliiiUehen  Umfang  eines  Über  zu  berechnen  und  findet,  dasa 

^  OiliiUi  UhAr  mit  mehr  als  zweitausend  Versen  ungewöhnlich  gross 


88t    L  MueTUfi  K  WodffUn,  Acta  seminarii,  ang.  v.  0.  KeUer. 

sei.  Hiednrch  wird  also  die  Hypothese  Siese*8  nnterstfltact ,  wornach 
Catall  selbst  nur  Gedicht  1 — 60  ediert  habe ,  und  die  Widinmig  der 
nngae  an  Nepos  sich  auf  diese  ersten  60  Lieder  beziehe. 

Gap.  4.  Die  Catnllische  Gedichtsammlung  scheidet  sidi  in 
dreiTheile:  a)  nngae,  h)  griechische  Studien,  e)  Elegisches  and 
Epigrammatisches.  Sflss  h&lt  diese  Ordnung  für  nrsprünglidi  und 
weist  an  einer  Anzahl  Beispiele  auch  eine  Variation  des  Sprachtons 
zwischen  der  zweiten  und  ersten  Abtheilung  nach. 

Das  fünfte  Capitel  handelt  von  der  chiastischen  Anreihnng  der 
einzelnen  Gedichte.  Gleichartige  stehen  nicht  neben  einander ,  son- 
dern werden  getrennt ,  eine  Beobachtung ,  welche  man  auch  schon 
bei  den  Horazischen  Oden  gemacht  hat.  Von  Gedicht  49  wird  (be- 
sonders gegen  Schwabe)  ausgeführt ,  dass  das  Lob  Ciceros  ironisch 
gemeint  sei ;  Catull  nehme  Beziehung  auf  die  charakterlose  Yerkhei- 
digung  des  Yatinius ,  den  Catulls  Busenfreund  Calvus  angriff.  Ca- 
tulls  Schlussverse  sind  eine  Antwort  auf  das  Urtheil ,  welches  Cicero 
in  der  Caeliana  Ober  die  Lesbia  gegeben  hatte :  pro  Oael.  13,  33 
amioam  omnium.  Also  optimus  omuium  patronus  =  qui  omnes  de- 
fendit.  Dies  ist  vielleicht  die  schönste  Entdeckung ,  welche  Inder 
ersten  Abhandlung  enthalten  ist.  Ihr  Urheber  ist  übrigens  (s.  8.  29) 
Wölfinin  selbst  gewesen ,  in  den  Uebungen  des  Erlanger  Seminars. 
Es  lassen  sich  daraus  nicht  unwichtige  Consequenzen  für  die  Chro- 
nologie ziehen ,  und  namentlich  dürfte  die  Clodia-Lesbiafrage  damit 
zu  Gunsten  der  Identität  entschieden  sein. 

Das  sechste  Capitel  behandelt  ungewöhnliche  WortstelluDgen 
und  Wortformen,  welche  durch  das  Metrum  entschuldigt  werden. 

Das  siebente  Capitel  bespricht  den  Einfluss  des  Callimachus  und 
der  Sappho  auf  Catull  und  verzeichnet  eine  Reihe  Giiäcismen  in  der 
Catuirschen  Diction.  Dieser  nur  kurz  behandelte  Abschnitt  liefert 
doch  einige  Nachträge  zu  Dräger  und  Overholthaus. 

Das  achte  Capitel  behandelt  gallische  Wörter  bei  Catull.  Hier 
scheint  uns  der  Verfasser  am  wenigsten  sicheren  Boden  unter  den 
Füssen  zu  haben.  Die  Möglichkeit  wiid  man  freilich  nicht  bestreiten, 
dass  basium  gallischen  Ursprunges  sei.  Von  Druckfehlem  bemerkte 
ich  S.  4  Pritsche  statt  Fritzsche.  Ein  Theil  dieser  Süss'schen  Ab- 
handlung über  Catull  ist  übrigens  schon  1876  als  Doctordisserta- 
tion  erschienen. 

Auf  diese  erste,  an  Wölfiflins  Specialstudien  sich  anschlies- 
sende Abhandlung  folgt  eine  zweite,  welche  an  Iwan  Müllers  Special- 
studien sich  anlehnt,  eine  Arbeit  über  Galenns. 

Observationes  criticae  in  Galeni  nsQi  xwv  xa*'   "^htnox^npf 
avoixeiiov  libros.  Scripsit  G.  Helmreich. 

Nach  einer  kurzen  Erörterung  über  Plan  und  Inhalt  der  Gale- 
nischen Schrift  werden  im  ersten  Capitel  eine  Beihe  von  Stellen  be- 
handelt,  die  durch  Interpolationen  von  grösserem  oder  kleinerem 


X  Midier ^  A.  Woelffiin,  Acta  seminarii,  »og.  ?,  0.  KtUer,    §SS 

l^mfaDge  Yerderbt  sind.   Der  Verfasser  beweist  diese  Inierpolationeti 

nttf  dorcliatis  solide  Weise,   Dämlich  erstens  aaf  Grund  des  hand- 

hm  Materials,   welche.^  er  iheils  selber  g-egammelt,   tbeilii 

\  erslorbiJüön  Dr.  KaiTer  öbfirnonmjen  bat,  üsd  zweitens  auf 

<lnind  einer  sorgfaltigen  Beobachtung  des  Sprachgebrauchs. 

Im  zweiten  Capitel  bespricht  Helmreicb  eine  ziemücbe  Anzahl 

loa  St4^11en ,  die  in  ondi^rer  Weiiüe ,  aber  durchaus  veischiedenartigf 

fetderbt  sind:  in  Folge  des  Itacismas  oder  durch  Ausfall  des  Arti- 

keU,  einer  Partikel,  einer  Präposition  oder  sonstiger  Wörter,  dann 

wioder  durch  Verwechslung  der  Endungön  oder  durch  falsche  Stel- 

Imi^  tlftr  Wörter.    An  allen  diesen  Corruptelen  zeigt  der  Verfasser, 

uian  mit  Hufe  der  von  ihm  und  Karrer  collationierten  Hss.  die 

,. .».Ata  in  ßberzeugendei  Weise  verbessern  kann.    Dies  ist  auch 

^&r  nicht  zu  verwundern,  wenn  wir  hören ^  dass  sämmtliche  Helm* 

:  !i  yorliegende  Hss,  besser  sind,  als  jene  eine,  aus  welcher  wi* 

.    ^    die  Editio  princeps  Aid.  1525  und  demnach  alle  bisherigen 

Ausjtraben  getiossen  sind.    Denn  alle  ohne  Ausnahme,  die  Basileensis 

ir>:ts,  Charterii  Paris.  1679,  Kühn  Lips.  1821—23,   sind   nichts 

we.tnr  als  verschlechterte  Abdrücke  der  Editio  princeps.    Der  hand- 

ötliriftliclic  Apparat  Helmroichs  besteht  aus  folg.  Coilices: 

«.  Laurentianus  LXXIV,  5  (L),  saec*  XIV 

b,  Laurentianns  LXXV,  14  (La), 

«f.  VaticanuB  n.  282  (V), 

d.  Marcianns  n.  275  (M). 

lU  diesen   griech,  Handschriften ,    unter  welchen    die  zuerst  ge- 

tiÄiinte  Florentiner  Hs.  die  älteste  und  beste  ist,  kaioen  noch  meh- 

mvi  handschriftliche    lateinische   Uebersetzungen   von    ungleichem 

W^rth«.  Am  werth vollsten  war  darunter  der  Codex  C'esenonsis  XXV, 

11  I  (C).   Helm  reich  beabsichtigt  nun  auf  Grund  seines  vorzüglichen 

Hatmals  diese  Schrift   des  Gak^ous   zum   erstenmal  mit  kritischem 

'  ^1  edieren,  und  nach  den  hier  vorgelegten,  auf  deo  ersten 

1  r  zeugenden  Verbesserungsproben  darf  man  der  neuen  Aus- 

pbe  durch   diesen  Schüler  Iwan  Mullers,   welches  letstterön  grosse 

Verdienste  um  Galenus  ja  jedeimann  bekannt  sind,  mit  den  besten 

Hiifumageu  entgegensehen. 

De  Calliüi  »'iii-giarum  scriptoris  aetate  scripsit  G    Geiger  kutet 
dfr  Titel  d&r  dritten  Abhandlung. 

Der  Verf.  gelangt  nach  Vergleichung  der  antiken  Berichte 
f^^'.t  den  Einfall  der  Kimmerier  in  Vorderasien  (bei  Herodot  und 

i)  zu  folgendem  für  die  Datierung  des  Elegikers  Kallinos  aus 
^  iusu.-as  wichtigen  Ergebnis:  Die  Kimmerier  machten  ihren  ei^slen 
KiiifiU  in  Lydieu  unter  Gyges  und  zerstörten  Sardes.  Der  zweite 
tirifall  des  irerischen  Stammes  fand  in  der  Regierungszeit  des 
Ardjö  statt,  wobei  Sardes  zum  zweitenmal  erobert  wurde.  Eine 
abweichende  Ansicht  hatte  Geher   aufgestelH,   über   das  Zeitalter 

S«i;A<tlir»n  f.  4.  bhien.  Gfmn,  1678.    XI.  H«n.  53 


8S4    X  Mudler,  E,  Wo^in,  Acta  Beminarii,  ang.  v.  O.  KOUr. 

des  Oyges,  Shein.  Mds.  XXX  261.  Dieser  bestreitet  den  doppdten 
Einfall  und  die  zweimalige  Einnahme  von  Sardes.  Cäsar,  qoaestio- 
num  de  Callini  aetate  sapplementum  p.  9. 10.  vermathet,  dass  Stnbo 
überhaupt  an  keine  doppelte  Einnahme  der  lydiachen  Hanpftskadt 
dachte.  Oeiger  yerbreitet  sich  weiterhin  über  die  Unhaltbarkeit  der 
Eii&hlung  des  Plinius  von  einem  Gemälde  des  Bularch»  die  Zeni6- 
rung  Magnesia*s  darstellend,  welches  sich  im  Besitze  des  Kaa- 
daules  befand.  Auch  Geizer,  Cäsar,  Welcker  und  0.  MlUier  habea 
jene  Nachricht  als  unglaubwürdig  zurückgewiesen.  Im  zweiteo 
Theile  der  Abhandlung  wird  das  Zeitalter  des  Gyges  chronologisch 
fixiert  nach  den  assyrischen  Keilinschriften,  auf  Grund  der  ArbMten 
von  Lenormant,  Geizer  u.  A.  Das  Endresultat  für  die  Datienmg 
des  Eallinos  ist  folgendes :  Itaque  vixisse  statuemus  Callinom  sab 
fiaem  regni  Gygis  et  initio  Ardyis  imperii  floruisseque  circa  aa- 
num  a.  Chr.  sexcentesimum  quinquagesimum  alterum. 

A.  Eoehler^  De  Tyrtaei  in  ed.  Bergkiana  fragmento  tertio. 

Der  am  Schlüsse  des  Bandes  mit  einer  umfangreichen  Arbeit 
noch  einmal  aufti'etende  Yerf.^)  hat  hier  einen  kleinen  Aufsali 
eingefugt,  worin  er  in  überzeugender  Weise  mit  verschiedenen 
Gründen  nachweist ,  dass  die  fraglichen  Verse  mit  ihrer  dorischwi 
Sprache  und  ihrem  üebermasse  yon  Epitheton  nicht  dem  Tyrtäos 
gehören  können.  Das  Schlusswort  lautet:  Epitomaton  potius  hos 
versus  deberi  puto;  in  tanta  enim  oraculorum  ab  Apolline  editomm 
multitudine  fieri  non  potuit  quin  plurimae  oraculum  exordiendi  ex- 
starent  formulae:  quarum  aliquam,  ut  duo  oracula  inter  se  con- 
iungeret,  memoriter  inseruit  aut  ipse  ex  compluribus  conglutinavit 

Sodann  kommt  eine  kurze  Ausführung  von  Wölfflin  selbst 
über  Tibull.  IV  7.,  welches  Stück  von  Vielen  der  Sulpicia  zuge- 
schrieben wird.  Dem  gegenüber  zeigt  W.,  dass  besonders  V.  3: 
Exorata  meis  illum  Cytherea  Gamenis  den  klaren  Beweis  liefere, 
dass  das  Gedicht  nicht  der  Sulpicia,   sondern  dem  Tibull  gehöre. 

H.  Hellmuth,  De  sermonis  proprietatibus,  quae  in  prioribus 
Ciceronis  orationibus  inveniuntur. 

Schon  die  Interpreten  der  Rosciana' haben  beobachtet,  dass 
manche  Ausdrücke  dieser  Bede  von  dem  späteren  Sprachgebrauche 
Ciceros  abweichen.  Bedenkt  man,  dass  Cicero  sich  duich  die  zwei- 
jährige Reise  in  Griechenland  und  Eleinasien  als  prope  mutatam 
bezeichnet,  so  war  es  gewiss  angezeigt,  diese  Entwicklung  zu  stu- 
dieren und  die  Unvollkommenheiten  der  älteren  Reden  mit  dem 
geläuterten  Geschmacke   der  späteren  zu  vergleichen.    Jener  üm- 

")  Oder  sollte  jener  Alb.  Köhler  von  diesem  A.  Köhler  verschieden 
sein?  Anm.  des  Ref. 


[ 


X  Mueller,  E^   Wodfflin,  Act&  seminarii  ang,  v.  0.  KtUtr,     8S5 

sehwnng  war  fibrigens  nicht  mit  der  liückkebr  nach  Hom  sogleich 
Tolkogen^  vielmehr  wird  vom  Yerfasser  nachgewiesen,  dass  Cicero 
noch  in  den  Verrinen  mit  dem  Alten  nicht  völlig  gebrochen  hat. 
Wenn  die  philippischen  Heden  wieder  vielfach  in  die  Weadnngen 
der  erivten  Reden  zurückfallen,  so  wii-d  dies  in  sehr  natürlicher 
Weise  daraus  erklärt,  das»  die  Invective  xn  gröberen  Ausdrücken 
greift  als  die  Vertheidigung. 

In  der  Formenlehre  konnte  sich  die  Darstellung  an  Neue 
aalehiien;  doch  sind  die  Beispielsainmlungen  des  Verf/s  oft  noch 
voUstandiger,  z,  B.  wenn  licitum  est  und  abs  te  als  in  den  älteren 
Schriften,  licuit  und  a  te  als  in  den  jüngeren  überwiegend  nachg^ 
wiesen  werden*  Wenn  die  Hss,  hercules  und  mohercules  nur  in  der 
Bosciana  und  einmal  in  den  philippiechen  Reden  erhalten  haben, 
^0  wird  dies  durch  Ciceros  eigenes  Geständnis,  er  habe  mehercules 
votgezogen  (orator  §.  157}  bestätigt.  Extemplo  hat  Cicero  seit  der 
Hosciana  ganz  verworfen  (p.  116). 

Auch  hinsichtlich  der  Syntax  finden  sich  manche  interesbante 
Beobachtungen  in  dieser  Abhandlung ,  so  z.  B.  S,  133  dass  bene 
ursprünglich  nnr  mit  Adjectiven  verbunden  wird^  welche  eine  gute 
Eigenschaft  bezeichnen,  perquam  umgekehrt,  S,  140  ff*  werden  Ver- 
bakmschreibungen  durch  fac^re  mit  einem  Ädjectiv  aufgezählt:  pla- 
nom  facere  =r  planare,  perspicuum ,  saucium  facero*  Alle  dieee 
Wendungen  sind  mehr  archaisch  und  Cicero  entwöhnt  sich  allmäh- 
iieh  von  ihrem  Gebrauch,  Nach  8.  150  ist  et  ipse  wahrBcheinlich 
dem  Cicero  abzusprechen,  jedenfalls  findet  es  sich  nur  igelten.  Verum 
(81 153)  ist  viel  häufiger  in  den  älteren  Reden;  dem  entspricht  seine 
Beliebtheit  bei  Sallust.  S.  157:  propterea  quod  und  ähnliche  Pleo- 
msinen  sind  weit  häufiger  in  den  älteren  Reden;  ebenso  tametst 
,,. tarnen  S.  160.  Im  letzten  Theile  ^De  copia  verborum*'  liefert 
kr  Verf.  eine  nützliche  Sammlung  der  von  Cicero  später  aufgegebe- 
iwn  Ausdrücke. 


Fb.  Keiper,  Die  Perser  des  Aeachylos  als  Quelle  für  altperaiBche 
Altertburaskunde  betrachtet,  iiobst  Erklärung  der  darin  vorkommen- 
den altpersischen  Eigennamon. 

Diese   umfangreiche,   über   hundert  Seiten   begreifende  Ab- 
handlang  ist  auch  separat  als  Inauguraldissertation,  ErJaugen  187B, 
«ntchienen  und  wird  wol  von  Seiten  eines  orieutaltstisch  gebildeten 
m   besser  gewürdigt  werden  können.    Doch  wül  ich  bei 
it^'keit  der  vorliegenden  Untersuchungen  ffir  eines  der  be- 
lasten Dramen  des  griechischen  Aiterfchumes  es  nicht  unter- 
'<i>n  auch  meinerseits  hier  ausführlich  darüber  zu  berichten.  Die 
zerfällt   in    zwei  Hauptthcile.    Der  erste  oder  allgemeine 
iu^ii  (S.  174^ — 227)  behandelt  nach  kurzer  Einleitung  die  aus  dem 
Jhun^  des  Aeschylus  zu  gewinnenden  Beiträge  zur  Beligions-  und 
Cottnrgdschichte  Persiens. 


8Sft    L  MuiUert  B.  Woelfflm,  Acta  seminarU«  ang.  t.  0.  KOkr. 

Im  eünelnen  wird  die  Frage  behandelt ,  ob  Vera  502  die 
peraisohe  Gottheit  Mithra  zu  Terstehen  und  in  Yers  499  eine  Aa- 
dentung  auf  die  Lehre  des  altpersiachen  Beligionssystems  vom  gute 
und  bösen  Princip  zn  finden  sei,  wie  Haonak  gewollt  hat  AuaaMv 
dem  wird  behandelt  die  Bedeatnng  des  Traomee  der  Atoßsa  (V.  180 
— 210),  die  Eriegführong  d^  Perser ,  die  AnsrQstang  und  Be* 
walfnung  des  persischen  Heeres,  die  persische  StaatsTerlasaiiBg, 
die  Titel  des  Königs,  das  Nationalbewuastsein  der  Perser.  Die 
Frage,  ob  die  Perser  ihren  Königen  göttliche  Verehrnng  erwiesen 
haben ,  wird  aof  Grund  der  Angaben  des  Aeschylus ,  Herodot  mid 
anderer  griechischen  Quellen  mit  Berücksichtigung  der  perBischsn 
verneint,  resp.  sehr  stark  modificiert.  Auch  das  Poliaeiweaen  der 
altpersischen  Monarchie  wird  dargestellt  und  sein  Ursprung  ans 
einer  religiösen  Vorstellung  der  Perser  abgeleitet  (S.  177—  215). 

Weiter  entnimmt  Keiper  dem  StQcke  des  Aeschylus  verschie- 
dene Beiträge  zur  politischen  Geschichte  Persiens.  Es  wird  die 
Bedeutung  von  Vers  732,  766  u.  773  und  besonders  774  ftkr  die 
persische  Eönigsgeschichte  hervorgehoben  und  die  Smerdisfrage 
ausführlich  behandelt,  namentlich  ein  neuer  Versuch  gemacht  die 
Differenzen  der  Namenliste  der  Verschworenen  bei  Ktesias 
über  Herodot  und  den  alten  Eeilinschriften  zu  erklären  und 
zugleichen  (S.  210—227). 

Der  zweite  oder  specielle  Theil  beschäftigt  sich  mit  der  Fest- 
stellang  und  Erklärung  der  altpersischen  Eigennamen.  Nach  Dar- 
legung der  Aufgabe,  der  Methode  usw.  wird  die  Erklärung  der 
wenigen  geographischen  Eigennamen  vorausgeschickt:  dann  folgt 
die  textkritische  Feststellung  und  linguistische  Erklärung  säomit- 
licher  56  Personennamen  in  alphabetischer  Ordnung;  zuletzt  er* 
halten  wir  eine  Uebersicht  der  Hauptresultate  sowol  für  Text- 
kritik der  einzelneu  Namen  als  für  das  ganze  System  der  alt- 
persischen Personennamen.  Demnach  ist  z.  B.  immer  jiyßatava 
zu  lesen^  nicht  ^Eußarava,  und  G.  Hermanus  ra  Barava  überall 
zu  verwerfen;  ferner  ist l^QvatpQevr^  V.  21.  767  u.  776  der  Lesart 
l4fTaq>eQvrjg  vorzuziehen,  ebenso  V.  22  Meyaßarfjg  der  unrichtigen 
Lesart  Meyaßdtrjg;  V.  774  ist  unbedingt  MaQÖig  herzustellen  för 
Magdog,  MeqSig  oder  gar  Sfuegdig  sind  ganz  abzuweisen  usf. 

Keiper  hatte  zwei  von  ihm  gekannte  und  berücksichtigte 
Vorarbeiten  vor  sich :  erstens  van  Hoffs  De  rerum  historicarum  in 
Aeschyli  Perais  tractatione  poetica,  Münster  1866;  zweitens  B. 
Hannak :  Das  Historische  in  den  Persem  des  Aeschylus,  Wien  1865. 
Ersterer  behandelt  seinen  Gegenstand  vorzugsweise  vom  Standpuncte 
der  ästhetisch-dramaturgischen  Theorie  und  die  historische  Kritik 
tritt  stark  in  den  Hintei^grund ;  und  da  vollends  die  persische 
Seite ,  die  sich  Keiper  ausschliesslich  zum  Vorwurfe  genommen 
hatte,  in  Hoffs  Schrift  ganz  unberücksichtigt  geblieben  ist,  so  war 
diese  Vorarbeit  für  den  Verf.  werthlos.  Dagegen  hat  er  Hannaks 
Schrift  vielfach  bou fitzt,   er  erhebt  sich  aber  in  manchen  Stücken 


/.  MueUer,  E.  Woeiffiin,  Acta  scmioarii,  atig.  v,  O,  Keller.    8S7 

senÜich  über  seinen  Vorgänger.  MiLOche  Behau ptangen  Uannaks 

du  ganz   veraltet ,    andere    stellten    sieb   als   sehi-  anfechtbar 

rdOfi,   nacbdeiu   seit  1865    besonders  durch  Spiegels  epocbema- 

ehende  Arbeiten  die  eranische  AlterthniuäforschiiDg  die  bedeutend- 

m   Fortachritte   gemacht   hatte.    So    war    eine  Nachprüfung   dir 

nnak'Bchen  Aufstellungen   über  persische  Gegenstaude  dringend 

boten  und  sie  ist  auch  nichts  weniger  als  resultatlos  ausgefallen, 

ch  an  wichtigen  Zusätzen  fehlt  es  nicht.  Als  hervorragendste  und 

ig:iuellste  Partie  dieses  ersten  Abschnittes  ist  uns  die  über  die 

ioratioD  der  persischen  Könige  erschienen.    Ganz  nnabhangig  von 

er  Vorarbeit    aber    gibt  sich    der    hauptsächlichste  Theil    der 

Ijön  Abhandlung,   der  zweite,   der   sich  speciell  aiit  deu 

l,  liBn  Personeunamen  beschäftigt  und  den  Gegenstand  nach 

m  Stande  der  gegenwärtigen  Forschung  so  gut  wie  abBchliesst. 

bisherige,  vom   classisch- kritischen    Standpuncte   ausgehende 

Behandlung  der  Textgostalt  der  Namen  niusste  einseitig  und  nn- 

her  werden,  sobald  sich  die  handschriftliche  Tradition  als  ent- 

ieden  nngenögend  und  zweifelhaft  ergab.  Conjecturen  aber  waren 

2  werthlos,  da  ihnen  stets  die  richtige  Basis  fehlte.    Der  Verf 

lun  bat  sich  diese  Basis  verschafft  durch  Sammlung  aller  altper- 

sischen  Personennamen ,  so  viele  sich  in  den  griechischen  und  in 

den  eraniscben  Quellen  finden. 

So  standen  ihm  Analogieen  zu  Gebote,  mittelst  deren  er  an 
der  üeberlieferung  in  richtiger  Weise  operieren  konnte.  Noch  werth- 
voUer  als  dieser  textkritische  Gewinn  ist  vielleicht  die  etymo- 
logisch-semasiologische  Bearbeitung  der  einzelnen  Eigen- 
aameo. 

Es  sind  übrigens  diese  zu  jedem  Namen  niedergelegten  Stu- 
dien nur  AuHSchnitte  aus  einem  unvollendeten  umfassenden  Werke 
über  die  altpei-sischen  Namen.  Die  ganze  Arbeit  Keipers«  wie  sie 
hier  vorliegt »  vereinigt  somit  eranische  Sprachwissenschaft  und 
tik  and  Exegese  des  Äeschjlus  und  füllt  in  vorznglicher  Weise 
e  Lücke  aus^  welche  bisher  gewiss  von  jedem  schmerzlich  em- 
nden  wiirde,  der  sich  mit  Aeschylus  Persem  eingehend  hescbaf- 
tiirt  hat. 


Zucker,   Quae   ratio  vitas   Lysiae  Dionysiacam  Pseudo- 
Platarcheam,  Photianam  intercedat  quaesivit  A.  Z. 

Die  Frage  nach  der  Zeit .  in  welche  die  pseudo-plutarchische 
bbnft   ^vitae  decem  oratorum**  zu  setzen  .sei^  und  nach  dem  Ver- 
in  welchem  dieselbe  zu  den  entsprechenden  Abschnitten  boi 
ins  von   Halikai-nass   und   Photiua   stehe,   war  bis   auf  die 
neueste  Zeit   nicht   gründlich  untersucht  worden.    Arnold  Schäfers 
die  vitiie  oratorum  bezügliche  Arbeiten,  die  unter  allen  hieher 
ii(}rig6n  obenaustehen,  schufen  einigermassen  sichern  Boden,  aber 
nur  soweit»  dass  nunmehr  jene  Schrift  ohne  bestimmten  Na- 


^  888    L  Mudhr,  E.  Wodfilm,  Aeia  seminarii,  ang.  ▼.  0.  KäUr. 

men  in  die  Mitte  zwischen  Dionysios  nnd  Photius  gesiellt  und  flir 
willkürliche  Annahmen  gegentheüiger  Art  kein  Spielraom  mehr  ge- 
lassen war.  Nun  hat  aber  Alfred  Schöne  in  den  JahrbAchen  flr 
dass.  Philologie  1871  p.  761  ff.  wo  er  eine  Arbeit  über  die  LeboM- 
beschreibnngen  des  Lysias  yer(yffentlicht,  den  Versuch  gemacht^  das 
Verhältnis  der  genannten  Quellen  umzukehren  und  die  pseode» 
plutarchische  Schrift  nicht  zwischen  Dionysius  und  Photius,  se»- 
dem  vor  diese  beiden  einzuordnen,  und  er  glaubt,  die  ErzäUungoi 
der  pseudo-plutarchischen  Schrift,  des  Dionysius  und  Photius,  seiai 
auf  verschiedene,  aus  einer  ursprünglich  gemeinsamen  Quelle  ge- 
flossene Exemplare  zurückzuführen.  Dieses  Ergebnis  hat  nirgends 
eine  eingehendere  Besprechung  gefunden,  sondern  ist  nur  in  gelegent- 
lichen Bemerkungen  theils  unterschrieben  (Rademacher),  theils  ?er- 
werfen  (Blass)  worden.  Daher  sah  sich  Zucker  veranlasst,  nu 
nochmals  eingehend  die  ganze  Frage  zu  untersuchen,  und  er  ge- 
langt zu  dem  Ergebnis ,  dass  wir  nicht  Schöne ,  sondern  Tielmekr 
Schäfer  beizupflichten  haben.  Der  Verf.  fügt  diesem  Anfaatse  neck 
eine  Reihe  Emendationsvorschläge  bei ,  welche  eine  gnte  kriüsche 
Methode  verrathen. 

Fridericus  Vogel,  V/noioTrjzeg  Sallustianae. 

Die  üntersuchuugen  über  Sallustkritik  haben  sich  in  letzter 
Zeit  vorzugsweise  um  die  Frage  gedreht,  ob  Vaticanus  3864  oder 
Parisinus  500  vorzuziehen  sei.  Diese  Zuspitzung  des  Stammbaum- 
principes  führt  zur  Einseitigkeit,  da  bei  Sallust  so  wenig  als  bd 
den  meisten  übrigen  Schriftstellern  mit  einer  einzigen  Hs.  als  BasiB 
auszukommen  ist.  Man  ger&th  sonst  auf  sprachliche  und  reale  Un- 
richtigkeiten. Dies  wird  S.  814  und  315  an  zwei  Beispielen  ans  der 
Rede  des  Cato  gezeigt,  wo  gegen  alle  neueren  Ausgaben  paulom 
modo  und  Statilio  Gabinio  aus  inneren  Gi*ünden  hergestellt  wird. 
Der  Verf.  führt  uns  nun  nach  solchen  einleitenden  Betrachtungeo 
in  seinem  ersten  Capitel  an  einer  Reihe  Stellen  vor  Augen,  wi« 
wichtig  eine  Beachtung  der  Nachahmer  des  Sallust  für  die  Text- 
kritik dieses  Schriftstellers  sein  könnte  und  gibt  uns  eine  Ueber- 
sicht,  welch  bedeutenden  Einfluss  Sallust,  namentlich  auf  die  Prosa, 
ausgeübt  hat.  Die  Arbeit  enthält  eine  grosse  Zahl  theilweise  evi- 
denter Conjecturen ,  unter  wefchen  wir  hervorheben  S.  338  Cic.  de 
leg.  I  11,  31:  Nee  solum  in  rectis,  sed  etiam  in  pravis  artibus 
für  actibus.  Invect.  in  Sali.  7,  19 :  Qui  modo  ne  paternam  quidem 
domum  retinere  (codd.  relinere  und  relinite,  die  Ausgaben  redi- 
mere)  potueris.  Epist.  I  6,  3:  omnia,  uti  soles,  supervade  (statt 
pervade)  nach  lugurth .  75 ,  2 :  omnis  asperitates  supervadere  u 
naturam  vincere  aggreditur.  (Supervade  ist  übrigens  eine  Conjectar 
Wölfflins  S.  346.).  Nachdem  im  ersten  Capitel  der  Einfluss  Sallusti 
auf  die  historische  Prosa,  im  zweiten*  die  beiden  Invectiven,  im 
dritten  die  Epistulae  in  kritischer  Hinsicht  besprochen  sind,  beschäf- 


/,  Mmlltf,  E-  Woelfflin,  Acta  aeminirii,  wig,  v.  0.  Keller ^    8Bt 

ti^sich  das  vierte  Capitel  mit  den  auffalleBden  Sallüstimitationen 
bei  Hegesippus.  Auch  hier  werden  verschiedene  treffende  Emendatio- 
nen  vorgebracht, 

S,  366  bat  Iwan  Maller,  am  eine  sonst  leere  Seite  zn 
föllen,  eine  eigene  kleine  Bemerkung  eiDgeschoben,  nämlich  eine 
YertheidigQDg  der  überlieferten  Worte  €ic.  de  nat.  de.  II  17,  45 : 
Eestat  nt  qualts  eorum  natura  .^it  consideremus«  Ich  glaube ,  da88  M. 
mit  seiner  Auffassung  nnd  Apologie  der  Worte  vOllig  im  Recfite  ist. 


belli  Africani  et  belli  Hispa- 


Albr.  Koehler,  De  auctorum 
nieagis  latinitate. 

Ein  erwünschter  Beitrag  zur  Kenntnis  des  Vulgärlateins 
dessen  Studinm  ja  gegenwärtig  sehr  beliebt  geworden  kU  Wölfflins 
eigene  Forschungen  auf  diesem  Gebiete  sind  besonders  im  XXXIV. 
Bande  des  Philologus  niedergelegt  Hier  ntm  bebandelt  sein  Schüler 
Ä.  Köhler  den  Stoff,  soweit  er  ans  den  beiden  Schriften  Über  das 
hellnm  Africiinum  and  über  das  bellnm  Hispaniause  zu  entnehmen 
war.  Für  vulgär  wird  angesehen ,  was  constant  von  Cäsar  abweicht 
nnd  worin  beide  Anonymi  zusammentreffen  und  mit  andei-en  Vulgär- 
iotoren  (Comici,  Vitmvius,  Petronius,  Apuloius  etc.)  nbereinstiramen. 
Ein  weiteres  Kriterium  bilden  die  romanischen  Sprachen:  wenn 
1.  B,  von  iwei  synonymen  lateinischen  Ausdrucken  der  eine  unter- 
f«gangen  .  der  andere  erhalten  ist,  so  ist  der  gerettete  regelmässig 
dw  vulgäre,  z.  B.  subinde,  saepe.  souveut;  portare »  ferre  ,  porter. 
Aus  dem  reichen  von  K.  gebotenen  Materiale  wollen  wir  nur  einige 
interessante  Bemerkungen  aushf*ben.  S.  394  latro  im  Sinne  von 
miles  (vgl.  auch  Addenda  S.  475)  S,  398  totus  wie  omnis  verwendet: 
tOtls  copiis,  viribus  n.  a.,  letzteres  aucb  bei  Classikern  der  silbernen 
latinität.  Di«^  silberne  Latinität  hat  überhaupt  ihren  Phrasen-  und 
Wortschatz  vielfach  aus  der  Volkssprache  bereichert.  S.  431 1  peritus 
N^ra  Ablativ.  Interessant  ist  ß.  435  ff.  der  Kachweis  von  der 
theit  der  Praeposition  de  (statt  ex)  im  Vulgärlatein:  in  den 
ischen  Sprachen  i^ct  daher  das  ex  ganz  rdn  de  verdrängt  worden. 
irj  werden  viele  Beispiele  für  Umschreibungen  wie  currens  erat 
cuiTebat  aus  dem  vulgären  Latein  beigebracht.  S.  4G0:  nusquam 
uunqnam,  nsquam  und  um  quam  worden  im  Vulgärlatein  vermie- 
uud  die  Umschreibungen  nnllo  tempore,  nullo  loco  usw.  vorge- 
Vitruvius  braucht  niemals  nsquam  oder  uusqaam.  Superci- 
in  übertragener  Bedeutung  steht  zuerst  im  bell.  Afiio  58,  1. 
den  Parallelstellen  hätte  sifch  Apulei.  xmt  7.  18  nachtragen 
aen.  Ebenso  kann  zu  der  Phrase  saucium  facere  S.  452  sauciis 
äs  aus  Sihenna  fragm.  36  Feter  beigefügt  werden.  Ebendaselbst 
in  der  Ovidstelle  pinnae  zu  schreiben,  da  die  augusteischen 
r  keine  penna,  sondern  nur  pinna  kennen.  Die  K, 'sehe  Ab- 
aJlung  gibt  eine  grosse  Ausbeute  von  Verbesserungen  und  Ergän- 


840    J,  KoiUnyt  Der  Pfemjaliden  Thronk&mpfe,  tng.  v.  A. 

Zungen  au  Dräger  und  bildet  überhaupt  einen  würdigen  AbseUis 
dieses  erc^n  reichhaliigen  Sammeibandes.  Wenn  wir  etwas  beson- 
ders vermisst  haben,  so  ist  es  ein  ausführliches  Begister,  ohne  wel- 
ches  gerade  solche  Bücher,  die  aus  ganz  verschiedenartigen  lOBam- 
menhangslosen  Theilen  bestehen ,  nur  die  halbe  Brauchbarkeit  be- 
sitzen. Wie  manche  Classikerstelle  z.  B.  ist  in  einer  der  Abhandlungn 
recht  hübsch  verbessert:  aber  nicht  blos  das  durchaus  nothwendige 
Verzeichnis  der  emendierten  Stellen ,  sondern  überhaupt  ein  mi- 
führliches  Register  mannigfaltigsten  Inhaltes  wünschen  wir  aa 
Schlüsse  des  zweiten  Bandes  anzutreffen.  Möge  dieser  nicht  allin 
lange  auf  sich  warten  lassen. 

Eine  Einleitung  und  sozusagen  historische  Orientierung  xa 
dem  eben  besprochenen  Buche  besitzen  wir  in  der  folgenden  kleinen 
Schrift:  De  seminarii  philologici  Erlangensis  ortu  et 
fatis.  Oratio  in  seminarii  sollemnibus  saecularibas 
Kai.  Dec.  1877  habita  a  Dr.  Iwano  Muellero,  litt.  Graac 
et  Lat.  professore  p.  o.  seminarii  philologici  directore  primo.  Er- 
langae  1878. 

In  echt  ciceronischem  Stile,  wie  man  es  von  dem  Herausgeber 
der  Nägelsbachisohen  Stilistik  gewohnt  ist,  entwirft  uns  Iwan  Müller 
einen  Geschichtsabriss  des  Erlanger  philologischen  Seminars  wih- 
rend  der  ersten  hundert  Jahre  seines  Bestandes.  Wir  sehen  zonichst 
vor  uns  die  Figur  seines  Gründers,  des  Magister  Gottlieb  Christoph 
Harless,  Professors  der  Eloquenz  und  Poesie:  denn  eigene  Profes- 
soren der  Philologie  gab  es  damals  noch  nicht.  Nach  dem  Mastor 
des  Göttinger  Seminars ,  dessen  sodalis  Harless  unter  der  Leitung 
von  Michaelis  gewesen  war,  gründete  er  das  Erlanger  Seminar  und 
eröffnete  es  am  4.  Nov.  1777.  Auf  ihn  folgte  1817  sein  Schüler 
Ludwig  Heller,  und  auf  diesen  1827  der  wolbekanute  Ludwig  Döder- 
lein ,  an  dessen  Seite  zunächst  Joseph  Kopp ,  nach  dessen  Tode 
von  1842  an  Carl  Friedrich  Nägelsbach  wirkte.  Namentlich  tob 
dieser  Glanzzeit  des  Seminars  unter  Nägelsbach  und  Döderlein  and 
von  den  beiden  berühmten  Philologen  selber  erhalten  wir  S.  13—15 
eine  ebenso  belehrende  als  schön  und  warm  ausgeführte  Schilderusg. 
Den  Schluss  bilden  allerlei  Noten,  wodurch  die  einzelnen  Sätze  der 
Bede  belegt  werden  und  die  ganze  Arbeit  erst  ihren  rechten  Werth 
für  die  Greschichte  der  Philologie  und  Pädagogik  erhält. 

Graz.  Otto  Keller. 


Wenz.  Joh.  Koutny,  der  Pf emysliden  Throukämpfe  und  Genesis 
der  Markgrafschaft  Mähren.  Ein  Beitrac^  zur  Erforschung  vAter- 
ländischer  Geschichte.  Wien  1877.  Verlag  aer  Theresianischen  Ab- 
demie.  77  S.  8*. 

Wer  es  unternimmt  in  die  Entwicklung  des  staatlichen  Lebens 
Böhmens  zur  Zeit  der  pf  emyslidischen  Herzoge  und  Könige  einen  ge« 
naueren  Einblick  zu  gewinnen,  sieht  sich  sofort  besonderen  Schwierig- 


J,  üdMlnfj,  Der  Pfeniysliden  Throokäoipfe,  ang.  v.  A,  Bachmmnu,    841 

keitea  gegenüber.  Die  öffentlichen  Becbtezastände  BöhmoriB  leiten 
nicht  auf  einen  sicheren  Untergrund  znrück,  wie  ihn  etwa  die  y,  LegeE*^ 
für  die  deatschen  Stämme  bilden,  sie  sind  auch  nicht  geworden  durch 
die  gesetzgeberische  Thätigkeit  einzelner  Fürsten,  noch  weniger  er- 
waehaan  aus  der  Fortbildung  oder  dem  Verfalle  sicherer  verfassungs* 
ini*8ig*»r Vorhältnisse,  wie  wiederum  im  deutschen  Reiche:  hier  haben 
?  Ll^eberlieferungen,  die,  an  sich  unklar,  gern  nach  fremden 

K  iiältnisseA  sich  formten,  dann  die  bald  losere  oder  innigere 

Zugeb<>rigkeit  zum  Reiche,  endlich  Einssol Verfügungen  der  Herrscher, 
deren  Willen  den  Groseen  des  Landes  gegenüber  eu  verschiedenen 
Zeiten  verschieden  massgebend  gewesen  ist,  Zustände  geschalten,  die 
sich  von  einem  einzigen  Gesichtspiincte  aus  unmöglich  erschöpfend  dar- 
»tellen  lassen.  Noch  fehlt,  nachdem  MaiBüdinger  in  seinen  treff- 
lichen Arbeiten :  „Zur  Kritik  altbuhmischer  Gescbichte'*  und  dem  einen 
Baude  „ Geste rreichiöcher  Geschichte^,  liie  Stellimg  des  böhmischen 
Roiches  bis  zur  Mitte  des  iL  Jahrhunderts  allseitig  gezeichnet,  deren 
weitere  vorurtheiLsfreie  Beleuchtung  vom  deutsch- kaiserlichen  Stand- 
poncte  ans.   Dru  Einfluss  nationalen  Lebens,  die  Anordnungen  der 
Pflrsten,  die  Entwicklung  und  Bedeutung  der  Stände  hat  dagegen 
Palack.f  eingehend  und  mit  warmer  Liebe,  wenn  auch  nicht  immer 
ganz  unparteiisch,  in  seiner  umfangreichen  ^Geschichte  Böhmens^ 
h  Band,  dargestellt;  dieselbe  Aufgabe  hat  für  Mähren  Beda  Dudik 
gel6st,  andere  haben  auf  ihren  Schultern  weitergebaut.  Auch  die  oben 
'^'"'  -nnte  verdienstliche  Abhandlung  zählt  zu  letzterer  Kategorie,  ,,als 
;  emder  Fürst,  um  zurSchmachdes  Volkes  über  die  Nach- 
.  iu'^  ia  Böhmen  zu  entscheiden''  (Palacky,  Gesch.  Böhm.  I,  S.  S71) 
k[  nirot  Kaiser  Heinrich  V,  auch  hier  (S.  20)   ins  Land.    Üttb«i  ist 
Vi^r fasser  aber   bestrebt  neue  Anschauungen  von  solcher  Be- 
>  utung  zur  Geltung  zu  bringen,  dass  sie  von  selbst  zu  kritischer  Be- 
trachtung herausfordern. 

Nach  einigen  Bemerkungen  ober  Bischofswahl  und  Tiironfolge, 
aber  Böhmens  Verhältnis  tum  Reiche  und  Mährens  Zusammengehö- 
cigkait  mit  ihm,  Bemerkungen,  die  freilich  in  mehrfacher  Hinsicht  zn 
lUgemein  sind,  alt;  duns  sie  als  Grundlage  des  Nachfolgenden  dienen 
ktonten,  ffthrt  der  Verf.  auja:  Die  Nachfolge  im  Herzog- 
thunie  ist  zwar  an  dasPfemyslidische  Eaus  geknüpft, 
die  Persdulichkeit  des  Herzogs  bestimmt  aber  ans  den 
mehreren  Mitgliedern  der  Familie  die  freie  Wahl  der 
Grossen.  Was  Palack  j,  Dudik  u,  s.  w.  von  de  r  Bretislav- 
achfo  Erbfolgeordnung  und  ihrer  Bedeutung  als  „Lan- 
cia» und  Fundamentalgesetz**  gesprochen,  sei  irrig. 
B^atialawset  nicht  dazu  gekommen,  „die  Thronfolge- 
ordoQQg  iu  rechtmässiger  und  feierlicher  Weise  zu 
fiben"*;  sie  sei  vomKaisernicht  bestätigt ,  sei  ^nicht 
reicliatägig  festgesetzt  und  daher  auch  kein  Staatsge* 
lelx  geworden;^  die  Böhmen  fühlten  sich  auch  nicht 
la  ihr tr  Einhaltung  verpflichtet.  Die  gesammte  böhmi- 


84S    /.  K&yMiy,  Der  Pi^mysliden  Thronkämpfe,  aag.  ▼.  A. 

sehe  Qeschichte  dieser  Zeitperiode  stimme  mit  diesir 
Auffassung  genau  aberein.  (S.  10  —  13.)  Die  Bichtigtait 
dieser  S&tze  sucht  der  Verfasser  unter  besonderer  RücksiohtiuüiMi  auf 
die  mährischen  Verhältnisse  in  der  weiter  nachfolgenden  AbbaittiDg 
(S.  12 — 77)  an  der  Hand  der  Geschichte  ni  erweisen.  Sehen  wir, 
mit  welchem  Bechte. 

Angelpunct  der  Darstellung  wie  ihrer  Benrtheilnng  ist  dieFiaf« 
nach  dem  Vorhandensein  des  Bf etisla?*8chen  Gesetzes  and,  wenn  jt, 
nach  seiner  Giltigkeit.  Darf  man  wirklich  beide  vereinen  ?  Der  V«r- 
fasser  hat  bei  dem  Mangel  einer  Urkunde  über  die  Erbfolge  selbst  dii 
den  Monse'schen  Fragmenten  entnommenen  Belege  Pa lacke's 
(Nr.  140,  144,  145  in  Boczek's  Cod.  diplom.  Mor.)  nach  dem  Ve^ 
gange  anderer  verworfen,  obwohl  kein  inneres  Merkmal  der  Uneckt- 
heit  ihnen  anhaftet,  er  lässt  ebenso  die  Angaben  Pulkava's  (P.  Chro* 
nicon  ad  ann.  1055  bei  G.  Dobner,  Monumenta  histor.  Boem.  III,  p. 
119)  unbeachtet.  Sei  esl  Aber  berichtet  denn  nicht  aoch  Cosmii) 
„die  einzige  Quelle^,  mehr,  als  der  Verf.  ihm  entnommen?  D«r 
Senioraterbfolge  selbst  gedenkt  er  freilich  erst  in  der  bekannlM 
Sterbeszene  (p.  76  der  Ausgabe  bei  Pens,  SS.  IX).  Aber  er  beriditK 
weitere  Anordnungen  des  Herzogs  zu  1054  oder  früher,  die  dannf 
hindeuten,  dass  er  rechtzeitig  sein  Haus  bestellte :  den  Frieden  Mit 
Polen  (ebendort),  die  Versorgung  seiner  jüngeren  Söhne  mit  Tbeilea 
Mährens  (p.  77  vovit  novus  dux  (Spitighnöv)  novum  disponere  Mon- 
viae  regnum,  quod  olimpater  f^tts  tnter  fUios  suos  dividens^  perftsa 
etc.),  Massregeln  bezüglich  seines  ältesten  Sohnes,  den  er  bei  äch  m 
Böhmen  behält  und  inzwischen  mitSaaz  ausstattet.  Mit  vollem  Bechte 
darf  mit  Palack^  daraus  geschlossen  werden,  dass  Bfetislav  aoek 
das  wichtigste  zu  thun  nicht  verabsäumt  haben  wird  :  die  Feststellung 
der  Th  ronfolge,  die  Zuweisung  der  Herzogswürde  an  den  erstge- 
borenen Spitighnöv.  Nor  so  erlangt  auch  die  Versorgung  der  jünge- 
ren Söhne  in  Mähren  Sinn  und  Bedeutung.  —  Gosmas  ist  für  diese 
Zeit  und  die  vorhergehenden  Jahre  keineswegs  eine  besonders  ver- 
lässliche Quelle,  wie  der  Vergleich  mit  den  Annales  Hildesheimeoses 
sattsam  zeigt.  Will  man  trotzdem  Gewicht  legen  auf  die  Worte,  die 
Bfetislav  zu  den  eben  anwesenden  Primaten  auf  dem  Todtbette  ge- 
sprochen, 80  braucht  man  aus  ihnen  nicht  nothwendig  eine  neue  Ver- 
fügung herauszulesen.  Der  Herzog  erklärt  weder  erst  seinen  WillSD, 
noch  bittet  er,  so  weit  dies  nöthig,  die  Grossen  um  ihre  Zustimmaag. 
Um  so  mehr  aber  ist  es  begreiflich,  wenn  der  sterbende  Vater  ifl 
schwerer  Sorge  um  die  Eintracht  seiner  Söhne  und  die  Zakomft  des 
Hauses  und  Reiches  die  anwesenden  Edlen  ermahnt  und  beschwürt, 
über  die  Einhaltung  der  getroffenen  Ordnungen  zu  wachen  (obtestor 
(vos)  fidei  vestrae  per  sacramentum,  quatenns  inter  nieos  natos  siv« 
nepotes  semper  major  natu  summum  jus  et  solium  cbtineat  in  princi- 
patu  etc.).  Weil  Cosmas  die  eigentliche  Verfügung  nicht  kanot«, 
bekamen  freilich  des  Herzogs  letzte  Worte  jene  zweideutige  Fassoog. 


/.  Kiminif,  Der  Pfcniysliden    Throu kämpfe,  ang.  v.  A.  Bachmann.    84S 

Doch  auch  zugegeben,  es  habe  wirklich  Herzog  B,  erst  unmittel- 
bar vor  seißem  Tode  und  in  der  ?oii  Cosmas  erzählten  Weise  die 
Nachfolge  geordnet,  so  wird  man  doch  nicht  mit  dem  Verfasser  be- 
haupten dürfen,  dass  die  getroffene  Anordnung,  aU^nicht  reichstägig" 
festgestellt,  auch  nicht  verbindend  gewesen  sei,  und  dass  weiter  die 
Böhmen  sieh  durch  sie  nicht  verpflichtet  fühlten.  Der  Verfasser  ver- 
kennt eben  einmal  die  damalige  Stellung  der  böhmischen  Grossen  zu 
ihrem  Herzoge^,  anderseits  ebenso  das  Mass  ihres  Einäasses  auf  die 
Thronfolge.  Seitdem  mit  dem  Hause  der  Slavnike  zur  Zeit  des  zweiten 
Boleslav  die  letzte  der  alten  Häuptlingsfamilien  gefallen,  deren  ge- 
sammter  Besitz  confiscirt  und  mit  dem  Herzogsgute,  wozu  sicherlich 
aneh  in  Böhmen  alles  wQste  Land  gehörte,  zu  einem  reichen  Kron- 
vermögen  vereinigt  wai\  gewann  das  durch  die  äusseren  politischen 
Verhältnisse  zu  hohem  Anstehen  gediehene  Pternyslidenhaus  auch  eine 
neue  materielle  Grundlage.  Dem  Herzoge  gegenüber,  dem  die  2upane 
dieoten  mit  ihrem  zahlreichen  auf  dem  Herzogsgute  sitzenden  reisigen 
Gefolge,  wurde  der  verarmende  alte  Adel  immer  ohnmächtiger.  Seit- 
dem  jene  in  den  Landtag  eintraten,  oder  besser  seitdem  das  Heer  an* 
tiiif  sich  als  Voikaversammlong  oder  als  Landtag  zn  fühlen,  wurde 
soeh  dieser  den  herzoglichen  Wünschen  gegenüber  willenlos;  man 
tte  sich  kaum  m  anderem  Zwecke,  als  um  die  herzoglichen 
[jgen  hinterher  gutzuheiasen.  So  war  die  herzogliche  Ge- 
walt thatsächlich  nach  Innen  unbeschränkt ;  einen  Eioäuss  auf  die 
Nachfolge  hatten  die  Grossen  nachweisbar  nicht,  Cosmas  sagt  ein- 
fich  (2,  B»  p.  48,  p.  5ö,  p.  UK))  „successit*'.  Wenn  es  bei  ihm 
>3>  heisst,  ea  sei  bei  der  Niederroefczlungder  Slavnike  der  Herzog 
len  G^rossen  geleitet  worden,  so  hat  schon  M,  Büdinger  nach- 
l^wiesen .  dass  dies  hier  nichts  besage.  Der  Fürst,  den  Cosmas 
Aut  «cellentissimus ,  quae  jnsticiae,  quae  oatholicae  fidei,  quae 
tianao  religionis  sunt,  arduissimus"  nennt,  der  „pius  BoleziauB** 
« 'ijuie  doch  nicht  selbst  Urheber  einer  solchen  Frevel that  sein. 

Die  Wirreu  nach  Boleslaue  IL  Tode  mehren  den  Einfluss  des  Kei- 

chiB,  aber  nicht  dauernd  die  Bedeutung  des  Adels.  Seiu  Versuch,  sich 

dveh  Parteinahme  geltend  zu  machen,  führt  zu  seiner  Niedermetzlung 

iunh  BoIeslausIIL,  Udalrich  nimmt  dem  Kresina  die  schöne  Gemahlin 

fi«teiia  (so  allein  ist  doch  die  Stelle  zu  fassen),  Spitighnev  erlaubt 

«kh  1055  die  gransame  Bestrafung  von  300  mährischen  Edlen,  sein 

Viier  Bfetislav  lässt  fern  von  der  Heimat,  in  Gnesen,  vom  Heere 

<li  Beformen  gutheissen,  die  ihm  am  Herzen  liegen  (M.  Büdingei', 

Ot«ir,  Qmch,  S.  354 — 355).    Kaum   ist  es  noch  nöthig  an  die  Art 

Qad  Weise  zu  erinnern,  in  der  Cosmas  aus  dem  Munde  der  Libuda, 

^bef  sicherlich  nach  den  Verhältnissen  seiner  Zeit  die  knechtische 

Abhänifik'keit  der  Grossen  von  dem  Forsten  schildert    Das  war  so 

itjr  «serer  Erbfolge-Anordnung.    Bald  darauf  freilich  änderten 

Mtä  u»r  ▼  trrhältnisse. 

Dur   Verf.    verkennt  aber    ebenso  den  Antheil  der  Grossen 
^  dem  Acte  der  Nachfolge  und  Thronbesteigung  selbst.    Von  einer 


644    /.  KMOnyj  Der  Ptemysliden  ThroDkämpfe,  äug.  v.  A. 

^WahP  in  seinem  Sinne  kann  keine  Bede  sein.  Schon  die  Ansdrftcke 
und  Redensarten,  die  der  Chronist  dafür  braucht,  zeigen  dies;  di 
finden  sich  wohl  „electio''  oder  „eligere^ ;  aber  es  heisst  daneben  iiuk 
„electio  siye  promotio^,  es  findet  sich  die  Theilnahme  der  Qiwmi 
in  Aasdrücken  wie  „omnibus  Boemiae  faventibas*^  oder  ndnoMi  in- 
thronisarunt^  amschrieben,  ja  durch  ein  einfaches  „successit''  giai- 
lich  unbeachtet  gelassen.   Dass  man  aber  an  alles  eher,  nur  nidii  u 
«ine  wirkliche  Wahl  mit  Stimmenabgabe  etwa  etc.  zu  denkan  kibe, 
zeigt  Cosmas  Erzählung  p.  65:  .  .  accipit  (Jaromir)  Bracsislaom 
fratruelem  et  ducit  eum  ad  sedem  Principalem....Mox  duce  locaio 
in  solio  et  facto  silentio  tenens  dextram  sui  fratruelis  Jaromir  dizit 
ad  popnlum:  Ecce  dux  vesierl  At  Uli  ter  sucdamafU:  Krless,  ptoi 
est  Kyrieleison.  Man  vergl.  ebenso  p.  76 :  eligunt  sibi  (Spitigneui) 
in  ducem,  cantentes  Kyrieleison  cantilenam  dulcem;  ebenso  p«  100: 
.  .deducit  ad  solium  et  secundum  ritum  hujus  terrae  ab  uninnis 
comitibus  et  satrapis  est  intronizatus.    Es  bedeutet   demnach  dii 
,,electio^  oder  ^promotio'^  nichts  weiter  als  die  unter  der  Znstimflnuig 
des  huldigenden  Volkes  unter  bestimmten  uns  nicht  völlig  bekanntei 
Normen  stattfindende  feierliche  Thronbesteigung.  Das  B echt  dir 
Thronfolge  ist  davon  gar  nicht  berührt.   Und  nur  so  ist  es  erUftr- 
lich,  dass  noch  in  der  berühmten  Fridericiana  vom  26.  Sept.  ISIS, 
also  zu  einer  Zeit,  wo  das  Erbk6nigthum.  in  Böhmen  gesichert  war 
und  der  König  Ptemysl  Ottokar  I.  eher  alles  Andere  als  4as  Wahl- 
recht seiner  Grrossen  sich  vom  Kaiser  bestätigen  lassen  konnte,  sich, 
freilich  nur  nebenher,  der  Ausdruck  ,,eligere"  für  die  Nachfolge  findet 
M.  vergl.  die  ürk.  a.  a.  0.  in  neuer  correcter  Ausgabe  in  den  Scriptor. 
rer.  Silesiac.  YII.  S.  21  ff.  Es  reichen  somit  auch  die  vom  Yerf.  ac- 
ceptiei*ten  Angaben  völlig  aus  die  Bfetislav*8che  Thronfolgeordnung 
gelten  zu  lassen.   Es  fehlt  dafür  zudem  nicht  an  einem   indirecten 
Belege.  Bei  den  Böhmen  wie  bei  allen  Völkern  slavischer  Zunge  wsr. 
wie  der  Verf.  selbst  zugesteht  (S.  9.  Text  und  Anm.  3),  die  Seniorat- 
erbfolge   durchaus   nicht   unverbrüchliche  Begel  (Palack^,   Gesch. 
Böhm.,  I,  S.  164).    Wenn  nun  Cosmas  p.  108  sagt:  Justüia  eniii 
erat  Boemorum ,  ut  semper  inter  principes  eorum  major  nata  foüo 
potiretur  in  principatu,  so  setzt  dies  doch  eine  besondere  Anordnung 
in  gütiger  Form  (justitia)  voraus,  die  doch  nur  Hersog  BtetisUr 
zugeschrieben  werden  kann. 

Die  eben  angeführten  Worte  des  Cosmas  seigren  zudem,  dass 
die  Böhmen  sich,  im  Gegensatze  zu  der  Behauptung  des  Yerfass«!, 
gar  wohl  für  die  Senioratserbfolge  verpflichtet  fühlten.  Dasselbe  tft 
noch  leichter  zu  erweisen,  wenn  man  dem  Gange  der  böhm.  Geediicht« 
folgt,  so  wie  denn  der  Verf.  durchaus  im  Irrthume  ist,  wenn  er 
deren  „genaue^  Uebereinstimmung  mit  seinen  Anschannnget  be- 
hauptet.  Es  herrschen  nach  Bf etislav  Achilles : 

1.  1055—1061  Spitighn^v  H.,  der  Aelteste  des  hanogl. 
Stammes. 


femyslideD  Tbronkämpfe,  ang.  v.  A,  Bacftmafm.    84S 

1061  — 1092  Wratislav  IL,  der  Aeltestedes  h.St.Cosmas 
f^  : , .  Wi-atizlsus  omnihus  Boemiae  faveniibus  suhlimatur  in 

ä,  1092  Konrad,  der  A  eheste  des  beneö^l.  Stammee.  Cosmas 
lOO:  Bumor  di verberat  aurea,  Regem  Wratizlaum  migrasse  ad 
stüin  et  ejus  fratrefn  Conrftdum  successisse  in  principaiuw, 

4.  1092—1100  BretislavH.,  der  Aelteste  des  h.  St.  Cosiaas 
f  jtjnior  Braezislaus  etc.  (Episcopus  cum)  «ledu- 
liiium  rjtum  huJQs  terrae  etc,  est  intronizatus. 

5.  11*:H3  — 1107  Bofwoj  II.,  nicht  der  Aelteste,    Er  folgt  in 
\  der  Beiuübuiigen  seines  Bruders  und  Vorgängers.  Doch  dieser 

i  sein  n  nre  c  ht  und  sacht  sich  dorch  die  Zustimmung  des  Kaisers 
ecken  (Cosmas  p.  107);  dies  empfinden  aoch  die  Grossen,  die 
eine  vollendete  Thatsache  schaffen;  der  Chronist  aber  leiht  ihm 
Brhohlen  Ausdruck:    „Ttinc  Cillenia  delet  omnino  sua  vestigia^ 
v\x  iüipressa  reliquorat  in  Boemia,  cum  exoßa  terms  peteret  cae- 
a.  Juetitia  enim  erat  Boemorum,  ut  semper  inter  principes  eorum 
br  natu  golio  potiretur  in  principatu.  Ulrich  aber,  der  Aelteste 
[Hauses^  wahrt  sein  Recht  vor  dem  Kaiser:  „eum  per  amicos  sol- 
lt precibus  et  fatigat  immensi«;  protuissionibus^  quo  sibi  restitaat 
ie  prnertptum  Botmine  ducafnm  (Cosman  p.  108).    Und  den 
nen  gegenüber  erklärt  er:  sese  essv  aetnte  maiorem  et  scci4ndum 
iae  morcm  dehUum  siln  tnju*stc  aublatum  per  fratrem  tuniorem 
krf  prificipalis  8edi$  honorem  (ebend.). 

6.  1107—1109  herrscht  Svatopluk  mit  Verletzung  des  Erb- 

Gesetzes  wie  sein  Vorgänger.  Traurige  Throukämpfe  erschüttern 

Ite  Gesetz,  Nach  Svat.  Ermordung  gewährt  Kaiser  Heinrich  V. 

Bfjhmen  (Cosmas  p.  116),   ut  qnemctinque  voluissent  suorum  ei 

principuin  sibi  in  dacem  eligerent.**  Der  Herr  Verf.  theilt  ihnen 

f  Recht  vom  Anfange  her  zu.    Die  Böhmen  erhüben 

1109 — 1117  Wladislaw  1.,  der  nach  dem  abgesetzten  Botwoj 
weiteste  des  herzogK  Stammes  war.  Schliesslich  geschieht  dem 
Erbgeeetze  völlig  Genüge^  indem  nach  freiwilliger  Abdankung 
lislaw  L 

1117—1120  Bofwoj  n.  wieder  Herzog  wird ,  der  Aelteste 
Janses,    Seine  nenerlich©  Verletzung,  indem 

1120 — 1135    Wiadislay  nach  Verdrängung  des  Bruders  als 

jflngere   herrseht,   erfüllt  den  ChroDisten  mit  tiefem  vSchmerze, 

f:   „Si  bene  sapis»  caveas,  ne  vora  loquaris"*;   des  Herzogs  ge- 

simer  Sinn  verschliesst  ihm  den  Mund. 

11Ö5 — ^1140  Sobeelav  L,  nicht  der  Aelteste.    Aber  Herzog 

ihrt  als  der  Ältere  sein  Recht  vor  dem  Kaiser  (Monachi  Sa- 

Pontin.  Cosmae  p,  155):    ^Sobezlaum   scilicet   ducem   furtims 

$sf  vestigiis  et  principalcm  troftnm  aihi  kercditario  jure  de^ 

(abstuli^sc)  etc. 

Und  80  liesse  sich  der  Nachweis  fortföhren  für  die  ganze  Pe- 
rbifl  1216.  Durch  die  stetig  wiederkehrenden  Thronkämpfe  und 


648    J^  KtTutny,  Dar  Pieniyslideti  Throti kämpfe,  ang,  t.  ä,  Baehmtmn.t 

dus  Eingreifen  des  Kaisers  ist  freilich  das  ADBelien  des  alten  G6'- 
setzes  immer  mehr  erschuitt^rt ,  darch  einzelne  Ztigestäadaisse  deci 
Kaiser  die  staatsreclitliclie  Basis  zeitweise  verändert  worden.  Poch 
selbst  die  Torübergehende  Erhebung  Wratislav  IL  zum  Könige  «md 
den  Vertrag  Herzog  Sobieslavs  mit  Kaiser  Lothar  (fOr  den  QbrlgeDflJ 
ausser  den  Angaben  Otto 's  von  Freising  noch  J,  Diemer*s  Kaiser^ 
Chronik  I,  8.  621  und  C.  Höfler's  „Böhmische  Studien**,  Archiv  : 
Kunde  6sterr.  Geschichte,  Bd.  XII,  S.  4  fi'.  des  Separatabdrucktt  i 
vergleichen  waron)  haben  an  dem  Hechtsbestaude  des  alten  Gef»el3 
nichts  geändert.  Dies  geschah  erst  durch  das  Exkönigthum  des  Ja 
res  1158«  Seine  Beseitigung  1173  geschieht  dann  lediglich  im  Inter 
eese  der  kaiserlichen  Politik ;  doch  findet  die  Senioraterbfolge  hii 
1216  ihre  Vertreter. 

Richtig  an  sich  ist  endlich,  was  der  Verf.  bezuglich  de 
kaiBerlichen  Bestätigung  bemerkt;  die  Kaiser  haben  zu  keiner  Zeil 
auf  ihre  aus  der  Zugehörigkeit  Böhmens  zum  Reiche  sich  ergebend eo 
Hechte  verzichtet  und  darnach  ist  auch  ihr  Eingreifen  zu  beur-j 
theilen.  Trotzdem  acceptiert  der  Verfasser^  wie  bereits  oben  erwähatj 
wurde,  darin  im  Wesentlichen  den  Standpunct  Palack/'s* 

Die  schiefe  Fasssung  der  ThronfolgeverhältniBse  ist  naturge-1 
mäss  für  die  darauf  basierten  Theile  der  Abhandlung  verh&ngDiflToll 
gewoi-den.    Indem  der  Verfasser  die  Senioraterbfolge  negiert,  hat  «r  _ 
sich  zudem   des  wesentlichsten  Erklarungsgrundes  für  die  Thmo- 
kämpfe,  des  Streites  zwischen  Recht  üud  Neigung,  zwischen  Seniorat ' 
'und  Erstgeburt  selbst  beraubt.   Nach    ihm  bleiben  dafür  nur  der 
Ehrgeiz  der  premysL  Prinzen  und  die  Eigenmrichtigkeit  der  Kaiser 
übrig,  Dass  er  dabei  nicht  selten  in  Verlegenheit  kommt»  di»  «if^^- 
lieh   nach    dem  Erbfolgesetze  vor   sich   gehende  Nachfolge  lu  er- 
klären, ist  begreiflich.    Man  vgl.  S.  11,   17,  25,   37,   50,  55,69, 
Anderseits  ist  aber  die  Umsicht  und  das  Geschick  des  Verfassf^  in  J 
der  Detaildarstelliing  rühmend  hervorzuheben.  Er  hat  mit  hcbtigtDJ 
Blicke  einzelne  LQcken    ia  der  bisherigen  Forschuog  erkannt  oidi 
auszufallen   getrachtet.    Irrthömer   sind  Eef.   nur  an  xwei  Stolleo*! 
S.  40,  wo  Öcjbeslav  II.  Sturz  unzureichend  und  zum  Theile  uoriebitf  j 
motiviert  ist,  und  B,  49,  wo  Berthold  von  Andechs  „Tirol*  erWUiJ 
aufgefallen.  Was  ferner  8.  63  erörtert  wird,  ist  doch  uur  uavfirbtIrtJ*  j 
Conibination. 

Von  besonderem  Verdienste  sind  die  ir  "    ^       ti?wl 

des  Verfa.«?ser8  ober  die  mährischen  Theilfür  AUl^J 

fühningen  S.  32-35,  S.  41—48,  S,  57,  S,  <iü  — 61  darl  uiaa! 
beipflichten;    sie   erweisen  ebenso  des  Verfassers  Vertrauthftil 
den  Quellen  wie   deren  gewandte  Verwerthung.    üeberhaopt  !•%*  ] 
s^ich    der   Verf.    mit    der    ©iuschlägigeu  Literatur    in    erfrediA« 
Weise  vertraut  und  lägst  die  Quellen benützung  selteu  tu  wt^äi^ 
übrig.  Genannt  sei  nur  S.  30,  wo  der  Vorf.  erzählt,  dass  fiiob  i^i 
dem  Landtage  1158  nach  Wladislaw  IL  Krhebuug  su  Bogeofiburi^j 
^allgemeiner  ÜDwille   kundgab*^,    und  dass  ^die  Vorc^hmsten  deij 


t,  Lehrb,  d.  alten  Geo^aphie,  aiig.  v,  PF,  Toina»ehek,     847 

Lindes"  die  Schritt«  des  Königs  und  seiner  Reibe  hart  getadelt 
bitten.  Die  Quelle  Yinceot.  Prag.  AnnaL  de  aun>  115B  bei  Perz 
SS.  XVII  p.  668)  sagt  aber  blos:  j,quidain  nobiles^,  and  fügt  noch 
weiter  UIdzu;  Boemi  caotra  Mediolanum  saeTiwtit  in  arma»  et 
maximv.  nobilimn  ad  hoc  strenua  fuit  iuventas. 

Der  Stil  des  Verfassers  ist  klar.  Eiuiehie  Harten  sind  durch 
die  offenbar  slavische  Muttersprache  des  Verfasser  zu  eatschuldigen. 
Er  wird  dieselben  in  Zukunft  vermeiden  ki^nnen »  wie  Ref.  über- 
mngt  istt  dass  die  unverkennbare  Liebe  zu  historischer  Thätigkeit 
Herrn  Koutnf  zu  weiterer  Forschung  bewegen  werde  ^  wofär  er 
bereits  in  vorliegender  Abhandlung  auerkennenswerthe  Beföhiguotf 
erwiesen  hat. 


Prag, 


Adolph  ßacbmann. 


Lehrbuch  der  alten  Geographie   toh  H.  Kiepert  Erste  Hälfte, 
Einkitong,  Asien  und  Afrika.  Berlin  1877  Reimer.  (224  S.) 

Endlich  hat  der  Meister  der  historischen  Geographie  sein  längst 
«nr^rtetes   Werk  zu  veröffentlichen   begonnen!  Asien   uud  Afrika 
1  vor »  Europa  wird  bald  nachfolgen.  Die  Jüoger  der  geograpbi- 
' üi'ii  Wissenschaft  kennen  aus  Erfahrung  die  Vorzüge»  die  allen 
Kaitenwerken  K/s  eigen  sind.  Mit  Recht  hat  sich  namentlich  sein 
Atlas  antiquus  fa.st  die  Alleinherrschaft  in  dem  Kreise  der  Mittel - 
-•'hnlen  erworben.  Nun  ist  auch  der  Text  zu  diesen  trefflichen  Karten 
ge-ciineben »  er  bildet  zu  dem  Gerippe  das  Fleisch  und  Blut,  er  ver- 
leiht dem  sichtbaren  Abriss  Geist  und  Leben.  Welch'  ein  Gennss  ist's 
tnrt  Hilfe  dieses  Schlßssels  einzudringen  in  die  Natnr  der  alten 
Uoder,  in  das  Leben  der  alten  Völker!  Die  historische  Geographie 
litUii  ein  reiches  Rüstzeug  zur  genaueren  Kunde  der  Geschichte  der 
IWeberfläche ,  der  Meere  und  Continente ,  der  Flösse  und  Gebirge. 
4fT  Klimate  und  Naturorzeugnisse ,  der  Staaten  und  Städte ,  endlich 
lieferen  Verständnisse  der  Menschengeschlechter  selbst,  die  den 
k-iüpf  uin's  Dasein  kämpfeiid  drängen  und  wieder  gedrängt  werden. 
,Vgr  wer  in  das  Alterthum  zurückgeht  und  die  ältesten  Nachrichten 
ober  die  Völkerschichten  und  die  aus  dem  Dunkel  hervortretenden 
Vrlkerstiimme  gründlich  erwogen  hat^  begreift  das  Auf-  und  Abwogen, 
das  reb<?rwuchem  und  Hinschwinden  der  modernen  Nationen.  Der 
Kiimpf  der  Arier  und  Turanier  z.  B.,  der  in  der  Gegenwart  seinen 
Abschluss  erreicht  zu  haben  scheint,  geht  in  da?  graueate  AltertUum 
inriVrk.    Und  auf  diesem  Gebiete  des  Wissens  ist  Kiepert  der  zuver- 
-t<a  Ffihrer.     Sein   ,, Lehrbuch**    darf  keinem  Gebildeten,  ge- 
tu  Fachmann  fohlen.  Der  Preis  des  bflndig  geschrie- 
^»  HS  ist  so  bescheiden,  dass  er  selbst  von  Studierenden 

^TMchwungbu  wi'nlen  kann. 

Der  Unterzeichnete,   der  seit  seiner  Studienzeit  vornehmlich 
^Uffh  K/s  Arbeiten  zu  weiterem  Forschen  auf  dem  Gebiete  der  histo- 


848     R.  Kiepert,  Lekrb.  d.    Alten  Gfiogiaphie,  ang.  ▼.  W.  TnmAtk 

riscben  Geographie  angeregt  wurde,  ffthlt  sich  gedniogen,  einen  TMl 
des  Lehrbuches  (§.  32-— 100)  eingehender  xu  wardigen  und  datia 
Notizen  zn  kntpfen,  welche  einzelne  Pnncte,  darunter  solche,  ihm 
dem  Lehrbuche  nicht  berührt  werden ,  n&her  eriyrtern  und  YieUeukt 
einiges  Neue  und  Branchbare  enthalten  dfirfben. 

34.  Für  den  Ganges  wird  bei  Ethicus  und  Orosius ,  wel  uch 
der  römischen  Weltkarte,  der  Name  Padns  überliefert;  der  breileBU 
Mündungsarm  führt  noch  jetzt  den  Namen  Podda.  Für  den  Brahnft- 
putra  bieten  Strabo  und  Curtius  die  Namen  Oldavrfi  COQdavtjs)  «nd 
Dyardanes;  darin  ist  meines  Erachtens  skr.  hradana  „seeartig  brwt" 
und  deva-hradana  enthalten;  die  Schlagintweit's  hörten  in  Amb 
die  Bezeichnungen  Hradana  und  De'o-panl.  ^lo/Aavrjg  für  die  Yamtsi 
schrieb  wahrscheinlich  schon  Etesias;  bis  zu  diesem  Strome  soll 
Samiramis  ihre  Macht  ausgedehnt  haben. 

26.  Etesias  bot  auch  zuerst  Nachrichten  über  Ka^mlra;  seine 
JvqßaioL  erkennen  wir  in  den  Därva  der  kadmir'schen  Chronik;  der 
fischreiche  See  in  ihrem  Lande  (St.  B.  v.  Tiioq)  dürfte  der  Valar-See 
sein.  Die  Gasiri  des  Plinius  erklären  sich  aus  der  Prakritform  Ka^ira 
für  Ea9mlra.  KaanotTtvqog  oder  Ea9yapa-pura  dürfte  am  ehesten 
ein  anderer  Name  für  Puruda-pura  oder  selbst  für  Pndkalavatl  sein; 
Eabul  liegt  zu  weit  gegen  Westen,  auch  ist  der  Eabulstrom  in  seinem 
Oberlaufe  für  die  Schiffahrt  nicht  geeignet.  Unter  den  Zuflüssen  des 
Indus  sind  auch  jedenfalls  Eurnim  und  Gomdl  anzuführen,  weU  sie 
noch  ihre  vedischen  Namen  Erumu  und  Gomati  tragen.  Der  Sattog 
heisst  bei  Plinius  in  den  besten  Hdscbr.  Sydrus  und  auch  Mega- 
sthenes  wird  ^iÖQog  für  die  ^utudrl  geschrieben  haben ;  der  Nevdjiog 
dagegen  ist  kein  anderer  als  der  Fluss  von  (^akolsL,  der  im  Big-Yeda 
Apayä  genannt  wird ;  weil  dieser  Zufluss  der  Ravl  schon  in  alter  Zeit 
die  Neigung  hatte  auszutrocknen,  wie  er  denn  gegenwärtig  sich  im 
Sande  verliert,  ward  er  an-üdra,  NevÖQog  genannt;  die  IdvscavfpfOi 
seines  Oberlaufes  dürften  sich  als  ^inamtivoi  (Apagä  im  M.  Bhkr.) 
entpuppen. 

37.  Die  Yue-ti  oder  Indoskjthen  begegnen  uns  in  der  Form 
Bov^oL  bei  Nonnos  XXVI,  165:  Sov&wv  d*  ayQia  qi,la.  Ich  habe 
anderwärts  die  Meinung  ausgesprochen,  dass  der  Name  der  500 
Jahre  später  auftretenden  „weissen  Hunnen,"  Tatiya  oder  Zott,  anf 
jenen  älteren  Namen  zurückgeht. 

38.  Von  Städtenamen  in  Madhya  de^a  verdienen  2ayi]5a  ond 
Kaoida  des  Ptolem.  schon  wegen  ihrer  historischen  Wichtigkeit 
und  zweifellosen  Bestimmbarkeit  Erwähnung. 

39.  Bangäla  wird  mit  Lassen  von  dem  Volke  Banga,  das  nur 
einmal  im  Viduu-puräna  erwähnt  wird,  abgeleitet;  die  viel  häufigere 
Schreibweise  Bhangäla  führt  auf  skr.  bhangä  „Hanf,  Narcoticom  aus 
Hanf;''  bekanntlich  sind  Bengalen  und  die  anstossenden  Gebiete  des 
Himälaya  eine  (Jrheima:^  des  Haufes. 

40.  Neben  Tlai^ava  verdient  auch  Tayaffa  Erwähnung.  Die 
Lage  dieses  wichtigen  Handelsplatzes  gelang  mir  sicher  zu  stellen: 


M^  Kiepert,  Lebrb.  d.  alten  ööognipiiie,  atig,  v.  W.  T&mmchek.     849 

der  Periplüs  rechnet  von  Paiihaiia  nach  Tagara  zehn  Tage  ostw&rts; 
veifülgfto  wir  nan  den  Lauf  der  Godävarl  Ton  dem  heatigen  Paitän 
in  dieser  Riclituug  ^  so  gerathen  wir  an  den  Uferort  Täha)%  der  noch 
heut«  eine  gewisse  Bedeutung  hat,  weil  daselbst  die  ErzeugnisBe  von 
htari  auf  Kähuen  verfnichtet  werden,  —  Was  KaXhava.  betrifft, 
mache  ich  darauf  aufmerksam,  dass  die  Araber  den  Ort  stets 
Sandän  nennen,  wodurch  wir  auf  den  Gedanken  gebracht  werden,  dass 
der  Eigenname  ^ctvdavijg  im  Periplüjs  gerade  so  zum  Brbtitel  ge- 
worden war  wie  SamudrJn  (Zaroorin)  in  Kalikoda, 

41.  Ich  zweifle,  ob  xmiot  ^AvdoQat  die  Andra  gemeint  eind; 
erst  auf  der  Weltkarte  des  Äugnetus  begegnen  uns  die  ANT>EAE  »INDI» 

e  damals   zu  bedeutenderer  Macht  gelangt  waren.  Die  ^Avda^t 

Megasthenes  dagegen,  von  Plinins  in  der  Eeihe  der  Volker  am 

Oberläufe  des  Ganges  angeführt,  halte  ich  för  die  VavdctQm  der 

alrxan irischen  Epoche;  der  Schreibfehler  hatte  sich  schon  in  den 

Hdichr.  deftMegasth.  eingewurzelt. ^ — ^Die  Kaiinga  in  Tiilinga  waren 

es,  von  deren  Küste  die  Schiffe  nach  Hinterindien  ausliefen;  ganz 

nchti«:  hält  Lassen  das  heutige  Kalinga-pattana  (^  Kalinga-pura, 

'  1  S.  166)  für  das  ptolem.  dff^riQiov  tüjv  u<^  ttjP  XQVfTTjV 

f')y;  nach   dem  Auslaufögebiete   Kaiinga   beuenuen   noch 

Malayen  und  Cina's  die  ludier  Kling.  —  Die  geringe  Zahl 

1!  an  der  Corumandalaküste  war  Ursache,  dass  die  arab. 

aphen  diese  Küste  nur  höchst  oberflächlich  kennen  und  be- 

iben;  ihre  Berichte  reichen  aufwärts  nur  bis  Samandrl  (Raga- 

ri)  am  Ausfiuss  der  Mosla;  diesen  Flussnamen,  Mmmolog  der 

'  nit  K.  mit  Lassen  für  taniuliach:  doch  scheint  masuli  nur 

,^  Aussprache  ftir  skj-.  macbli  ,, Fisch'*  zu  sein;  ganz  sicher 

-tjü  lät  die  Bezeichnung  Tvwag  für  den  Krsna,  das   tamuL 

L,  tonna  „Flusfs/'  —  Dur  im  Alterthum  so   berühmte  Hafen 

ütiiiris  in  Malayavära^   das    spätere  31a)yaQov^   (Kosmas)   und 

"^'♦"<o  Maugaluj'u,  hängt  sicherlich  zusammen  mit  Mu2raya  oder 

>  Aegy]jten ,  und  ist  ein  Beweis  für  das  hohe  Alterthum  des 

'  i'sverkehres  mit  dem  LaTuIc  der  Pharaonen.  -   DIMTOICA 

ror/.rj   hat  wol  diesen  Namen  von  einem  Volke  DIMVRI^ 

-lo  bei  Hwan-Thsang;   die  weite  Verbreitung  der  Drawida's 

wieder  darin  eine  Bestätigung;  dass  Megasthenes  (Plin,  VI 

I  im  oberen  Pangäb  nelven  den  Cnlutae  (j.Kulu)  ein  VolIrDimuri 

^^MMiirt,  das  wol  mit  den  Bamara's  der  kadmir'schen  Chronik  eins 

IM.  —  MaH  bei  Kosmas  stimmt  sehr  gut  %n  Knllam-Mal4  (j.  Quilon, 

Ociiom;  der  Araber. 

42.  Die  Idltßa  oqri  auf  Sailan  erkennen  wir  in  dem  heutigen 
XtUT.i  '  —  Neben  Serendlb  begegnet  bei  Biruni  auch  die 
Form  -  — Eine  kurze  Notiz  fjber  die  Malediven  oder  Mabale- 
dÜÄ,  deren  Haupt-Atoll  Ptolemaeus  Kakardga-Soia  benennt,  wäre 
am  Pliitze  gewesen* 

43.  Die  hinterindischen  Küstenländer  werden  in  den  bud- 
fIT              n  Schriftwerken  als  Inseln  betrachtest;   so  auch  A'^ttr^  nnd 

n«ft. 


K  0    H.  Kiepert,  Lehrb.  d.  alten  Geographie,  ang.  t.  W.  TomatdML 

XahuTiQt  SuvarDa-dYlpa  und  Tämra-dvlpa,  neben  Payiga-d?Ipa 
Dhana-^rl-dvlpa  Yaya-dYlpa  Yamana-dvlpa  Kämalahka  (Malakkat) 
Sthialavatl  I^äna-pnra  Campä  und  Mahä-Campä.  Zu  den  weniges 
Namen,  die  sich  bei  Ptolemaios  genauer  bestimmen  lassen,  fllge  iek 
hinzu:  Ttj/nala  TSoiUg,  worin  ich  das  Schatzhaus  des  Königs  foo 
Pegu  an  der  Mündung  des  Irävadl  Namens  Tambal  erblicke  (Gesue 
de'  Federici  a.  1567);  femer  Kijuagaf  Cimirris  GB.,  das  ich  mA 
Qomär  der  arab.  Geographen  und  mit  dem  einheimischen  Stamme»* 
namen  der  Eamböga*s  Ehomer  in  Verbindung  bringe;  endlick 
KavtiyoLQa  selbst,  der  sinische  Hafen  Qattighorä  bei  Idrisi,  dessen 
genauere  Lage  erst  zu  bestimmen  sein  wird ;  die  Gleichstellung  nt 
Hang-6au  fü  rückt  den  Ort,  glaube  ich,  viel  zu  weit  nach  Norden. 

45.  Das  sin.  se  ^Seide"^  (aus  ser)  entstammt  einer  echt  altai- 
schen  Wurzel ;  mandz.  sirge  bedeutet  nicht  blos  „Seidenfiaden,  Seide' 
sondei-n  auch  überhaupt  „Leine,  Schnur,  Draht^  und  geht  wie  siru 
„Leine,  Sehne,  Verzweigung^  zurück  auf  sire(me)  siri(me)  „spinnen, 
flechten^,  wozu  auch  tung.  siri-kta  ;,Bastbaum,  Weide^  gehört. 

46.  Nach  E.,  der  die  Boute  aus  dem  Thang-du  zu  Hilfe  nimait, 
durchschneidet  der  serische  Handelsweg  den  Thian-äan  südlich  yobi 
Bi-see  und  trifft  nach  einem  nordwärts  gewendeten  Bogen  dei 
Jaxartes  bei  Ghogend.  Der  Wortlaut  bei  Ptolem.  lässt  auch  eine  an- 
dere Erklärung  zu;  namentlich  die  Erwähnung  der  Eumidha  muss 
uns  bestimmen,  den  Terek-dawan,  die  Eyzyl-yart-steppe  und  Ti^ 
kurghan  in  die  Route  aufzunehmen.  Ob  Maos  seinen  Bericht  gerade 
indischen  und  nicht  vielmehr  baktrisch-sogdianischen  Buddhisten 
verdankt,  bleibt  noch  zu  erwägen ;  der  Name  lianaTouQai  (A^pödarä) 
für  das  pferdezüchtende  Volk  der  mGolog  im  Bayan-^ara  bestätigt 
letztere  Annahme.  Die  sinische  Nomenclatur  stimmt  fast  gar  nicht 
zu  den  ptolem.  Namen  (höchstens  Po-Ian  für  TlaXiava,  kaum  Si- 
ning  Zi-ling  für  2'oAcrya) ;  dagegen  lassen  sich  Namen  wie  Jla/ira 
und  IliakXa  rocht  wohl  aus  der  Sprache  Tubät's  deuten. 

47.  Der  Wortlaut  bei  Herodot  lässt  ganz  gut  zu,  dass  wir  die 
Massageten  gegen  Westen  in  das  Jaxartesgebiet,  die  Issedonen  gegen 
Osten  nach  Tübät  verlogen.  Ich  bemerke,  dass  ältere  sinische  Nach- 
richten über  gewisse  tübät*sche  und  tangutische  Stämme,  z.  B.  über 
die  Yang-thuDg,  betreffs  der  Todtengebräuche ,  der  Conserviemng 
der  Ahn«nschädel  und  der  Gynäkokratie  mit  den  herodotischen  Nach- 
richten von  den  Issedonen  aufs  Haar  übereinstimmen ,  ebenso  die 
Berichte  abendländischer  Beisenden  wie  Odorico,  Orazio  de  la  Penoa 
ettjc.  Sind  in  den  ^laorfiovag  etwa  die  Danu  des  Avesta  enthalten :* 

55.  Das  Vorkommen  des  "k  in  sonst  iranischen  Landen  erklärt 
K.  aus  der  Existenz  uuarischer  Elemente ;  konnte  sich  aber  nicht 
schon  in  älteren  Zeiten  in  der  Volkssprache  dieser  Laut  ebenso  ent- 
wickelt haben  wie  in  den  neuiranischen  Sprachen  V  —  E.  hat  seine 
Ansichten  über  die  Nationalität  der  Skythen  und  Saken,  die  er  früher 
für  iranische  Zweige  angesehen  hatte ,  aufgegeben ;  die  Gründe  dazu 
scheinen  mir  nicht  von   zwingender  Natur  zu  sein.    Ich   halte  die 


H,  Kiepert ^  iiehrV.  d.  alten  Geogrspbiei  aDg.  t.  W*  Tommchth.      851 

^udra  (Skudda,  SniSai  oder  Skuruda ,  ^hcoIotoi)  fUlr  alte  Meta* 
Dasteu  der  noch  Lu  späterer  Zeit  in  Baktra  haasenden  ^Ao^ot ;  sie 
hatten  sich  von  den  iranischen  Brüdera  zu  einer  Zeit  losgetrennt, 
wo  der  ^ndglaobe  noch  gar  nicht  existierte. 

68,  Äi  ^V^ofra  ist  vielleicht  doch,  im  Einklang  mit  der  ptolem. 
Karte,  dem  heutigen  Uzgent  gleich  zu  setzen  und  von  Kv^a  und 
!^ki§aydQ£ta  zu  unterscheiden.  —  flai^atTaxtpr  ist  ßchwerlich  par- 
vataka  „gebirgig'S  sondern  eher  das  Land  der  Paraitaka,  der  ^ent- 
gegen zieheDdeu  (para -f  Wz.  i  „gehen *^),  widerspänstigen/  nach 
Spiegel,  —  Die  Bergregiou  des  Polytimetos  benannten  die  Makedonea 
wahrscheinlich  fJozafiia;  durch  diese  Annahme  erklärt  sich  der 
arabische  Name  Bottam. 

59.  Ob  die  (amjrgischen)  Saken  mit  Zuversicht  ein  türkisches 
Volk  genannt  werden  dürfen*  ist  noch  die  Frage ;  der  nationale  Oegen- 
mii  von  Iran  und  Turau  tritt  erst  in  später  Zeit  hervor,  als  die  Turk- 
borde  mächtig  geworden  war;  Turan  and  Türkenthum  sind  erst  bei 
Firdusi  gleiche  Begriffe.  Zarinaia  „die  goldene,"  die  Amazone  von 
ßök^naka»  war  sicherlich  eine  iranische  Fürstin,  - —  Ich  möchte 
Anstand  nehmen  Daher  uud  Massageten  Vorfahren  der  heutigen  Türk- 
mäneu  xu  nennen  und  in  Farghana  nm-  turauischo  Elemente  anzu- 
nehmen. 

62.  Die  echten  Bezeichnungen  des  Hindukus  lauten  also:  ila^- 
>aaao5;(Aristot.),  UaQOJia^vaaogQxii  Mi^ln)^  HaQanavpiaog  (Ptol.); 
Pinqiajaiöana  (für  -parasaina,  babyl.  Keilinachrj,  Para^aeaa  (Hwan- 

^  XII,  2);  baktr.  (Hara-J  npairi-v^eua,  huzv,  Har-parsin.  — 
iia  (oder  vielleicht  Gariana),  d,  i.  Alexandria  sub  Caucaso,  hatte 
Bedeutung  wegen  der  benachbaiten  Metallgrnben,  die  für  die 
i^rägnng  den  Stoff  abgaben;  noch  Yaqut  rühmt  die  Gruben  von 
..iwina  an  dem  PanghlrMusse  und  nennt  die  Bevölkernng  daselbst 
üÄG  überaus  gemischte.  —  Kmuaa  war  jedenfalls  %\x  erwähnen. 

63,  Die  /Idxrcfft:  oder  Pakhtfiti  werden  bereits  in  den  Paktha 
ii«a  Rig-Veda  verrauthet;  erst  seit  dem  7.  Jh.  erscheinen  sie  als  Af- 

m;  leider  ist  die  Stelle  des  Si-vü-ki.  welche  über  'O-po-kien 

i'ixi)  handelte,  in  der  vorhandenen  Redactiou  ausgefallen;  der 

^  f*  wird  von  Jiisti  aus  avaghua  ^Mörder"  gedeutet;  ich  ziehe 

uigana,  ügana  »von  seiner  Schaar  getrennt.^  Zu  den  Pak- 

>rten  ohne  Zweifel  die  naQotijiat  und  A/faqvtm^  die 

^  >m  oder  Thatagus   (Oankuta  des  H.  Ths.|,  die  Jaöixai 

'     r  I      I  iJika  ^Fas.Hgänger"  oder  auch  daitika  «gesetzlich,  folgsam**), 

^^  I  (Tab.  Peut.  vgK  Bhalanas  im  RV.,  Fa-la-na  des 

'-  ich  die  Cataces  oder  Oatacae.  die  hentigon  Kattak  bei 

•^eisavur.  Ausserdem  fallen  in  afganisches  Gübiet  die  altiraniechen 

ftft'inoeii  Vaekereta  (Ptolem.  Bdyafida^  das  spätere  Bämiyän)  und 

(am  Logaräuss). 

66.  radQfoaia  kehrt  bei  den  arab.  Geographen  wieder  in  dem 
JilVAsoii  relchbevolkerten  Cauton  Harroc  in  Mekrän.  Plinius  nennt 
•iii  Volk  Dangalae;  das  Gebiet  nennt  das  Si-yü-ki  mit  dem  in  einigen 

bll 


862     H.  Kiepert^  Lehrb.  d.  itlten  Geographie,  ang.  ▼.  TT.  Tomoadbei; 

indischen  Dialekten  so  wie  im  Afg.  üblichen  LautflbergaBg  von  d  ib  1 
Langala*'  ^-^  IIovQa  soll  noch  jetzt  existieren;  meist  K.  danmlcr 
Püra  im  District  Qalpürakan  oder  das  wichtigere  Bftmpür  ? 

66.  Die  Tutyä  oder  Ovvioi^  deren  Name  bei  Herodot  anch  VE 
86  (KaoTtioi  nai  naQixavioi,  d.  i.  xat  Oikioi  xai  il.)  anzosetsen 
sein  wird,  halte  ich  für  die  Voreltern  der  heutigen  Belugen,  anb. 
Balfith  Balüs.  Dieser  wilde  iraaische  Volksstamm  hatte  noch  zmMX 
des  arab.  Invasion  die  Bergdistricte  zwischen  Fars  und  Kermän  iniM 
und  wurde  durch  TorrQckende  arabische  und  kurdische  Nomaden  nack 
Segistän  und  MekrSn  gedrängt. 

67.  Bei  den  JlavS'ialceloi  vermuthet  K.  unariscbe  Abkonft 
und  findet  eine  Spur  derselben  in  dem  Bezirke  Fahly&n  des  west- 
lichen Fars.  Ich  halte  das  k  für  den  Stellvertreter  eines  ursprüng- 
lichen n  und  stelle  die  Panthyanä  zu  dem  XL.  m.  p.  östlich  von  Per- 
sepolis  angesetzten  Gaue  Pantyene  (TP.)  Pathienas  (GR.),  worin  das 
altpers.  pathi  baktr.  panthan  „Weg,  Pfad^  ebenso  deutlich  hervortritt 
wie  bei  den  med.  Flavtifiad'oi*  —  An  die  reofiaviot  gemahnt  auch 
der  von  arab.  Geogr.  als  Dependenz  von  Tawag  {Taoxij)  angeführte 
Gau  German- 

68.  Für  die  so.  Lage  von  IlaaaQy  'dai ,  etwa  bei  PasS  (oder 
Pa^ä  vgl.  altpers.  pa9ä  „hinter")  zeugt  auch  der  GR.,  derParsagada 
zwischen  obigem  Pathienas  und  Persepolis  ansetzt ;  die  TP.  hat  dafQr 
die  Woi-te  conmercium  Persarum,  während  anderwärts  der  Name 
durch  aTQOTonsdov  IltqaQv  gedeutet  wird,  also  wol  Pär^ft-gäthu. 

69.  Die  nigd^oc  hält  E.  für  einen  auf  arischen  Boden  einge- 
drungenen turanischen  Nomadenstamm,  ebenso  die  stammverwandten 
Daher.  Die  EntzifiFerung  der  zweiten  Keilinschriftenreihe  und  der 
akkadischen  Glossarien  hat  die  eingewurzelte  Meinung  von  der  Allein- 
herrschaft des  Iranischen  und  des  Semitischen  auf  diesem  Boden 
Asiens  gänzlich  erschüttert;  es  ist  jetzt  ein  Rückschlag  eingetreten 
und  die  namhaftesten  Forscher  sind  bestrebt,  für  das  ^turanische*^ 
Element  so  viel  Boden  als  möglich  zu  gewinnen.  Während  noch 
vor  einigen  Decennien  Alex.  v.  Humboldt  den  Satz  aussprach,  ein 
Vordringen  türkischer  und  mongolischer  Stämme  sei  vor  der  Hunnen- 
zeit nicht  anzunehmen  und  man  habe  sich  zu  hüten,  in  Skythen, 
Massageten  etc.  Türken  oder  Mongolen  zu  wittern,  wird  jetzt  fast 
allgemein  die  Existenz  eines  den  Ariern  vorausgegangenen  und  zum 
Theil  ihnen  nachgefolgten  turanischen  Bevölkerung  auf  dem  Boden 
Irans  angenommen;  namentlich  gelten  die  Parther  für  solche  Uinr 
nische  Eindringlinge.  War  es  denn  aber  nicht  möglich,  dass  arische 
Stämme  selbst  auf  einem  Boden,  der  nur  Nomadenwirthschaft  xu* 
Hess,  die  alte  Lebensweise  beibehielten  und  zu  den  in  der  Cultur  vor- 
geschrittenen Bruderstämmen  in  ein  wechselndes  Verhältnis  traten? 
Ich  möchte  die  Jaai  oder  Jaaat  (denn  auch  diese  ursprüng- 
lichere Form  wird  überliefert),  deren  einzelne  Stämme  echt  iranische 
Namen  tragen,  und  ebenso  die  Parthava  oder  Par^ava,  als  deren 
Sprache  wol  das  spätere  Pahlavl  gelten  muss,  für  solche  zurück- 


H^  Kiepert,  L«hrb,  d.  alte«  Geographie,  anf?<  v,  W,  Tomasch^.     MS 

gebliebeiid  arische  Nomiideßstäjume  gebalten  wisgen;  es  muss  doch 
iiaffalleti,  dass  von  dem  türkisch-mongolischen  Elomente  in  der 
X  ;  '  tur  nicht  die  gferini^ste  Spur  aufzufinden  ist,  während  dies 
f  itoD,  wo  türlfische  Einwandeningerj  bezeugt  aind,  in  decm 

r  ^^a8se  mögiich  ist.  Die  Meinung,  wonach  die  Sprache  der 

A  I   eine  finuisch-ugrische  zu  gelten  habe»  bedarf  noch  sehr 

der  Kl&rung  und  Berichtigung. 

70,  u.  7L  Deutlicher  sind  in  Hyrkanicn  und  Medien  allo- 
phyle  Bevölkernngselemente.  freilich  nicht  türkischen  Schlages,  zu 
art  Die  TdjTmQoi.  deren  Sitze  nach  Osten  hin  bis  an  den 

|A:  '  sich  erstreckt  haben«  waren  Lonte  mit  langen  schwarzen 

Haaren,  die  sich  in  Thierl^lle  kleideten  und  in  ihren  Bergen  und 
Wäldern  von  der  ührigen  Welt  abgeschlossen  hielten;  nach  Sahfr 
»1-diü  soll  tabur  in  ihrer  Sprache  „Berg**  bedeutet  haben,  woäu 
allerdings  die  semitischen  Sprachen  Anklänge  bieten,  noch  mehr 
aber  einige  Dialekte  des  Landes  Tabarsarän  im  östL  Kaukasus, 
vgl.  nkw.  dubura  h(irk,  dnvura  kubec,  dtibur  „Berg**.  —  Die  !Ava^ 
fianat  verrathen  sich  schon  durch  diei^en  Namen  als  ^Nichtarier* ; 
m  erscheinen  auch  unter  dem  Namen  Toloineni,  Jikiftvlrat,  Di- 
luman  und  schon  Strabo  nennt  eine  assyrische  Provinz  Jolo^it]Vi]; 
die  arab.  Geographen  bezeugen,  dass  die  kriegerischen  Bewohner 
dfts  schwer  zugänglichen  Berglandes  Dilam  sich  in  Sprache  und 
Typus  nicht  nur  von  den  Arabern,  sondern  auch  von  den  Persern 
and  Armeniern  wol  unterscliieden ;  sie  werden  entweder  Aßsyrier 
oder,  was  wahrsch  ein  lieber^  mit  den  Lesgiern  verwandte  Kaukasier 
l^wesdfi  sein*  Einer  ihrer  Stämme,  die  J^ißn^ig^  hat  eine  Spur 
8»in«B  Namens  in  dem  Derfek-dih-kuh  oder  Derfek-dag  hinter- 
lassen. Ein  anderer  Stamm,  die  Kaäovatoi  oder  Qoadüsiyiln,  stand, 
«0  weit  die  historische  Erinnerung  reicht,  in  beständigem  Wider- 
streit ZQ  den  Medern.  —  Die  ri^kai  oder  Gaiän  unterschieden  sich 
c!  *  t-  ^'  von  den  Iraniern;  noch  heutzutage  erkennen  sich  Perser 
[  Gilunen  gegenseitig  nicht  als  ebenbürtig  an  (Dorn,  Caspia 

I  i  diesem  Volke  war  die  Stellung  der  beiden  Geschlechter 
u  11    auffallend.    Während   die  Männer  in  echt   assyrischer 

Weise  5ich  schmückten  und  salbten,  weiche  tind  bunte  Gewänder 
Ingen  und  dabei  dem  Nichtsthun  oder  höchstens  der  Jagd  huldigten, 
li^iteliten  die  Weiber  den  Acker  und  verrichteten  die  wichtigsten 
tocbäftu,  ohne  es  mit  der  ehelichen  Treue  besonders  streng  zu 
Inlteo  (Bardesanes,  Cureton  Spicileg.  Syr,  p,  18).  Waren  alle  diese 
Völkei  kand  des  kaspischen  Meeres  kaukasischer  Abkunft» 

SUUDiJt    :  on    der   heutigen  Lesgier   und  Georgier,    durch    das 

oächtige  Andringen  der  semitischen  und  spater  der  arischen  Stamme 
4of  die  höheren  Eergkämme  und  die  schmalen  Küstenländer  be- 
^rtoki?  Das  aotochthone  kaukasische  Volkselement  scheint  in  der 
Tfi  '    'inst  weit  ausgebreitet  gewesen  zu  sein  und  im  Laufe  der 

4a jie  gleich  wie  in  der  Gegenwart  an  Terrain  verloren  zu 

i^  Tav^i  in  den  Bergen  der  Krym  scheinen  Stammverwandte 


854     B,  Kiepert,  Lehrb.  d.  alten  Geographie,  ang.  ▼.  W.  TVhromM. 

der  Ke^Kerai  (Cerkessen)  und  2ivdoi  gewesen  xu  sein;  die  Vi^oirioi 
an  der  Maiotis  yerrathen  sich  schon  durch  den  Anlaut  (derk.  phM 
„Wasser**)  als  Volk  gleichen  Schlages.  Da  alle  Kaakader  sich 
durch  Hypsokephalie,  der  sogar  (wie  bei  den  Maxfoxsq^loi)  auf 
künstliche  Weise  nachgeholfen  wurde,  auszeichnen  —  so  halmi  wir 
da  ein  scharf  ansgepKgtes  ethnisches  Element,  dessen  nähere  Unter- 
suchung sich  far  die  praehistorische  Wissenschaft  firuchtbar  er- 
weisen dürfte. 

73.  Die  Matia  Maöiya  oder  Matirp^oi  möchte  ich  nicht  mit  E. 
für  einen  turanischen  Nomadenstamm  ansehen ;  Hekataios  schreibt 
ihnen  genau  dieselbe  Eleidnngsweise  zu  wie  den  Paphlagonen  (St 
B.  V.  ^Ywnrj  =  Di^lfa?);  in  Paphlagonien  selbst  ist  ein  Ort  Maih 
ziviov  bezeugt.  Da  die  Mantiener  Hekataios  znfolge  an  die  iberischen 
Moaxoi  anstiessen,  so  dürften  sie  mit  diesen  der  kaukasischen 
Yölkergrappe  angehöii)  haben. 

74.  Auf  georgischem  Gebiete  finden  sich  in  der  heutigen 
Nomenclatur  vorwiegend  die  Endungen  -ethi,  -isi  (z.  B.  Mu^urbi, 
^iolem,  Mex^BGaog),  und  -antha,  laz.  -anda. 

81.  Ich  bezweifle,  dass  !/iXovaxa  bei  Ptolem.  mit^^^/ra- 
xItiq  zusammenhänge;  in  der  Acta  S.  Sirae  (18.  Mai  BolL  lY 
p.  172  sq.)  wird  to  L4Xovaxwv  mit  Oertlichkeiten  wie  to  Kagaa^ 
to  Brjd'aQ^atg,  to  ^Peacmcovaadtov  verbunden.  —  Ist  Urartn  der 
assyr.  Inschr.  wirklich  Airarat  und  nicht  vielmehr  die  heatige 
Landschaft  üriart  ö.  v.  Urumiasee?  Das  babyl.  ürastu  scheint  aller- 
dings die  erste  Annahme  zu  bestätigen. 

83.  Dass  der  Oaaig  der  Anabasis  wirklich  der  Araxes  sein 
müsse,  erhellt  auch  aus  Const.  Porphyrog.  de  adm.  imp.  cap.  45 
p.  205 :  iva  yivr/uac  avvoQOv  Tijg  Oaaiavaiv  6  Ttova/tiog  o  "Bpcr^ 
T^TOi  6  0aaig.  —  Mir  ist  es  gelungen  folgende  Positionen  auf  der 
Strasse  von  Satala  nach  Artaxata  zu  bestimmen:  Aegea,  j.  Ilidia  am 
Kara-sü;  Lucus  Basaro,  j.  Posur;  Sinara,  j.  Ewrenly;  Chalcidara, 
j.  Uidza;  Datamissa,  j.  Ha8san-<)ala ;  Ad  Confluentes,  j.  Yereinigong 
des  Pasin-sü  mit  dem  Eala-sü;  Baranta,  j.  Harän  nördl.  v.  Aras; 
Andaga  oder  Andaca  (vgl.  6  L^vöaxfav,  Not.  episc.),  j.  Andaksfldl. 
V.  Aras;  Colchion,  j.  Ealcuvän  oder  Qaghizman;  Bagaunia,  j.  Kara- 
güne.  Das  ptolem.  Xogaa  ist  das  heutige  Ehers  und  Tiviaoa  das 
h.  Dinnis. 

84.  In  JSvGTtßiQiTig  oder  Sper  hatte  im  Alterthum  grosse 
Wichtigkeit  ^'Aaißa  (vgl.  assyr.  asab  „Wohnsitz**)  wegen  der  be- 
nachbarten Silberbergwerke ;  daher  die  Silbermünzen  mit  der  Auf- 
schrift ^Aaißiuiv,  Die  Berge  südlich  von  Sper  und  Balburd  waren 
Aufenthalt  chalybischer  Metallurgen;  ob  sich  in  dem  Gjanr-dag  nicht 
noch  heute  Ueberreste  älterer  Bevölkerung  vorfinden?  —  Anf  der 
Strasse  von  Artaxata  durch  Fwyaqrp^  und  Moaxi^^rj  glaube  ich 
folgende  Stationen  mit  Sicherheit  bestimmen  zu  können:  Strangoria 
am  Flusse  2TQayyag,  j.  Siläb-Mastara;  lanio,  j.  Bn.  v.  Ani;  Gatala 
oder  Gabala,  in  dem  Gaue  Gab^lean,  j.  Eapnlu;  SaTfitinnm,  j.  Oflmri; 


IL  Kiep^t  LeUib,  d.  alten  Oeogmphiei  atig.  r.  W.  Tomatchek      855 

l^endava,  j,  BeDdivän ;  Pagas,  j.  Pboga  am  Phogjs-cqali,  der  aus  dem 
Be  Pharawani  heraustritt;  Apulum,  j.  Abul  zwiscböii  dem  gr.  u,  kl. 
&rge  Abul;  CASPIAE,  j.  Chospio  oder  Khospio  mit  alten  RuiueD; 
|.d  MercTU-ium  oder  ^EQfioT\  Ra.  bei  Axal-cixo;  Ad  Fontem  felicem, 
>  Acqueri  oder  ^^axor^  des  Ptolem.,  während  ^dXa  das  j.  Cala 
f>rg,  nt^ferwald,  Hain")  bezeichnet;  Surinm  ^ov^top  ^ovga^ 
i Sarami;  Sarapana,  j.  Saropani.  Ferner  ist  ^ovQia  des  Ptalem.  die 
der  arm.  und  georg,  Kii-chengeschichte  so  berühmte  Metropole 
rtav  am  Einfluss  des  Masweri  in  die  Kcia;  QaXiva  das  j.  Takn. 
Auf  dem  Strassenzuge  von  Artaxata  nach  ^Sltrqvt]  ist  Gelnina  das 
arm,  Gelakhnni;  Sanora  Vorort  des  Cantons  Senher —  ein  Name, 
4«r  auffallend  an  den  susianischen  Bezirk  San*är  SenW  erinnert; 
Lala  (pers.  „rubinroth,  Rubin **)  das  in  der  georg.  Chronik  bei  Gele- 
genheit dee  Kriegszuges  des  Kaisers  Heraklios  bezeugte  Lali ;  Satara 
femer  Satar  der  arab.  und  Satar*  der  arm,  Quellen;  Lazo  endlich 
fit  Yerschrieben  für  Gaza  (Flin.)  und  bezeichnet  das  spätere 
^ö'a,  j.  Jelisawetpol.  —  Die  Kaspier  können  eben  so  gut  für  einen 
ftrgeschobenen  assjr.  Stamm  gelten ;  bedeutete  f}  Kaömt}  d-ahxoüa 
viel  wie  ^weisses  Meer*,  georg,  thethri-zghwa?  Man  könnte  da 
an  ass.  kasap  „Silber,  wt^ss"  erinnern. 

85,  Die  Ziehen  sind  kaum  die  abchasiechen  Dtigetbi  oder 
Sadzua,  sondern  eben  Cerkessen  nach  abchas.  Bezeichnung  —  üoch 
heute  nennen  die  Absuä  Cerkessien  Zu;fnnj  und  das  Volk  ?*nym^  d,  i. 
Ziyoi  Zixoi  (vgl,  cerk.  zugu  ,, Mensch**).  Die  Hainuch  ferner,  welcUe 
die  alten  HenitKrhen  sein  sollen ,  sind  nicht  sicher  bezeugt.  Hervor- 
bebung  verdienten  die  KoQaS^oi  als  das  Culturvolk  der  abchas.  Küste, 
das  Wollstoffe  bester  Sorte  erzeugte  -  daher  KoQa^ty.6g  hoitog 
bei  Hipponax,  KoQa^i/Mv  t'g)acF/m,  KoQa^a  i'qia  eic;  noch  Rein- 

(2,  S.  13)  bemerkt:  ,,die  abchas,  Weiber  sind  sehr  geschickte 
lomwoÜenspiunenunen,  die  Awaaa  liefert  jährlich  einen  grossen 
Forrath  von  Baum  Wollgarnen  nach  Smyrna  und  Saloniki.*^  Mas*udl 
fQhmt  die  talä,  Leinen  der  Kaaak  oder  Cerkessen,  welche  die  ägyp- 
chen  öbertrafen,  und  Herodot  die  kokhischeTi  Leinzeoge.  Biese 
turauregung  ging  von  Aegypten  aus;  wie  sehr  sind  aber  seitdem 
Be  kanka^»,  Kästenstämme  verwildert! 

86.  Die  Irön  oder  Ösen  will  K.  aus  Militärc4>lonieu  der  sasa- 
lldischen  Könige  ableiten.  Ich  halte  diese  Ansicht  für  vorfehlt,  ans 

'".T.-histori&chen  und  sprachlichen  Gründen.  Die  Ösen  haben  sich 

veisbar  seit  Alters  mehr  im  Norden  des  Gebirges»  in  der  Qa- 

.1,  iiusgebreitet  und  sind  erst  durch  die  Stösse  der  hunno-mon- 

:hen  Völker,  z.  B.  der  KaßaQOi  oder  KaßetQOi,  höher  hinauf 

nacii  1  -T^^drängt  worden,  wo  sie  den  Stamm  der  Dwali  (Divali 

J*P.,    <    I         ./    Ptol.    Plin.)    leibeigen    gemacht    und    tiberschichtet 

BS ;  ebenso  erwiesen  sich  die  Cerkesson  als  ihre  Dräuger  und  Tod- 

Es  lassen  sich  Klaproth*s  und  Mällenhoff's  Nachweisungen 

innigen  Zusammenhanges  der  Sauromaten  und  Alauen  mit  den 

Dicht  abweisen.  Das  Osische  besitzt  zahlreiche  Eigenthümlich- 


85Ö      R*  Kiapert,  Lehrb.  d.  alten 


V.  W.  T&HtMhdk. 


.keiteii  hohen  Alters,  die  es  von  allen  anderen  iraü.  Dialekten  uiit*r- , 
Scheiden;  eine  Soidaiencolouie,  in  späterer  Zeit  aus  persischen  hm* 
\fien  gezogen,  hätte  niemals  solch  einen  charakteristischen  uod  durch- ] 
ius  einboitlicben  Dialekt  aasgebildet;  Culturworte  der  sasanidifichen] 
Spoche  fehlen  darin  ganz.  Zudem  lassen  t^kh  die  sarmatischen  Ei^^a* 
Damen  aus  Olbia  u.  a.  0.  —  was  Mulleo boö"  üborsiiii  —  am  lid6ten 
iius  dem  heutigen  Osiscben  deuten ;  z,  B.  ''Aß^ayog,  os.  abra^  i 
^»Freibeuter,   Abenteurer'*    und  Abreg  Eigenname;    Kdoayog^ 
bassag  ..Cerkesse"' ;  Kov^ayog,  os«  Kudzag  Eigenname;  Zaßayte 
&.  Dzawäge  Eigen.  (Dzawägji-ghau  „Veste  Wludikawkaä*');  Xod*^ 
4og,  OS.  xoadek  x^^g  „selbst,  eigen*';  'Id(f>ayog,  os.  Jafage  pari  t} 
jjaf(un)  ,, erlangen,  erreichen ^  das  Ziel  treffen*^;  ^yi^äa^og, 
aldar  „Aeltester,  StammeshaupV*;  0aQvayog,  oa.  faruage  „i 
farn  „Friede,  Kühe,  Eintt-acht**;  MaoTOvtjg  oder  Maarm!^^  f,  m* 
'maat  „Gedanke,  Kummer^  Zorn*';  Ova^Cßakog,  etwa  (f^XopuJ^,  f,^ 
08.  uai-^tun)  ,, lieben*'  bal  „Gesellschaft,  Eotte";  0ayda^€^og^  eti 
fiotka^xf^Q^  V.  OS,  fand(un1  „wünschen**  aräz(uu)  „herrgehen'*, 
[■ —  Für  den  Namen  Os  oder  As  linde  ich  das  ältebte  Zeugnis 
l^il^oiist.  Porphyrog.  in  !di^iat  dem  Gebiete  von  Darial;  ?gl.  W{JHii; 
Higenn.  C,  L  Gr.  Nn  2130. 

In  dem  herrschenden  Stamme  der  IfiXßavoi,  der  die  Steppeo 
am  Kur  bewohnte,  erblickt  K.  Turanier.  Erwiesen  duich  spätere  Be* 
richte  ist  das  Dasein  hunno-bulgarischer  Sahiren  in  der  heuti^ü 
iaodscliaft  Öabirän  Sawräii.  Die  Sprache  der  beutigeu  Udon  \m  Nig 
«eugt  dafür,  dass  das  nutöchthone  kaukasische  Element  nicht  fltwn . 
[nur  im  Hochgebirg,  sondern  auch  in  der  Ebene  herrschend  ^ 
Jäufig  erwähnt,  lässt  sich  der  Ort  Nig,  ^lya  bei  Ptolern*,  au> 
Vm%  ,,gelb,  blau"  erkläreu,  Unzweifelhaft  lesgischer  Herkuutt  wamii  i 
[die  Lupones  Lupenii  {^i^pivviot,  armen.  Lphiu)  an  der  Luboa  im 
J.Gebiete  von  Dzar,  die  SÜvi  ^e^ßni  (^iA^avoi  Agathangolo»,  arm. 
IDfeilb),  die  Sodü  (arm.  Dzod),  ferner  die  ^avct^cuoi  m   TX<ira^ 
[{arab.  Sanariyya).  endlich  die  iHduri  (j,  Dido}.  —  Eine  Notix  über 
liie  Hauptstadt  der  Alb.  XaßaXay.a  (arab.  Qabalah)  ji^  '  •!« 

lalban.  Pforte  (j.  Pass  v,  Khaimac)  und  über  iiWa  (:=  i  -^ 

den  alten  Namen  Culli  oder  Darband,  hätte  nicht  sollen  au.-M'^    i 
1  —  TiXaißa  bei  Ptolem,  deute  ich  aus  awar.  tali  (pl.  taldbi  tiLlajAia) 
(.^Stockwerk,  thuimartige  Palissade**. 

87.  Einen  Hinweis  auf  Imerethi  erblickt  man  gewöhnlich  in  d«i 
[kolchischen  ^/iftaQarioi;  es  kann  dabei  noch  immer  "lßt;mi  aü 
llmereti  pl.  Imemi  (opp.  Amereli  pl.  Amerni)  zusammei  ^' 

Idem   iranischen  EiuÄuss  war   im  Laude    sicherlich    *\r 
[mächtig;  in  Me^etha  blähten  einst  die  assyn  Götterculte,  vit  die 
flieichenstätte  von  Sa-mthawTo  beweist.  — Von  den  t^*'^l"»«i    OrU- 1 
jnamen  wageich  AovßiQv  in  das  uw,  Grenzgebirge  L  yf^\ 

(?  Z&yivyct)  nach  dem  durch  seine  Silbergruben  bei:  ;-;M^'iiiüi' 

(Waxust  265,  Eeiueggs  2,  76.  147),  Omomäct  i  ralht  bti 

Ananuri  (georg.  wtädza  „Quelle")  zu  verlegen  und  erkeiuitt  in  ^ot^ 


trt,  Lelirl.  d,  alten  Oeographie,  aoff.  v.  TT,  Tlw 


857 


an,  ^laauo^  Cicamuri  am  untern  Ai-agiri;  ^Aqvavtaaa,  j,  At- 
anodip  hat  sich  aus  dem  Gebiete  der  Moscher  falschlich  nach  Iberlea 


88.  Nach  K,  sind  die  Kolcher  eine  durch  assyrische  Herrscher 
^"  is  verpflanzte  C«^lonie  von  Libyern  gewesen;  ich  mache 
auf  die  ^dtßvüüvm  (St.  B.),  die  Landschaft  ^ißvr^ 
r|wür.  V.  MaxQoy.B(p,j  und  auf  den  Köstenort  rj  ^liicKrj  (Acta 
Funii  IV  \\.  840).  —  Das  alte  flnvoig,  j.  Bicwiuda,  hatte  diesen 
tarnen  von  einer  Kiefern walduug,  der  einzigen  an  der  abchas.  Küste, 
die  ausgezeichnetes  Schiffbauholz  lieferto. 

91»  In  Kappadokien    hatten  sich   nordische  Nomadenstämme 
festgesetzt,  dieselben,  welche  Medien  und  Assyrien  durch  längere 
Z^it  überschwemmt en*  Diese  Nomaden  wurden  öbentll,  wo  die  semi- 
;t.e,   Gimirri   genannt.    Der  l^nterschied ,    den 
nri  zwiacheu  ^xv&at   tind  Ktufu^ioi  machten,  ist 

^■k  falsch  und  uubegründet,  Nameutlich  um  Sinope  herum  gab  es 
pV^fCf/^ij  Ktu^fEQtrj  (Herod.  IV  12);  es  ist  dasselbe  G^ebiet,  worin 
Trogus  Pompeius  eine  skolotische  Colonie  bestehen  lasst.  Von  der 

»pche  die?;er  ,^Kimmerier*'  haben  wir  einen  üeberrest  in  der  Glosse 
p^/rat  Ui^vaoi,  olvonojai;  vgl.  skr.  gana  ,,Hanf,  berauschende 
anze  (-=  bhangä)"  und  ap  ,, trinken**,  os.  san  „Wein**  i?an-doue 
ijWeingurten*'.  —   Die  Nomaden  selbst  kannten  wahrscheinlich  jene 
Bchnung    nicht;   ob  dieselbe  assyrischen    (vgl.   gimri   „familia, 
8'*)  oder  iberischen  Ursprungs  (vgl.  georg.  gmiri  ,.HeIJ,  Riese** 
IqomcSri  ..tapfer**)  gewesen,  lässt  sich  schwer  ausmachen.  Auf 
rischem  Boden  gab  es  einen  Ort  Cimmir  (GK.).  —  Der  Sakenzug 
ia  sich  über  Dar  band  wie  später  die  Zöge  der  Sahiren  und  Cha- 
Die  Nationalitat  der  kappiidok.  ürbewohner,  der  Da^a,  ist 
auszumachen ;  nur  vermuthen  lässt  sich  kaukasische  Stammver- 
ltschaft, da  die  MotFxoi  oder  Muskija  in  assyrischer  Zeit  sich 
nach  äüden  erstrockt  hatten  und  da  Cicero  Tibaraner  auch  au 
Frenze  von  Kilikien  fand. 

94.  Mit  Recht  üudet  es  nämlich  K.  wahrscheinlich,  dass  die 
ft^M  (assyr.  Tabul  hebr,  Tubal)  mit  den  kaukasischen  Stämmen 
amenhingeu.  Die  Gewinnung  der  Erze,  die  ihnen  die  Bibel  zu- 
gibt, bezeugen  die  Griechen  nur  von  den  benachbarten  Mosyno- 
(asHyr,  Masnaka),  bei  denen  das  schönste  Kupfer  gewonnen 
I,  Arist.  mirab.  62,  so  wie  von  den  Chalybern,  die  nicht  nur 
|berriichsteu  Stahl,  wie  xu  Xdßana^  sondern  auch  Silber,  in 
r^/tf  (bei  Tirebüli),  gewannen^  wesshalb  ^kvßfj  (poöt.  für  A^a- 
|)  ichon  bei  Homeros  als  Heimat  des  Silbers  gilt.  Die  Tubal  ver- 
gleich den  Cerkessen^  Mädchen  in  die  Sklaverei»  wie  denn 
iaer  delphischen  Inschrift  eine  ^atptfaa  z6   yivi^  Ttßa(>ava 
eint:  Äilianos  erwähnt  (Suid,  b,  xoiq^tj  y^),  dass  die  Max^v^Q 
\  Max^l^H*:;  kolchische  Mädchen  raubten  und  verkauften.  Daas 
9v6lkt>rting  in  dem  pontischeu  Gebiet,  wo  einst  Mithridates  über 
(^icho  vielsprachige  Stamme  gebot,  sich  wesentlich  gleich  ge- 


858  Th.  Poesehe,  Die  Arier,  ang.  v.  W.  Tomasd^ek, 

blieben  ist,  beweisen  die  Ortsnamen  in  Läzistan,  die  sich  entweder 
unverändert  erhalten  haben  (z.  B.  Zigana,  Mochora)  oder  aas  dem 
heutigen  Lazischen  noch  deuten  lassen,  wie  z.  B.  Sisila  Not.  Or.  ^ 
y.  laz.  sisila  „Schlange"  georg.  sisina  „SchlaDgengezisch",  Gtane- 
nica  y.  laz.  gza  „Weg'*  Und  nena  „Zunge,  Spitze'^  etc.  —  Das 
heutige  Lazische  wimmelt  von  g^iech.  Gulturwörtem ,  was  uns  ob  der 
Nähe  von  Trapezunt  nicht  wundem  darf;  das  ThaJgebiet  von  Of 
COq>ig,  ^Oq>i(}vvTa)  ist  von  Dorfschaften  erf&llt,  die  echt  griechische 
Namen  tragen;  schon  die  Tab.  Peut.  bietet  f&r  die  pontischen  Fliun- 
thäler  den  generellen  Namen  IloTa^iai. 

96.  n.  1.  DiQ  HGhlenwohnungen  der  Kappadoker,  von  denen 
allerdings  erst  Leo  Diaconus  berichtet,  haben  ihr  vollständiges  Ana- 
logon  in  Iberien ;  ich  erinnere  an  das  Felsenschloss  Uphlis-cixe,  das 
aus  zahlreichen,  tief  in  das  Gestein  gehauenen  Gemächern  besteht, 
die  den  Christen  oft  zur  Zuflucht,  den  lesgischen  Bäubem  zum  Ver- 
steck gedient  haben. 

97.  Ob  die  paphlagon.  ^Everoi  nicht  zunächst  an  die  Localitit 
des  Flusses  revrjtfjg  bei  Vöna  angeknüpft  werden  dürften?  Ver- 
wandtschaft mit  den  illyr.  ^Everoi  in  Dalmatien  und  an  der  Hadria 
ist  nicht  anzunehmen. 

99.  Die  bithynischen  MaQiavdvvol  sind  die  echten  Urbewohner 
des  Landes,  das  vormals  Malianda  (Plin.)  hiess ;  die  threnetischen 
Lieder,  die  bei  dem  Volke  im  Schwünge  waren,  berechtigen,  dasselbe 
den  Phrygern  anzureihen ;  der  Bormosgesang  hatte  denselbm  Sinn 
wie  das  phrygische  Liiyerseslied  und  der  Lines,  nämlich  die  Klage 
um  das  Hinschwinden  des  Frühlingsund  des  segnenden,  fruchtreichen 
Naturgenius;   die   mariandynischen  Heroen  Titiag   und  Hfiolag 
(v.  pri  „lieben*'  wie  Jl^ianog)  werden  in  der  Sage  mit  den  idäischen 
Daktylen  und  mit  Marsyas  (ved.  Marüt)   verbunden.  Il^ola  und 
TiTiov  waren  übrigens   auch  Oertlichkeiten  in  Bithynien.  Natnr- 
mythen  kann  sich  jedes  Naturvolk  selbst  erzeugen;  wir  braachen 
desshalb  Beeinflussung  durch  den  syrischen  Adoniscult  nicht  anzu- 
nehmen. 

Die  Arier,  ein  Beitrag  znr  historischen  Anthropologie  von  Theodor 
Poe  sc  he,  Jena  1878  Costenoble.  (236  S.) 

Der  Verfasser  stellt  die  Hypothese  auf,  dass  die  Arier  in  ihrer 
ursprünglichen  Beinheit  eine  eigene  Bace  gebildet  haben,  die  sich 
1.  durch  hohe  Eörperstatur  2.  durch  weisse  Haut  3.  durch  blonde 
Haare  4.  durch  üppigen  Bartwuchs  5.  durch  Dolichokephalie  chanüc- 
terisierte,  und  dass,  wo  immer  Blonde  nachweisbar  sind,  die  Existenz 
von  Ariern  angenommen  werden  muss ,  also ,  wie  bei  Germanen  und 
Kelten,  Slaven  und  Finnen,  ebenso  gut  auch  bei  den  Tuäreg's  der 
Sahara  und  Guancho*s  der  canarischen  Liseln,  bei  den  alten  Seren 
und  einem  Kranz  von  Völkern,  die  vom  Baikalsee  bis  zum  Aral  sassen; 
die  placenta  all  dieser  arischen  oder  blonden  Stämme  findet  er  in  den 
Rokitnosümpfen  am  Pripjet,  wo  alle  Organismen  die  ausgesprochenste 


n.  Poesehe t  Die  Arier,  ang.  ¥.  W.  Tammchek. 


850 


NeigüDg  zum  AlbiDismiia  zeigen;  von  da  haben  sich  die  Blondmi 
nach  allen  Seiten  hin  verbreitet,  sie  sind  schon  2000  Jahre  v.  Chr, 
iß  Nerdafrika  nachweisbar  und  sind  andererseits  tief  nach  Hochasien 
Torgedrungen ;  die  blonden  arischen  Eroberer  haben  sich  hier  wie 
dort  mit  den  Mägden  der  unterworfenen  dunklen  Eacen  vermiecht 
and  bei  dieser  Mischung  erhielt  eich  das  physische  Eacen element  der 
Herren  in  völliger  Reinheit,  wahrend  deren  Sprache  in  jener  der 
Unterworfenen  spurlos  aufging;  so  kommt  es,  dasa  z.  B.  Tuäreg's 
und  Kirgisen    keiuepwegs   arische  Sprachen   sprechen.  —  Poeeche 
h&lt    es  für  ausgemacht,  dass  dk  dolichokephate  Kopfform  in  der 
Mischung  leicht  zerstört-  werden  könne,  der  Albinismus  nicht-  dieser 
gewinne  in  der  Mischung  an  Boden ;  Ausnahmen  in  der  Vererbung 
seien  stets  zu  Gunsten  der  Blonden ;  wahrscheinlich  steht  der  ganzen 
Menschheit  ein  Wechsel  des  gesammten  Colorits  von  dunkel  zu  hell 
bevor  2  Andern  Ortes  gesteht  er  jedoch  selbst  zu»  dass  weder  Kelten 
noch  Germanen  und  Slaven  und  schon  gar  nicht  die  antiken  Völker 
and  die  arischen  Glieder  Asiens  ihren  blonden  Typus  nach  erfolgter 
Mischung  bewahrt  haben,  die  Sprachen  der  Arier  dagegen  breiteten 
lieh  stets  weiter  und  gründlicher   aus  und  dürften  einst  auf  dem 
ganzen  Erdball  vorherrschen!  —  Während  P,  gleich  anfinglicb  der 
Sprache  nur  eine  sehr  untergeordnete  Berücksichtigung  bei  der  Kacen- 
eintheiluTig  gestattet,  weil  die  Menseben  ungeheure  Zeiträume  hin- 
durch ohne  articulirte  Sprache  waren  und  auch  seit  der  Sprachhildung 
ihre  Sprachen  oft  vertauschten,  erkennt  er  doch  hinwieder  in  der 
S]irache  ein  „uraltes  Racenmerkmar*  und  nimmt  eine  „ursprüngliche 
Ccntürdanz  des  physischen  Habitus  uud  der  Sprache"  an  i  die  blonden 
Volker  sanimt  und  sonders  sprachen  arisch !  (Auf  sprachlichem  Gebiet, 
Deltonbei  bemerkt,  ist  der  Verf.  imr  schwach  zu  Hause;  S.  132  be- 
gegnet gar  ein  russisches,  wahrscheinlich  aus  einem  eugl.  Essay  her- 
pekoltes  Chemosum    „Schwarzland*']    S.  189    präsentiert   sich  die 
nruäkiache  Larthia  als  eine  ,, Lordin**  etc.)  —  Während  P.  die  hohe 
Oestalt  gleich  anfangs  als  ein  Hauptmerkmal  der  blonden  Kace  an- 
nimmt, stellt  er  in  Cap.  X.  auf  Grund  eines  altpommer*schen  Schädels 
4m  Typus  der  ältesten  Arier  als   dem  der  Esquimaux  ganz  nahe 
«lebend  hin:  »je  niedriger  der  Anfang  um  so  höher  der  erklommene 
Stimdpanct"  1  Da  der  besagte  Ponimei-schädel  nicht  über  die  Anfönge 
imerer  Zeitrechnung  zurück  datieren  soll,  muss  sich  der  zwergartige 
VrUonde   über  Nacht   zu  einem  riesenhaften  Berserker  entwickelt 
)}^^ii!  —  Kritiklos  sind  des  Verf.  historisch-ethnologische  Angaben 
||i«r  die  Skythen  und  Genossen  (cap.  XIIl),  über  Thraker  und  Ar- 
^mtDitr  (XVI),  über  Etrusker  und  Italer  (XVIII),  und  namentlich 
thtr  die  Germanen  (XIX);  er  scheut  sich  nicht,  ohne  Röcksicht  auf 
die  Forschungen  eines  Kaspar  Zeues,  Hypotliesen  auszukramen,  die 
kiam  der  ärgste  Slavomane  gegenwärtig  aussprechen  möchte;   die 
Tandiler  ai.  B,  sind  ihm  »»wendisierte'*  Germanen,  die  Burgunder 
btonsche**  Slaven,  die  Sueven  und  Schwaben  natürlich  ,»SIaven** 
ci«*  iiia  iMvaiar  T.ArUeBy  aogar  die  Vindelici  Wenden  — 


860  Th,  Poesche,  Die  Arier,  ang.  v.  W.  Tamasckek, 

Wii*  unserseits  fassen  die  Blondheit,  den  Mangel  an  Farbwtoff 
in  Haut,  Haar  und  Aug,  als  eine  Abnormität  im  menschlichen  Typus 
auf,  die  sich  auf  mehreren,  von  einander  weit  entlegenen  Gebieten  dar 
Erde  unter  geeigneten  klimatischen  Verhältnissen  und  unter  gewissen 
Lebensbedingungen,  die  noch  näher  erforscht  werden  mfis8an,am 
Laufe  der  Zeiten  ausbilden  konnte,  ohne  dass  damit  ein  besonders 
inniger  Zusammenhang  aller  blonden  Stämme  in  Bace  und  Deseendenz 
sich  aussprechen  musste.  Der  Satz  Linn^'s  „nimium  ne  crede  colori'^ 
gilt  auch  für  den  Menschen ;  namentlich  die  Farbe  der  Augen  kann 
in  geringstem  Grade  Anspruch  daraufmachen,  einen  Bacencharakter 
darzustellen.  Eine  hellere,  bis  zum  reinsten  Weiss  fortschreiteode 
Färbung  der  Haut  konnte  sich  aus  der  gelben  Färbung,  wie  sie  dem 
meines  Erachtens  ursprftnglichsten  Menschentypus,  der  mongolischen 
Bace,  eigen  ist,  in  allmäliger  Entwicklung  und  Yariirung  gerade  so 
herausbilden  wie  nach  der  anderen  Seite  hin  die  dunklere  Färbung 
der  südlichen  Stamme.  Wir  dürfen  uns  nicht  wundem,  wenn  wir  anter 
Türken  und  Mandiu's  blonde  Stämme  antreffen  sollten  —  werden  uns 
aber  hüten,  irgend  einen  besonders  innigen  ethnologischen  Zusammen- 
hang dieser  Blonden  mit  den  arischen  Blonden  smzunehmen.  Diese 
altaischen  Blonden  existieren  nun  wirklich ;  nur  bedürfen  Poesche's 
Angaben  über  dieselben  sehr  der  Correctur  und  der  Ergänzung. 

Poesche  stützt  sich  (S.  27)  auf  Bitter;  der  grosse  Geograph 
hinwieder  ist  Angaben  und  Hypothesen  Elaproth*s  und  Abel-Bemu- 
sat's  gefolgt,  die  sich  nachträglich  zu  grossem  Theile  als  unrichtig 
erwiesen  haben.  Es  ist  das  Verdienst  des  Berliner  Akademikers 
W.  Schott,  den  „Kranz  blonder  Völker"  im  Altai  auf  das  richtige 
Mass  gebracht  zu  haben.  Weder  sind  die  Tug-ti  und  Te-ta  Geten 
oder  Goten,  noch  auch  berichten  die  sinischen  Schriftwerke  von  den 
A-lan-na,  den  Khu*te  und  den  8u-le,  dass  sie  blond  und  blauäugig 
gewesen  seien,  lieber  die  U-sun  bietet  allerdings  Ma^tnan  Lin  fol- 
gende Angabe  (nach  Schott) :  „sie  waren  an  Gestalt  von  allen  Völ- 
kern der  Westländer  verschieden;  diejenigen  nördlichen  Barbaren 
unserer  Zeit,  welche  blaue  Augen,  rothen  Bart  und  einen  Körper  wie 
Affeu  haben,  stammen  von  ihnen  ab^.  Unter  diesen  Barbaren  ver- 
steht der  Polyhistor  wahrscheinlich  die  „gelbköpfigen"  Cu-fci's 
(Dzui'dieh),  einen  mandzu-tungusischen  Stamm,  den  gelbes  Haar 
und  grünliche  oder  hellgraue  Augen  auszeichneten.  Die  Hiunnu  der 
sin.  Annalen  mochten  in  ihrer  Mitte,  unter  den  ihnen  unterworfenen 
Stämmen,  solche  Blonde  zählen;  schon  im  Si-king  ist  von  den 
„nordischen  Barbaren"  die  Bede,  welcbe  ihre  Haare  in  Zöpfen 
flechten  und  deren  Augen  grünlich  gefärbt  sind.  Da  die  Hiannu 
noch  im  1.  Jh.  n.  Chr.  in  Centralasien  das  mächtigste  Volk  waren 
und  alles  Gebiet  zwischen  Cina  Tübät  und  Iran  beherrschten ,  so 
dürfen  wir  auf  sie  folg.  merkwürdige  Notiz  des  Plinius  (VI  §.  88) 
beziehen,  die  aus  dem  Munde  der  aus  Sailän  an  Kaiser  Claudias 
abgeschickten  Bäga's  stammt:  ^SEBAS  excedere  hominum  magni- 
tudinem,  rutilis  comis,  caeruleis  oculis,  oris  sono  truci,  nnllo  con- 


TK  PoescM,  Die  Arier»  mg,  v.  W,  TomoAcMi, 


sni 


Bio  linguae".  Die  hunnischen  Ephthaliteu  werden  in  byz&nt. 
^Bericbten  I^l^amI  gonanut*  Auf  ein  altes  bloodes  Element  bei  den 
Törken  könnte  auch  das  Prädicat  ^av^oi  weisen,  das  Kallimachos 
(rielleicht  nach  einer  Stelle  des  Aristeas)  den  y^^tfuaanoi  zu- 
lieili;  Arjamä«;;pü  d,  h.  „Besitzer  folgsamer,  gezö-hmter  Rosse** 
nämlich  der  Nanie,  womit  die  iranischen  Nordstämme  die 
Aschen  Reiterhorden  bezeichneten.  Das  Thang-su  (618 — 907) 
Jitöt  über  dag  am  oberen  Kern  (Jeni^ei)  sesshafte  Volk  der 
^ie-ko  (Kii'got,  Kirgizen):  „sie  waren  grosse  und  starke  Leute 
W|'  r5thUdiem  Kopfhaar^  glänzend -weissem  Gesiebt  und  grQuem 
^hapfel;  »chwarzof«  Haar  galt  bei  ihnen  für  ein  böses  Omen^ 
^Bb  Schott).  Noch  in  der  Gegenwart,  nach  1000  Jahren,  hat 
^P  l'eberresto  dieser  blonden  Altaior  aufgespürt,  bei  den  Sojot 
mt  kleinen  Jenisei  oder  KemOyk.  Während  dt^ren  westliche  Nach- 
^m,  die  TOlös  (arab.  Tnlas)  und  die  Tirgeä  (arab.  Turqis,  sin. 
^Hd-ii),  als  überwiegend  schwarzhaarig  beschrieben  werden,  heisst 
P^oD  dou  Sojot  (Radlolf,  Proben  der  Volksüteratur  da^r  türk: 
Stamme  Südsibiriens  1,  166):  y,Sie  zerfallen  in  die  schwarzen  und 
in  die  gelben  Sojonen.  Die  schwarzen  wohnen  an  der  russischen 
i^gaaze ;  bei  ihnen  gibt  es  wenig  Blonde,  viele  Schwarze ;  ihre  Gr{>ese 
iH^edentender  als  die  der  Altaier,  ihre  Gesichter  sind  lang.  Man 
^Bblt,  die  Kirgizen  sollen  ehemals  ihre  Nachbarn  gewesen  und 
^H  mit  ihnen  vermischeod  endlich  in  ihnen  autgegangen  sein.  Die 
MBen  Scjouen  wohnen  mehr  landeinwärts ;  sie  bestehen  zur  HäUte 
m  blonden  Leuten,  ihre  Grosse  und  Gestalt  ist  ebenso  bedeutend 
'  ^die  der  schwarzen  Sojonen'*.  Die  gelben  Sojot  sind  wol  öeber- 
jener  alten  Kie-ko,  die  schwarzen  dagegen  ein  Misch volk  ans 
I6n  und  Samojeden ;  das  sojotische  war  wie  das  koi  baiische 
j  karagassische  ursprünglich  nicht  ein  türkischer,  sondern  ein 
p^jedischer  Dialekt. 

Hier  sehen  wir  die  mongolische  Kace  in  einer  hellen,  blonden 

Ition  anftreten.     Ebenso  dürfen   wir  annehmen ,    dass  die  von 

I  Erscheinungscentrum    der  Menschheit  ziemlich  frühe 

,imitische  Völkerfamilie,  die  sich  im  Allgemeioen  durch 

be  Hautcomplexion  auszeichnet,  Sprossen  getrieben  haben 

sich  zur  Hellfarbigkeit  entwickelten.  Wir  werden  gut  thun, 

r  ^hellfarbigen^  Tehennu   der  aegypt.   Denkmäler    als  das  den 

engürtel   entlang  alieinheimische  und  unvermischte  maurisch* 

fische  Volkselement  hinzunehmen,  das  seine  reinste  und  hellste 

rung   in   den  Guancho's  der  canarischen  Inseln  und  noch 

_.    sere  Tage  in  den  Tuäreg's  oder  Imösagh  (aogypt,  Aniäzigh 

ik,  gr.  Ma^Cveg  Ma^ieg  MaLiz-eg  31atax6^)  gefunden  hat. 

iwlngi  uns,  die  Kelten  zu  Hilfe  zu  rufen,  deren  blonder  Tyims 

bea  Stammjande   selbst   immer  mehr  verloren  gieng  und 

rorlich  gerade  im  Norden  der  Sahara  so  rein  erhalten  haben 

die  Dolmen's  von  Tanger  können  eben  so  den  Berbern  an- 


8tt2    H.  Böttger,  Wohnsitze  der  Deutschen,  ang.  ?.  TT.  TomoKkek. 

gehören,  wie  die  Steindenkmäler  der  Khassiya's  in  Asam  eben  nur 
diesem  Volke  eigen  sind. 

Was  die  Frage  der  ältesten  Heimat  der  Arier  betrifft,  so  hat 
unzweifelhaft  Benfey  das  Eichtigere  getroffen,  der  das  südlich  Yon 
dem  waldreichen  Wolgagürtel  sich  ausdehnende  Acker-  und  Steppoi- 
gebiet  den  nomadischen  und  doch  auch  schon  Ackerbau  treibenden 
Ariern  zuweist.  Ich  getraue  mich,  speciell  aus  der  Sprache  der 
Mordwa*s  an  der  mittleren  Wolga  den  Nachweis  zu  liefern,  dass 
unmittelbar  an  den  südlichen  Grenzmarken  dieser  finnischen  Y^ilker* 
schafb  die  reinsten  Arier,  zumal  die  Litauer  und  der  sanskrii-epre- 
chende  Stamm,  ihre  Heimat  gehabt  haben  müssen;  doch  mag  sich 
das  arische  Terrain  auch  weiter  nach  West  und  Ost  erstreckt  haben: 
nach  Westen  bis  zu  dem  Karpatenwall ,  den  alsbald  die  Kelten  so 
wie  die  nachmaligen  Illyrier,  Italer  und  Qraeken  zu  überschreiten 
versuchten  —  nach  Osten  hin,  entlang  den  salzreichen  Binnen- 
sümpfen, bis  zum  Aral,  an  dessen  Stromadem  sich  die  nomadisdie 
Welt  der  Ostarier  nach  Innerasien  ergoss.  Der  Kaukasus  mit  seiner 
allophylen  dicht  geschlossenen  Bevölkerungsmasse  war  zu  einem 
Durchgangsgebiet  weniger  geeignet.  Im  Norden  aber  sassen  die 
blonden  Finnen,  namentlich  die  Budinen  oder  „Wasserleute*',  die 
uns  Herodot  so  treffend  schildert,  dass  Niemand  in  ihnen  die  heu- 
tigen Wotjäken  und  Syrjänen  verkennen  kann. 

Wohnsitze  der  Deutschen  in  dem  von  Tacitus  in  seiner  Oermanit 
beschriebenen  Lande,  von  Dr.  Heinrich  Böttger.  Stuttgart  1B77. 
Grüninger.  (XX,  78,  3  Karten;  Preis  10  Mark.) 

Der  Verfasser  der  „Brunonen"  macht  in  der  vorliegenden 
Schrift  den  Versuch  die  Grenzen  derjenigen  germanischen  Stämme, 
welche  Tacitus  in  seiner  Germania  anführt,  auf  Grundlage  der 
mittelalterlichen  Diöcesau-  und  Gaugrenzen  zu  reconstruieren ;  es 
ist  somit  dieses  Werk  ein  Pendant  zu  seinen  .,Diöcesan-  und  Gau- 
grenzen Norddeutschlands  I.  IL  III.  IV.",  und  für  den  Geschichts- 
foi-scher  deshalb  unentbehrlich,  weil  es  zu  dem  in  jenen  vier  Ab- 
theilungen gesammelten  und  verarbeiteten  Quellenmateriale  die 
noth wendigen  Karten  liefert,  nämlich  eine  drei  Fünftel  von  Deutsch- 
land umfassende  Gaukarte  und  eine  dasselbe  Gebiet  deckende  Di5- 
cesankarte;  die  dai-aus  entworfene  dritte  Karte,  die  Völkerkarte 
der  ältesten  Germania,  erhält  ihre  Begründung  in  dem  beigefügten 
Texte,  worin  einschlägige  Stellen  aus  Caesar,  Strabo,  Velleins. 
Tacitus,  Plinius,  Ptolemaeus,  Die  Cassius  u.  a.  Autoren  herange- 
zogen und  zurecht  gelegt  werden.  Die  Originalquellen  sind  aber 
weder  so  vollständig  gesammelt  wie  etwa  bei  K.  Zeuss  —  z.  B. 
fehlt  das  nicht  unerhebliche  epigraphische  Material,  es  fehlen  die 
durchaus  nicht  unwichtig^  Namen  der  römischen  Weltkarte  — . 
noch  sind  sie  übersichtlich  und  klar  geordnet.  Auf  die  namhaften 
Forschungen  der  Vorgänger  ist  selten  Rücksicht  genommen ;  alles 
z.  B. ,  was  Müllenhoff  auf  diesem  Gebiete  geleistet,  ist  unbeachtet 


rörasiS«  der  Deutschen,  &ng«  v.  W*  Tomoit^k,    8(13 

^'^blieben.  Wol  aber  8t68st  man  hie  und  da  auf  recht  veraltete  uuii 
voa  der  Kritik  längst  beseitigte  Namensformen;  in  Idistaviso  z.  B. 
will  der  Verf»  durchaus  „id  is  te  Wiese/**  erkennen  (S.  45), 

Wie  Böttgcr  selbst  näher  darlegt»  wurde  der  Gedanke,  dass 
die  Bpäteren  Gaugrafschaften  und  Herzogtbßmer,  sowie  namentlich 
die  Diöcesaneintbeilung  sich  mehr  oder  weniger  au  die  alten  Völker- 
und  Stainmesgrenzen  angeschlossen  haben,  zuerst  von  L,  v.  Ledebur 
in  der  gehaltvollen  Schrift  ^,Land  und  Volk  der  Brukterer"  (Berlin 
1827)  aogeregt  und  für  die  Lande  zwischen  Weser  und  ünterrhein 
durchgeführt.  Was  Ledebur  begonnen,  wollte  nun  BÖttger,  auf  lang 
dauermie  Studien  sich  stützend  —  zur  Umgrenzung  von  174  Gauen 
und  Bl  Untergauen  bedurfte  er  der  Mussezeit  von  40  Jahren  — 
weiter  fortführen.  Während  alle  Geschieb tsch reiber  der  gennani- 
jächen  Vorzeit  nur  im  Allgemeinen  die  ungefähren  Grenzen  der  ein- 
■^lu  ^cn,  ohne  dieselben  auf  der  Karte  genau  und 

HfQi  teilen^  so  das.s  der  Willkür  und  dem  Inthum 

rThÖr   und   Thor  geöffnet    ist   und   mau    um  keineu  Schritt  weiter 
kommt;  während  selbst  die  Arbeiten  Spruner-Menke's  und  Watte- 
rjchs  aller  Genauigkeit  ermangeln  (Kieperts  Karten  werden  von  W 
LgMr  nicht  erwähnt^  jene  Wietersheims  im  Nachtrag  S«  72  kurz  ab- 
IjHbrtlgt):  will  uns  Böttger  in  seiner,  von  Ort  zu  Ort  urknudfich 
^Swiesenen ,    durch    eine  Diöcesankarte    begründeten  Gaukarte   die 
erste  wirkliche  V5lkerkartö  geboten  haben.  —  Wir  anerkennen,  das»« 
es  wirklich  an  der  Zeit  ist  der  historischen  Geographie  Gesammt- 
detitschlands  mehr  Aufmerkjsamkeit  und  Arbeitskraft  zuEuwenden, 
wozu  die  Kräfte  Vieler  erforderlich  sind  \  wir  halten  die  bisher  auf 
I  dte«ein  Gebiete  erzielten  Resultate   noch    sehr  der  Ergänzung  und 
I  der  kritischen  Sichtung  bedürftig,  und  freuen  uns  darüber,    dass 
non  qaellenmissi^  begründeten  Diöceaan-  und  Gau- 
ireten  ist;  aber  wir  leugnen,  dass  die  Grenzen  der 
mitt^laiterlichen  Diöcesen    und  Gaugrafscbaften   allerorten   die  un- 
trügliche Grundlage  für  die  Abgrenzung  der  ältesten  germanischen 
VMkerstÄmmo  abgaben  kennen.  Wol  mag  die  Wahrnehmung  Lede- 
barsfi,  dass  sich  zwischen  der  illtesten  Zeit  und  dem  späteren  Mittel* 
alter  nicht  selten  überraschende  Congruenzen  ergeben,  für  manche 
'  hlands,  deren   Bcvi'ülkoruug  minder  stark  auf  und 

0  angestnmmton  Sitzo  treuer  festhielt,   z.  B.   frtr 
i   und  die  niederrheinischen  Lande,  auch  selbst  für  Hessen, 
lochtigung  haben.   Für  das  grosse  Gesammtdeutschland  aber 
B<Mt^er  die  Bedenkon  de«  Freiherrn  Bodo  v.  Oodenberg  (Vor- 
S.  XI)  vollauf  lieherzigen  i^ollon.  Gewiss  muss  man  boachton, 
von  dt»r  Zeit  des  Tacitns  und  Ptoleraaeua  an  bis  zum  Schlüsse 
yeri  "  in)   die  Völkerznge   nn-i    ^ 

erii  5,  tmd  dass  für  diese  Ml 

get  roriHchn  Daten   fr  f   mit  der  Zeit  Karl   li 

bej^ii.,  .,  ,  r  das  eigentliche  II  ..-   ...itid  stabile  Verhältnisse, 
von  ^  an  haben  wir  wieder  Nachrichten  Ql>er  die  Topographie 


864    H,  BoUger^  Wohnsitze  der  Deatschen,  ang.  v.  W.  Towuuduk, 

der  deutschen  Lande,  über  die  Oau-  and  StammesverhUtnisse.  Wie 
haben  sich  aber  diß  Verhältnisse  seit  Tacitus  Zeiten  geändert!  Die 
alten  YGlkernam^n  sind  grSsstentheils  yerscholien,  die  Stfirme  der 
Völkerwanderung  haben  in  vielen  Theilen  das  altansäsaige  Element 
weggefegt,  das  Christenthum  die  alte  Sinnesart  und  das  alte  Her- 
kommen umgestaltet;  neue  Namen,  neue  Sonderbezeichnungen  haben 
sich  festgesetzt,  und  den  ganzen  Osten  Deutschlands  bis  znrElbe 
und  Saale,  stellenweise  noch  darüber  hinaus,  haben  fremde,  slavische 
Stämme  inne.  Und  da  sollen  sich  die  alten  Gaugrenzen,  wie  sie 
zu  Gaesar*s  und  Tacitus'  Zeiten  bestanden,  allerorten  unverändert 
und  unverletzt  erhalten  haben  ?  Gerade  so  wenig  wie  die  slavischen 
Sorben  ruhig  und  gewaltlos  in  den  hundert  Gauen  der  snevischen 
Semnonen  sich  eingenistet  und  diese  Hunderttheilung  schonongsvoll 
gewahrt  haben  werden,  ebensowenig  werden  selbst  die  drängenden 
deutschen  Brüder  die  Marken  der  Gedrängten  und  Verdrängten 
glimpflich  geschont  und  die  Grenzen  ihrer  Vorgänger  genau  ein- 
gehalten haben.  Sind  wir  auch  darüber  im  Beinen,  ob  die  mittel- 
alterlichen Urkunden  und  Chronisten  mit  dem  Ausdruck  pagus  den- 
selben Sinn  verbinden,  wie  Caesar  und  Tacitus,  und  ob  darunter 
stets  eine  Stammesgenossenschaft  oder  selbst  Gaugrafschaft  und 
nicht  auch  dann  und  wann  ein  einzelner  Weiler,  eine  Dorfschaft 
verstanden  werden  muss?  Auf  BOitger^s  Gaukarte  begegnet  z.  B. 
in  Thürigen  ein  Gau  Languizza  (zuerst  genannt  a.  932  in  einer 
Urkunde  bei  Wenck) ,  den  man  trotz  der  slavischen  Namensform 
mit  dem  heutigen  Langwiesen  an  der  lim  in  Verbindung  zu  bringen 
versucht  hat;  aber  auch  in  dem  benachbarten  Gaue  Orla  findet 
sich  bei  ihm  der  Weiler  Longawitzi  (a.  1074  in  einer  Urkunde  bei 
Schultes)  verzeichnet  —  muss  man  nicht  annehmen,  dass  unter 
beiden  Namen  eine  und  dieselbe  Oertlichkeit  verstanden  werden 
muss?  • 

Wir  denken,  die  historische  Topographie  und  Ethnographie 
Deutschlands  muss  ganz  anders  behandelt,  auf  ganz  anderen  Grund- 
lagen aufgebaut  werden.  Zuerst  entwerfe  man  nach  dem  heutigen 
Stande  der  Dinge  mit  Berücksichtigung  der  herrschenden  Volks- 
dialecte,  so  wie  der  Hauptunterschiede  in  Volksart  und  Sitte,  in 
Ra^e  und  Eörpermerkmalen ,  so  weit  es  überhaupt  noch  möglich 
ist,  eine  Stamm oskarte ;  dann  gehe  man  zurück  in  die  vergangenen 
Jahrhunderte  und  entwerfe  für  die  wichtigsten  historischen  Epochen 
(Beformationszeitalter,  Zeit  der  Hohenstaufen ,  Zeit  der  Ottonen, 
karolingische  Zeit)  genaue  topographische  Karten  mit  Zugrund- 
legung  der  politischen  Grenzen,  der  Diöcesan-  und  Gaueintheilong, 
und  construiere  parallel  dazu  ethnographische  Karten,  wobei  die 
sprachlichen  Unterschiede,  wie  sie  in  der  topographischen  Nomen- 
clatur  hervortreten,  vor  allem  berücksichtigt  werden  müssten  — 
es  ist  ja  bekannt,  dass  z.  B.  die  westfälischen  und  frisischen  Orts- 
namen ihren  eigenen  Typus  besitzen,  eben  so  die  schwäbischen, 
die  alemannischen;  ferner  die  Ortsnamen  in  den  einst  von  slaTJ- 


hlatli^ni«  und  Phjsikal  Leiirbücher^  ang.  r.  J.  G,  WoUenim.     805 

aclien  StitnixieD  oc^apierten  Gebieten;  endlich  müsste  die  Konieu- 
datur  römischen  und  keltischen  Ursprungs  Bcharf  gesondert  wer- 
den ^ ;  Ton  der  karolingiächen  Zeit  bis  in  die  älteste  Epoche,  bis 
sum  Zeitalter  des  Tacitus  und  noch  weiter  zurück  ^  ist  die  Kluft 
allerdings  schwer  auszufQUen,  das  Quellenmaterial  ist  lückenhaft, 
(las  was  die  Chronisten  und  die  clasaischen  Autoren  bieten  muss  nicht 
sriten  aus  den  Sagenbüchern  (man  denke  an  die  Edda^  an  Bao- 
mlf)  trrgäii'/t  und  berichtigt  werden;  nur  die  eindringendste  Entik, 
die  umfaaaexidfite  Combinationsgabe ,  die  allseitige  Eenninis  der 
sprachlichen,  mythologischen,  socialen,  hiBtorischen  und  praehiato^ 
risehea  Verhältnisse  können  das  nothwendige  Küstzeug  abgeben, 
UB  EU  unanfechtbaren  Besul  taten  zu  gelangen*  MüllenhofiT  vor 
iiiem  wäre  der  Mann,  der  dieses  RQ^t^tzeng  in  roUem  Masse  he- 
4fifle,  der  im  Stande  wäi  e,  ein  Gemälde  der  ältesten  Epoche  Ger- 
mamens  zu  entwerfen,  das  wiirdig  wai'e  der  deutschen  Wißsenschaft, 
der  deutschen  Nation, 


öraz. 


Wilhelm  Tomaschek. 


Methodisch  js^eordnete  Sammlung  von  Beispielen  und  Aufgaben 

ans  der  Algebra  aud  allgemeinen  ArithiDetik  für  die  Mittelschulen, 
Lehrerbild uugsanätAt teil  und  andere  gleichetebendc  Lehranstalten; 
ton  Dr,  Franz  Walle  ntin,  Prof.  am  Comm.-R^-'al-Obergjfranasium 
in  Mariahilf.  I/Theih  Preis  fl.  1  20;  2.  Theil:  Preis  fl.  l*6ü.  Wien, 
Druck  and  Verlag  von  Carl  Gemld^a  Sobn.  1878. 

Vurliogende  Aufgabensammlung,  beiDahe  9000  Kxempel  ent- 
lialtend,  soll  nach  der  vom  Verfasser  ihr  beigelegten  Bestimmung 
eine  Begleiterin  des  Schülers  während  des  gaus^en  algebraisch giu 
Unterrichtes  an  Mittelschuien  sein.  Dass  durch  das  vorliegende 
Buch  j«?denfall8  einem  wichtigen  ünternchtsbedürfnisse  insoferne 
tntfiprocheu  wird,  als  ein  Wechsel  ntit  dem  Aufgabenstoffe  von  Jahr 
la  Jahr  nicht  nur  erwünscht^  sondern  aus  pädagogiscben  Gründen 
luadesa  geboten  ist,  und  dass  diese  SammluDg  an  Reichhaltigkeit 
iir  Aufgaben  die  meisten  andern  bestehendüii  Qbertnft,  wiid  jeder 

t"  '  i-;inn  gerne  zugeben.  Eine  vorzügliche  Eigenschaft  derselben 
.  dajjs  wenigsterjB  in  den  unteren  Ciaseen,  wo  mit  dem  al- 
ier in -Im  a  Stoflfe  begonnen  wird,  in  Folge  der  günstig  getrofifenen 
in  !  isiüDt»^  dieser  Sammlung  eio  Lehrbuch  rn  den  Händen  der 
r  entbehrlich  ist;  Keferent  möchte  überhaupt  meinen,  dass 
«uvii  iki  den  oberen  Classen  unserer  Mittelschulen  der  algebraische 
pilterricht  recht  gut  bei  Grundelegung  dieser  Aufgabensammlung 
Eud  des  theoretischen  Vortrages  des  Lehrers  allein  vollkommen  ge- 
deihen könnte»  Dass  Verfasser  —  wie  bald  in  die  Augen  springt  — 
*si  viel  Gewicht  auf  das  Kopfrech nou  und  zwar  nicht  nur  in  den 
Uitarii,  soudern  auch  in  oberen  Classen  legt,  in  Folge  dessen  auch 
S.  B.  jede  Bechnungsoperation  mit  Beispielen  und  Aufgaben,  in 
kltiaeu  Seilen  beginnt,  kann  nur  gebilligt  werden.   Der  Werth  de« 


UiXMk^n  t  4*  ««ton.  Ornu.  t87B*    U.  Btfl, 


55 


%M    lUtheoL  und  PhysikAl  Lehrb&cber,  mg.  v«  J.  G.  Wa 


KopfrechoeDö  ist  ja  so  aner kannte  dass  jeder  gewiss ODhafU  Lei 
der  die  Mühe,  —  eine  solche  ist  allerdings  nothweüdig  —  d^m 
Schüler  die  n^thigeu  Anleitungen  zum  Kopfrechnen  ?.ü  geben,  nicht 
scheut,  demselben  eine  uiciit  geringfügige  Holle  in  seiiieni  Unter- 
richte  zutheilt,  Insbesonders  gilt  dies  von  den  auzusetzendaD  GUi 
cbuugen  und  hier  hat  der  Lehrer  das  beste  Mittel  in  der  Haiid< 
die  Verstandefikraft  des  Schülers  zu  wecken.  Die  Methode,  g%^ 
Fragen  einzuschalten  und  so  bei  manchen  Aufgaben  auf  gewi 
Poncte  des  Vortrages  binzuweisen,  ist  lobenswertb  und  wird  ji 
immer  mehr  und  mehr  berücksichtigt.  Dass  den  Aufgaben  m 
öberall  die  Auflösungen  beigefügt  sind,  findet  Referent  gerechtfei 
eine  Ausnahme  hiervon  treffen  wir  bei  den  Aufgaben  über  Glei« 
chungen,  denen  die  Resultate  vollständig  folgen,  sowie  bei  einigei 
echwierigeren  Rechnungen,  insbesonders  bei  den  Problemen  d^p 
Combinattonslehref  ihrer  Anwendungen  und  des  binomischen  Lehr 
Satzes. 

Im  Besondorn  mögen  noch  folgende  Puncte  Erw&buung  findeß- 
Im  g.  15  («Anwendung  und  Erweiterung  der  Sätze  der 
Multtplicationu)  werden  Aufgaben  über  die  Elemente  der  Cora- 
binationslebre  (Permutationen.  Combinationen  ins- 
besondere), sowie  die  Erbebung  eines  Binomes  auf  ganze  Poieoi* 
exponenten  gegeben  ^  dies  scheint  dem  Referenten  etwas  zu  wttt 
gegangen  zu  sein.  Dieser  Paragraph,  der  für  das  üntergjnma^jQn) 
•  oder  überhaupt  für  die  unteren  Classen  der  Mittelschulen  bestimmt 
iBi,  überschreitet  ganz  entschieden  das  bezügliche  im  Lehri^lime 
für  Gymnasien  gesteckte  Ziel^  in  den  unteren  Classen  nur  min 
Einfachste  von  den  Permutationen  und  CombinatiV 
nena  vorzunehmen;  da  sei  nur  auf  die  Aufgaben  18,  1%  20  und 
ander©  mehr  hingewiesen»  für  deren  Aufifassnug  der  SchQler  des 
üntergymnasiums  doch  sicherlich  nicht  geeignet  ist.  Die  Comb»* 
nationslehre,  die  ohnehin  für  den  Schüler  —  wie  jed  lan 

zur  Genüge  weiss  —  abstracter  als  die  übrigen  algehi  ^  i*Ar- 
tien  istf  moss  in  den  unteren  Classen  möglichst  eingeschriolt 
werden.  Bei  den  Decimalbrücben  finden  sich  sub  liues  hn- 
merkuDgen,  die  sich  aof  die  Correctui-srechnungen  mit  deowlbeD 
beziehen  und  deren  Aufnahme  in  die  Sammlung  nur  wünfichens- 
werth  sein  kann.  Im  Oapitel  »^Aufgaben  über  Ketten  bräche- 
ist  der  Verfasser  auch  iusofeme  zu  weit  gegangen,  alg  er  ian  ^^^ 
eine  Reibe  von  Aufgaben  über  allgemeine  Kettenbi'Oche  trn- 
schaltet;   die  Anwendungen    der    Kettenbrüche   zur  Auflösung  v^m 

Wurzeln,    diophantischen  Gleichungen,  zur  B'-"^^--«- -  •'--  ^  -^ 

rithmen  etc.  sind  den  betreffenden  Capitelu  n 

Die  den  ersten  Theil  beschliessenden  ♦üejcUüiigeD  ^i^'* 
ersten  Grades  mit  einer  Unbekannten  (3! — M)  mü 
mehreren  Unbekannten  (37 — 41)  und  unb*»sti  >»* 

chungen  (42)  siud  in  bedeutender  Zahl  vertreten.   I'  rxi»- 

tung  dieses  Capiteis  ist  mit  vielem  Fleiss  geschehen;  simmiliche  Aflf- 


Msthein.  und  PhjBÜal.  Lehrbücher,  ang.  v.  J.  G*  Wallentin.     867 

gmben  sind  sehr  iostrucUv  i^ewählt  UDd  bezieheD  sich  zumeist  ftof 
pf^kti!$ch  wichtige  Dinge.  Die  iü  der  Lehre  von  den  Potenzen  und 
Wurzeln  sab  Ibea  vorhandenen  sich  auf  die  Correctursrechnungen 
mit  denselben  beziehenden  Anmerkungen  enthalten  sehr  Wichtiges 
ond  soll  der  Lehrer  den  Schüler  auf  die  Bedeutung  des  in  denselben 
QfiBagten  besonders  hinweisen« 

Die  Exempel  über  Verhältnisse  und  Proportionen 
liiitten  nach  der  Ansicht  des  Iteferenten  einen  g&nstigeren  Platz  un* 
mittelbar  hinter  den  Anfgaben  über  Bmche  finden  köanen.  Der 
theoretische  Theil  der  Lehre  von  den  Proportionen  pflegt  ja  und 
dies  wegen  des  inneren  Zusammenhanges  mit  den  Brächen  auch  im 

»Anschlusae  an  dieselben  behandelt  zu  werden.  Unter  den  Aufgaben 
über  quadratische  Gleichungen  finden  sich  auch  solche. 
deren  L5sung  nach  der  Methode  der  Kettenbrüche  bewerkstelligt 
werden  kanu.  Auch  die  Newton'sche  Näherungsmethude , 
deren  Wichtigkeit  bei  der  Auflösung  von  höheren  Gleichungen  erst 
recht  hervortritt,  wird  bereits  hier  an  einem  Beispiele  (171 
pag.  263)  erörtert.  Eine  vorzugliche  Auswahl  von  Aufgaben  bat 
Verfasser  im  §.  71,  enthaltend  Kxempel  über  anzusetzende  quadra- 
tische Gleichangen.  getroffeu.  Die  bei  den  Beispielen  über  nquadra* 
tische  Gleichungen  mit  mehreren  Unbekannten^  gegebenen  Winke 
betreffs  der  leichtern  und  beqnemern  Auflösung  derselben  sind 
?ortheilhaft ;  denn  die  hier  anzuwendenden  Kunstgriffe  vollständig 
in  der  Macht  zu  haben ^  kann  vom  Schüler  nicht  verlangt  werden. 
Dasselbe  gilt  in  noch  erhöhtem  Maasse  von  der  Auflösung  der  un- 
bestimmten Gleichungen  zweiten  Grades,  wo  dem  Schüler  unbedingt 
eine  Anleitang  zu  Theil  werden  muss.  Sehr  zu  loben  ist  der  Um- 
stand, daas  Verfasser  bei  den  Au^ben  über  Zinseszinsen-  und 
Rentenrechnung  T>die  anticipative  Verzinsung,  die  verschiedenen 
Fonnen  der  Renten  und  die  leichteren  Arten  der  Capitalsrückiah- 
long  im  Hinblicke  auf  die  täglich  wachsende  Bedeutung  dieser 
Rechnungsarten  eingehender  berücksichtigt,  als  dies  bis  jetzt  in  den 
aeUten  Aufgabensammlungen  der  Fall  war«.  Die  Eiempel  über 
Permutationen,  Combinaiionen,  Variationen,  sowie  die 
Über  den  binomischen  Lehrsatz  sind  fdr  die  Schule  zweck- 
entsprechend gewählt.  Unter  den  Beispielen  über  Wahrscboinlicb- 
keitarechnung  finden  wir  auch  solche,  die  auf  Lehensversicherungs- 
rechnungen Bezug  haben;  bei  diesen  Aufgaben  ist  die  Sterblich- 

^^tstafel  von  Deparcieuz  an  die  Spitze  geatellt. 

^K     Der  Anhang  I  enthält  Beispiele  über  die  Auflösungsmethoden 

Tw  höheren  Gleichungen  mit  einer  Unbekannten  und  ist  hier  unter 
Anderem  die  Umformung  der  Cardanischen  Formel  zur  Auflösung 
Atr  Gleichungen  vom  drif  >h   durch  trigonometrische  Func- 

tionen, die  Methode  von  i  und  die  von  Enl«r  zur  Lösung 

der  Gleichungen  vorn  vii^rten  Grade  und  die  NähorungHmethode  von 
rton,  sowie  die  regula  falsi  auseinandergesetzt  Wenn  auch  in 
allerwenigsten  Falten  diese  Partien  in  den  obei^n  Clas^seu  u»- 

56  ♦ 


870    Matbem.  und  PhygikaL  Lehrbikcber,  ang.  t.  /.  G.  WmOeHlm. 

recbnuDg  von  tc  aber  in  einer  sebr  feblerbaften  Weise  beachiftigi, 
einer  8<^arf en  Kritik  unterzogen.  Im  Folgenden  finden  sieb  nnr  knne 
Bemerkungen  betreffs  der  Gongmenz,  Affingleicbbeit,  Aehnliebkett, 
Affinität  und  wird  das  Wesen  dor  Collineation  (Projectifitftt) 
erklärt.  Die  Theilung  des  Dreieckes,  der  Parallelogramme,  Trapean, 
der  Vielecke,  der  Kreise  bildet  das  reicbste  Capitel  des  gansen  tot- 
liegenden  Bucbes.  Viele  Constructionen  bätten  bier  nur  angedentsi 
werden  und  das  Uebrige  dem  Scbdler  oder  fiberbaupt  dem  Leser 
dieses  Bucbes  zur  Selbstauflösung  fiberlassen  werden  können.  In  einer 
diesem  Abscbnitte  angebängten  Anmerkung  findet  man  das  Yorirtf- 
liebe  Bucb  von  Q.  Paucker  (Ebene  Trigonometrie,  Königs- 
berg 1822)  citiert,  welcbes  gerade  über  diesen  Theil  sich  eingehead 
verbreitet.  Im  letzten  (X.)  Abscbnitte  (einiges  fiber  neuere 
Qeometrie  und  über  das  Apolloniscbe  Tactianspro- 
blem)  reebnet  Verfasser  die  Beziebungen  der  Kreistrans versaleo, 
insoweit  sie  barmoniscb  genannt  werden  können,  einige  Sitae  über 
das  Sebnen Viereck  und  Tangentenvierseit,  die  Sätze  von  Pascal  (dass 
die  Durcbscbnittspuncte  je  zweier  Gegenseiten  eines  beliebigen  ein- 
facben  Sebnen-Secbseckes  in  einer  Geraden  liegen)  und  die  von 
Briancbon  (dass  die  Verbindungslinien  je  zweier  Gegenscbeital 
eines  beliebigen  einfacben  Tangentensechsseites  dnrcb  einen  Punct, 
den  Briancbon'scben,  bindurcbgehen),  das  wichtigste  fiber  Pol  und 
Polare,  die  Aebnlicbkeitspuncte ,  die  Potenzen  und  PotenzÜBMn 
zweier  Kreise,  den  Potenzpunct.  Das  Apolloniscbe  Problem,  weldies 
Apollonius  von  Pergä  in  der  verloren  gegangenen  Schrift  ^nB^i 
inaqxSv'*  löste  und  das  lautet:  „Gegeben  sind  von  Puncten,  ge- 
raden Linien  und  Kreisen  irgend  drei  in  einer  Ebene,  gesucht  wird 
derjenige  Kreis,  welcher  gleichzeitig  die  drei  gegebenen  Stücke  be- 
rührt"^ ist  bier  in  doppelter  Weise  gelöst,  einmal  sowie  es  gewöhnlicb 
behandelt  zu  werden  pflegt  und  dann  mit  Zuhilfenahme  der  der 
neueren  Geometrie  entnommenen  Begriffe  der  Potenzpuncte,  Aebn- 
licbkeitspuncte und  Aehnlichkeitsaxen,  wodurch  die  Lösung  sich  be- 
deutend vereinfacht. 

Das  vorliegende  Buch  gehört  jedenfalls  zu  denjenigen,  die  am 
meisten  den  planimetrischen  Theil  der  Geometrie  in  Bflcksicbt  ziehen ; 
die  Behandlungsweise  ist  gediegen,  die  Sprache  ist  klar  und  auch  in 
den  schwierigeren  Partien,  beispielsweise  in  der  neueren  Geometrie 
leicht  verständlich.  Zum  Schulbuch  durfte  sich  diese  »ebene  Geo- 
metrie" wol  desshalb  nicht  eignen,  weil  sie  zu  viel  des  Stoffes  ent- 
hält und  an  ein  Aufarbeiten  desselben  wol  nicht  zu  denken  ist.  Dock 
zum  Selbstudium  und  insbesonders  för  solche,  welche  eine  mittlere 
Schule  absolviert  haben  und  sich  später  noch  mit  matbematisehen 
Studien  beschäftigen  wollen ,  hält  Beferent  vorliegendes  Lehrbock 
fär  eines  der  geeignetsten.  Die  Ausstattang  ist  eine  sebr  gelungene, 
der  Preis  von  3  Mark  ein  im  Verhältnisse  zu  den  bedeutenden  Vor- 
zügen desselben  sehr  geringer. 


Matfaem»  and  PhyBikal.  Lehrbücher,  ang,  v.  J,  0.  Wfül^nÜn.    871 

Vorleeungen  über  einige  neuere  Fortschritte  der  Physik.  Von 

1  P.  G.  Taitw  Autorisierte   deutsche  Ausgabe   von  G.  Wertheim,  Mit 

L in  den  Teit  eingedrückten  HoliÄtlchen    Braunschweig;    Druck  und 

^H      Verlag  von  Friedrich  Vieweg  und  Sohn.  1877. 

^V  Der  Verfasser,  welcher  in  der  physikalischen  Welt  sich  eines 
I  bedentenden  Rufes  erfreut^  hat  es  auf  den  Wunsch  einiger  seiner 
'  Freunde  bin  unternuminen,  die  im  PrühJÄhre  1874  zu  Edinburg 
gehaltenen  Vorlesungen  zu  veröfiTentlicheD.  Ks  ist  ein  schätzene- 
r  Zug  mancher  bedeutender  Physiker  die  Ergebnisse  ihrer 
en  Thätigkeit  zu  popularisieren  und  sie  in  Form  von  Vor- 
ingen oder  Vorträgen  ihren  Zeitgenoasen,  die  ihnen  auf  dem  hohen 
der  Theorie  nicht  folgen  konnten,  darzubieten.  Dasa  Datürjlch 
ie  Tollständige  Popularisierung  eines  physikalischen  Themas 
ht  immer  möglich  ist,  zeigt  8ich  bei  der  Durchsicht  der  „populär 
wissenschaftlichen  Vorträge"  von  H.  Helmholtz,  ferner 
der  Schriften  Tynd all s  (Über  Wärme  aU  eine  Art  der  Be- 
wegung, über  Licht,  Fragmente  aus  den  Naturwissen- 
schaft eu,  Furaday  und  seine  Entdeckungen  etc.). 
^^  Die  von  G.  Wertbeim  gelieferte  deutsche  Ausgabe  der  Vor- 
^Heungen  von  P,  G.  Tait  schliesst  sich  den  allgemeinen  Typus  be* 
^H<dfend  den  obenerwähnten  Schriften  an,  mit  dem  einzigen  önter- 
^^Hbhiede,  dass  Tait  auf  verhältnismässig  eehr  geringem  Eaume  eine 
^Tlenge  von  neuen  Forschungen  bringt  und  durch  diese  Cumalation 
derselben  die  erwünschte  Klaiheit  und  Durchsichtigkeit  des  Ganzen 
etwas  beeinträchtigt  wird.  Wenn  aber  auch  das  grosse  Leserpublicum 
sicherlich  nicht  in  allen  in  dieser  Schrift  erörterten  Puiicten  voll-^ 
ständig  Klarheit  erlangen  wird,  so  ist  sie  doch  speciell  fUr  den 
Physiker  vom  Fach  ungemein  schätzbar  und  eine  Fundgrube  von 
originellen  Gedanken. 

atechismus  der  Physik  mm  Gebruuche  bei  der  Repetitioti,  Von  Prof. 
Dr.  Am  J.  Temme,  Oberlehrer  am  Gymnasium  zu  Warendorf.  Pa- 
derborn, Verlag  vou  Ferdinand  Schonigb,  1876, 

Die  sokratische   Methode    des   Unterrichtes  wird   mit  Becht 

^e  vielfach  angewendet,  weil  durch  sie  der  Schüler  durch 

ndesschlösse    auf  vollkommen   genetischem  Wege   allmählig 

^  aber  gründlich  zu  dem  Resultate  über  eine  Frage  geführt  werden 

Seibstthätigkeit  der  Schüler  ist  ja  in  allen  Wissenschaften  die 

Hauptsache,  das  Darreichen  des  fertigen  und  geordneten  Stoffes  nur 

Dweilen  vom  VortheiK  in  «ler  Hegel  jedoch  von  entgegengesetzter 

Wirkung  als  diejenige  sein  soll,  die  bei  einem  systematischen  Unter- 

lite  erzielt  werden  soll  Ausgehend  von  diesem  Principe  hat  der 

ferfasser  in    seinem   ^Katechismus^    die  wichtigsten    Lehren   der 

bysjk  unter   besonderer  Berücksichtigung  der  Erscheinungen  des 

j^lichun  Lebens  in  Form  von  Fmge  und  Antwort  in   geordneter 

olge  zusammeDgestellt.  Das  Buch  eignet  sich  nach  der  Ansicht  des 

eferenten  daher  recht  gut  zu  Hepetitionen^  zum  ersten  Studium  der 

bysikaliachen  Gesetze  jedoch  durchans  nicht;  denn  die  Natunfl>*issen- 


87t    Mathem.  and  PhyaikaL  Lehrbücher,  ang.  v.  J.  O.  WäänOm. 

Schäften,  in  denen  vom  Lehrer  eine  Menge  Thatsaohtn  dem  Sehibr 
YorgefÜhrt  werden  mtkasen,  lassen  sich  nicht  so  wie  alienfalb  die 
Mathematik  rein  sokratisch  behandeln;  nachdem  der  Schüler  mit  den 
Phänomenen  bekannt  gemacht  wurde  und  die  Erklämng  derselben 
gegeben  ist,  kann  erst  betreffs  der  ans  einer  Erscheinang  zn  ziehen- 
den Conseqaenzen  der  Unterricht  jene  sokratische  Metiiode  ein- 
schlagen. Wie  ans  dem  Inhalte  des  „Katechismns"  hervorgeht,  ist 
er  jedenfalls  für  die  oberen  Classen  der  Mittelschnlen  bestimmt;  di 
kann  wol  Referent  die  Tendenz  des  Verfassers ,  den  Inhalt  der  Ge» 
setze,  sowie  die  Naturerscheinungen  und  ihre  Anwendung  auf  den 
Gebiete  der  Technik  in  den  Yorderg^nd  treten  zu  lassen,  nur  billigen, 
jedoch  sich  damit  nicht  einverstanden  erklären,  dass  der  mathema* 
tischen  BeweisfQhrung  eine  so  geringe  Bolle  zugewiesen  ist,  wie 
es  in  der  Vorrede  angekttndigt  und  getreu  im  Buche  ausgeführt  wM. 
Die  Fragen  sind  correct  und  klar  gestellt;  in  den  Antworten 
ist  manches  unzureichend  und  mangelhaft;  ich  erwähne  nur  die 
stiefmütterliche  Daratellung  der  Gesetze  der  Wurfbewegung,  ebenso 
Gentralbewegung;  auch  die  Gesetze  der  schwingenden  Saiten  hätten 
eine  übersichtlichere  und  vollständigere  Darstellung  verdient;  die 
Wirkungsweise  der  gewöhnlichen  Elektrisiermaschine  ist  ungenügend 
und  fehlerhaft  dargestellt !  Was  haben  denn  die  Spitzen ,  die  der  ge- 
riebenen Glasscheibe  gegenüber  angebracht  und  mit  dem  Conductor 
in  Verbindung  stehen,  zu  thun?  Davon  ist  mit  keinem  Worte  Erwähn- 
ung gethan;  es  ist  nicht  einmal  angeführt,  dass  an  der  Elektrisier- 
maschine Spitzen  angebracht  sind.  Aus  der  in  §.  75  gegebenen  Ant- 
wort wurde  ein  Laie  zu  der  Meinung  kommen,  dass  die  Elektricität 
directe  auf  den  Conductor  überströmt  und  dass  hier  keine  Influenz- 
wirknng,  die  ja  thatsächlich  besteht,  vorkommt.  Uebrigens  sei  nur 
bemerkt,  dass  auf  manche  Frage,  die  man  beim  physikalischen 
Unterrichte  stellen  kann ,  sich  eine  gediegene  Antwort  nicht  immer 
ohne  Zeichnung  geben  lässt  und  dass  andererseits  eine  schematiBcka 
Figur  das  Verständnis  unterstützt.  Der  Verfasser  sucht  jedoch  ge- 
rade darin  ein  Verdient,  dass  er  jegliche  Figur  aus  seinem  j^Kate- 
chismustf  verbannt.  Wie  schon  früher  bemerkt,  kann  der  Schüler  — 
vielleicht  unmittelbar  vor  einer  Prüfung  —  zu  diesem  Buche  greifen, 
um  sich  noch  etwas  Uebersichtlichkeit  zu  verschaffen;  aber  —  es  sei 
dies  betont  —  er  muss  früher  schon  aus  einem  anderen  Buche,  dem 
die  erwähnten  Mängel  nicht  anhaften,  die  einschlägigen  Partien  ge- 
hörig durchgearbeitet  haben.  In  den  meisten  Fällen  dürfte  jedoch 
auch  der  Schüler,  der  seine  Zuflucht  zu  diesem  nEatechismustt  ge- 
nommen ,  nicht  das  gewünschte  Asyl  und  die  gehörige  Befriedignng 
finden,  die  er  erhoffte.  Ueber  einige  »katechetisch ea  Phrasen 
auf  Seite  3  wollen  wir  lieber  schweigen. 


bem.  tiod  Phjsikal.  Lehrluficher,  ang.  ?.  J.  G,  WallerUitu     87t 


Lehrbuch  der  Physik  für  höhere  Lehranstalten.  Von  Dl  H.  Lorberg, 
Oberlehr<^r  am  kaiserlichen  Ljceum  zu  Strassborg-.  Mit  zablrek-hen 
Holsedinitten  and  einer  litbo^aphlertan  Tafel.  Leipzig,  Druck  and 
Verlag  von  B   G.  Teubner  1877. 

Im  vorliegeoden  Lehrbuche  findet  Referent  die  wesentlichen 
Forderungen  erfüllt»  die  man  an  ein  elementares  Lehrbuch  der  Physik 
sUllenkann;  vor  Allem  aber,  dass   die  Entwicklungen  streng  lo- 
gisch gegeben  und  nach  eioem  bestimmteu  fest  beibehaltenen  Plane 
die  einzelnen  Tliatsachen  aneinandergereiht  seien*   Dies  konnte  nur 
dadurch  erreicht  werden ,   das»  die  mathematische  Behandlung  in 
diesem  Lehrbuch  den  Vorrang  hat  und  dass  dieselbe,  soweit  sie  ele- 
mentar bleibt,  vollständig  Anwendung  findet;  auf  diese  Weise  wurde 
«s  dem  Verfasser  möglich  die  Wellenlehre  z.  B.  gam  abweichend 
von  dem  Vorgange  in  andern  Lehrbüchern  darzustellen  und  den  io 
■  £esem  Gebiete  dem  ßeferenteü  nicht  wesentlich  förderlich  scheinen- 
den con^tructiven  Lehrgang  durch  reiu  mathematische  Begründung 
tu  ersetzen.  Dabei  ist  aber  dem  Experimente  überall  der  gebührende 
Plati  angewiesen.   Die  Definitionen ,   sowie  die  Gesetze  sind  pr&cis 
ausgesprochen  und  sind,  wie  Verfasser  richtig  bemerkt,  in  der  Fas- 
>ung  gegeben,  wie  sie  Tom  Schüler  aufgenommen  und  dem  Gedäcbt- 
ttJBae  eingeprägt  werden  sollen.    Recht  geeignet  findet  Referent  die 
Anxeige  der  Eiporimeute  durch  am  Rand  angebrachte  griechische 
Bacfastahen,  ein  Vorgang,  der  besonders  dem  Lehrer  erwünscht  sem 
tann,    Einzelne  schwierigere   Partien   können    vom  Lehrer  tlir  die 
!t*  Classe  aufgespart  werden,  ohne  den  Zusammenhaog  zu  be- 
vi.i.i«ii!htigeQ;  der  Verfasser  hat  diese  Partien  durch  seitwärts  an- 
lf«brachte  Sternchen  gekennzeichnet.    Besonders   gilt  das  fftr  die 
N3  physikalische  Optik,  also  ffir  denjenigen  TheiL  der  durch 
:i lehre  seine  Erklärung  findet.  Hier  scheint  dem  Referenten 
i'MiiDgs  das  richtige  Maas  überschritten  worden  zusein,  beson- 
His  in  der  Polarisation  des  Lichtes,  der  Doppelbrechung,  der  Er- 
klkraog  der  Farben   dönuer  Blättchen   im  polartsierten  Lichte  und 
'^pf  Farbenerscheinungeu  in  einaxigen   Krjstallen.    Bedenkt  man 
i'i'cli,  dass  der  Verfasser  nicht  nur  Gymnasien  und  Realschulen 
uich  TTselche  Lehranstalten  im  Auge  hat,  welche  der  Physik 
dobntere  Zeit  widmen  können«  ,  dass  er  ferner  die  ganz 
'it  hat,  dass  ndie  ußgnlnd liehe  und  unklare  Behandlnng 
leu  Optik  in  der  Mehrzahl  der  bisherigen  Lehrbücher 
icäitchter  ist  als  gar  keineu   so  erseheint  dieses  Uebersch reiten 
*lni(rermassen  gerechtfertigt.    Dies   im   Aligemeinen   über  das 
^hrbttch,  im  Spect eilen  erlaubt  sich  Referent  noch  einige  Bemer- 
lijiJLrt'ii  zu  m riehen: 

[';r-^  \  rrfaHser  in  der  Mechanik  von  den  Gesetzen  ausgeht, 

mg  eines  Punctes  befolgt  werden  und  die  darauf 

1  innngen  erörteiii,  kurz  gesagt,  dass  er  die  Dyna- 

rijik  ;iu  die  Spitze  stellt,  ist  der  einzig  richtige  Vorgang  in  der  Schule; 

iii  den  KitUBiü^nschaften  ja  immer  das  erste, 


874    Maihem.  und  Physika!  LehiiAeber,  ang.  v.  /.  G.  ITolleNliii. 

die  Erklärung  erst  das  secundäre.  An  die  Lehre  von  den  B[rift«i 
schliesst  sich  die  Lehre  vom  Gleichgewichte  eines  Pnnctea»  Ton 
Punctsystemen  und  Maschinen ;  die  Lehre  von  der  Arbeit  und  leben- 
digen Kraft  (p.  47)  hätte  an  früherer  Stelle  vorgenommen  und  schon 
bei  der  Erörterung  der  Wirkungsweise  von  Maschinen  in  Verwen- 
dung kommen  können.  Sehr  hübsch  ist  der  Abschnitt,  der  ftber 
»Bewegung  in  Folge  von  Oravitation«  handelt,  wenn  er 
auch  in  der  hier  gegebenen  Behandlungsweise  nicht  allgemein  dnrck- 
fQhrbar  ist.  Die  Darstellung  der  Bewegung  des  mathematiscken 
Pendels  (Referent  macht  dabei  auf  den  höchst  einfachen  Beweis  auf- 
merksam) ,  des  zusammengesetzten  Pendels ,  der  Lehre  vom  Stesse 
lässt  nichts  zu  wünschen  übrig.  Zur  Hydrostatik  glaubt  Beferent 
bemerken  zu  müssen ,  dass  es  doch  angezeigt  gewesen  wäre ,  etwas 
mehr  auf  das  G^ewichtsaräometer  und  Scalenaräometer  einzugeben, 
da  diese  Apparate  in  der  Praxis  eine  nicht  geringe  Bolle  spielen; 
den  Forderungen,  die  man  beim  unterrichte  in  der  Physik  der  Mittd- 
schulen  stellt,  ganz  entsprechend  ist  die  Lehre  von  der  Capillarität 
und  Oberflächenspannung  in  den  Bereich  der  Hydrostatik  herein- 
gezogen. Bei  der  Luftpumpe  (p.  77)  hätte  des  schädlichen  Baumes 
Erwähnung  geschehen  und  gleichzeitig  angegeben  werden  sollen,  wie 
man  die  Wirkungen  desselben  beschränkt.  Passend  ist  es ,  dass  der 
Verfasser  das  Gaylussac^sche  Gesetz,  sowie  den  Zusammenhang  des- 
selben mit  dem  Mariotte'schen  Gesetze  erst  für  die  Wärmelehrs 
aufbewahrte. 

Von  den  Principien  der  Wellenlehre  wurde  schon  oben  gespro- 
chen ;  hier  sei  nur  erwähnt ,  dass  die  Darstellung  derselben  eine  der 
besten  ist  unter  jenen ,  die  dem  Referenten  bekannt  sind.  Betreffs 
nder  Wellenbewegung  fester  Körper«  gibt  es  nach  der 
Ansicht  des  Referenten  zwei  Wege ,  die  für  den  Unterricht  passend 
sind:  hat  man  Zeit  und  auch  einen  guten  Schülerschlag  vor  sich,  so 
fahrt  man  die  hierhergehörigen  Entwicklungen  in  einer  in  diesem 
Abschnitte  gegebenen  Weise  durch;  fehlen  diese  beiden  Bedingun- 
gen, so  begnügt  man  sich  mit  der  Angabe  der  Formel,  deren  Dis- 
cussion  man  folgen  lässt.  Dass  Verfasser  hier  mehr  gerechnet,  als 
es  sonst  im  Gebrauche  ist,  dürfte  manchem  Leser  auffallend  erschei- 
nen, ist  aber  wol  berechtigt.  Die  Akustik  hat  eine  auf  die  bedeu- 
tenden physikalischen  und  physiologischen  Forschungen  Helm- 
hol tz  Rücksicht  nehmende  Behandlung  erfahren.  Bezugnehmend 
auf  die  geometrische  Optik  (Reflexion  und  Brechung  des  Lichtes) 
hat  Referent  nur  den  günstigen  Umstand  zu  erwähnen ,  dass  jedem 
Theile  sehr  instructive  und  das  Verständnis  fördernde  Aufgaben 
beigegeben  sind.  Gut  ist  die  physiologische  Optik  bedacht  und  das 
mit  Recht,  denn  sie  bildet  nach  dem  Ausspruche  des  Verfassers 
7)die  Lehre  von  den  hauptsächlichsten  Grandlagen  unserer  Vorstel- 
lungen«. Die  guten  und  schlechten  Seiten ,  die  eine  so  gründliche 
Durchführung  der  theoretischen  Optik  aufweist ,  wurden  schon  oben 
besprochen. 


K  PoUe,  Pan.  angr.  v.  A.  Paudler. 


875 


_  Die  Wärmelehre  ist  aof  Grundlage  der  neueren  Ausicbten 
tber  die  WärmeerscheintiDgea  (mechanische  W ä rm e t h e o r i e) 
behandelt.  Die  Lehre  von  der  Wärmestrahlung,  sowie  das  Schlusa- 
capitel,  welches  von  der  Entstehung  und  Vemiclitting  der  Wärme 
und  von  der  mechanischen  Theorie  der  Wärme  handelt ,  gehören  xu 
den  Glanzpartien  dieses  Abschnittes  and  des  Buches  überhaupt, 
'  ^iidlich,  wenn  auch  manchmal  fQr  die  Mittelschule  zu  weit  gehend, 
je  Bearbeitung  der  Lehre  vom  Magnetismus  und  der  Elektrici- 
iki.  Auf  p.  276  wird  von  der  n Wirkung  der  Spitzen«  gesprochen  und 
hier  isit  eine  Erscheinung  falsch  erklärt.  Es  heisst  näroJtch  dort: 
«Die  durch  eine  Spitze  ausströmende  Elektricität  bewegt  die  Luft 
(Ausblasen  einer  Keraenflamme)  und  setzt  das  sogenannte  elektrische 
Flügr&dchen  in  derselben  Weise  in  Bewegung,  wie  ausströmender 
Dampf  oder  ausströmendes  Wasser  das  Segner *sche  Wasserrad.«  Die 
Erscheinung  des  elektrischen  Flugrädchens  liat  jedoch  mit  der  des 
3egBer'8chen  Wasserrades  nichts  weiter  gemeinsam.  Das  Segner- 
ache  Wasserrad  kommt  durch  Beuctionswirkung  in  Bewegung»  das 
elektrische  Flugrädchen  hingegen  durch  die  Abstossung  mit  der  dem 
Rade  gleichnamig  elektrisierten  umgebenden  Luft,  wie  vielfache  Ver- 
suche^ unier  andern  die  von  EeitUnger  in  W^ien,  beweisen.  Die 
elektromagnetischen  x\pparate  sowie  die  Inductionsapparate  {Ruhm- 
kurff,  Stöhrer)  sind  nur  im  Principe  erklärt  und  nur  schematisch 
dargestellt,  was  Refer^^nt  nur  billigen  kann »  da  bei  einer  ganz  voll- 
endeten Zeichnung  sehr  häufig  der  Schüler  das  Wissentliche  von  dem 
TJnweBentlichen  eines  Apparates  nicht  leicht  unterscheidet. 

Das  Lehrbuch ,  da^  sich  durch  die  vielen  erwähnten  Vorzüge, 
worunter  auch  noch  die  schöne  Ausstattung,  wie  wir  sie  von  der 
Teubner'schen  Verlagsbuchhandlung  gewohnt  sind  und  die 
v^rtiältnismässig  grosse  Billigkeit  zu  rechnen  sind,  dürfte  mit 
der  Joch  man  n'schen  Experimentalphysik  an  die  Spitxe  unserer 
neuen  in  deutscher  Sprache  geschriebenen  physikalischen  Lehrbü- 
cher KU  stellen  sein;  es  wäre  sehr  zu  wünschen,  wenn  dieses  Lese- 
och  sich  vieler  Orten  einbürgern  würde;  iu  der  Schule  unter  der 
iituttg  eines  gediegenen  und  maasshaltenden  Lehrers  gebraucht 
es  gewiss  die  schönsten  Früchte  tragen, 
Brunn.  Dr.  J.  Q,  Wallentin, 


Ein  lustiges  Liederbuch  fftr  QjiTiimäiiisten ,  mit  den  Singweisen 
simaaimengesteUt  von  Dr.  Friedrich  PoUe,  Profeasor  am  Vitathum- 
»cben  GTranasium  tn  Dresden*  {Dresden,  G.  SchÖnfeld's  Verlags- 
bu^hbandlnng  1877.) 

nEine   schwere  Krankheit  des  Herausgebers  und  das  trüb- 

jige  Gebot  der  Aerzte  alle  irgend  anstrengende  Arbeit  und  ins- 

lere  alle  wissenschaftliche  Tbätigkeit  zu  meiden  haben  diesem 

littfitigen  Liederbucheu  das  Dasein  gegeben.«   So  beginnt  der  Ver- 

orwort«,  hat  aber  trotzdem  auch  im  nlustigen  Lieder- 


67e 


F.  Poüt,  Patt,  aug,  v*  A.  Paudlür, 


buche ii  den  wissenschaftlichen  Staudpuoct  aicht  zü  vtrleagneo  ?6r 
mocht   Trotz  des  Yerbotos  der  Aerzte  dr&n^  eich  die  Gewissen- 
haftigkeit des  TvPhilologenu  in  den  Vordergrund.  Nicht  nur  isl  (?ob 
anderen  Randglossen  abgesehen)  bei  den  aufgenommenen  Lieder 
der  Fundort  angegeben,  sondern  im  Vorworte  ist  auch  gewiseenb 
angemerkt ,  wo  eine  Strophe  wegblieb ,   ein  Wort  geändert  war 
Diese  Gewissenhaftigkeit   erstreckt  sich  sogar  auf  die  Axuatrk 
dass  Nro  104—107    j^gesässe«  und  »»gestände«  in  ngsäsmtt 
ngBtSLud&ü  verändert,    dass  in  Nr.  217   St.  2   ein   Comiua  huMi 
ffWirthinu  gesetzt  wurde.  Ebenso  heisst  es  ausdrücklich:   »I 
habe  ich  der  Versuchung  widerstanden  in  Nr,  54  Str,  S  dfte  iia 
zu  streichen/ 

Es  geschieht  nicht  ohne  Absicht^  dass  Referent  auf  dia 
philologische  Genauigkeit  aufmerksam  macht.  Denn  man  dart  dar- 
aus^ scliliessen«  dass  der  Verf.  auch  bei  der  Auswahl  der  aufge- 
nommenen Lieder  sorgfältig  prüfend  vorgegangen  ist  und  schwer^ 
lieh  ein  Lied  der  Aufnahme  würdigte,  das  seinen  pädagogischaa 
Grundsätzen  widersprach  und  somit  den  Zwecken  der  Mittelscbol« 
hinderlich  zu  sein  schien. 

In  der  Thai  hat  sich  der  Verf.   acht  Bedingangesi  gesUtt 
welche  für  ihn  bei  der  Auswahl  massgebend  waren. 

1.  BÖie  aufzunehmenden  Lieder  durften  keinen  sittb'cbi 
Anstoss  gebenu.  In  dieser  Beziehung  bleibt  mir  nur  zu  \mimk»ii, 
dass  ich  in  Nr.  20  die  Str.  5  des  nHandwerksbarf-^^'-^^-l'^f«: 
nlhr  Jungfern»  lebet  wol.  Ich  wünsche  Euch  zu  ^.^  in 
andern^  der  meine  Stell'  ersetzt, u  lieber  wegwünschte.  Aucli  JSr,  :j52 
»Und  zu  Augsburg  im  goldenen  Stern«  könnte,  wie  ich  fuiclrt«, 
gar  leicht  übel  ausgelegt  werden  und  gegen  den  ersten  Gmndaili 
Terstossen.  Die  Nummern  41 — 44  geben  gewiss  keinen  sitthcbeo 
Anstoss,  doch  verstösBi  wo!  der  Scherz  in  Nr.  44  gtgen  den  b«i 
uns  üblichen  gesellschaftlichen  Ton. 

2.  ff  Die  Sprache  darf  komisch,  aber  nicht  roh  eder  gNoaio 
sein.a  Hier  ist  nichts  zu  bemerken. 

3.  nDer  Bänkelsängerton  i$t  ausgeschlossen«   Selbst  imi 
mische  Unsinn  erscheine  ästhetisch  und  folglich  auch  pft 
werthvoller  als  das  Possenhaftoa, 

4.  nDie  Lieder  mussteu  komisch  sein  oder  doch  einen  koai* 
sehen  Anflug  haben.«  Nur  den  Abtheilungen:  »Wanderlieder«  tifl<i 
Tj Antikes  und  Altdeutsches^  sind  ernste  Lieder  eingereiht.  &iff 
dürfte  es  für  manchen  doch  etwas  überraschend  sein  c^  -  *^^ 
Lied«  (Nr.  266),  ein  wWei  hu  ach  tslied  aus  dem  15*  i  '^ 
in  einem  ^  nlustigen  Lioderbuche«  zu  finden, 

5.  jiDie  Lieder  musaten  mit  den  Sing  weisen  ?ersekeo  f»r- 
den.u  Oefters  hat  der  Verf.  Liedern,  die  keine  Singweis«  hattift» 
eine  andere,  meist  sehr  bekannte  zugewiesen. 

6.  nTrink-  and  Liebeslieder  konnte  ich  nicht  gani;  auMcUitt* 
sen,(f  sagt  der  Verf,    Es  hätten  freilich   oft  die  s^^g^u  Lieto 


F.  PoUe,  Pan,  ang,  v,  A  Pattdltr, 


877 


psgescUIossen  werden  inüas«n,  wenn  von  nLieb«  und  Wein^  nicbt 
BungdD  werdet)  dui-fte.  Doch  ist  Yielleicht  die  Klage  eines  Lieben- 
ien  Nr«  275  nAn  Maria«^  fär  den  grdsgten  Theü  der  Gymnasial* 
scbaler  za  ernst  und  darum  bedenkUcber  ala  Icomiscbe  Liebefilieder 
9«in  tnö^reo,  wie  nEmiuf^  nnd  AnsterK  (Nn  146)  oder  ^Stiefelknecht 
und  Schub a  (Nr.  134). 

7.  nSpottlieder  habe  ich  dann  nicht  aoageechlosaen,  wenn 
d€  7^^  n  allgemeine  sittliche  Mängel  gerichtet  waren  oder  als 
:  nur  noch  hlBtoriache  Bedeutung  haben.»  Die  Schnaider 
"werden  mehrfach  mitgenommen  (Nr.  156 — 161,  letzteres  rechne 
ich  wegen  des  Schlusses  hieher):  auch  das  nLeinwebarlted^  fehlt 
nicht  (Nr.  72);  die  Lieder  Nr.  220,  221  dürfen  in  der  That  als 
hannloe  gelten*  ebenso  Nr  19  (vgl  Nr.  60)  nö  Tenerabilis  barba 
Ga^ncinornm,«  ein  Lied^  das  Referent  von  Laien  und  Geistlichen 
eA  hat  singen  hOren»  ohne  dass  Jemand  den  geringsten  Anstoss 
Ifenommen  hätte.  Dagegen  das  Sprüchlein  Nr.  202  inuss  für  Schüler 
»öeterreichiacherit  Gymnasien  als  unpassend  erachtet  werden  und 
könnte  bei  einer  folgenden  Auflage  ohne  Verlust  für  das  Buch  fort- 
bleit>en* 

d,  nNichts  specifisch  Studentisches  duifte  vorweg  genommen 
werden« u  Bei  dem  Gewichte^  welches  diesem  Grundsätze  in  unseren 
Mittelschulen  mit  Recht  beigelegt  wird ,  war  derselbe  auch  beson- 
ders im  Auj^e  zu  behalten,  und  Eef.  gesteht,  dass  alle  Lieder  des 
nPantf  ohne  wBierstudieni*  ganz  zweckmässig  gesungen  werden 
können;  nur  das  ans  dem  J.  1593  stammetide  Lied  nFrisch  auf^^ 
(Nr.  272)  macht  eine  Ausnahme;  denn  es  sagt  recht  deutlich,  dass 
das  Gläslein  in  einem  Znge  nbis  auf  den  Grund  heraus u  getrunken 
werden  soll. 

Zu  diesen  Bedingnngen ,  welche  der  Verf.  sich  stellte,  füge 
ich  noch  eine,  die  ich  nicbt  übergehen  darf,  dass  nämlich  der 
Patriotismus  der  Schüler  nirgends  verletzt  werden  solL  In  dieser 
Beziehung  habe  ich  keinerlei  Anstoss  gefunden.  Gleim's  Lied  nkh 
möchte  wol  der  Kaiser  sein«  (Nr.  204)  erinnert  an  den  grossen 
Kaiser  Joseph  und  zugleich  an  unsere  grossen  Tonkünstler  Mozart; 
»Prinz  Eugeniüs,  der  edle  Ritter"  (Nr,  148)  berichtet  von  einer 
der  mhmyollsten  Waffenthaten  unserer  Armee. 

Nur  nebenbei  bemerke  ich ,  nicht  etwa  hinsichtlich  dos 
DialeHes,  sondern  hinsichtlich  gewisser  Formeo ,  mit  welchen  der 
Lehrer  des  Deutschen  in  der  Regel  viel  zu  kämpfen  hat,  z.  B.  ohne 
ihr  (p,  34),  den  Bier  {p,  12)  —  ich  bemerke,  wiederhole  icb,  dass 
ich  keine  Abhilfe  weiss;  es  mösste  denn  ausfCihrbar  sein  solche 
Formen  durch  den  Druck  als  unrichtig  anzudeuten. 

Das  sind  die  Grundsätze,  von  denen  ich  mich  bei  der  Prfi- 
fnng  des  Böchleins  leiten  liess.  Wenn  ich  in  einigen  Fällen  vom 
Verf.  abweiche  und  eine  Aenderung  als  wünschenswerth  erkläre, 
so  ist  das  nichts  Befremdendes;  gesteht  doch  der  Verf.  selbst: 
ffdaas  mir  die  einen  vorwerfen  werden,  ich  sei  zu  burschikos,  die 


878  F.  Folie,  Pan,  ang.  v.  A,  Paudler. 

andern,  ich  sei  zu  philiströs  gewesen ,  das  weiss  ich  vorher  —  sind 
mir  doch  schon  während  des  Sammeins  beide  Vorwürfe  gemacht 
worden  nnd  nicht  selten  in  Betreif  eines  und  desselben  Liedes.« 

In  Berücksichtigung  des  Umstandes,  dass  die  Würdigung 
der  Grundsätze  des  Verf. 's  etwas  lang  ausüel,  will  ich  mich  im 
Folgenden  recht  kurz  fassen. 

Der  Verf.  bezeichnet  67  Nummern  in  seinem  Buche  als  neu 
und  noch  nicht  gedruckt,  und  darunter  sind  wirklich  nPerlen  er- 
sten Banges« :  Nr.  10,  1«S,  21  (in  Böhmen  häufig  gesungen,  jedoch 
mit  geringer  Teztabweichnng),  113,  130  (in  Böhmen  ebenfialls  be- 
kannt, jedoch  Text  und  Weise  ein  wenig  verschieden),  71,  140, 
229,  240. 

So  ist  denn  yyPan«  ein  Büchlein,  welches  durch  sorgsame 
Auswahl,  durch  Genauigkeit  in  der  Behandlung  des  Textes  nnd 
durch  manch  neues  schönes  Lied  sich  Jedermann  empfiehlt.  Aber 
insbesondere  auch  für  Schüler  von  Gymnasien  möchte  ich  es  em- 
pfehlen (namentlich  wenn  bei  der  nächsten  Auflage  das  zu  Nr.  20, 
252  und  202  Bemerkte  Beachtung  fände). 

Wenn  sich  mancher  Leser  erinnert,  was  für  Lieder  er  als 
Gymnasiast  hat  singen  hören  oder  auch  selbst  gesungen  hat,  so 
wird  er  gewiss  in  den  Wunsch  einstimmen ,  dass  der  gemüthliche, 
den  Zwecken  des  Gymnasiums  angepassto  ^jPan«,  wenn  er  aoeb 
manchmal  etwas  ausgelassen  scheint,  unsern  Zöglingen  in  ^^ 
Hände  gegeben  werde. 

Hier  hat  der  Schüler  ein  gutes  Buch,  das  seinen  Wünschen 
entgegenkommt.  Bleibt  er  aber  sich  selbst  überlassen,  so  greift 
er  wol  nach  Liedern,  die  allzu  stark  nach  dem  verbotenen  Burschen- 
leben schmecken,  oder  er  geräth  in  seiner  ünerfahrenheit  an  Lieder, 
welche  unanständig,  den  Sitten  verderblich  oder  auch  politisch  an- 
rüchig sind. 

Selbstverständlich  wäre  es  zu  wünschen,  dass  auch  die  Lieder 
des  nPanü  nur  unter  angemessener  Aufsicht  gesungen  wflrden. 

Der  Preis  des  nlustigen  Liederbuches«  beträgt  1  M«  50  Pf. 
und  ist  bei  der  schönen  Ausstattung  nicht  zu  hoch. 

Böhm.-Leipa.  A.  Paudler. 


Nekrolo 


g 


Carl  ^ojXLQ^BOlxelsu 

W0OII  tiD  liMhTwdiaiil«r  Mim,  an  der  6r»iiBe»  welcbt  4«di 
Lehn  gaMlii  iei ,  aagilaiigt ,  «as  HBMTir  MHIa 
M^iid«! .  ^«B  teUigtn  wir  wol  dm  scliw»r«i  Terhisi,  4%n  wir 
efUfeftea  hmb«ii«  aber  wir  füüen,  indeiD  wir  den  Larlie«rkTän£  attf 
den  Sarg  ttiederlegen ,  dass  seine  Aufgabe  foUeodet,  der  Kreis 
aeiiuir  Thiügkeit  abgeschlossen  war.  Doch  lauter  erbebt  sieb  die 
Klage,  wenn  njm  ein  solcher  Mann  im  kriftigen  Alier  entrissen 
wird,  wo  noch  ein  weit«i  Feld  segensreicher  Th&ligkeit  vor  ihm 
offen  da  lag«  und  schwerer  wird  es  dem  Herzen  sich  der  Noth* 
«eudigkeii  za  fögen.  So  haben  wir  jnngst  einen  theuren  Mann  ver- 
loren« dem  noch  ein  reiches  Wirken  beeehieden  in  sein  schien. 
Keeb  vor  wenigen  Monden  wirkte  er  unter  uns,  schembar  in  blö* 
hender  Gesandheit,  frisch  nnd  rüstig,  durch  seine  rielseiüge  Tbi* 
tigkdt,  durch  seine  Liebenswürdigkeit  uns  alle  anregend  und  tr* 
fireoend  —  und  nun  deckt  ihn  der  Schooss  der  heimatlichen  Krde. 
Karl  Tomaschek  wurde  am  28.  September  1828  m  Ifkw 
m  M&hren  geboren,  in  jener  Stadt,  die  mit  ihrem  umliefeiidiQ 
Gebiete  eine  deutsche  Enciare  in  slarificber  Gegend  bildend  von 
jeher  eioe  treue  PÜegeriu  deutscher  Cultur  und  Sitte  wan  T.  zeigte 
suis  eine  rührende  Anhänglichkeit  an  diese  «eine  Heimat,  in 
welcher  bei  der  weiten  Verzweigung  der  Ftoilie  viele  ihm  thenre 
Torwandten  wohnten.  Er  besuchte  sie  häufig,  später  regelmässig 
m  den  Ferien  und  ward  nicht  mfide  sie  und  ihre  schöne  Umgegend, 
besonders  die  groenen,  duftigen  Walder  zu  rühmen,  die  er  gerat 
r^atig  tu  Fuss  oder  zu  ßoss  durchstreifte.  Oft  citierte  er  die  Ovidi- 
sehen  Verse: 

Nesrio  qua  naiak  $olum  äulcedine  eumelos 
VucU  ei  immemores  nan  sinii  e/ige  sut 
und  im   vorhergebenden  Jahre   feierte  er  bei  dem  Commerse   der 
indimannschaft  IgUvia^  der  im  August  zu  Iflau  abgehalten  wurde, 
eine  Vaterstadt  in  schwungvoller  Rede. 

Sein   Vater,  Jobann  Adolf  Toma&chek,  am  8.  Mai   1701   tu 
Kloftt^ir  8iiar  in  der  Nähe    von  Iglau   geboren,  war,    nuchdem  er 
Gymnasium  zu  Iglau  und  die  philosophischen  Studien  in  HrOnn 
endet  und  dann  eine  Zeit  in  dem  Orden  der  Piaristen .    den  «r 
er  bald  wieder  verliesst  zage  bracht  hatte,  noch  als  ein  ganz  junger 
ale  Prefeeeor  am  Iglauer  Gjmnasiom  angeeteUt  worden.  Hier 


§80 


Nekrolog. 


wirkt«    er  durch  eine  Reihe    von   Jahren   mit   grossem  Eifer  und 
reichem  Erfolge,  im  inoigen  Vereine  mit  seinen  Collegen  und  Frean- 
den,  Enk  Ton  der  Barg«  Wolf,   Lorenz,  Männern,  deren  NaiBdii 
m&n  in  der  Geschichte  des  (^terreicht^chen  Ojinnasialwesens  stite 
mit  Ehren  nennen  wird.    Er  war  eine  reich  begabte  Natur,  vol 
poetischen  Schwanges,  voll  der  Begeisterung  für  die  idealen  Zwecke 
des  Lebens^  voll  Hingabe  an  seinen  Beruf.     Diese  Eigenschaftcj 
giengen  auf  seinen  Sohn  übert  der  mit  der  innigsten  Liebe  an  dei 
Yater  hing  und  sich  ihn  zum  Vorbilde  für  sein  Leben    nahm. 
dem  Curncnlum  vitae,  das  T.  1851  der  Oymnasial-Prüfungsconi' 
mission  in  Wien  überreichte,  hebt  er  hervor,  dass  das  Muster  des 
rechtschaffenen  Lebens  seines  Vaters  und  dessen  begeisterten  Wifkditf 
als  Lehrer  tief  bestimmend  auf  ihn  eingewirkt  habe. 

Wie  alle  jene,  welche  sich  damals  mit  classischer  Philologie 
beschäftigten,  war  Johann  T,  aaf  den  Weg  der  Autodidaktik  ver* 
wiesen.  Durch  eine  eifrige  und  gründliche  Lectüre  der  besten  U* 
teinißchen  Prosaisten ,  namentlich  des  Cicero ,  und  der  hernorfa- 
gendsten  lateinischen  Dichter»  insbesondere  des  Vergil ,  Hom. 
Lncrez  ,  erreichte  er  eine  grosse  Gewandtheit  im  Gebrauche  d«r 
lateinischen  Sprache,  so  dass  er  sich  in  derselben  schriftlich  und 
müDdlich  mit  Leichtigkeit  und  Eleganz  auszudrücken  Termochte« 
und  eine  nicht  gewöhnliche  Fähigkeit  sich  dieser  Sprache  für  dich- 
teriscbe  Darstellungen  zu  bedienen.  So  übersetzte  er  NeuNck's 
Gedicht  'die  Gesundbrunnen  in's  Lateinische  ^  wobei  er  das  Ori- 
ginal mit  grosser  Treue  und  vielem  Geschmacke  in  das  lat^riniscbe 
Gewand  zu  kleiden  verstaud.  Karl  T.  bewahrte  diese  Handschrift 
unter  seinen  Kleinodien  und  pflegte  hie  und  da  Verae  aas  dlasar 
üehersetzung  anzuführen,  wie  er  denn  auch  das  jetzt  fast  allgfOtiB 
vergessene  Gedicht  Neubeck's,  das  er  sehr  schätzte^  gerne  cttiBfl»* 
Ausserdem  las  Johann  T.  eifrig  Werke  der  deutschen  Literatur  m^ 
historische  Schriften,  welche  Studien  für  seinen  Sohn  die  Bichtinf 
bezeichneteu,  die  er  dereinst  einschlagen  sollte. 

Im  Jahre  1822  vermählte  sich  Johann  T.  mit  J  i^ 

der  Tochter  eines  Papi erfahr icanten  aus  Altenburg  i .,  .p.-^.  ^^^ 
welcher  Ehe  vier  S^hne  entsprossen:  Johann  Adolf  (gogeaulftil 
ordentl,  Professur  der  deutschea  Reichs-  nnd  Rechtsgeschicht*  m 
der  Universität  in  Wien),  Ii^az  (Vorstand  der  k,  k.  üniversitÄti- 
bibliothek  in  Graz),  Anton  (Professor  am   ersten  de-  i"'^'"- 

naeium  und  Docent  der  Botanik  an  der  technischen  l  '*  ^" 

Brunn)  und  als  der  jüngste  KarL  Doch  schon  im  Jahre  i-  l'tJ 
ihn  der  schwere  Schlag»  dass  ihm  diese  heissgeliebte  Gattin  d^jr« 
den  Tod  entrissen  warde  und  ihm  so  die  KrrJehung  seiner  84hM> 
deren  jüngster  kaum  drei  Jahre  zählte,  allein  (iberlassen  bliot».  fo 
unterzog  f^ich  dieser  Aufgabe  mit  grosser  GewiggenhalitgkeÜ  lUi^ 
Aufopferung,  wobei  er  strenge  Zucht  mit  z;^  **j  «o  i 

einen  wnsste,  nnd  hatte  die  Freude,    dass  Krfiihi 

reiche  Früchte  hervorgiengen,  und  alle  Sahne,  Beinern   Beispiel«  !••• 


Nekrolog. 


S81 


früd,  die  Balm  der  Wissenschaft  einschlugen  ond  sich  dem  ßfifent- 
chen  Unterrichte  widmeten.  Der  Wunsch  ihre  weitere  Äusbildungr 
llbst  zu  leiten  beweg  ihn  dm  thenre  Iglftu  za  verlassen  nnd 
Ich  an  das  Gymnasium  zn  Olmfttst,  welches  damals  zu  den  Gjm- 
sien  erster  Classe  gehörte,  üb  zu  lassen.  Hier  wirkte  er 

bn  1837  bis  1846  mit  gleich*  ,,  wurde,  nachdem  er  sein«^ 

anze  Dienstzeit  Yollendet  hatte  ,   mit  vollem  Gehalte   pensioniert 
nd  zog  sich  dann  nach  Iglau  zurück,  wo  er  in  Folge  seiner  zu- 
iimenden  Kränklichkeit  eine  treue   und  ergebene   Pflegerin  hei- 
Itete ,    die  ihm  noch   einen  Sohn  Wilhelm   (gegenwärtig  attsser- 
Irdonilicher  Professor  der  Geographie  an  der  Universität  zu  Graz  i 
r.    Nicht  lange   sollte    er   seines   wohlverdienten   Ruhestände^ 
^ter  Freude  an  seinen  rüstig  vorwärts  strebenden  S<>hnen  ge- 
ßiessen;    schon    im    Jahre  1849    erlag    er    derselben   grausamen 
Krankheit  y   die  anch  seinem  Sohne  Karl  ein  so  frühzeitiges  Ende 
ereilen  sollte. 

Karl  war,  als  sein  Vater  nach  Olmütz  nbersiodelte ,  kaum 
neun  Jahre  alt.  Ein  munterer  aufgeweckter  Knabe,  erhielt  er  den 
^sten  Unterricht  darch  den  Vaten  der  die  reichen  Anlagen  seines 
E»hneB  zu  entwickeln  eifrig  bestrebt  war.  Das  Gymnasinm  zu 
Imütz,  das  er  besuchte,  bot  ihm  in  den  unteren  Classen,  welche 
alter,  unbedeutender  Mann  leitete,  nur  weuig;  aber  in  den 
Ininanitätsclassen  wirkte  Professor  Tkany  mächtig  auf  ihn  ein,  indem 
die  Liebe  zur  dentschen  Literatur  in  dem  Jüngliuge  nUhrte  und 
rderte.  So  ergieng  sich  denn  T.  damals  in  poetischen  Versuchen 
ftrschiedener  Art;  selbst  grössere  dramatische  nnd  epische  Dich- 
ngen  wurden  von  ihm  entworfen  und  ausgeführt.  Der  Vater,  der 
Icselbe  poetische  Ader  hatte,  snchte  doch  dieser  Richtung  ent- 
tgenzn wirken  und  den  strobsanien  Geist  seines  Sohnes  mehr  auf 
llndliche,  namentlich  auf  die  classischen  Studien  hinzulenken, 
eiche  er  als  die  wahre  und  einzige  Grundlage  jeder  Bildung  be- 
uchtet*?. In  der  Zeit  der  philosophischen  Studien  ßbte  besonders 
amalige  Profej^sor  der  Geschirhte  Dr,  Adrdf  Ficker  (jetzt  See- 
Chef  im  Ministerium  des  Innern)  einen  t^>riiernden  Einduss 
|if  Karl  T.  aus,  lu  dem  schon  erwähnten  Curriculnui  vitae  gedenkt 
dankbar  dieses  freundlichen  Leiters,  der  ihm  nicht  allein  mit 
ater  Bereitwilligkeit  seine  reiche  BibliMbek  tind  Kartensammlnng 
id  den  Schatz  seiner  Kenntnisse  zu  Gebote  stellte,  sondern  auch 
irch  Gestattung  eines  fast  tiiglicheu  vertrauteren  wissenschaftlichen 
agaagea  durch  volle  sechs  Jahre  höchst  fi^rdernd  anf  ihn  ein- 
rite»  Ausser  der  Geschichte  und  dentscheti  Literatur  zogen  T.  noch 
sonders  die  Natur wisseupohaften  an  uud  er  versuchte  sich  auch  in 
binen  Arbeiten  über  Partien  der  Zoologie  und  Botanik, 

Bei  der  Ungunst  der  damaligen  Verhältnisse,  welche  die  Rr- 

Bug  eluer  Stelle  als  Professor  der  von  ihm  gewühlten  Fächer 

tals  unmöglich  erscheinen  Hessen,  theils  in  weite  Penie  rückton. 

wlit«  sich  T.,  wie  in  jener  Zeit  so  viele,  ohne  innere  Neigung  den 


ZciUdinfi  f.  d.  Aaterr.  Gytnu.  mii,     XT.  Höh, 


&e; 


882 


Ni'kralog, 


jtuidißcheQ  Studien  zu,  welche  eine  bessere  Aassichi  auf  AnstolUng 
im  Staatsdienste  gewährten.  Er  absolvierte  dieselben  nach  seine 
Prüfungsieugnissen  zu  urtheilen  mit  dem  besten  Erfolge,  ohne  aici 
aber  durch  sie  geistig  befriedigt  zu  fühlen,  was  bei  dem  damaligen 
Lehrplaue  uiiJ  der  Beschaffenheit  der  meisten  Lehrer  wol  begreif- 
lich erscheint.  Zwar  verkannte  er  nie,  dass  er  diesen  Studien  wM 
Lfache  Forderung,  selbst  seiner  historischen  und  philosophisch en  Am 
Lbüdüog  verdank© ,  im  Ganzen  aber  gestand  er  durch  sie  mehr  ge- 
[hemmt  als  gefördert  worden  zu  sein.  Was  ihm  an  Zeit  übrig  blieb 
[widmete  er  den  Studien  der  Philosophie^  wobei  er  sich  hauptaäch- 
flieh  in  Hegers  Schriften  ver8enkk\  der  Geschichte  und  deutschen 
[Literatur,    und  dabei  suchte    er  sich  mit  der  französischen  ,    eng- 
lischen und  italianisehen  Sprache   und   ihren  Literaturen  bekannt 
Lsu  machen.  Freundlich  und  wohlwollend,  treu  uad  wahr,  fi'isch  uM 
heiter,  wie  er  war,    wurde  er  bald  der  Liebling  seiner  CollogeD, 
Fauf  die  er  durch  seine  hohe  Begeisterung  für  das  Ideale,    seinen 
IpoetiBchen  Schwung,  seine  Rednergabe  einen  ungemein  anregenden 
^uud  fördernden  Eiuäuss  ausübte.   Sein  ganzes  Innere  er8chlo$s  €r 
Lfreilkh  nur  einem  kleinen,  gewählten  Kreise,  mit  welchem  ihn  diö 
[Bande   der   Freundi^chaft   verknüpften.     Namentlich    war   es  Earf 
>  Stumpf  (gegenwfirtig  Professor  an  der  Universität  zu  Innsbnu'k), 
[lit  dem   er   hei   gleicher  Gesinnung   und  gleichem   Streben  oio«n 
Quigen  Freundschaftsbund  schloss,  der  sich  auch  später  trots  i^t 
^drtlichen  Trennung  immer  ungeschwächt  erhielt. 

So  kam  das  Jahr  1848  heran  und  mit  ihm  jener  nichtige 
['Sturm,  der  durch  alle  Länder  brausend  und  die  Gemütber  tief  wf- 
^ruhrend  den  Eintritt  einer  neuen  Zeit  verkündigte.  Bei  derL(toig 
^des  bisher  in  Oesterreich  geltenden  absoluten  Kegimentes  waiddir 
LEampf  zwischen  deu  Nationalitäten*  entfesselt  und  auch  tmler  dl« 
[akademische  Jugend  verpüaiizt.  Palacky  und  Eieger  kamen  o^ 
.Olmötz,  um  die  Studenten  der  Universität  für  die  slaviache  Mw 
^  und  die  Annexion  Mährens  an  Böhmen  zu  gewinnen.  Als  nun  «tf- 
Lfiterer  in  der  Aula  die  Studenten  feurig  haranguierte  und  es  scbiön, 
[als  ob  seine  Eede  bei  mehreren  der  Anwesenden  Anklang  lia^J«^ 
[.trat  ihm  T,  auf  der  Tribüne  mit  gleichem  Feuer  und  salcb«! 
;,Kraft  der  Eede  entgegen,  dass  er  die  Studierenden  mit  sich  fort* 
riss  und  den  Sieg  der  deutschen  Sache  entschied.  Darum  waUtta 
^ihn  auch  die  CoUegen  ,  als  die  Fahne  der  akademischen  h^i^^ 
auf  offenem  Platze  eingeweiht  wurde,  zum  Festredner,  Wie  er  üb» 
(auf  der  Tribüne  dastaml.  der  frische  ßursch  mit  den  rosjgen  Wäd|«»< 
',den  leuchtenden  Augen,  den  blonden  Locken  und  mit  krJfti^f 
[,8timme,  in  begeisternden  Worten  sprach,  da  brach  die  «'  'P^ 

Menge  in  lauten  Jubel  aus;  er  wurde  auf  die  Arm«  ;j. .,.,._.  ^' 
^  hergetragen   und   mit  Blumen  üherBchüttet.  Auch  schickte  ihn  4i* 
^Studentenschaft   als   Deputierten   nach  Brdnn»   damit  er   t  -  **"' 
i  Landtage  ein  Zeugniss  ihrer  deutschen  Gesinnung  ablege 
Wenn  in  jener  bewegten  Zeit  der  junge  Saft   noclt 
sdiäumte,    so    klärte    sich    jene    begeisterte   Liebe    des 


Nekrolog* 


88t 


tiioias   spüttT  }m  T.  zum  reben,  ^oldheUeo  Nass^  welches  eben 

so  schön  za  schauen,  wie  beim  Geaoss  labend  und  erquickend  ist. 
Die  treueste  Anhäoglichkeit  an   deutsches  Geistesleben»    deutsche 
Bitte  nnd  Cultar  blieb  immer  ein  Grundzug  in  Tomaschek's  Wesen. 
So  nahm  er  an  den  Geschicken  des  deutschen  Tolkes  den  innigsten 
I     Antheil  und  namentlich  erfüllte   ihn  der  Ausgang  des  gewaltigen 
■Kaupfes  in  den  Jähren  1870  und  1871  mit  grosser  Freude«  Aber 
^Hain  Oesterreich  gieng  ihm  über  alles ;  er  war  loyal  and  patriotisch 
Hp»si]uit  im  wahren  8inne  dieser  WOrter.  Und  wie  er  das  Deutsch- 
^Hhnm  als  die  wahre  Grundlage,  den  Kern  von  Oesterreich  betrach- 
tete und  daher  jede  Schädigung   desselben  als  eine    hohe  Gefahr 
für  den  Staat  erachtete,  so  war  er  doch  bei  seinem  Sinne  fiir  Ge- 
reclitigkeit  weit  davon  entfernt  anderen  Nationalitäten  ihre  Bechte 
verkümmert  sehen  zu  wollen. 

Diese  deatscho  und  dabei  österreichisch-patriotische  Gesin- 
nung Tomaschek'a  fand  einen  glänienden  Ausdruck  in  der  kur^n^ 
a^er  inhaltsvollen  Eede,  mit  welcher  er  am  1.  Mai  1872  in  der  Aula 
zu  Strassburg  als  Abgesandter  der  Wiener  Hochschule  der  wieder- 
geborenen Alma  mater  zu  Strassburg  im  Kamen  der  üsterreichischen 
dentschen  Universitäten  den  Festgiuss  darbrachte.  Er  betonte  in  der- 
selben» dass  die  österreichischen  Universitäten  die  gleiche  Aufgabe 
ie  die  Strassbnrger  Hochschule  hätten.  Sic  seien  mitten  unter  dem 
idrange  fremder  Nationalitäten  berufen  deutsche  Wissenschaft  und 
zu  verbreiten  und  dadurch  die  Macht,  Grösse  und  Einheit 
reichs  zu  befestigen.  Er  gedachte  dankbar  der  Verjüngung  und 
iWen  Kräftigung  der  österreichischen   Universitäten^    welche  sie 
ter  dem  erlauchten  Enkel  jenes  Kaisers,  der  einst  Strassburg  ge- 
rdert,  erfahren  hatteUf  und  hob  hervor,  dass  die  Kiaft  und  Blüthe 
erer  Hochschulen  nur  erhalten  werden  kOnne  durch  den  engen 
ischlusd  an  die  fibiigen  deutschen  Universitäten  und  der  zwischen 
nun  glücklich  beg].ehenden  Freizügigkeit,  Die  Rede  hatte  unter 
en,  die  bei  diesem  Feste  gesprochen  wurden,  den  lobhaftesten  Bei- 
1,   den  sie  auch  duixh  Inhalt,  Form  und  Vortrag  reichlich  ver- 

Das  Jahr  1849  bracht«  ihm  schweres  Leid,  den  Tod  des  von 

ihm  innig  geliebten  Vaters,  aber  auch  die  Erfüllung  eines  heissen 

Wunsches  seiner  Seele.     Es  begann  nämlich  die  Eefonn  der  Stu* 

dien  ,    durch  welche  ihm    der  bisher   verschlossene   Weg  geöffnet 

wurde.  Ohne  Zögern  verliess  er  die  juridische  Laufbahn  und  nahm 

im  Jahre  1850,    da  der  Lehrermangel   und   die  Erweiterung  der 

nasien  die  Heranziehung  von  jungen  Aushilfskräften  zur  Hotb- 

igkeit  machte,  mit  seinem  Freunde  Stumpf  die  ihnen  angebotene 

üg  von  supplierenden  Lehrern  für  philosophische  Propädeutik, 

«ichichte  und  deutsche  Sprache  ara  Ol  mutzer  Gymnasium  ant  Viele 

Ber  ehemaligen  Schüler  aus  dieser  Zeit  erinnern  sich   noch  mit 

')  Man  vergleiche  nelx^n  anderen  Berichten  in  Zeitungen  dio  aus- 
Miche  Daratellang  in  der  ^Neuen  Freien  FreBse*  vom  5.  Mai  1872|  8.  7. 

Ö6* 


884 


Nekrolog. 


Freude  au  seine  anregenden  nnd  zOiulenden  Vortiüge»  dnFCh  wtlchi 
er  die  ganze  Masse  mit  sich  fortriss  und  för  em  fleissiges,  ^atl 
liebes  Studium  gewann. 

Im  Sominersomester  1851  finden  wir  ihn  mit  Stnmpf  an  4m 
Universität  Wien,  wo  beide  Coliegien  horten  und  das  hisiarisch-pliilo^ 
logische  Seminar  besuchtln,  das  damals  Graueri,  Bonitz  and  Qrya 
leiteten.  Das  Ministerium  hatte  boido  in  auszeichnender  Weis©  ti 
weiteren  Ausbildung  in  dasselbe  berufen.  T.  hörte  in  diesem  and  dtq 
beiden  folgenden  Semestern  Collegien  bei  Grauert ,  Jäger ,  Booili 
Lott,  von  Karajan,  Hahti  und  meldete  sich  schon  im  1- 
1861  zur  Lehramtsprüfung  aas  der  Geschichte  und  Gt- 
jnnd  philosophischen  Propädeutik,  worauf  ihm  im  Augast  185: 
die  Lehrbefähigung  für  diese  Fächer  am  ganzen  Gymnasium  tmu 
Ikaiint  wurde. 

Zur  häuslichen  Bearbeitung  war  ihm  von  Graaert  folgendes 
[Thema  gestellt  worden:  „Das  Leben  des  hellenischen  Volkes  in  der 
Zeit  vom  Ende  des  persischen  Invasionskrieges  bis  zum 
pcloponnesischen    Krieges  ist  in  den  wesentlichen  Pm 
stellen»  in  Bezufjr  atif  daa  Staatswesen^  den  Religionscultus,  die  i*itt* 
lichkeit  und  dio  geistige  BiUlnng.    Die  wichtigsten  Belegstellen  *m 
,  den  Quellen  und  neueren  Schriften  sind  anzugeben.''    Das  Elabonitt 
ein  stattlicher  Quartband  von  268  Seiten,  zeugt  von  einer  in  dii»»fli 
Alter  ungewtihnÜchen  Reife  des  Geistes,    Prof.  Jäger,  der  an  SU^IU* 
des  inzwischen  verstorbenen  treflTlichen  Grauert  die  Arbeit  be^it- 
acbtete,   rühmt  an   derselben  die   selbständige   ForscJuing  in  -It-fl 
Qnellen  und  das  selbständige  Denken  bei  der  Verarbeitung  des  St^jffe«, 
die  Klarheit  in  der  Anordnung  und  Gliederung  des  MateriaJes.  dj> 
Gewandtheit  in  der  Handhabung  einor  kräftigen  und  blähenden  Sprftclie 
nnd  die  liebenswürdige  Besclieidenheit,  welche  sich  trotz  der  gelao* 
genen  Leistung  in  der  ganzen  Arbeit  kund  gibt.  Nicht  mindf  r  ^n- 
gtig  lautet  dessen  TJrtbeil  über  die  ClaüsuraT:Jjeit,  in  wr  fV* 

Sachen  des  Verfalles  und  der  Aufl<1sung  des  RömerreicL .  i  Iffl' 

peratorenzeit  naehzii weisen  waren  und  besonders  ge^AUgt  ward«*« 
sollte  ,  welchen  Authoil  das  Christenthum  und  das  Germaüeirtliinii 
daran  hatten.  Es  wird  in  dem  Gutachten  hervoi^ehohen ,  dass  der 
Candidat  nicht  blos  sehr  gründliche  Kenntni8«^e  zeige.  *  -  "f'^> 
in  der  Durchföhning  ungemein  viel  Selbstgedachtes  hn 
Und  das  Urtheil  über  die  mündliche  Priir  der  Cm- 

didat  habe  eine  so  nmfassendo  Gcschiciii  n,   Ift*^ 

seinß  Antworten  mit  Recht  Vorträge  til>er  die  gestelltr  /^ 

nannt  werden  können.  Ebenso  wird  in  dem  Gutachten  Li .  .  ^  i^* 
Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Philosophie  die  gröndliche  K>aiJt«ts. 
Selbständigkeit  und  Reife  des  ürtheils  anerkannt, 

Im  October  1852  wurde  T,  die  Stelle  eines  SujipUntin  St 
deutsche  Sprache  nnd  Geschichte  am   ^  J'*' 

sium  in  Wien  übertragen,  in  welcher  Ei^  i^' 

wirkte,   wo  er  zum  Lehrer  am  Uieresianiscben  Gymnasinoi  in  yi^ 


Nekrolog. 


81 


ernannt  war  de.  Kr  Hatte  in  der  kurzen  Zeit,  welche  er  am  Joseph- 
städter  Gymnasium  zubrachte  ^  dlo  Liebe  und  Verehrang  seiner 
Schüler  erworben»  die  ihm  beim  Scheiden  die  Werke  Göthe^a  und 
Schiller's  in  Prachtbänden  zuxu  Andenken  überreichten.  Wie  sehr  er 
diese  Ehrengabe  schätzte,  erlieUt  daraus,  dass  er  ihr  in  seiner  Bib- 
liothek dauernd  einen  Ehrenplatz  anwies* 

Am  theresianischon  Gymnasium  hatte  er  ausser  der  Geschichte 
n2  besouders  die  deutsche  Sprache  zu  vertreten.  Mit  die^om  Gegen- 
de  -hatte  er  sich,  wie  schun  bemerkt,  schon  längst  eingehend  be- 
schUftigt  nnd  nur  der  Gedanke,  dass  er  sich  eine  zu  grosse  Last  auf- 
bürden würde,  hatte  ihn  bestimmt  sich  bei  der  Lehramtsprüfung 
einstweilen  auf  philosophische  Propädeutik  und  Geschichte  zu  be- 
>chränken.  Jetzt  fing  er  an  sich  in  diesen  Gegenstand  zu  vertiefen» 
wobei  die  Geschichte  immer  mehr  zurücktrat  Er  setzte  seine  germa- 
nistischen Studien  an  der  Universität  fort  und  betrieb  fleissig  Gram- 
miitik  lind  Lecture  der  mittel bochdentschon  Literatur,  am  meisten 
.iber  zog  ihn  die  neuere  Literatur  und  die  ästhetische  Würdigung 
er  Werke  an.  Zugleich  beschäftigten  ihn  lebhaft  didaktische  Fra- 
,  welche  sich  auf  den  Gang  und  die  Methode  des  deutschen  ün- 
chtes  am  Gymnasium  bezogen.  Indem  er  die  hoho  Bedeutung 
dieses  Unterrichtes  gebiihrend  ward  igte,  dabei  sicli  seinem  Amte  mit 
voller  Hingebung  widmete,  durchdrang  ihn  dio  Üober^eüguiig,  dass 
der  Lehrer,  wofern  er  seiner  Aufgabe  die  Schüler  zur  vollen  Correct- 
heit  in  mündlicher  wie  schriftlicher  Darstellung  zu  füliren  gerecht 
werden  wolle,  an  sieh  selbst  die  strengsten  Anforderungen  stellen 
mösse,  ^Was  der  Jugend,  so  pflegte  er  zu  sagen,  im  deutschen  Un- 
nichte,  sei  es  in  der  Leetüre  sei  es  vom  Lehrer,  geboten  wird,  muss 
h  Inhalt  und  Form  mustergÜtig  sein,**  Durch  unablässiges  ße- 
iBOhen  und  fortwährende  Uebung  erreichte  er  jene  Voükommeriheit 
im  Vortrage  und  in  der  schriftlichen  Darstellung,  die  wesentlich  zu 
den  reichen  Erfolgen  seines  Unterrichtes  am  Gymnasium  nnd  auf  der 
Universität  beitnig.  Für  alle  seine  Vorträge  bereitete  er  sich  auf 
das  Sorgfaltigste  vor;  seine  Co llegien hefte  sind,  obwol  er  frei  ver- 
trag, vollkommen  ausgearbeitet.  Jeder  kleine  Bericht,  den  er  zu  er- 
statten hatte,  wurde  von  ihm  zuerst  im  Concepte  entworfen  und 
erst  nach  genauer  Feile  in's  Reine  gcschneben.  Aach  alle  seine  Briefe, 
selbst  die,  welche  er  an  vertraute  Freunde  schrieb,  zeugen  von  diesem 
Streben  etwas  in  seiner  Art  Treffliches  zu  bieten. 

Seine  Ansichten  über  die  Organisation  des  deutschen  ITnter- 
ites  an  Gymnasien,  die  dabei  zu   befolgende  Methode  und  dio 
richtung    der    erforderlichen  Lehr-    und   Hilfsbücher    legte    T, 
einer   Beihe   von  Aufsätzen    und   Recensionen    dw,   welche  in 
Zeitschrift  von  1853  an  erschiejien.   Was  die  Aufsätze  anbe- 
so  nennen  wir  hier  die  Artikel  *Zur  neuhochdeutscheti  Recht- 
r'  (Jahrg.  TV,  S.  542  f!.),  'Ueber  die  deutsche  poetische 
-Lire  und  ÜberSchnlansgaben  grösserer  deutscher  Dichtungen^ 
(XVI,  S,  50  ff.),   *Die  deutsche  Grammatik  am  Unter*Gymnasium' 


Nekrolog. 

[ (XVII, S. 339  ff,)/Dei]tscliöElomentar-Grainmatikeii  (XXTII,  S,  ll^ 
biese  Aufsätze,  tretflich  geschrißben.  zeigen,  welche  FqIIö  yonKÄnoUi 
Bissen  er  mit  feinem  Tacte  und  reinem  Geschmacke  in  sieb  veranigte* 
Die  Recensionen,  welche  anfangs  blos  Lehr-  and  Hilfsbücber  be- 
trafen, erstreckten  sich  allmälich  auch  anf  wissenschaftliche  Werke, 
[welche  die  neuere  deutsche  Literatur  betrafen,  und  liefern  förLilara" 
'  turgeschichte  and  Textrecension  neuerer  deutscher  Schriftstellet 
werthYoUe  Beiträge  ^), 

Von  vielen  Seiten  aufgemuntert  beschloss  T.  sich  als  Prlfat- 
tjoeent  für  deutsche  Sprache  und  neuere  deutsche  Literatur  au 
[der  Wiener  üniyersitÄt  zu  habilitieren ,  welchen  Entschluss  er  in 
[März  1855  ausführte.  Er  legte  zu  diesem  Zwecke  xwei  Abhaudlungej 
Nor:  'Die  Einheit  in  Schiller 's  Wallenstein'  und'Vörsuch  einer  Dar« 
I Stellung  der   allgemeinsten  Probleme    und   Methoden    der  antikei 


')  Wir  glauben  im  Interesse  anseier  Leser  lu  handeln  ^  wenn 
filier   ein   Venselchnis   säramtticher   ReeensiDnea   Tomaschek'a    In   di( 
IZeitschrift  geben«  Die  bedeutendereD  Anzeigen  sind  mit  einem  SteFodua 
Ihezeicbnet    Auf  Geschichte    beziehen   sich    die  Anzeigen    von:    Lr*^^^ 
fGedächtDis tafeln   für  den  Unterricht  in  der  Gescliichte  und  Geoi 
[Monster  1856  {VTlh  377),  Roniig,  ^eittÄfeln  der  allgemeinen  Gtac) 
Jßtuttgart    1854   (VIII,  469),    Schöppner,    Hansscbatz    der   Länder-    ond 
I Völkerkunde  Leipzig  1858  (X,  64),   Seemann,  Leitfaden    (ur  d- -^     -  '  " 
jweltgescbicfitlidien    Unterricht   Breslau    1855   (VIII,  379>,   Y« 
ItchichtHtafeln  Hambure^  1855  {VIII,  469);  auf  deutsch*-  Snr  u  1>. 
[ratur:   •Bernaja,  lieber   Kritik  und  Geschichte   des    ' 
Berlin  1866  (XIX,   157),  *  Bratrant^k,  Briefwechsel  zhi 
[K.  Grafen  v.  Sternberj?;  Wien  1866  (XVIII,  375),  ♦Cholevuva,  Disposiüotirü 
[und  Materialien  zu  deutschen  Aufsätzen,  Leipzig  2.  AutL  1H62,    8   Aol 
11864  (XIV,  213,   XVL  511),  * Echteriueyer,  Auswahl   deut 
iHalle  1861    (XUI,    56),   Frauer,  die   Verwendung  des  de: 
Ibuches   für  den   deutacben    ünterricbt   Schaffhausen    1861    iXiV,   i'-'ij, 
■^Gleichen  —  Rua«wurm,  Schiller*s  dramatiÄche  Entwürfe  Stuttgsirt  l^>i 
fXX,   813),    »Gödeke,    Schillefs    sämratHche    Schriften  Stutt^t   1^" 
(XIX,    149),    Gottschall,    Die    deutsche  Nationalliteratur    in    der  eitkn 
Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  2.  Au^  Breslau   1861   iXV,  152),  GdotbfiT, 
Auslegung  von  Volks-   und  Vaterlandaliederu  Eialehen  1861  (XIV,  *Ö5). 
Hahn,  Geschichte  der  poetischen  Literatur  der   Deutschen  Bcrlio  1863 
(XIV,  432),  Hcnrisch.  Grammutica  teoretica  della  liogua  tedesca  Leiptig 
1856    (VlII,    377),   Hettner.   Literaturgeschichte    des    18.  JahrbuiwJert» 
Braunscbweig  1862  (XV,  14T),*  Humboldt,  Aesthetische    Versuche  ftl*f 
Göthe's  Hermann  und  liorothiea,  3.  Aiifl.  mit  einem  Vorworte  rt^n  R«r- 
nmnn  Hcttner  Brannschweig  1861  (XIII,  619),  Klepstock's  > 
über  die  epische  Poesie,  herauag.  von  A.  Freybe  Halle    1^ 
Kluge,  Geschichte  der  deutschen  Nation alliteratur  Alt     " 
1760),  Lebmann  Handbuch  der  deutschen  Literatur  L* 
435)  Mdnnich,  Auswahl  deutscher  Aufsätze  und  Hedeii   ^i 
(XIV,  224),  Rapp^  das  goldene  Alter  der  deutschen  Poesie  1 
(XV,  155),  Remacly  und  Pütz,  deutsches  Lesebuch  3^  A^i 
(XX,  762),  Roquette,  Geschichte  der  deutschen  Literatur  Sur.'.:. 
(XV,  154),   8chiller*8  Prosa,   Auswahl  för   die  Jngen^t    -    i    j 
fXII,    860),    Werneke,   Praktischer   Lehr^g   des   dr  -j 

Soest  1862 JXIV.  223).  Kecensionen  von  Programmen  j;    :  '^^^ 

44  f.   und  XXVm,  216.   Die  Gymnasialpädagogilc   Im   Allgem  > 
treffenden  Aufsätze  und  Eecensioncn  werden  später  erwlhnl  w^. 


Nekrolog, 


887 


KnnstforschuDg'.  Die  erstere,  welche  die  Grutsdlage  for  den  1658  im 
Saale  des  Landhauses  gehaltenen  Vortrag  Über  Schiller's  Wallenstein 
bildete,  ist  ihrer  Natur  nach  theils  polemisch,  theils  didaktisch.  Sie 
weist  die  Ansichten  von  Süvers,  Hoffmeister,  Tiek  und  Hillebrand 
über  diese  Frage  zurück  nnd  sucht  die  Ansieht  von  der  Einheit  des 
Schiller'schen  Wallenstein  mit  Rücklicht  auf  die  Haupthandhmg  nnd 
die  sie  begleitenden  Episoden  darzuthun.  Prof.  Hahn  ^  der  sie  zu  be- 
itachten  hatte,  rfihmt  an  ihr  die  klare  Aüffa.ssnng,  das  tiefe  Ein- 
ehen in  die  ästhetischen  Probleme  nnd  den  durchsichtigen  Stil, 

Die  zweifache  Thätigkeit  des  Lehrens  am  Gymnasium  und  au  der 
Universität  nahm  die  Ki'äfte  Tomaschek's  so  sehr  in  Anspruch,  dass 
efi  schien,  als  ob  er  fQr  wissenschaftliche  Productioo  keine  Zeit  finden 
werde«  Dennoch  ei-schien  in  dem  Programme  des  theresianischen 
Gymnasiums  vom  Jahre  1857  der  treffliche  Aufsatz  'Schiller  und  Kant', 
in  welchem  der  Einflnss  der  KanVscben  Philosophie  auf  Schüler  und 
die  weitere  Entwicklnng  derselben  durch  den  Dichtör  auf  dem  Ge- 
lte der  Ethik  und  Aestbetik  dargelegt  wird.  Diese  Arbeit  sollte 
T.  der  Ausgangspunkt  eines  grösseren  Werkes  werden.  Im 
October  1859,  zwei  Wochen  vor  der  Säcularfeier  von  Schiller's  Ge- 
burtstag, hatte  die  kaiserliche  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Wien 
eine  Preisaufgabe:  'Würdigung  SAillefs  in  seinem  Verhältnisse  zur 
Wissenschaft,  namentlich  zu  ihren  philosophischen  und  hi8t4>rischen 
<Iebieten  ausgeschrieben,  durch  welche  sie  ihre  Theiluahme  au  dem 
jTi^sson  Nationalfeste,  das  tiberall  begangen  wurde,  wo  die  deutsche 
Zunge  erklingt,  auf  das  Schönste  bethätigte.  Die  Zuerkennnng  des 
Pteises  sollte  in  der  feierlichen  Sitzung  am  30.  Mai  1861  erfolgen. 

Es  war  begreiflich  ,  dass  in  T.  der  Entscbluss  erstand 
am  diesen  Preis  zu  ringen.  Seine  Begeisterung  fßr  Schiller,  seine 
Vorstudien  .  durch  welche  er  eben  jene  Keuutnisse  in  sich  ver- 
einigt hatte  ,  die  znr  Lösung  der  Aufgabe  noth wendig  waren  ,  seine 
letzte  Arbeit,  die  sich  auf  diesem  Gebiete  bewegte,  alles  dies  schien 
einen  gfinstigen  Erfolg  zu  versprochen  und  half  die  Bedenken  besei- 
tigen, welche  hei  seiner  BeFcheidenbeit  öfters  in  ihm  rege  wurden. 
Allerdings  waren  die  Anforderungen,  die  er  an  sich  stelUei  sehr 
gross.  Er  sollte  und  wollte  seiner  Stellung  am  G}Tunasium  und  an  der 
Universität  seine  Kräfte  in  vollem  Masse  widmen  und  seine  Gesund- 
heit hatte  schon  unter  diesen  Anstrengungen  gelitten.  Nun  aber  galt 
ei  die  Kräfte  auf  das  Aeusseiste  anzuspannen  und,  weil  den  Tag 
Aber  keine  Zeit  für  die  Arbeit  verblieb  ,  die  Nächte  zu  Hilfe  zu 
nehmen.  So  schritt  das  Werk  vor  und  damit  wuchs  der  Muth  und  die 
frohe  Hoffnung  des  Gelingens.  Eine  wesentliche  Unterstützung  fand 
T.  in  dem  Verkehre  mit  dem  ihm  schon  von  Jugend  her  be- 
freundeten Ottokar  Lorenz,  damals  Privatdocenteri  der  Geschichte  an 
der  Universität  zu  Wien,  dessen  Vater  der  treueste  Freund  des  Va- 
tera  Tomaschek^s  gewesen  war.  Mit  ihm  konnte  er  die  historischen 
Partien  dorchsprechen,  von  ihm  sichßath  in  schwierigen  und  dunklen 
Fällen  einholen. 


898 


Nekrolog, 


E8  war  kein  Göheimui^,  dass  T.  gich  um  den  Preis  zu  b« 
gedachte,  desto  mehr  war  er  bemüht ,  in  dem  eingereichten  Klabora 
jades  ausser] ich e  Zeichen ^   das  auf  ihn  hindeuten  konnte,  zu  V»eäd^ 
tigen,  was  Ihm  audi  vortrefflich  gelang.  DaeEIaboi-at  war  von  andcwri 
Hand   geschrieben   und  wurde  aus   der  Fremde   eingesandt.    Vier 
Arbeiten  waien  eingegangen ,  unter  welchen  der  Abhandlung  Toma«; 
ßchek's,  die  den  bezeichnenden  Wahlspruch  *Eß  wächst  der  Mensch 
mit  sei  neu    grossem  Zwecken    trug,  einbellig  der  Preis  zuerkannt 
wurde.  Wir  können  die  Arbeit  hier  nicht  liesser  würdigen,  als  wem 
wir  aus  dorn  trefflichen  Gutachten  Lott's  diQ  bezeichnendsten  Stellei 
anfuhren.  ^F)ie  Schrift  enthält  ein  reiches  Material  mit  vielfach  neuei 
chronologischer  Auordnungt  eine  umfassende  und  kritisch  geläuterte, 
Kunde  aller  auf  Schiller  bedeutsam  einwirkender  Momente,  welche  in 
[  Kamille  und  Schule,  in  kirchlichen,  staatlichen  und  Stammesverhält- 
|nissen,  in  deutscher  und  nichtdeutscher  Literatur  lagen.  Auch  ScbiU 
iBr'e  Berührungen  mit  der  Naturwissenschaft,  welche  gegenüber  dem 
[Mittelalter  und  AUerthnm  zu  den  Charakterzügen  des  Geistes  der 
|}^euzeit  gehi/rt,  sind  gebührend  beachtet  und  gewiss  von  Belaug»  wa 
[man  in  den  Geist  eines  so  reflexions vollen  modeiuen  Dichters  ein- 
Id ringen  will.  Und  auf  dem  weiten  Gebiete  dieser  vielen  und  viftlsei- 
[ligen  Erörterungen  erlischt  kaum  je  die  Besinnung  auf  das  Ganze  dör 
Lufgabef  wodurch  das  Versinken  in  Einzejnheiten ,   das  ZerfahrsB  in 
lExcursen  verhütet  wird.    Der  Verfasser  hat  sich  in  das  Sein  und 
Werden  und  Wirken  Schillor's  völlig  eingelebt.   Aus  treuer  Darle- 
gung der   wisBenscbaftlichen   Thatigkeit    Seh iUer's  tritt 
recht  anschaulich  hervor,  wie  untrennbar  dieselbe  einerseits  von  der 
tiefernsten  Arbeit  au  i^einer  eigenen  persönlichen  und  dichtenscben 
[Durchbildung  war,  und  wie  sie  ihm  doch  andererseits  ntcht  blos  als 
Mittel  für  diese  Zwecke  galt,  sondern  auch  uumitielbar  zu  den  B«- 
dürfntssen  seines  rastlos  ringenden  Gedankenlobens  gehTirte.  Die  Art« 
wie  der  Verfasser    die    wij^sseuschaftlichen  Wege    und   Leistuag« 
Schiller's  beurtheilt  und  werthet ,  gibt  Zeugnis  von  seiner  eigeaeo 
wissenschaftlichen  H'ihe;  nirgends  stellt  er  an  Schiller  Forderungen 
vom  Standpuncte  der  heutigen  Wissenschaft  aus,  was  naxneutliclt 
auf  geschichtlichem  Wege  selten  ganz  vermieden  wird*  Durch  welche 
Motive  Schiller  zu  seinen  historischen  Studien  gedrängt  war,  wiiw 
die  Aufgabe  der  Geschichtschrcihuug  fasste,  welche  Gosichtspaack 
in  Aufsuchung  der  historischen  Wahrheit  ihn  leiteten,  wie  viel  Bockt 
er  hiebei  der  Poesie  einräumte,  wie  er  diese  Intentionen  in  soiaeß 
eigenen  geschichtlichen  Arbeiten    bethatigend  sich  zu  Vorgüngeo» 
und  Zeitgenossen  verhielt  —  darüber  findet  man  hier  BpHrlif  und 
Urtheili  die  eich  an  das  zu  berichtende  und  zu  beurthei  ' 

innig  anschmiegen.    Dasselbe  gelungene  Streben  nach  ^' 

hält  der  Verf.  auf  philosophischem  Gebiete  ein,  wo  es  li  <' 

mifi&lingt,  weil  da  die  Objecto,  worüber  zu  hm    ' 
ist,  in  fremden  und  bekanntlich  nicht  so  leicht  : 

bestehen  —  in  Gedanken  über  Dinge,  woi-über  die  entgeg^ngesviiit  • 


Nekrolog. 


880 


steo  Denkweisou  bestehen  und  oft  in  faindlichßr  Hitze  einander 
irefcQ,  —  Gedanken,  deren  Ausgangs-  und  Quellenpuncte  keines- 
wegs 80  unzweideutig  vorliegen,  wie  dds  m  jenen  Wissenscbalten 
der  Fall  ist,  wekbe  sich  eines  friedlichen  und  in  stäter  Bereieherang 
iffeneu  Besitzes  erfreuen  und  rnhmen.  Unter  den  philosophischen 
!«sirehnngeD  Schiller's  treten  ab  gelungene  bokanntlich  die  aesthe- 
Uachen  hervor»  weshalb  diesen  und  ihren  Beziehungen  auf  Geschichte 
der  schönen  Literatur  mit  Recht  hier  besonders  sorgfältig  und  feln- 
minig  nachgegangen  wird ,  von  ihren  Wurzeln  an  bis  in  die  Vcr- 
meigungcn  hinaus.  Die  Einwirkung  der  wissenschaftlichen  Boschäf- 
ÜgUDgen  Schiller's  auf  seine  dichterische  Productiun  ausführlicher 
zti  beleucht^u  hat  der  Verf.  nach  dem.  was  \\\  v.  Humholdt,  Gervi* 
aus,  Julian  Schmidt  bereits  geschrieben,  allerdings  nicht  unteruom- 
meHy  aber  an  allgemeineren  und  wolerwogenen  Gedanken  fehlt  es  auch 
hieröber  nicht.  Ein  wesentlicher  Vorzug  dieser  Schrift  ist  es  auch, 
dass  sie  die  Nachwirkungen  der  Aesthetik  Schiller 's  bis  Hegel  auf- 
weist und  bestimmter  ausführt»  und  hmait  über  eine  blos  allgemeine 
Anerkennung  eint^s  solchen  Einflusses  hinausgeht.  Was  an  Schiller's 
philosophischen  Ansichten  über  Ethik  sonst  noch  eigenthümlich  ist 
und  eine  Zukunft  hat,  ist  sorgsam  erwogen  in  Verbindung  mit 
seinen  aesthetisehen  Ansiebten ,  indem  Schiller  dem  Ausgange  der 
Kanl'schen  Ethik  vom  Begrifle  der  Pflicht  die  sittliche  Schön* 
heit  gegenüberstellt.  Die  Sprache  ist  dem  werthvollen  Inhalte 
der  Schrift  angemessen.  So  hat  die  Abhandlung  einem  unserer 
grössten  und  volksthümlichsten  Dichter  auch  im  Bereiche  der  Wissen- 
schaft eine  T^ürdige  Stelle  angewiesen,  iudem  sie  in  wahrhaft  be- 
friedigender Art  darlegt,  was  nichfr  blos  die  Wisseuschaft  für  Schil- 
ler war,  sondern  auch,  was  Er  für  die  Wissenschaft  war  und  ist\ 

Das  Buch  erschien  unter  dem  Titel  'Schiller  und  dessen  Ver- 
hältnis Zur  Wissenschaft'  1862  zu  Wieu  bei  C.  Gerold *s  Solin  und 
fand  allgemein  verdiente  Anerkennung ').    Schon  im  Mai  desselben 
Jahres  stellte  das  Prüfessoroncoilegium  der  philosophischen  Facul- 
t4t  in  Wien  beim  h.  Ministerium  den  Antrag  T,  in  Anerkennung 
s«iaer  wissenschaftlichen  und  didaktischen  Leistungen  zum  Professor 
der  deutschen  Sprache  und  Liteiatur  ui  ernennen,  bei  welcher  Oe- 
Ifgfnbeit    sich  Pfeilfer  über    das   Schillerbuch  in  folgender  Weise 
^usaexte:  *In  der  That  bekundet  die  Art,  wie  der  Vcrf*  die  nicht 
laichte  Aufgabe  gelöst  hat^  neben  einer  umfassenden  Kenutnis  der 
l^jt^reiur  des  18.  und  10,  Jahrhunderte«  eine  gründliche  historische 
U'  ophische  Durchbildung,  ein  scharfes,  besonnenes  ürtheil» 

t?i  M  le  Beheirschung  des   gewaltigen  Stoffes  und    eine  nicht 

allzu  häufige  Gabe  klaier,  anziehender  Darstellung,  Eigenschaften 
Und  Voiifige,  die  der  Arbeit  unter  den  litorar-historischen  Monogra- 
IibicD  üb^r  die  classiache  Periode  der  deutschen  Literatur  eine  ber- 
"Viirrageude  Stelle  einräumen  und  einen  bleibenden  Werth  sichern 
%trdea/' 


V^L  lit.  Centmlbhitt  1862,  S.  501  W. 


800 


Nekrolog, 


Das  Miuistenam  gioog  auf  diesen  Antrag  nicht  ^'m,  wftll  öie 
'Eücksichten,  welche  die  niöglichsto  Schonung  dos  Staaisrschati««  ge-^ 
[boten,  die  Errichtimg  einer  zweiten  Lehrkanzel  für  dentscbe  Sprach^ 
lEnd  Literatur  an  der  Wiener  Universität  nicht  znliessen;  dagegen 

erfolgte  im  Octoher  desselben  Jahres  die  Ernennung  Tomascbek'^ 
[  2Qm  ordentlichen  Professor  seines  Faches  an  der  tJniversität  zn  Gr 
So  erfroulich  es  för  T.  war  der  Universität  nun  seine  volli 

Kraft  zuwenden  zu  können,  so  hart  kam  es  ihm  an  Wien  in  yet 

lassen,  wo  er  mit  so  vielen  Freiuulen  an  der  Universität  und  an 
[theresianischen  Gymnasium,  unter  den  letzteren  namentlich  mÜ 
[  J.  Ptaschnik  (gegeowärtig  Director  am  Gymnasium  in  der  Kossaa' 
^  durch  innige  Bande  verknöpft  war.  Es  ist  daher  erklärlich,  dass  i 

nicht  mit  leichtem  Herzen  nach  Graz  gieng.  Und  doch  sollte  er  ri 
;  Graz  ein  trautes  Heim,  eine  grosf?e  Zahl  treuer  Freunde  und  eini 
I  reiche»  glückliche  Wirksamkeit  finden. 

Die  Universität  Graz,  dio  vielfach  vernachlässigt  worden  war 
Jnnd  über  der  eine  Zeit  lang  drohend  das  Schwert  der  AuÜ^sung  ge- 
I  schwebt  hatte,  gieng  damals  wieder  einer  besseren  Zukunft  pMKr.HTPir 
i  Im   Jahre    1863    wurde   sie   durch   Errichtung  der    raedn 
IFacöMt  vervollständigt,  zu  welchem  Zwecke  das  Land  S' 

welches  diese  Anstalt  mit  Recht  als  ihr  kostbarstes  Juwel  bt  < 

und  die  Stadt  Graz  namhaftü  Opfer  gebracht  hatten.  Fortan  n 

auch  die  Regierung  der  Hochschule  thätig  an  und  widmete  ilir  ..' 
'  krflftige  Fürsorge.  Der  gesammte  Lehrkörper,  einträchtigen  ßinnw. 

arbeitete  mit  allen  Kräften  die  Univei-sität  zu  heben.  Neue  Lehr- 
I  kräfte  wurden  herangezogen,  neue  Lehrstellen  begründet»  neue  Iflrti» 
[tute  (an  der  philosophischen  Facuftät  das  philologische  SemiuftTt  rfi<* 
[Gymnasialprufungscommission ,  das  archäologische  Cabinet)  wiir«l»»fl 
I  geschaffen  und  die  vorhandenen  gemäss  den  Forderungen  der  Wiss^i»* 

Schaft  erweitert  und  umgestaltet.  Der  Besuch  hob  sich  immer  w^br 
I  und  mehr,  so  <Iass  die  Hochschule  gegenüber  der  Zahl  von  4uO  9tu* 

diereoden  im  Jahre  1862  später  beinahe  tausend  zählte.  An  allen 
'  diesen  Bestrebungen  nahm  T.  eifrig  Antheil  und,  wo  es  das  Int«r»8»^ 
'der  Universität  galt,  fehlte  «io  sein  Rath,  nie  seine  Thätigkelt  l>w 
I philosophische  Facultät  verlieh  ihm  schon  am  l.  August  1863  di« 
lEhrendoctorat  und  wählte  ihn  im  Juni  1864  zum  D<  Iä* 

ffoIgüDde  Studienjahr,  Ein  Kreis  vertrauter  Freunde  ,  /  *^ 

nächst  Demelius,  v.  Holly,  v.  Karajau,  v.  Lang,   v.   1 
lO.  Schmidt  und  der  Unterzeichnete  gehörten^  ver^chOir.  ,.,, 
[geselligen  Verkehr   und  wissenschaftliche  Unterhaltung  das  I^Wn: 
[dabei  genoss  er  mit  grosser  Freude  der  herrlichen   Umgebonf  ^^ 
[Graz,  in  welcher  er  weit  ausgedehnte  Spaziergänge  machte. 

So  waren  ihm  fünf  Jahre  in  frischer  Wirk-  verfloB»B 

[und  er  hatte  sich  in  Graz,  das  foilan  seinem  Her.  \**r  tiiW«' 

[Wieb,  TÖlHg  eingelebt,  als  er  im  Deceraber  1867  ron  der  FacultH  i» 

Hen  von  Neuem  zum  ordentlichen  Professor  vorgoschlagen  Würfet 

welchem  Vorschlage  im  März  1868  die  Erueunong  folgte.  Derfr  ] 


Nekrolog.  Ml 

danke  dort  in  einem  grosseren  Kreise,  an  der  Seite  des  von  ihm  hoch- 
verehrten F.  PfeüTer,  den  er  nnr  allzn  bald  verlieren  sollte',  and  im 
Vereine  mit  seinen  alten  Freunden  zn  wirken  erffiUte  ihn  mit  grosser 
Frende,  so  schwer  es  auch  ihm  war  die  ihm  lieb  gewordene  Stätte 
und  die  Freunde,  welche  er  daselbst  gewonnen  hatte,  zu  verlassen. 
Wie  sehr  er  an  Graz  nnd  den  dortigen  Freunden  hieng,  beweist  der 
umstand,  dass  er  diese  Stadt  nach  seinem  Scheiden  regelmässig  in 
den  Ferien  zu  besuchen  pflegte. 

In  Graz  hatte  er  I^sing's  Minna  von  Bamhelm  för  die  LectOre 
in  der  Schule  mit  einer  kurzen  Einleitung  und  erklärenden  Anmer- 
bmgen  bearbeitet,  welche  Ausgabe  1865  in  Leipzig  bei  Göschen  er- 
schien, und  zugleich  ein  grösseres  Werk  über  Göthe*s  Bildnngsge- 
schichte  begonnen.  Er  sammelte  das  Materiale  zu  demselben  mit  dem 
grGssten  Fleisse  und  stellte  dasselbe  nach  seiner  gewohnten  Welse 
in  sauber  und  sorgfältig  geschriebenen  Heften  zusammen.  Die  Aus- 
fShmng  selbst  scheint  nur  sehr  langsam  vorgerückt  und  nicht  weit 
gediehen  zu  sein.  Eine  Probe  'Goethe  als  Student  in  Leipzig  (1765 
— 68).  Hemmende  und  befreiende  Einflüsse.  I.'  brachte  diese  Zeit- 
schrift XXlV,  S.  1  ff.,  and  diese  Probe  lässt  es  gewiss  bedauern,  dass 
68  T.  nicht  vergönnt  war  dieses  Werk  auszuführen,  welches  jenem 
Buche  über  Schiller  würdig  an  der  Seite  gestanden  wäre  and  das 
TeretSndnis  der  Goethe'schen  Werke  wesentlich  gefordert  hätte.  Zu- 
nächst zog  ihn  von  seinen  Studien  auf  diesem  Gebiete  eine  Arbeit  ab, 
welche  ihm  von  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften  im  Vereine  mit 
seinem  Freunde,  Professor  Dr.  Heinrich  Siegel,  übertragen  wurde, 
nämlidi  die  Bearbeitung  der  Salzburger  Taidinge,  die  den  ersten  Band 
der  von  der  Akademie  in  Angriff  genommenen  Ausgabe  der  österrei- 
chischen Weisthümer  bilden  sollten.  Das  Werk,  welches  1871  er- 
schien, bietet  neben  einer  Einleitung  und  dem  Texte,  dessen  kritische 
Bevision  T.  mit  Siegel  zu  besorgen  hatte,  ein  Sachregister  und  ein 
ansf&hrliches  von  T.  allein  bearbeitetes  Glossar  und  muss  als  eine 
wahrhaft  musterhafte  Leistung  bezeichnet  werden. ')  In  dem  Glossare 
hatte  T.  die  ihm  eigenthümliche  Sorgfklt  und  Sauberkeit  der  Arbeit 
in  treffUcher  Weise  bekundet.  Als  er  nun  nach  Vollendung  dieser 
Arbeit  wieder  zu  seinem  Goethe   zurückkehrte,  stellten  sich  ihm 
neue  Schwierigkeiten   in  den  Weg.   Im  Jahre   1873  wurde  er  in 
Folge    der    dauernden    Erkrankung    F.    Hochegger^s    auf  Antrag 
VaUen's  nnd  Seidl's,  die  damals  diese  Zeitschrift  leiteten,  in  die 
Sedaction  derselben  berufen,  wodurch  e^  da  ihm  neben  Anderem  be- 
sonders die  didaktisch-pädagogische  /btheilung  zufiel,   genöthlgt 
ward«  sich  diesem  Gebiete,  das  er  wol  nie  aus  dem  Auge  verloren, 
aber  doch  seit  seinem  Scheiden  vom  Gymnasium  weniger  beachtet 
batte,  von  Kenem  zuzuwenden.  Damit  hieng  zusammen,  dass  er  fl&r 
das  Mlnisteriom  eine  grosse  Anzahl  von  Beferaten  in  didaktischen 
fragSD  nnd  Gutachten  über  Lehrbücher  za  liefern  hatte,  welche  er 
mit  der  ihm  eigenthömlichen  Sorgfalt  ausführte ,  so  dass  viele  von 

0  VeigL  lit  Centralblatt  1871,  S.  227  f. 


802 


Nelcrolog. 


ihnen  als  erschöpfende  Abhandlungen  über  deu  betreffenden  Gegen* 
stand  bezeichnet  worden  können.  Dazu  kam  weiter  die  grosse 
lastung,    welche  mit  seiner  Stellung  aU  Examinator  für   de 
Sprache  und  Literatur  in  der  Gymnasial-  und  Eealschnl-Prüfun: 
miösion  verbunden  war.  Endlich  war  er  im  Jahre  1876  durcli 
ehrende  Vertrauen  seiner  Collegen  zum  Senator  der  phüosopbiscbfeii- 
FacuUät  erwählt  worden,  wie  er  denn  auch  schon  1871/2  die  ^Usih 
als  Decan  bekleidet  hatto.  Bedenkt  man  noch,  dass  die  Vorberi 
für  die  Vorlesungen,  indem  or  tbeils  neue  entwarf,  theils  dio 
gehaltenen  immer  wieder  umarbeitete,  und  der  Verkehr  mit  seineic 
Schülern,  die  er  in  jeder  Beziehung  forderte,  auch  einen  TheÜ  der 
Zeit  in  Anspruch  nahmen,  so  begreift  man,  dass  T.,  «o  wenig  Stunden 
der  Erholung  auch  er  sich  selbst  gönnte,  den  ganzen  Tag  über  be- 
schäftigt war,  ohne  doch  die  rechte  Zeit  für  eine  wisse nsirhafllick 
Arbeit  zu  ünden.  So  gelang  es  ihm  denn  trotz  seinem  heissen  V^ 
nicht  das  Work  über  Göthe  zu  fördern  und  auch  manche  Eni 
Monographien,  wie  zu  einer  Geschichte  der  deutschen  Poetik  oder  »itii 
modernen  Poetik  überhaupt,  führten  nicht  weiter  als  zu  eifrigen  Stu- 
dien über  die  Poetik  des  Aristoteles  und  über  Vida's  und  Julias  CAsai 
Scaliger's  Bücher  de  arte  poetica.  Das  letzte  Buch,  das  et  auX  seioeii 
Krankenbette  las  und  memorierte,  war  des  Horsz  epistula  ad  Pis«ne& 
nnd  die  schonen  Verse  des  römischen  Dichters  halfen  ihm  über  maDclie 
^Stunde  der  qualvollen  Nächte  hinweg,  die  er  schlatlos  verbrachte« 

Dennoch  brachten  diese  letzten  Jahre  werihvolle  Qaben  ioiitdr 
licbriftstellerischen  Thatigkeit,  Zunächst  die  trefflichen  Artikel,  in 
[denen  er  die  Vorschläge  zu  einer  Reform  der  deutschen  Gjnmasier 
fünd  Realschulen,   wie  sie   in  der  jüngsten  Zeit  von  verschiedw^i' 
Seiten  her  gemacht  worden  waren,  eingehend  würdigte^  in  wekher 
I  Beziehung  ich  nur  aE  die  Kamen  von  Mejer,  Lattmann,  Peter  zu  er- 
innern brauche  (vgl,  diese  Zeitschrift  XXV,  275  (f.,  597  ff.,  7451. 
XXVI,  59  ff.).    Daran  schliesst  sich  der  schwungvoll  ge&ehriebew 
j Artikel;  'Zum  Beginne  des  fünfundzwanzigsteu  Jahrganges  ämt 
IZeitschrift'  (XXV,  1  Z),  in  welchem  T.  in  eiuem  kurzen  Eöckblicif 
Idie  Leistungen  der  Gymnasial-Zeitschrilt   für  dio  Entwicklnog  <^ 
I Österreichischen  Mittelschul wesens  beleuchtete,  und  der  Aufsatz  <ii? 
[Berliner  Conferenz  zur  Herstellung  grösserer  Einigung  in  dar  deut- 
[sehen  Rechtschreibung'  (XXVII,  455  ff.).  ») 

Das  Ideal  der  Bildung  war  für  1\  jener  schon  im  AlterthuineÄii^ 
[gesprochene  Satz  von  der  gleicbmaysigen  Entwicklung  sämmtlicb*ir 
[geistigen  Anlagen.  Diesen  Säle  fand  er  in  dem  O^anisationaentwiiTf«' 
I  verwirklicht  und  die  Begeisterung ,  welche  er  für  diüsc»  Werk  heg*^- 
war  eine  um  so  innigere,  als  er  die  Manner,  aus  deren  Hand  lierEo^* 
[  Wurf  hervorgegangen  war,  Exner  und  Bonitz»  von  ganzem  Hea«a^* 


•)  Wir  «rwahnen  hier  noch  die  Anzeige  dp    "     '       ' 
|ieden  pädagogischen  Inhaltes,  fBr  I*Vennde  des  G 
gegeben  von  K.  A.  J.  Hoffmann,  Director  des  Joliarnji-unib 
Clausthal  1866'  Jahrg.  XVIII,  S.  108  ff. 


■^,nV 


Nekrolog, 


89S 


mm 


ehrte.  Den  Naturwissenschaften  stand  er  ohnehin  nicht  fremd  gegen- 
über, da  er  sieb  in  seiner  Jugend  mit  Naturgegchichte  vielfach  he- 
scbüftigt  hatte  nnd  anch  später  den  Fortschritten  auf  dem  Gehiete  der 
Physik  und  Physiologie  rege  Theilnahme  widmete.  Es  lag  ihm  ferne  den 
Organisationsentwarf  för  etwas  in  jeder  Beziehung  fertiges  zu  halten. 
4o€h  wollte  er,  dass  Aendemngen  in  demselben  nur  auf  Grund  der 
liebsten  üeberlegnngnnd  vielseitigsten  Erfahrungen  vorgenommen 
rden.  üeher  manche  Modificationeu,  namentlich  der  jingeren  Zeit 
artheilte  er  nicht  gQustig  nnd  irönschte  die  Wiederherstelliuig  der 
arsprünglichen  Bestimmungen.  Entschieden  aber  erklärte  er  sich 
gegen  jede  Aenderung,  welche  an  den  Grundlagen  des  Entwurfes 
rüttelte.  Wenn  er  an«r:b  die  einzelnen  Gegenstände  im  Unterrichte 
uJs  gleichberechtigt  betrachtete  und  den  Schwerpunct  des  Untemchtes 
in  der  wechselseitigen  Bezieh uug  aller  dieser  Factoren  erkannte,  so 
wollte  er  doch  von  der  Bestimmung  des  Organisationsentwurfes  §.  1, 
womach  die  Gymnasien  eine  höhere  allgemeine  Bildung  unter 
wesentlicherBenutzungderaltenclassischenSprachen 
and  ihrer  Literatur  zu  gewähren  haben,  nichts  preisgeben. 
Wttsste  er  ja  doch,  wie  irgend  Einer^  dass  auf  diesem  Grunde  jene 
berrlichen  Früchte  des  Unterrichtes  und  der  Wissenschaft  gediehen 
VfLren,  welche  das  deutsche  Volk  vor  allen  anderen  gross  gemacht 
h&ben.  Im  gerechten  GefQhle  des  Stolzes  nnd  der  vollsten  Befriedigung 
koQJite  er  rufen:  'Dies  ist  anser,  so  lasst  uns  sagen  und  so  es 
l)ehaupten/  Dass  er  unter  solchen  Verhältnisse  ein  Gegner  aller 
Versnche  war  das  Gymnasium  der  Realschule  anznnähern  nnd  die 
Institution  der  Realgymnasien  für  ein  verunglOektes  Experiment 
4x>sah,  ist  leicht  erklärlich. 

Als  im  Herbste  des  lahres  1870  die  Gymnasial-Euquöte  zu 
Wien  getagt  hatte  (vgl.  diese  Zeitschrift  XXI,  765  ff.,  884  ffj,  erhielt 
%  von  Seiner  Excellenz  dem  Herrn  Minister  für  Cultus  und  Unter- 
richt im  October  1872  den  ehrenvollen  Auftrag  über  die  schwebenden 
Organisationsfragen  der  Gymnasien  im  Allgemeinen  nnd  die  Eichtnng, 
in  welcher  deren  Losung  anzustreben  wäre,  ein  Gutachten  abzugeben. 
Das  treffliche,  mit  reicher  Kenntnis  und  Einsicht,  mit  Würde  und 
Freiranth  abgefasste  Elaborat,  das  ich  seinem  Inhalte  nach  aus 
Briefen  des  Verewigten  kannte,  ist  mir  von  Seiner  Excellenz  gütigst 
ZOT  Benötznng  überlassen  worden.  Ich  kann  auf  den  Inhalt  der  um- 
fangreichen Abhandlung  hier  nicht  eingehen,  sondern  begnüge  mich 
die  drei  Kauptpuncte,  welche  T.  am  Schlüsse  seines  Elaborates  als 
nnabweisliche  Forderungen  hinstellt,  anzuführen:  *1.  Entschiedener 
und  rückhaltsloser  Bruch  mit  dem  ablenkenden  Principe  der  Anna- 
lierung  des  Gymnasiums  an  die  Healschnle,  ein  Frindp,  welches  ver- 
derblicher Schwäche  der  Zeittendenzen  entstammend,  den  gymnasialen 
Charakter  schadigt  nnd  über  die  gegenwärtig  bereits  eingeleiteten 
and  vorgesi'hlagenen  Reformen  in^s  Unbestimmte  hinausgreifend,  für 
die  Zukunft  noch  weiter  zu  geßihrden  droht;  2.  Beseitigung  das  In- 
«litobft   der  H^dlgymnaaien   nnd   Abechaffnog  de»  Namens  dieser 


Nekrolog. 

Zwitterbildung,  welcher  nur  geeignet  igt  Schüler  und  Elt 
führen  und,  entsprechend  der  zu  Grunde  liegendou  Zerreia 
elDheitlichen  Zugammenhauges  beider  Abtheilungen  des  achtch 
Gymnaüiums,  bereits  zur  njonströßeu  Bezeichnung  desselben  al8*BealJ 
und  Obergymnasium*  geführt  bat;  3.  Allseitige  KrAftigung  des  hu- 
manistischen, insbesondere  classiscben  und  Zurück  weisang  jeder  1 
Weiterung  des  naturwissenschaftlichen  Unterrichtes/  Der  hohen  Wei 
beit  und  Einsicht  des  Ministeriums  hat  man  zu  danken,  dass 
manche  Vorschläge  der  Enquete  nicht  angenommen  und  ausgef 
wurden  und  dass  der  im  zweiten  Absätze  ausgesprochene  Wunsc|| 
der  Beseitigung  des  Institutes  der  Realgymnasien ^  wenn  man 
wenigen  Anstalten  absiebt,  wo  eigenthümliche  Verhältnisse  obwalfa 
bereits  seine  Erfüllung  gefunden  hat 

Eine  andere  Frucbt  der  letzten  Jahre  waren  der  schöne  Vor 
trag  'die  neuhochdeutsche  und  classische  Dichtung  und  die  I 
geschichtet    welchen  T.   als  jüngstes  Mitglied    in    der   11 
Sitzung  der  k,  Akademie  der  Wissenschaften  am  29,  Mai  1873  hielt,  *)  j 
nachdem  er,  schon  seit  dem  29,  Juni  1867  correspondierendes  Mit^l 
glied,  am  9.  Juli  1874  zum  wirklichen  Mitgliedo  ernannt  wordöjj 
war,  und  die  beiden  Biographien  Friedrich  Halm 's  und  Fri      ^  ' - 
parzer's,  welche  T.  auf  Wunsch  des  damaligen  Generalsecr < 
fössor  Dr.  J.  Vahleiij  seines  treuen  Freundes,  für  den  AJmaju  ii  j 
Akademie  von  1872  (Tgl.  S.  194  ff.)  entwarf.«) 

So  hatte  T.  mit  vollem  Eifer  und  frischem  Muthe  gewirkt,  »?tHi< 
dass  sich  irgendwie  Spuren  des  herannahenden  Alters  bei  ihm  h^eii- 
lieb  machteo*  Niemand,  der  ihn  nicht  näher  kannte,  bitte  uacli 
seinem  Aussehen  vermutbet,  dass  dieser  an  Geist  und  KOrper  jufewl- 
licb  frische  Manu  dch  der  verhängnisvollen  Zahl  der  fünfziger  J^kre 
nähere,  v^elcbe  die  Schwelle  des  Alters  bezeicbnea.  Zwar  htt  er 
manchmaJ  an  Athembeschwerden;  aber  ärztliche  Consnltotioöeu, 
denen  er  sich  vor  etwa  vier  Jahren  unterzog,  schienen  nichta  Be- 
ängstigendes anzudeuten  und  sein  gutes^  rosiges  Ausseben  Hess  ßiclil 
den  Gedanken  an  eine  tief  eingewurzelte  Krankheit  aufkommen*  & 
fühlte  sich  in  seinem  Berufe  vollkommen  glücklich,  wenn  er  aach  <>ft 
über  die  grosse  Last  der  Arbeit  klagte.  Die  Liebe  seiner  Schüler,  di* 
Zuneigung  und  Achtung  seiner  CoUegeu  verschönten  ihm  das  Lebe» 
Und  auch  an  Anerkennung  von  Seiten  der  Regierung  fehlte  es  uidit, 
indem  ihm  zu  Anfang  dos  Jahres  1877  in  Würdigung  seiner  Vfif* 
diensto  auf  dem  Gebiete  der  Wissenschaft  und  des  Unterric^^*""  '"^ 
Titel  eines  Hofrathes  verliehen  wurde.  Ein  trautes  Heim*  <i 
geschaffen  und  mit  dem  ihm  eigenthümlicben  Gesell  r  _- 

und  geschmückt  hatte,  trug  ebenso  zu  seiner  Zufu'  -     ^^^ 

lebte  er,  von  Denkmälern  des  Alterthums  in  scb^neu  a  ^  j 
4em  Zeus  von  Otncoli,  dem  Lateranischen  Sophokles,  d*:ni  AP 

*)  Vgl.  den  Almtnach   187Ö,  8.  253  ß.;  der  Vortrag  Ut  MÄ  ^  , 
besonderem  Abdrucke  erschienon. 

')  Sie ertchtetieQ  in  beeonderem  Abdruck  Wien  C*  G^roId*i  Solu Uf^ 


I^ekrolog. 


895 


Belvedei'e,  den  ßüsteu  Götlie's  und  Schiller'»  umgeben,  still  und 
thäiigf  meist  nur  auf  den  Verkehr  mit  seinen  Verwandten  und 
wiinlgen  treuen  Freunden  beschränkt. 

Ende  März  d.  J.  unternahm  T,  mit  dem  Unterzeichneten  eine 
Reise  nach  Italien,  wo  er  fünf  Wochen  verweiltet  im  Geuusae  des 
Schauens  und  emsigen  Studioms  schwelgend t  Kr  hatte  sich  Göthe's 
italiänische  Heise  zum  Leitfaden  gewählt  und  war  eifrig  betäubt  den 
Spuren  des  geliebten  Meisters  zu  folgen.  Heiter  und  frisch  war  er 
zurückgekehrt ;  in  Graz,  wo  er  einige  Tage  verweilte,  erfreuten  sich 
alle  Freunde  seines  guten  Aussehens.  Aber  Ende  Mai  stellte  sich  ein 
starker  Katarrh  ein,  mit  dem  sich  später  eine  Afifection  des  Magens 
verband»  und  gegen  Ende  Juli,  nachdem  T.  noch  mit  Aufgebot  aller 
jeiner  Kräfte  und  mit  der  grössten  Aufopferung  die  vielen  Arbeiten, 
Blche  der  Schluss  des  ßemeaters  mit  sich  brachte ,  besorgt  hatte, 
bat  die  Hei-zkrankheit  auf,  die  sich  schon  seit  längerer  Zeit  ausge- 
bildet hatte.  In  dem  schweren  Leiden  Überkam  ihn  wol  oft  der  Ge- 
danke :  'Keine  Rettung.  Süsses  Leben !  schöne  freundliche  Gewohn- 
heit des  Daseins  und  Wirkens!  von  dir  soll  ich  scheiden!  So  gelassen 
scheiden!',  aber  wieder  umfing  ihn  die  milde  Trösterin,  die  Hoffnung, 
und  verscheuchte  mit  ilirem  sanften  Worte  Mb  trüben  Gedanken* 
r»er  Kranke  sehnte  sich  nach  seiner  Heimat,  dem  trauton  Wetterhöfl 
bei  Iglau,  wo  er  im  Hause  seines  äUesten  Bruders  jn  den  Ferien  so 
ftchune  Tage  verlebt  hatte;  dort  hoffte  er  Genesung  zu  finden.  Und 
wirklich  trat,  als  dieser  Wunsch  Mitte  August  erfüllt  wurde  und  er 
die  Reise  dahin  glücklich  überstanden  hatte,  scheinbar  eine  Besserung 
ein ;  aber  es  wax*  dies  nur  eine  vorübergehende  Wirkung  der  Psyche, 
Doch  blieb  der  Kranke  noch  immer  mittheilsara,  ja  er  freute  sich  an 
iUexD  und  nahm  gerne  an  heiterem  Gespräche  AntheiL  Am  9.  Sep- 
tftmher  d,  J.  Nachmittags  um  3*/^  Uhr  trat  zu  ihm  der  ernste,  schöne 
Jüij|L,iing  und  löschte  leise  die  abwärts  gekehrte  Fackel;  ohne  einen 
Seufzer,  ohne  Zucken  schied  unser  Freund  vom  Leben,  Er  wurde 
unter  grosser  Theiliiahme  der  Bevölkerung  auf  dem  Friedhofe  seiner 
U  Iglau  beerdigt;  ein  Mitglied  der  Jglavia  sprach  am  Grabe 
aber  tief  ergreifende  Worte. 
Wir  haben  T.  als  Manu  der  Wissenschaft  bereits  gewürdigt  und 
llen  hier  nur  noch  hervorheben,  wie  bezeichnend  es  für  sein  Wesen 
und  seinen  Charakter  ist,  dass  er  sich  in  seinen  wissenschaftlichen 
Arbeiten  auf  ein  bestimmtes,  genau  begrenztes  Gebiet  beschränkte. 
Nie  hat  er  über  dieses  Gebiet  hinausgegriffen ,  nie  irgend  ein  der 
teren  Literatur  angeliOriges  Thema  behandelt,  obwol  er  darin  ein- 
binde Studien  gemacht  hatte.  Auch  seiner  grossen  Verdienste  als 
r  und  Manu  der  Schule  haben  wir  bereits  gedacht.  Er  war  ein 
r  im  vollen  Sinne  des  Wortes.  Strenge  in  seinen  Anforderungen 
sich  selbst  suchte  er  seinen  Hörern  nach  Inhalt  und  Form  das 
ente  IM  bieten.  Seine  Vorträge  waren  ebenso  mit  der  grösston  Sorg- 
falt aufgearbeitet,  als  sie  klar  und  schwungvoll  gesprochen  wurden, 
\  wiiBSte  er  seine  HOrer  nicht  blos  anzuregen,  sondern  für  den  Gegen- 


896  Nelcrolog. 

stand  zu  begeistern.  Aber  er  war  nicht  blos  ein  unvergleichlicher 
Lehrer,  sondern  auch  ein  wahrer  Freund  der  studierenden  Jugend. 
immer  bereit  ihr  mit  Rath  und  That  an  die  Hand  zu  gehen.  Wenn  er 
seine  Schüler  zu  wissenschaftlichen  Arbeiten  anleitete,  so  begnügie 
er  sich  nicht  damit  sie  auf  den  StofP  hinzuweisen,  sondern  er  unter- 
stützte sie  auch  bei  der  Ausführung,  indem  er  mit  ihnen  die  Sache 
besprach  und  die  fertigen  Partien  durchg^eng.  Gerade  in  den  letzten 
Jahren  hatte  T.  um  sich  einen  Kreis  von  jungen  M&nnem  versammelt, 
die  sich  von  ihm  angeregt  der  Bearbeitung  der  neueren  deutschen 
Literaturgeschichte  zuwandten  und  theils  schon  Monographien  über 
einzelne  Partien  veröffentlicht  haben ,  theils  erst  mit  solchen  her- 
vortreten werden  *). 

Es  bleibt  uns  nur  noch  übrig  T.  als  Mensch  mit  einigen  Worten 
zu  charakterisieren.  Den  Grundzug  seines  Wesens  bildeten  Wolwollen 
und  Milde,  verbunden  mit  Offenheit  und  Treue.  Er  war  so  recht  nach 
dem  Ausspruche  des  Dichters  eine  anima  qudlem  candidiorem  terra 
non  tulit  Feinde  hatte  er  nicht;  über  Andere  urtheilte  er  niemals 
hart,  sondeiii  immer  mit  Mass  und  Milde.  Obwol  er  an  wissenschaft- 
lichen Gesprächen  grossen  Gefallen  fand ,  so  gab  er  sich  doch  audi 
gerne  der  heiteren  Lust  des  Augenblickes  hin  und  liess  da  mit  der 
ihm  eigenthümlichen  Kindlichkeit  des  Sinnes  dem  Scherze  freien 
Lauf.  Er  war  dankbar  für  jede  frohe  Stunde,  die  er  durch  Andere 
genoss,  getreu  dem  Spruche,  den  er  oft  im  Munde  fahrte:  Tu 
quamcumque  deus  tibi  fortunaverit  horam,  grata  sume  manu,  und 
wusste  diesen  Dank  nach  des  Altmeisters  Worte :  'Leget  Anmuth  in  s 
Empfangen^  Buch  mit  der  ihm  eigenen  Charis  zu  erstatten.  Bei  frohen 
Zusammenkünften  war  gewöhnlich  er  es,  der  zuerst,  sei  es  von  selbst 
oder  aufgefordert,  den  Becher  zum  Toaste  erhob,  und  seine  in  zier- 
lichen Versen  abgefassten  Sprüche,  die  sich  ebenso  durch  feinen 
Humor  wie  durch  ihre  Sinnigkeit  und  Gemüthlichkeit  auszeichneten, 
machten  stäts  den  allgemeinen  Beifall  rege. 

Früh  ist  er  von  uns  geschieden,  aber  er  hat  die  Au^be  seines 
Lebens  in  reichem  Masse  erfüllt,  für  das  Beste  gewirkt  und  des  Guten 
viel  gestiftet.  So  wird  sein  Tod  in  weiten  Kreisen  tief  betrauert  und 
^auch  ein  Klaglied  zu  sein  im  Munde  der  Freunde  ist  herrlich.' 

Wien.  Karl  Sehen  kl. 


')  Wir  nennen  hier  den  früh  dahingeschiedenen  Gr^r  Kntschera 
von  Aichber^en.  dessen  'Leisewitz*  T.  selbst  Wien  1876  heran^gab. 
Richard  Maria  Werner,  dessen  'Ludwig  Philipp  Hahn'  Strassburg  1878 
erschien,  Alois  Brandl,  Verfasser  des  Baches  'Berthold  Heinrich  Brokes* 
Innsbruck  1878,  August  Sauer,  dessen  *Brawe*,  T.  gewidmet,  im  Juli  d.  J. 
in  Strassburg  an's  Licht  trat. 


Zweite  Abtheiliing, 


Litemrische  Anzeigen. 

Homer*S  OdjSsee.  Far  den  Schulgebramch  erklärt  von  Dr.  Karl  Friedrich 
Am  eis.  Zweiter  Band.  Erstes  Heft  Ge»aiig  XIII— XVUI.  Sechste 
vielfach  berichtigte  Auflage,  Besorgt  von  Dr.  C.  Hentze.  Leipzig, 
Teiibnen  1877.  185  ä.  H\ 

AnbaDg  zu  Homer's  Odyssee.  Schalansgabe  von  K.  R  Araeis. 
III.  Heft.  Zweite  berichtigte  Auflage-  Besorgt  von  Dr,  C.  Hentze. 
Leipzig.  Teubiier.  1877.  147  S,  8^ 

Die  vorliegende  Auflage  bietet  im  Vergleich  zur  vorhergehenden 
iwar  nicht  ©ine  Meoge  von  durchgreifenden  Aenderungen  —  das 
Meiste  hatte  der  Verfasser  in  dieser  Beziehung  schon  in  der  fünften 
Auflage  im  Gegensatze  zu  der  noch  von  Ameis  Lerrühienden  vierten 
Auflage  gethan  —  ;  doch  zeigt  das  Wenige,  was  in  dieser  neuen 
Auflage  gebessert  erscheint,  einerseits  den  schon  Öfter  bewährten 
feioen  Takt,  mit  dem  der  Verf.,  nicht  blind  gegen  Ameis'sche  Ge- 
brechen, das  Bach  von  so  manchen  iinnattlrlichen  Auswüchsen  zu 
Wfreien  sucht,  andererseits  das  redliche  Bestreben,  von  der  Homer- 
forschung in  letzter  Zeit  Erschlossenes,  wo  es  noth wendig  erscheint, 
in  knapper  und  bundiger  Form  auch  dem  Schiller  zugänglicb  zu 
machen» 

Von  vorgenommenen  Textesändemngen  verzeichnen   wir  fol- 
gende: p  39  (nach  amot  Punct  für  Colon),  v  124  {7tQiv  statt  n^h 
y).  r^  190— 196  (in  Klammern),  p  333—338  (in  Klammern),  o  101 
0'xDry  «  0^1  m  statt  VKavov.  od'i).  o  314  (Saigon  statt  zre^ccjp^on). 
o&ll  (tj  statt  fj).  71  236  {o(p&a  Heia  statt  oepp  iiditu),  o  267  {ivBQ- 
y^*5  sthtt  hsQ^hg).  er  44  {zag  statt  tag  d').  c  350  <rret|€v  statt 
9%itxiy),  —  Weit  mehr  wurde  jedoch  das  grammatische,  lexicalische 
Had  sachliche  Gebiet  von  dem  bessernden  Rothstift  des  Verf.  s  betrof- 
fen. Wo  dem  Verf.  theils  seine  eigenen  homerischen  Studien,  theils  die 
Krgebnis^re  der  Forschungen  Anderer  auf  homerischem  Gebiete  Ameis- 
«che Anschauungen  bedenklich  erscheinen  Hessen,  da  scheute  er  eich 
n ;  '     "    liore  Erklärungen  durch  bessere  zu  ersetzen.  Oder  wo  es  r&th- 
li  on,  auf  den  ersten  Blick  den  Schülern  nicht  leicht  erkenn- 

^iu^t*  Kigonthfimliclikeiten  des  homerischen  Sprachgebrauches  hervor- 


Zeittchrifl  f.  d.  «iterr.  Ojmn.  lS7Sw    III.  nefl. 


h% 


tttt 


^Hm 


914         F.  Amck^  Homers  Odyssee,  ang,  v,  J.  Ztchmeisitr. 

ziihebeii ,  ist  das  Buch  in  entsprechender  Weise  ergänzt.  Dorcliaas 
Beifall  verdienen  ant"  diesem  Gebiete  folgende  weitergreifende  Besse- 
rungen oder  Ergänzungen  im  Scimlcommentar :  v  27  {ifiiXntro). 
i' 188  (^yq^J^o  —  trtJwy).  |5  {avXr^  =  Hofmauer),  ^  23  {avio; 
di).  i  30  (Asyndeton  und  Chiasmus  hervorgehoben),  f  221  (fiS«*). 
^311  (d^iatfmxeiog),  ^317  {anQtaTrjy).  g  386  (die  Störung  d«r 
regelrechten  GedankenentwickluDg  beleuchtet).  ^  402  (aQerrj).  o  \U 
{/Mad-ai).  o  218  (ta  T£vx*ß)'  ^  246  {Ird^aöe  temporal),  /r  348" 
(i^hag  äXifjUg),  ^  57  (rg  ^*  ajftßQog  Irtlsto  iii&ogY  q  268  (i>/t£f 
ünUüümto).  (>  319  (roy  «Je  xre.  die  Folge  der  vorhergehenden  Un  ^ 
stände),  o  73  ('/^og!^/^o§  nach  Schaper  Kuhns  Z.  XXII p,  5C>4  erklärte 
(T  354  {amm  Gegensatz  zu  den  Leuchtpfannen).  Von  minder  wich^ 
tigen  neu  hinzugekommenen  Bemerkungen,  die  jedoch  gan: 
angethau  sind,  in  gewinnreicher  Weise  dem  Schüler  das  V« 
zu  erleichtern,  möchten  wir  folgende  hervorheben:  v  248  (t^<>  üd^ 
t'x.u).  1 464  {ah^tom)>  o  6  (15  %oi).  o  156  (/rcfrra  laJ*),  o  317  (Süff^ 
i&iXouv),  0  338  {Kdyog  im  Gegensatze  zu  den  Freiem),  ^r  3! 
(xaxd).  71  141  (oVf  iterativ),  n  271  {opiiUt).  n  307  (ovx  ctUyB 
absolut),  q  219  (zu  ^toXoßQog).  q  267  (toix<i'  ^cti  ^giy^diat 
tiver  Instrumentalis),  ^561  (alt//«  xe).  ^  586  (ot^x  aq^Qwv)^ 

Düss  neben  dem  mannigfacheu  Guten,  was  in  dieser  AaÜa^f^ 
geboten  wird,  noch  Einiges  bleibt,  was  vielleicht  einer  Verbesserunsr 
bedürftig  wäre,  wiid  dem  schönen  Ganzen  wol  wenig  Eintrag'  than. 
Doch  mögen  mir  in  dieser  Beziehung  einige  Bemerkungim  erlaubt 
sein.  Die  Auffassong  der  Verse  i'  4Ü  0.,  wornach  ya^  40  proleptisch- 
expUcativ  mit  dem  42  folgenden  Wunsch  dfdv^ova  ^il.  zu  verhuidiM) 
wäre,  (wessbalb  auch  nitch  39  aviol  nicht  mehr  mit  Colon,  sondeni 
mit  Punct  iuterpungiert  ist) ,  scheint  mir  an  einem  üebelstande  iü 
leiden.    Es  wird   nämlich   an   keiner  der  hieher  gehörigen  Stelieii| 
(ö337.  t^73.  i318.  ic202.  A393,   1 355.  ir  591.  B802.  H2ii\ 
usw.)    der  durch  proleptisches  yaq  vorbereitete  Hauptsata  mit  d/j 
eingeleitet  wie  an  unserer  Stelle  (dfiifioya  J'},  wo  Öi  viel  pass«odej 
den  vorhergehenden  Wunsch   (oXßia   notrjaeiav)   fortsetzt*  Fk»il| 
man  40  f.    als  Begründung   nicht  so   sehr  des  x^/^^tf  d*  aiVrtrJ 
sondern  des  nift frere  fii  antj/uopa,  so  dürfte  das  immerlau  oidiy 
unpassend   erscheinen.    —   ^29    ist  die    von    Göbel    Philol . 
S.  424  ff.  aufgestellte  Erklärung  des   Ihxm^itiqot   ^durcb 
sich  hervorthuend**  (fiagfiaiQUi)^  der  sich  der  Verf.  nach  Ameis  i 
immer  anschliesst,  nach  der  Auseinandersetzung  von  CurtioB  Gi.*l 
332  gerechten  Bedenken  unterworfen.  —  Zu  |222  (Iö  h)  4tit^\ 
die  Erklärung  Harteis   (hom.  Stud.  I  S.  45),    der  fö 
wissen  will,  der  andern  (l'or  mit  Synizese  einsilbig  und  : 
auch  im  Commentar  umsomehr  Platz  machen,  als  sich 
Odysseehuudschrift  der  Lamentiaaa  iay  wirklich  ges« 
(Vgl.  Gotschlich  Hl  Fleckeisen's  Jahrb.  1876  p.  25),  —  ^  Ul 
die  Ameis'sche  Erklärung  von  driXsaTov,  dyrjvvazi^  In^  v--^  inr 
^endlos,  bei  unvollendetem  Werke"*  geändert  in  #erl« 


Oäjwttf  I 


▼.  /.  ZtdmiuUr 


i» 


WcriE**  ^(mbom  in  te  5.  Aufl.)*  Dvi 
_  es  inäe^mv  tastwiMB,  M  «ird  ] 

^M  sif  ^  175  (cir€iln*nrT^  I.ti  %v)  oi  Jl  188  { 


mit  BAck* 


ta  nJdit,  wie  der  Terf,  flanbl,  die 

Ancis'sclie  Aaitowmg  besser  MMMÜea. 

Die  Aeadenoifai,  wekke  die  neue  Auflig«  erfiikreii  Ini.  weiter 
«Mfead  gelange  idi  im  ediem  Paad«,  weldier  die  eeg*  IwMBeriecic 
fh^e  betnüt  Jedeneuui  ist  es  sitteua  beictani,  wie  Ämm  il 
etilen  UltaeoMemtisatus  eft  m  dei  geeeknabteeileB  BrkUruifeD 
nd  Oeofeleieii  eieli  ferleMen  tiies,  mn  je  keine«  ZweiM  eii  der  eis* 
lettliebeo  Ctiuceptioii  der  Gedieh  lalliiaoliea  tu  Uesea.  Yoa  eioea 
iehelbocbe  eber  wie  dem  torliegenden  moas  man  sül  Bedit  fordern, 
iess  offenbare  Stl^nmgeii  des  Zasammenbangee  aneh  nanmwimdeü 
i  warden ;  aar  würde  die  L  5  sü  n  g  der  beetabeaden  Sebwie* 
den  Babmen  einer  Schalau^abe  fibersebrulea»  da  dieedbe 
adeiB  bei  den  ÜDionisteü,  anders  bei  den  Qegnem  derselben  aoe* 
illea  wird.  In  dieser  Beiiehimg  kennen  wir  nan  mit  Frendea  eon* 
latterea,  daas  der  Verf.  den  Uaternngsiyrocese,  den  er  schon  in  der 
Boften  Auflage  Eiim  Frommen  des  Bucbes  begonnen,  hie  und  da  auch 
ercb  £ammer's  üntersncbangen  yeranlosst,  in  erfolgreicher  Weise 
irtgeaetit  bat.  Mao  vergleiche  nur  jetzt  die  Noten  lo  r  IdL  194. 
M.  823.  336.  ^68  C^vnqog),  ^160  (oloy  iyw¥  oImyov  vtti  s 
rWl')-  32®  {y-r^Qi-na  Tf^Uaav).  o  505.  ^605,  und  mar 
Dbliche  Offenheit  unerkennen  müssen,  mit  der  der  Verf.  b<^- 
kbwierigkeiten  Rechnung  trägt.  Hie  und  da  wurden  Amets'eebe 
Stangen,  die  in  der  fnnften  Auflage  noch  beibehalten  worden  waren, 
ils  Überflussig  oder  unrichtig  einfach  gestrichen ;  so  die  Koten  xu 
r  239  ifinvvvj  avivd'  alliuiv  xrl.l  ;r  833  (aiwirt^f^f  r/i').  rr  334 
YvwatY.{).  yf  338  (ayxt  jro^arcfg  gekürzt).  ^508  {{Tu),  ^595  {am-A 
74  {Inr/oividct).  a  188  (vjivnv  ijmy),  —  Nur  möchr 
lerne  sehen,  wenn  der  Beseitigung  von  Anjeis'scheD  Schein« 
■a  die  Grenzen  noch  etwaa  weiter  gesteckt  wären.  So  könnte  die 
nie  SU  ^  422  (IW  bis  agfutn)  wegfallen,  da  eine  Reiee  ohne  irgend 
Ndebeti  Erfolg  nur  von  einem  Dichti^rting  ruhmbriogond  gi^tiannt 
m/t^  '  '  ;  oder  die  Note  2u  n  456  (ncthv  /n  ' 
^K\  iung  offimbar  zu  spät  kommt  Nicht  i 

^^B  dit»  Note  zu  g  52  (dyo^f]vd^),  da  os  durchaus  nicht 
HBlndHch  hi,  dass  auf  dem  Versammln ngsplaU  auch  Pim: 
mm  Gaatfreunde  sich  einfinden  werde;  oder  zu  ^  124 — 141,  wo  die 

r  *)  Eansmera  ausführliche  Polemik  gegen  Kirch  hoff  in  Hc  troff  d^'r 

:J8l-298  (S.  579-610)  scheint  fetzt  in  der  Note  tu   ?i*^l  dtt* 
rig'   der   Athetese  2^1^ — 29H  veranlagst   in   haben,   deren   oi^tvi 


V-; 


immt 


(S 


>  lysseua   v- 

iL  Oiijsacc 
.  580), 


txte    bt*Btiji  mte   K<!nntuii»  di*r   ^nt' 
usofern  wund'Tlich  l'^t,  aU  oi  von 
IW)   längst   widerlegt  ijit   und  KiinimiT 

58* 


Bin 


K  Amei»,  Homers  Odjwee,  Mg.  ▼.  J.  ZtGkmeiHer, 


aus  d  zusammengestöckelte  Rede  des  ^ ' 
Umgebung  sich  als  ein  sehr  mitteltnü^ 

^  148»  wo  die  Wort«  tavia  t^XtvzriGa^  ywfurjv  aus  6  585f  wa  i 
ganz  passend  stehen,  völlig  sinnlos  antlehnt  sind;  oder  itt  ^4J| 
(j^xmce)«  wo  es  offenbar  aufifallig  ist«  dass  Fenelope  in  ihr 
mache  ist,  ohne  dass  gesagt  worden  wäre,  wie  sie  von  TheokliriDOi 
weg  165  dorthin  gekommen  sei;  oder  xu  g  534 — 538,  wo  die  Widdd 
holung  der  Verse  aus  ^  55*-  59  mit  zu  den  Gnt  hvrt,  we]f( 

diese  ganze  letzte  Partie  des  Buches  ^  aJs  vc  erscJi 

lassen,  v  205  hätte  das  vom  Verf,  selbst  im  Anliaiige  aU 
hervorgehobene  airai  nicht  durch  die  aus  früheren  Ai 
haltene   Erklärung  des  Anstössigen    entkleidet  werden  ^oll 
Entscbuldigung  etwa  hiefür,  dass  diese  Erklärung  für  den  I 
einfacher  sei,  unterläge  wol  gerechten  Bedenken.  Ferner  mua»^ 
fremden^  dass,  nachdem  auf  Eammer's  Bespi-ecbang  d< 
1,8.  556  f.)  im  Anhango  zu  y510  und  375  C,  wie  es 
erkennender  Weise  Eöcksicht  genommen  ist,  in  der  (jetxt  neu  hö 
gefügten)  Kot©  zu  306—310  der  Umstand,  dass  Odyssens  die  Vi 
306—310  in  seiner  Antwort  unberücksichtigt  lässt,  in  Amets'öciir" 
naiver  Erklämngsweise  erledigt  wird. 

Die  Ausgabe  hat  eine  sehr  erfreuliche  Beigabe  in  dem  Ajüiange  ■■ 
erhalten,  der  nun,  nachdem  bereits  ein  Jahrzehnt  seit  dem  Kr«chejaM 
der  ersten  Auflage  desselben  verflossen  ist,  in  zweiter  berichtigtir  ; 
Auflage  vorliegt.  Der  Verl  hat  sich  hierin  seiner  Aufgabe,  ein  sowol 
für  den  Schüler  als    auch  für  den  Lehrer  zur  Einfahrong  ni  lif 
Homerliteratur    brauchbares    Repertoire    zu    schaffen,    in 
anerkennenswerther  Weise   entledigt.    Selbst  Homeriker   von 
werden  kaum  desselben  entrathen  können,  Auch  die  entlegenstea  id^ 
letzten  Decenninm  erschienenen  Schriften  werden,  falls 
brauchbares  Körnchen  enthalten,  so  wol  für  höhere  und  ni 
wie  für  die  grammatisch©  und  sachliche  Erklärung  heraagez' 
Insbesondere  ist  es  das  syntaktische  Gebiet,  auf  d«m  ^pt  V| 
vorzüglichster  Weise  seine  eigenen  Forschungen  zur  i^ 
hat.  Erörterungen  wie  im  Anhang  zu  y  81,  wo  dasGiiNciuuft  8! 
in  einer  der  Ameis'scheu  und  Friedländer'schen  AnSaasomr  enti 
gesetzten  Weise  recht  ansprechend  erörtert  ist;   zn   ^  i 

treßlichen  Beleuchtung  des  homerischen  Sprachgebi  vod  ; 

^tv;  zu  ^  118  mit  einer  schönen  Beobachtung  über  die  dem  mpi 
tischen  eirre  vorangestellten  Sätze;  zu  1 142,  wo  dn«^  S;it/v,rllHi 
im  Gegensatze  zu  Ameis  mit  Hilfe    trefflicher  Ber 
Periodenbaues  in  analogen  Fällen  viel  natürlicher  erki.ii 
^221  {umetp  =:  nachstehen);  zu  |  386  {Störung  der 
Gedankenentwicklung);  zu  o  78 — ^5  mit  einer  sehr  anre^^^ud^n  i 


')  Nur  wäre  zu  wünschen  gewesen,  dasa   im    Teito   V,  142^ 
durch  die  weitaus  beBsere  üeberlieferung  ge&chöUte  und,  wi*  4ef  " 
selbst  bekennt,  in  seiner  Verwendung  mit  dem  li 
Änalögieen  entbehrende  fyri'Vjti^i'Ov- anstatt  Ufttroi  b* 


W.  Wmt$enbom,  Titi  Lin  ab  orbt  c  1.,  ang.  ▼.  If.  OiObauer.    017 

irtaning  Aber  die  Sfttze  mit  €c  d'  i'^eXsii:;  zu  o  195  Obor  die  Ver- 
Modimg  des  nüig  in  wünschenden  Fragen;  zn  o  268  über  den  Ge- 
kiDCh  des  et  tvot  ^rjv  {y^) ;  za  o  545  über  «l  yotq  xt  c.  opt.  als 
Vinsch ;  zn  a  854  über  ifjtnrß  an  unserer  Stelle  und  t  37  verdienen 
pradezu  musterhaft  genannt  und  den  trefflichen  Arbeiten  auf  diesem 
B^iet  wie  Glassen*s  „Beobachtungen  über  den  homerischen  Sprach- 
Stbraaeh"  oder  Lange's  Forschungen  über  „den  homerischen  Oe* 
hnach  der  Partikel  d^  rühmlichst  zur  Seite  gestellt  zu  werden.  Wo 
iBiiilialis  früher  eine  im  Anhang  gegebene  Erklärung  mit  dem  Com- 
— tar  nicht  im  Einklang  war,  wurde  der  Widerspruch  durch  Tilgung 
lir  beireffenden  Note  im  Anhang  beseitigt;  vgl.  den  Commentar  zu 
f  366  (xa  fix9e%o  Subject  ^Odvaaeig)^  wo  früher  der  Anhang  voacog 
Ja  Sahjeot  zu  ^x^^o  gab.  ^  Zu  ^  219  vermisse  ich  im  Anhang  die 
bitfegnung  von  Curtins  auf  die  Ameis'sche  Erklärung  des  Wortnn 
wlißfog  (Gz.^  S.  372  f.),  der  mit  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit 
Im  xweiten  Theil  dieses  Wortes  mit  oß(fio>  ^  Junges,  Ferkel  zu- 
ammanstellt,  womach  also  ^oloßQog  mit  „ Schmutzferkel  **  wieder« 
«geben  wäre.  Zu  ^519  hätte  im  Anhange  für  die  einmal  vorkoin- 
■ende  Länge  des  a  in  aeidt]  auf  Harteis  hom«  Stud«  IH  S.  23 
tMndcht  genommen  werden  sollen,  umsomefar  als  »^  142  für  die 
Auge  des  i  in  mi^ifiai  auf  denselben  Gelehrten  a.  a.  0«  lil  8.  40 
■d  iF  77  für  die  Dehnung  der  letzten  Silbe  in  ÖBidiOta  auf  eben 
iMielben  a.  a.  0.  I  S.  52  verwiesen  ist. 

Nach  Allem,  was  wir  auseinandergesetzt  haben,  bedarf  es  wol 
cnm  der  ansdrflcklichen  Versicbening,  dass  wir  diese  Ausgabe  jedem 
ItadiereiideD  sowol  wie  jedem  Lehrer  zn  wiederholtem  Studium  auf 
In  wiiiBste  empfehlen  kfonen,  und  wir  wünschen  nur,  dass  es  dftm 
fsrl  an  Zeit  nicht  mangle,  auch  den  zweiten  Theil  der  llias  für  alle 
fieoiide  Homers  in  dieser  bewährten  Weise  zu  bearbeiten. 

Wien.  Josef  Zech  meiste  f. 


GtiLiTi  ab  orbe  condita  IlbrL  Erklärt  von  W.  Wei»Mnl>ora. 
a  fiaad.  2L  Heft;  Bach:  IX— X.  4.  ferbesKrti  l^fia^'».  '^*  B^ln. 
WeidmaaBicbe  Bo^hbaiMllang  1^7.  —  4.  Buid.  I.  Hef£:  Bn<*h  XXI. 
%  Heft:  Boea  XIU— XXHI.  6.  verb«Merte  Asäaf».  \ifn,  -  A.  feini- 
L  Heft:  BmA  XXYIL  XJiTllL  2.  Heft:  BtKhULI-XXJL  ^  v^- 
bewerte  Aoiag«^  lÄlfL  — 

Cegenftbei  4m  im  letiten  Hefte  henynchenen  Unnit^^m^ 
I,  im  nniädmt  ien  Bedärfaieees  des  i^hAlem  Bechnin«' 
vertritt  WeuBenbüim  neben  <ter  Etek^iditaahae  iutf  den  v^r- 
:  Stkäler  aaek  deft  dtaadpmiJrt  4m  e^eosiicheii  Phitii-' 
tritt  hier  die  gramaotisehe  Seite  der  Erklärin?. 
üui  aodi  akht  ^uu.  %ti  *i>¥±  auf  ein  sehr  beecheiden«i  X.u»  züp- 
tkkz  aar  w<)  besiioiiere  äehwiensrkiiism  *iem  Teratändnui  ^\cn  -ms^ 
g^gtutctien.  mt\mk  4ie  mia  in  «ligmichiUBitdieii  VFmidim^en  *ier 
Ineswn  tider  in  der  Cormpmaa  «iea  Tessse  ihnn  i^rnnd 


918     TT.  Weissenbom,  Titi  Livi  ab  orbe  c.  L,  ftng.  ?,  M.  (hübauet 

haben,  wird  derselben  atisdrücklich  gedacht  und  darcli  eine  Aoewakl 
von  Parallelstellon,  znDächst  und  zumeist  aus  Livius,  dem  Le-serdifl 
Möglirhkeit  geboten,  sich  selbst  durch  Autopsie  über  die  "' 
ser  Schwierigkeiten  und  ihre  Beseitigung  ein  ürtheil  zu  t 
die  handschriftlichen  Lesearten,  die  im  Anhange  insaiu 
sind,  auch  in  den  Commentar  hereingezogen  werden,    t 
nicht  zu  bemerken.  Auch  die  Schritt  für  Schritt  beigefügten  Qr/r  i  i  - 
verweise  zeigen,  dasa  es  nicht  einzig  der  SchCler,  der  mit  syTttjkij- 
schen  Schwierigkeiten  noch  zu  kämpfen  hat ,  auch  meht  der  bl  ^^^-e 
Dilettant  auf  dem  Gebiete  der  Philologie  ist,  an  den  sich  Weissen- 
born  wendet,  sondern  der  ernste  und  gründliche  Forscher,  der  öW 
die  angezogenen  Stellen,  mögen  sie  nun  ausgeschrieben  oder  darch 
Zahlen  angedeutet  sein,  nicht  gleichgiltig  oder  gar  mit  EntsetäteD  — 
wie  meisteos  der  Schüler  —  hin  wegeilt,  sondern  sich  dafür  zu  «rrC^- 
serem  Danke  verpflichtet  fühlt,  als  für  die  gelungenste  Uebersetzüti^* 
phrase^  die  den  Schüler  in  Entzücken  über  die  Vontüglichkeit  ein«» 
Commentares  versetzen  kanu. 

Doch  wozu  noch  länger  die  Grundsätze  eines  Commentares  dsr- 
legen,  der  in  den  meisten  Theilen  schon  die  sechste  Auflage  erlebt 
und  den  wol  ausnahmslos  jeder  Philologe  schon  in  der  Hand  rrbM 
hat,  um  so  mehr,  als  Referent  schon  früher  in  der  Zei 
die  österr.  Gymnasien  die  2.  Auflage  des  IX.  Bandes  iu  tu^^K^— - 
Weise  besprochen  hat?  Es  soll  daher  hier  nur  bervorgebobwi  wer- 
den, dass  auch  in  den  gegenwärtig  vorliegenden  neuen  Audageu  4n 
Verf.  die  Fortschritte  der  philologischen  Studien  im  AHewöemen  &0' 
wol,  wie  spociell  der  livianischen  Studien  auf  das  G  '  • 

berücksichtigt  hat;  ich  verweise  zum  Belege  des  Gv 
lieb  auf  die  Bücher  XXVII  und  XX VIII,  bei  deren  Behandlung  ( 
inzwischen  durch  Heerwagen  zu  Ehren  gebrachte  cod.  Spirensit  Bi 
lladvig's  'Emendationes  Livianae'  in  2.  Auflage  entsprechend  xi^ 
werthet  wurden.  Seinen  Dank  muss  Ref,  auch  aussprechen  für  mH 
äusserlichen  Vorzog,  den  gerade  dieses  Heft  r.eigt,  da^  nilmlichf 
dem  Anhange  für  die  Capitelbezeichriung  elf  -^fti 

wurde;  es  soll  ihn  freuen,  wenn  seine  dii*  - 

den  Anstoss  gegeben  hat, 

Weissenbom  nennt  alle  in  Reda  stehenden  neuen  AnÖ 
'verbesserte'  und  gewiss  nicht  mit  Unrecht.  Freilich  wäre  oofb  i 
Manches  zu  verbessern  gewesen»  Die  Bemerkung,  die  dem  TflcliD^ 
sehen  Buche  gegenüber  gemacht  werden  musste,  das«  das  Kftri«i« 
der  Textesworte  in  den  Anmerkungen  dem  Leser  rwht  l&atlg  ßüti 
kann  auch  hier  nicht  unterdruckt  werden,  obwol  das  B«tfeb«i,j 
Raum  zu  ersparen,  ohne  Zweifel  der  massgebende  Gruud  «sr: 
lein  ob  das  Buch  um  einen  Bogen  starker  oder  üiichwikher  sich ; 
staltet,  ist  schliesslich  doch  gleichgiltig  im  Vergleich  zu  der  Krltitti 
terung,  die  dem  Leser  durch  Vermeidung  der  Abkdnangea 
längeren  Stellen  kann  ohnehin  nicht  die  Eed«  sein  —  gebot 
Und  sollte  uicht  auch  das  Zusammenrücken  der  AamerlnuigiV^ 


IFl  WeiMembom,  Titi  LiTi  ab  arbe  c.  L,  ang.  t.  M.  Giilbauet,    81  d 

mehrere  P^ragraphe  {z,  B.  VI,  Bd,  1.  Heft,  S,  68:  7  —  10  mit  zwei 
gBoxen  ColumDen  obne  Abschoitt;  S.  101 :  7—10;  S,  120:  8—11 ; 
Sw  121:  12—17  usw.)  sich  in  den  Lmuscommcntaren  eb^n  so  nm- 
lassen ,  wie  andere  Commentare  der  Weidmännischen  Samm- 

lieses  besonders  far  denjenigen,  der  schnell  über  eine  einzelne 
sich  Baths  erholen  wiJl,  sehr  lästige  Hemmniss  nicht  auf* 
eisen? 

Doch  das  sind  AeusserlichkeiteD,  die  wir  allerdings  auch  nicht 
Qnberncksichtjgt  lassen ,  die  aber  dem  sachlichen  Werthe  der  Ans- 
?ab«n  doch  keinen  Eintrag  thun.    Unangenehmer  berührt  es ,  wenn 

in  Citaten  nnd  dergleichen  Dingen  sich  Ungenauigkeiten  finden. 

.  on  diesem  Vorwurf  kann  Kef.  den  Heraasgeber  nicht  so  gauK 

rechen.  Wenigstens  in  den  fünf  Capiteln,  die  näher  untersucht 
wiiruen  —  ?on  jedem  Hefte  wird  eines  von  ungefähr  herausgegri^en 
—  zeigen  sich  nicht  wenige  Unrichtigkeiten,  die  bei  Anwendung  von 
etwas  grösserer  Sorgfalt  hätten  beseitigt  werden  können.  Von  der 
Beschaffenheit  dieser  Stichproben  auf  den  Charakter  der  Commen* 
tare  als  Ganzes  zu  schliessen ,  bleibt  dem  strengeren  oder  milderen 
^rtheil  der  Leser  überlassen ,  denen  hier  nur  eine  eingehendere  Be- 
Brechung  dieser  zufallig  ausgewählten  Capitel  vorgelegt  werden  soll. 


Aus  des  in.  Bd.  2.  Heft  sah  ich  IX,  39  genauer  ein,  —  §.  1, 
Zq  traducti  sifvam  wird  verwiesen  auf  21,  23,  1  Hiherum  co- 
la  iradu3rit    Allein  die  Stelle  lautet  ganz  anders:  IIöc  visu  lae- 
tripcrtito  Hiherum  copias  iraiecit  pratniissi^,  qui  Gallorum 
nimos,  quu  iraducendus  es^tritus  erat,  conciliarctU . . . Viel- 
Kcbt  gab  traducendus,  das  aber  hier  so  construiert  ist,  dass  die 
nicht  als  parallel  citiert  werden  kann,  zu  der  Verwirrung  An- 
s.    Der  Fehler  stobt  scbon  in  der  mir  zu  Gebote  stehenden  zwei- 
in Auflage.  —  §*  2»  ^ —  Im  Texte  steht  vertcrihus  st,  reter ibus. 
Zu  instructos  armatosque  heisst  es:  's.  6,  24,  2  u.  s.:  schlag- 
tig/  Die  Stelle  lautet :  aliquot  valiäasi  cohortc$  in  castri»  arma- 
ifistructasque  reliquerant.  —  Die  Stellung  der  beiden  Participia 
also  die  umgekehrte.  In  der  2.  Aufl.  war  auf  24,  7.  4  verwiesen, 
>  gewöhnlich  gelesen  wird :  ibi  cum  structi  armatique  ceteri  irans- 
ese$p€€iarent.    Im  Müller'schen  Commentar  ist  dazu  bemerkt : 
"utrudi  =:  insiruc^i  (11,  9)»  was  der  gewöhnlichere  Ausdruck  ist.' 
_34,  11.9  ist  ebenfalls  die  Stellung  die,  dass  armati  vorangeht:  em 
edicto  dati  nautae  armati  insiructigue  ab  dornt nis  .  .  .  Allein 
Bzweifle  sehr,  dass  structi  ^  instructi  in  dem  Sinne  von  or* 
vgl.  27,  13,  11  posiera  die  ornuH  armatique  ad  edictum 
int  und  29,  1,  3  diefnque  m,  qua  cquis  annisque  instructi 
e  ornati  adesstni,  edimt.  Es  wird  nämlich  bei  Livius  sonst  nur 
r  Bedeutung  'aufstellen'  gebraucht;  vgl.  8,  7,  22  structo  extra 
'mm  roQo;  10,  29,  6  itaque  mm  GalU  structis  ante  se  iftutis 
aiurent\  9.  31,  9  mm  swc  praecepto  ullius  sua  sponte 
\tebatur  acies;  42,  7,  4  proffressi  ante  portas  adem  struxerunt; 


B^ 


9t0     W,  Wmsenbümt  Titi  Livi  ab  urbe  c.  l,  aog,  v.  M.  Gülbauer. 

42,  51,  ä  omniaque  armat09  in  campo  stru^it.  In  diesem  8iuuebe» 

gegmi  uns  auch  an  zwei  Stellen  das  Participiom:  8,  8,  3  hoc  posUa 
manipulaiim  structa  acies  coepii  esse,  woraus  zugleich  erhellt,  dA88 
structHS  demnach  bedeutet  ^in  Reih  und  Glied  aufgegtellt\  vgl«  l,  iS, 
3  postquam  strucU  utrimque  stabant,  an  welcher  Stelle  W&isseö- 
born  in  der  mir  verfügbaien  2.  Aiifl.  selbst  diese  Bedeutung  vorschU^; 
wir  werden  ihm  sogar  die  eben  daselbst  beigefügte  Bemerkung  er* 
lassen :  *das  sonst  gewöhnliche  instrucH  wird  von  Auderen  vorgezof  «n. 
Wir  haben  festzuhalten,  dass  structus  in  dieser  Bedeutung 
stets  allein  steht  und  werden  es,  wo  es  allein  steht,  nicht  an- 
tasten. Dass  wir  aber  weder  das  Verb  noch  das  Particip  an  ir]^«oit 
einer  Stelle  bei  Liviüs  so  gebraucht  finden,  dass  es  sich  mit  dem  m- 
Istructi  Yon  Mj  11,  9  deckte,  also  ^  ornati  wäre,  dürfen  wir  mi 
I  auch  nicht  verhehlen.  Wir  können  wol  umgekehrt  sagen :  imifHen 
[ist  hie  und  da  mit  struere  identisch,  vgl.  8»  8»  3  (4iA  Fortsetaun^ 
der  obigen  Stelle)  postremo  in  plures  ordines  ir  —tur;  30. 

29,  11  instruü  dein  de  prt  mos  hastatos,  post  cos  p>       _      ,  ib,  33,1 
non  conferias  autem  cohortea  ante  sua  quamque  si^na  msfm^bat: 
ib.  4,  Rannihal  ad  terrorem  primos  elephanios  instruxii,  dande 
lauxiUa ;  allein  in  diesen  Fällen  ist  es  nicht  mit  ornare  gleichb«' 
[deutend  und  daher  auch  nicht  mit  armati  verbunden,  sondera  haX 
[das  armare  und  ornare  zur  Voraussetzung  und  ist  sehr  donUicb  ab 
Terschieden  diesem  combinierten  Ausdrucke  gegenüber  wie 

jaus  24,  48,  7  (vgl.  ilüller*s  Commentar  zui  Stelle)  i^ig 

1  Jiervorgeht ;  et  ad  id  muliitudine  hominum  regnum  ohimdart^  id 
\armandi  ornandique  et  instrucfidi  cos  artem  ignorart. 
Sowie  dieses  imtruere  wird  daher  auch  das  mit  ihm  der  Bedeutung 
nach  zusammenfallende  sfruerc  mit  armare  nicht  unter  einen  Hut 
gebracht  werden  können  und  ist  also  24,  7,  4  zu  schreiben*  ihi  cum 
\ifistructi  antmtique  ceteri  iransitum  exspectantes  lii» 

I  Torausgehende  mm  erklärt  auch  die  Möglichkeit  des  Au  i«^ 

[iV^eisseuborn  hätte  demnach  den  Verweis  auf  24,  7,  4  ganz  gat  be- 
f lassen  können,  da  diese  Stelle  mit  der  tjx,  erlänternden  auch  4(7 
'  WoHsteilung  nach  ganz  parallel  dasteht.  Auch  auf  26,  39,  7  #*• 
I  strudarnque  et  armatam  egregie  pro  magnitudine  navium  cia$s^ 
habebat  hätte  passend  verwiesen  werden  können.  Ich  (i^m  dm.^  Facii 
meiner  Untersuchung  noch  in  Kurze  zusammen.  Man  w  fw 

können:  ^tructus  bedeutet  nur  ^in  Eeibe  und  Glied  au<  'A* 

liirudus  findet  sich  als  Particip  nie  in  dieser  Bedeutung,  souHerft 
lat  mit  omatus  oder  armatus  synonym  und  verwächst  abwecbaebii 
mit  dem  einen  oder  dem  andern  gepaart  zu  dem  auch  dareh  or^^ 
larmaiigue  (27,  13,  11)  ausgedrückten  Begriffe  *mit  allem,  wwd^r 
l  Soldat  braucht,  vei^sehen'  und  wird  sich  von  einer  Ann«e,  i!»*?mt 
l.in's  Feld  rücken  soll,  mit  "^aaf  Kriegsfiiss  gestellt'  ode  ?1 

^24,  11,  9;  29,  11,  3).  von  einem  Heere,  das  MtündUch  v  ^^b^ 

entgegensieht,  wie  an  unserer  Stelle  (9,  39,  2),    aüerdmgs  mi* 
'schlagfertig'  geben  lassen,  —  §,7.  —  la  der  Anmerkung  äu  antt* 


Weiswenbom,  litt  Uti  &b  urbe  c  l,  &0g,  r.  Jf.  GitibQU4T     9tl 

st^ant  wird  c.  32,  8  (desselben  Buches)  an^ezo^en  ttnd  gleich  dar- 
an! gesa^:  ib.  §.  11,  Allein  davon,  dass  die  triarii  an  die  Stelle  der 
$nrincipcs  treten,  steht  in  dem  citierten  §.  11  kein  Wort.  Auch  hier 
iat  ein  Denlcmal  früh'rer  Zeit*  stehen  gebliehen;  es  ist  nämlich 
M^l  Wim  VIU,  8  gemeint  ood  das  ib.  erkl&rt  die  2,  Aufl. ,  in  der 
PK  8€cumda  acies  statt  82,  8  die  Stelle  8,  8»  9  angelegen  war.  — 
g«  8.  —  Zn  ad  ultimum  Uihoris  wird  auf  1 ,  57,  9  verwiesen  (schon 

Iider  2.  Aufl.);  dort  findet  sich  aber  ^vli:  keine  ähnliche  Phrase,  — 
kh  von  den  m  per  citierten  Stellen  passt  nur  eine  (10.  S5,  19 
sr; '  '  ilms  per  corpora  eorum  et^adendum) ;  die  andere  (1,  48, 
2  /'  patris  corpus  carpcntum  egisse  fertur)  ist  doch  ton 

f  ungrigen  und  der  genannten,  die  beide  per  cotpom  evadere^ 
lo  per  mit  dem  Plural  verbunden  aufweisen,  merklich  verschieden. 
—  §.  10.  —  'Zii  capessere  ist  co^ere  aus  eotpta  t\x  entnehmen* ; 
wenn  dies  bemerkt  wird  ^  kann  wol  auch  angedeutet  werden ,  dass 
ebenso  zu  a^erU  tnanipuli  quidam  ^coepii'  aus  coepta  lu  ergUn- 
len  sei.  — ^  ß.  11.  — ^eo  wo  man  eodem  erwarten  könnte»  s*  30,  24, 
1;  36,  36,  3  n.  a.'  An  keiuer  der  beiden  citierten  Stellen  vermag 
ich  ein  co  überhaupt,  geschweige  denn  erst  ein  mit  eadem  gleich be- 
ptendes  zu  entdecken. 

Aus  des  IV.  Bd.  1.  Heft  habe  ich  einer  genaueren  Prüfung 
Bnsogen  XXI,  7*  -  §.  3.  -  'mulUL  ( -^  multitudinis).  Sali.  Cat. 
/  Die  angezogene  Stelle  zeigt  keinerlei  multitudo.  —  §.  t>.  —  Srd 
>cu^  procul  muro  satis  o^fUM^t  agetidU  vineis  fmi ,  iia  haud- 
%m  proAperCt  poufquum  ad  effectum  operiA  venium  eat,  eoeii- 
succedehai.  So  lie^t  mau  gewöhnlich  und  auch  Weissenboru 
Qmt  mit  der  vulg.  uberein.  Er  bemerkt  tu  ad  eff.  op,,  *als  es  «m 
^fOhrung  kam ,  die  Wirkung  (das  Heranbrrngeu  des  arios)  orfol- 
«»ollte.  8*  c.  57.  6;  31,  46,  14:  etiam  opera  in  effectu  erani* 
lein  21,  57,  6  ist  cffccius  nicht  wie  hier  das  blosse  *Andioaus- 
fuhr ungsch reiten*,  sondern  *die  glöcklicho  Ausführung',  'der  Erfolg*: 
eius  Cii  ngnandi  spc  cum  equittbuit  ac  levi  armatura  pro 

ifts  r  /,  cum  plurimum  in  cciando  incepto  ad  cffecinm 

halHttsset ,  nocte  adm'tus  non  ftfellii  mgile^.  Der  Herausgei)er 
ert  ab"r  ausserdem  unsere  Stelle  (21,  7,  6)  unglücklicher  Weis<* 
zu  21,  39,  9»  ebenfalls  unpassend^  weil  dort  effedus  von  cofia» 
ausdrucklich  unterschieden  wird  und  ebenfalls  als  'gl^^l^^^^l**'^ 
ulg*  zu  fasson  ist:  d  auxerant  inter  se  opinionem^  SripitK  *piod 
in  Gttilia  obvius  fuerat  in  Italiant  tranagresso  ^  '^ 

hal}  et  coHnti4  tatn  audad  traidendarum  MpiutH  'i. 

'Zu  coept,  ftua\  wird  verwiesen  auf  24,  88,  3;  8,  25,  12*  Damit 
Sr  ist  die  Stello  noch   nicht  von  jedem  Anst4>ss  befreit.    Zwar 
k^int  noch  Niemand  in  derselben  etwas  Anst^ssiges  gefunden  zu 
ihm;  trotziiem  erlaube  ich  mir  diesen  Vorwurf  gegen  sie  zw  erbe* 
ben.  Merkwürdig  ist  es  schaut  dass  hawdqu4iqu4tm  prosptrt  so  weit 
cQCptia  s^ucccdebat  absteht  und  dass  sich  der  Satz  posi^uam  ad 


6%^    W,  Wä 


Titi  Livi  ab  urbe  c,  K,  aug*  v.  Ä  (jUtl^aictfr^ 


i'ffectum  operis  ventum  est  gerade  an  proffpere  anlehnt  Gans  x\ 
fallend  aber  ist,  dasa  ausser  einer  Stelle  bei  Justin  f  9,  3«  7),  so  v^ 
ich  weiss  i)rö5j?erc  im  clasaischen  liatein  nie  mit  succedere  (in 
rem  Sinne)  verbunden  wird,  wenn  wir  nicht  die  unserige  dazu  reell? 
nen  wollen.  Auch  das  Subst.  successus  in  Verbindung  mit 
citiert  nur  Priscian  p.  693:  prosper  dicendi  successus,*  bei 
kann  ich  es  wol  zweimal  nachweisen,  in  der  praet:  cum  bom  ph 
tiu8  ominibus  roiisque  et  ptecationibus  deorum  dearumgim , . . 
Ubentius  inciperemus,  ut  orsis  tantun^  operis  successus  proäpem 
darent  und  22,  3,  5  t  hanc  imitam  ingenio  eiu$  temerüatem  for- 
tuna  prospero  dmlibus  bcllicisquc  rebus  successu  aluerat,  Alk 
anderen  mir  bekannten  Stellen  aber»  in  denen  successus  vorkornnt, 
zeigen  dieses  Subst  ohne  Adjeetiv ;  nur  pronominajo  und  Dumenle 
Attribute  wie  hie,  aliquis,  (anttts,  multus  (Ijiv,  2,  60,  3  gandtn 
ۆam ,  multo  successu  Fabiis  audaciam  crcscere)  usw.  werdeo  ^- 
mit  verbunden.  Wir  begreifen  auch  den  Grund:  Adjectiva  wie  malm 
öder  damit  synonyme  können  wol  mit  einer  vox  media  wie  i.  B. 
evenfus  verbunden  werden,  nicht  aber  mit  successus^  das  schon  dm 
Begriff  'glücklich*  involviert;  ein  Wort  aber  mit  der  BedeatnngTon 
prosper  beizugeben,  ist  aus  eben  demselben  Grunde  mindestioi 
überflüssig  und  wenn  Livius  diesen  Gedanken  tautologisch  ausiß- 
drucken  pflegen  sollte,  so  müssten  sich  wol  mehr  Belege  dafttr  findeo, 
wenigstens  ^r  das  Verbum,  da,  wie  wir  sehen  werden,  beide  Aus- 
drücke prosper  nnd  succedere  von  ihm  ungemein  häufig  gebnuiflJt 
werden.  Aber  sonderbar  I  während  prosper  —  als  Nomen  und  Ad- 
verb —  mit  evenire^  agere,  gerere  häufig  verbunden  wird,  Ündnt 
es  sich,  wie  gesagt,  ausser  an  unserer  Stelle,  die  ich  eben  aniweiÄe, 
nie  mit  succcdejr.,  das,  in  der  Bedeutung  ^glücklich  von  StÄtl«n 
gehen'  sehr  oft  gebraucht,  analog  dem  Snbstantiv  nur  durth  A'i- 
verbien»  die  den  Grad  des  Glückes  {pan*m,  satis)  ausdrücken,  oder 
durch  Negationen  eine  speciellere  Färbung  erhält  Ich  stelle  lö' 
erst  die  Fälle  zusammen,  in  denen  succedere  in  diesem  Sinn^  <^o^ 
kommt:  2,  45,  5  noUc  inultos  hostcs,  noUc  su  n/m  f»* 

tribus^  non  consuUbus ;  8,  25»  12  n  successisu'  ^  .<;9,3t 

13  FrcgeUana  arx  Soranaque  et  tibicunique  tniquo  ^iucc^tsuni 
erat  loco  memorabantur  j  24,  19,  6  (wo  succedere  zweimal  In  Ttf * 
schiedenen  Bedeutungen  erscheint)  ubi  cum  multa  succedrtikt  f^ 
mere  moenibus  Momani  milites  acciperent  rulnera  Hfque  ss^ 
inceptu  (so  der  Puteanus  nnd  Bambergensis  ^  inceptui ,  wai  öt»* 
noviuß  vorschlug)  succederet:  24,  38,  3  cm*  (votm  »!  ftandt) 

quoniam  parum   succedit;    25,37,  19  f^i]  su^   ■  /  cofff*'* 

ereclurum  sc  adfticlas  res;  32,  18,  1  cum  parum  qutcquamf^^ 
cederet;  33,  Ö,  3  et  postqitam  nihil  conceptae  tcinere  spei  swxd^' 
bat;  38,  25,  8  c^  successisset  fraudi  (so  der  Mognnimua;  ^^ 
anderen  Hss.  haben  fraus)  ni  pro  iure  gentium  .  ,  .  $irtii$€t  f^- 
iunu;  40,  11,  10  si  facinori  eoium  succtB^erUi  42,  50»' 
postquam  inceptu  (so  wird  wol  mit  Bücksichi  darauf »  daM  lice^ 


W,  Wementforn,  Titi  Li?i  ab  orb«  c.  L,  aiig.  v.  M.  Güitauer.    92$ 

jkf^  eODst  aar  einmal  mit  dem  Nomin.  und  zwar  eines  Fron,  lodef«  — 

■fl^  18,  i  quic^uam  —  verbaoddti  ist  und  im  Hinblick  aaf  24,  19, 

%  wo  die.selbe  Constrnction  durch  PB  bezeugt  wird  ,  zu  lesen  sein, 

UJO  so  mehr,  als  die  Endungen  im  Viodobonensis  nicht  am  verläss- 

lichßten  sind)  non  aucccddmt^ 

Mosi  uns  eine  solche  Gleichmässiglceit  der  Construction  nicht 
sti  Bedenken  gegen  die  eine  Stelle,  wo  prospere  sich  findet  t  er- 
nUsD?  Hat  doch  Linus,  wie  gesagt,  prosper  sonst  gerne  ange- 
wendet. Mau  vgL  5,  51,  5  invenietis  omnia  prosperc  evenisse  w- 
quentibus  ckos ,  adreraa  f^ernentibus;  9.  19,  10  etiam  si  prima 
prosperc  evenhsent;  21,  21,  9  ftotnsque  se  oUigat  roiis ,  si  cetera 
^»pera  tttnmrut;  28,  42,  15  patere  nos  omnia  qiiae  prospera 
»t  ac  populi  Romani  imperio  evenere,  tuo  conailio  aäsiffnare; 
18,  6  nee  (amen  Uli  unnjuam  posiea  prosperi  quicquam  evenit; 
47,  4  ui  ea  res  prospera  ac  latta  eveniret  (vgl.  hene  ac  fcUci* 
evenire  21,  17,  4;  31,  5,  4  und  8,  2);  42,  28,  7  ut  quod  bei- 
populus  Bonianus  in  animo  haberct  gerere  ut  id  prosperum 
niret.  Man  vgl*  auch  22,  28,  13  (antum  animorum  fecerat  pro* 
re  ante  paucoa  dies  res  gesta^  42,  49,  7  itUer  mulia  prosper e 
ia  etiam  Romano  i  obilitatus  bdio;  29,  30,  7  fama  huius  mo- 
ae  rti  in  principio  rerum  prosperc  actae.  Diese  Stellen,  welche 
iwiss  sich  noch  vermehren  hissen  dürften,  zeigen  deutlich,  dass 
iriüs  gegen  das  Wort  prosper  und  seine  Abkömmlinge  durchaus 
iie  principielle  Abneigung  zur  Schau  trägt.  Weim  nun  succedere 
liner  Anschauung  Dach  eine  nähere  Bestimmung  durch  prospere 
lassen  sollte,  wie  kommt  es,  dass  wir  diese  Verbindung  nur  ein- 
[al  antreffen  V  —  Ja  noch  mehrl  Auch  bei  procedere  in  dem  Sinne 
Gcklich  von  Statten  gehen*  treffen  wir  nicht  ein  einziges  Mal  pro* 
c  öder  etwas  damit  Verwandtes  an  (23,  11,  2  magisque  ex  «cn- 
iia  res  publica  vestra  robis  procedet  steht  nicht  genau  in  der 
ihe  der  Fälle,  die  wir  betrachten);  vgl.  1,  57,  3  ubi  id  parum 
'öce8sit;  2,  44,  1  13  eandem  viam,  relut  processisset  Sp,  Liciniö^ 
;  8,  17,  10  m  jjcrifide  cetera  processiBsent ;  10,  84,  l 
ea  partim  procedebant;  24,  13,  7  (wo  procedcre  mit  ähn- 
her  Spielerei  wie  24,  19,  6  succedere  zweimal  in  rerschiedenen 
sdeutungen  anftritl)  dciude  ut  nihil  procedebat  ad  populandum 
lim  Neapolitanum  , . .  processit;  44,  12,  4  et  ne  kumeni  qui- 
,  *  quicquam  saliB  proredebat;  ib.  5  quoniam  vis  aperfa  non 
oeranissct.  Ich  bemerke  nebenbei,  dass  &nch  procedcre  in  dieser 
ieuiung  entweder  unpejsönlich  mit  dem  Dativ  eine«  Nehmens  oder 
rsöiilich  mit  dem  Nominativ  eines  Pron,  indef,  con.Htruiert  wird; 
r  der  h'tzto  Fall  muss  sich  ausnahmsweise  an  diese  persönliche 
nstruction  anlehnen,  weil  von  vis  kein  Dativ  vorhanden  ixt. 

Kehren  wir  nun  zu  unserer  Stelle  (21,  7,  7)  zurück.  Wir  ver- 
lesen in  der  jetzigen  FasM  =s,  was  dem  proeul  muro  des 
f4(>rder?*atzes  im  Kachsatz                ..en  und  gegenüberstehen  soll; 
r  Sinn  ist  jac  So  sehr  da^t  Terrain  von  der  Ferne  aun  angoeeben 


Irt4     W,  Weissenhorn,  Titi  Liri  ab  urtw  c,  1.,  ang.  ?.  M,  Gitlbaucr. 

einer  Operation  mit  Kriegsinascbiuen  günstig  schien,  so  wenig  wät 
doch  in  der  Nähe,  als  man  wirklich  an  die  Ausfährung  schritt»  tu 
eri*öicben.  Ich  glaube  daher,  man  müsse  prope  für  prospttt 
schreiben.  Dadurch  kommt  procul  muro  zu  seinem  Gegensatz,  auf 
den  es  Anspruch  erbeben  kann;  die  Stellung  bat  nun  ^  nichts 

Anstössiges  mehr^  indem  po$tquam  ad  effectum  oj"  htm  tat 

sich  epexegetiBch  an  prope  anschliesst ;  dass  ans  propr  leicht  pro* 
apere  geworden  sein  kann,  wird  Niemand  läugnea,  der  sich  erin- 
nert, wie  oft  prope  und  propere,  propius  und  propriuB  n.  dgl.  in 
den  Hs8.  verwechselt  werden;  warum  soll  nicht  propere  aus  prüp€ 
(auch  33,  8,  8  glaubte  ja  Kreyssig  prope  cnrsu  ad  hostem  ftadii 
hersteilen  zu  müssen ,  wo  der  Bambergensis  propere ,  die  übrigen 
Hss.  propero  haben,  mit  Berufung  auf  1,  hS,  3,  wo  der  Mediceufi 
in  der  Stelle  cum  pavida  ex  somno  muUer  tiullam  opem .  prope 
mortem  inminentem  rideret  von  zweiter  Hnnd  propere  statt  prope 
bietet)  und  daraus  prospere  haben  werden  können?  Endlich  brlagan 
wir  auf  diese  Weise  die  Tautologie  prospere  succedere  weg,  für  die 
sich  bei  Li?iuR  sonst  kein  Beispiel  findet.  Für  prope  mit  der  Be- 
deutung *in  der  Nähe*  brauch©  ich  nur  auf  die  soeben  dtierte  Stelle 
1,  58^  3  hinÄuweisen.  —  §.  8.  —  'micare  —  erat,  5,  39,  1:  6, 
12,  9/  Die  beiden  angezogenen  Stellen  sollen  verschiedene  Dienste 
leisten;  die  erste  soll  den  Wechsel  des  InfinttivB  mit  dem  Modus  fiiu 
illustrieren,  die  zweite  zur  Phrasis  tela  micare  ein  Analogen  —  flu» 
miceni  gladU  —  liefern.  Ein  solches  Zusammenwerfen  nicht  so» 
sammeugehöriger  Dinge  ist  doch  nicht  mehr  als  lobenswerthe  Küne 
zu  bezeichnen. 

Von  dem  2.  Hefte  des  IV.  Bandes  habe  ich  XXII,  61  näher  in 
Augenschein  genommen.  —  §.  5.  —  ^et  alia  (i.  e,  de  captivis  fama), 
sie  fand  sich  nach  Cic.  Off.  3,  32,  115  bei  Acilios,  8.  zu  25,  39,  12/ 
Man  würde  nach  der  Fassung  der  Anmerkung  dort  näh*      *"      i^n 
über  diese  /intna  Yermuthen,  während  einige  literar-hist 
tizen  über  Äcüius  gebracht  werden.    Es  hätte  dies  sich  gdUJ.  kan 
andeuten  lassen,  etwa  durch  ^Näheres  über  ihn  s«  za  25,  39.  12  — 
In»  selben  §,  wird  ne  tarnen  erklärt  und  dann  hinzugefügt:  'di« 
regelmässige  Wortstellung  s.  31,  25,  6:  üa  tarnen  aequum  e$tt  — 
ne;  40,  15,  6/   Die  letztere  Stelle  enthält  kein  tarnen.  —  §.  6.  — 
Vi  C  Calp,  etc.  (^:=  alias  tris  insupcr  le<;afo8  venisae,  L.  Senb<^' 
nium  et  0.  Calpurnium  et  L,  Manlium),  vgl.  c.  53,  2;  23,  39,  ^; 
34,  42,  4,  vgl.  35,  10,  2;  Ö,  22,  5;  ib,  27,  2;  39,  44,  10;  ib.  45. 
2 :  häufiger  stehen  mehrere  nomina  propria  asyndctisch.^    In  der  1 
Aud  findet  sich  zu  der  Stelle  gtir  keine  Anmerkung;  wie  das  zw«i' 
malige  'vgl.*  beweist,  sind  die  Citate  nicht  auf  einmal  g^itsarniQ^H 
wonlen.    Das  Interessante  bei  dieser  Sammlung  von  ParalleUtelluii 
ist,    dass  keine  derselben  sich  wirklich  parallel  zu  uns^  "'1' 

stellt.    Bei  alten  gegebenen  Beispielen  sieht  man  sofiirt 
warum  der  Schriftsteller  die  pol^syndetische  Anreihungäloriu  g»- 


■W-  Weiuenbom,  Titi  Livi  ab  urbe  c,  l,  äug.  v.  M,  GUlhauer.    9K 

Ihlt  hat.  In  inehreren  Fallen  kommt  näralicli  za  einem  oder  meh- 
reu  der  aufgezählteD  Namen  eine  nähere  Bestimmung  tiazu,  durch 
welche  die  Gleichförmigkeit  der  einzelneu  Glieder  verwischt  wird ; 
Miin  geh(iren;  22,  53»  1  —  2  Fabtm  Maxim us  de  kgione  prima^ 
pus  pater  priore  anno  dictator  fuerai  et  de  kgione  aecunda  L, 
)ibUc4U8  Bibulus  ei  P,  Cornelius  Scipio  et  de  legionc  tertia  Ap, 
piwlius  Pulcheft  qui  proxime  aedilis  fuerai;  23»  39,  3  legati 
HamubaUm  missi  Ueraditus  ^  cui  Scoiino  cognomen  erat  et 
rito  Bocotius  et  Sositheus  Magnet;  35,  10,  2  multi  et  potentes 
ftcbafä  fatrtcti  phbeique,  P,  Cornelius  Cn,  ßlius  Scipio  ^  qui  ex 
spania  pi'omncia  nuper  devtnerat  magnis  rebus  gestts^  ei  i, 
unctiuB  Flamininus,  qui  classi  in  Graecia  prae fuerai  ei  Cn* 
tanliua  Volso;  hi  patridi;  pUbei  auiem  C,  Laelius  Cn.  Boniitius 
Livius  Salinatör  M\  Acilius;  35*,  45,  2  praetorea  creaii  erant 
Valerius  Flamen  Dialis,  qui  ei  ptiore  anno  petkrai ,  et  8p, 
7stunüuä  Albitiua  et  P.  Cornelius  Sisenna  L,  Pupius  L.  Julius 
K  Sicinius,  Die  letstten  xwei  Fälle  sind  be^^onders  lehrreich;  der 
pirletzte,  weil  die  plebeischen  Candidaten  im  Gegensatz  zu  den  pa- 
cischoD  ohne  nühere  Bestimmung  und  asyndetisch  aufgezählt  wor- 
in,  der  letzte,  weil  Livius  von  dem  Umstände,  dass  der  erste  Name 
aen  bestimme ndeu  Beisatz  erhält,  Anlaßt  niaimt,  die  sechs  Namen 
zwei  gleiche  Gruppen  zu  scheiden,  wovon  die  erste  poiysynde tisch, 
|e  zweite  asyndetiscli  erscheint.  Alle  andern  von  Weissen born  an- 
Bzogenen  Fälle  haben  die  Eigeuthünilidikeit  gemeinschaftlich,  dass 
der  Reihe  der  aufgezählten  Persönlichkeiten  zwei  mit  gleichem 
lomen  sich  finden;  hier  bot  al^o  dieser  Umstand  die  Veranlassung 
Polysyndesis;  6,  22,  5  additi  colkgae  A*  et  />,  Postumii  Regil- 
fises  ac  L,  Furius  cum  L.  Luaetio  et  M  Fahio  Ambusto ;  34, 
l,  4  creati  P,  Cornelius  Scipio  et  duo  Cn  Cornelii ,  Merenda  et 
%$io,  et  Cn.  DoniiUus  Ahenobarhus  et  Sex,  Digitim  et  T,  Jw 
^tius  Thahmi  89,  44,  10  dittiserunt  agrum  eoloniasque  deduxe» 
$nt  iidem  (res  mri  Q.  FaMus  Labeo  ei  M,  ei  Q,  Fulvii .  Flaccus 
]Ifobilior,  Merkwürdig  ist  6,  27,  2  creaiis  trilmniit  militarihtis 
insequentem  annum  L,  ei  P,  Valeriis^  Lucio  quintunt^  Publio 
rtium^  et  Gaio  Sergio  tertium,  Lucio  Menenio  Herum  Publio 
upirio  Serviö  Cornelio  Malugincnse ,  wo  wir  ebenfalls  wieder  dio 
btheilung  in  zwei  Gruppen  finden,  von  denen  die  erste,  weil  »ia 
rei  Männer  mit  gleichem  Namen  enthält,  polysyndetiscb,  die  zweite 
ügegen  a.syndetisch  auftritt.  —  Weiasenborn  hätte,  wenn  er  die 
^scheinung  Oberhaupt  beröhrt,  auch  eineu  Fingerzeig  über  die 
ibe  wenn  nicht  nothwendig  bedingenden  I  so  doch  veranlaw.sen- 
Imstände  geben,  zum  allerm  indes  ton  aber  die  Fälle  nach  diesen 
Ssichtapnnkten  ordnen  sollen,  um  uns  wenigstens  von  dem  Ver- 
ebte zu  befreimi,  (iass  er  dieselben  nicht  gesehen  liabe.  —  8-  9.  — • 
roxumis  c,  {=  censoribus),  unter  den  nächstou  C,  wäs  «in- 
tiliesst,  dass  diese  die  Strafenden  sind,  vgl  2.  42,  5;  89,  62,  1.' 
ejrete  der  citierten  Stellen  (schon  in  der  2.  Aufl.)  weiss  von  den 


Ö26     W.  Wmaenbürn,  Tili  Livi  ab  urbe  c,  l.  ang.  7.  M,  GUthauew 

Censoren  überhaupt  gar  nichts,  die  zweite  beschäftigt  sich  aller- 
dings mit  Censoreii,  aber  für  den  Satz,  den  sie  beweisen  soll,  ist  sie 
nicht  beweisend ,  dass  nämlich  die  Censoren  die  gesetzlichen  Be- 
strafer des  Eidbruches  seien;  vgl.  die  aus  Cic.  de  off«  angezogeoe 
Stelle;  hat  der  Vf.  sie  etwa  zu  dem  gleich  folgonden  fwiis  citicrea 
wollen?  —  Ebendaselbst  wird  zu  fwtis  ignominiiBque  verwiesen  aaf 
Cic.  Oif.  1,  13^  40,  die  wol  etwas  sachlich  Hiehergehöriges  enthält: 
wie  aber  die  beigefügte  Stelle  des  Gellins  zeigt,  war  es  dem  Vf.  um 
den  Ausdruck  zu  thua  und  müssen  wir  ein  Versehen  annehmen.  Es 
soll  heissen  Cic.  Off.  3,  31,  115,  wo  wir  lesen:  tcsque  a  censortbui 
Omnibus  ignominiis  notatos.  —  §.10.  —  \^el  —  fides,  vgK  21 1 
13,  3  rel  ea  fides  sii';  die  Anmerkung  ist  ungenau  und  sollte  l»u- 
ten  'rel  —  est  {^=  vcl  ca  res  indicio  est),  vgl.  21,  13,  3  tW  ea 
fides  Sit*;  die  fides  sociorum  hat  mit  *dem  beweisenden  ümstaDd* 
nichts  gen) ein.  Dufdr  hätte  statt  ^zur  Sache'  als  Lemma  ausgesetzt 
werden  sollen  quod  fides  sociorum  —  coepit,  —  Oleich  darauf  gt^bt 
dcre  st.  de  re;  vgl.  auch  im  Texte  S.  139  (§  14)  deperasset  $t 
dtBperasset.  —  §.12.  —  Wenn  zu  Tjucani  bemerkt  wird  'nach  24. 
20,  1;  25,  16,  5  nur  zum  Theil',  hätte  auch  bei  den  zu  BrtUtit 
omnes  angezeigten  Stelleu  erwähnt  werden  können,  dass  nach  der 
ungenau  citierten  Stelle  23,  20,  4  ff.  die  Teteliner  sich  der  Erhebung 
gegen  Rom  nicht  anschlössen.  —  §,  13.  —  ^usquam^  weder  im  Se- 
nate, noch  bei  dem  Volke,  vgl,  23,  18,  14.'  In  der  angezogea«« 
Stelle  wird  usquam  erklärt  durch  *in  irgend  einer  Beziehung'  üfitw 
Verweis  auf  unsere  Stelle  und  auf  42,  34,  15,  wo  es  heisst  'usquam 
(iiTiquam  ?) :  in  irgend  einer  Lage*,  worauf  abermals  auf  unsere  St#lb 
(*vg1.  22,  61,  13  )  verwiesen  wird.  Wo  bleibt  da  die  Conseqaent? 
—  §  15.  —  Nach  der  letzten  Anmerkung  werden  Belege  gebracht 
ftjr  den  Satz,  dass  der  Conjonctiv  'sich  so  mehrfach  finde',  was  ntit 
Bezug  haben  kann  auf  das  vorhergehende  Vor«/  ist  hier  gleichzeitig 
mit  fuiss€t\  weshalb  jedenfalls  der  Conjunctiv  Imperfecti  bei  d«n 
aufgeführten  Fällen  in's  Spie!  kommen  muss.  Daraus  geht  hervor, 
dass  die  Fällt?  nicht  alle  passen  und  die  Anmerkung  ungenau  gefasst 
ist,  weil  4,  12,  7  der  Conjunctiv  Imperfocti  im  Vordersatz»  3Ö,  46, 
6  und  44,  27,  6  gar  kein  solcher  Conjunctiv,  sondern  zweit«»«' 
juuctive  Plusquamperfecti  vorkommen;  30,  14,  10  tieffen  wir  end- 
lich gar  einen  Conjunctiv  Piaes.  neben  einem  aorietischen  TnSnitiT 
Perfecti.  —  Ausserdem  habe  ich  noch  zu  erwähnen,  dass  iu  d«iii 
besprochenen  Capitel  mehrfach  die  Parallelstellen  blos  uaeH  ßticli 
und  Capitel  aufgeführt  werden. 


Aus  dem  1  Hefte  des  VL  Bandes  habe  ich  XXVIl,  23  heniß*- 
gegnffen  und  hier  habe  ich  glücklicher  Weise  nichts  zu  berichti^'^B 
als  einen  Druckfehler  im  letzten  Worte  der  letzten  hieher  gehf^rig^fl 
Anmerkung,  wo  *Schlnsatag'  st,  *Schlusstag'  steht,  —  ErwäihJXfi« 
will  ich  nur  noch,  dass  zu  §.  7  eius  pestiUntiae  causa  et  supplifo- 
tum  per  compita  in  lata  urbe  est  auf  38,  36i  4  hätte  verwie**i* 


W,  Weissenbom,  Titi  Liri  ab  urbe  c,  l,  ang.  r.  M,  OUlhauer.    OfT 

hairdeD  können:    suppUcutio  (riduum  pro  coUcgio  decemvirorum 
Wmperata  fuü  in  omnibus  compitis,  quod  luce  inter  horam  tertiath 
ftrme  ei  quartam  tenehrac  obortae  fuerant.    Freilich  ist  dort  das 
[jjro  coUegio  dectmvirorum  bis  jetzt  nicht  endglltig  erklärt  und  auch 
■feiösenborn's  Erklärung  'kraft,  in  Folge  ihrer  Amtsgewalt,  in  der 
Hlg^nschaft  als,  aus  amtlicher  BefugniB'  (vgl.  die  Anmerkung  zu 
Hsfior  Stelle  in  der  2,  Aufl.)  kann  ich  nicht  billigen.    Warum  hätte 
Bon  Livius  von  den  stereotypen  Formeln ,  die  ganz  beBtimmt  lau- 
Hft,  Dicht  auch  hier  eine  verwenden  sollen,  wenn  mit  dem  frag- 
lichen Ausdrucke  dasselbe  gesagt  sein  soll?    Sonst  sagt  Livius  %.  6. 
40»  37,  3  decemviri  supplicationem  in  biduum, ,  .edixeruni;  oder 
38,  44,  7  Bupplimtio  inde  ex  decemvirornm  decreio , , .  per  tri- 
sitw  fuit;  34,  55,  3  ex  responsa  eorum  (i,  e*  deceminrontm)  sup- 
iio  per  iriduum  fuit    An  allen  diesen  Stellen  ist  von  einer 
^igen  ifupplicatiö  die  Bede ;  42,  20,  3  ii^t  die  Anzahl  der  Tage 
Qmt  gelassen,  aber  daneben  ausdrücklich  eine  obsecraÜo  er- 
wahnt:  decemviri  lustrandum  oppidum^  supplicationem  ohsecra- 
Honemque  habtndam  . . .  renuniiarunt.  Nur  an  einer  Stelle,  so  viel 
ich  weiss,  wird  eine  eintägige  supplicatio  auf  ein  Decret  der  decem- 
viri zurückgeführt;  aber  man  sieht  doch  aus  dem  ganzen  Tenor  der 
Stelle ,  dass  für  diesen  speciellen  Fall  die  sux?plicatio ,  für  die  übri- 
fts  ein  bestimmter  Modus  anbefohlen  wird,  nur  eine  untergeordnete 
bUe  spielt  und  wol  deshalb  nur  als  eintägige  angeordnet  ward,  weil 
ehnehin  viel  schwerere  Sühnungen  anderer  Art  auferlegt  wurden: 
36,  37,  4—5  corum  prodigiorum  causa  libros  SihylUnos  ex  sena-- 
iu$  cüfisulto  decemviri  cum  adissent,  renuntiaverunt :   ieiunium 

BUuendum  Cereri  esse  ei  id  quinto  quoque  anno  servandum ;  et 
gmm4iah  sacrum  fiet^et  et  unum  diem  suppUcatio  esset,  coro- 
kr  nt;  et  consul  P.  CorfieliUB^  quibus  diis  quibusque 

m  ui  decemviri j  sacrificaret,  —  Hingegen  werden  die 

gewöhnlich  vorkommenden  eintägigen  suppUcationcs  (vgl.  in  unse- 
rem Caput  —  27,23,  4  —  horum  prodigiorum  causa  unum  dient 
suppli(^tio  fuit) ^  wo  Livius  sich  genau  ausdrückt,  auf  ein  Decret 
■V  Pontiflces  (27,  4,  15  haec  prodigia  hostiis  maiorihus  procurata 
^Brcfo  pontiftcum  et  suppUcatio  dian  unum  Homae  ad  oinnia  puh 
^Beir/a,  alter  um  in  Capenati  agro  —  von  wo  auch  ein  prodigium 
Hbeldet  worden  war;  vgl.  §.  14  —  ad  Feroniac  lucum  imlicta;  27, 
31r,  4  suppUcatio  dicm  unum  fuit  ex  dccrcto  pontificmn ;  39,  22«  4 
üddita  et  unum  diem  suppUcatio  est  ex  decreio  pontiftaim)  oder 
auf  einen  Besclioid  der  Haruspices  zurückgeführt  (40,  2,  2 — 4  pro- 
rat^quc  haruspiccs  iusscruut .  .  »  d  diem  unum  suppUcatio  fuit; 
auch  24,  10,  12  wo  aber  die  suppUcatio  nicht  aui^drücktich  alt 
|l4gige  biizeichnet  wird:  hacc  prodiina  procurata  swtt  ex  haru^ 
im  resjionso  et  suppUcatio  omnihus  dcis  quorum  pidvinnria 
me  csscnt  indicta  est) 


888     W.  Wemevibam,  Titi  Li  vi  ab  arbe  c,  l.  anjr.  v.  M.  Qmmrf. 

Baraus  non  scheint  sich  mir  s  Resultat  zu  ergtUiL 

Die  Frodigieo  \)  werden  dem  Senate  .  ,  der  sie  entweder au' 

erkennt  oder  abweist.  Erkennt  er  sie  au,  m  wendet  er  sich  zundclist 
an  das  Coilegiüm  der  Poutifices.  Sind  die  Prodigien  nicht  ausfer* 
ordentliebor  Natnr ,  sondern  schon  öfter  dagewesen  —  nnd  es  irer- 
den  ja  thatsäcblich  häutig  immer  wieder  ähnliche  Dinge  gemeldet- 
Bö  entscheidet  über  die  Art  ibrer  Subnung  sogleich  Am  Collegiuni 
der  Pontifices  geinäss  der  dafür  schon  constant  gewonfenen  Fmns 
und  die  supplkatio  erfolgt,  wenn  sie  nöthig  ist,  in  diesem  Falle  als 
eintägige  ex  decreta  pontificum.  Zweifelt  das  Collegiuni  der  Ponti» 
fices  über  die  Modalität  der  Sühnung  ^  so  setzt  es  davon  den  Soa&t 
in  Kenntnis  und  dieser  thnt  nun  den  nächsten  Schritt,  er  zieht  4» 
Haruspices  zu  Rat  he.  So  hatten  im  Jahre  547/207  die  Pontifiois 
schon  für  eine  eintägige  suppUcatio  sich  ausgesprochen,  die  aocb  ge- 
halten wurde  (vgl  Liv.  27,  37,  4)  j  da  wird  wieder  ein  prodij 
eine  Missgeburt,  angezeigt:  »Vi  vero  haruspices  ex  Etruria 
foedum  ac  turpe  prodigium  dkere^  extorre  agro  Bomano ,  prif&l 
terrae  contaciu,  alt4>  mergendum,  vivum  in  arcum  condideir  pf(h 
vedumque  in  mare  proiecerunL  dea'evere  üem  ponlißctH^  \ä  ht* 
gines  fer  novenae  per  ttrhem  euntes  Carmen  canercnt  (ib.  6 — ^7). 
Man  sieht  aus  dem  item  ig,  7),  dass  die  Haruspices  nur  etnia  con* 
eultative  Stimmw  haben;  den  Modus  der  Ausführung  ihres  Gutaebt«ni 
bestimmt  das  Collegium  pontificium,  das  hier  noch  eine  weiturt 
Sühnung  verfügt.  —  Während  das  Lied  zu  diesem  Zwecke  einstti- 
diert  wird,  schlägt  der  Blitz  in  den  Jonntempel  auf  dem  ATetilin 
ein  nnd  abermals  wendet  man  sich  um  Auskunft  an  die  Hamspices: 
prodigiumque  id  ad  matrmms  pertinere  haruspices  cum  resf^n- 
diss€fi(  donoque  divam  placandam  esse  ...  (ib.  B),  was  ich  in 4^ 
Sinne  fasse,  dass  die  Haruspices  für  die  Abänderung  des 
der  Ponttlices,  das  die  processionale  Ab^ingung  eines  Liedes 


')  Nur  von  den  Sübnungsprocessionen  ist  hier  die  Rede;  Bitt-  c4ei  ' 
Dankprocessionen  ordneten  auf  einen  Senatsbeachloss  hin  ^^  ' 

demm  der  Antrag  eines  Consuls  vorausgehen  musst©  — 
wo  die  Senatoren  den  Stellvertreter  des  Consuls,    den  Pn 
fordern,  einen  diesbezüglichen  Antrag  einzabrinsren?  Conei 
em  omni  parle  euriae  est  uti  referrei  P     i  * 
%U  mUnque  dies  circa  amnia  puivinaria  5 
fvgf.  31,8,2  suppUcatio  inde  a  consulibus  ,n  uKumm  ^ 
mäto  indicta  est  obsecratioque  circa  (mmia  puJvitmria); 
Tage  bestimmt  der  ^enatsbeschlnss  nach  Gatdünken:  Liv 
ligne  scfiattis  in  unum  diem  8uppli4>aitwti8  con$ulum   non^tuf^  < 
pofulus  iniussu  et  altero  die  frequens  iü  sumpücatuni  —  -^ 

licn  jeder  Consnl  einen  Sieg  erfochten  und  daner  nach  Br; 
Ansprach  auf  eine  DhnVeB-supplicatio :   Caea,  de  B.  0    2, 
que  res  ex  litteris  Caesaris  tu  dien  quindecim  »uppUoat%o  d^cf^M  i 
quöd  ante  id  Umpw  aceidit  nemini;   ib.  4,  3Ö,  ft    his  rehu-t  i^eif**»'! 
fitteria  Caesaris  fiter  um  tnginti  supplitatio  a  scf    i      '  K  1.  j 

90,8  hii  litteris  cognitis  Romae  dtcrum  mginti  ^  -«j 

braucht  nicht  bemerkt  zu  werden,  dass  auch  im  ernuni  ana  j^uien  FtU^j 
die  suppUcatio  vom  Senate  beachlossen  wird. 


«,  Tili  LiTi  mh  qtW  «l  L,  uig,  ▼.  M.  CttHoiMr. 


drtimal  nmtn  Jtm^rsQtii  anordiiftf^  sieh  aii»pfaclii«L  —  Im  Jaliri 
^K  woHea:  prior  um  pradi^arum  cnusa  3emaiu$  eenMuemi^  u$ 

^^^■^  tt  und  Oonsoiii  [rgh  H€,  37,  5]  nadi  dim  Golichltii 


aimces  i 

^lf€  Ar 

stdi^ii  wir  aoch  LiT 
«me  colomnA  rostrat.^ 
Blili«  xerscIitD^ttert: 
est  Dae  P«>iitifir 
voc  und  b^n>bt> 


inum  prodi§mm  (Lt*  iMirfidii«  in 

harH9p9C0S  im  sem^iimm  toc&H  at^ 

ptäc  in  diem  mnum  edicia  0t 

if  (ib.  13— 14K  —  Nqh  VW* 

J,    Im  Jahre  58^/172  «UTdd  utumlidi 

•-iü  Oapiiol  TDD  oben  bi»  onteii  toq  eiAfim 

ea  i'ffx  prüdigü  laco  habita  ad  senatum  reloUt 

ind  für  diesen  Fall  keine  Entscheidatig 

I  yyt  miM  iL"-i.v.'  wschen  den  Kmlen  l»sen  müss^^n,  dies 

■^■bt  m  «-  In  d«r  Carte,  Tgt.  32«  1,  13       di« 

^Hnnt  ^  ein*  wendet  sich  aber,  woJ  auf  üiui  HaUi 

^V Pontifices^  zngieich  noch  an  eine  andere  lüstaoz:  paires  et  ha* 

^m^ce^  referre  (so  hat  der  Vindobonensis;  Harte:  [ad]  haruspict^ 

ftferrev  Wpi&senhorn  und  Madvig:  ad  hamspices  referri)  rt  dtctm* 

rit  -       -■  ^'j^^  2)^    DtLS  Gutach  ton  der  m  ö8 

ii  ^'t  ■■.  I.        ,,  bonum  versurum  td  prod  '■:>' 

f't  tHteritum  perductUum  partt  tl   i     fumdr* 

htis  spölia  fmssent  t'n  rostra,  tjaur  itmpr.Hia» 

trisjift.    In  diesem  Falle  hat  sich  abo  der  Sotmt  von  den  Uai'u* 

ces  Iceine  Wei8Qn§:  über  die  vorzunehuiondo  Sühnung,  soodern  nur 

Outachten  ober  den  CharÄkter  der  Vorbedeutung  erbeten  (das 

ho^  fK9trt*s  **t  h  aruspici^it  refirrrf  ,  ,  .  iu9serumt  — 

di«  t  di^mnaeh  ganz  boil  und  nicht  daran  xq  rÜtUtln). 

Ihvv^r  Fall  hat  un^;  aber  7.ngleich  aaeh  auf  die  dritte  InstaBi 
gefOhrt,  die  der  Senat  zu  liathe  zieht,  das  CoHe^iam  der  Decomtiri, 
die  wiederum  aus  den  sibyllinischen  BQchern  sich  die  Auskunft  ho* 
Un.  Der  Senat  thnt  dies  nicht  etwa  auf  die  Aufforderung  der  Uaru- 
ipiees,  da  er  an  beide  zugleich  sieb  wenden  kann,  wie  der  Yorliegende 
Fall  beweist»  sondern  i>bne  ZweifiO  auf  die  Weisung  des  CoUcgiuma 
der  PontÜloes  hin.  Dieses  Collegiuni  der  Decemvtri  hat  abur  nicht 
(  imnie,  wie  die  Haruspices^  nach  deron  Gutach* 

da=  Jegium  den  eudgiltigen  Beschluss  fasst,  sondeira 

asst  selbst  seine  Bescblüsse ,  die  es  dtrect  dem  Seiuite  öbermit» 
,  der  dann  «»j?  decreto  dectmrirorum  ein  SenatuscoijHultum  schafft» 
66  deereta  decemrirot^m.  die  nur  in  mehr  abnormen  Fällen  ein* 
hn ,  unt^rscbr;  ii  daher  auch  von  den  die  8(U»nung 

I  DocrnUm  df  ^  ticollegs  durch  den  grÖHserou  Um- 

d(ir  Sühiumg.  die  sie  tMNdiioinen :  darmt  wird  es  orklUrlich.  da» 
von  ihnen  ungeordnet«»  supplkathnes  in  der  liegel  zwni-  od^r 
it^gige  sind,  w&brend  da«  collegium  pontilkum  thatsikhlieh  nur 
pplkftfhnen  m  ti^uw»  them  rorfttgt,  YieUeicht  nur  »ulch«  ter- 
Icu  kann. 


HiMktin  f.  I.  ««icit.  Ulm«,  tirs.  lu.  ri»A 


69 


980    W.  Weisaenbarn,  Tili  Li^i  ab  arbe  c.  1.,  ang.  ▼.  H  Oitibauer. 

Halten  wir  die  nun  gewonnenen  Resultate  fest,  so  können  wir 
auch  die  schwierige  Stelle  bei  Liv.  XXYII,  37  erklären.   Wir  haben 
das  Vorausgehende  schon  behandelt  und  recapitulieren  hier  das  Game 
nur ,  soweit  es  nothwendig  ist.   Das  PontiflcalcoUegium  hatte  nebea 
dem  der  Weisung  der  Haruspices  nachkommenden  Beschlüsse  andk 
für  gut  befunden,  ttt  virgines  ter  navenae  per  urbem  euntes  cor* 
men  canerent  (7).  Während  die  Jungfrauen  das  vom  Dichter  Li?ii8 
Andronicus  verfasste  Gedicht  einstudieren,  schlägt  der  Blitz  in  den 
Junotempel  auf  dem  Aventin  ein  und  die  Haruspices  deuten,  als  min 
sich  an  sie  wendet,  diesen  Umstand  so,  dass  dieses  Prodigium,  näm- 
lich die  Missgeburt  von  den  Fi-auen  gesühnt  werden  müsse,  nicht  voa 
den  Jungfrauen  (vgl.  8  prodigiumque  id  ad  matronaa  pertinm 
beliebt  sich  also  nicht  auf  das  Einschlagen  des  Blitzes  in  den  Jdbo- 
tempel ;  dieser  Blitz  sollte  nur  das  Missfallen  der  Götter  an  der  procn- 
ratio  des  früheren  turpe  prodigium  durch  Jungfirauen  zum  Ausdrock 
bringen) ;  Frauen  sollen  der  Göttin  eine  Ehrengabe  bringen  (ib.).  Damit 
war  das  collegium  pontificum  desavouiert ;  möglich,  dass  sie  sich  von 
der  Ausführung  ganz  fern  hielten,  weil  dieselbe  in  einer  sonst  unge- 
wöhnlichen Weise  vor  sich  geht  Die  curulischen  Aedilen  erlassen 
nämlich  —  offenbar  vom  Senate  beauftragt  —  ein  Edict,  welches  die 
Frauen  auf  das  Gapitol  einberuft.  Diese  wählen  aus  ihrer  Mitte  ein 
Oomit^  von  25  Matronen,  welche  die  Beiträge  in  Empfang  nehmen 
sollen.  Man  bringt  ein  goldenes  Becken  zu  Stande  und  weiht  es  auf 
dem  Aventin  unter  Abhaltung  eines  Opferfestes  durch  die  Frauen. 
Allein  damit  ist  die  Sache  nicht  erledigt.  Es  treten  nun  auch  noch 
die  Decemviren  mit  einem  Edict  hervor:  confestim  (id  cUiud  sacri" 
ficium  eidem  divae  ab  decemviris  edicta  dies  (11).  Die  Ordonng 
dieser  Opferprocession  beschreibt  Livius  ausführlich.  Wir  erfahren 
unter  Anderem,  dass  27  Jungfrauen  ein  Lied  auf  die  Juno  Begina 
singend  dabei  einherzogen ;  das  Lied  ist  so  charakterisiert,  dass  nur 
das  von  Livius  Andronicus  verfasste  gemeint  sein  kann  {iüa  fem- 
pestate  forsitan  laudabile  rudibus  ingeniis,  nunc  dbhorrens  et  im- 
conditunif  si  referatur  ib.  13)  und  Livius  selbst  bezeugt  ausserdem 
31,  12,  10  ausdrücklich,  dass  für  die  Opferprocession  des  Jahres 
647/207,  von  der  wir  handeln  und  auf  die  er  dort  Bücksicht  nimmt, 
Livius  Andronicus  das  Lied  gedichtet  habe  (carmen  sictU  patrum 
memoria  Livius,  ita  tum  condidit  P.  Licinitis  Tegu^).  Hinter  den 
Jungfrauen  folgten  die  Decemvirn  coronati  laurea  praeteztatique 
(27,  37,  13).  Die  Festprocession,  deren  Weg  ganz  genau  beschrieben 
wird,  endet  damit,  dass  die  zwei  weissen  Kühe,  die  den  Zug  eröffneten 
(11),  beim  Tempel  der  Juno  Regina  auf  dem  Aventin  geopfert  and 
die  hinter  den  Opferkühen  feierlich  einhergetragenen  signa  cupressea 
der  Juno  Eegina  (12)  im  Tempel  deponiert  werden  (15). 

Aus  dem  ganzen  Berichte  erhellt,  dass  dieselbe  Procession,  die 
ursprünglich  durch  das  Pontificalcollegium  beschlossen,  aber  von  den 
Haruspices  wegen  der  Betheiligung  der  Jungfrauen  als  den  Göttein 
missfällig  beanständet  worden  war,  nun  durch  das  Collegium  der 


W.  WHssenhomt  Titi  ti?i  ab  urbt>  c.  1.,  an^.  f  *  M,  GüO^amr,    981 

Secemvirn  erst  recht  feierlich  in  Scene  gesetzt  wurde;  dSo  Aüzahl 
Br  Jungfrauen  and  die  Absingnng  des  Liedes,  das  Livius  Andronicos 
edichtet,  lassen  keinen  Zweifel  übrig,  dass  die  wirklich  abgehaltene 
?rocession  wesentlich  dieselbe  war,  welche  die  Pontifices  verordnet 
hatten.  Wanim  nehmen  sich  aber  die  Decemvirn  m  energisch  um 
diese  beanständete  Procession  an  ?  Der  Bericht  sagt  nichts,  dass  sie 
Tom  Senate  zu  Hatbe  gezogen  worden  seien ,  ja  es  hat  fast  den  An* 
»chein,  als  hätten  sie  aus  eigener  Initiative  gegen  die  Unterlassung 
der  vom  Pontificalcollegium  angeordneten  Feier  Protest  eingelegt; 
wenigstens  klingen  die  Worte  confesiim  ad  aliud  aacrifidum  eidem 
Kvae  ah  deccmmris  tdicta  dies  wie  eine  eiferBQchtige  Wahrung  der 
Ferbiiidlichkeit  ihrer  Verordnungen  gegenüber  dem  Edict  der  cnni- 
Bchen  Aedilen  (9)  und  dass  die  Festlichkeit  in  einer  demonstratiT 
bier liehen  Weise  unter  Betheiligung  des  collegium  decemviromm 
le  solchen  hinterher  doch  vor  sich  geht,  lässt  sich  nicht  verkennen* 
it  andi^rn  Worten,  wir  können  nicht  begreifen,  warum  die  Decem- 
ri  für  das  bei  Seite  geschobene  Decret  des  Pontificalcollegs  sich 
ar  sn  sehr  ins  Zeug  legen,  ausser  wir  nehmen  an,  dass  dasselbe  auf 
in  ähnlichen  Fällen  schon  erlassenes  Decret  der  Decemvirn 
«nröckgehe.  Wir  würden  dadurch  auf  die  Praxis  geführt,  dass  bei 
Wiederkehr  ähnliclier,  wenn  auch  wichtiger  Fälle,  wofern  schon  eine 
Entscheidung  der  Decemvirn  vorlag,  nicht  mehr  andiej^elben  recurriert 
wird,  sondern  das  Pontificalcollegium  einfach  den  schon  erlaßsenea 
Bescheid  ah  auch  für  den  neuen  Fall  verbindlich  erklärte.  Eine  der- 
tige  Annahme  erklärt  ganz  vortreflflich,  wie  sowol  das  Pontiöcal- 
auch  das  Decemvirncollegium  in  dem  Abgehen  von  der  Ordnung«- 
lässigen  Sühnung  eine  Verletzung  seiner  Rechte  erblicken  konnte.  In 
-derThat  war  ja  auch  zwei  Jahre  früher  (545/209)  ein  ähnliches  Prodi- 
"^«m  gemeldet  worden;  vgl.  27,  11,  4  ff,  (bei  Weissenbi>rn  S.  95Anm. 
Alumne  1  heisst  es  c.  11,3)  Sinuessne  fiatum  ambiguo  inter  marem 
ae  feminam  sexu  infantum,  quos  androg^os  rolgus,  ttt  pleraque, 
faciliore  ad  duplirandu  verba  Oraeco  sennonf  apprUat»  Welche 
von  den  verschiedenen  Söhnungen  auf  dieses  Prodigium  Besug  haben, 
ist  dort  nicht  genau  ersichtlich.  Dass  da^  Docrtit,  welches  die  Apolli- 
jiischen  Spiele,  die  noch  keine  ganz  fixe  Geltung  haben,  wiiM|(>r  tu 
aem  befiehlt,  besonders  mit  Röcksicht  auf  die  Zwittergeburt  erfolgt 
wie  Weissonborn  vermuthet  (mit  Berufung  auf  31,  12,  9,  eine 
eile,  aus  der  fllr  seine  Ansicht  gar  nichts  folgt),  wird  ganz  unwahr- 
ilich  gerade  durch  den  Zusammenhalt  mit  unserer  Stelle 
nbom  selbst  sagt  daselbst  'vgl.  jedoch  c.  37,  iTl,  Bezug 
mf  kann  ntn  "  '  ^  in  uvuh    '  ^     '  (27,  11,6), 

mit  der  V' I  Fügung:  ^  irca  omnia 

%fia   (i.  e.  tmUcia  ib.)  dicht  identiach  ist.    Zwar  Ober  den 
chied   twischon   suppUcatio   und    obsecratio   sind  wir 
cht  am  besten  unterrichtet;  aber  so  viel  scheint  doch  sicher,  dass 
*fhsfcrtMti/f  ein  fuiorUches  Oebet  nolhwendig  gehiirt  (vgl.  4, 
Sl,  b  ohfirtratw  itaq%ie  a  populo  duumririit  praeeufttibus  eM  facta, 

59* 


08S     W.  WeÜ8€nbom,  Titi  Li  vi  ab  urbe  e.  U  Wtg.  v.  M 

L|WO  es  ako  die  Deceuivirn  varsprechen).  In  UDserem  F / 
Ijßbenso  wie  27,  37,  7  und  12  ein  Lied  zu  Ehren  dei  ttin 

I Juno  Regina   beim  Umzüge   gesungen  worden   sein    and    imh 
Charakter  der  ohsecratio  verliehen  haben,  Dass  die  o^iirraf 
vom  Jahre  545/209  nicht  genaaer  von  Livius  a.  a.  0.  beschrieb«! 
.wird,  ist  ohne  Zweifel  auf  Rechnung  seiner  Quelle  zu  setien,  die 
darüber  nur  summarisch  berichtete;  ich  verweise  im  Vorhinein  »uf 
die  Rpäter  ati^  Julius  Obsequens  anzuführenden  8telle^  ilici 

auf  die  vom  Jahre  655/U9,  wo  der  iu  Rede  stehende  l  h.  m 

Jjiede  der  27  Jungfi'auen  eine  supphcaiio  genannt  wird,  eine  Au»- 
diucks weise,  die  wol  ebenfalls  auf  Liviuß  zurtSckgeht, 

Das  Cöllegium  Pontüicum  griff  also  im  Jahre  547/207  Hüf  tuf 
ßin  mindestens  vor  zwei  Jahren»  wahrscheinlich  aber  schon  früher  — 
man  bedenke,  dasfi  wir  die  zweite  Decade  des  Livius  nicht  hJil>eo  — 
erlassenes  Decret  der  Deceinviri  zurück,  als  es  anordnete,  ut  vitgina 
ter  novenae  per  urbcm  euntes  camnen  cancrent  (27,  37,  7)  Uüti  «in? 
Decemviri  wehrten  sich  nur  um  ihre  eigene  Haut,  als  sie  gegen  üie 
Umgehung  dieses  Decretes  des  Pontificalcollegs  Protest  einlegteu  ttnd 
die  Ausführung  desselben  hinterher  doch  und  xwar  mit  Eckt  durcb- 
setzten.  Und  wenn  wir  noch  irgendwie  Zweifel  an  der  Ricbtigktü 
dieser  Auffassung  hätten,  so  müsste  uns  ein  Blick  auf  die  VorgÄug*. 
die  sich  an  den  nächsten  von  Livius  erzahlten  ähnlichen  Fall  knüpfl^t), 
gänzlich  davon  befreien. 

Im  Jahre  554/200,  das  an  Prodigien,  namentlich  ao  Missge- 
burten ,    besonders  ergiebig  war,  kam  maii  wieder  auf  zwei  H^mt- 
phroditen:  in  Sahinis  incertus  infans  natus  niasciilus  an  ftwimi 
esftetj  alter  sexdechn  tarn  annorum  item  ambif/uo  sexu  intcniv^i 
(Liv.  31,  12,  6).  In  einem  Functe  war  man  sogleich  entßchlo««ett;^ 
was  die  Ponüfices  vor  sieben  Jahren  auf  den  An  '^ 

spices  bin  verordnet  hatten,  geschah  auch  jetzt:  r/>. 
den  andern  Miss^gehurten)  abomiftati  scmintartii  nt-:.^/'jiO-  r>   »n 
deportarif  sicut'  proxime  C  Claudia  M,  Lii>io  cum^Mlibu^  ck^of 
iaiuiä  simiUs  prodigii  fetus  erat  (^ib.  8).  ^un  stand  man  aber, 
die   Sühnfeier   betraf,    wieder  vor   der   verfänglichen    AJt*srnative;J 
sollte  man  dem  damals  erfolgten  Ausspruch  der  HaruspiceR  wiedfrüH 
folgen  und  von  den  Matronen  dieselbe  vornehmen  lassen  oder 
dem  gewöhnlichen  Modus,  der  nach  einem  früheren  Bescheid  der  I 
cemviri  schon  vorlag  und  den  d^is  PontificalcoUeg  kurzweg  als  i^lti 
erklären  konnte,  sich  beruhigen?  Der  *Senat  ging  den  aicherema Wn 
und  frog  ausdrücklich  bei  den  Decemvirn  an,  obwol  ja  in  ihr^isniAs 
treten  vor  sieben  Jahren  deutlich  genug  ihi-e  {deinoiig 
drucke   gelangt  war;   vielleicht  hatte  man  auch  dU  Ne  ^ 
^abei,  die  damals  dem  CoUegium  zugefügte  Verletzung  wied«irj 
machen.  Au  diese  auf  die  vor  sieben  Jahren  vorgenommwif  T 
kung  der  Hermaphroditen   gefolgten  Verordnungen  von  Seit( 
Pontifices ,  der  curulischen  Aedilen  oder  wenn  man  will  der  I 
spices  und  endlich  der  Decemviri,  nicht  aber  an  die  jetzt  bereite  ] 


Winatfä^om,  IHti  LiTi  ab  urbe  e.  L,  an^,  v,  "M,  Giübautr.    9S9' 

Uhene  Deportation  der  Androgyßtm  kuüpft  da.s  w*'Ai7o  m*wr<6  an. 

dem  Livitis  die  Ma^öregeJn  de,s  Senates  weiter  beviclitet  und  das 

also  auffassen  mösson  in  dem  Sinne:  ^obgleich  also  in  dorn  da- 

ligen  Verlaufe  der  Dioge  schon  ein  Präcedens  vorlag'.   Das»  08 

pht  bedeuten  kann:  ^obwol  man  nun  die  Androgynen  sobon  inö 

&r  versenkt  hatte\  ist  klar  —  denn  os  mmu  ja  nocb  eine  eigene 

lli  nu  ug  erfolgen.  Ich  setze  nun  die  Stelle  aas  Livius  (0  — 10)  voti- 

tivdig  her:  nihHo  minus  dtemmros  atUrt  lihro^  de  porttnto  eo 

serunt,  dt'ceinrin  ex  HbrU  res  dtttnas  easdetttj  quue pioxime 

tndum  id  prodiffium  facine  fsst'nt^  imperarunt.  carmen  pro^ 

rea  (fo  ist  statt  praeterea^  das  die  llss.  bieteu,  das  aber  unhaltbar 

p,  zu  lesen)  ab  tcr  fwvcnis  mrßiftiftus  cam  per  urbtm  iusserunt 

numque  Juptmii  rc^thme  ferri.  ea  uti  fiercfit  C  Aurdme  consul 

f  decemvirorum  responso  curavit,  carmen  sicut  ixifrum  wemoHä 

ius,  da  tum  condidit  P.  IJcimus  Tegula. 

Wir  sehen,  die  Decemviri  haben  die  Gelegen lieit  wahrgenommen, 
m  bereits  früher  gegebenen  Bescheid  gegenüber  der  Beanstandung' 
Seite  der  Haruspice^,  deren  Berufung  aus  Etrurien  (vgl.  27,  37, 
sie  wol  Tou  Vorneherein  mit  scheelen  Augen  ansehen  tnochteU) 
Neue  als  ein  für  allemal  giltig  und  verbindlkh  zu  erklären.  Die 
'  Jungfrauen  dürfen  wieder  jlir  Lied  singend  durch  die  Stadt  ziehen, 
Matronen  wird  nicht  mehr  gedacht  und  auch  das  donum^  das  der 
11)  Kegina  gebracht  werden  soll,  ist  wol  von  den  beiden  signa  cw- 
prtssta  der  Göttin  zu  verstehen  (vgl,  27,  37,  12  u,  15j,  nicht  von 
einem  Analogon  des  durch  Beiti-ägo  der  Matronen  hergostellten 
goldenen  Beckens  (ib.  9  -10);  ebensowenig  werden  auch  die  cura* 
liKheii  Aedilen  zur  Besorgung  der  Feier  beigezogen,  sondern  der 
^ksnl  als  officieller  Vertreter  des  Senates  mit  der  Ausführung  des 
^Kcemvirnbosehlusaes  betraut.  Für  uns  aber  ist  das  Wichtigste  bei 
Hr  Sarhe»  dass  der  ganze  Ritus  an  dieser  Stelle  auf  die  sibyllinischen 
'^cher  ausdrücklich  zurückgeführt  wird,  wir  also  den  Beweis  in  der 
^ttd  haben,  daas  das  Pontillcalcolleg  im  Jahre  547/207  wirkHoli 
Hte  bereits  früher  erfolgte  und  schon  in  die  Praxis  übergegangene 
Weisung  der  Decenivirn  unmittelbar  durch  einen  Besohlusa  von  ihrer 
Seite  auf  den  speciellen  Fall  in  Anwendung  brachte.  Bei  dieser  Praxis 
es  auch  offenbar  für  alle  Zukunft  geblieben.  Julius  Obsequens 
lichtet  noch  sieben  derartige  Fälle  aus  den  Jahren  G 10/1 44,  618/ 
^6,  630/124,  633/121,  654/100.  655/99,  657/97,  660/94.  In  den 
Bten  derselben  ist  wol  sein  Bericht  sehr  summarisch  und  con* 
fcieri  er  nur  die  Deporticrung  der  Hermaphroditen;  aber  mehrmals 
ichtöt  er  doch  ausführlicher.  So  xum  Jahre  655/99:  Supplkatum 
grbe,  quod  androffifntis  invetdus  et  in  mare  deporiatus  erat*  Was 
iieaer  siqjplicatio  zu  verstehen«  sagen  seine  Notizen  zo  andei-en 
ti  vgh  zu  618/136:  In  agro  Flürmtino  androg^us  naim  et 
flumen  deiedus.  virgincs  (er  nawnae  canefdea  urbem  lu»tra* 
ifii;  zu  633/121:  Androffifnt^  in  agri>  Romano  anfior«**»  octo 
cnius  et  in  mure  deportatuSf  virgine«  ter  novenae  in  urbe  cmda^ 


984    W.  Weiasenbom,  Titi  Liiri  ab  urbe  c  l,  aog.  y.  IL  CHÜbmm. 

runt;  zu  660/94  werden  zuerst  mehrere  Prodigien,  dann  Yer- 
schiedene  Sühnungen  berichtet;  es  ist  klar,  dass  folgende  znsammeo- 
gehören:  Arretii  duo  androgyni  nati. . .  ,vtrgines  viginU  sepUm 
Carmen  canentes  urbetn  lustraveruni.  —  Wir*  dflrfen  nicht  zweifeis, 
dass  in  keinem  dieser  Fälle  die  Decemvirn  noch  einmal  angewiem 
wurden,  die  sibyllinischen  Bücher  einzusehen.  Wenn  Julius  Obsequen 
zum  Jahre  610/144  berichtet:  Lunae  androgtfnus  natus  praecepk 
harusjfncum  in  mare  departatus^  so  zwingt  uns  nicht  einmal  hier 
etwas,  an  einen  neuerdings  eingeholten  Bescheid  zu  denken  (vgl 
Liv.  31,  12,  8)  und  wäre  er  auch  wirklich  wiederholt  erfolgt,  m 
sprechen  doch  alle  anderen  Stellen  dafür,  dass  dies  nur  als  Aus- 
nahme, nicht  als  Regel  zu  betrachten  sei. 

Nach  dieser  ziemlich  umfangreichen  Erörterung  können  wir 
wi  Stelle  88,  36,  4^  die,  wie  ich  sagte,  Weissenborn  zu  27,  23,  7 
hätte  eitleren  dürfen,  zurückkehren.  In  dem  schwierigeren  Aus- 
drucke supplicatio  triduum  pro  collegio  decemvirorum 
imperaia  fuü  cmnibus  compitis  liegt,  glaube  ich,  ein  Fall  vor, 
welcher  den  von  mir  erschlossenen  Modus  bei  Anordnung  von  Sühn- 
processionen  für  schon  öfters  dageweseue  und  schon  früher  dem  De- 
cemviralcollegium  vorgelegte  Prodigien  bestätigt  Eine  Finsternis 
bei  hellem  Tage  war  gewiss  damals  nicht  das  erste  Mal  eingetreten 
und  so  wusste  man  schon,  welche  Sühnung  stattzufinden  habe;  man 
fragt  also  nicht  erst  bei  dem  Decemviralcollegium  an,  sondern  leitet 
brevi  manu  gleich  an  ihrer  Statt  (pro  collegio  decenmromm^ 
sowie  ja  auch  der  Beamte ,  der  statt  des  Consuls  amtshandelt,  dies 
pro  consiUe  thut)  die  Amtshandlung  ein. 

Aus  dem  zweiten  Hefte  des  VI.  Bandes  habe  ich  näher  in 
Augenschein  genommen  XXIX,  16.  —  §.2  wird  zu  "^aiiquid  in 
einiger  Beziehung^  unter  Anderm  auch  verwiesen  auf  23,  13,  4.  Die 
Stelle  lautet:  quod  si,  id  quod  di  omen  avertant,  ntMc  quogue 
f^tuna  aliquid  variaveriU  Ich  glaube  nun,  dass  hier  aU^ 
quid  als  directes  Object  zu  variaverit  zu  fassen  und  daher  mit  dem 
aliquid ,  zu  dem  es  angezogen  wird ,  nicht  parallel  ist.  Ich  kenne 
nur  zwei  Stellen  bei  Livias,  wo  variare  intransitiv  gebraucht  ist; 
beide  gehören  überdies,  was  ebenfalls  zu  berücksichtigen,  der  ersten 
Decade  an  (1,  43^  11  u.  3,  45, 2).  Sonst  ist  iyariare  überall  transitiv; 
vgl.  27,  27,  12  8i  quae  de  Marcelli  morte  variant  audares  omnia 
exsequi  velim;  ebenso  22,  2,  10.  Speciell  wird  Fortuna  im  Zusam- 
menhang  mit  dem  Begriff  variare  entweder  activ  oder  passiv  ge- 
dacht; vgl.  23^,  5>  8  Variante  fortwna  eventum  —  ein  Beispiel,  das 
unserem  Falle  ganz  analog  ist  —  und  25,  1,  6  variabant  secundae 
(idversaeque  res  non  fortunam  magis  quam  animos  hominwm, 
Völlig  entscheidend  aber  ist  9,  18,  10  miremur^  si  cum  ex  hae 
parte  saecula  plura  numereniur  quam  ex  iüa  emni,  plus  in  tarn 
longo  spatio  quam  in  aeiate  tredecim  annorum  fortuna  varia-^ 
verit'y    wäre  plus  nicht  directes  Object,    so  wthrde  magis  dafir 


■fr.   Wtmtf^iam,  Titi  Livi  ab  uxbe  c,  1.,  tüg,  v.  M,  Gitlbauer.    ||85 


stehen.  —  Im  selben  §.  2  fiodet  Weissenboru  die  SteUung  von  etiam 
sonderbar;  natürlicher  wäre,  meint  er,  auctorem  etiam  se.  Allein 
dem  ist  nicht  so.  Man  begreift  die  livianische  Wortstellung  sofort, 
wenn  man  zuerst  die  beiden  Motive ,  die  den  M.  Yaleriu^;  Laevinns 
veranlassen,  die  Angelegenheit  zur  Sprache  lu.  briDgreii,  sich  vor 
Angen  hält,  ohne  auf  den  Gradunterschied  ihrer  \Vi€htjgkeit  Bück* 
eicht  zn  nehmen.  Zwei  Dinge  sind  es,  die  ihn  bestimmen,  nämlich 
dasfi  die  Anleihe  unter  seinem  Consnlate  zu  Stande  gekommen  war» 
dann ,  dass  er  selbst  es  gewesen,  der  die  Anregung  dazu  gegeben 
habe.  Wir  sehen,  dags  der  Satz  se  auctorem  ita  conferendi  fuisse 
Qothwendiger  Weise  das  se  an  der  Spitze  hat  —  eine  Stellung, 
die  auch  für  den  Fall »  dass  das  mit  dem  vorausgehenden  praeicr- 
9ti4»m  correspondierende  etiam  vorantritt,  unverändert  Bich  behaup- 
ten muss.  üeberdies  sind  die  Beispiele,  wodurch  Weissenborn  er- 
^fehtlich  machen  will^  dass  etiam  in  Corresponsion  mit  praeicrquam 
Hbht  immer  das  erste  Wort  des  zweiten  Gliedes  sei,  weniger  gluck- 
n€h  gewählt  10,  20,  11  enthält  nämlich  nicht  wie  unser  Fall  zwei 
mit  praeterquam  und  etiam  aneinandergereihte  Satze ,  sondern  nur 
zwei  auf  diese  Art  verknöpfte  Satztheile;  noch  weniger  passt  22, 
53,  6,  denn  wie  man  bisher  las  quod  malum,  praeterqtmm  atroZf 
»uper  tot  clades  etiam  movum,  ist  die  Stelle  mindestens  räthselhaft, 
nm  nicht  zu  sagen  sinnlos.  Ich  kann  nicht  begreifen,  wie  keiner  der 
neueren  Herausgaber  darauf  kam.  sich  die  Fi^age  zu  stellen,  was 
denn  das  etiam  twvum  mit  super  tot  claden  zu  thun  habe?  Dass 
eine  Anzahl  adeliger  junger  Leute  Italien  vorlassen  will,  ist  an  und 
für  sich  kein  so  arges  Unglück ;  wol  aber  gestaltet  sich  ein  derarti- 
ger Plan  zu  einem  harten  Schlage »  wenn  so  viele  Niederlagen  vor- 
ausgegangen sind,  d.  h.  wir  müssen  lesen:  quod  malum^  prae- 
ter quam  atrox  super  tot  clades  (vgl.  22,  54,  9  vulntis 
9up€r  vulnu»  und  26,  6,  11  fraudem  quoque  su^icr  tumultum 
üdi€ctam)f  etiam  novumt  womit  aber  die  Stelle  als  Beispiel  fQr 
Weissenborns  These  unbrauchbar  wird.  Zur  Constniction  von  inopi 
(ebenfalls  §.  2)  wei-den  wiederum  zwei  Beispiele  angefTihrt  (28,  24, 
^U.  3Ö,  6,  2),  die  nicht  adäquat  sind,  —  §.  ä  bemerkt  Weissenborn 
^gMlms  pensionibuH  i  *in  drei  Zahlungen  an  bestimmten  Terminen, 
Tdr^i  Posten,  f.  30,  37,  5j  31,  U,  2;  7,  27,  3;  6,  35,  4:  trien^ 
nio  aequis  pofiionilms  solvereiur.  Aus  der  Fassung  der  Anmer- 
kong  sollte  man  schliessen,  die  erwähnten  Beispiele  werden  FiUle  in 
sich  bergen,  wo  ebenfalls  Zahlungen  in  drei  Raten  geleistet  wurden: 
allein  HO,  37,  5  heisst  e^:  discripta  pensioftihus  aequis  in  anno 8 
quinquagiuta  and  7,  27,  3  berichtet  auch  von  vier  Raten:  in  pen» 
tdoncs  aequas  Mennii ,  ita  ut  quarta  praesens  esset  —  zu  dem 
folgenden  praesentem  (29,  16,  3)  hätte  auf  diese  Stelle  verwiesen 
werden  können  —  solutio  aeris  alicni  dispensata  est. 


W 


len. 


Gjtlbauer« 


980        B,  Sm/fert,  Wielands  Abderiten,  ang.  t.  ^.  Wemtr. 

Wielands  Abderiten.  Vortrag  Ton  Dr.  Bernhard  Senffert.  Prini> 
docent  an  der  Universität  Würzburg.  Berlin,  Weidmannache  Budi- 
handlung  1878.  8".  52  SS.  1,50  M. 

Da  ich  an  anderem  Orte  ausfiUirlicher  aaf  den  Inhalt  des  ?or- 
liegenden  Heftes  einzugehen  gedenke,  so  will  ich  hier  nur  her?or- 
heben,  dass  Senffert  jetzt  seine  Ansichten  weiter  anseinandersetit 
nnd  begründet,  welche  er  schon  in  seinem  grossen  Werke  aber  Maler 
Müller  S.  215  f.  angedeutet  hatte.  Er  macht  sehr  wahrscheinlich,  «f- 
härtet  es  durch  eine  genügende  Anzahl  von  Wielandschen  Aeusse- 
rangen,  dass  in  den  Abderiten  anfangs  von  den  alten  Ueberlieferuogea 
ausgegangen  wird,  hierauf  Bibei*acher  Motive  hereinspielen,  dana 
aber,  bei  Wiederaufnahme  der  unterbrochenen  Arbeit,  die  kürzlich 
erlebten  Streiche  in  Mannheim  den  lebendigen  Anläse  zum  Bomaae 
boten.  Bekanntlich  sollte  Wielands  für  Mannheim  gedichtete  Oper 
Bosamunde,  zu  der  Schweitzer  die  Musik  geschrieben  hatte,  in  Mami- 
heim  aufgeführt  werden.  Wieland  reist  zu  derselben  nach  Mannheim. 
Allerlei  Verzögerungen  treten  ein  und  verbittern  dem  reizbaren 
Dichter  die  Tage.  Ohne  seine  Oper  gehört  zu  haben,  reist  er  wieder 
ab;  jedoch  was  er  erfahren  "^dämmert  sich  allmählich  , . ,  so  gu 
einem  feinen  Mährchen  jsusammen,^  Als  dies  nun  nach  einiger  Zeit 
in  seinem  ^Tentschen  Merkur'  erschien,  da  erkannten  sich  die  Mann- 
heimer Abderiten  sogleich  in  ihren  antikisierten  Bildern  und  schrien 
Zeter  und  Mordi.  Der  Dichter  weiss  sie  durch  private  und  öffent- 
liche Erklämngen  zu  besänftigen;  er  dreht  sich  jedoch  sehr,  indem  er 
erklärt,  es  passe  in  seinem  Bomane  Vieles  auf  das  Mannheimer  Ab* 
deritische  Wesen,  er  habe  auch  einzelne  Züge  von  Personen  entlehnt, 
aber  er  habe  keine  specielle  Satire  geschrieben. 

Wir  erkennen  vor  Allem  in  dem  Nationaltheater  der  Abderiten 
die  grosse  Idee,  zu  .deren  Ausführung  Lessing  durch  Schwan  gehoH 
wurde.  Euripides  wird  in  Abdera  von  Onobulos  umhei-gefnhrt,  Lessing 
von  Schwan,  der  als  Onobulos  noch  durch  die  Schreibtafel  gekenn- 
zeichnet wird.  Schwan  erscheint  übrigens  nach  Seufferts  Meinung 
auch  als  Thlaps.  In  Paraspasmus  sieht  Seuffert  mit  vollem  Rechte 
Maler  Müller,  denn  beide  haben  eine  'Niobe'  geschrieben  und  kein 
Glück  dabei  gehabt.  Antiphilus  hält  Souffert  für  Lenz,  so  wie  Erich 
Schmidt  im  Hyperbolus  Klinger  erblickte.  Der  galante  König  Arche* 
laus  von  Macedonien  zu  dem  Euripides-Lessing  reist,  dürfte  mit  dem 
galanten,  leutseligen  Karl  Theodor  von  der  Pfalz  verwandt  sein. 
Auch  sonst  viele  und  viele  Züge  gemeinsam :  die  schlechten  Schau- 
spieler, das  treffliche  Orchester,  usw.  usw.  Ein  Stück  Biberacher  Zeit 
ragt  in  diesen  Theil  herein :  Salabanda  ist  Fraa  Bat  von  Hillem 
und  der  Batschreiber  in  Abdera ,  ihr  vertrauter  Freund,  ist  Niemand 
anderer  als  der  Batschreiber  von  Biberach,  unser  Wieland. 

In  der  ^Onoskiamachie'  finden  sich  nur  Biberacher  Beminia- 
cenzen ;  ob  der  von  Seuffert  hervorgehobene  Zug  wol  ¥rirklich  auf  das 
persönliche  Ereignis  zurückgeht? 


/.  Lewnia  analytischer  Leitfaden,  ang.  t.  H.  BeicharcU*      0S7 

Seafferts  Vortrag  bringt  eine  Decomposition  des  Wielandschen 
Bomanes  und  dies  Verfahren  bedurfte  gar  nicht  erst  der  Entscholf- 
digung.  Es  ist  interessant  zu  sehen,  wie  ein  Dichter  seinen  Stoff  zu- 
recht i-ückt  und  Merck  hebt  bei  unserem  Romane  selbst  hervor,  wie 
wichtig  die  Composition  ist  und  das,  was  sie  erheischt.  Uns  ist  durch 
solche  Untersuchungen  gestattet,  wie  durch  ein  Astloch  der  ThQre 
in  das  Arbeitszimmer  des  Genies  zu  gacken  und  ihm  einmal  für  kurze 
Zeit  auf  die  Finger  zu  sehen ;  freilich  nur  auf  die  Finger,  denn  was 
hinter  seiner  Stirne  vorgeht,  das  können  wir  mit  unserem  leiblichen 
Auge  nicht  erblicken.  Und  so  können  wir  auch  bei  Wieland  nur  ein 
%u8ammendämmern'  wahrnehmen,  nicht  etwa  ein  klares,  sich  selbst 
fischenschaft  ü.ber  jede  Einzelnheit  gebendes  Vorgehen.  Dies  scheint 
Seuffert  etwas  zu  wenig  betont  zu  haben. 

Das  Heft  lässt  einen  grossen  Fortschritt  des  Verfassers  gegen-» 
fiber  seinem  Maler  Müller  besonders  nach  Seite  der  Darstellung  er- 
kennen, obwol  noch  immer  die  wörtlichen  Citate  den  Zusammenhang 
linangenehm  unterbrechen;  S.  23ff.  wird  dies  am  fühlbarsten  und 
geradezu  aus  der  ganzen  Stimmung  wird  man  gebracht  durch  den 
Vollständigen  Abdruck  eine^  von  mir  entdeckten,  bisher  nicht  ver» 
öffentlichten  Briefes  von  Wieland  an  Maler  Müller.  Seuffei-t  hätte 
meiner  Ansicht  nach  besser  gethan^  den  Brief  in  die  Anmerkungen 
tu  stecken  und  nur  die  für  den  Fluss  der  Darstellung  nöthigen  Zeilen 
im  Texte  zu  bringen.  Er  wäre  dadurch  einem  Fehler  aus  dem  Wege 
gegangen,  der  nun  die  Composition  seines  anziehenden  Vortrags 
durchbricht. 

Graz.  R.  M.  Werner. 


Dr.  Johannes  Leunis  analytischer  Leitfaden  für  den  ersten 
wissenschaftlichen  Unterricht  in  der  Naturgeschichte.  Zweites  Heft. 
Botanik.  Achte  vermehrte  Auflage,  neu  bearbeitet  von  Dr.  A.  B. 
Frank,  a.  Professor  der  Botanik  an  der  Universität  Leipzig  und 
Gustos  des  Universitätsherbariums  daselbst  Hannover,  Hahn'sche 
Buchhandlung.  1878.  8^  246  S.  mit  481  Holzschnitten.  Fr.  1  Mark 
80  Pf. 

Dieser  Leitfaden  ist  gleichsam  ein  Auszug  aus  dem  botani- 
schen Theile  der  Synopsis  von  Leunis ,  welcher  in  dieser  Zeitschrift 
«Qsfbhrlich  besprochen  wurde.  Wie  die  vorliegende  achte  Auflage 
lieweist,  erfreut  sich  dieses  Lehrbuch  in  Deutschland  einer  weiten 
Verbreitung.  Es  verdient  diese  Beliebtheit  auch,  denn  es  findet  sich 
in  ihm  bei  verhältnismässig  geringem  Umfange  ein  reiches ,  wol  ge- 
(adneies  Materiale.  Professor  Frank,  welcher  nach  dem  Tode  von 
lennis  diese  neueste  Edition  des  Leitfadens  herausgab,  arbeitete 
nehrere  Abschnitte  der  allgemeinen  Botanik,  so  wie  den  die  Erypto- 
gamen  behandelnden  Theil  zeitgemäss  und  sehr  gelungen  um.  Für 
eine  neue  Auflage  dürfte  es  sich  empfehlen,  dem  speciellen  Theile 
iDstatt  des  linnäischen  Systemes  ein  natürliches  zu  Qrunde  zu  legen. 


988    Taschenkalender  für  PflanzeDsammler,  ang.  t.  IL  BeichardL 

Auch  eine  theilweise  Emenerang  der  sehr  zahlreichen  Holzschnitte 
wftrde  (namentlich  bei  den  Phanerogamen)  dem  Leitfaden  zum  Vor- 
theile  gereichen. 

Taschenkalender  für  Pflanzensammler.  Ausgabe  a  mit  500,  Aus- 
gabe B  mit  800  Pflanzen.  Leipzig,  Oscar  Leiner,  kl.  8*.  12i  n.  180  S. 
Preis  I  Mk.  und  1.35  Mk. 

Der  ungenannte  Verfasser  beabsichtigte,  für  Pflanzensaipmler 
compendiöse  Büchlein  zusammenzustellen,  welche  die  Hauptmerk- 
male der  häufiger  vorkommenden  Arten  kurz  und  bündig  angäben 
und  leicht  auf  Ausflügen  mitgenommen  werden  könnten.  Dieser  Ab- 
sicht entsprechen  die  beiden  Ausgaben  des  Taschenkalender  so  ziem- 
lich. Sie  werden  Anfängern  bei  der  ersten,  oberflächlichen  Orientie- 
rung gute  Dienste  leisten.  Dass  derartige  Büchlein  ein  auf  wissen- 
schaftlicher Basis  gearbeitetes  Florenwerk  in  keinem  Falle  auch  nur 
annähernd  zu  ersetzen  vermögen ,  ist  selbstverständlich.  Es  mnss 
fSemer  bemerkt  werden,  dass  die  Angaben  des  vorliegenden  Taschen- 
kalenders für  Norddeatschland  berechnet  sind.  Für  die  südlicheren 
Kronländer  unseres  Kaiserstaates  genügen  dieselben  daher  nicht. 
Auch  kann  nicht  unerwähnt  bleiben,  dass  sich  im  Texte  so  manche 
üngenauigkeiten  finden,  welche  bei  der  Benützung  zur  Yorsickt 
mahnen. 

Wien.  H.  W.  Reicbardt 


Dritte  A  b  t  h  e  i  1 «  ii  sr- 


Zar  Didaktik  und  Ptedagogik. 

üeber  die  Aussprache  des  Laleiniscben  in  unseren 

Schulen. 

£ft  ut  eine  lietalicbe  Reihe  von  Jahren«  das«  ich  %U  Leiter  der 
Iftteiniechcn  Üebang^en  des  Pro8emüiar8  tu  hiesiger  UniTersität  von  eio^iii 
der  schwächsten  Puncte  des  Latein unterrichta  an  nnseT^n  Gjnuiaeien 
mich  lu  t^berzeagen  GelegeDheit  habe.  Auch  konnte  ich  sehen,  so  oft 
ich  einer  Lateinstnnde  an  einem  GymoasiiiDi  oder  den  MaturitätaprQ- 
fangen  aas  Latein  beiwohnte,  wie  tief  sieh  das  Uebel  eingenistet  habe, 
wie  die  Bemühnngen  intelligenterer  Lehrer  dagegen  wenig  verfangen, 
wie  nnr  tn  häufig  sogar  die  Erkenntnis  de»  Schadens  abh linden  gekom- 
zn  sein  scheint.  Ich  meine  die  incorrect«,  in  vieler  Besiehung  bar- 
iache  Aossprache  des  Lateinischen.  Eine  lebhafte  Bewegung,  die  sich 
seit  einigen  Jahren  in  DentgcUlaiid  bemerkbar  macht  und  allm&ltg  aber 
dio  Kreis  der  Theoretiker  hinaus  die  Scfaulwelt  erfasst,  kann  feigen 
und,  wer  solcher  Stimmung  inganglich  ist«  auch  tröeten,  dass  das  Uebel 
nicht  an  den  österreichischen  Eigenthdmlicbkeiten  gehört,  sondern  epi* 
demisch  ist 

Nach  den  Aeusserttngen  zweier  erfahrener  ächalmänner,  der  Uerrem 
0r*  Eadolf  Bonterwek  und  Dr*  AagQst  Tegge,  auf  deren  jüngai 
erschienene,  verdienstliche  Sehnft'Dio  altsprachliche  Orthoepie' 
wir  gleich  näher  zu  sprechen  kommen  werden,  scheint  es  auch  in  Deutsch- 
land noch  wie  anno  1819  tu  stehen,  da  Conr.  Leop,  Schneider  in 
seiner  auBfUhiUchen  Grammatik  der  lateinischen  Sprache  folgende  Klage 
fbob:  „lü  der  heattgen  Aossprache  werden  die  gröbsten  Fehler  gugeo 
90  Quantität  begangen,  anch  da  wo  man  mit  leichter  Mühe  richtig 
fechen  kannte.  Denn  fkat  nnr  in  den  vorletaien  Sylben  befleissigt  nmm 
stsh  die  kurzen  Vocale  knn,  die  langen  lang  ausaniprcehen  *  und  aneb 
er  nur  bei  Wörtern«  weicht^  mehr  als  zwei  Sjrlbcn  haben,  t.  B.  amduB, 
Wtus,  w&brenil  man  solclie  £weisylbige  Wörter«  wie  u  B.  modus,  tdim, 
eic  io  demelbon  Art  spricht  als  itddus.  iöimi,  welehar  Fahler  durch  die 
Verwechilnng  des  Acntus  mit  der  Tocallinga  vanuilüet  wird.  In  den 
£ndsylben  wird  die  Längv  des  Vocals   zwar  einlf«nnaisen   beohachtety 


940  TT.  Hartel,  Ueber  die  Aussprache  des  Lateinischen. 

wenn  das  Wort  mit  letzterem  schliesst,  z.  6.  ovo,  fratri  etc.,  aber  schon 
mensä  wird  von  mensä  nicht  gehörig  unterschieden,  und  wenn  gar  ein 
Consonant  den  Schluss  der  Endsjlbe  macht,  so  scheint  man  es  ordent- 
lich als  ein  Gesetz  anzunehmen,  dass  der  Vocal  dieser  Sjlbe  kurz  laaten 
müsste,  demnach  spricht  man  menaäs,  dominös,  passeres,  laudäs,  cmcttg, 
mos,  ver,  nos,  quos,  sie,  non  etc.  anstatt  mensäs  —  nön,  und  kaum  werden 
hlc  (hier)  und  höc  (Ablativ)  von  htc  (dieser)  und  hoc  (Nom.  u.  Accus.) 
verschieden  ausgesprochen'^  usw. 

Die  theilweise  Beobachtung  d^r  Quantität  der  zweit*  und  dritte 
letzten  Sjlbe  mehrsjlbiger  Wörter  verdanken  wir  dem  einzigen  einiger- 
massen  noch  gekannten  und  beachteten  Betonungsgesetze  der  lateinischen 
Sprache,  dass  der  Ton  auf  der  vorletzten  ruht,  wenn  diese  lang  ist,  anf 
der  drittletzten,  wenn  die  Paen ultima  kurz  ist.  In  diesem  Puncto  sind 
auch  Grammatiken  und  Uebungsbücher  in  letzter  Zeit  dem  richtigen 
XiOsen  durch  Setzung  der:  Quantitatszeichen  zu  Hftlfe  (ir^kommen.  Mit 
wie  geringem  Erfolg,  lehrt  die  tägliche  Erfahrung.  Die  Abiturienten 
sind  zu  zählen,  die  praedico  und  praedf:co,  abscidi  und  abscxdi,  Bac- 
dwHS  und  Bacchfus,  decöri  und  ciecjH^  immtais  und  infjUas,  inrUo  und 
inrUo,  possides  xmd  posüdes  und  dgL 'sicher  durch  die  Aussprache  n 
unterscheiden  wissen.  Ja  Manohör  hat  sein  Triennium  hinter  sich  uid 
ist  wol  Doctor  gar,  ohne  mit  sich  im  Beinen  zu  sein,  ob  er  zum  doctof 
Phüosöphi<ie  oder  phüosophiae  graduiert  worden  sei.  Namentlich  sind 
es  griechische  Eigennamen,  die  wir  bekanntlich  nicht  nach  griechisdieiD, 
sondern  lateinischem  Betonungsgesetz  zu  accentuieren  haben,  die  arg 
misshandelt  werden,  und  Verunstaltungen  wie  MüUddea^  AicibiddeSt 
Eypirides,  HeUdnicus,  Alexändria,  Dänus,  IHmeUr,  camoedia,  M^ 
Uager  gehören  zu  den  allergewöhnlichsten. 

Aber  selbst  wenn  kein  derartiger  Misskkng  an  unser  Ohr  schlüge, 
wie  wenig  wäre  gewonnen.  In  den  antiken  Sprachen  hat  jede  Sjlbe  ihre 
Quantität;  in  ihr  pulsiert  das  eigenthtlmlichste  Leben  derselbeD,  in  ihr 
zumeist  kommen  die  Gesetze  sprachlicher  Entwicklung  zum  klarsten  Aus- 
drucke, ohne  sie  gleicht  jedes  Wort  einem  entstellten  Cadaver,  an  deo 
sich  mechanisch  herumanaljsieren  lässt,  das  aber  als  organisches  G«- 
bilde  gar  nicht  oder  nicht  vollstäiidig  verstanden  werden  kann.  Wir 
lachen  über  den  Magyaren  oder  Slaven ,  der  die  deutsehe  Sprache  mit 
regelwidriger  Aussprache  und  Betonung  behandelt,  um  vieles  verzerrta 
aber  ist  das  Bild,  welches  in  der  üblichen  Schulaussprache  des  La« 
teinischen  uns  entgegentritt,  soweit  Accent  und  Quantität  in  Betracht 
kommen« 

Aber  damit  sind  die  Mängel  unserer  Aussprache  nicht  erschöpft. 
Eine  artige  Musterkarte  derselben  entwirft  A.  Spengel  in  seinem  ia 
den  Sitzungsberichten  der  phil.  und  bist  Classe  der  Münchner  Abt* 
demie  1874  Bd.  II  S.  234—253  erschienenen  Vortrage  'Deutsche  üft- 
artan  in  der  Aussprache  des  Lateinischen*.  Wir  sprechen  «vor 
0  und  f  wie  g,  während  wir  vor  a,  o  una  u  den  4(-Laut  beibehalten^ 
Dass  dies  die  Aussprache  der  alten  Römer  weder  in  jener  Periode,  wel* 
eher  die  Werke  eines  Plautus  und  Terentius  angehören,  nodi  der 


W,  Harteh  Ueb^i*  liiö  Aasäprache  dsB 


m 


pr  Zeit  war,    hat  die  historiaciie   Grdmraatik  ausser  Frage  gestellt. 
Erst  im  siebenten  Jahrlmndert  nach  Christus  etwa  begann  die  Assibila- 
tion  defi  c.    Uns   ist   dieee  barbariächo  Aussprache  jener  spatesten  Zeit 
so  fkiDiliiT  geworden ;  dass  wir  glauben,  es  könne  t,  B.  gar  nicht  anders 
ftk  Zisera  heissan;    nur  wenn   uns  das  Wort  in  griechisehem  Gewände 
entgegentritt  Ktxi^titv,  b^uemeo  wir  uns  nicht  ohne  Widerwillen  m  dem 
&*Laiit  Ja  wer  macht  sich  noch  piidagogiache  Scrupel  über  die  Seh  wie* 
rigkeiten.   um  welche  die  falsche  Aussprache   den  Latein  Unterricht  ver- 
mehrt, indem  dei-  Knabe  lukm  lusi^  pakka  vakMae,  kado  letidi  und  hun- 
dert andere  Inc^^nsequeusen  lernen  muss  und  su  einer  Zeit,   welche  von 
den  erschlossenen  Gesetzen  der  Ijautlehre  möglichst  viele  für  die  Schule 
fruchtbar  macheu  wollte,   ^n   unmögliche  Lautübergänge  gewöhnt  wird. 
^^      Nicht  besser  steht  es  mit  der  Aussprache  von  ti  vor  Vocalen  =  *i\ 
^■ehe  lateinische  Grammatiker  des  fünften  Jahrhunderts  n.  Ohr.  ans  dem 
^■ksdialect  in  die  Schalen  einführten.  Wir  folgen  diesen  Grammatik^^rn 
^B  sagen  HorojftHS,  Terensim  statt  das  t  rein  zu  halten»    aber  ohne 
cSnfiequenz,  indem  wir  doch  nicht  fMiia  sondern  richtig  media  sprechen. 
Weniger  düjffte  bei  uns  in  der  Wiedergabe  lateinischer  Diphthonge 

thlt  werden  I  indem  ei  und  eu  nicht  wie  in  den  deutschen  Wörte^rn 
Met^  sondern  mit  mehr  weniger  deutlicher  Souderung  der  Bestand- 
le  «'i,  e-u  herausgebracht  werden.  Hier  erweist  sich  die  correctere  Aus- 
ßhe  des  Griecliiscbeu ,  die  unsere  Gymnasien  anerkannter  Weise  vor 
den  deutschen  voraus  haben  (vergl  Curtius  ErL^  S.  22),  von  gutem 
Einüass. 

Die  wenigen  gegebenen  Andeutungen  werden  gentigen  zu  zeigeUi 
in  welchem  Umfang  der  Lateinunter rieht  auf  seiner  elementaren  ötufe 
unabweisbarer  Reformen  bedürftig  ist.  Ich  sage  unabweisbare,  weil  es 
mir  undenkbar  scheint,  dass  Irrthümer,  wie  sie  der  bisherigen  Uebang 
in  Grunde  liegen,  trotz  ihres  mehr  als  tausendjalirigen  Bestandes,  nach- 
dem sie  einmal  erkannt  sind  und  das  Richtige  mit  völliger  Sicherheit 
ermittelt  ist,  sich  länger  sollten  behaupten  können.  Die  Philologie  würde 
Bonst  anderen  Disciplinen,  welche  am  Gymnasium  tradiert  werden^  sehr 
nachstehen,  wenn  sich  ihre  Vertreter  im  besten  Falle  mit  der  theoreti- 
scben  Erkenntnis  des  von  der  wissenschaftlichen  Forschung  Ermittelten 
Iwimügten,  gegen  die  Verbreitung  des  Wahren  aber  gleichgültig  verhiel- 

K  Nicht  leicht  wird  ein  Historiker,  ein  Lehrer  der  Naturgeschichte, 
Physiker  mit  Bcwusatsein  falsche  Thatsachen  oder  irrige  Hypothesen 
en  Schülern  mittheilen,  sondern  sobald  einmal  das  Richtige  gefunden 
sich  dessen  bemächtigen  und  die  Wahrheit  propagieren.  Auf  phi- 
Jologischera  Gebiet  fehlt  diese  lebendige  Wechselwirkung  zwischen 
Theorie  und  Praxis,  zwischen  Forschung  und  Schule  oder  sie  vollzieh^ 
8icb  wenigstens  ausserordentlich  langsam  und  nie  ohne  hartnäckige  ßei- 

^g.    Seit  wie  lange  nur  ist  es  bekannt,  dass  j  kein  lateinischer  Buch- 
»e  ist,  und  doch  behauptet  sich  derselbe  vielfach  noch  unangefochten 
m  der  lateinischen  Schulorthographie,  Auf  eine  sichere  Handhabung  der 
einigten  Orthographie  stoast  man   bei  den  Wenigsten  unserer  Abitu- 
obwol  dieselbe  durch  die  neueren  Drucke,  Lehrbücher  der  Grftm* 


I4S 


TF,  Hartdt  Ueber  die  Aasspraohe  dea  Lttteiniftcbe». 


malik  und  bequem  angelegte  Nacbscblagebtlcber  zum  Gemeingut 
den  sein  sollte. 

Es  wärt?  Indeesen  s^br  ungerecbt,  wenn  man  nicbt  die  tiiiverbltfc«< 

nismässig  grösseren  Scbwierigkeiten  in  Anschlag  bringen  wollte,  wüehi 

l'ftelbst  geringfügigen  Veränderungen  im  spracbUcben  Unterricht  g«gett^ 

T'fibersteben.    Denn  eine  Vomussetzang  des  Gelingens  ist  das  eini 

^ Zusammenwirken  aller  Lebrer.    Sonst  zerstört  der  eine  leicht, 

anderen    mübsam   aufgebaut.    Ferner   bat  man  es  mit  Fe li lern  und  0^ 

wobnheiten  äu  tbun,  die  nach  den  verschiedenen  Stufen  des  UnterncbUn 

in  verscbiedeneni  Grade  festsitzen,  gegen  welche  demnach   in  Terscbied»- 

tier  Weise  und   nut  verschiedenen  Mitteln    zu  operiereo    ist.    Was  ito 

[den  Gegenstand  betrifft»   den    ich  hier  zur  Sprache   gebracht  habe,  i» 

['handelt  es  sich  dabei  nicht  um  vereinzelte  und  gerinfSgigo  Pancte,  »oa* 

Mern,  wie  die  Dinge  nun  einmal  stehen,  um  eine  einschneidende  Eeforoi. 

[in  Erwägung  dieser  Schwierigkeiten  mag  es  gestattet  sein,  dasjenig«  la 

I  entwickeln,  was  mir  unter  den  gegenwärtigen  umständen  ohne  das  Aof- 

I  gebot  besonderer  Mittel   erreichbar  scheint,   und   zu  versuchen,   cioifc 

[Schwierigkeiten,  welche  einer  Verbesserung  im  Wege  stehen,  so  weit  älm 

ton   hier  aus  gescheben  kann,  zu  beheben.  Sollten  diese  Zeilen  geeigoit 

[ioin,  das  Interesse  erfahrener  Schulmänner  zu  gewinnen,  und  sie  iHj 

rterer  Ueberlegung  des  Gegenstandes  und  zu  praktischen  Vorschlig« 

alaasen,  m  fanden  sich  dieselben  reichlich  belohnt. 

Ich  glaube,  dosa  man  sich  zunächst  ein  näheres  Ziel   steekeo  mU 
Tdass  nicht  auf  allen  Puucten  zugleich  die  Aussprache  des  Ltt^iniMheß 
Qit  dem  Standpunct   der  wissenschaftlichen  Forschung  in  Einklang  go^ 
bracht  werden  könne.  Aber  in  dem  durchschlagendsten  Puncte,  ich  inciSB 
fAccen  tu  ation  und  Beachtung  der  Quant  i  tat,  ist  dies  m  ^ ''st- 

Hi&lt  so  einleuchtende  Vortheile  und  selbst  Erleichterungen  ä:  i  tit», 

as  sich  hnffen  lässt»  selbst  den  guten  Willen  jener  zu  gewinnen,  denuJi» 
ionst  nicht  leicht  wird,  festgewachsene  Gewohnheiten  aufxngeben.  Nur  mm 
aan  nicht  hoffen,  den  alten  Schlendrian  mit  einem  Schlag  aosiurolilD 
oder,  selbst  die  vollste  Intelligenz  and  Bereitwilligkeit  der  Lehrer  ffl^ 
ausgesetzt I  alle  Schüler,  anf  welcher  Stufe  des  Unterricht«  sie  sl^b« 
mögen,  noch  retten  zu  kdimen.  Mit  dem  Memorieren  von  hundert  Einitfl- 
heiten  ans  prostdischen  Nachschlagebucheru  oder  Anhangen  der  GniD- 
matik  ist  so  gut  wie  nichts  gewonnen.  Acceut  und  Quantität  jedes  Wort» 
müssen  in  einem  so  unverlierbaren,  festem  Bilde  vor  dem  geintigen  Aa|t 
des  Schülers  stehen,  dass  es  ihm  gerade  eben  so  ungereimt  ctnd  ondfalr* 
bar  erscheinen  muss  käheo,  tnfidus,  heri  statt  häbeo»  inftdm,  hefH^ 
sprechen,  wie  etwa  Iwbeo^  inßthus^  kerri.  Zu  diesem  Ende  muns  das  ju;* 
Ohr  zu  jener  Feinheit  der  Empfindung  herangezogen  v  nm  M* 

gens  keiner  entrathen    kann,    welcher   den  Zauber   an  uftfbnD« 

fühlen  und  gen i essen  will.  J>araus  ergibt  sich,  dass  mit  den  «nfUn  Laleift- 
stunden  die  Einführung  in  die  correcte  Auseprache  lu  beginiMfo  tayt 
Das  war  auch  KitschTs  Meinung,  der  sich  in  dem  anregmilen  Bnfk 
über  unsere  heutige  Aussprache  des  Latein*  an  i*erliica  (t* 
Hhein    Mus.  f.  Philol.  XXXI  (lB7t))  6.  481—4^2  =  Cpmcwfm  |M.  IT 


W,  Harteh  üeber  die  Ausspruche  des  Lateinisch cn. 

hh  779)  über  die  Sache  also  äo£äert:  'Die  gereinigte  Aussprache 
BO  za  sagen  mit  der  Mattermilch  eingesogen ,  von  der  allerersten 
Stufe  des  lateiniicheo  Elementamnter rieht»  angeeignet,  alles  Thatsach- 
liehe  'ei  öan'  (nach  dem  alten  Schalterminus)  gelernt  werden.  Hat  der 
Kjiabe  von  Anfang  an  niemals  anders  gehört  und  gelesen  als  mägnm 
lictue  tr%stM  Öräo  iüstus^  so  ist  er  in  den  unverlierbaren  Besitz  des  Rich- 
tigen gelangt  und  kann  gar  nicht  in  die  Versuchung  kommen,  jemikls 
Auf  ein  beutiges,  ihm  unerhörtes  mä^gnua  aräo  usw.  zu  t  er  lallen/ 

Dieses  Verfahren  ach  lug  auch  ein  erfahrener  Schulmann  wie  Perthes 
ein  in  seinem  'Grammatisch-Etymologischen  Vocabularium* 
und  ich  kenne  mehrere  Lehrer,  welche  die  Sache  io  solcher  Art  machen 
und  darf  ihrer  Versicherung  glanben,  dass  sich  keinerlei  Schwierigkeiten 
einstellen  und  sich  überraschende  Erfolge  erzielen  lassen.  Wären  aber 
selbst  die  grössten  Schwierigkeiten  mit  dieser  Methode  verbunden,  so 
mtksste  sie,  ganz  abgesehen  davon  dass  der  Gegeiiätand  dies  unweigerlich 
fordert,  gleichwol  um  der  grossen  Vortheile  willen,  welche  das  so  ge- 
lernte Latein  mit  sich  bringt,  überwunden  werden.  Ich  mochte  auf  zwei 
der^lben  hier  aufmerksam  machen. 

Ich  glAube,  dass  unter  tausend  Schülern  österreichischer  Gymna- 
sien —  in  Deutschland  mag  es  nicht  viel  anders  sein  —  kaum  einer 
wihrend  seiner  Studienjahre  dasu  gekommen*  angeregt  oder  gar  an- 
geleitet worden  sei,  lateinische  Verse  zu  machen,  Dass  es  bei  der  Art 
dea  heutigen  Lateinunterrichtes  nicht  versucht  wird,  ist  nur  zu  billigen; 
dass  es  nicht  versucht  werden  kann,  zu  beklagen;  nicht  weil  es  Zweck 
des  Gymnasiums  sein  soll,  einige  lateinische  Versifexe  zu  Stande  sn 
bringen,  sondern  weil  ohne  solche  Versuche  die  complicierte  und  reiche 
Formenlehre  der  antiken  Poesie,  ja  selbst  nicht  die  einfachsten  Formen 
derselben  zu  lebendiger  Anschauung  gebracht  werden  können.  Wer  auch 
nur  einige  Dutzend  lateinischer  Reiameter  leid  lieb  correct  zusammenge- 
schmiedet haben  wird,  mag  ihr  Inhalt  die  reinüte  Prosa  sein,  wird  die 
Gesetze  dieser  Versform  sicherer  innehabeD,  als  wer  das  xehnfache  Quantum 
Ton  Kegeln  darüber  mühsam  dem  Gedächtnis  eingeprägt  hat.  Und  nur 
Auf  dieeem  Wege  ist  dem  Verstand ni^  des  eigenthümUcheu,  von  moderner 
Poesie  grundverschiedenen  Prineips  des  antiken  Rhythmus  einigermassen 

Iher  au  kommen.  Der  Schüler  vernimmt  zwar,  dass  die  antike  Metrik 
hl  q «an ti tierende,  die  moderne  eine  accentuicrende  sei.  Er  muss  es  wol 
Inben;  die  Art,  wie  er  die  Verse  berunterklopfen  hört,  kann  ihn  un- 
tnöglich  überzeugen  und  den  Unterschied  klar  machen.  80  bleibt  ihm 
du  reiches  nnd  sicheres  Mittel,  den  Gesclimack  zu  bilden  und  deu  Sinn 
fir  die  Form  zu  verfeinern,  trotz  des  langjährigen  und  mühevollen  Sprach- 
ttiitonichtes,  gänzlich  verschlosäen.  Aufgrund  einer  prosodiscb  correcteu 

K spräche  sind  derartige  Versificationsübungen  eine  Spielerei. 
Ein  anderer  Vortheil  dürfte  Vielen  einleuchtender  sein.  Immer 
drucklicher  tritt  an  das  Gyronasium  die  Forderung  heran,  die  latei- 
llii«heß  Worte  und  Formen  nicht  blos  als  etwas  Fertiges  mitzuth eilen, 
londorn ,  wie  dies  längst  und  urfotg reich  mit  den  griechischen  geschieht, 
inch  einen  Blick  in  den  Organismus  dn  Sprache  zu  eröffnen,  das  Werden 


044         W.  Hairitl,  üeb«r  die  Ausspmche  des  Lüt^tiTscberi. 


d€r  Formen  auf  Grund  der  erkannten  Lautgesetze  begreifen  i\x  \uat% 
in  den  buot-en  Ausnslimen  die  Herrschaft  einer  böberoo  Regel  snfitt- 
weisen.  Ein  je  weiteres  Terrain  sich  die  wis^eüschaftliche  Pflege  d« 
modernen,  äuä  dem  LaMn  herausgewachsenen  Sprachen  erobert,  deite 
nnabweieharer  nnd  berechtig^r  wird  sich  jene  Forderung  geltend  uiKhea 
Nun  scheint  es  mir  wenigstens,  wenn  ich  den  eigen thütnlichen*  dnrel 
die  mannigfachsteo  umstände  bedingten  und  getrübten  Entwicklang»- 
g&ng  der  lateinischen  Sprache  und  unsere  znm  Tbeil  noch  recht  uorolt- 
Icommene  Kenntnis  desselben  erwäge,  zweifelhaft,  ob  wir  bald  oder  auch 
nnr  je  uns  von  der  traditionellen  Grammatik  werden  emancipieren  aiwl 
die  lateinische  Grammatik,  wie  dies  mit  der  griechischen  gelang,  Mtk 
fftr  den  ersten  Unterricht  ao  einrichten  können  ^  dass  der  Proceai  dw 
Forinenbildung  anf  seine    einfachsten   Bedingungen    ^  ihrt,  <ü« 

Mannigfaltigkeit  der  DecUnations-  und  Conjugationsf^-i  dt?r  V«f* 

schiedenheit  der  Stammauslaute  und  der  Einheit  der  Eudungen  erklirl 
wird.  Die  gemachton  Versuche  sind  eher  geeignet  den  Zweifel  fo  tw^ 
atfirken.  Auch  liegt  eine  solche  praVtiache  Nöthigung  hier  nicht  vor,  wift 
im  Griechischen,  wo  es  gilt  die  sprachlichen  Formen  mehrerer  durch  Jaht* 
hunderte  getrennter  Perioden  nnd  Yon  einander  stark  abweichender  Di*" 
lekte  zu  wissen  und  ihren  Zusammetiliang  tn  erfassen,  Weil  t 

das  Wissen  gefestigt  nnd  fruchtbar  gemacht  wird.  Aber  Oh 
tisches   und  wissenschaftliches  Postulat,  da*s  auch  der  Lehrer  des  l, 
wo    nnd   sobald  das  eigentliche  ünterrlchtsdel  der  FormenkeniitBit 
Formen  Sicherheit   dadurch   nicht   beeinträchtigt,    sondern    vielmehr 
fördert  wird»  sichere  Ergebnisse  der  Lautlehre  und  wissenschaftlichen  Ai 
llyse    niittheile.     Fruchtbare   Gelegenheit    zu    solcher   Betrachtung  Wi 
lldch  bieten,   wenn  der  Schüler»   mit  dem  griechischoii  Fonnenficl 
iHÜgend  bekannt  gerattcbt,  ein  gewisses  Material  der  Vergleichnng 
JUBD    htit  nnd   passend   angebrachte   Repetitionen    einzelner   Capitel   di*l 
I  Formenlehre  z.   B.  bei  Beginn   der  Lecture  der  Dichter,  wo  in  6blicb«l 
[Weise  Prosodie  durchgenommen  wird,  tu  solcher  Erweiternng  und  Ver-' 
tiefung  des  grammatischen  Wissens  eine  nattlrliche  VeranlAssnng  ^1^*« 
Eine  uuuragängliche  Voraussetfung  der  erfolgreichen  DarchftthfW^ 
I  «Ines  solchen  Verfahrens  ist   sicheres  Wissen   der  natürlichen  Quanttti* 
tder  Vocale,  ob  diese  vor  einem  Coneonanten   stehen   o«ler  vor  iwei  «"»^ 
[gleichgültig  vor  welchen.    Ohne  dieses  Wissen  ist  jede,  selbst   die  *i«* 
[ikchste  et jmologische  Analyse  etwas  halbes,  unnötiea;  denn  sie  g^wöhftt 
I  den  Schüler  nicht  an  strenge  Genauigkeit  des  Denkens  und  Aufmerki«ittk<** 
ftuch  im  Kleinen.    Was  nützt  es  dem,   der  eilie  falsch«  i^  •«* 

in  iürgo  pilrgo  oder  des  ä  in  närro  im  Kopfe  hat   oder  • 

erfahren,  dasa  diese  Verba  von  iün  iürü  pürus   Hnrigo  /  '*^ 

lignärus  {gnarigare)  abiuleiten  sind?  Derjeüige  hingegen» 
I  in  nnterseheiden  angehalten  worden  ist  iücundu^  nnd  iikstre,  m\ 
nnd  fli(?wrff,  ^em  und  tdentt  tib€cen  und  tubtcen  n.  dgl,^  wird  xtm 
I  »um  Nachdenken  angeregt  die  Gründe  dieser  quantitativen  ÜntencWw* 
mchen    nnd   unschwer    auf    die    die    Länge    erklärenden  "  rinfli 

\4Simcundm,    matimeHium,    Udetn,    til/Xicen    gt^Htet    v^  - -^^ 


W*  Marttlf  Ueber  die  Anaiprftcbe  des  Latomiaehen. 


»48 


nicht  atumpföD  Sitmes  tai  den  durch  die  VocaJlaoge  sieh  uDter- 
heidetiden  Enduugen  amä8  doöis  oudl^,  legU  vorfibena^beD  f^elernt  hat, 
wird  YOD  dA  ftos  leicht  einen  Einblick  in  di«  Kntstehim^  und  Eildnng 
der  Verb»  und  die  beiden  grosaen  Kateforien  der  Verbal-Stamme  und 
-Fonnen  erlani^en.  An  dieser  und  hundert  anderen  Terwandten  Tbatsacben 
id  ihm  der  ▼enrandtschaftliche  Zusammenhang  des  Lateiniechen  und 
ieohischen  klar  und  dadurch  ein  grosser  Theil  des  Organismus  der 
btiken  Sprachen  verständlich  werden. 

Ich  habe  binher  ron  vielen  Yortheilen,  welche  die  exacte  Ans- 
ache  deB  Lateinischen  in  aich  schliesst,  einige  hervorgehoben«  Sie  werden 
als  genügen  von  der  Nothwendigkeit  der  aufgt^stellten  Forderung 
1  überzeugen,  und  auch  dagegen  ist  kaum  ein  Widerspruch  xu  befürchten, 
die  Aneignung  der  richtigen  Aussprache  mit  dem  ersten  Unterricht 
beginnen  habe.  UnerlAssUch  ist  es  freilich,  dass  der  Lehrer  selbst 
*  Sache  völlig  sicher  sei  und  die  genaue  Aussprache  nicht  bloa  hin- 
[  einiger  bevorzugter  Sylben^  wie  der  Bndsjlbe  und  der  Paenultima, 
werde,  Dadnrch  wird  die  Aulgabe,  wie  die  Dinge  jetzt  liegon, 
rtiemlicb  schwierige,  indem  Grammatiken,  Textbücher  und  Lenca 
nur  eine  theUweise  Unterstützung  gewähren.  Dieselben  notieren  die 
Quantität  der  Stamm-  und  Ableitangsavlben ,  iuBOweit  dieselbe  aus  der 
P)ro9odie  der  Dichter  su  entnehmen  ist.  Aber  e«  gibt  eine  grosse  Menge 
Sylben^  wo  ans  diese  Erkennt  niäqnelle  in  ^Stich  lässt,  dort  wo  auf 
Detk  Vocal  iwei  oder  mehrere  Ctinsonanten  folgen,  durch  welche  derselbe 
Vers  pontiane  lang  misst;  denn  ihr  Vocal  kann  kurz  oder  lang  sein* 
mpiim»  {cantfivg},  aber  iapienUß  (tranavTf^)  2u  sprechen  ist«  sagt 
ns  kein  Vers«  f^r  welchen  ens  und  erU  in  gleicher  Weise  als  L&nge 
Die  wissenschaftliche  Grammatik  hat  aber  genug  Mittel  in  der 
die  Quaiititit  auch  solcher  Vocale  zu  erschliessen*  Dire  Resultate 
Dd  noch  nicht  so  zum  Gemeingut  geworden,  dass  es  nicht  nfitilich 
chione,  auf  einige  wissenschaftliche  Werke,  welche  sich  mit  diesen 
igen  bcscliaftigen ,  und  auf  practische  Versuche  populärer  Darstellung 
im  Zusammenhang  aufmerksam  tu  machen. 

Ritschi  unterscheidet  in  dem  oben  berührten  Aufsati  (Opuse. 
IV  7Si>ff.)  seeba  Kategorien  von  Uülfsmitteln ,  um  die   Quantität 
un  Vocalcn.  über  irekh«  die  Dichterprosodie  keinen  Aufschluss  gewühlt, 
bestimmon : 

1)  Die  etymologische  und  grammatifebe  Analjfse  der  Worte  und 
|f armen,  welche  s.  B«  die  Uaigp  des  t  in  «sßMmo  (wegen  aegKiwe),  der 
ctionssjlben  amätae  (^  amanftSBei^  nO$»t  (nawme),  esse  (s  §4^re 
Dt  her  e$ae  ^  dvtu],  mäüa,  nOUe  (vgl.  möm^nimmy  iOemidia)  erweist 
2.  Die  profiodisehe  Beliar  "  Ittr  Sjlbeil  bei  den  scenitfeheii 

l&teru,  die  lUeUU  ^ne  mt  /«r  fietUfM  Muc  hätte,  dmmk* 

eoKinlale»  fisrhUahm  y.  u,  d.  A,  messen  und  dadurch  die 
obe  Kurse  des  Vocals  verbürgen* 

S)  Graphische  UeberUeferangen  der  Inschriften,  wie  die  von  Aociua 
ehte  Gemination  der  Vocalseichen  AA,  £E«  VV  für  ä  i  M  und  die 
tbuug  EI  für  I,  in  ::>allanischer  Zeit  die  Setsnng  dee  t  Imgu^  I,  in 

S«itedina  L  4.  teluT.  yjmi».  1S?S     XIL  H#ft,  60 


046  W.  HmUi,  Ueber  die  Aussprache  des  LstoimscheiL 

den  Gaesarischen  Zeiten  die  Setzung  des  agex  über  den  n&tarlangeB  Vool; 
durch  die  leider  nicht  conseqnente  Anwendung  dieser  gisphiaehen  Ifittel 
sind  wir  über  die  Quantität  der  Yocale  in  psidof  Mäirau  Setii  pmtm 
tfUtis,  ärdo  i^mameiüum,  9mphu  tigno  Ukstus  n.  a.  nnterrichtet 

4t)  Die  griechische  Transcription  lateinischer  Wörter,  welche  dvdi 
i  fl  o  ta  Aie  Quantität  der  Vocale  e  und  o  wenigstens  zum  Ausdncki 
bringt,  wie  z.  B.  in  xrivamg  Siitntog  Xi^ios  /liTtivtto^  nonUfun 
Üogxiog. 

5)  Ausdrückliche  Zeugnisse  der  Alten,  wie  Cicero*s  Orat  48  t- 159 
über  die  Länge  des  Yocals  Tor  ns  und  ti/*  wie  in  Vnfelix  Wnmmm  ciHi- 
9uevit  cönfecU  gegenüber  indoctus  Xnelüus  concrepwU  wmpotuü  oder 
Oellius*  IX  6  und  XII  3  über  den  Quantitätswechsel  in  ägo  Octut  äctäo 
r^  r^ctus,  Ugo  ISctus,  strüo  strüctus  usw. 

6)  Zahlreiche  Analogieschlüsse,  welche  die  erkannten  Lautgeietie 
und  die  verschiedenartigen  Zeugnisse  unserer  üeberlieferung  gestatten. 
Auf  ein  weiteres  ergiebiges  Mittel  zur  Bestimmung  der  Quantität  der 
Yocale  hat  W.  Förster  in  einem  anregenden  Aufsatz  im  Rhein.  Mos. 
1878 S.  291  f.  'Bestimmung  der  lateinischen  Quantität  aosdea 
Bomanischen*')  kürzlich  aufmerksam  gemacht,  nämlich 

7)  Die  Yergleichung  der  romanischen  Sprachen,  indem  latttniseiM 
Yocale  je  nach  ihrer  Quantität  in  ihnen  eine  verschiedene  Behandllnge^ 
fiEkhren.  Obwol  ich  mich  nicht  competent  fühle,  über  die  von  Förster  attQ^ 
stellten  Begeln  im  Einzelnen  zu  urtheilen,  zumal  auf  seine  verdieBstlidie 
Anregung  bin  die  genauere  Untersuchung  der  Sache  erst  begonnen  fast, 
so  dürfte  doch  an  der  Richtigkeit  des  Grundgedankens  kaum  zu  zweifeln 
sein.  Allerdings  aber  gestatten  die  romanischen  Sprachen  keinen  direeten 
Schluss  auf  die  Beschaffenheit  der  Yocale  im  classischen  Latein,  soodem 
nur  auf  die  lateinische  Yolkssprache,  welche  wie  in  anderen  Dingen  » 
in  Bezug  auf  die  Quantität  mit  dem  älteren  Latein  nicht  immer  zusanunen- 
geht.  Was  sich  aus  solcher  Betrachtung  ergibt,  wird  vorläufig  noch  mit  de^ 
selben  Yorsicht  aufgenommen  werden  müssen,  wie  die  auf  die  bkeM 
grammatische  und  etymologische  Analyse  sich  stützenden  ErgeboisBe* 
Sicheren  Aufschluss  geben  also  zunächst  nur  die  anderen  Kategorien. 

Eine  übersichtliche  Zusammenstellung  der  auf  diesen  Wegen  ge- 
wonnenen Resultate  bietet  weniger  das  bekannte  Werk  Corssen's  *üeber 
Aussprache,  Yocalismus  und  Betonung  der  lateinischen 
Sprache*,  indem  die  Thatsacben  der  Quantität  unter  den  verschiedensten 
Gesichtspuncten  an  zerstreuten  Stellen  zur  Betrachtung  gelangen  nnd  ein 
prosodischer  Index  das  Zusammensuchen  nicht  erleichtert,  um  von  anderen 
Ausstellungen,  welche  Rit^chl  a.  a.  0.  S.  777  gegen  Corssen's  StandpiuK^ 
in  diesen  Fragen  erhob,   hier  zu  schweigen.  Immerhin  sind  Coiseen's 


')  Yergl.  die  Untersuchung  desselben  Gelehrten  'Schicksale  des 
lat.  ö  im  Französischen*  in  den  Roman.  Studien  III  (1878>S.n^^ 
und  Boehmer*8  Bemerkungen  ebend.  S.  190  £  u.  609  A- 


liriften  auch  dafUr  eine  ergiebige  Fandgrube.  Vor  Cor&sen  und  in  erster 
Linitt  sind  ab^r  zu  neuflen  Wilhelm  Schmitz's  nun  bequem  in  eioem 
B4iid6  vereinigteu  Untersuch angeni 

Beiträge  zur  lateioisehen  Sprach-  und  Literatuiktmde  von 
Dr.  Wilh.  Schmitz,  Leipzig  bei  Teubner  1877,  S.  a30.  X, 
ron  weldien  VeBonders  S.  1  —  95  in  Betracht  kommen.    Die  beiden  be- 
dentendfiten  Stücke  sind:  die  Bonner  Disaertation  von  li553  Quaestionti 
orUtoepiciie  S,  l  —  24,  welche  aber  B  und  ö  vor  iw,  e  und  ö  vor  nt^  von 
griechisch eo  Trauscriptiouen  der  laugen  und  kurzen  e  und  o  und  von  o 
ttad  €  vor  geminierten  Consonanten  handelt,  und  das  Dürener  Programm 
^k  1860  Studia  orthoepica  et  orthograpfika  latinat  welches  de  I  gemi- 
WKua  et  I  longa  S,  70 — 87  handelt.  Diesen  beiden  sind  kleinere  Miscellen 
und  Qnteraucbungen   nach  ihrer  aachMchen  Zu&auimengehörigkeit  ange- 
reiht, 80  S.  25-26  über  die  Participien  auf  etw  flu«,  S.  27 — 37  über  die 
Endungen  -insiuSj  -^nsimus,  -ömue  und  Verwandtes,  S.  38—42  aber  die 
Setaung  einiger  Apices  und  die  Quantität  von  äctuSt  adtectus,  impinaa 
jMrro  r^gnuvi  Märtis  päsior  iüstus  prfacm,  S.  45—^46    über  qufnque 
H^  crf^spue  Vfpmnius  fm^,  S.  47-— 43  aber  üicilkt,  mäxüla,  pü^lum, 
VMhtf ,  tWxiUumt  S.  51 — 53  aber  di»  Endnngen  -trims,  -emms,  -erninust 
yrnufi,  MrnttM,  -M^/^inus^  undua^  -endus  (zu  der  hiebe!  S.  52  berührten 
Wiedergabe  de«  lat.  ü  durch  Omikron  im  Griech.  ist  Dittenberger^s  Aaf- 
aats  'Komische  Namen  in  griechiacben  Inschriften  und  Lite- 
raturwerken*   im   Hermes  VI  281 — 313    und   daxa   Mommsen    la    der 
Ephemcris  epigr^  IV  217  zu  vergleichen),  S.  54—55  über  die  Endungen 
-Mii««,  -estuSr  'ester^   -estis^  'csticua,  'iitinuSt  'cetriSt  S.  56 — 59  übar 
Prosodie  vor  gn,  S.  60—61  über  fortuUus  nnd  gratuUus.  Ein  sorg- 
^geaibeiteter  Index»  welcher  durch  die  S*  17^24  gegebene  Zusammen* 
long  griechischer  Transcriptionen   ergänitt  wird,  erhöbt  die  Brauch* 
keit  des  Buches,  Zur  Empfehlung  dieser  durch  eben  so  grosse  Gelehr- 
ükeit  wie  Genauigkeit  ausgezeichneten  Arbeiten  etwas  hinzuzufügen, 
nach  dem  Lobe  und  der  Aricrkennungi  mit  welchen  Ritschi  a.  a.  0, 
|774  dieselben  begleitet,  dessen  Anregung  auch  der  vorliegende  Saiurael- 
Dd  sein  Entstehen  verdankt,  überflüssig.  Die  wissenschaftliche  Forschung 
wird  auf  dieser  Grundlage  weiter  bauen  müssen;  für  die  Kenntnis  orthoe- 
her  That$achen  h^t  das  Werk  jetzt  ein  unentbehrliches  Nachschlagebuch. 
Gleichfalls  aus   Eitschrs  Kleine  stamipt  die  für  Aussprache   und 
li^nung  des  Lateinischen   nicht   minder  wichtige   und  ergebnisreiche 
rilt  von 

Fr.  Scholl^  De  accetUu  linguae  latinae  veterum  grammaii* 
Cüfum  iesiimonia  (==  Aeta  »ocietatia  pftüologae  Lipmenm  tütn,  VI) 
1876  bei  Teubner,  231  S. 

m  13  Gruppen  nach  sachlichen  Gesichtspuucten  (cap.  I  accentug  i 
\ei  quo  pertmady  oap,  2  quot  et  quales  »int  accmiiui^  cap.  3  dt 
tuum  HOminibus,  oap.  4  de  notis  aücentuum,  cap,  5  quamam  sylU 
moimtwi  ft/t>e  reguiae  accentujiMf  cap.  6  accentuitm  regulas  qmd 

60* 


948         W,  HarUAt  Ueber  dieAnsspraehe  des  LattiBiMlieii. 

wnt/wirbei^  cap.  7  de  nomtniuft  aeeevUi^  nsw.)  übefdektlkh  geordneten  und 
mit  gioBser  Sorgfalt  redigierten  Zengniseen  der  Grammatiker  sind  neben 
Capitel  einleitender  Untersuchungen  voransgeBehidEt  •  Das  erste  Gsfüel 
handelt  tlber  die  Quellen  und  den  Wert  der  Lehren  der  Grammatiker 
über  den  tateinlschen  Accent.  Das  2.  Capitel  entwickelt  Wesen  und  Natur 
dieses  Aocentes ,  der  wie  der  deutsche  Accent  auf  einer  Verstärkung  der 
Stimme,  nicht  aber  blos  auf  musikalischer  Erhöhung  des  Tones  beruhe. 
Das  d.  Gap.  handelt  über  die  Beziehungen  zwisehen  Versbau  und  Wortaoeent 
und  sucht  zu  zeigen,  dase  die  alten  Grammatiker  sieh  noch  zum  Theil  der 
Bücksicht,  welche  die  Dichter  auf  den  Accent  nahmen,  bewusst  warmi.  Das 
4.  Gap.  sucht  gegen  die  Lehre  der  Grammatiker  und  selbst  Varro^s  dar- 
snthun,  dass  es  im  Lateinischen  einen  Circumflex  nicht  gab.  Das  5.  Gap. 
bespricht  den  Mittelton,  der  nichts  mit  dem  Syarita  des  Sanskrit  gemein 
hat,  also  nicht  nach  dem'  Hochton  seine  Stelle  hatte,  sondern  s.  B.  in 
zusammengesetzten  Worten  auf  der  Sylbe  des  ersten  Compositäonsgliedes, 
die  in  dem  einfachen  Worte  betont  war,  wie  dcfo  in  6eto-gMmm»  (Tgl 
Corssen  II*  824  ff.).  Das  &.  Tap.  untersucht  die  Spuren  eines  älteren  Be- 
tonungsgesetzes oder  sucht  Tielmehr  die  Irrigkeit  der  dahin  zielenden 
Annahmen  zu  widerlegen.  Das  7.  Cap.  prüft  die  Vorschriften  der  alten 
Grammatiker  über  einzelne  Wörter,  besonders  solche,  die  durch  den  Aeoent 
unterschieden  werden  sollten,  so  die  Betonung  des  Vocativs  der  Wörter 
auf  "ius  wie  VdUri  zur  Unterscheidung  vom  GenetiT  Folm,  nquando 
und  aiqudndOt  Arpinäs  nosträSt  die  Enklisis  der  Partikeln  que  ve  ce  ne, 
p6ne  pofUj  Srgo  ergo,  dHnde  exinde  u.  a.  d.  A. 

Die  Vocallängen  und  Vocalkürzen  in  Positionssylben ,  welche  sich 
aus  den  von  Schoell  zusammengestellten  Zeugnissen  direct  sicherstellen 
oder  erschliessen  lassen ,  sind  in  dem  ersten  Beiblatt  zu  Ritschl's  Aof- 
satz  a.  a.  0.  777  ff.  mitgetheilt.  In  die  erste  Kategorie  gehören  vox  lux 
mons  fans  instHa  und  conf.-  cons.-  inf,-  ins.-,  in  die  andere  ars  pan  p» 
nix  nox  dux  fax,  est  arx,  arma  arctM,  soUers  cokors  conto  condo  cum 
scdto  pinna  secta,  asper  ptUchery  Camülus  MeteUus  CaMlus  MareeQm 
täbeUae  fenestrae ,  canceUi  lanistae.  Auf  die  Belegstellen  führt  ein  ge- 
nauer Index. 

Die  Arbeit  SchoelFs  ist  eine  sehr  dankenswerthe ,  indem  sie  non 
erst  nicht  blos  die  gesammte  Ueberlieferung  leicht  überblicken  und  ^ 
Widersprechende  und  Haltlose  in  den  überlieferten  Lehren  sicherer  er- 
kennen lässt,  sondern  die  einleitenden  mit  grosser  Klarheit  geführten 
Untersuchungen  Grundfragen  der  Betonungslehre  wesentlich  fördern  nod 
eine  Reibe  praktisch  brauchbarer  Regeln  feststellen.  Jede  kommend 
Behandlung  nicht  blos  des  lateinischen,  sondern  auch  des  griechischen  A^ 
centes  wird  sich  mit  diesen  Untersuchungen  zunächst  auseinander  zu  setiaD 
haben.  Von  praetischem  Interesse  ist  besonders  das  letzte  Capitel  ^ 
Lehre  über  die  Enklisis  der  Partikel  que^  dass  que  die  Accentuation  der 
vorhergehenden  Sylbe  bewirkt,  von  trochaeischen  Ausgangen  abgesehen, 
dass  also  limin&que  ommague,  aber  müsäque  pUräque  zu  betonen  M» 
möge  sich  keine  Sohulgrammatik  entgehen  lassen. 

Die  Winke  und  Weisungen,  welche  Ritschi  mit  Benutzung  dr 
Arbeiten  Schmitz's  und  SchölPs  in  dem  oft  berührten  Aufsatz,  einem  d 


W.  Hartel,  üeber  dk  Ätiaepmcbe  des  LftteiniicbeQ.         M9 


H,  die  er  ichrieb,  wie  einen  letzten  Willen  der  Schale  hinterlassen 
ftnd  inzwi&chen  f&r  dieselbe  frnehtbar  gern  acht  worden  fon  Hermann 
Perthes  in  seinem  Grammatisch-etyinologischen  Vocabula- 
rlum  f  Qf  Quinta  and  der  Lateinischen  Formenlehre  (1376  Berlin 
ei  Weidmann) »  indem  in  diesen  trefflieben  Schulbücbein  ein  Schüler 
0hrs  Dr.  Gast.  Löwe  die  Bezoichnang  äämmtlicber  laugen  Voeale 
te.  Die  wissenschaftliche  Begrßndung,  die  Löwe  zu  geben  Tersprochen 
batf  steht  noch  in  Aassicbt.  Die  Methode  der  Bezeichnung,  da^s  nur  die 
langen  Voeale  durch  den  Strich  au sge zeichnet  werden,  ist  eine  öberatia 
einfache  und  kann  nicht  besser  aU  durch  Ritschrs  Worte  den  Verfassern 
xraaerer  ächolbüeher  em|>foblen  werden:  „Statt  darcb  ein  huntee Gewimmel 
fOn  QberflUsaigtin  Körze*  und  Läugezeicben  über  den  einzelnen  8jlben 
Auge,  §inn  und  G«*dächtnis  za  trerwirren,  mtxM  es  all  eine  eo  einfache 
wie  aufireicbende  Methode  erscheinen,  nur  alle  langen  Vocalo  mit 
dem  Langezeichen  zu  versehen,  alle  kurzen  dagegen  eben  als  nicht  lange 
dadurch  darzustellen ,  dass  sie  gänzlich  anbezeichnet  bleiben.  Ein 
MisTerständnis  oder  eine  üngewiasheit  kann  auf  diese  Weiae  gar  nicht 
entstehen." 

Die  Ergebnisse  ortboepiscber  Forschung   haben   auch   inzwischen 
iwei  Bücher  in  weitere  Kreise  zu  verpflanzen  unternommou,  welche  zum 
chluBs  eine  kurze  Besprechang  Ünden  mögen*  Das  erste  führt  den  Titel : 


U9um  »0- 


Orthöffraphicte  d  prasodiae  latinae  mmmarium  in 

daimtn   tnstititti  historici  philolotfici  PetroitolUam  camcrimU  Lu- 
cianus  MuelleTi  FetrQpdi  {Lipsiae  venait  Teubner)  187B.  S»  66# 


L20  M, 

und  ist  danach   zunächst  für  einen  engeren  Kreis  bestimmt;  dasselbe 

wird  aber  durch  die  Klarheit  und  Kürz«.'  der  Darstellung  daräber  hinaus 

LV  »t:  finden,  obwol  sein  grösserer  erster,  de  orüwgraphia  handoln- 

|d'  >.  1 — 24  anderen  Hüifeimitteln,  wie  Brambach*s  Büchlein  g^gm* 

einen  schweren  ätand  haben  dürfte»  Uns  interessiert  hier  besonders 

Tder  zweite  Theil  de  prosodia,  der  die  Bestimmungen  über  die  Quantität 

der  Voeale  und  Sylben  kurz  und  bßndig  zusammenfasst,  auf  eine  sprach* 

^^l^^rklärung  sich  nur  hie  und  da,  bei  dem  bekannten  Standpunct  des 

^^^^pisera  nicht  immer  mit  der  Aussicht  auf  Zustimmung,  einläast.  Bei  der 

^^Pettimmang  der  Quantität  der  in  Position  stehenden  Voeale  ist  Schmitz 

H^ia  FAhror;  ex  hmus  i^tur  opert  (er  meint  die  'Beiträge'),  quae  gra- 

fiüMfia  €U€  ri€f«reiifMr,  excerpuimu^.   Diese  Excerpte  mochte  mau   gern 

etwas  reicher  wUnschen.   Hingegen  könnten  f.  1^—21   manche  KQrzung 

erfahren.  Ganz  abgesehen  von  ihrer  theoretiHchen  Richtigkeit  erscheinen 

wenigstens  solche  Sita«  wie  Qbsr  die  Stärke  d^^s  Acoents  je  nach  der  Bc- 

a^liaffenheit  der  Voeale  {ßcetntm  in  m^Uaha,  (mi  odui^  pUmm  mnai  et 

i,  8»  CMil  Umga  tU  natura  omI  CQnatet  certe  voeah  aw€  a  im  a 

ii)«  Ober  den  Gravis  und  Circumflex  ?ou  zweifelhaftem  practiscben 

Terth.  Mit  Vorsicht  sind  die  Praecepte  über  Enklisia  §.  21  Bufzunehmenp 

Hdem  Maller  nicht  blos  die  Wdrtcheu  qu€  pe  ne  ct^  sundern  auch  das 

DdeÜnite  fui«»   die  Adverbia  gna  <[uo  in  Verbindung  mit  fi  nisi  num 


980         W.  Harid,  Ueber  die  Aassprache  des  Lateinisebefi. 

ne  eum,  quis  in  neacioquia  nescioguam^  ferner  me  te  ae  no$  tM  in  Yer* 
bindung  mit  den  Präpositionen  anf  ter  und  ira  wie  ni^äge  praeUrfUH^ 
endlicb  aucb  Formen  von  esse  als  Enditica  betrachtet  and  nach  der 
Lehre  der  Orammatiker  die  proparozytoniscbe  Betonung  bei  Toraai- 
gehender  Doppelkl&rse  behauptet,  also  nesi^uis  pHurimäque,  Sa  »t  aber 
beseichnend,  wie  gewissermaseen  mit  einer  reservatio  mentalis  der  feia- 
hörige  Metriker  sofort  diese  Behauptung  einsdhrinkt  S.  82:  Nee  iamem 
Bomani  amaverunt  talia  qt$älia  sunt  plurimaque,  plurimave,  plurimane, 
ideo,  quia  in  his  enditieis  e  pastrema  tarn  parum  sonaret  {tU  adeo  t» 
ne  saepius  äbiceretur,  velut  in  Yin,  viden),  excepto  quando  seguerehtr 
poecMs;  quod  ubi  fit,  e  finaU  in  voetdis  iUis  elisa  aceenius  retrahitmf 
ut  plürimaqu*  unus.  Die  folgenden  §§.  23—35  de  finalibtu  und  §.  26  d« 
mediairuim  syüabarwn  guantitaie  sind  ein  recht  n&tslicher,  nur  etwas  sn 
kurzer  Auszug  aus  dem  grossen  Werke  desselben  Verfassers  de  re  metriea. 
Ein  Index  arthographicM  et  prosodiacus  fördert  die  Brauchbarkeit  des 
Büchleins. 

Weitere  Ziele  verfolgt  das  zweite  in  diesem  Jahre  erschienene  Werk 

Die  altsprachliche  Orthoepie  und  die  Praxis  von  Dr.  Rudolf 
Bouter  wek  und  Dr.  Aug.  Tegge.  Berlin  bei  Weidmann  S.  202.  VUL 
Wie  schon  der  Titel  besagt,  handelt  es  sich  um  die  Beform  der 
üblichen  lateinisc^hen  und  griechischen  Aussprache.  Das  Buch 
enthält  nicht  eine  streng  geordnete  systematische  Lehre  der  Aussprache 
und  Betonung;  sondern  wir  möchten  es,  indem  wir  die  Verfasser  (vgl 
8.  Vin)  beim  Worte  nehmen ,  als  einen  Prodromus  zu  einem  'Handbuch 
der  lateinischen  Aussprache'  —  denn  das  thut  vor  allem  Noth  —  be- 
trachten. Die  Vf.  durften  sich  demnach  mit  einer  gewissen  Breite  er- 
gehen, welche  ein  Lehrbuch  nicht  vertrüge;  denn  fast  mehr  als  auf  die 
mitgetbeilten  Thatsachen  musste  es  ihnen  darauf  ankommen,  zunächst 
die  ins  inertiae  der  bisherigen  Uebung  und  ihrer  Vertreter  zu  brechen 
und  von  der  Wichtigkeit,  Unerlässlichkeit  und  dem  grossen  didaktischen 
und  pädagogischen  Nutzen  der  mit  der  wissenschaftlichen  Forschung  in 
Einklang  zu  setzenden  Praxis  zu  überzeugen.  Indem  sie  dabei  von  einer 
reichen  Schülerfahrung  ausgehen  und  auf  die  häufigsten  Unarten  und 
Falschheiten  der  Aussprache  aufmerksam  machen  und  was  richtig  ist 
nicht  blos  mittheilen,  sondern  so  gut  wie  möglich  mit  Gründen  erweisen, 
glaube  ich,  dass  sie  dieses  Ziel  völlig  erreicht  und  möchte  nur  wünschen, 
dass  ein  Joder  mit  dem  Buch  in  der  Iland  sein  Gewissen  erforsche  und 
in  seinen  guten  Absichten  sich  festige  und  bestärke.  Das  Buch  enthält 
zugleich  so  viel  praktische  Winke  und  Behelfe  —  ich  verweise  auf  die 
reiche  Beispielsammlung  in  dem  Capitel  über  Quantität  und  Accent 
S.  12  ff.,  über  die  Unterscheidung  gleich  geschriebener  Worte  durch  die 
Quantität  S.  56  ff.,  besonders  das  Verzeichnis  gleich  geschriebener  Worte 
von  verschiedener  Quantität  S.  59—77  und  über  die  natürliche  Quantität 
positionslanger  Sylben  S.  112  ff.  —  dass  der  Lehrer  es  mit  Vortheil  ge- 
brauchen wird,  Lücken  der  Grammatik  zu  ergänzen;  mit  einer  verstän- 
digen Benützung  des  10.  Capitels  'Lateinische  Flexion  durch  die  Qoastitit 


W.  JJorttfl,  üeber  die  Aagspmche  des  Lateinischeii.         Ml 

srüntert*  werden  sich  die  mangelhaften    prosodischen  Kenntnisse  der 
Bchftler  in  den  höheren  Glassen,  welche  bisher  zu  richtigem  Lesen  nicht 
terbalten  worden  waren,  einigermassen  nnd  sicherer  ausbessern  lassen, 
alt  wenn  dieselben  die  üblichen  prosodischen  Regeln  memorieren.  Dan)[ens- 
waith  ist  auch  der  reiche  Index  S.  139—182,  welcher  ausser  den  im  Text 
erlftnterten  WOrtem  eine  grössere  Ansahl  von  Yocabeln  aufjg^nommen  hat, 
deren  Quantität  in  der  Aussprache  am  häufigsten  vemachlftssigt  wird. 
Indem  ich  die  Tendenz  des  Buches  durchaus  bilUge  und  auch  die 
Ansfttfaning  im  Ganzen  lobe,  darf  nicht  Terschwiegen  werden,  dass  es  im 
Einzelnen   mancher  Verbesserung  bed&rfte.    Ich   beschranke   mich   auf 
einige  Belege:  §.  34.  Durch  Vergleichung  mit  dem  Griechischen  soll 
sich  die  Quantität  von  acctpiter  ergeben,  'nach  Gurtius  von  tdxvnirris* 
Cnrtius   dürfte  die  Verantwortung  dafür  kaum  übernehmen   und  hat 
Gz*  210  nichts  weniger  als  eine  directe  Ableitung  gemeint.  Ueberhaupt 
wäre  dieser  §.  besser  weggeblieben  und  jedenfalls  war  hier,  wie  dies  S.  30 
hinsichtlich  der  Ersatzdebnung  geschah,  zu  warnen,  der  Vergleichung 
mit   dem   Griechischen  unbedingt  zu   vertrauen   (vgl.  quXnque  nivtt). 
Auch   der  über    die    griechischen    Transcriptionen   lateinischer    Worte 
handelnde  §.  102,  8  (S.  119)  verlangt  weitere  Ausführung  und  genauere 
Präcisierung.    Dass  nicht  blos  e  und  e,  $  und  0,  sondern  auch,  wenn 
gleich  mit  gewissen  Beschränkungen  X  und  f,  ü  und  ü  nach  der  verschie- 
denen Art,  mit  welcher  lateinische  J-  und  [7-Laute   behandelt  werden, 
aus  griechischen  Umschreibungen  zu  erkennen  sind,  ist  ja  unanfechtbar, 
wenn  man  nur  die  inschriftlichen  und  die  literarisch  überlieferten  Tran* 
scriptionen  und  die  Zeiten^  aus  denen  sie  stammen,  genau  scheidet.  Wie 
ergiebig  ist  nicht  die  eine  Thatsacbe,   welche  Dittenberger  a.  a.  0.  2d2 
(vergl.  Mommsen  Ejßhem,  epigr,  IV  217)  erkannt  hat ,  dass  alle  griechi- 
schen Inschriften,   die  nachweisbar  vor  dem  Beginn   unserer  Zeitrech- 
nung abgefasst  sind,  u   in  allen  römischen  Namen  und  Wörtern  nicht 
durch   Ol;,   sondern   durch  Omikron   ausdrücken.    Uebrigens  hätte  auch 
Saalfeld*s  Index  graecorum  vocabulorum  in  lingtum  2at.  tranaUUorum 
(Berlin  1874)   manches  Brauchbare  geboten.  —   §.  25  wird  rdfert  auf 
resfert  zurückgeführt,   was  nach    Beifferscheid's  Bemerkungen  in   den 
Anaiecta  crüiea  et  grammatica  (Bresl.  Index  für  Ws.  1877/78)  und  E. 
Hoffmann   in  JJ.  1878  S.  198  nicht  mehr  geschehen  sollte.    Auf  der- 
selben Seite  pi88um  auf  pedts-vereum,  —  §.40  handelt  von   der  In- 
cohativendung.    Was  hat  das  e  in  dem  Imper.  cäve  habe  usw.  und  die 
Messung  von  ^  darin  zu  thun?  —  Unmittelbar  darauf  folgt  wieder 
ein  §.  (41)  mit  griechischen  Vergleichungen ,    darunter  peto  =  tt^o- 
f^atj  vetus  =  J^irog.  Stünde  peto  nicht  sonst  sicher,  aus  der  auch  noch 
so  unzweifelhaften  Zurückführung  auf  einen  gemeinsamen  St.  pat  würde 
sich  für  die  Quantität  des  e  in  peto  nichts  mit  Sicherheit  ergeben.  Da^ 
selbe /gilt  von  andern  hier  zusammengestellten  Gleichungen.    Schlimmer 
ist  es,  wenn  auf  derselben  Seite  33  (^na  =  ^olvn  steht,  das  einige  Seiten 
früher  (28)  richtig  auf  eesna  zurückgeführt  wird,  dem  entsprechend  S.  44 
cena  zu  schreiben  gerathen,  aber  S.  61  coena  geschrieben  wird.  —  S.  37 
wird  das  scharfe  s  im  Anlaut  durch  Berufung  auf  griechisches  C  {Sor 


fS2  TT.  HarUlt  Ueber  die  Aussprach  o  des  Lateiniachen. 

ffuntum  =  Zaxw&og)  probabel  gemacht;  C  aber  kann  unmöglich  ts  aem, 
sondern  enthält  den  weichen,  tönenden  Sibilanten  (vgL  Cnrtiaa  ErL* 
S.  18).  —-  8.  44  ist  der  orthogr.  Artikel  &ber  e  ungeordnet.  —  Wie  in 
dem  etymologischen  Theil,  wünschte  ich  auch  in  dem  10.  Cap.  Aber  die 
Flerion  Aasscheidung  des  Strittigen  und  Zwdfelhaften,  zunud  bei  einer 
Darstellung  der  Art  Niemand  Zurückgehen  auf  die  uranfanglichen  Ge- 
stalten indogermanischer  Dämmerung  verlangen  wird.  Dass  durch  diese 
und  andere  im  Verhältnis  zu  der  Gesanmitleistung  unbedeutende  Einzel- 
heiten der  Wert  des  Buches  nicht  alteriert  wird,  mag  nochmals  berroi- 
gehoben  werden. 

Wien.  Wilhelm  HarteL 


Vierte  Abtheiluiig. 


Miscellen. 

(ßtiftun  *«»' ^  —  Die   ?on  F^-''    At,i.,if.  p..i  »f^^t   ein?m  Capitale 
fOn  3000  fl,  in  1  ^n  der  gal  ibank  ^egrünilefee 

Student*ifiJ-Stiperi  ^ug»  deren  1  .    .„      i.  i^'cn  und  dürftigen 

Bi^oros&tit«n  der  Medicin  ao  der  Krakauer  üniventitat  zugewend<?t  worden 
soU,  ist  mit  dem  Datum  des  t?tiftbriefes  ins  Leben  getreten  (Stiftbriejf 
▼.  10.  Ang.  1878.  Min.-Act  %  17173  v.  J,  1878V  -  Dk>  ?on  ^m\  Fabri- 
oanten  Karl  Victor  XI  tili  er  in  Karolinentlial  mit  «inem  Capitale  von 
3000  Ü*  in  Staatsschuldverschreibußgen  dur  österr.  Not^nrente  gegröndete 
Stipendienatiftrung,  be*tinimt  fftr  zwei  dürftige  besonders  würdige  Stu- 
diere ndti  der  deut&clieu  Staats- Keal schule  in  KaroUnenthaU  ist  mit  dem 
Aussklluiii^stage  d^s  Stiftlriefes  roaliaiert  worden  fKtiftbrief  v.  9.  Aug, 
1878,  Min.-Act  Z.  18213  v.  J.  1878),  —  Die  von  dem  Eridechant  Ton 
Friedland,  P.  Josef  Lieh  tu  er  ^  t^stamentariftch  mit  eini*m  Capitalo  von 
lüOü  d.  in  Staatsschuld  verschrei  bunten  gegründete  und  zunächbt  für 
8tudicr<»ndo  aus  des  Stifter«  Verwanatechiift ,  eventuell  f^r  Studierende 
aus  Friedland  und  Kratzau  bestimuite  Stipendienstiftung  ist  mit  dem 
AuBfertigungstage  des  Stittbriefes  activiert  worden  (Stiftbrief  t.  15,  Sept 
1878.  MiiL-Act  Z  18255  v.  J,  1878).  —  Die  vom  Pfarrer  und  Bezirk«- 
vicaK  P,  Franz  Hafenricbter  2U  Lichtenstadt  in  Böhmen  te^tamen* 
tarisch  mit  einem  Capitale  von  lOOO  fl.  gagründete  und  für  einen  Stu- 
dierenden katholischer  Religbn  aus  der  Verwandtschaft,  eventuell  für 
einen  anderen  braven  Schüler  de«  Egerer  Gymnaüiuniü  bestimmte'  Stipen- 
dienstiftung ist  mit  liem  Tage  der  Stiftbrief-Genebmigung  ins  Leben 
getreten  (Stiftbrief  v  26.  üct.  1878.  Min.-Act  L,  18110  v.  J,  1878).  - 
Der  mährische  T  in^<^"'  •>  *^  in  seiner  Sitzung  vom  3.  Oct.  1878  be- 
achloÄsen   för    r  am   k,   k.   ThierarJtnci-Institute  in  Wien 

xn  dem  bereits  r  --upondium  noch  xwei  gleiche  Stipendien  2U 

croicren  (Min.-Act  Z.  X^rTü'A  v.  j,  1878).  —  Di-r  im  Jahre  1859  in  Ji- 
worow  veratorbfine  Svndicu«  Ludwig  Gajewski  hat  ktitwilUg  ein 
Cüpital  von  2500  fl,  C.-M.  inr  Gründung  ein<?r  seinen  Namen  fTibr^nden 
Süpendienatiftnng  bestimmt.  Die  Erträgnisse  dcg  seither  auf  den  Nominal- 
l)6trag  von  6615  H.  79  kr  in  Werth papieren  angewachsenen  Stamm- 
eftpitaiB  werden  zn  Stipendien  für  dürftige»  ans  Jaworow  ^tammcntk 
Jönglmge,  welche  die  Kechts*ittidien  bereits  absolviert  liabeu  und  »ich 
wr  Able^^ung  der  juridischen  Prüfungen  vort>ereiten,  verwendet  (Stift- 
br?.  r  V    xi   lept    1878.  -  Min..Act  2.  18980  v,  J.  1878). 


Programmenfichau. 

Zambra,  Pepistola  d'Orazio  ai  Pisoni  HOpra  TArte  poetica. 
Cbmmento  1.  Progr.  des  Gymn.  in  Trient  1878,  45  SS.  8. 

Billiger  Weise  erwähnen  wir  in  erster  Linie  da«  Prommm  dei 
Obergfnmaainms  von  Trient  1878,  worin  der  wackert»  DircMrtor  Ur.  SUmbia 
den  beiden  bereit«  von  uns  besprochenen  Ars-poetica-Programmen  von  1815 


954  Misoelleo. 

und  1876  einen  exegetischen  Commentar  der  Ars  poetica  in  italÜniBcher 
Sprache  heif&gt  Diese  bündigen  und  treffenden  Noten  sind  in  der  Gestalt 
gegeben,  dass  oberhalb  der  Anmerkungen  der  Text  (nach  unserer  Ausgabe 
von  1870)  abgedruckt  wird,  so  dass  der  Znsammenhang,  in  weldien 
die  Noten  gehören,  sofort  ersichtlich  ist  Wenn  wir  etwas  an  dem  PrtH 
gramme  bedauern  können,  so  ist  es  nur  der  umstand,  dass  es  sich  blos 
auf  die  ersten  306  Verse  der  Ars  poetiea  erstreckt.  Hoffentlich  bringt  uns 
das  nächste  Jahr  den  Abschluss  dieses  sehr  dankenswerthen  Programmcydns. 
Die  Druckfehler,  welche  in  den  früheren  Programmen  etwas  unangenehm 
auffielen,  sind  diesmal  in  sehr  geringer  Zahl  vertreten;  ich  habe  mir 
notiert  S.  8  e(jL\pvxfp  ohne  Spiritus,  S.  9  Text  y.  35  hune  statt  hunc  und 
in  der  Note  zu  t.  32  A.  Keller  statt  0.  K.,  S.  21  mgUgv^a^ai  statt 
mqUQX^^^^h  3-  ^  ^QTiovaav  statt  ^gnovaavj  S.  34  rody-tpita  mit  zwä 
Accenten  ....Verum  ubi  plura  nitent  etc.  In  der  Hauptsache,  was  die 
richtige  Auffassung  und  knappe  klare  Darlegung  des  Sinnes  betrifft,  ist 
die  ijbeit  eine  treffliche  zu  nennen. 

2.  Franz  Hanna,   üeber  den  apologetischen  Charakter  der 

Horazischen  Satiren.    Progr.  des   Gymn.   in    Nikolsburg   1878. 
21  SS.  8. 

Auch  dieses  Programm  hat  im  Allgemeinen  und  in  den  Haupt- 
sachen seine  Aufgabe  gelöst.  Einiges  Untergeordnete  wäre  zu  bemängeln. 
So  ist  es  z.  B.  unrichtig,  wenn  S.  20  einfach  behauptet  wird,  Krüger  in 
seiner  Schulausgabe  wolle  die  Worte  *Nemo  dexterius  fortuna  est  usus* 
Serm.  1, 9  auf  Mäcenas  bezichen.  Im  Anhange  der  achten  Ausgabe  &ügers 
ist  vielmehr  die  auch  von  Hanna  mit  Recht  gebilligte  Deutung  auf  Horai 
empfohlen.  Ebenda  (S.  20)  ist  offenbar  zu  lesen:  „Wie  stehen  Sie  mit 
Maecenas?**  statt  „Wie  stehen  sie  mit  M.?**  Was  bedeutet  femer  S.  4 
der  Schol.  Craquius?  Und  warum  steht  S.  9  wiederholt  „Satirdichter"*8tatt 
Satirendichter?  Die  Variation  Göthischer  Verse  am  Schlüsse  der  Ab- 
handlung hätte  um  so  eher  wegbleibcu  können,  als  sie  Lehrs"  Elf  enthum 
ist  (Vorrede  seiner  Herausgal^  S.  X);  fleissige  Benützung  der  ein- 
schlägigen Literatur  würde  dem  Verf.  ohnedem  kein  billiger  Recensent 
abgesprochen  haben.  Sonst  ist  die  Schrift  durch  klares  und  selbständiges 
ürtheil  ausgezeichnet. 

3.  Leo  Unterberger,  Die  syntaktischen  Gräcismen  bei  Horai. 

Progr.  des  Gymn.  in  Brixen  1877.  24  SS.  8. 

Eine  verdienstliche  Zusammenstellung  der  einzelnen  Erscheinungen 
unter  interessanten  Gesichtspnncten.  Unrichtig  ist  die  Auffassung  von  *hoc* 
Serm.  1, 1,  46  und  1, 3,  93  (*Non  tuus  hoc  capiet  venter  plus  ac  mens*  und 
'Minus  hoc  iucundus  araicus  sit  mihi'?)  als  Accusativus;  es  ist  Ablati? 
wie  *eo'  und  *qao'  beim  Comparatiy.  S.  10  wird  C.  II,  13,  38  angeführt  als 
Beispiel  fär  *decipi  alicuius  rei*  wie  griechisch  xUnxta&at,  Xi^&ta&ai  t^voc. 
Allein  die  besser  bezeugte  Lesart  ist  *decipitur  laborem',  nicht  'iaborum\ 
und  jedenfalls  hätte  diese  Lesart  auch  berücksichtigt  werden  soUeo. 
S.  16  wird  'erat*  C.  I,  37,  4  (Nunc  Saliaribus  ornare  pulvinar  deorum 
tempus  erat  dapibas,  sodales)  so  auf^efasst :  Es  war  also  schon  damals,  als 
die  Freudenbotschaft  gemeldet  wurde,  Zeit  zur  Festfeier,  und  ist  es  auch 
jetzt  noch.  Dies  ist  sicher  eine  gewaltsame  Interpretation ;  vielleicht  wäre 
es  richtiger  gewesen,  die  gleichartigen  Fälle  'eras*  Epist.  1, 4,  6.  1, 17, 45, 
*poteras'  Serm.  II,  1,  16  und  Ars  poet.  328  und  die  in  unserer  grossen  Aus- 
gabe zur  letzterwähnten  Stelle  citierten  Parallelen  anzuführen  und  di« 
Sache  unerklärt  zu  lassen,  oder  aber  (was  sich,  sofort  als  unmöglich  her- 
ausstellen wird)  alle  Fälle  gleichartig  in  der  vom  Verf.  bei  C.  I,  37,  4 
beliebten  Weise  zu  interpretieren. 


Mite  eilen* 

Is  Beleg  fäf  (ks  gnoniische  Perfcet  (ä.  16)  hätt«  nicht  gerade 
Tucit.  AgY,  ^  herausgehoben  werden  sollen t  Non  eecDper  errat  fama,  ali- 
moando  et  eleffü.  Denn  hier  ist  (*s  darchaui»  unsicher,  ob  nicht  rielmehr 
Rlegit'  Vräsem  iat:  *elegit',  wie  z.  B.  Hör  C.  III,  6,  26  nach  der  beateö 
TJeberliefernnß:.  Die  Concinnitüt  mit  'errat*  spricht  für  daa  Präsens  und  so 
fasst  es  auch  z.  ß.  Peerlkamp. 

8.  17  steht  fJLityq^  iv^T  uttay^, 

S.  22  wird  die  Stelle  C.  111,27,  73  Uior  inricti  JoTie  esse  nescia 
,  Aüfgefasst  =  oon  audes  uior  i.  J.  esse.  Allein  die  in  'nescis  =  scito* 
[liegende  Auflilärmi)^'  Europas  durch  Venus  scheint  mir  besser  in  den 
l^ttsannpenhang  zu  passen  als  ein  Vorwurf  ihrer  Zaghaftigkeit,  der  nur 
ündet  iVÄre,  wenn  f\e  schon  vorher  uufgeltlärt  gewesen  wäre,  dasB 
liter  in  dem  i^tiere  stecke,  was  ia  aber  nicht  der  Fall  ist  Eben  diese 
j  wird  ihr  zu  Theil  durch  die  Worte  "üior  inficti  Jovis  esse 
Hs  wir  sie  in  der  nächstliegenden,  natürlichsten  Bedeutung  auf- 
und  nicht  eine  ungewöhnliche  suchen. 

Im  Allgemeinen  ist  die  Abhandlung  ala  ein  branchbarer  Beitrag 
zur  Horazexegese  anzuerkennen. 

4,  Olhniar  Cern}%    Heber  das  sogenannte  Epitheton   ornans 

in  den  Horazischen  Oden.  Progr.  des  ersten  deutschen  Gyinn.  zw 
Brflnn  1878.  40  88.  Ö, 

weitläufige  Zusammensteltung  aller  möglichen  Epitheta 

,  die  sich  in  den   horazischen  Oden  finden  lassen ,  ohne 

4inellö  Resultate,  Wie  vieles  liesse  sich  ober  dieses  Thema 

BOflh  schreiben,  z.  B,  unter  Beiziehung  Pindars!    Am  besten  ist  wol  der 

|J^bschnttt  Nr  5  über  die  geograjjhischen  Beiwörter,  auch  die  Zusammen- 

llnng  der  contrastierenden  Epitheta  S,  7  ist  instractir,    Einzclno  Mis- 

h  in  Auflassung  und  Ton  der  Dürstellung  wirken  störend,  S,  2t>  wird 

«hauptet,    das!^  Horaz  nach  C.  1,  36    den    Göttern  Weihrauch  und  ..das 

[ichulaigo  Farrenkraut*  darbringe!  S.  22  tritt  ßarine  als  der  Jünglinge 

illgenieine  Sehnsucht  einher.  S,  26  finden  sich  'Serea  et  /iidi\   deren 

[K»iulM>n   schon    frülizeititr  nich   Oben   serische  Pfeile  vom  väterlichen 

[Bogen  zu  schnellen.  S.  ä5  neisst  die  Löwin  »»rotfagelb* ;  allein  sie  ist  weder 

[Ui  Natnr  rotbgelb,    noch    bedeutet   dies    das    horazisohe  Beiwort    fulva,* 

56  leaeu  wir  von    „burtigeo   und  unebenen  Stürmen.*^     S.  27  soll  die 

ries'  das  Beiwort  'omgus^  haben.  8.  24  ist  von  ^wüthenden  Libor- 

^icht'^n*  die  Rede.  Von  der  Venus  marina  wird  8.  10  gesagt:  „Di>ch 

dic'iBeergeborne  Venns  lächelt  nns  so  hold  an,  dass  wir  vom  finster  blicken« 

den  Mars  hinweg  zu  ihr  eilen  wollen."    Gerade  das  Epitheton  'marina' 

~luittc  erklärt  werden  mäsaen,  ebenso  die  vieloestrittenen  *pnrpurei  olores' 

36«  Aber  über  das  Interessanteste  erhält  man  kein   neues  Licht,    I>aa 

eatschidden  mit  mehr  Esprit  und  weniger  Druck-  nnd  Ge- 

blem  behandelt  werden  sollen. 

Fr,  Novo  tu j^  Quo  tempore  tres  priores  Horatii  carminam 
libri  seripti  et   öditi  sint.    Progr.  d^  Gymo.  in  Iglan   1878. 

20  ÖS.  8. 

Ein  oft  genug  literarisch  behandeltes  Thema.  Bct  kann  dorn  von 
Pranke  abweichenden  H-' ■*-  Hut  des  Verfassers  nicht  beipflichten. 
p.  IL  IK  1^  L  kann  sehr  ine  vor  754  stattgefundene  Nit>iii  rlago 

^j\Mn..r.ir.  i»-/..Lr^|,  ivi.  ,.  ...A  C.  IlL  8  kann  nur  auf  die  Prßfe<:tur 
nmss  also  gleichfalls  lauge  vor  754  geschrieben  sein, 
ijcht  Novotri  V  ^iCitor  anzuaetien  and  damit  die  Franke- 
iticrung  der  ersten  drn  ^?r  Oden  uxntustosson*  Dieser  Ver- 

•tibrigens  schon  öftere  -v  worden,  und  wenn  wir  auch  die 


DSU 


MisceUen. 


Möglichkeit   der  Novotn^'schen  Änfl'äBsang  anerkennen«    so  i£it  doch 
mit  nocb  Tticht  ihre  Neuheit  zugegeben. 

Nicht  berücksichtigt  hat  N.  auffallender  Weise  die  ächrift  ?oo 
JW.  Christ,  Fastorum  Horatianorüm  epicrisis,  München  187T. 

6.  F.  M.   Petschar^  De  satira  Horatiana*  Piogr*  des  Gymn.ifl 
Eudolfawerth  1878.  22  SS.  8. 

Eine  lateinische  Stilübung  über  ein  wahrlich  oft  geoag  beb»adeltei 
[allgemcineg  Thenia ;  lohalt  und  Stil  sind  gleichartig*  Von  lettUrem 
[Bind  Sätze  bemerkenswerth  wie  ^Qnintuö  Eoratue  Fl&nü*  (sie!  äberhtnpi 
[sind  sehr  viele  Druckfehler  darin)  j,als  Mensch  und  Dichter**  recti&iiflio 

observrtt"  (soll  heisaen  „beobachtet**,  ohne  Object*5iic.  n.^ätivuä  5,10; 
^ferner  Verse  wie  S.  11:  Et  sermone  opatt  est  modo  rb  tid. 

8. 15  Haud  quisquam  melius  tnentes  persuadet,  S.  6wi  jju» 

—  rnohrem**  usw.  Derartige  Bereich  er  ungeu  der  HorftÄliterÄtar  »cheinett 

entbehrlich. 

7.  GiigL  Brauü^  La  origiiiaria  nazionalitä  di  Orazio,  Prop*  ä« 

Comrounalgymn-  m  Triest  Trieste  1877. 

Der  ganze  Aufsatz  macht  den  Eindruck  vincs  übet 
aiemlich   sonlecht  geratbenen  Witzes,   welcher  die  beste 
der  bekannten  Conjectur  eines  Wiener  Journalisten  gefunarü  _ 

werde  wahrscheirlicb  Quintua  Horatius  Flekkeles  geheiaseu  haben.  ^ 

Als  literarhistorische  Parallele  erwähne  ich  den  Versuch  d«  1 
biners    Landahcrger  Aesop    au    eioeTn  Juden    zu    machen,   worüber  kh 

8.  328-331  meiner  üuterauchungen  über  die  Geschichte  der  grieclii«chon 
Fabel  nait  gewiss  wol  Terdienter  Ironie  gehaudelt  habe. 


8,  Franz  Pauly,  Neue  Beiträge  zur  Kritik  des  Horaxachofe- 
Bten  Porphyrion*  Progr,  des  Gjmn,  lu  Eger  1877.  24  SS.  a 

Wie  die  früheren  Arbeiten  Pauly*s  aus  «euerer  Zeit  -/»f  ^--nM»»- 
biete,  Bo  bietet  auch    dieses  Programm  wieder   eine  grobi^                  i-UJ 
richtiger  Euifölle.   Manche  Stelle  int  freilich  noch  lant^r                     'tiij 
geheilt,  so  bin  ich  mit  der  Besserung  von  A.  p.  50  n 
ein  Besserungsvorfichlag  meinerseits  für  die  furchtbar 
liegt  schon  seit  geraumer  Zeit,  wenn  mich  meine  Erinuer^j 
in  den  Händen   der  Eedaction   des  Rhein.   Mus,   und  ich 
eventuellen  zukünftigen  Abdruck  desselben  verweisen.    Zu  A.   ; 
mnthet  Pauly  statt  des  überlieferten  unpassenden  «^/«c  entw*  i 
€der  trm'Tnitwc.  Ich  habe  mir  einst  (^(vr^a^fai  notiert,    ^^ 
dem  Buchstaben  nach  wol  die  einfachste  Besserung,  auf  ^^ 
ftchon  andere  vor  mir  verfallen  sind.*)  C.  II,  6,  3  wird  docu  u^t-  -... 


')  In  ähnlicher  Weise  wird   auch   das   oorrunte  Luciliusfr»^ 
bei  Porph.  Epist,  I,  3    (bei  Pauly    durch    ein  Versehen  2) ,  6   m 
aein:  *mercetle  merm  legiones'.  Paolj  schlägt  *eratas*  vor,  wa    abtr 
tiger  'emptas'  geschrieben  würde;    ich  möchte  *merentis' 
Termuthen.  Durch  Ausfall  von  *ent*  entstand  'mercedc  m»  i 
legiones*   und   daraus  durch  leichte  oberfläcblichü  Emend 
lieferte  'roercede  meras  legiones/    Dem  Sinne  nach  pa*^t 
trefflich  und  da  bei  Nonius  die  Stelle  lautet:   T 
gioneB\  so  dürfen  wir  von  der  bei  l>eiden  Gcwü 
ßylbe  'mer'  nicht  abgehen.  Sehr  unglücklich  schtnu.  um  i 
Lachmann-Vahleu  LuciL  p.  4j  in  den  Teit  gesetztes  'mei 


iftttmm'  (Ir  'Maura'  in  IL  einfacher  SchreibfehU?r  4ein;  auch  der  Wolfen* 
Bttler  GoOei  \mt  'Maura/  Gewiss  richtig  geht  Paüly  C  II,  15,  17  auf 
He  txlte  L^eart  'lege«'  zurück  statt  de»  fehlerhaften  *legibo»*  \n  M.  Bei 
iniifeii  stellen  wie  Ä.  p.  193  u.  274  wird  cod,  Monac.  375  tu  überzeu- 
genden Emendationen  verwertbet.  M6ge  der  Verf.  mit  die^ea  sehr  ver- 
lieiiatUchen  Arbeiten  foftfabren. 

h  H.  Dittel^  De  dativi  apud  Horatium  usu,  progr,  desGymü.  In 
Landskron  in  Böhmen  187b,  44  S.  8, 

Der  Verf.  bat  schon   früher  eine  Abhandlung  ^bcr  den  Dntiv  bei 

?'crß'il  herausgegeben*  Was  hier  geboten  wird,  ist  eine  Gr  der 

itellen,  wo  Horaz  den  Dativ  Terweudet,  nach  folgenden  t:.  ;hen 

Ttubriltt^n:  Dativus  conimodi,   I>ativ.   beim  Verbum  aimplej  tr^UHitivuiü, 

eira  Verbttin  aimplex   intransitivum ,    Dativ,   beim  Verouin  compositum 

ransitivum,    bäim  Verbum  compositam  intranBitivurn .   Dativ,   bei  esae, 

at    bei    Adjectiven,    ^de    dativo    conailium    effecturaque    significante'*» 

|ba  paasiva  cum  dativo«,  ,^-  a.,*.....  .,,„.   <   r\na  rnotum  aliquem  in* 

ÜbuB  coninncto/  ,datiru  ehe  aus  dieBen  Rubriken 

I  ganx  klug  geworden  xu  _  .:: . .    i.t  man  bei  den  Beispielen 

'  8<?harfe    und    consequent«  Abgrenzung,    TJesnni  ,    absum,  prosum* 

QXähtige  andere  Composita  werden  unter  den  Simplicia  aufgezählt, 

Ihrend  "adsuin'  S.  25  unter  die  Corapo«ita  gerechnet  \al,    freilich  mit 

om- bedenklichon  fifleg  Epist.  I,  5»  2%^:  'adsumam';  dafür  ist  dae  auft«- 

udo  'ttdsunt*  A*  p.  101  weggelasstsn.  Statt  des  letzteren  figuriert  dann 

*adfteo'  die  Conjectur  'adflent*»  als  ob  sie  unanfechtbar  wÄre.  Ebenaa 

lirt  der  Verf.  S.  t>  mit  der  Onjectur  'Marcellia'   C,  I,  12»  41»;  8.  19 

Inorainatui'  C\  HI,  14,  14.  S.  24  hätte  zu  'lecto  te  adfixif  die  Vari- 

f'artfliiit'  erwähnt  werden  »ollen,  obonso  8.  6  'cquis*  Epiat.  1,  15,  13  die 

[Variante  'equi',  S.  7  zu  'CaUnam'  C.  I,  31^  9  die  Lesart  aller  Baudachriften 

~Iora%  'Calana\  S,  17  bei  'niixtas'  mit  Dativ  i^t  öiue  der  interesaan- 

ätell«n  weiggelaaaen  worden,  nämlich  C.  IV,  1.  24,  wo  eicher  auch 

^»Bativcöostruction  vorliegt.  S,  23  (Epist  I,  14,  29)  bätt^    VW^'  *l* 

flativtiB  iricommodi  (statt  eommodi)  genannt  werden  sollen.    Die  Ortho- 

Tftphie  iat  gleichfalls  el gen thü milch:  'aoctuinnua'j  'penna*  und  anderes 

Cicher  Unhorazische  kehren  regelmässig  wieder. 

r  Was  soll  die  Schreibung  apud  m'eat'  S.  2  bedeuten?  Auch  au  offen- 

Wen  Druckfehlern^  wie  *mentom'  statt  'mentero\  'status*  statt  'statuis*» 
*»t  kein  Mangel  Der  Verf.  entschuldigt  sich  m  Anfang  mit  der  Kürxc  der 
lim  '  neu  Zeit  ('cum  mihi    non   contigerit  literarum  adjumcuta 

imque  oopiose  acaulrere  quam  res  poatulaTit').  Wir  wollen 
His  i  beu,   aber  vielleicm  wtre  es  dann  awor^"«    -"■    --v^--i 

V  fiung  um  ein  Jahr  hinauszuschieben.  M 

«in  L  ,.  .  .^  einer  Publication  gezwungen  werden?  \  -:  ^^  .  ..  :,:.4 
etwas  durch  eine  solche  Einrichtting? 

Graz.  0.  Keller. 


reUgionea.*  Dies  passt  in  den  Zusammenhang  Porphjrio'd  absolut  nicht, 
da  hier  vielmehr  legionw'  als  Parallele  «o  ^cohors'  =  Gefolge  durchaua 
notbwendig  «ftöbtint 


958  Miseellen. 

Lehrbflcher  und  Lehrmittel. 

(Fortsetzung  vom  Jahrgang  1878,  Heft  X,  S.  781  ff.) 

A.  Für  Mittelschalen. 

Deutsch. 

Vogel  Ferdinand,  Nepos  plenior.  Lateinisches  Lesebuch.  Berlin 
1878.  Weidmännische  Buchhandlung.  Zweite  unveränderte  Auflag«. 
Preis  1  Mark  2  Pf.,  neben  der  ersten  Auflage  zum  Lehrgebr&uche  am 
Gymnasium  allgemein  sugekssen.  (Min.>Erl.  v.  30.  Sept.  1^8,  Z.  15466.) 

Herr  Gustav,  Lehrbuch  der  vergleichenden  Erdbeschreibuiu;  ftr 
die  unteren  und  mittleren  Classen  der  Gvmnasien,  Realschulen  und  Te^ 
wandten  Lehranstalten.  I.  Cursus.  Grundlzü^^e  für  den  ersten  Unterriebt 
in  der  Erdbeschreibung.  7.  Auflage.  Wien  1879.  Gräser.  Preis  60  kr., 
neben  den  vier  letztoi  Auflagen  zum  Lehrgebrauche  an  MittelschuleQ 
mit  deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen.  (Min.-£rl  r. 
30.  Sept  1876,  Z.  15218.) 

Ptaschnik  J.,  LeitfiEMlen  beim  Lesen  der  geoffraphischen  Sarten, 
7.  Auflage.  Wien  1877.  Beck.  Preis  90  kr.,  zum  Lehrgebrauche  in  den 
Unterclassen  der  Gymnasien  mit  deutscher  Unterrichtssprache  allgemein 
zugelassen.  (Min.-£rl.  v.  6.  Nov.  1878,  Z.  7949.) 

Witt  stein,  Dr.  Theodor,  Lehrbuch  der  Elementarmathematik. 
Hannover  1877—1878.  1.  Band,  2.  Abtheilung.  Planimetrie,  9.  n.  10.  Aoi, 
neben  der  8.  Auflage  zum  Lehrgebrauche  an  Gymnasien  und  BealsehokB 
mit  deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl  r- 
18.  Oct.  1878,  Z.  16424.) 

—  —    Lehrbuch  der  Elementarmathematik.  Hannover.  Hsiin. 

1877,  1879.  I.  Band,  1.  Abtheilung.  Arithmetik.  6.  Auflage.  IL  Basel, 
1.  Abtheilung.  Ebene  Trigonometrie.  4.  und  5.  Auflage.  II.  Band,  8.  Ab- 
theilung. Stereometrie.  4.  Aufl.  Vorbenannte  neueste  Auflagen  däa  Wüt- 
stein^schen  Lehrbuches  sind  neben  den  früher  approbierten  Auflages  nun 
Lehrgebrauche  an  österreichischen  ^tittelschulen  allgemein  lüliasif. 
(Min.-Erl.  v.  4.  Dec.  1878,  Z.  18059.) 

Po  kor  ny,  Dr.  Alois,  Illustrierte  Naturgeschichte  des  ThieneiAea. 
14.  unveränderte  Auflage  mit  503  Abbildungen.  Prag  1878.  Tejnpskj- 
Preis  1  fl.,  zum  Lehrgebrauch  in  den  unteren  Classen  der  Mittelschalen 
allgemein  zugelassen.  (Min.-Eil.  v.  30.  Oct.  1878,  Z.  17050.) 

—  —    Illustrierte  Katurgeschichte   des  Mineralreiches.  10* 
verb.  Auflage.  Prag  1879.  Tempsky.  Preis  60  kr.,  neben  den  zwei  letik^    ^ 
Auflagen  zum  Lehrgebrauohe  in  den  Unterclassen  der  Mittelschulen  nit    i 
deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen.  (Min. -&1.  v.  1&  0^    j 

1878,  Z.  15988.) 

CechiscL 
Cimrhanzl  T.,  Zem§pis  pro  nii&i  tHdy  stfednich  äkd.  Pi^ 
opraven^  a  rozmnoienä  vydänl.  Prag  1879.  Tempsky.  Preia  60 b;. 
zum  Lehrgebrauche  in  den  unteren  Classen  der  Mittelschulen  mit  6ec^ 
scher  Unterrichtssprache  neben  der  vierten  Auflage  ^Igemein  zugelssseB« 
(Min.-Erl.  v.  10.  Dec.  1878,  19026 ) 

B.  Für  Lehrer-  und  Lehrerin enbildungsanstalten. 
Lindner,  Dr.  G.  A.,  Allgemeine  Erziehungslehre.   2.  durohge- 
sehene  Auflage.  Wien  1878.  A.  Pich  1er 's  Witwe  und  Sohn.  Preis  Ifl. 

—  —    Allgemeine  Unterrichtslehre.  2.  durchgesehene  Auflage. 
Wien  1878.  A.  Pich  1er 's  Witwe  und  Sohn.  Preis  60  kr. 

Diese  Lehrbücher  werden  zum  Unterrichtsgebrauche  in  Lehrer- 
und  Lehrerinenbildungsanstalten  für  zulässig  erklärt  (Min.-ErL  t.  25.  Oet 
1878,  Z.  15984). 


FuEfte  Abtheilung, 


Verordüimgen,  Erlasse.  PersoEalstatistik- 

YerordnuDgenf  ErläBse* 

Verordnung  des  Min.  für  C.  und  ü.  vom  21,  September  h  J,^ 
1  15551,  betreffend  die  MaturitätäprüfungeQ ,  weichen  sieb  Frauen  'i\i 
vntertieheD  beabsichtigen.  '£s  ist  wiederholt,  soletzt  mit  einer  Verord- 
mng  Tom  6.  Mai  1878,  Z.  Ö365|  ausgesprochen  worden,  dass  Frauen  zu 
iküdemischen  Studien  weder  als  ordentliche  noch  als  ausserordentliche 
Hörer  zuzulassen  sind.  Es  ergibt  sich  hieraus  von  selbst«  dass  die  Zu- 
lassung zur  Ablegan^  der  Maturitätsprüfung  bei  Frauen  den  regelmis- 
fägm  Zweck  dieser  Prüfung,  hiedurch  die  Eeife  für  das  akademische 
Stadium  lu  erproben,  nicht  haben  kann.  Gleichwol  wird  auch  ferner 
Frauen,  welche  den  Besitz  der  bei  einer  MataritätsprBfung  auszuweisen- 
Kenntnisse  darzulegen  wünschen ,  die  Ablegung  dieser  Prüfung  in 
ir  die  männliche  Jugend  vorgi^chriebeneo  Form  nicht  zu  verwehren 
jedenfalls  aber  ist  in  dem  hierüber  ausgestellten  Zeugnisse  die 
vorgeschriebene   ^Schl^S8claösel :    Dass  Examinand   seine   Keife  zum 

jb«    höherer  Studien    dargfethan    habe    oder  dgL  wegzulassen    und 

an  8telle  dessen  lediglich  anzumerken,  dass  Eianiinandin  denjenigen  An- 
erongen  genügt  habe,  welche  bei  einer  Maturitätanrümng  an  die 
liebe  Jugend  gestellt  werden  Das  Zeugnis  ist  auch  im  Eing^ange 
als  Maturitätsprüfungszeügnis,  sondern  als  Zeugnis  zu  bezeichnen.' 
Erlaäs  des  Min.  ftr  C,  und  U.  vom  6.  Oct.  1878,  Z.  13510,  an 
dfffl  Landesech ulrath  für  Kärnten,  betreffend  die  Ausatellang  von  Abgangs- 
leugnissen  und  die  Wiederaufnahme  der  von  einer  Mittelschule  im  Laufe 
te  SfUJt'Sters  ausgetretenen  bchöler.  —  Nach  Vorschrift  des  Organi- 
ation&entwurfes  §.  89,  3  und  des  hierortigen  Erla^sses  vom  10.  Oct,  1850, 
2  8568  sind  Abgangszeugnisse  bestimmt  vorgezeichneter  Form  jenen 
Sfbölern  einer  Mittelschule  aUEzustellen,  welche  im  Laufe  des  Semesters, 
iM  heiHst  längere  Zeit  vor  dem  Schlüsse  eines  Semesters  die  Lehranstalt, 
der  &if  angehörten,  verlassen.  Seihst  verständlich  tritt  am  Schlüsse  des 
Scnm*rci.  somit  auch  in  den  letzten  Wochen  de*»  Semesters,  sobald  das 
ÜTÜicil  der  Lehrer  Über  die  Leistungen  eines  Schülers  und  über  dessen 
Vciftiharkeit  in  die  nächst  höhere  Classe  bereits  wolbegründet  feststeht, 
iäj  !vMnL>ti\ilz.niq'nis  an  die  Stelle  des  Abgangszeugnisses,  Auf  Verab- 
tralzeugnissos  vor  völlig  beendetem  Semester  kann  ein 
ilimswcise  und  nur  aus  triftigen  Gründen  eines  früheren 
g&k  Von  der  Lehranstalt,  die  alsdann  im  Semestralzeugnisse  zu  be- 
find, Anspruch  erheben  Schüler  einer  Mittelschule,  die  im  Laufe 
H  von  ihrer  Lehranstalt  mit  einem  Abgangszeugnisse  aus- 
—  wie  etwa  in  einem  Llcbersiedlungs falle  der  Eltern  — 
.>\u<ji^n  noch  in  demselben  Semester  an  einer  anderen  Lehranstalt 


9M 


YerordimDgeQ  und  Erlässse. 


QD mittelbar  fortstusetzeD,  treten  nach  den  Be^^timmang^n  d  :  ^*       !s 
vom  18.  Oct.  1850,  2.  9134  in  die  Kategorie  der  an  kein. 
eiögeschnebeDeia  Privatacbüler  über  und  köoncö  im  nach  f 

I  Biester  nur  auf  Grund  einer  aue  summtlichen  obLigateo  Lel< 
abzubalteuden   Aufnahtnspriifung   und    gegen  Erlai?   der    1,. 
Aufnabiüsprüfünff    vorgeschriebenen  Privatistenprüfungs-    und    der  A»- 
nabrostaie    zur  l^ortsetzung   ihrer  Studien   an    einer  Mittebcbule  iri<^- 
aufgenommeu  werden. 

Erlas 8  des  Min.   für  C.  und  Ü.  vom  27.  Oct  1878,  Z.  17276, 
alle  LandesßcUulbehörden,  betreffend  das  Freibandieicbnen  auf  der  er^ 
Uotenichtsötuie  an  Mittelschulen.    'Nach  den  mir  vorliegenden  Äm^ 
berichten  finden  bei  der  fturch (Ehrung  des  für  das  Freihandzeichneii^ 
ilittelachulen   vorgeschriebenen   Lehrjjlanes  ')    auf  der  ersten  Stufe 
Unterrichtes  (1.  und  IJ.  Classe)  an  den  einzelnen  Lehr^  *   '^  n  nam<»^, 
lieh  im  Auämasse  des  in  der  ersten  Classe  Vorgenomii  t  gröa^^e^ 

f  Ver>chiedenhöiten  fttatt  als  bei  einem  grundlegenden  i  ''  mJMjtsig^ 

erseheinen,   und  zwar  sowol  im  theoretischen  Theil  hre,  Mr^ 

lauterung  der   perspectiviBcheu   und   Beleuchtungs-Et  .,' a  iL  k) 

als  auch  in  dessen  Anwendung  in  den  eigentlichen  Zeichen übungea.  Bf/ 
der  Wichtigkeit  des  vorbereitenden  Zeichnens  an  sich  und  in  Erwigungt 
Ah  eine  un zweckmässige  Verthdlung  des  Lehretofes,  in^besofldere  d*i 

I  iusammen  dran  gen  deeaelben   in  der  ersten  Classe  die  von  Klarheit  od 

iJ'ertigkeit  in  den  Anfangso^rönden  abhangige  Weiterliihrung  des  Ct«| 
andes  gefährdet,  linde  icli  mich  bestimmt  lur  Vertbeüunt?  de«  fttri 

)  erste  ÖtuJe  vorgeschriebenen  Lehrstoffes  auf  die  beidn 

rJ^olgendeB  als  Bichtdchnur  zu  geben:  In  der  ersten  < 

K Zeichenübungen    die    ebenen   geometrischen    Gebilde,     ..- 

|. Ornament    und   sehlies&Uch    die   Elemente   de»    Flachorti,  'i* 

nehmen.    Der  theoretische  Tlieil   des  Unterrichtes,   die  K-  -'^ 

i  jedoch  weiter  zu  führen  und  erst  mit  der  Erklärung  der  ^  '' 

.metrie)  abzuschliessen.  Bei  diesen  Erklärungen  ifit  jede  Ar  ^'' 

'fibung  zu  vermeiden;   die  erforderlichen  Begriffe  sind  an  {        n :     Vn- 
Bchauunffshehelfen    zu  entwickeln.    In   der   zweiten   Classe    ij -m  <•  '^''^ 

I 'Unterricht  mit  den  einleitenden  Erklärungen  aus  der  Ferspevti*«'  ^  *!<?' 
Hand  der   betrefienden  Apparate i   das  Zeichnen   nach  Draht-   uuil  Höh' 
modellen   reiht    sich    in   vorgeschriebener    Weise  an.    Da^ 
Flach  Ornamentes  nach  dem  Vorbilde  an  der  Schultafet  ist 
•ersten   Uebungen   im  Zeichnen    nach    Hohniodellen    in    : 
(elementarer)   Weise    vorzunehmen.    Die   Schüler,  in   zwm 

[  tondert,  sind  im  Zeichnen  nach  Modellen  und  nach  dem  i  ... 
abwechselnd  zu  beschäftigen.' 

ErlasB  des  Min,  für  C.  und  ü.  vom  30.  Oct,  1878,  Z,  l?2S8,w 

'  ^die  Decanale  sämmtlicher  rechts-  und  staatswissenschaftUcher  FiicuHit*Of 
womit  Weisungen  betreffend  die  AnrecbenbäTkeit  d^r  an  der  A^nf"^ 
juristischen  Facultät  zurückgelegten  R'  n  w^nitia/Aw 

Grund  der   mir  mit  Allerhöchster  Eut  *Vt  il  J  «^ 

tbeilten  ErmÜchrigung  finde  ich  dem  Decanatu  ^  ^  *ii'''^ 

[Die  mit  dem  hierortigen  Erlasse  vom  28.  Sept  1  ^f^' 

Allerhöchste  Entschliessung  vom  19,  Sept.  1868,  ^^vimii  l  '^'1»» 

das«  die  absolvierten  Studierenden  der  Agramer  Kechtsaka  i -Stf 

Universit&t  der  im  Reichsratho  vertretenen  Königreiche  uj  hlj 

,  "Weiteres  zu  den  Rigorosen   und  imt  Promotion    zugelass^  ^ 

dass  der  Üebergang  von  Studierenden  der  Akademie  ölm  ^*^ 

mit  Wahrung  des  rechtmässig  erreichten  Jahrganges 
rückakhtlJch   der  an  Stelle  der  Rechtsakademie  geti 
Facnltät  in  Agram  unvemndert  zu  gelten.  Ferner  haVoa  die  BtMtimiu^'^ 


*)  Ministerial- Verordnungsblatt  vom  Jahr«  1873»  i^t,  86,  Seit»  4581 
trad  vom  Jahre  1874,  Nr,  25,  Seite  83. 


Vcrwitnanfen  wnd  Erlim«, 


tt«I 


'luchsten  Entdchlicssung  auch  auf  die  die  Agranit'r  üniversitÄt 
h  StiidiprondpH   der   fiScht«  aus  Utrien   und   I>ÄlmHti"*r»   ytoWe 

Ati  iMji  nur  Äusilrücklich  bemerkt  wird,    '  Im» 

8t  ich  um  die  Qualification   für  den  n 

Ck'  * ..  4.K  K     iuristische  Praxis  in  den  um  i^i  h  u^- 

raf  '  li,  die  Kigorosen  oder  dl«  judjcielle 

an*i   ...-«..:.....,.. .;.^..^    :  ..„.:..f.iüfüng   in  diesen   Ländern   aligelegt 

haben  müssen, 

V<>rordnnDg  dcä  Min.  für  C.  und  U.  Tom4.  Nov.  1878,  Z.  17722, 
an  alle  Land^stchnlbebörden,  in  Betreff  der  halben  Schalgeld  befrei  iing 
an  Mitteldchuten.  'hh  tindo  anzuordnen,  dass  in  Hinkunft  würdigen  und 
dürftigen  {of*  i    Schülern  der  i^taats-MittelÄchulen,  welch©  gleich- 

wol  auf  die  i  .   von  der  Entrichtung  des  ganien  Schulgeldes  nicht 

Anspruch  zu  etlicbtn  vcrniogeu ,  die  Entrichtung  diese«  leUt€D9n  tut 
Hälfte  nachgesehen  werden  kann.  Diese  Nachsicht  hat  einzutretcUi  wenn 
nach  den  Vermn^jena Verhältnissen  der  Schüler  bezieh nngs weise  ihrer  Er- 
htkiicT  anzuntdiuien  i^t,  duss  dieselben  zwar  nicht  zu  jeder  Zahlung  nn- 

fth'"     ä,.  j  ,  i,  ,,',,.. ..rrn.ii.. 4.,^  Entbehrnngen  ausser  Stande   sind  der 

voi  nachrükomineu.  Im  üebrigen  gelten  für 

di*.  „,    -hriften,  wie  für  die  Befreiung  vom  ganzen 

Schulgelde  ^ M in isuuiai- Verordnung  vom  2.  Jänner  lB5ä,  R-G.-BK  Nr,  18; 
Ministerial-Erliifss  vom  10.  April  1867,  Z.  2775),  Demnach  darf  auch  die 
B^ficriung  vom  halben  ^^chulgclde  ausnahmslos  nur  solchen  Schülern  zu- 
erkannt werden»  welche  einen  günstigen  Studien  erfolg,  insbesondere  aber 
did  ertte  oder  zweite  Note  in  bitten  und  Fleiss  ausweisen  (musterhaft, 
lobenswert,  ausdauernd,  bfcfrie\ligL'nd),  Der  Miniaterial-ErUss  vom  3,  Juni 
1871,  Z,  13i29  ei  1870,  welcher  unter  Umstanden  die  Schulgeld befreiung 
beziehungsweise  die  i>istierung  der  Schulgelderhebung  auch  Wi  <dner 
mj^,  j...  ,.w.  *  ,  .n,  ciassiticution  aus  sittlichem  H-^— -  ■•  ■  -  "  •-'  iss  zu- 
\\i  1   Kraft,    Weiters  fiude  ich  ai  nmeu, 

diu.  ..:.         .,  .;^  Idbefreiungen  nur  so  lange  u....  i    sind, 

ftls  die  Bedingungen  fortdauern,  unter  welchen  sie  ordnuni  rlangt 

werden  konnten-    l>emgerim!!is  hat  in  jedem  Semester  nm  nt  auf 

die  in  demselben  ertheilten  Fortgangs-,  Sitten-  und  Fieissnoten  eine 
Revision  der  Schulgeldbefreiungen  stattzufinden.  Da»  der  Befreiung  zu 
Grunde  liegende  ^littellosiirkeitB-Zeugnis  ist  so  lange  als  gittig  xu  be» 
trachtnn,  bis  nicht  begondere  Umstände  den  Fortbestand  der  daselbst 
bt  ''crhältnisse  fraglich  erscheinen  lassen.    Schliesslich  fiude  ich 

Uli  it  darauf,   dass   lu    dem  Verhilltnisse   der   befreiten   zu  den 

fahi^iHU'ii  öchülem  bei  den  einzelnen  I-reh ranstalten  eine  höchst  auffallende 
UnglelohiniUsigkeit  wahrzunehmen  ist,  einzuschärfen,  das«  bei  dem  Aus* 
Spruche  über  die  Befreiung  vom  ganzen  oder  halben  Schulgelde  mit 
pfltthtm&ssiger  Erwägung  aller  Umst^de  vonugehen  und  somit  dafür 
SQ  sorgen  ist,  dass  zwar  jeder  in  der  ffesetzlichen  Intention  begründete 
Anspruch  voll  b'  ^rt.  andererseits  aber  aucli  dem  Staatsschätze 

keine  demselU?«  u-  *  Einnahme  entlegen  werde.  Diese  Verordnung 

tritt  mit  dem  zweit*?u  Semester  des  Schuljalire«  1878y9  in  Kraft,* 

Erlftss  drs  Min.  für  C.  und  ü.  vom  U  Dcc,  1878,  Z.  19535, 
betreffend  die  Oi  ^  r  Ferien  an  der  Czemowitzer  Universität   Zur 

Ordnung  des  Fim  au   der  Univ.  Czernowitx  innerhalb  des  Stu- 

dienjahres von»  1.  yui  \>-i<  Ende  JuU  ''  '  '  m  nachfolg  i  '  "  *  immun- 
«en  SU  treffen;   1.  An  der  theologi>  ItÄt  ist  ^  .  htlich 

äer    eol!  •"^''■^■"' ■*'  t.,.-..    ^j^   ^i^  bi«»!,  ^    i.M-,itshende  U'  iialteu. 

*JL  An  '  iltäten     haben   die  Sonn-  un  t  itenen 

Pnirrt::  i^ntlkulln^lu^n    aI«?    nnrh  ilcnx    1^1-1  Kaien* 

dt  1,  der 

7,  3,  der 

IL  hv.  L  der  iJ,                                              r»,  der 

6.  Juli  .^).    3,  Ru                                         Ferien 


962  Personal-  und  Scbalnotizen. 

an  den  weltlichen  Facultäten  wird  Folgendes  festgesetzt:  a)  Als  Weih- 
nacbtsferien  werden  nur  die  Tage  des  24. --26.  Dec.,  dann  des  5—8. 
Jänner,  d.  b.  der  Weihnacbtsabend  und  die  sieb  anschliessenden  Feier- 
tage sowol  nach  katholischem  als  nach  fi^riechischem  Ritas  frei  gegeben. 
h)  Als  Osterferien  gelten  die  Tage  Yom  Mittwoch  der  Charwocbe  bis  ein- 
schliesslich zum  Osterdienstag  und  zwar  nach  beiden  Kalendern,  c)  Zwi- 
schenferien  zwischen  Winter-  und  Sommersemester  haben  nur  insofeme 
stattzufinden,  als  dies  Testierung  und  Inscription  unvermeidlich  machen. 
Erlass  des  Min.  für  G.  und  U.  vom  28.  Dec.  1878,  Z.  17225  an 
den  k.  k.  evang.  Oberkirchenrath  A  und  H.  Confession  in  Wien,  betref- 
fend die  kirchliche  Aufsicht  über  den  eyang.  Religionsunterricht,  wor- 
nach  die  unmittelbare  kirchliche  Aufsicht  über  den  evang.  Religions- 
unterricht an  Mittelschulen  und  Lehrerbildungsanstalten  von  dem  zu- 
standigen Senior  geübt  werden  soll. 


Der  Min.  für  C.  und  U.  hat  die  Errichtung  einer  Prüfungscum- 
mission  für  das  Lehramt  des  Turnens  an  Mittelschulen  und  Lehrerbildungs- 
anstalten in  Prag  genebmi&^t.  Dieselbe  wird  noch  im  laufenden  Studien- 
jahre in's  Leben  treten.  (Jfin.-Erl.  vom  19.  Nov.  1878,  Z.  15533.) 

Das  Min.  für  C.  und  U.  hat  das  in  der  Errichtungsurkunde  des 
Gomm.-Untergymnasiums  in  Pilgram  ddto.  4.  Aug.  1871  von  Seite  der 
Gemeindevertretunc;  dieser  Stadt  stipulierte  Reciprodtätsverhältnis  hin- 
sichtlich der  Gehalte  und  der  Berechnung  der  Dienstzeit  der  Directoren 
und  Lehrer  an  dieser  Anstalt  und  jener  an  den  Staatsmittelschulen  im 
Sinne  des  §.  11  des  Gesetzes  vom  9.  April  1870,  Reichsgesetzblatt  Nr.  46 
anerkannt.  (Min.-Erl.  v.  12.  Dec.  1878,  Z.  19162.) 

Das  Min.  für  C.  und  U.  hat  dem  Comm. -Obergymnasium  in  Taus 
auf  die  Dauer  der  Schuljahre  1878/9  und  1879/80  das  Recht  Maturitäts- 
prüfungen abzuhalten  und  staatsgiltige  Maturitätszeugnisse  auszustellen 
verlieben  (Min.-Erl.  v.  22.  Dec.  1878,  Z.  19740.) 


Personal-  und  Schulnotizen. 

Ernennungen  (vom  10.  October  bis  Ende  December  1878). 

Dem  Ministerialsecretär  im  Ministerium  für  G.  und  U.,  Dr.  Benno 
Ritter  von  David,  wurde  der  Titel  und  Charakter  eines  Sectionsrathes 
verliehen  (a.  h.  Entschl.  v.  29.  Oct.  1.  J.). 


Der  Privatdocent  an  der  Wiener  Univ.,  Dr.  Wilhelm  Löbiscb. 
zum  ausserordentl.  Prof.  der  angewandten  roedicin.  Chemie  an  der  Univ. 
in  Innsbruck  (a.  h.  Entschl.  v.  10.  Oct.  1.  J.);  der  ausserordentl.  Prof. 
der  class.  Philologie  an  der  Univ.  in  Erakau,  Maximilian  Iskrzycki, 
zum  ordentl.  Prot,  dieses  Faches  an  der  genannten  Univ.  (a.  h.  Entschl. 
V.  21.  Oct.  1.  J.);  der  Privatdocent  Dr.  Joseph  Rostafinski,  zum 
ausserordentl.  Prof.  der  Botanik  und  Director  des  botanischen  Gartens 
in  Krakau  (a.  h.  Entschl.  v.  25.  Oct.  1.  J.) ;  der  ordentl.  Prof.  der  class. 
Archäologie  an  der  Univ.  zu  Dorpat,  Dr.  Eugen  Petersen,  zum  ordentl. 
Prof.  dieses  Faches  an  der  Univ.  zu  Prag;  der  Privatdocent  Dr.  Rudolph 
Elemensiewicz,  zum  ausserordentl.  Prof.  der  experimentellen  Patho- 
logie an  der  Univ.  zu  Graz  (a.  h.  Entschl.  v.  24.  Oct  1.  J.);  der  ausser- 
ordentl. Prof.  der  Mathematik  an  der  Univ.  Czemowitz,  Leopold  Geeen- 
bau  er,  zum  ausserordentl  Prof.  desselben  Faches  an  der  Univ.  zu  Inns- 
bruck (a.  h.  Entschl.  v.  28.  Oct.  1.  J.);  der  Advocat  in  Warschau,  Dr. 
Gustav  Roszkowski,  zum  ausserordentl.  Prof.  der  Philosophie  und  des 
Fölkerrecbtes  an  der  Univ.  in  Lemberg  (a.  h.  Entsch).  v.  10.  Dec  L  J.). 


Fenooiil-  u&d  Sclmlnotizen« 


9§S 


Dem  Privatdoeenten   der   spociellen  Pathologie   und  Therapie   an 
Wiener  Üniv,,  Dr.  Emil  Ritter  ?on  Stof  fela,  wurde  der  Titel  und 
ßbarakter    eines    ausBerordentl.    UuiTeraitätsprofeBeors    verliehen    (a.    b. 
TEntBchL  V.  1.  Dec.  1.  J.)>       ^^^^__ 

Die  Zulassung  des  dirigierenden  Priinararates  des  KronpHaz-Eu' 
dolph-Kinder&pitales ,  Dr.  Ignaz  Hanke,  als  Privatdooent  far  Kinder- 
heilknnde  an  der  medicin.  Facultat  der  Wiener  Univ.  wurde  bestätigt; 
desgleichen  die  des  Dr,  Moses  Popper  als  Privatdocent  für  medicin. 
Statistik  an  der  medicin.  Facultat  und  des  Dt.  Franz  Storch  als  Pri- 
vatdocent für  öst^rr,  materiellea  Strafrecht  und  des  Dr.  Leopold  Hey- 
rovsky  als  Privatdocent  für  römische»  Recht  an  der  jurid.  Facultat  der 
Präger  Cßiv,;  ferner  die  des  an  der  Wiener  Univ.  habilitierten  Privatdocenten 
für  vergleichende  Grammatik  der  slavischen  Spracheu,  Dr.  Alexander 
Brückner,  als  Privatdocent  für  das  gleiche  Fach  an  der  philos.  Facal- 
tat  der  Univ.  zu  Leraberg  und  des  Dr,  Eichard  Maria  Werner  als  Pri- 
vatdocent für  deutsche  Sprache  und  Literatnr  an  der  philoB.  Facultat  der 
Univ.  in  Graz. 

Die  venia  legendi  des  Privatdocenten  für  pathologische  Anatomie 
an  der  medicin.  Facultat  der  Univ,  Prag,  Dr,  Isidor  Soyka»  wurde  für 
das  Gebiet  der  Hygiene  erweitert. 

Der  Cufitofi  der  Studionbibliothek  in  Olmütz,  Dr.  Alois  Müller. 
21  m  Castos  der  UniverBitätsbibliothek  in  Graz  (17.  Dec.  1.  J.). 


Dur  Etfalscbulprof,  und  Privatdocent  an  der  Wiener  Univ*,  Dr. 
Jofienh  Finger,  zum  ausserordentl  Prof.  der  reinen  Mechanik  und 
gTaphische«  istatik  an  der  Wiener  technischen  Hochschule  (a.  b.  EntschL 
V.  t  Oct.  1-  JO- 

Der  diplomierte  Ingenieur  und  Assistent  der  tecbDiscbeu  Hoch- 
schule in  GraZ;  Martin  Kovatscb^  zum  honorierten  Dooenten  für  £ncy- 
clop&die  des  Hoebbaues  und  der  Ingenieurwissenscbaften  an  der  tecbn. 
Hochschule  in  Brunn. 

Der  nistoriennialer  Prof.  Hana  Makart,  zum  Prof.  an  der  Spe- 
dalachule  für  Historienmalerei  der  k.  L  Akademie  der  bildenden  Künste 
in  Wien  (a.  h.  Entaclil  v.  7.  Dec,  l  JO- 

Der  bisherige  Hilfsarbeiter  der  Bibliothek  der  Akademie  der  bil* 
denden  Künste  in  Wien,  Joseph  Dörnjac,  tum  Scriptor  dieser  Biblio- 
thek (2.  Növ,  1.  J.).  

Zum  Vicepräses  der  rechtsbistorischen  Staatsprüfungscommission 
iu  -Krdkau  der  ordentL  Prof.  des  Kircbenrecbtes  an  der  jurid,  Facult&t 
daselbst,  Dr.  Udalricb  Hey  mann.  Zum  Mitgliede  der  recbtahistor,  Ötaats- 

SrÜfungscommission  in  Vii^ieu  der  Privatdocent  des  römischen  Becbtes  an 
er  Wiener  Univ.,  Dr.  Joseph  Freiherr  von  Schey.  Zu  Mitgliedern  der 
Staats  wissenschaftlichen  Staatsprüfungscommission  in  Prag  der  Privat- 
docent für  allgemeines  und  österreichisches  Staatsrecht,  Dr,  Joseph  Ul- 
bricht und  der  Privatdocent  für  politische  Oekonomie,  Dr,  Albin  Br^f» 
d«r  recbtahistor.  Staatsprüfungscommission  in  Krakau  der  ordentl.  Prof. 
dca  Staatsiecbtcs  an  der  jurid.  Facultat  daselbst.  Dr.  Franz  Kasnarek, 
und  der  ordentl.  Prof.  des  Kirchenrechtes  an  der  tUeolog.  Facultat  da- 
selbst, Dr.  Joseph  Pelczar,  der  Staats wiasenschaftlicben  Staatprüfunga- 
€tv:  11    in  Czernowitz.    der   ordentl,  Prof.  des  deutschen  Rechtes  an 

li'  1  aeultät  daselbst,  Dr.  Friedrich  öchuler  von  Libloy,   und 

d^t   i  lu.Hi^.jatb  Andreas  Lippert 

Zu  Functionären  bei  aen  theoretischen  Staatsprüfungen  in  Wien 
im  Studienjahre  1878/9:  1.  Bei  der  recbtahistor.  Staatsprüfungsoommis- 
•ton:  aU  Präses:  Hofrath  Prof  Dr.  L.  Neumann»  als  erster  VtcepriUea: 

61  • 


904  Personal-  und  Scbulnotizen. 

Prof.  Dr.  H.  Siegel ,  als  zweiter:  Prof.  Dr.  L.  Pf  äff,  als  Commissäre :  Sec- 
tionsrath  Dr.  B.  Ritter  von  David,  Uofrath  Dr.  Kalessa,  Sectionachef 
Dr.  K.  Lemayer,  Concipist  Dr.  G.  Winter,  die  Proff.  Dr.  A.  Exner, 
Dr.  S.  Grünhut,  Dr.  ¥.  Hofmann,  Dr.  F.  Maassen,  Dr.  J.  A. 
Tomaschek,  Dr.  K.  Werner,  Dr.  J.  Zhishmann,  die  Privatdocenten 
Dr.  J.  Freiherr  von  Schey,  Dr.  H.  Schuster,  die  Advocaten  Dr.  V. 
Uasenöhrl,  Dr.  L.  Lichteustern,  Dr.  A.  Salomon,  Dr.  E.  Sin- 
ger, Dr.  S.  K.  Weil.  2.  Bei  der  judiciellen  Staatsprüfnngscommission: 
als  Präses:  Hofrath  Prof.  Dr.  W.  Wahl  her g,  als  Vicepräses:  Dr.  G. 
Bitter  von  Keller,  Viceprasident  des  österr.  Oberlandc^gerichtes,  als 
Oommissäre:  Hofsecretär  Dr.  A.  Freiherr  von  Budwinski,  die  Hofräthe 
W.  Frühwald,  Dr.  F.  Kalessa,  A.  Ritter  Mages  von  Kompillan, 
Sectionschef  Dr.  E.  Lemayor,  Ministerialrath  Dr.  Ph.  Ritter  Harras 
von  Harrassowsky,  Generalprocurator  Dr.  £.  Ritter  von  Liszt,  See- 
tionsrath  Dr.  K.  Krall,  die  öberlandesgerichtsrathe  Dr.  K.  Graf  Cho- 
rinski,  F.  Gernerth,  Dr.  J.  Hitzinger,  G.  Lienbachet,  C.Wag- 
ner, Landesgerichtsrath  Dr.  L.  Zaillner,  Oberfioanzrath  Dr.  F.  Edler 
von  Rosas,  Rcgierungsrath  Dr.  F.  Schuster,  die  Ministerialsecretäre 
Dr.  J.  Kaserer,  Dr.  J.  Ritter  von  Spann,  Dr.  £.  Steinbach,  die 
Proff.  Dr.  A.  Einer,  Dr.  S.  Grünhut,  Dr.  M.  Heyssler,  Dr.  F. 
Hofmann,  Dr.  W.  Lustkandl,  Dr.  S.  Maver,  Dr.  A.  Menger, 
Privatdocent  Dr.  F.  Lentner,  die  Advocaten  Dr.  W.  Ritter  von  Gunesch, 
Dr.  L.  Johanny,  Dr.  L.  Lichtenstern,  Dr.  R.  Nowak,  Dr.  A. 
Pann,  Dr.  F.  Samitsch,  Dr.  L.  Schiestl,  Dr.  E.  Singer,  Dr.  K, 
Tremel,  Dr.  A.  üngermann,  Dr.  E.  Ritter  von  Wiedenfeld,  die 
Notare  L.  von  Hönigsberg,  Dr.  M.  Melkus.  3.  Bei  der  staatswissen- 
schaftlichen Staatsprüfungscommission:  als  Präses:  Sectionschef  Dr.  £. 
Freiherr  von  Tomaschek,  als  erster  Vicepräses:  Sectionschef  Dr.  A. 
Ficker,  als  zweiter:  Dr.  F.  Kalessa,  als  Oommissäre:  Ministerialrath 
Dr.  E.  Herrmann,  Hofrath  Dr.  A.  Ritter  von  Pawlowski,  Legations- 
rath  Dr.  E.  Edler  von  Plener,  Hofconcipist  Dr.  K.  Hugelmann,  die 
Proff.  Dr.  A.  Beer,  Dr.  H.  Blodig,  Hofrath  Dr.  Brachelli,  Dr.  W. 
Lustkandl,  Dr.  G.  Marchet,  Dr.  K.  Menger,  Rcgierungsrath  Dr. 
Ritter  von  Neumann-Spallart,  Hofrath  Dr.  L.  Neumann,  Dr.  L. 
Ritter  von  Stein,  Privatdocent  Dr.  E.  Sax. 

Zu  Examinatoren  bei  der  k.  k.  wiss.  Gymnasialprüfungscommission 
in  Wien  die  Proff.  an  der  Universität:  Hofrath  Dr.  K.  Zimmermann, 
Dr.  F.  Brentano  und  Dr.  Th.  Vogt  für  philosophische  Propädeutik; 
Dr.  W.  Harte  1  und  Regierungsrath  Dr.  K.  Schenk  1  für  class.  Philo- 
logie, Dr.  Th.  Gomperz  für  das  Griechische;  Dr.  R.  Heinzel  für 
deutsche  Sprache;  Dr.  A.  Mussafia  für  italiänische  Sprache;  Hofrath 
Dr.  F.  Ritter  von  Miklosich  für  slavische  Philologie;  Dr.  0.  Lorenz, 
Dr.  M.  Büdinger,  Dr.  H.  Ritter  von  Zeissberg  für  Geschichte,  Dr. 
0.  Hirschfeld  für  alte  Geschichte;  Dr.  F.  Simony  für  Geographie; 
Hofrath  Dr.  L.  Königsberger  für  Mathematik;  Hofrath  Dr.  J.  Stefan 
für  Physik;  Dr.  K.  Claus  für  Zoologie;  Dr.  A.  Kern  er  Bitter  von 
Merilaun  und  Dr.  H.  W.  Reichardt  für  Botanik;  Hofrath  Dr.  G. 
Tschermak  für  Mineralogie. 

Zum  Präses  der  k.  k.  wisssenschaftlichen  Realschulprüfungscom- 
mission  in  Wien  der  emeritierte  Prof.  der  techn.  Hochschule  daselbst, 
Regierungsrath  J.  Höniff. 

Zu  Examinatoren  bei  den  k.  k.  wissenschaftlichen  Realschulprfi- 
fungscommissionen  für  das  Studienjahr  1878/9:  -4)  in  Wien:  L  Bei 
der  Abtheilung  für  das  Realschullehramt :  für  deutsche  Sprache  Director 
Dr.  A.  Ritter  Effgerv.  Möllwald,  für  französische  Sprache  Prof.  Dr.  A. 
Mussafia  und  der  Privatdocent  Dr.  F.  Lotheissen,  für  englische 
Sprache  Prof.  Dr.  J.  Schipper,  für  italiänische  Sprache  Prof.  Dr.  A. 
Mussafia,  für  die  slavischen  Sprachen  (mit  Ausnahme  des  Böhmischen) 
FtoI  Hofrath  Dr.  F.Ritter  v.  Miklosich,  für  böhmische  Sprache  Uni- 


Personal-  uad  Schultiotizen. 


085 


ersit&tslehrer  R^gierungsratb  Dr,  A-  äembera,  för  rumänieohc  Spmcb© 
[)r,  ßaail  Grig^oraviza,    für  Geßclüchte  Prof.  Dr,  A.  Beer,  für  Geo- 
raphi^  Prof  Ur.  F,  Simonj,  für  die  bei  der  Lehrbefahigmig  för  Ger»- 
Igi  hte   in  Betracbt  kommende  ÖsU»rreichische  Stutistik 

Prof.  Hofratb  Dr.  H.  ßracbelli,  für  Malh»;u»Ätik 
iiiyirun»  Ui\  L  Königsb erger  und  Prof.  Dr,  J.  Kolbe,  für  dnr- 
ido  Geometrie  Prof,  R.  Staudigl,  für  Pbysik  Prof.  Dr,  V.  Pierre, 
liemie    Prot   Dr,  A.  Bauer,    für  Zoologie   uad  Botanik  Prof.  Dr. 
aJreas  Komb  aber,    für  Mineralogie  Prof,  Hofrath  Dr.  F.  v.  llö<!h- 
it*M*^i      ab    vermittelnder   Examinator   bei    den    mathematisch  n« tu r- 
atlichen  Prüfungen    für    das  irehrarat  mit  italiftnificber  Unter- 
tri  ]\e  Realscbulprof.  Dr,  J.  Zampieri;    II,  Bei  der  Abtheilunsf 

&r  tlaa  Lehramt  der  Handelswißaenscbaften :  für  Handel agescb ich te  Prof, 
r,  H.  Richter,    für   Handelsgeographie    Prof,    Dr.  F.  Siraony,    llir 
landelsaritbmetik  Prof,   S.  S pitter,    für  Handels-    und  Wechselkunde 
und  für  Volkswirthi^chaftslebre  Prof.  Dr,  H,  Blöd  ig,    für  Buchhaltung 
Prof,  h\  Kitt,  für  die  L^nterrichtgapracho  die  bei  der  ersten  Abtheilung 
stelUcu  Examinatoren  Dr,  Ritter  Egger  v,  Möllwald,  Dr.  A.  Mus- 
pafia,  Dr.  F.  Ritter  v,  Mikio»ich   und  Dr,  A,  Sembera;    III,  Bei 
er  Abthcihmg  lür   das  Lehramt   des  Freihandzeichnens:    för  geometri- 
Ches  Zeichnen    und    für  allgemeine  didaktiscb-pädagogiaclie  Fragen  Di- 
Bctor  Regierungarath  E.  Walser,    für  allgcmouio  und  Culturgeschichte 
nd    für    Kunststiüehre    Prof.    Dr,    K.   v.    Lütaow»    für  Anatomie   des 
Denschlichen  Körpers  Prof,  Dr.  A.  Frisch,    für  Ornamentik  und  male- 
"  che   Perspective*    Prof.    Regierungsratb  J,  Storck,    für   das    figurale 
richnen  Prof.  A,  Eisen  menger,  für  Modellieren  Prof.  K,  Radnitzk}, 
die  Unterrichtssprache  die  bei  der  ersten  Abtheilung  bestellten  £ia- 
alnatoren  Dr.  A.  Ritter  Egger  v.  Möllwald,  Dr  A.  Mussafia,  Dr. 
Ritti^r  V,  Miklosich  und  Dr.  A,  Öembera.  —  B)  in  Prag:  zum 
Jircctor:   Praf.  Dr.  K.  Koristka,  zu  Fachexaminatoren:  I.  Bei  der  Ah- 
beilung    für  das    RealschuUehramt:    für    deutsche  Sprache  Prof,  Dr.  J. 
Celle,  für  ßechische  Sprache  Prol.  M.  Hattala,  für  französische  Sprache 
Vof.  Dr.  J,  Cornu,    für  englische  8pi-acho  Lector  J,  Holzamer,    rür 
"  aiscbe  Sprache  Lector  Dr.  R.  Vielraetti,  für  Gesächi«  hte  die  Proff. 
rungsrath  Dr.  €  Ritter  v.  Hofier  und  Regierungsratb  W.  Tomek, 
eographie  Prof.  Dr,  K.  Kofiatka,    für  Mathematik  die  Proff,  Dr, 
Dnrege,    Dr.   F.  iStudnicka,    Prof,  J.   Lieblein,    Prof.    Dr.  G. 
lai&ek,    für   darstellende    Geometrie   die   ProlF.    K,    Küpper    und  F. 
|fir,  für  Physik  die  Proff.  Regierungsratb  Dr.  A,  v.  Walte nbofen 
Zenger,    für  Chemie  die  Pro  ff  Dr.  W,  Gintl  und  Dr,  A.  Sa- 
Fik,    für  Naturgeschichte  die  Proff.   Regie rongsrath  Dr,  F.  Ritter  v. 
Itein,    Dr.   M.  W  illkomm    und   J.  Krejci;    IL  Bei  der  AbtheÜung 
|r  das  Lehramt  der  Handelswissenschaften :     für  Handelsgeschichte  die 
Dff*  Dr,  C,  Ritter  v,  H öfter  und  W.  Tomek,  für  Hijudelsc-eographie 
:>f.  Dr,  K-  Kofistka,  für  Handelaarithmetik  die  Proff.  J,  Liebleiu 
ad  Dr,  G.  Blaiek,  für  Buchhaltung,  Handels-  und  Weckselkonde  und 
landelscorrespondenz  Prof.  Dr,  D.  Ullniann  und  Advocat  Dt-A,  Mez- 
nik,    für    die  Unterrichtssprache  die  Proff,  Dr;  J,  Kelle  und  M,  Hat- 
^la;  IIL  Bei  der  Abthellung   für  das  Lehramt  des  Freihandzeichnens; 
darstellende  Geometrie  und  didaktisch- pädagogische  Fragen  die  Proff. 
Küpper   und   F,  TiUer,    für  Anatomie   des  raenschlichen  Körper» 
|ed.-Dr,  W.  iiteffal,    für    ornamentales   Zeichnen    und  Kunststillebie 
Ütekt  A,  Barvitiua^    für   figurale»  Zeichnen  Prof.  A.  Lbota,  für 
'lieren  Lehrer  Tb.  Seid  au,   für   die  Unterrichtssprache   tlie  Proff, 
Kelle  und  M,  Hattala.  —  Cj  in  Graz:  zum  Direntofj  der  Prot 
tinischen  Hochschule  J,  Ro gner»  zu  Fachexaminatoren:  ]   Bei 
|luDg  für  das  RealschuUehramt;  für  deutsche  Sprache  Prof,  Dr, 
ibach,  für  Iranzdsische  und  italienische  Sprache  Prof.  Dr.  H. 
iKttchardt,  fiSr  slavische  Sprachen  Prof.  Dr,  G.  Krok,  für  Gettcbichte 


906 


Personal-  and  Scholnotizen* 


die  Proff.  Dr.  F.  Kronos  und  Dr.  A,  Wolf,  för  Geogrrapliie 
W»  Tomascbek,  für  Mathematik  Prof.  J.  Roener,  für  darstclleiiJ^ 
Gecmetrie  Prof,  E.  Koutny,  für  Phjsik  Prof.  J.  Posch!,  für  Cbetoi> 
Prof.  Dt.  R.  Maly,  für  Zoologie  Prof.  Dr.  K  Peters  und  Priratdoortit 
Dr.  A.  Mojsisowics  Edler  von  Mojsvär,  für  Mineralogie  und  Geologie 
die  Proff.  Dr,  K,  Peters  und  Dr.  C,  Doelter,  lör  Botanik  Prof.  Dr. 
H,  Leitgebi  II.  Bei  der  Abtlieilang  flir  das  Lelirarat  der  Handeb- 
wissenBcliafteii:  für  Handelsgeograjihie ,  Hau delsge schichte  und  Volks- 
wirthachaftskbre  Privattiocent  Dr.  H.  Bischof,  für  allgemeine  Arith- 
metik Prof,  J.  Rogner,  (Hr  Handelsarithmetik,  Buchhaltung  und  Handel*- 
correspoiidenz  Docent  F,  Hartmann,  fBr  Handels-  und  WechsiHknnde 
Prof.  KegierungsTath  Dr.  J.  Blaschke,  flr  die  Unterrichtssprache  die 
Proff.  Dr,  A.  ISchönbach,  Dr.  H.  Schuchardt  und  Dr.  G.  Krek. — 
D)  m  Brtinn:  zum  Director:  Prof.  G,  Niesel  v.  May  endo  rf,  m 
Fachexaminatoren :  für  Mathematik  Prof.  F.  ünferdinger,  fUr  dar- 
äteUende  Geometrie  Prof.  G.  Peschka,  für  Physik  Prof.  Dr.  B.  Feigel, 
für  Chemie  Prof.  Dr.  R.  Ha  her  mann,  für  Naturgeschichte  Prof.  i. 
Makowsky  und  Docent  Ä.  Tomaschek,  für  das  Deutsche  als  ünter- 
richtsaprache  der  Gymnasialprof.  L.  Lampel,  und  für  das  Böhmische  als 
Unterrichtssprache  der  Eealachulprof.  A.  Sl a t z e  n  a  u  e  r,  —  E)  in  L  e m- 
berg:  zum  Director:  Prof.  L,  Zmurko,  zu  Facheiaminatoreji :  fSr 
deutsche  Sprache  Prof.  Dr.  L.  C  wikliiiski,  für  polnische  Sprache  Prof. 
Dr.  R.  Pilat,  für  rutheniBche  Prof.  Dr.  E.  Ogonowski,  für  Geographie 
und  Ge&chicbte  Prof.  Dr.  I.  Szaraniewic«  und  Director  S.  Saw» 
czynaki^  für  Mathematik  Prof.  L.  Zmurko  und  Prof.  Dr,  L.  Zajacf- 
kowskif  für  darstellende  Geometrie  die  Proff.  K.  Maszkowski  und 
J,  Franke,  für  Physik  die  Proff.  Dr.  F.  Ritter  v.  Strzelecki  imJ  Dr. 
0.  Fabian,  für  Chemie  die  Proff,  Dr.  A.  Freund.  Dr.  R.  Wawniki«^ 
wicz,  für  Zoologie  Prof,  Dr.  S,  v.  Syrski,  für  Botanik  Prof.  Dr.  Th, 
Ciesielöki,  für  Mineralogie  Prof.  J,  Niediwiedzki, 

Zu  Mitgliedern  der  PrüfuugBCommission  für  das  Lehramt  der 
Stenographie  für  das  Studienjahr  1878/9:  A)  in  Wien:  zum  PrMes:  A. 
Lang,  k.  k.  LandesBchulinapector,  zu  Examinatoren;  Oberrecbnongsraih 
R.  Boynger  (zugleich  Stellvertreter  des  Präses),  Lehrer  K.  Faol* 
mann,  Prof.  K.  Kummer,  VV.  Stern,  Director  des  reicbarith liehe« 
Stenographenhureau ;  B)  in  Prag:  zum  Präses:  Director  Dr.  W,  Kogler, 
zu  Eiaminatoren :  Prof.  J.  G  u  c  k  I e r ,  Lehrer  G.  K  r o  u  s k  if- ,  Director  K 
von  Ott,  Prof.  L  Prazak;  C)  in  Graz:  zum  Präse.s:  Prof,  Dr.  % 
Ritter  t.  Karajan,  zu  Examinatoren  :  Director  H.  No$,  Lehrer  J.  Riedl, 
Lehrer  J.  Wolf;    D)  in  Innsbruck:  zum  Präses:  Landess  "^    '  tör 

Ch-  Schneller,  zu  Examinatoren:    Prof.  Dr.  A.  Nitsche  IL 

Riedl,  Concipiöt  Dr.  A.  S c b e n k :  E)  in  Lembergi  zum  1..^^.-,  Hot 
Dr.  E.  Czerkawski,  ku  Examinatoren  die  Lehrer  L.  Olewioski  und 
J.  Poliriski, 

Zum  Examinator  bei  der  k.  k.  Prüfungscommission  für  das  Leht- 
amt  der  Musik  an  Mittelschulen  und  Lehreroildungsanstalten  der  Prof. 
am  Conservatorium  in  Wien,  K.  Hoff  mann. 

Zu  Mitgliedern  der  Commission  zur  Vornahme  dt»r  Diplofusprüfung 
aus  den  Gegenständen  der  Maschinen  bau  schule  an  der  t  rh- 

schüle  in  Wien  für  das  Studienjahr  1878  9  die  Proff.  der  -h- 

whulei  Anton  Beyer,  k.  k,  Oherbaurath;  Wilhelm  Riti.^r  rj 

Leopold  Hauffe,  derzeit  Decan;  Ignaz  Heger,  derzeit  Pi  irl 

Jenny,  k.  k.  ßergrath ;  Dr.  Joseph  Kolbe;  Dr.  Victor  Pieti'  ,  uvuikin» 
Radinger;  Georg  Reh  bann,  k.  k.  Baurath;  Simon  Spitxer;  Ur- 
Rudolph Staudigh  Dr.  Wilhelm  Tinter;  Dr  Ant,,t.  Wiuckler;  dans 
die  ausser  aem  Verbände  der  Hochschule  steh  urtiäiiner:  Ludwig 

Becker^  Central-Inspector  der  Kaiser-Ferdiri;  ii»fthn,  und  Ada|^ 

Freiherr  t.  Burg,  k.  k.  Hofrath  und  Mitglied  des  Herrenh&use*. 


Personal-  und  Schulnotizen« 


mi 


Zu  Mitgliedern  der  Ceutral-Coinniission  zur  Erforschung  und  Er- 
lang der  KuQst-  und  historischen  Denkmäler  die  bisherigen  Mitglieder 
jicrungsrath  A.  Ritter  v.  Camesina  v,  San  Vittore,  Oberbaurath  und 
öl  H. Kitter  v.  Ferstel,  Prof.  A,  Haaser,  Custos  Dr.  R  Kenner, 
Prof.  J.  Klein,  Regierungsrath  Dr.  E.  Freiherm  von  Sacke n,  Ober- 
baurath und  Prof,  F.  Schmidt,  Hofrath  Prof.  Dn  Th.  Sickel  und 
Prof.  Dr.  H.  Ritter  v.  Zeisaberg. 

Der  Director  des  Staatsgymnasiums  in  Ragusa,  Joseph  Perieic, 
2um  Director  des  Staatsgymnaalums  in  Zara;  der  Director  des  Staata- 
Untergymnasiums  in  Sign,  Constantin  Matas^  zürn  Director  des  Staats- 

I  gjninasiuTDs  in  Ragusa;  der  Qymnasial-Prof.  Michael  Glayinid  tum 
Director  des  Staatsgymnasiunis  in  Spalato  und  der  Leiter  des  Staatsgym- 
naaiums  in  Cattaro,  Prof.  Augustiu  Dobrilovic,  zum  Director  dieser 
Lehranstalt  (a,  h.  Entschl.  t.  12.  Oct.  1.  J,);  der  Prof.  des  Kleingeitner 
deutschen  Ormn.  in  Prag.  Dr.  Joseph  Walter,  2um  Director  des  Gyran. 
in  Mies  (a.  h.  EntschL  v.  9.  Nov.  L  J.);  der  Prof.  des  ersten  Gymn.  in 
Graz,  Dr.  Georg  Lukas^  xum  Director  des  Gymn.  in  WÄidenan  {a.  h. 
Entschl.  V,  19.  Nov.  L  J.);  der  Director  des  Gymo.  in  Drohobyca,  Johann 
Kerökjdrtö,  tnm  Director  des  Gyran.  in  Stanielau  und  der  Prof.  am 
Franz-Joäephs-Gymn.  tu  Lemberg,  Adalbert  Biesiadzki,  zum  Director 
de«  Gyntin,  in  Drohobycz  (21»  Dec.  1.  J.), 

Der  gegenseitige  Dienstpostentausch  der  GymnaEialpTofessoren  Dr. 

p Eduard  Schröder  in  Brunn  und  Joseph  Cech  in  Kremsier  wurde  aus 

» Dienatesröcksichten  genehmigt 

Der  Weltpriester  Fortunato  Vulovi(S  zum  kath.  Religion sl ehrer  atn 
Realgymn.  in  Cattaro  und  der  Weltpriester  Anton  Blyakal  zum  kath. 
Rdigionslehrer  am  Gymn.  in  Sorabar  (15.  Nov.  L  J,);  der  Weltpriester 
und  Coopi3rator  an  der  St.  Just-Kirche  in  Triest,  Joseph  Artico,  zum 
Religionslehrer  am  Gymn.  in  Capo  d'lstria  (27.  Nov.  L  J.);  der  Supplent 
an  der  Realschule  in  Iglau,  Carl  Schmidt,  zam  Lehrer  am  Gymn.  in 
Iglau  (17.  Dec.  1.  J.);  der  Supplent  Hasil  Bumbac  zum  wirkL  Lehrer 
am  griechisch-orientalischen  Gymn.  in  Buczawa. 

Der  Katechet  am  Gymn.  in  Spalato,  Johann  Devic,  zum  Dom- 
herrn   und    der   Religionskhrer   an    der   Realschule   daselbst,    Matthäus 

'Zannoni,  zum  Ehrendomherm  am  Kathedralcapitel  zn  Spalato  (a.  h. 
Entschl  v.  IL  Nov.  1.  J,j. 

Der  prov.   Leiter   der   Staaterealschule   in  Spalato,    Prof.   Lorenz 

,  ßor^iö,  ZQiTi  wirkl,  Director  dieser  Lehranstalt  (14*  Oct,  1.  J.). 

Der  Prof.  an  der  CommnnalnüttelBchule  in  Koraotau,  Jnlian  Tim- 

[■mel,  zum  Prof.  an  der  Realschule  in  Lini. 

Der  Director  der  deutschen  Lehrerinenhiklangsanstalt  iu  Brunn, 

iDr.  Franz  Kretschnieycr,  zum  Director  der  Lchrerineubildungsanstalt 

in   Brunn    (2.  Nov.    L    J.);    der   Director   der   Lehrerbildungdaustalt    in 

Trautenan,  Franz  Heisinger,  zum  Director  der  Lehrerbildungsanstalt 

in  Egrr  (20.  Nov.  L  J.). 

■  Der  Prof.  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Bregenz^  Franz  Banz* 

^Hczek,    zum   Prof.  an  der  Lehrerinenbildungsanstalt  in  Linz  (23.  Nov. 

'  1,  J.);  der  Prof.  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Sobiealau,  Joseph  Vavra, 

zum  Prof.  an  der  Lehrerbildungsanstalt  iu  Jiüin  (18.  Dec.  L  J,). 

Dem  Prof.  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Linz,  Jos.  Stadtler, 
[wurde  In  Anerkennung  meiner  vorzüglichen  Dienstleistung  die  VI li.  Rang- 
verliehen. 

Zu  Lehrern  an  der  höheren  Gewerbeschule  in  Krakau  der  Architekt 
I  Slavonür  Odrzywolski  und  der  Assistent  an  der  technischen  Hoch- 
i schule  in  Lembergi  Victor  Freu. 


068  Personal-  and  Scbolnotizen. 

Von  dor  k.  k.  wiss.  Bealschnlprüfiingsoommiasion  in  Prag  im 
Studienjahre  1877/8  approbierte  Lehramtscandidaten :  1)  Ans  franzds.  und 
engl.  Sprache  OB.:  Eugen  Fierlinger,  Anton  Turkus  (mit  deutscher 
Unterrichtssprache);  aus  französ.  Sprache  OB.,  deutscher  Sprache  ÜB.: 
Karl  Klostermann,  Budolph  Strohall  (deutsch);  aus  iranzös.  und 
öochischer  Sprache  OB.:  Eonrad  Hrastilek,  Adalbert  Paulus,  Julius 
l'aulus  (^echisch);  aus  französ.  Sprache  OB.,  Sechischer  Sprache  ÜB.: 
Johann  Voöadlo  (öechisch);  aus  engl,  und  deutscher  Sprache  OB.: 
Wenzel  Schmeisser  (deutsch);  aus  deutscher  Sprache  OB.,  Greschichte 
und  Geographie  ÜB.:  Franz  Pitschmann  (deutsch);  aus  dechischer 
Sprache  OB.,  deutscher  Sprache  ÜB. :  Johann  Houiriöka  (deutsch  und 
(Eechisch);  aus  deutscher  Sprache  ÜB.  (Ergänzungsorttfung) :  Joseph  Kouba 
(deutsch  und  öechisch) ;  aus  öechischer  Sprache  OB.,  Geschichte  und  Geo- 
graphie ÜB.:  Joseph  Jicha,  Joseph  Weger  (öechisch).  2)  aus  Geschichte 
und  Geographie  OB.:  IgnazBeni§ek  (deutsch).  3)  aus  Mathematik  und 
darstellender  Geometrie  OB.;  Franz  Bergmann.  Adalhert  Breuer 
(deutsch),  Jodann  Mukafovsk^,  FranzNetuka,  Wenzel Kehofovsky, 
Anton  Sucharda  (Sechisch) ;  aus  Mathematik  OB.,  darstellender  Geometrie 
ÜB.:  Carl  Löschner  (deutsch),  Joseph  Mater  na  (Sechisch);  aus  dar- 
stellender Geometrie  OB.,  Mathematik  ÜB.:  Friedrich  Hopfner,  Leopold 
Isak^  Eduard  Mräzek,  Leopold  Strnad  (deutsch);  Johann  Dunovsk^', 
FranzHodys,  JohannErouza,  BohuslavPospigil, Joseph Prochäzka, 
Franz  Schüller  (Sechisch).  4)  aus  Mathematik  und  Physik  OB.:  Franz 
Wischohlid  (deutsch);  aas  Mathematik  OB.,  Physik  ÜB.:.Othomar 
Oherr,  KarlSirck  (deutsch),  Joseph  Mfnivek  (öecbisch);  aus  Physik 
OB.,  Mathematik  UR:  Wilhelm  Peukert  (deutsch);  aus  Physik  ÜB. 
(Ergänzungsprüfung):  Eduard  Malt  (Sechisch).  5)  aus  Naturgeschichte 
OB.,  Mathematik  ÜB.:  Adalbert  Princ  (Sechisch);  aus  Chemie  OB.. 
Naturgeschichte  ÜB. :  Heinrich  Hoffmann,  August  N o v ä k ,  Friedrich 
Weyr  (deutsch),  Adalbert  Javürek,  Wenzel  ZabShlick^  (Sechisch); 
aus  Chemie  OB.,  Physik  ÜB.:  ZdenkoSkraup  (deutsch),  Wenzel  Mächoii, 
Emanuel  M  i  1  b  a  u  e  r ,  Budolf  T  r  e  y  b  a  1  (Sechisch).  6 )  aus  Freihandzeichnen 
OB.:  Max  Heinrich,  Wilhelm  Wessel^  (deutsch),  August  Lhota. 
Matthias  StrejSek  (Sechisch). 


Auszeichnungen  erhielten: 

Der  ordentl.  Prof.  der  Geburtshilfe  und  Gynäkologie  an  der  Wiener 
üniv.  und  Vorsitzender  des  n.  ö.  Landessanitätsrathes,  Dr.  Joseph  Späth, 
in  Anerkennung  seines  yerdienstvollen  lehramtlichen  und  sanitären  Wirken» 
den  Orden  der  eisernen  Krone  III.  Cl.  (a.  h.  Entschl.  v.  20.  Oct  1.  J.) : 
der  ordentl.  Prof.  der  Botanik  an'  der  Univ.  in  Krakau,  Dr.  Ignaz 
Czerwiakowski,  aus  Anlass  seines  üebcrtrittes  in  den  bleibenden  Buhe- 
stand in  Anerkennung  seines  vieljährigen  verdienstlichen  Wirkens  im 
Lehramte  und  der  Wissenschaft  den  Orden  der  eisernen  Krone  III.  Cl. 
(a.  h.  Entschl.  v.  25.  Oct.  1.  J.). 

Die  ordentl.  Proflf.  an  der  üniv.  in  Wien,  Dr.  Joseph  Stefan  und 
Dr.  Gustav  T scher mak,  in  Anerkennung  ihres  verdienstvollen  lehramt- 
lichen und  wissenschaftlichen  Wirkens  den  Titel  und  Charakter  von 
Hofrathen  (a.  h.  Entschl.  v.  1.  Nov.  1.  J.). 

Der  ordentl.  Prof.  des  deutschen  polytechn.  Institutes  in  Prag. 
Gustav  Schmidt,  in  Anerkennung  seiner  ausgezeichneten  lehramtlichen 
und  literarischen  Wirksamkeit  den  Titel  eines  Begierungsrathes  (a.  b. 
Entschl.  V.  7.  Oct.  1.  J.). 

Dem  ordentl.  Prof.  an  der  üniv.  in  Prag,  Dr.  Johann  Bitter  von 
Waller,  wurde  anlässlich  seines  üebcrtrittes  in  den  bleibenden  Buhe- 
stand die  a.  h.  Zufriedenheit  seines  vieljährigen  verdienstlichen  Wirkens 
im  Lehramte  ausgesprochen  (a.  h.  Entschl.  v.  9.  Nov.  1.  J.). 


Pei-sonal-  und  Schalnotizen.  909 

Das  Bitterkreuz  des  Franz- Josephsordens :  der  Director  des  Gymn. 
iu  Bielitz,  Schulrath  Friedrich  Schubert,  der  Director  des  Gymu.  im 
9.  Bezirke  in  Wien,  Johann  Ptaschuik,  der  Director  der  Realschule  in 
Pirano,  Franz  Locati,  und  der  Director  des  Franz- Josephs-Gymnasiums 
in  Lemberg,  Dr.  Sigmund  Samolewicz,  den  Titel  eines  Schulrathes, 
der  Director  des  Gymn.  in  Graz,  Philipp  Pauschitz,  der  Director  des 
2.  deutschen  Gymn.  in  Brunn ^  Dr.  Joseph  Parthe,  der  Director  des 
Franciskanergymn.  in  Hall,  P.Max  Hol  aus,  der  Director  der  griechisch- 
orientalischen Oberrcalschule  in  Czemowitz,  Dr.  Wenzel  Korn,  der  Di- 
rector der  (^-echischen  Staatsrealschule  in  Prag,  Johann  ätästn^,  der 
Director  des  Gymn.  auf  der  Kleinseite  in  Prag,  Dr.  Gottlieb  Bier- 
mann, der  Director  der  Staatsrealschule  in  Görz,  Dr.  Egyd  Schreiber 
(a.  h.  Entschl.  v.  29.  üec.  1.  J.). 

Der  Piaristen-Ordenspriester  und  Prof.  des  akademischen  Gymn. 
in  Wien,  P.  Joseph  W indisch,  in  Anerkennung  seiner  mehr  als  vierzig- 
jährigen verdienstlichen  Wirksamkeit  im  Lehramte  das  goldene  Verdienst- 
kreuz mit  der  Krone  (a.  h.  Entschl.  v.  26.  Nov.  1.  J.). 

Der  regulierte  Chorherr  in  St.  Florian  und  Conservator  für  Ober- 
Österreich,  Albin  Czerny,  in  Anerkennung  seines  verdienst  vollen  Wirkens 
das  goldene  Verdienstkreuz  mit  der  Krone  (a.  h.  Entschl.  v.  28.  Oct.  1.  J.). 

Der  Prof.  am  Städtrschen  Kunstinstitute  in  Frankfurt  a.  M., 
Johann  Eduard  Steindle,  in  Anerkennung  seiner  hervorragenden  Lei- 
stungen auf  dem  Gebiete  der  Kunst  den  Orden  der  eisernen  Krone  III.  Gl. 

Der  Hofschauspieler  und  Regisseur  des  Hof burgtheaters ,  Ludwig 
Gabillon,  in  Anerkennung  seiner  vieljäbrigen  künstlerischen  Wirksam- 
keit aas  Ritterkreuz  des  Franz- Josephs-Ordens. 

Der  k.  k.  Hof-  und  Universitätsbuchhändler  Hermann  Manz  in 
Anerkennung  seiner  vorzüglichen  publicistischen  Leistungen  die  goldene 
Medaille  für  Kunst  und  Wissenschaft. 

Se.  Maj.  der  Kaiser  hat  die  von  dem  Professoren-Collegium  der 
k.  k.  Akademie  der  bildenden  Künste  in  Wien  vorgenommene  Wahl  der 
nachbenannten  Persönlichkeiten  zu  Ehrenmitgliedern  dieser  Akademie 
bestätigt:  1.  der  Kunstfreunde:  L.  Ritter  v.  Wieser,  k.  k.  Hofrath.  in 
Wien;  M.  Comte  de  Vogu^,  Botschafter  Frankreichs  am  k.  und  k.  Hofe 
in  Wien;  Vicorate  H.  Delaborde  in  Paris.  —  2.  der  Maler:  P.  Baudry 
in  Paris;  L.  Bonnat  in  Paris;  W.  Bouguereau  in  Paris;  J.  J.  Lefeb- 
vre  in  Paris;  C.Green  in  London;  H.  Herkomer  in  Bushey  (England); 
J.  E.  Millais  in  London;  L.  Alma  Tadema  in  London;  C.  v.  Gebhardt 
in  Düsseldorf;  A.  F.  v.  Werner  in  Berlin;  J.  Stevens  in  Brüssel; 
M.  Munkacsy  (aus  Ungarn)  in  Paris;  F.  Pradilla  in  Madrid;  J.  de 
Nittis  (aus  Italien)  in  Paris.  —  3.  der  Bildhauer:  H.  M.  A.  Chapu 
in  Paris;  G.  J.  Thomas  in  Paris;  G.  Monte  verde,  Professor,  in  Rom. 
—  4.  der  Kupferstecher:  J.  Sonnenleiter  in  Wien;  Fr.  Weber  in 
Basel;  J.  L.  Raab,  Professor,  in  München;  A.  Fran9ois  in  Paris; 
L.  Gauoherel  in  Paris;  J.  F.  Jacqueniart  in  Paris.  — -  5.  der  Archi- 
tekten: H.  Ende,  Baurath,  in  Berlin;  J.  Otzen  in  Berlin;  H.  Lefuel 
in  Paris;  C.  Barry  in  London;  Caftangioglu  in  Athen, 

Aus  Anlass  der  Weltausstellung  in  Paris  erhielten  den  Orden  der 
Ehrenlegion:  der  Prof.  am  Polytechnicum  in  Wien,  Dr.  Alexander  Bauer: 
Prof.  Regierun esrath  E,  W.  Exner,  der  Prof.  des  Hüttenwesens  in 
Leoben,  Kupelwieser,  Dr.  Luschan,  Prof.  Rösler,  Chemiker  an  der 
Weinbauschule  in  Klostemeuburg ,  Architekt  Baron  Hasen auer,  die 
Maler  L*Allemand,  Passini,  Makart,  Steinle. 

Anlässlich  der  Pariser  Weltausstellung  hat  die  französische  Re- 
gierung ernannt  zu  Ofißcieren  de  V  Instruction  publique :  Hofrath  Dr.  Joseph 
Stefan,  Univ.  Prof.  in  Wien,  Hofrath  Franz  Ritter  von  Hauer,  Director 
der  geologischen  Reichsaustalt,  Med.- Dr.  Ernst  von  Fleisch  1,  Privat- 
docent  an  der  Univ.  in  Wien,  Regierungsrath  Jacob  Ritter  von  Falke, 
Di rector-Stell Vertreter  am  öeterreichischen  Museum  für  Kunst  und  Indu- 


070  Personal-  und  Schnlnotizen. 

strie  in  Wien,  Regierungsrath  Di^  Emil  Hornig,  Prof.  der  Staats-Ober- 
realschnle  auf  der  Landstrasse  in  Wien,  und  Julius  Sonntag,  Prof.  an 
der  Landes-Oberrealschule  in  Znaim;  zu  Officieren  der  Akademie  Regie- 
rungsrath Dr.  Joseph  Weiser,  Director  der  Staats-Oberrealschule  anf 
der  Landstrasse  in  Wien,  Camillo  Sitte,  Director  der  Staatsgewerbe- 
schule  in  Salzburg,  und  Re^eruugsrath  Friedrich  Kick,  Prof.  am  deutschen 
polytechnischen  Institute  in  Prag. 

Der  deutsche  Kaiser  hat  den  Dichtern  Franz  Nisse  1,  Adolf  Wil- 
brandt,  Ludwig  Anzengruber  den  Schillerpreis  von  je  eintausend 
Thalern  in  Gold  verliehen. 

Die  österr.  Maler  Franz  De  fr  egger  und  Gabriel  Max  wurden  Tom 
König  von  Baiern  zu  ordentl.  Proff.  der  Historienmalerei  an  der  Akademie 
der  bildenden  Künste  in  München  ernannt. 


Nekrologie 

(Mitte  October  bis  Ende  November). 

'    xAm  18.  Oct.  1.  J.  in  Lemberg   der  ordentL  Prof.    der   deutschen 

Sprache  an  der  dortigen  Univ.,   Dr.  Eugen  Arnold  Janota,  56  J.  alt 

und  in  Leipzig  der  ordentl.  Prof.  an  der  dortigen  Univ.,  Geheimrath  Dr. 

Gustav  Hänel.  als  Romanist  weithin  bekannt,  86  J.  alt. 

Am  21.  Oct.  1.  J.  in  Venedig  der  Maler  Friedrich  Nerly,  durch 
seine  Mondlandschaften  und  venetianischen  Architekturbilder  bekannt, 
79  J.  alt. 

Am  22.  Oct.  1.  J.  in  St.  Mary's  bei  Adelaide ,  Colonie  Südaustralien, 
6.  Herschel  Babbage,  bekannter  australischer  Entdeckungsreisender, 
63  J.  alt. 

Am  26.  Oct.  1.  J.  in  Weimar  der  berühmte  Kupferstecher,  Prof. 
August  Schwerdgeburtb,  83  J.  alt,  und  in  Paris  der  Landschafts- 
maler Gaspard  Lacroix. 

Am  27.  Oct.  1.  J.  in  Bremen  der  durch  seine  Reisewerke  und  geo- 
graphischen Schilderungen  rühmlich  bekannte  Schriftsteller,  Stadtbiblio- 
thekar Dr.  J.  G.  Kohl. 

Am  28.  Oct.  1.  J.  in  Salzburg  der  k.  k.  Conservator,  Georg  Pe- 
zolt,  als  Landschafts-  und  Architekturzeichner  bekannt,  und  in  Frei- 
burg i.  B.  der  Prof.  der  Chirurgie  an  der  medicin.  Facultät  der  dortigen 
Univ.,  Dr.  K.  Heck  er,  66  J.  alt. 

Am  29.  Oct.  1.  J.  in  Strassburg  der  Prof.  an  der  theolog.  Facultät 
der  dortigen  Univ.,  Dr.  J.  W.  Baum. 

Am  31.  Oct.  1.  J.  in  Paris  Ludwig  Anton  Garnier -Pag^s,  Mit- 
glied der  provisorischen  Regierung  von  1848  und  1849,  als  historischer 
und  politischer  Schriftsteller  bekannt,  76  J.  alt. 

Am  Oct.  1.  J.  in  Admont  der  Prior  des  dortigen  Benedictiner- 
stiftes  und  fürsterzbischöflicher  Consistorialrath ,  Dr.  Friedr.  Schäfer, 
Prof.  der  Pastoraltheologie,  65  J.  alt. 

Am  5.  Nov.  1.  J.  in  Freiburg  i.  B.  der  Prof.  der  Philosophie,  Dr. 
J.  Spengler,  79  J.  alt,  und  in  Eisenach  der  Gymnasialprof.  a.  D., 
Hofrath  W.  Weissenborn,  durch  seine  Arbeiten  über  Livios  bekannt, 
75  J.  alt. 

Am  6.  Nov.  1.  J.  in  Epping  unweit  London  der  berühmte  eng- 
lische Tragöde,  Samuel  Phelps,  der  besonders  als  Darsteller  Shakes- 
peare'scher  Charaktere  glänzte,  72  J.  alt,  und  in  Brescia  die  italiänische 
Dichterin  Francesca  Alberti  dei  Lutta,  aus  dem  Trentino  gebürtig, 
47  J.  alt. 

Am  10.  Nov.  1.  J.  in  Stuttgart  der  Prof.  Eduard  Herdle,  be- 
sonders durch  seine  weitverbreiteten  Wandtafelvorlagen  für  den  Elemen- 
tarunterricht im  Freihandzeichnen  bekannt,  57  J.  alt. 

Am  12.  Nov.  1.  J.  in  Würzburg  der  Prof.  der  Anjgenheilkunde  an 
der  medicin.  Facultät  der  dortigen  Univ.,  Dr.  Robert  von  Well,  64  J.  alt 


EntgegnuDgen  und  Erwiderangen.  911 

Am  13.  Nov.  1.  J.  in  Wien  der  Prof.  der  Violinschule  am  hiesigen 
Conservatorium,  Karl  Heissl  er,  55  J.'  alt. 

Am  16.  Nov.  1.  J.  in  der  Landesirrenanstalt  zu  Ybbs  der  berühmte 
Bildhauer,  Anton  Dominik  Ritter  von  Fern  körn,  zu  Erfurt  am  17.  März 
1813  eeboren,  im  Gamisonsspitale  zu  Wien  der  Lehramtscandidat  und 
k.  k.  Keservelieutenant,  Hilarion  Muntean,  in  Folge  der  in  der  Schlacht 
bei  Senkoviö  empfangenen  Wunden,  und  in  Berlin  der  preussische  Hof- 
schauspieler Georg  Hiltl,  als  Uebersetzer  und  Verfasser  "von  Romanen 
und  Novellen  bekannt,  52  J.  alt. 

Am  17.  Nov.  J.  J.  in  Giessen  der  Prof.  an  der  theolog.  Facultät 
der  dortigen  Univ.,  Dr.  Th.  Keim,  der  geistvolle  Verf.  der  Geschichte 
Jesu  von  Nazara,  53  J.  alt. 

Am  18.  Not.  1.  J.  in  Wien  der  Hofschauspieler  Karl  Rettich, 
der  Gatte  der  berühmten  Tragödin  Julie  Rettich,  73  J.  alt. 

Am  24.  Nov.  1.  J.  in  Erlangen  der  Prof.  der  Chemie  an  der  dor- 
tigen Univ.,  Dr.  Eueen  von  Gorup-Besanez,  62  J.  alt. 

Am  27.  Nov.  1.  J.  in  Berlin  der  Dichter  Albert  Emil  Brach- 
vogel, besonders  durch  sein  Drama  *Narcis8*  und  seinen  Roman  'Beau- 
marchais' bekannt,  54  J.  alt,  und  in  Hannover  der  Prof.  der  Mathematik 
am  dortu^en  Polytechnicum,  Friedrich  Grelle,  als  Pachschriftsteller  in 
weiten  Kreisen  rühmlich  genannt. 

Am  30.  Nov.  1.  J.  in  London  der  Schriftsteller  George  Henry  Le- 
wes,  durch  seine  biographischen  Schriften,  besonders  aber  durch  sein 
auch  in  Deutschland  weit  verbreitetes  Buch  'Leben  GötheV  bekannt, 
62  J.  alt,  in  Stuttgart  Julius  Krais,  Pfarrer  in  Ofterdingen,  als  Dichter 
in  der  schwäbischen  Schule  mit  Recht  anerkannt,  und  in  Halle  der  ausser- 
ordentl.  Prof.  an  der  theolog.  Facultät  der  dortigen  Univ.,  Dr.  A.  F. 
Dähne,  71  J.  alt 

Im  Nov.  1.  J.  in  Düsseldorf  der  Musiker  Friedrich  Erk,  der  sich 
um  den  deutschen  Schulgesane:  sehr  verdient  gemacht  hat,  69  J.  alt,  in 
Rambouillet  der  OrientcQist  Nikolaus  von  Khanikow,  k.  russischer 
Staatsrath ,  Verfasser  mehrerer  interessanter  Werke  über  die  Geschichte, 
Geographie  und  Ethnographie  Persiens  und  Centralasiens,  59  J.  alt,  und 
in  Paris  der  Bibliothekar  des  Pariser  Arsenales,  Hjppolite  Lukas,  als 
Schriftsteller  auf  publicistischem  und  schöngeistigem  Gebiete  bekannt, 
70  J.  alt.*) 


Entgegnung. 

Gegen  die  Recension  meiner  Germaniaausgabe,  die  Prof.  Schweizer- 
Sidler  S.  270-  273  in  diesen  Blättern  veröffentlicht  hat,  will  ich  Fol- 
gendes bemerken: 

Ich  gebe  gerne  zu,  dass  ich  der  Schulaus^be  von  S.  S.  in  Bezug 
auf  sachliche  Erklärung  vieles  zu  verdanken  habe.  Darum  habe  ich  sie 
im  Vorworte  genannt,  und  es  war  nicht  meine  Absicht  auf  sie  einen 
Schatten  fallen  zu  lassen.  Herr  S.  S.  hat  zu  meinem  Bedauern  die  Stelle 
im  Vorworte  missverstanden.  Obwol  nun  eine  Schulausgabo  selbst- 
ver&tändlich  das  Gute  dort  nimmt,  wo  sie  es  eben  findet,  und  in  den 
wenigsten  Fällen  die  Quellen  nennen  kann,  will  ich  dennoch  in  der 
nächsten  Auflage  im  Vorworte  kurz  anführen,  dass  ich  bezüglich  sach- 
licher, theilweise  auch  grammatischer  Erklärung  den  Ausgaben  von 
Baumstark,  Kritz,  Tttcking,  Hirschfelder  und  GantrcUe 
manches  verdanke,  namentlich  aber  der  Ausgabe  von  Schweizer- 
Sidler  und  der  weit  ausführlicheren  von  Holtzmann. 

Ich  wäre  mit  meiner  Erwiderung  zu  Ende  oder  hätte  mir  vielmehr 
eine  solche  ganz  erspart,  wenn  Hr.  S.  S.  sich  nicht  einige  „unrechte" 

*)  Die  Nekrologie  für  den  Monat  December  muss  aus  Rücksichten 
des  Raumes  auf  das  Febroarheft  verschoben  werden. 


972  EntgegnuDgen  and  ErwideruDgen. 

BemerkuDgcn  erlaubt  hätte.  Auf  mehrere  derselben  muss  ich  im  Folgenden 
eingeben. 

1.  Die  Voraussetzung  von  Hrn.  S.  S.  (S.  271),  dass  ich  die  Fand- 
orte für  das  Sachliche  in  der  Germania  erst  durch  seine  Arbeit  kennen 
gelernt  habe,  ist  unwahr.  Denn  abgesehen  davon,  dass  während  meiner 
Universitätszeit  im  Sommersemester  1858  die  Germania  im  philologischen 
Seminar  erklärt  wurde,  kenne  ich  so  gut  wie  Hr.  S.  S.  die  Ausgaben  von 
Kritz,  Tücking  und  Hüppe,  die  alle  vo<r  seiner  Ausgabe  erschienen 
sind.  Dieselben  geben  bekanntlich  nicht  nur  vielfach  die  Quellen  für  die 
sachliche  Erklärung  der  Germania  an,  sondern  schreiben  auch  ganze  Stellen 
wörtlich  aus. 

2.  Nicht  minder  unwahr  ist  die  zweite  Voraussetzung  von  S.  S., 
dass  ich  mich  nicht  an  diese  Fundstätten  selbst  begeben,  sondern  was 
und  wie  er  es  daraus  entnommen,  in  meine  Ausgabe  übertragen  habe. 
Ich  habe  nicht  nur  die  bekannten  Hauptwerke  durchgearbeitet,  sondern 
gehe  auch  den  Aufsätzen  in  den  verschiedenen  Zeitschriften  für  deutsches 
Alterthum  nach.  Ich  verweise  sachkundige  Leser  auf  meine  Noten  zu 
cap.  2,  17  (Holtzmann's  germanische  Alteithümer  S.  110);  cap.  7,  1  zn 
duces  (Waitz  2.  Auflage  S.  382);  cap.  8,  3  zu  obiectu  pectorum  (Holtz- 
mann  S.  167);  cap.  9  steht  an  der  Spitze  der  Noten  eine  fast  wörtlich 
entlehnte  Stelle  aus  G  r  i  m  m 's  Mythologie,  eben  daselbst  sind  die  Noten 
zu  Mercurium,  Hartem  und  Herculem  Excerpte  aus  Simrock's  Mytho- 
logie; cap.  10  sind  die  Noten  zu  ter  singulos  und  avium  voces  fast  wört- 
lich aus  Holtzmann  S.  179  f.  entlehnt,  desgleichen  Z.  14  die  Note  zu  prin- 
ceps  civitatis  aus  Waitz  (S.  257  f.),  ebenso  cap.  13  die  zu  eins  quem 
sectantur  (S.  345),  ferner  die  cap.  14  zu  sacramentum  (S.  347)  und  per 
bella  et  raptus  (S.  356  Anm.  1);  cap.  11  ist  die  Note  zu  luna  aus  Grimm's 
Mythologie  entnommen;  cap.  13,  10  die  zu  comites  aus  Holtzmann  8.  193; 
cap.  18,  12  die  zu  ipsis  incipientis  matrimonii  auspiciis  aus  Grimmas  R. 
A.  S.  427  usw. 

3.  Zu  cap.  17,  3.  Die  bezügliche  Abhandlung  von  Müllenhoff 
„zur  Germania*"  im  10.  Bande  der  Haupt'scben  Zeitschrift  habe  ich  so 
gut  wie  Hr.  S.  S.  gelesen,  daselbst  aber  über  die  Kleidung  der  Germanen 
S.  553  ff.  keine  weitere  Ausbeute  gefunden. 

4.  cap.  18,  2(3)  ist  in  meiner  Note  zu  singulis  uxoribus  contenti 
sunt  der  Passus  von  der  Vielweiberei  der  Normannen  aus  Tücking  S.  30 
entnommen,  ebendaselbst  Z.  5  ist  meine  Note  zu  dotem  non  uxor  marito 
nicht  aus  S.  S.  ausgezogen,  wie  dieser  unwahr  behauptet,  sondern  es  ist 
dabei  vor  allem  WackernageTs  Aufsatz  über  Gewerbe,  Handel  un«l 
Schifffahrt  der  Germanen  im  9.  Bande  der  Haupt'schen  Zeitschrift 
S.  548  f.  benützt  worden. 

5.  cap.  19,  2  ist  es  abermals  unwahr,  dass  ich  etwas  von  S.  S. 
entlehnt  habe.  Literarum  secreta  =  literae  secretae  (welche  Bemerkung 
Hr.  SS.  gar  nicht  hat)  ist  aus  Kritz  S.  68  epistolas  secretas  genommen, 
die  deutsche  üebersetzung  aus  Hüppe  S.  34.  Die  folgende  „sehr  un- 
glückliche" Bemerkung  über  die  Schreibekunst  bei  den  Germanen  ist  aus 
Holtzmann  S.  209  angefügt. 

6.  cap.  19  Z.  13  habe  ich  in  meiner  Note  zu  ne  tamquam  maritum 
etc.  nur  die  Worte  des  Textes  paraph rasiert,  um  tamquam  einigerraassea 
verständlich  zu  machen.  Das  Folgende  ist  aus  Meiser's  Programmaufsatz 
(Eichstätt  1871)  S.  40  entlehnt,  was  Hr.  S.S.  zu  übergehen  für  gut 
befindet. 

7.  cap.  19  Z.  14  (15)  ist  die  längere  Anm.  zu  flagitium  habetur 
aus  Grimm's  R.  A.  S.  455  f.  und  459  entlehnt,  so  dass  Hr.  S.  S.  sich  hier 
wieder  eine  Unwahrheit  zu  Schulden  kommen  lässt. 

8.  cap.  21,  2(4)  theile  ich  Hrn.  S.  S.  mit,  dass  meine  Note  zu  satis- 
factionem  (Wergeid)  aus  Grimm's  R.  A.  S.  651  Z.  9  u.  10  v.  o.  entlehnt 
ist.  Grimm  sagt  daselbst:    Es  ist  wirklich   der  Preis  des  erschlagenen 


Entgeguniigen  und  Erwiderungen.  975 

das  Wort  w^r  (hoino,  lat.  vir  etc.)  hatte  sich  aos  der  ahd.  Mand- 
Tcrloren» 
ö.  Im   cap.  23  hab«  ich  auch   HoUiniBttn   S.  219  und  die  Note 
Öckin^'s  zu  recens  8.36,  für  di*i  gruramatische  Erklärung  Nipperdey 
Dd  Baumstark  benutzt  und  leigene  Bemerkungen  angeBcblossen. 

Auf  alles  die«  verweise  ich  unbefangene  Leser,  zu  denen  ich  Hrn 
fk  leider  nicht  reebnen  kann. 

Wien.  lg,  Prammer. 

Erwiderung. 

Nach  dem  ansdrftcklicbcn  Wunsche  der  verehrten  Redaction  dieser 
eit#chrift  fasse  ich  meint?  Antwort  an  Herrn  Professor  Praramer  in 
Wenige  8äUe  zusammen.  Die  Wahrheit  unserer  Bemerkungen  über  das 
^criiältnis  der  Germaniaaasgabe  des  Herrn  Prammer  zu  unseren  Ausgaben, 
l^elclje  noch  viel  umfänglicher  hätte  erwiosen  werden  können,  steht  nn- 
eetritten  fest.  Dass  wir  daraus  schlössen,  Herr  Pr.  habe  die  Fundstatten 
ir  das  Sachliche  in  der  Germania  nicht  selbst  aufgesucht  und  unter- 
icht,  das  war  ein  richtiges  logisches  V^erfahrcu ,  und  seine  diesfalligen 
irichtigungen  vermögen  unsere  und  anderer  Ansichten  über  Hrn,  Pr. 
Eenntnis  und  Verständnis  jener  Fondorte  nicht  tu  erschüttern, 
Ztiricii.  Seh  woizcr-Sidlcn 

Entgegnung 

jlf  die  iiu  August-  und  äeptemberhefte  dieses  Jahres  8.  702  f.  enthal- 
te Besprechung  des  Progranimaufsatzes :    Beitrag    zur  Behandlung  der 
Lenre  der  Brechung  des  Lichtes  in  Lins*.'U,  von  W.  Henke. 

Herr  Dr.  J.  G.  Wallentin  drückt  sein  Befremden   aus,   wenn   ein 

IJdann,  dem  die  Leitung  einer  Anstalt  anvertraut  ist,  einen  Vorschlag 
Äacht,  wie  ich  mir  ihn  in  dem  Programm  au  fsatzo  für  1876/7  zu  machen 
blaubt  habe,  und  findet  es  kaum  begreifiich,  dass  ich  mich  an  der  Ver- 
iachläääigung  der  Dicke  der  Linsen  stosse.  Ich  hingegen  finde  es  be- 
|femdlich,  wenn  ein  Fachmann  wie  Herr  Dr.  J.  0.  Wallentin  sich  an 
■ieser  Vernachlässigung,  wie  an  anderen  VernacblässiguogeDp  welche  seiner 
fcj sieht  nach  der  iSchfiler  im  Obergyranasium  hinnehmen  rouss,  bisher 
Sicht  gestosstn  hat  und  die  Behauptung  aufstellt,  daäs  die  Behandlung 
per  Haupt-  und  Knotenpuncte  heim  Mittelscbulunterrichtc  gänzlich  zu 
feruieideu  ist  und  dass  die  gegenwärtig  ap;iröbierten  Lehrbücher  die  Lehre 
von  den  Linsen  vollkommen  zweckentsprechend  behandeln.  Dass  nicht  nur 
1.  ich,  londern  eine  Autorität  wie  Gauss,  an  der  VernachUissigiing  der  Dicke 
der  Linsen  Anstoss  nahm,  dafür  eitlere  ich  die  eigenen  Worte  von  Gauss, 
welcher  in  «»einen  dioptrischen  Untersuchungen  sagt:  „Ein  wesentlicher 
^langel,  der  von  jenen  Mathematikern  (Cotes.  Euler,  Lagrange  und  Möhius) 
j^nfgestellten  Satse  i^t,  dass  dabei  die  Dicke  der  Linsen  vernachlässigt 
jirird,  wodurch  ihnen  ein  ihren  Werth  sehr  verringernder  Charakter 
von  Üngenauigkeit  und  Naturwidrigkeit  aufgeprägt  wird.  Aaf 
leinen  den  mathematischen  Sinn  unangenehm  berührenden  Mangel 
in  PrÜcisiou  stossen  wir  zum  Theil  schon  bei  den  ersten  Bogritt'sbe- 
gtirniiimi  r,.n  Äff  Diöptrik.  Die  Begriffe  von  Aie  und  Brennpunct  stehen 
H  fe  feit,  allein  nicTit  so   ist  es   mit  der  Brennweite, 

ly  ten  Schriftsteller  als  die  Entfernung  des  Brennpunctes  der 

wuic  von  ihrem  Mittelpuncte  erklären,  indem  sie  von  vorne  her  entweder 
[tilisehweigund  voraussetzen,  oder  ausdrücklich  bevorworten,  dass  die  Dicke 
'fer  Linse  niebei  wie  unendlich  klein  betrachtet  werde,  wodurch  also  für 
Wirkliche  Linsen  die  Brennweite  eine  Unbestimmtheit  von  der  Ordnung 
er  Dicke  der  Linsen  behält  Wo  es  einmal  genaner  genommen  wird, 
»ebnet  man  jene  Entfernung  bald  von  der  dem  Brennpuncte  nächsten 


»74 


EntgegiiuiigeD  und  Erwiderungen. 


Oberfläche'  der  Linse,  bald  ?oti  dem  sogenanutco  optiscben  Mittelpanctc 
di^rsclben,  bald  vod  demjenigen  Puncte,  wt'lcber  zwidchen  der  Vorder^  oud 
Hinterlläiihü  initteD  iniie  liegt  usw,"  Auch  H^n  Dr  .T  G  \Y:in»Mitin  wixd 
wol  zug-eb^n,  daas  Unifeuaaigkeit^ii  in  den  B  '-ir» 

Widrigkeiten  in   den  Formeln  nicht  zu   den  uie« 

naturwiflsenscliaftlkhen  Unterrichtes  geboren  und  da&ä  g^^Füde  beiiu  Gjm- 
naamlunterricbte  besonderes  Gewicht  auf  die  Fracision  der  Bigntl^hit^ 
stimniungr^n  2u  legen  ist,  aach  wenn  dadurch  etwa  eine  von  jenen  Vht* 
tien  ausfallen  tnÜÄSte,  bei  denen  ssicb  nach  der  Ansicht  des  Herrn  Dr. 
J.  G,  Wallen tin  die  SchQler  Vernachlässigungen  in  der  Beweisführung 
gefallen  lüssen  müssen.  Insbesondere  wird  man  aber  auf  Strenge  der  B<s 
weisführung  dann  sehen  müssen,  wenn  sich  diese  ^strenge  ohne  besondew 
Schwierigkeit  und  ohne  zu  grossen  Zeitaufw^and  bei  irgend  einer  üntefv 
richUdiäciplin  anwenden  lasst.  Ich  behaupte  nun  noch  jetzt  troti  de» 
Befremdens,  das  Herr  Dr.  J.  G.  Wallen  tin  über  mich  als  einen  Mann, 
dem  die  Leitung  einer  Anstalt  anvertraut  ist^  ausgedrückt  bat,  diL>5  die 
Lehre  von  den  Gauss'öcben  Hauptpuncten  keine  zu  schwien  i^r 

die  Schüler  des  Obergymnaaiams  iat  und  auch  keine  verbal f  :  tu 

f rosse  Zeit  in  Anspruch  nimait^  so  dasa  dadurch  andere  wi  de 

es  physikalischen  Unterrichtes  gar  nicht  oder  nur  zu  spärli  lelt 

worden  könnten.  Dasa  meine  Abhandlung  föj  die  Zwecke  dc>  lal- 

nnt^-'rrichtes  zu  weit  geht,  gebe  ich   dent  Herrn  Dr.  J.  G    '  £0, 

allein  ich  bemerke^  dass  ich  mit  derselben  keineswegs  ein  Capiuit  rur  ein 
physikalisches  Lehrbuch  liefern  wollte,  sondern^  wie  es  der  Titel  der  Ab- 
handlung besagt,  einen  Beitrag  zur  Behandlung  der  Lehre  der  Brechiu^ 
des  Lichtes^  welchen  der  mir  etwa  beinflichtende  Fachmann  für  deo 
Unterricht  so  weit  verwertlieu  kann,  als  ihm  aweckmässig  erscheint  Pftr 
die  Schule  genügt  jedenfalla  die  Ableitang  der  Brechungsgesetxe  för  eine 
Linse  nnd,  wenn  man  die  Lehre  von  den  Hauptpuncten  nach  meinem  Tor- 
gange  nur  auf  eine  Linse  anwendet,  so  gesttiltet  sich  die  ganze  Unter* 

P       Q 

SBcbunsr    höchst   einfach.    Die   Ableitung   der    Relation  —  -h  -^  —  J. 

WO  P  und  Q  die  Brennwelten  und  p  und  q  die  Object-  und  ßildirettf 
sind  (gemeasen  von  dem  Scheltelputicte  der  Kugel  flache,  welche  die  Medien 
trennt),  unterliegt  für  den  Schüler  gar  keiner  Schwierigkeit  Kin  j<H!er 
Schüler   wird   diese  Belation    unter  Anleitung  des  Lehrern  Mrtt 

entwickeln  können,  wenn  der  Lehrer  früher  einen  analog^??  ^- 

gang  bei  der  Ableitung  der  Formel  für  die  Bildwerke  bei  H'Mnspi''^'ehi 
genommen  hat.  Das  Gesetz,  welches  durch  die  obige  Formel  ausgedruckt 
ist,  habe  ich  nun  verallgemeinert  und  gezeigt,  dass  dieselbe  Formal 
auch  noch  GiUigkeit  bat,  wenn  die  Messungen  der  in  der  Formel  Tor* 
kommenden  Grössen  nicht  vom  Scheitelpuncte  der  Kugelfläche.  si>Ti.i>rn  voa 
zwei  beliebigen  conjugierten  Vereinigungspuncten  vorgenoii  i  a. 

Auch    diese   Verallgemeinerung   kann    für   die   Schüler    um    _  M 

Schwierigkeit  bieten,  da  die  allgemeinere  Formel  sich  aus  der  zwtnmah|f«ir 
Anwendung  der  obig<»n  Formel  ergibt  Schliesslich  habe  ich  noch  niÄsb- 
gewiesen,  dass  diese  Formel  aucn  für  ein  System  von  n  brcchc»<leit 
Medien  gilt,  wenn  die  Messungen  der  in  derselben  vorkommenden  Gr6»«^ 
wieder  von  zwei  beliebigen  conjugierten  Vereinigung.-<pn IV  uci» 

werden.  Bei  der  Beschränkung  auf  ein  System  von  zwei  '  "4- 

flächen,  d.  i,  auf  eine  Linse,  wird  auch  der  letztere  N^\.n^>  i^  a.i^»c«l 
einfach«  Der  Vortheil,  den  die  Einführung  dieses  Gesetxee  anstatt  de«  !■ 

den  Lehrbüchern  üblichen  —  -f  — =  --bietet,  besteht  darin,  dasa  dM* 

P        Q        f 
selbe  nicht  für  die  Fiction  von  unendlich  d*T""/.T.  linc..,.     c...  »^r».  n.r 

wirkliche  Linsen  gilt  und  dass  man  mit  Hl! 

Gauss'schen  Hauptpunctc  übergehen  kann,   tjl  :   .  :  :       .: i    . 

sich  die  Frage  dar/ unter  welchen  Bedingungen  die  durch  eine  wirkbciK 


EntgegnungeD  und  ErwideruDgen. 


iiirise  hor?orgebracbt^  Brechung  nuch  durch  eine  unendlich  dünue  Linse 
aniclt  werden  kann.  Nachdem  für  tinendlich  dünue  Linsen  J*  =  O  ist» 
so  wird  es  nur  möglich  sein ,  für  jeden  Werth  von  p  denselben  Werth 
von  q  bei  einer  wirklichen^  wie  bei  einer  unendlich  düuneu  Linse  zu  er- 
halten,  wenn  bei  der  wirklichen  Linse  die  Messung  der  in  der  Formel 

PO 

f.^:=l    vorkommenden    Grössen    von    zwei    solchen    conjugierten 

runden  vorgenommen  wird,  für  welche  P  :=:  Q  wird.  Ohne  grossen 
Rech nungsAuf wand  läset  sich  nun  zeigen,  dass  es  für  jede  wirkliche  Linstj 
zweierlei  solche  conjugierte  Puncte  gibt,  von  welchen  beide  Arten  die 
Eigenschaft  haben,  dass  ftir  dieselben  Bild  und  Object  der  Grösse  nach 
gleich  sind,  dass  aber  bei  den  conju gierten  Puncten  der  eineu  Art  das 
Bild  aufrecht,   bei  denen  der   anderen  Art  verkehrt  erscheint.    Die  con- 

Ölfierten  Puncte  der  ersteren  Art  sind  die  Gansa'scben  Hauptpuncte 
isst  man  also  die  Objectweite  und  die  erste  Brennweite  einer  wirk- 
lichen Linse  von  dem  ersten  Hauptpuncte  und  die  Bild  weite  und  die 
iweite  Brennweite  von  dem  zweiten  Hauptpuncte  ^  so  ist  die  Wirkung 
einer  wirklichen  Linse  auf  die  einer  onendfich  diäunen  Linse  zurhckge- 
hrt.  Aus  der  obigen  Eigenschaft  der  Hauptpuncte  lasst  sich  leicht  die 
Lage  der  Hauptpuncte  in  verschiedenen  Linsen  bestimmen.  Bei  allen 
diesen  Ableitungen  wird  weder  an  den  Verstand,  noch  an  das  Gedächtnis  des 
Schülers  eine  übermässige  Anforderung  gestellt,  noch  die  Zeit  in  einer 
Weise  in  Ansprach  genommen,  welche  es  rechtfertigen  würde,  in  den 
oberen  Classen  der  Mittelschulen  auf  die  strenge  und  doch  einfache  Be- 
handlung der  Brechung  des  Lichtes  in  Linsen  nach  Gauss  durchaus  zu 
vetiichten.  Wenn  schliesslich  Herr  Dr.  J.  G.  Walkntin  behauptet,  dass 
meine  Abhandlung  durchaus  nichts  Neues  bietet,  so  habe  ich  doch  aus 
der  Kritik  des  genannten  Herrn  ersehen ,  dass  in  diesem  Falle  das  Be- 
kannte noch  lange  nicht  so  entsprechend  gewürdigt  und  verwerthet  wird, 
dass  es  ganz  ubovflüasig  gewesen  wäre  dasselbe  in  neuer  Form  noch- 
mals tu  behandeln.  Aber  rreilich  Herr  Dr,  J.  G,  Wallentin  spricht  mir 
auch  in  Bezug  auf  die  Form  der  Behandlung  die  Originalität  ab.  Diesen 
letzteren  Ausspruch  des  Herrn  Dr,  J.  G.  Wallentin  weise  ich  mit  Hinweis 
Ruf  die  oben  auseinander  gesetzte  Ableitung,  welche  von  der  Ableitung 
der  Gesetze  in  den  von  mir  be  nützten  Gau  «stächen  Untersuchungen  gänzlich 
verschieden  ist,  entschieden  zurück. 


St  Polten. 


Wilhelm  Henke. 


Erwiderung. 

Dass  die  Ableitung  der  Linsenformel,  wie  sie  in  den  Lehrbüchern 
der  Physik  ftir  die  oberen  Classen  der  Mittelschulen  vorgenommen  zu 
werden  pflegt,  vollkommou  hinreichend  ist,  dass  eine  so  extensive  Be- 
handlung dieses  Gegenstandes,  wie  sie  Herr  Ht.'nke  vorschlägt,  in  der 
Mittelschulr  unter  keiner  Bedingung  am  Platze  ist,  da  ja  der  Lehrer 
nicht  §0  viel  Zeit  einer  Partie  ohne  entsprechende  Vernachlässigung  an- 
derer Partien  zuwenden  kann,  das  wird  wol  nur  von  sehr  wenigen  Fach» 
männorn,  zu  welchen  auch  Herr  Henke  gehört,  bezwcifi*lt  An  einer 
Vernai^hläsfiigung  oder  Unklarheit  in  der  Bewei&föhruDg  stosse  ich  mich 
jt^'-"  ''  ""^  '  rne  sie  im  Stande  ist,  den  Schüler  auf  Irrw^ege  zu  fuhren; 
«1  iLTung  der  Linsendicke  könnte  mau  wol  bei  ♦äner  Lehramts- 

i  luniTiL^rTOehr  beim  Mittelschulunterrichte  übel  nehmen. 

[I  hinter  die  Autorität  des  Grossmeisters  der  ma- 

ti:  tten»  Gauss,    indem  er  die  einleitenden  W^irte 

lu  ii*3n    ndiupt riechen    Untifrsuchuneen"  citiert.     Dieselben  sind 

fewis«  auch  mir  bekannt,  wie  sich  Herr  Henke  wol  denken  kann;  ich 
abe  äe  jedoch  nie  so  gedeutet,    wie  dieser  Herr.    Meine  Meinung  über 
diesen  GegensUnd  war  und  ist,  dass  bei  einer  eiacten  Untersuchung,  bei 


Ö70  Kntgegnunpen  und  Erwiderungen. 

»/incr  streng  wissenschaftlichen  Behandlung  der  Dioptrik,  wie  an  unseren 
Hochscliulen,  dio  Behandlung  der  Haupt-  und  Knot^npDDcte  nie 
fehlen  darf,  dass  jedoch  heutzutage,  wo  der  hfchiiler  ohnehin  genug  zu 
arbeiten  hat,  die  Vornahme  diesi?r  Partie  in  der  Mittelschule  zu 
groben  Unznkömmlichkeiti'n  führen  niuss.  Herr  Henke  soll  immer  den 
ünterscliied  zwischen  Hoch-  und  Mittelschulen,  zwischen  Docieren  und 
Lehren  im  Auge  haben I  Würde  er.  wie  in  seiner  letzten  Programm- 
abhandlung, auf  so  bachlich  wichtige  Umstände,  wie  die  Bestimmung 
der  Stabilität  aufmerksam  gemacht  haben,  so  könnte  er  des  Dankes 
seiner  Fachgenossen  gewiss  sein:  im  vorliegenden  Falle  hat  er  sedier 
der  Schule  noch  der  Wissenschaft  einen  Dienst  geleistet.  Ich  behaupte 
mit  Kntschiedenlieit,  dass  die  JAdire  von  den  (.iauss'schen  Uauptpuncten, 
abgesehen  davon,  dass  sie  —  soll  sie  sachgemäss  behandelt  werden  —  zu 
viel  Zeit  in  Anspruch  nimmt,  auch  für  den  Schüler  nicht  zu  leicht  ist. 
Dass>  Verf.  üben  genannter  Aldiandlung  jedocli  noch  auilere  Zwecke  ver- 
folgte, als  einen  Beitrag  zur  Behandlung  der  Lehre  von  der  Brechung 
des  Lichtes  in  Linsen  zu  geben,  dürfte  einem  Jeiien  klar  werden,  der 
die  Kinleitung  zu  dieser  Abhandlung  gelesen  hat.  Denn  was  sollten  die 
dort  stehenden  Wort«*  bedeuten:  «Es  scheint  daher  angezeigt  zu  sein. 
endlich  aus  den  Lelirbüchern  der  Physik  für  Mittelschulen  diese  Art  der 
Behandlung  der  Br«'chung  des  Lichtes  in  den  Linsen  zu  verbannen  usw.* 
])ass  ich  die  Abhandlung  des  Herrn  Henke  für  ganz  und  gar 
überflüssig  erachte,  wiederhcde  ich  an  dieser  Stelle  noch  einmal 
Hätte  Herr  llonke  berücksichtigt,  dass  lange  vor  ihm  (im  Jahre  1866) 
Karl    Neu  mann    in    seinem    Büchlein    -die    Haujit-    und    Brenn- 

1)uncte  eines  Linsensysst (Uiies**  in  so  loiohtfasslicher  und  äusserst 
[naj'per  Weis.»  dasselbe  Thema  behan»lelt  hat  wie  er,  so  wäre  er  von 
demselben  entschieden  abgekommen.  Dass  der  Inhalt  der  Abhandlung  des 
Herrn  Henke  durchwegs  Coiiie  \>U  darf  nicht  Wunder  nehmen;  selb- 
ständige üntersuchunjren.  die  zu  neuen  Ergebnissen  führen,  hätten  ja  an 
anderer  Stelle  ihren  Platz  linden  können!  Dass  die  Form  der  Behand- 
lung behr  von  der  Gauss'sclien  abweicht,  gebe  ich  zu:  dafür  scheinen 
mir  wenigstens  die  in  der  Abhandlung  des  Herrn  Henke  und  der  oben- 
erwähnten Schrift  Karl  Neumann's  vorkommenden  entsprechenden 
Partien   sehr  viele  Aehnlichkeitspuncte  zu  haben. 

Brunn.  Dr.  J.  G.  Wallentin. 


Berichtigungen. 

S.  ITJ,  Z.  S  V.  0.  lies  Avoiradro'sche  st.  AnopadnVsche. 
S.  773,  Z.  11  v.  0.  lies  3  .aI.  50  Pf.  st.  5  M.  (Garcke's  Flora  kostet 
also  imr  8  M.  .%  Pf).