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Zeitschrift
für
neufranzösische Sprache
und Literatur
mit besonderer Berücksichtigung des Unterrichts
im Französischen auf den deutschen Schulen
herausgegeben
Prof. Dr. G. Körting und Dr. E. Koschwitz
Münster i'W. Strassburg' iE.
Band IL Heft 1.
OPPELN UND LEIPZIG.
Eugen Franck's Buchhandlung
Georg Maske.
1880.
INHALT.
Seite
I. Harczyk. Zur französischen Metrik 1
R. Mahrenlioltz. de Vise's Veri table Critique de l'Ecole des
Femmes 15
J. F. Kräuter. Stimmlose antepalatale und mediopalatale Reibe-
laute im Neufranzösischen 23
W. Mangold. Moliere's Wanderungen in der Provinz .... 26
W. Vietor. Schriftlehre oder Sprachlehre? 1 43
E. Lombard. Etüde sur Alexandre Hardy (pa) ■. 63
Kritische Anzeigen:
W. Knörich. H. Fritsche, Ausgewählte Lustspiele von Moliere 73
R. Jacke 1. C. Th. Lion : Moliere, Les Femmes Savantes ... 81
A. Klotz seh. W. Wendler: Montesquieu, Considerations etc. . 84
— €. Schwalbacli: de Segur, Le Passage de la Berezina ... 92
— A. Korell: Mignet, Histoire de la revolution fran9ai3e . . 97
W. Münch, C Schwalbach: Descartes, Discours de la methode . 105
— A. Haase : Pascal, Les Provinciales etc 109
A. Haase- F. Lamprecht: Michaud, Hist. de la premiere croisade '112
— O. Dickmann : H. deMaistre, Siberienne, Prisonniers, Lepreux 116
— F. Vockeradt: Fenelon, Teleniaque 120
Zeitschriftenschaü :
G. Körting. Archiv für das Studium der neueren Sprachen und
Literaturen; Revue des deux Mondes; La Nouvelle Revue;
Taalstudie; The Academy; The Athenaeum; The Quarterly
Review 127
G. ßalke. Magazin für die Literatur des Auslandes 160
w
Zeitschrift
für
neufranzösische Sprache
und Literatur
mit besonderer Berücksichtigung des Unterrichts
im Französischen auf den deutschen Schulen
herausgegeben
Prof. Dr. G. Körting und Dr. E. Koschwitz
Münster i/W. Strassburg i/E.
Band ü.
OPPELN UND LEIPZIG.
Eugen Franck's Buchhandlung
Qeorg' Maske.
1880.
^.
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INHALT.
Seite.
I. Harczyk. Zur französischen Metrik 1
R. Mahrenholtz. De Vise's Veritable Critique de l'ficole des
Femmes 15
J. F. Kräuter, Stimmlose antepalatale und mediopalatale Reibe-
laute im Neufranzösischen 23
W. Mangold. Moliere's Wanderungen in der Provinz . . 26. 166
W. Vietor. Schriftlehre oder Sprachlehre. 1 43
E. Lombard. Etüde sur Alexandre Hardy (fin.) 63
R. Mahrenholtz. M'^^ Duparc und ihre Beziehungen zu Moliere 161
H. Fehse. Estienne Jodelle's Lyrik 183
0. Schmager. Zu Sachs' französischem Wörterbuch 228
R. Mahrenholtz. Moliere- Analekten 289
E. Ritter. Nouvelles Recherches sur les Confessions et la Corre-
spondance de J. -J. Rousseau 305
H. Breitinge r. Marc-Monnier über die Entwicklung der Genfer
Literatur 345
0. Schulze. Grammatisches und Lexicalisches III 465
K. Foth. Assez 469
R. Mahrenholtz. Einige offene Fragen der Moliere -Kritik . , 473
C. Delay. Le Roman Contemporain en France. I. Alphonse Daudet 491
R. Mahrenholtz. Moliere und die de Brie 507
.1. Pons. Chronique litteraire 514
Kritische Anzeigen.
A. Benecke. Französische Schulgrammatik (J. Herz) . . . , 861
H. Breitinger. Grundzüge der französischen Literatur imd Sprach-
geschichte (A. Benecke) 376
— Die französischen Klassiker (A. Be necke) 379
A. Brunnemann. Maximilian Robespierre (R. Mahrenholtz) . 389
Descartes. Discours de la Methode, herausg. von C. Schivalbach
(W. Münch) 105
]Fenelon. Teleraaque, herausg. von F. Vockeradt (A. Haase). . 120
Seite.
Feuillet. Le Village, herausg. von O. Schmager (Ph. Plattner) 538
Guizot. Histoire de la revolution d'Angleterre, herausg. von
B. Gräser (A. Haase) 398
Hecker. Resume de l'Histoire de la Litterature fran9aise (C.
Deiters) 392
A. Kressner. Grundriss der französischen Literatur (C. Deiters) 391
— Leitfaden der französischen Metrik (E. Weber) . . . . 523
W. Kulpe. Lafontaine, seine Fabeln und ihre Gegner (A. Laun) 266
Lanfrey. Histoire deNapoleon I., herausg. v. F.Ramsler (A. Haase) 408
F. Lotheissen. Geschichte der französischen Literatur im 17. Jahr-
hundert (C. Humbert) 380
E. O. Luharsch. Abriss der französischen Verslehre (I. Harczyk) 249
X, de Maistre. Siberienne, Prisonniers, Lepreux, herausg. v. O.
Dickmann (A. Haase) 116
Mensch. Supplemente zu Ploetz' französischer Syntax (G. Willen-
berg) 411
Michaud. Histoire de la 1^"^^ croisade, herausg. v. F. Lamprecht
(A. Haase) 112
Mignet. Histoire de la revolution fraD9aise, herausg. v. A. Korell
(A. Klotzsch) 97
Moliere. Ausgewählte Lustspiele, hg. v. H. Fritsche (W. Kn ö r i c h ) 73
— Le Bourgeois gentilhomme, hg. \. A. Korell (W. Knörich) 246
— Les Femmes savantes, herausg. v. C. Ih. Lion (E. Jäckel) 81
— Le Tartuft'e und le Misanthrope, herausg. von C. Th. Lion
(W. Knörich) 242
Montesquieu. Considerations etc., hg. v. "FT. T^'cwdZer (A. Klotzsch) 84
Pascal. Les Provinciales, herausg. v. A. Haase (W. Münch) . 109
Ponsard. Lucrece, herausg. v. H Rehrmann (A. Haase) . . 406
Prosateurs frangais, a l'usage des ecoles, publies par Velhagen et
Klasing (C. Th. Lion) 545
Racine. Athalie, heravisg. v. O. Schumann (C. Th. Lion) . . . 270
— Phedre, herausg. v. H. Kirschstein (I. Harczyk) . . . 531
Ricard. Manuel d'Histoire de la Litterature fran(;aise (C. Deiters) 393
Se'gur. Passage de la Berezina, hg. v. C. Schtvalbach (A. Klotzsch) 92
Voltaire. Histoire de Jenni; Poesies philosophiques, herausg. v.
K V. Sallwürck (W. Münch) 394
Programmschau.
K. Srandt. Versuch einer kurzen Zusammenstellung der für die
111=1 U0(j jja eines Gymnasiums geeigneten grammatischen
Regeln der französ. Sprache (K. Foth) 459
H. Doerks. Zur französ. Conjugationslehre auf höhereu Schulen
(A. Lachmund) 286
E. Eidershoff. Causes de la decadence du theätre fran9ais (A.
Lachmund) 456
Seite.
G. Felgner. Ueber Eigenthümlichkeiten der Ronsard'schen Phra-
seologie (G. Willenberg) 579
K. Foth. Zur französischen Metrik (I. Harczyk) 462
C Lorenz. Ueber die Verba, die den Infinitiv mit de und d regieren
(A. Lach m und) 286
Lukas. Essai sur la litterature fran9aise du XYII«: siecle
(A. Lachmund) 288
Pötzschke. Ueber den lateinischen Genetiv und Ablativ und den
französischen Genetiv (K. Foth) 458
Rhode, ^tudes sur la litterature fran9aise (A. Lachmund) . . 288
H. Steiert. Vergleichung der Phedre des Racine mit dem Hippo-
lytos des Euripides (K. Foth) 461
Timpe. Philippe de Commines, sa 'vie et ses memoires (A. Lach-
mund) 456
Vasen. Le roi modele, d'apres Frangois Rabelais (A. Lach mund) 457
Zeitschriftenschau.
The Academy 1879, September — December 159
~ 1880, Januar — März 451
Archiv für das Studium der neueren Sprachen LXII, 2 — 4 . . . 127
— - LXllI 427
Pädagogisches Archiv, Jahrg. 1880, Nr. 1 285
The Athenseum 1879, August— Januar 1880 159
— 1880, Februar -Mai 451
Literarisches Centralblatt 1880, Nr. l — 7 282
— — Nr. 8 — 14 452
Centi-alorgan für die Interessen des Realschulwesens, Heft 12 . . 284
La Chanson, Nr. 35 — 40 277
Courrier de Vaugelas, 10^ annee, Nr. 1 — 3 422
— — Nr. 4-8 566
Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik, 121. und 122 Bd.,
Heft 1 283
— — Heft 3 453
Literaturblatt für germanische u. romanische Philologie, Nr. 2—4 273
— — Nr. 5— 9 .... 570
Magazin für die Literatur des Auslandes 1880, Nr. 1 — 7 ... 160
— - Nr. 8 — 9 277
Memoires de la Societe de Linguistique IV, 1 — 4 566
Moliere- Museum, Heft 2 425
Molieriste, Nr. 10 — 11 280
— Nr. 12 — 17 575
Revue des deux Mondes 1879, 1. November — 15. März 1880 . . 131
— 1880, 1. April — 1. August 433
Nouvelle Revue, l^re anne'e, 1. October 1879—15. März 1880 . . 145
— — 1. April — 1. August 438
Seite.
Quarterly iieview 1879, October 159
Romania IX, 1 274
— IX, 2 und 3 561
Romanische Studien IV, 2 417
— IV, 3 565
Taalstudie, Heft 4 und 5 158
— Heft 6 451
Zeitschrift für das Realschul weaen, IV, 10—12 454
— V, 1-9 572
Zeitschrift für romanische Philologie III, 4 . . 419
— IV, 1 558
H. Fehse. Berichtigung 463
Harczyk. Berichtigung 586
Kor eil und Knörich. Eiwiderung und Antwort 582
Brunnemanu und Mahreuholtz. Erwiderung und Antwort . 584
Zur französischen Metrik.
I. IN ach der Lehre französischer Metriker iimfasst ein Vei-s-
fnss oder Verstact mindestens zwei Silben. Einsilbige Tacte
werden für unmöglich erklärt. Vgl. Weigand S. 58: »Un temps
fort supposant nn temps faible, on ne peut imaginer nn pied . . .
de moins de deux syllabes« ; Lubarsch S. 26: »Weil ferner erst
der Wechsel des Tons oder die Anordnung betonter und tonloser
Sylben gegen einander einen rhythmischen Eindruck hervorbringt, so
müssen die Glieder, in welche der Vers durch die Betonung zer-
fällt, zum mindesten aus zwei Sylben bestehen«;^) Poth S. 20: ». . . .
da bei Annahme von zwei Tacten . . . das einsilbige Wort roi den
zweiten bilden müsste, was aber schon nach dem Wesen des Tactes,
der immer aus mehreren, im Ton ungleichen Silben bestehen
muss, unmöglich ist.«
Diese Lehre schein^ nicht durchweg richtig zu sein. Es Hesse
sich zunächst gegen sie einwenden, dass es auch in der Musik Tacte
giebt, die nur aus einer Note bestehen, dann aber auch, dass in
einigen französischen Gedichten alle oder mehrere Verszeilen ein-
silbig sind. Vgl. Weigai.d S. 138; Lubarsch S. 218 ff. Freilich
soll hier die dem Versende folgende Pause die unbetonte Silbe, die
dem einsilbigen Verse fci .t, ersetzen (Weigand S. 58 unten, 138).
Um jedoch zu einer völlig begründeten Entscheidung über die Zu-
lässigkeit oder Verwerfung der einsilbigen Verstacte zu gelangen,
muss man zuvor eine sichere und stichhaltige Ansicht von dem
Wesen des französischen Versfusses haben, ob man ihn nämlich als
Satztheil oder als rhythmische Figur auffasst. Für das erstere
erklärt sich, nach dem Vorgange anderer, Weigand S. 58: »G'est
le sens qui constitue les pieds«. Aehnlich Foth S. 19 f. Dem
widerspricht Lubarsch S. 102 ff. Während die andern den Versfuss
als syntactisches Glied mit einem oder mehreren Accenteu ansehen,
bezeichnet er ihn als eine mehrsylbige Sylben Verbindung mit be-
tontem Schluss. »Man zählt«, sagt er S. 26, »mit der ersten Sylbe
beginnend — gleichviel ob diese erste betont oder unbetont ist —
^) Vgl. auch 1. c. S. 54. 64.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II.
2 T. Hareznk
Ins 7MY nächsten Tonsylbe; diese schliesst das erste rhythmische
Glied des Verses.« Diese Regel über das Abzählen von Silben zur
Constniction von Versfüssen ist nun aber, selbst nach Lubarscli's
Meinung nicht überall anwendbar; denn S, 33 gliedert er in an-
derer Weise den Vors:
Je evaina Dieu. eher Abner, et n'ai point d'autre crainte.
Er nimmt nicht crains als Ende des ersten Yersfnsses, sondern Dien,
weil dieses AVort den Satzaccent trägt. Dasselbe wiederholt er
S. 40 und fügt hinzu, dass Dieu und nicht o-ains den Accent er-
halten muss, weil die Gottesfurcht den Hauptbegriff des Inhaltes
bildet. »Cher kann den Satzaccent nicht erhalten, weil die Ton-
theilung Je crains Dieu, eher | Ahuer durch den Ton das Adjectiv
eher von seinem zi;geh(5rigen Substantiv Ahner reissen und mit J)ieu
verbinden würde.« Es werden au andern Stellen des Buches noch
mehr Verse besprochen, deren Versfüsse nach der Syntax und dem
Sinne bestimmt werden. In diesen Fällen sind also die Tacto im
Grunde nur Satzglieder, und nicht rhythmische Silbenvereinigungen,
die von der grammatischen Constniction unabhängig wären.
Wenn nun die Verstacte doch wenigstens öfters aus der inneni
Bedeutung und grammatischen Analyse von Sätzen heraus geformt
werden müssen, wobei auf die Zusammenfassung der unlösbar zu
einem Begriffe gehörigen Wörter und auf die Scheidung widerstre-
bender Satztheile genau zu achten ist, so darf man wohl fragen, ob
nicht möglicherweise doch ein einzelnes einsilbiges Wort im Verse
so selbständig, unabhängig, mit keinem Nachbarwort verbindbar
sein kann, dass es deswegen für sieh ganz abgesondert einen Taet
darstellen muss. Diese Frage kann schon a priori und theoretisch
bejaht werden, und durch die Praxis wird diese Entscheidung als
richtig bestätigt, wie im Folgenden vorzugsweise auf Grund einer
Betrachtung des Alexandriners im ueufranzösischen Drama dargelegt
werden soll.
Im Gustave- Wasa von Piro n, Act 2, Scene 5, sagt Gustave:
11 me reste une gräce a vous demauder.
Christierne antwortet fragend mit einer Silbe:
Quoi ?
In diesem Alexandriner vermag wohl kein Grammatiker noch Metriker,
der nicht blos Silben abzählt, sondern ausser den rhythmischen,
auch die grammatischen und logischen Beziehungen betrachtet, das
Wörtchen quoi, das die zwölfte Silbe ausmacht, irgend wie mit dem
vorhergehenden in einen Verstact zu zwängen. Im allgemeinen
darf man wohl annehmen, dass, wo im Drama bei der Frage, Apo-
Zur französischen Metrik. 3
siopese, Unterbrechung, Interjectiou ein Wechsel der rcflcnflen Per-
sonen eintritt, auch ein neuer Versfuss beginnt und dass dieser
alsdann auch unter Umständen einsilbig sein kann. Freilich finden
sich solche einsilbige Tacte beim Uebergange der Rede von einem
Sprechenden zum andern nicht in allen, ob auch umfangreichen,
dramatischen Gedichten. Sie sind z. B. nicht vorhanden in Cor-
neille's Pompee, Sophonisbe, Othon, Siirena; Benserade's Cleo-
pätre; Kacine's Thebaide; Crebillon's Atree et Thyeste, Electre,
Semiramis, Pyrrhus; Voltaire's Sophonisbe; Lefranc's dePom-
pignan Didon; Lanoue's Mahomet Second ; Laharpe's Warwick;
Blin's de Sainmore Orphanis; aber bei genügendem Material
lassen sie sich doch in bedeutender Anzahl nachweisen und zwar in
allen zwölf Silben des Alexandriners, deren jede einen eigenen Tact
bilden kann. Allerdings sind jene einsilbigen Versfüsse nicht an
jeder Stelle des Alexandriners gleich häufig anzutreften, doch ist es
nicht zu schwer, für das öftere oder seltnere Auftreten an den ver-
schiedenen Orten emen triftigen Grund zu finden, und weshalb sie
im allgemeinen in der Coraödie noch gewöhnlicher als in der Tra-
gödie ihre Stätte haben dürften. Wenn also die einen Tact für
sich bildenden Monosyllaba gleich vorn zu Anfang des Verses weit-
aus am zahlreichsten erscheinen, so wii-d dies nicht Verwunderung
erregen, wenn man beachtet, dass ein freieres Schalten mit dem
Versmass im ersten Fusse auch in anderen Sprachen, z. B. im grie-
chischen, lateinischen, alt-, mittel- und neuhochdeutschen mit voller
Berechtigung anerkannt wird. Wo der Vers erst seinen Anlauf
nimmt, ist eine solche Licenz ganz an ihrem Platze. Vgl. Lubarsch
Anm. S. 108, 109, 514, 519 über Asynartesie oder Tonsilbenstoss
im ersten Jambus. Beim Personenwechsel, wo doch unwillkürlich
und unmerklich eine Pause, wenn auch nur ein Leimma zwischen
einfällt, das die Tacte absondert, wird gerade diese Einsilbigkeit
des Versfusses, zumal an erster Stelle ohne verwirrende Stönmg des
Rhythmus uneingeschränkt zu voller Geltung kommen dürfen. Da-
her kann man auch diese Erscheinung in der dramatischen Literatur
seit Corneille's Melite bei den bekannten Dichtern schockweise zählen.
Als Belege mögen dienen :
Corn. Heraclius 5,4: Toi ... — Ne menace point; je suis prete a mourir.
Rac. Phedre 3,3: Quoi? — Je te Tai predit; mais tu n'as pas voulu.
Corn. Le Menteur 1,5: Vous? — Moi-meme. — Et deja vous avez fait
maitresse.
Rac. Les Plaideurs 1,7: Non. — Vous ne savez pas, madame, oü je
viendrai.
Mol. Le Tartuffe 1,6: Oui. — Vous aviez pris jouv pour uu lien si doux.
Weitere Beispiele bieten unter andern: Rotrou, Venceslas
9mal; Corneille, aber nicht in allen Stücken, und nicht in jedem
1*
4 /. TTarc:ifk
mehrere Male ; kein Fall etwa im fficiipe; einmal im Cinna, Pertha-
rite ; Racine, jedoch nicht überall, z. B. nicht im Alexandre;
Crebillon, Idomenee; Voltaire, Les Guebres u. a. , aber nicht
in Zaire ; H o n d a r t de L a m o 1 1 e , Ines d e Castro ; S a n r i n , Spar-
tacus; üebelloy, Gaston et Bayard, Zelmire, Le Siege de Calais,
Pierre le Cruel, Gabrielle de Vergj; Laharpe, Philoctete; Cham-
fort, Mustapha et Zeangir; Arnault, Regnlns ; Delavigne,
Louis XI, Les Enfants d'Edouard; V. Hugo, Hernani 15 mal;
Ponsard , Lucr^ce; — Moliere, z. B. L'Etourdi 24 Mal; Regnard;
Destouches; Delavigne; Samson u. s. w. — Nur in der ersten
Silbe, und auch hier nur einmal, trifft man diese Tacte in manchen
Stücken, so, wie schon erwähnt, im Cinua; ferner in des Abbe
Genest Penelope (aufgeführt 1684); in der Briseis von Poinsinet
ile Sivry (1759); zweimal zeigt er sich im Caliste v. Colardeau
(1760). — Robert Garnier's Alexandrinern, die durch den Per-
sonenwechsel bisweilen in mehrere, auch zweisilbige Glieder, gebrochen
werden, scheinen diese einsilbigen Tacte fremd zu sein; doch zeigen
sich auch da Ansätze zn dieser dem Verse le]:)endigern Schwung ver-
leihenden Tactvariation ; z. B. :
Porcie a 4: fla las! — Madame. — Ha las! — Madame. — 0 que je
souffre !
M. Antoine a. 5 : He he ! — Madame, — Helas — Qu'elle est faible
d'ennuis !
Les Juifves a. 5: He he. — 0 roy pariure, 6 la desloyaute
BL-adamante 2,2: Et quoy? — Que Bradamante ailleiirs a sa pensee.
Die einsilbigen Wörter können allen Wortklassen angehören,
sie können auslauten auf Cousonant, töneiulen und tonlosen Vocal,
der bei eigentlich zweisilbigen Wörtern elidirt wird ; auch sonstige
Atona, die wenigstens gewöhnlich dafür gerechnet werden , erhalten
beim Redewechsel tactbildende Kraft. So finden sich ciel, (Veiuc,
IUI)/', liii, voiis, quoi, qt/el, mais, bau, difi, cest, ox, ff, si, (ptc, je,
Ip, (Je \\. s. w. Beachtung verdient die Elision, wie
Com. He'rac. 5,3 Frappe. — Arrete; je suis . . . Piiis-je le prononcerV
liac. Phed. 2,6 PhedreV — Un herauf charge des volontes d'Athenes.
Gegen die grosse Schaar der Tacte an erster Silbenstelle fällt
aiigen scheinlich das winzige Häuflein ab, das sich für die zweite
Silbe des Alexandriners mühselig znsammenbringen lässt; die meisten
Tragiker kennen sie wohl gar iiicht. Weil dabei auch die erste
Silbe abgelöst als Einzelfuss auftritt, wird der Versanfang abge-
rissen und springend, was der Komödie besser anstehen mag, doch
auch in der Tragödie energische Wirkung schaften kann; z. B.:
Voltaire, Mahomet 4,5: Qui? — Lui? — Mon pere. — 0 ciel
llcrcidi' esl expirnnt
Zur fraitioäitichcn Jlclrik. 5
Voltaire. Semiraiuis -1, 4: Oui. — Doiino. — Ah! je ue imi.s . . .
oaez-vounV — Je le veux
Duelle tlc Vaney, Absalon 2, 5: Cid. — Vous! — 11 taut, Seigueur,
qua mon exemple etonue
Öauriu, Spaitacus 5, 12: 'J'iens . . . — Ciel! Cent aiusi que j'ai du te
' l'otfrir
Moliere, L'Ecole des F. 2, 0: Non. — Si. — Nou. uon , uon , noii.
Diantre que de mystere
Tait. 2, 2: He. — He. — Qu'est-ce? — Plait - ilV —
Quoi ? — Me suis -je meprise
» 4, o: Voir y — Oui. — Chansons! — Mais quoi, si je
trouvais maniere
Les Fem. sav. 3, 5: Vous? — Moi. — Je ne sais donc
comuient se fit l'alfaire
T\ egnard , Le Distrait 2, 5: MoiV — Vous. — Quoi, je pourrais exciter
ce couiTOux
V^olt. , La Femrae qui a raison 1, 3: Ah! — Mais... — Toujours
des mais ! vous allez encor dire
Delavigne, L'Ecole des Y. 3, 9: Ah! — QuoiV — Ma gouveruante
aimera luieux la veille.
In der dritten Silbe des Alexandriners ist die bei der zweit^eu
bemerkte Schwierigkeit nicht vorhanden, und daher das viel öftere
Eintreten des einsilbigen Fasses leicht erklärlich, doch ist er nicht
etwa so gewöhnlich , dass ihn die meisten Tragödien aufwiesen ; er
wird vielmehr in der grösseren Anzahl der Werke von C o r n. ,
Raci, Volt, vergeblich gesucht; bei Mol., wenn nichts übersehen,
ist er gar nicht zu linden.
Com., HtTac. 2, 4: Eh bien! — Öi . . . — Taisez - vous. Depuis
quandV — Tout a l'heure
D. Sandle 5, 4: Et n'est . . . — QuoiV — Qu'uu pecheur. —
Qui te l'a dit? — Mes yeux
K a c. Jirit. 5, 1; Adieu. — Priuee. — On m'attend, madame, il taut
partir
Ber. 5, 5: Un mot. — Non. — Dans quel trouble eile jette
mon äme
Plied. 1,3: J'aimc. — QuiV — Tu counais ce fils de TAniazonc
Alex. 5, 3 : Taxile ! — Oui. — Tu fais bien et j'approuve tes soins
Volt., Roma sau vee 1, 5: Qui? vous? — Moi. — C'est ainsi que votre
inimitie
Debelloy, Pierre le Crud 2, 4: Grand dieu! — Pedre! — H me
suit. — 11 laut perir. — Guesclin.
Delavigne, Les Eni". d'E. 1, 10: Fuyez. — Moi. — Loin d'id pre-
cipitez vos pas
Louis XL 4, 3: Sauve ! — Toi! — Le captif est hors
de votre atteinte
L'Ecol. d. V. 4, G: Qui, vous? — Moi. — Mais, monsieur
... — Quand? daus quel Heu? comment
• V. Hugo, Herniini 2, 3: Dejii. — Bien! — Mais la France est anpres
de l'Espagnc
D'EY)agny, Luxe et Indigcnce 4, 5: -Je cours ... — Ou? — S'il se
peut dctruire son ouvrage
6 I. Harczyk
Desto n eil es hat diesen Fuss ziemlich oft; vgl. L'homme singulier
1,2; 4,7,9. La Force du naturel 2,6.
Der Zahl nach steht die Verwendung des Einzeltaetes in der
vierten Silbe des Alexandriners der in der dritten nicht nach und
übertrifft sie vielleicht noch um etwas, obwohl er in Corneille 's
Tragödien völlig vermisst wird und in seinen Komödien kaum
hier und da aufzufinden ist; auch bei Racine zeigt ersieh nur ab
und zu.
Kac, ßer. 3, 1: Moi, seigueurV — Vou«. — Helas! d'ini jiriiice
malheui-eux
Esth. 2, 5,'6: Soiiez tous. — Dieux! — Le prix est saus deute
inoui
Volt., Zulime 2, 4: Mon pure! — Lui. — Grand Dieu! — Sans sol-
dats, Sans escorte
Merope 3, 5 : 11 mourra. — Lu iV — öa mort poun-a vous consoler
Guymond, Ipliig- 4, 3: II n'est plus. — Ciel! — CommentV — Sons
de flatteurs auspices
Lemierre. Hypermnestre 2,. 2: Mes gendres. — Dieux! — Le ciel
ni'eclairaut sur mon soi't
Regnard, vSapor 1, 4: L'empereur . . . — Quoi? — Les dieux...
ah, vous me haissez
Mol., L'Etourdi 2, G: Est-cetoutV — Oui. — Tant mieux. Eulin je
vous raccroche.
Le üepit am. 3, 7: II la saitV — Oui. — D'oü, diantre, a-t-il
pu la savoir
Amphit, 3, 7: Que dis-tuV — Uien. — Tu tiens, je crois,
quelque langage
Com., La Suiv. 2, 9: II a vu . . . — QuiV — Daphuis, et n'en a
reni]jorte
La Suite du Ment. 2, 1: Votre amantV — QuiV — Philiste.
— Ah, ne presume pas.
Besonders viele Beispiele liefert Le Festin de Pierre von Th. Corneille.
Wegen der Diärese nach dem ersten Halbvers des Alexan-
driners ist der Einzeltaet in der fünften Silbe, entsprechend dem
in der zweiten, besonders in der Tragödie, als ausserordentliche
Seltenheit anzumerken; nur bei wenigen Autoren ist er sporadisch
angebracht.
Kac. Ber. 1, 3: Qui doit ijartiv? — Moi. — Vous? — En sortant du
palais
Creb. Idom. 3, 5: Qui doit partirV — Vous. — Moi! Ciel qu'enteiids-
je I — Vous - meme
Piron, Gust.-W. 1, 1 : Adelaide... — ElleV — Oui; la fille de
Stenou
Th. Com., Le Festin de P. 3, 7: Va Ten prier. — LuiV — Cours. —
La priere est nouvelle
Kac, Les Plaid. 1, 8: On la conseille. — Oh! — Oui, de me faire Her
Mob, Tart. 2, 4: A la bonne heure. — HeV — Quoi? — Ne m'appelez-
vous pas
2, 4: Vous ne savez? — Non. — Non? — Que me con-
seillez - vous
Zur französiscliea JIctrik. 7
Die sechste Silbe des Alexamlriucrs weist eine i-eiclie Fülle
von Tacteii auf, durch welche die darauf folgende Diärese recht
eindringlich fühlbar wird und der Vers die erforderliche Gliederung
oder Zei'legung in vollem Masse erhält. — Mit Uebergehung der bei
P. Corn,, Kac, Volt, sich darbietenden Fälle, seien als Belege
angeführt :
'J'h. Com., Essex 2, 3: Moi, son cunemi? — Vous. — Oui, je le suis
des traitres
Cam'pistr QU, Audrouic 1, 7: II taut que j'aille. — VousV — Per-
mettez qua je parte
Lafosse, Maulius Cap. 4, -4: Qu'en dis-tuV — Frappe. — Quoi? —
Tu dois assez m'entendre
Chateaubrun, Les Troyennes 4, 8: Et la victime V — C'est... —
Acheve ... — Polyxene
Säur in, Blanche et Guiscard 3, 2: Je vais ramener. — Ciel! — 0
nature trop forte
A mault, Regulus 3, 10: Nous le jurons tous. — Oui. — Kien ne
ui'arrete plus
Pirou, La Metrom. 4, 7: Vous me haissez':' — Nou. — Vous en aimez
uu autre
Delav., Louis XL 4, 3: Je l'auniis pu, moi. — Non. — NonV — II
vous eüt brave
V. Hugo, Hernani 3, 1: De la moutague. — Dieu! — QuoiV — La
troupe est detruite
Die beiden letzten Beispiele mit ihrem Silbeutact am Schlüsse
des ersten und am Beginn des zweiten Halbverses leiten zu der zahl-
reichen Klasse der Alexandriner über, deren siebeute Silbe bei
wechselnder Rede einen selbständigen Tact bildet. Wenn sie auch
bei weitem nicht so gewöhnlich sind, wie die Alexandriner mit
einsilbigem Tacte iu der ersten Stelle, so zählen sie doch nach
Dutzenden.
Com., Cid. 2, 2: A moi. comte, deux mots. — Parle. — Ute -moi
d'uu doute
Conuais-tu bieu don DiegueV — Oui. — Parlous
bas, ecoute.
Hör. 2, 2: Vos deux freres et vous. — Qui? — Vous et vos
deux frerea
Rac. Ber. 3, 3: Titus m'a commaude. — y^ioi? — De vous de'claier
Debelloy, Gaston et Bayard 2, 7: Vous serez rios temoins. — MoiV
— Ce choix vous honore
Laharpe, Coriolan 2, 3: Vous n'avez plus de fils. — MoiV — Rome
l'a voulu
Rac, Les Plaid. 1, 3: Petit-Jeanl L'Iutime! — Paix! — .Je suis
seul ici
Volt., L'Iudiscret sc. 0: Quoi! ue viendrait-il pasV — Non. — Ah!
le ijetit traitre
In der achten Silbe des Alexandriners sind die Eiuzeltacte,
in noch höherem Grade als in der zweiten Silbe, äusserst seltene
Phänomene; es sind Ausnahraefoi'uien, die unter hunderttauseudeu
von Versen ganz vereinsamt auftauchen.
8 I. Harcziik
Corn., Cid. 1, 3: Ne te meritait pas! Moi? — Vous. — Ton impudence.
Delav., Louis XI 2, 2: De beaux pieceptes. oui , mais ... — Quoi?
— C'est e Diiyeux
Mol., L'Ecole des Femmes 2, 6: Ouf! — He! il m'a ... — Quoi? —
Pris ... — Euh! — Le . . . — Plait-ilV — Je n'ose
Tiirt. 3, 6: Coquin! vois sa bonte. — Donc ... — Paix. —
Quoi, je ... — P'aix, dis-je
Tb. Com., Le feyt. d. P. 4, 5 : .Je veux ... — Ah ! — J'entends . . . —
Bon! — Mais ... — Fi! — .Je . . . — Fi! vous dis-je
V. Hugo, Hernani 1, 1 : Oui. — Cache -moi ceans. — Vous? — Moi.
— Pourquoi? — Pour rien
Pousard, L'honneur et l'arg. 4, 4: Les temps sont si mauvais! — Ah!
— Ah! — Ah! — C'est terrible
Wie im allgemeinen innerhalb der zweiten Halbzeile de?;
Alexandriners die isolirten Tacte nicht so gebräuchlich sind wie in
der ersten, so ist besonders der Tact in der neunten Silbe zwar
nicht ganz ungewöhnlich, doch nicht bei jedem Dichter anzutreffen,
z. B. nicht in Rac ine's Tragödien, wohl aber in seinem Lustspiel.
Com., Poly. 2, 1: Je tremble ä vous le dire ; eile est . . . — Quoi?
— Maries
Attila 3, 4: Remenez la princesse, Octar. — Quoi? — C'est
assez
Pulcherie 5, 3: H faut encor plus faire; il faut ... — Quoi?
— M'epouser
Volt., Mariamue 3, 5/ß: Parle a ce prix. — N'iuiporte. — Eh bien!
— C e s t . . . — Ah, Seigneur
Lagrange de Chancel, Amasis 2, 1: En rentrant au palais, j'ai
TU . . . — Q u i ? — Cleophis
Delav., Louis XI 2, 8: Tu reprends le traite. — C'est fait. — Bien!
— Mais le comte
Mol., L'Ecole d. M. 1, 2: Et pourquoi la cbanger? — Pourquoi? —
Oui. — Je ne sai
Amphit. 2, 1: Ou t'a battu? — Vraiment! — Et qui? — Moi.
— Toi, te battre
Les Feium. sav. 2, 3: Vous le voulez savoir? — Oui. Quoi? —
Moi. — Vous? — Moi-meme.
Rac, Les Plaid 1, 5: Qui va la? — Peut-on voir monsieur? — Non.
Pourrait - on
Piron., La Metrom. 2, 1 : J'en fais merae comme eux. — Comme eux?
— Oui. — Quel travers
In Regnard's Werken ist dieser Puss, wenn kein Versehen vor-
liegt, nicht vorhanden.
In der zehnten Silbe des Alexandriners ist der Einzelfuss
Ijei den klassisclien Tragikern weniger heimisch als bei den Epigonen
nnd modernen Dichtern; so bei Corn. und Rac. im Ganzen nur
je einmal.
Rac, Andr. 4, 3: Courez au temple. II faut immoler ... — Qui? —
Pyrrhus
Com., Tite et Be'r. 3, 2: Non; mais il me le dit, madame. — Lui?
— Lui-meme
Zur frau.:ösischen Metrik. . 9
La f Oase, Manlius Cap. 4, 4: Connais-tvi l)ien la main de Rutile? —
Olli. — Tiens, lis
Lagrange, Aniasis 5, 8: Le croiriez-vous enüii? C'est Phaiies. —
Lui? — Mon peie
Debelloy, Zelraire 2. 5: Cent Antenor lui-meine. — Autenor! — LuiV
Seigiieur
Volt., Oreste 5. 8: C'est ina lueie! — Elle- meine. — Arrete! — Ciel!
— Mou fils
Ponsard, Lncrece -i. 1 : Je l'ainie, euteuds-tu bienV — Vous, seiguem'?
— Oui. — Main quoi.
V, Hugo, Hern. 1, 3: Ce n'e.st pas vous du moins qni rirez ... —
1) u c . . . — Silence
Mol., Melicertc i, 3: (iuoil vous ue voulez pas m'entendreV — N o n.
— He bien
Ampliit. 2, 1: Aclievons. As -tu vu ma fenameV — Non. —
Pourquoi
Regnard, Deniocrite L 5: Sauriez-vous par liasard ce que c'est —
QuoiV — L'amour
Les Me'nechmes 5. -1 : Von^ ui'avez vu chez vous? — Oui,
uionsieur. — Q u a n d ? — Tantot
Volt. Le Deposit. 4,2: C'est uu im])ertinent. — Je vous dis — Cbut.
— J'eurage
Les deux touneaux 1, 1: Tres-bonnete garyon, liberal. — Non.
- Si iait
Th. Corneille's Festiu de P., hat nuter sciuen Einzelfüssen auch
den. zehnten ein paarmal.
Bei D e 1 a V. findet er sich mehrfach.
Der seltenste und ungewöhnlichste einsilbige Tact ist, wie
natürlich, in der elften Silbe des Alexandriners zu finden. Den
alten Tragikern ist er fast ganz unbekannt.
Com., Sertor. 3, 1: Un epoxix! dieux qu'entends-je! Et qui, seigneur?
— Moi. — Vous?
De Caux, Marius 2,3: En ira deniander le salaire? — Moi. — Dieux!
Delav., Les Eni'. d'Ed. 3, 4: Nos prelats et nos lords m'ont pi'oclame.
— Vous? — Moi.
Louis XI 3, 5: Mais ... — Parlez! — Je ne puis. — Pourquoi
trembler? — Moi. — Vous.
Mol.. L'Ecole des Femmes 5, 4 : Vous ne m'aimez donc pas a ce compte?
— Vous? — Oui
Rac, Les Plaid. 1. 7: J'irais trouver uiou juge et lui dirais ... —
Oui. — Voi
Volt.. L'Indiscret sc 9: Vous avez en vos mains un sien portrait? —
Oui. — Bon
V. Hugo, Hern. 2, 3: A-t-ou fait niettre a prix votre tete? — Oui.
Maitre
Besondere Beachtung verlangt neben der dürftigen Lese dieser
Silbe die reiche Ausbeute, welche die letzte, zwölfte Silbe des
Alexandriners gewährt. Sie bringt als einzelner Tact eine unver-
kennbar drastische Wirkung durch die überraschende Plötzlichkeit
hervor, mit der das Versganze wie mit scharfem Hieb und Stoss
10 7. Harczifk
im Reimwort abschliesst. Dass füi* die Komödie mit ihren scherz-
liafteii Pointen ein solcher Absprung des Verses ganz vorzüglich
geeignet sei, muss Racine wohl gefühlt haben, i;nd es scheint für
seine Technik bedeutsam, dass er ihn mit klassischer Enthaltsamkeit
in einer einzigen seiner elf Tragödien, und auch hier, Brit. 5, 6,
nur einmal anbringt, während er ihn in seinem Lustspiel, das grade
um die Hälfte weniger umfangreich ist als der Biitannicus, 88-4 Verse
gegen 1 768, viermal die Zeile enden lässt. - — Corneille verwendet ihn
in seinem ganzen Theater fünfmal; auch bei Moliere ist er nur
einigemal anzutreffen, während er von Th. Corneille in seinem ver-
sificirten Don Juan 6 Mal verwendet ist; auch Regnard braucht
ihn oft, hauptsächlich im Legataire. Eine besondere Vorliebe
scheinen für ihn die modernen Tragiker, nicht blos die Romantiker,
sondern auch die Klassicisten, wie Ponsard, zu haben.
Com., Medee 1, 5: Dans uu ai grand revers que vous reste-t-il? —
Moi
Nicomede 4, 3: Ne soyez ni Tun ni l'autre. — Et que dois-je
etre? — Roi
Pulcherie 3, 1 : Mais ses rivaux ont-ils plus de meriteV — Non
Rac, Brit. 5, 6: Je connais l'assassin. — Et qui, madameV — Vous
Volt., (Edipe 3, 4: Vous le voulez ... eh bien! . . . c'est ... — 'Acheve,
quiV — Vous
Mahomet 1, 4: Lui? Mahomet? — Lui-meme, il t'en conjure.
— Traitre
Lah arpe, Coriolan 2, 3: Je ne suis plus Romain. — Qui! toi, Marcius?
— Non
Arnault, Regulus 2, 8: Teile est ma derniere öftre. Y souserivez-
vous ? — Non. (In dieser kurzen dreiactigen Tragödie 4mal).
Delav igne.- Louis XI 2, 13: Je traite avec lui. — Vous. — Ce luot
te Burprend "? — Non
Ponsard, Lucrece 5, 3: Lucrece, parle-moi, ma noble femme. — Neu
Mol., Femm. sav. 2, 6: C'est pis que tout cela. — Pis que tont cela?
— Pis
Volt., Les deiix tonueaux 1, 2: Le grand pretre, c'est moi. — Tu ris.
— Moi, dis-je. — Toi.
Regnard, Le Legataire 2, 7: Mais dans une heure au plus ils seront
ici. — Bon.
Sais - tu pour quoi Ge'ronte ici les
mandaitV — Non.
Piron, La Metrom 4, 8: Ils ne sont pas de vousV — Non. — Le sot
liomme. — Quoi
■ Ponsard, L'honneur et l'arg. 2, 6: J'accepte. — Est-ce vraiment votre
deruier mot? — Oui
Die auf der folgenden Seite stehenden Tabellen sollen einen
zusammenfassenden Ueberblick über einen Theil des nach einander
vorgetrageneu gewähren.
Zur franiösiachen Metrik.
11
Einsilbige Versfüsse im Redewechsel bei Corneille.
1.
2. 1 3. 1 4.
5.
6. 7. 8.
9. 1 10.
11.
12.
Melite .......
Clitandre
La Veuve
La Galerie du Palais
La Suivante
La Place Royalc . . .
Medee
L'Illusion
Le Cid
Horace
Cinna
Polyeucte
Pompe'e
Le Menteur
La Suite du Menteur
Rodogune
Theodore
Heraclius
Andromede
Don Sanche
Nicomede
Pertliarite
(Edipe
La Toison d'or . . . .
Sertorius
Sophonisbe
Othon
Agesilas
Attila
Tite et Be'renice . . .
Surena
1
2
1
2
2
1
1
3
1
1
4
2
4
3
I
1
1
1
o
2
—
1
1
1
1
1
—
1
1
1
2
1
1
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
Einsilbige Versfüsse im Redewechsel bei Racine.
1. 1 2.
3.
4.
5.
6. 1 7.
8. 1 9.
10.
11. 12,
La Theba'ide. . .
Alexandre . . .
Andromaque . . .
Les Plaideurs . .
Britannicus , ,. .
Berenice ....
Bajazet ....
Mithridate . . .
Iphige'uie
Phedre
Esther ......
Athalie
7
3
2
5
2
3
4
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
2
1
1
1
1
_
2
—
1
1
1
4
1
12 /. Harcziik
Nicht ohne Interesse ist die Bemerkuug, dass auch iu den
Lustspielen von Voltaire, dio im zebnsilbigen Verse geschrieben
sind, solche Silbentacte in Anwendung kommen. An erster Stelle
ist er auch hier weitaus am geläufigsten, an zweiter und dritter
aber nicht vorhanden:
1. L'Enfant prodigue 3, 2: Oui. — Puis-je au moins savoir coiume il
se porte
4. Le Droit du Seigiieur 3,0: Par mon ordre. — Uui. — Quelle injure
nouvelle
5. Nanine 3. 5: Tout e.st fini. — QaoiV — Qu'est-ceV — J'ai parle
6. La Prüde 2, 1 : II n'est pas mal tait — Ah! — C'est un jeune liomiue
7. 2,4: On u'entre poiot, uion.sieur. — ■ M o i! — N o n. Commeut
8. ], 3: Heuitoü.s. — Frappous. — Qui va la? — Moi. —
Moi-meme
9. Nanine 3, 4: Coniuient? cpioi doncV — Peu de chose. — Mais. —
Rieu.
10. 1, 3: Attends mon ordre. — Eli, puis-je atteudre? — Va
Dass der einsilbige Fuss bei wechselnder Rede auch in noch
kürzerem Versmasse Verwendung finden kann, zeigt z. B. Moliere's
Amphitryou und der Prolog zu Kegnard's Les Menechmes, Sc. 2
Plante: Ne pouvaut me doinier de paiu,
Je me suis vu reduit, pour vivre,
A touruer la meule au moulin.
Mercui-e : V o u s V Piaute : Moi.
MercLire: Cet illustre pobte
Fiuir ses jours au nioidiuy — Piaute: Oui.
Wenn durch die bisherigen Erörterungen- und Beispiele hott'ent-
lich sattsam und überzeugend erwiesen ist, dass beim üebergange
der Rede von einer Person zur andern einsilbige Versfüsse vorhiimlen
sind, so liegt nunmehr wohl kein Grund vor, solche Tactc nicht auch
im zusammenhängenden, ungetheilten Verse da anzunehmen, wo
Sinn und Inhalt es gebieten oder gestatten, da also, wo ein Ge-
danke endet und ein anderer, dem ersten etwa entgegengesetzter
oder nicht gleichartiger anhebt, insonderheit wieder bei der Frage
und Unterbrechung des angefangenen Satzes. Z. B.:
11 ac, Mithr. 2, 6: Quel heureux crinlinel eh peut etre la cauöeV —
QuiV Parlez.
Cre'billou, Atrt'e 1, 3: Atree: Treuiblez-vou.s, lorsqu'il laut me de-
livrer d'un traitre?
Plisihene : Non. Mai« daignez m'armcr pour uu emploi
plus beau
Electre 5, 9: Dieux! les plus triminels weraient-ils plus
punis?
Hier kann oft'enbar von einem Zusammenlesen des dieux!
mit dem folgenden, ohne dass Unsinn entstünde, keine Rede sein.
Com., Surena 5, 1 : Ce n'est point toutctbis l'amour qui m'interesse,
C'est ... Je crains encor plus cpie ce mot ne vous blesse.
Zur fr au basischen Metrik. 18
Durch die eintretouclo Pause werden die Tacte geschieden,
freilich kauu mitunter die Auffassung des Zusammenhanges und da-
mit die Tacttheilung verschieden sein, alsdann ist es Aufgabe des
Erklärei's durch erläuternde Auslegung das richtige zu treffen. In
Versen^'^wie die folgenden, dürfte kein Zweifel obwalten.
Piron, La Metroni. 4, 1: QuelV —
Q u e 1 ? qu'est-ce ? q u o i ? q u a n d ? q u i V
L'amaut de Lucile
R e g u a r d , Les Menechmes 1 , 2 :
11s ne repoiident point que par monosyllabes :
Oui, nou, paix, quoi? . . monsieur . . Je n'ai pas le loisir
Das Vorgetragene dürfte wohl genügen, um den einsilbigen
Tacten in dramatischen Dichtungen ihren Platz zu sichern; dann
ist aber auch kein Hindorniss abzusehen, sie in die andern Gattun-
gen der Poesie einzulassen. So lautet, um nur ein paar Beispiele
zu bringen, bei V. Hugo in den Chansons des rues et des bois
eine Strophe:
Pluie. On me congedie
Partout, .sur tous les tons.
Fin de la comedie,
Hiroudelles, partons.
Eine andere Strophe beginnt mit Po//i^, nnd eine dritte endet:
Si Goton vient, sois assez lache
Pour rire et ne pas dire: Non.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass F. Gramont, der zugleich
Metriker und Dichter ist, auch einsilbige Wörter als Versfüsse scan-
dirt (s. Liibarsch, S. 139), und dass Analoga aus dem Altfranzö-
sischen, Provenzalischen, Mittelhochdeutschen und den klassischen
Sprachen leicht zu Gebote stehen.
IL Die französischen Versfüsse sollen nach Lubarsch, der hierin
mit Gramont übereinstimmt, nur mit betonter Silbe schliessen.
Wie sind alsdann aber die Verse mit weiblichem Ausgange
zu erklären? Weshalb soll, was am Ende des Vei'ses gilt, nicht
im Innern gestattet sein? Und wie steht es dann mit der über-
schlagenden Silbe nach der Cäsur im altfranzösischen? Ferner aber,
wie ist es mit einander in Einklang zu bringen, wenn bei der Vers-
scandirung, oft mit scharfer Beobachtung des Inhaltes, zwei W^örter
deswegen in einen Versfuss zusammengestellt werden, weil sie einen
Begriff ausmachen , wie ein Substantiv und sein adjectivisches At-
tiibut, und dann doch das einzelne Wort, dessen Theile untrennbar
zu einem Ganzen verwachsen sind, auseinander gerissen wird und
seine Glieder verschiedenen Tacten zugewiesen werden? Besonders
beim Wechsel der Rede entstehen dann arge Unzuträglichkeiten
Man nehme z. B.
14 /. Ttarczvk, ^vr fran:ösipic1ien Metrik.
Rac, Phrilre 2, 5. Phedre: Au clt-faut de ton bras prGto-moi ton epde.
Doune.
(Enone: Que faites-voiw, madameV Justes dieux !
ib. 4, 4 Thesee : 11 soutieut qu'Aricie a son cceur, a sa foi,
Q n ' i 1 1 ' a i m e.
Phedre: Qnoi, seigneur?
Thesee: II l'a dit devant moi.
Ein Gleiches gilt natürlich auch da, wo die Rede nicht zu
einer andern Person übergeht, z. B.
Rac, Esther 2, 6. Assuerus, senl: Je n'en perdrai pas raoins ce peiiple
abominable.
L e u r s c r i ni e s . . .
Scene VII. (Esther entre).
Assnerus : Sans mon ordre on porte ici ses pas ?
Quel mortel insolent vient chercher le trepas?
G a r d e s . . . Cest vous, Esther? Quoi ? Sans etre
attendue ?
Man sieht , dass hier Jeurs crimes und gardes keine Verbin-
dung mit dem folgenden zulassen und für selbständige Verstacte
gelten können.
Als Resultat der vorangehenden Beobachtungen ergibt sich
demnach :
1) Einsilbige Wörter können als Verstacte gelten.
2) Es gibt Tacte mit tonloser Endsilbe.
Hieran möge sich zum Schluss die Bemerkung knüpfen, dass
sechssilbige Verstacte, die aus einem Worte bestehen, eine von
Lubarsch nicht behandelte Aiisnahmeform, in Racine's Tragödien
unerfindlich sind, während er sich im Lustspiel das possirliche com-
7jer?f?/>».vfm^H/ gestattet hat. Es ist dies ein Fortschritt gegen Cor-
neille' s Metrik, der Verse bildet wie z. B.
Poly. 4, 3: Imaginations! — Celestes verites.
Heracl. 3, 1 : Ma haine n'aura plus d'impetuosites.
Tite et Ber. 5, 1 : L'irresolution doit-elle etre eternelle ?
Rodog. 1, 5: L'impetuosite d'un premier mouvement...
Bei Voltaire finden sich solche verba sesquipedalia selbst
in zehnsilbigen Versen, z. B.
L'enfant prod. 2, 5: De mon aine l'exheredation
La Prüde 2, 1: Tous les plaisirsV — I^pouvantablement.
Vous proposez l'abomination.
Beispiele aus modernen Alexandrinern findet man bei Weigand
S. 60; ihre Zahl Hesse sich leicht vermehren,
L HARCZYK.
De Vise's „Veritable Critique de l'Ecole des Femmes".
Aus der Reihe der Pamphletisten, die gegen Moliere's
»Frauenschule« mit ebensoviel persönlicher Bosheit und sittlicher
Gemeinheit, wie ästhetischer Flachheit und kritischer Ungeschickt-
heit stritten, erhebt sich der anonyme Verfasser der »Veritable
Critique« durch eine ungleich grössere Routine und feineren Takt.
Leicht begreiflich, dass Boursault, der Verfiisser der »Vengeance
des Marquis«, Montfleury, Robinet ihm die Waffen des Angriffes
entliehen imd sich mit übertreibender Wiederholung und Hinzu-
filgung rein persönlicher Invectiven begnügten.^) Doch wer war
nun dieser den Feinden Moliere's so nützliche Vorkämpfer? Bis
zum Erscheinen der Auger'schen Moliere- Ausgabe hat man nie
an der Autorschaft des durch die Nouvelles nouvelles hinlänglich
bekannten de Vise gezweifelt, erst Auger und Fournel, deren
Ansichten Moland ohne nähere Prüfung beipflichtete, haben den
Schauspieler Villiers zum Verfasser stempeln wollen. Der ver-
storbene Herausgeber der grösseren Hachette'schen Ausgabe, E. De-
pois, hat bereits die von Fournel präcisirten Scheingründe mit so
vielem Scharfsinn wiederlegt (a. a. 0. III, 112 Anm.J, dass es
einigermassen Wunder nimmt, wenn Malassis und im Anschluss
an ihn Schweitzer (Moliere -Museum Heft 1, S. LXVII Anm.) mit
Ignorirung dieser Widerlegung auf Fournel's Annahme zurück-
kommen.
Am wenigsten spricht es gegen die Autorschaft de Vise's,
dass letzterer schon wenige Jahre später den (bei Moland IV,
28 — 41) abgedruckten »Brief über die Komödie vom Menschen-
feind« schrieb.-) Abgesehen davon, dass de Vise, dem es als
Journalist und Theaterdichter mehr auf pecuniären Erwerb imd
zahlreiche Auftuhrungen seiner dramatischen Productionen an-
kommen musste, als auf consequente Durchführung der einmal
') Ich habe darauf in meinem Aufs. »Moliere's Precieuses und Ec.
d. F. im Lichte der zeitgenössisclieu Kritik« (Herrig's Archiv 42, 174—192)
mehrfach hingewiesen.
■-) Dies ist Schweitzer'« Hauptbeweia (a. a. 0.).
16 MahrenJwU: '
aufgestellten kritischen Beliauptimgen, scliwerlicli an der fort-
gesetzten Kancune gegen den populären Dichter und Theater-
director ein besonderes Gefallen haben kunute, so ))e\veist der
Brief selbst nichts weniger als seine plötzliche Bekehrung. Denn
was in dem langathmigen Machwerke als besonderer Vorzug des
Moliere'schen Meisterwerkes gerühmt wird, ist doch nur das, was
von jedem bühnengerechten Stücke sich sagen lässt. Der Autor
weiss zu gefallen, die Sache im rechten Liclite darzustellen etc.
(s. S. 28, 31, 41).^) Auch die von Malassis verött'entüchte
»Conversation dans une ruelle de Paris«,-) die von de Vise
gleich nach Moliere's Tode niedergeschrieben war, enthält so
viele fade Lobhudelei, so übertreibende Wendungen, ) dass man
daraus nur die Absiclit erkennt, den zahlreichen Verehrern des
jäh dahingeratften Dichters ein artiges Compliment zu machen.
Es Hessen sich also auch ohne die Annahme der grössten In-
consequenz oder gar einer paulusartigen Bekehrung diese beiden
Apologien demselben Verfasser zuschreiben, der in der »Veri-
table Critique« zuerst den Sturmangrift' gegen Moliere's Dichtung
als »Critique« derselben erhob.
Vergleicht man nun vollends den Inlialt dieser »Veritable
Critique« mit dem, was zweifellos oder doch wahrscheinlich von
den Schauspielern des Hotel de Bourgogne gegen Moliere
geschrieben wurde, z. B. mit »L'Impromptu de l'hostel de Conde«
von Montlleury oder der »Vengeance des Marquis«, so wird es
ganz zweifellos, dass die erste Schrift auf einem ganz anderem
Niveau ästhetisclier Bildung steht, als dem der Autoren damaliger
Zeit. Was Montfleury und Viliiers gegen den grossen Dichter
vorbringen, ist nur sittlicher Schmutz, niedrige Invective, giftiger
Theaterklatsch und wohlfeiler Spott über den Schauspieler Mo-
liere. Selbst da, wo sie die »Veritable Critique« plündern, wissen
sie nur mit geringem Geschick die entlehnten Pfauenfedern dem
eigenen GeHeder einzureihen.^) Sollte nun de Viliiers, wenn wir
Fournel's Ansicht folgen, sich in der »Zelinde« so hoch er-
hoben haljen, um in der »Vengeance des Marquis« so tief zu
sinken? Jener systematische Angriff auf die Originalität, den
dichterischen Werth der Moliere'schen Komödien, jene beharr-
liche Energie, mit der der Verf. der »Zelinde« Moliere's Be-
^) Nach Grimmarest (s. Augsburger Uebers. von 1711, S. 112) hätte
Moliere diese Schrift als »Geschmier« bezeichnet.
'-) Moliere, juge par ses contemporains S. 36. Daselbst ist S. 21
von italischen, spanischen und türkischen üeber Setzungen Mo-
liere's die Rede.
") Ebds. S. 20 wird Moliere auch als Schauspieler gelobt.
*) Niihere Nachweise in meiner oben angef. Schrift.
de Vise's Verkable Critiqite de l'Ecole des Femmes. 17
liebtheit am Hofe und in der guten Gesellschaft zu erschüttern
sucht, Jene galante Tändelei mit dem angeblich verspotteten und
beschimpften weiblichen Geschlechte lassen einen ebenso be-
rechnenden, wie persönlich gereizten und intriguensüclitigen Sclirift-
steller aus der feineren Welt erkennen. Alle diese Züge stimmen
zu dem, was wir über de Vise wissen. Gereizt war er durch
die Herabsetzung der tragischen Dichtkunst, die er jüngst noch
in der Person des greisen Corneille vertheidigt hatte (s. Critique
de l'Ec. d. F. ed. Despois HI, 351, 52, 55, 56); von seiner In-
triguensucht legt die eine Stelle aus dem »Briefe über die Theater-
angelegenheiten«, in der Moliere als Frevler an der königlichen
Majestät hingestellt wird (ebd. III, 147) beredtes Zeugniss ab;
kritische Gewandtheit lässt sich dem schreibfertigen Literaten
ebenfalls nicht absprechen. Genug, von welcher Seite aus man
die Frage beleuchten mag, alles spricht für die Autorschaft de
Vise's, an die man anderthalb Jahrhunderte geglaubt hat.
Die Motive, welche die Abfassung der »Zelinde, ou veri-
table critique de l'Ecole des Femmes« veranlassten, hat de Vise
offen genug, sowohl in dem Stücke selbst wie in jenem »Briefe
über Theaterangelegenheiten«, ausgesprochen. Moliere habe seinen
Gegnern zuvorkommen wollen und nachdem er vernommen, wie
alle Welt die Fehler der Frauenschule geissle, selbst eine Kritik
derselben geliefert, um Andre zu hindern, eine solche zu üben.
In der »Critique« habe er mehr »als Vater, der zu viel Nach-
sicht gegen seine eigenen Kinder übe«, denn als unparteiischer
Kritiker gehandelt (ed. Hachette, a. a. 0. 14G u. 147). Die
Personen, welche das Moliere'sche Stück angriffen, seien als
»Narren« hingestellt ^), sie seien Abbilder der aus den Fächeux
und andren Moliere'schen Stücken schon bekannten Figuren (ebd.).
W^as Moliere nicht zu vertheidigen wisse, übergehe er, so z. B.
den Einwand, dass Arnolphe dem Horace ganz unmotivirter Weise
hundert Pistolen leihe. Es ist fast selbstverständlich, dass de
Vise vor allem gegen die schwaclien Stellen der Moliere'schen
Selbstkritik sich wendet. So hat Moliere sich nicht von dem
für jene Zeit schwer wiegenden Vorwurfe zu reinigen gewusst,
dass er gegen die Theorie der drei Einheiten gesündigt, nament-
lich die Einheit des Ortes nur äusserlich beobachtet habe. Auf
diesen Punkt kommt nun de Vise mit nie ermüdender Beharr-
lichkeit zurück. So heisst es schon S. 17, Chrysalde und Ar-
nolphe bildeten sich ein, allein auf einem öffentlichen Platze zu
reden, ob denn etwa eine Pest in der Stadt geherrscht und die
>) Zölinde, S. 63. Das Stück findet sich in der Kgl. öffentl. Bibl.
zu Dresden unter L. G. A. 2021.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. O
18 R. MahrenhoU:
Leute von der Strasse vertrieben liabeV Dann 8. 21: Arnolphe
halte der Agnes auf einem öffentlichen Platze »Lectionen«, ob
denn nicht das Gerassel der Wagen sie gestört habe? Auch die
Scene mit den saumseligen Bedienten wird als unwahrscheinlich
getadelt, weil Arnolphe dabei auf dem Platze vor der Ilausthür
bleibe und dort seinen Mantel niederwerfe. Das Komische die-
ser Unterredung selbst wird absichtlich übertrieben, de Vise lässt
Alain und Georgette 6 — 7 Mal vor ihrem Herrn auf die Knie
fallen, während es in dem Stücke nur 3 Mal geschieht.^)
Ferner hatte Moliere in der »Critique« darauf hingewiesen,
dass sowohl die höheren wie niederen Stände dem Stücke ihren
Beifall nicht versagten. De Vise sucht nun dies in einer für
den Autor wenig günstigen Weise zu erkläi-en. Die Marquis,
heisst es (S. 97) freuten sich seines Spottes, weil Moliere ein
»gewisses Ansehen der Vornehmheit, dass sie von dem Bürger
unterschiede, ins Lächerliche ziehe«. Anderswo heisst es bos-
haft genug, Moliere gebe ihnen ja Gelegenheit »sich gegenseitig
auszulachen«. Nicht so tolerant wie die Marquis seien die Her-
zöge, und da wird denn mit roher Schadenfreude an jene brutale
Misshandlung erinnert, die Moliere von Seiten des duc de Feuillade
anlässlicli der »tarte a-la- creme« erfahren hatte.
Den grossen Beifall der Menge muss ein Spitzenverkäufer
Argimond, in dessen Geschäftsiocale das ganze Stück sich ab-
spielt, aus sehr unlauteren Einflüssen herleiten. Er selbst pflege
mit mehreren guten Freunden ins Theater zu gehen, sobald ein
neues Stück von sich reden mache; er zwar verstehe sich nicht
aufs Theater, aber seine Freunde wüssten schon vorher, ob ein
Stück gefallen würde oder nicht. In unzweideutiger Weise wird
also hier auf gewisse Claqem-kUnste angespielt, die damals ge-
wiss ebenso wie jetzt im Theater wirksam waren. Auch ver-
schmähe Moliere nicht die niedrigsten Künste, um das Theater
zu füllen. So habe er vor der Auffülirung der Critique einen
Brief fingirt, in dem ihm ein vornehmer Herr Stockschläge an-
drohe, wenn er das Stück auf die Bühne bringe (S. 61). • Am
Schluss heisst es dann noch, Moliere verdanke Alles seinem
Glücke, nicht seinem Verdienste (S. 120).
Die oft gemachte Invective, dass Moliere's »Ecole des F.«
eine Beleidigung des ganzen weiblichen Geschlechtes sei, wird
von jener überstudirten und vergrillten Jungfer Zelinde, die übri-
gens nur nominell die Titelfigur des Stückes ist, in heftigster
Weise wiederholt (S. 80 u. f.). Um sich zu rächen und um zugleich
ihre erborgte Gelehrsamkeit zu zeigen, muss die Dame von den
1) S. Hachctte HI, 189. A. 2, 3; 190, A. 2.
de Vise^s Veritahle Critique de l'Ecole des Femmes. 19
Plagiaten Moliere's reden, ein Tliema, das freilicli seit Somaize's
Angriffen schon den Reiz der Originalität eingel)iisst liatte. Auch
giebt sie die wenig originelle Idee an, die Moliere'sche »Critique
de l'Ec. des F.« einfach umzukehren, und die Tadler des Dich-
ters als ironische Lobredner auftreten zu lassen, eine Idee, die
bald darauf Boursault im Portrait du Peintre mit wenig Witz aus-
geführt hat.
Bezeichnend ist es für die persönliche Gehässigkeit de
Vise's, dass er die der Agnes ertheilten Maximes de mariage als
eine Verspottung des Decalogs auftasst, um auch die P^'rommen
gegen den Dichter in Harnisch zu bringen.
Wenn somit nichts unversucht geblieben, um den Adel, die
Damen der Versailler Hofwelt, die Schaar der devots gegen den
Dichter zu hetzen, so wird auch der Neid und die Eitelkeit seiner
Collegen vom Theater noch insbesondre angestachelt (H. 92).
Der rein pers<)nliche Charakter wie die äusserst geringe Genialität
dieser Invectiven muss freilich eine geringschätzige Meinung von
dem Kritiker wie von dem Menschen de Vise erwecken, welche
durch die offenbare Sucht, vereinzelte Züge des Stückes aus
dem Zusammenhange zu reissen und in wohlfeilster Manier zu
bewitzeln, noch verstärkt wird. So wird das ominöse »le« der
unschuldigen Agnes ins Frivole gezogen, die unerfahrene Unschuld
des Horace, der »sein Glück nicht ausnutze«, bespöttelt. Auch
dass Alain in naturwüchsiger Derbheit die Frau als »potage de
Fhomme« bezeichnet, erscheint dem modischen Literaten als »un-
natürlich«. Endlich bot die komische Scene zwischen Arnolphe
und dem Notar ja willkommenen Stoff zur Satire.
Eine Verdrehung des Moliere'schen Stückes ist es bereits,
wenn von dem Steine, an dem Agnes ihre Liebeszeichen an Ho-
race gelangen lässt, behauptet wird, es sei ein »Pflasterstein«
gewesen, »gross genug einen Menschen zu tödten«. Schwer-
wiegender sind verschiedene ästhetische Einwürfe, welche die
Charakteristik des Arnolphe und der Agnes betreffen und theil-
weise auch treffen, und manches in dem Stücke als überflüssig
und nur zum Zwecke der Ausdehnung der Acte geschneiten hin-
stellen.
Dem oberflächlichen Beurtheiler mag Arnolphe fast so wie
der Sganarelle der »Männerschule« erscheinen, als ein Mensch,
unbekannt mit dem Treiben der Welt, wie mit dem Herzen des
Menschen, als eigensinniger Doctrinär und sittlicher Rigorist, der
nebenbei von persönlicher Eitelkeit nicht einmal frei ist. Das
unliebenswürdige Benehmen gegen Chrysalde und Agnes lässt
uns beinahe vergessen, dass derselbe Arnolphe, der so rauh,
abstossend und hartherzig sein kann, doch auch sieh seiner
2*
30 7?. Malirenhohz
Weltkenntniss rülimt \), für äussere Auszeichnungen nicht un-
empfänglich ist, dass er dem fast unbekannten Horace in der
Noth hülfreich beisteht, dass unter der schroffen Tyrannei gegen
die unglückliche Agnes sich tiefe und wahre Liebe verbirgt.
Es sind eben Moliere selbst und Sganarelle in einer Person
vereint. Man dürfte eine solche widerspruchsvolle Vereinigung
nicht für unpsychologisch erklären, denn gewiss kann der sitt-
liche Rigorismus auf gleicher Welt- und Menschenkenntniss ruhen,
wie der sittliche Indifferentismus. Aber in der Natur dieses
Charakters und in der Tendenz des Stückes liegt es, dass der
"Weltmann Arnolphe hinter dem Welt- und Menschenfeinde zurück-
tritt, dass die Züge Sganarelle's allzuselir den Typus Moliere's
entstellen. Wer nun, wie de Vise, mit der Absicht der boshaften
Herabsetzung an Moliere's Werk heran tritt, hat es leicht, diese
äussere Ungleichmässigkeit in der Charakteristik Arnolphe's für
einen psychologischen Widerspruch zu erklären. So findet es
denn de Vise schon widerspruchsvoll, dass Arnolphe, der seine
Agnes vor jeder Berührung mit der Welt schützen will, doch
Chrysalde in sein Haus zu Tische ladet. Moliere, so fügt er
boshaft hinzu, habe nur das Stück durch die fünf Acte hinziehen
wollen (S. 19 und 20). Freilich verschweigt hier de Vise das
von Arnolphe ausdrücklich hervorgehobene Motiv, den sceptischen
Kenner des weiblichen Herzens von der wirklichen Unschuld der
Agnes zu überzeugen.-) Noch weniger begründet ist der Tadel
des Kritikers, betreffs der ersten Scene zwischen Arnolphe und
Horace (S. 22). Wenn auch Arnolphe den Horace nur als Kind
gekannt und gesehen, wenn auch Horace's Vater ihm seit vier
Jahren völlig fern gestanden, so ist es doch nur echt menschlich,
dass Arnolphe sich des ehemaligen »guten und theuren Freundes«
in dem wenig gekannten Sohne annimmt, dass er, der sich selbst
seines Reichthums rühmt-^), die brieflich vorgetragene Bitte um
ein Darlehn bereitwilligst erfüllt. Der Vorwurf, dass Moliere den
strengen Rigoristen plötzlich zum leichtfertigen Verschwender
mache, der das Geld zu den jugendlichen Tollheiten eines wild-
fremden Menschen hergebe, so oft er auch de Vise nachge-
sprochen, ist also nach dem Charakter des Arnolphe, wie nach
der Lage der Verhältnisse durchaus unbegründet. Ebenso steht
es mit den auf S. 32 und 109 ausgesprochenen Bemerkungen,
') IV. 5. Enfin j'ai v\i le monde et j'on sais les finesses.
*) \. 1. Vous pourrez dans cette Conference jnger de sa personne
et de son innocence.
*) I. 1. Je me vois assez riebe ponr pouvoir, que je crois choisir
une moitie, qui tienne tant de moi.
De Vise's Veritablc Critique de l'Ecole den Fcinmes. 2 1
dass Arnolplie seinem Charakter untreu werde, wenn er der Apjnes
in den niaximes d'araour das entdecke, was er ilir so lange ver-
borgen gehalten, und wenn er die Pflegebefohlene über-
haupt in der Kunst des Schreibens habe unterrichten
lassen (109). Der Welt- und Menschenkenner Arnolplie nuisste
doch wissen, dass die kindliclie Unbefangenheit nur dem kind-
lichen Alter eignet, und wollte durch seine moralisch-rigoristischcn
Lehren den schädlichen Wirkungen einer plötzlich aufdännnern-
den Selbsterkenntniss bei Zeiten vorbeugen. Beinahe komisch
berührt die Zumuthung, Arnolphe hätte dem Mädchen auch
das Schreiben nicht lehren sollen, damit sie nicht später hinter
seinem Kücken Liebesbriefe scliriebe. Da die frühere Erziehung
der Agnes dem Kloster überlassen blieb (L 1), so war Arnolphe
nicht einmal im Stande, eine so specielle Einwirkung auf die
geistige Ausbildung des Mündels zu üben.
Wenngleich nun diese unmotivirten Ausstellungen doch da-
durch erklärlich werden, dass zwischen den scheinbar entgegen-
gesetzten Charaktereigenschaften des Arnolphe die richtige Har-
monie fehlt, so lassen andere Bemerkungen de Vise's eine gänz-
lich verkehrte Auffassung dieses Charakters voraussetzen. Da
heisst es u. a. (S. 24), Arnolphe hätte dem offenherzigen Horace
nicht mit einsilbiger Kälte antworten sollen, die den Liebenden
von weiterer Vertraulichkeit hätte abschrecken müssen (als ob
Verliebte nicht das Herz auf der Zunge trügen!), sondern ihm
Rathschläge geben, um ihn zu verderben, oder »ihm Furcht ein-
zujagen«. Aber Arnolphe war eben ein sittlich denkender Mensch,
nicht ein raffinirter Schurke! Ebenso hätte, de Vise's Kath zu-
folge, Arnolphe die Agnes loben müssen, dass sie die Besuche
eines jungen Mannes empfangen habe, — um so am sichersten
hinter ihr Geheinmiss zu kommen (S. 82). Als ob denn die
wahre Liebe zu Agnes eine solche Heuchelei möglich mache!
Nicht minder, als den Charakter Arnolphe's, hat de \'ise
den der Agnes missverstanden. Ohne Ahnung, dass er die schla-
gendste Selbstkritik seines psychologischen Verständnisses aus-
übe, tadelt er, dass Agnes in 24: Stunden aus einem einfältigen
Kinde zu einem raftinirten und gewitzten Mädchen werde (S. 107).
Welche Umwandlung das plötzliche Erwachen der Liebe in dem
weiblichen Gemüthe hervorruft, scheint also der sonst welter-
fahrene Kritiker nicht zu ahnen. Gewiss ist es unwahrscheinlich,
dass diese Veränderung zwischen Sonueuauf- und -Untergang sich
vollzieht, aber hier musste Meliere ein von der Zeitrichtung ge-
heiligtes Gesetz äusserlich beobachten, wo er es thatsächlich
übersprang.
Noch weitere Bemerkungen de Vise's zeigen nur, dass dem
22 R. MahrenhoUz, de Vise's Ve'rit. Grit, de VEcole des Femmes.
schreibt'ertigen Literaten die elementarsten Begriffe vom Wesen
der Komödie fehlten. Nur so kann er den Chrysalde für eine
im Drama überflüssige Person erklären (S. 18). Als ob das
Komische einer einseitigen Verstandes- und Gemüthsrichtung nicht
am deutlichsten in dem Ketlexe der entgegengesetzten Weltan-
schauung widerstrahlt. Da soll ferner Agnes trotz ihrer »uiaiserie«
Ausdrücke gebrauchen, die sie unmöglich wissen könne (S. 110).
Und doch muss es die Aufgabe des Dichters, auch des komischen,
sein, durch die poetische Färbung der Diction den vulgären
liealismus zu adeln und zu erheben. Da heisst es am Schluss
8. 150: Moliere übertreibe, »statt nach der Natur zu zeichnen.«
Doch wie ist eine komische Wirkung denkbar ohne starke Hervor-
hebung der charakteristischen Züge, die dem poesielosen Realisten
freilich als üebertreibung des Wirklichen erscheinen mag? Von
dieser Behauptung de Vise's bis zu der andern, dass Moliere
»nach der Phantasie, nicht nach der Wirklichkeit zeichne«
(Lettre sur les äff. du theätre a. a. 0.), war es freilich nur ein
kleiner Schritt. Es gibt eben Kritiker, die den Dichter nicht
zu tadeln vermögen, ohne ihn wider Willen zu verherrlichen.
Unklar bleibt es, warum de Vise gegen die schwächste
Stelle im Stücke, den undramatischen Schluss nicht die vollen
Geschosse seiner Kritik richtete, sondern sich mit einer kurzen
Bemerkung begnügte. Wollte er der Geistesarmuth seines Mit-
kämpfers Boursault, der gleich nachher das »Portrait du Peintre«
veröffentlichte, auch etwas übrig lassen, wollte er dem verhöhnten
Feinde gegenüber den Schein des grossmüthigen Siegers wahren?
Charakteristisch aber bleibt Vise's »Veritable Critique« für
die Kritik jener Zeit. Wenn ein gefeierter Literat der Haupt-
stadt einem Dichter vorwerfen konnte, dass er »nach der Phan-
tasie zeichne«, d. h. dass er ein wahrer Dichter sei, wenn die
sklavische Verherrlichung des Hofes und der Kirche, die mecha-
nische Befolgung der Aristotelischen Regeln für das Kennzeichen
wahrer Poesie galt, dann war vielleicht ein gewisses Verständ-
niss für Corneille's Rhetorik und Racine's Künstelei, nimmer
aber für die Kunst Moliere's möglich. Diese Beziehung auf die
ganze Zeitrichtung möge die ausführliche Besprechung einer
ästhetisch und kritisch werthloseu Schrift rechtfertigen, die bis-
her wenig gekannt oder kurz abgefertigt wurde.
R. MAHRENHOLTZ.
stimmlose antepalatale und mediopalatale
Reibelaute im Neufranzösischen.
lYlan nimmt allgemein an, der Franzose (abgesehen von
Lothringen) besitze in seiner Sprache keinen unserem CH ähn-
lichen Laut; in den meisten neuhochdeutschen Lautlehren, welche
für den Nachbar jenseits der Vogeseu bestimmt sind, heisst es
von den stimmlosen palatalen Reibelauten, er müsse sich diesel-
ben von einem Deutschen vorsprechen lassen, sonst könne er
sich keine Vorstellung davon machen. Dies ist falscli.
Ich will kein sonderliches Gewicht darauf legen, dass der
unsilbige Vocal in GN (vigne, ligne) auslautend vor Pausen und
Stimmlosen bisweilen zu stimmlosem antepalatalem x (= CH in
ich, echt) wird und dass Sweet (Phonetics S. 125) sogar jiix
für fille gehört haben will; schwerlich wird dies irgend Jemand
für mustergültig ausgeben wollen.
Aber in andern Fällen treten die Palatalen regelmässig ein.
Wenn wir flüstern, ersetzen wir die Stimme durch einen
gutturalen (im Kehlkopf, nicht etwa am Gaumen gebildeten) Reibe-
laut, während diejenigen Laute, die ohne tönende Kehlkopf-
schwingungen erzeugt werden, genau dieselben bleiben wie in
lauter Rede. Z. B. bei q (= geflüstert a) geben Avir der Mund-
höhle genau dieselbe Gestalt wie bei a; auch befindet sich die
Schallquelle ebenfalls im Kehlkopf; aber sie ist anderer Art:
statt des musikalischen Tones tritt ein Luftgeräusch ein. Sprechen
wir fa in lauter Rede (/ ist der tönende alveolare Reibelaut), so
schwingen die Stimmbänder ununterbrochen von Beginn des / an
bis zu Ende des a\ nur der Mundraum erleidet eine Veränderung,
indem er von der s- Stellung in die a- Stellung übergeht: in fa
(= geflüstert fa spielt ein heiseres Hauchen genau die Rolle der
Stimme in fa. sa lässt den Kehlkopflaut erst mit Beginn des
a eintreten und wird beim Flüstern zu sq. — Anders verhält es
sich mit dem silbigen i (nicht mit dem nach e hinneigenden i in
Milch, Wind, irrt u. s. w., und sonderbarer Weise auch nicht
mit dem mitlautenden { in Eier, Mai, Major, Plebejer,
Jeder u. s. w.). In der Flüstersprache bilden wir kein /, wel-
ches mit einiger Uebung leicht hervorzubringen ist, sondern
24 /. F. Kräuter
stellen für i jede Thätigkeit des Kehlkopfes ganz ein, machen
die Stimmritze weit auf und erzeugen einfach zwischen vorderm
Zungenrücken imd Vordergaumen ein Luftgeräuseh, das ante-
palatale «, und zwar wie in ich, echt mit i- Stellung der Mund-
höhle (also ein 6 -haltiges x). Rudolf von Raumer (ges. sprach-
wissenschaftliche Schriften, Frankfurt 1863, S. 165) ist der erste,
welcher diese auffallende Thatsache bemerkt, wemi auch nicht
richtig erkannt hat. Da die neuhochdeutsche Lautlehre von der
Sprachforschung in der kläglichsten Weise vernachlässigt wird
und unsere in verrotteten Vorurtheilen befangenen Schulen sich
die Aufgabe stellen, das Ohr der Jugend gegen die handgreif-
lichsten Lautunterschiede abzustumpfen, so haben die allermeisten
Deutschen von der stehenden Ersetzung der Lautverbindungen
stäät {^ületi), tsiwil (zivil), *(f (schief), /T (Viehj, stisn (stiessen),
sjns (Spiess), txif (tief), stir (stier) u. s. w. durch htxlä, tsxwxl,
sxf, fx, stxsif, sjjxs, txf, stxh u. s. w. beim Flüstern,*) ebenso-
wenig die leiseste Ahnung wie von vielen andern, in der Wissen-
schaft längst anerkannten Eigenthümlichkeiten ihrer Sprechweise.
Diese Unwissenheit ist keineswegs leicht zu belehren: man pre-
digt tauben Ohren. Es wirkt unwiderstehlich komisch, wenn man
solchen Leuten zuhört, wie sie Reden halten gegen das Vorhanden-
sein gewisser Laute und dabei dieselben mit nie fehlender Sicher-
heit und voller Deutlichkeit in jedem Satze hervorbringen. Man
kann ihnen hundertmal sxf vorHüstern, sie sind im Stande, immer
triumphirend zu antworten: »Aber Sie sprechen ja selber fortwäh-
rend I, nicht CH!«
Genau dasselbe wie in Deutschland finden wir in Frank-
reich: in der Flüsterspraclie wird das silbige i durch x ersetzt,
ohne dass die Leute sich dieser Vertauschung bewusst werden.
Noch mehr. Als »I der Flüstersprache« ist ihnen das x voll-
kommen geläutig; als »deutsches CH« wird es ihnen zur Unmög-
lichkeit. Wie oft habe ich Solche, die allem Vorsprechen zum
Trotz hartnäckig ?s, J'äslsn statt ix (ich), fiixlxn (Sächelchen)
sagten, aufgefordert ein I zu flüstern, und sie dann sofort mit
grösster Leichtigkeit und in beliebiger Wiederholung ein x her-
vorbringen hören! Ging ich hierauf wieder zu den deutschen
Wörtern über, so trat gleichwohl das alte s wieder ein! Wir
haben also die psychologisch höchst merkwürdige Thatsache,
dass ein Laut als vermeintlicher Vokal ganz leicht gebildet wird,
^) ^ (ein mit der Oeffnung nach unten gekehlter Halbkreis) ent-
steht durch Verbindung des Längestriches ' mit '. dem Zeichen des nach
vom geschobenen Ortes (vgl. Fronmiann's Deutsche Mundarten VII, 1877,
S. 315). X ist also ein gedehntes x.
Stimmlose antepalatale und mediopalatale Reibelaute im Neufrz. 25
unter dem Namen eines Konsonanten aber völlig versagt. Mögen
diejenigen sich dadurch belehren lassen, welche die alte, bis
jetzt durch nichts erwiesene Behauptung wieder aufwärmen, die
Fähigkeit, den und den Laut zu erzeugen, sei l)ediiigt durcli eine
von Klima und Lebensweise abhängige Bescliatt'enheit der Sprach-
werkzeuge (dass die Entwickelung und Kräftigung eines Organes
durch üebung gefih-dert wird, während es in Folge von Unthätig-
keit verkümmern kann, ist natürlich etwas ganz Anderes).
Stimmlose palatale Reibelaute kennt der Franzose nicht
blos beim Flüstern, sondern auch in lauter Sprache : er setzt sie
im Affekt gern statt der Vokale *', //, u vor Pausen;^) dies ist
am autfälligsten auf der Bühne und zwar vom theatre fran^ais
bis zu den^ Provinzial- Schauspielhäusern herab, i z. B. in rdni
irenie), refui (rejouit), wird zu antepalatalem, stimmlosem x mit
t- Stellung der Mundhöhle (also zu i- haltigem tc); ?/, z. B. in
piirdy (perdu), egy (aigu), zu x., d. h. zu antepalatalem, y- halti-
gem «; u, z. B. in epu (epoux), esii (echoue), zu a?, d. h. zu
mediopalatalem, ?<- haltigem x. Wollte man diese x, x und .?; tö-
y u
nend sprechen, so würde ein gleichzeitiges Zusammenklingen
eines Vokales und eines Konsonanten eintreten: bei a;, von i und
i- haltigem x, also ein J ; bei x von y und rr, also ein J -^ bei
x von u und x, also ein J (vgl. mein Buch »Zur Lautverschie-
u u u
bung«, Strassburg- London 1877, S. 131 f.). Schon Alexander
Ellis (Transactions of Philological Society 1873 — 74, S. 139 ff.)
hat auf diese pathetischen a:, x und x aufmerksam gemacht, fasst
sie aber falsch auf, indem er sie für geflüsterte Vokale ausgiebt;
solche wären auf der Bühne nahezu unhörbar und ferner wäre
nicht einzusehen, warum blos die den Konsonanten am nächsten
stehenden, d. h. mit stärkster Verengung gebildeten Vokale i, ?/,
u diese Behandlung erleiden und nicht auch die übrigen. Seit
Brücke ist es Mode geworden, ohne weiteres von »Flüsterstimrae«
zu sprechen, wenn man einen gewöhnlich tönenden Laut einmal
ohne Stimmton hört; man schreibt eigene Aufsätze und behauptet
darin das Vorkommen geflüsterter Laute ohne sich erst durch
aufmerksame Beobachtung zu überzeugen ob wirklich ein guttu-
rales Reibegeräusch gebildet wird. J. F. KRÄUTER.
*) Warum ich p, d. h. eine Verbindung von u nud i, statt ü schreibe,
habe ich in meinen ^^Zwölf Sätzen über wissensichaftliche Schreibung«
auseinandergesetzt; vgl. Haupts Zeitschritt für deutsches Alterthum,
Anz. IV, S. 299 ^:.; Bartsch's Germania XXIII, S. 117 ff.; Herrig's Archiv
LVIII, S. 43 ff. und Frommann's Deutsche Mundarten VI], S. 305 ff.
Moliere's Wanderungen in der Provinz.
(1645- 1658.) ^J
Das Letzte, was über Moliere's Wanderungen in Deutsch-
land geschrieben wurde, ist, meines Wissens, die Skizze, welche
Paul Lindau in den beiden ersten Capiteln seines »Moliere«
(Leipzig. 1872) gegeben hat. Sie geht jedoch ihrer Natur ge-
mäss nur auf einige wenige Punkte ein, und die Stelle (S. 19),
wo die Wanderzeit in einem llesume zusammengefasst wird, ent-
behrt jeder Begründung. Wenn Moliere hiernach »ein kümmer-
liches Dasein führt«, »fast immer mit leerem Beutel«, »auf dem
Heuboden übernachtet«, oder »mit Hunden aus dem Dorfe
gehetzt wird«, »die Sterne und den Mond als die für ihn eigens
geschaffenen Nachtlichter betrachtet«, — so gehört dies dem Reiche
der Phantasie an, nicht einem biographischen Beitrag. Pifteau's
»Moliere en province«,^) die neueste französische Schrift über
die Wanderungen und zugleich die einzige, welche ausschliesslich
die gesammte Wanderzeit behandelt, ist eine kritiklose Zugabe
zu seiner mit Recht vom Odeontheater verworfenen Comödie
»Moliere en voyage«. Hoch darüber steht Moland's treffliches
Capitel »Courses en province«;^) und nächst ihm hat Loiseleur
in seinen »Points obscurs de la vie de Moliere«*) das Beste
über den Gegenstand geschrieben. Da ich jedoch nicht mit
Girard du Boulan'') der Meinung bin, dass Loiseleur alle Daten
unumstösslich bestimmt habe, so unterwerfe ich in dem Folgenden
seine Angaben auf Grund der Quellen einer nochmaligen Prüfung,
um darauf gestützt eine neue gedrängte Darstellung der Wander-
jahre Moliere's zu versuchen.
^) Eine Karte von Frankreich, welche Moliere's Wanderungen in
der Provinz veranschaulicht, wird dem im nächsten Hefte der Zeitsclirift
erscheinenden zweiten Theile dieser Abhandlung beigegeben werden.
") Paris. 1879
3) (Euvres de Moliere. 1863. I. S. LI. ff.
■*) Paris 1877. Ch. II. Les annees de lutte et de vie nomade
S. 131-219.
^) L'Enigme d'Alceste. Paris 1879. S. 46. Anm.
W. Manoold, Molin'e's Waaderimiica in der Prm'inz. 'Zt
Während man kurz nach Molierc's Tode nur die spärlicl)-
sten Notizen über diese Periode seines Lebens besass, bildet
sie heute bereits einen beträchtliclien Abschnitt seiner Biographie.
Bei Grimarest und Voltaire findet man noch so gut Avie nichts;
Taschereau trägt Traditionen und Berichte eifrig zusammen, ist
aber in seinen Quellen nicht immer wählerisch. Bazin^) noch hat die
Vorrede zur ersten Gesammtausgabe von Moliere's AVerken (1682)
von Lagrange und Vinot als die fast einzig sichre Quellenschrift
bezeichnet; und wenn Itaymond"^ und Soulie-') gegen den Absolu-
tismus ankämpfen, welchen der Geschichtsschreiber Ludwigs XIIL
für diese Vorrede in Anspruch nimmt, so thun sie es eben, weil
sie durch ihre Nachforschungen in den Archiven mehr von
Meliere erfahren haben, als Bazin gewusst und Lagrange gesagt
hat. Nachdem Pericaud schon im Jahre 1835 in Lyon Documente
gefunden hatte, welche sich vielleicht auf Moliere bezogen, liefer-
ten die Protokolle der Stäudeversammlungen der Languedoc Stoff
zu einer Geschichte der Pilgerfahrten Moliere's in dieser l'rovinz,
welche 1858 von Galibert (unter dem Pseudonym Raymond) ver-
öffentlicht wurde. Ln Jahre 1863 veröffentlichte Soulie seine
»Untersuchungen über Moliere und seine Familie«, das Resultat
von äusserst glücklichen Entdeckungen in Paris, und wurde in
Folge dessen von dem Unterrichtsminister Duruy beauftragt,
auch die Archive der Provinz zu durchforschen. Er bereiste
Ronen, Grenoble, Lyon, Villefranche-sur-Saone (wo Moliere einer
Tradition gemäss gleichfalls sich aufgehalten haben sollte), und
Montelimart; er durchstöberte mit den unsäglichsten Mühen nicht
nur viele Rathhausakten und hunderte von Notariatsarchiven, oft
für mehrere Jahrgänge, sondern überall auch die Kirchenbücher
und Hospitalregister; denn die Hospitäler genossen das Vorrecht,
dass ihnen häufig Einiges von der Einnahme der Schauspielvor-
stellungen zugewiesen würde. Leider jedoch kehrte Soulie nach
den grössten Mühen mit fast leeren Händen zurück, wie sich aus
seinem Bericht an den Minister vom 14. December 1863 ergibt.'^)
Detcheverry hatte schon 1860 die Correspondenz des Herzogs
von Epernon, die Stadthausacten und andere Schriftstücke in
Bordeaux nach Moliere durchsucht, und nichts gefunden.'^) Kerjean
^) Notes historiques sur la vie de Moliere. 2^ ed. Paris. 1851.
S. 6.
■^) Histoire des peregrinations de Moliere dans le Languedoc.
Paris. 1858. S. 6.
^) Recherches sur Moliere et sa famille. Paris. 1862. S 122.
*) Archives des missions scientifiques et litteraires. 1864. 2= serie.
l. S. 481 ff.
^) Hi.stoire des theätres de Bordeaux. Bordeaux 1800.
28 W. Mangold
war durch älinliclie Forschungen in Nantes zu einem negativen
Resultate gelangt und beschrieb den Verlauf seiner kritischen
Irrfahrten in launiger Weise. ^) Diese beiden Quellenforscher
blieben, wahrscheinlich ihrer negativen Resultate wegen, wenig
beachtet. Loiseleur scheint sie beide nicht zu kennen und nur
bei Chardon wird Detcheverry citirt. Durch Soulie angeregt,
forschte Brouchoud in den Archiven zu Lyon weiter und ver-
ötfentlichte neue Aktenstücke in seinen »Origines du thejltre de
Lyon« (1865). Gosselin schrieb über »Moliere ä Ronen en
1643« (1869— 7U),-) Fillon über Moliere's Aufenthalt im west-
lichen Frankreich.^) La Pijardiere entdeckte das umfangreichste
Autograph, das wir von Moliere besitzen — eine Quittung von
sechs Zeilen (1873). Adolphe Magen fand Moliere in Agen
(1874).*j Einige neue Dokumente brachten auch Loiseleur's
»Points obscurs«; weitere veröftentlichte La Pijardiere unter dem
Pseudonym Louis Lacour;"') und seit April 1879 hat der Molieriste
bereits vier neue Entdeckungen aus der Wanderzeit gebracht,
von La Pijardiere, Fournier und Rolland. Lii Augenblicke er-
wartet man eine Schrift von Rouquet: »Moliere ä Ronen«; weitere
Entdeckungen zur Vervollständigung der Moliere-Odyssee erhofft
Monval von weiteren P^rschungen nach Rolland's Beispiel.
I.
Die Darstellung der Moliere'schen Wanderzeit ist durch
viele Conjekturen derartig verwirrt, dass ohne eine erneute Prü-
fung der Quellen zu einem einigermassen sicheren Resultat nicht
gelangt werden kann. Ich beginne daher mit einer chronologisch
geordneten Liste der Dokumente, welche den Untersuchungen als
Grundlage dienen soll.
A. Genau datirte Dokumente:
1647. 9. October. Von Carcassonne aus bittet der Intendant von Langue-
doc, Graf Breteuil, in einem Schreiben an die Consuln von Albi,
den Schauspielern von der Truppe des Herzogs von Eperuon die
versprochenen 600 liv. zu zahlen, vi^elche die Stadt Albi für ein
zu Ehren des Statthalters von Languedoc, Grafen D'Aubijoux, ver-
anstaltetes Spiel der von Toulouse dorthin bestellten Truppe noch
schuldig sei. (Molieriste, 1879. S. 15 iV. und S. 140 ö'. nach
Rolland, Histoire de la ville d'Albi. 1879.)
1) Moliere est-il venu a Nantes? — Revue de Bretagne et de
Vende'e 1863. 7^ annee, serie 2. S. 158 tt".
•■^) P. Lacroix. Bibl. mol. 2^ ed. Nr. 1055.
3) ibid. Nr. 1066.
*) La troupe de Moliere a Ageu. 2^ ed. 1877.
^) Le Tartuffe par ordre de Louis XIV. Paris. 1877.
Molii-res Wanderungen in der Provinz. 99
1647. 24. October. Charles Dufresne, Rene Berthelot und Pierre Reveillon
stellen der Stadt Albi eine Quittung über 500 liv. aus. (ibid.)
1648. 23. April. Herr »Morlierre (sie) von der Truppe des Herrn Dufresne«
bittet in Nantes um die Erlaubniss zum Spielen und kündigt die
Ankunft der übrigen Schauspieler zu demselben Tage an. (Moland,
(Euvrea de Moliere I. S. LI nach dem Original. — Kerjeau, 1. c.)
— 26. April. Berathung hierüber und vorläufiges Verbot, (ibid.)
— 17. Mai. Der Magistrat verlangt, dass der Ertrag einer Vorstellung
dem .städtischen Krankenhause überwiesen werde, (ibid.)
— Dufresne, Berthelot, Marie Herve, Madeleine Bejai-t sind in Nantes
Taufzeugen bei einem Kinde Reveillon's. (Die räthsel haften Buch-
staben »Domine Boodavia« sind noch nicht erklärt.) (Molieriste,
1879. S. 15 ff.)
— 9. Juni. Dufresne bittet in Fontenay-le-Comte (Vendee) um
die Erlaubniss zur Miethe eines Ballspielsaals auf drei Wochen.
(Loiseleur, 1. c. S. 143 nach Fillon.)
1649. 10. (16V) Mai. Dufresne und seine Truppe sind in Toulouse
und empfangen von den Schöffen 75 liv. für eine Vorstellung zu
Ehren des Grafen Du Roure, königlichen Statthalters. (Loiseleur,
S. 144 (10. Mai) und Brouchoud, L c. S. 28. Anm. 1 (16. Mai);
beide nach Galibert.)
— 1. Juni. Leonard Aubry quittirt dem Vater Jean Poquelin, welcher
durch einen nicht datirten Brief des Sohnes zur Bezahlung aufge-
fordert war, über 320 liv. (Soulie, Rech. S. 47. Anm. 3 u. S. 228.)
— 17. December. Der Etapier Melchior Dufort schreibt in sein Rech-
nungsbuch: »Narbonne . . . für Souper und Comödie« . . . etc.
(Raymond, S. 46.)
1650. 10. Januar. Der »königl. Kammerdiener« Jean-Baptiste Poquelin
fungirt in Narbonne als Pathe neben Charles Dufresne (Moland,
S. LIX.)
— 13. Februar. Auf Befehl des Herzogs von Epernon wird zuAgen
(zwischen Toulouse und Bordeaux) ein Theater für Dufresne er-
richtet. (Magen.)
— 13. December. Jean Rocquelin (sie), königlicher Schauspieler, ist
Pathe in Angers. (Molieriste. 1879. S. 21.)
1651. 14. April. Moliere quittirt seinem Vater zu Paris den Empfang
von 1965 liv. (Soulie, Rech. S. 48.)
1652. 1. October. Antoine -Marcel in de Damas baron de Digoine miethet
ein Haus in Lyon. (Soulie, Rapp. S. 490.)
— 12. October. Nicolas Chorier ist in Lyon anwesend.
— 19. December. Reveillon ist Pathe zu Lyon (Brouchoud, S. 51.)
1653. 9. Februar, Die Charite zu Lyon ninmit 308 liv. von einer Schau-
spielvorstellung ein. (Brouchoud, vS. 60 und 75.)
— 19,, 22., 23, Februar. Vier Documente über die Heirath Rene
Berthelot's mit Marquise Therese de Gorla zu Lyon. Der Con-
tract wird u. A. von J. B. Poquelin, Dufresne, J. Bejard und
Reveillon unterzeichnet. (Brouchoud, S. 45 und 56.)
— 15, October. Der Schauspieler Ragueneau miethet in Lyon.
(Soulie, Rapp. S, 490.)
1654. 6. Januar. Jean Poquelin vertritt Pathenstelle in Montpellier.
(Molieriste, 1879. S. 45.)
— 8. März. Ein Kind Duparc's wird in Lyon getauft. (Brouchoud,
S. 46.)
— 26. März. Herr und Frau Duparc fungiren in Lyon als Tauf-
pathen. (ibid.)
30 W. Mangold
1654. 20. Mai. Digoine bezahlt Ragueneau's Miethe in Lyon. (Soulie,
Rapp. S. 490.)
— 18. August. Kagueneau stirbt in Lyon, (ibid.)
— 3. November. Frau Duparc und Reveillon sind Taufpathen in
Lyon. (Brouchoud, S. 47.)
1655. 18. Februar. Der königliche Steuerrath zu Montelimart stellt
der Madeleine Bejart eine Obligation über 3200 liv. aus. (Soulie,
Rech. S. 49 und 254.)
— 22. Februar. Julien Meindre leistet dafür Bürgschaft in Mont-
pellier, (ibid.)
— 1. April. Madeleine Bejart erhält in Montpellier von der
Provinz Languedoc eine Obligation über 10,625 liv. (Louis Lacour,
1. c. S. 97 ff.)
— 29. April. Dufresue, Poquelin, Bejart und Berthelot sind Trau-
zeugen in Lyon. (Brouchoud, S. 48.)
— 9. Juni. Die Charite in Lyon erhält 163 liv. von einer Vorstellung.
(Brouchoud, S. 61 und 75.)
— 9. November. Als Conti zu Pezenas die Deputation der Stände
empfängt, ist sein Zimmer durch die »Comödie derangirt«. (Raymond,
S. 59.)
1656. 4. Februar. Moliere quittirt zu Pezenas dem Schatzmeister der
Stände von Languedoc den Empfang von 6000 liv. (Loiseleur,
S. 194 nach La Pijardiere.)
— 26. Februar. Die Consuln der Stadt Narbonne werden autoi-isirt
den Schauspielern des Prinzen Conti auf vierzehn Tage den grossen
Rathhaussaal zu überlassen. (Molieriste, 1879, S. 251.)
— 3. Mai. Moliere und Madeleine erhalten von Dufort und Cassaignes
zu Narbonne 1,250 liv. baar und 3,750 liv. in einem Wechsel.
(Raymond, S. 105.)
— 6. December. Die Stände zuBeziers verbieten den Abgeordneten
die Annahme von Freibillets und dem Schatzmeistor die Auszahlung
irgend einer Summe an die Schauspieler, (ibid. S. 119.)
1657. 19. Februar (1656?). Das Hötel-Dieu in Lyon erhält 234 liv. von
einer Vorstellung. (Taschereau, Histoire de la vie de Moliere. 3^ ed.
1844, S. 21. — Vgl. Soulie, Rapp. S. 493: »oder 1656«. -
(Brouchoud, S. 65.)
— 12. April. Madeleine erhält vom königlichen Grerichtsrathe zu
Nim es eine auf ihre Schuldforderung an ßaralier bezügliche Be-
stellung; der letztere wird daselbst zur Zahlung verurtheilt.
(Soulie, Rech. S. 49 und 254; Campardon, Nouvelles pieces sur
Moliere. Paris. 1876. S. 118.)
— 16. April. Die Stände in Beziers bewilligen Joseph Bejart 500 liv.
für sein Wappenbuch. (Raymond, S. 120.)
— 20. Mai. Chorier ist in Lyon anwesend. (Soulie, Rapp., S. 491.)
— 1. Juni. Die Charite zu Lyon erhält den Reinertrag einer Voi'-
stellung [225 liv.] (Brouchoud, S. 61 und 76.)
— 4. Juni. Das Hotel- Dieu zu Lyon erhält 51 liv. von einer Vor-
stellung. (Soulie, Rapp. S. 494. — Brouchoud, S. 65.)
— 11. Juni, Das Hotel -Dieu in Lyon erhält eine Summe von einer
Vorstellung. (Taschereau, 1. c.) — ? —
— 15. Juni. Die Schauspieler des Prinzen Conti erhalten zu Dijon
die Erlaubniss zum Spielen. (Chardon, 1 c. S. 72.)
— [10. September. Auf Befehl des Herzogs von Arpajon bezahlen die
Consuln von A 1 b i 85 liv. für den Transport der Truppe des
Herzogs von Orleans mit 68*/., Ctnr. Bagage nach Castres. Die
i
MoU^re's Wanderuncfen in der Proi<inz. 31
Schauspieler Dubois und Mignot unterzeichnen eine Quittung hier-
über in Albi. (Molieriste. S. 15 ft'. und S. 140 ff. nach Rolland.)]
1657. 31. December. Die Charite zu Lyon erhält 217 liv. von einer Vor-
stellung. (Brouchoud, S. 61.)
1658. 6. Januar. Eine von der Schauspielerin Bejarre (sie) empfohlene
Wittwe zu Lyon empfängt ein Almosen. (Loiseleur nach einem
nicht edirten und von Brouchoud mitgetheilten Aktenstück, S. 215.)
— 10. Januar. Ein Kind Duparc's wird in Lyon beerdigt.
— 2. Februar. Schauspieler in Grenoble veranlassen durch vor-
zeitiges Affichiren eine Rathssitzung. (Soulie, Rapp. S. 485.)
— [27. Februar. Die Charite in Lyon erhält 101 liv. von einer Vor-
stellung. (Brouchoud, S. 48.)]
— Carneval bis Ostern. Moliere in Grenoble. (Lagrange ed. Ma-
lassis, Moliere juge par ses contemporains. Paris, 1877. S. 100.)
— Nach Ostern. Moliere geht von Grenoble nach Ronen, (ibid.)
— 1. Mai. Eine Tochter Duparc's wird in Lyon getauft. (Brouchoud,
S. 48.)
— 20. Juni. Eine Vorstellung der »comediens de son Altesse Royale«
in Ronen bringt 77 liv. für die Armen ein. (Soulie, Rapp. S. 484.)
— Juli, August, September. Vier Documente weisen die Anwesenheit
der Gebrüder Corneille zu Ronen nach. (ibid. S. 483.)
B. Unbestimmt datirte Berichte nnd Traditionen.
1641. Moliere spielt in Vienne. (Livet, Les intrigues de Moliere. Paris.
1877. S. 133. nach Nie. Chorier, De P. Boessatii vita.)
1646. Moliere spielt in Bordeaux. (Taschereau, L c. S. 13 nach Memoires
manuscrits de Tralage.)
1646. Moliere trifft in Toulouse mit dem Dichter Godolin zusammen.
(Raymond, S. 35 nach Aldeguier, Histoire de Toulouse.)
1651. Der inPoitiers versammelte Hof hat eine Schauspiel ei-truppe bei
sich. (Chardon, 1. c. S. 44 nach den Memoires de M"^ de
Montpensier.)
1653. Sommer, Herbst. Moliere in Pezenas. (Memoires de Daniel de
Cosnac.)
1653 oder 1655? Erste Aufführung des Etourdi zu Lyon. (Lagrange,
Vorrede ed. Malassis, 1. c. S. 99. — Lagrange, Registre, im Anfang.)
1655. Das Ballet des Incompatibles wird zu Montpellier gedruckt.
(Loiseleur, S. 173.)
1655. Dassoucy trifft mit Moliere in Lyon zusammen, reist mit ihm
nach Avignon undPezenas, wo sie den folgenden Winter über
bleiben. (Dassoucy, Aventures burlesques. Ch. IX. ed. Colombey.
Paris. 1858. S. 95 ff. — Vgl. Bazin, 1. c. S. 39.)
1655 und 56. Die Stadt Marseillan (bei Pezenas) muss den Schau-
spielern Molifere's eine Summe bezahlen; derselben Stadt wird von
Conti befohlen, zur Beförderung der Truppe nach Pe'zenas Wagen
zu stellen. (Taschereau, 1. c. S. 18 nach : Notice sur le fauteuil de
Moliere par M*** (Aatruc.) — Vgl. LiOiseleur, S. 202.)
Als von Moliere besuchte Städte in der Umgegend von Pezenas
nennt Raymond (S. 60): Meze, Lunel, Gignac, Agde, Nissan,
Montagnac etc.
1656. Dassoucy verlässt die Truppe zu Narbonne. (ibid.)
1656. Chapelle trifft in Carcassonne mit Schauspielern zusammen.
(Euvres de Chapelle, ed. Latour. Paris. 1854.
1656. Erste Aufführung des Depit amoureux in Beziers. (Lagrange,
ed. Malassis, I. c. S. 99.)
32 W. Mangold
1657. December. Moliere in Avignon. (Taschereau, 1. c. S. 21 nach
Lebret und Vie de Mignard.)
Die vorstehenden Dokumente sind von dem verschiedensten
Werth. Die wenigsten betreffen Moliere selbst; aus Taufen von
Kindern seiner Kameraden, Gerichtsverhandlungen und Geldan-
gelegenheiten müssen wir auf die Anwesenheit Moliere's schliessen.
Meist können wir nur einen mehr oder weniger hohen Grad der
Wahrscheinlichkeit für unsere Schlüsse in Anspruch nehmen.
Die Bestätigung der Anwesenheit eines Mitgliedes der Truppe
an irgend einem Orte lässt nicht mit Sicherheit auf ein daselbst
stattgehabtes Spiel schliessen. Für die deutlich sich abtrennende
zweite Periode der Wanderungen haben wir an den ältesten
Biographen Lagrange und Grimarest schwache Anhaltspunkte;
aber über die erste Periode schweigen diese vollständig. Wir
ordnen die Bemerkungen über die Dokumente innerhalb der
beiden Perioden im Ganzen nach Städten; so werden wir uns
wohl am schnellsten zurechtfinden.
I. Perlode. Narbonne gibt den Anhaltspunkt für die
ganze erste Periode bis 1650 ab. Hier war Moliere (10. Ja-
nuar 1G50) Taufpathe in Gemeinschaft mit dem Schauspieler
Charles Dufresne. Wenn nun Dufresne mit einem »Morlierre«
(23. April 1648} in Nantes erscheint, so halten wir Kerjean's
Zweifel an der Identität dieses Morlierre mit Moliere für unbe-
gründet und die Verbindung der Beiden darf uns zur Grundlage
für den Gewinn weiterer Daten dienen. Das Schwierige ist nur,
den Beginn dieser Verbindung zu bestimmen. Dufresne, welcher
sich erst 1659 zu Paris von der Truppe Moliere's zurückzog,
spielte im Februar 1643 schon in Lyon\) mit Reveillon und
Nicolas Desfontaines ; der Letztgenannte gehörte im Juni 1644
zu den Mitgliedeni des Moliere'schen Illustre theatre in Paris. ^)
Am 6. Januar 1643 war Moliere noch in Paris; er stellt seinem
Vater eine Quittung über 630 liv. aus, welche er »zu dem darin
erwähnten Zwecke gebrauchen« will. Die Quittung ist nur aus
einem Inventar bekannt; über den Zweck lassen sich also Ver-
mutliungen aussprechen. Soulie denkt dabei offenbar an theatra-
lische Zwecke, für welche die Wahrscheinlichkeit spricht. Da
Moliere im November 1643, allerdings ohne Dufresne, mit den
Mitgliedern des Illustre theatre in Ronen spielte und eine An-
wesenheit in Paris für das Jahr 1643 erst wieder im December
bezeugt ist, so ist ein Aufenthalt zu Lyon im Februar nicht grade
1) Brouchoud S. 49.
■') Soulie, Rech. S. 175.
3) ibid. S. 28 und 227.
Molieres Wanderungen in der Provinz. 33
unmöglich, zumal wenn man sich erinnert, dass Chorier ein Spiel
Moliere's zu Vienne bereits nach 1G41 oder »um diese Zeit« an-
setzt. E. Nocl beginnt die Wanderungen mit Ronen 1643;^) hier-
nach würde ein weiteres Zurückschieben ihres Anfangs nicht
gerade unerlaubt sein. Doch da Moliere 1644 und 45 sicher
in Paris spielte, und zwar ohne Dufresne, und da demnach die
grosse Wanderzeit erst nachher beginnt, so suchen wir auch erst
von hier an nach einem Verbindungspunkte mit Dufresne. Loiseleur'-)
vermutliet, dass Dufresne seit der Abreise von Paris 1646
»Direktor« der Truppe war, wenn auch das erste Dokument, das
ihm diesen Titel gebe, erst das vom 23. April 1648 sei. Zu-
nächst muss erwähnt werden, dass dieses Dokument nicht von
einem »Direktor« spricht; es nennt nur Morlierre »von der
Truppe des Herrn Dufresne« ; und nach Chappuzeau kann, wie
weiter unten ausgeführt werden wird, von einem Direktor der
Truppen überhaupt nicht die Rede sein, sondern nur von einer
Benennung nach dem Redner oder hervorragendsten Spieler.
Ferner steht aber auch 1646 als Zeitpunkt der Abreise nicht
fest. Da Moliere's Vater am Weihnachtsabende desselben Jahres
einem Gläubiger seines Sohnes verspricht, die Summe von 320
liv. zu zahlen, falls der Solin sie nicht bezahle, so hat Soulie
allerdings mit viel Wahrscheinlichkeit vermutliet, dass der Sohn
grade im Begriff war abzureisen. Doch ist das letzte Dokument,
welches Moliere's Anwesenheit in Paris constatirt, vom 13. August
1645.^) Wir enthalten uns Aveiterer Conjekturen über die Zeit
der Abreise von Paris und die Zeit der V^erbindung Moliere's
mit Dufresne, sind jedoch durch die jüngsten Entdeckungen
Rolland's und Monval's Bemerkungen dazu"^) in den Stand ge-
setzt, diese Verbindung nicht erst für 1648, sondern schon für
1647 mit Sicherheit anzunelmien. Es sind dies die Entdeckungen
Rolland's über den Aufenthalt Dufresne's der Truppe als Truppe
des Herzogs von Epernon im Sommer und Herbst 1647 zu Tou-
louse, Albi und Carcas sonne. In Fontenay-le-C omte
(Juni 1648), Toulouse (Mai 1649) und Agen (Februar 1650)
wird auf Grund der Anwesenheit Dufresne's an Moliere's gleich-
zeitiger Anwesenheit bereits von Niemand mehr gezweifelt.
Die Bezeichnung »Truppe des Herzogs von Epernon«,
welche nicht nur in Albi, sondern auch in Agen für Dufresne's
Truppe vorkommt, erlaubt uns nun auch, die Tradition, dass
^) Molieriste, S. 79.
■'} S. 134.
=') Soulie, S. 47 und 189.
*) Molieriste, S. 15 ff.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II.
34 W. Maiimhl
Moliere in Bordeaux gespielt liabe, trotz Detehevcrry's Zweifel,
für richtig zu halten. Denn Moliere soll hier ja grade von dem
Herzog von Epernon protßgirt worden sein ; dazu linde ich noch
bei Detcheverry^) ein Dokument, nach welchem Epernon —
sei's nun Vater oder Sohn^) — schon im Jahre 1632 Dufresne
an die Schöffen zu Bordeaux empfahl. Moliere's Aufenthalt hat
spätestens 1649 stattgefunden; denn zu dieser Zeit begannen
dort die politischen Unruhen.^') Vom Januar bis October 1646,
zum Theil auch in den vorhergehenden Jahren, wüthete die Pest
in Bordeaux.^) Wir dürfen hiernach die drei Winter vom Ende
1646 bis 1649 als diejenigen Zeiten bezeichnen, wo die Truppe
in Bordeaux gewesen sein könnte; einmal lag es ihr auf dem
AVege von Albi nach Nantes, ein andermal zwischen Fontena.y
und Toulouse. Im Zusannnenhang mit dem Spiel in Bordeaux
steht die aus Montesquieu's Munde von Lebret-'') überlieferte
Nachricht, dass Moliere dort eine von ihm selbst verfasste Tra-
gödie Thebaide gespielt habe. Diese Tradition wird gewöhnlich
durch Grimarest's*^) Angabe gestützt, nach welcher Moliere den-
selben Stoff dem jungen Racine zur Bearbeitung empfohlen,
dessen Werk aber nachher habe stark corrigiren müssen, weil
es der Thebaide des Rotrou zu ähnlich gewesen sei. Mir scheint
aus dem Zusammenhang der Erzählung hervorzugehen, dass
Moliere diesen Stoff vorher noch nicht bearbeitet hatte ; denn
Grimarest lässt ihn den Plan dazu erst machen.^) Die Frage
liegt nahe, ob nicht eine Verwechslung mit Rotrou's Thebaide
stattgefunden haben mag. Ich weiss nicht, wer zuerst behauptet
hat, dass die vom Herzog von Epernon aus dem Elende errettete
Schauspielerin, von welcher Magnon in der Vorrede zu seinem
Josaphat") (1646) spricht, grade Madeleiue Bejart sein müsse;
ich will diese A^ermuthung, der Fournier'*) vollen Glauben schenkt,
nur erwähnt haben.
Im Anschluss hieran muss ich eine von Nantes erzählte
Geschichte, welche noch Moland uiul Loiseleur^*') bringen, auf
1) 1. c. S. 0.
^) Ich halte auch diesen Mäcen für den Sohn, obwohl der Vater
erst 1642 starb.
ä) Bazin, S. 33,
*) Detcheverry, S. 16, Anm. 1.
") CEim-es de Moliere. I. 1773. S. 53.
«) Vie de Moliere, ed. Malassis. 1877. S. 32.
"•) »Pendant ce tems-la Moliere fit le dessein des Freres Ennemis«.
^) Nicht Sejaniis, wie noch Moland und der Molieriste (S. 19) schreibt.
») Roman de Moliere. Paris. 1863. S. 45.
1") S. 142.
Molihes Wanderungen in der Provinz. 35
Grund von Korjpnn's trefflicliom Nachweis in das Gebiet der
Fabel vorwoisoii. Ein ^'(Mictianer Marionottentlieatevbesitzerj Do-
minique S('i>'alle, der zu derselben Zeit wie Moliere in Nantes
spielte, soll Moliere in der Gunst des Publikums ausf^estoehen
haben. Das Beispiel ist lehrreich für die Art, Avie Geschichte
gemacht Avird; und Kerjean's Inimoristische Darstellung,^) 'avIc er
der Fälschung auf den Grund gekommen, liest sich, bei aller
Gründlichkeit, sehr angenehm. Ein gCAvisser Guepin, dessen
»Geschichte A-on Nantes« man bei Taschercau-) citirt findet, hat
aus der gleichzeitigen AnAvesenheit Moliere's und Segalle's, und
aus des Ersteren baldigem Weggange das Weitere dazugedichtet:
»Moliere war nicht glücklich zu Nantes« n. s. av. »Diese Phrase
hat Herrn Taschereau gefallen« und »er schloss den Diamant in
seine Geschichte ein.«-')
Die Avichtigste der Conjekturen, zu Avelchen die erste Periode
der Wanderzeit Anlass gegeben hat, ist die von Paul Lacroix:
Moliere müsse in Le Mans gCAvesen sein, da der Roman comique
von Scarron daselbst seinen Schauplatz habe, und da in dessen
Figuren die Persönlichkeiten der Moliere'schen Truppe Avieder-
zuerkennen seien. Ich glaube, Sainte-Beuve hatte bereits eine
Bemerkung darüber hingCAvorfen ; Lacroix l)estimmte sogar das
Jahr, in Avelchem der Aufenthalt stattgefunden haben soll, als
1G46 oder 47, zu Avelcher Zeit Scarron in Le Mans anwesend
gewesen sei und Moliere auf dem Wege a'Ou Paris nach Bor-
deaux oder Nantes dort Station gemacht habe. Nachdem Moland'*)
auf's Genaueste die Beziehungen der Scarron'schen Figuren zu
Moliere's Truppe untersucht, insbesondere den gebildeten Ledestin
mit unsrem der Gelehrtenlaufbahn entwichenen Schauspieler ver-
glichen hat, muss er sich dahin aussprechen: »Jene Beziehungen,
so merkAvürdig sie auch sein mögen, erlauben uns nicht, die
burlesken Abenteuer des Scarron'schen Buchs für ernste Belege
auszugeben.« Die Wahrheit dieses Satzes muss jeder Leser des
Roman comique empfinden. Auf die Details der von P'ournier^)
noch Aveiter ausgesponnenen Hypothese Lacroix' eingehend, hat
neuerdings Chardon,'') der ein grösseres Werk über Scarron vor-
bereitet, nochmals mit Erfolg gegen die Möglichkeit der Be-
ziehungen protestirt, eine Anzahl von dabei untergelaufenen Irr-
thüraern aufgedeckt und namentlich für den »Comödiantenroman«
') 1 c.
2) 3. Aufl. S. 15.
^) Kerjean, 1. c.
*) S. LIV. ff.
•') Roman de Moliere.
") La troupe du Roman comique devoilee. Le Mans. 187G. Ch. L
36 W. Mangold
nachgewiesen, class er etwa sechs Jahre früher abgefasst worden
sei, als Lacroix annimmt. Chardon's negative Beweisführung
muss man mit Loiseleur für endgültig halten; der positive Theil
seiner eingehenden Untersuchungen, welcher das Urbild des
Eomans in Filander's Truppe gefunden zu haben glaubt, weil er
es darin finden wollte,^) wird demnächst wohl auch eine Wider-
legung erfahren.
Besonders reich mit Conjekturen gesegnet sind die Jahre,
über welche man eigentlich gar nichts weiss: 1650 — 52. Dass
die Truppe während dieser ganzen Zeit im Süden geblieben sei,-)
ist sicher nicht mehr haltbar, da ein Aufenthalt Moliere's in
Paris 1651 constatirt ist. Wenn Loiseleur nicht erst im An-
hange angemerkt hätte, dass er den Aufenthalt Moliere's zu Agen
im Texte falsch datirt hat, so würde er statt 1649 sicherlich
1650 als Jahr für ein mögliches Verweilen zu Limoges und
Angouleme angesetzt haben. Im Grunde ist es einerlei, denn
viele Jahre passen für Limoges und Angouleme; und die Hypo-
thesen selbst sind fast aus der Luft gegriffen. Für den ersten
Ort stützt sich Loiseleur auf eine Stelle in Claretie's »Leben
Moliere's;^) für den zweiten auf eine geistreiche Conjektur von
B. Fillon. Eine alte Sage will, dass Meliere seinen Pourceaugnac
zur Rache an einem limousinischen Edelmann in Paris (etwa La
Feuillade) geschrieben habe. Claretie glaubt dagegen, dass die
Geschichte in Limoges passirt sei, wo noch eine lokale Tradition
darüber herrsche. Moland hat diese Tradition mit feinem Takte
bereits 1863 als »nachträglich erfunden (imaginee apres coup)«
bezeichnet.'^) Aber Claretie citirt sie dennoch aus der »Stimme
der Provinz«, von 1862, wo er sie »ohne Quellenangabe« ge-
funden hat. Man erkennt aber leicht die Quelle in der Stelle
des »Almanach limousin« von 1861, welche Claretie grade vor-
her abdruckt. Hier steht ungefähr: »Der Empfang, welcher
Meliere bei unsren Vätern zu Theil wurde, trug viel zur Schöpfung
des Pourceaugnac bei. Wahrscheinlich hat Meliere irgend eine
geistreiche Bemerkung beim Spiel eingestreut, welche die Limou-
siner nicht vertrugen.« — Die Stimme der Provinz geht weiter:
»Moliere — man hat es sehr oft wiederholt — wurde in Limoges
ausgezischt; aber was man nicht weiss, ist: dass er sich diese
Demüthigung durch tragisches Spiel zuzog,« u. s. f. Loiseleur
schliesst hieran seine Conjekturen über das Jahr, in welches
^) Vgl. dort S. 45.
-) Moland, S. LXI.
■') J. Claretie, Moliere, sa vie et ses oiuvres. 1873. S.
*) Moland, S. LIII.
3JüUerc6 TVandermiijcii in der Provinz. 37
dieser Aufentlialt fallen könnte. — Was Angouleme betrifft, so
conjicirt Fillon folgendennassen: Hier lebte Sarah de Peynisse;
sie war Tochter des Grafen Escars und Frau des Grafen Baignac;
beide Namen geben vereint Esearbagnas ; das Original der Gräfin
von Esearbagnas ist also in Angouleme gefunden : folglich war
Moliere in Angouleme. Und obwohl Loiseleur selbst sagt: »Se
non e vero . . .« bestimmt er doch den möglichen Zeitpunkt,
P^rühjahr 1649. Pifteau erzählt jetzt bereits den Aufenthalt
Moliere's in Limoges und Angouleme als Faktum.^)
Vor siebzehn Jahren hat uns Fournier den BcAveis für
einen Aufenthalt Moliere's in Poitiers 1651 versprochen, soviel
ich weiss aber bis heute noch nicht erbracht. Vermuthlich will
er seine Beliauptuug auf jene Stelle der Memoiren der M^e de
Montpensler stützen, wo die Anwesenheit einer »sehr guten
Truppe« zu Poitiers für den Winter 1651 — 52 bezeugt Avird.^)
Unmöglich kann man jedoch in jeder »guten« Truppe sofort die
Moliere'sche erkennen. Dazu ist Mademoiselle (Gaston's Tochter)
dieser nämlichen Truppe grade Anfang 1653 in Orleans be-
gegnet, zu Avelcher Zeit, wie wir wissen, Moliere in Lyon Avar.^)
Wir müssen also die empfindlichen Lücken der Molierebiographie
Aom Februar 1650 bis zum Schluss des Jahres 1652 noch
immer unausgefüllt lassen. Nur Angers Aväre vielleicht in die
Reiseroute aufzunehmen, da dort im December 1650 ein Jean
Rocquelin (sie) als königlicher Schauspieler erAvähut A\drd.
II. Periode. Während die Wanderungen der ersten Periode
sich auf den südAvestlichen und Avestlichen Theil Frankreichs
erstrecken, sind Languedoc und Lyon die Mittelpunkte in der
zweiten. In Languedoc Avurde Moliere, nach Lagrange, soAvohl
von Conti, als auch für die Dienste bei den Ständesitzungeu
engagirt; und was auch Raymond^) gegen Bazin sagen mag, er
kann die Thatsache eines doppelten Engagements nicht aus der
Welt schaffen. Dass die von Cosnac^) erzählte Geschichte von
einem Aufenthalte Moliere's in Pezenas Avirklich in das Jahr
1653 (Sommer und Herbst) zu fallen hat, avo sie dem Zusammen-
hange nach hingehört, hätte Loiseleur Avohl mit grösserer Be-
stimmtheit aussprechen dürfen. Ueber ein zweites Spiel zu
Pezenas im Winter 1655 — 56 gibt die Quittung Moliere's, Avelche
1) S. 16.
■') Chardon, 1. c. S. 44.
«) Chardon, 1. c. S. 44, Anm. 2.
*) 1. c. S. 101,
^) Memoires de Daniel de Cosnac, ed. Jules de Cosnac. 1852.
S. 12G \\\
.38 W. Mangold
er tlein Schatzmeister der Stände ausstellte, geniig-eiiden Auf-
schliiss. Die aus Beziers stammenden Zeugnisse sind für ein
Spiel der Truppe Avälirend der Dauer der Ständesitzung 1()56 — 57
beweisend. Wenn 1G55 ferner in Montpellier das Ballet des
Incompatibles gedruckt wird, welches ausdrücklicli für Conti und
seine junge Frau (seit 1654) gedichtet war, und in welchem
Meliere und Bejart auftreten, wenn dazu Madeleine Bejart's An-
wesenheit in Montpellier (1655) für Februar und April constatirt
ist, so dürfen wir den Aufenthalt zu Monii)ellier für den ganzen
Winter voraussetzen. Ich will gleich hier bmnerken, dass meiner
Meinung nach von einem dazwischenliegenden Aufenthalte der
Truppe, ja selbst Madeleine's, in Monte liniart (Februar 1655j
mit Sicherheit niclit geredet werden kann, da nur ein Steuerrath
»aus« Montelimart erwähnt wird. Ein Ausdug der »Geschäfts-
führerin«, wie sie von Vielen genannt wird, kann dagegen nicht
in Abrede gestellt werden. Ebensowenig kann ich mich dazu
entschliessen, ein Spiel der Truppe zu Nimes für sicher zu
halten, weil Madeleiue eine Bestellung (commission) von einem
Gerichtsrathe »aus« Nim es erhält. Ferner halte ich dafür, dass
in dem Augenblicke, wo eine von der Schauspielerin Bejarre (sie)
empfohlene Wittwe zu Lyon ein Almosen empfängt, die Em-
pfehlende nicht nothwendiger Weise in Lyon gewesen sein muss,
wenn sich auch über die Möglichkeit dieser Thatsache nicht
streiten lässt.
Den Aufenthalt Moliere's in dem Lyon benachbarten Vienne
datirt Chorier, wie bereits oben erwähnt: »um die Zeit« des
Jahres 1641. Taschereau hält dies Datum für entschieden falsch,
ebenso die meisten nach ihm, mit Ausnahme von Ijivet, der mit
Recht anführt, dass ein sichrer Beweis dagegen nicht beigebracht
werden könne. Obwohl ich zu Livet's Ansicht neige, will ich
Taschereau's und Luiseleur's Ausführungen doch erörtern. Der
Erstere denkt an 1646, und in der Tliat spielten 1646 die
»comediens de son altesse royale« in Lyon; leider nur waren
sie schwerlich die Moliere'schen. Da der »ausgezeichnete Schau-
spieler« Moliere jedoch 1653 sicher in Lyon war, so ist es
verführerisch, den Aufenthalt in dem nahen Vienne etwa in die-
selbe Zeit zu setzen. Boissat hätte indessen, während der Dichter
sich bei ihm aufhielt, beinahe ein Duell gehabt, und 1653,
meint Taschereau, war Boissat als Einundfünfziger doch wohl
über das Alter der Duelle hinaus. Moland möchte deshalb das
Jahr nicht weiter hinausschieben als 1652. Loiseleur^) hält
denselben Grund erst gegen die Annahme des Jahres 1655 für
1) S. 104.
Malicre's Wandcrumjcn in der Provinz. 39
massgebend uiul niniint seihst l(ir>.'^ als richtij^' an. Das lieisst
also mit andern Worten: 1(J55 war Boissat zu alt zum Zwei-
kampf, 1()5;5 aber noch nicht. Und warum setzt Loiseleur den
Aufenthalt zu Vienne grade in dieses JalirV Boissat wünschte
dringend, ein Stück von Moliere zu sehen (^une comedie que
Moliöre avait composee); und dieses Stück, meint er,^) könne
nur der Etourdi gewesen sein, der nach Lagrange 1653 in Lyon
gespielt wurde. Wenn es nur ausgemacht wäre, dass der Etourdi
wirklicli schon 1(353 und nicht erst 1655 gespielt wurde.
Wir wollen diese Frage gleicli hier behandeln. Auf einer
der ersten Seiten seines Registers schrieb Lagrange im Jalire
1659: der Etourdi wurde in Lyon 1655 gespielt; und 1682
steht in der Vorrede zu Moliere's AVerken von Lagrange und
Mnot zu lesen: »Er kam nach Lyon im Jahre 1653, und dort
war es, avo er dem Publikum seine erste Komödie vorsetzte,
den Etourdi.« (Ce tut hi qu'il exposa etc.) »Dort« bezieht
sich auf den Ort, nicht auf die Zeit; folglich bezieht sich 1653
auch nicht nothwendiger Weise auf den Etourdi ; und Lagrange's
Angaben widersprechen sich gar niclit, Avie schon Despois-) be-
merkt hat. MohuKp) ist entgegengesetzter Ansicht. Nach ihm
spricht gegen die Annahme von 1655 auch der Umstand, dass
Dassoucy, der in diesem Jahre mit Moliere zusammentraf, das
Stück nirgends erAvähnt. Auch dies scheint mir kein genügender
Grund zu sein; denn Dassoucy spricht überhaupt Avenig von
idealen Dingen, viel dagegen von Essen und Trinken. Ganz
unhaltbar sind die ferneren Gründe Loiseleur's, Avonach er sogar
den Monat Januar (1653) als Zeitpunkt der ersten Etourdi-Auf-
führung erkannt haben Avill. Die Mitglieder von der Truppe
Mitalla's könnten nur unmittelbar nach dem Erfolg des Etourdi
zu Moliere übergegangen sein;"^) und der Zeitpunkt des Ueber-
gangs bestimme sich nach dem Uebergang der Duparc, Avelcher
offenbar zu keinem andren Zeitpunkte, als dem ihrer Heiratli
(Februar 1653) stattgefunden habe.^) Wie vorsichtig man jedoch
mit solchen Bestimmungen sein muss, geht zur Genüge aus
einem Beispiel bei Loiseleur^) selbst hervor. Er sagt »Pierre
Keveillon trat erst 1648 zu Nantes in die Truppe ein«; und
zwar sagt er dies, Aveil Reveillon zufällig vorher in den Doku-
menten nicht genannt Avurde (ausser 1643 mit Dufresne). Nun
beweist aber das von Rolland Jüngst entdeckte Aktenstück, dass
Reveillon schon 1647 bei der Truppe Avar. Au sich ist diese
Sache sehr unbedeutend, sie hat nur Werth für die Charakte-
>) S. 163. ■') I. S. 79 ff. "•) S. LXm. •*) S. 154. '•') S. 161.
133. nach Brouclioud, S. 33.
40 W. Mangold
ristik einer gewissen Art von Conjekturen, durch welche einem
niliigen Fortschreiten in der Erkenntnis» Hindernisse bereitet
werden.
Derselbe Reveillon, der oft neben Dufresne erscheint, ist
grade auch für Lyon ein guter Wegweiser. Seine Anwesenheit
dort am 19. December^) 1G52 erlaubt uns, Lagrange, der
die Ankunft Moliere's daselbst erst nach lG5o verlegt, eines
Irrthums zu zeihen; seine und der Frau Duparc Pathenschaft zu
Lyon am 3. November 1654 gestattet uns ferner, Moliere's Ab-
reise nach Montpellier bis hierhin zu verschieben. Wenn im
März desselben Jahres die Duparc's sowohl selbst taufen lassen,
als auch Pathenstelle in Lyon vertreten, so dürfen wir wohl,
wenn auch kein andrer Schauspieler dabei figurirt, — so lauge
wenigstens kein Zeugniss dem entgegensteht — auch Meliere
um diese Zeit schon in Lyon vermuthen. Aehnlich steht es mit
den Daten von Tod und Taufe zweier Kinder Duparc's (10. Ja-
nuar und 1. Mai 1658). Soulie hat in Lyon scheinbar sehr ent-
fernt liegende Notizen gesammelt, welche jedoch, auf Moliere
bezogen, sicli in sein Reisejournal gut einfügen und daher Aor
der Hand als Anhaltspunkte für Moliere's Anwesenheit sehr wohl
verwerthet werden können. Es sind die Ragueneau und Digoine
betreffenden Dokumente. Ragueneau, ein Schauspieler der Moliere-
schen Truppe, starb in Lyon am 18. August 1654; kurz vorher
(Mai) hatte ein gewisser Baron Digoine die Micthe für eine von
Ragueneau im October 1653 gemiethete Wohnung bezahlt, und
im October 1652 hatte dieser selbe Digoine sogar ein Haus ge-
miethet, welches dem Anscheine nacli für die Schauspieler be-
stimmt war. Nichts spricht dagegen, durch diese Daten die
Aufenthaltszeit Moliere's in Lyon mehrfach zu erweitern. Da
jedoch Jean Poquelin am 6. Januar 1654 in Montpellier Pathen-
stelle vertritt und im Herbst 1653 wahrscheinlich von Pezenas
nach Montpellier geht, so ist ein Miethen Ragueneau's zu Lyon
im October 1653, wenn es sich auf die Truppe bezieht, nicht
damit zu vereinigen; oder man müsste eine Dispositionsänderung
annehmen.
Brouchoud hat in Lyon jede Vorstellung notirt, von welcher
überhaupt noch berichtet wird.^) Es ist selbstverständlich, dass
in einer Stadt wie Lyon, wo die Truppe eines Mitalla eine Zeit
lang ständig gewesen zu sein scheint, wo der Vater der Duparc,
Jacomo Gorla, und Gilles Barry als Operateurs und Comödianten
auftraten, wo ausserdem noch manche andere wandernde Truppe
^) Vgl. Brouchoud S. 51, also nicht 9., wie Loiseleur S. 151 sagt.
^) S. 60.
MoUeres Wanderun<fen in der Provinz, 41
Station gemaclit liaben mag, eine solche Liste mir dann einen
Wevtli hat, wenn die Anwesenheit Moliere's zn Lyon bereits
anderweitig- feststeht. Wir dürfen dalier einige Daten annehmen,
andere streichen. Gegen die Annahme einer Ijezieluing der Akten-
stücke vom December 1657 und Januar 1658 Ijisst sich nichts
einwenden;^) dagegen scheint mir die Annahme einer »Abschieds-
vorstellung« vor der Abreise von Lyon zum Carneval nach
Grenoble, als am 27. Februar 1658 gegeben, verspätet zu
sein, umsomehr als grade am 2. Februar zu Grenoble eine
Truppe ankommt. Denn Ostern fiel, nach Soulie,'^) 1658 auf den
21. April, Fastnacht daher auf den 5. März; nach Loiseleur
blieben demnach zu einem Garnevalsspiel in Grenoble nur etwa
fünf Tage. Lagrange ^) sagt aber: Moliere brachte »den Car-
neval«, Grimarest^) sogar: »den ganzen Carneval« in Grenoble zu,
und das Avären nicht nur die letzten Festtage, sondern die Zeit
vom heiligen Dreikönigstag bis zur Fastnacht.-'')
Taschereau bezieht, nach Pericaud, grade die Vorstellung
in Lyon vom Februar 1657 auf Moliere ; und Loiseleur wie Soulie
stimmen ihm bei.'') Ich verstehe nicht, wie Loiseleur ein seit-
dem entdecktes Zeugniss mit Namen einem solchen ohne Namen
vorziehen kann, wenn er nicht an Kaymoud zweifelt. Und hier
grade liegt am wenigsten ein Grund vor, an seinen Angaben zu
zweifeln, da seine Quelle offenbar das Sitzungsprotokoll ist und
mit Datum versehen im Wortlaut gegeben wird. Die Bewilligung von
500 liv. an Joseph Bejart durch die Stände zu Beziers (16. April
1657) wird doch nicht erst nach dem Weggänge der Truppe erfolgt
sein. Auf Erfindung beruht sowohl der Satz: »Gleich nach dem
Votum, welches die Freibillets zurückwies (6. December 1656),
packte Moliere auf und reiste nach Lyon ab;«'') — als auch der
andere: »Moliere, der seit dem April (1657) zu Nimes war, verliess
Madeleine nicht.«''*) Dazu ist ein Ausflug- nach Nimes von Beziers
noch leichter als von Lyon aus zu bcAverkstelligen. Wir halten also
daran fest, dass Moliere bis zum April 1657 in Beziers blieb.
Zu Ende dieses Jahres 1657 soll Moliere in Avignon gewesen
sein; Mignard's Biographie versetzt ihn dahin. Bazin erwähnt die
bezügliche Stelle daraus gar nicht; ich weiss nicht, welchen
») Loiseleur, S. 216. -) Eapp. S. 485. =) Malassis, S. 99. *) S. 15.
^) Vgl. Littre, dict.
^) Die Beziehungen halte ich ferner für sicher annehmbar: am
9. 2. 53 und 9. 6. 55; für möglich: Juni 57 und December 58; für un-
wahrscheinlich Januar 51 und Februar 52, für unmöglich Januar 55 und
December 55, sowie die meisten der vor 51 erwähnten.
"') Loiseleur, S. 211.
**) Loiseleur S. 211. Anm. Nach Raymond soll — ebenfalls erfun-
den — Madeleine allein in Nimes gewesen sein.
42 W. Mamjold. Molüres Wanderungen in der l'rovln:.
Glauben sie verdient. Ein früherer Aufenthalt zu Avignon wird
durch Uassoucy's Abenteuer zur Gewissheit und hat nach liazin
in das Jahr 1655 zu fallen.
Derselbe Dassoucy liefert uns auch Narbo nne als Stations-
]ninkt für 1656, wofür noch jüngst ein neues Zeugniss vom
Molieriste gebracht wurde. Wenn Fournier aber in diesem Zeug-
niss (vom Februar 1656) eine Bestätigung der Hypothese Saiut-
Marc's sieht, nach welcher Dassoucy die Truppe grade im Fe-
bruar verlassen habe, so kann man dies nur für den Fall zugeben,
dass Raymond's Zeugniss über einen Narbonner Aufenthalt der
Truppe im Mai 1656 nicht für gültig anzusehen sei — ein
zweiter Beweis, wie wenig Raymond's Zeugnisse geachtet Averden.
Chapelle traf auf seiner Reise mit Bachaumont, welche in
das Jahr 1656 fällt, eine »nicht schlechte Truppe« in Car-
cas sonne. Das auffallende Schweigen über seinen Schulfreund
Moliere sucht Bazin^) durch die Vermutlmug zu erklären, Chapelle
habe sich bei den beiden Grafen Broussin, den Adressaten seiner
Reisebeschreibung, nicht durch Nennung dieses Namens compromit-
tiren wollen. Dies ist jedoch nicht glaublich; denn Dassoucy,
welcher nach wirklich compromittirenden Erlebnissen mit Chapelle
in Montpellier zusammentraf, wird genannt. Wenn des Freundes
Schweigen auffällt, so spricht grade wieder dieses Zusammen-
treffen mit Dassoucy, der eben Moliere verlassen hatte, dafür,
dass jene Truppe in der That die Moliere'sche war; doch ohne
Sicherheit. Die zu Narbonne 1656 erwähnten Schauspieler werden
»Schauspieler des Prinzen Conti« genannt; bei ihm hatten sie ja
unmittelbar vorher zu Pezenas gespielt; daher müssen wir auch
zu Dijon, wo dieser Name im Juni 1657 erscheint, den Aufent-
halt der Moliere'schen Truppe für feststehend erachten. Zum
Schlüsse Aväre noch nach der »Truppe des Herzogs von Orleans«
zu fragen, welche im September 1657 zu Albi, mit der Richtung
auf Castros und Pezenas, erscheint. Bei dieser Truppe kommt
ein Schauspieler Mignot vor; ein solcher hat nach Grimarest in
Languedoc mit Moliere gespielt. Das Hlustre Theatre zu Paris
war in Diensten Gaston's von Orleans; al)er die 1649 unter dem
Namen »comediens de son altesse royale« in Lyon vorhandene
Truppe war sicher nicht die von Moliere, sondern die von Abraham
Mitalla geleitete. Daher muss man mit Monval auch bei jener
Truppe starken Zweifel an ihrer Identität mit der der Bejarts hegen.
(Schluss folgt.)
W. MANGOLD.
') S. 47.
Schriftlehre oder Sprachlehre?
Zur Behandlung der neufranzösischen Laut - und
Formenlehre in der Schule.
I.
Eiin luimliafter deutsclier Gelehrter hat sicli bekanntlich
uiiliiii.^'st dahin geäussert, die Orthographie sei wissenschaftlich
betrachtet eine Frage zehnten Ranges und auch pädagogisch
betrachtet, eine Frage von secundärer Bedeutung. Die grosse
Melirzahl unserer Philologen und Pädagogen (fast der ganze Rest
huldigt noch der pseudo- »historischen« Ansicht) stimmt ihm
laut oder in der Stille bei, freut sich, wenn »von l)erufener
Seite« Schritte zur »systematischen Feststellung« dessen gethan
werden, was »überwiegender Gebrauch« ist und lächelt über die
reforraatorischen Bestrebungen der mit allerlei schönen Titeln
l)eelirten Phonetiker. Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass
der den Splitter im eigenen Auge bemerke, welcher den Balken
im Auge des Nachbars selbst dann kaum bemerkt, wenn dieser
Balken ihm selbst ins Gesicht stösst. Die heutige Sehreibung
der Franzosen und Engländer ist nicht nur, wie Max Müller mit
Bezug auf die englische sagt, ein »grosses nationales Unglück«,
sondern geradezu ein internationales, von dem auch wir und vor
allem unsere deutschen Schüler mitbetrotfen sind. Nichts trägt
mehr Schuld an der aller Natur und AVissenscliaft zuwiderlaufen-
den Art, wie die Laut- und Flexionslehre der neueren'Sprachen
betrieben Avird, als eben jene unter den jetzt auch bei uns mass-
gebenden Einflüssen zur Blütlie gelangte Verderbniss der fran-
zösischen und englischen Orthographie. (ilücklicherweise sind
die englischen und amerikanischen Gelehrten nachgerade zu
der Ueberzeugung gekommen, dass eine nationale Orthographie-
reform nicht eine Frage zehnten Ranges oder secundärer
44 W. Victor
Bedeutung ist,^) und wenn wir eine Keilie von Jahrzehnten warten,
so wird es mit unserer englischen Schulgrammatik wenigstens
wohl ganz von selbst besser werden, ohne dass wir etwas dazu
gethan haben. Wir können aber nicht warten, und wir dürfen
nicht andern überlassen, was uns selbst zu thun möglich ist und
zukommt.
Trautmann hat »Anglia« I, S. 587 ff. zuerst den Weg zu
einer von den Lauten, niclit den Buchstaben ausgehenden Be-
handlung der englischen und französischen Lautlehre gezeigt und
zugleich darauf hingewiesen, dass die so nach wissenschaftlichen
Gruiulsätzen umgewandelte Lautlehre zunächst eine Besserung
der »in der grossen Mehrzahl unserer Schulen« gehörten »walir-
liaft grauenvollen« Aussprache (diese Thatsache kann man nicht
zu oft erwähnen) im Gefolge haben werde. Das ist aber weder
der einzige noch auch der bedeutendste Vortheil der »neuen
Methode«. Ich habe bereits in meinem Aufsatz »Die wissenschaft-
liche Grammatik und der englische Unterricht« (»Engl. Stud.«
III, S, 106 fl',) hervorgehoben, dass nur bei einer solchen, von
den Lauten selbst ausgehenden Behandlung die Schule ihrer
Aufgabe, den Schülern zu einem Einblick in den Laut Orga-
nismus zu verhelfen, gerecht werden kann. Noch Avichtiger
und werthvoller wird aber meines Erachtens die Reform der
Lautlehre, wenn darauf eine entsprechende Reform der Flexions-
lehre, d.h. eine von den Lautformen, nicht den Schrift-
formen ausgehende Behandlung der Flexionslehre er-
baut wird. Eine solche habe ich zum ersten Mal in meiner
kleinen englischen »Formenlehre«-) durchgeführt und in dem
vorhin erwähnten Aufsatz (1. c. S. 119 — 124) zu begründen ge-
sucht. Daran hätte sich dann naturgemäss noch eine dritte Re-
form anzuschliessen, nämlich eine Reform im Gebrauche
der Schulgrammatik. Die Rolle, welche die letztere mit
ihren Regeln bis jetzt gespielt hat und noch spielt, erinnert in
hohem Grade an die Verwendung der Recepte eines Kochbuchs.
Meiner Ansicht nach muss sich und Avird sich die reformirte
Schul - Grammatik eben darauf beschränken, die Avichtigsten
Sprachmittel und Sprachgesetze übersichtlich vorzuführen und die
*) An der Spitze der in diesem Jahre gegründeten >^Euglish öpelling
Reform Association« stehen Männer wie Abbot, Augus, Baiu, Ellis, Morris,
Max Midier, Mnrray, Sayce, Skeat, SAveet (jetzt auch Darwin und Tenny-
son) und noch eine ganze Menge von bekannten und einflussreicheu Per-
sonen; während die Comiteliste der amerikanischen »Reform Spelling
Association« u. a. die Namen Child, Haldeman, March, Morris, Murray,
Sayce, Skeat, Sweet, Whitney aufweist.
"-) ^Englische Schulgrammatik« ; l. Theil. Leipzig, Teubner 1870.
Schriftlehre oder Sprachlehre? 45
Bestätigung- und Befestigung des Gebotenen dem Hören, Sprechen
und Lesen, zum kleineren Theil auch dem Schreiben überlassen.
Mit den auf das »Einüben« berechneten »Regeln« und »Aus-
nahmen« fallen die Einzelsätze (gegen die sich bekanntlich die
Majorität der Pädagogen der 32, Philologen -Versammlung nach
Prof. Ecksteins Vorgang erklärt hat) schon von selbst hinweg.
Aber auch die zusammenhängenden deutschen Uebungsstücke
sind, wie ich glaube, zu streichen. Gutes Deutsch in gutes
Englisch oder Französisch zu übertragen (von Retrovertiren rede
ich hier nicht) ist eine Aufgabe, die schwerlich einem Schüler
gestellt werden darf. Was aber der Unterricht erzielen kann
ist zweierlei: das volle Verständniss des Gehörten und Gelesenen
und die correcte, anfangs getreue, später auch freiere Wieder-
gabe in Wort und Schrift (letzteres auch in der Form von selbst
zu bildenden Antworten auf Fragen über die Leetüre u. dgl. m.).
Indem der Schüler statt innerlich zu übersetzen, gleich in der
fremden Sprache zu denken sich gewöhnt, wird die freie Re-
production von selbst zu einer stets wachsenden Fertigkeit im
mündlichen und schriftlichen Gebrauch der Spraclie führen. Je
näher dieselbe der Muttersprache des Schülers äusserlich und
innerlich verwandt ist, desto schneller wird sicli dieses Ziel er-
reiclien lassen. Den fremdsprachlichen Unterricht mit einer todten
Sprache, dem Lateinischen, zu beginnen und ihr, nachdem ein
biselien ebenfalls als todt behandeltes Französisch hinzugekom-
men, bald eine noch schwierigere, das Griechische, folgen zu
lassen, scheint an sich schon fast eine ebenso grosse Ueber-
bürdung wie die über die Zalil vierundzwanzig hinausgehenden
wöchentlichen Schulstunden und neun Zehntel der häuslichen Ar-
beiten.^) Zur Einführung in das Studium fremder Sprachen eignet
sieh bei weitem am besten das Englische.-)
^) Dr. Hasse, Director der Irrenheilanstalt in Königslutter, schreibt
neuerdings, während die Kurzsichtigkeitsstatistik noch auf der Tagesord-
nung steht, in einer Zeitung, er habe in dem laufenden Jahre allein sechs
junge Gymnasiasten wegen Geistesstörung in Folge von geistiger Ueber-
anstrengung zu behandeln gehabt. Würden die von ihm dringend em-
pfohlenen Turnspiele (man denke an Cricket und Football!) nicht vielleicht
auch zugleich gegen das Verbindungswesen sich wirksam erweisen?
^) Wäre Ostendorf, in dem wir nicht nur einen ausgezeichneten
Pädagogen, sondern auch einen gründlichen Sprachkenner verloren haben,
mit dem Englischen ebenso vertraut gewesen wie mit dem Lateinischen
und Französischen, so hätte er ohne Zweifel nicht dieses sondern noch
viel eindringlicher das Englische an Stelle des Lateins in Sexta empfohlen.
Die Ansicht, dass die lebenden Sprachen vor den todten im Unterricht
zu beginnen sind, vertritt auch A. H. Sayce in einem Aufsätzchen (»How
to learn a language,« aus »Nature« 29. Mai 1879 abgedruckt im »Pho-
netic Journal« 2. Aug. 1879 und sonst), welches ebenfalls das Ausgehen
46 W. Vietor
Da nun aber einmal der franzüsiselie Unterriclit dem eng-
lischen in unseren Scluilen voraugelit und von dem noch iVülier
begonnenen etAvaigen hiteinischen nicht nur, sondern leider Ja
aucli dem deutselien und dem uaturwissenscliaftlichen Unterriclit
her keinerlei Einführung in die eigentlich so zu nennende Laut-
lehre vorauszusetzen ist^^) so wird der Behandlung der franzö-
sischen Lautlehre eine kurze Belehrung über die verschiedenen
Theile und Functionen des nienschliclien Spracliorgans und die
Bildung der Sprachlaute im allgemeinen (sowie zunächst der
deutschen insbesondere) vorauszuschicken sein. Dass hierbei die
Anschauung eine hervorragende Bedeutung zu spielen hat, ver-
steht sich von selbst. In erster Linie steht die Beobachtung der
Organe in natura, soweit das eben angeht. Gleich der Respi-
rationsapparat entzieht sich der directen Betrachtung; doch ist
ein näheres Eingehen gerade auf seine Einrichtung auch niclit
erforderlich. Es genügt die Bemerkung, dass Lunge und Luft-
röhre zur Erzeugung des zum Sprechen nöthigen Luftstroms
dienen und der Eespirationsprocess beim Sprechen im Wesent-
lichen der nämliche ist wie beim gewöhnlichen Athmen. Bei der
Belehrung über den Kehlkopf können Auge und Hand schon
zur Verdeutlichung mithelfen. Der »Adamsapfel«, also der
Schildknorpel, ist dem Schüler gewiss sclion bekannt. Lässt
man ihn nun mit den Fingern an der vorderen Kante des Schild-
knorpels hinunterfühlen, so ist der (hinten höher werdende) Ring-
knorpel als oberer Abschluss der aus weniger harten Ringen
bestehenden Luftröhre gleich gefunden. Ebenso leicht entdeckt
der Schüler über dem »Adamsapfel« den Bogen des hufeisen-
furmigen Zungenbeins, welches man mit Daumen und Zeige-
oder Mittelfinger rechts und links nach hinten verfolgen kann.
Vielleicht liefert der naturwissenschaftliche Apparat der Scliule
ein Kehlkopfmodell, an welchem sicli ausser den erwähnten
Stücken auch die in dem von Ring- imd Schildknorpel umfassten
nolilraum eingefügten, rechts und links angewachsenen, in der
von den Lauten, nicht den Buchstaben, als erste Bedingung eines der
heutigen Wissenschaft entsprechenden Sprachunterriclits erklärt. Es ge-
reicht mir zur grossen Geungthunng, hinzufügen zu künuen, dass u. a.
auch Prof. Sayce mir in fi-eund liebster Weise seine volle Zustimmung
zu meiner englischen »Formenlehre« und dem oben erwähnten Aufsatz
in den »Engl. Studien« ausgesprochen hat.
^) Das ablehnende Verhalten der beiden letztgenannten Fächer ge-
genüber den einem jeden Volksschüler verständlichen Elementen der
Lautphysiologie ist zum grossen Theil schuld an den naiv-abergläubisclien
Vorstellungen über das Wesen der Sprache, die selbst bei den Gebildeten
im Schwange sind. Noch immer bildet ja die Sprache von vornherein
»eine unübersteiglicho Kluft zwischen A'lensch und Thier« !
Srhr'ifllfhvfi oilcr SyirarhJehr/' ? 47
Mitte die Stimmritze bildenden Stimmbänder veranschanliclien
lassen. Einen freilich sehr unvollkommenen Ersatz kann sich
jeder einzelne Schüler auf folgende Weise herstellen. Man bringt
die Handwurzeln und die Fingerspitzen der beiden Hände, die
Daumen nach oben, so zusammen, dass zwischen den beid^^n
Händen ein oben und unten offener hohler Kaum bleibt. Die
vereinigten Spitzen der Zeigefinger entsprechen dann dem »Adams-
knoten«; die beiden kleinen Finger der Vorderseite des Ring-
knorpels und die fast wagrecht (etwas tiefer gedrückt) vorwärts
gestreckten Daumen den Stimmbändern. Durch gegenseitiges
Näherbringen und Entfernen der Daumen lässt sich dann auch
die Verengungs- und Erweiterungsfähigkeit der Stimmritze illu-
striren. Die (beim gewöhnlichen Athmen am weitesten von ein-
ander entfernten) Stimmbänder — das wäre dem Schüler jetzt
zu sagen — können sich nämlich einander nähern und so dem
aus der Lunge kommenden Luftstrom in den Weg treten ; werden
dieselben mm durch den sie treffenden Luftstrom in rasche
Schwingungen versetzt, so entsteht ein musikalischer Klang, der
sogenannte Stimmton, dessen Höhe durch die grössere oder
geringere Verengung der Stimmritze bedingt ist. Der nur vorn
am Bogen des Zungenbeins mit seiner Spitze angewachsene birn-
förmige Kehldeckel, welcher den Kehlraum beim Schlucken
wie eine Klappe verschliesst (man vgl. die Redensart von der
»falschen Kehle« oder »falschen Gurgel«), lässt sich mit dem
Finger erreichen, wenn man denselben dem Zungenrücken ent-
lang bis zur Zungenwurzel hinunterführt; doch wird das Experi-
ment wegen des dabei sich einstellenden Brechreizes besser
unterbleiben. Man nimmt nun, wenn nicht ein Modell oder an-
schauliche Abbildungen zur Hand sind,^) die bildliche Darstellung
an der Schultafel zu Hilfe, indem man zuerst noch einmal mit
wenigen Strichen eine Seitenansicht des Kehlkopfs und des Kehl-
deckels hinzeichnet,-) das Gesichtsprofil andeutet und dann den
Umriss des Rachenraums und Mundraums (im Durchschnitt,
von der Seite gesehen) hinzufügt. Die ziemlich senkrechte hintere
Grenze des Rachenraums führt man bis zur Höhe der Nase.
Dann geht man zum Mundraum über, dessen Betrachtung passen-
der Weise von den Zähnen ausgeht. Man lässt den Schüler
^) Ich beabsichtige eine für den Sprachunterricht berechnete Wand-
tafel, darstellend den Stimm- und Sprachapparat im senkrechten Durch-
schnitt (wie bei dem empfehlenswerthen »Kopfmodell I« von Kamme in
Hamburg) sowie die Mimdstellnngen bei den einzelnen Lauten, heraus-
zugeben.
'^) Hier bei der Kreideskizze besser nicht im Durchschnitt; die ein-
zelnen Theile des Kehlkopfs (Schildknorpel , Uingknorpel etc.) werden
sonst nicht deutlich.
48 W. Vietor
von der Innenseite der Oberzähne an über die Wülbnng der
Alveolen hinüber den harten Ganmen bis znr Grenze des
deutlich als solcher fühlbaren weichen Gaumens oder Gau-
mensegels verfolgen, zeichnet diese obere Grenzlinie des Mund-
raumdurchschnitts an die Tafel, verbindet damit den Umriss des
(bekanntlich vor dem Spiegel siclitbaren) Zäpfchens sowie die
obere Grenze der Rachenhöhle und fügt den DurchschnittdesNasen-
raums in der Form eines Trapezes hinzu, dessen eine spitze
Ecke durch die Scheidewand zwischen Nasen - und Rachenraum
abgeschnitten wird, während die andere nach der Nasenspitze
hingeht. Hierbei ist zu bemerken, dass die erwähnte Scheide-
wand durch die Choanen (rechts und links) durchbrochen ist,
so dass zwischen der Nasenhöhle und der Rachen- und Mund-
höhle eine Verbindung besteht, welche — ähnlich wie diejenige
zwischen den beiden letzteren, Rachen- und Mundraum, unter
sich — durch verschiedene Stellung des Zäpfchens regulirt und
auch ganz aufgehoben werden kann. Endlich ist noch die Zunge
nachzutragen, welche, am Kehldeckel beginnend und vorn in eine
freiliegende Spitze endend, in der Ruhelage fast die ganze Mund-
höhle ausfüllt, aber, woran einstweilen nur eben erinnert zu wer-
den braucht, die verschiedenartigsten Form- und Lageverände-
rungen auszuführen im Stande ist.^)
Nach dieser Einleitung kann man zur Betrachtung der
einzelnen französischen Sprachlaute schreiten.-)
Beginnt man mit den Vocaleu, so wäre dem Schüler vor
allem klar zu machen, dass die einzelnen Vocallaute nichts an-
deres sind als der durch verschiedene Mundstellung und daher
verschiedene Resonanz verschieden gefärbte Stimmton, dass der
dunkle Laut des u durch Herstellung eines rundlichen Mundhohl-
raums mit kleiner runder Lippenöffnung, der helle Laut i dagegen
durch Bildung eines engen Mundkanals mit schmalspaltiger Lippen-
öffnung (Resonanz des Mundraums bei u zwei Octaven tiefer als
bei ^) entsteht etc.^) Der Vergleich einerseits mit dem Hinein-
blasen in eine leere Flasche, andrerseits mit dem Pfeifen auf
^) Man vgl. zum Vorstehenden und theilweise zum Folgenden
namentlich Sievers »Grundzüge der Lautphysiologie«.
') Ich folge hier unter thunlichster Vermeidung von blosser Wieder-
holung des dort Gesagten, im -wesentlichen der kurzen Darstellung der
englischen Lautlehre in meiner oben erwähnten Schulgrammatik.
Ich gedenke, weun nicht mittlerweile von andrer Seite etwas besseres
derart geboten wird, eine nach denselben Grundsätzen bearbeitete fran-
zösische Schulgrammatik später folgen zu lassen.
•"') Wie hier (und weiter vmten bei der Besprechung der übrigen
Vocale) habe ich auch in meiner engl. Schulgr. (S. 1, Anm.) bemerkt,
die Resonanzen des Mundraums bei n, 6, o, a, e, e, i sollten in dieser
Schriftlehre oder Sprachlehre ? 49
einem hohlen Schlüssel u. dgl. wird zur Verdeutlichung beitraj^en.
Das Vorkommen der einzelnen Laute im Französisclien kann man
durch einige, zunächst aber am besten nur gesprochene Bei-
spiele erläutern. Also, wenn man, was hier absichtlich geschieht,
die von Plötz, »Systematische Darstellung der französischen Aus-
sprache oder Anleitung für den französischen Unterricht« und
sonst gegebenen beibehält, zunächst für die geschlossensten
Vocallaute u und i:
Ikurz : louable, Louis i kurz : action, pitf'e
mittelz. : nOuveUe, hourse i j mittelz. : ami, dit
lang: goüt, poutre. \ lang: ile, amie, finir.
Dabei ist aber der Schüler ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass
die kurzen Laute in den von Plötz gleichzeitig gegebenen deut-
schen Beispielen »Mutter« und »immer« in norddeutscher Aus-
sprache nicht gesclilossenstes u und i, sondern offenes 21 und i
sind; und die von Plötz als kurz bezeichneten Laute in louahle,
action wird man besser als Halbvocale (s. u.) betrachten.
Eeihenfolge einen sich über zwei Octaven erstreckenden Duraccord bilden.
Trautmann, welcher »Anglia« 1, S. 590, die Resonanzen für diese Reihen-
folge zum ersten Mal avif einen Duraccord, und zwar auf einen f- Dur-
accord, normirt, nicht aber, wie er trotz seiner Bekanntschaft mit
Helmholtz glaubt, die Resonanzen der Mundhöhle bei der Bildung der
einzelnen Vocale zum ersten Male festzustellen versucht hat, bedauert in
seiner freundlichen Besprechung des erwähnten Wex-kchens, »Anglia« III,
S. 207, dass ich dort keinen bestimmten Duraccord angegeben hätte,
und berichtigt zugleich — nach neuer Untersuchung mit genaueren
Stimmgabeln — seine Angabe dahin, dass nicht ein f-, sondern ein g-
Duraccord anzusetzen sei. Ich glaube , wir dürfen aus naheliegenden
Gründen für die elementare Lautbehandlung in der Schule dieser Ton-
höhenbestimmung einen andern Werth als den einer gewissen schemati-
schen Veranschaulichung der Resonanzenabstände für die obige Vocalreihe
nicht beimessen, und reichen dann mit dem ganz allgemeinen »Duraccord«
vollkommen aus. "Will man aber einen ganz bestimmten, für die Aus-
sprache jener Vocale normativen Duraccord festsetzen, so muss es
wohl (wie man sich bei dem Versuch, die Vocale u, 6, o, a etc. in den
Intervallen eines Duraccords hintereinander zu flüstern, überzeugen wird)
der d -Duraccord sein:
8va --
^€
u 6 h a e e i
Die Gelehrten, welche sich mit der Feststellung der Vocalklänge be-
fasst haben, legten ihre individuelle Aussprache der einzelnen Vocale zu
Grunde und unterschieden nicht streng geschlossenes und offenes 0 und
e, woraus sich die Abweichungen in ihren Angaben zum Theil erklären.
Da ich nirgends alle mir bekannt gewordenen Bestimmungsversuche (vgl.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. A
W. Viefnr
Der zwischen reinem u und / in der Mitte stehende,
offenste Vocallaut, mittleres^) a (Resonanz des Mimdramus eine
Octave höher als beim u, eine tiefer als beim i), findet sich, um
wieder bei den Plötz'scheu Beispielen zu bleiben, mittelzeitig in
bras, chäteau, lang in dme, päle, während der Laut in ami, athre
mit etwas kleinerer Mundöffnung gesprochen wird und etwas
heller (nach e und i hin) lautet. Die von Pl()tz gebrauchten
Bezeichnungen des letzteren Lautes als »offenes a«, dos ersteren
als »geschlossenes a« miissten also, wenn einer derselben »often«,
der andere »geschlossen« heissen soll, gerade umgekehrt an-
gewandt werden. Da nun aber ein etwas dunkler als reines o,
d. h. nach o und u hin, lautendes a im Vergleich zu jenem eben-
falls ein »geschlossenes« genannt werden müsste, so wird man,
um die Doppelbezeiclmungen »geschlossenes helles o« und »ge-
schlossenes dunkles «« zu vermeiden, den Laut in ami, arbre
am besten einfach »helles o« nennen. Bezeichnen kann man
es (wie in der gewöhnlichen Orthographie bei der Präposition «)
mit «, wobei dann freilich der Gravis eine andere Rolle spielt
als bei h und e. Hiernach wären die Plötz'schen Beispiele so
zu ffeben:
mittelz. : bras, chäteau
lanff: dme, päle.
mittl.
I mi
« 1 la
helles «, kurz: ami arbre.
ausser »Anglia«, 1. c: Merkel, »Anat. u. Phys. d. meiischl. Stimm- uud
Sprachorgans«, S. 780 ff. ; Helmholtz, »Lehre von den Toneni]5findungen«,
3. Aufl., S. 162 ft'. ; Herrig 's »Archivs 1875, S. 375 ff.) mitgetheilt oder auch
nur erwähnt finde, so wird die folgende Zusammenstellung, wie ich hoffe,
nicht ixninteressant sein. Ich bemerke, dass Grabow sich ausdrücklich
auf Helmholtz bezielit. Die Uebereinstimmung des letzteren mit Willis
ist mir in einigen Fällen nicht recht erklärlich.
u
0
(ä) a
(ä) e
i
ö
M
Eeyhep (1619). . .
c
dis
cisl f a cl
disi fl
c-i
—
—
Hellwag (1780) . J
c
eis
dis fis
a h
cl
gis
b
Flörde (1803) . .
c
g
cl
gl ai
c2
el
gl
Willis (ca. 1837)
—
c2 es"2
{no) (nought)
g.2 des3 f3
(paw) (jpart) (paa)
dl c5
(pay) (pet)
g^
(see)
—
—
Donders (1849?) .
fl
dl
bi
cis3
f3
g.'
aä
Merkel (1857) . . .
d
g
a-h
ai c2
g-'
gl
d^-e-i
Helmholtz (1863) .
{{-{')
blc2 esi
{no)( nought)
g--2 b--2 desS d3
ipaw) (pari) (it»i.)
gSJ-d^bS-j-fl c^
(payypet)
di-f f
(auch see)
cis-t-ffi
g3_as3
-ff
Cratow (1875) . .
c2 e2
g2 ai h-2
d^-diss
f3g3gis3a3h3
eis* d*
fis3 g3
a3 h3
Trautmann {(jg.^^
a-2 c3
hä d3
g-*
a3 ci
hs d*
f*
g*
gSaS
[a3 h3
h3
C4]
1) Man könnte den Laut auch als »reines a« bezeichnen; doch ist
der Ausdruck »rein« bei den Vocalen in anderer Bedeutung (im Gegen-
satz zu den nasalirten Vocalen) gebräuchlich und wird daher besser hier
vermieden.
Sekriftlehre oder Sprachlehre? 61
Zu den Lauten geschlossenes o (Resonanz die grosse
Terz zu der von u) und offenes o (Resonanz die Quinte zu der
von w), sowie offenes e (Resonanz die grosse Terz zu der von
a und die Oetave zu der von geschl. o) und geschlossenes e
(Resonanz die Quinte zu der von a und die Oetave zu der von
off. o) wäre zu bemerken, dass ausser diesen und dem hellen
a natürlich noch ebenso viele Zwischenlaute als Zwischenmund-
steilungen zwischen u, a und i gebildet werden können. Bei-
spiele, nach Plötz:
f mittelz. : Oser, causa . j kurz : robe, Paul
geschl. o J j^^g . j.^^g^ ^^j^^^ oft. o j jj^jjg . ^^^^^.^^ Laure.
fkurz: etat
Ikurz : ennemi
mittelz.: aima, rever geschl. e
lang: phre, reve.
mittlz. : parle, parier,
parlez
lang: musee.
Die Mischlaute ü, geschlossenes o und offenes ö
(Lippenstellung bzw. die von u, geschl. o und off. o, Zungen-
stellung bzw. die von /, geschl. e und oft", e) sind als solche zu
charakterisiren und zwischen geschl. und oft", ö das mittlere ö
(Lippenstellung von mittlerem o, Zungenstellung von mittlerem e)
einzufügen. Auf diese Weise genau bestimmt, ist die Bezeich-
nung des hier gemeinten sogenannten e s-ourd als ö trotz des
von Plötz erhobenen Widerspruchs nicht nur nicht unvollkomme-
ner als die letztere, sondern die einzig richtige. \) Ebenso un-
passend wie diese von Plötz gebrauchte Bezeichnung {e, dumpfes
e), so ungenügend ist auch seine Definition des Lautes. Er sagt
{l. c. S. 39): »Es kommt dem deutschen e in Müh-le, Bäu-me,
Bor-ke, En-de sehr nahe, sobald man es nur etwas schärfer
betont als in den deutschen Endsilben -le, -nie, -te, -de ge-
schieht«. Ein Schwabe wird nach dieser Anleitung unfehlbar le,
me, te etc. mit mittlerem e (wie im engl, let) sprechen, und so
Jeder nach seinem Dialekt. Beispiele, in entsprechender An-
ordnung :
*) Wenn der letzte in der langen Reihe der französischen Phone-
tiker, Jozon (»Des principes de l'ecriture pbonetique« etc. 1877) das mittlere
Ö in dem offenen ö aufgeben lässt, so ist offenbar sein Schema (voyelles
clairea, v. pleines, v. nasales) daran schuld. Raoux, sei hier beiläufig
bemerkt, hat (1866) e für mittleres ö, neben eu (jeune) und eil (jeune);
Feline (1851) s, wie auch in oßiL neben s mit Circumfiex; Marie (1829)
e, neben eu und eü, wie Raoux; Volney (1821), »gothisches e«, neben eh
(cceurj und eu (eux) ; Domergue (1806) nennt den Laut »«m faible« und
fasst die Laute in feu, penplier als »eu bref«, die in cretise, beurre als
»eit long« zusammen. Vgl. Didot, »Observations sur Torthogr. fr.«
4*
52
TT. Vietor
kurz: caJcul, sUcre
mittelz. : bu, du
lang: flute, mär.
l mittelz. : peureux
{ lang: vceux, ceufs,
V f kurz: neuf, oeuf
ö, Kurz: me, le, te. oü. o [^^^^^. j^^'.^ ^^^^,
Ist sich der Schüler über die reinen Vocale und ihr Ver-
hältniss zu einander, welches sich folgendermassen feststellen lässt;
u6 ö aäe ei
mittl. ö, kurz :
feschl.
(Lippenstellung
(Zuugenstellnnt
klar gcAvorden, so sagt man ihm, dass man sämmtliche Vocal-
laute auch aussprechen kann, während man durch Senkung des
Gaumensegels den tönenden Luftstrom ausser in den Mundraum
auch in den Nasenraum eindringen und somit noch eine Naseu-
resonanz zu der Mundresonanz hinzukommen lässt; dass aber im
Französischen nur die liierfür bequemsten offene n Vocalnüancen
0, a, e und o nasalirt vorkommen. Die Vergleichung mit den
deutschen Lautverbindungen in »d«»ken«, »i^ngel«, »0»kel«,
worauf Plötz als den französischen Nasallauten »annähernd« ent-
sprechend verweist, wird sich nicht empfehlen, während natür-
lich z. B. die westdeutschen Schüler, in deren heimatlichen
Volksdialekten ebenfalls Nasalvocale verwandt werden, auf dieses
Zusammentretfen mit dem Französischen aufmerksam zu machen
sind.^) Französische Beispiele mit Nasalvocalen, wieder nach
Plötz gewählt:
nasales b: conie, compte, onde, omhre,
nasales a: han, dans, jamhe, endvrer, emharqiier,
nasales e: bain, daim, serein, fin, faim, rint etc.,
nasales o: lundi, Humbert, parfum, ä jeun.
^) Da oft noch behauptet wird, u, i und ü könnten nicht nasalirt
werden, und da Brücke, »Gruudzüge der Physiologie und Systematik der
Sprach lavite«, 2. Aufl., S. 39, mit Miklosich, Joh. Müller und Ellis keine
bestimmten Beispiele für andre nasalirte Vocale als a, ä, ö und o anzu-
führen weiss, so sei hier bemerkt, dass in den nassauischen Bauernmund-
arten ausser nasalem a (kä = kein), ä oder e (gE = gehn) und o (wo =
Wagen) und verschiedenen nasalirten Diphthongen wie oit (döü = thun),
ai (dm = dein), öi (gröi = grün) — das letzte Glied ist in diesen Fällen
vielleicht eher e als ^ — auch nasalirtes u und i (ha = haben), gl =
gehn) nicht selten ist. Nu, auch nü, no — mm findet sich nebst dem —
Ellis übrigens bekannten — tonlosen nasalirten e oder ö (o) für die
schriftdeutsche Endung en (glattive = glauben) auch in der gebildeten
Umgangssprache. Nasalirtes ü gibt es nicht, da der Dialekt ü durch i
etc. ersetzt.
i
Schriftlehrc oder Sprachlehre ? 53
ILrem Charakter als einfache Laute entsprechend') müssen
die Nasalvocale jedenfalls auch durch einen einzigen Buch-
staben dargestellt werden. Gegen die Plötz'sche Bezeichnung
durch ein dem Vocal nachgesetztes n spricht auch noch der
Umstand, dass bisweilen dadurch, namentlich vor Labialen {tonb'
= tomhe u. dgl.) die Geschichte des Nasalvocals gewissermassen
gefälscht wird.") Da man neuerdings nach Böhnier's Beispiel
durch g, e etc. die offenen Laute bezeichnet, so wählt mau am
besten vielleicht die einst in Schrift und Druck als Abkürzung
für folgendes n oder m dienende und im Portugiesischen jetzt
tür Nasallaute gebräuchliche Darstellung : o, ä, e o. Der Länge-
strich findet über oder uuter der Tilde zur Noth noch Platz ^
auf den gleichzeitigen Ausdruck der offenen Natur des Lautes
aber muss man allerdings wohl verzichten, weun man, wie es
oben geschehen, die offenen und geschlossenen Vocale durch über-
gesetzte Acceute imterscheidet. Die an sich beste Bezeichnung
dieser Vocalnüancen ist ohne Zw^eifel die durch lieber- oder
besser noch Unterschreiben desjenigen Nachbarvocals, zu welchem
der betreffende Laut hinneigt, also des offenen u durch ?<, des
geschlosseneu <> durch o etc., wobei noch feiuere Unterschiede
sich durch eine geringe Verschiebung des kleineu Buchstabens
nach links oder rechts andeuten Hessen. Ich habe sie nur des-
halb nicht gewälilt, weil die Durchführung derselben im Druck
auf Schwierigkeiten stossen könnte. Das ist wohl auch der
Grund, Aveshalb Brücke den kleinen Buchstaben, statt ihn über-
zuschreiben, rechts oben als Exponenten setzt. Gar nicht drucken
lassen sich ohne mehrere ganz neue Lettern die von Trautmann
mehrfach empfohlenen Vocalzeichen: oben offen gelassene Buch-
staben für die offenen, gesclilossene, d. h. fertige, für die ge-
schlosseneu Laute. Für das Schreiben sind sie — wenn man
sich eben mit den Nuancen u, 6, b, a, e, e, i — o, 6, ü — be-
gnügen kann — allerdings recht praktisch; bei genauerer Laut-
unterscheiduug, ja schon z. B. zur Bezeichnung des hellen a uud
mittleren ö reicht die Trautmann' sehe Figuration nicht aus.
Will man dem Schüler in Bezug auf das Französische über-
haupt von Diphthongen reden, so muss mau ihn von vorn
^) Ich glaube, wir dürfen trotz Sievers' Bemerkung, dass die fran-
zösischen Nasalvocale »nicht während ihres ganzen Verlaufes sich gleich
blieben, die Nasalirung vielmehr nach dem Ende hin stetig zunehme, ja
vielfach sich an den nasalirten Vocal wirklich noch ein gutturaler Nasal
(namentlich vor gutturalen Verschlusslauten) anschliesse« {l. c, S. 47), bei
dieser Angabe in der Schule wenigstens bleiben.
") Derselbe Einwand ist auch z. B. gegen die im Englischen beliebte
Bezeichnimg masheen für machine u. dgl. zu erheben.
54 W. Vietor
herein darauf hinweisen, dass die französischen Diphthonge im
Gegensatz zu den fallenden deutschen (und englischen) stei-
gende sind, d. h. dass im Deutschen das erste, im Französi-
schen das zweite Glied betont wird; und es ist dann ohne Rück-
sicht auf Schreibung und Herkunft jede Verbindung eines (durch
die Accentlosigkeit zu einem solchen gewordenen) nicht silben-
bildenden Halbvocals mit einem folgenden A^ollwerthigen Vocal
zu einer einzigen Silbe als ein solcher steigender Diphthong zu
bezeichnen. Da das zweite Glied sich von einem gewöhnlichen
reinen oder nasalirten Yocal nicht unterscheidet, so kommt für
die Lautlehre als neues nur der an erster Stelle stehende Halb-
vocal u, ii, i, und neben dem ersteren wohl auch 6^) — in Be-
tracht. Der Halbvocal i findet sich aber auch in andern Stellungen:
als Bindeglied zwischen ZAvei vollwerthigen Vocalen oder auch
im Anschluss an einen vorangehenden Vocal oder n. Beispiele
häufig vorkommender Verbindungen mit Halbvocalen:
mit u: roi, moine; vo/'r, hohe; soin, co/'n; auch Louis etc.
(mit 6: roi, moine; roir, hoire; soin, coin.)
mit i: Dieu, lieu, pied; pa/er, Mayence; aber auch (wo Plötz
j setzt) hrillant, mouil/e; bai/, abeille, sowie mignon,
gagner; vigne, compagne etc.
mit ii: lui, tuile etc.
Da Plötz neben der Bezeichnung l, l fi"^, '^i", '~'t) in den
hier unter dem Halbvocal i zuerst angeführten Fällen Diett, pied,
payer etc. das Zeichen j für das sogenannte l viouilU in brillant,
bail, sowie für den zweiten Bestandtheil des n mouille gebraucht
und vertheidigt, so wird die oben vorgenommene Gleichsetzung
einer kurzen Rechtfertigung bedürfen. Die von Plötz angeführten
französischen Orthoepisten — Mnae. Dupuis, Malvin - Cazal , Le-
saint (und, von diesem citirt, Aubertin, Morin de Clagny, Landais
und Nodier) — verlangen die von Plötz durchgeführte Scheidung
offenbar nicht; und ihre Definitionen und Bezeichnungen des
mouillirteu / ( biliar d = hi-iard, rouiUer = rou-ier; hdiller =
bä-ie, tailleur = ta-ieur; papillon = papi-yon; mail == mai-ie;
all = ay" etc.) deuten geradezu auf den Halbvocal i hin. Ich
füge hinzu, dass Jozon (7. c, S. 78 f.) bei der Besprechung der
^) Für den Schriftdiphthongen oi verlangt man in Deutschland
meist noch ausschliesslich die früher ohne Zweifel allgemein herrschende
Aussprache "a ( «ö, öfi)^ während man in Frankreich selbst schon längere
Zeit den ersten Laut lieber für u erklärt — so s(;hon Raoux (1866),
Feline (1851) etc. — für das nicht nasalirte zweite Glied, das geschriebene
%, vielfach noch an dem älteren ^-Laut statt des von uns^ngenommenen
a- Lautes festhält. Plötz figurirt und begründet noch 6ä und öä, gibt
aber im Grunde dem u an erster Stelle den Vorzug.
SchfifÜchre oder Sprachlehre '/ 55
Vocale ou, u, i sicli folgendermassen äussert: ■»Elles peuvent
s'avticider assez rapidement poiw se Her, soit mix voyeUes de la
premiere categorie (d. li. den ührij^cii, reinen und nasalirten Vo-
Caleii), sott entre elles, de manieve qne leur prononciaüon et celle
de la voyelle ä laquelle elles s'unissent s'ohtient par un seid effort
d'rirficidation, et ne forme par sidte quuae seule syllahe. Elles
jouent alors, par rapport ä la voyelle ä laquelle elles se llent, le
role de consonnes. Noiis trouvons des exemples de cette fonction
particidicre ä la derniere categorie de voyelles dans les mots fran-
cais Stdvants: oui, louer, lui, lien, bail, soleil.« Jozon bemerkt
dazu in einer Note, dieser eigentliümliclie Charakter der drei
Vocale ou, u, i sei im allgemeinen weder von den Physiologen,
noch von den Grammatikern genau bestimmt worden; Avenn aber
der Physiologe Gerdy — ausserdem nennt Jozon noch Feline,
Picot und Havet, an einer andern Stelle auch Marie — unter seinen
lingualen Consonanten y, II, Dl in Dieu, thi in Mathieu erwähne,
80 seien das eben nur versehiedeue Bezeichnungen des consonanti-
schen i. Vielleicht hätten wir nun aber in allen diesen Fällen nicht
lialbvocalisches i, d. h. den »unter dem Einfluss der Accent-
losigkeit zur Function als Consonanten herabgesunkenen Vocal«
(Sievers) *, sondern den tönenden Reibelaut j anzunehmen ? Wenn
man die Meinungsverschiedenheiten kennt, zu welchen die sorg-
faltigen Untersuchungen unserer erprobtesten Phonetiker, eines
EUis, Brücke u. a., über die Natur der auf der Grenze zwischen
Vocal und Consonant stehenden Laute geführt haben, so wird
man sich nicht so leicht zum Mitreden berufen fühlen. Hier aber,
wo es sicli nur um die praktischen Zwecke der Schule handelt,
ist eben von allen über die Frage »Halbvocal oder Reibelaut V«
hinausgehenden Bestimmungen, wie ich glaube, ohne weiteres
abzusehen; und ich trage kein Bedenken, mich bei dieser Alter-
native für den Halbvocal i — nicht, wie Benecke, für ein dumpfes
i — zu erklären. Dass in hlllet, cell etc. ein wirkliches con-
sonantisches Reibegeräusch am Platze sei, Avill auch gewiss Plötz
nicht behaupten, der sein j ausdrücklich als »ein weiches« und
»ganz weiches« deutsches [norddeutsches?] Jot bezeichnet,
wobei freilich nicht klar ist, ob das »weich« den Mangel eines
eigentlichen Reibungsgeräusches oder das Vorhandensein des
Stimmtons (im Unterschied von dem tonlosen ich-hsüii) an-
zeigen soll.
Für den Halbvocal i halte ich auch den zweiten Bestand-
tlieil des sog. mouillirten n (gn), welches Plötz als nf, Benecke
als n mit »dumpfem k (montagne = mon-tän-i^) bestimmt. Die
französischen Plionetiker sind, soweit ich sehen kann, durch-
geheuds der Meinung, mouillirtes n sei ein einfacher Laut; schon
56 W. Victor
der gegen 1550 schreibende Meigret nnd 1562 Ramus verwen-
den dafür ein einfaches Zeichen. Derselbe Laut wie deut-
sches und englisches ng, d. h. palatales n, womit es auch Jozon
wieder identiiicirt,\) ist es jedenfalls nicht. Wenn Sievers (l. c,
S. 105) gegen Brücke (l. c, S. 95) Recht liat, so ist ein ein-
facher mouillirter, d. h. mit einer dem ^ entsprechenden dor-
salen Erhebung der Vorderzunge und spaltförmiger Erweiterung
der Lippen gebildeter ??--Laut in den slavischen Sprachen wirk-
lich vorhanden und also auch für das Französische nicht als
unmöglich von vornherein abzulehnen. Nach dem, was bis jetzt
darüber festzustehen scheint, ist aber der Hergang avoIiI folgen-
der. Wenn bei mouillirtem l, also der Bildung des Halbvocals
^ nach Vocalen, bei stets fortdauerndem Stimmton die Zunge aus
der Stellung des vorangehenden Vocals durch stärkere Hebung
in die i- Stellung übergeht (resp. noch einen Moment in dieser
verweilt), und von da in die Stellung des etwa folgenden Vocals
oder in die Ruhelage, so schliesst sich bei mouillirtem n der
Uebergang in die ?'- Stellung statt an eine Vocalbildung einfach
an die Bildung des n; sonst bleibt der Verlauf derselbe. An
der ^- Bildung nehmen in beiden Fällen die Lippen wie gewöhn-
lich Antheil. Folgt nun auf den Halbvocal i kein betonter Vocal
mehr, so verknüpft sich, wenn der Stimmton erst mit der Rück-
kehr von Zunge und Lippen zur Rulielage aufhört, mit dem
halbvocalischen i noch die continuirliclie Reihe der diesen Durch-
gangsstellungen entsprechenden Uebergangslaute, die wir als ein
nur eben angedeutetes ö vernehmen. Erlischt die Stimme schon
früher, so kommt dieses flüchtige ö nicht zu Stande; einen
wesentlichen Bestandtheil des auslautenden / und n mouille macht
dasselbe nicht aus.-)
Wir dürfen daher das halbvocalische ^ in allen Fällen ein-
fach etwa durch ein liochgesetztes kleines ^ und dem entsprechend
die übrigen Halbvocale durch ", ("), " bezeichnen. Stellen wir
^) Mit seiner Definition, wonach der Laut gn eine der Nasalirung
der Vocale analoge »simple modification nasale« von n wäre, ist nichts
anzufangen. Mit Recht natürlich tadelt er Marie, der gn als »forte <^
(Fortis) zu n, wie mouillirtes l als solche zu l betrachtet.
^) Mebes stellt »Jahrbuch f. rom. und engl. Lit.« 1875, S. 400, die
Behauptung auf, dass z. B. bei - agne »ein reines a, darauf ein frz. na-
sales n, an welches sich ein vocalisches kui'z gesprochenes i, das mit dem
kurz abgestossenen Laute des e sourd endigt«, zu sprechen sei, und ver-
weist auf Stefl'enhagen, Mätzner (der gn einen nasal gefärbten Schmelz-
laut nenne) und Rumpelt. Der Ausdruck »nasales n« ist nichtssagend;
denn jedes n ist ein nasales n. Mebes meint aber ohne Zweifel mit a
-f nas. n nasalirtes a. Die von ihm somit statuirte Aussprache — Sen-
ken des Gaumensegels schon bei a und Unterlassen der w -Verschluss-
bildung — ist nicht als mustergiltig zu betrachten.
Schriftlchre oder Sprachlehre ? 57
nun noch einmal alle französischen Vocallante unter Berück-
sichtigung der nasalirten und halbvocalischen zusammen, so er-
gibt sich folgendes Schema:
u(") ö(") ö(ö) a(ä)ä e(e)
Der aus der Lunge kommende Luftstrom, würde man nun
etwa dem Schüler sagen, kann aber aucli zur Erzeugung anderer
Sprachlaute dienen als der durch Schwingungen der Stinnnbiinder
gebildeten und durch die Mund-, Zungen- und Gaumensegelstellung
verschieden gefärbten Stimmtonlaute oder Vocale. Bricht der
Luftstrom durch einen vorher in dem Ansatzrohr (dem Munde
etc.) gebildeten, nun plötzlich sich öffnenden Verschluss, so ent-
steht ein kleines Explosionsgeräusch, ein sog. Verschlusslaut
oder Explosivlaut. Reibt sich der Luftstrom dagegen an den
AVänden einer irgendwo im Ansatzrohr gebildeten Enge, so ent-
steht ein Reibegeräusch oder ein sog. Reibelaut. Li den ihm
vorgesprochenen Lauten wird der Schüler sofort Consonanten
erkennen und das Charakteristische der einen wie der andern Art
leicht auffassen. Anders aber verliält es sich bei dem mittel-
und süddeutschen Schüler mit dem Unterschied zwischen ton-
losen und tönenden Consonanten, und zwar aus dem einfachen
Grunde, dass dieser Unterschied in seiner eigenen Aussprache
des Deutschen nicht existirt. Man muss ihn daher ausdrücklich
darauf aufmerksam machen, dass im Französischen (wie auch in
norddeutsclier Aussprache und im Englischen) das wesentliche
Unterscheidungsmerkmal der sog. weichen Consonanten h, d, g
etc. nicht, wie im Süddeutschen, in der geringeren Energie bei
der Articulation, sondern in dem hinzutretenden dumpfen Stimm-
ton liegt,') welcher bei der süddeutschen Aussprache der weichen
Consonanten fehlt. Dabei ist zu bemerken, dass im Französischen
etc. ebenfalls die Articulation zugleich auch viel weniger ener-
*) Uebereinstimraend mit uiancheu französischen Ortboepisten be-
merkt lirücke {l. c„ S. 46), dass man im Französischen beim b (aber
auch beim d und g !) häufig schon einen Moment vor der Lösung des
Verschlusses die Stimme tönen lässt. — ■ Daher denn (wenn das Gaumen-
segel etwas gesenkt ist) die Andeutung eines m \ov (anlautendem) b,
eines n vor d und eines ti [ng] vor g.
58 W. Victor
giscli ißt als bei den sog. harten Consonanten. Es ist unbedingt
nothwendig, den süddeutschen Schüler zuerst durch Vorsprechen
der Lautpaare tönendes h — tonloses j^ etc. im Hören, dann
durch Wiederholenlassen auch im Sprechen der Tönenden in
deutlicher Untersclieidung von den Tonlosen förmlich einzuüben.
Das lässt sich in einer einzigen Stunde recht wohl erreichen,
und Avenn nur der Lehrer nachher unnachsichtig auf der Beob-
achtung des Unterschiedes besteht (und, wie es sich von selbst
verstellt, durch Anweisung und Beispiel in jedem einzelnen Falle
dieselbe ermöglicht und unterstützt), so wird er zu seiner Genug-
thuung die Erfahrung machen, dass die Classe schon nach kur-
zer Zeit tönendes h, d, g und tonloses p, t, k, sowie tönendes
V, z, j und tonloses /, s, ch correct und sicher unterscheidet.
Bei den Reibelauten ist allerdings noch besondere Aufmerksam-
keit erforderlich, da die mittel- und süddeutschen Dialekte statt
des labiodentalen französischen fnorddeutschen, englischen) v bi-
labiales, und zAvar meistens sehr flüchtiges »reducirtes« w zu
sprechen und nur einen einzigen tonlosen aber wenig ener-
gischen (weichen) *--Laut und ebenso nur einen einzigen
analogen seh- Laut zu verwenden pflegen. Beim frz. v ist also
darauf zu sehen, dass es 1) labiodental — Oberzähne auf der
Unterlippe — articulirt und 2) mit Stimmton gebildet wird; bei
frz. z und j, dass der Stimmton nicht fehlt; bei frz. s und ch,
dass dieselben energisch (wirklich hart) gesprochen werden.
Alle die geAvöhnlichen, auf norddeutsche Aussprache berechneten
Vorschriften: »frz. ii wie deutsches w; frz. z wie deutsches f;
frz. s wie deutsches ^, ff, §; frz. j wie deutsch in Journal;
frz. ch wie deutsches sch<^ u. dgl. können wir in süddeutschen
Schulen nicht brauchen. Lieber die Articulationsstellen der fran-
zösischen Consonanten sei hier nur kurz zusammengefasst, dass b,
p, m wie im Deutschen bilabial (mit den zwei Lippen); v (s. o.),
/ wie im Deutschen labiodental (mit Oberzähnen und Unter-
lippe); d, t, z, s, j, ch, im Ganzen auch n, l dental, und zwar
Avie im Norddeutschen alveolar i^mit Zungenspitze und Alveolen
oder Oberzähnen) oder wie im Süddeutschen dorsal (mit A'^or-
derem Zungenrücken und Oberzähnen) ;^) g, k wie im Deutschen
namentlich vor hellen Vocalen palatal (mit Zungenrücken und
hartem Gaumen), vor dunkeln Vocalen etc. guttural (mit Zun-
genrücken und vorderem Gaumenbogen) articulirt Averden, Avährend
man das r, Avie auch schon vielfach in Deutschland, vorAviegend
Uvular (mit dem Zäpfchen), doch aucli noch dental, bildet.^)
^) Vgl. Jozon, l. c, S. 93 if.
*) Vgl. über die r- Laute Trautmann's interessante Mittheilungen
»Anglia« III, S. 209 ff.
Schriftlehre oder Sprachlehre ? 59
In Betreff der liier miterwälmten Mittel laute ist noch
Folgendes zu sagen. Bei den Nasalen m und n wird gleichzeitig
mit der angegebenen Verschlussbildung in gleicher Weise wie
bei den nasalirten Vocalen das Gaumensegel gesenkt und dem
Luftstrom somit statt des versperrten Mundcanals der Weg durch
die Nase zum Ausströmen geöffnet. Bei dem mit dentaler Zungen-
stellung gebildeten l geben die durch die zu beiden Seiten der
Zunge abströmende Luft getroffenen Zungenränder dem Laute
seinen eigenthümlichen Charakter. Wie bei uvularem v das
Zäpfchen, so wird bei dentalem r die Zungenspitze durch den
Luftstrom in Schwingungen versetzt. Die Mittellaute werden so-
wohl tönend als tonlos gebraucht.
Erwähnung verdient endlich noch, dass der an den Stimm-
bändern hervorgebrachte tonlose Reibelaut h im Französischen
nicht vorkommt und dass auch der jedem Vocalanlaut im Deut-
schen vorangehende entsprechende Stimmbänder- Verschlusslaut (der
Spiritus lenis) im Zusammenhang der Rede vor anlautendem Vocal
nicht eintritt, wodurch sich die sog. Bindung erklärt.^)
Die französischen Consonanten lassen sich zum grössten
Theil mit einer in der jetzigen Orthographie gebräuchlichen
Wiedergabe einfach und bestimmt bezeichnen. Für tönendes s
(z) ist natürlich consequent z zu setzen \ für den k - Laut (c, qu
etc.) k etc. Für j in jeu und ch in chat empfiehlt sich auch
zum Schulgebrauch die bekannte Bezeichnung 2, .y. Trautmann
will in der Schule auch durch die Bezeichnung die tonlosen und
die tönenden Consonanten deutlich unterscheiden und setzt daher
für die erstellen nur Zeichen mit geraden Grundstrichen, für die
letzteren — wie Raoux 1865 und schon Ramus 1562 — nur
solche mit Schleifen. Da nur wenige der lateinischen Buchstaben
hierbei unverändert geblieben und manche ganz neue Zeichen
hinzugekommen sind, so Hesse sich auch die Trautmann'sche
Consonantenbezeichnung im Druck nicht ohne grosse Umstände
verwenden. Auch ist es, wie ich glaube, nicht das Richtige,
von dem traditionellen lateinischen Alphabet mehr als eben nöthig
abzugehen. Bleiben wir also bei jener einfacheren Bezeichnung,
so erhält das Schema der französischen Consonanten und Mittel-
laute folgende Gestalt:
*) Er scheint nur nach einer Pause und geschriebenem h aspire'e ent-
sprechend zu stehen; inlautend meistens nach kurzen und halblangen
Vocalen, auf welche ein Consonant (namentlich Verschlusslaut) und dann
noch ein damit gebundener Vocal folgt. Z. B. un prodige t'tonnant ^^
ü prodizc'tvnä.
60
W. Vietor
Consouanten.
M
ittellaul
e.
Verschluaslaiite
Reibelaute
Nasale
?•- Laute
Z-Lai
Tonend Tonlos
Tonend Tonlos
b p
—
m
—
—
V f
—
—
—
d t
Iz sl
11
(r)
1
S k
r
C)
— —
—
—
Nim erst, nachdem der Schüler die französischen Laute
und zugleich eine zur Veranschaulicliung- der gesprochenen
Wortformen brauchbare phonetisclie Bezeichnung^) kennen ge-
lernt hat, wären ihm neben den Lautforinen der ihm nach und
nach bekannt werdenden Wörter auch die gebräuchlichen Schrift-
formen vorzuführen. Es Avird dem Schüler dabei schon von selbst
auffallen, dass in der herrschenden französischen Ortliographie
nicht jeder Laut durch ein für ihn allein geltendes, bestimmtes,
einfaches Schriftzeichen ausgedrückt wird, dass vielmehr bisweilen
eine Lautverbinduug durch einen einzelnen Buchstaben (x), viel
öfter ein einfacher Laut durch Buchstabenverbiuduugen (ai, ay, ei,
ay, au, ean, ou, oü, oü, aoü, eu, ceu, os, «e, an, en, am, evi, in,
im, ahn, ein, oii, om., un, um, il, ill, wh, x>h, th, ch, qu, rh), oder
verschiedene Laute durch dasselbe oder dieselben Zeichen (ai,
a, i, 0, 6, au, ii, eu, ceu, eu, en, d, c, x, t, g, ch etc.), oder der-
selbe Laut bald durch diese bald durch jene Bezeichnung (i, i,
y; e, e, ai; e, e, ai, ay, ei, ey; a, ä, e, i; a, ä, i; o, 6, au; o,
(>, au, eau etc. etc.)-) ausgedrückt und viele Buchstaben gesclirie-
^) Man fürchtet mit Unrecht, die orthographische Sicherheit des
Schülers werde durch die Anwendung einer solchen Umschrift in Gefahr
kommen. Ein vom Schüler einmal geschriebenes zuh wäre am Ende nicht
schlimmer als das alle Tage in nuseren Schulen zu hörende »schamp« ;
allein die diakritischen Zeichen etc. gebeu der Umschrift einen hinreichend
von dem der gewöhnlichen Orthographie verschiedenen Charakter, um
Verwechselungen vorzubeugen. Auch erscheint ja dem Schüler die pho-
netische Umschrift und neben dieser zum Theil vielleicht auch die ge-
wöhnliche Schreibung (s. u., S. 62), als etwas logisch Begründetes. End-
lich sieht er die Umschrift nur gelegentlich an der Schultafel und etwa
im Vocabular des Lehrbuchs, die gewöhnliche Schreibung hingegen un-
endlich viel öfter, wenn nur recht viel gelesen wird.
-) Auf Vollständigkeit kann die hier gegebene Aufzählung von
Beispielen keinen Anspruch machen. Marie hat (nach Didot) ausgerechnet,
dass 31 französische Laute auf 540 Arten geschrieben werden, und De-
gardin statt 540 gar 568 gefunden. Das ergibt im Durchschnitt für jeden
Laut mehr als 18 Varianten!
Schriftlelire oder Sprachlehre':' 61
ben werden, wo in der j:>'esproclienen Sprache g^ar kein Lant
entspricht.
Da müssen wir vor Allem den Schülern zu erklären ver-
suchen, was an dieser Confusion schuld ist. Die Ursachen sind
bekanntlich folgende. Die in der französischen Schreibung ge-
brauchten Buchstaben sind einfach aus der lateinischen (römischen)
Schrift entlehnt, und das Alphabet kann daher auf die französi-
schen Laute nicht vollständig passen. Ferner entspricht die
jetzige französische Schreibung zum Theil noch den in diesem
oder jenem früheren Jahrhundert (und Dialekt) gesprochenen
Lautformeu: die Sprache hat sich mittlerweile fortwährend ver-
ändert, die Schrift ist auf dem alten Standpunkt stehen geblieben.
Endlich haben sich die einflussreichen Grammatiker des 15., 16.,
17. und 18. Jahrhunderts (denen wir allerdings auch die Ein-
führung der Accente, der Cedille etc. verdanken) mit Erfolg be-
müht, die Schreibung der französischen Wörter mit der Schreibung
der ihnen zu Grunde liegenden lateinischen (und griechischen)
Wörter in manchen Beziehungen möglichst in Üebereinstimmuug
zu bringen, während sich natürlicli die Wortformen in der leben-
digen Sprache immer weiter von den lateinischen entfernten.
Den bezeichneten Ansichten huldigten namentlich auch die Her-
ausgeber der ersten (1694) und im Ganzen auch die der späteren
Auflagen (7. Aufl. 1878) des Wörterbuchs der Akademie, welches
für die französische Orthographie bis heute durchaus massgebend
gewesen ist.
Wenn eine solche Orthographie uns begreiflicherweise zur
Einsicht in die thatsächlichen Lautverhältnisse nicht zu verhelfen
vermag, so lässt sie sich doch in anderer Hinsicht bis zu einem
gewissen Grade von einem des Altfranzösischen kundigen
Lehrer bei der französischen Lautlehre verwerthen. Wollen wir
auch auf dem Gymnasium und der Realschule keine Philologen '
ausbilden, so wird doch mit Recht verlangt, dass mit der neueren
Sprachwissenschaft auch der Sprachunterricht mehr historisch-
vergleichend vorgehe. Bei dem französischen Unterriclit liegt
diese Forderung besonders nahe. Es scheint aber, als ob Viele,
die miteiustimmen in den Ruf: »Wir müssen auf das Lateinische
zurückgehen!« sich die Sache etwas gar zu leicht imd einfach
vorstellten. Dass wir den Schülern nicht vortragen können:
»Langes lateinisches e ist nfrz. oi, kurzes e nfrz. ie, und Posi-
tions-e ist geblieben« etc., sondern an concreten Wortbeispielen
sie dies finden lassen müssen, bedarf keiner Bemerkung.^) Doch
^) Analogien wie frz. eher, porte, engl, hare, name (frz. e, engl, e
resp. ei — früher e — aus a) dürfen nicht übersehen werden.
62 W. Vietor, Schriftlehre oder Sprachlehre ?
bleibt noch manches zu beachten. So muss man, wenn die franz.
Lautlehre historisch betrieben werden soll, niclit von den in der
jetzigen Orthographie vorliegenden Buchstabenbildern, sondern
von den uns ja selbst zugänglichen Lautformen — also z. B.
nicht von m-a-i-s-o-u, p-o-i-l., sondern von mezÖ, p^al — ausgehen.
Sodann ist auch auf der lateinischen Seite (vorausgesetzt, dass
die richtige lateinisclie Form getroffen ist) nicht das im Lichte
unserer barbarischen Aussprache erscheinende Schriftbild, sondern
der mit diesem wirklich gemeinte, durchaus nicht überall so
leicht festzustellende Lautwerth — also nicht mänslö, pllüs, auch
nicht mänsiön-(em), p'il-(üm), sondern mänsiön-(em), pil-(üm) —
ins Auge zu fassen. Ferner müssen wir bedenken, dass der
Abstand von der neufranzösischen bis zu der lateinischen Form
ein so grosser ist, dass die Entwickelung der einen aus der andern
keineswegs sofort einleuchtet; und liier können wir uns, wie
oben angedeutet, die Ortliographie, soweit sie »historisch« ist,
zu Hilfe kommen lassen, indem wir z. B. bemerken, dass die
Schreibung maison, j)oil in einer entsprechenden altfranzösischen
Aussprache ihren Grund luibe. Hinweisungen dieser Art brau-
chen bei dem Schüler gar nicht einmal Kenntuiss des Lateini-
schen vorauszusetzen ; ja man wird dem nicht Latein Lernenden
wohl unbedenklich sagen dürfen: »Im Ganzen wurden die Wörter
frülier einmal so gesproclien, wie man sie jetzt noch schreibt« ;
wenn ihm mir — das ist auch hier unerlässliche Bedingung —
die jetzige Aussprache durcli Vorspreclien und phonetische Um-
schrift deutlich vor der Seele steht. Mag auch einmal ein Real-
sextaner dem X von noix oder einer andern der von den Gram-
matikern und Lexikographen vermeintlich wiederhergestellten
lettres etymologiques ou caracteristiques im Stillen eine unverdiente
Wichtigkeit beilegen: er hat nun doch auch seinerseits eine Ahnung
davon, dass die Sprache nicht aus todten Buchstaben und starren
Wörtern besteht, sondern wie Alles in der Xatur dem Gesetze
des »Werdens und Vergehens« unterworfen ist.
W. VIETOR.
Etüde sur Alexandre Hardy.
(suite et fin.)
III. Tableau des Mots surannes ou forges que A. Hardy
a employes dans ses ouvrages.
Les mots forgös ou construits arbitrairement sont pröcödes
d'un astörisqiie; tons les autres appartienneut au vocabulaire du
vieux frani^ais. — Chaque mot cito est suivi de rindication du tome
et de la page oü il se trouve, et souvent aussi des indications de
passages de differents auteurs qui l'ont eruploye avant Hardy.
Abreviations, lettres et signes.
Les chiffres romaius marqneut le numero du volume; les chiffres
arabes qui suiveiit, celui de la page dans ce meme volume. .le repete ici
que, pour lea ceuvres d'Alex. Haidy. j'ai eu en maiu la seconde edition
du tome I, (Jacques Quesnel, Paris 1G26), la premiere du tome II, (Jacq.
Quesnel, Paris 1025). Les trois autres tomes n'oiit eu qu'une seule edition.
Quant ä Theagene et Cariclee, c'est a la secoude edition, 1628, qu'il faut
se reporter.
adj. r= adjectif. Calv. = Calvin, Institution de la
adv. :^ adverbe. religion chrestienne, edit. Jaquea
Am. = J. Amyot, edit. de Geneve, Bourgeois, Geneve 1501.
1635, chez Jacob Stoer, 2 vol. Carl. = Carloix, Me'moires de la
in fol. vie de Frangois de Scepaux, 5 vol.
Aub. (d') = Histoire universelle du in- 12, Paris, 1757.
sieur d'Aubigne, a Maille, 1616. Castelnau, Les Memoires de mes-
13 ellay (Joachim Du), CEuvres frau- sire Michel de Castelnau, Paris
9aises, Paris 1569. 1659.
Benoit, Chronique des ducs de Ch. de RoL = Chanson de Roland.
Normandie, publ. par Fr. Michel, Christ, de Pisan, Le livre des
Paris, 1836 — 44. fais et bonnes mceurs du sage roy
Bercheure, Traduct. de Tite-Live, Charles V, dans la collection Pe-
mss. fran9ais, n" 20312, Biblioth. titot.
nationale. conj. = conjonctiou.
Berte, =^ Berte aux grands Pieds, Coucy, Chansons du chätelain de
publ. par. P. Paris, Paris 1832. Coucy, puVjl. par Fr. Michel, Paria,
Brant. = Qiluvres de Brantöme, 1830.
edit. de 1666. Deschamps, Emile, Poesies mo-
64
E. Lombard
rales et historiques, pvibl, par
E. A. Crapelet, Paris, 1832.
Froiss. = Les chroniques de Sire
Jeban Froissart, publ. par Buchen,
Paris, 1835.
Ger. de Nev. = Roman de C4erard
de Nevers.
Joinv. = Histoire de St. Louis
par le Sire deJoinville, edit.Wailly,
Paris, 1874.
La Boetie, CEuvres, edit. Feugere,
Paris, 1846.
Lariv. ^= Pierre de Larivey, edit.
Viollet-le-Duc.
Mai st. P at. = La Farce deMaistre
Pierre Pathelin, edit. Jacob, Paris,
1859.
Marot. (Euvres de Clem. Marot.
avec les ouvrages de Jean Marot
et de Michel Marot, 6 voL, la
Haye 1731.
Modus = Le livre du roi modus,
pet. in -4", chez Jeban Trepperei.
Monstr. = Chroniques d'Engerran
de Monstrelet, Paris, 1572.
Mout. = Essais de Michel de Mon-
taigne, Paris, Didot, au X.
Mss. = manuscrit.
p. = page.
Pare, ffiuvres d'Ambroise Pare,
edit. Malgaigne, Paris, 1840.
p. p. = participe passe.
p. pr. = participe present.
prep. = preposition.
ro = au recto de la feuille.
Rab. = Rabelais, edit. d'Amster-
dam, 1711.
Raoul de C. = Raoul de Cambrai,
Chanson de geste, Paris, 1840.
R. de la R. ^ Roman de la Rose,
publ. par. Meon, 4 vol.
Regn. = Regnier, les Epitres et
autres ffiuvres, Londres 1730.
Rois = les quatre Livres des Rois,
Paris, 1841. _
Rone. = Roncisval, mis en lumiere
par Bourdillon, Paris, 1841.
Rons. = Pierre Ronsard, publ. dans
la biblioth. elzevirienne.
Rust. = Rustebceuf, (Euvres, re-
cueillies par Jubinal, Paris, 1839.
S er res (0. de), = The'ätre d'agri-
culture et mesnage des champs,
par 0. de Serres, Seigneur de
Pradel, Paris, 1605.
s. f. = substantif feminin.
s. m. = substantif masculin.
t. 1. = Theät. d'Alex. Hardy, tomel,
edit. Jacques Quesnel, Paris, 1626.
t. IL =Theat. d'Alex. Hardy, tome II,
edit. Jacques Quesnel, Paris, 1625.
t. III. = Theät. d'Alex. Hardy, tome
III, edit. Jacques Quesnel, Paris
1626.
t. IV. = Theät. d'Alex. Hardy, tome
IV, -edit. David du Petit Val,
Ronen, 1626.
t. V. = Theät. d'Alex. Hardy, tomeV,
edit. Fran9ois Targa, Paris 1628.
T. & C. = Les Chastes et Loyalies
Amours de Theagene et Cariclee,
edit. Jacques Quesnel, Paris,
1628.
T h e ä t. F r a n 9. ^ Le Theätre Fran-
9ais au moyen-äge, edit. Viollet-
le-Duc, Paris, 1854.
Th. le mart. = La Vie de Saint
Thomas le martyr, publ. par M.
Bekker et presente ä l'Acad. des
Sciences de Berlin (1838).
Vo === au verso de la feuille.
V. a. = verbe actif.
Valenc. == Henri de Valenciennes,
Continuation de T Histoire de la
Conquete de Constantinople, dans
Villehardouin, edit. Paulin Paris,
Paris 1838.
V i 1 1 e h a r d . = De la conqueste de
Constantinople , par Joffroy de
Villehardouin et. H. d. Valencien-
nes, edit. P. Paris, Paris 1838.
Vil 1. Gr. Test. — Villon, le Grand
Testament, edit. P. Jannet, Paris
1867.
V. n. = verbe neutre.
= veut dire »signifie«, »equivaut a«.
S
paragraphe.
*abordade, s. f. — T. & C, p. 236. absenter, v. a. — T. & C. 110. 112.
absconse, pp. = cache t. II, 350, — Froiss. II, II, 70; Rab. Pant.
385; t. V, 62. III, 4.
Jütude sur Alexandre Uardif.
;65
acointance, s. f. T. ot C. 93 ; Lariv. 25,
acoiser, v. a. T. et C. 9ü, 375.
acomparer, v. a. T. & C. 102; t. V,
129.
acoüardie, pp. T et C. 351.
aqueter, v. a. T. et C. 218.
acravanter, v. a. — accabler. —
T. et C. 271.
adextre, adj. t. V. 228.
adonc, adv. T. et C. 482; — Lariv.
184; Am. 568 v°-
adulterer, v. a. T et C. 485.
affete, adj. t. I, 105; — Eons. 30
(aftette); Lariv. 36 (afette).
affiner '= user de ruse, t. V, 262.
aguetter, v. a. T et C. 186, 424;
t. V, 419.
aheurter, (s'-) T. et C. 76, 89; —
Rons. 153 (ahiirter, v. a.) ; Joinv.
§ 46 (ahurter, v. a.).
aiinjois, conj. T. et C. 31, 172; —
Rons. 120.
ains, conj. T. et C. 30, 172; —
Lariv. 14.
alene, p. p. = hors d'haleine. t^V,
412.
alenter, v. a. = ralentir, T. et C.
342, 520.
alme, adj. T. et C. 94.
älteres, subst. = liens, T. et C. 306;
— Lariv. 34.
araoderer (s'-). T. et C. 91.
angoisseux, adj., T, et C. 82, 132;
Vill. Gr. Test. 12.
angoisser, v. a. T. et C. 173.
animenx, adj. (animeuse ardeur),
t. V, 264; Dialo^ue d'Oratius Ta-
bero, t. L dial. IIL
apali, adj. t. V, 487.
apareiller, («'-) = a'appreter, T. et
0. 245; Th. Frau^. 123.
aparier, v. a. = rendre egal, T. &
C, 203; R. de la R. v. 1681.
apäter, v. a. T. et C. 86, 217.
apendre, v. a. » 303.
apointer, v. a. :■> 326.
apprentif, adj. T. et C. 142. 221;
— Rons. 15; Mont. II, 104; Reg-
nier, Epit. IIL
*aprir, (s'-) T. et C. 298.
aquets = choses acqnises; t. V, 122;
Lariv. 41.
ardre, v. n. T. et C. 45 ; Lariv. 80.
arene, s. f. = sable; T. et C. 139;
Lariv. 126; Rons. 97.
arraisonner, T. et C. 81.
arre, s. f., T. et C. 324; R. de la
R., V. 3418; Calv.Inst., 45; d'Aub.
Hist. 111, 186.
arrierer, v. a. T. et C. 160.
arrouter, T, et C. 170.
assaille (il-), T. et C. 429.
assant (il-). T. et C. 120; t. V, 283;
Ron.s. 230.
assistant = aidaut, T. et C. 437,
assomme, p. p. = endormi, T. et G.
440.
atrainer, T. et C. 269.
*autrice, s. f. T. et G. 90, 371 ; t. III,
09; t. V, 112.
avenir (n'-) = ne pas advenir, t.
V, 100.
avettes = oiseaux, T. & G. 273;
t. V, 484.
avolee, s. f. T. et C. 387.
*ayeul, adj. T. et G. 447.
*barbace, s. f. (ta sale-): pejorat.
de barbe, t. V, 515.
batailler, t. V, 55.
besson,!) adj. T. et C. 60, 122, 494;
t. V, 231; Rons., 218.
bienheurer v. a. T. et C. 77, 279,
436, 442; t. IIL 93; t. V, 392;
Lariv. 204.
blandices, T. et G. 287 ; t. V, 393.
blandissant, p. pr. T. et G. 80.
blandisseur, s. m. T. & C. 328.
blasonneiir, s. m. T. et G. 290;
Mait. Fat. 48; Theat. Fran9. 35.
*bontive, adj. f. = bonne, T. et C.
475; t. V, 50.
*bourelle, subst. et adj. f., T. et G.
107, 107; t. V, 416.
brandon, s. m. T. et G. 211.
brigande, adj. f. T. et G. 102; Amyot,
Thesee eh. 11.
bris, s. m. = debris, t. V, 381.
brocarder, v. a. T. et G. 513; Rons.
131; Am. 10.
*bustuaire offrande, T. et G. 498.
') »Quand denx enfans sont nez d'une ventree, nous les appellons
Bessons, qui est un mot corrompu de Beshoms, tonrne de deux niots
Latins Bis homines.« (Pasquier, Recherches de la France, liv. VIII, eh. 30.)
Zschr. f. nfrz. Spr, u. Lit. 11. 5
66
E. Lombard
butiner, v. a. t. V, 12; Am. 565 r°-
bntter, v. a. = chercher a . . . t.
V, 57 ; Castelnau 70; Pare, XXI, 1.
Cache, s f., T. et C. 137; t. V, 102.
cadenes s. f. pl. = chaines, T. et
C. 409: t. V, 352.
calamiteux, T. et C. 234, t. V, 254.
camusette adj. f. (sa troupe) t. V,
500 ; Anc. poes. tr. Vaticau, daus
Lacurne; Du Bellay, VII. 45 v-
caut, adj. T. et C. 40, 368; t. V,
14, 263.
cantelle, s. f., T. et C. 118, 358;
t. V, 263; RoDs. 163; Tli. Frany.
122.
ceps = liens, T. et C. 214, 370,
408, 426; t. V, 142.
ceriie, s. m. = cercle, T. et C. 94;
Lariv. 240.
clialoir, T. et C. 111, 119, 320; t.
V, 213.
charmeur, adj., T. et C. 268, 272;
t. V, 393; Mont. IV, 300.
cheu, p. p. = touibe, t. V, 252.
chevance, ä. f. = i-icliesse, possession,
T. et C. 48; Vill. Gr. Test. 23;
Th. Frang. 10.
chevestre, s. m. = licou, T. et C.
396.
choper (m'a fait-) = heurter, t. V,
508.
cMt (il-), T. et C. 397.
ciller, V. a. T. et C. 58.
citoyen, adj. T. et C. 445 ; Liv. de
justice, 65; Du Gange, Civilis.
colere, adj. T. et C. 132; Regn.
Ep. II.
comparoir, T. et C. 299; Maist.
Fat. 91.
compasser = mesurer, t. V, 1.
concave, s. m. T. et C. 121 ; Oresme,
Ethiq., Paria 1488, in. f°-, 30,
condigne, adj. T. et C. 235, 469;
t. II, 95.
conil, s. m. = lapin, T. et C. 236.
conquereur, s. ra. t. V, 49, 385;
Rons. 51 .
contemptible, adj. t. V, 209.
* contre-luter, t. I, 409.
convoyer, v. a. T. et C. 260 ; Rons.
112, aussi dans Joinville, et Ro-
man de Tristan.
cordeau, s. m. T. et C. 399 ; Rone.
p. 134; Modus fo. LXXXII v«- ;
Marot III, 182.
couard, adj. T. et C. 46, 77; Am.
566 vo
coulpe, s. f. t. I, 422.
coupeau, s. m. = colline, T. et C.
1.54, 190.
coupelle, s. f. = petite mesure de
froment, t. V, 211.
courage, s. m. = coeur, t. V, 100.
courriere, s. f. T. et C. 463.
creance = croyance, T. et C. 140;
t. V, 122.
croitre, v. a. t. V, 54.
croqueter, v. a. T. et C, 374.
crouler, v. a. T. et C. 447.
cuider, v. a. T. et C. 72.
eure (je n'ai-), T. et C. 320; Mi-
racle de Theophile, par Rutebeuf,
n°- 7218.
dam, s. m. T. et C. 326; t. V, 410;
Lariv. 30.
darde, s. f. T. et C. 202.
debonder, v. a. = lächer. t. V. 66.
dechasser, v. n. t. V, 392.
dechet , o<=' pers. sgl. = dechoit,
t. V, Au Lecteur.
declore, v. a. T. et C. 75, 440;
t. V, 411.
defaudroient (ils-), T. et C. 502.
defaut (rien ne-), t. V, 216, 437.
defermer, v. a. T. et C. 141 ; Fabliau
du Vilain qui conquist Paradis,
V. 20; Fabliau de l'Asne et du
chien, v. 90.
demarcher = s'e'loigner, t. V, 317,
418.
denier, v. a. — refuser, T. et C. 88,
509, 514; t. V, 472; Rons. 88.
depite (course-), T. et C. 153; Rons.
44; Berte, 54; Rab. Garg. 1, 7;
Marg. Nouv. 15.
desanime, T. et C. 88.
desister = cesser, t. V, 409; Vill.
Ball. 36.
*desesperer, s. m. t. V, 160.
dessur, prep. = sur, T. et C. 16 ;
Gh. de Rol. XIV et LXXII; R. de
la R. V. 1379.
detrancher, v. a, T. et C. 72;
Rons. 80.
detraper, v. a. T. et G. 151.
devaler = tomber, descendre, T. et
G. 8; t. V, 102, 210.
devers, prep. T. et G. 24.
devis, s. m. T. et G. 226 ; Rons. 202.
de votieux, adj. T. et G. 324 ; Rons. 1 98.
Etüde sur Alexandre Hardy.
67
dextre. adj. T. et C. 31.
die (que je-) = que je (line, T. et 0.
208; t/V, 136.
diffame, h. m. — cleshomieuv, T. et
(!. 42; t. V, 94; Rons. 237.
diligenter, T. et C. 152, 363; Th.
FraD9. 57.
dimer = decimer, t. V. 67 ; Rois, 27.
*dires, s. f. pl. = les Parques, T.
et C. 465.
*dis, s. m. = Pluton, T. et C. 465.
discord, s. m. T. et C. 59, 256.
disparoir = dispavaitre, t. V, 217;
Am. Rom., 11.
distrait du danger, T. et C. 482.
dive, s. f. t. V, 231.
diver tir = detourner, t. V, 73.
doL s. m. T. et C. 15; t. V, 249.
*dointe-monstres (Aleide-), t. I, 364.
dormay-je, T. et C. 199.
duisant = conduisant, T. et C. 378.
ecacher, v. a. = ecraser, t. II. 408.
echeler = escalader, T. et C. 349;
^ t. HI, 272; t. V, 81.
echet, 3e- pers. sgl. = echoit, t,
V, 59.
*ecuiniere (la dive-) = Venus, t.
V, 231.
efficace, s. m. t. V, 400; Bercheure,
fo. 28 r°.
ejouir (s'-), T. et C. 85; t. V, 410.
elancer, v. a. T. et C. 176 ; Mont.
I. 12.
*embrassee = embrassade, t. V. 77.
*empiege p. p. = pris au piege,
T. et C. 35^ Ce meme mot fut
plus tard construit par Diderot.
(Euvres compl., edit. Assezat, Paris
1875, t. IV, p. 18.
empoisonneresse, s. f. t. II, 461;
Du Bellay I, 38 r"- (l'emploie
adjectiv.).
encerner, T. et C. 136.
encoche, T. et C. 217.
encorabreux, T. et C. 454.
encontre, s. m. et pre'p. T. et C. 9,
138; t. V. 404.
enfangon = dim. d'eufant, T. et C.
172, 492; Rons. 116.
enquesteur, T. et C. 285.
enrag-ement, s. m. T. et C. 307.
enreter, v. a. T. et C. 40.
ensemblement. T. et C. 10, 176. 481.
ententif, T. et C. 52.
entherine, p, p. t. II, 466 = approuve.
*entr'aloient (s'-), T. et C. 257.
entre-rompre, T. et C, 173. 200;
lions. 121;
-entre-sont (ils s'-), T. et C. 214.
*entre-subvenir, T, et 168.
entroy (je l'-), de entr'ouir, T. et
C 198.
epard (un fleurage s'-), de epardre,
T. et C. 439; H. de Valenc. IX;
d'Aub. Hist. II, 241.
epeure, p. p. T. et C. 73.
epoingonne, p. p. 442.
epoindre, v. a. T. et C. 26, 180.
^''epouse-soeur, (.Junon- de Jupiter),
t. I, 408.
epreinte. s. f. 1\ et C. 156; Modus
fo. XVI v°- ; Pare VI, 14.
eprendre, v. a. T. et C. 197.
epreuver, v. a. T. et C. 279 ; Oresme
Etil. 94; Amyot, Cic. et Dem. 4.
es = daus les, t. V, 160; Lariv. 67.
*esclavemeiit, adv. T. et C. 137.
escörne, s. m. = aftront, t. II, 314.
essourde (qu'il-j, de essourdir =
assourdir, T. et C. 105, 316; Christ.
de Pisau. I)it de Poissy.
estoquer, v. a. =• frapper, t. V, 522.
*etiiiceler, v. a. t. V, 72.
etrange, s. m. = etranger, T. et
(,'. 296; t. V, 74.
etranger, v. a. T. et C. 98, 864.
etrive, s. f. = lutte, t. V, 194.
exercite, s. m. = armee, t. II, 398.
exerciter, v. a. = exercer, T. et C. 135.
faillir, v. n. T. et C. 66, 112, 119;
Theät. Fran9. 291.
fallace, s. f. T. et C. 819, 445, 500.
faudrons (nous ne-) = manquerons,
t. V, 514 ; Rons, dit a l'imparf.
p. 135: le jour luy failloit.
faut. 3e pers. Sgl. ind. pres. (le
courage lui-), t. V, 51; Theat.
Fry. 9; Rons. 110: je faux; Lariv.
213 : se ne faillez.
fecondement, adv. T. et C. 438 ; 0.
de Serres, 401.
feintise, s. f. T. et C. 88, 283; t.
III, 48; Rons. 224.
fent (le courage-), T. et C. 484;
Ch. de Rol. XXII, Couci V; Marot.
IV, 70.
feres, s. f. pl. = betes feroces T. et
C. 136.
fiance, s. f. — confiance, T. et C
224; t. V, 42; Joinv. § 70.
E. Lombard
fiancer, v. n. t. V, 289.
fielleux, adj. t. V, 432; Rone. 58.
fleuragre, collect. T. et C. 190, 397.
forcenerie, s. f. T. et C. 239.
forclos, adj. et p. p. T. et C. 49,
497; Am. 562 y°-
forfaiture, s. f. T. et C. 377.
fers. prep. T. et C. 84, 474; Codi-
cile de Jehan de Meung. v. 829.
forsaire, s. m. T. et C. 40.
franchise, s. f. = liberte, T. et C.
31 ; t. V, 109; Roman de Ere'e et
d'Enide.
froidureux, adj. T. et C. 495, 465;
Marot.
fuitif, adj. = fngitif, T. et C. 178,
487; t. V, 119; Liv. de Justice
et de Plet, P- 89.
funereux, adj. T. et C. 94, 399,
469; Rons, dit, p. 108: i'unerales
maisons.
gauchir, v. a. T. et C. 30, 97.
gausser, v. n. = se moquer, T. et
C. 321 ; Lariv. p. 81 : tu te gosses;
Rons. 118.
*g'emmeuse (la gemmeuse Auroie),
t. V, 385; Rons, dit de meine:
une gemmeuse pree. p. 112.
geniteur, s. m. — pere, T. et C.
432; t. V, 15.
germain, s. m. = frere, t. V. 105.
gloute, adj. T. etC. 131, 206, 315;
t. V. 424; R. de la E. v. 7450,
7589, 8473.
greve (me-) = m'accable, T. et C.
354 ; Dialog, du Moudain.
grief, adj. T. et C. 109.
guerdon, s. m. T. et C. 106; t. V,
238; trag, de la Guisiade par P.
Matthieu ; Lariv. 64.
guerdoner, v. a. T. et C, 64; t. V,
249; Joinville, Hist. de St. Louis.
haleiner, v. n. = soupirer, respirer,
T. et C. 124.
halenee, s. f. = souffle, t. V, 474.
haatise, s. f. T. et C. 290; t. V, 210.
harde, s. f. (une - de cerfs), t. V, 119
= un troupeau.
herbage, collect, m. T. et C. 294.
herbis (la louve en un-) — päturage,
t. V, 418.
heur. s. m. = bonhcur, T. et C. 29,
464.
homicider, v. a. T. et C. 315.
*hymenean, adj. T. et C. 184.
imaginative, s. f. = imagination,
T. et C. 23, 482, 491; E. Desch.
Son Educat.
impetrer, v. a, T, et C. 14; Com-
plainte de la Comtesse de Cha-
rollois.
impieux, s. m. pl. T. et C. 238,
245; t. V, 550; »Arret du parle-
ment contre un cordelier,« dana
»Colomesiana«, dans »Me'langes
curieux contenant les meilleures
pieces attribuees a M. de St. Evre-
mond,« t. 1, p. 175, Colognel708,
oü l'on trouve Tadverlae »im-
pieusement.«
impiteux, adj. T. et C. 30 ; Traged.
de Claspar de Colligni.
impourvu, p, p. T. et C. 221.
improspere, s. m. T. et C. 250.
inciser (s'-) T. et C. 244; R. de
la R.
incoupable, T. et C. 219.
inflechible, T. et C. 316.
informer, T. et C. 813.
*infractaire, s. m. = infraction,
t. V, 547.
innumerable = innombrable, t. V,
83 210
ire, s. f. T. et C. 62 ; xMarot. Ps. 6 ;
R. de la R.
jagoit, conj. T. et C. 136; 219, 516;
Rom. de Ger. de Nev.
jugal, adj. T. et C. 440, 471; t. V,
459; Les Doctrinaux Sauvages.
*justable, adj. T. et C. 464.
lairray (je-) = lainserai, T. et C.
154, 292, 426; t. V, 29, 256.
larmeux, adj. T. et C. 196.
larmoyable. T. et C. 82, 255.
*larvales ombres, t. V, 235.
larve, s. f. = masque. T. et C. 469,
503.
las, interj. T. et C. 11; Rom. de
Ger. de Nev.
*lassis, s. m. t. V, 461.
Hesse, s. f. T. et C. 200.
loqueteux, adj. = adj. en loques,
T. et C. 231.
los, s. m. = louange, T. et C. 45 ;
Sermon de S. Bernard, f°- 122;
Le Mystere des Actes des Apotres.
loyer, s. m. = recompense, T. et
C. 63, 251; Am. 567, v°-
luiter = combattre, T. et C. 412;
t. V. 131.
JCliide äur Alexandre llardn.
G9
macule, s. f. =- tache, T. et C. 137 ;
Calv., Inst. 30; Marot. ITI, 189.
malcontent, adj. T. et C. 63.
malheure, s. f. T. et C. 298 ; Marot.
II, 235; Laviv. 171 et 321.
malheurer, v. a. T. et C. 398 ; t. II,
561 ; Comm. sur le Sautier, i'°-
92, Ps. 43, V. 14; Le Miroir des
Dames.
maltalent, adj. (ton-deplaisir), t. V,
397; R. de la R. ; Rom. de Ger.
de Nev. ;"rArt d'Amour.
mamie, s. f. T. et C. 480.
mandement, s. m. T. et C. 222.
maquereller, v. a. t. V, 188; Oadin,
Diction.
marcher, s. m. (im - au jardin), t.
V, 309.
^mariniere, adj. f. T. et C. 176;
Rons, dit de meme, p. 78 et 110:
l'on de mariniere = la mer.
martel, s. m. T. et C. 467.
martirer. v. a. T. et C. 10, 93, 362
Marot. ; Lariv. 33.
inechßf, s. m. T. et C. 84, 133, 141
Rom. d. Ger. de Nev.; Rons. 107
meconter (se-) T. et C. 8.
meffaire, v. a. = tuer, T. et C
484; Conti, de Beauvoisis, cliap
30; Lariv. 215.
mepriseur, s. m. t. V, 449.
meurtrir, v. a. = assassiner, mettre
a mort, T. et C. 133; t. V, 533.
meurtrisseur, s. m. = assassin, T.
et C. 113, 299.
mig-notise, s. f. T. et C. 88; Ovide,
Mss. cite par Borel; Le Salon
d'Amors, Mss. no- 7218.
*ininistre, s. f. T. et C. 380.
moite, adj. == humide T. et. C. 362.
mot! intrj. == motus! T. et G. 313;
Lariv. 342.
mouelle d'un bois, T. et C. 399.
*mouräble, adj. T. et C. 163, 274.
raoyenner, T. et C. 200.
*naufrageux, adj. t. V, 387; Rons.
a, p. 108: la troupe naufragere.
=^navigage, s. m. T. et C. 233;
Rons. 85.
navre = blesse, T. et C. 83 ; Rons.
21.
*nestoree, adj. (une äge-) = deNestor,
T. et C. 447.
^nogage, adj. T. et C. 109. — s. m.,
t. II, 59.
nonchaloir, v. T. et C. 140 ; Theat.
Fr. 09; R. de la R.
nopciere (Junon-), T. et C. 36, 160,
214; t. V, 407.
*nüaiix, . nuages, T. et C. 143;
t. V, 202.
nuisance, s. f. T. et 0. 44, 217 ; t.
V, 15 ; Compl. de la Comtesse de
Charrolois.
nuitee. s. f. T. et C. 196; Rons. 17.
*Ruiteux, adj. T. et C. 440.
odoreux, adj. T. et C. 60, 117.
onc, ou oncques, adv. T. et C. 60;
Lariv. 304 ; R. de la R. ; Marot :
lüpigr, contre l'inique.
oppresse, s. f. T. et C. 21, 293, 465;
Yill. Gr. Test. 6; R. de la R.;
La Malheur de la France.
or et ores. adv. T. et C. 60, 72;
Lariv. 207; Joinv. § 40; Bible
Guiot, v. 481 ; R. de la R.
orde, adj. f. (1'- volupte), t. V, 401 ;
Lariv." 143, 309 et 360; Rons.
227; R. de la R. ; Rom. de Ger.
de Nev.
ordonance, s. f. T. et C. 240.
orrez (vous) = vous entendrez, t. V,
286; Theät. Fran9. 23.
*ostiner, v. a. T. et C. 87.
otieux, adj. T. et C. 357.
outrageux, adj. T. et C. 102.
oy (j'-j =... j'entends, T. et C. 187,
197, 257 ; t. V, 237; Lariv. 25, 318.
oyez, juge equitable, t. V, 268.
paclies (les- proposes), t. V. 229;
Rom. de Ger. de Nev.
paction, s. f. T. et C. 259 ; Bou-
teiller, Somme rural, titre 40;
Froiss. liv. 111, p. 276, dans La-
curue.
pair, s. m. — couple, s. m. t. V,
103; H. de Mondeville f°- 16.
pämer, v. n. T. et C. 113; Villch.
CLXXVII; Cotgrave.
pantois, adj. T. et C. 29, 167, 440;
t. V, 427; Rons. dit. p. 63: une
pantoise haieine, et p. 102: soif
pantoise; Roquefort donne le
verbe pantois er = respirer
avec peine.
parangon, s. m. T. et C. 328.
paravent, adv. T. et C. 8; Lariv. 276.
parfaict, s. m. T. et C. 97.
parfin, (ii la-) loc. adv. T. et C. 497.
parlementer, y. m. T. et C. 240.
70
E. Lombard
parier, s. m. t. I, 438 ; Rous. 81.
parteraent, s. m. == clepart, T. et
C. 45, 185; t. V, 396.
partialiser = rendve partial, t. V, 59.
partir, a. m. T. et C. 446; Comt.
de Beauvoisis.
partis = divises T. et C. 222 ; Rom.
de Ger. de Nev. ; Rom. du Petit
Jeliau de Saintre.
pätis, s. m. = päturages, T. et C.
273; Theat. Fran?. 310; Alain
Chartier, cete par Borel.
patue (une ourse-), T. et C. 290.
pelemelez, p. p. = meles pele-mele,
t. V, 530; Lauoue 89.
pelerin, adj. T. et C. 1 99 ; Bercheure
fo- 19.
pendre, v. n. = dependre, etre
assujetti, T. et C. 213; Mait.
Pat. 70.
pensement, a. m. T. et C. 108;
Couci, XV; Froiss. II, III, 99;
Marot, II, 332; Rons., 55 et 63.
penser, s. m. T. et C. 139, 320;
Raoul deC. 708 ; Theb. deNav. LIX.
perdurable, adj. T. et C. 459.
persien, adj. T. et C. 376.
peser, s. m. T. et C. 238.
petit, s. m. = un peu, t. V, 314,
476; Fabliau d'Estiüa ; Lariv. 155.
*picoreux, adj. t. V, 419.
pinceter, v. a. T. et C. 467 ; Mont.
1, 371.
piperesse, adj f. T. et C. 165; Mont.
1, 617, dans Lacurne.
pirement = plus mal, t. V, 531.
placable, adj. T. et C. 133; Les
Marg. de la Marg. I, f°- 76, dans
Lacurne.
plaints. s. m. pl. T. et C. 316; R.
de la R.
Player le sein, T. et C. 436 ; Sainte
Leocade v. 2255 ; Testani. de .Jehan
de Meung.
pleige, et pleidge, s. m. T. et C.
215, 249.
pleiger, v. a. = garantir, T. et C.
61, 41, 342; t. V, 185.
pleureuse nue, T. et C. 480.
pointure, s. f. = peinture, T. et C.
87; Citation de Lacombe; Rom.
de Flore et Blanceflor, fol. 198,
ro-, col. 3.
poiser, v. n. = peser, T. et C. 476 ;
Lariv. 47.
poison, s. f. et m. T. et C. 380, 389.
poluer, V. a. T. et C. 304; Am.
569, yo-
populas, s. m. t. V. 54 ; La Boetie,
Sorv. volont.
*Porte - carquois (Cupidon-), t. I,
470; Rons, dit aussi, p. 118: l'a-
mour porte-brandon.
postpose, p. p. t. V, 462 ; Mont.
IV, 103.
pourchas, s. m. T, et C, 35.
pourmener, v. a. T. et. C. 96.
pourpenser. v. a. T. et C. 93.
pourprine, adj. f. T. et C. 80 ; Benoit
V, 9116.
*precipite, adj. T. et C. 153, 389.
pree. s. f. T. et C. 248.
preignantbesoin, t. V, 440 ; Rons. 33.
Premier, v. a. T. et C. 62.
premier que = loo. conj. T. et C. 9.
prexiver, v. a. T. et C. 239.
privement, adv. T. et C. 312 ; Villeh.
XIII; J. Pelletier, dans Livet,
Gramm. fran9.
proceder, s. m. t. V, 154.
*prodige, adj. T. et C. 451.
prophanement, T. et C. 374; Cot-
grave.
propitier, v. a. T. et C. 120 ; t. V,
271; Moni II, 258. -
prosperer, v. a. T.etC. 214 ; Villeroy,
Mem. VI, 293. dans Lacurue.
providaat, adj. T.etC. 258; Charron,
Sage.sse, p. 318, dans Lacurne.
prov'ide, adj. T. et C. 248; t. V,
400 ; Carl. II, 3 ; Tahureau, Dialog.
p. 75 dans Lacurne, au mot pra-
ticien.
*quadrelle, s. f. = fleche, T. et C.
144.
quasi, adv. T. et C. 74 ; Mont. 1, 33 ;
Am. Cam. 68.
rais, s. m. = rayon, T. et C. 60,
80; t. V, 111, 439; Rous, 51 et
122.
ramentevoir, v. a. T. et C. 20, 440;
LeVrayPalefroy, v. 1 ; R. de la R,
rancceur, s. f. = rancune T. et C.
28, 78; Beaucbamps, cite par
Lacombe.
ravine, s. f. T. et C. 136.
rebeller (se-) T. et C. 241; Am.
564, ro-
reboucher sur ses pas, t.V, 174; Du
Gange, rebusare; Mont. 11,315.
Etüde sitr Alexandre Tlardir.
71
rebrouse. (bete-), T. et C. 309.
reconfort, T. et C. 85.
reconvoyer, v. a. T. et C. \)\ ; Coiigie
de Jehaa Bodel d'Arras, v. ooO ;
Am. 506, v°-
recorder, v. a. == se rememorer,
T. et C. 365; t. V, 445; Commcut.
sur le Sentier, fol. 199, Ps. 97,
V. 3.
recors (de ma crainte), T. et C. 143.
recourir, v. a. == sauver, T. et C.
20; t. V, 235; Rom. de Ron,
fo. 227.
recourre, T. et C. 37, 171.
recourse, s. f. T. et C. 66.
recous, p. p. t. V. 13; Marot.
refraindre, v. a. T. et C. 258; R.
de la R. v. 12625.
refrigere. s. m. T. et C. 60; t, V,
152; Lariv. 112.
reguerdonable, adj. T. et C. 235.
relante, adj. f. T. et C. 145, 437;
t. V. 278 ; Rons. dit. p. 1 16 : mä-
clioire toute relente de sang.
remediable, adj. T. et C. 226; E.
Desch. Poesies mss., f°- 473.
rememorer, s. m. t. V, 334.
rementevoir, v. a. T. et C. 505;
Lariv. 146.
*remore, s. f. t. V, 202 ; Roquefort
donne remoreux = capricieux,
tapageur.
remourir, v. n. = languir, t. V, 310.
remparer (se-) ^ se fortifier, T. et
C. 215; Froiss. 11, II, 15; Mont.
I, 305 ; Rons. 98.
*remplire, v. a. T. et C. 308,
renclore, v. a. t. V, 397.
renglacer, v. a. t. V, 503.
*reiigrege-douleur, s. m. T. et C.
374.
rengreger, v. a. ^ augmenter, T.
et C. 20, 108, 467; t. V, 144;
Lariv, 112; Am. Nicias 32; Mont.
III, 347.
renouveau, s. m. T. et C. 388.
repentance, s. f. T. et C. 65, 108;
Th. le niart. 101 ; Brant., Charles-
Quint.
tepeter, v. a. =- recouvrer, T. et C.
141, 170; Rab. Pant. IV. 27.
reputer, v. a. ^— croire, T. et C. 11 ;
t. V,^ 378; Lariv. 57.
reservement, adv. - avec reserve,
t. V, 210; Mont. I, 401.
retiltra, 3c. pers. du futur iudicat,
T. et C. 248.
reva (il-), du verbe r 'aller -^ aller
de nouveau, T. et C. 88; Malt.
Pat. 186; Rons. 151 et 174.
revancher (se-), t. V, 240 ; Rons. 101.
reverence, s. f. — respect, T. et C.
35; R. de la R. 10794; Mont. III,
290; Lariv. 100; Rons. 10.
revoicy, adv. loc. t. V, 177.
*rivager, adj. T. et C. 398.
rondeur, s. f. (la terrestre-), T. et
C. 486.
roüer, v. a. = rouler, T. et C 196;
R. de la R. 6167; Am. Them.
40; Mont. II, 387; Rons. 83 et
97 et 177.
ruer, v. a. ^^ lancer, jeter, rouler,
T. et C. 396; t. V, 415; Li Lais
de rOiselet v. 392; Theät. Fran9.
42 ; Am. 562 v«- ; Rons. 96.
ruffien, s. m. T. et C. 90 ; Lariv. 317.
*sacre, adj. T. et C. 417.
sacrer, v. a. T. et C. 89, 133.
sagettes = ^ fleches, t. V, 219; Rons.
79; Psaumes de Marot., cites par
Borel.
saillir . sauter, sortir, t. V, 400 ;
Ile- Liv. des Rois, cli. 6, v. 16;
Guill. de Tyr. f°- 265; Vill. Gr.
Test., st. 21.
Sardoniens (ces ris-), T. et C. 365 ;
Pare, XXIII. 44.
sauteler, v. n. ^ sautiller, 1. 1, 438;
Chans, du Chastelain de Coucy;
Rons. 46 et 57.
sauvete, s. f. T. et C. 100; Le Clie-
valier au Barizel, v. 897.
scadron, s. m. ^^^ escadron, T. et 0.
222; t. V, 66; J. Marot. V, 130;
Carl. IV, 14.
scintele, s. f. et scintile, T. et C. 58,
350; Lariv. 110; Rons. 17.
seigneurier, v. a. = Commander, T.
et C. 149; t. V, 419; R. de la
R. V. 6664.
sejour. s. m. ^- retard, T, et C.
313; Theät. Frau9. 2.
semondre, v. a. =. engager, T. et C.
153, 336; Aucassin et Nicolete;
Theät. Fr. 133.
senestre, adj. T. et C. 153; t. V,
439; R. de la R.
sente, s. f. T. et C. 72; Rons. 62.
serener, v. a. T. et C. 233 ; Rons. 158.
n
E. Lombard, Etüde sur Alexandre Hardy.
serpente, s. f. T. et C. 371 ; La
Font, eiiiploya le meme mot plus
tard. ( Voir Littre, Dict. de la Lang.
fran9aise, au niot serpente).
servage, s. m. T. et C. 225; Liv.
de Jostice et de Plet. P- 18, v«-
serve. s. f. T. et C. 158.
*simplegarde, s. f. T. et C. 486.
soldars _ soldats, t, 1,400; Kons.
45. 54 et 222 (soudars).
*sommeilleuse (la nuit-), t. V, 307,
526 ; Ronsard a la meme phrase,
p. 197.
sortable, adj. (supplice-), t. V, 271.
sortir, v. a. (nous sortirons ta
maison), t. V, 895.
soulas, s. m. T. et C. 31, 85; t. V,
21; Marot, Complainte d'iine
Niepce sur la Mort de sa Tante.
souloit (il-) -- avait coutume, du
V. souloir, t. V, 41 ; Mait. Tat. 20.
*source, 3^- pers. sgl.(le Nil-): prend
sa source, T. et C. 439.
sourcilleux adj. (trident-), 1 1, 414.
sourdre, v. n. T. et C. 9, 279; Se-
crets d'Aristote, f°- 8, v»-; Theat.
Franc. 146.
souventes fois, T. et C. 224 ; Rab.
Garg. L 23; Theät. Fran9. 6.
*spectative, s. f. t. V, 407.
stigiale, adj. T. et C. 467; Rons.
dit. p. 94: Enfers stygieux.
snader, v. a. - - persuader, t. V, 51 G.
snasion, s. f. T. et C. 43, 304.
*superbite, s. f. t. V, 505.
sür (pour le-). loc. adv. T. et C. 187.
surfaix. tbrfait, T. et C. 85; Liv.
des Rois, eh. 2, v. 17.
suspens, adj. =. indecis, T. et C. 313 ;
Calv. lustit. 1173.
sustanter, v. a. T. et C. 397; Calv.
lustit. 1195; Mout. II, 48.
taire, s. m. t. I, 438.
tanQon. s. m. (lurieux-) querelle,
t. V, 397.
tarde, adj. (la- penitence), t. V, 404.
tärder, v. a. T. et C. 227; Louis
XI, Nouv. LVI.
tärge, s. f. - boucher, T. et C. 120;
Joinv., Hist. de St. Louis, § 158;
R. de la R.. v. 15939; Rous. 68
et 116.
*targue, s. f. T. et C. 28; Rons. 111.
*tenasine, s. m. T. et C. 154.
*terrenez, adj. (lesGeants-), 1. 1, 433.
tierce, adj. f. T. et C. 91.
tollir. V. a. enlever, T. et C. 394;
t. V, 467; Rom. de Ron, fo- 221 ;
Mait. Fat. 29.
tortuer. v. a. tordre, t. II, 249,
•270; t. V, 424, 511; Rons. 83.
tournemain, s. m. T. et C. 390; t.
III, 358; Brant., Sur les duels,
p. 14.
trebucher, v. a. T. et C. 153; JMonstr.
[, 39.
trembler, v. a. t. \, 73 ; Rust. 290.
tremeur, s. f. — - crainte, T. et C. 77 ;
t. V, 356 ; Rom. de Ger. de Nev.
tressant, (il-) du v. t r e s s a i 1 1 i r , T.
et C. 93; Miserere du Reclus de
Moliens, st. 101 ; R. de la R. ; Rom.
de Ger. de Nev.
tressanter, v.n. T. et C. 124; Des-
portes, dans Raynouard, Lexique.
treuver, v. a. T. et C. 231.
vacation, s. f. me'tier, T. et C.
232 ; Mont. I, 52 ; Pare. au Lecteur.
*vaguenx, adj. T. et C. 451.
vainqueresse, adj. f. T. et C. 489;
t. II, 367; t. V, 462, 476; Chr.
de Pisan, Ch. V, I, 23.
vergogneux, adj. T. et C. 210 ;
Miracles de St Louis, ch. 19;
11^- Liv. des Machabees, ch. 15,
V. 12; Rons. 121.
veture, s. f. vetement T. et C.
164; Prem. Liv. des Rois, chap. 2.
vipereau , s. m. ^= diminut. de
vipere; t. V. 419.
vitupere, s. m. t. V, 221; La Dause
aux Aveugles; Lariv. 88.
vivre, s. m. T. et C. 232.
voire, adv. T. et C. 208 ; Le Testam.
de l'Asne, v. 80; Lariv. 207.
voirement, adv. t. V, 232 ; Sermons
de S. Bernard, f«- 375; Bible de
Guiot, V. 288; Lariv. 137.
voüture du Ciel (du front) ; T. et C.
488; t. V, 505.
E. LOMBARD.
Kritische Anzeigen.
Ausgewählte Lustspiele von Moliere. Erklärt von
H. Fritsclie, Director der Friedncli-Willielm-liealschule
zu Grünberg i. S. — Berlin, Weidniann'sche Buclihandl.
Les Facheux. 1877. — Les Precieuses Kidicules. 1879.
— Les Femmes Savantes. 1879. — Le Bourgeois
G entilhomme. 1879.
Wie des Herausgebers schon vor mehr als zehn Jahren
erschienenes Namenbuch zu Moliere, so ist auch die jetzt von
ihm veröffentlichte Erklärung der bezeichneten vier Stücke eine
Arbeit von bleibendem wissenschaftlichen Werte. Die Ausgaben
sind zunäclist für Schulzwecke bestimmt, und gewiss auch durch-
aus brauchbar und empfehlenswert, aber sie gehen über das
Bedürfnis der Schule (wie der lleraiisg. selbst zugiebt) weit
hinaus. Ihnen gebührt eine hervorragende Stelle unter den
wissenschaftlichen Moliere -Ausgaben. Besonders für die Bear-
beitung des Bourgeois Gentilhomme und der Femmes Savantes
werden die Molieristen dankbar sein, da die vorzügliche Aus-
gabe von Despois-Mesnard noch nicht bis zu diesen Stücken
gediehen ist.
Der Herausgeber hat das von den französ. Commentatoren
angehäufte Material sorgfältig geprüft und das beste daraus in
knapper, klarer Form mitgeteilt. Ausserdem giebt er auch
Resultate eigener Forschung in nicht geringer Zahl. Die beiden
ersten der angeführten Bändchen sind schon in verschiedenen
Zeltschriften gewürdigt worden, ich Avill mich daher anf die Be-
sprechung der beiden letzten beschränken.
Der Commentar zu den Facheux war aus dem im Vor-
woi-t erwähnten Grunde zum Theil schon früher bekannt.
Einleitung und Commentar zu den Precieuses enthalten
in kurzer und klarer Fassung die Resultate der früheren Bear-
beitungen, besonders der von Despois, geben aber daneben
manches Eigene und über die precieusen Ausxlrücke und Manieren
74 Kritische Anzeigen. W. Knöricli.
häufig eingehendere Auskunft, als mau sie in den anderen Ausgaben
(incl. Despois) findet. Auf ästhetische und technische Erklärungen
und Andeutungen ist bei diesem, wie bei den andern Stücken,
leider verzichtet.
Die Einleitung zu den Femmes Savantes schliesst sich
unmittelbar an die der Precieuses an. Beide zusammen enthalten
eine interessante, trotz des geringen Umfanges recht in's Detail
gehende, mit seltener Sachkenntnis entworfene Geschichte des
Precieusenthums. Der Verf. verfolgt es von seinem ersten Ent-
stehen in Frankreich durch die beiden Phasen der schöngeistigen
und der gelelirten Bestrebungen und Verirrungen, entwickelt des
Dichters Standpunkt zu den älteren und den jüngeren Precieusen
und deutet schliesslich an, Avie aus ihren Zirkeln die »bureaux
d'esprit« des vorigen Jahrliundcrts hervorgingen. Das ist das
Hauptthema der Darstellung; eingeflochten und angereiht sind
(leider auf Kosten der Abruudung und Uebersichtlichkeit) zahl-
reiche biographische Skizzen, kurze, treft'ende Charakteristiken
hervorragender Precieusen und precieuser Schriftsteller, so wie
ihrer Werke, so weit sie für das zu erklärende Stück in Be-
tracht kommen.
Der Commentar zeugt von einer Kenntnis der französischen
Sprache des XVII. Jahrhunderts, von einer Bekauntschaft mit
der Kulturgeschichte und einer Vertrautheit mit der gesammten
schönen Literatur aus der Zeit Moliere's , wie sie in Deutsch-
land wohl einzig ist. Die damaligen Komödien gewähren gewiss
Manchem mehr als blos wissenschaftliches Interesse, auch den
»Roman Comique« und »Roman Bourgeois« und einige andere
kann man noch mit Vergnügen lesen, aber die Lyrik, die geist-
losen und desto gezierteren Sonette, Rondeaux etc. und gar die
Romane einer Scudery durchzuarbeiten, um im Grand Gyrus,
X. p. 359, eine Stelle zu finden, die Moliere ganz augenschein-
lich (v. 21 G ff.) benutzt hat, das ist bewundernswert. Sagt
doch einer der besten Kenner jener Literatur, Victor FourneP)
von sich: »J'ai In les douze chants imprimes de la Pucelle de
Chapelain; mais j'avoue qu'apres nombre de tentatives acharnees,
il m'a fallu, la sueur au front, renoncer ä la täche d'une lecture
suivie du Grand Cyrus. Je n'hesiterais pas ä declarer que cette
besogne est aujourd'hui completement impossible, si M. Cousin
n'en etait evidemment venu ä bout.«
Die sprachlichen Beobachtungen und sachlichen Erklärungen
sind scharfsinnig, fein, zum guten Theil neu und bei aller
^) La litterature independante et les ecrivains oublies au XVII^
siecle. 2^ ed. Paris 1862.
H. Fritsche, Ausgewählte Lustspiele von Moliere. 75
Kürze doch vollständig. Der Druck ist im ganzen corrcct. An
Driickfelilern habe ich in den F. S. bemerkt: unwesentliche:
V. 300, 1407, 1443, 14G3; etwas verfänglich ist v. 351 intre-
prete statt intevprete, 415 Je vois statt je vois, 1799 strategeme
statt stratageme.
Die Einleitung zum Bourgeois Gentilhomme bietet dem
Leser ebenfalls reichen Stoff und vielfache Belehrung, sie hat
folgende Kapitel:
1) Entstehung und Charakter des Stückes,
2) Das Ballet,
3) Die Comedie- Ballet,
4) Der B. G. in seiner Einrichtung als Comedie-Ballet.
5) Aufführungen bei Hofe und öffentlich.
6) Beleuchtung des Stückes seinem Stoffe nach.
7) Einzelne Vorkommnisse, die Moliere benutzt haben mag.
8) Literarische Vorbilder.
9) Drucke.
Unter diesen verdient besonders hervorgehoben zu werden
das sechste Kapitel. Es stellt die verwickelten Standesverhält-
nisse in lichtvoller, bündiger Weise imter steter Bezugnahme
auf den B. G. dar, und vermittelt ein richtiges, vollkommenes
Verständnis des Stückes im allgemeinen, als auch speciell der
Hauptcharaktere (Jourdaiu, Dorantej und einiger Situationen
(IV, 5. ni, 12 etc.).
Im übrigen kann ich über Einleitung und Commentar nur
wiederholen, was ich zu den F. S. oben gesagt habe. Druck-
fehler habe ich leider eine ganze Keihe zu verzeichnen, und
hauptsächlich sind die Citate in den Anmerkungen ungenau, ich
habe sie alle, so weit ich konnte, kontrolliert und kann folgende
Berichtigungen geben :
p. 42 ist der »Vers Quand deux cojurs sont hdeles« ganz
verdruckt. — Es steht ferner:
p. 55 das categories st. des cat.
p. 58 connsones st. consonnes.
p. 77 n. 188 EdF. 1555 st. 1554 nach Despois' Zählung.^)
p. 80 n. 197 EdF. 854 st. 852.
p. 86 n. 223 EdF. 1258 st. 1257.
^) Ich muss bemerken, dass d. Herausg. eine von der Despois'schen
etwas abweichende Zählung hat : Despois hat Fach III, 2 die Worte ErastAs :
»Achevez promptement«, nicht als Zeile gezählt, hat daher im Stück 826
Verse, Fritsche 827, — Im Namenbuch giebt Fritsche von der EdF. die
Verszalilen nur von 3 Acten au, und zwar 370, 044, 1000, dagegen zählt
Despois: 370, 642, 1007, 1351, 1779.
76 Kritische Ang^igen. W. Knörich,
p. 98 n. 226 Fach. 760 st. 761. Et. 1U90 st. 1096.
n. 267 Et. 1234 st. 1242.
p. 101 11. 269 DG. 1862 st. 1861.
p. 107 11. 305 Anm. 242 st. 247.
p. 103 11. 282 Rom. com. Chap. V. st. Rom. com. I Cliap. V.
p. 108 n. 307 Anm. 244 st. 249.
p. 109 11. 311 Anm. 291 st. 304.
p. 126 n. 374 Et. 1888 st. 1904; EclF. 661 st. 659;
Tart. 1439 st. 1429; Rac. Ath. 1624 st. 1618.
p. 127 n. 377 Anm. 251 st. 256 (?).
p. 136 n. 408 fehlt ganz!!
p. 146 n. 441 Anm. 420 st. 425.
p. 152 n. 472 Ams. II, 3. st. II. 2.
So ärgerlich diese Drnckfehler sind, können sie doch nicht
den Wert der Arbeit schädigen. Diese Ausgaben der Fcmm.
Sav. und des Bourg. Gent, geliören zu den gediegensten, ge-
lehrtesten und gründlichsten, welche überhaui)t von diesen Stücken
existieren.
Zum Schluss sei mir gestattet, einige Bemerkungen und
Erklärungsvorschläge hinzuzufügen.
In den Precieuses, p. 51, sagt Cathos: pour moi, j'auvais
toutes les hontes du rnonde, s'il fallait qu'on vini ä one demander
si j'anrais vu quelque chose de nouveau que je n'aurais pcf.s vu.
— Der Herausgeber tadelt mit Auger die 3 Conditionnels
und die Aufeinanderfolge verschiedenartiger von si abhängiger
Nebensätze.
Ich kann mich dem Tadel nicht unbedingt anschliessen.
Die Construction ist zwar gewunden, vielleicht absiclitlich, aber
leicht verständlich; ich übersetze sie so: »ich würde mich in
meiner Seele schämen«, (träte der Fall ein, dass Jemand
mich fragte, oder) »sollte mich Jemand fragen, ob ich
ctAvas Neues gesehen hätte, (das ich nicht gesehen hätte,
oder) und ich hätte es nicht gesehen«. Die Schwierigkeit
liegt in s'il fallait qiie: Laiin, Comt. d'Escarb. sc. I. 95, macht
darauf aufmerksam, dass s'il fai/t que häutig mit: wenn es so
kommen mnss, wenn der Fall eintritt, dass . . ., zu übersetzen
ist. So fasse ich es an unserer Stelle und habe zur Vergleichung
noch folgende Stellen zu notiren: Et. I, sc. 6, 292; Ec. d.
M. I, 2, 141 und I, 3, 242; Ec. d. F. IIT, 2, 723; Pr. d'El.
V, 1; Tart. III, 1, 843 ;i) D. J. I, 1, 49 (Laun's Ausg.); Cid.
II, 1, 378. Lexicon und Grammatiken schweigen hierüber.
*) Vgl. zu dieser Stelle die wenig verständliche Note von Paul
Mesnard. CEuvres de Mol. ed. Deapoia. B. IV.
H. Fritsche, Aitf^geicählte Lustspiele i'on Molirre. 77
Zu Prec, p. 54, note 143 möflite icli auf eine interessante
Stelle aus Victor FourneTs Essai über Cyrano de Bergerac^)
hinweisen, in welcher er den (Jedanken des Herzendiebstahls
schon bei Charles d'Örleans nachweist und zeigt, dass er, wenn
auch abgeschwächt, noch heutigen Tags von den Dichtern (z. B.
A. Dumas, Don Juan de Marana) nicht verschmäht wird.
F. S. V. 3. Für den Ausdruck faire fete finde ich bei
Oudin, Curiosites Fran^aises etc. (1G49) folgende zwei Erklärun-
gen: faire fete, i. flatter, was der von Furetiere gegebenen Er-
klärung durch caresser etwa entspräche.
faire fete d'une chose, i. la promettre. Dies in unsere
Stelle eingesetzt, ergäbe: voiis osez vous promettre (= esperer)
de vous marier? Diese Erklärung giebt einen befriedigenden
Sinn, passt auch auf die Stelle aus der Critique sc. II, und
Oudin's Zeugnis ist durchaus zuverlässig; ich ziehe sie daher
der von Littre gegebenen Interpretation vor, welche durch das
nicht einmal zutreffende Citat aus Rousseau nur schwach ge-
stützt ist,
V. 349. Ausser des viieux (= extremement hien, Oudin)
gab es auch in gleicher Bedeutung des plus: est-il hien adroit
aux armes f des plus; est-elle belle? des plus. Maupas ^) p. 103.
Weder Maupas noch Oudin geben an, dass der Ausdruck
vulgär gewesen sei, er wurde also ohne Bedenken gebraucht.
1G47 wurde er von Vaugelas in aller P^orm aus der guten Ge-
sellschaft verbannt, er sagt (Rem. 126): Des mieux est une
faQon de parier qui est tres basse et nullement du langage de
la Cour, oü I'on ne la peut souff'rir. Chapelain, Th. Corneille,
de la Touche schlössen sich ihm an; Cliiflet, ein Bewunderer,
*) La litterature independante. p. 90.
-) Charles Maupas war Sprachlehrer zu Bleis, er imterriclitete vor-
zugsweise Fremde und scheint einen bedeutenden Ruf gehabt zu haben.
Er verfasste eine Gramm aire et Syutaxe Fran9oise, contenant reigles bien
exactes et certaiues de la prououciation, orthographe, construction et
usage de nostre langue, en faveur des estrangiers qui en sont desireux.
Die mir vorliegende 3^ edition ist 1625 zu Blois erschienen. Der Verf.
starb gegen Ende des Druckes, sein Sohn setzte sein Geschäft fort. Die
Grammatik ist mit Sorgfalt und Geschick verfasst, übersichtlich, ziemlich
knapp im Ausdruck. Diese Arbeit legte der als Verfasser der Cur. fr.
bekannte Antoine Oudin, Secretaire luterprette de sa Majeste, seiner, mir
in der »derniere edition« (1645. Rouen) vorliegenden Grammaire Fran9oise.
Rapportee au Langage du Temps zu Grunde. In gewissenhafter und
sachkundiger Weise constatiert er die Fortschritte des Sprachgebrauchs seit
Maupas und hat damit eine Arbeit geliefert, welche für das Studium der
franz. Sprache in der Mitte des XVII. Jahrhs, von nicht unbedeutender
Wichtigkeit ist.
78 Kritische Anzeigen. W. Knörich^
aber kein blinder Nachti-eter Vaugelas' sclieint es in seiner 1G58^)
erschienenen Grammatik zu den mit Unrecht verdammten Aus-
drücken zu reclmen. Jetzt wird es von der Acad. wieder mit
Fam. bezeichnet, vielleicht kommt es, wie manches andere von
den franz. Puristen verworfene Wort wieder zu früherem Ansehen.
v. 418. Die Bedeutungen glücklich und unglücklich
waren für chanceiix ganz gebräuchlich; Oudin, cur. fr., p. 65:
chanceux s'entend en deux fa^'ous, henreux et 7nal heureux.
v. 492. Das heutige la mere sprach und schrieb man noch
damals onere, ebenso jjere, frere; über die Aussprache von gram-
maire sagt Oudin (Gramm., p. 39): y>Ai se prononce comme e
masculin (d. i. ferme) en ces mots: aisne etc. lisez, ene etc. et
en ceux-cy Bi'euiaire, Grammair e, paire«-^ sodass also maire =
mere lautete. Hiergegen sagt Chiffiet: »Ne prononcez pas en e
masculin, comme l'enseigne un Grammairien, hreuiaire, grammaire,
2)aire«, und fügt hinzu: »Autrement les petits escoliers diront;
Je porte ma grand-mere dans mon sac: et ä ce compte l'on
dirait; Deux per es de hottes«-.
Hieraus erhellt, dass grammaire und grand'mere ziemlich
gleich lauteten und nur am E-Linwt der zweiten Silbe unter-
schieden werden konnten, ferner, dass dieses Wortspiel schon
damals bekannt war.
V. 505 halte ich die an zweiter Stelle gegebene Erklärung
des me la faire sortir für richtig, da Chrysale die Martine ja
wirklich fortjagt (v. 510).
V. 780. Vaugelas sagt: quoique Von die, est fort en usage,
et en parlant et en ecrivant, bien que quoique Von dise, ne soit
pas mal dit. Bestimmt erklärt er die erstere Wendung also nicht
für »gebräuchlicher und besser«; Corn., die Acad. etc. erklären
sich aber schon bestimmt dagegen.
V. 1224. Oudin hat (p. 64) aller ou courir au cliange, i.
etre inconstarit.
V. 1280. Einige andere von Moliere unwillkürlich gebrauchte
precieuse Ausdrücke weist Fournel nach in seinem essai über den
roman chevaleresque et poetique.
V. 1303. Ausser den hier und bei Littre aufgezählten
Redensarten mit banne und belle finde ich bei Oudin a. v. 0.
noch folgende:
la garder bonne, i. reserver la vengeance. vulg.
la donner banne ä quelqu'un, i. faire un tour ä quelqu'un:
le persuader. vulg.
^) Breitinger, Studium und Unterricht des Französischen giebt
fälschlich als Jahr des Ei-scheinens 1G90 au.
77. Fritsche, Ausgepfählte Lustspiele von Moliere. 79
ü l'a eue (sie!) helle, i. il a eu gTand'peur: ou bien il a
re^ii im graud affront ou dommage. vulg.
il en a de helles, par iroiiie, il n'a pas ce qu'il dit. vulg.
il a recommence de plus helle, i. plus foi*t qu'auparavant,
item derechef. vulg.
vous me la haillez helle, vulg. vous me dites une plaisante
cliose; vous me voulez persuader ce qui n'est pas.
vous l'aurez helle au bond, iron. vous ne trouverez pas ce
que vous pretendez, Faftaire n'ira pas comme vous
croyez. vulg.
Beachtenswei'th ist, dass Oudiu alle diese und ähnliche
Redensarten als vulgär bezeichnet, ferner, dass in einer das Part,
pass. doch flectiert ist.
v. 1370. de voir que ... c. Conj. nach einem Ausdruck
des Affects findet sich auch Etourdi I, 7, .336:
mais raction me touclie,
De voir que je l'apprenne encore par la beuche.
V. 1440. faire etat ist eine im XVII. Jh. ungemein häufig
gebrauchte aber bisweilen ziemlich schwer zu erklärende Redens-
art. De la Touche gibt davon vier Bedeutungen an, die sich
sämmtlich bei Littre finden. Moliere scheint es nur in folgenden
drei Bedeutungen zu gebrauchen :
1) = estimer, faire cas, wie an unserer Stelle, wohl die am
häufigsten vorkommende Bedeutung.
2) = compter sur, rechnen auf, halten für. cf. Impr. d.
Vers. III : faites etat de moi, monsieur, comme du plus chaud
de vos amis.
3) = se proposer. Diese Bedeutung scheint nur Ec. d. M.
UI, 8. 1013 vorzukommen, nud wird hier auch nicht ein-
mal von allen Herausg. angenommen. Die Stelle (1011 — 14)
lautet :
Si c'est votre dessein d'approuver l'alliance,
Votre main peut aussi m'en signer Tassiirance;
Sinon, faites etat de m'arracher le jour,
Plutöt qiie de m'oter Tobjet de mon amour.
Genin erklärt es mit compter sur, etre certain de, ebenso
versteht es Despois, wenn er die Stelle umschreibt mit: »Soyez
assures que vous m'arracherez la vie . . .« Bei dieser Erklärung
entsteht eine neue Schwierigkeit, plutöt que de müsste also tem-
poral erklärt werden, was man ohne Noth doch nicht thun darf.
Am befriedigendsten ist die auch von Oudin tiberlieferte und von
Littre auf diese Stelle angewandte Erklärung, nach der es so
viel als se proposer bedeutet.
v. 1488. Die Lesart der in der Note angeführten Stelle
8Ö Kritische Anzeigen. R. Jäckel,
EdM. 243 steht nicht fest, die erste Ausg. hat: ü s'y pent as-
snrer, die Ausgaben von 1682 an: ü s'en lieid assurer.
V. 1712. Der freiere Gebraucli von de ce pas findet sich
auch sonst, Littre citirt Laf. Fabl. VI, 2, v. G. und eine Stelle
aus d'Aubigne.
B, G. p. 37 n. 44. Der vorletzte Vers der Couplets ist
vierzehnsilbig, sollte er in der Originalausgabe Avirklich so stehen?
p. 40, n. 56. Die gegebene Erklärung erscheint mir ge-
sucht, das einfachste ist nach p. 36, n. 39 anzunehmen, dass
die Composition des Eleve schon vorgetragen und hier wirklich
ein Werk des mattre de musique gemeint sei.
p. 84, n. 214. Dieses si liudet sich auch sonst häufig
genug bei Mol., z. B. in der Phrase si faut-ü (Pr. d'El. III, 5.
Princ. Sicilien V. Adraste etc.) und andern Schriftstellern. Et
fii steht mehrmals in Poisson's le Sot veuge Sc. X Ragot (ztveimal).
p. 86, n. 223. Da hier zalilreiche Stellen zusammenge-
tragen sind, um den Begriff des »cacZeaw« festzustellen, möchte
ich folgende aus Poisson, les Femmes coquettes I, 6 hinzufügen,
aus welcher hervorgeht, dass ein cadeau auch von Damen ge-
geben werden konnte. Flavio klagt von seiner Gattin Flavia:
Mais eile est trop coquette et trop imperieuse,
Donne de grands cadeaux, fait la grande joueuse
Et tient Academie etc.
Späterhin Avird ein solches cadeau auf die lustigste Weise
vorgeführt.
p. 94, n. 253. Die Regel von der Beziehung des Gerondif
auf das Subj. des Hauptsatzes ist auch heute noch nicht aus-
schliesslich, cf. Schmitz, Franz. Gramm.^ p. 251, Benecke p. 361.
Lücking § 371, Mätzner (I. Aufl.) p. 486.
p. 94, n. 256. Die Academie hat in dem neuesten Dic-
tionnaire: ü na gräce ä rien.
p. 103, n. 282. cf. Oudin, Cur. fr. p. 97 : il est sorti de
la cote de Charlemagne, du Eoi Artus, ou S. Louis, cela se dit
par Ironie, d'un qui veut faire le grand seigneur. vulg.
p. 113, n. 324 f. Die Ausdrücke incongruite, barbarisme
sind wohl eher als etwas pedantische Anwendungen grammati-
scher Termini aufzufassen. cf. Chiflet, Chap. 8, sect 6: Les
perfections du stile sont Celles- ci: La congruite, que d'autres
appellent la purete du stile. Elle consiste ä parier, et ä ecrire
correctement, saus faire des solecismes, ni des barbarismes etc.
p. 120, n. 361. Littre, s. v. main Nr. 5 liest preter les
mains.
p. 137, n. 410. Oudin, Cur. p. 586 hat eine abweichende
Erklärung: le reste de mou ecu, rien qui vaille, ceci se dit en
C Th. Lion : IloUere, Les Femmes Savantes. 81
voyant arriver quelque bon conipagiiuii. Diese Bedeutung ironisch
geiasst giebt hier auch einen guten Sinn.
p. 141, n. 429 über das epexegetische le cf. Schmitz, franz.
Gramm, p. 283, Nr. 10 Anm., wo Beispiele aus Corneille und
G. Sand angeführt sind, und Et. Gl, wo eu ähnlich gebraucht ist.
p. 142, Ende der VI. Sc: voila qui me platt, über das
ziemlich seltene neutrale qui vergl. Schmitz, franz. Gramm.^ p. 96
unten, und Mol. EdM. 11, 8 (vers 684).
p. 151, n. 466. Die Behauptung, dass kein Commentator
etwas über die Zeile: Ah! que li faire saif dans sti sal de cians!
sagt, ist ungenau: Laun in seiner Ausg. des Bourg. Gent. (2. Aufl.
p. 213) übersetzt es schon ebenso wie der Herausgeber.
p. 152, n. 472. Der Beweis, dass ' re'^a/e generis mas-
culini sei, ist nicht zwingend. In der aus Les Amants Maguifiques
II. 2 beigebrachten Stelle steht die Lesart nicht fest. Ausserdem
ist zu bemerken, was Fonrnel, Contemp, I, 268 zu regale sagt:
L'Academie et Kichelet ecrivaient le mot ainsi, Moliere a fait de
meme u n e fois, dans son Ampliitryon I, 4.
Cleanthis: Mais quoi! partir ainsi d'une fa9on brutale,
Sans me dire un seul mot de doucenr pour regale.
Le mot etait alors du feminin. On a de Brecourt une mauvaise
farce intitulee: La Regale des cousins de la cousine (1674).
W. KNÖRICH.
Les Femmes Savantes, Comedie de Molifere, mit einer Ein-
leitung und erklärenden Anmerkungen herausgegeben von
C. Th. Lion, Dr. pliil. Leipzig, Teubner. 8^. 144 S.
In der Einleitung beliandelt der Herausgeber, nachdem er
den Inhalt der Precieuses Kidicules einer kurzen Besprechung
unterzogen, in sorgfältiger, gut orientirender Darstellung das Pre-
ziösenthum und die Bestrebungen des Hotel Rambouillet. Hier-
auf wendet er sich zu den Fem. Sav., beleuchtet die weitere
Entwickelung, welche der in den Prec. Rid. behandelte Stotf in
den P^era. Sav. erfahren hat, und unterzieht am Schluss die
Hauptfiguren der letzteren Komödie einer trefflichen Charakteristik.
Zwar hat er nicht versucht, den in den beiden in Rede stehen-
den Stücken behandelten Gegenstand im Zusammenhange mit
seinen historischen Vorbedingungen zu betrachten, doch leistet
auch in der vorliegenden Gestalt die Einleitung zum richtigen
Verständniss des Stückes gute Dienste. Im Einzelnen nur noch
Folgendes: Anf p. 19 lesen wir folgenden Satz: »Es zeigt sich
in diesem Stücke (Fem. Sav.) ganz besonders, dass Mol. nie
aufs Gerathewohl Lachen zu erregen versuchte, sondern . . . das
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. Q
82 Kritische Au:eiifen. R. Jockei.
Komische in den Reden und Handlungen nur aus dem jedes-
maligen Charakter hervorzulocken suchte«. Abgesehen davon,
dass es doch jedenfalls falsch ist, aus einem Stücke einen für
alle gültigen Schluss ziehen zu wollen, ist die Behauptung in
dieser Allgemeinheit unrichtig. — Die Anmerkungen sind mit
viel Sorgfalt gearbeitet ; Wesentliches ist nicht unerörtert ge-
blieben; doch ist die Befürchtung, welche der Herausgeber selbst
im VprAvort ausspricht, dass er manchmal des Guten etwas zu
viel gethan haben möchte, leider nur allzusehr begründet. Eine
commentirte Schulausgabe, welche der Leetüre in den oberen
Klassen einer höheren Lehranstalt zu Grunde gelegt werden soll,
darf in den Anmerkungen, soweit sie sachlicher Natur sind, nur
Dinge behandeln, deren Kenntniss bei dem kundigen Lehrer nicht
ohne weiteres vorausgesetzt werden darf; sie sollen ihn der
Mühe des Specialstudiums überheben; in ihrem sprachlichen
Theile haben sie sich auf seltnere Erscheinungen zu beschränken,
über welche nicht jedes Handlexicon und jede Elementargram-
matik Auskunft gibt. Freilich wird bei den Schulausgaben fran-
zösischer und englischer Schriftsteller in diesem Puncte vielfach
gefehlt. Während einerseits über sachliche und sprachliche
Schwierigkeiten hinweggegangen wird, erfahren ganz gewöhnliche
Dinge zuweilen eine ausführliche Behandlung, und es kommen
auf diese Weise stellenweise Commentare zu Stande, wie sie ein
tüchtiger, mit Wörterbuch und Lexicon versehener Primaner eben-
falls anfertigen könnte.
Lion's Comnientar lässt zwar nichts zum Verständniss we-
sentliches unerklärt, gibt aber nicht selten zu viel. Zunächst
erhält er eine grosse Breite durch die zahlreichen Hinweisungen
auf die poetische Inversion, welche leicht vermieden werden
konnten, wenn einmal am Anfang die wesentlichsten Grundsätze
erörtert wurden. Uebertlüssig sind ferner zahlreiche ästhetische
Bemerkungen wie 231 : man beachte die Steigerung in den Aus-
drücken, die den Aerger des Clitandre bezeichnen; 1369 ü\:
natürlicli im ironischen Sinne; 1593 ft". : eine feine Ironie ist in
Henrietten's Worten nicht zu verkennen; 1745: die Worte wer-
den im Tone grossen Schreckens und Erstaunens gesprochen
u. s. w. Vor allem aber sind die zahlreichen Uebersetzungen
ganzer Stellen entschieden vom Uebel. Sie machen dem Schüler
die Uebersetzung zu bequem und überheben ihn jeder selbst-
ständigen Arbeit (vgl. 14, 75, 76, 119, 140, 156, 192 u. s. w.).
Aus demselben Grunde sind die zahlreichen VocabelUbersetzuugen
unter dem Texte zu verwerfen, zumal da der Herausgeber oft
solche anmerkt, die ein Secundaner wol schon kennen dürfte,
jedenfalls aber ohne Schwierigkeit in jedem Wörterbuch findet
C. Tli. lAon : Moliere, Les Femmes Savantes. 83
(vgl. 12: vxe — Anblick; IS: früsonner de — schaudern vor;
25: noeud — Knoten; 109: ä l'offre — bei dem Anerbieten;
lü4: conge — Erlaubniss, Einwilligung; 151: conjurer — beschwören
im Sinne von inständig bitten u. s. w.). Sehr gut zu missen wären
ferner Anmerkungen über Erscheinungen, die in der Elementar-
grammatik behandelt werden und deren Kenntniss bei einem
Schüler, der Moliere lesen soll, vorausgesetzt werden muss (z. B.
Anm. 294 über ri'en de plus inge'nieux; 320 über ne in dem an
einen comparativischen Begriff sich anschlissenden Satze; dass
jjour moi so viel heisst als: »was mich anbelangt«, wird an
vier Stellen besprochen llo, 614, 805, 926).
Im Einzelnen habe ich über die Anmerkungen noch folgen-
des hinzuzufügen: In Nr. 1 ist noin de fille wol kaum durch
Juugfrauenname wiederzugeben, sondern durch : der Name Jung-
frau. In 342 ist die Fassung folgender Bemerkung zu rügen:
»e??, auf Personen bezogen kommt bei Mol. ziemlich häutig vor«,
da sie leicht die falsche Vorst(dlung erwecken könnte, als ob
en im lieutigen Sprachgebrauch in keinem Falle auf Personen
bezogen werden dürfte. In Betreff der Auffassung der Verse
393 ff., welche der Herausg. nicht als ironisch gelten lassen
will, glaube ich entgegengesetzter Meinung sein zu müssen. Die
lange" Anmerkung zu 478 ist vollständig überflüssig; Belise tadelt
an der Ausdrucksweise der Martine: ne-pas rien genau dasselbe,
Avas auch der Herausg. fehlerhaft findet. In Anm. 1004 sucht
er die Inconsequenz des Vadius, der, nachdem er soeben die
Sucht der Schriftsteller, ihre eigenen Werke vorzulesen, herb ge-
tadelt, sich anschickt einige Proben seiner eigenen Poesie vor-
zutragen, durch die spitzfindige Bemerkung zu beseitigen: »dass
er ja nicht seine Werke zum Vortrag bringen, sondern nur einige
kleine Verse dem Urtheile der gelehrten Frauen unterwerfen
will«, und vernichtet hierdurch geradezu die köstliche Komik,
welche in jener Inconsequenz liegt. Lassen wir die Stelle also
lieber unerklärt ; erkennen wir an ihr Moliere den vollendeten
Lustspieldichter und tiefen Menschenkenner, der wol wusste, wie
sehr der Mensch geneigt ist, die Fehler, die ihm selbst anhan-
gen, die er vielleicht gerade darum am besten kennt, ohne sich
derselben in sich bewusst zu werden, an Anderen zu geissein.
In Anm. 1599 ist die Erklärung: der Relativsatz enthält die
nothwendige Ergänzung des Hauptsatzes und stehe darum im
Subj. wiederum mindestens ungenau; es müsste ja dann jeder
Relativsatz nach cehii im Subj. stehen! An Druckfehlern habe
ich nur folgende bemerkt: 706 rals-sonable, 1047 Ellle, 1685
mon choix serai. R. J A C K E L.
6*
84 Kritische Anzeigen. A. Klotzsch,
Considerations sur les causes de la Grandeiir des Romains
et de leur döcadence par Montesquieu. Für den Scliul-
gebraucli erklärt von Dr. W. W e ii d 1 e r. Leipzig, Teub-
ner. 1871.^)
Ein classisches Werk wie die Considerations eignet sich wie
wenig andere vorzüglich zur Leetüre für die Schüler der obersten
Classen unserer Gymnasien und Realschulen. Eine gute Schulaus-
gabe dieses Buches wird daher von den Lehrern gewiss dankbar
angenommen werden. Natürlich mass aber von einer solchen Aus-
gabe erwartet werden, dass sie neben der Reinheit des Textes nur
solche Anmerkungen bringe, die dem Standpunkte der Prima an-
gepasst imd so abgefasst sind, dass sie gereifteren Schülern die
sonst schwer zu erlangende Hilfe bieten, sich in sachlicher und
sprachlicher Hinsicht gründlicher für den Unterricht vorzubereiten,
als dies ohne die ihnen gegebenen Anmerkungen möglich sein würde.
Denn die Anmei'kmigen in einem Schulbuche sollen ja eines Theils
dazu dienen, dem Schüler schon bei der Präparation wirkliche
Schwierigkeiten zu erklären und über Mancherlei Belehrung zu ge-
währen, was dann bei dem Unterricht als bekannt vorausgesetzt
und deshalb bei der mündlichen Erklärung wenn nicht übergangen,
so doch nur kurz erwähnt zu werden braucht; andern Theils ' sollen
sie die Aufmerksamkeit des Lernenden schon im Voraus auf Wich-
tiges hinlenken.
Was eine gute Schulausgabe enthalten müsse, ist W. als Be-
arbeiter der Considerations bekannt gewesen. In seinem Vorwort
giebt er selbst an, was er durch die Anmerkungen bezweckt habe:
er will 1. durch Herbeiziehung des Lateinischen den Unterricht im
Französischen auf höheren Lehranstalten u.nterstützen ; 2. diesen
Unterricht mit anderen Disciplinen in Verbindung bringen, und 3. in
den Anmerkungen Stoff zu Frage und Antwort geben.
Die Absicht ist gut. Wie nun ist die Ausführung? Bei
Prüfung der Anmerkungen zeigt sich, dass W. insofern den Unter-
richt im Französischen mit anderen Disciplinen zu verbinden gesucht
hat, als er namentlich dasjenige anführt, was zum Verständniss des
historischen Inhalts dienen kann. Verf. hat dabei einige von Mon-
tesquieu's eigenen Anmerkungen (die er in seine Ausgabe dlrect mid
vollständig aufzunehmen verschmäht hat) benutzt, als auch unabhängig
von jenen eine ganze Menge historischer, cultiirhistorischer und
geographischer Notizen gegeben. Allerdings würde es sich sehr
empfohlen haben, wenn manche von diesen Anmerkungen nicht gar
zu kurz und deshalb dürftig und für den Schüler nur halbverständ-
1) V^l. Bd. T, S. 41 r, f.
W. Wendler: 3Jonteti<jtiieii, Conside'rations etc. 85
lieh ausgefallen wären, viele andere dagegen kürzer abgefasst oder
lieber ganz weggelassen worden wären.
Unter den dürftigen Anmerkungen muss gleich die erste
genannt werden, die als Einleitung zu dem Buche auf fünfzehn
gespaltenen Zeilen Montesquieu's Biographie enthält. Das
ist eine Kürze, die auch die bescheidensten Ansprüche nicht befrie-
digen kann. Die Entstehung der Considerations ist nicht mit einem
Worte erwähnt, und überhaupt ist x\lles weggelassen, was einem
Primaner ein Urtheil über Montesquieu verschaffen könnte. W. reiht
einfach Facta u.nd Namen aneinander, die in jedem leidlichen Hand-
buche zu finden sind.
Zu knajipe und darum für Schüler nur theilweise verständ-
liche Anmerkungen finden sich in ziemlicher Zahl. Einige Citate
mögen hier genügen. Z. B. in Anmerk. 13 zum VI. Kapitel heisst
es am Schluss: »Nach der Schlacht bei Pydna (Sulpicius Gallus;
Mondfinsterniss ; Triuraphzug des Aemilius Paullus) starb Perseus
bald zu Alba am Fucinersee«. Ferner Anmerk. 26 zum XV. Kap.:
Antoine: der Vater des Caligula, Germanicus, war einerseits Gemahl
der Enkelin des Augustus, Agrippina; andererseits selbst ein Sohn des
Drusus und der jüngeren Antonia«. — In Anm. 24 zum XVI. Kap.
verweist W. auf »Cäsars und des Tacitus vergleichende Darstellung
der germanischen und keltischen Gottheiten«. Gerade darüber wird
sich aber nicht jeder Primaner leicht zu orientiren im Stande sein.
— Von Anmerk. 60 zum XVI. Kapit. lautet der Schluss: »Clau-
dius Gothicus 268-270, Aureliau 270 — 275, Tacitus 275 — 276,
Probus 276 — 282«, und die letzten Worte der unmittelbar fol-
genden (61.) Anmerkung: »Claudius Gothicus 268 — 270 ; Aurelian
270 — 275 (Alemannen; Zenobia); Tacitus 2 75 — 2 76, 75 Jahr alt;
Probus 2 76—282 (Burgunden , Alemannen, Franken, Vandalen;
deutscher Grenzwall (Teufelsmauer) von Kegensburg bis zum Taurus)«.
Diese Anmerkungen dürften hinreichend die gerügte Knapp-
heit charakterisiren , ganz abgesehen davon, dass die beiden zuletzt
angeführten trotz der Kürze ihrer Fassung sich auch theilweise noch
wiederholen.
Sind die hier angeführten Anmerkungen ungeeignet wegen
ihrer Knappheit, so erregen im Gegensatz zu ihnen eine grosse
Anzahl anderer gerechtes Missfallen, weil sie viel zu viel sagen und
über Dinge belehren wollen, die mindestens zum Theil jedem Pri-
maner bekannt sein müssen. So sei hier z. B. Anmerk. 47 zu
Kap. IV erwähnt, in welcher W. ausführlich über die Lage und
Bedeutung Alexandriens spricht; oder zu Kap. V Anmerk. 19 über
die Aetolier; Anmerk. 37 über Macedonien; Anmerk. 62 über Seleu-
kus Nikator; Anmerk, 91 über die griechischen Wettspiele; oder
zu Kap. XVII Anmerk. 8 über Constantin den Grossen; Anm. 29
86 Kritische Anzeigen. A. Klotz seh,
über das goldreiche Amerika ; Anmerk. 49 über die Hunnen ;
Anmerk. 50 über die Alanen; Anmerk. 58 über die Gothen. ■ —
Was da gesagt ist, konnte im Wesentlichen ganz weggelassen, oder
müsste doch auf ein äusserstes Mass beschränkt werden. Ja oben-
drein noch ist in manchen derartigen Anmerkungen gerade das für
den Schüler Wichtigste übergangen. Wenn z. B. Anmerk. 6 zu
Kap. XVIII lautet: »les Allemands ... — Der Alemannenkrieg unter
Valentiuian gehört in das Jahr 366. Die Alemannen wurden von
Jovinus in der Schlacht bei Chälons sur Marne geschlagen und dann
von dem Kaiser selbst noch in ihr ^eigenes Land verfolgt. Die Ale-
mannen sind also gemeint, nicht die Deutschen.« so hätte für einen
Primaner die Bemerk\ing genügen müssen, dass statt Allemands die
Schreibweise Alamans (Alemans) besser gewesen sein würde. —
U. A. m.
Neben solchen Anmerkungen, die wenigstens theilweise Beleh-
rung über Das und Jenes enthalten, was auch einem Theile der Schüler
der obersten Gymnasial- oder Realschulciasse noch nicht bekannt ist,
bringt W. eine ganze Menge von Bemerkungen, die über Dinge be-
lehren sollen, die wohl thatsächlich jeder Pi-imaner weiss. Hier
seien nur einige erwähnt. So Anmerk. 13 zu Kap. TV über Kar-
thago, in welcher Verf. es nicht verschmäht sogar zu sagen: »Er-
baut 888, zerstört 146.; C. Gracchus; Marius« etc. — Ferner An-
merk. 82 zu Kap. V über Aegjpten, das Geschenk des Nils;
Anm. 8 zu Kap. VIII über die secessio in montera sacrum etc. —
Anm. 1 zu Kap. XV die Aufzählung der Kaiser von Caligula bis
Hadiian; Anmerk. 27 zu Kap. XVII über die Kornkammern der
alten Welt; Anmerk. 26 zu Kap. XVIII über Belisar, die z. Th. so-
gar in Anmerk. 30 zu Kap. XX wiederholt wird; Anm. 17 zu
Kap. XXI über Arius, nachdem der wesentliche Theil dieser Note
bereits in Anmerk. 8 zu Kap. XX gesagt ist. — Zu der Stelle in
Kap. IV y> TJ invention de la poudre a fait une chose qti'on v!aurait
pas soiqiconnee<^ bemerkt der Hg. (Anmerk. 70): »Ob der deutsche
Mönch Berthold Schwarz aus Freiburg im Breisgau (1354) wirklich
selbstständiger Erfinder des Pulvers gewesen, oder ob dasselbe weit
früher schon den Chinesen und anderen orientalischen Völkern be-
kannt, nach Europa nur eingeführt worden, ist nicht zu entscheiden.
Jedenfalls hat die Anwendung des Pulvers im Land- und Seekrieg
gewaltige Veränderungen hervorgebracht. In einem Landsknechts-
liede heisst es:
Krieg war ein frei Gewerbe ;
Lebt wohl! ich sterbe.
Ein stehend Heer mit Schiessgewehr
Braucht uns nicht mehr!« (!!)
In Anmerk. 41 zu Kap. V, wo die Bedeutung von echec er-
W. Wendler: Montesquieu, Considerations etc. 87
klärt wird, heisst es u. A. : »aus dem Namen des besonders bei
den Germanen viel gepflegten Schachspiels, welches«
u. s. w. — Anm. 70 zu Kap. V belehrt darüber, »dass die Türken
überhaupt nicht auf den europäischen Boden gehören«. An der Stelle in
Kap. VI, wo die Chevaliers errants erwähnt werden, verbreitet sich
W. in einer Note über »das fahrende Volk« (fahrende Schüler,
fahrende Sänger etc.) des Mittelalters und erwähnt dabei sogar
Walter von der Vogelweidc. — Zu den Worten des XV. Kap.:
■»D'ailleurs les legions d'Illyrie et de Germanie qu'on transportait
da,ns cette guerre n'y ctaient pas projyres : les soldats- accoutuines
ä manger heaucoup dans leur iJays, y i^erissaient joresque tous«'
ist die Anmerkung hinzugefügt: »c) manger heaucoup: je rauher
das Klima, um so consistenter, fetter müssen die Nahrungs-
mittel sein.» (!)
Der Wertli solcher Noten ist wirklich nicht zu erkennen. —
Unrichtig oder wenigstens ungenau sind auch einige Bemerkungen
des Hgs. So die Anmerk. 105 zu Kap. IV: »roujyies: eine indische
Münze, im Werthe von etwa 2 0 Gr.« Es giebt ja zwei ostindische
Münzen, die roupie heissen, die rovpie d'argent, von welcher an der
betr. Stelle die Rede ist und die allerdings einen Werth von ungef.
2 Mark hat, und die roupie d'or im Werthe von etwas mehr als
30 M. — Ferner Anmerk. 37 zu Kap. XXI, wo es a. E. heisst:
»Die ersten Karten nach jetziger Methode wurden 1795 von Gemma
Frisius geai-beitet«.
Gewiss nicht überflüssig würde es gewesen sein, wenn der
Hg. statt mancher unnöthigen Bemerk, dafür zu einigen Stellen, die
zweifellos den meisten Schülern bei der Präparation dunkel bleiben
werden, Bemerkungen hinzugefügt hätte. Z. B. zu Abs. 6 in Kap. IL
^Nous remarquons aujourdltui que nos armees perissent heaucoup
par le travail immodere des soldats«. Montescp selbst deutet in
einer Note darauf hin, an was er dabei gedacht habe. Warum
verschmäht W. des Autors eigue Anmerk.? — Auf die Worte in
Abs. 23 des Kap. XVI // parait . . qua la mort d'Augicste eile
[la paye des soldats] etait de dix onces de cuivre«^ verdiente wohl
eine erklärende Bemerkung. Ebenso die Stelle in Abs. 1 5 des Kap. XVII
Lorsque Auguste eut conquis V Egypte, il apporta ä Rome le tresor
des Ptoleiaees : cela y fit ä peu pres la meme re'volution . . . que
de certains systemes out faite de nos jours«.
Doch genug über die sachlichen Bemerkungen, welche W.
zu dem Text der Consid^rations hinzuzufügen für nöthig gehalten hat.
Dieselben sind trotz aller hier erhobenen Bedenken etc. noch bei
Weitem besser und werthvoUer als die sprachlichen Anmer-
kungen des Hgs. Denn jene werden dem Schüler an vielen Stellen
wirklich das Verständniss erleichtern, sie werden ihn über Manches
88 Kritische Anzeigen. A. Klotzsch,
belehren, was ihm bei der Präparation sonst unverständlich geblieben
sein würde, und — was das Wichtigste ist — sie werden dem
Lehrer es ermöglichen, im Untenicht ohne lange historische und
geographische Excui'se rasch und ohne Unterbrechung des Zusammen-
hanges mit den Schülern das Buch • hintereinander weg zu lesen.
Die letzteren — sprachlichen — Anmerkungen aber sind, abgesehen
von der fast erdrückenden Menge ^), häufig auch mit einer Breite,
ja nicht selten mit einer Oberflächlichkeit abgefasst, die den Werth
des Schulbuches bedeutend schmälern.
Wenn der Hg. in seinem Vorwort sagt, er Wolle durch Her-
beiziehung des Lateinischen den Unterricht im Französischen auf
höheren Lehranstalten fördern, so hat er die Lösung seiner Aufgabe
fast ausschliesslich darin gesucht, die Derivation französischer Wörter
aus dem Lateinischen anzugeben : eine Ai'beit, die an sich gewiss
löblich und förderlich ist, aber freilich darf sie in einem Schulbuch, wie
die Considerations es sein sollen, nicht in dem Umfange und in der
Weise abgefasst sein, wie W. es häufig beliebt hat. Etymologische
Erklärungen in einem für die Leetüre der Primaner bestimmten Buche
wird an sich mancher Lehrer als eine sehr willkommene Zugabe be-
trachten. Allein vom pädagogischen Standpunkte aus ist es durch-
aus zu tadeln, wenn, wie Verf. es gethan hat, in den Anmerkungen
zu dem Schulbuche sogar auf die Etymologie solcher Wörter hin-
gewiesen wird, deren Ableitung mit Sicherheit überhaupt nicht an-
zugeben ist, oder von welchen der Herausgeber nicht weiss, woher
er sie ableiten soll. Um so tadelnswerther ist ein derartiges Ver-
fahren, wenn durch die Etymologie nicht einmal das Verständ-
niss eines sonst schwierigen Wortes odei- einer dunkeln Stelle er-
schlossen wird. Bei sehr vielen Stellen hat W. ein beliebiges Wort
aus dem Zusammenhang herausgerissen, um in einer Anmerkung zu
sagen, dass die Etymologie des betr. Wortes nicht feststehe oder
unbekannt sei. So I, 121 -»ble: Etymol.?« (Ausserdem fügt Verf.
hier noch hinzu : »Allgemeiner Ausdruck für diejenigen Gramineen,
aus denen Brot bereitet wird. Les grands hles = le froment (fru-
mentura) Waizen und le seigle (secale) Roggen; les j^ßtiis hles =
l'orge (ordeum-hordeum) Gerste und l'avoine (avena) Hafer« ! !). —
n, 30 »fardeau: Etym.? Vielleicht wie so viele Ausdi'ücke aus
dem Handel ai-abischen Ursprungs. Scheler erinnert an Fartus, far-
ci7'€<^. ■ — V, 34 »e tonner: nach Diez aus latein. extonare, der rom.
Form für attonare; nach andern aus ahd. stornen, starren oder
endlich aus hd. staunen, engl, to stun«. — XIII, 34 »bizarre: Etym.?
1) Zu Kap. I, d. i. zu 204 Zeilen Text, hat z. B. der Verf. im
Ganzen 122 Anmerkungen hinzugefügt, von denen 113 rein sprachliche
Bemerkungen enthalten.
W. Wendler: Montes(jtneu Conside'rations etc. 89
span. hizarro, ritterlich«. — XVII, 55 -»biche: Etyra.? lat. ibex,
Gemse?« — Diese letzte Anmerkung ist, abgesehen von ihrer Frucht-
losigkeit, für die Schüler geradezu verderblich, da sie zu der irrigen
Ansicht hindrängt, biche heisse Gemse, oder ibex bedeute Hirsch-
kuh oder Gemse. Wozu solche Begriffsverwirrungen veranlassen!
Weitere fruchtlose Fi-agen nach der Etymologie finden sich
z. B. noch II, 22 zu javelot; 47 zu giih'e ; IV, 9 zu retrancher ;
66 zu chioiirme; 110 zu aise; VI, 19 zu ambassadeur ; 74 zu
miner; IX, 1 zu borner; 10 zu hrif/ue; XV, 4 zu fraj>2^er ; 33 zu
imbecile; XVI, 48 poignard; XIX, 26 zu trafic. U. s. f. Recht
überflüssig erscheinen ferner solche Bemerkungen wie I, 77 »com-
merce: lat. merx, commercivm, commercari«. II, 52 »courage:
Vergleiche die Wörter coßur, courage, cordial; Herz, herzhaft, herz-
lich, herzig; Muth, Gemüth, muthig, Kapdia, lat. cord, goth. hairto,
ahd. lierza (Lautverschiebung (d-t-z)«. IV, 45 »coüter: lat. constare,
mfr. couster, kosten, zustehen kommen. Das deutsche kosten hat
doppelte Bedeutung: es ist entweder 1. zu dem Stamme von kueren,
kiesen gehörig = prüfen (ahd. koston) oder es ist 2. das hierher
gehörige Wort ein fremdes, wie so viele Ausdrücke aus Handel
und Verkehr: schreiben, Tinte, Brief, Papier, kaufen, Markt, Anker,
Siegel, Lager, quitt u. s. w.« — V, 51 yfoJie: lat f ollere, sich hin
und her bewegen, wie ein Blasbalg (= follis); dasselbe Wort ist
noch enthalten in feu follet, Irrlicht (cf. Windbeutel, irrlichterieren)«.
VI, 9 »por-le-moyen-de: vermittelst — des; moyen lat. medianuni».
VII, 20 »abinie (wird jetzt nicht mehr abyme geschrieben [!!]) aus
<l-ßuaaoz = ohne Grund ; durch die lat. Superlativform abgeleitet,
mfr. abisme«. XIV, 19 »repas: (dcjeüner, diner, souper) aus re-
pattre, afrz. repast«. U. dergl. m. Welchen Nutzen zieht der
Schüler bei der Leetüre eines Klassikers aus derartigen Anmerkungen ?
Noch unbegreiflicher aber erscheint es, dass W. in sein für die
Schüler der obersten Klasse bestimmtes Buch Anmerkungen
wie etwa die folgenden aufzunehmen für nöthig gehalten hat: y^e/i-
dant ist eigentlich ein absol. Partie, wie das deutsche während
(piendant le jour = pendente die = währendes Tages). In Ver-
bindung mit dem Neutriim ce bildet das Partie, das Adverbium
cependant (hac re pendente) und mit que die Conjunction pendant
que«. (I, 112.) Armes 1. Schutz waffen: cassis, galea, scutum, ocreae,
lorica; 2. Trutz waffen: gladius, pilum, hasta^. (II, 3) Le millier:
mille = la centaine : cent = la vingtaine : vingi = la douzaine :
douze. Cf. le inillion).<i (IV, 95.) »C/ne onanvaise volonte inu-
tile; mauvaise volonte : mauvaise imd volonte bilden einen Begi'iff,
zu dem inutile hinzutritt.« (V, 17.) »Payer lat. pacare (c : g : y);
das womit man bezahlt, steht im Ablat.» (!) (V, 47.) »iVe
pas meme = ne quidem.« (V, 73.) »Deux choses Zweierlei.«
ffO Kritische Anzeigen. A. Klotzsch,
(VI, 93.) »Des rois qui vivaient dans Je faste et dans les delices
etc.; faste aus lat. fastus, ein neugebildetes Wort, dem das eigent-
lich rom. faite mit dem concreten Begriff (Giebel) entspricht.«
(VI, 68.) ü. s. w., u. s. w. — Dergleichen Bemerkungen sind fast
auf jeder Seite zu finden.
Auch eine grosse Zahl der syntaktischen Anmerkungen des
Verf. nehmen sich wunderlich in den Considerations aus. So z. B.
»L'on: das Substant. hämo (on) als Pron. verwendet (cf. Mann u.
man) , bekommt manchmal aus euphon. Gründen den bestimmten
Artikel.« (I, 6.) Ce sont — qia: Hervorhebung des Subjectes durch
cest-qui, Hervorhebung des näheren Objectes durch cest — que (quem,
quam, quod) Hervorhebung des entf. Obj. u. d. adv. Bestimmung
durch c'est — que (Conj.).« (I, 29.) Ferner belehrt W. die Primaner
über den Gebrauch der stellvertret. Conj.: que (III, 15.); über die
Inversion nach aussi, ä peine, encore, peut-etre (V, 4); über die
Inversiim des log. Subjects bei unpersönl. Verben (V, 61); über die
Weglassung des negativen Füllwortes (IX, 9); über die Bedeutungen
von laisser (X, 1 0). Und in ähnlicher Weise bietet er den Schü-
lern der obersten Klasse noch andei*en grammatischen Stoff, der
wohl schwerlich zur Erläuterung der Consid. erwartet wird. — Ge-
wagt ist es auch, dass der Hg. seine Anmerkungen u. A. mit dazu
benutzt hat, durch sie die Aussprache bei solchen Wörtern fest-
stellen zu wollen, wo sie thatsächlich nicht feststeht. Wenn er z. B.
sagt (V, 76): »joug spr. jough,« oder (VI, 50) »sens spr. sence,«
oder (VIII, 15) respect spr. rece-pek,« so ist es mindestens sehr
fraglich, ob damit die richtige Aussprache angegeben worden ist. —
Wirkliche Unrichtigkeiten bringt der Verf. übrigens auch in
nicht geringer Zahl. Um wenigstens einige davon hervorzuheben,
sei hier z. B. I, 43 erwähnt: une jjetite et jjaiwre monarchie:
kommen zu eiuem Subst. zwei Adj., so stehen dieselben beide mit
et verbunden vor dem Subst., wenn sie gleicbgewichtige, wesentliche
Merkmale enthalten und betont sind; sie stehen beide nach, wenn
der Ton auf dem Subst. liegt.« — (I, 90): »meine nach mehreren
Substantiven bleibt ohne Flexion«. Oder (VI, 43): »aiscment: vgl.
communement, confusement etc.» (!!!). — XIII, 41: »de fagon que
kann eigentlich den Conjunctiv nicht haben etc.« — Und Vieles m.
Mit welcher Oberflächlichkeit der Verf. seine Noten zu
Mont. Consid. gearbeitet hat, geht daraus hervor, dass er schliesslich
sich nicht einmal die Mühe genommen hat, die einzelnen Anmer-
kungen zu prüfen und zu vergleichen. Denn sonst wüi'de er nicht
so unglaublich oft ein und dieselbe Bemerkung zweimal gebracht
haben. So z. B.
I, 64: »enco?-e aus lat. /ianc ho- XHI, 33: »encore zählt nicht
ram ist temporal und bedeutet die Wesen, ist eigentl. tem-
W. Wendler: Montesquieu, Considerations etc.
91
1. bis auf diese Stunde, noch;
2. wieder; 3. weiter, ferner,
ausserdem«.^)
I, 75: »parce que: lat. quod =
pulsque : quoniam«-.
I, 116: »Za Sorte: die Feminin-
form zu le sort (sors) ; die
Gesammtheit der Dinge, die
sich zusammen schicken; es-
pece, die Gesammtheit der
Dinge, die ein gleiches Aeussere
haben (species, spicu)); genre
(geniift) die Gesammtheit der
Dinge, die gleichen Ui'sprung
haben (gignere)«.
I, 117: »eclatant: das e im An-
laut weist auf ein zu Grunde
liegendes s, das t auf ein hoch-
deutsches z hin, so dass Diez
mit Recht auf das deutsche
Subst. Schlitz mit seinen ahd.
Verbum skJeizan, sleizan,
schlaissen hingewiesen hat«.
II, 15: »travail. Das Wort hat
die Bedeutung des lat. laho-
rare übernommen, während
dieses selbst im Franz. nur
noch den Begi-ifif der Feld-
arbeit vertritt«.
III, 10: »an paravant: der Da-
tiv zu le par-avant = in der
während der Vergangenheit
dauernden Zeit = früher«.
V, 50: »aniHser ahd. «io2a (Müsse)
mozon (vacare)«.
VI, 14: »treve mtlt. treuwa,
trega, aus goth. triggva, ahd.
triva, mhd.triuive, nhd. Treue«.
poral (= ha7ic horani): immer
wieder«.
V, 38: »puisque : quoniam =
parce que : quod«.
VI, 26: »espece : geuus = spe-
cies : genuft. Eintheilung 1.
nach den Merkmalen (spicere),
2. nach der Entstehung (gig-
nere) ; sorte die willkührliche,
meist freilich auf Grund glei-
cher Merkmale gemachte Ein-
theilung«.
XIII, 42 : »eclat aus ahd. slizan,
schlaissen, Schlitz«.
III, 14: »labonreur: hat nur
noch die Bedeutung der Feld-
arbeit«, (sie!)
V, 13: »auparavant. Paravant
= während der vergangenen
Zeit; le paravant die Ver-
gangenheit; aujoaravant in der
Vergangenheit, früher«.
XI, 63: »aniuser (ahd. moza,
muozon, Müsse haben) = seine
Zeit unnütz vergeuden«.
XXI, 7: »treve aus ahd. triuwa,
goth. triggva = foedus«.
') Die Ableitung von encore = hanc horam ist überdies falsch,
wie schon längst bekannt. Vergl. Bd. I. S. 118.
94: Kritische Anzeigen. A. Klotz sck,
•er auch sein Pferd auf und ging zu Fuss, mit einem Stock in der
Hand;« so erscheint eine solche weitschweifige Bemerkung eher tri-
vial als irgendwie nützlich. Auch hilft es dem Schüler wohl schwer-
lich, wenn er im 2. Kap. Abs. 15 zu der Stelle »le valet de chambre . . .
fut le seid qui s'apercüt de son agitation<i- liest: »le valet de
chambre vielleicht der Leibdiener des Kaisers, der Mameluk Rustan«.
Oder ibid. Abs. 20 zu der Stelle II est vrai que Imit henres apres,
dans une seconde lettre au diic de Reggio , ... ü se resigne ä
franchir la Berezina etc. die Anmerkung -»huit heures apres: nach
dem ersten Schreiben au Oudinot. Während dieser 8 Stunden fällt
der Befehl wegen der Artilleriepferde, Napoleons Unterredung mit
Duroc und Daru, sein Schlaf, die Nachricht von der Zerstörung der
Borissower Brücke, die Conferenz mit dem Ingenieur -General, des
Kaisers Muthlosigkeit«. (ü) Zu Kap. 5 Abs. 15: »il croyait ä la
fatalite, comme tous les conquerants , ceiix des hommes qui . . .
Sans puissance intei'mediaire entre eux et le ciel ... se sentent plus
imniediatement saus sa mahi'^ die Anmerkung: »se sentent etc.
Eroberer fühlen unmittelbarer, wie sehr sie in der Gewalt des Him-
mels, d. h. (!) vom Schicksal, von Glücksfällen abhängig sind«. —
Derartige Anmerkungen, die ziemlich häufig eingeflochten sind, wären
wohl besser weggeblieben.
Ebensowenig ist es zu begreifen , inwiefern dem Schüler die
vielen Citate in den Anmerkungen das Verstäudniss des Buches er-
leichtern sollen. Bei der für das Aufsuchen der citirten Stellen
äusserst unpraktischen Einrichtung der Schwalbach'scheu Ausgabe,
in welcher zwar fort und fort auf die einzelnen Kapitel verwiesen,
über keiner Seite aber die Kapitelzahl angegeben ist, wird nicht
blos das Nachschlagen der angezogenen Stellen ausserordentlich zeit-
raubend, sondern es ist nicht einmal Etwas dabei zu gewinnen.
Denn welchen Nutzen hat ein Schüler davon, wenn er, wie der
Verf. verlangt, z. B. (Kap. 1, Abs. 4) bei de ce cote zwölf folgende
Stellen aufsucht, wo derselbe Ausdruck wieder vorkommt! Oder
(Kap. 1, Abs. 11) wenn er bei encore die Stellen nachschlägt, wo
dieses Adverbium in seinen verschiedenen Bedeutungen in dem
XI. Buche gebraucht wird? Oder (Kap. 2, Abs. 8) wenn er bei
ne-plus die lange Reihe der Citate dui'chgeht? Solche zwecklose
Citate sind leider in übergrosser Anzahl vorhanden und nicht blos
auf das XI. Buch allein beschränkt, sondern viele bringen auch
Stellen aus den übrigen Büchern der Histoire de Napoleon. Hier
nur noch ein Beispiel von dergleichen Anmerkungen. Kap. 1,
Abs. 5 heisst es: '»Le 22 on marcha j^eniblement . . . stir un large
chemin bor de d'un double rang de grands bouleaux etc.« Dazu
merkt Seh. an: »borde d'un double rang. Vergl. IV, 7, 14: sur
une large route marquee par un double rang de grands bouleaux;
C Schivalbach: de Segtir, Passage de la Se're'zina. 95
VI, 2, 8: le double rang de grands honleanx qui hör de chaque
cote de la grande route«. Was sollen dem Schüler (oder dem
Lehrer?!) solche Citate zum Verständniss des Buches nützen? Da-
rum fort mit dem unnöthigen, zwecklosen Ballast!
Schwer ist auch der Werth bei solchen Anmerkungen (guten
Winken?) zu erkennen, wie etwa zu Kap. 1, Abs. 18: »Regnier
sprich den Mouille-Laut; Viele (?!) schreiben Reynier;« oder ib.
Abs. 19 San chef [le chef de la grande armee]: Napoleon; oder
Kap. 2 Abs. 8 Uempereur lanca au ciel un regard avec ces mots:
ü est ecrit lu-haut = es ist der Wille des Himmels, es ist in den
Sternen geschrieben; oder Kap. 5 Abs. 3 ceux qui l'entouraient:
im Deutschen durch ein Substantivum wiederzugeben«; oder ib.
Abs. 12 cinquante chassenrs du 7e: regiment«. U. dergl. ra.
Wenn übrigens der Hg. der Meinung ist, »seine Anmerkungen
ziehen Grammatik und Lexicon nur soweit heran, als die gangbaren
Schulbücher nicht ausreichen « , so befindet er sich thatsächlich in
einem grossen Irrthum. Denn wohl in jedem leidlichen Schulwörter-
buch steht j was der Verf. z. B. in der Note zu Kap. 1, 3 sagt;
»tant que: so lange als« oder zu Kap. 3, 14: »tant que: unter-
scheide wohl von aidant que«. Ferner sind nach dieser Richtung
namentlich noch folgende Anmerkungen als ganz überflüssig zu
bezeichnen: 1, 6 »parvint ä = reussit ä«; 1, 18 »ü est vrai
que: zwar (nihd. ze wäre)«; 1, 22 »ä grands cris: laut und drin-
gend«; 2, 3 »repond,re de: gut sagen für«; 2, 6 »jugea = crut;
2, 14 »dans les j^aroles ... on remarque ces mots; beachte den
Gebrauch von parole u. mot«; 2, 14 »humainement parlant: nach
der gewöhnlichen, menschlichen Sprechweise«; ibid. »Ze plus sou-
vent: meist, sehr häufig«; 3, 9 »de qui: das Pronom relatif con-
joint hat im Accus, que; das Pron. relat. absolu dagegen qui (vergl.
me u. nioi) ; letzterer Accusativ darf aber nach dem heutigen Sprach-
gebrauche nur noch mit Bezug auf Personen gebraucht werden und
steht als absolu nach Präpositionen« ; u. s. w. Darüber hat Seh.
in gangbaren Schulbüchern Nichts gefunden?! — Ferner 3, 16
»avait eu de quoi satisfaire: die Mittel gehabt hatte zu befriedigen.
In familiärer Redeweise sagt man, mit Weglassung des Infinitivs,
avoir de quoi Yerm'ögen, Geld haben«; 5, 12 »les premiers : primi;
aider ä: helfen bei«; 6, 12 »les grandes fautes se reparent: wer-
den gutgemacht«; 9, 7 »tonner: in der Nähe; gronder : in der
Feme«; 9, 15 »il y en eut qui: Manche« ; 10, 4 »coucha = passa
la nuit« ; und vieles Andere mehr.
Trotz des Eifers, den der Hg. im ganzen Buche zeigt, über
jede nur einiger Massen schwere oder imdeutliche Stelle durch eine
Anmerkung Licht zu verbreiten, ist ihm dies doch nicht allenthalben
gelungen, oder er kommt auch bisweilen mit einer Anmei'kung zu
04 Kritische Anzeigen. A, Klotzscli,
■er auch sein Pferd auf und ging zu Fuss, mit einem Stock in der
Hand;« so erscheint eine solche weitschweifige Bemerkung eher tri-
vial als irgendwie nützlich. Auch hilft es dem Schüler wohl schwer-
lich, wenn er im 2. Kap. Abs. 15 zu der Stelle »Ze valet de chambre . . .
fut le seid qui s'apergüt de son agitatioii« liest: »Ze valet de
chambre vielleicht der Leibdiener des Kaisers, der Mameluk Rustan«.
Oder ibid. Abs. 20 zu der Stelle II est vrai qiie huit lieures apres,
dans U7ie seconde lettre au duc de Reggio, ... il se resigne ä
franchir la Berezina etc. die Anmerkung ■»huit heures apres: nach
dem ersten Schreiben an Oudinot. Während dieser 8 Stunden fällt
der Befehl wegen der Artilleriepferde, Napolöons Unterredung mit
Duroc und Daru, sein Schlaf, die Nachricht von der Zerstörung der
Borissower Brücke, die Conferenz mit dem Ingenieur- General, des
Kaisers Muthlosigke-it«. (ü) Zu Kap. 5 Abs. 15: »il croyait ä la
fatalite, covirne tous les conquerants , ceux des hommes qui . . .
Sans puissance intermediaire entre eux et le ciel ... se sentent plus
iramediatement sous sa main^ die Anmerkung: »se sentent etc.
Eroberer fühlen unmittelbarer, wie sehr sie in der Gewalt des Him-
mels, d. h. (!) vom Schicksal, von Glücksfällen abhängig sind«, —
Derartige Anmerkungen, die ziemlich häufig eingeflochten sind, wären
wohl besser weggeblieben.
Ebensowenig ist es zu begreifen , inwiefern dem Schüler die
vielen Citate in den Anmerkungen das Verständniss des Buches er-
leichtern sollen. Bei der für das Aufsuchen der citirten Stellen
äusserst unpraktischen Einrichtung der Schwalbach'schen Ausgabe,
in welcher zwar fort und fort auf die einzelnen Kapitel verwiesen,
über keiner Seite aber die Kapitelzahl angegeben ist, wird nicht
blos das Nachschlagen der angezogenen Stellen ausserordentlich zeit-
raubend, sondern es ist nicht einmal Etwas dabei zu gewinnen.
Denn welchen Nutzen hat ein Schüler davon, wenn er, wie der
Verf. verlangt, z. B. (Kap. 1, Abs. 4) bei de ce cote zwölf folgende
Stellen aufsucht, wo derselbe Ausdruck wieder vorkommt! Oder
(Kap. 1, Abs. 11) wenn er bei encore die Stellen nachschlägt, wo
dieses Adverbium in seinen verschiedenen Bedeutungen in dem
XL Buche gebraucht wird? Oder (Kap. 2, Abs. 8) wenn er bei
ne-plus die lange Reihe der Citate durchgeht? Solche zwecklose
Citate sind leider in übergrosser Anzahl vorhanden und nicht blos
auf das XL Buch allein beschränkt, sondern viele bringen auch
Stellen aus den übrigen Büchern der Histoire de Napoleon. Hier
nur noch ein Beispiel von dergleichen Anmerkungen. Kap. 1,
Abs. 5 heisst es: »Le 22 on marcha j^eniblement . . . sur iin large
che^nin borde d'un double rang de grands bouleaux etc.« Dazu
merkt Seh. an: »borde d'un double rang. Vergl. IV, 7, 14: sur
une large route marquee par un double rang de grands bouleaux;
C, Schxvalhach: de Secfur, Passafje de la Berezina. 95
VI, 2,8: le double rang de fjrands honleaux qui horde chaque
cöte de la grande route«. Was sollen dem Schüler (oder dem
Lehrer?!) solche Citate zum Verständniss des Buches nützen? Da-
rum fort mit dem unnöthigen, zwecklosen Ballast!
Schwer ist auch der Werth bei solchen Anmerkungen (guten
Winken?) zu erkennen, wie etwa zu Kap. 1, Abs. 18: »Regnier
sprich den Mouille-Laut; Viele (?!) schreiben Reynier;« oder ib.
Abs. 19 Son chef [le chef de la grande armee]: Napoleon; oder
Kap. 2 Abs. 8 IJempereur lanca au ciel un regard avec ces mots:
ü est ecrit lä-haut = es ist der Wille des Himmels, es ist in den
Sternen geschrieben; oder Kap. 5 Abs. 3 ceux qui l'entouraient:
im Deutschen durch ein Substantivum wiederzugeben«; oder ib.
Abs. 12 cinqtiante chaftseurs du 7e: regiment«. U. dergl. m.
Wenn übrigens der Hg. der Meinung ist, »seine Anmerkungen
ziehen Grammatik und Lexicon nur soweit heran, als die gangbaren
Schulbücher nicht ausreichen«, so befindet er sich thatsächlich ui
einem grossen Irrthum. Denn wohl in jedem leidlichen Schulwörter-
buch steht j was der Verf. z. B. in der Note zu Kap. 1, 3 sagt;
»tajit que: so lange als« oder zu Kap. 3, 14: »tant que: unter-
scheide wohl von autant que«. Ferner sind nach dieser Richtung
namentlich noch folgende Anmerkungen als ganz überflüssig zu
bezeichnen: 1, 6 »parvint ä = reussit ä«; 1, 18 »il est vrai
que: zwar (mhd. ze wäre)«; 1, 22 »ä grands cris: laut und drin-
gend«; 2, 3 »repondre de: gut sagen für«; 2, 6 »jugea = C7'ut;
2, 14 »dans les paroles . . . on remarque ces mots; beachte den
Gebrauch von parole u. mot«; 2, 14 »humainement parlant: nach
der gewöhnlichen, menschlichen Sprechweise«; ibid. »Ze plus sou-
vent: meist, sehr häufig«; 3, 9 y>de qui: das Pronom relatif con-
joint hat im Accus, que; das Pron. relat. absolu dagegen qui (vergl.
me u. moi) ; letzterer Accusativ darf aber nach dem heutigen Sprach-
gebrauche nur noch mit Bezug auf Personen gebraucht werden und
steht als absolu nach Präpositionen« ; u. s. w. Darüber hat Seh.
in gangbaren Schulbüchern Nichts gefunden?! — Ferner 3, 16
^avait eu de quoi satisfaire: die Mittel gehabt hatte zu befriedigen.
In familiärer Redeweise sagt man, mit Weglassung des Infinitivs,
avoir de g'itoi Vermögen, Geld haben«; 5, 12 »les premiers : primi;
aider ä: helfen bei«; 6, 12 »les grandes fautes se reparent: wer-
den gutgemacht«; 9, 7 »tonner: in der Nähe; gr ander : in der
Feme«; 9, 15 »il y en eut qui: Manche« ; 10, 4 »coucha = passa
la nuit« ; imd vieles Andere mehr.
Trotz des Eifers, den der Hg. im ganzen Buche zeigt, über
jede nur einiger Massen schwere oder undeutliche Stelle durch eine
Anmerkung Licht zu verbreiten, ist ihm dies doch nicht allenthalben
gelungen, oder er kommt auch bisweilen mit einer Anmerkung za
96 Kritische Anzeigen. Ä. Klotzsch,
spät. So hätte — um wenigstens ein Beispiel anzuführen — die
Anm. zu 12. 7 »jusquä ■= sogar« schon im 11. Kap. Abs. 4 zu
jusqu'ä leuTs inorts aufgenommen werden sollen, da letztere Stelle
dem Schüler leichter unverständlich sein kann als die erstere. —
Manche Anmerkungen sind auch nicht ganz correct. Z.B. zu 2, 12
la Berezina n'est pas seülement une riviere, mais un lac de glacons
mouvanU bemerkt Seh. mouvants = mobiles. Das ist offenbar ein
Irrthum ; denn mobile hat nicht die Bedeutung treibend. — Ferner
ist die Frage zu 3, 4 »phiiot wird construirt wie welche Verba?«
ganz unrichtig gestellt. — Was d. Verf. über die Aussprache von
roide (zu 8, 13) anmerkt •»roide spr. roiiede; in der Umgangs-
sprache spricht man zuweilen rede mid Manche schreiben raide (vergl.
avoit und avait etc.; foible und faible)« u. s. w. , das wird wohl
nur wenig Beifall finden. Littre sagt: »Roide (roi-d') ou raide
(r5-d'). La prononciation re-d' a presque entierement fait dispa-
raitre la prononciation roi-d'«. Eine Ausspr. rouede erwähnt Littre
nicht einmal. Sachs deutet diese letztere Ausspr. zwar an, aber er
verwirft dieselbe ebenso wie die Schreibweise roide; er schreibt
raide und nimmt dem entspi-echend die Ausspr. raed an. — Uner-
klärlich ist es auch, was Seh. damit gewollt hat, wenn er zu 9, 3
die Anmerkung giebt »frayer; altfranzösisch froyer«. — Doch
genug von solchen Einzelheiten. Werfen wir zuletzt noch einen
Blick auf diejenigen Anmerkungen, durch welche »auf bekannte Er-
scheinungen in Form der Frage aufmerksam gemacht wird« ; so
können wir leider nicht finden, dass der Hg. Concentrationsfragen
gestellt habe, die anregend auf die Schüler zu wirken bestimmt
sind, oder dass systematisch geordnete Repetitionsfragen die Auf-
merksamkeit des Schülers wach erhalten ; die im Buche befindlichen
Fragen machen vielmehr den Eindruck der völligen Planlosigkeit,
sie scheinen aufgeworfen zu sein , je nachdem sie dem Verf. gerade
eingefallen sind. Der Schüler wird sich viele derselben bei der
Präparation nicht beantworten können; für ihn sind sie also über-
flüssig. Sollen sie aber etwa bestimmt sein, »dem Lehrer gute
Winke« zu geben, so müssten wir die Schüler bedauern, deren Lehrer
sich erst durch das Schulbuch sagen lassen muss, was für ihn im
Unterricht zu fragen und zu lehren noch übrig bleibt. — Um den
Werth der Fragen zu charakterisiren, mögen nur einige hier noch
angeführt werden. Zu 1, 6 »fusil: Aussprache?« 1, 12 -»trente et
une aigles : Geschlecht von aigle?« 1,16 »Stagnation: Aussprache?«
2, 1 »toiis: Ausspr?« 2, 13 »im general du genie : was würde
heissen »general de genie?« 8, 11 »balaya : bestrich; wörtlich?« 9,
10 »les plus faihles et les plus mal places furent precipites dans
le fleiive par les plus forts. Superlative?« 10, 4 »e,^tomac: Aus-
sprache?« (?!) 12, 1 »redouble' de rigueur; redoubler wird also
A. KorelJ : Mignet, Histoire de Ja revohttion frangaise. 97
construirt wie welches andere Verbura?« 12, 10 »xisnnt de la
superlorite : welches sind die Constructionen von userh< U. s. f.
Neben den mancherlei Vorwürfen, welche der Schwalbach-
seheu Ausgabe hier nicht erspart werden durften, verdient aber immer
noch vieles in dem Buche volle Anerkennung und volles Lob. Möge,
das hier Angedeutete bei ehier etwaigen neuen Auflage von dem
Verf. freundlichst berücksichtigt werden.
A. KLOTZSCH.
Mignet, Histoire de la rt^volution fran ^aise depuis 1 7 89
jusqu'en 1814. Herausgegeben und mit sprachlichen,
sachlichen und geschichtlichen Anmerkungen versehen von
Dr. Adolf Köre 11. I. Band: Introduction et assemblee
Constituante. Leipzig. Teubner. 1877.^)
In dem Vorwort zu der genannten Ausgabe heisst es (S. IV.):
»Wenn es auch dem Commentator gerathen erscheinen darf, nicht
seine eigne Weisheit und Belesenheit auszukramen, um nicht dem
erfahrenen Lehrer vorzugreifen, so ist es doch anderes Theils als
wünschenswerth bezeichnet worden, dass eine für die Schule und
den Privatgebrauch berechnete Ausgabe allen der Sprache hin-
reichend mächtigen und nur im Besitze der gewöhnlichen Hilfs-
mittel befindlichen Lesern das Verständniss eröffne und zugleich ihre
Sprach- und Geschichtskenntnisse erweitere.« Mit diesen Worten
giebt der Herausgeber der Histoire de la revol. fran9aise par Mignet
die doppelte Absicht zu erkennen, die ihn bei der Bearbeitung des
Buches geleitet hat: er will: 1) im Commentar weniger seine eignen
Kenntnisse »auskramen«, dagegen 2) allen der Sprache zwar mäch-
tigen, aber nur im Besitze der gewöhnlichen Hilfsmittel befindlichen
Lesern das Verständniss eröifnen und deren Sprach- und Geschichts-
keuntnisse erweitei'u. Dem erfahi-enen Lehrer will er — wie er
weiter bemerkt — dabei durch seine Erklärungen nicht vorgreifen;
es sollen also die Anmerkungen dazu dienen, dem Lernenden bei
der Präparation für den Unterricht sowohl als bei der Privatlectüre
sachlich und sprachlich das zu bieten, was er zum Verständniss des
Buches zu wissen nöthig hat.
Jedes Falls ist es an sich ein lobenswerthes Bestreben des
Herausgs. gewesen, dass er im Interesse des Lernenden durch die
Anmerkungen auch den Text zu ergänzen, resp. zu berichtigen ge-
sucht hat. Freilich in Folge seiner grossen Bescheidenheit, die ihm
^) Vgl. Lion's Beurtheilung der Ausgabe im I. Bde. der Zeitschr.,
S. 418 f.
Zschr. f. nfrz. Spr, u. Lit. II. 7
9§ britische Anzeigen. A. Klotzsch,
verbietet, seine eigne Weisheit nnd Belcsenheit »auszAikramen«, finden
sich in den Anmerliungen unvei'hältnissmässig viel Citate aus Ge-
schichts- nnd Sprachwerken, die über den ganzen Comnientar ein
eigenthümliches Licht verbreiten nnd oft zu der Frage hindrängen,
warum der Verf. nicht seine eigne Ansicht, nicht das Resultat seiner
eignen Forschung dem Lernenden bietet? Vielleicht würde dann
mancher Irrthum vermieden worden sein, der wohl nur dadurch
entstanden ist, dass der Herausgeber des Commentars die meisten
seiner Anmerkungen im engsten Anschlnss an solche Werke gegeben
hat, die ihm als unbedingte Autorität galten. So seien beispiels-
weise zunächst einige sachliche L'rthtimer hier erwähnt, die in
Folge (um nicht zu sagen trotz) der Benutzung wissenschaftlicher
Hilfsmittel entstanden zu sein scheinen. Zu der Stelle Seite 38,
Z. 20 f.: »Ze soir tous le hataillons suisse.<i et aUeinands sorfiront
du Champ-de- Mars pour nous egorger«. hat Koi'ell eine Anmer-
kung über le Champ-de- Mars zu geben für räthlich befunden. Er
selbst hat Littre zu Hilfe genommen und gefunden: »Champ de
Mars, lieiT ä Rome, consacre ä des exercices militaires et ä des
reunions populaires. — Champ de mars, de mai, assembl^es que
tenaient en mars ou en mai les rois francs pour reagier les affaires
de l'Etat. — Aujourd'hui, champ de Mars, lieu destine a faire
manceuvrer des troupes.« Nun erklärt K: »Champ- de- Mars, ur-
sprünglich ein Platz in Rom längs der Tiber für militairische Uebun-
gen und Volksversammlungen (Camjyus Martins)', champ de mars,
de mal, die Versammlungen, welche die fränkischen Könige im
Monat März und Mai hielten, um die Staatsangelegenheiten zu
ordnen; jetzt hat champ de mars (sie!) gewöhnlich die Bedeutung
von champ de manoßuvre, üebungs- oder Exercierplatz.« Ein solcher
Irrthum ist doch wohl ein Bischen stark, chamj) de inars, champ
de Mars und le Champ de Mars (in Paris) zu verwechseln ! Ferner zu
der Stelle (S. 39, Z. 21 f.) »/e cri aux armes! retentit hientot
partout, aux Tuilerles, au Palais- Royal« etc. soll Tuileries er-
klärt werden (NB. le Palais- Royal wird keiner Erkläj-ung gewür-
digt, obgleich Herr K. bei Littre auch darüber eine Bemerkung
hätte finden können!). Bei Littre findet der Commentator: y>Les
Tuileries, palais ä Paris et residence des souverains de la
France. Ce palais fut ainsi nomme du lieu ou il est situe, et
quon appelait les Tuileries, parce qu^on y faisait de la tuile;
Catherine de Medicis le fit bdtir en 1564«. und erkläi't nun selbst:
»Les Tuileries, Palast in Paris, der als Residenz des Staats-
oberhauptes von Frankreich dient. Der Palast trägt den
Namen von dem Platze, auf dem ihn Catharina von M(§dicis im
Jahre 1564 erbauen Hess; an jener Stelle wurden früher Ziegeln
gebraunt, woher die Bezeichnung.« Glaubte K., als er im Jahre 1877
A. Kor eil : Mignet, Histoire de la re'i'ohttion fran^aise. 99
sein Buch herausgab, wirklich, dass das gegenwärtige Staatsober-
haupt, der Präsident der Republik, in den RTiinen des Tuilerien-
palastes wohne? Glaubt er etwa aiich, dass der Vräsideni soi/rerain
genannt worden darf? So viel steht fest, dass K. Littre's richtige
Erklärung mindestens falsch übersetzt hat. — Ist es nicht eine
pädagogische Sünde, wenn ein Lehrer seinem Schüler so Etwas
bietet ? —
Aehnliche Dinge sind in dem Buche leider nicht vereinzelt,
sondern ziemlich zahlreich vorhanden. So erklärt S. 40, Z. 25, wo
von dem Pariser »Hotel de Ville« die Rede ist, K., dass Hotel de
Ville Stadt- oder Ratbhaus, besonders das Pariser sei, während
an der betr. Stelle nur das Pariser gemeint sein kann. — S. 45
zu Zeile 14 heisst es: »La Bastille war in der Peudalzeit ein zum
Angi'iff oder zur Vertheidigung eines Ortes erbautes Bollwerk;
dann eine Art kleine Festung in Paris« u. s. f. — S. 65 zu Z. 6:
y>Le Pantheon, ursprünglich Tempel in Rom etc.; dann natio-
nales Gebäude« u. s. w. — S. 70 bemerkt der Herausg. u. A.:
»die englische Regierung hat nie (?!) Gebrauch vom absoluten
Veto gemacht.« Uebrigens ist die ganze Bemerk. K.'s über daä
Veto für Schüler wohl kaum recht verständlich. — S. 71 zu Z. 28
ist die Anmerkung gegeben : -»Le Luxeviboiny, Palast, in dem jetzt
der Senat seine Sitzungen hält« etc., welche recht schlagend be-
weist, wie wenig K. um die gegenwärtigen Zustände von Paris sich
gekümmert hat. — Durch die Anraerk. zu S. 78, Z. 7 drängt K.
den Schüler zu dem Glauben, dass das Mahl, welches den Offizieren
des Regiments Flandern gcg(?ben wurde, in Paris stattgefunden
habe, während der Schüler im Texte liest, dass der Hof in Ver-
sailles sich befunden hat. Dergleichen sachliche Irrthümer Hessen
sich noch manche anführen, Herr K. wird sie aber hoffentlich selbst
finden, wenn er einmal zur Herausgabe einer neuen Auflage seines
Commentars veranlasst werden sollte. Dann dürfte es sich für ihn
gleichzeitig sehr empfehlen, auch manche überflüssige sachliche
Bemerkung wegzulassen. So z. B. das, was auf Seite 5 über
Parlemerit gesagt ist. In der Anmerkung ist zwar die Erklärung
Littre's ganz unverkennbar benutzt, indess ist Korells Fassung von
der Art, dass der Schüler unmöglich einsehen kann, was das Wort
parlement an der betr. Stelle und im folgenden Texte bedeuten soll.
— Ferner S. 6 die Anmerk. zu Zeile 21: »Les redevances feodales,
die Feudalgefälle; cf. p. 6, Anm. 7;« in Anm. 7 steht aber weiter
nichts als »des siieurs du peHple«\ — S. 39, wo der Herausg. zu
Z. 17 Namen von Truppengattungen angiebt und u. A. sagt, »le
fantnssin heisst der Infanterist,« während bekanntlich heut zu Tage
fantasftln nicht mehr schlechthin für Infant, gebraucht wird. — Ist
CS nricht auch überflüssig, wenn zu der Stelle auf S. 53: »Sire,
1*
100 Kritische Anzeigen. A. Klotzsch,
lui dit Bailly, jajyporte ä Votre Majeste les clefs de sa honne
ville de Paris: ce sont les memes qid ont He presentees ä Henri IV;
il avait reconquis son petiple; ici Je ^je^^jZe a reconquis son roi«-
bemerkt wird: »Die Anrede enthält pedantische Spitzfindig-
keiten, die Bailly dem Könige hätte ersparen könne n?« Oder
wenn zu der Stelle, wo von dem Festmahl die Rede ist, das dem
Regiment Flandern in Versailles gegeben wurde, angemerkt wird
(S. 72): »Es war in Frankreich Sitte (?!), dass, wenn neue
Truppen in eine Garnison einrückten, die Offiziere der schon früher
vorhandenen Regimenter den Neuangekommenen Bewillkommnungs-
diners gaben«? Oder wenn zu den Worten (S. 79, Zeile 11):
»Mounier se rendit dans le Dauphine, sa j^fovince,« langathmig
hinzugefügt ist: »DaujjJiiiie. Quant au daiiphin, fils aine du roi
de France, ce nom, porte par les Seigneurs du Viennais et transmis
ä la famille royale lors de la cession du Dauphine ä la couronne
de France, etait un nom propre, Delphinus, le meme que le nom
du jioisson. Dauphine, nom de province, derive du nom de ces
seigneurs, qui avaient /jris pour leurs armes trois dauphins.
Littre.«V Wie gehört diese Bemerkung hierher"? — Lässt nicht
auch die Anmerk., welche auf S. 96 zu dem Wort joüies gegeben
ist: »j., Lanzenbrechen, combat ä cheval dliomme ä homme avec la
lance; Schifferstechen, gewöhnlich jedoch joüte sur l'eau, Art Ver-
gnügen, wobei zwei Männer, jeder auf dem Vordertheil eines Kahns
stehend, versuchen, einander in's Wasser zu werfen, indem sie sich
in demselben Augenblicke mit langen Lanzen stossen, in dem beide
Nachen wider einander fahren,« den Schüler ganz im Unklaren, was
Mignet an der betr. Stelle unter joutes gemeint hat? Darum:
fort mit solchen überflüssigen Worten!
Das Vorstehende mag zur Charakteristik der sachlichen
Anmerkungen zu Korell's Ausgabe der Hist. de la rev. genügen.
Da nun aber der Herausgeber das Ziel verfolgt, neben sachlichen
Erklärungen durch seine xinmerkungen auch darauf hinzuwirken,
»die Sprachkenntnisse aller der Sprache hinreichend mächtigen
und nur im Besitz der gewöhnlichen Hilfsmittel befindlichen Leser
zu erweitern,« so dürfen die sprachlichen Erklärungen des Commen-
tars nicht übersehen werden. Zunächst ist hierbei zu erwähnen,
dass K. nicht annimmt, dass eine Synonymik, wie etwa die von
Schmitz, als gewöhnliches Hilfsmittel im Besitz eines Primaners sich
befinde, denn sonst würde er wohl vermieden haben, in so grosser
Menge Anmerkungen über Synonymen zu bringen, die zum grossen
Theil aus Schmitz' s Werk einfach herausgeschrieben sind. Derartige,
oft aus ganz unbegreiflichen Gründen herbeigezogene Anmerkungen
machen in dem Commentar zu einem Klassiker, in welchem doch
vor allen Dingen Textschwierigkeiten zu erläutern, wirklich schwie-
A. Korcll: Miynet, Ilistoirc de la revolution framjaise. 101
rige Ausclrücko zu erklären und auffallende Lücken zu ergänzen
sind, einen peinlichen, um nicht zu sagen lästigen Eindruck. So
zweifellos lobenswerth es ist, diejenigen Synonyma zu erklären, auf
welche die Leetüre des Schriftstellers selbst hinweist, so sicher ist
es verwerflich, wenn der Coramentator sein Buch damit anfüllt, die
Weisheit Anderer breitspurig und wohlgefällig »auszukramen«. Und
Letzteres hat K. nicht blos in Bezug auf Syn., sondern ganz all-
gemein gethan, wo es ihm darauf angekommen ist, die Sprach-
kenntnisse des Lernenden durch seine Anmerkungen zu erweitern.
Kaum eine Seite des Buches ist vorhanden, auf welcher nicht
fremdes Material verwerthet woi'den wäi-e. Nun wäre zwar eine
geschickte und correcte Benutzung wissenschaftlicher Hilfsmittel sicher-
lich nicht zu tadeln; aber die Art vmd Weise, wie K. zu Werke
gegangen ist, wirkt auf das Ganze häufig nur schädigend. Einige
weitere Beispiele zu den bereits gegebenen, mögen das beweisen.
Gleich zu den ersten Worten des Textes »Je vais tracer<i
bemerkt der Herausg. auf Grund der Autorität von Diez: »Das
Präsens von aller mit folgendem Lifinitiv zur Bezeichnung der
nächsten Zukunft verdrängt immer mehr und mehr, beson-
ders in der Umgangssprache, das durch Anhängung von avoir
an den Infinitiv gebildete Futurum.« Was soll in dieser Fassung
die Bemerkung dem Schüler nützen, wenn er dabei K.'s Ueber-
setzung liest »ich will schildern« ? — Auf S. 2 (A. 1 7) sagt der
Herausg. — wiederum mit Anlehnung an Diez — zur Erklärung
des Infinitivs mit a abhängig von avoir: »Der lat. Dativ des Zweckes
und der Nothwendigkeit bei esse, dare, venire, habere etc. wird in
den romanischen Sprachen meist durch ad ausgedrückt« ; und über
dieselbe Sache bemerkt er dann auf S. 16 (A. 5): •» avoir, dem ein
davon abhängiger Inf. mit ä folgt, drückt objective oder subjective
Nothwendigkeit in activer Richtung aus, ziemlich entsprechend dem
lat. Part. Fut. Pass.«. — S. 7 (A. 13) findet sich — im Hinweis
auf Schmitz — zu der Stelle »?e 2^^^''^^^ ^'"" \ß^' i^arlement] im-
posa . . . un silence de soixante annees« eine Bemerkung über
annee und an, in der es u. A. heisst: »ausserdem steht a.nnee
bei Ordnungszahlen« ! — Ebenfalls unter Bezugnahme auf Schmitz
bemerkt K. S. 11 (A. 24): •>-> Essayer, tenter. Essar/er, versuchen,
probiren, auch kosten; tenter heisst mehr (!) zu versuchen wagen,
imternehmen. Abgesehen davon, dass diese Erklärung nicht unan-
fechtbar sein dürfte, ist sie deshalb verwerflich, weil sie dem Schüler
nichts Bestimmtes sagt. — Auf S. 15 (A. 24) hält sich K. über
Littrö auf, indem er dessen Erklärung: ■» Essayer d'wie chose, Ve-
prouver potir savoir si eile est propre ä ce qiion äffend« als nicht
richtig bezeichnet. Sollte Lit. wirklich Unrecht haben? — Um das
Wort lendemain auf S. 23 (A. 8) zu crkläi-en, hat K. die betr.
103 Kritische Anzeigen. A. Klotzsch,
lieinurkung Littre's benutzt. Das ist nicht verwerflich; hätte aber
K., der bei dem »der Sprache hinreichend mächtigen <' Leser nicht
einmal voraussetzt, dass er einen Acc. der Zeit wie le lendemaiii
kennt, bei Uebersetzung der L.'schen Erklärung dem armen Schüler
aggluüne nicht anders als durch »agglutinirt« übersetzen sollen?
Das ist grausam. — Auf derselben Seite verweist er in A. 16 zur
Erklärung von gener al iTud nn her sei noch einmal auf Lit. und
führt an: -»general kann gesteigert werden, iiniversel nicht«; bei
L. steht aber ausdrücklich: »il ne faut pas en gener al donner de
comparalsoit ä universel, ceiyendant de bons ecrivahis Vont fait«,
und es folgen dazu viele Belegstellen. Ebenso ungenau hat K. das
was Littre sagt, noch anderwärts benutzt. Denn wenn er z. B.
(S. 26, A. 33) sagt: »das h von he'siter wui'de zur Zeit von
Corneille aspii'irt«, so ist von ihm die betr. Bemerkung L.'s zwar
benutzt und zwar um so unläugbarer, als das von L. angeführte
Beispiel aus Corn. Ment. IV, 4 von K. re^Droducirt ist; aber trotz-
dem hat er übersehen, dass L. richtig bemerkt hat, das h sei im
16. Jahrb. aspirirt gesprochen worden, ein Gebrauch, den auch
Corneille noch (also im 17. Jahrh.) beibehalten hat! — Auf
S. 38 (A. 16) wird mit Benutzung von Diez augeführt: »Bei
Fragewörtern und Relativen kann statt des bestimmten Modus auch
der Infinitiv eintreten«. Diese Bemerkung ist ungenügend, wenn
nicht dazugesetzt wird, in welchem Falle der stellvertretende Ge-
brauch stattfinden darf. — S. 41 (A. 3 7) wird zur Erklärung von
quatre- vingts Brächet citirt, um zu beweisen, dass Bossuet und
Voltaire auch den Zahlenausdruck six vingts ans für cent vingt ans
angewendet haben. Soll denn nun der Schüler glauben, dass nur
bei Boss, und Volt, der Gebrauch von six vingts sich finde V - —
S. 73 (A. 32) wird unter Hinweis auf Diez erklärt: »Ze.s femvies
partirent les premieres. "Will man die Art und Weise einer Thätig-
keit dem Subject oder Object als Prädicat beilegen, so verwan-
delt mau das Adverbium in dasAdjectiv; auch die Adjective seid,
premier, dernier treten gewöhnlich für Adverbia ein«. Wie
kann zunächst hier von einer Verwandlung die Rede sein?
Und dann, was für eine Regel ist das, die lehrt, seid, premier etc.
treten gewöhnlich für Adv. ein! — Zu der Stelle auf S. 79:
»Lally-Tolleiidal . . . retourna en Angleterre, pags de ses aieiix«-
giebt K. die Anmerkung: »a'ieul, Grossvater, pl. ai'eitx, Ahnen, Vor-
ahnen, von einem Dimin. aviohts, von avus. Auf das wiederum
Vei'kleinernde und kindisch Machende oder auf das ehrwürdige hohe
Alter wird die diminutive oder kosende Form passend übertragen.
Grinpm, III, 677«.^) Ganz abgesehen von der an betr. Stelle kaum
^) Das Citat ist offenbar Diez, Wb. IJc- s. y. aieul entlehnt, wo
die Stelle aus Grimm angeführt wird.
A. Korel! : Mignet. Ilistoire de la revolution franQaise. 103
zu rechtfertigenden Bemerkung gewinnt es den Anschein, als ob K.
den Plur. meuls gar nicht gekannt habe.
Die angeführten Beispiele werden wohl ausreichend beweisen,
wie ungenügend von K. viel angezogene wissenschaftliche Hilfs-
quellen benutzt worden sind. Auch Anmerkungen, bei welchen der
Herausgeber sich nicht auf eine bestimmte wissenschaftliche Auto-
rität stützt, offenbaren üngenauigkeit bei seiner Arbeit. Z. B.
S. 5, Anm. 19: »etre ahonne äVimpot, um eine bestimmte Steuer-
summe abgeschätzt sein.« — S. 19, A. 2: »Der Name Sieyes,
findet sich vielfach (?) so geschrieben; Siei/es und Sieyes«. —
S. 22, A. 22: »Totit, ohne Artikel und zwar adjectivisch gebraucht,
dient im Singular und Plural mit einem Substantiv zur Umschrei-
bung eines Adverbs.« Demnach dient tont in Verbindungen, wie
den von Lit. unter no. 7 und 8 zu Und gegebenen (z. B. tont
hourgeois est soldat, tont Paris est en armes etc. etc.) für Um-
schreibungen des Adverbs? — S. 26, A. 16 übersetzt K. den Aus-
druck restaurer soii pouvoir und fügt dann die Bemerkung hinzu,
dass das im Deutschen eingebürgerte Wort Restauration in diesem
Sinne im Französ. restaurant heisst. — S. 48, A, 20 werden die
Worte etre en hntte aux reproches übersetzt; anstatt nun dem
Schüler zu erklären, wie der Ausdruck entstanden ist, begnügt sich
der Herausg. damit zu sagen: »La hntte, der Erdhaufen, der Erd-
hügel, z. B. la hntte Montmartre, la hntte Chaumont, die Höhe M.,
die Höhe Ch. (in Paris)«. — Wie überflüsaig ist ferner die A. 15 auf
S. 57: »eile [/« nnit du 4 aont] reudit tous les Frangais egaux,
sie machte alle Franzose)! gleich (d. h. vor dem Gresetz)« ! —
S. 84, A. 25 heisst es: »Les decretales, die Deci'etalen, die Ent-
scheidungen der ersten Päpste auf Consultationen«. — Noch
viele Ausstellungen könnten hier über den Korell'schen Commentar
gemacht werden, so über die oft ganz unverständlichen Aussprache-
bezeichnungen (z. B. S. 1 7, A. 22: haillage, spr. bä-ja-j, // mouillees
u. dergl. m.) ; über manche überflüssigen stilistischen Bemei-kungen
(z. B. S. 44, A, 8: »früher qui etaient, jetzt c'ctaient. Das Rela-
tivum ist geschmackvoll durch das Demonstrativum ersetzt
worden«; ii. A. m.); über die mannigfachen Wiederholungen; über
sprachliche IncoiTcctheiten und Härten (z. B. heisst es in der Ein-
leitung: »der Journal des Savants kritisirt« ; »der Joui'nal ei*-
klärte«; »man muss auch gegen den Autoren Gerechtigkeit und
Billigkeit üben« ; ferner schreibt K. : »der Zug nach Versailles war
ein Symbol derDecomposition aller Verhältnisse. Das Weiber-
volk, das sich schnatternd und kackernd vorwärts bewegte«, u. s. f.
[S. 75, A. 3j. »Jetzt stand noch La Fayette oben, morgen
Petion, dann Danton, am Ende Robespierre« [S. 77, A. 34]);
über die nicht gerade seltenen Druckfehler u, A. m. ; anderer Seits
104 Kritische Anzeigen. W. Münch,
lässt die vorliegende Ausgabe auch oft die Frage aufkommen, wes-
halb einzelne schwierigere Ausdrücke und Wendungen einer Er-
klärung nicht gewürdigt worden sind.
Indess das bisher Gesagte zeigt wohl schon hinreichend, dass
der Wunsch nicht ungerechtfertigt ist, der Commentator möge bei
einer neuen Auflage mehr Sorgfalt auf die Anmerkungen seines
Schulbuches vei-wenden.
A. KLOTZSCH.
D i s c 0 u r s de 1 a m e t li o d e p a r Descartes. Erklärt von
F, C. Schw alba eil, Oberlehrer an der Realsclnile I. 0.
zu Sprottau. Berlin, Weidmanu'sche Buchhandl. 1879.^)
Als Glied der Weidmann'schen »Sammlung französischer
und englischer Schriftsteller mit deutschen Anmerkungen« muss
die vorliegende Ausgabe von Descartes' Discours zunächst be-
zwecken, im Unterricht der höheren Schulen Verwendung zu
finden. Diesen Zweck wenigstens spricht das Programm der
Sammlung ganz präcis aus, und wenn ja freilich Separatausgaben
mit guten Erläuterungen auch den Studirenden nur erwünscht
sein können und sicherlich oft in reiferen Sphären nicht ver-
schmäht werden, so sind wir doch berechtigt, unsere Besprechung
auf die Frage zu beschräiilcen, ob durch diese Edition der Schul-
lectüre ein angemessener Stoff zugeführt ist. Und zwar ist da-
bei naturgemäss ein Doppeltes zu erörtern, nämlich mit wclcliem
Rechte der Autor gewählt und in welcher Weise er vom Heraus-
geber ausgestattet worden ist. Dass der erstere Punkt von
Seiten der Schulausgaben-Verfasser durchweg hinlänglich in Er-
wägung gezogen werde, können wir nicht linden. Es werden da
eben so oft vorhandene genügende Editionen ignorirt, als andrer-
seits der Wunsch bestimmend ist, noch nicht Dagewesenes ein-
zuführen. Mitunter erscheint die Regsamkeit auf diesem Gebiete
fast wie ein kleines bellum omnium contra omnes. Neben Vielem,
was für höhere Erziehungszwecke nicht gut genug ist, wird auch
Manches gebracht, was zu gut, d. h. zu hoch ist. Ob dies mit
Descartes' Discours der Fall ist oder nicht, diese Frage hat der
Herausgeber sicher zuvor ernstlich erwogen. Der Versuch, das
Büchlein in die Schule einzufüliren, ist nicht ohne Kühnheit.
Doch können wir dieses Wagniss wohl verstehen; wir glauben,
die Gesichtspunkte, welclie den Verfasser geleitet, auch ohne ein
Vorwort seinerseits zu errathen, \vegen dessen Unterdrückung
') Vgl. Bd. 1 d. Zachr., S. 264.
F. C. Schivalbach : Dcscartes. Discovrs de la me'thode. 105
■wir ihm iibi-i.^'ens schon ungosichts der Seltenheit einer solchen
IJiscretion niclit grollen können.
■ Es ist fürwahr nicht leicht, aus der französischen Literatur
zu finden was stult'iich dem jugendlichen Gesichtskreise ange-
messen, der Behandlung nacli nahe und doch bedeutend genug,
der Sprache nach schwer und doch natürlich genug wäre. Meist
ist es schon misslich, dass die Scliüler um den Wortsinn so
wenig zu ringen haben. Seine grosse internationale Rolle spielt
ja das Französische um seiner anti-individualistischen Tendenz,
um seiner Spiegelglätte und Sauberkeit willen. Auch bei den
der Jugend an sich sehr angemessenen Stoffen ist die Darstellung,
dass wir so sagen, gar zu reif. Wie wenig wir auch die früher
geläutigen Warnungen vor der französischen Literatur als einer
dem deutschen Patriotismus gefährliclien Macht begründet finden,
so macht doch der durchgehende gelind theatralische Zug, das
starke Relief, welches fast allenthalben beliebt wird, sie in der
That zu einem nicht recht erfreulichen Mittel zur Bildung deutscher
Jünglinge.
Das ganz moderne Französisch hat ja von jener Glätte und
durchsichtigen Correctheit etwas aufgegeben, aber darum kann
es nocli nicht ohne Weiteres vorgezogen Averden. Was wir be-
dürften, Avären naivere, ruhigere, strengere Stilarten. Denn das
Leichtflüssige ist ja keineswegs das Naive, wie das Präcise nicht
das Ruhige, und das Correcte nicht das Strenge. Jene Eigen-
schaften finden sich in der That vielleicht nur, wenn wir zurück-
kehren in eine etwas ungeschliftenere Lebensperiode der Sprache.
Nun wird Descartes allerdings von den Franzosen mitunter
als Eröff'ner der neuen, der guten, der wirklich französischen
Prosa bezeichnet, und Demogeot z. B. nennt den Discours de la
methode »le premier chef-d'oeuvre de notre prose moderne«, und
»belle langue« und »la langue de tout le monde« sind weiterhin
bei ihm vorkommende (an sich sehr zweifelhafte) Lobsprüche.
Aber dergleichen Epitheta sind nur Gefühlsäusserungen; auch
soll bald Amyot der Vater der neufranzösichen Prosa sein, bald
Calvin, bald ist Balzac der erste veritable Franzose gewesen,
und dann wieder Pascal u. s. w. Des Cartesius Sprache liegt
in Wirklichkeit ziemlich weit ab von dem, was wir im Allge-
meinen als Französisch lernen, lesen und lehren. Freilicli nicht
im Einzelnen, aber im Ganzen, im Tone, in der Darstellung.
Die Zahl der Fälle, wo seine Ausdrucksweise heute gradezu in-
correct sein würde, ist nicht gross; aber ein nach ilim gebildeter
Stil würde sich doch, heute sehr fremdartig ausnehmen. Seine
Satzgruppirung ist eine so ganz andere, sein Periodenbau viel
schwerfälliger. Er spricht nur, wie er's denkt, und nicht, wie
106 Kritische Anzeigen. W. 3Iünch,
es sich einsclimeiclieln muss. Er geht so schlecht und recht
darauf los, seine Ideen mitzutheileii, er hat (wie Demogeot richtig
anerkennt) »le ton de la verite«, mit welchem man heute nicht
weit reicht. Er lässt auch getrost seine Perioden sich auf-
bauschen, wenn sein Gedankeusystem eben ein grösseres Ganzes
bildet; wer sich nicht bequemen will aufzumerken, der kann
überhaupt nicht sein Leser bleiben. Er nähert sich eben in der
Behandlung seines Stoffes und der Darstellung seiner Gedanken
wie ganz natürlich ist, noch viel mehr den Alten. Und so spricht
denn auch Cousin (vom Herausgeber citirt) von seinem »langage
naif et mtile, severe et hardi«, und auch Demogeot hebt die
»langue grave, severe, imposante« und die »simplicite majestueuse«
hervor.
Das Avären nun gerade für unseren Zweck vortreffliche
Eigenschaften. Schwieriger ist schon die Frage, ob der Stoff
selbst in die Schulklasse gehöre. Für den Gymnasiasten, welcher
philosophische Schriften Cicero's und etwas Leichteres von Plato
tractircn muss, kann der Uebergang zu Cartesius nicht allzu
schwer werden. Aber gerade weil der Realprimaner zu derar-
tiger abstracter Leetüre für gewöhnlich nicht kommt, mag man
das Bedürfniss empfinden, ihm mindestens zeitweilig eine solche
dennoch vorzulegen, und es wird dies auch nicht gerade un-
willkommen sein, insofern die Fülle der zu bewältigenden con-
creten Stoffe unter Umständen etwas erdrückend zu wirken ver-
mag. Etwas besonders Anziehendes und Anregendes, auch für
die Jugend, giebt dann dieser Schrift die Art, wie die Persön-
lichkeit des Verfassers, der Mensch Descartes, mit seinem theo-
retischen Stoffe verwebt ist. In dem so schlichten und hohen
Eifer für das Suchen der Wahrheit, in dem Aufgehn aller Be-
dürfnisse, Empfindungen und Wünsche in diesem einen Ziele liegt
eine eigenthümliche Weihe. Dass der Autor, der einer Mord-
gesellschaft gt^genüber so viel Mutli gezeigt haben soll, vor dem
Zorn der Geistlichkeit so überaus ängstlich ist, müssen wir uns
als einzigen Zug persönlicher Unvollkomnienheit gefallen lassen.
Dabei bleibt nun aber doch manches Bedenkliche. Für
die Leetüre des Werkchens (welches doch w^o möglich ganz zu
lesen wäre) müsste eine sehr beträchtliche Zeit zur Verfügung
stehn. Man wird nur sehr allmählich vom Flecke kommen, und
es entsteht Gefahr, dass die sachliche Besprechung die sprach-
liche Seite gar zu sehr in den Hintergrund dränge. Diese
sachliche Besprechung muss unbedingt auf die Entwicklung der
Philosophie nach vor- und rückwärts blicken, und mit bloss
äusserlichen, herkömmlichen Schlagwih-tern die Systeme zu
charakterisiren, das dürfte doch schwerlicli von Werth sein. Eine
F. C. Schwalbach : Descartcs, Discours de la mcthode. 107
Critik der Cartesiauisflioii rriiicipicu iiisbosoiKlcve Aväre iiiclit zu
vermeiden, und es M'ird nicht leicht sein, dem jungen Schüler
die richtigen Gesichtspunkte so nebenbei zu übermitteln. Bei
den exact wissenschaftlichen Partieen ist es misslich, dass der
Leser, der sich in dem Object selbst kaum fest orientirt hat, in
ziemlicher Breite überwundene Anschauungen tractiren soll, und
auch da dürfte wieder der Sachcrklarer den Sprachlehrer expro-
priiren. Endlich wird viel Ausdauer da sein müssen, wenn die
Schüler nicht erlahmen sollen.
Aber das Alles kann nicht ein für allemal den Ausschlag
geben. Es giebt viele Schulen, Classen, Schülergenerationen,
Lehrerpersönlichkeiten, Lehrarten, bei welchen die vorliegende
Lectürc übel angebracht s+^n würde ; aber es giebt deren ohne
Zweifel auch solche, denen sie wohl gebührt. Dass die Ten-
denz, die Gestalt und der Geist des neusprachlichen Unterrichts
auf der Oberstufe nach Orten, Schulen und Personen ausser-
ordentlich divcrgirt, ist Thatsache. Wer auf einer bestimmten,
an sich gesunden Bahn positive, an sich werthvolle Resultate er-
reicht, der hat die Berechtigung, diese seine Bahn zu gehen.
Er wird Anderes dann nicht erreichen, aber eine neuere Sprache
wirklich zu »können« oder zu lehren, das schliesst eine solche
Mannichfaltigkeit der Aufgaben ein, dass dieselbe doch immer
nur partiell gelöst werden kann. LTud so wird sich denn auch
die Frage beantworten, ob das Verweilen bei einem älteren
Typus der Sprache als zulassig oder allzu gefährlich zu be-
trachten sei. Neben der Aufgabe, innerhalb des modernen Fran-
zösisch ein gewisses Mass von sicherer Bewegung zu erzielen,
werden Viele nicht die Müsse finden, eine Leetüre wie die des
Discours zu betreiben. Wo noch grammatische Unsicherheit
waltet, wo modernes Colorit im Schreiben als eine Hauptauf-
gabe angesehn wird, und in anderen Fällen noch Avird man nicht
daran denken können. Anderswo aber wird man die mit einer
derartigen Leetüre zu erreichenden Ziele gern in den Vorder-
grund treten lassen und ihnen gewisse mehr praktische Bethä-
tigungen opfern. Treffen die Vorbedingungen zusammen, um
diesen Weg zu betreten, die Descartes-Lectüre zu versuchen, so
ist gewiss von allgemeinen Gesichtspunkten aus dagegen kein
Einwand zu erheben, vielmehr für die Geistesentwickelung der
Zöglinge Günstiges davon zu erwarten.
Was die Schwalbach'sche Ausgabe als solche betrifft, so
sind zunächst die Beigaben, welche in der Einleitung einerseits
und den verschiedenen Anhängen andrerseits dargeboten werden,
in jeder Hinsicht angemessen gewählt und Avillkoraraen. Die
Hauptsache aber sind natürlich die Anmerkungen. Nicht immer
108 Kritische Anzeigen. W. Münch,
machen sich die Schuleditoren ganz klar, welche geistige Aus-
stattung für den Schüler anzunehmen ist und welchen Beruf die
Anmerkungen haben. Oft mögen die eigenen Schüler den Massstab
abgeben, ohne dazu geeignet zu sein. Da'ss der zu Hause sich
vorbereitende Schüler zu ausreichendem Verständniss vordringen
könne, das muss natürlich die Commentirung ermöglichen wollen.
Doch ohne beim Allgemeinen noch länger zu verweilen, gestehen
wir sogleich zu, dass im vorliegenden Falle die Anmerkungen
im Ganzen gewiss Mass, Niveau und Ziel gebührend im Auge
behalten. Die Aufgabe, welche der Herausgeber sieli gestellt
hat, kann als gelöst füglich zugestanden werden. Im Einzelnen
wird man hier und da die Sache anders behandelt wünschen,
aber wie wäre das vermeidlich ! Etliche Punkte, an denen wir
etwas abweichender Ansicht vom Verfasser sind, seien erwähnt.
Wenn wir's als einen A^orzug dieser Leetüre bezeichnen
mussten, dass es bei ihr etliche Nüsse zu knacken, längere
Perioden zu entwirren (übrigens fast schon ein zu starker Aus-
druck) gebe, so müssen wir es für sehr wünschenswerth halten,
dass diese Arbeit auch dem Schüler wirklich zugerauthet werde.
Wir bedauern es also, wenn der Herausgeber in solchen Fällen
dem Lehrer gern hülfreich beispringt, Avie z. B. pag. 15, 27, 34.
Diese Nachhülfe ist freilich sehr massig im Vergleich zu dem,
was sonst wohl in Anmerkungen gewälirt wird, z. B. dass sämmt-
liche Inversionen in einem klassischen Drama aufgelöst werden
u. dergl. Doch auch ausserdem finden wir mitunter zu Bekann-
tes erläutert, wie p. 13 avoi.r l'esprit hon, p. 21 ne faire que =
nur, p. 24 il est vrai que = zwar, ib. que statt eines wieder-
holten quand etc. In sachlicher Hinsicht dürfte es zu weit ent-
gegengekommen sein, wenn z. B. p. 24 der Gesetzgeber Sparta's
ausdrücklich in der Anmerkung mit Namen genannt Avird. Andrer-
seits sind die durch Erwähnung anderer Philosophen im Texte
nöthig werdenden Erläuterungen (p, 27 R. Lullus, 38 die Skeptiker,
53 Kant und Laplace, 72 Aristoteles) uns als etwas zu äusser-
lich ausgefallen; hier wäre eine dem Schülergeist sorgfältig zu-
gewogene Charakteristik wünschenswerth, die präcisen Lebens-
daten eher entbehrlich gewesen. Für nicht richtig können wir
die Erklärung p. 16 halten: -»il me semhJalt navoir = je
semhlai.f n'aroir« = da beide Ausdrücke sich doch verhalten
wie mihi videbar und videbar. Etymologische Notizen (die sich
seltsamer Weise zuweilen sogar in die Noten zu wahrer Kinder-
lectüre eindrängen, aber selbst in der geistigen Ausstattung des
erwachsenen Schülers doch nur als hübsche Nippsachen figuriren
können) sind mit Kecht im Allgemeinen bei Seite gelassen. Doch
sollte auf S. 23 auch nicht gesagt sein, dass das englische Wort
A. Haase ; Pa.tcah Le-'^ Proi'inciales etc. 109
stove »vom deutschen Wort Stube« komme, ■sveil eine ganze
Reihe falscher Vorstellungen über das Verhältniss der Sprachen
und ihre Wortschöpfung sich damit verbinden muss.
Die Modernisirung der Orthographie wird nicht missbilligt
werden können. Dass der Verf. seine unerlässlichste Aufgabe,
nämlich das Veraltete jedesmal als solches deutlich hervorzu-
heben, nicht aus den Augen verloren hat, ist wichtig. Jene
Avenig zahlreichen Ausstellungen wollten wir ihm nicht vor-
enthalten. Die auf das Allgemeine bezüglichen Bemerkungen
würden sich vielleicht modificiren, wenn wir einen praktischen
Versuch mit der Leetüre hinter uns liätten. Dass der Versuch
durch die Schwalbach'sche Ausgabe ermöglicht, erleichtert ist,
muss jedenfalls als verdienstlich anerkannt werden.
W. ÄIÜNCH.
Les Provinciales ou Lettres ecrites par Louis de Montalte etc.
par Blaise Pascal. Erklärt von Dr. A. Haase. Berlin,
Weidmann'sche Buchhandlung. 1878.^)
Eines der Gebrechen, an welchen die französische Schul-
lectüre lange gelitten hat, war, dass zu leichte Waare vielfach
in ihr ügurirte. Montesquieu's Cousiderations waren fast der
einzige Prosastotf, welcher von der Oberstufe die wünschens-
werthe geistige Kraftanstrengung erforderte. Gegenwärtig, wo
wir in einer Periode neuen Experimeutirens stehen, wird neben
manchen Zuckerwasserstotten auch gewaltig schwere Kost servirt
oder wenigstens angeboten. So hat die Weidmann'sche Samm-
lung z. B. in kurzer Zeit Mirabeau's Reden, Descartes' Discours
de la methode, Pascal's Provinciales einander folgen lassen. Die
Bedenken vieler Schulmänner werden diese Erscheinungen in
steigender Progression begleitet haben. So sehr wir strenge und
gedankenreiche Prosalectüre wünschen und suchen, so vorsichtig
müssen wir doch sein, dass wir nicht etwa das der Jugend vor-
legen, was zur Bewältigung männliche Geisteskraft verlangt.
Nun kann man Alles in Allem genommen eine Auswahl Mira-
beau'scher Reden für unsere Zwecke immerhin willkommen heissen,
bei Descartes wird man die Verwendbarkeit schon recht selten
für möglich halten, die Provinciales des Pascal aber dürften nur
in ganz exceptionellen Fällen zuzulassen sein.
Nicht als ob die Leetüre derselben im Einzelnen zu schwierig
würde. In sprachlicher Hinsicht vor Allem nicht, denn dieses
*) Vgl. Bd. L der Zs., S. 264, Lion's Beurtheilung dieser Ausgabe.
110 Kritische Anzeigen. W. Mnnch,
Meisterwerk der französischen Prosa ist eben ein spraclilicLes
Meisterwerk an sich, voll Harmonie nnd Klarheit. Veraltet ist
nicht allzuviel, das nicht mehr Cnrrente ist in Haase's Ausgabe
durch die Anmerkungen markirt, und ausdrücklieh etwa einen
modernen Feuilletonstil als Normalsphäre zu cultiviren, dazu
haben wir in der Schule keine Veranlassung, nocli auch hätten
wir damit Aussicht auf guten Erfolg. Auch Avas die Gedanken
im Einzelnen und den Gang derselben betrilft, so wird das was
dem ursprünglichen Leserkreis der Briefe fasslich Var, so fass-
lich dass es fast der ganzen gebildeten Mitwelt die Augen öffnete,
auch über den Horizont einer ordentlichen Prima nicht hinaus-
gehn. Besonders empfehlende Eigenschaften kämen noch hinzu.
Wer Pascal's Provinciales gelesen hat, der hat ein Buch kennen
gelernt, das zugleich culturhistorische That ersten Ranges ist.
Die imponirende sittliche Hoheit, der echte christliclie Idealismus
machen das Werk auf seinem Gebiete zu einem unvergleichlichen,
und die Vornehmheit der Polemik (so vernichtend ihre Schläge
auch sind) giebt ihm noch einen besonderen vorbildlichen
Werth.
Aus diesen Gründen wäre es ja in der That erwünscht,
wenn man das Buch zur Leetüre machen könnte. Es wäre auch
aus stortlichen Rücksichten nicht übel dass man es läse, da die
Einsicht, welche Pascal gewährt, in unserer Generation vielfach
sehr der Auffrischung bedürfte. Aber andrerseits ist der ganze
Tenor, zumal in den rein theoretischen Partien, doch gar zu
theologisch, und im Grunde hat das ganze Buch doch immerhin
wesentlich als culturhistorisches Dokument seinen Werth. Da
aber die Fragen desselben nebst vielen verwandten Fragen ja
heute noch keineswegs gelöst, oder richtiger gesagt keineswegs
praktisch zur Ruhe gekommen sind, da insbesondere die Jugend
der höheren Schulen in die Subtilitäten der Dogmatik noch immer
officiell eingeführt wird und »leider auch Theologie« thatsächlich
zu ihren Prüfungsfächern gehört, so ständen wir dem Stotfe doch
wieder nicht objectiv genug gegenüber. Auch sind die theolo-
gischen Erörterungen zum Theil von einer Gründlichkeit, dass das
Interesse nur schwer wach gehalten werden und die Schärfe des
Intellects der jungen Leser kaum auf die Dauer ausreichen dürfte.
Es ist aber ein grosser Unterschied, ob man die Zugänglichkeit
des einzelnen Gedankens, der einzelnen Periode prüft, oder ob
man die Ansprüche in's Auge fasst, welche das Ganze als solches
an die Aufiassungskraft stellt. Bei den Erzeugnissen der neueren
Literaturen zumal wird sich Beides oft keineswegs decken, bei
den Alten häufiger. Einer Begründung dieser Bemerkung bedarf
es hier nicht.
A. Hanfe: Pa.^cal. Les ProvinciaJes etc. 111
Es verstellt sich von selbst, dass bei etwaiger Leetüre der
Provinciales in der Schule dem leitenden Lehrer nicht gewöhn-
liche Fähigkeit eigen sein mlisste, wenn die Sache gedeihen
sollte. Es versteht sieh fenier von selbst, dass die confessionelle
Bestimmtheit der Schüler darnach angethan sein müsste. Oder
sollte der im protestantischen Norden lel)ende Herausgeber so
optimistisch sein, zu glauben, es würden römisch-katholische
Jünglinge der heutigen Generation sich durch dieses Buch hin-
durchgeleiten lassen? Einen Heidenlärm würde es geben, und
wer würde siegen? — Aber wenn wir so die Zulässigkeit des
Stoffes als Regel nicht denken können, so brauchen Ausnahme-
fälle ja nicht zu fehlen. Es mag hie und da eine Prima (eher
Gymnasial- als Realprima) geben, in der die nothwendigen Vor-
bedingungen doch zusammentreffen.
Im Allgemeinen jedoch wird unseres Erachtens die Aus-
gabe Haase's sich einen andern Leserkreis zu suchen haben, als
die Schule. Und warum sollte er sich nicht finden?') Das Be-
dürfniss einer ausreichend commentirten Handausgabe betont der
Herausgeber in der Vorrede ausdrücklich, und das »Bedürfniss«
ist diesmal ja auch keine Fiction. Der Commentar, welcher vor-
wiegend sachliche Erläuterungen bringen soll und bringt, hält
den Leser nicht allzusehr in der Schulsphäre fest. Von der Art
der Commentirung haben wir unsrerseits einen durchaus günstigen
Eindruck erhalten, und wünschten sehr, dass alle Weidmann'schen
Ausgaben so richtige Normen innehielten. Wenn wir auf Ein-
zelnes nicht eingehen, so haben wir das Einzelne doch geprüft.
Es ist nicht denkbar, dass man nicht hie und da über die
Fassung einer Note oder auch über einen im Commentar aus-
gesprochenen Gedanken anderer Ansicht sein sollte; aber durch-
weg erscheint uns Mass, Ton und Gehalt der Anmerkungen, der
sprachlichen wie der sachlichen, wohlgelungen. Die Arbeit des
Herausgebers, der im Vorwort auf sein fleissiges Bemühen selbst
hinweisen zu dürfen glaubt, ist in der That eine fleissige und
darum auch in den rechten Händen sehr brauchbare. Der Enist
des Bearbeiters entspricht der Grösse seines Objects.
Was aber die Wahl des letzteren selbst betrilft, so möchten
wir noch eiimial die Hoffnung aussprechen, dass hier der änsserste
Versuch nach der Seite des Schwerwiegenden hin vorliege, der
in Auswahl französischer Schullectüre gemacht werde. Im gegen-
*) Zum Beispiel unter den Studirenden der neueren Philologie, die
sich gegenwärtig vielfach verleiten lassen, ihre Studien gradezu auf die
physische Seite der Sprachen zu beschränken, und beim Beginn ihrer
Erzieher -Wirksamkeit in die Geisteswelt dieser Literatm-en mit blöden
Augen oder durch die Brillen zweifelhafter Antoritäten hineinblicken.
112 Kritische Anzeigen. A. Haase,
wärtigen Falle siud ja nun Tendenz mid Leistung respektabel.
Man wird es aber nachgerade aussprechen dürfen, dass die
treffliche Verlagshandlung die Sonne ihres guten Namens etwas
zu sehr leuchten lässt über Böse und Gute und ihren belohnen-
den Regen kommen lUsst über Gerechte und Ungerechte. Mit
anderen Worten, die grosse Ungleichwerthigkeit dieser Publika-
tionen liegt zu Tage, und etwas mehr Bedenklichkeit würde allen
Betheiligten zum Heile gereichen.
W. MÜNCH.
1) Histoire de la premiere croisade par Michaild, er-
klärt von Dr. F. Lamprecht. Berlin, Weidmaun'sche
Buchhandlung, 1879.^)
2) a. La jeune Siberienne von Xavier de Maistre,^) b. Les
prisonniers du Caucase. Le lepreux de la cite
d'Aoste von Xavier de Maistre, erklärt von Dr.
O. Dickmann. Berlin, Weidm. Buchhdl., 1879.
3) Aventures de Telemaque par Feiielon , erklärt von
Dr. F. Vockeradt. 1. Theil: Livre I— YIII, 2. Theil:
Livre IX— XVL Berlin, Weidm. Buchhdl., 1879.
1) Der Vorzug, der Lamprecht's Ausgabe des genannten
Werkes Michaud's vor anderen empliehlt, besteht in der grossen
Sorgfalt, welche auf die Erklärung der sachlichen Beziehun-
gen des Textes verwandt ist. Ausser einer Einleitung, welche
eine genügende Bekanntschaft mit Michaud und seinen Werken
vermittelt, ist in den Anmerkungen unter dem Text nicht nur
Alles gegeben, was zum vollen Verständniss desselben nöthig
ist, sondern es sind auch vorkommende Irrthümer und Un-
richtigkeiten nach den Resultaten neuerer Forschung berich-
tigt. Die beigegebene Karte trägt viel zur Veranschaulichung,
die genealogische und chronologische Tabelle zur Einprägung
des Gelesenen bei. Zu wünschen wäre indess gewesen, dass
die Namenerklärungeu in einem Register hinter dem Text
gegeben wären; dadurch wären die vielen Verweisungen in den
Anmerkungen weggefallen und diese somit übersichtlicher ge-
worden. Auch ist an einigen Stellen zu viel geschehen; so sind
z. B. I, 30, 2 V Hellespont, U, 2, 8 la Save, II, 3, 4 Beigrade,
1) Vgl. Bd. I. der Ztsch. S. 269.
2) Vgl. Bd. I. der Ztsch. S. 26G.
Schulausgaben französischer SchriftsUller. 113
II, 5, 9 la Drave, II, 19, 3 le Bosphore, IV, 8, 3 la Mesopo-
tamie dem Schüler geläufig oder wenigstens in seinem Handbuche
zu finden. Dagegen kommt in der Anmerkung III, 4, 9 der Or-
den der Trinitarier vor, der dem Tertianer oder Secundaner
ebensowenig bekannt sein dürfte wie der Ausdruck Thema Ma-
cedonia III, 23, 1. Das Citat VI, 24, 5 ist unrichtig. Dass
solche Einzelheiten den Werth der ganzen Leistung nicht beein-
trächtigen, liegt auf der Hand.
Wenn man sich ferner anerkennend über die sorgfältige
Berücksichtigung der Aussprache überhaupt und der Bindung
im Besonderen äussern kann, so keineswegs in gleicher Weise
in Betreff der sprachlichen Bemerkungen. Von den Grundsätzen,
die der Herausgeber p. IV aufgestellt, ist derselbe insofern ab-
gewichen, als er eine grosse Zahl Erklärungen von Dingen ge-
geben hat, die der Schüler bereits wissen muss, resp. sich selbst
sagen kann. Am wenigsten ist dies in Bezug auf die Synonymik
der Fall, wo nur der Unterschied zwischen entendre und ecouter,
den auch ein Tertianer bereits kennen muss (II, 10, 1 und ver-
wiesen darauf IV, 13, 7 u. oft.), befremdet. Wenn die Bedeutung
angegeben wird von ne-polnt »durchaus nicht« (I, 3, 12 und
noch ein Mal II, 12, 2 und dann, wie bei fast allen Anmerkun-
gen, bis zum Ende des Buches unermüdlich darauf zurückgewiesen),
il parla le premier »als der erste, d. h. zuerst« (I, 29, 4 und
durchgehend), ne-plus que »nur noch« (I, 32, 11 etc.), je man-
que de (II, 3, 2 etc.), wenn ferner Phrasen wie se jeter aux pieds
du pape (I, 21, 5), venir au secours de qun. (IV, 8, 4) stets
übersetzt werden, wenn in jedem Falle, wo ein intransitives Ver-
bum durch faire transitiv wird, die Uebersetzung angegeben
(z. B. IV, 25, 6 faire perir umkommen lassen, d. h. vernichten),
wenn fort und fort darauf verwiesen wird, dass das reflexive
Verbum oft das Passivum vertritt (vgl. I, 31, 3; I, 36, 1; III,
4. 5 etc.), und se trouver eine Umschreibung von etre ist (vgl.
II, 21, 8), wenn schliesslich venir de mit dem Infinitiv, das be-
reits I, 32; II, 9; III, 1; III, 13 und öfters dagewesen, plötz-
lich V, 10, 7 erklärt und von da ab stehend berücksichtigt wird,
so ist der Herausgeber zu weit gegangen. Lamprecht will
nur die Kapitel der Grammatik berücksichtigen, die dem Schüler
noch nicht recht geläufig zu sein pflegen, bisweilen auch
für eine wenn auch an sich bekannte Regel eine knappe Form
geben. Letzteres ist entschieden unrichtig; eine an sich be-
kannte Regel darf in einer Schulausgabe nicht wiederholt werden,
da diese doch nur das zu erklären hat, was der Schüler bei
seiner Vorbereitung sich nicht selbst klar machen kann, die Form
aber, in welcher eine solche Regel durch Wiederholung dem
Zschr. f. nfrz. Spr.- u. Lit. II. Q
114 britische Anzeigen. A. Haase,
Schüler eingeprägt werden soll, der Lehrer am besten selbst
wählen wird. Auch müssen wir gestehen, dass in dem ganzen
Commentar uns zwar viele Regeln wegen ihrer knappen Form
aufgefallen, diese Form sich aber nirgends als neu oder be-
sonders empfehlenswerth uns dargestellt hat. Was den ersten
Theil des oben citirten Grundsatzes betrift't, so darf der
Satz offenbar nur unter der Beschränkung gelten, dass das Ver-
ständniss des Textes eine Berücksichtigung der Grammatik noth-
wendig macht, also nur, wir müssen es wiederholen, Sachen
erklärt werden, die der Schüler mit seineu grammatischen Kennt-
nissen zu verstehen nicht im Staude ist. Könnten nun auch die
Meinungen über das, was ein Schüler der mittleren Klassen
wissen muss, in einzelnen Punkten auseinandergehen, so dürfte
doch so viel feststehen, dass zum allermindesten die Elemente
der Syntax, wie sie in jedem für den Anfänger bestimmten
Uebuugsbuche bereits vorkommen, vorausgesetzt werden müssen,
keinesfalls aber Hinweisungen auf Abweichungen der Formen-
lehre und syntactische Erscheinungen, die dem Schüler sofort in
die Augen springen, oder auf die der Lehrer mit wenigen Wor-
ten aufmerksam machen kann, statthaft sind. Dass in dieser
Hinsicht Beschränkung geboten ist, geht schon daraus hervor,
dass, wollte man Alles aus der Syntax berücksichtigen, was der
Schüler noch nicht im grammatischen Pensum gehabt hat, und in
diesem Punkte consequent bleiben, man eine Ausgabe erhalten
würde, die als Commentar eine mehr oder minder vollständige
Sammlung syntactischer Regeln enthielte, hinter der Grammatik
aber durch den Mangel an systematischer Anordnung zurück-
stände. Merkt man sämmtliche Verben an, die abweichend vom
Deutscheu den Accusativ regiereu, so muss man, wenn man con-
sequent bleiben will, dies auch bei den Verben mit dem Genetiv
oder Dativ thun u. s. w. Dass in den mittleren Klassen bei
der Leetüre die Grammatik nicht berücksichtigt werden solle,
ist damit selbstverständlich nicht gesagt, sondern eben nur das,
dass man bei der Erklärung des Textes das Regelmässige und
Gewöhnliche eiuzuübeu dem Lehrer überlassen muss und nur
das vom Gewöhnlichen Abweichende und dem Schüler Unver-
ständliche zu erklären hat. Es wäre gut, da diese Art der An-
merkungen, wie wir weiter unten sehen werden, recht beliebt
zu werden scheint, wenn man das berücksichtigte, was Lubarsch
in der »Zeitschrift für das Gymnasialwesen« 1876, p. 412 ff.
bei der Besprechung einer bekannten Moliere- Ausgabe sagt, der
unter Anderem darauf hinweist, wie in einer Ausgabe des Ovid
sich die Anmerkung ausnehmen würde: Coujunctiv nach ut!, in
unserem Falle etwa im Cornelius Nepos sequi aliquem »Jeman-
Schulausgaben französischer Schriftsteller. 115
dem folgen« oder frui aliqua re »etwas geuiessen«. Mit diesen
letzteren Beispielen sind in der That vergleichbar: flauer qun.
Ill, 24, 5 5 affronter qun. VI, 2, 10; preceder qun. II, 6, 3;
III, G, 1; etc. Ueberhaupt erfreut sich der Accusativus einer
besonderen Vorliebe im Vergleich mit den anderen Casus ; es
ist nicht übertrieben, und wir könnten, wenn es nicht die Rück-
sicht auf den Raum verböte, durch Citate es beweisen, dass kein
abweichend vom Deutschen stehender Accusativus übergangen,
in einzelnen Fällen sogar der mit dem Deutschen übereinstim-
mende prädicative Accusativus, wie .s-e montrer le plus cruel I,
8, 4 vgl. II, 9, 13; II, 14, G; III, 3, 3 u. s. w. erwähnt ist;
eher wäre noch die Berücksichtigung des durch comme und pour
angefügten prädicativen Accusativus zu rechtfertigen, der denn
auch nirgends unbeachtet gelassen ist. Zwar sind die anderen Casus
auch erwähnt, aber bei weitem nicht in demselben Masse; con-
sequenterweise hätten dann auch la troupe se grossit d'une foule
II, 1; ce quil y avait de plus affligeant III, 29; ajouter ä ohne
Accusativobject IV, 39, u. A. angeführt werden müssen. Die
Construction des von faire abhängigen Accusativ mit dem In-
finitiv dürfte dem Schüler noch Schwierigkeiten bereiten, und
man mag deshalb das fortwährende Hinweisen auf dieselbe gel-
ten lassen, leichter dagegen ist die Vertretung einer vorhergehen-
den Conjunction der Periode durch que zu merken, jedenfalls
aber muss selbst der Anfänger, auch ohne beständige Hilfe, die
Umschreibung durch c est -que (namentlich häufig ist c'est lä que
berücksichtigt) und die Verkürzung eines conjunctionalen Neben-
satzes durch den entsprechenden präpositionalen Ausdruck mit dem
Infinitiv, die selten übergangen wird, lernen; die absolute Parti-
cipialconstruction aber, die ebenfalls eine häufig wiederkehrende
Anmerkung bildet, ist ihm doch aus dem Lateinischen geläufig
(vgl. II, 3, 5 u. s. w.), und dass er hier den Accusativus vor
sich hat, ist nicht einmal gesagt. Dabei hätte für Griechisch
lernende Schüler, zumal auch sonst hier und da griechische
Worte angeführt sind, auf den absoluten Acc. e$6v etc. hinge-
wiesen werden können. Das Parti cipium conjunctum, das überall,
wo es im Perfectum steht, erwähnt worden (IV, 11, 2; V, 20, 7;
VI, 6, 6 etc.), wird der Schüler ebenso leicht herauserkennen,
wie er das causale comme vom temporalen unterscheiden wird
(vgl. I, 16, 6; II, 1, 3; U, 71, 7; III, 13, 3 etc.). Schwieri-
ger dürfte ihm dagegen die Construction : cetait un spectacle
singulier que celui etc. IV, 41 (vgl. V, 18) sein, und das pouvait
V, 21 würde er wohl schwerlich mit »hätte können« übersetzen.
Dass das Pc. präs. unveränderlich, lernt der Quartaner bereits
(darauf wird hingewiesen von I, 18, 1 bis VIII, 39, 8), dass
8*
116 Kritische Anzeigen. A. IJaase,
hestiaux der Plur. zu hetail (l\, 5, 5; IV, 17, 7), dass /««■ mit
avoir coujugirt wird, das Geschlecht von Je salut (II, 18, 1), von
le röle (I,' 23, 4), von poste (IV, 18, 10), aigle (V, 31, 9) etc.,
das Alles gehört der Formenlehre an. lieber Anmerkungen wie
ni, 13, 6 Eglise und eglise, Etat und etat^ auf die auch stets
verwiesen wird, über Anmerkungen wie II, 18, 1: »bei welchen
Verben kann das pas fehlen« ? und V, 23, 7 : »Verwandle fran-
zösisch die indirecte Rede in die directe Rede«!, die wir für
ungehörig erklären müssen, die aber nur vereinzelt vorkommen,
wird weiter unten gesprochen werden.
2) Dass X. de Maistre's Jeune Siberienne keine passende
Leetüre für das Gymnasium oder die Realschule bildet, fühlt
der Herausgeber selbst, denn er sagt in der Vorrede, dass
sich »die Erzählung vorwiegend ziu- Leetüre in den oberen
Klassen höherer Töchterschulen eigne«. Wir würden sagen
»höchstens«, denn wir sind der Ansicht, dass auch auf
unseren Töchterschulen nicht Schriftsteller zweiten Ranges und
in ihren unbedeutenderen Leistungen zur Kenntniss gebracht wer-
den, sondern dass auch hier nach demselben Grundsatze, der
die Auswahl der Leetüre für die Gymnasien und Realschulen
bestimmt oder bestimmen sollte, verfahren, d. h. dass nur
das Beste gelesen werde, soweit es eben dem Standpunkt der
Schule angemessen. Da fänden sich doch eine Menge anderer,
inhaltlich bedeutender Sachen, die sich zu diesem Zwecke besser
eignen würden. Ebenso wenig könnte man sieh wohl entschliessen
Maistre's Prisonniers und Lepreux in den mittleren Klassen des
Gymnasiums oder der Realschule zu lesen. Dazu ist doch der Inhalt
der Prisonniers, der ausserdem etwas barbarisch ist und oft unserem
Gefühl widerstrebt, zu unbedeutend, und der Lepreux gehört
unseres Erachtens überhaupt nicht in die Schule, am allerwenigsten
in die Tertia oder Secunda, da derselbe in den Reflexionen die
er bietet, nicht genügend gewürdigt werden würde. Sehen wir
aber davon ab und nehmen wir an, dass der Herausgeber mit
seinen Ansichten über diese Schriften als Schullectüre Recht be-
halte, so können wir uns mit den Grundsätzen, die er bei der
Bearbeitung derselben befolgt, keineswegs einverstanden erklären,
denn er hält sich durchaus nicht »streng innerhalb der durch
den Plan für die Sammlung gesteckten Grenzen«, sondern ver-
letzt dieselben, wenigstens in einem Puncte, in gröbster Weise.
Wir wollen damit zugleich das berühren, was uns in diesen
Büchern als neu am meisten aufgefallen. Hinweisungen auf
selbstverständliche Sachen haben wir schon oben zurückgewiesen;
Fragen in den Anmerkungen müssen wir ebenfalls als ungehörig
Schulausgaben französischer Schriftsteller. 117
bezeichnen, da dieselben »dem Lehrer vorgreifen« (vgl. Ankün-
digung der Sammlung, S. 3), pädagogische Winke aber,
dass man diese oder jene Kegel nicht oft genug ein-
üben könne, sind uns völlig unbegreiflich. Diese letzteren sind
nicht etwa vereinzelte Verseilen, vielmehr scheint der Herausgeber
von der Richtigkeit dieses Princips sich immer mehr überzeugt
zu haben, denn in dem zweiten Buche bringt er dasselbe noch
mehr zur Anwendung. Wohin werden wir noch mit unseren
Schulausgaben kommen, wenn folgende Anmerkungen gegeben
werden: a)^) S. 26: »Die Construction mit si kann nicht oft ge-
nug wiederholt werden«; S. 4G: »Die verschiedenen Ueber-
setzungsarten von »nur« können nicht oft genug geübt werden« ;
S. 64: »Die Construction der Verba des Erinnerns und Sich-
erinnerns kann nicht genug geübt werden«; b) Anm. 6: »Die
Wortstellung nach dont kann nicht oft genug geübt werden« ;
A. 19: »Der Unterschied in der Bedeutung von pari — partl —
partie — partage kann nicht oft genug eingeübt werden« u. s. w.
Daneben erscheinen folgende Anmerkungen als den eben ange-
führten verwandt und gleichfalls originell: a) S. 21: »Man ver-
wechsle nicht ejjvoiwer — e'preuve, pirouver — preuve; Anm. 81:
»Man verwechsle nicht emhrasser, emhraser, emharrasser«. ; S. 26:
■»addresser; englisch: adress« (und dieser Druckfehler ist nicht
einmal berichtigt!); S. 27: »Man verwechsle nicht avouer, avoeu
und vouer, voßu«. ; ibid. bei la litte'rature : »Man merke die fran-
zösische Schreibweise mitt tt, im Engl, nur f«. Ein Theil dieser
gehaltvollen Notizen kehrt in dem anderen Buche wieder, vgl.
b) A. 265, A. 339; ferner S. 12: »Man merke das doppelte n
in le prisonnier im Gegensatz zu dem englischen the prisoner;«-
A. 53: »Merke Vennemi mit nre, im Engl, the enemy!«-:^ A. 90:
»Man merice la chatne und le c/ieree« etc. In reichlicherem Masse
noch finden sich Hinweisungen wie a) A. 135: »Wie werden lorsque
und quand im Verhältniss mit si construirt?« ; A. 149: »Welcher
Gedanke bedingt den Subjonctif ?« ; A. 159: »Welcher Gedanke
bedingt personne .^«; A. 173: (eile savait sa fille si decidee) : »Wie
ist die Construction zu erklären?«; b) A. 488 (il laissa mourir) :
»Warum nicht /«?«; A. 629 (eile s'est pre'sentee ä moi): »merke
die Stellung des Dativs in der Form des Pron. abs. Warum?«.
Und so geht das fort und fort, ja soweit, dass b) 161 sich
wirklich folgende Anmerkung findet: »ressortir, unter einer Ge-
richtsbarkeit stehen; Konjugation?« Dazu kommt, dass auf
alle Anmerkungen mit grosser Genauigkeit zurückgewiesen ist;
^) Der Kürze wegen weisen wir mit a) auf die Siberienne, mit b)
auf das zweitgenannte Buch hin.
118 Kritische Anzeigen. A. Haase,
oft stehen 5 solcher Citate, jedes eine Zeile für sich bildend,
hintereinander und a) A. 41 verweist auf 38, 49 auf 46, 6 9 auf
68, 500 auf 498, so auch b) 14 auf 12 u. s. w.
"Was in Bezug auf die grammatischen Erklärungen oben
bei der Besprechung der Michaud- Ausgabe gesagt worden, gilt
zum Theil auch hier, womit wir indess nicht etwa beide Arbeiten
auf die gleiche Stufe stellen Avollen. Ueberflüssig sind, um nur
Einiges anzuführen, doch siclierlich folgende Erklärungen: a)
56: (l'esperance) de la liberte : genit. objectivus, zu übersetzen
durch eine Präposition, bezeichnet den Gegenstand (das Object),
auf welchen eine Handlung oder Empfindung sich erstreckt, und
wird im Deutschen durch eine Präposition übersetzt« ; dieselbe
Regel steht b) A. 4; hier wird A, 554 quelque chose de semhlable
erklärt: »de semhlable ist partitiver Genitiv; er bezeichnet das
Ganze, aus dem ein Theil herausgehoben werden soll« ; a) A. 90
(und 96) ist ausführlich die unpersönliche Construction ausein-
andergesetzt, ebenso b) A, 155; die Umschreibung durch aller
und venir mit dem Infinit, wird besprochen a) A. 72 und b)
A. 29 (hier mit dem hässlichen, nicht berichtigten Druckfehler
venir de statt venir); vgl. noch a) A. 7 ne-point und ne-j^as;
A. 127 l'on nach si, ou etc.; b) A. 52: »Absolute Participialcon-
struction, aufzulösen durch »da«« ; A. 231 : oü = dans lequel
u. s. w., u. s. w. Da kann man denn allerdings für a) — 500,
für b) — 695 Anmerkungen zusammenschreiben, besonders wenn
man noch in bisher unerhörter AYeise die Synonymik derartig
l^enutzt, dass der Schüler Mühe haben muss, sich durch alle
Anmerkungen hindurchzuarbeiten, wenigstens auf den ersten Seiten.
Dass die Synonymik einen wichtigen Theil des neusprachlichen
Unterrichts bildet, ist allgemein anerkannt, dass dieselbe auch
bei der Leetüre zu berücksichtigen ist, selbstverständlich, nur
darf bei der Leetüre die Synonymik nie Hauptzweck sein,
sondern nur in den Fällen berücksichtigt werden, avo synonyme
Wörter nicht weit von einander stehen, oder der Sinn einer
Stelle durch die Erklärung deutlicher wird. "Wenn dagegen jedes
Wort zu einer synonymen Anmerkung benutzt wird, wie z. B.
a) A. 36 : repondre (in il avait repondu ä ses demandes), um re-
partir, riposter, repliquer zu erklären, von denen die zwei ersteren
im ganzen Buche nicht vorkommen, so ist das unstatthaft. Auch
hätten qidtter und abandonner (a) A. 12), an und annee (A. 18),
das unglückliche entendre und ecouter (A. 71), vieitx, ancien (A. 90),
parole und mot (A. 152) und manches Andere wegfallen können.
Keinen Zweck aber kann eine Anmerkung haben, die wie a)
A. 304 coustatirt: au reste und du reste: »ces locutions son tres-
voisines, et dans beaucoup de cas elles se confondent. Littre.«
Schulausgaben französischer Schriftsteller, 119
Entweder lässt man die Anmerkung ganz weg, oder man gibt
den doch in diesem Falle bestehenden Unterschied an. Das
führt uns auf den letzten Punct, den wir hier hervorheben
müssen: Die Ungenauigkeit, die in einzelnen Fällen recht deut-
lich hervortritt. Druckfehler sind gewiss schwer zu vermeiden,
aber man pflegt dieselben dann doch Avenigstens zu berichtigen.
Das ist weder in Bezug auf die bereits vorhin erwähnten, den
Sinn geradezu entstellenden Versehen geschehen, noch hinsicht-
lich grammatischer Fehler, wie a) A. 273 peux = peut, b) S. 79:
ils s'etaient 2^i'opose's = propose ; am bedenklichsten aber sind
a) A. iSl : ■aumone, ml; A. 58 wörtlich: le projet: der Vorsatz
(das, was man ausführen will); le plan (das, Avas man aus-
führen will) der Entwurf«, und S. 21 in den Prisionniers
findet sich eine grössere Auslassung am Anfange des Abschnitts:
»La famille — etait composee de la veuve d'un de ses fils, ägee
de trente-cinq ans, appele Mamet. Sa mere etc.« Von ünge-
nauigkeiten in dem Commentar wollen wir folgende hervorheben:
a) A. 90 wird das logische Subject in der unpersönlichen Con-
struction als »casusloser« Zusatz bezeichnet, das ist uns ebenso
unverständlich wie a) A. 68 : »dont (wörtlich von woher) adver-
bial gebraucht (148), statt des jetzt ausschliesslichen Gebrauchs
als Relativ (69)« ; im ersteren F'alle (A. 68) ist doch dont = de
qui, im anderen (148) ^= de laquelle, also beide Male relatrvisch;
a) A. 182 : on a de la repugnance de faire qch. ist falsch, es
muss ä faire qch. heissen (vgl. zu der bekannten Kegel Mätzner,
Gr.-, S. 421), denn das citirte Beispiel: eile lui fit part de la
repugnance quelle avait d'aller bietet doch offenbar keine Ana-
logie, da hier der Infinitiv mit de im Sinne des Genitivs bei
Hauptwörtern abhängig von que steht, welches la repugnance ver-
tritt; es liegt hier also derselbe Unterschied vor wie z. B. in
la peine de voir und j'ai de la peine ä voir ; b) A. 111: (ils ne
pouvaient l'empecher de venir jouer avec le prisonnier des qu'il
en trouvait Toccasion): -»en bezeichnet den Inhalt des ganzen
Satzes« ist falsch, es vertritt de venir jouer; auch b) A. 115:
(Ivan) savait tont Vart q^ii peut entrer dans la cuisine d'un offi-
cier): »ein Koch werden zu können« ist unrichtig, der Sinn ist
vielmehr: er kannte die Kochkunst, soweit dieselbe in der Küche
eines Officiers vorkommt.
Uebrigens sei erwähnt, dass in der Einleitung zu der Si-
berienne die Biographie Maistre's recht genau mit Benutzung des
ganzen Materials gegeben, und dass die im Lepreux gegebenen,
aus dem in der Vorrede erwähnten Werke excerpirten Notizen,
gute Dienste leisten.
180 Kritische Anzeigen. A, Haase,
3) Was gegen den Telemaque, mit dem ja früher meisten-
tlieils die französische Leetüre begonnen wurde, als Schiillectüre
spricht, ist bereits von anderen Seiten vielfach gesagt worden,
so dass man sich füglich darüber nicht weiter zu äussern braucht.
Vorliegende Ausgabe tritt mit der Hoifnung auf »das Buch der
Schule wiederzuerobern«, und zwar soll das dadurch geschehen,
dass »die moralisirenden und politisch-socialen Betrachtungen ein-
geschränkt resp. beseitigt (das 10. Buch ist grösstentheils, das
11. ganz weggelassen) und einzelne Breiten gekürzt worden sind.«
Diese Kürzung scheint nicht nur zwecklos, sondern auch der
Ausgabe schädlich. Wird denn durch dieselbe die »moderne
sentimental-weichliche, dem antiken Leben widerspi^chende Fär-
bung«, ein Einwand, den der Herausgeber in dem Vorwort aus-
drücklich als berechtigt anerkennt, beseitigt? Hätte mau es
nicht, da, wie es im Vorwort auch ausgesprochen, das ganze
Buch nie gelesen werden kann, dem Lehrer überlassen müssen,
die Auswahl eventuell selbst zu treften? Wenn man ausserdem
das Buch vollständig gegeben, so hätte dasselbe auch auf einen
weiteren Leserkreis rechnen können. Denn wir sind der An-
sicht, dass Schulausgaben nicht einzig und allein für Schüler
bestimmt sind, und dass diese Sammlung auch dem für die franz.
Literatur sich interessirenden Publicum, z. Th. wenigstens, gute
Dienste leisten könnte, während einige der Werke vielleicht sogar
von Studirenden berücksichtigt werden könnten. Daher erscheinen
wohl auch Werke in der Sammlung, die bisher auf der Schule
gar nicht oder wenig gelesen werden. Und bei einem Werke,
gegen dessen Leetüre in der Schule so viel gesagt worden, das
aber zu den Hauptwerken der franz. Literatur zählt und als
solches von Jedem, der sich mit derselben beschäftigt, gelesen
werden muss, hätte darauf entschieden Rücksicht genommen
werden müssen. Auch in anderer Beziehung ist das nicht ge-
schehen. Abgesehen von der Einleitung, die ein allerdings etwas
breites, aber vollständiges Bild von Fenelons Leben und Werken
liefert (freilich für einen Schüler sind 31 Seiten zu viel!), haben
wir einen Commentar vor uns, der nach dem Grundsatz gearbeitet
worden, »dem Mittelschlage der Schüler der mittleren Klassen
ein Hilfsmittel der Präparation zu gewähren und die ohnehin
schon gut zugemessene Arbeit des Lehrers zu erleichtern«.
Macht man nun nach dieser Einleitung sich schon auf die jetzt
so beliebte Art der Anmerkungen gefasst, so übertrifft der
Commentar doch noch unsere Befürchtungen. Um es kurz zu
sagen, ungetheilten Beifall können wir nur den Anmerkungen
zollen, welche die alten Quellen nachweisen, an welche Fenelon
sich angeschlossen, zum Theil auch den berichtigenden. Von
Schulausgabe französischer Schriftsteller. 131
den sachlichen Erklärungen sclicinen uns diejenigen entschieden
überflüssig, welche Sachen aus der Mythologie geben, die der
Sextaner kennen lernt, der Tertianer aber zum Theil schon über-
wunden haben muss. Der Sachverhalt, welchen die Dichtung
voraussetzt, ist in der Einleitung p. XXIX. gegeben, trotzdem
wird I, 1, 3 Ulysses erklärt und I, 1, 14 Telemachs Abreise von
Ithaka und der Zweck derselben angegeben. Nicht nur werden
I, 5, 13 Orpheus, II, 15, 2 Mars (»der Kriegsgott der alten
Römer, bei den Griechen heisst er Ares«), IV, 8 11 Minos,
IV, 9, 16 Pluto (»Gott der Unterwelt«), V, 1, 15 das Labyrinth,
VII, 11, 14 Tantalus, X, 2, 15 die Ceutauren und in den folgenden
Kapiteln des Buches der nemäische Löwe, die leruäische Schlange,
ja cap. 5, 9 Menelaus erklärt, sondern I, 6, 10 Averden in einer
17 Zeilen langen Anmerkung die Irrfahrten des Odysseus
angegeben, während I, 8, 2 mittheilt, dass Penelope während
der Abwesenheit des Gemahls von übermüthigen Freiern be-
lästigt wurde, die des Odysseus Gut verprassten; III, 8, 10 er-
klärt den Argonautenzug, VI, 3, 6 Amor!, XII, 11, 12 Cerberus!,
I, 5, 4 Nectar, VIII, 2, 5 das Urtheil des Paris, u. s. w. Bei
dieser Gelegenheit mag kurz gesagt werden, dass wir ebenfalls
nur für überflüssig Citate halten können, die der Schüler selbst
machen könnte, z. B. XII, 17, 11: »Das ist der Fluch der
bösen That« etc. X, 12, 7: »denn Patroclus liegt begraben und
Thersites kommt zurück«, vgl. noch IX, 7, 12. Nachrühmen
kann man den sachlichen Erklärungen, dass Nichts übersehen
ist und dass namentlich die sich auf Alterthümer beziehenden
Notizen in der That die Nebenarbeit des Lehrers erleichtern.
Was die sprachlichen Anmerkungen betriff't, so ist auch
hier das oben erwähnte Fragestellen recht häufig angewandt.
Man wird uns Beispiele gern erlassen, wir wollen nur anführen:
XI, 5, 2 -»ils avaient suivi T: Warum nicht etaient?«- XIV, 1, 12
■»je te suis: welchen beiden Verben kann die Form angehören?«
Soll etwa dazu der Telemaque gelesen werden, dass man die
Conjugationen einübt? I, 6, 8 ist l'ile d'lthaque übersetzt und
in Parenthese hinzugefügt: »übers, ebenso: die Stadt Paris, die
Festung Metz, die Provinz Sachsen, das Königreich Preussen!«
Nach diesen Proben wird man nicht mehr erstaunt sein, die
elementarsten Sachen erklärt zu finden. Wir könnten zur
Zurückweisung solcher Erklärungen nur das anführen, was wir
bereits oben darüber gesagt. Ausdrücklich bemerken müssen wir
jedoch dass nur aus Rücksicht auf den Leser und den Raum
(zum Theil auch aus eigenem Widerstreben, um ehrlich zu sein)
die Citate wie zur Fragestellung so auch hier zum Beweis, dass
eine Menge sprachlicher Erklärungen ganz überflüssig sind, kaum
122 Kritische Anzeigen. A. Haase,
den 10. Theil dessen berühren, was uns aufgefallen, ganz abge-
sehen von den mit einer gewissen Consequenz durchgeführten
Verweisungen. Wie Aveit der Herausgeber gegangen, zeigen
folgende Beispiele: I, 1, 8 (avait disparii) »war verschwunden«;
I, 1, 9: venir de faire geh. »etwas soeben gethan haben«;
I, 1, 16 dont = de qui, I, 1, 22: imjnmement Adv. zu dem
Adj. imptmi« :,^) I, 2, 11: (ayez jntie de) »deutsch:« »mit«;
I, 12, 12: »les uns les a«)?re.9 mit vorhergehendem reflexiven Für-
wort = »einander« (zu decliniren: Gen. les u. des aidr. von n.,
Dat. les a. aux ardr.)<i ; I, 14, 11: »nach de peur qne, de crainte
que wird ebenso wie nach den nicht verneinten Verben des
Fürchtens etc.«; II, 1, 10 (ils nous emmhient prisonniers) »als
Gefangene«; II, 5, 4: »je deviens es wird aus mir«; II, 6, 10:
»absolute Participialconstr. , deutsch ein Nebensatz mit da«;
II, 11, 6 (pour chanter) »um zu«; II, 14, 7: ■»lequel (nicht qui)
ist zu gebrauchen, wenn das Relativ, auf eine Sache zurück-
weist und von einer Präposition abhängt«; III, 1, 4: (le voyant
mort) -»mort prädicativ«; III, 7, 2: »Conj. im Relativsatze, der
einen Superlativ bestimmt«; III, 9, 1: »der Comparativ wird
durch heaucoiip oder hien verstärkt«: III, 9 10: (le chemin de
Ti/r) »Weg nach Tyrus, vgl. le voyage de Paris etc.«; IV, 4, 4:
(la campagne naturellement fertile) »von Natur, ohne von Men-
schen bearbeitet zu werden«; IV, 7, 8: »faire lassen = be-
wirken, laisser zulassen, gestatten«; IV, 10, 1 ne pas ignorer
»wohl wissen, wohl kennen« ; V, 15, 14: (les conseils quil 7ie
pourrait se re'soudre ä suivre) -»que (relat.) mit suivre zu ver-
binden«; V, 11, 2 (voir si) »ob« (!), ebenso VIII, 8, 8 und
öfters; VI, 12, 8 (oü eile allait) »wohin«; VII, 1, 8 peu ä peu
»allmählig« (!) u. s. w., u. s. w. Da kann man wohl mit Recht
fragen, warum statt der grammatischen Bemerkungen und vieler
Phrasen nicht lieber die Lectionen aus der Plötz'schen Schul-
grammatik, soweit sich Beispiele zu denselben im Telemaque
finden, am Anfange des Buches abgedruckt worden und dann in
den Anmerkungen auf die betreff"ende Nummer verwiesen ist?
Sind ja sehr wenige der grammatischen Bemerkungen in dieser
doch nur das Allernothwendigste behandelnden Grammatik nicht
enthalten, und ist die Aehnlichkeit an einzelnen Stellen recht
frappant, vgl. z. B. II, 15, 14 mit Plötz, Schulgr., L, 68, 11, 1,
A. 1. Bei diesem gründlichen Verfahren muss es um so mehr
befremden, wenn Sachen übergangen worden sind, die dem Schüler
nicht geläufig sein können, besonders nicht einem mittelmässigen
Tertianer. So hätte, wenn I, 1, 13: l'autre, quoique jeune, ressem-
*) Vgl. Bd. I. der Zs., S. 115.
Schulausgaben französischer Schriftsteller. 123
hlait erklärt wird als »elliptisch statt qnoiqu'il fut jeune«- und
äliiilicli I, 9, 2, doch die keineswegs so geläufige und kaum nach-
zuahmende Ellipse in ü y sera aussitöt que vous, die 1, 8, 14
mit der Anmerkung »eben so früh« abgefertigt wird, mit grösse-
rem Recht erwähnt werden können. In der Construction 1, 2, 10
peut-etre qii il est etc. ist für den Anfänger der Indicat. be-
fremdend, doch sagt die Anmerkung, die fragt: »Was heisst
peut-etre eigentlich?« darüber nichts. Die Umschreibung: cest
vous pour qui III, 11, das lieute fast veraltete autant que la
terre nous avait paru inculte, autant celle de J. etc. statt antant-
autant V, 1 und IX, 1, das veraltete aussi in il n'est pas juste
aussi statt non plus IX, 10 und öfters, die Stellung IX, 3: leur
seule vue = leur vue senle, das cest fait de nous I, 11 statt c'en
est f., sind z. B. nicht berücksichtigt. Offenbar muss doch XI,
9, 4 ils disputaient entre eux ä qui aurait la gloire dem Schüler
unerklärlich sein, und zur Erklärung der Construction ist Nichts
geschehen, sondern nur angegeben: »disputer ä qui fera une
chose, »darüber streiten, wer etwas thun soll.«« Sachen wie
diese hätten aber unserer Meinung nach eher besprochen werden
müssen.
Geht man die gegebenen sprachlichen Anmerkungen durch,
so zeigt sich ausserdem eine Ungenauigkeit, die z. Th. nahe an
Unrichtigkeit streift, z. Th. sogar geradezu als solche bezeichnet
werden muss. I, 1, 6 steht parier ä »Dativ, nicht präpositionales
Verhältniss !« trotzdem heisst es VII, 4, 1 wörtlich: »se fier ver-
bindet sich nicht mit dem Dativ, sondern mit der Präpos. ä (wie
parier, vgl. I, 1, 6 (!)«. Was soll der Schüler zu diesem Wider-
spruch sagen? Wie soll der Lehrer sich dieser Unrichtigkeit
gegenüber verhalten ? Ist denn etwa das lui bei parier von dem
(il ne se fia.it) ä lui in Bezug auf den Casus verschieden, oder
will der Herausgeber im Französischen überhaupt nur einen
Dativ bei dem conjunctiven Pron. anerkennen und z. B. sagen,
dass donner mit ä construirt wird? Er erklärt doch XIII, 4, 7
in cest bien ä toi das letztere für einen Dativ und spricht VIII,
6, 7 bei ä pleines voiles von einem »Dativ der Art und Weise«,
freilich XI, 6, 3 wieder von »a zur Bezeichnung der Art und
Weise« (ä pleines mains). Dazu vergleiche man I, 12, 15: »der
Massunterschied bei Comparativbegriffen wird durch die Präpo-
sition de gegeben«, I, 11, 8 (parier d'un ton) »de zur Bezeich-
nung der Art und Weise«, I, 5, 3 »de zur .Bezeichnung des
Werkzeuges; I, 6, 2 (punir de) »de zur Angabe des Grundes«
u. s. f. Wenn man statt dessen im Anschluss an das Lateinische,
denn dieser ist doch anerkannt für das Französische unumgäng-
lich nothwendig, dem Schüler sagt, dass in den genannten Fällen
124 Kritische Anzeigen. A. Haase,
die Genetivi den latein. Ablativen mensurae, modi, instrumenti,
causae entsprechen, so dürfte man richtiger verfahren. Un-
grammatisch ist auch der Ausdruck »Theilungs-<Ze«, der III, 17, 3
und X, 9, 11 sich findet, incorrect V, 4, 7: »tout wird als Ad-
verb vor einem weiblichen Adjectiv, das consonantisch anlautet,
flectirt«; es ist dann eben kein Advb. mehr, sondern wird Adj.,
ebenso I, 3, 7 : »Substantiva, die als Advb. dienen, haben selbst
nach tous keinen Artikel«, vielmehr: wenn sie zur Bildung ad-
verbialer Redensarten dienen; ferner I, 12, 3: »bei si darf kein
Fut. oder Condit. stehen«, doch nur nach dem hypothetischen
si; II, 7, 7 (je me fis aimer de tous) »hier wiegt die passive
Bedeutung von aimer vor, daher auch die Präposit. de«'^ der
Infinit, ist vielmehr statt des passiven gebraucht, wie das im
Acc. c. inf. Regel ist, u. s. w. Eine Incorrectheit ist es I, 9, 8
zu sagen: Man sagt ohne Unterschied la cote de Sicüe und de
la Ä«; doch bei verschiedener Reflexion (vgl. dazu V, 6, 1);
venir trouver ist keineswegs = aller trouver XI, 4, 5; pavillon
hat auch heute die Bedeutung »Zelt« (vgl. IX, 16, 1 »hier in
der früheren Bedtg. Zelt«); oü = dans lequel etc. ist nicht »be-
sonders bei Dichtern« häufig (III, 11, 2), sondern auch in der
Prosa; en wird nicht »selten« auf bestimmte Personen bezogen,
vgl. Mätzner, Gr.^, S. 439; I, 21, 1 »bei changer de fehlt vor
dem folgenden Substantiv der Artikel, Avenn es nicht durch Zu-
sätze näher bestimmt ist« hätte der Vei'f. ein Beispiel angeben
sollen, da dieser Fall bisher unbekannt sein dürfte! I, 3, 22
lesen wir: (d'antres, par de longs detours, revenaient) »die Ein-
schiebung von adverbialen Bestimmungen zwischen Subject und
Prädicat ist in der Prosa ungewöhnlich«; das ist doch ein
erstaunlicher Irrthum (vgl. z. B. Schmitz, fr. Gr., S. 131), da
man solche Sätze alle Tage liest, aber nicht der einzige, über
den man sich wundern muss, auch nicht der schlimmste. I, 5 3,
wird percer de für ungewöhnlich statt p. avec erklärt und darauf
stehend hingewiesen! II, 6, 12 »aupres de vor einem Subst.
von nicht persönlicher Bedeutung im Sinne von bei (räuml.) ist
veraltet«, vgl. dagegen Mätzner, Gr.^, S. 413; III, 5, 9 ü ri'a
aucun moment d'assure soll »eine ungewöhnliche Verbindung« sein,
vgl. Luecking, fr. Schulgr., p. 359, A.; III, 13, 9 aider ä qiin. ä
faire qch. ist keine »ungewöhnliche Construction statt aider qun.«,
sondern eine neben dieser gebräuchliche, der Bedeutung nach
unterschieden, über welche jede grössere Grammatik Auskunft
giebt; V, 9, 1 -»d'entre nicht sehr häufig statt eines partitiven
Genetivs«, doch ganz gewöhnlich bei Zahlwörtern, unbestimmten
Fürwörtern u. s. w., vgl. Mätzner, 1. c. S. 380;^) IX, 5, 16 »se
1) Vgl. auch Bd. I. der Zs., S. 136.
Schulausgaben französischer Schriftsteller. 125
rendre mit dem prädicativen Subst. und dem bestimmten Artikel,
Beides gleich ungewöliiilicli« ; was lieisst denn »sich zum Herrn
machen«? Allerdings ist der best. Artikel seltener, kommt doch
aber vor und muss zuweilen beim näher bestimmten prädicat.
Subst. stehen; ä cause que (XII, 3, 6) ist nicht »veraltet«. Wir
müssen diese Aufzählung, die recht gut viel weiter fortgesetzt
werden könnte, beendigen, können aber nicht umhin, noch um
Geduld zu bitten für einige ganz grobe Versehen, die wir so
kurz als möglich berühren wollen. I, 8, 8 (aller dans la Sicile)
»statt des gewöhnlichen en Sicile, weil hier das Land, wie der
folgende Relativsatz zeigt (oh favais oui dire que mon pere etait),
rücksichtlich seiner Umgrenzung in Betracht kommt; Odysseus
musste sich nach T.'s Meinung innerhalb der Grenzen Siciliens
befinden«, darauf wird verwiesen III, 8, 11 vante dans la Grece.
Richtig ist nur daran, dass man gewöhnlich en Sicile sagt, die
Vermischung aber zweier dem Sinne nach völlig getrennter und
nur relativisch verknüpfter Sätze ist kaum erklärlich. Hätte aus-
gedrückt werden sollen, dass T. dachte, sein Vater befände sich
innerhalb S.s, so hätte das im Relativsatze geschehen müssen,
nicht aber im Hauptsatze; jedenfalls wäi'e der Herausgeber vor
dieser Erklärung bewahrt geblieben, wenn er gewusst hätte, dass
dans bei Ländernamen auf die Frage wohin stehen kann, vgl.
Mätzner, 1. c. S. 383 und 402. Damit ist zu vergleichen III, 2,
8 : (le dieux vous aiment, ils veulent, qiie je vous aime aussi comme
si vous etiez mon fils) »die Ausdrucksweise ist eine Mischung
von: que je vous aime aussi« (ist ein grober Fehler, autant!)
»que mon propre fils und que je vous ahne comme si vous etiez
m. f. Das erstere hat der Schriftsteller angefangen, dann aber
das doppelte que vermeiden wollen und ist so in das zweite ge-
rathen«. Diese Interpretation charakterisirt sich selbst; aussi
ist doch nicht Gradbestimmung, dann müsste autant stehen,
sondern Conjunction, also der Sinn: »die Götter lieben dich und
wollen, dass ich dich auch liebe, als ob du mein S. wärest«.
XII, 6 ist zu dem Satze que de prosp>erites ne me restait-il jjas
folgendes bemerkt: -»que = comhien, eigentl. »was von Glück-
seligkeiten«, daher auch der Singul. des Verbums«. Ist denn das
nicht bekannt genug, dass in combien de villesas-tu vuesf das
Particip congruirt wie in Que de Services il m'a rendus! Nein,
Herr College, es ist die unpersönliche Construction in der Frage-
stellung (aus: il me restait tant de pr. ä goüter). XH, 15, 4 (le
petit nombre de rois qui ont etc. etc.) »gewöhnlicher wäre hier
des rois«j ist unrichtig, denn der Relativsatz bestimmt hier nicht
roi, sondern den ganzen Ausdruck. XV, 2, 6 (Lequel vaut mieux,
dit M., QU une ville — , ou une campagne) wird zu lequel be-
126 Kritische Anzeigen. W. Münch, Schulausg. franz. Schriftsteller.
merkt: »auf etat zu beziehen«. Wie ungelieuerlicli das ist,
brauchen wir nicht zu sagen, wir wollen nur den Zusammenhang
anführen: "»Avez-vous rem arque V etat de la campagne, autour de la
ville«? »Olli, reprit TeUmaqxie, j'ai vu partout le labourage en
honneiir, et les cliamps defriches.« »Leqiiel etc.« Kennt der
Herausgeber nicht den Gebrauch des interrogativen lequel auch
»ohne Bezugnahme auf einen dem Geschlechte nach bestimmten
Gegenstand, also den neutralen?» (Mätzner, Gr.^, S, 152). —
Damit ist Vieles, aber nicht Alles gesagt, —
Aus dem, was wir angeführt, wird soviel klar sein, dass
wir weder die Ausgabe des Telemaque noch die der Maistre'schen
Schriften für geeignete Schulbücher halten k(3nnen. Könnte Re-
censent sich der Hoffnung hingeben, durch seine Bemerkungen
zur Verhütung von Missbräuchen in der Zukunft beigetragen zu
haben, so hätte er seinen Zweck erreicht.
A. HAASE.
Zeitschriftenschau.
Archiv für das Studiiun der neueren [Sprachen
nn€l L.iteratiiren. Bd. LXII.
Heft 2. ,S. 172—192. Mahrenholtz, Ilolieres Precieuses
ridicules und Ecole des Femmes im Lichte der zeitgenössischen Kritik.
Ein, wie alte Moliere - Arbeiten seines Verfassers, interessant geschriebe-
ner und mit gründlichster Gelehrsamkeit gearbeiteter Aufsatz, der sich,
wie schon sein Titel zeigt, in seinem Inhalte vielfach mit der im ersten
Bande unserer Zeitschrift veröffentlichten Abhandlung von Mangold berührt,
so dass beide Arbeiten sich in willkommener Weise ergänzen. — S. 199
bis 208. Plattner, Bemerkungen zur französischen Schulgrammatik.
Diese Bemerkvingen, welche sich an eine unter gleichem Titel im Pro-
gramm des Kgl. Realgymnasiums zu Wiesbaden 1879 veröffentlichte Ab-
handlung anschliessen, »sollen nicht eine zusammenhängende Behandlung
des jeweiligen Gegenstandes bieten, sondern werden sich an Einzelnes
halten und allgemein Feststehendes nur berühren, wo Beibringung wei-
terer Beispiele aus dem neuereu Sprachgebrauche von Werth sein kann.«
Es werden folgende Punkte besprochen: I. Persönliches Füriuort. 1. tu
und nous. Bemerkungen über das immer mehr sich verbreitende Duzen
in Frankreich. 2. nous für je, nous steht für je in der Sprache regierender
Fürsten und in den Erlassen von Behörden, findet sich aber zuweilen auch
in den Kundgebungen untergeordneter Beamten, wie z. B. eines Maire ;
ferner steht nous für je in der Sprache der Schriftsteller (wo aber auch
on für je eintreten kann, wie auch sonst on öfters je vertritt). Nöthig
wird der Gebrauch des Plur. für die 1. Pers. des Sing, bei dem Imperativ
in der Selbstanrede, z. B. asseiions-nous, car _ye suis las. In familiärer
Rede steht nous auch für die 2. Pers. 3. vous als Ersatz für das un-
bestimmte on. Der häufige Gebrauch von vous für on findet seine Er-
klärung theils in dem dramatischen Charakter der französ. Umgangs-
sprache, theils in der Nothwendigkeit, einen Ersatz für die mangelnden
casus obliqui von on zu beschaffen. Seltener wird nous in dieser Weise
gebraucht. 4. Stellung des Pronomens hei dem zweiten Imperativ. Die
früher übliche Voranstellung des persönl. Fürwortes bei dem letzten von
zwei verbundenen Imperativen ist in der Umgangssprache völlig unüblich
geworden, aber als rhetorisches Mittel findet sie sich noch bei neueren
Schriftstellern, z. B. retrecissons cette comddie et la mettons en vers
(J. Janin). 5. Stellung des Pronomens hei dem Infinitiv. Die Freiheit,
das persönl. Fürwort vor das verbum finitum statt vor den Inf. zu stellen,
hat sich für manche Verben erhalten, namentl. bei voidoir, pouvoir, aller,
venir, envoi/er. Am meisten neigen en und i; zur Voranstellung. Das
Reflexivpronomen hat seine Stellung unmittelbar vor dem Inf. Von der
alten freieren Stellung (il s'est voulu tuer) haben sich jedoch einzelne
128 Zeitschriftenschau. G. Körting,
Reste erhalten. In der Redensart sachever de peindre ist die alte Art
der Stellung noch verbindlich, häufig findet sie sich noch bei aller und
pouvoir. 6. Stelbmg des Pronomens bei derti verneinten Infinitiv. Steht
die Negation vor dem Inf., so kann das Pron. entweder zwischen die
beiden Theile derselben oder unmittelbar vor den Inf. gesetzt werden.
(Uebrigens eine Bemerkung, die man so ziemlich in allen Schulgramma-
tiken findet, die sich der Verf. also hätte sparen können !) 7. en von
Personen, en wird auch von guten Schriftstellern zuweilen in Bezug
auf Personen gebravicht (was übrigens eine ganz bekannte Thatsache ist,
die nicht erst entdeckt zu werden brauchte), besonders hei faire statt des
doppelten Accusativs z. B. trois Normands s'emparereut de leurs per-
sonnes et en firent des serfs tributaires (aus dem Beispiele wird man
ersehen, dass der Verf. seine Regel höchst unbeholfen gegeben hat).
8. soi. Manchmal auch von bestimmten Personen und von Sachen und
Abstracten im fem. neben eile gebraucht (ebenfalls längst bekannt, und
in Grammatiken oft erwähnt!) 9. Emphatisches prononi absolu. Das
zur nachdrücklichen Hervorhebung dienende moi kann durch qui vous
parle verstärkt werden. 10. Pronom absolu in grammat. E/rklärimgen.
Zur schärferen Kennzeichnung des grammat. Verhältnisses wird oft das
pronom absolu in unfranzös. Weise gebraucht, z. B. aboyer peut etre
transitif direct ou indirect : il aboie moi ou il aboie ä moi (Littre, aboyer).
11. Pronom absolu mit Adjectiv. Ausdrücke wie moi present, moi vivant,
moi sitr que, pauvre moi sind häufig. 12. Pronom absolu in Vertretung
des Possessifs. z. B. une bonne vieille tante ä rnoi, cest affaire ä lui.
Beurthetlüngen und kurze Anzeigen. S. 217 — 230. Däumler,
Handbuch zur Erlernung der französ. Sprache für praktische Anwendung.
Gotha. F. F. Thienemann (Wink 1er: ungünstige Beurtheilimg). —
Sachs, Synchronistische Tabelle zur politischen und Literär - Geschichte
Frankreichs und Englands (und, wie hätte hinzugefügt werden können,
Amerika's). Berlin, 1879. Laugenscheidt'sche Verlags- Buchhandlung.
(Ascher: sehr nützliches und allen Schülern zu empfehlendes Büchlein.)
— Micha ud, Histoire de la premiere croisade, erklärt von Dr. Lamprecht,
und Descartes, Discours de la methode, erklärt von C. F. Schwalbach.
Berlin. Weidmann (gute Ausgaben). — Schtdausgaben französ. Classiker,
mit Einleitung, Wort- und Sacherklärung von J. Adelmann und G. Zeiss.
Heft 1 : Racine, Alexandre le Grand. Landshut. Krüll (manches Gute
enthaltende, aber etwas wunderlich angelegte Ausgabe). — Moulin,
Moliere et les registres de l'Etat civil, etude (?). Paris 1878. 15 S.
(Mahr enholtz: werthlose Schrift). — Schäffer, La farce du maistre
Pathelin. Grammatische Abhandlung. Beilage zum Programm der Gross-
herzogl. Realschule zu Darmstadt. 1877. 4 pp. 38. (Hummel: gute
Arbeit).
Miscellen. S. 235 f. Mahrenholtz, Weitere Nachahmungen Mo-
liere's in Kotzebue's Possen (recht interessante Beobachtungen).
Heft 3 u. 4. S. 241 — 254. Gh. Mar eile, Poe'sies de Henri
Heine traduits en vers frangais par Ch. M. Recht gute und gewandte
Uebersetzung einer Anzahl lyi'ischer Gedichte H. Heine's. — S. 255 — 272.
Mahrenholtz, Die lu eiblichen Charaktere in Moliere s Komödien. Ein
trefliicher, höchst lesenswerther Aufsatz des rühmlichst bekannten Moliere-
forschers. — S. 339 — 356. Plattner, Zur französ. Schulgrammatik
(Fortsetzung der im Heft 2, S. 199 ff. begonnen Untersuchungen). Es
werden hier folgende Puncte besprochen : \. Substantivisches Possessiv
ohne Artikel. Dasselbe findet sich nach Verben, welche doppelten No-
minativ oder Accusativ verlangen und bei welchen der Artikel nach der
allgemeinen Regel fehlt. Hauptsächlich geschieht dies nach itre, devenir,
Archiv f. d. Studium der neuere)! Sprache)! u. Literatiireu. 130
dire und faire, sowie nach Verben, welche comme oder pour nach sich
lial)eu, z. B. rcgarder (Beispiele: Dieit prodigue ses biens A ceux qui
fo)!f vorn d'etrc siens. La Fontaine. — Le chef des ]S'or)}}a)ids, une
fois fixe' dann so» heau ducke de Neustrie, sen appropria la langue, et
!n fit sieniie coniDie le paus. Bacon. — A force d'ti iiisister, faifait
Diieniie cettc thlse. Littre). 2 Substantivisches Prouoine)! in adjecti-
vischer Verruendinig, z. ß. ?f7? niien anii, une sienne protegee. Die
h'este dieser Ausdruckweise finden sich nur noch bei 7)iie)i und sien (die
(!ramui;iire natioiak' lügt auch tien bei, doch ohne Beleg) und zeigen
sämmtlich den unbestimmten Artikel, während in alter Zeit auch der
bestimmte Artikel zulässig war und Littre (mien 1", sien 3") auch Bei-
spiele für die Verbindung mit ce und quelque beibringt. 3. Substantivi-
sches Possessiv mit Adjectiv verbunde)i, z. B. il n'v eut jamais une si
brilla)ite lettre que la vötre der )iiere Mme. de Sevigue ; il s'interesse
ä votre gloire. comme u la sienne propre. Acad. Der neuere Sprach-
gebrauch gestattet (aber liebt es nicht), le mien und le tien in solcher
Weise anzuwenden, während die übrigen Pronomina nur in der vulgären
Sprache mit Adjectiven (und übrigens wol auch nur mit propre) ver-
bunden werden dürfen. 4. Le tien et le mien. Diese Stellung (und nicht :
le mien et le tien) ist im heutigen Sprachgebrauche die allein übliche.
5. Persönliches für besitzanzeigendes Fürwort. Die Vertretung des Possessivs
durch das Personale findet im Franz. statt: a) wenn das Possessiv die
Verbindung mit dem unbest. Artikel eingehen müssie, was die neuere
Sprache vermeidet, z. B. mi anii ä moi für das veraltete un mie)i ami
(daneben v.)i de ))ies amis [NB. der possessive Dativ beim Substantiv
findet sich nur noch sehr vereinzelt, z. ß. une robe d indienne ä sa
femme. H. de Balzac]), b) in Bezug auf Substantive, wie plume, e'pee,
wenn dieselben im Sinne von »Schriftsteller«, »Kriegsmanu' stehen, g) in
der Verbindung Dieit m'est temoin = Gott ist mein Zeuge! d) in
ganz vereinzelten Fällen findet sich der Genetiv des Personale statt des
Possessivs, z. B. les inauvais penchants des autres et de nous-memes.
Mme. de Stael. (Im Englischen ist dieser Sprachgelirauch bekanntlich
sehr ausgedehnt.) 6. Verstärkimg des Possessivums durch das Personale
mit ä. Diese Verstärkung kann häufig dazu dienen, das durch das Possessiv
unbezeichnet gebliebene Geschlecht der betr. Person oder Sache hervor-
zuheben, z. B. son interet ä eile und so)i interet a lui. 7. Ersatz für
das Possessiv. Häufig wird das Possessiv durch einen Kelativsatz um-
schrieben, z. B. dans le siede, oit nous s ommes ; le Seigneur connait
bien ceux qui .'iont a lui. Michelet (H. Martin schreibt dagegen: Dieu
connaitra les siens). 8. Possessiv in prnpositionale)> Ausdrücken. Das
zur Bildung eines präpositionalen Ausdruckes verwandte Subst. nimmt
zur Bezeichnung des Possessivbegi'iftes in der Begel das Possessivpronomen
(nicht den Genetiv des Personalpronomens) zu sich, ausgenommen sind
die Verbindungen pour l'amour de und au milieu de; beide Gebrauchs-
weisen finden sich neben einander in u cote de moi xuid ä mes cotes (der
Wechsel des Numerus uöthig). 9. Possessiv bei dem Comparativ, z. B.
leurs cadets, leurs ahie's. I3ieser Gebrauch ist nur zulässig bei Compa-
rativen, zu denen der Superlativ fehlt (z. B. anterieur), und bei Positiven,
die einen Comparativbegriff in sich haben, da. in anderen Fällen der
Comparativ durch Vorsetzung des Possessivs zum Superlativ werden
würde. 10. Possessiv in der Anrede, mon gene'ral u. dgl., setzt mau
nur in der dienstlichen Sprache, sons*; monsieur le gctir'rcd, general, mon
eher gene'ral. 11. Possessiv bei Körpertheilen. Die Grammatik fordert
bei Angabe von Köri:)ertheilen die Unterdrückung des Artikels, es finden
sich aber auch bei den besten Autoren zahlreiche Ausnahmen, z. B. je
Zschr. f. iifrz. Spr. u. Lil. II. g
130 Zeitschriftenschm'. G. Körting,
tenais le couteau dans ma main. A. de Musset. 12. Possessiv trotz
folgenden Relativs findet sich zuweileu und wird öfters durch die Rück-
sicht auf die Klarheit der Kede geradezu gefordert, z. B. il. eft a feine
le temps de faire fOJi testament en faveur de sa femme qit'il adorait.
A. Houssaje. 13. Possessiv abiveichend vom Deutschen. Aufzähluug
zahlreicher Beispiele, iu deuen das Possessiv in einer vom Deutschen ab-
weichenden Weise gebraucht ist. 14. Ethisches Possessiv, z. B. in : le
vievx dröle fait son vert galant. Gautier ; ils se disent lenrs ve'rite's.
Mme. de Sevigne. Dieser Gebrauch des Possessivs, welcher dem ethischen
Dativ des Personalpronomens entspricht, ist sehr häufig. 15. Possessiv
bei Sentir, z. B. in: avant tout il faut sentir son beau monde. Janin.
16. Durch das Possessiv bedingter Unterschied. In verschiedenen Ver-
bindungen ist der Sinn ein verschiedener, je nachdem das l'ossessiv ge-
braucht wird oder nicht, z. B. donner la main, (schlechtweg) die Hand
geben, aber donner sa main, die Hand reichen (zur Ehe) ; prendre paiti,
Partei ergreifen, ahev prendre son parti, einen Entschlass fassen. 17. Wie-
derholung des Possessivs, dieselbe unterbleibt nur dann, wenn die verbun-
denen Substantive zur stehenden Formel geworden sind, z. B. : jai pris
son fait et cause, en mon Heu et place, ses pere et niere , ses freres
et soeurs. 18. Auslassung des Posses.^ivs dem deutschen Gebrauche zu-
wider: seiner Zeit besser dans le temps, als dans son temps ; meinerseits
in Hötlichkeitsphrasen = pour moi; la douleur a vn temps, = der
Schmerz dauert seine Zeit. — Um ein Gesammturtheil über Plattner's
Bemerkungen und Zusätze zur französ. Schul gram matik abzugeben, so er-
kennen wir sehr gern an, dass dieselben, obwol sie nur wenig wirklich
neues Material bieten, doch sehr lehrreich und interessant sind und von
giiter Beobachtung des Sprachgebrauches zeugen; wir bedauern aber, dass
der Verf. sich nicht einer grösseren Präcision des Ausdruckes und einer
festeren C'onsequenz in der grammatischen Terminologie befleissigt. —
p. 357 — 374 F. Zverina, Kleinigkeiten aus der französ. Grammatik utid
Lexicographie. Eine Reihe von recht werthvollen, auf gründlichen Sta-
dien beruhenden grammatischen und lexicalischen Untersuchungen. 1. Ge-
nus von amour. Der Verf. gelangt zu folgenden Resultaten : aj amour ist
im Sing, in der Bedeutung jeder Art von »Liebe« Masculinum. Der fe-
minine Gebrauch beschränkt sich heutzutage auf die triviale Sprache im
Sinne von >^Geliebte«. b) amour ist im Plur. meist Femininum als Be-
zeichnung geschlechtlicher Neigung, Masc. ohne sexuelle Bezeichnung, auch
zuweilen als übertragener Ausdruck für »geliebte Personen^, c) Auch die
neuex'e poetische Sprache erlaubt sich amour in beiden Numeris zwei-
geschlechtig, insbesondere aber es auch im Plur. als Masc. zu brauchen.
d) amour (-propre) ist in beiden Numeris nur Masc. e) Amour als
»Amour, Amorette« ist selbstverständlich mir Masc. 2. Die hiiperperiphra-
.Htischen Tempora (temps surcomposes, z. B. jai eu dine, javais eu dine),
Ergebniss der Untersuchung ist: Das Französ. besitzt unzweifelhaft ein
hyperperiphrastisch gebildetes parfait (anterieur) indefini, plusqueparfait
(diese beiden auch im Conjunct.), futur passe und conditionnel passe,
angewandt jedoch werden diese Tempora nur sehr selten und fast nur in
der Sprache des alltäglichen Lebens, sie sind daher aus dem Conjugations-
schema auszuschliesseu, urd die Schulgrammatik braucht ihrer nicht zu
gedenken. 3. Spadassin. i^l?s Wort wird von Thiers einmal (Hist. de
la revol. frany. Brüsseler Ausg. 1845, p. 7) in Beziehung auf die alteu
Gallier im Sinne von »Krieger, Kriegsadel« gebraucht. 4. Preoccupation.
Der Verf. macht darauf aufmerksam, da.^s dieses Wort sich häufig in der
Bedeutung vdas vorwiegende ■ überwiegende Ecschäftigtsein des Geistes
mit einem Gegenstände; Sinnen, unablässiges stetes Denken an etwas oder
Rei've des deux Mondes. 131
trachten nach etwas« findet, welche Bedeutung nur im Schuater-R^gnier-
schen Wörterbuche augegeben ivst. 5. Mamelon. Der Verf. bemerkt, das»
die Bedeutung dieses Wortes »runder Hügel« in mehreren der gangbar-
sten Wörterbücher nicht angegeben ist. ^ p. 375 — 396 La vie de Tobie
de GuiUamne le Clerc de Normandie. Nach der Pariser und Oxforder
Hds. herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Robert Reinsch.
Ausgabe eines altfranzös. Gedichte.s von 1426 Versen. Eine Kritik dieser
Arbeit würde die Grenzen unserer, nur dem Neufranzös. gewidmeten Zeit-
schrift überschreiten. — p. 432 — 442. Sitzungen der Berliner Gesellschaft
für das Studium der neueren Sprachen. I. Nessler bespricht A. Daudet's
le Nabob, mceurs parisiennes (die in dem Buche gegebenen Schilderungen
»zeigen überall den vollendeten Künstler» ; Daudet zeigt sich öfter als
Nachahmer von Dickens; fehlerhaft ist, dass der Roman nur Episoden,
und nicht das Leben eines Menschen beschreibt). — II. Bourgeois schil-
dert die geschichtliche Entwickelung des franz. drame mixte, »welches von
La Chaussee ins Leben gerufen , von Diderot geregelt , von Voltaire pa-
tronisirt und von Beaumarchais aufgenommen worden ist«. — III. Püschel
bespricht ein vor Kurzem wieder abgedrucktes französ. Gedicht »Louenge
de la victoire du tres crestien roy de France«, welches um das Jahr 1495
erschienen sein muss. — IV. Wagner bespricht eine im J. 1752 zu Ro-
stock bei Koppe erschienene Uebersetzung kleinerer historischer Schriften.
Der Vortragende sucht zu beweisen, dass der üebersetzer kein anderer,
als Lessing gewesen sein könne. — V. Marelle spricht über die Principien,
welche ihn bei seiner französ. Uebersetzung von Heine's Liedern geleitet
hätten. — VI. Kutschera zeigt an : Devinettes ou enigmes populaires etc.
p. 15. Roland avec une preface de G. Paris. — VII. Lamp recht referirt über
Lubarsch, Französ. Verslehre (grosse und kleine Ausg.) und Foth, Franz.
Metrik, Berlin 1879 (im Ganzen günstige Beurtheilungen). — Bourgeois
bespricht Legouve, l'Art de la lecture (das Buch bietet zu wenig Beispiele
für die aufgestellten Kegeln und übergeht die Schwierigkeit bei der Lec-
ture dramatischer Werke ganz mit Stillschweigen, sonst ist es recht brauch-
bar für wissenschaftliche Leser). — Beurtheilungen und kurze Anzeigen:
p. 449 — 453 Rambeau, lieber die als acht nachweisbaren Assonanzen des
Oxforder Textes der Chanson de Roland. Halle 1878 (Scholle: der Re-
censent macht auf principielle Einseitigkeiten des Buches aufmerksam) —
Correspondance frangaise pozir les maisons de banque. Vienne. R. Lech-
ner (brauchbares Buch).
Mtscellen : p. 460 — 462 R o t h e n b e r g , die Endimg -ons in der
französ. Conjugation. Der Verf. leitet die Endung -ons von der lat.
Endung -umus (z, B. in sümus, pössumus, völumus, quaesnmus) ab, be-
merkt aber selbst, dass dieser Ableitung die Betonung im Wege steht.
Auch andere Gründe würden sich übrigens dagegen vorbringen lassen.
Revue des deux Mondes. XLIX« annee. Troisibme pdriode.
Tome XXXVeine.
1. November. LH. Blaze de Bury, La Genese d\in chef-d'oeuvre,
Goethe et Faust. Der gut geschriebene Aufsatz enthält für Deutsche
schwerlich etwas Neues, ist aber immerhin recht lesenswerth, da er ein
neues erfreuliches Zeugniss dafür ablegt, wie auch in Frankreich unser
Goethe verehrt und bewundert wird und wie es auch jetzt noch Fran-
zosen gibt, welche bei der Würdigung deutscher Dichterwerke sich von
jeder kleinlichen nationalen Antipathie frei zu erhalten wissen. — II. A.
Mezieres. La diplomatie occulte de Loins XV, a propos d'une publi-
cation recente de M. le duc de Broglie (diese »recente publication« be-
titelt sich »le Secret du roi'<. Paris 1879. Calmann L^vy). Der Aufsatz
9*
132 Zeitschrift ev sichati . G. Körtivg.
gibt einen interessanten Beitrag zur Kenntniss der Geschichte der doppel-
•zungigen Politik Ludwigs XV. — DI. Th. Bentzon, Georgette, troisieme
partie, vgl. das Heft vom 1. October. — IV. E. Caro, Diderot ine'dit.
d'apri's lea mamuscrits de T Ermitage — 2 — La rdfvtation d'lleliu'titts
et le plan d'une universite', vgl. das Heft vom 15. October. — V. Cu-
clifeval-Clarigny, Lord Bcaeonsfield et son tetrqis — 'i — Ja. trans-
formation du parti tory, vgl. das Heft vom 1. Octbr. — VI. Fr. Coppee,
Contes Parisiens — Ja marcha.nde de jorirnauor, poesie. Eine anmuthige
erzählende Dichtung. — VII. C. de Varigny, Ine campagne eJectoraJe
oÄ'x Etats -Unis. Geschichte der Präsidentenwahl des .Jahres 1878 in den
vereinigten Staaten Nordamerika's. Da in dem laufenden .Jahre, 1880,
abermals eine Präsidentenwahl zu erfolgen hat, so besitzt der Aufsatz ein
grosses actuelles Interesse, um so mehr, als er ein sehr anschauliches
Bild der amerikanischen Parteiverhältnisse gibt. — • VIII. Ch. Eichet.
Le Congres me'dical d' Amsterdam en 1879. Bericht über den 1879 zu
Amsterdam abgehaltenen internationalen Congress der Aerzte und Natur-
forscher. Am Schlüsse plaidirt der Verf. nachdrücklich dafür, dass
kräftige Massregelu zur Hebung des medicinisclien Studiums und über-
haupt des höhereu Unterrichtes in Frankreich getroffen werden möchten,
mit dem Hhiweise darauf, dass -il y a en Allemague beancoup plus de
sävans qu'en France« und dass »ce u'est pas l'education des jietits enfans
qui fait faire les grandes decouvertes et les belles osuvres.« Bei dem
letzteren Argumente vergisst aber der Verf.. dass die »education des
petits enfans« die nothwendige Vorl^edinguug für jede höhere Bildung ist.
IX. G. Valbert, Un nouvean compJot contre l'empire germanique. Der
Aufsatz behandelt in der spöttischen und giftigen Weise, welche den Fran-
zosen bei der Besprechung der politischen Verhältnisse Deutschlands zur
anderen Natur geworden zu sein scheint, die im vorigen Jahre in Deutsch-
land vorhandenen Besorgnisse vor einem russisch-französischen Bündnisse,
und die zwischen Deutschland und Oesterreich geführten Verhandlungen.
X. ChRONIOLE de LA QUINZALXE, HlSTOIRE POLITIQUE ET LITTERAIRE.
XI. Essais et Nötiges. F. B(runetiere?) bespricht in sehr lobender
Weise eine neue , illustrirte Ausgabe von Bossuet's Oraison fnnehre du
grand Conde (texte collationne sur l'edition originale par M. Emmanuel
Bocher, illustre par M. Lechevallier-Che^vignard. 1 vol. in 4ö- Paris 1879.
D. Morgand et C. Fatout). Am Schlüsse der Anzeige die sehr berechtig-te
Bemerkung: >Nous n'exprimerons qu' un regret . . . c'est qne nous n'ayons
pas Bossuet imprime tout entier de la sorte«.
XIL Bulletin Bibliügrapiiiqce. Kurze Anzeige folgender Werke:
1. Renan, L'Eglise chretienne. Calmann Levy (das Werk ist der 6. Band
der Histoire des origines du christianisme). — 2. Eousset, La Conquete
d'Alger. Plön (gutes, aber etwas trocken geschriebenes Geschichtswerk).
— 3. Tlieiiriet, Le Fils Maugars. Charpentier (ein in den Heften der Kev.
d. d. m. vom 15. April — 1. Juni 1879 erschienener Roman, über welchen
man unsere Anzeige, I, S. 124 f., vergleiche). — 4. M. du Camp. Les Con-
vulsions de Paris, t. III. Les Sauvetages pendant la commune, le Mini-
stere de la marine et la Banque de France. Hachette (der dritte Band
der grossen, zuerst in der Rev. d. d. m. erschienenen Geschichte der Com-
mune). — 5. Marc-Monnier, Nouvelles napolitaines. Lemerre (anziehende
Novellen, die zuerst in der Rev. d. d. m. erschienen waren). — 6. Len-
theric , La Provence maritime, ancienne et moderne. Plön (intei'essanter
Beitrag zur Ethnographie und Geschichte des provenzalischen Küstenge-
bietes). — 7. Jan et , La Philosophie fran9aise et contemporaine. Cal-
mann Levy (interessante Darstellung der neuesten Leistungen der Fran-
zosen auf dem Gebiete der Philosophie).
Revue des deux Mondes. 133
15. Noveiuber. I. E. Vacherot, La re'pnbligne constitutionnelle
et porhnientaire. Der Verf. bespricht die gegen wiirtigeu inneren politi-
schen Verhältnisse Frankreiclis in einem vielleicht z. Th. zu optimistischen
Sinne, denn er scheint die Stärke der riidicalen Parteien zu unterschätzen
und zu sehr auC die Kralt des besonnenen xind patriotischen Liberalismus
zu vertrauen. Möchten ihm schmerzliche Enttäuschungen erspart bleiben!
— II. T heuriet, Saint-Enogat. Souvenirs d' une plage bretonne. An-
muthige Reiseskizzen aus der Bretagne. - 111. Jnrin de la Graviere.
La marine de Snraciise. — 2 — VexpcditAon d^ Agathode., vgl. das Heft vom
15. ()ctober. — IV. T h. Bentzou, Georgette, derniere partie, vgl. das
Heft vom 1. October. — V. H. Houssaye, Un maitre de Ve'cole fran-
caise. — Th<odore Ge'ricaidt. Studie über das Leben imd die Werke des
Avenig bekanuten, aber bedeutenden französischen Historienmalers Th. Ge-
ricault (geb. zu Kouen, 20. September 1791, gest. zu Paris, 26. Jan. 1824).
^- Vi. A. Fouillee, La penalitii et les collisions de droits d' apres la
science sociale rontemporaine. Eine interessante rechtsphilosophische
Untersuchung, die sich aber etwas gar zu sehr in Subtilitäten und Ab-
stractionen bewegt. — VII. V. Bonuet, Un economiste inedit. Be-
sprechung des von dem verstorbenen Duc de Broglie verfassten und von
dessen Sohne lierausgegebeneu Werkes >'Le libre e'change et Vimpöt« (Pa-
ris 1879. Calmaun Levy). — VIII. F. Brunetiere, Revue Utte'raire,
L'impressionisjne dans le roman. Sehr ausführliche Beurtheiluug des
historischeu Romans »Les Rois en exil« von A. Daudet (Paris 1879.
Dentu). Das Ergebniss ist; der Roman besitzt wohl eine ephemere Be-
deutung, aber keinen bleibenden Werth, er vermag die jetztlebende Ge-
neration zu iuteressiren , wird aber schon von der nächstfolgenden ver-
gessen Averden, denn »il n'y a pas l'ombre d'un doute sur les qualitfe de
forme de l'ceuvre de M. Daudet, en tant que ces qnalites sout
appropriees ä Part de uotre temps : il n'y a pas Fombre d'un
doute sur la verite des portraits qu'il nous trace, en tänt qu'il soat
trace's pour les lecteurs de 1880; mais cette forme, que durera-t-
ellcV et ces portraits que vivront-ilsV Ce que durent les modes et ce que
vivent les hommes d'une seule generation«. Man Avird diesem Urtheile
nur beistimmen können, wenn auch darauf aufmerksam gemacht werden mag,
dass durch dasselbe dem Werke wenigstens ein dauernder cultur ge-
schichtlicher Werth zuerkannt wird. — IX. F. de Lagenevais,
Revue rnusicale. Le Directeur de l'Opc'ra chez Verdi.
IX. ClIRiiNKiUE DE l.A QuiNZAIXE, HISTOITE POLITIQÜE ET LITTERAIKE.
XL 15uLu:riN Bililiocjraphiqie. Kurze Anzeige folgender Werke:
1. Discours parlementairs de Thiers, p. p. M. Calmon t. IV. et V Cal-
manu Levy. — 2. de Vogne. Histoires orieutales. Calmann Levy (inter-
essante Bilder aus der Geschichte Aegypteus, Thessaliens und Russlands),
— 3. Montt^guts L'Angleterre et ses colonies australes. Hachette (lehr-
reiches interessantes Buch). — 4. Vincent, Le Retour de la princesse."
Plön (dieser Roman erschien zuerst in dsn Heften der Rev. d. d. m. vom
15. Juni, 1. Juli und 15. Juli 1879, man vgl. über ihn unsere Anzeige
Bd. L S. 288). — 5. Thedtre complet d' Alexandre Dumas ßs. t. VI. Mon-
sieur Alphonse et l'Etrangtre. Calmaun Levy. — 6. La Chronique scan-
daleuse. p. p. 0. Uzanne. Quantin (die Chr. scand. ist eine sittengeschicht-
lich interessante Anekdoteusammlung aus dem 18. Jahrb.). — 7. Marcel,
L'Hetman Maxime. Plön (ein Roman, der als Ganzes misslungen , aber
reich au schönen Episoden ist). — 8, Martin, Histoire des monstres.
Reinwald (wichtiges Werk, die Geschichte des Aberglaubens an Ungeheuer
in Thier- und Menschengestalt behandelnd).
1. December, I. La Coalition Europeenne en 1813 et 1814. Frag-
134 Zeitschriftenschau. G. Köi-tinf/,
ment tire des memoires inedits du prince de Metternich. Eine inter-
essante Mittheilung aus den neuerdings (fran;zösisch b. Plön in Paris und
deutsch b. Braumüller in Wien 1880. 2 Bde.) herausgegebenen Memoiren
des berühmten Staatskanzlers Fürsten Metternich (auch deutsche Zeit-
schriften haben aus diesen Memoiren bereits zahlreiche Auszüge mitge-
theilt, am ausführlichsten die Augsburger Allg. Ztg. 1880 uo. 11 B., no.
14 B. uud no. 16B. Es muss jedoch bemerkt werden, dass die Memoiren
bei -weitem nicht soviel des Interessanten enthalten, als man von vorn-
herein zu erwarten berechtigt wäre , und dass das , was sie geben , nur
mit grosser Kritik aufgenommen werden darf). — IL A. Delpit, Le ma-
riage d'Odette. Ein seiner Tendenz und seinem wesentlichen Inhalte nach
recht widerlicher Roman, der am Schlüsse (Heft vom 1. Januar 1880
S. 46) auf folgende erbauliche Moral hinausläuft: »Dien, räme, Teternie,
le crucifix, la Viei-ge, des momeries, soit! mais momeries qu'il faut laisser
aux femmes, car elles sont bien abaisse'es et bien faibles sans ces croyan-
ces aux verites immortelles!« Odette ist die Tochter eines berühmten
Naturforschers, welche von ihrem Vater in den Grundsätzen des Atheis-
mus und Materialismus erzogen wird. Die Folge davon ist, dass sie allen
sittlichen Halt verliert und nach ihrer Verheirathung sogar so tief sinkt,
dass sie mit dem Stiefvater ihres Gatten ein doppelt ehebrecherisches
Verhältniss eingeht. So widerlich indessen diese Dichtung in ihrem
Grundcharakter auch ist, so zeugt sie doch dafür, dass ihr Verfasser eine
ungewöhnliche Begabung für die Darstellung psychologischer Processe so-
wie ein seltenes Erzähluugstalent besitzt, und es lässt dies den argen
Missgriff, den der Dichter in der Wahl seines Stoffes begangen , als um
80 bedauernswerther erscheinen. Wenn doch überhaupt die französische
Romanliteratur sich endlich einmal von dem sittlichen Schmutze be-
freien könnte, der sovielen auch ihrer bedeutendsten Erscheinungen an-
haftet! wie segensreich würde dies auf Frankreichs ganze Entwickelung
einwirken und wie sehr würde es dazu beitragen, dem gegenwärtig in
Folge seiner jüngsten Geschicke an so vielen inneren Wunden kranken-
den französischen Volke Kraft und Gesundheit zurückzugeben ! So lange
nicht eine literarische Regeneration sich in Frankreich vollzogen hat,
wü-d auch die politische unvollzogen bleiben und statt eines Vorwärts-
schreitens ein stetiges und rasches Zurücksinken in eine Culturbarbarei,
d. h. in eine mit dem Firniss hoher Cultur übertünchte, innerlich aber
um so heillosere Barbarei, erfolgen müssen. — III. E. Caro, Diderot
inedit, d'apres les manuscrits de V Ermitage. — 3. — Pieces de thedtre,
lettre« et opuscules , vgl. das Heft vom 15. October. — IV. E. Herve,
Les derniers beaux jours de Valliance anglo -franr.aise sous le second
empire. Osborne, Cherhourg et Villafranca. Anziehende Darstellung der
privaten und politischen Beziehungen des Prinzen Albert und der Köni-
gin Victoria zu Napole'on III. (auf Grund der von Th. Martin im vierten
Bande des »Life of His Royal Highness the Prince Consort-« [London
1879] gemachten Mittheilungen). — V. Mar c-Monnier, Les contes
populaires en Toscane et en Lombardie. Ein sehr interessantes Essay
über die volksthümliche Märchendichtung in Toscana und der Lombar-
dei (unter Zugrundelegung der Märchensammlungen Imbriani's >^La No-
vellaja fiorentina« und »La Novellaja milanese«. Livorno 1877). Beson-
ders dankenswerth ist die treue Uebersetzung einer Anzahl von Märchen.
— VI. Langel, Les guerres de religion au JTVß siede. Anziehende
Besprechung der Motive, Charakterzüge und Wirkungen der Religions-
kämpfe in Frankreich während des 16. Jahrh.'s (auf Grund des Buches
des Vicomte de Meaux, Les lüttes religieuses en France au XVl^ siede.
Paris 1879). — VII. G. Valbert, üne grande question dans un petit
Revue des denx Mondes. IS*)
paijs. Der Aufsatz bespricht in sehr objectiver Weise die kirchenpoliti-
schen Verhältnisse im Canton Genf.
VIII. CHRONIQUE de LA QUINZAINE, HISTOIRE POLITIQUE ET LITTERAIRE, ■
IV. Essais et Nötiges. Lobende Besprechung des in der »ßiblio-
theque scieutifique internationale« erschienenen Werkes von R. H. Thur-
ston, Histoire de la machine ä vapeur.
X. Bulletin KiBLioGRAPinv)UE. Kurze Anzeige folgender Werke:
1. Loth, Saint Vincent de Paul et sa missiou sociale. Dumoulin (ein
leseuswerthes Buch trotz des ultramontanen Staudpunktes, den sein Verf.
einnimmt). — 2. Pont ui artin, Nouveaux Samedis. XVIII « se'rie. Calmann
Levy (eine Saunnlung gut geschriebener und geistvoller, aber etwas ein-
seitiger Kritiken). — 3. Ilarveu, La Circulation du sang, traduction fran-
yaiso etc. p. Ch. Riebet. Masson (gute, mit erklärenden Anmerkungen be-
gleitete Uebersetzuug des berühmten englischen Werkes). — 4. Lafon-
taine, La Servante , Calmaun Levj^ (sehr moralisch gehaltener Roman,
»facile et agreable ä lire, quoique un peu long et un peu trainant, uDe
traduction ou reduction de Tanglais« , für junge Mädchen passend. Der
Verf. ist natürlich nicht mit dem berühmten Fabeldichter Lafontaine
identisch.) — 5. Chansonnier historiqtte du. XVIII^ siede, p. p. E. Rau-
nie. Quantin (der erste Band einer auf etwa 20 Bände berechneten
Sammlung von auf historische Ereignisse bezüglichen Liedern des
18. Jahrh.'s). — 6. Boifsse, Le Theätre des jesuites. Vaton (werthvoller
Beitrag zur Geschichte des modernen Drama's und Theaters). — 7. Pont,
Commentaire-Traite des societes commerciales. Delamotte. (»Cet ouvrage,
qui fait suite au Commentaire-Traite sur les societes civiles, est tout an--
tier consacre ä l'etude des questions importantes qui se rattachent k
l'application des lois anciennes et nouvelles sur les societe's commerciales«).
15. December. I. A. Delpit, Le mariage d'Odette, deuxieme
partie , vgl. das Heft vom 1. December. — II. Blanchard, La Nou-
velle-Zelande et les lies australes adjacentes. — 2. — I^es baleiniers
et les chasseurs de phogues, les misslonnaires evangeliqttes. Interessante
Schilderungen australischer Zustände. — III. V. Cherbuliez, Les in-
consequences de M. Drommel. Humoristische Novelle, deren Held ein
halbverrückter deutscher Zeitungsschreiber ist, ohne dass sich jedoch der
Verfasser giftige Ausfälle gegen Deutschland und deutsches Wesen ge-
stattete. Die Verspottung des Herrn Drommel kann man sich wohl ge-
fallen lassen , wenn auch zu bezweifeln sein dürfte , dass ein solches In-
dividuum jemals existirt hat oder existirt. Herr Drommel huldigt den
Grundsätzen , dass privates Eigenthum und die Ehe Unsinn seien , wird
aber auf einer Reise in Frankreich, die er mit seiner Frau unternommen,
durch fatale persönliche Erfahrungen wenigstens theilweise von seinen al-
bernen Illusionen curirt und empfängt nebenbei auch die Belehrung,
dass in Frankreich nicht Alles so verfault und verdorben ist, wie er sich
eingebildet hatte. — IV. Daudet, Les origines d'une Colonie. Essay über
die Gründung und ersten Schicksale der Colonie Algier (mit Zugrunde-
legung der Werke Nettement, Histoire de la conguete d' Alger.
Paris 1867, und Rousset, la Conguete d^ Alger, Paris 1879). — V. Ouida,
Umiltä. Esguisse de moeurs toscanes (und keineswegs ein »Conte de Noel«,
wie auf dem Umschlage angegeben ist). Eine anmuthige Dorfgeschichte,
deren Schauplatz Toscana ist. — VI. Aubertin, ,Z/'e7o5'weOTce politiqui
et parlementaire avant 1789, Les orateurs des Etats Generanx. Ein
wichtiger Beitrag zur franz. Cultur- und Literaturgeschichte. — VE.
Revue litte'raire. Les livres d'^rennes. Interessante Uebersicht der
zu Weihnachtsgeschenken geeigneten neueren französischen wissenschaft-
lichen Werke und Unterhaltungsschriften. Selbstverständlich kann auch
136 Zeitschriftenschati. G. Körting,
nachdem das Fest vorüber, diese Uebersicht noch Jedem von Nutzen
sein, der sich etwa veranlasst sieht, Freunden, Zöglingen etc. französ.
Bücher zu schenken, bezw. zur Auschattung (etwa auch für Schul- und
Schülerbibliotheken) zu empfehlen.
VIII. ClIUdXIQUE DE LA QlINZ.MNE, HINTOIKE i'Ol.mQUE ET LIT rCRAlRE.
IX. BcLLEriN BIBLIOGKAPHIQI.E. Kurze Anzeige folgender Werke:
1. Chesneau, Le statuaire Cai'peaux. Sa vie et son ceuvre. Quantiu
(Kttustlerbiographie mit panegyrischer Tendenz, von einem Freunde des
Verherrlichten geschrieben) — 2. Doiize annc'ca coiid<iaes. Mille desslns
de Cham, (.'almauu Levy (Sammlung der tausend Ijesten Zeichnungen
des imlängst gestorbenen Carricatureuzeicbners Cham.) - 3. Les Dieiix
antiques. nouvelle >m/tholo<jie iUustree, d'apres M. George W. Cox, p. M.
'S. Mallarme. Kothscliild (gutes H.mdbuch der classischen Mythologie
mit treÖ'licheu Illustrationen für die Jugend). ~- 4. da Porto . Giulietta
et Romöo, nouvelle de Luigi da Porto, trad. p. M. Cochiu. Charavay
(die ital. Novelle, welche hiei- iu guter französ. Uebersetzung gegeben
wird, hat die Grundlage für alle späteren novellistischen Bearbeitungen
der Romeo- und Julia-Fabel, indirect auch für Sheakespeare's »Eomeo
and Juliets abgegeben). — 5. Naveri/ , Les aventures de Martin Tromp,
Plön (gute Jugendschrift, das Leben und die Thateu eines holländischen
Seehelden erzählend). — 0. Furville . Causeries scientifiques , 18'= annee.
Rothschild (»ce volume ... est tout entier consacre a la description me-
thodique de l'Exposition universelle de 1878«). — 7. Engelhardt, Du re-
gime conventionnel des fleuves interuationaux. Cotillon (für Wasserbau-
techniker und für Juristen interessant).
1. Januar 1880. I. A. Delpit, Le rnariaye d'Odette. derniere
paj-tie. vergl. das Heft vom 1. December 1879. — II. 0. d'Hausson-
ville, Je salon de Mme Necker, d'apres des docurnents tire's des ar-
chives de Coppet. — 1 ^ La jeunesse de Mme JSecker. Sehr interessante
und wichtige Beiträge und Ergänzungen zur Biographie der Madame
Necker und zur Cultur- und Literaturgeschiclite des 18. Jahrh.'s über-
haupt nur auf Grund eines bis jetzt zum Theil unvollkommen, zum Theil
auch gar nicht bekanut gewesenen handschriftlichen Materiales. Man
darf der Fortsetzung dieser Arbeit mit grosser Spannung eutgegenseheu,
imd wir werden nicht unterlassen , nach ihrem Abschlüsse eingehender
darüber zu referireu. — III. A. Leroy-Beaulieu, L'empire des Tsars
et les Kusses. — 8 — La presse et la censure, vgl. das Heft vom 15. Mai
1879. — IV. A. Theuriet, Un miracle, Souvenir de la dixieme annee.
Eine recht lebensfrische, muntere Humoreske. Der Held ist ein zehn-
jähriger Junge, der in der Hitze seines ersten >Bjs- über- die -Ohren -Ver-
liebtseins« in ein Wasserloch fällt, aber glücklich wieder herausgefischt
wird. Einige alte Betschwestern schreiben die Rettung des Knaben der
unmittelbaren Intervention der heiligen Jungfrau zu und bauschen den
Vorfall zu einem Wunder auf, was ihnen um so leichter gelingt, als der
Junge durch die Wichtigkeit, welche mau seinem unfreiwilligen kalten
Bade beigelegt , sich ungeheuer geschmeichelt fühlt und gern seinerseits
durch eine Lüge mithilft. Endlich zerstört eine alte . freigeistige Tante
des kleinen Helden den frommen Schwindel , indem sie ihren Neffen
scharf ins Gebet nimmt und zum Bekenntnisse der prosaischen Wahrheit
nöthigt. — V. M. Collignon, J^otes d'im vo;jage en Asie-Mineure —
1 — De Mermeredje a Adalia. Interessante Reiseskizzen aus Klcinasion.
— VI. A. Duruy, L'article sept et la liberte de Tenseignement devant
le Senat. Der Verf., dessen Competenz in Cuterrichtsfragen schwerlich zu
bezweifeln sein dürfte, polemisirt auf das Lebhafteste gegen die von der
Iranzös. Dei)utiitenkammer und dem Unterrichtsminister Ferry angestrebte
Revue des deux Mondes. 137'
völlige uud plötzliclie Verstaatlichung des gesammten Unterrichtswesens.
— VIT. G. Valbert, Les nonvelles pratiques parlonentaires. Der Verf.
bespricht im Anschliiss an die Schi'ift des liekannten Dr. Strousberg
»Fragen der Zeit« (in welcher behauptet wird, dass der Parlamentarismus
eine lediglich für die Engländer geeignete Institution sei) die Schatten-
seiten , welche das parlamentarische Leben namentlich im letzten Jahre
in Frankreich und anderwärts gezeigt hat, ohne jedoch den Parlamen-
tarismus an sich zu verwerfen. Manches , was der Verf. sagt , ist , wenn
nicht richtig, so doch zum Nachdenken anregend, so z. B. seine Defini-
tion des Begrifts der »öffentlichen Meinung« : »Ce qu'on appelle l'opinion
publique,^< sagt er, »c'est l'opinion des maitres d'ecole, des clercs d'avouös,
des employes de l'accise , des montreurs de marionettes , des aubergistes
et quelquefois aussi de la femme de l'aubergiste, et leur penchant com-
mun est de ne s'attacher fortemeut qu'aux institutions qui ne compromet-
tant pas la prosperitc' de leurs petites affaires«. — VIII. Herzberg-
Frankel, Reh Herschel. Scenes de la vie des juifs polonais. Eine
Novellette , die sich ganz angenehm liest , höhere Bedeutung aber nicht
besitzt.
IX. (.'URONIQITE DE LA QUINZAINE, lUSTOIRE VOLITIQUE ET LITTERAIRE.
X. Essais et Noticf.S. Besprechung folgender Werke : 1. Berthe-
lot, Essai de mecaniqiie chimique fondee sur la thermochimie. 2 voll. 8.
Paris. Duuod (»Ce livre marque \ine etape dans la marche toujoura pro-
gressive de la science«). — 2. RilUet. Le Retablissement du catholicisme
a Geneve, il y a denx siecles. Geneve 1880. Georg (interessante histoi-i-
sche Studie).
XI. Bulletin hibliographique. Kurze Anzeige folgender Werke :
1. Jle'moires de Mme. de Remusat. 2 voll. Calmann Levy. (Auf dies
hochinteressante und nicht minder wichtige Werk haben wir bereits
wiederholt aufmerksam gemacht, vgl. Bd. I, S. 283 u. 470.) — 2. Wie-
ne)\ Perou et Bolivie. Hachette (das Buch beschäftigt sich mit den
Culturzustäuden dieser Länder vor ihrer Besitznahme durch die Spanier).
— 3. Gobineau, Histoire d'Ottar Javl , pirate norvegien , et de sa des-
ceudance, Didier (ein merkwürdiges Buch, denn es »a pour objet de ra-
conter l'histoire d'une familleet d'exposer les situations oü la marche des
temps , le concours de circonstances , les qualites et les defants inherens
au sang de cette famille, en ont place les generations et les individus.
G'est une etude tout ä la fois historique et psychologique . . .«). — 4.
Secq de Fouquieres , Traite de versification fran9aise. Charpentier
(ein epochemachendes Werk, welches, wie W. Förster in seiner Recension
desselben im >'Literar. Centralbl.« vom 17. Januar 1880 sich ausdrückt,
»alle.« bisher [über französ. Versification] Erschienene , das Lubarsch'sche
Buch mifgerechnet, in dichten Schatten stellt. Lange Zeit wird sich das
Studium der franz. Rhythmik und Metrik um dasselbe wie um einen
Angelpunct drehen«). — 5. Thureau-Dangin, L'Eglise et l'Etat söus
la monarchie de juillet. Plön (interessantes Buch, namentlich in gegen-
wärtiger Zeit). — 6. Rambaiid, Precis elementaire d'e'couomie politique.
Thorin (guter , populär gehaltener Leitfaden der Volkswirthschaftslehre).
— 7. Hartmann, Les penples de l'Al'rique. Germer -Bailliere (inter-
essante Schildening der Culturzustände der africanischen Völkerschaften).
'— 8. Carte murale de TAfriqiie, dressee par J. Chavanne , revue par H.
Duveyrier. Vienne, Hcelzel; Paris, Klincksick (empfehlenswerthe Wand-
karte Africa's mit allen physisch-geographischen und ethnographischen
Angaben ausgestattet).
15. .lanuar. 1. J. Kl/iczko, Causeries florentines — / -- Dante
et Michel- Anye. Geistvolle, aber etwas oberflächliche Plaudereien über
138 Zeitschriften schau. G. Körtimj,
italienische Poesie und bildende Kunst. — II. A. Fouillee, La frater-
nite et la justice reparative, selon la science sociale contemporaine. Eine
sehr weitläufige rechtsphilosoi^hische Untersuchung, deren Ergebniss der
Verf. am Schlüsse folgendermassen zusammenf asst : »La conclusion qui
uous semble ressortir de cette etude, c'est que l'etat, au lievi d'etre, comme
le croient beaucoup d'economistes, une Institution de justice purement de'-
fensive, a aussi une fonction positive de bienfaisance ou de fraternite,
gräce a laquelle il s'efforce de reparer le mal par le bieu. La frater-
nite n'est en sa jiure essence qu'une justice plus haute , une justice plus
complete, une justice surabondante, La reduire a une Sympathie plus ou
moins passive comme celle des positivistes et des utilitaires, ou a une
pitie dedaigneuse comme celle de Schopenhauer , ou a une charite my-
stique eu Dieu et pour Dieu seul, comme celle des theologiens, c'est en
meconnaitre le fond, qui est le droit meme de Thomme, sa valeur et son
idäale diguite<. Uns scheinen diese Sätze nichts weiter, als scliöne Phra-
sen zu sein , welche jedes substantiellen Kernes ermangeln. — IIL 0.
Cantucuzene- Altieri, Poverina, premiere partie. Ueber diesen Ro-
man, welcher das Werk einer Fürstin ist , werden wir nach seinem Ab-
schlüsse berichten. — IV. Gh. Eichet, Les demoniaques tVaujourd'hui.
1. Etude de psiichologie pathoIogi<jue. Höchst interessante Darstellung
der verschiedenartigen Erscheinungsformen der hochgradigen hysterischen
Krankheiten, deren Entstehung in früheren Zeiten auf die Einwirkung
des Teufels und anderer böser Geister zurückgeführt wurde, so dass man
die damit behafteten unglücklichen Frauen als Hexen verbrannte oder
doch als Besessene dem Exorcismus unterwarf. — V. J. Glave. La Si-
tuation agricole en France. Der Verf. glaubt auf Grund einer eingehen-
den Untersuchung einen Rückgang der Landwirthschaft während der
letzten Jahre constatiren zu müssen. — VI. L. Carrau, L'education en
France depuis le JlVI^ siede. Kurze , zum Theil recht oberflächliche
Charakteristik der pädagogischen Principien und Systeme, welche seit
dem 16. Jahrh. in Frankreich geherrscht haben (benutzt hat der Verf.
folgende Werke : Compayre. Histoire critique des doctrines de l'education
en France depuis le XVI « sciecle. Paris 1879, 2 voll.; Spencer. De l'e-
ducation intellectuelle, morale et physique, trad. fran9aise. Paris 1878;
JBain, Education as a science. London 1879). Der Verf. plaidirt für die
staatliche Ueberwachung des gesammten Unterrichtswesens. Aus der
Thatsache übrigens, dass die Rev. d. d. M. neuerdings so häufig Essays
über pädagogische Dinge bringt, mag man erkennen, wie lebhaft das ge-
bildete französ. Publicum sich für die gegenwärtig schwebende Unter-
richtsfrage interessirt. — Vll. P. Berenger, Le Brvsii en 1879. In-
teressante Darstellung der gegenwärtigen volkswirthschaftlichen Lage Bra-
siliens. — VUI. F. Bru notiere. Revue litteraire. Ausführliche Be-
sprechung des neuerdings zum ersten Male vollständig herausgegebenen
wichtigen und interessanten Memoirenwerkes des Port - Royaliaten Tho-
mas du Fosse (Me'moires de Pierre Thomas , sieur du Fosse , publie's eu
entier pour la premiere fois par M. F. Bouquet, pour la Societe' de l'Hi-
stoire de Normandie. Ronen 1879'.'' 4 voll.).
IX. ChROMQUE de LA QülNZ.MNE, HISTOIRE POLITIQIE ET LITTERAIRE.
X. BULLETIN BIBLIOGRAPHIQUE. Kurze Anzeige folgender Werke :
l. Dareste, Histoire de la Restauration. 2 voll. Plön (»Ce livre concis,
bien ordonne, generalement impartial. comblera desormais une lacune«).
— 2. Desißes, Lettres de Rea Delcroix. Didier (eine werthlose Briefsamm-
lung). — 3. M. du Camp, Les convulsions de Paris, t. IV. La commune
a rHotel de Ville. Hachette (der vierte Band der trefflichen Geschichte
des Communne-Aufatandes , auf welche wir schon wiederholt aufmerksam
Revue des deur Mondes. 139
gemacht haben). — 4. Deltour , De renseignement secondaire en France
et en Allemagne. Hachette (werthvoU). — 4. Cheruel, Histoire de
France pendant la minorite de Louis XIV. t. III. Hachette (gründliches
und wichtiges Geschichtswerk). — ■ G. Le Plai/, Les Ouvriers europeens.
Dentu. 6 voll, (interessantes und wichtiges nationalökonomisches Buch,
das bereits mehrere Auflagen erlebt hat). — 7. lioux, La Poche des au-
tres. Dentu (Novelle aus der Finauzwelt). — 8. L'Annee maritime,
3^ anne'e. Challamel aine (gute Zeitschrift über die Angelegenheiten der
Marine).
1 . Februar. I. 0. Cantacuzeue-Altieri, Poverina , deuxieme
partie, vgl. das Heft vom 15. Jaunar. — II. G. Boissier, Utie edition
nouvelle de SaintSimon. Interessantes Essay über das Leben und die
Memoiren des bekannten Duc de Saiut-Siraon (1075 — 1755), welche letz-
teren neuerdings von A. de Boislisle in den »Grands l^crivaina de la
France« herausgegeben worden sind (2. voll. Paris. Hachette). — HL
Richet, Les demoniaqiies d'autrefois — 1 — Les sorcieres et les pos-
sedees. Wichtiger und interessanter Beitrag zur Geschichte des Hexen-
wesens und Hexenglaubeus im 16. u. 17. Jahrh. — IV. Mme de Re-
musat. Mi'moires inedits. La vie de cour « Fontainebleau, les com-
mencements des affaires d^Espagne, vgl. das Heft vom 1. Juli und vom
15. October. — V.J. Clave, La Situation agricolc en France — 2 —
Les causes de la crise, vgl. das Hett vom 15. Januar. — VI. Gh. Avi-
bertin, L^vloquence poJitique, et parlcmentaire en France avant 1789
— 2 — Les orateurs des Etats-Gi-neraiix, de 1483 a 1615, Philippe
Pot, VHopital, du Vair , Robert Miron, vgl. das Heft vom 15. Decem-
ber 1879. — VII. L. Boucher, Un dictatenr litteraire. Samuel John-
son et ses critiquea. Interessantes Essay über den bekannten englischen
Kritiker, Literaturhistoriker und Lexicographen Samuel Johnson (1709
bis 1784). Geschrieben ist das Essay auf Grund folgender Werke: G.
ßirkbeck Hill-, Dr. Johnson, bis friends and his critics. London 1878;
Leslie Stephen, Samuel Johnson. London 1878; The Six Chief Lives
from Johnson's Lives of the Poets, edited with a preface by Mathew
Arnold. London 1878; Dr. Johnson, his biographers and critics in der
^Westminster Review» January 1879. — Vlll. A. Wurtz, La matiere
radiante. Darstellung der neuesten in Bezug auf die »Strahlenmaterie«
angestellten Forschungen (Deiinition der »matiere radiante« : »L'illustre
inventeur du radionietre [Crockes], faisant sienne une expression employee
par Faraday des 1816, a nomme matiere radiante la matiere encoreTe-
pandue dans les espaces que nous avious contume de considerer comme
vides et qui ne le sont pas en realiteA<). —
IX. CHRONIQUE DE LA QUINZAINE, HISTOIRE POLITIQUE ET LITTERAIRE.
X. LES ThEatres. f. de Lagenevais, Thedtre du Gymnase.
Im Allgemeinen günstige Kritik des neuerdings auf dem Th. du G. zum
ersten Male gegebenen und sehr beifällig aufgenommenen vieractigen
Lustspiel »Le fils de Coralie« von A. Delpit. Dies Lustspiel ist die
Dramatisirung eines Romanes, der von dem gleichen Verfasser und unter
dem gleichen Titel zuerst in der Rev. d. d. M. vom 1. u. 15. Januar u.
1. Febr. 1879 veröffentlicht wurde.
XI. (Anonyme) Besprechung des Werkes von Marey, La Me-
thode graphique dans les sciences experimentales et particulierement en
Physiologie et en medecine. Paris 1879.
XII. BULLETIN Bibliographique. Kurze Anzeige folgender Werke:
1. Julien, Papes et Sultans. Plön (skizzenhafte, lebendig geschriebene
Geschichte der Kämpfe der Päpste gegen den Islam). — 2. Srunetiere,
^tudes critiques sur rhistoire de la litterature fran9aise. Hachette (Samm-
140 Zeitschriftenschau. G. Körting,
lung der literargeschichtlicheu Kritiken , welche der ak geistvoller und
gewandter Kritiker bekannte Verf. während der letzten Jahre in der
Rev. d. d. M. veröffentlicht hat). — 3. BaudriUart, Histoire du luxe
prive et public jusqu'ä nos jours?. t. III. Le moyen-äge et la renaissance.
3 voll. Hachette (interessantes culturgeschichtliches Werk). — 4. Lamb,
Essais choisis, traduits p. Depret. Charpentier (Sammlung von Essays
des berühmten englischen Humoristen). — 5. Texier et Le Senne, Les
Idees du docteur Simpson. Calmann Levy (Vorschläge zu einer Regene-
ration des Adels, ein etwas abenteuerliches Buch). — 5. Janet, Traite de
Philosophie elementaire a l'usage des classes. l*^'' tascicule: Psychologie.
Delagrave (gutes Buch). — 6. Pensees, maximes et fragments de Scho-
penhauer, par J. Bourdeau. Germer-Bailliere (interessante Auszüge aus
Schopenhauers Werken). — 7. Hertz, Le Paradis des Noirs. Excursions
sur les cötes de Guineu. 'J'olmer (Beschreibung einer im J. 1877 unter-
nommeneu Reise nach Guinea).
15. Februar 1880. I. .J. Klaczko, Ganser ies florentiaes — 2 —
Beatrice et la X'oe'.ne amoureuse, vgl. das Heft vom 15. Januar 1880. —
II. A. Leroy -Beaulieu, U Empire des Tsars et les Russes — 9 — Le
parti revolutionnaire et le nihilisme, vgl. das Heft vom 15. Mai 1879. Nach
den neuesten A'^orkommuissen ist die Leetüre dieses ein«gehenden und gut
geschriebenen Essays über den russischen Nihilismus von besonderem
Interesse. Der Verf. zeigt sich auch hier wieder als ein gründlicher und
objectiver Kenner der russischen A^erhältniase und ist gleich weit von
einer pessimistischen wie von einer optimistischen Auffassung der Dinge
entfernt. Das Schlussergebuiss seiner Betrachtung ist: ^>ce dout souff're
surtout la Russie, c'est le tlefaut absolu de liberte politique. Aux vagues
aspirations qui s'eveillent dans la jeunesse et la societe, il faut, sous
peine d'explosion, ouvrir uue issue legale«. — 111. M'"'^- la princesse
0. Cantacuzeue- Altieri, Poverina. Derniere partie. Diese im
Heft vom 15. Januar begonnene Erzählung ist eine ganz vortreffliche
novellistische Leistung, welche sich bedeutend über das Niveau der im
letzten Jahre von der Revue d d. M. gebrachten Novellen erhebt. Die
^Poverina«, die Heldin der Erzählung, ist ein armes Hirtenmädchen,
welches, von ihren Eltern verlassen, bei einer armen Bauernfamilie in
der Umgegend von Lucca Aufnahme findet. Die Poverina wächst heran
als echtes Naturkind, das Herumschweifen in Feld und Busch ist ihre
gi'össte Freude und Gesang ihre höchste Lust, häusliche Arbeiten siud ihr
verhasst und sie entzieht sich ihnen, so viel sie nur kann; nichtsdesto-
weniger aber wird sie von ihren Pflegeeltern und deren Kindern innig
geliebt, denn ihr Herz ist unverdorben und allen edlen Regungen zu-
gänglich. Auf ihren Streifereien lernt sie einen jungen Burschen kennen,
der ihre Liebe rasch sich zu erwerben weiss, und mit aller Innigkeit,
deren ein .junges Herz nur fähig ist, gibt sie sich der Leidenschaft der
ersten Liebe hin. Der Jüngling aber, dem sie ihre Liebe geschenkt, ist
ein allen Lastern ergebener, ausschweifender und im übelsten Leumund
stehender Mensch. Poverina wird von ihrer Pflegemutter auf das Ein-
dringlichste ermahnt, das Verhältniss mit dem Unwürdigen abzubrechen ;
die Liebe aber macht sie taub gegen alle Warnungen und blind gegen
die Fehler des Geliebten, sie bringt ihm alle Opfer, selbst die schwersten,
ergebenen Sinnes dar und willigt endlich ein, seine Gattin zu werden.
Das junge Paar nimmt seinen Wohnsitz in Lucca und nun beginnt für Po-
verina, die vArnie«, wie sie mit Recht heisst, eine schreckliche Leidens-
zeit. Schon der Aufenthalt in der dumpfen Stadt, das Wohnen in den
engen Räumen eines armseligen Hinterhauses, ist für sie, die die frische
Land- und Bergluft zu athmen gewohnt gewesen war, eine schwere Qual,
Revue des ffett.v Mnndes. 141
quälender aber uoch ist ihr das Betragen des Gatten, der seinen bösen
Neigungen imnuM- ungezügelter nachgeht, seine Frau auf das Schmäh-
lichste niisshaudelt und sie sogar ihrer scliöneu Stimme wegen an einen
Impresario verhaiuh.'lu will. Endlich tritt ilie Katastrophe ein. Poverina's
Gatte begeht einen Kirclieiu-aul), roverina erfährt es luid erfährt auch,
dass ihr Gatte ein Liebesveriiältniss mit einer feilen Dirne unterhält und
dass er sie, weil er sich nvir kirchlich, nicht auch bürgerlich mit ihr hat
trauen lassen, gar nicht als seine Gattin l)etrachtet. Da erfasst sie die
Verzweiflung, sie irrt mit ihrem kleinen Kinde, dem sie, tödtlich erschöpft,
keine Nahrung mehr zu geben vermag, durch die Strassen der Stadt. In
einem Caö'eehause sieht sie ihren Gatten mit seiner Buhlerin sitzen, der
Gedanke kommt ihr, sich auf ihn zu stürzen und ihn zu ermorden, schon
hat sie das Messer gefasst — doch im letzten Augenblick noch wird sie
sich bewusst, welchen Frevel sie zu begehen im Begriff ist, sie lässt die
Waffe fallen und irrt weiter. Nach einigen Stunden begegnen ihr barm-
herzige Brüder, welche in einem Siechkorbe einen Schwerkranken zum
Hospitale tragen; sie erkundigt sich, wer der Unglückliche sei, und er-
fähi-t, dass es ein junger Mann ist, der in Folge des Bisses eines tollen
Hundes von der Raserei der Wasserscheu befallen wurde — es ist, wie
sie aus den Einzelheiten der Erzählung entnimmt, ihr eigener Gatte und
der Hund, der den Uebelthäter verwundet, war ihr eigener treuer Schä-
ferhund gewesen, der in der schwülen Stadtluft toll geworden war. Po-
verina weiss nun für ihr hungerndes Kind und für sich selbst, die von
heftigem Fieber gepackt worden ist, keine Rettung mehr, als die Flucht
zu ihrer Pflegemutter. Sie bietet ihre letzten Kräfte aul' und tritt die
Wanderung nach dem einige Meilen von Lucca entfernten Dorfe au. Er-
schöpft bricht sie vor der Thür des gesuchten Hauses zusammen. Die
Bäuerin findet die Ohnmächtige und ihr halbsterbendes Kind, nimmt sich
der beiden auf das Liebevollste an und lässt ihnen die sorgsamste Pflege
zu Theil werden. So wird denn das Kind gerettet;- und auch Poverina
selbst, nachdem sie lange Wochen mit dem Fieber gerungen, erlangt die
Genesung wieder. Nun beginnt ein neues Leben für sie, zumal ihr Gatte
seiner schrecklichen Krankheit erlegen ist und ihr dadurch die volle
Freiheit zurückgegeben hat. Der älteste Sohn ihrer mütterlichen Wohl-
thäterin, der sie schon längst geliebt, wirbt um ihre Haud und nach
Ablauf eines Jahres wird sie seine glückliche Gattin. — Dies ist die dürf-
tige Skizze des Inhaltes der spannend geschriebenen Erzählung, auf deren
reiche Einzelschönheiten — die treftlichen Charakteristiken der auftreten-
den Personen, die herrlichen Schilderungen toscanischer Landschaft und
toscanischer Sitten — näher einzugehen wir uns nur ungern versagen.
Wir wiederholen, dass diese Novelle unserer Ansicht nach weitaus die
beste (und, wie hinzugefügt werden kann, auch die moralischste) ist,
welche von der Revue d. d. M. seit längerer Zeit gebracht worden ist. —
IV. Ch. Riebet, Les Dänoniaques d'atdrefois — 2 — Les proces de
fforcieres et les epidemies de'moniaqites, vgl. das Heft vom 15. Januar. —
V. C h. Lenthe'ric, La re'gion du Bas Rhone — 1 — Le canal de
Beaucaire ä la vier. Mit diesem Aufsatze beginnt eine Reihe inter-
essanter Studien über die topographischen, physicalischen und commer-
ciellen Verhältnisse der Landschaften au der unteren Rhone. — VI.
E. Plauchut, La decouverte du Passage Nord-Est par Vocean gJacial
asiatique. Ein gut geschriebener Bericht über die zur Entdeckung der
nordöstlichen Durchfahrt unternommene und bekanntlich erfolgreich
gewesene Expedition Nordeuskjöld's. — VH. C. de Varigny, Un so-
oialiste chinois an -Zi^ siede. Im 11. Jahrh. (n. Chr.) versuchte der
chinesische Premierminister Waug-ngan- Che eine Umgestaltung der ge-
142 Zeitsrhriftevaehnn. G. Körting,
sammteu wirtbschaftlichen Verhältnisse des grossen Reiches nach socia-
listischen Principieu. Der mehrere Jahre hindurch fortgesetzte Versuch
misslang vollständig, obwol Wang-ngau-Che ein wirklich genialer Mann
"war und überdies nahezu unbeschränkt über alle politischen Machtmittel
des Reiches verfügte : der ökonomische Ruin des grössten Theiles der Be-
völkerung war das Ergebuiss. Dies ist in Kürze der Inhalt des ganz
interessant zu lesenden Aufsatzes; ob, bezw. in wie weit er geschichtliche
Wahrheit gibt, vermögen wir nicht zu coustatiren. Seltsam wäre es in
der That, wenn das sozialistische Experiment bereits vor langen Jahr-
hunderten einmal in China in grossem Massstabe praktisch ausgeführt
worden sein sollte, und das gänzliche Fehlschlagen dieses damals gemach-
ten Versuches würde der Neuzeit zum warnenden Beispiel dienen können.
— VIII. F. Brunetiere, Revue Litteraire — Le vornan experimental .
Eingehende und scharfe Kritik des »naturalistischen« und »experimen-
talen-^ Romane?, den Zola begründet zu haben vorgibt. Der geistvolle
Kritiker enthüllt schoniingslos die ganze Hohlheit und Verwerflichkeit
der Zola'schen Principien und legt dar, wie durch dieselben die französ.
Romandichtung dem ärgsten Verfalle entgegen geführt wird. Allen denen,
welche sich etwa durch das prätentiöse Auftreten Zola's und durch die
Erfolge seines .Assommoir' etc. haben imponiren lassen, ist die Leetüre
dieser Kritik dringend anzurathen.
IX. CHRONIQUE de LA QUINZAINE, HiSTOIRE POLITIQUE ET LITTERAIRE.
X. Bulletin Bibliographique. Kurze Anzeige folgender Werke:
I. Croiset, La poesie de Pindare et les lois du lyrisme grec. Hachette
(gutes Werk über die rhythmische und metrische Composition der Dich-
tungen Pindar's und über die Technik der griechischen Lyriker über-
haupt). — 2. Lavisse, Etudes sur l'Histoire de Prusse. Hachette (gutes
Werk, dessen einzelne Kapitel zuerst in der Revue d. d. M. veröffentlicht
worden sind). — 3. Stapfer, Shakespeare et PAntiquite, Landoz et Fisch-
bacher. 2 voll, (sehr werthvolles und reichhaltiges Work : »dans son
premier volume, l'auteur avait etudie les drames que Shakespeare a tires
des sources antiques; dans le second, il compare quelques-unea de ses plus
belies tragedies ä des tragedies grecques qui contiennent des situations ana-
logues et se trouve ainsi conduit ä comparer les deux arts«). — 4. Naville,
La Logique de l'Hypothese. Germer-Bailliere (interessantes philosophisches
Essay). — 5. Farcy, Le Rhin fran^ais. Quantin (die Anzeige des Buches
enthält nur weinerliche Klsigen über den Vei'lust von Elsass - Lothringen
und sagt gar nichts über den Inhalt des Buches selbst). — 6. Jannet,
Le Droit civil et les Institutions sociales ä Sparte. Pedone-Laui-iel (geist-
volle Schrift, deren Verf. die Angaben Plutarch's über die spartanischen
Rechtsverhältnisse, die Landesvertheilungen, die Bleimünzen etc. zu wider-
legen versucht). — 7. Pizzetta, la Pisciculture fluviale et maritime; de
Bon, rOstreiculture. Rothschild (interessantes Buch über Fisch- und
Austernzucht und Fischfang). — 8. Chesnean, Peintres et statuaires ro-
mantiques. Charavay (biographische Skizzen von i;nd Anekdoten aus
dem Leben berühmter moderner Künstler; der Verf. schreibt zum Theil
aus eigener Erinnerung.)
■1. März. I. E. Va che rot, La Republiqne liberale. Der Verf.
plaidirt für einen gemässigten Liberalismus in der Regierung der franz.
Republik und warnt vor Vei'fassungsreformen im radicalem Sinne. —
II. H. Ri viere, La Marquise de Ferlon, premiere partie. Eine wider-
liche Ehebruchs- und Mordnovelle; die Heldin derselben ist eine Frau,
deren dämonische Schönheit alle Männer, die sie erblicken, selbst den
eigenen Bruder, berückt und zu unheilvollen Thaten verleitet. Die Er-
zählung endet damit, dass der Gatte der schönen Teufelin, welche ihm
Rpinie fffs <1ciin- Afnvffes. 143
auf abenteuerliche Weise entflohen war und in einer Villa am Comeraee
ein anmuthigc'3 Sünderinnenleben zu führen begonnen hatte, der Treu-
losen wieder ha))haft wird und sie nach scheinbarer Versöhnung einmal
bei Gelegenlieit einer Lustfahrt ertränkt, wobei er sich der einst von
Nero gegen Agrippina angewandten Operation bedient. Auf die Einzel-
heiten dieser Schaudergeschichte einzugehen, erlassen wir uns gern. —
III. 0. d'Haussonville, Le Salon de M^ne. Necker, d' apres des do-
cuments tires des archives de Coppet. — 2 — Les gens de lettres et les
philosophes, vgl. das Heft vom 1. Januar. Es ist gerade dieser Aufsatz
für die, um so zu sagen, intime Geschichte der französ. Literatur des
18. Jahrh.'s inhaltsvoll und wichtig. — IV. E. Renan, La Papaute
hors de TItalie. — Clement V. Essay über das Pontificat des ersten
avignonesischen Papstes, Clemens V. Renan urtheilt über diesen Papst
im Allgemeinen sehr günstig und schreibt ihm das Verdienst zu, trotz
der, namentlich während der ersten .Jahre seiner Regierung, drückenden
Abhängigkeit von dem französ. Könige, doch das Ansehen des Papst-
thum's wieder begründet zu haben. — V. Bardoux, Le Comte de
Montlosier pendant l'empire et les premieres annees de la restattration,
d'apr^s des documents inedits, vgl. das Heft vom 1. Mai 1879. Der Auf-
satz bietet für die innere Geschichte Franki-eichs während des ersten
Kaiserreiches und während der Rostauration interessante Materialien dar.
— VI. A. Briere, Les Tarifs des chemins de fer. Eine eingehende
und für Fachmänner gewiss werthvolle finanzpolitLsche Studie. Der Verf.
vertheidigt die Berechtigung der Differentialtarife und bekämpft die Ver-
staatlichung der Eisenbahnen. — VII. H. Houssaye, Les petites Expo-
sitions de Peintvre. Bericht über die neben dem »Salon«, bestehenden
kleineren Gemäldeausstellungen in Paris. (Le cercle de la place Vendome,
le cercle de la rue Volne}', le cercle de la rue Vivienne, les deux expositions
de la Societe des aquarellistes fran9ais.) — VIII. G. Valbert, La
Question des Jiiifs en Allemagnc. Ironische Besprechung der neuerdings
aufgetauchten und ao lebhaft ventilirten deutschen Judenfrage. — IX.
M. Guy au, Poesie. Zwei anmuthige Gedichte : »Coucher de soleib< und
»laMediterranee'-<, italienische Reiseeindrückeschildernd. — X. P. Bourget,
Revue dramatique. Bericht über die Aufführung des Lustspiels »Daniel
Rochat« von V. Sardou im Theätre fran9ais. Das Stück hatte wider Er-
warten einen gänzlichen Misserfolg. Der Referent sucht denselben aus
den Mängeln der Composition des Werkes zu erklären.
XI. ChRONIQUE de LA QUINZAINE, HiSTOIRE POUTIQÜE ET LITTERAIRE.
XII. Bulletin Bipliographiqüe. Kurze Anzeige folgender Werke:
1. A cöte du boiikeur. Calmann Levy. (Guter Roman, verfasst zum
Theil wol auf Grund eigener Erlebnisse, von einer Dame, die ihren
Namen nicht genannt hat.) — 2. Delpit, Le Mariage d'Odette. Plön.
(Ueber diesen Roman, welcher zuerst in der Rev. d. d. M. [Heft vom
15. Nov., 1. und 15. Dec. 1879] veröffentlicht wurde, vgl. unser Urtheil
in der Besprechung des Heftes vom 15. Dec.) — 3. Ze'vort, Le Marquis
d'Argenson et le Ministere des afi'aires etrangeres de 1744 a 1747.
Germer - Bailliere. (Interessante historische Publication.) — 4. Theätre de
campagne. 6*= serie. Ollendorff. (Kleine anmuthige Lustspiele von P.
Deroulede, A. Dreyfus, E. Jonau, Ch. Gros. Legouve u. A. ; als das beste
derselben wird »la Perle fausse« bezeichnet.) — 5. Fistie, l'Amour au
vUlage, avec une preface de M. Andre Theuriet. Ollendorff (anmuthige,
von falschem Naturalismus freie Dorfgeschichten). — ; 6. Lettres de la
baronne de Gerando. Didier. (Briefsammlung ohne höheren literarischen
Werth, aber manche interessante Materialien enthaltend; die Baronin
Gerando stand im Verkehr mit Benjamin Constant, Mathieu de Mont-
. 44 Zeitfichriffevscha!'. G. Körtivg,
morency, M"'«- de Stael und W^"^- Recamier.) — 7. J. Simon, le Petit
citoyeu. Hachette. (Das Büchlein, welches einen Band dei* »Bibliotheqne
des e'coles et des fannllew« bildet, belelirt in gemeinverständlicher Form
über die in Frankreicli gültigen Eechtsbestinimungen bezüglich der Ehe-
schliessung, der Ableistung der Militairpflicht u. dergl.) — 8. Cliaravay,
Revue des dociunents historiques. Charavay freres (der 6. Band einer
jährlich ei'scheinenden Sammlung von Urkunden, nnedirten Briefen, Fac-
simile, Portraits u. dgl.). —
15. März. I. .1. Klaczko, Causeries ßorentines — o — Dante et
le Catholicisnie, vgl. das Heft vom 15. Januar. — II. H. Ei viere, La
Marquise de Ferlou, vgl. das Heft vom 1. März. — III. E. de Laveleye,
Grandeur et Decadence de T Internationale. Interessante, auf ein reich-
haltiges Material sich gründende Geschichte des vielgenannten und viel-
gefürchteten Arbeiterbundes der »Internationale«. Der Verfasser beweist
mit guten Gründen, dass die (jetzt zerfallene) Internationale weder
ein Geheimbund war noch derartige revolutionäre Tendenzen verfolgte
und auch nicht entfernt eine so furchtbare Verbreitung und Bedeutung
besass, wie gemeinhin gegla.ubt wird. — IV. H. Delaborde, Pcintres
contemporains — Alexandre Hesae. Essay über das Leben und die
Werke des bedeutenden frauzös. Histoiüenmalers A. Hesse fgeb. 30. Sept.
1806 zu Paris, gest. [zu Paris?] 7. Aug. 1879). — V. A. Delaire,
V Expe'rimentation en Geologie, d apres des travaux recents. Interessante,
allgemein verständlich gehaltene Darstellung verschiedener neuerdings
angestellter geologischer Untersuchungen. — VI. V. de Saint-Genis,
üne Conspiration royaliste ä Strasbourg, d'aprt's des doeitments ine'dits.
Wichtiger Beitrag zur Geschichte der Emigration, in Avelcheni viele bis
jetzt unbekannt gewesene interessante Einzelheiten über die Vorgänge im
Emigrantenlager wälu-eud der Jahre 1791 — 1794 mitgetheilt werden. Den
Hauptgegenstand dieses (auf Grund der noch unedirten Briefe und Memoiren
des Emigrantenführers Marquis de Vioraenil verfassten) Essay's bilden die
wiedeiholten Versuche der Emigrirten, sich mit Hülfe des royalistisch ge-
sinnten Officiercorps der Garnison und des katholischen Theiles der Bm-ger-
schaft der Festung Strassburg zu bemächtigen und dadurch einen Stützpunkt.
für weitere Operationen gegen die Revolutionsregiernng zu gewinnen.
Die Versuche hatten Anfang.s alle Aussicht auf Erfolg, scheiterten aber
schliesslich in Folge der Bedenklichkeiten des Offizier corps und der ener-
gischen Gegenmachinationen des Maire Dietrich. Interessant ist es, aus
der Erzählung dieser Ereignisse zu ersehen, dass es damals in Strassburg
noch eine starke deutschgesiunte Partei gab, welche die Wiedervereinigung
der Stadt mit dem Reiche anstrebte und, wenn sie von der Reichs-
regierung nachhaltig unterstützt worden wäre, ihr Ziel wol zu erreichen
vermocht haben würde. — VII. E. Fournier de Flaix, Les Banques
anglaises. Darstellung der allmähligen EntAvickelung und der gegen-
wärtigen Zustände des englischen Bankwesens. — VIII. F. Brunei ibre,
Revue litter aire. Une yiotwelle edition de la eorrespondance de Voltaire
(ffiuvres completes de Voltaire, p. p. M. Louis Moland. t. XXXIII [l«^'" de
la Correspondance] ; Garnier, Paris 1880). Der Recensent beurtheilt diese
neu begonnene Ausgabe der Correspondenz Voltaire's, welche in Folge
neuerdings gemachter Manuscriptentdeckuugen wesentlich reichhaltiger
als alle früheren ist, in günstigster Weise.
IX. CHRONIQUE DE LA QUINZAINE, HISTOIRE POLITIQUE ET LITTliRAIRE.
X. BULLETIN niBLlOGRAPHlQUE. Km'ze Anzeige folgender Werke:
1, Bourelly, le Mare'ehal de Fabert (1509— 1G62), etude historique d'apres
ses lettres et des pieces inedites. Didier. (Interessantes und werthvolles
historisches Werk.) - 2. VaUery-Radot, l'I^tudiant d'aujonrd'hui. Hetzel.
La Nouvelle Revue. 145
(>rauteur clonne une uionographie de l'etudiant en droit.« Dem Verf.
wird vorgeworfen, die gegenwärtigen akademischen Verhältnisse in Paris
allzu sehr auf Kosten der früheren zu verherrlichen.) — 3. Bert, La Mo-
rale des jesuites. Charpentier. (Das Buch greift die Moraltheorien der
Jesuiten heftig an, ohne jedoch etwas wesentlich Neues zu bringen.) —
4. Les Grands Ecrivains de la France. Le cardinal de Retz. t. V p. p.
Chantelauze. ^Dieser 5. Bd. der trefflichen Ausg. der Werke des Cardinal
V. Retz enthält den Schluss der Memoiren, die Pamphlete und die »Con-
juration de Fiesque».) — 5. Amic, Madame de Karnel. Ollendorff. (Wenig
gelungener, zu breit angelegter Roman.) — 6. Coppee, la Bataille d'Hernani.
Lemerre. (Dichtung zur Verherrlichung des am 25. Februar d. J. ge-
feierten fünfzigjährigen Jubiläum des .Hernani'; der Referent wirft dem
Dichter Ueberschwänglichkeit vor.) — 7. Scherer, Diderot, etude. Calm.
Levy. (Gute Monographie über D.) — 8. Tissot, Voyage au pays des
Tziganes, la Hongrie inconnue. Dentu. (Interessante Reiseskizzen).
lia Xouvelle Revue. Premiere annee (La N. R. parait
le l"^"" et le 15 de chaque mois. Prix de l'abonnement: 1 an, Paris
50 frcs. , Departements et Alsace - Lorraine 56 frcs., J^tranger [tous pays]
62 frcs.).
lieber die Tendenz und den Werth dieser neuen, seit dem 1. Oc-
tober 1879 unter Leitung der bekannten M^^. Juliette Lamber (M"ie.
Adam) erscheinenden Revue, welche off'enbar ein Concurrenzunternehmen
zur Revue des deux Mondes werden soll, werden wir eingehender zu
sprechen Gelegenheit nehmen , wenn der erste Jahrgang abgeschlossen
vorliegen wird. Bis dahin begnügen wir uns mit einer gedrängten Ueber-
sicht des Inhalts der einzelnen Hefte.
1. October. Mme. Juliette Lamber (Mme. Adam), A nos
Lecteurs. Ein ungemein schwülstig geschriebener Prospect, welcher über
die Tendenz der Zeitschrift orientiren soll, aber, da er kaum einen ein-
zigen klaren Gedanken enthält, diese Aufgabe keineswegs erfüllt. Nur
so viel vermag man mühsam herauszulesen, dass die Eevue bestimmt ist,
der liberal republikanischen Partei als belletristisches Organ zu dienen,
die allseitige Regeneration des französ. Volkes und Staates anzustreben,
die Allianz der lateinischen Völker zu befürworten und zur Lösung der
socialen Fragen beizutragen. — F. de Lesseps, le Canal interoceani-
que et le Congres geoyraphique de 1879. Essay über die Möglichkeit
einer Durchstechung der Landenge von Panama, bezw. über die Rich-
tung, welche dem Canale am füglichsten zu geben sein würde. Lesseps,
der berühmte Erbauer des Suez-Canales , ist bekanntlich in derartigen
Fragen Autorität, und um deswillen besitzt das Essay, welches übrigens
allgemein verständlich geschrieben ist, grosses Interesse. — A. Le Faure,
Les Grandes Manoeuvres. Betrachtungen über die Ergebnisse der seit
1874 in Frankreich abgehaltenen grossen Armeecorps - Manceuvres. Der
Verf., immer die deutschen Militairverhältnisse mit den französischen
vergleichend, tadelt sehr scharf, dass man bei den Manoeuvern in
Frankreich nach einem geistlosen, oft absurden Schematismus verfahre,
die Officiere an kleinliche Instructionen binde und ihnen alle Gelegenheit
zur selbstthätigen Initiative benehme. — E. Turr, Question d'Orient.
Der bekannte ungarische General Türr theilt seine persönlichen An-
schauungen über die orientalische Frage mit. Ein besonderes Interesse
bietet, abgesehen von der Person seines Verfassers, der Aufsatz gar nicht
dar. — H. Greville, Lucie Rodey , premiere partie (Schluss im Hefte
vom 15. Nov.). Ein Wahlverwandtschaften - Roman, der offenbar für die
Nothwendigkeit der gesetzlichen Einführung der Ehescheidung (eine gegen-
Zschr. f. iifrz. Spr. u. Lit. II. IQ
140 Zeitfchriften schau. O. Körting.,
wärtig in Frankreich vielerörtete Frage) plaidiren soll und dies in gar
nicht ungeschickter Weise thut, gut und spannend geschrieben ist und
einige mit grosser psychologischer Kunst entworfene Charakterzeichnungen
enthält. Die Grundfabel des Romans ist übrigens einfach genug: Frau A
ist unglücklich mit Herrn B und Frau C unglücklich mit Herrn D ver-
heirathet, während A mit D und C mit B sehr glücklich geworden sein
würde und umgekehrt D mit A und B mit C; es lieben sich nun auch
wirklich A und D sowie C und B. , da aber die Ehen nicht getrennt
werden können — das in Frankreich gültige katholische Kirchenrecht
verbietet dies — , so werden beide Paare zum entweder wirklich voll-
zogenen oder doch moralischen Ehebruche hingedrängt, und es wird somit
das ganze Lebensglück von vier Menschen jämmerlich zerstört, während
die Möglichkeit der Ehescheidung dies verhütet haben würde. Im Ein-
zelnen findet man in dem Eomane manche treffliche Episode. — H. de
Bornier, La Politique de Corneille. Der Verf. will nachweisen, dass
nahezu alle Dramen Corneille's mit politischen Jdeeen erfüllt seien, geht
aber dabei ziemlich oberflächlich zu Werke. — G. Duprez, Souvenirs
dun chanteiir. premiere partie. Recht breit geschriebene Memoiren eines
Opernsängers (mit dem j. 1815 beginnend), welche neben vielen herzlich
unbedeutenden Dingen doch auch manches Interessante , namentlich in
Bezug auf die Geschichte der Musik, enthalten. — Guillaumet, Ta-
bleaux Algeriens. Anziehende Natur- und Sittenbilder aus Algerien (1.
un jour de soleil. 2. le fou. 3. les labours. 4. la koubba). — A. T heu-
riet, Les Paiisans. Dichtung von 16 viei'zeiligen Strophen (Alexan-
driner). Grundgedanke: den paijsans gehört die Zukunft, »votre regne
arrive, 6 paysans de France«-. Ein Prophet dürfte der Dichter schwer-
lich sein. — J. Demombynes, La Jieforme judiciair e. Der Verf. be-
fürwortet eine radicale Reform der Verhältnisse des französ. Richter-
standes. — Demitriades, Le protocole XIII. du traite de Berlin
(Der Verf., ein Grieche, dringt lebhaft darauf, dasa die vom Berliner
Congresse beschlossene Grenzerweiterung des griechischen Königreiches
endlich realisirt werde); Lettres sur la politique exterieure ; Chroni<jue
politique; Journal de la quinzaine. Alle diese Artikel sind recht sehr
dürftig und machen den Eindruck von Lückenbüssern. — Bulletin, biblio-
graphique, gedrängte Uebersicht der literarischen Novitäten ohne eigent-
liche kritische Bemerkungen. — Chronique de l'Elcgance. — Alles in Allem
genommen gewinnt man schon aus dem ersten Hefte den Eindruck, da«s
die neue Revue hinter der Revue des deux Mondes weit zurückbleibt.
15. October. E. Castelar, La Democratie contemporaine. Ein
Aufsatz , der sehr viele Phrasen und sehr wenig Substantielles enthält.
Der Verf. gibt sich, wie wir meinen, einer ai'gen Illusion hin, wenn er
am Schlüsse sagt: »la democratie contemporaine est dejä partout une
democratie de gouvernement qui usera du pouvoir avec tact pour assurer
le triomphe definitif de la liberte«. Das ist leere Träumerei, welche die
thatsächlichen Verhältnisse völlig verkennt. — A. Regnard, L'Angle-
terre et V Afghanistan. Kurze Darstellung der englisch-afghanistanischen
Wirren. — A. Segond, L' enseignement de la biologie. Der Aufsatz gibt
eine kurze, allgemein verständliche Geschichte der bisherigen Entwicke-
lung der jungen biologischen Wissenschaft. — H. Greville, Lüde Ro-
dey, deuxieme partie, vgl. das Heft vom 1. October. — E. Reclus, La
legende d'Orphee. Untersuchung über die Orpheus- Sage, ohne dass in-
dessen über Ursprung und Bedeutung derselben positive Ergebnisse ge-
wonnen würden. Der Aufsatz kann beweisen, dasa sich geM-isse Stoffe
absolut nicht belletristisch behandeln lassen. — G. Duprez, Souvenirs
d\in chanteur, deuxieme partie., vergl. das Heft vom 1. October. — Le-
Xa Nonvelte Revue. 147
conte deliisle, L" Apotheose de Mouga. Epische Dichtung von 75 vief-
zeiligen Stroi)hen (Alexandriner), welche eine Episode aus der arabischen
Geschichte behandelt. Sprache und Versbau des Gedichtes sind sehr edel
und volltönend. — J. Rein ach, Le Scrutin'de liste. Der Aufsatz be-
fürwortet dringend »le retablissemeut du scrutin de liste« und die Besei-
tigung des »scrutin uninominal« (»le scrutin de liste s'adresse k'un de-
partement tout entier; le scrutin uninominal s'applique a un arron-
dissement ou a une circonscription artificielle que le l^gislateur ou le
pouvoir exe'cutif decoupe dans l'arrondissement«) — also die Departements
sollen Wahlbezirke sein , nicht die Arrondissements oder Cantons. —
F. Maurice, l'Assistance hospitalitre a Paris. Kurze Darstellung der in
Paris zur Unterstützung der Kranken und Armen bestehenden Wohlthä-
tigkeitsiustitute und Vorschläge zu deren Erweiterung und Vervollkomm-
nung. — Lettres siir Ja Politique exterieure. — Chronique politiqve. —
Journal de la quinzaine. — Bulletin hibliographique. Kurze Anzeige
folgender Werke: 1. Masseras , Un essai d'empire au Mexique. Char-
pentier (sehr interessantes Buch über die mexicanische Expedition und
das Kaiserreich Maximilians). — 2. E. Bertin . Le Mariage dans l'an-
cienne societe fran9aise. und 3. Legrand, Les Mariages et les moeors en
France. Hachette (culturgeschichtlich interessante Werke). — 4. Noel,
Le Rabelais de poche. Jouaust (Chrestomathie aus R.'s Werken), und
5. Ginyuene, De l'autorite de Rabelais dans notre revolution, avec un
avertissement de M. Hemü Martin. Jouaust (Wiederabdruck einer zuerst
im J. 1791 erschienenen interessanten Abhandlung). — 6. Coppee, Theatre.
Lemerre (vgl. Bull. bibl. der Rev. d. d. m. vom 1. Oct. 1879). — 7. Laf-
fitte, Gambetta intime, sa vie et sa fortune. Charpentier (interessante,
aber nicht indiscrete Mittheilungen). — 8. Garnier, Premieres notions
d'economies politiques S'^'"«^ ed. Guillaumin (gutes Werk). — 9. De La-
heyrie, Theorie et histoire des conversions de rentes. Guillaumin (für
Capitalisten und Rentiers brauchbar). — 10. Celieres, En Scene. Entre
deux Paravents. Hennuyer (zwei Bändchen aus einer empfehlenswerthen
»Bibliotheque du Magasin des Demoiselles« , das erste Bändchen ist ein
»recueil de comedies-proverbes«, das zweite »se compose d'une serie de
petites comedies en vers;-). — 11. Beschamps, Voyage a travers mon
atelier. Librairie des Bibliophiles. (Für Liebhaber alter, seltener Bücher-
ausgaben interessant). — 12. H. Estienne, Apologie pour Herodote ed.
Ristelhuber. 3 voll. Liseux (vgl. Bull. bibl. der Rev. d. d. m. vom
1. Oct. 1879 und The Athenaeum vom 30. August 1879). — 13. Bimi-
trios Bikelas, Louki Laras, traduit du grec p. Qu. de St.-Hilaire. Cal-
mann Levy (eine Art historischer Roman in der Zeit des neugriechischen
Freiheitskrieges spielend). — 14. 31. Sand, Catalogue raisonne des lepi-
dopteres du Berry et de l'Auvergne. Deyrolle (werthvoU). — Chronique
de VElc'gance (Modenbericht).
1. November. E. Gioia, La I^olitique italienne. Der Verf dieser
eingehenden und interessanten Studien über die neuere italienische Politik
empfiehlt lebhaft ein enges politisches und handelspolitisches BünJniss
zwischen Frankreich und Italien. — 8. Level. L^es chemins de fer de-
vant le Parlement. Der Verf. bekämpft heftig die jetzt auch in Frank-
reich angestrebte Verstaatlichung der Eisenbahnen. — H. Barth eiemy,
Les Manoeuvres du 15^ corps d^armt'e allemand en Älsace - Lorraine.
Interessante Beobachtungen und kritische Bemerkungen über die im Herbst
des vorigen Jahres in EIsass-Lothringen abgehaltenen Kaisermanreuvres.
Der Verf. vergleicht for-twährend die deutscheu Militairzustände mit den
französi.schen, und dieser Vergleich fällt in der Regel sehr zu Gunsten
der erstereu aus. Wer sich für militairische Verhältnisse interessirt, sollte
xo*
148 Zeitschriftenschau. G. Körting,
den gut geschriebenen nnd vieles Lehrreiche enthaltenden Aufsatz nicht
ungelesen lassen. — H. Greville, Lucie Rodeii, trolfieme partie , vgl.
das Heft vom 1. Oct. — A. de Gubernatis, La Fille de la Repu-
blique de Venise. Eine nicht eben sehr gelungene Ehrenrettung der Ve-
netianerin Bianca Cappello (geb. ca. 1550), Gemahlin des Herzogs Franz I.
von Medici, welche nach der gewöhnlichen Tradition beschuldigt wird,
den Versuch einer Vergiftung ihres Schwagers, des Cardinais Ferdinand
von Medici, gemacht zu haben. — Ch. Bigot, Albert Glatigny. Essay
über das Leben und die Werke des Lyrikers A. Glatigny (geb. 1839,
gest. 1874). — G. Duprez, Souvenirs d'un Chanteur, derniere partie,
vgl. das Heft vom 1. Oct. — J. Gaillard, Chant des Peuples latins
(Poesie). Ein wunderliches, schwülstiges Lied zur Verherrlichung des
(imaginären) Bundes der »trois nations soeurs, France, Eapagne, Italie«.
Der Verf. scheint gar nicht zu wissen, dass auch die Portugiesen, Rhäto-
romanen und Rumänen zu den romanischen Völkern gehören, und eben-
sowenig scheint er die Existenz der Provenzalen und Catalanen zu ken-
nen. — C. Saint-Saens, Causerie niusicale. — Lettres sur la Politi-
que exterieure. — Chronique politique. — Journal de la qtiinzaine. —
Bulletin bibliographique. Kurze Anzeige folgender Werke: l. Daudet,
Les Rois en exil. Dentu (dieser Roman wird als »une ceuvre singuliere et
difficile ä juger au courant de la plume« bezeichnet). — 2. Bonnal, Ca-
pitulations militaires de la Piaisse. Dentu (der Recensent dieses Buches,
welches die Capitulationen der preussischen Festungen 1806/7 erzählen
will, lässt durchblicken, dass es ein recht albernes Machwerk ist). —
3. Reinach, Voyage en Orient. Charpentier (interessant, namentlich auch
werthvolles Material für die Beurtheilung der orientalischen Frage dar-
bietend). — 4. ... La Routine militaire. Ollendorff (»ce travail est utile
ä lire, il peut provoquer des etudes serieuses, mais il est bien loin de
nous offrir le remede aux abus qui existent dans notre Organisation mi-
litaire«). — 5. Largeau, Le Pays de Rirha-Ouargla. Voyage ä Rhada-
mes. Hachette (interessante Reiseskizzen aus dem Sudan). — 6. de Lo-
venjoul, Histoire des ffiuvres de M. de Balzac. Calmann Levy (gutes Werk
über den Romandichter Balzac). — Chronique de VElegance (Moden-
bericht).
15. November. Aug. Thierry, Episodes de V Histoire de la
Contre- Revolution. La Conspiration du 12. Mars 1814. Interessante
Beiträge zur Geschichte der Stadt Bordeaux unter dem ersten Kaiser-
reiche (der blühende Handel dieser Stadt wurde durch die Contiuental-
sperre schwer geschädigt) und Erzählung einer in Bordeaux am 12. März
1814 ausgebrochenen anti-napoleonischen Bewegung, welche dann später
von der »legende bourbonnienne« als ein gewaltiges Ereigniss dargestellt
worden ist. — A. Le Reboullet, L'Alsace fran^aise: Histoire du
Petitionnement de 1870 et de V Universite de Strasbourg. Der Verf.
erzählt, wie im Anfang des Jahres 1870, kurz vor Ausbruch des Krieges,
Strassburg sich an die Spitze einer auf Einführung des obligatorischen Schul-
unterrichtes in Frankreich dringenden Bewegung gestellt habe, und hebt
dabei hervor, wie sehr durch das geistige Leben in Elsass-Lothringen, so
lange diese Provinzen noch französisch waren, dieVermittelung der deutschen
mit der französischen Cultur und umgekehrt, sowie überhaupt der Ideen-
austausch zwischen Frankreich und Deutschland gefördert worden sei. Im
Weiteren beklagt der Verf., dass nach der Annexion Elsass-Lothringen diese
Mission nicht mehr erfüllen könne, dass Frankreich und Deutachland nun
ewige Feinde sein müssten und dass die Wissenschaft in Elsass-Lothringen
zum Untergange verurtheilt sei, denn die Elsass - Lothringer würden sich
nie zum Besuch der deutschen Universität Strassburg entschliessen können,
La Nonvelle Revue. 149
und dadurch werde natürlich das geistige Leben in diesen Provinzen allmäh-
lich, aber sicher ertödtet werden. Nun, der Verf. wird hoffentlich noch lang
genug leben, um die Unrichtigkeit seiner düstern Prophezeiungen zu er-
kennen. Im schlimmsten Falle würde Deutschland noch genug über-
schässige geistige Kraft besitzen, um die neugewonnenen Reichslande
damit zu befruchten. Wollten die Elsass-Lothringer die gediegene Geistes-
bildung, welche die deutsche Hochschule ihnen spenden soll, wirklich ver-
schmähen, so würden sie es sich selbst zuzuschreiben haben, wenn sie
im Reiche niemals eine den übrigen deutschen Stämmen ebenbürtige
Stellung einnehmen. — Abdull-Hakk, La Turquie teile quelle est: Les
Harems. Realistische, von sachkundiger Hand gezeichnete Bilder aus
dem türkischen Haremleben, welche ein werthvoller Beitrag zur Kennt-
niss der durch und durch faulen türkischen Kulturzustände sind. —
A. Wächter, La Cavalerie frangaise en 1879. Vorschläge zur Reform
der französ. Cavallerie, wobei der Verf. vielfach die Nachahmung deutscher
Institutionen befürwortet. — Sacher-Masoch, Ullau, pr emier e partie.
Da diese Novelle die Uebersetzung eines deutschen Originales ist, so ver-
zichten wir auf ein Referat über dieselbe. — Th. Reinach, Hamlet.
Studien über Shakespeare's Hamlet, welche einige geistreiche Betrachtungen
enthalten, etwas wesentlich Neues aber für das Verständniss der Dichtung
nicht beitragen. — H. Greville, Lucie Rodey, quatrieme et derniere
partie. vgl. das Heft vom 1. October. — C. Barrere, La France et
C Angleterre en Egvfte. Der Verfasser vertheidigt die in der ägyptischen
Frage von der französischen republikanischen Regierung gegenüber England
eingeschlagene Politik. — Lettres sur la Politique exte'rieure. — Chro-
nique politique. — Journal de la quinzaine. — Bulletin bibliographique.
Kurze Anzeige folgender Werke: 1. Renan, TEglise chretienne. 6<= vol.
Calmann Levy. (Bedeutendes Werk.) — 2. Parfait, La Foire aux re-
liques. Dreyfus. (Das Buch greift die Reliquienverehrung an und will
die Unächtheit vieler Reliquien nachweisen,) — 3. Theuriet. Le Fils
Maugars. Charpentier. (Guter Roman.) — 4. Texier et Le Senne, Ma-
dame Ferraris. Calmann Levy. (Psychologische Studie: »c'est une fine
analyse de l'äme d'une devote qui, du mysticisme de sainte Therese et
du quietisme de Molinos, passe au realisme de l'amour«.) — 5. Figuier,
la Terre et la Mer. Hachette. (Gutes populär-wissenschaftliches Buch.)
— Flammarion, le Soleil. Marpon et Flammarion. (Das Buch ist ein
Theil einer grossen und vortrefflichen »Astronomie populaire«.) —
Chronique de VElegance. (Modenbericht.)
1. December. E. Deschanel, Le Peuple et la Bourgeoisie.
Chapitre premier: I. L'Exlavage — Fut un progres relativement ä l'an-
thropophagie. II. Le Servage, adoucissemeut de l'exlavage. — III. L'-
Ömancipation, nee du travail servile. — Afiranchissement des individus,
des groupes, du sol. Commnautes agricoles. Geistvoll und interessant,
aber oberflächlich geschrieben. — A. Thierry. Episodes de l'Histoire de
la Contre-Revolution : La Conspiration du 12. Mars 1814, deuxieme partie,
vgl. das Heft vom 15. Nov. — E. Level, Lcs Chemins de fer devant
le Parlement : Construction des lignes classees, VEtat et V Industrie
prive'e, vgl. das Heft vom 15. Nov. — Sacher-Masoch, L'Jlau, deu-
xieme partie, vgl. das Heft vom 15. Nov. — E. Gebhart, La Verite
sur une famille tragique. Der Aufsatz behandelt (auf Grund des italieni-
schen Buches von Bertolotti : Francesco Cencie lasua famiglia. Studi storici.
Florenz. 1879.) das tragische Schicksal der auf Grund eines falschen
Verdachtes im Jahre 1599 in Rom zu grausamen Strafen veriurtheilten
Beatrice, Lucrezia, Bernardo und Giacomo Cenci. — C. Flammarion,
Les Etoiles doubles et les Mondes lointains. Interessantes populär-astro-
,150 Zeitsrhriftenschau. G. Körting,
nomisclies Essay. — L. Biart, Le Colonel von JBultz. Eine Schauer-
und Kührnovelle der schlimmsten Sorte. Oberst v. Bultz vom 72. pommer-
schen Füsilierregimeute (!) ist ein teuflischer Allemand und nebenbei
noch Prussien, der im Kriege 187071 gegen die engel.*guten und lamm-
frommen Franzosen die schändlichsten Grausamkeiten verübt, Meierhöfe
in Brand stecken, Frauen und Kinder verbrennen und Greise niederhauen
lässt. Es ist gewiss eines Blattes, welches, wie die Nouvelle Eevue. zu
der anständigen Presse gezählt sein will, wenig würdig, sich zur Abla-
gerungsstätte einer derartigen Schandliteratur zu machen, die Ehre der
Armee eines Nachbarstaates, mit welchem Frankreich in freundschaft-
lichen officiellen Beziehungen .steht, durch absurde Anschuldigungen zu
verunglimpfen und in frivolster Weise einen Nationalhass zu schüren,
den zu ersticken Frankreichs eigenes wohlverstandenes Interesse sein
würde. — M. Vachon, L'Art an Conseil Municipal de Paris. Ueber-
sicht dessen, was der Conseil Municipal während der letzten Jahre für
die künstlerische Ausschmückung von Paris und überhaupt für die För-
derung der bildenden Kunst geleistet hat. Es wird der Vorwurf zurück-
gewiesen, dass der Gemeinderath einseitig die »republikanische« Kunst-
richtung begünstige. — G. Duplessis, Revue du Th'atre. Bericht über
bemerkenswerthe Theater- Aufführungen, die in der letztvergangenen Zeit
in Paris stattgefunden haben. — P. Marchand. Les Simnlacres de
Combat dans la Marine. Bericht über ein am 13. October 1879 im
Hafen von Portsmouth abgehaltenes interessantes Seemaneuvre. — Lettres
sur la Folitique exterieure. — Chronique politique. — Journal de la
quinzaine. — Bulletin bibliographique. Kurze Anzeige folgender Werke:
1. Du Camp, les Convulsions de Paris, t. IV la Commune ä THotel de
Tille. Hachette. (Der Eeferent missbilligt, dass Du Camp die Commune
absolut verurtheilt !) — 2. Pont, Societes commerciales. Delamotte fils
et Cie. (7. Band einer »Explication theorique et pratique du Code Civil«,
nützliches Buch.) — 3. Carte speciale des chemins de fer de l'Europe
au 1 '2400000. A. Chaix et Cie. (Gute Eisenbahnkarte, namentlich für
Kaufleute brauchbar.) — 4. Havard, la Terre des Gueux, voyage dans
la Flandre flamingante. Quantin. (Interessante Reiseskizzen aus dem
vlämischen Flandern.) — 5. Bonnemere, Voyage ä travers les Gaules,
56 ans avant Jesus-Christ. Dentu. (Interessante, aber freilich nicht durch-
weg zuverlässige Schilderung des alten Galliens in Form eines Keise-
romans nach dem Muster des »Jeune Anacharsis«.) — 6. Mme. Paschkoff,
En Orient: drames et paysages. Sandoz et Fischbacher. (Das Buch ent-
hält manches Interessante.) — Chronique de VEle'gance. (Modenbericht.)
15. December. E. Spuller, M. Thiers. Erster Theil einer um-
fangreichen Studie über Thiers, in welchem das Leben und die Wirksam-
keit des berühmten Staatsmannes bis zur Julirevolution besprochen wird.
Die Darstellung ermangelt der wünschenswerthen Objectivität. — Ch. de
Verninac, La Liberte des Behanges et VAgriculturefrangaise. National-
ökonomischer Aufsatz, in welchem vom landwirthschaftlichen Standpunkte
aus der Schutzzoll bekämpft und der Freihandel befürwortet wird. —
B. Aube, Chretiens intransigeants et Chretiens opportun istes au temps
de Tertullien. Interessante Studie zur Geschichte der Anfänge des
Christenthums und der Christenverfolgungen. (Der Aufsatz ist ein Kapitel
des demnächst erscheinenden dritten Bandes der von Aube verfassteu
grossen »Histoire desPersecutions del'l^glise«.) — Erckmann- Chatrian,
JLe grand-pere Lebigre, premilre partie. Ueber diese Novelle werden
wir nach ihrem Abschlüsse berichten. — J. Tourgueneff, Monsieur
Brangois (Souvenir de 1848). Interessante Charakterstudie aus der
Zeit der Februarrevolution. Monsieur Fran9ois ist der trefflich gezeichnete
La Nvuvelle Revue. 151
Typus eines jener »Sturmvögel« und räthselhaften Existenzen, die in be-
wegten Zeiten immer auftauchen. — Ch. Laurent, Legende des deux
Eve. Eiue recht abgeschmackt phantastische Idylle, in welcher die Ge-
fühle dargestellt werdeu sollen, welche die beiden ersten Frauen (die
»Eve ne'e de la cöte de l'homme« und »celle-ci qui n'est point nee de
la cöte de l'homme«) bei ihrer ersten Schwangerschaft empfanden (welche
wunderliche Einfälle ein Literat doch manchmal hat!). — Sacher-Masoch ,
L'llau, vgl. das Heft vom 15. November. — A. Lemoyne, Maitres
anciens. Zwei Gedichte von 9, bezw. 4 vierzeiligen Strophen (Alexan-
driner) ; der Verf. preist die alten »peintres de Hollande qui, voyant la
nature avec sincerite, Re.staient chez eux, trouvaut leur patrie assez
grande. Et mouraient sous uu ciel qu'ils n'ont Jamals quitte«. (Hier sei
nachgetragen, dass das Heft vom 1. Decemher zwei anmuthige Gedichte
von Fr. Coppee enthält.) — L. Lievin, VEducation ancienne et VEdu-
cation moderne^ Interessante pädagogisch -historische Skizze, welche in
geistvoller Weise die moderneu Erziehungsgrundsät/.e mit den pädago-
gischen Theorien Platon'.s etc. vergleicht. — F. Maurice, Les Livres
d'Etrennes. Uebersiclit über die zu Weihnachtsgeschenken und dergl.
geeigneten neueren frauzös. Bücher, vgl. unsere Bemerkung zu dem gleich-
betitelten Aufsatze in der Rev. d. d. M., vom 15. Dec. 1879 — Lettres
siir la Politique exterieure. — Chronique poUtique. — Journal de la
quinzaine. — ßidletin bihliographique. Kurze Anzeige folgender Werke :
I. Ciairin, Histoire du Cle'ricalisme de 1789 ä 1870. Charpentier. (In-
tere.ssantes Buch, dessen Verf. sich einer objectiven Darstellung befleissigt
hat.) — 2. Vavassem\ Etudes historiques sur les associations. Marchai
et Billard. (Gute national -ökonomische Skizze über die Arbeitergesell-
schaften.) — Carte de France au 1I100000\ dresse'e par le service
vicinal. Hachette. (Treffliche Wegkarte von Frankreich.) — 4. Lenthe'ric,
La Provence maritime ancienne et moderne. Plön. (Dritter Band eines
Werkes, welches sich in eingehender Weise mit der Geschichte der pro-
venzalischen Küstenstädte beschäftigt.) — 5. Dret/fus, Scenes de la vie
de theätre. Calmann Levy. (Interessante Bilder aus dem Theaterleben.)
— 5. Schure, Melidona. Calmann Levy. (schön geschriebener Roman,
dessen Handlung im griechischen Alterthume abspielt; die Heldin ist
»une femme ardente et belle, combattue entre deux passious egalement
violentes, l'amour de la patrie et l'amour d'un simple mortel.)« —
6. Flainmarion, Astronomie populaire. Marpon et E. Flammarion. (Vor-
treffliches Werk).
1. Januar 1880. 1. E.^Deschanel, Le Peuple et la Bourgeois-
sie. Les Organes successifs: lEglise, la Feodalite, la Boi/aute, vgl. das
Heft vom]. Dec. 1879. Das vorliegende Essay beschäftigt sich namentlich mit
dem gewerblichen Innungswesen des Mittelalters und dessen Bedeutung
für das staatliche und wirthschaftliche Volksleben damaliger Zeit. —
II. F. de Les.seps, Apres la Guerre de 1870 71. Interessante Ueber-
sicht der administrativen Arbeiten, welche erforderlich waren, um das
durch den Krieg von 1870,71 zerrüttete Frankreich innerlich zu reorgani-
siren und die sowol dafür als für die Zahlung der Kriegsentschädigung
nothwendigen ungeheueren Geldsummen zu beschaffen. — 111. E. Spuller ,
M. Thiers, vgl. das Heft vom 15. Dec. 1879. In dem vorliegenden Hefte
wird die Darstellung der politischen Wirksamkeit Thiers' bis zu seinem
erfolglosen Eintreten für die Erblichkeit der Pairie weitergeführt (Ende
des Jahres 1831). — IV. M. Macchi, La Loterie en Italic. Darstellung
des verderblichen Einflusses , den die staatliche Lotterie auf die wirth-
schaftlichen und moralischen Zustände Italiens ausübt. Der Verf. schliesst
mit den Worten : »puisse un avenir prochain voir disparaitre un jeu qui
152 Zeitschriftenschau. G. Körting.
eveille tant d'esperances troublantes et imiiiorales et ne laisae derriere
lui que deceptions et misere !« — V. E r c k m a n n - C li a t r i a n , Le grand-
pere Lebigi-e, deuxieme partie, vgl. das Heft vom 15. Dec. 1879 und
15. Jan. 1880. — VI. P. Burty, Charles Merrjon. Interessant geschrie-
bener Abriss der Lebensoeschichte des französ. Malers Charles Meryon
(geb. zu Paris 23. Nov. 1821, gest. im Irrenhause zu Charenton 14. Febr.
1868). — VII. ... Le Mariage de Loti, premiere partie. Eine recht ab-
geschmackte Novelle, deren Schauplatz Tahiti ist. Ein uäheres Eingehen
auf den Inhalt vs'ürde Kaumverschwendung sein. — VIII. P. Derouiede,
Stances. Patriotische Dichtung, welche, vom französ. Standpunct aus be-
trachtet, recht ansprechend ist. — IX. E. de üjfalvy, Le Koiddja,
Souvenirs hisiorigues et impressions de voi/age. Interessante Mittheilun-
gen über, die geschichtlichen und geographischen Verhältnisse der in
neuester Zeit zu einer gewissen Wichtigkeit gelangten russisch-chinesischen
Grenzlandschaft Kuldscha. — X. L. Gallet, l'Opera.- - XI. Lettres
sur la Politique exterieure. — XII. Chroniqtie politique. — XIII. Journal
de la quinzaine. — XIV. Bulletin bibliographique. Kurze Anzeige fol-
gender Werke: 1. Mme de Remusat, Memoires t. II. Calmann Levy. —
2. Le Prince Richard de Metternich , Memoires, documents et pa-
piers divers du prince de Metternich. Plön et Cie. (sowol dieses als das
unter 1 genannte Memoirenwerk wird als interessant und werthvoll be-
zeichnet). — 3. E. Fournier, a) Theätre de Picard ; b) Theätre de Scarron ;
c. Souvenirs poetiques de l'ecole romantique, de 1825 a 1840. (Sämnit-
liche drei Publicationen sind im Verlag von Laplace, Sanchez et Cie. er-
schienen. Die unter a) und b) genannten Ausgaben der dramatischen
Dichtungen P.'s u. Sc.'s sind sehr verdienstlich und nützlich. Die >'Sou-
venirs etc.« sind ein interessanter Beitrag zur Literaturgeschichte der Re-
stauration und der Julimonarchie). — 4. Girard, le Sentiment religieux
en Grece d'Homere a Eschyle. Hachette (interessante Schrift, obwol der
Verf. schwerlich immer von den richtigen Gesichtspuncten ausgeht). —
5. E. Ferriere, les Apotres. Germer Bailliere (eine Schrift in dem Genre
der Renan'schen Vie de Jesus und ganz die gleiche Tendenz verfolgend
[wahrscheinlich aber noch oberflächlicher] ; als besonderes Verdienst rech-
net der Recensent es dem Verf. an: »qu'il a completement elucide la
question des »Soeurs-femmesc- , ces compagnes que les apotres, moins cha-
stes que leur maitre, menaient avec eux dans leurs voyages d'evangeli-
sation« !). — 6. Marc-Monnier, Nouvelles napolitaines. Lemerre (wird em-
pfohlen). — 7. Le Rot/. Fabien. Charpentier (phantastischer und vielfach
mangelhafter, aber nicht durchaus misslungener Roman eines noch ju-
gendlichen Autors). — 8. JBle'mont, la Prise de la Bastille. Lemerre
(gute lyrische Dichtungen). — XV. Chronique de l'Elegance (Modenbe-
richt).
15. Januar. I. E. Spul 1er, M. Thiers, vgl. das Heft vom 15. Dec.
1879. In dem gegenwärtigen Hefte wird die Darstellung der politischen
Wirksamkeit Thiers' bis zu seinem Eintritte in das Ministerium (1. Oct.
1832 fortgeführt. — D. E. Masseras la Liberte commerciale et la Pro-
tection aux Etats-Unis. Der Verf. leugnet, dass der Schutzzoll auf die
wirthschaftlichen Verhältnisse der Vereinigten Staaten vortheilhaft ein-
gewirkt und einen Beweis für die Nachtheile des Freihandels geliefert
habe. — III. L. Vossion, Birmanie et Tong-King. Interessante Mit-
theilungen über die politischen Zustände im birmanischen Reiche mit Hin-
blick auf die Ursachen und die muthmasslichen Folgen der neuerdings
vorgenommenen Occupation von Tong-King durch die Franzosen. —
IV. Erckmann-Chatrian, Le grand-pere Lebigre. troisieme et der-
niere partie. Die hiermit abgeschlossene, höchst spannend und gewandt
La Nouvelle Revue. 153
geschriebene Novelle gilit eine Reihe interessanter Sittenbilder aus dem
franz. Provinzial- und Studentenleben. Der Held der Erzählung (welcher
übrigens eine zu.sammenhäugende Handlung fast gänzlich fehlt) ist ein
alter, würdiger Leihbibliothekar, der als begeisterter Voltairianer die Je-
suiten grimmig hasst und schliesslich ein Opfer seiner freisinnigen Geistes-
richtung wird. Man sieht, die Novelle ist gerade jetzt für Frankreich
recht zeitgeniäss. Ermangelt die Erzähhuig auch der wahren inneren
Einheit, so ist sie doch reich an schönen Episoden und trefflichen Charak--
teristiken, so dass Niemand sie ohne Befriedigung lesen wird, selbst auch
wenn er der Tendenz , von welcher sie erfüllt ist , nicht beistimmen zu
dürfen glauben sollte. — V. L. Pauliat, La Socic'te dans Homere.
Gut geschriebene und vielfache Anregung bietende Darstellung der so-
cialen Verhältnisse im homerischen Zeitalter. — VI. . . . Le Mariage de
Loti. deuxieme partie, vgl das Heft vom 1. Januar. — VH. F. Pittie,
Poe'sies (\. -»Pendant ime absence». 2. »Soh^s Eris»), Zwei recht an-
sprechende lyrische Dichtungen. — VHI. C. Farcy, La guerre du Pa-
ficique. Uebersichtliche Darstellung der Ursachen und des bisherigen
Verlaufes des neuerdings zwischen Chile einerseits und Peru und Bolivia
andererseits entbrannten Krieges. — IX. Lettres sur la politique exterieitre.
— X. Chronique politique. — XI. Journal de la quitizaine. — XII. Bidletin
bibliographique. Kurze Anzeige folgender V^erke: 1. Biart , La Terre
chaude. Charpentier 2*="^"^ ed. (interessante, lebenswahre Skizzen^ aus dem
Natur und Volksleben in Mexico). — 2. Ronna, le Ble a-ux Etats-Unis
d'Amerique, production, transports, commerce. Berger -Levrault et Cie.
(gute natioualökonomische Schrift). — 3. Farci/, le Rhin fran9ais. Quan-
tin. (Der Verf. bemüht sich — offenbar in ganz einseitiger und ver-
bissener Weise — darzulegen , dass alle Versuche der deutschen Regie-
rung, die Bevölkerung von Elsass-Lothringen für sich zu gewinnen irnd
mit den neuen Verhältnissen zu befreunden , vergeblich geblieben seien
und immer vergeblich bleiben würden). — 4. Cortambert. Precis de l'hi-
stoire \miverselle selon la scince moderne. Dreyfous (ein in ganz ratio-
nalistischem, vom Christenthume abstrahirenden Sinne geschriebenes Com-
pendium der Weltgeschichte). — 5. Janet. La Philosophie fran9aise con-
temporaiue. Calmann Levy (interessantes, geistvolles Buch). — 6. Fre-
derick Lemaitre, Souvenirs p. p. son fils. Ollendorff (interessante Bei-
träge zur Biographie des grossen Schauspielers). — 7. Germond de La-
vigne. Les Pamphlets de la fin de l'Empire, des Cent-Jours et de la Re-
stauration. Deutu (höchst interessante Sammlung). — 8. Fleury, Histoire
elementaire de la litterature fran^aise depuis l'origiue ju.squ'ä nos jours.
Plön et Cie. (gutes, übersichtliches Buch). — 9. Ptcaut, Etudes au jour
le jour sur l'education nationale. Hachette (eine Sammlung interessanter
und geistvoller Briefe über die französ. ünterrichtsfrage, welche, zuerst
im »Temps^ veröffentlicht worden waren). — XHI. Chronique de VElegance
(Modenbericht).
1. Februar. I. E. Littre, La Composition de la Socie'tc' fran-
^aise et la repiiblique. Interessante Abhandlung über die gegenwärtige
Zusammensetzung der französ. Gesellschaft und das Verhältniss der letz-
teren zur republikanischen Staatsform. Der Verf. gelangt zu dem Schlüsse,
dass die hauptsächlichsten Gesellschaftsgruppen republikanisch gesinnt
.seien. — II. A. Rabout, La Marine en 1870171. Aufzählung und Be-
urtheilung der Leistungen der französ. Marine im letzten Kriege. Der
Verf. fasst am Schlüsse sein Urtheil folgendermassen zusammen: »La
guerre de 1870 a illustre a terre les marins franpais; eile n'a apporte
aucune gloire a la marine fran9aise«. — III. E. Deschanel, Le Peuple
et la Bourgeoisie : Etats provinciaux, Etats generaux , le Tiers Etat, vgl.
154 Zeitsckriftenichau. G. Körting,
das Heft vom 1. Januar. — IV. . . . »Le Maria'ge de Loti, vgl. das Heft
vom 1. Januar. — V. Ch. Bigot-, P. Lanfreii. Gute Darstellung des
Lebens und des Wirkens des berühmten Schriftstellers. — VI. A. Ba-
diu, Un Blesse., Eine Novellette, die völlig harmlos, aber auch völlig
bedeutungslos ist: ein junger, schwei-verwundeter Soldat verliebt sich in
ein junges Mädchen, welches ihn im Spitale pflegt, aus Liebe zu ihr er-
trägt er alle seine Leiden mit stoischer C4eduld und der Gedanke an sie
beseligt ihn noch im Tode. — VII. J. Boulmier, Dieux, Rhvthmes,
drei lyrische Dichtungen in alterthümlichen Formen und ansprechenden
Inhaltes (ein lai, »Alain Chartier«, ein virelai, »la Nuit«, eine villanelle,
»le Passerau de Lesbie«). J. Boulmier ist bekanntlich ein Meister in der
Reproduction altfrauzös. Dichtungsformen. — VIH. G. Duplessis, Re-
vue du The'dtre. Bericht über die neuerdings stattgefundenen ersten Auf-
führungen folgender dramatischer Novitäten; 1. A. Delpit, le fils de Co-
ralie (Gymnase) ; 2 E. Gondiuet und P. Elzear, Turenne (l'Ambigu); 3.
H. de Bornier, les Noces d'Attila (l'Odeon); 4. Pttrarque (Opera Pojju-
laire) ; 5. Jean de Nivelle (Opera Comique) ; 6. VInqvisition (Theätre des
Natious) ; 7. la Convention nationale (Chäteau-d'Eau); 8. Corbeille de No-
ces (Palais-Royal) ; 9. Sardou. Daniel Rochat (Theätre-Fran^ais). — IX.
Gioia, Un monument ä Raul de Flotte en Italie. Paul de Flotte war
ein französischer Älarineofficier , welcher, weil begeistert für die Freiheit
und Einheit Ttiiliens, sich an dem Zuge Garibaldi's nach Sicilien und
Neapel betheiligte und auf demselben am 22. August 1860 in einem Ge-
fechte bei Bagnara in Calabrien seinen Tod fand. Jetzt wollen ihm
dankbare Italiener an der Stätte, wo er gefallen, ein Denkmal errichten.
— X. Lettres siir la politiqiie exterieure. — XI. Chroniqiie folitique. —
XII. Journal de la qmnzaine. — XIII. Bidletin bibliographique. Kurze
Anzeige folgender Werke: 1. Helie, Les Constitutions de la France. Mar-
secq aine (eine im imperialistischen Sinne geschriebene Kritik der fran-
zös. Verfassungsformen seit der Julirevolution). — 2. Bossvet , Oraison
funebre du grand Conde. Damascene Morgaud ei Charles Fatout (eine
Prachtausgabe von vorzüglicher typographischer Ausstattung). — 3. Mi-
chiels, L'Iavasion prussienne en 1792 et ses consequences. Charpentier
(werthvolles Geschichtswerk). — De'pret, Essais choisis de Charles Lamb.
Charpentier (Uebersetzung einer Anzahl Essays des berühmten englischen
Humoristen Lamb; beigefügt ist von dem Uebersetzer eine Studie über
den Begriff des »Humor«). — .5. Gagneiir, Les Vierges russes. Dentu
(ansprechender Roman, dessen Handlung in Russland spielt und dessen
Helden Nihilisten sind). — 6. de Meltzel, Le Noir Wodas. Kolzosvar.
•J. Stein (eine Zigeunerballnde aus Siebenbürgen; dem Originaltexte ist
eine deutsche und eine englische Uebersetzung beigegeben). — 7. Uzanne,
Le Livre. Quantin (»une revue mensuelle consacree a tous les livres,
dont la librairie Quantin a inaugure la publicatiou avec I'annee 1880«).
— 8. Lefei're, L'Homme a travers les äges.. Reinwald (»une esquisse
rapide de l'histoire de l'humanite« ; wird als interessant und weithvoll
bezeichnet). — 9. Coste. Dieu et l'Ame, essai d'idealisme experimental.
Reinwald (der Verf. will den Cartesianischen Lehrsatz »cogito, ergo sum«
auf dem experimentalen Wege beweisen). — 10. SicUiani, Prolegomenes
a la psychogenie moderne, traduit de l'italien par Herzen. Germer Bail-
liere (»l'auteur veut etablir la genese de la pense'e et en suivre le deve-
loppement»). — 11. Amic, Madame de Karnel. Ollendorff (ein Roman,
der an vielen Schwächen leidet, von dessen Verf. man aber für die Zu-
kunft Besseres erwarten darf). — 12. Monteih a) Antoniette Margueron.
Charpentier (novellistische Dichtung, welche, namentlich in ihrem ersten
Theile, manches Schöne enthält), b) Les Couches Sociales. Fischbacher
La. Noiwelle Kevn«. 15.5
(»une Serie d'articles de politique ef,d'histoire 0009113 dans un ewprit tres
avance«). — XIV. Chronique de VElegance (Modenbericht).
15. Februar. I. L. Denayronze, La liichesse. Nationalökono-
mische Uütersuchung, in welcher besonders, und zwar in ganz anziehender
Weise, die Frage nach der Erzeugung des Reichthumes erörtert wird.
Der Verf. befürwortet unter Anderem lebhaft die möglichst ausgedehnte
Verwendung von Maschinen in der Landwirthschaft. — II. A. Le Faure,
L' Armee de la Repuhlique. Vorschläge für die Reform des französischen
Heeres. Der Verf. plaidirt für die »decentralisation militaire« und für
die Durchführung des »principe de la responsabilite individuelle«; neben-
bei wirft er verächtliche Blicke auf die deutschen Heeresverhältnisse (»le
.Systeme allemand est loin, bien loin d'etre parfait«) und beehrt die
Deutschen mit der Bezeichnung »nation courbee sous l'absolutisme«. —
III. H. Depasse, I.eoyi XIII. Essay über den Charakter und die Po-
litik des Papstes Leo XIII; der Verf. urtheilt darüber im Wesentlichen
günstig. — IV. J. Tessier, Universites allemandes et Facxdtes tran^aises.
Eine sehr einseitige und nichts weniger als sachkundige Vergleichung der
deutschen Universitäten mit den franz. Facultäten; die Institutionen der
ersteren (namentl. die Art und Weise, wie deutsche Professoren ihre Vor-
lesungen abhalten) werden vielfach getadelt, diejenigen der letzteren ge-
rühmt und als im Grossen und Ganzen der Beibehaltung werth bezeichnet.
— V. Ouida, Pepistrello, premicre partie. Sehr spannend geschriebene
Novelle ; ihr Gegenstand ist das tragische Schicksal eines italienischen
Athleten, welcher durch die Liebe zu einer dämonischen Frau zum Mörder
wird und sein Leben auf dem Schaffote endet. — VI. Th. Jung, Bo-
naparte au Regiment. Sehr interessante, zum Theil völlig neue Mit-
theilungen aus dem Jugendleben Napoleons 1. Der Verf. beabsichtigt
ein grosses Werk »Bonaparte et son temps« zu veröffentlichen ; nach den
hier mitgetheilten Proben zu urtheilen, darf man dem Erscheinen dieses
Buches mit grosser Spannung entgegensehen. Interessant sind besonders
die Jugendbriefe Napoleons, welche der Verf. hat abdrucken lassen und
welche zeigen, dass der nachmalige Kaiser als junger Lieutenant mit der
französ. Orthographie auf sehr gespanntem Fusse stand. — VII. E. Du-
rand-GreviUe. Rembrandt ä St. Pe'tersbourg. Mittheilungen und ür-
theile über die in St. Petersburg (namentlich in der Kaiserl. Eremitage)
befindlichen zahlreichen Gemälde Rembrandt's. — Vlll . . ., Le Mariage
de Loti. vgl. das Heft vom 1. Januar. — IX. J. Aicard, 31iette et
Nore. Bruchstücke einer noch nicht veröffentlichten epischen Dichtung,
über deren Inhalt der Verf im Vorworte Folgendes bemerkt: »11 a paru
ä l'auteur qu'un sujet neuf de poesie etait le paysan moderne, vu direc-
tement dans la vie, non plus dans les belles traditions de Virgile et de
Theocrite, poetes qui, dii'ectement ('??), s'inspiraient de la vie«. Also
neue Georgica und Bucolica! Mau darf darauf gespannt sein. Die jetzt
veröffentlichten Fragmente lassen indessen nichts besonders Hervorragen-
des erwarten — es sind meist schwülstige Schilderungen provenzalischer
Landschaften — , indessen kommt in ihnen das eigentliche Thema des
Gedichtes noch nicht zur Behandlung, und es ist ja immerhin möglich, dass
der Kern besser sei, als die umhüllende Schale. — X. G. Duplessis,
Revue du Theätre. Besprechung folgender dramatischer Novitäten:
1. Duprat, Petrarque, Oper. (Opera-Populaire); 2. V. Hugo. La Li/re
et la Harpe, ode mise en musique par M. Camille Saint-Saens ; 3. Massenet,
Roi de Lahore, Oper (Theätre Bellecour in Lyon) ; 4. Elzear, Nabab,
Lustspiel, nach dem bekannten Romane Daudet's gearbeitet (Vaudevilles.
Wird ungünstig beurtheilt); 5. La Convention Nationale, historisches
Drama (Chäteau-d'Eau. Wird ungünstig beurtheilt.) — XL Lettres sur
156 Zeitschriftenschau. G. Körting,
Ja poUtique exterieure. — XFI. Chronique politique. — XIII. Journal de
Ja quinzaine. — XIV. Bulletin bibliographi'jue . Kurze Anzeige folgender
Werke: 1. A. Dumas, le Divorce. Calmann Le'vy. (Brochure, in welcher
beredt und auch mit Aufgebot eines grossen gelehrten Ajjparates für die
Ehescheidung plaidirt wird.) — 2. Block, Petit Manuel d'economie poli-
tique; Entretiens familiers sur Tadministration de notre pays. Hetzel et Cie.
(das erste dieser Bücher — das »Petit Manuel« — bildet den ersten Band
einer »Bibliotheque des jeuues Fran9ais« und hat seit dem October 1879
bereits neun Auflagen erlebt; das zweite Werk — die »Entretiens etc.«
— , aus drei Bänden bestehend, behandelt in ebenso gediegener wie all-
gemein verständlicher Weise die Organisation der französ. Verwaltung.)
— 3. L. et G. Verbrugghe, Forets Vierges. Calmann Levy. (Interessante
Beiseskizzen aus Südamerika.) — 4. Ei/quem, Gonsalve de Cordoue.
Chamijion. (Werthvolle Monographie über den spanischen Feldherrn
Gonsalvo de Cordova.) — 5. Bioernstierne Bioemson, Synneuve Solbakken,
traduit du norwegien par F. Boelzmann et A. Pages. Tolmer. (Diese
Novelle des berühmten norwegischen Dichters, dessen Werke bis jetzt
noch nicht in das Französische übersetzt worden waren, wird »un de-
licieux roman villageois« genannt.) — 6. Toudouze, Madame Lambelle.
Dentu (schöner, gefühlvoll geschriebener Roman). — 7. Garrett, Camoens,
traduit en fran9ais par M. Henri Faure. Quantin. (Prosaübersetzung
einer portugiesischen, der Verherrlichung Camoens' gewidmeten Dichtung.)
— 8. Larcheif, Dictionnaire des Noms. Chez l'auteur. (Eine Sammlung
und etymologische Erklärung von 20,200 Personennamen, welche der
Verf. aus den »Annuaires« von Paris zusammengetragen hat.) — 9. de
Pina, Deux ans dans le pays des Epices. Quantin. (Interessante Reise-
bilder aus Java, Sumatra, Atschin, den Sunda-Inseln etc.) — 10. Alexis,
La Fin de Lucie Pellegrin. Charpentier. (Vier Novellen nach Zola'schem
Muster.) — XV. Chronique de V Elegance. (Modenbericht.)
1. März. I. L. Denayrouze. La Richesse, vgl. das Heft vom
15. Februar. — II. Ch. Laurent, Deux Adversaires : M. Gladstone
et lord Beaconsßeld. Vergleichende Darstellung der politischen Lauf-
bahn und Wirksamkeit Gladstone's und Beaconsfield's mit entschiedener
Parteinahme für den ersteren. — III. H. Barthele'my, L' Augmentation
de V Armee allemande. Betrachtungen über die beabsichtigte Vermehrung
des deutschen Heeres; der Verf. leugnet, dass dieselbe durch die Rück-
sicht auf französ. und russische Rüstungen gerechtfertigt werde, und
leugnet auch, dass Frankreich nun durch das Vorgehen Deutschlands ge-
nöthigt sei, auch seinerseits zu einer Vermehrung des Heeres zu schreiten
(er spricht hierbei das stolze Wort aus: »Point n'est besoin de demander
ä la population ni un homme ni un Centime de plus. II n'y a plus qu'a
cimenter, qu'a coordonner et a ameliorer«). — IV. E. Trelat, L'Archi-
tecture contemporaine. Essay über die gegenwärtigen Zustände der
französ. Architektur und Vorschläge für die Hebung derselben. — V. J.
de Glouvet, Le Forestier, pr emier e partie. Ueber diese Novelle werden
wir nach ihrem Abschlüsse referiren. — VI. V. Hugo, Une Seme inedite
de Marion Delorme. In der demnächst erscheinenden neuen Gesammt-
ausgabe der Dichtungen Victor Hugo's, für welche die (mit einer einzigen,
»Han d'lslande« betreffenden, Ausnahme) noch sämmtlich erhaltenen Ori-
ginalhandschriften des Dichters zu Grunde gelegt werden, werden auch
diejenigen Stücke und Stellen zum Abdruck gelangen, welche bei den
früheren Ausgaben von dem Dichter selbst aus irgend welchem Grunde
unterdrückt worden waren. Eine solche, bis jetzt unbekannt gewesene
Scene aus »Marion Delorme« wird hier mitgetheilt, — VII. T. Colani,
Les Rougon-Macquart par Emile Zola. Eine eingehende, vernichtende
La Nouvelle Revue. 157
Kritik des vielgenannten Romancyclus Zola's, allen denen, ■welche sich
irgendwie für Zola's Machwerke interessiren oder sie etwa gar bewundern,
dringend zur Lecture anzuempfehlen. — VIII. Ouida, I'f'pistrello, vgl.
das Heft vom 15. Februar. — IX. L. Gallet, Revue de Ihtdtre (Mu-
siquej. Bericht über das Auftreten der Adelina Patti und über einige
sonstige Vorkommnisse in der musikalischen Welt. — X. G. Duplessis,
Revue du The'dtre (Drame et Comedie). Bericht über die neulich er-
folgte erste Aufführung des »Daniel Rochat« von Sardou und ausführliche
Kritik des Stückes, welche eine ziemlich ungünstige ist. — XI. H. Chan-
tavoine, Poesies. Zwei lyrische Gedichte: »Decouragement« und »Se-
renite« (Sonett), beide sind in Form und Inhalt ganz aumuthig, ohne
sich jedoch durch Originalität und Gedankentiefe auszuzeichnen. — XII. Lettres
sur la poUtique exterieure. — XIII. Chronique politique. — XIV. Journal
de la quinzaine. — XV. ßulletin bibliographique. Kurze Anzeige fol-
gender Werke : 1. Aicard, Miette et Nore. Charpentier. (Sehr lobende
Besprechung jener epischen Dichtung, über welche wir bereits in der
Besprechung des Heftes vom 15. Februar einige Mittheilungen gemacht
haben.) — 2. Saint -Simon, Memoires. Hachette et Cie. (Werthvolle
Publication.) — 3. de Molinari, TEvolution economique du XIX^ siecle.
Reinwald. (Gutes Werk.) — 4. Mme de Ri'musat, Memoires. 3^ vol.
Calmann Levy. — 5. Simon, Le Livre du Petit Citoyen. Hachette et
Cie. (Gute populäre Darstellung der französ. Verwaltungs-, Gerichts-,
Militair-, etc. -Verhältnisse.) — 6. Clere, Les Tarifs de douane. Quantin.
(gutes Buch.) — 7. Sagnier, la Tour de Constance et ses prisonnieres.
Sandoz et Fischbacher. (Interessantes Werk über die während der Jahre
1708 — 1767 in der Tour de Constance bei Aigues-Mortes um ihres Glaubens
Willen eingekerkert gewesenen protestantischen Frauen.) — 8. Reinach,
Hamlet, prince de Danemark. Hachette et Cie. (Gute (Jebersetzung des
»Hamlet«, theils in Prosa, theils in Versen, mit inhaltsreicher Einleitung.)
— 9. L. Ulbach, Le Chäteau des Epines. Calmann Le'vy. (Guter Roman,
in welchem wichtige sociale Probleme behandelt werden.) — 10. Coquelin,
l'Art et le Comedien. Ollendorff. (»l'auteur reclame ä juste titre pour
les artistes de theätre . . . le droit d'egalite avec ceux qui se vouent a
n'importe quelle autre branche de l'Art«.) — 11. Pellisier, les Grandes
Le9ons de l'antiquite classique. Hachette. (Chrestomathie aus den klassi-
schen Autoren, durch welche die Schüler in das Vei'ständniss des antiken
Lebens eingeführt werden sollen. Den einzelnen Stücken sind Erklärun-
gen beigegeben und sie sind, soweit es möglich, zu einem einheitlichen
Ganzen verbunden worden.) — XVI. Chronique de VElegance (Moden-
bericht.)
15. März. I. E. Spuller, M. Thiers, vgl. das Heft vom 1. Jan.
Die Geschichte der politischen Thätigkeit Thiers' wird in diesem Ab-
schnitte bis zu Ende des Jahres 1834 fortgeführt. — IL H. Ri viere,
Souvenirs de la Nouvelle-Cale'donie, premiere partie. Interessante Schil-
derung einer im Jahre 1876 unternommenen Reise nach Neu-Caledonien
und eines längeren Aufenthaltes daselbst. — III. E. Perrier, La Vie
et la Substance vivante. Eine biologische Untersuchung, welche indessen,
wie übrigens leicht begreiflich, ziemlich resultatlos verläuft und sich
meist nur in Hypothesen bewegt. — IV. J. de Glouvet, Le Forestier,
deuxieme partie, vgl. das Heft vom L März. — V. Mme. J. L amber,
Poetes grecs contemporains : Ecole lonienne. Interessanter Beitrag zur
neugriechischen Literaturgeschichte. — VI. T. Colani, Les Rougon-
Macquart par Emile Zola, vgl. das Heft vom 1. März. — VII. Mme.
J. Mairet. Mademoiselle Printemps. Eine reizende kleine Novelle, in
welcher die harmlos rührende Liebesgeschichte einer armen jungen Ma-
158 Zeitschriftenachau. G. Körting,
lerin erzählt wird. — VIII. A. Lemoyne, Un Regard en arriere,
poe'sie. Anmuthige Dichtung. — IX. L. G all et, Revue du Tke'cHre
(Musique). Bericht über die am 8. März erfolgte erste Aufführung der
komischen Oper »Jean de Nivelle«, gedichtet von Gondinet und Gille,
componirt von Leo Delibes, sowie über andei-e Vorkommnisse in der
musikalischen Welt. — X. Lettres sur la politique exterievre. — XI. Chro-
nique 'politique. — XII. Journal de la qidyizaine. — XIII. ßulletin
bibliographique. Kurze Anzeige folgender Werke: 1. Paquier, Histoire
de l'unite politique et territoriale de la France. Hachette et Cie. (Der
Verf. bemüht sich darzulegen, welchen Einfluss die wechselnden Phasen
des Territorialbestandes Frankreichs auf die Entwickelung der französ.
Nationalität ausgeübt haben.) — 2. Ligier, la Politique de Rabelais.
Fischbacher. (Gutes und geistvolles Buch.) — 3, Zevort, le Marquis
d'Argenson. Gerraer-Bailliere. (Das Buch behandelt eigentlich nur Ar-
genson's Wirksamkeit als Minister, vom 18. November 1744 bis 10. Jan.
1747, diese aber sehr eingehend). — 4. Laurent - Pichat, les Reveils, et
ies Lois du Lyrisme grec. Hachette. (Werth volle und gründliche Dar-
stellung der poetischen, insbesondere auch der rhythmischen und metri-
schen Technik Piudar's und der griechischen Lyriker überhaupt.) —
6. Cherbuliec. Amours fragiles (le Roi Apepi, le Bei Edwards, les Incon-
sequences de M. Drommel.) Hachette. (Diese drei Novellen, von denen
namentlich die zweite und dritte recht ansprechend sind, wurden zuerst
in der Revue des deux Mondes, 1879, veröffentlicht.) — 7. H. Greville,
a) Lucie Rodey. Plön et Cie. (Gute Novelle, welche zuerst in den
Heften der Nouvelle Revue vom 1. October bis 15. November veröffent-
licht wurde) ; b) Croquis. Plön et Cie. (ZwöU' Erzählungen, deren Schau-
platz zum grössten Theile Russland ist.) — XIV. Chronique de l'JSle'gance
(Modenbericht.)
Taalstlldie etc. onder Redactie van F. J. Rode, C. Stoffel
en T. H. de Beer. Eerste Jaargang, no 4. Te Culemborg bij Blom
en 01ivier.se 1879 (vgl. unsere Anzeige der drei ersten Hefte Bd. I, S. 280 ft'.).
F. J. Rode, La derniere edition du dictionnaire de VAcademie.
Gute, übersichtliche Darstellung der in der neuesten Ausgabe des dict.
de l'Acad. durchgeführten orthographischen Neuerungen. — C. M. Ro-
bert, Les metamorphoses du »fat«. Interessante Aufzählung der zu den
verschiedenen Zeiten in Frankreich gebräuchlich gewesenen Benennungen
der Gecken und Modenarren. (Zeitalter Heinrichs III.: mignons; Zeit-
alter Heinrichs IV. und Ludwigs XIII: muquets [»Maiblümchen«] und raf-
finis; Zeitalter Ludwigs XIV: petits-maitres; Zeitalter der Regentschaft:
roues; Zeitalter Ludwigs XV". u. XVI: musgue's und mirliflors; Zeitalter
der Revolution: muscadins und merveilleux ; Zeitalter des Consulats: in-
croyahles; Zeitalter des ersten Kaiserreiches: petits-sucres ; Zeitalter der
Restauration: gandins u. werthers; Zeitalter des Julikönigthuras ; Rons
u. dandifs; Zeitalter des zweiten Kaiserreiches: petits-creves u. cocodes;
nach dem Kriege von 1870/71: gommeux ; gegenwärtig: petits gras u.
noch moderner: vihrions). — C. A. Hof man. De par le roi. Nachweis,
dass par in dieser Verbindung ursprünglich = pari u. le roi der davon
(nach altfranzösischer Construction) abhängige Genetiv ist; also de par
le roi ist = de la pari du roi »von Seiten des Königs«.
No. 5. E. Rode, Le neologisme et ses proce'de's. IV. Composition,
vgl. unsere Bemerkungen zu Heft 1. — C. M. Robert, La place de
Vadjectif. Der Aufsatz gibt brauchbare Uebersichten über die Stellungs-
regeln des Adjectivs und nützliche Ergänzungen zu denselben , erschöpft
aber den Gegenstand bei weitem nicht und behandelt ihn nicht in der
Taal Studie ; The Acndemv etc. 159
wünschenswerthen methodisch wissenschaftlichen Weise. — Questions et
Re'ponses. Abermals (vgl. unsere Bemerkungen zu Heft 1, oben Bd. I.
p. 280 f.) ist hier zu constatiren, dass sich die Redaction die undankbare
Mühe giebt, selbst auch die schülerhaftesten Anfragen zu beantworten.
The Acadeuiy (1879).
22. November. Veselowsky, Etudui o Molier3'e. Tartuff. Isto-
riya tipa i piesni Mescau 1879 ['?j {W. R. S. Ralston beurtheilt diese
Schrift eines schon rühmlich bekannten russischen Gelehrten über Me-
liere's Tartuff'e sehr günstig). — G. December. Daudet, Les Rois en
Exil. Paris 1879. Dentu (von A. Lang günstig beurtheilt, vgl. F. Bru-
netiere's Kritik dieses Romanes in der Revue des deux Mondes vom
15. Nov. 1879).
The Athenaeiim (1879).
23. August. Eingehende Besprechung des für die Geschichte das
französ. Theaters überaus wichtigen, unlängst erschienenen ürkunden-
werkes »Les Comedieus du Roi de la Troupe Fran9aise pendant les deux
derniers siecles. Documents inedits recueillis aux Archives Nationales
par E. Campardon, Paris 1879.« Henri Champion, Libraire de la Societe
de l'Histoire de Paris (das Werk Campardon's beschäftigt sich mit den
Zuständen und Personalien der französischen königlichen Schauspieler-
truppe während der Jahre 1613 — 1789). — 30. August. Ausführliche Be-
sprechung von: Henri Estienne, Apologie pour He'rodote, p. avec. intro-
duction et notes par P. Ristelhuber. Paris 1879. Liseux (der Recensent
urtheilt über das satirische Werk des berühmten französ. Philologen ziem-
lich ungünstig und beschuldigt den Herausgeber, welcher dasselbe als
eins der bedeutendesten Werke des 16. Jahrhunderts preist und es mit
Rabelais' Gargantua und Pantagruel etc. vei'gleicht, eines »editorial lack
of aanity which surpa^^ses^ any that we have recently come across«). —
25. October. Renan, L'Eglise chretienne. vol. 6. Paris. Calmann Levy
(ausführliche und objective Besprechung dieses wichtigen Werkes). —
G. A. Sola, Paris herseif again. 2 vols. lllustrated. Remington and
Co. (interessante pariser Skizzen aus dem Ausstellungsjahre 1878). —
22. November. Mme de Remusat , Memoires. vol. I. Paris. Calmann
Levy (der erste Band dieses ebenso wichtigen wie interessanten Memoiren-
werkes wird hier sehr eingehend besprochen). — 27. December. Gustave
Masson gibt (p. 826 — 829) eine gute üebersicht über die wichtigeren
Erscheinungen der französ. Literatur im Jahre 1879. — 24. Januar. Aus-
führliche Anzeige des zweiten Bandes der Memoiren der Mme de Remusat.
Quarterlj Review (1879).
Im Octoberheft findet sich ein sehr interessantes Essay über Pas-
cal's Leben und Werke, welches auf Grund folgender Schriften verfasst
worden ist : Tulloch, Pascal. Edinburg u. London 1 878 ; W. Church, Com-
panions for the Devout Life. Lecture II. : The Pensees of Pascal. Lon-
don 1875; P. Dreydorff, Pascal's Leben und Kämpfe. Leipzig 1870;
Vinet, Etüde sur Blaise' Pascal. S^me ed. Paris 1876; Beard, Port-Royal.
2. voll. London 1861; Faugere , Pensees, fragmeuts et lettres de Blaise
Pascal. Paris 1844; V. Cousin, des Pensees de Pascal, rapport ä l'Aca-
demie fran9aise sur la necessite d'une nouvelle edition de cet ouvrage.
Paris 1843. Benutzt hätte noch werden sollen Sainte-Beuve's gi-osse Hi-
stoire de Port-Royal.
G. KÖRTING.
160 Zeitschriftenschau. G. Balke, Mag. f. d. L. d. A.
magazin für die I^iteratnr des Auslandes. 49. Jahr-
gang. (1880.)
Nr. 1. S. 8. Emile Zola: Gustave Flaubert. Der Verf. liefert
weniger eine Kritik der Flaubert'schen Romane, als er die Empfindungen
und Eindrücke wiedergiebt, welche die Lecture der »l5ducation sentimen-
tale« in ihm wachgerufen baben. Nach ihm ist dieses Werk das Be-
deutendste, was Flaubert geschaffen, das Modell des naturalistischen
Romans. Ohne überraschende und besonders fesselnde Gruppirung der
Ereignisse giebt er ein treues Abbild eines sich selbst aufreibenden, ar-
beitsamen, wenig Freude bietenden Lebens. Der Reiz der »education
sentimentale« liegt in der starren, ungeschminkten Wahrheit der Schil-
derung. — S. 13. L. H. Histoire de la litterature fran9aise depuis le
XVl^ siecle jusqu'a uos jours, par Frederic Godefroi/. (Ein kurzer loben-
der Hinweis auf dieses durch Selbstständigkeit des Urtheils und gute
Wahl in den mitgetheilten Proben sich auszeichnende Werk.) — de
Blavieres: Moliere in Russland macht nur auf Alexis Weselowski's
Monographie über Moliere's Tartufte aufmerksam. — Nr. 2. S. 19. von
Schorn: Die Memoiren der Frau von Remusat. Schildert in gedräng-
tester Kürze das Leben dieser so interessanten Erscheinung des Empire
und giebt den Inhalt der Memoires de Madame de Remusat (Paris 1879.
Calmann Levy) an, die den Zeitraum von 1802 — 1804 umfassen. —
S. 28. Mendoza: Französische Einrichtungen, Sitten und Trachten des
17. Jahrhunderts. (Faid Lacroixs für den Literarhistoriker wie für den
Culturhistoriker gleich wichtiges Werk umfasst den Zeitraum von 1500
bis 1700. Ref. lobt das Werk, ohne es eingehend zu besprechen, ausser-
ordentlich.) — Nr. 3. S. 35. Eduard Engel: Zwei Vorreden von
A. Dumas fils. Ein geharnischter, amvisant geschriebener Artikel über
die den VI. Band des »Theätre complet de M. A. Dumas fils. Paris 1880«
eröffnenden Vorreden. Mehr noch als gegen die Vorrede zu Monsieur
Alphonse, die E. namentlich ihrer Sprache wegen tadelt, wendet er sich
gegen die Vorrede zu l'Etrangere, die gegen Zola gerichtet ist. — S. 42.
Ein Brief von Herrn Alphonse Daudet, an das »Magazin« erklärt,
dass Daudet Goethe's Novelle »Die guten Weiber« nie gelesen und dass er
den Anstoss zu seiner Geschichte vom Ouistiti nicht Goethe, sondern
Don Carlos (?) verdanke. — Nr. 5. S. 62. X. L'e'glise chretienne, von Ernest
Renan. (Lobende, anerkennende Kritik und Analyse dieses Werkes.) —
S. 69. Mendoza: Die 500 Millionen der Bagum, von Jules Verne. (Hin-
weis auf diesen Roman und dessen deutsche Uebertragung.) — Nr. 6.
S. 79. X. L'eglise chretienne. (Schluss des Artikels.) — S. 83. Lamartine
imd seine Freunde. (Als Festschrift für die im August 1878 zu Macon
erfolgte Enthüllung des Lamartine- Denkmales Hess Henri de Lacretelle
seine Schrift Lamartine et ses amis. Paris. Dreyfuss. erscheinen, in der
eine Fülle unverarbeiteten Materials aufgehäuft ist. — Nr. 7. S. 90.
J. B a u m g a r t e n : Der literarische und kulturgeschichtliche Kampf zwischen
rothem und schwarzem Radikalismus in Frankreich. Der Verf. behandelt
in einer lesenswerthen Studie die Männer der Reaction, welche, wie Louis
Veuillot, Leo Taxil, Humbert etc., mit allen Waffen des Spottes und
des Hohns sich gegen die Knechtschaft des religiösen Aberglaubens und
der in Folge der Priesterwirthschaft eingetretenen geistigen Verdummung
erhoben haben. Mit rücksichtsloser Wuth wenden sich diese Antagonisten
gegen die Religion eines Volkes, das in religiösen Dingen keinen Mittel-
weg kennt. ^
G. BALKE.
-\r
ZeitscMft
für
neufranzösische Sprache
und Literatur
mit besonderer Berücksichtigung des Unterrichts
im Französischen auf den deutschen Schulen
herausi'eseloen
Prof. Dr. G. Körting und Dr. E. Koschwitz
Münster i W. Strassburg i/E.
Band IL Heft 2.
OPPELN UND LEIPZIG.
Engen Franck's Buclihancllnng
Georg- Maske.
1880.
INHALT.
Seite
R. Mahreuholtz. M''^- Duparc und ihre Beziehungen zu Moliere 161
W. Mangold. Moliere's Wanderungen in der Provinz (Schluss) 166
H. Fehse. Estienne Jodelle's Lyrik 183
0. Schniager. Zu Sachs' französischem Wörterbuch 228
Kritische Anzeigen:
W. Knörich. C. Th. Lion : Moliere, La Tartuffe und le Misan-
thrope 242
— A. Korell : Moliere, Le Bourgeois Gentilhomme 246
1. Harczyk. E. O. Lubarsch: Abriss der französ. Verslehre . . 249
A. Laun. W. Kulpe: Lafontaine, seine Fabeln und ihre Gegner 266
C. Th. Lion. O. Schumann: Racine, Athalie 270
Zeitschkiftknschaü :
E. Koschwitz, Litteraturblatt für germau. und roman. Philologie;
Romania 273
G. Balke, Magazin für die Literatur de« Auslandes 277
E. 0. Lubarsch, La Chanson 277
W. Knörich, Le Molieri.ste 280
C. Th. Lion, Literarisches Centralblatt ; Neue Jahrbücher für Phi-
lologie und Pädagogik; Centralorgan für die Interessen des
Realschulwesens 282
W. Vieto'r, Pädagogisches Archiv 285
PROCJRAMMSCHAU:
A. Lachmund. Henri/ Doerks: Zur französischen Conjugationslehre
auf höheren Schulen ; Carl Lorenz : Ueber die Verba, die den In-
finitiv mit de und ä regieren. Rhode: Etudes sur la litterature
fran^aise. 1'='''^ l5tude. Le XVIJ<^ siecle. Lukas: Essai sur la
litterature fran(,taise du XVll«^"^« siecle par rapport aux travaux
des »Quarante Imraortels« de l'Academie. l"^ partie . . . 286
Die Bibliographie
für den Zeitraum vom 1. Mai bis Ende 1879 wird mit Titel nnd
Register zum I. Bande der Zeitschrift in einem besonderen Supplement-
hefte ausgegeben werden und befindet sich unter der Presse. Auch
vom II. Bande wird, um Raum zu gewinnen, die Bibliographie ent-
weder als Anhang zu dem letzten Hefte desselben oder in einem
besonderen Supplementhefte erscheinen.
Mi'ß- Diiparc und ihre Beziehungen zu MoHere.
ijine Eigeiithümliclikeit der französischen Molierekritik scheint
es zu sein, dass sie über detaillirten Einzelheilen leicht allge-
meinere Gesichtspunkte vergisst, die doch allein in diese Einzelheiten
Sichtung und Ordnung zu bringen vermögen. So findet sich denn
auch in der Geschichte der Schauspieler und Schauspielerinnen
der Moliere'schen Truppe, "wie sie zuerst Moland's verdienstvolle
Ausgabe mit grosser Vollständigkeit und einiger kritischen
Sichtung vorführt/) über die Heldin des Moliere'schen Theater's,
Mlle- Duparc, Vieles bemerkt, was sich untereinander widerspricht
oder Jedenfalls eine genauere Prüfung erfordert hätte.-)
Zuerst scheint uns der genannte Kritiker einer Hauptquelle
über die Duparc, der bekannten anonymen Schmähschrift: »La
Fameuse Comedienne«, neuerdings von Bonnassies und Livet her-
ausgegeben, ein Misstrauen selbst in Punkten entgegenzubringen,
wo sie dasselbe gar nicht verdient. Diese Schrift berichtet^),
dass Moliere bei seinem Aufenthalte in Lyon vergebens sich
um die Gunst der bereits verheiratheten Künstlerin bemüht
habe und von ihr abgewiesen, sich der jedenfalls viel un-
scheinbareren^) de Brie zugewandt habe. Wie man nun auch
über Tendenz und Zuverlässigkeit der Schmähschrift denken möge,
wie viele Ungenauigkeiteu man ihr mit Bonnassies nachzuweisen
vermag, jedenfalls ist der Verfasser oder die Verfasserin'"') derselben
1) (Euvres IL
■') XVIII -XXII und I.LXXiv.
•^) ed. Bonnassies S. 7.
*) Grimarest (Ausgb. Uebers. S. 153) bezeichnet sie als »ein Ske-
lett und entsetzlich dumra.« Dem widerspricht sicher nicht, dass sie als
ältere Frau (1680) in einem albernen Gedichtclien noch als jugendlich
schön bezeichnet wird, was doch an sich eine Unmöglichkeit wäre (vgl.
Bonnassies a. a. 0. 61 und Moland II,xxiv.)
■'') Eine Vermuthung, die zuerst von Bayle aufgestellt wurde (s.
Loiseleur, les points obscurs de la vie de Moliere. S. 9).
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. 11
102 li. MahrenhoU:
sehr eingehend über das unterrichtet, was man Theaterklatsch
nennt. Wenigstens ist mir nicht bekannt, dass die positiven
Züge des Bildes, welches die Fam. Com. von der Gattin Moliere's
entwirft, von der späteren Kritik, selbst da, wo letztere die
A. Bejart zu entschuldigen oder reinzubrennen sucht, als erdichtet
oder wesentlich übertrieben nachgewiesen worden seien. ^) Auch
diese Angabe über die erste Beziehung der Duparc mit Moliere
ist in der Sache selbst wahrscheinlich. Dass eine Künstlerin, die
ziemlich allgemein als prüde und hochmüthig geschildert wird
und deswegen den Beinamen-) »la Marquise« erhielt, einen damals
noch sehr unbedeutenden Dichter, der ohnehin nicht mehr im
Jünglingsalter stand, zurückwies, weil sie »auf eine vornehmere
Eroberung hoffte«, kann doch ohne bestimmte Gegengründe nicht
als »plus ou moins veridique« bezeichnet werden. Wenn auch
die Schrift wirklich noch hinzufügte, dass Moliere später, als er
berühmter und die Duparc älter wurde, die sich ihm jetzt an-
tragende Künstlerin verschmäht habe, ein Zusatz, der sich übri-
gens nach Bonnassies VII in keiner Ausgabe der Fameuse Co-
medienne findet, so wäre auch dadurch die Sachlage niclit unwahr-
scheinlicher.
Es bleibt also die Thatsache bestellen, dass seit Juli 1653
eiue gewisse Entfremdung zwischen Moliere und der Duparc be-
stand, deren Folge es wol war, dass die Künstlerin später (16G7)
zum Ooncurrenztheater, dem Hotel de Bourgogne, überging. Es
ist bezeichnend für den noblen Sinn Moliere's, dass diese per-
sönliche Kränkung niemals Ausdruck in dem Verfahren gegen
die ihm untergebene Darstellerin fand. Von Intriguen oder Chi-
canen, die Moliere als Leiter des Theaters leicht hätte anspinnen
können, wird uns von keiner Seite berichtet. Vielmehr wurde
die Duparc in Moliere's eigenen Stücken mit sehr dankbaren
Rollen beschäftigt, selbst als die jugendlichere Armande Bejart
die Bühne betreten hatte.-") Im Impromptu de Versailles spricht
Moliere mit vieler Anerkennung über ihr schauspielerisches Ta-
lent und von einer »raillerie legere«, die Moland an der Stelle
finden will (II, 19), ist eigentlich nichts zu entdecken."^)
Nun berichtet freilich die F. C.,-') dass bei der Besetzung
der Princesse d'Elide die Gemahlin Moliere's die »erste Rolle«
*) S. meine Abb. Der Verf. d. Fam. Com. (Herrig's Archiv).
■■^) Kein Vorname.
") So mit der Elvire im Don Juan.
■*) Denn, dass die Duparc gerade >fa9onniere« sei, wird docli nir-
gends direct über sie behauptet, es ist also keine unbedingte Ironie, wenn
Moliere diesen Vorwurf durch sie selbst zurückweist.
'') a. a. 0. 11.
Mlle. Duparc und ihre Beziehungen zu Moliere. 163
erhalten liabe, eine Rolle, die noch dazu für die äusseren Eigen-
schaften der »uiarquise« weit angemessener sein musste, als für
die zartere, mit einer schwachen Stimme begabte A. Bejart.
Nimmt man hinzu, dass auch später (von 1664 — 1667) die
Hauptrollen in Muliere's eigenen Stücken der Duparc entzogen und
der A. Bejart zuertheilt wurden, dass letztere z. B. die Celimene
im Misanthrope spielte, während die Duparc sich mit der un-
dankbareren Rolle der Arsino6 begnügen musste, so läge die
Vermuthung nahe, dass seit der ersten Aufführung der Princesse
d'Elide (Mai 1664) die Duparc zur Darstellerin zweiter Rollen
degradirt worden wäre.
Diese Annahme zunächst zugegeben, so würde daraus noch
nicht eine bestimmte Animosität Moliere's gegen die Künstlerin
folgen, es könnten andere Gründe ihn zu diesem Verfahren ver-
anlasst haben. Nicht ganz unberührt konnte der Dichter davon
bleiben, dass in Villiers' (oder de Vise's) »Vengeance des Mar-
quis« die Heldin seines Theaters als »altes Weib« verspottet
wird, ein Ausdruck, in dem man vielleicht eine unzarte Ueber-
treiV)ung, aber schwerlich eine der Wirklichkeit nicht entsprechende
Behauptung sehen darf. Denn abgesehen davon, dass die Duparc
nachweislich seit 1653 öffentlich auftrat, auch in dieser Zeit
schon verheirathet war, und somit zur Zeit der Veröffentlichung
der »Vengeance des Marquis« (1663) ungefähr in den Dreissigern
stehen musste, so beweisen auch die der Künstlerin von Pierre
und Thomas Corneille einige Jahre früher gespendeten Liebes-
gedichte keineswegs ihre besondere Jugend. Vielmehr, wenn
P. Corneille in einem Gedicht,') das nach deutschen Begriffen
einfach als gemein zu bezeichnen ist, und jedenfalls dem Redac-
teur einer schlechten Theaterzeitung besser anstände, als einem
grossen Dichter, ihr ausdrücklich sagt, dass sie aufhören würde
für schön zu gelten, sobald er, das Haupt des französischen
Parnasses, das wolle, so liegt doch darin eine sehr gewöhnliche
Anspielung auf ihre fragliche Jugend. Ebensowenig spricht es
für ihre jugendliche Anmuth oder ihre besonderen Reize, dass
Racine noch 1667 sich in sie als Darstellerin der Axiane ver-
liebte, denn der theatralische Pomp konnte dem ohnehin liebes-
süchtigen Racine die Augen blenden. Die übertriebenen Lob-
sprüche, die, in einer Beschreibung ihrer Leichenfeier, ihrer Schön-
heit gespendet werden-), wird man vollends nicht gegen Villiers'
Bezeichnung geltend machen wollen. Schon dieser ganz äusser-
liche Umstand hätte also den Dichter bestimmen können, wenig-
1) Moland, a. a. 0. II, XX.
2) Moland, a. a. 0. 11, XXI.
11*
1G4 B. Mahre nhohz
stens in jugendlicheren Rollen die Duparc durch seine heran-
blühende Gemahlin zu ersetzen. Auch werden von keiner Seite
irgendwie persönliche Gründe für diese scheinbare Zurück-
setzung angeführt, die F. C. berichtet sogar, dass A. Bejart nocli
nach der Auttuhrung der Princesse d'Elide der Duparc ihr eigenes
Liebesleid geklagt habe (S. 11), und Grimarest, a. a. 0. S. 45 f.,
weiss zwar zu erzählen, dass die Frau eines Arztes die Moliere
zu Gunsten der Duparc expropriirt habe; doch sei daraus nur
ein Zwist zwischen der Moliere und jener Doctorfrau entstanden.
Es ist übrigens in der Sachlage selbst begründet, dass die
Duparc als tragische Darstellerin ohnehin nicht immer die Haupt-
rollen der Moliere'schen Komödien spielen konnte, dass diese
vielmehr der Moliere oder der, in naiven Rollen besonders vor-
trefflichen, de Brie zufallen mussten. So spielt denn schon im
Etourdi die genannte Künstlerin die Hippolyte, während die
dankbarere Rolle der Celle von der de Brie übernommen wird,
in der Ecole des Femmes fällt die Hauptrolle eben dieser wenig
begabten und sittlich sehr zweifelhaften^) de Brie zu. Wo einmal
in Moliere's Komödien tragische Rollen vorkommen, wie die
Elvire im Don Juan, sind sie auch von der Duparc gespielt
worden. In den im Palais Royal aufgeführten Tragödien gab
sie nach wie vor die ersten Rollen, schon weil keine der an-
deren Darstellerinnen hierfür geeignet gewesen wäre; in den
Komödien scheinen die Rollen der Koketten ihre besondere Spe-
cialität gewesen zu sein.
Es folgt somit, dass von Moliere's Seite nicht der mindeste
Anlass gegeben war, dass die Duparc in das Theater des Hotel
de Bourgogne übex'ging, und dass entweder wirklich die Liebe
zu dem jugendlichen Racine oder die Aussicht dort, selbst bei
vorgerückterem Alter, eine dominireude Rolle zu spielen, Grund
dieses Wechsels war.
Im Vei-gleich zu den anderen hervorragenden Darstellerinnen
des Moliere'schen Theaters, namentlich zur A. Bejart und zur
de Brie, steht die Duparc in sittlicher Hinsicht sehr hoch. Von
derartigen Beziehungen, wie sie der Moliere nicht bloss in der
F. C. nachgesagt werden, oder von Scandalgeschichten, wie sie
sich an den Namen der de Brie hängen, lässt sich dieser Künst-
lerin nichts nachweisen. Ueberall hat sie die Rücksichten ihrer
Würde und Stellung beobachtet, darum wies sie den noch unstät
umherirrenden Moliere, wie den zudringlichen Kahlkopf Corneille
*) Grimarest, a. a. 0. 153, lässt sie zu gleicher Zeit mit Moliere,
einem La Barre und Florimont buhlen. Vgl. auch die zweideutige Be-
merkung der Fameuse Comedienne, S. 9.
Mlle. Duparc und ihre Beziehungen zu Molitre. 165
zurück. Audi später benutzte sie die wachsende Missstijnniung
zwisclien Moliere und der treulosen Gattin keineswegs, um frühere
Eniplindungen zu wecken und sich, in der Weise der de Brie,
unter dem Namen einer tröstenden Freundin an die Stelle der
Gattin zu setzen. Eine eigene Fügung des Schicksals scheint
gerade dieser nobelsten Repräsentantin der Moliere'schen Bühne
ein verhältnissmässig frülies Ende mitten im Glänze des künst-
lerischen Kuhmes bestimmt zu haben, während die würdelosesten
Darstellerinnen aus jener Zeit, die Moliere und die de Brie, mit
einem hochbetagten Alter gesegnet wurden.^)
R. MAHRENHOLTZ.
^) Ich übergehe hier manchen Klatsch; z. B. Grimarest's Notiz
(1. Avisg. 51) von der Liebelei der Duparc mit Baron, \md die Bemer-
kungen der M"e- Poison über die decolletirte Unterkleidung der Dame
(Moland 19).
Moliere's Wanderungen in der Provinz.
(1646-1658.)0
Zu den dunklen Punkten gehören trotz Loiseleur immer noch
die Geldangelegenheiten Moliere's und seiner Genossen. Die
Schuldentilgung vom Vermögen der Mutter durch die Hand des
Vaters hat Soulie allerdings zur Genüge aufgeklärt: Die 1965
liv., welche Moliere (1651) theils zur Schuldentilgung, theils für
sich von seinem Vater erhielt, waren nur ein kleiner Theil von
dem, was er zu beanspruchen hatte; noch 5000 liv. von seinem
Antheil am Vermögen der Mutter waren in den Händen des Va-
ters; und Moliere hat diese nicht nur nie gefordert, sondern auch
seinem Vater die 1965 liv. wieder ausgezalilt, was er nach dessen
Tode zu Protokoll gibt, die Stiefmutter jedoch in Abrede stellt,
da es offenbar ohne ihr Mitwissen geschehen ist. Wo jedoch das
Geld herkommt, welches Madeleine Bejart in Languedoc ausge-
liehen hat, das ist bis jetzt noch nicht genügend klar. Dass
sie des Herzogs von Modena Maitresse gewesen ist, steht fest,
nicht aber der Zeitpunkt, zu dem sie aufgehört hat, es zu sein.
Schon »zur Zeit der glücklichen Geburt ihrer Tochter« (1643)
soll sie in Languedoc die Galanterie verstanden haben — aller-
dings nur nach dem Zeugniss der Fameuse Comedienne.") La-
cour's Meinung, wir hätten den Ertrag des Ballet des Incompa-
tibles zu Montpellier in den 10625 liv. vor uns, ist durchaus
unwahrscheinlich, lieber die Quelle der 3200 liv. , welche Ba-
ralier schuldete, sind noch keine Conjecturen gemacht worden.
Während von der ersteren Siunme das Capital (10000 liv.) im
Jahre 1668 regelrecht zurückbezahlt wurde, wie vorher allem
Anscheine nach auch die Zinsen^) (625 liv.), so gelangte die zweite
^) Hierbei eine Karte.
^) ed Livet, S. 4: »qui faisait la bonne fortuue de quantite de
ieunes gens de Languedoc, dans le temps de l'heureuse naissance de sa
fille«.
^) Lacour, 1. c.
Molieres Wanderumjen in der l'rov'mz. 107
Summe, trotz aller Aiistrenf2jun5?eii von Madeleine's .Seite, nie in
ihre Hände, nur vielleiclit wurde sie später an ilire Erbin und
Tochter Armande ausgczalilt. ')
In Raymond's Buch spielt die Geschichte einer Assignation
von 5000 liv., welche Moliere von Conti erhalten haben soll, die
Hauptrolle. Ich kann einen leisen Zweifel an der Echtheit der
von Raymond im Auszug mitgetlieilten Dokumente nicht unter-
drücken. Das Aktenstück, welchem er die Hauptsachen ent-
lehnt, trägt keine Unterschrift der Notare an sich, was der Ent-
decker selbst lebhaft bedauert;'^) es fehlt also die Beglaubigung.
Raymond bittet daher um weitere Nachforschungen; denn sein
Original ist nur ein Entwurf (plumitif). Raymond sagt auch nicht,
während Soulie dies überall auf's (lenaueste angibt, wo in Paris sein
Dokument gefunden wurde. Es soll vom 23. September 1672
datirt sein und enthält: In Pezenas hätte Conti 165G der Truppe
5000 liv. bewilligt, wovon 1250 baar von Dufort, 3750 dagegen
in Gestalt eines von einem gewissen Cassaignes auf Dufort lau-
tenden Wechsels bezahlt worden seien. Bei Protestation des
Wechsels sei Dufort zu Toulouse zur Zahlung verurtheilt worden
und habe sie geleistet. Loiseleur erlaubt sich hiernach ■'^) statt
1656 das Jahr 1655 und statt Pezenas Montpellier anzusetzen,
weil für 1656 eine Quittung Moliere's, dem Schatzmeister der
Stände ausgestellt, vorhanden sei, jene von Conti bewilligte
Summe sich also nur auf ein andres Jahr, also etwa 1655 be-
ziehen könnte. So wenig hält Loiseleur, ohne es selbst zu
wissen, von Raymond's Aktenstück. Offenbar liegt dieses und
kein anderes zu Grunde, wenn Raymond'^) im Zusammenhange des
Jahres 1656 Conti an Moliere eine Assignation von 5000 liv.
»auf die Etapenfonds der Provinz« geben lässt."') Dasselbe
Aktenstück scheint ferner zu Grunde zu liegen, wo Raymond den
Vergleich über die Art der Bezahlung zwisclien Dufort- Cas-
saignes und Moliere -Madeleine beschreibt; denn es fehlt jede
Quellenangabe; nur wird der Vergleich vom 3. Mai 1656 zu Nar-
bonne datirt;^) und darnach die Verfallszeit des Wechsels auf
den 3. Mai 1657 bestimmt, zu welcher Zeit Madeleine wegen
^) Campardon, Pieces nouvelles snr Moliere (Paris, 1875). S. 113,
erzählt die weiteren Schicksale der 3200 liv. mit Dokumentenbelegen.
Vgl. dazu: Campardon, Documents inedita sur J. B. Poqueliu Moliere.
Paris. 1871. S. 49.
•^) S. 147. Anm. 1.
«) S. 182.
*) S. 193.
^) Bei Moland aufgenommen.
«) S. 105.
168 W. Mangold
einer in Nimes in Pension beiindliclien natürlichen Tochter da-
selbst zurückgehalten worden sei und der Truppe^) nicht habe
folgen können — lauter Thatsachen ohne Quellenangabe. Ma-
deleine lässt Dufort dann zu Toulouse erscheinen und erhält in
den ersten Tagen des Jahres 1658 endlich die restirende Summe,
d. h. den Betrag des Wechsels von Dufort ausgezahlt. Kein
Biograph hat dies Alles in seinen Bericht aufgenonnnen , also
keiner hat demnach Alles geglaubt. Loiseleur ninnnt nur einen
Theil davon auf, scheint also auch nur einen Theil davon zu
glauben; und diesen Theil verändert er Avillkürlich. Uaymond
erzählt: »Dufort . . . bezahlte in die Hände der Bejart in den
ersten Tagen des Jahres 1658 die 3750 liv. . . . Moliere und
seine Truppe waren damals in Grenoble«. Darnach schreibt
Loiseleur'-): »Moliere brachte den Carneval in Grenoble zu und
cassirte dort endlich, am 1. April, Dank der Hartnäckigkeit der
Madeleine, jenen von Dufort unterschriebenen Wechsel ein«.
Alle Angaben dieser bei Raymond in viele kleine Stückchen zer-
rissenen Geschichte lassen sich auf das eine unbeglaubigte Akten-
stück zurückführen, mit Ausnahme der Datirung »Narbonne,
3. Mai 1656«; und wo diese herstammt, wird nicht gesagt.
Zur Erklärung des Sachverhalts geben Raymond und Loi-
seleur — dieser mit der Bemerkung, Raymond scheine von der
Sache nicht viel verstanden zu haben — Folgendes an: Die
»Etapiers«, zu welchen Dufort und Cassaignes gehörten, über-
nahmen statt der Einwohner die Versorgung der marschirenden
Corps. Sie hatten dem Schatzmeister der Stände (tresorier de
la bourse) die Quittungen zur Anerkennung zu präsentiren und
nach diesen votirten die Stände die Summen, welche von den
Unternehmern vorgeschossen waren. Der Schatzmeister Le Secq
erklärte nun das Verfahren Conti's für unrechtmässig, da die
Stände nur für militairische und nicht für Comödiantentruppen
Ausgaben zu machen berechtigt seien, in welcher Ansicht er
dauernd verharrte. Dies musste Conti vorauswissen, denn er
hatte nur zu oft erfahren, wie argwöhnisch die Stände den Rech-
nungen der »Etapiers« gegenüber waren, welche im Einverständ-
niss mit den Truppenführern falsche Summen angaben. Niemand
ausser den Militairgouverneurs kannte den wahren Bestand der
durchmarschirenden Truppen ; und da diese Comraandeurs auf
Seiten der Etapiers standen, war eine Controle der Reclinungen
^) S. 122 und 124. Der Truppe wird die Absicht beigelegt nach
Paris gehen zu wollen ; sie befindet sich aber bald darauf zu Avignon —
Alles nach Raymond.
2) S. 216.
Moliere's Wanderungen in der Provinz. 169
(lurcli die Stände uniuögliclu Kajauoiid bezeichnet das Betragen
L!onti's als schimpflich, da ihm unmittelbar vorher von den Stän-
den 00,000 liv., nebst 3000 liv. für seinen Sekretär, votirt und
ausgezahlt worden waren. Statt von dieser grossen Summe an
Moliere, der die Kosten seines Amüsements getragen hatte, nur
5000 li\^ haar zu zahlen, gab er ihm einen Schein auf die ge-
nerösen Stände, von dem er wohl wissen konnte, dass seine
Ausl()sung Widerstand erregen würde. Moliere hatte sich also
zunächst an die beiden Etapiers zu halten, welche aus serviler
(Jefälligkeit für Conti die Assignation anerkannt hatten.
Auch den späteren Verlauf der Atfaire erzählt Eaymond
ohne Quellenangabe. Später (wohl 1662') versuchte Dufort seine
Ansprüche auf lüickerstattung des Geldes bei Conti durchzusetzen.
Dieser aber war unterdessen fromm geworden, und bezahlte
nichts, umsoweuiger, als er überhaupt von der Comödie nichts
mehr wissen wolite. Dufort versuchte darauf") wenigstens die
Hälfte des Betrages von seinem Grenossen zu erhalten, und Mo-
liere gab in Paris zu Dufort's Gunsten 1672 den Sachverhalt zu
Protokoll; aber erst nach Cassaignes' Tode erhielt Dufort von
dessen Erben diese Hälfte durch Vermittlung des Kechnungshofs
zu Montpellier ausgezahlt (1684). Eaymond hält es für schimpf-
lich von Moliere-') (!), dass er mit seinem reichen Vermögen Du-
fort 1672 nicht schadlos gehalten hat, wünscht aber am Schlüsse
seines Buches, durch sichere (!) Documente bald eines Irrthums
überführt zu werden. — Viel wichtiger jedoch wäre es, dass
Raymond endlich seine Quellen genau angäbe und den AVortlaut
seiner Documente mittheilte. ^)
Ebensowenig wie die Geldverhältnisse, sind die Liebesver-
hältnisse Moliere's . . . während der AVanderjahre genügend aufge-
klärt. Grimarest nennt Moliere's Verhältniss zu Madeleine eine
enge Freundschaft;^) die Fameuse Comedienue stellt Madeleiue
als auf Mlle. Debrie eifersüchtig hin, bei welcher Moliere in
Lyon Trost für eine Zurückweisung von Seiten der Duparc ge-
funden habe.*") Die Fameuse Comedienue, wenn auch nicht Alles
Lüge darin ist, verdient als »schlechtes, niedriges und schlüpf-
riges Buch«'') keinen Glauben^), und Moland erzählt daher mit
') Vgl. Raymond S. 142.
■-) Juli 1672? nach S. 145, oder erst September 1672? nach S. 147.
•■') S. 150.
*) Von den mannichfachen sonstigen Irrthümern schweigen wir.
S. 100 citirt er eine Stelle aus Bazin als aus Lagrange!!
•') ed. Malassis. S. 11.
'') ed. Livet. S. 5.
-•) Moland. S. LXXIII.
") Anders urtheilt Mahrenholtz, s. oben S. 161. D. R.
170 W. Mangold
allem Vorbehalt die darin enthaltene Liebeslegende, welche Paul
Lindau später idealisirte. lieber Armande Bejart sind beide
Quellen darin einig, dass sie von früher Jugend auf zärtlich au
Moliere gehangen habe; während aber nach Grimarest Madeleine
nicht daran dachte, dass Moliere je ihr Schwiegersohn werden könne,
schiebt ihr die Schmähschrift unter, dass sie schon zur Zeit der
Wanderungen diesen Plan gehegt habe, um Moliere der Debrie
abwendig zu machen. Nach dieser Schrift war Armande bei
einer Dame von hohem Range in Languedoc erzogen und zur
Zeit der Reise nach Lyon aus der Pension abgeholt worden.^)
Dies wäre also 1(352 oder 1653. Fournier schliesst trotzdem
in seinem Roman de Moliere-) so: Moliere ist Aruolphe, Armande
Agnes. Arnolphe erklärt in der Ecole des Femmes (IV, 1), dass
seine väterliche Fürsorge für Agnes bereits dreizehn Jahre währe.
»Wann wurde die Ecole des Femmes gespielt? 1663,^) einige
Monate nach dieser Heirath. Wann sagten Avir, dass Moliere
sich zum Vormund der Armande machte? 1650. Das sind gerade
die dreizehn Jahre, von welchen Arnolphe spricht«. Auf eine
solche Conjektur ist nicht viel zu geben.
Eine glückliche Conjektur bringen Moland und Loiseleur
über Mlle Menou. Dieser Name Menou kommt bei der Rollen-
vertheilung der Corneille'schen Andromeda in einem von Paul
Lacroix entdeckten und 1651 gedruckten Exemplare vor, in
welches Moliere, wahrscheinlich mit eigner Hand, die Namen
der Schauspieler seiner Truppe eingezeichnet hat. Die Duparc
fehlt darin; daher conjicirte Soleiroi :^) Menou ist gleich
Duparc. Loiseleur sagt dagegen: Menou ist Armande;'') und
beweist dies aus einem Briefe Chapelle's, wo er von M^e Menou
Folgendes sagt:*^) Moliere solle seine Verse Niemand ausser
ihr zeigen, da sie beider Bild enthielten. Die verliebte Weide
bittet darin unter Thräneu den Frühling um Entfaltung ihrer
Reize und streckt ihm ihre Arme entgegen. Das lässt sich aller-
dings sehr schön auf Armande beziehen, die Moliere ja für sich
erziehen wollte, und welche grade in dem Augenblicke als die
Truppe nach Lyon ging, ihrer seitherigen Pflegerin, einer Dame
von hohem Range, in Languedoc entzogen w'urde. Die Rolle
der Ephyre, die ihr zugetheilt war, l)esteht nur aus vier Versen,
1) 1. c. S. 5.
-) S. 56. Anm.
^) Die erste Auftuhrung war bekanntlich, im December 1662.
*) Moliere et sa troiipe. Paris, 1858. S. 6.
5) S. 157 und 258.
•*) (Euvres. ed. Latour S. 201.
Moliere's Wanderungen in der Provinz. 171
die auch ein acht- bis neunjähriges Mädchen wol schon vor-
tragen konnte. So alt wäre Armande 1651 und 1652 gewesen.
Aber es ist fraglich, ob der Brief Chapelle's nicht erst 1658
geschrieben ist. Es ist darin von dem »schrecklichen Winter«
(terrible hiver) die Piede, nach welchem man doppelt die Süssig-
keiten des Frühlings kostet. Soleiroi behauptet, 1650 und 1652
seien die strengsten Winter gewesen, Loiseleur weiss bestimmt,
dass es 1658 war. Schliesslich kann aber wol jeder Winter
zur Klage veranlassen. Zur Zeitbestimmung zieht Loiseleur auch
den vorhergehenden Brief Chapelle's an, in welchem er von
»allem« spricht, »was man in der Guienne zur Allianz der zwei
Könige thut« ; er meint, damit sei wohl auf den pyrenäischen
Frieden angespielt. Aber die chronologische Folge der Briefe
Chapelle's ist ebensowenig wie ihr Datum feststehend.
II.
Wir müssen nun das Resultat unsrer Untersuchung fest-
stellen und gehen daher zu einer kurzen Erzählung der Wander-
zeit Moliere's über, welclier wir eine allgemeine Charakteristik
wandernder Schauspielertruppen vorausschicken. Wenn wir den
»Komödiantenroman« (Roman comique) auch nicht als ein Abbild
des Moliere'schen Schauspielerlebens betrachten dürfen, so dürfen
wir ihn doch als Bild der wandernden Truppen aus jener Zeit
für charakteristisch halten, namentlich wenn wir das Bild aus
Chappuzeau ergänzen. Denn bei Soarron tritt die Darstellung
des Schauspielerlebens als Nebensache doch hinter der novellen-
artigen Erzählung burlesker Ereignisse sehr zurück. Wir sehen
die Romanhelden hier von der Pest vertrieben, dort von der
Furcht vor der Justiz, wir sehen sie ihre Bühnen aufschlagen,
und ihre Kleider in Stand setzen ; wir werden unterrichtet über
ihren Verkehr mit Dichterlingen und Kurmachern, ihr Repertoire^)
und ihre Ansichten; es kommt sogar zu einer ästhetischen Unter-
haltung über Aristoteles und die Regeln, über die vierundzwanzig
Stunden und die Spanier. Ein weit bestimmteres Bild lässt sich
aber aus Chappuzeau's »Französischem Theater«^) gewinnen.
Nach ihm wechseln die Truppen der Provinz fast alle Jahre zur
Fastenzeit ihren Personalbestand; zu dieser Zeit püegen die
Schauspieler nach Paris zu gehen, um sich dort theils neu zu
recrutiren, theils über Novitäten zu informiren. Sobald die neue
Truppe gebildet ist, sprechen die Mitglieder schon wieder von
') Einer soll eine Tragödie Martin Luther gedichtet haben.
'-) Abdruck der Originalausgabe von Lyon 1674. Brüssel. 1867.
172 W. Mangold
Trenuimg. Aber wenn die Eifersucht unter ihnen herrscht, hält
sie das gemeinsame Interesse docli im Zaume. Sie lieben alle
die Monarchie, einerseits, weil ihnen ohne Könige und Prinzen
der Stoff ausginge, andrerseits, weil die Fürsten liberal sind.
In ihren eignen Einrichtungen aber können sie die Monarchie
nicht ertragen. Schon der Name eines Vorgesetzten (superieur)
ist ihnen verhasst; sie wollen alle gleich sein und nennen sich
daher Kameraden. Wer das grösste Verdienst hat, der hat den
grössten Einfluss; und wenn einmal eine Truppe nach einem
Schauspieler benannt wird, wie z. B. die Floridor's oder Filan-
der's, so ist es, weil diese die Redner der Truppe oder auch
die besten Schauspieler sind. Zur Ansprache an's Publikum
und zum Abfassen des Theaterzettels — dies waren die Ge-
schäfte des Redners — war Talent erforderlich. Denn der dem
Publikum für geneigtes Gehör abzustattende Dank sowie die An-
preisung des für die nächste Vorstellung bestimmten Stücks
Avurde nur für fürstliche Persönlichkeiten vorbereitet, sonst immer
unpräparirt gehalten. Im Uebrigeu hatte der Redner keinen
Vorzug vor seinen Kameraden ; bei den Proben durfte jeder den
andern corrigiren ; auch die weiblichen Mitglieder hatten bei den
Berathuugen viel EinHuss. Nach dem Verdienste regelten sich
die Einnahmen in ganze, halbe, viertel und dreiviertel Theile.
Unangenehm ist es, wenn sich mehrere Truppen an einem Orte
begegnen; dann entstehen Reibereien, bis die eine weicht; nur
selten verbinden sich beide zu einer einzigen, Avie es Floridor
und Filander zu Saumur IGoS unter allseitigem Beifall gethan
haben. NoeP) behauptet. Niemand zweifle, dass Moliere während
seiner Reisen oft auf dem Jahrmärkte gespielt habe. Ein Zeug-
niss liegt darüber nicht vor, doch ist die Möglichkeit nicht
ausgeschlossen. Jedenfalls aber trat Moliere dann nicht, nach
der Art untergeordneter Schauspieler, auf offnem Markte auf,
da wir, wo darüber überhaupt ein Zeugniss vorliegt, ihn stets
in Hotels, Ballspielhäusern und andern bedeckten Räumen
spielen sehen.
Während, nach Cliappuzeau's Ansicht, in einer Republik
oder bei einer monarchisch -aristokratisch gemischten Regierung
wie »im Reiche«-) z.B. der Krieg das Schauspiel stört, so thun
1) Molieriste, 1879, S. 79.
'^) Ohne Chappuzeau zu kritiairen will ich nebenbei anführen, was
er ferner vom Reiche sagt: In Deutschland gibt es nur zwei bis drei
deutsche Komödianten -Truppen und diese sind nur wenig beschäftigt.
Der Herzog von Braunschweig und der Kurfürst von Baiern aber haben
französische Truppen in ihrem Dienste. Die deutschen Truppen werden
von Ch. mit den flamländischen auf eine, d, h. die letzte Stufe gestellt.
»Leurs poetes dramatiques sont peu dans les regles, ils n'ont ni les
Moliere's Wanderungen in der Provinz. 173
ihm Kriege unter einer Monarchie wie in Frankreich keinen
Eintrag. Weil im Jahre 1674 geschrieben, beziehen sich diese
Worte natiirlicli melir auf die Zeit der Selbstregierung Ludwigs,
als auf die Zeit der Fronde, in welcher Möllere die Provinz
durchwanderte. Docli brauchen wir kein Bedenken zu tragen,
sie auch von der unruhigen Kegentschaftszeit gelten zu lassen.
Wenn der Hof in Poitiers dem Heere nahe sein will, das gegen
Conde in's Feld rückt, so ist die Komödie nicht fern; wenn
Conti von Bordeaux kommt, wo er eben Frieden geschlossen,
so liegt ihm die Komödie melir am Herzen, als das Schicksal
seiner Geschwister.
Nachdem Möllere schon 1643 mit den Mitgliedern des
Illustre Theatre vorübergehend in Rouen gespielt hatte, machte
er sich nach dessen Auflösung, mit Hinterlassung einiger Schulden,
in einem der Jahre 1645 — 47 zu einer längeren Reise nach der
Provinz auf den Weg. In Paris war zwar die unselige Fronde
noch nicht ausgebrochen, aber schon 1645 hatten sich Vorboten
herannahender Unruhen gezeigt, und 1646 und 47 war die
Regierung wieder in lebhaftem Hader mit dem Parlament,^) In
der Provinz blieb es bis 1649 noch ruhig. Dahin ging nun der
junge Künstler; die Familie Bejart entweder mit ihm, oder schon
voraus. Die kleine Truppe verband sich mit der in der Provinz
bereits heimischen Truppe des Herzogs von Epei-non, welche
von Dufresne geleitet wurde und zu welcher auch Reveillon und
Rene Berthelot, genannt Duparc, gehörten. Die vereinigte Truppe
spielte zwischen 1646 und 49 in Bordeaux vor dem jüngeren
Herzog von Epernon, vielleicht bereits eine Tragödie von Möllere,
Thebaide. Im Sommer oder Herbst 1647 kam die Truppe
von Toulouse nacli Albi, wo sie von der Stadt erst nachträglich
und mit knapper Noth die Bezahlung für ihre Dienste erhielt.
In Carcassonne fand der Intendant von Languedoc, Graf Breteuil,
»sehr ehrenwerthe Leute und sehr gute Künstler« bei der
Truppe, die es wohl verdienten, dass man ihnen den Lohn für
ihre Verdienste nicht vorenthielte. Im Frühjahr darauf waren
die Schauspieler am Strande der Loire. Moliere, den Andern
voraus, kündigte am 23. April 1648 zu Nantes auf dem Rath-
hause die Ankunft seiner Kameraden für denselben Abend an.
graces, ni la delicatesse des nötres. La langae meme, qui est un peu
rüde, ne leur est pas favorable, et ils sont represente'a avec peu d'art par
dea gens qui ne fre'quentent jamais ni la cour. ni le beau monde, et qui
la plupart, de meme que les Anglais, ne se donnent tout entiers a cette
profession, en ayant quelque autre qu'ils exercent hors de jours de
comedie, et leur theatre n'etant pas toujours capable de lea bien entretenir«.
') Ranke, Französische Geschichte. III. 1877. S. 15.
174 W. Mangold
Wegen der Krankheit des Marschalls La Meilleraye wurde jedoch
die Erlaubniss znm Spiel erst später ertheilt. Im Juni spielte
die Truppe bereits wieder au einem anderen Orte, in Fontenay-
le-Comte, südlich von Nantes in der Vendee ; aber nur für drei
AVochen hatte Dufresne das Ballspielhaus gemiethet. In Paris
brach 1648 die Fronde aus. Im August Errichtung der Barri-
kaden nach Broussel's und Andrer Gefangennahme; im Januar
1649 Flucht der Königin aus Paris. Unterdessen spielte die
Truppe Dufresne's im Mai 1649 zu Toulouse, zu Ehren des
königlichen Statthalters von den Schöifen der Stadt engagirt.
Von da begab sie sich nach Narbonne für den Winter. M^le
Hortense Desjardins behauptete später, in dieser Stadt der Haupt-
anziehungspunkt der Truppe gewesen zu sein, schwerlich als
Zuschauerin, vielmehr als Mitspielende. Ihre Lebensgeschichte
zeigt sie uns als vagabundirenden weiblichen Don Juan, zuletzt
als Schriftstellerin laxer Romane und Schauspiele. Im Februar
1650 berief der Herzog von Epernon seine alte Truppe nach
Agen, in dessen Nähe er sich, nach seiner Vertreibung aus Bor-
deaux durch die Unruhen des Jahres 1649, auf seinen Landsitz
Malconte zurückgezogen hatte. Sein Hof halt war prächtig; der
Obersteuergerichtshof war im Februar 1650 hierher verlegt worden
und durch ihn kam noch grösseres Leben in die kleine Stadt,
deren nunmehrige Bewohner, trotz der ernsten Lage des in Bor-
deaux verhassten Epernon, sich das Vergnügen der Komödie
nicht versagen wollten. Auch der Herzog sass, wohl wenig be-
rührt von den Pariser Ereignissen, ruhig auf seiner Theater-
galerie, bis er unmittelbarer von den Ereignissen betroflen wurde.
Denn als im Frühjahre 1650 Conde's Gemahlin mit ihrem sieben-
jährigen Sohne in Bordeaux Schutz und Hülfe fand und Mazarin
mit dem zwölfjährigen König nach der Guienne rückte, musste
der Kardinal bei der Abkunft mit den Bordelesen seinen Schütz-
ling Epernon fallen lassen.
Ob Moliere durch die Kriegszustände veranlasst wurde,
sclion jetzt, vielleicht über Angers, nach Paris zu gehen, ob er
im Februar 1651 bei der Flucht Mazarin's und Conde's Befreiung
schon in Paris anwesend war, oder ob er diese bewegte Zeit
in der Provinz zubrachte, wir wissen es nicht. Wir wissen nur,
dass er im April 1651 wirklich in Paris war. Feillet's Schil-
derung des Zustandes der Provinzen in den fünfziger Jahren^)
ist herzzerreissencj. Dabei hörten Feste, Gastmähler und Schau-
spiele nicht auf. Im September grosses Fest zur Volljährig-
keitserklärung. Conde geht nach Bordeaux, der Hof nach Poitiers,
^) Bei Michelet, Histoire de France. XII. 1874. S. 273.
Moliere's Wanderungen in der Proinnz. 175
Ulli der gegen Condc aufgestellten Armee iialie zu sein; — eine
Komödiaiitentruppe ist dabei.') Ludwig geht dem heimkehrenden
Mazariu entgegen. Nach den Sclilachten von Bleneau und Etampes
folgt das Gemetzel in der Vorstadt St. Antoine im Juli 1652,
und nachdem Conde sich aus Paris entfernt hat, zieht der König
an der Spitze seiner Garden wieder ein. Erst als Mazarin
wieder zurückkommt, wird die Ruhe wiederhergestellt, im
J'ehruar 1653.
Zu diesem Zeitpunkte war Moliere bereits wieder in voller
Tliätigkeit. Schon im Anfange des Winters (October 1652)
scheint er sich in Lyon niedergelassen zu haben. Kurz vorher
oder nachher verweilte er vielleicht zu Vienne in der Dauphine,
wo der gelehrte Petrus Boessatius von der Academie Fran^aise
ihn an seine Tafel zog, ohne sich um das Gerede gewisser Leute
zu kümmern, welche den V^erkehr mit einem »Gottlosen« und
»Excommunicirten« nicht begreifen konnten. Was Moliere auch
spielte, lioissat war unter den Zuscliauern; und er wäre durch
seine Leidenschaft für eine von Moliere gedichtete Komödie bei-
nahe sogar in ein Duell verwickelt worden. Es ist möglich,
dass dies Stück bereits der Etourdi war. In Lyon hatte Du-
fresne schon 1643 gespielt. Seit 1644 waren Abraham Mitalla
und Jacomo de Gorla, der Vater der späteren Frau Duparc, hier
ständig als Schauspieler »Seiner Königlichen Hoheit« (Gaston)
tliätig. Diese Truppe scheint sicli jetzt in Folge der Erfolge
Moliere's aufgelöst zu haben; und so wurde für diesen Lyon
ein Centralpuukt, zu dem er von vielen Streifzügen in der nächsten
Zeit immer wieder zurückkehrte ; aber stehend wurde seine
Bühne nicht. Wenn Chappuzeau'^) wirklich mit der wandernden
Truppe zu Lyon, welche der stehenden Bühne des Hotel de
Bourgogne gleichkomme, die Moliere'sche gemeint hat, so wäre
es interessant, schon sechs Jahre vor dem grossen Streite in
Paris eine gewisse Art von Rivalität der beiden Theater hier
angedeutet zu linden. De Vise, der später so sehr gegen Moliere
eiferte, sagt,^) dass die Truppe der Bejart nach und nach alle
Truppen der Provinz ausgestochen und langsam zur Anerkennung
ihrer Ueberlegenheit gebracht habe. Die Truppe hatte sich
nun um einige Mitglieder vermehrt. Ai-mande Bejart, welche aus
der Pension in Languedoc abgeholt worden war, betrat für ge-
wöhnlich jedenfalls noch nicht die Bühne; denn sie war erst 10
Jahre alt. Die später als Duparc so berühmt gewordene Tochter
^) Vgl. oben.
■'') In »Lyon dans son lustre« (1656). Nach Loiseleur. S. 149,
••) Moland I. LXI.
176 W. Mangold
des Schauspielers und Operateurs Gorla, Marquise-^)Therese,
verlieirathete sieh in Lyon mit dem Scliöpfer des Gros-Rene.
Sie muss eine stolze Schönheit gewesen sein ; dass sie ihre
Reize geltend zu machen verstand, wird ausdrücklich bezeugt.
Isicht nur Moliere, sondern auch Sarrazin, Corneille und Racine
sollen nach einander von ihr gefesselt worden sein. M^le Debrie,
eine vortreffliche Schauspielerin, wurde später die Schöpferin
der Agnes. Herr Debrie gehörte nur seiner Frau wegen zur
Truppe. Der Pariser Pastetenbäcker Ragueneau und Andre
completirten die Truppe bis zu einem Dutzend Mitglieder und
darüber.
In dieser Vollzähligkeit und mit guten Costümen und De-
corationen versehen, wanderten die Schauspieler Im Sommer 1653
nach Languedoc, wo Conti grade auf seinem Schlosse Lagrange-
des-Pres bei Pezenas angekoumien war. Conti hatte, um seinem
Bruder Conde den Weggang von der Guienne nach Flandern
möglich zu machen, den Oberbefehl über die Truppen in Guienne
übernommen, aber sofort die Sache des Bruders verrathen und
im Juli mit den königlichen Generälen den Frieden zu Bordeaux
abgeschlossen, um sicli der königlichen Partei zu nähern. Daniel
de Cosnac, sein erster Kammerherr, hatte ihm dazu gerathen;
Conti war, nach Abschluss des Friedens, mit seiner Maitresse,
Frau von Calvimont, nach dem erwähnten Landsitze abgereist.
Hier wünschte sich der Prinz zu amüsiren. Da er nach einer
Schauspielertruppe verlangte und Cosnac erfuhr, dass Meliere in
der Nähe sei, so bestellte der Kammerherr diesen nach La-
grange-des -Pres. Unterdessen hatte Frau von Calvimont, durch
Geschenke bestochen, einer zweiten Truppe, der des Quack-
salbers Cormier, den Vorzug gegeben. Cosnac, um sein Wort
nicht zu brechen, gab Meliere 1000 Ecus aus seiner eigenen
Tasche; und dieser, Conti's alter Mitschüler vom Jesuitencolleg,
musste sich nun statt auf dem Schlosse in der Stadt etablireu;
nur zweimal wurde er nach Lagrange berufen. Endlich jedoch
soll Sarrazin, Conti's Sekretair, von den Reizen der Duparc be-
stochen, seinem Prinzen klar gemacht haben, dass Moliere's
Truppe die des Cormier doch bei Weitem übertreffe, an Güte
der Spieler und an Pracht der Ausstattung. Nicht ohne »bittres
Mitleid«^) erfährt man diese Veranlassung von Cormier's endlich
erfolgter Verabschiedung und Moliere's nunmehrigem Engagement.
Dass dem Dichter die Sekretairstelle bei Conti angeboten wurde,
erzählt Grimarest. Während Sarrazin zu Unterhandlungen mit
*) Kein Spitzname, wie man gemeint hat, sondern Vorname.
'^) Sainte- Beuve.
Molih'e's Wanderungen in der J^roinnz. 177
dem Kardinal nach Paris geschickt Avird, amüsirt sich Conti bei dem
Stattlialter von Languedoc, dem Grafen Aubijoux, in Montpellier,
wo sich »Feste, Bälle und Komödien« unaufhörlich ablösten,
bis Ersterer im December 1653 endlich seine Reise nach Paris
antritt.
Meliere war im Januar 1G54 noch in Montpellier, woliin er
nach einem lungeren Aufenthalte in Lyon zu Ende dieses Jahres
wieder zurückkehrte, um in Diensten Conti's, »theils vor ihm,
theils vor den Ständen von Languedoc zu spielen«.^) Unter
Andern! trat er hier als »P'ischerweib« in dem »Ballet des In-
compatibles«^) auf, in welchem sowohl Conti wegen seiner
jüngsten Erfolge in Catalonieu, als auch dessen kaum vermählte
Frau, Anna -Maria Martinozzi, eine der berühmten Mazarinischen
Nichten, verherrlicht Avurde, und in welchem viele Mitglieder der
Ständeversammlung, Adlige und Beamte, gleichfalls tanzend auf-
traten. Als die Schauspieler Montpellier verliessen, besass
Madeleine Bejart 13,200 liv. in Wechseln.
Gegen Ende April 1G55 waren sie wieder in Lyon zu einer
kameradschaftlichen Hochzeit versammelt; und hier kann Moliere,
wie »Elomire hypocondre« ihm nachsagt, den Charlatan oder
Operateur Gilles Barry studirt haben, der im Sommer dort eine
Bühne aufgeschlagen hatte; hier soll er auch das Original des
Apothekers Fleurant (Malade imaginaire) in sich aufgenommen
haben. Der vagabundirende Dichter Dassoucy, ein Pendant zu
Hortense Desjardins, brachte hier mehrere Monate in der Gesell-
schaft Moliere's und der Bejart's zu und kann diese liebens-
würdigen Leute, die ihn, nachdem er Alles verspielt, nährten
und kleideten, in seinen »Avejitures burlesques« nicht genug
rühmen. Sie fuhren zusammen den Rhonefluss hinab, hielten
sich in Avignon auf und begaben sich dann zur Eröffnung der
Ständevcrsammlung nach Pezenas, wo sich in Moliere's üppiger
Gesellschaft für Dassoucy ein walires »Schlaraftenland« aufthat.
»Wegen der Komödie« war Conti's Zimmer im Hotel zu Pezenas
so derangirt, dass er am 9. November 1655 die in voller Gala
erschienene Begrüssungsdeputation der Stände im Vorsaal em-
pfangen musste. Die Prinzessin nahm die Huldigungen im Bette
liegend an. Keine Gegend Frankreichs hat so viele Molieresagen
aufzuweisen, als Pezenas und die Umgegend, wo der Dichter in
einer Anzahl von kleinen Städten gespielt haben soll, unter
welchen Marseillan hervorragt. Die Geschichten vom verlornen
^) Lagrange. Malassis S. 99.
^) Ob dies von Moliere selbst verfasst sei, ist noch immer streitig.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. 1o
178 W. Maiujold
Mantelsack und von jenem Liebesbrief, den der Dicliter einem
illiteraten Mädchen mit neckisclien Veränderungen vorlas, haben,
wie so manche andre, den Stoff zu vielen Festdichtungen ab-
gegeben, deren Liste die Molierebibliographie aufzählt. Welcher
Lehnstuhl in der Welt ist wohl mehr angesungen worden, als
jener hölzerne mit den Geldkassenlöchern, der jetzt im Pariser
Moliere - Museum steht und seiner Zeit in der Ecke der Barbier-
stube des Perrückenraachers Gely zu Pezenas dem Dichter an
Markttagen als Observationsposten diente!
Am 4. Februar 1G56 konnte Moliere zu Pezenas dem
Schatzmeister der Stände den Empfang von 6000 liv. quittiren;
und am 26. desselben Monats Avurden die Consuln der Stadt
Narbonne ermächtigt, den »Schauspielern des Prinzen Conti« auf
vierzehn Tage den grossen Rathhaussaal zu ül)erlassen. Eine
von Conti (?) ( — wann? — ) Moliere eingehändigte »Assignation
über 5000 liv. auf die Etapenfonds der Provinz« führte hier zu
einem Ausgleich zwischen den Etapiers einerseits, Moliere und
Madeleine andrerseits; 1250 liv. wurden baar ausgezahlt, über
3750 liv. dagegen nur ein Wechsel ausgestellt, der auf einen
der beiden ICtapiers lautete und erst nach zwei Jahren in Folge
eines deshalb angestrengten Processes flüssig gemacht wurde.
Dassoucy verliess die Truppe in Narbonne; im Sommer besuchte
Chapelle in Carcassonne die Komödie, erwähnt aber seinen alten
Mitschüler nicht.
Die in Beziers seit dem 17. November 1656 versammelten
Stände sahen sich im December bewogen, den Abgeordneten die
Annahme der ihnen von den Schauspielern ertheilten Freibillets
zu verbieten, da die Schauspieler offenbar Geld dadurch zu er-
langen suchten; zugleich wiesen sie ihren Schatzmeister an, den
Schauspielern nichts zu bezahlen. Der Depit amoureux wurde hier
zum ersten Male aufgeführt. Conti war diesmal nicht anwesend ;
er befand sich in Paris. Während Madeleine sicli beim Gerichtshof
zu Nimes im April 1657 vergebens bemühte, den Betrag eines Wech-
sels zu erhalten, bewilligten die Stände zu Beziers ihrem Bruder
Joseph 500 liv. für sein 1655^ — 57 in Lyon gedrucktes »Wappen-
buch der 1654 versammelten Stände von Languedoc«, das Conti
bei einer früheren Vorstellung in den Zwischenakten den Herren
persönlich gezeigt imd empfohlen hatte. Die nach Conti's Weg-
gang geizig gewordenen Stände vermerkten jedoch dabei, dass
in Zukunft für derartige Werke nichts mehr gezahlt werden würde.
Von Beziers ging die Truppe wieder nach ihrem Central-
punkt Lyon; von da nach Dijon (Juni); im December soll
Moliere zu Avignon seine Freundschaft mit dem Maler Mignard
begründet haben. Vielleicht fand darauf eine Rückkehr nach
Molieres Wanderungen in der Provinz 179
Lyon statt. Den Carneval 1058 braclite die Truppe in Grenoble zu.
Dort war sie es oftenbar, welche von dem auf seine Würde
eifersüclitigen Magistrat der Unliijfliclikeit l)eschuldig;t wurde, weit
sie vor dem Erlangen der Erlaubniss zum Spielen bereits die
Aft'iche gemacht hätte. Nach einem erneuten Aufenthalt in Lyon-
näherte sich Moliere, auf den Rath seiner Freunde, der Haupt-
stadt. Er spielte im Sommer und Herbst zu Ronen, wo die
beiden Corneille sich grade aufliielten, vermuthlich unter Pro-
tektion des Gouverneurs der Normandie, Ileinrich's II. von Orleans,
Herzogs von Longueville und seiner Frau Anne - Genevieve de
Bourbon. Von hier aus machte er heimlich einige Reisen nach
Paris und erreichte endlich durch seine Probevorstellung vor
Ludwig XIV im Louvre am 24. October 1658 das Ziel seiner
Wanderschaft. Er brachte zehn Kameraden mit; dazu seine
künftige Frau. Die Vermögensverhältnisse waren günstig ; Joseph
Bejart, der bald darauf starb, soll 24,000 Ecus hinterlassen
haben. Das Repertoire der Truppe umfasste etwa 26 Stücke,
meist Tragödien; darunter sechs bis sieben von Corneille, andre
von IVlagnon, Du Ryer, Rotrou u. s. f. Unter den Komödien
ragte, neben den beiden ersten von Moliere, der Monteur hervor;
von den neun Moliere'schen Farcen sind bekanntlich nur zwei
noch erhalten; die Titel der übrigen hat uns Lagrange aufbewahrt.
Nachtrag.
Seitdem ich vorstehende Abhandlung abgeschlossen habe,
ist die im Eingange derselben bereits angekündigte Schrift von
F. Bouquet unter dem Titel »La Troupe de Moliere et les deux
Corneille ä Ronen en 1658« zu Paris erschienen. Sie ist eine
starke Erweiterung des 1865 in der Revue de la Normandie
(S. 143 — 156) veröffentlichten Aufsatzes »Moliere ä Ronen en
1658«. Wenn Bouquet als Roucnnese ein besonderes Interesse
hat, zur Ehre seiner Vaterstadt alle Möglichkeiten von näheren
Umständen des Moliere'schen Aufenthalts daselbst genau zu er-
örtern, so genügt es uns hier, die wichtigsten Punkte kurz her-
vorzuheben.
Auch in Rouen, wo die Anwesenheit des Schauspieldirectors
und seiner Truppe für Sommer und Herbst 1658 durch Lagrange's
Zeugniss bereits feststeht, findet sich wiederum kein direkt auf
Moliere bezügliches Dokument (B. S. 72); aber auch hier gilt
der Satz: die Bejart, das ist Moliere (B. S. 119). Als neues
Dokument liaben wir daher in Moliere's Wanderjournal aufzu-
nehmen :
12*
180 W. MavgoM
1658. 10. Mai. Ronen. Die Bejart ist bereits anwesend; die zwei
Schönheiten der Truppe (Du Parc und De Brie) werden noch er-
wartet. (Brief des Th. Corneille an den Abbe de Pure, vom
19. Mai 1658. B. S. 18.)
Boiiquet hat das Verdienst, den Namen Rejac richtig als
Bejar gelesen zu haben, wie auch in demselben Briefe Baron
statt Eavon gelesen werden mnss. Die Conjectnr ist bereits
1865 von Soulie und Taschereau gebilligt worden. Wir gewin-
nen hiei'durch eine ungefähre Zeitbestimmung für die Ankunft
der Truppe in Reuen, wohin sie nach Ostern bekanntlich von
Grenoble aufgebrochen war und wo sie, nach Bouquet's Berech-
nung, vor dem Ende der zweiten Maiwoche keinenfalls hätte an-
langen können. — Da das oben nach Soulie's Rapport angege-
bene Dokument vom 20. Juni 1658 von » Comediens de son
Altesse« (des Henri II d'Orleans, Herzogs von Longueville) spricht,
so hegt auch Bouquet keinen Zweifel, dass hiermit nur Moliere's
Truppe gemeint sein könne, wenn auch gleichzeitig die Truppe
Du Croisy's in Ronen anwesend war. — Soleirol (La Troupe de
Moliere, S. 87) behauptet, Moliere habe dem Du Croisy das
Publikum abwendig gemacht und auf dessen Bitte einen grossen
Beweis seiner Herzensgute gegeben, indem er sich mit ihm ver-
einigt. An diese Fusion der beiden Truppen glaubt nun auch Bouquet
wieder, nachdem Moland und Loiseleur von ihr geschwiegen,
und nachdem Bouquet selbst von Taschereau brieflich vor So-
leirol gewarnt worden. (»Vous verrez qu'un dire de M. Soleirol
n'est pas digne de la moindre creance«. So Taschereau in dem
Briefe, den B. S. 100 im Auszuge mittheilt.) Wegen der an-
geblichen gleichzeitigen Anwesenheit Du Croisy's ist es auch
ganz unsicher, ob das aus der Criminal- Kammer des Amtshauses
zu Ronen stammende und im Justizpalast daselbst aufgefundene
Dokument von einer am Ballspielhause »aux Braques« stattge-
habten Rauferei vom 6. Juni 1658 sich auf Moliere's oder Du
Croisy's Truppe bezieht; denn ein zweites Ballspielhaus (»aux
Deux-Maures«) war für die andre Truppe vorhanden. Trotz
polizeilichen Befehls verlangten einige Bediente freien Eintritt;
die Schauspieler wiesen sie zurück, und einer von ihnen, dessen
Name sonst unbekannt ist, wurde dabei verwundet.
Mit vollem Rechte schliesst Bouquet jedoch aus dem Re-
pertoire Moliere's im Jahre 1658 — 59, dass manche Corneille-
sche Tragödie schon hier von Moliere gespielt worden sein
musste. Die Beziehungen der Truppe zu den beiden Corneille
bilden nun auch den interessanteren Theil des Bouquet'schen
Buches. Die ])eiden Brüder, mit zwei Schwestern verheirathet,
lebten in Ronen, theils in zwei nebeneinanderstehenden Häusern
3JolU"rc'ä Wainlcrmiijcn in der l'rovivz. 181
(1er heutigen Rue Pierre Corneille, theils ;iuf ihrem Landgute in
(lern nahen Dorfe Petite- Couronne. Pierre, im Alter von 52
Jahren und mit fünf bis sechs Kindern gesegnet, fand, nicht minder
wie sein zwanzig Jahre jüngerer Bruder, noch Zeit und Lust,
sich in die stolze, majestätisch gewachsene Frau Du Parc zu
verlieben, oder wenigstens verliebte Gedichte auf sie zu ver-
fassen. liou(iuet hält die poetisch geäusserten Gcfiilile nicht für
erdichtet, obwohl er dem aus einer Verherrlichung der Schau-
spielerin hervorgehenden Nutzen für die Autoreu einen Einfluss
dabei zuschreibt. In der Tliat wurde schon im folgenden Jahre
(1659) ein brieflich ausgesprochener Wunsch des Thomas Cor-
neille, dass die guten Mitglieder der Moliere-Truppe sich mit
der den Brüdern nahestehenden Truppe des Pariser Marais-
Theaters vereinigen möchten, von Seiten des Ehepaars Du Parc
insofern wenigstens realisirt, als dieses für einige Zeit zu dem
letztgenannten Theater überging, hoffentlich, meint Bouquet, nicht
in Folge von Intriguen der Gebrüder Corneille. ■ Dass unter der
Corneille'schen »Iris« nur die Du Parc gemeint sein kann, ist
also keine Vermuthung mehr (Marty-Laveaux), sondern unzweifel-
haft sicher. Aus dem »Sonnet perdu au jeu« geht hervor, dass
Pierre eine Partie gegen die Du Parc verloren hat. Die 102
Alexandriner »Sur le depart de Madame la Marquise de B. A. T.«
(bei Conrart »d'Iris«) von dem älteren Corneille reden unter
Andrem von dem Missverhältniss seiner grauen Haare zu seinen
glühenden Ergüssen, von seinen Rivalen, die er nicht hassen
kann (nach Marty-Laveaux: sein Bruder und Meliere); sie sprechen
die Bitte aus: sie möchte ihn die Kunst lehren, sie zu vergessen,
wenn diese Bitte kein Verbrechen sei; überall werde die Schöne
neue Eroberungen machen. Noch weiter geht Thomas Corneille
in einer »Declaration d'amour ä Iris« : er beklagt sich, dass sie
die Sprache seiner Augen nicht verstehe ; zu ihren Füssen wolle
er täglich die Schwüre ewiger Liebe erneuern. Aus diesen Be-
ziehungen der beiden Corneille zu Frau Du Parc schliesst Bouquet
wohl mit Recht auf eine nähere Freundschaft auch mit Meliere.
Da dieser in Rouen ihre Dramen aufführte, so lag ein Zusammen-
treffen auch schon in der Natur der Sache. Die Autoren hatten'
ein Interesse daran, den Proben beizuwohnen. Wenn Pierre
auch schlecht declamirte (Bouquet, S. 56), so konnte doch
Thomas, in die Intentionen seines Bruders eingeweiht und mit
trefflicher Redegewandheit begabt, sehr gute Dienste leisten.
Bouquet hat zudem die Spuren eines Exemplares der »Nachfolge
Christi« in Corneille's Uebersetzung verfolgt, welches der Ueber-
setzer Meliere dedicirte. Ein angenehmer Gedanke ist es auch
für Bouquet, dass Meliere dem Tragiker erneute Anregung zum
182 W. 3IangoI(L Moliere's Wanderungen in der Provinz.
Schaffen gegeben haben könnte. Denn nach mehrjähriger Pause
hat Corneille nnter drei von Fonquet vorgeschlagenen Stoffen im
Sommer 1658 den Oedipe ausgewählt; und bald nach Moliere's
Abreise war dieser fertig.
Wenn die Bouquet'sche Schrift auch Vieles bringt, was
nur von secundärer Bedeutung ist, so trägt sie doch beträchtlich
zur Belebung der fünf von Moliere in liouen zugebrachten Monate
bei; dies ist ihr Verdienst. Alles ist mit einer Gründlichkeit
und einem Eingehen in's Einzelne durchgeführt, wie man es in
Deutschland mit Unrecht den Franzosen oft nicht zutraut.
V^. MANGOLD.
Estieime Jodelle's Lyrik.
Jistienne Jodelle verdankt seinen Platz in der französischen
Literatiirgescliiclite fast ausscliliesslicli seinen Dramen und hat
nach jener Seite hin eing'ehende und erschöpfende AViirdiguug
gefunden in A. Ebert's Entwickelungsgeschichte der französischen
Tragödie.
An dieser Stelle soll seine Lyrik in Betracht gezogen
werden nach Inhalt und Form. Nach ihrem Inhalte, um ein
deutlicheres Bild vom Leben und Charakter des Dichters zu ge-
winnen, als wir nach den spärlichen und sich zum Theil wider-
sprechenden Nachrichten von ihm besitzen, der Form nach, weil
dieselbe, gerade in Literaturepochen, wo die theoretischen An-
schauungen noch unklar und schwankend sind, ein sicheres Kri-
terium liefert für die dichterische Begabung.
I.
Zwei Ereignisse treten bedeutungsvoll im Leben des Dich-
ters hervor, nämlich sein schneller Erfolg im Jahre 1552 und
sein jäher Fall im Jahre 1558, und nach diesen beiden Wende-
punkten in seinem Leben lassen sich drei Epochen in seinem
innern Eutwickelungsgange an der Hand seiner Schriften erkennen.
1. Epoche, 1549 — 1552. Schneller Erfolg.
Estienne Jodelle wurde im Jahre 1532 zu Paris geboren
und führte den Namen Sieur de Limodin, wol von einem Gute,
das seine Familie in der Nähe der Stadt besass. Erziehung und
ünteiTicht erhielt er im Elternhause, entweder durch seinen Vater
selbst, oder doch unter dessen Leitung, wie wir aus einem seiner
Sonette schliesseu dürfen:^)
^) Sonett überschrieben A la France, Seite 1 des Recueil des In-
scriptions. (lieber den vollständigen Titel dieser Schrift siehe weiter
unten.)
184 H. Fehse
Si uion pere a tache de payer le deuoir
Dont l'obligeoit a toy la loi de sa naissance,
En s'efforceant d'aider a chasser l'Ignorance etc.
Um das Jahr 1549 machte er sich durch Gedichte bekannt,
die handschriftlich verbreitet wurden, und trat in Beziehung zu
Konsard. Diese allerersten Gediclite, von denen sein Heraus-
geber de la Mothe spricht, sind Jedoch verloren gegangen.^)
Von den erhaltenen Gedichten gehören in diese Zeit die
nach dem Vorgange Du ßellay's unter Nachahmung Petrarka's
gedichteten 47 Sonette, dann mehrere Chansons und 3 Cliapitres
in den Amores.
Der Gegenstand der »Amours« Jodelle's war eine hoch-
gestellte Dame, Antoinette de la Beaume-Montreval, damals
Wittwe, später zweite Frau des Baron d'Annebaut de Retz et
de Hunaudaye, der in der Schlacht bei Dreux (1562) iiel; zum
dritten Male verheirathete sie sich mit Albert de Gondi, dem
Günstlinge Karl's IX. Hindeutungen auf die Namen Anne und
Antoinette finden sich im 35. Sonette und im häufigen Spiel mit
dem Worte Retz, das bald rez, bald ray geschrieben ist.-)
Das Bild der vornehmen Frau scheint Jodelle in allen Ge-
dichten pathetischen Stils vorgeschwebt zu haben (Chapitres,
einigen Chansons, Arriere-Venus), auch feierte er sie in Gelegen-
heitsgedichten, wie in den Stauces sur le depart de Madame la
Marechale de Retz.^)
Das Verhältniss zu der Dame, wie es in den Sonetten er-
scheint, ist zum Theil ein fingirtes.'^) Das Thema der Liebe ist
darin in mannigfacher Weise variirt, die Grundstimmung ist vor-
herrschend elegisch; verschmähte Liebe, Ungewissheit, Erwartung,
Macht und Beständigkeit der Liebe sind die Hauptthemen; —
daneben liefern auch äusserliche Veranlassungen und Ereignisse,
die zu seiner Dame Beziehung haben, den dichterischen Vorwurf,
so der Name Diana (Son. 2), Lorbeer, Epheu, Buchs (Son. 14),
ein Armband (Son. 13), ein Portrait (Son. 18, 21), die Devise
»le feu et le noiud« (Son. 8), ein Maibaum (Son. 27, 32), eine
^) Les (Euvres et Melanges Poetiques d'Estienne Jodelle, recueillis
par Charles de la Mothe, CoDseiller au Grand Conseil, Paris 1574,
in- 4". Alle Citate aus Jodelle sind nach dieser Ausgabe gegeben. Pre-
face, fol. 4: des l'an 1549 Ion a vu de lui plusieurs sonnets, ödes et cha-
rontides.
'^) Marty-Laveaux, Les ffiuvres et Melanges Poetiques d'Estienne
Jodelle, 2 vol. in-8^ Paris 1868—1870. Siehe Tome U, p. 377, note 89.
^) Marty-Laveaux, Appendice, tome II, p. 345.
*) Siehe darüber auch: Du Bellay, Contre les Petrarquistes.
1543. Tome II, p. 333, ed. M. Laveaux. Ba'if, Amours, Dedicace p. 95,
poesies choisies par ßecq de Fouquieres, Paris, Charpentier. 1874.
Estienne Jodelle s Lifrik. 185
Kji*ankheit im Winter (Son. 3G), das Osterfest (Soii. 4G), ein Zu-
sammentreffen in der Kirche, ein Abschied (Son. 32), Trennun;^
und Wiedersehen (Son. 30, 36) u. s. f.
Wenn auch durch diese Einzelzüge das Grundtliema der
Liebe etwas variirt erscheint, so ist doch diese Sonettenpoesie
im Grossen und Ganzen reizlos, weil sie der wahren Emplindung
entbehrt. Bei der Durchsicht der Hunderte von Sonetten, mit
denen die Dichter des 16. .Jalirhunderts zahlreiche Bände ge-
füllt haben, sucht mau lauge vergeblich nach individuellen Zügen,
denn nur wenige wohlgelungene Sonette tragen den Stempel der
Individualität ihres Verfassers.^) Ronsard ist kenntlich durch
plastische Gegenständlichkeit, Du Bellay durch stilistische Ein-
fachheit und Klarheit, Jodelle fällt auf durch Schwung der Ge-
danken und durch Ringen nach Erhabenheit des Ausdrucks.
Dabei wird sein Stil oft schwülstig, sein Gedankengang verwor-
ren — selten jedoch fehlt der epigrammartige Schluss, den Du
Bellay dem Sonette gegeben haben will. Immerhin stehen Jodelle's
Sonette über denen Remi-Belleau's und den gleichzeitigen Jean de
Baif's. Die Dichter dieser Zeit besassen zu viel Geist, als dass ihnen
das blosse Spiel mit Formeu und Gedanken — denn das Avar der
Petrarkismus jener Tage — auf die Dauer hätte genügen können.
Durch den Ernst des Lebens, durch wirkliche Leidenschaft ver-
tiefte sich ihre Lyrik, und gerade der Dichter, Avelcher diese
künstliche Liebespoesie eingeführt hatte, der ernste, gediegene
Du Bellay, war auch der erste, der sie lächerlich machte. Schon
drei Jahre nach der Veröffentlichung seiner petrarkisirenden »Olive«
(unter diesem Namen feierte er eine »Viole«), erschien sein Re-
cueil de Poesies contre les Petrarquistes, 1553, ein Beweis, wie
schnell sich bei diesen frühreifen, talentvollen Männern die Ent-
wickelung vollzog. Ebenso veröffentlichte Baif im Jahre 1554
Les Amours de Franciue, als Echo einer wahren, wirklichen
Leidenschaft, die ihn ergriffen, im Gegensatz zu der eingebilde-
ten, falschen, welcher seine Amours de Meline in Nachahmung
des Beispiels seiner Freunde entsprungen waren.
Auch Jodelle trat mit ehier Opposition gegen seine frühere
Muse hervor. In einer Reihe von Sonetten, »Contr' amours«-), wirft
er der früheren Manier den Fehdehandschuh hin und verspottet
^) Oft muss es dem Herausgeber bei Durchsicht der Manuscripte
schwer geworden sein, den Autor zu bestimmen, und mancher Irrthum
lief unter. So findet sich der Cautique chretien, tbl. 185, auch in Du
Bellay's Werken, und zwar zuerst als Anhang zu einer Öde sur la nais-
sance du petit duc de Beaumont im Jahre 1561 abgedruckt. (Marty-
Laveaux, (Euvres de Du Bellay.)
■') (Euvres, fol. 63=».
186 H. Fehse
seine jugendliche Begeisterung für eine hässliche und bejahrte
Frau, die ihre SchÖnlieit einzig der AVirkung seiner feurigen Ein-
bildungskraft verdankt habe.
Diese ganze Art cliarakterisirt unsern Jodelle. In schnei-
dendem Gegensatze zu Du Bellay kennzeichnet sich in diesen
neuen Sonetten nicht sowohl eine innere Wandlung und Vertie-
fung, als vielmehr eine Vorliebe für das Neue, Ueberraschende.
Jodelle vertauscht ein Phantasiespiel mit dem andern; wie er
früher im Lichte übertrieben hatte, übertreibt er nun im Schatten,
ohne alle Rücksicht auf den unschuldigen Gegenstand seiner
Poesie. Doch entlockte die neue Tonart seiner Leier auch einige
wirksame Accorde; für die Kritik ist es von Bedeutung, dass
hier zum ersten Male sein Talent zur Satire hervortritt.
Mit Recht sagt sein Zeitgenosse Pasquier in Anerkennung
seiner Leistung bei dieser Gelegenheit: »le seul premier sonnet
faisoit honte a la pluspart de ceux qui se mesloient de Poetiser,
tant il est hardy.«^)
Auch darin hat Pasquier Recht, dass er die Veranlassung
zu diesen Sonetten in einem eigenwilligen, heftigen Charakter
findet (esprit sourcilleux).
Die Lust Jodelle's am Opponiren zeigt sich noch bei an-
dern Gelegenheiten. Nach Art der alten Troubadours in ihren
Tenzonen greift er das in zwei Chansons des Ronsard hingewor-
fene Thema auf, um es in zwei Chansons seinerseits zu wider-
legen.-) Der Klage Ronsard's über den Verlust der Freiheit des
Liebenden in der Chanson: »Quand i'estois libre« etc. tritt Jo-
delle mit der Behauptung entgegen, dass es kein süsseres Joch
gäbe, als das der Liebe:
Sans estre esclaue, et san.s toutesfois estre
Seul de mon bien, seul de nion cceur le maistre
Je me plais a seruir etc.
Die Chanson des Ronsard »Je suis, Amour, le grand maistre des
Dieux« etc. beantwortet er mit jener: »Amour n'est point ce
grand Dien qui sous soy« etc.
Pasquier spricht seine Freude an diesem poetischen Wett-
kampfe aus, in dem wir jedoch den Angreifer für den Besiegten
erklären müssen — der Anmuth und Klarheit Ronsard's hat Jo-
delle nur Schwulst und Weitschweifigkeit entgegenzusetzen.
^) Pasquier, Recherche«, liv. VII, chap. 6, edition de 1723.
'^) Jodelle, ffiuvres, fol. 27b und 37. Ronsard, tome I, p. 214 u.
tome iV, p. 13L Edition Frospcr Blancheuiain, Paris, Jannet 1857.
E^tiennc Jvdelle'ti Li^/rik. 187
Uebrigens sind die Cliaiisons Jodellc's^) tlieils erotischen In-
halts (wie jene: 0 bei cell — fol, 45) und f;-eben den ))esseren
dieser Gattung an Frische, Anmuth und Keckheit nichts nach,
tlieils sind sie didaktischen Inhalts (wie jene fol. 42b und fol. 47)
und beweisen des Dichters Vorliebe für philosophisch-didaktische
Abhandlungen. Diese Vorliebe kommt indess am besten zur
Geltung in seinen, ebenfalls den Italienern nacligebildeten Cha-
pitres (Capitoli), Gedichten in Terzinen (damals Kimes Üoren-
tines genannt), welche in die französische Literatur eingeführt
worden waren von Hugues de Salel (1504 — 1553) und Melin de
St. - (Jelais. Jodelle scheint weniger von Melin, dem Gegner der
Pleiade, als von Salel beeinflusst worden zu sein, zu dem er
in einem freundschaftlichen Verhältnisse gestanden haben muss,
wie aus dem Sonette an denselben und aus einem Huitain ä la
memoire de Salel vom Jahre 1553 hervorzugehen scheint.^)
In der formellen Behandlung dieser neuen Gattung über-
trifft Jodelle, wie später gezeigt werden wird, seine beiden Vor-
gänger wie seinen Zeitgenossen Baif, der sich ebenfalls in derselben
versuchte. Es mu^s befremden, dass Ronsard und Du Bellay
bei aller Vertrautheit mit der italienischen Literatur keine Ter-
zinen geschrieben haben, vielleicht abgeschreckt durch die Schwie-
rigkeiten, die die Auffindung der drei gleichen Reime und die
Verschlingung derselben boten. Gerade hierin lag ein Reiz für
Jodelle, um so mehr als er die Eigenthümlichkeiten seines Stils
in dieser Dichtungsform frei entfalten konnte. Der in iinge-
messener Länge gleichmässig dahinfliessende Strom der Terzinen
passte zu seinem in's Breite gehenden periodischen Stile, die
künstlich komplicirte Verknüpfung des Reims entsprach der
künstlichen Verschlingung seiner Phrase.
Eine gedrängte Analyse seiner 3 Chapitres d'amour wird
einen Begriff geben vom stofflichen Gehalte seiner Gedichte :
Chap. 1. fol. 13. 178 Verse. Verherrlichung der Liebe
als des in der ganzen Schöpfung wirksamen Agens. Die Liebe
ist das Alles Bindende, die Bezwingerin des Chaos und des
Widerspruchs, das Attribut der Gottheit. Alles Grosse auf Erden
ist ihr Werk, sie erhält die Welt und trägt den Menschen zur
Gottheit empor. In der Geliebten des Dichters hat sie sich
1) 7 Chansons in den Amours, (Euvres fol. 17, 24, 27^, 34^, 39,
40, 45b. — Die beiden Chansons fol. 42^ und fol. 47 gehören in die
2. Epoche.
^) Marty - Laveaux, Appendice T. IL p. 337. Salel war Abbe de
Cheron in Quercy und hatte 1 1 Bücher der Uiade übersetzt. Jodelle
rühmt im Nachruf seinen tugendhaften Wandel und seine Verdienste um
die üebersetzung Homers.
188 H. Fehse
einen irdisclien Wohnsitz erwählt, so dass ihm erlaubt ist, die
Himmelstochter schon auf Erden zu schauen und zu verehren.
Die irdische Erscheinung der Geliebten hat etwas Göttliches, das
zu beschreiben er weder würdig noch fähig ist, — höher jedoch
steht ihm der Geliebten Seele, deren Wesen sich jeder Beschrei-
bung entzieht.
Chap. 2. fol. 16. lOo Verse. Das grösste Leiden ist
Furcht in der Liebe, und zugleich das unnatürlichste, folge-
widrigste; denn Furcht verdient Strafe des Lasters zu sein, nicht
aber Lohn der Liebe. Die Furcht entsteht aus der Unge-
wissheit des Liebenden über sein Schicksal. — Dieses Stück
zeichnet sich vor den beiden andern aus durch Wärme der
Empfindung.
Chap. 3. fol. 20. 205 Verse. Der Liebe Macht ist un-
widerstehlich, selbst die Beständigkeit wird von ihr zu Fall ge-
bracht. Natur und Vernunft fordern Nachgiebigkeit gegen das
Verlangen der Liebe; thöricht ist der Zwang, den ihr die Gesell-
schaft auferlegt.
Aus vorstehenden Analysen dürfte ersichtlich sein, dass
Jodelle kühne und originelle Gedanken entwickelt, nur wird deren
Wirkung sehr beeinträchtigt durch die zu breite Ausführung.
Ueberhaupt hefleissigt sieh Jodelle nicht einer plastischen, knappen
Form, sondern gefällt sich in breiten didaktischen Auseinander-
setzungen.^)
Die Wortfülle und das oratorische Pathos seines Stils, die
Raschheit und Fruchtbarkeit seines Talents erregten die Bewun-
derung seiner Zeitgenossen in einem hohen Grade. In der That
leistete Jodelle nach dieser Seite hin Erstaunliches. Ununter-
brochen quoll der Strom der Verse aus seiner Feder, mit seinen
gesamniten Schriften meinte sein Herausgeber^) 6 stattliche Bände
füllen zu können; seine Sonette »Contr'amours« sollen sich auf
300 belaufen haben. Kaum hatte man ihm eine Aufgabe ge-
stellt, so hatte er sie auch schon gelöst; oft dichtete er auf dem
Spaziergange oder während der Unterhaltung mit seinen Freunden.
Seine erste Tragödie, Cleopatra, schrieb er in zehn Vormittagen,
seine Komödie Eugene in vier Sitzungen.
Kein Wunder, wenn Pasquier staunend ausruft: »Ronsard
etait le premier des Poetes, mais Jodelle etait le demon«, eine
Bezeichnung, die jedenfalls zurückgeht auf die Verse Du Bellay's
im 148. Sonette der Regrets:
^) Dazu verf>-l. Chapitre ä Orlande, fol. 118.
2) De hl Motho, preface, Fol. b^.
F.fitiemie JorleUe'/i Lyrik. 189
»Mais ie ne s9ai comment ce Dsemon de Jodelle
(Dseinon est-il vrayment) tout soudain que ie l'oy,
M'aiguillonne, m'espoingt, m'espouuante, m'affolle,
Et comme ApoUon fait de sa prestresse foUe
A moymesme m'assaut, me ranit tout a soy«.
Ein so begabter, von der Bewundernng seiner Freunde
getragener Dicliter, durfte sich wohl an die schwierige und
ehrenvolle Aufgabe wagen, eine von Du Bellay^) angedeutete
Lücke in der Nationalliteratur auszufüllen und seinem Volke das
Drama nach klassischem Muster zu schenken.
Der Erfolg schien in der That seinen külinsten Erwartungen
zu entsprechen. Unter dem Beifall des Hofes und der Gelehrten
wurde sein Trauerspiel im Jahre 1552 aufgeführt; der König be-
schenkte ihn mit 500 Thalern, seine Freunde überschütteten ihn
mit den schmeichelhaftesten Lobeserhebungen.^)
Von dem heiteren, von Geist und Witz durchglühten Leben
der jugendlichen Dichter der Pleiade in jenen Tagen gibt die
von Ronsard besungene Episode vom Feste zu Arcueil ein deut-
liches Bild, wo die von Wein und Poesie erregten Freunde einen
mit Blumen gezierten Bock dem Tragiker als Siegespreis zuführten.^)
Jodelle stand nun auf der Höhe seines Ruhms: bei Hofe
war er wohlangesehen, von den meisten Gliedern der königlichen
Familie, besonders aber von der kunstsinnigen Margaretha, spä-
teren Herzogin von Savoyen, geschätzt. Zu vielen angesehenen
Edelleuten, unter Anderen zu dem Grafen Dammartin (Ode, oeuvres
fol. 306) stand er in freundschaftlichen Beziehungen; der Bischof
von Dol Hess seine Tragödien mit grossen Kosten in seinem
Hause aufführen; und dass er auch mit Gelehrten, Künstlern und
angesehenen Männern aus der Bürgerschaft regen Verkehr und ver-
trauten Umgang pflegte, beweisen die Widmungen seiner Gedichte.^)
2. Epoche, 1552—1558. Jäher FalL
Das masslos gespendete Lob konnte unmöglich dazu dienen,
Jodelle zur Vertiefung seines Talents zu veranlassen, es stärkte
1) Du Bellay, Illustration etc. livre H. chap. IV. f. 24, ed. 1574.
^) Pasquier, Recherches, liv. VII. chap. 6. p. 613. A. Ebert,
Entwicklungsgeschichte der irauzösiscben Tragödie. Gotha 1856. S. 91.
Marty-Laveaux, Notice, p. XIV.
^) lieber die Episode selbst und ihre Folgen s. M.-L. ebendaselbst.
*) De la Mothe, Jodelle, (Eiwres, Preface, fol. 5^; A. J. Bapt.
Possevin, sonnet sur les dialogues d'honneur, fol. 121^^; A. Claude
Collet, ode sur Ie IX d'Amadis. fol. 131^; A. Simon 1' Archer,
sonnets fol. 112 and 145; A. M. de l'Aubespine, secr. d'etat, sonnet
fol. 113; A M. Bourdin, sonn. fol. 180t>; A M. Desponce, sonn. fol.
ISOb; A Montsalez, sonn. fol. 181; A M. d'Alluye, tombeau fol. 184;
Au comte d'Alcinois (Nicolais Denisot) sur ses Cantiques l . p-nA'v
A Claude B i n e t , sur ses Pescheries et Bergeries | PP -
190 H. Fehpe
nur sein olnieliiii stark entwickeltes Selbstgefühl und wiegte ihn
auf den leicht und schnell errungenen Lorbeeren ein. Statt ein-
seitiger Anerkennung seiner Vorzüge hätte grade er eine scharfe
Kritik seiner Fehler bedurft, denn er war nicht der Mann, eine
solche selbst zu üben.
Einmal fehlte ihm eine gründliche Vorbildung, wie sie
Konsard und Baif vom alten Ilumanisten Dorat erhalten hatten,^)
dann besass er auch nicht den geduldigen, eisernen Fleiss, der
die andern Mitglieder der Pleiade auszeichnete.")
Was jedoch aus Jodelle hätte werden können, zeigt das
Beispiel des gleichaltrigen Baif. Derselbe hatte wie Jodelle
seine dichterische Laufl)ahn mit faden Liebessonetteu begonnen,
brachte aber später durch fortgesetzte Feile und strenge Selbst-
kritik im Anschluss an klassische Muster kleine Meisterstücke
hervor, wie sie nie aus Jodelle's Feder flössen.-^) Von Baif's
wissenschaftlicher Gründlichkeit und seinem Fleisse geben seine
Arbeiten auf dem Gebiete der Metrik Kunde. '^)
Bei Jodelle treten die Mängel, die allen seinen Jugend-
arbeiten mehr oder minder ankleben (siehe seinen poetischen Wett-
kampf mit Ronsard), nämlich Schwulst und Weitschweifigkeit,
innner deutlicher hervor. Sein Improvisationstalent, das Arbeiten
saus labeur et sans estude, wie De la Mothe sagt, und sein
Streben nach Originalität im Ausdrucke wurden ihm verhängniss-
voll. Der Stillstand oder vielmehr Rückschritt in seiner Kunst
zeigt sich auch in der Wahl der Gattung. Das mit Erfolg ge-
pflegte Chapitre gibt er jetzt auf und bedient sich für weit-
schichtige Themen des Discours,'') der poetischen Abhandlung
in Reimpaaren. Bunt und ordnungslos kramt er in dieser be-
quemen Form sein historisches und philosophisches Wissen aus,
und es verlohnt sich nicht der Mühe, eine Analyse dieser Ge-
^) Pasquier, Recherclies, livre VIT, chap. 6, p. 613: il n'eut mia
roeil aux bona liures comme les deux autres (Ronsard, Du Bellay).
■^) Vie de Ronsard par Claude Binet. Siehe Citat in Darmes-
teter et Hatzfeld, le seizieme siecle en France. Tableau de la litte-
rature et de la laiigue, suivi de morceaux choisis. Paris, Delagrave 1878.
Tableau p. 97.
^) Das Arbeiten nach Mustern war Jodelle's Sache nicht, auch die
Autorität der Alten schlug er nicht hoch an :
Je me permets sans arrogance
De dire, que le grand faueur
Que nous t'aisons a leur labeur
Ne vient que de nostre ignorance.
Ode ä Jean Regnard, fol. 122.
*) Bai'f, Poesies choisies par L. ßecq de Fouquieres.
°) Au Roy, fol. ISS''. — Contre la Riere-Venus, fol. 65. — Epi-
thalame, fol. 52». — Epitre, fol. 116 gehört auch zu den Discours.
Estienni Jodelle s Lyrik. 191
dichte zu geben; trotz mancher originellen Gedanken und trotz
der Scliönheit und Kiihnlieit einzelner Bilder und Wendungen ge-
währt die Leetüre derselben im Grossen und Ganzen keinen Genuss.
Mit Hülfe einer mülievollen Analyse jeder einzelnen Periode
(siehe weiter unten : Inversionen) muss man sich durch die
labyrinthartigen Verschlingungen seines Stils hindurcharbeiten,
um unter der Spreu die wenigen Waizenkörner hervorzusuchen.
Die spätere Kritik täuschte sich auch keineswegs über die
Schwächen Jodelle's. Schon Pasquier findet in seinen reiferen
Jahren (nach 1574), dass die von De la Mothe veranstaltete
Sammlung seiner Schriften dem Ruhme des Dichters, den er
selbst bei dessen erstem Auftreten mitgefeiert, nicht entsprechend
sei. Der Grund dieses abfälligen Urtheils liegt aber wohl nicht,
wie er meint, in der ungeschickten Auswahl, die der Heraus-
geber getroffen, sondern in Pasquier's mit der Zeit gereiftem
Geschmacke; dieselben Gedichte, die er als Jüngling bewundert
hatte, fand er als Mann langweilig. Colletet^) ruft enttäuscht
aus, nachdem er eine Würdigung der Schriften Jodelle's ver-
sircht: Apres tont, il y a toujours Jodelle, ie veux dire, toujours
de la negligence et de la durete prosaique. Der Gelehrte Nicolas
Bourbon^) konnte es nicht über sich gewinnen, Jodelle's Schriften
zu lesen, schon am folgenden Tage schickte er den geliehenen
Band seiner Werke zurück nebst einem Zettel mit der kurzen,
treft'enden Kritik: diminuit praisentia famam.^)
Ein weiterer Grund, dass es Jodelle nicht zu grösserer
Formvollendung brachte, lag in der zerstreuenden Vielseitigkeit
seines Talents. Er rühmt sich desselben in dem Epithalame:
. . . ie dessine, et taille, et charpente, et massonne,
Je brode, ie pourtroy, ie conppe, ie faQonne,
Je cizele, ie graue, emaillant, et dorant.
Je griffonne, ie peias, dorant, et colorant,
Je tapisse, i'aasieds, ie festoune, et decore,
Je musique, ie sonne, et poetise encore.
Im Verlaufe dieses Stücks verräth er durch seine ein-
gehende Darstellung nicht nur eine eingehende Kenntniss der musi-
kalischen Instrumente und ihrer Verwendung, sondern auch der
Bauformen des neuen Stils; die Schilderung der bogentragendeu
Gestalten lässt eine genaue Bekanntschaft mit den plastischen
Gebilden Michelangelo's vermuthen. Diese Vielseitigkeit drängte
ihn nach einer Thätigkeit hin, wo er seine Eigenschaften glänzend
^) Gonjet, Bibliotheque fran9aise, tome 12. Paris 1748.
-) Nicolas Bourbon, geb. 1503. Cf. Baillet, Jugements des Savants.
^) Goujet, Bibliotheque fr. ebendaselbst.
192 H. Feh.oe
entfalten und seine Eitelkeit an flüchtigen Eintagstriumphen be-
rauschen konnte, nämlich zur Improvisation und Leitung von
Hoffesten. An oberflächlichen niythologisirenden theati-alischen
Schöpfungen für dieselben vergeudete er, wie mancher andere
Dichter der Pleiade, besonders Ronsard, auf unnütze Weise Zeit
imd Kraft und verlor dabei den Geschmack an scliwierigeren
Kompositionen und den Sinn für Gründlichkeit. Charakteristisch
ist es, dass Jodelle durch das Missglücken eines solchen Festes
seinen Ruf und die Hofgunst verlor, dass ein verunglückter
Mummenschanz zur Katastrophe wurde für den einst als Tragiker
hochgefeierten Dichter.^)
Nach der Einnahme von Calais im Januar 1558, die wie
ein Sonnenblick in das durch die Niederlage von St. Quentin
im Jahre vorher gedemlithigte Frankreich fiel, beschloss der
Rath von Paris, dem Könige und dem Herzoge Franz von Guise
im Hotel de Ville einen festlichen Empfang zu bereiten. Man
wandte sich an Jodelle mit der Auftorderung, das Fest mit einer
theatralischen Aufl'ührung zu verherrlichen. Derselbe willfahrte
gern und dichtete binnen 4 Tagen eine Masquerade, die den
Argonautenzug zum Gegenstand hatte. In Folge der flüchtigen
Vorbereitung, des Ungeschicks der Mitspielenden und eines Miss-
verständnisses seitens der mit Herstellung der Dekorationen
beauftragten Arbeiter, die Clochers statt Rochers dem singenden
Orpheus folgen Hessen, nahm die Vorstellung einen so kläglichen
Verlauf, dass der Dichter bei der allgemeinen Verwirrung die
Geistesgegenwart verlor, in der Rolle des Jason stecken blieb
und sich halbkrank vor Aerger und Scham aus dem Saale ent-
fernen musste.
Die erlittene Niederlage ging ihm so zu Herzen, dass er
sich vornahm, die Feder nicht wieder anzurühren, — nachdem
er sich aber vom ersten Schrecken erholt hatte, versuchte er in
einer öffentlichen Rechtfertigung seinen Ruf wiederherzustellen.-)
Diese Schrift, die einzige die Jodelle selbst herausgegeben
hat, in der Leidenschaft entworfen, aber mit einer Sorgfalt
gearbeitet wie kein anderes seiner Werke, ist formell interessant,
denn sie ist in einer Prosa geschrieben, von der er sagt: ie
pense y confondre tout ensemble le style de l'epistre et de
^) Ausser der genannten Masqnerade sind von Gedichten dieser
Art vorhanden Hyme'nee, fol. 91, für die Hochzeitsfeierlichkeiten bei der
Vermählung Karls IX. mit Elisabeth von Oestreich, den 26. Nov. 1570,
und im Appendix 2 Bruchstücke; Chant de Pan und Chant de Venus.
t) Recueil des Inscriptions , Figures , Devises et Masquarades
ordonnees en l'Hostel de Ville ä Paris le Jeudi 17 de Fevrier 1558 etc.
Paris 1558. In 4*. — Auch bei Marty - Laveaux.
Estienne Jodelle s Lyrik. 193
roralson et de riiistoire; dann liefert sie auch einen scliätzens-
wertlien Beitrag zur Beurtlieiluiig- seines Cliarakters. »'^eine Ver-
theidigung vermochte indess niclit, den Eindruck der thatsiichlich
erlittenen Niederlage zu verwischen ; zwar feierte er die Prin-
zessin Marguerite in einer Epitre (devant qu'elle fust mariee),
fol. 116, und bei Gelegenheit ihrer Verheirathung mit dem Herzoge
Philibert von Savoyen (3 Monate nach dem Friedensschlüsse von
Chateau Cambresis* — den 3. April 1559) in einem Epithalame,
aber an den Hof wurde er zunächst niclit wieder gerufen; denn
er klagt in letzterem Gediclite, dass er in unfreiwilliger Ver-
bannung von Hof und Stadt in ländlicher Einsamkeit verkümmern
müsse.
Jodelle befand sich nun in einer vollständig veränderten
Lage: sobald die Hofgunst ihre Strahlen von ihm abgewendet,
stiess er da, wo man ihm früher Theilnahme und Bewunderung
entgegengebracht liatte, auf Kälte und Verachtung. Mancher
eitle Höfling, der das kecke, herausfordernde, oft verletzende
Wesen des gefeierten Dichters^) mit stummem Missbehagen er-
tragen hatte, machte jetzt seinem Ingrimme in lautem Hohne
Luft. Gegen diese »Neider«, wie er sie nennt, schleudert er in
seiner Schrift die schärfsten Pfeile. ^
Der vereinsamte Dichter gerieth nun auch in materielle
Noth. So lange er gefeiert und von den Grossen gesucht ge-
Avesen war, hatte er sich der Sorgen um die Bedürfnisse des
Lebens entschlagen, sein dem Verrauthen nach sehr kleines Ver-
mögen war bei seinem jedenfalls jugendlich -lockern Lebenswan-
del-) bald aufgezehrt worden, und nun war er, im Alter von
erst 26 Jahren, dem empfindlichsten Mangel preisgegeben. Die
Missstimmung darüber macht sich in den meisten seiner späteren
Schriften in bitteren Klagen Luft.-') Seine Freunde suchten ihn
zu trösten, Ronsard mit leeren Complimenten :
C'est trop que notre graud Prince ignorant ta. grandeiir
Ne se raontre assez graud a ta Muse si grande'^) — ;
der charaktervolle Du Bellay durch Hinweis auf die Befriedigung,
welche die Musen gcAVähren:
^) De la Mothe, Preface, fol. S^^: mesprisant philosophiquement
toutes choses externes, ne fut cognen, recherche, n'y aime que maugre
luy, et se fia trop en sa disposition, et en sa ieunesse.
'^) Ebendaselbst: si en ses moeurs particulieres il se fust autant
aime, comme il faisoit eu tous les exercices de son esprit — —
") Chapitre a ma Muse, fol. 134. — Ode au comte de Danimartiü,
fol. 306, wo er sich mit dessen Freundschaft tröstet. — Epitre, fol. 116.
Zuweilen vergisst er seine Noth über der des Vaterlandes: car riant de
mes maux je pleure des publiques. Sonn, a Charles IX, fol. 88.
*) Im Jahre 1560. Ronsard, ffiuvres. Paris, Buon 158-i, p. 260.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. IQ
194 H. Feh.se
Pourqiioy donc fais-tu tant lamenter CalHope
Du peu de bien qu'on fait a sa geutille troppe?
II faut (Jodelle) il faut autre labeur choisir
Qne Celui de la Muse, a qui venlt qu'on l'auance,
Car quel loyer veux-tu auoir de ton plaisir
Puis que le plaisir mesme en sert la recompense?*)
Seine Beziehungen zur Pleiade scheinen sich um das Jahr
1560 vollständig gelöst zu haben; der Grund davon kann ein rein
äusserlicher gewesen sein, denn die Genossen" Ronsard's wurden
durch ihre Lebensschicksale auseinandergeführt: Baif ging nach
Italien,-) Belleau folgte seinem Zöglinge, dem Marquis d'Elbeuf,
auf dessen Reisen, Jodelle lebte wahrscheinlich imunterbrochen
in Paris, doch in gänzlicher Vergessenheit; auch in den gele-
gentlichen Aufzähhmgen der befreundeten zeitgenössischen Dich-
ter in Baif's und Ronsard's Werken wird Jodelle nicht mehr
genannt.
3. Epoche, 1558 — 1573. Letztes Wirken und Ende.
Zur innern Einkehr in Folge der erlittenen Niederlage, zur
Erkenutniss seiner Fehler kam es bei Jodelle nicht, — der erste
schnelle Erfolg, der ihm bisher rückhaltslos gespendete Beifall
hatten die Fähigkeit der Selbstkritik in ihm zerstört.-'') Der Gram
über sein Missgeschick, der Aerger über die Gleichgiltigkeit, mit
der ihn die Welt behandelte, brachte seine Anlage zur Satire
zur Entfaltung, die schon früher gelegentlich (in den Contr'amours)
hervorgetreten war. Während seine Schriften der beiden ersten
Epochen theils rein lyrischer, theils lyrisch - didaktischer Art
waren, sind die der letzten Epoche vorherrschend satirisch -di-
daktischer Natur.
Jodelle besass alle Eigenschaften des Satirikers. Mit per-
sönlichem Muthe, Kühnheit im Ausdruck und rücksichtsloser
Offenheit verband er ein scharfes Beobachtungstalent und ein
feines sittliches Gefühl.
Dass Jodeile persönlichen Muth besass, beweist de la Mothe's
Angabe, dass er geschickt in Führung der Waffen gewesen sei/)
auch spricht der Dichter selbst wiederholt von seiner Liebe zum
^) Du Bellay, Eegrets, Sonn. 145.
'^) Darniesteter et Hatzfeld, Morceaux choisis, Notice, p. 242. Du
Bellay starb 1560.
^) Wie verwöhnt Jodelle durch den allgemeinen Beifall war, geht
aus den Worten Pasquier's hervor: ainsi vouloit-il estre chatoüille. Re-
cherches, livre VII, chap. 6.
■*) De la Mothe, preface, fol. 5^: il estoit vaillant et adextre aux
armes, dont il faisoii: profession.
Estienne Jodelle's Lyrik. 195
Waffenhandwerk, verscliiedcne Male sei er im Begriffe gewesen,
die Feder mit dem Schwerte zu vertausclicn.^)
Seine Offenheit bewies er unter Anderm bei Gelegenheit
der Masquerade, wo er in der Rolle des Jason sich vor dem
Könige scharfe Bemerkungen über das heuchlerische Treiben der
Ilofleute erlaubte.^)
Ein schönes Zeugniss für seine unabhängige Gesinnung und
seine Freimüthigkeit ist auch das »Chapitre ä ma Muse« aus dem
Jahre 1558, dessen Inhalt im Schlussverse resumirt ist: »iamais
rOpinion ne sera mon colier.«
Sein Unabhängigkeitsgefühl artete aber nicht in Selbstsucht
aus ; wie warm er das allgemeine Unglück mitempfand, geht aus
der Antwort hervor, die er dem Magistrate gab, der ihn zur
Aufführung einer Tragödie beim Empfange des Königs in Paris
aufforderte: »Geste annee la Fortune auoit trop tragiquement ioue
dedans ce grand echaufaut de la Gaule sans faire encore par
les fauls spectacles reseigner les veritables playes«.^)
So war Jodelle einer von den Wenigen, welche den schreien-
den Widerspruch zwisclien den Lustbarkeiten des Hofes und dem
Elende des Landes empfanden. Den Stürmen der Zeit gegenüber^)
kam ihm das Spiel der Muse kleinlich vor. Seinen eigenen be-
reits vorhandenen Gedichten schenkte er Avenig Beachtung, zu
einer Herausgabe derselben konnte er sich nicht entschliessen,^)
weil er die Kraft in sich zu fühlen glaubte, noch Grösseres zu
leisten. Leider war er schon am Ziele seiner Entwickelung an-
gelangt, und es blieb bei blossen Entwürfen.^)
Nach wie vor lässt Jodelle seine Stimmung in kleineren
Gedichten ausklingen. Die Schärfe seiner Satire wendet er mit
Vorliebe gegen die Höflinge, die schon Du Bellay in seinem
»Poete courtisan« zur Zielscheibe seines Sarcasmus gemacht hatte.
In Jodelle's Schriften finden sich wiederholt Anklänge an jenes
*) Recueil des Inscriptions. — Sonn. 8, fol. 74. — Epithalame,
fol. 52 b.
'■'■) Ebert, Entwickelungsgeschichte p. 95. — ffiuvres, fol. 109.
^) Inscriptions, fol. 3^;
*) Inscriptions : i'attendois tonsioms nne meilleure occasion que n'eat
ce tens tumultueus et miserable.
^) De la Mothe, Preface, fol. 4. — Agrippe d'Aubigne beklagt
diesen Umstand:
I'auures vers orphelins vostre pere eut grand tort
Ne vous laissant au moins nourrir apres sa mort
A quelqne bon tuteur. M.-Laveaux, Notice p. XLIV.
*') Inscriptions: les unes acheue'es, les autres pendues au croc.
13*
196 H. Fehse
Gedicht.-) Auch die Heuchler im Gewände der Demuth wusste
er gut zu treffen:
Mais i'atteus qu'une chateiTiite
Contre mes vers grince les dents
Qiii Sarclanapale au dedaus
Contreface au dehors l'hennite.
(Ode a J. Regnard, fol. 125''.)
Die sittliche Verworfenheit der Zeit geisselt er in einer
Chanson (fol. 43b) -) und in der Ode an Thevet, den Kosmo-
graphen des Königs, der den Orient und Amerika bereist und
ein Werk veröffentlicht hatte unter dem Titel »Les Singularites
de la France Antarctique« (Amerika), Lyon 1558. Dieser Umstand
gibt Jodelle Veranlassung zu einem Vergleiche zwischen den
einfachen Sitten der wilden Bewohner Amerika's und dem über-
tünchten, gezierten und heuchlerischen Gebahren seiner Lands-
leute.'')
Seine Vaterlandsliebe begeistert ihn jederzeit zur Verherr-
lichung der Waffenthaten seiner Könige''); ihren edelsten und
mächtigsten Ausdruck aber findet sie in den 36 Sonetten »Contre
les Ministres de la nouvelle opinion« (fol. 72b). Mit Kraft und
Leidenschaft bekämpft er da die hugenottischen Prediger, klagt sie
als Urheber der gräuelvollen Bürgerkriege an, nennt ihre Hand-
lungen Verbrechen gegen Staat und gute Sitte, ihre Lehre ein
Gemisch von Irrthümern und Widersprüchen. '0
Ehrend für seinen Charakter ist es, dass er trotz der
^) Recueil des Inscr. — CEuvres f. 106 (Masquerade). — Ode au
Conite de Dammartin, fol. 306. — Chanson fol. 42 1».
■^) Ebert, Entwickelungsgeschichte, p. 98. Anm. 154.
•■') (Euvres fol. 130'':
Gar qui voudroit nn peu blasmer
Le pays qu'il nous faut aimer
II trouneroit la France Arctiqne
Auoir plus de monstres, ie croy,
Et plus de barbarie en soy
Que n'a pas ta France Antarctique.
Ces Barbares marchent tous nuds:
Et nous, nous marchons incogneus,
Fardes, masquez. Ge peuple estrange
A la piete ne se renge:
Nous la nostre nous mesprisons,
Pipons, vendons et deguisons.
Ces Barbares pour se conduire
N'ont pas tant que nous de raison:
Mais qui ne voit que la foison
N'en sert que pour nous entre-nuire?
*) 6 Sonn, sur la reduction du Havre 1568, fol. 71, 72.
^) Citate bei Darmesteter et Hatzfeld, Tableau p. 117.
Estienne JodelWs lyyrik. 197
Leidenscliaftliclikeitj die in diesen Sonetten hervortritt, von jeder
Gewaltmassregel abrätli ; mit Abscheu gedenkt er der Scheiter-
haufen, durch die man die Meinungsverschiedenheiten unterdrücken
zu können glaubte,^) und nur von den Watten des Geistes hofft
er endliche Bekehrung der Irregeleiteten,-)
Auch im Appendix findet sich ein Sonett über denselben
Gegenstand: Sur la Fidelite des Huguenots. Es war jedenfalls
entstanden in Nachalmnnig des Sonetts über Genf in den Regrets
Du Bellay's.3)
Die Dichter der Pleiade nahmen insgesammt, in richtiger
Erkenntniss ihrer Stellung, Partei gegen die Hugenotten, durch
die sie die Autorität des Königs und das Gedeihen der Künste
bedroht sahen. Docli wussten sie bei Gelegenheit wohl die
Person von der Sache zu scheiden. Jodelle schrieb ein 7 zei-
liges Epigramm auf Kamus, in dem er das Erscheinen seiner
Grammatik im Jahre 1562 feierte*) und ein 8 zeiliges Epigramm
(siehe Appendix S. 339), wo er über die Verliebtheit des Theodore
de Beze scherzt, der sich zwischen 1560 und 1562 in P^rank-
reich aufhielt.
Ob die Dichter der Pleiade später vom allgemeinen Fana-
tismus mitergriffen wurden und die Helden der Bartholomäus-
nacht verherrlichten, ist nicht erwiesen. Henri Martin'') behauptet
es zwar in seiner Geschichte Frankreichs von Jodelle, Dorat,
Baif, freilich nur auf die Autorität des L'Estoile hin (siehe
unten), in Jodelle's bekannten Schriften aber ist nichts zu
finden, was diese Behauptung bestätigte. Doch soll er epigram-
matische Inschriften verfasst haben auf Denksteine, die nach
Exekutionen an den Hugenotten errichtet wurden,*^) auch wird ihm
eine Satire auf L'Hopital zugeschrieben. Letztere steht aber nach
Form und Inhalt so tief, dass man Anstand nehmen möchtCj
*) Sonn. 34: _
Mais las! ie pleurerois quand ils pleureut des feux
Pour une opinion, spectacle trop hideux,
S'ils n'escriuoyeut qu'ii faut ardre tont heretique.
"-) Sonn. 36:
Mais ie loue eucor plus que cessans tous las feux
Puis que Ie nombre est tel, que si ce n'est par eux,
Et par la raison mesme extirper ne se peuuent:
De mille escrits S9auans, ingenieux et forts,
Saints, et pris de Dieu mesme, on face tant d'efforts
Que d'eux-mesmes d'auoir pitie de aoy s'esmeuuent.
3) Regrets, Sonn. 183.
*) (Euvres, fol. 121b.
^) Henri Martin, Histoire de France. Paris, Purne. 1865.
Tome IX, p. 335, note 2.
") Marty-Lavcaux: Croix de Gastincs. (Notice, p. XXXV.)
198 H. Fehse
Jodelle für den Verfasser derselben zu halten, um so mehr, als
er in einem andern, nicht apokryphen Gedichte, in der Ode de
la Chasse (fol. 2 DO''), das ungefähr derselben Zeit angehören
muss (1570 — 1572), in sehr würdiger Weise des grossen Kanzlers
und eifrigen Gönners der neuen Schule Erwähnung thut.^)
Seit 15G7 oder 15G8 hatte sich Jodelle wieder dem Hofe
genähert, wie die Gliedern der königlichen Familie zugeeigneten
Gedichte aus dieser Zeit beweisen. Wie Baif,^) so fand auch
er bei dem jungen Karl Theilnahme und Unterstützung. Unter
seinen Schriften aus diesem Zeiträume verdienen besonders solche
Beachtung, in denen er die wichtigeren politischen Ereignisse
verherrlicht. ^)
Seine Versöhnung mit dem Hofe und seine Annäherung an
die Person des Königs feiert er in dem langen, schwülstigen
Gedichte : Les Discours de Jules Cesar auant le passage du
Rubicon, au Roy^). Mit diesem sonderbaren Titel weist er
auf die Folgenschwere des Schrittes hin, den er thun will, näm-
lich sich dem Dienste des Königs zu weihen und einen Theil
seiner Unabhängigkeit zu opfern. Im Verlaufe des Gedichts
sucht er unter langen, verwirrenden Abschweifungen in alle Ge-
biete des Wissens darzulegen, wie er sich das Verhältniss des
Dichters zu seinem Fürsten denkt, ohne dass die Würde des
Ersteren geschädigt werde. Seinen Mannes- und Dichterstolz
spricht er in den Versen aus:
Tant que ces gens [les poetes] viuoieut an leur pauure sagesse,
Plus contens que ces Reis en leur pauure richesse.
Auch die Ode de la Chasse,^) die er dem Könige als
einem leidenschaftlichen Jäger widmete, vielleicht auf Veran-
lassung seines Traite de venerie (veröffentlicht unter dem Titel
Chasscs royales 1G28 in-S*^), hat einige charakteristische Stellen.
^) (Euvres fol. 292 Si en cela') que ie te donne
Tu recherchois le seul proffit
Et le maintien de ta couronne
Tu serois mieux en ton royal
Conseil arreste du langage
D'affaires, et du saint visage
Du graue et docte THospital.
^) J. -A. De Baif par Becq de Fouquieres, siehe p. XXIV 1.
^) 8 Sonette auf den Frieden zu Longjumeau, am 23. März 1568;
fol. 81^, 82, 83. — 8 Sonette an den König und 1 Sonett an
die Königin Mutter auf den Frieden zu St. Germain im Jahre 1570;
fol. 88i>, 89, 90.
*) (Euvres fol. 135^ — Marty-Laveaux, siehe Notice, p. XXXVIII.
'') (Euvres fol. 290b.
^) cela = ijlaisir.
Estienne Jodelle's Lyrik. 199
Während das gleichbetitelte Gedicht Ronsard's^) eiuen bukolischen
Charakter hat, spitzt sich Jodelle's Ode zu einer allegorischen
Satire zu; er sieht in dem Kihiige den Jäger seiner Feinde, der
Hugenotten, die er mit List und Grcwalt überwindet und erlegt.
Die letzten Lebensjahre verbrachte Jodelle in Dürftigkeit
und zum Theil auf dem Krankenbette.^). Seine letzten Gedichte
aber, an deren Vollendung ihn der Tod hinderte, beweisen, dass
seine Geisteskraft bis zum letzten Augenblicke ungebrochen war.
Dass er aber verhungert sei, wie vielfach auf die Autorität eines
auf seinen Tod verfassten Gedichtes hin angenommen wird,^)
muss entschieden in Abrede gestellt werden, nachdem neuer-
dings authentische Beweise dafür beigebracht worden sind, dass
er bis an sein Ende vom Hofe mit namhaften Summen unter-
stützt wurde. ^)
Doch waren diese gelegentlichen Spenden des Hofes immer-
hin nur ein Almosen, das Jodelle, der auf eine des Dichters
würdigere Stellung Anspruch machte, nicht hoch anschlug. Er
sah sich vielmehr in seinen Hoffnungen bitter getäuscht, und gab
diesem Gefühle beredten Ausdruck in einem letzten Sonette,^)
welches er mit zitternder Stimme kurz vor seinem Ende seinen
Freunden vorsprach. Die Stimmung dieses ganzen Gedichtes
gipfelt im Schlussvcrse :
Qui se sert de la lampe au moins de l'huile y met.
Die Berichte hugenottischer Schriftsteller, nach denen Jo-
delle wie ein Atheist gestorben sein soll, den das göttliche
Strafgericht zermalmt, sind nichts als von blindem Parteihass
eingegebene Verleumdungen. In wie gewissenloser AVeise der-
gleichen Fanatiker mit der Wahrheit umgingen, beweist L'Estoile's
Beurtheilung des »Discours contre la Riere-Venus«, aus welcher
hervorgeht, dass er dieses Gedicht gar nicht gelesen hatte.'')
Mehr Glauben verdient eine andere Ueberlieferung, nach
welcher des Dichters letzte Worte waren: Ouvrez-moi ces fenetres,
que je voie encore une fois ce beau soleil.'')
^) Ronsard, Poemes, vol. VI, ed. Prosper Blanchemain.
^) Contre les Ministres de ]a nouvelle opinion, ffiuvres fol. 72^.
Der Dichter spricht in diesen Sonetten wiederholt von seiner Krankheit.
Bei Discours contre la Riere-Venus, fol. 65, überraschte ilm der Tod.
^) Vers funebres de Th. A. d'Aubigne etc. Marty-Laveaux, Notice.
Ebert, Entwickelungsgesch. p. 96: Jodelle est mort de pauvrete etc.
*) Marty-Laveaux, Notice, p. XLI.
^) De la Mothe, Preface, fol. 6. Eine Uebersetzuug des Sonetts
bei Ebert, p. 96.
") Marty-Laveaux, Notice, p. XXXV.
') Duverdier, Bibliothcque fran9ai3C, cd. 1772 (article Estienne
Jodelle) t. III, p. 503.
200 H. Fehse
So finden wir, um Vorstehendes in Kürze zu resumirenj
in Jodelle eine vielseitig beanlagte Natur und einen selbstän-
digen, jede Fessel verabscheuenden Charakter. Sein sittliches
Ideal war ein hohes, und er blieb demselben treu in einer sitten-
losen Zeit. Starkes Selbstbewusstsein und natürliche Geradheit
brachten ihn vielfach in Conflicte und erweckten ihm zahlreiche
Gegner. Sein leichtes Naturell in Verbindung mit ungünstigen
Verhältnissen verhinderten die volle Entwicklung seines Talents.
Seine Dichtungen bieten glückliche Einzelpartieen, aber ihr Ge-
sammtwerth ist kein bedeutender, weil sie des Ebenmasses, der
Klarheit und Rundung entbehren.
Im folgenden zweiten Theile soll nun nachgewiesen werden,
wie die Eigenart des Dichters in der Behandlung des Verses
zum Ausdruck kommt.
II.
Die Untersuchung erstreckt sich auf folgende Gegenstände:
1. Vers mit seinen Elementen: Silben, Accent, Keim.
2. Strophe.
3. Traditionelle Kegeln der französischen Prosodic : Caesur,
Enjambement, Hiatus, Elision und Synäresis.
4. Li ce uzen.
5. Metrische (quantitirende) Verse.
1. Vers.
a) SillUeii.
Bei der Zählung der Silben im französischen Verse sind
besonders die Vokalverbindungen in's Auge zu fassen, insofern
dieselben einsilbig oder mehrsilbig sind. Jodelle folgt fast durch-
weg dem herrschenden Gebrauche und bietet unter diesem Ge-
sichtspunkte keine besondern Eigenthümlichkeiten dar.
1>) Accent, Versfüsse»
Der Accent ist das wesentlichste Element des französischen
Verses, und als solches von allen Dichtern gefühlt, aber erst
von den neuesten Prosodikern als solches erkannt und in den
Bereich der theoretischen Betrachtungen gezogen worden.^)
Aeltere Theoretiker drücken sich in ihren Definitionen die-
^) z. B. von Ackermann, Traite de l'Accent etc. Paris 1843. Gra-
niont, Les vers fran9ais et leur prosodie. Paris, Hetzel.
Estienne Jodelies Lyrik. %0\
ses rliythmiseheii Elements seliv versclnvoiniiien aus. So Du
Bellay in »Defense etc.«, 2. Tlieil, 7. Kap., fol. 27: Et bien que
n'ayons cest vsage de piecls comme eux, si est - ce que nous
auons vn certain nombre de syllabes en chacun genre de poeme,
pai- lesquelles, comme par chainons, le vers Fran§ois lie et en-
cliaine, est contraint de se rendre en ceste estroite prison de
rythme, soubs la garde, le plus souuent, d'vne coupe feminine etc.
Boileau nennt es »Cadence« in Art poetique I, 104 etc., ein
gewisses Etwas, das wesentlich sei, aber undefinirbar und ledig-
lich Sache des rhythmischen Gefühls.
Beim Studium des Accents ist besonders der Zwölfsilbler
oder Alexandriner von Wichtigkeit, als der Vers, welcher die
reichste rhythmische Gliederung zuliisst. Der Alexandriner hat
2 Hauptaccente, den einen auf der sechsten, den andern auf der
zwölften Silbe, und mindestens 2 Nebenaccente, doch kann er
deren auch 3, selbst 4 haben. Vier Accente sind das Minimum,
bei weniger als vier nähert sich der Vers der Prosa; man ver-
gleiche folgende Verse Jodelle's:
Par une opinion | le trait | le plus parfait fol. 117.
Puis de ropinion | la verlte | hg fait fol. IIV^.
Qui est 1 la seruitude | et la lubricite fol. 78'^.
Nach Zahl und Stellung der Accente sind folgende Fälle
zu berücksichtigen:
1) Bei (2 Haupt- und) 4 Nebenaccenten, also bei 6 Ac-
centen, kommt auf die je zweite Silbe ein Accent, der Vers zer-
fällt demnach in Gruppen (Füsse) von je zwei Silben, nähert
sich also dem jambischen Versmasse. Bei der neuromantischen
Schule ist dieser Rhythmus beliebt — bei Jodelle und Genossen
kommt er nur vereinzelt vor. In einem Stücke von 25 Versen
aus dem Anfange des Chapitre fol. 13, das dieser Untersuchung
zu Grunde gelegt werden soll, finden sich nur 2 Verse mit je
6 Accenten"^):
V. 13. Et voir | qu'ainsi | c'est toy | qui don nes tou|te essence.
V. 25. Tu fais | donc voir | alors | que Ion | ne peut | forfaire.
2) Bei (2 Haupt- und) 2 Nebenaccenten, also 4 Accenten,
sind folgende Anordnungen möglich:
a. die je 3. Silbe ist betont, es entstehen also Gruppen
oder Füsse von je 3 Silben,
b. der Accent ruht in jedem Ilalbverse auf der 2. und
6. Silbe,
^) Wenn der Acceut auf noch einer andern als der letzten Silbe
einer rhythmischen Gruppe liegt, so ist er angedeutet durch das Zeichen
der Länee : — .
202 H. Fehse
c. der Acceiit ruht in jedem Halbverse auf der 4. und
6. Silbe.
Ausser dieser in beiden Halbversen gleichmässigen An-
ordnung können nun auch Mischungen vorkommen, z. B. der 1.
Halbvers hat die Anordnung sl, der 2. H. b, oder umgekehrt b
und a; — oder: a und c, resp. c und a, sind gemischt; — oder
auch b und c, resp. c und b.
Unter 25 Versen gehört die Mehrzahl, nämlich 15, zu
No. 2 und den resp. Gruppirungen:
V. 1. Amour | qui quelquefois | empor|tes sur tes alles 2 b.
V. 3. L'emplissant, | luy fais voir | les cholses les plu3 bellea 2 ab.
V. 4. Quaud la guidant | dans l'air, | dans le ciel, |
dans le reste 2 ca.
V. 5. De ce grand moujde uni | par ta sain|cte barmonie 2 ca.
V. 6. Qua nul | ne le corrompt, | ny chanjge, ny moleste 2b.
V. 7. Luy monjstres ce qu'en tout | ta saincte rnain | manie 2 b c.
V. 8. L'amoureux | entretien, | tirant | de la discorde 2ba.
V. 1 0. Et fais voir | qiie par toy | tout cela | qui n'accorde 2 a.
V. 11. Ensemjble, se recberjclie, et dessouä | ta puissance 2ba.
V. 12. Se me|sle, et se meslant | engen[dre par Concorde. 2b.
V. 14. Tout mouuemet | tout cours, | coiiie estant la grand'
ame 2 c a.
V. 15. Du grand Tout, | maintenu 1 par dura|ble alliance 2 a.
V. 19. Que de toy seul 1 depend | toute bajsse et supreme 2 ca.
V. 22. Et des lors | que ta forjce amoureu'se inspiree 2 a.
V. 23. Dans quelque cho|se 'en sort | par discord | ton
contraii'e 2 c a.
Der Tonfall zu 4 Accenten scheint der Jodelle geläutigste
gewesen zu sein, es finden sich Stellen in seineu Gedichten, wo
ganze Reihen Verse in dieser Form fliessen, z. B. fol. 78, sonn. 23
nach 2a:
Eu songeant ( aux moyens | qui par eux | ont este
Proiettez, | pour attraijre a ce but ! d'Evangile
Töüt ce qui | entre nous 1 se voyoit | plus debile
fol. 77b. sonn. 21 nach 2ba, 2ab, 2bc:
Je s9ais | que mille escrits, | l'apparen|ce du vray
Les passalges de joints, | l'ardeur | de contredire
L'amour | de nouueautez | auec excujse attire.
o) Bei 5 Accenten sind im ersten Halbverse 2, im zweiten
3 Accente (a), oder umgekehrt (b):
V. 2. Maiute a|me vijue, et haulte, et d'vn instinct ] Celeste 3b.
V. 9. De tout, I la paix | qui est | par l'amour seul | unie: 3 b.
V. 17. Tout rond, | et feu | celest|e, et que | sous les cieux
mesme 3 b.
V. 20. Ame, vi|e et vigueur | et croissan|ce et dure'e 3 b.
V. 21. Car rien | ne dur|e en rien, | que d'autant | qu'il
s'entr'aime. 3 b.
V. 24. Soudain | son estlre et formle est d'elle retiree: 3 b.
Estienne Jodelle s Lurik. 203
In den bis jetzt angeführten Versen gehen, mit einer ein-
zigen Ausnalime in V. 20, der betonten Silbe immer 1, 2 oder
3 tonlose voraus. Verse, die mit der betonten Silbe beginnen,
oder in denen 2 betonte Silben neben einander stehen, kommen
selten vor; sie sind hart, dem Rhythmus der französischen Spra-
che zuwider, in welcher der Ton auf der letzten Silbe ruht. So
verurtheilt Boileau mit Recht folgenden Vers aus der »Pucelle«
des Chapelain, ohne aber die wahre Ursache des Missklangs zu
erkennen:
De ce sourcilleux | roc | riuebranlalble cime;
die Umstellung der Wörter sourcilleux und roc genügt, wie Gra-
mont zeigt, den Vers annehmbar zu machen.
Bei Jodelle finden sich unverhültnissmässig viel solcher
Verse, auch im vorliegenden Stücke ausser dem oben angeführ-
ten trochäisch beginnenden V. 20 zwei:
V. 16. Que c'est | toy seul | par qui 1 reluit, | töüni|e et s'enflamme
V. 18. La ter|re se maintient, | l'önde, Fair, | et la flamme.
c) Reim.
• Jodelle reimt wie Ronsard wesentlich für das Ohr, meist jedoch
für Ohr und Auge zugleich. Willkürliche Aenderung der Schreib-
art zu Gunsten des Reims, ein beliebtes Auskunftsmittel Ronsard's,
erlaubt er sich selten. Er bedurfte dessen nicht, ihm kamen die
Reime sehr leicht, im Nothfalle gestattete er sich eher eine kleine
Ungenauigkeit.
Oft befriedigt er nicht einmal dann das Auge, wo es ihm
die schwankende Orthographie seiner Zeit leicht gemacht hätte,
vielleicht aber kommt diese Gleichgiltigkeit mehr auf Rechnung
des Setzers, als auf die des Dichters. So findet sich: estraint
reimend mit ceint, dann aber auch estreint geschrieben (App.
■ Sonn. Amours), traicts, fats, faicfe, dann effects und isiits u. s. f.;
venger, estranger, und vange, orange-^ muette und mue^e; rontZ
und ront.
In folgender Zusammenstellung auffälliger Reime ist das
System Weigand's (Versification frangaise, Rromberg 1871) zu
Grunde gelegt worden, insoweit es mit Gramont (Les vers fran-
§ais etc.) in Einklang zu bringen war.
204 11. Fehse
A. Der Beim an und für ^icli.
I. Nach Form.
1) Der Reimvocal.^)
a) Qiiaiititiit. Kurze Vokale reimen gegen den guten
Gebrauch mit langen:-)
criminelles, liclelles • — App. Aux lluguenots.
zele, querelle (halblang) mit belle — fol. 79.
ame, flame — fol. 20.
tlames, tlammes — fol. 14b
gracCj place, efface — fol. 15. grace, face — fol. 28b.
grace, aimasse — fol. 49.
dame, infame — App. A Du Bellay.
erre, guerre — fol. 307b.
abhoiTe, enclorre — fol. 27.
Kurz gebraucht werden die Endungen in:
suiette, rachete, muete — fol. 134 b.
secrette, miiette — fol. 15b,
souhaitte, proiette — fol. 46.
Lang gebraucht werden:
teile, alle — fol. 118b.
traistre, commettre — fol. 50 b.
b. Schreibart, a und e im Nasallaut reimten auch da-
mals mit Recht stets, als:
balance, otfense ; ample, exemple ;
present, cuisant; printemps, chanips;
ai und e:
logette, faite — fol. 47b estre, maistre — fol. 24
aisles, heiles — fol. 13 parfaite, sujette — fol. 18
aile, belle, eternelle — fol. 15b paist, est — fol. 129b
aime, mesme — fol. Ib air, mer — fol. 38
infait, contrefait — fol. 125b forests, es — fol. 2b;
ai und ei:
pleine, certaine — fol. 21b peine, vaine — fol. 19b
veineSj peines, vaines — fol. 20b vilain, plein — fol. 128b;
ai, oi, es:
naistre, cognoistre, estre — fol. 18b und 306 b
croistre, estre — fol. 101b
^) Das Accentzeichen , welches zunächst mit der Natur des Lauts
nichts zu thun hat, ist für den Reim bedeutungslos; bei Jodelle um so
mehr, als es sehr spärlich und willkürlich verwendet wird.
-) Möglicherweise war der Gebrauch Jodelle's gerechtfertigt durch
die Aussprache jener Zeit.
Estiennf JoflfJ//.9 Lurik. 205
contraindro, inoindre, poindre — fol. 14I3.
roide, froide — fol. 38b und 41b
raison, foison — fol. 181.
croire, contraire — fol, 3b sonn. 11.
oi und oy:
veiTois, roys — fol. 130.
SQaui'oit, estroit — fol. 3; doit, feroit — fol. 8.
deuois, voix — fol. 129b,
eu und u:
recogneue, vaincue — fol. 186b.
friseure, lieüre, bruslure — fol. 14b. aperceu, feu — fol. 49.
peust, creust — fol. 28.
seure, lieure — fol. 33b.
seure, heure, meilleure — fol. 36.
asseure, heure — fol. 120b.
azure, asseure — App. Stances.
eu mit eu (ou) ;
fleuue, treuue — fol. 135; treuuent, abseuuent — fol. 116b.
preuue, treuue — fol. 18b; emeuue, treuue — fol. 20b.
oeuures, deeoeuures — fol. 130b und fol. 113.
ou mit ou (eu):
pounoir, plouuoir — fol. 30.
au mit o:
hautes, fautes, ostes — fol. 16b.
Reime auf er. Die Endung des Infinitivs der ersten Con-
jugation war volltönend (air), ebenso die Adjectiv- und Substantiv-
endungen -er und -ier. Ronsard schreibt bouclair für boucler
(bouclier) und reimt es mit esclair. Deshalb reimt dieses -er
(air) nie mit -ez (e), wie die Reimfolge im 31. Sonett der Amours
(fol. 8b) beweist: passer
penser
gage
refusez \
usez J
image.
Im Einklänge damit sind die Reime: voler, air — fol. 40
und fol. 101; parier, l'air — fol. 28b; arracher, chair — fol. 41b;
aimer, mer — fol. 38b; eher, destacher — fol. 4, sonn. 13 ; eher,
rocher, boucher, — fol. 5b; chercher, fier, laurier — fol. 27 u. s.w.
c. Diphthonge reimen mit einem einfachen Vokale:
mieux, eux — fol. 30; victorieuse, heureuse — fol. 4b; bruit,
rit — fol. 32b; conduite, interdite — fol. 36b; homicide, cuide
— sonn. 2 (Amours); luire, dire — fol. 21; supplice, puisse —
fol. 4b; lumiere, frere — fol. 2b; lierre, »erre — fol. 4b.
200 H. Fehse
2) Die Consonanten, welche dem Reimvokale folgen.
Stumme Consonanten beeinflussen den Reim nicht, wenn
sie nicht am Ende des Wortes stehen. Korrekt sind demnach
Reime wie: tems, eontents, constans — fol. 37; fös, prompts —
fol. 5; ä tous, coups — fol. 118 u. s. w.
Die Endkonsonanten müssen dem Laute nach gleich sein,
weil sie in der liaison klingen; als gleich gelten demnach:
.<f, X, z: sois, loix — fol. 2; crois, vois (voix) App. A Binet,
espi'its, prix — fol. 128b.
d und t: haut, cliaud — fol. 28; tend, vent — fol. 45; ard,
art — fol. 68b u. s. w,
g und c; sang, flanc — fol. 186b.
Abweichend vom gegenwärtigen Gebrauche sind folgende
Reime:
mit stummen s: Venus, cognus — fol. 27b; Phülis, embellis
— fol. 32b; lis, cuellis — fol. 47b; lys, recuellis — fol. 102;
partis, fils — fol. 102; tils, des confits, prefix — fol. 133.
l ist nicht mouillirt: inutile, gentille (und gentil) — fol. 23b
und fol. 55b.
gn = n: diuine, digne — fol. 14b; domine, maligne, Append.
Chant de Venus.
Nach Orthographie und Aussprache bemcrkenswerth sind:
sceptrc, maistre — fol. 51b; recepte, rachepte — fol. 47;
monstre, rencontre — fol. 30 und 20; queste, poete — App. A
Binet (poete einsilbig, s. Gramont, p. 20); pais, esbahis — App.
Stances.
3) Consonanten, welche dem Reimvokale vorangehen.
Zum reichen Reime (rime riche) gehört auch noch Gleich-
heit des dem Reiravokale vorausgehenden Consonanten. Doch
nur bei gebräuchlichen Endungen und in mehrsilbigen Wörtern
ist diese Gleichheit möglich und wünschenswerth ; bei seltenen
Endungen und in einsilbigen Wörtern sieht man davon ab und
begnügt sich mit dem genügenden Reime (rime süffisante).
Jodelle reimt in diesem Sinne meist korrekt: er hat den
reichen Reim, wo derselbe sich leicht findet, ohne jedoch den
genügenden zu verschmähen; z. B. in den gebräuchlichen
Endungen :
eur : honneur, horreur, frageur, terreur — fol. Ib sonn. 2.
heur, seruiteur, hauteur, cceur — fol. 4 sonn. 12.
age: sage, rage — fol. 33.
ore: adore, encore — fol. 4b sonn. 14.
ure: auenture, endure — fol. 5 sonn. 17.
oye: verdoye, flamboye, envoye, joye — fol. 7b.
Estienne Jitdelles Liirik. 207
Ganz gegen den heutigen Gebrauch felilt der reiche Reim
in den Endungen:
ie: ennemie, vie — fol. 5; nnies, vics — fol. 9^; lie, fuye
— fol. 20b; monarcliie, Turquio — fol. 107.
in : tetin, albastrin — fol. 45b.
lon: uniouj suasion — fol. 86.
ier: acier, entier, ounrier, fier — fol. 84b.
ue: veue, deue — fol. 110.
Es finden sich sogar 2 Fälle von Assonanzen:
creus, humeurs — fol. 56.
ceuure, coeuure, treuue — fol. 126b.
II. Nach Bedeutung.
Das Reimwort muss dem Klange nach gleich, der Be-
deutung nach verschieden sein. Demnach ist der Reim der
Homonymes zulässig. Z. B. :
champs, chants — fol. 61; d'eux, eux — fol. 28b;
ard, art — fol. 68b; grandeur, grand heur — fol. 306b;
poinct, point — fol. 34 ; nes (geboren), nes (Nase) —
face, face (= fasse) — fol. 40; fol. 129;
pris, pris — fol. 25b; fais, fais (= Charge) — fol. 42.
Wenn auch bei Reimwörtern eine vollständige Gleichheit
nach Klang und Orthographie zulässig ist, so wird dagegen ein
Gegensatz der Bedeutung gefordert. Ein solcher ist in fol-
genden Beispielen, mit Ausnahme des letzten, nicht vorlianden:
(ie) presente, (il) presente — fol. 21;
admireray, admiray — fol. 36b;
change (subst.), change (verbe) — fol. 17b;
force » force » — fol. 20b;
garde » garde » — fol. 21;
bien (adv.), bien (subst.) — fol. 131b;
estrange (adj.), estrange (verbe) — fol. 33b ;
manie (subst.), manie (verbe) — App. A Voyer.
Zusammengesetzte Wörter mit ihren einfachen, oder
mit andern Zusammensetzungen desselben Stammes sind nur
dann im Reime zulässig, wenn sie der Bedeutung nach völlig-
verschieden sind. Jodelle nimmt, es hierin nicht so genau, es
finden sich bei ihm:
zusammengesetzte Verben mit zus. Verben: acquise, con-
quise — fol. 7; decroistre, recroistre — fol. 7b;
zusammengesetzte Verben mit einfachen Verben: print,
apprint, eprint, surprint — fol. 12; forfaire, faire — fol. 13;
allie, lie — fol. 13b; consent, sent — fol. 38; dementent,
mentent — fol. 134b; condamne, damne — fol. 39; regarde,
208 H. Fehse
garde — fol. 128; extraits, traits — fol. 120; promettre,
mettre — fol. 27;
einfaches Substantiv mit zus. Subst.: lionneur, des-
honneur — fol. 36 ;
einfaches Subst. mit zus. Verb.: raerueille, esmerueille — *
fol. 132; bvanlCj s'ebranle — fol. 52b; flamme, s'enflamme
— fol. 1 3 ; fovce, s'eforce — fol. 1 6 ; garde, regarde — fol. 1 5b ;
einfachesAdjectiv mit z u s. Ad. : parfaite, imparfaite — fol. 1 9.
Eigennamen sollen nach Malherbe ebenfalls nicht im
Reime verwendet werden, bei Jodelle aber finden sie sich, wie
bei Ronsard, in grosser Menge:
Andromede, Palamede —
mis, Scinis —
iniuste, Procruste — j fol. 31 — 33;
Jason, toison —
nom, Timon —
Venus, Phebus — fol. 52;
Bourbon, nom — fol, 109;
France, ignorance — zweimal fol. 117;
merite, Marguerite — fol. 58;
Albert, Lambert — fol. 61b; u. s. w.
Des Wohlklangs wegen werden gewisse Reime gern
vermieden, welche allen sonstigen Erfordernissen entsprechen:
a) Banale Reime: dieux, lieux — fol. 10b; 55b; 42b; 125b;
116b; 130b; 134; sommcs, liommes — foL. 38; 58b; 109;
128; armes, alarmes — fol. 48; 66b; I27b.
b) Bizarre Reime: dorique, antique — fol. 18; andere auf
-ique: fol. 32; 60; 116; 130b; 76b; 135.
c) Harte Reime (rimes choquantes) :
3e pers. sing. p. defini auf -a: appela, cela — fol. 126b;
ecartela, etoila, monla, egala — fol. 63b;
3e pers. sing, futur: viendra, rendra — fol. 26b; egalera,
fera — fol. 125; effacera, sera — fol. 71b;
part. presents auf -ant finden sich: fol. 38b; 40b; 66b;
100b; 120; 127b; 129; 133; 307b.
B. Bein&folge.
Aehnlich klingende Reime dürfen einander nicht zu nahe
folgen; wie im Chapitre fol. 20b^ wo sich der Reim ie nicht
3 mal, sondern 6 mal Aviederholt, und in einer Ode, fol. 123b,
wo die Reime Romains, mains — inlains, pleins sich nach
6 Versen in derselben Strophe wiederholen. Besonders zu ver-
meiden ist die Aufeinanderfolge von männlichen und weiblichen
Reimen mit demselben Reimvokal, wie:
Estienne Jodelle's Lyrik. 209
toy, soy — voye, guerroye — fol. 48;
soeur — I mal-seur, asseurc, douceiir, | lieure — bien-heure —
fol. 120b;
ainsi — | aussi, vie ici, | liardie^ — melodie — fol. 121;
chante, rapporte — iouniee, donnee — fol. 109b;
vie, fourci, aussi, eniiie — fol. 130; peine, rameine, — Ro-
mains, mains — fol. 127;
laisse, offense, pensee, forcee — fol. 52b;
Im Sonett fol. 64 sind -gee und -dee als verschiedene Reime
aufgefasst: enragee — — cliangce | outragee — — changee |
— — gardee | — — Medee;
Ausserdem: feintise, aprise — seruice, propice fol. 34b —
nur durch die Quantität des Keimvokals unterschieden.
iour, amour, cours, tousiours — fol. 129b und decroistre,
croist, decroist, recroistre — fol. 7b zeigen denselben Reim vokal
in verschiedenen Reimen.
Zur Reimfolge gehört auch das Gesetz des regelmässi-
gen Wechsels von männlichen und weibliclien Reimen,
das während des Wirkens Jodelle's zur allgemeinen Geltung kam.
In den didaktischen und dramatischen Gedichten der ersten
Periode ist dieses Gesetz noch nicht beachtet, im Drama »Didon«
jedoch schon zum grossen Theil, und in den Gedichten der
zweiten und dritten Periode durchgängig.
Reimspiele. Reimspielereien, als rime renforcee, rime
batelee, rime brisee, sucht Jodelle nicht, aber er hat eine Vor-
liebe für häufige Wiederholung desselben Wortes, und so ent-
stehen oft im Innern oder am Anfange des Verses Anklänge
an das Reimwort, oder auch :
1. Der Gleichklang im Beginn auf einander folgender
Verse, besonders in den Tragödien, doch auch in den Chapitres:
auf fol. 16 beginnt der 1. Vers jeder Terzine 7 mal hinter-
einander mit ie croy — ;
auf fol. 120b beginnen 4 Terzinen mit vous qui — (in einer
Periode, die sich durch 13 Terzinen hindurch zieht).
2. Binnenreime:
Et donner au non digne est digne de ta grace
Bien que dignes assez noua nous pouuons nomnier
Si dignes tu nous fais et nous daignes aimer. — fol, 186;
Est des vieux et nouueaux ouuriers Tonurier supreme — fol. 118t>;
Hautaine, et sur ton vol hautain plus haut ravie
Cognoistre en ta plus haulte et plus saincte nature — fol. 13^.
3. Gleichklang des Endreims mit Worten im Innern
des Verses:
(Eil, oeil, le plus bei oeil — fol. 14^;
Esperent voir de iour en iour le iour — fol. 39^;
Mais ie pourrois plustost, au moins «i au besoin — fol. 47'^.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. 14
310 H. Fehlte
4. Kettenreime :^)
Si quaud tu es en terre, ö Diane, ta face
De ta face qiii luit dans le ciel — fol 2;
Faut-il restreindre aniourd'lmi par mes plaintes
La crainte helas! qui les tenoit estreintes? — fol. 39.
5. Chanson fol. 45 b bietet einen andern Fall von Wieder-
holung des Reims : der Aveibliche Reim -ette zieht sich im Wechsel
mit einem in jeder Strophe neuen männlichen Reime durch das
ganze Gedicht hindurch. (Siehe weiter unten p. 21.3.)
2. Strophe.
Jodelle bedient sich der Strophe nur in Gattungen rein
lyrischen Charakters, in Chansons, Ödes, Cantiques, Chants.
Freie Verse (vers libres) wendet er an in längeren lyrisch-
didaktischen Dichtungen, im Discours und in der Epitre, dann in
kurzen epigrammatischen Gedichten, im Epigramm, im Epitaphe oder
Tombeau, und in einer »Fantaisie«, einem neunzeiligen Gedichte
an Loyse F Archer, »sur un vers bien chante et bien sonne sur
le luth«.
Neben strophischen und strophenlosen Gedichten hat er
auch eine Mittelform, in der die Haupterfordernisse der Strophe
fehlen, nämlich die in jeder Strophe (oder Strophengruppe) gleiche
Anzahl der Verse und die gemischte, die einzelnen Verse zu
einem Ganzen verbindende Reimstellung. Diese freien Strophen
sind zunächst äusserlich durch Absätze angedeutet, kennzeichnen
sich jedoch ferner als solche durch den Geschlechtsunter-
schied der Reime an Ende und Anfang, und durch die logisch-
syntaktische Einheit.
In solchen freien Strophen sind geschrieben: ein Tombeau
(fol. 178), der Cantique (fol. 185b) und eine Elegie (48b).
Strophenarten.
I. Dreiz eilige Strophen oder Terzinen, tercets. Ausser
J. A. de Baif ist Jodelle der einzige Dichter der Pleiade, wel-
cher diese den Italienern entlehnte rhythmische Form pflegte,
doch fallen Baif's Terzinen den seinigen gegenüber nicht ins
Gewicht; unter den bei Becq de Fouquieres (Paris, Charpentier
1874) citirten sind nur zwei derselben wirkliche Terzinen (und
zwar in Zehnsilblern), die übrigen sind nichts als sechszeilige
Strophen nach dem Reimschema aba cbc.
^) Ein Beispiel zu 3 und 4 bietet das Sonett an Jean de Voyei* im
Appendix: Mais quoy! La Muse vange apres la mort le tort etc.
Estienne .Todelle's Lyrik. 211
Jodelle's Vorgänger Salel und St. -Oelais hatten, in ängst-
licher Nacliahmnng des italienisclicn Elfsilhlers, ihre Terzinen in
Zehnsilblern mit weiblichen Reimen gesclirieben. Jodelle wählte
den Alexandriner, in den drei Chapitres d'amour mit weiblichen
Reimen, in den drei andern Chapitres aber mit regelmässig
wechselnden (männlichen und weiblichen) Reimen.
Die Stellung der Schlnssreime ist verschieden, nämlich :
abba in vier Capitres fol. 13, 16, 20b, 118.
ab ab im Chap. ä ma Muse fol. 134.
abcc in den Terzinen in Hymenee fol. 97.
Es ist hervorzuheben, dass Jodelle nach den mehr oder
weniger unvollkommenen Versuchen seiner Vorgänger dieser Gat-
tung die F'orm gab, in der sie bei neueren Dichtern, z. B.
Th. Gautier, Avieder Aufnahme gefunden hat.
II. Vi erz eilige Strophen, quatrains — verwendet in einer
Chanson, einer Ode, einem Epitaphe auf Cl. Marot und in Prin-
temps, Ete, Automne, Hiuer in »Ilymenee«.
a) Einfaches Versmass:
1. Alexandriner in Hiuer, Reimstellung mffm.
2. Zehnsilbler im Epitaphe, Reimst, mm-m^m.
3. Achtsilbler in Printemps, Reimst, mfmf.
b) Gemischtes Versmass:
1. Alexandriner und Zehnsilbler [12, 12, 10, 10] in
Chanson. Reimst, mmff, 3. Strophe mmm'-'m-.
Dieses Versmass ist bei Weigand nicht notirt. Die
Dichter vermeiden die Verbindung von Versen ziemlich
gleicher Länge, weil dadurch das rhythmische Gleich-
gewicht gestört wird. Nur in einzelnen Strophen ist es
Jodelle durch Verminderung der Accente in den Zehn-
silblern gelungen, dieses Gleichgewicht dennoch zu be-
wahren, z. B.
Je suis I parmi le trou|ble — et le soin | et l'apprest,
Dont im iu|ste deuoir | — renci ici | chacun | prest
A repousser | l'erreur | qui renouuelle
De nous, | sur noiis | uns guerre cruelle. Fol. 47^.
Dieselbe Mischung in Automne [10, 10, 12, 12], Reim-
stellung ff mm.
2. Zehnsilbler und Achtsilbler in Ete [8, 8, 10, 10],
Reimst, ff mm.
3. Sechssilbler und Viersilbler [6, 6, 6, 4], Reimst,
ffmm. Dasselbe Versmass hat Ronsard. Durch die
drei auf einander folgenden Sechssilbler bekommt es
etwas Schwebendes, graziöses, um so mehr als viele
Strophen zu einem syntaktischen Ganzen verknüpft sind
14*
212 H. Fehse
Niclit ohne Absiclit wurde es gewählt für die »Ode sur la
iiaissauce de Madame, lille de Charles IX.«
IlL Sechszeilige Stropheiij sixains, verwendet in fünf
Chansons, zwei Chants, vier Ödes und in Stücken der »Mas-
querade«.
a) Einfaches Versmass:
1. Alexandriner, Stances, App. Reimst, mmfm^m^f^
(Terzettform 1 bei Gramont).
2. Zehnsilbler, Chanson fol. 37. Reimst, mmfm^m^f-.
Chanson fol. 39. Reimst, fmfmf^f^ (Terzettform 2).
Ein gut gelungenes Beispiel dieser Art ist folgende
Strophe :
Faut-il, Chanson, que ie desempri sonne
Mon mal dans moy prisonnier si logtemps?
Faut-il, Chanson, qu'ores pav toy ie donne
L'air ä ce feu, bourreau de tous mes seus?
Faut-il restreindi-e auiourd'huy par mes plaintes
La crainte, helas! qui les teuoit estreintes?
3. Achtsiibler, Chant fol. 108b. Reimst, ramfm^m^f —
In der Satire auf L'Hopital im Appendix, einem nach
jeder Seite hin sehr flüchtig abgefassten Gedichte, hat
jede Strophe eine andere Reimstellung; wenn man von
dem Geschlechtsunterschiede der Reime absieht, ergeben
dieselben das Schema:
a a b b c c
a a b c b c
a a a b a b;
4. Fünf silbler, Chanson fol. 40. Reimst, mmm^ffm^
Das Gedicht hat 25 Str., ist unvollendet und von wenig
Gehalt, es beginnt:
Les vers des amans
(0 Amours) s'armans
Contre toy de cris,
De revolte, et d'ire,
Ne nous fönt que rire,
Comme d'eux tu ris.
b) Gemischtes Versmass:
1. Alexandriner und Sechssilbler [12, 12, 6, 12, 12, 6].
Ode fol. 133; Reimst, ffmf^f^m
Ode fol. 306; Reimst, mmfm^m^f.
2. Zehnsilbler und Sieben silbler, Chanson d'Orphee
und Chanson des Rochers (Masquerade) [7, 7, 7, 7, 10, 10.]
Reimst, fmfmf^f^, die beiden letzten V. als Refrain.
3. Zehnsilbler und Sechssilbler [10, 10, 6, 10, 10, 6.]
Chanson fol. 17b; Reimst, ffmf^f-m 1 , ,
Chanson fol. 25 » fff2f3f3f2| a a d c c d.
Estienne Jodelle s Liirik. 213
4. Aehtsilblcr und Si ebe n silblcr [7, 7, 7, 7, 8, 8.]
Ode an Olivier de Magny im App. Keimst, fmfmf^f^.
Diese Vcrsmischiiiig ist selten, der Siebensilbler ver-
bindet sicli nicht gut, am wenigsten mit Aclitsilblern.
IV. Siebeuzeilige Strophen, septains, verwendet in einem
Epigramme (fol. 121b) und in einer Chanson (fol. 45b).
a) Einfaches Versmass, Epigramme ä Ramns, Alexandriner,
Reimst, f m m f m- m'^ f.
b) Gemischtes Versmass, Chanson, Siebensilbler und Vier-
silbler [7, 4, 4, 7, 7, 7, 7]. Reimst. mmfmf^mR
In der Regel werden Verse von grader mit Versen von
ungrader Silbenzahl nicht gemischt. Das Versmass ist aber hier
sehr munter und lebendig, ganz wie es der Gegenstand er-
heischt. Das Terzett ist als Refrain benutzt (sielie oben p. 210,5.):
0 bei oeil. 6 blanc tetin,
Teint albastrin
Rouge bouchette.
Los bois, les cham])s, et les prez
Couuerts de verte hevbelette,
Estoient par tout diaprez
De mainte et mainte fleurette.
V. Acht zeilige Strophen, unter gewissen Voraussetzungen
huitains — verwendet in einem Epitaphe auf Salel, 1 Huitain
an Besze, beide im Appendix, in 2 Chansons fol. 34b und fol.
42bj in der »Ode de la Chasse« und in einem Stücke in Hymenee
fol. 97b.
a) Einfaches Versmass:
1. Alexandriner, Reimst, mfmffm^m^f, also die, welche
der huitain erfordert (Epitaphe). — Eigentlich kommen
Alexandriner (und Zehnsilbler) in dieser Strophenform
nicht vor. Auch diese Reimstellung war zu Jodelle's
Zeiten nicht die übliche, man wendete im huitain nur
gekreuzte Reime an.
2. Achtsilbler, Ode de la Cliasse, Reimst, mfmfm'-f^f^m^.
Chanson fol. 34b^ Reimst, ffmf^f^mf^m;
Die Chanson zerfällt in 3 airs zu je 6 Strophen, ob-
gleich die Reimstellung nicht wechselt. Diese letztere
Reimst, ist Jodelle, eigenthümlich ; durch dieselbe er-
reicht er, ohne sich an die für das huitain vorge-
schriebene Form zu halten, die feste Verknüpfung der
Verse zu einem Ganzen und völlige Gleichheit der
• Strophen nach Geschlechtsbeschaffenheit der Reime.
3. Siebensilbler, Chanson fol. 42b. Reimstellung: mm
m^ m^ m^ m^ m^ m^ — eine misslungeue, flüchtig abge-
fasste Strophenform — die Reimpaare wechseln nicht
214 H. Fehse
nach dem Geschlecht iiiul stehen oline alle Verbindung
unter einander, die Strophen heben sich nicht von
einander ab.
b) Gemischtes Versmass : Hymenee fol. 97b|
Alexandriner und Achtsilbler [8, 8, 8, 8, 8, 12, 12, 12],
Reimstellung : m f m m f m ^ m - f.
VI. Ne unzeilige Strophen, neuvains, verwendet in einem
Epigramme fol. 113; einer Ode fol. 131b 5 einer Fantaisie fol. 112b;
einem Chant (de Pan, Appendix).
a) Einfaches Versmass :
1. Zehnsilbler, Fantaisie, Reimst, mm^mm^lm^m-'m'^m*
m^. Der quintain ist schlecht gebaut, weil er aus Reim-
paaren besteht.
2. Achtsilbler, Epigramme, Reimst, ffmmj f-m^m ^f-m.
Ode, Reimst, ffmf^f-mf^f^m — in Terzetten.
b) Gemischtes Versmass :
Zehnsilbler und Achtsilbler [8,8,8,8,8,8,10,10,
10], Reimst, mmmfm'-m-f m^m^f — Chant de Pan.
VII. Z ehnz eilige Strophen, dizaius, verwendet in zwei Ödes,
zwei Chansons, einem Chant (de Venus, Appendix).
a) Einfaches Versmass:
1. Achtsilbler, Chant de Venus, App., Reimst. mmf|
m^m^f I m^m^f m^ — nur bei Jodelle. Ode a Pasquier,
fol. 128; Reimst, fmmfim^m^f-m^m^f^, die gebräuch-
lichste Form.
2. Siebensilbler, Ode an Comte AI ein eis, App.
Reimst, fmfm |f^f^'|m'^f3f"''m^ — seitRonsard gebräuchlich.
3. Sech SS übler, Chanson fol. 24.
Reimst. fmfm|f^f^|f"'m^f^m^ — der erste quatrain ist
refrain.
b) Gemischtes Versmass:
Sieben- und Sechssilbler, Chanson fol. 27b.
[7, 6, 7, 6, 7, 7, 7, 6, 7, 6], Reimst, m fm f | m^m^ | mM"-
m^f^. — Die Chanson besteht aus 3 Branles zu je 30,
23, 4 Strophen; der erste quatrain bildet einen refrain,
der in Jedem branle wechselt.
VIII. Sechz ehnz eilige Strophe, verwendet in der Ode an
Thevet fol. 130.
Achtsilbler, Reimst, m m f m^ m^ f j m^ m^ f- f^jm"* m^ f^
m^m^f^.
IX. Zwanzigzeilige Strophe, in der Ode an J. Regnard,
fol. 122.
Achtsilbler, Reimst, ffmmf^f^m-m^fä | m^m^f-'m-^m^f^
f^ ! m^f"^ f^ m\ — Von dieser Reimst, weicht die zweite
Estienne Jodelle a Lifvik. 315
Strophe ab, in der sich statt der beiden ersten Keim-
paare gekreuzte Reime befinden: fmfm.
Jodelle's Strophenbau zeigt in Summa folgende Eigen-
thümlichkeiten :
1. Abweichende und nicht grade glückliche Versverbindungen,
und zwar: Alexandriner mit Zehnsilblern, Achtsilbler mit
Siebensilblern, Yicrsilbler mit Siebensilblern.
2. Sehr lose Reimverbindungen, als: Verwendung von Reim-
paaren, selbst im Quatrain, Nichtbeachtung des Gesetzes
der Reimfolge, sogar in Ode und Chanson,
3. Vorliebe für die Terzettform, besonders in längeren Strophen.
4. Originelle und glückliche Behandlung des Huitain.
X. Das Sonett. Wenn auch schon Gl. Marot und Melin
de St. Gelais sich im Sonett versucht hatten, so wurde dasselbe doch
erst durch die Dichter der Pleiade nach Du Bellay's Vorgange
in der französischen Literatur heimisch. Auf Hunderte beläuft
sich die Zahl der Sonette bei Ronsard und Du Bellay, und auch
Jodelle hat deren nicht weniger als 180 gedichtet. Der Form nach
lehnen sie sich an diejenigen Du Bellay's an, insofern als sie nach
Petrarca's Muster in den quatrains nur verschränkte Reime ent-
halten und in den Terzetten die Reimstellungen ccd — ede und
ccd — eed haben. Die letztere ist eine imregelmässige; denn
während die strenge Sonettenform verlangt, dass die beiden Ter-
zette in ihrer Zusammenfassung nicht eine den quatrains gleiche
Reimstellung bieten dürfen, wiederholt sich hier in deed die
Reimst, der quatrains abba. Doch grade dieses Schema Avar
bei den Dichtern des 16. Jahrhunderts das beliebteste, und die
meisten Sonette sind nach demselben abgefasst. In einem einzigen
Sonette wendet Jodelle eine dritte, aber ebenfalls in demselben
Sinne unregelmässige Reimstellung an, nämlich c d d ^ — c e e (Contre
les Ministres sonn. 35). Gramont zeigt, dass selbst nach Aus-
schluss dieser unregelmässigen Formen im Französischen immer
noch 13 korrekte Reimstellungen möglich sind, wenn auch nach
dem Gesetze des regelmässigen Wechsels von männlichen und
weiblichen Reimen von den gebräuchlichsten Stellungen der
Italiener ('cde — ede u. s. w.) abzusehen ist.
Ronsard hat noch eine zweite regelrechte Reimstellung
ede — dcd, welche Jodelle jedoch nie anwendet. Derselbe
durfte sich, von dem zu seiner Zeit noch nicht allgemein aner-
kannten Gesetze des Reimwechsels (nach dem Geschlecht) unbe-
hindert, noch mehrere andere Reimstellungen erlauben, einmal,
die Anwendung von nur weiblichen Reimen (in 2 Sonetten),
dann, solche in denen der letzte Reim der quatrains und der
216 H. Fehse
erste der Terzetten gleicligesclileclitig sind (in 6 »Sonetten).
Die geringe Zahl dieser unregelmässigen Formen, 8 unter 180,
zeigt, dass sie zu den Ausnalimen zu rechnen sind.
AVas den Vers anbelangt, so giebt Jodelle dem Alexan-
driner den Vorzug, während Du Bellaj^ vorherrschend den Zehn-
silbler verwendet. Unter Jodelle's 180 Sonetten sind nur 8 in
Zehnsilblern geschrieben.
Nach der Reimstelluug in den Terzetten vertheileu sich
die 180 Sonette wie folgt:
1. Schema: ccd — ede — 21 Son. und zwar:
a) mmf — m^fm" — 6 S.
b) ffm — f^mf- — 13 S.
c) fiffm — f-mf2 —IS.
d) fff2_f3f2f3 _ 1 s.
2. Schema: ccd — ecd — 158 Son. und zwar:
a) mmf — m^m^f — 92 S.
b) ffm — f^f-m — 60 S.
c) m I m^ m- f — m^ m-' f — 3 S.
d) fj ffm — ffm — 2 S.
e) fff2 — f3f3f2 — 1 S.
3. Schema: cdd — cee — 1 Son.
Index aller Sonette:
l'K Amours: 26, 29. Contr'Amours : 2 (10 silbl.).
Marguerite: 1. Reine -Mere: 8. Hymenee fol. 99.
Ib. Amours: 4, 15 (10 silbl.), 16, 23, 28. Contre les Ministres:
29. fol. 108, 111b, 113, 114, 181. Hymenee: fol. 96b.
App. Salel (10 silbl.).
ic. fol. 110b uo. 4.
Id. Amours: 14.
2a. Amours: 5, 7, 8, 9, 18, 20, 22, 25, 27, 30, 31, 34,
35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47.
C. Amours: 3 (10 silbl.), 4. Roi Henri fol. 69b. Marg.
3, 5. Roi Charles: 2, 4, 5 | 1, 2, 4, 8. Contre les Ministres:
2. 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28,
30, 31, 32, 34, 36. Paix: 1, 3, 4, 6, 8. Reine Mere:
1, 2, 3, 4, 5, 6, fol. 86b, fol. 187 sonn. 2. Monsieur:
1, 3, fol. 103, 110, sonn. 1, 2, — 110b, sonn.
3. — 111, sonn. 6. — 111b, sonn. 7. — 112, sonn. 1.
175, sonn 1, 2. — 121, 113b, sonn. 1, 2. — 114,
114b, 180 sonn. 2. — 181, 182. Hym. fol. 96. App.
Amours. Voyer.
2b. Amours: 1, 2, 6, 10, 11, 12, 13 (10 silbl.), 17, 19,
21, 24, 32, 33. C. Amours: 1, 6 (10 silbl.). Marg. 2,
4. Roi Charles: 1, 3, 6 | 3, 5, 6, 7.
Estienne Jodelles Lvrik. 217
Contre les Min.: 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23,
25,27, 33. Paix: 2,5,7. ReineMcre: 3 | 1.3. Monsieur:
2 I 1 I 1, 2, 3 I 1, fol. 112, 112b, 177, 121b, 180
sonn. 1, 2; 181b; App.: Alcinois (10 silbl.), Du Bellay.
2c. Amours: 3. C. Anionrs 7 (10 silbl.). App. Contre les
Huguenots.
2(i. fol. 110 sonn. 2. 111 sonn. 5.
2e. C. Am.: 5.
3. Contre les Ministres : 35.
Wie der vorstehende Index zeigt, sind in den längeren So-
nettenreihen die Schemata 2^ und 2b fast regelmässig alternireud
verwendet worden.
3. Die traditionellen Regeln.
Cäsur und Enjambement.
Ausser der rhythmischen Cäsur oder derjenigen nach dem
1. Plauptaccent auf der 6. Silbe des Alexandriners kennt die französ.
Verslehre auch eine syntaktische Cäsur, nämlich eine Zerlegung
dieses Verses in 2 gleiche Hälften dem Sinne nach. Ronsard
und Du Bellay Avaren die Ersten, welclie die syntaktische Cllie-
derung erstrebten. Malherbe und Boileau erhoben sie zum Gesetz.^)
Wie wenig sich Jodelle dieser neuen Fessel fügt, die von den
neueren Dichtern wieder beseitigt worden ist, mögen folgende
Beispiele bcAveisen:
der Hauptaccent steht vor dem Attribute:
T'appelant premier-ne — des Dieux, forme et Idee — fol. 13''.
Et de Phebe les teints — nieslez ensemble efface —
Chap. fol. 15;
vor der Conjunktion:
Comme i'estois anant — que si fort ie t'aiiuasse —
Elegie fol. 49;
auf demHilfszeitwort vor dem Infinitiv oder dem Particip:
L'aile qu'Orlande peut — donner aux vers, est teile —
Chap. fol. 118b;
Que si mon amour n'est — par eiix bien peint encore.
Sonnet fol. 1.
auf dem Adverb vor dem Verb:
Ores si baultement — te suivre, tu la fiches — Chap. fol. 14.
auf dem Verb vor dem Adverb:
De tout ce que tu peux — infiniment, si est-ce — Chap. fol. 14.
auf dem Verb vor dem regime:
Quoy que ie couure ou mon — stre amour, iamais n'appaise^) — ■
Discours, fol. 65 b.
*) Gramont, Vers fran9ai8, p. 76 und 111.
^) Ueber Fälle, wo die Cäsur das Wort zerschneidet, s. Weigand p. 106.
218 H. Fehse
Eine Folge des syntaktischen Einschnitts in der Mitte des
Verses war die Forderung eines ähnlichen Einschnitts am Ende
des Verses, oder das Verbot des enjambement d. h. des Ueber-
schreitens der Phrase von einem Verse in den andern. Diese
Regel ist jetzt eben so hinfällig geworden Avie die über die
syutaktisclie Cäsur; neuere Dichter finden sogar in einer ge-
schickten Verwendung des sogenannten enjambement ein Mittel
zur Hervorbringung harmonischer Effekte.^)
Jodelle kehrt sich auch an diese Regel wenig, sein breiter
periodischer Stil konnte sich eine syntaktische Grliederung von
je 6 zu 6 Silben nicht gefallen lassen. Folgende Citate mögen
demnach nicht sowohl als eigenthümliche Fälle des enjambement,
sondern eher als Stilproben betrachtet werden.
1. Subject und Verb getrennt:
. . . aussi est-ce
Un ciel, estant dVn Dieu retraite eoustuiniere. Chap. fol. 15;
Dedans tes yeux flambans et rayonneux sou frere
Frendroit ce qui croistroit sa lumiere et ses feux.
Son. fol. 2'^;
Un genie
T'eu requiert, pour un Mort — — Sonn, a Voyer, App.
Tant qu'en cela qui n'est que demi nostre, dura
L'amour par le desir — — Chap. fol. 21 b;
Si desormais vers toy, sous qui doit estue serue
L'impudente ignorance — — Epitre fol. 116;
et le souci cuisant
Ne sera, si ie puis, mon eternel vautour. Ode fol. 308
2. Substantiv und Attribut getrennt:
tiraut de la discorde
De tout, la prix qui est par ramour seul vnie. Chap. fol. 13
— toute basse et supreme
Arne, vie, et vigueur — — Chap. fol. 13
Tune et l'autre diuine
Cheuelure Chap. fol. 14^
Que qiiäd gros, gräd, brillat, rayonneux, pleine de fiere
Douceur, dardant Fespoir — — Chap. fol. 15
— — semblable a l'excellente
Colomne, droicte, ronde, albastrine, et polie — Chap. fol. 15;
Auec toy sur ton vol, Araour, ou bien sur l'aile
De ceste ame — —
— — m'arrestant sur la chose
Terrestre. qui pourtant — — Chap. fol. 15b;
La Muse vange apres la mort le fort
Fait ä la vie Sonn, a Voyer, App.
*) Gramont, p. GO.
Estienne Jodelle s Lurik. 219
3. Das Atljectiv oder Particip und seine Eri^ünzung:
Et to3% Dame, ie croy paranant asseruie
A la peur, comme moy, suy teile liardiesse — Chap. fol. \1^;
Voulant non seulement rendre l'ame rangee
A un seul ioug. souueut sans desirue saus flamme —
Chap. fol. 22
-^ car la Raison suiette
Au desir, trouno riieiir en l'infelicite. — Chap. fol. 134^
Non plus que des serpens cliaque espece prochaiue
Du Basilic, ue peut endurer son lialeine — Discours fol. 60'^
Dont un iuste deuoir rend ici chacun prest
A repousser Teireur. Chanson fol. 47**
4. das Verb und seine Ergänzung:
— pouv un Mort, qui auecq Mars chex'it
Les Muses, et des deus se rendit fauorit. Sonn, a Voyer, App.
Ne voile son beau feu, qui saus fin enlumine
Nos Coeurs, faisant passer par tes yeux ses beaux raia —
Sonn. 3 (Amours).
Diane les chiens mene, et aux paus fait entrer
Ses cerfs — Sonn. 6
Voila ce qui si fort a aimer nie contraint
Celle, a qui i'ay voüe' aniitie' eternelle — Sonn. 8
Teile que ny le temps ny la mort ne s9auroit
Consommer ny dissoudrc un lien si estroit — Sonn. 8
[Tant qu'en cela qui u'est que demi nostre, dure
L'amour par le desir], qui d'autant renouuelle
Sa force, que luy fait Tempeschement d'iniure —
Chap. fol. 21b;
Puis les deux ames sont d'humeurs diuers saisies
Souuent: car l'Androgyne est tousiours separee —
Chap. fol. 22;
Du cruel, de l'auare Enfer les lois faulserent,
Tonte ombre triste, rüde, et farouche emmielaus —
Chap. fol. 119b;
Si bien que sans aimer i'eusse aisement acquis
Ton amour, qu'en aimaut acquerir ie ne puis —
Elegie fol. 49b
Ton ame, qui premiere ici bas deuala
Du monceau des Idees — Ode fol. 306b
— — enuie qui ne veut
Soufifrir une vertu, qui trop plus qu'elle peut. Ep. fol. 117
— mais ne pouuant aimer
L'autre amour, contre luy ie veux mes chants armer
^ car tout bon cceur ne souffre
Ce feU; non plus qu'vn feu se degorgeant du soutfre
Discours fol. 66b;
Mesmement qu'en viuant ie n'ay du ciel receu
Aucun bienfait, sinon que quand ce seul bien i'eu —
Que ie te recogneusse. — Ode fol. 307.
5. Copiila und Attribut:
Encor que toy Diane, a Diane tu sois
Pareille en traicts, en grace, en maieste Celeste —
Sonn. 4 (Amours).
220 H. Fehse
6. Das Relativpronomen und das Prädikat:
Je ne suis de ceux la, qui pour estre inconstans
Vont par mille moyens leur fortune tentans. Ode fol. 307b;
7. Die Präposition und ihr ßeziehnngswort:
L'aurove —
Chasse la nuit ombreiise, et resenie parmi
L'air tranquill e et serain des roses — Epithal. fol. 59.
8. Die Conjuuktion und der Satz:
Vous lirez sous le nom de quelque autre commeut
L'amour de vos beaux yeux la poictrine m'inüamme.
Sonn. 1 (Amours).
Et si fait que de luy ie m'accompagne, a fin
Que ton nom et le sien vole au nionde sans fin —
Epitre fol. 117b;
9. Das Adverb und seine Ergänzung:
Mainteuant auec moy, que ton chant qui u'a rien
Du vulgaire, ue piaist non plus quVn chant vulgaire —
Chap. fol. 134;
Ou bien en ce tems la que ie chassois d'autour
De toy ceux qui venoyent pour te faire Tamour. El. fol. 50b;
10. Zwei Worte die durch eine Conjunction verbunden sind:
La maieste hautaine, vn teint qui de l'aurore
Et de Pliebe les teints meslez ensemble eiface? Chap. fol. 15,
Zwei Fälle des enjanibement, die sich bei Ronsard finden,^)
kommen bei Jodclle nicht vor, nämlich das emjambemeut zwischen
Hilfsverb und Particip und dasjenige zwischen den beiden
Verneinungspartikeln.
Hiatus — Elision und Synäresis.
Die französische Spraclie ist überreich an vokaliscli an-
und auslautenden Silben und Wörtern, der Hiatus demnach sehr
häutig. Erst Ronsard und seine Schüler wurden sich des durch
den Hiatus entstehenden Missklaugs bewusst und befleissigten
sich, denselben zu vermeiden, ohne jedoch, Avie später Malherbe,
bestimmte Regeln hierüber aufzustellen:
Bei Jodelle sind die Fälle von Hiatus nur selten:
Et qui m'a asseruie, c'est Texquise beaute Amours, sonn.
Vous, 6 dieux, qui ä vous presque egale m'auez
Amour mesme inspira ä maint et maint amant
Que si vostre beaute' assez ne s'y decore
Qu'a m.oy ardre leur ccEur d'vn suiet si louable
Rend l'anie esprise, prise, et au martyre estreint
et cncombres; et enfers
oü il domine
tu es und tu as
C. Am.
!>
1.
Amours,
»
1.
»
»
1.
»
»
1.
»
»
2.
»
»
2.
»
»
3.
»
»
5.
^) Büscher, Versification de Ronsard, p. 12, 13 (Programm des
Gymnasiums zu Weimar, 1867).
Estienne JodeUes Liirik. 221
Das Mittel, den Hiatus (liireli Einsehiebung eines eupho-
nischen Buchstabens zu vermeiden, verschmälit Jodelle zuweilen:
Me renuersera eile avi niilieu de la place Chap. fol. 17.
Nach der neuern Prosodie kann das stumme e der Endung
nur nach einem Consonanten (wie in eile) eine Silbe bilden,
nach einem Vokale (wie in vie) muss es elidirt werden. Jodelle
aber elidirt dieses e nicht immer, z. B. :
La vi;« non la vie, et represse encore — letztes Sonett,
de la Mothe, preface.
Vray Amour, vray|e Venus Chanson fol. 27^;
Or sus douc, vie — vie efforce maintenant
Ta course — Epithal. fol. 58^;
Andrerseits dehnt Jodelle wie Konsard die Elision auf
Fälle aus, wo sie jetzt nicht zulässig ist:
S'on la dit cruelle Chanson fol. 30;
Que s'elle estoit desia sous l'ombre Elysienne —
Epitre fol. 53;
— — encor qu'auec s'amie » fol. 55 ;
L'vnite, le principe vniq' de la machine. Chap. fol. 13b.
Das stumme e nach Vokal im Innern eines Wortes wird
auch bei Jodelle durch Synäresis vom vorhergehenden Vokale
absorbirt, z. B. prie-rai.
4. Licenzen.
Die Licenzen beziehen sich auf Wahl und Stellung der
Wörter.
Beim Wortschatz der Dichter der Pleiade kommen mehr
noch als die Entlehnimgen aus fremden Sprachen die Provinzi-
alismen in Betracht.^) Jodelle's Sprache indessen ist von denselben
rein, weil er, allein unter den Dichtern seiner Schule, ein geborener
Pariser war und, eine einzige kurze Unterbrechung abgerechnet
(1558 — 1559), immer in Paris lebte. Ronsard hat sich in der
Verherrlichung^) unseres Dichters diesen Umstand nicht entgehen
^) Baif. Becq de Fouquieres, p. XI.
La quatre ans je passay fa90nnant mon ramage
De grec et de latin; et de divers langage
(Picard, parisien, touranjou, poitevin,
Normand et champenois) mellay mon angevin.
2) Tu ne deuois, Jodelle, en autre ville naistre,
Qu'en Celle de Paris, et ne deuois auoir
Autre fleuue que Seine, ou des Dieux receuoir
Autre esprit que le tien a toute chose adestre.
Ronsard, (Euvres, Paris, S. Buon 1584. p. 250.
222 H. Fehse
lassen; ob er aber die Bedeutung desselben nach der sprach-
lichen Seite hin erkannte, ist aus seinen schmeichelhaften Versen
nicht ersichtlich.
Als veraltete Wörter lassen sich bei Jodelle ausser den
bei Darmesteter und Hatzfeld^) angeführten: c armes (C. A. 6),
— beiist re (Ode fol. 307), — los (lat. laus) noch nennen: das
häufig vorkommende quasi (Cant. VI. 3), die Form terrien für
terrestre (C. A. 3) und der technische, dem Weinbau entlehnte
Ausdruck provigner. (Sachs, Wörterbuch.)
Als Licenzen fallen bei Jodelle vorherrschend die Inver-
sionen in's Gewicht. Wie Pere Cerceau (siehe Gramont, S. 68)
scheint er sie, in gänzlicher Verkennung des analytischen Charak-
ters seiner Sprache, für das wesentliche Kennzeichen eines
poetischen Stils gehalten zu haben. Ronsard dagegen fand
mit richtigem Gefühl die Inversionen in der französischen Sprache
ebenso tadelnswerth wie in der lateinischen die Soloecismen; frei-
lich vermied er in der Praxis nicht immer die Fehler, die er in
der Theorie verurtheilte. (Siehe Einleitung zur Franciade.j
In nachstehendes Verzeichniss sind nur die auffälligsten,
den Sinn verdunkelnden, Jodelle eigenthümlichen Inversionen
aufgenommen.
Inversionen.
A. Stellung des Subjects und Prädicats.
1) im Hauptsatz:
a. Das Subject ist ein Substantiv:
J'enten d'autant que par falte peut estre
Nostre essence mortelle Chanson fol. 20;
b. Das Subject ist ein Pronomen :
Si (= ainsi) se vainquit-il lors. Epitre fol. 54;
Si ne voy-ie propremeut. Chansou fol. 43;
Quel muse, et quel ambre gris,
Ay-ie entre mainte perlette — ! Chans, fol. 47^;
doch auch:
Que d'autre riche thresor
J'ay sur sa gorge grassette — Chans, fol. 47^;
Das prädikative Substantiv oder Adjectiv steht vor der
Copula:
A ceux qui degoustez sont — Chanson fol. 43^;
Aux faix qu'elle re9oit
Suiette soit - Ode fol. 100^;
II faut que nia chanson conduite
Soit du tout Selon le cceur mien. Chanson fol. 36^;
1) Tableau, p. 189.
Estienne JodeUe^s Lvrik. 323
— Vamoui- accoustume
M'attire nion esprit a plus grand chose ne
Me force, et dedans moy ne peut iamais conclure
Que Dieu m'ayant fait tel in utile m'endure (= me souflfre)
Epithalame fol. 53;
2) im Nebensatz.
a. Das Subject ist ein Substantiv:
Que c'est toy seul pai* qui reluit. tourne, et s'enflamme
Tout rond, et feu Celeste, et que sous les cieux mesme
La terre se maintient, l'onde, l'aii' et la flamme:
Que de toy seul depend toute basse et supreme
Arne, vie. — Chap. fol. 13;
b. Das Subject ist ein Pronomen:
Mais tu S9ais bien aussi, pour neant aurais-tu
Debatu si longtemj)s — Chap. fol. 135.
(Erklärt sich durch Auslassung von que und Anwendung
der Frageform statt der verneinenden Form, also: tu sais que
pour neant tu n'aurais pas debattu.)
B. Stellung der attributiven Satzbestimmungen:
1) Das Adjectivum und das adjectivisch gebrauchte Par-
ticip ium:
Elle sent en la langue un force mouuement. Disc. fol. 68;
L'obscvir Chaos et confus u'auroit fait. — Chans, fol. 37^;
Un obiect eu raritez extreme Chap. fol. 14;
— l'ame toute — fol. 15;
Y prend odeur ou conlleur belle - App. Chant de Pan.
Oncques traict, flamme ou lacqs d'amoureuse fallace
N'a poingt, brusle', lie, si dur, froid, des ta che
Coeur, comme etoit le mien, blesse, ars, attache.
App. Amours.
— le seul Corps blesse — Sonn. 6;
2) ein Relativsatz:
Aussi le desir est la tierce part d'icelle,
Qui dedans eile oaurant nous eprand, Chap. fol. 21^.
3) Das Participinm:
Que nous auons quasi pav nos pechez vaincue — Cant. fol. 186^ ;
qui est par l'amour seul \inie — Chap. fol. 13;
Dont l'amour pour deffenee a la place munie
Qu'ils ont dedans Paris sa personne assiegee.
App. Huguenots.
J'ay tousiours des hommes este
Comme des Dieux la volupte. App. Chant de Venus.
Vous qui cause z les auez — Chanson fol. 27^;
4) der Infinitiv:
Que ce qui peut plus grands les faire. Ode fol. 130^;
Voila cela que peut teile ame viue et pure
Hautaine, et sur ton vol hautain plus haut rauie,
Cognoistre en ta — nature Chap. 13^,
224 H. Fehse
S'il pouuoit tout de ses formes orner — Chap. fol. 37^;
Ce natiirel qu'on voit aux bestes estre — Chap. fol. 38;
Mais il ne faut que Iny seul de nos coeurs
Approprier le trophee il se vieune (= il ne faut que lui seul
— qui vienne s'appropier le trophee de nos coeurs — )
Chans, fol. 38b;
5) Das Pronomen:
— il est d'elle retiree — Chap. fol, 13;
Tu pourras voir d'elle sur moy la grace — Chaus. fol. 39;
— — l'erreur qui renouuelle
De nous, sur nous une guerre cruelle — Chans, fol. 47b;
De moy viuant l'obiect continuel tu es — Am. Sonn. 7;
6) Das attributive Substantiv:
Elle est des Empereurs la fine larronnesse
De la grace de Dieu fausse reueuderesse —
App. Sonn, a Du Bellay.
1
Si quand tu es en terre, 6 Diane, ta face.
4 2
De ta face qui luit dans le ciel, presq'esteint
3
L'argentine blancheur — Am. Sonn. 5 :
7) Das Object:
a. Substantiv — direkt:
— — nos pechez lauant —
— — ne nous va poursuiuant — Cantique fol. 185^
Qui a peu le seigueur du Ciel fait desceudre — Cant. 5
Et les membres de Dieu dessus la croix estendre » 5
1 5
Ou en quel coin farouchant le vulgaire
2 4^_ 3
As-tu, Phebus, mon Salel detenu — App. Sonn, a Salel ;
A son los, l'ceuil, l'aureille, et la vois ne denie.
App. Sonn, a Voyer;
1 3
Qu' aultre coeur que le mien n'ouure, n'enflamme ou ceint
2
Dard, brandon ni lien de rigueur plus extreme —
App. Sonn. Amours;
1 2 5
Et ne peult adueuir que le nceu, feu et sang
Qui m'estrainct, me consomme et m'abreuue le flanc
4 3
Deslie, estraigne, estanche autre que la mort mesme —
App. Sonn. Amours.
Qui en Testat desia reflorissant
Reuerse ainsi qu'au champt reuerdissaut
Les heurs, les fleurs dont eile se faiet mere —
App. Chant de Pan,
II ne faut point qu' excuse a tes yeux ie presente
Ou deffense, ta grace et les beautez regarde [je]
Estienne Jodelle s /ji/rik. 235
Cela seul m'est excuse et de*'t'ense presente. Chap. fol. 21;
Mesme aux amours plus vrais la Musique attisant,
[= si la musique attise aux. — ]
5 4
Au coeur, au chef emu, le desir, la memoire,
2 1 3
Va l'apprehension viuement embi'asant — Chap. fol. 120;
Doppelter Aceusativ:
Si mesme dans ton temple impatient ie voy
Quelque earoüe corbeau croüasser deuant toy —
Ep. fol. 116b;
I n (1 i r e e t :
Pour plus a ton sainct ioug de grands ames acquerre
Pour a toy lea grands coeurs par tel- Organe attraire. Fol. 14 ;
Comment? A qui les Arts et les Armes manie
En ce tens, le merite et le vray los perit. App., A. Voyer.
Amour qui est de tout le seul ouurier supreme
j_ 4 3
A d'eteruelles loix les choses perdurablea
2
Estreintes, s'exeinptant de toutes loix soy- mesme —
Chap. fol. 21b;
Mesme aux Dieux la malice,
La rage et l'iniustice,
Et cet ardeur de faire
Outrage aux innocens,
Ne peut plaire, mais plaii'e
A luy seul ie les sens. — Chanson fol. 25;
1 4
Je ne seruirois plus fors qu' a ton sacre los
• 2 3
D'inciter languissant les esprits plus dispos —
Ep. fol. 117b;
b. Pronomen:
Et si le faux Discord de luy nous vient distraire —
Chap. fol. 13b;
C. Stellung der adverbialen Satzbestimmungen.
Par qui fut, toute chose en ordonnant guidee,
1
En son lieu le plus propre, et par force amoureuse,
2
Sans que rien restast vain, l'une de l'autre aidee.
[vain = desert] Chap. fol. 13b;
De l'haleine et non pas du regard, comnie on feint,
Ce royal serpenteau la vie en eux esteint:
[serpenteau = Basilisc] . Discours fol. G6b;
[aurois - tuj
dedans ma pensee
De toute Ambition le pouuoir combatu? Chap. fol. 135.
Et moy ie recognoy dans si haute deesse,
[= object de mon amour]
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. 15
2^ Ü. Fehse
(Qui est Tceuure et suiect on mon ame se ränge
Et de tes raritez la rarite maistresse) [tes = araour]
Je ne syay quoy taut beau, taut diuin, tant estrange,
Qu' auecques toy, ie croy, ie suis force la dire
[la dire = l'appeler]
Le mieux de tout ton mieux, Ie plus de ta louauge. —
Chap. fol. 14 ;
Vorstehende Verse (fol. 14) sind angeführt wegen der
Dunkelheit und Unbestimmtheit der Beziehungen.
Die Präposition ist getrennt vom Infinitiv:
L'autre esmouuoir les Rois de ces deux honorer
[l'autre = l'auiour; ces deux = la vertu et la science.J
Epithalaiue.
Ou pour au milieu de leur bieu
Auoir voulu trop eutreprendre — Ode fol. 122t> ;
L'autre p o u r tou pourtrait gardien v o u 1 o i r prendre —
Epitre fol. 116b;
5. Metrische Verse.
Auch auf diesem Gebiete ging Jodelle kühn mit dem Bei-
spiele voran, denn nach Pasquier's Zeugniss war er der Erste,
der ein Distichon in französischer Sprache dichtete.^) Aber der
methodische Geist und eiserne FleiSi» Baif's gehörte dazu, um
die völlige Umgestaltung der französischen Metrik nach dem
quantitireuden System zu versuchen.
Im Gedichte des Letzteren »Aux Poetes frangais« (1574)
wird Jodelle bei Aufzählung der Gönner und Beförderer der Be-
strebungen Baif's nicht mit genannt, vielleicht aus Eifersucht
nicht, denn längere und kürzere metrische Gedichte auch aus
späteren Jahren beweisen, dass er dieser Liebhaberei treu ge-
blieben ist.
Ausser dem citirten Distichon vom Jahre 1553 schrieb
Jodelle um das Jahr 1558 5der 1559 vier Distichen zur Ein-
führung seiner »Epitre ä Me Marguerite de France« etc. fol. 116
— und im Jahre 1567 begrüsste er das 1. Buch der »Meteores
des Baif« (in einem Sonette und) in einer Elegie »A la France«
in 18 Distichen, fol. 115.
Ferner finden sich in »Hymenee«, verfasst im Jahre 1570, zwei
Gedichte für den Gesang bestimmt, wovon das eine in sapphi sehen
^) Pasquier, Recherches, livre VII, cbap. 12, auch E. Tabourot
iu Bigarrures ingenieuses. chap. 13. Cf. Goujet, Bibl. t. 12.
Das Distichon heisst:
Phebus, Amour, Cypris, veult sauuer, nourrir et orner
Ton vers, cueur, et chef, d'onibre, de flame, de fleurs.
Pol. 114^
EstUnne Jodelle s Liirik. 227
Strophen geschrieben ist, gereimt, aber niclit nietriscli, sondern
in französischen Ellsilblern, das andere dagegen bestellt aus askle-
piadeischen Versen, in Keinipaaren und metriscli nacli dem
Schema :
Das letztere Stück zeigt recht deutlich die innige Ver-
wandtschaft des asklepiadeischen Verses mit dem Alexandriner.
Ob sich Jodelle derselben bewusst war? Ein Streben, den
Alexandriner dem antiken Verse zu nähern durch Vermehrung
der Hebungen bis auf 6, tritt freilich bei ihm ebensowenig her-
vor wie bei seinen Zeitgenossen.
In seinen Hexametern und Pentametern sind die Daktylen
oft durch Spondeen ersetzt, in den Hexametern besonders häufig
im 3. und 4. Fusse. Das gebräuchlichste Schema ist:
a) für die Hexameter : --wi-^--i-i_i--i_w^i__
dann : __i_x.^i_ii-i_>^^i->,v.i_-
und : -wv^i-_i_ii-^i_-i-ww|-
b) für die Pentameter: - --^i -v^vi . h -!>--- 1---
Auch in diesem formellen Theile kehren die schon aus
dem Inhalte der Schriften Jodelle's erkannten Charakterzüge
wieder. Die Lust am Originellen tritt hervor in manchem kühnen
Versuche, in Neuerungen auf dem Gebiete des Strophenbaues
Uiid in der eifrigen Pflege neuer Gattungen, als der Terzine und
des Sonetts. Natürliche üngebundenheit bewahrte Jodelle vor
unnützen Künsteleien, als Beachtung der syntaktischen Cäsur
und Vermeidung des Enjambement ; Flüchtigkeit und theoretische
Unklarheit aber beeinträchtigten die Correctheit seines Stils und
verleiteten ihn zu manchem unglücklichen Experimente. So ist
sein Reim nach Form und Stellung zuweilen fehlerhaft, die Ver-
theilung der Hebungen (Accente) nicht immer richtig. Seine
Stropl en sind oft misslungen wegen unverhältnissmässiger Länge
und unpassender Versmischungen. Am meisten aber Avird die
Wi-kung seiner . Verse geschwächt durch den Missbrauch der
Kv'ersionen.
H. FEHSE.
15*
Grammatisches und Lexicalisches.
Zu Sachs' Französischem Wörterbuch.
IVlit den folgenden lexicalisclien Beiträgen verl)and icli ur-
sprünglich keine andere Absieht, als unseren Sachs zu vervoll-
ständigen. Erst nachträglich unternahni ich noch eine genaue
Vergleichung mit Littre und dem neusten Wörterbuche der Aca-
demie. Dabe.i fand ich, dass in 55 von 91 Fällen die von mir
gefundenen Wörter und Redensarten entweder ganz oder in der
gegebenen Bedeutung in den beiden grossen franz. Werken fehlten,
während in den übrigen Fällen Littre und die Ac. sich gegen-
seitig ergänzten, wobei allerdings der erstere das meiste beiträgt.
Ich liabe die Resultate meines Vergleichs zur bequemen Ueber-
sicht unter dem Text in fortlaufender Nummer beigefügt.
acceder ä, gelangen zu, Zugang haben zu (räumlich)^)
TjB patnUon auquel an accede par rine rue laterale, est iine con-
stniction clans le goüt Italien (0. Feuillet, Amours de Philippe,
Revue 1/7 77, 26). On y accede, malgre la roideur de la pente,
par une route facile (0. Feuillet, Julia de Trecoeur, ed. Levy
p. 187). La plus hasse de ces terrasses donnait sur le chemin
public, et y acce'daif 2)ar un dernier escalier d'une dizaine de
marches (0. Feuillet, Journal d'une femme, Revue 1/8 78, 484).
Le salon du rez-de-chnussee y (au j ardin) accede par deux ou
trois marcJies (ib. p. 494). La parte, etroite, s'ouvre ä hitit pieds
du sol, et Von y accede par un escalier fort roide (P. Merimee,
Colomba, Revue 1840).
les aines = les ancetres, die Vorfahren, Ahnen. ^) 3Ies
atnes avaient conquis pour nos descendants la justice et la liberte
(Souvestre, Au coin du feu I, ed. Schulze, p. 55.).
ajuster qn. oder q eh., Jemd., etw. auf's Korn nehmen)
auf Jemd., etw. anlegen, zielen.^) Aii piassage d'un petit ruisseaü
^) Die Ac. sagt: Acceder signifie attssi quelquefois : arriver a. On
accedait ä cette tcrrasse par vingt marches. Littre hat diese Bedeutung
erst in den Additions zu dem Supple'ment avoir acccs ä, arriver ä.
-) Fehlt in d. Ac. und bei L. in dieser Bedeutung.
•') Sachs giebt nur ajuster son coup, son fitsil, aber nicht ajuster
une personne, während sowohl die Ac. als L. diese Bedeutung (= viser)
angeben.
O. Schmager, zu ''^.achs' franzndscheni Wörterbmh. 229
. . . le vietix Polo Griffo apercut i^hisieuvs cochons confortablement
couches dans la haue. Aussitot ajustant le plus gros, 11 lui tira
un coup de fusil dans la tele et le tua sur la place (P. Meriniee,
Colomba p. 120 ed. Schmager). H se haisse pour ^:»?*e)icZ7'e
l'argent, Je fais feu, et je l'avais sl hien ajuste qiie sa tete porta
en tomhant sur les e'cus qu'il deterralt [\h. 86). Un homme qu'll
n'avait point apercut, et qid l'a just alt poste derriere un aiitre
mur (ib. p. 124).
l'article de tcte, der Leitartikel (in einer Zeitung).'*) Der
Minister zu einem Redacteur: II n'y a pas dix lignes qui ne
soient rejyrehensibles ! Dans votre ar fiele de tete, vous paraissez
mettre en doute l'infaillihilite' du gouvernement en matiere de re-
pression (E. Zola, Son Excellence Eugene Rougon p. 299).
une associee, eine Lebensgefährtin. •"■) II a vite comprls
que je serais une honnete femme, une associee, pour me servir
du mot que vous m'avez tant repete (A. Delpit, Roberte de Bramafam,
Revue 15/1 77, 366).
avantager qn., Jemd. vortheilhaft kleiden, herausstreichen.*')
Les gages sont forts, la nourriture est honne, la livre'e est juste
assez voyonte pour av antager un hei liomme (Gaboriau, Vie
infernale I, p. 4).
blanc = royaliste; rouge = democratique ; noir =
ultramontain.'') Quand on vient d'entendre certains discours, quand
an vient de lire certains journaux, hl an es, rouge s oii noirs,
est-il un ineilleur moyen de se rafratchir, de se refaire, que de
lire une epttre d' Horace? (G. Valbert, Revue 1/1 77, 219).
bolieme als Adj., frei, zügellos.^) II s'irritait et se ddses-
■perait de ses fagons un p)eu hohem es avec ses camarades de
theatre etc. (Ö. Feuillet, Am. de Phil., Revue 1/7 77, 24).
u n b 0 u c h e - e n - c oe u r , ein Süssthuer, ein gezierter Mensch. ")
Le docteur irlandais introduit dans cette detresse n'eut aucun
*) Der Ausdruck article de tete, Leitartikel, scheint beachtenswerth
genug, um besonders erwähnt zu werden. Allerdings führen ihn weder
die Ac. noch L. an, auch Sachs im deutschen Theile hat nur un premier
Paris etc., und un article (de fond).
^) Fehlt in d. Ac. und hei L in dieser Bedeutung.
^) L., die Ac. und Sachs geben bei avantager nur die allg. Bedeu-
timg an = donner des avantages ä qn. par dessws les autres.
'). Die Bedeutg. der drei Adj. fehlt in der Ac. ganz; L. giebt we-
nigstens die Subst. an.
") Fehlt als Adj. in der Ac. und bei L.
") Dae Subst. fehlt auch bei L. u. in der Ac. ; dagegen findet sich
die Redensart faire la bouche en ca}ur bei d. Ac. erklärt durch : Donner
a so bouche une forme mignarde, affectce, bei L. : Faire des minauderies,
affecter des manieres doucereuses. Auch Sachs hat diese Redensart, aber
nicht das Subst.
230 O. Schmager
succcs avec ses manieres paternes, ses helles phrases de bouche-
en-cccur (seinen schönen, siissthuenden Redensarten) (A. Daudet,
Le Nabab, ed. Cliarp. p. 133).
en bi'oussailles, struppig, wirr, buschig.^'') Son cousin,
lorsquil venait au parloir, ne voyait pas sa heaute morale; il
voyait ses cheveux en broussailles , ses ongles trop courts etc.
(0. Feuillet, Am. de Phil., Revue 1/7 77, 10). Ses cheveux
crepus masses comme un bonnet d'astrakan sur im- front bas et
tetu, ses sourcils en broussailles . . . lui donnaient Vasp)ect feroce
d'un Kalmoiick (A Daudet, Nab. 2<S). Rlen qu'ä voir son feint
colore et couper ose, ses cheveux tailles en brosse, ses petits yeux
brillants sous des sourcils en broussailles et sa formidable
moustaclie ä la Victor -Emmanuel, on se disait: » Voici un vieux
Soldat«- (Gaboriau, Vie inf. I, p. 284).
broussaill eux, se, mit Strauchwerk besetzt (im eigtl.
Sinne. ^^) C est plus facile ä dire qu'ä faire, murmura. Laurent,
en examinant la rive broussailleuse (A. Theuriet, Le filleul
d'un marquis, Revue 15/10 77, 747).
cale, bequem hingestreckt, in sorgloser Ruhe liegend.^-)
Bientöt, cale dans mon sofa, je me preparai" ä eprouver une
Sensation nouvelle (Brillat-Savarin, Physiologie du goüt, ed. Levy
p. 274). M. Lorrain ... financier aussi aimable que prudent, qui
s'est bien cale dans le port (der sein Schäfchen in's Trockene
gebracht hat) poiir juger plus sainement des effets de la tempete
(ib. p. 286).
canne, geflochten, Rohr . .^•') C'etaient des chaises canne'es
(Rohrstühle), toutes devernies par les linges mouilles qui trainaient
Sans cesse sur les dossiers (Zola, Eng. Rougon p. 378). i Les
longues galeries d'e'te . . . que leurs canap>es Louis XV, canne s et
ßeuris, meidjlaient avec une coquetterie estivale (Daudet, Nab. p. 208).
cantiquer, besingen, verlierrlichen.^^) Souvent il avait
fait ce reve d'etre ainsi cantique dans les journaux parisiens
(A. Daudet, Nab. p. 35).
le caracolement, die Schwenkung, Drehung.^'*) Die
Sccne spielt in einem Salon: Les femmes, sans rien entendre, pre-
occupees d'elles- meines, avec de petits caracolements sur place.
*'^) Fehlt in d. Ac ; L. (im Suppl.) hat: barbe en broiissaille.
") Fehlt in d. Ac. ; L. (im Suppl.) erklärt es: embarrassc de
broussailles, z. B. ces pentes broussailleuses.
'-) Fehlt in d. Ac. in dieser Bedeutung; L. giebt schon im Dict.
qui a qttelque aisance, qui est en bonne position.
^•"O Fehlt in d. Ac; L. (im Suppl.); qui est fait avec la canne z. B.
chaise cannce.
1*} Fehlt in d. Ac. und bei L.
^") Fehlt in d. Ac. und bei L.
Zu Sachft französwchein W/>rterlmrh. 231
des fp'dcef! fris.fonnnnte.'i, de.t jenx de 2'>'>'wneUes et d'epaules, mur-
muraient qtielqites mots d'ncoieil (Daudet, Nah. p. ß2).
ci-devant, als nnverändorlielies Adjectiv, früher, ehe-
malig'. ■'^'') Comment est-ü fait de sn personne, ce ci-devant sauvnge?
(0 Feiiillet, Delila p. 147). Le ci-devant pensionnaire de Span-
dau se plaignait meme de ce qu'il n'y avait pas toujours de la
viande (Paul de Saint -Victor, Barbares et Bandits, p. 151 ed.
Levy). Par un hasard malheurenx, la inaitvesse de l'hotel oü il
descend liest avtre qne Berthe, sa ci-devant femme (J. Goiir-
danlt, Deux romans d'outre - Khiii, ReA^ue 15/3 77, 376).
Le clapotement, das Plätschern, Anschlagen der Wellen.^'')
Rien de plus higiibre le snir (que le port de la Villette ä Paris),
quand les chantiers sont fermes, quand, les rares hecs de gaz
ajoutent a l'horreur des tenebres, lorsqti'il n'y a, ptour rompre le
silence, que le clap otement de l'eau troublee par qtielqiie marinier
ccopant (ausschöpfend) son batea.u (Gahoriau, Vie inf. II, p. 259).
colereux, cholerisch, jähzornig.^*) Pour uniqne reponse,
le colereux vieillard d'un coup de son bäton lui rompt ä demi
l'echine (Jules fiourdault, Revue 15/3 77, 355).
la coraillerie, die Korallenbank, •^'^) Eii fondant cet
etablissement sans pareil (La. Caisse territoriale), Paganetti de
Porto -Vecchio a pm pour bnt de monojyoliser V exploitation de toute
la Corse: mines de fer, de soiifre, de cuivre, carrieres de marbre,
corailleries, huitrieres etc. (A. Daudet, Nab. p. 42).
courtiser la dame de pique, spielen.'^") Un komme
qui passe sa vie ä coiirtiser la dame de piqiie (Gab., Vie
inf. II, 16).
se defaire, sich auskleiden, seine Sachen ablegen (von
Frauen allein?).'''^) Elle commenca ä se de faire devant sa glace
tout en parlant (0. Feuillet, Aniours de Phil., Revue 1/7 77, 26).
Voris vous defaites vous-memef (0. Feuillet, Le pour et le
contre, sc. VI.) Je saurais bien me defaire tonte senle (V. Clier-
buliez, Le bei Edwards, Revue 1/8.79, 526).
le deplume, subst., der Kahlkopf. -") C'estl'autre, le vieux
» deplume <i- qiii aura machine la chose (Gaboriau, Vie inf. II, 268).
derouiller, v. trs. , gelenkig machen. ^^) J'aime mieux
^") Die Ac. sagt: On Vemploie aussi adjectivement en ce sens; L.
(Dict.) Tjezeichuet es = prc'cc'dent, d'autrefois.
^') Fehlt iu d. Ac. und bei Ij.
***) Fehlt in d. Ac. und bei L.
^^) Fehlt in d. Ac. und bei L.
^") Fehlt in d Ac. und bei L. als besondere Redensart.
■-^) Fehlt iu d. Ac. und bei L.
■^''J Fehlt in der Ac. und bei L.
^'') Fehlt in d. Ac. und bei L. iu dieser Bedeutung.
232 . O. Schmager '
marcher un 2)eu, disait-eUe, ga me derouille les jambes (Zola,
Eng. Rong. p. 79).
le desliabill erneut, die Nacktheit.'^'*) L'ateUer lui etait
insvpportohle avec cette fumee de tahac permanente, le nuarje im-
penetrahle pour eile oü les discussions d'arf, le desh nbillement
des idees se confondaient dans des toiirhillons brälants et vagues
(Daudet, Nab. 120).
le disp ensaire, siibst., das Koclibiicli.^''j Je chargeai man
maitre queux de s'en procurer la recette avec les details les plus
minutienx, et je la donne d^antant plus volontiers aux amateurs
que je ne Voi trouvee dans aucun disp ensaire (Br. Sav., Pliys.
du goüt, 265).
rec(Buremeiit, subst., der Ekel.-'') Lui aussi, ü etait
blase, et jusqu'ä V ecoßjivement, sur ces drames effroj/ables et hon-
teux qui se joiient au chevet des morts (Gab., Vie inf. I, p. 191).
On s'en amuse, et Von est pres de s'en attr ister en meine iemps ;
le rire y laisse des ecceurem.ents (G. Vautier bei der Bespre-
chung von Sardou's Dora, Revue 1/2 77, 719).
Tecrasement, das Gedränge.^'') Elle prit le pont Notre-
Dame et s'engagea dans la rue de la Cite. Mais l'ecrasement
y etait iel, qu'elle mit un grand quart d'heure pour atteindre la
rue de Constantine (Zola, Eug. Roug. p. 113).
oraison ejaculatoire, Stossgebet.^^) Tel qui se moque
de Notre-Dame-de-Lourdes adresse des oraisons ejaculatoires
ä l'habit bleu, au gilet blanc de ce bon M. de Robespierre, ou menie
au sacre cceur de Marat (G. Valbert, Revue 1/1 77, 214).
embaumer, v. trs., riechen, duften nach etwas. ^^) Le
brave gargon en etait donc reduit ä lire et ä relire la suscription,
et ä flairer le papier qui embaumait la verveine et l'iris (Gab.,
Vie inf. II, 258).
embroussaille, verworren, struppig.^**) Elle restait lä ä
rougir dans les dentelhs de son oreiller, ses cheveux e m brous-
sailles autour de son diademe etc. (A. Daudet, Nab. 133).
embuer, trüben? oder tränken?"'^) L'idee d'assombrir
cette gaite rayonnante dont la vie de la maison etait faite, d'em-
■'*) Felilt in d. Ac. und bei L.
■^■'') Fehlt in d. Ac. und bei L. in dieser Bedeutung.
■^"j Fehlt in d. Ac. ; L. (im Suppl.) sagt: Etat de celui qui est
ecoeure.
=") Fehlt in d. Ac. und bei L.
•^«) Fehlt in d. Ac. und bei L.
■'") Fehlt in d. Ac. und bei L. in dieser Bedeutung.
•'"'j Fehlt in d. Ac. ganz; bei L. in dieser Bedeutung.
=»0 Fehlt in d. Ac. und bei L.
Zu Sachs' französischem Wörterbnch. 233
buer de grosses larmes ces jolis yeux clairs, lui parut insuppor-
table (A. Daudet, Nab. 92).
emerger, v. intr., hervortauclieii, hervorragen.^^) 11 secalma,
soupirant, regardont du cote de J'Arc-d^-Triomphe, dovt le bloc de
pierre grisätre emergeait de la nappe verte des Champs-Elysees
(Zola, Eug. Roug. 53).
r empierre ment, subst., die Versandung. ^^) II dessechait
des marais, comhattait avec des machines ivdssantes V empierre-
ment du sol, arretait la mar che des dunes ^jar des plantations
de pnns, dotait la France d\in com de fertilite iinraculeux (Zola,
Eng. Roug. 179. — Es handelt sich um die Urbarmachung des
unter dem Namen Les Landes bekannten wüsten Landstriches in
Frankreich).
une empoignade, subst., Rauferei, Wortgefecht.^^) C'e-
taient alors de terribles emjyoiguades , des disciissions dovt le
j)ere sortait vaincu (A. Daudet, Nab. IIG).
rentre-bäillure, subst. f., die halbe Oeffnung, Spalte. ^^) II
avait bien fait trente tours, et commengait ä s'impatienter, quand
il apergiit, se glissant par V entre-bäillrtr e de la gr aride porte,
ime tete eveille'e et fiitee comme celle d'une belette explorant, avant
de sortir, i'alentour de son irou (Gab., Vie inf. I, 181).
escla vager, zum Sklaven machen, knechten.^^) 31. Joijeuse
etait im craintif, un timiide de naissance; vingt aris de menage
avec ime maitresse femme, »7me j)^'>^ sonne de la nobles se«, Vagant
esclavage j^our tonjours (Daudet, Nab. 101).
evacuateur, entleerend. ^'^) La boucJie la plus jolie et la
plus fratche perd tous ses charmes quand eile usurpe les fonctions
des organes evacuateur s (Br. Sav., Phys. du goüt, 272).
evaporometre m. (phys.), Verdunstungsmesser. ^^) On la
mesure (l'evaporation) aussi dans les observatoires , avec des in-
struments speciaux, des evapjor ometres (J. Jamin, La Rosee,
Revue 15/1 79, 341).
^^) Die Ac. giebt die sehr allgemein gehaltene und deshalb hier
auch passende Erklärung : Passer dun milieu infe'rieur ä un milieu su-
p(frieur, et surtout, Sortir d'un milieu obsciir pour entrer dans un milieu
lumineux. L. beschränkt das Verb, auf die Geologie: Etre souleve par
une force centrale au-dessiis du niveau de la mer. Er fügt allerdings
hinzu, dass derBegriif auch auf andere Fälle ausgedehnt wird, giebt aber
nur Beispiele mit soleil. Ganz ebenso Sachs.
^■'') Fehlt in d. Ac. und bei L. in dieser Bedeutung (= ensablement) .
•'*) Fehlt in d. Ac. und bei L.
^^') Fehlt in d. Ac. ; L. giebt das Wort im Suppl.
"") Fehlt in d. Ac. und bei L.
■''') Fehlt in d. Ac; L. hat es als Subst. im Suppl.
"") Fehlt in d. Ac. ; L. giebt es im Suppl.
334 O. Schmagcr
extra- eivilise, übercivilisirt.^^) En regardanf, ces phy-
sionomies si differentes , les unes violentes, harhares, vulgaires,
d'autres extr a- civilis e es , fanees, hoidevardivres, comme hlettes . ..
il etait itnjwssihle de dire . . . (A, Daudet, Nab. 32).
suivant la formule, wie man zu sagen pflegt. '^^) Taut
de condescendance me fit craindre, snivant la formelle, d'etre
le jovet d'un reve insense (0. Feuilletj Rom, d'iin jeiine liomme
pauvre, p. 170).
le fvisement, das Zwinkern. ^^) Du hotd des levres, non
sans vn frisement d'cßil legerement ironique, Vhuissier murmura
im 7iom qni ... (A. Daudet, Nab. 6).
pipe ä la frouee, auf den Leim gelockt.^-) II ne fant
2^as qiiil soit pipe comme une alouette ä la frouce (A. Theu-
riet, Filleul d'un marq., Eevue 15/10 77, 729).
gabeur, adj., hänselnd, neckend, spottend. ^^) Paladins in-
vincibles, celebres ^^f/r des chantres gaheurs etc. (Br. 8av., Phys.
du goüt, 332).
garnisonner, v. trs., besetzen (als Garnison).**) Cepen-
dant cinq ou six bergers mandes par Colomba arriverent j^onr
garnisonner la tour des della Rebbia (P. -Merimee, Colomba,
ed. Schmager, 113). 3Ion jyere, qui occupait un moidin qiiil avait
g arnisonne de son mieitx, en fut deloge assez briisquement (Comte
d'Haussonville, Souv. de l'Emigr., Revue 1/1 78, 102).
lire la gazette, nichts zu fressen bekommen.*'') Cepen-
dant les chevaiix fiirent mis ä Veciirie oü ils lurent la gazette
(Br. 8av., Phys. du goüt, 306).
geignard, adj., wimmernd, heulend, greinend.*'') Aux en-
coitragements comiques, aiix •» consolations prodiguees« en p>lirases
de livres de prix des voix de jeunes coqs enrliumes repondaient
les bene'dictions attendries, les momeries geignardes et piteuses
d'wi porche d'eglise ä la sortie de vepres (A. Daudet, Nab. 139).
3») Fehlt in d. Ac. und bei L.
*") Fehlt in d. Ac. und bei L. als besondere Redensart.
") Fehlt iu d. Ac. und bei L.
•*-^) Fehlt in der Ac. ; L. erklärt im Suppl. = sifflement de Voise-
lem- potir attirer les oiseanx und belegt diese Bedeutung mit einem
früheren Beispiele desselben Autors (1875).
*■") Fehlt in der Ac; L. giebt im Suppl. das obige Citat und fügt
hinzu; Vieux mot quil n'est pas mauvais de remettre en xisage.
**) Fehlt in d. Ac. und bei L.
*'•) Fehlt in der Ac. ; Littre (im Dict.) : Lire Ja gazette (fig. et pop.),
se dit d'im cheval etc. que son maitre laisse expose d l'injure du tetnps,
pendant qiiil est, lui, au cabaret. Ganz ebenso Sachs. Aus dem obigen
Beispiel geht hervor, da.ss diese Erklärung zu eng ist.
*") Fehlt, in der Ac. und bei L.
Zu Sachs^ französischem Wörterbuch. 235
genial, genial. ^^) Lenthold montrait quelques journaux
americains oü de'jä l'eloge de la femme geniale s'etcdait eii i^lu-
sieuvs colonnes dans le style de la reclame la plus ampordee
(J. Gonrdault, Deux romans d'outre- Khin, Revue 15/3 77, 376).
On admire heaucoup son (M. de Bismarck) audace, on admire aussi
sa geniale et mepliistophelique insolence Citat aus Cherbuliez in
Paul de Saint- Victor, Bavbares et Bandits, 36).
gourmeux, mit dem Ausschlag, Milchschorf behaftet,
grindig.'*''*) Ce sont les teigueux, les gourmeux^ les dlsgraclcs
de Befhle'em (Daudet, Nab. 157),
de haut goüt, sehr schmackhaft.*^) En supprimant
Vambre et le sucre candi, on peut, par cette methode, improviser
un j)otage de haut goüt et digne de figurer ä im diner de con-
naisseurs (Br. Sav., Phj's. du goüt, 287).
inappris", nicht angelernt.-''^) Une voix fameuse qui, mal-
gre taut son eclat, n'avait rien de theätral, mais semblait une
parole emüe vibrant sur des sonorites inappris es (A. Daudet,
Nab. 68).
inassouvissables, a., unersättlich, unstillbar.''') ... de-
voree par d'inass ouvis sables convoitises (Gab., Vie inf. II, 471).
inventorier, rasch überfliegen.''^) Vous! ■ • • fit la femme,
en inventoriant d'un coiip d'ceil la toilette de M. Fortunat (Gab.,
Vie inf. I, 60). Anssi, tout en gagnant d'un pas rapide la de-
meure du marquis de Valorsog, inventoriait-il ses chances, rc-
capitidant ses ressources, cherchant bien s'il n^oubliait rien etc.
(Gab., Vie inf. II, 327).
Jamaicain, der Bewohner von Jamaika.-''"") Nous nous
rendimes cJiez Little, oü nous trouvämes les Jama'icains (Br.
'Sav., Phys. du gout, 269).
le lessivage = le lavage, la lessive, das Waschen, die
Wäsche.^*) Dans nn chenil sordide qii'a epargne le grand lessi-
■*') Fehlt in der Ac. ; L. erwähnt diese Bedeutung im Suppl., ver-
wirft sie aber als irrig.
**) Fehlt in der Ac. und bei L.
*®) Die Ac. und L. sagen: Cette sauce est de haut goiH = eile est
sale'e, e'picee ; daher Sachs: de haztt goitt = gesalzen, gewürzt, was in
dem obigen Falle nicht stimmt.
^"^) Fehlt in der Ac; L. giebt im Suppl. ein Beispiel aus TöpfFer,
Voyage en ziazag.
•'*') Fehlt in der Ac; L. giebt es im Suppl.
®-) Fehlt in der Ac. und bei L in dieser Bedeutung.
^'') Da Sachs in anderen Fällen Verschiedenheiten in der Ortho-
graphie mit peinlicher Genauigkeit auffuhrt, so schien mir auch diese
Form Aufnahme zu verdienen.
•''*) Fehlt in der Ac. ; L. im Dict. sagt richtig: Action de lessiver;
S. beschränkt das Wort auf die Chemie und die fig. Bedeutung.
236 O. Schmager
vage, car on ne comptait certes i^as le montrer, sur des matelas
ranges ci terre, une dixaine de petits monstres sont etendus (A. Dau-
det, Nab. 157; vgl. auch p. 150, Zeile 2).
temperament ly mpliatique, Temperament, in welchem
das Lymphsystem vorzuherrsehen scheint (wo das Fleisch wenig
gefärbt und nicht sehr fett ist).^'"') Quand je le toisai avec ce
regard qui penetre jnsquä Ja modle des os, je vis qu'il etait d'uu
temperament lymj^hatique, qu'il avait le visage hoursoiiffle,
les yeicx morts, la tete petite et des jamhes de femme (Br. Sav.,
Phys. du goüt, 301").
le marchandage, das Feilschen.^'') Toutes deux (eine
Fürstin und eine Marquise als Verkäuferinnen in einem Wolil-
thätigkeitsbazar) rivales, mettant le triomphe de leiir beaiite dans
la p>^i<s grosse recette, raccrochaient les pratiques, appelaient les
hommes, demandaient des prix impudents, puis, apres des 7nar-
chandages furieux de houcheres voleuses, donnaient un peu d'elles
. . . pour dedder les gros achats (Zola, Eng. Roug., 412).
le mercenariat, das Söldnerthum.^'') Moessard commenca
ä lire un long dithyrambe en faveur de V allaiteinent artißciel, ecrit
sur des notes de Jenkins, reconnaissahles a cerfaines p^lirases en
.baudruche que V Irlandais affectionnait . . . le long martyrologe de
l'enfance . . . le m.ercenariat die sein . . . (A. Daudet, Nab. 35).
ma merveille (als Kosewort), mein Prachtkind! ^^) Que
jyourrais-je vous offrir, ma merveille? (0. Feuillet, Rom. d'un
j. h. p., ed. Levy, p. 162).
mitonner, v. intr., im Gange sein, langsam kochen.''^)
Chupin etait radieux: c etait sa vengeance qui mitonnait (Gab.,
Vie inf., I, 450).
le montreur d'ours, der Bärenführer.^*^) II avait une
voix de montreur d'ours faisant un honiment (Zola, Eug.
Roug. 103).
^^) Sachs giel;)t das Adj. ; doch muss wohl der Ausdruck temp.
lymfh., wie bei L. und d. Ac, besonders erwähnt und erklärt werden.
'''^) Fehlt bei L., während diesmal die Ac. das Richtige giebt:
Terme d'industrie. Action de marchander.
'^'^) Fehlt in der Ac. und bei L.
^''j Vielleicht verdient dieser Ausruf der Bewunderung, der als
solcher auch in der Ac. und bei L. fehlt, ebenso gut Aufnahme bei
Sachs , wie z. B. unter mie II , ma mie, unter chat II , ma chatte.
■'^") Fehlt in der Ac. und bei L. als v. intr. in übertragener Be-
deutung.
^'^) Fehlt gänzlich in der Ac; L. erklärt (im Dict.): Celui gui
montre; ebenso Sachs, jedoch ohne ein einziges Beispiel, während L. unter
anderen doch auch hat : montreur de betes feroces. Im deutsch-französ.
Theil giebt S. für Bärenführer nur meneur d'ours.
Zu ''^tichit^ /ran:<>sis('/i,etii Wi'irferftHc/i. 237
faire le mort, ganz still schweigen.''') Nojis jyoitvons
echigner Eougon, yious autres (weil wir ihm nichts verdanken).
Seulement, je trouve que Kahn (der ihm sehr viel verdankt) cle-
vrait faire le mort. Je n'aime pas les (jens saus coe«v, niol . . .
(Zola, Eng. Koug., 383).
moutonner, wogen (von Bäumen, Menschenmenge etc.).''-)
Les horizons boises de V Ar gönne, moutonnaient ä perte de vue
(Andre Theuriet, Revue 15/10 77, 729). En face d'elle, ä des
Heues, la foret de Complegne empUssait Vhorizon, de Ja mer rou-
lante de ses hautes futaies ; des cimes monstrueuses moutonnaient,
se perdaient dans un balancement ralenti de hoide . . . (Zola, Eng.
Roug., 214). Les plantations (de ceps) moutonnent aux yeux,
degringolent jusque dans le fleuve (A. Daudet, Nah. 197). C'etait
sur le quai meine que les chapeaux volaient au-dessus des tetes
moutonnantes (Zola, Eng. Roug., 110). Sa tete pale, fine et
mechante dominait les epaides qui moutonnai ent autour de lui
(Zola, Eug. Roug., 187).
nagez! fahr' zu! ^^) Je saxdai dans le canot, et je m'ossis
a cote d'elle. "»Nagez, Alain«, dit-elle aussitot, et le vieil Alain
qui se pique d'etre un maitre canotier, se mit ä hattre methodique-
ment des rames (0. P^'euillet, Rom. d'un j. h. p., 171).
1 a n 0 u r r i c e r i e (v. engl, nursery), Kinderstube, Ammenstube,
Kindersäugeaustalt, d. h. der Raum, in welchem sich ganz junge
Kinder befinden, die statt von Ammen von Ziegen gesäugt werden. *'^)
La piece est si haute dans ses parois ohscures que les visiteurs,
tout d'ahord, ont cru la nourricerie deserte (A. Daudet, Nab. 151).
obesigene, a., Fettleib erzeugend, aiithWihend.^-') Les pommes
de terre et lesharicots sont o besigenes (Br. Sav., Phys. du goüt, 318).
orie utaliste, Orientmaler. ^'') C'est cette recher che plus
®^) Die Ac. uud L. erklären' übereinstimmend faire le mort. fig. :
iVe pas repondre aux personnes par lesquelles on est questionnc, inter-
felle par i'crit. S. sagt nur: Sich todt stellen. Die obige Bedeutung der
Kedensart erwähnt keines der drei Wörterbücher.
"■^) Die Ac, L. und S. beschränken moutonner auf das Wasser
(Meer, See, Fluss) ; doch zeigen die obigen Beispiele, dass dieses Verb
nicht selten auch in anderen Fällen gebraucht wird.
"^j Dass nager = ramer pour voguer sur Veau ist, wird von der
Ac, von L. und von S. erwähnt. Die Ac. hat es für nöthig gehalten,
folgendes Beispiel mitaufzunehmen:. Allons , hateliers, nag es ! Und mit
Reclit. Mir scheint, dass dieser Im])eratif bei Sachs ebensogut eine be-
sondere Erwähnung verdient, wie unter tottcher II, 10 der Ausdruck:
Touche, cocher ! Fahr' zu, Kutscher.
'^*) Fehlt in der Ac. ganz, bei L. und S. in der obigen Bedeutung.
*^^) Fehlt in der Ac. und bei L.
^^) Fehlt in der Ac. in dieser Bedeutung, welche von L. im Suppl.
mit einem anderen Citat aus derselber Besprechung augegeben wird.
238 O. Schmager
ou moins inconsciente des frais horizons dans les zones embrasees
qui le (Fromentin) distingue et lui assigne une j^lcLce u part entre
tous les orientalistes (Henry lloussaye, Eug. Fromentin, Re-
vue 15/4 77, 887).
Papille, mit Zungenwärzclieu versehen (von les papilles
f., die kleinen Warzen auf der Zunge, vermittelst deren der Ge-
schmack der genossenen Speisen empfunden wird)."') Le re-
clamant etait M. Lorrain, degustateur fortement jj aj) ille . . . (Br.
Sav., Phys. du goüt, 286).
p etit-fournier, der Conditor (v. petits fours, kleines
Backwerk, Confekt, gebildet etwa wie fait - diversier von fait-
divers).'''^) M. Achard, pätissier - j^etit-fournier , rue de Gram-
mont, No. 9, Lyonnais, etahli depuis environ dix ans, a commence
sa rejndation par des bisaäts defecule (Br. Sav., Phys. du goüt, 330).
pharmaconome. Arzneikundiger. ''^) Ce n etait j^oint en
ma qualitt de p>oete que jetais requis, mais comme pharmaco-
nome (Br. Sav., Phys. du goüt, 275).
le pisteur, der Aufspürer, Jäger (auch traqueur, döni-
cheur).^") Antoine Vaudore fut le premier denicheur, ou plutot,
pour employer l'expression consacree, le premier »pisteur d'he-
o'itages « {Gah., Vie inf. I, 299).
le placier, der Stellenverschaffer, Dienstbotenvermiether.'^^)
Si Von na ni repondants, ni certißcats, qu'on tonibe de prison
ou d'ailleiirs, Glanaud, le grand placier de la rue de la Paix,
vous expedie boidevard Hausmann (A. Daudet, Nab. 196).
le poeticule, der Dichterling, Poetaster.^-) Les poeti-
cules dont vous parlez etaient, jen conviens, des impertinents ä
fouetter en place pjublique; mais ils avaient bien de l'esprit (0.
P'euillet, Bellah, ed. Levy, 154).
un porte - sequiu, ein Zechinenträger (orientalischer
Reicher). '^^) Tout ce monde-ld, emoustille par Vespjoir de pecher
quelque chose dans ce passage de beys, de nababs et autres porte-
sequins ... (A. Daudet, Nab. 213).
de principe, im Princip.^''^) II est de p)^'i'^^^^P^ gene-
**') Fehlt in der Ac. imd bei L.
'^'') Fehlt in der Ac. und bei L.
'^^) Fehlt in der Ac. und bei L.
'") Fehlt in der Ac. und bei L.
'*) Die Ac. sagt: Celui qui place des marchandises , des ouvrages
de librairie; L. : Celui qui s'occupe duplacement d'articles de commerce,
d'ouvrages de librairie etc. Aehnlich S. Die obige Bedeutung wird nir-
gends erwähnt.
''-) Fehlt in der Ac. und bei L.
'•^) Fehlt in der Ac. und bei L.
'*) Fehlt in der Ac. und bei L. als besondere Redensart.
Zu SachK' franzotiischeni Wörterbuch. Ji39
ralement reconnu gite tonte ahlutlon doit se cacher dans le secret
de la toüette (Br. Sav., Pliys. du goüt, 272).
processionnel, adj., prozessionsmässig, langsam, gemessen,
feierlich. ^^) Un faisan etoffe a ete exe'cute, saus mes yeux, par
le digne cJief Picard, au chateau de la Orange, chez ma charmante
a)iiie, niadame de Ville-Maine, et apj^orte sur la table par le major-
dome Louis, marchant ä j^as process ionnels (Br. Sav., Phys.
du goüt, 292).
la quinzaine, sbst., der Arbeitslohn für zwei Wochen.'^'')
0)1 ne peut donc pas rire avec les amls? . . . J'en ai rencontre
deux qui avaietit touche leur quinzaine , fallait-il refuser une
politessef (Gab., Vie inf. I, 62).
le retirement, die Rückkehr nach Hause, das sich Zu-
rückziehen.^") Un etourdi aurait sur - le charap deploye, ouvert,
ßaire et deguste. Un p>i'ofesseur agit dijferemment ; je 2ye>isai quen
pareil cas le retirement etait indique ; je me rendis donc chez
ouoi au pas officiel (Br. Sav., Phys. du goüt, 274).
les robes noires, die Schwarzröcke (von Gerichtsper-
sonen, nicht von Geistlichen).''^) Dans une hagarre oü trouver
ceux qui ont fait un hon cou])? Croyez-en votre sceur, Orso ; les
rohes noires, qui vont venir, saliront du papier, diront hien des
mots iautiles. II n'en residtera rien (P. Merimee, Colomba, 115).
roguonuer, v. trs., zwischen den Zähnen brummen.'''^) II
y en avait qui tituhaient, ou qui, ahetis par la hoisson, s'en al-
laient la tele hasse, en rognonnant des 2^hrases incoherentes
(Gab., Vie inf. I, 437).
rouge - cramoisi, kirschroth (gewöhnlich blos cramoisi).'^*^)
M. Wilkinson avait la face rouge- cramoisi, ses yeux etaient
trouhles (Br. Sav., Phys. du goüt, 271).
le ruement, der Angriff, Anfall, das Losstürzen auf Je-
mand.''^■'^) Dans la surjyrise, l'inattendu de ce ruement de brüte,
une autre que Felicia, une enfant de son dge, mais vraiment in-
nocente, aurait ete perdue (Daudet, Nab. 117).
''^) Fehlt als Adj, bei L., während die sonst so vorsichtige Ac. kein
Bedenken getragen hat, das Adj. aufzunehmen: Qui a rapport, qui est
relatif a une procession. Marche processiounelle.
''^) Fehlt in der Ac. und bei L. in dieser Bedeutung.
'*'') Die Ac. sagt: II nest usite quen termes de Chirurgie. L. da-
gegen giebt im Suppl. als vierte Bedeutung richtig an: Action de se re-
tlrer, de sisoler.
") Fehlt in der Ac. und bei L. in dieser Bedeutung.
'") Fehlt in der Ac. und bei L. als trans.
"") Fehlt bei L., steht jedoch in der Ac.
^^) Fehlt in der Ac; L. giebt es im Suppl. mit demselben Bei-
spiel, wie oben.
ii40 O. ISchmager
le riiissellement, das Rieseln, Rauschen. ^^) II regarda
les rosaces d'or du p/rt/ond, sarreta au ruissellement d'une
averse qui crevait en ce moment sur les vitres de la baie (Zola,
Eng. Roug., 2). Mais ce qui dom.ine, c'est le hruit d'un grand
lavage, d'un ruissellem ent d'eau, comme si BetMeem venait d'etre
surpris par les flammes (A. Daudet, Nab. 150).
somnambulant, somnambulenhaft. ^^) // fut pendant tout
un mols une de ces marionnettes lamentables, monologuant, gesti-
culant sur les trottoirs, ä qui chaque Tieurt de la foide arrache
une exclamation somnamb ulante (A. Daudet, Nab. 94).
la sous-pro vidence, Nebenvorseliung.^'*) Dans les pe-
ius Interieurs, il y a toujours un nom . . . qui tient dans la maison
le role de sous-providence, ou plutot d'un dieu lare familier
et surnaturel (A. Daudet, Nab. 95).
(se) tamponner, v. trs., abtupfen. ^^) AI. Fortunat avait
tire son mouchoir, et debout devant la glace, il tamjionnait la
sueur de son front et remettait en ordre sa chevelure (Gab., Vie
inf. I, 33). Elle avait tire son mouchoir de la j^oche, eile se
tamjjonnait les yeux, prise d'ime crise brusque de desespoir
(Zola, Eng. Roug., 307).
se tasser, sich zurechtsetzen (von Personen).^'') II se
tassa dans son fauteuil, ferma les yeux et j^ci'nt dormir (Gab.,
Vie inf. I, 75).
la tonalite, der Ton, die Grundfarbe eines Gemäldes.^')
La tonalite, qui na ni eclat ni vigueur, est poussee au noir
(H. Iloussaye, Eng. Fromentin, Revue 15/4 77, 883).
le tonique, subst., phm., Mittel, welches die Spannkraft er-
liöht.^^) Au moyen de ce tonique (gemeint ist der Bernstein),
Vaction de la vie devient aisee, la pensee se degage avec facilite
(Br. Sav., Phys. du gout, 288).
la transbordation, das üeberbordwerfen.®^) II n'etait
p)as moins question que de nous jeter tous ä la vier; ce qui eüt
ete. cependanf une Operation difficile, car nous etions huit contre
onze. J'etais, p«r mon exterieur, celui qui annongait devoir faire
*"^) Fehlt in 'der Ac. und bei L.
^^) Fehlt in der Ac. und bei L.
***) Fehlt in der Ac. und bei L.
'*^) Fehlt in der Ac. und bei L. in dieser Bedeutung.
*^^) Fehlt in der Ac. und bei L. in dieser Bedeutung.
**') Fehlt in der Ac. und bei L. in dieser Bedeutung.
"**) Wird sowohl von der Ac. wie von L. als Subst. m. erwähnt,
während Sachs diese Bemerkung nur bei tonique 3, mus., Grundnote für
nöthig hält.
"■') Fehlt in der Ac. und bei L.
Zu Sachs' französischem Wörterbuch. 241
le plus de resistance ä la transhordation (Br. Sav., Pliys. du
goüt, 301).
la turquerie, die Türkengesellschaft.''") Enfin, pour
rejnpUr les vides parini ces figures esquissees, la turquerie! Des
Tunisiens, des Marocains, des Egyptiens, des Levantins (A. Dau-
det, Nab. 32).
le vomitoire, Speinapf, Spülnapf (in welchen die Tisch-
genossen das Wasser speien, dessen sie sich bedient haben, um
nach dem Essen den Mund zu spülen).'-^') .Tai ecrit que le vo-
mitoire des Romains repugnnit ä la delicatesse de nos moeurs
(Br. Sav., Phys. du goüt, 272).
0. SCHMAGER.
^") Fehlt in der Ac; L. im Suppl. gibt als 2. Bedeutung: Ta-
hleau de scenes turques. In ähnlichem Sinne steht es hier.
®^) Fehlt in der Ac. und bei L. in dieser Bedeutung.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. IL 16
Kritische Anzeigen.
Le Tartufe, Comeclie de Moliferc, mit einer Eiiileitung und
erklärenden Anmerkungen herausgegeben von C. Th. Lion,
Dr. pM., Rector d. höh. Bürgersch. zu Langensalza. Leipzig.
B. G. Teubner. 1872.
Le Misanthrope etc. etc. 1877.
Die älteste mir bekannte, in Deutschland und mit deutschem
Commentar erschienene, Ausgabe eines Mohöre'schen Stückes ist die
des Avare von Dr. Friedrich Koehler, Lehrer der franz. tmd
engl. Sprache am Gymnasium zu Altenburg. Altenburg. J. H. .Jacob.
1851. Köhler beschränkt sich fast ganz auf die sprachliche Er-
klärang (aus dem Sprachgebrauch des Dichters); diese ist aber so
exact, so klar und knapp und zeugt von einer solchen Kenntniss
der franz. Sprache überhaupt und besonders der des XVII. Jahr-
hunderts, dass es zu bedauern ist, dass dieser Ausgabe des
Avare nicht andere desselben Herausgebers folgten. Trotzdem ist
sein Versuch fast als gescheitert anzusehen; er blieb ziemlich un-
beachtet und vermochte nicht den Missbrauch der französisch ge-
schriebenen, unselbstständigen und zusammengestoppelten Commentare
zu beseitigeii. Erst nach dem französischen Kriege wurde der Ge-
danke wieder aufgenommen, und Herrn Lion gebührt die Ehre,
nach Köhler die erste auf gründlichen Studien beruhende Moliere-
Ausgabe mit deutschem Commentar im Jahre 1871 mit den Femmes
Savantes begonnen zu haben, denen 1872 der Tartufe, 1877 der
Misanthrope folgten. Der erste Band der Laun'schen Ausgabe, le
Misanthrope, erschien 1873.
An Hi-n. Lion's Ausgaben des Tartufe und des Misanthrope
muss ich vor allen Dingen den immensen Fleiss lobend hervorheben,
mit welchem sie gearbeitet sind, und die peinliche Sorgfalt des Hg.
keine Schwierigkeit unerörtert zu lassen. Dagegen aber muss ich
als mangelhaft bezeichnen die Benutzung der vorhandenen Hülfs-
mittel und die den Einleitungen und Anmerkungen gegebene Form.
Krit. Anz. W. Knörich; C. TL Lion: Mol., Le Tart. u. le Misanth. 9A'6
Der Heran sg. gründet seine Erklärung hauptsächlich auf das
Dictionnaire de VAcademie (6. Ausg. 1835?), Gänin Lexique com-
joare, Mätzner franz. Grammatik, ferner auf die Lebensbeschreibungen
Moliere's von Grimarest, Voltaire, Taschereau, endlich auf die Ge-
sammtausgaben von Bret und Auger, die letztere ist indess in
aesthetischer Beziehung fast gar nicht ausgebeutet. Alle diese Werke
sind, mit gehöriger Vorsicht benutzt, vorzüglich brauchbar und nicht
zu entbehren, aber sie reichen nicht aus zur Erklärung Moliere's,
bes. in Beziehung auf den Sprachgebrauch. Unentbehrlich sind dabei
folgende 1871 schon vorhanden gewesene Werke: Godefroy Lexique
comparö de la langue de Corneille etc. Paris. Didier. 1862;
H. Fritsche, Moliere- Studien. Danzig. 1868; Littre, Dictionnaire
etc.; endlich die vorzüglichen von Regnier etc. besorgten grossen
Klassikerausgaben bei Hachette, mit ihren Lexicis. Die Benutzung
dieser zu den notwendigsten Hülfsmitteln gehörenden Werke, um
von andern zu schweigen, würde dem Commentar einen bleibenden
Werth verliehen haben, wäh^-end er so gleich beim Erscheinen schon
hinter dem Standpunkte der Forschung zurücksteht. Dass der Hg.
die benannten We]-ke nicht benutzt hat, geht schon daraus hervor,
dass er sie nicht citirt, während er doch sonst sogar Plötz, Fiebig
et Deportier, Gruner's üebersetzung etc. auf das ausgiebigste an-
führt. Ferner ist es ersichtlich aus dem Inhalt. Man vergleiche :
Tart. Vers 84 6 mit Littre s. v. me Nr. 6 und Schmitz Franz.
Gramm. 133. 3. a.; ib. 1031 mit Littre s. v. dedire. Remarque ;
ib. 1055 mit Littrö s. v. regaler; ib. 143 0 und Mis. 17 00 mit
Godefroy, Lex. comp. IL 116; Diez Gramm. III, 267 (1. Ausg.);
Mis. 171 mit Littre s. v. tächer. Remarque I; ib. 1 74 mit Gode-
froy I, 57 f.; Marty-Laveaux I. XXXIIL f.; ib. 2 3 9 mit Littrö
s. V. ennui; ib. 44 3 mit Littre s. v. langage Nr. 8; ib. 4 83 mit
Littre 1 canon Nr. 5; ib. 5 62 ist se zu ergänzen mit Godefroy
I, L. IL 185—206, besonders 190; ib. 10 74 mit Littre s. v. Gazette
Nr. 1. Jedenfalls ist an die von Renaudot begründete, von
Richelieu zum officiellen Organ erhobene Gazette de France zu denken ;
cf. Poisson, le fou raisonuable:
Vous me feriez le fou, n'auriez- vous point de honte?
La Gazette, Monsieur, eu feroit un bon conte.
ib. 10 7 7 mit Littre s. v. 1 raine. Nr. 1 Ende; ib. 145 2 mit Littre
s. v. 1 pis. besonders Remarque; ib. Seite 13 8, 3 mit Littre s. v.
1 de Nr. 1 Mitte, u. a. Die Oekonomie und Form des Commentars
lassen ebenfalls zu wünschen. Nächst der gewissenhaften Sorgfalt
halte ich füi' die Haupttugend des Commentators, dass er es ver-
steht, das Nothwendige vom üeberflüssigen , das Wichtige vom
Nebensächlichen zu scheiden, und dass er prägnanter Kürze nach
16*
244 Kritische Anzeigen. W. Knörich,
Möglichkeit sich befleissigt. Beides wird an diesen Ausgaben ver-
misst, obwohl Köhler und Laun nachahmungswürdige Vorbilder ge-
geben hatten.
Die Einleitungen geben eingehend A.ufschluss über Entstehung,
Tendenz, Geschichte, Charactere nnd etwaige Vorl)ilder, aber sie
geben noch viel mehr. So enthält die Einleitung zum Tart. eine
specialisirte Entwickelung der jesuitischen und der jansenistischen
Lehre, die Darstellung des jansenistischen Religionsstreites, ferner
eine Darlegung des Standpunktes, den Ludwig XIV. dazu einnahm,
und das in einer Breite, die für eine Einleitung zu Pascal' s Lettr.
prov. passen mag, hier aber fehlerhaft ist. üeberfltissig ist in der
Einleitung zum Tartufe ferner, dass der Leser jedes Mal, wenn er
an dem schönen Stil Moliöre's in den berühmten (hier der Dar-
stellung an den beti'eff. Stellen eingeflochtenen) »placets« sich wahr-
haft ergötzt hat, noch gezwungen wird, nach jedem derselben eine
trockene Inhaltsaugabe des Gelesenen durchzumachen. Störend sind
auch die unzähligen längeren und kürzeren Citate au.s: Weber's
Weltgeschichte, Gönin, Taschereau, Bret, Grirnarest, Nisard, Laharpe,
Geruzez, Humbert, Markwaldt, Lindau, Laun, Plato, Erasmus etc.
Sie geben den Einleitungen fast das Aussehen von Materialien- und
Citatensammlungen, welche den Leser nicht zu erwärmen vermögen,
ja ihn trotz der Reichhaltigkeit des gebotenen Materials und der
gründlichsten Belehrung ermüden.
Ungefähr dasselbe habe ich von den Anmerkungen zu sagen:
auch hier zu viel Ueberflüssiges und zu wenig Knappheit in der
Form. Jeder Scene ist in der Ausg. des Tart. eine ziemlich aus-
führliche Inhaltsangabe beigefügt. Dass dies überflüssig und un-
praktisch ist, hat der Hg. später eingesehen und es in der Ausg.
des Mis. unterlassen. Die übrigen Noten sind ungemein gründ-
lich, aber viel zu lang und zahlreich. Von den ersten hundert
Versen des Tartufe sind nur 19 ohne Anmerkung davongekommen,
sehr viele haben aber zwei, manche sogar (wie v. 13. 45. 58. 67)
drei. Im Misanthrope nehmen die Verse von 1 — 104 mit Commentar
11 grosse Octavseiten ein! Freilich Mol. ist ein schwieriger Schrift-
steller, aber bedürfte es einer solchen Fülle von Erklärungen, um
dem Schüler das Verständnis desselben zu ermöglichen, dann wäre
die Brauchbarkeit Moliere' scher Stücke für die Schule doch min-
destens sehr zweifelhaft. Dem ist aber nicht so; der Hg. sieht
häufig Schwierigkeiten, wo keine sind. Wer z. B. nicht weiss, dass
gueule (Tart. v. 14) Rachen, Maul bedeutet, ajustement (ib. v. 32)
Putz, se '»lettre en courroux (43), s empörter (58) in Zorn ge-
rathen, rempart (99) Wall, Schutzwehr, gigot (240) Hammelkeule,
helle-mere (814) Stiefmutter, faqxdn (824) Schuft, prier (844) beten,
desservir (1042) einen schlechten Dienst erweisen, schaden, — der
C. Tfi. Lion: Moliere. Le T'artiifc und le Misanthrope. 245
möge das Lexicoii consultiereu. Wer Tart. v. 320 c'est — que, Tart.
753 und Mis. v. 29 i^our moi = was mich betriift, nicht kennt,
der findet Belehrung in seiner Grammatik. Derartige Lexicalieu
und Grammatiealien aber in den Commentar setzen, dass heisst nicht
»dem Schüler einen Anhalt für die gründliche Präparatiou und
Repetition geben«, sondern ihm die Arbeit abnehmen.
Wie in den Einleitungen ist auch in den Anmerkungen die
Fassung recht breit. Soll, um von den vielen Fällen nur zwei
ganz beliebig herauszugreifen, Tart. v. 73 das gar nicht schwierige
au fand erklärt werden, wäre da die blosse Uebersetzung nicht
reichlich genügend? Statt dessen steht da: »au fond, ä juger des
choses en elles-memes, et mdependamment de quelque circonstance
legere; p. e. On le hldme de cela, mais au fond il n^a pas tort.
(Acad.)« Sollte v. 189 choyer mit einer Anmerkung bedacht werden,
hätte es nicht wieder genügt, einfach es mit Sachs zu übersetzen
durch »liebkosen, mit Aufmerksamkeiten überhäufen« ? Statt dessen
heisst die Note: »choyer, conserver avec soin. II se dit principa-
lement en parlant des personnes que Von soigne avec tendresse,
avec affection. So wird es von dem Verhätscheln der Kinder ge-
braucht. Dann in übertragener Bedeutung choyer qn., avoir pour
lui de grands egards, chercher ä lui plaire par toicte Sorte de
jrrevenances.« Wozu dienen diese weitschweifigen, und den Schüler
nicht einmal zur angemessenen Uebersetzung anleitenden Worter-
kläruugen der franz. Lexicographen? Wozu die laugen grammati-
schen Deductioneii mit dem beständigen Hinweisen auf Mätzner,
Genin etc. in einer Schulausgabe und bei Dingen, welche in jedem
Dictionnaire de poche und in Plötz franz. Gramm, zu finden sind?
Es ist überflüssiger Ballast, der das Buch nur theuer macht.
Für unrichtig halte ich die Note zu Mis. v. 1501: »Gri-
marest (Vie de Moliere) schliesst daraus, dass der Tartufe vor dem
Misanthropen aufgeführt worden sei, das ist indessen nicht
richtig, wenn auch der Tartufe rücksichtlich seines Inhalts schon
vor der ersten vollständigen Aufführung (5. Aug. 1667) bekannt
war etc.« A,us des Herausgebers Tartufeausgabe, Einleitung S. 8 f.,
wo leider die Daten nicht angeführt sind, ferner Bazin, Notes histo-
riques sur M. (1851) p. 124 und Despois, Oiluvres de Moliere IV.
S. 179 ergibt sich zur Evidenz, dass der Tartufe vor dem Mis.
(4. Jun. 1666) zweimal vollständig aufgeführt wurde, 29. Nov. 1664
im chäteau du Raincy und 8. Nov. 1665 im chäteau du Chantilly.
Das vom Hg. angeführte Datum ist das der ersten öffentlichen Auf-
führung im Saale des Palais - Roy al.
Vermisst habe ich Aufklärung über: Tart. 643 f. (der Reim
pied-moitiö), Mis. 1331 f. (der Reim seing-main), Tart. 575 (il ne
me plait pas, moi, cf. Mis. 1356 mit Despois, CKuvr. de M. IV.
246 Kritische Anzeigen. W. Knörich,
p, 437), Mis. 407 f. (je suis votre valet). Schliesslich miiss ich
bemerken, dass der Text in beiden Stücken nicht der einer be-
stimmten Originalausgabe ist, es finden sich vielmehr die verschie-
densten Lesarten, cf. Tart. 623, 755, 767, 1454. Mis. 528 etc.
W. KNÖRICH.
Le Bourgeois Gentilhomme par Moli&re. Texte revu et
accompagne de nombieuses remarques en franf;ais, en alle-
mand et en anglais par A. Kor eil, Dr. en philosophie
et professeur de fran^ais au College Saint-Thomas a Leipsic.
— Leipsic. Lnprimerie et commission de B. G. Teubner,
1877.1)
Eine in mehi-facher Beziehung eigenartig schlechte Arbeit.
Der Herausgeber ist lange Jahre in Paris und London Lehrer ge-
wesen und hat daher geglaubt »devoir expliquer ou traduire dans
les trois langues les passages difficiles (z. B. Seite 57 l'onde noire,
den Styx; the Styx!) afin de mettre les eleves ä meme de traduire
du fraa9ais soit en allemand, soit en anglais. Pour affranchir la
pensee de la langue materuelle et pour s'accoutumer ä penser dans
les langues etrangeres, c'est un excellent moyen que de ti'aduire
quelque morceau choisi en une autre langue que celle de son pays.«
Hierin kann ich dem Hg. nicht beipflichten. Ich halte es für eine
vortreffliche Leistung, wenn die Schüler einen frz. Dichter und gar
Moliere gut in's Deutsche zu übersetzen (was bekanntlich manche
Uebersetzer von Fach nicht einmal leisten) und einen leichteren
deutschen Text einigermassen gewandt in's Französische zu über-
tragen lernen. Beide Uebungen sind eminent bildend für den Ver-
stand und das Sprachgefühl, und bieten so grosse Schwierigkeiten,
dass man auf solche Kunststückchen wohl verzichten kann und in
der That auch verzichtet.
Etwas Anderes, worauf der Herausgeber besonders sein Augen-
merk zu richten verspricht, ist die Berücksichtigung der Synonyma.
Er meint, »aussi longtemps que les editeurs ne pourront renvoyer
dans leurs remarques ä un bon traite allemand de synonymes
fran(;ais, il faudra mettre ä profit toutes les occasions qui se pre-
sentent pour faire observer aux eleves les differences dölicates« etc.
Zweierlei habe ich dagegen einzuwenden: 1) Es giebt seit 1868
schon einen »bon traite allemand de syn. fr^.,« nämlich die vor-
zügliche französische Synonymik von B. Schmitz. 2) Ich halte es
für die Aufgabe des unterrichtenden Lehrers die Synonyma nach
') Vgl. die Recensiou Lion's im 1. Bde. d. Zs. S. 421 f.
A. Korell: Molicre, Xe Jioiir<jeoit< Gentiihvmnic.
247
Möglichkeit zu berücksichtigen, den Commentator, der den Lehrer
ja nicht ersetzen soll, gehen .sie nur in so weit etwas an, als sy-
nonymische Auseinandersetzungen zum Verständniss der Stelle un-
bedingt nötig sind. So grossen Werth der Hg. übrigens auch
hierauf legt, der Commentar hat doch nui' verhältnissmässig wenig
synonymische Not'zen.
Ueber das Vvertissement, welches ebenso wie die Preface und
der Commentav französisch geschrieben ist, ha,be ich nichts zu be-
merken ; es enthält weder einen neuen Gedanken, noch die alten in
hervorragend schöner Form, nur zum Schlüsse eine recht lange,
schwülstige, nicht sehr elegante Periode.
Quellen fühlt der Hg, für seine Arbeit nicht an, er erweckt
so die Meinung, als habe er Alles aiis sich selber geschöpft. Dem
ist aber nicht so und damit komme ich auf seinen Commentar.
Dieser gibt grammatische, synonymische, etymologische und
culturgeschiehtliche Notizen, ausserdem häufige deutsche und englische
üebersetzungen. Hätte der Herausg. den Commentar aus eigenen
Studien geschöpft, so könnte man seinem Buche die Schwächen und
Irrtümer vielleicht nachsehen; ja, hätte er nur seine Quellen ge-
nannt, so möchte es auch noch hingehen ; dass er aber den Schein
nicht vermeidet, es sei Alles Produkt seines Fleisses und seines
Scbarfsinns, da er es doch zum bei weitem grössten Theil nur ab-
geschrieben hat, das kann nicht ungerügt gelassen werden. Fast
der ganze Comm.entar ist aus der 1877 in zweiter Auflage er-
schienenen Lau n 'scheu Ausgabe des Bourgeois Gentilhomme abge-
schrieben, denn dass Herr Korell etwas abkürzt und französisch
schreibt, Laun deutsch, das ändert doch an der Sache nichts.
Bei einer so schweren Beschuldigung, wie ich sie hier habe
aussprechen müssen, ist der Beweis der Wahrheit erforderlich, ich
lasse daher die Noten Laun's und Korell's zu Act I, sc. 2 neben
einander gesetzt folgen:
Moliere.
1. votre petite
drölerie.
2. prologue ou
dialogue de
chansons.
3. Que (sc. les
bas de soie)
jai pen.se ne
mettrejamais;
4. attendre votre
loisir.
Laun.
Ihre Schnurre, der Tanz-
meister nimmt das dem
Jourdain angemessene Wort
natürlich übel.
bezeichnet Jourdain's Bil-
duugsstandpunkt.
in die ich (wegen ihrer
Enge) beinahe nicht hinein-
gekommen wäre.
dass es Ihnen genehm
sei, noch jetzt ä votre loisir,
ganz nach Gefallen.
Korell.
Ihre Schnurre etc. Le
maitre a danser est fache
de cette expression ; mais etc.
exj)ression quicaracterise
le degre de culture in-
tellectuel de M. Jourdain.
in die ich beinahe nicht
hineingekommen wäre;
dass e.s Ihnen genehm sei
— — ä votre loisir: ganz
nach Gefallen,
248
Kritische Anzeigen. I. Harczyk,
Möllere.
5. indienne.
6. 9. si vous men-
tendez hien.
7. il est galant.
8. abiiser.
10. cette chanson
est un peu
lugubre.
11. ilv a du mou-
ton dedans.
12. cest Sans
avoir appris
la mustque.
13. le maitre
d'armes qui
me montre.
14. il ny a rien
qui soit si
utile dans un
Etat que la
musique.
15. les bevues.
16. les nianque-
ments.
17. faire un mau-
vais pas
18. il faut bien
que, pour la
vraiseniblan-
ce, on donne
dans la ber-
gerie.
19. passe passe.
20. t'ivre dansune
mime envie.
Laun.
ob Ihr aufpasst. Die
Laquaien, die J. ruft, der
Schlafrock, den er anzieht,
um besser zu hören, sind
sehr drastische, den kindi-
schen Spiessbürger charak-
terisirende Züge.
düster wie ein Todten-
gesang. Sein Geschmack
entspricht dem der dama-
ligen Bürger etc. etc.
dti mouton , nicht des
moutons. Jourdain meint
natürlicli Hammelfleisch ,
Schöpsenbraten.
M. macht sich hier
über die Vornehmen und
vornehm Thuenden lustig,
die sich ein künstlerisches
Urthei] zuschreiben. Eine
Person in den Aieux chinie-
riques etc.
der mir Unterricht gibt ;
montrer hat jetzt den Dat.
d. Pers. und d. Acc. d. Sache :
qui me montre la grata-
maire.
In einem Edict, welches
Charles IX. 1576 zur Er-
richtung einer Academieder
Musik erlassen hatte, wird
der Einfluss etc.
Die Missgriffe, ist in die-
sem Sinne veraltet.
Solche wohlfeile Wort-
spiele genügen, um J. zu
überzeugen.
entrer sous Vamoureuse
loi, und vivre dans etc.
Korell.
ob Ihr aufpasst : Les la-
quais que M. Jourdain ap-
pelle, la robe de chambre
qu'il met pour mieux en-
tendre, montre le ridicule
plaisant du bourgeois.
galant dans le sens de
tres-beau.
täuschen : to deceive.
Sou goüt est celui des
bourgeois d'alors: ils n'ai-
maieut pas les chansons
lugubres.
du mouton. D'apres
d'autres textes: des mou-
tofis. Mais Moliere ne fait
penser M. J. d'abord qu'au
mouton : Hammelfleisch.
Moliere se moque ici des
gens qui se donnent un air
de grandeur et qui s'attri-
buent un jugement en bien
des choses sans rien y en-
tendre. J. B. Rousseau etc.
der mir Unterricht gibt ;
Dans le fran9ais moderne
on dirait: montrer quch.
ä qtl:
Un edit de Charles IX.
de 1576 contient le passage
suivant etc.
die Fehler, the blunder.s.
Die Missgriffe, mot qui
a vieilli dans ce sens; on
dirait maintenant les de-
faites ou les defants (?).
De tels jeux de mots
suffisent pour convaincre
M. J.
donner dans la bergerie,
Schäfer und Schäferinnen
einführen.
Gut, gut.
Les expressions : »vivre
etc.«' et »entrer etc.* n'ont
£. 0. Lubarsch, Abriss der französischen Verslehre.
249
Moliere.
21. Franchise
heureuse.
22. blen trousse.
Lann.
wurde von der Acad. ge-
tadelt. In den flüchtig
geschriebenen intermedes
findet sich manches Un-
haltbare.
hier Freiheit, so auch
Rac. Poes. div. etc.
nett zurecht gemacht ;
trousser, ursprünglich auf-
schürzen, dann zurecht legen
zurechtmachen. Pourc. : cr-
tait un repas bientrousse.
Korell.
pas etd approuvees par
l'Acad. Ces phrases sont
poui'tant assez bonnes pour
M. J. et ses maitres.
hier (sie!) Freiheit, de
meme Rac. Poes. div. 9 :
nett zurechtgemacht; trous-
ser, signifie aufschürzeuetc;
et par extensiou zurecht-
legen, zurecht machen.
Ich denke, diese Vergleichuug ist Beweis genug. Anra. 7, 8,
15, 18, 19 hat H. Korell selbst gemacht, sie könnten recht wohl
fehlen, alle übrigen sind ans Lann entnommen; recht verrätherisch
ist Note 21 das nnübersetzt gebliebene hier. Sollte noch Jemand
nicht an das Plagiat glauben, der vergleiche den Commentar zu
der Fechtscene (IL 3) und erwäge Uebersetzungen wie (III. 9, 14):
»Verlangst du jene herausplatzende Lustigkeit, jene immer laute
Freude?« oder (IV. 1, 1): »Verstösse gegen die Esskunst;« (ib. 2):
»ein Brot, das am Rande des Ofens geröstet ist, und eine gold-
braune Kruste hat«, ib. 7: »Rebhühner, die [bei Korell ausgelassen:
durch die beigegebene Sauce] einen erstaunlichen Duft bekommen
haben,« etc. etc., welche nur bei Lann zu finden sind.
Leider bin ich nicht in der Lage, die Ausgabe des englischen
Namensvetters von unserem Landsmanne Prof. Lann vergleichen zu
können, es ist nicht unwahrscheinlich, dass für den englischen Theil
der Noten dasselbe zu constatiren wäre.
Hiernach enthalte ich mich jedes ferneren Wortes über den Com-
mentar, ich wollte nur des Herrn Korell Methode, Moliöre zu
commentieren, darlegen.
W. KNÖRICH.
Abriss der französischen Verslehre. Zum Gebrauch an
höheren Lehranstalten von E. 0. Lul)arSCh, Oberlehrer
am Gymnasium zu Königshütte, O.-Schl. Berlin, Weid-
männische Buchhandlung. VIII. 92. 8".
Mit Weglassnng aller umfangreichen theoretischen Unter-
suchungen hat Lubarsch aus seinem grössern Buche über die fran-
zösische Verslehre dieses kleinere Werk zusammengestellt. Die
Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung sind hier recht geschickt
und gewandt in meist kurzen, präcisen, leicht verständlichen und
mit genügenden Beispielen belegten Regeln aneinandergereiht. Auch
250 Kritische Anzeigen. I. Harczylc,
in diesem Abriss bekundet der Verfasser seia feinfühliges, ein-
dringendes Verständniss für die vielfach verkannten rhythmischen
Gesetze der ueufranzösischen Poesie. Auch wenn man in mehi-eren
Cardinalfragen anderer Ansicht als Lubarsch ist, mnss man sein
unbestreitbares Verdienst um die Erörterung wichtiger Controversen,
die er mit selbständigem Urtheil unternommen hat, voll und un-
geschmälert anerkennen. Um dem Verfasser gerecht zu werden,
wollen wir unsere Bemerkungen und Bedenken nach der Paragraphen-
ordnung des Abrisses vorbringen.
§ 1. Die in den ei'sten Zeilen gegebene Erklärmig der dumpfen
und vollen Silbe fehlt im grossen Buche und findet hier ihre richtige
Stelle; dagegen ist die darauf folgende Bezeichnung »männliche und
weibliche Wörter«, je nach dem die Endsilben voll oder dumpf
sind, zwar kurz, aber leicht missverständlich und »Wörter mit männ-
lichem oder weiblichem Ausgang« vorzuziehen. Jener Ausdi-uck
kehrt S. 32. 51 wieder.
§ 4, S. 5. Undeutlich ist der Ausdruck: In den Sätzen . . .
malt die oratorische Dehnung diejenigen Wortsilben, welche den
Kern des vom Eedenden lebendig hervorgehobenen Begriffes enthalten.
§ 7. Die Ueberschrift lautet: Eintheilung der Wörter nach
Stärke und Schwäche ihrer Tonsilben. Darauf folgt: »Die Wörter
der französischen Sprache lassen sich, je nachdem ihre Tonsilben
schwach oder stark sind, folgendermassen in zwei Classen scheiden«.
In den nächsten Abschnitten werden aber nicht die Wörter nach
Stärke und Schwäche ihrer Silben, sondern die Silben nach der
logischen und grammatischen Bedeutung der Wörter bestimmt.
S. 8, Bemerkung 1. Von den dumpfen, einsilbigen Wörtei*n
gehören wol nicht nur die meisten, sondern alle ihrer Bedeutung
nach zu den vorher klassificirten schwachen Tonsilben. Es ist gut,
darauf hinzuweisen, dass ihre Zahl nur neun beträgt ; denn in einer
andern Metrik wird von der grossen Anzahl solcher Wörter gesin'ochen.
§ 8. Scansion französischer Verse. Bei diesem § müssen
wir etwas länger verweilen, weil er die Grundlage bildet für den
rhythmischen Aufl^au des französischen Verses. Aehnlich wie
Gramont und Becq de Fouquieres theilt Lubarsch den Vers nach
starken Tonsilben ein; die starken Tonsilben bilden das Ende der
Verstacte oder rhythmischen Elemente. Gegen eine solche Art der
Verstheilung lassen sich aber schwere Bedenken erheben. Sie scheint
mir dem Wesen des modernen Versbaues entschieden zu wider-
sprechen und eine starke Inconsequenz zu enthalten. Es werden
dadurch Giamdsätze der antiken Metrik auf ein Gebiet übertragen,
wohin sie nicht gehören. Die antiken Verse der Griechen und
Römer beruhen auf Silben, die Verse der modex'nen Sprachen auf
dem Worte. In der klassischen Metrik kommt es nicht auf die
E. 0. Lubarsch, Abriss der französischen Verslehre. 251
logische und grammatische Bedeutung des Wortes, sondern auf
den Lautwerth, auf Länge und Kürze, auf die Quantität der Silben
an. Von dieser hängt die Eintheilung der Verse, ilir ganzer Bau,
die Begrenzung der rhythmischen Elemente ab. Das griechische
TCüv, das lateinische me sind eben so gut lang wie irgend welche
Silben grammatisch und logisch bedeutsamer Wörter. Hierin liegt
ein grosser Vorzug der antiken Metrik vor der modernen ; denn
Khythmus und Metrik haben es mit Klang und Ton zu schaifeu,
die das Ohr wahrnimmt, nicht aber mit Bedeutung und Inhalt,
worüber Verstand und Eeflexion entscheiden. Und grade auf diesem
letztern beniht die französische Metrik. Während man in den alten
Sprachen den metrischen Werth der Silben nach der Beschaffenheit
ihrer vocalischeu und consonautischen Elemente, so wie nach deren
Zusammentreffen mit den Theilen der folgenden Silben bestimmt,
muss man im Französischen, wie es Lubarsch und die andern Metriker
thun, ganz absehen von der lautlichen Beschaffenheit der Silben und
vielmehr darauf achten, ob sie logisch und syntactisch selbständigen
oder abhängigen Wörtern angehören. Dieselben Laute sind je
nach dem Worte, dem sie angehören, bald stark betonte, bald un-
betonte Silben. Wenn nun die Bedeutung des Wortes den rhyth-
mischen Werth der Silben bestimmt, wenn die Worte, also logische
Begriffe, die Grundlage des französischen Verses bilden, wie darf
man alsdann diese Verse anders als nach Worten abtheilen? Und
doch thun dies jene Metriker. Der Widerspruch, der in solchem
Verfahren liegt, ist schwer aufzuklären. Becq de Fouquiöi'es sagt
selbst p. 113: »c'est la pensöe, determinatrice de la cohesion syn-
taxique, qui est la cröatrice du rythme«. Das ist sicherlich ganz
richtig; die französische Metrik steht im Dienste der Grammatik,
lind diese entscheidet über den Umfang, den Beginn und das Ende
der Verstheile. Hiei'in liegt aber die Schwäche der modernen, be-
sonders der französischen Metrik; sie ist kein selbständiger, unab-
hängiger Factor, sondern die Dienerin der Logik, in deren Bereich
sie ursprünglich gar nicht gehört. Wenn dem nun so ist, und für
das Gegentheil sind bisher noch keine triftigen Beweise beigebracht
worden, Avie darf man die unbetonte Endsilbe eines Wortes von
' diesem abreissen und sie als ersten Theil eines neuen Tactes be-
i nutzen wollen? Dadurch werden unmögliche Pausen geschaffen und
I ganz uothwendige beseitigt. Setzt sich Lubarsch dabei nicht dem
I Vorwurfe aus, den er Verslehre S. 30 gegen Quicherat erhebt,
: nämlich Wörterreihen zu bilden , die keiner bekannten Sprache an-
gehören ? — In demselben § 8 wiederholt Lubarsch die bekannte Lehre
von der Unmöglichkeit einsilbiger Verstacte. Die Unhaltbarkeit dieser
Lehre habe ich bereits in dieser Zeitschrift (II S. 1 ff.) nachzuweisen
j versucht. — Somit glaube ich , dass französische Verse derart in
252 Kritische Anzeigen. I. Harczyk\
rhythmische Glieder zu zerlegen sind, dass man mit Beachtung der
Cäsur an den Stellen ein Tactende anzunehmen hat, wo Sinn und
Inhalt einen wenn auch nur schwachen Einschnitt gestatten, also
niemals vor dem Ende eines Wortes.
S. 10 verlangt L. entsprechend seiner Versl, S. 38 Anm. 3
dass man in Verbindungen wie domiez-le das le betone. Das scheint
noch fraglich zu sein; wenigstens gibt es Grammatiker, die je nach
der Betonung der Verbalform faites-le auf der letzten, aber donnez-le
auf der vorletzten accentuirt wissen wollen. Vergl. Gramm, des
Gramm, p. 4 Anm. 1.
S. 11 oben will L., ebenso wie Versl. S. 126 Anm.,
ne comptant ni | l'argent | ni les nuits | ni les jours
scandiren. Das ist nicht richtig; denn ni darf nicht in eine Reihe
mit den Negationen pas, poüit u. s. w. gestellt werden; es gehört
ja nicht zu dem vorhergehenden Vei'bum, sondern zu den folgenden
Wörtern; daher
ne comptant | ni l'argent | etc.
S. 11, 4 fasst L. seine Ictustheorie kurz zusammen. Er
meint, der Ictus entstehe aus der Neigung möglichst regelmässig je
eine betoiite Silbe mit einer unbetonten abwechseln zu lassen; woher
dann die Neigung entstehen soll, in den Versen gerader Silbenzahl
die Silben gerader Nummer, in den Versen ungerader Silbenzahl die
Silben ungerader Nummer zu betonen. Für das Französische kann
eine solche Ictustheorie unmöglich zugestanden werden. Abgesehen
davon, dass sie leicht zu der S. 30 der Verslehre mit Recht ge-
tadelten Betonung führt, bei der nur Silben gezählt und nicht nach
dem Wortaccent gmppirt werden, sprechen dagegen noch folgende
Umstände. Wenn, wie allgemein anerkannt wird, die Silbe vor der
Cäsur eine besondere Betonung verlangt, so passt jene Theorie nicht
auf den zehnsilbigen Vers mit Cäsur nach der fünften Silbe, denn
diese wird ja nicht vom Ictus getroffen; ebensowenig auf die freilich
seltenen Versarten von neun Silben mit Cäsur nach der vierten,
auf den zwölfsilbigen Vers mit Cäsur nach der fünften und auf den
vierzehnsilbigen Vers mit Cäsur nach der siebenten Silbe. Ferner ist im
fünfsilbigen Verse, wie Lubarsch selbst constatirt, meist die zweite,
und nicht die dritte Silbe betont; siehe Abr, S. 31 unten. Dann
aber ist im Alexandriner ja bekanntlich die dritte und neunte Silbe
so oft betont, dass hier jener Ictus nicht zu spüren ist. Wenn
dabei der Halbvers in zwei gleiche Theile zerfällt, so steht dies mit
dem Ictus nicht in Verbindung. Jene Neigung kann für das
Französische derjenige nicht zugeben, der, wie Lubarsch, in mehr-
silbigen Wörtern nur einen Accent anerkennt und Nebenaccente ablehnt.
E. O. Lnharsrh, Abri.<ts der fran:f)sischen Verslehre. 253
Wenn in der gewöhnliclien Pi'osa der Sprache die Neigung zur Ab-
stufung der Wortaccente nicht vorhanden ist, so kann eine solche
auch in der Poesie, deren Wortbetonung mit der prosaischen über-
einstimmen muss, folgerichtig nicht anerkannt werden. Das Accent-
system des Deutschen mit seinen verschiedenen Graden der Silben-
betonung und seinen Freiheiten im Gebrauche der einsilbigen Wörter
darf nicht ins Französische hinübergenoramen werden. Zu welchen
absonderlichen Verstheilungen jene Ictustheorie nebst der Verwerfung
weiblicher und einsilbiger Verstacte führt, zeigt z. B. Lubarsch's
Scansion eines siebensilbigen Verses S. 12
Dieu te gui | de par | la main.
§ 10. Ebenso wie Quicherat und die andern Metriker gibt L,
die Regel, dass weibliche Endungen im Versausgange nicht mitge-
zählt werden. Einen innern Grund hat dieses Verbot wol nicht.
Wenn man die letzte Silbe articulirt und vernehmlich spricht,
sollte man sie auch mitzählen; übrigens redet man auch im Deutschen
von fünffüssigen Jamben u. s. w., auch wenn die Verse eine Silbe
mehr haben. Bemerkenswerth aber ist, dass ßonsard den klingen-
den Ausgang mitzählt. In dem Abrege de l'art poötique heisst es:
»Les Alexandrins . . . lesquels sont composcs de douze ä treize
syllabes, les masculins de douze, les feminins de treize«, und »Les
vers communs sont de dix ä onze syllabes etc.« Wenn man also
die dumpfen Versendungen nicht mitzählt, so geschieht dies viel-
leicht nur aus Bequemlichkeit.
Das Verbot, welches weibliche Endimgen mit vorhergehendem
Vocal zum grossen Theile vom Versinnern ausschliesst, wird Verslehre
S. 8 auf Malherbe zurückgeführt. Aber schon Ronsard hat hierzu
den Anstoss gegeben, weil er eine solche Vocalfolge unangenehm
empfand. Vergl. in seiner Poetique das Capitel »De l'H«.
In der Verslehre S. 12 oben drückt sich L. ungenau und
unrichtig aus, indem er angibt, dass Wörter wie Marie ^ nie, joie
u. s. w. nur am Versende vorkommen dürfen; das richtige hierüber
steht bereits Versl. S. 6 f.
S. 15, Ausnahmen 1, fiele das unnöthig erklärende »nämlich«
vor aient und soient besser weg.
§ 11 behandelt die Aussprache weiblicher Endungen. Die
von den verschiedenen Gelehrten aufgestellten Vorschriften scheinen
deswegen unvollkommen und nicht exact, weil sie das Hauptgewicht
nicht auf den lautphysiologischen Charakter des vorhergehenden
Consonanten legen. Wenn die Consonanten richtig französisch
articulirt werden, dann ergibt sich auch der richtige Laut des e sourd
in der Endung mehrsilbiger Wörter ganz von selbst; denn dieses e
mit seinen Abstufungen zum e muet hinab ist nur die unuragäng-
254 Kritische Anzeigen. 1. Harczyk.
liehe Folge der consouantischen Articulation. Eine Loslösung dieses
e ist ein Merkmal einer künstlichen nnd gezierten Aussprache.
Besser aber ist es, sich au die leichte Umgangssprache der Ge-
bildeten zu halten und nicht an den verkünstelteu Jargon der Schule,
der Kanzel, des Theaters oder des Salons (Sievers, Grundzüge der
Lautphysiologie S. 3). In der poetischen Recitation wird man
natürlich etwas sorgfältiger aussprechen und die einzelnen Laute
deutlicher hervorheben. Wer nun das Endungs-e richtig und mit
den gehörigen Modifieationen zu Gehör bringen will, der bemühe
sieh einer zutreffenden Aussprache der französischen Consonanten.
Auch die Weglassung des e in der Schrift würde für die Aussprache
selbstredend gleichgültig sein ; cajy cape, chut chute, zest zeste u. s. w.
sind durchaus gleichlautend.
§ 12. Bei der Silbenzählung in Voealverbindungen wäre eine
durchgängige Herleitung aus den lateinischen Stammformen sicher-
lich der beste Weg zur Erklärung des modernen Lautstandes und
seiner scheinbaren Inconsequenzen gewesen. Hierauf ist schon von
Bartsch hingewiesen worden.
S. 16 I fehlt iie vor oie; ebenso S. 21 unten ey vor oy.
Für das einsilbige ieu wäre dieu als häufig vorkommendes Wort
den Beispielen hinzuzufügen.
In § 14 werden die Versfüsse behandelt, auf die man bei
der Scansiou französischer Verse trifft. Die Bezeichnung »lamben,
Anapäste, Päone« für zwei-, drei- und viersilbige Verstheile, die auf
der letzten Silbe betont sind, verdient keinen Tadel ; eine Verwechs-
lung mit den Versfüsseu der alten Sprachen ist nicht zu befürchten,
da ja schon den Schülern der Unterschied zwischen dem modernen und
dem antiken Verse klar gemacht wird und da sie lernen, dort besonders
auf den Wortaccent, hier auf die Silbenquantität zu achten. L.'s
Bezeichnungen haben mindestens den Vortheil der Kürze für sich;
übrigens könnte er sich auf Quicherat berufen, der p. 516, 525 f.
im Französischen lamben, Trochäen, Anapäste und Dactylen, natür-
lich im modernen Sinne, aufführt. Späterhin werden \vir sehen,
wie eine solche Verstheilung auch für das Altfranzösische iman-
stössig ist.
S. 23, 3 meint L. die sogenannten Päonen kämen im Deutschen
so gut wie gar nicht vor; da Lubarsch auch diejenigen rhythmischen
Elemente, die auf der ersten und vierten Silbe, auf dieser aber
stärker, betont sind, also was man sonst Choriamben nennt, zu den
Päonen zählt, so ist jene Angabe nicht ganz richtig; rhythmische
Bildungen wie : Freudengeschrei, Landesverrath sind doch nicht gar
so selten.
§ 15. Der harte Tonsilbenstoss vor dem Versschluss wird
auch durch den häufig angeführten Vers
E. O. Luborsch , Abriss der fran:ö.<<i sehen Verslehre. 255
Je suis Romaine, helas! puisque mon epoux Test
cxemplificirt. Bei Corneille ist der Vers jetzt nur als Variante zu
Horace 1 , 1 . 25 zu finden ; im Texte steht puisqv! Horace est
Roinain. Die strengste Beobachtung des Rhythmus am Schlüsse
französischer Verse darf nicht auffallen; sie ist eine ganz natürliche
Forderung und wird auch in andern Sprachen verlangt, besonders
im Deutschen, wo die für die ältere Zeit gültigen Gesetze durch
Lachmann längst festgestellt sind.
§ 16 enthält eine Eintheilung der französischen Verse, nicht,
wie bisher üblich, nach der blossen Silbenzahl, sondern nach den
rhythmischen Eigenschaften der Verse in fünf Klassen. Einfache
Verse nennt L. solche, in denen höchstens vier verschiedene rhyth-
mische Formen vorkommen können; (in der Verslehre S. 73 war
die Zahl 4 nicht angegeben, sondern nur bestimmt, dass zu dieser
Abtheilung diejenigen Verse gehören, welche innerhalb einer geringen
Anzahl rhythmischer Formen variiren). In diese Gruppe, deren
Versarten keine Cäsur haben, werden der vier-, sechs- und fünf-
silbige Vers gestellt. Die ersten beiden bilden eine Klasse, weil sie
nur Formen aus gleichartigen Füssen besitzen, (lambus und Päon
sind gleichartig, ihnen gegenüber steht der Anapäst); der fünfsilbige
Vers bildet die zweite Classe; er kann nur ungleichartige Füsse
(lambus und Anapäst) enthalten. Den einfachen Versen gegenüber
bilden die zusammengesetzten die zweite Abtheilung; diese zerfallen
in Verse mit und ohne Cäsur. Nun würde man erwarten, dass die
Eintheilung genau so weiter ginge, dass die Versarten in Classen
geschieden würden, je nachdem sie aus lauter gleichartigen oder aus
lauter ungleichartigen oder aus verschiedenen Tacten gebildet werden.
Diese Eintheilung wird hier aber nicht streng durchgeführt, und daraus
ergeben sich, wie wir bald sehen werden, einige Missstände.
§ 17, S. 2 7, 4. Zeile von unten lies mois statt moi; der
Vers in der letzten Zeile ist p' und nicht ]). S. 28, 5. Zeile von
unten: der viersilbige Fuss bildet nicht den sechssilbigen Vers,
sondern bestimmt ihn; vgl. Versl. S. 81. — S. 29, 5. Zeile von
unten lies ^jZecrt^ statt jjlains.
§ 19, 2. Nach dem Wortlaut müsste man annehmen, dass
der angeführte Vers
Ces paroles resonnent comme un timbre d'airain
aus älterer Zeit stammt, wo die weibliche Cäsur ohne Elision noch
galt, aber er ist offenbar aus einem modernen Verse von Andre
Theuriet umgemodelt; ebensowenig ist S. 88, 3 der erste Alexan-
driner aus der klassischen Zeit, sondern neuesten Datums.
S. 33. Der in uo. 3 als correct citirte Racine'sche Vers Si
la mort ne vous eüt etc. galt in der Versl. S. 438 noch als incorrect.
256 " Kritische Anzeigen. I. Harczvk,
§ 20. Der neunsilbige Vers mit Cäsiir nach der dritten und
sechsten Silbe gehört nicht in die hier behandelte Classe von zu-
sammengesetzten Versen mit rhythmischer Cäsur und Formen aus
gleichartigen und ungleichartigen Füssen; denn er enthält ja nur
drei Anapäste. Der Irrthum ist wol daher entstanden, dass in der
Versl. S. 164 Formationen des neunsilbigen Verses aufgeführt
werden, die in jene Classe gehören, hier aber gar nicht erwähnt werden.
S. 34 — 38 werden die verschiedenen Formen des Alexandriners
übersichtlich vorgeführt. Es würde zu weit führen, für alle Arten
altfrauzösische Belege beizubringen; vorläufig mögen für die ana-
pästische Gattung genügen Carlemaigne v. 585 ff.
Mangerai sun peissun e bevrai sun claret;
Puis vendrai par detres, durrai lui un colp tel
Ke devant sur sa table le ferai enclinei-.
La verrez barbes traire e gernuns si peler.
Wenn in dieser Form an der ersten und siebenten Stelle tonfähige
Silben vorhanden sind,, was nur sehr selten der Fall ist, so ent-
steht ein Vers, der in den modernen accentuirenden Sprachen als
Ersatz für den antiken versus Asclepiadeus minor gilt. ^) Darauf
hätte Lubarsch hinweisen können; z. B.
Rien ne platt ä mon cceur, rien ne flatte mes sens
Tout un peuple de fleurs perce les feuilles seches
0 maison d'Aristippe, 6 jardins d'Epicure . . .
Trop heureux les amants, Fun de l'antre enchantes.
Deux eclairs ont relui, puis deux autres encor.
Tremble encor sous nos pieds, aol trompeur de l'Espagne.
Tel ce Nil dont Memphis boit les vagues fecondes. — —
Für Alexandriner mit drei anf der Anfangssilbe betonten
Anapästen, die also sieben starke Tonsilben enthalten, und für Verse
mit vier solchen Anapästen hat Lubarsch auch im grössern Werke
S. 126 keine Beispiele, da er das aufgeführte nicht gelten lassen
will. Diese Verse sind in der That äusserst selten:
Crains, tyran, crains encor tous les quatre peut-etre.
Corn. He'racl. 3, 3.
Cours de9a, cours dela, change d'ordre ou de lieux.
Corn. Imitat. 1, 9. 950.
Doit marcher, doit flecliir, doit trembler sous vos lois
Rac. Iphig. 4, 6.
Oeil pour ceil, corps pour corps, dent pour dent, peau pour peau.
Dieser drollige, aber ernst gemeinte Vers wird citirt von Ed. Fournier
L'esprit des autres p. 221.
Auch in der alten Zeit finden sich solche Raritäten:
^) Schon Marmoutel hat im Alexandriner den vers. asclep. gesucht. Vergl.
Lebierre im Mülhausener Gymn. -Programm 1879 : La langue fran9aise p. 11.
I
E. O. Lubarsch, Abriss der französischen Verslehre. 257
Maint cheval bei et cras, niainte uiule afeutee.
Homan d'Alixaiulre 3, 19 Michelant.
Ne trop froit ne trop chaut ne neger ue geler
ib. bei Bartsch, Chrestom.'^ 176, 3.
Bei den Alexandrinern mit iambischera Tacte glaubt L. in
der Anmerkung zu S. 34 darauf aufmerksam machen zu müssen,
dass die sechs lamben nie gleich stark wie im Deutschen zu lesen
sind. Allerdings haben die sechste und zwölfte Silbe höhere Be-
tonung, z. B.:
Changer Narcisse en fleur, couvrir Daphne d'ecorce.
Aber auch im Deutschen wird es in einer längern Reihe von Versen
geradezu unmöglich so zu dichten und zu lesen, wie es Lubarsch
angibt. Eine solche Recitation wäre sinnwidrig und unerträglich
monoton. Ebenso wie im Französischen soll zwar die Hebung höher
betont sein, als die beiden nächsten Senkungen; doch genügt es
auch, wenn nur die folgende Senkung schwächer betont ist und,
allerdings höchst selten, ist auch dies nicht der Fall. Metrische
Beobachtungen an den alt- und neudeutschen Classikern ergeben dies
ganz augenscheinlich.
Unter den iambisirenden Formen ist nach der Versl. S. 130
diejenige äusserst selten, wo auf den lambus im zweiten Theil ein
Päon mit starker Anfangssilbe folgt. Hierfür hat L. keine Bei-
spiele; doch gibt es selbst solche für beide Halbverse:
A toi, pleine louange, ä toi, gloire immortelle
Com. Imitat. 3, 40. 4168.
Sois seul toute la viande et seul tout le breuvage
ib. Imitat. 4, 16. 1987.
J'entends tout ce qu'on dit, je sais tout ce qu'on pense
ib. Imitat. 3, 4. 2742.
A qui veut s'attacher mon cceur tout enflamrae
ib. Imitat. 4, 13. 1708.
Ma voix toute-puissante ä qui tout est soumis
ib. Imitat. 4, 5. 741.
Die letzten drei Verse können vielleicht auch noch anders gegliedert
werden. Corneille's » Imitation « ist eine Fundgrube für metrische
Raritäten. Aus spätem Dichtern seien angeführt:
Salut, champs que j'aimais, et vous, douce verdure.
Gilbert, Adieux ä la vie.
J'y vois deux Chevaliers, Tun mort, l'autre expirant.
A. de Vigny, Le Cor.
Vos pieds tendres et purs n'ont point Tage oü l'on marche
V. Hugo, Lorsque l'enfant parait.
Solche seltene Verse finden sich auch aus alter Zeit, z. B.:
Metons fort contre fort, n'i ait autre bargaigne.
Rom. d'Alixandre 25, 7.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. 117'
258 Kritische Anzeigen. I. Harczvk.
Et puis dist en apres: se puis longes durer.
ib. 55, 32.
Le cief baise vers tiere, si fu miis et taisant.
ib. 57, 36.
Eine andere Scandimng wäre hier aber auch möglich.
Bei den Formen gemischten Tactes führt L. Versl. S. 134
als ganz selten vorkommend einen Alexandriner mit sieben starken
Tonsilben an. Dazu vergleiche man Weigand p. 120 nnd folgende
zwei Verse mit acht Accentsilben :
L'ceil vif, l'esprit aise, le cosur bon, l'äme belle.
Gern. Agesilas 1, 1. 42.
Froid, sec, dnr, rüde A^nteur, digne. objet de satire.
Rac. Epigr. sur Chapelain.
Die Härten im zweiten Verse sind natürlich absichtlich.
S. 35 des Abrisses, entsprechend S. 135 der Versl., werden
die Ausuahmeformen des Alexandi'iners behandelt, in denen die
Accentvertheilnng eine abnorme ist. L. bemerkt zutreffend, dass
die Alexandriner, in denen ein Halb vers nur auf der ersten nnd
letzten Silbe betont werden kann, zur Hervorhebung eines Gedankens,
besonders znm Abschluss einer Versreihe wol angewendet werden
können. Schon Malherbe mag dies empfunden haben, denn es ist
wol kein blosser Zufall, wenn .dieser Verskünstler ein Sonnet mit
der Pointe schliesst:
Ce que Malherbe ecrit dure eternellement.
Ein anderes, längeres Gedicht endet er:
Mais quand je Tai promis, j'aime eternellement,
und ähnlich eine sechszeilige Strophe:
Pour ne mourir Jamals, meure eternellement.
In diesen Fällen ist die Ansnahmeform meisterhaft angebracht.
Als ganz fehlerhaft und unrhythmisch sieht L. die Alexandriner
an, in denen eine Halbzeile nur einen Accent, auf der Cäsnr oder
Reimsilbe trägt. Hierbei wären aber einige Unterarten aufzustellen.
Die schwächste und seltenste Rubrik bilden die Verse, in denen eine
Halbzeile durch ein sechssilbiges Wort ausgefüllt wird. Dass der-
gleichen in Racine's Tragödien nicht vorkommt, habe ich schon
früher einmal erwähnt, während Corneille solche schwache Verse mit
unterlaufen lässt ; in seiner »Imitation« sind sie natürlich auch vor-
handen, z. B.
L'impossibilite jamais ne l'epouvante B, 5. 522.
De liquefactions, d'epanouissements 3, 6. 656.
Voia ce qu'a de plus sur, riiumiliation 2, 12. 1432.
E. O. Lubarsch, Abriss der französischen Verslehre. 259
Man beachto hier die langen Wörter anl' — Ion, vor deren Ge-
brauch schon Ronsard in der Vorrede zur Franciade gewarnt hatte :
»Tu te donneras de garde, si ce n'est par grande contrainte, de
te servir des mots tei'mines en — ion., qui passent plus de trois
DU quatre sjllabes, comme abomination, testification ; car de tels
mots sont languissants et ont une trainante voix, et qui plus est,
occupent languidement la moitiö d'un vers.« — Der Halbvers ge-
winnt schon ein wenig an Festigkeit der Gliederung, wenn er aus
zwei Wörtern, einem unbetonten Monosyllab an erster Stelle und
einem oxytonirten fünfsilbigen Worte gebildet wird. Hierbei sind
wieder die Verse mit fünfsilbigen Wörtern auf — ion die schwächere
Art. Wiederum bewährt sich hier Racine als vollendeter Meister
in der Metrik. In den profanen Tragödien kommen fünfsilbige
Subst. auf — ion gar nicht vor; in den biblischen braucht er sie
einige Mal: des profanations , Esth. 1, 4. 2 75; la maledlction
3, 1. 871. ■ — .9a domination Ath. 1, 1. 134; de super stitions
2, 4. 453; sa maledlction 5, 7. 1798. Im Lustspiel spart er da-
mit weniger: ä l'executlon Plaid. 1, 7. 214; de reparatlon 2, 4.
386; im nächsten Verse wiederholt; vos deposltlons 2, 6. 494;
en compensatlon 3, 3. 781 ; dazu gehören dann auch de Bablhoniens
3, 3. 681; des Nacedonlens 3, 3. 682.
Rhythmischer, obgloich auch noch wenig articulirt sind folgende
Racine'sche Halbvei'se: Thöb. 3, 4. 705 ont Insenslblement. —
Andr. 4, 5. 1359 tes Infidelltes; 5, 2. 1447 son infidellte; 5, 3.
1496 ses infidelltes. — Brit. 1, 2. 2 70 qu^en eclalrclssements ; 2,
2. 460 que d'lmportunltes; 3, 6. 9 41 monlncredullte ; 3, 8. 1048
les emprlsonnements ; 3, 8. 1058 ses applaudlssements ; 4, 2. 1202
de V infidellte; 4, 4. 1449 d'un emx>ol$onnem.ent; 4, 4. 1478 les
applaudlssements. — Bör. 3, 1. 742 cet eclalrclssement ; 4, 6. 1211
q^iels applaudlssements ; 5, 2. 12 73 ces applaudlssements. — Phöd.
2, 1. 408 ma curloslte. — Ath. 2, 7. 628 quel eclalrclssement;
2, 7. 629 son mgenulte. — Plaid. 2, 13. 602 quelque accgmmodement;
3, 3. 778 est Tnanlfestement ; 3, 3. 748 du Perlpatetlque. —
Die oben mit Anfülii-ungen aus Malherbe besprochene Form, von
Lubarsch als 6 bezeichnet, braucht Racine mit fünfsilbigem Worte nur
einigemal. Brit. 4, 2. 1 131 prlt insenslblement; (der Vers aus der Theb.
kommt diesem ganz nahe). — Iptig- 3, 3. 832 d'autre eclalrclsse-
ment. — Ath. 2, 7. 653 fönt Insenslblement. — Plaid. 1, 7. 224
trols interlocutolres ; 3, 4. 847 trop d' Obligation. Man sieht, dass
Alexandre, Bajazet und Mithridate diese Versart enthalten. —
• Wenn ein fünfsilbiges Wort vor dem betouten Monosyllab
steht, so ist nur der Fall erlaubt, wo das lange Wort klingend
ausgeht. Hierfür bietet Racine zwei Beispiele: Phöd. 5, 6. 1572
inexorables dleux und ganz ähnlich Ath. 5, 6. 1774 Impltoyable
17*
260 Kritische Anzeigen. I. Harcziik,
dieu. Dagegen findet sich bei ihm kein Fall, wo auf ein oxyto-
nirtes tunfsilbigcs Wort das betonte einsilbige folgt, wie es z, B.
Corn. zeigt Hör. 2 , 1. 358 hnmortaliser trois; doch ist diese
Arrhythmie vor dem Reime wahrscheinlich zur Hervorhebung des
Gedankens absichtlich angebraclit. Für gewöhnlich ist allerdings
ein so harter Znsammenstoss zweier betonter Silben in der Cäsnr
oder am Versende verpönt, aber er kann doch eine vortreffliche
Wirkung hervorbrmgen und zur scharfen rhythmischen Ausprägung
und abschliessenden Zusammenfassung des Inhalts wesentlich bei-
tragen. Hiervon bietet Racine ein unübertreffliches Muster in einer
zehnzeiligen »Stance ä la louauge de la Charite«; nach neun regel-
rechten Versen lautet der letzte :
Si la charite manqne a tes rares tresors.
Eine ganz merkwürdige Art des Alexandriners, die Lubarsch
Versl. S. 136 f. behandelt, erwähnt er im Abriss gar nicht, weil
sie im ganzen zn den Seltenheiten gehört. Ebenso wie Becq de
Fouquieres, dessen Buch ihm natürlich noch nicht bekannt sein
konnte, mit dem er aber in vielen Resultaten übereinstimmt, be-
zeichnet er mit 4 -t- 4 -i- 4 die modernen Alexandi-iner, die aus drei
viersilbigen auf dem Schluss betonten Gliedern bestehen. Bei
Lubarsch ist nun nachzutragen, dass solche Verse, wie sich eigentlich
schon a priori erwarten lässt, nicht erst aus der romantischen Schule
stammen, sondern schon in früheren Perioden der Dichtung anzu-
treffen sind. Wenn die Cäsur nicht eine strenge syntactische
Scheidung angibt, so können solche Verse unwillkürlich entstehen.
So hat denn Becq p. 115 fl' aus Racine 24 Beispiele zusammen-
gestellt, von denen 6 in Wegfall kommen, weil die betonten Silben
nicht Endsilben des Wortes sind. Wenn Becq meint, dass seine
Liste nicht mehr bedeutend vermehrt werden könne, so ist das ein
Irrthum; sie Hesse sich wol auf das Fünffache steigern. Ein lehr-
reiches Beispiel bietet Brit. 1, 2. 245, wo die Verstheilung durch
den Sinn und die Interpunction ganz bestimmt vorgeschrieben wiixl ;
Agrippine spricht zu Burrhus:
Je vous entends. | Neron m'apprend | par votre voix . . .
Manche von den Versen die L. Versl. S. 43 7 ff", wegen ihrer syn-
tactischen Gliederung behandelt, erregen durchaus keinen Anstoss
mehr, wenn man sie in diese Classe verweist:
Septembre ouvrit | un long et vaste | assassinat.
Et pres de vous | ce sont des sota | que tous las hommes.
La vie, helas! ( a peu de jours | est limitee.
Quicherat's Citat p. 19 aus Lafontaine:
Je me sens ne | pour etre en butte | aux mechants toura
E. 0. Liibarsch, Aörhs der französischen Verdehrc. 361
findet durch diese Theilung seine Erledigung. Natürlich hat La-
fontaine noch andere Verse dieser Art. Auch im Altfranzösischen
finden sich solche Alexandriner verhältnissmässig häufig, z. B. Car-
lemaigne 869; Rom. d'Alix. 6, 4; 14, 11; 17, 12; 17, 35.
In beiden Büchern erwähnt Lubarsch, diejenigen Alexandriner
nicht, welche als Gegenstück zu den fünf- und sechssilbige Wörter
enthaltenden, die oben besprochen, gelten können, nämlich diejenigen,
die aus lauter einsilbigen Wörtern bestehen. Ronsard's Warnung:
» Tu öviteras aussi l'abondance des monosyllabes en tes vcrs pour
6tre rüdes et mal plaisans ä ouir« ist dann berechtigt, wenn zu
viele unbetonte oder zu viele stark betonte Monosyllaba auf einander
folgen würden, weil der Vers im ersten Falle zu wenig, im zweiten
zn viel Accente erhielte. Sind aber die Accente richtig vertheilt,
so können solche Zeilen von untadeligem Wohllaut sein. Siehe
Quicherat p. 123, 471; Weigand p. 233, 300. Bei Corneille findet
man in einzelnen Tragödien mehr als zehn Verse dieser Art, die bei
Racine nicht so stark vertreten ist. Man trifl^t sie übrigens zu
allen Zeiten, z. B. Carlemaigne 402; Rom. d'Ahx. 9, 20.
Von ganz besonderm Interesse ist es für uns, unter den deut-
schen Alexandrinern auch solche zu finden, die ihrem rhythmischen
Charakter nach mit ihren Freiheiten iind Unregelmässigkeiten den
französischen Versen sehr nahe kommen. Wer würde wol den
Satz: »Himmlische Tugenden, was hilft es euch zu kennen?« für
einen Vers, und nun gar für einen Alexandriner halten? Es ist aber
doch ein Lessing'scher Vers imter andern Alexandrinern regelmässigerer
Ai't. Wenn diese Zeile in der ersten Hälfte dactylischen Gang hat,
so zeigt die folgende anapästischen: »Der aus blöder Begier, sich
alle zu verbinden«. Nicht überall kann man, wie wir sehen, ohne
der Sprache Gewalt anzuthuu , in deutsche Alexandriner sechs
Accente hineindrängen. Wer z. B. den Vers aus Lessing's Henzi:
»Nur gleich getödtet, Freund, wenn wir selbst uneins sind« nach
der gewöhnlichen Schablone skandii-en will und »selbst« zu »uneins«
zieht, legt einen falschen Sinn in den Vers, »selbst« gehört zu »wir«,
und dadurch gewinnt der Rhythmus eine andere Form. Aehnlich
steht es mit einem andern Verse aus demselben Fragmente: »Folgt
mir, geht nicht in Rath und spart euch auf die Nacht«. Wenn
man hier »auf« mit »spart« verbinden wollte , wie es dem her-
kömmlichen Schema entspräche, so entstände Unsinn; denn »euch«
ist Accusativ, und »die Nacht« hängt von der Präposition »auf«
ab. Man sieht, wie auch im Deutschen der Versrhythmus durch
die Logik und durch die syntactische Construction bedingt wird. Im
Neuhochdeutschen wie im Französischen ist darauf zu achten, dass die
durch die Grammatik gebotene rhythmische Form nicht gegen den
Wohllaut verstösst. Die Gebote des Wohllauts sind freilich in
262 Kritische Anzeigen. I. Harczyk,
beiden Sprachen verschieden, und die Deutschen scheinen im allge-
meinen nicht die »aures teretes et religiosas« der Romanen zu be-
sitzen ; Härten, die in Versen durch Accentstösse und Hiat entstehen,
werden bei uns wol weniger verspürt, aber wir nehmen doch An-
stoss an einem Verse wie: »Ihr Gleis, Zeit, Gross' und iiicht durch
glücldich's Rathen lernen«. ■ — Wie im Franz. sind auch im Deutschen
Alexandriner mit lauter einsilbigen Wörtern keine Seltenheit: »Der
Kiel sass auf dem Fels, es schlug der Zorn der Wachten« (Flemming),
»Ja, du bist reich! ich sah bis auf den Grund dich, Meer!«
(Freiligrath). — Als dreitheilige Verse können z. B. sehr wol gelten:
»Sie stieg herab und bog den Kranz um seine Scheitel« (Pyra);
»Mit voller Hand lässt er die Frucht durch's Gitter rauschen.«
(Freiligrath); »Ich wähle dich, denn du hast mich im Schoss ge-
tragen.« (Geibel). — Die mannigfachen Formen des franz. Ale-
xandriners mit dem belebenden Wechsel der i-hythmischen Betonung
sind auch im Deutschen von Rückert, Freiligrath und Geibel u. a.
zum Heile der Verskunst musterhaft wiedergegeben worden. Der
Alexandriner soll monoton sein ; so meinen gar viele. Wenn er gut
gebaut ist, dann sicherlich nicht. Man lese nur folgende Geibel'sche
Strophe und sage, wo in diesOT. vier Alexandrinern sich eine Spur
von Einförmigkeit zeigt :
Oder auf stolzem Ross von acht arab'schem Stamme,
Dessen Lauf wie der Wind, dess Auge wie die Flamme,
Flog ich dahin durch Thal und Höhn,
Durch die Felder von Mais, beschattet von Platanen,
Den prächt'gen Strom entlang, wo stolz wie grüne Fahnen
Der Palmen breite Fächer wehn. —
S. 38 ff wird der zehnsilbige Vers besprochen; dabei hätte auch
das Rolandslied erwähnt werden können , zumal da hier der in
Deutschland zu wenig gekannte Schweizer Dichter Henri Durand
genannt wird. In der Versl. S. 163 fehlt die Angabe, dass von Voltaire
der »vers commun« in mehreren Lustspielen (L'enfant prodigue; La
Prüde; Nanine; Le droit du seigneur) zuerst verwendet worden
ist. Voltaire macht selbst darauf aufmerksam (bei Beuchot 4, 236)
»la premiere comödie qui soit ecrite en vers de cinq pieds«. ^—
Welches auch der Ursprung des vers commun sein mag, auch im
Neufr. hat er öfter dactylischen Gang, z. B.
Terre, fremis d'alle'gresse et de crainte.
Puis la cithare animant ses compaf^ues.
Tendre arbrisseau menace par l'orage.
§ 22. Beim siebensilbigen Verse führt Lubarsch den Fall nicht
an, wo die zweite, dritte imd fünfte Silbe betont werden ^ -^ --^ -,^ -
In der Versl. S. 177 sagt qy: Der mittlere Anapäst darf mit keiner
starken Tonsilbe beginnen, weil dadurch die ihythmische Auffassung
E. O. Lubarsch, ^-l^ri.s-.s der französischen Verslehre. 263
der Form unklar werden würde. Das ist freilich wahr, aber ein
paar Beispiele der Art lassen sich doch auftreiben:
. Ai mi! lasse .moi! caitive. Aucassin No. 5, 15.
Je quid, dix le veut avoir, ,, „ '25, 5.
Voyez l'onde clere et pure. A de Baut".
J'enten mille ossets coruus. Ronsard.
Deja tout le peuple More. Malherbe.
Oü l'ceil cheiche en vaiu l'esquif. Lamartine.
De vivre . . . Ah! la peur t'emeut. V. Hugo.
S. 43. Bei den aus zwei Päonen bestehenden Achtsilbern , die
Lubarsch mit Recht als schwächere Formen bezeichnet, wäre darauf
hinzuweisen, dass, wenn die erste oder fünfte oder gar beide Stellen
mit starken Tonsilben besetzt sind, der Tact merklich gehoben und
der Rhythmus scharf ausgeprägt wird. Nach der Versl. S. 189
ist der letzte Fall äusserst selten. Bei den modernen Dichtern trifft
man ihn aber öfter, als man hiernach annehmen sollte. In den von
Lubarsch mitgetheilten Proben finden sich z. B. : Dame Raison perd
son honnet; Sortent des bois lourds de rosees; Rlen que ta voix
movne et profonde; Monte ecureuil, monte au grand chene. Für
das Altfr. seien angeführt aus Bartsch Chrestom." 7, 25 Grant fu
li dols, fort marrimenz; 116, 39 Graut sont li colp, hlen s'entre-
batent. — Wenn die erste, dritte und sechste Silbe hochtonig sind,
so entstehen moderne Glyconeen : Pauvre oiseau que le ciel benit;
Suivre un j^liare, eher eher im mot. — Filz et filles j^^'^^du avez.
Bartsch 116, 16. Unter den unregelmässigen Formen des acht-
silbigen Verses könnte noch die ganz singulare Erscheinung aufge-
O O O DO
führt werden, dass nur an erster und letzter Stelle sich starke Ton-
silben finden. So schliesst Malherbe eine Strophe mit Cedent ä la
necessite, was sonst ganz unrhythmisch wäre, so aber zum Abschluss
ganz passend erscheint.
§ 24, S. 47. Der Vers Non, il n'est rien que Nanine n'ho-
nore findet sich nur noch als Variante zu Volt. Nanine 8, 8; der
Text gibt que sa vertu n'honore. — Als Beispiel für harte Verse,
die auch von einem weniger geübten Ohre als solche empfunden
werden, könnten dienen Voltaire Sömiramis 1, 1. v. 1 — 2.
Oui, Mitrane, en secret Tordre emane du tröne
Remet eiitre tes bras Arzace a Babylone.
§ 29, S. 59, Bem. 1. Statt »endigen auf sie« wäre besser
»darauf« oder »so«. Bem. 3. Was »maron^ bedeutet, das auch
Versl. S. 255 als mittelmässiger Reim zu raison angeführt wird,
ist nnklar; soll es vielleicht baron heissen ?
§ 33, S. 64c. »Gewöhnlich werden nie« . . . statt nie ist
nicht zu setzen.
264 Kritische Anzeigen. I. Harczyk,
§ 35, S. 67. Das Reimschema der ersten Strophe auf dieser
Seite ist nicht richtig angegeben; es ist ab ab cccb und zerlegt
sich demnach in ab ab -f- cccb.
§ 39, S. 81. 4. In der zwölfzeiligen Strophe auf fünf Reimen
soll der ruhige Tact der Vierzeile ab ab das Crescendo der ihr
folgenden, in das Ohr zweimal mit dreifachem Reim schmetternden
Achtzeile cccd eeed melodisch dämpfen. Dasselbe steht in der
Versl. S. 373 als Gramont's Urtheil, dem sich L. anschliesst. Wirk-
lich ist die Strophe höchst prachtvoll; aber es ist nicht recht ver-
ständlich, wie eine Dämpfung durch die vorangehenden Verse ent-
stehen soll. Eher wird nach dem ruhigen Anfang der Strophe die
gesteigerte Reimkraft noch rhythmisch stärker und eindringlicher
empfunden, ohne von ihrem Nachdrucke einzubüssen. — Als Er-
finder der Strophe gilt V. Hugo, der sie im Jahre 1828 wol zum
ersten Male angewendet hat; aus demselben Jahre stammt aber
auch Alfred de Vigny's »La frögate la Serieuse«. Hat nun der Letztere
die Hugo'sche Strophe nachgeahmt?
§ 40. Unter den älteren Sonettendichtern hätte S. 411 der
Versl. auch Ronsard Erwähnung verdient; es finden sich bei ihm
sehr viele Sonette der symmetrischen Form, die später Malherbe
bevorzugt bat.
In der Bemerkung auf S. 83 wird, ebenso wie Versl. S. 410,
als Dante's Todesjahr 1313 angegeben. Ist das an beiden Stelleu
ein Irrthum?
§ 42. Die leidige Cäsur, wie sie Freiligrath nennt, wird öfter
getadelt. Der verlangte rhythmische Einschnitt kann nur ein
grammatischer sein. Wo im Alexandriner die Diärese nicht gehörig
grammatisch beobachtet wird, da geräth der Rhythmus leicht ins
Schwanken; die Vernachlässigung der grammatischen Pause, die
zugleich eine rhythmische ist, und die Anwendung des Enjambement
zerstören das Wesen des klassischen Alexandriners. Becq de Fou-
qui^res' Auseinandersetzungen sind ganz einleuchtend.
§ 46. Die Inversion der von de und ä abhängigen Infinitive
gilt allgemein für seltener als sie in Wirklichkeit ist. Käme sie
bei Racine nicht oft genug vor und hätte sie etwas anstössiges, so
würde Laharpe sie wol vermieden haben. So aber invertirt er ä
mit dem Infinitiv im Coriolan sieben mal.
Die Stellung des rög. dir. zwischen Hilfszeitwort und Particip
Perf. wird (Versl. 464) Racine ganz abgesprochen; aber in der
Thöbaide 3, 4 findet sich noch
Ont insensiblement tout le corps ebranle.
S. 91 Bemerkung. Nicht quelle honneur, wie auch Versl.
S. 464 gedruckt ist, sondern quelle horreur d' emhrasser etc. ist zu
E. O. Luharsch. Abriss der französischen Verslehre, 265
lesen. Der Vers steht bei Corn. Hör. 5, 3. 1615. — ■ Die auf der-
selben Seite (Versl. S. 465) angeführten Verse Malgre de nos
destins etc. stammen aus Corn. Othon 4, 2, 1249; Poxir de ce
grand etc. aus Corn. Pompöe 4, 1. 1176.
Was in der Versl. S. 467 f. über die Unnöthigkeit der In-
version im allgemeinen gesagt wird, lässt sich schon auf Ronsard
zurückführen, der in der Vorrede zur Franciade schreibt: »T\i ne
transposeras jamais les paroles ni de ta prose ni de tes vers; car
notre langue ne le peut porter, non plus que le latin un solöcisme«.
Schliesslich sei noch auf mehrere Druckfehler hingewiesen:
S. 36, Die Note gehört zum achten Verse. S. 58b 2: bei degät
fehlt der zweite Accent; S. 63a lies: gebräuchlichste Foi-m. S. 71
fehlt der Accent bei ilots, desgl. Versl. S. 302. S. 72 lies: aux
feuillages hoideux, ebenso Versl. S. 308. S. 78 pleins d'oiseaux,
ebenso Versl. S. 335. S. 88 oben lies: qu'un nceud. In der Versl.
wären ferner unter anderm zu bessern: S. 151, v. 39 d'orgiieil
'plelns. In der Note zu dem vorhergehenden Verse war auf die drei
harten c (coUiers, cuivre, coiis) in der zweiten Halbzeile hinzuweisen.
S. 172 lies: die Ausnahmeform des neunten Verses. S. 182 (62)
lies: Gedichte in sieben silbigen Versen. S. 371, 4. Zeile von oben
s\ir la proue. S. 450 erste Z. v. o. vos invincibles mains;
S. 461. Die beiden letzten Verse auf der Seite siiid nicht von
Boileau, sondern aus Raciue's Phedre 2, 5. 655. S. 464 Pleurante apres
son char venx-tu q^ie Von me voie; so steht der Vers auch bei
Quicherat p. 97; bei Racine Andr. 4, 5. 1329 liest man . . . vons
voidez qu'on me voie. —
Lubarsch hat den Abriss der französischen Verslehre zum
Gebrauche an höheren Lehranstalten bestimmt. Ob die Einführung
dieses Buches an Realschulen möglich und gerathen ist, weiss ich
nicht genau ; aber für den Gebrauch auf Gymnasien scheint mir das
sonst ja vortreffliche Werkchen eben so wenig wie andere Vers-
lehren recht geeignet. Bei der geringen Stundenzahl, die bei uns
dem Französischen eingeräumt ist, (wöchentlich zwei Stunden), düifte
es schwerlich möglich sein, den Schülern auch nur den Hauptinhalt
des Abrisses (c. 90 Octavseiten) gründlich beizubringen, und eine
flüchtige und oberflächliche Durchnahme wäre doch eher schädlich
als fördernd. Eine solche Masse von metrischen Kenntnissen wird
aber nicht einmal im Lateinischen, Griechischen und Deutschen ver-
langt, und auch in diesen sogenannten Hauptfächern hat man bisher
die Einführung eines besondern Hilfsbuches für die Metrik meist
abgelehnt. Wenn nun ein Gymnasiast so weit im Französischen
gebracht wird, dass er ein nicht gar zii schwieriges Prosawerk und
etwa noch die klassischen Dramen fliessend und mit Verständniss
zu lesen vermag, so ist das Ziel unserer Schule wol eiTcicht. Hierzu
266 Kritische Anzeigen. A. Laun,
aber sind in den oberen Klassen vielfache Repetitionen der unteren
Curse nöthig, denn nur so kann die gehörige Sicherheit in den
Elementen erworben werden. Dabei hat man noch oft mit der
Einübung einer nur leidlichen Aussprache bis zuletzt zu thun (Sachsen,
Thüi'ingern, Schlcsiern u. a. stellt ihre Mundart manche Schwierigkeit
entgegen); forner haben wir oft überfüllte Klassen (40 — 50 Schüler
in SecLinda und Prima), an vielen Schulen alle Semester Abiturienteu-
prüfung — wo soll da die Zeit für eine gründliche Behandlung der
franz. Metrik herkommen? — Da aber die Schule für die poetische
Leetüre der Metrik dringend bedarf, so wäre es am besten , wenn
die franz. Sehulgraiumatik, so wie es. bei der lateinischen der Fall
ist, einen brauchbaren, kurz gedrängten, das allern oth wendigste ent-
haltenden Abriss der Metrik als Anhang brächte. Dabei kann
natürlich Lubarsch's Biich dem Lehrer als Anhalt dienen und be-
sonders strebsamen Schülern zum Privatstudium empfohlen werden.
L HARCZYK.
Lafontaine, seine Fabeln und ihre Gegner, von Wilhelm
Kulpe. Leipzig. Wilhelm Friedrich, Verlag des »Magazin
für die Literatur des Auslandes«, li
Der Eifer der Franzosen wendet sich augenblicklich der
literarischen Erforschung des siebzehnten Jahrhunderts und seiner
grossen Schriftsteller zu. Die grossartige Ausgabe »Les grands öcri-
vains de la France« wie auch eine Menge von Monographien über
dasselbe gibt davon Zeugniss. Auch wir Deutschen folgen ihnen
darin und beleben aufs Neue das durch das Auftreten der roman-
tischen Schule unterdrückte Intei'esse an der classischen Literatur
Frankreichs. Nach dem zwar umfassenden, aber zu wenig auf eigner
Leetüre beruhenden Werke von Eduard Arnd verspricht die geist-
reiche, grossartige und auf den gründlichsten Studien beruhende Ar-
beit von Lotheissen^), wovon der erste und zweite Theil erschienen
sind, uns in dieselbe aufs Gründlichste einzuführen. Der dritte auf
Coi'neille folgende Theil wird sich besonders mit Moliere und La-
fontaine befassen. Was in neuerer Zeit für tiefere Erkenntniss des
Ersteren bei uns gethan wird, ist hinreichend bekannt. Lafontaine,
den unsere zahlreichen Fabeldichter mit mehr oder weniger Glück
zum Muster nahmen , dem man bei uns am Schluss des acht-
zehnten Jahrhunderts ein gewisses Interesse zuwendete und von dessen
^) Geschichte der französischen Literatur im XVII. Jahrhundert
von Ferdinand Lotheisseu. Wien. Carl Gerold's Sohn. 1879—1880.
W. Kulpe: Lafontaine, seine Fabeln und ihre Gegner. 267
Fabeln Laun^) die erste deutsche Gesammtausgabe mit deutschem
Commentar veröffentlichte, ist im Ganzen bei uns erst wenig be-
handelt worden; wir begrüssen deshalb mit Freuden das Erscheinen
der in der Ueberschrift genannten Monographie und sind eben so
erstaunt wie ei'freut darüber, dass der Verfasser dafür in Deutsch-
land, wo dergleichen Arbeiten vorläufig nur auf ein kleines eso-
terisches Publicum rechnen dürfen, einen Verleger gefunden hat.
Die 180 Seiten umfassende Schrift behandelt folgende Gegen-
stände: das Leben des Dichters, an das sich eine Charakteristik
desselben als Mensch anschliesst, Lafontaine als Fabeldichter und
Philosoph, Lafontaine und seine Gegner.
Im Vorwort nennt der Verfasser als Quellen für die Einzel-
heiten seiner Arbeit, die sich in ihrem Raisonnement besonders auch
auf Bouterwek und Fr. Jacobs stützt, Walkenaer, Champfort, St. Marc-
Girardin und Laun. Er hätte vor allem auf die geistreiche Mono-
graphie Taine's und eine vortreffliche Studie Meissner's in Herng's
Archiv Rücksicht nehmen sollen. Die biographische Einleitung ist
nur eine Skizze, sie enthält manches Gute und Schöne, hätte aber
neben dem vielen Allbekannten noch die die Eigenthümlichkeit des
Dichters charakterisirenden Züge, wie sie sich bei Walkenaer, den
Memoirenschreibern, den Literarhistorikern und den Anecdotensamm-
lern der Zeit wie z. B. Tallement de Reaux finden, hervorheben
können, auch wäre eine in grossen Zügen gegebene Schilderung der
geselligen und literarischen Zustände des damaligen Frankreichs und
seines conventioneilen Geschmacks erwünscht gewesen. Die Eigen-
art des naivoriginellen Dichters, für den es keinesgleichen gibt,
wäre auf dem Untergrunde eines solchen Gemäldes um so heller
und schärfer hervorgetreten.
In dem Abschnitt Lafontaine als Mensch sind die verschiedenen
Seiten seiner Natur,' seine Sorglosigkeit, seine Zei'streutheit und
Offenheit, sowie die vortrefflichen Eigenschaften seines Herzens, zu
denen wir besonders seine Dankbarkeit und sein Freundschaftsgefühl
zu rechnen haben, hervorgehoben. Sie sind durch Anecdoten, deren
Zahl noch leicht hätte vermehrt werden können, illustrirt und durch
die Zeugnisse seiner Freunde und Zeitgenossen erhärtet worden, unter
ihnen vermissen wir das seines Fi-eundes de Maucroix, der ihm am
. nächsten stand und vor allem seine unverbrüchliche Wahrhaftigkeit
hervorhebt. Daneben ist der Verfasser durchaus nicht blind gegen
seine Schwächen und sittlichen Mängel und gegen die Leichtfertigkeit,
die ihn seine schlüpfrigen", freilich dem Geschmack der Zeit ent-
^) Lafontaine'« Fabeln mit Einleitung und deutschem Commentar
von Dr. Adolf Laun, Prof. Heilbronn. Verlag von Gebrüder Henuinger.
1877-1878.
268 Kritisch« Anzeigen. Ä, Laun,
sprechenden , Contes veröffentlichen Hess ; er tadelt diese Rück-
sichtslosigkeit in gebührender Weise , schlägt aber dabei einen
etwas pastoralerbaulichen Ton an, der sich besonders bei Lafontaine's
Bekehrung geltend macht. Wie bei diesem Mensch und Dichter
einander decken, geht aus dem Abschnitt Lafontaine als Fabeldichter
hervor. Der Verfasser zeigt darin, dass er sich in die Fabeln und
die ihnen zu Grunde Kegenden Gedanken vertieft und das viele
Tiefe, Schöne luid Geistreiche, was besonders seine französischen
Beurtheiler über ihn vorgebracht haben, sorgfältig gelesen hat.
Der Abschnitt enthält neben manchen historischen, mitunter viel-
leicht zu weit ausgreifenden, Erläuterungen viel scharf und fein Be-
obachtetes. Ueber einen der grössten Vorzüge Lafontaine's, seine
Erzählungskunst und seinen unnachahmlichen Styl, hätten wir im
Interesse des -französischen Sprachstudiums freilich noch Eingehenderes
zu finden gewünscht. Die onomatopoetische Kraft und Eindiing-
lichkeit seiner Sprache wie auch sein eigenthümlicher Versbau, ein
Gegenstand, über den in Deutschland noch nichts Gründliches ge-
schiieben worden ist, hätten eine besondere Berücksichtigung' ver-
dient. Auch wäre es hier am Platz gewesen, nachzuweisen, weshalb
keiner seiner französischen Nachahmer ihn erreicht hat und wie
sehr die fremden Fabeldichter, besonders die Deutschen, die seinem
bequemen, aber stets elegant und witzig bleibenden Sichgehenlassen
nachzukommen suchten, darüber in Weitschweifigkeit und salzlose
Breite verfielen. Ein Lafontaine könnte in der Nachahmung eben'
nur von einem zweiten Lafontaine erreicht werden und die Fran-
zosen haben Recht ihn »rinimitable« zu nennen.
Der Abschnitt »Lafontaine als Philosoph« beschränkt sich auf
des Dichters Auffassung von der Thierseele, eine Frage, die damals
in den höher gebildeten Kreisen viel ventilirt wurde, und weist nach,
wie derselbe sich von den Ansichten des Descartes entfernte. Auch
hier wird wieder in historischen Vorbemerkimgen etwas weit aus-
gegriffen und der erbauliche Ton beibehalten. Die Ueberschrift
»Lafontaine als Philosoph« ist wol zu vielsagend, denn sie lässt
Weiteres über seine sonstigen philosophischen Ansichten, denen kein
bestimmtes System zu Grunde lag, die aber vereinzelt hie und da
in seinen Schriften durchblicken, vermissen.
Im Capitel »Lafontaine und seine Gegner« bekämpft der Ver- .
fasser zuerst die rigoristische Beurtheilung , die der sentimental-
idealistische Lamartine dem naivrealistischen Fabeldichter zu Theil
werden lässt. Er macht dabei, indem er sich freilich wieder in
manche Abschweifungen verliert, viele interessante, geistvolle und von
umfassender Leetüre zeugende Bemerkungen und analysirt, um die-
selben zu erläutern, einen Theil der Fabeln. Eine kürzere Zusammen-
fassung würde vielleicht besser zum Ziele geführt haben.
W. Kulpe: Lafontaine, seine Fabeln und ihre Gegner. 269
Indem wir die Besprechung einer Arbeit schliessen, deren Bedeut-
samkeit wir trotz einiger Einwendungen, die wir uns glaubten erlauben
zu dürfen, hervoi'hoben, machen wir noch auf den letzten Abschnitt,
der das Verhältniss Lessing's zu Lafontaine behandelt, besonders auf-
merksam. • Er zeugt von Beleseuheit und Gelehrsamkeit, entwickelt
eine interessante Geschichte der Fabeldichtung bis zu Lafontaine's
Auftreten, analysirt und bekämpft zum Theil die Lessing' sehen Ab-
handlungen über die Fabel und fasst die entgegengesetzten Prin-
cipien, nach welchen die beiden Männer, der eine mehr als Philosoph,
der andere mehr als Dichter, die Fabel behandeln, in folgenden Sätzen,
die wir hier mittheilen, bestimmt und klar zusammen (S. 175 f.):
»Wir stehen somit vor zwei Arten von Fabeln, die gänzlich
von einander verschieden sind: die einfache Fabel mit ihrer streng
abgeschlossenen Moral im Vordergrunde, und die geschmückte Fabel,
in welcher der Dichter seine Personen in Scene setzt, sich in ße-
Hexionen ergeht und den Bühnenapparat spielen lässt, die Fabel in
Prosa, eine blosse Form der Moral, und die Fabel in Versen, eine
Poesie, unerwähnt in Boileau's Poetik, aber anerkannt und populär
seit Lafontaine«.
»In demselben Gegensatze, wie die Fabeln, stehen die Persön-
lichkeiten der Dichter derselben: Lessing und Lafontaine. Hier der
unruhige, scharfe, aus sich herausgehende und in seine Zeit mit be-
wusster Energie eingreifende Lessing, dort der stille, milde, auf sich
beschränkte Bonhomme, hier Prosa mit dem nüchternsten Verstände
und der klarsten, kühlsten Besonnenheit in straffem Gewände, dort
Poesie aller Gattungen in verschiedenen Vei'smassen, hier eine strenge
Einschränkung des Stoffes und gebieterische Forderungen an den-
selben, dort eine Fülle von Stoff, dem sich der Dichter ergibt,
hier eine schwertscharfe, durchdringende Kritik, die rücksichtslos
nach dem Muster der Antike schneidet und ordnet, dort ein gut-
müthiges Nachgeben und ein künstlerisches Sichgehenlassen, hier das
strengste Mass und die knappste Form, dort eine Fülle, welche der
Form nicht achtet«. —
Jedenfalls kann die Schrift dazu dienen, in Deutschland das
verblasste Bild des grössten Fabeldichters der Weltliteratur aufs
Neue aufzufrischen und für seine reizvollen Schöpfungen, die seit
lange in die Kinder- und Schulstube verbannt sind, ein allgemeines
Interesse zu erregen. Der Verfasser widerlegt das Vorurtheil, als
könne man in der Fabel, die noch heute von den romanischen
Nationen cultivirt wird, bei uns aber mit der ganzen didactischen
Poesie in die Rumpelkammer des Veralteten geworfen ist, kein
eigentlicher Dichter sein.
Ein näheres Studium Lafontaine's, 7a\ dessen Förderung ausser
dem hier besprochenen Buche die neue Gesammt-Uebersetzung der
370 Kritische Anzeigen. C. Th. Lion,
Fabeln mit den Illustrationen des berühmten Dorö ein treffliches
Hülfsmittel abgibt, lenkt vielleicht diesen oder jenen unserer jüngeren
Poeten wieder der Fabel zu.
A. LAUN.
Athalie von Racine. Mit einer literarhistorischen Einleitung und
einem Commentar versehen von Otto Seh au mann, Rector
der höheren Töchterschule und des Lehrerinnen -Seminars
zu Kattowitz O/S. Hamburg, Otto Meissner. 1879.
Der Herausgeber der Athalie findet, dass die Behandlung der
fremdsprachlichen Leetüre auf der Oberstufe in vielen Anstalten
noch sehr zu wünschen übrig lässt, und will seinerseits einen Bei-
trag dazu liefern, wie die Leetüre gepflegt werden soll; den Schwer-
punct derselben sucht er auf ethischem Gebiete und will die Gram-
matik nur da herangezogen wissen, wo das zum Verständniss des
Gelesenen nöthig ist. Er schickt eine kurze literarhistorische Ein-
leitung voraus über den Classicismus, dessen Entstehung, dessen
Vertretung durch die sg. Plejade, erwähnt Ronsard und Jodelle,
Malherbe und Boileau, den Bei espiit des Hotel Rambouillet mit
einem Hinweis auf Moliere's Precieuses und Femmes Savantes, ferner
gedenkt er der Gründung der Academie fran(;aise und bezeichnet Racine
als denjenigen, in dem der Classicismus seine Vollendung erreicht i
habe; er spricht von dem Gesetz der drei Einheiten als einer Fessel,
in gleicher Weise von dem französischen Hofe (Ludwig XIV.), dann
von Racine's Stellung zu demselben, seiner Bedeutung als Dichter'
und gibt endlich eine kurze Uebersicht über Racine's Leben und
Werke. So bietet die Einleitung ein überreiches Material dar und ist
immerhin geeignet, eine Anregung zu tieferem Eindringen zu geben,
sowie auf die Leetüre der Athalie vorzubereiten, wenn auch ein:
näheres Eingehen darauf, wie der Dichter gerade zur Abfassung
einer Tragödie dieses Inhalts kam, sowie eine Darstellung der eigent-
lichen Tendenz der Athalie vermisst wird.
Dann folgt Racine's Pröface, danach das commentirte Stück.
Mag es ja immerhin sein, dass die Behandlung der Leetüre noch
vielfach' im Argen liegt, es kann das nur seinen Grund haben in
der ungenügenden Vorbildung, die so viele Lehrer des Französischen
zur Zeit noch immer für ihr Fach erhalten, aber der Herausgeber
sollte doch bedenken, dass das gegenwärtig immer seltener wird,
dass gei-ade auf diesem Gebiete in der neueren Zeit, namentlich aud:
durch die Veröffentlichung guter Specialausgaben, ein Zeugniss dafüi
abgelegt wird, dass man sich nicht mehr an Oberflächlichkeit |
nügen lässt, sondern nach Inhalt und Form in gleicher Weise deni
O. Schanniatin: Racine. Atalie. 271
Schriftsteller gerecht zu werden sucht. Der Herausgeber erwähnt
mit keinem Worte seiner Vorgänger, obwol dies in seinem Falle
schwerlich gestattet war. 1876 hat der durch seine Leistungen in
der Erklärung französischer Schriftsteller rühmlichst bekannte Prof.
Dr. Adolf Laun im Verlage von B. G. Teubner in Leipzig die
Athalie herausgegeben und zwar, wie seine »Vorbemerkung« besagt
(»die sprachlichen Noten beschränken sich auf die Erklärung wirklich
schwieriger Stellen«. »Bei einem so vollendeten Kunstwerk musste
die technisch -ästhetische und literarhistorische Seite besonders her-
vorgehoben werden«), wol so ziemlich nach demselben Plan und
in derselben Absicht, wie das nun schon drei Jahre später Otto
Schaumann versucht.
Untersuchen wir nun, wie ihm sein Versuch gelungen, in wie
weit, namentlich er seinem eigenen Programm treu geblieben ist.
Die Behandlung dessen, was er als das ethische Gebiet der Leetüre,
die Wirkung derselben auf die sittliche und gemüthliche Bildung
(im Ggs. zur Verstandesbildung) der Schüler bezeichnet, ist von ihm
nicht ohne Geschick vorgenommen, die häufigen Hinweise auf das
alte Testament (die er übrigens auch bei A. Laun finden konnte)
smd für eine eindringende Leetüre der Athalie geradezu unentbehr-
lich, und die Erörterung der lüblischen Auffassung, wie sie sich in
dem Stücke wiederspiegelt, ist in angemessener und zweckmässiger
Weise ausgeführt; aber — und darin liegt die Schwäche der Aus-
gabe — in Bezug auf die Behandlung des Grammatischen hat
erstens der Herausgeber sein auf eine weise Beschränkung gerichtetes
Versprechen nicht gehalten: es finden sich fast auf jeder Seite viele
(grossentheils entbehrliche) sprachliche Bemerkungen, und zweitens
verlangt der heutige Stand des grammatischen Unterrichts eine
andere Fassung von Anmerkungen, als sie sich nur zu häufig in
der Ausgabe finden. Zu V. 5 wird bemerkt: De ce jour gehört
zu le retour u. s. w., statt: De ce jour. ist abhängig von le retour.
V. 9 das s in tous ist hier zu sprechen: Lernt jeder schon im
Elementarcursus. — V. 21. ä cacher, Parenthese: »Ich will dir nichts
yerbergen«, ist in dieser Fassung unverständlich; wie mir dieser
Fall zu behandeln nöthig erscheint, mag der Herausgeber aus meiner
Ausgabe des Avare I, 1 n. 10 (Leipzig, Teubner, 1879) ersehen. —
V. 33. Si steht hier im ungewöhnlichen Sinne (soll heissen: in unge-
wöhnlichem Sinne): So gar ungewöhnlich ist es nicht, dass nach
einem Vordersatze mit »wenn« vor dem Nachsatze ein Gedanke
wie »so kommt noch dazu, dass« zu ergänzen ist, der sich aber
aus dem Zusammenhange von selbst ergibt. — V. 57. Et nicht zu
tibersetzen: Da fragt man doch mit Recht, wie geht das zu? Der
Herausgeber müsste hier auf die Abweichung vom gewöhnlichen Sprach-
gebrauch aufmerksam machen. — V. 113. De son sang tremjye ge-
272 Kritische Anzeigen. W. Münch,
hört zu le champ.: Musste heissen: trempe de son sang steht
prädicativ zu le cham]) qu'il avait usurpe par le meurtre. —
V. 214. quelqiie — dont ils jyuissent für de quelque — qu'ils puissent.
Eine durchaus missbräuchliche Anwendung des Wortes für. Wie
kommt Racine dazu, eine also doch angeblich falsche Wendung
statt einer anderen, richtigen, zu gebrauchen? Wir wollen nicht von
dem Verfasser einer Schulausgabe, die ja den Lehrer nicht überflüssig
machen soU, verlangen, dass er uns eine Erklärang der in diesem Falle
von Racine beliebten Wendung gibt, aber es dürfen doch durch eine
solche Brachylogie, wie sie in dem Worte für steckt, keine falschen
Vorstellungen hervorgei'ufen werden. Wenn der Herausgeber also
etwa sagen wollte: »QueJque noble ardeur dont ils puissent brider,
ungewöhnliche Construction, statt derjenigen, welche jetzt (wenigstens
in Pro.9a jedenfalls) dafür eintreten müsste: De quelque noble ardeur
quils puissent brfder«, so wäre damit vielleicht in einer Schulaus-
gabe genug gesagt. — V. 282. Eteint mit flambeaic zu verbinden:
Wie ist das möglich in dem Verse: Et de David eteint rallume
le flambeau, dessen Construction doch keine andere sein kann, als
rallume le flambeau de David eteint? — V. 385. Apres avoir gehört
zu offert: Hier war statt der missbräuchlichen Anwendung des
»gehört zu« die Angabe der Construction von V. 385 und 386
wol kaum zu umgehen: Also »constmire: Apres avoir offert les
Premiers pains de la moisson nouvelle au Dieu qui nourrit les
humains«. — V. 462. Approcher hier statt s'approcher: Als ob nicht
auch sonst approcher häufig genug da gebraucht würde, wo wir
im deutschen »sich nähern« setzen, wie jedes gute Wörterbuch aus-
weist; wie lästig wäre in V. 462 ein: Osez-vous vous approcher?
Es versteht sich von selbst, dass wir, da wir bei dieser Be-
sprechung einzelner Stellen erst bei Vers 462 angelangt sind und
das Stück 1816 Verse zählt, derartige Bemerkungen noch viele
machen könnten (es liegt uns thatsächlich nach der Leetüre der
Ausgabe noch eine Menge Material dafür vor); indessen werden die
angeführten Einzelheiten bereits genügen, um das oben von uns ab-
gegebene allgemeine Urtheil hinreichend zu belegen.
C. TH. LION.
Zeitschriftenscliau.
liiteratiirblatt für germaiiisclie uud roniaiiisclie
Philologie. 1880.
No. 2*). P. Foerster. W. Foerster, Las mocedades del Cid de
Guillem de Castro. (Vgl. Körtincr, hier I, 102 und Lemcke Zs. f. rom.
Phil. III, 131.) Der Rec. spricht sich sehr lobend über die neue Ausg.
aus, lässt aber darauf einige »einschränkende Bemerkungen« folgen, die
kaum stichhaltig sein dürften. Er tadelt 1. die Beibehaltung der von
Castro selbst benützten Orthographie und verlaugt die moderne, ganz im
Gegensatz zu den Anforderungen der wissenschaftlichen Kritik unsrer
Zeit. Sodann bedauert P, F. 2., dass nicht deutlich genug zu ersehen
sei, wo die Textänderungen Folge der Vergleichung mit der ed. princ.
und wo durch Conjectur veranlasst sind, und legt dadurch die Ver-
muthung nahe, er habe die Einleitung der Ausg. gar nicht gelesen, sonst
hätte es ihm nicht unbekannt bleiben können, dass der Druck die ed.
princ. mit absoluter Treue reproducirt, und dass jeder Fall einer Aen-
derung in der Var. lectio angegeben ist, so dass man bei jedem Buch-
staben, bei jedem Komma, weiss, woher es stammt. Die vom Rec. be-
handelten Stellen stehen sämmtlich im Original, daher fehlen weitere
Angaben in der Ausg. Zum Schluss wird 3. constatirt, dass das Spanische
der Vorrede kein genuines sei, — vielleicht wird ihm dasselbe genuiner
vorkommen, wenn er erfährt, dass der deutsche Text des Hg. 's von einem
Nationalspanier, der sich als üebersetzer des Deutschen in seiner Mutter-
sprache bereits bewährt hat, übersetzt ist. — Es ist zu bedauern, dass
die Redaction des Litbl. einer so wenig begründeten Beurtheilung ihre
Spalten eröffnen zu müssen glaubte. W. F. —
No. 3. E. Ludwig. E. Wölfßin, Lateinische und romanische
Comparation. Erlangen, 1879. (Vgl. Romania VIII, 615.) Lobende
Beurtheilung des auch für den frz. Philologen werthvollen Werkchens.
Eine Abhandlung (Strassb. Diss.), welche die Resultate desselben speciell
für das Französische verwerthet und die Entwickelung der französ. Com-
paration in einem Theile weiter verfolgt, geht ihrem Drucke entgegen. —
C. Sachs, Programme. (Flüchtige Anzeige einer grösseren Anzahl Ostern
1878 und 1879 erschienener Programmabhandlungen, deren Inhalt sich
mit dem frz. Unterricht, der frz. Sprach- und Literaturgeschichte be-
schäftigt, und von denen ein Theil hier [I, 136 — 40 und 476 — 9] bereits
Besprechung gefunden hat, die meisten übrigen noch finden werden.) —
Sp. 116 f. giebt C. Humbert eine Analyse der vom Mai 1879 bis
Jan. 1880 erschienenen Hefte des MoLieriste (vgl. hier I, 295 — 9 und
460 — 3), an welche sich beherzigenswerthe Vorschläge für in dieser Zeit-
schrift nach Abschluss der Jahrgänge zu gebende Register anschliessen,
die wir in dem fertig vorliegenden 1. Bde. derselben leider nicht beachtet
finden. —
No. 4. R. Köhler. F. Liebrecht, Zur Volkskunde. Alte
und neue Aufsätze. Heilbronn, 1879. (Sammlung schon früher in Zeit-
*) Ueber diese No. vgl. auch I, 458.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. ]^g
274 Zeitftchriftenurhan. E. Koschwitz.
Schriften gedruckter und bisher ungedruckter Aufsätze Liebrechts, die sich
auf »Sagenkunde , Mährchen und Fabeln, Novellistik und Schwanke,
Volkslieder, Mythologie, Religionsgeschichte etc., allgemeine Literatur-
geschichte, Sprachliches, Redensarten etc.« [Mittheilungen des Verf. 's] be-
ziehen und unter denen eine Anzahl auch für den franz. Literar- und
Culturhistoriker von Wichtigkeit sind). — K. Foth. jP. Hummel, Der
Werth der neueren Sprachen als Bildungsmittel (vgl. hier \, 140.) Wir
können dem Rec. in seiner Behauptung: »Es ist zw bedauern, dass Ar-
beiten wie diese noch immer nicht zu den überflüssigen zu zählen sind«
so wenig beistimmen, dass wir oberflächliche und unselbstständige Ela-
borate wie das H.'s nicht nur für total überflüssig, sondern selbst für
schädlich erachten, weil sie ganz dazu geeiguet erscheinen, auch die
gute Sache des neusprachlichen Unterrichts zu discreditiren, und eben
so wenig wie die Redaction des Litbl. können wir ferner dem Rec.
Recht geben, wenn er glaubt »dass die alten Sprachen sowohl in formaler
als materieller Hinsicht an Bildungswerth den neueren bedeutend nach-
stehen«, um so weniger als wir nicht einmal wissen, ob Rec. an der be-
tretfenden Stelle vom Bildungswerth der Sprachen überhaupt oder nur
von dem, welchen dieselben im Schulunterrichte besitzen können, spricht.
Auch von ihm werden nämlich diese beiden sehr verschiedenen Dinge
nicht sorgfältig geschieden. Auf die übrigen, zum Theil sehr gewagten
Behauptungen F.'s hier einzugehen, müssen wir uns versagen, da
allgemeine Ausstellungen, wie die seinigen, sich nicht mit einigen Zeilen
austragen lassen.
Roniaiiia.
IX, 4. Melanges. S. 117. .J.Ulrich. Pisciare eic, It. pisciare,
frz. pisser ist nach U. von einem Verbum *plstiare (v. plstum, pc. pf.
von pinsere, treten, stampfen) abzuleiten; zum Erweis der Möglichkeit
der Begriftsentwickelung wird auf das dtsch. »das Wasser abschlagen«
und die Ellipse in dem selbst zweifelhaften andare (aler) -^ addare
= addere verwiesen. Man sieht, die neue Ableitung steht auf schwachen
Füssen. — ib. IL Cornu. Oil : = hoc illic. C. macht darauf aufmerksam,
dass aus dem früher allgemein angenommenen, jetzt aber mit Grimm und
Tobler ebenso allgemein durch hoc illic verdrängten Etymon hoc illud
für oil (nfrz. o?«') gar nicht oil hätte entstehen können, da illiid (richtiger
*illum f. illud) el ergeben müsste, wie ecce illud (oder dafür stehendes
ecce illum) in der That cel ergab. (Vgl. Mall., Cp. S. 108, Horniug in
den Rom. Stud. IV, 250.) — S. 118. C. Joret. Etymologies francaises.
1) e'brouer, sebrouer, broue'e, brfojuine. Aus ahd. prot, prod, alteugl.
brodh, (ne. broth), volkslat. '^broda (it. broda) entstand afrz., dialektisch
noch erhaltenes Subst. broue (nfrz. brottet) »Brühe« und Verb, brouer,
»brühen«, wovon e'brouer (ex -f Jrowery ^r= dtsch. » ausbrühen«, und mit er-
weiterter Bedeutung »spülen«, afrz. (nicht belegtes) wie neunorm, broue
bedeutete aber auch zugleich der »Schaum«, ebenso brozter »schäumen«,
daher nfrz. s'ebroiter, »schnauben, schäumen« ; nfrz. ebrouer »spülen« und
s' e'brouer »schnauben, schäumen« sind also gleichen- Ursprungs. Von
broue in seiner letztgegebenen Bedeutung sind auch abzuleiten nfrz.
brouee. norm, brouine, frz. bridne, »Nebel, Staubregen« und ihre weiteren
Ableitungen brouiner, bruiner, broiiachiner »rieseln, nebeln«, und ferner
brouillard (früher brouillas), und wohl auch brouiller. Vgl. Diez Wb.
II c. s. V. brouee, I brodo und broglio, wo auf den gleichen Stamm (prod,
brodh) hingewiesen wird, auf den auch brouer (Wb. II c.) »verbrennen,
»(von der Sonne) verbrühen« zurückzuführen ist. — 2) Nfrz. man(s)
»Engerling« von ahd. mado, mhd. und nhd. made, goth. ae. madha.
Romania. 275
alts. matho, woraus volkslat. *mado, obl. madonem, frz. *maon, man,
wie aus pavonem, paon, *jfan. — 3) merlati »Meerhecht« (Gadus mer-
laugus), nach J. von Jat. merulus und (dem dtsch. Suffix) ing, analog
hareng von Häring, oder wie G. Paris mit Recht corrigirt, analog
eperlan von Sperling. Neujjrov. merlan, ist dem Frz. entlehnt. Die Ab-
leitung wird von G. Paris angezweifelt, der auf das von Diez erschlossene,
aber nicht vm belegende deutsche Merling (Meer-ling) zurückkommt. —
4) Frz. merlus von lat. merfußfus) (Fisch- und Vogeluame) -f- -uceus;
merluche von m€r(u)l - ucea^ also Fem. zu *nt€r{iißncei(s, und awar aus
den nordwestl. Mundarten (wegen ce ^: ch) ins Hochfranz, eingedrungen;
beide Formen sind so verwendet, dass merlus den Fisch (gadus merluccius,
Kabeljau) im natürlichen Zustande, merluche den getrockneten (Stock-
fisch) bezeichnet. Die alte Ableitung von maris-hiscius -^= Meer-hecht
ist irrig. — 5) orphie »Hornfi^ch«, modernes Fremdw., i.st nichts weiter
als ein mundgerecht gemachter dtsch. Hornfisch, holl. horenvisch, eine
Nebenbildung nicht schlimmer als die volksetymologische Umgestaltung
des mhd. scelßsch (nhd. Schellfisch) zu escleß(n), aiglefin, aigrefin. —
S. 126. P. M(eyer). Quia, nach Ac. und Littre nur in den sprich-
wörtlichen Wendungen etre a quia und mettre ä quia gebräuchlich, mit
der Bedeutung »etre reduit ou re'duire qn. \i ne pouvoir repondre« ist ins
Frz. aus den scholastischen Wendungen scire fjuia {irda-cacrfMu rd öu)
und demonstratio guia eingedrungen, und etre ä quia bedeutet also ur-
sprünglich : sich in der Lage befinden, nur das »Was« zu kennen, nicht
auch das »warum (to Siötc, propter quid]«. Diese Erklärung ist ent-
schieden der Littre's s. v. vorzuziehen : »etre a quia represente la Situation
de celui a qui, dans la controverse, on pose une question cur ou quare,
et qui repond quia, sans pouvoir aller plus loin.« — S. 127. A. Del-
boulle. Martin - bnton . Der Artikel zeigt, dass die von Littre Dict.
nach Jamet angegebene Herkunft des bei La Fontaine, Fables IV, 6
erwähnten Martin- häton irrig, dieser Ausdruck vielmehr weit älteren
Ursprungs ist und vielleicht seinen Ausgang in einer Stelle des Roman
de Renart v. 7456 f. hat. — S. 137. K. Nyrop. Variantes indiennes
et danoises dun conte picard. Bringt zu dem einem von Carnoy in der
Romania VIII (vgl. Zs. f. nfrz. Spr. I, 277) mitgetheilten Märchen, in
welchem von dem Maune erzählt wird, der sich in die Hände spuckt
und in Folge dessen mit den an seinen Füssen hängenden Gefährten in
den Brunnen fällt, vier weitere Parallelen : zwei indische Erzählungen
aus Somadeva's Kathäsaritsägara X, c. 65, 177 u. 200 (Leipz. 1866) und
zwei dänische Märchen, denen G. Paris in einer Anmerkung noch ein
analoges frz. Kindermärchen hinzufügt. Weitere Parallelen s. Zs. f. rom.
Phil. III, S. 11. -
Periodiqües. Bei Besprechung der Revue des lanyues romanes
1879 no. 9 — 10 bezweifelt P. Meyer (S. 258) die von C. Revillout L c.
angenommene Vermischung von drille (in un drille; bei Lafontaine
Fabl. XI, 3: le pauvre drille) wndi. ÖlGm drille s (chiffons). S. 159 antwortet
Meyer auf Boucherie's gelegentlichen Ausspruch: »c'est encore en AUe-
magne que nos apprentis en philologie romane vont faire leurs etudes
plutot qu'en France, oü ce nouvel enseignemeut vient a peine de naitre«
mit den Worten: »N'en deplaise ä M. Boucherie, il y a bien des annees
que l'enseignement de la philologie romane existe au College de France,
a r^ßcole des chartes, a l'I^cole des hautes Etudes, et les professeurs
charges de cet enseignemeut peuvent porter temoignage que pour un
Fran9ais qui va etudier la philologie romane en Allemagne, il y a chaque
annee des douzaines d'etudiants allemands qui viennent l'etudier a Paris,
non sans profit apparemment, car plusieurs d'entre eux occupent actu-
18*
276 Zeitschriftenschaii. E. O. Lubarsch.
ellement des chaires dans les universite? de leur pays.« Diese patriotische
Eei^Hk M.'s könnte den Glauben erwecken, als zögen deutsche Studirende
deshalb nach Paris, weil sie in ihrer Heimat nicht genügend Gelegen-
heit fänden, sich in dem Studium der romanischen Philologie (aber auch
der französ., weshalb wir hier darauf eingehen) auszubilden. Dem ist
nicht so. M. übersieht, dass die deutschen Studirenden, die gewöhnlich
ein, seltener zwei oder noch mehrere Semester in Paris verweilen und
dort die romanistischen Vorlesungen der Herren G. Paris, P. Meyer und
A. Darmesteter zumeist besuchen, nach Paris ziehen, weil sie sich im
praktischen Gebrauch der frz. Sprache ausbilden, die Hauptstadt unseres
romanischen Nachbarvolkes kennen lernen, oft daselbst auch handschrift-
liche Studien treiben wollen, wozu Paris so reichliche Gelegenheit bietet.
Dass sie zugleich die Gelegenheit benutzen, sich auch durch Besuch der
Vorlesungen der genannten vorzüglichen Fachgenossen wissenschaftlich
weiter auszubilden, ist eine höchst erfreuliche Erscheinung, die dadurch
unterstützt wird, dass den jungen Leuten ihr Aufenthalt in Frankreich
gar nicht als Studienzeit angerechnet wird, wenn sie nicht zugleich den
Nachweis liefern, sich daselbst auch wissenschaftlich beschäftigt zu haben.
Deutsche Professoren der romanischen Philologie, die ausschliesslich ihre
Ausbildung in Frankreich erhalten hätten, gibt es unseres Wissens nicht ;
und auch dass französische Studirende der romanischen Philologie nur
selten nach Deutschland kommen, hat für Deutschland nichts Beschä-
mendes; französische Studirende der romanischen Philologie sind aber
auch in Frankreich noch immer Seltenheiten, in dem Masse, dass sogar
in Paris in den Vorlesungen G. Paris' die deutscheu Hörer die über-
wiegende Mehrheit zu bilden pflegen; es ist also schon daher, von an-
deren Gründen ganz abgesehen, nicht anders möglich, als dass nur wenig
Franzosen romanische Philologie in Deutschlaud studireu. — S. 166 ff.
bringt eine anerkennende Anzeige des 1. Heftes der Zsch. f. nfrz. Spr.
II. Lit. aus der Feder G. Paris', welcher von diesem bemerkt: On y
trouve presque exclusivement, soit de l'ancien fran9ais, soit du frangais
moderne eclairci par l'aucien. On y remarque aussi entre la langue et
la litterature une grande disproportion, tonte a l'avantage de la premiere.
Wir müssen zugeben, dass unser erstes Heft allerdings Altfranzösisches
mehr brachte, als mau von einer Zschr. f. neu frz. Spr. erwartet haben
wird, doch war dies rein zufällig; wenn wir uns aber stets bemühen
werden, womöglich nur durch das Altfranzösische erklärtes Neufranzösisch
zu bringen, so sind wir darin des Beifalls G. Paris', wie dessen aller
Romanisten gewiss. Das Missverhältniss zu Gunsten der Sprache wird
man in uusern neueren Heften geschwunden sehen ; es steht vielmehr zu
furchten, dass die Literatur allzusehr das Uebergewicht erlange, was nur
der Ausdruck der gegenwärtigen Lage des von uns vertretenen Faches
wäre, da augenblicklich das wissenschaftliche Studium der nfrz.
Sprache allenthalben fast ganz darnieder liegt, wähi-end das der nfrz.
Literatur auch in Deutschland in immer grösserem Aufblühen begriffen
ist. Hoffentlich tritt auch hierin in nicht allzu langer Zeit das richtige
Verhältniss ein, wofür wir nach Kräften beizutragen suchen werden. —
Die Besprechung enthält 2 Besserungen zu Stengel 's Aeltesten Anlei-
tungsschriften (S. 12, 16 1. villein teigneus und S. 17, 10 1. tanquenca
= tan qu'en g'a) und bestreitet einige Einzelheiten von Fo erst er 's Rec.
der Chabaneau'schen Hist. et Theorie etc., deren Werth sonst von G. P.
vollkommen anerkannt wird.
CHRONIQUE. S. 174. Det philologisk-historiske Samfunds Minde-
skrift i Anledning af dets 2.5aarige Virksomhed, 1854 — 79, enthält
S. 197 — 204 einen Aufsatz Thomsen's: Andare — andar — anar —
La Chanson. 277
aller, in welchem der Versuch gemacht wird , alle diese Wörter auf
ambulare zurückzuführen, welcher Ableitung G.Paris mit Recht wider-
spricht, nach welchem, wie nach Ulrich (s. o. S. 274), das Grundwort in
einem *addare zu suchen ist, das aus addere durch die dem Volkslat. ge-
wöhnliche Zersetzung kl. lat. Composita (addere von ad - darej zu er-
klären ist. Die Schwierigkeiten auch dieser Ableitung werden von P. nicht
übersehen. S. 215 — 231 bringt die genannte Denkschrift einen Artikel
Trier's Oni futurum og Konditionalis af det romanske verbum cssej-e,
worin das frz. fut. serai (it. saro) von sedere ( -\- habco) abgeleitet
wird, welcher Ableitung G. Paris zustimmt. T.'s Erklärungen von
aid(i)er = agitare (od. adjiitare), enverrai = invadire haheo (enverrai
ist wohl aus enveerai, nicht enveierai, wie G. P. angibt, contrahirt)
werden von G. P. mit Recht zurückgewiesen, fare f. faire des Berol-
scheu Tristan beweist allerdings nichts ; a ist hier, wie so häufig in agn.
Hss., aus ai entstanden. — S. 175 werden A. Loquin Les melodies popu-
laires de la France, l"^ serie (Paris, Richault) und die Diss. E. Webers
Ueber den Gebrauch von devoir, laissier etc. lobend erwähnt. Letztere
Abhandlung wird auch hier eine Besprechung finden.
E. KOSCHWITZ.
Slagaziii für die liiteratiir €les Aiislaiicle§. 49. Jahr-
gang. (1880.)
Nr. 1. S. 101. Engel: Herr Victor Tissot. (Eine scharfe, aber
gerechte Polemik gegen Tissot's: Les mysteres de Berlin, ein Werk, das
selbst die französische Presse todt schweigt und das mehr als schamlos
ist.) Nr. 8. S. 113. A. S. Lady Fauvette, par Marguerite van de
Wiele. Le Vasseur. Paris 1879. (Die Geschichte eines verarmten
Mädchens, das die Armuth nicht zu ertragen versteht und, nach früherem
Reichthuni sich zurücksehnend, dahinsiecht). Eine anspruchslose Novelle,
ohne psychologische Vertiefung. — Nr. 9. S. 121. Helwig: Von den
französischen Theatern. (Rec. bespricht und erzählt den Inhalt von Albert
Delpifs Fils de Coralie.) — S. 127. 0. Heller: Mauroy. Roman de
Amedee Delorme. Paul Ollendorf. Paris 1879. (Kurze Inhaltsangabe
dieses Romans, der nicht der naturalistischen Schule angehört und selbst
jungen Damen empfohlen werden kann.) — Nr. 10. S. 138. Eduard
Engel. Le divorce, von Alexandre Dumas Jlls. Paris. Calmann Levy,
1880. (Ein interessanter, feuilletonistischer Artikel, der mehr die Art
und Weise beleuchtet, wie Dumas gegen Abbe Violieu, den Verf. der
gegen die Ehescheidung gerichteten Schrift »Familie et Divorce« pole-
misiert, als auf Dumas' Schrift eingeht.) (x. BALKE.
lia Ciiausou, Revue Bi-Mensuelle, Archives de la Chanson,
Echo des Societes Lyriques, Paraissant le l"^"" et le 16 de chaque mois.
lledacteur en Chef: L.-Henry Lecomte. Directeur-Gerant: A. Patay.
Librairie ancienne et moderne A. Patay. Paris. 4".
Das französische Lied charakterisiert wie das Lied keines anderen
Volkes das innerliche und änsserliche Leben seines Landes. Denn es be-
gleitet alle öffentlichen Vorgänge Frankreichs: Siege und Niederlagen,
patriotische Handlungen und Attentate, Entdeckungen, Lächerlichkeiten
— alles liefert Stoff zu einer Chanson. Mag das französische Lied Beifall
klatschen oder angreifen, lachen oder weinen, zu philosophischer Höhe
sich erheben oder an zweifelhaften Orten sich in schlechter Gesellschaft
bewegen — für den Beobachter bleibt es stets ein interessanter Gegen-
278 Zeitschriftenschau. E. O. Litbarsch,
stand des Studiums. Trotz dieser seiner kulturhistorischen Wichtigkeit
■waren bisher die Anläufe, ihm ein besonderes Organ zu schaffen, nicht
glücklich. Zuerst 'erschienen der »Momus« und der »Jovial«; sie
waren vollständig vergessen, als 1863 »La Muse Gauloise« erschien,
die es auf 31 Nummern brachte. Ein noch kürzeres Dasein war dem
1864 erscheinenden »Bonn et de coton« beschieden und 1866 Hess der
Chansonnier Eugene Jmbert unter dem Titel »La Chanson« eine Probe-
nummer vom Stapel, welche die einzige ihrer Art blieb. Dann folgte
»La Chanson Fran9aise«, die als Prachtausgabe von Charles Coligny
begonnen und von Alfred Leconte bescheidener fortgesetzt wurde. End-
lich, am 1. Mai 1878, erschien die erste Nummer der oben genannten
halbmonatlichen Rundschau La Chanson, die ihren dauernderen Erfolg
vornehmlich der umsichtigen Leitung L. -Henry Lecomte's verdankt.
Sie bringt halbmonatlich die Biographie und das Portrait eines der zeit-
genössischen (zuweilen auch eines älteren) Chansonnier.-^, ferner vei-gessene
oder noch nicht herausgegebene Lieder, Artikel über den Einfluss und
die Geschichte des Liedes, Verzeichniss aller neuen auf das Lied bezüg-
lichen Veröffeutlichungen und endlich die Chronik der Pariser Chansonnier-
gesellschaften Le Caveau und La Lice chansonniere. Von diesen
beiden Gesellschaften, deren Mitglieder sich zu literarischen Z^vecken ver-
sammeln und einmal im Monat gemeinschaftlich diniren, ist Le Caveau
sehr alt; er wurde 1785 gegründet und 1808 von dem Buchhändler Ca-
pelle erneuert; zu dieser Zeit gehörte ihm der berühmte Chansonnier
Desaugiers an, der viel zu dem Ruf beitrug, den die Diners des
modernen Caveau bald erlangten. Auch Beranger wurde 1813 Mitglied
dieser Ge.sellschaft. La Lice Chansonniere ist jüngeren Datums
(1835 gegründet) und mehr eine Vereinigung der jüngeren Chansonniers
und Poetes im allgemeinen.
Obgleich die Mitarbeiter der »Chanson« meist jüngere, wenig be-
kannte Schriftsteller sind und obgleich die Zeitschrift in Frankreich selbst nur
in engeren Kreisen bekannt ist, so ist ihr Inhalt doch für das literarische
Studium der Geschichte des französischen Liedes wertvoll und die Bericht-
erstattung über sie in dieser Zeitschrift durchaus am Platz.
Der erste Jahrgang (1. Mai 1878 — 16. December 1878) umfasst
10 Nummern, da die Zeitschrift anfänglich nur monatlich einmal,
12 Seiten in-4", und erst vom 1. November 1878 ab monatlich zweimal,
je 8 Seiten in-4'', erschien. Der Jahrgang 1879 enthält die Nummern
11 — 84. Der dritte Jahrgang 1880 mit dem ich diese Berichterstattung
eröffne, beginnt also mit Nr. 35.
Die sechs Nummer 35 — 40 (1. .Januar 1880 — 16. Mai 1880) ent-
halten unter dem Titel Galerie des Chansonniers folgende 3 Biographien:
Elfgene Orange von L.-Henry Lecomte, Jules Echalie von Eugene
Baillet und Charles Supernant von Eug. Imbert. Nach der Ge-
wohnheit der Zeitschrift folgt auf jede Biographie ein Lied des betreffenden
Dichters. E. Grange (geb. in Paris 16. December 1818), mit seinem
eigentlichen Namen Pierre-Eugene Barte, ist für 1880 Vorsitzender des
Caveau; er ist nicht nur Chansonnier, sondern auch ein fruchtbarer
dramatischer Schriftsteller, der für den Tagesbedarf der Pariser Volks -
theater arbeitet. Der Chansonnier J. l^chalie, geb. 1846 zu Dijon, gegen-
wärtig Vorsitzender der Lice Chansonniere, hat mit Glück die alte Art
der Chansons ä tiroirs erneuert; diese »Schubfachlieder« .sind Couplets,
die nur durch den Refrain zusammenhängen, indem jedes Couplet einen
anderen Gegenstand behandelt, der zur Illustration des Refrains (gewöhn-
lich eines Sprichwortes) dient. Von Charles Supemant (geb. 1815, gest.
1873), der seine Lieder mehrfach unter dem Pseudonym Carle Daniel
La Chanson. 279
veröffeutlichte, erschienen hier und da zerstreut einige sechzig Lieder. —
Unter dem Titel Les melodies de Schumann gieht A. Edenia, der
musikalische Schriftsteller der Chanson, Bilder und Scenen, welche sich
ihm beim Klang Schumann'scher Lieder entwickeln ; in Nr. oG ist das
Morgeulied, in Nr. 39 der Nussbaum in dieser Weise paraphrasiert. In
dem schwungvoll geschriebenen Aufsatz La Musique j>opidaire weist
derselbe Schriftsteller darauf hin. dass Luther durch seine Choräle die
Musik in die Kirche und in die Schule verpflanzt und dadurch volks-
tümlich gemacht habe. Der Artikel La statiie de JBe'ranger in Nr. 40
von Henry [iecomte berichtet über neuerliche energische Schritte,
welche das Comite' zur Errichtung einer Statue Beranger's beabsichtigt,
um den bisher angesammelten Fonds von 5000 Franken auf die erforder-
liche Höhe zu bringen. In der Julinummer der Chanson vom Jahre 1878,
welche ausschliesslich dem Andenken Beranger's (gest. 16. Juli 1857) ge-
widmet ist und unter anderem dreihundert bisher nicht erschienene
Verse des grossen Chansonnier mitteilt, hatte nämlich H. Lecomte einen
feurigen Aufruf zur Errichtung einer Statue Beranger's erlassen. Er hatte
sodann ein Comite gebildet, dessen Patronat (presidence d'honneur) Victor
Hugo übernahm und dem sich unter anderen der Akademiker Ernest
Legouve' und der Chefredacteur des Siecle, Ph. Jourde, angeschlossen
haben. Es steht zu erwarten, dass die verdienstvollen Bemühungen dieses
Coraite"s schliesslich , von Erfolg gekrönt sein werden. — In den aus
Algerien datierten Etudes sur les chants e'trangers bringt P.-E. Erard
(Nr. 39), der schon in früheren Nummern der Chanson russische Volks-
lieder mitgeteilt hatte, die höchst gelungene Uebersetzung eines arabischen
Volksliedes. — Ausser den genannten Aufsätzen, der Bibliographie und
den die deutschen Leser weniger interessierenden Vereinsuachrichten ent-
halten die besprochenen Nummern der Chanson gegen vierzig mehr oder
minder wertvolle Lieder und Gedichte, worunter zu dreien auch die
Melodien in Noten mitgeteilt sind. Sehr ansprechend ist unter diesen
die Musik, welche J.-Q. Thorel zu der Idylle ia JVuit des amours von
Clement Casse componiert hat. Unter den übrigen Gedichten sind
hervorzuheben: Le Dieu des vieüles gens und IJ cconome von Louis
Bogey, beides Gedichte, welche in den monatlichen Preisausschreiben
der Chanson den Preis davontrugen; Te souviens-tu von Ch. Segouin;
Aux enfants von Auguste Gouts; die in zehnsilbigen Versen mit
Cäsur nach der fünften Silbe geschriebene Nottvelle legende du temps
jadis von Bertol-Graivil und die Nachahmung der Schiller'schen
Teilung der Erde La pari du pocte von Lecomte. Soweit in einem
literarischen Blatte die politische Gesinnung zum Ausdruck kommen
kann, ist dieselbe in der Chanson von ihrem Erscheinen ab durchaus
republikanisch. In dem Kampfe, den die französische Regierung augen-
blicklich gegen die geistlichen Orden führt, secundiert ihr ein anonymer
Dichter in dem an den Unterrichtsminister Jules Ferry gerichteten Chant
re'publicain (Nr. 37), der mit der Strophe schliesst:
Jour radieux, leve-toi sur la France!
Vive Ferry ! vive VArticle sept !
Dans un transport de joie et d'esperance,
Saluons tous cet immortel projet.
Nous chasserons cette milice uoü'e
Dont l'air beat cache I'iniquite;
Et nos enfants diront notre victoire.
Au cri d'honneur, patrie et liberte!
E. 0. LUBARSCH.
280 Zeitschriftenschau. W. Knörich,
lie Moli^riste.
Nr. 10. 1. Januar 1880. Epitaphes inedites. G. M. theilt aus
den Muses Juveniles de Charles- Desire Eoyer de Nournicy, Paris 1690,
zwei Epitaphe auf Moliere mit, von welchen das zweite bisher ganz un-
bekannt war. — Un compte d'opothicaire au temps de MoIhWe. Zum
Beweise dafür, dass die Rechnung des Apothekers Fleuraut (Mal. im. I, 1)
keineswegs übertrieben, sondern »d'apres le document huuiain« gearbeitet
sei, druckt der Molieriste in extenso eine neulich entdeckte Rechnung ab,
welche ein M. Parra in der noch jetzt bestehenden pharmacie Patau,
Carcassoune, während der Jahre 1645 — ^1658 contrahiert hat. Trotzdem
eine sehr schwere Krankheit kaum in der Familie des Biedermanns vor-
gefallen zu sein scheint, hat er doch für Abführmittel, diverse Sirups,
clisteres laxatifs etc. etc. 185 L. 18 s. zu zahlen. Wohl uns! — Les
Femmes Savantes et les Meininger ä Wien. In angenehmem französi-
schen Stil berichtet Friedmann über eine, wie es scheint, recht ge-
lungene und vom Publikum gut aufgenommene Aufführung der Femm.
Sav. durch die Meiuinger auf dem Ringtheater, am 21. Nov. 1879. —
CoRRESPONDANCE. Ch. L. Livet theilt aus »Araspe et Limaudre« (nou-
velle, Paris, chez Claude Barbier 1672. 2 vol.) einige Stellen mit, welche
Urteile über Moliere und einzelne seiner Stücke (Bourg. Gent., M. de
Pourc, La Comedie des Medecins (sie) enthalten, welche allerdings mehr
interessant als wertvoll sind. Mar ni von che druckt eine interessante
Stelle ab aus einem obscuren Buche »L'Esclavage Rompu, ou la Societe
des Francs -P s. (Par Le Corvaisier) a Pordepolis (Caen) a l'en-
seigne du Zephire- Artillerie. 1756. Das Citat betrifft die Femm. Sav.:
Eine Comtesse de P . . . kommt in der Mitte des XVIL Jh. 's nach Paris,
gerade als Mol. 's Stern am hellsten strahlt. Sie besucht eine Vorstellung
(wahrscheinlich) der Femm. -Sav., und setzt sich in eine der ersten Logen.
Beim zweiten Act schon sind aller Augen auf sie gerichtet, man klatscht
ihr Beifall und feiert sie als das leibhaftige Vorbild der auf der Bühne
verspotteten Precieusen. Wütend verlässt sie das Theater und ist von
Stund an Mol. 's erklärte Feindin, da er sogar den »ton des meilleures
femmes et des mieux elevees« nicht verschont. — RE^"UE Theatrale. Aus
dem diesmal auch für Nichtfranzosen recht interessanten Monatsbericht
hebe ich nur einen Punkt hervor, Moliere en Ame'rique. J. Brander
Matthews, New -York, hat in The Musical Times and Music Trade -Re-
view einen Artikel veröffentlicht über Brouson Howard's aus Mol. 's Ecole
des Femmes und Ecole des Maris zusammengeschweisste »nouvelle et
pittoresque comedie« ,Wives', welche am 18. October 1879 in New-York
aufgeführt worden ist. Die Personen haben fast alle ihre Namen ver-
ändert, auch sind selbst Couplets eingeflochten, Agnes singt (Act. IV):
I'm such a little fool etc.! Aehnliche amerikanische Entstellungen mo-
liere'scher Stücke sind: The Non- Juror von Cibber und The Hypocrite
von Bickerstaff (Tartuffe), The Robust Invalid (1870) von Charles Reade
(Mal. im.), Amphitryon von John Oxenford (nach Dryden) und der in
Australien zur Aufführung gelangte Peacock's Feathers (Bourg. Gent.) von
von Marcus Clark. — BiBLioGRArniE Molieresque. Du Monceau zeigt
an: 1) eine bei G. P. Putnam und Sohn soeben erschienene englische
Moliere - Uebersetzung von Charles Heron Wall, welche in London schon
bei Bohn erschienen ist. Sie soll sein »tres superieure a celle de van
Laun«. 2) Den vierten Bd. der bei Jouaust erscheinenden illn.ftrierten
Moliere- Ausgabe (l'am. mäd.; le Mis.; Med. m. 1.). 3) Le Bourgeois
Gentilhomme, herausg. von H. Pritsche. 4) Moliere's Werke, mit deut.-
schem Commentar etc., herausg. von Prof. A. Laun. Band XII. (L'Im-
promptu de Versailles, le Mariage force, le Sicilien und la Contesse d'Es-
zu Mollene's Wanderungen in der Provinz,
(?ezeic/r/Kt iHJn II.' Leppeü
Erkläri/nff dfr Zeichen.- • bezftr7fT/e^ 3foliei'e's d*/J/e7/r/ r/ifr 7wt'r(^//äf//
he Molieriste. 281
carbagnas. 5) Die zweite Aufl. vou dei* Uobersetzung des Sgauarelle von
Alfred Friedmann. 6) Ein von Benj. Fifteau veröffentlichtes Portrait
der Du Parc.
Nr. 11. A. Meliere, stances dites au Dejeuner du Molieriste von
E. Garravid, Doyen des Pensionnaires de la Comedie-Fran9aise. —
Necroi.ogie. Le Molieriste Blanchemain. Jean-Baptiste-Prosper Bl.,
geb. zu Ronen den 1(3. Juli 1816, starb am 25. December 1879. Er hat
sich verdient gemacht als Dichter durch seine in verschiedenen Auflagen
erschienen Poemes et Poe'sies (sein Gedicht »le Monument de Meliere« hat
eine »meution honorable« durch die Acad. davongetragen), ferner als
HerauHg. der ffiuvres completes de Ronsard, endlich als Bibliograph
durch Aufsätze in mehi-ereu Zeitschriften. Für den Molieriste hat er
geliefert den interessanten Artikel »Le Germe du Tartuffe« in Nr. 3. —
L' A n ni versa ire du Quinze Jan vi er. Am 15. Januar d. J. Vor-
mittags 11^;., Uhr versammelten sich 12 als Redacteure und Mitarbeiter
des Molie'riste oder als Mitglieder der Comedie-Fran9. bekannte Männer
in einem Salon des Cafe Corazza (Palais Royal), um durch ein feierliches
Frühstück den 258. Geburtstag Moliere's zu begehen. Mouval toastete
auf die abwesenden Mitarbeiter und auf die Comedie-Frau9aise. Ihm ant-
wortete Got von der Com.-Frau^. , welcher dem Molieriste »longue vie
et prosperite« wünschte, und Garraud trug sein schwungvolles Gedicht
»A Moliere« vor. Viele pariser Theater feierten den Tag durch Aufführung
Moliere'scher Stücke. Die Com.-Fran9. z. B. gab den Misauthrope und
Malade Imagiuaire (mit Ceremonie), welche durch ein munteres Gelegen-
heitsstück »Diogene et Scapin« von Eugene Adeuis^) getrennt wurden.
Auch in andern Städten fanden Festvorstelluugeu, wie in Bordeavix, oder
Festvorträge, wie in Genf (von Alphonse Scheler), statt. — Deux mots ä
propos du Tartuffe. Die gewöhnliche Ansicht über die Rangstellung der
Hauptpersonen im Tartuffe ist die. welche Fritsche (Namenbuch p. XXIV)
ausspricht: Einige Stücke schwanken in ihrem Tone zwischen der höhe-
ren Bourgeoisie und der Hofwelt, die in ihnen auftretenden oder erwähn-
ten Personen gehören nur halb und halb den vornehmen Kreisen an,
wie dies von Tartuffe und den Femmes Savantes jeder aufmerksame Leser
ziigebeu wird. Sogleich zeigt sich eine seltsame Mischung der Namen.
. . . Orgon , Elmire, Damis, Valere , Cleante gehören zu den gesuchten
Namen und bezeichnen Vertreter einer den höheren Kreisen nahestehen-
den Gesellschaft, aber zu ihrer Familie gesellen sich Pernelle und Ma-
riane, ganz populäre Namen, und Dorine .... Ihnen gegenüber aber
stehen dann die Namen des gemeinen Eindringlings Tartuffe und seiues
Anhangs. — Ch. L. Livet ist der Ansicht, diiss Orgon und Tartuffe nicht
nur gentilshommes, sondern gens de la cour gewesen seien. Er folgert
es aus dem Anteil, welchen Orgon an dem Frondekriege genommen hat
und aus dem Umstände, dass beide ohne Schwierigkeit Zutritt zum Kö-
nige erlangen. Demnach ist der Gebrauch der Theater als falsch zu ver-
werfen, dass Orgon in bürgerlicher, Cleante und Damis aber in der Klei-
dung vou gentilshommes auftreten. — Die Anecdote, wonach Mol. seine
Frau tadelt, dass sie zur ersten Aufführung zu reiche Toilette augelegt
habe, weil solcher Luxus für eine Kranke sich nicht schicke, ist allbekannt.
Aber Livet hält sie für unwahr, denn das Stück spreche dagegen: 1) El-
mire ist nicht mehr krank, Dorine kann schon (I, 3) an Orgon über sie
und Tartuffe berichten: »Tous deux se portent bien enfin«. 2) Elmire
tritt in der That in einem reichen Costüme auf, cf. III, 3. das fichu
de dentelles, von welchem Tartuffe bewundernd ausruft: »que de ce
*) Paris bei Fresne. Preis 1 Franc.
282 Zeitschriftenschan. C. Th. Lion,
point Touvrage est merveillevix«. — Les Valets de Moliere. Um zu zei-
gen, clasa Mol. das vertrauliche Verhältnis zwischen dem Diener und
seinem jungen Herrn naturwahr geschildert hat, teilt Noel zwei wahre
Begebenheiten aus Patru's notice sur Pierrot d'Ablancourt mit. Au der
ersten Stelle wird erzählt, wie Herr d'Ablancourt (geb. 1606) eines Tages
durch Bassan, seinen Diener, vom Spieltisch fortgezogen wird, mit den Wor-
ten : »Monsieur, vous perdez tout notre argent, et puis tantot vous me
viendrez battre«. — Boiitet Seignetir de Franconville. Vitu beweisst,
dass der Boutet, welcher die Herrschaft Frauconville erworben, keines-
wegs identisch ist mit Andre Boudet, Schwager Mol. 's, wie Lacroix (cf.
Nr. 3) annahm. — Revue Thratrale. — Bibliographie Molieresque.
Du Monceau zeigt an: 1) Etudy o Moliere. Moria tipa i piesy. Mo-
nographia Aleksieia Veselovskago (1. vol. Moscau 1879). fitudes sur
Moliere. Taituffe. Histoire du type et de la piece, par Alexis Vese-
lovsky. Den luhalt giebt Du Monceau so an : M. Veselovsky commence
par exposer l'etat de la societe f'ran9aise au milieu du XVH'^ siecle, les
circonstances qui favoriserent le developpement de Tinfluence du clerge
et specialement des je'suites; il etudie le röle des directeurs de conscience
et montre quels abus rendaieut une re'action necessaire. Tout ce cha-
pitre est ecrit avec une conuaissance approfondie de la litterature origi-
nale ou secoudaire du sujet. Yient eusuite ce qu'on pourrait appeler la
genese litteraire du type de Tartuffe. L'auteur recherche les origiues de
ce type dans tous les ecrivains qui ont depeiut l'hypocrite, depuis Ovide
et Propei'ce jusqu'a Mathurin Regnier, depuis le Koman de la Rose jus-
qu'a Scarron, depuis Boccace et l'Aretin jusqu'aux nouvellistes espagnols
et a Ben Jonson. Ic encore l'auteur fait preuve d'une erudition variee
et d'un goüt delicat. Le troisieme chapitre etudie la question taut con-
troversee de l'original de Tartuffe et se prononce en faveur de l'abbe
Roquette. Son ingenieux parallele entre Moliere et Pascal meriterait
d'etre traduit tout entier. Vient eufiu l'histoire de la piece proprement
dite, de ses divers remauiements, des vicissitudes et des persecutious qu'elle
eut li subir.« 2) Moliere's Streit mit dem Hotel de Bourgogne etc. von
W. Mangold (cf. Band I. dieser Zeitschrift, p. 186 ff.). Die Abhandlung
wird genannt »une etude compreuant tout ce qui se rattache ä cette
periode de la vie de Moliere, qu'il considere comme la plus propre a
donner une idee de son activite comme Come'dien et comme Directeur.
3) Eine dänische Uebersetzung des Amphitryon: Amphitryon, Komedie
paa rimede Vers af Moliere. Oversat af Richard Kaufmann. Kjoben-
havn 1879. 4) Les A'ieifx de Moliere ä Heauvais et ä Paris, d'apre&
les documents authentiques. Es wird sehr kühl beurteilt. 5) Nouvelle
Collection Molieresque, 3^ vol.. enthaltend das Recit en prose et en vers
de la Farce des Precieuses, mascarade, herausg. vom bibliophile Jacob.
Preis 3 fr. 50 c. Eine wichtige Publication.
w. knörich.
liiterarisclies Ceiitralblatt. 1880.
Nr. 3. W. Förster. 1) Gramont, les Vers Fran9ais et leur
Prosodie. Deuxieme edition, Paris, J. Hetzel. 2) Foth, die französische
Metrik für Lehrer und Studirende in ihren Grundzügen dargestellt.
Berlin, 1879. 3) Lubarsch, französ. Verslehre. Berlin, 1879. 4) Derselbe,
Abriss der französischen Verslehre. Berlin, 1879. 5) Becq de Fouquieres,
Traite general de Versificatiou fran9aise. Paris, 1879. Charpentier (XVI,
399 S. 8.). (Gramont' s Werk bezeichnet für Frankreich einen Fortschritt
in dem Studium der Metrik, indem neben der rhythmischen Gliederung
Literarisches Centralblatt. 283
auch der historischen Entwickhing der Verse und ihren einzehien Regeln
ein besonderes Augenmerk gewidmet ist; allein in der Rhythmik ist
Gramont über Weigaud's Traite de versificatiou fran9aise (1861, 2. (Titel-)
Auflage mit Nachtrag 1871) nicht hinausgegangen, und zudem ist mancher
Einwand gegen Einzelnes zu erheben; der Verf. widersteht der Ver-
suchung nicht, die Anschauungen der antiken Metrik auf die französische
zu übertragen. — Foth's Buch, ein kurzer Abriss der französischen Metrik
für Schulen, wird, als klar und einfach abgefasst, empfohlen, auch wird
hier das rhythmische Element genügend betont. Rec. bemerkt nach
einigen minder erheblichen Ausstellungen, dass das Kapitel »Diphthon-
girung« von groben Versehen gegen die Lautlehre strotze und neu ge-
schrieben werden müsse. JLHbarscKs voluminöses Werk (daravis ein Ab-
riss für Schulen ausgezogen), eine Achtung gebietende Leistung, bezeichnet
einen bedeutsamen Fortschritt in der Geschichte der Metrik, giebt, etwas
breit geschrieben, ueben klarer Darstellung und kritischer Sichtung des
bisher Gesicherten auch eine Reihe von neuen Beobachtungen des Verf.;
besondeis werden die der Begründung der Rhythmik gewidmeten Kapitel
hervorgehoben. Der Ref. erhebt Einwendung gegen die Beibehaltung
der Routine, die Termini der antiken Metrik, wie Cäsur (besser schon
>Diärese«), Versfuss, Jamben, Trochäen, Anapäste, Päone, auch die
Zeichen - für betonte, ■' für nnbetonte Silben auf die französische zu
übertragen; er empfiehlt dafür Ziifern, die Stelle der Silbe angebend,
z. B.: 1. 2. 3. I 4, 5. 6. ] 7. 8. i 9. 10. 11. 12. oder z. B. 1. 2. 3. i 1. 2 3. :
1, 2. I 1. 2. 3. 4. Der Recensent kann in - - >- - (S. 59) kein rhythmi-
sches Element erkennen; u. dgl. ; er glaubt, dasa der Verf. vielleicht be-
dauern werde, mit der Abfassung des »Abrisses« nicht so lange gewartet
zu haben, bis sich die Kritik über seine Hauptthesen ausgesprochen. —
Die Metrik Becq de Fouquieres's endlich wird nach der Meinung des
Rec. auf Jahre hinaus den ersten Rang behaupten, alles bisher Erschienene,
das Lubarsch'sche Buch mitgerechnet, in dichten Schatten stellend. Hier
findet sich rein theoretische Begründung der Thatsachen, die Messung
der Zeiteinheiten, der musikalische Tact zieht definitiv in die französische
Metrik ein, kurz, jedes Kapitel giebt völlig Neues, alles scharfsinnig und
consec^uent; wohl mögen einige leise Zweifel an der einen oder anderen
Prämisse des Verf.'s dem Leser aufsteigen, aber Ausführung und Schlüsse
stimmen wie in einem Rechenexempel ; Ref. meint, man könne von dem
Buche sagen, es sei tonte une revclation.
N r. 7. Renan, Caliban, suite de la Tempete. Drame historique.
Paris, 1879. 0. Levy. (IV, 95 S. gr. Lex, -8.) (Ref. vermutet nach
einer Andeutung der Vorrede in der Dichtung einen Versuch, zu zeigen,
wie die Shakesjjeare'schen Typen, die im »Sturm« vorkommen, in ihrer
Combinationen mit gewissen Zeitideen sich ausnehmen; findet allerlei
Anmuthiges und Geistreiches darin, wenn er auch von vornherein erklärt,
dass Shakesp. gegen eine derartige Fortsetzung seines letzten Drama's
sich entschieden verwahrt haben würde.)
Xeue Jalirbüclier für Philologie und Pädagogik.
• 121. und 122. Band.
Erstes Heft. G. Völcker. Kühne, Bt^ranger, Auswahl seiner Ge-
dichte für die oberen Klassen höherer Lehranstalten. Berlin, 1875.
Merkwürdig, dass Völcker, selbst Herausgeber ausgewählter Lieder des
Beranger (Leipzig, Teubner, 1877), seine Anzeige mit der Angabe beginnt,
dass ihm erst jetzt (1879) Einblick in Kühne's Ausgabe vergönnt gewesen.
— Die »Notiz über Be'ranger's Leben« enthält verschiedene Ungenauig-
keiten, die der Rec. berichtigt. Der Verf. hat unterlassen, des Dichters
284 Zeitschriftenschau W. Vietor,
Selbstbiographie zu Ratlie zu ziehen. Die Betheiligung B.'s an der Juli-
revolution hätte erwähnt werden müssen. Eine Aufklärung über das
Wesen und die Geschichte der »chansons« wird vermisst, ebenso ein Be-
richt über den inneren Entwickelungsgang des Dichters , über die Zeit
der Entstehung der 5 recueils, über die nachgelassenen Lieder. Die Aus-
wahl der 38 Lieder erscheint als mit pädagogischem Tact getroffen, nur
wird das au erster Stelle stehende Ammenlied als ungeeignet bezeichnet.
Für das Verstäudniss sei wenig gethau, der Rec. verweist dafür auf La-
pointe, memoires sur Beranger; auch manche Missverständuisse und der
Mangel au einem Hinweis auf die feinerea Beziehungen der Lieder wer-
den gerügt. Die Verbalerkläiung ist eine höchst spärliche und dürftige,
der Text durch viele Druckfehler entstellt. Rec. gibt dazu die Belege
und schliesst mit dem Ausspruche, dass die Kühne'sche Ausgabe die Grund-
sätze des Prospects der »Weidmaun'schen Sammlung« wenig gewahrt
habe. Es fragt sich aber, ob im Jahre 1875 jener Prospect bereits
existirte ('?).
Ceiitralorgan für die Interessen des Kealscliul-
weseiis. Siebenter Jahrgang.
Heft XIL Untersuchungen über den Article partitif. Von
Löffler in Wien. Die Abhandhnig ist in 13 Paragraphen getheilt.
§ 1. Einleitung. § 2. Ansichten über den Art. part. § 3. Discussion
der Casus des Art. part. § 4. Sätze mit Substantiven im Nominativ,
die Subjecte sind, obgleich diesen Substantiven die Präposition de vor-
angeht. § 5. Substantive im Nominativ mit de nach transitiven Verben.
§ 6. Redetheile, die nur Ergänzungen haben können, welche mit de be-
ginnen. § 7. Satztheile, die mit zwei Präpositionen beginnen, von denen
die erste kein de ist. § 8. Ueber die Analogie zwischen den in der Ab-
handlung besprocheneu franz. Satztheilen und dem deutschen partitiven
Genitiv. § 9. Mit de beginnende Satztheile nach Negationen. § 10.
Ueber des und de als Plurale von uti und une. § 11. Regeln für Ver-
sions. § 12. Regeln für Themes. § 13. Resume. Wir verweisen im
Uebrigen auf die nicht uninteressante, wenn auch mehrfach verfehlte
Abhandlung und berichten nur genauer über das Resume. 1) Im Franz.
gibt es keinen Artikel, den man Art. part. neuneu könnte. Die Unter-
suchung der Satztheile, die mit de beginnen, gehört in das Gebiet der
Syntax. 2) Die Verbindungen du, de la, de l\ des können nicht decli-
nirt werden. Die Bespi-echung des Theilungsartikels ist nur in einer
historischen Syntax des Franz. am Platze. 3) Die Betrachtung der Ver-
bindungen ä du, avec du, dgl., gehört in das Gebiet der Syntax: Die
Präpositionen, invariabele Redeteile, die Substantiven vorangestellt wer-
den, um im Verein mit denselben Ergänzungen anderer Satztheile zu
bilden. 4) du pain, dgl. m., als reg. dir. aufzufassen, ist eine wenig be-
friedigende Annahme. Es sind Genitive auf die Frage wessen? Die Lö-
sung der Schwierigkeit mittelst einer Ellipse soll man nicht abweisen.
5) Ganz unrichtig ist es, Subst. mit de nach transit. Verben als Genitive
anzusehen , die als Accusative oder Nominative gebraucht werden. —
Preime. J. H. Lohmann, Le siege de la Rochelle ou le mal-
heur et la conscience, par Madame de Genlis. Quedlinburg, 1879. G. Basse.
222 S. Noten bis S. 228. Wörterbuch bis S. 276. (Die Recensiou be-
schränkt sich darauf, die Wahl des Buches als einer überspannten und
langweiligen Geschichte als eine für Schullectüre gänzlich ungeeignete
zu erweisen.) — Mahrenholtz. Au coin du feu par E. Sou-
vestre, hg. von Dr. 0. Schidse. Leipzig, 1879. Teubner. (Rec. erkennt
an, dass S. einen correcteren Text als seine Vorgänger gegeben und dass
Pädagogisches Archiv. 285
er in den Anmerkungen nnr die schwierigeren Ausdrücke und Stellen
erklärt, bedauert aber, dass derselbe viel Zeit und Mühe an ein literarisch
so unbedeutendes Schriftchen verwendet habe. Kec. geht dann auf die
Frage ein, was diese und andere Souvestre'sche Erzählungen der reiferen
Jugend bieten, und spricht schliesslich die Bitte aus, man möge es nun
bei den vorhandenen Souvestre- Ausgaben bewenden lassen.)
C. TH. LTON.
Pildagogisehes Archiv.
No. 1. S. ]. E. von Sallwürk: Der gegenwärtige Stand der
französischen Schulgrammatik. (Der höchst lehrreiche Aulsatz behandelt
die neueren Erscheinungen nach den vier auf diesem Gebiete erkennbaren
Richtungen: der historischen, der systematischen, der methodischen und
der pädagogischeu. Bezüglich der historischen Behandlung spricht sich
der Verf., vielfach von Heiners Aufsatz in No. 1 des Päd. Arch. 1879
abweichend, dahin aus, dass die historische Grundlage beim Unterricht
des Französischen an höheren Schulen gar nicht mehr entbehrt werden
könne. Die Lautgesetze sollen an den bezeichnendsten Beispielen induc-
tiv gefunden werden. Als einzige Geschlechtsregel stellt der Verf. für
den franz. Unterricht auf: »das Genus der lat. Wörter ist im Franz. bei-
behalten« und erklärt sich gegen das alte Vorurtheil, dass es im Franz.
kein Neutrum gebe. Für die Verbalflexion gibt er eine Classification der
Zeitwörter nach den lat. Perfectformen, empfiehlt auch, unter Berück-
sichtigung von Lücking's Ansichten, historische Erklärung der Personal-
endungen, wobei er aber mit Eecht verlangt, man solle erst die franz.
Persoualendungen mit kurzer Hinweisung auf das Lat. sicher erlernen
und dann die Schüler selbst gelegentlich die zweckmässigen Vergleichun-
gen anstellen lassen. Eine nach historischen Principien eingerichtete
Grammatik muss nach der Ansicht des Verf. neben der Darstellung des
jetzt gesprochenen Französisch in ihrem Bau den Organismus der Grund-
sprache, soweit er im heutigen Französisch noch ersichtlich ist, erkennen
lassen. Colhnavn. Körting und K. Keller werden erwähnt, Ciala em-
pfohlen, bei Bechtel und Steinhart — 2. Aufl. — methodische Vorzüge
anerkannt. In sy.stematischer Hinsicht wird die 3. Aufl. von Schmitz"
Grammatik loVjend besprochen und auf Seeger aufmerksam gemacht.
Auf dem methodischen Gebiete weist der Verf. Benecke den ersten
Platz an und begrüsst auf das lebhafteste die kürzer gefasste Ausgabe.
Bei Meiner wird die richtige Abmessung des Stoffes und die besondere
Rücksichtnahme auf lateinlose Schulen gewürdigt, und daneben auch auf
das ältere Buch von Paroio vei'wiesen. In dem Lehrgang der analytisch
angelegten Schriften von Klotzsch sieht der Verf. den einzig pädagogisch
richtigen für den grundlegenden Unterricht, verwirft den von Lehmann
u. a. vertretenen Anschauungsunterricht im Französischen, ohne deshalb
die Vorzüge der nur einen auf Anschauung gegründeten Unterricht ver-
langenden i?oAm'schen Bücher zu verkennen, und verurtheilt schliesslich,
wie sich denken lässt, Jesoniek'fi Conjugationshefte mit Lineatur und
Vordruck für Verbalparadigmen.)
V^. VIETOR.
Programmschau.
Henry Doerks: Zur französischen Conjugationslehr e auf
höheren Schulen. Progr. des Bugenhagen'schen Gymn. zu
Treptow a. R. Ost. 1879. 4. 16 S.
Wenn der Verf. sagt, dass das von ihm behandelte Thema — Auf-
stellung eines festen Systems der frz. Conjugation für den Unterricht —
schon eine fleissige Bearbeitung andererseits gefunden hat, dass speciell
von Steinbart ein »System von Lautgesetzen in fast erschöpfender Fülle«
aufgestellt ist, so fragt man unwillkürlich nach der Berechtigung der
vorliegenden Arbeit, die der Verfasser selbst einen Versuch nennt, ge-
widmet demselben Gegenstande, »wenn auch in etwas anderer Form«.
Dass diese Form allerdings »etwas« anders ist, keineswegs aber eine
bessere, zeigt ein Vergleich mit der uns gerade zur Hand liegenden
Steinbart'schen Schrift »das franz. Verbum«. Die aufgestellten 19 Laut-
gesetze des Verf. stimmen, abgesehen von der veränderten Anordnung
und unwesentlichen Abweichungen, genau überein mit den entsprechen-
den von Steinbart aufgestellten. Dass Verf. gegenüber den Steinbart'-
schen 7 Lautgesetzen zu 19 solchen Gesetzen kommt, erklärt sich daraus,
dass ersterer in verschiedene Lautregeln auseinandergerissen und zerstreut
hat, was bei Steinbai-t als zusammengehörig wohlbedacht unter eine Ru-
brik gebracht ist. So fasst St. die euphonische Einschiebung von Buch-
staben (moudre) zusammen; D. macht daraus Lautgesetz 16 und 18.
Die Veränderung von Buchstaben am Stammende (c in g; g in ge; gn
in 71 ; l in u ; i in y), bei Steinbart Lautgesetz 4, finden wir bei D. imter
Nr. 7, 15, 13, 12. Auf eine Vergleichung des übrigen Inhalts auch mit
anderen- einschlägigen Arbeiten glauben wir nach Vorstehendem ver-
zichten zu dürfen.
Carl liOrenz: lieber die Verba, die den Infinitif mit h und
de regieren. Progr. des Gymn. zu Waren. Ost. 1879. 4". 23 S.
Die Abhandlung will soweit als möglich den französischen Sprach-
gebrauch feststellen in Bezug auf die Verba, die den Infinitiv sowohl
mit ä als mit de regieren. Der vorliegende erste Theil gibt ein alpha-
betisches Verzeichniss solcher Verba mit Belegstellen und einer Zusam-
menstellung der Meinungen verschiedener deutscher und französischer
Grammatiker und Lexicographen über den Unterschied beider Construc-
tionen. Hauptquellen sind das grosse Wörterbuch von Sachs und die
beiden Ausgaben des Dictionnaire de l'Academie fran9aise von 1835 und
1878. — Die Abhandlung, auch mit einem etwa noch dazu erscheinenden
zweiten Theil, macht wohl kaum Anspruch auf wissenschaftlichen Werth.
Die Frage, warum: il Va prie ä soiiper (er hat ihn zum Abendessen
eingeladen, oder gebeten) neben je vons prierai de ne pas vous arreter . . ,,
Programmschan. 287
löat Verf. durch Reproduction folf^ender Regel von Menage: »Qnand prier
a pour regime ua des quatre verbes: dejeuner, diner, gouter, nouper et
qu'il s'agit d'une invitation formelle, il veut « devant le verbe. Mais
il veut devant ces verbes la preposition de, qu'il regit toujours, s'il s'agit
d'une invitation de hasard. J'entrai chez lui comme il allait se mettre
a table et il nie pria de diner!«
Macht auch, abgesehen von der alphabetischen Anordnung des
Ganzen, die durch obenstehendes Beispiel charakterisirte äusserliche Be-
handlungsweise im Einzelnen das Gebotene für den Unterricht unbrauch-
bar, so hat es doch immerhin Werth als fleissig gearbeitete, relativ
vollständige Zusammenstellung der in Betracht kommenden Verba zum
Nachschlagen. Deshalb geben wir im Auschluss an die einzelnen Wörter
einige Ergänzungen, resp. Berichtigungen.
aimer. Bei aimer mienx steht nicht ausnahmslos der zweite In-
finitiv mit de. Vgl. Moliere, Ec. d. F., V, 2 j'aimerais mieuof mourir
que l'avoir abusf'e. Ec. d. M., IIT, 10. j'ai bien mieux aime nie voir aux
mains dun atdre Que ne pas rneriter un co'ur comme le votre.
avoir mit de, analog dem spanischen kavernös de ir ist im Frz.
wohl ein Unding. Der Behauptung des p. 3 angeführten Grammatikers,
wonach de vorkommen soll, liegt wol eine Verwechslung zu Grunde mit
Sätzen wie: qtia-t-on de mieux ä faire que d^attendre, wo der Infinitiv
mit de ebenso wie de mieux von que abhängig ist.
embarr asser: ces grosses hottes embarrassent u mar eher. Hier
hängt doch a m. nicht von embarrassent ab, sondern tritt zu demselben
als Adverbiale. Aehnlich hat in zahlreichen Fällen (z. B. bei coitter,
prendre, surprendre., faire, plaire, tenir) ein solcher adverbialer Infinitiv
fälschlich die Aufstellung von Verben als den Infinitiv mit a und de
regierend veranlasst.
etre. Bei cest ä vous stimmt der Verf. der Ansicht bei, wonach
cest ä vous de heisst »ihr habt das Recht«, cest a vous ä »die Reihe
ist an Euch«. Gegen diese, auch in manchen Lehrbüchern vertretene
Ansicht, vgl. Mol. Pr. rid., 14: c'est bien ä voits; infame que vous etes,
ä vouloir faire l'homme d'importance ; Ms. 111, 1: (Jest aux gens mal
tournes, aux mt'rites vulgaires A brider conslamment pour des beautes
se'veres. — Pref. d. Tart. : ce nest point au the'dtre ä parier de ces ma-
tieres ; Av. I, 3 : c'est bien ä toi, pendard. ä nie demander des raisons ;
— B. G. V, 5 : Il est vrai, que vous etes mon pere ; je vous dois entiere
obeissance, et cest ä vous ä disposer de itiei selon vos volonte's ; — Corn.
Suite d. Ment. II, 6: Est-ce ä toi de parier? que n^aitends-tu ton heure ?
laisser in der Bedeutvmg »zulassen, dulden« findet sich Corn.
Rod. V, 1 : cest trop me negliger, Que de laisser sur moi pere et frere
ä venger. Hier ist, in altfranzösischer Weise, pere et frere Object zu
laisser, der Inf. mit ä Adverbiale.
a'obliger »als Reflexivum nur mit «, während Sachs in diesem
Falle auch de gestattet«. Mit de: Mol. III, Placet z. Tartuffe: Un fort
honnete medecin . . . veut s'obliger . . . de me faire vivre encore 30 annees.
ob liger = verpflichten »nur mit ä«. Mit de: Corn. Cid. II, 3:
Ce n'est pas qu'apres tout tu doives epouser Celui qu'un pere mort
Vobligeait d'accuser u. ö. risquer, auch intransitiv mit ä : Mol. Ec. d. F.
IV, 6 : Nous n'avons point voulu . . . Risquer ä nous tenir ensemble da-
vantage.
songer fehlt. Mit de: Mol. Ec. d. M. avant quil eilt songe de
poursuivre Isabelle. Mit a häufig.
plaire. Die Präp. fehlt, was selten ist: Corn. Rodog. II, 2 : quoi quil
me plut oser. — Horace V, 2 : autant qua sa cle'mence il plaira Vendurer,
288 Programmschau.
Rliode: Etudea sur la litterature fran9aise. I^re Etüde. Le
XVn sifecle. Progr. d. höh. Bürgerschule zu Pillau. Ostern
1879. 4". 12 S.
Der Verf. handelt auf 10 Seiten über Balzac, Voiture, Pascal;
Corneille, Moliere, Racine; Bossuet, Bourdaloue, Flechier; Regnard, Le-
sage, J. B. Rousseau, Fontenelle, La Bruyere, Fe'nelon, Massillon. Er
gibt von Jedem einige Titel von Werken mit darangeknüpften allge-
meinen oberflächlichen Bemerkungen. So erfahren wir von Pascal's Lettres
Provinciales: le stijle y est vif^ net, incisif; on ne peut analy ser cet
ouvrage, il faut le lire; von Moliere's Misanthrope: le caractere du
heros y est feint de rnain de maitre; von La Bruyere: il n'est pas phi-
losophe, il ne creuse (?) pas assez profonde'ment. mais il a des echappees,
qui denotent un grand amotir de justice. — Der Zusatz zum Titel —
I«^re Etüde — lässt leider eine Fortsetzung dieser »Etudes« erwarten.
lillkas: Es sai SU rla litterature fr auQaise du XVII'^me siegele
par rapport aux Iravaux des j-Quarante Immorteis« de l'Aca-
demie. I'^''^ partie. Progr. des Gymn. zu Rheine. Ost. 1879.
4^. 31 S.
Der Verf. will den Einfluss der Acadeniie auf die Sprache und
Literatur des 17. Jahrhunderts untersuchen. Der voiliegende erste Theil
der Abhandlung bringt in drei .\bschnitten eine Darstellung der Ent-
wickelung der französischen Sprache bis zum 16. Jahrhundert in lexi-
calischer imd grammatischer Beziehung; einen Ueberblick über die franz.
Litei-atur bis zum Erscheinen von Corneille's Cid; und eine Geschichte
der Gründung der Academie. — Das vorläufige Ergebniss der wissen-
schaftlich nichts Neues bietenden Arbeit ist, dass in Bezug auf die Sprache
der Academie fast nichts mehr zu thun übrig blieb, als »re'gler les diffe-
rences grammaticales dans l'orthographe de beaacoup de mots et dans
le genre des substantifs« ; in Bezug auf die Literatur, dass vor der Grün-
dung der Academie Malherbe die Gesetze der Poesie schon fixirt, Balzac
und namentlich Descartes die mustergültige Prosa, Corneille das Drama
schon geschaffen haben.
A. LACHMUND.
Zeitschrift
für
neufranzösische Sprache
und Literatur
mit besonderer Berücksichtigung des Unterrichts
im Französischen auf den deutschen Schulen
herausgegeben
Prof. Dr. G. Körting u-i Dr. E. Koschwitz
Münster i W. Strassburg- iE.
Band IL Hoft 3.
jH- OPPELN UND LEIPZIG.
Eugen Franck's Buchhandlnng
Georg Maske.
1880.
INHALT.
Seite
R. Mahrenholtz Moliere-Analekten 289
E. Ritter. Nouvelles recherches sur les Confessions et la Corre-
rtljondauce de Jean-Jacques Rousseau 305
H. ßreitiuger. Marc-Mounier über die Entwickelung der Genfer ],
Literatur 345
' Kritische Anzeigen:
J. Herz. A. Bcaeckc: Fraiiziisiaclie Schulgraiamatik . . . . 361
A. Ben ecke. H. Breitinyer : Die Grundzüge der französ. Literatur-
und Spraeligeschiclite 376
— — Die französ. Classiker 379
C. llumbert. Lotheiti^cii : Geschielite der französ. Literatur im
17. Jahrhundert 380
R. M ahrenlioltz. A. Brimnemann: Maximilian Robespierre . 389
C. Deiters. Kressner: Grundriss der französ. Literatur .... 391
— Hecke r : Resumt de THistoire de la Litterature Franyaise . 392
— Ricard: ^Manuel tl'Histoire de la Litterature Fran9aise . . 393
W. Müncli. Voltaire: llistoire de Jenui; Poesies pliilosophiques,
herausg. Von E. v. Sallwürck 394
A. Haase. (juizot: llistoire de la revolution d'Angleterre, herausg.
von B. Gräser 398
— Ponsard: Lucreee, herausg. von H. Rehrmann 406
— Lanfrey : Histoire de Napoleon I, herausg. von F. Ramsler 408
G. Willenberg, Menach: Supplemente zu Ploetz' französ. Syntax 411
ZEITSCIIKIF'lENSLTlAr :
E. Koschwitz. Ronranisuhe Studien; Zeitschrift für romanische
Philologie; Le Courrier de Vaugelas 417
W. Knörich. Meliere -Museum 425
G. Körting. Archiv für das Studium der neueren Sprachen und
Literaturen; La l\cvur di's dcux Mondes; La Nouvelle Re-
vue; The Athenaeum ; The Academy ; Taalstudie .... 427
C. Tli. Liou. Literarisches Central blatt; Neue Jahrbücher für
Philologie und Pädagogik 452
F. Zveriua. Zeitschrift für das Realschul weseu 454
1'kih;kammschal':
A. Lachmund. E. Eidershoff. Gauses de la de'cadence du theätre
frangais; Timpc, Philippe deCommines, sa vie et ses memoires;
Vasen, Le Roi modele, d'apres Fran^ois Rabelais .... 456
K. Foth. Pvtzsclike, Üeber den lateinischen Genetiv und Ablativ
und den französischen Genetiv; K. Brandt, Versuch einer
kurzen Zusammenstellung der ffir die Tertia und Secunda
eines Gymnasiums geeigneten grammatischen Regeln dei
französischen Sprache ; H. '^feiert, Vergleichung der Phedre
des Racine mit dem Hippolytos des Euripides 458
I. Harczyk. K. Evth. Zur französischen Metrik 462
H. Fehse. Berichtigung 463
Moliere-Analekten.
I. Die molierefreundliche Orthodoxie. — II. Philologische
Kritiker Moliere's. — III. Voltaire's Biographie Moliere's. —
IV. Grundlinien zu einer kritischen Biographie Moliere's. —
V. Brecourt und Gutzkow, zwei Molierophilen.
I.
Unter den zahlreiclien Werken über Moliere, die icli auf
grösseren deutschen Bibliotheken exccrpirte , befindet sich ein
wenig bekanntes Stück, betitelt: Moliere et Mercure aux prises
miec lest phüosophes. Erschienen ist es zu Amsterdam 1709, der
Verfasser, der in der Vorrede sich als einen heftigen Verthei-
diger der kirchlichen Theologie documentirt, verschweigt seinen
Namen. In eigenthümlicher Mischung des Antik-Heidnischen und
des Christlich-Modernen wird hier Mercur zum Schutzgotte der Ortho-
doxie erhoben und Jupiter geradezu dem Gotte des Christenthunis
substituirt. Unserem Moliere, der in einem längeren Gespräche
mit Mercur von den letzten Anwandlungen des Scepticismus und
der Heterodoxie befreit wird, fällt die Rolle zu, die christlichen
Dogmen gegen die Angritfe der philosophischen Kritik zu vertheidigen.
Es fragt sich da zunächst, wie war es möglich, dass man
3G Jahre nach dem Tode des Dichters schon vergessen konnte,
dass gerade Moliere mit den Kirchlich-Frommen seiner Zeit die
erbittersten Kämpfe geführt, hatte, dass der Hass jener Kaste den
Dichter noch bis über den Tod hinaus verfolgte? Und welchen
Nutzen konnte sich ein kirchlich gesinnter Huguenot, — denn
als solchen verräth sich der anonyme Verfasser S. 26 der Schrift
— für die eigene Sache versprechen, wenn er gerade den philo-
sophisch gebildeten Satiriker zum Advocaten erwählte? Doch
auch in der fremdartigen Rolle sucht hier Moliere, soviel es an-
geht, seinen historischen Charakter zu bewahren. Bekannt ist
der Widerwille Moliere's gegen alle doctrinäre Anmassung und
alles abstracte Philosophiren. Diese eine Seite seines Charakters
wird hier hervorgekehrt und mit sophistischem Geschicke in
Gegensatz zu der Schulphilosophie der Zeit gestellt. So ist es
gewiss mit dem historischen Bilde Moliere's vereinbar, wenn der
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. 19
290 R. Mahrenholtz
Dichter S. 11 bemerkt: Es scheint mir, dass in den Gesetzen
Jupiters es sich nicht um jene scholastischen Unter-
scheidungen handelt, die von ziemlich geringem Verstäudniss
für die einfache Natürlichkeit dieser Theologie zeugen. Ebenso
ist es ganz dem wirklichen Charakter Moliere's entsprechend,
wenn er gegen die »uniformite des sentiments« sich S. 27 aus-
spricht. Freilich die kirchlichen Grübeleien, welche jener Dialog
zwischen Mercur und Moliere auskramt, die ziemlich naive Weise,
in der Moliere schüchterne Einwände gegen das kirchliche Dogma
wagt und von der Confirmandenweisheit des Gottes sich belehren
lässt, müssen geradezu als Entstellungen einer über alles Dog-
matisiren und Katechisiren erhabenen Dichtergestalt bezeichnet
werden. Ich will bei den Einzelheiten dieses langathmigen und
für die Zwecke der Moliereforschung unwichtigen Dialoges nicht
verweilen und nur die Art charakterisiren, in der Moliere seinen
beiden philosophischen Gegnern, dem Theophile und einem
Philosophe ä Bibliotheque choisie,^) gegenübertritt. Es ist hier
der Satiriker Moliere mit dem bibelgläubigen Christen zu einer
Person verschmolzen. Ganz an den wirklichen Moliere erinnert
es, wenn die Selbstüberhebung der Philosophen, das Prahlen mit
den eigenen Schriften gegeisselt und an einzelneu Persönlich-
keiten und Citaten aus philosophischen Schriften illustrirt wird.
Auch die Behauptung, dass die Philosophie bei aller Schul-
gelehrsamkeit doch nichts Gründliches wisse, liegt der Anschau-
ung Moliere's nicht eben fern. Dagegen hätte sich der grosse
Dichter schwerlich um so kritische Fragen, wie das Verhältniss
der s. g. heiligen Geschichte zu der des Orient, die natürliche
Erklärung alttestamentlicher Wunder, gekümmert, noch weniger
hätte er die Orthodoxie seiner Gegner zu verdächtigen gesucht.
Aber wie der Verfasser des Tartuffe auch hier aus der ortho-
doxen Maske hervorblickt, so muss derselbe Moliere, der eben
Andere verketzert, doch wieder gegen die »devotiou affectee« reden.
Die Rolle, welche dem beredten Moliere gegenüber die
beiden Philosophen spielen, ist die denkbar kläglichste. Theo-
phile, statt die Einwände des Gegners zu entkräften, sucht aufs
ängstlichste seine verdächtigte Orthodoxie zu retten, wird auch
alsbald an seiner ganzen Philosophie irre und braust nur vor-
übergehend auf, als Moliere seinen Freund, den Philosophe ä
Bibliotheque choisie, in sehr persönlicher Weise verspottet.
Dieser letztere weiss dem Dichter nur hochmüthig zu erwiedern,
er verstände garnichts von der Philosophie.
^) Nämlich Le Clerc, der Herausgelier der »Bibliotheque choisie«,
vgl. Hettner, Literaturgeschichte des 18. Jahrb., t. II, S. 52 f.
Moliere-Analekten. 291
Am Schluss des eigentlichen Stückes werden die beiden
Pliilosoplien von Mercnr im banalsten Predigerton abgekanzelt
lind sie sowol, wie ilire heterodoxen Zunftgenossen, mit der
Strafe Apollo's bedroht, der sich als Vertheidiger der »Rechte
Jupiters« ankündigt. Möllere muss dann noch einmal die gott-
erleuchtete Wahrheit des Dogmas anpreisen. Eine dem Stück
hinzugefügte »conclusion« ist nur ein dürftiger Abklatsch der vor-
hergehenden Scenen. Welches Interesse dieses Libell für den
Theologen und Philosophen haben mag, will ich nicht beurtheilen,
für den Molieristen gewinnt es durch die unzweideutige That-
sache Interesse, dass schon damals kirchlichorthodoxe Kreise
den grossen Dichter als einen der Ihrigen betrachteten.
Schon 35 Jahre vor dem Erscheinen dieses Schriftchens
hatte ein gleichfalls kirchlichorthodoxer Mann,^) Chappuzeau,
Verfasser einer Geschichte des »französischen Theaters« den
Versuch gewagt, die Interessen der Dicht- und Schauspielkunst
mit denen der Kirche und Moral zu versöhnen. Dieses Werk
ist von der bisherigen Moliereforschung meines Erachteus nicht
genügend gewürdigt worden, und doch ist es sowol durch die
sachkundige und eingehende Beurtheilung der Theaterzustände
jener Zeit, wie durch die interessanten Analogien, die es zu den
Bühnenverhältnissen der Jetztzeit darbietet, wichtig genug.
Chappuzeau beginnt mit einigen allgemeinen Darlegungen
über das Wesen der dramatischen Kunst und wendet sich auf
S. 57^) gegen die Bannsprüche, welche Kirchenväter und Con-
cilien gegen das Theater geschleudert haben. Noch an anderen
Stellen spricht er von dem Verhältniss der Schauspieler zur Kirche.
So wird denn S. 131 u. f. die kirchliche Frömmigkeit derselben,
ihre Wohlthätigkeit, die sittlich strenge Erziehung ihrer Kinder,
die hohen Anforderungen, welche sie an die moralischen Eigen-
schaften der neu aufgenommenen Künstler stellen, gerühmt. Aus
Schauspielern, heisst es S. 138, seien schon Justiz- und Kirchen-
beamte geworden, und selbst Geistliche könnten von der Vortrags-
weise auf dem Theater für ihre Predigten Nutzen ziehen. Dieser
milde tolerante Sinn eines in kirchlichen Anschauungen lebenden
Mannes spricht sich auch in der warmen und verständigen Be-
urtheilung aus, die er von Moliere's dichterischem und persön-
lichem Wirken gibt. (S. 195 u. f.) Es ist nicht zu läugnen,
Chappuzeau sieht die Verhältnisse der Zeit in einem zu günstigen
^) Sein zweimaliger Glaubenswechsel ist durch die äusseren Ver-
hältnisse seines wachse! vollen Lebens zu erklären.
^) Theätre fran9ais, Lyon 1674. Dresdener Kgl. Bibl. Ueber den
Verfasser s. Fournel, contemp. de Mol. I 355, III 205.
19*
292 R. Mahrenhohz
Lichte 1111(1 namentlich die moralischen Schäden derselben weiss
er zu versclileiern und zu verschweigen. So rühmt er im All-
gemeinen das harmonische Zusammenwirken der Kräfte desselben
Theaters, verräth aber doch einzelnes über die Rivalitäten bei
der Rollenbesetzung und die Chicanen und Ränke zwischen den
Concurrenztheatern (S. 181 u. 182 ii. a. O.)- Das künstlerische
Verdienst, deutet er anderswo (S. 136) an, lasse häutig über die
sittliche Qualität hinwegsehen.
Unangenehm mag den deutschen Leser eine sehr ausge-
sprochene Antipathie gegen die Schauspielkunst der damaligen
Wanderbühnen unseres Vaterlandes berühren. Die deutschen
Schauspieler, urtheilt er S. 57, ständen im letzten Range, dicht
neben den vlämischen. Ihre Stücke, sagt er, sind regellos, ihre
Sprache roh, sie kennen weder den Hof noch die gute Gesellschaft,
neben der Schauspielkunst treiben sie noch andere Beschäfti-
gungen. Deutsche Höfe, wie der liayrische, der braunschweigisclie,
der von Lüneburg, zögen daher die französischen Truppen in
ihren Dienst (S. 215).
Es kann nicht meine Aufgabe sein, das reichhaltige Material
irgendwie zu erschöpfen, oder naheliegende Parallelen zwischen
den damaligen Theaterzuständen und den heutigen zu ziehen,
es genügt, die Stellung gekennzeichnet zu haben, welche der
Verfasser zu Moliere und seiner Bühne einnimmt.
II.
Unter dem Titel »Menagiana« erschien bald nach dem
Tode des Juristen, Sprachforschers und Dichters Menage eine
angeblich^) von diesem herrührende Sammlung A^on Anekdoten,
Pikanterien und gelehrten Notizen. In der dritten verbesserten
Ausgabe dieses Werkes, die mir vorlag (Paris 1715), finden
sich als Einleitung s. g. Memoires pour servir ä la vie de Me-
nage, welche, wie Memoiren gewöhnlich, mancherlei Details mit-
theilen, ohne doch ein umfassendes Gesammtbild des Gelehrten
zu geben. Da erfahren wir, dass Menage am 23. Juli 1692
plötzlich gestorben, dass er zahlreiche philologische und sprach-
wissenschaftliche Abhandlungen geschrieben, auch ein namhafter
Jurist gewesen, mancherlei gelehrte Streitigkeiten geführt, sich
der Gunst der Cardinäle Retz und Mazarini erfreut habe und beim
^) In der Lettre de Cardan a Mrs. S. Amsterdam 1697 S. 48
stellt Menage seine Autorschaft in Abrede ; vqu'il reconnoissoit si peu
cet ouvrage d'estre de lui«.
Moliere-Analekten. 393
Tode des letzteren zum Elegiendichter geworden sei. Glücklicher-
weise geben die 4 Bände der Menagiana in dem, was sie den
Menage von sich selbst erzählen lassen, genug Andeutungen
über die Charaktereigenschaften dieses nicht gewöhnlichen Men-
schen. Menage scheint, wie Chappuzeau, in kirchlichen An-
schauungen gelebt zu haben, ohne die Fähigkeit einzubüsscn,
auch andere Bestrebungen mit ruhiger Objectivität und wohl-
thuender Milde zu beurtheilen. Obwohl er mit dem Jesuitenorden
vertraut gewesen zu sein scheint, dem er auch seine Bibliothek
vermachte, so nimmt er doch bei Besprechung des Moliere'schen
TartufFe offenbar für den Dichter Partei (I. S. 144). Die Moral
dieser Dichtung bezeichnet er dort als »excellente«. Persön-
liche Regungen vermögen sein Urtheil nicht zu beeinflussen.
Wenngleich er III. 234 nicht undeutlich zu verstehen gibt, dass
der Vadius in Moliere's Femmes savantes wol einige Aehnlich-
keiten mit ihm selbst zeige, so hindert ihn das doch nicht an einer
völlig sachgemässen Besprechung des Stückes (I. 23). Auch der
Academiker Chapelain hat es nicht zu entgelten, dass er mit
Menage sich bitter entzweite, vielmehr spricht der letztere un-
verhohlen sein Bedauern über dieses Missverliältniss aus.
In seinen ästhetischen Anschauungen steht Menage noch
innerhalb der älteren Literaturperiode, die besonders durch den
Namen des grossen Corneille gekennzeichnet wird. Darum will
er nicht direct zugestehen, dass Racine ein grösserer Dichter
sei, als Corneille, und bemüht sich, der Entscheidung dieser
Frage durch allerhand Abschweifungen aus dem Wege zu gehen.
Wenn Racine bessere Theaterstücke geschrieben, so sei er darum
nicht ein grösserer Dichter, er selbst sei zu jung gewesen, als
er Corneille's Tragödien und zu alt, als er diejenigen Racine's
gesehen^), und möge daher nicht urtheilen. Auch der Epoche
des Preziösenthums wendet er seine augenscheinliche Sympathie
zu, und schildert namentlich die strenge Sittlichkeit des Hotel
Rambouillet in einer Weise, die ganz mit der anonymen Vor-
rede zu Somaize's Grand dict. des Prec. (Livet I.) stimmt (U. 8).
Das aber hält ihn wieder nicht zurück, die epochemachende Bedeu-
tung der Precieuses ridicules Moliere's mit jenen oft angeführten
Worten: »II nous faudra brüler ce que nous avons adore« zu
kennzeichnen. Ueberhaupt ist er der entschiedenste Verehrer
Moliere's, was freilich sehr begreiflich wäre, wenn der grosse
Dichter, wie das Auger (Qiluvres de Mol. p. XIII.) und Sainte-Beuve
^) Eine blosse Ausrede, denn Menage war 1613 geboren, stand also
im reiferen Jünglingsalter, als Corneille's beste Dichtungen erschienen,
und im Mannesalter, als Racine hervortrat.
294 R. MaJirenholtz
((Eiivres de Mol. Pref.) wollen, wirklich in Rede und Denkweise
mehr der ablaufenden, als der eintretenden Literaturperiode an-
gehörte. Eine zusammenhängende ästhetische Beurtheilung der
Molifere'schen Dichtungen bieten die Menagiana freilich nicht,
wir müssen aus zerstreuten Angaben und Reflexionen des Ver-
fassers Urtheil zusammenstellen.
Aesthetische und moralische Gesichtspunkte treten über-
haupt hinter den philologischen zurück, und die Frage z. B.,
ob Rapin wirklich ein gelehrter Philologe gewesen, ob er genug
vom Alterthum verstanden, um eine Parallele zwischen Homer
und Vergil ziehen zu können, wird ungleich ausführlicher er-
örtert (I. 206, 11. 207, 237), als die Vorzüge der Dichtungen
Moliere's. Immerhin mag es den Ruhm des Dichters erhöhen,
wenn ein so bedeutender Kenner des Alterthums zu seinen un-
bedingten Verehrern zählt.
Auch in zwei anonymen Schriften, die augenscheinlich
Philologen zu Verfassern haben, wird Moliere's dichterische Be-
deutung rückhaltlos anerkannt. Es sind dies die »Caracteres
des auteurs auciens et modernes«, Amsterdam 1705 und früher
schon zu Paris ^) erschienen, und die Lettre de Cardan ä Mrs.
S., eine Vorrede zu der Komödie: »La Lotterie de Scapin«.')
Wenngleich beide Schriften den classischen Philologen mehr an-
gehen, als den Molieristen, so sind die darin enthaltenen Ur-
theile über Moliere doch keinesfalls zu ignoriren. Charakteristisch
für den philologischen Standpunkt des Verfassers der ersten
Schrift bleibt es, dass an Moliere's und Racine's Dichtungen
besonders das »attische Salz, welches sie den Leuten von Ge-
schmack so angenehm mache«, herausgefunden wird (S. 192).
Ebenso scheint dem einseitigen Philologen Terenz doch ein
grösserer Komödiendichter zu sein, als Moliere, wenigstens lässt
er den Römer bedauern, dass von seinen Nachahmern die einen
an Schönheit des Styles ihm nachständen, die andern (Moliere
u. a.) »durch Verwirrung der Intriguen sich von jener edlen Ein-
fachheit entfernt hätten, die er so sehr geschätzt habe« (S. 162).
Doch der leidenschaftliche Nationalstolz des Verf.^) kann es
nicht dulden, dass die grössten Dichter seines Volkes denen
eines anderen an Rang nachstehen, darum erhalten zuletzt (S. 117)
*) Auf dem Titel heisst es: suivaut la copie de Paris.
^) U. d. Titel: Moliere come'dien aux Champs Elysees. Amsterdam
1697, suiv. la copie de Paris.
•"*) Unter dem besonders die Deutschen zu leiden haben. So S. 7 :
La Nation allemande , qui phis que toute autre a du goüt et du pan-
chant (!) pour le pillage. Ihre Schriftsteller, deren »importunitez« ge-
tadelt werden, erhalten Plätze im zweiten Range (S. 134).
r Moliere-Analekten. 295
Moliere wie Racine ihre Plätze im ersten Rang, nach Pindar,
Sophocles, Aristophanes. Audi dem Corneille wird der erste
Rang von den griechischen Dichtern zugewiesen, aber er zieht
es vor, sich bei den Römern niederzulassen (S. 92).
DerBeurtheihmg, welche in vorliegender Schrift die griechisch-
römischen Schriftsteller erfahren, ist übrigens eine für jene Zeit
ungewöhnliche kritische Schärfe nicht abzusprechen, Avogegen es
ganz den kirchlichen Vorstellungen der Zeit entspricht, dass die
Juden von Delphi (dem Schauplatze des fingirten Discurses)
ausgeschlossen und nur Joseph in griechischer Kleidung zuge-
lassen wird (S. 202).
In dem »Briefe des Cardan« wird Moliere noch in der
Unterwelt als Dichtergenie gefeiert und mit dem ehrenvollen
Auftrage bedacht, eine Komödie zu Pluto's Ergötzimg zu dichten.
Von einer Charakterisirung der Dichtungen und der Person Mo-
liere's ist keine Rede, höchstens kann es als charakteristische
Andeutung gelten, dass Moliere in dem Rangstreite der Dichter
dem Qiiinault vorwirft, seinen Opern fehle es an »Esprit naturel«.
Das darauf folgende Stück, eine Collectivarbeit sämmtlicher alter
und neuerer Dichter im Schattenreiche, hauptsächlich aber ein
Werk Moliere's ist zwar eine höchst gewöhnliche und weit-
schweifige Intriguenkomödie , in welcher dem aus Moliere be-
kannten Scapin die Hauptrolle zufällt, interessirt aber den
Molieristen dadurch, dass einzelne Personen Moliere'scher Ko-
mödien, wie Lisette, Angelique, Clitandre darin auftreten und
dass die Heilkuust in Scapins Person lächerlich gemacht wird.
III.
Voltaire's Biographie Moliere's gehört noch ganz in jene
Periode seiner Geschichtsschreibung, die durch den Charles XII.
am sprechendsten charakterisirt wird, und welche von der späteren
Epoche des Essai und der Introduction durchaus verschieden^)
ist. Charakteristisch für diese Anfangswerke Voltaire's ist ein
capriciöses Sichauflehuen gegen Traditionen und Autoritäten
und eine affectirte Sucht nach originalen Bemerkungen und un-
bekannten Notizen, deren kritische und sachliche Grundlage sich
oft gar als zu wenig sicher herausstellt. In jener kurzen Bio-
graphie Moliere's, an welche sich kritisch-ästhetische Bemerkungen
^) S. meine Abhandlung: Voltaire als Historiker in Herrig's Archiv,
Bd. 62, S. 31—52.
296 R. Mahrenholtz
über des Dichters Werke anschliessend), ist besonders ririmarest,
der älteste der eigentlichen Biographen Moliere's , Gegenstand
einer vornehm-verächtlichen Kritik. — An zwei Stellen (S. 35, 37)
wird dieser »gewisse Herr Grimarest« direet der Unwahrheit
beschuldigt. Die zahlreichen Anecdoten der Grimarest' sehen
Biographie , welche allerdings grossenlheils recht unwahrschein-
lich und zweifelhaft sind, werden ausgeschieden und nur das
durch äussere Zeugnisse Belegte und in sich Haltbare aufge-
nommen. Nur ist Voltaire selbst von dem Fehler Grimarest's, den
in die Interna des Hoflebens Wohleingeweihten spielen zu wollen,
keineswegs frei. So weiss er genau (S. 39), dass nicht Lud-
wig XIV., wie Grimarest andeutet, sondern ein Herr von Soye-
cour die Jagdtermini in dem Facheux angegeben habe. Wie es
nun um die Wahrheit von dergleichen Originalangaben Voltaire's
bestellt ist, hat Hage an einzelnen Beispielen des Charles XII.
eingehender erwiesen.-) Ebenso mag im Mimde eines Voltaire
auch die Angabe beanstandet werden, dass er selbst das Manu-
script des Moliere'schen Don Juan gesehen, und dort die Scene
mit dem Armen vorgefunden habe. Berief sich doch derselbe
Voltaire für die höchst ungenaue Schilderung des Rückzuges
Schulenburg's in seinem Charles XII. auf die Memoiren eben
dieses Schulenburg.
Den ästhetischen Bemerkungen über Moliere's Komödien
kann eine treffende Schärfe des Ui'theiles und präcise Form des
Ausdruckes nicht abgesprochen werden, jedoch beschränken sie
sieh auf vereinzelte Züge und Scenen. Schon als äussere ün-
gehörigkeit muss es erscheinen, dass die eigentliche Biographie
von dieser ästhetischen Kritik geschieden ist. Ein unbedingter
Bewunderer Moliere's ist Voltaire bekanntlich^) keineswegs, nur
sollte man seinen nie unzutreffenden Ausstellungen nicht die
Absicht einer doctrinären und pedantischen Hofmeisterung oder
einer geheimen Rivalität unterschieben, namentlich da nicht, wo
sie so unbedingt das Richtige treffen, wie in dem Commentar
zu Corneille.
Von einer gewissen Heuchelei, die in dem widerspruchs-
vollen Charakter Voltaire's öfters mit selbstloser Wahrheitsliebe
wechselt, zeugen allerdings die leidenschaftlichen Bemerkungen
über die Freiheit der Satire und deren verderbliche Folgen (S. 87).
Hat doch Niemand diese Freiheit der Satire in höherem Masse
für sich beansprucht, als eben Voltaire. Dagegen ist es aus
^) Amsterdamer Ausg. 1738.
'^) Progi*. d. Fürstenwalder Progymnasium 1875.
^) Oft genug hervorgehoben, zuletzt in Meliere - Museum I. 96.
Doch trifft Voltaire's Tadel fast nur die Jugendwerke Moliere's.
MoUere-Analekten. 297
innerster Ueberzeuj^-unf^ geflossen, wenn der Scliauspielerstantl,
als Träger der künstlerischen Bildung, gegen sociale Vorurtheile
mit vieler Wärme vertlieidigt wird.
Man kaim den P^indnick, den Voltaire's Biographie in dem
objectiv Urtheilenden hervorruft, kurz dahin zusammenfassen,
dass sie berechtigt und begründet erscheint, wo sie zerstört,
aber in ihren positiven Theilen einer sicheren kritischen und
methodischen Grundlage entbehrt.
IV.
In Folge des im Vorhergehenden Erörterten drängt sich uns
die Frage auf, ob denn andere Biographen des Dichters eine
zuverlässigere Grundlage darbieten, oder ob aus der Vergleichung
der verschiedenen Biograpliien und Sammlungen biographischen
Materials eine solche zu gewinnen sei.
Mir scheint, als krankten die neueren Darstellungen der
Biographie Moliere's an jenem Grundfehler, der einst dem epoche-
machenden »Leben Jesu« von David Strauss zum Vorwurf ge-
macht wurde. Sie thürmen ein luftiges Gebäude auf unsicherer
Grundlage auf, deren Bestandtheile und Zusammenfügung noch
unerforscht geblieben sind. So scheint mir aucli Grimarest's
vielgenannte Schrift, die von Jeher übertrieben geschmälit^) oder
kritiklos aufgenommen wurde, eine sehr schwankende Grundlage
der biographischen Forschung zu sein und jedenfalls eine äusserst
sorgfältige und mikrologische Untersuchung zu fordern. Den
Grundsätzen historischer Kritik, wie sie sich innerhalb der s. g.
Ranke'schen Schule festgestellt haben, würde es am meisten
entsprechen, dass man Moliere's Biographie nur aus den acten-
mässigen Forschungen eines Beffara, Soulie, Campardon, Moulin
u. a., sowie aus den Resultaten der zahlreichen Monographien und
den wohlbeglaubigten Angaben der dem Dichter näherstehenden
Zeitgenossen zusammenfügte. Doch wie der kritische Historiker
auch die Quellen zweiter Hand nicht aus den Augen verlieren
darf, so kann eine kritische Biographie des Dichters die bio-
graphischen Aufzeichnungen der Späterlebenden nicht entbehren.
Es ist immer beklagenswerth, dass kein Zeitgenosse des Dichters
eine zusammenhängende Biographie'-) oder eine umfassendere Kritik
Moliere's uns hinterlassen hat. Da sind zwar biographisch-
^) Darüber interessante Zusammenstellungen im Meliere - Museum
J. 87 ff.
'■') Die Pref. der Ausg. von 1682 ist zu aphoristisch.
398 R. Mahrenholtz
kritische Aufzeichnungen von drei Zeitgenossen des Dichters,
de Vise, Baillet, Perrault, neuerdings von Malassis') wieder
herausgegeben worden, aber sie sind so dürftig und so sehr
von snbjectiven Wahrnehmungen beeinflusst, dass sie kaum neue
Züge zu dem Bilde Moliere's liefern. De Vise, erst der Gegner,
dann der Lobredner Moliere's, macht in seiner »Conversation
dans une ruelle de Paris« mehr den Eindruck eines reclame-
süchtigen Nekrologschreibers, als eines zuverlässigen Kritikers.^)
Was soll es heissen , wenn damals, 1673, von italienischen,
spanischen und türkischen Uebersetzungen Moliere's die Rede
ist, wo kaum solche existiren konnten; wenn Meliere trotz
gegentheiliger Aeusserungen von Zeitgenossen auch als Schau-
spieler ohne Einschränkung gelobt wird (a. a. 0. SS. 19, 21)? und
welche Begriffe erhalten wir von dem Kritiker de Vise, wenn
er über Moliei'e's unvergleichliche Dichtkunst nur zu bemerken
weiss: Er schilderte die Fehler von Jedermann in natürlicher
Weise (a. a. 0. S. 4). Baillet weiss den Theologen nirgends zu
verleugnen, er muthet dem Dichter ein hausbacknes Moralisiren
zu (a. a. 0. S. 123), macht ihm aus seinem Tartuffe einen Vorwurf,
weil Grott sich nicht Moliere's bedient habe, um die Heuchelei
zu geissein (S. 136), sieht in ihm einen blossen Volksdichter
(S. 137) etc. Perrault, wie Malassis treffend bemerkt, bespricht den
Meliere mit der vornehmen Nachlässigkeit eines grossen Herren
und nimmt sich u. a. der traditionellen Heilkunst gegenüber der
satirischen Kritik Moliere's an (a. a. 0. S. 147),
Und auch der besser unterrichtete und weit eingehendere
Grimarest gibt sich den Anschein, vieles zu wissen, was er nach
Lage der Umstände nicht wissen kann. Sein Hauptgewährsmann
ist jener leichtlebige Baron, der nicht nur in der Fameuse
Comedienne, sondern auch bei Grimarest als leichtfertiger Wüst-
ling erscheint (s. u.) und der seinem Alter nach kaum die rechte
Sachkenntniss und Urtheilsreife haben konnte.-^) Diesem zweifel-
haften Berichterstatter oder anderen frühreifen Roues mag denn
wol Grimarest solche Geschichtchen verdanken, wie die, dass
A. Bejart einst in das Zimmer ihres späteren Gemahles gedrun-
gen und so seine formelle Erklärung herbeigeführt habe, dass
de Vise ein Verhältniss mit Moliere's Frau gehabt, ferner jene
schmutzige Andeutung über Moliere's Freundschaft zu Baron.
^) Moliere juge par ses contempoi-ains.
^) lieber de Vise's Verhältniss zu Moliere s. meine Abb. »Moliere's
Prec. und Ec. des F. im Lichte der zeitgenössischen Kritik« (Herrig's
Archiv 52 S. 173—192) und »de Vise's Veritable Critique etc.«, Bd. 11,
p. 16 ff. dieser Zeitsclirift.
•") Beim Tode Molifere's war er circa 20 Ja'hr alt.
Moliere-Analekten. 299
Und gleich empörend, wie die letzteren Scandalgeschichten, muss
es berühren, wenn der stolzen und ihrer weiblichen Würde wohl-
bewussten Du Parc bestimmte Absichten auf den knabenhaften
Baron angedichtet werden^) und wenn man die Beziehungen der
De Brie zu Meliere in rohester Weise illustrirt sieht.
Wie kommt u. a. Grimarest zu einer so genauen Kenntniss
des schönen Discurses, den Chapelle über Weiber, Philosophie
u. a. gehalten, der darauf folgenden Ersäufungsscene und der
vertraulichen Unterredung Moliere's mit Kohault? Derartige Geister
pflegen denn überall nur die äusserlichsten und kleinlichsten
Motive herauszufinden. So hat z. B. Meliere, nach Herrn Gri-
marest's Meinung, nur deswegen die Aerzte verspottet, weil die
Frau eines Arztes einst die Meliere zu Gunsten der Du Parc
expropriirt habe. Und von welcher Würdigung der dichterischen
Grösse Moliere's zeugt es, wenn Gr. am Schluss der Biographie
bemerkt, »der Dichter habe den Beifall des Hofes gewinnen,
Geld verdienen, und die Hochachtung der Kenner erwerben
wollen?«-) Gewiss bleibt' von Grimarest's Nachrichten noch vieles,
was theils in sich wahrscheinlich ist, tlieils durch glaubwürdige
Zeugnisse bestätigt wird, aber die angeführten Stellen bekunden
allzusehr den scandalsüchtigen Anecdotenschreiber und niedrig-
denkenden Wollüstling.
Die Fameuse comedienne habe ich eingehender (Herrig's
Archiv 54, 3) besprochen, und ich begnüge mich daher, meine Auf-
fassung derselben kurz zu skizziren. Ich glaube in ihr ein Werk
der von der Molierekritik zu günstig beurtheilten Freundin Mo-
liere's, der Schauspielerin de Brie, zu erblicken, das aus Motiven
gehässiger Eifersucht und Rivalität publicirt worden ist. Eine
freie Romanerfiudung ist die Schrift sicher nicht, gleichwohl sind
die Details so ungenau, chronologisch verworren und in frivolster
Absicht verzerrt und übertrieben, dass diese zeitgenössische Dar-
stellung doch nicht als Quelle zur Biographie Moliere's betrachtet
werden darf.^) Die nach Grimarest geschriebenen und grossen-
^) Vie de Möllere l^^^^ ed. S. 51.
■^) Anderswo lässt Gr. einen Zeitgenossen sagen, Meliere habe den
Amphitryon von Kotrou und dieser alles von Plautus genommen. Dagegen
Menage u. 0. 155. III: Les deux Sosies de Rotrou en comparaison fönt pitie.
^) Ich übergehe hier die älteren Werke, welche sich mit der Kritik
der Dichtungen Moliere's beschäftigen, von denen Riccoboni's Schrift und
im Anfange dieses Jahrhunderts Cailhava am bekanntesten sind. Erstere
ist übrigens für die heutige Molierekritik ohne allen Werth. Un-
kenntniss der ausserfranzös. Literatur und mangelndes Verstand niss für
dramatische Poesie überhaupt, sind Kennzeichen, die R. mit so vielen
bedeutenden Zeitgenossen gemein hat. Nach ihm, S. 148, ist Moliere's
Festin »presque tout entier dans la Comddie Espagnole«. Die unglück-
300 R. 31ahrenholtz
theils auf ihm beruhenden Biographien Moliere's haben kaum
einen sekundären Werth.^)
Wir stehen also auf unsicherster Grundlage, wenn wir aus
dem vorhandenen biographischen Material eine Biographie des
Dichters zusammenstellen wollen, und oft müssen Hypothesen
und naheliegende Schlussfolgerungen aus den allgemeinen Zeit-
verhältnissen da ergänzend eintreten, wo positive Nachrichten
uns im Stiche lassen. Die Zeit einer abschliessenden Biographie
des Dichters ist eben noch nicht gekommen.
V.
Eine recht verdienstvolle uiul interessante Aufgabe für den
Molieristen würde es sein, den zahlreichen dramatischen Pro-
ductionen nachzugehen, die das Andenken Moliere's oder Er-
eignisse seines Lebens dem Gedächtuiss der Nachwelt zu er-
halten suchen. Die äusseren Schwierigkeiten freilich, die mit
der Auffindung dieser zum Theil äusserst seltenen Stücke ver-
bunden sind, der Maugel an Verständniss, den die meisten Dar-
steller für das wahrhaft Grosse in der Person Moliere's bekunden,
würde den zunächst abschrecken, der nur auf dem ererbten Felde
des Molierecultus weiter zu bauen strebt. Es soll zuvörderst
Zweck dieser Arbeit sein, die inneren Uebereinstimmungen her-
vorzuheben, die zwischen zwei nach Zeit und Charakter grund-
verschiedenen Dichtungen, zwischen Brecourt's") »Ombre de
Moliere« (Fournel, les contemp. de Moliere III) und Gutzkow's
»Urbild des TartuflFe« ohne Mühe sich entdecken lassen.
Die erste der beiden Komödien (1674) ist unter dem
frischen Eindruck des jähen Todes eines an dramatischer Be-
gabung wie an persönlichen Vorzügen so reichen Dichters
entstanden, und schildert die Auffassung der Person und litera-
rischen Bedeutung Moliere's, welche den Zeitgenossen sich am
festesten einprägen musste. Es ist Moliere als Reformator
liehe Vorstellung, dass Plautus in der Anlularia gar nicht einen Geizigen
habe zeichnen wollen (S. 44) ist dem R. bis in die neueste Zeit nachgesprochen
worden. Sein Vergleich zwischen dem Desden con el Desden mit Moliere's
Princ. d'Elide ist eine gänzliche Verkennung der Moreto'schen Dichtung
(SS. 148, 172, 75).
^) Eine recht kritiklose und dabei anspruchsvolle Zusammenstellung
sind die Molierana von Cousin d'Avallon. Paris, 1801 (Dresxleu).
") Brecourt, f 1685, war ein leichtfertiger, verschuldeter aber ge-
wandter Schauspieler, der 1662 — 1664 der Truppe Moliere's angehörte
und mehrere -Komödien verfasst hat. Näheres u. a. bei Moland, ffiuvres
de Moliere H, XXXVI-XXXVIII.
Moliere-Analekten. ' 301
seiner Zeit, der in den Mittelpunkt der Diclitung f^cstellt wird.
Alle Schwächen und Thorlieiten der Zeit hat er zum Gegen-
stände der wirkungsvollsten Satire gemacht, darum verfolgt
der Hass der von ihm angegriffenen Gesellschaftsklassen noch
den Schatten des Dichters bis vor Pluto's Thron. Die Precieuses,
die Marquis, die cocus, die Aerzte, selbst madame Jourdain als
Vertreterin des Kleinbürgerthums, endlich der im Pourceaugnac
verspottete Provinzialismus, drängen sich mit heftigen Anklagen
vor den Richterstuhl der unfehlbaren Gottheit, Schweigsam hört
Moliere all' den Anklägern zu, und nur, wenn die Vorwürfe das
berühren, was er als sein unzweifelhaftes Verdienst ansieht,
lässt er sich zu einer kurzen, aber treffenden Vertheidiguug
herbei. So antwortet er den Aerzten (a. a. 0. 544): »Ich ver-
ehre ihr Studium, aber ich verwerfe und verabscheue den ver-
derbenbringenden und unlauteren Gebrauch, den durch ihre Nach-
lässigkeit Schurken uud Ignoranten, welchen das Gewand allein
den Namen eines Arztes gibt, von diesem Studium machen«. Die
persönlichen Zwiste und die Herrschsucht jener Heilkünstler
werden dann an einer andren Stelle verspottet. Vor den An-
klagen der cocus scheint er sogar die Waffen zu strecken. »Um
der cocus willen«, sagt er (a. a. 0. S. 536), »verdiene ich ver-
urtheilt zu werden, und allzu schlecht ist es mir hierbei ergangen,
um mich vertheidigen zu können. Wie sehr ich auch bemüht
war, Entsetzen vor dem Ehebruch zu erregen, so gestehe ich
doch gern, dass dies ein Laster ist, von dem ich mein Zeitalter
nicht zu heilen vermocht habe.«
Wer freilich einen grossen Dichter nur als Moralisten auf-
fasst, wird so urtheilen müssen, wie es hier Moliere selbst thut.
Denn alle Schäden und Laster der Zeit, die er dem öffentlichen
Spotte preisgegeben, bestanden noch bei seinem Tode in voller
Kraft, oder änderten nur den Namen. Die Unsittlichkeit der
socialen Verhältnisse, die Leichtfertigkeit der höfischen Gesell-
schaft rettete sich vor Moliere's Angriffen, bis der Abgrund der
französischen Revolution sie verschlang, das Preciösenthum hüllte
sich in ein kirchliches Gewand und beherrschte in Md. de Main-
tenon den bigotten König und mit ihm ganz Frankreich, die
Schulweisheit der Aerzte wurde am Hofe nach wie vor auge-
staunt, Quacksalber trieben gleichfalls in den Provinzen ihr
Wesen, und die Lächerlichkeiten des Kleinbürgerthums und des
Provinzialadels werden nie aussterben. Aber wie die moralische
Wirkung der Moliere' sehen Satire eine vergängliche, so ist seine
Bedeutung als Komödiendichter doch massgebend für mehr als
ein Jahrhundert geblieben. Das scheint denn auch Brecourt
geahnt zu haben, und so lässt er am Schluss des Stückes den
302 R- Mahrenholtz
Beherrscher der Unterwelt als Richterspruch verkünden: »Entre
Piaute et Terence occupe le milieu.«
Die rechte Mitte also in der Dichtkunst, die Vermittlung
zwischen der rohen Posse und dem salonfähigen Lustspiel, das
soll nach Brecourt das Charakteristische in Moliere's dramatischem
Wirken sei. Schon im Prologue (S. 525) deutet er dies an, wenn
er rühmt, dass Moliere sich ebenso fern von Uebertreibung, wie
von der gefährlichen Mittelmässigkeit gehalten. Der Gegensatz
Moliere's zu seinem Rivalen Corneille hat sich gleichfalls dem
Bewusstsein Brecourt's eingeprägt: durch Charon lässt er den
tragischen Dichter verspotten, weil er die heros carrikirt habe.
Ich brauche nicht auszuführen, wie sehr diese Auffassung
Moliere's eine rein äusserliche ist, wie sie höchstens eine Seite
der Dichtungen Moliere's wiederspiegelt. Und ist es zu verwun-
dern, dass von Brecourt jenes Dichterwort gilt : »Ihr gleicht dem
Geist, den ihr begreift, nicht mir«, wenn auch ein gefeierter
Kritiker wie de Vise (in seiner Conversation dans une ruelle de
Paris), und selbst der souveraine Beherrscher des französischen
Parnasses, Boileau, nur äusserliche und augenscheinliche Vorzüge
der Molierischen Dichtung zu verstehen wissen?
Während Brecourt doch der Zeit und Nation nach dem
gefeierten Dichter nahe stand, schrieb Gutzkow sein »Urbild des
Tartuffe« imter Zeitverhältnissen, die mit denen Moliere's sich
nur sehr äusserlich berührten. Zudem war das Andenken an den
grössten Dichter des westlichen Nachbarvolkes für Deutschland
beinahe erloschen und namentlich die Zeitgenossen und nächsten
Angehörigen Moliere's standen als Fremde, nur dem Namen nach
Bekannte, dem Dichter gegenüber. Diese Sachlage lässt die
bodenlose Geschichtsfälschuug, das willkürliche Spielen mit den
persönlichen Verhältnissen Moliere's und der ihm Näherstehenden,
wie mit den äusseren Umständen einer so epochemachenden
Dichtung, wie Tai'tufte, begreiflich erscheinen. Keine Advocaten-
kniffe werden das Andenken Gutzkow's von dem Vorwurfe einer
willkürlichen und dramatisch zwecklosen Aenderung und Ent-
stellung des Ueberlieferten, wie ihn Paul Lindau^) mit aller
Schärfe erhoben, befreien können.
Es fällt zunächst auf, wie sehr die Zeit Gutzkow's der
des Moliere substitnirt, und wie Moliere selbst wieder zu jenem
moralischen Tendenzdichter mit sentimentalem Anfluge wird, der
uns bereits in Brecourt's Dichtung entgegentrat. Wenn z. B.
^) Literarische Rücksichtslosigkeiten S. 179 — 236.
«, Moliere-Analekten. 303
La Roquette mit der Intervention Korns und der Maclit des
Jesuitenordens droht, so waren das in dem Zeitalter Friedrich
Willielm IV. gefährliche Wafi'en ; gegen den ausgesprochenen
Willen des französischen Autokraten hätten sie wenig vermocht.
Der zerfahrene Charakter dieses Autokraten, die unwürdige Rolle,
welche Gutzkow ihn in dem Tartuflestreite spielen lässt, mögen
den Vorstellungen entsprechen, die er wie andre Zeitgenossen
von dem mehr phantasie- als charaktervollen Herrscher Preusseus
hegten, sie passen gar nicht zu dem Bilde, welches die ersten
Regierungsjahre Ludwig XIV. zeigen. In dem Ilauptgegner
Moliere's, dem Academiker Chapelle, carrikirt Gutzkow mehr die
pedantischen Kritiker der eignen Werke, als die Feinde Moliere's.
Denn abgesehen davon, dass der Gegensatz der academisclien
Kreise zu der volksthümlicheren und originalen Dichtungsweise
Moliere's nimmermehr in der Verskunst des Dichters, welche der
academisch urtheilende Boileau ganz besonders preist, einen An-
halt finden konnte, so waren auch die eigentlichen Verkleinerer
Moliere's nicht bornirte Schulgelehrte, sondern oberflächliche
Journalisten und neidische Komödianten.^)
Meliere selbst schildert in Gutzkow's Stück in lebhaftesten
Wendungen, wie sehr er durch seine Komödien die Moral för-
dere und die dramatische Kunst veredele. Hinter dem Moralisten
tritt der Dichter sehr zurück, und auch von den persönlichen
Eigenschaften Moliere's erblicken wir neben oberflächlicher Ge-
fühlsschwärmerei nur seine oft verspottete Neigung zur Eifer-
sucht. In seinem Verhältniss zum König ist er von lakaienhafter
Unterwürfigkeit ebensowenig frei, wie die verächtlichen Höflinge,
denen eine wandelbare Laune des Gebieters die Richtung des
Denkens und Wollens gibt. Darin geschieht dem wahrhaft
grossen und edlen Manne bittres Unrecht. Seine Loyalität unter-
scheidet sich von der eines Boileau und Racine durch die tiefe
Ueberzeugung, dass der allmächtige Monarch allein der Schützer
der Freiheit und Wahrheit gegen eine gehässige Hofclique sei.
Der Lüge und Heuchelei des gesammten Hoflebens und nicht
allein den frommen Heuchlern und albernen Zunftgelehrten, wie
das in Gutzkow's Stück erscheinen mag, galt der 14jährige
Kampf, dessen Siege und Triumphe durch Moliere's Meisterwerke
bezeichnet werden.
Auf die einzelnen Irrthümer und Fehlgriffe der Dichtung
brauche ich nach Lindau's meisterhafter Darlegung nicht einzugehen.
Auch die ganz verfehlte und in dramatischer Hinsicht wirkungs-
Z. B. de Vise, Villiers, Montfleury, Rochemont u. a.
304 R. Mahrenholtz, Moliere-Analekten.
lose Charakterisirung der Armande Bejart,^) von der Lindau
treffend bemerkt, sie sei »eine recht gewöhnliche erste Lieb-
haberin«, und der Madeleine Bejart mag nur andeutungsweise
hervorgehoben werden. Ilauptfeliler bleibt es immer, dass in
Moliere's dramatischer Tliätigkeit nur die moralisirende Tendenz
hervorgehoben wird, und das wahrhaft Edle und Selbstlose in
dem Menschen Meliere unverstanden und unerwähnt bleibt. Xeben
Unkenntniss der persönlichen Beziehungen des Dichters und des
Charakters seiner Dichtung, zeigt sich jener unhistorische Sub-
jectivismus Gutzkow's, der später noch seinen »Dionysus Lon-
ginus« entstellt. AVir stehen hier mehr auf dem Boden des
Mythus, als dem der Geschichte. Um die eigne Zeit zu geissein,
die berechnenden Heuchler am Hofe Friedrich Wilhelm IV. an
den Pranger zu stellen, muss Meliere und sein Meisterwerk Tar-
tuft'e den Namen hergeben. Eine Versündigung an der histori-
schen Wahrheit, welche durch die wohlberechtigte politische
Tendenz keineswegs gerechtfertigt wird.
R. MAHRENHOLTZ.
^) Der auch ein Verbältniss mit Ludwig XIV. angedichtet wird,
von dem selbst die Fameuse Comedienne nichts weiss.
Nouvelles recherches sur les Confessions et la
Correspondance de Jean- Jacques Rousseau.
M. Miisset - Pattay a public en 1821 l'Histoire de la
vie et des ouvrages de J. J. Rousseau. Depuis cette epoque,
beaucoup de recherches ont ete faites sur les points obscurs ou
douteux de la biographie du celebre ecrivain; un grand nombre
de documents inedits ont vu le jour. La critique est aujourd'hui
en mesure de controler les assertions de J. J. Rousseau sur une
Serie de points, echelonnes dans les douze livres des Confes-
sions; eile peut ainsi se rendre conipte de la maniere dont il
a niC'le dans cet ouvrage Dichtung und Wahrheit; et par
consequent, toutes les fois qu'en l'absence de documents et de
preuves, ou dans un choix ä faire entre des temoiguages opposes,
la critique est obligee de se confier a son tact divinatoire, eile
est beaucoup mieux placee qu'autrefois pour se prononcer avec
assurance. Mais aucune oeuvre d'ensemble n'est venue reprendre
et remettre ä jour Ic travail de Musset - Pattay, rapprocher et
coordonner les materiaux dissemines que quelques chercheurs
erudits avaient prepares. II semble qu'il y ait un guignon sur
les travaux dont Rousseau est l'objet.
M. Ravcnisl avait (^ntrepris en lHo4 la copie des papiers
legues par Du Peyrou ä la bibliotheque de Neuchatel. Cette
publication aiirait ete faite ainsi par un excellent editeur; je ne
sais ce qui l'a arretee. L'oeuvrc a ete reprise par M. Streck-
eisen-Moultou, qui a public trois volumes mal digeres;^) et du
travail de M. Ravenel, rien n'a ete mis au jour que quelques
fragments, tres interessants d'ailleurs, qui avaient ete communiques
ä M. Salute -Beuve.
') (Euvres et coreapondance inedites de J. .1. Rousseaii publiees par
M. Streckeisen -Monltoii, 1 vol. 8". Paris 1861. — ,T. J. Ronsseau, ses
amia et ses ennemis, correspondance publice par M. Streckeisen -Moulton,
2 vol. 8". Paris 1865. Ce dei'nier ouvrage, que l'cditeur aurait du faire
plus complet, est indispensable a qui veut etudier la biographie de Jean-
Jacques.
Zschr. f. nfrz. Spr, u. Lit.. 11. OQ
306 ■ E. Ritter
Un savant genevois, M. le protesseur Ädert, avait fait de
longues recherches en vue d'une edition eritique des (Euvres de
Rousseau ; et tous les materiaux qu'ii avait reunis, entre autres
un certain nombre de letties inedite«, dorment dans son cabinet,
depuis que d'autres tvavaux l'ont detourne de la vaste entreprise
qu'il avait commencee.
L'Intermediaire des (1 liercli euis et Curieux du
lU mars 1877 a donne d'interessants details sur la vie d'un
rouss eaulätre inconnu, Josepli Ricliard; de toute une vie con-
sacree ä cultiver la memoire du grand philosoplie, il ne reste
que deux courts avticles, tres bien faits,') oü M. Richard a rec-
titie quelques erreurs des editeurs de la correspondance de
J. J. Rousseau. Ces articles malheure-iisement n'ont pas ete
connus de M. Charles Berthoud, qui dans un travail sur les
Quatre Petitpierre (Musee neuchätelois, 1872) a donne ä
son tour de nouveaux et d'utiles eclaircissements sur la corres-
pondance de Rousseau; mais en reprenant les points que M. Ri-
chard avait traites, M. Berthoud aboutit aux memes conclusions
»qui n'arriveront pas, je le crains, dit-il, aux futurs editeurs
des CEuvres de Rousseau.«
M. Saint- Marc -Girardin, qui a ecrit sur quelques annees
de la vie de J. J. Rousseau (1756 — 1762) une etude magistrale,
et qui disait en terminant ce travail: »II nous reste ä suivre
Rousseau dans sa vie errante et dans son humeur inquiete, en
Suisse, en Angleterre, en Dauphine, jusqu'ä son dcrnier asile et
sa mort volontaire : ces recits biographiques, je les acheverai
quelque jour«, M. Saint -Marc-Girardin n'a pas tenu sa promesse;
et c'est senlement apres sa mort que les articles qu'il avait pu-
blies sur J. J. Rousseau dans la Revue des deux mondes,
de 1852 a 1856, ont ete reunis et publies en deux volumes.
Ces articles n'etaient eux -memes que la redaction d'un cours
professe a la Faculte des Lettres de Paris pendant les annees
1848-1851; et ce cours avait ete entrepris dans un but tont
polemique, comme M. Saint-Marc-Girardin le reconnait lui-meme.
Lutter contre les erreurs contemporaines, politiques et sociales,
en s'escrimant contre un des philosophes du XVIIIo siecle, com-
battre et demasquer un des peres des idees revolutionnaires,
c'est la triebe qu'il s'etait donnee. Aussi cherche-t-il, en racon-
tant la vie de Rousseau, a le prendre en faute, a le mettre en
contradiction avec lui-meme. Sans doute, le sens droit de l'in-
genienx eritique, sa connaissance du monde et des hommes, son
') Bnllotin de la Societe de rHistoire du protestantisme fran9ais,
IV, 542; V, 131.
Nouvelle recherches etc. 307
esprit judiciciix, domiiient le plus .soiivent cliez hü ime hostilite
precüiiQue; mais celle-ci, qui iiiHue contimiellement sur l'exposö
des faits, va quelquefois jusqu'ä le fausser; en voici deux ex-
emples:
Tuiuo I, page 14, M. Saint -Marc- Girardiii parle du sejour
de Jean- Jacques aux Cliarmettes. M"ie de Warens, pense-t-il,
y partageait ses faveurs entre Claude Anet et Rousseau:
»Je Tai vue pres de Ohambery, cette maison des Charmettes. Oui,
le vallon oü eile se caclie est gracieux et ,beau, la solitude y est char-
mante, la verdixre fraiche et vive, et la pelouse aussi y est douce au
marcher; mais le souvenir gäte le Heu; et Rousseau a eu beau y passer
quelques jouruees lieureuses, ce bonheur saus dignite me repugnait.«
Mais, quaiul Rousseau et Mi'ie de Warens, daus I'ete de 1738,
vinrent s'etablir aux Cliarmettes, Claude Anet etait mort depuis
plus de quatre ans. C'est ce qui ressort du recit des Con-
fessions, et luieux encore des pieces officielles qui ont ete
publiees par M. M. de Saint -Genis et Guillermin.')
Tome II, pages 286 ä 287, M. Saint - Marc - Girardin in-
dique un des motifs de la condamnation de l'Emile:
»C'etait en 1762, dit-il, au momeut de la latte eutre les jesuites
et les parlements. Dans cette lutte, les jesuites succomberent, et le 6 acut
le parlement pronon9a la dissolution de la Societe des jesuites ; mais pour
f'rapper les jesuites, qui aux yeux de beaucoup de personnes defendaient
la cause de la religion et de l'eglise, le parlement croyait necessaire de
temoigner hautement de son attachement a la religion et a l'eglise. II
t.enait a montrer qu'il etait meilleur chretien que les jesuites, et la pu-
blication de l'Emile devenait une occasion de faire acte de zele pour
la religion. Do lä, cet empressement a accuser et a condamner le livre
et l'auteur. L'arret contre l'Emile et contre Rousseau est du 9 juin 1762,
et l'arret contre la Societe de Jesus est du 6 aoüt. L'un etait la preface
et l'autorisation de l'autre. Rovisseau ne co m p renal t rien a cette
tactique.«
M. Saint - Marc - Girardin aurait eftace cette derniere plirase,
s'il avait pris la peine de relire deux lettres de Rousseau ä
Moultou :
') M. de Saint-Genis a public dans le Tome III de son Histoire
de Savoie (]). 53.5) l'acte de deces ou plutot d'inhumation de Claude
Auet (14 mars 1734).
M. (luillermin a puldie dans le Tome I des Memoires de la
Societe savoisienne d'Histoire et d'Archeologie le bail passe
par M. Noirey, i)roprietaire de la maison et du domaine des Charmettes,
avec Mme de Warens; il est dat^ du 6 jixillet 1738.
20*
308 E. Bitfer
»Montmorency, 7 juiu 1762. Mon livre a paru dans des circon-
stances malheureuses. Le Parlement de Paris, pour justifier son zele
contre les jesuites, veut, dit-on, persecutev aussi ceux qui ne pensent pas
comnie eux; et le seiil homme eu France qui c:roit eu Dieu doit etre la
victime des defeuseurs du Christiauisme. Depiiis plnsieurs jonrs, tous
mes amis s'eiforcent k l'euvi de ni'effrayer.«
»II y a dans tous les corps des iuterets auxquels la justice est
toujours subordonnee; et il n'y a pas plus d'inconvenient a brüler un
innoceut au Parlement de Paris qu'a en rouer un autre au Parlement
de Toulouse.«^)
»Yverdon, 15 juiu 1762. II a f'allu fuir, eher Moultou, lais-
sant le Parlement dans la joie de mon evasion, et tres resolu de suivre
la coutumace aussi loin qu'elle peut aller. Ce n'est pas, croyez-moi,
que ce corps me ha'isse, et ne sente fort bien son iniquite ; mais, voulant
fermer la bouche aux devots en poursuivant les jesuites, il m'eüt fait
subir les plus cruelles tortures, il m'eüt fait brüler vif . . .«
J'aurai ä reveiiir, en parlant des relations de Rousseau
avec Mme d'Epinay, sur ce livve de M. Saint- Marc -Girardin, une
des meilleures etudes qui aient ete faites siir le caractere com-
plique de Jean - Jacques. Je vais maiutenant passer en i-evue
los petites monogTapliies qui sont venues depuis Musset - Pattay
commenter Tun ou rautre des douze livres des Confessions.
Pour le dire en passant, M. Brockerlioff (Jean-Jacques Rousseau,
Sein Leben und seine Werke, 3 vol., 1863 — Qi^ — 74) n'en a
utilise que la moindre partie,
II appartenait aux savants genevois-) d'annoter le premier
livre des Confessions, d'elucider et de preciser ce que Rous-
seau y raconte de sa famille et de son enfance.
M. Galifte a donne dans le second volume de ses Notices
geuealogiques sur les familles genevoises (1832) la genealogie
') Calas avait ete roue trois mois auparavant.
■•^) »La critique, dit Sainte-Beuve, n'a toute sa valeur que lors-
qu'olle s'applique a des sujets doiit on possede de pres et de longue main
le foud, les alcntours et toutes les circonstances.« Voyez par exemple
une note des Archives de la Bastille (Tome X, page 151). M. Ea-
vaisaon, en for9aut un passage des Confessions, y insinue que M. de
la' Ciosure, resident de France a Geneve, est le veritable pere de Jean-
Jacques Rousseau. Mais il y a un alibi, et M. llavaisson n'aurait pas
ecrit cette note s'il avait eu sous la main l'Histoire des resideuts
de France a Geneve, par M. Sordet. II y aurait vu (page 49) que
M. de la Closure a ete absent de Geneve depuis la fin de 1709 jusqu'au
mois de juin 1713. Or Jean -Jacques est ne le 28 juiu 1712.
M. de la Closure quitta definifivement son poste de Geneve en
1739, et Rousseau s'est trompe dans le recit de son voyage de Venise ä
Paris, en Septembre 1744, quand il dit: »A Geneve, M. de la Closure
me fit mille amities.«
NouvdUs recherches etc. 30IJ
de Rousseau.^) Le baron de Greims a publie dans le No- 5 de
ses Glanures (1830) le contrat d'apprentissage par lequel
Jean -Jacques a ete place chez le g-raveur Diicomraun; ^) et dans
ses Notlces biograpliiques sur M. M. Grenus (1849), on
trouve (pages XVIII et 254 — 60) quelques faits relatifs k Rous-
seau et ä sa famille. • Dans unc note intitulee: Une inscription
relative ä Jean -Jacques Rousseau, .et publiee dans le
tome IX des Memoires de la Societe d'Histoire de Ge -
neve, M. Theophile Hey er a reuni un grand nombre de ren-
seignements sur l'enfance de Jean -Jacques.
Le centenaire de Rousseau, celebre ä Geneve 11 y a deux
ans, a ete l'occasion de publications nouvelles. Dans une courte
brocluire (la famille de Jean -Jacques) j'ai moi-meme pu-
blic quelques doeuraents inedits. M. Louis Dufour-Vernes (Re-
cherches sur J. J. Rousseau et sa parente) venu le dernier
dans un sujet- qui ne promet pas beaucoup et qui semblait epuise,
a reussi ä etre interessant et neuf, et ä depasser tous ceux qui
l'avaient precede. Les minutes des notaires qui ont instrumente
ä Geneve dans les trois derniers siecles, sont aujourd'liui pla-
cees aux Arcliives de cette ville; et l'on a fait la table des
actes contenus dans cette volumineuse collection. C'est a cette
source que M. Dufour-Vernes a puise les donnees d'apres les-
quelles il a ecrit; et quoique les documents notaries soient in-
colorcs k premiere vue, M. Dufour-Vernes a su si bien en tirer
parti, eclairer les textes, et diriger le regard du lecteur sur les
points luniineux, que les couleurs etfacees semblent reparaitre
au jour. On apprend en le lisant ä connaitre un k un les mem-
bres de la famille Rousseau, leurs goüts, leurs caracteres: tout
s'anime et reprend vie. Ces pages sont comme tapissees de
faits curieux, de remarques ünes et justes.
Les recherches que je viens d'enumerer ont ete faites par
des savants exacts et consciencieux ; et si les resultats auxquels
ils sont arrives peuvent etre completes souvent, et quelquefois
rectifies, ils meritent en somme la confiance du lecteur. Un
autre jugement doit etre porte sur l'ouvrage d'yn autre ecrivain
genevois, M. Gaberei (Rousseau et les Genevois, 1858).
L'analyse d'une page de son livre, et la comparaison des
^) M. Theophile Dafour prepare sur ce sujet un travail plus com-
plet et plus exact.
-) Ce document a ete reproduit daus la Revue des deux mondes
(avril 1830). On trouvera aussi dans les Memoires de la Societe
d'Histoire de Geneve (Tonic XV, p. 151) une Convention notariee
qui fut passee, apres la fuite de Jean- Jacques, entre son pere et Du-
conunun, jjour assurer une indemnite a ce dernier.
310 -E. Ritter
textes qu'il a depeces pour la composer, mettront dans tout son
joiir le procede historique que M. Gaberei a trop soiivent em-
ploye. On sait que dans les Confessious Rousseau parle ä
plus d'une reprise de Mme de Pompadour :
»J'avais ete mecontent, dit-il, de tous ses procede's par rapport
a moi; et dans toutes les occasions, je l'avais toujours trouvee tres peu
disposee a m 'obliger : ce qui n'empecha pas le Chevalier de Lorenz! de me
proposer de faire quelque chose ä la louange de cette dame, en m'iu-
sinuant que cela pourrait m'etre utile. Cette proposition m'iudigna
d'autant plus que je vis bien qu'il ne la faisait pas de son chef. Je sais
trop peu me contraindre pour avoir pu lui cacher mon dedaiu pour sa
proposition.«
Et ailleurs :
»M, de Malesherbes fit un retranchement qui pouvait porter le
nom d'infidelite dans Fexemplaire (de la Nouvelle Helo'ise) qu'il en-
voya a M"»^ de Porujiadour. II est dit quelque part. dans cet ouvrage,
que la femme d'un charbonnier est plus digue de respect
que la maitresse d'un prince/) Cette phrase m'etait venue dans
la chaleur de la composition, sans aucune application, je le jure. En
relisant l'ouvrage, je vis qu'ou ferait cette application. Cepeudaut, je
me contentai de substituer le mot prince au mot roi, que j'avais d'a-
bord mis. Cet adoucissement ne parut pas süffisant a M. de Malesherbes ;
il retrancha la phrase entiere dans un carton qu'il fit imprimer expres.
et coller aussi proprement qu'il tut possible dans Fexemplaire de M™^
de Pompadour. Elle n'ignora pas ce tour de passe - passe ; il se trouva de
bonnes ämes qui l'en iustruisirent.«
D'autre part, Mme de Geulis, dans ses Souvenirs de
Felicie, raconte Tanecdote suivante:
»La marquise de Pompadour essaya, comme eile disait, d'appri-
voiser Rousseau; mais une lettre qu'elle i'e9ut de lui la degoüta de
renouveler ses avanees: C'est un hibou, dit -eile un jour a M'"«^ de Mire-
poix. J'en conviens, repondit la marechale; mais c'est celui de Minerve.«-)
Ouvrons maiotenant l'ouvrage de M. Gaberei, Rousseau
et les Genevois, et voyons comment les textes qu'on vient
de lire y sont rapproches, arranges et combines :
*) Dans le Festin de Pierre, Meliere fait dire au pere de Don
Juan: »Je ferais plus de cas du fils d'un- crocheteur qui serait honnete
homme, que du fils cVun monarque qui vivrait comme vous.«
^) Chamfort (CEuvres 3<= ed. 1812. 11. 140) rapporte le meme mot,
mais Sans nommer les interlocuteurs.
Nouuelles recherches etc. 311
»]y[me Je Pompadour essaya, comme eile le disait, d'appvivoiser
Rousaeau; eile lui fit de belles propositions, n'ei^argna pas les off res pe-
cuniaires afin d'obtenir quelques lignes tavorables dans un livre du j^hi-
losophe . . . Impatiente', pousse a bout, Jean -Jacques lui ecrit un billet
oü se trouvent ces mots : La t'emme d'un charbonnier est plus renpectable
a mes yeux que la maifx'esae d'un prince. M'"<= de Pompadour ne sc
fächa pas, dit-on; mais le soir, rencontrant la mareehale de Mirepoix:
»Voti'e Rousseau, Madame, est un liibou.« — »J'en conviens, Madame,
mais c'est le liibou de Minerve.«
Le simple rapprociiemeiit de ces textes suftit au lecteiir
attentif et Judicieux poiiv apprecier la methode historiciue de
M. Gaberei. ^) Une etude suivie de soii livre suv Rousseau
et les Genevois nous ameneräit ä y sis^naler bien d'autres
erreurs. Comparez par exemple avee les pieces authentiques
que j'ai publiecs/"^) le recit qu'il donne de la querelle d'Isaac
Rousseau et du eapitaiue Gautier, recit que M. Brockerlioff a
eu la bonliomie de traduire cn allemand (II, 493).
Les livres II — VII des Confessions racontent la vie de
Rousseau depuis son depart de Geneve jusqu'au moment oü sa
celebrite eommenga. Cette periode embrasse toute sa jeunesse,
et ses sejours successifs ä Turin, ä Anuecy, ä Lausanne, ä Neu-
cliätel, ä Cliambery, ä Montpellier, aux Charmettes, ;i Lyon, ä
Venise, avee les premieres anuees de son sejour ä Paris.
Le seul document public jusqu'ici sur le sejour de Jean-
Jacques ä Turin est un extrait donne par M. Gaberei (Calvin
et Rousseau, p. 155) des Registres de l'liospice des catecliu-
menes, oü Rousseau passa quelques mois, — Pour le dire en
passant, cet etablissement, fonde en 1G52, vient d'etre supprime
par un arrete de la Municipalite de Turin, du 9 mai 1.S79. —
Rousseau, ipii y etait entre le 12 avril 1728, en sortit le
23 aoüt.
Le frere de M. Dufour- Vernes, M. Theophile Dufour, Di-
recteur des Archives de Geneve, a entrepris de son cote des
recherches sur la vie de Rousseau, et recueilli entre autres aux
Archives de Turin des documents qui donneront quelques ren-
seignements sur les personnages au milieu desquels Jean-Jacques
a vecu dans cette ville. Ils permettront de controler les Sou-
venirs qu'il avait gardes de son sejour ä Turin, et qu'il a ide-
alises dans les pages celebres qui precedent la Profession de
fei du Vicaire Savoyard.
^) Voir aussi Voltaire et la Societe fran9aise au XVIII^
siecle, par Desnoiresterrcs, Tome V. page 75; Tome VI, page 342 et
Tome VIL pages 69, 177, 431.
^) La famille de Jean- Jacques, documents inedits. 1878.
312 E. Bitter
Jean-Jacques Rousseau et madame de Warens,
notes sur leur sejour ä Annecy, d'apres des pieces
inedites; sous ce titre, M. Th. Dufour a public un excellent
et curieux travail. Gräce ä d'heureuses trouvailles, il elucide
une Serie de points que le recit des Confessioiis laissait dans
l'ombre. Ce premier fascicule des etudes- que M. Tli. Dufour
se propose de publier sur J. J. Rousseau, fait atteudre avec uu
vif interet les ti'avaux plus importants (pi'il prepare en ce moment.
Les annees aujourd'hui les plus obscures de la vie de
Jean -Jacques sont Celles qu'il passa ä Chambery, de dix-neuf
ä vingt-cinq ans. Nous aurons pour cette periode les eclair-
cissements que nous avons obtenus pour les autres, (juand quel-
que s'avaut de Chambery voudra bicn sc donucr la peinc de
cherchcr et de publier ccrtains docuracnts qui nous mettront en
mesure de controler le texte du Livre V des Confessions.
Le testament de Rousseau (Chambery, 27 juin 1737) le
memoire au gouverneur de Savoie (ecrit sans doute quel-
ques jours plus tard) la (luittancc notariee de J. J. Rousseau^)
pour sa part dans riicritagc de sa mcrc (Geneve, 81 juillet 1737)
et la lettre qu'il avait ecrite de Geneve a Mme de Warens,
quelques jours auparavant; les cinq lettres dans lesquelles il
racontc son voyage et son sejour ä Montpellier'^) ä la iin de
l'annce 1737: toutes cos pieces jettcnt ä ce moment beaucoup
de lumiere sur Ic recit des Confessions, tres confiis par suite de
la grave erreur qui avance de dcux ans (de 1738 ;i 1736) l'en-
tree aux Charmettes.
Revenu de Montpellier, Rousseau rctrouva ;Y Chambery
Mme de Warens, et y passa l'hiver avec eile; au printcmps, ils
cherclierent une maison de campagne dans les environs, en es-
sayerent deux ou trois, et s'installerent enfin aux Charmettes.
Une date qu'il serait essentiel, mais qu'il sera difficile de pre-
ciser, est celle de l'arrivee de Rodolphe Winzenried (dit de
Curtilles) qui vint tont gater. Le Souvenir plein de charme que
Rousseau a garde des premiers temps de son sejour ä la cam-
pagne, indique assez qu'il commen§a par y etre seul avec Mi^ie de
Warens, et que son heureux rival ne survint que plus tard. D'ailleurs,
Rousseau est nomme seul, comme temoin, dans le bail des Char-
mettes; et Winzenried, homme pratique, aurait du l'etre a meilleur
titre que lui, s'il eüt ete deja installe chez Mme de Warens.
^) Elle sera publiee par M. Th. Dufour.
^) Les Memoires de l'Academie des sciences et lettres de Mont-
pellier (tome premier) contiennent quelques pages de M. Grasset sur le
sejour de Jeau-Jacqups daus cette ville.
Noiwellen recherches etc. 313
Verger eher ii mon ca3iir, sejour de l'innocence! . . .
Vertueuse Warens, c'est de vous que je tiens
Le vrai bonhcur de Fliomiuc !
Ces vers iie peuvent pas etrc de rcpoqiic oii Rousseau
partageait avee Winzenried riiospitalite de M"ie de Warens.
Les lettres qu'il ecrivit ä celle-ci, les 3 et 18 mars 1739, sont-
elles exactcment datees? Je le crains; il se peut que le pauvre
gar^on n'ait eu aux Cliarmettes que quelques semaiues de bonheur.
Des lors, le reeit des Confessions marclie plus rapide -
ment et devieut plus sür. Le sejour de Jean - Jacques ä Lyon
exerga sur lui une influence qu'on n'a pas assez remarquee.
Dans les milieux divers oii il avait vecu, la religion etait do-
minante; ä Lyon, il connut des libres -penseurs, et il vit s'eva-
porer le peu de catliolicisme siucere qu'il avait eu jusqu'alors.')
Dans le Journal des Debats du 22 janvier 1862, M.
Saint - Marc - Girardin a public un bon et instructif article sur
le sejour de Rousseau ä Vcnise, d'aprfes la correspondance de
l'ambassadeur de France, conservee au Ministere des Affaires
etrangeres. Pourquoi ce morceau n'a-t-il pas ete recueilli par
M. Bersot avec les autres articles de M. Saint- Marc -GirardinV
M. Victor Ceresole (l'Art, VIII, 132) et M. Fulin (Ar-
chivio Veneto, XIII, 384) ont puise aux Archives de Venise
des renseignements nouveaux sur le sejour de Rousseau dans cette
ville, et sur son depart.
La correspondance de Rousseau vient se placer ä cote du
recit des Confessions ;i partir du IV« Livre ; mais les lettres
sont rares jusqu'ä ce qu'on arrive au Vllle- Pour la periode
que ce dernier embrasse (1749 — 1756), on trouve deux fois plus
de lettres que pour les sept premiers Livres, si l'on a soin de
joindre, aux lettres recueillies dans les dernieres editions de la
correspondance de J. J. Rousseau, des lettres qui ont ete pu-
blikes 9a et lä-) et qui sont adressees :i Bordes, k LuUin, ä De-
ine, ä Jalabert, k Rey, ä Jacob Vernes.
^) Voyez l'Epitre a M. Bordes, ecrite en 1741 (et non pas
1740) aux fetes de Päqnes: a
Apres ua careme ennuyeux,
Gräce a Dieu, voici la semaine
Des divertissements pieux . . .
'■*) (Euvres diverses de M. Bordes, Lyon, 1783 (IL 359). — Me-
moires de la Societc genevoise d'flistoire et d'Archeologie, XVI, 434. —
Courrier du Le'man, 1827. — Fragments tires des ffiuvres de J. J. Rousseau,
suivis de huit lettres inedites, Geneve, 1829. — Rousseau, lettres iue'dites
adressees ii Marc -Michel Rey. Amsterdam, 1858. — Recherches sur
J. J. Rousseau et sa parente, accompagnees de lettres inedites, par
L. Dulbur- Vernes. Gencve, 1878,
314 E. Ritter
A la fin du Vllle Livre, et pendant tout le IXe, les Con-
fessions et les Memoires de Mme d'Epinay^) courent parallele-
ment; la tache de la critique est de comparer les deux recits,
et d'en degager la marclie reelle des eveiiements. Des maitres,
Sainte - Beiive, Ed. Scherei-j 8aint-Marc-Girai*din se sont occnpes
de resoudre ce probleme : la publication des mamiscrits conserves
ä la Bibliotheque de Ncueliatel permet aujourd'liiii d'en serrer
les termes de plus pres.
Mme d'Epinay a commence en 1757 ä ccrire ses Souvenirs
de jeunesse; Rousseau etait encore ä l'Ermitage. Elle commu-
niqua cet ecrit ä ([uelques amis, le laissa inacheve, et ne le re-
prit que longtemps plus tard, en 1770. Rousseau vint cette
annee-lä du Dauphine ä Paris, apportant avec lui le manuscrit
des Confessions; il commencait ä en faire des lectures; Mni«
d'Epinay s'adressa a la police et les fit arreter. Mais l'ouvrage
de son ancien ami devait paraitre un jour, et l'accuser. En
prevision de cette eventualite, eile voulut plaider eile - meme sa
cause devant la posterite; et c'est alors, je pense, qu'elle ecrivit
la derniere partie de ses Memoires, qui differe notablement du
reste, comme l'a tres. bien remarque M. Sclierer.^) Mme d'Epi-
nay avait garde beaucoup de lettres de Rousseau; ricn ne pou-
vait mieux etablir le vrai earactere de leur longue liaisou que
ces lettres memes, qu'elle a pour cette raison inserees textuelle-
ment ä leurs places respectives dans le courant du recit. Elle
a vu juste: dans le plus insignifiant billet, le ton amical ou
grognon de Jean -Jacques iiulique assez la confiance (lu'elle lui
inspirait, qu'elle avait meritee, et qu'elle n'a jaraais traliie. Les
lettres de Rousseau ä Mme d'Epinay ont ete copiees assez fidele-
ment sur les autograplies meines, qui ont figure en vente pu-
blique-^) il y a (juelques annees. Mais en citant les lettres qu'elle
adressa eile - meme ä Rousseau, M»ie d'Epinay les recrit de me-
moire, treize ans apres l'epoque oü elles avaient ete envoyees.
^) J'ai toujours eu sous les yeux l'excellente edition de M. Paul
Boiteau (1865). Des actes de naissances, mariages et dece-s, dont les
originaux out ete brüles sous la Coiumune, avaient ete releves pai-_ l'e-
diteur, et fouruissent des points de reji^re pour la Chronologie toujours
confuse de M'"<= d'Epinay.
-) »L'interet des Memoires de M""^ d'Epinay«, dit-il, »ne se soutient
pas jusqn'au beut. L'histoire de ses demeles avec Rousseau ue laisse pas
que d'etre longue et fatigante.«
^) Oatalogue des autograpbes provenant de la bibliotheque de feu
M. J. Ch. Brunet. Paris, 1868. Les lettres de J. J. Rousseau a M^e
d'Epinay etaient an nomi)re de 62, dont 0 rostees inedites; le manuscrit
des Memoires de M'"^ d'Epinay a figure a la meme vente; on sait que
la partie qui en a ete publice comprend a peine la moitie du texte
oi'iginal.
Nouvelles recherches etc. 315
Quelques-unes d'entre ellos en effet pouvcnt etre comparces, nous
Ic vciTons, avec les uutographes de Mnif> d'Epiiiay, quo Rousseau
avait sous les yeux en ecrivaut les Confessions, qui sont
deposes ix la Bibliotheque de Neuchatel, et dont Strcekeisen a
publie le texte. II ii'y a aucune concordance. Seule, la lettre
de rupture que Mnie d'Epinay eerivit de Geneve a Rousseau,
est identique ä eile - meme dans les deux textes que • nous en
possedons, parce que M"ie d'Epinay, en meme temps qu'elle l'en-
voyait ä Jean- Jacques, en adressait une copie a Clrimm.
Les Confessions ne nous disent pas, et les Memoires
de Mi«e d'Epinay ne nous disent pas assez le cliarme et la
bonne liarmonie qui regnerent peudant dix ans (1747 — 1756)
entre Rousseau et la femme distinguee qui avait su, l'une des
premieres, reconnaitre sa valeur. Un attrait naturel les avait
rapproches, et leur amitie fut longtemps sans nuage. J'ai eu
la bonne cliance de trouver de jolis vers qui peignent excellem-
ment ce temps heureux oü Mi"t' d'Epinay reunissait autour d'elle
des causeurs aimables et quelques liommes superieurs, qu'elle
appelait ses ours: ces vers ont leur place ici. C'est une
epitre ä Tiran le Blanc que j'ai rencontree en feuilletant le
Journal lielvetique de Septerabre 1762:
Mol, de cinq ours la souveraine,
Qui leur donne et prescris des lois,
Faut-il que je sola a la fois
Et votre esclave et votre reine V
0 des tyrans le plu« tyran !
Vous voulez que je versifie,
Vous commandez a mon genie
Comme il vous plait, du noir au blanc :
Tantot c'est une comedie,
Puls un Portrait, puis un discours
Sur les gräces, sur les aniours;
Un roman. une historiette,
Un bouquet, une chansonnette . . .
Que sais-je enfinV car Dieu merci,
Bien etendu sur une chaise,
Vous ordonnez tout ä votre aise,
Sans souffrir qu'on dise nenui.
Mais dites - nioi : quelle nianie
Vous prend de vouloir sans pitie
Guinder mon style neglige'
A la f'roide monotouie
D'un vers tristement compasseV
Et lorsqu'a notre academie
31G K Bitter
Cliacun se met a l'atelier,
Pread son crayon et son cahier,
Votre Minerve est endormie.
On a beau dire: »Tnivaillez!«
Vous repondez: »Ah! je suis triste!«
Et du ton d'un Evangeliste.
Sur le travail von« rabächez,
Siir la musique, Tecritiire,
La pi'omenade, la lecture ;
Disant: »II faut se menagor,
Craindre le soleil et la lune,
Se retirer avaut la brune,
Souper peu, puis s'aller coucher,
Dormir dix ans si vous pouvez.«
Tirau le Blanc, je vous le jure,
Rien u'est egal a la censure
Que coutre uous vous exeixez.
Ou vous caresse, on vous contemj^le.
Ce n'est le tout d'etre gäte:
II laut encor precher d'exeiuple
Si vous voulez etre ecoutd!
Le Journal helvetiqiie ne nonime pas l'auteiir de cette
jolie epitre; mais je n'liesite pas ä penser qu'elie est de Mme
d'Epinay, qui Taurait adressee ä Grimm. Celui-ci mettait du
blanc, nous dit Jean- Jacques , et le bonhomme Gauffecourt
l'avait plaisarament nomme Tiran le Blanc. On lui donnait
couramracnt ce nom chez M"i>i d'Epinay: »Je vous prie«, ecrivait
ßousseau a celle-ci, »de vouloir bien demander au tyran ce
que signifie un paquet qu'il m'a fait adresser, contenant deux
ecus de six francs: cela me parait un acompte un peu fort sur
les parties d'echecs que je dois gagner avec lui.«
Mme d'Epinay, on le sait, äppelait Rousseau son ours;
mais il n'etait p.as le seul : eile lui ecrit un jour: »Je vous
avertis, mon eher ours, que tous vos confreres dinent ici au-
jourd'hui«, et Jean-Jacques lui repond: »Je vous prie de temoigner
mes regrets ä mes pretendus confreres; depuis ({u'ils sont ours,
je suis devenu galant, etc.« Citons encore un autre billet: »Je
vous prie d'embrasser pour moi les ours embrassables ; je m'i-
magine qu'ils le sont tous, hors moi. J'assure en particulier
Sa Tyrannie de mes respects.« Grimm etait donc un des
cinq ours.
liC ])remier vcrs s'explique ainsi tres-bien; l'epitre tout
entiere peint bien le caractere de Grimm, dont les dcfauts y
sont touclics d'une main gracieusc et delicate. Mö^e d'Epinay,
NoHvellejt recherche.f etc. 317
qui passa deux annees ä Geneve (1758 et 1759) avait im album,
dont eile parle dans ses Memoires, ä propos d'une lettre en
vers que Desniahis liii avait ecrite, et qu'elle y avait inseree
avec sa reponse; (luelqiic aniateiir de Geneve aiira pii copier
dans ce reciieil l'epitre ä Tiran le Blanc, et Tenvojer plus
tard au Journal lielvetique, qui se publiait k Neucliatel.
M. Saint-Marc-Girardin dit ä tort') que le desaccord entre
les Confessions et les Memoire» de Mme d'Epinay conimence
au recit de l'etablissement de Jean -Jacques ä TErmitage. En
suivant l'ordre des dates, il me semble que tout se concilie.
Nons savons par la correspondance de Rousseau qu'il fit a Epinay
un sejour dans l'automne de 1755, C'est alors que son amie
le conduisi't vers la petite löge dont il avait remarque, au prin-
temps de 1754, la Situation charmante, et que Mme d'Epinay
avait pris plaisir ä faire arranger pour lui:-')
»Je fus surpris, dit-il, de trouver au Heu de la vieille masure,
une petite maison presque entierement iieuvo, fort bien distribuee, et tres
logeable pour uu petit meuage de trois personnes. M'"<^ d'Epinay me
dit: »Mon ours, voila votre asile. c'est l'amitie qui vous l'offre; j'espere
qu'elle vous otera la cruelle idee de vous separer de moi.« Je ne crois
pas avoir ete de mes jours si delicieusement ernu; je mouillai de pleurs
la main bienfaisaute de mon amie, et si je ne fus pas vaincu des cet
instant meme, je fus extremement ebi'anle.«
Rousseau ne se decidait qu'avec peine ä renoncer au projet
qu'il avait forme de sß retirer ä Geneve, projet que les amis
qu'il y avait laisses encourageaient avec chaleur. C'est alors
qu'on lui offrit dans sa ville natale une place de bibliothecaire.
Comme les documents relatifs ä cette affaire n'ont pas encore
ete publies, on me permettra de les donner ici in extenso:
Regist re de la Vener ab le Compagnie des pasteurs,
vendredi 2 0 fevrier 1750. M. l'ancien Moderateur (Mallot) a rap-
porte que M. le docteur et professour Tronchin ") etait venu cliez lui
*) Tome I, pages 178 et suivantes.
'■^) Quand Rousseau eut quitte l'Ermitage, Dupin de Francueil le
plaignit »d'avoir perdu une maison faite et arrangee poiar
lui, et de se voir oblige d'aller tout seul et mal a son aise dans une
vilaine bicoque a Montmoreucy.« M"^^ d'Epinay, Jean- Jacques, les con-
temporains sont d'aecord pour nous assurer de la realite de ce que M.
Saint-Marc-Girardin appelle un conte de fee. 11 parle d'un coup
de baguette, comme s'il fallait eti*e sorcier pour faire reparer nne mai-
sonnette en dix-huit mois.
"') Theodore Tronchin, qui avait fait fortune en Hollande, et qui
venait de se retirer a Geneve, y avait ete nomme professeur honoraire
en medecine; et il faisait partie de la Ve'nerable Compagnie des pasteui's
et professeurs de l'Eglise de Geneve, en qualite de membre honoraire.
318 E. Ritter
diiuauche devuier, poiir lui tlke qn'etant oblige de taiiv im voyage de
quelques semaines, pour lequel il partait incessamment, il veuait le com-
muniquer en sa persouue a la Yenerable Compagnie. et eu prendre conge,
ayaut aussi parle de ce voyage ä M. le premier Syndic.
M. Baulacre a represente qu'il y a viugt-sept ans que la Com-
pagnie lui a confie la charge de bibliothecaire; mais que son grand age
et surtout la faiblesse de sa vue et de son ou'ie ne lui permettant plus
d'eu faire les fonctions, il priait la Compagnie de lui accorder sa decharge.
On s'est convoque ä la huitaine pour en opiuer.
Regist re de la Compagnie des pasteurs, vendredi 27
feyrier 1756. M. M. les professeurs la'iques etant entres, M. Baulacre
a renouvele la demande qu'il avait faite ici il y a huit joui-s, d'etre de-
charge de son emploi de bibliothecaire. On lui a prouonce qu'on lui
accordait sa decharge avec beaucoup d'honneur et de remerciements.
On a propose eusuite de deliberer si, en portant cette decharge
au Maguifique Conseil, on lui deniauderait tout de suite la permissiou
de remplir la place vacante, ou si Ton se convoquerait de nouveau pour
reflechir s'il n'y aurait point de demande a faire a cette occasion au
Conseil pour augmenter le salaire de M. M, les bibliothecaires, dont les
fonctions deviennent tous les jours plus penibles.
Sur quoi opine, l'avis a ete de- demander quant a present, pure-
meut et simplement, la liberte de pourvoir a cet emploi, mais de couchor
aujourd'hui cette proposition sur le registre, afin qu'on puisse l'examiner
de nouveau, dans un temps plus convenable.
La Compagnie (est) convoquee a la huitaine, avec M. M. les pro-
fesseurs la'iques, pour election d'un bil)liothecaire, s'il y echet.
Registre du Conseil, samedi 28 fevrier 1756. Les Spec-
tables Sarasin le j., moderateur, et Lullin, recteur, ayant demande et
obtenu l'entree, iuvites d'etre assis et couverts, ils ont dit qu'ils etaient
charges de la pari de la Venerable Compagnie de representer au Conseil
que Spectable Baulacre, qui a exerce pendant 28 ans la charge de bi-
bliothecaire avec une entiere approbation, etant dans la 86 •= annee de
son äge, et dans un etat qui ne lui permet plus d'exercer son office, a
demande sa decharge a la Venerable Compagnie, qui la lui a accordee . . .
Les Spectables deputes ont ajoute qu'ils etaient expressement charges de
recomraander le dit Spectable Baulacre a la generosite du Conseil et a
sa beneficence envers un vieillard qui a bien merite' du public.
Dont opine. L'avis a ete d'approuver la decharge accordee au dit
Spectable Baulacre, et de lui accorder, vu les circonstances particulieres
oii il se trouve, une pension viagere de cinq cents florins par annee, pour
lui tenir Heu de logement,') et saus consequence.
') Le fiorin de Geneve valait douze sous. En calculant la valeur
de cette pension que le Conseil juge equivalente au logement dont jouis-
sait le bibliothecaire, et qui constituait tous ses appointements, on voit
Nouvelles recherches etc. 319
Et les dits Spectable-s moderateur et recteiu- ayant demaiide qu'il
plüt au Conaeil de permettve a la Yenerable Compagnie de pourvoir a
la place de bibliothecaire, vacante par la decharge du Spectable Baulacre,
Lette permissiou a ete accordee.
Eegistre de la Compagnie des l'ante ins , veudredi 5
mars 175G. Passant a relection d'un bibliothecaire, apres la lecture
des reglemeuts qui conceruent cette charge, M. le Pasteur Pictet a ete
elu par la pluralite des suffrages.
Regist re du Co n seil, lundi 8 niars 175<J. Les Spectables
Zwalleu, moderateur, et LuUin, recteur, ayant demaude et obtenu l'entree,
invites d'etre assis et couverts, out dit par la bouclie du prämier qu'ils
sout charges par la Venerable Compagnie d'informer ce Magnifique Con-
seil qu'eusuite de la permission qu'elle en avait obtenue, eile proceda
vendredi dernier a l'eleetioii d'un bibliothecaire. L'avis a ete d'approuver
i'election de la Venerable Compagnie, ce qui a ete confirme par le gra-
beau du Spectable Pictet, a haute voix et a la balotte. Le dit Spectable
Pictet a prete le serment ordinaire des bibliothecaires.
Registre de la Compagnie des Pasteurs, vendredi 12
mars 17 56. M. le recteur a tait part a la Compagnie d'uue lettre
qu'il a re9ue de Paris, de M. le docteur et professeur Tronchin, qui lui
marque c^ue son sejour dans cette ville, oü il a ete appele par M. le duc
d'Orleans, sera un peu plus long qu'il ne l'avait cru, mais qu'il tächera
cependant de revenir dans sa patrie le plus tot qu'il lui sera possible.
Tronchin en effet passa encore un mois ä Paris. Rousseau,
etabli ä l'Ermitage depuis le 9 avril, comptait y recevoir sa
visite: il ecrivait le 12 de ce mois ä M^e d'Epinay: »Quand
vous verra-t-on, vous et votre sauveur? II m'a promis de venir,
et le fera sans doute.« Enfin, il etait revenu ä Geneve le ven-
dredi 23 avril 1756. Nous trouvons ä cette date son nom sur
la liste des membres presents ä la seance lieHjdomadaire de la
Compagnie des Pasteurs.
Tout cela s'accorde bien, soit avec le recit des Confes-
sions: »Tronchin vint ä Paris. A son arrivee/) il vint me
qne M""^ d'Epinay n'etait pas mal informee quand eile disait, parlant
de Rousseau: »On lui propose un poste de bibliothecaire; et sous ce pre-
texte, on lui offre douze ccnts livres do i-ente. II est clair que ce poste
n'est qu'un pretexte pour lui faire un sort; car Gauftecourt m'a souvent
dit que l'honneur et la cousideratiou sont les seuls avautages qu'on retire
de ces sortes de places, auxquolles il n'y a que ceut ecus d'appoiutements
attaches.«
') Dans le sejour que Rousseau avait fait a Geneve en 1754, il
n'y avait pas rencontre Tronchin, qui etait encore eu Hollande; ils ne
ae virent qu'a Paris.
M. Sayons (Le XYIII^ siecle a l'etranger. Tome I, p. 250) et
M. Gaberei (Rousseau et lies Genevois, page 36J ont cite quelques
320 E. Ritter
voir«, öoit nvec le mot de Jeaii-Jacque« qiie cite Mme d'Epinay:
»Les pvopositions qii'on me fait sont de nature ä etre acceptees
ou rompues siir - le - champ et sans retour«. Une semaine au
plus a du s'ecouler entre le moment de l'arrivee du docteur
Tronehin ä Paris, et le jour oü celui-ci dut ecrire ä ses col-
legues qu'il n'avait pu decider Rousseau ä accepter les oflfres
qu'il etait Charge de lui faire ^) — entre la visite que Rousseau,
aussitot apres avoir vu Tronehin, fit ä Mme d'Epinay pour Tentre-
tenir de ses perplexites, et la lettre dans laquelle il l'informe
de sa decision: »Enfin, luadame, j'ai pris mon parti, et vous
vous doutez bien que vous l'emportez ; J'irai donc passer les
fetes de Paques ä l'Ermitage, et j'y resterai, tant que je m'y
trouverai bien et que vous voudrez m'y souffrir.«
Dans ce court Intervalle, dans ces jours de tievre et d'e-
motion, Rousseau eut le tort d'ecrire ä son amie une lettre des-
obligeante, du ton d'un portier declamateur, dit M. Saint-
Marc - Girardin. Rousseau etait un honime mal eleve; des qu'il
fut celebre, son caractere devint difficile ; vers la fin, c'etait un
homme impossible ; et tou,)ours neanmoins, dans ses bons mo-
ments, il etait parfaitement aimable, et seduisait ceux qui l'ap-
prochaient; s'il se brouillait successivement avec tous ses amis,
le flot de l'admiration publique lui en amenait saus cesse de
nouveaux. La posterite est reconnaissante ä ceux qui lui sont
restes fideles jusqu'au bout: Du Peyrou, Bernardin de Saint-
Pierre, Corancez, Moultou.
phrases d'une lettre inedite adressee h Trouchin, dans laquelle Eonsseau
decline Uoffre de la place de bibliothecaire, en allegnant son manque de
savoir. M. Sayons ne donne pas la data de cette lettre, et je me mefie
de la date qiie M. Gaberei lui a donnee. Ou cette lettre est anterieure
all depart de Tronehin pour Paris, et eile marque le commencement des
negociations que Tronehin alla poursuivre de vive voix; ou eile lui fut
adressee de Paris meme, au moment du refus definitif de Eousseau.
Apres son retour a Geneve, Tronehin ecrivit encore a Rousseau
pour lui proposer la place de bibliothecaire -houoraire. Le titre de
»membre houoraire de la direction de la bibliotheque« etait une marque
d'honneur que le Conseil de Geneve donnait de temps en tenips a des
Genevois, etablis dans les pays etrangers, et qui avaient fait preuve d'in-
teret pour la Inbliotheque. C'etait precisemeut le cas de Eousseau, comme
ou peut le voir par les documents que M. Gas a publies (Memoires de
la Societe genevoise d'Histoire XVI, 434); mais nous ne con-
naissons aucune lettre qui se rapporte a cette nouvelle negociation, la-
quelle d'ailleurs n'a pas eu de succes.
') A voir la bäte qu'on mit a Geneve a uommer M. Pictet. quand
on avait eu a peine le temps de recevoir la nouvelle de Finsucces de la
negociation que Tronehin venait d'entamer avec Rousseau, on peut se
demander si la nomination de celui-ci eüt fait plaisir a tout le monde,
dans sa ville natale.
Noiivel/fis recherches etc. 321
Lcs Coiife ssioiis ot les nieinoires de Mm»' (l'Epiiiay nous
racoiitent la yraiide querelh' de Diderot et de KoiisseHU, en fe-
rner 1757. J'ai voiilii nie rendre iin compte exact de ce qui
se passa, et J'ai du en conseqnence dresser le tableau que voici:
. 1. Lettre de Rousseau ä Diderot (inconnue). Diderot
a\ait envoye ä liousseau le Fils Naturel; et Kousseau, en le
lisantj s'etait heurte ä cette phrase ; »II n'y a que le meebant
qui soit seul.« 11 trouva clioquant et malhonnete que Di-
derot eut oublie, en publiant cette sentence, qu'il avait un ami
solitaire. »Je lui ecrivis pour m'en plaindre,« dit-il, »mais avec
une douceur et un attendrissement qui me fit inonder mon papier
de mes larmes; et nia lettre etait assez toucliante pour avoir
du lui en tirer.«
2. Lettre de Diderot ä Rousseau, publiee par Streckeisen
(J.-J. Rousseau, ses amis et ses enuemis 1, 272). Les Con-
fessions en citent un fragment.
3. Lettre de Rousseau ä Diderot (inconnue). On peut
Juger de ce qu'elle contenait par la reponse que Diderot y a
faite (5). Dans la lettre (2j, datee de jeudi, Diderot disait a
Rousseau: »Savez-vous ce que vous devriez faire? Ce serait
d'arriver ici et d'y demeurer deux Jours. J'irais samedi vous
prendre ä Saint -Denis, oü nous dtnerions, et de Ik nous nous
rendrions ä Paris dans le fiacre qui m'aurait amene.« C'est ä
cette proposition que Rousseau repond par la phrase citee dans
la lettre (5): Je ne veux plus aller ä Paris, je ne veux
plus; pour cette fois je Tai resolu.
4. Lettre de Rousseau ä Mme d'Epinay: »Ma chere amie,
il faudra que j'etouflfe, si je ne verse pas mes peines dans le-
sein de l'amitie. Diderot m'a ecrit une lettre qui me perce r;ime . . .«
5. Lettre de Diderot ä Rousseau (non datee, mais ecrite
dans les premiers jours de la semaine suivante), publiee par
Streckeisen (I, 274). Les Confessions en citent un fragment.
ß. Lettre de Rousseau ä Diderot: »Ce mercredi soir.
Quand vous prenez des engagements, vous n'ignorez pas que
vous avez femme, enfants, domestiques, etc.« Cette lettre ne
parvint point :i Diderot, comme on va le voir.
7. Lettre de Rousseau ä Mmo d'Epinaj': »Tenez, madame,
voilä les lettres de Diderot et ma demiere reponse; lisez et
jugez-nous, etc.«
^ 8. Lettre de Mi"C' d'Epinay A Rousseau, publiee par
Streckeisen (1, 3.35) d'apres le texte autograplie. Les raemoires
de Mme d'Epinay en donnent un autre texte, dont il n'y a pas
lieu de tenir compte.
Un exj)res, envoye par Rousseau ä Mmf d'Epinay, lui
Zschr. f. nfrz. Spr. ii. Lit. II. Ol
322 E. Ritter ^
porte le jeudi matin la lettre (7) avec les lettres (2), (5), (6).
Une heure apres, arrive cliez Rousseau, ä l'Ermitage, la lettre
(8), et Rousseau ecrit la lettre (9). Le jeudi soir, Rousseau
regelt la lettre (10) et ecrit la lettre (11).
9. Lettre de Rousseau :i M"ie d'Epiuay: »Je rcgois votre
lettre, ma bonue amie, uue heure apres que je vous ai envoye
un expres avec Celles que vous me deniandez. Je ne suis pas
liomiiie ä precautions," et surtout avec mes amis, et je n'ai garde
aucune copie de mes lettres.« Eu eftet, les lettres (1) et (3j
seilt perdues.
10. Lettre de Mme d'Epinay ä Rousseau, publiee par
Streckeisen (I, 337).
11. Lettre de Rousseau a M^e d'Epinay: »Madame Le
Yasseur doit vous ecrire, ma bonne amie, etc.« Mme d'Epinay,
dans la lettre (10), avait exige que Rousseau n'envoyat pas a
Diderot la lettre (6). Rousseau y consent.
12. Lettre de Rousseau ä Mme d'Epinay: »Ce vendredi
au soir. J'envoie, madame, savoir de vos nouvelles et de celles
de Mme d'Esclavelles etc.« Cette lettre fut ecrite le lendemain
de (11); eile est mal ä propos datee, dans la Correspondance,
de Fete de 1757. Comparez ce qui y est dit des Voyages
de l'Amiral Anson avec la seconde redaction de la lettre (16).
13. Lettre de Diderot ä Rousseau, publiee par Streck-
eisen (I, 276).
14. Lettre de Rousseau ä Diderot: »J'ai envie de re-
prendre en peu de niots l'liistoire de nos demeles etc.«
. 15. Lettre de Mme d'Epinay ä Rousseau (inconnue). Le
texte qu'on en lit dans les memoires de Mme d'Epinay, apres
la lettre (11) de Rousseau, ne merite pas plus de confiance que
le texte qu'ils donncnt de la lettre (8).
16. Lettre de Rousseau ä Mme d'Epinay: »Diderot m'a
ecrit une troisieme lettre en me renvoyant mes papiers etc.«
Oll en a deux redactions : la premiere, d'apres le brouillon que
Rousseau avait garde ; la seconde, d'apres les memoires de Mme
d'Epinay, par consequent d'apres le texte mis au net que Rous-
seau lui avait envoye.
17. Lettre de Mme d'IIoudctot') ä Rousseau, du 3 mars 1757,
publiee par Streckeisen (I, 350): »J'apprends que vous etes
') Rousseau raconte qu'apres le retonr de Saint - Lambert , dans
Fete do 1757, M^e d'Houdetot lui rodcnianda los lettres qu'elle lui avait
ecrites. »Je les lui rendis toutes avec une fidt'lite doiit eile me fit l'in-
jure de douter nn monient.« Jean -Jacques ne lui a pas rendu, par me-
garde sans donte, cette lettre (17) ot qnatre ou cinq billets, d'ailleurs
iusigniliants, ou anterieurs a repoqiie de sa grande iutiuiite avec eile.
Noiii'e'h\t rfrherrhef Hc. 32
piiis (i:iiii;('i'eiis('iiic'iit iii;il;i(I(', nioii (-lier anii . . . .renvoie exprfes
savoir de aos iiouvelles: f'aites ui'eii doinior. J'ai eiivoye chez
votre aini; xdiis le verrez sans doute s'il pcMit aller.«
155. Lettre de Konsseau ä Mme d'Epiiiay; eile se termine
aiiisi : >'>Vous aviez bieii rais(tii de vouloir qiie je visse Diderot;
il a passt'' hier !a Joiiriiee iei ; il y a longtenips (pie je ii'en ai
passe d'aiissi delicieuse. 11 ii'y a ])oint de drpit (pii tienne
eoiitre la presence d'nii anii.«
Assureiiient oii ne saurait demander ä tous les lecteurs de
Konsseaii de se doimer la peiiie que j'ai.prise i)oiir dresser ce
tableaii. Avoir quatre volumes sur sa table, passer de Tun a
Tautre, se defier des textes, des dates, feuilleter, coiuparer, rec-
tifier, mettrc en ordre, ce n'est pas l'affaire du simple lecteur,
c'est la taehe d'uii editeiir conscieiicieiix; et cet editeur, depiiis
cinqnaiite ans, a maiique ä la Correspondance de Rousseau.
Quand il se rencontrera, nu de ses premiers soins devra etre
de reparer les bevues de ses predecesseurs.
Musset - Pattay dit daus une note que la plupart des lettres
de Rousseau A M^e de Crequi n'avaieut d'autre indieation que
Celle du jour de la semaine, ou du quautieme du mois, sans
desiguation d'annee ; et que d'apres l'exameu du coutenu de
clia(juc lettre, il avait, quaut ä l'annee toujours omise, retabli celle
(pii devait etre indiquee. Voyons s'il a reussi dans cette entreprise.
II date une lettre ä Mme de Crequi du niardi IG octobre
1751. — Le 16 octobre 1751 etait un sauiedi.
II date une lettre ä la meme du hmdi 22 decenibre 1751.
— Le 22 decembre 1751 etait un mercredi.
M. Streckeisen n'a pas ete plus attentif ni plus heureux
que Musset- Pattay; il date de juin 1761 la XXI<? lettre de la
raarechale de Luxembourg a Jean -Jacques, lequel repondit par
une lettre datee : ce jeudi 26. Les deux lettres sont du mois
de mars 1761,') — Je ne suis pas au bout de ces rectitications;
mais le lecteur en a sans doute assez.
Apres hü avoir repris les lettres qu'elle ue voiil.i.it pas laisser dans
aes malus, M'"*^ d'Houdetot resta encore cn correspondance avec Ini ; mais
les lettres qu'ello lui ecrivit des-lors, et que Streckeiscni a publieea, n'ont
pas d'abandon. Enfin, apres im nouveau refroidisseinent (mai 1758), eile
ne lui ecrivit plvis qu'a la troisieme personne.
^) II est aise de rectifier ainsi quelques dates mal niises par les
commcutateurs ; mais des oireurs de ce genre peuvent se rencontrer dans
1"S docunients origiiianx oux-mcmes, et sont a.lors plus difficilement re-
parables; Oll cn trouve jusque dans des pieces otficiclles, conime Celles
que M. Ang. Longnoii a publikes dans lo Bulletin de la Societe de
rtlistoire de Paris (1877, p. 21)) et qni sont relsitives an vol dont
Rousseau fut victime en decembre 1751.
21*
324 E. Kitter
Les relations de Rousseau et de Mme d'Epinay aboutireut,
on le sait, ä une rupture oü tous les torts furent du cote du
philosophe; mais gardons-nous de lui en supposer qu'il n'eut
pas. C'est ce que M. Edmoud Scherer a fait plus d'uiie fois.
II declare »tout siniplemeut odieuse«^) une lettre (A 1' Er-
mitage, janvier 1757: »Nous sommes ici trois malades etc.«)
oü Rousseau se debat coutre Mme d'Epinay, qui lui faisait uue
Obligation d'aller soigner Gauttecourt , malade ä Paris. Cette
lettre, je le reconnais, contraste plaisauiment avec une phrase
des Confessions: »J.'avais fait le voyage de Paris pour courir
au pauvre Gauffecourt, qui eut une attaque d'apoplexie durant
laquelle je ne quittai pas son chevet qu'il ne füt hors d'aftaire.«
J'admets anssi que l'on ne doit pas prendre au tragique ce que
Therese a raconte a Rousseau des faits et gestes de Gauffecourt
pendant le voyage qu'ils tirent tous trois de Paris ä Lyon, au
mois de juin 1754; tonjours est-il que Rousseau etait autorise
a mettre quelque tiedeur dans son zele pour son ancien ami.
En definitive, il alla le soigner; faut-il lui en vouloir d'avoir
montre un peu de mauvaise humeur au moment oü on le de-
rangeait? Lui qui composait alors la Nouvelle Ileloise aA'ec
un ravissement qu'il s'est phi ä nous peindre ! En definitive,
Rousseau a fait comme le jeune houime de l'Evangile, qui dit
ä son pere: Je n'irai pas au champ ! et qui y alla.
M. Scherer n'est pas moins injuste dans la maniere dont
il represente l'amour de Rousseau pour Mme d'Houdetot. II re-
sume saus le contrOler le recit de M^ie d'Epinay, qui etait restee
ä la ville pendant que cet amour naissait h la campagne. Les
Confessions en racontent le debut, et rien ne parait plus
vraisemblable.
En composant son roman, en ecrivant les Icttres de Saint-
Preux, Rousseau s'etait mis dans un etat de tendre delire. Un
jour de printemps, Mme d'Houdetot, ä cheval, en habit d'liomme,
vint le visiter a l'Ermitage :
^>J'etais ivre d'amour sans objet; cette ivresse fascina mes yeux,
cet ol)jet se fixa sur eile . . . apres son depart, voulant penser a .Tulie,
je fns frappe de nc pouvoir penser qu'ä M"ie d'Houdetot . . . Elle revint:
je n'osais ouvrir la bouclie, ni lever les yeux, j'etais dans un trouble
iuoxprimable qu'il etait impossiblc qu'elle ne vit pas. .Je pris le parti
de le Uli avouer.«^)
^) Etudes sur la litterature contemporaine (III, 118).
■^) Comparez ce qne dit M^^ d'Epinay: »Pour ne pas effaroucher
la comtesse, Rousseau s'appliqua d'abord a lui cacher Tamour qu'il avait
con9u pour eile.«
Nouvelles reche rches etc. 325
Que fit M»ie cl'Hoiidetot? P]lle u'etait p:is la preniiere qiie
Roiisseuii eüt aimee. A seizc ans, ä Turin, avec M'lc cle Breil ;
ä trente ans, ä Lyon, avec M^« de Mably; un peu plus tard,
ä Paris, avec Mme Dupin, il avait essaye de nouev un roman;
mais ces dames ne consentirent pas ä s'y preter. Siniplement,
avec indifference, d'un maintien plein de froideur, elles surent
tres bien remettre Rousseau ä sa place. Mme d'Houdetot eüt
pii en faire autant. Elle ne le voulut pas; pourquoi? Sans
doute parce que J. J. Rousseau n'ctait dejä plus le premier venu.
Mais je crois aussi que son merite reconnu, sa celebrite com-
mengante, n'expliquent pas tont. Jean- Jacques avait perdu la
jeunesse; mais un cliarme plus [)rofünd avait muri en lui et
s'etait degag'ö. üne ame elevee, une pliilosophie pleine d'essor
et de flamme dounaient de l'attrait ä son amitie. Pourquoi n'en
croirions-nous pas Mme de Luxembourg, qui terminait une de
ses lettres en lui ecrivant: Adieu, le plus aimable des honimes
et le plus aime !
Mme d'Epinay, Mme d'Houdetot, Muie de Verdelin avaieut
toutes trois un mari, toutes trois un amant; toutes trois, successi-
vement, voulurent avoir Rousseau pour ami. C'est en ce sens
que Mme d'Epinay fut vraiment jalouse de Mme d'Houdetot.
Elle etait la premiere en date; eile logeait le pliilosoplie dans
une charmante retraite; eile comptait sur lui pour les Jours oi'i
eile serait seule; eile fut froissee de voir qu'il preförait ä sa
compagnie celle de sa belle-soeur. Mme d'Houdetot se promenait
mysterieusement avec Rousseau,') accueillait ses visites, causait
avec lui au clair de la lune, recevait ses lettres oii il donnait
libre cours ä sa passion, et lui en ecrivait elle-meme qu'elle
prit soin plus tard de retirer de ses mains; ils se donnaient des
rendez-vous ä la Chevrette, chez Mme d'Epinay.-) Celle -ci,
intriguee d'abord, et bieutot depitee ou impatientee de tout ce
manege, prit le parti de s'eu amuser avec ses hotes. Rousseau
parle des propos goguenards du baron d'FIolbacli: »J'ouvrais
de grands yeux sans rien repondre; Mme d'Epinay se tenait les
cotes de rire; je ne savais sur quelle herbe ils avaient marche.«^)
^) »M"^ Le Vasseur assure que la comtesse d'Houdetot va voir Ter-
mite presque tous les jours; eile laisse ses gens dans la foret, vieut seule
et s'en va de meme.« Lettre de M^e d'Epinay a Grimm.
-) Lettres de M^'^ d'Houdetot a Rousseau (Streckeisen I, page 357,
358, 362, 364. — Lettre de Rousseau a M^e d'Houdetot datee d'un nuirdi
(ete de 1757).
•"') Le baron d'Holbach avait passe quelques jours a la, Clievrette,
et M"i*^ d'Epinay ecrivait a Grimm: ^ Rousseau ne vient presque plus
nie voir; il est sans cesse chez la comtesse d'Houdetot; il n'a dinc qu'une
-eule fois ici pendant le sejour du baron.^<
326 E. Ritter
Meme en cleliors de la societe que Muie d'Epiiiay recevait daas
les Salons de la Clievrette, on voit par iiiic lettre de Deleyre
que les aiuis du pliilosoplie etaient informes^ et se divertissaieut :
»Dites-moi, je vous prie, eher citoyeii, quand est-ce que rermitc
aura liiii ses courses? On dit qu'il erre de chäteaux en chateaux
chez toutes les fees de son voisinage. Je rirais bien de le voir
pris ä quelqu'un de leurs charraes.«
C'est vers ce moment que Saint -Lambert fut informe de
ce qui se passait, et temoigna son mecontentement a M^ie d'Hou-
detot, qui s'en prit au pauvre Jean-Jacques, vrai souffre-douleurs
en toute cctte affaire. D'oi'i venait Tavertissement qui fut donne
ä Saint-Lainbert? D'une lettre anonyme, envoyej par Tlierese,
a dit Moie d'Epinay; et cette liypotliese peut se soutenir; car
si Tlierese etait incapable d'ecrire unc lettre lisible/j eile avait
pres d'elle sa niere, (jui a pu s'en cliarger. Mais Saint-Lambert,
sur le vu d'une lettre anonyme partie de si bas, eüt-il ecrit ;i
Mmc d'Houdetot d'un style ä la faire pleurer? C'est par un
des liotes de Mme d'Epinay, ou par un ami de ses liotes, qu'a
pu arriver a Saint-Lambert, au miiieu d'autres cancans, la nou-
velle des amours du citoyen de Geneve, qui faisaient ä la
Clievrette la fable d'une societe oisive et maligne,
Jean -Jacques attribua a Mm^^ d'Epinay eile -meme cette
lettre qui avait mis Saint -Lambert sur ses gardes: irreparable
sottise qui brouilla Rousseau avec la meilleure amie qu'il eüt
alors. C'est ici que se place la mallieureuse Journee des cinq
b i 1 1 e t s.
1» Le premier billet de M»i« d'Epinay a Jean -Jacques a
ete copie dans les Confessions sur le texte autograplie que
Rousseau avait garde, que la bibliothcMiue de Neucliatel conserve,
et que Streckeisen a public. Les Memoires de Miue d'Epinay
en donnent un texte difl"crent, refait de memoire, qui n'est pas
le vrai.
3» La reponse de Rousseau est citee par Mme d'Epinay
d'apres le billet autograplie quelle avait garde, et le texte des
Confessions y est couforme, sauf en un seul mot (l'innocence
outragee — l'innocence accusee). Les Confessions donnent
seules la date: ce mercredi matin. II faut donc que Jean-
Jacques alt garde une copie ou la minute de son billet : il en
avait pese les termes.
3» Seconde lettre de Mnie d'Epinay; memes observations
([ue i)our la premiere.
4» Seconde lettre de Jean-Jacques. Les deux textes diffe-
') Voir Streckeisen 11, 450.
Nouvellcs recfierchet< Hc. 337
rent eii trois oii qiiatrc endroits; et (raborcl, les Confc ssioii s
donnent seules Li dato: ec mercrcdi soir^),
Confessions Memoires do M^e d'Epinay
... je saurai vaincre vos sub- ... Je saurai combattre et
tilites ä force de francliise. Je vaincre vos siibtilites ä lorce
vais parier plus clairement, afin de francliise. Je vais parier
qiie vous m'entendiez eiicore | plus clairement, afin que vous
moius.-) m'entendiez encore mieux.
... 11 a paru comniode. ... il a paru le plus commode
... la femme que j'estime le j . . . la fenime du munde que
plus. I j'estime le plus.
Ces corrections sont de Celles ({u'on fait en rec()i)iant une
lettre. Rousseau a j:;arde sa minute, qu'il a copiee dans les
Confessions; et Mme d'Epinay a donnö dans ses Memoires la
lettre, mise au uet, que Rousseau lui avait adressee.
5» Enliu le dernier billet de Mme d'Epinay appelle les
memes observations que les deux autres. Mais tandis ([ue pour
son Premier billet, les phrases des deux textes differaient seules,
les sentiments et les idees etant les memes; tandis que pour
son second billet, le texte des Memoires est insignifiant, et
ue se fait remarquer que par une brievete secbe, qui contraste
avec les developpements affectueux du vrai texte: pour son
troisieme billet, les deux textes sont absolument opposes Tun ä
J'autre. Comme l'a dit M. Saint- Marc -Girardin, la lettre des
Confessions est d'une amie afiligee, celle des Memoires est
d'une bienfaitrice offensee. Or le vrai texte — est - il besoin
de le repeter? — est celui qu'on trouve dans les Confessions.
Cet echange de billets fut suivi d'une visite de Rousseau
ä la Chevrette, demarche embarrassante pour le pauvre pliilo-
sophe, qui avait brutalement oflfense M^e d'Epinay, et qui sentait
surtout qu'il avait compromis Mnie d'Houdetot. Mm« d'Epinay
et Jean -Jacques ont raconte cette entrevue , chacun ä leur
maniere. Mais le recit des Confessions, ecrit apres un inter-
valle de pres de douze ans, prete au doute; et quant ä M'"e
d'Epinay, eile n'a pas rendu sans doute les discours de Rousseau
et les sieus avec plus de fidelite que le texte des lettres qu'elle
*) Las dates des deux lettres de M'ne d'Epiuay ii Grimm, on eile
lui racoute les emotions de cette jouruee et de la suivaute , 15 juillet
(vendredi) et 18 juillet (luiidi), sont evidemment inexactes : les ciuq billets
avaient ete ecliange's un niercredi; et M""; d'Fjpinay, dans sa lettre date'e
du 15 (vendredi), ne parle pas de son entrevue avec Rousseau, qui dut
avoir lieu le jeudi.
^) Cette le9on est la bonne.
328 ■ E. Ritter
ecrivait ä l'hote de FErmitage. Elle etait femme, eile etait
oflensee: liez-vous ä ses recits! Qiiui qu'il en soit, il y eut
im replätrage. Mais Rousseau venait, pour la premiere fois, de
mettre au jour une des plus fächeuses particulaiites de son
caractere: le tic de la brouilleri e vio leute. Euumerous les
explosions successives, (pü temoignent de ce defaut essentielle-
ment genevois. Rousseau rompit eu visiere successivement:
1 ", a Mine d'Epinay, dans la j o u r n e e des c i n q b i 1 1 e t s ,
au commencement de l'ete de 1757.
2", ä Diderot, par une note de la Lettr e ä d'Alembert,
qui parut ä Paris le 2 octobre 1758.
3", au docteur TronchiUj par une lettre encore inconnue
qui doit exister dans les arcbives de la famille Troncbin, ä
Bessinges pres Geneve. On voit par la derniere lettre de
Tronchin ä Jeau- Jacques, que celui-ci, ä la iin de 1759, lui
avait ecrit: »Votre maniere de proceder ne ressemble pas mal
ä Celle dont oii use dans l'interrogatoire des infortuues qu'on
defere ä rinipiisition.«
4"', ;i Voltaire, par une lettre du 17 juin 1760: »Je ue
vous aime point, Monsieur ... je vous liais.«
5", ä M"w de la Tour-Franqueville, par une lettre du 11
janvier 17G2, dont la derniere pbrase, dit tres bien M. Sainte-
Beuve,^) est une grossiere iiijure.
6", ä la Republique de Geneve, par la lettre du 12 mai
1763 au Syndic Favre. »
7", ä Moultou, par une lettre du 15 octobre 1763,-) dans
laqiielle il lui disait: »La robe (de raiuistre du Saint -Evangile)
que vous portez, ne peut plus que vous tlesbonorer.«
8", ä Mme la marechale de Luxenibonrg, par une lettre
du 5 juin 1764.^)
9" ä Vernes (lettre ä Duchesue, du 6 janvier 1765).
10'' enfin, ä Hume (lettre ä Moie de Bouffiers, du 9 avril
1766).
Je n'ai pas couipte dans cette liste les ruptures de Rousseau
avec Grimm (novembre 1757) et Saint -Lambert (octobre 1758)
parce qu'elles furent provoquees par ces deux personnages. Je
^) Causeries du Lundi, II. 74.
"-) Quelques editeiirs lui donnent a tort la date du 15 octobre 1704.
■■') Eu parlant a M^e de Luxembourg de son mari qu'elle venait
ele perdre, Rousseau ne pense qu'a lui-meme. II trouve a propos de se
plaindre du defunt, et de faire un rejirocbe a sa veuve de ce que son
mari. malade et souffrant dans les derniers mois de sa vie, n'avait pas
continue a correspondre avec lui: voila commeut .Jean- Jacques sait te-
moigner sa condole'ance. Quoiqu' ecrite cn termes respectueux, cette
lettre est une des plus inconvenantes parmi celles que j'e'numere ici.
Nouvelles recherc/tes etc. 329
n'jii pas compte non plus ses niptiu-es avec ses libraires (lettre
ä Duchesne, 16 novembre 1761; lettrcs ä Rey, passim). Ces
negoeiants, quand Rousseau leur ecrivalt des lettrcs ä cbeval,
pliaient les epaules, eontinuaient leur travail, et iinissaient par
se recoueilier avec lui. Eutin, apres le grand eclat de la rup-
ture de Rousseau et de Muine, tous ceux qui soutinreut encore
des relations avec le premier, etaient avertis ; et personne ne
s'etonnait plus de rien.
Mais il nous taut revenir ä la rupture deiinitive de Jean-
Jacques avec Miue d'Epinay, et chercber ä debrouiller la cliro-
nologie confuse des recits discordants, en nous appuyant sur les
lettres qui furent ecliangees ä cette occasion. Celles de Rousseau
sont ecrites toujours d'une main si ferme qu'elles metteut au net
tout ce dont elles parlent.
Peu apres la journee des cinq billets, Rousseau alla
voir Diderot: »Ce fut, depuis mon etablissemoiit ä rErmitage,
mon second voyage ä Paris.« II est parle de cette visite dans
les Confessions, dans une lettre de Grimm que renferment
les Memoires de Mme d'Epinay, et dans une lettre de Rousseau
ä Miue d'Houdetot. C'est ä Celle -ci qu'il faut s'attaclier; les
renseignemeiits qu'elle nous donne sont en desaccord avec les
Memoires et les Confcssions:
A la Chevrette, ce mardi m;itin. Je pars a l'iustaut pour
Paria. Je compte aller diuer chez mon ami Diderot, y passer demaiii
mercredi la journee entiere et repartir jeudi de bon matin ]jour revenir
diner ici/) Mais vous savez, madame, quel desir j'aurais d'embrasser
M. de Saint-Lambert.'-) Si vous pouvicz l'engager a passer demaiu cliez
Diderot, il m'y trouverait iut'ailliblement, et j'aurais un plaisir sensible
a le voir. Du moius, couime M'"^ d'Epinay se flatte de l'avoir a diner
avant son depart, je voudtais bieu etre instruit du jour, afin de m'y
trouver aussi.«
Muie d'Epinay re§ut en etfet Saint-Lambert ä la Chevrette,
et M. Streckeiseii a public (I. 341) le billet qu'elle ecrivit ä
*) »Votre ermite a fait ses deux Heues a pied, est venu s'etablir
chez Diderot sans l'avoir prevenu, le tout pour faire avec lui la revision
de son ouvrage (la Nouvelle Helo'ise), Rousseau l'a tenu impitoy-
ablement a l'ouvrage depuis le samedi, dix heures du matin, jusqu'au
lundi, onze heures du soir, saus lui donner a peine le tomps de boire
et de manger.« Lettre de Grimm, dans les Memoires de M"!"^ d'Epinay.
'-) »Tandis que j'etais a Paris, dit Rousseau, Saint-Lambert
y arriva de l'arme'e. Comme je n'en savais rien, je ne le vis qu'
apres mon retoiir en campague, d'abord a la Chevrette, et ensuitc a
l'Ermitage.« On voit que les Cont'essious, comme les Memoires,
ont leurs inexactitudes.
330 J^. Hüter
Roussccaii en cette occasion, en lui envoyant son cai:rosse pour
Ic chercber et ramener au cliateau. ') ¥a\ face de Saint -Lam-
bert, a cote de M"ie d'lloudetüt, sous le regard obscrvateiir de
Moie d'Epinay, Jean-Jacques, a ce dmer, etait dans une position
delicate; et nous ne doutons pas de son embarras. Les Me-
moires de M"ie d'Epinay, qui brouillent toute Chronologie — ils
placcnt la journee des cinq billets au milieu du sejour de
Saint- Lambert: comme cela est vraisemblabie et s'accorde bien
avec la cliame des evenements! — nous donnent en revanche
une vue tine et juste des dieses et des liommes, et nous disent
tont uniment ce que Rousseau n'avoue pas: »L'effet qu'a pro-
duit sur Rousseau l'apparition du mav(iiiis ne me laisse pas doutcr
qu'il ne soit amoureux de la comtesse ... il a l'air d'un d»iS-
espere . . . il me ferait pitie, si tout sentiment qui n'cst ni lion-
nete ni raisonnable pouvait en faire.« Voilä qui a etc vu, 'et
vu par une femme. Coniparez le recit des Confessions: »Je
vis Saint -Lambert ä la Clievrette, et ensuite k I'Ermitage, oii
il vint avec Mm« d'lloudetot me demander ;i diner. On peut
juger si je le recus avec plaisir; mais j'en pris bien plus encore
ä voir leur bonne intelligence. Content de n'avoir pas trouble
leur bonlieur, j'en etais lieureux moi-meme.« Pauvre Jcan-Jacques!
C'est dans le courant de juillet que Saint -Lambert etait
venu; Rousseau et Mme d'Epinay sont d'accord h dire qu'il re-
partit assez brusquement pour l'armee; la fin du mois et les
Premiers jours d'aoüt furent occupes, pour Mme d'Epinay, par
les inquietudes qu'elle eut sur ce qui pouvait etre arrive a Grimm
ä la bataille d'llastcmbeck (2(; juillet), et pour Rousseau, par
le cliagrin qui lui donnait le refroidissement de Mme d'lloudetot,
ä qui Saint -l^ambert avait sans doute recommande beaucoup de
reserve ä l'cgard du citoyen de Geneve. Celui-ci en elf et avait
cherche ä faire naitre chez M'i^e d'lloudetot des scrupules de
conscience sur sa liaison avec Saint- Lambert; tous les deux lui
en avaient su mauvais gre, comme on le voit par quelques
allusions cpi'ils laissent ecliapper (Streckeisen L 360, 416).
Mnie d'Epinay avait su cela; et Rousseau, dans ses Confessions,
ne nous en dit rien.
II ecliangea quelques lettres avec Mme d'Epinay pendant
un sejour qu'elle fit a Paris pour soigner Mme d'Holbacli. Celle-
ci aceoucha d'un garQon (baptise le 22 aoüt 1757); et les trois
lettres dont je viens de parier:
^) Ce billet cet mal date': il doit etre du mois de juillet et non pas
du mois d'aoüt,
NouvcUes recherckes etc. 331
de M ""= (.rEpinay, 11 aoüt 1757: Je vous ai laisse trop
soufffiuit poiir n'etre pas inquicte de vüti'c etat. Doniiez-moi de vos
nouvelles, mon eher ami; car je nc sais pa« au juste qnaiid j'inii vous
retrouvei' . . . (Streckeiseu I, 340).
de Rousseau: A 1' Ermitage, ce vendreili (12 aoüt). Je
suis, ma chere amie, toujourd malade et chagriu . . .
de Rousseau: Ce mardi 16 acut. Voici, madamc, de la mu-
sique de malade . . . Bonjour, la mere aux ours; vous avez graud fort"
de u'etrc pas ici ; car j'ai le museau tout frais toudu.
ces lettres iioiis montrent !e ton ainicnl (|ui s'etait rctabli entre
Mino crEpiuay et son philosoplic. Lc retour de Grimm vint tout
cliaiii^er. II arriva au mois de septembre ; et nous rencoiitrons
ici uue nouvclle crreur clirunologique des Memoires de Mme
d'Epinay. Elle place ;'i ce moment menie une recouciliation
entre Kousseau et Griinui, laqiiclle n'eut lieu qu'apres un Inter-
valle de trois ou quatre scmaines.
Mme d'Epinay alla ä Paris ä la rencontre de Grimm, et
revint avec lui ä la CJievTette. C'est ici que se place une lettre
de Kousseau, dont les derniers raots fönt allusion sans doute ä
d'aniicales remontrances ({ue M'hl- d'Epinay lui avait adressees.
Ce jeudi matin,^) a 1' Ermitage. Je suis eu si mauvais etat,
que je ne nie seutais pas le courage de vous aller voir aujourd'hui ; et
la pluie de cette nuit m'eu avait tout-a-fait ote Tidee. Cepemlant,
puisque votre ami est avec vou-^, et que je ne sais comljien de temps il
y demeurera, je vous irai voir ce soir ; car je suis tro]) t'aible ce matin.
A ce soir douc, ma cliere aiuie; vous connaissez trop mon cteur pour me
soup9onner d'etre eu reste avec ceux qui m'aiment, et qu'il m'est si ua-
turel d'aimer.
Kousseau s'etend avec amertume, dans les Confessions,
sur les procedes que Grimm eut alors ä son egard; c'etait uu
parti-pris de hauteur et de dedain; il ne reconnaissait plus son
ancien ami. Grimm et Rousseau etaient lies depuis liuit ans:
leur gout commun pour la musique les avait rapproclies; ils
avaient combaltu ensemble pour la cause de la musique italienne.'^)
Dans cette liaison, Kousseau parait avoir ete toujours le plus
cliaud, Grimm s'etait attiedi apres qucbpies annees; et Jcan-
^) Ce doit etre le jeudi 15 septembre 1757: »Tout le monde dit
que le marechal arrive le 10« ecrivait Mf"^ d'Epinay a Grimm, quelques
jours auparavant. Le marecluil dEstrees, que Grimm avait accompagne
aux eaux d'Aix-la-Chapelle, dinait a Fon^ainebleau le samedi 17 septembre.
") Voir la Qu er eile des Bouffons, par A. P. Malassis. Paris,
1876. ■
332 E. Ritter
Jacques, quand il vint s'etablir ä l'Ermitage, se plaignait dejä
de ce refroidissement.
Ce qui avait detaclie CIrirain de son ami, eviderament, c'est
que Rousseau s'ctait mis ä jouer un röle. Depuis 1750, il se
considerait comme l'apotre de la verite et de la vertu ; il se
posait en face de son siecle comme un sage charge de donner
des legons; et cette preteution contrastait etrangement avec les
faiblesses de sa vie, connues de tous ses amis. Grimm etait
ne critique; il ne pouvait se tenir d'observer et de Juger, Cliaque
fois qu'il voyait Rousseau, il toucliait au doigt ses inconsequcnces
perpetuelles. Comment n'en aurait-il pas ete impatienteV
Mme d'Epinay avait donue son coeur ä Grimm; et celui-ci
ne voulait point de partage. Elle a laisse voir dans ses Me-
moires avec quelle habilete, avec qucl melange de fermete et
d'adresse il avait su eloigncr M. de Francueil de chez eile.
Au moment oii nous sommes arrives, Grimm allait rentrer en
maitre ä la Clievrette; car son absence avait avive et porte au
comble l'amour de Mme d'Epinay. Vieil ami de la maison,
Rousseau n'avait qu'ä se bien tenir; il avait donnc prise sur lui
par la brutale balourdisc qu'il venait de faire. Grimm ne l'avait
pas apprise sans Indignation. II faut lire Ics lettres qu'il ccrivait
d'AUemagne ä Mi»« d'Epinay pour lui reprocher son indulgcnce
et sa bonte; elles fönt prevoir ce que Rousseau pouvait attendre.
»TraitoDM le chapitre de Rouaseau. Je prends aisemeut mon parti
sur lui ; il ne merite paa qu'on a'y Interesse, parce qu'il ne connait iii les
droits, ni les douceurs de l'amitie ... 11 fallait ordonuer a Rousseau
de venir, sans njouter un mot; il fallait euteiidre tout ce qu'il avait ä
dire; eusuite vous lui auriez fait sentir l'iudignite de sa couduite, et vous
l'auriez niis a la porte avec defense' de jamais rentrer chez voais. ^ C'est
alors qu'il aurait pu tomber a genoux et obtenir son pardon! ... La
seule consolation que je puisse avoir dans cette aventure, ma teudre amie,
c'est d'apprendre que vous traitez Rousseau tres froidement, qu'il s'en
plaint avec la honte qu'il doit avoir de sa conduite, et que vous lui re-
petez, avec le serieux qui couvient, que ses torts vous eloignent de lui,
et que vous sentez que votre coeur ne i'eviendra que lorsqu'il les aura
repares; or ce n'est pas Tatfaire d'un jour. Voilä comme il faut traiter
les gens, quand on veut conserver ses amis. <
Grimm avait tini par ne plus avoir d'amitie pour Rousseau;
il ne voyait pour Mme d'Epinay que des consequences fächeuses
.a craindre des rapports qu'elle soutenait avec 4in homme de ce
caractere ; il etait revenu d'AUemagne avec la rcsolution de faire
son possible pour y mettre un terme, et n'attendait qu'une occasion.
Nous reprenons le rccit des Confessions, qui est ici
Kouvelles recherches etc. 333
trune entiere va'aisemblniice: Koussoau supporte pciidaut qiielque
teiups rimpolitesse caleuh'o de Grimm; il s'en cluxiue ä la fin,
et veut rompre avcc uii faux ami. M^e d'Epiiiay s'attaclie ä
lui prouver que c'est lui-meme qiii a tort, et qiii doit des excuses ä
Grimm ; eile reiissit ä obtenir de liii qii'il fasse les premiers pas.
Les Confessions et les Memo! res raconteut l'entrevue des
deux anciens amis, et M. Saint- Marc -Girardiu dit fort bieii que
les deux recits se ressemblent beaucoup plus qu'ils n'en ont l'air.
Cette reconciliation fut saluee avec joie par les amis de Rousseau:
Vons allez donc vous reunir ä Grimm! Je ne piiis trop vous ex-
priraer ma joie de vous voir rontrer a\i sein de vos amis. Vous n'etiez
pas fait pour en etre separe. Lettre de M"^'^ d'Houdetot a Rous-
seau. (Streckeisen I, 359.)
Je vous felicite du retour de M. Grimm. Lettre de Deleyre
a Rousseau, datee de Paris, 20 octobre 1757.
Vous savez mou raccommodement avec Grimm ; j'ai cette Obligation
de plus a M^ie d'Epinay, et l'honneur d'avoir fait toutes les avances.
Lettre de Rousseau a Saint-Lambert, du 28 octobre 1757; —
et Saint-Lambert lui repond le 21 novembre: J'ai appris avec
]ilaisir votre raccommodement avec Grimm.
Toutes ces dates indiquent assez que ce raccommodemeut
ne saurait etre fixe au milieu de septembre, comme on devrait
le faire d'apres les Memoires de Mme d'Epiuay. Un billet de
Mmo d'Houdetot a Rousseau, du dimanche 2 octobre, nous donne
l'echo des plaintes de Jean-Jacques contre Grimm et Diderot;
Mme d'Houdetot n'a pas date l'autre lettre que nous citions tout-
ä-l'heure (Streckeisen I, 359); mais eile doit etre immediatement
anterieure aux mauvaises nouvelles que M^e d'Houdetot regut
de Saint-Lambert dans le courant du mois d'octobre. Nous
sommes ainsi amenes a placer, comme nous l'avons dit, trois
üu quatre semaines apres l'arrivee de Grimm, la demarclie que
Rousseau fit pres de lui ä la priere de Mme d'Epinay.
Nous touchons enfin ä la scene qui amena Mme d'Epinay
k rompre avec Rousseau. Des raisons de sante l'avaient de-
cidee ä partir pour Geneve ; et Rousseau laisse entendre qu'il
s'agissait pour eile de cacher une grossesse. M. M. Saint-Marc-
Girardin et Scherer s'indignent que Rousseau ait ecoute un
commerage d'antichambre. Mais pourquoi n'y aurait-il pas cru?
Mme d'Epinay s'etait dejä trouvee dans un cas pareil ; et Rous-
seau, qui n'a rien dit de la naissance clandestine d'un enfant
qu'elle avait eu de M. de Francueil,^) devait en savoir quelque
') Voir dans l'Histoire de ma vie, par G. Sand, le 5<^ chapitre de la
IV e partie ; eomparez une lettre de Rousseau a Duclos, du 13 janvier 1765.
334 E. Ritter
cliose. Kappeions -iioiis ce qiii :uTi\;i ä M'i't; du ChAtclet; ä hi
ün de sa vie: tout est possible. Assuremeiit, quand il iious
fallt clioisir eiitre les ciiKi liypotlieses qiii se preseiitent : un
faiix briiit — iine faiisse alerte — niic faiisse eouclie — im
aceouelienient clandestin — iiii avortenieiit crimiiiel : la vraisem-
blance, dans eette serie, paratt aller eii decroissaiit d'iin beut ä
l'aiitre. Quoi qii'il en soit, Rousseau avait des soupcons; et
daiis les termes oü il etait avec Grimm, c'etait une cliose de-
licate de lui demander d'accompagner Mn^e d'Epiuay ä Geneve.^)
C'est precisement ce que üt Diderot dans une lettre empressee
et maladroite ;'■') le mauvais eftet en fiit envenime par de nou-
veaux soupcons de Rousseau, qui crut que Diderot n'avait pas
fait cette demarclie motu proprio.
Rousseau raconte que la lettre de Diderot lui ayant ete
envoyee ä rErmitage, il alla ä la Chevrette lire cette lettre et
sa reponse devant Mnie d'Epinay et Grimm, lesquels se turent
en baissant les yeux. Le recit des Memoires est tout difterent.
Rousseau est a la Chevrette, seiil avec Mme d'P^pinay, qunnd il
regoit la lettre de Diderot; eile lui cause un depit si violcnt
qu'il se frappe la tete de ses deux poings, jure, et decliire de
ses dents la lettre qu'il jette ä terre. M"ie d'Epinay la ramasse
et la lit. Elle y voit que Rousseau etait mecontent d'elle, et
se representait ä ses amis comme surcliarge du poids des obli-
gations qu'il lui avait. Une quereile animee s'engage, et Rous-
seau finit par tomber ä ses genoux. — Les deux recits sont
entierement difterents, et il faut clioisir.
Quelques details au moins sont vrais dans la narration de
Rousseau: Grimm etait present a la scene (ou a l'une des scenes);
car Jean -Jacques ecrit ensuite ä Mme d'Epinay: »J'ai peut-Ctre
trop exliale mon liumeur, mais seulenient avec votre anii
et le mien«; et Diderot ecrit ä Rousseau: »Je vous avais ecrit
une lettre qui n'etait que pour vous, et quo vous communiquez
ä Grimm et ä Mi^e d'Epinay . . . vous me faites une reponse,
et vous la lisez h Mme d'Epinay.« .Diderot ne savait ces
details que par Grimm, dont le temoignage s'ajoute ainsi ä cclui
de Rousseau.
^) M. Saint - Marc -Uirardiu ([, ]iagc o07) a, tres tiuenient indic|ue
d'autres raisons encore de la repugnanco riue l'idee de cc voyage iuspirait
a Jean- Jacques.
') Rousseau, dans les Con fession s, et M. Streckeisen (1,277) en
ont tous deux copie lo texte autographe. Mais en lisant cette lettre dans
les Memoires de Mi"'^ d'Epinay, on s'i'ionne a la fois de la pvodigieuse
memoire qui lui pennet de reproduire mot ä mot des phrases entieres,
et des graves alterations de sens qu'elle y introduit tout a cote.
Kotii'elles recherches etc. 335
D'autre part, Mi"e tl'Epiiiay a peut-r-tre raison quaiul eile
ilit que cette seene eut lieii la veille de son tlepart de la Clie-
vrette ; car eile rappelait quelques jours apres ä Rousseau que
la veille de son de part il lui jurait ([u'il n'aurait pas
assez de sa vie pour reparer Ics outrages qu'il lui
avait faits. (-es paroles s'accordent aussi avee le recit qu'elle
düiine de la iin de la scene, et non pas avee celui de Jean-
Jacques, qui pretend l'avoir »atterree et abasourdie.«
Le meme jour (hindi 24 oetobre) Rousseau avait re(;u un
billet de Mme d'IIoudetot (Streckeisen I, 363). Elle voulait
»faire ses adieux ä la vallec«, et lui donnait rendez-vous pour le
lendeniain. Jean -Jacques lui avait repondu quelques lignes qui
respirent le contentement que lui avait donne une lettre de Saint-
Lambert, afi'ectueuse et pleine de bonne grace: »Je me suis
toujours fait une idee charmante«, disait-il ä Rousseau, »de la
maniere dont je passerais ma vie a Eaubonne, entre eile (M^e
d'IIoudetot) et vous, si nous pouvions vous engager ä vivre chez
eile.« On se disputait Rousseau : ce role d'ami et de confident
qu'il avait rempli aupres de Mme d'Epinay, du temps de M. de
Francueil, Mi«e d'IIoudetot et Saint-Lambert le lui avaient ofFert;
cette liospitalite que lui donnait Mme d'Epinay ä l'Ermitage, il
l'aurait trouvee aussi ä Eaubonne; niais au moment oü Rousseau
semblait n'avoir qu'ä clioisir, tout etait gate par Thostilite de
Grimm d'un cöte, et de l'autre par son passionne et malheureux
amour pour Mme d'Houdetot.
Rousseau prit conge de Muie d'Epinay et de sa belle-s«ur
le mardi 25 oetobre; et des-Iors, tout se passa par correspon-
dance. II nous faut encore une fois dresser un tableau clirono-
logique des principales lettres echangees; aucun recueil, aucune
edition ne les presente dans leur ordre et dans leur vraie suc-
cession.
1. Lettre de Mn^e d'IIoudetot ä Rousseau, du mercredi
26 oetobre 1757 (Streckeisen I, 365). Elle reprend avee lui
sa conversation de la veille. Dans ces semaines agitees, Mme
d'Houdetot ecrira ä Rousseau nombre de lettres. Les reponses
nous manquent le plus souvent.
2. Longue lettre de Rousseau ä Grimm. »Dites-moi,
Grimm, pourquoi tous mes amis . . .« Elle est datee dans la
Correspondanee du lundi 19 oetobre, dans les Memoires
de Mme d'Epinay du lundi 29, et doit etre du mercredi 26, ou
du lendeniain.
3. Reponse de Grimm ä Rousseau: »Le depart de Mme
d'Epinay est recule . . .« Elle est citee dans les Confessions,
et Streckeisen la donne aussi (I, 351).
336 E. Bitter
4. Lettre de Rousseau ü Saint -Lambert, du vendredi
28 octobre. Rousseau avait ecrit (2^ et n'avait pas encore
regu (3).
5. Lettre de Rousseau a M»ie d'Epinay, ecrite aussitot
qu'il regut 1,3): »J'apprends, Madame, que votre depart est
ditiere . . .« Mme d'Epinay, daus sa reponse (14^, dit que eette
lettre (5) est du samedi 29 octobre.
6. Lettre de Mme d'Houdetot a Rousseau, du mardi ler
uovembre (Streckeisen 1, 3(')9), Eile lui apprend que M^e d'E-
pinay est partie eniin pour Geneve ; eile s'inciuiete de l'emporte-
ment qu'il a pu mettre daiis la lettre (2) qu'elle lui avait con-
seille d'ecrire a Grimm, et cherche ä apaiser Rousseau, qui
s'irritait de la reponse (3) qu'il avait regue.
7. Lettre de Grimm ä Rousseau. »Elle n'etait que de
sept ä huif ligues, que Je n'aclievai pas de lire. C'etait une
rupture . . . Sans la transcrire, saus mOme en acliever la lecture,
je la lui renvoyai sur le cliamp.«
8« Repouse de Rousseau ä Grimm: le texte en est donne
par les Confessions et les Memoires; et par consequent,
Rousseau prit le temps de la recrire ; il eut grand tort de ne
pas se donner aussi la peine de prendre copie de (T).
9. Lettre de Rousseau ä Mme d'IIoudetot: »L'Ermitage,
(mardi) 8 novembre 17 57. Je viens de reeevoir de Grimm
une lettre qui m'a fait fremir . . .«
10. Reponse de Muie d'IIoudetot: »Vous me feriez fremir
ä votre tour, si je ne connaissais la vivacite de vos premiers
mouvements. Quelle est done eette lettre de Grimm? , . .«
Streckeisen I, 381.
Arretons-nous ici uu moment. Grimm, nous l'avons dit,
etait determine ä rompre Jivec Rousseau ; mais il avait voulu
attendre que Mme d'Epinay füt partie, pour ne pas lui donner
des emotions dans un moment oü eile avait besoin de repos.
On s'explique ainsi sa premiere lettre ä Rousseau (3). On a
de la seconde (7) le texte que nous donnent les Memoires de
Mme d'Epinay,') texte suspect, mais qu'importe? Tenons-nous
a ce que dit Rousseau: »c'etait une rupture«; reconnaissons que
eette rupture avait ete premeditee, et que Rousseau eut raison
de dire k Grimm : »Je me refusais a ma juste defiance ; j'acheve
trop tard de vous connaitre.« II avait ete bien maladroit en
efTet, douze jours auparavant, de lui ecrire comme a un ami,
^) Elle y est datee du samedi 3 uovembre, ' de meme qu'uue lettre
de Grimm a Diderot, qni la precede; mais le 3 novembre 1757 etait nn
jeudi. Si la date de (9) est certaiue, la lettre (7) doit etre du lundi
7 novembre.
Nouvelles recherches etc. 337
en etalaut ses plus secretes et moius avouables pensees. C'est
la meuie taute qu'il fit plus tard eu taut de pages des Cou-
fessions, oü il met ä uu les lioutes de sa Jeuuesse. Prob
pudoi"! Rousseau, au lieu de garder ses cartes cachees, les
pose toutes sur la table ; ce u'est pas aiusi qu'ou joue. — Mais
repreuous la serie des lettres :
11. Lettre de M»ie d'Houdetot ä Kousseau, du jeudi
10 novembre (Streckeiseu I, 381). Apres la lettre de Grimm,
Rousseau parlait, tres sagemeut, de quitter l'Ermitage; sou amie
l'eu dissuada: »Je prends tout sur moi,« lui dit-elle; »et j'ecrirai
ji Mme d'Epiuay.«
12. Lettre de Mme d'Houdetot ä Mme d'Epinay. Les
Memoires en donnent un fragmeut: »Vous avez su, ma obere
soeur, une partie des vivacites de notre ermite . . .«; mais ils
la placent beaucoup plus tard, et la fönt suivre d'une longue
lettre de Mme d'Epinay ä Mme d'Houdetot, qui doit avoir ete
refaite de memoire en 1770.
13. Lettre de Diderot ä Rousseau (Streckeisen I, 278).
Comme Mme d'Houdetot, il lui conseille de ne pas deloger de
l'Ermitage.
14. Lettre de Mme d'Epinay ä Rousseau, datee de Geneve,
12 novembre 1757, mentionnee dans les Confessions et pu-
blice par Streckeisen (I, 348): »Je n'ai rcQU votre lettre du 29
qu'ä mon arrivee ici, c'est- ä-dire le 9«. Or les Memoires
donnent une lettre de Mme d'Epinay ä M. Grimm, ecrite
en par taut de Paris; et nous y lisons: »Je viens de recevoir
cette lettre (5) de Rousseau ; je n'y repondrai pas. Je desire
seulement qu'il sacbe que je suis partie«. II y a contradiction:
nouvelle preuve du peu de confiance que merite cette partie des
Mömoires, ecrite en 1770, ä une longue distance des evene-
ments. — En recevant de Mme d'Epiuay des reprocbes merites,
Rousseau, encore une fois, voulut quitter l'Ermitage; Mine d'Hou-
detot, qui craignait tout eclat, insista de nouveau aupres de lui
pour l'en detourner.
15. Lettre de Mme d'Houdetot ä Rousseau (Streckeisen
I, 382): »Votre lettre, que j'ai lue et relue avec attention, ne
m'a pas fait cbanger d'avis, mon eher citoyen, sur le conseil
que je vous ai donne de rester ä l'Ermitage . . . Lais&*ez en
ce moment-ci les cboses dans l'etat oü elles sont; rien ne vous
presse vis -ä- vis de M^e d'Epinay.«
16. Lettre de Rousseau ä Mme d'Epinay, du 23 novembre
1757. Elle est donnee dans les Confessiojis et dans les
Memoires.
»Quelques jours apres,« dit Rousseau, »j'eus enfin le plaisir
Zschr. f. iifrz. Spr. u. Lit. II. OQ
338 ■ E.Ritter
de recevoir de Diderot cette visite si souvent proniise et man-
quee.« Noiis avons de cette visite im recit boursoufle, mais
vivaiit, daiis une lettre que Diderot ecrivit ä Grimm le soir meme :
»Cet liomme est un forcene. Je Tai vu, je lui ai reproclie, avec
tollte la force que donuent riionnetete, et une sorte d'interet qui
reste au fond du coeur d'un ami, l'enormite de sa conduite . . .
Je ne suis pas conteut de ses reponses; je n'ai pas eu.le cou-
rage de le lui temoigner; j'ai mieux aime lui laisser la miserable
consolation de croire qu'il m'a trompe, Qu'il vive! ... Je suis
fache de ne pas lui avoir laisse voir l'horreur qu'il m'iuspirait:
je ne sais pas s'il ne m'aurait pas tue. Ou entendait sa voix
jusqu'au bout du jardin . . .« Les Memoires fönt preceder
cette lettre d'ime conversation controuvee de Diderot avec 8aint-
Lambert: Saint - Lambert qui etait alors ä Aix-la- Chapelle, et
ne revint pas k Paris cette annee!
17. Lettre de Saint -Lambert ä Rousseau, datee d'Aix-la-
Chapelle, 21 novembre, envoyee le 27 par Mme d'Houdetot ä
Rousseau. De son fauteuil de convalesceut, Saint-Lambert juge
comme un sage, avec discernement, avec une parfaite mesure,
les demeles qui s'agitent loin de lui entre des personnes qu'il
connait si bien.
18. Lettre de Muie d'Epinay a Rousseau, du 1er decembre
1757. C'etait un conge nettement prononce, qui obligea le plii-
losoplie ä quitter l'Ermitage dans les liuit joiirs, »malgre la
neige dont la terre etait alors couverte.« M. Boiteaii dit fort
bien que ce demenagement fut un acte heroi'que pour un carac-
tere comme le sien. Mme d'Epinay, nous l'avons dit, envoya ä
Grimm une copie de sa lettre; aussi les Confessions et les
Memoires nous donneut cette fois un texte identique (sauf la
date — ler decembre dans les Confessions, 4 decembre dans
les Memoires — et un seul mot insignifiant).
19. Lettre de Mme d'lloudetot ä Rousseau, du 14 de-
cembre 1757: »Je n'ai plus rien ä vous dir'e, mon eher citoyen,
siir im parti que vous avez deja pris, et sur lequel desormais
les conseils sont inutiles. La lettre de Mme d'Epinay me parait
une suite de tont ce qui s'est passe, et qu'on pouvait eviter
peut-etre en se conduisant plus moderement . . .«
20. Lettre de Rousseau a Mme d'Epinay: »A Mont-
morency, le 17 decembre 175 7. Rien n'est si simple et
si necessaire, madame, que de deloger de votre maison, quand
vous n'approuvez pas que j'y reste . . .«
21. Lettre de Mm« d'Houdetot k Rousseau, du lundi 9
janvier 1758: »Votre lettre (inconnue) ne m'a point offensee;
je meritais troj) peu les iiijures que ^ uns m'avez dites pour en
NouveUe.t recherchef! etc. 339
etre en colere . . . D'ailleurs je dois voiis prevenir que j'attends
inon märi samedi on dimanche procliahi; si voiis avez qiielqiie
(hose ä me dire^ il faudra, passe ce joiir-h\ le mettre soiis en-
veloppe ä d'Andy, mon suisse, ne l'oubliez pas ... Ne me
croyez poiut en colere, croyez que je conserverai mon amitie
pour voiis . . . Passez-vous votre vie k ecrire a Diderot, et ä
Ini faire des querelles? . . .«
22. Lettre de Mme d'Houdetot ä Rousseau, ecrite le lende-
niain : »J'ai bien peur, mon eher citoyen, de ni'etre trop emportee
dans les dernieres lettres que je vous ai ecrites ... Je me
repens d'avoir repondu trop durement aux injures d'unami qui
est malheureux, et je le prie d'oublier cette taute comme j'ou-
blierai les siennes . . . Vous pouvez repondre ä cette lettre
avant l'arrivee de mon mari, et je vous en prie; mais faites-le
sur-le - champ; quand il sera ici, ne m'ecrivez plus; il y aurait
de Tinconvenient ä le faire, meme par mon suisse, et je vous
prie de ne pas le faire, vous pourriez m'exposer. J'aurai soin
d'envoyer cliez vous un expres pour avoir de vos uouvelles.
Attendez ces occasions; je ne les negligerai pas.«
23. Lettre de Mme d'Epinay a Rousseau, datee du 17
janvier 1758:^) »Je n'ai regu votre lettre du 17 decembre,
monsieur, qu'bier ... je ne l'entends pas bien; et si nous etions
dans le cas de nous expliquer, je voudrais bien mettre tont ce
qui s'est passe sur le compte d'un malentendu . . .« Ce mot
aimable, ce retour auquel Rousseau fut insensible, temoigne du
faible que Mme d'Epinay avait pour lui, d'une vieille amitie qui
n'etait pas eteinte encore. Quand eile avait pour amant M. de
Francueil, Rousseau etait l'ami qui la consolait dans ses peines;
et cette ancienne intimite, qui avait ete pour Tun et l'autre pleine
de charme et d'attendrissement, explique comment Mme d'Epinay
eut tant de peine ä lui vouloir du mal. Mais Grimm, qui avait
succede ä M. de Francueil, n'avait pas le meme caractere que
lui; il donnait et demandait davantage; il etait plus sür et plus
personnel ; il entendait etre ä la fois l'amant et l'ami, et Jean-
Jacques ne joua plus aupres de Mme d'Epinay le röle qu'il avait
eu dans d'autres temps. II se douna les torts les plus graves:
Muie d'Epinay lui temoigna une indulgcnce qui soulevait la colere
de Grimm, et celui-ci n'eut pas de cesse qu'ils ne fussent de-
finitivement brouilles.
Rousseau sentait bien que ce qui lui etait arrive n'etait
') »Je ne repondis point li cette lettre« dit Roiissean. Mais M*"^
d'Epinay nous donne sa reponse, datee du 27 fevrier, qui est Ijien de son
style malgracienx et reveche, et qni mit fin a la corrospondauce.
22*
340 :ß. JRitter
pas im jeu de riiumeur et du hasard; sa folle idee d'un complot
dirige contre lui n'etait pas sans uii fondeinent jiiste ; il y avait
eu, ä ce moment decisif, une volonte fixe, un plan, le desseiu
arrete de detacher de hü M^e d'Epinay. »Tout ce que je de-
sire,« disait Grimm, »c'est qu'il ne persecute plus raes amis; il
deviendra d'ailleurs ce qu'il pourra.«
Depuis que M. d'Houdetot etait revenu ä Paris (jauvier
1758), sa femme u'ecrivait plus ä Rousseau que de quinzaine
en quinzaine.') Une lettre d'elle, que M. Streckeisen (I, 410)
n'a pas su dater, est du vendredi 17 mars. Rousseau, en y
repondant le samedi 25, en commenta les termes d'un ton si peu
aimable que la correspondance s'arreta.
Six semaines apres, le 6 mai 1758, Mme d'Houdetot, re-
venue ä Eaubonne, ecrivait h Rousseau: »J'ai ä me plaindre de
votre indiscretion et de celle de vos amis. Je vous aurais garde
toute ma vie le secret de votre mallieureuse passion pour moi.
Vous en avez parle ä des gens qui l'ont rendue publique.«
Rousseau, qui dans le courant du mois de mai, envoyait ä son
libraire Rey le manuscrit de la Lettre ä d'Alembert, eut
mallieureusement encore le temps d'y inserer dans la preface
quelques lignes, oü il accuse Diderot d'avoir divulgue ses secrets.
L'ami que Rousseau avait entretenu de sa mallieureuse
passion etait en effet Diderot, le seul ä cette epoque, avec De-
leyre, qui vint quelquefois le visiter. ^) Que Diderot, »avec un
caractere tellement facile qu'il passait la moitie de sa vie ä
faire des sottises«, ait pu avoir ete indiscret, nous le croyons
volontiers, quoique Saint -Lambert lui-meme ait voulu le discul-
per: »Apres les conversations de cet ete«, ecrit-il ä Rousseau
le 10 octobre 1758, »vous m'avez paru convaincu que Diderot
6tait innocent des pretendues indiscretions que vous lui impu-
tiez.«^) Mais, quand Mme d'Houdetot reprochait ä Rousseau
»l'indiscretion de ses amis«, quel autre que Diderot avait- eile
en vue?
Elle avait le don d'inspirer ä Jean -Jacques une conduite
peu sensee. Au premier mecontentement de Saint-Lambert, eile
avait bouleverse Rousseau, et provoque la journee des cinq
') Une dea dernieres lettres qii'on ponsede de Rousseau a M™^
d'Houdetot, datee de Montraorency, et placee en 1760 par les editeurs
de la Correspondance, a du etre ecrite dans ces premiers mois de 1758.
'^) »II est certain qu'il ne vous reste plus d'ami que moi, mais
il est certain que je vous reste.« Lettre de Diderot a Rousseau,
n 0 V e m b r e 17 5 7 (Streckeisen I, 278).
■') Diderot ne se sentait pas eutierement irreprochable. Voir Streck-
eisen I, 280; et comparez une lettre de Diderot a M"« Voland, du 20 de-
cembre 1765.
Nouvelles recherches etc. 341
billets; en le eatecliisant »presqiie anssi vivement que Diderot«,
le mardi 25 octobre 11hl ^ pour qu'il allät ä Geneve avec Mme
d'Epinay, eile l'avait amene ä ecrire la lettre du samedi suivant, qui
brouilla definitivement Rousseau avec une amie qu'elle ne valait
pas; eile determine enfin sa rupture avec Diderot.
Delivre de son amour pour eile, tan quam a domino
agresti ac furioso, Rousseau eut alors trois annees belies et
calmes, les plus prosperes de sa vie; 11 put achever ses prin-
cipaux ouvrages. Le trouble recommen^a pour lui quand TEmile
fut sous presse.
La crainte d'une mort procliaine, qui avait preoccupe Rous-
seau ä plus d'une reprise, en 1737, en 1738, en 1758, revint
le rendre soucieux dans les derniers mois de 1761. II avait
mis toute son ame, ses meilleures pensees, sa plus haute Phi-
losophie dans la Profession de foi du Vicaire Savoyard.
Si la mort venait le surprendre, qu'arriverait - il de son chef-
d'oeuvre? II s'inquieta. L'impression de 1 'Emile marchait lente-
ment, et des retards inexpliques lui donnaient a penser. II se
persuade que les jesuites connaissent le mauvais etat de sa
sante, et attendent sa fin; qu'ils ont achete son manuscrit ä son
libraire, qu'ils l'aueantiront apres sa mort, ou ne le publieront
que miserablement mutile.
Nous pouvons saisir ici mieux qu'ailleurs le vrai caractere
de la folie de Rousseau: il a un esprit oü les soupgons viennent
en une nuit, comme des Champignons, et en meme temps une
extreme inertie: il ne fait rien pour decouvrir la verite; il ne
sait que s'effrayer, s'enfoncer dans ses idees noires, se nourrir
d'epouvante, et ecrire lameutablement ä ses amis pour les ap-
peler au secours. II faut alors que ses amis s'empressent, et
suppleent par leur entregent, par leur zele eclaire, ä tout ce
qui manque ä Rousseau, absolument depourvu des qualites d'un
detective.
Jean- Jacques, le 16 novembre 1761, ecrit une lettre folle
au libraire Duchesne, et fait part de son inquietude ä M. de
Malesherbes, ^) qui etait alors ä la campagne; puis, par un retour
aussi frequent chez lui que passager, il parait abandonner un
moment son idee,^) pour y revenir bientot. M. de Malesherbes,
qui avait re9u ses lettres ä la campagne, revient peu apres ä
Paris, s'informe, ne trouve rien de ce que craint Rousseau, et
^) Lettre perdue, a laquelle M. de Maleslierbes repondit le 22 no-
vembre (Streckeisen II, 417).
^) Lettre perdue, a laquelle M. de Malesherbes repondit le 24 no-
vembre (Streckeisen II, 417).
342 ^- Ritter
s'ert'orce de le rassiirer (7 decoinbre). Peine perdue: Rousseau
a une iiouvelle attaque de delire soupgonneux, et dans son trouble,
son desespoir, il ecrit ä Moultou (12 decembve), ä M^ie la Mare-
cliale de Liixembouvg (13 decembre). Celle -ci, des qu'elle re-
9oit sa lettre, va chez le libraire Duchesne, le sonde, l'interroge;
le lendemain encore, eile mande cliez eile Guy, l'associe de
Duchesne, lui fait preiidre des engagements et signer des papiers;
eile retourne l'affaire de tous les cötes, et assuree enlin que
Rousseau s'est trompe, eile terminc en lui disant — eile en
avait le droit — : »Adieu, monsieur, calmez uu peu vos esprits,
et soyez assure que personne ne vous aime plus tendrement
que moi.«
Gräce au mouvenient qu'elle s'est donne, aux soins c^ue M.
de Malesherbes prenait en meme temps de son cote,^) les im-
primeurs activent leur travail, et les epreuves affluent ä Rousseau.
Entre temps, celui-ci avait copie la Profession de foi du
Vicaire Savoyard, et l'envoyait ä Moultou le 24 decembre.
Rassure de tous les cotes, il voit enfin l'inanite de ses soup^ons;
et confiis de ce qu'il a fait, il s'en exciise. Au moins cette
fois, un des acces de sa folie put aboutir ä une entiere guerison.
Le 25 decembre 1761, tont etant termine, M. de Males-
herbes ecrivit ä Rousseau une lettre que je regrette de ne pou-
voir donner qu'en extrait:
»Je vous dirai avec toute la franchise qui vous est due, que j'ai
vu dans tous vos procedes une extreme sensibilite, un grand foud de
melancolie, et beaucoup de disposition a voir les objets du cote le plus
uoir . . . Cette melancolie sombre qui fait le malheur de votre vie est
prodigieusement augmente'e par la maladie et la solitude; mais je crois
qu'elle vous est naturelle, et que vous ne devez pas etre fache qu'on le
Sache. Le genre de vie que vous avez embrasse est trop siugulier, et
vous etes trop celebre pour que le publie ne s'en occupe pas. Vous
u'ignorez pas que vous avez des ennemis. Vous ne pouvez pas douter
que bien des gens n'imputent les partis extremes que vous avez pris
a cette vanite qu'on a tant reprochee aux anciens philosophes. Pour
moi, il me semble que je vous en estime davantage depuis que j'en ai
vu le principe dans la Constitution de vos organes et dans cette bile
noire qui vous consume. Etant assez malheureux pour voir souvent des
horreurs oü Demociite n'aurait vu que du ridicule, il est tout simple
que vous ayez fui dans les deserts pour n'en etre plus temoin.«
^) C'est par erreur que M. Streckeisen date' de fevrier 1762 deux
lettres de M. de Mulesherbes qui sont du luudi 14 et du mercredi 16 de-
cembre 1761 (Streckeisen II, 422).
I^oui'cllcii reckerihen etJ. 343
Voilä ce qui a provo(iue les Qiiatre Lettre s ä M. de
Malesherbes. EUes ne peiivcnt pas se separer de tout ce
(jiii precede, des soup9ons inscnses qui avaient assailli Rousseau,
de ses demarclies folles, de la honte qu'il avait cprouvee une
i'ois ses yeux dessilles, de son desir de se relever aux yeux
d'uii liomme qui vcnait de lui rendre un Service essentiel et de
voir de si pres les inlirmites de son esprit. II fait un plaidoyer
pro mente sua, on sait avec quel talont. — Isolez au con-
traire ces quatre lettres du reste de la eorrespondance,^) comme
l'ont fait jusqu'ici les editeurs de Rousseau; et les esprits mal
disposes les jugeront comme a fait M. Saint - Marc - Girardin
(II, 318-319), c'est-ä-dire tres injustement.
Rousseau arrive fatigue au dernier livre des Confessions,
<pii raconte son sejour daus le Comtc de Neuchatel; il est presse
d'en finir, et cette liäte visible diminue l'interet du recit. C'est
le moment de sa vie oü sa celebrite etait au comble; aussi se
gardait-on de detruire les lettres qu'il ecrivait alors. Sa corres-
pondance,") quand eile sera completee; les documents contem-
porains qui nous renseignent sur les incidents varies qne l'esprit
de parti a deligures souvent, voilä les vraies sources ä consulter
pour cette epoque de sa vie. Un excellent travail a ete public
sur ce sujet par un ecrivain neuchatelois, M. Fritz Berthoud,
dans six articles de la Bibliotlieque Universelle (1869) qui
ne tarderont pas, j'ai ete heureux de l'apprendre, ä etre reunis
en un volume.^) ,
Nous sommes parvenus au terme de ce long examen; il
est temps, et il sera facile de conclure. Dans le temps oü nous
sommes, personne ne se passionne plus pour les theories poli-
tiques ou philosophiques de Rousseau. Mais ce qui intercssera
toujours, c'est sa vie accidentee, c'est l'alliance du plus grand
talent et du caractere le plus original; c'est l'etude d'une äme
tour a tour si noble, si basse, si troublee, d'une haute intelli-
^) Pendaut qu'il ecrivivit la preiuiere (4 janvier 1762) et la secoude
(12 janvier) de ces lettres, Rousseau avait le desagreraent d'etre persecute
par Mni« de la Tour-Franqueville, qu'il n'avait jamais vue, et qui vou-
lait qu'il lui ecrivit phisieurs fois par mois. Venant si mal a propos,
cette insistauce iudiscrete exaspera Rousseau, et provoqua la repouse
brutale que j'ai deja rappelee plus haut.
*) Les meilleures editious contiennent onze ceuts lettres environ.
Eu reunissant et cn inserant a leur.s dates Celles qui sont dispersees 9a
et la, et celles qui existent encore inedites, on arriverait a accroitre ce
nombre de moitie.
^)- Voir aussi un article du Musee neuchatelois de 1865:
Jean -Jacques Rousseau a Motiers, documents officiels sur les eauses qui
motiverent son depart du Val-de-Travers en 1765, par le Dr. Guillaume.
344 E. Ritter, Nouvelles recherches etc.
gence qiü presente des symptömes de folie. L'aiitobiographie
de Rousseau a toujours ete consideree comme un de ses chefs-
d'oeuvre; mais sa correspondance a ete jusqu'ici trop mal editee,
pour qu'elle ait pu etre appreciee comme eile le merite. Une
edition critique des Confessions, et surtout une edition
soigneuse de la Correspondance de Rousseau, voilä deux täches
qui s'imposent ä l'epoque actuelle.
E. RITTER.
Marc-Monnier über die Eiitwickelung der Genfer
Literatur.
Die Literatur der französischen Schweiz hat in Genf und
Lausanne ihre Mittelpunkte. Es fehlt auch nicht an kleineren und
grösseren Arbeiten über ihre Entwickelungsgeschichte. Schon 1786
Hess der Genfer Jean Senebier eine »Histoire litteraire de Geneve«
erscheinen. Dieses dreibändige Werk beschäftigt sich natürlich
meist mit der gelehrten und der praktischen Literatur der alten Cal-
vinistenstadt. Es konnte dies ja nicht anders sein, da die schöne
Literatur der französischen Schweiz damals erst im Werden begriffen
war. Auch Lausanne, welches im achtzehnten Jahrhundert ent-
weder fremde Schriftsteller (wie Gibbon, Voltaire, Madame de
Charriere) beherbergte, oder seine Söhne (La Harpe und später
Benjamin Constant) dem Ausland schenkte, entwickelte erst im
neunzehnten Jahrhundert ein literarisches Lokalleben. Dasselbe
war der Fall in Neuchätel. Dass aber das literarische Leben
der französchen Schweiz ein organisirteres ist als dasjenige der
deutschen Schweiz, davon zeugt die Existenz der »Bibliotheque
universelle«, einer allgemeinen Zeitschrift, die schon 1796 unter
dem Namen der »Bibliotheque britannique« in Genf gegründet,
nach verschiedenen Schicksalen mit einer späteren Concurrentin,
der »Revue Suisse« von Neuchätel (1842 — 1859), verschmolzen
wurde und heute noch fröhlich fortgedeiht. Wer sich für die
Entwickelung der französischen Schweizerliteratur interessirt,
den verweisen wir auf folgende Monographien:
Amiel, Du mouvement litteraire de la Suisse romane, Ge-
neve 1849. — Gaullieur, Etudes sur l'histoire litteraire de la
Suisse fran^aise, particulierement dans la seconde moitie du
18e siecle. Geneve 1856. Der Autor war Professor an der
Genfer Academie. Seine fleissigen Forschungen haben nicht nur
viele Einzelnheiten der Vergessenheit entrissen, sondern die Cultur-
epoche auch in ihrer Gesammtheit und in ihrem Zusammenhange
aufgezeigt. — Daguet, Revue des principaux ecrivains suisses,
1857. — Verschiedene Artikel der Revue suisse und der
Bibliotheque . universelle (von Amiel, Marc-Monnier, Hör-
346 11. Breitivger
niing, Auguste de la Rive, VuUiemin, Petit-Senn, Monnard, Fros-
sard, Steinlen). — De Monte t, Dictionnaire des V^audois et des
Genevois celebres, 2 Bde. 1877. — Jeanncret et Bonliote,
Biographie neucliäteloise, 2 Bde. — Sayous, Les ecrivains
frangais hors de France, 6 Bde. — Eugene Secretan, Ga-
lerie suisse, Biograpliies nationales, 2 Bde. Lausanne 1875. —
Joel Cherbuliez: Geneve, ses institutions, ses moeurs, son
developpement intellectuel et moral. Geneve 1867. — Ro-
dolphe Rey: Geneve et les rives du lac Leman. Paris 1858. —
Eine zusammenfassende Arbeit über die Geschichte der Genfer
Dichtung und der Genfer Gesellschaft gab Marc-Monnier im
Jahre 1874 heraus: Geneve et ses poetes; s. das folg. Referat.
Die Entwickclung der schönen Literatur in Lausanne hat
Eugen Rambert, Professor am eidgenössischen Polytechnikum,
aufgeklärt. Dieser hervorragende Schriftsteller fasste Anfangs
der siebziger Jahre den Plan, die Autoren der franz. Schweiz
in einer Reihe biographischer Essais zu behandeln; 1874 er-
schien ein erster Band unter dem Titel: Ecrivains nationaux.
L Geneve, sieben Genfer Schriftsteller vorführend. Statt einer
Fortsetzung hat uns Rambert die heute bereits in dritter Auf-
lage vorliegende Biographie des Theologen und liiteraturkritikers
Alexander Vinet und diejenige des waatliindischen Lyrikers
Juste Olivier geschenkt. Letztere, 1879 erschienen, enthält so
ziemlich alles, was sich über die Entwickclung der Poesie im
Waatlande beibringen lässt. Olivier selbst begann als Roman-
tiker, erreichte seine Höhe als Natursänger seiner schönen Hei-
mat, siedelte, auf seinen Freund Sainte - Beuve und die Revue
des deux Mondes bauend, 1846 nach Paris über, kehrte nach
manchen Enttäuschungen als ein gebrochener Mann (1870) in
seine Heimat zurück, wo er bald nachher seine Tage beschloss.
Weder in dem halbdeutschen Fribourg noch in Neuchätel
sind bisher Versuche gemacht worden, die lokale Literatur über-
sichtlich zu besprechen. Bei Neuchätel wenigstens dürfte sich
die Sache lohnen. Prof. Favre, ein Mitarbeiter der Bibliotheque
universelle schreibt hierüber an Prof. Rambert: »Quant a une
histoire litteraire de Neuchätel, helas! neant! eile est encore ä
faire. Comme president du comite de redaction du Musee neu-
chätelois, je me promets bien de proposer ce sujet ä nos ecri-
vains qui sont toujours portes ä justifier leur paresse par le
manque de sujets interessants.« Hoffen wir, dass seine An-
regung ihre Früchte tragen wird!
Bevor ich über Marc - Monnier's Buch referire, möge der
Leser mir gestatten, ihm meine erste Bekanntschaft mit dem
Autor zu erzählen.
j\larc ■ Montiier ühcr die EntwkkeluHfj der Genfer Literatur, 347
Es war am Vuniiittagc des 2. Juli 187H. Die Aula der
Genfer Universität war bis zum letzten Platze ihres geräumigen
Parterres und ihrer Galerien angefüllt. Ueber Jean - Jacques
Küusseau, den Helden jenes wannen Sommertages, waren bereits
drei academische Vorträge ergangen und schon riefen die Ka-
nonen von Piain i Palais (planum i)aludiS; aus einer einstigen
Sumpfwiese zum Genfer Cliamp de Mars geworden) die er-
frischungsbedürftigen Gäste zum Riesenbankett im Bätiment elec-
toral ; — indessen das unerbittliche Programm der Universitäts-
feier hatte uns noch einen vierten Vortrag — über Rousseau's
P^influss auf Europa — zugedacht.
Da trat Professor Marc - Monnier, der Mann mit der hohen
Stirne und der klangvollen Metallstimme, an das Geländer der
Estrade, entfaltete ein Manuscript vor den Blicken der erschrockenen
Menge, weidete sich einen Augenblick an der allgemeinen Be-
stürzung und sprach:
»Meine Damen und Herren! Betrachten Sie dieses Heft
von sechsundvierzig enggescliriebenen Seiten! Es ist mein Vor-
trag. Indessen wollen Sie sich beruhigen, ich gedenke denselben
nicht zu lesen. Gestatten Sie mir einzig, Ihnen ä tonte vapeur
ein Kesume davon zu geben.«
Und nun begann eine glänzende Improvisation von etwa
zwanzig Minuten, die uns Zuhörern den heimlichen Wunsch ab-
nöthigte, es möchte dieser Redner der einzige gewesen sein.
Man hätte sein Talent und seinen Vortrag alsdann ganz und mit
aller Müsse geniessen können.
Herr Marc -Monnier, der mit so viel Geist und Grazie in'
germanischen und romanischen Literaturen verkehrt und seine
poetischen Motive hüben und drüben zu holen weiss, vertritt
schon in seinem Ursprünge die internationale Mission seines Amtes
und seiner Feder. Ist doch sein Vater Franzose, seine Mutter
Italienerin, er selbst 1829 in Neapel geboren. Die Kindheit
verlebte er in Italien, seine Studien machte er in Genf und in
Paris. Seit dem Anfange der fünfziger Jahre versuchte sich
Marc-Monnier ab und zu in der schönen Literatur, im satirischen
Lustspiele, in Lyrik und Novelle. Seit 18G3 zählt er zu den
besten Essayisten der Revue des deux Mondes. Seine Arbeiten
über Italien haben ihm den Rang eines gründlichen Kenners
italienischer Verhältnisse gesichert. Marc-Monnier ist Genfer
von amtswegen, Franzose nach Abkunft und Sympathien, Pariser
»par la gräce de l'esprit«, Weltbürger nach dem Umfange seiner
Literaturstudien.
Aus dem Reichthurae seiner Leistungen wähle ich das
schöne Buch über die Genfer Dichter, welches weit mehr hält
348 H. Breitinger
als es verspricht, indem es ein gutes Stück Geschichte der Genfer
Gesellschaft uns vorführt. Ganz neu ist es nicht mehr^ aber es
verdient bekannter zu werden. »Geneve et ses poetes du XVIe
siecle ä nos jours« (Paris et Geneve 1874), ein stattlicher und
eleganter Octavband von fünfhundert Seiten, erzählt uns in der
That die Geschichte der Genfer Dichter als- einen Theil der
Genfer Kulturgeschichte. Gleich das erste Kapitel: »Genf vor
der Reformation« bekundet diesen Charakter.
Lebendig und farbenvoll taucht sie vor uns auf, die alte
Geneva vom Anfange des 16. Jahrhuuderts, die Stadt der wilden
Kämpfe, des regen Verkelirs, des bunten und lustigen Lebens,
mit ihren See- und Landfesten, epheuurarankten Stadtmauern,
ihren Gärten und Scheunen, ihren Taubenhäusern und Wächter-
galerien, den buntbevölkerten lebliaften Strassen. Längstver-
schwundene Zeit! James Fazy und andere Kosmopoliten haben
jene Romantik der Mauern und Wälle auf immer zerstört, indem
sie aus dem Festungsterrain Münze schlugen und alle Völker in
die offene Stadt luden.
In jenen alten Gassen nun wandelte im Anfange des 16. Jahr-
hunderts der Prior Franz von Bonivard, Byron's berühmter »Ge-
fangene von Chillon« ; — keine hochpoetische, sondern eine sehr
realistische Erscheinung, wenn wir uns den Mann im Lichte der
Geschichte betrachten. Der Gegensatz darf nun nicht wundern,
denn Byron schrieb seine Legende 1816 im Wirthshause von
Ouchy, um sich die Langeweile eines hartnäckigen Regens zu
vertreiben. Marc - Monnier dagegen schöpft aus historischen
Urkunden. —
Um Bonivard's Schicksale zu verstehen, muss mau die Lage
Genfs zu Bonivard's Zeiten kennen. Im Anfange des 16. Jahr-
hunderts nämlich war Genf ein Miniaturstaat konstitutioneller Art,
verwaltet von seinem Volke, regiert von einem Bischof und um-
schlichen von einem Raubthiere, dem Herzog von Savoyen. Das
Volk lernte Front machen gegen Bischof und Herzog und be-
freite sich von beiden mit Hülfe der Eidgenossen. Bonivard nun
gehörte zur Volkspartei, obgleich er nicht Genfer, sondern Sa-
voyarde und obendrein vom kleinen Adel war. Wie war er denn
aber nach Genf gekommen"? Nachdem der junge Humanist die
Herrlichkeiten des Studentenlebens in Turin und anderswo durch-
gekostet, erhielt er 1510, im Alter von etwa 17 Jahren, das
Priorat von Saint - Victor, das heisst die Einkünfte eines am
Thore von Genf gelegenen Klosters. Bonivard verzehrte dieselben
als Weltgeistlicher mit epikuräischer Gemächlichkeit in seiner
lieben und lustigen Stadt Genf, deren demokratisclies Treiben
seiner Neigung so recht entsprach. Aber bald fand er einen
Marc-Monnier über die Entwickelung der Genfer Literatur. 349
bösen Feind im Iferzoge von Savoyen. 1519 bemächtigte sich
dieser ein erstes Mal Bonivard's und hielt ihn drei Jahre lang
gefangen. Unterdessen verschenkte der Papst seine Pfründe von
Saint -Victor; denn »Les absents ont toujours tort«. 1526 treffen
wir iinsern ruinirten Prior vorübergehend in Bern, ziemlich ent-
blösst und fast ausschliesslich mit Schuldenmachen beschäftigt.
Später finden wir ihn wieder in Genf, wo er vom Rathe eine
karge Pension empfängt. Anno 1530 irrt er bald in Savoyen bald
im Waatlande umher, diesmal auch von Genfer Feinden schwer be-
droht. Eines Tages nun, als er nach Lausanne reiten wollte, fiel er
in den Hinterhalt des savoyischen Vogtes von Chillon, der ihn auf
des Herzogs Befehl in jenem Schlosse gefangen legte. Die ersten
zwei Jahre seiner Haft waren milde, aber die letzten vier musste
er unter dem Spiegel des Sees in dem bekannten Pfeilergewölbe
verbringen. »Da fand ich solche Müsse an meiner Kette zu
spazieren, dass ich in das Felsenpflaster meines Kerkers einen
Pfand eingrub, als wäre dieser mit Hammer und Meissel ge-
schlagen. Ich vertrieb mir die Zeit mit Dichten tant en latin
qu'en fi-angais.« So viel und keine Silbe mehr erzählt Bonivard
von seiner zweiten Gefangenschaft, welche 1536 nach der Er-
oberung des Waat durch die Berner endigte. Man sieht, von
mitgefangenen Brüdern ist keine Rede. Sie sind Byron's Erfin-
dung. Bonivard kehrte nach Genf zurück, wo sich unterdessen
vieles geändert hatte.
Die alte Bischofsstadt war nämlich eben im Zuge, Residenz
Calvin's zu werden. Mit Mühe erhielt Bonivard abermals eine
Versorgung von Seiten der Stadt, für welche er gelitten hatte.
Man entschloss sich endlich seine Schulden zu bezahlen, verhiess
ihm auch eine Wohnung, sofern "er eingezogen leben, nicht va-
giren und keine allzujunge Magd sich halten wolle. Bonivard
fügte sich mit saurer Miene und lebte so noch vierunddreissig
Jahre; bei seinem Tode (1570) wurden seine Schulden zum
letzten Male bezahlt, mit seiner Bücherei eine Stadtbibliothek
gegründet.
Bonivard starb kinderlos, obgleich er in den letzten dreissig
Jahren seines Lebens sich viermal verehelichte. Seine erste
Frau vergass sich mit einem P^xmönche ; dieser ward enthauptet,
jene in einen Sack genäht und der llhone übergeben. Bonivard
selbst wurde von Calvin's Sittenpolizei fort und fort gemass-
regelt; er war eben wie Don Jose in Byron's Don Juan »a mortal
of an easy kind, oft in the wrong and never on his guard«, ein
eingefleischter Epikuräer, der im Grunde nur aus Hass gegen
den Papst Protestant geworden. In Anbetracht seiner huma-
nistischen Kenntnisse hatte mau ihn zum officiellen Geschichts-
350 H. Breitimfei'
Schreiber der Clenfe*- Reformation ernannt. — 1551 übergab er
dem Rathe sein fertiges Mannscript, aber Calvin verbot ans po-
litisclien Gründen die Drncklegnng, tadelte zndem Bonivard's
Stil als einen rohen. Allerdings ist derselbe breit nnd nnrein,
dafür natürlich, volksthümlich nnd von humoristischer Färbung.
Montaigne's gemüthlich plaudernde Lebensweisheit fliesst auch
aus Bonivard's Feder. Aber Bonivard's Gedichte, nach den von
Marc - Monnier mitgetheilten Mustern zu scliliessen, verdienen
nicht der Vergessenheit entrissen zu werden. Nach seiner ganzen
Bildung und Haltung gehört unser Mann weit mehr der Renais-
sance als der Reformation an. Marc -Monnier nennt ihn treffend
einen gezähmten und deplacirten Rabelais. Von sicli selbst
spricht Bonivard in seineu Schriften selten. Seiner sechsjährigen
Ge>fangenschaft widmet er nur sechs Zeilen. Ein Anderer hätte
sie erst lateinisch und dann noch französisch besungen. »Boni-
vard hatte die Ehre, für eine grosse Sache zu dulden, und den
guten Geschmack, sich dessen nicht zu rühmen.«
Die Reformation wollte Genf zu einer gottseligen und hei-
ligen Stadt machen. Ein kleines und kränkliches Männchen be-
herrschte sie mit der unerbittlichen Energie seines eisernen Willens
und seines genialen Geistes, füllte sie bald mit 1500 französi-
schen und 300 italienischen Protestanten, welche den ganzen
Ernst ihrer Ueberzeugung und die ganze Melancholie der Ver-
bannung mitbrachten. Was Wunder, wenn die Fröhlichkeit in
Genf einmal pausirte, wenn Vergnügen und Kunst für eine
Zeit verschwanden ? So erwuchs ein Gesclilecht protestantischer
Spartaner, das Genf bis ins 19. Jahrhundert hinein nicht ruhm-
los beherrscht hat, und das heute noch nicht ausgestorben ist.
Hier liegt die unabweisbare Grosse Calvin's und seiner Republik.
Aber der Lebenslust und ihrem Kinde, der Poesie, erging
es schlecht bei diesen Heiligen. Eine höchst pedantische Sitten-
polizei suchte auch das letzte Restchen vom alten Genfer Adam
auszurotten. Aus den Protokollen des Consistoriums führt Marc-
Monnier folgende heitere Kleinigkeiten (die tragischen Haupt-
sachen sind bekannt genug) an, die uns ahnen lassen, wie lästig
diese protestantische Inquisition dem gemeinen Manne fallen
musste.
»Jedes Mittagessen bestehe aus Fleisch und Gemüse, Back-
werk ist nicht gestattet. Die Wirthshänser sind nur für die
Fremden da. Auch der Fremde darf nur Landwein trinken.
Vor Jeder Mahlzeit hat er zu beten. Der Wirtli ist in diesem
Punkte verantwortlich. — Es werden bestraft: Mädchen, die Schlitt-
schuh gelaufen; ein Schnupfer, der wälirend der Predigt eine
Prise angeboten ; ein Greditor, der auf dem Heimwege aus der
Mare-Iforniier über die Enttvickehmg der Getifer Literatur. 351
Kirche mit seinem Debitor verhandelt; eine Dame, div. den
Prediger auf der Kanzel allzu aufmerksam angeschen; ein Bürger,
der seine Kuh Kebekka getauft; ein Stadtbeamter, der Sonntags
Violine gespielt; Bonivard, weil er mit einem Sträusschen hinter
dem Ohr herumgegangen; derselbe, weil er mit dem Psalmen-
übersetzer Clement Marot eine Flasche im Wirthshause geleert
und dabei Domino gespielt.«
Gewiss , unter solchen Verhältnissen hätte selbst einem
Goethe die Stimmung versagt. Und in der That, die Genfer
Dichtung der Reformationszeit ist fast ausschliesslich eine re-
ligiöse, ihr Hauptwerk die metrische Uebersetzung der Psalmen.
Die lehrreiche Geschichte dieser Uebersetzung hat 1873 Felix
Bovet herausgegeben. Der eben genannte Clement Marot, der
lebensfrohe Hofdichter Franz' I., ist ihr Begründer.
Clement Marot hatte seine Psalmenübersetzung noch als
guter Katholik begonnen und 1541 zum ersten Male drucken
lassen. Franz I. und Heinrich IL fanden Freude an diesen be-
llenden Liedchen, aber auch die Hugenotten fanden so viel Ge-
schmack daran, dass Marot bald für ihres Gleichen galt und
eines schönen Morgens nach Genf zu iliehen sich genöthigt sah.
Um seine Uebersetzung zu vollenden, verlangte er Subsidien vom
Consistorium, dessen Kargheit diese aber verweigerte. Calvin,
der von sich einmal behauptet: »ad poeticen natura satis eram
propensus«, versuchte sich nun selbst auf Marot's Pfade, aber
er brachte es nicht über eine »poesie de prosateur« hinaus.
Sein Nachfolger, Theodor Beza, übernahm hierauf die Arbeit
und führte sie auch zu Ende, freilich mit mehr rednerischem
Schwünge als dichterischem Geschicke. Die Zeitgenossen merkten
das gar bald. Sie pflegten den von Clement Marot verfassten
Theil weit höher zu stellen. Indessen, der Verbreitung des
Ganzen schadete das wenig, und der Genfer Psalter ward in
alle Sprachen, sogar ins Hebräisclie, übersetzt. Nachgerade
machte die rasch vorschreitende Wandlung der Sprache die Re-
visionen und theilweisen Umdichtungen Diodati's und Conrart's
nothwendig. Letzterer, ein in Paris lebender- Calvinist, ist der-
selbe, in dessen Wohnung die ersten Glieder der französischen
Academie sich zusammenfanden. Conrart's Psalmenversion ist
es, welche noch vor wenigen Jahren in allen Kirchen der pro-
testantischen Schweiz gesungen wurde.
Von Beza, welchen Montaigne unter die »guten Gesellen
der Poetenzunft« einreiht, besitzen wir auch ein religiöses Drama:
»Le sacrifice d'Abraham«, 1550 in Lausanne verfasst. Beza's
letzte, im Alter von 81 Jahren verfassten Verse singen das Lob
des Höchsten wegen Genfs Errettung am Tage der »Erklette-
352 H. Breitingef
rung (escalade)«. Was ist diese berühmte Escalade? Eine den
Feinden Genfs missglückte Ersteigung der Stadtmauern in der
denkwürdigen Nacht vom 12. December 1602, — das Ereigniss,
welches die meisten Genfer Reime erzeugt hat. Unter diesen
thut sich das Drama »Geneve delivree« von Chappuzeau (16G2)
als das bedeutendste Produkt jenes patriotisclien Motives hervor.
Auch Agrippa d'Aubigne, den berühmten Hugenotten, den
tapferen Soldaten Heinrich's IV., den Stammvater einer hervor-
ragenden Genfer Familie, zählt Marc-Monnier zu den Genfer
Dichtern. Hat er doch seine Jugend und seinen Lebensabend
bis zu seinem 1630 erfolgten Tode in Genf verbracht, sind doch
seine geharnischten Satiren, » Les tragiques « , die kraftvollste
Blüthe der Hugenottenpoesie. Aber freilich ist dieselbe nicht
auf Genfer Boden gewachsen, sie fällt in die Jahre von d'Au-
bigne's bester Kraft und gehört Frankreich an.
Andere satirische Dichtungen von weit geringerem Werthe
übergehend, wollen wir ein Wort vom Drama sagen. Vor der
Reformation waren die Genfer leidenschaftliche Theaterfreunde.
Calvin, der sonst alles wagte, wagte es nicht, ihnen diesen Ge-
nuss ganz zu entziehen. Gegen die Ansicht einiger Zeloten ge-
stattete er in langen Zwischenräumen die Aufführung eines re-
ligiösen Schauspieles. Im Jahre 1584, zwanzig Jahre nacli Calvin's
Tode, gab man in Genf zu Ehren einer Gesandtschaft von Zürich
und Bern ein allegorisches Schauspiel: »Der Schatten Werner
Stauffacher's (l'ombre de Garnier Stotfacher)« , das wohl die
älteste französische Version des Tellschusses enthält. Werner
erzählt unter Anderem:
xLa face lui pälit de crainte et de peiu-,
II ne pouvait guigner, ayant l'ceil plein de pleurs.«
Ein Zug, den Johannes von Müller vergessen hat, bemerkt spöt-
tisch Marc-Monnier.
Man weiss, wie engherzig, wie ängstlich und pedantisch
der Protestantismus im 17. Jahrhundert sich entfaltete. Das
Genfer Consistorium blieb nicht zurück; bis nach der Mitte des
17. Jahrhunderts war das Genfer Theater geschlossen. Selbst
Privataufführungen wm*den bestraft. Im März des Jahres 1681
führten die Knaben einiger Patricierfamilien Corneille's »Cid« in
der Stille einer Privatwohnung auf. Sie wurden vor das Consi-
storium citirt und auf den Kanzeln ward gegen sie gepredigt.
Noch im Jahre 1737 wurden dreizehn Babiergesellen, welche
Voltaire's Tragödie »La mort de Cesar« aufgeführt hatten, vor
jenes geistliche Gericht geladen. So hoch war die Achtung,
welche die Priester vor sich selber hegten, dass, als ein sa-
tirischer Reimer (gegen 1700) ihre Perrüken lächerlich machte,
Marc-Monnier über die Entwickelung der Genfer Literatur. 353
sie ihn mit der Erklärung entliessen, er müsse den Verstand
verloren haben, da jeder vernünftige Mensch den geistlichen Or-
nat erhaben linde. Sic hätten besser gethan, in solchen Dingen
das Zeichen einer neuen Zeit imd eines neuen Geistes zu er-
kennen.
Um 1700 vollzieht sich in der That eine grosse Wandlung
im Geiste nnserer Genferstadt. Schon die Hnmanisten des 16.
und 17. Jahrhunderts, welche in Genf als Lehrer auftraten,
die Bude, Scaliger, Estienne, Casaubon, Leclerc und später die
cartesianische Philosophie, führten modificirende Elemente ein.
Die Aufhebung des Ediktes von Nantes im Jahre 1685 trieb
8000 französische Flüchtlinge nach Genf, darunter die Tronchin,
die Sausßure, die Candolle, Bonnet, Senebier, Mallet. Aus die-
sen und andern Geschlechtern erwuchsen wissenschaftliche Dy-
nastien, die bald in Naturwissenschaft und Mathematik jene
trockene, berechnende Nüchternheit bekunden, mit welcher Calvin
den Inhalt seiner Lehre kodificirt hatte. Zwischen 1720 und
1730 entfaltet sich diese neue, epochemachende Richtung, be-
günstigt durch den Mangel an Zerstreuungen höherer und niederer
Art. Professor Amiel in seiner Geschichte der Genfer Academie
hat jene Gelehrtendynastien statistisch verfolgt, und Alphons de
Candolle glaubt constatirt zu haben, dass sich fast nie ein Dua-
lismus des Talentes in derselben Familie findet, die Anlagen
mütterlicher Seite höchst selten neben denjenigen der väterlichen
Linie sich geltend machen. So ward im dritten Decennium des
18. Jahrhunderts der theologische Geist der Calvinistenstadt von
dem wissenschaftlichen Geiste durchbrochen, und die calculirende
Genfer Raison zieht damit auf ein neues und fruchtbares Gebiet ein.
Als Voltaire im Februar 1755 Erlaubniss erhielt, auf Genfer
Boden sich ein Haus zu bauen, war der berühmte Jurist Burla-
maqui erst seit Kurzem todt, Abauzit zählte 76, der Natur-
forscher Trembley 55, Cramer und Galandrini dieselben Jahre,
Jallabert und Theodor Tronchin, Voltaire's berühmter Arzt (er
nennt ihn »l'homme de six pieds, savant comme Esculape et beau
comme Adonis«), waren 43, Charles Bonnet 36, Vernes 27, Le
Sage und Mallet 25 Jahre alt, Senebier und Saussure noch Kna-
ben von 5 Jahren. Mehrere Genfer hatten bereits die Welt ge-
sehen und neue und weite Anschauungen heimgebracht. Unter
diese zählte auch der Theologe Jacob Vernet, der 1733 an Vol-
taire die Frage richtete, ob er in seiner Uebersetzung des neuen
Testamentes »tu« oder »vous« gebrauchen solle. Voltaire ant-
wortet: »Le tu est le langage de la verite et vous le langage
du compliment.« Demselben Manne vertraute Montesquieu 1747
das Manuscript seines »Esprit des Lois« an, das auch zwei Jahre
Zschr. f nfrz. Spr. u. Lit. II. 03
354 H. Breitinger
später in Genf gedruckt wartl. — Auch die Zeitschriften beginnen
in dieser Periode. Eine »Revue italique« erscheint von 1729
bis 1734, dann ein »Nouveau Journal ou recueil litteraire« 1740,
der »Choix litteraire« von Vernes, 1755^ — 17G0. Audi in den
»Mercure Suisse« von Neuchätel, der unter verschiedenen Titeln
von 1732 — 1784 sein langes Leben gefristet, schreiben unsere
Genfer bald in Prosa, bald in Versen, besonders ein Apotheker
Tollot, über den das boshafte Epigramm cursirte:
»II fut poete, il fut apothicaire,
11 fit des vers, il en fit faire.«
Man rechne zu allen diesen neuen Elementen noch die
Fremden, die seit 1750 immer zahlreicher in die französische
Schweiz strömten, und in der Regel den höchsten Ständen an-
gehörten. Madame de Charriere , eine französisch gebildete
Holländerin, die Gemahlin eines waatländischen Patriciers, welche
seit 1767 die französische Schweiz bewohnte und durch ihre
sentimentalen Romane die Jugend der Frau von Stael beeinflusste,
— Madame de Charriere schreibt in einem Briefe, dessen Datum
Marc-Monnier leider nicht beifügt:
»Kennen Sie Plombieres, Bourbonne oder Bareges? Lau-
sanne gleicht diesen Kurorten. Die Schönheit der Gegend, un-
sere Academie und M. Tissot locken die Fremden aller Länder
an. Vornehme Engländer, französische Finanzmänner und deut-
sche Prinzen bringen unsern Wirthen, Bauern, Krämern und
Hausbesitzern Geld ein; machen aber dafür alle Andern ärmer
durch die Vertheuerung der Preise und das Beispiel ihres Auf-
wandes. An andern Kurorten bleiben die Fremden den Ein-
wohnern ferne, wir aber leben mit ihnen, wir bilden sie mit-
unter und sie verderben uns.«
So stand es ungefähr in der französischen Schweiz, als
Voltaire vor den Thoren Genfs erschien, um sich etwas später
in Ferney niederzulassen. Was lockte ihn an? Nicht die Ge-
sellschaft, sondern die Gegend, die Ruhe, die Sicherheit und die
Druckereien. Mit dem Genfer Regimente hatte er es gut vor.
»Ich will sie gottlos machen, diese Pedantenstadt, die das An-
denken ihrer Reformatoren so treu bewahrt, den tyrannischen
Gesetzen Calvin's sich fügt und an das AVort ihrer Prediger
glaubt.« So schreibt dieser moderne Satan in einem Briefe und
später in einer Satire auf seine Genfer Feinde Folgendes:
»Au pied d'un mont que les temps ont pele . . .
On voit briller la cite genevoise
Noble cite, riebe, fiere et siirnoise,
Ou y calcule et jamaisi on n'y rit,
Marc-Monnier über die Entnnckehmg der Genfer Literatur. 355
L'art de Bareme ^) est le seiil qui fleurit.
On liait le bal, on hait la comedie.
Pour tont plaisir Geuevc ji.salmodie
Du roi David las antiques concorts,
Croyant quo Dien so plalt aux niauvais vers.
Des predicants la mornc et noiro espece
Sur tous les fronts a grave la tristesse.«
Voltaire evriclitete ein Theater; drei Viertlieile der Genfer
Gesellscliaft besuchten es, Manelie spielten mit, und das Consi-
storium musste zum ersten Male seine Ohnmacht empfinden. Die
Zeiten hatten sich eben geändert; Rousseau's Einfluss beherrschte
bereits die demokratischen Regionen der untern Stadt, derjenige
Voltaire's trieb seine Wurzeln in der obern. In der Theater-
frage behaupteten schon damals böse Zungen, die Herren Pastöre
seien eifersüchtig auf ihre Kollegen: »Jalousie de metier, Jalou-
sie d'artiste!« Voltaire's Zaire wurde mit grossem Erfolge ge-
geben und Voltaire triumphirt: »Ich habe den ganzen Genfer
Rath zu Thränen gerührt, nie waren die Calviuisten so weich
geworden. Gott sei gelobt, ich habe sie dem Teufel überliefert.«
— Man weiss, wie bald darauf d'Alembert in der grossen En-
cyclopädie ein ständiges Theater in Genf verlangte, wie Rous-
seau im Namen der Tugend dagegen protestirte. Es half dies
wenig. Seit 1767 hat Genf sein ständiges Theater und seine
französischen Schauspieler. Unter seinen Theater- Directoren
finden wir auch — Collot d'Herbois; unter den Genfer Drama-
tikern — James Fazy (mit einer Tragödie von 1826). Heute
schmückt ein prächtiges, aus den Millionen des Herzogs von
Braunscliweig erbautes Theater die Stadt. Wir wünschen ihm
— bessere Schauspieler.
Auch in Genf hat das politische und sociale Trinklied, die
Chanson, eine hervorragende Rolle gespielt. Das calvinistische
Genf konnte sie nicht erzeugen, somit ist diese Form selbstver-
ständlich neueren Datums. Mit einem Schlage, so zu sagen,
wird die Genfer Chanson epidemisch, bei Gelegenheit der Wahl-
umtriebe 1734; sie begleitet sodann auch alle politischen Stürme
der vielbewegten Stadt bis zum Jahre 1795. Sie strotzt von
Persönlichheiten, welche schonupgslos die Feuermauern des Pri-
vatlebens einschlagen und bis zum Alcoven vordringen. Sie ist
ein Parteilied, das sich nach den drei politischen Genfer Lagern
des 18. Jahrhunderts scheidet. Und welches waren denn jene
Lager? Vorerst dasjenige der sogenannten Negatifs , d. h. der
aristocratisehen »Neinsager« der oberen Stadt, sodann das bür-
gerliche Lager der Representants, d. h. der Männer fruchtloser
^) Die Rechenkunst.
23*
356 H. Breitinger
Vorstellungen^ endlich dasjenige der Natifs; so nannte man die
Söhne von Niedergelassenenj welche weder Aerzte^ noch Advo-
caten, noch Fabrikdirectoren, noch Bureauchefs werden konnten.
Die Letzteren wandten sich an Voltaire, sobald dieser bei Genf
sich niedergelassen, und Voltaire galt schon damals für einen
Mann, der die Bedrückten nicht im Stiche Hess. Er verfasste
Brochuren für diese bedrängten Leute und verspottete ihnen und
sich zu Liebe die Genfer Bürgermeister und Rathsherren:
»Ces magistrats, de leur poste ennuyes,
Vivent d'honueur et sout fort mal payes.«
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts mehrten sich die poli-
tischen Brochui-en und die Chansonniers; eine in Genf angelegte
Sammlung enthält deren nicht weniger als 2500, welche fast alle
aus den siebziger und achtziger Jahren stammen. Es gibt keine
Schweizerstadt, welche in jenen Jahren ein so reges politisches
Leben aufzuweisen im Stande wäre.
Damals lebte in Genf ein Pfarrer, welcher hie und da mit
dem Consistorium (»la venerable compagnie« genannt) in Conflict
gerieth; denn auch er dichtete seine satirischen Liedchen und
trieb sehr lebhaft Politik. Nach dem Ausbruche der französi-
schen Revolution ward dieser Mann nach Paris gesandt, um dort
Genfs Interessen zu vertreten. Er befreundete sich mit Mira-
beau und redigirte für diesen mehr als eine Vorlage, sogar mehr
als eine Rede. Es ist Samuel Reybaz. Als Gehülfen Mirabeau's
kennen wir ihn heute hinlänglich, aber seine Chansons sind
Manuscript geblieben. Anders verhält es sich mit seinem Nach-
folger, Jean FranQois Chaponniere.
Chaponniere ist der richtige Bindestrich zwischen zwei
Jahrhunderten. Er lebte von 1769 — 1856. Sein Vater, Abraham
Chaponniere, ein Fabrikant von Uhreuschalen (Schalenmacher),
war mit anderen Männern »der fruchtlosen Vorstellung« in den
achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts aus Genf vertrieben
worden. Die fliegende Kolonie fand eine Zuflucht in Konstanz
am Bodensee, welches damals von Joseph IL beherrscht wurde.
Hier versuchte sich der achtzehnjährige Jean Fran9ois zum ersten
Male im Dichten. Er besang unter anderem die Geburt eines
Knäbleins seiner Verbanntenkolonie, welches dazu bestimmt war,
den schweizerischen Bürgerkrieg von 1847 in seinen Anfängen
zu ersticken, — General Dufour. Unser Dichter sollte Theologe
werden, aber er machte aus sich einen Portraitmaler und durch-
wanderte Deutschland, seine grossen und seine kleinen Fürsten-
höfe. Die Revolution führte ihn zurück nach Genf und er sah
sich bald genöthigt, im Revolutionstribunal einen unfreiwilligen
Sitz einzunehmen. An dem von seinen Kollegen vergossenen
Marc-Monnier über die Entivickelung der Genfer Literatur, 357
Blute — so hat er später nachgewiesen — hatte er indessen
keine Mitschuld.
Es folgten die Zeiten der französischen Herrschaft (1795
bis 1815). Chapouniere's Lieder aus dieser Epoche sind meist
Satiren auf die französischen Eroberer und auf ihren Kaiser.
Getragen von ihrem Refrain verbreiteten sich dieselben, wie
später Beranger's Lieder, in vielen Abschriften über Frankreich.
Auch später, unter der bourbonischen Restauration, setzte unser
Chansonnier seine satirische Arbeit fort. Jetzt galt es eine neue
Aufgabe durchzuführen, nämlich den negativen Geist des 18. Jahr-
hunderts gegen die Bourbonen und ihre Jesuiten zu schützen.
Hierher gekört ein gegen 1820 gedichtetes Lied, welches
mit dem Refrain
»C'est la faute de Voltaire,
C'est la faute de Rousseau!«
seine Strophen schliesst. Aber Chapouniere's pikanteste Leistung
bleibt das Stück: »II fallait cela«, die Geschichte eines opti-
mistischen Barbiers, welcher Cousin' s Theorie vom Erfolge ko-
misch anticipirt, indem er von 1789 bis 1815 den jeweiligen
Sieger aufrichtig verherrlicht. Chapouniere's Lieder haben Salz
und Schwung, nur fehlt ihnen fast immer die letzte Feile.
Um die originelle Gestalt dieses Mannes sammelt sich seit
1815 eine Schaar junger Dichter und Literaten, welche zwei
Gesellschaften gründen, eine poetische (societe lyrique) und eine
literarische. In diesen beiden Gesellschaften concentrirte sich
das beste Leben Genfs im Zeiträume der Restauration (1815 bis
1830). Hier walteten der Genfer Anakreon Thomeguez; Gaudy,
der Verfasser idyllischer Humoresken aus dem Kleinbürgerleben
seiner Genferstadt ; Paul Tavan von wenig Form und viel Be-
hagen; Cougnard, der erst im Jahre 1868 hochgeehrt und hoch-
betagt das Zeitliche gesegnet; der Schillerübersetzer Mulhauser;
Lombard und Mallet; der vorzügliche Sänger Lariviere; der Mu-
siker Grast und so Manche mehr. Im Punkte der Kunsttheorie
war dieser Kreis der Romantik abhold; er war, wie Beranger
in Frankreich, im grossen Ganzen der alten, d. h. der klassischen
Schule ergeben.
Chaponniere indess war noch* etwas mehr als ein blosser
Chansonnier, er war auch Politiker und Journalist. Er zählt
unter die Gründer des »Journal de Geneve«, heute noch der
bedeutendsten Schweizer Zeitimg. Sie wurde 1826 bei einem
fröhlichen Dejeuner beschlossen und wird noch lange fortleben.
— Chaponniere gelangte durch die Umwälzung von 1830 in den
Genfer Rath. Seine erschrockenen Gegner erwarteten einen rothen
Republikaner. Allein es erschien ein milder Greis, dessen ärgste
35S II- Breitinger
Bosheit darin bestand, die Karrikaturen jener Herren auf die
Rückseite seiner Sitzimgskarten zu zeiclinen. Chaponniere's aus-
drucksvoller Kopf, von Hornung gemalt, ziert heute mit so vielen
andern Genfern den Lullin-Saal der Genfer Bibliothek.
Welches war denn die Physiognomie der Genfer Gesell-
schaft während der Restaurationsperiode? Im 18. Jahrhundert
hatte Voltaire den Ton und Rousseau die Idee gegeben. Heute
wirken beide Grössen nur noch im Hintergrunde. 1815 strömen
die Emigranten auch nach Genf zurück, die einen mit englischen,
andere mit französischen Anschauungen. Wenig im Grunde fan-
den sie verändert ; denn die französische Herrschaft hatte mehr
an den politischen als an den administrativen Dingen gerüttelt. Zwei
Pictet, ein Professor und ein Diplomat, wurden Schöpfer der
»Bibliotheque britannique«, gegründet 179G, zunächst zur Verbrei-
tung englischer Ideen und Literatur. Da fanden sich ferner die
beiden Lullin, der treffliche Dumont, Mirabeau's Freund; der
Botaniker Decandolle, ein Arbeiter im grossen Stile, Wilhelm
Favre, ein receptives Talent, das die Schätze seines Wissens
nur den Freunden zur Verfügung stellte (Mme de Stael nannte
ihn ihren Gelehrten), ein Mann der immer sammelte und selten
schrieb; dann der Historiker Sismondi, der Jurist Bellot, ge-
brechlich, schwach und verwachsen, aber stets um vier Uhr
Morgens an der Arbeit; mehr als eine bedeutende Frau, vor
allen Mme Necker de Saussure, Frau von Stael's Tante, Ver-
fasserin eines Lebens ihrer berühmten Nichte.
Die Fremden fehlten jetzt weniger als je. Capo d'Istria
plaidirte hier die Sache Griechenlands, der italienische Flücht-
ling Rossi lehrte Staatsrecht an der Akademie. Oft auch sah
man da Bonstetten von Bern, den Freund der Frau von Stael.
»Unser Genf kommt mir vor wie die Welt in einer Nuss«, schreibt
er an jene berühmte Frau.
Während die naturwissenschaftlichen und staatswirthschaft-
lichen Studien in Genf einen neuen Aufschwung nahmen, leiteten
schottische Glaubensmänner eine religiöse Bewegung ein, welche
man das »Erwachen« zu nennen für gut fand. Die Gesichter
der oberen Stadt wurden länger, die Haltung steifer und die
Stimmung düsterer, während umgekehrt in den bürgerlichen Re-
gionen der unteren Stadt zwei lebenslustige Gesellschaften, die
lyrische und die literarische, sich zusammentliaten , wo das
geistige Leben des Augenblicks zusammenfloss und für beide
Stadttheile gescherzt und gelacht wurde.
Die mit 1820 einbrechende Romantik packte einige junge
Schwärmer, die auf Lamartine's und Hugo's Spuren ihr Heil
versuchten. Auch diesen Kreis führt uns Marc-Monnier in kleinen
Marc-Monnier über die Entwickeliiiiy der Genfer Literatur. 359
Bildern vor. Es sind Charles Didier und einige lieute selbst in
Genf verschollene junge Leute, denen etwas später Henri Blan-
valet sich anreiht. Unter ihnen allen hat Didier die reichste
Bahn durchlaufen, als Reisender, rolitiker und Dichter sich be-
kannt gemacht. Sein Buch über das Italien der dreissiger Jahre
(Rome souterraine) besitzt den Werth einer zeitgenössischen
Urkunde.
Seit 1830 haben sich vornehmlich Blanvalet und Petit-Senn
als Dichter hervorgethan. Blanvalet wanderte 1833 als lustiger
Student, den Tornister auf dem Rücken, nach Berlin. Auf die-
ser Wanderschaft fand er eine seiner reizendsten Eingebungen,
das Lied von der Windmühle und des Müllers Töchterlein, dessen
holdes Bild mit dem Klappern der Mühle den Jüngling noch im
Hörsaale der Universität mit Zerstreutheiten heimsucht :
»En contemplant la face bleine
De ces parleurs ä tout venant
Je pensais souvent en moi- meine
Au tic-tac du moulin a vent.
Auch ,La petite soeur', die naive Klage eines Kindes um den
entrissenen Bruder, ist unter Blanvalet's Dichtungen ein Meister-
stück. Leider musste Blanvalet, wie fast alle Genfer Romantiker,
sein Brot als Präceptor suchen. Ueber zwanzig Jahre lebte er
in der Familie Rothschild, begleitete sie ab und zu nach Italien.
Als er endlich 1854 in die Ileimath zurückkehren konnte, da
fand er nicht mehr die fröhlichen Genossen seiner Jugend und
das heitere Leben des alten Genf. Die Politik und die Demo-
kratie beherrschten auch den Humor der Neugenfer, hatten sie
zerstreut und verfinstert. Blanvalet zog sich mehr und mehr aus
der Gesellschaft zurück und starb einsam 1870.
Petit -Senn ist der letzte Dichter des alten Genf. Er hat
viel erlebt, viel genossen und lange gelebt. Im Jahre 1815
zählte er bereits zweiundzwanzig Jahre, machte die poetischen
Tourniere des klassizirenden Genfer Caveau fröhlich mit und
schmachtete dann von 1820 — 1830 mit dem Cenacle der Roman-
tiker, aber die Tagesmoden änderten wenig an seiner Originalität;
denn von 1812 bis in die vierziger Jahre hinein hat Petit-Senn seine
Hörer und Leser erheitert, sei es mit satirischen Humoresken
aus dem Genfer Gesellschaftsleben (namentlich in dem von ihm
gegründeten Witzblatte »Le Fantasque«, 1832 — 1836), sei es
mit gelungenen Versuchen ernster oder gemischter Lyrik, sei es
mit jenen Aphorismen milder Lebensweisheit, welche er »Bluettes
et Boutades<^c (Funken und Einfälle) betitelt. In Petit-Senn lebt
ein kleiner La Bruyere und ein gutherziger Voltaire. Der witzige
Dichter und der feine Moralist war zugleich ein vortrefflicher
360 H. ßreitinger, Marc-Monnier üb. d. Entwickel. d. Genfer Lit.
Mensch, der selbst auf die Gefahr hin, betrogen zu werden,
einem Jeden entgegenkam. Eines Tages erscheint bei ihm ein
Fremder und führt sicii mit den Worten ein: »Ich heisse August
Barbier, kehre nach Paris zurück und habe dermalen kein . . . «
Petit -Senn Hess dem grossen Manne die Zeit nicht, das ver-
hängnissvolle Wort zu sprechen. Er bietet ihm blitzschnell eine
Hundertfrankennote. Natürlich hatte er sich damit nicht den Autor
der weltberühmten Jamben vei'pflichtet. Petit-Senn musste es bald
genug erfahren, aber er tröstete sich mit dem Calembour: »Du
moins c'etait un auteur de crocs en lambes!«
»Von unserem Petit -Senn und seinem gastfreundlichen
Hause«, so drückt sich Marc-Momiier am Schlüsse aus, »sind
sie Alle ausgegangen, die in Genf zwischen 1820 und 1860 in
der Literatur sich hervorgethan; Carteret, unser Fabeldichter,
Blanvalet, Louis Tournier, der Kinderpoet, Amiel, der sinnige
Erfinder philosophischer Epigramme, Marc Debrit und ich selbst.«
Dann wendet er sich an den Schatten seines 1870 dahin ge-
gangenen Meisters. »So lassen Sie denn Ihrem Andenken den
Band widmen, der von Ihrem Hause ausgegangen. Sie hätten
ihn liebenswürdiger gestaltet. Ihnen aber kommt er zu, käme
er doch von Ihnen!« — Wer ein reiches Repertorium der Genfer
Gesellschaftsgeschichte , ein geistreiches Resume älterer Mono-
graphien, eine geschmackvolle Auswahl der Genfer Lyrik, eine
Fundgrube bibliographischer Nachweise zur Genfer Literaturge-
schichte sucht, dem wird »Geneve et ses poetes« die besten
Dienste leisten.
H. BREITINGER.
Kritische Anzeigen.
Französische Schulgnimmatik. Ausgabe B. (Erste Abtheilung.
Potsdam, 1877. — Zweite Abtheilung. Potsdam, 1878.)
Von A BenftCke, Director der Sophieuschule zu Berlin.
8". SS. VIll, 192 imd 164.
Die Ausgabe B unterscheidet sich in der Hauptsache nur
durch eine kürzere Passung von dem ersten Theile der Schul-
grammatik des Verfassers; ich werde daher im Folgenden Gelegen-
heit haben, hin und wieder auch auf diesen, nunmehr in 7. Auf-
lage vorliegenden ersten Theil einzugehen. Bei der grossen Ver-
breitung, deren die Benecke'schen Lehrbücher sich erfreuen, wird
man es hoffentlich nicht ungern sehen, wenn ich den 1878 in
7. Auflage erschienenen zweiten Theil der Schulgrammatik gleich-
falls gelegentlich ins Auge fasse.
Auch die Ausgabe B beginnt Benecke mit Kegeln über die
Aussprache; dieselben sind hinsichtlich des dumfen e nach meinem
Dafürhalten mit Eecht von Plötz^) bekämpft worden. Indem
ich auf Diez; Gr. I^ S. 420 — 421, Mätzner, Gr. 2, S. 10-11,
Grüner, Schulgr., S. 9, Brächet, nouv. gr. fr., S. 19 — 20, auf die
in der Anmerkung angegebene Stelle bei Plötz und auf Lubarsch,
Französ. Verslehre S. 12 — 16 verweise, gestatte ich mir im An-
schluss an die beachtenswerthen Bemerkungen des letzteren einige
Regeln vorzuschlagen, die sich vielleicht statt eines Theiles des von
B. § 2 u. § 35 Gesagten beim Unterrichte verwerthen lassen dürften:
1) Auslautendes nachtonisches e nach Cons. + l oder r lautet
(hinter der Liqu.) wie e im deutschen »Röhre«, z. B. :
(bl) etable, fable, meuble, sable, table;
(cl) boucle, racle, spectacle;
(fl) nefle, souffle, trefle;
(gl) angle, aveugle, regle;
(pl) peuple, simple, temple.
(br) arbre, libre, marbre, sabre, sobre;
^) Systematische Darstellung der französ. Aussprache. 10. Auflage,
vgl. S. 44 — 51.
362 Kritische Anzeigen. J. Herz,
(er) ancre, encre, sacre ;
(dr) prendre, rendre, vendre;
(fr) coflfre, fifre, soufre;
(gr) niaigre, negre, ogre;
(pr) apre, propre, rompre;
(tr) litre, metre, pätre;
(vr) chevre, fievre, livre.
2) Nach tönenden Consonanten {b, v, d, g, «og. weichem s und
nach z) ist nachtonisches auslautendes e stumm, so dass für die Aus-
sprache der tönende Consonant den Auslaut bildet.^) Beispiele:
(be) glebe; — bribe; — globe, lobe, probe, robe; — aube; — tube;
bombe, colombe, tronibe (vgl. il trompe); — fourbe, tourbe.
(ve) cave, grave, rave; — ieve, greve, il se leve, treve; attentive
(vgl. attentif), rive, vive (vgl. vif), salive, solive; — cuve; —
veuve (vgl. veuf); — la salve,
(de) camarade, cavalcade, grade, malade, rade; — bride, ride, stupide,
timide, vide; — antipode, mode; — etude, rüde; — amande
(vgl. amaute), qu'il entende (vgl. uue entente), qu'il fende (vgl.
uue fente), qu'il pende (vgl. une pente), qu'il perde (vgl. une
perte), qu'il rende (vgl. une rente); — qu'il fonde (vgl. une
ibnte), le monde (vgl. il monte).
(ge) cage, image, page, potage, rivage; — manege; — tige; — eloge.
(se) base, vase ; ■ — braise, chaise; — pese; — cerise; — chose, rose,
(ze) topaze, bronze, douze.
3) Auslautendes nachtonisches e ist ferner stumm :
a) nach Zischlauten und tonlosen Consonanten ;
b) nach den Liquiden. Eine Ausnahme bilden hierbei die Wörter
auf le und re, die unter Regel 1 fallen, sodann alle Wörter,
die zwar auf le ausgehen, deren l aber erweicht ist.-) Beisp. :
Zu 3a. (man vergleiche auch die unter 2 in Klammern stehenden
Wörter) :
(ace) fouace, gale'ace, glace;
(ance, ence, anse, ince) confiance, constance, enfance; — adherence,
decence, innocence ; — danse ; — minco, pince ;
(ice, oce) avarice, exercice, hospice ; — feroce, negoce, noce;
(aase, esse) chasse, classe, Hasse; — allegresse, deesse, finesse.
^) Da wir im Deutschen auslautende Ten. und Med. meist nicht
unterscheiden , wird sich für den deutschen, Med. im Ausl. zu sprechen
nicht gewohnten, Schüler, wenn er ein französisches Wort mit töneuden
Endconsonanteu aussprechen will, anfangs gerade dann ein leises Mit-
tönen des e ergeben, was, da das e in Wirklichkeit stumm ist, ihm mög-
lichst bald abgewöhnt werden muss.
'^j Nach Lubarsch nähert sich das e der unter 3a fallenden
Wörter dem stummen e, das e der zu 3b gehörigen geht nach seiner
Ansicht so gut wie völlig in das stumme e über. Die streitigen Puncte
— und das sind ja wohl nur die von Lubarsch a. a. 0. S. 12 berührten —
habe ich in Frankreich selbst zu wiederholten Malen mit gebildeten
Männern besprochen ; das Resultat einer eingehenden Prüfung war stets,
dass nur die unter 1 fallenden Wörter ein dumpfes e haben, dass aber
den zu 2 und 3 gehörigen ein stummes e zuzuschreiben ist. Wie sich
die Aussprache mancher Endungen mit tonlosem e in einem Satze, in
Folge des Zusammentreffens gewisser Consonanten, gestalten muss, soll
weiter unten erörtert werden.
A. ßcnecke : Französische Schul <jr<itamatik. 363
(e nach qu) Am^rique, Belgiquc, antique, ctique ; — perruque; —
banque, barque ; — casque, flasque ; — barbaresque ; — obelis-
que, risque.
(xe) axe, circonflexe, fixe, rixe.
(che) tache, vache, mordache ; — biche. chiche , riche ; — cloche,
poche, breche ; — bouche, farouche, mouche ; • — ruche, cruche ;
— lache, täche; — creche, fleche, seche; — manche, planche;
— arche, marche ; — perche, porche, fourche.
■ (ps) pape, pipe, Philippe, etoupe, lampe, pompe, carpe. harpe.
(fe, phe) agrafe, carale ; — coifFe, etoffe, griffe, golfe ; — epitaj^he,
Strophe, geographe, philosophc, triomphe.
(a-te, i-te, o-te, u-te, eu-te) date, Pilate; — ermite, guerite, marmite;
— jjilote, prote; — brüte, chute, dispute, flute; — erneute; —
truite, suite.
(et-te, e-te, ot-te, ut-te) assiette, clarinette, cuvette; — quete; —
flotte, hotte, motte; — hutte, lutte.
(1-te, n-te, r-te, s-te) halte, re'colte; — desceute, soixaute, honte; —
carte, j)orte, myrte; — fuueste, (je le) couteste, re.ste, veste ; —
copiste, liste, piste, puriste, poste, buste, juste.
Zu 3b:
(le) cigale; — Cecile, Emile, facile, ecole, fiole; — ridicule, Ursule;
— toile, voile; — boule, foule, moule; — aile ; — grele, mo-
dele, semeile, truelle.
(me) flamme, gamme, lame; — femme; — Rome; — gomme, homme;
— plume, enclume; — blame ; — bleme, creme, Systeme ; —
lime; — charme, lärme; — forme, norme. —
(ne) chicane, organe ; — fouine, machine, mine ; — fortune, lune,
prune; — Antoine; — haiue; — baieine, reine. Seine, veine; —
Irene, phenomene; — canne, renne, corne, urne.
(re) are, avare, barbare; — frire, navire, rire, lyre , satyre; —
Flore, phosphore; — armui'e, coiffure, doublure; — victoire,
gloire ; — faire, maire, paire ; — colere, frere, lumiere, terre,
verre ; bravoure, bourre.
In Betreff einer Anzahl der unter 3a. fallenden Wörter darf
ich wohl noch auf eine Bemerkung Benecke's in der zweiten Au.f-
lage seiner fi-anzösischen Vorschule hinweisen; B. sagt daselbst
S. 119 — 120: »Um zu bewirken, dass die dumpfe Endsilbe in
Bezug auf das dumpfe e zur richtigen, coulanten Aussprache komme,
. . . mache (ich) darauf aufmerksam, dass in dumpfen Endsilben
mit harten Consonanton (tenues), wie p und t, das dumpfe e am
wenigsten zur Geltung kommt, z, B. in jnpe, nappe, fete, patte^.
Die Worte »am wenigsten zur Geltung kommt« wollen doch nur
sagen, dass Benecke seinen Schülern empfiehlt, die Endconsonanten
der Wörter auf pe und te voll austönen zu lassen. Der eben aus
Benecke's Vorschule angeführte Satz ist in der ersten Auflage der
Vorschule und in den übrigen franz. Lehrbüchern desselben Ver-
fasser's nicht enthalten. Spricht Benecke aber wirklich sein dumpfes
e in dem von ihm genannten Worte fete mehr als in Rome,
rare, ecole ?
364 Kritische Anzeigen. J. Herz,
Unter gewissen Umständen kann ein stummes e zu einem
dumpfen e Averden. Es handelt sich in diesem Falle stets um
zwei Wörter, welche man hintereinander in einem Satze aus-
spricht. Soll dem Gesetze der französischen Sprache gemäss der
einem stummen e vorangehende Consonant eines Wortes voll aus-
tönen, so bedingt die Natur dieses Consonanten und des Anfangs-
consonanten des folgenden Wortes häufig das Antonen eines dumpfen
e, ehe der Anfangsconsonaut des ohne Pause sich anschliessenden
zweiten Wortes gehört wird. So ist in »je le conteste« das e von
conteste stumm; in »Je ne le conteste pas«- aber hört man in *con-
teste« ein dumpfes e, weil es unmöglich ist, nach dem voll aus-
tönenden t dieses Wortes ohne ein dumpfes e sofort das p von
pas auszusprechen. Ebenso ist in rocke e stumm, aber in dem
Eigennamen Rochechouart muss es dumpf gesprochen werden. In
gleicher Weise hört man ein dumpfes e in: »Chante-t-ilf«, in
»Que resulte-t-il de etc.?«; "»Le Teste de ma vie; je vous le cede
tout; il est malade d' Indigestion«.
Schon vor 20 Jahren hat Mätzner, Gr.^, S. 11 und 12,
über diese Aussprache des e gehandelt. Von Lubarsch sind a, a.
0. die Worte Mätzner's nach der 2. Aufl. der Gr. citirt.
Die übrigen Regeln B.'s über die Aussprache geben mir
keine Veranlassung, sie hier zu besprechen; ich komme daher zum
zweiten Theile meines Berichtes, in welchem ich eine Anzahl
grammatischer und phraseologischer Punkte erörtern werde.
In b\^) § 24 n. 8 und Gr. I, § 17 zu 3a muss in den
beiden Sätzchen: »7/ eut recu le ble«; »Ils eurent rej^ete les mots«,
statt des zweiten das erste PI usquamperfect stehen. — Gr, II,
S. 107 wird nur vom Vollkommen des 2. Plusquamperfects in
Temporalsätzen gehandelt. Der eben angedeutete Irrthum beweist,
dass gerade wegen der Seltenheit dieser Zeitform in Hauptsätzen
eine Bemerkung über ihre richtige Verwendung nothwendig ist.
Ueber das 2. Plusquamperfect im Hauptsatze vgl. man: Mätzner,
Gr.^ S. 327—328; Holder, Gr. S. 61—62; Brunnemann, Gr.
S. 26 — 2 7; Schifflin, Syntax S. 156; Schmitz, Gr. S. 216—217;
Steinbart, Gr. II, S. 28 and Bertram, Beiträge, S. 61 und 62. —
Das 2. Plusquamperf. ist im Hauptsatze von einem Adverb der
Zeit begleitet; zuweilen steht auch der Hauptsatz, der ein solches
2. Plusqu. enthält, mit einem temporalen Nebensatze in Verbindung
(cf. Grüner, a. a. 0., letztes Beispiel). Nach Schmitz gebraucht
*) Im Folgenden sollen der Kürze wegen die beiden Abtheilungen
der Ausgabe B mit b* und b"^, die beiden Theile der Grammatik mit
Gr. I und Gr. li bezeichnet werden.
A. Jienecke : Französische Schiägrammatik. 365
man dieses Tempus, um ein eintretendes Ereigniss als zu schneller
Vollendung gelangt darzustellen. Die folgenden Beispiele mögen
die Richtigkeit dieser Erklärung beweisen : 1) II y avait ä ce repas
quelquef! jeunes gens de Vage de Guillaume, et quelques hommes du
mien. Je retrouvai parmi les derniers nn joli gargon, fort hien
eleve, que javais rencontre avec sa femme dans deux ou trois
Salons du meilleur monde . . . J' eus hientot renouvele connais-
sance avec lui, et il me fit l'Jionneur de vre serrer la main, comme
si j'avais ete son egal (About^) p. 99). — 2) -»Habent sua fata
libelli«, monsieur, ne se trouve pas dans Horace. — De qui est
le vers alorsf dit V academicien stupefait. M. Raynouard etait
dejä loin ; mais l'aidre qui ne voidait pas perdre la piste de sa
citation, l'eut rattrajye hientot pour renouveler sa question
(Fournier, l'Esprit des autres, p. 17 — 18). — 3) Celui-ci dit alors
ä Benedicite de eurer tm puits profond de cinq cents pieds, qui
etait eomhle depuis cinq cents ans. Benedicite eut hientot fait
la hesogne (Romania VIII, 560). — [4) (hierzu vergl. Hirzel,
Gramm. ^^, S. 274, Anm.) Mais eile ne fut pas plus tot partie
qu'il entra dans le hois ; und: II n' eut pas plus tot hu qu'il
se laissa aller ä terre et s'endormit (Romania VIII, 546).]
In b\ S. 60 steht unter n. 16 folgender Satz: »Le prince
regnait heuveusement et longtemps, et possedait l'amour de ses
Sujets.« Die beiden Wörter »e^ longtemps« sind zu tilgen, wenn
das Imperfectum bleiben soll. — Die Vei'bindung von longtemps
mit dem historischen Perfect. zeigen folgende Beispiele: Investi d'un
pouvoir qui longtemp s ressemhla au commandement et im gener al
d'armee, il (le roi) n' eut en principe d' autres ministres que des
officiers auxqnels il dele guait sommairement le gouvernement de
teile ou teile province (Lacroix,^) p. 13). — Les lentilles, aicjourd'-
hui reputees si salubres, furent longtemps aussi tenues en
defiance: Selon Liehaidt elles e taten t de difficile digestion, nuisibles
(i l'estomac; elles enflaient les boyaux, offusquaient la vue,
occasionnaient des songes hideux, etc. (Laci'oix, p. 126). —
Cet art . . . fut longtemps en honneur dans les honnes compagnies
(ib. 269). — Taute cette fagon de proceder etait si ancienne que
la chose trat na longtem ps et donna Heu h heaucouj) de debats
entre les jures de la ville (Barante, bei Trautmann, ^) p. 397a). —
') About — Lettres d'un bon jeune honime . . . par Edniond About.
Deuxieme edition. Paris, 1861.
-) Lacroix = Mcßurs, usages et costumes au moyen - äge . . . par
Paul Lacroix. Quatrieme edition. Paris, 1874.
") Trautmann = Histoire et Chrestomathie de la litteiature fran-
9aise . . . par F. M. Trautmann. Leipzig, 1879 (1880).
366 Kritische Anzeigen. J. Herz,
Le hruit dura longtemj^s (Littre s. v. longtemjfs). — Ils souf-
frivent longtemps et heaucoup (S. de Sacy, bei Trautmaun p. 76a).
— Gr. II, § 116, S. 251 sagt Benecke zwar, dass das historische
Perfect bei Weiterführung der Erzählung oder zur Angabe eines
bestimmt abgegrenzten Zeitpunktes gebraucht wird; es dürfte
aber, wie der oben aus b^ angeführte Satz und die von mir gegebenen
Beispiele beweisen, ganz besonders in Gr. II, S. 251 darauf hinzu-
weisen sein, dass bei der Verwendung des historischen Perfects es
sich in -vielen Fällen um eine durch adverbiale Bestimmungen
begrenzte Dauer handelt. Vgl. Holder, p. 5 7 n. 3; Grüner,
p. 28?bb; Plötz, Syntax ^ p. 177 und Bertram, Beiträge, p. 57.
— Man durfte auch erwarten, dass Gr. II, § 1 1 6 der Unterschied der
Bedeutung von j'avais und j'euSj je savais und je sus etc. berührt
worden wäre (cf. Plötz, Synt., p. 176 Anm. und Schmitz, Gr. 209),
da Benecke schon im Elementarcursus b^, S. 14 n. 6 und S. 15,
Satz 4, 7 und 8, sodann Gr. I, § 16, S. 18 (und S. 15, Satz 4
des deutschen Stückes) den Unterschied von j'avais und j'eus dem
Schüler vorführt. Soll übrigens wirklich j'eus in der Bedeutung
»ich erhielt« bereits im Elementarcursus eingeübt werden, so sind
vielleicht Sätzchen wie »j'eus la maison, mon frere eut la lyrairie«
den von Benecke gegebenen Beispielen vorzuziehen.
In der Vorrede zur 7. Aufl. des 2. Theiles seiner Gr. erklärt
B. p. VI in Bezug auf gelegentliche Anzweiflungen einzelner seiner
Angaben: »Die Sätze, welche ich der Ac. von 1835 entnommen
hatte, habe ich auch wieder in der 7. Aufl. des Dict. gefunden«.
Die Ac. hat nun, wie B. selbst bemerkt, den vorhanden gewesenen
Stoff durchaus nicht umgestaltet; bei der Herausgabe der 6. Aufl.
des Dict. ist die Ac. sicherlich auch recht conservativ verfahren;
manche Sätze werden daher im Dict. stehen, die der Franzose un-
serer Tage in anderer Weise ausdrückt. So findet man denn hin
und wieder in Gr. I, häufiger in b^ und b^ solche Stellen, welche,
obgleich sie ganz oder theilweise der Ac. entnommen sind, mit dem
heutigen Sprachgebi'auche nicht übereinstimmen. Ich will dies im
Folgenden an einigen Beispielen nachzuweisen suchen. Gr. I, S. 125,
B, lautet Satz 3: »II faut tenir les confitures sechement«- ;
so steht in der Ac. s. v. sechement. Was B., Gr. II, S. 138 § 82
über die Berührung des Adjectivs und Adverbs auseinandersetzt,
kommt sicherlich in dem eben angeführten Satze zur Anwendung,
und man wii'd daher in demselben nach dem heutigen Sprachge-
brauche ein Adjectiv statt des Adverbs erwarten dürfen. Littre,
der in vielen Fällen die für seinen Zweck brauchbaren Sätze der
Ac. entnommen hat, Hess diesen Satz s. v. sechement unbeachtet
und wählte dafür, um die adverbiale Ausdrucks weise scharf hervoi'-
treten zu lassen, die folgenden Worte aus BufFon: »0« doit tenir
A. Hcnecke : Französische Schulgrammatik. 367
scchement et ä cotwert tous les charhonH«. — Der b\ S. 79
stehende Satz 7 lautet: -»11 joue henreusevient«. Voran geht: ^Cette
famille n'est pas heureuse«-. Da in dem Uebungsstücke, welches
diese Sätze enthält, dem gleichlautenden deutschen Worte gegen-
über die Verschiedenheit der franz. Form für Adjectiv und Adverb
geübt werden soll, so mnss in l)eiden Sätzen die Uebei'setzung
»glücklich« erwartet werden dürfen. Bekanntlich heisst aber: II
jotie heure^isement »er spielt glücklicher Weise (7iei<rei<seweni :=: par
bo7iheur)« d. h, etwa: er hat für nichts Interesse, aber er spielt
wenigstens. Unser »er spielt glücklich« wird durch ü a du honheur
au jeu, oder durch ü est heureux au jeu zu übersetzen sein (vgl. Ac.
s. V. honheur: il a du honheur tonte sa vie. Jouer avec honheur).
In b^, S. 71 lautet ein der Ac. (s. v. dent) entnommener
Satz 24 : On connait l'dge des chevaux aux dents. Nach dem
heutigen Sprachgebrauche muss y>reconnait« stehen. Heute würde
man auch in dem ebenfalls der Ac. entlehnten Satze 16 in b^,
S. 129: »Je connus bien ä sa demarche qu'il avait quelque
chose qui l'agitait« besser »je re connus ä sa d.«- sagen. In
früheren Sprachperioden verwandte man das Zeitwort connaitre
häufig in solchen Fällen, wo man jetzt reconnaitre verlangt. So
heisst es in der Chanson de Roland (ed. Müller, 3. Ausg.) v. 3566:
L'uns conuist l'altre as kaltes voiz e cleres.
Gautier übersetzt dem Sinne nach: IIs se reconnai ssent
Tun Vautre ä leurs voix- claires et hautes. — In Aucassin und
Nicolete (ed. Suchier) steht 10, 73: »Ene conissies vos que je vos
ai pris?« A. Bida übersetzt: »A^e r econnaissez-vous jyas que
vous etes mon prisonnier .^« — In der Ausgabe Villon's von Jannet
steht S. 160 die reflexive Form von connaitre, wo, wie Jannet
selbst im Glossar angibt, heilte »reconnaitre« anziiwenden ist. —
Sprichwörtliche Redensarten haben, wie es ja stets der Fall ist, die
alte Form behalten. Das in der Ac. s. v. ceuvre angeführte Prov.
A Tceuvre on connait Vouvrier finden wir schon unter XLIII, 40
in den von Mätzner herausgegebenen afr. Liedern. Vgl. auch: ä
l'ceuvre on connait l'artiste; — ä l'ongle on connait le lion. —
Zu beachten ist noch, dass statt: Voiseau se connait aux plutnes
oder on connait Voiseau au plumage man heute auch sagt : On
reconnait Voiseau ä ses plumes. Die Ac. selbst gibt Redens-
arten an, welche für die oben aus b^ angeführten Sätze die nöthigen
Anhaltspunkte bieten; man findet s. v. reconnaitre: Je Vai re-
connu ä sa demarche, ä sa voix. J'ai reconnu ma voiture au
hruit qu'il faisait. Je Tai reconnu au portrait que vous m'en
avez fait u. s. w. s. v. allure: Je le r econnais ä son allure
(Littrö: On reconnait certaines gens (i leur allure).
In b', S. 128 beginnt Satz 2 mit den Worten: Colin-maillard
368 Kritische Anzeigen. J. Herz,
s'appelle une sorte de jeu oü l'un des joueurs, que Von appelle
colm-maillard, a les yeux bandes. In der Ac. findet man: Colin-
Maillard. s. in. Sorte de jeu oü l'un des joueurs que Von appelle
colin-maülard, a les yeux hande's. Die Art und Weise, wie Benecke
seinen Satz aus den Worten der Ac. gebildet hat — zwischen
Colin-Maillard und Sorte de jeu sind die beiden Wörter s'appelle
une eingeschlossen worden — ist nicht zu billigen; entweder musste
es heissen: Le jeu de Colin-Maillard est un jeu (une sorte de jeu)
oü, oder, trotz des alsdann zweimal vorkommenden on appelle viel-
leicht noch besser: On appelle Colin-Maillard (une sorte de jeu,
oder) un jeu oü Vun des joueurs, que Von appelle colin-maillard,
a les yeux hande's. — In b^, S. 61 lautet der der Histoire grecque
von Duruy entnommene dritte Satz: (Pisistrate) fonda la premiere
hihliotheque quon ait vue en Grece, et fit ce que nous appellerions
wie p)i'^'>niere edition des ceuvres d' Homere. In b"^, S. 101, Z. 10 — 11,
steht in einem zusammenhängenden Stücke : il posseda hientöt dans
toute sa pUnitude cette formidable science quon apj)elait alors
theologie. Die Worte aus Duiiiy bilden im Uebungsstücke einen
für sich bestehenden Satz, während er in der zusammenhängenden Dar-
stellung (Histoire grecque p. 55 — 56) noch näher erläutert wird.
Selbständige Sätze, wie der b^, S. 61 gegebene, zeigen nun aber
durchweg den bestimmten Artikel; in französischen Sätzen, wie
der aus b- angeführte, ist dagegen die Auslassung des bestimm-
ten Artikels, wie sie im Deutschen stattfindet, sehr auffallend.
Um den Sprach gebi'auch von appeler zur Anschauung zu
bringen, gebe ich zur Vervollständigung von Gr. 11, § 25 eine
Anzahl Beispiele, welche hoffentlich zur Genüge beweisen, dass der
Franzose den bestimmten Artikel nach appeler gewöhnlich dann an-
wendet, wenn die Benennung sich auf genau bezeichnete und be-
stimmte Personen oder Sachen bezieht.
1) Der bestimmte Artikel nach appeler : Les fils et les filles
ont le meme nom que le j^ere; c'est ce quon appelle le nom de
famille (Br. ^) p. 17). — Toutes les pieces ou chambres qui
s'appuient sur le sol forment ce quon appelle le rez-de-chaussee
(Br. p. 34J. — . . . le cultivateur qui s''occupe de la ferme . . .
on V appelle le fermier (Br. p. 41). — Cest le grand cercle qtion
appelle Vhorizon (Br, p. 58). — Ce n'est pas le travail isole, ce
n'est pas non jjIus la manufacture, cest ce que Von appelle pro-
prement la fabrique (J. Simon, '^) p. 28). — Oü sotit-elles ... ces
cabarets tristement celebres qu'en langage d^atelier on appelait la
barrieref (J. Simon, p. 134). — Ce curieux ononument quon
^) Br. = Braud, les premieres lectures courantes. Paris, 1870.
^) J. Simon = L'ouvriere par Jules Simon. Quatrieme ed. Paris 1862.
A. lieneckc : Französische Schul graunvatik. 3G9
appelle la Sorbonne (Janin^) p. 56). — Cette muUitude que M.
Thiers a'ppelait la vile mulütude (About p. 337). — iJhistoire
latine de la croisade, celle que noiis appellerions volontiers Vlüstolre
officielle, commence poM>" nons avec le recit d'un temoln ocnlalre
(Pigeonneau, le cycle de la croisade de la famille de Bouillon p. 25.
Saint-Cloud 1877).
2. Der bestimmte Artikel nach s'appeler und etre appele:
La pi^ce qui ne conüent pas de Ut et oü Von regoit les visitenrs
s'ajjpelle le salon (Br. p. 37). • — La j)iece oü Von pveiyare les
mets, les choses destinees anx repas s' appelle la cidsine (ib.). —
Jja maison oü le maire se rend pour s'occuper des affaires de la
commune s'appelle la mairie ou maison cornmunale (Br. p. 43). —
Ce cote de Vhorizon s'appelle le levant (Br. p. 58). — Le derriere
du cräne s'appelle Voccijnit (Br. p. 72). — Les deux hords de la
bouche s'appellent les levres (ib.) — On a jjretendu que le jeu
de d^s s'etait appele le jeu de Dieu (Lacroix, p. 254). — Ces
epo2)ees primitives . . . qui s'appellent l'Iliade et V Odyssee (Albert, )
p. 7). — Jja partie de la journee qui s^ecoule depuis la clarte
du jour et meine avant jusqxiä midi, s'appelle le matin, et celle
qui s'ecoide apres midi est apjyele'e le soir (Br. p. 56).
3. Unbestimmter Artikel und Th eilnngsartikel nach
apjjeler, s'appeler und etre appele: Devant ces maisons se trouve
Wiespace vide, une route, qu'on appelle une rue, pour le passage
des allants et des venants (Br. p. 43). - — Ijorsque le marche est
couvert par une toiture, on V appelle une halle (Br. p. 46). —
La duree de cent ans est ce qu'on appelle un siede (Br. p. 71). —
La Chanson de Roland est ce que Von apjyelle une chanson de
geste (Albert p. 6). — C'etait ce quon appellerait aujourdliui
un libre penseur (Albert p. 122). — M. de Chingru, sans j^^'o-
fession avouee et sans domicile connu, est ce qu'on aiypeUe vulgaire-
ment une peste d'atelier (E. Abont, bei Trautmann p. 465a). —
Tu dis que la duree du tic tac s'ajyjyelle une seconde (Br. p. 50). —
C'est lä qu'il renferme ses instruments de peche, qu'on appelle
aussi des eng ins de peche (Br. p. 33). — de petites betes qu'on
appelle des vers (Br. p. 27). — les secondes (ouvrieres) , qui
remplissent une täche difßcile et importante, s'appellent des ren-
troyeuses (J. Simon p. 117). — Godard m'apprit que ces jetons
d'argent sans marque, ni rien, s'ajJpelaient des flans (Aboat
p. 53). — Apres les ^9er.90)me.s- , les etres qui sont animcs,
c'est- ä-dire qui ^^ewt!^??^ se remuer et changer de ^;/<7ce par eux-
I ') (.Tanin). L'!^te a Paris. Paris chez L. Courmcr.
j -) Albert = La litterature lVan9aise des origines au XVTI*= siecle
: par Paul Albert. Paris. 1872.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. 04
370 Kritische Anzeigen. J. Herz,
onemes, sont apj)eUs des animaux (Br. p. 19). — Les logements
plus petits que les hotels sont appeles des aiiherges (Br. p. 39).
4. Fehlen des Artikels nach appeler, s'appjeler und etre appele:
On apjjelle encore cahane le petit logement d^un gar de de nuit
(Br. p. 33). — Elle (la petite maison) est grossierement hätie;
la toiture est couverte de chaiime . . . C'est pour cela qu'on
l'appelle chaumiere (Br. p. 83). — la porte prineipale . . .
recoit le nom de portail. On l'ajypelle aussi porte cochere
(Br. p. 36). — • II y a, pour faire l'office divin, un homme choisi,
pieux et instruit, qu'on appelle pjretre ou eure pour l'eglise,
ministre pour le temple, et r abbin pour la synagogue (Br. p. 44).
— On appelait droit d' aubaine la redevance que les marchands
etaient ohliges de payer (Lacroix p. 35). — vers la fin du quator-
zieme siede on aj)pela tourte ou tarte la pätisserie renferrtiant
du laitage, des herbes, des fruits ou des confitures, et pdte celle
qui enveloppait une chaire puelconque (Lacroix p. 1 73). — Je j^ris
tout doucenient le chemin de la place Louis XV qu'on appelle
place de la Concorde depuis que Louis XVI y fut guillotine
(About p. 294). — Comme ils (les animaux domestiques) ont
quatre ptieds , on les ajyj^dle quadrupedes (Br. p. 23). — Ils (les
oiseaux) n'ont que deux pattes ou pieds, et j^oiir cela on les
appelle bijjedes (Br. p. 23). — Tons les notables du pays, sauf
pourtant M. le maire, prennent part ä ce commerce. On ne les
appelle pas marchands , mais amateur s (About p. 276). —
Toide ^^ensee formidee s^ appelle prop>osition (Saillet, ti'aite
d'analyse logique, p. 4). — une deuxieme soupape qui s'apj^elle
liberte municipale (About p. 353). — Cette premiere ojjeration
s' appelle louvetage (J. Simon p. 106). — Ces institutions
s' app)elleront- elles lycees^ afhenees, conservatoires ? (Legouvö, la
femme en France [Paris, 1873], p. 43). — Les premieres ouvrieres
s* airpellent enoueuses, epinceteuses, nopeuses, suivant le pays (J. Simon
p. 11 7). — La maison ou demeure le pretre ou eure de la
paroisse est appelee presbytere; on dit aussi la eure (Br. p. 45).
— ils (les poissons) ont, de chaque cote du corps ^ des memhres
plats et minces appeles nageoires (Br. p. 20).
Noch einige Stellen des Elementarcursus sind hinsichtlich der
Verwendung des Artikels zu besprechen. Der b^, S. 115 unter
n. 23 stehende Satz: Une tortue porte sa maison avec eile sur son
dos beginnt besser mit dem bestimmten Artikel; man vgl. darüber
die von Benecke Gr. II, § 19, S. 32 — 33 gegebenen Regeln,
die auch die nöthige Erklärung zu einem Theile der oben zu appeler
angeführten Beispiele liefern. — Der Anfang eines nach La Fon-
taine I, 5 bearbeiteten Lesestückes, b\ d. 169, lautet: Le loup
qui navait que la peau et les os, rencontra jyar hasard un chien
A. Jienecke : Franzfisische Schvlgrammatik. 371
(]ui etait gros et gras. Ces deux anhnnux s'arreterent etc. Dem
Doraonstrativum ces am Anfange des zweiten Satzes ist der bestimmte
Artikel vorzuziehen, also: Les denx animaux s'arreterent. — Ebenso
ist im Lesestücke b\ S. 177, Z. 3 v. u. statt mais ce heros wol
besser viais le heros anzuwenden. — Die Lehre vom Artikel ge-
hört ohne Zweifel zu den schwierigsten Theilen der franz. Gram-
matik. Einige neue Beispiele zu Gr. II, § 19, S. 32-33 sind vielleicht
nicht ohne Werth. Die Methode, nach welcher Seeger in seiner Syntax
des mehrfachen Satzes, vorzugsweise aus Regnier's Uebersetzung von
Schiller's Werken die Belege wählt, wende ich im Anschluss an
einige Stellen aus Goethe's Wilhelm Meister auf die Lehi-e vom
Artikel an, indem ich zwei verschiedene Uebersetzungen , die eine
von Porchat (= P), die andere von Theophile Gautier Fils (= G),
dem Goethe'schen Texte (nach der Ausgabe in 40 Bänden von 1855)
vorangehen lasse. Absichtlich wähle ich, soweit es möglich ist,
solche Beispiele, in welchen die Uebersetzer fast ganz übereinstimmen;
denn gerade dadurch wird es auch klar, dass in vieleii Fällen eine
doppelte Auffassung seitens der Franzosen nicht stattfindet.
1) Des Images et des imj)ressions qui nous dirigent vers
Dien , noiis en trouvons dans les institutions religieuses, dans l e
son des cloches, l'harmonie de Vorgiie et du chant, et surtout les
discours de nos predicateurs (P. 379). — Les Images et les
impressions tendant vers Dieu , nous les trouvons dans les cere-
monies religieuses, les cloches, les orgues, les cantiques et surtout
les discours de nos predicateurs (G. 450). — Auf Gott zielende Bilder
und Eindrücke verschaffen uns kirchliche Anstalten, Glocken, Oi'geln
und Gesänge und besonders die Vorträge unserer Lehrer (XVU, 141).
2.) II avait etdbli (Gautier designe) deux ou trois marechaux,
si je 2^uis-les nommer ainsi. Vun etait charge de pourvoir aux
plaisirs de la jeunesse: la danse, les promenades en voiture, les
petits jeux etaient de son ressort et se trouvaient sous sa direction
(P. 385-386). — ... L'un etait charge des plaisirs des jeunes
gens: les danses, les promenades, les petits jeux etaient remis
ä son Imagination etc. (G. 458). — Er hatte zwei bis drei Mar-
schälle, wenn ich sie so nennen darf, bestellt; der eine hatte für
die Freuden der jungen Welt zw sorgen: Tänze, Spazierfahrten,
kleine Spiele waren von seiner Erfindung, standen vmter seiner
Direction (XVII, 149).
3) Les longues reflexions , repliqua Lothaire , prouvent
d^ordinaire qxüon ne connatt pas hien Taffaire dont il s'agit, les
actions precipitees qu'on ne les connatt 2>as du fotd (P. 412). — Les
longues reflexions, repondit Lothaire, indiquent generalement quon
ne possede hien le sujet dont il s'agit; V execidion jirtcipitee, quon
Vignore entierement (G. 489). — Lange Ueberlegungen, ver-
24*
372 Kritische Anzeigen. J. Herz,
setzte Lothario, zeigen gewöhnlich, dass man den Punkt nicht im
Auge hat, von dem die Rede ist, übereilte Handlungen, dass
man ihn gar nicht kennt (XVII, 184).
4) 0 man ami, cest le defaut principal des homiaes civili-
ses de sacrifier tout ä iine idee, et de faire peii de cliose ou rien
pour Ja realite (P. 413). — 0 mon ami, continua Lotliaire, cest
Ja lyrincipale faute des gens cnltives, de diriger tout vers une
idee, rien ou jyeu de chose vers un objet (G. 490). — 0, mein
Freund, fuhr Lothario fort : das ist ein Hauptfehler gebildeter
Menschen, dass sie alles an eine Idee, wenig oder nichts an einen
Gegenstand wenden mögen (XVII, 185),
5) C^est pourtant la seule manih'e dont on puisse elever
les enfants , repliqua Jarno (P. 421). — II nUj en a cependant
pas d'autre pour elever les enfants, re'jjliqua Jarno (G. 499). —
Können wir doch Kinder nicht anders erziehen, als auf diese
Weise, versetzte Jarno (XVII, 194).
Das vierte Beispiel aus Goethe zeigt sowol bei P. als bei G.
den bestimmten Artikel, wo im Deutschen der unbestimmte
angewendet ist; in dem oben aus b^, S. 115 angeführten Satze
lag die Verwendung des bestimmten Artikels für das Französische
noch viel näher. Die unter 1, 2, 5 und 6 angeführten Stellen
lehren, dass der Franzose den bestimmten Artikel oft gebraucht,
wo wir, wenn wir vom Deutschen ausgehen, den Theilungsartikel
anzuwenden geneigt sind.
Den Artikel im partitiven Verhältnisse behandelt Benecke
schon ziemlich ausführlich in seinem Elementarcursus, sowol in b^
als in Gr. I. Ob die daselbst gegebenen Beispiele französischen
Autoren entnommen sind, habe ich nicht festzustellen vermocht;
ich will indess auf einige Sätze eingehen, in welchen die Verwen-
dung des Theilungsartikels auffallend erscheint. Gr. I, S. 32 lautet
der erste Satz: Des jeux et des promenades, de Vetude et de la
priere, tout etait en commun entre le frere et la seeur. Das mag
so in einem zusammenhängenden Stücke vorkommen; aber, wieder
Satz hier steht, erwartet man den bestimmten Artikel. Man vgl.
Holder, p. 176, Zusatz 1; die dort für den Singular gegebene
Regel, dass der Franzose gern den Begriff verallgemeinert oder sich
als bestimmt denkt, gilt auch in vielen Fällen für den Plural; bei
Holder selbst enthält das letzte seiner drei Beispiele einen Nom.
pluralis. —
In dem Gr. I, S. 34 gegebenen vierten Satze: II aspire ä des
honneurs et ci des dignites ist gleichfalls der bestimmte Artikel
dem Theilungsartikel vorzuziehen; so steht a) bei About p. 65:
cette education dassigue qui eonduit ä la fortune et avx honneurs;
h) Ac. s. V. asjnrer: asjiirer aux honneurs. — Der auf derselben
A. .Benecke : Französische ■'ichuhjrahiin<(tik. 373
Seite in Gi*. I steheade Satz 9 : Les magasins dans les etayen
superieurs etatent destines ä des niodes et ä des nouveautes würde
auch besser einen vom Verbum reserver abhängigen Dativ des be-
stimmten Artikels enthalten ; man ersetzt dann vielleicht die Worte :
Les magasins dans les etages s. durch: Les magasins des Hages s.
— b^, S. 36 n.- 6 heisst es: Vous n'etes pas raisonndbles, m&s
amis, d'en ^yenir ä des reproches et ä des injures. Man findet
in der Ac. und auch bei Littrö s. v. venir: en venir aux re-
proches, aux menaces, aux grosses jjaroles, aux coups, und so
ist auch in dem oben angeführten Satze der Dativ des bestimmten
Artikels anzuwenden; vgl. noch Sachs, Wb. I, 1593b: Hs en vin-
rent aux menaces. Auch die beiden folgenden Beispiele aus den
genannten lieber Setzungen von Goethe's Wilhelm Meister geben den
bestimmten Artikel, wo im Deutschen kein Artikel steht und wir
vielleicht, insbesondere im ersten Beispiele statt des bestimmten
Artikels (Gautier hat hier den Singular), den Theilungsartikel im
Französischen erwarten: 1) Les historiens et les poetes voudraient
hien nous persuader qu'une si glorieuse destinee p)eut etre Celle de
l'homme (P. 243). L'historien et le poete nous persuaderaient
volontiers que cette noble conduite est Vapanage de Vhomme (G. 287).
Geschichtschreiber und Dichter möchten uns gerne überreden,
dass ein so stolzes Loos dem Menschen fallen könne (XVI, 306).
2) mais, quand vous etes en commerce avec le monde, je vois en
vous cet komme enfant, ^j?'e?«.ier-we de la creation qui contemple,
avec une singuliere admiration et une honte d'äme edifiante, les
lions et les singes, les moutons et les elepliants (P. 246j. —
mais, lorsque vous vous trouvez en contact avec le monde, vous
me rappelez le premier-ne, tenfant de la creation qui contemple
avec im singulier etonnement et une edifiante bienveillance les lions
et les singes, les moutons et les elephants (G. 291). — wenn Sie
dagegen mit Leuten umgehen, sehe ich in Ihnen gleich das erste,
gross geborne Kind der Schöpfung, das mit sonderlicher Verwun-
derung und erbaulicher Gutmüthigkeit Löwen und Affen, Schafe
und Elephanten anstaunt (XVI, 309 — 310). — Man vgl. noch
die interessante historische Notiz über den Theilungsartikel in: Le
seizieme siecle en France par Darmesteter et Hatzfeld, Paris 1878,
p. 255—256, § 149 u. § 150. —
Schon oben habe ich gelegentlich auf einige Sätze der Lese-
stücke eingehen müssen. Unter allen prosaischen Stücken in b^,
S. 165-180 sind wohl nur| die mit 1, 5, 7, 9, 10 und 18 be-
zeichneten unverändert beizubehalten ; es ist wünschenswerth, dass
die übrigen Nummern durch anderen Lesestoff ersetzt werden.
Die zweite Abtheilung der Ausgabe B enthält als Hauptbe-
standtheil »die unrcgelmässigen Verben mit bezüglichen Uebungs-
374 Kritische Anzeigen. J. Herz,
stücken«. Benecke hat sich hier durch sorgfältige Berücksichtigung
der Phraseologie auch um den praktischen Theil des Unterrichts
ein Verdienst erworben. Hinsichtlich der Beispiele ist nun aber
ganz besonders darauf zu halten , dass nichts gegeben werde, was
dem heutigen Sprachgebrauche fremd ist; es scheint mir, als ob m
dieser Beziehung nicht überall mit der nöthigen Vorsicht verfahren
worden sei. — In b'-^, S. 4 und Gr. I, 234 steht bei faillir nach
der Ac. : Le cceur me faut; man sagt heute : Le cceur me manque.
Auch in dem ebendaselbst stehenden Satze der Ac. : Cet ami ne lui
faudra pas au hesoin muss faillir durch manquer oder faire defaut
ersetzt werden. Vgl. Littre, III, 430b, Z. 8 v. u., Sachs Wb. II,
358h; ferner z. B. G. Sand, Horace, Paris 1853, p. 200: car il
faut bien Vavouer que, sans eile, le diner eüt souvent fait defaut.
— Die Beispiele zu ou'ir (b^, S. 21) sind gleichfalls der Ac. ent-
nommen; für den heutigen Sprachgebrauch würde der Satz il est
las de vous ou'ir causer genügen; in den übrigen mit ou'ir gege-
benen Wendungen gebx-aucht der Franzose jetzt durchweg eiitendre.
— Das Beispiel c zu clore (b^, S. 21) bliebe besser weg: heut-
zutage gebraucht man in diesem Falle lieber fermer; vgl. Sachs,
Wb. II s. V. schliessen. — In b'^, S. 6 oder S. 34, jedenfalls aber
Gr. I, S. 218 oder S. 253 konnte auf die Redensart je le veux
hien =■ ich bin es zufrieden, ich bin damit einverstanden, das gebe
ich zu, schon der Leetüre wegen hingewiesen werden. Ich gebe
einige Belege für diese Redensart: Les anciens Gaulois, je le
veux b ien, avaient la meme nature d' intrepidite (Gautier'), p. 25).
— Que de tels faits se soient passes au midi, je le veux bien
(ib., p. 144). — Ce n'est pas obschie, je le veux bien, mais, ä
coup sür, c'est sensuel (ib. p. 52 7), — Les abus sont assez rares,
je le veux bien (About, p. 355). — Ohne bien: Notre siede
est un grand siede, je le veux, mais c'est un siede mal eleve
[Legouve, les deux politesses (im Anschluss an: la femme en France)
p. 169]. — Statt des b'^, S. 45 stehenden courir sur le mardie
de qn. (Ac.) gebraucht man jetzt viel lieber (cf. Ac. s. v. brisee)
courir sur les brisees de qn. — b^, S. 50 steht neben »diese
Farbe hält sich (geht nicht aus)« nach der Ac. und nach Littre
Cette couleur se soutient. Heute aber sagt man : 1 . (cf. Sachs s. v.
echt) la couleur ne deteint pas. 2. (cf. Plötz, Voc.'\ S. 103)
eile ne passera pas, oder auch 3. (Belege weiss ich nicht beizu-
bringen) cette couleur resiste, cette c. est resistante; vgl. auch
Mozin-Peschier IV, 827b. u. c. »diese Farbe hält sich nicht = cette
*) Gautier — Les Epopees francaises par Leon Gautier, I'. Paris,
1878.
A. JJenecke: Fnmzösische Schuhjrainiuatik, 375
Couleur se conserve mal, .v altere ou passe promptenwnt« . — In
b'-"", S. 43 gibt Benecko als Beispiel zu venir voir den Satz: Quand
nous viendrez-vous voirf«- Der Franzose sagt aber heute ohne allen
Zweifel im vorliegenden Falle : Quand vlendrez - vous nous voir f
Ich verweise hinsichtlich dieser Stellung des Pronomens auf Plattner's
Abhandlung in Herrig's Archiv LXII, p. 202 — 204. Mit Recht
lieisst es daselbst, dass in gewissen Fällen das Ohr entscheiden
muss. Man wird daher, falls das Verbum finitum nicht einem der
Zeitwörter voir, entendre, envoyer, sentir, laisser, faire angehört,
das Pronomen in der Regel am besten vor den Infinitiv setzen.
Wie sorgfältig der Franzose bei anderen Verben in diesem Puncto
auf den Wohlklang achtet, mögen einige Beispiele zeigen: About,
1. c, sagt: 1) S. 120 Ton. parrain m''est venu voir aujourd'hui
avec son fameux rhumatisme. 2) S. 379 M. Dupanloup viendra
nous voir de temps en temj)s. — In »La Dame aux Camölias« von
Alexandre Dumas Fils, Paris 1866, findet man: 1) S. 66 Je laissai
un mot chez lui le priant de me venir voir des son arrivee. —
2) S. 56 Permettez-moi de revenir vous voir. — 3) S. 68 vos
amis viendront vous voir. — S. 119 Je crois que vous vi'auriez
fort mal regit si j'etais venu vous voir. — Benecke selbst gibt
Gr. II, § 52, S. 94, Z. 16—22 die nöthige Richtschnur für un-
seren Fall; vgl. übrigens Darmesteter und Hatzfeld a. a. 0., Seite
299 — 300, besonders die Worte S. 300: Toutefois l'usage ancien
se retrouve encore chez quelques ecrivains qui afifectent l'imitation
de nos classiques, et mßme il est obligatoire avec les six verbes
suivants : voir, entendre, envoyer, sentir, laisser et faire. Cette
tournure est encore obligatoire dans les cas oii le sujet de Pinfinitif
est exprimö avec les verbes croire, dire, penser, savoir. Je vous
savais etre ici et non je savais voiis etre ici.
Unter den Redensarten zu faire, welche die Wittei'uugsver-
hältnisse betreffen, b^ S. 85 und Gr. I, 283, steht auch: il a fait
tantöt un (jrand coujy de vent und il a fait un grand coup de
tonnerre; in beiden Sätzen ist statt il a fait de Wendung mit il
y a eu gebräuchlich. —
In b^, S. 85 und Gr. I, 283 fehlt eine Bemerkung über
»machen in Verbindung mit einem Adjectiv«. Die b^, S. 74 Anm.
stehende Regel über »machen = rendre« ist anders zu fassen, wie
folgende Beispiele beweisen : J'aime la France, et tout homme qui
la fera g ran de au dehors, j^'i^oj^ice au dedans, est sür de mon
appui (About, p. 194): — Ces liommes . . . qui croient avoir fait
une nation grau.de, parce qtiils l'ont faite active, amhi-
tieuse et vaine: je les nie, je les raie de mon tableau (George
Sand, lettres d'un voyageur. Paris, 1853, p. 299). — Ses cheveux
etaient poudres avec soin, quoique le temps les eüt faits plus
376 Kritische Änzeiijen. A. Benecke,
hlancs que la poudre. (Aboat, p. 33). — Oxd, monsienr, le cid
ijiafait grand et hon (G. Sand, Horace, Paris, 1853. p. 17).
Zur Phraseologie von aller in Gr. I, 256 — 257 und b-, S.
35 — 36, wäre ein kleiner Zusatz »über das in verschiedenen Zeit-
formen vor Infinitiven vorkommende etre statt aller« mit Rücksicht
aiif die Leetüre vielleicht angemessen. Littre, s. v. etre, p. 1532b,
spricht zwar gegen diesen Gebrauch von etre: die häufige Verwen-
dung desselben statt aller kennt aber jeder, der in Frankreich ge-
lebt hat. In den beiden folgenden Beispielen wird etre statt aller
vor den Infinitiven chercher und voir gebraucht: 1) Hirondelle
voyafjeuse, tu as et 6 eher eher en Afrique le printernjjs, quin'arri-
vait pas assez vite ä ton gref 2) J'ai ete voir la chevre; eile
n^a üoidu manger ancune des herbes que je lui offrais (G. Sand,
lettres d'un voyag., p. 308 u. p. 314). — Vor dem Infinitiv cacher
steht das Plusquamperfectum von etre im folgenden Satze: Je
comtnencai ä croire qu'elle avait ete cacher loin de Paris im
siiicide, ou tout au moins une maladie grave, une mort douloureuse
(G. Sand, Horace p. 2(32). Vgl. auch: Gautier, Glossar zur Chanson
de Roland s. v. estre: Le parf. fut s'eviploie, comme aujourd'-
hni, dans le sens d' aller. Li Emperere fut ier as porz passer
und Diez, Gr. ^ III, p. 229: jai ete le voir etc.
Hiermit schliesse ich meine Bemei'kungen ' über die Aus-
gabe B. Wenn meine Mittheilungen etwas zur Verbesserung
einer neuen Auflage beitragen können, so ist der Zweck dieser Ar-
beit erreicht.
J. HERZ.
Die Grundzüge der französischen Literatur- und Sprach-
geschichte. Mit Anmerkungen zum Uebersetzen ins Fran-
zösische. Von H. Breitiuger, Professor an der Uni-
versität Zürich. Dritte durchgesehene Auflage. Züi-ich,
Friedr. Schultheiss. 1880. V. 108 SS. 8. Preis Mk. 1,20.
Auf 108 Seiten gibt Prof. Breitinger eine übersichtliche Dar-
stellung der Ent Wickelung der französischen Literatur. Das Ganze
umfasst 23 Abschnitte, von denen der erste (Ursprung der fran-
zösischen Sprache) und der letzte (Die Entwickelung der französischen
Sprache im 19. Jahrhundert) besondere Beachtung verdienen, da
sie, wenn aucb nur in den wichtigsten Momenten, ein Gebiet be-
rühren, welches in den letzten Jahrzehnten ausserordentlich gepflegt,
aber mehr auf wissenschaftliche Kreise beschi-änkt geblieben ist.
Namentlich der erste Abschnitt ist dafür von Interesse, weil er in
geschickter, präciser Fassung den der Sache ferner Stehenden einen
//. lircitinyer, die Gnmdz. d.frz. Literatur- u. Spracfujefn-hichte. 377
Einblick in die Herausbildung des neufranzösischen Wortes aus d(!in
Lateinischen gewährt und die Lust erweckt, das in dem Buche An-
gedeutete durch eigenes Suchen zu ergänzen.
Von vornherein kann ich mich dafür aussprechen, dass die
sämmtlichen Abtheilungen des Buches in gewandtem Deutsch ge-
schrieben uiui so redigirt sind, dass sie eine der besten Wirkungen
erzielen, welche ein Schriftwerk haben kann, indem sie bei dem
Leser den Wunsch wachrufen, mit gewissen Schriftstellern sich näher
bekannt zu machen. Wenn, bei der Küi'ze des Handbuchs, den
meisten Autoren auch nur eine verhältnissmässig geringe Zahl von
Seiten gewidmet sein kann; wenn auch das, was sie geschrieben,
der Einfluss, den sie geübt, in den meisten Fällen nur mehr ange-
deutet, als begründet wird, so wird doch durchweg dasjenige her-
vorgehoben, was am meisten ins Gewicht fällt, und zwar in an-
regender Weise gerade mit Vorführung desjenigen, was charaktei'istisch
ist und den Leser zum richtigen Urthcil führt.
Auf S. V und VI steht eine Uebersicht der benutzten Literatur.
Man ersieht daraus, dass dem Verfasser ein sehr reichhaltiges Ma-
terial, sowol in rein spraclüicher , als auch in literai'historischer
Hinsicht zu Gebot gestanden hat. Es befinden sich darunter Hülfs-
niittel, übei- die nicht viele verfügen können, wie Michaud's
Biographie universelle in 85 Bänden und Didot-Hoefer's Nou-
velle Biographie generale in 45 Bänden. Von rein philologischen
Werken sind speciell Diez, Burguy, Mätzner, Schuchardt, Roensch,
Chabaneau (nicht Chabanau, wie der Setzer irrthümlich hineingebracht
hat) benutzt worden; unter den Werken, welche sich auf die Ge-
schichte der Literatur beziehen, sind Gesammt- und Specialwerke
in ausgedehntem Masse zu Rathe gezogen worden.
Die literarischen Skizzen in den »Grundzügen« sind in Ab-
schnitt 22 bis zum Jahre 1870 geführt (Die Literatur des zweiten
Kaiserreichs, 1850 — 1870).
Aus dem bisher Gesagten und dem Umstände, dass ich Brei-
tinger's Buch zunächst nur als ein Werk zur Einführung in die
Kenntniss der französischen Literatur betrachtet habe, geht hervor,
welchen Hauptzweck ich der Arbeit zuweise. Dass der Herr Ver-
fasser im Grunde ebenso gedacht hat, zeigt schon eine kui'ze Durch-
sicht semes Buches, sowie die sehr kurze Vorrede, welche den
zweiten Zweck, zu welchem es verfasst worden, nur in den Worten
berührt: »Vorliegendes Werk bildet das fünfte Heft einer Serie von
Lehrmitteln zum Uebersetzen aus dem Deutschen ins Französische«,
dagegen über die literarhistorische Seite sagt: »Zwei Gesichtspunkte
namentlich suchte ich in diesem Hefte festzuhalten: 1) mehr zu
berichten, als zu. richten, mehr zu erzählen, als zu betrachten, die
Thatsache an die Stelle der Reflexion treten zu lassen; 2) dem
378 Kritische Anzeigen. A. Benecke,
bibliographischen imJ chrono! ogiseheu Elemente sorgfältige Aiitmerk-
samkeit zu schenken«.
Unter den meisten Seiten sind Vocabeln mid Wendungen
behufs Erleichterung beim Uebersetzen augegeben. Dem Inhalt und
der Fassung nach kann, soweit der Schulgebrauch üi Betracht kommt
— und dieser ist doch wol speciell ins Auge gefasst worden —
das Buch nur in den obersten Klassen zur Anwendung gelangen.
Prüft man darauf hin die Zugabe von Vocabeln und Wendungen,
so findet man' allerdings Ausdrücke, die in Vergleich mit dem von
Breitinger hergestellten Texte nicht leicht zu treffen sind, mehrfach
aufgeführt, z. B. S. 30 Selbsterlebtes aventures personnelles ;
S. 31 der hoffnungsvolle Pariser Student cet ecolier k Paris
qui donne las plus belies esperances; S. 87 die romantische
Sturm- und D r a n g p e r i o d e les tarbulents debuts du roman-
tisme; daneben einzelne Vocabeln, wie S. 1 verächtlich dedai-
gneusement; S. 19 Epiphanias öpij^hanie; S. 29 geblendet ebloui;
S. 34 Beherrscher souverain; S. 49 uneorrect vicieux; S. 71
Dünger engrais etc. etc., hauptsächlich jedoch solche, bei denen
der Uebersetzende leicht falsch wählen könnte. Da aber durch-
schnittlich nur vier Zeüen derartiger Beihülfe auf jede Seite kom-
men, grammatische und stilistische Bemerkungen fehlen, so bleibt
für Uebersetzung des deutschen Textes in gutes französisch mit
nationalem Gepräge dem eigenen Wissen und Suchen viel übrig.
Von S. 96 bis zu Ende S. 108 sind lexikalische Beifügungen über-
haujit ganz ausgefallen.
Wer die Praxis des Schullebens kennt, wird einräumen, dass,
wenn das Uebersetzen der »Grundzüge« als Hauptzweck betrachtet
wäre, die Anmerkungen nicht nur i'eichlicher , sondern auch ein-
gehender hätten sein müssen. Etwa zwanzig Seiten mehr würden
eine nicht unbedeutende Anzahl syntaktischer und stilistischer Hiu-
weisungen gestattet und die Bestimmung des Buches zum Ueber-
setzungsbuche mehr in den Vordergrund gestellt haben. Bei dem
vorliegenden AiTangement der »Grundzüge« muss jedem die Be-
lehrung hinsichtlich der Literatur als Erstes, die Verwendung der-
selben zum üebertragen in das Französische als etwas nebenbei in
Erwägung zu Ziehendes und unter Umständen Geeignetes erscheinen.
Wenn der Herr Verfasser sein Buch gerade so wie es vor-
liegt eingerichtet hat, so mag ihn dazu sowol das Gefühl, dass
das Literarhistorische das Wichtigere sei, als auch die Rücksicht
auf die bei Verlegern und Publikum gleichmässig beliebte Kürze
bestimmt haben. Wie weit mit solcher Kürze, nicht nur bei diesem
Buche, sondern auch bei anderen, die Lehrzwecken dienen sollen,
Sorgfalt bei Betreibung einer fremden Sprache, Gründlichkeit und
Sicherheit der Aneignung gefördert werden, ist an dieser Stelle
H. Breitin<je)\ die französischen Klassiker. 379
nicht weiter zu crörtcni. Zu erwähnen ist noch, dass die Benutzung
eines Originaltextes gerade solchen, welche die Autgabe ernst
nehmen, erwünscht sein dürl'te und der Sache selber zu gute kom-
men würde.
Mein Cxesammturtheil über Prof. Breitinger's Grundzüge
der französischen Literatur- und Sprachgeschichte ist, dass
das Buch ein schätzenswerthes Hülfsniittel zur Einführung in die
Kenntniss der französischen Literatur ist und zu denjenigen Büchern
gehört, welche über die Schule hinaus in gebildeten Kreisen ver-
breitet zu werden verdienen. In der Hand von Lehrern, welche
mit nationalfranzösischer Ausdrucksweise, specicU mit dem literar-
geschichtlichen Stil durch das Studium von Oj'iginalwerken vertraut
sind, wird es sich auch angemessen zum IJebersctzen ins Franzö-
sische verwenden lassen.
Die französischen Klassiker. Charakteristiken und Inhalts-
angaben. Mit Anmerkungen zum Uebcrsetzen aus dem
Deutschen ins Fianzösische. Von H. Breitillgei*^ Pro-
fessor. Zweite Auflage. Zürich, Schultheiss. 1879.
100 SS. 8. Preis Mark 1,20.
Dieses Buch ist wie die »Grundzüge« bearbeitet; es enthält
Ijei 100 Druckseiten 93 Seiten Text und gibt die Charakteristiken
von Corneille, Racine, Moliei-e, La Fontaine, Boileau, Pascal, Fenelon,
La Bruyere, Saint-Simon, Regnard (Br. schreibt auffällig RGguard),
Lesage, Piron, Destouches, La Chaussee, Prevost,- Montesquieu, Vol-
taire, Rousseau, Bernardin de Saint-Pierre und Beaumarchais. Den
Angaben über die Autoren folgen Inhaltsangaben von berühmten
Dramen und anderen Hauptwerken, z. B. des Cid, Cinna, Horace,
Le Menteur, von Boileau's Art poetique, der Lettres provinciales
von Pascal, des Telömaque etc. Sehr kurz ist Corneille in der
Charakteristik behandelt, am ausführlichsten Voltaire S. 62 — 83.
In dem kurzen Vorwort erklärt Prof. Bi-eitinger, dass der Inhalt
der »Französischen Klassiker« oberen Klassen Stoff zum Uebcr-
setzen, zu Vorträgen und freien Bearbeitungen bieten soll.
Seine Worte: »Durch die Inhaltsangaben . . . suchte ich eine von
Schmitz längst angezeigte Lücke der Schulliteratur auszufüllen«,
beziehen sich offenbar auf Schmitz' Encyclopädie S. 298 der ersten
(Theil III, S. 33 der zweiten) Auflage, wo es heisst: »Wol wäre
es ein verdienstliches Unternehmen, wenn jemand eine grössere
Sammlung ähnlicher Skizzen herausgeben wollte ; es wäre ein treff-
liches Hülfsmittel zum Studium der Literaturgeschichte wie zu dem
der dramatischen Kunst insbesondere. Es würden aber immer noch
genug Stücke übrig bleiben, an denen ein jeder selbst sein epitomi-
380 Kritische Anzeigen. C. Hutnbert,
sirendes Talent üben könnte«. So 1859, so 1875. Schmitz gibt
als Proben Analysen von Polyeiicte, la Metromanie, King John und
Hamlet. Seine Inhaltsangaben sind aber bedeutend länger als die
Preitinger's, welcher den Polyeucte garnicht analysirt, der Metro-
manie etwas über eine Seite widmet, während Schmitz sieben
seiner hohen Octavseiten auf Piron's Meisterwerk verwendet. Con-
scquent bietet Schmitz in der Encyclopädie von 1875 dasselbe an,
wie in der von 1859, indem er wörtlich wieder abdrucken lässt:
»Sollte jemand gera'le jetzt etwa mit einem solchen Unternehmen,
wie ich angedeutet habe, umgehen, so würde ich sehr gerne bereit
sein, ihm meine Sammlungen (von Hiob und der Sakuntala an) zur
Disposition zu stellen«. Dass Breitinger von diesem Anerbieten
Gebrauch gemacht hat, ist nicht anzunehmen, da er es nicht er-
wähnt und seine Inhaltsangaben anders redigirt sind.
Mit der Benutzung der »Französischen Klassiker« zum Ueber-
setzen ins Französische verhält es sich, wie mit der Verwendung
der »Grundzüge«. Zu Vorträgen und freien Bearbeitungen
aber empfiehlt sich bei weitem mehr der Gebrauch einer guten, in
angemessenem Umfange das Wichtige berücksichtigenden, in fran-
zösischer Sprache geschriebenen Litei'aturgeschichte und nament-
lich die Leetüre des Werkes, welches zum Vortrag oder zu freier
Bearbeitung dienen soll. Nichtsdestoweniger wird dabei Breitinger's
Buch als Leitfaden Dienste leisten und auch in anderer Hinsicht,
ebenso wie die »Grundzüge«, auch in anderen als Schulkreisen
Nutzen stiften können.
A. BENEGKK
Lotheissen, Geschichte der französischen Literatur im
17. Jahrhundert. Wien. Carl Gerold's Sohn. Band I,
1877/78. Band II, 1879.
Der erste Band des vorliegenden Werkes behandelt die Zeit
des Üeberg5,nges vom 16. Jahrhundert zum 17. (1600 — 1636).
Die erste Hälfte desselben erschien 1877, die zweite 1878.
Auf eine kurze Einleitung folgt: Die französische Literatur
zur Zeit der letzten Valois (p. 21 — 3 7), Frankreich unter Heinrich
dem Vierten, politisches und sociales, sowie geistiges Leben im
Allgemeinen (37 — 75).
Dann werden die bedeutendsten literarischen Persönlichkeiten
und Erscheinungen ausführlich und einzeln besprochen : Malherbe
(75 — 97); Mathurin ßcgnier und Theodor Agrippa d'Aubigne ( — 133);
d'Urfö und der Schäferroman ( — 151) ; das Hotel Rambouillet ( — 1 65);
die Ausbildung dei- Prosa, Balzac und Voiture ( — 201); die Lyrik
Lotheissen, Geschichte der frz. Literatur im 77. Jahrhmdert. 381
( — 237); Kiclielicu und die Academie ( — 2G1); endlich die dra-
matische Literatur bis Corneille (• — 347). Eine Schlussbetrachtung
bildet zugleich den Uebergang zum folgenden Bande ( — 354).
Dieser behandelt die Literatur unter dem Einfluss der
aristokratischen Gesellschaft 1636 — 1653. Den Mittelpunkt
bildet Corneille: Seine Jugend (125—181); der Cid (—203); der
Streit über den Cid (—223); die Höhezeit Corneille'« (—289);
seine spätere Thiltigkeit und letzten Lebensjahre ( — 329); Corneille's
Ideen über das Drama, sein Styl und poetischer Charakter ( — 353).
Die ersten 125 Seiten bringen, ausser einer allgemeinen Ein-
leitung, Folgendes : Das Leben und die Bildung der vornehmen Gesell-
schaft, die Ideale der Zeit, die Rivalen Comieille's. Die 4 letzten Ab-
schnitte des Bandes (354 — 495) sind gleichfalls einigen von Corneille's
Nebenbuhlern gewidmet: Rotrou und du Ryer; der Bühne und den
Aufführungen ; sowie der Philosophie, besonders dem Descai'tes. Den
Schluss bilden: Gegenströmungen, der Skepticismus, die Satire und
die Burlesque.
Schon die Inhaltsangabe lässt erkennen, wie sehr der Ver-
fasser bemüht ist, den Leser auf den Standpunkt zu versetzen, von.
welchem aus die Schöpfungen jener Zeit beurtheilt werden müssen.
Bevor er sie selber vorführt, schildert er das politische, sociale,
geistige Leben jener Tage und macht uns bekannt mit ihren Idealen.
Auch macht er auf gewisse äussere Verhältnisse und scheinbar un-
wichtige Nebenumstände aufmerksam, die von zwingendem Einfluss
anf die Dichter waren. Er versucht es im Geist, die alte Bühne
wieder aufzubauen, wie sie Corneille in den ersten Jahren seiner
Thätigkeit kannte. Wie sehr dies aber zu einer richtigen Würdi-
gung des klassischen Drama's nöthig war, kann der Leser leicht
selbst beurtheilen.
Die Zahl der Zuschauer war damals noch beschränkt. Dem
entsprechend war auch die Bühne schmal und nöthigte zur Einfach-
heit der dramatischen Composition und zur Vermeidung von Massen-
auftritten. Wollte man trotzdem eine Schaar Krieger oder eine
Volksmenge auf der Scene haben, so half man sich durch .ein ein-
faches Mittel : man zeigte sie gemalt. So beschwerte sich der Abbe
d'Aubignac im Jahre 1643, dass in seiner Tragödie »La Pucelle
d'Orleans«, in w^elcher die Jungfrau im Hintergiainde auf dem Holz-
stoss erscheinen soll, von einer grossen Volksmenge umringt, man
nur eine kunstlose Malerei aufgerollt habe.
In dem »Tod des Cyrus« von Rozedor^) ruft im vierten Akt
die Königin Tomyris ihre Bewafl'neten zu sich heran: »A moi,
') Despois bemerkt (Theätre fran^ais sons Louis XIV, p. 127), dasa
dies Stück 1662 aufgeführt ward.
382 Kritische Anzeigen. C. Hwnhert.
soldats!« Und in der Ausgabe seines Trauerspiels bemerkt der
Dichter, dass auf diesen Ruf ein Vorhang niedersinkt, anf welchem
ein Schlachtgetümmel abgebildet ist. Selbst die Scene des Hotel de
Bonrgogue hatte, wie es scheint, nur 15 Fuss Breite.')
Bis vor kurzem hat man auf die Frage nach decorativer
Ausstattung der älteren französischen Bühne keine genügende Ant-
wort zu geben gewusst. Sicher besass man zur Zeit Corueille's
nicht die Mittel, viele sceuische Verwandlungen vorzunehmen. Und
doch beginnt seine »Illusion« in der Wildniss vor der Höhle eines
Zauberers; die nächsten Akte spielen auf der Strasse, der vierte im
Gefängniss und der fünfte führt wieder zur Höhle zurück. Der
»Cid« hat offenbar als Schauplatz abwechselnd den Palast des
Königs, das Gemach der Infantin, einen öffentlichen Platz und die
Wohnung der Chinieue.
Ein Manuscript, das zu dem Archiv des Hotel de Bourgogne
gehörte und jetzt in der Nationallnbliothek aufbewahrt wird, gibt
auf diese Frage eine überraschende Antwort.
Wir erkennen daraus, wie das Theater durch die Tradition
wenigstens äusserlich noch mit den alten Mysterienspielen zusammen-
hing. In der Anordnung der Decorationen findet sich noch das
Princip des Nebeneinander gewahrt. In dem Mysterium »von dem
Leben , Leiden und Tod, der Auferstehung und der Himmelfahrt
Christi«, das 1547 zu Valenciennes vor der Set. Nicolauskii'che
aufgefüLirt wurde, zeigte die breite Bühne zehn verschiedene Scenen
gleichzeitig und nebeneinander auf. An dem einen Ende war
das Paradies dargestellt ; weiterhin sah man Nazareth, dann den
jüdischen Tempel, die Stadt Jerusalem, und so weiter bis zur Hölle,
die am andern Ende der Bühne angebracht war. Die Decorationen
waren nicht von einander geschieden. Auf dem einen breiten
Hintergrund sah man neben der Krij^pe zu Nazai'eth einen schmalen
Tempel, daneben ein paar Häuser u. s. f. Die Bühne blieb unver-
ändert, nur dass die verschiedenen Auftritte an den entsprechenden
Plätzen, bald vor der einen, bald vor der andern Decoration,
zur Darstellung kamen.
In ähnlicher Weise stellte auch das Theater zu Hardy's Zeit
und in der ersten Zeit Corneille's seine Decorationen zusammen.
In Corneille's »Illusion« bot der Hintergrund der Bühne
*) Frauenrollen wurden durch Männer, natürlich maskirte, darge-
stellt. So lange der Schauspielerstaud noch für unehrlicli galt, trug jeder
oiuo Maske. (Dies erklärt die Zügellosigkeit mancher Frauenrollen der
damaligen Zeit in IJede uud Spiel.) Noch Meliere lieän alte und
lächerliche Weiber von Männern darstellen .so die Gräfin d'Escar-
bagna.s, Pernelle. Hubert halte diese Rollen Er war der letzte Schau-
spieler dieser Art und starb 1700.
Lotheissen, Gesc/iichte der frz. Literatur im 17. Jahrhundert. 383
das Bild eines stattlichen Palastes. Rechts vom Znschauei' erhöh
sich daselbst ein grüner Htigel, an dessen Abhang mehrere Stufen
zu dem Eingang einer Höhle führten. Auf der linken Seite sah
mau einige Bäume, welche nach der Angabe des Manuscripts einen
Park vorstellten.
Von dem Wunsch beseelt, den Schauplatz des Stückes schon
durch die Decoratiou kenntlich zu machen, bei dem Mangel an
Maschinerien jedoch in die Unmöglichkoit versetzt, bei jedem Scenen-
wechsel auch die Decorationen zu ändern, fand man den Ausweg,
alle im Stück vorkommenden Oertlichkeiten in einem Gesammtbild
zu vereinigen. Die Schauspieler brauchten sich beim Beginn jedes
Aufzugs nur in der Nähe der Coulisse zu halten, welche den Ort
der beginnenden Handlung bezeichnete. Wechselte derselbe im Lauf
des Acts, so genügte eine weitere ähnliche Andeiitung von Seiten
der Künstler. Auch trag der Dichter wohl Sorge, eine der Per-
sonen alsbald durch ein Wort genügende Aufklärung geben zu
lassen. Zuweilen ward in einzelnen Sceuen der Hintergrund
durch einen Vorhang geschlossen, um wieder einen andern Ort zu
bezeichnen, den man durch die Personen andeuten Hess. So im
vierten Akt der »Illusion«, wo wir uns Clindor in einem Gefängniss
denken sollen.
Unter andern Verhältnissen hätte diese Weise der Decoration
allmälig zu einer grösseren Beweglichkeit des Theatei-s geführt; im
siebzehnten Jahrhundert musste sie das Streben nach Regelmässig-
keit begünstigen. Die Dichter konnten sich der Ueberzeugung nicht
verschliessen, dass sie dem Publikum das Verständniss oft erschwerten.
Wenn Scudery in seiner Schrift gegen den '»Cid« Corneille vorwarf,
er besässe die Technik der Bühne nicht, so bezog sich dies wahr-
scheinlich darauf, dass Corneille dem Publikinii nicht klar mache,
welchen Schauplatz es sich bei einer neuen Scene vorstellen solle.
Unfähig diesem Uebelstand durch wirklichen Wechsel
de r Decorationen abzuh elfon , schlug man den entgegen-
gesetzten Weg ein: man vermied mehr und mehr den
Schauplatz, wenigstens innerhalb eines Acts, zu ver-
än d ern.
Eine an sich unwichtige Kassenspeculatiou half dem Streben.
der Theoretiker nach der strengsten Einheit der Composition vollends
zum Sieg.
Bei Gelegenheit eines grossen Bühnenerfolges räumten die
Künstler des »Hotel de Bourgogne« einigen Zuschauei*n Plätze auf
der Bühne ein. Seitdem sah man auf jeder Seite der Bühne eine,
bald auch mehrere Reihen Sitze für das Publikum. Eine niedrige
Balustrade schied sie von den Schauspielern. Das Publikum dieser
Plätze bestand meist aus vornehmen jungen Leuten, reichen Theater-
384 Kritische Anzeigen. C. Hmnhert,
freunden und Gönnern, die sich viel erlauben durften, oft in das
Spiel hineinredeten und recht stöi'end werden konnten.
Bei der schmalen Seene des alten französischen
Theaters hatte dies eine schlimme Folge. Die Seiten-
decorationen wurden verdeckt i;nd verloren ihre Be-
deutung. Bereits gegen die Mitte des Jahrhunderts
scheinen sie ausser Gebrauch gekommen zu sein.
So fügten sich die Dichter, halb widerwillig, der Ein-
heit des Orts. Dieser führte mit der Zeit zu einer fast ideellen
Seene, wo sich alle Parteien trafen und jeder Streit
ausgefochten wiirde.
Selbst den Zeitgenossen Corneille's war die Erinnerung an die
combinirte Decoration bald ganz entschwunden. So bemerkt d'Au-
bignac 1669, er habe nie verstanden, wie Corneille an einem und
demselben Ort Cinna und Emilia von der Verschwörung gegen das
Leben des Augustus und Augustus mit Cinna über die Ordnung
des Staats reden lassen könne; und selbst Corneille vermied es, an
die früher übliche combinirte Decoration zu erinnern. Er machte
nur, in seinem Vorwort zu »Cinna«, darauf aufmerksain, dass das
Stück an zwei Orten spiele, im Palaste des Kaisers und in der
Wohnung der Emilia. In seiner Abhandlung über die drei Ein-
heiten schlägt er vor, einmal »dass man nie während eines Acts
den Ort wechsle, sondern nur zwischen den Acten, wie dies für die
drei ersten Aufzüge des Cinna der Fall sei, und zweitens, dass diese
beiden Orte nie verschiedene Decorationen nöthig haben sollten, und
dass keiner dieser Orte genannt werde, sondern dass man nur allgemein
angebe, die Seene spiele zu Paris, Rom u. s. w.« So diente denn
auch im »Polyeucte« der Saal, in dem sich die andern Personen
trafen, zugleich als Gefängniss des Mäi'tyrers und seine Haft ward
nur durch die ihn begleitenden Wächter angedeutet.^)
Dieser sehr gedrängte Auszug aus dem Capitel über die Bühne
und die Aufführungen (Band 11, 373 — 393) möge zeigen, wie
nothwendig es für den deutschen Leser ist, sich mit solchen schein-
bar unwichtigen Nebenumständen bekannt zu machen. Sie allein
vermögen Manches, was ihm sonst unverständlich, ja unbegreiflich vor-
kommen würde, zu erklären.
Nicht weniger bemüht sich der Verfasser, uns in den Geist
des Volkes mid der Zeit zu versetzen, aus denen sich erst recht
manche Eigenthümlichkeiten jener Meisterwerke erklären. Zugleich
versteht er es, in begeisternden Worten dasjenige hervortreten zu
^) Weil Ketten das ästhetische Gefühl der Zeit beleidigten und
Gitter, welche den Schauspieler vom Publikum tronuten uud melir als
die Hälfte seiner Person verbargen, die Handlung schleppend machten.
IjOt/ieissen, Gettchichte der frz. Literatur im 17. Jahrhundert. 885
lassen, was, über allen Wechsel des Geschmacks und der Zeiten
erhaben, in nwigcr Schönheit in jenen Dichtungen lebt, d. h. den
Geist der wahren Poesie.
Soll ich nun von alledem den Beweis liefern, indem ich dem
Leser einzelne l'i'oben als Beleg vorführe, so muss ich der Hebel-
schen Erzählung gedenken, wie Jemand, der ein Haus zu verkaufen
hatte, sich auf den Markt stellte und den Kauflustigen einzelne
herausgerissene Steine zur Empfehlung vorhielt. Und frage ich :
»was soll ich zu diesem Zweck aus dem Ganzen herausreissen?«,
so wird meine Verlegenheit noch grösser. Dennoch muss der Ver-
such gemacht werden. Er ist aber nur noch um so misslicher
geworden, als ich die Erwartung des Lesers besonders gespannt
habe. Ich iuuss ihn also noch bitten, von dem Gesagten nur dies
im Gedächtniss zu bewahren, dass die vorgeführten Stellen Bruch-
stücke sind, die von dem Gebäude keine Vorstellung geben können.
Aus den vielen schönen Einzelheiten, die von dem durch das Ganze
hindurchgehenden Strome der Empfindung eine Vorstellung geben
mögen, greife ich auf's Gerathewohl eine heraus. Aus dem fünften
Capitel des zweiten Bandes. Es behandelt Coraeille's Cid. Nach
einigen einleitenden Worten bespricht der Verfasser ausführlich das
spanische Original und dann das Meisterwerk Corneille's, das trotz
des spanischen Stoffes vollen Anspruch auf Originalität erheben
könne, wegen der eigenartigen Behandlung und der Veränderungen,
die er mit demselben vorgenommen, und im Geiste der Zeit,
des Volkes, und zugleich der Poesie im Allgemeinen
habe damit vornehmen müssen.
Ich nehme eine Stelle aus dem Anfang, eine andere aus dem
Schlüsse des Capitels. Schon der Styl, auf dessen Klarheit und Wärme
ich um so mehr aufmerksam mache, je seltener man Gelegenheit hat,
die Produkte der deutschen Wissenschaft in dieser Hinsicht zu
preisen, muss dem Leser der für solche Dinge empfänglich ist, ver-
rathen, dass wir hier nicht einen Rhetor vor uns haben, sondern
einen Mann, der die Begeisterung, welche er in andern zu wecken sucht,
auch selbst empfindet. Dass aber Corneille^s Cid und — setze ich gleich
hinzu — seine übrigen Meisterwerke, so wie die der andei'n grossen
Dichter aus der Zeit Ludwigs XIV noch jetzt in einem Deutschen
solche Begeisterung wecken können, ist zugleich ein Beweis von
ihrer ewigen Schönheit und Grösse. Ich bi*auche kaum hinzuzu-
fügen, dass ich dieselbe theile. Ich fühlte sie als zwölfjähriger
Knabe, and nach 40 Jahren hat sie mich noch nicht verlassen.
Die erste Stelle über den Cid befindet sich Band II, p. 183:
»Gering nur ist die Zahl der Dichtwerke, die sich einer ewigen
Jugend erfreuen. Um so theurer sind sie dem Volk, dem sie an-
gehöi'en, und das gern die kleinen Schwächen übersieht, welche der
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. oc
386 Kritische Anzeigen. C. Humhert.
Kritiker vielleicht an ihnen entdockt. Ja oft geben diese Schwächen
einem solchen Werke erst das charakteristische Gepräge; sie spiegeln
den Geist der Zeit, in welcher die Dichtung entstanden ist, deutlich
ab, und sichern derselben dadurch den Eindruck der Wahrheit und
des Lebens. Anschauungen einer früheren Zeit, die uns heute fremd sind,
werden uns begreiflich, wenn sie von solchen Werken getragen werden.
So enthüllte der Genius des Dichters im »Werther«, was die
Brust von Tausenden und aber Tausenden, ihnen selbst unbewusst,
bewegte, und die »Räuber« des unerfahrenen Jünglings von der
Karlsschule wirken noch heute zündend auf jugendliche Herzen, mag
man den Schwulst und die üebertreibuug dieser Dichtung im Ein-
zelnen noch so sehr tadeln. Durch Werke dieser Art geht eben
ein Hauch von Begeisterung und Idealität, der allen Widerstand
überwindet. Das stürmische Blut der Jugend pulsii't in ihnen: sie
wenden sich an die edlere Natur des Volks und führen es in eine
Welt der Gefühle und Anschauungen, welche bei aller Verschieden-
heit der Aeusserung im Grund doch immer dieselbe bleibt.
Damit aber eine Dichtung dieses Charakters Erfolg habe, muss
sie zur richtigen Zeit kommen. »Werther« würde heut zu Tage
zwar auch geschätzt werden, den Triumphzug um die Welt würde
er aber nicht mehr machen. Sollen solche Werke ewigen Ruhm
erwerben, so müssen sie als die Boten einer neuen aufstrebenden
Zeit erscheinen; sie müssen sozusagen nicht das Werk eines Ein-
zelnen sein, die ganze Nation muss an ihnen mitgeschaffen haben.
Nur wenn sie das Denken uiid Fühlen einer ganzen Epoche in hervor-
ragender Form zum Ausdruck bringen, nur dann werden sie im
Bewusstsein der Nation auch für alle späteren Zeiten leben.
Ein solches Werk ist der »Cid«, die bekannteste und popu-
lärste Dichtung Corneille' s, welche im Jahre 1636 zur Auffühining
kam. Manche spätere Tragödie des Dichters, wie sein »Horaee«
oder »Cinna« mag in gewisser Hinsicht vollendeter sein, keine birgt
in sich einen solchen Zauber wie der »Cid«, der das Heldenideal
des siebzehnten Jahrhunderts zum lebendigsten Ausdruck brachte«.
Das Ui'theil über den Cid schliesst mit den Worten (p. 199):
»Der »Cid« wirkte mit der Macht einer Offenbarung, die eine neue
dramatische Kunst enthüllte. Die feinste Gesellschaft drängte sich
in das Theater und die vornehmsten Herren begnügten sich mit
bescheidenen Plätzen in der Ecke, um nur den Zauber der Cor-
neille'schen Verse auf sich wirken zu lassen. Der »Cid« bildete lange
Zeit den Gegenstand jeder Unterhaltung, man citirte ihn, die Kinder
lernten die schönsten Stellen auswendig und »Schihi Avic der Cid«
war bald ein vielgebrauchtes Spricliwort. Von der Hauptstadt ging
das Stück in die Provinz und in das Repertoire einer jeden fahren-
den Truppe«.
Lotheissen, Geschichte der fr:. Literatttr im 17. Jahrhundert. 387
»Was die feine Gesellschaft damals als Ideal verehrte, eine
ronulutische Ritterlichkeit in dem Gewände moderner Galanterie,
das fand sie hier verkörpert. Corneille's Dichtung sprühte von
Jugendkraft und Jugendmutli und war jedem verständlich, selbst
wenn er den Codex der liitterwelt nicht kannte. Den Zanber zu
erhöhen, mit dem er die Herzen gewann, hatte Corneille eine Sprache
gefunden, so hinreissend, wohllautend und kräftig, wie sie in Frank-
reich noch nicht gehört worden war. Weich genug, um jede
Schattiruug der Gefühle auszudrücken, trug sie einen heroischen
Charakter und das Gepräge der Kraft. So wurde der »Cid« die volks-
thümlichste Dichtung des ganzen klassischen Jahrhunderts und volks-
thümlich ist er geblieben bis zum heutige u Tag. Er ist so echt
national, dass er noch heute in Frankreich bei der AuÖ'ührung die
Zuschauer zu begeistern vermag, während im Auslande jeder Ver-
such, ihn neuerdings zur Aufführung zu bringen, misslungen ist«.
»Werke, die der lebendige Ausdruck ihrer Zeit sind, müssen
auch die Fehler dieser Zeit aufweisen, und der »Cid« trägt sie
deutlich erkennbar zur Schau. Corneille war nicht frei von der
Sucht nach Pointen und nahm dieselben um so leichter auf, als er
sie auch in seinem spanischen Vorbild fand . . . Und doch ver-
schwinden diese Fehler alle vor dem gewaltigen Eindruck, den die
Dichtung als Ganzes hervorbringt. In ihr fand die französische
Tragödie ihre erste feste Gestalt, , wie sie sich zwei Jahrhunderte lang
behaiipten sollte . . . Wie Schiller's »Don Carlos« die Gährung in
den Geistern der deutschen Jugend, wie seine »Jungfrau« und sein
»Teil« das Wiedererwachen der nationalen Gesinnung in Deutsch-
land erkennen lassen, obwohl diese Dramen nur Episoden einer
fremden Geschichte behandeln, so spiegelt sich auch im »Cid« das
französische Volk, wie es in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahr-
hunderts dachte und fühlte, so zeigt der »Cid« ganz besonders das
Bild des stürmischen, seiner Unabhängigkeit noch bewussten, fran-
zösischen Adels, Ivevor derselbe in dem letzten Versuche, sich frei zu
erhalten, für immer unterlag.«
Mit derselben Wärme und Begeisterung redet Lotheissen von
den andern Meisterwerken des Dichters, besonders von dem Horace,
Cinna und Polyeucte,
Auf einen Punkt möchte ich noch aufmerksam machen, in
dem ich von ihm abweiche. Wie in allen andei-n in Deutschland
vcrfassten französischen Literaturgeschichten, liest man auch hier
(Band II, p. 5): »Rom, d. h. die Stadt der ersten Cäsaren mit
ihrer Theorie des unumschränkten Herrscherthums und ihrer h ö f i -
sehen und rhetorischen Literatur sei für das siebzehnte Jahr-
hundert massgebend gewesen.« Es herrschte damals, aus
ganz andern Gründen, die mit Rom Nichts zu thun haben,
25*
388 Kritische Anzeigen. R. Mahrenholtz,
die Theorie des Königthums von ixottes Gnaden, und im Drama,
welches den Höhepunkt jener Literaturporiode bildet, erkannte
man nur die Griechen als Muster an. Selbst Boileau setzt
der Grösse der Griechen die lateinische Schwäche, »faiblesse
latine«, gegenüber, und nennt denSeneca einen ßhetor und
Schwätzer. Auf Seite 298 heisst es ferner, die Schauspielerin
Duparc habe wegen ihres vornehmen Wesens den Namen Marquise
erhalten. Dies ist ein Irrthum. Es war nicht ein Beiname; sie
hiess in der That »Marquise«. Bei seiner Besprechung der Aristo-
telischen Theorie über die Katharsis verficht Lotheissen die Ansicht
Lessing's gegen Corneille. Ich glaube mit dem P'ranzosen Egger
und unserm Landsmann Bernays, dass Lessing den Aristoteles ebenso
sehr missverstanden hat, wie Corneille. Richtiger urtheilte Moliere,
der offen erklärte, dass der Philosoph ihm Nichts zu befehlen habe.
Um die Besprechung nicht zu sehr zu verlängern, will ich
einige andere Kleinigkeiten übergehen. Nur eine Bemerkung kann
ich nicht zurückhalten, sie betrifft die Sprache.
Derjenige, den nicht Gewinnsucht oder falscher Ehrgeiz zum
Schriftstellern treiben, sondern der Wunsch, seine Gedanken weiteren
Kreisen mitzutheilen und sie für dieselben zu erwärmen, muss
auch wünschen, dass sie in einer Form vor das Publikum treten, die
im Staude ist, seine Aufmerksamkeit zu erregen und zu fesseln. Er
wird nicht eher mit sich zufrieden sein, als bis er für sie einen Ausdruck
gefunden, der das Bedürfnis seines Geistes nach Klarheit und Schön- |
heit befriedigt. Lotheissen's Darstellung genügt, wie schon bemerkt, ^\
in hohem Masse allen Anforderungen, die man in dieser Hinsicht {\
stellen kann. Auch die zahlreichen Uebersetziingen einzelner beson- '■<
ders schöner Stellen aus Corneille — in fünffüssigen Jamben — !■
und die alle vom Verfasser selber herrühren, sind in jeder Hinsicht '^
mvisterhaft zu nennen. Je weniger unser gelehrtes Deutschland auf |lj
solche sogenannte Aeusserlichkeiteu Gewicht legt, dest'o mehr halte tj
ich es für meine Pflicht, dies noch besonders hervorzuheben. Der H
Arbeiter ist seines Lohnes werth und wer sich keine Mühe ver- H
driessen lässt, um dem Publikum die Leetüre seines Buches leicht fj
und angenehm zu machen, verdient zum Allerwenigsten, dass dies 1
vom Publikum anerkannt werde.
Nach der Kritiker Sitte darf ich jedoch den Vei-fasser auch in
diesem Punkte nicht ganz unbehelligt lassen. Im zweiten Bande,
p. 213, heisst es: »Sie waren nicht Willens, den Zorn des mäch-
tigen Ministers, wegen eines, ihnen immerhin fremden Werkes zu
ex'wecken«. Ich würde immer doch oder doch immer vorziehen.
In demselben Bande, p. 481: »So sind denn seine dramatischen [*
Werke ohne besondere Bedeutung für die Geschichte des französischen
Theaters geblieben«. Ich würde sagen: »für die G. d. f. Th. ohne
K. Brunncniann^ Maximilian Rohespicrre. 389
besondere B. gelillebon«. Warum? das kann sich jeder, <ler mein
Sprachgefühl theilt, selber sagen. Unsere modernen Schriftsteller
scheinen mir in dem Gebranch des Wöi'tchens »inuncrhin« und in
der Wortstellung besonders häufig zu sündigen.
In demselben Bande p. 217 heisst es: »Darum schrieb er im
Jahre 1638 die Tragikomödie »L'amour tyrannique«, in welcher
er das Thema von der Macht • der Liebe in seiner Weise behandelte
und von der ganzen Coterie mit gebührenden Lobsprüchen verherr-
licht wurde«. Hinter und muss natürlich hinzugesetzt werden:
»um derentwillen er« oder kürzer »welche« oder »die«.
Es soll mich freuen, wenn die Leser sich darüber wundern,
dass ich mich bei solchen Kleinigkeiten aufhalte. Ich habe eben
nichts AVichtigeres auftreiben können. Schliesslich spreche ich noch
persönlich dem Verfasser meinen herzlichen Dank und den Wunsch aus,
dass die Portsetzung dejia Anfang entsprechen und zugleich nicht zu
lange auf sich warten lassen möge. Die äussere Ausstattung des Buches
endlich — und hiefür sind wir wohl dem Verleger zu Danke ver-
pflichtet — ist dem Inhalte angemessen. Ich wünsche dem Buche
viele Käufer imd den Inhalt beherzigende Leser.
C. HUMBERT.
Maximilian Robespierre. Ein Lebensbild nach zumTheil
noch unbenutzten Quellen (VV). Von Dr. Karl
Bruiinemauu. Leipzig, 1880. W. Friedrich.
Vorliegende Schrift, nach der Anzeige des »Magazin für
die Literatur des Auslandes«, die Frucht 30jähriger Studien und
das Werk des »bekannten Historikers und Specialisten im Ge-
biete der franz. Revolutionszeit«, ist näher besehen ein einfaches
Plagiat, begangen an dem freilich wenig bekannten Werke
Ernest Hamel's Hist. de Robespierre, Paris 1864 — 1866. III. Bde.
Der Raum gestattet nicht, im Einzelnen hier die 2004 Seiten des
Hamel mit den 218^4 bei Br. zu vergleichen, ich will nur
die wörtlichen Entlehnungen constatiren und die eigenen Zuthaten
des »bekannten Historikers« auf ihren wahren Werth zurück-
führen. Was Br. über die Jugend R.'s bemerkt (S. 1 u. 2),
findet sich entsprechend weitläufiger bei Hamel 9 — 16. Charak-
teristisch ist dabei folgender Zusatz. Hamel S. 11 erzählt, dass
Robespierre's Vater nach dem Tode der Gattin auf den Rath
der Freunde England und Deutschland zu seiner Zerstreuung
aufgesucht habe. Br., der nun aus seiner getreu abgeschriebenen
Quelle weiss, dass R.'s Vater nicht in Nordamerika gewesen,
nimmt plötzlich also den Kritikerton an: »und so durchreiste er
.390
Kritische Anzeigen. C. Deiters,
— aber nicht Nordamerika, wie der auch sonst von Unrichtig-
keiten aller Art strotzende Artikel »Robespierre« in Brockhaus
C. -L. 11. Auflage fälschlich angibt . . . sondern England und
Deutschland« (S. 2).
Für das Folgende vergleiche man :
Hamel :
Bruunemaun ;
I, 16—91
I, 91 — 559
II, 2—125
II, 125—430
II, 431—503
II, 521 — 537
II, 265 u. 602 — 613
II, 717 u. 729
III, 47
III, 167, 168
III, 323
III, 197, 328, 329, 611 f.
III, 188 u. 304
III, 277—297
III, 365 — 474 u. 427
III, 509 f., 517, 537 ff.
III, 538—543
III, 550—557, 564 — 574
III, 576—578 u. 557.
III, 579, 588 ff.
III, 594, 607 ft\
III, 611 ff.
III, 734, 745, 700, 749, 750 ff.
III, 751 — 758, 758—760 und
761—805.
Wörtlich abgesclirieljen, wobei ich übrigens auf Vollstän-
digkeit verzichte:
Hamel : Brunnemann :
I, 19, 20. Das Abgangszeug- 3 u. 4
niss Robespierre's
I, 24. Lebensweise R.'s inArras 4
I, 38, 45. Zwei Gedichte von 6
und an R.
I, 91. Conclusion 11 Schluss
I, 55, 88. Eloge de (iresset 8 u. 10
et de Dupaty
3 — 11
11 — 58
59 — 65
65 — 83
83 — 97
114 u. 115 f
156
185
187, 188
189
189
190, 191
192
193—196
197 u. 198
198 u. 199
199
200
201
201, 202
202
203
203 — 208
208—219.
1 über 97 — 114
s. u.
Kressner, Grundriss der französischen Literatur. 391
Hamel : Brunnemann :
I, 107. Reponse ä l'arclie- 12 '
veqiie d'Aix
I, 173 18 Abschnitt 2
I, 181 unten 23 letzte Zeilen u. 24 Anfanjj
III, 805 Schluss 219
I, 560, 561, 562. 56, 57.
Genug, man wird den ganzen Hamel mit vielen Weglassun-
gen, Kürzungen, Ausfällen persönlicher Art (z. B. gegen den
Ilofrath von Gottschall [Vorw. u. 19] und namentlich gegen Bis-
niarck [Vorw. IV, 57 u. a.) und Vervollständigung der Reden
Robespierre's, die Hamel nur bruchstückweise, aber mit Quellen-
angabe vorführt, z. B. S. 97 — 114 (sie füllen bei Br. 105 SS.,
also fast die Hälfte der Schrift), in jener Copie wiederfinden.
Wie die positiven Angaben Hamel's, so hat Brunnemann
auch den politischen Standpunkt des Originales adoptirt, und
sucht nicht nur persönlich für Robespierre's Meinungen überall
einzutreten, sondern auehfür die Vorzüge der »directenDemocratie«,
die er die »vernünftigste aller Staatsformen« nennt (S. 185), den
Leser zu begeistern. Zweck der Schrift ist es nach Vorwort IV.,
den Ansichten des Herrn v. Gottschall »entgegenzuwirken« und
»den Namen R.'s Andern lieb und wertli zu machen«. Das Ur-
tlieil über die Schrift und die angeblich »zum Theil unbenutzten
Quellen« kann ich dem Leser wohl überlassen, wie ich auch
auf eine Kritik Hamel's, des Originales von Br., nach den Dar-
stellungen von Häusser und Sybel verzichten darf.
R. MAHRENHOLTZ.
Kressner, Dr., Grundriss der französischen Literatur.
Frankfurt a. 0., 1879. Verlag v. Gustav Harnecker & Co.
Wo es sich, wie in dem vorliegenden Werkchen darum
handelte, auf etwa 40 Seiten das ganze Gebiet der französischen
Literatur zu überblicken, und dabei sich nicht auf die Haupt-
sachen zu beschränken, sondern auch Erscheinungen von unter-
geordneter Bedeutung mit ins Auge zu fassen, da konnte natürlicher-
weise von einer eigentlichen Besprechung, von einer nur einiger-
massen ins Ein'zelne gehenden Erörterung von vornherein keine
Rede. sein. Höchstens konnte bei der Aufführung der Perioden,
Schriftsteller und Schriftwerke das, was zur Charakterisirung ge-
hörte, eben berührt und angedeutet, den Grundzügen nach flüchtig
392 Kritische Anzeujen. C. Deiters.
hiiigezeiclinet werden. Ja, selbst dazu genügte der Raum nicht,
und in so manchen Fällen musste sich der Verfasser auf die
Angabe von blossen Namen ohne jede Charakteristik beschrän-
ken, so dass dadurch sein Werkclien mehr den Namen eines chro-
nologisch geordneten literarischen Registers verdient, an dessen
Anlage, Einrichtung und Eintheilung wir allerdings kaum etwas
auszusetzen hätten. Wenn wir etwas tadeln möchten, so ist das
die ungewöhnliche Bevorzugung der provenzalischen und altfran-
zösischen Literatur auf Kosten der neufranzösischen. Bei dem
Eifer, womit man sich jetzt dem Studium der alten Sprachscliätze
hingibt, und bei den Anforderungen, die jetzt an den Studirenden
auf diesem Gebiete gestellt werden, wollen wir diese Bevorzu-
gung ja gern als berechtigt anerkennen, nur scheinen uns da-
gegen die folgenden Jahrhunderte, und namentlich das 19., doch
ein wenig gar zu stiefmütterlich beliandelt. Besonders gefallen
hat uns an dem Werkchen (und wir möchten diese Einrichtung
in allen Büchern ähnlicher Art wiedertreffen), dass der Verfasser
nicht allein bei jedem Kapitel sorgfältig seine Quellen nennt,
sondern auch bei jeder provenzalischen - und altfranzösischen
Dichtung, sofern ihm dies möglicli gewesen ist, die verschiedenen
Ausgaben nebst Ort und Zeit ihres Erscheinens anführt. Der
Verfasser beginnt sein Werkchen mit einem kurzen, aber alles
Wichtige umfassenden Ueberblick über die Geschichte der fran-
zösischen Sprache, und lässt am Schluss einen Anhang, betitelt
»das Wichtigste aus der Metrik«, als recht angenehme Zugabe
nachfolgen. Die Hauptsachen aus der französischen Verslehre,
wie z. B. die Ein- oder Zweisilbigkeit der Vokalcombinationen,
die Cäsur und der Hiatus u. s. w. sind dort kurz, aber klar und
fasslich, mit beständigem Zurückgehen auf die Metrik der alten
Sprache auseinandergesetzt. Nach allem dürfte das Werkchen
namentlich allen denjenigen, welche die erworbenen Kenntnisse
noch einmal in geregelter Reilienfolge wieder durchgehen und
dadurch im Gedächtnisse befestigen wollen, wol als recht nütz-
lich empfohlen werden können.
Hecker, Resume de l'Histoire de la Litterature Fran-
yaise. Leipzig, 1879. Allgem. deutsche Verlagsanstalt.
Von vornherein auf jede wissenschaftliche Bedeutung, auf
jede Originalität der Arbeit verzichtend, hat die Verfasserin
des vorliegenden Werkchens sich die Aufgabe gestellt, aus einer
Reihe von liervorragendenLiteraturgeschichten das, was ihr für ihre
Zwecke besonders geeignet und brauchbar erschien, zu sammeln
und zusammenzustellen, und dadurch für die Zöglinge der
Kkord, Manuel cV Histoire de In lAHemttire Fran^atKe. 39'^
liölicrcn Töclitcrsclnileii (denn dioscii ist iliro Arbeit hauptsäcli-
licli gewidmet) ein liüclilein zu seliatteu, das dieselben mit den
bedeutendsten Dielitern und Dichterwerken Frankreichs bekannt
machen, ilinen aber gleichzeitig eine nützliche und angenehme
Leetüre bieten soll. Dieses von der Verfasserin angestrebte Ziel
ist auch wol erreicht worden. Die Auswahl des Stoffes ist recht
glücklicli und zweckentsprechend, die Vertheilung desselben mit
Sorgfalt und Geschick durchgeführt, und der Styl des Büclileins,
von einigen steifen Constructionen abgesehen, einfach, gewandt
und leicht dahinfliessend. Dadurcli dass sich die Verfasserin
nur an die Hauptsachen hält, und alles Nebensächliche klüglich
bei Seite lässt, hat sie sich zudem nicht selten für das Ein-
gehen auf interessante Einzelheiten den nöthigen Raum gespart,
und somit ilirem Werkchen für die Leetüre erhijhten Reiz ver-
liehen. Der schwächste Tlieil des Buchs ist sein Anfang. Denn
um nicht einige dort gemachte, allerdings nicht wesentliche Auf-
stellungen zu erwälinen, mit denen wir nicht einverstanden sein
können, so vermissen wir in der Besprechung der ersten Jahr-
hunderte eine gewisse Uebersichtlichkeit und Vollständigkeit, die
trotz der von der Natur des Werks gebotenen Kürze immerhin
sehr wünschenswert]! gewesen wären. Die Behandlung der fol-
genden Jahrhunderte ist besser gelungen, und zeugt, wie über-
haupt das ganze Büchlein, von der Lust und Liebe, womit sich
die Verfasserin ihrer Aufgabe unterzogen, von dem regen, an-
haltenden Eifer, womit sie dieselbe zu Ende geführt hat.
Ein Werk von grösserer Bedeutung ist
Ricard, Manuel d'Histoire de la Litterature Frangaise.
Prague, 1879. J. G. Calve, Librairie de la cour et de
rilniversite. *
Gestutzt auf die grösseren Werke von Villemain, Nisard,
Geruzez, Demogeot etc. gibt uns darin der Verfasser ein mög-
lichst zusammengedrängtes, aber klares und vollständiges Bild
der Geschichte der französischen Nationalliteratur von den
Uranfängen der französischen Sprache an bis auf die neue
und neueste Zeit. Sind auch (nach des Verfassers eigener Aus-
sage) die darin von ihm ausgesprochenen Meinungen und An-
sichten gleichsam ein Ergebniss seiner genauen Piekanntschaft
und innigen Vertrautheit mit den Werken oben genannter Meister,
so zeugen dieselben doch auch andrerseits von des Verfassers
sicherem, unterscheidendem, überall selbständig auftretendem
Urtheile, das sich nur von den Eingebungen des guten Geschmacks,
von den (besetzen einer gesunden Moral hat leiten lasseii, Die
394 Kritische Anzeigen. W. Milnrfi,
sorgfältige und umsichtige Auswahl, die ungewöhnlich geschickte
Verthcilung und Anordnung des Stoffes, das Gefällige und An-
sprecliende der üarstellungsvveise, sowie die ebenso kraftvolle als
glatte und gewandte Spraclie geben dem Buch andern Werken
ähnlicher Art gegenüber einen Vorzug, welcher durch die häutig
und mit Geschick angebrachten, das Verständniss für den Cha-
rakter eines Scliriftstellers oder Schriftwerkes oft so selir for-
dernden Citate und Stylproben noch wesentlich erliöht wird. Die
Ausstattung des Werkes ist höchst ansprechend und gefällig, der
Druck klar, sauber und sehr leserlich. Nach allem freuen wir
uns daher, den verschiedenen günstigen Urtlieilen über die Ar-
beit des Verfasers das unsrige hinzufügen und das Werk zur
Anschaffung bestens empfehlen zu können.
C. DEITERS.
Voltaire, Histoirc do Jenni. Für die Oberklasson bearbeitet
von Dr. E. von Sallvvürk, Gi'ossh. Bad. Oberschulrath.
Berlin, Weidmanii'scho Buchliandhnig, 1878.
Voltaire, Poesics philosophiqucs. Erklärt von Dr. E. von
Sallwürk etc. 1879.
Von diesen beiden Heften hat das erstere eine öffentliche Be-
urteilung durch Professor Tobler erfahren, und zwar innerhalb der
von demselben vei'fassten allgemeinen Recension der Weidmanu'schen
Sammlung in der Zeitschr. f. d. Gymnasial wesen XXXIII, 6, p. 404 ft'.
Wenn' von der Besprechung durch einen so hervorragenden Fach-
mann Sachkenntnis und Gründlichkeit von vornherein erwartet
werden muss, so zeichnet sich seine Recension auch zugleich da-
durch aus, dass diese Arbeiten als Schuleditionen nach sehr rich-
tigen. Gesichtspunkten gemessen werden, und die urteile des der
Schulsphäre entrückten Akademikers sollten vielen praktischen Schul-
männern zu denken geben. Natürlich muss darauf verzichtet wer-
den, jene Gesichtspunkte ebenso wie die einzelnen Bemerkungen hier
zu recapituliien.
Die Normen für commeutirte Schulausgaben sind bis jetzt
nichts weniger als feststehend. Da ist eigentlich fast alles noch
offene Frage oder vorläufig Geschmacksache. Auf welche Gebiete
die Noten sich zu erstrecken haben, wie weit sie etwa in die Breite
gehen dürfen, welche Beziehung sie zu den systematischen Schul-
büchern und welche zu dem mündlichen Commentar des Lehrers
einnehmen sollen, darüber und über Andei-es macht sich natürlich
(oder wenigstens hoffentlich) jeder Herausgeber seine Vorstellungen,
E. V. Suliivilrk : Vullfdre, Hiat. de Jeiini, um/ l'<ni>ics philvsoiih. 305
aber eine Einigung scheint noch kaum vorsucht. In den meistou
Fällen wird in Einleitung und Anmcrkungeu zu viel gegeben, und
schon der Lehrer pflegt daiui diese ihm halb bequeme und halb
unl)e(-|ueme Gabe ohne sonderliche Hochschätzung zu behandeln,
worin der Schüler ihm ohne Schwierigkeit folgt. Namentlich aber
wird den Crelegenheitslectioncn , denjenigen Belehrungen aus diesem
oder jenem Gebiete, die mit mehr oder weniger Willkür an die
Textstellen »angekoppelt« werden, sehr häufig weder das gleiche
Bedürfnis noch die gleiche Sachanschauung beim Lehrer zu Hülfe
kommen; die Subjektivität des Editors, die sich in ausgedehnteren
Noten ja immer fühlbar macht, wird sich nicht oft mit der des
Docenten hinreichend decken.
Zwischen Herausgeber iind Recensent ist ähnliche DiiFei'enz
nur naturgemäss. , Darum rauss der letztere zurückhaltend sein,
damit er billig bleibe. Nicht leichtwiegende Einwendungen und
Vorwürfe hat Tobler gemacht. Einiges Wenige nur sei hier noch
angefochten. Seite 29 der Hist. d. Jenni steht y>ehaucher, aus dem
Rohen in den Hauptzügen entwerfen , debaiicher, aus der sittlichen
Ordnung kommen«. Debaiicher aber hat nicht intransitive Bedeu-
tung. S. 40 ist zu que t'est-ü nrrivef bemerkt: »Wie es im
Deutschen dazu dient, den Platz des Subjekts auszufüllen (z. B. es
ist ein Schnee gefallen), sobald dieses eine andere Stelle einnimmt,
so dient il dazu, die Construction des Satzes, wo sie zu unbestimmt
ist, zu bestimmen. Que ^est arrive trägt den Chai-akter der Frage
nicht an sich«. In dieser Fassung wenigstens wird diese Erklärung
nicht vielen Lesern genügen. S. 56 steht (zu bordee): »Die
Feminina auf ee (armee, volee, matinee, bouchee, poUjnee) bezeichnen
ein durch fortgesetzte Wirkung der im Zeitwort ausgedrückten
Thätigkeit Entstandenes, meist in collectivem Sinne«. Diese De-
finition passt doch höchstens auf einen Teil der betreffenden Wörter,
auf einige der angeführten bereits nicht, ebensowenig -auf arrivee
und andere recht gewöhnliche. Die Sache ist überhaupt viel com-
plicirter; Diez unterscheidet hier 4 Fälle, Mätzuer 5, S. 35 steht:
"»dame ist ein titre qiion donne ä toutes les dames marices qid
sont au-dessus de la derniere clas.se du peuple« (Dict. de l'Acad.).
Welch seltsame Fassung und welch fataler Druckfehler! Besonders
raisslich sind auch die Druckfehler, die sich just in Eigennamen,
Fremdwörtern und Citaten finden, wie Monfecucculi 25, French-
mami 50, The ride not too much 58, statt ride of; tenip' rence ib,
statt te^np^rance.
Eine kaum verständlich gefasste Anmerkung findet sich, um
sogleich auf die »Poösies philosophiques« ül)erzugehen, daselbst
S. 11, zu V. 30: »puls«: »Der Indicativ im Relativsatz nach seul,
weil eine hauptsächliche Aussage im Relativsatze liegt«. S. 22 kann
396 Krilische Anzeigen. W. Miincli,
die üebersetzung von naitfrages durch »Trümmer« mimöglich stich-
halteii zu dem Verse (25): De vos freres mourants coniemplant
les nanfrages. S. 37 kann die Bemerkung zu v. 56 Ou vous
etes peses aux holances du juste: »Die Wagen, mit denen das
Priucip der Gerechtigkeit wägt«, jedenfalls stark angefochten wer-
den. Die Unterscheidung S. 48 zu v. 94 »cherir wert schätzen,
almer lieb haben« wird in Wirklichkeit der Stäi-ke des Ausdi-ucks
clierir nicht gerecht, das denn doch häufig eine intensive Steigerung
von aiiner bezeichnet. Hieran Hessen sich ähnliche Bemerkungen
über Synonymik knüpfen, wie sie Tobler in jener Recension (p. 403 f.
a. a. 0.) sehr richtig macht. Gegen irreführende etymologische
Notizen, wie S, 25 »acharnef — adcarnnre <■<■ gilt, was derselbe
Kritiker zur H. d. J. p. 406 sagt. Die Anmerkung zu S. 38 v. 21
»Friedrich schrieb einen Antimachiavel« musste unbedingt lauten
»hatte . . . geschrieben«, denn auf dieses vor 1740 fallende Fak-
tum gründet sich grade zum Teil die Begeisterung des den neuen
König hier begrüssenden Dichters. Bei Anmerkungen wie die S. 2 7
zu V. 161 »Leibnitz in seiner prästabilirten Harmonie« fasst uns
des Schülerhorizontes ganzer Jammer an.
Die Toxtgestaltung, für welche Tobler bei der Hist. de Jenni
erhebliche Mängel nachweist, ist, soweit wir geprüft, hier sorgfältiger.
Eine Anzahl Druckfehler ist auch hier vorhanden, und die im In-
teresse der Jugenderziehung gemachten Ausscheidungen sind nicht
immer ohne fühlbare Spuren geblieben (z. B. S. 67 v. 19 ist das
eil nach dem Ausfall der Schilderung von der Sakramentspendung
doch nicht mehr gut zu verstehn), aber im Allgemeinen sind diese
Ausscheidungen mit Kunst und gutem Erfolg gemacht. Erwünscht
wäre es, wenn, nachdem ja doch von Voltaii*e's eigener Orthographie
abgewichen ist, nun nicht blos die Orthographie, sondern auch die
Interpunktion vollständig den gewöhnlichen Normen des heutigen
Französisch folgte. (Man vermisst z. B. die Abtremiung mancher
adverbiellen Bestimmung durch Kommata.)
Indes nicht blos dieser letzte, sondern, offen gestanden, alle
bis jetzt berührten Punkte sind uns relativ unwichtig gegenüber
der Frage: 'Wie entspricht der hier edirte Stoff dem Bedürfnis der
Schule? Denn dass die richtige Wahl des Lesestoffes nun einmal
unendlich wichtiger sei, als Ausstattung, Correktheit und Handlich-
keit der Edition, ist unser persönliches Dogma, zu dem sich viel-
leicht auch hie und da sonst noch jemand bekennt. Dem vom
Herausgeber in der Einleitung zui- H. d. J. über die unzureichenden
Erfolge des französischen Unterrichts an vielen Schulen Gesagten,
namentlich aber über die Schwierigkeit, eine recht würdige und
geeignete Lektüre insbesondere für Gymnasien zu wählen, wird man
)nehr oder weniger voll beipflichten, Dass gerade »die fi'anzösische
E. V. Salhvürk: Voltaire. Hist. de Jemu und Poi'sies philosoph. 397
Literatur des vorigen Jahrliunderts, die ihre massgebende Stellung
gegenüber der geistigen Bildung der Gegenwart noch heute behaup-
ten kann, in den oberen Klassen unserer Gymnasien und Realschulen
zum Nachteil des tranzüsischen Unterrichts üljerhaupt zu sein* ver-
nachlässigt wird«, wird schon weniger allgemein unterschrieben
werden, ist aber des Verfassei'S zu respektirender Standpunkt, der
ihn zu seiner Arbeit veranlasste. So sehr wir nun auch Voltaire's
Lebenswerk als eine der Grundlagen auch der heutigen Geisteskultur
voll empfinden und allerseits voll empfunden wissen möchten, so
bedarf es unserem Gefühle nach doch eines Mannes, um sich in
unmittelbare Berührung mit diesem Denker und Schriftsteller zu
begeben. Diese Chamäleonsnatur für die Jugend? Und so umsichtig
der Herausgeber in der Hist. d. Jenni auch ausgeschieden hat, was
geradezu unpassend war, so bleiben doch hinreichende Züge von
feiner Frivolität fühlbar, ein einheitlicher wohlthuender Eindruck ist
nicht vorhanden, bei dieser Geschichte so wenig, wie bei den anderen
Voltaire'schen »romans«, die Lehrteiidenz und die derb realistische
Fabel kommen nicht recht in Harmonie, und was das Uebelste an
dem Kunstwerk ist, es ist psychologisch von Grund aus verfehlt.
Freche Wüstlinge werden nicht durch eine logische Demonstration
von der Existenz eines Gottes reine Menschen, die Darstellung dieses
Processes ist absurd iind wird vermutlich auch schon von unserer
»reiferen« Jugend so empfunden. Das alles aber ist noch nicht
die Hauptsache. Die Schwierigkeit, bei dieser Lektüre von der
französischen Sprache in die Geschichte der Philosophie und gar
der Theologie zu kommen und die religiös -moralischen Probleme
auch der Gegenwart erörtern zu müssen, die Schwierigkeit, hier
nach allen Seiten Stellung zu nehmen und Normen zu geben und
keinen Schaden anzurichten, werden nur sehr Wenige auf sich zu
nehmen wagen und vielleicht noch Wenigere lösen. Der Heraus-
geber ist hochstehender badischer Schulmann, und Baden mag
am ersten das Land sein, wo dergleichen versucht werden kann.
Dass seine sachliche Intei'pretation und seine Einleitung mit aller
Umsicht und Ueberlegenheit gegeben ist, muss anerkannt werden.
Und es bleibt dem Verfasser jedenfalls das Verdienst einer brauch-
baren Ausgabe überhaupt, von der Viele Nutzen ziehen mögen, am
wenigsten nur wol die Schüler unserer höheren Lehranstalten.
Bei dem Hefte »Poesies philosophiques« ist ein Zusatz wie
der »für die Oberklassen bearbeitet« nicht gemacht. Im Ganzen
begrüssen wir aber diese kleine Sammlung nicht nur übei'haupt mit
mehr Freudigkeit, als die Hist. d. Jenni, sondern auch als Lektüre der
(Gymnasial- oder Real-) Prima wüssten wir besseren Gebrauch
davon zu machen. Zwar, philosophisch -religiöse Discussion muss
sich auch hier, an die zwei ersten Stücke wenigstens, anknüpfen,
398 Kritische Anzeicien. A. Haaf^e,
aber da der Stoff in Versen gegeben ist, so schaut man ihn nach
Belieben ernst an odei' auch nicht. Das Lob, welches der Editor
dieser Voltaire'schen Poesie als Poesie spendet, ist durchaus be-
gründet; der Leser, auch der junge, wird davon nach Inhalt und
Form mehr gefesselt und befriedigt werden, als von der heroischen
Klassik, trotzdem dass Voltaire nicht Dichter par excellence ist.
Auch ist in den Anmerkungen oft Anleitung gegeben zu geschmack-
voller Wiedergabe von Ausdrücken und Wendungen, und so und
mit Berücksichtigung alles Sonstigen würden wir nnsex'erseits nicht
ungern für ein Semcj^ter dem Prima- Unterricht diesen Lesestoff zu
Grunde legen.
W. MÜNCH.
(xuizot, Histoire de la revolution d' Angleterre, erklärt
von B. Graeser, Berlin, 1878 und 1880, Weidmann' sehe
BnchhdL^
Vorliegende Ausgabe, die in 2 Bänden mit je 2 Abtheilungen
erscheint (Band I: Histoire de Charles I; Band II: Histoire de la
Republique d' Angleterre et de Cromwell), von denen nur noch die
2. Abtheilung des 2. Bandes der Veröffentlichung erharrt, ist, wie
•das Vorwort besagt, hauptsächlich für die Prima bestimmt. Dass
dabei an eine Gymnasialprima gedacht ist, wird schon daraus er-
sichtlich, dass Macaulay in deutscher Uebersetzung .citirt wird. Von
der Realschule ganz abgesehen, wo das Buch, weil es sprachlich
und inhaltlich leicht ist, entschieden von der Prima in die Ober-
secunda zu verweisen wäre, dürfte zu erwägen sein, ob in der
obersten Klasse des Gymnasiums nicht auch ein Prosaiker vorzu-
legen sei, der die Schüler zu angestrengterer Arbeit auffordert, und
ob nicht auch hier für die obere Abtheilung der Sccunda diese
Leetüre passender wäre. Wo aber auch Guizot's Geschichte der
englischen Revolution gelesen werden mag, mehr als ein Semester
wird man schwerlich auf dieselbe verwenden können, mithin nur
einen Theil derselben lesen, und da wäre es zu wünschen gewesen,
dass der Herausgeber einzelne, in sich abgei'undete, besonders her-
vorragende, für ein Semester etwa ausreichende Abschnitte heraus-
genommen hätte, oder dass er das ganze Werk vollständig gegeben
und dann dem Lehrer die Auswahl überlassen hätte. So aber
haben wir ein relativ umfangreiches Werk, das gleichwohl unvoll-
" ständig ist, eine Ausgabe, die ausserhalb der Schule keine Ver-
wendung finden kann. Geradezu störend sind die deutschen Stellen
^) Vgl. Lion's Bo\irtheihmo- der Au8g. in Bd. l der Zschr. S. 269 f.
13. Graeaer: Guizot, f/istoire de la re'vohäion d'Analeterre. 399
ininittou des französischen Textes, welche eine kurze Inhaltsangabe
eler ausgelasseneu Stacke liefern, z. li. Bd. J, Seite -10, S. 1^1 etc.,
namentlich scheint das Verständniss des Ganzen durch die Kürzung
S. 57 (über Laud's Wirksamkeit) gefährdet. Da der Herausgeber
nicht einmal die hauptsächlichsten Facta der englischen Geschichte
voraussetzt (z. B. Bd. I, Buch 1, Aum. 50 die magna eharta ei'-
klärt, ja Bd. II, Buch 1, Anm. 131 die Eroberung Englands durch
den Normannen Wilhelm mit Angabe des Jahres und der Schlacht
anführt), so hätte er eine kurze historische Einleitung voraus-
schicken müssen, die allerdings nicht Dinge, welche der Tertianer
sich an den Schidien abgelaufen haben muss, zu enthalten gehabt
hätte, wohl aber viele der unter dem' Text gegebenen sachlichen
Erklärungen, z. B. Bd. I, B. 1, Anm, 56«- (die Nonconfor misten),
Anm. 58: »Elisabeth rettete die Reformation, etc«. Unentbehrlich
aber ist eine solche .Einleitung für den zweiten Band, den der
Herausgeber schon dadurch von dem ersten trennt, dass er die
meisten Anmerkungen des ersten Bandes wiedetholt, »da nicht an-
zunehmen ist, dass in den Händen der Schüler, die das vorliegende
Werk lesen, auch immer zugleich der erste Theil sich befindet«.
Soll der 2. Theil gelesen werden, so muss doch dem Schüler der
Inhalt des ersten Theiles, wenn auch nur in grossen Zügen vorge-
führt werden, und es wird die Nebenarbeit des Lehrers wahrlich
nicht erleichtert und somit die Leetüre nicht gefördert, wenn z. B.
Bd. II, B. 2, A. 5 bei Montrose bemerkt wii'd : ȟber Montrose
cf. h. de Ch. I. Buch VI, pag. 79 ff.« u. Anm. 200 auf d. 4 B.
des 1. Th. verwiesen wird. — Dass die Eigennamen nicht in einem
besonderen Verzeichniss hinter dem Text erklärt worden sind, ist
um so l)efremdender, als für die beiden Abtheilungcn des 1. Bandes
ein alphabetisches Verzeichniss die Aussprache der englischen
Eigennamen angibt. Voi-angeschickt ist dem Text eine Biographic
Guizots. — In dem 2. Bande ist die Orthographie nach dem Dic-
tionnaire de l'Academie von 1878 geändert, nur ist das durch-
gängig stehen gebliebene coiupleteuient auffallen-d. Der Commentar
gibt Bemerkungen sachlicher und sprachlicher Art. Was die
ersteren betrifft, so sind dieselben vollständig gegeben und enthalten
nicht nur Namenserklärungen, sondern berücksichtigen auch häufig
das Verhältniss Guizot's zu Macaulay und Ranke. Dass mitunter
ganz bekannte Dinge erklärt sind, ist bereits oben erwähnt; ebenso
finden sich voreiir/elt Ungenauigkeiten , z. B. Bd. I, B. 2, A. 27
hätte angegeben wei*den müssen, dass die Paulskirche in der City
liegt, und Bd. I, B. 7, A. 217 Charing-Ci'oss: »jetzt hier eine der
Hanptstationen der unterirdischen Eisenbahnen Londons« ist nicht
nur ungenügend, sondern auch unrichtig. Wie in vielen auf die
Topographie sich beziehenden Bemerkungen wenig Rücksicht auf die
400 Kritische Anzeigen. A. Haase.
Lage der Strassen, Plätze, Stadttheile zu einander genommen ist,
so venuisst man auch hier eine Angabe darüber, wie Kensington,
Hyde-Park, Charing-Cross, das Parlamentsliaus zu einander liegen,
und der Schüler kann sich keine Voistellung von dem Wege des
Foirfac machen, Dass derselbe belehrt wird (A. 216), dass »auf*
der Stelle, wo 1851 das Ausstellungsgebäude gestanden, ein gross-
artiges Denkmal des Prinzen Albert (den übrigens vielleicht nicht
alle Schüler kennen) sich befindet « , ist doch viel weniger wichtig
und darf nur nebenher erwähnt werden. Wenn Bd. I, B. 3, 81
gesagt wird: »in dieser Vorstadt (Kensington) liegt die berühmte
Albert-Hall«, so weiss wohl kaum einer der Schüler, was die
Albei't-Hall ist, und der Lehrer wird darüber Auskunft geben
müssen. Damit ist nicht gesagt, dass solche Bemerkungen an zweiter
Stelle nicht nützlich seien, aber in erster Linie muss die Rücksicht
auf das Verständniss des Schriftstellers massgebend sein. Zunächst
wäre also an der oben erwähnten Stelle, von welcher wir ausgingen,
zu bemerken gewesen, dass Charing-Cross einen Platz bezeichnet,
der westlich vom Hyde-Park liegt, und von dem aus eine Strasse
in südöstlicher Richtung (Whitehall auf der rechten Seite derselben)
zu der Westminsterhall führt. Auch wäre eine kurze Angabe über
den Ursprung des Namens ohne Schaden gewesen. Wollte man
nebenher dem Schüler eine Idee von der jetzigen Bedeutung des
Platzes geben, so müsste man, wenn man dieselbe nicht aus eigner
Anschauung kennt, wenigstens Baedeker zu Rathe ziehen. Welche
Vorstellung erhält der Schüler, wenn er liest »eine Hauptstation
der unterirdischen (die Bezeichnung ist auch nicht genau) Eisenbahn«!
Für den Metropolitan Railway ist Charing-Cross eine einfache Station,
die von untergeordneter Bedeutung ist, dagegen ist es eine wichtige
Endstation, ein Termmus, von dem verschiedene Linien ausgehen,
ein Kreuznngspunkt vieler Omnibus-Linien u. s. w. — Auffallend
ist der Chronikenstyl in der Notiz über Milton, Bd. I, B. 7, 7:
»Schon früh als Dichter thätig; seine Reisen nach Paris, Florenz,
Rom. Beim Ausbruch der bürgerlichen Unruhen Rückkehr nach
England« etc. Der Ausdruck: »Das Parlament Hess Angriffe in
Schrift und Wort gegen Mazarin los« (Bd. II, B. 3, 69) ist nicht
zu billigen.
Doch sind das Ausstellungen untergeordneter Art und betreffen
Einzelheiten, die dem Werth der ganzen Arbeit keinen Abbruch thun.
Anders ist es mit den sprachlichen Anmerkungen, die wir einer ein-
gehenderen Prüfung unterziehen müssen, wenngleich auch hier von
vornherein erklärt werden muss, dass natürlich Vollständigkeit in
keinem Punkte möglich ist. In der Berücksichtigung der Aus-
sprache sieht man kein bestimmtes Prineip. Wenngleich die Aus-
sprache der Gymnasiasten bei der beschränkten Stundenzahl viel zu
B. Graeser: Guizot, Histoire de la revolution d' Angleterre . 401
wünschen übrig lässt, Christ und Jesus- Christ (Bd. I, B. 5, 16),
füsilier uiid fusil (Bd. I, B. 2, 120a), echec und cchecs (Bd. I,
B. 5, 147; Bd. 11, B. 1, 53), aristocratie (Bd. I, B. 1, 7) und
gar eher (Bd. I, B. 6, 149) wird schwerlich ein Primaner falsch
sprechen. Daneben muss es aufiallen, wenn z. B. die Quantität der
Vocale und die Bindung gar nicht berücksichtigt sind.
Dass die Etymologie nicht vernachlässigt wird, ist gewiss
anzuerkennen, doch darf man nur so weit auf dieselbe eingehen, als
dadurch dem Schüler das rechte Verständniss des Wortes klar ge-
macht wird. Wenn dagegen nach Belieben einzelne Wörter etymo-
logisch erklärt werden, deren Bedeutung klar und geläufig ist, so
kann man mit Recht auch dieselbe Berücksichtigung für andere
W^örter verlangen und kommt, wenn man consequent ist, schliesslich
zu der Forderung, dass die Etymologie bei allen Wörtern angegeben
werde, wo dieselbe nicht auf der Hand liegt oder als bekannt vor-
ausgesetzt werden darf. Es hätte in dieser Hinsicht, wie wir es
auch in Bezug auf die Grammatik hervorzuheben haben, von dem
Herausgeber beachtet werden müssen, dass nicht Alles, was der
Lehrer an Erklärungen in der Stunde mündlich gibt, zum Druck
als Commentar sich eignet. Gewiss wird man im Unterricht auf
die Etymologie eingehen müssen, wenn der Schüler ein Wort nicht
genau übersetzt oder wenn man synonyme Wörter unterscheiden will,
oft wird es leider auch notbwendig sein, einzelne grammatische Regeln,
die in der Leetüre vorkommen, zu repetiren, aber das möge man dem
Lehrer überlassen. Die Ausgabe soll doch nur dem Schüler die
Vorbereitung erleichtern, d. h. ihm Sachen angeben, die er selbst
sich nicht erklären kann, und ihn zu richtiger und scharfer Erfassung
des Sinnes und zu genauer und guter Uebersetzung anleiten. Alles,
was darüber hinausgeht, ist überflüssig. So ist escorte ein jedem
Gebildeten geläufiger Begriff, trotzdem vdrd Bd. I, B. 5, A. 206
die Etymologie nach Diez angegeben; Bd. I, B. 6, A. 109 heisst
es: »harasser« der Ursprung des Wortes ist dunkel. Diez bringt
es mit dem arabischen faras, Pferd, zusammen« ; dass Voltaire
houlevard »fälschlich von houle und vert ableitet« (Bd. I, B. 6,
A. 54), ist für den Schüler ganz gleichgültig. Ableitungen wie
precaire (Bd. I, B. 1, 38), dj^rete (Bd. I, B. 4, 126), ratifier
(Bd. I, B. 6, 136) u. a. findet jeder Secundaner selbst. Unter-
scheidungen zwischen embr asser, emharrasser, embraser, (Bd. I,
B. 1, 23); la foi, le foie, la fois (Bd. I, B. 1, 55); recouvrer und
recouvrir (Bd. I, B, 2, 70); la tdche und la lache (Bd. II, B. 4,
34) u. s. w., bei denen stets auf die Etymologie zurückgegangen
ist, sind als Bemerkungen in der Stunde gewiss von Nutzen und
lassen sich auch im Commentar allenfalls vertheidigen , nicht so
Bemerkungen wie i>la confiance nicht zu verwechseln mit la confidence«
Zschr. f. nfrz. Spr. u, Lit. II. 26
402 Kritische Anzeigen. A. Haase,
(Bd. I, B. 6, 48 und ebenso Bd. II, B. 4, 66), »man beachte:
toutes les fois = alle Male, toutefois = indessen« (Bd. I, B. 4, 79)
u. s. w.
Während in Bezug auf Synonymik im Ganzen nichts hervor-
zuheben wäre, als vielleicht dass a7i und anjiee (Bd. I, B. 1, 78),
ancien, vieux, antique (Bd. I, B. 1, 51), entendre und ecouter (Bd. I,
B. 5, 78) und ähnliche bekannt sind, und I, 3, 121 unrichtig ist,
kann man nicht umhin, hinsichtlich der grammatischen Bemer-
kungen die bereits oben angedeutete Verkennung des Zweckes eines
sprachlichen Coramentars in seinem Unterschiede von den an die
Leetüre geknüpften Fragen noch einmal zu betonen. Die schwache
Seite des Gymnasiasten in Bezug auf das Französische liegt ferner
bekanntlich in der Unsicherheit im Schreiben, während derselbe nicht
nur die in den Kreis der Schule fallenden Schriftsteller gut ver-
stehen kann, sondern auch in Folge seiner tüchtigen Schiilung durch
die alten Sprachen ein gutes Verständniss für die Auffassung syn-
tactischer Regeln besitzt mid bei einiger Uebung leicht soweit zu fördern
ist, dass er die in der Leetüre vorkommenden elementaren Regeln
der Syntax, die jedenfalls ein Primaner, wenn nicht als gramma-
tisches Pensum, doch in der früheren Leetüre gehabt haben muss,
wohl zu beachten und zu erklären weiss. Entschieden nicht zu
rechtfertigen im Commentar sind z. B. Bd. I, 2, 106: la teneur
»das lat. tenor, nach der allgemeinen Regel im Französischen feminin!«
Bd. I, 6, 43: ■» groupe ist masculin!« und Bd. I, 7, 196: »man
achte auf das Geschlecht von groupe!«; Bd. I, 8, 6: Die Erklärung
des Dativus ethicus; ibid. A. l: »nach attendre warten heisst bis
gue, das stets den Subjonctif regiert«; Bd. I^ 4, 79: »nach den
Verben des Beschliessens steht que nicht mit dem Subj., sondern
u. s. w.« ; ibid. A. 138: »der Relativsatz drückt die Absicht aus,
daher der Subj.«; Bd. I, 1, 35: »die Negation ne steht im 2. Gliede
des Vergleichsatzes, weil der Sinn ein negativer ist « , worauf dann
im Folgenden stets zurückgewiesen wird; Bd. I, 4, 81: »liomme
steht ohne Ai-tikel, d?i jamais den Satz beginnt«, ebenso 7, 185;
Bd. I, 5, 56 und 110 und 211 und 7, 204: »der Subj. steht hier
im Relativsatze, weil er »die Forderung aussagt, welche man an
eine Sache oder Person stellt« u. s. w. ; Bd. I, 5, 256: »in Relativ-
sätzen fallt das pron. conjoint (in dieser Fassung auch falsch; es
war hinzuzufügen als sujet, so richtig Bd. II, 1, 128 und 3, 83)
weg, wenn das Relativum sich aiif ein pronom absolu bezieht« ;
Bd. I, 5, 2 65 ist der Unterschied zwischen ce inot m'a echajype und
7n'est echappe angegeben, Bd. I, 8, 40 dass bei se fier und penser
y auf Personen sich bezieht, Bd. II, 2, 36 dass das part. pres. un-
veränderlich, Bd. II, 2, 39a dass die zusammengesetzten Adjectiva
der Farbe unveränderlich sindj Bd. II, 2, 80 non que mit dem
B. Graeser: Guizot, Histoire de la revolution cVAnffleterre. 403
Subj. = »nicht als ob« n. s. w. u. s. w. Wenn man nun noch
die Stellen dazu nimmt, und es sind deren nicht wenige, wo auf
die Construetion von Verben wie jouer, manquer , demander, user,
approcher etc., auf die Stellung von divers, honnete, nouveau etc.
aufmerksam gemacht wird, so muss es um so mehr auffallen, dass
Dinge nicht berücksichtigt wurden, die wohl der Beachtung werth sind
und jedenfalls mit grösserem Recht auf eine solche Anspruch machen
können als die erwähnten. Wenig berücksichtigt ist der veraltete
Styl in den französischen Schriftstücken, welche wörtlich augeführt
werden, z. B. Bd. II, S. 160: se regier par = sur, S. 162: äs
s'en allerent faire = ils allerent f., cl quoi auf un acte bezogen
= auquel; (bei tant il y a que [Bd. II, 3, 108] hätte angegeben
werden können, dass die Redensart heute nur in familiärer Sprache
vorkommt); Bd. II, S. 67 und 155 findet sieh se resoudre de faire
qch; für creance (S. 67) würde man heute croyance sagen etc.
D'autant que (S. 113) dürfte den Schüler befremden, der es doch
nur in Verbindung mit einem Comparativ kennt; die Construetion
(Bd. I, S. 108): M. Taylor ayant dit — , il etc. darf von ihm
keineswegs nachgeahmt werden; in welchen Fällen que noch heute
im Temporalsatze = quand oder lorsque steht, wäre für den Schüler
zu wissen nicht überflüssig und hätte Bd. I, S. 71 bei: Elle (la
publication) n'etait j^^a.s encore arrivee que les chefs etc. u. o. be-
achtet werden können, ebenso das Impf, in Sätzen wie Bd. I, S. 119:
Si la remontrance avait ete rejetee, je vendais etc. ; Constructionen
wie essayer de qch., ne pas voidoir de qch. (Bd. I, S. 32, S. 1 62),
je m'allierais — plutot que de manquer (Bd. I, S. 149), j^aime
mieux mourir quacheter (Bd. II, S. 69), und (S. 157) je ne sache
point de persuasion liest der Schüler auch nicht alle Tage. Wenn
(Bd. I, 2, 11) die anakoluthische Construetion: despote fougiceux,
tout amour de la patrie n'etait p>ourtant pas eteint dans son coeur
abgefertigt wird mit der Anmerkung zu desp. f. : » durch einen
Concessivsatz aufzulösen«, so führt das zu einer anderen Ausstellung,
die man an den grammatischen Bemerkungen machen muss.
Es ist nicht zu rechtfertigen, dass verschiedene grammatische
Erscheinungen ohne jede Erklärung angeführt sind. Gegen mechanische
Abrichtung in der Grammatik ist genug geeifert worden, und man
kann diese Unterrichtsmethode als antiquirt bezeichnen. Wenn nun
Bd. I, 2, 16a. zu: c'etait trop peu jyoiir le pays que ce gouvernement
bemerkt wird: »Wenn das Prädicat hervorgehoben werden soll, so
wird es mit c'est zu Anfang des Satzes gestellt und dem nachge-
stellten Subject wird que vorgesetzt »(vgl. Bd. I, 7, 272), wenn
ferner das qui = ce qui in der Phrase qui pis est etc. (Bd. I, 5,
277) nicht erklärt wird, wenn Bd. I, 1, 82: il se crut en tort erklärt
wird als » ungewöhnlich für il crict avoir commis un tort « , wenn
26*
404 Kritische Anzeigen. A. Haase,
Bd. I, 1, 95: La Chambre declara qu^elle ne s'occuperait de rien
quils ne fussent en liberte« das que erläutert wird: »qiie für sans
que, in welcliem Falle pleouastisch ne beim Verbuin steht« (vgl.
Bd. II, 4, 91), wenn Bd. I, 3, 22a ce n'etait trop de trois peuples
mir übersetzt wird (wie ü arrive de moi Bd. I, 8, 182, und 7,
226: »bei ü suffit steht die Sache mit de«), wenn Bd. I, 3, 99:
siance tenante ebenfalls nur übersetzt wird, wenn endlich Bd. I, 6, 135
folgende Regel gegeben wird : »in der Verbindung quelque — que.
wie auch immer, wird quelque, wenn ein Substantiv darauf folgt,
danach verändert; folgt ein Adjectiv darauf, so bleibt es unverändert«,
u. s. w., so sind dergl. Bemerkungen als grammatisch durchaus un-
genügend zurückzuweisen. Wenn wir nun gar Bd. I, 7, 280
lesen : » Im abhängigen Satze wird mit Bezug auf Personen qui
auch als Aecusativus gebraucht«, so würden wir \ms über die
offenbar aus Flüchtigkeit entstandene grammatisch falsche Ausdrucks-
weise wundern, wenn uns nicht Bd. I, 5, 125: »Die Präpositionen
dürfen eigenthümlicherweise nur mit dem N omi na tiv des Relativ-
pronomens, qui, und nicht mit dem Aecusativus, que, verbunden
werden«, eines Anderen belehrte. Also eine Präposition soll den
Nominativ regieren? Wir haben es vorher vermieden, auf die
betreffenden Paragraphen aus Mätzner, Lückiug u. s. w. zu ver-
weisen, wo Belehrung über alle ungenügend erklärten Punkte ge-
funden wird, wir wollen aber bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam
machen, dass in diesen und anderen Lehrbüchern dieses fatale qui richtig
als ein auf dem altfrz. Accusativ cui, lat. cui beruhender Aecusativus
erklärt wird. Bei Mätzner ist auch zu finden, dass wir in der
absoluten Participialcoustruction einen Accusativ und nicht, wie
Bd. I, 8, 192 behauptet wird, einen Nomin. absol. haben. Falsch
sind ferner erklärt Bd. I, 1, 93: je sevai le dernier ä m'en ressentir:
»verkürzter Relativsatz, für qui je me ressente (und dieser grobe
Fehler ist nicht im Druckfehlerverzeichniss berichtigt!); I, 1, 135:
Uli mal quelles (les Communes) ne savaient comment guerir : »qu'elles
= dont elles etc. Diese Art der Attraction ist nicht zu häufig « , "
I, 5, 71 : cetait ä grand'peine que les lords avaient ohtenu quon
leur ouvrit les portes »der Subjonct. ist daduixh zu erklären, dass
der Sinn des regierenden Satzes ist: cetait (Fehler, il!} presque
impossible« (der Subj. ist ja durch obtenir bedingt); Bd. II, 1, 118:
nous navons ä servir les desseins de qui que ce soit: »die 2. Ne-
gation fehlt bisweilen bei navoir ä faire qch.« (ne — qui que
ce soit ist doch ganz bekannt); Bd. I, 8, 216: je ne serai de rien:
»hier sind beide Redensarten cela ne rnest de rien und je ne suis
pour rien dans qch. verbunden« (vgl. Mätzner, S. 376 und cet
komme ne niest de rien Acad.); I, 7, 42: je nentends rien aux
choses du monde: »entend steht hier für sentend, denn entendre
S. Graesser: Guizot, Histoire de la revolution (VAngleterre. 405
ä geh., das ausserdem veraltet ist, heisst mit etwas beschäftigt
sein ; sich auf etwas verstehen heisst s^entendre ä oder auch en
qch.« (es ist ja hier das ä bei Verben der Wahrnehmung und des
Wissens, welches eine Person oder Sache bezeichnet, an der man
etwas wahrnimmt, vgl, ü n'a rien compris ä mes parolefi , je
nentends goutte ä ce quil me dit etc.). — Diese Aufzählung Hesse
sich noch erheblich verlängern, doch es genügt wohl nur noch an-
zuführen, dass Bd. I, 7, 193 bei moins rudement quon rCeüt pu
le craindre bemerkt wird: »ist der erste Theil des Vei'gleichssatzes
verneint gebraucht, so steht in der Regel im zweiten Theil nicht
die Negation«. Als Regel ungenau, in der Anwendung auf den vor-
liegenden Satz ein grober Fehler.
Solche Dinge in einer Schulausgabe und in so grosser Menge
sind ebenso zu rügen wie überflüssige Erleichterungen zum Ver-
ständniss der Construction und des Sinnes und unnöthige üeber-
setzungen, besonders wenn auch diese oft ungenau, mitunter sogar
falsch sind. Ist es nöthig, einem Schüler, der Livius oder gar
Tacitus, der Xenophon oder gar Demosthenes liest, Angaben zu
machen wie I, 1, 125: une declaration portant que etc. »portant
ist das part. präs.«, ferner I, 3, 11: ils frapperent les pr emiers:
y>sc. le coup: führten sie zuerst den Schlag, kamen sie ihnen zuvor«,
I, 5, 37: hahitants ou voisins du meine lieu zu hobitants: »sc. le
meme lieu«, das noch dazu falsch ist, du m. U; I, 7, 98 ist die
Construction ils se sentaient dechoir erklärt; I, 4, 94: eiivoyer au
roi »eine Gesandtschaft abschicken«. I, 8, 21: »y bezieht sich auf
la detresse«-, ist ebenso selbstverständlich wie I, 8, 207: »le bezieht
sich auf jugement« ; II, 1, 35: en meme temps qiie du conseil
d^Etat, la chambre s'occupa des tribunaux: zu dit c. d'E.: abhängig
von s^occupa, Subject ist la chambre«; II, 1, 123: tant de soldats
et de citoyens que etc. » que bezieht sich auf tant « , vgl. noch U,
1, 194, II, 2, 95a n. g. w. u. s. w.
Der Sinn ist falsch aufgefasst: I, 1, 49: on se demandait s'il
les avait toujours possedes, s^il eüt jamais du les posseder {on =
das engl. Volk, ü = der König), dazu die Anmerkung: »der erste
Satz mit si ist indirecter Fragesatz, der zweite dagegen Bedingungs-
satz«, nein, auch der zweite Satz ist ein indirecter Fragesatz; I, 2,
40 : » mieux für le mieux findet sich in der heutigen Sprache nur
sehr selten«, falsch, der Sinn ist: »die Einen untersuchten, welche
Regierungsformen die Menschenwürde besser achteten, d. h. als
das englische Königthum es that« ; ein ganz ähnliches Versehen I,
6, 97; (I, 8, 145, 103 und 39 ist doch der Gedanke ganz klar
und trotzdem überall der Sinn angegeben); das gröbste Versehen
dieser Ai't findet sich I, 8, 31: Der König macht Hammond, einem
Independenten, Vorwürfe über die plötzlich angeordnete strenge Be-
406 Kritische Anzeigen. A. Haase,
wachung seiner Person und sagt dabei: Est-ce V Esprit qui vous
infipire celaf Da lesen wir zu Esprit in der Anm. »sc. de parti.«-
Einmal heisst esprit wohl nie ohne Zusatz Parteigeist, sodann müsste
es klein geschrieben sein: mit grossem Anfangsbuchstaben heisst es
stets »der heilige Geist«, und diese Bedeutung passt ja hier aus-
gezeichnet, die Aeussemng ist im Munde Carls dem Independenten
gegenüber nicht misszuverstehen; hätte der Herausgeber beachtet,
was Bd. II, S. 220 Cromwell sagt: Quand je suis alle ä la Chambre,
je ne croyais pas que je fisse cela; mais j^ai senti Tesprit de Dieu
si puissant sur moi, que je nai plus ecoute la chair ni le sang
(vgl. dazu die Anmerkung, welche die englische Quelle citirt: The
spirit ivas so upon him that etc.), so hätte er den Fehler vermieden.
Wenn wir zum Schluss noch einen flüchtigen Blick auf die
Anmerkungen werfen , welche eine Uebersetzung geben, so sind als
ungenau zu notiren z. B. I, 8, 32 A defaut de Varmee »statt eine
Armee zu senden« (sondern »in Ermangelung der Armee«, nämlich
des Fairfax, welche nicht disponibel war); II, 2, 63: ce'tait un
amhitieux egoiste avec grandeur: »obgleich ein wahrhaft grosser
Mann« (genauer; bei einigen grossen Eigenschaften); II, 2, 125:
le fond de la question » die Hauptfrage « (vielmehr : der Kern der
Frage); II, 2, 215 martyrs d'elite »als wahre Märtyrer« (genauer:
als ausgezeichnete, auserwählte Märtyrer); II, 3, 23: ce qui e.st du
»was ihnen gebührt« (ist falsch, nach dem Zusammenhange muss
es heissen : was sie anderen schuldig sind); 11, 4, 95: l'orateur se
disposait ä mettre la question aux voßux »über eine Sache ab-
stimmen« (ist doch unmöglich , sondern zur Abstimmung bringen) ;
wunderbar ist I, 8, 171 garder ä vue »augenscheinlich«, nein,
»scharf« bewachen!
PoilSard, Lucrece, erkläi-t von H. Rehrmann. Berlin, 1879.
Weidmann'sche Buchhdlg.
Bei allen Schönheiten in der Sprache, bei allen Vollzügen, die
das Ponsard'sche Drama den Werken der romantischen Schule
gegenüber aufzuweisen hat, verleugnet dasselbe doch nicht die
Schwächen so mancher französischer Stücke, wie sie schon Lessing
hervorgehoben hat. Denn Lucretia ist, wie oftmals betont wird, die
absolut schuldlose Tugendheldin, Sextus der ausgeprägteste Woll-
lüstling, und von dieser Autfassung des Sextus wird der Heraus-
geber den Beurtheiler durch seine Anmerkungen nicht abbringen.
Wenn auch der Tarqumier im Gespräch mit der Lucretia sich den
Anschein zu geben sucht, als habe er ein politisches, höheres Ziel
im Auge, so verwischt er doch nicht bei dem Leser und Zuschauer
den Eindruck, den sein ganzes Auftreten zurücklässt, d. i. eben den
H. Behrmann : Ponsard, Lucrece. ' 407
eines schändlicheu Wolllüstlings. Die von dem Herausgeber S. 104,
249 behauptete Vertiefung der Conflicte kann also bestritten werden.
Diese schaurige Tragik, in welcher der absolute Bösewicht die
reinste Tugendheldin zu Falle bringt, so dass das wahre tragische
Mitleid nicht aufkommen kann, führt in dem Ponsard'schen Stücke
geradewegs in die gemeinsten Verhältnisse antiker und hauptsächlich
auch französischer Sittenlosigkeit ein. Was bei der Leetüre des Livius
nur angedeutet zu werden braucht, das muss sich der Schüler hier
bei der Leetüre einer Tragödie in seiner ganzen Furchtbarkeit und
Scheusslichkeit vorstellen, um das zu begreifen, was im 5. Acte
geschieht. Eine solche Tragödie mag das französische Publikum im
Theater, nicht aber den deutschen Primaner in der Klasse beschäf-
tigen, für den ja eine Reihe edlerer Stoffe sich darbietet!
Es soll dabei nicht verkannt werden, dass z. B. die zweite
Scene des 2. Acts eine bildende Leetüre liefert, und dass es für
den Primaner eine lehrreiche und interessante Aufgabe wäre, zu
untersuchen, in welcher Weise ein hervorragender Dichter wie Pon-
sard aus dem einfachen Stoffe bei Livius die Tragödie heraus-
gearbeitet hat. Von diesem Gesichtspunkte aus würde sich der
Gegenstand ebenso für die Schule eignen wie etwa Shakespeare's
Coriolanus und Lessing's Emilia Galotti. Zu diesem Vergleich
liefert die Ausgabe die betreffenden Stellen aus Livius, allein wunder-
barer Weise in französischer Uebersetzung, während Horaz sehr
oft und Vergil zuweilen in der Ursprache citirt werden; ebenso
hätte das Citat aus der Ilias S. 85, da sonst vielfach griechische
Wörter in den Anmerkungen sich finden, griechisch citirt und eine
gute Uebersetzung für des Griechischen unkundige Schüler beige-
fügt werden müssen.
Ueber die Arbeit des Herausgebers kann man sich bis auf
einen Punkt nur anerkennend äussern. Ausser einer gründlichen,
über die literarische Bedeutung des Dichters genau orientirenden,
Einleitung vrird in dem Commentar das Verständniss des Werkes
in jeder Weise vermittelt. Nicht nur dass die sachlichen Erklärungen
vollständig und genau (freilich hätten die Geschichte von dem
Schiedssprache des Paris S. 60, 288, Styx S. 82, 235, licteur
S. 87, 298 vorausgesetzt werden können) gegeben sind, sondern es ist
auch das Verständniss des Werkes in ästhetischer Beziehung gefördert,
zu einem tieferen Eindringen in dem Sinne einzelner Stellen und
mitunter auch zu geschmackvoller Uebersetzung Anleitung gegeben.
Das Einzige, was wir an dem Buche auszusetzen finden, ist die,
wie es scheint, immer mehr beliebt werdende, aber doch, wie bereits
Ußi der Besprechung der Ausgabe von Guizot's Geschichte der engl.
Revol. hervorgehoben, ganz ungehörige Berücksichtigung der ein-
fachsten und elementarsten grammatischen Regeln. Auch hier könnte
408 Kritische Anzeigen. A. Haase,
man ein lange s Verzeichniss von Beispielen liefern, wir beschränken
uns darauf, einige anzuführen : S. 21, 56: »Der Infinitiv als gramma-
tisches Subject an der Spitze des Satzes hat keine Präposition bei
sich (Beispiel), ist er aber etc.«; S. 40, 407: puisque je vous reveiUe
et qu'ainsi vous dormez: »que für die volle GonjwnGtion puisque, weil
etc.«; S. 45, 36: le surnom d'insense. »Dieser Genetiv (g. explica-
tivus, epexegeticus) ist lateinischen Ursprungs (Beispiele). Im
Deutschen findet ein Abhängigkeitsverhältniss nicht statt etc.« S. 53,
165 ist der Subj. in il est temps que chacun sache durch die Regel
erklärt; S. 58, 265: la haine du joug angegeben, dass d. j. der
Genet. object. ist; S. 60, 303 die Regel zu avoir le coßur haut place
angeführt; S. 84, 253 ist devancer d'un jour erklärt; S. 90, 342
der Gebrauch des Fragepronomens lequel; S. 102, 204: »Enthält ein
affirmativer Hauptsatz einen Comparat. etc.«; ibid., 213: »derGebrauch
von d'oü und oü anstatt eines Genet., resp. Dativus; S. 117, 92
dire mit dem reinen Infinit, und dem Infinit, mit de u. s. w. Mit
ganz besonderer Vorliebe ist der Conjunctiv im Relativsatze behan-
delt und die von der Prosa abweichende Stellung. — Während nur
au einer Stelle eine Unrichtigkeit sich findet (S. 99, 174: faites
retirer vos fem.vies : »Die Redeweise ist nicht selten, wenngleich
die re flexive Form vorzuziehen ist«; gerade umgekehrt, Regel
ist, dass der reflexive Infinit, nach faire intransitiv wird), ist ver-
einzelt die Fassung der Regeln nicht glücklich, vgl. S. 41, 423:
»peu s'en faut que, es fehlt wenig, dass. Im Nachsatz steht dann
stets ein abu.ndirendes «e« ; das ne ist nicht abundirend, sondern
für uns »unübersetzbar«, für den Fi'anzosen nothwendig und eben-
so zu erklären wie das quin nach non midtum abest, patdum abest,
auf welchem es offenbar beruht. Viel bedenklicher ist S. 33, 276:
(vous n'etes pas ce que vous paraissez) »ce que, nicht ce qui.
Bei den Verben, die den doppelten Nominativ regieren (ein
durchaus nicht zu billigender Ausdruck !), wie etre, devenir, parattre
u. a., steht dieses Pronomen stets im Accusativ«; que ist eben,
wenn prädicativ gebraucht, Nominativ, wie ja im Altfrz. que als
Nominativ und Accusativ gebraucht wurde. Das quil m'en souvienne
(S. 79, 167) hätte erläutert werden können.
Befremdend ist, dass die Orthographie nicht nach dem Dic-
tionnaire der Academie von 1878 geändert ist. Abgesehen von der
nicht zu rechtfertigenden Heranziehung der Grammatik, ist die Aus-
gabe, wir müssen es wiederholen, eine anerkennenswerthe Leistung.
Lanfrey, Histoire de Napoleon I (Rupture avec la Prusse.
Entrevue de Tilsit.), erklärt von F. Ramsler. Berlin,
1879. Weidmann'sche Buchhandlung.
Gegen die Leetüre des Buches in den oberen Klassen lässt
F. Ramsler : Lanfrey, Histoire de Napoleon 1. 409
sich Nichts einwenden. Nnr wäre zu wünschen gewesen, dass die
Ausgabe besser für das Verständniss des Werkes in sachlicher Be-
ziehung gesorgt hätte. Der hier zur Leetüre ausgewählte Abschnitt
setzt eine genaue Kenntniss der Geschichte bis 1806 voraus, wie
man sie von einem Schüler nicht gut verlangen kann; es werden
Einzelheiten erwähnt, die derselbe schwerlieh in seinem Handbuche
finden dürfte. Nun muss aber für eine Schulausgabe doch die Regel
gelten, dass an Sacherklärungen genau und vollständig gegeben wird,
was der Schüler nicht selbst zu finden vermag. Das ist hier nicht
geschehen. Abgesehen von einzelnen (es sind das in der That nur
sehr wenige) Stellen, wo eine Anspielung des Schriftstellers erläutert
wird, geben die sachlichen Anmerkungen meist nur kurze Notizen
zu den vorkommenden Namen, und auch das ist nicht einmal con-
sequent durchgeführt. Schon fi'üher ist auf den Vorzug eines hinter
den Text gestellten Verzeichnisses der Eigennamen hingewiesen worden ;
hätte der Herausgeber hier ein solches gegeben, so hätte es ihm
nicht begegnen können, dass er Namen, die schon wiederholt dagewesen,
erst später erklärt, z. B. Cambaceres kommt S. 81 vor, wird aber
erst S. 84 erklärt, Bennigsen (S. 90) erst Seite 102. Auch ist fast
nirgends oder doch nur in den seltensten Fällen auf früher erklärte
Namen zurückverwiesen; soll der Schüler, wenn er auf einen ihm
nicht geläufigen Namen stösst, die Anmerkungen des ganzen Buches
durchblättern, um die Notiz hei'auszusuchen? Wenn ferner S. 31 und
S. 35 von dem traue cCAmiens die Rede ist und S. 37 (ce coup
de theätre etait la repetition exacte des stratagemes qui avaient
precede la conclusion du traite d'Amiens) bemerkt wird: »Amiens,
Stadt au der Sorame in der Picardie. Friede zwischen Gross-Britannien
und der Republik Frankreich 1802«; wenn S. 11, 12, besonders
S. 19, wo von den Machinationen Napoleon's gegen Neapel die Rede
ist, keine Silbe zur Erklärung der vom Schriftsteller als bekannt
vorausgesetzten Verhältnisse gesagt, wenn S. 11 (il avait dejä
laisse bien loin derriere lui son programme d'Ulm. Ce pr emier
projet etc.) wie S. 25 (il apportait (il = N.) Vimperturhable
assurance qui lui avait si bien reussi aupres des ulemas du Caire)
Nichts angegeben wird, wenn man dazu nimmt folgende nicht erklärte
Beziehimgen S. 39: N. s' etait prevalu de la saisie des bouches du
Cattaro par les Busses pour etc., S. 46: le guet-apens d'Etteriheim
etc., S. 88: Qu'avait-il fait des republiques Batave, Cisalpine, etc.?
Qu avait- il fait de V independance de la Turquie etc.? etc., S. 100:
l'Espagne ne soupgonna pas etc., S. 114: Tantot Pondichery, etc.,
S. 148: les expeditions qiiils (les Anglais) dirigerent contre Buenos-
Ayres etc., S. 159: le fameux entretien avec lord Whitworth etc.,
S. 139: TJ Institut, S. 140: Esmenard, und wenn man schliesslich
bedenkt, dass das doch nur einzelne Beispiele sind, die bei der
410 Kritische Anzeigen. G. Willenberg,
Leetüre notirt Avurdeu, so wird man zugeben müssen, dass die Sach-
erklärung Iceineswegs so vollständig und genau ist, wie man es
von einer Schulausgabe erwarten sollte.
Was die sprachlichen Anmerkungen betrifft, so gilt zum
Theil das, was oben bei der Besprechung der Ausgabe von
Guizot's Histoire de la revolution d'Angleterre gesagt worden.
Die Aussprache ist an drei Stellen berücksichtigt: Talleyrand,
suggerer (kommt schon S. 14 vor, ist aber erst S. 149 erwähnt!),
indemnite; ebenso oft ungefähr die Etymologie: bivouac, esquisse,
deguiser. (Was c. III, A. 44: »Ze triomplie, der Triumph, la
triomphe, der Trumpf im Kartenspiel; doch ist letztere Verwendung
nicht sehr gebräuchlich; das gewöhnliche Wort für Trumpf ist
atout« bezweckt, ist schwer zu errathen.) Die beliebte Heran-
ziehung der elementarsten grammatischen Regeln ist hier sehr
weit getrieben. Auf das ne im zweiten Satze der Vergleichung
(I, 8), auf den Dativ: ü lui fit dire »la France etc.« (I, 12),
auf den Gebrauch des Infinitivs ä vrai dire (I, 13), auf das absolute
Fürwort in eile s'offrit ä lui (I, 55), auf die Verwendung des en
anstatt eines Possessivums der 3. Person (I, 61), auf die Veränder-
lichkeit des tout vor einem Adjectivum (I, 71) u. s. w. ist fast
durchgängig aufmerksam gemacht. Die Regel über die Con-
struction der Verba des Fürchtens (III, 78), die Wortstellung
nach dont (I, 97 und durchgehends!) , eine absolute Participial-
construction (III, 55), dass » prevenir ein passives Participium
bilden kann, weil es transitiv ist« (III, 60), dass rien im nega-
tiven Satze steht (1, 104), das sind doch Sachen der elementarsten
Art. Ebenso bleibt kein Conjunctiv, kein Indicativ, für welchen
auch der Conj. eintreten kann, unbeachtet (Vgl. I, 54; V, 29;
I, 60; II, 1; III, 14, 15, 26, 33, 92, u. s. w.). •» Se flatter wird
1, 47, III, 92 für ein Verb des Affects erklärt und das Futur
resp. Conditionnel im abhängigen Satze bemängelt; I, 52: Etait-
il vraisemhlahle qne Bonaparte serait etc.? »das ganze Satzgefüge
hat entschieden verneinenden Sinn. Deshalb steht der Sub-
stantivsatz im Indicativ«, ist unerklärlich; I, 11 (sy tromper):
»se tromper ä qch. ist ungewöhnlich, se tromper de geh. ist viel
häufiger«; sollte es hier etwa s'en tromjyer heissen? Das y ist
doch ganz gewöhnlich und uothwendig; I, 23 dans Veventualite
d\me 7iouvelle guerre nous trouverions: verlangt der Herausgeber,
durch den Sinn des vorhergehenden Satzes verleitet, das con-
ditionnel passe; III, 16: Napoleon n^etait pas komme ä voidoir
lässt sich doch nicht als »attributiv. Dativ, der eine charakteristische
Eigenschaft angiebt«, fassen; IUI, 48: les lois qu'il etait cense avoir
faites ist doch kein » Accusativ mit dem Infinitiv«! Stellen wie III,
26, V, 3 hätte der Commentator besser unberücksichtigt gelassen;
H. Mensch, Supplemente zur franz. Syntax. 411
CS Hesse sich auch an diesen uiul anderen Stellen noch Manches
bestreiten.
I, 41 und III, 19 d son corps defendant wird ohne ein
Wort der Erklärung;, die doch hier, wenn der Schüler den Aus-
druck verstehen soll, unbedingt geboten ist, übersetzt; ebenso
seance tenante II, 69, ä taut faire qne de I, 34, taut .loit peu
l, 193 u. s. w. Dass die alte Orthographie beibehalten ist, ist
unstatthaft. Um noch ein Lob hinzuzufügen, kann man bemerken,
dass die beigegebenen Karten von Kiepert zum Feldzuge in
Thüringen und zur Schlacht von Eylau gute Dienste leisten.
A. HAASE.
Supplemente zur französischen Syntax im Auschluss au
Plötz' Schulgrammatik für obere Klassen höherer
Lehranstalten, von Dr. H. Meusch in Frankfurt a. M.
Bremen, M. Heinsius, 1878. 61 SS. 8".
Eine Bespi'echang der Programmabhandlung »Zur französischen
Schnlgrammatik« von Plattner (Wiesbaden, Realgymn. 1879) durch
K. Foth in dieser Zschr. I, 476 schloss mit den Worten: »Auch
haben ja . . . die speciell der Syntax angehörenden Lectionen des
Plötz'schen Buches schon eine sehr verdienstvolle Commentii'ung ge-
funden in den »Supplementen zur franz. Syntax . . .« von H. Mensch.
Bremen 1878. M. 0,60, ein Büchlein, auf das ich hiermit als
ausserordentlich brauchbar für den Unterricht in den oberen Classen
noch besonders hingewiesen haben möchte.« Es ist mir unbegreif-
lich, wie obige, zum grossen Theil gänzlich unbrauchbare, ziemlich
willkürliche, systemlose Sammlung von Regeln einer derartigen
Empfehlung gewürdigt werden konnte. Ehe ich dies im Einzelnen
nachweise, muss ich einige allgemeine Bemerkungen vorausschicken.
Unter »Supplementen« versteht mau doch »Ergänzungen«
nicht aber Wiederholung dessen, was schon anderswo mindestens
ebenso gut gesagt worden ist. Wiederholungen von Regeln, die
sich bei'eits bei Plötz finden, kommen aber in dem ersten Kapitel
unserer Schrift,^) dessen nähere Betrachtung zur Rechtfertigung
meiner oben ausgesprochenen Behauptung vollständig genügt, ziem-
lich häufig vor, nämlich I, 5 (zum grössten Theil PI. Lect. 24. 25)
— I, 9 (PI. 27. 28) — I, 14 (zum grössten Theil PI. 51) —
II, 6 (PI. 56) — III, 5 (zweite Hälfte wörtlich PL 57, C.) — V, 7
(PI. 51). — Man hätte ferner wohl erwarten dürfen, dass der Verf.
') Betitelt »Das Verbum«, umfassend I. Allg-era. Bemerkungen.
U. Part, praes. 111. Part. perf. IV. Conjunctiv. V. Infinitiv.
412 Kritische Anzeigen. G. Willenberg,
in einem Vorworte diejenigen Grammatiken namhaft macht, denen
er eine grosse Anzahl seiner Regeln und Beispiele, erstere fast wört-
lich, entnommen hat, was hier hauptsächlich mit Bezug auf die
Grammatik von Beruh. Schmitz gilt. Diese ist nur drei Mal ausdrück-
lich citirt (I, 9. IV, 14 Anm. und V, 2); thatsächlich sind der-
selben aber ausserdem folgende Regeln ihrem Wortlaute nach, meist
mit Belegen, entlehnt: I, 2 Die Umschreibung mit faire etc. (Schmitz
2. Aufl. 1867, p. 202, 6) — I, 3 (Schm. 200, 4) — I, 6 (Schm.
198, 3) — V, 4 (Schm. 242, 2) — V, 7 u. 8 (Schm. 244, 7 u. 8)
— V, 13. 14. 15 (Schm. 241, 3. 4. 5). — Wenn es schliesslich
auf dem Titelblatte heisst: »im Anschluss an Plötz' Schulgramma-
tik«, so hätte der Verf. zu bequemerer Benutzung die Reihenfolge
der Lectionen bei PL beibehalten sollen, wie dies Plattuer in der
genannten Programmabhandlung gethan hat ; die einzelnen Kapitel
bei M. enthalten aber: I. Verbum, IL Fürwörter, III. Genitiv und
Präposition de, IV. Dativ und Präposition d, V. Die übrigen Prä-
positionen , VI. Negation, VII. Erläuterung einzelner Adverbien,
VIII. Eigenschaftswort, IX. Bindewörter, X. Artikel. Man sieht,
dass sich der Verf. bei dieser Anordnung nicht im Geringsten nach
PL gerichtet hat. Auch innerhalb der einzelnen Abtheilungen herrscht
bisweilen der bunteste Wirrwar unter den Regeln; z. B. handeln
im V. Abschn. Regel 10 vom blossen Inf., 7. 8 u. 11 vom Inf. mit
de, 13. 14 u. 15 vom Inf. mit ä, 2 und 3 vom blossen Inf. und
Inf. mit de, 1. 4. 5. 6 u. 12 vom Inf. mit ä und de, 9 vom Inf.
mit andern Präp. als ä und de! — Ich gehe nun zur genaueren
Besprechung des ersten Kapitels (das Verbum) über, aus der jeder
unparteiisch Urtheilende meine oben ausgesprochne Behauptung
als gerechtfertigt erkennen wird.
Die hier gegebenen Regeln sind entweder 1) unvollständig,
oder 2) ungenau resp. unklar in der Fassung, oder 3) falsch.
1) Unvollständige Regeln. II, 7: »Das Adverb en trifft
zuweilen mit der Präp. en zusammen«. Da der Verf. die beiden
Beispiele aus Schm. 249, 9 entnommen hat, so hätte er mit diesem
wohl auch hinzufügen können, dass ein derartiges Zusammentreffen
besser zu vermeiden ist (vgl. Lücking, Schulgi-amm. § 371, Anm. 2).
— V. 7 : »Dire und öcrire, in der Bedeutung , gebieten*, haben den
Inf. mit de«. (Ecrire = gebieten?!) Lücking § 422, b, führt
ausser andern Verben des Sagens, die aber als Verben des Wollens
und Strebens mit de construirt werden, auch das ganz gebräuchliche
crier de an. — V, 15: »Der Inf. mit ä, als Vertreter des Neben-
satzes, bezeichnet die Ursache, Folge oder Wirkung und die Be-
dingung«. Ergänze (ebenso za Schm. 242, 5): die Zeit {ä partir
de, vgl. die Anm. von M.) und die Absicht (ä vrai dire).
2) Ungenaue oder in der Passung unklare Regeln. I, 5:
H. Mensch, Supplemente zur franz. Syntax. 413
»rester und demeurer mit avoir in der Bedeutung wohnen«. So
steht allerdings auch bei PI. L. 25, bei Schm. 202 Anm. 1 etc.,
doch gibt Sachs im I. Th. des Wörterb. rester = wohnen als »regel-
widrig und schweizerisch« an; im II. Th. findet sich rester s. v.
»wohnen« gar nicht (Lücking § 147, III, 2: rester mit avoir =
sich aufhalten). — I, 8: »Von dem einzigen reflexiven [genauer:
bloss oder echt refl.] Zeitwort se moquer de qn, etc.« - — I, 9:
». . . und wiederum ist dem Franzosen zuweilen das Activ mit on
geläufiger, wo wir lieber das Passiv gebrauchen«. Zu imbestimmt.
— PI. L. 28 gibt die Regel genauer (!); auch Schm., dem die Bei-
spiele bei M. entnommen sind, führt auf das Richtige hin, indem
er p. 198 wenigstens die deutsche Uebersetzung mit dem unper-
sönlichen Passiv hinzufügt, — I, 12: » Häufig wii'd eine Verbalform
durch die Zeitformen von 6tre mit folgendem Inf. (mit oder ohne
ä) umschrieben«. Glücklich, wer aus dieser nichtssagenden Regel er-
räth, was gemeint ist! Der Verf. hat hier zwei ganz verschiedene
Erscheinungen vermischt, bei denen es durchaus nicht beliebig ist,
den Inf. mit oder ohne ä zu, gebrauchen: mit dem blossen Inf. steht
etre in den Zeiten der Vergangenheit zum Ausdruck einer Bewegung,
im Sinne von aller (Beisp. 9 : J'ai ^tö trouver votre valet de chambre)
— mit dem Inf, mit ä in der Bedeutung »dabei sein, damit beschäftigt
sein« (Beisp, 3 : Les deux armees fureut longtemps ä se disputer
la victoire). Vgl. Sachs s. v. etre I, C. 10 und D. 2. — II, 2:
»Doch kommt der Gegenstand des Gerondif im Hauptsatz auch nur
andeutungsweise vor«. II, 3 : »Endlich giebt es auch Fälle, wo
der Gegenstand der Rede im Hauptsatze gar nicht enthalten ist«.
Statt »Gegenstand des Gerondif« und »Gegenstand der Rede« soll
es jedenfalls heissen : Subject der durch das Geroudif ausgedrückten
Thätigkeit (Beisp, 2 von Regel 3 gehört zu Regel 2). — III, 4 : »Zu-
weilen muss im Franz. statt des Particips ein Relativsatz gebraucht
werden : Die mir gemachten Versprechungen . . . Les promesses qu'on
m'avait faites . , .« Schm. 254, 12 drückt sich allerdings ebenso un-
deutlich aus. Es war darauf hinzuweisen, dass diese Construction
erfoi'derlich ist, sobald das deutsche Part, perf. ein persönliches
Pronomen als Object bei sich hat. — IV, 4: »Die Verba dire,
öcrire . , . werden, wenn sie in uneigentlicher Bedeutung stehen, mit
dem Conjunctiv verbunden«. Was heisst hier: uneigentliche Be-
deutung? Es hätte gesagt werden müssen, dass sie dann den Con-
junctiv verlangen, wenn sie den Begriff des Wollens {dire etc,), resp.
des Nicht-Erstaunens (concevoir, comprendre — Schm, 226) in sich
schliessen, Beisp, 12: Peut-on concevoir qu'en regardant cette
noble figure Nöron n'ait pas senti . , ,? braucht nicht noth wendig
hierher zu gehören, da der Conj, von dem fragend mit negativem
Sinn gebrauchten concevoir = begreifen abhängen kann. —
414 Kritische Anzeigen. G. Willenberg,
IV, 6 a.: » . . . douter, nier etc. regieren den Conj., wenn sie ver-
neinend gebraucht sind [diese Bedingung ist durchaus nicht
erforderlich] ; und man setzt zu dem Verb des Nebensatzes noch
ausserdem die halbe Negation ne, weil sie sich durchaus schwan-
kend in ihrer Aussage zeigen, weder zu negiren, noch zu bejahen
wagen«. Eine mir ganz unverständliche Erklärung dieses ne!
Der Grund, weshalb bei Negation des regierenden Verbs im Neben-
satz ne hinzugefügt wird, scheint mir folgender zu sein: Der
negative Sinn des regierenden Verbs als solchem {douter = ne
pas croire etc.) wird im Nebensatz noch ein Mal durch das ein-
fache 7ie wiederholt, wobei man also von der Negation im Haupt-
satz ganz absieht. — IV, 12: »Que mit dem Conj. in Nebensätzen
kann für saus que oder avant que, afin que, jusqu'ä ce que stehen,
also in Nebensätzen des Zweckes, in einräumenden und bedingenden
Nebensätzen«. Hier war zu sondern: a) que statt sans que oder
avant que (es handelt sich also hierbei auch um Tempoi'alsätze !) —
dann jedoch immer nur que . . . ne (nicht ne . . . j)as) in negativen
Nebensätzen mit ursprünglich consecutivem Sinn (lat. ut non od.
quin), denen ein negativer Hauptsatz vorangeht, was auch alle
von M. angeführten Beispiele beweisen (vgl. Mätzner, Gramm.- p.
349). — b) que statt afin que nach einem Imperativ (was schon
PL L. 53, Anm. 2 erwähnt). — c) que statt jusquä ce que nach
attendre (PI. ib. Regel 2). — V, 2 : Unter den Verben, die »ohne
grosse Modification des Sinnes« (!) sowohl den blossen Inf, als auch
den Inf. mit de nach sich haben, nennt M. auch jurer, gibt aber
in Klammer den bedeutenden Unterschied der beiden Constructionen
an (der übrigens schon bei PI. L. 78, A. 2. Anm. 4 steht)! —
V, 10: »Der Inf. kommt sehr häufig elliptisch vor, wobei man
sich eine Form von pouvoir oder devoir ausgelassen denken mag«.
Wieder das unbestimmte »sehr häufig«! Bei Schm. 237, 6 findet
man die genauere Regel.
3) Falsche Regeln. I, 10: »Um das aus einem intransi-
tiven Verbum bestehende Prädicat hervorzuheben, drückt man es
durch die unpersönliche Form aus und lässt ihm das Substantive
Subject im Sing, oder Plur folgen: Bientöt il s'engagea un feu
trfes-vif de mousqueterie etc.« Nein, im Gegentheil: das Subject
soll durch Nachstellung hervorgehoben werden, namentlich wenn es
durch einen Zusatz erweitert ist. — I, 14: »Der Gebrauch des
Nebensatzes mit que statt des Inf. ist Regel nach den Verben
röpondre etc., ecrire (schriftlich mittheilen), dii-e (behaupten, dass
etwas ist)«. Letzteres sagt zwar PI. L. 51; doch findet sich statt
que nach dire und ecrire auch mehrfach der blosse Inf. bei gleichem
Subject des Haupt- und Nebensatzes (vgl. Mätzner, Gr. p. 418,2.
Souvestre, Au coin du feu, 6d. Schulze II, 27. 4. Lückiug § 377, ß).
H. Mensch, Supplemente zur franz. Syntax. 415
— III, 2. Die Fassung der Regel über die Veränderlichkeit des
part. passe nach le peu mit einem partitiven Genitiv ist ganz un-
genügend und irreführend, indem sie nur den beiden Schra. ent-
lehnten Beispielen angepasst zu sein scheint. Letzterer gibt 253, 7
richtig das an, was hierbei zu beachten ist (vgl. Lücking, § 347 a.^).
— IV, 1 : » . . . auch soupc^onner, ein Verb der reinen Vorstellung,
erfordert nach Analogie der in [PL L. 50] B. 6 genannten [douteVj
nier] den Conjunctiv.« Soupgonner wird keineswegs wie diese
Verba construirt, sondern verlangt, wenn es bejahend ist, que mit
dem Ind.; ist es verneint oder fragend, que mit dem Subj. (vgl.
Sachs s. V. und Lücking § 323, a. «). In dem von M. angeführten
Beispiele ist der Subj. durch die in »ni l'un ni l'autre« liegende
Negation hervorgerufen. — IV, 9: »Non pas que je sache« ist kein
Hauptsatz, wie M. meint, sondern wie das parenthetische que je
Sache (das allerdings auch von PI. noch in der »Syntax der nfrz.
Sprache« 1877, p. 188 und »Kui-zgef. systera. Gramm.« 1877, p.
137 irrthümlich als Hauptsatz aufgefasst wird) ein Relativsatz (vgl.
Mätzner Gr. p. 338; Lücking § 316). — IV, 10: »Optative Hilfs-
verben sind: . . , plaise a Dieu, h Dieu ne plaise etc.« Weshalb
plaire nur Hilfsverb sein soll, kann ich nicht einsehen. Es ver-
sieht offenbar dieselbe Function wie vouloir in der Regel 8 erwähnten
Wendung Dieu veuille etc. — V, 1 1 : Die Ellipse von s'empresser,
se häter od. dgl. vor einem Inf. mit de [bei lebendiger Schilderung
zum Ausdruck der unmittelbaren Folge einer Handlung auf eine
andere — hätte hinzugefügt werden müssen] soll nach M. auch als
»Enallage, d. h. Vertauschung einer Zeitform [Sachs: grammatischen
Form] mit einer andern« aufgefasst werden können! (Dass hier
der lateinische Inf. bist, zu Grunde liege, halte auch ich für un-
richtig; es wäre dann vor Allem nicht zu begreifen, warum sich
hierbei gerade die Präp. de findet.) — V, 12: »Der einem Satze
vorangehende (invertirte) Inf, mit de oder ä spricht in prägnanter
Weise den Gedanken aus, auf welchen die folgende Reflexion (!)
bezogen wird«. M. hat hier, ähnlich wie oben zu I, 12 nachge-
wiesen wurde, in unbegreiflicher ünkenntniss zwei ganz verschiedene
Regeln aus Schmitz und Mätzner zu einer verschmolzen. 1) Schm.
289 unt. : »Der Inf. mit de . . . absolut gebraucht ... als inver-
tirter Inf.« Das hierzu gehörige Beispiel (De violer des traitös
ecrits, tout homme devi'ait en avoir honte) hat M. aus Schm.
herübergenommen : der Inf. mit de hängt von avoir honte ab.
2) Mätzner, Gr. p. 423, 5 : »Elliptisch steht auch ein Inf. [mit de]
an der Spitze des Satzes als Ausspruch eines Gedankens oder einer
Reflexion, worauf sich ein folgender Satz bezieht : ... De recourir
ä Blanche, eUe avait trop d'intöröt ä döguiser la vöritö!« Von den
drei andern Beispielen bei M. passt jedoch kein einziges hierzu.
416 Krü. Anzeigen. G. Willenberg : H, Mensch, Supplemente etc.
Bei »De vous dire que tout est plein de vendanges et de ven-
dangeurs, cette nouvelle . . .« ist der Inf. mit de logisches Snbject,
dessen Inhalt im Folgenden dnrch cette nouvelle zusammengefasst
wird. Die beiden noch übrigen Beispiele (»A passer le flenve,
c'etait ä Vienne qu'il fallait le faire« und »A vouloir se montrer
fiers envers l'Europe, . . . on devait se borner ä l'6tre dans le ton
et le langage«) enthalten Infinitive mit ä zur Bezeichnung des
Zweckes, der Absicht, resp. des Verweilens bei einer Thätigkeit im
Sinne eines Oonditionalsatzes (gehören also zu V, 15 — vgl. die
oben S. 412 hierzu gegebene Ergänzung).
Doch genug. Die hier besprochenen 1 8 Seiten weisen eine so
grosse Menge von fehlerhaften und unbravichbaren Regeln auf, dass
man offenbar gut thun wird, Schülern der »oberen Klassen höherer
Lehranstalten« diese Schrift nicht in die Hand zvi geben: ein ge-
wandter Lehrer wird es vielleicht verstehen, das wenige Brauchbare
in ihr sich zu Nutze zu machen.
Zum Schluss sei mir eine gelegentliche Bemerkung gestattet.
Der Unterschied zwischen c'est ä moi ä . . . (= an mir ist die
Reihe) und c'est ä moi de . . . (= ich habe das Recht, es ist
meine Pflicht) ist von Mensch V, 6 für die heutige Zeit richtig
angegeben. Lachmund, der in dieser Zschr. II, 287 obiger Fassung
entgegentritt, indem er Beispiele aus Moliere und Corneille für das
Gegentheil citirt, befindet sich im Irrthum, da er nicht bedacht hat,
dass der Gebrauch der Präpositionen bei dieser Wendung früher
jedenfalls ein anderer war als heute. Für das sifecle de Louis XIV
dürfte folgende Regel massgebend sein: 1) im Sinne von »ich habe
das Recht, die Pflicht« — beliebig mit de oder ä, öfter wohl noch
mit ä. 2) im Sinne von »an mir ist die Reihe« ■ — ■ in der Regel
mit (), bisweilen mit de.
G. WILLENBERG.
Zeitschriftenschau.
Roiiiniiii^clie Studien.
IV, 2. — S. 229. A. Horning. Le pronom neutre il en langue
d'o'il. Son origine, son extension. Die erste romanistisclie Dissertation
eines Elsässers. Die Ergebnisse der sorgfältigen, dem Verf. alle Ehre
machenden Erstlingsarbeit sind in Kürze folgende: In den ältesten franz.
Sprachdenkmälern (Eide, Eulalia, Jonas, Passion, Leodegar, also 9. und
10. Jh.) findet sich ein neutrales il überhaupt nicht; an den vier Stellen,
wo man es im Alexius (11. Jh.) sehen wollen könnte, ist il entweder
masc, oder aber seine Echtheit für das Original zu bestreiten. Ei-st im
Eoland (Ende des 11. oder Anf. des 12. Jh.'s) begegnet man unleug-
barem, z. Th. aber wol späteren Bearbeitern zuzuschreibendem, neutralen il,
und zwar in 4 maligem il y a, 3 maligem il est + Adj.'^), 6 maligem il est -\-
Pc. Pf., in einem absoluten il est (cument qu'il seit v. 3522) und zweimal
in der Formel il poet estre, also immer bei avoir oder etre. Ausnahme
hiervon macht nur v. 192 (il nus i cuvient gardej, worin auch il zum
ersten Male in Verbindung mit einem Subst. auftritt. In Gormund und
Isembart wie im Charlemagne (ebenfalls Ende des 11. oder Anfang des
12. Jh.'s) ist das Auftreten von unpersönlichem il sehr fraglich; im Poeme
devot (Jahrbuch VI, 865), Brandan, Oxforder und Cambridger Psalter
(Anf. des 12. Jh.'s) fehlt es durchaus. Im Computus Philippe's v. Thaun
finden sich drei il y a; die darin vorkommenden ersten, je einmal auf-
tretenden Fälle von il fait und il avient sind vielleicht nicht original.
In Philippe's Bestiaire stehen einem einmaligen sichern il a zur Seite
ein il pleut, ein fragliches il fait und ein 2 maliges il est + &ubst., welche
Verbindung hier zuerst auftritt, il est darin mit der Bedeutung von il
y a. Der Münchener Brut zeigt 8 il y a, 2 il est + Pc. Pf., 1 il est +
Subst., 2 absolute il est. 5 il te plait. 2 il avient, 1 il pert, 1 il ajourne,
1 il pleut. Der Gebrauch des unpersönlichen il ist also hier bereits weit
ausgedehnter als in den übrigen der ersten Hälfte des 12. Jh.'s angehörigen
Denkmälern. Von der Mitte des 12. Jh.'s an gewinnt unpersönliches il
fortwährend an Terrain, bis es im 15. Jh. fast seine heutige ausgedehnte
Verwendung findet. Schon in der zweiten Hälfte des 12. Jh.'s stellt es sich
nach einem Subject bildenden Pron. rel. ein, wird das vorher nur per-
*) In 2 Fällen (v. 2349 u. 2561) handelt es sich um die Wendung
il est dreiz, worin sich dreiz als Subst. auffassen lässt. Vgl. Mall, Com-
putus S. 104.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. 27
418 Zeitschriftenschau. E. Koschwitz^
sönlich gebrauchte falloir auch unpersönlich mit neutralem il verwendet
(seit dem 14. Jh. auch mit folgendem gwe oder Ivf.J, wird il est auch
wo es nicht gleich il y a steht, mit folg. Subst. verbunden. Mit reflexi-
vem Verbum tritt unpersönliches il erst Ende des 14. Jh.'s auf. Ende
des 15. Jh.'s (bei Commines) wird es in dieser Verbindung gewöhnlich;
il est -f- Adj., JPc. Pf. oder Subst. mit folg. Inf. mit de datirt aus dem
15. Jh , PJnde dieses Jh.'s ist auch hier der nfrz. Gebrauch bereits häufig.
Neutrales il mit folg. Nom. Plur., vor dem 12. Jh. nicht zu belegen,
zeigt sein Verbum im 12. Jh. im Plur., bei Joinville und Froissart (Ende
des 14. Jh.'s) ist dies auch noch Regel, bei Commines hingegen wiegt in
nfrz. Weise bereits der Sing, beim Verbum vor. An diese Beobachtun-
gen schliesst der Vf. die richtige Folgerung, dass das frz. neutrale il
nichts mit lat. ilhd zu thun hat (es ergibt sich dies auch aus lautlichen
Gründen, vgl. Uomania 1880, S. 117, hier II, 274), sondern erst im Fran-
zösischen aus dem masc. il gewonnen worden ist. Auch für die Entstehung
des unpersönlichen Charakters von il versucht IL einige sehr ansprechende
Erklärungen. Den Ausgang des neutralen il est findet er in der Ver-
bindung il est qid {= ille est qui), in der die ursprüngliche Bedeutung
des il sich abschwächte und schlie.sslich ins Vergessen kam, und wo dann
vor dem Relat. noch ein Subst. eingeführt wurde (z. B. il est hon kij,
schliesslich das Rel. ganz fehlen konnte. Nach Analogie eines so ent-
standenen il est un homme bildete man weiter ein il vient un homme
u. dgl., oder analog einem il est reste un enfant auch ein il reste un
enfant. Zur Ausbildung des neutralen il mögen, wie H. richtig bemerkt,
ferner auch die Fälle beigetragen haben, in denen il sich auf einen Inf.
bezog, und Wendungen wie Alex. IIa Quant li jorz passet et il fut
anoitiet, worin il zunächst masc. war und jorz wiederholte. Für das Ent-
stehen des sehr alten il a (il y a), für welches die angegebenen Er-
klärungen nicht wol ausreichen, vermuthet H. den Grund in Wendungen
wie: mauveis nies [est] cetui, IIa deable qui parole en lui, sehr hübsch,
doch sehr unsicher. — Zu einzelnen Stellen der Arbeit mögen hier
noch ein paar Bemerkungen folgen. Zu S. 233. Es scheint einfacher,
Alexius 93 e mit A nest pas merveille zu lesen; 101c könnte man il
vielleicht auf dols beziehen : für wen es auch Schmerz sein mag, mir ist
er (der Schmerz) Freude. — S. 237 Anm. Kol v. 1318 il ni ad desturbier
ist masc. il doch recht zweifelhaft. — S. 250 war Mall Computus S. 108
zu benutzen. — S. 252 konnte erwähnt werden, dass der einem unper-
sönlichen il vorausgehende Nom. des Rel. auch im Afrz. wie im Neufrz. immer
que ist, nicht qui. — S. 253. In il nie faut quelque chose ist doch q. eh. nicht
blos »primitivemeut-« Nominativ. — S. 270. Wegen ne o, ne non in oje
tu etc. ein »ja . . ich, du« etc. zu sehen, ist nicht nothwendig. Aus dem
»das (dieses)., ich, du« etc., wird sich vielmehr erst die Bedeutung
auch des einfachen o = ja ergeben haben ; dieses selbst mag dann aller-
dings dazu beigetragen haben, die ursprüngliche Bedeutung von o je, tu,
il etc. zu verwischen. — Zum Schluss noch eine Frage: sollte nicht ganz
besonders auch die immer seltener werdende Auslassung des nominativen
Pron. pers. bei den persönlichen Verben die Einführung eines Pron.
pers. im Nom. auch bei den unpersönlichen veranlasst, und so das immer
häufigere Auftreten des unpersönlichen il bewirkt haben? — S. 273.
F. Harseim. Vocalismus und Consonantismus im Oxforder Psalter.
Gleichfalls eine Strassburger Diss.. deren Vf. seine besondere Aufmerk-
samkeit dem Vocalismus seines Denkmals zuwendet. Die von ihm auf
meinen Eath eingehaltene, detaillirte Gruppirung der zu behandelnden
Vocale scheint mir den Vorzug vor den bisher in ähnlichen Untersuchun-
gen befolgten zu verdienen. Mehrfach würde sie jetzt noch genauer zu
Romanische Studien; Zsclir. für romanische PhiJolocjie. 419
gestalten sein; so müsste u. n. mit Kücksicht auf W. Foersters Beiträge
zur roman. liautlehre (Zeitschrift für roraaii. Philologie IIJ, 481), auch
durchweg beobachtet werdeu , wie weit etwa nachfolgendes i und u
auf die Gestaltung der vorausgehendeu Tonvocale einwirkte. Auch fehlt
eine consequente Beachtung des Einflusses des vorausgehenden Palat.
auf das Schicksal des folgenden Vocals. Nicht rathsain erscheint es,
wenigstens bei einer auf ein bestimmtes Denkmal beschränkten Unter-
suchung, die für die Untersuchung selbst zu befolgende minutiöse Ein-
theilung mit H. auch bei der Darlegung der Ergebnisse beizubehalten,
weil dadurch offenbar die Uebersichtlichkeit leidet und Wiederholungen
unvermeidlich werden. Bei einem ersten derartigen genauen Verfahren,
und daher bei der Arbeit H.'s, wird man die Bewahrung der bei der
Untersuchung befolgten Methode auch bei der Darstellung billigen können,
um so mehr als H. dem zuerst genannten Mangel durch eine S. 313 ge-
gebene retrospective Uebersicht abzuhelfen sucht. Bei Behandlung des
Consonanti?mus beobachtet H das seit Erscheinen von G. Paris' Alexius
und Mall's Computus üblich gewordene Verfahren; dieser Theil ist darum,
zumal der Abschnitt über c in Folge des Erscheinens von Varnhagen's
Untersuchung über denselben Gegenstand (Zs. f. rom. Phil. Ill, 161; vgl.
hier I, 276) gestrichen wurde, erheblich kürzer ausgefallen. Den Schluss
der Abhandlung bildet eine Zusammenstellung der im Oxf. Ps. vorkom-
menden gelehrten und Lehnwö>'ter, die wohl besser nach der Bedeutung
als nach den Kedetheilen geordnet wurden, wenn eine Anordnung nach
dem Grade ihrer äussern Amalgamirung mit dem Französ. allzu schwie-
rig erschien. Einige wenige Verseheu , wie z. B. die Aufzählung von
raachaterre. raachatas S. 3'21 an einer Stelle, wo von inlaut. isolirter
Dent. gesprochen wird, und einige für das Ganze unwesentliche Aus-
lassungen wird mau der Arbeit eines Anfängers gern nachsehen. —
S. 836. E. Böhmer. Klang, nicht Dauer. III. Der Artikel schliesst
sich an die beiden früher von B. unter gleichem Titel (Rom. Stud. IIT,
351 und 6Ö9) veröftentlichten, denselben Gegenstand behandelnden an,
über die man vgl. Zschr. f. rom. Phil. III. 146 u. Romania 1878, S. 632.
Zu Anfang des neuen Beitrages macht ß. darauf aufmerksam, dass die
von Ten Brink in seinem ihn bekämpfenden Schriftchen »Klang und Dauer«
(Strassburg, 1879) aufgestellten Hauptsätze über die Entwickelung der
romanischen Vocalquantität im Wesentlichen bereits von Diez Gesagtes
reproduciren imd dass daher Suchier, dem die betreffenden Stellen bei Diez
nicht gegenwärtig gewesen zu sein scheinen, in der Begeisterung für seinen
Lehrer das rechte Mass überschritt, als er in seiner Recension von Ten
Brink's Arbeit, Zschr. f. rom. Phil. III, 135, behauptete: '>iu dieser Schrift
wird die Geschichte der französischen Sprache um einen neuen Gesichts-
punkt bereichert, um den Begriff der Vocalquantität, welcher in ihr bis-
her keine Berücksichtigung gefunden hatte.« Alsdann setzt sich B. mit
Diez auseinander, corrigirt Irrthümer in dessen rom. Grammatik und
legt insbesondere die Vereinbarkeit seiner Ansicht, dass bei den romani-
schen Vocalen das Wesentliche der Klang, nicht die, im Allgemeinen
unbestimmte, Quantität derselben sei, mit den Augaben der beiden älte-
sten provenzalischen Grammatiken und der Leys d'amors dar. Zuletzt
wendet er sich gegen einige von Gröber, Zschr. f. rom. Phil. III, 148,
gegen seine Ansicht erhobene Einwände.
Zeitschrift für roiiianisclie Philologie.
III, 4. — S. 481. W. Foerster. Beiträge zurromanischen Lautlehre.
Umlaut (eigentlich Vocalsteigerung) im Romanischen. Der erste Theil
einer lautgeschichtlichen Untersuchung, in dem es F. unternimmt, die
27*
420 Zeitschriftenschau. E. Koschwitz,
Einwirkungen von nachtouischem i auf den vorausgehenden Tonvocal im
Romanischen im Zusammenhange darzustellen und auf ein einheitliches
Gesetz zurückzuführen. Nach diesem Gesetz, von F. »Vocalsteigeruug«
genannt, werden betontes vulg. lat. a (kl. lat. ä, ä), e (kl. lat. ej, e (kl.
lat. e, rj durch folgendes i je um eine Stufe zu e, e, i erhöht, vulg. lat.
o (kl. lat. o) und p (kl. lat. ö, ü^ zu p und u (resp. üj vertieft. Da-
bei ist zu bemerken: 1) dass der betonte Vocal von dem folgenden i
nicht durch einen Cons. getrennt zu sein braucht, 2) das die Einwirkung
des nachtonischen i (das, je nachdem es in lat. Paroxytonis oder Pro-
paroxytonis steht, in welchem letzteren Falle es auch ein secundäres, aus
Hiat - e entstandenes, sein kann, nach F. zweifacher Natur ist) keine noth-
wendige ist, 3) dass die »Vocalsteigerung« nicht in allen romanischen
Sprachen in gleicher Weise oder Ausdehnimg auftritt, 4) dass die einzel-
nen Fälle des romanischen »Umlauts« (der »Vocalsteigerung«) chrono-
logisch nicht zusammenfallen, und 5) dass in den Fällen kl. lat. / + i =
rom. i, kl. lat. ü -{- i = rom. u stets zwischen ganz und nur halb volks-
thümlicheu (halbgelehrten) Formen zu scheiden ist. Der Gang der Unter-
suchung ist folgender. Zuerst zählt F. die durch nachtonisches i und u
bewirkten Veränderungen des Tonvocals im Keltischen (also die Formeln
des keltischen Umlautgesetzes) nach Zeuss' Gram. celt. auf und schliesst
hieran eine Charakteristik des unter dem Namen Umlaut bekannten Laut-
wandels und der mit ihm verwandten (wenn nicht z. Th. identischen)
Attractiou; hierauf führt F. den Nachweis, dass nachtonisches kl. lat. T
und a, vereinzelt auch ö (ö?) auf galloromanischem Gebiete die übrigen
nachtonischen Vocale überdauerten, und führt alsdann mit möglichster
Vollständigkeit die zahlreichen und weit zerstreuten früher angestellten
einzelnen Beobachtungen über den Einfluss von romanischem nachtoni-
schen i auf den Tonvocal vor. Sodann folgt eine Darlegung der Dis-
position der Untersuchung und die Aufstellung des angegebenen Gesetzes.
Schliesslich behandelt F. mit besonderer Bevorzugung des Französischen
ausführlich die Fälle c -\- i = i -\- i und p' -f i ^ li (frz. prov. üJ + i, und
kürzer e 4- i = e + i und o -\- i ^ ö -\- i, für welche leider das Französi-
sche keine Beispiele bietet. Denn auch die einzigen von F. für p' + i
angeführten Beisjjiele spöliat = despoille, * nioliat == nioille sind zweifel-
haft, da vermuthlich hier o analogisch aus der vortonischen Silbe in die
betonte eingedrungen ist, nicht umgekehrt, wie F. annimmt. Eingehend
erörtert F. wieder den Fall ä -\- i = 6 -\- i, der nur auf die Endung
-arium und das vereinzelte cerasea Anwendung findet, und gibt für die
rom. Gestalten des erstgenannten Suffixes zu den vielen vorhandenen eine
neue, von G. Paris, Romania IX, 330 bereits wieder angefochtene Er-
kläi'ung. Anhangsweise bespricht F. den Einfluss von n, c, i und n auf
den vorhergehenden Vocal und einige Fälle, in denen gegen das von ihm
aufgestellte Gesetz ein nachtonisches i das e zu e vertieft, vorhergehendes kl.
lat. u und u zu 0 erhöht. Der musterhaften Arbeit, die bereits eine kürzere
Besprechung von G. Paris, Romania IX, 880 ff., und eine ausführliche
von Schuchardt, Zschr. f. rom. Phil. IV, 113 gefunden hat, auf die wir
hiermit verweisen, sind mehrfach interessante, mit dem behandelten Stoffe
in Zusammenhang stehende Excurse eingestreut, von denen hier einer
über die Geschichte der Aussprache von frz. aiguille und aiguillon (S. 515
und 626, vgl. Romania 1. c.) hervorzuheben ist.
MiscELLEN. S. 561. W. Foerster. Romanische Eti/mologien.
Forts, zu Zschr. f. rom. Phil. III, 259, vgl. hier I, 276. — ^14. Nfrz.
meuble, wie schon Mussafia Zschr. f. rom. Phil. I, 410 und Neumann
Zur Laut- und Flexionslehre etc. S. 48 erklären, nicht von kl. lat. mö-
bilis, sondern einem vulg. lat. mo(v)bilis aus mövibilis abzuleiten, gleich-
Zeitschrift für romanische Philologie. 431
wie nfrz. meide, afrz. muete aus einem mövita nicht möta entstand. Vgl.
hier I, 89. — 18. Nfrz. froisser. An ein Etymon frustitm dachte zuerst
Littre, den Typus *frustiare bildete Schuchardt, früher als Havet und
Scheler. Frz. trousser kann nicht von tortiare herkommen (G. Paris
1. c. schlägt, da F. kein Etymon für trousser angibt, als solches ein
*torsare oder lat. thiirsus vor). — 19. Ital. andare (frz. aller). F. kommt
auf die von ihm Rom. Stud. IV, 196 gegebene Ableitung des Wortes
von vadere zurück, worin 1) v in der tonlosen Silbe abgefallen, 2) n wie
in rendere eingeschoben sei und 3) Uebergang in die a-Conjug. statt-
gefunden habe. Ad 1 verwies F. 1. c. auf südsardinisches bandu neben
andii, bandas neben andas etc. Diesmal fügt er hinzu, dass es kein
Zufall sein kann, wenn im Französ., Proveuz. und Italien, andare sich
gerade mit vadere vermengt und zwar auffälliger Weise in den betonten
Formen : vgl. v o, vai, va, andiamo, andate, vanno. Die von Wölölin
und Thomsen (s. o. S. 277) wieder aufgenommene Ableitung aus ambidare
wird auch von F., wie uns noch immer scheint, mit Kecht, bei Seite ge-
schoben; aber auch mit der von G. Paris Romania VIII, 298 gegebenen und
ibid. 466 und IX, 174 (s. o. S. 277) aufrecht erhaltenen Ableitung von einem
* addare f. addere (gradum) vermag sich F. nicht zu befreunden, weil
addere in der Bedeutung »gehen« weder im kl. Latein noch im Spätlatein
gebraucht wird, und die nur von wenigen Schriftstellern verwendete Formel
addere gradum »den Schritt beschleunigen, verdoppeln«, die Quelle
eines allgemeinen »Gehens« nicht sein könne. Trotz dieser Einwände bleibt
G. Paris Rom. IX, 333 auch diesmal bei seiner Ableitung bestehen. —
21. Anm. Nfrz. tinet, mit unorganischem Endungs-i, geht auf afrz.
tinel V. ^tinalum (aus tina) zurück; nfrz. tinel ist, wie bekannt, im 15. Jh.
aus dem Italienischen importirt. — 22. Nfrz. maquiller hat nichts, wie
Scheler meint, mit einem »maca, primitif de macula« zu thun, sondern
gehört, wie afrz. masquillier beweist, zu der von Diez Wb. I, s. v. ma-
schera behandelten Wortfamilie. — 23. Ital. putto (frz. fem. pute, putain)
kommt nicht von lat pütus (-a), sondern von pütidus. — 24. Frz. nocher
ist vielleicht von einem * nauticariuni abzuleiten. — S. 568. A. Tob 1er.
Romanische Eti/mologien. I. Nfrz. ötage, von afrz. oste (hospitem) und
nicht von einem * obsidaticum. — III. Frz. banqtiet. seit dem 15. Jh.
auftretend, von ban »Gebot«, das in seiner Form mit banc »Bank« zu-
sammenfiel, abzuleiten, so dass bangiiet eigentlich »Gastgebot« bedeutet.
G. Paris 1. c IX, 334 hält dieser Ableitung entgegen, dass banquet im
15. Jh. nur »kleine, nach dem Abendessen eingenommene Mahlzeit« be-
deutet, womit T.'s Erklärung nicht stimmen würde, und vermuthet fremde
Herkunft des Wortes.
Recensionen und Anzeigen. S. 577. G. Körting. £J, Wölfflin,
Lateinische und romanische Comparation (vgl. oben S. 273; ausführliche
xmd übersichtliche Inhaltsangabe mit einigen kritischen Bemerkungen).
-- S. 611. Bei Besprechung von Romania VIII, 3 (vgl. hier I, 278)
bezweifelt Suchier die Ableitungen Wedgivood'sNon agacer, pilorinnA
sentinelle und ebenso Joret'a Ableitungen von e'gailler, degailler, aprov.
degalhar imd nprov. eigar und vermuthet, dass degalhar zum Stamm
gagliardo (s. Wb.) gehörig und keltischen Ursprungs sei; gade und grade
hält S. für identisch mit nfrz. carde ; crevette und creviche sind für ihn
gleichen Ursprungs und gehen beide auf altdeutsches krepazo (ersteres
auf eine altgerm. Form mit erhaltenem t) zurück. — S. 617 bringt
R. Köhler zu den Romania VIII, 4 von Cosquin veröffentlichten Mär-
chen (s. hier I, 460) reichliche Nachträge von Parallelen und S. 619 eine
Bemerkung zu dem Namen Rindon des von Fleury Romania 1. c. ver-
öffentlichten so betitelten Märchens.
429 Zeitschriftensehatf. E. Koschwitz,
liC Courrier de Vaugelas. 10« annee.
Wenn wir auch den »Courrier de Vaugelas« unter die Zahl der hier
zu besprechenden Zeitschriften aufnehmen, so hoffen wir damit manchem
unsrer Leser einen Gefallen zu erweisen, indem wir ihn mit einer in
Frankreich allgemein geachteten, in Deutschland aber nur wenig ver-
breiteten und benützten Zeitschrift bekannt machen, deren Herausgeber,
Em an Martin, »ancien professeur special pour les etrangers, officier de
l'instruction publique« (Paris, 26 boulevard des Italiens), sich zur Aufgabe
gestellt hat, an ihn gerichtete, die neufranzösische Sprache (Grammatik
und Phraseologie) betreffende Fragen in seinem Journal zu beantworten.
Diese Antworten bilden den Hauptinhalt des halbmonatlich erscheinenden
Blattes. Ausserdem enthalten die je 8 SS. 4" umfassenden Nummern
Besserungen von fehlerhaften Ausdrücken zeitgenössischer französischer
Schriften, besonders der Tagesliteratur, und in einem Feuilleton Biogra-
phien französischer Grammatiker mit Analysen von deren Werken.
Der Jahrgang umfasst 24 Nummern, die von dem Hg. gegen Einzahlung
von 7 fr. 50 nach dem Auslande abgegeben werden. Gegenwärtig hat
der Courrier seinen 10. Jahrgang erreicht, mit dessen erster Nummer
(1. Juni 1880) wir unsre Anzeigen beginnen. Eine erste Erwähnung fand
die Zeitschrift in Deutschland von E. Böhmer, Rom. Stud. 1, 303, auf
dessen Anregung auch das Blatt seinen Titel »Journal bi-raensuel«, in
den correcteren »Journal semi-mensiiel-< geändert hat; empfohlen wurde
sie auch in der Dresdener Gesellschaft für neuere Philologie von H. Herr-
mann (vgl. Herrig"s Archiv LXI, S. 307 ff'., hier I, 120); F. Neumann
sucht sie durch Abdruck der Inhaltsangaben in seinem Literaturblatt
bekannt zu machen.
Nr. 1. France. 1<= c^uestion. Versuch, das verschiedene Ge-
schlecht des Adj. bei gens zu erklären. M. findet, daas das altfrz. Fem.
gent im PL zuerst in Verbindungen wie gens de guerre, gens de pied
u. dgl. masc. geworden sei, und dass dann erst zunächst bei nachstehen-
dem zuletzt z. Th. auch bei voranstehendem Adj. gens auch ohne
Zusatz als masc. behandelt wurde, bis sich allmählich der jetzige Sprach-
gebrauch herausbildete, der von Oudin in seiner 1633 erschienenen Gram-
maire fran9aise rapportee au langage du temps zuerst sanctionirt wurde.
— 2^ qu. Die alte Wendung Tout vient ä point qui sait attendre, in
welcher qui in der bis in's 18. Jh. üblichen Bedeutung si Von (besser si
quis) steht, ist der seit Furetiere in den Wörterbüchern aufgenommenen
Tout vient ä point ä qui sait attendre vorzuziehen, weil diese nicht genau
dieselbe Bedeutung hat, und bei sprichwörtlichen Formeln eine Moder-
nisirung überhaupt unstatthaft ist. — 3^ Climate'rique von x^.t/j.axTr^pr/.<ig
(von y.hp.ay.Trip) hat, wie Littre und Ac. gegen Bescherelle, Poitevin, La-
rousse, Brächet, Dupiney de Vorepierre (Dict. frau9. illustre) mit Recht
behaupten, nichts mit climat zu thun ; dem deutschen »klimatisch« ent-
spricht ein frz. climatologique. — 4^ qu. Als mit Verlegung der Mittags-
mahlzeit nach 12 Uhr im 18. Jahrhundert das alte apres -dine'e den
ganzen Nachmittag (von 12 Uhr an) nicht mehr bezeichnen konnte, schuf
man in der 2. Hälfte dieses Jh. 's den Neologismus apres-midi, der bei den
älteren Lexicographen als fem., von Littre als z weigeschlechtig und von
der Ac. als masc. bezeichnet wird, mit dem Zusatz »Plusieurs le fönt
du genre feminin«. M. plaidirt für das Fem., weil das Wort den fem.
apres-dinee und apres-soiipee analog gebildet und mit dein fem. relevde
synonym sei, und weil auch J. J. Rousseau es an einer von M. mitge-
theilten Stelle als fem. gebrauche. — 5= qu. Zur Erklärung von race
femeline citirt M. den »Nouveau dictionnaire des scieuces medicales et
veterinaires X (Paris 1861) s. v. race de boeufs comtois und Littre suppl.
Le Courrier de Vaugelas. 423
s. V. fe'meline. — E trauter. 1*= qu. Dei" Ausdruck servir quelquun
sur les deux toits = »lui faciliter les moyens de reussir, lui donuer
l'occasion de paraitre, de se iaire valoir« rührt von den früheren franz.
Ballspielhäusern her, die zum Zwecke des Spieles 2 Dächer besassen. Mau
vgl. die Abbildung eines solchen Ballsalles im .Journal illustre vom
11. April 1880. — 2<^ Douloureux besitzt seit Ende des 16. Jahrh. nicht
mehr seine afrz. Bedeutung >schmerzeriüllt« und wird demnach seit dieser
Zeit nicht mehr von Personen gebraucht; deshalb will M. auch mere
douloureuse nicht mehr dulden — mit Unrecht. Dem frz. douloureux
erging es wie dem deutschen »schmerzhaft« ; dennoch bleibt für uns die
»mater dolorosa« die »schmerzhafte Mutter« aus demselben Grunde, aus
dem M. die Redensart Toitt vient a point qui sait attendre unangetastet
wissen will, nämlich weil man durch den Gebrauch geheiligte Ausdrücke
nicht willkürlich abzuändern pflegt. — 3^ qu. Castille (vom spanischen
castillo, lat. castellum, Schloss, Burg) bezeichnete zunächst die bei einem
Turnier zu erobernde (hölzerne) Burg, dann den Kampf um eine solche,
endlich, da diese Kämpfe oft zu wirklichen Streitigkeiten ausarteten,
»Kampf. Streit« überhaupt, welche letztere Bedeutung es in der Redens-
art chercher c. a qn. besitzt. - 4^ qu. Die Redensart bdtir des chdteaux
en Espagne datirt wahrscheinlich vom Jahre 1095, wo Heinrich von
Burgund für Alphons von Castilien nach Spanien zur Bekämpfung der
Ungläubigen zog. Weiteres s. Courrier, 5^ annee, S. 178. — Feuilleton.
J. Vallart.
Nr. 2. — France. Dessiller [des = de ex + etiler v. cilium)
bedeutet ursprünglich, den zur Zähmung einem Jagdvogel durch die
Augenwimpern durchgezogenen Faden wieder herausziehen, ihm »die
Augen öffnen«, daun überhaupt »die Augen öffnen«, in welcher Bedeu-
tung es pleonastisch mit les yeux verbunden wurde, als seine etymo-
logische Bedeutung nicht mehr recht verstanden, und dessiller nur
noch ^Is »öffnen« aufgefasst wurde. Der Ausdruck dessiller les iieux wird
nur in figürlichem Sinne gebraucht. — 2"^ qu. Der Figaro (24. Februar
1880) verlangt den Plur. ai/ant droit (ayant ohne Flur, -s), weil man
nicht sagen köune: les ayantes droit. M. fordert für Fem. wie Masc. im
PL ayants droit, weil in ayant ein in alter Weise gebrauchtes und darum
auch nach alter Weise zu fiectireudes Pc. vorliege, das nach den be-
kannten Gesetzen wohl ein Plur. -s, aber kein Fem.-e erhielt. Das gleiche
gilt von ayants cause. — 3^ qu. Montereau-faut-Yonyie (Hauptstadt des
Cantons Seine-et-Marne) steht = Montereau [oü] faut [1'] Yonne »Hügel,
bei welchem die Yonne zu Ende geht«, faut v. faillir darin in seiner
alt- und mittelfrauzösischen Verwendung. M. erinnert hierbei an das
adjectivisch verwendete dialectische toutifaut = tout y faut z. B. in chdteau
toutifaut, Schloss, in dem alles fehlt. — 4^ qu. Certain kann auch mit
seine Bedeutung modificirenden (steigernden oder schwächenden) Adv.
(z. B. plus, bien, tres, presque etc.) verbunden werden. — 5^ qu. Cor.ime
tout in der Bedeutung von bien ist besonders bei Adj. und Adv. eine in
ganz Frankreich beliebte Formel, die in einem gleichbedeutenden taii-
quam omnia schon bei Macrobius (VI, 8) einen Vorfahren hat, und für
die Conversationssprache zulässig erscheint. — 6<= qu. Die Anhänger
Clemenceau's soll man nicht Clemencistes (d. i. partisans de Cle'mence)
sondern Clänencelistes nennen, da Subst. auf -eau bei Ableitungen die
alte Endungsform el wieder aufnehmen, an die erst das neue Suffix an-
zuhängen ist. - 7*= qu. Wie man im Sg. für grand' mere etc grand mere
(ohne Apostroph) schreiben sollte, so im PI. grands meres, mit Wieder-
einführung des berechtigten alten Plur. -s. — 8«= qu. M. folgert aus 3
Beisp. (von denen keines unserm Jh. angehört), dass man im Plur. vor
424 Zeitschriftenschau. W. KnÖrich,
certain -f Subst. auch de setzen kann; vgl. Mätzner, Syntax I, 467, —
Etranger. !<= qvi. Der Avisclruck Jemanden abholen avec la croix et
la banniere = en grande ce'remonie rührt von der seit dem 4. Jahrh.
herrschenden Sitte her, zunächst Bischöfe, später auch Kaiser, Könige,
regierende Herzöge etc. in Procession zu empfangen. — 2^ qu. Ueber
die Redensart etre sur son trente et un vgl. Courrier, 6^ annee, S. 145.
— o<= qu. Folie enchere ist der Ankauf von Seiten eines zahlungsun-
fähigen Meistbietenden. Das von ihm erstandene Kaufobject wird von
Neuem versteigert, wobei dem ersten Käufer die Kosten der neuen Ver-
steigerung zufallen, und er, falls das neue Aufgebot die von ihm ge-
botene Summe nicht erreicht, auch noch das Fehlende zahlen muss; dies
heisst dann : ipayer oder porter la folle enchere. Von dieser Bedeutung
her hat die Wendung ihren figürlichen Sinn »für etwas büssen müssen«
erhalten. — 4^ qu. Avoir du fil ä retordre wird am besten nur von
Personen gebraucht, die irgend welche Schwierigkeit zu überwinden
haben; daher erscheint der Satz Augier's : Votre av entur e aura quel-
que fil ä retordre nicht ganz correct. — 5^ qu. acompte, PI. acomptes.
— Feuilleton. J. Vallart. Forts.
Nr. 3. — France. Commimication. M. versucht hier eine Er-
klärung von gros bonnet = vornehme Person, die ebenso wenig befrie-
digt, als eine früher von ihm gegebene. — 1= qu. Der Hg. leitet irr-
thümlich das frz. tot, afrz. tost von Italien, tosto ab, mit dem es viel-
mehr auf eine gemeinschaftliche Quelle direct zurückgehen muss. Für
ital. tosto vertheidigt er die schwer haltbare Ableitung aus tostum (pc.
V. torrerej, indem er sich auf den frz. Gebrauch von chaud zur Bezeich-
nung der Schnelligkeit in Verbindungen wie: A la chaude (= ä l'instant),
sur la chaude (= au moment merae) ; chaud, chaud ! (=: vite, sans tarder) ;
le rendre tout chaud ä qn. (= lui repartir iucontinent), das afrz. chaud
pas (= vivement), das Italien, caldo, caldo! (= tosto, tosto) und das
schweizerische »fusswarms« beruft. Vgl. Diez Wb. 1 s. v. tosto ; P. Rajna
Giorn. di filol. rom. 1879, S. 57 und Romania IX, 163. — 2^ qu. M. ver-
langt, in Uebereinstimmung mit der Acad., dass das Pc. Pf. von coiiter
stets unverändert bleibe, weil es entsprechend seiner Ableitung (von
constare) und weil es kein persönl. Pass. besitzt, immer intrans. ist und
selbst bei figürl. Verwendung auch bleibt. — 3^ qu. Histor. Uebersicht
über den Gebrauch des Titels Excellence. — 4^ qu. Der Hg. ist im Irr-
thum, wenn er in der Redensart »rompre Vanguille au genou« au genou
mit ä l'aide du genou erklärt; au genou ist = »am Knie«, oder wie wir
sagen »über das Knie«. Die frz. Formel selbst entspricht wohl genau
unserem »etwas über das Knie brechen« und heisst daher ebenso wenig
»n'employer pas les moyens propres ä faire reussir une entreprise« als
»tenter l'impossible«, wie franz. Lexicographen und auch M. die Wen-
dung umschreiben, sondern, wie auch die von M. beigebrachten Beispiele
deutlich zeigen, »etwas Schwieriges allzu hastig zu Ende bringen«. —
5^ qu. M. sagt »au XV«^ et au XVI«^ siecle, on ecrivit compter au sens
de narrer, comme si ce verbe fut venu du latin computare« ; aber eben
daraus ist es ja auch entstanden ; nfrz. conter und compter sind, wie
längst bekannt, gleichen Ursprungs, und erst im 18. Jh. wurde das eine
Wort durch die Orthographie in ein conter »erzählen« und compter
»rechnen« zerlegt, während bis dahin die Schreibung mit mp oder n für
beide Bedeutungen des Wortes frei stand. — 6^ qu. Der bei Littre und
Ac. fehlende bald männl., bald weibl. gebrauchte Neologismus edicule ist,
weil von cedicula kommend, fem. — Etranger. 1^ qu. Faire des
siennes = dem gleichfalls volksthüml. faire ses farces, von einem alten
faire des (farces) siennes. — 2^ qu. Statt der Regel »quand un subst.
Moliere - Museum. 425
sing, dont la signification est snsceptible de plus ou de moins, comme
raison, besoin, faim, droit etc., figure, sans article, en qualite de regime
direct du verbe avoir, l'adv. bien (ohne de + Art.) peut se construire
entre les deux, .si grandement, joliment ou l'adj. grand peut s'y niettre«
war einfacher zu sagen »in den Formeln, in welchen bei avoir das nähere
(Subst.) Obj. ohne Art. steht, bleibt dieser (und de) auch bei Zutritt von
hien fort«. — Feuilleton. J. Vallart. Forts.
E. KOSCHWITZ.
Molifere-Mliseiim. Herausg. von Dr. Heinrich Schweitzer.
II. Heft. Wiesbaden, Selbstverlag des Herausgebers. Mai 1880.
Was der ideale »niaitre a danser« im Bourg. Gent, als höchsten
Lohn für sich erstrebt, die louanges eclairees, und zugleich die
Forderung des nüchtern - praktischen »maitre de musique« (cet encens ne
fait pas vivre. Des louanges toutes pures ne mettent point un homme
ä son aise; il y faut meler du solide), beides ist dem Moliere - Museum
zu Teil geworden. Eine Reihe lobender und ermutigender Recensionen
ist in Deutschland und im Anslande erschienen, ein ausgebreiteter Kreis
von Lesern hat sich ihm erschlossen, unter welchen ich nur einen nam-
haft machen will — Se. Majestät den Kaiser.
Das Unternehmen des Dr. Schweitzer ist in seinem Bestehen ge-
sichert. Dass es lebensfähig und berechtigt ist, zeigt der Zuwachs von
Mitarbeitern, welcher ihm geworden ist: ihre Zahl ist von drei auf
zwölf vermehrt.
Dem 148 Seiten starken Hefte ^) ist beigegeben ein Portrait Mo-
liere's nach Mignard, umgeben von drei neuen Denkmünzen; es enthält
folgende neun Artikel :
1) F. Dingeisted t. Theaterrede zu Moliere^s Gedächtnissfeier am
zweiten Säciüartag seines Ablebens, 17. Februar 1873.
Diese schwungvolle, in ottave rime geschriebene Verherrlichung
Mol.'s war als Manuscript gedruckt, daher nur Wenigen bisher zugäng-
lich. Der Neudruck desselben wird vielen Verehrern des Dichters recht
willkommen sein.
2) A. Laun, Moliere und Holberg. Eine Parallele.
Den Quellen, aus welchen Mol. Charaktere, Situationen und ein-
zelne Worte geschöpft hat, wird noch immer unermüdlich, unerbittlich
nachgespürt; wie er aber auf die späteren Lustspieldichter anregend ge-
wirkt hat, ist bisher nur wenig beachtet worden.
Directe Nachahmungen Mol.'s und unbewusste Entlehnungen aus
ihm finden sich in der gesammten neueren Lustspielliteratur Europas ;
am engsten und bewusstesten schloss sich ihm der Däne Holberg an.
Der Vergleich beider ist das Thema dieses geistvollen Aufsatzes, welchen
wir als die Einleitung zu noch folgenden zu betrachten haben. Der Verf.
vergleicht beide Dichter in Bezug auf die Maunichfaltigkeit der vorgeführten
Charaktere, in Bezug auf die Sprache (H. hat keine versificirte Komödie),
in Bezug auf die Bühnenwirksamkeit und die dramatische Technik ihrer
Stücke, endlich in Bezug auf die von beiden geschaffenen Typen.
Der Aufsatz, von welchem ich mit dürren Worten nur das Gerippe
hier geben kann, nimmt einen in Deutschland noch neuen Standpunkt
^) Da je drei Hefte des Moliere-Museums bestimmt sind, zusammen
einen Band zu bilden, wäre es praktischer gewesen, nicht jedes Heft für
sich zu paginiren.
426 Zeitschriftenschau. G. Körting,
für die Betrachtung und Würdigung Moliere's ein; er ist mit vollkom-
mener Sachkenntniss geschrieben und mit einer Klarheit und Frische,
welche wir zwar an dem Verf. gewöhnt sind, die wir aber um so freu-
diger und bewundernder hervorheben müssen, seitdem ihn das furchtbare
Unglück völliger Erblindung getroffen hat.
3) R. Mahrenholtz, MoUere's Don Juan nach historischen Gesichts-
punkten erläutert.
Der erste Theil dieser Abhandlung enthält die Entscheidung der
vielfach discutirten und verschieden beantworteten Frage nach den von
Moliere für seinen Don Juan benutzten Quellen. Die Ansicht des gelehr-
ten Verf. 's geht dahin, dass Mol. gekannt und benutzt hat: den Burlador
de Sevilla von Tirso de Molina, den Convitato di pietra von Giliberti
entweder im Original oder in der Uebersetzung von de Villiers, endlich
die nach Giliberti verfasste italienische Posse; das Festin de Pierre von
Dorimont dagegen hat ihn nicht beeiuflusst. Ich stimme dieser Ansicht voll-
ständig bei, um so mehr, da ich mit dem Verf. gleichzeitig die Untersuchung
einer nahe verwandten Frage angestellt habe und zu derselben Ueber-
zengung gelangte. Eine Kleinigkeit möchte ich nachzutragen mir erlauben,
die gewiss dem scharfen Blicke des Verf.'s nicht entgangen ist, aber sich
in seinem Aufsatze nicht findet, nämlich eine schon von Genin beobach-
tete Entlehnung aus Tirso de Molina: »Dans la premiere scene entre
Don Juan et la statue du commandeur, le meurtrier demande a sa vic-
time en quel etat la mort l'a surpris; quel est son sort dans l'autre vie,
en un mot s'il est sauve ou damne. fje spectre ne repond pas a cette
question; mais ä la fiu de cette terrible scene, lorsque Don Juan prend
une bougie pour reconduire le commandeur, celui-ci l'arrete et dit solen-
nellement: »Ne m'eclaire pas; je suis en etat de gräce!« Quel mot!
et comme, apres cette longue anxiete, l'auditoire catholique devait re-
spirer! Dans Moliere la statue dit aussi: »On n'a pas besoiu de lamiere,
quand on est conduit par le ciel.« Mais ici la revelation est indifferente
et la phrase saus portee, parce qu'elle ne repond a rien«. (Lexique com-
pare de la langue de Moliere. p. XXII.)
Vortrefflich sind die Betrachtungen, welche die Tendenz, die Cha-
raktere und den dramatischen Bau der Don -Juan -Komödien Moliere's
und Tirso de Molina's zum Gegenstand haben, sie bieten in schöner Form
reiche Belehrung. — Der zweite Theil der Abhandlung enthält einen
Ueberblick über die Geschichte des Moliere'schen Stückes. Er berührt
die von Sieur Rochemond gegen dasselbe gerichtete Schmähschrift und
die dagegen erschienenen Verteidigungen, ferner die von den kirchlichen
Kreisen des Hofes ausgehende Opposition, welche das Verschwinden des
Stückes von der Bühne und die versificirte Umdichtung durch Th. Cor-
neille zur Folge hatte. Den Schluss bildet ein Wort über die neueren
Don -Juan -Dichtungen Rosimond's, da Ponte's. Grabbe's.
4) W. K n ö r i c h . Abdruck des Festin de Pierre von Dorimond.
Die Oekonomie der Zeitschrift erlaubte es nicht, den Neudruck mit
erschöpfender Einleitung und ausführlichem Commentar zu versehen. Die
Einleitung gibt daher nur das Nötigste über das Leben desfDichters,
über sein Verhältnis zu Tirso de Molina etc. und über frühere Drucke.
Die Noten wollen, da das Museum auch für Nichtphilologen bestimmt ist,
durch Erklärung des vom heutigen Usus in orthographischer, lexicalischer,
yntactischer Beziehung am meisten Abweichenden nur die^Lectüre er-
leichtern. Zu S. 55 Note 1 bitte ich zu vergleichen Mol. Ec. d. F. Vers
968. 1663 (bei Despois).
5) E. M 0 h r, Maury's Lobgedicht auf Moliere in metrischer Uebersetzung.
Dieses von P. Lacroix entdeckte Lobgedicht des Jesuitenpaters Jean
Archiv für das Studium der neueren Sprachen u. Literaturen. 427
Maury (1625 — 1697) ist interessant »comme uniqne monument. qui du
vivant de Moliere ait ete eleve en son honneur«, und besonders durch
die Erwähnung von Mol. 's Lucrez-Uebersetzung:
»Und 0 Wunder, es hat derselbe Lucrez mich begeistert,
»Den Du Deinem Land in Deiner Sprache gegeben,
»Oft mit römischer Kraft und oft in italischer Weichheit.«
Die Uebersetzung des lat. geschriebenen Gedichts ist sinngetreu
und sprachlich gewandt.
6j A. Friedmann, Moliere-Forschung in Frankreich, 1879 — 1880.
Ein in Feuilletonstil geschriebenes Resume des Molieriste Nr. 5 — 13,
welches von Versehen und Fehlern nicht frei und besonders viel zu lang
ist (27 Seiten!).
7) H. von Lankeuau, Wesselowskifs Studien über Moliere.'^)
Der Verfasser schliesst seinen Bericht mit dem Wunsche, »dass
dieses so bedeutsame und inhaltreiche Buch bald einen gewissenhaften
Uebersetzer finden möge«. Nach den eiugestreuteu Uebersetzungsproben
wäre zu wünschen, dass der Recensent selbst sich dieser dankenswerten
Aufgabe unterziehen möchte.
8) Bericht über die neuesten Erscheinungen der Moliere-Literatur in
Deutschland.
Jäckel bespricht lobend Fritsche's Mol.-Ausgaben. Schweitzer
stellt die im Laufe des Jahres über Mol. erschienenen Abhandlungen zu-
sammen.
9) Schweitzer, Moliere im Elternhaus und in der Schule. (Schluss.)
Der Verfasser schildert Gassendi's Einfluss auf Mol. und seine
Werke, ferner das Leben des Prinzen von Conti und seine Beziehungen
Äu Mol. — Dieser Aufsatz ist mit demselben Eingehen auf die Details,
mit derselben gründlichen Sorgfalt geschrieben, welche wir an dem ersten
Theile der Arbeit hervorgehoben haben. Nur das ist zu bedauern, dass
der gelehrte Verfasser diesmal ein so kleines Stück seines Werkes uns
bietet; wollte er im nächsten Hefte uns reichlicher bedenken, er würde
Viele zu aufrichtigem Danke verpflichten.
W. KNÖRICH.
Archiv für das Stiidinm der neueren Spraelien
nnd L<iteratnren. Bd. LXIII.
I. Ar.HANDLUNGEN : p. 1 — 12. R. Mahrcuholtz, Zu Moliere's
Don Juan. 1. Ueber Villiers' Festin de Pierre ou l'Athe'e foudroye.
Villiers' im Jahre 1660 zu Amsterdam gedrucktes Drama ist eine Ueber-
setzung der im Jahre 1652 erschienenen (jetzt beinahe als verloren an-
zusehenden) italienischen Komödie »il Couvitato di Piedra« des Onofrio
Giliberti. Auf Grund der Villiers'schen Uebersetzung ist es möglich, das
Verhältniss der Komödie Giliberti's zudesSpauiersTirso de Molina Drama »El
Burlador« zu bestimmen. Die Vergleichung fällt sehr zu Ungunsten des
italienischen Stückes aus, welches beinahe wie eine Verzerrung des spani-
schen erscheint. Von einem directen Einfluss Giliberti's, sei es im Original
sei es in Villiers' Copie, auf Moliere's Don Juan kann kaum die Rede
sein. Höchstens stimmt die eine Stelle, an der Don Juan den furcht-
samen Bedienten auff'ordert, dem Commandeur vorzvitrinken und vorzu-
singen (IV, 12) zu Villiers V, 3. — 2. Die (zuerst im J. 1657 zu Paris
aufgeführte) Harlekinade der italienischen Truppe und Moliere's Festin.
1) cf. Band U, Seite 282 dieser Zeitschrift.
428 Zeitschriftenschau. G. Körting,
Die Harlekinade ist theils Nachahmung Giliberti's, theils Entlehnung aus
dem Burlador, theils selbstständige Erfindung. (Eine Inhaltsangabe fin-
det man in Moland's Meliere -Ausg. 111, p. 345 — 353.) Von Meliere ist
die Harlekinade nur an drei Stellen (in den Schlusssceneu) benutzt wor-
den. 3. Die Originalität der Moliere'schen Komödie. In trefflicher Weise
legt Mahreuholtz hier dar, wie Moliere's Don Juan als eine bittere Satyre
aller Seiten des höfischen Lebens aufzufassen ist und von diesem Gesichts-
punkte aus betrachtet eine hohe culturgeschichtliche Bedeutung gewinnt.
(Man vgl. hierüber Mahreuholtz' Abhandlung: »Moliere's Don Juan nach
historischen Gesichtspunkten erläutert« im Moliere-Museum II, p. 16 — 34.
— Gelegentlich werde auch bemerkt, dass der neueste (5.) Band der
grossen Meliere -Ausg. in den »Grands Ecrivains« den Don Juan ent-
hält). — p. 177 — 186. R. Mahrenholtz, Eine französ. Bearbeitung
der Don- Juan- Sage vor Moliere. Inhaltsangabe und Beurtheilung der
im J. 1658 zuerst in Lyon aufgeführten »tragicomedie« Dorimond's »le
Fils criminel« (neuerdings nach der Pariser Ausg. vom J. 1683 heraus-
gegeben und mit einer Einleitung versehen von W. Knörich im Moliere-
Museum II, p. 35—91). Verglichen mit Giliberti's Komödie und mit dem
»Burlador«, welche Dorimond ohne Zweifel kannte und benutzte, zeigt
der »Fils naturel« erhebliche Verschiedenheiten und sehr glückliche Aen-
derungen in der Behandlung des Stoffes. Auf den Moliere'schen Don
Juan ist Dorimond's Dichtung ohne Einfluss geblieben. — p. 333 — 346.
E. Mahrenholtz, Der Verfasser der Famettse comedienne ? M. weist
mit überzeugenden Gründen nach, dass höchst wahrscheinlich die de Brie
die Verfasserin der berüchtigten Schmähschrift ist, wenn sie sich auch
fremder Hülfe bedient haben mag In einem Anhange bekämpft M. mit
Glück Livet's Kritik der Farn. com. — p. 395 — 422. Pb. Plattner,
Zur französischen Schulgrammatik. Hinweisendes Fürwort. 1. ce im
Sinne von : jener (bekannte) bei Anspielung auf eine als bekannt vor-
ausgesetzte Geschichte, z. B. Moi, mon ami, j'achete la gloire toute faite
comme cet Anglais achetait l'amour. H. de Balzac. Der von uns er-
wartete Zusatz von la scheint nicht üblich, da das Demonstrativ hier
nur den Artikel vertritt. (Der Verf. hätte bemerken können, dass über-
haupt ce, und zwar bereits im Altfrz., in sehr ausgedehntem Masse artikel-
haft gebraucht wird.) 2. Demonstrativ vor dem Superlativ. Vor ana-
lytisch (mit le plus) gebildetem Superl. steht ce nur selten (z. B. ce plus
bei ouvrage de Dieu. Lamartine), am ehesten noch wenn der Superl. dem
Subst. nachsteht (z. B. cet edifice le plus grand. M""^ de Stael), anstands-
los pflegt ce dagegen vor organischem Superlativ gesetzt zu werden (z. B.
ce supreme bonheur). 3. Gegenüberstellung von celui-ci und celui-lä.
Zuweilen bezieht sich, der gewöhnlichen Regel entgegen, celui-ci auf den
entfernteren oder bereits genannten, celui-lä auf den näher stehenden
oder noch zu nennenden Gegenstand. Neben der etwas schwerfälligen
Wendung celui-ci . . . celui-lä ist eine Reihe anderer in Gebrauch:
l'un . . . l'autre; qui . . . qui; tel . . . tel; celui-ci . . . un
autre; le premier . . . le second; es werden gern verschiedene Aus-
drucksweisen gemischt, um Eintönigkeit zu vermeiden und grössere Durch-
sichtigkeit der Periode zu erzielen. 4. celui-lä mit Relativ. Celui-la
statt des einfachen celui mit folgendem Relativsatz ist gestattet, wenn
es durch Einschiebungen von dem Relativ getrennt ist (z. B. Aussi ceux-
lä meme qui comptaient le surprendre, furent-ils surpris. Paganel).
Im verächtlichen Sinne kann celui-lä stets vor dem Relativ stehen
z. B. ceux-lä qui sont vils et läches etc. Th. Barriere). 5. Celui in
Verbindung mit Adjectiv oder Particip. Sobald zu einem Adj. oder
Part., bei welchem ein vorhergenanntes Subst. zu ergänzen ist, eine weitere i
Archiv für das Studium der neueren Spi'achen u. Literaturen. 429
BestimiTning hinzutritt, reicht der Artikel nicht aus und es wird, wenig-
stens in der familiären Ausdrucksweise und namentlich in der Sprache
der Zeitungen, statt dessen celui verwandt (z. B. c'est au moyen de ces
däpeches, et avec Celles inedites du ministere des affaires etrangeres
que nous pouvons raconter la fin du patriarche. Topin. — Le texte
officiel ä\\ traite de Berlin vient d'etre publie a Londres. Ce texte Con-
corde en substance avec celui dejä paru. La Fi'ance, 18. juillet 1878).
Die Mehrzahl der französ. Grammatiker verwirft jedoch diese Ausdrucks-
weise, nur einzelne, so die Grammaire nationale und nach ihr der Cour-
rier de Vaugelas (II, 33), erkennen ihre Berechtigung an. Allgemein je-
doch wird der Gebrauch von celui vor einem Adj. oder Part, als statt-
haft anerkannt, wenn dem Adj. ein Relativsatz nachfolgt (z. B. Ces mo-
tifs qu'il disait tout haut, et celui bien plus puissant qu'il ne
disait pas etc. Fr. Soulie'). Bei der absoluten Participialconstruction
unterliegt die Anwendung ven celui vor dem Particip natürlich keinem
Bedenken. 6. Celui -ci (-lä) emphatisch. In einem Relativsatz kann das
Demonstrativ celui-ci (-lä) eingeschoben werden, um das Beziehungs-
wort nachdrücklicher hervorzuheben (z. B. Ce cabinet que, celni-la,
M, Waddington eüt pu, sans objection, presider etc. E. de Girardin).
7. Das neutrale ce. Ausser vor den Verben etre, pouvoir, devoir
(und, in Nachahmung der Volkssprache, auch vor venir) findet sich das
neutrale ce nur in den Verbindungen: ä ce que, de ce que, parce que,
par ce que, en ce que, sur ce que; ausserdem hin und wieder in einer
Reihe von Redensarten archaistischen oder geschäftlichen Charakters,
wie: sur ce. de ce (non content), (un registre) a ce destine, ce dont, ce
a quoi, ce en quoi, ce sur quoi, und endlich findet .sich ce (ohne nach-
folgendes que) manchmal zur Hervorhebung des Subjects gebraucht, z. B.
Que ce soit Dien le sujet de ces conversations . . . tout le monde ne le
croit pas. E. Souvestre. 8. c^est und il est. C'est für il est bei syn-
tactischer Verbindung mit dem Nachfolgenden, war in der Sprache des
täglichen Lebens immer üblich, beginnt aber auch in die Literatur ein-
zudringen (z. B. Est-ce possible, voisin, que vous ne le voyiez pas?
A. Musset). In vulgärer Sprache findet sich neben il ein überflüssiges
ce (z. B. C'est-il vrai, 9a'? Th. Barriere). Dass in der Verbindung il
est vrai sich il est auf etwas Vorhergehendes bezieht, ist Rest einer
der älteren Sprache auch sonst geläufigen Ausdrucksweise (cf. Littre, il,
no. 6). Doch findet sich auch c'est vrai eingeschoben in gleicher Be-
deutung wie il est vrai (z. B. Vous n'avez pas servi, c'est vrai, mais
vous avez eu un rempla9ant tue. H. Monnier). 11 est steht vor Subst.,
welche fast zu Adj. geworden sind: il est besoin, il est force (jetzt ist
jedoch der überwiegende Gebrauch für Auslassung des Pronomens, z. B.
le mal s'aggrava, et force fut de le renvoyer a ses parents. Fr. Sarcey);
für c'est dommage fand sich früher auch il est d., was nach Littre
(dommage. Rem. 2) noch jetzt gebraucht werden darf. 9. Expletives ce.
Ce im zweiten Satzgliede nach vorausgehendem ce qui etc. ist erfor-
derlich bei folgendem Subst. im Plural oder persönlichem Fürwort, es
gilt für unrichtig bei folgendem Adj. oder Part. Die Wiederholung einer
j vorau.sgehenden Präposition nach dem expletiven ce ist unstatthaft (nach
I dem Conrrier de Vaugelas ist z. B. in dem folgenden Satze: »Une chose
; a laqiielle M. Halanzier fera bien de prendre garde, c'est aux intempe-
! rances de la claque« c'est aux in ce sont les zu corrigiren). 10. De-
i dublirung (sie!) von cela. Die Beispiele, in denen das Relativ sich auf
* cela bezieht (wie: ce n'est point cela que nous avious reve. Fr. Sar-
cey), sind selten. Meist wird diese von der Grammatik verworfene Aus-
I drucksweise durch »Dedublirung« (welches Wortungeheuer!!) von cela
430 Zeitschriftenschau. G. Körting,
umgangen, d. b. es wird cela durch ce-la ersetzt; es geschieht dies auch
vor tout, rien, quelque chose, wenn man sich nicht mit dem ein-
fachen ce begnügt oder cela durch ce wieder aufnimmt. (Beispiele:
Ce n'est pas lä ce que veut la loi — c'est la tout — c'est la la morale
de Descartes — est-ce la la foi que vous nie devez?). 11. Cela durch
la chose vertreten. Wenn ein Adj. folgt und demnach cela möglich ist
(NB. wenn es dem Herrn Verf. doch gefallen wollte , sich ein wenig
präciser auszudrücken!), wird es öfters durch la (une) chose ersetzt
(neben voila oder voici qui), z. B. : Quelle qu'en soit la cause, une
chose est certaine: le theätre de Diderot est pis que mediocre. Edm.
Scherer. 12. Cela von Personen. Cela, 9a, tout cela, ce que, tout
c e que werden auch in Bezug auf Personen gebraucht (z. B. tout cela
ne parle que de vous. M'"<= de Sevigne. — Je voyagerai l'esprit en repos
9ur ce que j'ai de plus eher dans la vie. Lamartine. — Tout ce que
jaimais m'a abandonne. A. Musset. — eile a epouse ce qu'elle aime.
M""*^ de Stael). Umgekehrt steht celui von Sachen (z. B. Celui qui
console, c'est le temps. Voltaire). 13. Et cela steigernd im Sinne von:
und das, und zwar, und dazu. Sehr bekannter Sprachgebrauch (z. B.
Les forteresses tombaient en ruines, la Hollande avait vingt-cinq mille
mauvais soldats, et cela lorsque la frontiere fran9aise s'avan9ait et tou-
chait presque la leur. Michelet). Andere steigernde Redewendungen
sind: et ce, et encore, et (cela) pour cause, et mit oder ohne
Wiederholung des vorangegangenen Prädicates. 14. Ceci. cela statt eines
Nomens, so z. B. gebraucht in dem bekannten Satze in V. Hugos Notre-
Dame de Paris: Ceci (nämlich: la presse, bezw. l'imprimerie) tueracela
(nämlich: l'Eglise, bezw. architecture). 15. Trait d'union vor ci, lä. In
der neuesten Auflage des Dict. de l'Acad. wird der Bindestrich consequent
angewandt. 16. Voici. voilä. In Sätzen, wie »voici ses vers, et voici
les miens« wird voici wiederholt, weil »beide Proben« folgen. (Im Fol-
genden fährt PI. fort: »Voilä, obwol direct hindeutend: Je vous fais
passer, dit Corinne a ceux qui l'accoiupagnaient, sur les bords du lac
d'Averne, pres du Phlegeton, et voila devant vous le temple de la Si-
bylle de Cumes. M""« de Stael.« Wir bekennen, den Sinn dieser Be-
merkung nicht zu verstehen, vermuthen aber, Herr PI. habe sagen wollen,
es werde voila gern zur Hinweisung auf gegenwärtig gedachte, in der
Phantasie als gegenwärtig geschaute, bezw. der Phantasie des Hörers
oder Lesers als gegenwärtig vorgeführte Gegenstände gebraucht). 17. Meme.
Nach der gewöhnlichen Regel soll meme nach einem einzelnen Subst. im
Plur. immer veränderlich sein. Besser richtet man sich nach Littre,
welcher (meme, Rem. 4) sagt, dass s antritt, wenn meme nicht dem
Sinne nach auch vor dem Subst. stehen könnte. Auch bei ceux meme(s)
qui richtet sich der Gebrauch nach dem Sinne, welchen meme haben
soll, d. h. ist meme adverbial zu verstehen, so bleibt es unverändert,
steht es als Pronomen, so erhält es das Pluralzeichen. Unser »ein und
derselbe« wird französisch mit un seul et meme oder (in abge-
schwächterem Sinne) mit un meme gegeben; das letztere muss eintreten,
wenn das folgende Subst. ein Adj. vor sich hat. Ni meme dient zur
Anknüpfung von etwas Geringerem als das Vorausgehende (deutsch : oder
auch nur), kann aber auch die entgegengesetzte Function haben (dentsch:
oder etwa gar). Bei Butlbn findet sich neben le meme que auch noch
das alte de meme de (z. B. II parait . . . que le cuscus ou cusos des
Indes orientales est en efFet vm animal du meme genre que les philandres
d'Amerique; mais cela ne prouve pas qu'ils soient de la meme espece
rf'aucun de ceux du nouveau continent). Einem conjunctiv gebrauchten
adverbialen de meme que »ebenso wie« im ersten Satzgliede muss im
Archiv für das Studium der neueren Sprachen tt. Literaturen. 431
zweiten de m e m e oderainsi entsprechen; es finden sich indessen Fälle,
in denen de meme, bezw. ainsi ausgelassen ist. Das präpositionale
a meme kommt noch öfters vor, z. B. Antonio eut la desserte de la
table, puis on but l'eau a meme (d. h. unmittelbar aus) la cruche.
A. Karr. 18. Ne — pas meme. Statt ne — pas meine und ne — pas
seulement sind sehr üblich, namentlich in der familiären Sprache, die
Verbindungen ne — meme pas und ne-seulement pas; dagegen ist
in der elliptischen Verbindung pas meme die Umstellung nicht mög-
lich, und ebensowenig kann vor einem Infinitiv statt ne pas meme
etwa eintreten ne meme pas. 19. Demonstrativ statt des Artikels.
Die Verwendung des Demonstrativs in Fällen, in denen im Deutschen der
Gebrauch des Artikels genügt, ist ein sehr bekannter Gallicismus. Es
kann das Demonstrativ in diesem Gebrauche sowol vor- als auch zurück-
deutenden Sinn besitzen. Beachtenswerth ist der proleptische Gebrauch
des Demonstrativs in Sätzen, wie : Eh bien, moi, sitot que cette maison
fut vide, je la vendis! . . . j'eus ce coeur-lä. 0. Feuillet. Wenn PI.
weiter bemerkt (obwol es gar nicht hierher gehört), dass »in folgenden
Ausdrücken, welche eine hinter dem Augenblicke, in welchem der Re-
dende sich befindet, unmittelbar zurückliegende Zeit bezeichnen, im
Deutschen öfters sogar der Artikel tehlt : ces temps-ci, ces deruiers temps
(jours), en (dans) ces derniers temps«, so kann dies leicht dahin verstan-
den werden, als stünden in den entsprechenden deutschen Verbindungen
die Substantiva ohne jeden Beisatz, während sie doch in Wahrheit ent-
weder ebenfalls das demonstrative oder das passive Pronomen (unser) bei
sich haben. 20. Demonstrativ für Possessiv, ce steht häufig (es hätte
hinzugesetzt werden sollen: bei auf die Gegenwart bezüglichen Zeitan-
gaben) für notre, z. B. encore a cette heure, son fran9ais (seil, le fr.
de Joinville) est le fouds de la langue qui se parle au pays oü il est ne.
Nisard. Zuweilen findet man das Demonstrativ auch in Fällen, in denen
man das Possessivpronomen der 2ten und 3ten Person erwarten würde.
21. Demonstrativ vermisst. Zuweilen findet sich der Artikel gebraucht,
wo man das Demonstrativ erwarten müsste, z. B. Quelques gouverne-
ments protegeut les oiseaux utiles par des lois et des reglements; la
Suisse est dans le nombre. Le Temps, 7. octobre 1879. Das Demon-
strativ fehlt in den Verbindungen de maniere, de fa90n, de sorte
que. dabei kann jedoch tel eintreten (z. B. Calvin avait subordonne
ri^tat ä VEglise de teile sorte que l'Eglise füt la loi etc. Nisard.) Ce
oder cela wird unterdrückt, wenn an die wörtliche Wiedergabe der
Worte einer andern Person eine Reflexion angeknüpft wird (z. B. Je te
laisse : bon soir! Je n'ajoute pas: bonne chance! tu con9ois? — Tu me
laisses! tu me laisses! est fort bien. 0. Feuillet.) Wie das neutrale Ob-
ject le, so kann auch cela fehlen (z. B. Ah! si j'avais su!), besonders
in Fragen (z. B. que veut dire? que signifie?). Auch das persönliche
celui kann bisweilen fehlen (z. B. Ses dernieres annees furent d'un chre-
tien, presque d'un theologien. Nisard). — Indem wir unser Referat über
die fleissig zusammengestellten, wenn auch nicht durchweg Neues bieten-
den Bemerkungen Plattner's schliessen, müssen wir unser Bedauern aus-
sprechen, dass Herr Plattner sich nicht entschliessen zu können scheint,
seinen Arbeiten eine methodischere Form zu geben, und dass er sich da-
mit begnügt, die Spracherscheinungen einfach zu registriren statt sie
logisch und historisch zu erklären. Herr PL häuft werthvolles. mitunter
freilich auch werthloses Material in ziemlich ungeordneten Massen auf.
Gern erkennen wir an, dass wir ihm auch dafür Dank schuldig sind;
unsere Dankbarkeit würde indessen eine weit grössere und besser be-
gründete sein, wenn er sich der Sichtung und systematischen Verarbei-
432 Zeitschriftenschau. G. Körting,
tung dieses Materials unterziehen wollte. Mindestens Eins aber sollte
Herr PL in seinem eigenen Interesse zu thun nicht unterlassen: sich
durchweg eines klaren und präciseu Ausdruckes und einer consequenten
Terminologie befleissigen. — p. 423 — 427 Sitzungen der Berliner Ge-
sellschaft für das Studium der neueren Sprachen. W. Herr Kutschera
zeigt an: Bnumgarten, A travers la France nouvelle. Kassel 1879. (Die
Auswahl der Stücke in dieser Chrestomathie ist, wie Herr Burtin hei*vor-
hob, in sehr vielen Punkten geeignet, ein schiefes Bild von dem Leben
und dem Denken der heutigen Franzosen zu geben.) V. Herr Rauch
bespricht den realistischen Roman in Frankreich seit 1870, wobei er
namentlich zu erklären sucht, aus welchen Gründen die realistische
Schule der Romanschriftsteller, als deren Haupt Emile Zola zu betrachten
sei, 80 vielen Beifall gefunden habe und noch finde.
II. Beurtheill'ngen und kürze Anzeigen, p. 237 Moliere und seine
Sühne. Moliere - Museum , herausgegeben Don Dr. G. Schiveitzer (R.
Mahrenholtz: lobende Anzeige). p. 448 Aucassin et Nicolete, herausg.
von H. Suchier. Paderborn 1878. Schöningh. (lobende Anzeige.) —
p. 452 Reinsch, die Pseudo-Evangelien von Jesu und Maria's Kindheit in
der romanischen und germanischen Literatur. Halle 1879. M. Niemeyer.
(Die interessante Schrift wird sehr eingehend besprochen und ein aus-
führliches Resume ihres Inhaltes gegeben.) — p. 458 Fichte, die Flexion
im Cambridger Psalter. Halle 1879. M. Niemeyer. (»Brauchbare Ab-
handlung«.) — p. 462 Bibliotheca Normannica. Denkmäler normauischer
Literatur und Sprache, herausgegeben von H. Suchier. I. Reim^Dredigt
ed. H. Suchier. II. Der Judenknabe ed. E. Wolter. Halle 1879. M. Nie-
meyer. (Lobende Anzeige.) — p 464 Chabaneau. Histoire et theorie de
la conjugaison fran^aise. Nouvelle edition revue et augmentee. Paris
1878. F. Vieweg. (Lobende Anzeige.! — p. 464 Wichmann, L'art poe-
tique de Boileau daus celui de Gottsched. Eine literarhistorische Studie.
Berlin 1879. Weidmann. (Werthlose Arbeit in schlechtem Französisch.)
— p. 466 Breitinger, Les Unites d'Aristote avant le Cid de Corneille.
Etüde de litterature comparee. Geneve 1879. Georg. (Die Schrift wird
als eine sehr belehrende und anziehende empfohlen.) — p. 467 Benecke
und d'Hargues. Französisches Lesebuch. Anfangs- und Mittelstufe.
Potsdam 1878. Stein. (Wolpert: der Recensent empfiehlt das Buch axif
Grund eigener praktischer Erfahrung.)
III. Programmschau. p. 114. Humbert, Friedrich Jacobs über
Moliere und die Classiker aus der Zeit Ludwigs XIV. I. Moliere. Biele-
feld (Gymnas. und Realschule I. 0) 1879. (Ist Abdruck einer verschollen
gewesenen, sehr lesenswerthen Abhandlung von Fr. Jacobs.) — p. 115
Münch. Bemerkungen über die französ. und englische Schullecture in den
oberen Realclassen. Ruhrort a. Rh. (Realschule I. 0.) 1879. (Der wesent-
liche Inhalt der als »recht beachtenswerth« bezeichneten Abhandlung
wird in dem Referate resumirt.) — p. 117 Tamm, Bemerkungen zur
Metrik und Sprache Villons. Freiburg i. Schlesien (höhere Bürgerschule)
1879. (Willenberg: fleissige, aber dennoch unbefriedigende Arbeit; dem
Verf. fehlt die erforderliche gründliche Kenntniss des Altfrz.)
IV. MiscEi.LEN. p. 127 Breitinger. Zur Geschichte der pseudo-
aristotelischen Ortseinheit. (Ein wichtiger Nachtrag zu der oben
genannten Schrift Br.'s). — p. 128 G. Büchmanyi, Tout comme chez
nous. (Diese bekannte Redensart findet sich in der Form »c'est tout
comme ici« zuerst in Nolant de Fatouville's »Arlequin, Empereur dans
a Lune«, aufgeführt im Jahre 1684 [Gherardi, Theätre Italien. Bd. l.J)
Revue des deux Mondes. 433
ReTlie des deux Hoiides (1. April bis einschliesslich 15. Juli).
(Um Raum zu gewinnen, werden wir von jetzt ab in unseren Referaten über die
Revue des deux Mondes und die Nouvelle Revue nur diejenigen Artikel berücksichtigen,
welche ein allgemeineres Interesse besitzen, aber auch über diese nur in kürzester Form
berichten; von allen übrigen führen wir lediglich die Ueberschriften an. Die Analyse der
„Bulletins bibliographiques" beider Revuen geben wir weiter unten als eine besondere
Abtheilung mit systematischer Anordnung).
1. April. I. Ch. de Mazade, Cinquante annees d'histoire con-
temporaine. Monsieur Thiers. I. La Jeunesse d'un komme d'etat.
M. Thiers et la restauration. (Fortsetzung im Heft vom 15. Jvani:
II. Comment se fonde le gouvernement. M. Thiers et la monarchie de
1^3 O.J — II. J. Klaczko, Causeries florentines. IV. La tragc'die de
Dante, vgl. das Heft vom 15. Januar 1880. — III. H. Houssaye. Les
Musees de Province, leur origine et leur Organisation. Sehr interessanter
Artikel über die Entstellung und Bedeutung der zahlreichen, im Aus-
lände zu wenig bekannten französischen Provinzialmuseen. — IV. A.
The u riet, La Princesse Verte. (Fortsetzung und Schluss im Heft vom
15. April.) Eine reizende, durch Frische und Natürlichkeit der Dar-
stellung sich auszeichnende Novellette: Ein Knabe, dessen Phantasie durch
die Leetüre von Zaubermärchen und Ritterromanen erhitzt worden, zieht
mit einem Genossen in den Wald aus, um die nach seiner Meinung dort
weilende verzauberte »Prinzessin Grün« aufzufinden ; er erlebt auf diesem
ohne Wissen seiner Angehörigen und ohne jede Rücksicht auf seine Schul-
pflichten unternommenen romantischen Streiizuge eine Eeihe tragi-
komischer Abenteuer und wird endlich am folgenden Tage , arg ent-
täuscht und mit der Prosa des Lebens bekannt geworden, in das elter-
liche Haus zurückgebracht. Es würde sich diese Novelle trefflich zur
SchuUectüre eignen, wenn sie, wie wol zu erwarten, in einem Separatab-
di'uck erscheinen sollte. — V. J. de la Graviere, Les Grandes ßotilles.
— VI. G. Vautier, Le Remords du Docteur. (Fortsetzung und Schluss
im Hefte vom 15 April.) Ein Marquis hat mit einer pariser Sängerin
ein Liebesverhältniss gehabt, dasselbe aber, weil er den leichtfertigen
Charakter des Mädchens erkannt, abgebrochen und seine Neigung einer
jungen adligen Dame, der Tochter eines Gutsnachbarn, zugewandt. Er
verlobt sich mit derselben, und die Hochzeit steht nahe bevor. Da er-
leidet der Marquis in Folge eines Sturzes vom Pferde eine schwere innere
Verletzung, welche von dem herbeigerufenen Dorfarzte für tödtlich erklärt
wird. Die Sängerin, von diesem Vorfalle in Kenntniss gesetzt, begibt
sich in Begleitung des ihr befreundeten Theaterarztes nach dem in der
Provinz gelegenen Schlosse ihres früheren Geliebten, trifft ihn noch lebend
an und weiss ihn, der an der Möglichkeit der Genesung verzweifelt, zu
bestimmen, sich mit ihr unverzüglich auf seinem vermeintlichen Sterbe-
bette trauen zu lassen, um dadurch einen Sohn, welchen die Sängerin
ihm vor Jahren geboren hatte, zu legitimiren. Die Kunst des Theater-
arztes erhält indessen dem Marquis nicht nur das Leben, sondern gibt
ihm auch die volle Gesundheit wieder, und somit gewinnt die in Erwar-
tung des Todes geschlossene Ehe eine ungehoffte Dauer, Es braucht
kaum gesagt zu werden, dass sie eiue höchst unglückliche wird. Der
Marquis hält sich von seiner Gemahlin fern, und diese, weder fähig noch
recht gewillt, sich die Liebe ihres Gatten wiederzuerwerben , ent-
schädigt sich für das ihr versagte eheliche Glück durch ein Liebesver-
hältniss mit einem Sänger, der früher ihr College gewesen. Der Marquis
vermag nicht sich in der gleichen leichtfertigen Weise zu trösten, sondern
leidet unsäglich schwer unter dem unglückseligen Verhältnisse, um so
mehr, als er durch zufällige Umstände mit seiner einstigen Braut, einem
trefflichen Mädchen, wieder in persönliche Beziehungen gesetzt und da-
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. 28
434 Zeitschriftenschau. G. Körting,
durch seine nie erloschene, obwol von ihm energisch bekämpfte Liebe
zu dieser auf's Neue entflammt wird. Endlich erfolgt die glückliche
Lösung des traurigen Wirrsals. Die Marquisiu will aus dem Hause ihres
Gatten entfliehen, um im Auslande mit ihrem Geliebten ihr früheres, un-
gebundenes Künstlerleben wieder aufzunehmen, stirbt aber, bevor noch
der Plan ausgeführt. Der Wittwer ist nun durch Nichts verhindert, der
einstigen Braut die Hand zu reichen und mit diesem neuen Bündnisse
endlich das Glück seines Lebens zu begründen. — VIL L. Carrau,
IJhumanite primitive et V evolution sociale, d" apres M. Herbert Spencer.
Geschicktes ßesunie der von dem englischen Philosophen in den Werken
»Descriptive Sociology, or Gi'oups of sociological Facts« (5 Bde. London
1874) und »The Principles of Sociology« (London 1876) entwickelten
geistvollen Theorien über die Entstehung und Entwickelung der Gesell-
schaftsverhältuisse. — Vlll. A. Briere, La Reforme des Tarifs de
Chemins de fer. — IX. G. Valbert, La L^ettre du Pape a VArcheveque
de Cologne. — X. Chronique de la Quinzaine, histoire politique et litte-
raire. — XL The'atre de l'Ode'on. Les Noces d'Attila, drame en quatre
actes, en vers, par M. H. Bornier. Analyse und Beurtheilung des
neuesten Draiua's Bornier's ; es wird an demselben die »absence de toute
crise psychologique et de toute lutte dramatique« getadelt.
15. April. I. *** VAlsace-Lorraine et V Empire Germanique.
1. Uechec de Iceiivre de germanisation (Fortsetzung im Hefte vom 15. Juli:
IL La mission de M. de Mauteuffel). Eingehende, vielfach interessante
Details enthaltende Darstellung und Beurtheihmg der jüngsten politischen
Vorgänge in Elsass-Lothringen. Der Verf. will beweisen, dass alle zur
Germanisirung des Reichslandes gemachten Versuche völlig vergeblich
gewesen seien und immer sein würden. Selbstverständlich macht eine
derartige Tendenz jede Objectivität der Darstellung unmöglich und ver-
blendet den Verfasser gegen die thatsächlichen Verhältnisse. Hoffentlich
wird er aber noch lange genug leben, um einzusehen, dass seine düstern
Prophezeihungen bezüglich der Zukunft Deutschlands und ebenso seine
Hott'nungen auf eine Wiedervereinigung Elsass-Lothringens mit Frank-
reich, Producte einer argen Selbsttäuschung sind. Lesenswerth ist in-
dessen das Essay immerhin für Jeden, der sich für das Schicksal des
Reichslandes interessirt. — IL A. T heuriet, La Princesse Verte, vgl.
das Heft vom 1. April. — III. 0. d ' Hausso nville, L.e Salon de M'ne
Necker, d'anres des documents tire's des archives de Coppet. III. Les
Femmes, M^e Geoffrin, i)i«e 4^^ Deffand, M"''' d'Houdetot. Ein für die
französ. Literaturgeschichte des ausgehenden 18. Jahrh.'s ebenso wichtiges
wie interessantes Essay, vgl. das Heft vom 1. Jan. und 1. März d. J. —
IV. Ch. Yriarte, Les Restaurations de Saint- Marc de Venise. —
V. G. Vautier. Le Rem,ords du Docteur, vgl. das Heft vom 1. April.
— VI. M. Collignon, Notes d'un Voyage en Asie-Mineure. JI. Adalia,
la Cilicie-Trachee, le Taurus, vgl. das Heft vom 15. November 1879. —
VIT. He'rat et l'Angleterre, par un Ministre persan. — VIII. F. Brune-
tiere, Revue Littc'raire. De V Interpretation du repertoire tragique.
Betrachtungen über die Art und Weise, wie bei Gelegenheit der neuesten
Aufführungen des »Cid« und des »Britanniens« die Charaktere dieser
classischen Dramen von den Schauspielern der Coniedie-Fran9aise aufge-
fasst und dargestellt worden sind. Der auf dem Standpunkte des strengen
Classicismus stehende Verf. gelangt zu dem Ergebnisse »que les dernieres
reprises du grand repertoire de la Comedie -Fran9aise soient absolumeut
mauvaises«, weil sie haben vermischen lassen »l'intelligence entiere et la
tradition raisonnee de l'art classique«. — IX. A. Geffroy, La Legende
de la Cenci. Resume der von dem Italiener Bertolotti in dem Buche
Revue des dettx Monden. 435
»Francesco Cenci e la sua famiglia« (Florenz 1879) niedergelegten For-
schungen über das tragische Schicksal der Familie Cenci. Es ist durch
diese Forschungen die traditionelle Legende, auf welcher z. B. Shellej's
Ti*agödie beruht, gründlicli zerstört worden. — X. Chronique de la Quin-
zaine, histoire politique et litteraire.
1. Mai. I. M. Uchard, Ines Parker (fortgesetzt in den Heften
vom 15. Mai und 1. Jnni, abgeschlossen in dem Hefte vom 15. Juni).
Ein seinem Inhalte nach widerlicher Roman. Ein junger, in seinen Ver-
mögeusverhältuissen zerrütteter pariser Lebemann bewirbt sich um die
Iland einer steinreichen jungen Amerikanerin, Namens Ines. Anfänglich
ist es ihm nur darum zu thuii, das Vermögen der Dame zu gewinnen,
l)ald aber mischt sich sein Herz in das Spiel und an die Stelle einer
selbstsüchtigen Berechnung tritt aufrichtige Liebe. Das junge Mädchen
gibt sich ihrem Verehrer vertrauensvoll hin und verkehrt mit ihm mit
schwesterlicher Unbefangenheit. Marcel aber — dies ist der Name des
Helden des Eomanes — zeigt sich eines solchen Vertrauens wenig würdig :
er lässt sich von seiner Leidenschaft hinreissen und raubt in einer
schwachen Stunde der Geliebten ihre Ehre. Die Heirath wird nun eine
Nothwendigkeit, aber es wird durch sie kein Bund der Herzen mehr ge-
schlossen, denn Ines, glaubend, dass Marcel nur aus niedriger Berechnung
gehandelt und sie nie wirklich geliebt habe, verachtet ihren Gatten und
tritt ihm mit schneidender Kälte gegenüber. Nur erst sehr allmählich
und nach mancherlei Prüfungen gelingt es Marcel, sich das Herz seiner
Gattin wiederzugewinnen. Abgesehen von der sehr gewandten Dar-
stellungsform und von der Zeichnung einiger Nebenfiguren (so ist z. B.
der alte Graf Horace de Fierchamp eine prächtige Charaktergestalt) ist
an dem Romane wenig zu loben. Die Hauptcharaktere sind arg ver-
zeichnet und können dreist psychologische Unmöglichkeiten genannt
werden. Marcel, so sehr ihn der Dichter auch idealistisch aufzuputzen
sucht, erscheint doch immer als ein recht erbärmlicher Geselle, und die
Rolle, die er spielt, ist, namentlich nach der Heirath, die denkbar kläg-
lichste. Auch für Ines vermag man keine Sympathie zu empfinden ; sie
provocirt durch ihr über alle Schranken gesellschaftlicher Sitte sich hin-
wegsetzendes Betragen förmlich die Verführung, und man begreift gar
nicht, wie sie, nachdem eingetreten, was eintreten musste, sich dadurch
so beleidigt fühlen kann. Geradezu widerlich aber ist der rückhalts-
lose Realismus, mit welchem der Dichter schlüpfrige. Scenen, so vor allen
die Verführungsscene, dargestellt hat. Der Ausländer muss, wenn er
derartiges in einer Zeitschrift liest, welche, wie die Revue des deux
Mondes, an das feingebildete Publikum sich wendet, sich staunend fragen,
ob denn das moralische Gefühl der höheren Classen des französischen
Volkes in der That so abgestumpft ist, dass ihm von Seiten der Autoren
Alles geboten werden kann ohne Abscheu und Ekel hervorzurufen. —
II. P. Jan et, ücho'penhauer et la Physiologie francaise. Cabanis et
Bichat. — III. A. Reville, Le Passage d'Hannibal ä trav er s lo. Gaule
et les Alpes. Sehr interessantes Essay, geschrieben auf Grund des wich-
tigen Werkes von Henuebert, Histoire d'Hannibal. Paris 1870 u. 1878.
2 voll. — IV. A. Ebelot, L' Expedition au Rio- Negro. Souvenirs de
la frontiere argentine. — V. M. de Vogüe, Le Fils de Pierre le Grand.
1. l'Enfance et la Jeunesse d- Alexis, son mariage et sa fuite (Fort-
setzung im Hefte vom 15. Mai: II. [^a Capture et le Retour du Tsare-
vitch. L' Inquisition de Moscou. Le Proces de Petersbourg et la Mort
d' Alexis.) Interessante quellenmässige Studien über das tragische Schick-
sal des Sohnes Feters des Grossen. (Ueber den gleichen Gegenstand er-
schien unlängst auch ein deutsches Werk : Brückner, Der Zarewitsch
28*
436 Zeitschriftensehau. G. Körting,
Alexei. Heidelberg 1879.) — VI. Cucheval-Clarigny , Les Elections
anglaises. — VII. C h. Aubertin, IjEloqvence politique dans le par-
lement de Paris, d' apres des documents inedits. 1. Les Orateurs de la
Fronde. Ein ebenso interessanter wie wichtiger Artikel , welcher ein
bisher sehr vernachlässigtes, gleichwohl aber der Berücksichtigung höchst
würdiges Gebiet der neueren französ. Literaturgeschichte, die Geschichte
der politischen Beredtsamkeit, behandelt. — VIII. G. Valbert, Le
Jugement d'un anom/me sur TAlliance prusso-russe. Der Verf. dieses,
nicht eben in deutsch - freundlichem Sinne geschriebenen Essay's legt
seinen Ausführungen das unlängst erschienene Buch »Berlin und Peters-
burg, preussische Beiträge zur Geschichte der russisch-deutschen Be-
ziehungen« (Leipzig 1880) zu Grunde. — IX. Chroniqne de la Quinzaine,
histoire politique et litte'raire.
15. Mai. I. M. Uchard, Ines Parker, vgl. das Heft vom 1. Mai.
— n. E. Renan, Une Idylle monacale au Xllle siede. Christine de
Stammeln. Lebensgeschichte der durch ihre merkwürdigen mystischen
Visionen und durch ihre geistliche Freundschaft mit Petrus de Dacia be-
rühmt gewordenen und nach ihrem Tode selig gesprocheneu Christine
Brusius aus Stommeln bei Köln (geb. 1242, gest. 1312). — III. Melchior
de Vogüe, Le Fils de Pierre le Grand, vgl. das Heft vom 1. Mai. —
IV. A. Fouillee, La Reforme de V Enseignement philosophique et ino-
ral. Der Verf. fordert dringend eine sehr wesentliche Erweiterung und
Vertiefung des philosophischen Unterrichtes auf den französ. Gymnasien.
In der Theorie lassen sich derartige Forderungen, wie sie in diesem Essay
aufgestellt werden, wunderschön begründen, in der Praxis aber würde,
meinen wir, der Versuch ihrer Verwirklichung auf unbesiegbare Schwie-
rigkeiten stossen. — V. G. Picot, Les papiers du Duo de Saint-Simon
aux archives des affaires etrangeres. Une ceuvre inedite de l'auteur des
memoires. Der handschriftliche Nachlass des Duc de St. - Simon befindet
sich seit 1760 im Besitze des Archivs des Ministeriums der auswärtigen
Angelegenheiten in Paris und ward dort bis in die jüngste Zeit auf das
ängstlichste geheim erhalten, ja sogar, um ihn allen Nachforschungen zu
entziehen, unter anderweitige Papiere verstreut und versteckt. Erst der
Minister Freycinet hat die zerstreuten Theile wieder sammeln und der
gelehrten Forschung zugänglich machen lassen. Eine eingehendere Un-
tersuchung der betreffenden sehr zahlreichen und, mit Ausnahme der
Memoiren, bis jetzt noch nicht veröffentlichten Schriftstücke fehlt noch,
jedoch ist wenigstens das Eine festgestellt, dass dieselben in zwei Klassen,
Abschriften fremder Werke (darunter eine werthvolle Handschrift der
»Belli sacri historia« des Guilelmus v. Tyrus aus dem 13. Jahrh.) und
mehr oder weniger ausgeführte Skizzen von Originalwerken, sich sondern.
Unter den letzteren scheint am bedeutendsten zu sein diejenige, welche
betitelt ist: »Parallele entre les trois premiers rois de la Maison de
Bourbon« (abgefasst im J. 1746). G. Picot gibt nun in dem vorliegen-
den Essay eine sehr interessante Analyse dieser geistvollen Schrift. Man
darf weiteren Publicationen aus dem Nachlasse St. -Simon's mit grosser
Spannung entgegensehen. — VI. L. Louis- Lande, Un Poete lyrique
en Espagne. Don Caspar Nunez de Arce (geb. 1835 zu Valladolid). —
VU. Ch. Lentheric, La Region du Bas-Rhone. II. Le Port d^Aigues-
Mortes et les Houilles du Gard. — VHI. F. Brunetiere, Revue litte'-
raire. Les Salons de Diderot. Eine lesenswerthe, zu einem negativen
Ergebnisse gelangende Beurtheilung der kunstkritischen Grundsätze, welche
Diderot in seinen »Salons« aufgestellt hat. — IX. Chronique de la Quin-
zaine, histoire politique et litteraire.
1 Juni. I. M, Uchard, Ines Parker, vgl. das Heft vom 1. Mai.
Revue des deux Mondes. 437
— II. 0. d'Haussouville, Le Salon de Mme. Necker etc. II. Moul-
tou, Buffon. Thomas, vgl. das Heft vom 15. April. — III. E. de La-
veleye, UApötre de la destruction universelle. Bakorinine et V Inter-
nationale. Interessante Beiträge zur Geschichte des berüchtigten Revo-
lutionärs und seines Einflusses auf die Entwickelung und Wirksamkeit
der vielbesprochenen Internationale. — IV. E. Montegut, Escjuisses
littc'raires. Saint -Rene Taillandier. Sehr ausführliches Essay über die
Werke des rühmlichst bekannlen Gelehrten und Schriftstellers St.-R T.,
Verfassers der Werke »Dix Ans de l'histoire d'AUemagne«, »Histoire de
la jeune Allemagne«, »Etudes sur la revolution en Allemagne« u. v. a.'
— V. JVIathieu-Bodet, La Reforme des imputs et les projets de taxe
unique. — VI. E. Michel, Le Salon de 1880. I. La Peinture d'histoire
et le Portrait. — Vli. G. V albert, Un Cotitcdien devenu conseiller de
cour. Mittheilungen aus dem bekannten Memoirenwerke (»Aus meinem
Leben«) des königl. Vorlesers und Hofrathes L, Schneider. — VIII. Chro-
nique de la Quinzaine, histoire politique et litteraire.
1 5. Juni. I. M. Uchard, Ines Parker, vgl. das Heft v. 1. Mai. —
II. Ch. de Mazade, Cinquante anne'es d'histoire contemporaine, vgl.
das Heft vom 1. April. — III. A. Leroy-Beaulieu, L' Empire des
Tsars et les Russes. J^. La Crise actiielle et les re'formes politigues,
vgl. das Heft vom 15. Mai 1879. — IV. F. Brunetiere, Gustave Flau-
bert. Eingehende und gerechte, weder im Lob noch im Tadel übertrei-
bende Würdigung der Werke des am 6. Mai d. J. verstorbenen grossen
Roniaudichters Gustave Flaubert, des Verfassers von »Madame Bovary«
und »Salammbö«. — V. H. Blerzy, L'Angleterre au temps de la re-
stauration, d'apres un livre re'cent. I. La Situation en 1815. Das neue
Buch, auf welches dieses Essay sich gründet, ist: Spencer Walpole, A
History of England from the couciusion of the great war in 1815. Lon-
don 1878. — Vi. V. Bonnet, Degrevement et amortissement au moyen
de la conversion. — VII. E. Michel, Le Salo7i de 1880, IL La Pein-
ture de paysage, la Sculpture et VArchitecture. — VIII. Chronique de la
Quinzaine, histoire politique et litteraire. — IX. Essais et Notices. Be-
sprechung des cultur- und kunstgeschichtlich sehr interessanten Werkes :
G. Gruyer, Les Illustrations des ecrits de Jerome Savonarole, publies en
Italie au XV« et au XVI e siecle. Paris, Didot. 1 vol. in A'^.
1. Juli. I. Mme la, princesse 0. Cantacuzene- Altieri ,
Le Mensonge de Sabine. Ueber diese Novelle, welche in dem Hefte vom
15. Juli fortgesetzt und in demjenigen vom 1. August abgeschlossen wird,
werden wir bei Gelegenheit des Referates über das letztere Heft berich-
ten. — n. E. Vacherot, Les nouveaux Jacobins. Als »neue Jacobiner«
werden von dem Verf. bezeichnet »les republicains qui approuvent l'ar-
ticle 7, la dispersion des congregations, l'epuration sans treve et sans fin
des fonctionnaires«. Man erkennt hieraus leicht, auf welchem politischen
Standpunkte der Verf. steht, man muss jedoch anerkennen, dass er ihn
geschickt und mit Gründen, welche der Erwägung wohl werth sind, zu
vertheidigen weiss. — III. G. Boissier, H Empereur Julien, d^ apres
de recentes publications. Die »recentes publications«, auf welche dieses
interessante Essay über die fragwürdige Gestalt des Kaisers Julian sich
gründet, sind: 1. Naville,' Julien l'Apostat et sa Philosophie du poly-
theisme. 2. Rode, Geschichte der Reaction Kaiser Julians. 3. Sievers,
das Leben des Libanus. — IV. A. Fouillee, La Morale conte7nporaine.
I. La Morale d'e'volution et du darwinisme en Angleterre. — V. E. Ba-
tet, Le Favori d^une Reine. Don Fernand de Valenzuela. Erzählung
des wechselvollen Lebens des Günstlings der spanischen Königin Maria
Anna, Don Fernand de Valenzuela (f 7. Januar 1692). — VL H. Blerzy,
438 Zeitschriftenschav. G. Körting.
L' Anglet er re au temps de la Restauration. II. Le triomphe des conser-
vateitrs, vgl. das Heft vom 15. Juni. — VII. G. V albert, La Force et
la Faiblesse des gouvernements democratiques. — VIII. Chronique de la
Quinzaine, histoire politique et litte'raire. — IX. Essais et Notices. Aus-
führlichere Anzeige folgender Wei'ke : 1. Recueil des traites, Conventions,
loie et aiitres actes relatifs a la paix avec TAllemagne, publie par M. Ville-
fort etc. 5 voll. Paris, 1872 79. Impr. nat. 2. Vaugelas, Remarques
sur la langue fran9aise. Nouvelle edition par M. A. Chassang etc. Pa-
ris, 1880. ßaudry. 2 voll. Auf diese trett'liche neue Ausgabe des viel-
genannten, aber im Allgemeinen, weil es bisher schwer zu erlangen war,
viel zu wenig gekannten Buches von Vaugelas seien unsere Leser aus-
drücklich aufmerksam gemacht,
15. Juli. I. L'Alsace- Lorraine et VEmpire germanique etc.,
vgl. das Heft vom 15. April. — II. M.^^ la princesse 0. Cantacu-
zene-Altieri, Le Mensonge de Sabine, vgl. das Heft vom 1. Juli (und
1. August). — III. H. Blerzy, L'Angleterre au temps de la Restaura-
tion. III. La politiqtie liberale, vgl. das Heft vom 15. Juni. — IH. A.
Ebelot, Andre Cazaux V Indien. Scenes de la Vie des Pampas. Ueber
diese im Hefte vom 1. August zum Abschluss gelangende Novelle werden
wir in dem Referate über das genannte Heft berichten. — V. P. Janet,
I.es Origines du Socialisme contemporain. 1. Le Socialisme revolution-
naire. — VI. E. de Laveleye, VAngleterre et la Russie en Orient. —
VII. F. Brunetiere, Revue litteraire. Vingt-sept Ans de Vhistoire
des e'tudes orientales. Sehr interessanter Bericht über die Entwickelung
und die Fortschritte der orientalischen Studien während der Jahre 1840
bis 1867 im Anschluss an die »Rapports faits a la Societe Asiatique de
Paris, de 1840 — 1867, par M. Jules Mohl«. Paris 1879 — 1880. Rein-
wald. 2 voll. — VIII. Chronique de la Quinzaine^ histoire politique et
litteraire. — IX. Essais et Notices. Lobende Anzeige des Werkes: A. de
Candolie. La Phytographie, ou l'art de decrire les vegetaux, consideres
sous diffe'rents points de vue. Paris 1880. Masson.
!La Xoiivelle Revue (1. April bis einschliesslich 1. August).
1. April. I. H. Riviere, Souvenirs de la JVoztvelle-Caledonie,
vgl. das Heft vom 15. März. — II. E. Spuller, M. Thiers, vgl. die Hefte
vom 15. Dec. 1879, 1. und 15. Jan. und 15. März 1880. In dem vorlie-
genden Hefte wird die Biographie Thiers' bis zum Jahre 1834 fortge-
führt. Die Darstellungsweise in diesen biographischen Essays ist übrigens
eine sehr breite und ermüdende. — III. V. Coiirdave aux, Un Ro-
man chrctien ä la fin du second siede. Analyse der in den Homilien
und den sogenannten »Recognitiones« des Clemens Romanus (angeblich
dritter Nachfolger des heiligen Petrus auf dem päpstlichen Stuhle) ent-
haltenen Erzählung. — IV. J. de Glouvet, Le Fore stier, vgl. das Heft
vom 1. Mai. — V. Th. Rein ach, Ernest Bersot, Nekrolog des am 1.
Februar d. J. im Alter von 64 Jahren verstorbenen bekannten französ.
Philosophen und Philologen. — VI. L. Biart. Premier Amour. Eine sehr
anmuthige Novellette, das Glück und Leid einer »Primanerliebe« er-
zählend. — VII. A. Dorchain, Les Etoiles e'teintes (Poesie). Zwei
schwächlich sentimentale Gedichte — VU. L. Gallet. Revue du Theatre.
Musiqtie. — VIII. G. Duplessis, Revue du Theatre, Drame et Co-
niedie. Eingehender Bericht über die auf dem Ode'on-Theater erfolgte
erste Aufführung der Tragödie H. Bornier's »Les Noces d'Attila'-< und
Kritik des Stückes; es wird dasselbe im Allgemeinen gelobt. — [Die nun
noch folgenden Artikel: IX. Lettre sur la Politique exterieure. — X.
Chronique politique. — XI. Journal de la quinzaine übergehen wir hier
La NouveUe Revue. 439
sowie in den späteren Heften der Kaumersparniss wegen ; von dem »Bul-
letin biblioyraplnque« dag-ogen werden wir weiter unten einen systema-
tischen Auszug geben.]
15^ April. 1. H. Riviere, Souvenirs de la Nouvelle-Caledonie,
vgl. das Heft vom 15. März. — 11. E. Spalier, 31. Thiers, vgl. das
Heft vom 1. April. Das vorliegende Essay beschäftigt sicli hauptsäch-
lich mit den Ereignissen des Jahres 1835. — Hl. P. Marchand, La
Defense des cötes. — IV. J. de Glouvet, Le Forestier. vgl. das Heft
vom 1. Mai. — V. A. de Gubernatis, Claude Fauriel et ses amis.
Interessante Mittheilungen über die Beziehungen des bekannten Literar-
historikers Fauriel (des Verfassers der »Histoire de la Poesie proven9ale«
und anderer noch jetzt lesenswerther, wenn auch allerdings mit Vorsicht
zu benutzender W^erke) zu Baggesen, W. von Schlegel, A. Manzoni und
mehreren neugriechischen Literaten. Es bilden diese Mittheilungen eine
wiHkomnieue Ergänzung zu Gubernatis' kürzlich erschienenem grösseren
Werke: 11 Manzoni ed il Fauriel studiati nel loro carteggio inedito.
2a. ed. Roma 1880. Barbera. — VI. L. Cahun, Le Ve'rüable Attila.
Eine ziemlich dürftige Ehrenrettung Attila's. — VII. A. Assollant,
Grace Sharpe. Diese im Hefte vom 1. Mai zum Abschluss gelangende
Novellette behandelt das alte Thema von dem durch einen Wüstling ver-
führten und betrogenen Mädchen, indessen ist trotz der Abgeuutztheit
des Thema's die Erzählung ganz geschickt angelegt und liest sich
spannend genug; wahrhaft überraschend wirkt es, dass, nachdem die
Handlung scheinbar bereits tragisch geendet hat, doch noch eine glück-
liche Lösung erfolgt. Originell ist die Einkleidung der Erzählung: es
wird fingirt, dass ein streng orthodoxer protestantischer Prediger zu New-
Peterborough (Massachussetts) das Schicksal seiner Tochter erzählt, und
die Handlung wird in das Jahr 1740 verlegt. Durch diese Fiction er-
hält die Erzählung eine ganz eigenartige pikante Färbung. — VIII. G.
Rivet, L'Alsacien (Poesie). Eine recht schwache, patriotisch sein
sollende Dichtung. Einem greisen elsässer Landmaime sind zwei Söhne
im Kampfe gegen die Deutschen gefallen, ein dritter kehrt schwer ver-
wundet aus der Schlacht zu ihm zurück und stirbt in seinen Armen. Um
die Söhne zu rächen und zugleich sein eigenes elendes Leben zu enden,
lauert der Greis einer deutschen Reitersehaar auf, erschiesst den au deren
Spitze reitenden jungen Officier und bietet dann »avec un geste sur-
humain« seine Brust den feindlichen Kugeln dar. — IX. L. Galtet,
Revue du Thedtre. Musique.
1. Mai. I. A. Thierry, Fpisodes de VHistoire de la Contre-
Re'volution : La conspiratioti du 12 mars 1814, vgl. das Heft vom 15.
Novemb. und 1. Dec. 1879. — II. H. Riviere, Souvenirs de la Nou-
velle-Caledonie, vgl. das Heft vom 1. April. — III. J. Bianchon,
Thomas Edison et ses inventions. — IV. J. de Glouvet, Le Forestier,
Die hier zum Abschluss gelangende (im Hefte vom 1. März begonnene)
Novelle ist etwas zu weit ausgesponnen, liest sich aber doch ganz ange-
nehm und darf, schon ihres sittlichen Gehaltes wegen, als eine der er-
freulicheren Leistungen der modernsten französischen Novellistik bezeich-
net werden. Der Held der Erzählung ist ein armer, mit einem körper-
lichen Gebrechen behafteter Holzhauer, der, obwol von Kindheit an sich
selbst überlassen und ohne alle Erziehung aufwachsend, doch zu einem
sittlich tüchtigen Menschen sich heranbildet und als solcher in mehr-
fachen schwierigen Lagen sich bewährt. Er stirbt als ein Opfer seines
Patriotismus und seiner Wahrheitsliebe. Als die deutschen Krieger sein
heimathliches Dorf besetzen wollen (denn in die Zeit des grossen Krieges
von 1870/71 wird, zum Theil wenigstens, die Handlung verlegt, wie dies
440 Zeitschriftenschau. G. Körting,
gegenwärtig in französischen Novellen so beliebt ist), besitzt von allen
Dorfbewohnern nur der arme Holzhauer dea Muth, den Feinden bewaff-
neten Widerstand zu leisten und mehrere derselben zu tödteu. Es ge-
lingt den Deutschen nicht seiner habhaft zu werden, und sie wollen des-
halb aus Rache den Maire des Dorfes erschiessen. Als der Holzhauer
dies erfährt, stellt er sich, um das Leben des Maire's zu retten, frei-
willig der deutschen Militairbehörde und erleidet den Tod. Seine Hand-
lungsweise war eine um so edlere gewesen, als kurz vorher der Maire
ihn auf das schwerste beleidigt hatte. Bemerkt sei noch, dass der mit
der französischen Sprache nicht vollständig Vertraute in dieser Novelle,
deren Sceue lediglich der Wald und das Dorf und deren handelnde Per-
sonen einfache Landleute sind, zahlreiche ihm unbekannte Worte finden
dürfte. — V. M. Fontane, Dieux Vediques. Ziemlich oberflächliches
Essay über den Götterglauben der alten Arier. — VI. A. Assollant,
Grace Sharp, vgl. das Heft vom 15. April. — VIT. SuUy-Prudhomine,
A. Leontine Beaugrand, Sonett zum Preise einer Tänzerin, welche im
vorigen Winter in Paris das Publikum entzückt hatte. — VIH. X., Le
Salon de 1880.
15. Mai. I. A. Thierry, Episodes de VHistoire de la Contre-
Rcvolution : La Conspiration du 12 mars 1814, vgl. das Heft vom 1.
Mai. — IT. E. Littre, Un Naufrage en 1791 sur la cöte de Mada-
gascar. Der berühmte Philologe erzählt hier eine interessante Episode
aus dem Leben seines Vaters {Michel-Fran9ois Littre, geb. zu Avranches
1765, gest. zu Arcueil 18'27) nach dessen eigenen Aufzeichnungen. —
III. E. Beer, Nos Moeurs economiques : Les Chamhres si/ndicales de
patrons. — IV. Marc-Monnier, Le Charmeur. Eine im Hefte vom
15. Juni zum Abschluss gelangende, anmuthig erzählte und harmlose
Dorf- und Liebesgeschichte. — V. L. Gallet, La Question du Thcdtre-
Li/rifjue. Der Verf. befürwortet, dass das Theätre-Lyrique wiederherge-
stellt uud vom Staate subventionirt werde, er glaubt, dass dadurch die
Entwickelung der Oper wesentlicb gefördert werden würde. — VI. G.
Duplessis, Le Saint -Simon inconnu. Mittheilungen über den bisher
unbekannt gebliebenen handschriftlichen Nachlass des Duc de Saint-
Simon, vgl. das Essay von G. Picot in der Eev. d. d. m. vom 15. Mai
d. J. — VII. A. Le Roy, Confidences interrompues. Recht abgeschmackte
Novellette. Ein junges, elternloses Mädchen muss auf die Erfüllung ihres
ersten Liebestraumes verzichten, weil ihr Adoptivvater sich in sie ver-
liebt hat und sie heirathen will. — VIII. E. Blemont, Paysages
Normands (Poesies). Acht herzlich unbedeutende Gedichte. — IX. X.,
Le Salon de 1880. — X. H. de Boruier, Revue du Theätre. Drame
et Come'die. Bericht über folgende Aufführungen: 1. Theätre-Franfais,
Euy-Blas. 2. Theätre de l'Ode'on, Le Parapluie, par E. d'Hervilly; les
Deux Saisons, par E. Adenis. 3. The'ätre du Gymnase, l'Amiral, jiar J.
Normand. 4. Theätre des Varietes, Mes Beaux-Peres, par E. et E. de
Najac; l'CEil du Commodore, par Cham et Busnach. 5. Mlle. Croizette
dans »l'Aventuriere«.
1. Juni. I. *** La Guerre Russo-Turque, d' apres des documents
inedits. Interessante Betrachtungen und Enthüllungen über die innere
Geschichte des letzten russisch - türkischen Krieges. Der Verfasser ver-
folgt sichtlich die Tendenz, den russischen Grossfürsten Nikolaus, welcher
bekanntlich den Oberbefehl führte, als einen Feldherrn ersten Banges
darzustellen. — IL E. Reclus, Orphc'e aux Enfers, vgl. das Heft vom
15. October 1879. — III. E. Leblanc, La Gendarmerie, son histoire
et son röle ; les iticonve'nients du regime mixte. — IV. Marc-Monnier,
Le Charmeur, vgl. das Heft vom 15. Mai. — V. G. Guillaumet, Ta-
La Nouvelle Revue. 441
bleaux Algeriens: Une Razzia dans le Djebel-Nador (1864). — VI. A.
Leinoyne: Medaillons contemporains : Sulbj- Frudhomme. Essay über
die Dichtungen des Lyrikers S.-Pr. ; dieselben werden sehr lobend beur-
theilt unter Anführung zahlreicher Proben. S.-Pr. ist im J. 1838 ge-
boren; seine bedeutendsten Liedersammlungen sind: Stances et Poemes
(1865/66) und les Solitudes, les Epreiives, Oroijids italiens (1866/72). —
VII. H. Greville, Le Fotier de Tanagra. Eine ganz reizende kleine
Liebesgeschichte, deren Scene in das antike Tanagra verlegt und deren
Held ein Töpfer ist. (Das alte Tanagra war bekanntlich einer der Haupt-
sitze der Fabrikation künstlerisch schöner Thongefässe.) — VIII. J. Aicard,
LLdeal (Foesie). Formenschöne, aber inhaltlich etwas unklare Dich-
tung. — IV. X., Le Salon de 1880. — X. L. G all et, Revue du The-
ätre. Musique.
15. Juni. I. A. Le Faure. La Duree du Service militaire.
Der Verf. befürwortet nachdrücklich eine Reduction der militairischen
Dienstzeit. — II. *** La Guerre Russo-Turque etc., vgl. das Heft vom
I. Juni. — III. E. Fournier de Flaix, Les Tr altes de commerce et
leurs effets. — IV. C h. G o u n o d , Freface aux lettres inedites d'Hector
Berlioz und V. H. Berlioz, Lettres inedites: Sa vie racontee par sa
correspondance intime. Interessante Mittheilungen aus dem Briefwechsel
des berühmten Componisten B. mit seinem vertrautesten Freunde, Hum-
bert Ferraud. — VI. M'"«^ J. Lamber, Foetes Grecs contemporains:
Ecole lonienne. — VII. Marc-Monnier: Le Charmeur, vgl. das Heft
vom 15. Mai. — VIII. L. Ratisbonne, Les Fetits Bouquets. Fünf
ganz anmuthige Gedichte. — IX. M. Coriolis, Angleterre et Russie.
1. Juli. 1. E. Littre, De VOrgine des Sauvages. Geistvolles
und interessantes Essay, in welchem die Principien des Darwinismus auf
die Entvv^ickelungsgeschichte der Menschheit angewandt werden. — II.
A. Le Faure, La Duree du Service militaire, vgl. das Heft vom 15.
Juni. — III. E. Fl and in, Un des Fondateurs de VUnite Italiemie: Le
marquis Giorgio Fallavicino Trivulzio. — IV. H. Berlioz: Lettres in-
edites, vgl. das Heft vom 15. Juni. — V. T. Colani, Napoleon Bona-
parte, d' apres quelques publications re'centes: L'officier d^artillerie. Inter-
essante Mittheilungen über das Jugeudlebeu Napoleons, den jüngst er-
schienenen Memoiren der Frau von Remusat und des Fürsten Metternich,
namentlich aber dem wichtigen Werke des Obersten Jung »Bouaparte et
son temps, 1769 — 1799« (2 voll. Paris, Charpentier) entnommen. Je
mehr Einzelheiten aus dem Jugendleben Napoleon's bekannt werden,
desto klarer erkennt man, wie der Grundcharakter des grossen Mannes
durch und durch ein corsisch- italienischer und nicht ein französischer
gewesen ist und wie der junge Napole'on erst dann, als sein Ehrgeiz sich
Frankreich statt des anfänglich allein in Betracht gezogenen Corsica zum
•Schauplatz erwählte, die französische Nationalität wenigstens, um so zu
sagen, änsserlich angenommen hat, während er im Innern stets Corse
geblieben ist. — VI. L. Biart, Fourquoi je suis reste gargon. Eine
widerliche Ehebruchsnovelle, auf deren Inhalt näher einzugehen die Mühe
nicht lohnen würde. — VII. , L. Gallet, Revue du Theätre. Musique.
— VIII. E. Masseras, LElection presidentielle aux Etats-Unis.
15. Juli. I. A. Rabou, Les Marines militaires en 1880. —
II. F. Kohn-Abrest, La Constitution et les Nationalites en Autriche.
— III. V. Courdaveaux, Les Variations de VEglise sur la. famille
du Christ. Interessanter Aufsatz über die verschiedenen Angaben der
Evangelien und Kirchenväter in Betreff der Familie (Vorfahren, Aeltern,
Geschwister) des Heilandes. — IV. H. Berlioz, Lettres inedites etc.,
vgl. das Heft vom 15. Juni und 1. Juli. — V. T. Colani, Napoleon
442 Zeitschriftenschau. G. Körting,
Bonaparte etc. : L'empereur, vgl. das Heft vom 1. Juli. — VI. C. Ca-
raguel, VAventure du lieutenant Lumleif. Eine anmuthige Erzählung,
deren Schauplatz eine Südseeinsel ist, und deren beide Helden ein engli-
scher Offizier und ein Insulanerhäuptling sind. Der letztere schenkt dem
ei'steren, als er in einem Kampfe schwer verwundet in seine Hände ge-
fallen war, das Leben und die Freiheit; der Officier dagegen errettet den
Häuptling, als dieser später durch Verrath in die Gewalt der Engländer
gerathen war, aus der Gefangenschaft. — VII. A. Lemoyne, Barra
(poesie). Patriotische Dichtung, welche den Heldentod eines dreizehn-
jährigen Tambours der republikanischen Armee im Vendee - Kriege ver-
herrlicht. — VIII. H. de Bornier, Revue du Theotre ; Drame et co-
tne'die. Ausführliche und im Allgemeinen günstige Kritik des unlängst
zum ersten Male auf dem Theätre - Fran9ais aufgeführten historischen
Drama's *Garin« von Paul Delair. Die Handlang dieses Drama's, dessen
Verfasser offenbar unter dem Einflüsse von Parodi's »Ulm le Parricide«
und V. Hugo's »Burggraves« gestanden hat, ist in die Eegierungszeit
Philipp August 's und in die Umgegend von Rheims verlegt, sie ist span-
nend, aber vielleicht etwas gar zu wild romantisch. Uebrigens verfolgt
das Stück eine patriotische Tendenz und besitzt manche Kraftstelle gegen
Deutschland und die Deutschen. Die Sprache der Dichtimg wiixl von
dem Kritiker als an mehreren Stellen uucorrect und hart bezeichnet.
1. August. I. E. Spuller, 31. Thiers, vgl. das Heft vom 1.
April. — II. J. Svetoff, La Femme russe, son histoire et sa Situation
actuelle. Wer sich für die gegenwärtigen inneren Verhältnisse Russlands,
in denen ja die Frauenfrage eine sehr bedeutungsvolle Rolle spielt, inter-
essirt, wird dieses gut und sachkundig geschriebene Esday mit Nutzen
und Vergnügen lesen. — III. J. Larocque, Les Poetes devant le Pou-
voir : Jean de la Fontaine. Ein hochinteressanter Aufsatz über die po-
litische Tendenz der Dichtungen Lafontaine's ; es wird L. als ein Vorläufer
der Revolution bezeichnet. — IV. Ph. Burty, Grave impriidence. Ueber
diese Novelle werden wir nach ihrem Abschlüsse berichten. — V. Th.
de La j arte, Les Danses historiques. Beitrag zur Geschichte der mo-
dernen Tanzkunst. — VI. H. Berlioz, Lettres inedites etc., vgl. das
Heft vom 1.5. Juni. — VH. A. Renaud, A nos Drapeaux. Patriotische,
aber nicht eben sonderlich bedeutende Dichtung zur Feier des 14. Juli.
— VIII. M. Coriolis, La Conference de Berlin.
Systematisches Verzeich.niss
der
in den »Bulletins bibliographiqnes« der »Revue des dextx Mondes«
und der » Nouvelle ßevue « angekündigten neu erschienenen Bücher
(1. April bis 1. August).
A. Wisseiischaftliclie liiteratur.
1. Thfülügie nnd kirclieageschidtc.
3forin, Jesus reduit a sa juste valeur. Martinon. (Eine christenfeind-
liclie Schrift der schlimmsten Sorte ; es ist bezeichnend für die Ten-
denz der N. R., wenn in ihr gesagt wird: »nous ne saurions trop
recommander la lecture de ce livre ä tous les amis de la libre pensee.«)
N. R. 1. 6. 80. 1
Renan, Conferences d'Angleterre. Calmann Levy. (Vorträge über die
Entstehung des Christenthums, welche der Verfasser im Winter 79 '80
in England hielt; es bilden diese Essays eine Art Einleitung zu R.'s
grossem Werke »Les Origines du christianisme« und fassen den wesent-
lichen Inhalt desselben kurz und allgemein verständlich zusammen.)
R. d. d. m. 15. 6. 80, vgl. N. R. 1. 7. 80. 2
J
Systematisches Verzeichniss etc. 443
Ferdas, Etudes de physiologie theologiqvie. Delahaye. (Ein "Werk über
die Geschlechtsverhältuisse, zum Gebrauche für Beichtväter bestimmt.)
N. R. 15. 4. 80. 8
Valois, Guillaume d'Auvergne. eveque de Paris (1228 — 1249). Picard.
(Gutes und interessantes Buch.) R. d. d. m. 15. 7. 80. 4
II. l'bilosüphif.
Hugo (Victor), Religions et Religion. Calniann Levy. (Von dieser neuesten
Dichtung V. Hugo's wird hier u. A. gesagt: »La critique n'a pas en
effet autre chose a faire qua de s'incliner en face de cette oeuvre
merveilleuse oü la hauteur des idees est servie par une langue in-
comparable« .) N. R. 15. 5. 80. 5
Erckmann-Chatrian, Quelques mots sur l'esprit humain. Hetzel. (»l'auteur
ne pourra mieux resumer le but et la portee de tous ses e'crits«.)
N. R. 1. 8. 80. 6
Nerva, Arrets de la philosophie positive de l'histoire. Reinwald. (Der
Verf. bekennt sich zu einer wunderlich mystischen geschichtsphiloso-
phischen Theorie.) N. R. 15. 7. 80. 7
Houssaye, Les Destine'es de l'Ame. Calmann Levy. (Geistvolle, aber
wissenschaftlich werthlose Schrift eines Dilettanten). N. R. 1. 4. 80. 8
Malebranche, De la Recherche de la verite, nouvelle edition avec vine
introductiou deM. Fr. Bouillier. Garnier, 2 voll. R. d. d. m. 15. 7. 80. 9
Robert, De la Certitude et des Form es recentes du scepticisme. Thorin.
(Lesenswerthe philosophische Untersuchung.) R. d. d. m. 1. 7. 80. 10
La Morale cvolutionniste, par M. Heibert Spencer. Germer -Bailliere.
R. d. d. m. 15. 6. 80. 11
Gener, La Mort et le Diable, histoire et philosophie de deux negations
supremes. Reinwald. (Der Verf. dieser interessanten philosophisch-
historischen Studie ist ein Spanier, der "sich zur philosophischen Rich-
tung Comte's bekennt). R. d. d. m. 1. 6. 80. 12
Dondan. Pensees, Essais et Maximes. Calmann Levy. (Interessante Pu-
blication aus dem Nachlasse Doudan's.) R. d. d. m. 15. 6. 80. 13
111. Politische Geschichte.
Lefevre, L'Homme ä travers les äges, essais de critique historique. Rein-
wald. (Das Buch scheint nach dem, was im Bulletin über dasselbe
gesagt wird, wenig Werth zu besitzen und sich aus Gemeinplätzen
zusammenzusetzen.) R. d. d. m. 1. 6. 80. 14
Curtius. Histoire grecque, traduite de l'allemand sur la 5^ ed. par A.
Bouche-Leclercq. Leroux. t. I. (Das bekannte Geschichtswerk des
berühmten deutschen Gelehrten wird warm empfohlen.) R. d. d. m.
1. 7. 80. 15
Jttrien de la Graviere, La Marine des anciens. t. U. La Revanche des
Perses, les Tyrans de Syracuse. Plön. R. d. d. m. 15. 7. 80. 16
Fave, l'Ancienne Rome : sa grandeur et sa decadence, expliquees par la
transformation de ses institutions. Hachette et Cie. (Das "Werk ist
von einem einseitig militairischen Standpunct aus geschrieben.) N. R.
15. 4. 80 . . . ^'^
Sathas, Monumenta historiae hellenicae. Documents inedits relatifs a
l'histoire de la Grece au moyen-äge. Maisonneuve. (Sehr werthvolle
Publication.) N. R. 15. 7. 80. 18
Ph. von Segesser, Ludwig Pfyffer und seine Zeit. Bern. "Wyss. t. I.
(Gute Biographie des schweizer Söldnerhauptmanns L. Pf., der sich in
den Hugenottenkriegen zur Zeit Karls IX. auszeichnete.) R. d. d. m.
1. 7. 80. 19
444 Zeitschriftenschau. G. Körting,
Zeller, Richelieu et les Ministres de Louis XTII (de 1621 a 1624), etude
critique sur le regne de Louis XIIL Hachette. (»curieux travail,
puise tout entier aux sources originales«.) R. d. d. m, 1. 8. 80. 20
de Barral, Etudes sur l'liistoire diplomatique de l'Europe de 1648 a 1791.
Plou. (»Livre elementaire, substantiel et lucide«, welches drei Bände
umfassen soll ; der vorliegende erste »compreud les guerres et les
traites eutre la Russie et l'empire ottoman«.) R. d. d. m. 1. 5. 80. 21
Saint- Simon, Lettres et depeches sur l'auibassade d'Espagne. Quautiu.
(Interessante Publication, welche über die Verhältnisse am spanischen
Hofe im J. 1721 viele Aufklärungen gibt.) N. R. 15. 5. 80. 22
La Mort de Louis XIV, Journal des Anthoine, publie p. M. E. Drumont.
Quantin. (Wichtige u. interessante Publication.) R. d. d. m. 15. 5. 80. 23
A. Schmidt. Paris pendant la revolution, traductiou de M. P. Viollet.
Champion. (Es wird über das verdienstliche Werk des deutschen Ge-
schichtsschreibers geurtheilt : »Nous estimons que M.Schmidt ä echoue«.)
R. d. d. m. 15. 6. 80. 24
JBell, Comment les Monarchies finissent. Lecuir. (LTntersuchungen über
die Ursachen des Sturzes der Monarchien Ludwigs XVI. , Napoleons 1.,
Karls X., Louis Philipps und Kapoleons Hl.) N. R. 15. 5. 80. 25
Daudet (Ernest), Souvenirs de la presidence du marechal de Mac-Mahon,
Dentu. (Interessante Enthüllungen über die innere Geschichte der
Präsidentschaft Mac-Mahon's. E. Daudet war unter dem Ministerium
vom 24. Mai Direetor des Journal officiel.) N. R. 15. 4. 80. 26
Ciicheval-Clarigny. Lord ßeaconsfield et son Temjjs. (Wiederabdruck der
zuerst in der R. d. d. m. vom 1. und 15. Oct. und 1. Nov. 1879 er-
schienenen Essays.) R. d. d. m. 15. 6. 80. 27
Frede, la Russie et le Nihilisme. Quantin. (Das Buch beschäftigt sich
weniger mit dem russischen Nihilismus, als mit der Corruption des
russischen Beamtenstandes.) N. R. 1. 4. 80. 28
Lavigne, Introduction a l'histoire du nihilisme russe. Charpentier. (Das
Buch wird als gründlich gearbeitet empfohlen.) R. d. d. m. 15. 7. 80,
vgl N. R. 15. 7. 80. 29
IV. Fricgsgfischichte und Kriegskunst.
Desprels, Les Le90ns de la guerre. Chamerot. (Das Buch wird gerühmt,
es ist eine Art Kriegsphilosophie.) R. d. d. m. 1. 8. 80. 30
du Picq, Etudes sur le combat. Hachette. (» . . . petit livre. Pei-sonne
ne le lira saus profit«.) R. d. d. m. 15. 6, 80. 31
de Kuhn, la Guerre des montagnes, ti-aduction du capitaine Weil. J. Du-
maine. N. R. 1. 8. 80. 32
Ney, Les Drapeaux frau^ais, leurs gardes et leurs legendes. Dumaine.
(Sehr interessantes Buch, das namentlich die Geschichte der französ.
Fahne während der Revolutionszeit mit grosser Ausführlichkeit be-
handelt.) N. R. 1. 8. 80. 33
Mougerot, De l'Urgence d'un camp retranche au centre de la Lorraine,
apres le traite de Prague. Nancy. Berger-Levrault. (Wiederabdruck
einer zuerst im J. 1867 erschienenen militairpolitischen Schrift, welche
von einer seltenen Voraussicht der im J. 1870 eingetretenen kriege-
rischen Ereignisse zeugt.) R. d. d. m. 1. 4. 80. 34
Duqiiet, Froeschwiller, Chälons, Sedan. Charpentier. (Das Buch soll eine
urkundliche Geschichte der französ. Rheinarmee im Kriege 1870 sein).
N. R. 15. 7. 80., vgl. R. d. d. m. 1. 8. 80. 35
La Guerre d'Orient en 1877 — 1878. Etude strategique et tactique des
Operations des armees russe et turque, ouvrage redige sur les docu-
ments officiels. 4^ fasc. Dumaine. (Wird empfohlen.) R. d. d. m. 1. 8. 80. 36
Systematisches Verzeichniss etc. 445
V. Volkswirthsehartslebre aod Politik.
Letourneau, la Sociologie. C. Eeinwald. (»Le livre est une excellente
initiation a la sociologie'<.) N. K. 1. 8. 80. (»Livre compose avec
niethode et clarte«.) R. d. d. m. 1. 7. 80. 37
Bertillon, la Statistique liumaine de la France. Germer-Bailliere et C'<=-
(Populäre Darstellung der statistischen Verhältnisse der Bevölkerung
Frankreichs. Das treffliche Schiittchen bildet ein Heft der »Biblio-
theque utile« und kostet nur 60 cts.) N. R. 15. 6. 80. 38
Gladstone, Questions constitutionnelles, traduction de M. A. Gigot. Germer-
Bailliere. (Sehr interessantes Buch.) R. d. d. m. 1. 5. 80., vgl. N.
R. 15. 4. 80. 39
Bergeret, Mecanisme du budget de l'I^tat. Quantin. (Das Buch bildet
einen Bestandtheil der von E. Pierre herausgegebenen »Bibliotheque
pai'lementaire« und gibt eine gute populäre Darstellung der Elemente
der Finanzpolitik.) N. R. 15. 7. 80. 40
de Clercq et de Vallat, Guide pratique des consulats. Formulaires des
chancelleries diplomatiques et consulaires. Pedone-Lauriel. 4. voll.
(Brauchbare Handbücher für Consulatsbeamte.) K. d. d. m. 15.4.80. 41
de Laveley, Lettres d'Italie. Bruxelles. Muquaxdt. (»Ces lettres sont
conime ime enquete sur l'etat politique et social de l'Italie contem-
poraine«.) R. d. d m. 1. 8. 80. 42
Baudrillart, La Normandie. Hachette. (»Ce livre est le resultat d'une
enquete faite au nom de l'Academie des sciences morales et politiques
sur la condition materielle et morale des populations agricoles de la
Normandie«.) R. d. d. m. 1. 5. 80., vgl. N. R. 1. 5. 80. 43
Foville, La Transformation des moyena de transport. Guillaumin. (In-
teressantes Buch über die modernen Verkehrsverhältnisse und deren
voraussichtliche weitere Entwicklung.) R. d. d. m. 15. 5. 80. 44
Depasse, le Clericalisme. Dreyfous. (Die Schrift befürwortet die Trennung
von Staat und Kirche.) N. R. 1. 4. 80. _ 45
Graux, Les Congregations religieuses et la loi. A. Castillon et C'e. (Der
Verf. des Buches stellt den religiösen Orden die Alternative: »se sou-
mettre ä la loi ou se dissoudre«.) N. R. 15. 5. 80. 46
Vi. Culturgfsciiiehte.
Martin, Histoire des monstres depuis l'antiquite jusqu'ä nos jours.
Reinwald et 0'^- (Sehr wichtige culturgeachichtliche Schrift.) N. R.
15. 5. 80. , . . . ^J
Baudrillart, Histoire du luxe prive et public depuis Tautiquite jusqu'a
nos jours. Hachette. t. IV. (Schlnssband eines grossen und inte-
ressanten culturgeschichtlichen Werkes.) R. d. d m 15. 4. 80. 48
Lotiandre, la Noblesse fran^aise sous l'ancienne monarchie. Charpentier.
(»Une etude historique tres consciencieuse, tres serree, bourree de faits
et s'appuyaut sur des documents aussi precis que nombreux«.)
N. R. 15. 6. 80. ^ 49
Babeau, La Ville sous l'ancien regime. Didier. (Gutes Buch; »l'auteur
passe successivement en revue tous les aspects sous lesquels nous
apparait la cite avant la revolution«.) R. d. d. m. 1. 8. 80. 50
Üobiquet. Histoire municipale de Paris, depuis les oi'igines jusqu'a l'ave-
nement de Henri HI. Reinwald. (Wichtiges, auf urkundlichen Studien
beruhendes Werk.) R. d. d. m. 15. 5. 80. 51
VaUery-Radot. l'I^tudiant d'aujourd'hui. Hetzel. (Anziehende realistische
Schilderungen aus dem Leben der frz. Studenten.) N. R. 1. 4. 80. 52
Legm', Urbain Grandier et les Possedees de Loudun. L Baschet. (Gründ-
liche, auf urkundlichen Studien beruhende Schrift.) N. R. 15. 5. 80. 53
446 Zeitschriftenschau. G. Körting,
Pignot, Barthelemy de Cha?aeneuz. Larose. (Gute Biographie, deren Held
B. de Gh., ein berühmter französischer Jurist des 16. Jahrh.'s, ist.)
N. R. 15. 4. 80. 54
VII. Kunstgeschichte.
Champier, l'Annee artistique. Quantiu. (»Ge volume a pour but de tenir
le public au courant de tout ce qui coucerne Tadministration des
beaux-arts en Europe«.) R. d. d. m. 15. 7. 80. 55
L'Academie ror/ale de peinture et de scidpture, p. M. L. Viiet. Caluiann
Levy. (Neue Au.^g. des bekannten für die Kunstgeschichte wichtigen
Werkes.) R. d. d. m. 1. 6. 80. vgl. N. R. 1. 6. 80. 5G
Champfleurii, Histoire de la caricature sous la Reforme etla Ligue. Dentu.
(5. Band einer werthvoUen Geschichte der Gariikatur.) N. R. 15. 7. 80. 57
Massar ani, l'Art a Paris. Renouard. (Betrachtungen über die modernen
Kunstzustände anlässlich der Ausstellung zu Paris im J. 1878. Der
Verf. ist Optimist.) N. R. 15. 6. 80. 58
du Seigneur, l'Art et les artistes au Salon de 1880. Paul OUendorff'.
N. R. 1. 7. 80. 59
d'Heilly, la Gomedie-Fran9aise a Londres. OUendorff. (Beschreibung der
von der Schauspielergesellschaft der »Gomedie-Fran^aise« im .lahre 1871
und 1879 unternommeneu Gastspielreisen nach London.) N. R. 1. 5. 80. 60
VIII. Literaturgeschichte.
Ligier, La Politique de Rabelais. Sandoz et Fischbacher. (Der Verf. des
lesenswerthen Buches sucht zu beweisen, dass »au foud la politiqixe
de Rabelais a surtout nu caractere moral; ce grand moqueur nime les
hommes tout en les raillant, il croit au progres de l'humanite et il
reve pour olle le regne de la paix, de la justice, de la science, sans
croire que l'arrivee de ce regne soit prochaine«.) R. d. d. m. 1. 4. 80. 61
de Navery, les Voyages de Camoens. Heuuuyer. (Mehr Roman als histo-
rische Biographie.) N. R. 15. 6. 80. 62
Contes populaires de la Haute- Bretagne, recueillis par M. P. Sebillot.
Charpentier. (Treue Aufzeichnung der noch wenig bekannten ober-
bretonischen Volksmärchen.) R. d. d. m. 1. 6. 80. 63
Contes populaires grecs, publies et annotes par Pio. Copenhague. liest et
fils. (Die hier herausgegebeneu griechischen Volksmärchen sind zum
Theil Veröffentlichungen aus dem Nachlasse des Consuls v. Hahn,
zum Theil von Pio, einem dänischen Gelehrten, selbst gesammelt.)
N. R. 15. 4. 80. 64
Marc-Monnier, Les Contes populaires en Italie. Charpentier. (Wichtiger
Beitrag zur Kenntni.ss der italienischen Volkspoesie.) N. R. 15. 6. 80. 65
Leger, Nouvelles Etudes slaves. Leroux. (Interessante Essays über ältere
alavische Literatur- und Culturgeschichte.) R. d. d. m. 1. 6. 80. 66
K. dassisehe Philologie und Archäologie.
Jleinach, Manuel de philologie classique. Hachette. (Brauchbares Hand- (l
buch.) R. d. d. m. 1. 5. 80., vgl. N. R. 1. 5. 80. 67 '
Bredif, IDemosthene. Hachette. (Gelehrtes Werk, aber unbeholfen in der
Darstellung und schwerfällig in der Anlage.) R. d. d. m. 1.7. 80. 68
Boissier, Promenades archeologiques. Kome et Pompei. Hachette. (Ein
treffliches Buch, dessen Studium Keiner, der die Alterthümer Rom's
und Pompeji's besucht hat oder zu besuchen gedenkt, versäumen
sollte.) R. d. d. m. 15. 5. 80., vgl. N. R. 1. 7. 80. 69
Fernique, Etüde sur Preneste, ville de Latium. Thorin. (Gutes Werk.) i
R. d. a. m. 15. 6. 80. 70 ^
S7/stematisches Verzeichniss etc. 447
St. Victor, Les Dcnx Masques. Tra^edie. Comedie. Les Antiqiies. t. I.
Eschyle. Calmann Levy. (»C'est une belle etude sur EHchyle, tres
approfondie, par beaucoup de cotes tres nouvelle«.) R. d. d. m. 15.
6. 80., vgl. N. R. 15. 6. 80. 71
X. Ncupre Thilologie,
Littre, I^tndes et Glanures pour faire suite a l'hifitoire de la laiigne fran-
Qaise. Didier. (»La plupart des travaux reunis dans ce volume se
rattacheut aux recherches doiit le celebre dictionnaire restera le
glorieux monument . . . Le volume se termine par quelques pages
ineditea des plus charmantes dans leur gravite enjouee. Elles sont
intitulees: Comment j'ai fait mon dictionnaire de la langue franoaise«.)
R. d. d. m. 1. 6. 80., vgl. N. R. 1, 6. 80. 72
XI. Geographie und ReisebeschreibuDgeo.
Vivien de St. Martin. Nouveau Dictionnaire de geograpliie universelle.
Hachette. t. I. (Werth volles Werk.) R. d. d. m. 15. 7. 80. 73
L'Espagne. texte de MM. Th. Simons et M. Lemercier; illustrations de
M. AI. Waguer. Ebhardt. (Gutes Reisewerk; »l'illustration a cette
nettete, mais aussi cette secher e.^.'^e particuliere aux bois allemands«.)
R. d. d. m. 1. 6. 80, vgl N. R. 1. 7. 80. 74
Leclercq, Le Tyrol et le pays des Dolomites. Quautin. (Die erste in franz.
Sprache erschienene Beschreibung Tyrols.) N. R. 1. 4. 80. 75
Ljudevit Prijateli. Trois mois eu Croatie. Ghio. (Das Buch wird ge-
rühmt; der Verf. will bei den Croaten grosse Sympathien für Prank-
reich entdeckt haben!) N. R. 1. 8. 80. 76
Reclus. France, Algerie et colouies. Hachette. (Treffliches geograph.
Handbuch.) N. R. 1. 7. 80. 77
JSourde, A travers l'Algerie. Charpentier. (Besehreibung der von den
französ. Parlamentsmitgliedern im J. 1879 durch Algerien unternom-
menen Reise.) N. R. 15. 4. 80. 78
Re'gis. Constantine. Calmann lAvj. (Interessante Reisebeschreibung,
welche indessen mancherlei Unrichtigkeiten enthält.) N. R. 1. 4. 80.,
vgl. R. d. d. m. 1 4. 80. 79
dit Boisgobei/. Du Rhin au Nil. Plön et 0'*=. (Ziemlich werthlose Reise-
schilderungen.) N. R. 1. 5. 80. 80
Lakeman, What 1 saw in Kaft'ir-Land. Londres. Blackwood and Sons.
(Beschreibung einer im Jahre 1850 unternommenen Reise; »narration
ecrite d'une plume alerte et familiere«.) R. d. d. m. 1. 4. 80. 81
Cottea7i, Promenade dans l'lnde et a Ceylan. Plön. (Anspruchslose Reise-
beschreibung, »qu' on lit avec plaisir et profit«.) R. d. d. m. 1. 4. 80. 82
Rocher. La Province chinoise du Yün-Nan. Ernest Leroux. 2 voll. (Gutes
Buch.) R. d. d. m. 15. 5. 80. 83
Riviere, Souvenirs de la Nouvelle-Caledonie. Calmann Levy. (Wieder-
abdruck der zuerst in der N. R. vom 15. März bis 1. Mai 1880 er-
schienenen Essays.) N. R 15. 6. 80. 84
XII. Nutnrwisstnschaftea.
Figuier, L'Annee scientifique et industrielle. 23^ annee. Hachette. (Gute
naturwissenschaftl. und technische Zeitschrift.) R. d. d. m. 15. 4. 80. 85
Gitillemin, le Monde physique. Hachette et C'<=- (Das Buch ist eine gute
»encyclopedie populaire de la physique et des inventions qui s'y
rattachent«.) N. R. 15. 7. 80. 8G
Zürcher et Margolle, Les Phenomenes Celestes. Germer-Bailliere. (Gute,
populaire Darstellung der Elemente der Astronomie und Meteorologie j
448 Zeitschriftenschau. G. Körting,
das Buch bildet einen Band der »Bibliotheque utile«.) R. d. d. m.
1. 5. 80. 87
Huxleii. rEcrevisse ; introduction al'etude de la Zoologie. Germer-Bailliere.
(Vorzügliches Werk, bildet einen Bestandtheil der internationalen
wi-ssenschaftl. Bibliothek.) N. R. 1. 8. 80., vgl. R. d. d. m. 1. 7. 80. 88
liegamei/, Atlas de l'anatomie des formes du cheval. Germer-Bailliere.
(Gutes Werk, sehr brauchbar für Maler und Bildhauer.) 1. 4. 80. 89
Fignier, Histoire des Planten. Hachette. (Gutes populaires Handbuch
der Botanik.) N. R. 1. 4. 80. 90
J.-JB. A. Dumas, biographie par M. A. W. Hofmann, traduite de l'anglais.
Moniteur scientifique. (Gute Biographie des berühmten Chemikers
Dumas.) R. d. d. m. 15. 5. 80. 91
XUI. TechDik.
Charton, Dictionnaire des professions. Hachette. (Guter Leitfaden zur
Entscheidung der Frage der Berufswahl.) R. d. d. m. 15. 6. 80., vgl.
N. R. 15. 7. 80. 92
Mercadier, Traite elementaire de telegraphie electrique. Masson. (»Le
meilleur manuel qui puisse etre recommande aux personnes desireuses
d'acquerir, sans trop de peine, un premier degre d'instruction tele-
graphiqae«.) R. d. d. m. 1. 4. 80. 93
Turgan. Les Gi'andes Usines de France. Calmann Levy. (Die bis jetzt
erschienenen zehn ersten Hefte dieses grossen Werkes, vrelches sein
soll: »une reunion de monographies d'usines fran^aises ou etrangeres« ,
enthalten: »la fabrication de la fönte dure et des tourelles blindees
de Gruson de Magdebourg; la confection des equipements militaires ;
la fabrication de Tabsinthe et autres liqueurs ; la fabrication de l'encre
d'impi'imerie ; les appareils distillatoires; la fabrication mecanique des
papiers peints; la fabrication mecanique des dragees; l'orfevrerie gal-
vanique; la distribution deseauxdans lesgrandesVilles«.) N. R. 1.4.80. 94
B. Belleti'istisclie liiteratiir.
I. Epische Diclitangen.
Breton, Jeanne. Charpentier. (Anmuthige idyllische Dichtung in 22 Ge-
säugen. Der Verf. ist einer der bedeutendsten französ. Maler der Neu-
zeit.) N. R. 1. 5. 80. 95
II. Romane und NuTellen.
Bentzon, Georgette. Calmann Levy. (Wiederabdruck des zuerst in der
Rev. d. d. m. 1. October bis 15. Nov. 1879 erschienenen Romans, vgl.
unser in dieser Zeitschrift H, 133 f. über ihn abgegebenes Urtheil)
R. d. d. m. 15. 4. 80., vgl. N. R. 1. 4. 80. 96
JBertera, L'Amoureuse de maitre Wilhelm. P. Ollendorff. (Nicht fehler-
freier, aber doch vielversprechender Roman eines Anfängers.) R. d.
d. m. 15. 4. 80., vgl. N. R. 1. 4. 80. 97
Biart, La Capitana. Charpentier. (Anziehende Novelle, deren Schau-
platz Mexico ist.) R. d. d. m. 15. 5. 80., vgl. N. R. 15. 6. 80. 98
Broughton, Fraiche comme une rose (Red as a rose is she), traduction
de M^e du Parquet. Calmann Levy. (Der Roman wird warm em-
pfohlen.) R. d. d. m. 15. 6. 80. 99
de Carne, Apres la faute. Calmann Levy. (Ehebruchsroman.) N. R. 1 8. 80.
Cherhidiez, Amours fragiles. Hachette. (Wiederabdruck der zuerst in
der Rev. d. d. m. 1. August, 1. und 15. Sept. und 15. Dec. erschie-
nenen drei Novellen »le Roi Apepi«, »les Inconsequences de M. Drom-
S^/stematisches Verzeichniss etc. 449
mel« und »le Bei Edwards«, von denen die beiden ersten sich durch
anmuthige Erzähking und gesunden Humor auszeichnen.) K. d. d.
m. 15. 4. 80. 101
La Cigale. Sandoz et Fischbacher. (Belletristisches Jahrbuch des unter
dem Namen »la Cigale« in Paris bestehenden Vereines südfranzös.
Litteraten. Den Inhalt bilden »de jolis vers, d'agreables recits, de
spirituelles bluettes etc.«) R. d. d. m. 1. 4, 80. 102
Debans, les Drames a toute vapeur. Plön. (Schauerliche Eisenbahnge-
schichten.) R. d. d. m. 15. 7. 80. 103
Duharry, L'Allemagne chez eile et chez les autres. Charpentier. (Drei
Erzählungen, von denen die erste in Magdeburg zur Zeit der Schlacht
bei Jena, die zweite im Elsass zur Zeit des Krieges von 1870, die
dritte in Italien zur Zeit der österreichischen Herrschaft spielt; es
sollen sein »tableaux tres vivants, oii les caracteres nationaux que
l'auteur a voulu peindre se detachent en un vigouroux relief«.) N. R.
15. 5. 80. 104
Erckmann-Chatrian. Le Grand Pere Lebigre. Hetzel. (Wiederabdruck der
zuerst in der N. R. 15. Dec. 1879 bis 15. Jan. 1880 erschienenen an-
muthigen Novelle.) N. R. 1. 5. 80. ' 105
Fistle, l'Amour au village. OllendorfF. (Anmuthige Dorfgeschichten.)
N. R. 1. 5. 80. 106
Gerard, Trop jolie. Plön. (Gouvernantenroman, »le recit est un peu
monotone et decousu«.) R. d. d. m. 1. 7. 80. 107
Glatron, La Niece du eure. Lemerre. (Novelle, deren Tendenz gegen das
priesterliche Cölibat gerichtet ist.) N. R. 15. 7. 80. 108
Greville, Cite Menard. Plön et C'<=- (Guter socialer Roman, dessen Hand-
lung in den unteren Volksschichten spielt.) N. R. 15. 6. 80. 109
Gualdo, Un Mariage excentrique. Lemerre. (Interessanter Sittenroman.)
N. R. 1. 8. 80. 110
Halevy, Les Petites Cardinal. Calmann Levy. (Fortsetzung und Schluss
von »Madame et Monsieur Cardinal«, Pariser Sittenbilder.) R. d. d.
m. 15. 7. 80., vgh N. R. 1. 8. 80. 111
Halt, le Dißu Octave. Dentu. (Gute Novelle, deren Held, »le dieu Oc-
tave, est un de ces parvenus de la litterature, chez qui la vanite d'une
reputation d'aventure n'a d'egale que la mediocrite du talent«.)
N. R. 1. 5. 80. 112
d' He'ricault, En 1792, le Dernier Amour de lord Saint-Albans. Didier
et C'^- (Guter historischer Roman.) R. d. d. m. 1. 5. 80. 113
d'Hervilly, les Armes de la Femme. Ollendorft'. (Abgeschmacktes Buch
über die Frauen.) N. R. 1. 5. 80. _ _ 114
Hughes, Recits d'un humoriste. Hennuyer. (Diese recits sind >;une serie
d'eijisodes de la vie americaine empruntes a J. Habberton« und sie
sollen keine Uebersetzung , sondern eine französ. »adaptation« des
englischen Originales sein.) N. R. 15. 7 80. 115
Jokai, les Fils de l'homme au cojur de pierre, traduit du hongrois par
Antoine de Gerando-Teleki. Ollendorft'. (Der Roman wird als original
und bedeutend gerührnt.) N. R. 1. 8. 86. 116
Lanfrey, Les Lettres d'Everard. Charpentier. (Roman in Briefen.) N.
R. 1. 7. 80. 117
Lindau, Peines perdues. Calmann Levy. (Fünf gute, mit psychologischer
Kunst entworfene Novellen.) N. R. 1. 4. 80. 118
Le Mariage de Loti, par l'auteur d'Aziyade. Calmann Levy. (Ein
ziemlich absurder Reiseroman, der zuerst in der Nouv. Rev. 1. Jan.
bis 15. Febr. 1880 erschien.) R. d. d. m, 1. 4. 80.; sehr günstig
lautet dagegen das Urtheil in der N. R. 1. 4. 80. 119
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. 29
450 Zeitschriftenschau. G. Körting.
Marth, Un Amour de paria. Richard. (Novelle, deren Gej^enstand der
Conflict zwischen Liebe und dem priesterliclien Gelübde des Cölibates
ist.) R. d. d. m. 1. 5. 80. 120
Mattheit . l'Etang des soeurs grises. Charpentier. (Gut geschriebener Ro-
man,) N. R. 1. 5. 80. 121
de la Motte, les Maris entretenus. Dentu. (Der Verf. hat es nicht ver-
standen, das ergiebige und vielseitige Thema gehörig auszubeuten.)
N. R. 1. 6. 80. 122
Nouvelles ä Veau forte. Lemerre. (Eine Sammlung von »nouvelles assez
piquantea, ecrites dans ce genre un peu realiste qui est a la mode
aujourd'hui« und von »quelques pieces de vers bien tournees et des
eaux-fortes, signe'es de noms connus«.) R. d. d. m. 15. 5. 80. 123
Ou'ida, Moths. Londres, Chatto et Windus. (Spannender Roman.) R.
d. d. m. 15. 4. 80. 124
Pirouette, Le Livre des Convalescents. Tresse. (»II y a beaucoup de
comique dans ce livre heteroclite, oü la verve parisienne se marie
etroitement a la gauloiserie i'abelaisienne et a l'humoiir anglais«.)
N. R. 1. 5. 80. _ _ 125
Sacher-Masoch. Le Cabinet noir de Lemberg. L'Ilau. Calmann Levy.
(Es wird an diesen beiden, ursprünglich deutsch geschriebenen Er-
zählungen des berühmten galizischen Novellisten getadelt, dass in
ihnen allzuviel »philosophie politique« getrieben werde.) R.. d. d. m.
15. 5. 80., vgl. N. R. 1. 8. 80. 126
Saint-Maxent, La Caleuse. Dentu. (Roman; »c'est l'histoire — une triste
et lamentable histoire — de la femme pauvre jetee sans protection
au milieu des difficultes, des dangers et des appetits de la societe
moderne«.) N. K. 1. 4. 80. 127
Miss Snowden (Mine own familiär friend). roman par M™'^ A. Mont-
gomery, traduit de l'anglais par Gebrane. Didier. (Spannender Ro-
man, dessen Schauplatz Jamaika ist; »la mere n'en permettra j)as la
lecture a sa fille«.) R. d. d. m. 1. 6. 80. 128
E. Texier et C. Le Senne, La Dame du lac. Calmann Levy. (»Ce pre-
tendu roman n'est en efFet que l'histoire, plus ou moius veridique
d'ailleurs, d'une celebrite de la galanterie parisienne aujourd'hui
morte«.) R. d. d. m. 1. 5. 80. 129
7heu7-iet, Toute seule. Charpentier. (Anmuthige Erzählung; beigefügt
sind die beiden Novelletten »Un Miracle« und »Saint -Enogat«, von
denen die erste am 1. Jan. 1880, die zweite am 15. Nov. 1879 in der
R. d. d. m. erschienen ist.) R. d. d. m. 1. 5. 80. 130
Uchard, Ines Parker. Calmann Levy. (Dieser Roman erschien zuerst in
den Heften der Rev. d. d. m. 1. Mai bis 15. .Juni 1880, vgl. oben S.
425.) N. R. 1. 8. 80. 131
TJlbach, Le Crime de Martial. Calmann Levy. (Fortsetzung des Romanos
»Chäteau des Epines«, über den man vgl. N. R. vom 1. März 1880.)
N. R. 1. 5. 80. 132
111. Lyrische Dichtungen.
de Maupassant, des Vers. Charpentier. (Eine Sammlung ansprechender
und natürlicher lyrischer Gedichte.) N. R. 15. 5. 80. 133
IV. Dramatische Dichtungen.
Theätre de campagne. 6^ serie. Paul Ollendorff. (17 kleine, zur Auf-
führung auf Liebhabertheatern geeignete dramatische Dichtungen von
A. Dreyfus, P. Delair, H. Monnier, Ch. Gros, P. Deroulede u. A.)
N. R. 1. 4. 80. 134
Tlic Athenaeum; The Academu ; Taalstudie. 451
Johnson, La Comedie politique en Europe, traduit de l'anglais par A.
Mazoa. Plön et C'^- (Politisches Lustspiel mit deutschfeindlicher
Tendenz; der 5. Akt spielt im Jahre 18ü0, »et nous montre l'Alle-
magne, battue en Hollande et en Angleterre, se revoltant enfin contre
la dynastie des Hoheuzollei'n et proclamant TUnion allemande, en
attendant l'Union des peuples et les Etats-Unis d'Europe«!!) N. R.
15. 5. 80. 135
Sardou, Daniel Rochat, comedie en cinq actes. Calmaun Levy. (Das
Drama macht bei der Leetüre einen besseren Eindruck, als bei der
Aufführung, bei welcher es bekanntlich nicht einmal einen succes
d'estime erringen konnte.) R. d. d. m. 15. 4. 80. 136
V. BriefsainniluDgen.
Jae'gle, Correspondance de Madame, duchesse d'Orlean.s, extraite de.s lettres
publiees par M. de Ranke et M. Holland (traductiou). Quautin. N.
R. 15. 5. 80. 137
Sainte-Benve, Nouvelle Correspondance. Calmauu Levy. (Wird als sehr
unbedeutend bezeichnet.) R. d. d. m. 1. 8. 80. 138
George Sand, Correspondance. (Der, wie man leicht denken kann, hoch
interessante Briefwechsel G. Sand's wird demnächst im Verlage von
Calmann Levy in Paris erscheinen.) N. R. 15. 5. 80. 139
Biirtif, Lettres d'Eugene Delacroix. Charpentier. N. R. 1. 8. 80. 140
VI. .Memoiren.
Duprez, Souvenirs d'un chauteur. C. Levy. (Wiederabdruck der zuerst
in der N. R. vom 1. Oct. bis 15. Nov. 1879 erschienenen Memoiren eines
Teuorsängers.) N. R. 1. 5. 80. 141
Le Dernier des Jtdfractaires, souvenir d'un aucieu magistrat. Dentu.
(»Les histoires de brigauds que renferme ce volume . . ., frapperont
le lecteur par un accent de verite qui prouve qu'il s'agit ici deve-
nements reels.«) R. d. d. m. 1. 7. 80. 142
Tlie Atheaiaeiiiu.
2 2. Mai. Halt, Le Dien Octave. Paris, Dentu. (Die Novelle »is
füll of fresh and living types of character. The story is an old one,
and relates how an irritable and conceited literary impostor crushes the
life out of a noble woman, who, unfortunately for hei'self, has become
his wife; but an old story has never been better told. The latter part
of the volume contains a good many rather wearisome gibes at M. Zola
and his schol«.) — 29. Mai. Victor Hugo, Religions et Religion.
Paris, Calmann Levy. (Ausführliche Analyse und lobende Beurtheilung
dieser neuesten Dichtung V. Hugo's.)
The Acadeniy.
13. März. Les Petits Conteurs du XVUI« siede. Contes dia-
logues de C. P. J. Crebillon. Avec une notice bio-bibliographique par
Octave Uzanne. — Les Contes du Chevalier de la Morliere-Angola. Avec
une notice par 0. Uzanne. Paris, Quantin. (E. W. Gosse: lobende An-
zeige.) — 20. und 27. März. The Memoirs of Madame de Remusat.
vol. I and II. (W. Minto: eingehende Besprechung.)
Taalstudie.
No. 6. F. J. R 0 d e. Le neologisme et ses procedes de formation.
V. Composition savante. Der Artikel bietet nichts Neues, enthält aber
brauchbare (freilich auch nicht entfernt vollständige) Uebersichten über
29*
452 Zeitschriften f^chau. C. Tfi. Lion.
die gelehrten Composita. — Bulletin bibliographique. Atisführliclie An-
zeige des Werkes von Loredan Larcliey ; Dictionnaire des uoms, contenant
la recherclie etymologique de vingt mille deux Cents noms releve's sur
les annuaires de Paris (1 vol. in- 12, Paris, aux frais de l'auteur, 1880;
prix 7 frcs.). Die hohe cultur- und sprachgeschichtliche Bedeutung die-
ses interessanten Namenbuches wird von dem Referenten (P. D. Rablet)
gebührend hervorgehoben und an Beispielen erläutert. — Varia. 1. Quel-
ques remarques sur VInversion. Zusammenstellung der Fälle der Inver-
sion des directen Objectes (z. B. sans bourse delier, a vrai dire. chemin
faisant etc.), des indirecten Objectes (z. B. ä Dien ne plaise), des attri-
butiven Genetivs (z. B. ä cceur joie = ä la joie du coeur) und des Ad-
verbs (z. B. humainement parlant, pour ainsi dire, bien lui ]3rend etc.).
2. Du Neutre en frayujais. Von den hier gegebenen Bemerkungen ist
folgende die wichtigste : »-Le masculin faisant souvent fouction de neutre
en fr., il est logique que la langue fasse sans exception masculins les
noms composes selon le type: casse - noisette , quand ils designeut des
objets; de meme, si tous les uoms de metaux, d'arbres et de couleurs
sont masculins (notez que platine,porphyre, chene, rose sont masc.
en depit de leur terminaison fem.), c'est a l'influence de l'idee neutre
qu'il faut incontestablement attribuer ce fait.« Es wären diese Bemer-
kungen einer weiteren Ausführung recht wol fähig gewesen ; an Material
würde es dem Verf. nicht gefehlt haben, was namentlich das Geschlecht
der Composita nach dem Typus casse - noisette anlangt, so hätte er ver-
gleichen sollen, was u. A. Darmesteter und Osthoff' in ihren Werken über
die Composition darüber sagen.
G. KÖRTING.
liiterarisclies Central blatt. 1880.
Nr. 14. W. Kulpe, Lafontaine, seine Fabeln und ihre Gegner.
Leipzig, 1880. Friedrich. (V, 178 S., gr. 8.) M. 3,60. Die Schrift handelt nach
einer Lebensbeschreibung des Dichters von demselben als Menschen, als
Fabeldichter, als Moralisten und als Philosophen und sucht endlich die
ungünstigen Urteile, welche von Lamartine und Lessing über Lafontaine
gefällt worden sind, zu entkräften ; letzteren Abschnitt bezeichnet der
Rec. als- den lesenswertesten, rügt im allgemeinen Mangel an Bedeutsam-
keit des Inhalts und eine arge Vernachlässigung des Stils. — Nr. 22.
K. Kaiser, Französisches Lesebuch in drei Stufen für höhere Lehran-
stalten. I. Theil. Unterstufe. Mülhausen im E. Die Mannigfaltigkeit
der Auswahl an leichter Prosa und Poesie wird nicht minder lobend an-
erkannt als die grammatischen und sachlichen Erläuterungen und das
dieselben ergänzende sorgsam gearbeitete und den Texten genau ange-
passte Glossar.^) Dass unter den Autoren auch deutsche Jugendschrift-
steller wie Krummacher und der Verf. der »Ostereier« in Uebersetzung
figurieren, findet der Recensent allerdings etwas seltsam, mag sich in-
dessen mit Rücksicht darauf, dass die Franzosen selbst für die betreffende
Altersstufe diese Schriftsteller mit Vorliebe verwerten , rechtfertigen
lassen: das war der Grund, der K. Kaiser bewog, seinem sonst ausge-
sprochenen Grundsatz (keine Uebersetzungen aus deutschen Schriftstellern
für die Leetüre und Declamation zu verwenden) in diesem Falle untreu
zu werden. Gerügt wird, dass die auf die Metrik bezüglichen Anmer-
kungen zu viel mit antiken Versmassen operiren.
^) Anders urtheilt Klotzsch in dieser Ztschr. I, 447 ff. Red.
Neue Ja/irOikher für l'hlloloyie lutd l'ädwjogik. 453
Neue Jahrbüclier für Philologie iiiicl Pädagogik.
1880. Heft 3.
G. V^oelcker, ^ttm franzöt^ischen Unterricht. Der Verf. will zu
zeigen versuchen, »wie der franz. Unterricht im allgemeinen ist vind dasa
er nicht auf der zu verlangenden Höhe stehen kann da, wo mau nicht
die richtigen Mittel anwendet«. Als solche Mittel bezeichnet er un-
wissenschaftliche Grammatiken, als deren Repräsentanten er die Plötz-
scheu Bücher annimmt, und die gangbaren Chrestomathien, als deren
Repräsentanten ihm die Herrig'schen Lesebücher dienen. Er bespricht
dann zunächst die Elementarbücher von Plötz im Allgemeinen, dann das
Elementar b u ch , hierauf die Elementargrammatik, und macht den-
selben den Vorwurf, dass sie, obgleich sie als Vorschule zur Grammatik
fast gar keine Regeln enthalten sollten, doch eine Menge Regeln ent-
halten, die in solche Bücher gar nicht hineingeboren, und zudem in
mehrfach ungeschickter und verkehrter Fassung. Voelcker sucht das
selbst für das Elementarbuch im einzelnen nachzuweisen und benutzt für
die Elementargrammatik die Kritik Mayer's in der Zeitschr. f. d. Gym-
nasialweson, Jahrg. 1876. Die gemachten Ausstellungen sind gerecht-
fertigt und Hessen sich noch vielfach vermehren, man sollte indessen doch
nicht in der Weise, wie es hier geschieht, das grosse Verdienst ver-
kennen, das sich Plötz durch die praktische, wenn auch nicht immer gut
deutsche (logische) und wissenschaftliche Zusammenfassung des gramma-
tischen und sprachlichen Materials für die Unterstufe seiner Zeit erwor-
ben hat. Wenn ein Schüler nach den von dem Referenten gemachten
langjährigen Erfahrungen im Vollbesitz des im Elemeutarbiich oder in
der Elementargrammatik niedergelegten Stofl'es ist, so sind seine weitereu
Fortschritte im Französischen gesichert. Damit soll freilich nicht gesagt
werden, da.ss sich nicht an der Hand der auf Grund der mit Plötz ge-
machten Erfahrungen erschienenen Elementarbücher dasselbe und in einer
angemesseneren, der höheren Lehranstalten wüi'digeren Weise erreichen
Hesse; der Ref. schliesst sich vielmehr der Empfehlung der »Praktischen
Vorschule der Französischen Sprache von Dr. H. Probst. 5. Aufl. Leipzig.
Karl Baedeker«, die er selbst jetzt beim Elementarunterricht gebraucht,
gern an. Voelcker spricht dann eingehend über die Mängel der Schul-
grammatik und ergeht sich in einem Excurse über die lateinische Gram-
matik von L'Homond, deren Verfahren er in der Schulgrammatik repro-
dncirt findet: Plötz habe »den französischen Schulgrammatikern die
Technik, die Mache abgelernt, um sie in geschickter Weise für seine
Zwecke zu verwerten«. Auch in der Empfehlung der Grammatiken von
Knebel, Schmitz, Körting, Steinbart, Benecke, deren jede ihre indivi-
duellen Vorzüge hat, und darin, dass nunmehr die Zeit gekommen, die
Plötz'sche Schulgrammatik in den höheren Lehranstalten zu beseitigen,
stimmt Ref. mit Voelcker überein und lugt die Bemerkung hinzu, dass
von der Knebel'schen Grammatik unter dem Titel: »Französ. Schulgram-
matik von Dr. H. Knebel«, die »Fünfzehnte Auflage, bearbeitet von Dr.
H. Probst, Leipzig, 1880, bei Carl Baedeker« erschienen ist. Es würde
eine verdienstliche Arbeit sein, einmal die genannten Grammatiken in
Vergleich zu stellen und einer eingehenden Besprechung zu unterziehen,
namentlich mit Rücksicht darauf, welche derselben am meisten sich für
den Gebrauch in der Schule empfiehlt; zu den genannten würden noch
etwa die von Brunnemann und Lücking hinzukommen. Der Aufsatz
Voelcker's ist in dem 3. Heft nicht vollständig zum Abdruck gekommen;
an dem bis dahin gegebenen vermissen wir, wie schon angedeutet, eine
gerechte Würdigung der Thätigkeit von Plötz, namentlich auch insofern
als die ^^Syntax und Formenlehre«, so sehr der Ref. auch mit dem Urteil,
454 Zeitschriftenschau. F. Zvet'ina.
das ihrp »gänzliche Unbrauclibarkeit« für die Schule ausspricht, über-
einstimmt, doch immerhin eine ziemliche Verbreitung (1877. 4 Aufl.) ge-
funden hat und schon deshalb wohl einige Worte mehr verdient hätte,
um ilire gänzliche Unbrauchbarkeit nachzuweisen, ferner weil die übrigen
grammatischen Versuche von Plötz, wie »Kurzgefasste systemat. Gramm,
d. frz. Spr.«, »Methodisches Lese- und Uebungsbuch«, »Nouvelle gram-
maire fran^'aise^, »Cours gradue et methodique de themes'«, »Uebungen
zur Erlernung der französischen Syntax« mit keiner Silbe erwähnt sind.
— C. Humbert, Zur MoUere-Literatur. Moliere, les Femmes Savantes.
Für den Schulgebrauch bearbeitet von C. Tb. Lion. Leipzig, B. G.
Teubner. 1871 ;i) le Tartulfe, etc. 1872; le Misanthrope, etc. 1877.—
Moliere mit deutschem Commentar, Einleitungen und Excursen von Adolf
Laun. Bis jetzt elf Hefte (von 1873—1878). Zuerst Berlin, van Muyden,
zuletzt Leipzig, Oskar Leiner. C. Humbert weist zunächst darauf hin,
dass die Franzosen selbst ihre Bewunderung vor den Grössen ihrer
Nationalliteratur durch immer neue schöne Ausgaben, Commentare u.
dgl. m. in hervorragender Weise an den Tag legen, dass das namentlich
auch Moliere gegenüber geschehen sei. Auch in Deutschland sei Mol.
vielfach gedruckt, aber in schlechten Ausgaben ; die obenstehenden seien
von den vielfachen Mängeln der früheren frei und durch ganz besondere
Vorzüge ausgezeichnet. Die Schulausgabe Lions empfehle sich auch für
einen weiteren Leserkreis als den der Schule, er selbst, trotz seiner ein-
gehenden Beschäftigung mit Moliere habe diese Schulausgabe mit Freude
und Niitzen gelesen; gleiche Anerkennung verdienen die Ausgaben von
Laun, die mehr auf das Bedürfniss des Gebildeten im Allgemeinen be-
rechnet sind. Ausstattung beider Ausgaben gut, Druck correct. Der
Eec. unterzieht sodann den Misanthrope (Ausgabe Lion) einer eingehen-
den Besprechung, giebt den Inhalt der Einleitung wieder und schliesst
mit dem Urteil : »Zu dieser kurzen Inhaltsangabe der 31 Seiten zählenden
Einleitung füge ich hinzu, dass ich im Ganzen wie yn Einzelnen die An-
sichten des Verf. theile, dass er keine Mühe und Arbeit gescheut, um
sich mit den gegen und für den Dichter geschriebenen Schriften bekannt
zu machen und sie mit Verständniss und Urteil gelesen. Seine Arbeit
lässt in den streitigen Punkten stets die Gegner und die Vertheidiger des
Dichters selber reden. Daher der Vorzug, dass sie den Lehrer zugleich
mit dem Wichtigsten aus der Geschichte der Molierekritik bekannt
macht.« Es folgt dann eine Reihe einzelner den Commentar betreffender
Bemerkungen, für die der ßef. dem Rec. hiermit seinen Dank abstattet.
Die Recension Humbert's ist im 3. Heft noch nicht beendet.
C. TH. LION.
Zeitsclirift für das Realscliulweseii.
Jahrg. IV, Heft X. — Schul nach richten. Bei Beratungen über
den »Normallehrplan für Realschulen« im Vereine »Realschule«. Ueber
»Französische Sprache« heisst es dort (S. 615): »Der im Lehrplane aus-
gesprochene Massstab für den Umfang der Hausarbeiten in der Oberreal-
schule (»2 — 3 Seiten«) ist ein äusserst relativer. Eben deshalb wäre
hierüber eine bestimmtere Fassung am Platze, die aber dem Lehrer noch
immer einen gewissen Spielraum Hesse; der Verein glaubte, die folgende
vorschlagen zu sollen: »In den unteren Klassen kleinere, in den oberen
^) Ueber diese Ausgabe vgl. Jäckel, oben S. 81 Ö'. Red.
Zeitschrift für dan IfeaLtchnhvescn. 455
Klassen längere Hausarbeiten«. — S. 622. A. Bechtel: Jrl. Feckner.
Gelehrsamkeit oder Bildung? Versuch einer Lösung der Gymnasiums-
oder Realschul frage. Breslau 1879. (Ueber die Ausführungen des Verf.
hinsichtlich des Französischen äussert sich Rec. u. a.: »Hat man aber
nicht Recht, einen Gymnasial-Oberlehrer des deutschen Chauvinismus zu
verdächtigen, wenn er die Keuotniss der französischen Sprache, welche
heutzutage ein Gemeingut der gebildeten Welt ist, welche einem Hum-
boldt, einem Mohl und anderen Deutschen, unzähligen Ausländern zur
Einkleidung ihrer Gedanken würdig erschien, welche den internationalen
Verkehr auf allen gelehrten Congressen vermittelt, der Kenntniss des Wen-
dischen und Magyarischen gleichstellt?«)
Heft XI. — S. 699. A. Bechtel: F. Zverina. Die didaktische
Behandlung der französischen Verbalflexion an der Realschule. Programm.
(Bec. findet, dass die vorliegende Arbeit einerseits die rationelle Behand-
lung des wol wichtigsten grammatischen Teiles in den Lehrbüchern an-
bahnen, andererseits dem Fachlehrer für die schul massige Behandlung
schätzbare Anhaltspunkte bieten kann.)
Heft XIL — S. 740. Em. Richter: K. Fritsche. Moliere's aus-
gewählte Lustspiele: Le Bourgeois gentilhomme und Les Femmes Savantes.
Berlin. Weidmann. 1879. (Rec. nennt vorgenannte Ausgaben das er-
freuliche Ergebniss einer wissenschaftlichen Erklärung zweier Werke des
grössten franz. Lustspieldichters. Der Commentar des Herausgebers gehe
hoch über das Niveau der gewöhnlichen hinaus, die Deutschland in
kurzer Zeit fast überschwemmt haben. Mit Rücksicht auf die Schüler,
denen ja Mätzner, Diez etc. nicht zugänglich sind, wäre es erwünscht,
wenn den grammatischen Bemerkungen eine grössere Ausdehnung ge-
widmet worden wäre. — S. 742. Leop. Hirsch. Otto Kamp: Jean
Racine's Esther. Im Versmaase des Originals in's Deutsche übertragen.
Mit gegenüberstehendem französ. Texte. Frankfurt a. M. 1879. (Reo.
begrüsst dass Buch mit Freuden, da es bei vollständigem Anschluss an
das Original dasselbe doch gut deutsch wiedergebe, verkennt aber auch
dessen Schwächen nicht, die erstens im gewählten Versmasse liegen, dann
aber auch einzelne ungenaue oder geradezu fehlerhafte Uebersetzungen
betreffen.)
F. ZVERINA.
Programmschau.
£. iEideri^lioff': Causes de la decadence du theätre fran9ais.
Progr. d. Kgl. Gymn. zu Kreuznach. Ost. 1879, 4^ 20 S.
Nach einem kurzen Rückblick auf die Entstehung des französischen
Drama's untersucht der Verf. die Ursachen des frühen Verfalls im 18.
Jahrhundert. Er findet sie vor Allem in dem persönlichen Einflüsse
Ludwig's XIV selbst. Der Fürst verlor in der letzten Hälfte seiner Regierung
das Interesse für die dramatische Kunst, ja es ging in Abneigung über. Dies
zeigt sich in der Entziehung der Gewährung materieller Unterstützung an
die Schriftsteller und Schauspieler; in der Ausübung einer lästigen, sich
schliesslich sogar auf die RoIIenvertheilung erstreckenden Censur. Auch
die wachsende Vorliebe des alternden Königs für Oper und Ballet sei in
Rechnung zu bringen. Hieran schliesst sich ein Üeberblick des franz.
Drama's im 18. Jahrhundert. Fontenelle, Lafosse, Crebillon, Lagrange-
Chancel, Regnard, Lamotte, vor Allen Voltaire, ferner Nivelle de la
Chaassee, Saurin, Lemierre, de Belloy, Marivaux , Lesage, Destouches,
Piron, Gresset werden mehr oder weniger eingehend charakterisirt ; aber
zu wenig in Bezug auf den eigentlichen Zweck der Abhandlung. Ebenso
sind zwar auch im ersten Theile die einzelnen Daten und Thatsachen in
interessanter, eingehender, überzeugender Weise aufgeführt; aber jene
Thatsachen waren doch nur äusserliche Gründe, einzelne Symptome der
beginnenden Umwälzung des 18. Jahrhunderts, insofern Ludwig's XIV.
feindseliges Verhalten gegen das Theater sich aus einer instinctiven Furcht
vor der erwachenden öffentlichen Meinung erklärt. Die innere Noth-
wendigkeit, woran das sogenannte classische Drama zu Grunde gehen
musste — das treibhausartige Emporblühen desselben im 17. Jahrhundert
an der Sonne der Fürstengunst, im Gegensatz zu dem revolutionären
Geist des 18. Jahrhunderts, der, in athemloser Hast zu neuer Entwicke-
lung drängend, ein rein ästhetisches Kunstwerk, wie das Drama, wenig-
stens die Tragödie, entweder gar nicht aufkommen liess, oder es doch,
wie bei Voltaire, zur Dienerin der neuen Ideen herunterdrückte — diese
innere Nothwendigkeit hätte mehr, als es in der Abb. geschieht, den
Ausgangs- und Mittelpunkt der Betrachtung bilden müssen.
Tliupe: Philippe de Commines, savie et sesmemoires. Progr,
des Catharineums zu Lübeck. Ost. 1879. 4''. 38 Seiten.
Diese gediegene Abhandlung bringt eine Biographie Ph. de Com-
mines' und eine Würdigung seiner Memoiren in Bezug auf ihren hi.sto-
rischen Werth sowie seiner religiösen und politischen Principien.
Um ein wahrheitsgetreues Bild von dem Leben und den Schriften
des Commines zu gewinnen, hat der Verf. Alles benutzt, was sowohl die
Memoiren selbst, als andere gleichzeitige und spätere Schriftsteller und
Programmschau. 457
Urkundenwerke bieten. Ausser einer frühere Ang.aben theilweise berich-
tigenden Feststellung des Geburtsjahres und -ortes (1445 oder 46 zu
Renescure), heben wir aus dem reichen Inhalte nur zwei Punkte hervor,
weil sie bisher Anlass zu den weitgehendsten Controversen geboten haben:
die Zurückweisung der Angriffe auf die Integrität des Charakters Com-
mines* und auf die historische Objeetivität seiner Memoiren. Die, wegen
seines Ueberganges zu Ludwig dem XI. aus dem Dienste Karl's des
Kühnen, von älteren wie neueren Schriftstellern gegen Commines
geschleuderten Vorwürfe des Verrathes und der Käuflichkeit führt der
•Verf. auf ihr richtiges Mass zurück, indem er als Hauptbeweggrund, der
Commines auf die Seite Ludwig's trieb, die innere Wahlverwandschaft
beider Charaktere hinstellt und etwaigen Motiven materieller Art nur
secundäre Bedeutung beilegt. Auch zu Peronne, wo bekanntlich Karl
dem Könige auf Commines' Rath das Leben schenkte, that dieser, wie
T. mit Recht geltend macht, nur seine Pflicht, indem er, unter dem
Herzog günstigen Bedingungen, dem König das Leben rettete und da-
durch zugleich seinen Herrn vor einer unbesonnenen folgenschwei'en That
bewahrte. — In Bezug auf die historische Zuverlässigkeit der Memoiren
gelaugt der Verf. zu dem Schhiss, dass Commines uns ein auf klares und
unparteiliches Urtheil, sowie auf eine seltene Keuntniss der handelnden
Charaktere und ihrer Motive gegründetes, wenn auch nicht vollständiges
Bild seiner Zeit gibt.
Leider scheint der enge Rahmen einer Programmarbeit eine zu-
sammenhängendere Entwickelung der religiösen und namentlich politi-
schen Ideen des französischen Historikers verhindert zu haben. Die An-
sichten Commines' über Parlamentarismus, Steuerbewilligungsrecht, stehende
Heere, Beseitigung der Zollschranken, Ideen, die ihn in den schroffsten
Gegensatz zu dem übrigen Mittelalter stellen und die gerade heutzutage
das höchste Interesse erregen, sind hier nur andeutungsweise und unver-
mittelt mit den übrigen politischen Anschaviungen jener Zeit dargestellt.
Vaseii: Le Roi modele, d'apres Fran9ois Rabelais, avec quel-
ques reflexions accessoires. Progr. der Rheinischen Ritteraka-
demie zu Bedburg. Ost. 1879. 4*». 23 S.
Der Verf. entwirft, nach den Hauptwerken Rabelais' zusammen-
gestellt, ein Idealbild eines Regenten, wie es dem französischen Satiriker
in seinen Grandgousier, Gargantua, Pantagruel vorschwebt. Die Haupt-
züge dieses Bildes sind auf Gottesfurcht und Gottvertrauen gegründete
Religiosität, die fern von Heuchelei und müssiger Schwärmerei die Stimme
des Gewissens zur Richtschnur des Handelns macht; weises und gerechtes,
nur auf die materielle iind geistige Wohlfahrt des Volkes bedachtes Re-
giment und ein musterhaftes, den Unterthanen als Beispiel vorleuchten-
des Privatleben.
Die »reflexions accessoires« des dem Collegium einer streng ka-
tholischen Anstalt angehörigen Verf., darauf berechnet, den Dichter gegen
die Angriffe von, mit Ausnahme Calvin's und Estienne's, ziemlich obscu-
ren Schriftstellern in Schutz zu nehmen, sind für weitere Kreise ohne
Interesse.
A. LACHMUND.
458 Programmschau.
Pötzsclike: Ueber den lateinischen Genetiv und Ablativ
und den französischen Genetiv. Progr. der Kealsch. I. 0.
zu Würzen. Ost. 1879.
Der VI', dieser Abhandlung » möchte nachweisen, wie man, nach-
dem so viel über den lateinischen Ursprung der franz. Sprache geschrieben
worden , beide Sprachen nach ein und derselben Grammatik unter-
richten kann.« Dieser Nachweis besteht darin, dass er als Beispiel aus der
Grammatik das Verhältnis« des franz. Genetiv zum lat. Genetiv und
Ablativ herausgreift die Regel aufstellt: »Wo im Lat. der Genetiv oder
Ablativ steht, steht im Franz. der Genetiv« und dann unter Zugrunde-
legung der lat. Grammatik von Schultz zeigt, wie die dort aufgestellten
Regeln über den Gebrauch des Genetiv und Ablativ auch für die fran-
zösische Grammatik gelten. Dies ist der ganze Nachweis oder um des
Vf.'s eigene Worte zu gebrauchen: »Somit ist wohl nachgemesen, dass
man dieselbe Grammatik , mittelst deren die Schüler Lateinisch gelernt,
auch für den folgenden französischen Unterricht anwenden kann, voraus-
gesetzt, dass diese genauer und ausführlicher ausgearbeitet sei, als diese
Programm arbeit, das Werk einiger Stunden. Nur muss dann ein beiden
Sprachen augepasstes Uebungsbuch zum Uebersetzen aus dem Deutschen
in das Lateinische und Französische hinzukommen«. Diese Schlussfolgerung
laborirt an demselben argen Fehler, den man begehen würde, wenn man
aus der Gleichheit einer Seite zweier Dreiecke schon auf die Congruenz
der Dreiecke selbst schliessen wollte. Mir scheint es überhaupt von
vornherein unmöglich , zwei Sprachen , die denn doch immerhin sehr
wesentliche Verschiedenheiten aufweisen, wie das Latein und das Fran-
zösische, nach derselben Grammatik zu unterrichten. Jedenfalls bedürfte
es, ehe man sich ein so bestimmtes Urtheil über diese ganz neue Methode
des sprachlichen Schulunterrichts erlaviben könnte, doch ganz anderer
Nachweise der Ausführbarkeit als der in der vorliegenden Arbeit gegebenen.
Ob aber auch schon in dem einen vom Verfasser »herausgegriffenen«
Punkte der Grammatik die beiden Sprachen die für einen solchen Unter-
richt nöthige Aehnlichkeit zeigen, scheint uns zweifelhaft. Zwar bietet
unläugbar gerade das Verhältniss des franz. Genetiv zum lat. Genetiv und
Ablativ viele Punkte der Vergleichung und Anknüpfung. Aber die Zahl
der Fälle, in denen jede Sprache ihren besonderen Weg geht, ist doch
zu gross, als dass nicht durch die Einschränkungen, Zusätze und Aus-
nahmen, die bald für die eine, bald für die andere Sprache nothwendig
wären , der Unterricht nach einer gemeinsamen Grammatik viele Unzu-
träglichkeiten mit sich brächte. Die Punkte, in denen beide Sprachen
überhaupt keine Analogieen bieten, also bei der unterrichtlichen Behandlung
schon besondere Regeln erfordern würden, ganz bei Seite lassend, da sie
auch vom Vf. zum Theil erwähnt sind, mögen hier nur einige Bemerkungen
darüber Platz finden, wie der Vf. oft rein äusserlich verfährt und auch
da Analogieen annimmt, wo thatsächlich gar keine vorhanden sind.
Admonere , commonere , commonefacere aJqm. alicujvs rei werden
verglichen mit rappeler ä qlqrt. le sonvenir de qch. also mit einer Redens-
art, in welcher der Genetiv gar nicht vom Verbum, sondern von einem
Substantiv abhängt ; admonere, commoM^re und commonefacere alqd. alqm
mit rappeler qch. ä qlqn, ohne zu beachten, dass der verschiedene Casus
der Person die ganze Analogie stört. Den unpersönlichen Verben piget,
pudet etc. wird gleichgestellt Je me repens de, je suis fache etc., also
eine ganz äusserliche und dazu nur theilweise Analogie statuirt Das
unpersönliche mihi opus est alqa re wird verglichen mit jai besoin de qch.
(zum Beweis des Ersatzes des lat. Abi. durch den frz. Gen.); auch der Vei'gleich
Frogrammsclian . 459
des persönlichen multa exempla nobis opus sunt mit il nous faut heaucoup
d'exemples hinkt sehr. Odium adver sus ah/m. und la haine pour ijlqn.
werden angefülirt als Beweis, dass man sich in beiden Sprachen statt
des Genetivs der Praepositionen bedient, wenn der Sinn zweifelhaft sein
kann. Von dem viel wichtigeren Unterschiede, dass im Lat. adver sus,
im Frz. pour steht, wird nicht gesprochen. Ob dann ferner in allen den
Fällen, in denen französische Verben mit de construirt werden, entsprechend
lat. Verben mit dem Ablativ, dieses de mit dem folgenden Substantiv
den Casusbegriff eines Gcnetiv's ausdrückt oder ob es nicht vielmehr als
reine Praeposition aufzvifassen ist, ist jedenfalls doch eine Frage, die
nicht so ohne Weiteres stillschweigend zu Gunsten der ersteren Eventualität
zu entscheiden ist. Hierhin gehören Fälle wie: nous voyons de nos
yeux; ecrire de sa propre main; f rapper qlqn. de son epe'e; couronner,
ceindre, nourrir, vetir de u. s. w.; dann die Passiva etre aime, ha'i, craint
u. s. w. de qlqn. ; ferner die Worte der Trennung se de'sister, s'en aller,
seloigner de und viele andere.
Wenn man, wie der Vf., mit einer in Obigem gekennzeichneten,
oft auf rein äusserlichen und zufälligen Uebereinstimmungen beruhenden
Aehnlichkeit zufrieden ist , so hat mau sich die Arbeit allerdings sehr
leicht gemacht, dem V^orschlage aber, die franz. und lat. Sprache nach
einer gemeinsamen Grammatik zu unterrichten , nur höchst schwache
Stützen verliehen. Einem derartigen Unterricht können wir keine Stätte
auf unsern höhern Schulen wünschen.
Karl Brandt: Versuch einer möglichst kurzen Zusammen-
stellung der für die Tertia und Secunda eines Gym-
nasiums geeignetsten grammatischen Regeln der
französischen Sprache. Progr. d. Königl. Gymn. zu Salz-
wedel. Ost. 1879. 4. 28 S.
Eine etwas eingehendere Betiachtung dieser Arbeit rechtfertigt
sich durch den Umstand, dass der Gegenstand derselben von dem allge-
meinsten Interesse ist, da er eine Frage betrifft, die zwar schon eine
häufige Discussion, aber noch keine befriedigende Lösung gefunden hat
und doch dringend nach einer solchen verlangt, Veranlassung zu seiner
Arbeit hat dem Verf. das der Directorenconferenz der Prov. Sachsen im
Jahre 1877 zur Besprechung gestellte Thema gegeben: Ueber Ziel und
Methode des franz. Unterrichts auf Gymnasien. Hinweisend auf den Um-
stand, dass bei der spärlichen Zahl der franz. Unterrichtsstunden doch
ein ziemlich günstiges Resultat erreicht werden soll, ohne die Schüler
mit häuslichen Arbeiten noch mehr zu überlasten, schlägt der Verfasser
eine möglichst kurze und knappe Behandlung der Grammatik vor, und
da die gebräuchlichen Grammatiken wegen der vielen Details, die sie
bieten, für Gymnasien unbrauchbar sind, hat er es unternommen, das
Wichtigste aus der Grammatik zusammenzustellen und zwar für die
Classen Tertia und Secunda, indem er für Quinta und Quarta die Ele-
mentargrammatik von Ploetz beibehalten , in Prima aber nur Leetüre
getrieben wissen will. Die Vertheilung der Pensa, die er aufstellt, ist
folgende: Unter-Tertia: Repetition des Pensums von Quarta, besonders
der Pronomina, und die sog. unregelmässigen Verben; Ober-Tertia:
Ergänzung der Elementargrammatik in Bezug auf das Substant., Adject.,
Adverb,, Zahlwort und Praepositionen. Secunda: Wortstellung, Tem-
pora und Modi (Ites Jahr); Syntax des Artikels, des Adjectivs und Adverbs,
des Pronomens (2tes Jahr) ; als Anhang folgen dann die Hauptsachen der
Interpunction und der Verslehre.
460 Programmschau.
Stellt man sich auf den Boden der Thatsachen und glaubt man
nicht an eine baldige Reform des franzöa. Unterrichts auf den Gymnasien,
die das Hauptgewicht auf die Leetüre legt und als Ziel die Fähigkeit,
einen französischen Schriftsteller mit Leichtigkeit lesen zu können, hin-
stellt, von grammatischer Sicherheit aber absieht und also auf das
Scriptum im Abiturientenexamen verzichtet, glaubt man, sage ich, dass
zu einer derartigen, aus der Organisation der Gymnasien und der Stellung
des Französischen an denselben mit Nothwendigkeit sich ergebenden Re-
form vorläufig noch keine Aussicht vorhanden ist , so muss man zuge-
stehen, dass das vom Verfasser vorgeschlagene Verfahren einer Verein-
fachung und Verkürzung des grammatischen Lehrstoffs zu einer ernsten
Prüfung herausfordert. Wenn ich auch gerade nicht der Meinung bin,
dass auf diese Weise die im Abiturienten])rüfungsreglement geforderte
grammatische Sicherheit in einem wesentlich höheren Grade erreicht werden
wird als bisher, so ist doch nicht zu bestreiten, dass der Unterricht in
den einzelnen Klassen nur gewinnen kann, wenn das Pensum ein kleineres,
schärfer umgrenztes , mit der darauf verwandten Zeit im Verhältniss
stehendes ist. Freilich genügt da eine blosse Zusammenstellung der
wichtigsten Regeln , aus dieser und jener Schulgrammatik entnommen,
noch nicht : wissenschaftliche Methode ist auch hier erstes Erforderniss,
nicht äusserliches Aneinanderreihen, sondern Zusammenfassen des inner-
lich Zusammengehörenden. Und dann, soll anders eine solche Zusammen-
stellung von unmittelbarem Nutzen für den Lehrer sein, müssen die
nöthigen Uebungsbeispiele geboten werden , da bei dem nun gänzlich
veränderten grammatischen Stoff die in andern Schulbüchern enthaltenen
Beispiele untauglich geworden sind. In allen diesen Punkten lässt es
der vorliegende Versuch des Herrn Brandt sehr fehlen. Die durchaus
unwissenschaftliche Behandlung der einzelnen Kapitel der Grammatik,
deren Anordnung nach dem Ploetz'schen Lehrbuche gegeben ist, und die
rein äusserliche Aneinanderreihung der grammatischen Erscheinungen
ohne Aufstellung allgemeiner Gesichts^nmkte , sowie das Fehlen der
Uebungsbeispiele scheint darauf hinzudeuten, dass der Verf. seine Arbeit
nicht für den unmittelbaren Gebrauch im Unterricht bestimmt hat, sondern
etwa als Wegweiser für den unterrichtenden Lehrer oder als Grundlage
für eine nach ähnlichen Principien abzufassende Grammatik. Von dieser
bescheidenen Annahme ausgehend kann ich mich bei der Betrachtung
dieser Arbeit darauf beschränken, auf Einzelnes, das mir dem Inhalt oder
dem Ausdruck nach verfehlt erscheint, hinzuweisen.
Was zunächst die Vertheilung der Pensa auf die einzelnen Klassen
betrifft, so muss ich aus meiner früheren Praxis bezweifeln, dass schon
in der U. -T. , ausser der Repetition des Pensums der Q., besonders der
Pronomina, die hier doch nur sehr mangelhaft eingeübt sein können, die
sämmtlicheu starken und anomalen Verba mit den wichtigsten Einzel-
heiten ihres syntactischen Gebrauchs fest eingeprägt werden können (und
das ist doch selbst auf einem Gymnasium uothig). Mindestens die Hälfte
davon würde ich nach Ob.-T. verlegen, zumal für diese nach dem Plane
des Verfassers eigentlich nur wenig Neues zu lernen ist und von diesem
manches noch gekürzt, anderes, da schon in Quarta dagewesen, ganz
weggelassen werden kann. Ersteres gilt z. B. von den Geschlechtsregeln,
letzteres von der Pluralbildung, von der Comparation, vom Zahlwort
(V, 4), von den Präpositionen. In dem für Secunda angesetzten Pensum
lässt sich ebenfalls manches streichen, so z. B.in dem Abschnitt über Wort-
stellung (2 b, 2 d, 6). Das über den Gebrauch der Tempora Gesagte ist
bis auf die Bemerkung über das Conditionale für einen Latein lernenden
Schüler unnöthig. Weshalb sind IL Abschn. U, 3 die einzelnen Fälle
]\ogrammsclian. 461
der Vei-änderlichkeit des Pc. pf. , die schon in dorn Elementarbucli von
Ploetz stehen, noch einmal aufgezählt, während doch au andern Stellen
eine solche Vollständigkeit nicht angestrebt ist iiucl z. B. III. Abschn.
IV, 5 b bei dem Gebrauch der absoluten Fron. Pers. der Fall, daas die-
selben nach Präpositionen stehen, übergangen ist? An Einzelheiten hebe
ich folgendes hervor: Bei craindre waren ausser plaindi-e noch einige
andere häufig vorkommende Verben desselbcTi Typus anzugeben, so auch
joindre, das späterhin besonders aufgeführt ist. Die über die Wahl von
que oder de nach plus und nioins angegebene Regel (mehr als, weniger
als = plus de resp. moins de, wenn es r^-.. über, resp. unter ist) ist zwar
besser als die Ploetz'sche in der Elementargramm. Lect. 91, aber ebenfalls
rein äusserlich. p. 13 wird das passe defini eine »unserer Sprache ganz
fremde Zeit« genannt: nicht das passe defini, sondern das imparfait, wie
das lat. Imperfectum , sind eine dem Deutschen fremde Zeitform ; man
sollte die deutsche, fälschlich Imperfect genannte Zeitform der Vergangen-
heit immer nur Praeteritum nennen, dann wären solche falsche Be-
hauptungen nicht möglich. — Wie soll der Schüler, der über den Unter-
schied des Pc. Präs. und des Gerundivum im Unklaren ist, sich belehren,
wenn bei beiden^ gesagt wird, sie dienten zur Angabe des Grundes (pag. 16)V
Die Regeln über die Stellung der Adjectiva sind mangelhaft, z. B. : Alle
Adjective, die eine durch die Sinne wahrnehmbare Eigenschaft bezeichnen,
stehen nach (?!). Zu der angehängten Verslehre ist zu bemerken, dass
es Verse von einer Silbe, als dem Wesen des Rhythmus widersprechend,
nicht geben kann, die als solche angesehenen daher keine Verse, sondern
einzelne Worte sind. Falsch ist es ferner zu sagen, die Verse mit gerader
Silbenzahl wären im Allgemeinen dem iambischen, die mit ungerader
Silbenzahl dem trochäischen Rhythmus zuzuertheilen.
H. Steierl, Vergleichung der Phedre des Racine mit dem
Hippolytos des Euripides. Progr. des Progymnas. zu
Ofl'enburg. Ost. 1879. II. 4". 23 S.
Die Arbeit ist Fortsetzvmg und Schluss der vorjährigen Programm-
arbeit desselben Verf's. Dort war in einem ersten Theil die Handlung
der Tragödie des Eurip. und in einem zweiten die der Tragödie des
Racine angegeben worden: hier wird in dem dritten Theil eine Ver-
gleichung des Ganges der Handlung, in dem vierten eine Vergleichung
der auftretenden Personen beider Stücke angestellt. Die Aehnlichkeiten
und Verschiedenheiten werden sämmtlich eingehend iind genau besprochen
und das in Bezug auf einzelne Punkte beobachtete, abweichende Ver-
fahren beider Dichter in verständiger und richtiger Weise als in den
gänzlich verschiedenen Anschauungen und Zeitverhältnissen begründet,
gerechtfertigt. Neues ist freilich in der Arbeit nicht zu finden und ist
auch um so weniger darin zu erwarten, als die zur Erörterung kommen-
den Hauptfragen ja bei allen literarhistorisch-ästhetischen Betrachtungen,
insofern sie auf Vergleichung eines antiken und modernen Stückes aus-
gehen, im Wesentlichen dieselben sind und schon bei den verschiedensten
Gelegenheiten in ausreichendem Masse eine vollständig genügende Be-
handlung gefunden haben (z. B. Prolog, Chor und das Auftreten von
Gottheiten in dem antiken Drama). Es kann daher die Arbeit wohl
weniger darauf Anspruch machen, in der Lehrerwelt ihren Leserkreis zu
finden als den Schülern, in deren Hände sie gelangt, eine lehrreiche und
interessant geschriebene Leetüre zu bieten — eine Aufgabe, welche die
Programmarbeiten für gewöhnlich nicht verfolgen, die aber doch sehr
462 Programmschaif.
wohl zu rechtfertigen ist. Ein genaueres Eingehen auf den Inhalt ist
demnach wohl überflüssig; thatsächliche Irrthümer sind nicht zu be-
richtigen.
K. FOTH.
Karl Fotli. Zur französischen Metrik. Programm der Gross-
herzoglichen Realschule erster Ordnung zu Ludwigslust. 1879.
4'\ 28 S.
In seiner französischen Metrik erwähnt der Verfasser dieses Pro-
gramm nicht, obgleich jenes Buch offenbar eine umgearbeitete, vermehrte
und verbesserte Auflage dieser Abhandlung ist. aus der manche Stellen
wörtlich hiuübergenommen sind. — Die beiden Grundelemente für die
Construction französischer Verstacte, das logische und das rhythmische
(Foth nennt dieses das musikalische), werden scharf hervorgehoben und
im Gegensatze zu denen, die sich mit der äusserlichen Kenntniss der
heutigen Prosodie begnügen wollen, wird auf die Herleituug der moder-
nen Formen aus denen der früheren Sprachperioden grosses Gewicht ge-
legt. »Was nützt es,« sagt F. S. 4, »zu wissen, dass chien eiusilbig, lien
zweisilbig, dass - ions in voulions einsilbig, in voiidrions zweisilbig ist,
wenn ich den sprachgeschichtlichen Grund nicht kenne.«
Die Vorliebe des Verfassers für die französische Metrik verleitet
ihn aber zu einem unbegründeten abfälligen Urtheil über die antike
Metrik. Er meint, S. 1, der französische Vers biete viel häufiger Ge-
legenheit, das feine Foimigefühl des Schülers zu entwickeln und das
Denkvei'uiögen zu schärfen, als der einfache mehr nach schablonen-
haftem Schematismus gebaute antike Hexameter. Ferner ist
er der Ansicht, dass es jedenfalls von grösserem geistigen Gewinn für
den Schüler begleitet ist, ihn mit den Hauptthatsachen der französischen
Metrik bekannt zu machen, als mit den Horaz'schen Versmassen. — Seit
Jahrhunderten arbeiten die grössten Philologen daran, die Entwickelung
der antiken Metrik klarzulegen, und nun soll ein Hauptvers, wie der
vielgestaltige Hexameter, nach der Schablone gebaut sein ! Eine solche
Ansicht ist etwa ebenso begründet wie die von Roderich Benedix, der
sich für vollkommen berechtigt hielt, die Verse der Franzosen als Knittel-
verse zu bezeichnen.
S. 6 (= S. 4 der Metrik) sollen bei einer Aufeinanderfolge zu vieler
einsilbiger Wörter, um einen iambischen Rhythmus innezuhalten, die
ungeraden betont werden müssen. — Es muss wohl heisseu die geraden.
— S. 8 (= S. 10 der Metrik) soll fierai als Ausnahme dreisilbig im
neufranzösischen sein. Warum das? Siehe Racine Plaid. 1, 1: Ma foi,
sur l'avenir bien fori qiii se fiera. — S. 10 wird Scoppa's Buch durch
einen Druckfehler in das Jahr 1850 gesetzt. — S. 12 ist der Vers in der
letzten Zeile durch Auslassung von helas verstümmelt und stammt nicht
aus dem Cinna, sondern aus dem Horace I, 1. — S. 19 (irrig als S. 20
numerirt) soll der 17. Vers der Athalie wegen der Aufeinanderfolge
zweier Hebungen (in der sechsten und siebenten Silbe) ein schlechter
Vers sein. Das wird Foth nunmehr wohl selber bestreiten, denn in seinem
Buche hat er diese irrige Bemerkung weggelassen.
I. HARCZYK.
Berichtigung.
Auf der ersten Seite meiner Abliandlung über E. Jodelle's Lyrik
(Band II, Seite 181 ff. dieser Zeitschrift) wird in dem angeführten
Sonett »A la France«- eine Beziehung auf den Vater und die Erziehung
des Dichters gefuudeu. Bei genauer Berücksichtigung der Stellung und
der Ueberschrift dieses Sonetts erweist sich jedoch diese Beziehung als
eine irrige.
Genanntes Sonett steht in dem von JodeUe herausgegebenen »Re-
cueil des Inscriptions etc.«- nach der als Vorrede dienenden Epistre, über-
schrieben »Estienne JodeUe ä ses amis. S.« Es nimmt die erste Seite
des zweiten Titelblattes ein und ist überschrieben:
Le livre et la France
Sonet.
Auf der zweiten Seite dieses Titelblatts befindet sich ein lateini-
sches Gedicht, überschrieben:
In Libruni
Elegia.
und ist unterzeichnet: JodeUe.
Unzweifelhaft stehen diese beiden Gedichte in enger Beziehung zu
einander. Im Sonett le livre (s'adresse) ä la France , in der Elegie
apostrophirt der Dichter sein Buch.
Wenn nun im Sonett le livre Subject ist, und nicht, wie in der
Abhandlung angenommen worden war, der Dichter, so kann mon pere,
der Vater des Sonetts, nur der Dichter Jodelle selbst sein.
Demnach ist in dem Sonette vom Vater oder der Familie des
Dichters gar nicht die Rede und der betreffende Passus in der
Abhandlung dahin zu berichtigen, dass in Jodelle's Schrif-
ten nicht ein einziger Hinweis auf seine Familie und Er-
ziehung vorkommt.
Genanntes Sonett enthält allerdings die in ihm gesuchte biogra-
phische Notiz nicht, es ist aber andrerseits so charakteristisch für den
Dichter und seine Schreibweise, dass ein nachträglicher Abdruck desselben
an dieser Stelle gerechtfertigt erscheinen dürfte.
(gß livie ä la ^lance.
Sonet.
Si mon pere a tazlic de payer le deuoir,
Dont Tobligoit ä tou la loy de sa naissance,
En seß'orceant ä'aider ä chasser Vlgnorance.
Sur qui le Ciel lui donne et voidoir et pouuoir:
Si trauaillant pour toy sans fin et sans espoir,
II pense son seruice estre sa recompanse :
Je te pri fay ce hien, fay lui ce bien 6 France,
De voidoir son enfant et receuoir et voir.
4G4
Si Von dit que ie vien f arder par mes harangues
Son desastre, les yeux condamneront les langues.
Si Von dit quon en doit estre plus irrite,
Veu que ie ne suis rien au pris de ton attente.
Je Ie sgajf bien, mais las que ceci te contente,
0,11 on laisse Ie deuoir pour la necessite.
In freier Uebertragung :
Wenn Verfasser dieses Buches (mon perej sich bemüht hat, seiner
Pflicht gegen das Vaterland nachzukommen und etwas zur Pflege der
Künste zu thun (Chasser l'Jgnorance), wozu ihm der Himmel die Kraft
verliehen, wenn er in seinem end- und hofl:nungslosen Bemühen für dich,
o Vaterland, in seiner Arbeit (sendce) allein seinen Lohn findet, so er-
weise ihm wenigstens die Gunst, seinem Werke, diesem Buche (son en-
fant), freundliche Aufnahme und Beachtung zu schenken (recevoir et voir).
Wenn man mir vorwirft, dass ich durch diese Darlegung des Ver-
fassers Ungeschick (Missgeschick, desastre) beschönige, so werden die
Augen (des Lesers) die (bösen) Zungen verurtheilen müssen; wenn man
aber meint, nun um so mehr Grund zu haben, ihm zu grollen, da ich
die von ihm gehegten Erwartungen täusche, so habt Ihr zwar nicht ganz
Unrecht, doch bitte ich, gebt Euch für diesmal zufrieden, entschuldigt
mit seinem Unglück die Unvollkommenheit dieser Leistung (wörtlich:
möge man die Pflicht der Noth wegen erlassen).
H. FEHSE.
"^^
Zeitschrift
für
neufranzösische Sprache
und Literatur
mit besonderer Berücksichtigung des Unterrichts
im Französischen auf den deutschen Schulen
herausgegeben
Prof. Dr. G. Körting und Dr. E. Koschwitz
Münster i W. Strassburg- iE.
Band II. Heft 4.
OPPELN UND LEIPZIG.
Eugen Franck's Buchhandlung
Georg^ Maske.
1880.
INHALT.
Seite
0. Schulze. Grammatisches und Lexikalisches III 465
K. Foth. Assez 469
R. Mahreuhol tz. Einige offene Fragen der Moliere- Kritik . . 473
C. Delay. Le Roman Contemporain en France 491
R. Mahrenholtz. Moliere und die de Brie 507
A. J. Pons. Chronique litteraire 514
Kritische Anzeigen :
E. Weber. A. Kressner: Leitfaden der französischen Metrik . 524
1. Harczyk. M. Kirschstein: Racine, Phedre, tragedie .... 531
Ph. Plattner. O. Schmager: Octave Feuillet, Le Yillage . . . 538
C. Th. Liou. Velhagen et Klasing: Prosateurs fran9ais . . . 545
Zeitschriftenschau :
E. Koschwitz, Zeitschrift für romanische Philologie; Romania;
Romanische Studien ; Memoires de la Societe de Linguistique ;
Le Courrier de Vaugelas ; Literaturblatt für germanische und
romanische Philologie 558
F. Zverina, Zeitschrift für Realschul wesen 572
W. Knörich, Le Molieriste 575
Programmschau :
G. Willenberg. C. Felgner: Ueber Eigenthümlichkeiten der
Ronsard'schen Phraseologie 579
A. Kor eil und W. Knörich. Erwiderung und Antwort . . . 582
K. Brunnemann vmd R. Mahrenholtz. Erwiderung und Ant-
wort .... 584
I. Harczyk. Berichtigung 586
Grammatisches und Lexicalisches III.')
lieber die Stellung gewisser Satzteile und Sätze zwischen
Hülfsverb und Particip.
Die französischen Grammatiken berücksichtigen bei der
Stellung- zwischen Hiilfsverb und Particip nur zwei Arten von Wörtern;
einmal Neutra, wie tout, beaucoiip, trop, peu, assez etc. und dann
die Adverbien.^) Dabei wird von ihnen ein Fall übersehen, der
im Neufranzösischen ungemein häufig anzutreffen ist: Zwischen
Hülfsverb und Particip können auch Wörter stehen wie tous, le
premier, seid, lui-meme u. a. Dieselben bilden eine attributive
Bestimmung zu einem vorhergehenden Subst. oder Pron.
II les a tous reunis. Ac. unter reunir. Ce qui nous a
tous profondement touches, c'est moins la grandeur de vos lar-
gesses, qui oat ete iminenses que les bonnes gräces spirituelles avec
lesquelles vous les avez faites. Francisque Sarcey. Le siege de
Paris. Lachaud 1871. p. I. Mais dans les premier es editions de
sa Thebaide et de son Alexandre, ü y en avait cinq ou six autres
qiiil a tous reformes depuis. Courrier de Vaugelas. 1880.
15. Febr. p. 189. Les pauvres camarades de son mari, touches
de son triste sort, se sont tous cotises pour le faire vivre im
moment. Beaumarchais. Theätre p. XIV (Garnier). Par malheur
on dirait que les ennemis de Racine ne sont i^as tous inorts avec
lui. F. Brunetiere. Rev. d. d. M. 1. März 1879. p. 217.
Cest le ji'i'efet qui les a tous embobelinc's, repliqua le vieillard.
Merimee. Colomba p. 103 (ed. Schmager). lls temoignerent leur
Indignation par des lettres qui furent tout es inserees dans le
Moniteur. Mme de Remusat. R. d. d. M. 1. Aug. 1879. p. 616.
Le savant qui aura, le premier , degrossi la besogne garder a
Veternel honneur d^avoir fonde une science. E. Zola. Zeitschrift
*) Vgl. diese Zscbr. Bd. I, p. 224 ff. u. p. 339 ff.
2) Vgl. Diez^ III, p. 457. Mätzner% § 256 ft". KnebePS § 09.
Holder, § 175. Plötz, Nouv. Gr.*, p. 81. Benecke', p. 369. Steinbart,
§ 421 ff. Schmitz^, p. 135. Körting, § 131. Lücking, § 383 ff.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. 30
k
4GG O. Schulze
Xord und Süd. 30. April 1880. M. Henzen, dans son discours
d^ Ouvertüre de la seance du 21, a tont le i^re'tnier reconnu et
proclamc le caractere international. Geffroy. Rev. d. d. M. 15. Mai
1879. p. 473. Elle me dit que la famille de Bonaparte avait la
20 r emier e, pendant mon absence, repandu contre moi des bruits
injurieux. Mme de Remusat. R. d. d. M. 15. Juli 1879. p. 323.
Maitre Coquenard fut le pr emier servi, puis Porthos. A. Dumas.
Les trois mousquetaires. II, p. 13 (Levy 1859).
Oll ne peut la ressusciter (la libertc) ^^o?«* s'en servir quand
on l'a soi-meme ensevelie. Edgar Quinet. Rev. d. d. M. 1861.
15. Aug. p. 857. Toutes ses dedamations tombent ä p)lat parce
quil a lui-meme deserte les principes qu'il soutient. G. Planche.
Rev. d. d. M. 1855. 1. Dec. p. 1013. II suffit de savoir ce
qu'est et ce que 7mut la science, d'en connattre les methodes, de les
avoir soi-meme appliquees. Valbert. R. d. d. M. 15. Apr. 1879.
p. 939. La distinction qu'il a lui-meme etablie entre la nation
et le peuple suffirait j^our jorevenir cette confusion. E. Beaussire.
Rev. d. d. M. 15. Juni 1879. p. 941.
Si leur figure est triste et sombre, la nature les a la plupart
favorises d'une parwre delicate et feminine, le fin duvet blanc de
leur cou. Michelet. L'oiseau p. 154 (Ilacliette 1878).
La promesse renouvelee cliaque jour par le jeune hommc
V avait seule retenu au Service d'un mousqiietaire, Service dans le-
queli disait-il, il ne pouvait manquer de perdre son äme. A.
Dumas. Les trois mouscjuetaires. I, p. 286 (Levy 1859).
Etranges chamjjions du progres dans les lettres, que ce paradoxe
a presque seid sauves de Voubli! La Fontaine. Fables. p. XIII,
Einltg. ed. Geruzez (Hacliette 1877).
Ils ont V un et Vautre employi leur vie a comprendre ou
ä tdcher de comprendre. Valbert. R. d. d. M. 15. April 1879.
p. 939.
In Betreft' der Adverbien bedarf die Darstellung der Gram-
matiken, wie uns dünkt, ebenfalls einer Ergänzung. Der Mangel
bestellt darin, dass fast sämtliche Regeln und Beispiele nur
immer von einem Adverbium sprechen und deshalb zu der
Frage berechtigen, ob denn auch mehrere Adverbien und ad-
verbiale Bestimmungen im Neufranzösischen das Hülfsverb vom
Particip trennen können. Die folgenden Beispiele werden be-
weisen, dass hierin eine grosse Freiheit herrscht, ja dass sogar
ganze Sätze zuweilen eine solche Trennung herbeiführen.
Ich gebe zuerst einige Belegstellen für solche Adverbien,
die nach der Ansicht mehrerer Grammatiker nicht vor dem
Particip stehen können, und ferner Beispiele für adverbiale Be-
stimmungen, gebildet aus einer Präposition und einem Substantivum.
Grammatisches und Lexicalisches. 467
Nous craignons en verite qiiil 71'en ait trop dit et qu'il nait
vnulu se punir cCavoir autrefois trop aime, trop vante VAlleinagne.
Valbert. Rev. d. d. M. 15. April 1879. p. 964. Le roi s' arretait
de temps en temps pour voir voler la pie, passetemps dont le
gofit hu avait autrefois ete inspire px^"»' de Luynes. A. Dumas.
Les trois mousq. II, p. 272. Elle reveillait comme un eclio des
suppllcations qu'Etienne avait autrefois , ä la meme j)^^^^^
adressees ä son pere. A. Tlieiiriet. Rev. cL d. M. 1. Mai 1879.
p. 513.
II a p)artout supprime Vesclavage comme wie injustice.
Emile Beaussire. Rev. d. d. M. 15. Juni 1879. p. 939. Qnels
sont donc les nobles effets de Vart qui sont partout si visiblement
reconnus. Coustant Martha. Rev. d. d. M. 15. April 1879.
p. 8G4. Tont avait desormais un usage journalier, positif; l'agreable
s'etait partout efface devant le necessaire. Souvestre. Au coiii
du feu I, p. 72 (ed. Schulze).
Son j)roces sera plus tot juge qice le mien. Ac. unter tot.
II avait envoye Duroc ä Petersbourg, pour en etre ^^Zi«.? tot et
plus sürement informe. Thiers. Histoire du Consulat. Livre X.
Anfang. Je descends par la fenetre, s'ecria d'Artagnan, afin d'etre
jjIus tot arrive. A. Dumas. Les trois mousq. I, p. 109.
Les clioses ont pour la premiere fois cliange. Constant
Martha, Rev. d. d. M. 15. April 1879. p. 878. Ils etaient dans
ce cas arrives ä Chatellerault. A. Theuriet. R. d. d. M. 1. Juni
1879. p. 507. Me serais-je donc, ä vo tre avis, retourne la cervelle
et pour qui? A.Dumas. Les trois mousq. I, 297. Ayant dans
le cours de cette annee cree aussi les differentes senatoreries,
il donna un chancelier au sinat, un tresorier et des pretexirs.
Mme de Remusat. Rev. d. d. M. 15. Juli 1879. 311. M. Thiers
accuse Kleber d'avoir, dans son rap>port au directoire, de-
peint saus les couleurs les plus fausses la Situation de Tarmee et
volontairenient assombri le tableaic, d^avoir donne sur les forces
dont il pouvait di^poser des chijfres errones, d'avoir, en calom-
niant la conduite de Bonaparte, ete la principale cause du
decouragement de Varmee, d'avoir conclu, contrairement ä Vopinion
des generaux Desaix, Davout, Menon, la Convention relative ä
Vevacuation deV Egypte, d'avoir enfin, dans cette circonstance,
montre une faiblesse indigne de son caractere. Jules Clave. Rev.
d. d. M. 1. Mai 1879. p. 180. Le genre de beaute repandue
sur sa physionomie, la finesse de tous les traits physiqiies auraient,
ä vue de pays, assure au jeune officier un accueil fraternel dans
les Salons de Vcrone. Oct. Feuillet. Bellah p. 10 (Levy 1866).
J'ai maintes fois, en des jours de tristesse, observe un
itre plus triste. Michelet. L'oiseau p. 117 (Hachette 1878).
30*
468 O. Scfathe, Grammatisches und Lexikalisches.
Un jour il avait, en causant de ce grand art, etonne le roi
Louis XIII. A. Dumas. Les trois mousq. I, p. 304.
II est vrai que cette langue souvent si j)'>'ompte ä la Satire
s'est a^issi chez Michel- Ange presque toujours trouvee
prompte ä l'eloge. Henri Blaze de Biiiy. R. d. d. M. 1878. p. 511.
Les traits de sa raillerie, le fabliau ne les a jamais ou presque
jamais diriges contre les puissances. F. Brunetiere. R. d. d. M.
1. Juni 1879. p. 634. Voltaire a voulu reellement pacifier le
rnonde qiiil a tant agite, il a pretendu conduire au bien-efre et ä
la verite ceux-lä mime auxquels il apour sa part et trop sou-
vent contribue ä enlever et leurs plus douces consolations et leurs
plus cheres esperances. Geruzez. Hist. de la Lit. fr. 11, p. 404
(Didier). 31. de Treville eut trois ou quatre fois ajpente, si-
lencieux et le sourcil fronce, toute la longueur de son cabinet.
A. Dumas. Les trois mousq. I, p. 32. Elle fut j)'>'omptement
et crueUevient detrovipee. Ibid. p. 337. On regrettera toujours,
pour la dignite des lettres et Vhonneur d'un grand nom, qu'il ait
si cruellement et plusieurs fois maltraite Corneille. F. Bru-
netiere. Rev. d. d, M. 1. März 1879. p. 216. Elle vous a
maintes et maintes fois creve le cceur. Balzac. Les petites
miseres de la vie conjugale p. 62 (Bourdilliat 1859).
Vous n'etes pas, je vous connais, venue de Portsmouth
ici Sans avoir essaye de le faire parier. A. Dumas. Les trois
mousq. II, p. 183. Par ce que j'ai, depuis que je vous con-
nais, souffert par vous et pour vous, je vous conjure d'interrovipre
ces grands armements. Ibid. p. 266. Le saute-ruisseau n'etait pas,
comme on le pense bien, admis aux honneurs de la table
magistrale. Ibid. p. 13. D'Artagnan, dont nous connaissons l'esprit
investigateur et penetrant, niavait, quelque interet qu'il eut ä
satisfaire sa cur iosite sur ce sujet, pu encore assigner
aucune cause ä ce marasine. Ibid. I, j). 305. II s'etait dans le
debut, j^ en suis certaine^ domine lui-meme. Muie de Remusat.
Rev. d. d. M. 1879. 15. Juli. p. 333. Aurait-il, s'il avait vecu,
ete un obstacle ä la fortune de Bonaparte f Jules Clave. Rev.
d. d. M. 1. Mai 1879. p. 181. M. de Humboldt a le premier,
je crois, constate ce fait. Michelet. L'oiseau p. 352.
Wie viele Adverbien und wie lange Sätze im Neufranzös.
zwischen Hülfsverb und Particip stehen können, dafür lassen sich
keine bindenden Regeln angeben. Aber das wird man behaupten
können, dass eine solche Einschiebung tadelnswert ist, sobald
den Gesetzen des Wohlklangs und vor allem der Klarheit des
Gedankens dadurch Abbruch geschieht.
0. SCHULZE.
Assez.
EjS wird gewiss schon Manchem bei der Interpretation eines
französischen Schriftstellers begegnet sein , dass er für das Wort
assez mit den landläufigen Uebersetzungen »genug, hini'eichend, zur
Genüge, ziemlich« nicht auskommen konnte und seine Zuflucht neh-
men musste zu einem »vollkommen, in hohem Grade, reichlich, recht,
sehr«, ohne sich auf die Autorität eines Wörterbuches stützen zu
können. Diese letztere Bedeutung aber hat das französische Wort
gar nicht so selten, und man begreift es kaum, dass Wörterbücher
und Grammatiken diesen Umstand theils gar nicht, theils nur schüch-
tern und zaghaft erwähnen. Was deutsche Werke anbetrifft, so
finde ich in Sachs' grossem Wörterbuch die einzige, freilich auch
nur indirect und scheinbar unbewusst ausgesprochene, Anerkennung
jener oben angegebenen Bedeutung. Nachdem dort nämlich die
Uebersetzungen »genug« und »ziemlich« erwähnt sind, werden
unter 3. j^oet. die Eedensart assez et trop longtemps und unter
4. die beiden Redensarten voüä qui est assez etrange und avoir
assez ])eu de sens hinzugefügt; weder bei 3 noch bei 4 aber
wird eine bestimmte und allgemein gültige Bedeutung angegeben.
Das Wörterbuch der Academie unterscheidet ausser 1) der Be-
deutung »genügend« noch 2) assez als abschwächendes, 3) assez
als steigerndes Adverb vind 4) assez als blosses Füllwort in
den Ausdrücken assez pew und assez souvent. Littrö ist mir
nicht zur Hand.^) Die Academie liefert uns also für das, was
^) Littre s. v. 3'^ übersetzt assez mit »quelque peu« vmd fügt hinzu
»dans un sens qui est ou diminutit' ou augmentatif suivant les mots : eile
est assez jolie. c'est-a-dire eile n'est quun peu jolie ; une lettre assez
longue, c'est-a-dire qui depasse la longneur ordinaire«. Dafür folgen
weitere Beispiele. Unter 4" erklärt L. : assez ei trop longtemps, locution
poetique signifiant pendant trop longtemps, und weiter unten (syn.) »Assez
exprime que ce qu'on a non seulement siiffit, mais encore satisfait ample-
raent a ce que nous voulons. Ce qui suffit ne surabonde pas; ce rjui
est assez peut surabonder«. Zuletzt gibt er an: »Dans l'ancien fran9ai3,
assez, comme aujourd'hui encore assai en Italien, voulait dire beaucoup^.
L. kennt also die Bedeutung des nfrz. assez = »sehr«. Red.
470 K. Foth
wir beweisen wollen, schon mehr Anhalt. Denn, während die unter
2 angeführten Beispiele sämmtlich mit einem deutschen »ziemlich«
v^iederzugeben sind, sind die unter 3, sowie auch die unter 4 (assez
ist hier nicht blosses Füllwort) angegebenen gerade solche, die wir
mit sehr oder einem der oben von uns angeführten Wörter stei-
gernder Bedeutung übersetzen müssen. Man sehe selbst: 3) II est
assez etranc/e que vous refusiez. Voilä qui est assez plalsant.
Cela falt assez voir quelle estime ü a lyour vous. (Hier käme
man freilich mit einem »zur Genüge, genugsam« vollkommen aus.)
4) A-t-il du bleu? Assez peu. C'est un komme d'assez j)eu de
sens, d'assez ^je?/ d'esprit. II va assez souvent dans cette maison.
On se trouve assez souvent embarrasse de cholsir.
Wenn die vorstehenden Stellen mehr den Anschein formelhaft
gewordener Redensarten haben, in denen allein assez sich in der in
Rede stehenden Bedeutung festgesetzt (oder festgehalten) haben könnte,
so ist dies unzweifelhaft nicht der Fall bei folgenden Beispielen, die
mir gelegentlich bei der Leetüre aufgestossen sind:
1) Mol. Femm. Sav. I, 3, v. 200 (nach Laun's Ausgabe):
Henr. : Votre sincere aveu ne l'a pas peu surprise.
Clit. : Elle merite assez une teile franchise,
Et toutes les hauteurs de sa folle fierte
Sont digues tout au moins de ma sincerite.
2) Ibid. V. 328:
Henr.; Ses ecrits, ses discours, tout me semble ennuyeux,
Et je me trouve assez votre goüt et vos voeux.
3) La fönt. Le lion et le rat:
ün rat sortit de terre assez a Tetourdie,
d. h. »recht, sehr, höchst unbesonnener Weise«.
4) Ibid. Le meuuier, son fils et lane:
Le feint ent un pays plein de terres desertes:
Tous les jours nos anteurs y fönt des decouvertes.
Je t'en veux dire un trait assez bien invente:
Autrefois ä Kacau Malherbe l'a conte.^)
5) Millevoye. Harald aux longs cheveux:
Elle repond: Harald aux longs cheveux!
Sans t'avoir vu j'aimais dejä ta gloire.
Tes traits longtemps vivront dans ma memoire,
Mais mon vieux pere est assez malheureux.
Dans ton pays, ajouta l'etrangere,
Puls -je empörter le tombeau de ma mere?
Die mitgethcilten Beispiele, die ich leicht um eine Anzahl
solcher, in denen die Bedeutung »sehr« weit besser in den Zusam-
^) Die Bedeutung »ziemlich gut erfunden« wäre an dieser Stelle
sehr schwach und kein Grund für den Dichter, die Fabel wieder zu er-
zählen; noch weniger passt dieselbe in 2 und 3, undenkbar ist sie in 1
Asse:. 471
raenhang passt, als »ziemlich«, vermclircn könnte, reichen hin, um die
oben behauptete Thatsache ausser Zweifel zu stellen. Nach dem
Eindruck, den ich bei der Leetüre gewonnen habe, und meiner aller-
dings nur oberflächlichen Schätzung muss die steigernde Bedeutung
von assez ebenso häufig sein wie die abschwächende, herabsetzende.
Auch kann ja diese ganze Erscheinung für den nichts Auffälliges
oder gar Sprachwidriges haben, der sich erinnert 1 ) dass in frühe-
ren Perioden der französischen Sprache, das Wort assez die steigernde
Bedeutung sehr häufig hat. (Vgl. z. B. La chans. deEoL, ed. Müller,
V. 24: Blancandrins fut des plus saives paiens, De vasselage fut
asez Chevaliers ; v. 44: Asez est mielz qu'il i perdent les chefs, was
der neu französische üebersetzer wiedergibt mit: un chevalier de
heaucoup de courage und ä est bien mieux) und 2) dass das
Italien, assai beide Bedeutungen, die abschwächende »ziemlich« und
die steigernde »sehr«, ebenfalls in sich vereinigt. Dazu kommt,
dass der erste Ursprung dieser sprachlichen Erscheinung sich spuren-
weise bereits im Latein zeigt. Meine diesbezügliche Vermuthung
ist mir nämlich durch die freundliche Hinweisung des Herrn Dr.
Koschwitz auf Wölfflin, Lat. und roman. Comparation bestätigt
worden. Derselbe sagt p. 23, dass satis bei vielen Neulateinern
oft einem rede oder valde nahe kommt, ja auch schon in dem ar-
chaischen Latein angetroffen werde, woraus man dann wohl den
Schluss ziehen darf, dass diese Bedeutung von satis (und adsatis,
dem Etymon von assez) der römischen Volkssprache geläufig ge-
wesen sein muss.
Die Begrififsnüance, die französischem assez in seiner steigern-
den Bedeutung gegenüber andern steigernden Adverbien wie bien,
beaucoiqy , tres und im Unterschiede von ihnen zukommt, dürfte
schwer zu definiren und bestimmt abzugrenzen sein, wie auch im
Deutschen die BegriiFsnüancen von »recht, sehr, höchst« durchein-
ander gehen. Wenn überhaupt, so kann diese Frage nur auf Grund
eines vollständiger vorliegenden Materials aus den verschiedenen
Perioden der Sprache beantwortet werden, das auch zugleich dazu
dienen würde, den Umfang des in Rede stehenden Gebrauches, sowie
die Modalitäten, unter denen derselbe eintritt, zu l^estimmen. Einer
solchen Untersuchung würde ferner die ungleich interessantere Auf-
gabe zufallen, den Bedeutungsübergang von »ziemlich« zu »sehr«
zu vermitteln und zu erklären, me ein und dasselbe Wort zugleich
als steigerndes und abschwächendes Adverb in der Sprache nicht
bloss einmal und gelegentlich vorhanden sein, sondern auch lange
festgehalten werden kann. Einige kurze Vermuthungen hier auszu-
sprechen möge mir erlaubt sein. Man könnte sich zunächst ver-
sucht fühlen, an eine Eigenthümlichkeit der Sprache zu denken, die
unter dem Namen »Ironie« bekannt ist und zufolge deren man im
472 -ST. Foth, Assez.
Deutschen wohl bisweilen »ziemlich« sagt, wo man »sehr« oder
»viel« meint luid zufolge deren man im Englischen bisweilen rather
statt vwch gebraucht (vgl. Hoi^pe, engl. Supplementlex. unter rather).
Das oben citirte franz. Beispiel: a-t-il du hien? Assez peu =
»wenig genug«, ironisch so viel wie »herzlich, recht, sehr wenig«,
böte zu einer solchen Erklärung einigen Anhalt. Zu vergleichen
wäre auch eine andere, ebenfalls, aber fälschlich, »Ironie« genannte
Eigenthümlichkeit der mhd. Dichter (vgl. Zupitza, Einführung in das
Studium des Mhd.,^) pag. 52), die darin bestand, dass sie weniger
sagten, als sie sagen konnten, wenn sie z. B. liitzel gebrauchten in
der Bedeutung »gar kein,') selten^ = »nie«, ein teil = »sehr viel«.
Es wäre immerhin möglich, wenn es auch mir wenig wahrscheinlich
ist, dass ein solcher, anfänglich nur sporadisch auftretender Gebrauch
von frz. assez (und auch schon von lat. satis, adsatis) die Ver-
anlassung gegeben hätte zu einem allgemeineren, der sich, das lassen
die obigen Stellen unzweifelhaft erkennen, auch im Neufranz, nicht
auf diesen Fall der Ironie beschränkt.
In befriedigenderer Weise, glaube ich, lässt sich der Bedeutungs-
wechsel folgendermassen dem Verständniss nahe bringen: die Grund-
bedeutung von satis, assai, assez ist »sattsam, genügend, hinreichend«
und von dieser hat man auszugehen. Dies kann aber sowohl ein
tadelndes wie ein lobendes d. h. ein herabsetzendes und ein stei-
gerndes Praedicat zugleich sein ; es kommt das eben auf die näheren
Umstände an. Was im Allgemeinen genügend genannt wird, kann
im speciellen Fall entweder mehr oder weniger als genügend sein.^)
Sage ich dieses Prädicat aus von etwas, von dem ich Ursache zu
haben glaubte, mehr zu erwarten, so nimmt es in meinem Munde
eine herabsetzende Bedeutung an und umgekehrt. Kurz, die stei-
gernde wie die herabsetzende Bedeutung »sehr« und »ziemlich« sind
die relativen Bedeutungen, die assez durch die dasselbe umgebenden
Wörter annimmt, während »genügend, hinreichend« die absolute
Bedeutung repräsentiren, die ihm von Natur eigen ist. — Es bleibt
abzuwarten, ob eine etwaige Specialuntersuchung Resultate in dieser
Richtung liefert. K. FOTH.
^) Oppeln 1874. Eugen Franck's Buchhdl. (Georg Maske).
") Interessant ist ein Analogen hierzu bei Meliere, Femm. Sav.
I, 2, V. 129: Non, madame; mon cceur, qui dissiraule peu,
Ne sent nulle contrainte a faire un libre aveu,
wo pe2i ähnlich dem mhd. lützel bedeutet, »welches keine Verstellung
kennt«.
^) Dies meint sicher auch Littre mit dem oben citirten »sens di-
minutif ou augmentatif suivant les mots« des assez. Red.
Einige offene Fragen der Moliere- Kritik.
I.
Je spärlicher die Aufzeichnnngen und Urtheile der Zeit-
genossen über den grössten der französischen Dichter sind, desto
mehr sind wir auf den ausführlicheren Bericht hingewiesen,
welchen 32 Jahre nach des Dichters Tode Grimarest veröffent-
lichte. Es ist immer zu beklagen, dass wir über das Leben,
die persönlichen und literarischen Beziehungen dieses ältesten
Molierebiographen so wenig wissen und dass auch Malassis' sorg-
fältige Ermittelungen (Einl. zur Reimpression der Vie de Moliere
p. Grimarest) zu wenig erheblichen Resultaten geführt haben.
Von den Gewährsmännern Grimarest's ist uns nur das bekannt,
was er selbst darüber sagt. Seine Hauptquelle scheint nach
seiner eignen Angabe (Malassis 216) jener Baron gewesen zu
sein, der als frühreifer Jüngling in die Truppe Moliere's ein-
trat, dort mit längerer Unterbrechung seit seinem 13. Jahre
wirkte, aber, da er bei Moliere's Tode noch nicht 20 Jahre
zählte, schwerlich über den Charakter und die persönlichen Be-
ziehungen des Dichters genau unterrichtet gewesen ist. Neben
Baron hat Grimarest (ebds.) noch andere Gewährsmänner gehabt,
deren Namen er jedoch nicht nennt. Schon diese Umstände
und der Zwischenraum, der von Moliere's Tode bis zur Ab-
fassung der Biographie vergangen ist, müssten das Misstrauen
des Kritikers gegen ein an indiscreten Enthüllungen und spe-
ciellen Notizen reiches Buch hervorrufen, auch wenn nicht die
Moliere -Kundigen in älterer und neuerer Zeit in ihrem ver-
werfenden Urtheile so sehr übereinstimmten. Schweitzer (Moliere-
Museum 1, S. 87 f.) hat mit grosser Vollständigkeit diese Ur-
theile zusammengestellt und dabei die Bemerkung gemacht, dass
alle Kritiker Grimarest's keine zwingenden Beweise für ihre
Behauptungen beigebracht haben. Das trifft nicht nur Voltaire,
sondern auch Bazin, der in zwei Aufsätzen über das Leben Moliere's
(Revue des deux Mondes 1847 und 48) der genannten Biographie
4 74 R. MahrenholU
jeden Quellenwerth absprach. Seine Kritik richtet sich überdies
zu sehr gegen Einzelheiten, ist aber in der einen Behauptung,
dass die einzige zuverlässige Biograpliie Moliere's die von La-
grange und Vinot in der Ausgabe von 1682 veröffentlichten Auf-
zeichnungen seien, unangreifbar. Denn die Discurse de Vise's,
Baillet's und Perrault's (bei Malassis: Moliere juge par ses con-
teniporains) können bei ihrer Kürze, ihrer einseitigen und sub-
jectiven Darstellungsweise keinen besonderen Wcrth beanspruchen
und namentlich de Vise's Conversation dans une ruelle de Paris
ist stellenweis in so burleskem Tone geschrieben, dass bereits
Moland und nacli ilim W. Mangold (Ztschr. f. neufrz. Spr. u. Lit.
V. Körting u. Koschwitz Bd. 11, p. 26 ff.) in derselben eine versteckte
Satire gefunden haben wollte. Wenn auch nich.t das, so ist sie
jedenfalls eine durch und durch reclamenhafte Leichenrede (vgl.
meine Bemerkungen in der Ztschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II, p. 16).
Freilich jener Preface dvjs Lagrange und Vinot ist auch kein
besonders hoher Werth zuzuerkennen. Im Vergleich zu dem
späteren Grimarest ist zwar hervorzuheben, dass sie auch die
ästhetische Seite der Dichtungen Moliere's berührt, dass sie den
Menschen Moliere in kurzen Zügen kennzeichnet und trotz ihres
panegyrischen Charakters doch einzelne Schv/ächen der Dich-
tungen nicht verschweigt (s. (Euvres de Moliere ed. Hachette t. L,
p. XVI, XVII). Aber die ganze Darstellung ist durchaus lücken-
haft und namentlich die Kämpfe, welche Moliere gegen ab-
weichende Richtungen der Zeit zu führen hatte, werden in tiefes
Stillschweigen gehüllt. Es ist also das Bild Moliere's, wie es
aus jener Preface hervortritt mehr ein ideales Lichtbild, als ein-
getreues historisches Portrait. Eine willkommene Ergänzung
dieser vier zeitgenössischen Aufzeichnungen würde immerhin Gri-
marest's Werk geben, wenn nur die ünzuverlässigkeit des letz-
teren nicht allzu augenscheinlich wäre. Sehen wir zunächst, was
man der Hauptsache nach gegen dasselbe vorgebracht hat.
Gleich nach dem Erscheinen dieser Biographie taucht eine
»Lettre critique ä Mrs. de . . . sur le livre intitule: Vie de
Moliere« auf, die Malassis in obiger Ausgabe wieder abdrucken
Hess. So werthlos, wie man bisher geglaubt hat, ist dieser
Brief jedenfalls nicht, nur verliert er dadurch viel an historischem
Werthe, dass wir den Namen des Verfassers gar nicht, seine
Stellung zu Moliere und dessen Zeit nur aus einzelnen Andeu-
tungen in dem Briefe selbst kennen. Dass de Vise, der in dem
Briefe (186) gegen Grimarest vertheidigt Avird, nicht der Ver-
fasser sein kann, ist als ausgemacht anzusehen, und ferner ist
zu vermuthen, dass der Urheber des Briefes entweder selbst
Literat war oder doch zu den damaligen Schriftstellern und
FAnige offene Fragen der Mallere- Kritik. 475
Schauspielern nähere Beziehungen hatte. Es gelit dies nament-
lich daraus hervor, dass er die nach Molicre lebenden oder ilin
überlebenden Autoren und Acteure gegen die herabsetzenden
Bemerkungen (irimarest's vertlieidigt (180) und den Ruhm der
jüngeren Generation gegen den überstrahlenden Glanz des classi-
schen Zeitalters zu schützen sucht. Audi ein Verehrer der
neueren Philosophenschule scheint der Anonymus gewesen zu
sein, wenigstens wird mit besonderer Wärme Bayle (S. 193) gegen
Grimarest's Tadel gescliirmt. Dass er dem Theater nahe stand
und auch in die schwachen Seiten der Schauspielkunst einge-
weiht war, verräth er durch die Bemerkung (181): diese Kunst
setze keineswegs eine so sorgfältige Bildung voraus, wie Grimarest
ohne Sachkenntniss annehme, Boutine und natürliche Begabung
sei da Alles. Trotz dieser herabsetzenden Wendung documentirt
der Brief doch das erstarkende Selbstbewusstsein des Epigonen-
thums und enthält einen scharfen Protest gegen die einseitige
Glorificirung Moliere's, Was im Einzelnen gegen Grimarest's
Biographie gesagt wird, beschränkt sich auf folgende Haupt-
punkte:^) I. Grimarest sei mehr Anecdotcnschreiber als Biograph.
II. Demzufolge treten Moliere's Stücke hinter anecdotcnartigen
Angaben zurück. III. Die Glaubwürdigkeit dieser Berichte sei
ebenso zweifelhaft, wie die Zuverlässigkeit jenes Baron, des
Hauptgewährsmannes Grimarest's. IV. Der oben berührte Vor-
wurf, dass Gr. die Epigonen in der Literatur und auf dem Theater
zu sehr gegen Moliere herabsetze. V. Trotzdem der Zweck jener
Biographie die Verherrlichung des Dichters sei, werde die
Person des letzteren doch durch Enthüllung mancher Schwächen
und kleinlicher Züge blossgestellt. VI. die üeberschätzung der
Schauspielkunst. VII. Der mangelhafte Styl Grimarest's.
Eine nähere Prüfung dieser Vorwürfe wird ihre theilweise
Berechtigung ergeben. Namentlich die Glaubwürdigkeit und
Zuverlässigkeit des Berichtes ist sehr anzuzweifeln. Ich will
hier nicht auf jene untergeordneten Punkte eingehen, bei denen
Voltaire und Bazin mit Vorliebe verweilten, sondern Züge her-
vorheben, die mehr den allgemeinen Charakter der Schrift be-
zeichnen. Woher weiss z. B. 43 Jalire nach der Verheirathung
des Dichters Grimarest in so detaillirter Weise anzugeben, wie
jene Heirath zu Stande gekommen? Baron, der damals noch in
den Kinderschuhen stand, und jene anderen Gewährsmänner, die
schwerlich zu den engsten Vertrauten Moliere's gehörten, können
hier kaum sichre Mittheilungen gemacht haben. Wie unglaub-
^) Von dem Streite über die Bezeichnung Moliere's als Mrs.
Kleinigkeiten sehe ich dabei ab.
476 R. Mahrenholtz
würdig ferner, dass die Duparc, welche den Moliere und Cor-
neille zurückgewiesen, mit jenem Baron geliebäugelt habe, der
bei dem Tode der Schauspielerin eben 15 Jahre zählte. Noch
dazu hätten diese Beziehungen in eine Zeit fallen müssen, wo
die Duparc nach dem Ruhme strebte, die Geliebte des jugend-
schönen Dichters Racine zu sein. Woher die genaue Kenntniss
der Unterredungen Moliere's mit Roliault, Chapelle u. A. oder
die Gewissheit, dass jene vertraute Unterhaltung zu Auteuil von
der die P\ameuse Comedieune zu erzählen weiss, nicht hätte statt-
finden können? Baron war hier weder Augenzeuge noch so
sehr in die Herzensgeheimnisse seines Wohlthäters eingeweiht.
Wird endlich die Moliere dem 13jährigen Baron anvertraut haben,
was sie mit ihrem Gemahl unter vier Augen betreffs seiner zu
verhandeln hatte ? Woher ferner die Notiz, de Vise habe ein
Yerhältniss mit der Moliere gehabt, von dem nicht einmal die
Farn. Com. etwas weiss? Ex ungue leonem. Wer so sehr un-
bewiesenen Gerüchten nachjagt, der kann auch da nicht unbe-
dingte Glaubwürdigkeit in Anspruch nehmen, wo er mit anderen
Berichten übereinstimmt oder den Schein der Glaubwürdigkeit
erweckt.
Bei aller Verehrung für den »weltberühmten Komödianten«,
zieht Grimarest doch den gefeierten Heros zu sehr auf das
Niveau der eignen Anschauung herab. Ganz wie in unsrer Zeit
der verunglückte Moliereherausgeber und Nachschreiber Grima-
rest's, Dr. Brunnemann zu Elbiug, hebt auch Gr. besonders hervor,
dass Moliere den Beifall des Hofes gewonnen und viel Geld
verdient habe. Und ganz, wie jener vielgewandte Dilettant,
der Moliere's Don Juan einfach »nach dem Spanischen« aufge-
führt Averden lässt, lässt auch Grimarest einen Zeitgenossen be-
richten: Moliere habe im Amphitryon alles von Rotrou imd
dieser alles von Plautus genommen. Um gordische Knoten zu
zerhauen, statt zu lösen, muss man den Namen eines Alexander,
nicht den eines Grimarest oder Brunnemann führen.
Wenn nun Malassis (Einl.) als Entschuldigung der Mängel
Griraarest's anführt, dass dieser nur für seine Zeit geschrieben
habe, so ist das eben so wohlfeil, als wenn jener Elbinger
Grimarest sich selbst damit entschuldigt, dass er nicht eine
»Biographie« des Dichters, sondern nur »Biographisches« über
d*en Dichter und nur für Primaner geschrieben habe (s. Weiske's
Zeitschr. f. höheres Unterrichtswesen 1879 Nr. 13).
Grimarest unterschied sich insofern von seinem jüngeren
Geistesgenossen, als er nicht Polizei und Gerichte gegen
einen ihm unbequemen Brief aufrief, sondern mannhaft selbst in
den Kampf eintrat. In seiner »Reponse« sucht er seine eigne
Einige offene Fragen der Molitre- Kritik. 477
und seiner Gewährsmänner Glaubwürdigkeit zu retten (Malassis
216), für sich den Rulim in Ansprucli zu nehmen, dass er den
Dichter geschildert habe, wie er wirklich war. Die Mängel
seines Styles vertheidigt er mit der Bemerkung: in einer Welt-
sprache, wie das Französische, schreibe jeder in seiner Weise,
nicht Alle könnten der Academie angehören. Diese und andre
Vertheidigungsgründe waren ihm dadurch nahegelegt, dass der
Anonymus es an triftigen Beweisen für seine zuversichtlichen
Behauptungen fehlen Hess. Schwächer aber, als die Angriffe
auf Grimarest ist seine eigne und seiner Freunde Vertheidigung,
und schon das muss jeden Kritiker vor der lockenden Sirenen-
stimme des frühesten Molierebiographen warnen, die auch Andere,
als einen Bruuuemaun zu verführen vermag.
II.
Wenn so die ältesten biograpliischen Aufzeichnungen über
Moliere entweder dürftig und lückenhaft oder, wie Grimarest's
Biographie, von zweifelhafter Glaubwürdigkeit sind, und wenn
spätere Publicationen, wie die Biographien von Voltaire und Bruzen,
wieder theilweise auf Grimarest und die hergebrachte Tradition
zurückgehen, die urkundliche Forschung aber in älterer Zeit zu
wenig erheblichen Resultaten führte, so ist es begreiflich, dass
eine kühne Phantasie und eine ausschmückende Interpretations-
kunst die Lücken in des Dichters Leben auszufüllen suchten.
So hat man denn nicht nur die damals fast unerforschte Jugend-
zeit Moliere's mit mythischen Gebilden erfüllt, sondern auch in dem
späteren Leben ist das Verhältniss zu A. Bejart in jeder Weise
verzerrt und ausgeschmückt worden, obschon die nackte Wirk-
lichkeit des Schlimmen genug bot, hat man die Person der Ge-
liebten des Dichters, der de Brie, zu einer idealen Traumgestalt
umgeschaffen und der Duparc in ihrem Verhältniss zu Moliere
eine Rolle angedichtet, von der die ältesten Berichte nichts
wissen.^) Was die glaubwürdigen Nachrichten über Moliere
nicht enthielten, das suchte mau aus den Komödien des Dichters
herauszulesen, und so kam denn, nach dem Vorgange franzö-
sischer Molieristen, in jüngster Zeit Paul Lindau auf den Ge-
danken, »eine Ergänzung der Biographie des Dichters« nach
dessen Werken zu schreiben. Es gereicht der französischen
wie deutschen Molierekritik zur Ehre, dass sie sich solchen
Phantasien gegenüber im Allgemeinen reservirt verhielt, und
^) Ueber die üuparc s. den Aufsatz, den ich in Bd. II, p. 161
dieser Zeitschrift veröffentlichte.
478 B. Mahrenholtz
dass namentlich der namhafteste der Moliere-Commentatoren, L.
Moland, ihnen denselben Scepticismiis gegenüberstellte, wie bei
uns Fritsche in seinen treftlichen Moliere-Studien. Nichtsdesto-
weniger haben sie in einzelnen Fällen eine derartige Verfiihrungs-
kraft geliabt, dass die gewöhnlichen Compendien und Schulaus-
gaben mehr, als wünschenswerth ist, sich daran festklammern.
Noch vor etwa anderthalb Deeennien findet sich jene Tra-
dition, die an Moliere's Verhältniss zu A. Bejart anknüpft, in
einem wissenschaftlichen (V) Werke mit einer schrankenlosen Will-
kür ausgebildet, die jeder Kritik spottet. Es ist dies Fournier's
Roman de Moliere, Paris 18G3. Nicht zufrieden damit, in der
Ecole des Maris, Ecole des Femmes und im Misanthrope ein Ab-
bild von des Dichters innerster Häuslichkeit zu entdecken, will
Fournier in Personen des Depit amoureux, des Tartnffe, des
Bourgois gentilhomme nur ein Portrait jenes verderblichen
Wesens erblicken (S. 3 ff.). Und in der Schlussscene des Tar-
tuffe und der Fourberies de Scapin soll gar Moliere das Ge-
heimniss, welches die Geburt der A. Bejart umgab, haben andeuten
wollen. [Wie tactvoll und zartfühlend!] (8.57.) Solche üeber-
treibungen, die eine bedenkliche Geistesverwandtschaft mit dem
in wohlverdiente Vergessenheit gerathenen Aime Martin bekunden,
sind zwar vereinzelt, aber gleichwohl ist es bis zum Ueberdruss
nachgesprochen worden, dass jene 3 Stücke, Ecole des Maris,
Ecole des Fennnes und Misanthrope, nur in unterbrochener
Reihenfolge, eine poetische Darstellung des Verhältnisses zu
A. Bejart seien. Untersuchen wir, wie sich eine nüchterne
Kritik dem gegenüber stellen muss.
Dass Moliere sein eigenes Innere hie und da enthüllt hat,
wäre anzunehmen , auch wenn nicht die ihm nahestehenden
Freunde, La Grange und Vinot, dies in der Preface der Aus-
gabe von 1682 (a. a. 0. XVI.) ausdrücklich bekundeten.^) Aber
wie jeder wahre Dichter hat er das Individuelle zum Typischen
erweitert, und schon darum wird diese Selbstoffenbarung nicht
immer der historischen Wirklichkeit genau entsprechen. Wenn
nun auch der zartfühlende Tact unsrer gesellschaftlichen Cultur
dem Zeitalter Moliei-e's ferner lag-) und darum nicht, wie Fritsche
(Moliere-Studien S. 3) andeutet, die Annahme einer absichtlichen
Enthüllung häuslicher Verhältnisse an und für sich unwahr-
scheinlich ist, so wird man doch jedenfalls eine solche nur da
') Schweitzer (Moliere-Museum I, 83) bemerkt treffend, dass »diese
paar Worte der ganzen Spriucrfluth von Conjectural - Interpretationen
Luft gemacht haben«.
^) Impromptu de Versailles und Amphitryon geben davon eine
wenig günstige Vorstellung.
Einige offene Fragen der Moliire - Kritik . 479
annehmen, wo die poetische Darstellung in ihren wesentlichen
Zügen mit der historischen Wirklichkeit übereinstimmt. Das nun
ist bei den drei angeführten Stücken keineswegs der I'all.
lieber die Beziehungen Moliere's zu seiner künftigen Ge-
mahlin wissen wir in der Zeit, wo die Ecole des Maris gedichtet
und aufgeführt wurde, genau genommen nichts. Wie jener ver-
hängnissvolle Bund zwischen dem 40jährigen Manne und der um
etwa zwei Deeennien jüngeren Kokette zu Stande gekommen,
darüber gibt es v.idersprechende Nachrichten, von denen keine
besonders glaubwürdig ist. Nach der Fameuse Comedienne hat
M. Bejart die eigene Tochter dem gereiften Manne verkuppelt,
um die gehasste Rivalin, de Brie, welche sie selbst nicht aus-
zustechen vermochte, durch die heranblühende Armande zu ver-
drängen. Hier aber, wo der Hass einer Rivalin augenscheinlich
die Darstellung beeinflusst hat (s. meine Abb.: Der Verf. der
Fam. Com. in Herrig's Archiv 63, p. 333 ff.) ist diese Schrift
weniger glaubwürdig, als in anderen Punkten. Auch dem Klatsche
des später lebenden Grimarest können wir keinen unbedingten
Glauben schenken (s. o.). Was also die beiden an Alter so
verschiedenen Personen zusammengeführt hat, wissen wir eben-
sowenig, wie wir das frühere Verhältniss der A. Bejart zu dem
Dichter kennen. Jene vertraute Unterredung zwischen Moliere
und Chapelle in der Fam. Com. enthält nur so allgemeine Wen-
dungen, dass Avir daraus garnichts schliessen können, auch wenn
der Wortlaut derselben nicht oftenbar mehr der Verfasserin, als
dem Dichter selbst angehörte. Was also der Dichter in seinem
Verhältniss zur Geliebten mit dem Ariste der Männerschule gemein
hat, ist, dass er wie jener in vorgerückterem Alter stand,
und dass er auf ein junges Mädchen die Augen geworfen hatte.
Daraus nun zu folgern, dass Moliere sich selbst in Ariste, und
A. Bejart in Leonor habe portraitiren wollen, ist mindestens
willkürlich. Es widerspricht dieser Annahme auch die Rollen-
besetzung. Moliere selbst spielte den Sganarelle, A. Bejart nicht
die Leonore — sie ist vor ihrer Verheirathung nie als Schau-
spielerin aufgetreten — , und das war doch erforderlich, wenn
der Dichter seiner Braut recht zu Gemüthe führen wollte, welchen
liberalen und toleranten Ehegatten sia in Ariste -Moliere gegen-
über den anderen Sganarelles bekommen würde. In Ariste, durch
l'Espy gespielt, konnte sie unmöglich ein Abbild ihres Geliebten
erblicken, und Moliere, wenn er selbst die rauhen, abstossenden
Formen eines Sganarelle annahm, hätte dem beabsichtigten Ein-
druck geradezu entgegengearbeitet.
Zweitens, so pflegt man hervorzuheben, schildert die Ecole des
Maris den Kampf der bangen Befürchtungen, die sich dem Dichter
480 R. MdhrenhoUz
vor dem ungleichartigen Bunde aufdrängen mussten und der über
sie triumphirenden Hoffnungen. Das klingt sehr probabel, entpricht
aber dem, was wir überhaupt von Moliere's Seeleustimmung zur
Zeit jener Katastrophe wissen, durchaus gar nicht. Nach jener
Unterhaltung mit Chapelle (Fam. Com. 6d. Bonnassies, S. 19) ist
Moliere ohne irgend welche Befürchtungen, mit zuversichtlichen
Hoffnungen in den Bund mit derjenigen eingetreten, die er er-
zogen und von früher Jugend an^) herangebildet, die er also
durch die Bande der Dankbarkeit an sich gefesselt glaubte.
Und gerade dieser Zug entspräche so ganz dem innersten Wesen
des Dichters. Wer die Pflicht der Dankbarkeit gegen seinen
Vater, der ihn hart behandelt und Verstössen, gegen seinen König,
der zweimal die dichterischen Pläne durch politische Rücksichten
fast vereitelt hätte, so treu bewahrte, der musste auch da auf
dankbare Hingebung hoffen, wo er seine Liebe entgegentrug.
A. Bejart selbst würde in ihrem Verhältniss zu Moliere
eher der Isabelle als der Leonor entsprechen, aber auch die
Annahme, Moliere habe der Geliebten in der Isabelle ein war-
nendes Abbild vorhalten wollen, ist aus zwei Gründen unthun-
lich. Einmal sind die Aussclireitungen Isabelle's hier durch Sga-
narelle's verkehrte Erziehungsweise entschuldigt, wenn nicht be-
rechtigt, zweitens sagt Moliere in jener Unterredung — und
diese, wie gefärbt sie auch sei, enthält doch den einzigen Schlüssel
für die Beurtheilung jener Hypothese — , dass er vor der Ehe
und auch im Beginn des häuslichen Zusammenlebens noch nicht
die »bösen Neigungen« der Armande bemerkt habe.
Nun endlich, Charakter und Moral des Ariste, haben sie
Berührungspunkte mit der Denkweise Moliere's ? Es ist zwar
nicht zweifelhaft, Moliere, wie alle grossen Dichter und Künstler,
huldigte keineswegs der puritanischen Sittenstrenge, und noch
im Etourdi bekannte er sich zu bedenkenerregenden sittlichen
Grundsätzen, aber seiner Geliebten gegenüber würde er niemals
so gedacht und gehandelt haben, wie Ariste es thut. Wie hätte
denn sonst die spätere Treulosigkeit der Gattin auf ihn einen
tiefen und nachhaltigen Eindruck machen können, wie hätte sie
den Dichter in die stille Einsamkeit von Auteuil zu treiben und
ihre düstern Schatten in die herrlichste der Schöpfvmgen Moliere's,
den Misanthrope, zu werfen vermocht! Wie hätte er die schlecht
verhüllten Neigungen seiner unwürdigen Geliebten, der de Brie,
mit den rückhaltlosen Worten jener Stelle im Impromptu de
Versailles brandmarken können! Mau überlasse es also der
Dichterphantasie des Herrn Lindau, der, beiläufig bemerkt, da am
^) »des le berceau« heisst es dort übertreibend.
Einige offene Fragen der Molure- Kritik. 481
meisten Dicliter ist, wo er es am wenigsten sein sollte, geheime
Bezicliungeii zwischen Ariste und Molicre zu entdecken; für eine
Kritik, welche sich auf das Sichere und often Daliegende be-
schränkt, existiren sie nicht.
Nicht viel anders steht es mit der Aehnlichkeit zwischen
dem Arnolphe der Frauenschule und Meliere, zwischen Agnes
und Armande. Was von Lindau und früher von Andern heraus-
gefunden worden ist, betrifft ganz äusserliche Dinge. Da wird
hervorgehoben, dass Arnolphe's Alter dem des Moliere unge-
fähr entspreche (Moliere war damals über 40, Arnolphe I, 1 ist
42 Jahr), dass die spöttische Satire beider besonders die betrogenen
Ehemänner zum Zielpunkt habe, dass sie neben ihrem Tauf-
namen noch einen anderen vornehm klingenden hätten etc. Aber
Niemand wird doch im Ernste behaupten, dass die G rund züge
in Arnolphe's Charakter irgendwie an Moliere erinnern! Wie
sehr auch Arnolphe für äussere Ehren empfänglich ist, wie sehr
er humane Freigebigkeit gegenüber dem Sohne seines alten
Freundes zeigt, wie sehr auch sein Inneres von wahrer Liebe
durchdrungen ist, wie sehr er auch endlich seine Weltkenntniss
rühmt, überall blickt dann doch der Sganarelle durch die Maske
des Weltmannes hindurch. Und Agnes, dieses naive, eben dem
Kloster entronnene Mädchen mit einer Armande vergleichen zu
wollen, die in dem zügellosen Treiben des Komödiantenlebens
aufgewachsen war, die von ihrer Mutter wahrlich alles Andre,
als Tugend und Unschuld ererbt hatte, — nun diese Consequenz
einer willkürlichen Voraussetzung hat in Wirklichkeit auch Nie-
mand zu ziehen gewagt. Ich will hier auf die Rollenbesetzung
nicht einmal ein besonderes Gewicht legen. Dass die Agnes
von der de Brie, nicht von der Moliere gespielt wurde, mag in
den äusseren Eigenschaften der Künstlerinnen seinen Grund haben,
aber aus welchem denkbaren Grunde hätte denn Moliere sich
selbst und seine Gattin gerade so portraitiren sollen, dass sie
beide sich nicht in ihren Bildern wiedererkannt hätten !
Es ist ferner gar nicht zu beweisen, dass Moliere's innre
Stimmung eine so krankhaft verzweifelte gewesen sei, wie
die Arnolphe's. Wir haben schon oben gesehen, noch im Be-
ginne der Ehe schwebte Moliere in den süssesten Täuschungen.
Wenn es nun zwar berechtigt sein mag, jene Notiz, die unter
den Formen einer halb romanhaften Unterredung auftaucht, be-
stimmt abzulehnen, so fehlt es doch völlig an Berichten, die
das Gegentheil erwiesen. Hier, Avie fast überall bei Beur-
theilung der Fameuse Comedienne, befindet sich die Kritik in
einer verzweifelten Alternative: entweder sie aeceptirt einen
zweifelerweckenden Bericht, oder sie gesteht, was Moliere's
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. 31
482 Tl. Mahrenholtz
Liebesroman betrift't, offen jenes Ignoramus et semper igno-
rabimus ein.
Wenn wirklich das Verhältniss Moliere's zur Gattin oder
die Seelenstimmung des Dichters schon zu jener Zeit eine der-
artige gewesen wäre, dass die Ecole des P'emmes beides wider-
spiegelte, wie kam es dann, dass die zahlreichen Gegner Moliere's
sich diese hoch willkommene Uebereinstimmung nicht besser zu
Nutze machten? Weder de Vise in der Zelinde, der doch keine
Blosse in der Dichtung oder an der Person seines Gegners un-
erspäht lässt, noch die elendesten Nachschreiber des elenden de
Vise, Boursault und Montfleury, haben jemals eine solche Analogie
angedeutet. Erst ein Jahr nach der ersten Aufführung der Ecole
des Femmes wird in der Vengeance des Marquis gelegentlich zu
verstehen gegeben, dass Moliere, der die cocus verspotte, selbst
wohl zu ihnen zähle. Jene Andeutung aber in einer Schmäh-
schrift von pöbelhaftester Gemeinheit darf doch nicht zu der
Annahme berechtigen, dassThier auf ein wirklich bestehendes
und allgemein bekanntes Verhältniss angespielt werde? Von
einer Treulosigkeit der Gattin in den ersten Zeiten der Ehe
weiss die einzige genauer unterrichtete Schrift gar nichts — , und
wieder tritt hier jene Alternative des aut — aut uns zwingend
entgegen — denn diese Schrift, die Fam. Com., verlegt A. Be-
jart's Ausschreitungen in die Zeit vor und unmittelbar nach
der Aufführung der Princesse d'Elide (Mai 1664).
Endlich im Misanthrope glaubte selbst ein Goethe die deut-
lichste Selbstoffenbarung Moliere's zu erblicken. Nun ist aller-
dings nicht zu bezweifeln, dass damals der Dichter von seiner
Gattin veiTathen war, dass er sich von ihr getrennt hatte, und
dass seine Gemüthsstimmung in Folge der Kämpfe mit der Geist-
lichkeit, die beinahe die Aufführung des Tartuffe vereitelt hätten,
durch den Undank Eacine's und durch die eignen häuslichen Ver-
hältnisse keineswegs eine heitere war. Ob sie aber einen schwer-
müthig menschenfeindlichen Zug hatte, der auf Alceste hin-
deuten könnte, ist wieder durch Nichts zu erweisen. Die beiden
Unterredungen Moliere's mit Cliapelle und Rohault, welche aller-
dings in jene Zeit fallen, sind ihrer Form nach so sehr an
Romauschilderungen erinnernd, überdies so wenig beglaubigt —
die eine findet sich nur in der Fam. Com., die andere nur bei
Grimarest — , dass wir aus ihnen gar nichts schliessen könnten,
auch wenn sie dem Charakter Moliere's mehr entsprächen. Eine
später auftauchende Flugschrift') ^(Elomire hypocondre, Moland,
^) In neuester Zeit wieder Gegenstand eines Streites im Molie'riste.
Man will nämlich den Verf. derselben zu einem Arzt machen, eine Auuahme,
die bereits Raynaud, les Medecins du temps de M., S. 438 fF. widerlegt hat.
Einige offene Fragen der Molunw- Kritik. 483
(Euvres V) schildert uns zwar Moliöre in einer Weise, die einiger-
niiissen an Alceste gemalmt, doch ist nicht auszumachen, wie
weit hier die Satire der Wirklichkeit, der spätere j\Ioliere dem
früheren glicht) Mehr will es bedeuten, wenn in den Amours
de Calotin (Ende 1663 oder Anfang 1664) Möllere gegen den
Vorwurf vertheidigt wird, dass seine Satire aus krankhafter Ge-
niüthsstimmung heiworgehe, aber auch aus dieser Notiz ist nur
die Thatsache zu folgern, dass schon vor der Dichtung des
Misanthrope bijswillige Gegner den Dichter zu einer Art Alceste
stempelu Avollten.
Sonst erinnern einzelne Züge in Alceste's Charakter an
Moliere. So die Abneigung gegen das heuchlerische Treiben am
Hofe, das gezierte Wesen des Salonlebens, die Eitelkeit der
Marquis, gegen die hohlen Phrasen und inhaltslosen Reimereien
der Hofdichter und die Vorliebe für das Volksthümliche in der
Dichtung u. a. Aber wie hätte je der universale Menschen-
kenner, der eindringende Beobachter des Lebens einen so doctri-
nären Ausspruch thun können, wie den, dass man alle Menschen
hassen müsse, die einen weil sie lasterhaft seien, die andern,
weil sie dem Laster schmeichelten. Nimmermehr würde Moliere
selbst einem Oronte gegenüber die anfangs mit Widerwillen
beobachtete'^) Reserve zuletzt so ganz ausser Acht gelassen
haben, nimmermehr hätte er sich bei dem Prozesse mit so kin-
dischem Trotz benommen. Man kann daher nur behaupten, dass
der unhöfische Alceste ebenso sehr an Moliere erinnere, wie der
höfische Weltmann Philinte ; dass Molie-re sich in einem von
beiden habe portraitiren Avollen, ist ganz unerweisbar.^)
Von der Moliere in ihrem Verhältniss zum Gatten und zu
ihren vornehmen Verehrern wissen wir viel zu wenig, als dass wir
eine Parallele zwischen ihr und Celimene überhaupt ziehen könnten.
Nicht minder willkürlich ist es, wenn man in Philinte,
Eliante und Arsinoe Abbilder des Chapelle, der de Brie und der
Duparc erblickt. Chapelle tritt uns in der Fam. Comedienne
als ein treuer, aber wenig für ideale Gefühle empfänglicher
Freund Moliere's, bei Grimarest eigentlich nur als blasirtes Kneip-
genie entgegen, und dieser Schilderung widerspricht das, was
wir sonst von ihm wissen"^), keineswegs. Moliere müsste also
^) Herr Brunnemann zerhaut wieder deu gordischen Knoten, in-
dem er a. a. 0. S. XIV decretirt, der »gute« Moliere sei wetterwendisch
und jähzornig.
"-) Mit Recht macht hierauf Jacobs in den Anm. zu der Abh. über
Moliere, ed. Humbert, S. 23 aufmerksam.
^) Nähere Ausf. in meiner Abh. über Moliere's Misanthrope (Herrig's
Archiv 58, Heft 3).
•*) S. u. a. die Charakteristik im Moliere-Museum I, 26 ff.
81*
484 R. Mahrenholt:
in der Figur Philinte's den Freund ausserordentlich idealisirt
haben, was an sich ja sehr wohl möglich, aber auch dann nicht
bewiesen ist, wenn wir mit Lindau die Realität jener Unter-
redung in der Fam, Com. annehmen wollten. Die Identificirung
der de Brie mit Eliante entbehrt dagegen jedes sicheren Anhaltes
und ist nur eine weitere Consequenz jenes de Brie -Mythus,
den ich in einer andern Arbeit zu zerstören suchte.^) —
Geradezu unmöglich ist es, in der Arsinoe ein Portrait der Du-
parc zu finden. Diese stolzeste und achtungswertheste aller
Kimstierinnen des Moliere'schen Theaters^) hat nie einen Versuch
gemacht, den einst zurückgewiesenen Dichter siiäter durch Ko-
kettenkünste zu erobern, am wenigsten damals, wo sie von dem
jugendschöneu Racine gefesselt war und vielleicht schon sich
mit dem Gedanken trug, das bereits früher zeitweilig verlassene
Palais Royal für immer mit dem Hotel de Bourgogne zu ver-
tauschen. Zudem verhält sich die widerwärtige Kokette Arsinoe
zu der stolzen, ihrer Würde wohlbewussten Duparc kaum wie
die Carricatur zum Original, und es hiesse, dem edlen, für per-
sönliche Kränkungen so wenig empfänglichen Dichter eine nie-
drige Rachsucht andichten, wenn man glaubte, dass er in der
Arsinoe eine Duparc profanirt habe. Auf die Interpretations-
kunst jener Phantasiekritiker, die im Alceste den Duc de
Montausier, in der Celimene die Longueville wiederzuerkennen
glauben, will ich gar nicht eingehen.
III.
Jene Voraussetzung, dass Moliere die Geheimnisse des
innersten Herzens auf der Bühne habe ausplaudern lassen, hat
auch dazu geführt, im Depit amoureux ein idealisirtes Bild seines
Verhältnisses zur Duparc zu erblicken. Das ist denn doch noch
ein ganz Theil willkürlicher, als die oben berührten Annahmen.
Die Versuche Moliere's, das Herz der spröden Dame zu erobern,
fallen nach der Angabe der, in chronologischen Dingen freilich
ganz unzuverlässigen, Fameuse Comedienue (a. a. 0. 9) in die
Zeit des ersten Lyoner Aufenthaltes, also etwa Anfang 1653, der
Depit amoureux aber ist erst Ende 1656 aufgeführt worden. Inder
Zwischenzeit war die Duparc Gattin und Mutter geworden, und
statt der früheren Disharmonie war jetzt, wie es scheint, ein
Verhältuiss gegenseitiger Freundschaft und Achtung eingetreten.
Darauf lässt wenigstens das schliessen, was Moliere von der
^) Sie ist ebenfalls in diesem Hefte der Ztschr. abgedruckt.
^) s. über die Duparc meine Arbeit in dieser Ztschr. II, p. 161 ff.
FAnigc offene Fragev der Molilrc- Kritik. 485
Künstlerin im Impromptu de Versailles sagt.^) Von einer
späteren Liebelei mit der Diiparc, sei sie nun einseitiger Natur
oder auf Erwiderung beruhend gewesen, wissen wir gar nichts,
und es wäre naliezu komisch, mit Herrn Paul Lindau anzunehmen,
dass Meliere eine verlieirathete Dame, die er vor mehreren
Jahren hoflnungslos liebte, in der Figur eines eigenwilligen, un-
erfahrenen Mädchens habe portraitiren wollen. Wenn die
Erinnerungen an jenes unglückliche Verhältniss, von dem wir
übrigens etwas Nälieres gar nicht wissen, wirklich in einer Dich-
tung Moliere's Ausdruck gefunden hätten, so müsste diese der
Zeit nach nicht der Depit amoureux, sondern der Etourdi gewesen
sein.^) Aber der feine Dichtertact des Herrn Paul Lindau hat
hier herausgefühlt, dass Meliere, trotz seines vielbewegten, dem
»Ewig- Weiblichen« keineswegs verschlossnen Lebens, im Alter
von 33 Jahren noch nichts von Liebe verstanden habe,^) dass
erst der belebende Verkehr mit der Duparc, der zum grossen
Theile nur in Lindau's Phantasie besteht, die schlummernden
Regungen geweckt, und dass dennoch eine Zeit von fast vier
Jahren nöthig gewesen sei, ehe Moliere im Depit amoureux zu
bekunden vermochte, dass er auch in Sachen der Liebe kein
Neuling mehr sei.
Wozu aber in der Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe
liegt? Will man ganz sicher wissen, was Moliere über Armande,
die de Brie, die Duparc gedacht habe, so lese man Impromptu
de Versailles I. 1 nach.
IV.
Nicht nur die Geheimnisse des eignen Herzens soll Moliere
in seinen Komödien mit selbstverspottendem Humor enthüllt haben,
auch auf die Liebeshändel seines Herrn und Gebieters, Ludwig
XIV, habe er, was doch ungleich gefährlicher gewesen wäre,
angespielt. Man will namentlich im Amphitryon eine Darstellung
der Beziehungen Ludwigs zur Montespan finden, und nur darin
sind jene Phantasiekritiker uneinig, ob sie eine Verherrlichung
jenes Verhältnisses oder einen moralischen Protest gegen dasselbe
für wahrscheinlicher halten sollen. Die erstere Annahme ist von
Roederer in den Memoires pour servir ä l'histoire de la societe
*) ed. Despois S. 402.
'^) Der doch nach Lagrange's Registre erst 1655 zur Aufführung kam.
Dass dem die Stelle in der Preface von 1682 nicht widerspricht, bemerkt
richtig Despois I, 80.
^) 8. h. meine Abb.: Die weibl. Charactere in Moliere's Komödien
(Herrig's Archiv, Bd. 62, S. 243).
486 K. Mahrenholtz
polie en France gemacht worden nncl hat mit Recht die Znrück-
weisung Moland's (CEuvres I, 202. V. 15) und Gernzez's (hist. de
la litt. fran^. oSSj^ wie andrer objectiv urthcilender Kritiker er-
fahren. Die entgegengesetzte Ansicht, wie sie von Moland I,
202 f. angedeutet, von Lindau a. a. 0. S. 91 — 93 mit wünschens-
werthester Ausführlichkeit dargelegt worden ist, hat auch in dem
Stücke keinen Anhalt. Wer von Plautus oder Rotrou zu Moliere
übergeht, wird freilich finden, dass der Amphitryon hier eine
ganz andre Person geworden ist. Er ist nicht mehr jener schlaf-
mützige, in knechtischer Demuth dem übermächtigen Gotte ge-
horchende Ehemann, sondern ein von lebhaftem Ehrgefühl, ritter-
lichem Muthe und edlem Zorneseifer durchdrungener Cavalier.
In ähnlicher Weise ist denn auch Alcimene aus einer ruhigen
Matrone zu einer liebesdurstigen Kokette, der jedoch ein leb-
haftes Bewusstsein der Aveiblichen Würde und Ehre keineswegs
abzusprechen ist, gemacht. Doch wenn einmal der überlieferte
Stoff aus der mythologischen Hülle herausgenommen wurde und
modernen Zuschnitt erhielt, so war eine andere Behandlung nicht
möglich. Dass ein Gatte willig den ihm angethanen Schimpf
erträgt, ja, dass jene Brutalität Jupiters und deren naturgemässe
Folgen noch als hohe Ehre für Amphitryons Haus gepriesen
werden, wäre docli für das moderne Freiheitsbewusstsein und
individuelle Selbstgefühl zu arg gewesen. Wenn denn auch am
Schluss des Stückes jener PseudoJupiter in der Fülle göttlicher
Allmacht auftritt und der tiefgekränkte Gatte sich der Macht
unterwerfen muss, so kann er es nur mit unterdrücktem Zorne,
nicht mit freudigem Wohlgefallen thun.
Jener Moliere'sche Jupiter ist übrigens nicht so verherrlicht,
dass man hinter ihm ein ideales Abbild des vom Dichter über-
zeugungsvoll verehrten Herrschers erblicken könnte. Eine ironi-
sirende Darstellung des Göttlichen, von der Plautus im Ganzen
sich frei hält, ist namentlich in dem prologue des Amphitryon
keineswegs zu verkennen. Jupiter selbst entgeht nicht einmal
dem Spotte Mercure's.
Diese halbironische Vorführung des Olympiers beweist aber
ebenso, dass Moliere an eine Apotheose Ludwig's XIY gar nicht
gedacht haben kann, wie die Charaktervorzüge Amphitryons da-
für bürgen, dass er nicht in die Reihe jener Sganarellc's und
Dandin's vom Dichter gestellt worden ist.^)
Der Ernst des Lebens hat denn auch die sittlichen An-
^) So behält also Gernzez a. a. 0. Recht, wenn er sagt, Moliere
habe nur mit Plautus rivalisiren und den Hof (richtiger die Stadt, denn
Amphitryon wurde ä la ville gegeben) amüsiren wollen.
I
Einiae offene Fragen der 31 olüre- Kritik 487
scliauiingen Moliere's gelJiutei't. Während ilim in den Jugend-
koraödicn der gefoppte Ehemann stets als läclierliche Person er-
sclicint, verweilt er hier mit sichtlicher Sympathie auf der Seite
des gekränkten Rechtes, und wenn er auch später im George
Dandin, dem theatralischen Eft'ect zu Liebe, wieder in den Ton
jener Jugenddichtungen zurückfällt, so bricht doch in den Schluss-
worten das angeborene Rechtsbcwusstsein und vielleicht auch die
Erinnerung an das eigne häusliche Leid hervor.
V.
Endlich soll auch der, welcher sein häusliches Leben und die
geheimen Neigungen seines Monarchen zum Gegenstande der
Satire gemacht habe, das eigne körperliche Leid im »Malade
imaginaire« in's Komische gezogen haben. Das ist eine Meinung,
die von grossen Verehrern und Kennern des Dichters ausge-
sprochen ist, und die merkwürdigerweise den Anlass gab, noch
die letzten Momente des Dichters zu glorificiren. Wie sehr man
durch diese Annahme den Dichter und Menschen herabwürdigt
und ihn auf eine Stufe mit dem Narren der Shakspere'schen
Komödien oder jenes von der Shakspere-Ideologie oft gefeierten
Mercutio stellt, übersah man dabei. Also Meliere hat nach der
herrschenden Annahme in dem »eingebildeten Kranken« wieder
ein Stück des eignen Lebens geschildert, in einer Weise freilich,
die dem damaligen Parterregeschmack vielleicht über Gebühr
Rechnung trug. Das setzt voraus Entweder: L: Dass Meliere sich
einbildete krank zu sein, ohne es zu sein. Oder IL: Dass er krank
war, aber sich einbildete, es nicht zusein. OderllL : Dass die
Aerzte ein Interesse hatten, ihn für krank auszugeben und darin
von einer habgierigen, herzlosen Gattin bestärkt wurden. Oder
IV.: (und das wäre das Entwürdigendste für den Menschen Me-
liere), dass er seine Krankheit kannte, aber sich einbildete, sie
wegzuspotten, indem er selbst und Andere herzlich darüber lachten.
In Wirklichkeit wissen wir von Moliere's körperlichem Zustande
nur, was Lagrange und Vinot ((Euvres de Mol. ed. Despois
p. XVII) darüber sagen: Lors qu'il commenga les representations
de cette agreable comedie (Malade imaginaire), il etait malade
en effet d'une fluxion sur la poitrine qui l'incommodoit beaucoup,
et ä laquelle il etoit sujet depuis quelques annees. II etoit
d'ailleurs d'une tres - bonne Constitution . . . (Das Nachfolgende
ist nur subjective Vermuthung der Verfasser.) Ob also die
Krankheit wirklich von Anfang an eine gefahrbringende war,
ob sie den Geist des Dichters lähmte, ob sie das Verhältniss
zur nächsten Umgebung beeinflusste, wie diese Umgebung sich
488 R. MahrenhoU:
dem Leidenden gegenüber benahm, welche Rolle die Aerzte, sei
es in medicinischer oder allgemein menschlicher Hinsicht, dabei
spielten, — das ist uns nicht bekannt.
Freilich jene oben erwähnte Schmähschrift »Elomire hypo-
condre ou les medecins venges«^) würde, wenn sie eben nicht
eine blosse Schmähschrift wäre, uns ein ziemlich vollständiges
Bild von dem leidenden Dichter geben. Aber mag nun ihr
Verfasser Arzt gewesen sein oder nicht, mag er auch die Häus-
lichkeit Moliere's genau gekannt haben (Moland, CEuvres V. 527),
soviel ist doch für den Kenner der Pasquilleliteratur jener Zeit
sicher, dass er meist nur das wiederholt, Avas längst Boursault,
Montfleury, de Vise, Villiers, Rochemond, Somaize u. a. vorge-
bracht hatten. Dass Moliere den Hof, die Frommen, die Pre-
ziösen lächerlich mache, dass der Einfluss seiner Komödien den
tragischen Meisterwerken entgegenwirke, dass er als Schauspieler
nicht immer erfolgreich gewesen, dass einzelne seiner Stücke,
wie Ecole des Femmes, der Kritik mancherlei Zielpunkte darge-
boten hatten u. s. w., das Alles brauchte der Verfasser nur ab-
zuschreiben, wo er es gerade fand. Neu ist es nur, dass Mo-
liere als zanksüchtiger Haustyrann, als aufgeblähter Komödiant,
als lächerlich in den Augen der eignen Truppe, als undankbar
gegen Wohlthäter, als ein Mensch, der zu einem nützlichen Be-
rufe nicht getaugt und desshalb unter die Schauspieler gegangen,
als abgetrumpfter Liebhaber, der dann aus purer Verzweiflung
eine rothhaarige Dirne erworben, als betrogner Ehemann, als un-
bequemer Miether, der sich vor Exmission nur durch freiwillige
Erhöhung des Miethzinses gerettet habe,^) vor Allem — als ver-
grillter Hypochonder carrikirt wird. Und diese schönen Elucu-
brationen werden wir doch billigerweise der ausschmückenden
Phantasie des sauberen Verfassers zuschreiben müssen!
Aber in der That eine ganz andre Beziehung existirt wirk-
lich zwischen jener Schmähschrift und dem Malade imaginaire.
Es ist Moland's Verdienst, darauf näher hingewiesen zu haben,
wie Moliere jene Satire, die allerdings die eignen Waffen gegen
sich kehrte, für den Bourgeois gentilhomme und den Malade
imaginaire verwerthet habe. Mehr noch, der Anfang von I, 3
findet sich in der komischen Verbeugungsscene der Comtesse
d'Escarbagnas (Sc. 7) und die Prügelscene zwischen Elomire
^) Moland gibt sie in abgeküizter Form, vollständig ist sie von
Lacroix, Geneve, 1867, avec Notice wieder abgedruckt.
^) Eine etwas andere Version bei Grimarest (Augsburger Uebers.
S. 45). Ich citire diese ziemlich wortgetreue Uebers. wegen ihres
deutlichen, für geschwächte Augen wohlthuenden Druckes. Die 1. Ausg.
und Malassis' Neudrack sollten ärztlich verboten werden !
Einige offene Fragen der Moliere- Kritik. 489
und den beiden »Operateurs« im Bourgeois gentilliomme (II. 4)
nacligealimt. Jener »eingebildete Kranke« ist freilich kein solches
Monstrum von Fehlern und Unliebenswiirdigkeiten aller Art wie
Elomire, er ist, wenn auch mit grellster Komik geschildert, doch
frei von allen Uebertreibungen und Verzerrungen, wie sie dem
Wesen des Pasquilles entsprechen. Doch Avir sehen gerade darin,
dass Moliere dem Verf. des Elomire gegenüber mit derselben
überlegenen Feinheit verfuhr, wie er sie 10 Jahre früher den
unberufenen Kritikern der »Frauenschule« bewies. Wie er in
der »Critique de l'Ecole des Femmes« alle jene später von de
Vise und seinen Nachbetern gemachten Einwürfe, die natürlich
schon vorher in den literarischen Kreisen der Residenz umher-
getragen wurden, selbst in einer weniger verzerrenden Weise vor-
bringt,^) und so die siegesbewussten Gegner niederschlägt, ehe
sie zum Kampfe gekommen, so wird auch in dem »Malade ima-
ginaire« der Eindruck jenes Machwerkes vernichtet, ehe er recht
zur Geltung kam (s. Moland a. a. 0. 527). Der Meister der
Satire verstand es, die Satire durch die Satire zu tödten, gerade
wie in unsrer Zeit der satirische Musikkritiker R. Wagner nicht
etwa durch sein »Judenthum in der Musik« den bittergehassten
Antipoden Meyerbeer niederwarf, sondern erst dann als Ueber-
winder der jüdischen Spectakeloper hervorging, als er jene auf
ihrem eignen Felde überboten, als er den Meyerbeer in der
Nibelungentrilogie »übermeyerbeert« hatte.
Diese literarische Beziehung allein kann die Kritik dem
»Malade imaginaire« vindiciren, wie weit dagegen jene Komödie
die innere Stimmung des Dichters oder sein häusliches Leid wieder-
spiegle, ist mit Sicherheit nicht zu erweisen.
Der »Malade imaginaire« ist des Dichters Schwanengesang.
Noch einmal erhebt er sich hier zu jener Form der »haute
comedie«, die er in den letzten Jahren seines dichterischen Wirkens
aufgegeben, um dem Geschmack der grösseren Masse willfährig
zu sein. Jenen volksthümlichen Dichtungen, die mit »George
Dandin« begannen, fehlt das, was die wahre Komik adelt, die
Wiedergabe der Zeitideen. Die Verspottung eines bäurischen
Landedelmannes, einer hochfahrenden und dabei die eigne Würde
preisgebenden Provinzialedeldame, oder der unweiblichen, dem
wahren Lebensberuf entfremdeten Altjüngferlichkeit ist der Ko-
mödie und Posse aller Zeiten eigen; jeuer systematische Kampf
gegen den Standeshochmuth und die scliwindelhafte ßeclamesucht
*) Dass er aber den Schluss des Medecin malgre lui aus de Vise's
Zelinde genommen (Moland a. a. 0.), ist unrichtig, jener Schluss stammt
aus dem Acero de Madrid.
490 R- ]\Iahrenholtz, Einige offene Fragen der Molicre-Kritik.
der Heilkünstler spiegelt die Scliäden einer bestimmten Zeit-
richtnng. Und so ist es denn als willkommene Fügung zu preisen,
dass derselbe Moliere, der im Misantlirope, Don Juan und Tar-
tuffe sich zu Avahrhaft culturliistorischer Bedeutung erhebt, nm
später auf das Niveau der halb possenhaften Jugendkomödie
herabzusinken, hier im Malade imaginaire wieder seinen Beruf
als Reformator einer ganzen Zeitrichtuug offenbart. Aus diesem
Gesichtspunkt ist die hohe Bewunderung gerechtfertigt, welche
stets dem letzten der Meisterwerke Moliere's nachgefolgt ist,
wenngleich diese Bewunderung nicht zum geringsten in der irrigen
Voraussetzung, dass der Dichter wieder sich selbst portraitirt
habe, ihren Grund hatte. Und der jähe Tod Moliere's, eine
directe Folge der Darstellungen jener Dichtung, musste diese
mit einem halb-mythischen Glorienschein umgeben, hinter den
ihre wahre ästhetische und culturhistorische Bedeutung zurück-
trat. Für den, welcher Moliere nicht aus den entstellenden
Berichten der traditionellen Lebensbeschreiber kennen lernen will,
mag aber die edle Selbstüberwindung, mit der der Dichter noch
im Angesichte des Todes die Pflichten erfüllte, welche ihm die
Wohlfahrt Andrer auferlegte, am klarsten beweisen, wie sehr
nicht nur die Carricatur des Elomire hypocondre jeder Realität
entbehi't, sondern wie wenig auch das von Grimarest gezeichnete
Charakterbild den edelsten Vorzügen Moliere's gerecht wird.
R. MAHRENHOLTZ.
Le Roman Contemporain en France.
I. M. Alphonse Daudet.
Uu'est-ce que le roman? Teile est la question qui divise
les romanciers francais anjourd'liui. Les uns, amis de la rlie-
torique et des i)oetiqiies, peiiseiit que le roman est un genre
soumis ä certaines regles immuables auxquelles ou ne peut se
soustraire avec impunite. Le roman pour eux est avant tout une
action: la lutte s'engage entre deux heros, peut-etre trois, le
plus souvent un heros, iine heroine et le mari de rherome. A
leur suite un cortege de personnages secondaires se mouvant
toujours dans leur orbite, et qui ne sont la, que pour leur donner
la replique, servir de pretexte, expliquer leurs actes, leur fournir
roccasion de debrouiller leurs pensees et d'arranger leurs dilFe-
reuds. Ils servent de temoins dans le duel qui s'engage sous
leurs yeux entre des passions, des volontes, ou des ambitions
opposees, ou simplement entre la passion et le devoir. La lutte
commence ä la premiere page, ses peripeties se succedent, plus
ou moins palpitantes, suivant le taleut du romancier dont l'ha-
bilete consiste ä laisser pressentir le denouement assez vague-
ment pour soutenir l'interet, piquer la curiosite, assez clairement
pour que le lecteur referme le livre, enchante de sa perspicacite
et content de l'auteur qui lui procure cette intime satisfaction.
C'est ce qui constitue le roman de Situation qui, reduit ä ses
Clements primitifs, n'est qu'uue intrigue qui se noue et se denoue;
c'est le roman idealiste. Si le romancier est en meme temps un
moraliste, s'il a une connaissance approfondie du coeur humain, des
passions, des mobiles Caches, il fait que l'action resulte des
caracteres, et malgre le cadre factice dans lequel il est enferme,
ses fictions paraissent plus logiques et plus vraies que la natura.
La vie reelle, en eflfet, n'offre pas autant de suite, eile ne presente
qu'une succession de faits qui se provoquent et s'entredetruisent,
492 C. Delaif
des persoiinalites pele-mele, qui se heiirtent, s'influencent, se
completent ou se nuisent. Si le romancier est poete ou paysa-
giste, s'il Unit au taleut dramatique le sentimeut de la uature,
il se preoccupera avaut tout du lieu oü il placera ses person-
nages, il le decrira avec predilectioii, s'inquietant de la scene
plus que des acteurs, et oubliera peut-etre les fantomes qu'il
vient d'ev^oquer pour se plonger dans la contemplation du beau
Site qu'il a choisi. Je pourrais citer plus d'un roman qui sur-
vivra par le charme de ses descriptions, cachaut la faiblesse
de rintrigue sous Ics splendeurs du decor.
D'oü vient la vogue immense dont jouit le roman dans
notre litterature moderne? De ce que c'est la forme litteraire
la plus souple qu'il y ait, la seule qui puisse se plier ä toutes
les fantaisies, etre tour ä tour terrible comme un drame, gracieuse
comme une idylle, gaie comme une comedie, mordante comme
la Satire et en tout temps la plus propre ä mettre en relief les
merites des talents les plus divers.
Si c'est la forme la plus facilc, c'est aussi la plus ephe-
mere, Celle qui date le plus, qui se fripe comme une robe de
gala. Ouvrez un roman de la lin du siecle dernier ou meme
des premieres annees de celui-ci, nos graud' meres Font arrose
de leurs larmes, et aux passages qui les attendrissaient nous
noHS surprenons ä sourire! Pourquoi? precisement parce que le
roman est l'oeuvre de la fantaisie, parce qu'il a pour but de sa-
tisfaire ce besoin de merveilleux, tout au moins d'extraordinaire,
qui est une sorte d'enfantillage de l'imagiuation, une revanche
qu'elle prend sur les realites rebutantes de la vie. L'histoire
de la litterature nous en offre la preuve, les epoques les plus
tourmentees sont Celles oü l'on s'est complu dans les plus fades
idylles.
De nos jours quelques romanciers en France ont voulu
donner au roman plus de consistance, plus de portee et par lä
plus de duree. Ils ont trouve qu'il etait au-dessous de leur
dignite de consacrer leur vie ;i la tache d'amuser le public,
ils ont dedaignc les tours de force des intrigues savamment
combinees, des imbroglios qui tiennent un lecteur en haieine, ils
ont voulu instruire sans ennuyer, k quoi ils n'ont pas toujours
reussi.
Le roman, a dit M. Zola, est une enquete sociale, une en-
quete de faits, l'oeuvre du romancier est celle du naturaliste, 11
observe les faits, et les enregistre, il les groupe, puis il les
livre au public dans toute leur realite, tranchons le mot, dans
toute leur brutalite. Peindre le vice sans rien voller de sa lal-
deur, et s'attacher de preference ä cette etude, teile est la mls-
Le Roman Contemporain en France. 493
sion du romancier, rceiivre de moralisation qiie s'impose l'ecole
iiaturaliste, ou plutut la niission doiit eile se croit investie par
droit de genie.
Entre ces deux tendances extremes du roman contemporain
11 y a place pour toute une litterature variee et nuancee tenant
de l'une et de l'autre.
M, Alplionse Daudet quo la plupart de mes lecteurs con-
naissent deja, saus doute, et qui vaut la peinc d'etre lu par ceux
qui ne le connaitraient pas encorc, n'appartient ni ä l'ecole ide-
aliste propremeut dite ni ä l'ecole naturaliste, nous verrons un
peu plus loin quel est son pere en litterature.
En 1877 tandis que la France, occupee k se relever de ses
desastres sanglants, oubliait la litterature, il parut un livre qui en
1878 comptait 15 editions et qui a aujourd'hui depasse de beau-
coup la cinquantieme, ce livre etait un roman de moeurs de M.
AlpLonse Daudet, le Nabab. Le nom de l'auteur etait dejä
populaire ainsi que celui de son frere M. Ernest Daudet.
M. Alplionse Daudet est ne ä Nimes le 13 mai 1840, il
vint ä Paris en 1857 et debuta dans les lettres par des poesies.
Quand on vient du Languedoc on est un peu troubadour, et M.
Alplionse Daudet entra dans le tournoi des lettres parisiennes
en bachelier de la gaye -science: Les Amoureuses (1858)
sont de petits poemes, ballades, virelais, rondeaux pleins de
gräce et de desinvolture, legers de touelie, parfois empreints de
tristesse, mais de cette tristesse du midi, la meme que chez les
Grecs et les Romains, une tristesse douce qui ne s'appesantit
pas sur ses soufFrances. Les Prunes dans ce recueil sont fre-
quemment citees comme une plaisanterie pleine de legerete et de
delicatesse. Rien ne faisait encore prevoir que cet aimable poete
se transformerait en uu brillant romancier. Le theatre aussi a
retenu longtemps M. Alphonse Daudet, il a publie en collaboration
'des comedies et des drames: la Double Conversion 1861, le
Roman du Chaperon Rouge 1863, La Derniere Idole
1862, rCEillet blanc, piece charmante et pleine de sensibilite,
Le Frere aine drame 1868, le Sacrifice comedie 1869, Les
Taverniers drame 1872. — En meme temps M. Alphonse Daudet
collaborait dans le Monde illustre, dans le Figaro, dans le
Moniteur devenu le Journal officiel oü il ecrit encore.
II semble que ce talent flexible et fecond apres avoir pu-
blic en 1868 le Petit chose, en 1874 son chef-d'oiuvre
Fromont jeune et Risler atne, bientot suivi de Jack,
n'ait pu epuiser dans ces romans si varies le trop plein de sa
fertile Imagination et de son exquise sensibilite, il les a repandues
dans une foule de petits morceaux intimes dont plusieurs sont
494 C. Belay
des cliefs-d'oeuvre de gräce et d'esprit. C'est dans cette cate-
gorie qiie reiitrent les Lettres de mon Moni in 1869, iine col-
lection de recits tres courts. Rieii de plus frais ni de plus de-
licat, de plus seiiti que les Vieux, la Mort du Dauphin;
de plus gracieux que le Sous-Prefet aux champs, la Che-
vre de M. Seguin; de plus malicieux que le Cure de Cuin-
gnan, la Mule du Pape et que l'Elixir du pere Gau eher
qui est une fiue raillerie de la Grande Chartreuse et de sa fa-
raeuse liqueur.
Puisque j'ecris cet article pour des* etrangers, ils me per-
mettront de les engager ä lire autour de la lampe, en famille,
les Lettres de mon Mouliu, ils entendront ainsi du bon fran-
gais qui les recreera et me sauront gre de l'agreable soiree que
je leur aurai procuree et dont M. Alphonse Daudet fera les frais.
Les Lettres a un absent 1871, dont la date dit le triste
sujet, Les Petits Robinsons decaves ou le Siege de
Paris raconte par une petite fille de 8 ans 1872, les
Contes du lundi 1873 sont tous sur le meme ton de tristesse
et d'amertume patriotiques : dans M. Alphonse Daudet l'artiste
et le patriote ne fönt qu'un. C'est ce qui explique l'accueil
que regut le Nabab k son apparition.
M. Alphonse Daudet avait ete de 1861 ä 1865 attache
comme secretaire au cabinet du duc de Morny, on attendait du
Nabab des revelations piquantes, et l'attente du public ne fut
pas degue; aux noms fictifs des personnages on substituait tout
bas ä Paris les noms de personnalites marquantes et de celebrites
du second empire. II en est qui vivent encore ; il y en a un
qu'on peut nommer sans indiscretion, c'est le demi-frere de Na-
poleon III, le duc de Morny, voile dans le Nabab sous le Pseu-
donyme transparent de duc de Mora.
Le duc de Mora a consenti a rencontrer chez Jenkins, son
medecin, le lion du jour, le Nabab Jansoulet, dont la fortune
colossale emerveille tout Paris; il l'a gagnee ä Tunis au Service
du bey, »c'est un coeur loyal, une äme genereuse« que ce Nabab,
si Ton en croit Jenkins. Sa fortune a-t-elle ete faite honuetement?
c'est ce qu'on ne se demaudera que lorsque Jansoulet sera ruine,
jusque lä il n'aura autour de lui que des courtisans, mais apres
... — pour le moment une ambition unique le devore, devenir
depute, le duc de Mora peut realiser ce reve.
On devine avec quelle fievre d'esperance le Nabab guettait
l'arrivee du duc dans les salons de Jenkins remplis d'une foule
aristo crati que :
»Sur les Sieges bas, les femmes groupees, pressees, con-
fondant presque les couleurs vaporeuses de leur toilette, formant
he Homaa Contimforain en France. 495
une immense corbeille de fleurs Vivantes, au-dessus de laquelle
flottaient le rayonnement des epaules nues, des chevelures semees
de diamaiits, gouttes d'eau sur les brunes, reflets sciutillants sur
les blondes, et le meme partum capiteux, le meme bourdonne-
ment confus et doux, fait de cbaleiir vibrante et d'ailes insai-
sissables, qui caresse en ete tonte la floraison d'un parterre.
Parfois un petit rire montant dans cette atniospbere luminense,
uu Souffle plus vif qui faisait trembler des aigrettes et des fri-
sures, se detacher tont a conp un beau profil. Tel etait l'aspect
du salou.« II se fit un mouvement et le duc de Mora entra:
»Nul mieux que lui ne savait se presenter dans le monde,
traverser un salon gravement, monter en souriant ä la tribune,
donner du scrieux aux choses futiles, traiter legerement les choses
graves ; c'etait le resume de son attitude dans la vie, une di-
stinction paradoxale. Encore beau malgre ses soixante - six ans,
d'une beaute faite d'elegance et de proportion oü la gräce du
dandy se^^raöermissait par quelque chose de militaire dans la
taille et la fierte du visage, il portait merveilleusement l'babit
noir, sur lequel, pour faire honneur ä Jenkins, il avait mis quel-
ques-uues de ses plaques, qu'il n'arborait jamais qu'aux jours
officiels. Le reflet du liuge, de la cravate blanche, Fargent
mat des decorations, la douceur des cheveux rares et grisonnants
ajoutaient ä la päleur de la tete, plus exsangue que tont ce
qu'il y avait d'exsangue ce soir lä chez l'Irlandais.«
»II menait une vie si terrible ! La politique, le jeu sous
toutes ses formes, coups de bourses et coups de baccarat, et
cette reputation d'homme ä bonnes fortunes qu'il fallait soutenir
ä tout prix. Oh! celui-lä etait un vrai dient de Jenkins; et
cette visite princiere, il la devait bien ä l'inventeur de ces
mysterieuses perles qui donnaient -ä son regard cette flamme, ä
tout son etre cet en-avaut si vibrant et si extraordiuaire.«
Ce fameux docteur Jenkins etait un charlatan en vogue
qui empoisonnait ses clients avec tout le serieux desirable, »ses
malades, c'etaient des epuises, des extenues, des auemiques,
brüles par une vie absurde, mais la trouvant si bonne encore
qu'ils s'acharnaient ä la prolonger« . . . »Jusqu'au deruier jour,
les clients de Jenkins circulaient, se montraient, trompaieut l'e-
goisme devorant de la foule. Ils mouraient debout en gens du
monde.«
II parait qu'ä Paris on parle encore de ce charlatan qui
sous les apparences d'une loyaute parfaite cachait tous les vices.
Ce fut un spectacle curieux de voir ä cote l'uu de l'autre le
duc de Mora et le Nabab. » Jansoulet, grand, fort, l'air peuple, la peau
tannee, son large dos voüte comme s'il s'etait pour jamais arrondi
496 C. DeJay
clans les salamalec de la courtisanerie Orientale, ses grosses
maiiis courtes faisant eclater ses gants claivs, sa mimique ex-
cessive, son exuberance meridionale decoupaut les mots ä Tem-
porte-piece. L'autre, gentilhomme de race, mondain, l'elegance
meme, aise dans ses moindres gestes fort rares d'ailleurs, lais-
saiit tomber negligemment des plirases inacLevees, eclairaiit d'un
demi - sourire la gravite de son visage, cachant sous une poli-
tesse imperturbable le grand mepris qu'il avait des liommes et
des femmes ; et c'est de ce mepris siirtout que sa force etait
falte . . .«
Voila le duc de Morny tel que nous l'a peint le romancier,
le voici tel que Victor Hugo l'a burine dans l'Histoire d'un
Crime:
»Qu'etait-ce que Moruy? Un important gai, un intrigant,
mais point austere, ami de Romieu et souteneur de Guizot, ayant
les manieres du monde et les moäurs de la roulette, content de
lui, spirituel, combinant une certaine liberalite d'idees avec l'ac-
ceptation de erimes utiles, trouvant moyen de faire un gracieux
sourire avec de vilaines dents, menant la vie de plaisir, dissipe,
mais concentre, laid, de bonne humeur feroce, bien mis, intre-
pide, laissant volontiers sous les verrous un fröre prisonnier, et
pret ä risquer la tete pour un frere empereur, ayant la meme
mere que Louis Bonaparte et, comme Louis Bonaparte, un pere
quelconque, pouvant s'appeler Beaubarnais, pouvant s'appeler
Flahaut, et s'appelant Morny, poussant la litterature jusqu'au
vaudeville et la politique jusqu'ä la tragedie, viveur, tueur, ayant
toute la frivolite conciliable avec l'assassiuat, pouvant etre es-
quisse par Marivaux, a la coudition d'etre ressaisi par Tacite,
aucune conscience, une elegance irreprochable, infüme et aimable,
au besoin parfaitement duc; tel etait ce malfaiteur.«
Sur le passage du duc de Mora dans le salon' de Jenldns
»les femmes se penchaient un peu avec des airs attirants, un
rire doux, une preoccupation de plaire«. II n'en remarqua qu'une
seule: »une tres- belle personne ... — beaucoup de vie sur des
traits severes — se detachait en päleur au milieu des minois
environnants, comme sa toilette toute blanche, classique de plis
et moulee sur sa gräce souple, coutrastait avec des mises plus
ricbes, mais dont aucune n'avait cette allure de simplicite har-
die . . . le front court et uni sous la frange des clieveux abaisses,
les yeux longs ouverts, d'un bleu profond, d'un bleu d'abime,
cette bouche qui ne cessait de sourire que pour detendre sa
forme pure dans une expression lassee et retombante. En tout,
l'apparence un peu hautaine d'un etre d'exception.« C'etait Fe-
licia Ruys, fille d'un celebre sculpteur, qui avait herite du genie
L.e Roman Contemporain en France. 497
de son pere et qui ä la derniere exposition avait remporte la
premiere medaille poiir avoir fait le biiste du duc de Mora.
Elle raccueillit avec im naturel parfait:
» — Je suis alle cliez vous, Mademoiselle, en montant au
Bois. —
— On me l'a dit. Vous etes meme entre dans Tatelier.
— Et j'ai vu le fameux groupe . . . mou groupe.
— Eh bien?
— C'est tres beau . . . le levrier court comme un enrage
. . . le renard detale admirablement . . . Seulement je u'ai pas
bien compris . . . Vous m'avie/ dit que c'etait notre liistoire k
tous les deuxV
— Ah! voilä . . . cherchez . . . C'est un apologue que
j'ai hl dans . . . Vous ne lisez pas Rabelais, monsieur le duc?
— Ma foi, non. II est trop grossier.
— Eh bien, moi, j'ai appris ä lire lä - dedans. Tres mal
elevee, vous savez. Oh! tres mal . . , Mon apologue est donc
tire de Rabelais. Voici: Bacchus a fait un renard prodigieux,
imprenable ä la course. Vulcain de son cote a donue ä im
chien de sa fa§on le poiivoir d'attraper toute bete qu'il pour-
suivra. Or, comme dit mou auteur, advint qu'ils se rencontre-
rent. Vous voyez quelle course enragee et . . . interminable.
n me semble, mou eher duc, que le destin nous a mis ainsi en
presence, munis de qualites contraires, vous qui avez re^u des
dieux le don d'atleindre tous les coeurs, moi dont le coeur ne
sera jamais pris.
Elle lui disait cela, bien en face, presque en riant, mais
serree et droite dans sa tunique blanche qui semblait garder sa
personue contre les libertes de son esprit. Lui, le vainqueur,
l'irresistible, il n'en avait jamais rencontre de cette race auda-
cieuse et volontaire. Aussi l'enveloppait-il de toutes les effluves
magnetiques d'une seduction, pendant qu'autour d'eux le mur-
mure montant de la fete, les rires flütes, le frolement des satins
et des franges de perles faisaient raccompagnement ä ce duo
de passion mondaine et de juvenile Ironie.
II reprit au bout d'une minute:
— Mais comment' les dieux se sont-ils tires de ce mau-
vais pas?
— En changeant les deux coureurs en pierre.
— Par exemple, dit-il, voilä un denoüment, que je n'ac-
cepte point ... Je defie les dieux de jamais petrifier mon cceur.
Une flamme courte jaillit de ses prunelles, eteinte aussitöt
k la pensee qu'on les regardait.«
Felicia Ruys orpheline d'une mere dont eile n'a jamais su
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. oo
498 C. Delay
le iiom avait ete ölevee daus Tatelier de son pere oü eile grandit
avec la liberte d'une plante sauvage jusqii'au jour oü il tut de-
cid6 qn'elle irait en pensiou. La petite indisciplinee avec la
Souplesse de sa nature d'artiste se plia aisement ä la regle de
la maisoii et se lia d'une tendre amitie de pensionnaire avec
Aline Joyeuse qui sera la cause involontaire de sa chute. Apres
la mort de son pere, Felicia Ruys resta seule dans Tatelier oü
Constance Crenniitz, une grande danseuse retiree qui avait tou-
jours veille sur eile, viut s'installer pour lui tenir Heu de mere.
»C'est ce papillou qui m'a servi de marraine«, disait Fe-
licia en partant d'elle. En effet, c'etait la seule atfection des-
interessee qui put s'interposer entre la jeune artiste et les dangers
qui l'entouraient. Un momeut il semble que Felicia Ruys va se
marier tout bourgeoisement . . . mais ce Paul Gery quelle appelle
Minerve parce qu'il lui rappeile Aline Joyeuse, son amie de pen-
siou, ce provincial dont Tlionnete figure a touclie la grande ar-
tiste blasee et devoree de spieen, besite entre Felicia et Aline.
Felicia le devine et se retire, belas! pour ceder aux instances
du duc de Mora.
II a fallu tout le talent de M. Alphonse Daudet pour don-
ner tant de poesie au foyer tout ordinaire d'un modeste employe
d'une raaison de banque. La famille de M. Joyeuse est l'idylle du
roman; la clarte discrete de la lampe au vaste abat-jour repose
les yeux du lecteur blesses de l'eclat des lustres, et ses oreilles
lasses des propos flatteurs et mensongers qu'on debite autour du
duc de Mora ou du Nabab, des calomnies murmurees a voix
basse par les courtisans du pouvoir et de la fortune et des in-
trigues qui se macliinent dans l'ombre; ses nerfs se detendent
aux rires perles des enfants qui s'ebattent autour de Bonne-
Maman, Alino, la soeur ainee, l'amie de Felicia, qui ä la mort de
sa mere a pris sa place et que Paul Gery epouse en adoptant
tonte sa couvee.
Dans la catastrophe , finale qui va clore le roman, la fa-
mille Joyeuse surnagera, — c'est une coquille de noix sur la
vague qui echappe ä la tempete, — c'est la vraie societe pa-
risienne, la bonne, celle dont on ne parle pas, parce qu'elle n'a
pas d'aventures a raconter. L'autre, celle qu'on connait trop,
c'est la societe corrompue teile que le second empire l'a voulue,
petrie k son Image, demoralisee, pervertie, teile que lui seul pou-
vait la faire, et qui s'est ecroulee dans sa trompeuse prosperite
comme ces maisons elegantes et legeres des pays chauds qui
s'effondrent au premier coup de vent minees par d'invisibles
termites. C'est ainsi qu'au jour de la debacle tout ce monde
Le Roman Contemporain en France. 499
frivole et scelerat que M. Alplionse Daudet fait revivre devant
iioiis disparait . . . poiir ne plus revenir, esperons-le.
Ils sollt tous engloutis, et c'est juste, le lecteur applaudit
au cluttiment. Le Nabab, le plus cruellement frappe et le plus
innocent peut-etre, est conspue, des que sa ruiue est consommee ä
force d'lionneurs achetes au poids de l'or. La caisse territoriale,
une eutreprise vereuse, a devore les tresors du cresus parveuu;
le petit pied d'une femme blessee dans sa vanite par la femme
de Jansoulet a suffi pour le pousser dans l'abime oii il a roule
jusqu'au fond et dont ses amis de la veille lui ont jete toute la
fauge au visage. La protection du duc de Mora l'avait fait de-
pute et lui avait cree des envieux, oiseaux de proie qui n'ont pas
attendu que le noble duc eüt ferme les yeux pour foudre sur
son protege, casser son election, l'etouffer d'ignomiuies et de
cruautes.
L'lieure du duc de Mora etait venue la preniiere, il s'etait
eteint au bruit voluptueux du bal qui folatrait dans son hotel
lorsqu'il y rentra pour mourir.
» — Sans casser une branclie aux marronniers du jardin, sans
faner une fleur dans le grand escalier du palais, en amortissant
ses pas sur l'epaisseur des tapis , la Mort venait d'entr'ouvrir
la porte de ce piiissant et de lui faire signe: »Arrive.« Et lui,
repondait simplemeut: »Je suis pret.« Une vraie sortie d'liomme
du monde, imprevue, rapide et discrete«.
»Homnie du monde! Mora ne fut autre cliose que cela.
Circulant dans la vie, masque, gante, plastronne du plastron de
^- satin blanc des maitres d'armes les jours de grand assaut, gar-
dant immaculee et nette sa parure de combat, sacrifiant tout ä
cette surface irreprochable qui lui tenait lieu d'une armure, il
s'etait improvise homme d'Etat en passant d'un salon sur une
scene plus vaste, et fit en effet un homme d'Etat de premier
ordre rien qu'avec ses qualites de mondain, l'art d'ecouter et de
sourire, la pratique des hommes, le scepticisme et le sang-froid.
Le sang-froid ne le quitta pas au supreme instaut«.
» — II etait, ce Mora, l'incarnation la plus brillante de l'Em-
pire. Ce qu'on voit de loin dans un edifice, ce n'est pas sa
base solide ou branlante, sa masse architecturale, c'est la fleclie
doree et fine, brodee, decoupee a jour, ajoutee pour la satis-
faction du coup-d'aMl. Ce qu'on voyait de l'Empire en France,
et dans toute l'Europe, c'etait Mora. Celui-lä tombe, le nionu-
ment se trouvait demantele de toute son elegance, fendu de
quelque longue et irreparable lezarde. Et que d'existeuces en-
trainees dans cette chute subite, que de fortunes ebranlees par
les contre-coups afFaiblis du desastre! . . .«
32*
500 C. Delay
Et Felicia Ruys, que devient- eile? Cette jeune personne
qui nous est presentee au debut si fiere, si grande dans son ennui
et son degoüt des hommes et des choses, finit comme une aven-
turiere, apres s'etre vendue au duc de Mora eile tombe dans les
bras de Jenkins, derniere chute de Celles dont on ne se releve pas.
Quant Ji Jenkins, il est oblige de fuir Paris, sa reputation
de medecin est perdue par la mort prematuree du duc de Mora.
Voilä comment finissent les principaux personnages dont M. Al-
phonse Daudet nous trace le portrait, car ils sont liistoriques
pour la plupart, ceux que j'ai mentionnes et bien d'autres que
j'ai du passer sous silence: Monpavon le satellite, la copie poussee
ä la caricature du duc de Mora, qui n'a su prendre ä son ami
que sa perversite sans son esprit et la correction de sa tenue,
moins sa gräce naturelle ... Je voudrais parier de M^^e Jenkins
et de son fils, le poete de Revolte . . . lionnetes et bons, mais
päles, elfaces dans la foule ... II faut m'arreter, pour ne pas
tout citer dans cette oeuvre remarquable, ecrite avec une verve
fremissante d'iudignation, qui restera dans les lettres comme un
requisitoire sous lequel l'Empire de Napoleon III restera con-
vaincu d'infamie, stigmatise aux yeux de la posterite.
Avec quelle vigueur d'ironie l'auteur denonce l'ceuvre phi-
lantliropique de l'liypocrite Jenkins, Bethleem, une nourricerie-
modele pour l'allaitement des enfants que Jenkins a fondee avec
l'argent du Nabab dont une bonne partie a glisse dans son
gousset. II s'agit d'elever des nourrissons en leur faisant teter
des chevres : »Les enfants, ä peine arrives, tombaient malades,
languissaient et finissaient par mourir, si les parents ne les re-
mettaient vite au foyer.« Bethleem donnait beaucoup ä faire
au eure et au menuisier, les enfants s'obstinaient ä ne pas teter
les chevres et ä mourir de faim, et Jenkins ä ne pas leur donner
de nourrices pour sauver l'honneur de son Systeme. M. le se-
cretaire des commandements, vient avec Jenkins visiter l'etablisse-
ment, le directeur prevenu a tout arrange en consequence, mais
tandis que Jenkins regoit des felicitations sur la prosperite de
son Oeuvre et l'excellence de son Systeme, un bruit extraordinaire
se fait entendre: » — Dans un chenil sordide qu'a epargne le
grand lessivage, car on ne comptait, certes, pas le montrer, sur
des matelats ranges ä terre, une dizaine de petits monstres sont
etendus, gardes par une chaise vide oü se prelasse un tricot
commence, et par un petit pot egueule, plein de vin chaud,
bouillant sur un feu de bois qui fume. Ce sont les teigneux,
les gourmeux, les disgracies de Bethleem que l'on a Caches au
fond de ce coin retire, — avec recommandation ä leur nourrice
seche de les bercer, de les apaiser, de s'asseoir dessus au be-
Lc Roman Contentporain en France. 501
soin pour les empeclier de crier; — mais que cette femme de
campagne, inepte et curieuse, a laisses lä pour aller voir le
beau carrosse stationnant dans la coiir. Derriere eile, les maillots
se sont vite fatigues de leur posltion horizontale; et rouges,
couverts de boutons, toiis ces petits »croüte-leves« ont poiisse
leur concert robuste, car ceux-la, par rairacle, sont bien portants,
leur mal les sauve et les nourrit. Epordns et remuants comme
des hannetons renverses, s'aidant des reins, des coudes, les uns,
tombes sur le cote, ne pouvant plus reprendre d'equilibre, les
autres, dressant en l'air, toutes gourdes , leurs petites jambes
emmaillottees, ils arretent spontanement leurs gesticulations et
leurs cris en voyant la porte s'ouvrir,« . . . le directeur explique:
»Enfants mis ä part . . . contagion . , . maladies de peau«. »M. le
secretaire des commandements n'en demande pas davantage;
moins lieroique que Bonaparte en sa visite aux pestiferes de
Jaffa, il se precipite vers la porte, et, dans son trouble craintif,
voulant dire quelque chose, ne trouvant rien, il murmure avec
un sourire ineffable: » — Ils sont cha . . . armants«, et le lende-
main Jenkins est decore pour »grand devouement ä la cause de
l'humanite « .
Pour ne pas laisser mes lecteurs sous cette triste Impres-
sion, je crois qu'ils ne se recrieront pas si je me laisse aller ä
une derniere citation, un modele de gräce et de legerete: La
Crenmitz, exaltee par les Souvenirs de sa gloire d'autrefois, est
partie dans une danse fantastique:
»C'etait charmant et feerique. Sur le fond de Timmense
piece noyee d'ombre et ne recevant presque de clarte que par
le vitrage arrondi oü la lune montait dans im ciel lave, bleu
de nuit, un vrai ciel d'opera, la Silhouette de la celebre danseuse
se detachait toute blanche, comme une petite ombre falote, le-
gere, imponderee, volant bien plus qu'elle ne bondissait; puis
debout sur ses pointes fines, soutenue dans l'air seulement par
ses bras etendus, le visage leve dans une attitude fuyante oü
rien n'etait visible que le sourire, eile s'avan9ait vivement vers
la lumiere ou s'eloignait en petites saccades si rapides qu'on
s'attendait toujours ä entendre un leger bris de vitre et ä la voir
monter ainsi ä reculons la pente du grand rayon de lune jete
en biais dans l'atelier. Ce qui ajoutait un charme, ime poesie
singuliere ä ce ballet fantastique, c'etait l'absence de musique,
le seul bruit du rythme dont la demi - obscurite accentuait la
puissance, de ce taquete vif et leger, pas plus fort sur le par-
quet que la chute, petale par petale, d'un dahlia qui se de-
feuille . . . Cela dura ainsi quelques minutes, . . . Alors la
petite ombre blanche s'arreta au bord d'un fauteuil, et resta lä
502 C. Dclai'
posee, prete ä repartir, souriante et haletante, jusqu'ä ce que
le sommeil la prit, se mit ä la bercer, ä la balancer doucement
Sans deranger sa jolie pose, comme iine libelliüe siir une brauche
de saule trempant dans l'eau et remuee par le courant.«
Nous nous sommes attardes longtemps a feuilleter le Na-
bab; c'est du temps bien employe, nous y decouvrons toutes
les qualites qui distinguent l'ecrivain que nous ctudions ensemble.
M. Jacques Garnier (dans un article de la Revue des deux
Mondes 1876) est peut-etre bien severe quand il refuse a ce livre
le droit de s'appeler un roman. »Le Nabab«, dit-il, »est com-
pose d'une collection de tableaux qui se suivent sans qu'une
necessite logique les relie Fun ä l'autre.« Je ne sais si nous
devons nous associer a, ses regrets en voyant M. Alphonse Dau-
det abandonner la tradition du roman francais pour s'inspirer en
Angleterre. En effet, il procede de Dickens, mais il en procede
en se l'assimilant, en le transformant ; »il est«, remarque encore
le meme critique, »doue de qualites qu'on rencontre rarement
dans un meme temperament d'ecrivain : la chaleur de verve des
conteurs meridionaux et le sentiment, la fantaisie emue ou iro-
nique des luimoristes du nord.« II sera peut-etre interessant de
chercher en quoi ces deux romanciers que separe la Manche
se rapprochent, et en quoi ils different.
Tous deux sont romanciers et poetes et fönt jaillir la
poesie des choses les plus vulgaires; chez tous deux la sur-
abondance des details nuit k l'ensemble et finit par exceder le
lecteur qui ne sait plus sur quel objet porter de preference les
yeux. Ce defaut est dejä sensible dans le Nabab qui ressemble
un peu a une galerie de portraits; mais ils sont si vivants , si
nature, ils out un interet historique si puissant, ils restent si
profondement graves dans la memoire qu'on sait gre au peintre
de les avoir finis avec taut de complaisance, puisque tous les
traits sont caracteristiques, Dans les Rois en Exil, livre qui a
paru l'annee derniere, ce defaut s'exagere et devient une maniere,
un parti pris; la description languit, insiste sur tout au lieu
d'indiquer, et cloue pour ainsi dire l'attention du lecteur ä grands
coups repetes.
Dans le Nabab, M. Alphonse Daudet devoile les scandales
d'un monde auquel toute l'Europe s'interesse; dans les Rois
en Exil, il raconte les dissipations de ces oiseaux de passage
exotiques qui semblent venus ä Paris expres pour se faire plumer,
et il peint cette couche sociale inferieure d'oü sortent les cor-
beaux aux serres crochues qui les devorent. Pour les Parisiens
qui entendent les allusions, reconnaissent les persomalites dont
rincognito ne leur impose pas, ce livre peut etre non moins pi-
Le Roman Contemporain en France, 503
quant que le Nabab, mais en deliors de ce cercle exclusif il est
clepourvu de cet interet humain qui fait qii'un roman peiit channer
les hommes de tout pays et de tont temps.
En effet, dans les Rois en Exil les personnages nons lais-
sent froids. Comment s'interesser ä ce roi detrone dont les
debancbes nous degoütent et qui se fait une gloire du surnom
de Rigolo que lui ont donne ses compagnons de plaisir, cette
jeunesse doree qu'a formee l'empire, ces rois de la gomme dont
M. Alphonse Daudet excelle a decrire les vices elegants et
raffines? La reine est un noble caractere, et pourtant eile excite
plus de pitie que d'interet, c'est qu'elle appartient a un autre
äge, et au milieu de notre Republique, eile semble une reine
Merovingienne desceudue du socle de sa statue pour traverser
les jardins des Tuileries ; eile est depaysee dans notre siecle,
on la plaint, on l'admire et on la blame, on ne comprend pas
qu'avec sa vive intelligence eile puisse nourrir de si colossales
illusions.
Dickens produit des emotions violentes, il fait rire ou pleurer,
»avant de l'avoir lu on ne se savait pas taut de pitie dans le
coeur«, a dit M. Taine dans son Ilistoire de la Litter ature
anglaise. Toujours excessif, il passe de la satire ä l'elegie;
cbez lui le moraliste l'emporte sur l'artiste. M. Alphonse Daudet
est beaucoup plus modere, plus maitre de lui, plus detache de
son ceuvre, plus artiste en un mot. Dickens denonce les vices
et les ecrase, il les foule aux pieds avec rage, M. Alphonse
Daudet les observe et les reproduit saus s'indigner, sans pro-
tester autrement que par une Ironie plus spirituelle qu'indiguee,
plus dedaigneuse que mordante, toujours contenue.
Le romancier anglais a le style passionne et uniforme, il
n'a que deux teintes, le noir et le blanc ; le romancier du midi
a sa Palette couverte des teintes les plus variees depuis les plus
douces, les plus insaississables miances jusqu'aux couleurs les
plus riches, les plus eclatantes et les plus crues. Les citations
que j'ai donnees en sont un exemple. L'un s'attaque a une
societe aristocratique, hautaine, imperieuse, egoiste et dominatrice.
Le vice que Dickens poursuivra de preference, c'est l'hypocrisie.
L'autre a devant lui une societe tourmentee du besoin de s'a-
muser, de briller, de paraitre, possedee de l'amour effrene du
luxe, portee ä la pose, c'est ä dire, au desir de passer pour ce
qu'on n'est pas. C'est dans Fromont jeune et Risler alne
la petite Sidonie, fille du peuple, qui pour devenir grande dame,
etaler des toilettes et des bijoux, manquera de parole ä son
fiance pour epouser le frere aine, qu'elle n'aime pas, qui pour-
rait etre son pere, mais qui est Risler aine ä la tete d'une mai-
504 C. Dehnt
son importante. II est vrai qu'elle le trompera avec son associe,
qui est le mari de sa meilleure arnie, et qu'elle les riiinera tous
les deux.
C'est M. Delobelle, le comedien refuse par tous les tlieätres,
qui fait le beau et se pavane dans les cafes, en attendant un
engagement qui ne vient pas, tandis que sa femme et sa fille
impotente se tuent de travail ä la maison. C'est encore dans
Jack, le poete d'Argenton, qui mange la fortune de sa femme
et qui ne sait inventer que le titre de ses poemes.
Dickens et M. Alplionse Daudet ont de commun qu'ils ont
Proteste tous deux contre l'exploitation du faible par le fort et
contre les tortures infligees ä l'enfance sous pretexte d'education.
On sait quelle place les enfants occupent dans Toeuvre de Dickens ;
ils n'existaient pas dans la litterature francaise, c'est ä l'auteur
de Jack et de Petit Cliose que revient le merite de les y
avoir introduits et d'avoir su leur gagner la Sympathie du public.
Petit Cliose, Daniel Eyssette, est un enfaut, pauvre fils d'un
fabricant ruine; au College on l'a surnomme le Petit Cliose
parce qu'avec sa blouse ä carreaux il est un etre trop insigni-
fiant pour que le regent retienne son nom. »II travaille brave-
ment le Petit Chose, il a compris que l'enfant pauvre doit tra-
vailler le double de ses camarades fortunes.« Plus tard il entre
dans un College de province en qualite de pion. Le pion est
un maitre d'etude qui est ä la fois eleve dans les classes su-
perieures et pedagogue dans les autres. Les maitres le dedai-
gnent et le considerent comme un inferieur sur lequel ils se
dechargent de toutes les corvees; les eleves voient en lui un
despote et un espion qu'ils ne sont pas tenus de respecter et
qu'ils peuvent tourmenter impunement. II n'y a pas de farces,
de mauvais tours dont le pion ne soit la victime, c'est le souffre-
douleur de l'etablissement oii tous ces petits etres courbes sous
une discipline inexorable, prives d'air et d'exercice, qui, livres
k eux-memes, ne seraient qu'espiegles et turbulents, deviennent
feroces et vicieux. Quand le Petit Chose est chasse du College
pour une faute qu'il n'a pas commise, bourre de rhetorique, sans
experience et sans volonte, il se croit une vocation de poete et
se met en devoir de devenir un grand homme. Des lors sa vie
n'est qu'une suite de faiblesses et de chutes. C'est ce qui
arrive ä presque tous les personnages que M. Alphonse Daudet
met en scene: au moment oü nous sympathisons avec leurs
souffrances, oü nous sommes prets ä les aimer, le romancier
ouvre une trappe sous leurs pieds qui les engloutit comme
si Mephistophelfes les appelait d'en bas. Sous ce rapport
Jack est plus interessant que Petit Chose, cet orphelin de
Le Roman Contemporain en Framce. 505
pere que sa mere immole ä la Jalousie de son amant, le poete
d'Argenton; sa vie n'est qu'un martyre si triste que beaucoup de
lectcurs ont referme le livre, avant la fin, rebutes par taut d'in-
justices. Dans ce roman rauteui* a devoile uiie des iniquites
modernes, l'exploitation de rcnfanee, il a montre le sort qui
attend tous ces enfants des pays chauds que leurs parents en-
voient k Paris pour leur education. Malheur ä ceux qui tombent
entre les mains du creol Boronval: s'ils sont riches, ils n'auront
pas ä subir de mauvais traitementSj mais si leurs parents per-
dent leur fortune, gare a eux! C'est dans ce roman que se
trouve le petit roi de Dahomey; c'etait une Inspiration de genie
que de placer ce petit negrillon royal dans un milieu parisien,
et ses malheurs tragiques ont ete racontes avec une emotion et
une originalite qui l'idealise en l'enveloppant d'une poesie etrange
et un peu sauvage.
Dickens oppose ä l'homme deforme par une education fac-
tice l'enfant qui est tout nature et l'homme du peuple noble et
bon dans sa grossierete. Le romancier fran^ais met en regard
l'homme raffine et perverti et riiomme honnete mais mediocre.
Tandis que Dickens eclairera le fond sinistre de ses tableaux
en projetant dessus le profil pur et suave d'une Agnes ou la
bonne figure de Pegottj^, Alphonse Daudet nous montrera M^e
Georges, creature noble et sainte mais eflPacee, il semble que l'au-
teur pense que la vertu est une violette qui ne fleurit qu'ä
l'ombre, nous ne trouvons nulle part dans ses oeuvres un grand
caractere associe ä un grand talent; les bons semblent faits pour
etre devores par les mechants. Risler atne fait pitie et pour-
tant il est si simple, il va telleraent de soi qu'il sera tronipe
que toutes les sympathies ne se concentrent pas sur lui, quoi-
qu'il soit la victime expiatoire de fautes commises ä son insu.
Cet inventeur est un grand enfant dans les choses de la
vie, et quand, enfin, il ouvre les yeux, il passe si brusquement
du role de dupe ä celui de justicier impitoyable qu'on est en
quelque sorte pris d'effroi devant ce caractere loyal, mais cet
esprit etroit et inflexible, saus mesure dans ses soupgons, comme
il l'etait dans sa confiance. C'est ce qui fait que Fromont
je une et Risler aine qui est un chef -d'oeuvre nous prend
peut-etre moins que le Nabab. II lui est cependant bien su-
perieur quant ä la forme, ici, M. Alphonse Daudet a groupe
artistement ses tresors d'observation autour d'une charpente har-
monieuse, rigoureusement construite, tout se tient, tout se com-
plete, tout contribue ä la beaute de l'ensemble. Et malgre toutes
ces qualites ce livre et tous les livres du meme auteur nous
laissent un regret, une Impression de tristesse, ils ne nous presen-
506 C. Delaii, Le liouian Contcmporain en France.
tent auciin de ces etres sympatbiqiies, grands par le coeur et
par l'intelligence qii'on voit rarement, bien rarement mais quel-
qiiefois pourtant dans la vie et doiit la vue fait du bien; M.
Alplionse Daudet nous dira peut-etre qu'il n'a pas rencontre de
ces etres exceptionnels . . . il est permis de se demander si
l'oeuvre de l'artiste est complete, lorsqu'il s'est borne ä peindre
les hommes tels qu'il les a vus, s'il ne doit pas avoir en hii
l'image d'un liomme ideal que nous entrevoyons tous plus ou
moins confusement, un type plus parfait que la realite que l'hu-
manite realisera peut-etre un jour. II appartient au poete et
au romancier de le deviner les premiers et de les signaler au
public.
Nous ne savons pas, du reste, quelles surprises nous re-
serve encore un talent aussi fecond et aussi varie que Test celui
de M. Alplionse Daudet.
C. DELAY.
Moliere und die de Brie.
Ein Beitrag zur Kritik des Moliere -Mythus.
Vor Kurzem erschien in Paris ein Buch, betitelt: les Maitresses
de Moliere par B. Pifteau, welches, halb wissenschaftliches Werk,
halb historischer Roman, die Tradition völlig wiederspiegelt, die sich
im Laufe der Jahrhunderte über den liebenden Moliere gebildet hat.
So wird denn hier die Duparc in die Reihe der »Maitressen« Mo-
liere's aufgenommen, obwohl diejenige Schrift, welche zuerst ein-
gehendere Nachrichten über diese sehr achtungswerthe Künstlerin
gibt, die »Fameuse Comedienne«. dem widerspricht, und auch Grimarest
von einem solchen Maitressenthum nichts weiss. ^) Ebenso erscheint
die de Brie, die mit vollem Recht als »Maitresse« Moliere's be-
zeichnet wird, wieder in dem Lichte einer sanften, tröstenden Freundin,
in jenem verklärten Bilde, das die Phantasie einer späteren Zeit er-
schuf. Es ist hohe Zeit, dieser willkürlichen Tradition-) ein Ende
zu machen.
Wohl über keine der hervorragenden Schauspielerinnen des
Moliere'schen Theaters gibt es so wenig sichere, in sich selbst wahr-
scheinliche Nachrichten wie über die de Brie. Nicht einmal ihr
^) Chapelle's bekannter Brief an Moliere (1659), der auch von
Pifteau S. 50 f. citirt wird , beweist ein solches Verhältniss durchaus
nicht. Der Ausdruck »vos femmes« (von M. Bejart, de Brie und Duparc
gebraucht) kann in diesem Zusammenhange nicht so verstanden
werden. Da die drei Künstlerinnen die einzigen »femmes« von Bedeutung
in der damaligen Truppe Moliere's waren, da auch nur von der Rivalität
derselben und den Zwistigkeiten bei der Rollenvertheilung die Rede ist,
so fehlt jeder Anlass zu einer frivolen Deutung.
"") Wer zuerst die Tradition aufgebracht, kann ich leider nicht er-
mitteln. Schon in Tachereau's bekannter Biogr. Moliere's findet sie sich.
Lindau hat sie noch weiter idealisirt, Lapomeraye (les Amours de Moliere
S. 18 f.) kommt auf sie zurück und auch Moland II, p. XXIV, der sonst
mit der de Brie - Tradition gründlich aufräumt, spricht von dem sanften,
versöhnlichen und friedfertigen Charakter der Künstlerin : >-comme on
peut juger par les roles memes, que Moliere lui attribua«. Als ob das
ein Beweis wäre!
508 R. Mahrenhnlt'.
Geburtsjahr steht fest. Man nimmt zwar an — und auch Pifteau
thut dies (S. 73) — , sie sei 1620 geboren, aber man kann dafür
nur die Angabe der Zeitgenossen anführen, dass die Dame sich
1685 im Alter von 65 Jahren von der Bühne zurückzog. Aber
hier handelt es sich doch nur um eine annähernde Schätzung
des Alters, der so viele beglaubigte Thatsachen widersprechen.^)
Ist es auch zwar nicht undenkbar, dass Moliere sich 1652 oder 1653
in die alternde Schönheit verliebt habe, so ist es doch unglaublich,
dass weit später die de Brie noch Pariser Schauspieler und Musiker
habe bezaubern können, dass Moliere selbst von der Seite der jugend-
lichen Gemahlin sich immer wieder zu dem abgelebten »Skelett«
gewandt habe. Und doch sind gerade diese Mittheilungen des sonst
sehr zweifelhaften Grimarest nicht ohne Weiteies als Ei-findungen
einer frivolen Phantasie hinzustellen, wie ich später eingehender dar-
legen will. Mit unseren Vorstellungen von dem, was auf der Bühne
möglich ist, will es sich ferner nicht reimen, dass die de Brie bis
zum 65. .Jahre die Rolle der Agnes in Ecole des Femmes mit
vielem Applaus gespielt habe. Was abei* das »schier Unglaubliche«
an der Sache ist — noch im Jahre 1680 soll man an die 60jährige
Dame ein Gedicht gerichtet haben, das mit den Worten schloss:
»A peine des charmes naissants egalent sa beaute mourante«. Das
wäre denn doch geradezu eine Beleidigung gewesen. Alles deutet
demnach darauf hin, dass die de Brie etwas später geboren sein
muss, dass sie ungefähr eine Altersgenossin der wahrscheinlich vor
1633 geborenen Duparc war.
Wann die de Brie sich verheirathete, wissen wir ebensowenig,
doch muss dies bald nach der ersten Begegnung mit Molifere ge-
schehen sein, da ihr Gemahl in einer Nebenrolle des Depit amoureux
beschäftigt war. Die Fameuse Comedienne, ein Buch, das entweder
von der de Brie selbst verfasst wurde oder doch aus den der Künst-
lerin-) näherstehenden Kreisen hervorging, erwähnt die Heirath der
Geliebten Moliere's gar nicht, um nicht das lichtvolle Phantasiebild
des Dichtei's zu verdunkeln und das schwarz gemalte Bild der
A. Bejart in einer Hinsicht wenigstens erträglicher zu machen.
^) Schon besser beglaubigt, wenngleich auch sehr zweifelhaft, ist
das Geburtsjahr der Duparc. Nach dem »acte de deces« ist sie 1668 im
Alter von 25 (35 ?) .Jahren gestorben, somit 1643, bzw. 1633 g^eboren. Freilich
solche Angaben sind nicht immer genau — lässt doch ein gleiches Actenstück
die Moliere 1700 im Alter von 55 Jahren sterben, wäbrend sie •wahr-
scheinlich Ende 1642 geboren ist — und die Thatsachen, dass die Duparc
schon 1663 in der Vengeance des Marquis als altes Weib verspottet wird,
und dass 1658 Corneille in dem bekannten Gedichte (Moland II, p. XX)
auf ihre schon fragliche Schönheit anspielt, sind damit schwer zu vereinen.
^) s. meine Abh. : Der Verfasser der Fameuse Comedienne, Herrig 's
Archiv 63, p. 333 ff.
Molii've und die de Brie. 509
Thatsache bleibt es aber, dass nach dem Berichte der Farn.
Comedienne, einer für dieses Verbältniss ganz zuverlässigen Quelle,
die vevheirathete de Brie Geliebte des noch unverheiratheten Moliero
war^) , dass die Dame später in dem Hause des neuvermählten
Ehepaares wohnte, dass die Moliüre ihre eigne Treulosigkeit mit
dem Hinweis auf des Gatten Beziehungen zur de Brie entschuldigte.-)
Nun freilich, die Fameuse Comedienne ist eine Scandal- und
Klatschgeschichte und verdient dai'um nach der Schlussfolgerung
eines jüngeren Molierekritikers »keinen Glauben«,-'') wie aber, wenn
zwei Stimmen aus entgegengesetzten Lagern hier zusammentönten?
Unter denen, welche zuerst gegen die Autorität der gedachten
Schmähschrift sich auflehnten, gehört auch Grimarest, der Verfasser
der ältesten Biogi-aphie Moliere's. Wo er kann, sucht er den An-
gaben der Fam. Com. zu widersprechen oder den discreten Unter-
redungen in dieser Schrift, andre gleichfalls discrete Herzensergüsse
entgegenzuhalten, deren Glaubwürdigkeit um nichts grösser ist.
Während z. B. die Fam. Com. eine vertraute Unterhaltung zwischen
Chapelle und Moliere vorführt, in welcher dieser dem Freunde sein
Seelenleid klagt und den Verrath der treulosen Gattin offen ein-
gesteht, bemerkt Grimarest, das Verhältniss der beiden Jugendfreunde
sei nie ein so intimes gewesen, dass es die Möglichkeit einer der-
artigen Unten-edung voraussetzen lasse. An Stelle dieses Dialoges
setzt er daher ein Gespräch zwischen Moliere und Eohaut, worin
die angebliche Untreue der Bejart nur als unvorsichtige Koketterie
hingestellt wird. Und gewiss im Gegensatz zu den üebertreibungen
und Verzerrungen jener Schmähschrift sieht Grimarest in dem viel-
getadelten Benehmen der Moliere nur einen arglosen Zeitvertreib.
Wenn er ferner von den Beziehungen der Moliöre zu Richelieu, Lauzun,
Guiche nichts weiss, so hat er doch die sonst unbekannte Notiz,
dass die Gattin des Dichters ein Verhältniss zu de Vis6 gehabt
habe. Genug, ein bestimmt ausgesprochner Gegensatz zu dem Be-
richte der Fam. Com. und eine principielle Verschweigung und
Widerlegung des in jener Schrift Bemerkten, stellen weis eine nicht
unabsichtliche Ergänzung der früher in Umlauf gebrachten Scandal-
^) z. B. ed. Bonnassies p. 7 : la de Brie, dont il fut re9u favorablement.
Le commerce qui etait entre la de Brie et lui. S. 9. II (Moliere) avait
re9u des gages de son amour. Die de Brie suchte die Heirath mit
A. Bejart zu hindern (ibid.)
^) a. a. 0. S. 15: qvi'elle ne pouvoit plus souffrir un homme, qui
avoit tousjours conserve des liaisons particulieres avec la de Brie, qui
demeuroit dans la nieme maison.
*) Mangold , Moliere's Wanderungen in der Provinz (in dieser
Zeitsclir. IT, S. 40). Aus Theatergeschwätz und Schauspielermemoiren den
geeigneten Nutzen zu ziehen, ist doch auch eine Aufgabe der vor nichta
zurückschreckenden Kritik.
510 R. Mahrenholtz
geschichten, ist in der Grimarest'schen Biographie nicht zu ver-
kennen.^) Das Bild aber, welches der Biograph von der de Brie
entwirft, stimmt in den wesentlichen Zügen mit dem in der Fam.
Com. gezeichneten iiberein und ist nur viel schärfer, greller und
unverhüllter. Es ist eine bemerkenswerthe Eigenthümlichkeit Gri-
marest's, seinen eigenen Meinungen durch fingirte Discurse Andrer
Ausdruck zu geben. So müssen denn auch hier die Freunde Mo-
liere's dem Dichter vorstellen, dass es seiner unwürdig sei, sich an
ein »Skelett ohne den gewöhnlichsten Menschenverstand« zu hängen,
das schon in einem Schauspieler, Florimond, und einem Musiker, la
Barre, »gute Freunde« habe.-) Mohere antwortet darauf: er sei
einmal an die Fehler der de Brie gewöhnt. Grimarest, um dann
den Schmutz ja recht fein durchzusieben, fügt noch entschuldigend
hinzu, dass Moliere im Liebesgenusse das rechte Mass gehalten habe.
Diese Angaben als einfachen Klatsch abzulehnen, ist aus ver-
schiedenen Gründen unthunlich. So frivol und scandalsüchtig auch
Grimarest sein mag, über die dem Moliere nahestehenden Damen
urtheilt er sonst rücksichtsvoll und reservirt.^) Unmöglich hätte
er, der als Zeitgenosse der de Brie (sie starb erst 1706) und als
Freund des über jene Künstlerin gewiss wohl unterrichteten Baron
jene Invectiven genau zu prüfen vermochte, alle diese Gerüchte re-
producirt, wenn sie nicht auf sichrer Grundlage beruhten. Und für
die an sich mögliche Annahme, dass Baron oder Grimarest selbst
aus persönlichem Hass diese compromittirenden Redereien verbreitet
haben, fehlt jeder positive Beweis.
Endlich, was Moliei-e in dem Impromptu de Versailles über
seine Geliebte sagt, scheint nur eine Bestätigung der Auffassung
Grimarest's zu sein. Mit jener rückhaltslosen Offenheit, die ihn das
gespannte Verhältniss zur eignen Gemahlin unzweideutig ausspi'echen
lässt, gibt er auch der de Brie zu verstehen, dass ihre Tugend nur
leerer Schein sei.^) Wie sehr sticht dagegen das ab, was er der
^) Dass Grimarest in solchen Nachrichten nicht mehr Glauben ver-
dient als die F. C, werde ich andevswo näher darlegen.
^) Die Stelle lautet: Est-ce la vertu, la beaute ou l'esprit, lui
dirent-ils, qui vous fönt aimer cette femme lä? Vous savez que Flori-
mond et la Barre sont de ses amis, qu'elle n'est point belle, que c'est un
vrai squelette, qu'elle n'a pas le sens commun.
^) So bemerkt er über ein angebliches Liebesverhältniss der Duparc
zu dem frühreifen Taugenichts Baron nur: la du Parc le prit en amitie.
II promit a cette comedienne qu'il irait chez eile. 1. Ausg. S. 51. Wie
viel rückhaltsloser ist die Stelle über die de Brie!
*) Vous faites une de ces femmes qui pensent etre des plüs
vertueuses personnes du monde , parce qu'elles sauvent les
apparences, de ces femmes, qui croient, que le peche n'est que
dans le scandale, ... et appellent amis ceux que les autres
appellent galants.
MoUere und die de Brie. 511
du Parc an gleicher Stelle über ihre schauspielerischen Fähig-
keiten und ihren Charakter sagt.^) Also nicht nur die der de Brie
so günstige Fameuse Comödienne, auch Moliere selbst bestätigt in
zarter und tactvoller Weise das, was mit frivolster Rohheit Gri-
marest darlegt. Und eben dieses »sauver les apparences«, diese
verschleiernden Ausdrücke, wie »amis«, sind ein sichres Kennzeichen
jener schlimmsten Sünderinnen in Thaliens Reigen.
In einem Punkte unterscheidet sich Grimarest von der Ver-
fasserin^) der Farn. Com. Letztere Schrift bemerkt ausdrücklich
a. a. 0. p. 8 : die de Brie sei »fort bien faite« gewesen, Grimarest
nennt sie »un vrai squelette«. Die Differenz ist nicht so gi'oss,
wie es scheint. Denn abgesehen davon, dass der Ausdruck »sque-
lette« nicht eine directe Unschönheit andeutet, so kannte Grimarest,^)
wie sein Gewährsmann Baron, die Dame nur in vorgerückterem
Alter, wo ihre Reize erloschen, ihre Formen zusammengeschwunden
waren. Das Bild der alternden de Brie übertrug sich unwillkür-
lich auf die in der Jugend wohlgestaltete Künstlerin. Man könnte
auch sonst dort an eine absichtliche Verschöneruug der gefeierten
oder doch mit geflissentlicher Vorliebe beurtheilten Frau denken,
wenn es nur verständlich bliebe, wie ein von der Natur zum Skelett
geschaffnes Weib noch in späteren Jahren einen Moliere und Andre
hätte fesseln können, und wenn nicht gerade derartige Notizen
der Fam. Com. auch anderswo Bestätigung fänden. Wie oft ist es
z. B. als absichtliche Gehässigkeit verurtheiit worden, dass in ge-
nannter Schrift die A. Bejart als »personne sans grande beaute,
Sans aucuns traits de beautö etc.« (8, 20) bezeichnet wird, und
doch schildert Mad. de Sövigne, deren Urtheil gewiss nicht von der
Fam. Com. beeinflusst wird, dieselbe als »laide«,*) doch verräth das
Bild der jugendlichen Armande, welches der Livet' sehen Ausgabe
vorangestellt ist, nur jene sinnlichen Reize bei unregelmässiger
Schönheit, die an Bühnenheldinnen oft mehr gefallen, als tadellose
Pormenbildung. ^)
Was bleibt nun also von jenem sanften, versöhnlichen Charakter
der de Brie, von jener uneigennützigen Freundschaft, jener idealen
1) S. ed. Despois. Bd. III, S. 402. _
^) Ueber jene Hypotheäe siehe meine oben citirte Arbeit über die
Fam. Com.
^) Denn auf persönliche Bekanntschaft lässt doch die Schilderung
wohl schliessen.
*) v. Lapomeraye a. a. 0.
^) Ces manieres, sagt die Fam. Com. 8, qui Tont depuis rendue si
aimable au goust de bien des gens. Dass sie diese »manieres« in
ihrer »gr ande jeunesse« noch nicht gehabt (ebds.), ist durchaus nicht
zu bezweifeln.
512 B. Mahrenholtz
Liebe, welclie noch jüngst die Dichterphantasie Lindau's erregt hat,
übrig ? Von dem ersteren wissen die Zeitgenossen und die der Zeit
Näherstehenden nichts, die letztere ist nach Grimarest's Angaben
und Moliöre's eignem Urtheil (im Impromptu de Versailles) ent-
schieden zu bezweifeln.
Eine weitere Fortbildung der Tradition ist es, wenn man den
von der treulosen Gemahlin sich trennenden Dichter in den süssen
Worten der de Brie Trost finden lässt. Weder die Farn. Com,,
noch Grimarest, noch andere Zeitgenossen wissen etwas von diesen
Tröstungsscenen während der »schönen Tage« von Auteuil.^) Und
psychologisch sowohl, wie nach den bestimmten Angaben der wohl-
unterrichteten Fam. Com. ist nur anzunehmen, dass die de Brie
Moliere's Gattin mit unversöhntem Hass verfolgte, dass sie die
Missstimmung der Gatten eher genährt, als gelindert habe. Eine
Person, der es an gewöhnlichem Menschenverstand gemangelt haben
soll — und wiederum ist nicht anzunehmen, dass Grimarest aus
purer Phantasie dies behauptet hätte — , ist ohnehin schlecht zur
Eolle einer selbstlosen, idealen Freundin geeignet.
Auch die schauspielerische Begabung der de Brie ist nach
einer ganz vereinzelten und überdies vieldeutigen Notiz nicht über
allen Zweifel erhaben. Moliere im Impromptu erwähnt davon
nichts, während er doch die künstlerische Bedeutung der Duparc
bestimmt hervorhebt; auch die Fam. Com., die selbst das Talent
der Moliere widerwillig anerkannt (S. 10), schweigt darüber. Erst
viel später wird uns mitgetheilt, dass die Collegen der de Brie die
Alternde genöthigt hätten, ihre Paraderolle der Agnäs einer du
Croisy abzutreten, doch das Publikum habe stürmisch die de Brie
wiederverlangt. Wessen Urtheil ist hier massgebender, das der
Künstler oder das der Schreier im Parterre? Und wie es gewiss kein
Ruhm ist, durch die du Croisy — eine in Bühnenfiascos wohler-
fahrene Darstellerin^) — ersetzt zu werden, so ist es noch weniger ein
Ruhm, selbst für eine abgelebte Schauspielerin, eine solche Con-
currentin auszustechen.
Fassen wir kurz zusammen, was wir über die historische
de Brie wissen, Sie wurde geboren, wir wissen nicht, wann;
heirathete, wann, ist unbekannt; trat zu Lyon und Paris auf; war
lange Zeit Moliere's Geliebte, hielt es auch, obwohl verheirathet,
mit noch Andern, bewahrte aber stets den Schein der Tugend. Sie
war in ihrer Jugend wohlgestaltet, magerte aber später ab. An
Geistesüberfluss scheint sie nicht gelitten zu haben; über ihr schau-
*) Welche Moland IJ, p. XXV mit Recht als »ein Echo des Coulissen-
geschwätzes « bezeichnet.
■■') K. die geistvolle Charakteristik im Moliere-Museum I, p. 70.
R. MahrenhoUz, Moliere und die de Brie. 513
spielerisches Talent, das sie vorzugsweise in naiven Rollen bethä-
tigte, erfahren wir nichts Sicheres. Sic starb am 19. November 1706.
Das Ideal der mythischen de Brie muss so vor einer
schärferen Kritik sich in Nebel auflösen, doch ist es nur der ideale
Schimmer der Lüge, der vor der Wahrheit erblasst.^)
R. MAHRENHOLTZ.
^) de Hou3saye: les Comediennea de M. Paris 1870, eine Schrift,
die neben manchem neuen Material doch nur die alte Tradition wieder-
spiegelt, behandelt auf S. 57 — 65 die de Brie, ebenso wie die Duparc
weit ausführlicher auf S. 65 — 97.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. 33
Chronique litteraire.*)
L'Academie fran^aise et ses prix ; M. M. Cheruel, Ch. Edmond,
IDelpit, Theuriet, Texier. — Eomans nouveaux: M. M. About,
Mario Uchard, Ulbach, Denoy, Garcias, Halevy. — Memoires:
M^ie de Eemusat et le tenor Roger. — Histoire et critique
litteraire: Sainte-Eeuve et Littre. — Traductions : M. Karl
Hillebrand.
11 arrive parfois ä l'Academie fran^aise de choquer ropiniou
et de rendre des arrets que le public ne coiifirme pas. Ainsi
dans sa derniere seaiice solennelle, eile a decerne le grand prix
Gobert k M. Cheruel, ancien recteur de Strasbourg, pour son
histoire de France pendant la minorite de Louis XIV.^) Cet
ouvrage merite assurement des eloges au poiut de vue des
recherclies et de l'erudition, mais la composition et l'art n'y
brillent que par leur absence. De meme pour le prix accorde
au Zephyrin Cazavan en Egypte'^) de M. Ch. Edmond. Pourquoi
done choisir pour de telles distinctious une oeuvre de couleur si
terne ? ■ On me dit que la docte assemblee a voulu surtout etre
agreable ä l'auteur, qui est une sorte de personnage : etranger,
riche, bibliothecaire du senat, redacteur du Journal Le Temps,
commanditaire d'une autre feuille, La Justice, et je ne sais quoi
encore; voila des titres. On a de meilleur coeur applaudi au
prix partage entre M. M. Albert Delpit et Andre Theuriet.
Nous devous au premier Le fils de Coralie qui, publie d'abord
sous forme de roman dans la Revue des Deux Mondes,^) a ete
*) Der Verfasser dieses Artikels, Herr A. J. Pens, ist ein in Paris
lebender, bereits rühmlichst bekannter nationalfranzösischer Schriftsteller.
JD. R.
^) 4 vol. in 8. Hachette.
^) Calmann Levy.
«) Ollendorff.
A. J. Pons, Chronique litti'raire. 515
ensuite transporte au theätre et y a obtenu grand succes. Le
second cliavnie chaqiie jour davantage ses lecteurs par des nou-
velles pleines de fraiclieur et de coloris, joncliees de Heurs comme
im mois de mai et parfiiinees de la senteur des bois.
Un autre clioix egalement approuve a ete celui de M.
Texier, le spirituel chroniqueur dont les causeries piquantes
rejouissent depuis trente aus les abomies du Siede. Remarquez
pourtant qu'il a ete couvouuc pour uu romau vertueux^ iutitule
Memoires de CendriUon^) Le romau en effet devient aujourd'liui
uu vaste eliamp d'essai qui s'ouvre ä toutes les formes du
genie, ä toutes les manieres.
11 eu a ete publie quelques-uus de remarquables daus ces
derniei'S mois; eutre autres, le Roman d\in brave horame'-) par
Edm. Ab out. Vous couuaissez Fauteur. Eleve de l'Ecole nor-
male, puls de Celle d'Atlienes, il u'eut rieu de plus presse que
de deserter l'enseignemeut avant meme d'y avoir mis le pied.
II a publie plus de vingt volumes oii petille l'esprit le plus vif
et le plus insolent, Le roi des Montagnes, Les mariages de Paris,
La question romaine, Trente et quarante, Madeion, Alsace, etc. etc.
Depuis longtemps il dirige un Journal qu'il a fonde, le XlXe^
Siede, avant -garde et Organe du parti liberal. Son nouveau
livre est moins uu romau que l'expose d'une entreprise industrielle,
la creation et le menage d'une fabrique de faience. Son but est
d'y montrer que Ton peut interesser vivement rien qu'avec les
nobles instincts de la nature liumaine. Malgre les difficultes
de la täche, il a presque reussi. II y a bien 9a et lä dans ses
theories quelque grain d'utopie, un coin de paradoxe, mais cela
meme rentre dans ce genre litteraire, qui est de peindre la vie
en l'embellissant. Son heros, car nous en sommes encore ä
Tage heroique des travailleurs, avant leur complet avenement jx
l'egalite sociale, le heros donc, Pierre Dumont, fils de pauvres
gens, triomplie, ä force d'ardeur, d'intelligence et de volonte, des
obstacles que lui opposent la routine et l'envie; il devient clief
de fabrique et plusieurs fois millionnaire.
M. About a choisi sa plume la plus finement taillee pour
nous exposer, ä ce propos, tout un Systeme de reforme, non
pas seulement dans les rapports entre patrons et ouvriers, mais
aussi dans l'education des enfants. Nos gouvernants devraient
bien faire de lui un ministre de l'instruction publique ou, s'il
dedaigne le portefeuille, le prior au moins de venir causer
souvent au Conseil superieur. Que d'observations justes dans ce
'^) Calmauu Levy.
'^) Hachette.
33*
516 A. J. Föns
volume, et fort praticables ! Que d'id^es excellentes et iieuves
sur la methode d'enseignement! Quel tableau charmant d'im
Interieur de famille! L'autenr a mis ä le peindre une grande
complaisance, ne craignant pas d'insister sur des details vulgaires,
au risque de nous imposer quelques longueurs et un brin d'ennui.
Ajoutez a ce leger defaut certains sacrifices qu'un esprit si sense
a cru devoir faire au mauvais goüt de l'ecole regnante. Lui,
plein de naturel d'ordinaire, glisse parfois dans la declamation.
Je lui voudrais plus de simplicite et qu'il se contentat d'ecouter
ses personnages, de leur servir de secretaire, au lieu de leur
souffler la leyon. Le fait est que leur vertu parait bien loqua-
ce, leur douleur aussi. Pour des gens du commun, ils ont le
ton trop solennel ; leurs meilleurs sentimeuts soiit exprimes avec
emphase et ue jaillissent pas naturellement de la source, ne
partent pas du eoeur. Enfin la question liumanitaire les preoccupe
outre mesure et ä tout bout de champ. A quoi bon cette
precherie? II n'en va pas ainsi dans la realite. L'liomme du
peuple vit surtout dans sa famille et pour eile. C'est beaucoup
dejä s'il prend interet aux affaires de la cite. Quant ä Celles
de l'Etat, c'est le cadet de ses soucis, et I'etranger reste encore,
ou peu s'en faut, un ennemi pour lui.
Quoique moins celebre que M. About, M. Mario Uchard
est aussi un ecrivain de beaucoup esprit. Si le mot distingue,
dont Ninon se montrait flattee, lorsqu'on le lui donnait, s'appli-
que justement ä quelqu'un, c'est ä lui. Personne n'a su tirer
meilleur parti des dons de la nature. Ne dans une condition
tres humble, mais avec une Organisation forte et munie de tous
ses instruments, il s'est eleve ä un bon rang, de lui-meme, sans
brigue, sans charlatanisme, en s'efforgant chaque fois de faire
mieux. Homme du monde et gai viveur, il a trouve le temps
d'apprendre les langues, les sciences, rerudition, et de produire,
ä ses moments perdus, quelques oeuvres rcmarquables. Au
theätre, sa Fiammina^) l'a classe a part et tres haut. Mari
d'une actrice eminente, Madeleine Brohan, il a su garder avec
tact les convenances et, apres deux ans d'union, se separer d'elle
ä l'amiable en restant son ami. Une de ses fantaisies, Mon
oncle Barbassou'^^ fut, il y a trois ans, un vrai regal pour les
gourmets. Celle qu'il public aujourd'hui, Miss Parker,'^) est plus
serieuse mais non moins interessante. Imaginez une de ces
belles et riches Americaines qui viennent en Europe jouir de la vie
^) Calmann Levy.
^) id.
») id
Chronique litter aire. 517
luxueuse que leur permetteut la fortune et l'education. Elle
fait la rencontre, aux bains de mer, d'un vivcur ruine, Marcel
Chabal, lequel voit lä une occasion de reparer ses pertes et de
recommencer, en se faisant aimer d'elle, une existeiicc menee
jiisque-lä n grandcs guides. A mesure-qu'il essaie de la seduire,
il se prend lui-meme au piege, ne distingue plus entre l'amour
et l'ambition, et emploie Fun au Service de l'autre. De son
Cüte, la jolie amoureuse prend si bien goüt au fiirtage que, ä
un certain moment, eile perd la tete et le reste. Mais ä peine
sortie des bras du seducteur, eile le meprise d'avoir ainsi pro-
fite d'un eclair de faiblesse. Si eile consent, — il le faut bien, —
ä lui donner sa main, c'est ä la condition que, l'honneur une
fois repare, eile ne sera sa femme que devant le monde. La
Situation bizarre d'un mari auquel le lit conjugal est impitoyable-
ment interdit et que Ton force de reconquerir ses droits ä grand
renfort d'amour et de devouement devient un pretexte k des
scenes dramatiques et traitees de main de maitre.
M. Louis Ulbach n'a qu'un point de ressemblance avec
Mario Uchard; tous les deux sont fonctionnaires d'une sinecure:
le Premier, bibliotliecaire ä l'Arsenal; le second, entreposeur des
tabacs ä Ronen. Du reste, ce n'est pas par la distinction que
brille M. ülbach, mais par la fecondite ; il fabrique des romans
comme un menuisier des armoires, sur commande et de la dimen-
sion que l'on veut. Nous savons notre compte avec lui depuis
longtemps; chaque annee il nous en sert trois ou quatre. Son
dernier, iutitule Reparation,^) n'est ni meilleur ni plus mauvais
que les precedents. Ce serait, s'il existait encore des cabinets
de lecture, une fleur d'adultere fort au goüt de leurs abonnes.
Un debutant, M. Emmanuel Denoy, a ete plus heureux
dans M^l« CJarens,-) oii il deduit, avec beaucoup de finesse,
une exception originale, celle d'un jeune amoureux tout decide
ä epouser une belle qui ne veut pas etre sa femme et prefere
le role de maitresse. Pour quoi cela? direz-vous. Parce que
l'amour legitime degenere trop souvent en amitie, au lieu que
celui qui ne Fest pas dure eternellement ou se brise sans retour.
Peut-etre n'y a-t-il lä qu'une opinion fausse, mais il faut avouer
que le romancier en a tire un parti excellent. Plusieurs de ses
tableaux ont le merite de placer les personnages dans des
postures ä la fois comiques et risquees, sans que le pinceau
s'egare jamais jusqu'ä la licence ni tombe dans l'obsc^nite.
^) Dentu.
•^) Ollendorft-.
518 //. /. I\nis
Je voudrais pouvoir eii dire autaiit des Histoires de femmes
de M. Pedro Garcias;^) mais, apres le bruit qui s'est fait
aiitour de son livre et surtout du Journal Le Gil Blas, oü ces
joyeusetes ont paru d'abord, mon compliment passerait pour une
irouie. II faut bien que la limite imposee par la decence et le
goüt ait ete francliie , puisque la justice s'en est emue et a
condamne le Journal. Je m' empresse d'ajonter qne l'arret n'a
vise que l'article d'un redacteur autre que M. Garcias mais les
gaillardices audacieuses de celui-ci avaient sans doutc prevenu
dejä le tribnnal peu favorablement. Protester contre le verdict
serait mettre sa plume entre l'arbre et l'ecorce, d'autant plus
que les journaux, en bons confrerers, ont fort applaudi ä la severite
de la condamnation. Elle n'empGche pas, vous le pensez bien,
le Gü Blas de continuer son gros debit d'anecdotes egrillardes.
»Je veux jouir de ma mauvaise reputation«, s'ecriait je ne sais
plus laquelle des nieces de Mazarin. Quand au plaisir se Joint
le profit, il est difficile au peclieur de ne pas persister dans
son endurcissement.
On a pretendu que l'immoralite doit, comme la courtisane
antique, se faire absoudre par sa seule beaute. M. Ludovic
Halevy nous prouve dans Les Petites Cardinal,'^) que la finesse
et l'esprit ne nuisent pas au plaidoyer. II avait dejä fait ses
preuves par üfmc et M. Cardinal,^) dont ce livre-ci n'est qu'une
suite. Vous trouverez dans Tun et dans l'autre une Photographie
animee et rieuse des moeurs qui florissent au ballet de l'Opera et
de la corruption inevitable que ces moeurs engendrent chez les
parents des danseuses. Le fait n'est pas nouveau, mais jamais
plume comique ne s'etait jouee dans un tel tripot avec une
aisance aussi incomparable.
Sans, sortir de l'Opera, je puis m' arreter un instant au
Carnet d\in tenor^) de defunt Roger. Ecrire ses memoires est
une fagon de se regarder au miroir, de se faire risette ä soi-
meme. L'ancien chanteur n'y a pas manque. II nous entretient
de son art, des triomphes qu'il y a remportes avec une fatuite
naive, s'imaginant qu'un tenor est un oiseau specialement favorise
du ciel et que Dien a pour lui des attentions particulieres.
Vous figurez-vous la Providence occupee ä garantir les cabotins
des couacs et des sifflets? Chacun de nous, s'il n'y prend
garde, risque de se faire ainsi le centre dn monde. Pour un
^) Dentu.
■^) Calmann Levy.
^) id.
*) Olleudorff.
Chronique litttraire. 519
tenor, sa voix est tout. Le jour oü eile liii faiisse compaguie,
il se compare ä Napoleon qui attend en vaiu Grouchy sur le
champ de bataille de Waterloo. Qiiand il s'est, dans un accident
de chasse, easse le bras, son premier souci est de chanter un
motif des Huguenots^ afin de s'assnrer si le coup de fusil n'a
pas atteint l'organe precieux ; il chante meine tandis qu'on l'opere
apres l'avoir endormi au cliloroforme. En voyage, le site le plus
charmant perd beaucoup ä ses yeux par les precautions qu'il
mpose : »ou il fait trop chaud ou il fait trop froid ; et puis il
faut mettre un autre paletot, et puis im mouchoir devant la
bouche, et tourner le dos ä une belle vue, parce que le vent
vient de lä.« II y a pourtant dans ces notes et dans le recit
de nombreuses excursions en Allemagne quelques renseignements
qui peuvent servir ä I'liistoire de l'art musical.
Sainte - Beuve, dans un de ses inimitables portraits, a dit
une cliose fort juste : il se peut qu'un auteur de profession vive
ä cöte d'une jolie femme sans se douter que cette personne
dont il goüte l'esprit et le sens, sera peut-etre un jour, long-
temps apres leur mort, un ecrivain celebre autant que lui et
des plus estimes pour sa nette et vive parole. Que faut-il pour
cela? Que la femme du monde, au sortir des annees brillantes,
pendant une saison d'ennui, se soit avisee de prendre la plume
et d'ecrire pour eile, sans but arrete, les Souvenirs de sa jeunesse.
Cette prophetie que l'illustre eritique ecrivait en 1842, ä propos
de Mme deRemusat, se realise aujourd'hui de point en point.
Le troisieme et dernier volume des Memoires de cette dame
public recemment, aclieve sa reputation et complete les piquantes
revelations dont les precedents etaient remplis sur Napoleon ler
et sa Cour. Pourtant uos critiques ont pousse, ce me semble,
l'ouvrage un peu trop haut et se sont etonnes plus que de raison
des indiscretions qu'il reuferme. C'est nous supposer plus igno-
rants que nous ne l'etions de l'histoire secrete du premier
Empire, des relations incestueuses de Bonaparte avec ses soeurs,
de sa volonte de fer au Service d'une ambition etfrenee, de son
egoisme feroce. Et meme, sur ce dernier point, il est venu
jusqu'ä nous certains mots de Louis XIV qui temoignent de plus
de secheresse encore et d'absence de cceur. Tons ces vices
sont en partie inherents ä la tyrannie. Mme de Remusat n'a
pas tort de s'en scandaliser, mais eile a tort de les attribuer ä
la Constitution seule du Corse parvenu. Ses repugnances sont
Celles d'une nature feminine polie et adoucie par des siecles de
culture sociale, et que blessent les angh s aigus, le fruste de
l'homme nouveau. Elle lui en veut de son peu de respect pour
520 A. J. Pons
la femme, de son caractere entier et altier, de ses coleres sou-
daines et terribles, mais eile ne parait, ä aucun moment, s'etre
pose cette qiiestion: lequel est le moins estimable, du despote
qui se livre sans retenue aux caprices d'un temperament de feu,
ou de la petite-niece de M. de Vergennes qui consent,
avec son noble mari, ä servir de domestiques au soldat qu'il
meprisaient?
D'ailleurs la sincerite de ces Memoires n'est que relative.
Mme de Remusat ne les a pas, comme Saint Simon, ecrits chaque
soir sous l'impression de la journee, tout bonillant d'une fievre
periodique; non, ils ont ete arranges de sang-froid et a tete re-
posee, sous la Restauration, lorsque dejä etait tombe le colosse
et que Ton rougissait d'avoir tant plie sous lui.
Nous avons encore deux publication recentes qui exigeraient
un serieux examen, si tout le monde n'en connaissait les auteurs
et leur doctrine ; ce sont, 1" la Nouvelle Correspondance'^) de
Sainte-Beuve, 2** Etudes et Glanures^) par M. Littre.
Quoique fort differents de talent et de caractere, les deux im-
mortels se sont rencontres dans la poursuite d'un meme but,
la recherche patiente de la verite. Degager Tesprit humain des
entraves religieuses, dissiper les erreurs et les illusions qui
naissent de l'ignorance, fonder la vraie morale sur l'observation
et l'experience, teile est leur ambition. Sainte-Beuve, plus
coulant et plus agreable en ses ecrits, plus varie, plus large, a
surtout applique son etude aux produits de l'intelligence. Littre,
plus savant, plus severe, consacre la sienne aux langues et au
physique de l'liomme. Je ne veux pas etablir entre eux de
parallele ni decider lequel empörte le prix. Ceux qui veulent
s'instruire avant tout prefereront le second; mais pour qui aime
un serieux mele d'enjouement, le premier sera toujours superieur.
La Nouvelle Correspondance ajoute quelques traits ä son portrait;
on l'y voit constamment preoccupe de la cliose litteraire, s'effor-
gant lui -meme d'avancer chaque jour d'un pas vers la perfection,
attentif ä tout ce qui s'annonce d'original et consulte respectueu-
sement comme l'arbitre souverain du goüt. M. Littre est moins
expansif. Cela tient, je crois, ä la doctrine positive dont il
s'est fait une sorte de religion. Pour lui, il n'y a de verite que
lä; il pense y avoir trouve l'explication du passe et la clef
qui ouvre l'avenir. Douce Illusion, commune ä chaque Systeme,
ä chaque dogme. L'humanite croit ainsi tenir de temps ä autre
la verite dans une formule qui lui parait evidente, jusqu'ä ce
*) Calmann Levy.
^) Didier.
Chronique litte'raire. 521
que de nouveaux faits Taicnt contredite, oii que le sceptisime
öbraiile la foi qu'on avait en eile. Notre vieux savaiit est d'ailleurs
le plus doiix, le moiiis intolerant des apötres. Attaque jadis
avec passion par des energumeiies de mauvaise foi, il ne daigna
pas repondre; la polemique hü repugne. A peine si quelque
propos narquois, glisse nonchalamment dans une preface, a in-
dique qu'il eüt ressenti l'atteinte. Aujourd'hui, courbe sous le
poids des ans, il continue en vrai patriarclie de distribuer ses
legons et ses conseils, en y melant un leger regret de ce qu'il
faudra bientot quitter: »Meme ä la fin de vie oü je suis, nous
dit-il, et avec quelque pliilosophie que j'envisage le terme
prochain de Fexistence, je me prends k regretter de n'avoir pas
quelques annees de plus devant moi ä voir verdoyer mes tilleuls
et rougir mes pecliers.« On dirait que la vieillesse, en ajoutant
ä sa serenite, a efface l'ancienne rudesse et refrene les audaces
de Tage mür. A force de vouloir tout concilier, il devient timide.
Etudes et Glanures n'en sont pas moins un livre excellent, un
complement indispensable de VHlstoire de la langue frangaise.
Un autre acadeniicien, jeune celui-ci et fort aimable, M. Caro,
vient de publier deux volumes interessants, La fin du XVIII^
siecle^). N'y chercliez pourtant ni vues originales ni faits nou-
veaux; l'auteur est plutöt de ceux qui brodent agreablemcnt sur
un tlieme connu.
Je voudrais, pour finir, vous dire mon sentiment sur un
livre qui est parvenu en Allemagne a sa 3e edition et que Fon
a depuis peu traduit en notre langue: La France et hs Frangais
pendant la seconde mottle du XIX^- siede. L'auteur, M. Karl
Hillebrand, apres s'etre fait naturaliser Frangais, a vecu vingt
"ans parmi nous et y a meme exerce des fonctions publiques,
Celles de professeur ä Fecole de Saiut-Cyr, puls ä la faculte de
Douai. Si je ne me trompe, il aurait un moment fait partie de
la redaction des Dehats. Ce n'est certes pas un ecrivain superieur
ni un penseur eleve, mais il observe bien et il expose avec
sincerite et de bonne foi le resultat de ses observations.
Malgre sou long sejour dans notre pays, M. Hillebrand
n'en a guere vu que la surface ; il prend souvent pour la realite
des traits de satire empruntes d'une comedie ou d'un roman.
Ainsi accepter, par exemple, la fantaisie grivoise de Gustave
Droz, Monsieur, Madame et Bebe, comme un tableau fidele de
la societe aristocratique, c'est se juger soi-meme et donuer
une mesure bien etroite de la portee de son esprit. Oü M.
^) Hachette,
532 J. J. ron.i
Hillebrand a-t-il appris que Ton n'aime pas les Italiens ä
Paris, qu'en 1876 une restauration monarcliiqiie avait cliance
de reussir et tant d'autres racontars qu'un petit Journal n'oserait
ramasser? Ailleurs il reedite le paradoxe d'E. Angier que,
dans les mariages de la classe aisee, on s'arrange de maniere ä
limiter le nombre des enfants. A Ten croire, uos sculpteurs,
nos peiutres, nos ecrivains appartiendraient tous, ou presque tous,
ä la Boheme, la plupart de uos ofFiciers sortiraient des rangs
obscurs de l'armee et nos journalistes ignoreraient la vie reelle
au point de ne savoir distiuguer un champ de froment d'un
cliamp d'avoine ; autant de contre-verites.
J'en veux encore ä M. Karl Hillebrand de n'avoir, durant
ses vingt anuees de sejour et de professorat, rien pris de notre
legerete, de notre bonne liumeur. Ses observations, meme les plus
justes, sont toujours presentees d'un ton morose; c'est un pince
Sans - rire. II a surtout une saiute liorreur du scepticisme.
Devinerait- il que c'est lä Fobstacle oü viennent se briser les
tlieories pretentieuses et tous les raisonuements de docteur? Vous
avez beau vouloir nous persuader que le monde est regi par
des lois inevitables; le caprice de la fortune et le liasard ont
plus de part que vous ne supposez ä la grandeur ou ä la de-
cadence des Empires et des Republiques. M. Hillelirand, loin
de partager h\-dessus mon avis, se croit un pbilosophe ä vues
profondes. II est plaisant de voir avec quel aplomb il dicte
leur devoir ä nos plus grands liommes d'Etat, decidant du haut
de son tribunal, en quoi ils ont erre, quelles qualites leur ont
manque pour reussir. Et lui-meme, notez-le bien, n'a d'autre
opinion sur ces matieres si controversables, que celle d'un petit
groupe de politiciens, qui cent fois out, chez nous, essaye de
saisir le pouvoir et n'ont jamais su le garder.
Une des theses les plus contestables et les moins prouvees
de ce volume est celle qui tend ä demontrer la superiorite de
la premiere partie du siede sur la seconde, au point de vue de
notre litterature. Afin d'etablir raieux sa proposition, M. Hillebrand
rejette dans la premiere moitie uos plus grands ecrivains, Michelet,
Thiers, Guizot, George Sand, Merimee, Sainte-Beuve, saus prendre
garde que tous ces auteurs ont vecu au-delä de 1850; c'est
depuis lors, au contraire, que la plupart d'entre eux ont donne
le meilleur de leur oeuvre. On a beaucoup trop denigre la
litterature du second Empire; eile ne fait pas, ce me semble,
si mauvaise figure apres tout. Savez-vous d' ailleurs si nous
n'allons pas sortir du marasme actuel par quelque coup d'eclat?
Les vingt annees qui nous restent a courir avant la fin du siecle
nous reservent saus doute plus d'une surprise heureuse. On n'a
Chroni'ine Uftrrnire. 523
pas le droit de condamner une epoqiic tant qu'elle a du temps
devant elle.^)
Si j'avais siiivi le precepte ab Jove principium, cette
chronique aurait debute par un eloge bien senti du deniier poeme
de Victor Hugo, L'jxne'-). Notre grand poete est si haut place
dans l'estime du public que toute critique de ses ceuvres passe
pour sacrilege. Chacuu, par amour propre, se croit Interesse ä
vanter l'objet de l'idolatrie universelle et personne ne veut
offenser celui dont le front est pare d'une teile couronne. Sa
vieillesse habile et infatigable a fini par lui conquerir une teile
popularite qu'il s'eteindra, comme Voltaire, dans une apotheose
contre laquelle bien peu de gens auront le courage de protester.
Laissez-moi pourtant vous dire tout bas que L'dne, malgre de
beaux vers, est assez lourd ä digerer. Sous pretexte de guerre
au pedantisme, il y a lä un etalage fort pedant d'ignorance,
une adroite flatterie a l'adresse d'une nation oü beaucoup de
femmes et pas mal d'hommes ne savent ni lire ni ecrire et oü
l'enseignement etait naguere encore distribue par des gens peu
Interesses a repandre la lumiere.
^) Wir würden über das Werk K. Hillebrand's, welches wir für
ein hochverdienstliches halten, ein ganz anderes Urtheil abgeben, als es
im Obigen unser verehrter Herr Mitarbeiter gethan hat. X>, R.
■^) Calmann Levy.
A. J. PONS.
Kritische Anzeigen.
Leitfaden der Französischen Metrik nebst einem Anhange über
den altfranzösischen epischeu Stil. Von Dr. A. Kressnei*.
Leipzig, Druck und Verlag vou B, G. Teubuer. 1880.
YL 116 S. 8^'.
Das Buch bringt eine im Ganzen übersichtliche Zusammen-
stellung bekannter Thatsachen. Nützlicher als eine solche Publication
wäre es vielleicht gewesen, wenn der Verfasser sich vorgenommen
hätte, irgend einen Abschnitt der Lehre vom französischen Verse
eingehend zu erforschen. Einzeluntersuchungen fehlen ja auf diesem
Gebiete beinahe noch ganz, während an Arbeiten wie die vorliegende
kein Mangel ist. Die Studirenden der französischen Sprache, für
die das Buch bestimmt sein soll, werden es vorziehen, aus anderer
Quelle gründlichere Belehrung zu schöpfen.
Da die Arbeit K.'s nichts Neues bringt, eine Auseinander-
setzung mit dem Verf. daher im Allgemeinen unnöthig erscheint,
geben wir im Folgenden (im Anschluss an sein Buch) einige Be-
merkungen über den französ. Versbau der neueren Zeit, Dinge be-
treffend, die von ihm wie auch von Anderen mehr oder minder un-
beachtet blieben.
Die Sylbeumessung ist von K. S. 1 ff. ganz unzulänglich dar-
gestellt; es wird nicht einmal gesagt, dass Wörter wie tu pries,
ils emploient, les armees aus dem Innern des neufranzösischen Verses
ausgeschlossen sind. Und doch ist dies gerade ein unterscheidendes
Merkmal der neueren Verskunst von der alten. Daher ist es auch
der Mühe werth, die Ausnahmen von dieser Regel, die neuere Dichter
sich noch bisweilen erlaubt haben, zu sammeln. Der betonte Vocal
bildet in solchen Ausnahmefällen mit dem folgenden stummen e ent-
weder nur eine Sylbe oder das sog. stumme e zählt für sich als
besondere Sylbe. Das erstere findet sich, wie bekannt, hin und
wieder bei La Fontaine: Et pretextait ses alle es et veiiues, Feronde,
A. Kressner : Leitfaden der fr an:. Metrik. ^)2^\
aber nur in den Erzählungen, bei denen der Dichter auch sonst in
der Behandhing des Verses mit Bewusstsein nachlässiger verfuhr.
(Vorrede zu den Erzählungen von 1667.) Dasselbe hat in unserem
Jahrhundert Musset sich mehrfach erlaubt: le jour Que me.t joues
et me.s mains hleuivünt comme celle.s D'nn noytj Marrons du Feu 6 ;
Pas un quavec des j^l^urs tu n'a/'es balbiitie, Namouna II, 41;
Sophistes impuissants qui ne croient quen eux-memes, L'Espoir
en Dieu; Ceiix qui le croient le moins sont ceux qui te le disent,
Sur la Naissance du Comte de Paris; En second lieu nos moeurs
qui se croient plus .^everes, Sur la Paresse; Mon imprimeur crie
ä tue-tete (8 Silben), A Julie. ^) Musset hat aber hierin nicht
immer die gleiche Praxis beobachtet, er gestattet sich nämlich andrer-
seits auch das, was Voltaire, indem er den Vers von Corneille:
On leur faxt admirer les haies qu'on leur donne, Monteur I, 6
tadelt, einen demi-hiatus genannt hat: On dit qu'elle a des gens
qui se noient pour eile, Marrons du Feu 5; faites en sorte Qu'on
vous voie. — Merci, dit l'etranger. La porte . . ., Portia 2.
Ob zwei im Innern eines Wortes neben einander stehende
Vocale, von denen keiner stummes e ist, eine einzige Sylbe bilden
oder zwei verschiedenen Sylben angehören, stellt auch K. ganz
äusserlich fest, indem er S. 3 ff. die einzelnen Vocalverbindungen
in alphabetischer Reihenfolge vorführt. Das allgemeine Gesetz, das
er auf S. 3 zu formuliren versucht, ist ungenau und mangelhaft.
Mit Beibehaltung der nun einmal gewählten Anordnung seien hier
noch einige Abweichungen von dem allgemein gültigen Gebrauch
zusammengestellt.
Zu S. 4. Aoüt kommt auch noch jetzt zweisylbig vor, wie
denn auch Littre für aoüter und aonteron die Aussprache a-ou vor-
schreibt: C'e'taif le sept aoüt^ 0 sombre destine'e, V. Hugo, Rayons
etOmbres 2; Et le vingt juin, le dix aoüt, le six octobre, Coutempl.
V, 3, 1; En aoüt! en aoüt! Mettez ces deux habits, Musset,
A quoi revent les jeunes Filles I, 2. — In alter Zeit zweisylbiges
ia ist jetzt in liard einsylbig, wenn auch Victor Hugo das Wort
immer zweisylbig zu gebrauchen scheint: Un rayon du ciel triste,
un liard de la terre, Contempl. V 9; Deux liards couvriraient
fort bien toutes mes terres. Leg. des Siecles IV 3; Avec tous les
liards de tous les meurt-de-faim , ibid. Ratbert 2. — Das ia in
mia.9me behandelt Hugo als einsylbig : Sans eile pas de vents, le
miasme; pas de flots, l'etang, Leg. des Siöcles VIII 2; Comment
le parfum pur devient miasme fetide, ibid. VIII, 3.
*) Der Vers gehört vielleicht nicht hierher, weil das Compositum
tue-tete, wo auf dem ersten Theile der Ton liegt, eher neben tuerie zu
stellen sein dürfte.
526 Kritische Anzeigen. E. Weber,
Zu S. 5. Itti in breviaire begegnet auch jetzt noch als zwei-
silbig: Un pretre est avec eiix qui lit son hreviaire, L(^g. des
Siecles, le petit Roi de Galice 1 ; Ses crimes notrciront un large
breviaire, Musset, Namouna II, 22. — In assiette ist im Alt-
französischen das ie sicherlich nicht zweisylbig gewesen, wie S. 7
behauptet wird.
Zu S. 12. In moelle ist das oe noch einmal zweisylbig in
dem Verse: Vous dessechez mes os jus que dans leur moelle, Crom-
well I, 5. Oi ist zweisylbig geworden in groin: Ces diacres ! ces
bedeaux dont le groin reniße, V. Hugo, Contempl. I, 13.
Zu S. 13. Chouette gebraucht Hugo einmal mit einsylbigem
oue: Pas de corbeau goulu, pas de loup, pas de chouette , Le
Roi s'amuse I, 4, dagegen chou-ette Contempl. III, 13. — Aehnlich
gebraucht Musset fouet, das jetzt in der Regel, und auch bei ihm
(J'oserais ramasser le fouet de la satire. Une Soiree perdue) ein-
sylbig ist, zweisylbig in dem achtsylbigen Verse: Marque du fouet
des Furies, Simone. Fouailler ist zweisylbig: Et coupez du bois
vert et fouaill ez-mol cet lioimne, Contempl. I, 13.
Zu S. 14. Duel ist jetzt meistens einsylbig, so immer bei
Victor Hugo. — Ui ist zweisylbig in trule: Roms etait la truie
enorme qui se vautre, L(§g. des Siecles 2; auch in bruire: Et qui
des deux bruit plus en menage, La Bruyere XIV, 2tes Rondeau;
La nuit les astres bruire (7 Sylben), Contempl. II, 23. Diese
Diärese ist, ebenso wie in groin, durch die muta cum Uquida ver-
anlasst, die dem Diphthong vorangeht. Im Altfranzösischen liegt
Diärese öfter vor für den griechischen Diphthongen eu in Eigennamen.
In gleicher Weise gebraucht Hngo Zeus zweisylbig: Minos questlonnait
Zeus sur le Dictee, Religion et Religions I, 9; Ce Zeus, cet Allah
ce Fan que tu fabriques, ibid. IL
Zu S. 1 5 ff. Lehrreich ist es, die seltenen Fälle anzumerken,
in denen neuere Dichter noch einen Hiatus zwischen betontem aus-
lautenden Vokal und vokalischem Anlaut gewagt haben: voilä
d'abord Le cerf donne aux chiens, Moliere, Fächeux II, 7; Or,
un jour quau haut et au loin, La Fontaine, Fables II, 2. Einige
andere Verse aus La Fontaine und den Plaideurs sind bei Tobler
S. 90 verzeichnet. Victor Hugo, dessen Vers sich durchaus von
dem der klassischen Tragödie unterscheidet, hat gleichwohl das
Hiatus verbot beibehalten. Ein einziges Mal hat er ein ga et lä an-
gebracht: Et les yeux du Seigneur vont courant ca et lä, Crom-
well V, 12; aber er hat es noch für nöthig gehalten, sich hierfür
in einer Note auf das Beispiel des verpönten Racine zu berufen.
Dem Worte nu hat er einmal die veraltete Schreibung nud ge-
geben, um ihm einen vocalischen Anlaut folgen lassen zu können :
C^est hideux! Satan nud et ses ailes roussies, Crom well III, 2.
A. Kressner: Leitfaden der franz. Metrik. 527
Dasselbe hat Th. Gautier in einem Gedichte gethau, das in der Histoirc
du Ilomantisme S. 33 steht: Niid, enrage d^amour, du feu dan-f
la narine; wahrscheinlich auch Vigny, s. Wb. von Sachs mi. Der
Hiatus bleibt dadurch thatsächlich bestehen, gei'ade so wie in nceud,
nid, pied, deren d ja nicht gebunden wird, von einigen Ausdrücken
mit pied abgesehen, wie pied il terre, de pied en cap. Hier sei
auch noch gleich bemerkt, dass diese Wörter richtiger mit solchen
ohne d (t) reimen: |j«e(^ ; e.stropie, La Fontaine HI, 14, Contempl.
HI, 2 ; jeu : nceud, Moliere, Dep. am. I, 4, weil das d nur ortho-
graphische Reminiscenz an das Lateinische ist. Es kommen aber
aiich Reime vor, wie: pied : assied, Contempl. IV, 1; peuf ; ncei«cZ,
ibid. HI, 16.
Zu S. 20. Der gestattete Hiatus zwischen zwei Wörtern,
deren erstes auf einen Consonanten ausgeht, selbst wenn dieser
stumm ist und auch nicht gebunden werden kann, wird noch un-
angenehmer, wenn der Vocal der letzten Sylbe des ersten Wortes
ein stummes e ist: 11 est genie, etant pilus que les autres, homme,
Contempl. I, 9. Dies dürfte im 17. Jahrhundert nicht zu finden
sein ; es begegnet mehrfach bei Hugo. Der Hiatus konnte in diesem
Falle vermieden werden durch Elision des e über den stummen
Endconsonanten hinweg. Hugo hat dies denn auch zweimal gethau in
dem Verse: Toutes les ämes, cygnes, aigle.'^, ep)erviers, colombes.
Leg. des Siöcles XIV. Versteckt liegt dasselbe noch an anderer
Stelle vor, wo der Dichter plötzlich in unerklärlicher Weise bei
einer Aufzählung, die nur aus Pluralen besteht, in den Singular
überspringt. Olympes bleiis et tenehreux Avernes, temples, charniers,
forets, cites, aigle, alcyon, Leg. des Siecles VIII, 4. Gemeint
ist aigles, alcyons, wenn schon alcyons : vision ein bei Hugo uner-
hörter Reim ist. Vergleichen lässt sich auch der Vers von La
Fontaine: En ces sortes de feinte il faut instruive et plaire, VI, 1,
es wird feintes erwartet, wie in den beiden ersten Ausgaben zu
lesen war. Musset hat sich über das Hiatusverbot lustig gemacht.
Er lässt sich den Halbvers entschlüpfen: Ah! fülle que tu es, Na-
mouna I, 60 und schilt sich dann : En verite, lecteur, je crois que
je radote . . . J'ai fait im hiatus indigne de pardon ; Je compte
lä-dessus rediger une note. Gleichwohl hat er nicht die hardis
hiatus nachgeahmt, die er an Rögnier bewunderte. Es müsste noch
nachgewiesen werden, dass das Hiatusverbot in der neueren franzö-
sischen Dichtung nicht so seltsam ist, wie es vielleicht zuerst er-
scheint. Im Italienischen und im Spanischen war es freilich nicht
nöthig, den Hiatus au.sdrücklich zu untersagen, er kommt dort eben
kaum vor, da die beiden Vocale selbst dann meistens in einen ein-
zigen Laut verschmelzen, wenn der erste betont ist, was doch zu
den Seltenheiten gehört.
528 Kritische Anzeigen. E. Weber,
S. 23 wird verkehrter Weise als Rest alten Gebrauches be-
zeichnet, dass die Endung -aient in die Cäsur treten kann. Das
ist doch nicht ein vereinzelter Fall weiblicher Cäsur im Nfrz., sondern
rührt daher, dass -aient jetzt einsylbicr geworden ist und so an
allen Stellen des Verses gebraucht wird. — Die Verlegung der
Cäsur und das Enjambement ähneln sich darin, dass hier sowohl
wie dort die regelmässigen, mehr oder minder starken Pausen der
poetischen Rede nicht beobachtet werden. Durch Anwendung dieser
beiden Kunstmittel sollte die vielbeklagte Monotonie des Alexan-
driners, deren Ursachen schon von Schiller treffend in einem Briefe
an Goethe (659,°) dargelegt sind, von der romantischen Schule ge-
brochen werden. Die Frage, ob Victor Hugo hierbei nicht etwa
über das rechte Mass hinausgegangen sei und dadurch den Rhyth-
mus des Verses zerstört habe, ist für Deutsche schwer zu entscheiden:
Enjambements, die den Franzosen sehr kühn erscheinen und selbst
bei ihren Romantikern nicht vorkommen, haben in deutscher Poesie
gar nichts Auffälliges. So viel kann aber behauptet werden, dass
auch bei Victor Hugo noch die Enjambements verhältnissmässig
selten sind, und dass in der überwiegenden Zahl der Fälle das Vers-
ende schärfer hervortritt als die Cäsur. Um dies zu beweisen,
müssten für einige längere Gedichte Hugo's, besonders für etliche
Dramen, statistische Tabellen aufgestellt werden, ähnlich wie sie für
Shakespeare's end - stopt und rtm - on Unes angefertigt worden
sind. Unter Umständen hat Hugo sogar für zehnsylbige Vei*se
Cäsur und Versschluss iiine zu halten gewusst, so in den beiden
schönen Gedichten Contempl. I, 11 und II, 28, in denen die Cäsur
höchstens drei Mal versetzt ist und das Enjambement wohl nur
einmal zur Anwendung kommt. Für musikalische Composition sind
ohnehin nur solche Verse geeignet, in denen der Rhythmus zu
kräftiger Geltung gebracht ist. — Dass das persönliche Fürwort le,
wenn es dem Imperativ nachsteht, Ton genug hat, um die Cäsur
auf sich nehmen zu können, ist aus dem 1 7. Jahrhunderte bereits
nachgewiesen worden. Es kommt aber auch noch jetzt vor: coupe-
lui La gorge et tire-le par les pieds jusqu'ici, Musset, Marrons
du Feu 6; ebenso gnrdez-le, Coppöe, La Veillöe 3.
S. 25 gibt K. einige Verse, in denen die Cäsur ein avant,
sitöt von dem zugehörigen que trennt. In ähnlicher Weise hat
Hugo tandis qtie zerrissen: Derriere lui tandis que Vextase Venivre,
Contempl. I, 24; Rayons et Ombres 25, und sogar das Versende
zwischen tandis und que treten lassen : Un heau soleil conchant,
empoiirprant le tandis, Emhrasait la fenetre et le plafond tandis
Que ce couple hideux . . ., Contempl. III, 18; ebenso A celle qui est
restöe en France; Log, des Siöcles XIV, 2.
Zu S. 31 ff. Verlegung der Cäsur und Enjambement sind
A. Kressner: Leitfaden der franz. Metrik. 529
die eine charakteristische Eigenthtimlichkeit Hngo'scher Verse, reicher
Reim die andere. Schon des Enjambements wegen bedarf es des
reichen Reimes, der voll in's Gehör fällt; schwächliche Reime würden
bei Enjambement ganz überhört werden. Da aber die reichen
Reime bei Hugo viel zahlreicher sind als die Enjambements, so
sehen wir, dass der Dichter nicht bloss nm dei'entwillen seinen
Versen diesen Schmuck verliehen hat. Die reichen Reime machen
bei ihm im Allgemeinen 70"/o bis 80'^/o aus, sogar bei nicht zwölf-
sylbigen Versen, in denen die häufige Wiederkehr des Versschlusses
das Reimen erschwert, z. B. 91 : 117 = 78"/oi Contempl. I, 7 in
zwölfsylbigen Versen; 30:40 =; 75°/o, Contempl. I, 14, 5:6 =
83^3 "/o» ibid. II, 13 in sieben sylbigen Versen. Es muss aber be-
merkt werden, dass Hugo in Endungen, die er sonst ausnahmslos
reich reimt, l mit l , n mit n und besonders häufig tönendes s mit
tonlosem s (ss, g) bindet: exerce : creuse, Ruy Blas I, 1; saisi:ici,
Feuilles d'Automne XI, 2; insense : brise, Voix intörieures 22;
choisis : assis, Rayons et Ombres IV, 5 ; clioisi : mercl, disant : ru-
gissant, Contempl. I, 7, die vorhin als reich hätten mitgezählt
werden können. Aüees : feuillees, Rayons et Ombres 37; etlnceler :
hriller, Chants du Crepuscule 14; der letzte Reim kann mit Raciue's
contempler : hriller Iphigenie II, 2 verglichen werden. Der Reim
n : n ist besonders häufig in Ruy Blas: honneur (deshonneur, hon-
heur) : seigneur, I, 1; 1, 2; II, 5 ; III, 2; IV, 3; V, 5; compagnie :
genie III, 5 ; matinee : araignee IV, 7.
Genügenden Reim gebraucht Victor Hugo sehr selten anders,
als wenn eins der reimenden Wörter einsylbig ist oder zweisylbig
mit stummem e als Vocal der zweiten Sylbe. Gerade für diese
Wörter wird genügender Reim bei sonst reichen Endungen gestattet,
Hugo sucht aber etwas darin einsylbige Wörter, selbst wenn ihre
Endung wenig zahlreich in der Sprache vorhanden ist, reich reimen
zu lassen. In der Contempl. I, 7 hat er z. B. die Reime: castes :
Jocastes, coi : poiirquoi, Daces : audaces, Mithridate : date, (tdbles)
rases : phrases, criines : riines, attrihut : hut, onadrepores : pores. Ab-
gedroschene Reime sind bei ihm äusserst selten, originelle und
frappante, manchmal bizari'e Combinationen begegnen in Fülle, die
ineisten sind der Art, dass man sie bei Dichtern des 17. oder
18. Jahrhunderts vergebens suchen würde.
S. 37 spricht der Verf. von den sogenannten normannischen
Reimen. Dahin gehört auch ecumer : mer, Feuilles d'Automne 9,
L6g. des Si^cles I, 4. Ein ähnlicher Reimarchaismus liegt bei Hugo
auch vor, wenn er frangois, das jetzt veraltet ist, mit dem Im-
perativ sois paart, Contempl. I, 7.
Zu S. 35 und 37 seien einige Reime erwähnt, die den strengen
Regeln nicht Genüge leisten. Der Reim r:r + Consonant ist
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. 34
530 Kritische Anzeigen. & Weher,
häufig bei La Fontaine, begegnet bisweilen auch noch bei Hugo:
(Tor: dort, Contempl. II, 3; accord : encor, Ballade 1 ; clerc : eclalr,
Cromwell II, 15; clerc : dair, ibid. IV, 2. Auch unterscheidet Hugo
nicht immer die Endconsonanten, und zwar nicht bloss für nasale
Vocale ; Reime wie beaucoup : tont, Rayons et Ombi'es 1 8 ; torit :
coup, Contempl. III, 3, 1; partout : lotqj, ibid. III, 17; egout:coup,
Reimen L6g. des Siecles II zeigen dies.
Andrerseits haben die Reime opaises : baisers, Feuilles d'Au-
tomne 19; ^;/«/sez ; &a«V<fer.'?, Contempl. II, 28; aises : baisers, Leg.
des Siecles, EvLradnus 11 niohts unregelmässiges und stehen nicht
auf einer Stufe mit Musset's clochers : accroches , Don Paez 4 ;
marronniers : Teniers : pieds, Une bonne Fortune 25 ; pieds : sentiers,
Sur trois Marches de Marbre rose. Neben drner, dejeüner, souper
besteht dejeüne, dine, soupe, so &ai.9e neben baiser, z. B. baise : pose,
Musset, Mardoche 54, denn dies Wort liegt in den angeführten
vor, wenn auch die Orthographie eine andere ist.
Noch soll ein Wort gesagt werden über den Reim bei Musset,
der zu Victor Hugo in schai'fem Gegensatz steht. Musset hat den
reichen Reim verschmäht, oft fehlt er den allergewöhnlichsten Endungen.
Er handelte darin wie sein Mardoche, und der Erfolg war derselbe:
Et quoiqu'il fit rimer idee avec fäche'e , On le lisait (Idee : fdcliee
reimte Musset in den Marrons du. Feu 2, an diesen Reim knüpft
sich eine kleine Geschichte, die in dem Buche Victor Hugo raconte
par un temoin de sa vie II, 181 erzählt wird). Dann ist er sehr
nachlässig für die Endconsonanten: heritier : moitie : metier, haut :
ruisseau : manteau, nuit : ici, lit : lui : nidt, nid : lui : suit, alle diese
Reime nur aus Rolla; fremit : endormij Don Paez 1, sitöt : chdteau,
ibid. 1 ; hardi : bondit, ibid. 2 ; coiq) :cou, ibid. 2 ; grelot :galop, ibid. 3 ;
aujourd'hui : puis, ibid. 4 ; nuages : voyage, La Coupe et les Lfevres,
Invocation. Die letzte Unregelmässigkeit hat auch La Fontaine be-
gangen, der guides mit solide X, 15 reimen lässt. Uebrigens
wusste Musset sehr gut, dass seine Reime nicht untadelhaft waren:
Vous trouverez, mon eher, mes rimes bien mauvaises etc., Coupe
et Lövres, Dödicace; J^ai fait de mauvais vers, c'est vrai, mais
Dien merci! Lorsque je les oi faits, je les voulais ainsi, Apres
ime Lecture 17. Musset hat die versi sciolti Leopardi's gekannt:
au milieu des langueurs du parier d'Ausonie Tu dedaignas la rime
et sa molle harmonie. Apres Une Lecture 20; aber er hat sich
wohl gehütet sie nachzuahmen. Was lässt sich daraus schliessen?
Es ist der sicherste Beweis, dass reimlose Verse der französischen
Sprache zuwider sind.
Zu S. 57 ff., besonders S. 62/3. Ueber die sogenannten
poetischen Freiheiten des Französischen vermitteln die Lehrbücher
meistens verkehrte Vorstellungen. Es klingt immer so, als ob der
H. Kirschstein : Racine, Phedre. tragi'die. 531
Dichter ein ganz besonderes Recht hal)e nach freiem Belieben mit
der Sprache zu schalten. Die syntaktischen Freiheiten bestellen nur
darin, dass die Poesie älteren Gebrauch, aber stets nur solchen, der
irgend einmal allgemeine Giltigkeit hatte, länger wahren darf als
die Umgangssprache. Ganz veraltetes muss auch sie aufgeben.
Im 16. Jahrh. werden die tonlosen persönlichen Fürwörter
noch meistens auch iu der Prosa nach altem Brauche vom Inf.
fort zum Verb. fin. gezogen, im 1 7. Jahrh. ist dies schon poetische
Freiheit, jetzt thuu es selbst Dichter äusserst selten. — Dem zweiten
zweier durch et oder ou verbundenen Imperative stehen noch im
vorigen Jh. die persönlichen Fürwörter auch in Prosa ziemlich all-
gemein voran, wofür zahlreiche Belege sich geben Hessen ; jetzt
scheint es auch iu der Poesie überaus selten zu sein. Aus Hugo
wenigstens ist mir nur der Vers bekannt: Preuez soin du marquis,
Rose, et le dirigez, Marion de Lorme I, 1.
Eine wix'klich poetische Freiheit aber scheint es zu sein, in-
sofern sich Aehnliches nicht in Prosa findet, dass Hugo manchmal
in den zusammengesetzten Zeiten von s'en aller das en nicht vor
das Hilfszeitwort, sondern unmittelbar vor das Participium stellt:
Dieu! cotmne il se sera hrusquement en edle! Le Roi s'amuse V, 3;
Ils se sont en edles dans Vomhre, Contempl. IV, 17. Doch liegen
Analogien hierfür nahe, es ist dasselbe wie wenn man sagt: il a
empörte für altes il en a porte.
E. WEBEE.
Racine, Phödre, tragt^die. Erklärt von H. Kirsch stein, Ober-
lehrer am Königl. Gymnasium in Marienburg. Berlin.
Weidmanu'sche Buchhandlung. 1880. 94 SS. 8". [Aus
der Sammlung französ. und engl. Schriftsteller mit deiitschen
Anmerkungen.]
Die Einleitung enthält zunächst (bis S. 1 0) eine ausführliche
Inhaltsangabe des Stückes, die wohl absichtlich in einer sehr ein-
fachen und französischer Ausdmcksweise sich annähernden Schreib-
art abgefasst ist, damit sie in der Klasse zu Exercitien und Sprech-
übungen benutzt werden könne. Darauf folgen (bis S. 16) kürzere
Erörteningen über den poetischen Gehalt der Racine'sciien Tragödie
und ihr Verhältniss zu dem Hippolyt des Euripides ; weiterhin
finden sich Bemerkungen über das Stück des Seneca. Für den
Schulgebrauch genügen diese Angaben; die Noten sind meist knapp
gehalten, mitunter französisch abgefasst. — Gegen folgende Punkte
glaube ich Einwendungen erheben zu müssen:
<j4
532 Kritische Anzeigen. I. Harczyk,
S. 4 f. »Hippolyt beklagt sich bei seinem Erzieher Theramen,
dass er seit langer Zeit keine Nachrichten von seinem Vater habe«.
Hierin scheint eine Klage über Theseus wegen Vernachlässigung
seines Sohnes zn liegen, wovon aber der franz. Text nichts sagt.
S. 8. »Obgleich ihre Liebe sich plötzlich in wilden
Hass verwandelt hat, bebt Phädra doch vor diesem verruchten
Ansinnen zurück« (Hippolyt bei Theseus zu verläumden). Nicht in
Hass hat sich Phädra's Liebe plötzlich verwandelt ; ein so unver-
mutheter Umschwung müsste im Stücke ganz ausdrücklich und
psychologisch überzeugend begründet sein. In der betäubenden Be-
stürzung über des todt geglaubten Theseus Wiederkunft bebt Phädra
vor der Erinnerung an Hippolyt, den unfreiwilligen Urheber ihres
Elends, in Angst, Schrecken und Entsetzen, wie vor einem Unge-
heuer zurück: Je le vois comme im monstre effroydble ä mes yeux
3, 3. 884. Für kurze Zeit vergisst sie ihre Liebe; bald aber bricht
diese wieder hervor, als sie vernimmt, dass Aricia Hippolyt's Herz
bezwungen hat; vergl. 4, 5. 1194 Quel feu mal etouffe dans man
ccßur se reveille! In ihrer verschmähten. Liebe Pein und sinnlos
vor rasender Eifersucht will sie den Jüngling dui-ch ein Geständ-
niss ihrer Schuld nicht vom Verderben erretten ; aber auch hier
kann sich wohl weniger Hass gegen Hippolyt, als vielmehr tödt-
licher Neid auf die glückliche Nebenbuhlerin offenbaren.
S. 8. »Als endlich Hippolyt es wagt, ihn (Theseus) an die
zahlreichen Verbrechen in der Familie des Minos zu erinnern, aus
welcher Phädra stammt, da geräth er in Wuth und gibt ihn der
Rache des Neptun preis«. Das ist nicht ganz richtig. Die Ver-
fluchung ist schon früher geschehen, 4, 2. 1065 ff., ehe Hippolyt
sich noch vertheidigen konnte. In den VV. 1153 — 56, wo Theseus
den Sohn von sich stösst, und in den ersten Zeilen des folgenden
kurzen Monologes findet sich keine Wiederholung jenes Fluches, son-
dern nur die zuversichtliche Hoffnung auf seine Erfüllung ausgesprochen.
S. 9 oben. Die Inhaltsangabe enthält eine Verschiebung der
Scenen. »Sie ruft den Tod herbei, aber der Tod gewährt ihr
keine Zuflucht« u. s. w. — »Als nochmals Oenone erscheint« . . .
In, der 5. Scene des 4. Actes lesen wir von jener Anrufung u. s. w.
nichts, sondern erst in dem folgenden Auftritt mit Oenone V. 1277 ff.
S. 24 war die Aenderung in der Ueberschrift personnages
statt acteurs nicht nothwendig. Es hätte die Bemerkung genügt,
dass Racine vor die profanen Stücke »acteurs«-, vor die biblischen
»noms des j^^rsonnages« setzte. Uebrigens wird auch vor Racine
bei Theaterstücken personnages gebraucht.
V. 6. Bei tete konnte statt auf Horaz passender auf das
griech. ^i}.-/j xs^akrj, (p'tXov xdpa hingewiesen werden; vergl. auch
o) xaxou xdpa Euripides Hipp. 651.
H. Kirschstein : Racine, Phidre, tragedie. 533
V. 7. Tax jusque ist das Citat aus Michaud überflüssig. Rac.
bietet selbst genügende Beispiele wie: AI. 1, 2. 171 Darius en-
dormi Ignorait jusqu'au nom d'un si faihle ennemi; Mith. 1, 1. 47
mon pere ignorait jusqu'au nom de Monime. — Brit. 2, 2. 402
J'aimais jiisquä se.s pleurs.
V. 12. Der Acheron wird in der pröface Z. 59 erwähnt.
V. 21. Une amante abusee wird auf Phädra gedeutet; aber
einlacher und treffender scheint die Erklärung, dass damit irgend
ein neues Liebesverhältniss bezeichnet werde. In diesem Verse glaube
ich eine Erinnerung an Malherbe's Les lärmen de sainct Pierre zu
bemerken: Ce nest pas en mes vers qu'une amante abusee Des
appas enchanteurs d'un parjure Thesee . . .
V. 40 in der Anm. lies Luneau de Boisjermain.
V. 44. Auf et vor dem Relativsatz, wie es dem lateinischen
Gebrauch entspricht, sollte hingewiesen werden ; es steht nicht etwa
müssig oder nur zur Vermeidung der überschlagenden Cäsur.
V. 67. In der Anm. ist dem Hippolyt mehr in den Mund
gelegt, als er wirklich sagt.
V. 69. Amazone als adj. findet man bei Quinault, Les coups
de l'amour 2, 2 : reine amazone.
V. 87. Die Inversion von meme hätte eine Anm. verdient;
es ist nicht als Adverb mit echapjyes, sondern adjectivisch mit dem
Subject les noms zu verbinden; vgl. Brit. 1, 2. 203 Que dis-jef
la vertu semble meme renaitre.
V. 98. Die Bedeutung von honneurs = »ehrenvolle Helden-
thaten« wird nicht erwähnt.
V. 100. In der Erklärung von faillir muss es wohl manquer
ä son devoir (nicht droit) heissen.
V. 117 f. Des Theseus Hass gegen Aricia erzeugt doch
nicht Hippolyt's Liebe zu ihr ; die Neigung wird durch das Verbot
nur noch gesteigert. Mehr liegt in Theramen's Worten nicht, und
so wäre in der Anm. naitre in croitre zu ändern.
V. 139. Die Note müsste genauer ausgeführt werden: avant
de mit dem Inf. hat Rac. noch gar nicht, sondern nur avant que
de; avant que mit dem Inf. findet sich in den Tragödien wohl nur
dreimal: Theb. 4, 3. 1046; Mith. 3, 1. 987; 4, 2. 1225. Zur
Vermeidung des Hiatus hat Rac. devant que: Ber. 4, 5. 1188 si
devant que mourir; Andr. 5, 1. 1429 Ah! devant qiiil expire;
Baj. 5, 4. 1493 et devant que votre äme m'eüt declare; Plaid. 3,
1. 653 et devant quil soit peu.
V. 155. »Auch Goethe schreibt _^'e re^oi (ohne s) in jenen
Vierzeilen vom 24. Juni 1830, welche, weil wohl selten gedruckt,
hier eine Stelle finden mögen:
534 Kritische Anzeigen. I. llarezyk,
Chaque jour est nn bien que du ciel je re9oi,
Profitona aujoiird'hui de celui qu'il iioua donne;
II n'appartient pas plus aux jeunes gens qu'ä moi,
Et celui de demain n'appartient a persoune.«
Hiergegen wäre zu bemerken, dass jene Schreibung bei Goethe
darum nicht auffällig ist, weil er diese Strophe gar nicht gedichtet
hat; sie stammt vielmehr aus dem 17. Jahrhundert; ihr Verfasser
ist ein Franzose, Maucroix, Lafontaine's treuer Freund. Man findet
diese Verse, welche M. als mehr denn achtzigjähriger Greis ge-
dichtet hat, unter seinem Namen in der Nouvelle Biographie univer-
selle und sie gehören zum Citatenschatz gebildeter Franzosen. In
der zweiten Zeile ist joidssons und me zu lesen. Näheres findet
man bei E. Fournier, L'esprit des autres"' p. 157.
V. 168. Vous haissiez rauss Druckfehler sein; lies haissez.
V. 193 lies obscure. — V. 202. In dem Citat aus Andr.
ist der Vers durch Ausfall des Artikels vor ejjoux fehlerhaft geworden ;
ausserdem lies devenait statt devienne.
V. 234 lies regue. In der Anm. wird gelehrt, das görondif
dürfe sich nur auf das Subject beziehen, hier aber gehöre en
naissant zum Object vous ; das sei poetische Licenz. — So allgemein
ist jene Regel nicht richtig, und D'Olivet und Laharpe waren bei
der Beurtheilung dieser grammatischen Wendung etwas zu rigoros.
Vergl. in der Phedre noch VV. 407, 554, 1024, die ohne Bemerkung
geblieben sind. Wie gerade en naissant = in nascendo von jeher,
wofern nur kein Missverständniss erzeugt wird, uneingeschränkt
verwendet werden konnte, mögen folgende Beispiele zeigen:
1. Nora. toute choae nee
Est en naissant a la mort destinee.
Rons. Franc. 4.
2. Acc. Encor que la uature eu naissant l'ait fait prince.
Rons. Boc. Roy.
La fortune en naissant ne m'a pas bien traite.
Quinault, La comedie sans c. 1, 5.
Si son astre en naissant ne l'a forme poete.
Boil. Art. poet. 1, 4.
Mais le sort de folie en naissant me coiflFa.
V. Hugo, Ruy Blas 1, 2.
3. Dat. notre nature humaine
misere sur misere en naissant nous ameine [nous = nobis].
Rons. Boc. Roy.
II est doux de porter au front une couronne,
quand la faveur des dieux en naissant nous la donne
Quinault, Stratonice 1. 1.
le labeur il (le bceuf) endure
et la loy qu'en naissant lui ordonna nature.
Rons. Ödes 2, 29.
les cieux
me furent en naissant en nemis envieux.
Rons. Elegies, L'Orphee.
//. Kirschtftein : Jiacine, I'hcdre, traijc'die. 535
4, Bei de. Tant le clcstin a tous les deux commuu
de nos esprits en naissant ne fit qu'un.
Rons. Boc. Roy. II.
5. In freierer Construction:
Pourrai-je avoir l'honneur de savoir en quels licux
La lumiere en naissant se fit voir a vos yeux?
Quinault, Les rivales 4, 5.
V. 248. Den Sinn des Verses scheint mir die franz. Note
nicht richtig zu geben ; statt indulgente wäre wohl discrete et digne
de votre confiance passender.
V. 255. Ennid kommt nicht erst 1091, sondern schon
299, 459 vor.
V. 265. Dieser Vers ist von Riic. wörtlich Esth. 1, 3. 165
wiederholt.
V. 306. C^est Venus taute entiere ist nach den alten Aus-
gaben zu schreiben; ebenso 4, 5. 1196 toute entiere. Die moderne
Regel hat Rac. noch nicht gekannt. Vergl. Marty-Laveaux, preface
zu Band 8 p. XVII.
V. 329 Anm. lies suff vages. — V. 341 Anm. Im Citat ist
face vor nouvelle zu setzen. — V. 456 Anm. lies aux yeux.
V. 459 Anm. 1. ennui = chagrin s. v. 1091.
V. 460 Anm. 1. orgueilleux, ebenso in der Note zu 822.
— Der Herausg. lässt Aricia sagen: ■>■> Hij^polyte vi est indifferent« ;
dergleichen kann ich im Text nicht finden. Im Gegentheil, sie liebt
ihn innig und fürchtet nur, keine Gegenliebe zu finden : quelle est
mon iinprudence! On ne m'opposera que trop de resistance . . .
Hippolyte aimerait ! u. s. w.
V. 462. 1. entendrez (nicht das präs.).
V. 467. JEclatants ist zu schreiben (mit t vor s).
V. 475. Je revoque des lois do7it j'ai plaint la rigueur S2i,gi
Hipp, zu Aricia; in diesem, schon von Subligny mit Unrecht ge-
tadelten Satze soll eine hardiesse poetique liegen, während die
strenge Grammatik verlangen soll: je me p?«i7i.s' de la rigueur
d'une loi; das kann ich nicht zugeben; der letztere Ausdruck würde
eher den Sinn enthalten, dass Hipp, unter der Strenge des Gesetzes
zu leiden gehabt hätte, während er bei Racine sagen will und sagt,
dass er die Gesetze, unter deren Härte Aricia geduldet hat, beklagt.
V. 522. Die Anm. gehört zum folgenden V.
V. 602. J'ai voidu par des mers en etre separee. En =
de vous ist für Rac. wohl ein unicum, und auch sonst äusserst^
selten, bei Com. trifft man es einigemal, z. B. Si c'est te faire,
tort que de m^en defier = de toi, Cinna 4, 5 1387. ^S'j Von
pouvait t'aimer sans en etre jaloux, Segrais, Egl. II, Timarfete.
Vergl. Marty-Laveaux, Lexique de Corn. 1, 357.
V. 618. Auf die Inversion von encore, das nicht mit dem
536 Kritische Anzeic/en. I. HarczyTc,
Verbum trouhler verbunden werden kann, war hinzudeuten. Vergl.
Iph. 2, 6. 728 Ijjhigenie encor ny sera pas longtemps, wo encor
zu longtemps zu ziehen ist.
V. 620 wird richtig als Andeutung der Katastrophe gefasst,
wenn man darunter Theseus' Rückkehr versteht. Es hätte aber
hinzugefügt werden sollen, dass in den beiden folgenden Yersen:
Neptune le protege; et ce clieu tutelaire Ne sera pas en vain iin-
plore pav mon pere die der Fabel kundigen Hörer und Leser aus
des ahnungslosen Hippolyt Munde die erschütternde Voraussage
seines eigenen Unterganges vernehmen.
V. 670. Die Einweisung auf den Uebergang in der Anrede
aus vous in tu fehlt. Vergl. Volt, zu Corn. Ment. 2, 3. 475, wo
unsere Stelle citirt wird.
V. 674. Die Auffassung von innocente ä mes yeux als Cou-
cessivsatz halte ich für verfehlt. Der Sinn ist: Glaube nicht etwa,
dass ich selbst mich für unschuldig halte und mein Thun billige.
— Schiller übersetzt: »Und denke ja nicht, dass ich dies Clefühl
Vor mir entschuld'ge und mir selbst vergebe«.
V. 744. Der Accent über ä ist zu streichen, ebenso 934.
V. 843. Dass man zur Verdeutlichung des Sinnes von le
ccßnr gros, l'ceil humide zwischen Subst. und Adj. sich etant denken
solle, scheint mir überflüssig. Auch im Deutschen ergänzen wir
keiu Part, in Versen wie: Die Blicke scharf wie der junge Aar,
Das Herz von Hoffnung umflogen. So bin ich dereinst mit reisiger
Schaar In den Kampf der Geister gezogen.
V. 951 lies eternisant. — V. 955. Ueber den Accent auf
dem ersten e in desire konnte in einer kurzen Note Auskunft ge-
geben werden. — V. 971 f. Bei Gelegenheit des Reimes approcher :
eher wäre die ausdrückliche Bemerkung am Platze, dass Rac. Reime,
die blos für das Auge sind, nicht kennt.-
V. 994. Die etymologische Notiz über jadis = jam dies,
die noch gar nicht so sicher ist, konnte wegbleiben; ebenso V.
1245 die über fiel.
VV. 1 053 — 63. Auf die dreimalige wirkungsvolle Wiederholung
des den Vers beginnenden fuis musste aufmerksam gemacht werden.
V. 1112. Dass der Vers nur aus Monosyllaben besteht, hat
schon Loiiis Rac. bemerkt; aber es hätte hinzugesetzt werden sollen,
dass solche Verse in der Phed. auch sonst auftreten ; V. 587, 912, 1004.
V. 1191 Anm. Statt vorangeht schreibe folgt. Dass au
jned de ses autels (Sing, neben Plur.) ohne Anstoss sei, brauchte
nicht erst durch ein Citat aus Mme de Stael erwiesen zu werden.
S. in der Phedre selbst 287 au pied des autels; Ath. 2, 5. 525
derselbe Halbvers wie an unserer Stelle; Iph. 3, 4. 871 au pied
de nos autels; au pied de ses remparts Mithr. 1, 1. 90; Iph. 4,
H. Kirschstein: Racine, I^hedre, tragedie. 537
6. 1373; au pied des murs Baj. 5, 11. 1719. Aber auch um-
gekehrt aux pieds de son rempart Baj. 1, 2. 219 und schliesslich
auch zwei Plur. aux pieds des autels Andr. 4. 5. 1385.
V. 1207. Der Conjunctiv nach je pensais ist damit zu er-
klären, dass der Inhalt des abhängigen Satzes der Wirklichkeit
nicht entspricht. Vergl. Andr. 2, 5, 645 Je pensais, en voyant
sa tendresse alarviee, Que son fils me la düt renvoyer desarmee,
ebenso wie hier que son coeur füt arme ; ^>e?i.9e?' entspricht unserm
wähnen. — V. 1235. Les a-t-on vus souvent se ^jar/er.^ Dass
die alten Drucke, die allein in Betracht kommen, vu (veu) ohne
Flexion haben, sollte nicht stillschweigend übergangen werden.
Ebenso Esth. 3, 4. 1106 Les a-t-on vu mar eher? Der Gebrauch
war ja noch nicht fest geregelt. Vgl. Lex. Introd. gramm. p. CHI.
V. 1304. Les dieux memes. Die alten Ausgaben geben
meme, ohne s ; vergl. Lexique p. 318. Rac. schaltet damit ziemlich
frei, — Bei diesen Archaismen sei nachträglich bemerkt, dass in
V. 157 die Bühnenweisung eile s'assit (und nicht s^assied) in den
alten Drucken lautet. Jene Form lässt sich auch sonst bei Rac. belegen.
V. 1305, Die Bedeutung von bruit hätte einer Erklärung
bedurft: »Die Götter selbst, die auf den Frevler ihren Donner
schleudern«. Seh.
V, 1377 lies quels. — V. 1498 Anm. lies statt »sächsischen«
schwedischen Hauptmanns. — V. 1519. Zweisilbiger männlicher
Reim findet sich schon 1099 f.
V. 1541. A travers les rochers. Die Ausg. von 1697, die
endgiltig entscheidet, hat d travers des r. Das sollte bemerkt
werden. Bei Mesnard ist Alex. 1, 1. 52 die Lesart von 1697 ä
travers de deux camps wiederherzustellen. —
Für specielle Interessenten mögen hier die Titel einiger auf
die Ph. bezüglichen und, wie es scheint, weniger bekannt gewor-
denen Abhandlungen folgen: 1) Albert Weigei-t, Der Hippol. des
Eur. und die Ph. des Rac. Freibui'ger Doctordissertation 1869. —
2) Gust. Weck, Quelques remarques sur l'Hippol. d'Eur. et la Ph,
de R. Progr. Ratibor 1874. — 3) G. Kunke, Comparaison entre
la Ph. de R. et l'Hippol. d'Eur. Progr. Schneideraühl 1874. —
4) Adolf Bergmann, La Phedre de Rac. comparöe ä celle d'Eur.
Progr. der Realschule zu Münster 1874 (schon fi-üher als Rostocker
Doctordiss. erschienen). — 5) Ferd. Weyhe, Zur sittlichen Würdi-
gung des Euripideischen Hippol. Progr. Seehausen i. d. A. 1876.
6) Hermann Steiert, Vergl. der Ph. des R. mit dem Hippol. des
Ear. Zwei Progr. OfFenburg. 1878/79. — 7) August Dihle, lieber
Racine's auf antiken Stoffen ruhende Tragödien und deren Haupt-
charaktere. Progr. Quedlinburg. 1880. t tj jiTfcyYir
538 Kritische Anzeigen. Ph. Plattner.
Le Village. Coraeclie en un acte par Octave Fenillet. Erklärt
von 0. Schmager. Berlin, Weidmann' sehe Buchhcllg., 1879.
Wie an den altspraclilichen Unterricht die Forderung gestellt
wird, dass er dem Schüler das Verstäudniss der altclassischen Welt
erschliesse, so muss dem neiisprachlichen Unterricht die Aufgabe
zufallen, ein Verstäudniss für das Leben und die Anschauungen der
beiden Culturvölker zu geben, deren Sprache auf unseren Schulen
gelehrt wird. Dass bei dieser Forderung, soweit Frankreich in
Betracht kömmt, schon mancher mit der Achsel zuckt, beweist eben
nur, wie dringlich jene Forderung ist, und wie wenig ihr bisher
genügt wurde. Thatsache ist ja, dass das Bild, welches wir uns
vielfach von französischen Sitten und Anschauungen entwerfen, guten
Theils aus einer Sorte vou Literatur stammt, die von vornherein
sicher ist, einen bedeutenden Export zu finden. In seiner Besprechung
von About's kürzlich erschienenem lioman d'wi brave komme
(XIXe Siecle, 2 7 juin 1880) sagt Francisque Sarcey: »Nos romanciers,
en ces derniers temps, ont fait de notre societe franyaise des tableaux
parfaitement hideux, en affectant de mettre au bas: ressemblance
garantie. L'Europe, qui ne demande pas mieux que de nous croire
sur parole quand nous disons du mal de nous, s'est imagint^, sur
la foi de ces singxiliers portraitistes, que chez nous le sens de la
famille s'etait perdu, que to^ites les vertus bourgeoises s'etaient
effondrees dans une corruption universelle, que nous ätions un peuple
absolument pourri. — II etait temps qu'une voix s'ölevät pour
l^rotester contre la trahison de ces abominables peintures, pour rehabi-
liter cette bonne, honnete et loyale petite bourgeoisie qui estla force
de la nation et, comme dirait l'Evangile, le sei de la terre fran^aise«.
Verlorne Mühe! Für einen Leser, den der Roman d'iin brave
Komme im Auslande findet, wird Nana tausend finden. Aber ge-
kämpft )iiuss deshalb doch werden, und von diesem Gesichtspunkt
aus kann es nur als glücklicher Griff bezeichnet werden, dass vor-
liegendes Stück auch in der Weidmännischen Sammlung Aufnahme
fand. Diese Darstellung eines wii'klicheu französischen Familien-
lebens kann nur berichtigend aitf die Vorstellungen wirken, die der
Schüler von unserem Nachbarvolk entweder schon hat oder doch
später aus Drama und Eoman schöpfen wird.
Durch alle ähnlichen Erzeugnisse Feuillet's lässt sich der leitende
Gedanke verfolgen: Ehreni-ettung der französischen Fi'au gegenüber
dem weiblichen Typus, wie er in Roman und Drama nun einmal
couventionell geworden ist. Klar ausgesprochen findet sich dieser
Gedanke in einem seiner Stücke:^) »Vous avouerez peut-etre bien
^) L'Ermitage (Scenes et comedies. Paris, Levy 1878, p. 251).
O. ISchmager : Octave Feuillet, Le Village. 531)
qu'il y a des femmes qui se conduisent mal par-ci, par-lä? — (j)a
se peut. Vous pouvez ajouter que ce sont celles-lä que vos jeuues
gens connaissent le raieux, ou plutöt les seules qu'ils connaissent.
Ajoutez encore que c'est avec ces especes qu'on fabrique les heroines
de roman et de thöätre, et qu'on gäte Topinion. Une ferame de
bien ne livre point les secrets de sa pensöe et la nvidite de son
äme a l'anatomie littöraire, pas plns qu'elle ne va poser dans les
ateliers; le scalpel des poetes, comme ils disent, ne fouille que dans
des Coeurs pervertis et ne devoilo que des ämes malsaines. II en
rösulte dans l'imagination publique un certain type fabuleux du sexe
feminin qui ressemble, j'y consens, aux demoiseUes de ces messieurs,
mais pas ä moi, j'en röponds. Tenez, j'ai conmi m\ petit jeune
homme qui ötait fort glorioux d'avoir mis ä mal deux ou trois
servantes d'auberge, mais qui se plaignait toutefois que les femmes
eussent en göneral comme une odeur de torchon; il ne voulait pas
se marier ä cause de cela«.
Das Vei'dienst des vorliegenden Stückes ist es gerade, dass
diese Idee zu Gi'unde liegt, ohne dass sie irgendwo ausgesprochen
wäre, dass somit der Zweck erreicht wu-d und doch heikle Aus-
einandersetzungen vermieden bleiben.
Zu loben ist an der Schmager'schen Ausgabe zunächst die volle
Correctheit. Bei mehrmaliger Durchsicht und Vergleichung ist es
mir nicht gelungen, den geringsten Druckfehler im Text oder in den
Anmerkungen zu entdecken. Es lässt sich nur bemerken, dass in
Anm. 117 » Joconde = Don Juan « an unrichtiger Stelle steht.
Auf die Feststellung des Textes ist dabei eine Sorgsamkeit verwandt,
die im Verhältnisse zur literarischen Bedeutung des Werkes über-
trieben scheinen könnte; aber nur so ist es möglich, correcte Schul-
ausgaben zu schaffen.
Mit der Wahl, die der Hg. unter den verschiedenen Lesarten
getroffen hat, kann man sich einverstanden erklären. Dass er aber
auf der ersten Seite die neue Lesung autour de la table zu Gunsten
der alten sur la table verworfen hat, ist offenbar ein Versehen.
Feuillet hat hier aus guten Gründen geändert; in eher eher fortune
sur la table hat die Präposition dieselbe Bedeutung wie in prendre
un livre sur la table (auf = von — weg) und der Gebrauch von
sur erkläi-t sich wie der von dans in boire dans un verre. In
Wörterbüchern und Grammatiken sucht man dies vergebens; sur in
solcher Verwendung ist nahezu familiär und kann, wie im vorliegenden
Falle, zu Missverständnissen führen.
Die Aussprache hat eingehende Beachtung gefunden, und auch
hier kann man dem Inhalt wie der Vertheilung der Noten nur zu-
stimmen. Unnöthig war wohl die Angabe für einmener (Anm. 101),
mera (Anm. 338a) und elef (Anm. 356); ungern vermisst mau
540 Kritische Anzeigen. Fh. Plattner,
eine Angabe bei Acher on (Anm. 138), toast (S. 32, wobei auch
auf die Schreibung toste aufmerksam gemacht werden konnte), bei
Rachel (Anm. 198) und dmt (S. 42).
Die Angabe von Etymologien ist mit Recht auf ein sehr be-
scheidenes Mass beschränkt; wo Ableitungen gegeben sind, tragen
sie zum Verständniss der Stelle bei, doch konnte jeder Schüler die
Herkunft von exalter (Anm. 413) selbst finden.
Häufiger sind die synonymischen Bemerkungen. Diese waren
nicht zu vermeiden, wenn den Bestimmungen des Planes für die
Weidmann'schen Ausgaben genügt werden sollte (vgl. Zs. I, 259).
Was dort von dem Werthe der Synonymik gesagt ist, kann man
nur unterschreiben; aber die Idee, in Schulausgaben Synonymik in
einem Masse zu treiben, dass die gestellte Forderung mehr als Phrase
sein sollte, war eine höchst unglückliche. Das Nöthige ist von berufener
Seite schon gesagt. Die Kenntniss der Synonymik ist die höchste
Stufe aller Sprachkeimtniss , sie bleibt aber ohne grosse Herrschaft
über die Spi'ache fundamentlos, und für den Schüler bleibt sie es
desshalb immer. Die meisten Begriffsbestimmungen werden, weil
sie unvollständig smd und nicht grössere Bekanntschaft mit dem
Sprachgebrauch als Correctiv zur Seite haben, in der Hand des
Schülers wirken wie eine unverstandene mathematische Formel, d. h.
sie werden ihn zu Fehlern verleiten. Der Lehrer, welcher franzö-
sische Aufsätze zu corrigiren hat und zu corrigiren versteht, wird
mit synonymischen Auseinandersetzungen bald so üble Erfahrungen
machen, dass er darin sehr vorsichtig wird. — Bei dem Hg. ist
von eigentlicher »Ankoppelung« nicht die Rede; im Gegentheil, er
kann meist seine Bemerkung mit dem Bedürfniss der Stelle recht-
fertigen, aber diesem Bedürfniss konnte oft leichter und besser auf
andere Weise entsprochen werden.
Dies führt zu einem weiteren, in der Mehrzahl unserer Schul-
ausgaben vernachlässigten Punkt. Ich meine die Art, wie Noten zu
formuliren sind, so weit sie Wort- oder Sacherklärungen geben oder
phraseologische Schwiei-igkeiten beseitigen sollen. Meist werden
dieselben in einer so plumpen, aufdringlichen Weise gegeben, dass
bei dem Schüler die Lust am Selbstfinden gar nicht mehr auf-
kommen kann. Wenn aus der Leetüre modei-ner Dramen überhaupt
ein Nutzen für den Geist erwachsen soll, dann, dächte ich, ist der
Vortheil nicht gering anzuschlagen, dass der Schüler lernt, einen nur
angedeuteten Sinn herauszufinden, eine Intention zu fühlen, mit einem
Worte sich anzugewöhnen, ä deTni-mot zu verstehen, eine Kunst, in
der die Franzosen ja besonders Meister sind. Wenn nun aber der
Commentator jede etwas schwierige Stelle geradezu übersetzt, wenn
er jede Absicht des Schriftstellers vereitelt mit Noten, wie »Ironisch
zu verstehen«, so bleibt für die creistise Arbeit des Schülers weniger
O. Sehmcujer : Octave Feinllet, Le Village. 541
übrig, als wenn ich ilim die Fabel vom Wolf und vom Lamm er-
zähle. Die Kunst, Anmerkungen zu schreiben, die nicht zu wenig
und nicht zn viel sagen, muss gelernt werden, gerade wie die Kunst,
in der Klasse einen Autor so zu erklären, dass bei den Schülern
der Geschmack an demselben nicht ertödtet statt geweckt wird.
Die deutsche Jugend ist ja wohl nicht stumpfsinniger als eine andere.
Wie man Anmerkungen schreibt, kann man z. 13, an den Riechel-
mann'sehen Commentaren sehen, obwohl auch sie hin und wieder
etwas weniger outspoken sein dürften. Der Erklärer muss sich
gegenwärtig halten, dass er im Dienste seines Publikums steht, dass
er die Pflicht hat, ihm beizn springen, wo er eine Schwierigkeit
wittert, dass er aber nicht das Recht hat, ihm ein Vergnügen zu
verderben. — Das ist denn auch die einzige Sünde, die ich dem
Hg. vorzuwerfen habe: er übersetzt zu viel, lässt sich nicht ange-
legen sein, einen dem Schüler unbekannten Ausdruck lieber durch
einen bekannteren zu erklären und setzt bei seinen Noten nur ein
Minimum von geistiger Regsamkeit und positivem Wissen voraus.
Nur wenige Beispiele. Tu as fait pour le moins ton tour de
Francef Hierzu genügte als Angabe: »faire son tour de France,
stehender Ausdruck für die Wanderzeit der Handwerksburschen«.
Das genügte, war aber nöthig, weil der Schüler und vielleicht
mancher Lehrer das nicht gewusst und so die Stelle ihre drastische
Wirkung eingebüsst hätte. Dass in der Note (148) steht: faire le
tour de France, will ich nicht hoch anrechnen, da die Bedeutung
richtig gegeben ist. Wozu aber der Zusatz: »Hier also: Zum aller-
mindesten hast du doch Frankreich durchwandert, wie es ja jeder
Handwerksbursche thut«. Ja, wenn ein Schüler das nicht selbst
findet, so muss man eben Berquinaden mit ihm lesen. In Anm. 51
wird weitläufig erklärt, was man unter Juif errant zu veretehen
hat. Zu nous franchirons les Pyrenees: noiis passer ons trois mois
dans la Peninsule (der Sprechende befindet sich im Cotentin) sagt
Anm. 232: la Peninsule sc. iberiqiie, also Spanien. Der Zusatz
iberique war sachlich überflüssig, konnte aber mit der Beifügung
»oder hispanique<^ sich entschuldigen lassen; dass nur Spanien da-
mit gemeint sein kann, war dann wohl jedem Secundaner klar.
Besonders auffallende Beispiele für überschüssige Erklärung bieten
z. B. die Anm. 31, 165, 182, 281. Es ist nicht zu viel gesagt,
wenn ich bemerke, dass derartige Ausstellungen sich fast auf jeder
Seite machen Hessen, und es ist dies bei einer sonst tüchtigen
Arbeit um so mehr zu bedauern.
In einzelnen Fällen ist eine wünschenswerthe Erklärung unter-
blieben. In Anm. 203 war zu erinnern, dass ces admirahles filles
d'Ionie, avec des sequins dans les cheveux eine Reminiscenz von
Dupuis ist, wahrscheinlich aus Lamartine's Voyage en Orient (wo
543 Kritische Anzeigen. Fh. Platfner,
an 3 — 4 Stellen von diesem Usus die Eede ist), oder aus einer
anderen Beschreibung einer Orientreise, wie sie in Prankreich gegen
die Mitte unseres Jahrhunderts epidemisch auftraten. Dass es mit
allem, was Dupuis sonst aufzählt, eine gleiche Bewandtniss hat, findet
dann der Schüler selbst. Erst dadurch erhielt das nachfolgende
bah! des amis ä toi, tont cela! das Beissende, welches in der ge-
gebenen Uebersetzung »das sind ja lauter alte Bekannte« nicht ge-
nug hervortritt. Selbstverständlich wäre auch hier nur andeutungs-
weise zu verfahren. Was xmter moutons de Miels (S. 16) zu ver-
stehen ist, hat der Hg. nicht erklärt ; ich habe vergebens danach
gesucht, vielleicht kann ein Fachgenosse Auskunft geben. Auf S. 39
hätte das ungewöhnliche und veraltete tu sais de quel air mira-
cideux on voyage ä present eine Bemerkung verdient; ebenso S. 63
das auifällige quelle hrise infernale, wo man zunächst glaubt, einen
Druckfehler (für hise) vor sich zu haben ; auf S. 5 7 war wenigstens
zu fragen, was die Höflichkeitsforrael in de quoi vons melez-vous,
s^il vous platt f an dieser Stelle bedeutet. Unzutreffend ist es, wenn
(Anm. 67^1-) facile d vivre mit »umgänglich«, je ne sais quelle
vague odeur de necropole (Anm. 216) mit »Kirchhofsduft«, je ne
suis pas moi- meine une bete (Anm. 364) mit »Narr« übersetzt
wird. In Anm. 145 wird tont ä Vheure mit tout de suite (statt
mit tantöt) gleichgestellt, während beide nicht selten im schärfsten
Gegensatz gebraucht werden. In Anm. 52 ist mangeant avec suite
unzureichend erklärt: es heisst nicht »immer zu«, sondern »beharr-
lich«, sonst verfliegt das ganze Salz. In Anm. 2 77 wird avoir
Vavantage für avoir l'honneur, le jylaisir als gewählterer Ausdruck
bezeichnet; ja, aber in welchen Gesellschaftskreisen? II suffit en
voyage d\me niaiserie quon ne retrnuve pas j^onr voiis irriter
toute une journee; Anm. 352 erklärt niaiserie mit mimdie, doch
wohl une bagatelle oder ?m rien. Transition wird (Anm. 168 und
Anhang) mit »Ueberfahrt und Beschreibung derselben« übersetzt
und bemerkt, dass diese Bedeutung nicht in den Wörterbüchern
steht. Sie existirt aber nicht, und transition heisst hier wie sonst
»der Uebergang, das Zwischenglied«, sonst könnte man auch aus
Feuillet beweisen, dass transition manchmal »der Fussfall« heisst.
Entre deux soleils (Anm. 181 und Anhang) ist richtig erklärt als
»Nachtzeit«, wahr bleibt aber, dass es meist die Tagezeit bedeutet.
Von zwei verschiedenen Sonnen ist dabei nicht die Rede, sondern
von der einmal als aufgehend und dann als untergehend betrachte-
ten Sonne. Was gemeint ist, Tag oder Nacht, bestimmt sich nach
dem Ausgangspunkt, oder besser, es bleibt ganz unbestimmt. Denn
es wäre ein Irrthum, zu glauben, dass der Sprechende sich darüber
Rechenschaft gäbe; entre deux soleils heisst für ihn »im Laufe
weniger Stunden«, und an die Grundbedeutung wird dabei so wenig
(). Sch/inmjer: Odave Feinllet, Le Village. 543
gedacht wie in du jour au lendemain oder in unserem »über Nacht«.
Dasselbe gilt ja von entre deux eaux (unter dem Wasserspiegel),
eiitre. deux terres (unter der Bodenfiäche), entre deux äges (in mitt-
leren Jahren), entre deux vins (angesäuselt), entre deux da.<fses
(Zwischenpause) u. a.
Die Anmerkungen, welche grammatische Erklärungen geben,
sind dem Standpunkt der Klasse gemäss, für welche das Buch be-
stuBmt ist, ziemlich zahli-eich. Einzelnes musste dem Durchschnitts-
secundaner aus Grammatik oder Leetüre bereits bekannt sein. So
die in Anm. 42 besprochene Umschreibung mit cest . . . que, auf
welche später noch öfter verwiesen ist ; das doppelte Subjekt in
Anm. 56; der Wegfall des negativen Füllworts nach il y a in
Anm. 114; die Concordanz des Adjektivs in Anm. 116; que für
combien in Anm. 271 und öfter; die Erklärung von ü Ti'y a qu^un
moment encore (im Text steht instant) in Anm. 311; die in Anm. 400
gegebene Regel über den Plural der Abstracta musste früher stehen,
wodurch eine Reihe von vorhergehenden üebersetzungen überflüssig
wurde. Dabei sei bemerkt, dass der seltene Plural des espoirs infinis
(S. 55) unbeanstandet geblieben ist; die Academie gibt ihn aller-
dings jetzt, während sie das weitaus häufigere les desespoirs noch
immer verschmäht. In Anm. 286 war darauf hinzuweisen, dass
Feaillet die Form henit auch als wirkliches Particip verwendet. In
der Nähe steht joignez-y (dazu kommt noch); dieser Gebrauch hätte
wohl für Deutsche eine Bemerkung verdient. C^est attele (S. 63)
hätte auch berührt werden dürfen, und wenn man einmal beim Im-
personale war, auch das gleich folgende neuf heures sonnent. In
einzelnen Fällen haftet der Hg. zu sehr an der voi4iegenden Stelle,
während die Anmerkung, sollte sie eigentlichen Nutzen haben, in
allgemeinerer Fassung zu geben war, so z. B. Anm. 139 se laisser
surprendre ä qch. ; in Anm. 312 war eher diese bei Quantitäts-
adverbien häufige Stellung in Form einer Regel zu geben. Auch
einzelne Ungenauigkeiten sind mit untergelaufen. »Sich halb todt
schreien« (Anm. 15) hiesse en me tuant ä lui dire; quasiment
(Anm. 72) ist seltene und familiäre Form (bei Feuillet indess auch
sonst öfter zu finden), aber keineswegs neuere Bildung, da es schon
von Chifflet als veraltet bezeichnet wurde (vgl. auch Littre, s. v.).
In Anm. 77 ist en unrichtig bezogen; Jeannette verliert nicht wegen
der Aufregung, sondern wegen des ihr unbekannten Küchengeheim-
nisses den Kopf. Die Anm. 401 will aus einer grammatisch rich-
tigen Stelle eine mindestens für die neuei'e Sprache bedenkliche
machen, wie man sieh z. B. bei Littre (nombre 8*^) überzeugen
kann. — In einzelnen Fällen war der Hg. zu academisch-conser-
vativ; bei dem Erklärer eines Schriftwerks aus der klassischen
Periode will ich das gelten lassen, aber wenn man Sachen aus dem
544 Kritische Anzeigen. C. Th. Lion,
19. Jb. erklärt, ist diese Eigenschaft übel angebracht. Dass (Anm.
410 und Anhang) der Indicativ nach tout . . . que noch als Regel
bezeichnet wird, bringe ich nicht in Anschlag, da Feuillet selbst
später zum Indicativ gegriffen hat. Dass aber der alte Zopf, sou-
dain als Adverb vorzugsweise dem höheren Stil zuzuweisen (Anm.
408), abgeschnitten werden sollte, weiss der Hg. sicher aus eigener
Erfahrung. In Anm. 235 (nous pourrions . . . attendre ä demain
matin) sagt Hg. : >^ä für das gebräuchlichere jusqu'ä«. Ich bin
überzeugt, dass er bei Aufmerken auf diesen Punkt in nächster
Auflage die Sache geradezu umdrehen und jusquä nach intransitivem
attendre höchstens bei folgender Datumsangabe als das gebräuch-
lichere erklären wird. Dass die Academie (attendre, Alinea 15)
jusqiiä aufrecht erhält, ist ja richtig, aber es ist zu empfehlen,
Littre (attendre 9*^) zu vergleichen. Warum ä besser und üblicher
ist, findet man leicht bei einigem Nachdenken darüber, was den
Franzosen veranlassen mag, nach attendre einfaches que zu gebrau-
chen und wie ew attendant que deutsch zu geben ist.
Die vorstehenden Aussetzungen, die sich vermehren' Hessen,
mussten gemacht werden ; doch betrachte ich sie selbst der Mehr-
zahl nach als Peccadillen, die sich bei einer Neuauflage leicht be-
seitigen lassen. Dem Werthe des Buches thun sie keinen Eintrag;
man kann dasselbe als eine der besten und besonders der gewissen-
haftest gearbeiteten Ausgaben der Weidmannschen Sammlung be-
zeichnen, und ich kann nui- anerkennen, dass der Hg. sich der
schwierigen Aufgabe gewachsen zeigt, ein Stück aus der feinen mo-
dernen Conversationssprache, zu dem die Vorarbeiten fehlen, dem
Verständniss der Schüler zugänglich zu machen.
Entschieden nachtheilig ist nur die allzu grosse Handgreiflich-
keit der Erklärungen, durch welche die häusliche Thätigkeit des
Schülers zu einer rein mechanischen gemacht und bei der Privat-
lectüre dem Ganzen der Reiz genommen wird. Aus zwei Capiteln
Cäsar oder Sallust zieht der Schüler dann mehr geistige Nahrung
als aus einem ganzen Semester Französisch. A bon entendeur, salut!
Aus dem, was eingangs über den sittlichen Werth des Stückes
gesagt ist, ergibt sich, dass ich dasselbe als Klassenlectüre, beson-
ders für Secunda, nicht durchaus verwerfen will; lieber Hesse ich
es jedoch als Privatlectüre neben A. de Musset, Sandeau u. a. in
Prima hergehen. Und zu diesem Zwecke ist ein tüchtiger Commentar
unentbehrlich. Dass Le Village aber auch in Prima bei Klassen-
lectüre noch manche Nuss zu knacken gibt, davon kann man sich
leicht überzeugen, wenn man einzelne Stellen, beispielweise S. 66,
in wirkliches Deutsch übertragen lässt.
PH. PLATTNER.
Velhagen et Klasinq : Prosateura franoais. 545
Prosateurs fran^ais ä, Tusage des öcoles, publi(5s par Volhagen
et Klasing. Bielefeld et Leipsic. 1880.
1. Lieferung: Histoire d'un conscrit de 1813 par Erck-
Iliami-Chatriail. In Auszügen mit Anmerkungen zum Schul-
gebrauch herausg. von Prof. Dr, K. Bandow, Direktor der
Luisenstädtischen Gewerbeschule zu Berlin. Preis 90 Pf.
2. Lieferung: Histoire de Charles XII par Voltaire. In
zwei Teilen. Mit Anmerkungen zum Schulgebrauch herausg.
von Dr. Otto Ritter, Oberlehrer an der Sophienschule zu
Berlin. L Teil. Preis 90 Pf.
3. Lieferung: Histoire de Charles XII par Volt.aire. In
zwei Teilen. Mit Anmerkungen zum Schulgebrauch herausg.
von Dr, Otto Ritter, Oberlehrer an der Sophienschule zu
Berlin. II. Teil. Preis 90 Pf.
4. Lieferung: F ünf Erzählungen aus Au coin du feu par
E. Souvestre. Mit Anmerkungen zum Schulgebrauch be-
arbeitet von Dr. Huot, Oberlehi'er an der Viktoriaschule zu
Berlin. Preis 75 Pf.
5. Lieferung: Histoire de la seconde guerre punique par
Ch. Rollill. Nebst einem Anhange: Suite de l'histoirc
d'Annibal. Mit Anmerkungen zum Schulgebrauch herausg,
von Prof. Dr, K, Bandow, Director der Luisen städtischen
Gewerbeschule zu Berlin, Preis 60 Pf,
6. Lieferung: Henri V, roi d'Angleterre en France. In
Auszügen ans Barante's Geschichte der Herzöge von Burgund,
Mit Anmerkungen zum Schulgebrauch versehen von Dr. G.
Jaep, Professor am Gymnasium zu Eutin, Preis 50 Pf.
7. Lieferung: La jeune sibörienne par le comte Xavier de
Maistre, Mit Anmerkungen zum Schulgebrauch herausg. v.
Friedrich d'Hargues, Schulinspector in Berlin. Preis 50 Pf.
8. Lieferung: Considerations sur les causes de la gran-
deur des Romains et de leur döcadence par Montes-
quieu. Mit Anmerkungen zum Sehulgebrauch herausgegeben
von Dr. K. Mayer, Oberlehrer am Gymnasium zu Kottbus.
9. Lieferung: Jeanne d'Arc. In Auszügen ans der Geschichte
der Herzöge von Burgund von Baraute, Mit Anmerkungen
zum Schulgebrauch bearbeitet von Dr, G. Jaep, Professor
am Gymnasium zu Eutin. Preis 90 Pf.
10. Lieferung: Röcits historicjues tires de l'histoire de
France, racontöe ä, mes petits-enfants par F. CJuizot. la
Auszügen mit Anmerkungen zum Schalgebrauch herausgegeben
Zschr. f. iifrz. Spr. u. Lit. II gg
546 Kritische Anzeigen. C. Th. Lion,
von Dr. K. Bandow, Director der Luisenstädtischen Gewerbe-
schule in Berlin. Preis 60 Pf.
Nach Angabe des Pi'ospects der Verlagshandlung von Velhagen
und Klasing ist die Herausgabe dieser »Sammlung französischer
Prosaschriftsteller mit Anmerkimgen zum Schulgebrauch« durch den
allgemeinen Beifall und die Beliebtheit des in 18. Series veröffent-
lichten Th&itre francais veranlasst worden. Die »Nützlichkeit und
Zweckmässigkeit einer Sammlung von Autoren, deren Loetüre den
Schulen erwünscht ist«, gilt als A^oraussetzung und wird mit einem
kurzen Hinweise abgethan.
Es versteht sich von selbst, dass von andern ähnlichen Unter-
nehmungen bei der Ankündigung dieser neuen Sammlung nicht wohl
die Rede sein konnte. Eine allgemeine Besprechung derselben kann
indess das Verhältnis, das diese jenen gegenüber einnimmt, nicht
ausser Acht lassen und darf der Frage, ob eine solche neue Sammlung
neben den vorhandenen (von denen die Sammlungen von Goebel,
Weidmann, Teubner die bedeutendsten) überhaupt noch ein Bedürfnis
war, nicht aus dem Wege gehen. Schon macht sich hin und wieder
die Ansicht laut, dass in der Herausgabe französischer Schriftsteller
zum Schulgebrauch eine Hyperproduction eingetreten sei, die zwar
viel Gutes und Brauchbares, aber daneben auch viel Oberflächliches
und Seichtes zu Tage gefördert habe. Der Ref. hat in dieser Zschr.
(I, 415 ff.) bereits eine Besprechung der Weidmann'schen und Teubner-
schen Sammlung geliefert und darf hier wieder auf jene Artikel ver-
weisen, um nicht manche Erörterung allgemeinerer Natur wieder-
holen zu müssen. Die Nothwendigkeit, Nützlichkeit, Zweckmässigkeit
jener Sammlungen im Ganzen darf in der That als allgemein aner-
kannt angenommen werden, mag man über die einzelnen Ausgaben,
die in ihnen niedergelegten Leistungen und das darin beobachtete
Verfahren auch noch so verschieden denken: darüber haben sich
ja nicht bloss jene allgemein gehaltenen Besprechungen sondern auch
die verschiedenen Einzelrecensionen zur Genüge ausgesprochen.
Aber wie mm, wenn eine neue Sammlung mit einem scharf
ausgeprägten Programm, dessen Ausführung sich uns gleich in zehn
Lieferungen vor Augen stellt, zu den bisherigen hinzukommt? Eine
solche kennzeichnet sich von vorn herein als ein Concurrenzunter-
nehmen, namentlich wenn wir berücksichtigen, dass 5 Lieferungen
in Ausgaben der Weidmann'schen Buchhandlung, eine als vol. XXIX
der Goebel'schen Sammlung vorliegen. Für uns fragt es sich nur,
ist der guten Sache, der Schule, Lehrenden und Lernenden, denen,
dies ich für französische Literatur interessieren, mit solcher Concurrenz
der Verlagsbuchhandlungen gedient, oder haben wir irgend welchen
Schaden davon zu befürchten? Wir bejahen unbedingt die erste
i
I
Velhagen et Klaslntj : Pros^nteurü fran<'ais. 547
Frage. Das Kisico trügt nur der (Geschäftsmann, der Buchhändler,
bei dieser Speculation, ebenso wie bei jeder anderen, wenn schon
sich nicht verkennen lässt^ dass erhebliche Verluste, die sich dabei
vielleicht ergeben, die Verlagshandlungen überhaupt von dergleichen,
an und für sich doch so erspriesslichen Unternehmungen abschrechen
können. Im Allgemeinen kann die Concurrenz hier wie üljerall für
den Käufer nar Gutes wirken, die Bemühungen, etwas wirklich
Brauchbares für einen nicht zu hohen Preis herzustellen, werden
immer neuen Antrieb erhalten, man wird unter vielem Guten das
Beste wählen können.
Die Ausgaben, wenn auch an erster Stelle für den Schulge-
brauch bestimmt, sollen nach dem Programm zugleich so eingerichtet
werden, »dass auch alle, welche aus Freude an der Literatur un-
seres Nachbarvolkes oder zum Erlernen der Sprache privatim sieh
mit dem Französischen beschäftigen, dieselben vorzugsweise gern zur
Hand nehmen werden«. »Um wissenschaftlichen und praktischen
Wünschen und Forderungen nach Kräften Rechnung zu tragen, hat
die Verlagshandlung den Director der Sophienschule zu Berlin, Herrn
Albert Benecke, bewogen, die Art der Wiedergabe des Textes
und der Commentierung festzustellen. Derselbe hat mit den ver-
schiedenen Herausgebern die Grundsätze vereinbart, nach welchen
die Arbeit in Angriff zu nehmen war«.
Die bereits erschienenen Ausgaben lassen in der That deutlich
erkennen, dass alles nach einem gemeinsamen Plane redigiert ist. —
Unter den Gesichtspunkten und Erwägungen, welche bei der
Bearbeitung der »Prosateursfran(,ais« beobachtet worden sind, hebt der
von Albert Benecke und der Verlagshandlung unterzeichnete Prospect
folgende hervor:
1) Korrekter Text ist die Hauptsache; die neueste Edition ist
zu Grunde gelegt, frühere Ausgaben sind soviel als möglich ver-
glichen woi'den.
2) Von längeren Werken sind Auszüge gemacht; es ist darauf
gesehen woi'den, dass gerade dasjenige, was interessiert und das
Erlernen der Sprache besonders fördert, ausgesucht wurde.
3) Alles, was in sittlicher Hinsicht Anstoss geben konnte, ist
unberücksichtigt geblieben ; einzelne Stellen der Art sind ausgeschieden
worden.
4) Orthographie und Interpunktion sind nach der neuesten
Ausgabe des Dictionnaire de l'Academie fran9aise vom Jahre 1878
geregelt worden.
5) Ueber die betreffenden Schi'iftsteller und Werke sind nur
die nöthigsten Angaben gemacht; bogenlange Biographieen und Ein-
leitungen bind absichtlich ausser Betracht geblieben.
6) Die unter den Text gesetzten Anmerkungen beziehen sich
548 Kritische Anzeujen. €. Th. Lion.
a) auf Sacherklärung ; geographische und historische Einzelheiten sind
speciell berücksichtigt; b) auf die hinsichtlich des Sinnes und der
Construction zu beachtenden Stellen; c) auf Verdeutlichung von
Wörtern und Wendungen. Hinsichtlich dieses dritten Punktes ist
nicht bloss das Seltenere und Ungewöhnlichere erklärt und über-
setzt, sondern es sind auch planmässig für andere Wörter und Wendun-
gen üebersetzungen zu dem Zwecke gegeben worden, dass der Lesende
sich den bezüglichen Ausdruck in bestimmter, fester Form merke.
7) Da es darauf ankam, die Anmerkungen in knapper Form
zu redigieren, so ist vielfach da, wo der Wunsch nach Zusammen-
stellung von mehr Beispielen und Beweissätzen oder nach ausführ-
licherer Erläuterung syntaktischer Regeln vorausgesetzt werden kann,
auf Teil II der französischen Grammatik von Benecke verwiesen
worden. Die Absicht ist, namentlich dem Lehrer wünschenswertes
Material zur Verfügung zu stellen und ihm längeres Suchen zu
ersparen.
8) Ti'otz der durch die Rücksicht auf den Raum auferlegten
Beschränkung haben die Herausgeber darauf gesehen, bei der Com-
mentierung grammatische und lexikalische Sachen aufzunehmen, welche
bisher wenig oder gar nicht in Ausgaben ähnlicher Bestimmung zur
Sprache gekommen sind. Dies . betrifft auch die Angaben über Aus-
sprache, für welche alle, die sich für diesen so wichtigen und
praktisch wertvollen, bisher aber im allgemeinen so wenig sachge-
mäss behandelten Gegenstand interessieren, manches Neue finden werden.
Um volle Einheit dabei zu ermöglichen, ist Herrn Director Benecke
mit Zustimmung sämmtlicher Herausgeber die Fassung der ein-
schlägigen Bemerkungen überlassen worden.
9) Wenn in den Anmerkungen zum Teil auf Syntaktisches
hingewiesen ist, was auf der Stufe, auf welcher das Buch gelesen
wird, schon durchgenommen sein mag, so ist dabei hauptsächlich
der Gesichtspunkt massgebend gewesen, zu repetitorischen Fragen
zu veranlassen. Grund dafür ist die Wahrnehmung, dass das blosse
Uebersetzen des Schriftstellers, das schnelle Uebergehen von einem
Satze zum anderen, Wort und Ausdrucksweise zu wenig in das
Verständnis und in das Gedächtnis bringt. Die beigefügten Be-
merkungen sollen aber nicht nur zum Vorführen neu zu erlernen-
den Stoffes, sondern auch als Anhalt für Befestigung des frülier
Gelernten dienen.
10) Die Beschaffenheit des Inhalts eines jeden Werkes der
Sammlung, sowie die relative Schwierigkeit in dem Stil des Schrift-
stellers haben die Anmerkungen quantitativ und qualitativ bestimmt.
Auch ist mit Rücksicht auf jene beiden Punkte die Art der An-
stalt und die Klassenstufe in's Auge gefasst worden, für welche die
einzelnen Ausgaben passen.
Velhayen et Klasiny : l'rusatetirs franrais. 549
Es muss anerkannt werden, dass auf die Korrektheit des
Textes von den einzelnen Herausgebern in der That grosse Sorgfalt
verwendet worden ist. Bei der Leetüre sind uns Druckfehler, die
sich leider ja nie ganz vermeiden lassen, nur in sehr geringer An-
zahl begegnet.
Dass von längeren Werken Auszüge gemacht werden sollen,
ist nicht ganz ohne Bedenken, zumal wenn wir berücksichtigen, dass
die Ausgaben der Prosateurs fran(jais nicht bloss der Schule, sondern
auch dem Privatstudium der Freunde französischer Literatur dienen
sollen. Von letzteren darf man doch gewiss annehmen, dass sie
ihren Schriftsteller in seiner wahren unverfälschten Gestalt kennen
lernen wollen. Auszüge liegen uns vor iu der 1., 5., 6., 9. und
10. Lieferung.
Die »Histoire d'un conscrit de 1803« (1. Lief.) von Erckmann-
Chatrian ist, wie die Vorrede p. 5 sagt, nur aus dem Grande ge-
kürzt worden, damit das Buch binnen einem Schuljahre vollständig
gelesen werden kann. Dann findet sich noch auf p. 182 die An-
gabe: »Die Kapitel, welche von der Schlacht bei Leipzig handeln,
sind, als zu umfangreich, übergangen. Es folgt die Geschichte des
Rückzuges«. In diesem Falle fragt sich doch entschieden, ob nicht
sowohl für die Schule wie für den Literaturfreund es angemessener
gewesen wäre, das Werk unangetastet zu lassen. Die Schilderung
der Schlacht bei Leipzig missen wir sehr ungern ; dass der dem
Buche zu Grunde liegende Roman gekürzt wird, könnten wir uns
im Interesse der Schule vielleicht gefallen lassen, weniger aber, dass
sich die Kürzung auch auf den geschichtlichen Inhalt erstreckt. Es
will uns auch fast scheinen, als wären rein äusserliche Gründe, wie
die Möglichkeit eines billigeren Preises bei beschränktem Umfange
und die Umgehung der Autorisation seitens der Vei*fasser zum Ab-
druck, dafür massgebend gewesen. In diesem Falle erscheint uns
die Kürzung um so weniger gerechtfertigt, je mehr uns auf der
anderen Seite das Büchelchen in jeder Beziehung als ein glücklicher
Griff erscheint. Es enthält die Geschichte eines jungen Pfalzburgers,
der Anfangs 1813 zum Soldaten ausgehoben wird und den Feldzug
des Jahres mitmacht. Die Geschichte des so bewegten Jahres spiegelt
sich mit ungemeiner Anschaulichkeit und Lebendigkeit in den Er-
lebnissen des Rekruten wieder, also in einem Bilde, das dem Schüler
Interesse abgewinnen muss: eine Rücksicht, die man gegenwärtig
meines Erachtens in der Schule zu sehr ausser Acht lässt. Erste
Forderung an den Lehi-er ist allerdings überall, dass er das Interesse
seiner Schüler im Unterricht stets wach erhalten soll, wie er das
anfängt, das ist seine Sache; der Stoff wird ihm zur Behandlung
vorgeschrieben, seine Aufgabe ist es, auch den uninteressantesten
Stoff interessant zu machen. Ist das aber in manchen FäUen nicht
550 Kritische Anzeiiicn. C. Th. Liun,
etwas viel verlangt? Die Aufgabe erscheint manchem leichter auf
dem Gebiete der Leetüre als der Grammatik, aber der umgekehrte
Fall ist sehr wohl denkbar ; einem geschickten Lehrer — nur solchen
haben wir im Sinn — gelingt es ohne gar grosse Schwierigkeit,
das Interesse der überhaupt am Unter)'iclit wirklich Anteil nehmen-
den Schüler für die Kenntnis, Erklärung, Begründung, Anwendung
der grammatischen Thatsachen zu fesseln, während bei demselben
Lehrer, der zur Vorlegung eines langweiligen Lectürestoffes genötigt
ist, in der Leetürestunde das Literesse erlahmt, Li der »histoire
d\in conscrit« sind Lihalt und Form in gleicher Weise anziehend ;
die Sammlung der Prosateurs wird damit in vorzüglicher Weise
eröffnet, eine zweite Auflage dieser ersten Lieferung, die sich dem-
gemäss vielleicht bald als notwendig erweisen dürfte, wird sich
hoffentlich auch ohne Kürzung des ansprechenden Inhalts herstellen
lassen.
Die 5. Lieferung, ein Bändchen, das auf 110 Seiten die Ge-
schichte des zweiten punischen Krieges und die Geschichte Hannibals
nach 200 v. Chr. bis zu seinem Tode Rollin's histoire ancienne
entlehnt, bietet als ein in sich abgeschlossenes Ganzes eine ange-
messene Lectüi'c für eine Gyranasial-Tertia oder Untersecunda ; einen
Realschüler möchten wir nicht so lange bei diesem Stoff festhalten,
als die Leetüre in der Klasse Zeit erfordern würde, wohl aber liesse
sich ihm, wenn gleichzeitig die römische Geschichte in der Schule
durchgenommen wird, das Bändchen als eine leichte Privatlectüre
empfehlen.
Lieferung 6 und 9 enthalten Auszüge ans Barante's Ge-
schichte der Herzöge von Bux'gund, und zwar die 9. nach dem Vor-
gange der von Goebel herausgegebenen Bibliothek gediegener und
interessanter französischer Werke. Wenn aus einem derartigen Werk
ein Abschnitt herausgegriffen wird, so muss die erste Rücksicht, die
man zu nehmen hat, wohl die sein, dass der Abschnitt auch ein
Ganzes bildet, nicht etwa bloss ein Schriftstück, das ebenso gut
in einer Chrestomathie Platz fände ; denn auch die Chrestomathieen
wollen ja wenigstens so viel als möglich einheitlich abgerundete
Stücke bieten. Bei der »Jeanne d'Arc« kann der Versuch wohl
als gelungen betrachtet werden, denn der Name und der ganze Lebens-
gang der Jungfrau von Orleans bietet einen Mittelpunkt, um den
sich die mit ihrem Auftreten in Verbindung stehenden geschicht-
lichen Ereignisse in angemessener Weise gruppieren können. Weniger
aber in sich abgeschlossen erscheint uns »Henri V, Roi d'Angleterre
en France« : ganz unvermittelt — die geschichtlichen Bemerkungen
der Einleitung bieten nur eine notdürftige Aushülfe — stehen wir
in den der Schlacht bei Agincourt vorangehenden Ereignissen; die
erste Zeile: Pendant que le roi de France etait devant Arras,
Velliagen et Klushnj : Prosateurs franralt!. 551
hätte unbedingt wohl einige Erklärungen notwendig gemacht. Der
Darstellung jener Schlacht gehen noch zwanzig Seiten vorher, die
allerdings der Schreibweise Barante's gemäss eine sehr anschauliche
Schilderung der damaligen Kriegslage bieten. Durch die Wahl eines
solchen Stoffes sucht man die historische Bildung des Schülers
neben der sprachlichen zu fördern ; aber es fragt sich, ob nicht durch
die Fülle des herangezogenen Details eine solche Lectüi*e eher ver-
wirrend und geradezu schädlich einwirkt. Man sollte lieber eine
nicht zu trockene, lebensvolle, nicht bloss die Kriegsthaten erzählende
Uebersicht der gesammten französischen Geschichte, als wie das hier
geschehen, auf 92 Seiten einen Zeitraum von nur sieben Jahren
(zur Leetüre für ^/^ oder gar ^/o Jahr) der Jugend vorlegen.
Ein ähnlicher Gedanke wie der von uns ausgesprochene scheint
der 10. Lieferung »Recits historiques«, aus Guizot's histoire de
France, racontäe a mes petits-enfants entnommen, zu Grunde zu
liegen. In diesem Bändchen werden: 1) die Gründung von Mar-
seille; 2) die Gallier in Griechenland und Kleinasien; 3) die Gallier
in Italien; -i) die Cimbern und Teutonen; 5) Vercingetorix; 6) Sa-
binus und Eponina; 7) Urgeschichte der Franken, Attila und die
Schlacht bei Cbälons ; 8) Klodwig auf 105 Seiten behandelt, wie
man aus den angegebenen üeberschriften ersieht, interessante Themata.
Aber wie viele solcher Bändchen müssen noch folgen, um die ganze
französische Geschichte in einer doch immer bruchstückartigen Weise
vorzuführen! Vielleicht wäre es im vorliegenden Falle zweckmässiger
gewesen, Auszüge aus dem letzten Bande der fünfbändigen Geschichte
Guizot's, oder noch besser, eine unverkürzte Ausgabe dieses Bandes
selbst zu geben. Ja, wenn wir nicht immer mit der uns im Unter-
richt verstatteteu Zeit rechnen müssten! Ich habe das interessante
Bändchen mit vielem Vergnügen durchflogen, finde abex*, dass diese
Leetüre inhaltlich keine solche ist, dass man ihr ein halb Jahr Zeit
in der Schule einräumen möchte.
Nr. 3, 4 u. 5 der bei der Bearbeitung der »Prosateurs fran(;,ais«
beobachteten Gesichtspunkte und Erwägungen verdienen allseitige
Billigung, nur dürfte etwa der Satz: »bogenlange Biographieen und
Einleitungen sind absichtlich ausser Betracht geblieben«, ein Zusatz,
der sich nur durch einen Hinblick auf die Ausgaben der Weidmann-
schen Sammlung, die darin zu weit gehen, erklärt, doch einer Mo-
ditication je nach der Eigenart des Schriftstellers und Schriftwerkes
bedürfen : eine Mahnung in der Beziehung, das zulässige Mass nicht
zu überschreiten, war allerdings wohl gerechtfertigt.
Die in Nr. 6 — 10 niedergelegten Weisungen für die Anmer-
kungen unter dem Text sind ebenfalls im Allgemeinen wohl zu
billigen; im Einzelnen bemerken wir folgendes: Wenn bei der Ver-
deutlichung von Wörtern und Wendungen nicht bloss das Seltnere
552 Kritische Anzeigen. C. Th. Lion,
und Ungewöhnlichere erklärt und übersetzt, sondern auch plan-
mässig für andere Wörter und Wendungen Uebersetzungen gegeben
werden sollen, so ist dabei zu befürchten, das» die Geistesarbeit,
die dem Schüler bei der Uebersetzung aus der fremden Sprache in
die Muttersprache obliegt, in einer bedenklichen Weise beschnitten
wird. Wenn z. B. comme ne sachant qiie clvvenir (6 p. 61 n. 3)
einfach übersetzt wird »als ob sie nicht wüssten, was aus ihnen
werden sollte«, so wird dadurch der Schüler der Freude beraubt,
selbstständig den Sinn der Worte zu finden, auf den er durch eine
kurze Andeutung hingewiesen werden konnte, etwa in folgender,
ebenso kurzer und bündiger Weise: que »was« im verkürzten Frage-
satze; je deviens »es wird aus mir«; vgl. die Gramm.
Wo es sich um grammatische Erläuterungen u. dgl. handelt,
ist (laut No. 7 des Prospects) auf Teil II der französ. Grammatik
von Benecke verwiesen worden, in der Absicht, namentlich dem
Lehrer wünschenswertes Material zur Verfügung zu stellen und ihm
längeres Suchen zu ersparen. Wenn dem Schüler mit dem Hinweis
auf die Grammatik geholfen werden soll, so haben wir nichts da-
gegen einzuwenden, das ist aber nur möglich, wenn in der betreffen-
den Lehranstalt die Grammatik von Benecke eingeführt ist. — Die
Einführung einer neuen Grammatik lässt sich nach den bestehenden
Gesetzen aber so leicht und schnell nicht machen, und ob nun also
bloss den Ausgaben der »Prosateurs fr.« zu Gefallen die bis dahin
im Gebrauch befindliche Grammatik abgeschafft und gerade die von
Benecke eingeführt werden muss? Andererseits was soll der Hin-
weis auf die Grammatik dem Lehrer, von dem man doch voraus-
setzen sollte, dass er die an der Lehranstalt, au der er wirkt, ge-
brauchte Grammatik dem Inhalte nach genau kennt und sich, wenn
er selber noch deren bedürftig ist, rasch in derselben zurechtfinden
kann. Die Worte »vgl. die Gramm.« in meiner obigen Fassung der
betr. Anm. sind an den Schüler gerichtet und heissen so viel als:
»wiederhole nach deiner Grammatik die Verben und Redensarten,
welche im Französischen persönlich, im Deutschen durch unpersön-
liche Wendungen wiedergegeben werden«. Dem Lehrer bleibt es
dann nach seiner Kenntnis der Schüler überlassen, ob er die Wieder-
holung der betreffenden Ausdrucksweisen in der Classe vornehmen
will oder nicht.
Die sorgfältige durchgehende Beachtung der Aussprache ver-
dient ungeteilte Anerkennung, ebenso die übrigen in Nr. 9 und 10
des Prospects niedergelegten Grundsätze,
Schliesslich wird die Wohlfeilheit der Ausgaben betont.
Es könnte demnach scheinen, als wären die in anderen Sammlungen
erschienenen teuerer. Vergleichen wir aber den Preis von Histoire de
Charles XII p, Voltaire, hg, von Emil Pfundheller, Berlin, Weid-
Velhagen et Klasimj: Pronateura fran<jais. 553
mann sehe Bachhdl. 1877. XX u. 238 S. 8" und Lieferung 2 und
3 der »Prosateurs fran(;ais« 186 ii. 170, in Summa 856 S. 16", so
ist der Preis genau derselbe (1,80 M.); allerdings gewähren Velhagen
und Klasing die Möglichkeit die Ausgabe in 2 Lieferungen ä 90 Pf.
zu beziehen, doch sähen wir diese Erleichterung dem Schüler lieber
nicht geboten, in dessen Händen wir doch das classische Werk voll-
ständig wissen möchten. Vergleichen wir dabei den Umfang der
beiden erwähnten Ausgaben, so unterliegt es keinem Zweifel, dass
der der Pfundheller'schen Ausgabe bei weitem bedeutender ist; was
demnach die Wohlfeilheit anlangt, so dürfte die Weidmännische
Sammlung der der »Prosateurs frangais« den Vorrang mindestens
streitig machen.
Zum Schluss noch einige Bemerkungen über die einzelnen Aus-
gaben der Reihe nach. Die 1. Lieferung, die wir, wie oben be-
merkt, lieber unverkürzt als das ächte Werk der Verfasser empfingen,
ist sonst streng und in angemessener Weise nach dem Programm
gearbeitet. Die Art und Weise, in der Wörter und Wendungen
verdeutlicht werden, scheint uns durchaus angemessen. Bei l'oreüle
hasse p. 171 n. 6 »gesenkten Hauptes« hätte der Hg. vielleicht
besser an das Heine'sche »Sie Hessen die Köpfe hangen« erinnert;
auch die »Ohren hängen lassen« ist ein dem Deutschen nicht fremder
und ein dem Französischen mehr als die gegebene Uebei'setzung ent-
sprechender Ausdruck.
Die Anmerkungen zum »Chai'les XII« lassen mehrfach zu
wünschen übrig; z. B. S. 5 n. 2 lesen wir zu large d'environ deux
Cents de nos Heues im Anfange des ersten Buches: »Nach den Adj.
des Masses steht im Fr-anz. der Genetiv, im Dtsch. folgt das Adj.« :
kein richtiger Gegensatz. Statt »im Deutschen folgt das Adj.«,
musste der Satz regelrecht weiter gehen: im Deutschen geht ein
Accusativ als Mass- oder Wertbestiramung den Adj., die eine Aus-
dehnung oder das Alter bezeichnen, voran ; doch kann man im Franz.
auch nach avoir das Mass voranstellen und durch de das substantivisch
gebrauchte Adj. oder das gleichbedeutende Substantiv damit ver-
binden. Nach dem Plane der Ausgaben wäre hier eine Verweisung
auf die Gramm, am Platze gewesen, sonst würde ein Beispiel die
Sache genügend illustrieren können, z. B. Ce bäton est long de trois
jneds neben Ce bäton a trois pieds de long (oder de longuenr).
— Auf derselben Seite Nr. 4 zu qui . . . en rendent le changement
plus doux: »en vertritt oft den Genetiv des persönlichen Fürworts
der dritten Person«, eine für die üebersetzung ganz irreleitende Be-
merkung; wahrscheinlich sollen wir danach übersetzen: »welchen
den Wechsel derselben milder machen«; aber »derselben« ist doch
kein persönliches Fürwort, und es wäre wohl besser gewesen, hier
auf den häufigen Gebrauch von en als Verti'eter des possessiven
554 Kritische Anzeigen. C. Th. Lion,
Fürworts unter einem Hinweis auf die Gramm, aufmerksam zu
machen. — Warum wird auf S. 6 n. 3 die Uebersetzung von
cCautant plus angegeben? — S. 7 n. 1 : »ne steht im zweiten Gliede
eines Vergleichssatzes, wenn der Sinn des ganzen Satzes verneinend
ist ; im Dtsch. bleibt ne unübei'setzt« ; doch wohl nicht der Sinn
des ganzen Satzes, sondern nur der des zweiten Gliedes des Ver-
gleichssatzes. Ein Hinweis auf die Grammatik wäre hier wohl auch
angemessener gewesen als diese schiefe Ausdrucksweise. — S. 9 n. 6
zu son genie formait de ces entreprises qne . . .: »partitiver Gen.,
abhängig von einem zu ergäiizenden Quantitätswort; im Deutschen
blosser Acc.« Besser: Beachte das determinative ces vor dem re-
lativen Fürwort nach einem partitiven de: de ces entreprises solcher-
lei Unternehmungen ; vgl. die Gramm, (z. B. Franz. Schulgr. von
Dr. G. Lücking, Berlin 1880. § 233, § 449 I. d.) — S. 39 n. 1
zu tollt d'un coup le jeune jjrince se leve avec Vair de gravite
und on le tut renoncer tout d'iin coup: »es sollte stehen: taut ä
coup, plötzlich, in einem Augenblick ; tout d'un coup heisst : auf
einmal, auf einen Schlag.« Also der Herausgeber will einen Voltaire
corrigieren ; aber selbst seine Angabe für i'ichtig genommen, würde
doch an der zweiten Stelle das »wie mit einem Schlage« durchaus
angemessen sein.
Wir dürfen es als einen Fortschritt begrüssen, da wir nun
doch einmal an Ausgaben des »Au coin du feu« von Souvestre
noch nicht genug haben sollen, dass nur fünf Erzählungen in einem
Bändchen zu 75 Pf. für eine Leetüre, die in einem Semester abge-
schlossen werden kann und für höhere Töchterschulen wohl zu
empfehlen ist, vereinigt werden. Die Anmerkungen sind zweckmässig
ausgearbeitet, insofern sie in geeigneter Weise eine geläufige Leetüre
ermöglichen.
Die Geschichte des zweiten punischen Krieges von R o 1 1 i n ent-
hält manche überflüssige Anmerkungen. Es lag z. B. kein Grund
vor, die Vocabel transfuge, die sich in jedem Wörterbuch finden
muss und von dem Latein lernenden Schüler gar nicht aufgeschlagen
werden sollte, zu verdeutschen. Andere Bemerkungen wieder hätten
dem Standpunkte des Schülers mehr angepasst werden können. Zu
den Worten dont il soit parle dans Vhistoire im Anfang (p. 5) ist
'die Uebersetzung gegeben: »von denen in der Geschichte die Rede
ist«, sodann auf den Conjuuctiv aufmerksam gemacht und dafür
noch auf die Gramm, von Benecke S. 296 § 12 7, 2 verwiesen. »Da
in Tertia die Moduslehre Hauptpensum ist« (Vorwort p. 4), so
möchte ich die Anm. lieber so fassen: »Suche eine gute deutsche
Uebersetzung für den Relativsatz. Warum steht in demselben der
Conjuuctiv ? Ueber den Gebrauch des unpersönlichen Passivums vgl.
die Gramm.« — S. 77 n. 5 zu Cetait sauver l'Etat qtte d'empecher la
Vclhaijcn et Klasbuj: I^rosateurs franrais. 5 55
jonctiun des deux freres wird bemerkt: »wenn man verhinderte«
oder: »die Verbindung . . . hindern hiess den Staat retten«. Warum
hier keine Verweisung auf die Grammatik statt einer Uebersetzung,
deren Entstehung dem Tertianer durchaus unbegreifiieh sein muss ?
Ein eiuigerinassen nachdenkender Schüler muss sich doch dabei
gleich die Frage aufwerfen, die er ohne Hülfe der Grammatik oder
des Lehrers nicht beantworten kann : Wie kommt diese Uebersetzung
ans den Worten heraus ? Die betr. Anmei'kung ist also vieiraehr
dazu angethan, dem Schüler eine neue Schwierigkeit zu bereiten als
die in der Stelle liegende wegzui'äumen. Doch im Allgemeinen
können wir trotz der gemachten Ausstelliuigen auch in diesem Bändchen
die Anmerkungen als zweckentsprechend bezeichnen, insofern das zu-
lässige Mass innegehalten und gemeiniglich das einer Erklärung
wirklich Bedürftige auch erklärt wird.
Es wird sich ja überhaupt stets die Erfahrung wiederholen,
dass der eine Fachmann eine Schriftstelle zu erklären für nötig
hält, an welcher der andere mit Schweigen vorübergeht, selbst wenn
wir annehmen, dass beide einen gleichen Stand des Wissens bei
ihren Schülern voraussetzen. So findet sich z. B. in der 6. Lief.
(Henri V) p. 9 n. 3 zu (autant de courtoisie) qu'on en avait mis
die Uebersetzung gegeben »als man bewiesen hatte«, die der Schüler
vielleicht auch hätte finden können; aber der Gebrauch von en ist
durch keinen Hinweis auf die Gramm, erläutert. Es zeigt sich ferner
noch vielfach bei der Besprechung grammatischer Thatsachen eine
sehr vage Ausdrucksweise, die auf dem Gebiete der Grammatik am
allerwenigsten eine Stelle finden sollte; z. B. ibid. p. 37 n. 1 zu
il y avait trouve phis de facilite quon ne Vent suppose: »hier
steht ne im Nebensatze, weil im Hauptsatze plus bejahend steht.«
(Beiläufig sei hier erwähnt, dass Lücking, frz. Schulgramm. § 406 H
und § 519 dieses ne nach dem Comparativ ein volkslogisches
ne nennt, ein Ausdruck, der den Sprachphilosophen wohl gefallen
kann, aber kaum in eine Schulgrammatik hinein gehört). Ueber l\
das hier unübersetzt bleibt, geht der Herausgeber wieder mit
Schweigen hinweg: l(e) steht hier als passives Object statt eines
Satzes und wird so insbesondere abweichend vom Deutschen a) in
parenthetischen Hauptsätzen, z. B. Le Musee national (ä Florence),
nn le voit (wie man sieht), est riebe en ouvrages authentiques de
Michel - Ange. b) facultativ in comparativen Nebensätzen gebraucht.
So Lücking, a. a. 0. p. 157 (vgl. p. 158). Damit wollen wir
aber nicht gesagt haben, dass wir die in Rede stehende Anm. so
formuliert sehen möchten : Litterae non habent fines, schola habet.
Die vorliegende Ausgabe der »jeune Siberienne (Frascovie)«
par le Comte Xavier de Maistre glauben wir unbedenklich als
die beste der vorhandenen bezeichnen und empfehlen zu können.
556 Kritische Anzeigen. C. Th. Lion,
Die Anmerkungen wissen geschickt die im Vorstehenden mehrfach
hervorgehobenen Mängel zu vermeiden; z. B. p. 80 n. 3 zu ce que
ses ohservations lui presentaient de singulier et de noiweau »Das
Sonderbare und Neue, was ihre Beobachtungen ihr vorführten. Ce
qui, ce que drücken oft einen Begriff der Menge aus, dann folgt
ihnen der attributive Genetiv als nähere Bestimmung zum Relativ.
II laisse hien derriere lui tout ce qu^il avait de rivaux. Dies
findet besonders bei Adjectiven im Positiv und Superlativ statt.
Apres les honnes legons, ce qu'il y a de j^lus instructif sont les
ridicules etc.« Mag vielleicht nicht ein jeder mit dem Inhalt der
Anm. übereinstimmen, das Streben eine wirkliche Erklärung einer
schwierigen sprachlichen Erscheinung zu geben, tritt deutlich genug
hervor.
Mayer's Ausgabe der »Considörations« Montesquieu's em-
pfiehlt sich vorzugsweise für den Gebrauch an Gymnasien; für die
Prima der Realschule sind die gi-ammatischen Bemerkungen und
Worterklärungen zu elementarer Natur ; die sachlichen Notizen dürften
auch dem Gymnasiasten bei der Leetüre noch immer notwendig
genug sein. Der Herausgeber hat, wie das Vorwort sagt, dem Gym-
nasium l^nd der Realschule gerecht werden wollen, hat aber that-
sächlich — und das ist leicht aus seiner Stellung erklärlich — nur
für das Gymnasium gearbeitet, daher nehme man nunmehr Erz-
gräber's Ausgabe (Weidmann) für die Leetüre der Considörations
auf der Realschule, Mayer's auf dem Gymnasium.
Die Auswahl der Anmerkungen und deren Fassung lässt in
der Ausgabe der »Jeanne d'Arc« einiges zu wünschen übrig, in ähn-
licher Weise, wie das oben mehrfach hervorgehoben wurde ; z. B.
n. 2 zu tant expert qu'il püt etre: »= tout expert; der Conj.
put wegen der weitesten Einräumung.« Zunächst eine missbräueh-
liche Anwendung des Gleichheitszeichens; kein Wort ist gleich dem
anderen, wir können wohl ein Wort für veraltet ausgeben und
sagen, dass man jetzt dafür ein andex'es setzen würde; aber auch
abgesehen davon ist tant nicht gleich tout, sondern eher gleich si,
und hier nur für si eingetreten, weil der Sinn nicht schlechthin ist
»so erfahren er auch sein mochte«, sondern »einen wie hohen Grad
von Erfahrung er auch besitzen mochte«. Nach quelque (adj. oder
subst.) que und si (adj.) que steht immer der Conjunctiv, während
nach tout . . . que in der Regel der Indicativ folgt. »Wegen der
weitesten Einräumung« ist ein sehr unbestimmter Ausdruck, mit dem
sich wenig machen lässt; der hier erwünschte Hinweis auf die Gramm,
fehlt, ebenso eine Erklärung der ungewöhnlichen Wortverbindung.
Dem oben über die 10. Lieferung Bemerkten wollen wir hier
noch zufügen, dass die Anmerkungen im Allgemeinen das leisten,
was sie im Vorwort versprechen: sie sollen teils das zum Verstand-
Velhaijen et Klati'mii : Prosdtenrx frantjais. 557
nis nötige historische und geographische Material, teils Worter-
klärungen, teils Andeutungen, wie die Uebersetzung sinngemäss ein-
zurichten ; ferner Hinwoisungen auf die wichtigsten Erscheinungen
der französischen Syntax und Angaben über die Aussprache ent-
halten: die letztere ist namentlich mit anerkennenswerter Sorgfalt
behandelt.
C. TH. LION.
Zeitschriftenschau.*)
Zeitschrift für roiiiaiiisclie Philologie.
IV, 1. — S. 113. H. Sehn chardt. Zu Foersters romanischer
»Vocalsteigerung.« Ausführliche Besprechung von Foerster's Antsatz in
der Zschr. f. roni. Phil., III, 481—517 (vgl. oben S. 419). in der S. eine
ganze Reihe eben.«o scharfsinniger wie lehrreicher Bemerkungen zu den
Ausführungen F. 's gibt.
Recensionen UND Anzeigen. S. 124. H. Seh u chardt. E. Windisch.
Kurzgefasste irische Grammatik mit Lesestüeken. Leipzig, 1879. Die
30 S. umfassende interessante Recension kann trotz des entlegen scheinenden
Inhalts des angezeigten Werkes hier nicht übergangen werden, weil der
Rec. seiner Besprechung eine reiche Anzahi Excurse eingefügt hat, die
vorzugsweise für Romanisten bestimmt und auch für diejenigen von Werth
sind, die ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich dem Nfrz. zuwenden. Wir
heben, der Tendenz dieser Zschr. entsprechend, die für die letzteren
wichtigen Partien hervor. S. 12ß glaubt S. in dem l des frz. aller Ein-
wirkung des Keltischen zu erkennen, in welchem sich für das Verbum »gehen«
ein altir. al und ein brittisches el vorfindet. S. 140 ff. befindet sich ein
Excurs über die Tonverhältnisse des Keltischen und Romanischen. Ein
Einfluss des altgallischen Accents auf den französ. wird mit Recht abge-
lehnt. Im Anschluss an die oben S. 419 berührte Polemik macht S.
aufmerksam, dass, wenn sich auch zahlreiche Schwankungen in der Aus-
sprache (bei der Quantität der Vocale) nicht leugnen lassen, sich doch
immer ein regelmässiger Kern aus den unter besonderen Verhältnissen
eintretenden abweichenden Sprechweisen heraushebt. »Man rede nicht so
.schlechtweg von »italienisch«, »spanisch« u. s. w., man lieobachte nicht
die Aussprache in den Städten, wo sich stets die Bevölkerung neu mischt,
man gehe auf's Land und man wird dort eine solche Bestimmtheit in
den Quantitätsverhältnissen finden, dass oft der überlange Vocal eines
Dorfes gegenüber dem langen eines andern ein Wahrzeichen und Schi-
boleth abgibt«. Auf diese Vorschrift möchten wir insbesondere auch die
Aufmerksamkeit derer lenken, die sich mit dem Studium der französischen
Aussprache beschäftigen, und die nicht selten genug zu thun glauben,
wenn sie ihre Beobachtungen auf Paris, dem hierfür vielleicht ungeeig-
netsten Orte, beschränken. Hat doch die für den Sprach forscher einfach
unsinnige Vorschrift Legouv^'s in seinem mit Unrecht viel gerühmten
Traite de lecture, man könne die richtige französ. Aussprache nur in
Paris finden (vgl. S. 32: vParis donne la loi en fait de voyelle« und
*) Die in diesem Hefte fehlenden Berichte über das Archiv f. d.
Stud. der neueren Sprachen, die Revue des deux Mondes, die Nouvelle
Revue, die Academy und das Athenaeum werden in dem folgenden Hefte
nachgeliefert werden.
Zeitschrift für romairische l'hiloloaie. 559
»Puisque toutes les provinces . . . ont, en prononijant les voyelles, im
accent qni prete quelque peu au ridicule«) nicht verfehlt, sofort
Nachbeter zu finden. Paris darf sicli ebenso wenig wie irgend eine an-
dere nordfrz. Stadt rühmen, im Alleinbesitz auch nur einer guten h o c h -
französischen Aussprache zu sein ; ganz thöricht ist es, allgemeine Aus-
sprachsgesetze für das Französische auf Beobachtungen zvi gründen, die
nur die Aussprache einer einzigen, von Fremden überflutheten, fast inter-
nationalen Stadt berücksichtigen. S. weist ferner auf die bekannte That-
sache hin, dass die herkömmliche Gegenüberstellung von Länge und Kürze
der wirklichen vorhandenen Manuichfaltigkeit der Zeitdauer schlecht ent-
spreche, und dass ebenso beim Accent und selbst bei der Klangfarbe weit
mehr Abstufungen vorhanden sind, als man nach den traditionellen Be-
zeichnungen (offen, geschlossen) glauben sollte. Alsdann legt er, worin
wir ihm vollständig beistimmen, dar, wie auch im Vulgärlatein Ver-
schiedenheit der Quantität, abhängig von der Verschiedenheit des Accentes,
bestanden habe, und wie sich dieselbe deutlich in dem späteren Schick-
sal der Vocale erkenntlich mache. Besonders interessant ist für uns seine
Behauptung (S. 144), dass im Neufranzösischen »die Quantität, welche
einst vom Accente beherr^icht wurde, ihn sich unterthäuig zu machen«
beginnt, wenn wir auch nicht zugeben können, dass »der Umschwung,
der sich vor unseren Blicken in dem frauzö'^ischen Betonungs-iystem an-
bahnt<K eine solche Ausdehnung und Bedeutung benitze, wie ihm S. bei-
zumessen scheint, oder etwa gar allein durch die Quantität der vor-
touisohen Vocale veranlasst sei. Die Erscheinung, dass der Accent vom
Schlüsse des Wortes auf die vorhergehende (in den meisten Fällen die
Stammsilbe) zurückgezogen werde, findet sich in ausgedehnter Weise nur
in den ganz besonders mit deutschem Blute durchsetzten l'heileu Frank-
reichs (in ausgearteter Weise in dem Französisch der Elsässer), und ist
hier sicherlich nicht neu; in den übrigen Theilen Frankreichs findet sie
sich nur gelegentlich unter Einwirkung des rhetorischen Accentes, und
auch da scheint die gegen den gewöhulichen Gebrauch betonte Länge
nicht eben ihrer Länge wegen den Accent an sich zu ziehen, sondern in
vielen Fällen erst ein Pro du et der veränderten Betonung zu sein. Ob
auch hier die Zurückziehung des Accentes neu, und nicht vielmehr nur
früher unbeobachtet geblieben ist, scheint gleichfalls recht fraglich. Dass
die Quantität der (nach der »Grammatik«) vortonischen Silbe zuweilen
mit im Spiele ist, räumen wir dem Rec. gern ein. Auf alle Fälle ver-
dient die von S. berührte Erscheinung die sorgfältigste Beachtung; es
wird nicht allzu schwer sein, bestimmte Gesetze und Ursachen für sie
aufzufinden. — Mit Gröber (vgl. Ueberlieferung und Sprache etc., S. 36,
Z.schr, f. rom. Phil. H, 189 Anm.) und G. Paris (Ptomania VII, 130) über-
einstimmend, führt S. frz. ü aus lat. ü auf kelt. Einwirkung zurück. Er
neigt zu der Ansicht Böhmer's (Rom. Stud. I, 619), »dass e vor einfachem
Nichtnasal im Französ. mit dem ai vor m und n ursprünglich zusammen-
fällt«, hält aber auch für möglich, dass »ai vor einfachem Nasal . . . ein
Spioss desselben Triebes« (a durch ai in e übergehen zu lassen) sei, und
findet dann auch in dem Uebergange des ä zu ai vor einf. Nasal eine
Wirkung des Accents: »wie aus e und o ei und ou, so aus a zunächst
wohl ae, dann ai.« — Im Romanischen hat sich intervocalische Tennis
ihrer Umgebung dadurch angeglichen, dass zwischt^n den tönenden Lauten
ein tönender, d.h. aus Ten. Media entstand (vita-vida) ; aus den intervo-
calischen Medise werden alsdann erst tönende Dauerlaute : im Franz. daher
V aus 6, y aus g (c). »Wo die Media geschwunden ist, muss stets die
Spirans als Uebergangsstufe angenommen werden ; vidha, amadho (mit
tönender Spirans dh) sind ausdrückliche, durch mittelalterliche Schreibungen
560 Zeitschriften fichau. E. Koschwitz,
bezeugt.« Steht im Romanischen Verschhisslaut zwischen Voc. und Ver-
schhisslaut, was nur in den Gruppen Lab. + Dent. und Pal. + Dent.
geschieht, so tritt entweder totale Assimilation des mittleren an den folg.
Laut ein {dd, d — «, t) oder partielle an den vorhergehenden. Im
letzteren Falle geht bei Verbindung von Medien die erstere durch die
Mittelstufen j (= tj) und v (= h) in einen Vocal (i, u) über. Auch
bei den Teuues wird der Verschlusslaut wahrscheinlich zunächst Reibe-
laut geworden sein: facto -.fayto ; captivo : caftivo; die Spirans kann hier
indess auch aus der Aspirata entstanden sein: fayt(o), caft(o) aus fac'tfo),
capt(o). Die dieser Ansicht entgegenstehenden Theorien Thomsens (Mem.
de la soc. de ling. III, 110 f.) und Ulbrichs (Zschr. f. rom. Phil. II, 523,
vgl. hier I, 113) hält S. für unhaltbar; die letztere wird indessen von
ihm nur genauer präcisirt, indem er aus fact(o) nicht wie Ulbrich direct
ein fait sondern erst die genannten Mittelstufen entstehen lässt. — S. 148
bemerkt S., dass auch im Romanischen (spec. Französ.) das den vorausg. Cons.
und Voc. inficirende i zuweilen an seiner ursprünglichen Stelle erhalten
bleibt; z. B. in voisin, afrz. velsln, hier unverändert; verändert in raison.
An dieser Stelle (weil auch dies hiermit im Zusammenhange steht) sei
auch bemerkt, dass S. S. 143 Anm. das von Neumann, Laut- und
Flexionslehre etc. S. 83 ff., aufgestellte Gesetz über die Schicksale von
tj und cj, (c^ , c^J im Romanischen, das ich soweit es das Französische
betraf und mit meinem Zweck zusammenhing, früher, aber ungenauer
als Neumann angab (Ueberl. u. Spr. S. 71), corrigirt. — S. 148 stellt S.
Parallelen in der Doclination und insbesondere im Gebrauche der Per-
sonalpronomina zwischen dem Keltischen und Romanischen auf, bei denen
sich jedoch schwerlich eine Einwirkung des ei'steren auf das letztere
wird nachweisen lassen. Auch für den frz. Gen. ohne Präp. in Hötel-Dieu
w. dgl. ist dies bereits von Darmesteter mit beachtenswerthen Gründen
bestritten worden ; dass ein kymr. lleir, lleiron wirklich von wesentlichem
Einfluss auf afrz. laire, laron u. dgl. gewesen sei, will wohl auch S.
nicht behaupten ; das Interesse von S.'s Ausführungen in diesem Theil
seiner Recension beruht daher allein in der für die Linguistik werthvollen
Zusammenstellung der parallelen Erscheinungen und in dem Nachweise,
dass das Keltische in bestimmten Punkten der romanischen Entwickelung
wenigstens nicht zuwider war. — S. 155. K. Voll möller. U. Jarnik.
Index zu Diez' etymologischem Wörterbuch der romanischen Sprachen.
Berl. 1878. (Lobende Anzeige.) — S. 178. 0. Knauer. ffiuvres completes
de Eustache Deschamps p. p. de Qtieitx de Saint -Hilaire. T. 1. Paris
1878. (Publication der Soc. des anc. textes fraufais. K. weist an der
Hand zahlreicher Widersprüche, Uugenauigkeiten etc. in den der Aus-
gabe beigegebenen Anmerkungen die ungenügende Vorbereitung des
Herausgebers nach, den auch seine gelehrten Berather nicht hindern
konnten, eine recht unvollkommene Ausgabe zu Stande zu bringen.) —
S. 186. G. Gröber. Archiv für das Studium der neueren Sprachen
und Literaturen, LX. — LXll. Band. (Kurze Anzeige der romanisti-
schen Arbeiten in den genannten 3 Bänden der Zeitschrift, von denen die
beiden letzten auch hier I, 120 und 279, II. 127 eine Besprechung fanden.
— LX. In Herford' s Analyse und Kritik der Bergeries Racan's etc.
findet G. das über die Pastoralpoesie im M.-A. Gesagte ungenügend; das
Pastoraldrama geht bis 1566 zurück, die Astre'e war nur von stofflicher
Bedeutung für dasselbe. Die Kritik der Bergeries hätte mehr bei der
Herauskehrung des Gedanken- und Empfindungsgehaltes verweilen können.
Die S. 129—161 gegebene Würdigung der übrigen Dichtungen Racan's
bezeichnet G. als einsichtig, • — Schefßer, Moliere- Studien IL »Hinweis
auf die Aehnlichkeit von Sganarelle's und Falstaft's Betrachtungen über
Rowavia. 561
die Ehre: Cocu imagin. 17. Sc, Heinrich IV, 1. Th., V. Act, 1. Sc.« —
Henry, Sur une preniiere redaction du Traite de la connaissaiice de Dieu
et de soi-meme de Bossuet. »Betrifft eine kürzere, im Ausdruck und
Umfang abweichende Gestalt des Traite, von dem der Vf. die Origiualhs.
in der Bibl. Mazarin Nr. 2504, 4'' fand«. — Noijd. Das Leben A. do
Baif's. »Uebersicht über die Hauptmomente aus dem Leben des Dichters«.
— Mahrenholtz. Moliere in seinem Verhältniss zur spanischen Komödie,
»bespricht kurz das Verhältniss der I^c. des maris, des Amour medecin,
der Femmes savantes, des Festin de Pierre und der Princesse d'I^lide zu
Lopez' Discreta enamorada, Acero de Madrid, Melindres de Beliza (und
Calderon's Non hay burlas), zu Tirso's de Molina, Burlador de Sevilla und
zu Moreto's Desden con el desden. — LXL Nagel, die Werke J. A. Ba'ifs,
»bemüht sich eine Charakteristik der Werke des B. zu geben, die mit
Fleiss ausgeführt ist, jedoch nicht erschöpft und in Folge zu sjiarsamer
Berücksichtigung der älteren und gleichzeitigen Autoren etwas einseitig
gerathen ist.« — Veckenstedt. Die Geschichte der Gil-Blas-Frage. Werth-
lose Arbeit. — Scheffier, Moliere-Studien HL Armande Bejart. »Beachtens-
werthe Erwägungen.« — Nagel, Die Bildung und die Einführung neuer
Wörter bei Baif etc. »löst nicht sowohl die schwierigere Aufgabe, zu be-
stimmen, welche Neubildungen von Ba'if und andern Plejadeudichtern der
Litteratursjjrache der 2. Hälfte des 16. Jh. zugeführt wurden, gibt viel-
mehr nur eine Zusammenstellung jetzt ungebräuchlicher bei B. etc. vor-
kommender Wörter.« — Grosse, Syntactische Studien zu J. Calvin.
»Verdienstliche Zusammenstellung«. Bei Behandlung der Inversion ist
der Satzton und das psychologische Element der Rede unbeachtet ge-
blieben. Manche Wendungen und Constiuctionen lassen auf deutschen
Einfluss im Sprachgebrauche C.'s schliessen. — Nagel, Die Strophenbil-
dung Baif's. »Zweckmässige Uebersicht mit Hervorhebung der von an-
dern Plejadeudichtern nicht gebrauchten Strophen.« — LXll. Maliren-
holtz, Voltaire als Historiker, »würdigt sachlich V.'s Verdienst um die
Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung«. — Felgner, Untersuchungen
über das Leben Mathurin Regnier's, »hauptsächlich Bestimmung der Ab-
fassungszeit der Satiren; nicTit durchweg Sicheres«. — Grabow, Ueber
Nasalirung und Brechung der Vocale im Französ. Werthlose Arbeit. —
Das Franz., wie das Prov. imd Ital., führen bei den Zahlen von 20 — 90
regressive Accentversetzung (z. B. quadrdginta = gun.rante) ein, und
syncopiren gi; die Zurückziehung clürfte bereits dem Vulgärlatein an-
gehören. — Mahrenholtz, Moliere's Prec. rid. und fic. d. F. im Lichte der
zeitgenössischen Kritik , »charakterisirt nicht ganz frei von Voreinge-
nommenheit für M. die bekannten Gegenstücke, die durch die im Titel
genannten Komödien veranlasst wurden«. — Derselbe, Die weiblichen
Charaktere in Moliere's Komödien ; »die Mannich faltigkeit derselben wird
nachgewiesen in gewandter Darstellung, die auch des Verfasser's übrigen
Artikeln eigen«.
Roiuaiiia.
IX, 2. — S. 177. H. D'Arbois de Jubainville et G. Paris.
La versification irlandaise et la versification romane. Fortsetzung der
Polemik, über die wir hier I, 458 berichteten. Nach längerer Charak-
teristik des irischen Versbaues wendet sich D'A. d. J. direct gegen Bartsch,
dessen Thesen von Neuem bestritten werden. Die altromanische Metrik
unterscheidet sich von der keltischen ganz wesentlich dadurch, dass sich
in ersterer nichts den irischen, regelmässig in 2 gleiche Hälften geglie-
derten Viei'zeilen genau Entsprechendes vorfindet. Ebenso ist die irische
Alliteration der ältesten französ. Dichtung fremd. Wenn auch im Irischen
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. ßß
562 Zeitschriften schav. E. Koschwitz,
und Französ. gleichzeitig der 14 Silbner vorkommt, so ist noch fraglich,
ob ein irischer 14 Silbner, in dem die stummen Silben nicht gezählt
werden, bei Uebergaug ins Französ., worin sie mit gerechnet werden,
auch nur 14 Silben gehabt hätte. Nachdem in Irland wie in Frankreich
einmal das System der Silbenzählung bestand, und in beiden Ländern
Verse von verschiedener Länge gebraucht werden durften, mussten noth-
wondig hier wie dort Verse gebildet werden, die zufällig die gleiche
Silbenzahl besassen. Wenn die Franzosen die Iren in einem Punkte
nachgeahmt hätten, so würden sie sich auch in andern Punkten der Vers-
bildung und stofflich an dieselben angelehnt haben ; davon ist aber in
der ältesten frz. Dichtung nichts zu bemerken u. dgl. m. — G. Paris
wendet sich u. a._ gegen die »idee surannee«, romanische Verse aus den
metrischen Versen der klass. Latiuität ableiten zu wollen; als aus
dem volksthümlichen rhythmischen lat. Verse die Grundpriucipien
des romanischen Verses (Silbenzählung, Accent, Zweitheiluug des Verses,
[Vocal-j Reim und Strophe) einmal gewonnen waren, wurden durch ein-
fache Variationen die mit dem Rhythmus der roman. Sprachen verträg-
lichen Versarten geschaffen. In diesem Sinne habe er sich auch den
llSilbuer als aus dem 15 Silbner hervorgegangen, als eine Variation
dieses letzteren (des rhythmischen Septenars) voi-gestellt. Aus demselben
Verse (dem rhythmischen Septenar = katalekt. troch. Tetram.) seien vielleicht
alle langen romanischen Verse in der angegebenen Weise hervorgegangen ;
der prov.-frz. 14 Silbner, indem man die letzte unbetonte Silbe des 1.
Hemistichs allmälich vernachlässigte. Der Uebergaug des trochäischen
Falls in den iambischen war durch den veränderten Sprachrhythmus
namentlich des Galloromanischen veranlasst. In dem Vers der span.
Eomanze, in volksthümlichen prov. und frz. 14 Silbnern hat sich der
trochäische Fall wie der weibliche Ausgang des 1. Hemistichs auch er-
halten. Dass die frz. Verse nur nach ihrer kürzesten Form, nach ihrer
geringsten Silbenzahl benannt werden, ist für die Entwicklungsgeschichte
derselben ganz gleichgültig. Die von Bartsch befolgte, hier 1. c. wieder-
gegebene Methode ist unhaltbar. Wenn schon bei Annahme keltischen
Ursprungs auf etymologischem Gebiete die grösste Vorsicht erforderlich
ist, so noch mehr auf dem Gebiete der Metrik; Veisformen werden weit
schwerer von einer Sprache auf die andere übertragen als Worte. Nach
Bartsch's eigner Methode ist es nicht nöthig, für den 14 (11 etc.) Silbner
keltische Herkunft anzunehmen . da sich ja bei einigem guten Willen
diese Versarten aus den lat. rhythm. Versformen herleiten lassen. —
S. 288. V. Smith. Chants populaires du Velay et du Forez. Trois
Jletours de guerre. Drei Volkslieder, dessen erstes, wahi'scheinlich
früher ungedrucktes, die Heimkehr einer in den Krieg gezogeneu Wirths-
tochter, dessen zweites die Heimkehr eines Gattens, der seine Frau
am Tage einer neuen Vermählung antrifft, und dessen drittes die Rück-
kehr eines Kriegers, der seine Frau bereits wieder vermählt vorfindet, in
Balladenform schildert. Einige andere franz.. bereits gedruckte Varia-
tionen dieses im Volksliede so beliebten Thema's werden in Anmer-
kungen citirt.
Melanges. S. 361. C. Joret. Chevrette , Crevette. J. ver-
theidigt seine Ableitung dieser Worte von capretta gegen die Ein-
wendungen Suchier's in der Zsch. f. roman. Phil. III, 611 (vgl. hier
I, 278 und H, 421). — S. 303. Derselbe. Tangue . Tangue »le
sable mele d'alluvions qu'on trouvees dans les tuaires du departement
de la Manche et eu particulier du Cotentin« ist von deutscher Herkunft
(vgl. nord. thang, dän. und dtsch. taug, schwed. tätig, engl, tangle und
tangj, ebenso wie neunorm, vrac (altengl. wäc, engl. wrak). — S. 304_
Roivania. 563
J. Fleury. Les Filles des Forges de Paimpont. Itonde hretonne.
Ein hübsches bretonisches Volkslied, über dessen künstlich-einfachen Bau
am besten die Mittheilung einer Strophe orientirt:
Ce sont les fiH's des forges (bis)
Des forges de Paimpont,
Falaridon, l'alaridfiine.
Des forges de Paimpont.
Falaridain', falaridon.
Der Keim der 1. Zeile ist frei; der Refrain der 3. imd 5. Zeile kehrt
durch alle 10 Strophen wieder, in denen auch der Reim (o) von Zeile 2
und 4 festgehalten wird.
CoMi'TES-KEMius. S. 306. G. Paris. Ch. Aubertin. Histoire de
la laugue et de la litterature franpaises au moyeu-äge- T. 11 Paris,
1878. (G. Paris, der Romania VI, 454 auch dem 1. Bande dieses Werkes
eine ausführliche Besprechung zu Theil werden Hess, legt die Oberfläch-
lichkeit und Unbrauchbarkeit des an Werth dem 1. noch bedeutend
nachstehenden 2. Bandes dar.) — S. 314. P. Meyer. Chrouicques des
faiz de feurent Monseignenr Girart de Rossillon . . . que Martin Besan9on
fist escripre en l'an MCCCCLXIX, publiees pour la premiere fois d'apres
le manuscrit de THötel-Dieu de Beaune , . . p. L. de Montille. Paris,
1880. (Publication der Socie'te d'archeologie, d'histoire et de litterature
de Beaune. Höchst mangelhafte Ausgabe des 1447 von Jean Wauquelin
für den Herzog von Burgund. Philipp den Guten, verfassteu Proaaromans
nach einer der jüngeren vorhandenen Hss. Wie P. M. zeigt, benutzte
Wauquelin vorzugsweise die Romania VII, 178 ff. veröffentlichte lat. Vita
Girart 's aus dem Ende des 11. oder Anfang des 12. Jhs. und das frz.
Gedicht von Girart aus dem J4" Jh., nur zuweilen ausserdem auch andere
Quellen, die noch aufgesucht werden müssen.) — S. 328. G. Paris.
P. Sebillot, Contes populaires de la Haute-Bretagne. Paris, Charpentier,
1880. (Wohlwollende Anzeige und Angabe einiger Parallelen.)
Periodiques. Zschr. f. rom. Phil. III, 4. Wie schon oben S.
420 erwähnt, stellt G. Paris bei Besprechung von Foerster's Beiträgen
etc. für die Entstehung der roman. Endungen -ier (o, e), -iera (e) eine
neue Hypothese auf. Danach wäre in den Worten mit dem Suffix -arius
(ausser in contrarius) für dieses analogisch -iarius eingetreten; -iarius
(vgl. viridiarium, afrz. vergier) aber habe - ier ergeben. In den
Worten, wo -arius zum Stamm gehörte (vario, varia etc.), fand die
Analogiebildung nicht statt, daher die verschiedene Behandlung dieser
Worte, die im Franz. bekanntlich nicht -ier(e), sondern -air(e) ent-
wickeln. P. stützt seine Ansicht mit einer Reihe von Thatsachen. die
wirklich für dieselbe zu sprechen scheinen, fühlt aber selbst das Bedürf-
niss einer eingehenden Prüfung seiner Hypothese. — Annales de la
Faculte des lettres de Bordeaux I. S. 173. Joret, Puree-purin. »M. J.
rattache puree au lat. purare, »decouler, degoutter« et veut que ce mot
designe »le coulis qu'ou obtient en ecrasant des pois, etc., et en faisant
passer ou purer la bouillie ainsi obtenue ä travers un sas«. II est possible
qu'il ait raison«. — //. S. 90. Martin, Notes sur quelques etymologies
fran9aises. »Ces notes sont pleines d'erudition, mais depourvues de
methode«. (G. P.) - Revue de Gascogne, XX (1819), S. 512 -26.
Z., Poesies fran9ai8es populaires recueillies dans le Bas-Armagnac; Supple-
ment au recueil de M. Blade (Poesies populaires en laugue fran^aise
recueillies dans TArmagnac et l'Agenais. Paris, Champion, 1879), avec
des notes et additions de M. Couture. (P. M.)
Chronique. S. 346 findet sich eine kurze Anzeige von F. Godefroys
30*
504 Zeitschri/tcvschau. E Koschmitz,
Dictionnaire de Tancienne langue fran^aise et de tous ses dialectes du
IX« au XVe siecle (Paris, Vieweg), von dem inzwischen die ersten 4 Hefte
erschienen sind, die bis apaiement reichen, und die das hier über das
1. Heft gefällte Urtheil bestätigen, nämlich, dass das ausserordentlich
reichhaltige und (auch für die Kenntniss des Neufranzösischenj ungemein
■werthvolle Werk, die Frucht langjähriger Arbeit, natürlich nicht Voll-
ständigkeit in der Aufzählung des Worts^chatzes erreichen konnte, dass
aber trotzdem, und obgleich man dem Wörterbuch leicht anmerkt, dass
sein Verf. weder Philolog noch Linguist ist, dasselbe dennoch zur Zeit
von unschätzbarem Werthe bleibt. — S. 351 wird augezeigt: E. Le
Hericher . Histoire de deux prefixes a travers le vieux franpais et les
patois. Avranches, Letreguilly. 1879. (»Poussant ä l'extreme une idee
emise par M. Darmesteter (Traite de la formation des mots composes,
p. 111), M. Le Hericher ramene a la meme source, qui aerait le breton
gwal, i'faux, mauvais«, la premiere syllabe d'une masse de mots fran9ais
commen9ant par gal. gali, gaul. gan. ga. go, gar, ger, gre, jar, cal,
call, car, ca. ckar, cra, cha. chan, chari. can, cran, cro. La reunion de
tous ces mots est assez curieuse; l'etymologie de chacun est presque
toujours ou faite ou a faire autrement. Viennent ensuite des »trans-
formations« paralleles, mais moina riches de per en par, pa, ha, her, bre,
bes, be, bi. bis«).
IX, 3 — S. 377. E. Cosquin. Contes populaires lorrains etc.
Suite. Vgl. 1, 460. 9 neue Märchen (LIV — LXIl), wiederum von dem
ausserordentlich belesenen Hg. mit zahlreichen Parallelen zu diesen und
den früher von ihm veröffentlichten ausgerüstet.
Melanges. S. 434. G. Musset, Chevrette. Crevette,hem.ev\.t, dass
die »Garneele« in Aunis im Munde der Gebildeten crevette. im Volks-
munde chevrette heisse; diese letztere Bezeichnung wird indessen nur auf
den »Garnat (palemon porte -sciej« angewendet, während die »gemeine
Garneele (crangon vulgairej« von der üferbevölkerung bouc genannt
wird, und man dem entsprechend auch unterscheidet: vendre de la
chevrette und vendre de la boucaille. Die Benennung bouc spricht
für Joret's (s. o.) Etymologie von chevrette , crevette. — S. 435.
C. J 0 r e t , Tille vom Subst. telgja »a cutter« (Vigfusson, Icel. - engl.
Dictionary. s. v.). — Derselbe. Nabot, »Knirps« ist wirklich mit Diez
von nord. nabbi »Buckel« abzuleiten, da dieses im Hyndlu-Ljöd 7 auch
»Zwerg« bedeutet. — K. Nyrop. Bribes de litter atur e popidaire. Eine
in Alph. Karr's Livre de Bord. Paris 1880, III 61 f. abgedruckte »vieille
chronique« erklärt den immerwährenden Wind an der Kathedrale zu
Chartres in ähnlicher Weise wie eine in Svend Grundtvig's Gamle danske
Minder I. 21 veröffentlichte »facetie« In ersferem Falle lässt die Zwie-
tracht ihren Gefährten, den Wind, an der Kirchenthür zurück, um das
Capitel zu besuchen; im letzteren lässt der Teufel den Wind auf dem
Platz der Liebfrauenkirche, um sich in den auf demselben Platze befind-
lichen erzbischöflichen Palast zu begeben; in beiden Fällen verharrt der
Wind an den angegebenen Stellen, vergebens seinen Genossen zurücker-
wartend. — Der Wind, der auch an vielen deutschen Munstern beständig
zu herrschen pflegt, hat dadurch auch bei uns den Volkswitz heraus-
gefordert, doch ist dem Ref. keine ähnliche Erklärung desselben bekannt.
CoMPTEs-RENDUs. S. 472. P. Meyer. Chanson de Philippe de
Savoie publiee pour la premiere fois avec pieface et notes, par F.-E.
Bollati. Milan. 1879. 8^ 79 p. (Unter Philipp von Savoyen ist der
von 1496 — 7 regierende Herzog dieses Namens, der Vater Louisens von
Savoyen, der Mutter Franz L, zu verstehen, welcher von Ludwig XI.
1464 — 66 gefangen gehalten, während seiner Gefangenschaft das von
Romanische Studien 565
Bollati veröffentlichte, volksthümlich gehaltene Gedicht verfasste, von dem
eine sehr abweichende Version schon früher von Le Roux de Lincy,
Chants historiques Nr. 8, nach einem andern Ms. abgedruckt worden
war. M. druckt beide Fassungen neben einander nochmals ab. Die von
Bollati benutzte Turiner Hs., ein ehemals der Rechnungskammer von
Savoyen gehöriges Register, enthält, von dem Liede Philipp.s ungetrennt,
noch eine aus 37 siebenzeiligen Strophen aus 8 Silbnern mit der Reim-
folge ababbcc bestehende, an Philipp gerichtete (aber nicht von ihm
herrührende) Dichtung, und eine Ballade mit dem Refrain II navint
bien au pays de Savoye, die gleichfalls von B. abgedruckt ist. Zu den
Texten gibt der Rec. eine Reihe kritischer Bemerkungen).
Periodiques. Revue des langues romanes. 3« ser. III. No. 1 — 3.
P. Meyer findet, dass Brunetiere's, hier I, 128 von Körting characteri-
sirter, Artikel in der Revue des deux mondes (wieder abgedruckt in
Brunetiere's I^tudes critiques sur l'histoire de la litterature fran9ai3e.
Paris, Hachette 1880. S. 1 ff), dieses »pretentieux et bruyant requisitoire
contre la litterature du moyen-äge, l'oeuvre d'un homme qui ne connait
le .sujet oü il s'est aventure que par l'Hist. de la litterature frsge. de M.
Aubertin« wohl kaum Boucherie' s Widerlegung in der Rev. d. 1. rom.
verdient hat. weil dadurch ßr.'s Essay, »das sich weder durch ernstliche
Sachkenntniss noch durch einen Namen von Autorität empfiehlt,« eine
unverdiente Bedeutung beigelegt wird«. Wir können hierin Meyer nur
beistimmen. Boucherie' s Etymologie von esfreez. esfraez (nfrz. effraye)
= ef-feratatus ist unhaltbar. — Zschr. f. rom. Phil. IV, 1 (s. o).
G. Paria hält Schuchardt'' s Ansichten über die Beziehungen des Kelti-
schen zum Romanischen (s. o.) nicht immer für sicher; keltische Ein-
wirkung auf die Bildung von aller ist ihm unwahrscheinlich ; das über
den gallischen Accent und dessen Einfluss auf das Französische Gesagte,
hält er der gx-össten Beachtung für würdig, das von dem nfrz. Accent Be-
hauptete würde er dagegen bestreiten, »s'il n'etait pas resolu ä ne jamais
discutcr sur ce point, oü ou n'entend pas de meme et oü on ne s'entend
pa3 soi-meme, et ä attendre les Solution« que nous donneroot quelque
jour de bons phonographes.« — Knauer's tadelnde Bemerkungen über
die Ausgabe E. Deschamps' scheinen ihm »assez fondees«. — Archivio
glottologico italiano. III. G. Paris bezweifelt Flechias Ableitung des
frz. ronger von rumigare und leitet es lieber mit Menage von rodicare
ab; F.'s Etymologie rincer von recentiare ist unhaltbar; ebenso ist zweifel-
haft seine Reihe: raire = ragire; railler =: ragulare, und mit Prothese
von b : braire = bragire; brailler = bragulare. — Das Masc. oeuvre
hält P. Ascoli gegenüber für modern; dass poeste, tempeste etc. aus dem
lat. Nom. herkomme, scheint ihm unglaublich; soror (steur) bleibt das
einzige Fem., das sich im Französ. in der Nominativform erhalten hat.
— Die Begriffsentwickelung von chrestien zu dem daraus entstandenen
cretin ist: »idiot =^ innocent = chretien^ ; »les idiots sont appeles dana
toute la France des innocents*^.
Romanische Studien.
IV. 3. — S. 489. E. Böhmer. Diakritische Bezeichnung für
Vocalbuchstaben. Rechtfertigung der von B. vorgeschlagenen und von
den Romanisten ziemlich allgemein angenommenen (auch in dieser Zschr.
adoptirten) diakritischen Vocalbezeichnungen. Einen Punkt zur Bezeich-
nung von geschlossenem vokalischen Laut setzten bereits die Leys d'amora
unter den betreffenden Buchstaben; für offenes e (oe) war schon in den
lat. Has. die Schreibung e üblich, offenes o wird auch im Nordischen mit
p bezeichnet, es liegt daher nahe, auch alle übrigen Vocale in analoger
566 Zeitschriftenschau. E. Koschwitz,
Weise zu imterscheiden, Gesclilosseues e wui-de überdies auch von Ascoli
mit f, ebenso geschlossenes e und o von Lepsius mit e und p ausgedrückt.
Für die Nasalvocale scheint die Lepsius'sche (portugiesische) Klanghe-
zeichnung (n, e etc.) am empfehlenswerthesten. Dumpfen Khmg durch
einen unter den Buchstaben gesetzten kleinen Kreis zu bezeichnen ist
darum nicht practisch , weil dieser sich nicht schnell deutlich nieder-
schreiben lässt und in der Schrift leicht in einen Punct zusammenfliesst,
vras auch beim Druck geschehen kann. Daher schreibt B. e wie auch
schon Diez im Rumänischen. Mit Recht beklagt B., dass dieselben dia-
kritischen Zeichen auch in neueren, verbreiteten Schriften in ganz ver-
schiedener Bedeutung verwendet werden.
M^moires de la Soci^t^ <le f>inguistiqtic.
IV, 1. S. 30. S. Guyard. Une particularite. de Vaccent frangais.
Beachtenswerthe Bemerkungen über den Idiis (Wortaccent), von dem die
Quantität der Vocale vollständig abhängig sei. und über den durch den
Wechsel von betonten (den Ictus tragenden) und unbetonten Silben ent-
stehenden Rhythmus der französ. Sprache überhaupt wie insbesondere
des französ. Verses. Der sich mit Becq de Fouquiere's Tr. de vers. be-
rührende Artikel ist namentlich auch denen zur Lecture zu empfehlen,
die sich mit frz. Verslehre beschäftigen. — S. 44. C. Joret. Essai
sur le patois normo nd du Bessin. Fortsetzung des etymologischen Wör-
tci'buches der Mundart von Bessin {crignache — gvile, das III, 371
begonnen und dem III, 210 eine treffliche Laut- und Flexionslehre
dieser normannischen Mundart vorausgeschickt wurde. — IV, 2. — S. 273
C. Joret. Normand beze ou beser (Dum.), >>cou,rir gä et la<^ et b'ze
>fivre«. J. leitet beide Worte, ersteres mit Diez Wb. II c. s. v. beser, \on
ahd. pison, mhd. bisen, »hin- und herrennen« ab. — IV, 8. S. 147
C. Joret. Essai sur le patois normand etc. Forts, d. Wb. 's (hä-purotej
]Le Courrier de Vaiigelas. lO^ annee.
Nr. 4. — France, l^'''^ qu. Das Adj. gros begann im 16. Jh.
missbräuchlich die Functionen von grand zu übernehmen; im 17. Jh. war
es ein »mot ä la mode« und auch jetzt ist sein Gebrauch für grand in
Verbindungen wie gros chagrin, grosse failUte und dgl. noch nicht ganz
aus der Mode gekommen. - 2^ qu. Von dem galbavum »Mutterharz«
(s. Littre s. v.) spiegelten Marktschreier dem Volke lange Zeit vor, dass
es ganz besondere Heilkräfte besässe, deren Nichtvorhandensein dann
durch die Erfahrung erwiesen wurde; daher stamme die Bedeutung von
vendre oder donner du galbanum = »donner de trompeuses esperances,
conter des bourdes« etc., und so bedeute die (auch bei Littre citirte)
Stelle aus Marivaux, Double Inconstance II, 7, Galbanum que tout cela
»das ist nichts als Schwindel, Köder«. Die von Moisant de Brieux, Ori-
gines de quelqu. cout. anc. et fa9. de pari. triv. gegebene, gleichfalls
auch bei Littre zu findende Erklärung der Redensart scheint M. mit der
ihr von der Ac. gegebenen Bedeutung imverträglich. — 8^ qu. M. ver-
langt, gegen Littre und die Ac, dass man vor folg. Inf. nur noch avant
de statt avant que de gebrauche. Die neue Regel M.'s »De et que
jouent ... un role absolument identique apres tout mot qni s'en fait
suivre; mais avec cette diffe'rence essentielle que de s'emploie devant les
substantifs et les verbes ä l'infinitif. et que devant les verbes ä un mode
personel seulement«, die er in keiner ihm bekannten Grammatik (die
deutschen Grammatiken gehören nicht zu diesen) gefunden hat, ist recht
verunglückt; auch ist avant in der Conjunction avant que keine »Prä-
position«. — 4e qu. In Michelet's Hist. de France II, 35 findet sich
Le Coitrrier de Vaugelas. 567
»heritiere de feue Maguelone«. — 5^ qu. A Varticle de la mort (^= Au
moment de la mort; vgl. lat. in articulo, sogleich; in articulo ejus diei,
bei Beginn jenes Tages etc.) ist eine in Stiidt und Land häufig gebrauchte
Kedensart. — 6<= qu. Wir übergehen diese und alle sonstigen Fragen,
deren Beantwortung, v/eil gar zu elementarer Art, kein Interesse für
die Leser dieser Zeitschrift haben kann. — 7^ qu. M. druckt eine
Anecdote von Quitard, Dict. des prov p. 319, ab, aus der sich der Aus-
druck danse des dindons >-gute Miene bei bösem Spiele« erklärt. —
pjtranger. 1*^ qu. Nicht recht befriedigende Erklärung der Ent-
stehung des Ausdrucks apothicaire sans sitcre. Es musste vor Allem an-
gegeben w^erden, warum man gerade wegen des Michtbesitzes von Zucker
den Apothekern den Vorwurf einer ungenügenden Ausstattung ihres
Ladens machte. Der Grund liegt nahe genug. — 2^ qu. Der Verf. holt
weit aus, um schliesslich doch ungenügend die Redensart recommander
qn. au fröne = »signaler qn. a ses superieurs afin de le faire gronder«
(eig. Jm. dem ölfentlichen Gebet empfehlen) zu erklären. Man vgl. das
deutsche »Jemand in's Gebet nehmen«. — 3^ qu. Schon afrz. .sagte man
pocher les yeux ä qn. = »les lui crever, les lui meutrir a coups de
i)oing« ; da afrz. yeux auch eus lautete, fiel diese Redensart mit dem
Küchenausdruck pocher les ceufs ä qn. in der Aussprache zusammen und
so sagte man denn schliesslich auch pocher les yeux au beurre noir ä
qn. analog der Wendung p. les oeufs au h. n. a qn. Vgl. Littre' s. v.
pocher. — Feuilleton. J. Vallart. Forts.
Nr. 5. France. 1^ qu. Versuch die Wendung mettre qn. dans
de heaux draps blancs (worin draps nach M. seine afrz Bedeutung =
hahits, haben soll) = »mettre c|n. dans une fächeuse Situation« (Littre
s. V. drap, 3"') zu erklären. Man vgl. das deutsche »Jemand sauber zu-
richten«, und Littre 1. c, wo drap = drap de lit aufgefasst wird. —
'2<= qu. M. verwirft die von der Ac. in den beiden ersten und der letzten
Ausg. gebrauchte Schreibung cxce'dent, weil diesem Worte nicht wie den
Subst. adherent. affluent etc. ein lat. Subst. auf -entia zur Seite steht,
und entscheidet sich für die Orthographie der meisten Lexicographen
(auch Littre's) und modernen Schriftsteller excedant. — 3^ qu. Parier
chretien »verständlich sprechen« (z. B. Moliere, Prec. rid. 7), schon im
15. Jh. so gebraucht, kommt nach Le Duchat (Comm. zu Kabelais, Pant.
U, cap. 9) aus dem Italien., wo sich der Ausdruck (parlate cristiano)
aus der üeberzeugung des Italien. Volkes, das einzige christl. Volk zu
sein, erklärt. — 4*^ qu. Die Vorschriften über die unregelmässige Con-
cordauz des Adj. feu rühren erst aus dem vorigem Jh. her und wurden
zuerst von De Wailly, Princ. gen. et part. de la lang. fr. 17.54 und B.
Jullien, Gramm, pop. dite, p. 183 zu ihrer jetzigen Formulirung gebracht,
nachdem vorher der afrz. Gebrauch, wonach feu regelmässig mit seinem
Subst. übereinstimmt, in's Schwanken gerathen war. — Et ränge r. 1^ qu.
Ohne allgemeines Interesse. — 2^ qu. De longue main ist seit dem
14. Jh. im Gebrauch. — 3^ qu. Missbilliguug der histor. Orthographie
remuemeut, denuement etc. M. wünscht, analog Littre's e'ternument, Aus-
lassung des e, also phonetische Schreibung. — 4"= qu. Die in der Um-w
gangssprache gebräuchliche negative Antwort {lej plus souvent erklärt
P. Paris durch eine Ellipse, z. B. lui ecrirez-vous ? — ... (le) plus
souvent (ergänze : que je lui ecrirai, ce sera jamais). Es scheint viel-
mehr eine ironische Ausdrucksweise (Setzung des Gegentheils von dem
wirklich Gemeinten) vorzuliegen. Feuilleton. G. Girard.
Nr. 6. — Communication. I. Ein Arzt theilt dem Hg. mit, dass
avoir les ßevres bei den Medicinern bedeute »periodische Anfälle von
FieVjer, das Wechsel- oder Sumpffieber haben« , während avoir la ßevre
568 Zeitschrifteitschau. E. Koschwitz,
überhaupt nur bedeutet, sich in fieberhaftem Zustande befinden. If. Aus
mehreren M. gemachten Mittheiluupen in Betreff des Urspruncfs von
trovailler potir le roi de Frusse kommt derselbe zu den Schlüssen 1)
dass diese Redensart während des Ministeriums des Herzogs von Choiseul
entstanden ist, 2) dass mit dem König von Preussen Friedrich d. Gr. ge-
meint ist, 3) dass der Ausdruck erfunden wurde, um Franzosen zu ver-
spotten, die Friedrich ohne Lohn ihre Dienste gewidmet haben. 1 IT. weist
M. eine bei Bert, La morale des jesaites p. 320 gegebene Erklärung des
alten Sprüchwortes faute d'un point, Martin perdit son dne mit Recht
zurück. — 1« qu. In der Redensart tirer de but en blanc steht but
für butte, Hügel, von dem aus nach dem weissen Punkt der Zielscheibe
geschossen wird. — 2^ qu. M. tadelt die beliebte Abkürzung der Pariser
boulevard Montmartre, Magenta etc., st. b. de M. — 3^ qu. Unter der
Jiatite poUce versteht man den Theil der Sicherheitspolizei, »qui s'occupe
d'actes qui, tout en n'etant pas precisement contraires aux lois en rigueur,
sont juges daugereux pour la sürete publique«. Der Name rührt wahr-
scheinlich davon her, dass an ihrer Spitze ein hoher Beamter (der
Minister des Innern durch den Polizeipräfecten vertreten) steht, und stammt
vermuthlich vom J. 1804, wo die der haute police zufallende Strafe der
Polizeiaufsicht in das französ. Strafgesetzbuch aufgenommen wurde. —
4^ qu. Citat aus La Curne de Sainte-Palaye's Mera. sur Tanc. chevalerie,
17.50 II, 308 zur_ Erklärung des Namens greffier für eine bestimmte Art
Jagdhunde. — Etranger. 1^ qu. Das afrz. Adv. adenz (ad-dentes)
wurde wahrscheinlich im 16. Jh. durch das breitere sur les dents er-
setzt, welches mit mettre, etre, demeurer in übertragener Bedeutung zur
Bezeichnung eines sehr hohen Grades von Ermüdung gebraucht wird. —
2^ qu. Ueber die Entstehung der Wendung porter un habit de de>i.v
paroisses s. Littre s. v. paroisse l"; in weiterer Ausdehnung des Be-
griffs nannte man auch die ai;s 2 verschiedenen Stoffen bestehenden und
wohl auch zweifarbigen Aermel der Könige des manches de deux paroisses,
in der Bedeutung »zweifarbig« findet sich de deux paroisses bei Mme. de
Sevigne (Brief vom 12. April 1671, cheveux de deiix par.). Schon bei
Lafontaine, Fabl. XII, 2 wird die Wendung p. un. hab. de 2 p. auch in
übertragener Bedeutung = »ein Achselträger, unzuverlässig sein« ge-
braucht. — 2>^ qu. Ueber Anastasie = »censure des publications perio-
diques« gibt der Intermediaire, 10« annee, col. 491, folgende Erklärung:
Le heros de Clichy (Ernest Picard) abusa du »communique'<, et, par
raillerie, on fit de cette petite vexation un personnage allegorique auquol
on donna le prenom du ministre Ini-meme: Ernest Communique. Un potit
joui-nal illustre qui avait souveut des difficultes avec la censure des
dessins, voulut la personnifier egalement, et il choisit le prenom d'Ana-
stane, uniquement parce que ce prenom a cours dans les vaudevilles, et
qu'on est accoutnme a en rire«. — 4« qu. Regeln über die Aussprache
von sens. Das Schluss -s ist nach M. stumm: 1) im Reime (:ants, entsj ,
2) in bon s., le s. commun, de s. froid, de s. rassis, 3) in contre-sens,
s. dess2ts -dessous, s. devant- derriere ; es ist tönend, wenn auf sens ein
vocalisch (oder mit stummem h) anlautendes Adj. folgt; es ist tonlos in
allen übrigen Fällen. M. fügt selbst seinen Regeln ein »sauf erreur« bei:
Littre s. v. gibt die Vorschrift, man solle s binden ; sonst »il ne faut
pas faire enteudre l's, ni dire les cinq sans\ un homme de sans'. Diese
Regel entspricht der üblichen Ausspr. allerdings noch weniger' als die
M.'s — Feuilleton. G. Girard. Forts.
Nr. 7. — le qu. M. vertheidigt für (maitre) Aliboron (vgl. Littre
s. V., und im Supple'm., Devic s. v., Scheler s. v., und Devic im Inter-
mediaire, 3e annee, col. 277) die Ableitung von lat. elleborum und zeigt
Le Courrier de Vaiujelas. 569
an der Hand der eben genannten Quellen, wie der maitre Äliboron
(»Meister Nieswurz^) allmälich zur scherzhaften Bezeichnung eines Arztes,
Apothekers, Alleswissers, Dumnikoijfes und schliesslich des Ksels auch im
eigentlichen Sinne diente. Die Erklärungen der Begriffsübertragungen
hinken zuweilen. — 2^ qu. M. verlangt, dass man circonstantiel schreibe,
wie man auch -entieh -anfiel in den übrigen Adj. schreibe, die aui3
einem lat. Subst. auf -entia, -a,ntia hervorgegangen sind. — 3<= qu. Der
Hg. meint, in sans sou ni maille entspi'äche sou einer alten monnaie
ronde, maille einer monnaie carree, also s. s. ni m. = »ohne runde und
ohne eckige Münze'<. Möglich. Das von M. (nach Littre) angegebene
spätlat, Grundwort von maille medalfija kommt bekanntlich selbst von
metallea. — 4«^ qu. conclure ä ce que besser als conclvre <jue. —
Etranger. 1^ qu. Wie noch heutzutage, wurden kleine Kinder auch
früher zu allerlei kleinen Einkäufen für den Hausbedarf benutzt; zu
diesen gehörte besonders a>ich der Einkauf von Mostrich. Daraus ent-
stand (wahrscheinlich im 15. .Th.) von Dingen, die allgemein bekannt
geworden waren, die Redensart : les petits enfants en vont ä la moutarde
und dann auch allgemein on en va ä la moiit. = »man spricht überall
davon, jedermann weiss es«. Man vgl. die deutsche Wendung: »die
Spatzen reden auf den Dächern davon«. — 2« qu. M. vermuthet, dass
dem afrz. ati long aler ein ä la longue aide {ale'e = dem Subst. aller
ist afrz. gewöhnlich) entsprochen habe; der häufige Gebrauch der Redens-
art bewirkte dann den Ausfall des allee, und so entstand das nfrz. a la
longue. — 3^ c^u. Dass qui in qui se ressemble, s'assemble für nfrz. ce
qui, und dieses collectiv im Sinne von ceux qui steht, ist nicht nur wahr-
scheinlich, sondern ganz gewiss. Neutrales qui ist in der alten frz.
Sprache ganz gewöhnlich und ja auch im nfrz. noch nicht ganz ver-
schwunden. Zur Verwendung von qui »was« für ceux qui vgl. das
deutsche: »Was sich liebt, das neckt sich« u. dgl. — Feuilleton.
G. Girard. Forts.
Nr. 8. — Communication. Moucharabie (Subst.. masc. u. fem. ge-
braucht; das Wort fehlt in den Wörterbüchern) ist ein africanischer
»balcon en saillie, clos hermetiquement par des grilles en bois travaille
a jour avec un goüt exquis« (Ch. Didier, Les Nuits de Caire. Paris,
Hachette, 1860. eh. XII). — France. 1« qu. Der Vf. zeigt hier, während
er die Orthographie dessiller gegen deciller vertheidigt, dass er nicht
einmal Brächet studiert hat, und noch viel weniger Diez' Grammatik,
die ihiu doch in einer franz. Uebersetzung zugänglich ist. Die Kennt-
niss dieser Bücher sollte man aber wenigstens von einem Manne ver-
langen können, der über Erscheinungen der neufrz, Sprache zu Gerichte
sitzt. — 2^ qu. M. gibt hier eine von der Genius. Recreations philolo-
giques 11, 54, und Littre's s. v. Etym. abweichende Erklärung von autant
vous en pend ä Voeil, Pendre steht darin nach ihm intrans. gleich
»drohen«; zunächst wäre nur der wirklich bedrohte Körpertheil mit ä
oder devant zum Verb gesetzt worden, dann jeder beliebige, und all-
mälich habe die ganze Verbindung keine weitere Bedeutung mehr ge-
habt als »bedrohen«. — 3<= qu, Erweiterung des Artikels berquinade in
Littre's Supplement, das nicht citü-t wird. — 6^ qu. Unbefriedigende
Erklärung des adverbiellen Ausdrucks sur-le-champ. — Es scheint in
dieser Verbindung wie in de la sorte, »in dieser Weise« u. a., der
Artikel bei Bildung der Redensart noch als Demon,str. gefühlt gewesen
zu sein, und sur-le-champ also genau unserm »auf der (d. i. dieser)
Stelle« zu entsprechen. — Etranger. 2^ qu. etre en ses bonnes erg.
humeura. Feuilleton. G. Girard. Forts.
570 Zeitschriftenschau. E. Koschivitz,
liiteraturblatt für geriuauische und roiuaiiische
Philologie. 1880.
Nr. 5. K. Foth. E. O. Lubarsch, Französische Verslehre mit
neuen Eotwickeluugen etc. (Vgl. hier I, 243 iF, und II, 249.) Rec. tadelt
an dem Werke den Mangel einer klaren, sich aus dem Stoffe selbst er-
gebenden Disposition, die häufigen Wiederholungen und die Breite des
Vf'ä., sowie die allzu grosse Menge von Gedichtproben. Ferner vermisst
er eine Einleitung, in der eine Geschichte der französ. Metrik gegeben
und das Verhältniss des frz. Versbaues zu dem antiken und deutschen
genauer erörtert worden wäre, als es vom Vf. geschehen. Dies hätte L.
dann auch dazu führen müssen, die Entstehungszeit und die Nothwen-
digkeit des dem frz. Verse eigenen Rhythmus festzustellen und auch das
Altfranzös. zu berücksichtigen. Bei Bestimmung der Silbenzählung in
Vocalverbindungen verfährt der Verf. rein äusserlich und gelangt nicht
zur Aufstellung eines leitenden Gesichtspunktes. Seiner Autfassung des
Verstactes als eines i"ein rhythmischen Elements vermag Rec. gleichfalls
nicht zuzustimmen, dagegen erscheint ihm L.'s Versuch, den franz. Vers
aus den verschiedenen Rhythmen der frz. Sprache zu entwickeln, ge-
glückt. In seiner freien, oft ablehnenden Stellung gegen die Vers- und
Reimvorschriften der klass. Dichtung scheint L. dem Rec. mehrfach zu
weit zu gehen; so sei nicht zu billigen die Art, wie er den Reim aus-
schliesslich auf den Gleichklang gründen will und wie er das Verbot des
Enjambement und das Gesetz der Heimfolge bekämpfe. Auch der histor.
Entwicklung und dem Auge müsse Rechnung getragen werden. Tadelns-
werth ist ferner, dass der strophischen Gliederung der Gedichte fast nur
der Reim, nicht auch der Inhalt zu Grunde gelegt werde. In dem Ab-
schnitte über Gedichte fester Form brauchten einige derselben ihres zu
seltenen Vorkommens wegen nicht erwähnt zu werden. Neben diesen
zahlreichen Ausstellungen, die zum Theil auch von anderer Seite erhoben
wurden, die uns indessen nicht alle in gleicher Weise berechtigt er-
scheinen, lässt es Rec. auch nicht an dem verdienten Lobe fehlen. —
Derselbe. E. O. Lubarsch, Abriss der frz. Verslehre (vgl. hier II,
249 ff.). Rec. glaubt nicht, dass das Bach in den oberen Klassen der
Schulen werde benützt werden können, einmal weil ihm eine klare und
übersichtliche Disposition, Präcision des Ausdrucks und Beschränkung
auf das Wichtigste abgehe, sodann weil für das Durchnehmen einer so
ausführlichen Verslehre keine Zeit vorhanden sei. Der Verf. hätte besser
gethan, wenn er, anstatt seinen »Abriss« zu veröffentlichen, seiner ange-
kündigten »Sammlung frz. Gedichte« eine kurze frz. Verslehre vorausge-
schickt hätte.
Nr. 6. E. Picot. R. Werner, Drei Farcen des 15. .Tahrhunderts.
Götting. Diss. Berlin, 1879. Historische und grammatische Untei'-
suchung der drei, dem Vf. nur durch Fournier bekannten dramatischen
Werke des 15. Jh.: Mestier et Marchandise (Le Roux de Lincy et Michel,
Recueil IV, No. 72, Fournier, Le Theätre fran9ais avant la Renaissance,
44—53); Farce nouvelle ä cinq personnages, c est assavoir : Marchandise,
Mestier, Pou d'Acqiiest etc. (Viollet le Duc III, 249—66; Fournier 61 — 7)
und Farce nouvelle moralisee des Gens nouveaulx qui mengent le
3Jonde et le logent de mal en pire (Viollet le Duc 111, 232—48, Fournier
08—73), die man als Farcen nur in dem erweiterten Sinne des Wortes
(»dramatisches Werk komischen oder satirischen Inhalts«) bezeichnen
kann. Die zahlreiche Irrthümer enthaltende Untersuchung kann auch
in ihrem Baupttheil. der sich mit der Sprache und dem Stil der ge-
nannten Stücke beschäftigt, keinen besonderen Werth beanspruchen, weil
dieselben nur durch eine siiätere PIs. oder spätere Ausgaben bekannt sind.
Literat arblatt für germanische und romanische l'hUologie. 571
— H. Fritsclie. C. Th. Lion, l'Avare par Moliere. Mit einer Ein!,
und erkl. Anm, Leipzi^j, Teubner, 1879. Lobendes Ui-tlieil, das durch
einige eiuschränkende Bemerkungen F. 's, der in der Eiiileitunt^ ein Lebens-
bild des damaligen Frankreichs gegeben wünscht, und eine Anzahl An-
merkungen überflüssig, andere zu breit findet, nicht aufgehoben wird.
Harpagon und seine Familie, ja die ganze Fabel scheinen dem Roc.
italienischer Herkunft, und wahrscheinlich Angelo Beolco und Luigi
Grotto nachgebildet zu sein.
Nr. 8. K. Foth. C. Chabaneau, Histoire et theorie de la con-
jugaison tVanfaise (vgl. hier I. 80). Lobendes ürtheil, Inhaltsangabe und
einige kritische Bemerkungen. — H. Suchier. C. Grandgagnage,
Dictionnaire etymologique de la langue wallonne. Suite et fin du tome
11, renfermant : La fin du Dictionnaire et un Supplement, un Giossaire
d'anciens mots wallons, et une Introduction. Publiee, selon le vceu de
l'auteur, par A. Schel r. Bruxelles, Muquardt. 1880. S. I — XXXIH,
179 — 646. Von dem bekannten Werke war 1845 der 1. Bd. (XI, 358 S.)
und 1850 27 Halbbogen des 2. (XXXVIIl, 178 S.) erschienen, der bis zu
dem Artikel OiHeled reichte. Scheler hat das von dem 1878 verstorbenen
Vf. hinterlassene Material mit anerkennenswerther Sorgfalt benutzt, er-
gänzt und berichtet. Einige Unbequemlichkeiten der Einrichtung, die
ÜnvoUständigkeit des altwallonischen Glossars wie das Fehlen einer ge-
nauen und gleichmässigen Lautbezeichuung werden hofteutlich in einer
neuen Ausgabe schwinden. — C. Th. Lion. Möllere's Werke mit
deutschem Commentar, p]inleitungen und Excursen, hg. von A. Laun.
XH. L'Impromptu de Versailles. Le Mariage Force. Le Sicilien. La
Comtesse d'Escarbagnas. Leipzig. 0. Leiner. Lobendes Urtheil. Eine
Anzahl Bemerkungen zum Commentar. Mit Recht tadelt L. den zu
häufigen Gebrauch von Fremdwörtern. — C. Humbert. Moliere, Les
Fächeux, erklärt von H. Fritsche. Berlin. Weidmann 1877. (Vgl. hier
II, 73 und I, 473 f.). Den von Brunnemann im Litbl. Nr. 2 (s. hier I,
458) zum Text und Commentar gegebenen Bemerkungen fügt H. noch
einige andere hinzu. Zu v. 235 bemerkt H. richtig, dass nicht Versnoth
den Dichter zwang ä maltraiter zu setzen, doch gibt auch er keine Er-
klärung des für die Sprache Moliere's nichts weniger als auffälligen ä,
das nicht für pour oder au potnt de steht, wie Fritsche zu glauben
scheint, sondern, wie so häufig, mit seinem Inf. ein lat. in + AM. des
Gerundiums, a maltraiter = in male tractando, wörtlich: »indem Ihr
meine Liebe misshaudelt«) ersetzt. Die Anm. zu v. 274 ist schon von
Tobler, Zsch. f. Gymnasialwes. XXIU, 410, berichtigt worden, ebenso bei
V. 268. 312. 541. Auch der Schlusspassus, in welchem H. wünscht, es
möchten die Namen der benutzten französ. Commentatoren genannt werden,
wiederholt von Tobler 1. c. Gesagtes. H. scheint T.'s Besprechung bei
Abfassung seiner Rec. nicht gekannt zu haben, obgleich die von ihm
ergänzte Brunnemann'sche sjDäteren Datums ist. Wir benutzen die
Gelegenheit, um auch unsrerseits ein paar weitere Bemerkungen anzu-
schliessen. V. 43 verdiente das auf das folgende de ces gens hin-
weisende en eine Hervorhebung. Seine Verwendung an dieser Stelle
entspricht einem im Altfrz. häufigen Gebrauche. Ebenso v. 74 das ce im
Schaltesatze; vgl. Gessner, Zur Lehre vom franz. Pron. Berlin, 1873,
S. 37.) — V. 75 Anm. la (ergänze chose) = einem neutralen »es«, im
Afrz. häufig, hat sich in den angegebenen Redensarten bis jetzt gerettet.
V. 79 f. bedurfte der in dieser Verwendung doch nicht häufige Inf. mit
de einer Erklärung um so mehr, als er in den landläufigen Gramm, oft
falsch erklärt wird. — V. 153 war wohl auf das fehlende ne im Frage-
satz aufmerksam zu machen, das von Vaugelas für besonders zierlich ge-
573 Zeitschriftenschau. F. Zverina,
halten wurde. Vgl. Diez Gr.\ 437. — Zu v. 380 Anm. Sollte ouis wirk-
lich Präs., und nicht vielmehr ein Pf. sein? — V. 612 Anm. Die jetzige
Eegel {ne nach affirmativem Verbum des Fürchteus zu setzen) war
wenigstens in der 1. Hälfte des 17. Jh. 's ganz sicher nicht bindend. —
V. 623 Anm. war vielleicht zu erwähnen, dass heur auch gleich malheur
steht, wie hier gleich boiiheur. — V. 643 fehlt eine Erklärung des rien si
comrnun, das sich ja mit dem modernen rien de si commun nicht deckt.
— V. 764. Wenn Moliere wirklich nach je vei»oc den Indic. gesetzt hat,
was in der Sprache des 17. Jh.s nicht unmöglich ist, so war dies in
einer Anm. zu bemerken. — V. 784 war wohl va t'en für einfach va zu
notiren. — Nirgends finde ich erwähnt, obgleich die Beispiele dafür so
zahlreich sind, dass im 17. Jh. das Pers.-Pron. (und Pron. Adv.) nicht
selten vor dem Verb, fin., statt vor dem Inf. steht, auch wo letztere
Steltung jetzt üblich ist, — Wie der Metrik ist auch der Poetik zu
wenig Beachtung geschenkt. Die Umschreibungen des Pers.-Pron. mit
Hilfe eines Subst. und einem Poss.-Pron., z. B. : (vgl. v. 119 (121), mon
amour ; son cceur v. 123; votre coeur v. 250; mon cceur 352 u. dgl. m.)
die Corneille bis zum Ueberdruss mit Heranziehung fast aller geistigen
Eigenschaften fesprit, sagesse, colere, bravoitre, vaJeur u. s. w. u. s. w.)
und Körpertheile (yeux, oreilles, bouche, bras , main, pieds etc., ver-
wendet, und von denen auch Moliere nichts weniger als frei ist, poe-
tische traditionelle Ausdrücke wie feux, flamme, deplaisir (mehrfach in
den Eächeux) u. dgl. m. waren wohl einiger (zusammenfas-sender) Be-
merkungen werth. — Derselbe. Moliere, Les Precieuses Ridicules.
Erkl. von H. Fritsche. Berlin, Weidmann. (Vgl. hier II, 73.). Correctur
einiger Druckfehler und einige exegetische Bemerkungen, von denen ims
wenigstens die zu S. 71 nicht mehr befriedigt als die vom Hsg. gegebene.
Nr. 9. E. Stengel. C. Aubertin, Histoire de la laugue et de la
litterature fran9aises au moyen-äge d'apres les travaux les plus recents.
Tome II. Paris, Belin, 1878. Das Buch, das nicht hält, was sein Titel
verspricht, erfährt die verdiente Veruitheilung. — K. Bartsch. A. Tobler.
Vom französischen Versbau alter und neuer Zeit. Leipzig, Hirzel 1880.
(Lobende Beurtheilung, Inhaltsaugabe und einige Nachträge.)
E. KOSCHWITZ.
Zeitschrift für das Realscliiilweseii.
Jahrg. V. Heft H. — S. 72 — 84. Felix Zverina. Statistisches
über den Unterricht im Französischen an den österreichischen Real-
schulen und Realgifmnasien im Schuljahr 1878 — 79. (Der Verf. hält
unter den Rubriken »Lehrkräfte, Lehrplan, Lehrbücher und Lesetexte,
Maturitätsprüfungen« Umschau auf dem Gebiete des franz. Unterrichts
an den genannten Anstalten, soweit dasselbe sich äusserlich darstellt in
Namen, Zahlen und Texten.)
Heft III. — S. 166. Felix Zverina. A. Bechtel, Französische
Grammatik für Mittelschulen. I. Theil, mit dem für die zwei ersten
Jahre nöthigen Lesestoffe, 2. vereinfachte und verbesserte Auflage. Wien.
Klinkhardt. 1879. (Das allgemeine Urteil über das Buch lautet: »Vor-
liegendes Buch, für die beiden ersten Realclassen bestimmt, ist der erste
consequent durchgeführte Versuch auf dem österreichischen Schulgebiete,
die überreichen Resultate der romanischen Sprachforschung dem Unter-
richtsbedürfnisse der Realschulen in Bezug auf das Französische anzu-
passen. Wir begrüssen daher diese Arbeit auf's wärmste und erkennen
gerne an, dass die Ausführung dieses I. Theiles im ganzen und grossen,
d. h. also auch in der grössern Mehrheit der Einzelheiten, als eine ge-
Zeitschrift für das ReaJschuhvesen. 573
luugene bezeichnet werden kann, um so mehr, als der Verf. den nach
Erscheinen der 1. Auflage kund<:cegcbenen Wünschen gutenteils ent-
sprochen hat.« Eec. erörtert eingehender einige Punkte der Aussprache,
besonders jene des sog. L mouille in Vergleichung mit andern Sprachen,
und gelangt hierüber zu folgendem Resultate : »Verschiedeu von der ro-
manischen Formel l + j, welche eine Consonanten- Verschmelzung (einen
consonantischen Diphthong) repräsentirt, ist das slavische (namentlich
poln. und russ.) weiche l, welches allerdings kein j hören lässt, sondern
wo das rein vocalische i derart von l absorbirt ist, dass es dieses nur leise
afficirt und mit ihm einen einheitlich articulirten Laut bildet, während
in Ij zwei verschiedene Articulationsgebiete auf einander folgen.) —
S. 173. Felix Zveriua. W. Kulpe. La Fontaine seine Fabeln und
ihre Gegner. Leipzig. Friedrich. 1880. (»Das Buch verdient, allen
Freunden der Literaturgeschichte bestens empfohlen zu werden«.) —
S. 254. Felix Zve'rina. A. Maillard. Histoire de la litterature fran9aise
depuis ses origines jusqa'au dix-neuvieme siecle. 3. Aufl. Dresden, 1879.
(Nach des Rec. Dafürhalten lässt sich das Buch gut verwenden zu Dictaten,
freieren Aufgaben in den Oberclassen und zu Maturitätsprüfuugsthemen).
Heft IV. — S. 250. Mlle. A. Menärier. LaGymnastique de l'Ortho-
graphe ou toutes les regles de l'ortliographe en 22 lei^ous. Paris. Bazin, 1878.
(Das Buch ist für österr. Mittelschulen nicht verwendbar, wol aber in
solchen Instituten, in denen die franz. Conversation das Hauptziel ist).
Heft VI. — S. 339 — 843. Joh Baudisch. TJeber das richtige
Ausrnass der Lectiire im Französischen und Englischen. (Verf. schlägt
vor : »Die Leetüre sollte, wie sich dies an den Gymnasien als vorteilhaft
erprobt hat, an den Realschulen ebenfalls im zweiten Semester der Se-
cunda (wöchentlich etwa 1 — 2 Stunden) beginnen. Stoff bietet hier die
Elementargrammatik. In der 3. Classe beginne die Leetüre aus einer
eigentlichen Chrestomathie, etwa 2 Stunden wöchentlich. In Quarta
sollten je 2 Stunden Leetüre mit 2 Stunden Grammatik abwechseln; auf
diese Weise leidet die Continuität des Vorgenommenen nicht, da sowohl
die Lection aus der Grammatik, wie auch das der Chrestomathie ent-
nommene Lesestück nicht gar zu sehr gespalten und das Interesse des
Schülers nicht geschmälert wird. Von der V. Classe au bis zur VII.
sollten 2 Stunden Leetüre auf 1 Stunde Grammatik entfallen«.) — S. 364.
A. Bechtel. F. Lotheissen. Geschichte der französi.schen Literatur im
XVH. Jahrhundert. II. Band. Wien. Gerold. 1879. (»Wenn Loth-
eissens Werk so klar und allgemein verständlich geschrieben ist, dass es
einerseits dem Gebildeten ein vorzüglicher Leiter für die Kenntniss der
Literatur und der Entwicklung des Cultur- und Geisteslebens Frankreichs
sein kann, so geben ihm andererseits das gründliche Studium der Au-
toren, die umfassende Kenntniss und Berücksichtigung der internationalen
Literatur über das Thema, die Belegung aller angeführten Thatsachen
und der daraus gezogenen Schlüsse durch die im Originale angeführten
Quellenschriften den wissenschaftlichen Charakter, welcher ein Werk als
für das Fachstudium massgebend hinstellt.«) — S. 365. A. Bechtel.
iSachs' Encyklopädisches Wörterbuch der französischen und deutschen
Sprache. II. Theil : Deutsch-Französisch. Vollständig in 27 Lieferungen.
(Sehr anerkennende Besprechung dieses Standard- Work der Lexikographie)
Rec. schliesst mit der Hofi'nung, »dass die Arbeitskraft der Herren Ver-
fasser bald der Schule eine »Kleine deutsch-französische Ausgabe« liefern
wird, als nothwendiges Seitenstück zu der bereits als allen andern Schul-
wörterbüchern überlegen anerkannten »französ -deutschen Schulausgabe«).
— S. 377. Degenhardt. Lectures choisies de la Litte'rature fran9aise
depuis la formation de la langue jusqu'ä nos jours. Bremen. 1880.
574 Zeitschriftenschau . F. Zverina, Zeitschr. f. d. Realschuhu.
(Gegen diese Sammlung werden vom Standpunkte eines Literatur- wie
eines Schullesebuches Einwendungen erhoben.)
Heft VII. — S. 444. A. B e c ht el. Em. v. Stauber. I^tude sur le ro-
mau fran9ais du ITeme gt du 18«^i"<= siecle. Programm. (Unmittelbare Be-
kanntschaft mit den kritisirten Werken, Fleiss, Gründlichkeit, gewandtes,
fliessendes Französisch werden der Abhandlung nachgerühmt, mit den ästhe-
tischen ürtheilen erklärt sich Reo. fast durchgehend einverstanden.) —
S. 445. A. Bechtel. Fr. Hirsch. Athalie von Racine, metrisch übersetzt.
Progr. (»Sich möglichst eng an das Original anlehnend, gibt seine Ueber-
traguug ein treues Bild der vom I'lichter jeder seiner Personen gegebenen
Ausdrucksweise und des mit der Spannung des Interesses von der schlich-
testen Einfachheit zur höchsten dramatischen Kraft gesteigerten Tones.)
Heft IX. — S. 1. Fr. Pvosch. Ueher die humanistische Bildung
an mehreren Realschulen. (Die französische Leetüre soll nach des Ver-
fassers Ansicht mit beitragen, den des Lateins entbehrenden Realschüler
in das classische Alterthum einzuführen, und demnach auch solche Lese-
stücke vorführen, welche an das classische Alterthum anknüpfen, doch
nicht auf Kosten der Eigenart der französischen Literatur. Das Uebuugs-
material an der Unterrealschule sollte bereits gewisse Namen und kleinere
Züge aus der alten Geschichte und Mythe einprägen helfen.) — Dem
Jahre.sbericht des Vereins »Realschule« in Wien ist zu entnehmen (S. 542
bis 543), dass in den Versammlungen vom 21. Februar und 6. März 1880
A. Löffler einen Vortrag hielt >'über die (vom Ministerium zum neuen
»Normallehrplan« erlassenen) Instructionen des französischen Sprachun-
terrichtes an der Realschule«. Herr Löffler sieht, im Gegensatz zu den In-
structionen, den Unterricht in den modernen Sprachen nicht als ein
»Bildungsmittel« , sondern »als Mittel zur technischen Ausbildung des
Realschülers an; die Leetüre sollte nur technischen Inhalts sein, der
Stoff auf ein Minimum beschränkt werden, die lateinische Terminologie
tauge nichts«. Der Vortrag rief eine lebhafte Opposition hervor.
S. 552. A. Bechtel. Lücking. Französische Schulgrammatik.
Berlin. Weidmann. 1880. (Die ziemlich eingehende Recension fasst das
Urtheil dahin zusammen, das Bestimmwort »Schul-« sei aus dem Titel
zu streichen; die Grammatik sei eine wissenschaftliche Leistung; sie ver-
diene Studirenden und Fachlehrern empfohlen zu werden ; in der Schule
werde sie sich schwerlich — wenigstens in ihrer jetzigen Gestalt — einen
dauernden Platz erringen; für die österreichischen Realschulen sei .sie
schon wegen ihrer Rücksichtnahme auf das Latein nicht verwendbar.)
— S. 556. A. Bechtel. Em. Richter. Ausgewählte Dramen von P.
Corneille. I. Band. Le Cid. Tragedie. Wien und Leipzig. Klinkhardt.
1880. (Der lexikale Commentar sollte reichlicher bemessen sein; sonst
sei diese Ausgabe für die Schul- und Privatlectüre der obersten Classe
der Realschule auf's Beste zu empfehlen.) — S. 566. Sachs. Encyklo-
pädisches Wörterbuch der französischen und deutschen Sprache. Hand-
und Schulau.sgabe. II. Theil. Deutsch -französisch. — S. 567. Schmitt.
Anleitung für Schulen zu den ersten Sprechübungen in der französischen
und englischen Sprache. Leipzig. Koch. 1880. (»Für Töchterschulen
ist dieses Uebungsbuch wol verwendbar, für die österreichischen Real-
schulen schwerlich, da hier keine Zeit zu praktischen Sprechübungen
erübrigt«.) — S. 574. A. Bechtel. Walter de Waltheim. Essai sur
Delille. Programm. (Nach des Rec. Ansicht in gutem Französisch ge-
schriebene, ein hübsches Charakterbild und eine im ganzen zutreffende
Beurtheilung der Leistungen des Dichters liefernde Studie.)
F. ZVERINA.
Le Molleriste. 575
liC Holi^riste.
Nr. 12. 1. Milrz 1880. Le Fanteuil de Moliere. G. Monval er-
zählt die Wechsel vollen Schicksale des Sessels, auf welchem Molicre als
Argan im Mal. imag. sass. Derselbe wird nicht mehr benutzt, sondern
als Reliquie aufbewahrt werden. — Revue Theatrale. Cokkesi'ondance.
1) In Betreff des Namensi Tartuffe erinnert P. Lacroix daran, er
habe bereits i. J. 1830 in seinem Livro de cuisine eine Stelle aus Le
Tresor de Sante etc. angeführt, welche beweist, dass schon zur Zeit
Heinrichs IV. »les truffes etaient nommees indifferemment tartuffes et
avaient la mauvaise reputation d'exciter a la Ivixure.« Lacr. hält damit
den Streit über die Etym. des Namens für endgültig entschieden, zumal
anzunehmen sei, dass Meliere Ijesagten Tresor gekannt habe. 2) Auguste
Vi tu bestätigt, was Livet (cf. Nr. 11) über Klmirens Toilette behauptet
hat. — Bini.iüGRAPHiE molieresque. Du Monceau zeigt an : Le Portrait
du Peintre etc. herausg von P. Lacroix (4 francs), Nr. 4 der Nouvelle
Collection molieresque, Librairie des Bibliophiles (Jouaust). Index
ALPHAriETlQUE. TABLE DES MATIERES.
Nr. 13 Meliere et Tartuffe dans la Preface des Plaideurs.
Ed. Thierry sucht in diesem werthvollen Aufsatze nachzuweisen, dass
Racine's Plaideurs bei Hofe zuerst am 6. Jan. 1669 aufgeführt wurden,
und beleuclitet dann die Preface derselben, deren offenbar gehässige Aus-
fälle nur gegen Moliere gerichtet sein Irönnen Moliere durfte seit dem
5. Februar 1669 seinen Tartutfe auffuhren und entzog dadurch dem Hotel
de Bourgogne und den Plaideurs die Zuschauei'. — La Vente de Lagondie.
Die Elzevir- Sammlung des verstorbenen Herrn de Lagondie ist am
28. November v. J. versteigert worden. Darunter befanden sich 56 Nr.
alter Ausgaben Molieie'scher Stücke, welche z. Th. enorme Preise erzielten,
z. B. Les ffiuvres de Mol. (ä la sphere) Amsterdam, Jacques le Jeane,
1675—1684 — 910 francs; Le Festin de Pierre. Amsterdam 1683, e'dition
contenant la scene du pai;vre — 500 fr. — Correspondance. Henrii van
Latin beklagt sich, dass der Molieriste (Nr. 10) ein amerikanisches ab-
fälliges Urteil über seine Mol.-Uebersetzung einfach abdruckt, die doch
in England zwei Auflagen erlebt habe und eben so oft in Amerika nach-
gedruckt worden sei. — Bhu.iocraphie molieresque. Es werden angezeigt:
1) La Troupe de Moliere et les Deucc Corneille u Roueyi en 16Ö8 par
F. Bouquet, Paris, A. Claudin. 1880, in-16, Elzevir. Sehr anerkennende
eingehende Besprechung von A. Thoinan, cf. den Nachtrag zu Mangold 's
Abhandlung »Moliere's Wanderungen in der Provinz.« 2) Du Monceau
teilt aus dem Magazin für die Litteratur des Auslands eiue Kecension
über Weselowski's Tartuffe- Studien in Uebersetz. mit. 3) M. J. A.
Alberdingk Thijni, Uebersetzung des Tart. in's Holländische. 4) Arsene
Lloussai/e, VOiseau bleu de Moliere, Aufsatz im I'Artiste , Januar-Nr.
5) Raoul Sirbel, les honnetes gens dans Moliere. Bevue Bordelaise,
1. Januar. 6) Die erste Lieferung der Eaux-fortes pour illustrer Moliere,
von M. F. Dupont. — Revue Theatrale. Am 10. März ist in Lüttich im
Gymnaae ein neuesStück, welchesMoliere zum Helden hat, aufgeführt worden,
nämlich Moliere chez lid, un acte en vers, de M. E. Bondroit. Da der
Inhalt gewiss mehrfach interessirt, teile ich ihn mit: »Au lever du rideau,
Moliere ecoute les doleances du jeune Baron, sou eleve favori, qui veut
quitter le maitre. Baron est amoureux d'Armande ßejard, qui l'a enjole
de son mieux. Mais Baron veuere trop Mol. pour en faire un Sganarelle:
il veut partir. Armande retourne les röles et accuse le jeune homme
d'avoir voulu la seduire. Colere de Mol. qui croit Baron coupable: puls,
apres une scene dans laquelle La Fontaine et Boileau se donnent fort
joliment la replique, reconciliation generale amenee par la bonne La
57G Zeitschriftenschau. W. Knörich,
Foi'et, la servante de Mol., qui comprend les douleurs de son maitre et
arrange tout sans trop noircir »madame«, car eile sait que le pauvre
grand homme aime sa Celimene a en moiirir.« Das Stück soll nicht
lebhaft genug und zu lang, in einigen Partieen aber gut sein.
Nr. 14. Moliere et les Scrvpules dun traducteur italien (Giuseppe
Compagnoni, 1794) von Ch. L. Livet. — Le privilege de Vedition de Mo-
liere de 1607. George Monval teilt dasselbe mit und knüpft eine biblio-
graphische Bemerkung daran. — L'arbre aux prechejirs. Alfred Copin
berichtet über ein Pendant zum arbre cornier du pavillon des cinges
(cf. Nr. 4), welches sich in der Rue St. Denis Nr. 83 erhalten hat und
einen Baum mit 12 Aesten darstellt, auf denen je ein Apostel steht. —
PETIT QUESTIONNAIRE, CORRESPONDANCE, BIBLIOGRAPHIE MOLIERESQUE.
Du Monceau zeigt an: 1) La Femme et la Lille de Moliere, par Arsene
Houssaye. 2) Trilles gafants (preseutes par une chaude prel'ace de Theo-
dore de ßanville), Gedichte zweier Schauspieler, Jules Trut'fier und Lucien
Cressonnois. Gros-Rene a Marinette ist schon im Molieriste (Nr. 7) abge-
druckt worden. 3) Moliere et la critique allemande von T. C, Aufsatz
in der Republique fran9aise, 9. April. 4) Psiiche. tragcdie-ballet de Mo-
liere, ein luxuriöser Neudruck, besorgt von Bocher, bei Jouaust, 200 Exem-
plare, Preis 75 fr. bis 1000 fr. 5) Moliere chez lui v. Eugene Bondroit,
librairie Tresse. Paris. 1..50 fr. 6) Moliere. son theatre et son inenage
voa Eug. Noel, 3*^ Aufl. 7) Bericht über eine Bücherversteigerung, bei
welcher eine Reihe Originalausgaben Moliere'scher Stücke, gebunden von
Trautz-Bauzonnet, verkauft wurden. L'Amour Medecin wurde bezahlt
mit 2465 Franken, Tartuffe mit 2510, le Medecin malgre lui mit 3120,
Psyche mit 3800 ! — Revue The.^trale.
Nr. 15. Necrologie. Ldouard Fournier. Georges Monval gibt
einen kurzen Ueberblick über seine Moliere betreffenden Schriften. — Une
Traduction hollandaise du Tartuffe, von van Hamel. — Les billets de
S'pectacle de Lyon pour les pauvres de V Hutel-Dieu. Im Archiv des
Hötel-Dieu zu Lyon wird ein Beutel mit Theaterbillets aufbewahrt, deren
sich Moliere daselbst bei Wohlthätigkeits -Vorstellungen bedient haben
soll. Der Beweis ist aber noch nicht erbracht. Fünf der Billets sind in
photo - lithographischem Abdruck mitgeteilt. — La religue de Moliere.
Dieser interessante Artikel von Desaix stellt es als wahrscheinlich hin,
dass eine vom Baron Denen (f 1827, cf. Meyer's Conversationslexikon) er-
worbene Reliquie (ein Knochenfragment) Moliere's wirklich echt ist. Diese,
jetzt im Besitze eines Nachkommen des berühmten Desaix, ist im .Jahre 1792,
als Moliere's Grab geöffnet wurde, herausgenommeu worden. Sie befindet
sich in einem kunstvollen Schräukchen nebst folgenden andern Merk-
würdigkeiten: Knochenstücke vom Cid und von Chimene, dto. von Helo'ise
und Abailard, Haare von Agnes Sorel, ein l'heil vom Barte Heinrich's IV.,
Stück vom Leichentuche Turenne's etc. etc. — Moliere immoral. Am 12.
brumaire an III (2. Nov. 1794) wurde zu Angers der Medecin malgre
lui als eine »piece absolument immorale« verboten. — Bulletin Theatral.
Bibliographie molieresque. Du Monceau zeigt an: 1) Mangold's Ab-
handlung »Moliere's Streit mit dem Llötel de JBourgogne (Bd. I. dieser
Zeitschrift) ; zwar erkennt der Recensent den Wert der Abhandlung sehr
lobend an, doch schreibt er dem Verf. derselben eine Hypothese zu, die
er nicht aufgestellt hat (cf. Nr. 17 Correspondance). 2) Le Moliere
Hachette, Band V. 3) Les maitresses de Moliere von Benjamin Pifteau
— »rien de serieux, rien de nouveau dans ce livre«.
Nr. 16. Les affiches de spectacles au temps de Moliere von Ch.
Nuitter. Aus dem XVll. Jh. war bisher nur ein Theaterzettel bekannt,
welcher von der Bibliothek des Arsenals aufbewahrt wird Es ist daher
Lc MoJin-iste. 577
sehr dankenswert, dass hier vier durch einen Zufall erhaltene und ent-
deckte durch Abdruck zu allgemeiner Kenntniss gebracht werden; um
so mehr, da dieselben die Literaturgeschichte mit zwei bisher unbe-
kannten Comödientiteln bereichern: hi, Tole'dane on Ce l'est, ce ne Test
pas und le Chevalier de fin matois. Zwei der mitgeteilten Theaterzettel
sind vom Hotel du Marais, einer vom Hotel de Bourgogne. einer vom
Petit-Bourbon und dieser gerade ist verstümmelt. — Vne maison habitee
par Mollere. Jules Claretie erörtert in diesem lesenswerten Aufsatze
dieselbe Frage, wie A. Copin in Nr. 7 (cf. B. I, S. 461 dieser Zschr.j,
und beantwortet dieselbe dahin, dass Meliere in dem Hause gewohnt
habe, welches in der Rue des .Jardins mit no. 6, in der lUie de l'Ave-
Maria mit no. 16 bezeichnet ist. — Le Sonnet d'Oronte. Lacroix will die
Ueberlieferung, dass das bekannte Sonnet nicht von Meliere verfasst sei,
durch eine Stelle aus Nivelle de la Chaussee's Epitre de Clio, a M. de
B(ercy) stützen. Die Stelle behauptet, das Sonnet sei verfasst von einem
»tat, et qui plus est, marquis; tous les matius, il rime ä sa toilette«.
Die Schwierigkeit ist jetzt, sagt L., diesen Marquis zu entdecken. — Le
succes des Priicieuses a-t-il ete pour Mol. iiu sttcces inattendu ? Despois
in seiner Moliere-Ausgabe (II, p. 11 — 13) hat behauptet, Moliere habe
sich von den Prec. keinen »eclatant succes« versprochen. Er habe für
die erste Vorstellung nur einfache Preise genommen und eine nur massige
Einnahme (533 livres) gehabt, müsse also die Neugier des Publikums
nicht hinreichend durch Eeklame erregt haben. Louis Moland führt da-
gegen aus, Moliere habe im Petit-Bourbon immer und zuerst auch noch
im Palais Royal bei den ersten Auftuhrungen neuer Stücke nur gewöhn-
liche Preise genommen ; feruer seien 533 livres keine schlechte Einnahme,
da die gewöhnlichen zwischen 150 und 200 livres schwankten: Despois'
Begründung sei demnach nicht zutreffend und es liege kein Grund vor,
anzunehmen, dass der Erfolg der Prec. für Moliere überraschend gewesen
sei. — Claude Perrault et letheatre du Petit-Bourbon. DaspitdeSaiut-Amnnd
widerlegt die Behauptung Ed. Thierry's, dass Perrault das Petit-Bourbon
habe abreissen lassen. La Grange in seinem registre bemerkt ausdrück-
lich: »Le hindi 11 octobre 1660 le theastre du Petit-Bourbon commen9ea
estre desmoli par M. de Ratabon, surintendaut des bastiments du Roy,
sans avertir la Troupe, qui se trouva fort surprise de demeurer sans
theastre.« Perrault wurde erst 1664 an dem Bau beteiligt. Bulletin
TheatralL Bibliographie molieresque. Es werden angezeigt: 1) Nou-
velle collection molieresque Nr. 5, Les notes manuscrites du sieur du
Tralage, herausg. von Paul Lacroix. Der Herausg. hat diese für die
Geschichte des frz. Theaters im XVll Jh. hochwichtigen Notizen schon
vor mehr als zwanzig Jahren in der Bibliothek des Arsenal entdeckt.
2) Le Depit Amoureux reduit a deux actes von L. Moland in Le Fran-
9ais, 9 Juni. 3) Ode ä Moliere mise au concours. Zu dem von der
Academie Mont-Real de Toulouse ausgeschriebenen Preise wird toute
VEurope (Allemagne et Autriche excepteesj eingeladen! 4) Moliere und
seine Bühne (sic'.j, vorläufige Anzeige.
Nr. 17. Deux mots ä propos du Tartuffe, IL (cf. Nr. 11). Livet
stellt die Vermuthung auf, dass Moliere erst in Folge des erbitterten
Widerstandes, den sein Tartuffe hervorrief, und in Folge der Verkleidung
des Tart. »sous l'ajustemeut d'un homnie du monde« das Project der
Verheiratung Tartufte's mit Marianne erfunden habe. — Aus der Ver-
gleichung der ältesten Illustrationen (1682, 1593, 1710, 1718) folgert er,
dass das Kostüm Elmirens sehr elegant gewesen ist, dass das Kostüm
Tartufte's sich nach Moliere immer mehr wieder der Tracht der Geist-
lichen näherte, dass Orgon nicht als zur noblesse d'epee, sondern zur
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. II. ;]7
578 Zeitschriftenschall . W. Knörich. Le Molieriste.
noblesse de robe gehörig zu denken ist. — La Precieuse de l'abbe de
Pure. Jules Coüet sucht den Vorwurf des Somaize, dass Moliere's Stück
mit dem des abbe de Pure fast völlig übereinstimmt, zu entkräften ; doch
ist seine Beweisführung nicht zwingend. — Les plagiaires de Moliere en
Angleterre. ¥Än sehr gediegener und wertvoller Aufsatz , dem Fort-
setzungen folgen werden, von dem englischen Moliere - Uebersetzer und
Erklärer van Laun. — Sur un passage de Pourceaugnac. — Correspondance.
1) Jules Loiseleur teilt mit, dass er in einem dem »Temps« zur
Veröffentlichung eingesandten Aufsatze dasselbe Thema wie Mangold
bearbeitet habe : Moliere en province, quelques decouvertes recentes sur
ses voyages. 2) P. L. bringt aus einer Anekdotensammlung des vorigen
Jh. 's eine Stelle zum Abdruck, in welcher es heisst: En 1641 il [Moliere]
manifesta la passion qu'il avait pour la comedie. 3) Du Monceau hatte
in Nr. 15 (siehe oben) bei Besprechung der Mangold'schen Abhandlung
(Band I. d. Zschr.) dem Verf. derselben die Behauptung zugeschrieben, dass die
Scudery im Grand Cyrus mit dem Namen Artamene sich selbst bezeichnet
habe. Mit Fug und Recht wendet sich J. C, vieil bibliophile, gegen
diese Behauptung, leider mit etwas gehässigen Seitenhieben auf die »yeux
de lynx de l'Ecole allemande«. Mangold hat nirgends diese Behauptung
ausgesprochen, sie ist du Monceau's Erfindung, und zwar eine recht wi-
dersinnige. Artamene ist der von Cyrus angenommene Name, wie sollte
es möglich sein, im Ernst zu behaupten, dass die Verfasserin sich mit
demselben gemeint habe. Mangold behauptet vielmehr, Araminte (Grit,
de l'Ec. d. F. VI.) uud Amarante (Portrait de Peintre) seien Anagramme
aus Artamene, der » Ha uptfigureuihresgrossenRo maus Cyrus.«
Wann werden die Franzosen endlich anfangen, deutsche Bücher mit
Verstand zu lesen? Bibliogr.a.phie Molieresque. 1) Moliere, son thedtre
et son menage, par Eug. Noel wird ziemlich eingehend besprochen und
eine Menge von groben Fehlern und leichtsinnigen Versehen daraus an-
geführt. 2) Eaux fortes pour illustrer Moliere par F. Dupont, 2^ livraison.
3) Moliere und seine Bühne, Heft 11, wird wohlwollend augezeigt, doch
,^eht du Monceau auf den Inhalt der einzelnen Aufsätze nicht ein. Zum
Schluss werden die in dieser Zeitschrift erschienenen Moliere betreffenden
Ab' ndlungen, die Recensionen über Moliere- Ausgaben und der Bericht
über den Molieriste freundlich erwähnt, nur ist sonderbar, dass die Aus-
gaben von Pritsche (sie) etc. beharrlich »traductions allemandes« be-
namst werden.
W. KNÖRICH.
Programmschau.
G. Felgiier: Ueber Eigenthümlichkeiten der Ronsard 'sehen
Phraseologie. Progr. d. Gymn. Ernestinum zu Gotha. 1880.
9 S. 4".
Aus mehrfachen Gründen ist, nach den Auseinandersetzungen des
Verf., Ronsard in eine unverdiente (?) Vergessenheit gerathen, der ihn
erst die neuere Zeit wieder entrissen hat. Zwei Vorwürfe werden be-
sonders gegen die Sprache dieses Dichters erhoben: 1) der, welchen
Boileau mit den Worten ausdrückt: »Mais sa muse, en frari9ais, parlant
grec et latin . . .« 2) Der Vorwurf der Trivialität und Geschmacklosir'-
keit. F. sucht nun nachzuweisen , dass beide Vorwürfe ungerechtfertigt
seien. Zustimmen darf man dem, was er im Anschluss an Sainte-Beuve
(Tableau bist.) in dieser Beziehung ad 1) bemerkt (p. 4): »Man .knn
Hunderte Ronsard'scher Verse lesen, ohne eine einzige lateinische oder
griechische Wendung anzutreffen. . . . Die Zahl seiner aus dem Lat. und
Griech. entlehnten Neologismen ist eine verschwindend geringe« (vgl.
übrigens Schwalbach zu L'Art poet. I, 126 und H. Nagel: Die Bildung
imd die Einführung neuer Wörter bei Ba'if etc. in Herrig's Archiv Bd. 61
p. 213). Zur Erklärung des zweiten Tadels führt der Verf. an, die Kri-
tiker vergässen, dass die Sprache des 16. Jh. von der des 17. grundver-
schieden war, »dass viele Wörter und Wendungen, die zu des Dichters Zeit
edel und gewählt waren, schon 50 Jahre später veraltet oder familiär
geworden waren. Diese im Folgenden behandelten Eigenthümlichkeiten
der R.'schen Sprache werden in 4 Gruppen eingetheilt : I. Wörter und
Wendungen, die aus dem damaligen Sprachgebrauch (in höherer Poesie
od. übertragen) zu erklären sind (Jupiter secoue sa perruque — La fureur
me pince l'estomac). — II. Wörter, denen R. einen etwas anderen Sinn
beilegt oder deren Begriffssphäre er erweitert (rangon Erpressung, garbe
Wuchs, Haltung). — III. Wörter, die schon zu R.'s Zeit Archaismen waren,
oder Provinzialismen sind (ahan, acravanterj. — IV. Wörter, die zu R.'s
Zeit im Gebrauch waren , jetzt aber verschwunden sind (viele Adj. auf
-euxj. — Von p. 6 — 9 giebt schliesslich F. ein im Ganzen lehrreichen
alphabetisches Verzeichniss aller (?) dieser Wörter, und zwar in 2 Ab-
theilungen, indem die zu Gruppe II -IV gehörenden zusammengefasst sind
580 G. Willenberg,
(Subst., Adj., Verba). — Hierzu ein paar Bemerkungen. S. 5 werden
Wörter wie ahan, acravanter als von R. »eingeführte« bezeichnet ; es
muss jedenfalls heissen »gebrauchte«, da, wie auch nachher aus dem alphab.
Verzeichniss ersichtlich ist, beides echt altfrz., bis auf R.'s Zeit nicht ausser
Gebrauch gekommene Worte sind (zu ahan giebt Littre Belege aus dem
11.— 16. Jh.) Ausserdem kann man, wie der Verf. thut, von ahan nicht
geradezu sagen, dass es heut aus der Sprache verschwunden sei: Littre
bezeichnet es nur als tombant en desiie'tude; im style soutenu dürfte es
sich allerdings nicht mehr finden. — S. 5 wird ferner unter einigen jetzt
»verschwundenen« Adj. auf -ewa; auch oblivieux genannt. Dazu bemerkt aber
das alphab. Verzeichniss selbst (p. 8): »In Sachs als Neologismus ange-
führt.« Hier hat also der Verf. doch wohl gefunden, dass es einmal in der
Rev. des deux Mondes vorkommt. Dass es kein Neologismus ist, sondern sich
auch bei Du Bellay und Remy Belleau findet, hat übrigens schon H. Nagel
a. a. 0. p. 218 nachgewiesen. — S. 6 : »goy Schwert ... Es findet sich
nicht bei Littre.« Sachs gibt an: goy = serpe (Maiot), und nennt als
fünfte Bed. von serpe »Messer« (in der Gaunersprache). Es wird sich
also hiermit ähnlich wie mit greve verhalten (vgl. F. 's Bem. hierzu). —
S. 7: »hötellerie, Gastfreundschaft, nur von R. so gehraucht.« Littre s.v.
führt jedoch an : » Toutes personnes tenans et ecrergans hostellerie et
logeans en leurs hosteis gens estrangers et survenant . . .« (Deck du roi,
16 aoüt 1498), wo es doch höchst wahrscheinlich (?) dieselbe Bedeutung hat.
— ib. »piper und piperie statt tromper und tromperie«. Es hätte wohl
hinzugefügt werden können, dass diese Wörter in dem nämlichen Sinne
auch bei Regnier, Pascal u. A. vorkommen, dass piper noch heute in fami-
liärer Rede, besonders beim Spiel, in der oben genannten Bed. gebraucht wird,
und auch piperie (welches übrigens schon im 15. Jh. sich findet), früher
dieselbe gehabt hat (vgl. Littre und Sachs s. v.). — ib. »rancon, von R.
in dem weiteren Sinne , Erpressung' gebraucht«. Im Anschluss hieran
konnte auf die neueren Wendungen mettre ä rangon und cest la rangon
cl'un roi verwiesen werden, bei denen rangon der Bedeutung »Brand-
schatzung, Erpressung« ziemlich nahe kommt. — p. 8 : »veiif, nur von
R. in der Bed. viduus gebraucht«. Woher diese Behauptung, ist mir
unbegreiflich. Littre s. v. gibt mehrere Belege aus andern Schriftstellern,
in denen veuf so gut wie in den R.'schen Wendungen veuf de grdce et
de grandeur, veuf de chair etc. die Bed. prive de hat.« — ib. »adolorer,
ergreifen im bildl. Sinne«. Letzteres ist aber auch frz. emouvoir; wir
haben daher obiges Verb, der Etymologie entsprechend, wohl genauer
mit »schmerzhaft ergreifen« zu übersetzen (le cceiir adolore d' amoureuse
langueurj. — ib. »decrouiller, weder bei S. noch L., öffnen, aufstossen.
Descrouiller les portes de Vari nouveau«. Sollte es vielleicht descrouller
(etwa ^= auseinander rollen lassen, weichen machen) heissen? Vgl. Diez,
Et. Wt. I, 145 crollare. — ib. »se fanir statt faner. Comme ßeurs en
naissant se fanissent«. Die Form fanir ist aus dem Altfrz. herüber ge-
nommen wo sie neben fener bestand, wie fenir neben finer, nfiz. ßnir
(Diez, E. Wt. II, 299). — p. 9: -»importuner misshandeln. La dure for-
tttne qui les poltrons eleve et les bons importune. Nur von R. so gebraucht«.
Warum diese Uebersetzung ? Genügt nicht »belästigen, bedrängen« ? —
ib. »rotier des car olles den Reigen im Kreise tanzen. . . . Auch von Mon-
taigne und Du Bellay so gebraucht.« Sollte sich diese Behauptung auf
die von Littre gegebenen Belege aus jenen beiden Schriftstellern (nous
rouons sans cesse en ce cercle — roiiant ses yeux ardents) stützen, so
ist ersichtlich, dass die Bedeutungen von rouer in den letzteren mit der
oben angeführten durchaus nicht zusammenfallen. — ib. ^trangonner ?
... De couper vos liens par monceaux, trangonnez. Weder bei Sachs
J'roijr/iiHDischau. 581
noch Littre.« Vielleicht ist es so viel als trancher (vgl. Nagel, a. a. 0
p. 235). — ib. »trcburher, häufig statt tomber. Im 16. Jh. so gebraucht.«
Es ist das altfrz. tre(s)biichier, das in diesem Sinne ganz gewöhnlicli war
(z. B. Bartsch, Chrest.', 351, 35) und sich auch bei La Fontaine noch findet
(Littre s. v.). — Nach den Worten des Verf. (»Im folgenden Verzeichniss
sollen alle diese Wörter lexicalisch geoi'dnet zusammengestellt werden«
p. 5 unt.) muss man annehmen, eine vollständige Sammlung vor sicli zu
zu haben ; doch sei hier bemerkt, dass die mehrfach genannte, treffliche
Abhandlung von H. Nagel, die F. nicht benutzt zu haben scheint, noch
eine Menge Material geliefert haben würde.
G. WILLENBERG.
Zur Erwiderung.
Herr Dr. Knörich hat irü H. Bd., Heft H dieser Zeitschrift über
meine Ausgabe des Bourgeois Gentilhomme ein durchweg absprechendes
Urtheil gefällt und mich überdies des Plagiats beschuldigt. Der Herr
Rec. hält es für »Kunststückchen«, aus einer fremden Sprache in die andere
zu übersetzen. Es gibt Gymnasien, an denen nicht ohne Erfolg aus dem
Griechischen ins Lateinische und umgekehrt übersetzt wird, und ich ver-
weise hier auf die mit Anm. zum üebersetzen ins Griechische versehene
Ausgabe des Cornelius Nepos von Volkmann. Was in den alten Sprachen
möglich ist, sollte das in den neuen unmöglich und nutzlos erscheinen?
Der Herr Rec. glaubt mich dadurch widerlegt zu haben, dass er einem
pädagogischen Mittel für das gründliche Erlernen der Sprachen und zur
Erlangung grösserer Feistigkeit in denselben zwei andere entgegenstellt,
an dessen Werth und Bedeutung Niemand jemals gezweifelt hat. Auf den
zweiten und dritten Absatz der Recension einzugehen, würde mich zu weit
führen; ich bemerke nur, dass es nicht in meiner Absicht liegen konnte,
in einer Schulausgabe »neue Gedanken« niederzulegen. Die Herausgeber
von Schulausgaben werden im allgemeinen bei mehr oder weniger glück-
licher Benutzung des vorhandenen Materials nur das bringen, was als
feststehend zu betrachten ist. Wie viele quellenmässige, selbstständige,
wissenschaftliche Forschungen und »neue Gedanken« sind wohl in den sich
so sehr häufenden frz. imd engl. Schulausgaben überhaupt enthalten? Der
Herr Rec, der ja selbst Herausgeber ist, wird sich diese Frage ebenso
leicht beantworten können wie ich. Deshalb habe ich es auch für ganz
nutzlos erachtet, Quellen anzuführen, die ja jedem einigermassen Einge-
weihten hinlänglich bekannt sind. Sich hier mit einem Glorienschein um-
geben zu wollen, das dürfte doch nur einer lächerlichen und knabenhaften
Eitelkeit bei Ignoranten gelingen. In der Einl. sind Auger, Taschereau und
Sainte-Beuve und p. 4, 7 Baudissin citirt worden; ich bekenne, dass dies
gelegentlich und absichtslos geschehen ist. Einen Theil der Anm. habe
ich zur Zeit meines Aufenthaltes als Lehrer in Paris und London gesammelt,
sei es in Privatstunden bei eingebornen Lehrern oder sei es aias kleineren
frz. und engl. Schulausgaben; irre ich mich nicht, so waren es die von
Legendre und von Tatver. Im Herbst und Winter 1876 ist das Ms.
ausser nach den genannten Quellen mit hauptsächlicher Benutzung der
Lexiques compares par Genin et par Godefroy, der Werke von Bret, La-
rousse, Poitevin, Littrö, Webster u. a. m. ausgearbeitet worden. Laun
durfte mir nicht unbekannt sein; aber Herr Kn. irrt sich, wenn er mit
Aplomb behauptet, ich hätte mich der zweiten Aufl. (1877) bedient; meine
Ausgabe ist zu Anfang desselben Jahres gedruckt worden. Laun wird
ebenso wenig, wie jeder andere Herausgeber behaupten, dass alle seine
583
Anm. nur aus seinem Kopfe ganz fertig hervorgegangen sind. Die meisten
finden sich dem Inhalte und nicht selten der Form nach in andern Aus-
gaben, und wie wäre es anders möglich, da ja die Quellen ungefähr die-
selben bleiben V Hat der Herr Rec. jemals einige der Ausgaben von Horaz
verglichen? In dem beschuldigten Werke finden sich bei aufmerksamer
und nicht einseitiger Vergleichung kaum ein Dutzend Anm., die der Form
oder dem Inhalte nach nur aus Laun entlehnt worden sind. Der unpar-
teiische Leser möge entscheiden, ob der Rec. nach dem Gesagten Veran-
lassung und sachlichen Grund hatte, eine so schwere Anklage gegen mich
zu schleudern. Das »unübersetzt gebliebene hier« beweist nichts ; vgl.
Godefroy I, 325, Littre 1767 und ßaudissin III, 22ß. Soll ich nun die von
Herrn Kn. besonders inculpierten Stellen aus allen Büchern und Ausgaben
nebeneinander anführen, um die Haltlosigkeit jener so schneidigen Be-
schuldigung darzulegen? So sehr dies mein Wunsch ist, so würde die
Ausführung desselben doch weit über den Rahmen einer Erwiderung
hinausgehen, und da ja die Quellen angegeben worden sind, so würde
die ganze Arbeit auch vergeblich sein. Es sei nur noch zum Schluss be-
merkt, dass ich mir über den Werth oder Unwerth dieser Ausgabe, meiner
ersten überhaupt, und über den Erfolg, den ich unter den Umständen
davon erwarten konnte, niemals Illusionen gemacht habe.
Leipzig, September 1880
A. KORELL.
Antwort.
Herrn K. ist es nicht gelungen, mich davon zu überzeugen, da,ss ich
seine Ausgabe des Bourg. Gent, falsch oder zu hart beurtheilt habe. Im
Gegentheil, ich bin mehr denn je der Ueberzeugung, dass fast der
ganze Commentar seiner Ausgabe des Bourg. Gent, aus Laun's
Ausgabe desselben Stückes abgeschrieben ist. Ob Herr K. beim
Abschreiben die erste oder zweite Auflage benutzt hat, thut zur Sache
gar nichts. Die in der Erwiderung aufgestellten Behauptungen finden
zum grossen Theile ihre Widerlegung in meiner Recension. Ueber das
Ziel, welches Schulausgaben sich stecken müssen, bitte ich Herrn K.,
Fritsche's treffliches Vorwort zu dessen vorzüglicher Ausgabe des Bourg
Gent, nachzulesen.
Herr K. macht darauf aufmerksam, er habe p. 4 n. 7"Baudissin citirt»
und zwar absichtslos, wie er hinzufügt. Hätte er doch dieses unglück-
selige Citat nicht erwähnt! Es schien mir geboten, dasselbe etwas näher
zu prüfen, und ich kam sehr bald zu dem Resultate, welches ich in
folgender Nebeneinanderstellung mittheile:
Meliere :
Pour moi, je vous
l'avoue, je me
repais un peu
de gloire.
Laun:
je me repais^ weide, erfreue
mich. Baudissin hat :
Ichwerde auch vom
Ruhme ein wenig
satt, was nicht sinn-
entsprechend ist.
Korell:
je me repais. weide, erfreue
mich. I am rather fond
of distinction ; lit. : I
feed on. Baudissin hat
(sie) : Ich werde auch
vom Ruhme ein wenig
satt, was nicht sinnent-
sprechend ist (sie).
584
Kann man genauer copiren? Kann Jemand, der einen Commentar
in frz. Sprache abfassen will, plumper abschreiben? Wenn Herr K. auch
dem unübersetzt gebliebenen hier Beweiskraft abspricht, wird er doch
wohl nicht zu behaupten wagen, dass die Uebereinstimmung hier eben-
falls eine zufällige ist, dass die fünf an dieser Stelle unübersetzt ge-
bliebenen Wörter auch nichts beweisen. Für mich beweisen sie eben,
dass H. K. abgeschrieben hat.
Nun denke ich mich mit diesem Elaborat mehr als genug befasst
zu haben, ich werde kein Wort mehr darüber verlieren.
W. KNÖRICH.
Erwiderung.
In Bd. II, S. 389 f. dieser Zeitschrift hat sich Herr Mahrenholtz
gemässigt gefühlt, das von mir im Vei-lage von Willi. Friedrich er-
schienene Lebensbild »Maximilian Robespierre« ein Plagiat zu nennen,
begangen an Ernest Hamers Histoire de Robespierre. Paris 1864—1866.
Ein Plagiat wird dadurch begangen, dass Jemand das Geisteswerk eines
Andern in gar nicht oder nur unwesentlich geänderter Form als
von ihm herrührend bekannt macht. Nun ist aber Herr M. so unvor-
sichtig, selbst za erzählen, dass Hamel's, natürlich in französischer
Sprache geschriebenes Buch 2094 Seiten und zwar in Gross-Octav enthält,
während mein deutsch geschriebenes Büchelchen nur 21 8 '/^ Seiten
stark ist. Damit hat sich Herr M. selber sein Urteil gesprochen. Denn
wer wird sich von ihm einreden lassen, mein Buch sei ein Plagiat, selbst
wenn ich nichts weiter benutzt hätte, als Hamel's Histoire de Robespierre.
Aber die Sache liegt doch wesentlich anders. Dass ich das Werk von
Hamel benutzt habe, ist ja ganz selbstverständlich, wie ich mir denn
überhaupt schmeichle, mehr oder weniger Alles gelesen zu haben, was
über oder richtiger gegen Robespierre in Frankreich imd Deutschland
in den Geschichten der französischen Revolution oder sonst gedrvickt
worden ist und in einer Besprechung von Gottschall's Robespieire in
Nr. 6 des vierten Jahrgangs der Wissenschaftlichen Monatsblätter habe
ich es Gottschall geradezu zum Vorwurf gemacht, dass er Hamel's
Buch nicht benutzt hat. Für die Zeit vom 3. Februar 1790 nämlich
bis zum Schluss der Nationalversammlung (die Berichte über die voraus-
gehenden 299 Tage sind erst im Jahre IV der Republik nach den
Briefen Mirabeau's an seine Committenten und nach Bailly's Memoiren
zusammengestellt worden) und wieder von der Eröffnung des Convents
bis zu Robespierre's Tode ist auch für den Biographen Robespierre's die
Hauptquelle der Moniteur Universel, den ich, als ich im Jahre 1850 zum
Director der Ecole superieure de Morat berufen wurde, in der Schul-
bibliothek vorfand und dann allerdings auf das Gewissenhafteste Jahre
lang excerpirt habe; und nach dem Moniteur Universel gebe ich auch
die Robespierre'schen Reden, wie ich ausdrücklich S. 25 bemerkt habe.
Für die Dauer der Gesetzgebenden Versammlung ist die Sache schwieriger.
Zwar habe ich auch aus dieser Zeit eine Fülle von Zeitungsblättern in
Händen gehabt, immerhin aber musste ich mich in Vielem auf Hamel
verlassen. Denn dass ich nur mit grosser Genugthuung die Ansicht, die
ich mir im Laufe der Jahre von Robespierre gebildet hatte, in dem
585
Buche von Hiiuiel, das ich durch die Berliner Bibliothek im Jahre 1867
erhielt, bestätigt fand, wird jedem Unbefangenen einleuchten, nament-
lich als ich auch Gelegenheit gehabt hatte, während meines letzten
Aufenthaltes in Paris im Sommer 1870 seine Angaben auf ihre Zuver-
lässigkeit an der Hand der handschriftlichen Schätze der National-
bibliothek zu prüfen.
BRUNNEMANN.
Antwort.
Die weitläufige Auseinandersetzung des Herrn Br. lässt sich mit
wenigen Worten erledigen. Auf dem Titel bemerkt Herr Dr. Br. das
Buch sei nach zum Theil »unbenutzten Quellen« verfasst worden. Nun
sind »weder der Moniteur, noch die »handschriftlichen Schätze der National-
bibliothek« (von deren Benutzung allerdings in Br.'s Buche, das einfach
die durch V. Hugo, L. Blanc, Hamel u. a. in Umlauf gesetzte Legende
von dem Tugendhelden Robespierre wieder aufwärmt, nichts zu spüren
ist) zum Theil unbenutzte Quellen«, die Titelangabe entspricht also der
Wirklichkeit nicht.
Allerdings liegt ein Plagiat vor, denn: 1) das Buch des Herrn
Br. ist mit Ausschluss der Reden entweder dem Sinne oder dem Wort-
laute nach aus Hamel abgeschrieben oder excerpirt; 2) die eigenen Zu-
thaten des »bekannten Historikers« und Erforschers »handschriftlicher
Schätze« beschränken sich darauf, dass er die Reden R.'s nach dem Mo-
niteur vervollständigte und diese, sowie die aus Hamel gemachten Excerpte,
in sein geliebtes Deutsch übertrug, dass er ferner wohlfeile Ausfälle gegen
Bismarck und von Gottschall hinzufügte. Das ist eine Heldenthat, die
auch ein gereifterer Realschulprimaner, wenn er zufällig auf dem Stand-
punkte der allein vernünftigen »reinen Democratie« stehen sollte, ebenso
wie Director Dr. Brunnemann ausführen könnte.
Ob Br. die neuere Robespierreliteratur gelesen hat, oder nicht,
hat mit der Frage des Plagiates garnichts zu thun, benutzt hat er die
gleichfalls neueren Werke von Häusser und Sybel nicht, weil sie in ihren
archivalischen Forschungen mit dem mythischen Bilde, welches Hamel-
Brunnemann von Robespierre entwirft, allzusehr contrastirten. Wenn
Herr Br. aus purer Gewissenhaftigkeit den Hamel so stark benutzen zu
müssen glaubte, warum gestand er dies erst ein, als ein unliebsamer Re-
censent auf diese Uebereinstimmung schöner Seelen aufmerksam machte?
. Ich bemerke übrigens, dass die von mir als »wörtlich abgeschrieben«
bezeichneten Stellen sich noch um 6 — 8 andre vermehren Hessen, bitte
jeden Fachgenossen, selbst den Hamel mit Br.'s Elaborat zu vergleichen
und mache den »bekannten Historiker« auf die unliebsamen Recensionen
aufmerksam, welche sein Büchlein in der »Saturday Review«, in Herbst's
»Literaturblatt« und im »Lit. Central-Blatt« bereits erfahren hat.
R. MAHRENHOLTZ.
68H
Berichtigung zur Zschr. II, 256.
Die Alexandriner Zeile 21 ff. sind mit Ausnahme des zweiten irrthümlich als vers
asclepiades aufgeführt ; sie haben an neunter Stelle eine tonfähige Silbe, während die zehnte
durch Accent hervorgehoben sein muss, wie z. B. nach dem Schema _v^-s-^-i ^<^_v_
in folgenden Versen aus Racine :
Quoi? Cöphise j'irai voir expirer encor Andr. 3. 8. 1015.
Tant de jours douloureux, tant d'inquiötes nuits Baj. 3, 7. 1072.
Quoiqu'il brüle de voir tout l'univers soumis Alex. 1, 1. 43.
Mais, Madame, songez . . . Ah ! c'en est trop, Seigneur Andr. 4, 3. 1232.
Quoi? le traitre sur vous porte ses mains hardies Esth. 3. 6. 1168. —
S. 259, 5 Zeile v. u. ist vor ,, enthalten' „nicht" ausgefallen.
Zur Ergänzung der dort gegebenen Beispiele aus Bac.'s Dramen sieen hinzugefügt:
Phedre ensevelirait Ph. 4, 2. 1082; m' abandonner ez -vous Iph. 2, 5. 664; et j' abandonner ais
Theb. 3, 6. 835.
I. HARCZYK.
Zeitschrift
für
neufranzösssche Sprache
und Litteratur
mit besonderer Berücksichtigung des Unterrichts
im Französischen auf den deutschen Schulen
herausgegeben
Dr. G. Körting und Dr. E. Koschwitz.
Prof, a. d, Akademie zu Münster i/W. Prof, a. d. Uiiiversitiil zu üreifswald.
Bd. II. Siipplementheft.
Bibliographie 1880.
OPPELN.
Eugen Fr an ck 's Buchhandlung
Georg Maske.
1882.
Die Ausgabe der naclifolgenden Bibliographie vom Jahre
1880 ist durch Umstände verzögert worden, für die weder die
Kedaktion noch der Verlag verantwortlich gemacht werden kön-
nen. Die Bearbeitung der Bibliographie hatte auch diesmal Herr
H. Miillendorff in Strassburg i. E. übernommen. Durch Krank-
heit und seine Berufspflichten wurde er indessen an der Voll-
endung der Sammlung wie an der schliesslichen Sichtung und
Ordnung des Materials verhindert. Die Fortsetzung seiner Samm-
lung musste daher andern, minder geübten Händen übergeben
werden; die endgiltige Redaktion blieb dem unterzeichneten Her-
ausgeber überlassen, der die von mehreren und deshalb nicht
immer nach ganz gleichen Gesichtspunkten zusammengetragenen
Titel und Rezensionsangaben, so gut als ihm möglich, zusammen-
gestellt und angeordnet hat.
Die Einrichtung ist im allgemeinen dieselbe geblieben wie
bei der Bibliographie von 1879; nur stellte sich, um nicht den
Umfang und damit den Preis des Supplementheftes unnütz zu ver-
grössern, die Notwendigkeit heraus, noch sparsamer mit der
IV
Aufnahme von Büchertiteln vorzugehen. Die Grundlage der Bi-
bliographie bilden hauptsächlich die: Bibliographie de la France,
Bibliographie de la Bclgique, Bibliografia italiana, tlie Bookseiler
und die Allgemeine Bibliographie für Deutschland (welche all-
gemein bekannten bibliographischen Hilfsmittel unten nicht erst
aufgeführt werden). Von Aufsätzen ans Zeitschriften konnten
nur wertvollere und rein philologische aufgezählt werden; nament-
lich die zahllosen in franziJsischen , englischen und deutschen
Zeitschriften zerstreuten litterarischen Artikel und Essays zu
verzeichnen j wäre ein Ding der Unmüglichkeit und schwerlich
der Mühe wert gewesen. Ein Zeitschriften -Verzeichnis selbst
konnte, mit Rücksicht auf unsere Zeitschriftenschau und auf die
bekannten Verzeichnisse der französischen oder europäischen
Journale, billig unterbleiben. Möglichste Vollständigkeit ist in
den Abteilungen I. (Bibliographie), II. (Lexikographie) und IV.
(Litteraturgeschichte) angestrebt worden. Auch in der Abteilung
111. (Grammatik und Metrik), soweit es sich nicht um Schulbücher
handelt. Von letzteren sind, mit einigen für sich selbst sprechen-
den Ausnahmen, nur die in Deutschland erschienenen oder für
Deutsche bestimmten, diese aber sämtlich, verzeichnet wor-
den. Wer sich für die, dieses Mal also nicht mit aufgenommenen,
in Frankreich erschienenen und für Franzosen bestimmten Schul-
bücher interessiert, findet sie in der Table systematique der
Bibliographie de la France, Annee 1880, S. 96 ff. in wünschens-
wertester Vollzähligkeit aufgezeichnet. Die äusserste Beschrän-
kung Avar für Abteilung V. (moderne Belletristik) geboten. So
weit sich dies feststellen Hess — was oft sehr schwer, manch-
mal für uns auch gar nicht ausführbar war — sind in diesem
Abschnitt ausschliesslich Novitäten, also keine blossen neuen
Autlagen früher erschienener Werke, aufgeführt. Von den No-
vitäten mussten alsdann wieder alle unbedeutenden Publikatio-
V
nen, Gclcgciiheitsscliviftcn ii. (Igl., sowie natürlich die un-
zähligen, in Zeitungen und Unterlialtungsblättcrn erschienenen
belletristischen Arbeiten ausgeschlossen bleiben. Die Auf-
zählung der Schriften über Ehescheidung auf S. 41, die man-
chem auffallen könnte, erklärt sich durch die gegenwärtigen fran-
zösischen litterarischen Verhältnisse; vielleicht dass hier, wie
auch sonst wohl noch in der eben besprochenen Abteilung, trotz
aller Ausscheidungen, zu viel geschehen ist. Fachwissenschaft-
liche Werke sind im Übrigen, wie bei der früheren Bibliographie,
unberücksichtigt geblieben.
Wie bei der Aufzählung von Titeln, musste auch bei der
Anführung von Rezensionen Beschränkung walten. Nur bei den
wissenschaftlichen Werken und den besseren Schulbüchern schien
es erforderlich, deren Rezensionen, sofern diese Wert besassen
und uns bekannt wurden, anzuführen. Besprechungen belletri-
stischer Werke sind grundsätzlich unerwähnt geblieben; eine
einigermassen vollständige Aufzählung auch nur der besseren
derselben scliien ebenso unausführbar wie unnötig. Mögen da-
für die Berichte unseres Mitarbeiters Pons, auf die wir zuweilen
hingewiesen haben, ferner Körtings systematische Verzeichnisse
der in der Revue des deux Mondes und der Nouvelle Revue
besprochenen Werke, sowie unsere Zeitschriftenschauen als ein
Ersatz betrachtet werden.
Die vorliegende Bibliographie ist die letzte, die der Zeit-
schrift für neufranzösische Sprache und Litteratur unter diesem
Namen und in der geschilderten Gestalt beigegeben wird. Wie
schon für den 3. Band wird auch fernerhin ein jährliches Ver-
zeichnis sämmtliclier in der Zeitschrift enthaltenen, besprochenen
oder auch nur kurz erwähnten Werke und Aufsätze deren Stelle
vertreten. Die Redaktion wird darauf achten, dass keine irgend-
wie wertvolle Arbeit in den Bänden, und also auch in den
VI
Jahresregistern der Zeitschrift unerwähnt bleibe, und hofft da-
mit, sowie durch weitere Ausdehnung des selbständigen kriti-
schen Teiles, andererseits möglichste Einschränkung der Zeit-
schriftenschau und Auflösung derselben in die Jahresregister,
den Lesern in Zukunft für die ausfallende Bibliographie einen
besseren und wertvolleren Ersatz bieten zu können.
E. KOSCHWITZ.
INHALT.
Seite
I. Bibliographie 1
IL Lexikographie 3
IlL Grammatik und Metrik:
1. Grammatiken und grammatische Abhandlungen .... 6
2. Schulgrammatiken 8
3. Elementar- und Übungsbücher 9
4. Lesebücher 11
5. Unterrichtsschriften 13
6. Verslehren und Schriften über den Versbau 14
IV. Litter aturge schichte :
1. Allgemeine und französische Litteratur. Monograj^hien.
Litteraturgescliichten für Schulen 14
2. Ausgaben und Erläuterungsschriften:
a. Sammlungen 18
b. Einzelne Autoren und Werke. Monographien . . 20
V. Moderne Belletristik:
1. Litterarische und ästhetische Essays u. dgl.; Schriften über
die Ehescheidung 40
2. Romane, Novellen, Memoiren, Jugendschriften, Märchen 41
3. Reisebeschreibungen, Ethnographie 55
4. Lyrische und epische Dichtung 57
ö. Theater: Tragödie, Drama, Komödie, Singspiel, Oper und
Operette GO
Bibliographie.
I. Bibliographie.
IleiiisiuS) Wilh., Allgemeines Bücher-Lexikon oder vollständ.
alphabetisches Verzeichnis aller von 1700 bis Ende 1879 erschienenen
Bücher, welche in Deutschland und in den durch Sprache und Litte-
ratur damit verwandten Ländern gedruckt worden sind. Nebst An-
gabe der Druckorte, der Verleger, des Erscheinungsjahrs, der Seiten-
zahl, des Formats, der Preise etc. 16. Bd., welcher die von 1875 bis
Ende 1879 erschienenen Bücher und die Berichtigungen früherer Er-
scheinungen enthält. Herausgegeben von Otto Kistner. 5. Lfg.
gr. 4. (1. Abt. S. 321— 400.) Leipzig, Brockhaus, a 3 M. ; Schreib-
papier a 4 M. 1
liOreilz, Otto. Catalogue general de la librairie fran^aise
depuis 1840. T. 7. (T. 1 de la table des matieres, 1840—1875, A-L )
3e fascicule. (Enguerrand-Lyon.) In -8** ä 3 col., p. 401 a 700.
Paris, Lorenz. 1879.
T. 8 (tome 2 de la table des matieres, 1840—1875). In-8" a 3 col.,
p. 700. 2
I>esc]iaiU|)8, P. et G. Brunet. Manuel du libraire et de l'a-
mateur de livres; Supplement contenant: 1" un complement du
Dictionnaire bibliographique de M. J. Ch. Brunet; 2" la table raisonne'e
des iirticles, au nombre d'environ 10,000, deciits au present Supplement.
T. 2. N-Z. Grand in-8'' ä 2 col., 1230 p. Paris, Firmin-Didot. et C«^. 3
Müildener, W. Bibliotheca philologica oder geordnete Übersicht
aller auf dem Gebiete der class. Altertumswissenschaft wie der älteren
und neueren Sprachwissenschaft in Deutschland und dem Ausland neu
erschienenen Bücher. 32. Jahrg. 2. Heft. Juli — Decbr. 1879, gr. 8
(S. 33 — 73). n. 0,50. 4
Taiiderliaeglieii, Ferd. Bibliotheca Belgica. Bibliographie ge-
nerale des Pays-Bas. l"'« et 2^ livraisons. ln-18, 100 p. par livraison.
Gand. La livraison. 2 fr. 5
Borclerie, Arthur de la. Archives du bibliophile breton.
Notices et documents pour seivir ä l'histoire litteraire et bibliogra-
phique de la Bretagne. Rennes, 1880.
s. (Emile Picotj Revue critique ISSl. Nr. 11, p. 212. C
Denis, Auguste. Recherches bibliographiques et historiques sur les
almauachs de la Champagne et de la Brie, precedees d'un Essai
sur l'histoire de l'almanach en general , compost , kalendriers, etc.
In-80, V-59 p. Paris, Menü. 7
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt. ]^
'^ Biblkujraphie ISSO.
Bouyer, Jules. Fragments d'etudes de bibliographie lorraine.
Les Editions des Memoires du marquis de Beauvau; imprimes pseudo-
lorrains; imprime's lorrains deguises. In-8", 84 pages. Nancy, Wiener.
Exir. des Mc^inircs dela Societe d\irc}icolo(jic iorr(dne po-fir ISSO. 8
Marsy, de. Bibliographie picarde. 1. In-8", 20 p. Amiens, Lenoel.
2. Sigillographie. In-8", 23 p.
Exirait de la Picardie, revue historique, etc., iiouvcUe scrie,
t. :3, ISSO. ' 10
Notices et extraits des manuscrits de la Bibliotliöque nationale
et autres bibliotheques, publies par l'Institut national de France. T. 29.
In-4", 414 pages. Paris, iinp. nationale. 11
Calalogue methodique de la bibliotheque communale de la ville
d'Ajaccio p. Andre Touraujon. Grand in-8", XLII-931 p. Ajaccio,
Pompeani. 1879. 12
— de la bibliotheque communale de la ville d' Ami ens; acquisitions
de 1879. In-8", 132 pages. Amiens, Douillet et C^ 13
Une Visite a U bibliotheque de l'universite de Bäle; par Un
bibliophile lyotinais (H. B.). In-8", 45 p. avec fig. Lyon, Brun. 14
Catalogue des nianiiscrits de la bibliotheque municipale de
Caen, pre'cede d'une notice historique sur la formation de la biblio-
theque; par Gaston Lavalley. In-8", LIX-281 p. Caen, Le Blanc-
Hardel. 15
— de la bibliotheque de la ville de Montpellier (dite du musee
Fahre); par L. Gaudin, bibliothecaire. Histoire (premiere partie).
In-8", VllI p. et p. 1 a 400. Montpellier, Grollier. 16
— — de Troyes, par Emile Socard. T. 6. Histoire. T. G et dernier.
In-8", VI -600 p. Troyes, Bertrand-Hu. T. 7. Ouvrages interessant
l'histoire de Troyes et du departement de l'Aube. T. 1. In-8",
X-576 p. _ 18
Bocliauibeau, le marquis de. Les Imprimeurs vendomois et
leurs ffiuvres (1623—1879). 2^ edition. ln-8", 11-35 p. Vendöme,
Lemercier et fils. 19
liiste des dons faits par des particuliers, pendant l'annee 1879, ä la
bibliotheque publique de la ville de Verdun. In-8", 14 p.
Verdun, Renve-Lallemant. 20
"Delisle, Leopold. Melangesdepaleographie et de bibliographie.
In-8", IX-507 p. et atlas de 8 fac-similes eu heliogravure. Paris, Cham-
pion. 10 fr.; l'atlas, 5 fr. (Se vend separement.)
Pentuteaque ei psautier de Lyon ; Papyrus de Bijou; Mannscriis
de Silas ; Apoadypse de Beatus ; Mawiscriis du cahinet de M. Didot ;
Livres dlieures du duc de Berry ; Manuscrits recemment enire's ä
la hMiotheque nationale, etc. 21
ria1>iclie, J. B. Notice sur les depots litte raires et sur la re-
volution bibliographique de la fin du dernier siecle, d'apres les
manuscrits de la bibliotheque de l'Arsenal. In-8", 124 p. Paris,
Parent. 22
Coben, Henry. Guide de l'amateur de livres a vignettes (et
a figures) du XVIII^ siecle. 4^ edition, revue, corrigee et enrichie
de pres du double d'articles, de toutes les additions de M. Charles
Mehl, et donnaut le texte de la deuxieme edition iutegralement re-
tabli. In-8", XV-29G p. avec vign. Paris, Rouquette. 25 fr. 23
M^lauges bibliograpliiques. Quelques livres non cites dans la
4<^ et derniere edition du Guide de l'amateur de livres a vignettes et
ä. figures du XVIII<= siecle, par le marquis de M. In-8", 35 p. Mar-
seille. Boy. Allemagne sur Colostre. 24
Lexikographie. 3
Martiiiet, ßmile. L'Imprimerie eis la librairie a l'Exposition
universelle internationale de 1878 a Paris. In-S'', 119 p. Paris,
imp. nationale.
Rapports du Jury iiäernalional. 25
Mcriuct, Lniile. Annuaire de la presse fran9aise (1880). Pre-
miere anuoe. In- 18 Jesus, 708 p. avec vign. et fac-simile. Paris,
Chaix et C«^. 26
Eriksen, Wilhelm. Les Echauges internationaux litteraires
et scientifiques, leur histoire, leur utilite, levu- fonctionnement aii
ministere de rinstriiction publique de France et a l'etranger. (1832
bis 1880.) In-8'', 56 p. Paris, Picard. 2 fr. 27
£dliealioil laicilic. Catalogue raisonne de livres fran^ais mo-
dernes, d'instruction morale pour les differents ages. In-12,
83 pages. Biuxelles. Libr. C. Muquardt. 1 fr. 28
Catalogue d'ouvrages de lecture pour les bibliotheques po-
pulaires (libres et communales). Fascicule 1. Gr. in -8**, 87 p.
Paris, imp. nationale. 29
Publication du ministi're de CiiistructionjmbliqKe et des heaux-arts.
— des livres classiques pouvant etre introduits dans les lycees et
Colleges. In-8'', 75 p. Paris, imp. nationale. 30
Publicatiou du nniiistere de [instructioii publique et des beaux-aris.
— des livres pouvant etre donnes en prix dans les lycees et
Colleges et introduits dans les bibliotheques de quartier et des pro-
fesseurs. ln-8", 227 p. Paris, imp, nationale. 31
Publication du vdnistere de l'iitstructioii publique et des beaux-arts.
Dupoilt, Paul. Histoire de rimprimerie. In- 18 Jesus, 11-326 p.
Paris, P. Dupont. 32
llicliel) Marius. La Keliure fran9aise depuis Finvention de l'im-
primerie jusqu'a la fin du XVIII*^ siecle. In-4*', 150 p. avec. fig. dans
le texte, 22 planches et un frontispice par Hedouiu. Paris, Morgand
et Fatout. 50 fr. 33
V^roil, Tb, Dictionnaire Veron, organe de l'Institut universel des
sciences, des lettres et des arts du XIX« siecle. Feu les savants, les
litterateurs et artistes du XIX^ siecle (de A a L), suivis du Salon de
1880 (6« annuaire). In-12, Vll-1047 p. Paris, Bazin. 7 fr. 50. 34
Bernier, Th. Dictionnaire geographique , historique, arche'ologique,
biographique et bibliogi-aphique du Hainaut. In-12, XXVll-640 pag.
Mons. 5 fr. 35
II. Lexikographie.
Sainte Ciaire, Arthur M. de. Dictiouary of English, French,
and German Idioms. Div. I. 4'°, sd. Simpkin. 36
Courtat. Monographie du Dictionnaire de l'Academie franfaise.
In-8-', 79 p Paris, Delaroque. 37
Cliangenients ortbograpliiques introduits dans le Diction-
naire de l'Aeademie (edition de 1877). 5«= edition, revue et corrigee.
In-18 Jesus, 72 p. Paris, Boyer et C'^. 1 fr.
Publie par la Societe des correcteurs des iinpi-imeries de Paris. 38
liarousse, P. Dictionnaire complet de la langue frau9aise. Quatre
dictionnaires en un seul. 13^ edition, illustree et considerablement
augmeutee. In-18 a 2 col., 1223 p. avec fig. Paris, Boyer et 0«=. 3 fr. 39
liittr^, E. et Beaujean, A. Petit dictionnaire universel, ou Abrege
du Dictionnaire fran9ais de Littre, de l'Academie fran9aise, augmente
d'une partie mythologique, historique, biographique et geographique.
5e edition. In-18, 912 p. Paris, Hachette et 0^. 3 fr. 40
1*
4 Bibliofjraphie ISsii.
iLittr^, E. Wie ich mein Wörterbuch der französischen Sprache zu
Stande gebracht habe. (Comment j'ai fait mon Dictionnaire de la
langue t'ran9aise.) Eine Plauderei. Mit Littre's Portr. (in Holzschn.).
Autoris. Übersetz, g. 12. (100 S.) Leipzig, 1881. Friedrich, n. 2.
3Iaff. f. d. Lit. d. Ansl. ISSO. Ar. 45. 41
Poiirref, L. Nouveau dictionnaire fran^-ais, contenant tous les mots
de la langue, definis et expliques a l'aide de 2300 fig. ; la geographie
ancienne et moderne, etc. In- 12 ä 2 col., X-918 p. avec fig. Paris,
Fouraut et fils. 42
liR Curne de Saiute-Palaye. Dictionnaire historique de
l'ancien langage fran9ois, ou Glossaire de la langue fran9oise depuis aon
origine jusqu'au siecle de Louis XIV. Publie par les soins de L.
Favre, avec le concours de M. Pajot, archiviste - paleographe, con-
tenant ; Signification primitive et secondaire des vieux mots ; Etymo-
logie des vieux mots; Proverbes qui se trouvent dans nos poetes des
Xlle, XlRe et XlVe siecles; Usages anciens. 61^ a 70« fascicules.
T. 7. 71e a 80e fascicules. T. 8. 2 vol. In -4'' a 2 col., 97G p.
Paris, Champion. 43
Dictionuaire llistorique de la langue fran9aise, comprenant l'ori-
gine, les formes diverses, les acceptions successives des mots, avec un
choix d'exemples tires des ecrivains les plus autorise's, publie par
l'Academie fran9aise. T. 2. Deuxieme partie. In-4*^ ii 2 col., p. 201
a 400. Paris, F. Didot et C«. 44
Brächet, Auguste. Dictionnaire etymologique de la langue
fran9aise. Preface par E. Egger, de l'Institut. 10« edition. In -12
a 2 col., XX-564 p. Paris, Hetzel et C«. 8 fr. 50. 45
liOllbeilS, Didier. Recueil de mots fran9ais derive's de la langue la-
tine. 2« edition, revvie et corrigee. In-12, 52 p. Paris, Delagrave. 46
XiOUbeilS, Daniel. Recueil de mots fran9ais derives de la langue
grecque. In-12, 67 p. Paris, J. Bonhoure et C«. 47
Scliapiro, Michel. Revelations etymologiques. Origine des mots dits
historiques I. Armes tranchantes. Paris, 1880,
Revue cntique , 1880. Ar. o2, j). 112. (SettegaslJ Littera-
risches Ceairalhlatt, 1881. p. -30. Romatda 1880, p. 351. 48
Fotli, K. Assez. In Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1880, p. 469. 49
liarcliey, Loredan. Dictionnaire historique d'argot. 8« ed. des
Excentricites du langage, augmentee d'un Supplement mis a la hau-
teur des revolutions du jour et contenant 2784 mentions nouvelles.
In -18 Jesus, XLIIl-518 p. Paris, Deutu. 6 fr.; le Supplement se-
parement 2 fr. 50
Poiissart, A. Dictionnaire des termes de marine; Marine ä volles
etavapeur. In-32a2col.; VI-281 p. avec fig. Paris, Garnier freres. 51
Baikie, Edwin Simpson. The International Dictionary for Natu-
ral iats and Sportsmen, in English, French and Gei'man. 8vo.
Trübner 15/ 52
riarolEey, Lore'dan. Dictionnaire des noms, contenant la recherche
etymologique des formes ancienues de 20200 noms releves sur les
auijüaires de Paris. In-12, XXIV-515 p. Paris, l'auteur. 7 fr. 53
Aliuaiiacla des noms, expliquant 2800 noms de personnes. In-16,
78 p. Paris, Strauss. 50 cent. 54
Clement - Jauiii. Sobriquets des villes et villages de la
Cöte-d'Or. 2« edition, revue, corrigee et augmentee. In -8'', 121 p.
Dijon, imprim. Carre. 55
Lexikographie. 5
Kaltscliiilidt , Dr. J. H. Neues vollst. Wörterbuch der französ. und
deutschen Sprache, mit einem Anhang kaufmännischer Redensarten.
Karl Tauchnitzsche Ster.-Ausg. Neuer Abdr. 2 Tle. in 1 Bd. gr. 8
(XVI, 530 und XII, 578 S.j. Leipzig, Holtze. M. 6,G0. 50
Plötz, Karl. Französi.sch- deutsches und deutsch - französisches Hand-
wörterbuch. 2., deutsch - französ. Tl. Zweite verm. und verb. Aufl.
Lex. -8. IV -6 16 S. Berlin, Herbig. a M. 3,50. 57
i^aclis. Eucyklopädisches Wörterbuch der französischen und deutschen
Sprache. Mit Angabe der Aussprache nach dem phonetischen System
der Methode Toussaint-Langenscheidt. Grosse Ausg. 26. und 27.
(Schluss -) Lieferung. Lex. - 8 (S. 1969 — 2119). Berlin, Langenscheidt.
a M. 1,20. 58
SacIiS, Dr. Karl. Encyklopädisches französisch -deutsches und deutsch-
französisches Wörterbuch, enth. unter anderem für beide Sprachen:
Den in der Academie und Sanders gegebenen Wortschatz; die ge-
bräuchlichsten Ausdrücke des prakt. Lebens, des Handels und der
Industrie etc.; die Neologismen und Fremdwörter; die gebräuchlich-
sten Eigennamen etc.; die Konjugation aller Zeitwoi-ter ; die Angabe
der Etymologie, der notwendigsten Homonymen, Autonymen und Sy-
nonymen etc. ; sowie der Aussprache (letztere nach dem phonet. Sy-
stem der Methode Toussaint-Langenscheidt dargestellt durch Prof.
G. Langenscheidt). Unter Benutzung zahlreicher, von Prof. Dr. Beruh.
Schmitz gelieferter Beiträge. Hand- und Schul -Ausg. (Auszug aus
der grossen Ausg.). 2 Tle. in l Bd. 4. , nach der 1878'^i" Aufl. der
Academie durchgeseh. u. verb. Ster.-Aufl. Lex.-8. (LVI, 738 u. 905 S.)
Berlin, Langenscheidt. M. 12.
Arch. f. d. Stiid. d. neueren. Spr., LÄ'IF, 42,j (Weigandj. Cen-
tralorqan f. d. Int. des Rcalsckubv., VIII, 580 (M. Strack). Mag.
f. d. 'Litt, d AusL, 1881, S. 519. 59
Scllinager, 0. Zu Sachs' französischem Wörterbuch. Zschr. f. nfrz.
Spr. u. Litt., 1880, p. 228. 60
Schuster. Nouveau dictionnaire fran9ais-allemand et allemaud - fran-
gais. Revue, pour le franpais, par Regnier. T. II: Franyais-alle-
mand. In -8, a 3 colonnes, 1087 p. Paris. Fouraut et fils. 61
Marty-Iiaveaux, J. Ch. Dictionnaire raisonne des difficultes gram-
maticales et litteraires de la langue fran9aise; 5*= edition, revue d'a-
pres le nouveau Dictionnaire de l'Academie et les traveaux philolo-
giques les plus re'cents. Grand in -8" a 2 col., VII -737 p. Paris,
Hachette et C'^. 5 fr. 61
Soillice, T. et Sardou, A. L. Petit dictionnaire raisonne des diffi-
culte's et exceptions de la langue fran^aise. Nouvelle edition. In- 18,
IV -577 p. Paris, Hachette et C^f. 2 fr. 63
Abiif Dr. F. Handbuch der französischen Umgangssprache. 27. Aufl.
8. (IV, 214 S.) Köln, Du Mont- Schauberg. M. 1,50. 64
Coursier, Lehr. Ed. Handbuch der französischen und deutschen Con-
versationssprache, oder vollständ. Anleitg., sich im Französischen sowohl
als im Deutschen richtig und geläufig auszudrücken. Auch als Va-
demecum für Reisende. 23., sorgfältig durchgeseh. und verm., nach
der letzten Ausg. des Dictionnaire de l'Academie vom J. 1878 corri-
gierte Aufl., mit den Causeries Parisiennes von Peschier als Gratis-
zugabe und einer Vorrede von Aug. Lewald. 12. (XXIX, 504 und
Causeries X, Vd\) S.) Stuttgart 1881, Netf. M. 1,25, geb. M. 275. 65
Egal« B. (B. V. d. L.). Manuel de la couversation. Re'cit fran9ais et
exercice de conversation, destine ä l'usage des ecoles et a l'etude per-
6 Bibliographie 1880.
sonneile. 5. ed. revue, corrigee et augmentee. 8. (VIIl, 106 S.)
Berlin, H. W. Müller._ cart. M. 0,80. 66
Plötz, Karl. Vocabulaire systematique et guide de conversation fran-
9aise. Methodische Anleitung zum Französisch sprechen. 16. Aufl.
8". XII, 452 S. Berlin, Herbig. M. 2. 67
Bollin, L. Neues Handbuch der französischen Conversationssprache.
Leipzig, Beruh. Tauchnitz. VIII, 376 S.
CPIattncr) Zschr. f. nfrz. Spr. n. Litt., 18S1, p. 501. 68
ISRlzbi'iinn, Alice. Gallicismen. Eine Sammlung französischer Redens-
arten mit deutscher Übersetzung. Zum Gebrauch in höheren Lehr-
anstalten und zum Selbstunterricht. Frankfurt a. M. A. Fösser.
104 S. 8.
(Plattncr) Zschr. f. nfrz. Spr. n. Litt., 1881, p. öOß. 69
l^clllllitz. Beruh. Anleitung für Schulen zu den ersten Sprechübungen
in der französischen und englischen Sprache. Ein Übungsbuch haupt-
sächlich für Realschulen und höhei'e Töchterschulen, nebst einer me-
thodolog. Eiuleitg. 2. Aufl. Gr. 8 (80 S.). Leipzig, Koch. M. 1.
Centralorg. f. d. Int. d, Rcalschvhv., LX, 4.9.'i (Strien). 70
Ulricli, Dr. W. Hilfsbüchlein zur Erlernung der französischen Con-
versationssprache, oder 20 Gespräche mit den dazu gehörigen Voca-
beln. 4. Aufl. Langensalza, Hermann Beyer u. Söhne, 1880. 46 S.
(Plattner) Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1881, p. 504. 71
Veriiay, Felix. Ueux mille locutions et fautes corrigees. Nouvelle
edition. In -16, 64 p. Paris, Vernay. 10 cent. 72
Walter, Anton. Handbuch der Gespräche, des Briefstils und der Sprach-
lehre: ungarisch, deutsch, englisch, französisch, italienisch. 2 Aufl.
9. und 10. (Schlu33-)Heft. gr. 8. (S. 103 — 263.) M. Theresiopel
(Budapest, Grimm). 73
III. Grammatik und Metrik.
(Gramiiiatikeii und grammatische Abliaiidliuigen. Scliulgrammatiken.
Elementar- und Übungsbücher. Lesebücher. Unterrichtsschriften. Vers-
lehren und Schriften über den Versbau.)
Bracliet, Auguste. Grammaire historique de la langue fran9aise. Pre-
face par E. Littre, de l'Institut. 19<= edition. In -18 Jesus, 301 p.
Paris, Hetzel. 3 fr. 74
Liittr^, E. Etudes et glanures pour faire suite ä l'Histoire de la lan-
gue fran9aise. In -8«, XIV -4.54 p. Paris, Didier et C'^ 7 fr. 50. 75
Vaugelas. Remarques sur hi langue fran9oise. Nouvelle edition,
comprenant le texte de l'edition originale, des remarques inedites, une
clef inedite de Conrart, tous les comraentaires du XVlI^siecle, des
notes nouvelles, une introduction et une table analytique des matieres,
par A. Chassang, inspecteur general de l'instruction publique. In-8'^
2 voll. Paris, Baudry.
Bihliothiv/ue historique de la langue francaise, publice sous la
direction d' A. Chassang. — Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1881, S. IL')
(A'osch?vitz). Rev. crit., 1880, Nr. 4-J. 76
Sclllllze, Dr. 0. Beiträge zur französ. Gramm, und Lexikographie.
(Aus: „Central -Organ für die Interessen des Realschul w.") gr. 8
(29 S.). Berlin, Friedberg u. Mode. M. 0,60. 77
— Grammatisches und Lexikalisches. III. Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt.
1880, p. 465. 78
Grammatische .ilihandlunf/en. 7
ZveHua, F. Kleinigkeiten aus der französ. Grammatik und Lexiko-
graphie. Herriga Archiv, 1880, p. 357 — 374. 79
liailglois-Fr^ville. Nouveau traite de röcitation et de pronon-
ciation. Pre'cede d'une lettre de M. Got, d'une lettre de George Sand,
et suivi d'aiDpreciations de membres de l'Institut. 3<= edition In -18
Jesus, VIII- 2Ü7 p. Paris, Tresse. 80
IJegOliv^, Ernest. L'Ai-t de la lecture. 24<= edition, revue et augmen-
tee de huit chapitres a l'usage de l'enseignement secondaire. In -18
Jesus, 312 p. Paris, Hetzel et C^e. 3 fr. 81
Benecke, Dir. Alb. Die französische Aussprache. Zum Schul- und
Privatgebrauch. 2., umgearbeitete Aufl. gr. 8. (VIII, 208 S.) Pots-
dam, Stein. M. 1,60. 82
Merkel, Prof. T. Der französische Wortton. 4. (39 S.) Freiburg i/B.,
Prömer. M. 0,60.
Zschr. f. 11 frz. Sp. u. Litt., ISSl, S. 111 (KoscImitzJ. Littcratur-
hlatt f. rom. u. (jcrm. Phil., ISSl (Storm). 83
Bölliner, E. Klang, nicht Dauer. III. Roman. Stud. IV, 336.
(Koschmitz) Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., ISSO, p. 419. 84
Kräuter, J. K. Stimmlose antepalatale und mediopalatale Reibelaute
im Neufranzösischen. Zschr. f. nfrz Spr. u. Litt. 1880. p. 23. 85
Meiide, A. Etüde sur la Prononciatiou de l'E Muet a Paris. Londres
1880.
(Kräuter) Zschr. f. nfrz. Spr. n. Litt., 1881, p. -58,3. (Settegast
Litterar. CcntralhL, 1880, p. Uli. Romania, 1880, p. .306. 86
Foerster, W. Beiträge zur romanischen Lautlehre, Umlaut (eigent-
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— Ausg. B. I. Abtl. 2., rev. Aufl. gr. 8 (VIII, 192 S.). Potsdam,
Stein. M. 1,50.
(Herz) Zschr. f. nfrz. Spr. v. Litt., II, Sßl. 98
Bibliotiiek ausführlicher Lehr- und Lesebücher der modernen Spra-
chen und Litteraturen nach Robertsons Methode. Unter Mitwirkung
nationaler Gelehrten herausgeg. von Dir. Booch- Arkossy. 2. Bd.
gr. 8. Leipzig, Breitkopf & Härtel. cart. M. 3.
Inlialt: Ausführliches Lehr- und Lesebuch zum fertigen Sprechen
und Schreiben der französischen Sprache. Für höhere Lehranstalten
und zum Selbstunterricht Gebildeter bearb. von Dir. Dr. F. Booch-
Arkossy, unter Mitwirkung von Emile Labaite. 3., neubearb.
und vervollständ. Aufl. des ,.Praktisch-theor. Lehrgangs der französ.
Schrift- und Umgangssprache". I. Kursus (XH, 288 S.). 99
Bracliet, Auguste. Nouvelle gramniaire fran9aise fondee sur l'histoire
de la langue, a l'usage des etablissements d'instruction secondaire.
5e edition. In- 12, XX-268 p. Paris, Hachette et C''<^. 1 fr. 50. 100
— et J. DussoilCliet. Petite grammaire frau9aise fondee sur l'histoire
de la langue. 3^ edition. In- 12, IV-143 p. Paris, Hachette et C^.
1 fr. 50. (1881.) _ 101
Brandt, Dr. Karl. Kurzgefasste französische Grammatik f. die Tertia
und Sekunda eines Gymnasiums, gr. 8. (VII, 51 S.) Salzwedel, 1881.
Klingenstein. M. 0,75.
Neue Jahrh. für Phil. n. Pädxujogik 1881. S. 93 (Völcker). 102
Knebel, Dr. H. Französische Schulgrammatik. Fünfzehnte verbesserte
und vermehrte Auflage, bearbeitet von Dr. H. Probst, Provinzial-
Schulrath in Münster in Westfalen. Leipzig, Karl Bädeker, 1880.
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d. Realschulw., 8. Jhg., p. 584. (Koschwitz) Bisch. Lzg. 1881. 104
Sclnägrammaüken. EUiucnlarbücher. 9
Noel et Chap^al. Nouvelle gniminaiie fran9aise. 57«= edition.
Grammaire. In-12, 220 p. Paris, Pigoreau; Roret ; Haohette et C^.;
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Otto, Prof. Dr. P]rüil. French Coiivfi'sation Graramar, a new and ])rac-
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Heidelberg, 1879. geb. n. M. 5,00. 106
Archiv f. d. Stud. d. neueren Sprac/ien, Bd. LXIV fff'eif/undj.
Plötz, Prof. Dr. Karl. Schulgrammatik der französischen Sprache.
27. Aufl. 8. (XIV-4G4 S.) Berlin, Herbig. M. 2,30. 107
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Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage, 1880. Berlin.
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Deuxieme partie : De'fiuition. ln-8', 58 p. Paris, Parent. 110
Gonibert, Petit traite du geure des substautifs de la langue franyaise,
avec des apergus etymologiques et des modeles d'exercices. In- 12,
lV-233 p. Paris, Goupy et Jourdan. 1 fr. 60. 111
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re'guliers fraugais. Tableaux extraits de la methode de A. Vice.
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Adelinann, Johann. Praktisches Lehrbuch der französischen Sprache
zum Schul- und Privatunterricht. 4. Aufl. I. Kursus, 1. AVjteiluug.
München, 1880.
Centralorfjan f. d. Liter, d. Reahchnlw. U. Jahrq. (Schneider).
Bl. f. d. bair.- Gijmn. u. ReabehtUw., ISSL S. 1.38 (Wallner). 113
Ahn, F. Praktischer Lehrgang zur schnellen und leichten Erlernung
der franz. Sprache. 2. Kurs. 47. Aufl. gr. 8. (144 S.) Ebd. 1881. 114
Banuigarten, J. Prakt. Lehrgang zur gründl. und schnellen Erler-
nung der französ. Sprache. Mit besonderer Berücksicht. der Ausspr.
Teil I. Elementar. Gram. 3. Aufl. des Bernh. Beamelburgschen Lehr-
gangs. Neu bearb., verbessert und durch Lesestücke erweitert. 8.
XlT-268 S. Berlin, Hempel M. 1,50. 115
Boliui, C. Französische Sprachschule. Auf Grundlage der Aussprache
und Grammatik nach deusi Prinzip der Anschauung bearb. 3. Heft.
Ausgabe für Lehrer. 8. (XIII-182 S.) Braunschweig, Wredea. M. 1,20.
(1 — 3. : M. 3,G0). - Dasselbe. 3. Heft. Ausgabe für Schüler. 8. (182 S.)
Ebd. M. 1,0; geb. M. 1,20. (1—3.: M. 2,0; geb. M. 2,60.) 116
Dänuiler. Handbuch zur Erlernung der französischen Sprache für
praktische Anwendung. Gotha. 117
£Ienientar1>ucli der franz. Sprache. I. Teil. Für das 1. Schuljahr
(Alter von 8—9 .Jahren), gr. 8. (lV-66 S.) Stuttgart, 1879. Metzlers
Verl. n. M. 1,00. 118
— 2. Teil. Für das 2, Schuljahr (Alter von 9 — 10 Jahren), gr. 8.
(in -98 S.) 119
— 3. Teil. Für das 3. Schuljahr (Alter von 10 — 11 Jahren), gr. 8.
(111-151 S.) Stuttg., 1881. Metzlers VerL M. 2. (1— 3. : M. 4,40.) _ 120
Franzose, der geschickte, oder die Kunst, ohne Lehrer in 10 Lektionen
10 Bibliographie 1880.
französisch lesen, schreiben und sprechen zu lernen. Von einem prakt.
Schnlmanne. 11 Aufl. 12. (63 S.) Leipzig, Mayer. M. 0,50. 121
Gerlacli, Prof. E. Elementargrammatik der französ. Sprache. Mit
Übungen, gr. 8. (VI-116 S.) Leipzig, Veit & Co.
fO. SckidzeJ Cen(?Ydo?yfm für die Interessen des Bealschvhvesens.
S. Jahrgang, p. .588. 122
Keller, Gymn.-Prof. Karl. Elementarbuch für den Unterricht in der
französischen Sprache. 1. Kurs. 12., unveränd. Aufl. 8. (IV-208 u.
78 S.) Zürich, Orell, Füssli & Co. cart. M. 2,0.
Veniralorgan f. d. Interessen d. Realschvlmcsens . 9. Jahrgan//.
(Sehneider). _, 123
Körbitz, F. W. Lehr- und Übungsbuch der französischen Sprache für
Real- und Bürgerschulen. Eine vollständige Schulgrammatik zur Be-
förderung einer rationellen Unterrichtsweise. 1. Kursus. 7. Auflage.
Dresden, Ehlermanu. 1880. 8«. 91 S. M. 0,70.
Zschr. f. nfrz. Spr. n. Litt., III, 489 (Klotzsch). 124
Macliat, J. B. Französische Sprachlehre in einer ganz neuen sehr fass-
lichen Darstellung mit besonderer Rücksicht für Anfänger. 45. Aufl.
oder 134 — 136. Tausend, gr. 8. (463 S.) Wien, Lechners Verlag,
geb. M. 4. 125
Plötz, Prof. Karl. Elementarbuch der französischen Sprache nach einer
Stufenfolge für die Einübung der Aussprache und mit Bezeichnung
derselben für die Vokabeln. 33. Aufl. 8. (VIII-182 S.) Berlin, Herbig.
1,00 M. 126
Probst, Prov.-Schulr. Dr. Herrn. Praktische Vorschule der französischen
Sprache. 5. verb. u. verm. Aufl. gr. 8. (lV-197 S.) Leipzig, Bädeker.
n. M. 1,25. _ _ 127
Rieards zweiter Unterricht im Französischen für Volks- und Bürger-
schulen sowie zum Privatunterricht, gr. 8. (VIII- 186 S.) Prag,
Kosmack & Neugebauer. M. 1,60. 128
Roseiltlial, Dr. Rieh. Das Meisterschaftssystem zur praktischen und
naturgeraässen Erlernung der engl, und französ. Geschäfts- und Um-
gangssprache. Eine neue Methode in 3 Monaten eine Sprache sprechen,
schreiben und lesen zu lernen. Zum Selbstunterricht. Leipzig, Rosen-
thal. 1,50 M. 129
Schirmer, Dr. J. Französische Elementargrammatik. Berlin, 1880.
Weidmann. lV-220 S. gr. 8.
(J. Koch) Zschr. f. nfrz. Spr. >i. Litt., 1881, p. 282. 130
8cliiuitz, Bernhard. Französisches Elementarbuch nebst Vorbemerk.
über Methode und Aussprache. 2. Teil. Grammatik und Übungsbuch
für mittlere Klassen. 5.. sorgfältig durchgeseh. Aufl. gr. 8. (XVI,
200 S.) Berlin, Dämmler. M. 1,80 131
Nelig, M. Französisch sprechen — schnell! Beste kurzgefasste Anleitg.,
durch Selbstunterricht schnell französisch sprechen zu lernen. Durch-
gehends mit genauester Angabe dei' Aussprache des Französischen
durch deutsche Buchstaben. 14. Ster. -Aufl. Zugleich Vorschule zu
dem vollständigeren Werke „Selig, deutsch - französ. Konversations-
schule", mit genauer Angabe der Aussprache. 8. (48 S.) Leipzig,
G. Weigel. M. 0,60. _ _ _ 132
►Stier, Geo. Französische Vorschule. Ein Hilfsmittel für den ersten
franz. Unterricht. 12. (32 S.) Berlin, Geelhaar. cart. 0,40 M. 133
Tellering, Edward. A new french grammar or the study of the
french language made populär colloquially. 8. (VlI-525 S.) Frankfurt
a/M. Zügels Verlag, geb. 5 M.; Key (III-195 S.) geb. 2,70 M. 134
Tröger, C. Kleine französische Sprachlehre in Gestalt eines Elementar-
ÜberselZHugs- nnd Lesebücher. 11
und Übungsbuches f. Mittelschulen bearb. I. Teil. 4. verni. Auflage,
gr. 8». VIII-76 S. Breslau, Kerns Verl. M. 0,60. 135
"Walter, Aat. Handbuch der Gespräche, der Sprachlehre u. d. Brief-
stils, ungarisch, englisch, franzö.sisch, italienisch. 2. Aufl. 2. — 8. Heft,
gr. 8. (S 25-192.) ^M. Theresiopel. (Budapest, Grimin.j a M. 0,60. 136
Welirle, J. Grammaire elementaire servant d'introduction prepara-
toire ä toute grammaire syste'matique de la langue fran9aise. Lex.-8".
XV-258 S. Eichstätt, Krüll. M. 2,40
Blätter f. d. bair. Qynui.. und Rc(dschnl!vesen. 1880. S. :i7ß
(Waltner). 137
Auswalil deutcher Bühnenstücke, zum Übersetzen in das Franz.
bearbeitet. Nr. 1. 8. Dresden, Ehlermann. cart. n. M. 0,80. Inhalt:
Doktor Wespe, Lustspiel in 5 Aufzügen von R. Benedix. Bearb. von
Prof. Dr. A. Peschier. (99 S ) n.^M. 0,80. 138
Beclltel, A. Übungsbuch zur französ. Grammatik. Mittelstufe (für
Klasse III und IV). gr. 8. (VI -84 S.) Wien, Klinkhardt. 0,80 M.
— Dasselbe; Oberstufe (für Klasse V — VIl). gr. 8. (VII- 102 S.)
Ebd. 1,20 M. 139
(F. Zvefina) Zschr. f. d.ßealschw., ISSO, p. ßOl ; 1881, p. 40.
Bertram, W. Grammatisches Übungsbuch für die mittlere Stufe des
franzö-sischen Unterrichts. Heft. 4. Bremen, M. Heinsius. 1880. 8".
174 S. M. 1,20.
Zscbr. f. nfrz. Spr. n. Litt., 1881 S. 489 (lilotzsclt). 140
Breitinger, Prof. H. Französische Briefe. Zum Rückübersetzen aus
dem Deutschen ins Französische bearb. 2. durchgeseh. Aufl. gr. 8.
(112 S.) Zürich, Schulthess. 1,20 M.
Arch. f. d. Stud. d. neueren Spr. Bd. LXIV (Weüjand). 141
— Die Grundzüge der franz. Litteratur- und Sprachgeschichte. Mit An-
merkungen zum Übersetzen ins Französ. 3. durchgesehene Aufl. gr. 8.
(VII-108 S.) Züi-ich, Schulthess. n. M. 1,20.
(A. Benecke) Zxchr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1880, p. -VC,. 142
Fllek Edler von Wittingliauseii, E. Übungsbuch für die Mittel-
stufe des französ. Unterrichts, gr. 8". IV-210 S. Wien, Holder. M. 1,70.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., IH, 114 (klntzsch). 143
Woel, Charles. Nouveau manuel epistolaire a l'usage des Allemands.
I. Correspondance particuliere. — II. Correspondance commerciale.
III. Actes sous seing prive. — IV. Enseignes, annonces, re'clames.
gr. 8". XXIV-386 S. Wien, Manz. M. 5. 144
Otto, Prof. Dr. Emil. Materials for translating english into french,
with grammatical notes and a vocabulary. 3. ed. gr. 8. (VII-199 S.)
Heidelberg, 1879. cart. n. M. 5,00.
Arch. f. d. Stvd. d. neueren Spr., Bd. LXIV (Weir/and). 14.5
Ritter, Dr. 0. Anleitung zur Abfassung von französischen Briefen mit
zahlreichen französischen Mustern und deutschen Übungen. Berlin,
J. M. Späth, 1880. IV-188 S. 8.
(Plattner) Zschr. f. nfrz. Spr. n. Litt., 1881, p. 500. fMahren-
holtz) Centralorg. f. d. Int. d. Realschulw., IX, 570. 146
Beclitel, A. Französisches Lesebuch für die unteren und mittleren
Klassen der Mittelschulen. Wien, Klinkhardt. 1880.
(Zvefina) Zschr. f. d. Realschnkvesen, p. 106. 147
Bibliotli^que, petite, fran9aise a l'usage de la jeunesse avec notes
allemandes et questionnaires par M^e A. Bree. 1—3., 5., 7„ 8., 11 — 14.,
16., 24. u. 25. Bd. 16. Leipzig, Baumgärtner, a n. 0,60 M. 148
12 Bibliographie 1880.
CrIiii, M. Lectures choisies des deuioiselles. Tome II. Tableaux
de famille. Trois inorceaux. 8. (125 S.) Kassel, Kay. cart. a n.
M. 1,00. 149
Degeilliardt, l)r. R. Lectures choisies de la littei-ature fran9aise
depuia la formation de la langue jusqu'a nos jours. Breme, Küthmann
et Cie. 584 S. 8.
Zschr. f. d. Realschulwesen, V. Jahrg., p. S77. Zschr. f. nfrz.
Spr. V. Litt., III, in fA7otz.<!chJ. 150
Ebener, Gfr. Französisches Lesebuch für Schulen und Erziehungs-
anstalten. In mehreren Stuten. Neu bearb. von Doc. Lehr. Dr. Ad f.
Meyer. 1. Stufe. Mit einem Wörter Verzeichnisse. 15. Aufl. gr. 8
(X, 102 S.). Hannover 1881. Meyer. M. 1,20.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., III, 4S9 (Klotzsch). 151
£gal, B. Französische Erzählung zur Übung in der Umgangssprache
für den Schulgebrauch und zum Selbstunterricht. 5. Aufl. Berlin,
H. W. Müller. 106 S. 8.
(Plattner) Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., ISSl, p. 508._ 1.52
Glailiiiiig, Dr. Friedrich. Epochen der französischen Geschichte. P^in
Lesdbuch der oberen Klassen der Gymnasien und Realschulen, mit
Anmerkungen. 2. Aufl. Nördlingen, C. H. Beck. 8. XVIIT, 211 S.
M. 2,25.
(Münch) Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1881, p. 318. 153
Oütll, Dr. A. Französisches Lesebuch. Untere und mittlere Stufe. Mit
Anmerkungen, Präparation und Wörterbuch versehen. 2. Aufl. Ber-
lin, Leonhard Simion. 1880. 8^ XIV + 263 S. M. 2.
Z>!chr. f. nfr. Spr. u. Litt., lU, i.S'.9 (Klotzsch). 154
Hatt, lusp. des ecoles, Th. Lectures enfantines faisant suite aux ta-
bleaux de lecture ä l'usage des petita gar^ons et des petites filles de
6 ä 8 ans. 1. partie. 10. ed. 16 (XII, 170 S.). Strassburg, Schultz
& Co. M. 0,60.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., IH, 4SS (Klotzsch). 155
Ileilirig. G. Amüsement instructif. Unterhaltung.sblatt znm Zwecke
des gründlichen Erlernens der franz. Sprache. Ser. 3. 24 Hefte (3 B)
gr. 8. Leipzig, Reissner und Ganz, ä Heft M. 0,50. 156
Herräg, Ludwig. Premieres lectures fran^aises. Französisches Lese-
buch für mittlere Klassen höherer Lehranstalten. 16. umgearbeitete
Aufl. Braunschweig, G. Westermanu. 1880. 236 S. 8".
(Klotzsch) Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt.,- 1881, p. 114. 157
Kaiser, Karl. Französisches Lesebuch in 3 Stufen für höhere Lehr-
anstalten. 2. Tl. Mittelstufe, gr. 8 (XVI, 884 S.). Mülhausen i'E.
Bufleb. 1 und 2: M. 4,60.
Centratorgan f. d. Interessen d. Realsclwlw., 8. Jahrg., S. ■%'-3
(Strien)- 158
Maieitins, H. A. Französisches Lesebuch. Eine Ausw. französ. Lese-
stücke in Prosa und Poesie, mit grammat. Anmerk. und einem vollst.
Wörterb. versehen. 4. Aufl. VIII. 322 S. Dresden, G. Dietze. M. 2.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., III, 114 (Klotzsch). 159
Plötz, Dr. Karl. Lectures choisies. Französische Chrestomathie mit
Wörterbuch. 20. Aufl. Berlin, Herbig. 1880. 8''. XII + 388 S. M. 2.
Zschr. f. nfrz. Spr. v. Litt., III, 4S!> (Klotzsch). _ 160
RectÄke, Dr. W. Lectures choisies, poesie et prose. Französisches
Lesebuch zum Schulgebrauch. Mit erläut. Anmerk. u. e. Anh. : No-
tice biographique et bibliographique des priucipaux ecrivains fran9ais.
2 Tl. 4. Aufl. gr. 8 (VI, 414 S.). Berlin, Haude u. Speuer. M. 2.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., IH, 48'J (Klotzsch). 161
<
Lesebücher, l'iidaf/otjischc Scliriflen.. 13
Ricard, Dr. Auselme. Französisches Conversations - Lesebuch f. Schul-
und Hausgebrauch. 3. rev. und verb. Aufl. gr. 8 (VIII, 259 S.).
Prag, Tempsky. M. 3.20. 162
Sallliisinil, Caroline F. Dialogues et poesies a l'usage de l'enfance.
10. ed. Revue et augmentee. 8 (108 S.). Halle, Buchh. d. Waisenh.
cart. M. 0,90. _ 163
Sclllieirter, M. Französisches Lesebuch zum Gebrauch an deutschen
Lehrerbildungsanstalten. Cöthen, Otto Schulze. 1880. 311 S. 8".
(Kloizsch) Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1881, ii. 114. 164
Scbulze« G. H. L'Avautcoureur. Erstes französisches Lesebuch für
die deutsche Jugend. 8 (V, 108 S.). Leipzig, Teubner. geb. M. 1 ,10. 165
Scliütz, Dr. C. Französisches Lesebuch für untere und mittlere Klassen.
Mit einem vollst. Wörterbuche. 6. Aufl. gr. 8 (IV. 263 S.). Biele-
feld, Velhagen u. Klasing. 1881. M. 1,20.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., III, 48'J (Klotzsch). 166
Süpfle, Dr. L. Französische Chrestomathie für die oberen Klassen von
Gymnasien und anderen höheren Lehranstalten. 4. Aufl. verb., mit
Noten bereichert, nebst: „Resume de l'histoire de la litterature fran-
Qaise" und einem ,.Fetit Ti-aite de versification" von Prof. A. Mau-
ron, gr. 8 (XV, 656 S.). Heidelberg, Groos. M. 5.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., ILl, 3, p. 4S!) (lilotzsch). 167
Toppe, Adolphine. Französisches Lehrbuch für höhere Töchterschulen
mit e. Vocabalaire. 1. Kursus. 3. verb. Aufl. gr. 8 (IV, 203 S.).
Potsdam, Stein, n. 1,50. 168
Trailtiua-nn, F. M. Histoire et Chrestomathie de la litterature fran-
9aise. Leipzig, 1880.
(Fesenmair) Blätter f. d. hair. Gymnasial- n. Realschubvesen,
1880, ]). 1.37. Litthl. f. <jerm. u. vom. Phil, 1881, No. 10. 169
Willni, L. Premiere lectures fran9aises pour les ecoles primaires, avec
un vocabulaire frangais-allemaud. 43. und 44. ed. 8. (VII, 204 S.)
Strassburg. Schultz & Co. M. 1.
Zschr. f. nfrz. Spr. n. Litt., III, 488 (Klotzsch). 170
Wingeratll, Dir. Dr. Hub. H. , Choix de lectures fran9aise3 a l'usage
des ecoles secondaires. 1. partie: Classes inferieures. 2. ed. entiere-
ment refondue et accompagne'e d'un vocabulaire. gr. 8 (XU, 273 S,).
Köln 1881, Du Mont- Schauberg. n. u. 2,50.
Zschr. f nfrz. Spr. n. Litt., lU, 489 (Klotzsch). 171
Zäpfiel, M. Livre de lecture a l'usage des classes superieures des
ecoles primaires de l'Alsace- Lorraine. 3^ ed. 8". XII, 399 S. Metz,
Even. geb. M. 1,40. 172
Isistriicteur. Wochenschrift zur Belehrung uud Unterhaltung in
französischer Sprache. Red. von G. Förster. 3. Jahrgang. 52 Nrn.
1880. gr. 8. Weimar, Diez u. Förster. Vierteljährl. 1,75 M. 173
Steiner, P. Wert des Studiums der franz. Sprache für Gymnasien.
Rede, vorgetragen in der Aula des Gymnasiums in Zabern. gr. 8
(10 S.). Neuwied, Heuser. 0,40 M. 174
Vietor, W. Schriftlehre oder Sprachlehre. I. Zschr. f. nfrz. Spr. u.
Litt., 1880, p. 43. 175
Sallwiirk, E. von. Der gegenwärtige Stand der französischen Schul-
grammatik. Pädagogisches Archiv, 1880, p. 1. 176
Beclltel, A. Die französische Lektüre in der Realschule in Bezug auf
den Lesestoff, die Aufgabe des Schülers und die Interpretation. Zschr.
f. d. Int. des Realschulwesens, V, p. 577 u. p. 641. _ 177
Yogel, 0. Bemerkungen zur französischen und englischen Lektüre in
14 Bibliographie 1880.
den oberen Realschulklassen. Progr. der Realschule I. 0. zu Perle-
berg, 1880.
(Münch) Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1881, p. 100. Littemtur-
hlatt f. vom. u. germ. Phil, 1881, No. 6 (Fothj. 178
Deltoiir, F. De l'euseignement secondaire classique en Allem agne et
en France. Memoire lu au conseil academique de Paris le 27 novem-
bre 1872, avec des notes et documents nouveaux sur l'etat de l'eu-
seignenient secondaire en France en 1879. (Euseignemeut secondaire).
Tn-8", VII- 114 p. Paris, Hachette et Cie. 2 fr. 50. _ 179
f rie)*>C. L'euseignement secondaire en France. Programme d'iuvitation
du College Royal Fran9ais de Berlin. Seconde partie. 34 S. Berlin.
(Plattncr) Zschr. f. nfrz. Spr. n. Litt., 1881, p. 53'j. 180
Plan d'etudes et programmes pour Tenseignement secondaire classique
dans les lycees et Colleges (classes de lettres), arrete'a par le ministre
de l'instruction publique, le conseil superieur entendu, le 2 aoüt 1880.
In-18 Jesus, 100 p. Paris, Hachette et C^e- 75 cent. 181
Ora/iuoilt. Les vers fran9ais et leur prosodie. Deuxieme edition.
Paris, Hetzel.
(Foerster) Litt. Ventralhlatt 1880. 182
Kressner, Dr. A. Leitfaden der französischen Metrik nebst einem
Anhange über den altfranzös. epischen Styl. Leipzig, B. G. Teubner.
1880. VI-116 S. 8^
fE. Weber) Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1880, p. 524. (Hierthes)
Blätter f. d. haier. Gxjmn. v. Realschulw., 1880, S. 48(1. 183
Tobler, A. Vom französischen Versbau alter und neuer Zeit. Leipzig,
Hirzel 1880.
(F. Zvefina) Zschr. f. d. Realschuhvesen , 1881, p. 40. (W.
Foerster) Litterarisches Ventralhlatt, 1880, p. 881. (0. Schulze)
Centralorg. f. d. Int. d. Realschtdtv., 8. Jahrg., p. 595. 184
Quiclierat, L. Petit traite de versification frangalse. 7^ edition.
ln-12. 142 p. Paris, Hachette et &<'. 185
Harczyk, J. Zur franz. Metrik. Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1880, p, 1. 186
I
Quitard, P. M. Dictionnaire des rimes, precede d'un traite complet
de versification. Nouv. ed. In-32, XlI-8 p. 50 Paris, Garnier freres. 187
I>Uiuast. Un chapitre de l'histoire litteraire fran^aise. Renaissance
de la rime riebe. In-8", 32 p. Nancy, Berger-Levrault et C'e.
Extrait den Menwires de CAcadcmie de Slardslas pour 1879. 188
Fehse, H. Estienne Jodelles Lyrik. Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1880,
p. 183. 189
Gröbedinkel, Paul. Der Versbau bei Philippe Desportes und Fran-
9ois de Malherbe. Separat - Abdruck aus den Französischen Studien.
Herausgegeben von G. Körting und E. Koschwitz. Verlag von Gebr.
Heoninger in Heilbronn. 8". 86 S.
(E. 0. Lubarsch) Zschr. f nfrz. Spr. u. Litt., 1881, p. 294. Lthl.
f. germ. u. rom. Phil., 1882, § 64 (Ulbrich). Litt, i'entrhl., 1881,
No. 12 (Suchier). 190
IV. Litteraturgeschichte.
1. Allgemeine und französische Litteratur. — Litterarische Monographien,
Litteraturgescliicliten für Schulen.
lieixiier, Otto von. lUustrirte Litteraturgeschichte der vornehmsten
Kulturvölker. Mit Bildnissen, zahlreichen kulturgeschichtlichen Text-
Litieralurgeschichte . 15
lUustr., Tonbildern etc. 28 — 80. Lfg. gr. 8. (2. Bd. VIII u. S.
481—508 u. 3. Bd. S. 1—72.) Leipzig, Spamer. a n. M. 0,50. 191
Albert, Paul. La Prose, etudes sur les chefs - d'oeuvre des prosateur.s
de tous les temps et de toiis les pays. 4^ edition. In-18 Jesus, 512 p.
Paris, Hachette et Ci<=. 3 fr. 50.
BiblioÜiCf/ue xuiriee. 192
— La Poesie, etudes sur les cliefs- d'oeuvre des poetes de tous les temps
et de tous les pays. 5^ edition. In-18 Jesus, 398 p. Paris, Hachette
et Cie. 3 fr. 50. 193
— Varietes morales et litte'raires. In-18 Jesus, 375 p. Paris. Hachette
et Cie- 3 fr. 50. _ 194
I>eiilogCOt, J. Histoire des litteratures etrangeres considerees dans
leurs rapports avec le developpemeut de la litteratuve fran9aise.
Litteratures septentrionales : Angleterre, AUemagne. Litteratures nie-
ridionales: Italie, Espagne. 2 vol. In-18 je'sus, XXlI-790 p. Paris,
Hachette et 0'^. Chaque volume se vend separement. 4 fr.
(Ch. Joret) Revue critique, ISSl, Nr. 9, p. 104. (PomJ Zschr.
f. nfrz. Spr. n. Litt., 111, .U4. 195
— Histoire de la litte'rature fran9ai3e depuis ses origines jusqu'a nos
jours. 17e edition. In-18 je'sus, XIV-716 p. Paris, Hachette et C'^,
4 fr. 196
Oodefroy, Frederic. Histoire de la litterature fran9aise depuis le
XVI« siecle jusqu'a nos jours. 1''^ edition. XIX^ siecle. Prosateurs.
T. 1. In-8'', VllI-672 p. Paris, Gaume et C'^. 197
Briineti^rc, Ferdinand. Etudes critiques sur l'histoire de la littera-
ture franQaise. La Litterature fran9aise du moyen äge ; Pascal ;
M"!« de Sevigne; Moliere; Racine, etc. In-18 Jesus, VI-383 p. Paris.
Hachette et 0'«. 3 fr. 50. 198
Pr^vost - Paradol. Etudes sur les moralistes fran9ais, suivies de
quelques reflexions sur divers sujets. 4« edition. In-18 Jesus, VIII-
309 p. Paris, Hachette et C'e. 3 fr. 50. 199
Soiiquet, Paul. Les Ecrivains pedagogues du XVI« siecle. Extraits
des cßuvres d'Erasme, Sadolet, Rabelais, Luther, Vives, Ramus, Mon-
taigne, Charon. In-12, 199 p. Paris, Delagrave.
Bibliotheque pe'daf/ogiqKe. 200
Albert, Paul. La Litte'rature fran9aise au XVII^ siecle. 4« edition.
In-18 Jesus, 471 p. Paris, Hachette et C^e. 3 fr. 50. 201
Follioley, L. Histoire de la litterature fran9aise au XVll« siecle.
3e edition. T. 2. In-18 je'sus, 436 p. Tours, Cattier. 2 fr. 202
Barth^lemy , Edouard. Sapho ; le Mage de Sidon ; Zenocrate. Etüde
sur la societe precieuse d'apres des lettres inedites de M'i« de Scude'ry,
de Godeau et d'Isarn. In-18 Jesus, III-230 p. Paris, Didier et C'^.
Rev. crii., 1880, Nr. 7," S. 132. 203
Hettner, Herm. Litteraturgeschichte des 18. Jh. (In 3 Teilen.) 2. Teil.
A. u. d. T. : Geschichte der französischen Litteratur im 18. Jahrh.
4. verb. Aufl. gr. 8. (IX, 595 S.) Braunschweig, 1881. Vieweg &
Sohn. n. M. 8. _ 204
Caro, E. La fin du dix - huitieme siecle. Etudes et portraits. Paris,
1880. Hachette. 2 vol.
(G. liörthiffj Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1881, p. 317. 205
Kuntziger, J. Essai historique sur la propagande des encyclopedistes
fran9ais en Belgique, au XVIll^ siecle. In-8^ 168 p. 2 fr. 75. 206
Nem^nyi, Ambros, Journale und Journalisten der franz. Revolutions-
zeit. 63 S. (Aus : „Sammlungen gemeinverständlicher wissenschaft-
licher Vorträge, herausg. von Rud. Virchow und Fr. v. Holtzendorif " .)
16 Biblioffraphie IS SO.
339 — 341 (15. Serie 3 — 5. Heft), gr. 8. Berlin, Habel. Subscr.-Pr.
a n. M. 0,50. 207
Barbey d'Aurevilly, J. Les Prophetes du passe. De Bonald;
Chateaubriand; Lamennais; Blanc de Saint- Bonnet. In -18 Jesus,
339 p. Paris, Palme. 3 fr. 208
Foiirnier, Edouard. Souvenirs poetiques de l'ecole romantique (1825
bis 1840), precedes d'une notice biographique sur chacun des auteurs
contenus dans le volume. In-18 Jesus, IV-538 p. et 4 portraits. Paris,
Laplace, Sanchez et C^e. 3 fr. 50. 209
Pressens^, E. de, D.D. Contemporary Portraits : Thiers, Straus com-
pared witli Voltaire, Arnaud de l'Ariege, Dupanloup, Adolphe Monod,
Vinet, Verny, Robertson. Trans, by Annie Harwood Holmden. 12mo,
pp. vii-400. New York. 210
Poiis, J. Chronique litteraire. Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1880. p. 514. 211
Hillebraud, Karl. La France et les Fran9ais pendant la seconde
raoitie du XIX^ siecle. Impressions et observations. Ouvrage traduit
de l'allemand sur la 3^ edition. In-18 Jesus, XXVI-337 p. Paris,
Dreyfous. 3 fr. 212
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., IL 521 (Paus).
Poiitiuartiii, A. de. Nouveau Samedis. 19^ serie. In-18 je'sus, 384 p.
Paris, C. Levy. 213
Conrad, M. G. Parisiana. Plaudereien über die neueste Litteratur
und Kunst der Franzosen. (L Bd.) Mit d. Portr. Emile Zolas. gr. 8^.
IX, 356 S. Breslau, öchottländer. M. 4. 214
^tapfer, Paul. Etudes sur la litterature fran9aise moderne et contera-
poraine. In-18 Jesus, 373 p, Paris, Fischbacher.
(Körthuj) Zsohr. f. nfrz. Spr. u. Litt., ISSl, S. 316 215
Seiiglcr? A. Souvenirs d'academie. Seances litteraires et dramatiques
donnees dans les Colleges de la Compaguie de Jesus, en Fiance, de
1815 a 1878. Grand in-8^ VlI-872 p. Lille, Lefort. 216
Prölss, Rob. Geschichte des neueren Dramas. 1. Bd. 2, Hälfte. Das
neuere Drama der Italiener, gr. 8. (423 S.) Leipzig, 1881. Schlick,
a M. 10. 217
Jllleville, Petit de. Histoire du Theätre en France. Paris, 1880.
Hachette. 2 voll. In 8**, 1115 p.
(G. Kortiruj) Zschr. f. frz. Spr. u. Litt., ISSfp. 315. 218
Moliiia, Ferdinand. La Theätre en France et son origine. In - 8",
142 p. Paris, Deurbergue. 219
Jllllien, Adolphe. Histoire du costume au theätre depuis les origines
du theätre en France jusqu'ä nos jours. Ouvrage orne de 27 gra-
vures et dessins originaux tires des archivea de l'Opera et reproduits
en fac-simile. Grand in- 8", XII-356 p. Paris, Charpentier. 20 fr. 220
Boysse, Ernest. Le Theätre des jesuites. In-18 Jesus, VII -370 p.
Paris, Vaton. 221
Tli^A-tre, le, frail^ais avant la renaissance (1450— 1550). Mysteres,
moralites et farces. Precede d'une introduction et accompague de
notes pour l'intelligence du texte, par M. Edouard Fournier. Orne
du Portrait en pied colorie du principal personnage de chaque piece
dessine par MM. Sand, Allouard et Marie. 2*= edition. Grand
in-8 ä 2 col., VII-466 pages. Paris, Laplace, Sanchez et C'^. 222
Du Tralage, Jean -Nicolas. Notes et documents sur l'histoire des
theätres de Paris au XVII^ siecle. Extraits mis en ordre et publica
d'apres le manuscrit original, par le bibliophile Jacob, avec une
LUteralnrgeschichte. 17
notice sur le recueil du sieur du Tralage. In -18, VIII -13 p. Paris,
Librairie des bibliophiles. 5 fr. 223
Cmiipsirdoii, Emile. Las Comediens du roi de la troupe italienue
pendant les deux derniers siecles; Documents inedits, recueillis aux
Archives nationales. 2 voll. In-S". Nancy et Paris. Ber<^er-Levrault
et Ci^. 224
Saiicerotte, C. Les Medecins au theatre depui.s Moliere. Petit in-S**,
54 p. Paris, Dentu. 1 fr. 50. 225
Jullieil, Adolphe. L'Opera secret au XVlIle siecle (1770-1790), aven-
tures et intrigues secretes racontdes d'apres les jiapiers inedits con-
serves aux archives de l'Etat et de l'Opera. Petit in -8**, 268 p. avec
frontispice grave en-tete, culs-de-lampe, etc., par Malval. Paris,
Rouveyre. 226
Gueiillette, Ch. Acteurs et actrices du temps passe. Notices par
Ch. Gueullette, avec portraits graves a l'eau- forte par Lalauze.
La Comedie fran9aise. l""«^ livraison, Michel Baron ; 2^ livraison, Marie
de Champmesle. In-S", p. 1 ä 48 et 2 portraits. Paris, Librairie des
bibliophiles. _ . . ^^'^
iJegouv^, Ernest. Etudes et Souvenirs de theatre. Les Initiateurs.
Maria Malibran. In-18 Jesus, 48 p. Paris, Hetzel et C'^. 75 c. 228
Woel, Edouard, et Edmond Stoullig. Les Annales du theatre et de
la musique. In-18 Jesus, XXX-624 p. Paris, libr. Charpentier.
3 fr. 50. 229
Collard, Prosper. Un mot sur la Situation du theatre en France vers
la fin du XIX^ siecle, au point de vue intellectuel et moral de la
scene. In-8", 7 p. Paris, Goupy et Jourdan. 230
Xoel, Edouard. La Comedie fran9aise en 1879. In-S", 110 p. Paris,
Charpentier.
Extrait du cinquicme volume des Annales du theatre et de la
musir/ue. 231
liacour, Leopold. Trois theätres : Emile Augier, Alexandre Dumas fils,
Victorien Sardou. In-18 Jesus, IV-311 p. Paris, C. Levy. 232
Heyllif Georges d', La C0medie-Fran9ai.se a Londres (1871 — 1879),
Journal ine'dit d'E. Got, Journal de F. Sarcey. In-16, LXXXVII-201 p.
Paris, Ollendorff. 3 fr. 233
Faber, F. Histoire du theatre frangals en Belgique, depuis son
origine jusqu'ä nos jours, d'apres des documents inedits , reposant
aux archives generales du royaume. Tome IV. In- 8", 355 pages.
Bruxelles. 15 fr. — T. V. In-8^ 321 p. Bruxelles. 15 fr. 234
Histoire compl^te et me'thodique des theätres de Ronen; par
J. E. B. (de Ronen). T. 4: Theatre des Arts (1833 — 187G); Theätre-
Fran9ais (1792 — 1876); Theatre du Cirque. In-8^ 352 p. Ronen,
Materie. 7 fr. 236
Viiigtriiier, Emmanuel. Le Theatre a Lyon au XVIIIe siecle.
In 8", 136 p. Lyon, Meton. 237
Breitiiiger, H. Marc-Monnier über die Entwickelung der Genfer
Literatur. In Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1880, p. 345. 238
Bougeault, Alfred. Pr^cis historique et chronologique de la littera-
ture fran9aise depuis ses origiues jusqu'a nos jours. 8^ edition. In-18
Jesus, VIII-448 p. Paris, Delagrave. 239
Grangier, Prof. Louis. Premiers elements de litterature fran9ai8e,
comprenant la composition et la poetique, onvrage destine aux mai-
sons d'education et propre a servir d'introduction a un cours de belles-
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt. 2
18 Bibliographie 1S80.
lettres. 2 ed., revue et augmentee. 8. (XII, 147 S.) Leipzig, Brock-
haus. 1,G0 M. _ 240
Orang'ier, Prof. Louis. Histoire abregee et elementaire de la littera-
ture fran9aise depuis son origine jusqu'a nos jours. Ouvrage redige
d'apres les meilleurs critiques et destine tant aux gens du monde qu'aux
maisons d'educations des deux sexes. 6 ed., revue et augmentee
par l'auteur. 8. (X, 346 S.) Leipzig, Brockhaus, geb., 4,50 M. 241
Plötz, Prof. Dr. Charles. Manuel de litterature fran9ai3e. 6 ed. soigneuse-
ment revue. gr. 8. (XLVIII, 784 S.) Berlin, Herbig. n. M. 4,50, 242
Rinn, Wilhelm et Charles. Litterature, composition et style. Le9ons
professees dans les cours speciaux de l'hotel de ville de Paris. In-12,
VIlI-442 p. Paris, Delalain freres. 4 fr. 243
Nandras, E. G. Le^ous sur l'histoire de la litterature fran^aise.
9e edition. In-12, 380 p. Paris, Belin.
Cours d' enseirjuemerti sccondaire special, 3^ annce. 244
Nauci^, D. Histoire de la litterature fran9aise. 9^ edition. In -8**,
456 p. et gravure. Tours, Mame et fils.
Bibliotltique de la jeunesse chre'tienne. 245
Taratte, E. J. Premiers Clements de litterature fran9aise a l'usage
des ecoles et des pensions des deux sexes. 4*= ed. 8". VIJ, 208 S.
Metz. M. 1,20. 246
Ui'bain, Ch. Precis d'un cours de litterature. Principes generaux et
poetique. In-18, VIII-233 p. Paris, Vic. 247
Galand, W. Deux analyses litteraires. Essai d'etude de la litterature
par l'analyse litte'raire. In-12, 64 pages. Verviers. 1 fr. 248
2. Ausgaben und Erläaterungsschriften.
a. Sammlungen.
Prosateurs fran9ais. Mit Anmerkungen zum Schulgebrauch hrsg.
12. Bielefeld, Velhagen & Klasing. cart. Inhalt: 1. Histoire d'un
conscrit de 1813 per Erckmann-Chatrian. Im Auszuge. Hrsg.
von Dir. Prof. Dr. K. Bandow (192 S.). — 90. — 2. 3. Histoire de
Charles XII par Voltaire. 2 Thle. Hrsg. von Oberlehrer Dr. Otto
Ritter (186 und 170 S.). a — 90. — 4. Fünf Erzählungen aus Au
coin du feu par Emile Souvestre. Bearb. von Oberlehrer Dr. P.
Huot (139 S.). — 75. — 5. Histoire de la .seconde guerre punique
par Charles Rollin. Nebst einem Anh.: Suite de l'histoire d'Anni-
bal. Hrsg. von Dir. Prof. Dr. Bandow (111 S.) — 60. — 6. Henri V
roi d'Angleterre en France. Im Auszuge aus Barante's Geschichte
der Herzöge von Burgund, hrsg. von Prof. Dr. G. Jaep (92 S.). —
50. — 7. La jeune Siberienne par le comte Xavier de Maistre.
Hrsg. von Schulinsp. Frdr. d'Hargues (96 S.). — 50. — 8. Considera-
tions sur les causes de la grandeur des Romains et de leur decadence.
Par Montesquieu. Mit Anmerkungen zum Schulgebrauch hrsg.
von Gymn. - Oberlehrer Dr. K. Mayer (244 S.). 1. 20. — 9. Jeanne
d'Arc. In Aufzügen aus der Geschichte der Herzöge v. Burgund von
Bar ante. Mit Anmerkungen zum Schulgebrauch bearb. von Gymn.-
Prof. Dr. G. Jaep (180 S.). — 90. — 10. Re'cits historiques, tires de
l'histoire de France, racontee ä mes petits-enfants. Par Fran9. Guizot.
In Auszügen. Mit Anmerkungen zum Schulgebrauch hrsg. von Dir.
Prof. Dr. K. Bandow (110 S.). — 60.
(C. Th. Lion) Zsckr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1880, p. 545. 249
Aimjahen und Kiiäuterungsschriften. 19
Tli^Atre fran^aia. Avec notes et vocabulairs. Nr. 92—101. 16. Berlin,
Friedberg & Mode, ä 30 ; cart, a 40. Inhalt: 92. Rodogune. Tra-
gedie en 5 actes et en vers, par P. Corneille (82 S.). — 93. Maliomet
ou le fanatisme. Tragödie en 5 actes par Voltaire (75 S.). —
94. Ceinture doree. Comodie en 3 actes par P^iniie Angier (97 S.). —
95. Valerie. Comedie en 3 actes par Scribe et Melesville (49 S.). — •
96. Un caprice. Comedie en 1 acte par Alfr. de Müsset (45 S.). —
97. Nos bons villageois, Comedie en 5 actes par Victorien Sardou.
(186 S.). — 98. Halifax. Comedie melee de chants en 3 actes, avec
un prologue. Par Alex. Dumas (100 S.). — 99. l/ecole des maris.
Comedie en 3 actes et en vers. Par Moliere. (75 S.) — 100. Ga-
brielle. Comedie en 5 actes et en vers. Par l^mile Augier (120 S.).
— 101. Levillage. Come'die en 1 acte p. Octave Feuillet (54 S.). 250
IVoilveau tll^ätre clasaique, accompagne de notes, remarques et
appreciations par A. Dubois, J. Geoffroy, A. Lebobe, E. Le-
franc, T. Trouillet. In-12 p, 700 p. Paris, Delalain freres. 251
Nodaud, Gustave, Ordoiineau, Maurice, et Vercoiisiii, Eugene.
Theätre des familles. Suivi d'extraits de Moliere, Racine, Boursault
etc. In-18 Jesus, 348 p. Paris, Tresse. 252
Bliclioil, J. A. C. Choix de moralistes franpais avec notices biogra-
phiques. Pierre Charron: De la sagesse. Blaise Pascal: Pensees. La
Rochefoucauld: Sentences et maximes, LaBruyere: Des caracteres de
ce siecle. Vauvenargues : CEuvres. Grand in-8'' ä 2 col., LH -784 p.
Paris, Delagrave. 253
Blancliet. Choix de noels anciens publies de nouveau, avec des
corrections. In-32, X-76 p. et musique. Angouleme, Baillarger. 254
Sonnets (les) celebres anciens et modernes. Edition princeps elzevir,
ornee de vignettes et fleurons. In-18 Jesus, 36 p. Paris, Dentu.
1 fr. 50 c. 255
Bitter, Eugene. Poesies des XIV^ et XV^ siecles publiees d'apres le
manuscrit de Geneve. Geneve-Bäll. Lyon 1880.
(Vlbrich) Zschr. f. nfrz. Spr. n. Litt., 1S81, p. 463. 256
Picot, Emile et Xyrop, Christophe. Nouveau recueil de farces fran-
9aises des XVe et XVI^ siecles, publie d'apres un volume appartenant
a la biblotheque royale de Copenhague. Petit in-12, LXXX-244 p.
Paris. Morgand et Fatout. 6 fr.
Ltbl. f. fjerm. u. rom. Phil, 1881, S. 16 (Uärrich). ^ 257
Bannig, Emile. Chansonnier historique du XVIII<^ siecle, publie avec
introduction, commentaire, notes et index. Premiere partie : La Re-
gence. T. 2, 3 et 4. 3 voll, ä 10 fr. In-18 je'sus. Paris, Quantin.
Rev. crit. 1880, Nr. 39 (Hamtaux). 258
Bibliotll^que contemporaine. Choix des meilleurs auteurs fran9ais.
Avec des notes explicatives en francais et en allemand. A l'usage
des ecoles et de l'etude particuliere jjar Dir. C. M. Sauer. Nr. 4.
8. Görlitz, Vierling. M. 1. Inhalt: Le Puff ou mensonge et verite.
Comädie en 5 actes par Eug. Scribe. (IV, 124 S.) 259
Assier, A. Morceaux choisis des prosateurs et des poetes les plus ce-
lebres du XI Ve siecle. In-8^ 192 p. Limoges, E. Ardant et C^. 260
Ell petit comitä: recits, contes et nouvelles ; par MM. About,
Belot, Daudet, Gueroult, Jolier, Muller etc. In-18 Jesus,
507 p. Paris, Dentu. 3 fr. 50. 261
Soir<5es, les de Medan; par Emile Zola, de Maupassant, Huys-
mans, Ceard, Hennique et Alexis. In-18 Jesus, 301 p. Paris,
Charpentier. 3 fr, 50.
BiUioth'eque Charpentier. 263
20 Bibliographie ISSO.
Baum garten, J. La France qui rit. (Les farceurs populaires an-
ciens et modernes. Faceties ingenieuses. Contes drölatiques. Scenes
de mceurs comiqiios. Croquis et scenes soldatesques. Les bonnes gens
de province : clironiques rurales et liistoriettes burlesqnes. Eevue co-
miqne des tribunaux etc.) 2 parties. 8. (1 partie XI, 230 S.) Kasse],
^Kay. u. M. 4. 263
liibert^ (la), poesies par A. Lebatut, Gallot, Potin, Le Sourd,
Topin, Belly, Mathien Serre, Roch etc., publiees par E va-
riste Carrance. In-S", 744 p. et portraits. Agen, Lentherice.
10 fr. 264
Beciieil de cliansons, poemes et pieces en vers fran9ais relatifs
aux Pays-Bas, publie par les soins de la Societe des bibliophiles de
Belgique. Tome IV. Id-8^ 157 pages, Bruxelles. 12 fr. 26.5
b. Einzelne Autoren und Werke. Monographien.
Alembert, (d') et de Guibert. Le Tombeau de M>i<= de Lespinasse.
Publie' par le bibliophile Jacob. Petit in 12, XVI-96 p. Paris, lib.
des bibliophiles. 6 fr. 266
Aveiltures (les) du faux chevalier de Warwick, publiees par le biblio-
phile Jacob. Petit in-12, VI-119 p. et eau-forte de Lalauze. Paris,
Libr. des bibliophiles. 6 fr. 267
Balzac, Honore de. Edited, with English Notes and Introductory No-
tice, by Henri van Lau n. New ed. Cr. 8vo, pp. 212. Rivingtons. 268
— Histoire impartiale des jesuites. Avec un portrait du R. P. Beckx,
general de la Compagnie de Jesus. In-S*^, 90 p. Paris, C. Levy. 1 fr.
Extrait des (Jiuvres complctes de Bcdzac en 24 voiumes. 269
— Lovenjoul, Charles de. Un dernier chapitre de l'Histoire des
CBuvres de H. de Balzac. In-8^ 68 p. Paris, Dentu. 2 fr. 50. _ 270
Barante, le baron de. Histoire de Jeanne d'Arc. Nouvelle edition.
Iu-18 Jesus, 280 p. avec vign. Paris et C'^. 271
Bastide, J. F. de. La Petite maison. Publie par le bibliophile Jacob.
Petit in-12, XII -51 p. et eau-forte de Lalauze. Paris, Librairie des
bibliophiles. 5 fr. 572
— Fab er, Fr. Un libelliste du XYIII^ siecle, Jean- Franc De Bastide
en Belgique, 1766 — 1769. Publication d'une comedie contemporaine,
inedite, accompagnee d'une notice. In-8'', IX-40 p. Bruxelles. 273
Beroalde de Verville. Le Moyen de parvenir, oeuvre contenant
la raison de ce qui a ete, est et sera, avec demonstration certaine
Selon la rencontre des eifets de la vertu. Revu, corrige et mis en
meilleur ordre, et publie pour la premiere fois avec un commentaire
historique et philologique, accompagne de notices litteraires par Paul
L. Jacob, bibliophile. In-18 Jesus, XXXII-506 p. Paris, Charpentier.
3 fr. 50. 274
Berquin. Choix de i^etites historiettes pour les enfants. In-12, 36 p.
et Vignette. Limoges, E. Ardant et C'^. 275
— L'Ami des enfants. Contes et historiettes. In-8", 120 p. et gravure.
Limoges, E. Ardant et C'^. 276
In-12, 108 p. et vignette. Limoges, E. Ardant et C'e. 277
— Nouvel Ami des enfants, historiettes extraites de l'Ami des enfants.
In-12, 71 p. et vignette. Limoges, E. Ardant et C'^. 278
— Les Curiosites de la nature. In-12, 36 p. et vignette. Limoges,
E. Ardant et C^^. 279
— Fran9ois et Antonin. In -32, 64 pages et vignette. Limoges, E.
Ardant et C^e. 280
Einzelne Autoren und Werke, Monographien. 21
Berqtiiii. Jacquot. In-12. 35 pages et viguette. Liraoges, E. Ardaut
et Cie . 281
Vorys, Jules. Prosper Blaiiclicniaiil. In -18, 15 p. Chäteauroux,
imprimerie Aupetit. 282
Boilcaii. (Euvrea completes de Boileau. T. 1. In- 18 Jesus, 318 p.
Paris, Hachette et C^^ .1 fr. 25.
Giuvrcs des principaux ecrivalns francais. 283
Boileau -l>espr^aux. (Euvres poetiques. ' Nouvellc e'dition, colla-
tionnee sur les meilleurs textes et i-enfermant une aunotation generale
d'apres tous les commentateurs etc., et une vie de l'auteur, par M.
Ch. Aubertin. ln-12, XII-292 p. Paris, Belin. 284
Boileau. ffiuvres poetiques, pre'cedees d'une notice biographique et
litteraire et accompagnees de notes par E. Geruzez. Petit iu-16,
XL-309 p. Paris, Hachette et Cie. 1 fr. 50.
iSouvelle coUectUm de dassiques. 285
— (Euvres poetiques. Nouvelle edition, couforme au texte donne par
M. Berryat- Saint- Prix, augmeutee des ecrits les plus interessants en
prose, dissertations, reflexions critiques et lettres ; avec une notice de
Sainte-Beuve et une etude sur la querelle de Boileau avec Charles
Perrault, par M. Ch. Gidel. In- 18 Jesus, XLIX-542 pages. Paris,
Garnier freres. 286
Boileau - Despr^aux. (Euvres poe'tiques, accompagnees d'extraits
de ses oeuvres en prose. Edition classique, annote par M. Ch. Gidel.
ln-18 Jesus, XIV-535 p. Paris, Garnier freres. 287
— Van Bemmel, E. et Gravrand, F. (Euvres poetiques de B.-D.
Edition classique, collationnee sur les meilleurs textes, avec des notes.
4e edit. In-12, 215 p. Bruxelles. 1,25 fr. 288
— Art poetique et poesies diverses , avec notes. Nouvelle e'dition,
publie'e par Felix Vernay. ln-16, 64 p. Paris, Veruay. 10 c. 289
Bossuet. De la connaissauce de Dieu et de soi-meme, Me'taphysique,
ou Traite des causes. Nouvelle edition , publice , avec une intro-
duction et des notes, par M. l'abbe Martin, ln-18, XXIV-271 p.
Paris, Poussielgue fr-eres. 290
— Traite de la connaissance de Dieu et de soi-meme. Nouvelle edit.,
precedee d'une introductiou, d'une analyse developee et d'appreciations
philosophiques et critiques, par E. Lefranc. In-12, XX W- 208 p.
Paris, Delalain fr-eres. 291
— Discours sur l'histoire universelle, public avec la Chronologie des
Benedictins et celle de Bossuet, par A. Alexis. In-12, VIII -518 p.
Paris, Hachette et 0'^. 2 fr. 50. 292
— Meditations sur l'Evangile. 2 vol. In-12, S25 p. Lefort. 3 fr-. 293
— Oraisons funebres. Edition classique, precedee d'un essai historique
sur l'oraison funebre, acconipagnee de notices historiques etc. et
suivie d'un vocabulaire des mots et locutions les plus remarquables;
par G. de Montigny. In-12, XXXI-357 pages. Paris, Garnier
fr-eres. 294
— — Nouvelle edition, precedee d'Etudes preliminaires (notice histo-
rique sur Bossuet ; etudes litteraires sur les Oraisons frmebres), con-
tenant des sommaires analytiques et des notes philologiques, histori-
ques et litteraires, par M l'abbe F. Lagrange. In-12, XXn-254 p.
Paris, Belin. 295
— Gran dar, Eugene. Bossuet orateur, etudes critiques sur les ser-
mons de la jeunesse de Bossuet (1643 — 1662). 3« edition. ln-18 Jesus,
LIV-460 p. Paris, Didier et C^^. 296
22 Bibliographie 1880.
Boiirsaillt. Les Bavardes, scene tire'e du Mercure galant. In-12, 15 p.
Paris, Ollendorif. 50 cent. _ _ 297
— Le Portrait du peintre, ou la Contre-critique de PEcole des femmes
(1663), comedie eu un acte et en vers. Avec une notice par le
bibliophile Jacob. In- 18, 72 p. Paris, Librairie des bibliophiles.
4 fr. . 298
BröCOlirt. L'ombve de Moliere (1673), comedie en un acte et en
prose. Avec une notice par le bibliophile Jacob. Petit in-12, 91 p.
Paris, Lib. des bibliophiles. 4 fr. 50.
Moäeristc, 1880, Nr. 21. 299
BllfToil. CEuvres choisies, precedees d'une notice sur sa vie et ses
ouvrages; par D. Saucie, agrege de l'Universite. Nouvelle edition.
In-8", 384 p. avec vignettes par Werner. Tours, Marne et fils. 300
— Histoire naturelle. Les Quadrupedes- Livraisons 29 a 115. (Fin
du t. 1.) In-4'' a 2 col., p. 225 a 920, avec grav. Paris, Lambert
et C's. — T. 2. Les Oiseaux. Livraisons 1 a 7. In- 4" a 2 col.,
pages 1 a 56, avec grav. Paris, Lambert et C'^. 302
La Uvraison, 15 cent; lu scric, 75 cent. 301
— Morceaux choisis par A. Rolland. 15^ edition, suivie de Dis-
cours sur le style. In-12, XII -228 pages Paris, Delalain freres
1 fr. 25. 303
Casanova de Seiligalt, J. Memoires ecrits par lui-meme, suivis
de fragments des Memoires du prince de Ligne. Nouvelle edition,
collationne'e sur l'edition originale de Leipsick. 8 vol. In-18 Jesus,
4373 p. Paris, Gai-nier freres. 304
Cazotte, Jacques. Contes. Mille et une fadaises: la Patte du chat;
contes divers. Avec une notice bibliographique, par Octave Uzanne.
In -8" carre, XXX -225 p, avec grav., portrait et fac-simile. Paris,
Quantin.^ 10 fr. 305
Chapclain, Jean. Lottres publiees par Ph. Tamizey de Larroque,
correspondant de l'Institut. T. 1. (Septembre 1632 — decembre 1640.)
In-4'* a 2 col., XXIV-746 p. Paris, imp. nationale.
Rev. crit., 1880, Nr. 18 (Kerviller). 306
Cliateailbriaild, de. Itine'raire de Paris a Je'rusalem. Gr. in-S".
349 p. et gravures. Tours, Marne et fils. 307
Coillillj*Sies, Philippe de. Memoires. Nouvelle edition, revue sur un
manuscrit ayant appartenu a Diane de Poitiers et ä la famille de
Montmorency-Luxembourg; par R. Chantelauze. Edition illustree
d'apres les monuments originaux, de 4 chromolithographies et de
nombreuses grav, sur bois. In -4", XIV -795 p. Paris, Firmin -Didot
et Cie. 20 fr.
— Fierville, Ch. Documents inedits sur Philippe de Commynes,
Premiere partie: La Ferme du sei aux Ponts-de-Ce et la Galeaase
Nostre-Dame. In-8", 27 p. Le Havre, Lepelletier. 309
Confession (la) generale d' Audi not. Reimpression textuelle sur le
pamjjhlet original et rarissime de 1774, enrichi d'un avant-propos et
de notes critiques et biographiques par Aug. Paer, et orne d'un joli
frontispice grave sur cuivre. Petit in-S**, VI- 71 p. avec vignettes.
Rouen, Lemonnyer. 310
Corneille, Pierre et Thoraas. (Euvres. Edit. variorum, collationnee
sur les meilleurs textes, precedee de la vie de Pierre Corneille etc.,
par Charles Louandre. 2 vol. In-18 je'sus, XLVIII-1157 p. Paris,
Charpentier. 7 fr. 311
— CEuvres completes. (Euvres choisies de Thomas Corneille. T, 4.
In-18 Jesus, 384 p. Paris, Hachette et Ci«. 1 fr. 25 c. 312
Einzelne Autoren und Werke, Monofjraphien. 23
Coriicillc, Pierre. The'ätre choisi, avec une notice biographiriue et
litteraire et des notes par E. Geruzez, In- 12, LXXXVIir-527 p.
Paris, Hachette et 0'^. 2 fr. 50. 313
— Chefs - d'ceuvre, precedes de la Vie de Corneille par Fontenelle.
lu-S", 440 p. avec 20 dessins de Celestiu Nanteuil. Paris, Ducrocy. 314
— Chefs- d'ceuvre. Le Cid; Horace; Ciuna; Polyeucte; le Menteur. In-
18 Jesus, VlI-340 p. Paris, Hachette et C'e. 1 fr. 25.
Liilc'rature popukiire. 315
— Le Cid tragedie. Nouvelle edition, conforme au dernier texte revu
par Corneille, avec toutes les variantes, une notice sur la piece, un
commentaire historique etc., par M. G. Larroumet, agrege, pro-
fessor au College Stanislas. In-18 je'sus, 167 p. Paris, Garnier freres. 316
— Richter, Em. Ausgewählte Dramen von P. Corneille. 1. Band.
Le Cid, tragedie. Wien und Leipzig. Klinkhardt 1880.
(A. Bechtel) Zschr. f. d. Reedschulwesen, 1880, p. 55(1. 318
— Le Cid, tragedie en cinq actes. Avec notes et commentaires. Nou-
velle edition, publice par Felix Vernay. In -16, 64 pages. Paris,
Vernay. 10 c. 319
— ein na ou la clemence d' Auguste. Tragedie. Mit Einleitung und
Anmerkgn. hrsg. von Gymn.-Prof. Dr. Wilh. Her ding. 8. (XII-78 S.)
Erlangen, Deichert. cart. n. M. 60.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1881, p. 478 fLionJ. Bl. f. d. baier.
Gymnw., 1881, Heß 2 (Wallner). 319
— Cinna. tragedie en cinq actes. Nouvelle edition, publice par Felix
Vernay. In-16, p. Paris, Vernay. 10 c. 3.20
— Horace, tragedie en cinq actes. Avec des notes et des commen-
taires. ln-18, 100 p. Paris et Lyon, LecofFre fils et C'^. 321
— Horace, tragedie, annotee par E. Geruzez. In-18, 101 p. Paris,
Hachette et C'^. 40 c. _ 322
— Horace, trage'die. Nouvelle edition, conforme au texte revu par
Corneille etc., par M. F. L. Mareen, professeur au lycee Louis -le-
Grand. In-18 Jesus, 87 p. Paris, Garnier freres. 323
— Horace, tragedie en cinq actes. Avec notes et commentaires. Nou-
velle edition, publice par Felix Vernay. ln-16, 64 p. Paris, Vernay.
10 cent. _ 324
— Le Menteur, comedie en cinq actes. Avec notes et commentaires.
Nouvelle edition, publice par A. Rion. In-16, 64 p. Paris, P. Du-
pont; Vernay. 10 cent. 325
— Nicomede, tragedie. In-18, 73 p. Paris, Delalain freres. 326
— Nicomede, tragedie en cinq actes. Avec notes et commentaires.
Nouvelle edition, publice par Felix Vernay. In-16, 64 pag. Paris,
Vernay. 10 cent. 327
— Polyeucte, tragedie. Nouvelle edition, conforme au dernier texte
revu par Corneille, avec toutes les variantes, une notice sur la piece
et commentaire historique, philologique et litteraire, par J. Favre.
In-18 Jesus, 167 p. Paris, Garnier freres. 328
— — Nouvelle edition, avec notes historiques, grammaticales et litte-
raires, precedee d'appreciations litteraires et analytiqucs, par M.
Gidel, proviseur du lycee Louis- le- Grand. In -12, 100 p. Paris,
Bclin. 329
— — Nouvelle edition, publie'e par Felix Vernay. In-16, 64 p. Paris,
librairie Vernay. Paris et departements, tous les libraires. 10 cent.
Les bons livres. 330
— Rodogune, Don Sanche, tragedies. Edition annotee par Frederic
Godefroy. T. 4. In-18, 176 p. Paris, Tardieu. 60 cent. 331
24 Bibliographie 1880.
Corneille, Pierre. Rodogune, tragedie en cinq actes. Nouvelle edition,
publie'e par Felix Vernay. In-16, 64 p. Paris, Vernay. 10 c. 332
— Guizot. Corneille et son temps, etude litteraire. Nouvelle edition.
In-18 j^sus, XV-476 p. Paris, Didier et C'ie. 333
— Charaux, Auguste. Corneille; la Critique ideale et catholique.
Avec une introduction par le R. P. Marquigny. Premiere j)artie:
Vie de Corneille; le Cid; Nicomede. In-18 Jesus, XXII-352 p. Lille,
Lefort; Paris, meme maison. 334
Corneille, Thomas. Theätre complet. Nouvelle edition, precede'e
d'une notice par M. Edouard Thierry , illustree de dessins en couleur
et de fac-similes de gravures du XVIII^ siecle. Gr. in -8** a 2 col.,
XII-751 p. Paris, Laplace et Sauchez. 18 fr. 335
Cottin, M'"'=. Elisabeth ou les exiles de Siberie. Mit erklärenden
Noten und Wörterbuch. 7. Auflage. 8". 129 S. Leipzig, Baum-
gärtuer. M. 1,20. 336
Conrier, P. L, CEuvres. Pamphlets et lettres politiques, avec notice
et notes ]3ar Fran9ois de Caussade. Petit in-12, 471 p. et portrait.
Paris, Lemerre. 6 fr, 337
Cröbillon fils. Le Hazard du coin du feu. Pröc^de d'une notice par
Marc de Moutifaud et d'une eau-forte de Hanriot. In-18 jäsus, LXXIV-
155 p. Paris, Debons. 338
Descartes. Discours de la möthode. Publik avec une introduction
sur la möthode et les th^ories scientifiques et philosophiques de Des-
cartes, des notes, des extraits des M^ditations et le Discours du P.
Gu^nard sur l'esprit philosophique, par Louis Liard, professeur de
Philosophie ä la facultt^ des lettres de Bordeaux. In-18 j(isus, 165 p.
Paris, Garnier freres. 339
— Premiere m^diation. Avec introduction, analyse et notes par M. H,
Joly, doyen de la facultä des lettres de Dijon. In-12, 20 p. Paris,
Delalain freres. 40 cent. 340
Descouverture (la) du style impudique des courtisannes de Nor-
mandie a Celles de Paris, envoyee pour estrennes de l'invention d'une
courtisanne angloise. In-8'', IV-32 p. avec vignettes. Rouen, Lemonnyer.
Curiosile's bibhof/raphiques .\ Copie d'un ouvrage e'ditc ä Paris
chez Nie. Alexandre, 1618. 341
I>esforges - Maillar <l. Po^sies diverses de Desforges-Maillard, avec
une notice bio-bibliographique par Honorö Bonhomme. Petit in-S",
XL-213 p. avec grav. et portrait. Paris, Quantin. 10 fr. 342
Diderot. Chefs - d'oeuvre. Pensäes philosophiques ; Supplement au
voyage de Bougainville ; Entretien entre d'Alembert et Diderot etc.
Avec une ^tude sur Louis Asseline par Andrd Lefevre; notices etc.,
par L. Asseline et A. Lefevre. T. 2. Petit in-16, XL- 267 p. Paris,
Lemerre. 343
— — La Religieuse. Sur l'inconsequence du jugement public de nos
actions particulieres (M^^^ de la Carliere). Avec notices, notes et
variantes par Andre Lefevre. T. 3. Iu-18, 260 p. Paris, Lemerre. 344
— — Jacques le fataliste et son maitre, avec notice, notes et variantes
_ par Andrö Lefevre. T. 4. In-16, 316 pages. Paris, Lemerre.
2 fr. 50. 345
— Scher er, Edmond. Diderot, ^tude, In-18 Jesus, 243 pag. Paris,
C. L^vy.
(Ch. Joret) Reviie criliqne, 1881, Nr. 12, p. 234. (Bettelheim)
Mag. f. Litt. d. Ausl, 1880, Nr. 27. 346
— Morley, John. Diderot and the Encyclopaedists, New ed. London.
Quaterly Review, October 1880, S. 406. 346a
Einzelne Autoren nnd Werke, Monographien. 25
]>idcrot. Barbey d' Aure ville, J. Gcethe et Diderot. In-18 josus.
XXUI-294 p. Paris, Dentu.
(Weisstein) Miuj. f. d. Litt. d. In- u. AusL, I88J, p. HiO. 347
Du Bec, Jehan. Diacours sur l'antagonie du chien et du lievre.
Reimprime sur l'edition originale, avec une notice et des iiotes par
Ernest Jullieu. In-18, XXlV-88 p. Paris, Lib. des bibliophiles.
6 fr. 348
]>UClo»^, C. P. Gentes, avcc une notice bio-bibliographique par Octave
Uzanne. In-8^, XC-259 pages avec vigu. et portrait. Paris, Quan-
tin. 10 fr. 349
Fäiieloil. ffiuvres choisies. T. 3. In-18 Jesus, 436 p. Hacbette et
G*^. 1 fr. 25. 350
— — Dialogues sur l'öloquence; Memoire sur les occupations de TAca-
demie fran9aise; De I'education des filles; Eecueil de fables; Opus-
cules divers; Dialogues des morts; prt^c6des d'une notice par le car-
dinal de Baus s et. Nouvelle edition, revue d'apres les meilleurs
textes. In-18 Jesus, XXXVl-4.56 p. Paris, Garnier freres. 351
— — De l'existence de Dieu; Lettres sur la religion; Discours pour le
sacre de l'electeur de Cologne ; Lettres sur l'Eglise etc. ; prdcedes
d'Observations par le cardinal de Bausset. Nouvelle Edition, revue
d'apres les meilleurs textes. In-18 j(?sus, Xn-402 p. Paris, Garnier
freres. 352
— Morceaux choisis, nouveau recueil , accorapagne d'un commentaire
pbilologique, mytbologique, historique et geographique, a l'usage
des classes dlt^mentaires, par Arth. Caron. In-18, 191 pages. Paris,
Beliu. 353
— Fables et opuscules divers, composes pour I'education du duc de
Bourgogne. Avec introduction et notes par M. l'abbe Martin. In-
18, 107 p. Paris, Poussielgue freres. 354
— — Nouvelle ddition, precedee d'un extrait de l'Histoire de Fenelon
et accompagnee de notes mytliologiques, historiques et gdograpbiques,
par Ad. Regnier. Petit in-16, 1-59 p. avec 6 vign. Paris, Hacbette
et Ci>=. 75 c. _ 355
— Fables et dialogues des morts. Avec notes historiques, mythologi-
ques et g^ographiques. Edition classique. In-16, 319 pages. Tours,
Marne et fils. 356
— Fables. Nouvelle edition, classöe dans un nouvel ordre et annotde
par M. L. C. Michel. In-18, 156 p. Paris, Delagrave. 357
— Aventures de Töldmaque. Edition classique, prdcödee d'une
notice litt^raire, par L. F engere. In-18, XX -436 pages. Paris,
Delalain freres. 358
suivie des Aventures d'Aristonoüs. Avec notes historiques, my-
thologiques et g^ographiques. Edition classique. In-16, 338 p. Tours,
Marne et fils. 359
— — suivies des Aventures d'Aristonoüs. Nouvelle edition, accom-
pagnde de notes philologiques et litteraires et pröct^dee de I't^loge de
Fdnelon par La Harpe. In- 12, V 1-500 pages et grav. Paris, Garnier
freres. ^ 360
— — Edition classique, accompagnde de notes et remarques litteraires,
historiques et mythologiques, par Pascal A IIa in. In-12, Xl[-320 p.
Paris, Delalain freres. 1 fr. 50. _ 361
— — Edition classique rdimprimöe sur les plus correctes qui ont parues
jusqu'ä ce jour, a l'usage des Colleges, s^minaires et peusionnats des
deux sexes etc., par M. l'abbe Auber. Nouvelle edition, revue avec
soin. In-12, XII-299 p. Paris et Lyon, Lecoffre. 362
26 Bibliogrcq)hie 1880
FeneloM. Les Aventm-es deTelemaque, fils cl 'Ulysse. Avec pre-
face et notes par M. l'abbe Martin. In- 18, XXVIII -383 pages.
Paris, Poussielgue freres. 363
— — Suivies des Aventures d'Aristonoiis. Edition revvie sur les meilleurs
textes et accompagnee de notes geograi^liiques. In -16, XV -368 pag.
Paris, Hachette et C'^'^. 1 fr. 2-5 c. 364
— Sermon pour la fete de l'Epipbanie. Nouvelle Edition, publice avec
une intx-oduction et des notes par Gustave Merlet. Petit in- 16,
79 p. Paris, Hachette et Cie. _ 365
— Sermon pour la fete de rKpiphanie, precbe dans Te'glise des Missions
etrangeres le 6 janvier 1685 etc., sur la vocatiou des Gentils. Avec
introduction et notes par M. F. Botton. In -12, 55 pages. Paris,
Belin. 366
— — Edition classique, accompagnee de remarques et notes litteraires,
et precedee d'une analyse par M. Lebobe. In-12, 23 pages. Paris,
Delalain freres. 367
— Le Livre de prieres. Nouvelle edition, augmentee de beaucoup de
prieres. In-32, 191 p. et vign. Paris, F. F. Ardant freres. 368
— Le Palmier Celeste, ou Choix de jolies prieres. In-32, 191 p. et vign.
Limoges, F. F. Ardant freres. 369
— Dialogues des morts, composds pour l'education du duc de Bour-
gogne. Avec introduction et notes par M. l'abbö Martin. In- 18,
XII-283 p. Paris, Poussielgue freres. 370
— Traite de l'existence de Dieu. Edition precede'e d'un essai sur
Fenelon, par M. Villemain, et publice avec un avertissement et des
notes par M. Danton. 6«= edition. In-12, XLIV-202 pag. Paris,
Hachette et C^e. 1 fr. 60. 371
— Lettre sur les occupations de l'Acaddmie fran^aise. Suivie des lettres
de Lamothe et de Fenelon sur Homere et sur les anciens. Nou-
velle edition, collationne'e sur les meilleurs textes et accompagnee de
notes historiques, litteraires et grammaticales, joar M. E. Despois.
In-12, 136 p. Paris, Delagrave. 80 cent. 372
— — Edition classique, accompagnee de remarques et de notes litte-
raires, philologiques et historiques, et precede'e d'une introduction
biographique par U. A. Dubois. In-12, 92 pages. Paris, Delalain
freres. 373
— — suivie du Memoire sur les occupations de l'Academie et du Dis-
cours de reception. Edition classique, accompagnee de notes histo-
riques et litteraires, par M. l'abbe J. Martin, professeur au College
de Somraieres (Gard). In-16, XIV-114 p. Paris, Poussielgue freres.
Jliiance des maiscms cC educaiion chreüenne. 374
— Du Saussois, A. Fdnelon (Fran9ois de Salignac de Lamothe),
archeveque de Cambray. In-16, 32 p. Paris, l'auteur. 375
Ferraiid. Lettres du XVII^ et du XVIII'^ siecle. Lettres de la pr^-
sidente Ferrand au baron de Breteuil, suivies de l'Histoire des amours
de Cieante et de Belise, et des Poe'sies d'Antoine Ferrand, revues sur
les editions originales, augmentees des variantes, de nombreuses notes,
d'un index, et pre'cede'es d'une notice biographique, par Eugene
Asse. In-18jesus, LXXXVin-341 p. Paris, Charpentier. 3 fr. 50. 376
Blanchemain, Paul. Anatole Feilg^re, professeur de rhetorique au
College Stanislas, sa vie, ses ceuvres, son enseignement. In -18 j^sus,
VII-267 pages avec une eau -forte de Lalauze. Paris, Putois - Crette.
3 fr. 377
Florian. Fahles. Mit grammat., historisch-geogr. und mytholog. An-
merkungen. Nebst Wörterbuch. Hrsg. von Dr. Ed. Ho che. 6. ganz
Einzelne Autoren und TVerke, Monograpliieu. 27
neu bearb. u. m. e. kurzen Biogr. vers. Aufl. 8. (VIII, 161 u. Wörterb.
42 S.) Berlin. Friedberg und Mode. n. M. 1. geb. n. M. 1,25. 378
F'loriaii. Fables cboisies, avec de nombreuses notes. Nouvelle (Edition,
publice par Felix Vernay. In-16, Gl p. Paris, Vernay. 10 c. 379
Froissart, J. Cbroniques. Edition abregee avec texte rapprochd du
fran(;ai3 moderne, par M'"^ de W i 1 1 , nee Guizot. Ouvrage contenant
11 planches en Chromolithographie, 12 lettre? et titres imprimeg en
couleur, 2 cartes, 33 grandes compositions tirees en noir et 252 gra-
vures d'apres les monuments et les manuscrits de l'epoque. Grand
in- 8", 844 p. Paris, Hachette et Cie. 32 fr. 380
Fureti^re, A. Le Roman bourgeois. Prefaee de M. Emile Colom-
bey. Eaux-fortes de Dubouchet. Variantes et bibliographie. Petit
in -8, 429 p. Paris, Quantin. 10 fr. 381
Bernage, M. S. Etüde sur Robert Garnier. In -8", 188 p.
Paris, Delalain freres. 382
Oeiilis (M"i^ de). Le Chaudronnier. In- 12, 107 p. et vign. Limoges,
E. Ardant et C'e. 383
— Mademoiselle de Clermont. Avec une notice par M. de Les eure.
In-] 2, X-93 p. Paris, Librairie des bibliophiles. 3 fr. 389
Girart de Rossilion. Crouiques des faiz de feurent Mgr Girart
de Rossillon, a son vivaut duc de ßourgoingne, et de dame Berthe,
sa femme, fille du coute de Sans, que Martin Besan9on fist escripre
en Tan MCCCCLXIX. Publiees pour la premiere fois d'apres les
manuscrits de l'Hotel-Dieu de Beaune, augmentees des variantes des
autres versions, enrichies de fac-similes et precedees d'une introduc-
tion, par L. de M o n ti 1 1 e. Grand in-8'', XLn-586 p. Paris, Champion.
Piibäcation de la Socicte dUcrchc'ologie, dlnstoire et de litiera-
lure de Beaune. — Romania IX, ,'114 (P. ßleijer). 885
Gresset. Ver-Vert; le Mechant. In-12, 169 p. Paris. Delarue. 1 fr. 386
Guizot. Histoire de la civilisation en Europe depuis la chute de l'em-
pire romain jusqu'a la Revolution fran9aise. 17*= edition. In-18 Jesus,
XVI-419 p. Paris, Didier et 0^^. 387
— Histoire de la Revolution d'Angleterre. ' Erklärt von Gymu.-Lehrer
Bruno Graeser. 2 Bd. Histoire de la Re'publique d'Angleterre et
de Cromwell. 1. Abth., Buch I — IV, gr. 8 (228 %.). 2. Abth., Buch
V — Vni (248 S.). Berlin, Weidmann. M. 1,80 (I u. II, 1: 5,85 M.).
(A. Haase) Zschr. f. nfrz. Spr. n. Litt., 1880, p. 39S. Zschr.^
f. d. Realschulrvesen, S. 618 (Bechtel). 388
— Witt, Mn^e de, nee Guizot. Monsieur Guizot dans sa famille et
avec ses amis (1787 — 1874). In-18 Jesus, 368 p. Paris, Hachette et
Cie, 8 fr. 50 c.
4 Ausgaben in detnselbeii Jahre. — Mag. f. d. Litt. d. AusL,
1880, Nr. 45 (Klein). 389
E. Lombard. Etüde sur Alexandre Ilardy (fin). Zschr. f. nfrz. Spr.
u. Litt., 1880, p. 63. _ 390
Helv^tius. Traite de l'esprit. T. 2 — 4 et demier. Paris, librairie
de la Bibliotheque nationale. 391
Hugo, Victor. CEuvres completes. Edition definitive, d'apres les ma-
nuscrits originaus. In-8^ Paris, Quantiu et C"=; Hetzel. T. 1 — 9.
Poesies I — IX. 9 vol. ä 7 fr. 50. 392
Drame. T. 2 — 4. 393
Roman. 3 — 14. 394
— L'Ane. In- 8", 181 p. Paris, C. Levy. 4 fr. 395
— Barbou, Alfred. Victor Hugo, sa vie, ses Oeuvres. In -32, 304 p.
avec 2 portraits et autographe. Paris, Duquesne. 396
28 Bibliographie 1880.
Hugo, Victor. Serre, A. Le sublime Goethe et Victor Hugo. In-S",
36 p. Paris, Ble'riot. ... 397
Kriitleiier, Madame de, ses lettres et ses manuscrits inedits, p. p.
le bibliophile Jacob. Paris, 1880.
(0. Heller) Marj. f. d. Litt. d. In- u. Ansl., 1881, j). 290. (T. de
L.) Revue critkjiie, issi, Nr. 1, p. 1-j. 398
IJa Bruyöre. Les Caracteres de La Bruyere, accompagnes des Ca-
racteres de The'ophraste, du Discours a l'Academie fran9aise, d'une
notice sur La Bruyere. Edition variorum, coUationnee sur les meilleurs
textes et suivie d'un iudex par Charles Louandr e. In-18 Jesus, XVI-
540 p. Paris, Charpentier. 3 fr, 50. 399
liR Cliauss^e. Coutes et poesies. Publies par le bibliophile Jacob.
Petit in -12, XII -123 p. et eau- forte de Lalauze. Paris, Lib. des
bibliophiles. 5 fr. 400
liRCOrdaire, Henri-Dominique, ffiuvres. T. 8 et 9. Paris, Poussielgue
freres. 401
L.a Fontaine, ffiuvres completes. T. L In-18 Jesus. XII -451 pag.
Paris, Hachette et C^^. 1 fr. 25. 402
— Jean de. Contes et nouvelles, en vers. 2 vol. In -16, Rouen,
Lemonnyer. 15 fr. 403
— — 2 vol. In-32, 384 p. Paris, librairie de la Bibliotheque nationale.
25 Centimes. 404
— — Nouvelle edition, revue avec soin et accompagnee de uotes ex-
plicatives. In- 18 je'sus, VIII-433 pages avec vign. Paris, Gai'nier
freres. 405
— Fables. Nouvelle edition, dans laquelle on aper9oit d'un coup d'oeil
la moralit^ de la fable. In-18. 304 pages et vignettes. Limoges,
C. Barbou. 406
In- 12, IV -319 p. Paris, Hachette et Cie. 1 fr. 75 c. 407
— — precedees d'une notice biographique et de la vie d'Esope, et
accompagne'es de notes, a l'usage des ecoles ele'mentaires. Nouvelle
e'dition. In-18, XXIV-2yi p. Paris, Hachette et G^. 1 fr. 408
— — Nouvelle Edition , avec des notes litteraires et grammaticales,
une vie de l'auteur et une notice sur la fable et les principaux fa-
bulistes, par Ch. Aubertin. In-12, XXXII-376 p. Paris, BeHn. 409
Nouvelle edition, avec notes philologiques et litteraires, precdde'e
de la vie de La Fontaine, d'une etude sur ses Fables, et suivie de
Philemon et Baucis, par M. F. Colincamp. In-12, XVI -372 p.
Paris, Delagrave. 410
— — illustrees a l'eau-forte par A. Delierre. Livre 1. (1*='' fascicule.)
In-4°, p. 1 a 52, avec 6 grav. et culs-de-lampe etc. Paris, Quantin.
12 fr. 411
— — Edition annotde ä l'usage de la jeunesse. In-18, 288 p. avec
vign. de Hadamar et Desandre. Paris, Lefevre. 412
— — suivies de quelques morceaux choisis du meme auteur. Edition
classique avec notes, precedöe d'une notice biographique, d'une ötude
morale et littdraire, par le R. P. G. Loughave. 6^ Edition. In-12,
XLVni-348 p. Paris, Baltenweck. 413
— — suivies de Phildmon et Baucis et des Filles de Min^, precödt^es
de la vie d'Esope et d'une preface par La Fontaine. Edition variorum,
publice par M. Charles Louandre, accompagnde d'une notice par
M. Sainte-Beuve et orni^e d'un beau portrait. In-18 jösus, 468 p.
Paris, Charpentier. 3 fr. 50. 414
— — Fables. Edition revue et corrigee, enrichie de notes nouvelles par
M. D. S., a l'usage de la jeunesse. In-18, 824 p. Tours, Marne et fils. 415
Einzelne Antoren und Werke, Mono(iraphien. 29
liR Fontaine. Fables. Prdc^dds de la Vie d'Esope, accompagn^es
de iiotes nouvelles par U. S. Nonvelle Edition. In- 18, 400 p. avec
illustrations par Girardet, Tours, Marne et fils. 416
— — choisies, prdcedees de sa vie et de colle d'Esope. Nouvelle edition.
Tu -18, 396 p. Lyon, Pelagaud. 417
— Choix de fables. Nouvelle (Edition , avec des notes litteraires et
grammaticales, une vie de l'auteur et uue notice sur la fable et les
principaux fabulistes; par M. Ch. Au bertin. Edition corrige'e. In-
12, XXXV-307 pages. Paris, librairie Belin. 418
— Cent fables choisies a l'usage des öcoles, avec des notes par M. Arth.
Caron, professeur agr^gö de l'Univeraite. In -18, 144 pag. Paris,
Belin. 419
— Soixante fables choisies, avec notes et commentaires. Nouvelle edition,
publice par Felix Vernay. In-16, 64 p. Paris, Vernay. 10 c. 420
— Psycho. Publik par D. Jouaust. Compositions d'Emile L^vy, gra-
vees a l'eau -forte par Boutelie. Dessins de Giacomelli, gravis sur
bois par Sargent. Petit in- 12, VIII- 296 p. Paris, Libr. des biblio-
philes. 20 fr. _ 421
— Kulpe, Wilhelm. Lafontaine, seine Fabeln und ihre Gegner.
Leipzig 1880.
(Ä. Laim) Zschr. f. nfrz. Spr., ISSO, p. 2G(). (Felix Zverina)
Zschr. f. d. Reahchultvesen, 1S80, p. 173. LiUerarisches Centrcil-
blait, 1880, Nr. 14. 422
— Moulin, H, La Fontaine jugö par Lamartine et par Barth^lemy.
In-8", 12 p. Paris, Motteroz.
Exiraii de r Amateur d' autographes (livraison de janvier 1880J.
Tire ä 75 exemplaires. 423
lianiartine. CEuvres. Premieres mdditations poetiques. La Mort de
Socrate, Nouvelle Edition, augment^e de meditations inddites et de
commentaires. In-18 jdsus, 394 p. Paris, Hachette et C'^.
— — Nouvelles mdditations poetiques, avec commentaires ; le Dernier
chant du pelerinage d'Harold; Chant du sacre. 379 p.
— Raphael, pages de la vingtifeme annee. VIII-220 p.
— Souvenirs et portraits. 2*^ Edition. 423 p.
Edition piibliee par les soins de la societe proprietaire de.t Oeuvres
de M. de Lamartine. 424
— Voyage en Orient. Hrsg. u. mit Anmerk. verseh. von A. Kor eil.
2 Bd. Jerusalem. Jericho. La Mer morte. Peuplades du Liban.
Paysages et pens^es en Syrie. Balbek. Damas. Jaffa. Constantinople.
gr. 8^ 247 S. Berlin, Weidmann. 1879. M. 2,10.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., III 2, S. 320 (Jäckel). 425
lianienuais, F. de. CEuvres. Essai sur l'indiffereuce en matiere de
religion. Nouvelle ddition. T. 2, 3 et 4. 3 vol, In-18 Jesus, 1198 p.
Paris, Garnier freres. 420
lianfrey, P. (Euvres completes. Histoire de Napoleon I^r. 8^ Edition.
T. 3 — 5. In-18 j^sus. Paris, Charpentier.
— — Les Lettres d'Everard, suivies de: les Pamphlets d'Eglise; la Po-
litique ultramontaine ; le Septenat (<5tude inddite). In-18 j^sus, 337 p.
— Histoire politique des papes. Nouvelle Edition, revue et corrigt^e
In-18 j^sus. 424 p. 427
— Histoire de Napoleon I. Rupture avec la Prusse. Entrevue de Til-
sit 1806—1807. Erklärt von Fr. Ramsler. Mit 2 Karten von H.
Kiepert, gr. 8*^. 171 S. Berlin, Weidmann. 1879. M. 1,80,
(A. Haase) Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., H, p. 408. Zschr. f
d. Realschnlwesen, S. 618 (Bechtel). 428
30 BihliograiMe 1880.
Xi» Bocliefoiicaiild , de. Maximes et r^flexions morales. (Texte
collationnd sur l'edition de 1678.) Petit in-12, XII -107 p. Paria,
Delarue. 1 fr. 429
— Persault et Quittat. Monsieur le duc de La Rocliefoncauld, sa
vie, sa mort, sea obsequea. 1879. 10-8"*, 32 p. Sezanne, Patoux. 430
lia Taille, Jean de. CEuvres. Publiees d'apies des doeuments inedits,
par Rene de Maulde. T. 2 — 4. Petit in-12. Paris, Willem.
Tresor des vieiix pocies francais. 431
Lie Coq, Thomas. L'odieux et sanglant meurtre coramis par le mau-
dit Cain. Tragedie. Reproduction de l'edition de 1580, precedee
d'nne introdiiction par Prosper Blancheniain. In -4", XIII -46 pages.
Ronen, Boissel.
Publie par la Socie'te des hiMiopJäles aormatids. 432
liegende, la, de Pierre Faifen, publice par D. Jouaust, avec une
preface par le bibliophile Jacob. In-16, Xu- 164 p. Paris, Libr.
des bibliophiles. 433
liC Sage, A. R. Le Diable boiteux. Avec une preface par H. Rey-
nald. Gravures a l'eau-forte par Lalauze. 2 vol. In-12, XVI-429 p.
Paris, Librairie des bibliophiles. 434
— — Nouvelle edition complete, precedee d'une notice sur Le Sage,
par Sainte-Beuve. In -18 Jesus, XXXVlII-396 p. avec. vign. Paris,
Garnier freres. 435
li'Estoile, Pierre de. Memoires - jouruaux. Edition pour la premiere
fois complete et entierement con forme aux manuscrits originaux,
publice avec de nombreux doeuments inedits et un commentaire
historique, biographique et bibliographique, par MM. G. Brunet,
A. Champollion, E. Halphen, Paul Lacroix, Charles Read et
Tamizey de Larroque. T. 6 — 8. 3 vol. In-8". Paris, Lib. des
bibliophiles. Chaque vol., 15 fr. 436
liC Vasseur. Les Tigres couronnes, ou Abrege des crimes des rois
de France depuis Pharamond, le preraier roi, jusqu'a Louis le dernier.
In-8", 32 p. Paris, Goupy et Jourdan.
Reimpression de Vouvracje mis en vente chez Martin et Jouanaux,
lihraires. Van second de la Republique frangaise une et indivisible.
Prix marchand, 15 sols. 437
lHagliy, Olivier de. Sonneta inedits. Publies avec avertissement et
notes par Philippe Tamizey de Larroque. In-12, 38 p. Paris,
Lemerre. 438
Maistre, Xavier de. Les Prisonniers du Caucase, suivi du Lepreux de
la cite d'Aoste. In-8^ 118 p. et grav. Rouen, Megard et C'^. 439
— Voyage autour de ma chambre et les Prisonniers du Caucase. 3^
edition, publice par A. Rion. In- 16, 64 pages. P. Dupont; lib.
Vernay. 10 c. 440
— Gagarin, J. Une lettre inedite de Xavier de Maistre. In -8",
1 1 p. Lyon, Pitrat aine. 441
Malebraiiclie, N. De la recherche de la ve'ritö. Nouv. ed. p. Fr.
Bouillier. 2 vol. In-18 j^sus, LI-1170 p. Paris, Garnier freres. 442
— La Recherche de la verite. Nouvelle edition, precedee d'un aver-
tissement. 2 vol. In-8'', 634 p. Bar-le-Duc, Contant-Laguerre. 443
Marguerite d'Angoulfeme. L'Heptamöron des Nouvelles, publid
sur les manuscrits par les soins et avec les notea de MM. L e P o u x
deLincyet Anatole de Montaiglon. T. 1 — 4. Petit in-8''.
Paris, Budes. 444
— de Bfavare. L'Heptameron des nouvelles, rdimprime par les soins
de Jouaust, avec une notice, des notea et un glossaire par Paul
Emze/ne Autoren und Werke, Mono (jray Inen. 31
Lacroix. T. et 2. 2 vol. In -8", 351 p. Pa,ris, Libr. des biblio-
philes. 10 fr. 445
Marguerite <le Xavare. Heptannji-oa (1') de la reine Marcruerite
de Navarre, avec une introdnction, im index et des notes, par Felix
Frank. Orne d'un portrait de la reine Marguerite et de 12 de.ssiu3
de Sahib, graves par A. Prunaire. T. 3 et dernier. In-lC, 603 p.
Paris, Liseux. 8 fr. 44G
Mazarinades iiorinaiides. La Fureur des Normans contre les
mazarenistes. (Paris, 1649.) Relation veritable de ce qui s'eat passd
a la prise de la ville de Harfleur, pres le Havre, par l'armee de
Mgr le duc de Longue ville etc. (Paris, 1649.) La Prise par assaut
de la ville de Quillebeuf, en Normandie etc., par le comte d'Harcourt.
(Saint -Gennaiu, 1649.) Le Conge burlesque de Varmee normande.
(Eouen, 1649.) Le Siege mis devant le Ponteau de mer, par l'ordre
du duc de- Longueville, que le gouverneur et les habitans du lieu
on fait lever etc. (Saint-Germain, 1649.) Apologie particuliere pour
M. le duc de Longueville, oü il est traite des services que sa maison
et sa personne ont rendus a l'Estat, taut pour la guerre que pour
la paix etc. (Amsterdam, 1650.) Lettre joviale pre'sent(5e aux prünces
pour leur sortie du Havre de gräce, en vers burlesques (Paris, 1651.)
Lettre de consolation envoyee a Messieurs les princes au Havre de
gräce sur le sujet de la mort de Madame la princesse doüairiere leur
mere. (1651.) Huit opuscules in-S" carr(^, 153 p. Ronen, Cagniard. 447
Micliaud. Histoire de la premiere croisade, erklärt von Dr. Lampreclit.
Berlin, Weidmann.
Herritjs Archiv, 1880, ]?. 27. 448
Miclielet, J. Histoire de la Revolution franpaise. Nouvell-e Edition,
revue et augmentee. T. 2 — 9. 9 vol. In- 18 ji^sus. Paris, Marpon
et Flammarion; Chaque vol., 3 fr. 50, 449
— Fran9ois I^'' et Charles-Quint (1515— 1547). Gr. in 16, 131 p. et grav.
Paris, Hetzel et O^. 1 fr. 50. _ _ 450
— Lea Grandes journees de la Revolution. 1. La Prise de la Bastille.
2. La Fete des federations. 3^ edition. Grand in-16 carre, 136 p. et
grav. Paris, Hetzel et C'e. 1 fr. 50 c. 451
— Histoire du XIX^ siecle. Nouvelle edition, revüe et annotee. T. 1
bis 3. 3 vol. In-18 Jesus. Paris, Marpon et Flammarion. 452
Migiiet. Histoire de la Revolution franpaise depuis 1789 jusqu'en
1814. 13^ ed. 2 vol. In-18 Jesus, 767 p. Paris, F. Didit et 0*^. 453
— — Herausgegeben und mit sprachlichen, sachlichen und geschicht-
lichen Anmerkungen versehen von Oberlehrer Ad. Korell. 2 Bde.
Leipzig, Teubner. 454
Millevoye. (Euvres. Edition publiee avec des pieces nouvelles et
des variantes, par P. L. Jacob, bibliophile. 3 v. petit in -8", XX-
1222 p. et 7 grav. a l'eau-forte par Lalauze. Paris, Quantin. 30 fr. 455
Mirabeaii. Lettres d'amour , precede'es d'une etude sur Mirabeau
par Mario Proth. Nouvelle edition. In-18 Jesus, 360 pages. Paris,
Garnier freres. 450
Steh lieh, F. I^es Moines, com^die satirique ecrite par les PP.
jesuites du College de Clermont, dit de Louis -le- Grand, a la fin du
XVIIIe siecle. Publiee d'apres un manuscrit de la bibliotheque Sainte-
Genevieve. Petit in-8^ XXl-60 p. et grav. Ronen, Lemonnyer. 457
Moli^re. (Euvres completes. T. 1 et 2. 2 vol. In-18 Jesus, XXIV-
479 p. Paris, Hachette et C^^. 458
— — Nouvelle edition, accompagnee de notes tirees de tous les commen-
tateurs, avec des remarques nouvelles par M. Felix Lemaistre;
32 Bibliographie 1880.
prdc^d^e de la vie de Moliere par Voltaire. 3 vol. In-18 Jesus,
XXXVI-1547 p. Paris, Garnier freres. 459
Moliöre. (Euvres. Nouv. ed., revue sur les plus anciennes impressions
et augmentee de variantes , de notices , de notes, d'un lexique des
mots et locutions remarquables, d'un portrait, de fac-similes etc., par
MM. Eugene Despois et Paul Mesnard. T. 4. In-8^ 568 pages.
Paris, Hachette et C'^ . 7 fr. 50 chaque volume. 460
— — Precedes d'une notice sur sa vie et ouvrages; par M. Sainte-
Beuve. 2 vol. In-18 Jesus, 1104 p. Paris, Hacliette et C^e. 7 fr. 461
— (Euvres. Accompagnees d'une vie de Moliere, de variantes, d'un
commentaire et d'un glossaire, par Anatole France. T. 3. In -8",
431 p. Paris, Lemerre. 10 fr. 462
— Theätre choisi. Edition classique, precedee d'une notice littdraire
par M. L. Feugere. In-18, XXIV-543 p. Paris, Delalain freres. 463
— Deuxieme centeuaire de la fondation de la Comedie-Fran-
9aise. (Paris, 21 octobre 1880.) L'Impromptu de Versailles; le
Bourgeois gentilliomme; precedes d'une notice par P. Eegnier, aucien
societaire de la Comedie - Francaise, et d'un a-propos eu vers, par
F. Coppee. Avec deux portraits en pied de Moliere graves par
Damman. In-12, XXVin-189 pag. Paris, Librairie des bibliophiles.
10 fr. 464
— L'Avare, comedie. In-18, 121 p. Paris, Delalain freres. 465
— Molieres Werke mit deutschem Kommentar, Einleitungen und Ex-
cursen herausg. von Adf. Laun. 4 Bd. Le bourgeois gentil-
homme. 2. Aufl. gr. 8^'. 128 S. Leipzig, Leiner, 1877. M. 1,80. 466
— Les Femmes savantes, comedie. In-18, 83 p, Paris, Delalain
freres. 467
— — Avec une notice et des notes par E. Geruzez. In-18, 107 p.
Paris, Hachette et €<=. 40 c. 468
— — herausg. von Lion. Leipzig, Teubner.
(Jäckel) Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1881, ]). IM. 469
— L'Impromptu de Versailles, comedie en un acte. In-18 je'sus,
36 p. Paris, Tresse. 1 fr. 470
— Le Misanthrope, comedie. Suivie de notes et variantes. In-18,
88 p. Coulommiers, Hachette et Cie. 40 c. 471
— — Nouvelle edition, revue sur le texte imprime du vivant de l'au-
teur, avec les variantes de l'edition de 1682, une notice historique
sur la piece et un commentaire philologique et litteraire par L. Leys.
In-12. XXIV-99 p. Paris, Garnier freres. 472
— Psyche. Edition originale. Reimpression textuelle par les soins
de Louis Lacour. Petit in-12, XXIV- 101 pag. Paris. Librairie des
bibliophiles. 7 fr. 473
— — tragedie - ballet, Ornee de 6 planches hors texte et 6 culs-
de lampe graves a l'eau- forte par Champollion, et publiee sous la
directiou de M. Em. Bceher. In -4", 111-123 pages. Paris, Lib. des
bibliophiles. 474
— Le Tartuffe, comedie. Nouvelle edition classique, avec une notice
preliminaire et des notes d'apres la grande edition fäisant partie des
Chefs -d'cBuvre de la litterature fran9aise, par L. Moland. In-12,
142 p. Paris, Garnier freres. 475
— Reverend du Mesnil, E. Les A'ieux de Moliere a Beauvais et a
Paris, d'apres les documents authentiques. Petit in-8~' pag. avec pl.
d'armoiries. Paris, Liseux. 6 fr. 476
— Noel, Eugene. Moliere, son theätre et son menage. 3<= edition.
In-18, 252 p. et portrait. Paris, Becus. 2 fr. 50. 477
i
Einzelne Aidoren und Werke, MonDf/rdjilnen. 33
Moli^re. Lothei.ssen, Ferd. Moliere. Sein Leben und seine Werke,
gr. 8. (XII, 418 S. m. rad. Portr.) Frankfurt a./M., Litterar. Anstalt,
geb. in Leinw. n. 10 M.; in Halbfrz. 12 M.
(Güth) Mag. f. d. Litt. d. In- u. Avsl., 18S0, p. 97. (Körting)
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., ISfil, S. S12 ; (Knörich) ib. S. 5'J4.
MoHire-Mus., H. .3, S. 165. 478
— Houssaye, Arsene. Moliere, sa femme et sa fille. In-f", VIII-180
pagea avec 29 portraits, 24 scenes de theätre, 7 froutispicea, lettrea
ornees, culs-de-lampe gravea ou en couleiir et la reproduction du
tableau de Geffroy representant les acteni's de la Comedie-Fran9ai8e.
Paris, Dentu.
MoKeriste 1880, Nr. 20 (Dn Monceau). 479
— Pifteau, Benjamin. Les Maitresses de Moliere, amours du grand
comique, leur influence sur son caractere et sur son oeuvre. Illustre
de 5 eaux-fortes. Petit in-8", 104 p. Paris, Willem. 480
— R. Mahrenholtz. Moliere und die de Brie. Zschr. f nt'rz. Spr.
u. Litt., 1880, p. 507. 481
— — M"^ Duparc und ihre Beziehungen zu Moliere. Zschr. f. nfrz.
Spr. u. Litt., 1880, p. 161. 482
— N Ivel et, E. Moliere et Gui Patin. In-12. 146 p. Nancy, Berger-
Levrault et Ci«= . 2 fr. 50. _ 483
— Bouquet. La Troupe de Moliere et les Deux Corneille a Rouen
en 1658. Edition elzevir. Petit in-12, 151 p. et grav. a l'eau-forte
par J. Adel ine. Paris, Claudin. 7 fr. 50.
(A. Thoinan) Le Molieriste Nr. 13, 1880. 484
— R. Mahrenholtz. Moliere- Analekten. In Zschr. f. nfrz. Spr. u.
Litt., 1880, p. 289. 485
— — Einige offene Fragen der Moliere - Kritik. In Zschr. f. nfrz. Spr.
u. Lit., 1880, p. 473. 486
— Laun, A. Moliere und Holberg. Eine Parallele.
ffV. Knörich) Zschr. f. nfrz. Spr. n. Litt., 1880, p. 425. 487
— W. Mangold. Moliere's Wanderungen in der Provinz. Zschr. f.
nfrz. Spr, u. Litt., 1880, p. 26, 166. _ 488
— Richard-Desaix, Ulric. La Relique de Moliere du cabinet du
baron Vivant Denon. In-8", 44 p. avec le portrait du baron Vivant
Denon, dessine et grave a Peau-forte par lui-meme, fleurons et lettres
ornees. Paris, Arnaud et Labat. 5 fr.
Molieriste 1880, Nr. 20 (Du Monceau). 489
— Wilke. Ce que Moliere doit aux anciens poetes fran9ais. Lauban.
Gymnasium. 1880. 21 S.
(Plattner) Zschr. f. nfrz. Spr n. Litt., 1881, p. 534. Moliere-
Musenm, 3 Heft (Knörich). 490
— Mahrenholtz. Die vreiblichen Charaktere in Molieres Komödien.
In Herrigs Archiv, 1880, p. 255—272. 491
Eine französische Bearbeitung der Don- Juan- Sage von Moliere.
(G. Körting) Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1880, p. 428. 492
— — Molieres Don Juan nach historischen Gesichtspunkten erläutert.
(W. Knörich) Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1880, p. 426. 493
— — Molieres Precieuses ridicules und Ecole des Femmes im Lichte
der zeitgenössischen Kritik. In Herrigs Archiv 1880, p. 172 — 192. 494
— Thierry, Edouard. Archives de la Comedie-Fran^aise. Document
sur le Malade imaginaire. Estat de la recette et despense faite par
ordre de la compagnie. Avec une introduction et des notes. In- 8",
V-393 p. Paris, Berger Levrault et C>e. 495
Montaigne. Essais reimprimes sur l'edition originale de 1588, avec
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt. 3
34 B'Miographie ISSO.
notes, glossaire et iudex, par MM. H. Motheau et D. Jouaust, et
precedes d'une note par M. S. de Sacy. Portrait grave a l'eau-forte
par Gaucherei. T. 4. In-8'^, LXVII-360 pag. Paris, Librairie des
bibliophile.s. \2 fr. 50. Les 4 vol., .50 fr. 496
Moiitalembert, comte de. Sainte Elisabeth de Hongrie. Avec une
preface par Leon Gautier. 2<^ edition. Grand in-8^ XXII-551 p.
avec 30 planches hors texte, dont plu.sieurs en Chromolithographie,
et 88 sites. monumeuts, lettrinea, sceaux, culs-de-lampe, etc. Tours,
Manie et fils. 25 fr. 497
jfloiitesquieil. CEuvres completes. T. 1 et 2. 2 vol. In-18 Jesus.
Paris, Hachette et 0'=. 498
— Considerations svir les causes de la grandeur des Romains et de
leur decadence, suivies du dialogue de Sylla et d'Eucrate, et de Lysi-
maque. Edition classique, annotee par C. Aiibert, in.specteur de
l'academie de Paris. In-12, 11-211 p. Paris, Hachette de C'^ .
1 fr. 25 c. 499
— — suivies de la Dissertation sur la politique des Romains dans la
religion, du Dialogue de Sylla et d'Eucrate, et de Lysimaque. Nou-
velle tklition, precedee d'une notice sur l'auteur et ses ceuvre.s, etc ,
accompagnee de notes historiques, geographiques, litteraires et gram-
maticales, par Louis Gregoire. In-12, XXI-262 p. Paris, Belin. 500
Für den Schulgebrauch erklärt von W. Wen dl er. 2. Auflage.
gr. 8. (IV, 172 S.) Leipzig, Teubner. 1,80 M.
Zschr. f. nfrz. Spr. n. Litt., II, 84 (Klotzsch). 501
• — Andre, Desine. Sur les ecrits scientifiques de Montesquieu. In-8'',
32 pages. Paris, Gervais.
Extrait du Correspondent. 502
Müsset, Alfred de- (Euvres. Poesies: Comedies et proverbes; la Con-
fession d'im enfant du siecle; Nouvelles et contes; Melanges de litte-
rature et de critique, ceuvres posthumes. Grand in-B" a 2 col., VIII-
735 p. Paris, Charpentier. 503
— Premieres poäsies (1829—1835). In-18 jtisus, 396 pag. Paris, Char-
pentier. 3 fr. 5S. _ 504
— Musset, Paul de. Biographie d' Alfred de Musset; sa vie et ses
ceuvres. Avec fragments in^dits en prose et en vers et lettres inddi-
tes, le Portrait de Paul de Musset grav^ par M. Dubouchet, et une
grav. d'apres un dessin de M. Emile Bayard. In-8", 377 p. Paris,
Charpentier. 505
Cuissard, Ch. My stires joues a Fleury et ä Orleans. In-8^ 34 p.
Orleans, Herluison.
Extrait du t. 4 des Lectwes et 31emoi?-es de TAcademie de
Sainte - Croix. 506
Pascal. Opuscules philosophiques. Edition classique avec introduction,
analyse dövelopp^e et appräciations critiques; par F^lix Cadet.
In-12. XIX-24 pag. Paris, Delalain freres. 507
— Pensees choisies, publiees sur les manuscrits originaux et mises en
ordre, ä l'usage des lycees et des Colleges, par M. P. Faugere.
9e (Edition. In-12, X-292 p. Paris, Delalain freres. 2 fr. 50. 508
— Lettres öcrites a un provincial. Pröc^d^es de l'Histoire des Lettres
provinciales d'apres l'edition de 1754 et d'observations litteraires par
Franpois de Neufchateau. In-18 j^sus, XX-418 pages. Paris,
Garnier freres. 509
Passerat, Jean. Poesies fran9aises, publiees avec notice et notes par
Pro.sper Blanchemain. 2 vol. Petit in-12, XXVI -428 p. Paris,
Lemerre. 10 fr. 510
Einzelne .intoren und IVcrke, i\l()ni)fjrai>liien. 35
Perrault, C. Les Contes d'apres les textes originaux, avec notice,
notes et variantes, et une etude sur leurs ori{i;ines et leur sens my-
thique, par Fröddric Dillaye. Petit iu-S*», XXXlV-244 pag. Paris,
Lemerre. 12 fr. 511
— Les Contes de fdes. In-8", 40 p. avec illustr. Paris, Lefevre. • 512
Picarcl, L. B. Theätre choisi. Nouvelle »Edition, pr(^cedee d'une no-
tice par M. Edouard Fournier, et illustree de 4 dessins eu couleur
par MM. Gilbert et Allouard. ln-12, XX-475 pag. Paris, Laplace,
Sanchez et C'^. 513
Piroil. (Euvres choisies, avec une analyse de son theätre et des notes
par M. Jules Tro üb at. pr(?cedes d'une notice par M. Saint e-Beuve.
In-18 jes. 588 p. Paris, Garnier freres. 514
Ponsard. Lucrece. Tragedie en 5 actes et en vers. Erklärt von
H. Rehrmann. gr. 8". 128 S. Berlin, Weidmann. M. 1,20.
(A. Haase) Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., II, 406. Zschr. f. d.
Rcalschuhvesen, 1880, S. (US (BeclUel). 515
Pr^vost. Histoire du Chevalier des Grieux et de Manon Lescaut.
In- 12. XVI-243 p. Paris, Delarue. 1 fr. 516
Slilly Prudhomiiie. Poesies (1878—1879). Lucrece: De la nature
des choses. Premier livre: la Ju.stice. Petit in-12, CVIIl-285 pages.
Paris, Lemerre. 6 fr. 517
Quinet, Edgar. (Euvres completes. L'Esprit nouveau. In-18 Jesus,
IV-402 p. Germer-Bailliere et Qi^. 3 fr. 50. 518
Rabelais. CEuvres, augmentees de plusieurs fragments et de deux
chapitres du cinquieme livre restitues d'apres le manuscrit de la
Bibliotheque nationale, et precedees d'une notice historique sur la vie
et les ouvrages de Rabelais. Nouvelle edition, revue sur les meilleurs
textes et accompagnee d'un glossaii'e, etc., par Louis Barre. In-18
Jesus, 612 p. et portrait. Paris, Garnier freres. 519
— — Edition nouvelle, collationnee sur les textes revus par l'auteur,
avec des remarques historiques et critiques de LeDuchat et Le Mot-
te ux, iDubliee par Paul Favre. T. 5. In-S", 343 p. Paris, Cham-
pion. 5 fr. le volume. 520
— Gargantua und Pantagruel. Aus dem Franz. von F. A. Gelbcke.
2 Bde. 8. (495 und 478 S.) Leipzig, Bibliogr. Institut, geb. 6,50 M.
Mag. f. Litt. d. AusL, 188i>, Nr. 40 (Engel). 521
— Neuhoff: Rabelais. Eisleben, Gymnasium, 1880, 25 S.
(Plattner) Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1881, p. 593. (Lach-
mund) Littbl. f. gerni. u. rom. Phil., 1881, Nr. 5. 522
— Noel, Eugene. Rabelais medecin, ecrivain, eure, philosophe. 4^ ed.
In -32, 247 p. et portrait inedit grave a l'eau- forte par A. Esnault.
Paris, Becus. 2 fr. 50 c. 523
— Ganghofer, Ludw., Johann Fischart und seine Verdeutschung des
Rabelais, gr. 8. (89 S.) München 1881. Th. Ackermann. M. 1,60. 524
— Alben as, Georges d'. Les Portraits de Rabelais, avec la reproduc-
tion par l'heliogravure des portraits de la faculte de medecine de
Montpellier, de Michel Lasne et de Sarrabat, ln-4'^, 77 p. et 3 portr.
Montpellier, Coulet.
Mhenaeum, 1880, 1. Sept. 525
— Rabelais, sa statue et la municipalite de Tours. In-8'', 24 p. Tours,
Rouille - Ladeveze. 526
Racine, J. ffiuvres completes. T. 3. In-18 je'sus, 436 pages. Paris.
Hachette et &^. 1 fr. 25. _ 527
— — choisies, avec la vie de l'auteur et des notes extraites de tous les
commentateurs, par M. D. Saucie, agräge, professeur de rhetorique.
36 Biblüujraphie JSSO.
Nouvelle edition. In- 8**, 399 pages avec gravnres. Tours, Mame
et fils. 528
Racine. Theätre complet. Edition variorum, annotee d'apres Racine
fils, M"^^ de Sevigne, Le Batteux, Voltaire, La Harpe, Napoleon etc.,
publice par Charles Lou andre. In -18 Jesus, 737 p. Paris, Char-
pentier. 3 fr. 50.
Bihliothcqve Charpentier. 529
— The'ätre public par D. Jouaust en 3 vol. et precedee d'une preface
par V. Fournel. T. 1. In- 12, LlI-320 p. Paris, Librairie des biblio-
philes. 3 fr. 530
— — choisi, avec une notice biographique et litteraire et des note»,
par E. Geruzez, ancien professeur a la faculte des lettres de Paris.
In-12, XL-683 p. Paris, Hachette et O^. 2 fr. 50. 531
— — choisi. Edition classique, precedee d'une notice litteraire par
L. Feugere. In-18, XX-358 p. Paris, Delalain freres. 1 fr. 75. 532
— Andromaque, tragedie. Edition classique, avec introduction et
notes par Th. Trouillet. In-18, Vm-62 p. 533
— — Edition publiee conformement au texte des Grands ecrivains de
la France, avec une analyse et des notes philologiques et litteraires,
par R. Lavigne. Petit in- 16, 112 pages. Paris, Hachette et 0''=.
75 Cent. 534
— — tragedie en cinq actes. Nouvelle edition, publiee par Felix
Vernay. In-16, 64 p. Paris, Vernay. 10 cent. 535
— Athalie et Esther, tragedies. Nouvelle edition, publiee par Felix
Vernay. In-16, 64 p. Paris, Vernay. 10 c. 536
— Athalie, trage'die. Nouvelle edition, avec des notes historiques,
grammaticales et litteraires, precedee d'appreciations litteraires et
analytiques, etc., par M. Gidel, agrege de l'Universite. In-12, 95 p.
Paris, Belin. 537
— — tragedie tire'e de l'Ecriture sainte. Nouvelle edition classique,
avec notes litteraires, grammaticales et etymologiques, par L. Hum-
bert. In-12, 177 p. Paris, Garnier freres. 538
— Esther, tragedie. In-18, 35 p. Paris, Delalain freres. 539
— — tragedie en trois actes, tiree de l'Ecriture sainte. Avec des
notes et des commentaires. In-18, X-57 p. Paris et Lyon, Lecoffre. 540
— — Edition classique, avec introduction et notes, par Th. Trouillet.
In-18, X-70 p. Paris, Delalain freres. 30 c. 541
— Iphigenie en Aulide, tragedie en cinq actes. Edition accompagnee
d'une notice historique, par M. Emile Chasles. In-12, 82 p. Paris,
Delagrave. 50 c. 542
— — tragedie en cinq actes. Nouvelle edition, publiee par Felix Ver-
nay. In-16, 64 p. Paris, Vernay. 10 c. 543
— — Edition classique avec une introduction et des notes, par P. L o n -
gueville. In-18, XII-77 p. Paris, Delalain freres. 544
— Phedre, trage'die. Erklärt von H. Kirschstein. Berlin, Weid-
mannsche Buchhandlung. 1880. 94 S. 8''. (Aus der Sammlung
lung französischer und englischer Schriftsteller mit deutschen Anmerk.)
(J. Harczyk) Zschr. f. nfrz. Spr. n. Litt., ISSO, p. 531. 545
— Las Plaideurs, comedie. In-18, 49 p. Paris, Delalain freres. 546
— — comedie en trois actes. Nouvelle edition, par M. Emile Chasles,
professeur de faculte'. In-12, 70 p. Paris, Delagrave. 60 c. 547
— Edition publiee conformement au texte des Grands ecrivains
de la France, avec une analyse et des notes philologiques et litte-
raires par R. Lavigne. Petit in-16, 100 p. Paris, Hachette et C'^ .
75 cent. 548
Einzelne .liiloreii iiud PVerke, Monofjrdjihicu. 37
Racine. Les Plaideurs, comedie ea cinq actes. Suivie de la Vie de
Racine. Nouvelle Edition, publice par F^lix Vernay. In-16, 64 p.
Paris, Vernay. 10 c. 549
Rcguarcl. Thdätre choisi. T. 2. Petit in-12, 241 p. Paris, Delarue
1 fr. 550
R^guier. B 1 o e m e r , Vie et Satire de Mathurin Rdgnier. Progr.
des Kaiser Wilhelms-Gymnasiums zu Montabaur 1880.
(G. Fdfjner) Zschr. f. iifrz. Spr. v. Liil., ISSt, p. 208. 551
— Laps. Analyse et critique des satires de Mathurin R^gnier. Königs-
berg, Realschule.
(Platlner) Zschr. f. nfr. Spr. u. Litt., 1881, S. 5S2. Litlbl. f.
germ. n. rom. Litt., 1880 (LacJnmind). 551a.
R^iniisat, Mnie de. M^moires (1802—1808), publit^s avec une präface
et des notes par son petit-fils, Paul de Remusat, s^nateur de la
Haute-Garonne. T. 2. Iu-8^ 424 p. Paris, C. Le'vy. 7 fr. 50. 552
Rctz, de. Qiluvres. Nouvelle Edition, revue sur les autographes et sur
les plus anciennes impressions, et augment^e de morceaux inddits, de
variantes, de notices, de notes, d'un lexique des mots et locutions
remarquables, d'un portrait, de fac-simil^. etc., par MM. A. Feillet,
J. Gourdault et R. Chantelauze. T. 5. Jn-8'», XI-666 p. Paris,
Hachette et Ci^. 7 fr. 50.
Les Gj'cmds e'crivains de la France. Noiivelles e'ditions j^ubliees
sovs la direction de M. Rerjnier, de C Institut. Rev. crit., 1880,
i\V. 32 (Gazier). 553
Aventures, les, galantes du duc de Roqiielaiire, ses farces, ses facd-
ties, ses duels, ses amours, ddtails intimes sur Louis XIV et ses mai-
tresses, etc., racontds par lui-meme. Edition illustrde. Livraison 1
ä 10. In-4" a 2 coL, p. 1 a 80. Paris, Lambert et 0'=.
L'oiivrage formera 100 livraisons ä 10 Cent, ou 20 se'ries ä
50 Cent. 554
Mary-Cliquet. Roiiget de FIsle, biographie complete de Pauteur
de la Marseillaise. In-8'', 32 p. Paris, Tremblay. 555
Rousseau, Jean-Jacques. Les Confessions. Nouvelle Edition. In-18
j6sus, 655 p. Paris, Charpentier. .3 fr. 50. 556
— Emile, ou De l'dducation. Nouvelle Edition, revue avec le plus
grand soin d'apres les meilleurs textes. In-18 Jesus, 571 p. Paris,
Garnier freres. 557
— — — Extraits compreiiant les principaux eldments pddagogiques des
trois Premiers livres, avec une introduction et des notes par Jules
Steeg. In-12, 142 p. Paris, Hachette et_ Ci«. _ __ 558
— Souquet, Paul. Emile, ou De l'^ducation (extraits choisis). Avec
deux introductions. In-12, XXVI-319 p. Paris, Delagrave. 559
— Ritter, Eug., nouvelles recherches sur les Confessions et la Corre-
spondance de Jean- Jacques Rousseau. (Aus: ,.Zschr. f. nfrz. Spr. u.
Litt.") gr. 8. (40 S.) Oppeln, Franck. M. 1,50.
(T. de L.) Revue critique, 1881, Nr. 3, p. 53. 560
Saiiite-Beuve, C. A. Nouvelle correspondance, avec des notes de
son dernier secrt^taire. In-18 jdsus, 448 p. Paris, C. Levy.
71%. f. d. Litt. d. AusL, Nr. 45, 1880. 561
— James Klein. Nachgelassenes von Sainte-Beuve. (C. A. Sainte-
ßeuve, le Clou d'or, la Pendule. Paris, 1880.)
Maff. f. d. Litt. d. In- u. AusL, 1881, p. 61. 562
Sainte ■ Pierre, Bernardin de. (Euvres choisies. Paul et Virginie;
l'Arcadie; la Chaumiere iudienne; la Pierre d' Abraham. Nouv. ddit.
In-18 Jesus, 431 p. avec 12 vign. Paris, Hachette et C'^ . 2 fr. 25. 563
38 Bibliographie ISso.
Sainte-Pierre, Bemhardin de. Paul et Virginie, suivie de ruorceaux
cboisis de l'Arcadie et des Etudes de la uature. Avec une biographie
de l'auteur. 20«= Edition. In -12, 287 pag. et 4 grav. Tours, Marne
et fils. 564
ISaint-KSiiiion. Meraoires publies par MM. Cht?ruel et Ad. Keg-
nier fils, et collationnes de nouveau pour cette Edition sur le ma-
Quscrit autographe, avec une notice de M. Sainte- Beuve. T. 1.
In-18 Jesus, L-516 p._. Paris, Hachette et Ci^. 3 fr. 50 c. 565
— Ecrits inedits. publies sur las manuscrits conserves au depot des
affaires etrangeres; par M. P. Faugere. T. 1 et 2. 2 vol. In-8'.
Paris, Hachette et C'^. 566
— Papiers inedits du duc de Saint-Simon ; Lettres et depecbes sur l'am-
bassade de Espagne. (Tableau de la cour d'Espagne en 1721.) In-
troductions par Edouard Dura ont. In-8'', 416 p. Paris, Quantin. 567
— Picot, Georges. Les Papiers du duc de Saiat-Simon aux archives
des Affaires etrangeres, memoire. In-8'^, 78 p. Orleans, Colas.
Extrait du Compie reiulu de V Acadanie des sciences murales et
imlitlques. 568
— Boislisle, M'"^ de. Fragments inedits de Saint-Simon, communi-
ques a l'Assemble'e ge'nerale de la Societe de l'histoire de France.
In-8'', 28 p. Nogent-le-Rotrou, Daupeley-Gouverueur.
Extrait de V Aiüiuaire -hulletin de la Societe de Fhistoire de
France. 569
Satyre M<3ilipi>6e de la vertu du catholicon d'Espagne et de la
tenue des estats de Paris. Nouvelle edition, accompagnee de commen-
taires et precedee d'une notice sur les auteurs, par Charles Labitte,
du College de France. In-18 Jesus, XXXVI-396 p. Paris, Charpentier.
3 fr. 50 c. 570
— Frank, Jos. Zur Satire Menippee. Nikolsburg, 1880,
(ZvefitiaJ Zsclir. f. iifrz. Spr. u. Litt., ISSl, p. 4.54. 571
Scribe, Eugene. (Euvres comjjletes. 4<= serie. Operas-comiques. T. 14
bis 17. 4 vol. lu-18 Jesus. Paris, Dentu. 572
— — 5*^ serie. Proverbes; Nouvelles; Romans. T. 1. In-18 je's., 376 p.
Aoi/velle edition, dicisee en six series formant environ 5i) vol. 572
— Le Verre d'Eau: A. Comedy. With a Biographical Memoir, and
Grammatical, Literary, and Historical Notes, by C. Colbeck. (Pitt
Press Series.) 12mo, pp. 136. Cambridge Warehouse. 573
Ce sont les secrcs des dasJies deffendus a reveier, publies pour la
premiere fois, d'apres des manuscrits du XV'= siecle, avec des fac-
simile, une introduction, des notes et un appendice ; par les docteurs
AI. C et Ch. Ed. C Petit in-8'', XLIV-119 pages. Paris,
Eouveyre. 574
Sedaiue. Le Philosophe saus le savoir, comedie en ciuq actes. Publice
pour la premiere fois d'apres le manuscrit de la Comedie - Fran9aise,
avec une preface par Georges d'Heylli. In-18, XXXIlI-107 pages.
Paris, Lib. de bibliophiles. 3 fr. 50. 575
S^gur. Histoire de Napoleon et de la grande armee pendant Tannee
1812. Enrichie d'un vocabulaire et de notes grammaticales par
E. J. Hauschild. 7. ed. 12. (440 S.) Berlin, Beuger. M. 3. 576
— Comte de. Histoire de Napoleon et de la grande arme'e pendant
l'annee 1812. Unter Mitwirkung von Prof. Dr. Bernhard Schmitz,
erklärt von Oberl. Dr. H. Lambeck. 3 Bde. Mit lith. Karten von
H. Kiepert, gr. 8. Berlin, Weidmann.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., III, 486 (Lion). 577
S^Tign^, M"!«^ de. Le premier texte des Lettres. Re'impression de
Einzelne Jutoren und Werke, Mono'jrajüiien. 39
l'edition de 1725, publitie par le marquis de Queux de Saint-
Hilaire. Petit in-12, XIV-113 p. Paria, Librairie des bibliophiles.
7 fr. 578
S^vigii^, M'"'-- de. Lettres de M""«^ de Sevign^, de sa famille et de
ses amis, recueillies et annotees par M. Monmerque. Nouvelle
e'dition, revue sur les autographes, les copies les plus authentiqiies et
les plus ancienues impressions, et augiuentee de lettres inedites, d'une
nouvelle notice, d'un lexique des mots et locutions remarqnables, de
portraits. vuea et fac-simile. etc. T. 1 — 8. 8 vol. I11-8". Paris,
_ Hachette et C^e . 579
Simon, FranQois-Jule.s. (Euvres posthumes: Fleurs du passe ; poemes et
poesies. Precedes d'une notice sur l'auteur, par E. Mathieu de
Monter. Orne d'un autograplie et d'un portrait grave par V. Mou-
dain. T. 1 et 2. 2 vol. In-lS Jesus. Paris, aux bureaux du Journal
rOrpheon. 580
Soiivestre, E. Lectures journalieres a l'usage des ecoles et des fa-
milles. Nouvelle edition. In-18 je'sus, VII-279 p. Paris, C. Levy. 581
Tliierry, Augustin. (Euvres. Essai sur l'histoire de la formation et
des progres du tiers ^tat, suivi de deux fragments du recueil des
monunients inedits de cette histoire. Nouvelle edition, revue avec le
plus grand soin. ln-8'*, 432 p. Paris, Garnier freres. 582
— Essai sur l'histoire de la formation et des progres du tiers etat:
suivi de fragments du Recueil des monuments inedits de cette histoire.
15^ e'dition, revue et corrigde. In-18 Jesus, 540 pages. Pains, Furne,
Jouvet et Cie. ' 583
— Histoire de la conquete de l'Angleterre par les Normands.
De ses causes et de ses suites jusqu'a nos jours en Angleterre, eu
Ecosse en Irlande et sur le continent. Nouvelle edition, revue et
annotee. T. 1 et 2. 2 vol. In-8". Bar-le-Duc, Contant-Laguerre. 584
— Recits de temps mörovingiens. In-8'', 315 pag. Bar-le-Duc,
Contant-Laguerre. 585
— — precedes de considerations sur l'histoire de France. Nouvelle
edition, revue avec le plus grand soin. 2 vol. In-18 Jesus, 796 pag.
Paris, Garnier freres. 586
Tlliers. Histoire de la Revolution frau^aise. 13^ edition. T. I — 10.
10 vol. In-S-^. Paris, Furne, Jouvet et C'^. 587
— Discours parlementaires de M. Thiers, publie's par M. Calmon, ae-
nateur, de l'Institut. Troisieme partie. T. 6 (1842 — 1845). T. 7
(1846—1848). 2 vol. In -8^ 1290 pag. Paris, C. Levy. 7 fr. 50 c.
chaque vol.
Revue critiqne, L'^SO, S. 278 (Gazier). 588
— Martel, le comte de. Les Historiens fantaisistes. M. Thiers. In-18
Jesus, lV-116 p. Paris, Dentu. 1 fr. ^ 589
R. Mahrenholtz. De Vis^'s Veritable Critique de l'Ecole des Femmes.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1880, p. 15. 590
Voltaire. (Euvres completes. T. 14. In-18 Jesus, 340 pages. Paris,
Hachette et Ci<=. 1 fr. 25. 591
— Le Diner du comte de Boulainvilliers . suivi de TEmpereur de la
Chine et le Frere Rigolet, ou Relation de l'expulsion des jesuites de
la Chine. Petit in-12, 108 p. Paris, Liseux. 1 fr. 592
— La Pucelle d'Orlöans, poeme en vingt et un chants. 2 vol. In-16,
394 pages. Avec portraits et vignettes jiar Duplessis - Bertraux.
Rouen, Lemonnyer. 40 fr. 593
— Histoire de Charles XII, roi de Suede. Nouv. 6dit., revue d'apres
les meilleurs textes. In-18 Jesus, 394 p. Paris, Garnier freres. 594
40 Bibliographie 18S0.
Voltaire. Histoire de Charles XII. Edition classique, publiee
avec une carte de l'Europe centrale, des notes litteraires et des
eclaircissements historiques et geographiques, par F. Brochard-
Dauteuille, agrt^ge d'histoire. In-12, X-299 p. Paris, Hachette et
O^. 1 fr. 60. 595
— — Nouvelle edition, precödee d'une notice sur l'auteur, des Etudes
preliminaires sur son ceuvre, etc., accompagnee de notes historiques,
geographiques, litteraires et grammaticales, suivie d'une table analy-
tique et chronologique des evenements, par M. L. Grregoire, pro-
fesseur d'histoii-e au lyce'e Fontanes. In-12, XXXV-325 pages. Paris,
lib. Belin. _ 596
— Siecle de Louis XIV. Nouvelle Edition, pre'cedee d'une notice
sur l'auteur, d'etudes preliminaires sur son oeuvre etc., par M. Gre-
goire. Edition corrigee. In-12, XXIV-485 p. Paris, Belin. 597
— — Edited, with Notes, Philological and Historical, Biogra))hical and
Geographica! Indices, etc., by Gustave Masson and G. W. Prothero.
Part 2, chapters 14—24. (Pitt Press Series.) 12mo, pp. 214. Cam-
bridge Warehouse. 598
— Le Sottisier, public pour la premiere fois, d'apres une copie au-
thentique faite sur le manuscrit autographe conserve au musee de
l'Ermitage a Saint-Petersbourg, avec une preface par L. Le'ouzon Le
Duc. ln-8", XL-155 p. Paris, Libr. des bibliophiles. 30 fr. 599
— Aracon. Voltaire et le dernier gouverneur du chäteau de Salses
(trois lettres inedites de Voltaire), In-S*-, 12 p. Montpellier, Boehm
et fils.
Exlrait des Mänoires de FAcademie des sciences et lettres de
Monpellier (section des lettres). 600
— Une lettre inedite, annotee par Emile Biais, archiviste de la ville
d'Augouleme. conservateur du musee archeologique. In-8", 11 pages.
Angouleme, Goumard.
Extrait du Bulletin de la Societe archeologique et kistorique de
la Charente, anne'es 1878 — 1879. 601
— Pompery, E. de. Voltaire; sa vie, son caractere, ses oeuvres. In-32,
154 p. et gravures. Paris, Martin. 602
V. Moderne Belletristik.
1. Litterarische und ästhetische Essays u. dgl. — Sclu'iftea über die
Ehescheidung.
Banville, Theodore de. Petit traite de poesie fran9aise. In-18 je'sus,
333 pages. Paris, Charpentier. 3 fr. 50. 604
Buffeiioir, Hippolite. Etudes parisiennes. Les Beaux jours d'un
poete. In-18, 54 p. Paris, Ghio. 1 fr. 605
Coqiielill, C. L'Art et le Comedien. In-16, 68 p. Paris, OUendorff.
2 fr. 606
Della Roca de Vergalo, N. A. La Poetique nouvelle. l^e edit.
In-r2, XVI-76 p. Paris, Lemerre. 1 fr. 607
Van Dorslaer, H. Theorie et pratique naturalistes. Le roman ex-
perimental et Nana, de M. Emile Zola. In-12, 45 pages. Bruxelles.
75 c. _ 608
Delalande^ E. Etüde sur la propriete litteraire et artistique. In-8'^,
264 p. Paris, Marescq aine. 609
Delay, C. Le Roman Contemporain en France. I. Alphonse Daudet.
In Zschr. f. ufrz. Spr. u. Litt., 1880, p. 491. 610
Romane, Novellen, Memoiren, Ju/jendschriflcn, Mührchcn ek. 41
Gatieii - Ariioiilt. Les Fauteuila de rAcademie. In-8'^, 32 p. Tou-
louse, Douladonre.
ExtraU des Me'moires de CAcademie des sciences, ete., de Tou-
louse. 611
liegraiid, Maurice. Lessing et le goüt fran9ais en Allemagne. In- 16,
32 p. Bayoune, Lespes sceurs.
Conferences de f Jssociation plnlomathique de Bayonne. 612
Xevcii-LfCniaire. De reloqncnce du barreau fran^ais. In-S", 41 p.
Roueii, Lecerf. 613
Taiue et J. B. Dumas. Discoura prononces, dans la söance publi-
que tenue par l'Acaddmie fran^aise pour la reception de M. Taine, le
15 janvier 1880. In-4", 61 p. Paris, Firmin-Didot et C^e. 614
— Discours de reception de M. Taine, prononce a l'Academie t'ran9aise
le 15 ianvier 1880, et response de M. J. B. Dumas. Iu-8^ 76 pages.
Paris, "Didier et Cie. 1fr. 615
Vall^C, Oscar de. Etudes et portraits. ln-18 Jesus, 361 pages. Paris,
C. Levy. 616
Vibert, Paul. Affaire Sardou, memoire a la presse. Iu-18 j&us, 55 p.
Paris, Ghio. 1 fr. 617
Xau, Fernand. Emile Zola. In-18, 68 pag. Paris, Marpon et Flam-
marion. 1 fr. 618
Zola, Emile. Le Roman expdrimental. In-18 Jesus, VII-416 p. Paris,
Chai'pentier. 3 fr. 50.
Bibliothcque Charpentiei-. (0. Heller) Mag. f. d. Litt. d. Ausl.,
ISSO, p. 675. 619
Alglierti, A. A propos du divorce. M'"'^ Helene. In-18 jösus, 364 p.
Paris, Dentu. 3 fr. 50. 620
Kerry, Georges. Moralit^ du divorce. In-8'', 61 p. Paris, Larose. 1fr. 621
I>idoil. Indissolubilitd et divorce. Conferences de Saint -Philippe- du-
Roule, avec pr^face et t^pilogue. In-18 Jesus. LXXIX-237 p. Paris,
Dentu. 3 fr. 50. 622
l>liiuas fils, Alexandre. La Question du divorce. In-8'*, 421 p. Paris,
C. Lävy. 5 fr.
(EngelJ Mag. f. d. Litt. d. Ausl., p. 138. 623
Divorce, le, r^ponse a MM. Naquet et Dumas fils. In-S", 116 pages.
Paris, Dentu. 2 fr. 624
Girodoii, P. La Question du divorce (conference sur le livre de M.
A. Dumas fils). In-18 Jesus, 108 p. Paris, Dentu. 625
Grippa de Winter. Examen et refutation du Divorce, de M. Naquet,
et de la Question du divorce, de M. Alexandre Dumas fils. l^e edit,
In-8^ 67 p. Paris, Dentu. 1 fr. 626
Mornstein, E. de. Le Divorce; Keponse a M. Alexandre Dumas et
a ceux qui preconisent cette doctrine antireligieuse et antisociale.
In-S", V-244 p. Paris, Vives. 627
Ij^tliv^, D. Le Divorce. In-18 Jesus, 132 p. Paris, Robert et Buhl.
1 fr. 25. _ 628
Millet, Albert. Le Divorce, ce qu'il a ete, ce qu'il doit etre. Dis-
cussion des doctrines de M. Naquet. Nouveau plan de reformes.
In-18 Jesus, X-379 p. Paris, Pichon et Cotillon. 3 fr. 50. 629
Ozauani, A. F. Du divorce. In-B**, 24 p. Paris, LecofFre. 630
2. Romane, Novellen, Memoiren, Jngendschriften, Mälirchen etc.
About, Edmond. Le Roman d'un brave homme. In-18 Jesus, VI-457 p.
Paris, Hachette et 0'^. 3 fr. 50. 631
42 ßibäograpldc 1S80.
Acliard, Amedee. Souvenirs de la foret Noire. In- 18 jusus, 323 p.
Paris, C. Levy. 632
— Les Trois soeurs. In-18 Jesus, 384 p. Paris, C. Levy, 3 fr. 50.
Bibliotlicquc contemporaine. 633
Alexandra. Lettres d'une nihiliste. In-18 je'sus, 108 p. et portrait.
Paris, Dubuisson et G'^ . 1 fr. 634
Alexis, Paul. La Fin de Lucie Pellegrin. In-18 Jesus, 367 p. Paris,
Charpentier. 3 fr. 50. 635
Allard, Leon. L'Impasse des Couronnes. In-18 Jesus, 251 p. Paris,
PJon et Cie. 636
Alone, F. Henri Rene. In-18 Jesus, III-224 p. Paris, Plön et C^e. 637
Apraxiii, la comtesse Julie. L'une ou l'autre. In-18 Jesus, 397 pag.
Paris, Dentu. 3 fr. 638
Arl>oiix, Jules. Les Prisons de Paris. In-18 Jesus, IV -392 p. Paris.
Cliaix et C^^ 639
Arreze, Andre'. Linda. In-18 Jesus, 285 p. Paris, C. Levy. 640
Assolant, Alfred. Deux amis en 1792. ln-16, 316 p. Paris, Dentu.
1 fr. 641
— Histoire fantastique du celebre Pierrot ecrite par le magicien Alco-
fribas, traduite du sogdien; dessins par Yan'Dargent. In-8", 300 p.
Paris, Furne, Jouvet et C'^. 7 fr. 642
— Hyacinthe. In-18 Jesus, 324 p. Paris, Dentu. 643
AlKlebraiid, Philibert. Petites coniedies du boudoir. In- 18 Jesus,
350 p. Paris, C. Levy. 644
— Le öecret de Cliamblis, histoire d'un chateau. In-18 Jesus, 355 pag.
355 p. Paris, Dentu. 645
Alldeval, Hippolite, Les Amours d'un pianiste. In-18 je'sus. 341 pag.
Paris, C. Levy. ' 646
— Les Fraudeurs. In-16, 28S p. Paris, Plön et G^ . 1 fr. 617
Auvray, Michel. Marthe et Marie. In-18 Jesus, 295 pages. Paris,
Dillet. 648
— Nadir Plndien. episode de la revolte des cipayes en 1857. In -8",
143 p. Limoges, F. F. Ardant freres. 649
Badöre, M^^ Clemeuce. Tartufe et Diablo rose. In-18 Jesus, 315 p.
Paris, Dentu. 3 fr. 650
Bajil, Henri. Deruiers exploits du pere Tambour, roman national.
In-12, 198 p. Limoges, C. Barbou. 651
— Le Signe de croix. Iu-r2, 104 p. Limoges, Barbou freres. 652
Baraia. La Vie d'une femme, ou les Suites d'une faute. In-18, 108 p.
avec vign. Paris, Le Bailly. 653
Bar]i>es, Andre. Les Chantenay. In-18 jes., 373 p. Paris, Palme'. 654
Bargoiil, Jocelyn. Soirs d'hiver. In-18 Jesus, 223 p. et portr. Paris,
Lemerre. 3 fr. 655
Helot, Adolphe. La Venus noire, grand roman d'aventures africaines.
Livraisons 13 a 82. (Fin.) In-4*', p. 97 ä 651, avec illustrations ine-
dites de Sahib. Paris, Librairie illustree. 4 fr. 656
Beiitzou, Th. Georgette. In-18 Jesus, 311 p. Paris, C. Levy. 657
— Yette, histoire d'une jeune creole. ln-8'', 292 p. et 22 grav. Paris,
Hetzel et Ci^. 7 fr. _ 658
— Recits de tous les pays reunis. l'''^ serie. In-18 Jesus, 353 p. Paris,
C. Le'vy. Librairie nouvelle. 659
Bersier, M^e Eugene. Tourlede. In-18 Jesus, 291 p. Paris, Fisch-
bacher. 3 fr. 50. 660
Bertera, Andre. L'Amoureuse de maitre Wilhelm. In-18 je'sus, 416 p.
Paris, Ollendorff. 3 fr. 50. 661
Romane, Novellen, Memoiren, Jii(/cn(lsrhrifleii, Mältrchen clc. 43
Bertlict, l^liae. Les Crimes du aorcier. lu-l", 247 p. avec grav. Paria,
Roy. 662
— La Fontaine de la Fidelite. In -18 jesua, 320 pagea. Paria, Dentu.
3 fr. Ü63
— Le Martyre de la Boscotte. I11-I8 jeaua, 866 p. Paris, Dentu. G64
Blaiiqnct, Albert. Fleur- de -Marie. In- 16, 368 pages. Paris, lib.
Degorce-Cadot. 1 fr. 065
Boden, Mn'e D. de. Delaissee. ln-18 Jesus, 31S p. Paris, Palme. 6GG
— Michelette. In-18 Jesus, 298 p. Paris, Tequi. 667
Boissi^re, Edmond de. L'Heritage de Kernigen, scenes de manirs
militaires. Iu-18 je'sus, 368 p. Paris, Dentu. 3 fr. 50. 668
Bouiii^res, Robert de. Contes de fe'es. Grand in- 16, 127 pag. et 1
gravure a l'eau-forte. Paris. Charavay freres. 669
Bouff^' Mes Souvenirs (1800-^1880). Preface par Ernest Legouve;
portraits a l'eau-forte par MM. A. Blanchard, Deblois, Scherper et
Carred. In-18 Jesus, XX-104 p. Paris, Deutu. 670
Boili'doil, Mme. Recits de notve temps. L'Enfant abandonuee; Une
histoire toute simple; Par le verglas; le Verre d'eau; la Fille du
liberal. In-8^ 144 p. Lille, Lefort. 671
— Un reve accompli. In-1^ Jesus, 275 p. Paris, Delbomme et Briquet.
2 fr. . 672
Bousscuard, Louis. Le Tour du monde d'un gamin de Paris: les
Mangeurs d'hommes: les Bandits de la mer; le Vaisseau de proie.
In-18 je'sus, 544 p. Paris, Dreyfous. 3 fr. 673
Boiiteiileau, Georges. Une fille du peuple. In-18, 336 pag. Paris,
Dentu. 3 fr. 674
Bouvier, Alexis. Caulot le garde - chasse. In- 16, 320 pages. Paria,
Dentu. 675
— Les Creanciera de l'echafaud. In-18, 662 p. Paris, Rouff. 3 fr. 676
— Iza, Lolotte et C^^. In-18 Jesus. 408 p. Paris, Rouff. 3 fr. 677
— Mademoiselle Beau-Sourire. In-18 jes., 396 p. Paris, Rouff'. 3 fr. 678
— Le Mariage d'un forcat. Iu-18 Jesus, 492 p. Paris, Rouff. 3 fr. 679
Brissi^ac, Achille. Contes gris. Avec une preface par Horace Bertin.
(Trop d'amour: le Bouquet de la marquise ; Jean le cocber.) In-18
Jesus, 63 p. Marseille, Laveirarie. 680
— Souvenirs de prison et de bagne. In-18 Jesus, IV-102 pages. Paris.
Derveaux. 60 cont. _ 681
Brot, Alphonse. Miss Million. Deuxieme partie: les Nuits terribles.
In-18 Jesus, 596 p. Paris, Rouff. 3 fr. ^ 682
Bruno, Jean. La Debauclie, roman parisien. In-18 Jesus, 476 pages.
Paria, Derveaux. 3 fr. 50. 683
— M'sieu Gugusse. In-18 Jesus, 626 p. Paris, Rouff. 684
Buet, Charles. Histoires cosmopolites. In-18 Jesus, 339 pages. Paria,
Palme. 685
— Legendes du pays de Savoie. A petite cloclie grand son. In-8",
228 p. Limoges, C. Barbou. 686
— Les Roia du pays d'or. In-18 Jesus, 308 p. Paris, Bleriot freres. 687
Buissou, R. Nouvelles. Les Prussiens ä Boubigny, episode de l'in-
vasion; la Mort du capitaine Skodyl; la Victoria. In- 16, 30 pages.
Bordeaux, Feret et fils. 50 c. _ 688
Burty, Philippe. Grave imprudence. In-18 Jesus, 259 p. Paris, Char-
pentier. 3 fr. 50. 689
€adol, Edouard. La Diva. In-8 a 2 col., 325 pag. Paris, Voisvenel,
reaux du Siede.
Publication du Journal le Siede. 690
44 Bibliof/raphle 1S80.
Cadol, Edouard. Un enfant d'Israel. In- 18 Jesus, 338 pages. Paria,
Deutu. _ (1881.) _ _ . . . ' .691
— La Princesse Aldee, conte imite de Carlo Gozzi, suivi de Marianne
et Georges Pairier. In-18 Jesus, 311 p. Paris, Levy. 3 fr. 50. 692
Caiiiors, Rone de. Le Chätiment hereditaire. 2 vol. In-18 Jesus,
694 p. Paris, Dentu. 6 fr. 693
Caiupardou, La Chemine'e de ¥"1^ de la Pouliniere. In -32, 143 p.
et 1 grav. ä l'eau-forte. Paris, Charavay freres. 694
CJampos, Jose de. Les Vengeurs d'aujourd'hui. In-18 Jesus, 6G3 pag.
Paris, lib. de l'Echo de la Sorbonne. 3 fr. 50. 695
Caiiivet, Charles. Constauce Giraudel. In-18 Jesus, 320 pag. Paris,
Dentu. 3 fr. 696
Caiitaciiz^iie-AItieri, Mm^ Olga. Poverina. In-18 jt'sus, 316 p.
Paris, C. Levy. 697
Cariie, Jules de. Apres la faute. In-18 Jesus, 298 p. Paris, C. Levy. 698
CJazotte, J. Le Diable amoureux. In -12, 140 j)ages. Paris, Delarne.
1 fr. 699
Cliaiidonciix, M^e Claire de. Les Mariages de garnison. 2^ serie.
L'Honneur des Champavayre. In-18 je's., 321 p. Paris, Plön et C'^, 700
Chailtavoiiie, Henri. Satires contemporaines. In-18 Jesus, 11-116 p.
Paris, C. Levy. 7Ö1
Cliarot, Mederic. La Chanson du berger; le R^cit d'un buveur d'eau ;
les Peupliers de Jean Lefevre. In-18, 309 p. Paris, Dentu. 3 fr. 702
Chateaugay, Pierre. Le Pere Ludo. In-18 Jesus, 382 pag. Issoire,
Caffard. 2 fr. 50. 703
Cliatilloii, Mary. Contes a ma niece. In-18 Jesus, 304 pag. Sceaux,
Poiret. 704
dierbliliez, Victor. Amours fragiles. In-18 Jesus, 336 pag. Paris,
Hachette et Ci^. 3 fr. 50. _ 705
— Pritsche. Un cheval de Phidias. Causeries atheniennes von Victor
Cherbuliez. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung, 1880.
fC. Tit. Lion) Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt., 1881, f. 48/^. 706
Cbiucliolle, Charles. Le Lendemain de l'amour. Avec uue preface
d'Alexandre Dumas. In-18 Jesus, 310 p. Paris, C. Levy. 707
Clir^tien, Charles. Les Economies de Madeleine, scencs de mceurs.
In-18 Jesus, VIII-320 p. Paris, C. Levy. 3 fr. 50. 708
Cliutü! par l'auteur de: Shocking ! ! In-18 Jesus, 320 pages. Paris,
C. Levy. 709
Cladel, Leon. Crete-Kouge. In-18 je'sus, XLIV-251 p. Paris, Lemerre.
3 fr. 50 c. _ ^ ^ 710
— Les martyrs ridicules, roman parisien, avec une preface de Charles
Baudelaire. In-12, 324 p. Bruxelles. 5 fr. _ 711
Clar^tie, Jules. Une femme de proie, scenes de la vie parisienne.
In- 18 Jesus, 389 p. Paris, Dentu. 3 fr. 50 c. 712
— La Maitresse. In-18 Jesus, 472 p. Paris, Dentu. 713
Clerc, Alexis. Frcre Nice'phore. In-18 Jesus, VIII- 384 pages. Paris,
Routf. _ 714
— Si nous causions femmes ? etudes. In-18 Jesus, 328 pages. Paris,
Rouff. 715
Coloillb, M'"«^. Les Infortunes de Chouchon. In-16 Jesus, 259 pag. et
48 vign. Paris, Hachette et C^e . 2 fr. 25. 7I6
Consta, E. Le Chäteau de Castelloubou, conte fantastique. In-18 jes.,
267 p. Paris, Ollendorft'. 3 fr. 50. 717
Craven, M"^^ A. La Jeunesse de Fanny Kemble. In-18 Jesus, 289 p.
Paris, Didier et Ci^. 3 fr. 718
Romane, Novellen, Memoiren, ,li(f/e)i.dsehriflen, Mährchen etc. 45
Cruyplaais. Souvenirs d'un volontaire de 1830. In -8", VIII -115 p.
Gand. 719
Ciivillier - Fleury, M"i«= J. La Petite Maman. In- 18 Jesus, 208 p.
Paris, Lefevre. 720
Daudet, Ernest. Les Amoureux de Juliette. In-16, 320 pages. Paris,
Dentu. 721
— Les Aventures de trois jeunes Parisiennos. In-IG. 311 pages. Paris,
Dentu. 1 fr. 722
— Madame Sylvani. In-16, 253 p. Paris, Plön et &<'. 1 fr.
Bibliothiqne de romans. 723
— La Maison de Graville, moeurs mondaines. In-18 Jesus, 292 p. Paris,
Plön et Qie . 724
— Souvenirs de la presidence du mare'chal de Mac-Mahon. In-18 Jesus,
VUI-317 p. Paris, Dentu. 725
Debans. Camille. Les Drames a toute vapeur. In-18 Jesus, 283 pag.
Paris, Plön et C'^. 726
Deiioy, Emmanuel. Mademoiselle Ciarens. In-18 Jesus, 373 p. Paris,
OUendorff. 3 fr. 50. 727
I>esbeatix, I^mile. Les Pourquoi de M''^ Suzanne. Preface de X,
M armier. Dessins de Monginot, de Monvel, Scott, Vogel, Zier.
Gravüre de Meaulle. In-4", VlII-293 p. Paris, Ducrocq. 728
Des Forges, Yves. Bathilde, ou la Force des faibles. Grand in -12,
492 p. Paris, Tequi. 729
Des Jonrueaux, J. M. La Fille des Tsars, ou la Croix latine et la
Croix grecque. In-8'', 240 p. Limoges, libr. C. Barbou. 730
Deslys, Charles. Le Capitaine Minuit. In-18 jes., 354 p. Paris, Dentu. 731
Diard, M"^ Louise. Florentine. In-8^ 237 pag. Limoges, M. Barbou
et Cie. 732
Digliet, Charles. Moi et l'autre. In-18 Jesus, 363 p. Paris, Rouff. 733
Du Boisgobey, Fortune. La Main coupee. 2 vol. In-18 Jesus,
641 p. Paris, Plön et C^^. 734
Dubut de L.aforest. Les Dames de Lamete. In-18 Jesus, 312 p.
Paris, Charpentier. 3 fr. 50. 735
Du Chastel, M. Le goitreux, conte pour les chasseurs. In-18, 184 p.
Bruxelles, Libr. C. Muquardt. 2 fr. 50. 736
Dumas, Alexandre, fils. Les femmes qui tuent et les Femmes qui
votent. In-18 Jesus, 220 p. Paris, C. Levy. 2 fr. 737
— Herce, L^on. Lettre a M. Alexandre Dumas fils. de l'Academie
fran9aise; reponse a la brochure: les Femmes qui tuent et les Femmes
qui votent. In-18, 27 p. Paris, Blanpin. 50 cent. 738
Du Molay-Bacon, L. Trouvailles et bibelots. In-18 je'sus, 351 p.
Paris, Dentu. 3 fr. 739
Dnplessy, P. Un amour eu Afrique. In-8'*, 61 p. Bordeaux, Faure. 740
Du Pradeix, Alfred. Le Neveu du chanoine. In-18 je'sus, 309 p.
Paris, Plön et C'^ 741
Duprez, G. Souvenirs d'un chanteur. In-18 je'sus, 284 p. Paris,
Calmann Levy. 742
Duraudal, Pierre. Le Supplicie vivant. In-18 Jesus, 271 p. Poitiers,
Oudin freres. 743
Durandeau, J. La Comedie a cent actes. In-18 Jesus, 252 p. Paris,
Librairie des bibliophiles. 3 fr. 50 cent. 744
Durautiu, Armand. Un eleve des jesuites. In-18 Jesus, 309 p. Paris,
Degorce-Cadot. 3 fr. 50 cent. 745
Duval, Georges. La Morte galante. In-18 Jesus, VII -259 p. Paris,
Derveaux. 3 fr. 50. 746
46 Bibliographie ISSd
DliTal, Georges. Les Petites Abraham, In- 18 je'sus, 370 pag. Paris,
Dentu. 3 fr. 747
!Eduiond, Charles. Ze'phyrin Gaza van en Egypte. In- 18 jdsus, 476 p.
Paris, C. Le'vy. 748
£iiaillt, Etienne. Les Jeunes filles de Paris. Diane de Kerdovyl,
In-18 Jesus, 507 p. Paris, Dentu. 749
£nne, F. D'apres nature. Eau- forte de L. Lenain. In-18, 142 p.
In-18, 142 p. Bruxelles. 3 fr. 750
£spauet, A. Les Re'cits du chalet. In-18 je'sus, 247 pages. Paris,
ßoumard. 751
£thampes, MUe Gabrielle. La Muette d'Orvault. In-12, 301 p. Paris,
Delhomme et Brigiiet. 752
Faber, Ferdinand. L'Hospitaliere. In-18 Jesus, 255 p. Paris, Char-
pentier. 3 fr. 50.
BibliotMque Charpentier. 753
Faivre, Eugene. Deux guenons, mceurs parisiennes. In-18 Jesus, 319 p.
Paris. Dentu. 3 fr. 754
Faiicounet, Baron de. Sei et Poivre, nouvelles. In-18 Jesus, 237 p.
Nice, Barbery freres. 755
Fertiault, F. Le Berger du Beage. In-18 Jesus, 360 pages. Paris,
Didier et C'«. 756
Fleuriot, MH^ Zenaide. Bonasse. In-18 Jesus, 357 p. Paris et Lyon,
LecofFre. 3 fr. 757
— La Rustaude. In-18 Jesus, 409 p. Paris, Palme. 758
Foa, Eugenie. Les Contes de ma bonne. Les Cinq infortunes des sa-
bots de Ramouniche. In-12, 140 p. Limoges, E. Ardant et C'^. 759
France, Hector. L'Amour au pays bleu. In-18 Jesus. IV -296 pages.
Paris, Lemerre. 3 fr. 50. 760
— Le roman du eure (X. X. X.). Eau -forte de Henry Maboux. In-18,
418 p. Bruxelles. 5 fr. 761
— Le Peche de sceur Cunegonde. In-18 Jesus. 487 p. Pai-is, Chauvin.
3 fr. 50. ■ 762
Fronteau, M''^ Berthe. Lettres intimes. In-12, 226 p. Saint-Nazaire,
Fronteau. 763
Garcill, Mi^e Eugene. Madame Roland. In-1 6, 160 p. Paris, Martin. 764
Oarennes, Ernest. Le Sergeant Villajoux. In-18 Jesus, 11-286 pages.
Paris, Librairie generale. 3 fr. 765
Oastineau, Benjamin. Les Secrets du mariage, roman parisien, In-18
Jesus, 347 p. Paris, Dentu. 766
Oatltier, Theophile. Fusains et eaux-fortes. In-18 Jesus, VIT- 324 p.
Paris, Charjjentier. 3 fr. 50 cent. 767
— Les Jeune-France, romans goguenards, suivis de Contes hunioristiques.
In-18 Jesus. XVm-377 p. Paris, Charpentier. 3 fr. 50. 768
G6rard, Andre. Tropjolie. In-18 jes., 239 p. Paris, Plön et C^^ . 769
Oilet, Maxence. Les Confessions de Polycarpe Bouffard, suivies de: ün
original polonais. In-18 Jesus, 477 pag. Lons-le- Saunier, Damelet.
3 fr. 50. 770
Oirardiii, J. Contes sans malice. In-18 Jesus, 191 pages avec vign.
Paris, Hachette et C^^ 1 fr. ' 771
Oiraiid, Eugene. La Fille de M. Toinet. In-18 je'sus. 348 p. Paris,
Charpentier. 3 fr. 50. 772
Giron, Alfred. Histoire d'une ferme. In-8^ 191 p. avec vign. Paris,
Hachette et C^e. 1 fr. 50. 773
Olatroii, G. La Niece du eure. In - 12, 375 pages. Paris, Lemerre.
3 fr. 50 cent. 774
Roniune, Novellen, Memoiren, Jitf/endscliriflen, Möhrclwn ete. 47
Glouvet, Jules de. Le Forestier. In-18 Jesus, 348 p. Paris, C. Levy.
3 fr. 50 Cent. 775
Goiicoiirt, Edmond et Jules de. Renee Mauperin. In -32, 380 p. et
2 grav. a l'eau-forte par Edmond Morin. Paris, librairie Charpentier.
4 fr. 776
Gonzales, Emmanuel. Une princesse russe. In- 16, 251 pag. Paris,
Plön et Ci<=. 1 fr. 777
Ooiiraud, M"e Julie. Cecile, ou la Petite sceur. In-18 Jesus, 283 p.
et 24 gravures. Paris, Hachette et C'^. 2 fr. 25. 778
Goiirdou «le Genoiiillac, H. Le Secret du feu. In-18 Jesus,
372 p. Paris, Dentu. 3 fr. 779
Oozlau, L^on. Les Martyrs iuconnus. In-16. 250 pages. Paris, Plön
et Cie. 780
Grandeffe, Arthur de. Ce qu'on lit. Iu-18 Jesus, Xl-384 p. Paris,
Chaix et C'^ 781
Gräville, Henry. L'Heritage de Xe'nie. In-18 jesue, 307 p. Paris,
Plön et Cie. 782
— Le Moulin Frappier. 2 vol. In-18 Jesus, 456 p. Paris, Plön. 783
Gl'iuiaild, Emile. Eecits vendeens. Avec une introduction par M.
Victor de Laprade. In-18 Jesus, VIII-247 pages. Paris et Lyon, Le-
coffre fils et C^^. 784
Gros-Kost. Courbet, Souvenirs intimes, llluströ de dessins originaux
hors texte par Bigot, Boissy etc. In-16, 209 pages. Paris, Derveaux.
3 fr. 50. 785
Gu^roiilt, Constant. La Bande Graaft. In-16, 283 p. Paris, Plön et
Cie. 1 fr. 786
— Un heritage tragique. T. 1. Les Vengeurs. T. 2. Les Condamndes.
2 vol. In-18 Jesus, 716 p. Paris, Dentu. 787
— Les Tragddies du mariage. Premiere partie: La Ct^lebre Laurianne.
In-18 Jesus, 373 p. Paris, Dentu. 788
Hager, Kelly. La Branche de verveine, recit d'un patriote. l^e edit.
In-18 Jesus, 213 p. Paris, Lutier. 2 fr. 789
Hal^vy, Ludovic. Les Petites Cardinal. Iu-18 Jesus, 261 pag. Paris,
C. Levy. 3 fr. 50. 790
Halt, Robert. Le Dieu Octave. In-18 Jesus, 351 p. Paris, Hb. Dentu.
3 fr. 791
Hailteville, d', et Wetzel, M™e. Les Soire'es de Cendrillon, histo-
riettes. In-18 Jesus, 211 pages avec vign. Paris, Lefevre. 792
Helliem, C. IH^^ de Marnay. In-18 Jesus, 414 pages. Paris, Bleridt
freres. 793
Hellinier, Regis. Les Recits de l'aieul, ou le Devouement filial.
In-S", 143 p. Limoges, F. F. Ardant freres, 794
Hoiiay, S. d'. Six mois aux champs. In-8*', 160 p. et grav. Ronen,
Megard et 0*^. 795
Houssaye, Arsene. Alice, roman d'hier. Iu-18 Jesus, VII-281 pages.
Paris, Dentu. 3 fr. 50 c. 796
— L'Eventail brise: I. Regina; II. Angele. 2 vol. In-18 je'sus, 692 p.
Paris, Dentu. 7 fr. 797
Jacolliot, Louis. Les Mouches du coche. In-18 Jesus, 315 p. Paris,
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Janz^, Mi"e A. de n^e Choiseul. Berryer, Souvenirs intimes. In-18
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Jauft'ret, M^i^ Antoine. Le Bandit de la Sierra Negra, nouvelle.
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Iblis. Aventures et mesaventures alg^riennes de M. Ol i vier Pain,
48 Bibliographie 188(1.
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James. Le Vicomte de l'Aubette, etude de mceurs contemporaines.
In-18 Jesus, 312 p. Paris, Dentu. 3 fr, 50. 802
Jaubert, M^e C. Une revolution, souveuirs inedits (1847 et 1848),
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Tours, Maine et fils. 806
Joiisse, Gustave. Vive la France, Le Fils du proscrit; le Capitaine
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Jliiiqiia. Les Fils et l'Araant. In-18 jes., 420 p. Paris, Dentu. 3 fr. 808
— Lumene, ou la Fille des grands martyrs. 2 vol. In -8", XI -861 p.
Paris, Dentu. 8 fr. 809
Karr, Alphonse. CEuvres completes. Pendant la pluie. In-18 ie'sus,
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Karr, M"e Therese Alphonse. Croquis irlandais. In-12, IV-255 pages,
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Paris, Fischbacher. 1 fr. 50. 812
Kernen, Paul de. Journal d'un mobile. Paris (14 septenjbre 1870
— 29 janvier 1871). In-18 jäsus, VIII-243 pages. Paris, Ghio.
3 fr. 50 Centimes. 813
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la Bergerie et le Kaiserlick. Gr. in -8" ä 2 col,, 128 pages, Paris,
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Puhlication du jouryial le Siede. 815
Lianiy, Victor. Brise -de -Mai, ou les Trappeurs de l'Hudson. In-18
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lia liandelle, G. de. Legendes de la mer. In-18 je'sus, VH - 288 p.
Paris, Haton. 817
— Rose Printemps. In-18 Jesus, 330 p. Paris, Dentu. 3 fr. 818
L<a Madel^ne, Henry de, Les Fonds perdu.s. In-16, 249 p. Paris,
Plön et Cie. 1 fr. 819
liauiothe, A. de. Fcedora la nihiliste. In-18 Jesus, 327 pag. Paris,
Bleriot freres. 820
liaporte, Albert. Les Memoires d'une hirondelle, histoire alsacienne.
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— Trois collegiens en vacances. In - 8", 254 pages et 47 grav. Paris,
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— Les Naufrages aeriens. Grand in-8", VIII-293 pag, et grav, Paris,
Lefevre. 823
lia Selve, Edgar, Nouvelles patriotiques. Une Lorraine. In-18 j^sus,
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liaubor, M^e M. Mademoiselle Grinchue. In-18 je'sus, 210 p. Paris,
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liaiinay, Alphonse de. Pere inconnu. In-18 Jesus, 353 pag. Paris,
Charpentier. 3 fr. 50, 82G
HoiiKDW, Noodli'ii, J\lciiiinrcit, .liu/endsvliriflcn, Mälirchcii de. 4!l
Iiaii7J<>rc.s-T]i<''iaiiio^, A. de. Los Morts vivants. * Les Drames du
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lirtverguc, Alexandre. Epouse ou mere. In -16, 273 p. Paris, Plön
et C'i^. 1 fr. 828
— Le Lieutenant Eobert. Li-10, 249 p. Paris, Plön et C'^. 1 fr. 829
liOgouv^, Erneste. Nos filles et nos fils, scenes et etudes de famille.
lllustrations par P. Pliilippoteaux. Iu-8", 334 p. et 22 grav. Paris,
Hetzel et C'«^. 7 fr. 830
Bibliotheque Gilon. C L.eilloii]iiei'. Trois contcs. La Sainte- Ca-
therine au moulin. — La Noel du petit joueur de vielen. — Un ma-
riage en Brabant. In-12, 92 p. Verviera. 60 c. 831
li^o. Andre. L'Epousee du bandit. Gr. in- 8" ä 2 col, 200 p. Paris,
bnreaux da jeurnal le Siecle. ' 832
L.e Pas, A. Paille et grain. In-12, 335 p. Bruxelles. 3 fr. 833
liCriclie, Henri. La .Soutane aux orties. [u-18 Jesus, 331 p. Paris,
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Xiei'illiiia. .lules. Les Mariages maudits. In-18 jesiTS, 594 p. Paris,
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liC Roy, Albert. Fabien. In-18 Jesus, 320 pag. Paris, Cluirpentier.
3 fr. 50 Cent. 830
lie Roi de Sainte -Croix. L'Alsacien qui rit, boit, cbante et
danse. Petit in-12, XII -272 ])ages. Nancy. Berger - Levrault et C'^.
3 fr. 837
liCroyer «le Cliaiilepie, Mi'e M. S. Me'moires d'une provinciale.
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lyesCHre, M. de. Le Demon des Montchevreuil. In-18 Jesus, 455 p.
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lievat, Louis- Adrien. Les Aveutures d'un Chirurgien, ou les Mysteres
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liiesse, Henri. On n'aime qu'une fois, roiuan d'hier. In-12, 403 pag.
Paris, Lemerre. 3 fr. 50. 841
liOndier, Sophronyme. Le Tourbillon humaiu. In- 18 Jesus, VIl-252 p.
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liUCeiiay, Henri. La Femme qui mord. In-18 Jesus, 348 p. Paris,
Dentu. 3 fr. 843
liyden, E. M. de. Maitre, ou maitresse? histoire intime. In-IG, 320 p.
Paris, Dentu. 844
Maliaiin, Paul. Les Meustres de Paris. In - 18 Jesus, 384 p. Paris,
Dentu. 3 fr. ' 815
Maizeroy, Rene. Souvenirs d'un Saint-Cyrien. In-18 je'sus, XVI-17G
p. avec vign. Paris, Havard. 3 fr. 50. 846
Malot, Hector. La Boheme tapageuse. Premiere partie : Raphaelle ;
deuxieme partie: la Duchesse d'Avernes; treisieme partie : Corj'sandre.
3 vol. In-18 Jesus, 1265 p. Paris, Dentu. 847
Malraisoil, M'^^ c. Nelly des Alouettes. In-18 Jesus, 323 p. Paris.
Didier et G'^ . 848
Marcel. Etienne. L'Heritage de M^^ Hervette. In-18 je'sus. 241 pag.
Paris, Bleriet freres. 849
Mar^clial, M'ie Marie. Un mariage ä l'e'tranger. In-18 Jesus, 511 p.
Paris, Firmin et C'e. 3 fr. 850
Martli, A. Un amour de paria, confession d'un pretre. In-18 Jesus,
283 p. Pari.s, Richard et C'^^. 3 fr. ^ 851
Mary, .lules. La Fiancee de Jean -Claude. In-18 Jesus, 331 p. Paris,
Dentu. 3 fr. 852
Mary am. Anne du Valmoet. In-12, 252 p. Paris, Bray et Retaux. 853
Zschr. f. nfrz. Spr. u, Litt. 4
50 BiiA'torjraphic ISSO.
Maryaii. M. Rosa Treveru. In -18 Jesus, 334 pages. Paris, Firmiu-
Didot et Ciö. 8 fr. 854
Mattlaey. Arthur Aruould. Zoe Chieu-Chieu. In-lS Jesus, 532 pages.
Paris, Cliavpentior. 3 fr. 50. 855
Maiifors. Les Fils de ces dames. Iu-18, 322 pages. Paris, Havard.
3 fr. 50. 85G
Mendes, Catulle. Les Meres ennemies. In-18 Jesus, 378 pages. Paris,
Deutu. 3 fr. 857
M<iri©i. Henry. Les Scabieuses. Avec uiie preface de Victor ßillaud.
In-r2, 144 p. et grav. ßoyau, Billaud. 3 fr. 858
Mörotivel. Charles. La Filleule de la duchesse. In-18 Jesus, 341 p.
Paris, Deutu. 3 fr. 859
— La Maitresse de M. lo ministre. In-18 Jesus, 358 p. Paris, Deutu.
3 fr. ■ 860
Mic cl'Aglaoiiiie. Les Memoires d'un chiftounier. In -16, 253 pag.
Paris, Piou et Q^^ . 1 fr. 861
MiJitMi'iB, William. Le Somnambule. Iü-18 Jesus, VII-351 p. Paris,
Ghio. 3 fr. 863
Moleiaes, Emile de. La Jambe d'Irma. Iu-18 Jesus, VlI-323 p. Paris,
Tresse. 3 fr. 50. 863
Moaisiier «le ta Motte. Les Maris entreteuus. In-18 jesus, 345 p.
Paris, Deutu. 864
Monte, Alba. Une destinee etrauge. In-18 jesus, 369 pages, Paris,
3 fr. 50 Cent. 865
Moiileil, Edgard. Henriette Grey. In-18 je'sus, 537 p. Paris, Char-
pentier. 3 fr. 50 cent. 866
Montöpi«. Xavier de. Le Dernier des Courtenay. In-16. 317 pages.
Piu-is, Deutu. 867
— Le Fiacre n« 13. T. 1 et 2 : Abel et Berthe; T. 3 et 4: L'Orpheline.
4 voL In-18 Jesus, 1374 p. Paris, Deutu. 868
— Sreur Suzanue. 2 vol. In-16, 648 p. Paris, Degorce-Cadot. 2 fr. 869
öe Montifa««?, M. Aventures de l'abbe de Choisy habille en femme,
precedee d'une notice et de documents inedits et d'une eau - forte de
Hanriot. In-12, LVn-127 p. Bruxelles. 10 fr. 870
Mora. Les Deux femmes de Mademoiselle, histoire de garnison. In-18
Jesus, 352 p. Paris, Havard. 3 Ir. 50 cent. 871
M«>ret. Eugene. Confessiou d'une jolie femme. In-16, 318 p. Paris.
Dentu. ^ ' 872
— L'Ingenue de province. II. Les Vengeances huraaines; la Duchesse
d'Oliveira. In-18 je'sus, 391 p. Paris, Dentu. 3 fr. 873
— Les Messageres de i'amour. In-12, 395 p. Paris, Dentu. 3 fr. 874
Mortier, Arnold. Les Soirees parisiennea de 1879. In-18 jes., XH-488 p.
Paris, Dentu. 3 fr. 50. 875
Mlisset, Paul de. Monsieur le Vent et Madame la Pluie. Gr. in-16,
128 pages avec vignettes par Gerard Seguin. Paris, Hetzel et Ce.
2 fr. 876
Xavery, Raoul de. La Main malheureuse. In-12, 275 p. Limoges,
C. Barbou. 877
— Les Victimes. Iu-18 jesus, 450 p. Paris, Bleriot freres. 878
IVazäMa. Georges. Express -nouvelles. Illustre de 22 dessins originaux
par Felix Kogamey. In-16, VIII -264 p. Paris, Dreyfoiis. 4 fr. 879
Nicolas, Jean. Arcachon en train de plaisir. Iu-16, 102 p. Bordeaux,
Beliier. 880
Noir, Loui,s. Alexandra la nihiliate, une martyre du tzar. Livi'aisons
1 a 25. Grand in-S*» a 2 col., p. 1 a 200. Paris, Salmon. 881
Romane, Novei/c/i, Memoiroi. Jtiiii'iidxcIn-ifLcii, Mahrchen etc. 51
Noiroi, Oscar. Le Frix d'uu mari. I11-I8 Jesus, 257 p. Paris, Dentu.
3 fr. 50. ' 8«2
Nus, Eugeue. Choses de l'autre monde. In -18 Jesus, 412 p. Paris,
Deutu. 3 fr. 50. 883
Oliuet, Georges. Les Batailles de la vie. Serge Paniue. In-18 Jesus,
440 p. Paris, Ollendorff. 3 fr. 50. 884
Ossoii, Charles d'. Fidelio. In-18 jdsus, 319 pages. Paris, C. Le'vy.
3 fr. 50. (1881.) 885
OlirIia<C, Edouard. Le Prince Coqueluche, son histoire interessante et
Celle de son compagnon Moustafa. Gr. iu-16, 128 p. avec vignettes
par E. Lacoste. Paris, Hetzel et C'c. 2 fr. 880
Pilgtirt, Wilfrid. Uu he'ros de treize ans. suivi de: Un bienfait n'est
jamais perdu. In-18 Jesus, 283 p. et 20 gravures par Marie. Paris,
Bernardin-Bechet. 887
— ■ Les Recits de Toncle Marcel. Illustre de 20 gvav. par Fesquet.
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Par^S, E. L'Heritage de Jancel ; suivi de le Tresor des monts Cas-
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— Hoel de Penlostern, nouvelle bretonne. In-S"*, 84 p. et grav. Paris,
Lefort. 890
Pellelau, Camille. La Semaine de mai. In-18 Jesus, VIII -412 pag.
Paris, Dreyfous. 3 fr. 50. 891
Parier, Camille. Les Maris de Madame. In-18 Jesus, 324 p. Paris,
Deutu. 892
Perret, Paul. Monsieur Faust, In-16, 313 p. Paris, Deutu. 893
— Les Demi-mariages. Iu-18 Jesus, XI-274 p. Paris, Plön et C'^. 894
Popp, C. Contes et nouvelles. In-12. 305 p. Bruxelles. 3 fr. 895
Pougues. C. M. de. Jocko. Pre'ce'dee d'une notice par Anatole France.
In-32, XXII-145 p. Paris, Charavay freres. 896
Qiiaedolieg, R. La dame de fer. Iu-12, 185 p. Bruxelles. 3 fr. 897
Qimti'<^llc^* Les Amours extravagantes de la princesse Djalavann.
In-18 Jesus, 419 p. Paris, Hetzel et Ci*^. 3 fr. 50.
Collection Hetzel. 898
RailC, A. Le Roman d'une conspiration. In-18 Jesus, 307 pag. Paris,
Marpon et Flammarion. 899
Raoiil-l>uval. Contes, recits et passe-temps. In-18 Jesus, 321 pag.
Paris, Gauthier-Villars et C^^. 900
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— X. Doudan. In-8", 55 p. Paris, Mouillot.
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Reiiard, Jules. Lettres inedites d'un amnistie. In-32, 302 p. Amiens,
Fran9ois. 1 fr. 50 cent. 903
Renan. Emest. L'Eau de Jouvence, suite de Caliban. Iu-8'', VIII- 139
p. Paris, C. Levy. 3 fr. 904
R^villon. Tony. Les Deux compagnous. In-16, 319 p. Paris, Dentu.
1 fr. ^905
R^voil, Benedict H. Contes et aventures extraordinaires. In-12, 72 p.
Limoges, E. Ardant et C'^. 906
Rieliard. La Foire aux caprices. In-18 je'sus, 11-374 pages. Paris.
C. Levy. 3 fr. 50. _ 907
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Iu-4'', p. 65 a 556, avec grav. Paris, Roy. (1879.)
£a li:vruiso7i, 10 cent.; la serie, 50 cenl. 908
— Un calvaire. In-18 Jesus, 392 p. Paris, Deutu. 3 fr. 909
4*
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3 fr. 50 Cent. 911
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Masquin. 1 fr. 912
Rocbay, J. de. L'Echo de Saint-Micliel. Contes. nouvelles et voyages.
In-12, 372 p. Paris, Te'qui- 913
Rocbefort, Henri. L'Evade', roman canaque. l« et 2«= editions.
In-18 Jesus, 385 p. Paris, Charpentier. 3 fr. 50. 914
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Rcehrich, M^e l. De fil an aiguille. In-18 je'sus, 203 p. Paris,
J. Bouhoure et C'^. 917
Roger de Beauvoir, M^^e. Sons Je masque; Uu coup du hasard ;
Therese de Coulauges; Un medaillon du temps passe, In-18 Jesus,
327 p. Paris, C. Levy. 918
Roiimey, Jean. Feli. In-18 Jesus, 353 p. Paris, Dentu. 3 fr. 919
RoMtopchiiie, M^e la comtesse. Belle, sage et bonue. In-18 je'sus,
345 p. avec 39 vign. Paris, Hachette et C'^ 2 fr. 25. 920
Roiiqiiette, Jules. Joies et miseres. In-12, 119 pages. Montpellier,
GroUier. " 921
Roii!>^selet. Louis. Les Deux mousses. In-8'', 327 pages et 90 grav.
par Sahib' Paris, Hachette et C^^. 5 fr. 922
ROMX-Ferraiid, H. Odyssee d'un bas-bleu, nonvelle coutemporaine.
ln-8^ 55 p. Meulau, Massou. 923
— Le Savoir et le Savoir-faire, nonvelle coutemporaine. In -8*^, 31 p.
Meulan, Masson. 924
Rüde, Maxime. Le Cousin infame. Avec uue preface natnrelle. In-18
Jesus, XlIl-364 p. Paris, libr. Kouff. 3 fr. , 925
Saint -Alliaisd, Imbert de. Les Femmes des Tuileries; le Chäteau.
In-18 je'sus, 351 p. Paris, Denta. 926
— — La derniere annee de Marie-Antoinette. In-18 je'sus, 348 p. 927
Saillte - Aulaire, de. Portraits de famille (1750 — 1810). In-8^
215 p. Pe'rigueux, Cassard freres. 928
Sai]lt-£nta]i. Nouvelles toutes neuves. ln-12, 347 p. Paris. Vanier.
3 fr. 50 Cent. 929
Sainte-Martbe, Paul de. Uue attaque nocturne. In-18 Jesus, 305 p.
Paris, BoufF. 930
Saiiit-Pbilippe, N. de. Les ccein-s simples. Aquarelle russe. Iii-12
477 pages. Bruxelles. 3 fr. 50. 931
Salavy. Gustave. Le Li vre du peuple. In-S**, 11-133 p. Paris, Dentu.
2 fr. 932
Salicis, G. Contes de betes. Petit in-8" carre, 451 p. avec vignettes.
Paris, Fischbacher. 933
Sareaild, Gustave. Contes et legendes du Bas.signy champenois.
In-18, 109 p. Paris, Dumouliu. 934
Sauli^rc, Auguste. Les Guerres de la paroisse. Iu-12, 392 p. Paris,
Lemmerre. 3 fr. 50.
Zscitr. f. nfrz. Spr. u. Liit., II l l'JS fPonsJ. 935
Sailllit^re, Paul. La Belle Arsentiere. T. 1. La Constellation des
trois Henri. T. 2. Le Sacrifice. 2 vol. In-18 Jesus, 742 p. Paris,
Dentu, 6 fr, 937
Romane, JSoveUc7i, Memoiren, Ju(/endscliriflen, Mähreben etc. 53
Nauili^ro, Vm\\. La Capoto roHO. In-IG, ;520 p. Faris, Doiitii. 038
— Dett«! (riionneiir. In-16, 253 p Paris, Plön et G'« . 1 fr. 930
>S<3l>ilIot. Pa\il. Contcs populaires de la Haute - Bretagne. 1. Les
leeriea et les avcntvires luervcilleuses. II. Les facetiew et los bona
tours. HL Les diableriea, sorcelleries et revenants. IV. Contes
divers. In-18 Jesus. XII-36'2 p. Paris, Charpentier. 3 fr. 50. 040
S^galaw, Ana'is Mm^. Les Rieurs de Paris. In- IG, 317 pages. Paris,
Deutu. 941
Si^gur. M^^^ de, uee llostopchine. Un bon petit diable. In-18 je'sus,
412 p. avec 100 vign. Paris, Hachette et Qi'^. 2 fr. 25. 042
SirvCH. Alfred. Mademoiselle Grinchard, etude provinciale. In-18,
III-135 p. avec vign. Paris, Dentu. 943
Sosta, Rene. La Maison de lierre. In-18 Jesus, 396 p. Paris, Ollen-
dorff. 3 fr. 50. 944
Stapleaiix, Leopold. Les Beiles millionnaires. Iu-18 je'sus, 344 pag.
Paris, Ollendorft". 3 fr. 50. 945
— Le Pendu de la foi'et Noire. In-18 jesu.s, 397 p. Paris, Dentu. 946
Slirville. Andre. La Dame de charite. In-18 Jesus, 283 pag. Paris,
Dentu. , 3 fr. 947
Sylviii, Eduard. Contes bleus et noirs. In-18 Jesus, 311 pag. Epi»- ,
Paris, Charpentier. 3 fr. 50. 948
Taliiieyr, Maurice. Le Grisou, roman. In- 18 Jesus, 371 p. Paris,
Dentu. 3 fr. 049
Texier, E. et liC Senne. C. Les Ide'es du docteur Simpson. In-18
Jesus, 324 p. Paris, C. Levy. 951
Tlieuriet. Andre. Madame Veronique ; Sceues de la vie forestiere.
In-r2, 315 p. Paris, Deutu. 952
Thiawlifere, Edmond. Scenes de la vie honnete; la Petite-fille du
eure. In-18 Jesus, 548 p. Paris, Rouff. 3 fr. 953
Tliivel, Antonin. Le Secret de la Maison - Forte. In-18 je'sus, 652 p,
Paris, Dentu. 954
Thoiuin. Lucien. Le Fantöme de l'abbaye. In-18 Jesus, 287 pages.
Paris, librairie de l'Ami des campagnes.
CoUeeUan ä 2 fr. 955
Timon, Paul. Bapteme de sang. Iu-18 Jesus, 384 pages. Paris,
Dentu. 956
— Les Papas de Georges. In-18 Jesus, 298 p. Paris, Dentu. 957
Tirailleur, A. Souvenirs d'un blesse, episode de l'invasiou et de la
Commune. In-8, 101 p. Auch, Foix. 058
Ton<5onze, Gustave. M™e Lambelle. In-18 je'sus, 376 p. Paris,
Dentu. 3 fr. 50. 059
ToHx:in. Jenny. Malheur a Thomnie seul. Iu-18 Jesus, 281 p. Paris,
Dentu. 960
Ucliard. Mario. Ines Parker. Iu-18 Jesus, 346 pages. Paris, libr.
C. Levy. 961
Ulbacll. Louis. Le Chäteau des Epiues. Iu-18 Jesus, 361 pag. Paris,
C. Levy. 3 fr. 50. 962
Uxanue, Octave. Anecdotes sur la comtesse du Bax'ry, publiees, avec
preface et index. In-8", XXXII -293 pages avec portrait et fleurons,
Paris, Quautin. 20 fr. 963
— Le Calendrier de Venus. Petit iu-8'', VIII-239 p. avec frontispice a
l'eau- forte par Perret, fleurons et culs-de-lampe tires en couleur.
Paris, Rouveyre. 6 fr. 964
Talliez, Henri. L'Amante de son meurtrier. In-8", 67 p. Compiegne,
Valliez. 965
54 BihUof/raphie 1S80.
Vast-Ricoiiard. La Haute pegre, roman parisien. Graud in-S** a
2 col., 127 p. Paris, Chaix et C'^.
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— Vices pariyieus. 3^ serie. Le Tripot. In- 18 Jesus, 34o pag. Paris.
Derveaux. 3 fr. .50 cent. 967
Vattier. V. Martine, histoire d'uue sceur aine'e. In- 18 je'sus, 345 p.
Paris, Palme'. _ ... ^68
— Six orphelins, seconde partie de Martine, histoire d'une sceur ainee.
In-18 Jesus, 375 p. Paris, Palme. 3 fr._ 969
— La Vie en plein air; Lectures et causeries champetres. In-18 Jesus,
XlI-324 p. avec figures. Paris, Palme. 970
Vautier. George. Le Piemords du docteur. In-18 Jesus, 221 pages.
Paris, Ghio. 3 fr. _ 971
Vei'liO. .Jules. Autour de la lune, suite de : De la terre a la lune.
Grand in -8'^, 184 p. avec 44 dessins de Bayai'd, de Neuville, graves
par Hildibrand. Paris, Hetzel. 5 fr. 972
— Histoire gene'rale des grands voyages et des grands voyageurs. Les
Vojageurs du XIX^ siecle. In-18 Jesus, 293 p. 2 vol. Paris, Hetzel
et "Ci'^ . 3 fr. 973
— Voyages extraordinaires. La Maison a vapeur, voyage a travers
rincle septentrionale. In-18 Jesus, 2 vol. Paris, Hetzel et C'^^. 974
Veniier, Paul. La Chasse aux nihilistcs. In- 18 je'sus, 336 p. Paris,
Ollendorif. 3 fr. 50. 975
ViirOM. Pierre. Les Araignees de mon plafond. In-18 Jesus, 334 p.
Paris, Dentu. 976
Vibert. Theodore. Le Conseiller Renaud. nouvelle. In- 12, 72 pages.
Paris, Ghio. 1 fr. _ ^ ^ _ 977
ViMCCllt. Jacques. Mise Fereol. In-18 Jesus, 285 pages. Paris, Plön
et Ci^ ' 978
Voiiaiix, Eugene. La Fiancee du condamne. In-18 je'sus, 319 pages.
Paris, P. Dupont. 979
WarziiB, Charles. Un drame dans la rue de l'Echiquier. In-18 Jesus,
XIV-224 pfiges. Paris, Ollendoi-lf. 2 fr. ' 980
Witt. M"!'^ de, nee Guizot. Histoire de deux petita freres. Grand in-] 6,
263 p. avec 45 vign. Paris, Hachette et C'^. 2 fr. 25. 981
Wodziliski. Les Amours d'Abel. In-18, 278 p. Paris, Dentu. 982
Zacoone, Pierre. Les Compagnons noirs. In-18 Jesus, 322 p. Paris,
C. Levy. ' 983
— Le Courrier de Lyon. In-16, 284 p. Paris, Plön et O^. 1 fr. 984
— Un duel a mort. In-18 Jesus, 305 p. Paris, C. Levy. 985
— Les Mansardes de Paris. In-16, 313 p. Paris, Dentu. 986
— Les Plaisirs du roi. In-18 Jesus, 373 pages, Paris, C. Ldvy. Lib.
nouvelle. 1 fr. 25. _ 987
— La Vivandiere des zouaves. In-18 Jesus, 372 p. Paris, C. Levy. 988
— et Koiiqiicite. .J. Les Ptödeurs de nuit, grand roman dramatique
contemporain. Livraisous 2 a 50 (Fin.) ^1-4", p. 9 a 399, avec grav.
Paris,, Kouffy. 989
Zola, Emile. Les Rougon- Macquart. Nana. In-18 je'sus, 528 pages.
Paris, Charpentier. 3 fr. 50 cent. 990
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Allgerot. Alphonse d'. Promeuades sur les bords du Rhin. In-8^
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Exirail (hl Co'iäeinporahi. (103
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Paris, Deutu. ' ü!)-i
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autour du monde (annees 1766, 1767, 1768 et 1769), raeontc par lui-
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BoKOlBiiet, Louis. Souvenirs de voyage. Egyptc: liistoire, recits, le-
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par A. Brsiiseel. Iu-12, 104 püges. Verviers. 60 c. 997
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avec 20 planches et 47 fig. Paris, Baudry. 999
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111 pages. Verviers. 60 cent. 1000
CliariJaes, Gabriel. Cinq mois au Caire et dans la Basse - Egypte.
In-18 Jesus, 11-372 p. Paris, Cliarpentier. 3 fr. 50. 1001
Chevalier, Emile. Drames de l'Amerique du Nord. Le Gibet. In-
18 Jesus, 310 p. Paris, G. Levy. 1 fr. 25. 1003
Colbert. N. J. Notes de voyage. Promenades et causeries. In-18
Jesus, VI-403 p. Paris, Havard. 3 fr. 50. 1003
Croy, Raoul de. A la recherche de diamants dans TAmerique equa-
toriale. Grand iu-8", 264 p. et grav. Liuioges, Barbou freres. 1004
DiirvSlle, W. L'Iude contemporaiue: Chasse aux tigres; L'Indoustan :
Nuits de Delhi et Revolte de Cipayes. Grand iu-8", 304 p. Limoges,
E. Ardant et O'^. 1005
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sages illustres, ce qu'on uomme l'Agro romauo, panorama de Home
moderne, etc. Grand in-8*', 302 p. Limoges, E. Ardant et Ci^. 1006
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cap de Bonne - Espeiance. Grand in -8", 308 pages. Limoges, M,
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I>u?>arry, Armand. T/Allemagne chez eile et chez les autres. In-18
Jesus, 312 p. Paris, Charpentier. 3 fr. 50. 1008
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Bit Boisgol>ey, Fortune. Du Rhin au Nil, carnet de voyage d'un
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Farcy, Camille. Le Rhin fran^ais. In-18 Jesus, 111-303 pages. Paris.
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Folleville, Charles de. Celebres voyageurs des temps modernes.
L'Afrique inconnue et les sources du Nil. In-12, 142 pag. Limoges,
E. Ardant et C^e. 1013
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Felix Kegame}'. Iu-4", 292 p. avec 39 pl. lior.s texte et grav. Paris,
Charpcntier. 25 fr. 1016
Havard, Heury. La HoUande ä vol d'oiseau. Eanx-fortcs et f'usains
de Maxime Lalaune. Iu-4*', 404 pages avec vign. et grav. Paris,
Decaux. 25 fr. 1017
Jac'olliot, Louis. Voyage aux pays mysterieux. Yebou, Borgoii,
Niger. In -18 Jesus. 294 pages. Paris, Marpon et Flammarion.
3 fr. 50. 1018
Joiivcasix, Emile. Deux ans dans l'Afrique Orientale. ln-8'\ 207 p.,
2 cartes et gravures par Bayard. Tours, Mame et fils. 1019
Jourdaii, Charles. Croqiiis alge'riens. In-18 je'sus, 307 pages. Paris,
Quantin. 3 fr. 1020
lialiure. Souvenirs. Indes orientales. L'ile de Celebes. In -8", 299
pages. Bruxelles, libr. C. Muquardt. 6 fr. 1021
lia Selve, Edgar. Entre les tropiques; En barbaco; Souvenirs de
voyages; Litterature. In- 18 Jesus, 353 pages. Paris, Dentu. 3 fr.
50 Cent. 1022
lieelercq. Jules. Voyage aux iles Fortunees; le Pic de Teneriffe et
les Canaries. In-18 Jesus, 243 p. Paris, Plön et G'^ . 1023
liavelcye, E. de. Lettres d'Italie, 1878—1879. In- 12, 394 p. Libr.
C. Muquardt. 3 fr. 50. 1024
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de voyages. 2« se'rie. Le Renne; Fiulande ; Laponie; lies d'Aland.
In-18 Jesus, 271 p. Paris, Dreyfous. 2 fr. 1025
liCCy, Jean de. Histoire d'un voyage faict en la terre du Bresil, avec
;une introduction et des notes, par Paul Gatfarel. Paris 1880.
2 vol. 102G
Meylai», A. A travers les Russies. In-18 je'sus, 230 pages. Paris,
Fiscbbacher. 1027
]ff oiitaiit, Henry de. Voyage au pays enchaute. Cannes, Nice, Mo-
naco, Meuton. Preface par Arsene Houssaye. Iu-4'', X-336 pages
avec 170 grav.. dont 11 eaux-fortes bors texte. Paris, Dentu. 1028
]Xit>o.yet. M'"^ Eugenie. Samuel, recits d'un jeune voyageur en Oce-
anie. In- 18 Jesus, 141 p. Paris, Voreaux. 1029
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guerite). In-lS Jesus, 347 p. Paris, Rouft'. 1030
P^caiit, Felix. Deux mois de mission en Italie- lu-lS je'sus, VI-331 p.
Paris, Hacbette et C'e. 3 fr. 50. 1031
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Cbamerot. 1032
Piiia, A. de. Deux ans dans le pays des epices (ile de la Sonde).
In-18 Jesus. 327 p. Paris, Quantin. 3 fr. ' 1033
Pitoil, Charles. La Chine, sa religion, ses moeurs, ses missions. lu-S",
157 p. Paris, les lib. protestantes. 1 fr. 20. 1034
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pendant les anne'es 1870 — 1871; snivi d'une Esquisse sur la littera-
ture du Nord et d'une tragedie danoise traduite en fran^ais. In- 12,
395 p. Paris, Voreaux. 1035
Rt'voil, Georges. Voyages au cap des Aromates (Afrique Orientale).
Iu-18 Jesus, X-299 pages avec vignettes de Ferdinandus et Bellange,
et cartes d'apres le.s croquis et documents de l'auteur. Paris, Dentu.
4 fr. 103G
Rivoyre, Denis de. Mer Piouge et Abyssinie. In-18 Jesus, 312 pages.
Paris, Plön et C^e. 1037
Lyrische niid epische Dichlnurj. 57
ISaill, Edouard ile. Une excni'sion cu Al<ferie, impressions de voyage.
In-18, TV-02 p. Saint-Gei-inain. Havdin. 1038
Vogiii', Eugene Melchior de. Histoires orieutales. Che/- les Pharaons;
liouhKi et Saqqarah; Vangheli, etc. In -18 jc'sus, 359 page«. Paris,
C. Levy. 1039
Vo.vage de M. de I^esseps du Kamtschatka en France, avec une
pretace par Ferdinand de Lesseps. In-18 je.su3, XX -249 p. Pa.ria,
Dreyfous. 2 fr. 1010
Weil. La Tourkmeuie et les Tourkmenes. In -8", VI -112 p. et carte
de la Tourkmeuie. Paris, Dumaine. 3 fr. 1041
Extraii dn Jouriud des scieuces müitaires, mai-jxdllei ISSO.
4. Lyi'isclie und epische Diclitun?.
Aicard, Jean. Miette et Nore. In-18 Jesus, 407 p. Paris, Charpentier.
3 fr. 50 Cent. ' 1042
All>2irel;i Achille. Quarante sonnets. In- 18 ju^ius, 87 pages. Paris,
Gliio. 2 fr. 1043
Alioit^i, Theodore. Aubades et sereuades, poesies. In- 18, 180 ]iages.
l^aris, libr. de la Bibliotheque nationale. 1 fr. 50 cent. 1044
Allctis, Cheri. Poesies de cceur et d'eufance. In -18 je'sus, 540 pages.
Agen, Leutheric. 1045
Auieliiie, Ernest. Amours brisees, poemes. In-18 Jesus, 143 pages.
Paris, Librairie des bibliophiles. 3 fr. 1046
Auiiel, H. Fre'deric. Jour a jour, poe'sies intimes. Petit in-12, 329 p.
Paris, Fischbacher. 1047
Asse, Rene. Les Voix humaines, poesies. Avec une preface en vers
de M. Emile de La Bedolliere. In-8'', 72 p. Paris, Patay. 1048
Alibryet, Xavier. Le Triptyque, poesies. (La Reine et les quatre In-
fautes; le Temple et la Maison; Morphise.) Grand in -16, 95 pages.
Paris, C. Levy. 3 fr. 50 cent. 1049
Alizolle, E. Les Loisirs d'un villageois, poesies. In -8", 252 p. Car-
cassonue, Parer. 1050
ISililville, Theodore de. Poesies. Ödes funambulesques, snivies d'un
commentaire. Petit in-12, 398 pages et gravures. Paris, Lemerre.
G fr. ' 1051
Bataille, Frederic. Le Carquois, sonnets (187G — 1879). Avec une
preface en vers de Josephin Soulary. In-12, 309 ])ages. Besan^on,
Dodivers et C'^. 4 fr. 50. 1052
BerliOK, Constant. La Savoie, poesies. In-8^, 48 p. Annecy, L'Hoste.
75 cent. _ 1053
BessOM, Eugene. Poesies anfiel p'ricales. In -IG, 45 p. Saint -Etienne,
Menard et Ding. 1054
Boniiefoy, Marc. Poemes modernes et scenes dramatiques. In-12,
1G7 pages. Paris, Ghio. 3 fr. 1055
BoiJiievalle, E. Les Diseries. Iu-18 Jesus, 110 p. Paris, Dumaine. 1056
Bouclior, Maurice. Contes parisiens, en vers. In-18 Jesus, 295 Images.
Paris. Charpentier. 3 fr. 50 cent. _ 1057
Boiiis, Casimir. Apres le naufrage, poesies joolitiques. Pre'cedees d'une
lettre de Victor Hugo. In-S", XI-212 p. ßrignoles, Gassier. 1058
Boüsisset, Le'on. Les Le'geudes des mouts de Lacaune. In-12, VIII-272
pages. Paris, Fischbacher. 1059
Boiilangier, Edgar. Chauts du captif. In-18, 81 pag. Dunkerque,
Minet-Tresca. 1 fr. 1060
Bresson, Eugene. Les Fantaisies d'un jacobin. lu-18 Jesus, 1G2 pag.
Paris. Marpon et Flammarion. 1061
58 Bibliographie ISSO.
Breton, Jules. Jeanüe, poeme. Iu-18 Jesus, 340 p. Paris, Cliarpcntier.
3 fr. 50 Cent., 1062
ClavailliOM, Edouard. Acceuts du momeut et portraits en sonncts,
pot'sies. In-18, 36 p. Paris, Dentu. 1063
daateuet, C4ustave. Poesies. Couplets et quatrains specialemeut
compose's ou iuiprovises pour la Societe academique des Enfants
d'Apollou. Avec un portrait de l'auteur grave par Victor Mondain.
In-8^ 241 p. Le Puy, Marcliessou fils. 1064
Cigale, la, poesies. In-S", 493 p. avec 13 grav. a l'eau- forte, froiitis-
pices, culs-de-lampe et musique. Paris, Fischbacher. 20 fr. 1065
Claudius. Vers envoles. Iu-18, 1(37 p. Paris, Dentu. 3 fr. 1066
<J«eSliM, Amable. Mes pensees, recueil de poe'sies. In-18 Jesus. 397 p.
Paris, Dentu. 1067
Cooiliau!^, Oscar. Deuils et Joies, poesies. Iu-18 Jesus, 179 p. Paris,
Librairie des bibliophiles. 3 fr. 1008
Coste, Marius. Notre-Dame de Lourdes, essais poetiques. Iu-8", 64 p.
Marseille, Mabilly. 1069
Cresy, Fernand. Les Fauves, poesies. In-18 Jesus, 136 pages. Paris,
Lemerre. 3 fr. 1070
I>ag»set, H. Poemes et i^oesies fugitives. Amour, Patrie, Liberte.
In-18 Jesus, 165 p. Le Mans, Paris, lib. Gbio. 2 fr. 1071
I^ejeaii, Albert. Un voyage a Brive-la-Gaillarde, triolets. In-12, 20 p.
l'aris, Jouaust. 75 cent. 1072
l>eis»ftOliSiii, Joseph. Les Plebeienues. Iu-8", 214 pages et portrait.
Paris, Taride. 5 fr. 1073
I>e.S KieiBX, Achille. Le Chaut du paria. In-18 Jesus, 360 p. Paris,
Dentu. 1074
I>«i'at. Les Tourterelles de Zelmis, poeme en trois chants. In-8",
VIII-59 p. avec vignettes. Rouen, Lemonnyer. 1070
— Les Baisers, precedees du Mois de mai, poeme. In-S", XXV-154 p.
avec frontispice, fleuron, 22 vign. et 22 culs-de-lampe par Eisen de
Marinier. Ronen, Lemonnyer. 1077
Urapier, Henri. Sous un ciel bleu, poesies. In-12, 140 pages. Oran,
Chazeau et C'-^. ' 1078
Du Dor^, Raymond. Sceur Deuise. In- 8°, 67 pages. Nantes, Forest
et Grimaud. 1079
I>8i!M, Jacques. L'Enuemi, poeme. Iu-18 je'sus, XII-316 pages. Paris,
Calmann Levy. 3 fr. 50 cent. 1080
I>Hj)Hy-l*^yoil, Leopold- Louis. Six mois au pays des Yankees,
esquisses rime'es. In-8'', 64 p. Paris, Rouveyre. 1 fr. 1081
Favre, de. Les Quatre heures de la toilette des dames, ])oeme eroti-
que. In -8", 94 p. avec 4 grav. a Teau-forte, fieurons, lettres ornees,
cncadrements en couleur. Paris, Rouveyre. 25 fr. 1082
Filleill, le, de la Mort, fabliau lorrain, mis en vers par Louis de
Ronchaud. In-18, 63 p. et eau-forte de Lalauze. Paris, Libr. des
bibliophiles. 5 fr. 1083
Fleuriot-Iieriiiou, F. Le Demier fils d'Arthur. In-18 Jesus, 103 p.
Linioges, M. Barbou et C'^. 1084
Floreilt, Jules. Soupirs et baisers, poe'sies iuedites. In-18 Jesus,
106 p. Paris, Bandet. 2 fr. 1085
Fosiqiiei, Louis. Pages d'album. In-12, 55 pages. Nancy, Berger-
Levrault et C'';. 1 fr. 25 Centimes. 1086
FraiE<^<iis, Paul. Deuil et amour, poemes uaturels et non naturalistes.
In- 16, 88 p. Chaumont, V^ Miot-Dadant. 1087
Gay, G. Matin et soir, poesies. Petit in-12, 271 p. Paris, Fischbacher. 1088
Lyrische und epische Dichtuufj. 59
Gra]idiiioii|;iii, Charles. Nouvcllcs poesics. In-18 jusus, 410 paores.
Paris, 0. Lt'vy. 3 fr. 50. ' lOS!)
llli;;uciiiii. Albert. Les Keveries, pomes, suivies de: Cousin, cousino,
coniedic en un acte, eu vers. In-12. 137 p. Paris, Ghio. 3 fr. lOlJO
Hugo, Victor. Religions et religion, poesies. lu-8, 145 pagcs. Paris,
C. Levy. 4 fr. 1091
Isole, L. d'. Fleiirs dix passe. In-12, 147 p. Paris, Ghio. 1092
Jobert, Narzale. Kaima E. Sonnets gradues, ou Essais de rliyth-
mique fran^aise. Avee une lettre-preface de Georges Garnier. In-18
jesuH, 112 p. Paris, Lehec. 1093
Joiiemic d'Esgrig'iiy d'IIerville , de. Sonnets, suivis d'une
notice sur Petrarque. Petit in -8'^, 247 pages. Marseille, Olive.
2 fr. 1094
Jllillers de Thors. Guirlande de roses et de bluets, poe'sies posthu-
mes de Sa Froideur Hiver 1879. In-18 Jesus, 258 pages. Paris,
Patay. 3 fr. 50. ' 1095
lift Batie, Gabriel. Au foyer, poesies. In-18 Jesus, 177 pages. Paris,
Lib. des bibliophiles. 3 fr. 1096
liafagette, Raoul. Les Aurores, poesies nouvelles. In-18 je'sus, XII-
225 pages. Paris, Charpentier. 3 fr. 50. 1097
liftfarglie, A. J. Los Machabees, poeme. In-12, 100 pages. Paris,
Lecolfre fils et C^^. 1 fr. 50. 1098
lian. J. B. Les Ephemeres, poesies. Avec une lettre autographe de
Victor Hugo. In-18 je'sus, 268 p. Nice, Gauthier. 3 fr. 50. 1099
Lianglade, Amedee. Fleurs incultes, podsies d'uu ouvrier. In -8",
73 p. Melle, Lacuve. 2 fr. 1100
li'Allgle-BeaHMiaiioir, Raoul de. Les Fleurs noires. In-12, 112 p.
Paris, Lemerre. 3 fr. 1101
I^aMreiit-Picliart, L. Les Reveils, poesies. In-S"^, 348 pag. Paris,
Lemerre. 5 fr. 1102
liCfort. Un tas de choses. In-12, 102 p. Ronen, Deshays. 1103
liemoyne, Andre. Legendes des bois et chansous marines. Dessins
de Leon de Bellee. ln-4'^, 126 p. Paris, Charpentier. 1104
LieM^gre, Louis. Rimes politiques et autres. Iu-16, VI-308 p. Paris,
Seppre, 1105
L<e Koild, Virgile. La Misomegalanthropie, poeme satire. In-18 jes.,
72 p. Paris, Museum des bibliophiles. 3 fr. 1106
li'Estoille, A. de. La Chanson de l'alouette. Premiere partie: la
Statue, ln-8^ 219 p. Paris, Lemerre. 6 fr. 1107
Mac Ivor, F. M. Emeraudes et marguerites, poesies legeres. In-12,
Vlt-77 p. Lyon, Mera. 1108
MaiKeroy. Rene. Les Malchanceu.x. In-18 Jesus, 315 pages. Paris,
Havard. 3 fr. 50. 1109
Marioiiiic, Alfred de. Ludwig et Nera. In-8', 31 pages. Paris,
Sandoz et Fischbacher. 1110
M^rat, Albert. Poemes de Paris. (Parisieunes, tableaux et paysages
parisiens.) In-12, 133 p. Paris, Lemerre. 3 fr. 1111
Merrefz, Paul. Premiers essais. 2 vol. In-18 Jesus, 434 p. Saiut-
Germain, Ghio. 1112
Me«2?ier, E. La Legende de l'aigle, poeme. Tn-12, 29 pages. Paris,
Dentu. 1113
Moimier, Marc. Recits et nionologues. In-lS Jesus, 132 pages. Pari.«i,
Lemerre. 3 fr. 1114
Monte-lVakeu. Rimes futiles. In-18 je'sus, 144 p. Paris, Lib. des
bibliophiles. 2 fr. 50. 1115
60 BiUmjmphk 1880.
Moillct, J. B. Les Potües chorfcs du coeur (vieilles rimes). Ia-18 Jesus,
115 p. Marseille, Be'ranl. 1116
^NadiSM«!, Gustave. Cbansous. T. 3. Chansons legeres, [n-16, '247 p.
et 4 eaux-fortes par Edmond Moriu. Paris, Librairie des biblio-
philes. ■' 1117
]Varcliu, Georges. Les Horizons bleus, poesies (1876— 1880). In- 18
Jesus, 26G p. Paris, Charpentier. 3 fr. 50. 1118
]¥ivelSc, Jean de. Nouveaux contes en vers et Poesies variees. In-8".
244 p. Paris, Chamerot. 1119
Oinleis, PI D. Brocards et fanfreluches dotees. In-18 je'sus, Vl]-170 p.
Paris. Ollendorft'. 1120
Paiil-Micliel. Bleu de province, poesies. In-12, 178 p. Paris, Ghio.
3 fr. ^ 1121
Peyrefort. Emile. Vieux Delft, poe'sie. In -8", G3 pages. Caeu, Le
Blanc-Hardel. 1122
Poiraillt, Emile. Essais poetiques. (Euvres posthumes. In-18 je'sus,
VI-G3 p. Paris, Paul Dupont. 1123
Pojmaiä'ois, Gh. de. Reves et pensees, poesies. In-18 Jesus, 215 pag.
Paris, Lemerre. 3 fr. 1124
Keisonard, Albert. Deuils. Avec une eau-forte de N. Massen. In-12,
155 p. Paris, Lemerre. 3 fr. 1125
Kicliard, Georges. Paola, poeme. In-18 je'sus, 40 p. Paris, libr. des
bibliophiles. 1,50 fr. 1126
Sars, Eugene de. Monde et patrie, rondeaux. In-8", 68 pages. Saint-
Omer, Fleury-Lemaire. 1127
Saiili^ro, Paul. Les Le^ons conjugales, contes le^tes. Vignettes et
eaux-fortes d'Henry Somm. Iu-18 Jesus, 292 p. Paris, Dentu. 10 fr.
Zsc/ir. f. n/'rz. Spr. n. Litt., Hl, VJS (Pons). 936
Sürestre, Armand. Les Ailes d'or, poesies nouvelles (1878 — 1880).
In-18 Jesus, 284 p. Charpentier. 3 fr. 50. 1128
Slasse, A. Delassements poetiques d'un employe, receuillis et publies
par ses camarades. In-12, 173 p. Liege. 2 fr. 1129
Tailliaud, Arthur. Poesies pateruelles. In-18 Jesus, 268 p. Paris,
Didier et C'^. 3 fr. 50 cent. _ 1130
Valaljr^gue. Antony. Petits poemes parisiens. In-18 Jesus, 167 p.
Paris, Lemerre. 3 fr. Hol
VaEade, Leon. Nocturnes, poemes imite's de Henri Heine. In-18 jes.,
70 p. Paris, Patay. _ _ 1132
Vallet, Alexandre. Premiers pensers, poe'sies. In-18 Jesus, 124 pages.
Paris, Pauteur, 22, rue Valadon. 1133
Vibert, Theodore. Martura, ou Un mariage civil. In-12, 69 p. Paris,
Ghio. 1 fr. ' 1134
— Les Quaraute, ou Grandeur et decadeuce de l'Academie franvaise.
Suivi de: les Guepes; Nos ecoles; Fantaisies etc. In-12, 125 pages.
Paris, Ghio. 2 fr. 1135
5. Theater.
Tragödie. Dratna. Komödie. Singspiel. Oper und Operette.
I>ai«dct, Alphonse. Th^ätre. La Derniere idole; les Absents; l'ffiillet
blaue; le Frere aine; le Sacrifice; l'Arlesienue. In-18 j^sus, 381 p.
Paris, Charpentier. 3 fr. 50. 1136
L.aS»arre, L. Theatre. Le point d'houneur. — Montigny a la cour
d'Espagne. — Jenneval. In-12, 220 p. Bruxelles. 2 fr. 50. 1137
Tlicakr: Tratjudic, Ürmiiu. fil
IiC$>igiiiIIoii, P. J. TheiUre, precede d'une notice bibliographiquo.
T. 3. Iu-18 jt^us, 359 p. Paris, Tresse. 3 fr. 50. 11.38
liOlig'liaye, G. Helvetia, tragedie en qiiatre actes et eii vers, avec
chants ad libitum. Miisique de M. Arthur Coquard. In- 12. 112 p.
Tours. Marne et fils. _^__ 1139
Aclciiis, Eugene. Diogene et Scapiu, a propo.s en vers. In- 18 Jesus,
16 p. Paris, Tresse. 1 fr. 1140
Reprcseuic ä la Comedie-Francaise, k /■> jcuivier ISSO, ä Voc-
casion du 2.j^e aniUversaire de Ui itaissance de Molicre. 1140
AsIrilC, Elomir. Voyage a Bergerac, sceue de campagne, moiiologue.
lu-8", 16 p. Bordeaux, Boussin. 1141
B^cliade, Marcelin. Bras-de-fer, drame en trois actes en vers. ln-18
Jesus, 106 p. Paris, Ghio. 2 fr. 1144
ISclot, Adolphe. Les Etrangleurs de Paris, drame en cinq actes et
douze tableaux. (Analyse de la piece.) Grand in- 4" ä 3 col., 4 p.
avec fig. Paris, Dumoutet. 20 c.
Le ihe'aire inoderne illustre. 1145
Bertiiay, Paul. LTmpasse, piece en trois actes. In-10, 104 p. Lyon,
imprimerie Goyard.
Thealre des Celestins. Premiere represeniation le 13 fevrier
1880. 1140
Bertie, Pierre. La Fille du Regent,, drame en quatre actes et en vers.
[n-18 je'sus, 54 p. Paris, Lemerre.
BiUiolhi'que dramatiqne. 1147
Boiiclieiilllioiuuie, A. La Vengeance, drame historique en trois
actes. In-12, 47 p. Arras, Carlier et C'^, 1148
Brieiix, Eugene et Salauclri, G. Bernard Palissy. drame en un
acte, en vers. ln-18 Jesus, 51 p. Paris, Tresse. 1 fr. 50. 1149
Caliuoil, Marc. Roland, drame en quatre actes, en vers. ln-18,
1X-1G4 p. Paris, Bray et Retaux. 1150
Carrance, Raymond. Abdulamid, drame en quatre actes en prose.
Ire edition. In-8", 76 p. Constantine, Bacrie. 2 fr. 1151
C^li^res, Paul. La Veille des noces, drame en un acte, en vers.
ln-18 je'sus, 32 p. Paris, Heunuyer. 1 fr. 50. 1152
Claretie. Jules. Les Mirabeau, drame en cinq actes et sept tableaux.
Gr. in-4'^ a 2 col., 36 p. avec vign. Paris, Tresse. 50 c. 1879.
Theätre des Nations (Theätre-BistorH/ueJ. Premiere represen-
iation le -',1 Oetohre 18TJ. 1153
C'ocliel, Stanislas. Le Petit saltimbanque, melodrame en trois actes,
dedie aux ceuvres catholiques. In-S"^, 90 p. Avranches, Gibert. 1154
Coiubet, Louis. Jehan le serf, ou la France au XIV^ siecle, drame
en cinq actes. Musique de M. Emile Pichoz. ln-8", 147 p. Lyon,
Georg. 4 fr.
The'äire mmticipal des Celestins, ä Lyon. Premiere represen-
iation le 20 deeembre 18TJ. 1155
— La Mort de Karl Sand, drame en vers en trois scenes. In-S", 31 p.
Lyon, Georg. 1 fr. 50. 1156
Cottiiiet, Edmond. Vercingetorix, drame en cinq actes, en prose.
ln-8^ VI-149 p. et heliogravure d'apres un document iuedit. Paris,
C. Levy. 4 fr. ' 1157
Baillliatioil (la) de Faust, legende dramatiqne en quatre parties;
musique d'Hector Berlioz. ln-18, 70 pages. Paris, Chaix et C'^;
Richault et C^e. 1 fr. ' 1158
62 Bibliographie 18S0.
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Iu-18 Jesus, 108 p. Paris, Barbre.
Troisicme Thc'aire- Francais. Premiere repre'senlaiion le L'-'S
janvier 1880. 1159
Delair, Paul. Garin, drame en cinq actes, en vers. In-B", 158 pacjes.
Paris, Ollendorif. 3 fr, 50. 1160
Thealre-Franculs. Premiere rcpresenlaüon le 8 jnin 1880.
Espäar«! de Cologiie, le barou d'. Les Etats-Unis en 1781, dranie
historique en quatre actes. In -8**, 66 pages. Paris, OUendorfif.
2 fr. _ 1162
Gallet, Louis. Le Venitien, poeme dramatique en trois tableaux
(d'apres lord Byron). Musique d' Albert Gaben. In- 12, 24 pages.
Paris, Gauthier -Villars. 1163
Cialis, Alfred. L'Inquisition, drame en cinq actes, precedee d'un pro-
logue (10 tableai;x). D'apres un roman de feu .lules Cauvain. In~18
jesns, 147 p. Paris, Barbre. 1 fr. 1164
Theäire des Natioiis, Premiere represeuialion le SO Jan vier J880.
George, J. G. L'invalide (episode de la campagne de France (1870
bis 1871), drame en 3 actes meles de chant. In-18, 71 pages.
Maliraes. 1165
Gl'Sliidiiioiigiii, Charles. La Vierge, legende sacree en quatre sceues.
Musique de J. Massenet. In-16, 36 pages. Paris, Hartmann.
1 fr. 1166
Joimtlian, Leon. La Convention nationale, drame en six actes et
huit tableaux. In-4" a 2 col., 36 p. Paris, Barbre.
The'alre du Vliateau-d'' Eaii. Premiere reyresentution le .5 fevrier
1880. 1167
XiegoilV^, Ernest. Anne de Kerviler, drame en un acte et en prose.
lu-18 Jesus, 51 p. Paris, C. Le'vy. 1168
Thealre-Fran(;ais. Premiere repre'sentation le 27 novetnbre 1879.
Man'C, Leon. Rene'e d'Amboise, drame en cinq actes, en prose. In-12,
172 p. Cambrai, Renaut.
N'esi ])as näs dans le commerce. 1168a
Moiuaux, Jules et Parfait, Paul. Les Mouchards, piece en cinq
actes et neaf tableaux. In-4" a 2 col., 32 p. Paris, C. Levy. 50 c.
Theäire de T Amhuju - Vomique. Premiere represenlation le 9
Jnin 1880. 1169
Moiil^gllt, Maurice. Les Noces noires, drame en deux actes, en vers.
In-18 Jesus, 69 p. Paris, Charpentier.
Thealre Vlumj. 1170
Moi'eau, Georges. Grande pastorale de Noel, drame-mystere en cinq
actes, extrait exclusivement de vieux noels. In-12, 104 pag. Tours,
Bouserez. 1171
Morel, E. Bancale et C'^ , drame en cinq actes et huit tableaux. In-4''
a 2 col., 50 p. et Vignette. Paris, Barbre. 1 fr.
Theäire de Cluny. Premiisre represenlation le 2o deconbre 1879.
— Magazin iheätral. 1172
Mort (la) de Du Guesclin, drame historique en trois actes avec
chants; par l'abbe' P. G. D. In-12, 44 p. Bordeaux, Boussin. 1 fr.
Theäire da palronatje de Sainl- Andre. 1173
Paret, C. La greve des houilleurs, drame en 3 actes et 4 tableaux.
In-18. 79 p. Charleroi. 1 fr. 1174
K^SJirreetiois (la) de la fille de Ja'ire, drame en trois actes avec des
chants. ln-8^ 80 p. Limoges, Barbou freres ; Aubazine, pres Brive
(Coreze), M"^<^ V"^ Serre. 1 fr. 45. 1175
Theater: Drama, Komödie. 63
Bivet, Gustave. Le Cimetiere Saiat-Joseph, poeme ciraraatiquc cn dcux
tablcanx. In- 18 josuh, 24 p. Paris, Charpeuticr.
Tlie'ätre Cliini/. Premiere rejiresciiiaUon cn Janvier JSSO. 1176
Tlioimala, E. Bertrade de Montfort, drame liistorique en cinq actes
et quatorze tableaux. In-8", 259 p. Constantine, Bacrie. 3 fr. 1177
Treiiiblay, Louis. Electa, ou Lutece en 3Gd, drame en quatrc actes
en vers. Tn-S", 98 p. Meulan, Massou. 1178
Valabr^glie, Albiu. Clarviu pere et fils, piece en trois acte^. In-S",
83 p. Paris, Tresse. 1179
TJie'atre des Naiions. Premiere representailon le 22 jniUet LSiSO.
Sayii^tes et Moiiologtics; par MM. Arene, Cressonnois,
Dreyfus, Ferrier, Verconsin, etc. 5*^ se'rie. Nouvelle edition.
In-18 Jesus, 270 p. Paris, Tresse. 3 fr. 50. 1180
— — par MM. Cressonnois, Defair, Ferrier, Gilt, Monselet,
Nudaud, Normand, Richard, etc. 6^ serie. In-18 je's., 268 p.
Paris, Tresse. 1181
Advier, Leon. Le Mal du pays. Suivi de: les Extremes se touclient,
proverbe en un acte et en prose. In-18 Jesus, 234 pages. Paris, Lib.
generale. 3 fr. 1182
Allbert, Alfred. L'Epreuve, comedie en un acte. In-18 jdsus, 61 pag.
Lyon, Meton. 1 fr. 50.
Theätre des Celesiins, u Lyon. Premiere representatioti le 24:
janvier ISSO. 1183
Auge, Lucien. Phryne, comedie en un acte et en vers. In - 8", 32 p.
Versailles, Gert et Als. 1184
Alizies. Le Treizieme jure, comedie en deux actes, lue a l'Academie
des jeux floraux. In-S'', 43 p. Toulouse Uouladoure. 1185
Bajll, Henri. L'Ange du foyer, comedie en deux actes, pour jeunes
filles. In-12, 57 p. Limoges, Barbou. 1186
— Le Choix d'une aniie. comedie en deux actes, pour jeunes filles.
In-12, 48 p. Limoges. Barbou. 1187
— Petite ouvriere et grande dame, comedie en deux actes, pour jeunes
filles. In-12. 60 p. Limoges, Barbon. 1188
— Rural et Citadiu, comedie en deux actes. In-12, 48 pag. Limoges,
C. Barbou. 1189
Baiiaiel, Clement. La Chambre de gar9on, comedie - monologue en
vers. In-12, 16 p. Montpellier, GroUier. 1190
Bari*^, A. Les Gilets jaimes, comedie en trois actes. In-18 Jesus, 124 p.
Paris, Michaud. 2 fr.
Theätre des De'Uissements-Comiques. Premiere repre'sentation le
ler septe?}djre 1S77. 1191
Becqiie, Henry. Les Honnetes femmes, comedie en un acte. In-18
Jesus, 35 p. Paris, Tresse.
Theätre du Gi/mna-ie. Premiei-e repre'sentation le P^ janvier
1880. 1192
Bertliier, E. Dieppe et ses faubourgs, grande revue locale en cinq
actes. Morceaux choisis dans les chansons, rondes et Couplets cliantes
dans la revue. In-8'^, 15 pages. Dieppe, Delvoye, Levasseur et C'<^.
40 cent. 1193
Theätre de Dieppe. Pretntere representation le 29 janvier 1880.
Beriiai'cl, Victor. Faussaire!!! comedie en un acte. In-18 je'sus, 51 p.
Paris, Michaul. 1 fr. 1194
Theätre des Arts. Premiere reprcsenlation le 2(1 septemhre 1879.
64 BiUiofjraiHnc 1S80.
ISenson, Louis et Javel, Firmin. Le Valet de ccenr, sayiiete. Iu-18
Jesus, 14 p. Paris, Tresse. 1195
Theätre des Varietes. Premiere representation le 'Jü de'c. 1H7V.
Billet, Alfred. L'Ecole de Lauzun, comedie en un acte. Grand in-8^
30 pages. Paris, Le Cleve. 119G
Boiltiues, V. Le Pere des ouvriers, ou le Democrate pour rire, co-
medie en un acte et en vers. ln-8^ 24 p. Paris. Bandet. 1197
Boiss^, Jules. Augustine, comedie en un acte, en vers. In -8", 24 p.
Paris, Fischbaclier. 1198
Bouliiclioii, Alexis. Uu drame sur le pouce, proverbe en un acte.
ln-18, Ö9 p. Lyon, Vitte et Perrusael. 1199
Bouvert, Alphonse. Un objet d'art, comedie en un acte, ln-18 Jesus,
27 pages. Paris, Tresse.
Theairc Clmiy. Premiere representation le 2j juin ISSU. 1200
— Sous-seing priv^, comedie en un acte. Iu-18 Jesus, 86 pages. Paris,
Tresse. ^ _ 1201
Theätre de CUiny. Premiere representation. le 24 de'cemhre 1870.
Royer, Georges. La Familie, comedie en un acte. ln-18 Jesus, 72 p.
Paris, C. Levy.
Theätre du Palais-Royal. Premiere representation. le IS sep-
temhre isTJ. 1202
Cadol, Edouard. Les Inutiles, comedie en quatre actes. ln-18 Jesus,
161 p. Paris, Marpon et Flammariou. 2 fr.
Tlieätre de Cluny, premi'ere representation le 24 septemhre ISGS,
Ode'on, reprise le ■il Jauvier ISSO. 1203
Carr^"', Henry. Le Marquis de Gunomane, suivi des Tempetes de l'ar-
ticle 7, comedies. In-S", VlII-118 p. Gien, Raud. 2 fr. 1204
Celieres, Paul. Le Nez du marquis, charade en trois parties. ln-18,
36 p. Paris, Ilennuyer. L205
Chaiupeville, Paul de. Le Mariage d'Emma, comedie en uu acte.
In-S", 44 p. Oran. Heintz, Chazeau et Ci"^.
Theätre de Sidi-bel- Abbes. Premiere reprc'sentation le 8 janvier
1880. 1206
diassaiii, Jules. Theätre recreatif. Le Spleen; Un mariage de depit ;
la Voyageomauie, etc. In-12, 167 p. Paris, Martin. 2 fr. 1207
Copp^e, Fran9ois. Le Tresor, comedie en un acte, en vers. ln-18
Jesus, 4? pages. Paris, Lemerre. 1 fr. 50.
Theätre de l'Odeon. Premiere representation le 20 decembre
1879. 1208
Daillieu, Eugene. La Peur d'etre grand'mere, comedie en un acte.
ln-18 Jesus, 49 p. Paris, Presse. 1209
Theätre de Vluny. Premi'ere representation le 21 de'cemhre 1870.
I>are, Daniel. Les Folies de Valentine, comedie en un acte. ln-18
Jesus, 44 p. Paris, Charpentier. 1210
T/ieäire du Gymnase. Premiere representation le 13 avril 1870.
Decoiircelle, Pierre. Le Grain de beaute, comedie en un acte. ln-18
Jesus, 42 p. Paris, Tresse. 1 fr. 50. 1211
Theätre du (gymnase. Premiere representation le 27 mars 1880.
Bclpit, Albert. Le Fils de Coralie, comedie en quatre actes, en prose.
ln-18 Jesus, 128 p. Paris, Ollendorff. 2 fr.
Theätre du Gymnase- Dramatiy^ie. Premi'ere representation. le
li: janvier ISSO. ' _ ^ 1212
Dreylliw, Abraham. La Gifle, comedie en un acte. ln-18 Jes , 43 ]).
Paris, Ollendorff. 1 fr. 50. _ 1213
Theätre du Palais-Royal. Premiere representation le <'> mai 18S0.
Theater: liomöilie. 65
Dreyfns, Abraham. La Victime, comi^die en un acte. In -18 Jesus,
67 pages. Paris, C. Levy.
Thculre ibi Valais-tUnjul. Premiere repre'sentaimi te 12 mars
JSW. 1214
Dlll'U, A., Cllivot, H. et Eriiy, A. La Villa Blancmignon, comedie
en trois actea. In- 18 Jesus, 142 p. Paris, Tresse. 2 fr.
Theuire de VaudeviUe. Premiere represenUäioii (e 12 septem-
hre LS79. 1215
Dlival, Georges. Voltaire chez Houdon, comedie en un acte et en
vers. In-18 Jesus, 35 p. Paris, Dentu. 1 fr. 1216
Tlieätre de Cüdeon, Premiere represeniatioii le 23 fe'orier IHSO.
DiiyrI« Jules. Le Marchand de son lionneur, comedie en quatre actes.
In-18 Jesus, 131 p. Paris, Librairie nouvelle.
Thealre de Clunij. Premiere represeiäatioH le 16 avril l.SSO. 1217
Sccatage, Ferdinand d'. La Maureskine, ou l'Election de Maureska-
les-Bouviilons, comedie en cinq actes, en prose. In -8"^, 24 p. Paris,
V^s Renou, Maulde et Cock. 1 fr. 1218
Ferrier, Paul. L'Heure du pätissier, comedie en un acte, en prose.
In-18 Jesus, 02 p. Paris, Tresse. 1 fr. 50.
Pheälre de VaudeviUe. Premiere representation le l-'i septembre
im). _ 1219
— Nos depute's en robes de chambre, comedie en quatre actes, en prose.
In-18 Jesus, 180 p. Paris. Tresse. 2 fr. 1220
Tlieätre de VaudeviUe. Premiere representaticm le 11) mai ISSO.
Foiuiliet, Louis. La Teutatrice, comedie en un acte, en vers. In-18
Jesus, 46 p. Paris, Berger- Levrault. 1 fr. 25. 1221
Theätre de ISancy. P-emiere reprexentation le 14 avril 1877.
OaraiKl, Chai'les. Les Parents d'Alice, comedie en quatre actes, en
prose. In-18 Jesus, 107 p. Paris, Giraud. 2 fr.
Tlieätre national de COde'on. Premiere representation le Ifj sep-
tembre 1880. 1122
G^iier^S, Auguste. Etre et jjaraitre, comedie en un acte, en prose.
In- 8", 24 p. Paris, Mendel. 50 cent. 1223
Tlieätre de Chan/. Premiere representation le IG juiltet 187'J.
Gersant D'Izy, Theophile. Paul Vivian, comedie en quatre actes.
In-8^ II 1-74 p. Dijon. Jobard. 1124
Tlieätre de Pijon. Premiere representation le 31 mars 1880.
Goiidinet, p]., Oi^wald, F. et Giffard, P. Jonathan, comedie en
trois actes. In-18 Jesus, 179 p. Paris, C. Levy. 1225
Tlieätre du Gymnase. Premiere representation le 27 sept. 1879.
Goiilard, Gustave de. L'Article 7, ou l'Expulsion des jesuites, tragi-
comedie ministerielle en cinq actes, representee sur le Theätre de la
Republique franc^aise en 1879 et 1880. In-18 Jesus, 51 pages. Auch,
Thibault. 50 cent. 1226
Graiigeiieiive. Le Dindon de la farce, comedie en un acte, en vers.
In-18 Jesus, 58 p. Paris, Tresse. 1 fr. 1227
Henuique, Leon et Godde, George. L'Empereur Dassoucy, comedie
en trois actes. In-18 j^sus, 112 p. Paris, Charpentier.
Tlieätre Clnni/. Premii;re representation le 2 mars 1879. —
Bihliollieqiie Charpentier. 1228
H^rice, Maurice. Malices perdues, comddie en un acte. In-18 Jesus,
22 p. Paris, Michaud. 1 fr. 1229
Hervilly, Ernest d'. Le Parapluie, comedie en an acte. In-18 Jesus,
27 p. Paris, Ollendorft-. 1 fr. 50. 1230
Theätre de l'Ddeon. Premiere representation le 2'-t avril 18S0.
Zschr. f. nfrz. Spr. u. Litt. i^
GG Bibliographie ]s80.
Itey, ¥"""=. La Fausse politesse, comedie en un acte. In-8**, 14 pages.
Ronen, Lapierre. 1231
Kcrkabtllia'C, Etienne de. Le Treizieme jure, comedie eu deux actes.
In-8^ 40 p. Toulouse, Chauvin et fils. _ 1232
Keryani, Victoi*. Les Conseils de moa oncle, comedie en un acte.
In-18 Jesus, 34 p. Paris, Michaud. 1 fr. (1879.)
Repre'seiite ä Paris, au ccrcle de F Union artistique, le D avril
IS67, et au Theätre des Arts (ancicns Meuus-Plaisirs) le .'i octohre
IST.). 1233
— Miss bebe, comedie en trois actes. In-18 Jesus, 126 pages. Paris,
Michaud. 1 fr. 50. (1879.)
Theaire des Aris (anclens Memis - PlaisirsJ, ä Paris, Premiere
represcntalion le '21! sepienürre IST,). 1234
liCmercier de Neisvillc. Comedies de chäteau. In-18 je'.sus, VIII-
283 p. Paris, Tresse. 3 fr. 50. 1235
IiCroy, Louis et Bocage, Henri. Les Trois bougies, comedie en un
acte. In-18 Jesus, 35 p. Paris, Ollendorif. 123G
Theätre du Vaudeville. Pre)nii're repre'sentation le 12 nov. IST).
I^esgliilloil, Hermance. La Femme d'aujourd'hui. Poesie, sayuetes
en vers et en prose, theätre. In-18 Jesus, XXVI- 280 page.s. Paris,
Ghio. 3 fr. 1237
Ijionel «le Cliabrillass, M'"<=. M'am Nicol, comedie en trois actes.
In- 12, 108 p. Paris, Barbre. 1 fr.
Theätre des Folies-Dramaii'jues. Premiere repre'sentation le
4 j Killet ISSO. 1238
liiqiiier, Gabriel. La Peau de Tarchonte, comedie en un acte, en vers.
Iu-18 Jesus, 54 p. Paris, Michaud. 1 fr. 50.
Theätre national de COde'on. Premiere representation le 15 sep-
tembre ISSO. _ 1239
TiOpez, Bernard. Les Ricochets du divorce, comedie en qnatre actes,
eu prose. In-4'* a 2 col., 24 p. Paris, Michaud. 50 cent.
Troisieme Theätre Francais. Premiere representation le -V de-
cemhre IST). ' 1240
Meilhac, Henri et Ilalevy, Ludovic. Le Mari de la debutante, co-
medie en ciuq actes. In-18 Jesus, 207 p. Paris, C. Levy.
Theätre de Palais-Pioyal. Premiere representation le 7 novemhre
1S79. 1242
Meülaac, Henri et Hal^vy, Ludovic. Lolotte, comedie en un acte.
In-18 Jesus, 56 p. Paris, C. Levy. (1879.) 1243
Theätre du. Vaifdeville. Prennere repre'sentation le 4 oclobre IST).
— — La Petite mere, comedie en trois actes. In-18 Jesus, 153 pages.
Paris, C. Levy. 1244
Theätre des Varietes. Pre?niere representation le (1 mars IST).
Moiiselet, Charles et liCMlOiiMier, Alpbouse. Les Dindons de la
farco, comedie en trois actes. In-18 Jesus, 96 p. Paris, Tre.sse.
Theätre de CAlhenee - Voniique. Premiere representation le
14 7nai ISSO. 1245
Mj'Steres, les, du cirque Fernando, comedie eu trois actes; par Un re-
porter. In-16, 16 p. Paris, Daireaux. 15 c. 1246
Xavarre, Edmoud. Madeion, ou l'Epreuve, pochade en un acte et en
vers, precedee d'une petite causerie. In-18 Jesus, 31 pages. Laigle,
Montauze'. l^'i''
Noi'iaand, Jacques. L'Amiral, comedie en trois actes, en vers. In-18
jösus, 121 p. Paris, C. Levy. . 1248
Theätre du Gymnase. Premiere representation, le l'i avril ISSIJ.
Theater: Komödie, Sinr/spk'l. 67
Ordoiiiieaii, Maurice et Cliarpeiitici', Paul. Les Deux chambres,
coiücdio en uu acte. lu-lS Jesus, HG p. Paris, Tresse. 1 fr. 50. 1249
'riicütre du Ptduis-Roi/dl, Previüre reprcseiUalion k -i tiuä IS80.
l*!tiIlei*ois, lidouard. Le Clievalier Trumeau, couie'die en un acte, en
vers. In-18 je'sus, VliI-o-'> p. Paris, C. Levy. 1 fr. 1250
Petit, Georges et KayUiȣ&il, Hippolyte. Monsieur de liarbizon,
comedie eu trois actes. In-18 Jesus, 108 p. Paris, Tresse. 1251
Tlic'alre du Palais-llüijul. Premiere reiireseniaturn le 24 de'c. 1S79.
PoltBisi:, Leon et I>li Fuge, Marc. Les Fattlegs, comedie- pochade
en trois actes. In-18 je-ius, 47 p. Paris, Masquin. 1252
Roger dis Tfi*ailois, Eugene. Trop de finesse nuit, comedie -pro-
verbe en un acte. In-18 Jesus, 48 p. Paris, Tresse. 1 fr. 1253
Roiassel, E. Le Mannequin, comedie en un acte, en prose. In-18
Jesus, 35 p. Nancy, imp. Berger Levrault et C''=. 1254
Tlieätre de Isaiicy. Prevnire representatioa le 26 de'c. 1878.
Sardlou, Victorien. Daniel Rocbat, comedie en cinq actes. In -8",
21'J p. Pnris, C. Levy. 1255
Thedlre-Frmicais. Premii're rei>reseiäalio)i le KS ferrier 1880.
Silvestre, Arnaud. Myrrha, saynete romaiue. In-18 j(;sus, IG pages.
Paris, Tresse. 1 fr.
Piepresetäee pour la premicre fois, d tiiiauijHrulinu du Cercle
des arls liberaiuv, le 2'J dece//d're IsTJ. 1256
Silvestre, Armand et Htirai&i, Paul. Monsieur? comedie- bouffe en
trois actes. In-18 Jesus, 114 p. Paris. Tresse. 2 fr.
The'ätre de C Alhenee-Vondque, Premicre reprexeiäalion le
24 ociohre 1879. 1257
^iiioir, Cbarles. En vacances, comedie en un acte et en vers. In- 12,
31 p. Rennes, Caillot. 50 cent. 1258
liepresentee, poiir la jtremicre fois, siir le Ihedire de Rennes.
Sa\\\i\rj, Josepliiu. La Lune rouase, comedie en deux actes, en prose.
In-18 Jesus, 108 p. Paris, Lemerre. 2 fr.
Premiere represenUilion. ä Lyon, le 14 novemhre 1879. 1259
Tiercelin, Louis et Brieii, Henri. Les Noces du croque-mort,
comedie en un acte, en vers. In-lS je'sus, 32 p. Paris. Lemerre. 1260
Vanlo©, Albert et liCterrier, Eugene. Papa, comedie eu trois actes.
In-18 Jesus, 127 p. Paris, C. Levy. 1261
The'ätre de Palais-Royal. Premicre represeniation le 16 de'c. 1879.
Velie, Leon. La Bougonne, comedie en un acte et en vers. In-B",
34 p. Saint-Etienne, Theolier freres. 1262
Vevger, Albert. Le Volontariat d'un au, come'die en un acte et en
vers. In-12, 50 p. Marseille, Doucet. 1263
Weil, M"«^ Henriette. Une Obligation, come'die en un acte, en prose.
In-18 Jesus, 24 p. Paris, Peragallo.
Troisieme Thedtre-Frant^ais. Premicre repre'sentalion le 27 fe-
vrier 1880. 1264
AstrilC, PJlomir. Pupazzi politiques. Carnaval electoral, comedie-
vaudeville en deux actes et trois tableaux. In-8", 46 pages. Bordeaux,
Gounouilhou. 1265
Banville, Theodore de. Hymnis, comedie lyrique en un acte. Musique
de Jules Cressonnois. In-18 Jesus, 48 p. Paris, Tresse.
Thcätre du JSouveau - Lyrique. Premic're repre'senlutio'ii le
14 Hovembre 1879. _ 1266
Blamoltarcl, Marc-Antoiue. La Demande eu mariage, comedie vaude-
ville en un acte. In-8', 43 p. Chatellerault, Biclion. 1267
68 Bibliographie 1880.
Cliaillieil, Armand. Un monsienr qui n'a pas de ehoniise, vaudeville
en im acte. In- 18 Jesus. 43 p. Paria, Tresse.
'Jhcalre Scrihc (Atlicncc-Vovdfpic). Premiere represenldium, ä
Paris, le ler sepicnibre iHli. 1268
Cllivot, H. et I>lirii, A. On demande des domestiques, vaudeville en
im acte. In-18 Jesus, 36 p. Paris, Tresse. 1 fr, 50.
Theaire des FoUes-Dramatiques. Premiere repre'seniation le
2ß arril 1802. 1269
— — Le Sie£^e de Grenade, vaudeville en quatre actes. In-18 Jesus,
142 p. Paris, Tresse. 1270
Theaire du Paiais-Royal. Premiere representaiioii le SO mai 1880.
Clioler, Saint- Aignan. Les Truos de Truck, vaudeville en un acte.
In-18 Jesus, 53 p. Paris, Ollendorff. 2 fr. 50. 1271
Tlieatre du Patais-Royal. Premiere rei>resentation le 2 avril 1880.
Coriill, Napoleon. Le Neveu du pere Mathurin, vaudeville-operette en
un acte. In-8", 35 pages. Dunkerque, Y'^ Kien.
Joi/e pour la premi'ere fois au kiirsaal de Dunkerque. 1272
]>U]iiei'^aii. Madame Gibou et Madame Pochet, ou le The chez la
ravaudeuse, piece grivoise en trois actes, melee de Couplets. In-S" a
2 col., 16 p. Paris, Tresse. 1273
Theaire des J'arie'tes. Premiere repre'seniation le 20 fe'vrier l8o2.
CMllitard, Charles. Les Gilets de flanolle, vaudeville en un acte, ln-8^
30 p. Villeneuve-sur-Lot, Chabrie. 75 cent.
Theaire de Villenenve-siir - Lot. Premiere representation le
2:] jevrier I.S.SO. 1274
llerillil, Edouard et Allbert, Alfred. Gredin de sapeur, vaudeville
en un acte. In- 12, 36 p. Paris, Tresse. 1 l'r.
The'ätre de l\ithe'ne'e-Comique. Premiere representation le
20 arril I.S.SO. 1275
9lRC-Boiii*g. Un Service d'ami, comedie-vaudeville en un acte. In-r2,
24 p. Poitiers, imprinierie de l'Ouest. 1276
itIai*«locl»^e. (,'a m'ti garde pas ma bile mire, vaudeville en un acte
et cinq juifs. In-S", 16 p. Constantine, Beaumout.
l'heätre lyrique Bar -el- Bey, ä Constantine. Pi'emii:re repre-
sentation le 10 Juin I.S.sO. ^ 1277
Marot, Gaston, Pdiillioii, Alfred et Philippe, Edouard. Les
Boussigneul, vaudeville en trois actes. Musique nouvelle de M. Edouard
Okolowicz. In-18 je'sus, 116 p. Paris, Tresse. 1278
Theatre des Jrts. Premiere representation le 7 fevrier 1880.
Philippe, l^douard et Poullioil, Alfred. Risette et Durandeau,
comedie-vaudeville en un acte. In-18 Jesus, 45 p. Paris, Tresse. 1279
Theaire des Jrts. Premiere representation le 7 fevrier I.S.SO.
Kayiiioiid, Hippolyte et Boiicheron, Maxime. Le Menage Po-
pincourt, vaudeville en un acte. In-18 jes., 49 p. Paris, Tresse. 1280
Theaire du Palais-Royal. Premiere representation le 12 mars 1880.
— et ClerC, P^mile. La Derniere fredaine, vaudeville en un acte. In-18
Jesus, 50 p. Paris, Tresse. 1 fr. 50 cent.
Theatre des Aoureaute's, Premiere rcpresentatioti le 14 sep-
temhre LS7!). 1281
RoiisMel, Emile et Cillgeuheiiil, Georges. Nancy! tout le monde
descend ! revue en cinq actes et sept tableaux. Musique nouvelle de
M.Paul Thomas. In-4'^ a 3 col., 25 p. Nancy, Gebhardt. 1 fr. 1282
Theatre de Nancy. Premiere representation le 14 fevrier 1880.
Theater: Oper nud Operette. 69
Adeili(4, Jules. La Fee des Binyeres, opera-coniique en trois aetes,
Musique tie M. Samuel David. In- 12, 80 p. Paris, Barbre. 1 fr.
Theätre h/rique du Cliäleau-d'Ean. Premiere represeulation en
juillet ISSO. ' 1283
Aiiialric, Eugene. Comedies-operettes, scenes lyriques. In -18 Jesus,
234 p. Toulouse, Durand et Delpuech, 1284
Battaille, L. Le Verrou, Operette en un acte. Musique de Frederic
Barbier. Grand in-S** a 2 coL, 15 p. Paris, Benoit. 1 fr.
Theätre de C Eldorado. Premiere repre'sentalion le 'ii octohre
IS7.9. 1285
Blavet, Emile. Le Bravo, opera en quatre actes. Musique de M. Gr.
Salvayre. (Texte fran9ais et italien.) In-18 Jesus, 108 pag. Paris,
Lemoine. 2 fr.
Theätre de l'tJpe'ra national lyrique. Premiere representation le
IS avril IS77. 1286
Bloiiflelct et Bauiiiaiiie. Les Ecosseuses, Operette en un acte.
Musique de T, Rief 1er. ln-8'' a 2 col., 8 p. Paris, Feuchot. 1 fr.
Premiere representatioii ä la Scala. 1287
Bliraiii, Paul et Bouclieron, Maxime.' Le BiJlet de logement,
opera-comique en trois actes. Musique de M. Leon Vasseur. In-18
Jesus. 122 p. Paris, Ollendorf. 2 fr.
Theätre des Fanfai.sie.'i-Parisiefmes. Premiere representation le
/.-> novembre 1S7S. 1288
Cliaiitcpie, Jules. Dianora, opera-comique eti un acte. Musique de
Samuel Rousseau. In-18 Jesus, 32 p. Pax'is, Tresse.
Theätre de COpera-Contique. Premiere representation le 22 de-
cemhre I.S79. 1289
Fcrrier, Paul et Pr^vel, Jules. Les Mousquetaires au couvent,
opera-comique en trois actes. Musique de M. Louis Varney. In-18
Jesus, 123 p. Paris. Tresse. 2 fr.
Theätre des Bouffes-Parisieus. Premiere representation le IG tnars
/SSO. 1290
Goiidinet, Edmond et Duval, Georges. Les Voltigeurs de la 32^,
opera-comique en 3 actes; musique de Robert Planquette. In-18
Jesus, 122 p. Paris, Coricer; Babre. 2 fr.
Theätre de la Renaissance. P'emiere representation le 7 janvier
ISSO. 1291
Goildiiiet, Edmond et Gille, Philippe. Jean de Nivelle, op^ra-co-
mique en tiois actes. Musique de Leo Delibes. In-r2, 124 pages.
Paris, lib. C. Levy.
Theätre de fOpera-Comigue. Preinicre representation le 8 mars
ISSO. ^ 1292
Heuiery, Emile et Bocage, Henri. La Girouette, opera-comique
en trois actes. Musique de M. Ccedes. In-18 Jesus, 108 pages.
Paris, Tressse.
Theätre de Fantaisie-Parisiennes. Premiere representation le
•V mars ISSO. 1293
Ileriilil et Nllill^s. Un conciergicide, folie-operette en un acte,
paroles de Hermil et Numes; musique de Francis Chassaigne. In-8''
a 2 col., 8 pages. Paris, Morris pere et fils. 1 fr.
Repre'sente pour la premii're fois ä C Eldorado. 1294
Joiiliaild, Auguste. Robert- Macaire en voyage, Operette en un acte.
Musique de AL Malo. In-8' a 2 col., 8 p. Paris, Tresse. 1 fr.
Premiere representation an theätre de CEldorado. 1295
liCterrier, Eugene et Vaiiloo, Albert. La Jolie Persane, opera-
70 Bibliographie ISSO. llteale'r : Oper und Operette.
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124 p. Paris, C. Levy.
Theätre de la Renaissance. Premiere represeiitaiio)i le i'S oc-
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Merot, Gaston. La Tache de sang, Operette en nn acte. Musique de
Frangois Chassaicrne. In-8" a 2 co], 8 p, Paris, Morris; Feucliot.
L' Eldorado. Pi-emiere representatiou le 12 Janvier I^7S. 1297
Moistagiie, Edouard. Les Pantins, opöra-comique en un acte et deux
tableaux. In-18 Jesus, 48 p. Paris, Morris pere et fils. 1298
]%^oirot, L. Feu mon oucle, opera-bouffe eu un acte, paroles de L. Noirot,
musique de J. J. Debillemont. Iu-8'', 65 p. Dijou, Lamarchc. 1299
P^ricaud et Deloriiiel. Ou demande un arlequin, Operette en un
acte. Musique de M. Bernicat; pautomime reglee par M. AI. Guyou.
In-12, 35 p. Paris, Morris pere et fils.
Repre'sente, potir la yrennere fois, ä f Eldorado. 1300
— — La Demoiselle de compagnie, Operette en un acte. Musique de
Cliassaigne. In-B" a 2 col., 8 p. Paris, Feucliot. 1 fr.
Premiere representatiou ä C Eldorado. 1302
Roland furieux, Operette en un acte. Musique de L. C. Desormes.
In-4'' a 2 col., 7 p. Paris. Alcan-Levy.
Premiere representatinn ä C Eldorado. 1302
I*oiteliar«l, Charles. Jean de Nivelle, opera en trois actes. paroles de
MM. Ed. Gondiuet et Pb. Gille, musique de Leo De Hb es. In- 8",
51 p. Paris, Delanchy,, Heugel et fils. 1303
Vaiiloo, Albert et liCterrier, Eugene. La Marjolaine, opera-bouffe
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Paris, Tresse. 1304
Theätre de la Pienaissance. Premiere representatiou le -i fe'vrier
1S77. _ 1304
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Bovery. In-8'' a 2 col., 8 p. Paris, Morris pere et fils. 1305
Theätre de Montmartre . Premiere representation le 'Jo aoät IS70.
-^i<r
Verlag- von Eugen Fraiicks Biiclihandlnng (Georg Maske)
in Oppelii und Leipzig.
Zeitschrift
für
neufranzösische Sprache und Litteratur
herausgegeben von
Prof. Dr. Körting und Prof. Dr. Koseliwitz,
Münster i W. Greifswald,
ersclieiarit in BärLcierL von. ^ ECeften.
Preis pro Band 15 Mark. — Preis des einzelnen Heftes 5 Mark.
Abhandlungen in Band I.
Stengel, E. Die ältesten Auleitungsscliriften zur Erlernung der
franz. Sprache. — Lindner, F. Em franz. Breviarmm des XV. Jahrh.
— Lion, C. Th. Zur franz. Schullektüre. — Knauer, 0. Zweifel und
Fragen. — Spach, L. Rückblicke auf die neuere französ. Litteratur.
— Lombard, E. Etüde sur Alexandre Ilardy. — Mangold, W. Molieres
Streit mit dem Hotel de Bourgogne. — Schnlze, 0. Grammatisches
uud Lexikalisches L, II. • — Stengel, E. Der Briefwechsel Voltaires mit
Landgraf Friedrich II. von Hessen. — Ritter, C. Litterature de la
Suisse fran9aise. I. Juste Olivier.
Abhandlungen in Band II.
Harczyk, J. Zur franz. Metrik. — Mahrenholtz, E. De Visds
Vöritable Critique de l'Ecole des femmes. — M'ie Duparc und ihre
Beziehungen zu Moliere. — Moliere-Analekten. — Einige offene Frao-en
der Moliere -Kritik. — Moliere und die de Brie. — Kräuter, J. P.
Stimmlose antepalatale und mediopalatale Reibelaute im Neufranz. —
Mangt)ld, W. Molieres Wanderungen in der Provinz. — Vietor, M.
Schriftlehre oder Sprachlehre I. • — Pehse, H. Estienne Jodelles Lyrik.
— Schraag-er, 0. Zu Sachs' franz. Wörterbuch. — Ritter, E. Nouvelles
recherches sur les Confessions et la Correspondance de Jean Jacques
Rousseau. — Breitinger, H. Marc-Monnier über die Entwickeluno' der
Genfer Litteratur. — Schulze, 0. Grammatisches und Lexikalisches III.
— Poth, K. Assez. — Belay, C. Le Roman Contemporain en France.
I. Alphonse Daudet. — Pons, A. J. Chronique littdraire.
Abhandlungen in Band III.
Junker, H. P. Studien über Scarron. — Mahrenholtz, R. Ein
Dezennium deutscher Moliere-Philologie. — Die Moliere-Litteratur des
Jahres 1880, — Humbert, C. Geschichte des Tartuffe in Frankreich.
— Schmager, 0. Bemerkungen zur neufranz. Grammatik. — Knörich, W.
Inversion nach et. — Ritter, E. Bi^at-Louis de Muralt, Lettres sur les
Anglais. — Schulze, 0. Grammatisches und Lexikalisches IV. —
Bobertag, P. Charles Sorels Histoire comique de Francion und Berger
extravagant. — Delay, C. Le Roman contemporain. IL Octave Feuillet.
— Plattner, Ph. Über Bildung und Gebrauch des Plurals im Neufrz.
— Zressner. Nachträge zum franz. Wörterbuche von Sachs.
Von Band IV an wird der Band in 8 Hefte geteilt.
Druck von Erdmann Raabe in Oppeln.
PC Zeitschrift für französische
2003 Snrache und Literatur
Z5
Bd. 2
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