Skip to main content

Full text of "Zeitschrift für Mathematik und Physik"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  lechnical  restrictions  on  automated  querying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  fivm  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogXt  "watermark"  you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  and  hclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  rcach  ncw  audicnccs.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http: //books.  google  .com/l 


Google 


IJber  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Realen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfugbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 
Das  Buch  hat  das  Uiheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nu  tzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  Partnerschaft  lieber  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.     Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.     Nie htsdesto trotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  veihindem.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 
Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  Tür  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  fürdieseZwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-MarkenelementenDas  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  für  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppcn  zu  erreichen. 
Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter|http:  //books  .  google  .coiril  durchsuchen. 


-t^f'W^M-*» 


•*#• 


^■■^^ 


ZEITSCHRIFT 
FÜR  MATHEMATIK  UND  PHYSIK 

BEGRÜNDET  1866  DURCH  f  0.  SCHLÖBilLCH. 

FRÜHER  HERAÜSOEQEBBM  VON  0.  SCHLÖMILCH  (1866—1896)  UND  M.  CaNTOR  (1869—1900). 


OBGAN  FÜR  ANGEWANDTE  MATHEMATIK. 


OEGENWÄRTia 
UNTER  MITWIRKUNG  VON  C.  VON  BaCH^  G.  HaUCK,  R.  HbLHERT,  F.  ElEIN, 

G.  VON  Linde,  H.  A.  Lorentz,  H.  Müller-Breslau,  H.  Seeliger,  H.Webbr 

HERAUSGEGEBEN 

YOH 

B.  MEHMKE      und       C.  RTTNGE 

nr  iTUTTaAmT.  nr  HJunroTBB. 


47.  BAND. 

Urt  1  DOPPBLTAFEL,  1  TAFBL  UMB  70  FIOUlllll  DC  TBXT. 


•  •  '  •  •      *.    .  *.        .« 


*    *   J 


LEIPZIG, 

DBUOK  UND  VEBLAG  VON  B.  G.  TEUBNEB. 

.     1902. 


Q: 


W  V 


ALLE  RBCHTE,  EIKSOHLIESSLICH  DES  ÜBEBSETZUN08BSCHTES,  YORBEHALTBK. 


Inhalt.  in 


Inhalt. 

Saite 

Bobylewy  D.  und  Friegeiidorff,  Th.  Über  das  perimetrische  Rollen  eines 
Kreisels,  dessen  Schwerpunkt  unter  dem  ünterstütznngspiinkte  liegt    .   .     364 

BnmeBtery  L«  Kinematisch-geometrische  Theorie  der  Bewegung  der  affin- 
Ter&nderlichen,  ähnlich- veränderlichen  und  starren  räumlichen  oder  ebenen 
Systeme.    Zweiter  Teil 128 

Doleialy  Eduard.  Das  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Photo- 
grammetrie.    Mit  einer  Tafel 29 

Fiseher^  0«  Über  die  reduzierten  Systeme  und  die  Hauptpunkte  der 
Glieder  eines  Gelenkmechanismns  und  ihre  Bedeutung  for  die  technische 
Meclianik 429 

Fisehery  Tietor.    Analogien  zur  Thermodynamik 1 

Franeke)  Adolf«    Bogen  mit  elastisch  gebundenen  Widerlagern 16 

—  Der  Spitzbogenträger  mit  elastisch  gebundenen,  drehbaren  Widerlagern .       23 
Heniiy  KarL   Das  Verhalten  des  Yirials  und  des  Momentes  eines  stationären 

Kräftesystems  bei  der  Bewegung  des  starren  KOrpers 104 

Honiy  J.    Zur  Theorie  der  kleinen  endlichen  Schwingungen  von  Systemen 

mit  einem  Freiheitsgrad 400 

Kleiiiy  F.    Zur  Schraubentheorie  von  Sir  Robert  Ball 287 

Krflgery  L«  Zur  Ausgleichung  von  Polygonen  und  von  Dreiecksketten  und 
6ber  die  inteiteationale  Näherungsformel  fOr  den  mittleren  Winkelfehler     167 

Kfibler^  J.    Noch  einmal  die  richtige  Knickformel 367 

Mayry  Robert.  Über  Körper  von  kinetischer  Symmetrie.  Mit  einer  Doppel- 
tafel     479 

Bodeiiberg;  C.  Über  die  Schnittkurve  zweier  kongruenten  Bingflächen  und 
ihr  Zerfallen  in  Kreise 196 

—  Über  die  Schnittpunkte  einer  Ellipse  mit  einer  ihr  coazialen  Ellipse  oder 
Hyi>erbel 199 

Bndio^  Ferdinand.    Zur  Kubatur  des  Rotationsparaboloides 126 

Sehnhy  Fred.    Die  Horopterkurve 376 

Skntaeli)  Bndolf.    Über  Gleichungswagen 86 

Tlmerdlngy  H.  E.    Die  Bemoullische  Wertetheorie 821 

ünger^  0.     Über  ein  Konstruktionsprinzip  und  seine  Verwertung  bei  der 

Schattenbestimmung  an  Drehflächen 467 

ZermelOy  E.   Hydrodynamische  Untersuchungen  über  die  Wirbelbewegungen 

in  einer  Kugelfläche.    Erste  Mitteilung 201 


Kleinere  MitteilTingen. 

Druckfehler  in   den  Tables  des  Logarithmes  ä  huit  d^dmales  du  Service 

G^graphique  de  TArm^ 266 

Der  Rechenschieber  in  Deutschland 489 

Mantisse 491 


IV  Inhalt. 

Preisaufgaben  für  1908.  ^^^ 

Acad^mie  des  Sciences,  Paris,  Prix  Foumeyron 491 

Acadämie  Eoyale  de  Belgique 492 


Auskünfte. 


Betreffend:  Bezeichnungen  ftlr  die  Umkehrongen  der  Hyperbelfanktionen .    .     266 

Dezimale  Zeit-  und  Ereisteilnng 266 

Neue  Winkelteilnng  in  der  französischen  Marine 266,  492 

Vorlesungsapparat  zur  Statik  und  Dynamik 492 


Anfragen. 


Betreffend:  Verallgemeinerung  des  Bour- Pro  eil  sehen  Satzes 267 

Rechenschieber  von  Horner 492 


Büohersohau. 

A.  von  Oettingen.    Elemente  des  geometrisch-perspektivischen  Zeichnens. 

Von  H.  Doehlemsnii 268 

A.  Föppl.  Vorlesungen  über  technische  Mechanik.  Von  K.  Hean  ....  270 
HeinrichWeber.  Die  partiellen  Differentialgleichungen  der  mathematischen 

Physik.    Von  Radolf  Rofhe 280 

F.  W.  Gedicus.     Kinetik,   Beiträge   zu   einer   einheitlichen  mechanischen 

Orundanschauung.    Von  K.  Henn 282 

Alois  Indra.    Die  wahre  Gestalt  der  Spannungskurve.    Von  Hh. 282 

Erich  Geyger.    Die  angewandte  darstellende  Geometrie.   Von  K«  Doelile- 

mann 49a 

Frederick  Slate.  The  principles  of  mechanics.  Von  Paul  Stftckel .  .  .  494 
H.  A.  Roberts.  A  treatise  on  elementary  dynamics.  Von  Paul  St&ekel  .  497 
J.  J.  van  Laar.  Lehrbuch  der  mathematischen  Chemie.  Von  P.  Brftner  .  498 
A.  Wassili ef.   P.  L.  Tschebyschef  und  seine  wissenschaftlichen  Leistungen. 

—  N.  A.  Delaunay.   Die  Tschebyschef  sehen  Arbeiten  in  der  Theorie  der 

Qelenkmechanismen.    Von  Rudolf  Rothe 600 

Christian  Beyel.  Darstellende  Geometrie.  Von  K«  Doehlemann  ....  500 
E.  Hammer.   Der  Hammer-Fennelsche  Tachymetertheodolit  und  die  Tachy- 

meterkippregel  zur  unmittelbaren  Lattenablesung  von  Horizontaldistanz 

und  Höhenunterschied.    Von  A.  Galle 502 

Neue  Bücher 284,  505 

Abhandlungsregister  1900—1901.    Von  E.  W51fflng 287 

Nachtrag  zu  dem  Verzeichnis  von  Abhandlungen  aus  der  angewandten  Mathe- 
matik, welche  im  Jahre  1900  in  technischen  Zeitschriften  erschienen  sind. 

Von  E,  WÄlffing 317 

Berichtigung 508 


Analogien  zur  Thermodynamik.     Von  Victor  Fischer. 


Analogien  znr  Thermodynamik. 

Von  Victor  Fischer  in  Stuttgart. 

In  seinen  „Principien  der  Statik  inonocyklischer  Systeme"^)  hat 
Helmholtz  eine  Bewegungsart  analytisch  begründet^  die  besonders 
wegen  ihrer  vielfachen  Analogien  mit  den  sogenannten  yerborgenen  Be- 
wegungen eine  groüse  Bedeutung  erlangt  hat.  In  der  genannten  Arbeit 
führt  Helmholtz  vor  allem  die  Analogie  der  monocyklischen  Be- 
wegung mit  der  Wärmebewegung  durch.  Er  zeigt,  dals  das  bei  der  ersteren 
erhaltene  Energiedifferential  yollkommen  mit  jenem  der  Wärme  über- 
einstimmt ^^  und  dals  femer  durch  entsprechende  Koppelung,  das  ist 
die  kinematische  Verbindung  zweier  monocyklischer  Systeme,  die  er 
für  den  besonderen  Fall  eines  umkehrbaren  Vorganges  als  isomore 
Koppelung  bezeichnet,  die  charakteristischen  Eigenschafiien  eines  Wärme- 
überganges hervortreten.  Weitere  Analogien  in  dieser  Richtung  sind 
Ton  Boltzmann  ausgeführt  worden.') 

Meine  Aufgabe  soll  es  nun  sein,  auf  einen  sehr  einfachen  der- 
artigen monocyklischen  Bewegungsvorgang  hinzuweisen,  durch  dessen 
Betrachtung  wir  zu  Gleichungen  gelangen,  die  denen  der  Thermodyna- 
mik auch  in  Bezug  auf  die  besondere  Bedeutung  der  darin  vorkommenden 
Gröften  ziemUch  yollkommen  analog  sind. 

Zu  diesem  Zwecke  denken  wir  uns  einen  Ring  von  kreisförmigem 
Querschnitt,  dessen  Querschnittsdimensionen  gering  gegen  die  Länge 
der  Mittellinie  sind.  Dieser  sei  rings  eingeschlossen  von  einer  Hülle, 
unter  der  wir  uns  auch  eine  Flüssigkeit  vorstellen  können,  die  auf  seine 


1)  Journal  for  die  reine  und  angew.  Mathematik.    Bd.  97. 

2)  Eine  weitere  Analogie  mit  den  cyklischen  Bewegungen  ist  bekanntlich 
auch  in  neueren  Werken  über  Elektrodynamik  bezüglich  den  Verhaltens  der  pon- 
deromotoriBchen  und  besonders  der  elektromotorischen  Ki^ffce  durchgeführt  worden. 

3)  L.  Boltzmann.  Über  die  Eigenschaften  monocyklischer  und  anderer  da- 
mit verwandter  Systeme.  Joum.  f.  d.  reine  u.  angew.  Mathematik.  Bd.  98.  — 
Vorlesungen  über  Maxwells  Theorie  der  Elektricität  und  des  Lichtes,  I.  Theil, 
2.  Vorlesimg.    Leipzig  1891. 

Zcitachrlft  f.  Mathematik  n.  Phyaik.  47.  Band.  1909.   1.  u.  2.  Heft.  1 


2  Analogien  zur  Thennodynamik. 

Oberflache  einen  fiberall  gleichmäßigen  Dmck  ansfibt  Der  besseren 
Änschanlichkeit  wegen  wollen  wir  unsere  Betrachtungen  auf  ein  scheiben- 
förmiges Element  beschranken,  das  wir  uns  aus  dem  Ringe  heraus- 
schneiden, da  sich  die  Ergebnisse  für  dieses  ebenso  auf  den  ganzen 
Ring  erstrecken,  der  sich  ja  aus  lauter  solchen  gleichen  Scheiben  gleich- 
artig zusammensetzt.  Die  Breite  dieser  Scheibe  setzen  wir  der  Ein- 
fachheit halber  gleich  der  Einheit  Ihre  Masse  sei  m  und  die  spezi- 
fische Masse,  also  die  Masse  pro  Volumeinheit  sei  fi. 

Der  ganze  Ring  sei  nun  in  gleichmälsiger  Rotation  um  seine 
Mittellinie  begriffen;  mit  andern  Worten,  er  bilde  das,  was  wir  einen 
einfE&chen  Wirbel  nennen  können.  FOr  die  Scheibe  als  Element  des 
Ringes  können  wir  dann  folgende  dynamische  Betrachtung  anstellen: 
Ist  (o  die  Winkelgeschwindigkeit  und  v  =  ra  die  Geschwindigkeit 
ii^end  eines  Punktes  in  der  Entfernung  r  von  der  Mittellinie,  so  können 
wir  uns  für  jeden  Punkt  die  Fliehkraft  pro  Masseneinheit  f  ^  ra*  an- 
gegeben denken.  Es  wird  daher  die  Ghrölse  der  Fliehkraft  dF  eines 
ringförmigen  Scheibenelementes  dm  gleich  sein 

dF  =  fdm  =  reo*  •  ii2rxdr  =  2nikm^f^dr. 

Für  die  Gesamtgröfse  F  der  Fliehkraft  ergiebt  sich  daraus 

R 

F^  f2ityL(o^r^dr  =  f ^r^ra'jB»  ==  \7CikV^B, 

0 

wobei  12  den  ümfangsradius  und  V  die  Umfangsgeschwindigkeit  der 
Scheibe  bedeuten.  Führen  wir  in  den  erhaltenen  Ausdruck  wieder  die 
Masse  m  »  ^npL  ein,  so  erhalten  wir  schliefsUch 

(1)  F  =  im<Dȟ-|m5- 

Wenn  wir  uns  also  \  der  Scheibemnasse  im  ümfangsradius  konzentriert 
denken,  so  entspricht  deren  Fliehkraft  der  Oesamtfliehkraft  der  homo- 
genen Scheibe. 

Ich  möchte  hier,  bevor  ich  weiter  gehe,  noch  die  Bemerkung  ein- 
schalten, dafs  wir  derartige  Ausdrücke  auch  noch  für  beliebige  andere 
Körper  bilden  können,  die  um  eine  durch  ihren  Schwerpunkt  gehende 
Achse  rotieren,  da  die  Ableitung  derselben  nur  Yon  der  geometrischen 
Qestalt  des  Körpers  abhängt. 

Bilden  wir  denselben  beispielsweise  noch  für  eine  KugeL  Wir 
können  uns  diese  aus  lauter  Elementarscheiben  senkrecht  zur  ümdrehungs- 
achse  zusammengesetzt  denken.  Der  Halbmesser  einer  solchen  Elemen- 
tarscheibe sei  r,   ihre  Breite  dh\   dann  ist  ihre  Masse  dm  =  iixr^db. 


Von  Victor  Fischer.  3 

und  nach  Gleichung  (1)  ist  daher  ihr  Beitrag  zur  Oesamtfliehkraft  der 
Kugel 

Durch  Integration    erhalten    wir,    wenn   R    der  Halbmesser    der 
Kugel  ist, 

Da  wir  aber  für  r  und  &  schreiben  können 

r  =  jR  sin  a 
h  =  J2cosa, 

so  geht  unser  Integral  nach  Einführung  dieser  Beziehung  über  in 


Es  ist  nun 


mithin 


/  sin^aäa  =  -g- 

0 


Führen  wir  wieder  die  Masse  m »  jB^yeii  ein,  so  erhalten  wir 
Bchliefslich  als  Ausdruck  für  die  Gesamtfliehkraft  der  Kugel 

(2)  2^=|fmBa>»  =  gm;. 

Kehren  wir  wieder  zu  unserem  Wirbel  zurück  Dieser  soU  nun 
derart  beschaflFen  sem,  dafs  der  Gesamtbetrag  der  auftretenden  Flieh- 
kräfte als  gleichmalsig  verteilter  Druck  auf  den  Wirbelumfang  zur 
Geltung  kommt. 

Dals  sich  eine  solche  Vorstellung  yerwirklichen  lafst,  wollen  wir 
uns  sofort  an  einem  Modell  klar  machen,  das  auch  thatsächlich  aus- 
gef&hrt  werden  kann. 

Zu  diesem  Zwecke  nehmen  wir  eine  hokeme  kreisrunde  Scheibe, 
zerschneiden  dieselbe  erst  in  Ringe  Yon  gleicher  Dicke  und  zerteilen 
diese  wieder  in  radialer  Richtung.  Die  auf  solche  Art  gebildeten 
Scheibenteile  durchbohren  wir  nun  so,  wie  es  durch  gestrichelte  Linien 
in  der  Zeichnung  (Fig.  1)  angedeutet  isi  Auf  einer  hölzernen  Nabe 
(Fig.  2)  befestigen  wir  nun  in  radialer  Richtung  Messingstabe  von 
genügendem  Widerstände  gegen  Yerbiegung,  die  den  Bohrlöchern  in 
Fig.  1  entsprechen  müssen. 


Analogien  zur  Thermodynamik. 


Auf  diese  Stabe  fädeln  wir  die  einzelnen  Scheibenteile  auf  und 
ziehen  über  den  ganzen  Scheibenumfang  ein  geschlossenes  elastisches 
Band.  Die  so  gebildete  Scheibe  können  wir  nun  auf  eine  Welle  auf- 
keilen,  an  der  eine  Kurbel  angebracht  ist. 

Wenn  wir  nun  das  Ganze  als  reibungslos  ansehen,  so  dals  also^ 
wenn  das  Band  entfernt  wird,  die  einzelnen  Scheibenteile  in  radialer 
Richtung  vollkommen  frei  beweglich  erscheinen^  und  die  Scheibe  in 
Umdrehung  bringen,  so  wird  in  jedem  Scheibenteile  eine  ihm  ent- 
sprechende Fliehkraft  auftreten;  und  zwar  wird  dieselbe  in  unserem 
Falle  mit  dem  Quadrate  der  Schwerpunktradien  zunehmen,  was  leicht 
nachzurechnen  ist.  Jede  dieser  Fliehkräfte  wird  sich  nun  in  ihrer 
ganzen  Gfröfse  als  Druck  auf  den  nächstfolgenden  Teil  und  von  diesem 
wieder  weiter  übertragen,   so  dafs  schliefslich    die   Summe  aller   auf- 


Fig.  1. 


Fig.  2. 


tretenden  Fliehkräfte  Umto^r  als  Druck,  und  zwar  schon  aus  blofsen 
Symmetriegründen,  als  gleichmäfsig  verteilter  Druck  auf  das  elastische 
Band  zur  Geltung  kommt. 

Wir  sehen,  dafs  wir  an  den  dynamischen  Verhältnissen  nichts 
ändern,  wenn  wir  die  angenommenen  Scheibenelemente  durch  solche 
von  beliebiger  symmetrischer  Gestalt  ersetzen,  beispielsweise  durch 
Kugeln,  die  gegen  den  Scheibenumfang  hin  gröfser  werden.  Wir  können 
uns  femer  die  Messingstäbe  weggenommen  denken,  so  wird  auch  dann 
nachdem  die  einzelnen  Scheibenelemente  zentral  auf  einander  drücken, 
die  Bewegung  ohne  Auftreten  von  tangentiellen  Drücken  aufrecht  er- 
halten werden  können,  wenn  nur  die  Kugeln  eine  genügend  rauhe  Oberfläche 
haben,  und  wenn  keine  allzu  heftigen  Geschwindigkeitsänderungen  statt- 
finden. Den  Zusammenhang  der  einzelnen  Kugeln  können  wir  uns  in 
diesem  Falle  durch  elastische  Schnüre  bewerkstelligt  denken,  wobei  wir 
aber  voraussetzen,  dafs  die  in  tangentieller  Richtung  auftretenden  Zug- 
spannungen so  gering  sind,  dafs  wir  ihre  Wirkung  vernachlässigen 
können.  Auch  hier  können  wir  an  unserer  Annahme,  dafs  sich  die 
Fliehkräfte  ungehindert  auf  den  Scheibenumfang  übertragen,  festhalten. 
Lassen  wir  die  Scheibenelemente  in  unserer  Vorstellung  imn^er  kleiner 


Von  Victor  Fischer.  5 

werden  y  so  geht  scUielslich  die  obige  Summe  in  das  früher  gebildete 

Integral   über.     Da   nun   der    Gesamtdrack    auf   den   Scheibenumfang 

gleich  sein  wird  P  «=  2Rütp,  wobei  p  den  spezifischen  Druck;  also  den 

Druck  pro  Flacheneinheit  bedeutet^  so  können  wir  dem  Gesagten  zufolge 

schreiben: 

(3-)  JP  =  farf*  Pü  =  P  =  2Rnp 

(3)  i/*F«  =  p. 

Statt   der   spezifischen  Masse  können  wir  in  Gleichung  (3)  auch 

deren  reziproken  Wert,  das  spezifische  Volumen  t;  =  -  einführen  und 
dieselbe  in  der  Form  schreiben: 

(3)  F«  =  Spv 

Diese  Gleichung  entspricht  gewissermafsen  der  Grundgleichung  der 
kinetischen  Gkutheorie,  und  sie  möge  die  Grundlage  fOr  die  folgenden 
energetischen  Betrachtungen  an  unserer  rotierenden  Scheibe  bilden. 
Aus  Analogiegründen  wollen  wir  noch  für  F*  =»  T  und  für  \  den 
Buchstaben  R  setzen.     Gleichung  (3)  schreibt  sich  dann  in  der  Form 

(3)  BT^pv, 

Hätten  wir  statt  der  obigen  Scheibe  ein  rotierendes  cylindrisches 
Grfafs  betrachtet^  das  von  einer  unzusammendrückbaren  Flüssigkeit  er- 
füllt ist;  so  hätten  wir  an  Stelle  von  (3)  für  den  Druck  auf  die  Mantel- 
flache die  Gleichung  V^  »  2pv  erhalten,  wovon  man  sich  auf  Ghmnd 
der  Enler sehen  Gleichungen  oder  auch  durch  Aufistellung  der  Gleich- 
gewichtsbedingnngen  für  den  vorliegenden  Fall  leicht  überzeugen  kann. 
Es  wird  dann  der  Gesamtdruck  der  Flüssigkeit  auf  die  Mantelfläche 
gleich  sein  mRm^j  also  ebenso  grofs  als  die  Fliehkraft  der  ganzen 
Flüssigkeitsmasse;  wenn  wir  uns  dieselbe  im  Umfangsradius  konzentriert 
denken.  Hier  dürften  wir  im  Falle  einer  Ausdehnung  in  radialer  Rich- 
tung den  im  Innern  gebildeten  Hohlraum  nicht  vernachlässigen,  da  der- 
selbe von  gleicher  Gröfse  ist  mit  der  äufsem  Volumänderung;  während 
bei  unserer  Anordnung  für  eine  geringe  Ausdehnung  der  Scheibe  dieser 
Hohlraum  im  Verhältnis  zur  Ausdehnung  noch  so  klein  bleibt;  dafs 
wir  ihn  vernachlässigen  können. 

Der  Betrag  an  kinetischer  Energie  der  Scheibe;  welcher  uns 
gleichzeitig  deren  Eigenenei^e  vorstellt,  ist 

wenn  9  =  —^    das  Trägheitsmoment   bedeutet     Wir   erhalten  daher 


6  Analo(tien  zur  TLcrmodynamik, 

nach  EinfBhnmg  dieses  Wertes   und  imter  BerückHichtigung  von  Glei- 
chung (3) 
(4)  e  =  — ^-  =  |««pt;; 

und  wenn  wir  die  Masse  der  Scheibe  gleich  der  Einheit  setzen  und 
aus  später  sich  ergebenden  Gründen  die  Bezeichnung  J  =  c,  und 
^-  =  X  —  1  einführen,  können  wir  auch  schreiben: 

(4)  e  =  c,T  =  :^- 

Es  ist  also  die  Eigenenei^e  der  Scheibe  sowohl  eine  Funktion 
ihrer  Um fangsgeBch windigkeit,  als  auch  vou  Druck  und  Volumen. 

Denken  wir  uns  der  Scheibe  Energie  zugeführt.  Aus  Analogic- 
rücksichten  nehmen  wir  an,  dies  geschehe  so,  dafs  eine  zweite  Scheibe, 
die  wir  uns  auch  als  starren  Körper  denken  können,  von  gröiserer 
Umfangsgeschwindigkeit  mit  der  ersten  in  entsprechende  Berühr img 
komme.  Infolge  der  dadurch  bedingten  Ausgleichnng  der  Umfangs- 
geschwindigkeiten^) wird  kinetische  Energie  von  der  einen  Scheibe  auf 
die  andere  übertragen,  die  sowohl  zur  Erhöhung  der  kinetischen 
Energie  der  letzteren,  als  auch  durch  Ausdehnung  derselben  unter  Über- 
windimg eines  äufaem  Druckes  zur  Arbeitsleistung  dienen  kann.  Da- 
bei ist  noch  zu  bemerken,  dafs  die  Scheiben  nicht  absolut  glatt  sein 
dürfen,  sondern  eine  gewisse  Rauhigkeit  besitzen  müssen,  und  dafs 
während  des  Ausgleiches  der  Umfangsgeschwindigkeiten  ein  unvermeid- 
licher Energie  Verlust  durch  Reibung  stattfinden  wird,  was  sich  mit  dem 
Satz  von  der  Vermehrung  der  Entropie  in  Zusammenhang  bringen 
läfst.  Wir  sehen  femer,  dafs  bei  einer  derartigen  Energieübertragung 
niemals  von  selbst  Energie  vou  einer  Seheibe  mit  kleinerer  Umfangs- 
geschwindigkeit auf  eine  solche  mit  gröiserer  Umfangsgeschwindigkeit 
fibertragen  werden  kann.  Mag  die  Scheibe  mit  der  gerii^eren  Umfangs- 
geschwindigkeit und  mit  ihr  auch  ihre  kinetische  Energie  noch  so  grofa 
sein  im  Vergleich  zur  Scheibe  mit  der  grÖfseren  Umfangsgeschwindigkeit, 
immer  findet  die  Energieübertragung  von  der  gröfseren  zur  kleineren 
Umfai^sgeschwindigkeit  statt;  und  was  von  den  Umfangsgeschwindigkeiten 
gilt,  das  gilt  ebenso  von  ihren  Quadraten.  In  dieser  Beziehung  findet 
also  Analogie  mit  dem   Verhalten  der  Temperatur  statt. 

Eines  ist  dabei  noch  zu  beachten.  Bei  einem  derartigen  Energie- 
ausgleich  zweier  Scheiben,  beziehungsweise  zweier  Wirbel  spielt  deren 

1)  Der  Bich  hierliei  abapielende  dynanuBche  Vorgang  ist  ein  Bpeeieller  Fall 
(tea  StolaCB  zweier  MaBsen ,  die  nur  Geschwindigkeiten  in  Beaug  auf  ihre  Schwer- 
punkte  begitzeu,   während   die  Geschwindigkeiten  der  Schwerpankte  selbst  gleich 


Von  Victor  Fibcukb.  7 

ümlaufssiiin  eine  wesenüiche  Rolle.  V^ir  dürfen  aber  nicht  vergessen^ 
AaSs  wenn  wir  uns  die  Wärme  unter  dem  Bilde  einer  Wirbelbewegung 
YOTstellen  wollen  *),  der  von  uns  betrachtete  cinzebie  Wirbel  auch  nur 
ein  Element  der  ganzen  Bewegung  vorstellen  kann^  die  sich  aus  lauter 
solchen  Elementen  zusammensetzt.  Soll  diese  Bewegung  geordnet  sein, 
so  müssen  stets  Elemente  von  positivem  mit  solchen  von  negativem 
ümdrehungssinn  zusammenwirken.  Es  müssen  also  mindestens  soviel 
positive  als  negative  Wirbel  vorhanden  sein. 

Bezüglich  der  Arbeitsleistung  unserer  Scheibe  setzen  wir  fest,  dafs 
dieselbe  sehr  langsam  erfolge,  dalj9  daher  der  wirkende  Druck  stets  nur 
wenig  grofser  ist  als  der  zu  überwindende,  ebenso  soll  die  Differenz 
der  UmfEUAgsgeschwindigkeiten  beider  zusammenwirkenden  Scheiben 
immer  gering  bleiben,  mithin  die  Änderung  der  Winkelgeschwindig- 
keiten  und  daher  auch  der  kinetischen  Energien  sehr  langsam  erfolgen. 
Schlielslich  soll  auch  die  Ausdehnung  der  Scheibe  im  Verhältnis  zu 
ihrem  Durchmesser  gering  bleiben,  damit  wir  ihre  MassenverteUung 
noch  als  homogen  ansehen  können.  Wir  machen  also  dieselben  Vor- 
aussetzungen, die  in  der  Thermodynamik  gemacht  werden,  um  die 
Wärmevorgange  als  umkehrbar  zu  betrachten.  Wir  sehen  aber  auch, 
dafs  sich  diese  Voraussetzungen  vollständig  mit  den  Annahmen  decken, 
die  wir  machen  müssen,  um  unsem  Bewegungsvorgang  als  einen  cyk- 
lischen  zu  bezeichnen,  bei  dem  die  Winkelgeschwindigkeit  als  cyklische 
Koordinate,  das  Volumen  als  langsam  veränderliche  Koordinate  zu  be- 
trachten ist 

Für  den  virtuellen,  umkehrbaren  Prozefs  können  wir  daher  schreiben: 

(5)  dQ  ^  de+pdv. 

Dabei  ist  zu  beachten,  dafs  dQ  kein  Differential  im  gewöhnlichen  Sinne 
vorstellt^  denn  es  ist  nach  (4) 

de  =  \vdp  +  jpdVj 
daher 

dQ  =  \vdp  +  ydv, 

dp  dv 

Dieses  Resultat  stimmt  mit  der  bekannten  Hauptgleichung  der 
Thermodynamik  überein.     Es  wird  hier  wie  dort  die  Enei^eumwand- 


1)  Voratellmigen,  die  von  Wirbelbewegungen  ausgehen,  sind  keineswegs  neu. 
Ich  erinnere  an  die  beiden  Abhandlungen:  W.  Thomson,  On  Vortex  Atoms,  Phi- 
loMphical  Magazine  1867.  M.  Rankine,  On  the  Thermal  Energy  of  Molecular 
Vozücee,  Trans,  of  the  B.  S.  of  Edinburgh.    Vol.  XXV.    1869. 


8  Analogen  zur  Thennodynamik. 

lung  bedingt  sein  durch  die  Art  und  Weise^  wie  sich  der  Druck  mit 
dem  Volumen  ändert.  ' 

Wir  wollen  nun  gleich  daran  gehen  ^  die  wichtigsten  dieser  Um- 
wandlungen an  unserem  Beispiele  zu  betrachten  und  beginnen  mit  der 
isothermischen^  resp.  isodynamischen  Zustandsänderung.  Bei  dieser  wird^ 
wie  wir  wissen  ^  die  gesamte  zugefiihrte  Wärme  zur  Arbeitsleistung 
verwendet^  während  die  Eigenenergie  konstant  bleibt. 

Übertragen  wir  dies  auf  unsem  Fall,  so  können  wir  nach  (4) 
schreiben: 

e  =  -j-  =  ^pv  =  const. 

daher  ist 

(6)  V^  =  const;    pv  =^  const 

Gleichung  (6)  entspricht  der  Gleichung  der  Isotherme.  Wir  wollen 
dieselbe,  um  den  dynamischen  Zusammenhang  in  unserer  Analogie 
besser  zu  überblicken,  noch  auf  eine  andere  Weise  herleiten.  Wir 
können  V^ »  const  auch  ausdrücken  durch 


(6a) 

B»(ö«  =  iZJajJ. 

Nun  ist  nach 

(3-) 

F 

=  P- 

'-\mm^R^2Rnp, 

l'\ 

-Pi 

=  \mm\B^  =  2Ilynp^, 

Daraus 

folgt 

(7) 

und  aut 

1  m  — 

nR'» 

t  ^^ 

^iB\x  ergiebt  sich 

ft       r,        B] 

/i,        V        R* 

Kühran  wir  diese  beiden  Beziehungen  in  (6a)  ein,  so  bekommen  wir 

wit>dar 

(<i)  pv=^Pit\. 

Auf  einfädle  Weise   lassen   sich   noch   die  weiteren  Beziehungen 

F  _^   P  _  w 

\\w*k\\r^  ItttMultnl  in  Worti>  gi^fafot,  luutot:  AXTihrend  der  spezifische 

^^*s^V    \\y'^\\\    U^\^^^v^^^   dor  NN'inkoljjtV'iohwindigkoit    direkt   proportional 

*  »Uv^v  k|Mv«(||noht^u  Vohuuoii  vorkohrt  ^M^^port^onÄl  ist,  erscheint  der 


Von   ViCTOB   FiSCHEB.  9 

Gesamtdmck   der  Winkelgeschwindigkeit   direkt   proportional  und  der 
Wurzel  aus  dem  spezifischen  Volumen  verkehrt  proportional. 

Die  Arbeitsverhältnisse  bei  einer  solchen  Ausdehnung,  wo  also  bei 
konstant  erhaltener  Umfangsgeschwindigkeit  Energie  zugeführt  wird, 
^Tverden  ebenfalls  ganz  analog  den  isothermischen  sein.  Nennen  wir 
die  von  der  Scheibe  geleistete  Arbeit  A,  so  ist  nach  (6)  für  die 
Masseneinheit 


FdS  =  Jpdv  =^  p,vj\ 


(8)  ^=/,.t;,lg;'  =  ^lg5-üng^. 

Die  Energieübertragung  können  wir  uns  wieder  so  denken,  dafs 
auf  unserer  Scheibe  eine  zweite  rollt,  die  aber  im  Vergleich  zu  jener 
so  grofs  ist,  dafs  ihre  Umfangsgeschwindigkeit,  beziehungsweise  ihre 
kinetische  Energie  durch  die  Berührung  mit  der  ersteren  nur  geringen 
Schwankungen  unterworfen  sein  kann.  Damit  nun  zwischen  beiden 
Scheiben  eine  umkehrbare  und  isothermische  Energieübertragung  statt- 
findet, mufs  die  Differenz  zwischen  beiden  Umfangsgeschwindigkeiten 
erstens  sehr  gering  imd  zweitens  konstant  sein.  Ein  gewisser  Unter- 
schied mufs  aber  immer  bestehen,  da  sonst  überhaupt  keine  Energie- 
überführung eintreten  kann. 

Die  dauernde  Aufrechterhaltung  dieses  konstanten  Unterschiedes 
wird  eben  durch  die  isothermische  Ausdehnung  der  kleinen  Scheibe 
bedingt. 

Dieses  Bild  ist,  wie  ich  schon  einmal  erwähnte,  das  einfachste, 
das  wir  uns  von  dem  Vorgang  machen  können.  Wollen  wir  den  that- 
sächlichen  Verhältnissen  näher  kommen,  so  müssen  wir  unsere  Analogie 
derart  verallgemeinem,  dafs  an  Stelle  der  einzelnen  Wirbel  ganze 
Wirbelsysteme,  von  denen  das  eine  sehr  grofs  gegenüber  dem  andern 
ist,  in  Berührung  kommen,  so  dafs  von  deren  Berührungsflächen  sich 
Energie  von  dem  einen  System  auf  das  andere  überträgt.  Wir  denken 
uns  dabei  einen  Körper  von  durchweg  gleicher  Temperatur  unter  dem 
Bilde  einer  stationären  Wirbelbewegung  derart,  dafs  alle  Wirbel  des 
Systems  mit  gleichen  Umfangsgeschwindigkeiten  ineinander  greifen. 
Eine  Energieübertragung  denken  wir  uns  infolge  des  kontinuierlichen 
Zusammenhanges  der  Bewegung  von  der  Erregungsstelle  ausgehend 
von  einem  Wirbel  auf  den  andern  fortgepflanzt.  Es  wird  also  die 
Ausdehnung  der  Wirbel  an  der  Oberfläche  die  Ausdehnung  aller  übrigen 
Wirbel  bedingen. 


10  Analogien  zur  Thermodynamik. 

Die  nächste  Zustandsändemng,  der  wir  uns  nnn  zuwenden  wollen, 
8ßi  die  adiabatische.  Bei  derselben  wird  dem  Grase  keine  Wärme  zu- 
gef&hrt  Dessen  Arbeitsleistung  geschieht  bloHs  auf  Kosten  seiner 
Eigenenergia  Übertragen  wir  dies  auf  unser  Beispiel,  so  müssen  wir 
sagen:  Die  Scheibe  soll  sich  Arbeit  verrichtend  ausdehnen,  ohne  dals 
ihr  von  aussen  Enei^e  zugeführt  wird.  Es  mufs  sich  daher  die  kine- 
tische Energie  um  den  Betrag  der  geleisteten  Arbeit  vermindern. 

Unsere  Energiegleichung  (5)  schreibt  sich  demnach: 

0^de  +  pdv 

0  =  ^vdp  +  ^pdv, 


daraus  folgt  weiter 


0=^  +  1^ 


(9)  pv^  —  const. 

Diese  Gleichung  entspricht  bis  auf  den  Exponenten  |  =  1  +  j  der 
Gleichung  der  adiabatischen  Zustandsänderung. 

Um  den  dynamischen  Vorgang  wieder  vor  Augen  zu  haben,  wollen 
wir  auch  hier  unsere  Gleichung  noch  auf  einem  zweiten  W^e  ab- 
leiten. 

Wir  können  das  Energiedifferential  für  die  Masseneinheit  auch  in 
folgender  Weise  anschreiben: 

-  de  «  FdR 


Die  Integration  eigiebt 


y' 


B' 


Führen  wir  wieder  die  Beziehung  ^  =■  r-  ©in,  und  setzen  F*  —  T, 
so  erhalten  wir 

t: 


i  -  ßy 


Auch  in  dieser  Form  ist  uns  die  Gleichung  aus  der  Thermodynamik 
bekannt,  und  ihre  Zurückführung  auf  (9)  unterliegt  keinen  Schwierig- 
keiten. 


Von  Victor  Fischbb.  11 

Beaüglicli   des  Verlialteiis   des   Gesamtdruckes   zum  Volumen   er- 
ffiebt  sieh 

Was  die  von  der  Scheibe  an  die  Hülle  abgegebene  Arbeit  Ä  an- 
belangt^ so  schreibt  sich  dieselbe  analog  wie  in  der  Thermodynamik 

(10)     ^  =  i(F«-  F;)-|o,r-ftt,j=;^(i-g)''-'} 

Den  letzten  Ausdruck   der  Gleichung  (10)  hätten  wir  natürlich  auch 


»I 


durch  Ausführung  von  j pdv  unter  Benutzung  von  (9)  erhalten. 

Wir  ko-nn.»  .«.  '.„  Z».»a»nd»u.g  b,i  ko».»...  Vollen. 
Bei  dieser  müssen  wir  uns  denken,  daCs  die  rotierende  Scheibe  durch 
die  sie  umgebende  Hülle  an  einer  Ausdehnung  Terhindert  wird.  Es 
wird  dann,  dem  analogen  Fall  der  Thermodynamik  entsprechend,  von 
der  Scheibe  keine  Arbeit  abgegeben.  Daher  wird  die  ganze  ihr  zu- 
geführte  Energie  zur  Erhöhung  ihrer  kinetischen  Energie  verbraucht, 
und  die  Enei^egleichung  lautet: 

dQ^de, 
Durch  Integration  erhalten  wir  für  die  Masseneinheit 

(11)  Q^(e,^e)^  \{y\  -  F«)  -  \v{p,  -^p). 

Aus  Gleichung  (S')  ergiebt  sich  sofort 

F>       o>       p       P^F^ 

Es  ist  also  der  spezifische  Druck  proportional  dem  Quadrate  der 
Umfangsgeschwindigkeit,  was  mit  dem  Verhalten  der  Temperatur  bei 
konstantem  Volumen  eines  vollkommenen  Gbuses  übereinstimmt. 

Wir  haben  schlielslich  noch  die  Zustandsänderung  bei  konstantem 
Druck  zu  besprechen.  Bei  dieser  mufs  die  Energiezufnhr  so  geleitet 
werden,  dafs  der  Druck  stets  gleich  ist  einem  konstant  bleibenden 
Gegendruck  der  Umgebung.  Wenn  wir  dieser  Bedingung  Rechnung 
tragen,  so  geht  die  Energiegleichung  (5)  über  in 

^Q  =■  jpdv  +  pdv  =-  ^pdv. 

Durch  Integration  erhalten  wir 

(12)  Q  -  ipfdv  -  ipiv,  -  »)  -  i,iV\  -  F»). 


12  Analogien  zur  Thermodynamik. 

Setzen  wir  fftr  ^  =»  c,,,  so  ei^^eben  sich  zwischen  Cp  und  c»  =  j  die 
beiden  Beziehungen 

Dies  sind  dieselben  Beziehungen,  wie  sie  uns  aus  der  Thermodynamik 
geläufig  sind. 

C9  können  wir  definieren  als  jene  Energie,  die  wir  der  rotierenden 
Scheibe  zuführen  müssen,  um  das  Quadrat  ihrer  Umfangsgeschwindigkeit 
bei  konstant  bleibendem  Volumen  um  eine  Einheit  zu  erhöhen,  und  Cp 
als  jene  Energie,  die  wir  zuführen  müssen,  um  das  Quadrat  der  Um- 
fangsgeschwindigkeit um  eine  Einheit  zu  erhöhen,  wenn  sich  gleich- 
zeitig die  Scheibe  bei  konstantem  spezifischen  Druck  ausdehnt.  Durch 
das  Verhältnis  dieser  beiden  Energiebetrage  ist  x,  durch  ihre  Differenz 
ist  B,  definiert. 

Wir  wollen  die  Energiegleichung  wieder  mit  Einführung  der 
Fliehkraft  anschreiben  und  dabei  beachten,  dafs  o^,  da  es  nach  (7)  p 
direkt  proportional  ist,  ebenfalls  konstant  bleibt: 

Durch  Integration  zwischen  gegebenen  Grenzen  ergiebt  sich 

und  nach  Einführung  unserer  Analogiebezeichnungen, 

Q  =  c,{I\  -  T)  +  B(Ti  -  T)  =  Cp{T,  -  T). 

In  dieser  Form  ist  uns  der  Ausdruck  auch  aus  der  Thermodynamik 
bekannt 

Für  das  Verhftltnis  der  Fliehkräfte  können  wir  schreiben: 


F 

P 

B 

1 

*\° 

°P, 

"Ik 

Bezüglich  der  dynamischen  Verhältnisse  ist  noch  zu  bemerken, 
dafs  während  bei  der  isothermischen  Zustandsänderung  die  Umfangs- 
geschwindigkeit konstant  bleibt,  dies  hier  für  die  Winkelgeschwindigkeit 
zutrifft. 

Wir  haben  nun  in  unserer  dynamischen  Analogie  die  vier  wich- 
tigsten umkehrbaren  Prozesse  der  Thermodynamik  besprochen,  und  es 
unterliegt  keinen  Schwierigkeiten  mehr,  sich  jede  andere  Zustands- 
änderung, so  z  B.  die  polytropische,  bei  der  die  zugeftlhrte  Wärme 
der  Temperaturerhöhung  proportional  ist,  ebenso  zu  vergegenwärtigen. 


Von   VlCTOB   FUCHKR.  13 

Es  bleibt  uns  jetzt  nur  noch  übrig  den  Carnotschen  KreisprozelE 
za  besprechen.  Da  die  Gleichnngen  der  Isotherme  und  Adiabate  denen 
der  Thermodynamik  vollkommen  analog  sind;  so  werden  sich  anch  hier 
dieselben  Schlüsse  wie  dort  wiederfinden.  Wir  wollen  daher  diesen 
Fall  nur  ganz  kurz  behandeln  und  zunächst  die  Arbeitsgleichungen  der 
vier  Teilprozesse  in  der  Reihe  anschreiben,  wie  sie  aufeinander  folgen 
und  dann  summieren! 

-A,  —  «,--iFj  ig|; 

-^=-(e,-e,) i(FJ-F|). 

Da  nuU;  wie  sich  in  bekannter  Weise  ergiebt, 

so  erhalten  wir  durch  Addition  der  angeschriebenen  4  Ausdrücke 
Daraus  folgt  weiter 

Ci     "vi 

r  j  Tg 

Dieses  Resultat  ist  also  vollständig  analog  demjenigen  der  mecha- 
nischen Wärmetheorie.  Wir  ersehen  daraus,  dals  die  bei  dem  E^reis- 
prozeb  gewonnene  Arbeit  proportional  ist  der  Differenz  der  Quadrate 
der  gröfsten  und  kleinsten  Umfangsgeschwindigkeit  und  einem  Quo- 
tienten von  der  Form  ^;   auch   hier  werden  wir  daher  auf  die  £in- 

f&hrung   eines  Begriffes  geführt,   der   demjenigen  der  Entropie  in  der 
Thermodynamik  entspricht. 

Betrachten  wir  die  Energiegleichung  (5)  genauer,  so  sehen  wir, 
daCs  zufolge  der  Beziehung  V^  =  äpv  das  Quadrat  der  Um&ngs- 
geschwindigkeit  ein  integrierender  Faktor  derselben  ist.  Wir  erhalten 
durch  dessen  Einführung 


^=^.=if+j/;=i(f +!?)• 


14  Analogien  zur  Thennodynamik.    Von  Victor  Fisches. 

Das  80  definierte  dri  ist  ein  vollständiges  Differential  und  dessen  Inte- 
gration ergiebt 

(13)  ij  ==  \igpv^  +  const  =  Cf^gpf^^  +  const. 

Dies  entspricht  dem  bekannten  Ausdruck  f&r  die  Entropie  eines  voll- 
kommenen Gases. 

Die  unmittelbare  Folge  dieses  Umstandes  ist,  dafs  wir  das  Diffe- 
rential der  zugeführten  Energie  für  umkehrbare  Vorg&nge  auch  in  der 
Form  schreiben  können 

(14)  dQ  =  r^dfi^ 

Nun  haben  wir  angenommen,  daCs  die  Energieübertragung  durch 
den  Ausgleich  der  Umfangsgeschwindigkeiten  zweier  aufeinander  rollen- 
den Scheiben  erfolgt,  und  Gleichung  (14)  gilt  nur  für  den  Fall,  dafs 
die  Differenz  der  Umfangsgeschwindigkeiten  so  gering  bleibt,  dafs  wir 
die  hierbei  auftretenden  Enei^everluste  durch  Reibung  vernachlässigen 
können.  Diese  Beschrimkung  müssen  wir  bei  nicht  umkehrbaren  Vor- 
ffLagen  fallen  lassen.  Verstehen  wir  nun,  um  in  Übereinstimmung  mit 
den  ihermodynamischen  Bezeichnungen  zu  bleiben,  unter  dQ  die  von 

dV* 
der  zweiten  Scheibe  aufgenommene  Energie,  unter  ^rfFJ  =  FJ  •  7-^ 

»  T^dfji  die  von  der  ersten  Scheibe  bei  konstantem  Volumen  abge- 
gebene kinetische  Energie,  so  ist  infolge  des  unvermeidlichen  Ener- 
gieverlustes durch  Reibung 

(15)  dQ  <  V\df,v 


Bogen  mit  elastisch  gebundenen  Widerlagern.    Von  Adolf  Fiuitcki.       15 


Flg.  1. 


Bogen  mit  elasüscli  gebundenen  Widerlagern. 

Von  Baurat  Adolf  Francke  in  Herzberg  a.  Harz. 

Wir  betrachten  zunächst,  Abb.  1,  einen  Ereisbogentrager  mit  dreh- 
baren, aber  anyerscdiieblichen  Endpunkten  und  setzen  in  demselben 
einen  Spannungszustand  i^  vorauS; 
wobei  1}  einen  im  Bogen  in  Rich- 
tung der  Schlulssehne  wirkenden 
Schub  bedeuten  möge  und  positive 
Zahlen  17  einem  im  Scheitel  wir- 
kenden Drucke,  negative  einem 
Zuge  entsprechen  mögen. 

Der  Bogen  verbiegt  sich  nach 
Mafsgabe  der  Gleichungen: 


—  cos  017  =  —  K, 


wenn  K  die  Langskraft  im  Bogen  bedeutet, 

wemi  Q  die  Querkraft  bedeutet 

T^düT«  ^  nK^^^  -  cos  /J) ^, 

wemi  HL  das  Biegungsmoment  darstellt, 

7räi='»?(8ui®  — »cos/J);     -^j?  =  ^cos/J  —  cos  o  —   «*  — /J^-j^jij. 
Betrachten  wir  nun  die  Veränderung  der  geometrischen  Kurven- 

y 

Isiige  des  Bogens    f  edm  und  die  daraus  folgende  elastische  Achsen- 
Schiebung: 


Bogen  mit  elaatiaoh  gebuudenen  Widerlagern. 


H'H 


'Krda 
'EF 


2r^ 
EJ 


[{\  +  J^^^\nß-  ßco^ß  -^l^mß]^ 


Bo  erkennen  wir,  dafa  dieser  Wert  tc,  für  ij  =  ~  1,  den  Btets  wieder- 
kehrenden Nennerwert  in  den  Bestimmuugsgleichnugen  der  Kräfte- 
verteiliing  des  irgendwie  belasteten  Bogens  mit  drehbaren  aber  nnver- 
scbieblicheu  Widerlagern  darstellen  wird.  Denn  die  Belastung  P,  p 
erzeugt  ihreraeitB,  unter  der  VoraiiseetRimg  i?  =  0 ,  irgend  welche 
elastiache  Äehaenschiebung  m>,  Wp  und  es  bestellt  daher,  wegen  der 
Unmöglichkeit  der  Verschiebung  der  Balkenenden  in  Richtung  der 
Achse  oder,  allgemeiner  gesagt,  wegen  des  Zwanges  der  Stetigkeit  des 
Balkens  zwischen  seineu  beiden  eigenen,  als  solche  bestimmt  gegebenen 
Endflächen,  die  Gleichung: 

—  n^-i-\-pwp  =  0. 

Betrachtet  man  nun  an  Stelle  eines  Bogenträgers  mit  un verschieblichen, 
drehbaren  Widerlagern,  einen  solchen  niit  drehbaren,  aber  nicht  unver- 
schieblichen sondern  elastisch,  etwa  durch  eine  Zugstange,  gebundenen 
Enden,  so  kann  man  mit  geringer  Mühe  die  sämtlichen  für  den  Bogen 
mit  unverachieb  liehen  Kampf  er  gel  enken  giltigen  Formeln  der  Kräfle- 
Terteilung  umschreiben  in  die  entsprechenden  Formeln  für  elastische 
Bindung. 

Man  braucht  sich  nur  zu  erinnern,  dai'a,  geometrisch  betrachtet,  zur 
Bogenlänge  2rß  stets  die  Sehnenlänge  2r  sin^  zugehört,  und  man 
wird  erkennen,  dafs  eine  elastische  Achsenschiebung  w  =  —  ^-^-s  ^ 
gleichwertig,  in  Bezug  auf  die  Gestaltung  der  elastischen  Verhältnisse 
und  der  Kräfteverteilung,  zu  erachten  ist  mit  einer  Verlängerung  z? 
der  Bogensehne,  indem  eine  zwangsweise  Verringerung  der  Sehne  im 
Scheitel  Zug,  also  den  Zustand  —  i;  hervorruft.  Der,  etwa  durch 
Wärmezunahme,  thatsächlich  im  Zustande  +  '*}  befindliche  Bogen  der 
Abb,  1  von  der  ursprünglichen  Lange  2/-^  geht  bei  Freigabe  der 
Enden  über  in  den  spanuuugs  losen  Bogen  der  Länge  (2r -f  gjßt  w" 
die  positive  Länge  a  der  absoluten  Gröfse  nach  dem  Wert  u>  gleich  ist. 

Der  also  freigegebene  Bogen  liegt  genau  im  Winkel  2^,  hat  den 
Halbmesser  »■  +  ^-  und  die  Sehne  {2r  +  ^)sin^.  Werden  die  End- 
punkte dieser  Sehne  un  verschieblich  aber  drehbar  gehalten,  so  hat  der 
Bogeu  bei  eintretender  Abkühlung  das  Bestreben,  wieder  ein  Kreis- 
bogen vom  Halbmesser  r  zu  werden  und  seine  natürliche  Xiänge  2rß 


Von  Adolf  Fbancke. 


17 


anzunehmen.     Es   entsteht   der   dem   ersten   Zustande  +  f^   entgegen- 
gesetzte Znstand  —fi,  heryorgerufen  durch  die  Sehnenänderung  -Asin/). 

Man  kann  auch  sagen:   das  richtige  Verhältnis  zwischen  Bogen  und 
Sehne:   - — ß-x  wird  durch  die  Bogenlängenänderung  a'=^hß  und   die 

Sehnenlängenänderung  —bsbiß  in  genau  gleicher  Weise   abgeändert^ 


2rß 


nicht 


weil  fftr  trenügend  kleine  Werte  b :    J^  T ^'^  und  j^-  .  ^      i.  •  /» 

Ton  -^(1  +  X-)  verschieden  sind. 
8mp\         2r/ 

Ist  daher  ^  die  elastische  Bindung  der  beiden  Widerlager,  d.  h« 

Terlängert  sich  die  Sehne  um  ^  bei  der  in    ihr  wirkenden  Zugkraft 

Fig.  s. 


S  =  ly  SO  ist,  weil  die  Zugkraft  £>  =»  1   der  Sehne  stets  im  Scheitel 
den  Druck  i;  =»  1  erzeugt,  die  Gleichung  giltig 

Wir  werden  nun  in  tv  ,  wie  überhaupt 'im  Folgenden  allgemein, 
den  Werth  -pr-i  meist  nicht  augenscheinlich  halten,  weil  derselbe  als 
yerschwindend  keinen  rechnerischen  Einfluli  hat.  Setzen  wir  allge- 
mein  abkürzend  [ß]  =  sin/J  —  /)cos/)  —      g      iind  teilen  Gleichung  (I) 

durch  -gj,  so  erhalten  wir,  für  ^  =  f ,  b  ^  ^®  allgemeine  Gleichung: 


(I«) 


2r 


p 

8    -' 


worin  also  E  das  ElastizitätsmaTs  des  Bogens,  E^  dasjenige  der  Zug- 
stange, J  das  Trägheitsmoment  des  Bogenquerschnittes,  f  den  Quer- 
schnitt der  Zugstange  bedeutet. 

Weil  nun  Abb.  2,  der  Bogenträger  mit  unverschieblichen  Dreh- 
punkten Ay  A^j  durch  die  volle  Streckenlast  g,  im  Zustande  i?  =  0, 

geometrisch  verkürzt  wird  um  das  Mafs  j^jQf  so  erzeugt,  Abb.  3, 

ZciUchriit  f.  Mathematik  a.  Physik.  47.  Band.  1908.  1.  u.  8.  Haft.  2 


18 


Bogen  mit  elastigch  gebondenen  Widerlagern. 


die  Belutong  einer  Bogenhalfte  den  Zug  S  in  der  Zugstange: 
ako  bei  gleichem  Materiale  den  Zog 


S 


64 


/\. 


(m  +  P^) 

Der  Bogentrager  der  Abb.  4  erleidet^  bei  onTerschieblichen  Dreh- 


Kf.  4. 


an 


n^ 


i^ 


pnnkten  A^  Ä^,  im  Zustande  S^O  eine 
mit  dem  Werte 


Achsenschiebnng  w 


Bogen  mit  Spannstange  ein  Zng  8  enengt 


^r 


m  +  ß 


fr* 


nach  MaTsgabe  de^r  Ql^ichong«»: 


unter  Yoranssetiung  lotrechter  Auf- 
lagerkrafie,  also  wagerechter  Yer- 
Schiebung  des  bewe^chen  Lagers. 

Der  Bogoi  der  Abb.  5  verbiegt 
sich  bei  unTorschieUichen  Drehlagem 


KJ  4*» 


—  -    ^sinti  f  ^l  —  ooso'^ainci  —  1,1  —  s^sino  — 


flin2« 
_ 


Von  AooLP  Fbavckc. 


19 


EJd*Z          /-             \r         o                    \     .     C082a) 
^<diö^  ^  (1  -  ^)(C08^  -  CO803)  + 

EJdz 
qr*dm 


C082|9  ^ 


/-  v/  ^  •       \    .    Bin2fl)  —  2flDCOB2^ 

=  (1  —  rf){a)COBß  —  smoj)  H ^ ~ ; 


J  ^  =  (1  ^.  ^)  |(fl,«  -  /j«)5^e  +  cos©  -  cos/S)  -  (cd«  -  /J«) 

C0B2|9 


C082/? 

8 


+ 


COB2fl9 


16 


EJ 
2r 


^  1  eda  =  (1  —  ''?){(y  —  ^Y-)coB/S  +  sino}  —  cacos/SJ 

(»'           />9\C082^    ,    2a>cOB2^  —  Bm2o 
T-"^)«      + 82 


Dem  Zustand  S  ^Oy   i^ »  1  —  cob/3  entspricht   die  Achsenschiebong: 

2 


EJ  ^r^T        [2/J]  /  /2/J  —  8in2/J\ 


daher  im  Bogentrager  mit  Spannstange,  f&r  -p-t  ^  Yerschwindend,  die 
Spannung  erzeugt  wird: 

welche  negativ  ausfallend,  Druck  bedeutet  und  beispielsweise  für  einen 
Halbkreis  den  Wert  erhalt 


2r 


«  + 


8 


9 

.  w. 

" 

-> 

y 

w 

/  ^ 

•y 

Y 

I 

te^ 

n 

/ 

Ih 

*\  \ 

Vv 

Selbstverständlich  kön- 
nen alle  derartige  Werte 
auch  gefunden  oder  be- 
stätigt werden  durch  die 
unvermittelte  Betrachtung 
der  elastischen  Bewe- 
gungen des  vollständig 
freien,  an  den  Enden 
durch  die  entsprechenden 
Kräfte  belasteten  Bogens. 

—w  =  (cos/J  —  ^J^)  {  (y  —  -f-)  cos/S  +  sin©  —  ocos/J  | 

/«'  ^.\C082/7  tT'     ,    2aico82^  —  8in2o 

-  (t  -  '^ßr-T-  - « •  *7v + — T2 — 

stellt  für  den  angegebenen  Wert  S  »  6qr  die  elastische  Bewegung  des 
in  Abb.  5a  dargestellten,   vollkommen    freibeweglichen   Trägers   dar, 

2« 


20 


Bogen  mit  elasÜBcfa  gebundenen  Widerlagern. 


wobei  die,  in  gewissem  Sinne  an  sich  willkürliche  Eoordinatenbestim- 
mung  so  gewählt  wurde,  duls  die  Sehne  sich  parallel  verschiebt  und 
in  dem  Winkel  2ß  liegt 

Dem  Znstand  17  =  2<r  entspricht  im  Bogen  der  Abb.  5  die  zuge- 

hörige   Achsenschiebnng  -^ — ^tc  =  (1  —  2if)(jJ]  —  -^^  und  weil,    beim 

Bogen  mit  festen  Drehlagem,  einseitigen  Belastungen,  unter  Streichung 
der  Belastung  der  einen  Seite  der  vorher  symmetrischen  Belastung,  sowie 
auch  halben  Werten  17  die  halbe  Wirkung  in  Bezug  auf  die  Änderung 
der  Bogenlänge  entspricht,  so  ist  bei  einseitiger  Belastung  und  Zustand 


Fig.  Sc 


Fig.  6b. 


ij » tf  in  dem  Bogen  der  Abb.  5  die  elastische  Achsenschiebung 
■  4  w?  =  ( 2  —  <y)[/S]  —  Lj^  vorhanden  und  mithin  gilt  für  die  Spannung 
öqr  der  Spannstange  des  Bogens  der  Abb.  5b  die  Gleichung: 

[2ffl 


a-.)M-'i?-<.-Oi  .= 


m- 


32 


2([ffl  +  (»^.)' 


nach  welcher  beispielsweise  die  Wirkung  des  Winddruckes  bemessen 
werden  kann. 

Im  Zustand  ly  =  2(1  —  cos/J)  +  2<jr  erleidet  der  Bogen  der  Abb.  5 
die  elastische  Achsenschiebung  w: 


EJ 


w  =  (2C0S/S  -  1  -2<jr)[/J] 


[2ffl 


und  mithin,  für  den  Zustand:  ly  =  (1  —  cos/J)  +  6  und  einseitige  Be- 
lastung, folgt  der  Wert 


(2C08/J  -  l)[p]  - 


82 


|[ffl  +  ?^j 


fr' 

für  die  Spannung  6qr  der  Spannstange  der  Abb.  5b,  wobei  allgemein 
negativen  Werten  6  Druck  entspricht  und  das  Widerlager  A  lotrechte 
Zugleistung  zu  tragen  hat,  wenn  das  Eigengewicht  des  Bogens  nicht 
genügt  diesen  in  A  entstehenden  lotrechten  Zug  aufzuheben. 


Von  Adolf  Franckb. 


21 


In  ähnlicher  Weise  finden  wir  ^ig  s 

aus  der  Gleichung  der  elastischen 
Erregong  des  Bogens  der  Abb.  6: 

+  cos/l  —  cosa^i  +  cos«  —  cos© 

und  den  weiteren  Integralen^  durch 
Einsetzung  des  Zustandes  ri  —  26i, 
für  die  Spannkraft  der  Zugstange  der  Abb.  6a  den  Wert: 


2ff,  = 


[ß]  —  [«] -^(Bina  —  acosa) 

2 


m  +  ^1^ 


Fig.  6ft. 


Pig.  6  b. 


-.^ 


während    durch    Einsetzung    des    Zustandes    rj^  2  +  26^    der    ent- 
sprechende Wert: 

-[ß]  +  «C08«(l  +  I*  -  ^*)  -  8ina(l  +  ^^^) 


2<jr,= 


[ffl  +  [«]  +  "2^(8"^«  —  «cos«) 


1)  Diese  Gleichung  ist  so  zu  verstehen,  dals  dieselbe  für  Bogenstrecke  I  bei 
dem  Komma  abzubrechen  ist,  mithin  für  Werte  od  =  0  bis  eo  «=  «  die  Formel: 

j— 1  =  — 11  sin  (0  gilt,  während  die  Gesamtformel  «— ^  ^r— 4  =  —  91  sin  00  +  sin  (o 

f%br  Strecke  II,  also  fSr  Werte  10  »  a  bis  (o  »°  |9,  gültig  ist.    Der  Gleichungszusatz 
+  sin  »,  auf  der  rechten  Seite,  zur  Formel  der  Strecke  I,  entspricht  dem  unstetigen 

Sprang  der  Querkrafb  Qs-  ^  ,— ,  ^  dem  Angriffspunkte,  cossa,  der  Einzelkraft  jS». 


22       Bogen  mit  elasÜBch  gebundenen  Widerlagern.    Von  Adolf  Framcke. 

gefunden  werden  kann.  Selbstverständlich  gehen  die  Werthe  6^^  ö^^ 
der  eine  in  den  anderen  über,  durch  Vertauschung  von  a  mit  —  a  und 
Umsetzung  des  Vorzeichens  des  Gesamtwertes,  entsprechend  der  Be- 
wegung der  stets  gleichgerichteten  Kraft  S  von  der  einen  Seite  bis 
auf  die  andere  Seite  der  Bogenachse. 

Eine  lotrechte,  zur  Sehne  senkrechte,   Einzellast  P »  1  aber  er- 
zeugt den  Spannstangenzug,  Abb.  7: 

C08/?  +  (p  +  Qein^  -  (^^-^  +  0^^««  +  «"^«(l'  -  ^'  -  0 

während  ein  Drehmoment,  Abb.  8,  M  ^^  Ar  den  Spannstangenzug  öA 
erzeugt  mit  dem  Werte: 


u 


m  +  p|^ ' 


die  Wirkung  aber  einer  den  Bogen  mit  Hebelarm  angreifenden  Einxel- 

Fig.  8. 


Fi  .  7. 


/U'Ar* 


kraft  kann  als  Summe  der  Wirkung  eines  Drehmomentes  und  einer 
unmittelbar  angreifenden  Einzelkraft  gegeben  werden. 

V       T 

Für  grofse  Werte  f  oder  E{y  verschwindende  Werte  ^7-1  nähern 

sich  alle  Zustände  dem  Zustand  der  ünverschieblichkeit  der  Wider- 
lager, fttr  sehr  kleine  Werte  f  oder  E^  verschwinden  alle  Werte  <f. 

Weil  fttr  Flachbögen  y  ein  sehr  kleiner  Bruch,  fttr  Tunnelbogen 

ein  gröfserer  Wert  ist,  so  erkennt  man,  dafs  die  Anordnung  der 
Spannstange,  unter  sonst  gleichen  Verhältnissen,  sich  dem  Zustande 
unverschioblicher  Widerlager  beim  Tunnelbogen  mehr  nähert,  als  beim 
Flachbogen. 


Spitsbogentr.  mit  elasÜBch  geb.,  drehbaren  Widerlagern.   Von  Adolf  Fbamcks.    23 


Der  Spitzbogenträger  mit  elastisch  gebimdenen,  drehbaren 

Widerlagern. 

Von  Baurat  Adolf  Fbanckb  in  Herzberg  a.  Harz. 

Gleichwie  bei  den  Kreisbogen,  so  kann  auch  beim  Spitzbogen- 
trager  mit  drehbaren  nnd  etwa  durch  eine  Zugstange  elastisch  an  ein- 
ander gebundenen  Widerlagern  die  Erafteyerteilung  aus  derjenigen  des 
Bogens  mit  unYerschieblichen  Drehpunkten  abgeleitet  werden,,  so  zwar 
daCs  samtliche  f&r  den  Bogen  mit  unverschieblichen  Endpunkten  gültigen 
Formeln  mit  geringer  Mühe,  durch  entsprechende  YeryoUstandigung 
des  Nenners,  ffir  den  Fall  der  Anordnung  einer  Zugstange  umgeschrieben 
werden  können. 

Wir  betrachten  zunächst  als  einfachsten  Fall  den  vollen  Spitz- 
bogen, bei  welchem  die  Mittelpunkte  M^  M^  der  Bögen,  wie  beim 
Halbkreis  auf  der  Verbindungsgeraden  der  Enddrehpunkte,  also  auf 
der  Eämpferlinie  liegen,  während  Mj  M^  beim  übervollen  oder  Tunnel- 
spitzbogen oberhalb,  beim  nicht  vollen  oder  flachen  Spitzbogen  unter- 
halb dieser  Geraden  liegen.  Beim  Zusammenfallen  der  Punkte  M,  M^ 
erhalt  man  aus  diesen  drei  verschiedenen  Formen  des  Spitzbogens  den 
Halbkreis,  Tunnel-  und  Flachbogen. 

Der  Yolle  Spitzbogentr&ger. 

Betrachten  wir,  Abb.  1,  einen  vollen  Spitzbogentrager,  welcher 
irgendwie,  durch  äufsere  oder  innere  Anregung,  also  z.  B.  durch  Wärme- 
änderung oder  äujüsere  Lasten,  symmetrisch  zu  seiner  Symmetrieachse 
CC|  beansprucht  wird,  so  wird  sich  dieser  Bogenträger  symmetrisch 
verbiegen  mit,  in  Richtung  des  Halbmessers  gemessenen,  elastischen 
Senkungen  z. 

Nehmen  wir  die  Gerade  AA^  als  unverschieblichen  Ursprung  der 


Ol  Ol 


Winkel  o,  so  bedeutet  ic  ^   i  eda  —  1    LJ^  die,  vom  Strahl  «  =  0 


24     Der  Spitzbogenträger  mit  elastisch  gebandenen,  drehbaren  Widerlagern. 


wird;  der  Punkt  C  um  das  MaJb  w 


==    I  zda 


ab  gerechnete ;  elastische  Achsenschiebung,  d.  h.  also  der  hetre£fende 
Punkt  bewegt  sich  elastisch  vorwärts  über  den  Strahl  cd  um  das 
Mafs  w.  Insbesondere  also  würde ,  unter  der  Voraussetzung,  daljs  die 
Länge   des   Bogens   nicht   durch   andere  Ursachen,   Wärme,   geändert 

f —^-^    über    den 

Ö  0 

Strahl  ß  in  Richtung  des  Bogens  vorgeschoben  erscheinen.  Sei  also 
^  die  etwa  durch  sonstige  Gründe  veranlaTste  Längenänderung  der  Bogen 

achse,  so  ist 

(w+J)siaß+ecosß^O, 

für 

oder 

to  +  jd  +  SS  ctg  ß'^O 

die    allgemeine    Bestim- 
mungsgleichung   der 
Kräfteverteilung  bei  sym- 
metrischer   Beanspruch- 
ui^    des    Bogens,    weil 
CC^  die  Symmetrieachse 
bleibt,  der  Punkt  C  sich 
nur   in  lotrechter  Rich- 
tung bewegen  kann,  die 
wagerechte  Verschiebung 
verschwindet. 
Betrachten   wir   nun   den  Bogen  der  Abb.  1,   dessen  Widerlager 
durch  eine  Zugstange  vom  Querschnitt  f  und  vom  Elastizitötsmafse  E^ 
verbunden   sein   mögen,   im  Zustande   des  wagerechten  Schubes  rjy  so 
verbiegt  sich  der  Bogen  nach  Mafsgabe  der  Gleichungen: 

EJ  d*z  EJdz  r       a  \ 


wo 


zu  setzen  ist. 


--r^  =  i?[(öCos/3 


Man  erhält  daher: 
EJ 


.        T        Eo 

smo]  —  -3-;8ro, 


^0       YfE^ 


-^z  =  iy[cocos^  ^  sincD  -  ^  .  -^^-,J; 
Et^  rcö'cosö    ,    ,  i\/i    ,     «^X       E   l    J     -] 


Von  Adolf  Fbahcks. 


25 


Der  Wert  ^ri   verschwindet    stete   gegen    1,    und    wir   erhalten,   für 


Fr 

l       a 

r-  =  — ,  aus: 
2r      r ' 


-7r[«^  +  i^ctg/J]«^^ 


«4l-^-^-/»cos^ctg/l+A^^.(/J  +  ctg^)] 

in  dem  Klammerausdruck  den  allgemeinen  Nenner  zur  Bestimmung 
des,  durch  Belastung  oder  andere  Einflüsse,  erzeugten  wagerechten 
Schubes  rj. 

Wird   abkürzend  gesetzt:   -B=  1  —  ^— g— ^  — /3cos/Sctg/3,   so  hat 

man  nur   diesen   für   drehbare   aber  unverschiebliche   Auflagerpunkte 

JE  a  T 

gültigen  Nenner  B  umzuschreiben  in  den  Nenner  B  +  ^- ^^(ß  +  ctgß), 

am  aus  den  für  feste  Drehpunkte  gültigen  Formeln  die  für  elastische 
Bindung  gültigen  Formeln  zu  gewinnen.  Das  nämliche  Verfahren 
bleibt  sinngemäTs  anwendbar  auch  für  den  allgemeinen  Fall  des  flachen 
oder  übervollen  Spitzbogenträgers. 


Fig.S. 


Der  beliebig  geformte  Spitzbogenträger. 

Abb.  2  zeigt  das  Bild  des  flachen  Spitzbogenträgers,  und  um 
dieses  BUd  in  das  BUd  des  Tunnelspitzbogenträgers  zu  verwandeln,  hat 
man  Winkel  y  negativ  zu  wählen, 
+  y  mit  —  y  zu  vertauschen. 
In  gleicher  Weise  gelten  daher 
die  hier  für  positive  Werte  y, 
fOr  den  flachen  Spitzbogenträger 
aufgestellten  Formeln,  unter  Ver- 
tauschung von  y  mit  —  y,  für 
den  Tunnelspitzbogen. 

Der  mit  der  elastischen 
Zugstange  des  Querschnittes  f 
▼ersehene  Bogen  verbiegt  sich 
im  Zustande  17  nach  der  Glei- 
chung: 


I       Jf 


*w 


EJd^z  ,  .  .      . 


EJdz 
r'  dta 


V 


Q 


a 


iL 


{cosA  —  cos  iD  —  (flj  — A)siny}, 

indem  für  a>  =  A   im  Symmetriepunkte  C  die  Neigung  -^  =  0   ist. 


dt 
rda 


26     Dei^  Spiizbogenträger  mit  elastisch  gebundenen,  drehbaren  Widerlagern. 


Durch  nochmalige  Integration  folgt: 

EJ 


z 


=iy  { (cos A  +  Asiny) (o  —  y)  +  si^y  ~  »inaj  —      ~^  ^siny 


lEJ 


-p- {«7  +  jgrctg  A}nir  «  =  2  =  —  i?[5  +  ** 


2rco8y^/'r"r 

und  68  ist  also  für  a>  =  y  :  5,  cosy  =  ~  ^,  also  gleich  der  Hälfte 

der  Yom  Zuge  r^  yeranlalsten  elastischen  Verlängerung  der  Zugstange. 
Für  l^2aj  rcosy  -«  hj  ergiebt  sich  bei  nochmaliger  Integration: 

— 3-  «  ri  |(cosA  + Asmy)^^2^ 

+  (iD-y)smy  +  co8(o-cosy~^y |-+yJ8^y^6-:^^«(®-y)} 

und  es  folgt  hieraus  durch  die  Betrachtung  des  Wertes: 

wo  B  den  allgemeinen  Wert  hat: 

J5=cosy-2^-siny(/J  +  ?)-ctgA|/lcosA+(|'  +  l)8inyj. 

Weil,  Abb.  3,  eine  im  Bogenpunkt  8  hangende  Einzellast  P,  oder 

p 

gleichwertig  zwei  symmetrisch  hangende  Lasten  -,   im  Bogen 

mit  unyerschieblidien  Dreh- 
punkten ÄA^j  den  wagerechten 
Schub  erzeugen: 

mit  dem  Werte: 
2Z=amy  +  co«y(^+  |*) 

-«cosd(l  +  ?-^*) 

+  ctgl[co6y(l  +  |*) 

-  CO«  »  (1  + ^— )  -  e  sin  *] , 

so  eneagt  eine  Eimdlast  P  •=  1 
in  dem,  doreh  eine  elastische  Zugstange  gebundenen  B<^en  den  wage- 
lechten  Schub 


•i  - 


Z 

•  E  J~ 


*+V^/>»^^  +  **8^) 


Von  Adolf  Fba&xkb. 


27 


Zwei  symmetriscliey  wagerechte  Kräfte  5=1  erzeugen  im  Bogen 
mit  unyersdiieblichen  Drehpunkten  AÄ^,  im  Scheitel  den  wi^erechten 
Schub  2iy,  mithin  den  Wi- 

Fig.  4. 


derbigerschub  2iy  —  1  mit 
dem  Werte: 


(2,-l)  =  J, 


WO 


+  eo8*(?^7A*-l) 

ß*  008  X 


+ 


2 


2^- 


+  ctg  A  f/S  COS  A  —  e  cos  d 

ist.    Dieser  Wert  folgt  aus  der  Differentialgleichung: 

HÄdiJ  ^  (^^  "~  ^)  (8^®  -  8^^y)i  +  sin  CD  -  sin* 


und  den  Integralen  dieser  Fig.$. 

Gleichung  gemäfs  der  Be- 
dingung: 

w  +  j?  ctg  A  =  0  für  o  =  A. 

Im  Bogen  mit  durch 
eine  Zugstange  des  Quer- 
schnittes f  elastisch  ge- 
bundenen Widerli^em  wird 
daher  durch  zwei  symme-  ^ 
trisch  wirkende  wagerechte 
Einzelkräfte    5  =  1    im 

Scheitel  der  Schub  2iri^  und  also  in  der  Schubstange  der  Schub  21^ 
erzeugt  mit  dem  Werte: 

21?  -  1  = r..-^ 


-1 


»+(?)(|)(p)*+"^'> 


Eine  einzige  wagerechte  Kraft  5=1  erzeugt  mithin  den  aus  dieser 
Torstehenden  Gleichung  fliefsenden  Zug  der  Schubstange  17 ,  wenn 
Abb.  5  das  Widerlager  A  unverschieblich  ist,  das  Widerlager  A^  als 
solches  keinen  Schub  aufzunehmen  vermag;  sondern  frei  auf  der  Wage- 
rechten gleitet.    Im  umgekehrten  Falle,  wenn,  Abb.  6,  A  freiverschieb- 


28    D.  Spiizbogentr.  mit  elastisch  geb.,  drehb.  Widerlagern.  Von  Adolf  Fbucee. 

lichy  Ä^  onverBchieblich  ist^  so  ist  der  Wert  17  ans  der  Gleichung  zu 
nehmen: 

wobei  der  Zahlenwert  tj  negatiy  ausfallt,  also  Druck  bedeutet  ftr  die 
N^ebenstange,  wie  am  einfachsten  durch  die  Betrachtung  eines,  im  Zu- 

Fig.  6.  Fig.  7. 

\\  /       ^^ 

stände  des  Scheitelschubes  ^=»  217  +  2  befindlichen,  symmetrisch  durch 
zwei  Einzellasten  5=1  belasteten.  Bogens,  mit  den  Eämpferschüben 
2iy  +  1,  hervorgeht. 

Für  den  Tunnelbogen,  Abb.  7,  ist  y  mit  dem  negativen  Zeichen  in 
die  vorstehenden  Formeln  einzufahren,  insbesondere  gilt  daher  fär  den 
Tunnelbogen  der  allgemeine  Wert: 

5„  cosy  -  ^^1^  +  ßiny  (/J  +  I*)  +  ctgA[(l  +  ^^siny  -  /JcosA} 


D.  Problem  d.  f3nf  u.  drei  Strahlen  in  d.  Photogrammetrie.  V.  Eduard  DoleLll.   29 


Das  Problem  der  fOnf  nnd  drei  Strahlen 
in  der  Photogrammetrie. 

Von  Eduard  Dolbzal  in  Leoben. 

Mit  einer  Tafel. 

Einleitimg. 

In  den  letzten  drei  Jahrzehnten  hat  die  Photogrammetrie  vor- 
nehmlich durch  deutsche  Forscher  nach  allen  Richtungen  hin  eine  ver- 
tiefte^  wissenschaftliche  Durchbildung  erfahren.  Neben  der  reinen 
Mathematik  und  darstellenden  Geometrie  wurde  auch  die  projektive 
Geometrie  mit  Erfolg  herangezogen^  und  eine  Reihe  höchst  interessanter 
photogrammetrischer  Probleme  fand  wissenschaftliche  Behandlung  und 
elegante  Lösung. 

Gelehrte  wie:  Finsterwalder^  Jordan^  Hauck,  Koppe  u.  s.  w. 
stehen  neben  dem  Schöpfer  dieser  Disziplin  Laussedat  mit  der  theo- 
retischen Entwicklung  der  Photogrammetrie  in  innigstem  Zusammen- 
hange. 

Auch  der  instrumentelle  Teil  der  Photogrammetrie  wurde  nicht 
Temachlassigt.  Typische  Instrumente  wurden  geschaffen;  so  Prof.  Dr. 
Anton  Schells  photogrammetrische  Apparate:  ein  Universal-Photo- 
theodolit,  ein  photogrammetrischer  Stereoskop-Apparat  und  eine  Yor- 
richtong  zur  bequemen  Ausfuhrung  photogrammetrischer  Rekonstruk- 
tionen^  wovon  die  beiden  letzteren  Apparate  leider  noch  nicht  zur 
Veröffentlichung  gelangten;  die  Koppeschen  Konstruktionen:  Photo- 
theodolite für  geodätische^  meteorologische  und  astronomische  Zwecke^ 
ferner  Phototheodolite  von  Paganini  und  Baron  Hübl  für  phototopo- 
graphische Arbeiten^  der  interessante  Phototheodolit  des  Englanders 
Bridges  Lee  u.  s.  w.^  Apparate^  welche  bekunden,  dafs  man  die  in- 
strumentelle Seite  der  Photogrammetrie  reiflich  studiert  und  vor- 
gefafste  Ideen  in  tadellosen  Erzeugnissen  der  Präzisionsmechanik  zu 
Terwirklichen  verstanden  hat. 

In  der  Theorie  und  Praxis  der  Photogrammetrie  bieten  besonders 


so 


Dan  Problem  der  fünf  und  drei  Strablen  in  der  Photogramnietrie. 


jene  Probleme  reges  IntereBse,  die  sich  mit  der  photogrimimetrischea 
FestleguBg  des  Standpiinktes  befassen  und  dadurch  nnch  erhöhte  Be- 
deutung gewinnen,  dafs  sie  gleichzeitig  auch  die  Ermittelung  der  per- 
spektivischen Konstanten  der  photo  graphischen  Camera  und  de« 
Orientierungs winkele  der  Bildebene  im  Räume  ermöglichen-  Die  per- 
Bpektivischea  Konstanten  der  Camera  sind  für  den  photogram  metrischen 
Apparat  als  Individuum  und  die  Kenntnis  des  Orientieraugswinkela  ist 
flir  eine  ausgeführte  photogram  metrische  Aufnahme  von  ausschlag- 
gebender Bedeutung. 

In  folgender  Abhandlung  sollen  zu  zwei  Problemen  erwähnter  Art 
neue  Lösungen  gegeben  und  an  speziellen  Beispielen  beleuchtet  werden; 
es  sind  dies: 

1.  Das  Problem  der  fünf  Strahlen  und 

2.  Das  Problem  der  drei  Strahlen. 


I. 
Das  Fünfstrahlen -Problem. 

Diese  Aufgabe  besteht  in  folgendem:  Fünf  Punkte  P^  P„  P„  P, 
und  P^  sind  der  horizontalen  und  der  vertikalen  Lage  nach  bekannt; 
gegeben  sind  ihre  rechtwinkligen  Koordinaten:  (j^,  y^),  (j^^,  y,),  (a:„  j/,), 
(«g,  y^)  und  (x^,  i/J,  sowie  die  absoluten  Höhen:  H„,  H^,  H^,  H,  und  S^. 

In   einem    sechsten   Punkte,   dem   Standpunkte,    wurde    auf  einer 
vertikalen  Ebene  eine  photo  graphische  Au&ahme  ausgeführt;  man  soll 
aus  den  Abszissendifferenzen:  (/„  d^,  tl^  und  d^  der  Bildpunkte 
a)  die  L^e  des  Standpunktes, 
h)  die  perspektivischen  Konstanten  der  Camera  und 
c)   den  Orientierungs Winkel  der  Bildebene  bezw.  der  Bilddistanz 
bestimmen. 

Diese  Aufgabe  wurde  zum  erstenmale  in  den  80er  Jahren  von 
H.  iVIüller  in  Freiburg  gelegentlich  anderer  Untersuchungen  aufgestellt 
und  vom  Standpunkte  der  neueren  Geometrie  gelöst.  Müller  ging  auf  die 
praktische  Anwendung  der  Aufgabe  nicht  ein.  Professor  dipl.  Ingenieur 
Franz  Steiner  von  der  k.  k.  deutschen  technischen  Hochschule  in 
Prag  hat,  ohne  von  der  Arbeit  Müllers  Kenntnis  zu  haben,  eine  rech- 
nerische und  graphische  Lösung  dieser  Aufgabe  gegeben'),  und  Steiner 
gebührt  auch  das  Verdienst,    diese   höchst   interessante  Aufgabe  unter 


,Die  Pliotographifi  im  Dienste  de*  In- 


J 


Von  Eduabd  DoLBiAL.  31 

dem  Namen:  „Das  Problem  der  fBnf  Punkte^  in  die  photogrammetrische 
Praxis  eingef&hrt  zu  haben. 

Der  k.  und  k.  Hauptmann  J.  MandP)  zeigte  in  einer  inter- 
essanten Arbeit;  wie  diese  Aufgabe^  gestützt  auf  die  Gfrundsätze  der 
modernen  Algebra^  analytisch  einfacher  gelost  werden  könne  und  ent- 
wickelte durch  eine  direkte  Konstruktion,  welche  mit  EQIfe  von  Zirkel 
and  Lineal  allein  ausgeführt  werden  kann,  die  Lage  des  Standpunktes 
und  der  Bildebene ,  sowie  die  Gröfse  der  Bildweite ,  im  Gegensätze  zu 
Steiner,  dessen  konstruktives  Verfahren  mühsamer  ist,  indem  es  punkt- 
weise Konstruktion  mehrerer  Kegelschnitte  erfordert. 

Anmerkung:  Was  die  Benennung  der  Aufgabe  betrifft,  so  möge 
nachfolgende  Bemerkung  und  der  daran  sich  knüpfende  Vorschlag  er- 
wogen werden. 

Bekanntlich  wird  in  der  Geodäsie  der  Vorgang,  wobei  die  Be- 
stimmung der  Lage  eines  Punktes  durch  blofse  Wüikelmessung  erfolgt 
und  ausschliefslich  Operationen  im  Standpunkte  erheischt,  als  Ein- 
schneiden bezeichnet.  Für  das  Einschneiden  ist  die  Festlegung  von 
Strahlen,  Visuren,  mafsgebend,  die  vom  Standpunkte  nach  den  der 
Lage  nach  gegebenen  Punkten  gehen;  nach  deren  Anzahl  wäre  daher 
logischerweise  das  Problem  zu  bezeichnen. 

Die  Bestimmung  des  Standpunktes  bei  fänf  der  Lage  nach  ge- 
gebenen Punkten  erfolgt  durch  Festlegung  der  fünf  nach  den  gegebenen 
Punkten  gehenden  Strahlen,  somit  wäre  diese  Aufgabe,  wie  wir  es  auch 
gethan  haben,  als  „das  Problem  der  fünf  Strahlen^'  oder  „Fünfstrahlen- 
Problem^'  und  folgerichtig  das  Rückwärtseinschneiden  dla  „Das  Problem 
der  drei  Strahlen'^  oder  „Dreistrahlen-Problem"  zu  benennen. 

Nachfolgend  soll  auf  eine  trigonometrisch -analytische  Losung  des 
Problems  eingegangen  werden,  die  bei  überschüssiger  Anzahl  von  ge- 
gebenen Punkten  eine  bequeme  Anwendung  der  Sätze  aus  der  Methode 
der  kleinsten  Quadrate  gestattet. 

In  Tafel  I,  Fig.  1  bezeichnet  B.  E.  die  Horizontabpur  der  im  Räume  in 
Tertikaler  Lage  gedachten  Bildebene,  Platte  oder  auch  des  Positivs  der 
photographischen  Aufoahme,  p^,  p^,  ft,  p^  und  P4  sind  Perspektiven 
oder  Bildpunkte  der  Originale:  Pq,  P^,  P„  P,  und  P^;  pi,  p[,  pi,  pi 
und  pi  sind  Projektionen  dieser  Bildpunkte  auf  den  angenommenep 
Horizont  der  Perspektive  (des  Photogrammes)  HH] 

pipi'^  rfj,    Popi  =  e^,    PoPa  =- d^  ...  pipi,  =  d„ 


1)  Juliaa  Mandl:  „Über  Yerwertung  von  photographischen  Aufnahmen  aas 
dem  Luftballon'*  in  den  „Mitteilungen  über  Gegenstände  des  Artillerie-  und  Genie- 
We»en8'*  XXIX.  Jahrgang,  Wien  1898,  S.  166. 


32 


Da«  Problem  der  fünf  mul  drei  Strahlen  in  der  Pliotograminetiie, 


sind  die  Äbszissendifferenzen  der  Bildpimkte,  welche  anbekümiDert  um 
die  Lage  des  Hauptpunkt«»  der  Perspektive  £1  in  der  Ricbtong  des  an- 
genommenen Horizontes  HH  entweder  auf  dem  Negative  oder  einem 
ungetonten  Papierpositive  mit  Schärfe  gemessen  wiirden. 

Die  gegebenen  Punkte  sind  durch  ihre  Koordinaten: 

?.(».,».).     f,(^„»,),     P,(^„9,)...P.(^.,!(.), 
ebenso  auch  der  Standpunkt  P  durch  [x,  y)  gekennzeichnet. 

Betrachtet  man  den  Punkt  P^  als  Pol  and  eine  durch  denselben 
gezogene  zur  x- Achse  parallele  Gerade  P^x'  als  Polanchse,  so  mögen 
bedeuten: 

t\,  Tj,  fj  ...  r,  und  r 
die  EUdienvektoren  und 

9„  »i,  fl,  . . .  ö,  und  e 
die  Richtungswinkel;    wird   hingegen   die  Station  P  ala  Pol  anfgefabt 
bei  Annahme  einer  gleichen  Richtung  der  Polachse,  so  aollen  mit: 


die  Leilatrahlen  und  mit: 


,  a,  . 


die  PolwinkeJ  bezeichnet  werden. 

Der  Abstand  des  Punktes  P,  welcher  sogleich  auch  das  Zentrum 
des  perspektivischen  Bildes.  Photognunmea,  ist,  von  der  Bildebene  BE 
stellt  die  BUdweite  f  dar,  und  der  Winkel  y,  den  die  Richtung  dieser 
mit  dem  Strahle  PP^  =  Po  =  ''  einschliefst,  ist  der  Orientienmgswinkel, 
durch  welchen  die  Bilddistanz  und  damit  auch  die  Bildebene  orien- 
tiert wird. 

Nachdem  wir  hiermit  an  der  Hand  der  Tafel  I,  Fig.  1  einige  not- 
wendige Erkliningen  gemacht  haben,  schreiten  wir  rar  Lösung  nnser^ 
Aufgabe,  wobei  wir  unterscheiden  wollen: 
1.  „Einehe  Ponktbestimmung^.  wenn  cur  Beetimmong  der  gesuchten 

Oröfsen  nur  so  viele  Be^stimmungsstücke  herangezogen  werden,   als 

gerade  erforderlich  sind,  und 
^,  „Mehrfache  Punktbestimmung^  hingegen,   wenn  eine  überschüssige 

Anzahl  von  Beatimmungsstficken  verwertet  winL 


EinlkdM  B«stisBUf . 
IVr  Standpunkt  wird  festgelegt  sein,  sobald  man  aeine  Polarkoor- 
düiattfu  r  und  tt  kennt,    bezogen  auf  P,  ab  Pol  and  P^x'  ala  Polar- 


Von  Eduard  Dolbzal. 


33 


achse.  Zur  Festlegung  der  Bildebene  reicht  die  Kenntnis  der  Bildweite 
f  und  des  Orientierungswinkels  y  vollends  aus. 

Es  sind  somit  vier  Unbekannte:  r,  S,  f  und  y^  zu  ermitteln. 

Die  Richtungswinkel  der  einzelnen  Polstrahlen  ergeben  sich  aus 
den  gegebenen  Koordinaten: 

tgö,  =  y^^=y^ 

_   Vt  —  Vo 


(1) 


tgö, 


•C|         «Cq 


•«^  •*'0 


und  die  Leitstrahlen  durch  folgende  Gleichungen,  die  erwünschte  Kon- 
trolen  bieten: 


(2) 


n    = 


_  yi— yp  _  gl— ^0  _ 


sindj 

yt 


008  0^ 


=  V(xi  -  ojo)'  +  (yi  -  y.)' 


*•*=  TS?  =  ^  -  V(^*  -  ^o)' +  (y*  -  yo)». 


Nun  kann  man  an  die  Aufstellung  jener  Gleichungen  gehen,  die 
zur  Berechnung  der  Unbekannten  fuhren. 

Die  Tangente  des  Horizontalwinkels  a^  zwischen  den  Yisuren  vom 
Standpunkte  P  nach  den  gegebenen  Punkten  P^  und  P^  läfst  sich,  wie 
aus  Tafel  I,  Fig.  1  ersichtlich  ist,  doppelt  ausdrücken. 

Aus  den  Dreiecken:  FF^P[  und  Pp^p'^  erhält  man: 

tg«i  -  tg(ai,  -  o3o)  =  ^  =  ^• 

Nun  ist  aber: 

(P'iPi  ==^^osy 


coty 


und 


PlP;  =  »-18111(6-00 

TP[  -r-riCos(e  — ö), 
wdche  Ausdrücke,  in  die  Tangente  eingesetzt,  geben: 


(3)       tg«,  =  tg(a»i  -  Oo) j 


d(  COB  y 


—  c2i  ainy 


r  —  riCO8(0  — 0,) 


coBy 

Z«itMlirift  f.  Haihemfttlk  a.  Fbyiik.  47.  Band.  1902.  1.  u.  9.  Heft. 


34         I)&8  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogrammetrie. 


Werden  hier  die  trigonometrischen  Funktionen  der  Winkeldi£ferenz 
(6^  —  S^)  entwickelt  und  die  gewonnenen  Aasdrücke  entsprechend  re- 
duziert^ so  ergiebt  sich: 

^^^^^^^^  -»^i8möi^^^  +  ridiCOsö,cos(ö  +  y) 
+  ridl|Sinöjsin(ö  +  y)  —  dircosy  =  0 
oder,  durch  r  cos  y  diyidierty  auch: 

In  vorstehendem  Polynome  stellen  die  eingeklammerten  Quotienten 
Unbekannte  dar,  für  welche  wir  die  Symbole  einffthren: 


(5) 


f         fmnO 
rcoB*/ 

= 

m, 

fcoBB 
rco8*y 

— 

n, 

008  (0+y) 

- 

P, 

rcosy 

8in(ö  +  y) 

= 

5, 

^     rcos/ 

die  Form  a 

inr 

liinin 

(6)  Tj  cos  6^m  —  fj  sin0^n  +  >*i^  cos  ö^p  +  r^d^  sin  ö^g  =  d^. 

Zur  Bestimmung  der  vier  neuen  Unbekannten:  m,  n,  p  und  q  reichen 
yier  Gleichungen  aus^  die  auf  ähnliche  Weise  erhalten  werden  wie  die 
Torstehende  Gleichung  (6). 

Wir  erhalten: 


(7) 


FürdenPunktPj...riCosöim— rjSind4n+ridiCosöiP+ridiSindig=£ii, 

P^...r^cose^m-r^mie^n+r^d^cose^+r^d^Hine^q=d^, 
„    P^...r^coBO^m—r^wi0^n+r^d^GosOjp+r^d^sm0^q^d^ 


W        ff 


ff     » 


ff 


ff 


y    ff      ff 


ein  Gleichungssystem  y  aus   welchem  die   yier  Unbekannten   bestimmt 
werden  können. 

Da  sich  die  Produkte  r^  cos  S^  und  r^  sin  9,  nach  den  Gleichungen 
(2)  durch  Koordinatendifferenzen  ausdrücken  lassen,  so  können  wir  (7) 
auch  schreiben: 


Von  Eduakd  DoLciAi.. 


35 


(8) 


(a;,  -  x^m-  (y»  -  y^)n  +  d^ix^  -  x^)p  +  d^iy^  -  y^q  =  d^^ 
(aj,  -  x^m  -  (y,  -  y^)n  +  <^(a;,  -  x^jp  +  <^(y,  -  y«)«  =  ^ty 
{xt  -  «o)m  -  (y,  -  yo)«  +  <^(«j  -  aJo)^  +  fl^(y»  -  yo)«  =  <^> 

^3^4  -  «b)»»  -  (»4  -  yo)»  +  <^4(a;4  -  »o)P  +  <^4(y4  "  Vo)«  =  ^i> 

oder  auch: 


(9; 


dt 


m  — 


m  — 


ys—yo 


Die  Unbekannten  bestinmien  sich  durch: 


(10) 


n 


^p 
1>--^ 


l? 


worin  ^  die  DetenninAnte  des  Systems  und  ^^^  d^y  ^p  nnd  /l^  jene 
der  Unbekannten  bedeuten ,  berechnet  aus  einem  der  identischen  Olei- 
chungssysteme  (7),  (8)  oder  (9). 

Sind  auf  Orund  der  Gleichungen  (10)  die  neuen  Unbekannten  be- 
stimmty  so  ergeben  sich  nach  einjhcher  Rechnung  aus  denGleichungen  (5): 

^a)  Für  die  Polarkoordinaten  des  Standpunktes: 

jpCOSy 

(11)  <  b)  Für  den  Orientierungswinkel  der  Bilddistanz: 

c)  Für  die  Bildweite  der  Kamera: 

y,      mco%y  COB  {fi  +  y) 
'  *"  jp  Bin  0 

Die  Torstehenden   Gleichungen   kann   man   in  eine  andere  Form 

3' 


36        Du  Problem  der  fBnf  und  drei  StnUen  in  der  Photogrmmmetrie. 


bringen,  falla  die  trigonometrischen  Fonktionen  dnich  die  GrS&en  m, 
n,pxmdq  ansgedrfickt  werden;  es  ergiebt  sich: 


(12) 


r  = 


mq  +  mp 


/•= 


mq  +  np 


p'  +  q* 

Nachdem  durch  die  Gleichungen  (11)  bezw.  (12)  die  yier  Unbe- 
kannten: r,  S,f,  und  y  beetimmt  eracheinai,  so  kann  die  endgiltige 
Losung  des  Problems  gegeben  werden: 


(13) 


a)  Die  Lage  des  Standpunktes 
(timmt  durch  die  rechtwinkligen  Koordinaten: 

{X  =  x^  +  r  cos  d 
y  =  yo  +  rsine, 

die   nach  EinfBhrung   der   Polarkoordinaten   aus   (11 
gehen  in: 

x  =  Xa  +  -  ^  ^/' 


ll) 


y  =  yo  + 

oder: 


pcosy 
rin  g  coe  (g  +  r) 


=  ^  +  i 


y  =  fo  + 


q  +  ^P 


mq  +  np' 


b)  Die  Orientierung  der  Bildebene, 

welche  durch  den  Horizontalwinkel  y,  bezogen  auf  P  als  Scheitel  oder 
Pol  und  PPq  als  Radiusvektor,  bestimmt  erscheint: 

nq  —  mp 


(H) 


tgy  = 


mq  +  np 


c)  Die  perspektivischen  Eonstanten  der  Kamera, 
welchen  zu  rechnen  sind: 

1)  Die  Büdweite  /", 

2)  Der  Horizont  und  die  Vertikallinie  resp.  die  Lage  ihres  Schnitt- 
punktes, des  Hauptpunktes  der  Perspektive. 


Von  Eduard  Dolezal. 


37 


Die  Lange   der  Bildweite   ist   unmittelbar   durch   die  Gleichungen 
(11)  und  (12)  gegeben: 


.  ^      iif    cos  y  COB  (0  +  y) 

\f=p- 


(ni) 


sin  6 


oder 


l>'  +  5' 


Nebenbei  sei  die  interessante  Beziehung  angefügt^  welche  zwischen 
der  Bildweite^  den  Eoordinatendifferenzen  x  —  Xq,  y  —  y^  und  den  Hilfs- 
yariablen:  m,  n,  p  und  q  besteht^  nämlich: 

1  n 


(14) 


«  —  X,  p*  +  2* 
1  m 


y—yoP*  +  9,*' 


Die  Lage  des  Hauptpunktes  der  Perspektive  Hy  durch  welchen  die 
Vertikallinie  VV  parallel  zu  den  Bildern  von  vertikalen  Linien  im  Baume 
hindurch  geht,  wird  durch  die  Abszissen  der  Bildpunkte  Po^PifP^fP^ 
und  p^  festgelegt^  nämlich: 

6i  =  So  -  ^1  =  ßgy  -  ^1 


(IV) 


S4  =  5o-^4  =  /'tgy-rf4- 


Ehe  die  Lage  des  Horizontes  bestimmt  werden  kann^  ist  es  er- 
forderlich^ noch  einige  Grölsen  zu  ermitteln;  so  die  Azimute  der  von 
P  ausgehenden  Radienvektoren:  Qq^  Qd'"  9a  ^^^  diese  selbst. 

Wir  erhalten: 


(15) 


®     *         X^  — X 


\^    *       x^  —  x' 


und  die  Horizontalwinkel  zwischen  den  einzelnen  Leitstrahlen  imd  der 
Polarachse  PPq  ergeben  sich  mit: 

«1  =  ®i  —  ©0 

(16)  «.-a».-". 


1^4  =  ©4  —  CDq, 


38 


Dm  Problem  der  fünf  und  drei  Sirahlen  in  der  Photogrammetrie. 


deren  Tangenten  sich  durch  die  Eoordinatendi£Eerenzen  ausdrücken  lassen: 

f„^      x-/^      ^\_(a\)--g)(yi  — y)-(^— g)(yp-y) 
*«"«'' *8(^>'"'"^)~(^-«>(^-a^)  +  (y.-y)(y«-y) 


(17) 


(«0  —  «)^y4  —  y)  —  («4  —  ^)(yo  —  y) 


f <T ^  «  f *»/'/«        «1  ^  =  v^o      **^/'y4  —  yy  —  v««^4  ~ »^yyyo      y; 


woraus  sich: 


Neue  Ausdrücke  für  die  Winkel  a,  die  zugleich  eine  angenehme  Bech- 
nung  und  erwünschte  Eontrole  gestatteten,  würden  aus  den  einzelnen  Drei- 
ecken: PP^P^y  PPqP^  ' '  •  mit  Anwendung  des  Sinussatzes  gewonnen. 

Aus  dem  Dreiecke  PP^P^  ergieht  sich  die  Proportion: 

r :  fj  «  sin  [(0  —  0^)  +  o^]  :  sin  Oj, 

,  Tj  8in(ö  —  ö,) 

^^  ™  r  — riCÖB(0-^) 

und  analog: 

,  r,  sin  (0  —  0,) 

^^  '^  i^-  r,  coB  (ö  —  0,) 

fcr«    «       ^™(^  — ^4) 

berechnet. 

Die  Leitstrahlen  (>o^  Pi  *  *  *  ^4  ergeben  sich  mit  Zuhilfenahme  der 
Eoordinatendifferenzen  und  der  in  Gleichung  (15)  berechneten  Azimut« 
derselben  mit: 

av,  — a?_yo  — y 


(18) 


(19) 


Po-= 


Pi  = 


COB  10« 


008  10, 


sinoo 

«yL_Tiy 

sino). 


yö^T^^)*  +  (y«  -  y)' 


Ip« 


C08«a 


--S^=>^(*4'-*)*  +  (y*-y)'- 


Andere  Ausdrücke  hierfür  ergeben  sich  bei  Verwendung  der  polaren 
Koordinaten  r  und  0  durch  Anwendung  des  Sinussatzes  auf  die  Drei- 
ecke: PPoPi,  PPoPf    •und  zwar: 

^  8in(0  — gj      ^       Bin  (0  —  OJ   _ 
^1^       Bin«,       ^»  ~  8in(0  — Öl +  «,)*" 


(20) 


^2 


Binffl  — g,) 
Bincr, 


Bin  (0  —  0,) 


*">       Bin  (0  —  0,  -f  oc,) 


=  ™  (^  —  ^4)       __       Bin  (0  —  0  J 
.^*  Bin  «^       *"*  ""  Bin  (0  —  0^  +'a«)^* 


Von  £duari>  Dolb£al. 


39 


Jetzt  kann  an  die  Bestimmung  resp.  Überprüfung  des  Horizontes  ge- 
schritten werden. 

Die  Abszissendifferenzen: 

^  =  5o  —  ^ 


(21) 


^4  =  60-64; 


die  unmittelbar  auf  dem  Photogramme  oder  Positive  gemessen  werden 
können^  beziehen  sich  auf  eine  angenommene  Richtung  des  Horizontes. 
Wird  diese  Richtung  fienkrecht  zu  den  Bildern  von  in  der  Natur  ver- 
tikalen Linien  gewählt  und  kann  die  Bildebene  als  vertikal  im  Räume 
Toransgesetzt  werden,  was  aus  dem  parallelen  Verlauf  der  Bilder  verti- 
kaler Geraden  mit  Sicherheit  erkannt  wird^  so  ist  die  gewählte  Horizont- 
richtung die  richtige. 

Sollte  jedoch  eine  Differenz  beider  Richtungen,  der  angenommenen 
und  wahren^  bestehen ^  so  läfst  sich  diese  nachfolgend  am  einfachsten 
feststellen. 

Wir  berechnen  die  Abszissen:  So?  Si  *  •  •  64  nii*  Verwendung  der 
berechneten  Bildweite  f  und  der  Horizontalwinkel:  ^9  «i  -  -  *  c^«  und 
erhalten: 

K  =  ftg{y  -  «4) 

nnd  bilden  hieraus  die  Abszissendifferenzen: 
(23) 


iö-s;=*. 


Werden  die  Differenzen  aus  (21)  und  (23)  einander  gleich,  also: 

^1  «  d|,       *2  =  <ii  •  •  .,       *4  "=  ^4; 


so  fallt  die  angenommene  Li^e  des  Horizontes  mit  der  wahren  Lage 
zusammen. 

Sollte  es  sich  ereignen,  dafs  die  berechneten  Abszissenunterschiede 
mit  den  gemessenen  nicht  übereinstimmen,  so  ist  dies  auf  den  Einflufs 
der   nicht  richtig    angenommenen  Horizontalrichtung   zurückzuführen, 


40         I^M  Problem  der  fönf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogranunetrie. 

und  es  müfste  die  Berechnung  der  GröÜBen:  r,  0,  f  und  y  mit  Zugrunde^ 
legung  der  berechneten  Werte:  d^y  's  *  *  '^  '4  wiederholt  werden.  Erst 
dann  würde  man  für  die  Gh-öUsen:  tj  6,  f,  .y  und  alle  aus  denselben 
abgeleiteten  Ausdrücke  Werte  erhalten^  die  als  endgiltige  Werte  zu  be- 
handeln wären. 

Durch  das  Torstehende  Verfifthren  wird  bloUs  die  Richtung  des 
Horizontes  geprüft,  und  es  erübrigt  nunmehr,  seine  L^e  in  Bezug  auf 
die  Bilder  der  benutzten  Objekte  festzulegen. 

Kennt  man  die  Hohen  der  benützten  Punkte:  B^,  ^1  *  *  '9  ^4  ^^^ 
die  Höhe  des  Instrumenthorizontes  über  derselben  Vergleichungs- 
ebene  H  und  sind  y^,  Vi' '  'y  Va  ^^  Ordinaten  der  Bildpunkte,  be- 
zogen auf  den  wahren  Horizont  des  Photogrammes,  so  ei^ebt  sich 
unter  der  Voraussetzung,  daCs  der  Apparathorizont  tiefer  liegt  als  die 
herangezogenen  Punkte,  also  jEr<  iS^,  H^'  --  H^  ist^  aus  den  ähnlichen 
Dreiecken:  CP^Pn  und  Cpj»'  (Tafel  I,  Fig.  2): 


Sf,:(fl.-Ä)  =  ^ 


wobei  y  das  Azimut  der  Bilddistanz,  a^  das  Azimut  des  Strahles  q^j 
bezogen  auf  den  Leitstrahl  ^0  ="  *"  bedeutet  Liegen  die  Bildpunkte 
rechts  Ton  der  Vertikallinie,  so  int  y  <a^  hingegen,  wenn  y>  On  ist, 
so  befinden  sich  dieselben  links  Ton  der  Vertikallinie,  ToraoBgesetzt^ 
dafs  P^  links  liegt;  in  jedem  Falle  kann  in  der  vorstehenden  Proportion 
cos  {y  ~  On)  gesetzt  werden. 

Die  richtige  Ordinate  des  Bildpunktes  Ton  P«  wird  sein: 

^  ^       e,  <»«  ur  —  «O 

m 

Auf  Grand   dieser  Gleiclnmg   erhalten  wir  für  die  Ordinaten  der 

Bildpunkte: 

{H^-Bf 


:?o) 


^      ei  «>•  v7  —  «i' 


wobei  noch  bemerkt  sei«  dafs  die  Hohe  des  Instromoithorizontee  sieh 
tosaamefis^at  aus  der  Hohe  de«  Standpunktes  k  und  der  Hohe  des 
Hi\nzont«s  über  dem  Standpunkte.«  der  Instrumenthohe  /,  abo: 


Von  Eduaju)  DolbSal. 


41 


Werden  nun  die  berechneten  Ordinaten:  y^,  tfi  - '  -  ffi  von  den  Bild- 
punkten  p^,  Pt'-'Pi  ftus  in  entsprechendem  Sinne  in  der  Richtung  der 
Vertikallinie  aufgetragen^  so  ergeben  sich  die  Punkte  Pq,  p'i  -  -  - p'4,  die 
als  Projektionen  der  Bildpunkte  auf  den  wahren  Horizont  zu  betrachten 
sind  und  miteinander  verbunden  die  wahre  Lage  des  Horizontes  an- 
geben. 

Aus  der  Gleichung  (24)  lalst  sich  die  relative  und  auch  die  ab- 
solute Höhe  eines  jeden  Punktes ^  bezogen  auf  ein  und  dieselbe  Ver- 
gleichungsebene^  berechnen,  vorausgesetzt,  dafs  die  Ordinaten  des  wahren 
Horizontes  bekannt  sind;  es  ist  nämlich: 


(26) 


Vnfn 


und 


VnQf 


fl,  =  ff+cos(y-an)^ 


Hat  man  jedoch  die  Ordinaten  der  Bildpunkte  in  Bezug  auf  den 
angenommenen,  genäherten  Horizont  gemessen  und  zwar:  rj^^  Vi' '  *  V^y 
80  ergeben  sich  nach  Einsetzung  dieser  Werte  statt  y  in  Gleichung  (26) 
nur  Näherungswerte  für  die  Höhen: 


(27) 


J3;  =  fl-+co8(y-tfi)'?^^ 


v*<>* 


^ITi  =flr+ cos  (y-aj'^- 


Werden   nun   diese    genäherten   Höhenwerte   mit    den   gegebenen 
Höhen:  Hq,  H^,-  -  *  H^  verglichen,  so  entstehen  Differenzen: 


(28) 


die,  wenn  sie  gröfsere  Beträge  erreichen,  abgesehen  von  den  kleinen 
Fehlem  in  q,  f,  y  und  a  in  erster  Linie  ihren  Grund  in  den  fehler- 
haften Ordinaten  rj  haben  und  lehren,  dais  der  angenommene  Horizont 
mit  dem  wahren  sich  nicht  deckt. 

Werden  nun  die  Differenzen  aus  den  gerechneten  und  gemessenen 
Werten  der  Ordinaten  gebildet: 


42         ^^  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogrammetrie. 


(29) 


yo  -  ^0  =  ^Vo 


so   müssen  diese  Differenzen  in  ziemlich  gleichem  Betrage  und,   was 
besonders  wichtig  ist,  mit  gleichem  Vorzeichen  anftreten. 
Eleine  Variationen  um  den  Mittelwert: 


^y-± 


5 


wobei  ^yo, '  -  ''^yi  absolut  zu  nehmen  sind,  üben  keinen  EinfluJE  auf 
die  weiteren  Schlüsse,  nur  müssen  sich  die  Schwankungen  innerhalb 
der  statthaften  Grenzen  bewegen. 

Der  Mittelwert  ^y  >fitgt,  um  welclieiL  linearan  Beteg  der  ange- 
nommene Horizont  zu  Terschieben  ist  und  das  übereinstimmende  Vor- 
zeichen giebt  die  Richtung  der  Verschiebung,  an. 

Sollte  es  sich  ereignen,  dafis  die  Höhe  des  Standpunktes  resp.  des 
Instrumenthorizontes  nicht  bekannt  wäre,  so  kann  man  aus  d^i  Glei- 
chungen (27)  Näherungswerte  für  dieselbe  gewinnen;  wenn  man  in 
denselben  statt  der  Näherungswerte  der  Hohen:  J9^,  J?j,  •  •  •  J9^  die 
bekannten  Höhen:  H^.  H^*  -  -  H^  einsetzt.  Es  werden  sich  Betrage  er- 
geben, die  Ton  dem  wahren  Werte  H  mehr  oder  weniger  abweichen 
werden,  also: 

JI'  =  S,-cos(y-a,)5L?i 
(30)  is"  =  J^-cos(y-«,)'^ 


ir^=ir^-co8(y-oj5^ 

f 

und  ein  wahrscheinlicher  Wert  der  Horizonthöhe  wird  das  arithmetische 
Mittel  sein: 


(31) 


2f  = 


2. 
MehrflMhe  Bestimnung, 

Eis  seien  allgemein  n  Punkte  ihrer  horizontiJen  und  yertikalen  Lage 
nach   gegeben  und  auf  einer  yertikalen  Ebene  photographisch  fixiert 


Von  Eduard  Dolszal. 


43 


worden;  auf  dem  Photogiamme  habe  man  die  Abstände  der  einzelnen 
BUdpunkte  Po>  A  -  •  •  !><•  ^on  einem  zum  Anfangspunkte  gewählten 
Punkte,  z.  B. p^^  mit  aller  Schärfe  gemessen  und  erhalten:  d^,  d^  . .  .dn, 
so  handelt  es  sich,  wie  bei  der  einfachen  Punktbestimmung: 

a)  um  die  FesÜegung  des  Standpunktes, 

b)  um  die  perspektivischen  Konstanten  der  Kamera  und 

c)  um  die  Orientierung  der  Bildebene  im  BAume. 

Auch  hier  werden  zuerst  vier  Unbekannte:  r,  0,  f  und  y  zu  er- 
mitteln sein,  zu  deren  Berechnung  sich  (n  —  1)  Bestimmungsgleichungen 
aufstellen  lassen,  so  dafs  (n  —  1)  —  4»=n  —  5  Bestimmungsgleichungen 
fiberschüssig  erscheinen. 

Aus  diesem  Gh-unde  kann  man  die  Sätze  der  Methode  der  kleinsten 
Quadrate  zur  Anwendung  bringen  und  die  wahrscheinlichsten  Werte 
der  Unbekannten  bestimmen. 

Vorerst  erscheint  es  geboten,  bei  Annahme  des  Punktes  Pq  als 
Pol  die  Azimute  und  Badienvektoren  der  einzelnen  Punkte  zu  er- 
mitteln. 

Für  die  Richtungswinkel  folgt: 


(tffO,  = 


(1) 


Vi  —Vo 


tge,^ 


_  yi  —  y<i 


^ 


X» 


^Vn  —  ya 


und  f8r  die  Leitstrahlen  ergiebt  sich: 


(2) 


r,  = 


_  yt  —  yp     «1  —  a?, 


sin  Ol 


cobOj 


^  yi  —  y^  ^  a^ 


—  x^ 


flinO, 


008  0, 


=  1/(0:,  -  ^ro)«  +  (y,  -  yo)> 


v^«        sin  ft 


yn  —  yp  _  «« — /»o 


cosO. 


^ViXn-X^y  +  iyn-y^^. 


Analog  wie  bei  der  „Einfachen  Bestimmung^'  läfst  sich  auch  hier 
eine  Bestimmungsgleichung  aufstellen  von  der  Form: 

(3)        Tn  cos  ö^m  —  r«  sin  0nn  +  udn  cos  OnP  +  r^d»  sin  B^q  =  d^ , 


worin  m,  n,  p  und  q  die  Bedeutung  haben: 


44         I^^B  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Phoiogrammetrie. 


(5) 


l«^ 


(4) 


m  = 


n  = 


P 
^2 


fsmO 
r  008*7 

fcoBd 
rcos'y 

rcosy 

8in(0+_y) 
rcoBy 


BestimznungBgleichungen  von  der  Form  (3)  lassen  sich  im  Ganzen 
{n  —  1)  aoÜBtelleii  und  zwar: 

Pur  den  Punkt  Pj , . .  r^  cos O^m  — r^  sin 6^1%  + r^diCOBd^p  +  r^diSrnBiq 
„       „        ;,      P,        r^cosO,!»  — r,  sind,n  +  r,d^cos0jp  +  r,rf,8iiiö,3 


99 


W 


91 


r„  cos  Onfn^Vn  8in0«n  +  r^dn  cos  dnP+rndnSm6nq  =  rf« 


oder  anchy  wenn  man  Koordinatendifferenzen  einführt: 

^x,  -  Xo)  m  -  (y,  -  yj  n  +  d^  (x^  -  a^o)  i>  +  rf,  (y. 


(«) 


^^«  -  Jro)m  -  (y.  -  y«)«  +  d^(xn  -  Xo)^  +  rf.(y.  -  y©)?  =  <i-- 


>n 


Diese  Gleichungen  führen  auf  die  folgenden  vier  Normalgleichungen, 
deren  Bildungsgesetz  in  der  Theorie  der  kleinsten  Quadrate  begründet  ist: 

[(r  cos  ey]  m-[f^  sin  0  cos  0]  n  +  [r^d  cos*  ff]p  +  [r»d  sin0  cos0]  9  ==  [rd  cosö] 
|Hsin«co8»liii  -  [(rsinO)*]!!  +  [r*dsin«cosO]/>  +  [r»rfsin»0]gf «  [rdsrnS] 
[i^rco8»)*<f]iM~[Hdsin»co8e]ii  +  [i^rrfcosö)*]p+[(rd)*sin»cose]g==[r«?cosÖl 

li^rf8in»cos01iN-[i^isin»)VjM+[(rd>*sin»co80]p+[(rd8in»)^g  =  ^ 

Die  TOTstehenden  Normalgleichungen  können  mit  Bei^cksichtigung 
der  Form  der  Gleichungen  (6)  auch  geschrieben  werden: 

[yx  -  x^\y  -  J^^liH^Uy-ÄVJn-u  U\T^j^y3f^ff;}]p+[d[jf^fh)^  ?=[d(y-!/o) 
[vx  -  x^^*rfl  m  -  l^vx  -  x^^  ^y  -  y,^l  m  +  [iP[x  -  xj*]p 

^  Ic^^x  -  x^  K9-9.^]q-  [d'ix  -  ^0) 
k^  -  V  Vjr  -  !h>^f]  ^  -  l'» vy  -  ?r<,  ^1 H  -  [*P  X  -  x^  vy  -  y,)]|> 


Di<^  wahrscheinlichsten  W^ari«  d^ 
den  X\NniiaIgl«ichuttg«ii  mit: 


neooi  ünbekanntm  folgen  aus 


(9) 


Von  Eduabd  DolbSal. 

f              ^m 

< 

2), 

45 


wobei  D  die  Determinante  des  Systems  und  Dm,  Dn,  Dp  nnd  Dq  jene 
der  Unbekannten  bedeuten  und  sich  in  bekannter  Weise  aus  (7)  oder 
(8)  bestimmen  lassen. 

Durch  Substitution  der  vorstehenden  wahrscheinlichen  Werte  von: 
m,  n,  p  und  9  in  die  Gleichungen  1.,  (11)  bezw.  (12)  resultieren  die 
wahrscheinlichen  Werte  der  Polarkoordinaten  r  und  0  des  Standpunktes 
der  Bildweite  f  und  des  Orientierungswinkels  y. 

Die  Gleichungen:  (1),  (I),  (ü),  (IQ)  (IV)  geben  die  wahrschein- 
lichen Werte  der  recht  winkligen  Koordinaten  der  Station  u.  s.  w. 

Die  bei  ^^infacher  Bestimmung'^  aufgestellten  Bestimmungs- 
gleichungen f&r  die  Azimute  m,  die  Horizontal winkel  Xy  die  Badien- 
vektoren  q  lassen  sich  auf  n  Punkte  ausdehnen. 

Die  Überprüfung  resp.  Bestimmung  des  Horizontes  kann  in  ana- 
loger Weise  wie  unter  1.  geführt  werden^  ebenso  die  Höhenermittlung. 

Samtliche  mit  Benutzung  der  wahrscheinlichen  Werte  der  neuen 
Unbekannten  aus  Gleichung  (9)  durchgeführten  Untersuchungen  ergeben 
wahrscheinliche  Werte. 

3. 
Genanigkeits  -  üntersnchiingen. 

a)  Einfache  Bestimmung. 

Die  rechtwinkligen  Koordinaten  der  gegebenen  Punkte  können  als 
fehlerfrei  angesehen  werden^  somit  sind  nur  die  Abszissendifferenzen: 
d^,  d^,  d^  und  d^f  wenn  vorerst  die  einfache  Punktbestimmung  ins 
Auge  gefEifst  wird,  mit  gewissen  Fehlem:  ^d^j  ^d^j  ^d^  und  ^d^y 
behaftet,  welche  ihren  Einflufs  in  erster  Linie  auf  die  neuen  Un- 
bekannten: my  n^  p  und  g  und  dann  auch  auf  die  gesuchten  Gh*öfsen: 
r,  0i  Xy  y  sowie  fy  y  und  x^y  welche  als  Funktionen  derselben  er- 
scheinen, ausüben. 

Nach  den  Sätzen  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  über  den 
mittleren  Fehler  einer  Funktion  erhalten  wir  für  den  mittleren  Fehler 
der  neuen  Unbekannten: 


46         I^M  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogrammetiie. 


(1) 


Die  partiellen  DiJBferentialqaotieiiten  in  den  vorstehenden  Gleichnngen 
können  in  einfacher  Weise  aus  den  Gleichungen  (1)  und  (10)  abgeleitet 
und  hierin  eingef&hrt  werden. 

Da  nun  die  gesuchten  Unbekannten: 


(2) 


m 


'i^(»  +  y)  =  f 


-__«iCO8yCO8(0  +  y) 


r  = 


8in0 
pcosy 


als  Funktionen  Ton  m,  w,  p  und  q  auftreten,  so  lassen  sich  ihre 
mittleren  Fehler  nach  dem  bei  den  Gleichungen  (1)  angewendeten 
SalM  der  Fehlerrechnung  au&tellen. 

Der  mittlere  Fehler  Ton  6  wird  sein: 


(»^ 


^.  -  ±  ».•.>'C'j«-T^-' + ("?)'^-'. 


worin  die  partiellen  Differentialquotienten  aus  (2)  gefunden  werden  mit: 

V  dm )       n        m 
/rftg^V III ig« 

imd  jiomit  winl  der  mittlere  Fehler  des  Winkels  9: 


^i> 


oder  auch: 


■'•-±'^,"]C)'+l-i")' 

lu    ihnUoh^   W<^9i^    kann    ^H^f^rt    d^    mitd^f^   Fehler    fBr   den 

ir 


Von  Eddakd  DoLsiAL. 


47 


(4) 


Die  aUgemeine  Form  des  mittleren  Fehlers  der  Bildweite  /"lautet: 


worin  die  partiellen  Differentialquotienten  sind: 


co8)rco8(0-f*  y) 


l 
m 


(d/'\ cos'y  m      _       1      ^ 


psinO 
mco8)r  co8(0  4~  7)  1  /* 

Bin(0  4-  27) 


sinO 
m8iii(04-2y) 


coByeo8(0-|~y) 


/•, 


welche,  in  die  Oleichung  für  z//*  eingeführt,  geben: 


(in) 


Der  relative  Fehler  der  Bildweite  betragt: 

/  rVw/'^Vp/"'"  \rjp8inÖ/  "*"  \co8y  co8(Ö  +  y)/   ' 


Der  mittlere  Fehler  im  Leitstrahle  r  ist: 


(5) 
wobei 


z/r 


y©v+gj)>+©'^»'. 


(dr\ sinö    m 

dy/  pcos'y  fp 


coa(g  +  y)  1 
C08y      p* 

sind 


r 
P 


/dr\ 


und  nach  ausgeführter  Substitution  ergiebt  sich: 


(IV) 


^r-±,V'(f)'+(^)V+(|)W 

und  der  relative  Fehler: 


Die  mittleren  Fehler  der  rechtwinkligen  Koordinaten  des  Stand- 
pimktes: 

^  =  ^0  +  ''^^^ 
»  =  »o  +  »*8inö, 


48         Das  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogrammetrie. 
worin  x^  und  y^  als  fehlerfrei  zu  betrachten  sind,  ei^^ben  sich  mit: 


(6) 


jdx 


■^>-±V0'^''+®'-^''- 


Nun  sind  die  in  den  vorstehenden  Ausdrücken  auftretenden  partiellen 
DifiEerentialquotienten : 

(^  =  -  ^"^^  ^  -  (y  -  '^) 

•  und 

m  - »» -  '-V' 

somit  nach  ausgeführter  Substitution  in  Gleichung  (6): 

(V)  /— ^- 

^y=±y(^^)*^r«+(a:-rro)*^ö*==±y8in>ez/r*+r«co8«ejö*. 

Der  mittlere  Punktfehler  des  Standpunktes  ergiebt  sich  durch: 

JJiP  =  Jx^  +  Jy^^Jr^  +  f^'  je^ 

oder  mit  Heranziehung  der  Ausdrücke  &Lr  die  mittleren  Fehler  von  r 
und  0  auch: 

(VI,  jM'-r'[(^^\(g)W+(§p>'+^((^)\{m 

Was  die  Genauigkeit  betrifft,  mit  welcher  die  Vertikallinie  bezw. 
der  Hauptpunkt  der  Perspektive  festgelegt  wird,  so  ist  dieselbe,  da 

ist,   von  der  Schärfe  abhangig,  mit  der  f  und  y  das  Resultat  ^  be- 
einflussen. 

Der  mittlere  Fehler  ist: 

wobei: 


(t)  -  ^ 

\dy/  '  sinSy' 


2 


Von  Edüabd  Dols2al. 


49 


80  dals  man  erhält: 


^u-±i.y§f 


(YU) 


+ 


dy 


sin  2  7 


2 


oder  den  relativen  Felder: 


So 


>/(fo+ (^)  ■■ 


=  ±i/rv- 


Würde  man  die  L^e  des  Hauptpunktes  statt  von  dem  Bildpunkte 
j\)  von  py^j  p^y  p^  oder  p^  aus  bestimmen,  so  würden  wir  nach  kurzer 
Rechnung  für  die  mittleren  Fehler  der  Abszissen  durch  Heranziehung 
der  Oleichungen  (1),  (22)  erhalten: 


(vni) 


^li  =  ± 


i/[(f)"+  [^J 


I«  +  ^d«  =  y^6»  +  jdi 


.i,-±Y\WM, 


+  Jc[i^YJ^+2^. 


Wie  aus  den  Oleichungen  (VH)  und  (VHI)  zu  ersehen  ist,  besteht 
zwischen  den  mittleren  Fehlem  der  Abszissen  die  Beziehung,  dals 

di^<Ji,<Ji,  .... 

ist,  was  besagt,  dals  der  Hauptpunkt  resp.  die  Yertikallinie  am  ge- 
nauesten durch  die  Abszisse  des  Bildpunktes  p^  d.  i.  1^  ermittelt  wird. 

b)  Mehrfache  Bestimmung. 

Auf  Grund  der  mehrfachen  Bestimmung  werden  die  wahrschein- 
lichen Werte  der  Unbekannten  r,  0,  x,  y  und  /*,  y^  £^  erhalten. 

Die  mitüeren  Fehler  dieser  Grofsen  ergeben  sich  aus  den  Gleichungen 
des  Torhergehenden  Abschnittes: 


(1) 


^r 


/le 


2 


vm + m\ 


^'  '   V  \n)    '^\p)    '^Krpamei    "^  V  cos  y  cos  («  +  /)/ 

-il/{f)"+(^,Y. 


^1 


ZcHwIirin  f.  ICftthematik  n.  Phyiik.  47.  Band.  190S.  1.  n.  2.  Heft. 


^^^) 


l4) 


v*»^ 


50 


Das  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogrammetrie. 


wenn   Iiierin  für  ädm^   An^  dp^  Aq  die  mittleren  Fehler  dieser  Un- 
bekannten eingesetzt  werden. 

Bezeichnet  (i  den  mittleren  Fehler  der  Gewichtseinheit,  so  ist  dieser 
gegeben  durch: 


wobei  [vv]  die  Summe  der  Fehlerqaadrate  der  Bestimmungsgleichnngen 
für  m,  Hj  Py  q  und  n  deren  Anzahl  bedeutet;  sind  femer  6«,  Gn,  G^ 
und  G^  die  Oewichtszahlen  der  neuen .  Unbekannten,  so  werden  die 
mittleren  Fehler  derselben  lauten: 


(2) 


/In  = 


7 

V», 


Die  G^wichtszahlen  können  in  yerschiedenster  Art  berechnet  werden; 
am  bequemsten  werden  sie  wohl  erhalten  nach  Bessels  Vorgange 
aus  den  Normalgleichungen  für  in,  n,  p  und  q  dadurch,  dafs  man  die 
Gewichtsgleichungen  aufstellt  und  sie  nach  Q^^.  Q^,  Q^  und  Q^  auf- 
löst, nämlich: 


l(rooBe)«]Vu 


[r*8in»coa«l  V«  +  [r*rfco8*ö]  ^^  +  [r*rf  sin0  cosö]  Qu 
( (r  sin  e^»]  ^„  +  [r»d  dn  »  cos  Ö]  ^„  +  [r»d  sin«  0]  Qu 
[r»rf  cos  e]  ^„  +  [»^rdcos«)»]  Vu  +  Ir*«?  cos  e  sin  d]  Cu 
[i^rsindVd]^,,  +  [r*rf»sin<?cosö]  Q„  +  [(rdame)']Qu 


[\jr  cos  e»*l  <?n  -  [r»  sin  Ö  008  «]  V«  +  [r'd  cos»  6]  ^„  +  [f*d  sin  6  cos  d]  Qu 
[r*  sin  «  cos  »1  ^,1  -  [l^r  sin  6)*]  V«  +  [Hrf  sin ö  cos  «]  Q„  +  [r'd  sin» 0]  Q^ 

l\^rciw»^»</]^,  -  [r»«/co8#J^„  +  Krrfco8e)»]^„  +  [f*rf»8in(?co8e]^M 
[r'd  sin«  ciM«!  V«  -  l^rsintf^»./]  Q„  +  [r»iP  sinÖcos»]  Q„  +  [(rrf sin«)«] Q^ 


1, 
=  0, 

=ü. 

=0. 
=0, 

=1, 

=0, 
=0. 


Kr  cos  «VI  ^  -  |r»  sin  «  cos  «I  Va -r  lr*rf  cos«  «](>„  + [r«dsineco8e]  ^„ = Ö, 

Ir'sintfctwOlV«      lvrsin«VHi^  +  [r«rf8in«cos«lV«  +  [r*rf8in»«]g„      =0, 

KriHKs«V|V,,      (Hi/ciKsOlVa-  i.r./co8««*]^„-i-[r«rf»sin«cosÖ]ÖM=l' 

l#J'./ain«ciw«|V»,     U»'*i«W^*,.'Kl„-r[r*./»8in«iH»s«lV»4-l(,rrfsin«)»]g„     =0. 


Von  Eduard  DolsSai. 


51 


[(r  cosey]Q^i  -  [r»  sinö  C08Ö](?^  +  [r*rf  cos*0]ö^  +  [r^rfsin  ö  cosÖ]^^ 

[H  sin  e  cos  ö]  Ö41  -  [(^^  sinö)']  ^48  +  [r^d  sin  e  cosö]  Ö43  +  [r«d  8m«0]ö^ 

[(r  cose)«^]^^  -  [r^dco8e]Ö42  +  [(rdcosdy]  Q^  +  [r^d^sinö  cosö]^^ 

[r*dsmöcosÖ]Ö4i-[(rsme)»d]Ö42  +  [r*d^8meco80]e43  +  [(rdsmÖ)«]Ö^ 

Nach  Substitution  der  aus  (3),  (4),  (5)  und  (6)  bereclineten  Werte 
der  Gewichtszahlen  in  die  Gleichungen  (1)  ergeben  sich  die  mittleren 
Fehler,  welche  ein  Bild  von  der  erreichten  Genauigkeit  zu  bieten  im 
Stande  sind. 

Der  mittlere  Punktfehler  wird  erhalten  aus  der  Gleichung: 

(7)  JM^  ^  Jx^  +  Jy^  =  z^r»  +  r^JO^, 

worin  gleichfalls  die  mittleren  Fehler  aus  (1)  einzuführen  sind. 

Der  vorstehenden  Genauigkeitsuntersuchung  liegt  die  Voraussetzung 
zu  Grunde,  dafs  die  neuen  Variablen  m,  n,  p  und  q,  als  deren  Funk- 
tionen die  gesuchten  GröCsen: 


=  0, 
=0. 


(8) 


r  — 

Vm*  +  n« 

np  +  wg 

d^ 

arcto  — 
^  n 

f  = 

mq  +  np 

p^  +  q* 

nq  —  mp 

'        mq  -{-  np 

iT  =  a?Q  +  5  =  i^Q  + 


n 


mq^+np 

u    nq  —  mp 

erscheinen,  von  einander  unabhängig  sind.  Dies  trifft  jedoch  nicht  zu, 
sondern  es  besteht  eine  Abhängigkeit,  welche  durch  die  Gleichungen 
1.  (ö)  zum  Ausdrucke  kommt. 

Allgemein  kann  die  gesuchte  Unbekannte  F 

F  =  q>{m,  n,  p,  q) 

gesetzt  werden,  worin  die  Argumente  von  einander  abhängig  sind. 
Bezeichnet  man  die  partiellen  Differentialquotienten  mit: 

A-(S).     r.-{^).     f.-(^)    nnd    ^,-(11), 
80  erhält  man  für  den  mittleren  Fehler  dieser  Fimktion: 

(9)  ^F* = ±  {fm(i\ 


52 


Das  Problem  der  fönf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogrammetrie. 


worin  samtliche  Variationen  zweiter  Klasse  der  vier  Elemente  f^^  f^^  f^ 
und  f^  auftreten  und  die  GewichtskoefGzienten  Q  mit  einem  Doppel- 
index,  bestehend  ans  den  Indizes  der  Elemente  /)  verbunden  erscheineii. 
In  entwickelter  Form  hat  man: 


(10) 


+  f%fiQ%i  +  ftftQn + 
+  ftfvQtx  +  ftMn  + 
+  fJiQa  +  f4f»Qu  + 


+  fifAQu 

+  fifAQu 
+  fzfAQu 


Die  Gtewichtskoeffizienten  Q  ergeben  sich  hierfür  aus  den  vor- 
stehenden  Gtewichtsgleichungen  (3)^  (4),  (5)  und  (6);  die  partiellen 
Differentialquotienten  f^,  f^,  f^  und  /^  haben  folgende  Werte: 


(11) 


(12) 


as) 


vu> 


r^ 


f  =  r[     **      - 

'»        L«»*  +  »»*      mq-\-Hp. 


+ 
n 
'+n*       mq  +  np. 


] 


f, r 


f. 


«•«  +  HP 


««  +  *1> 


fBr  r 


f       ^1 


U 
U 


tgO 


fBr  tg0 


>0 


l/i-o 


U 
fx 
U 
U 


"•«+** 


Mf  +  np 


f 
f 
f 


für/ 


A-- 


*'  +  «• 


+  ? 


-r« 


iT 


ftr  tgy 


—  qr* 


Von  Eduabd  DolbSal. 


53 


(15) 


(16) 


nnd 


(17) 


n  • 

-V 


für  I  resp.  x 


Li]»*       mj     ' 


für  1}  resp.  y 


/i 


/i 


+ 


p«  +  g> 
g 

!>•  +  «• 
1 


für  6c 


Beispiel. 

Mit  einem  gewöhnlichen  photographischen  Apparate^  der  durch 
einige  Zugaben  für  photogrammetrische  Zwecke  adjustiert  war^  wurde 
im  Herbste  1899  Ton  der  Plattform  des  Observatoriums  der  k.  k.  tech- 
nischen Hochschule  in  Wien  eine  photographische  Aufnahme  in  der 
Richtung  gegen  die  ionere  Stadt  ausgeführt^  so  dals  auf  den  Photo- 
grammen  die  markanten  Eirchturmspitzen:  St.  Michael^  Augustiner^ 
8i  Peter,  St  Stefan,  Franziskaner  und  Umyersitatskirche  erhalten  wurden. 

Auf  den  ungetonten  Kopien  wurden  die  Abstände  der  Bildpunkte 
obiger  Objekte,  bezogen  auf  Si  Michael  als  Nullpunkt,  gemessen  und 
erhalten: 

d^  »      6.52  mm 
rf,  =    50.87     „ 
d^  «  103.68     „ 
d^  =  161.66     ff 
dj  =  167.40    „ 


54         I^As  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogrammetrie. 


Die  rechtwinkligen  Koordinaten  der  genannten  Punkte  wurden  der 
amtlichen  Publikation  des  k.  k.  Finanz-Ministeriums: 

Koordinaten  und  absolute  Höhen  der  triangulierten  Punkte  Ton 

Nieder-  Osterreich" 
entnommen  und  zwar: 


Koordinaten '                                                               | 

Piiiikt 

Anmerkmig 

X                        y 

m 

m 

St.  Michael 

30.592 

447.179 

Lage  des  Koordinaten- 

Angastiner 

311.459 

383.379 

systems: 

St.  Peter 

+  129.917 

229.508 

X-Achse  ..  Meridian 

St.  Stefan 

0.000 

0.000 

y-Achse  . .  Parallel. 

Franziskaner 

251.773 

+  141.315 

Koardinatenanfiing    ist 

Universitätskirche 

+    73.322 

+  342.487 

St.  Stefan. 

Die  Unterlagen  fSr  die  rechnerische  DurchfQhrong  des  FOnfstrahlen- 
Problems  mit  Verwendung  der  Sätze  ans  der  Methode  der  kleinsten 
Quadrate  sowie  (Jenauigkeitsuntersuchungen  befinden  sich  in  der 
nachfolgenden  Tabelle  I  (S.  55)  und  den  sich  anschlielsenden  Rech- 
nungen. 

Die  Koeffizienten  der  fünf  möglichen  Bestimmung^leichungen  fOr 
«M,  tt,  p  und  q  ei^ben  sich  aus  Tabelle  I  Koloime:  4, 5, 11, 12  und  13. 

Die  Bestinunnngsgleichungen  lauten: 


1) 


/-280-867m 

160-509m 

30-592m 

-221- 181m 

+  103-914m 


63-800«-  1 
217-671H+  8 
447.179n-f  3 
588-494»  -  35 
789-666«  +  17 


-83  125p  +  0-41  598 
-16  500j»-f  1107  290 
-17  180|)-f  46-36  350 
-75  620/»+  95.13  670 
-39  550P+132.19  400 


000  652, 
005  087, 
0. 10  368, 
0-16166, 
0-16  740, 


aas  welchen  die  Norma^leichnngen  mit  den  Koeffizienten  der  Unbe- 
kannten aus  Tabelle  I  Vertikalrahe  11,  12,  15,  16,  19,  20,  23,  24,  27, 
28,  30,  33  und  34  erhalten  werden: 


^:2^ 


l<i5-306  -  m -f  17-408  6  «+ 11-638-3  p—  4-22707g 
17-408-6»!+  1-221-315«+  4227  07  p  -  183-544  q 
11-638  3i«+  4-227  07  «+  1-66121  p-865-526  q 
4-227  071«-        183  544«-       865'526p+    28-797-9  g 


-  8-85  515 
-285  183, 

—  2-13  605 
+  42-8824. 


oo  O   _ 

Cd  Oi  kO  t»  o 

0  ea  00  CO  <^ 


*H  t*  CO  00 

•^  O  CO  tH 

•         ■         •        • 

O  ^  CO  iO 
«H  ^  O» 


»0000 
09  O  OD  (N 
^  iQ  tH  CO 

90  CO  t*  lO 
OD  ^  tH  t» 

•  ■  •  ■ 

iH  00  00  lO 
00 


OD 

CO  5^ 

a>  oo  £ 

Ol   ^   ^ 

00   OD  .2 

r*  ^ 

"ö  'i  c» 

CO    OO     I 


o 


L++  i±  I 

•«     10     I.     o 

r-  CO  t-  <^0 


^ 


c 


N* 


o 


^ 


H*» 


«I 


0  Ol  *H  00  03 

0»  "^  CO  00  iH 

W  •**  CO  f  Ol 

to  0  CO  ca  th 

0  *H  ^   iH   0« 

si          si 

>a      M      ^      -•      t« 

lO  CO  0  lO  00 

b*  oa  00  CO  «^ 

Ol  iH  *H  CO  0 

CO  iH  0  lO  -^ 

0«  0  >0  lO  0« 

0  0  0  *H  ^ 

0 

1                 •      M 

iQ  CO  0»  0  CO 
Ol  ^  CO  CO  t- 
^  CO  lO  00  CO 

—  0  iH  0  Ol 
oo  C«  0  Oi  09 

t^  QO  A  0  0 

M    •    «    n 

Ol  0  t-  -*  -^ 

00  00  -^  K«  "« 
■^  t-  0  CS  l* 

0  CO  0  CO  0 
GO  CO  CO  C«  00 

1-1  Ol  Ol  Ol  Ol 

$:           s 

•4      M      «      M      1» 

0   0   0   »0   l>i 
•0  iQ  CO  K«  CO 
00  >0  10  -^  CO 

•^  0  00  -^  tH 
Hl  Ol  <^  CO  0 

Ol  Ol  iH  Ol  Ol 

0  iH  C»  •«*  CO 

0  r-  f  c»  CO 

CO  CO  iH  <^  CO 

ca      90  b-  c«  00  0» 
»      CO  ^  Hl  oo  oo 

Ol  Hl  lO  K« 

+++++ 

b*  Od  Ol  «H  Hl 
CO  0  0»  oo  iH 
00  0  lO  t-4  0» 

d      0  0  0  ^  CO 

W         CO  CO  CO  Ol  0 
0«  ^         Ol  i-< 

++I  + 

Ol  b-  OC  CO  0 

kO  oo  CO  CO  Hl 
CO  0  00  iH  K« 

^         0  »0  0  CO  CO 
0  0  *H  1-1  iH 

00000 

a 

»k 

c 
e 

i 

m 
447179 

—  383  379 

—  229-608 

0-000 
+  141316 
+  342-487 

•3 
c' 

1 

1 

M  , 
«^     B  . 

S 

St.  Michael    1—   30  692 
Augustiner      —  311  469 
St.  Peter         +129-917 
St.  Stefan               0000 
Franziskaner !—  261-773 
ÜniversitÄt     ,'+73-322 

ö 

^  Ol  CO  Hl  kO  CO 

e« 


•CS 
o 

I 

3 


I 


M 


;S 


o 


04 


OD 

O 


;§ 


I 

N 


o» 


f? 


00 


p(^n-A)(0x-x)8oi 


C>Ä-ÄX"*T*)*oi 


I 

3 


I 


S 


o 


I 

o 


Oi  H( 
CO  Hl 
lO  Ol  CO  l>  Ol 

CO  Ö  G4  l>  !> 

Ol  t-4  00  00  00 
Hl  f  »  CO 

CO  r-. 

00  ts 

010  lO  Hl 

Ol  >o  0 

CO  ^ 
00 

lO 

kO 

614-340 
310-690 
97-030 
908-72 
807-64 

o«? 

0*  J< 

S  1 

CO  H 

y^          t»  *H 

y^^ 

^ 

^     ^     M     « 

O»  CO  >0  Oft  Hl 
00  O  CO  O  CO 

00  Ol  CO  00  00 

01  QO  i-i  Hl  ^ 
Hl  00  CO  t*  O 

*H  00  Hl  "^  16 


M    lO    M    <o    ^ 

lO  CO  *4  O  iH 
Ol  Hl  O»  iH  t-4 
iH  t<-  CO  CO  t- 

r-*  y-i  00  a  *0 
t»  *H  0»  OD  Ol 

Ol  CO  th  eö  CO 


SS 

O     " 


o  00  00 

CO  O  Hl  »O  CO 

00  00  00  Hl  >0 

CO  l>  OO  Ol  CO   ^    I 


iS 


tH  t-  Hl  O  t- 

^  *H  -r^  CO 
Ol  tH 


X 

Hl  »? 


I  1^ 


Ol 


t<-  o»  o  o 

•  •  •  • 

O)  CO  o»  CO  00 


CO  " 
o 
00    :»» 
tH  CO  b*  CO  kO   O    I 

O»  O»  CO  iH  O    Hl    ' 

■3k 


K«  Hl  CO  O  Ol 
tH  00  ^H  00  00 


►-.^ 


I     lA 


*4    «    M    o    e 
t*  CO  00  O)  00 

to  f  t«  o  00 

t^  o»  tH  CO  r- 

CO  Hl  >0  Ol  CO 

0  Ol  tH  CO  -»H 

01  CO  CO  Hl  -^ 


•*  _^  _J"  _*•    © 
Ol  O  00  Oft  Ol 

CO  CO  O  Hl  tH 

00  CO  cO  Hl  Hl 

»O  "^  CO  ^i  tH 

01  kO  tH  *H  A 

-^  Hl  -i*  »6  Hl 


kO  Hl 

Hl  Hl  CO  OD  K« 

•  ■  •  ■  • 

o  o  t-  o  »o 

K«  oo  CO  00  CO 

o  CO  a>  00  ko 

•^  »<•  O»  CO  CO 

Hl  Oft  Hl  04 

tH  CO  CO 


O» 
CO 


Hl  Hl  00  CO  Hl 

CO  CO  kO  th  ab 

CO  CO  CO  Ol  Oft 
00  C-"  Oft  Oft  Co 


00  o 
r-  Ol 


00  o 

Hl  ^ 


•^ 

Jag 

tH 

;S 

CO 

I 

y^ 

1 

Ol 

3 

Ol 

k^ 

tH 

t- 

CO 

1— 1 

M 

kO 

.0 

0 

h 

CO 

1 

lO 

H 

CO 

L_J 

^    «>    o    <e 

Hl  O  kO  Oft  00 
CO  CO  Oft  Hl  00 
Oft  iQ  O  Oft  Hl 

O  C«  O  00  Oft 
CO  CO  CO  19  Ky 

CO  Hl  *Ö  lÖ  lÖ 

O  O  tH  o  «o 
O  O  O«  «O  00 
C«  tH  tH  Oft  CO 

Oft  iH  t*  CO  CO 

OD  Hl  Oft  CO  O 

•         •         «         •         • 

Hl  Hl  Ol  Hl  Hl 


s 


s 


I 


I 
H 


04 
SC 


^(o4_/j)8oj 


I 

O 


s 


«5l 


;§ 


4* 

I 


0« 


rfK^Ä-ÄX«^-«)»©! 


M 


% 


I? 


<0 


»p»("Ä— Ä)aoi 


«!».(*«— »)aoi 


e    e    0    e    e 

e 

1      i      1      1      1 
00000 

tH  tH  tH  tH   tH 

tH 

CO  CO  tH  CO  -^ 

b-  kO  04  tH  0 

CO 

>0  CO  l*  0  0 

«^  OO 

CO 

00 

10    «    10    «    « 

I    I    I    I    I 
©0000 

^-  tH  tH  tH  iH 
H«  CO  vfl  Hl  <N 
6^  CO  CO  Ö  Ö 


Ol  Ol 

Ol  00  O  CL 
ti  l>  tH  Oft  Oft  ^ 
t-  Ol  O  Oft  Hl  «  ^ 

Ol  CO  r-  Oft  Oft  Ol  I 

O  CO  O  b*  Ol  00  I 

p  »9  oo  CO  tH  oo  a» 

Ö  Ö  -^  kO  04  oi  ^ 

tH  Ol  Hl 

00  80 

O  CO  Hl  ^  t-  -«^ 

Hl  >0  lO  l>  Hl  »O  ST 

Oft  CO  OD  CO  O  O  % 


tH  kO  00  O  Ol 
tH  tH  Ol  OO  tH 
p  Hl  00  l>  0> 

ö  ö  ö  iö  Ol  Ol  3. 


CO  t| 
CO  I 
tH  I 


t«  ^  A  Ok 
Ol  01  t*  Hl  CO 

00  (-•  00  Oft  Oft 
CO  O  tH  CO  Hl 

93  kO  00  QO  Hl 
Hl  t7  «  *H  CO 

t"  O  Ö  tH  tH 


;i         st 

^  M  O  «   t> 

O  Ol  O  kO  Oft 
O  -«  O  Oft  tH 
l*  CO  l*  tH  Hl 


CO  kO 


o 

I   ■   • 

00  Oft  Oft 

co 
t- 

•r<  tH  kO 
CO  tH  kO 

t«  Hl  O 

•     •     ■ 

O  O  f 
Oft  Hl 


CO  CO 
t-  Hl 

«     • 

O  O 


CO  00  Ol  I 
to  lO  kO  ' 

tH  Oft  koS 
O  Oft  CO  ,f 

I 


tH  Hl  Ol  OD 
00  Ol 


I       |ä 


Ol  Ol  C«  O  Hl 

CO  Ol  Hl  l>  CO 
tH  O  t-  ^  iH 

00  kO  CO  00  CO 
OD  Oft  tH  kO  CO 

Ä  f^  !N  CO  CO 


CO  CO 

CO  00 

O  CO  CO  .-^ 

CO  CO  tH  5» 

K«  O  kO  00  -«II  lO  5!^ 

tM  p  tO  00  p  QO 

Ö  (N  O  Ö  -^  t^ 

Ol  Hl  kO  (^  Oft 

tH  tH  O  Hl  l*  ,2> 

Ol  Oft  (^  QO 

»H  Ol 


I 


kO 
kO 


o 
o 


Ol 


kO 
Oft 

o 

Ol 


CQ  Oft  O  Hl  CO 
kO  CO  CO  Ol  o 
CO  p  p  kO  p 

OÖ  CÖ  Ö  ab  C4  y^ 

CO  tH  K«  O  CO 

Ol  00  CO 


I 


Hl  Ol  kO  Oft  O 
tH  kO  CO  CO  -^ 
CO  00  Ol  CO  Ol 


00  CO 

01  o 

Ä  04 


0  Ol 
kO  Oft 
kO  CO 

01  o« 

tO  00 


CO  kO  Hl 
00  Oft  04 

CO  CO  -^ 

■  00  ob'  ^ 

0  O  t* 
CO  t-  00 

01  CO  O 


O  O 

O  tH 


OD 


O  iH  iH  CO  Ol 


56         I^M  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogrammetrie. 


(3) 


Die  unbekannten  ei^ben  sicli  hieraus  mit: 

m  =  +   3-93  34210-«, 

n 24-80  60    10-», 

p 9906  09    10-», 

q 1160  28    10-». 

Die  Polarkoordinaten  des  Standpunktes  lauten: 

r  =  1041  •  29m, 
170»  59'  24 

und  die  rechtwinkligen  Koordinaten  sind: 

x  =  fl5,  +  rco8Ö 1059  •  180m, 

y=yj  +  rsind  =  —    284-083m. 

Die  Bildweite  der  Camera  wird  erhalten  mit: 


^I) 


i;: 


(H) 


-         IM  COB  y  008(9  + r)  O.IO     AA 

f= ^   ,  \  ^  ''  .^  242 '  44  nun 

'  m  Bin  H 


ehkd 


und  der  Orientiemngswinkel  der  Bilddistanz  betragt: 

(III)  y-15Ml'26". 

Die  Lage  des  Hauptpunktes  und  damit  auch  jene  der  Vertikallinie 
ergiebt  sich  durch  die  Abszisse: 

(IV)  lo  =  68.103  mm. 

Die  RichtigsteUung  des  Horizontes  wird  ermittelt  bei  dem  Bei- 
spiele,  das  sich  an  das  Problem  der  drei  Strahlen  anschliefsL 

Um  ein  Bild  Ton  der  Genauigkeit  der  ermittelten  Grofsen  za  er- 
halten,  wurden  vorerst  die  mittleren  Fehler  der  neuen  Unbekannten: 
IM,  n,  p  und  q  bestimmt 

Es  ist: 


(-*) 


^n 


±f^^-^VQ. 


worin   der   mittlere  Fehler  der  Gewichtseinheit  mit  Zuhilfenahme  der 
Kolumne  (ßG)  in  Tabelle  I  erhalten  wird  mit: 


^5) 


M  -  ±  l//!^  4  -  ±  9 .  3129 .  10-». 


Von  Edcabd  DolkSal.  57 

Zar  Berechnung  der  Gewichtszahlen  dienen  nachstehende  Gewichts- 
gleichnngen,  die  nach  Bessels  Vorgänge  in  bekannter  Weise  unmittelbar 
ans  den  Normalgleichungen  aufgestellt  werden  können. 

Wir  erhalten: 


(6) 


(7) 


165-306  §1,+  17.408-6  ^„-f  11-638-3  ^„-  4-227-07^14-1, 
17-408.6  Qu+  1-221-31561,+  4-227-07Qi,-183-544  ^^=0, 
11-638-3  Öu+    4-227-07  6„+     1-661 -210«- 865 -526      ^^^-O, 

-4-227 -07 Öa-183.544        ^«-865-526      ^1«+  28-797-9  Q^^•=0, 

ferner 

165-306  (>,!+  17-406-6  Q„+  11-628-3  Q„-  4-227-076„=0, 
17-408-6  Qn+  l-221-315g„+  4  227.07g„- 183-544  ^„=1, 
11638.3  Ö,i+    4-22707  Q„+     1-661 -21  ^„-865-526      ^,^=0, 

-4-227.070,1-183-544        ^„-865-526      Q„+  28-797-9  Öm="0, 

weiter 

165-306      <?,!+  17-4086    Q„+  11-638-3  Q„-    4-227076^=0, 

17-408-6  Qn+    1-221-3156»+     4- 227 - 07 6»,- 183 -544      6s4=0, 

11-638.3  6ji+    4-227  07  6«,+     1-661 -21 6»- 865 -526      6^-1, 

1  —  4-227-07651-183-544        6s»-865-526      6»+  28-797-9  6m-0, 

and  endlicli: 

^165306      6«+  17-408-6     6«+  11-638-3  6«-     4-227.076u=-0, 

17-408-6  6«+     1-221-3156«+     4-2270764,-183-544      6«=0, 

11-638-3  6«+    4-227-07  6*,+     l-661-216«-865-526      Q^^^O, 

-4.227.07641-183-544        6«-865-526      6«+  28-797-9  6u=0. 


(8) 


(9) 


Werden  die  Torstehenden  Gewichtsgleichungen  6 — 9  aufgelöst^  so 
ergeben  sich  für  die  eingeführten  Zeichen  Q  die  Werte: 

"ii  '^  "•    8äß4ß  '   Vi«  "^  ~  19  7fl9  Ann  f   Vis  ™  ~  "iTftoi  f    Vu  ~  "~ 


83.646  '    ^"  12,782.800 '    ^"  11.894  '    ^"  11,927.300 

Qn  Qsi  Qu 

Vm  "=  +    M\A7A  f  VS«  =  +    A7Q11    >      Vm  =*  + 


60.474'  ^"         '    67  211'    ^»*         '    7.882 

Qzt  Qa 

^W  ="  +  822.96  >    V54  =  +  gIJÖs 

1 


««-  +  r 


181 


58 


Das  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogrammetrie. 


die  Gewichtszahlen  selbst  werden  sein: 


(10) 


G 


m 


Qu 


=  83.645 


ö,  =  ^  =  50.474 


G. 


P88 


=      822-96 


6,-^^=    1.181-9 

und  die  mittleren  Fehler  der  Unbekannten:  m,  n,  p  und  q  sind  dann: 

z^m=  3-220  .10-^ 
Jn  =  4145  .10-^ 
Jp  -32-463  .10-' 
/Iq  =27089  .10-'. 


(11) 


(V) 


// 


rr 


Die  mittleren  Fehler  der  Unbekannten:  6,  y,  r  und  /*  werden  sein: 

z^e  =  ±  4'  26 
z^y  =  ±9'    6 
Jr  =  ±  3-203m 
z//'  =  ±0-80  mm. 

Die  relatiyen  Fehler  der  Längen  r  und  f  berechnen  sich  zu: 


(VI) 


r 
(  f 


325 

1_ 

306 


oder  in  Prozenten  ausgedrückt: 


0/ 


f 


033 


0/ 


0- 


Die   mittleren  Fehler  der  rechtwinkligen   Koordinaten   haben   die 
Beträge: 

r^x-i  3-410  m 

\dy^±  1082  m, 
was  auf  einen  mittleren  Punktfehler  fuhrt: 


(vn) 


Af  =  ±  V^/x»  +  ^y»  =  ±  3-50  m. 
Der  Hauptpunkt  der  Perspektive  reep.  des  Photogrammes  und  da- 


Von  Eduard  Dole2al.  59 

mit  die  Lage  der  Yertikallinie  wird  bestimmt  durch  die   Abszisse  l^y 

bezogen  auf  p^: 

[  io  =  68103  mm, 

(Vm)  mit  dem  mittleren  Fehler: 

^go=-±0-69  mm, 

was  den  relativen  Fehler  bedingt: 


oder  in  Prozenten: 


So          99 

^  -  101  «/o- 

n. 

Das  Dreistr&hlen- Problem. 

In  der  geodätischen  Praxis  ist  diese  Aufgabe  imter  den  yerschie- 
densten Namen  bekannt:  ,,Die  Aufgabe  des  Snellius'',  „Das  Pothenot'sche 
Problem'^,  „Rückwärtseinschneiden'^  etc.  und  findet  bei  trigonometrischen 
Punktbestimmimgen  ausgedehnte  Verwendung. 

In  der  Photogrammetrie  läfst  sich  die  Aufgabe  in  nachfolgender 
Weise  formulieren: 

Drei  Punkte:  P^,  P^  und  P^  sind  der  horizontalen  und  der 
yertikalen  Lage  nach  bekannt  durch  ihre  rechtwinkligen  Koor- 
dinaten: (Xq,  Pq),  (x^,  y^)  und  (s^,  y^)  sowie  ihre  absoluten  Höhen: 
Hq,  H^  und  H^. 

In  einem  vierten  Punkte  P  wird  bei  vertikaler  Lage  der  Bild- 
ebene eines  photogrammetrischen  Apparates  eine  Aufnahme  aus- 
geführt und  auf  dem  Photogramme  werden  die  Abszissendiffe- 
renzen: d^,  d^  gemessen,  ebenso  die  Horizontalwinkel  cc^  und  a^ 
nach  den  gegebenen  Punkten  mit  einem  Winkelmessinstrumente 
ermittelt. 

Man  fragt: 

a)  nach  den  Koordinaten  des  Standpunktes, 

b)  nach  den  perspektivischen  Konstanten  der  Kamera,  Bildweite 
und  Lage  des  Hauptpunktes  sowie 

c)  nach  der  Orientierung  der  Bildebene  im  Räume. 

Auch  hier  kann,  wie  bei  dem  Fünfstrahlen- Probleme  die  Lösung 
durch  eine  einfache  oder,  wenn  mehr  als  zwei  Punkt.e  ihrer  Läge  nach 
gegeben  sind,  durch  mehrfache  Bestimmung  erfolgen. 


60 


Das  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Phoiogrammetrie. 


1. 

Einfache  Bestimmtmg. 

Wenn  auch  in  diesem  Falle  die  Festlegung  der  Station  durch  Polar- 
koordinaten,  bezogen  auf  Pq^  erfolgen  soll;  so  sind  wie  früher  dieselben 
vier  Unkannten: 

r,  6,  f  und  y 
zu  bestimmen. 

Kennt  man  einmal  die  Polarkoodinaten  des  Standpunktes:  r  und  0, 
so  lauten  seine  rechtwinkligen  Koordinaten: 

x^  XQ  +  r  cobO 
y  =  yo  +  rsine. 


(1) 


Die  Polarwinkel   der   von  Pq  ausgehenden  Polstrahlen  r^  und  r, 
werden  durch  die  Ausdrücke  erhalten: 


(2) 


tgö, 


.  yi  —  y« 

X^  X^ 

tgö, = 5^ 


und  die  Radienvektoren: 


(3) 


^         sin  0,  COB  9| 


sin  9,  008  0, 

Aus  den  Dreiecken:  PPqPi  und  PP^P^  folgen  nach  dem  Sinus- 
satze  die  Proportionen: 


^4) 


r :  Tj  =  sin  [oj  —  öl  +  ö]  :  sin  «j 
r :  fj  =  sin  [oj  —  ö,  +  ö]  :  sin  o^ ; 


ferner  lassen  sich  f^  die  Tangenten  der  Winkel  Oj  und  a^  aus  den 
Dreiecken:  PP^P^  und  Ppifi'  sowie  PP^P^  und  Ppjß^  die  Gleichungen 
aufetellen: 

^      ^  rf,  C08  r  _       r,  sin  (Ö  —  «,) 


(5) 


cos  7 


—  d|  sin  y 


r  —  r,  cos  (0  —  Oj) 


L^„  ^         d,  cosy r,  sin  yO  ~  0,) 

O-  sin  y 

cos  7       ^ 


Werden  nun  die  Torstehenden  Gleichungen  (4)  und  (5)  entwickelt 
und  die  Variablen  entsprechend  yereinigt^  so  gdangen  wir  zu  folgenden 
drei  Doppd^eichungen: 


Von  Eddabo  DolkSal. 


61 


1/  A  \  COS  0   ,  /  ^  V  sin  6 

ri  sin  (oj  -  öl)  -^  +  ri  cos  («^  -  ö^)  -^  =  sin  a, 


|r,  Sin  («,  -  ö,)  ---  +  r,  cos  («,  -  0,)  -— 


=  sinog, 


weiter: 


(7) 


COB'y 


U  —  ^tgy  =  ^co*gai 


COB'y 


jT-  — «^tgy  =  djC0tga2 


und  endlich: 

f    Bin  (g  -  ^t)  _  ^i  ^^  ifl  -  ^i)  tffr  =  4  —  (i  C08  (^  -  ^i) 
coß'y  r  r  ®'        r^  ^  r 


(8) 


/•     sin  (6  —  ^t)  _  d,  sin  {6  —  g,)  .        _  <^«  _  ^  coa  (0  —  ^,) 


008*7 


Werden  fEtr  die  folgenden  Qnotienten  neue  Unbekannte  eingeführt 
and  zwar: 

sin  6 ^ 


cos  0 


femer 


cos'y 

tgy 


gesetzt^ 
Form: 


so   erscheinen  die  Doppelgleichungen  (6)^  (7)  und  (8)  in  der 


(60 

weiter: 

(70 


I 


ri  cos  («1  —  öl)  6i  +  r^  sin  (a,  —  ö^)  rj^  =  sin  a^ 
r,  cos  (o^  —  ö,)  5i  +  r,  sin  («,  —  öj)  ly^  =  sin  «, , 


und  die  dritte  Doppelgleichnng: 


I 


^iCotgo^ 
d^cotga. 


(80 


rin  (g  -  gl)  fc         ^  8in(g-0,)^        d, 
;^ 6.-^ r Vf-- 

8in  (Ö  —  g»)  fe          ,  Bin  (0  —  6.)^        d, 
;^ «|-«i Z %  =  ^ 


=  ?-d. 


cos  {6  —  e,) 

r 

cos  (6  —  e,) 


AoB  (6)  folgt  das  erste  ünbekanntenpaar: 


(9) 


\ii 


r,  sin  tc^  sin  (a,  —  6,)  —  fj  sin  oe,  sin  (oj  —  Oj) 

n  r,  sin  [(«,  —  «i)  —  (6,  —  6J] 
r^  sin  a,  cos  (a,  —  ÖJ  —  r,  sin  a^  cos  (a,  —  ö,) 

»"l»"!  BiaK«!   —  «f)~(Öl   —  ö,)] 


62         I)ft8  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogrammetrie. 
und  für  die  Polarkoordinaten  von  P  selbst: 


(1) 


,     ^ Ji  r,  sin  a,  sin  (a,  —  6,)  —  r^  sin  a,  sin  («i  —  6,) 

°  ij,        r^  sin  a,  cos  (ofj  —  6,)  —  r,  sin  a^  cos  (a,  —  ß^) 

j  1  rf  sin*  a,  +  r|  sin*  a^  —  ^rjr,  sin  a,  sin  a, 


(10) 


Zufolge  (7')  lauten  die  Unbekannten: 

y    dj  d,  [cotg  ttj  —  cotg  a,] d^  c?,         sin  (or,  —  a^) 

^  d^  —  d^  d,  —  d,      sin  ttj  sin  er, 

dl  cotg  a,  —  d,  cotg  ttj 

Die  Bildweite  f  und  der  Orientierongswinkel  ;/  werden  dann  sein: 

d,  cotg  cc,  —  d,  cotg  IX, 


(H) 


tgy  =  %  = 


d.-d. 

di  (2|        sin  («c,  —  Cj) 


'       '*  '        a,  —  ttj     sm  a,  sin  o,  ' 


Die  Doppelgleichung  (8)  und  (8')  yereinigt  sämtliclie  geforderten 
Unbekannten  und  kann  zur  Berechnung  irgend  eines  Paares  derselben 
Ty  0  oder  fj  y  herangezogen  werden,  wenn  bereits  ein  Paar  hievon  be- 
kannt ist.  Ist  z.  B.  r  und  d  aus  Gleichung  (I)  bestimmt  worden,  so 
dient  zur  Berechnung  Ton  5«  ^uid  %  die  Gleichung  (8'): 

sin  (ft  -  e,)  ^_^   Bin  (0  -  e,)  4  _  ^   cos  (6  ~  6,) 

sin  (6  —  ö,)  c          ,   sin  (ß  —  6,)            d,         ,   cos  (fi  -—  6,) 
i^ 6a  —  «» y %  =  ^^—^ ^ 7 

und  aus  Gleichung  (11)  folgt  dann  f  und  y. 

Da  mm  diese  Bestimmimg  sicherlich  yerwickelter  ist  als  jene,  die 
sich  durch  Auflösung  der  Gleichung  (7)  für  5«  ^i^d  rj^  bietet,  so  dürfte 
sich  die  Heranziehung  der  Gleichung  (8')  nicht  als  praktisch  er- 
weisen. 

Die  aufgestellte  Doppelgleichung  (8^)  wird  zur  Kontrole  gute 
Dienste  leisten  und  zu  diesem  Zwecke  mit  Vorteil  herangezogen  werden 
können. 

Kennt  man  die  Polarkoordinaten  nach  (I),  so  sind  die  rechtwink- 
ligen Koordinaten  gegeben  durch: 

X  =  Xa  +  r  cos  6 
[y  ^yQ  +  rsmd. 

Was  die  Festlegung  des  Hauptpunktes  bezw.  der  YertikaUinie,  die 
Überprüfung  des  Horizontes ,  Ermittelung  der  Höhen  etc.  betrifit,  so 
gilt  das^  was  beim  Fünfstrahlenprobleme  entwickelt  wurde. 


Von  Eduabd  DoleSal.  63 

2. 

Mehrfache  Bestimmung, 

Dieser  Fall  tritt  dann  ein,  wenn  mehr  als  3,  z.  B.  w  +  1  Punkte 
der  Lage  nach  gegeben  Torliegen  und  die  Horizontal winkel  a^a^  -  -  *  a^ 
gemessen  wurden,  sowie  auch  die  Abszissendifferenzen  d^d^  -  -  -  d„. 

Es  seien  (n  +  1)  Punkte  durch  ihre  rechtwinkligen  Koordinaten 
und  Höhen: 

gegeben;  im  Standpunkte  P  seien  die  Horizontalwinkel:   a^,  ^S7  * ' '  ^n 
mit  groüser  Schärfe  gemessen  und  die  Abstände:   ^i;^  -  -  *  ä„  auf  den 
Pkotogrammen,  bezogen  auf  den  Bildpunkt  Pq,  ermittelt  worden. 
Es  handelt  sich: 

a)  um  die  Koordinaten  der  Station, 

b)  um  die  perspektiyischen  Konstanten  der  Kamera  und 

c)  um  den  Orientierungswinkel  der  Bildebene. 

Für  die  yier  Unbekannten:  r,  d,f  und  y,  die  auch  bei  der  mehr- 
fachen Bestimmung  gesucht  werden,  lassen  sich  mit  Heranziehung  der 
neuen  Variablen:  g^,  rj^  und  |j,  rj^  auf  Grund  der  Gleichungen:  1.  (6') 
und  (7')  im  ganzen  2n  Bestimmungsgleichungen  aufstellen,  wo- 
von 2«  —  4  =  2(n  —  2)  Gleichungen  überschüssig  erscheinen;  es 
sind  somit  die  Sätze  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  auf  die  Be- 
stimmungsgleichungen anwendbar.  Aus  den  zwei  Gruppen  von  Be- 
stimmnngsgleichungen,  und  zwar  n  fQr  die  neu  eingeführten  Un- 
bekannten li  und  rii  und  ebenso  viele  für  ^  und  r^^y  lassen  sich  zwei 
Gruppen  yon  je  zwei  Normalgleichungen  bilden,  die  zur  Berechnung 
der  wahrscheinlichsten  Werte  der  g^,  i^^  und  ^,  %  führen. 

Für  li  und  rj^  gelten  die  nach  1,  Gleichung  (6)  gebildeten  Be- 
stimmungsgleichimgen : 

Tj  cos  («1  —  öl)  gl  -f  r^  sin  («j  —  6^)  iji  =  sin  a^ 
r,  cos  (oj  —  e,)  6i  +  fj  sin  (a,  —  0g)  ly^  =  sin  o, 

^n  COS  («n  -  Öj  Si  +  r„  sin  («„  -  ÖJ  ly^  =  sin  a^, 
woraus  die  Normalgleichungen  folgen: 

1  [r*cos*  (a — 0)]  li  -f  [r*  sin  (a  —  0)  cos  (a  —  0)]  i^^  =  [r  sin  a  cos  (a  —  0)] 
^Ml^sin(a-0)cos(«-0)]6i4-[r«8in«(a-0)]i^i  =  [rsinasin(a-0)J 

nnd  die  neuen  Unbekannten  selbst: 


64         ^^  Problem  der  fünf  und  drei  Starahlen  in  der  Photogrammetrie. 


(3) 


61  = 


Vi 


[r*  sin'  (a  -—  ff)]  [r  ein  a  coa  (a  —  ff)]  —  [r"  sin  (et  ^  ff)  cob  (a  —  ff)]  [r  sin  «  sin  (a  -  9] 
[r«  sin*  («  —  ö)]  [r*  cos«  («  —  6)]  —  [r"  ain  (a  —  ff)  cos  (a  -  6)]« 

[r*  cos'  (g  —  g)]  [r  sin  «  sin  («  —  ff)]  —  [r'  sin  (a  —  0)  cos  («  —  ff)]  [r  sin c  cog (e — ^^ 
[r«  sin*  (a  —  6]  [r«  cos«  («  —  6)]  —  [r'  sin  («  —  6)  cos  («  —  6)] 


Die  Polarkoordinaten  des  Standpunktes  lanten 


(I) 


tge  = 


»?i 


£!  +  i?I 

und  weiter  die  rechtwinkligen  Koordinaten: 

{x^  Xq  +  rcosd 


Zur  Berechnung  der  Bildweite  und  des  Orientierungawinkels  folgen 
nach  1.  Gleichung  (7')  die  Bestimmungsgleichungen: 


(4) 


fe-^i%  =  ^cotgai 
5,  — d,ijg  =  e^cotga, 


welche  die  Normalgleicliangen  zu  bilden  gestatten: 

*»5t-[<']%  =  [<icotga] 
[rfjfe  +  [dd]fi,  =  -  [ddcotga]; 


(5) 


{- 


die  neuen  Unbekannten  selbst  sind  dann: 


(6) 


(1.= 


Vt  = 


__  [dd\ [d cotg tt]  —  [d][dd  cotg a] 


n[dd]-W 

[d]  [d  cotg  et]  —  n[dd  cotg  a] 
n[dd]^[d]^ 


Da  nun   die  gesuchten   Unbekannten  f  und   y  mit  S,  und  17,  in 
einem  sehr  ein&chen  Zusammenhange  stehen,  so  ist: 

[d][d  cotg  a]  —  n[dd  cotg  et] 
|"6/'  ^  '/2  ^ 

(H) 


j.      u         •  [ddirdcotga]  —  [cTirddcotgal        « 

/■=£,cos»y  =  ^  ^rdii-ri'i. ^-^  cos^. 


n[dd]  —  [d]' 

Die  Festlegung  des  Hauptpunktes  der  Photographie  und  damit 
der  Yertikallinie  erfolgt  durch  die  Abszissen  der  Bildpunkte  p^,  p^'  •  •  -yP^) 
die  sich  aus  nachstehenden  Gleichungen  berechnen  lassen: 


Von  Eddabd  DolbSal. 


65 


(III) 


5i  =  /"tg(y-«i) 
6i  =  /"tg(y-a») 


i,-/"tg(y-«J, 

wobei  noch  zar  Kontrole  die  Bezieliaiigeii  bestehen  mfiasen: 

f  60  =  6t  +  <^ 


(7) 


lo-l»  +  <^ 


So -!,  +  <'«• 

Prof.  Dr.  A.  Schell  der  k.  k.  technisclien  Hochscliule  in  Wien  hat 
m  Dr.  J.  M.  Eders  Handbuch  der  Photographie  I.  Bd.,  2.  Hälfte, 
2.  Auflage,  die  Bestimmung  der  Bildweite  f  und  die  Festlegung  des 
Hauptpunktes  der  Photographie  in  analoger  Weise  mit  Anwendung  der 
Methode  der  kleinsten  Quadrate  gelöst. 

Was  die  Überprüfung  und  etwaige  Bestimmung  des  Horizontes 
betrifit,  so  kann  die  Untersuchung  in  ähnlicher  Weise  geftihrt  werden 
wie  bei  dem  Probleme  der  f&nf  Strahlen. 

a 

Oenauigkeits-Üntersuchungen. 

*  

a)  Einfache  Bestimmung, 

Neben  den  rechtwinkligen  Koordinaten  der  gegebenen  Punkte  treten 
noch  die  Winkel:  or^  und  a^^  sowie  die  gemessenen  Abszissendifferenzen: 
di  und  d^  in  den  Ausdrücken  f&r  die  neuen  Unbekannten:  £^,  i;^  und 
{],  1^1,  welche  die  Berechnung   von  r,  0,  /*,  y  und  ^  yermitteln,   auf. 

Sind  die  Fehler  der  gemessenen  Gröfsen:  /Id^y  dd^  und  z/a^, 
^a^y  so  ergeben  sich  f&r  die  mittleren  Fehler  der  neuen  Unbekannten 
^i>  ^19  £s  ^^^  %'  ^^  ^B  Funktionen  der  gemessenen  Gh-öfsen  erscheinen, 
die  allgemeinen  Ausdrücke: 

femer: 


(1) 


9 


ZeitMhrill  f.  Xsthematik  n.  Fhyiik.  47.  Band.   1903.  1.  a.  8.  Heft. 


u 


66         ^9s  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogrammetrie. 


fär  welche  die  partiellen  Differentialquotienten  aus  Absclmitt  11,  1, 
Gleichnng  (9)  und  (10)  einfach  berechnet  werden  können. 

Sind  nun  die  mittleren  Fehler  in  (1)  bestimmt,  so  kann  man 
zur  Ermittelung  der  mittleren  Fehler  von  r,  0,  x,  y,  f,  y  und  Ig 
schreiten. 

Da  wir  nun  haben: 


(2) 


tgö  = 


_|. 


li 


r»  = 


J!  +  'j! 

/•=|,C08V-i-^ 


X 


«o  +  ♦"  COS  ö  =  «a  + 


%. 


H  +  ^I 


y  =  yo  +  *•  sinö  =  yo  +  ij-^, 


und  die  gesuchten  Grofsen  als  Funktionen  der  neuen  Variablen  li,  i^i,  §s 
und  i;,  auftreten,  so  lassen  sich  nach  den  Sätzen  der  Methode  der 
kleinsten  Quadrate  die  mittleren  Fehler  unter  der  Voraussetzung,  dafs 
die  neuen  Variablen  als  von  einander  unabhängig  angesehen  werden, 
in  nachstehender  Weise  ausdrücken: 


(3) 


z/r» 


-<.-V-[©"^e+©'^'!]' 


Werden  nun  die  partiellen  Differentialquotienten  der  vorstehenden 
Gleichungen  aus  (2)  abgeleitet,  so  folgt: 

/dtg^  _  i.  _  ^ö 
Ufc/       17,         fix 


femer: 


/<*tg^  ^  |i  «  __  *8^ 


Von  Eduabo  DoleSal. 


67 


dann: 


(^  =  -  25,  COS  y  Bin  y  =-  -  Ig  sin  2y 
=  -  2/-tga  =  ~  2fri, 


und 


Ä')  - « 


/dtgy\  _  - 


Durch  Einsetzen  der  partiellen  Differentialquotienten  in  (3)  ergeben 
sich  die  einfachen  Ausdrücke  f&r  die  mittleren  Fehler  der  gesuchten 
Grölsen: 


(D 


(H) 


im 


(IV) 


^y«  =  cos*yz/i2| 


die  relatiTen  Fehler  der  lÄngen  ergeben  sich  anmittelbar: 

^  =  +  ry8in»öz/S»  +  co8»ez/ij»] 

f  -  ±  l/(^)*  +  41^  cos*  y^ri^,. 

Die  mittleren  Fehler  der  rechtwinkligen  Koordinaten,  der  mittleren 
Punktfehler  und  der  mittleren  Fehler  der  Abszisse  fQr  die  Festlegung 
des  Hauptpunktes  sind  durch  entsprechende  Ausdrücke  bestimmbar^  wie 
selbe  in  I,  3  abgeleitet  wurden,  nämlich: 

,Jx*  =  cos«ez/r«  +  r«  sin^  Oz/e« 
z/y«  =  sin«öz/r«  +  r«  cos«  öz/ .  z/Ö* 
(V)  l  ^M^  =  z/rc«  +  z/y*  =  z/r«  +  r«z/ö« 


^K  =  ±IJ 


'ß^i^l- 


ö* 


68 


Das  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogrammetaie. 


b.  Mehrfache  Bestimmung, 

Bei  der  mehrfiaclien  Bestimmung  werden  statt  der  mitÜerec  Fehler 
der  Unbekannten  auf  Grund  der  überschüssigen  Anzahl  von  Gleichungen^ 
die  zu  ihrer  Bestimmung  vorliegen,  die  mittleren  Fehler  in  die  Rechnung 
einzuführen  sein. 

Die  mittleren  Fehler  der  Hilfsgröfsen  (j,  rj^,  |,  und  17,  ergeben 
sich  nach  Bestimmung  der  mittleren  Fehler  der  Gewichtseinheiten  fi^ 
und  f4y  sowie  der  Gewichtszahlen:  G^^,  ö,,,,  G^  und  Gr^  aus  den 
Gleichungen: 


(1) 


Vöf. 


^..-^-  =  ±>^^  =  ^^ 


^fe 


11 


Für  den  mittleren  Fehler  der  Gewichtseinheit  gilt  der  Ausdruck: 

worin  \vv\  die  Summe  der  Fehlerquadrate  der  Bestimmungsgleichungen 
n,  2  und  n  —  2  ihre  überschüssige  Anzahl  bedeutet 

Zur  Ermittelung  von  Gt^  und  6,^  dienen  die  Oewichtsgleichungen, 
die  sich  unmittelbar  aus  den  Normalgleichungen  11,  2  Gl.  (2)  ergeben, 
und  zwar  hat  man  für  6^: 

[r»co8»(a-e)]C;,  +  [rrmn(«-e)ooB(«-e)]Öa-l 
[rr8in(«-e^oo8(«-e)]^^^+[r»8in«(«-e)]C;,-=0, 

woraus  dieses  selbst  sieh  ergiebt  mit: 

•  coe*  ya  —  ¥]  —  [r-  ein  i«  —  Ö)  coe  (a  —  Ö)]»" 

Für  die  Berechnung  Ton  Q^  ^  ä     ^  ^''^^^^  ^®  beidoi  Gleichungen: 

I  [rr  cos*  1^«  -  e^]^,j  +  [r^sin^«  -  «)  cos  («  -  tf:]V»  «  0 
Ur^sin  v«  -  e^  cos  V«  -  «S\Q-^,  +  [|4sin»(«  -  «)]^„=  1, 
und  fOr  dieses  selbst  ist: 


I 


^*^  ^m"  G^  ""  [r»  sin»  («"-  r][r 


Von  Eduard  Dolezal.  g9 

Die  gesuchten  ^mittleren  Fehler   von  g^  und  rj^  werden  die  Form 
annehmen:  \ 


(4) 


^t  _  .  1/  J^ [r'  sin'  (tt  ^  g)] 

^^^     X  r  (n  -  2)  [r«8in«(a-.Ö)][r"co8*(a— Ö)]— [r«8iii(a  ~  e)co8(a— Ö)]» 

_     I/Cpp]         '  [r' CÖ8«  (g  —  Ö)] 

,^^1  — ±  K  n  —  2  [r«8in«(a— 6)]  [r*C08«(a  -  Ö)]-[r«8in»(a— 6) cos («—«)] « ' 

In  analoger  Weise  wird  die  Gewichtseinheit  f&r  die  Unbekannten 
I2  und  1^2  erhalten: 

wobei  [vv]  die  Summe  der  Fehlerquadrate  der  Bestimmungsgleichungen 
n,  2  Ol.  (4)  bedeutet  und  unter  n  —  2  die  überschüssige  Anzahl  der- 
selben yerstanden  wird. 

Zur  Berechnimg  der  Gewichtszahlen:  G^  und  G,;^  gelten  die  aus 
den  Normalgleichungen  für  1,  ^^^  ^s  in  11,  2  Gl.  (5)  leicht  aufstell- 
baren Doppelgleichungen: 

-M«ü  +  [dd]e;,=o 

und 

Die  Gewichtszahlen  selbst  lauten: 


(5) 


ö..=  i.-  =  r       ^''^ 


ö,,  = 


1  n 


Die   mitÜeren  Fehler  der  Hilfisgrörsen  |,   und   i}^   können   dann 
geschrieben  vrerden: 


(6) 


Durch  Einsetzen  der  mittleren  Fehler  für  £];  17^  und  1,,  17,  in 
die  Gleichungen  (I)  bis  (V)  des  vorhergehenden  Abschnittes  erhalten 
wir  die  mittleren  Fehler  der  Ghröfsen:  r,  ö,  o;,  y,  /*,  y  und  l^. 

Von  Interesse  ist  der  Zusammenhang,  welcher  zwischen  den  mittleren 
Fehlem  von  (^  und  17^  einerseits  und  jenen  der  rechtwinkligen  Koordinaten 
X  und  y  andererseits  besteht.  Auch  hier  wird  vorausgesetzt;  dafs  alle 
berechneten  Fehler  als  von  einander  unabhängig  angesehen  werden. 


70         I^M  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogrammetrie. 
Die  neuen  unbekannten  ||  und  rji  sind: 


61  = 


Vi- 


BvnO 

r 

COB$ 


und  ihre  mittleren  Fehler  berechnen  sich  hieraus  zu: 


(8) 


Da  nun: 


(9) 


(/d^\ ain $  ^      6^ 

(dijA       _^  cos  0  __  ^  ijj 

(di||\  sin  ö ^ 

ist,  so  geht  nach  Einffthrung  der  Werte  Gleichung  (8)  über  in: 

sin*  ejr^  +  f^  cos«  flz/ö«  =  r*z/5« 
cos'flz/r*  +  r*sin«fl^ö*  =  v^^r^l . 

Werden  die  Gleichungen  für  die  rechtwinkligen  Koordinaten: 

X  ^  x^  +  rcosd 
y'^yo  +  rsmO 

entsprechend   differentiiert  und   die   mittleren  Fehler  der  Koordinaten 
aufgesteUt,  so  folgt: 

Da  nun  die  partiellen  Differentialquotienten  hierin  sind: 


(J;)-r«.»-(*-xJ 


Von  Eduabd  DoleSal.  71 

SO  folgt: 

^^^^  1  ^y»  -  sin«  ejf^  +  r^  cos«  Öz/Ö« . 


(")  ( 


Durch  Vergleichung  der  Ausdrücke  (9)  und  (10)  ergiebt  sich  die 
bemerkenswerte  Beziehung: 

z/y«  =  r*z/6J, 

durch  deren  Verwertung  der  mittlere  Punktfehler  die  Form  annimmt: 
(12)  Jf «  =  z/a;»  +  z/y«  =  f*(z/Jf  +  z/i?J) 

oder  nach  Heranziehung  der  Gleichung  (4)  auch: 

(1S\       7IP~-M [^!3 

Vio;        ^    —  ^  _  2  [r«  sin»  («  —  Ö)]  [r»  cob«  (a  —  Ö)]  —  [r«  sin  (a — ö) cos (a~ö)j» 

Die  Ausgleichung  nach  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  hat 
bei  dem  benutzten  Achsensystem  die  rechtwinkligen  Koordinaten  des 
Punktes  P  ergeben  mit: 

X  ±  jdx 

wobei  +  jdx  imd  ±  z/y  die  mittleren  Fehler  der  Koordinaten  darstellen. 
Der  mittlere  Punktfehler 

ist,  wie  (12)  und  (13)  lehren,  invariant  und  vom  Koordinatensystem 
vollends  unabhängig;  es  ist  daher  klar,  dals  bei  Annahme  zweier 
anderen  Koordinatenrichtungen  sich  zwei  andere  mittlere  Fehler  hätten 
ergeben  müssen,  der  mittlere  Punktfehler  aber  konstant  bleiben  mülste. 

Denkt  man  sich  nun  das  Koordinatensystem  allmählich  in  ver- 
schiedene Lagen  gebracht,  die  zugehörigen  mittleren  Fehler  entsprechend 
verzeichnet,  so  werden  dieselben  auf  einer  Kurve  sich  befinden,  die  als 
Kurve  der  mittleren  Fehler  bezeichnet  wird. 

Sämtliche  mittleren  Koordinatenfehler  erfüllen  die  Bedingung,  daTs 
die  Summe  der  mittleren  Fehlerquadrate: 

z/a^J  +  z/yj  =  z/a:J  +  z/^  =  . . .  =  ^o:*  +  z/y«  =  HP, 

dem  Quadrate  des  mittleren  Fehlers  gleich  ist,  d.  h.  im  Bilde  müssen 
die  Abstände  der  zu  den  mittleren  Fehlem  gehörigen  Achsenpunkte, 
welche  mit  dem  Punkte  P(x,  y)  ein  rechtwinkliges  Dreieck  bestimmen, 
einander  gleich  sein. 

Zwei  ausgezeichnete  Werte  dieser  mittleren  Fehler,  deren  Extreme, 
bilden  die  Halbachsen  der  Fehlerellipse  und  zwar: 


72         ^^  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogrammeirie. 

Die  gFofse  HalbacIiBe  Ä  entspricht  dem  Maximum^ 

die  kleine  Halbachse  B  entspricht   dem  Minimum   des  mittleren 

wahrscheinlichen  Fehlers. 

Nennen  wir  das  Azimnt  der  grofsen  Achse  der  Fehlerellipse  9, 

so  hat  man  nach  der  Theorie  der  Fehlerellipse: 


(14) 


wobei 


~  [aa][66]  -  [06]»  '  2 

«     [gg]  +  [bV]  -  w  th. 
[gg]  U>  6]  —  [««•]* '  2 

*8^9'  -  a[d]  -  \bb] 


8in29  CO829 

darstellt 

Die   nach  Oaufs  bezeichneten  Summen  haben  in  Bezug  auf  die 
Normalgleichungen  11,  2  61.  (2)  die  Werte: 

|[aa]  =:[r«  cos*  (a-e)]:r* 
[ab]  -[r«sin(a-ö)cos(a-fl)]:r* 
[66]  =  [r»sin»(a-ö)]:r*. 

Denkt  man  sich  das  rechtwinklige  Koordinatensystem  jetzt  g^en 
das  System  der  Fehlerellipse  um  den  Winkel  ^  gedreht,  so  ergiebt  sich: 

^«cos**  +  B»sinV  =  1?  , 

und  weiter  statt  tp  gesetzt  ^  +  90^i  bo  folgt: 

^^sin«^  +  B«cosV  =  iJ;. 

Beide  Gleichungen  erfOllen  die  Bedingung: 

also  liegen  die  so  erhaltenen  Punkte  auf  der  Eurre  der  mitÜeren 
Fehler. 

Die  Gleichung: 

^^cos*^  +  5*sinV  =  ^ 

stellt  die  Polargleichung  der  Kurre  der  mittleren  Fehler  dar,  wobei 
die  grofse  Halbachse  der  Ellipse  als  Polarachse  und  der  Winkel  ^  als 
Richtungswinkel  auftritt.  Auch  wäre  es  nicht  schwer  darzuthun,  dafs 
die  vorstehende  Gleichung  die  FuTspunktskurye  der  Fehlerellipse  dar- 
stellt^ nämlich  den  geometrischen  Ort  der  Fu&punkte  der  rom  EUipsen- 
zentrum  auf  die  Tangenten  der  Fehlerellipse  gefällten  Lote. 


Von  Eduabd  Dolezal. 


73 


Unter  der  YorauBsetzung^  dafs  die  schone  Beziehung  (11)  besteht, 
erhält  man  zwar  richtige  Dimensionen  der  Fehlerellipse,  da  z/x^  +  ^y^ 
konstant  bleibt,  doch  weicht  das  Azimut  q>  der  grofsen  Achse  vom 
richtigen  ab. 

In  diesen  behandelten  Genauigkeitsuntersuchungen  wurde  die  Ab- 
hängigkeit der  eingef&hrten  Unbekannten  S^,  i^^  und  1,  und  i^^,  als 
deren  Funktionen  die  zu  bestimmenden  Ghröfsen: 

(  fl  =  arctg^ 


(16) 


VTI  +  ^I 


X 


a?n  + 


^1 


i\  +  n\ 
«1 


y^y^  +  ii+ni 

y  =  arctg% 
/•=|,cosV 

zu  betrachten  sind,  nicht  berücksichtigt.  Dadurch  haben  sich  nur 
Näherungswerte  für  die  mittleren  Fehler  der  gesuchten  Uubekannten 
ergeben,  welche  gewisser  Korrektionen  bedürfen,  um  die  wirklichen 
mittleren  Fehler  zu  geben. 

Indem  wir  in  ähnlicher  Weise  wie  bei  I,  3,  h  Gleichungen  9 — 17 
vorgehen,  erhalten  wir  schlielslich  fOr  die  mittleren  Fehler  der  Un- 
bekannten: 


(17) 


de^± 


sin  20 


^y  -  ±  2n\  d«  el/(||ö)  +  ^^J  -  Ipi. 

jy  a=  ±  cos*y  •  /Iri^ 


74         I)A8  Problem  der  fünf  und  drei  Strahlen  in  der  Phoiogrammetrie. 


Um  auch  Ton  der  Genauigkeit  der  HoheiiTerlialtiiiaBe  eine  Vor- 
stellung zu  erhalten,  f&liren  wir  nachstehende  üntersachnng  ans. 

Angenommen,  die  Abstände  der  einzelnen  Punkte  vom  Standpunkte 
QQ  =  ry  Q^^,  9i  - ' '  seien  auf  Grund  der  Gleichungen  I  1,  GL  (19) 
bekannt;  die  Ordinaten  y^.  Vi  »-  -  gemessen  und  es  sei  die  Frage  nacli 
der  Genauigkeit  der  Hohen  der  fixierten  Punkte. 

Die  Hohe  eines  Punktes  erscheint  allgemein  in  der  Form: 


(18) 


fi«  =  H+^eos(y-a). 


Wird  hierin  die  Höhe  des  Instrum^ithorizontes  H  als  fehlerfrei 
angesehen,  irahrend  die  anderen  Groben,  als  deren  Funktion  H  er- 
scheint, mit  gewissen  Fehlem  ^y,  /Jq,  ^f,  ^y  und  ^a  behaftet  sind, 
so  ergiebt  sich  nach  den  Sätzen  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate 
f&r  den  mittleren  Fehler  in  der  Hohe  H  der  Ausdruck: 


fdH>^ 


dHj\* 


fdHJ\* 


rdlL\« 


^m  -  C^-)  V + ra  W + Cfy^r + C^-) V+ ('!•)  V, 


Werden  die  partiell^i  Differentialquotienten: 


cos  (y  —  a)       = 


( 


^-)  =  ^C08(y-a) 


E.  —  E 


H,-H 


y 

H.  —  H 


fdH. 


-!^  sin  y  —  « )       =  —r^. r 


Xdy)  f         ^'^  cotgiy  — a^ 

berechnet  und  in  die  Gleichung  eingeführt,  so  erhalten  wir: 
und  hieraus  doi  rdativen  Fehler  in  der  Hohe: 


>«"^  -H!f^-±l  (t')  +(tT+(T0'+(=ü^.-)*+(«i7N" 


4. 
BeispieL 

Gelegentlich  der  photogiaphischen  Aufnahme  zum  Zwecke  der 
Behandlung  des  Fünfstrahlen-Problems  wurdet  auch  die  Horizontal- 
winkri  Oj,  Oj . . .  c%y  wdche  die  StnUan  ron  dem  Staa^mnkte  nach 


Von  Eduabo  Dolb^al. 


75 


den  einzelnen  Punkten  mit  einander  einschliefsen^  mit  einem  Theodolite 
gemessen;  dadurch  bietet  sich  auch  Gelegenheit^  das  Dreistrahlen- 
problem in  einem  besonderen  Falle  yorf&hren  zu  können. 

Die  gemessenen  Horizontalwinkel  sind  in  nachstehendem  Protokolle 
yeizeichnet. 


Winkel 

Amnerkimg 

Name 

GrGfBe 

«1 

Q                 1               >> 

1      26      17 
11      87      29 
24        2      20 

36  47      31 

37  67      69 

Die  Winkel  beziehen  sich  auf 

St.  Michael 

als  Null -Richtung. 

Die  erforderlichen  Koordinaten  der  gegebenen  Punkte^  die  ge- 
messenen Abszissendifferenzen  d  und  alle  weiteren  zur  Aufstellung  der 
für  das  Dreistrahlenproblem  nötigen  Daten  fUr  die  Bestimmungs-  und 
Normalgleichungen  finden  sich  in  der  Tabelle  11  (S.  76). 

Auf  Grund  der  in  der  nachstehenden  Tabelle  II  zusammengestellten 
Daten  der  Kolonnen  18,  19  und  21  kömien  nachfolgende  Bestimmungs- 
gleichungen f&r  li  und  fj^  angesetzt  werden: 


(1) 


025  096, 
201  500, 
407  355, 
598  913, 
615  200, 


279- 1751,-  70-827iji  =  0 
2010761, -180-863i?i  =  0 
209-990 1,  -  395-991  ij,  =  0 
175  -  388  5,  -  603  •  743  ij,  =  0 
567  -  586 1,  -  558  -  625  ij,  =  0 

welche  nachstehende  zwei  Normalgleichungen  geben,  deren  Koeffizienten 
ans  den  Kolonnen  27,  28,  29,  30  und  31  entnommen  werden,  nämlich: 

I      515  •  365  6,  -  522  •  678 17,  -      573  •  252, 

1-  522  -  678  S,  +  871  - 103  ij,  -  -  904  -  807. 

Die  Unbekannten  werden  lauten: 

S,  =  +  1-5044-10-*, 
9.4843- 10-*. 

Fflr  die  Polarkoordinaten  ergiebt  sich  dann: 

1 


(2) 


(3) 


r  = 


0) 


yiTHj 


=  1041  -  330  m, 


tgö  =^  oder  e=  170»  59'  12". 


76         ^M  Problem  der  fönf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogrammetrie. 


«             00  04  iH  lO  ^ 

'^  iH  lO  ^ 

Ok 

« 

fc*  «»  <0  O  09 

©          <0  lO  00  ^  00 

^^. 

^^ 

iH                  iH 

«          e 

a          «4    9    <D 

« 

^o  t-  O»  «© 

te 

CO  fO  QO  0»  t» 

«    > 

1 

«O  W  "Hl  -^  O 

tO  CO  «O  9«  «p 
fO  ^  iH  ^  OD 

1 



0»  O  iH  O  O 

^ 

OD  S  :#  b-  MI 
^  fc*  O  0»  t« 

iv 

1 

»k 

Q  CO  tO  «OO 

OO  CO  <0  t<*  OD 

•           •           •           •           • 

J 

1 

J3 

^  9*  9*0*0* 

^^ 

«               « 

»p 

««     M     •     M     t* 

1 

O  O  Q  lO  b- 
tO  lO  V  b-  «D 

1 

« 

>t 

OD  tO  tO  ^  «O 

9 

SSSäS 

c 

■ 

91  ec  ^  G9  e« 

O  ^  A  ^  <0 

Q  b-  b-  0»  « 

^ 

OD  «O  iH  «i«  «O 

is 

«           •           \           •           m 

« 

1 

CO  b-  fc*  QO  O 

1 

«  ^  ^  OD  OD 

e«  ^  lO  t« 

—  - 

fc*  0»  99  1^ -^ 

«  O  0»  «0  ^ 
OD  Z  «O  ^O» 

iT 

'^   1 
1 

1 

Q  O  O  ^  CO 

- 

I++I  + 

.     O  t*  0»  Q  ^  Ok 
'^  »I  C4  CO  «O 

^     O  «  »«  •«  t*  t« 

s 

V 

? 

»I  «0      <««e 

c 

1 

• •-sass 

•  s 

™ 

- 

•9  t*  OC  «DQ 

^  o  ^  ^  ^ 

A* 

;    M 

:*> 

— 

e  ö  6  6  ö 

«»  Cfe  X  o  «e  t« 
t*  t*  Ä  $  ^  » 

«•«  CO  2  o  CO  ^ 

^ 

p  t^  CO  »  C  vi^  S^ 

1 

1  1  1   ++ 

1 
1 

M  ^  t«  ^  «e  M 

1      ^  ^  *^  $  t*  ^ 
S  9<»  5  t*  CO 

M 

1« 

•0  ^       w 

1  1+    1  + 

• 
1 

'  -^      S'- 

i 

II  u  S  S^ 

X 
^       < 

j;4x,ti:5 

4k 

1» 

t 

il 

AX^Va,V 

Ä* 

««  t«  «0  ^%»  « 

Q  O  OO  O  ^ 
^  t»  CO  t-  W 

O  "^  >0  iH  <4i 

M 

(0-o)tVftpi8oi 

O  vH  O»  <0  A 
fc»  lO  vH  lO  <^ 

•            •            ■            ■            • 

CO  ^  lO  U3  >0 

O  lO  CO  0»  09 
lO  v^  fc*  oo  o 

1>4 

» 

©9  O  O  Ci  '-« 
O  0«  -4«  lO  CO 

o  o  o  o  o 

O  flO  t*  <o  w 

Q 

(O  09  e»  00  o 

d 

O»  <Hi  O»  fc*  O» 

8 

-8 

A  O  O  t*  OO 

eo  CO  <o  t*  ►• 

•■4 

QO  A  A  A  A 

Co  CO  vH  eo  lO 

«^ 

0«  <0  A  -^  09 

1 

flO  OD  A  fc*  <D 

'  0^ 

1 

O  O  «O  CO  QO 

fc»  OD  A  O  lO 

vH  CO  <D  lO 

1  1  i  1  1 

«»s 

« 

iO  <D  O  OD  <0 

t«  fc*  A  OO  00 

ao 

b 

iH  O  A  00  »O 

•           •           •           •           • 

v4 

A  vH  A  lO  b- 

fl 

C»  O  O  c»  «O 

• 

09  09  09  iH  lO 

oo  CO  o  o  eo 
OD  eo  09  A  O 
lO  00  09  eo  ^ 

5 

(• — o)ioouaoi 

^  O  Ol  Hi  lO 
<^  eo  00  Ol  t« 

0«  09  09  C«  09 

«    «    IS    $    « 

o  lO  A  lO  e« 

09  00  CD  GO  «H 

o  »•  t*  o  »• 

V4 

1 

■O  tO  A  oo  ^ 
CO  09  ^  t^  t7 

<»^  0«  04  0«  G^ 

1 

0«  A  O  ^  C- 

-*  O  lO  -*  -^ 

V 

A  0«  «H  oo  '^ 

s 

9 

le  eo  aO  A  O 

•^  ««  CO  t«  A 

1 

0«  09  0«  99  0« 

« 

1 

^  t«  9  CO  CO 

^ 

e              1 

1         «  ^  O  «O  9« 

!      ' 

OD  »«  t«  '^  <0 

A  ao  CO  <4l  OD 

«1 

o 

^,        .        .        .        . 

Ä  A  A  A  A 

•           , 

S       «  SS  « 

1         1 

OD  S  A  «H  lO 

i 

C«  99  «H  <^  A 

«k 

o  «fico  09  «e 

1        A  9«  <«  OD  «« 

s 

a 

■ 

!         CO  «  A  A  X 

?             1 

*        A  A  ^  Ä  A 

^    A  t«  A  «  r» 

«1 

1 

^    '^  ^  •  *Hf 

9 

^    >*  Xf  CC  •© 

*    A  <i-*  A  X  "^ 
««  CO  9«  99  89 

f  »^  a«  9«  -i-« 

• 

C>  '^  <—  ac  o 

A  «9  ^  «  •& 

f 

s 

S 

X  r*  :9  ^^ 

w 

Ä  »•  X  »s  •* 

it 

<»  »  X  A  Ä 

« 

5  -*  X  5  t* 

« 

S 

c 

sssi;s 

\ 

A  A  A  A  » 

eo 


9« 
00 


I 

o 
o 

§ 


s 


I 

a 

d 


{0—n)woo[0—o)vf»^ 


(•~o)i900«< 


(•-») 


•  (•  — 9)«|i9«|iUSot 


o    e    o    o   9 

tili. 

o  o  o  c  c 

vH  ^4  vH  1-*  ^ 

Ä  «^  ob  ÖÄ 

0«  ■*  t»  »•  « 
«  t»  O  O  CS 

iH  t*  «D  S  O 

•HC«» 


*H  O  GC  «  -«* 
A  CO  CD  o  e 
CO  GC  09  t*  C 

O  O  *H  *-«  ^ 

o  o  o  oo 
o  o  o  o  o 

ö  ö  ö  Ö6 

I  I  I  1 1 


vH  I«  O 

CO  fc*  O  t*  Ä  51 

o  '•H  -"^  v-i  X  e 
o  lo  «9  o  -7  Ol 

r^  ö  iö  >ö  d  n' 

^  OD  C  ^  t« 

l-H-H- 


09 


eo  3Q  o  c 


CO  -»H 

eo  CD 


X  <P 

lO  «0 

CS  "^ 

CQ  es 


X 

.    I 


MIM 


09 


CD  aO 


CD« 
ODO 


CD  eo 
eo  OD 


o  - 

1-^  ee 


X 


5» 


MM 


o  09  CO  c«>  o  e 


o 

A  '^  >C 
O  b-  •- 

'^  O  Ol 
^  00  93 

CO 


o 

•  • 

CO  w 

09 

CO 


-IM  o  ^ 

-i»!  O  CO 
CD  lO  O 

CO  <^  99 
lO  CD  ^ 
vH  eo  CQ 


c 


oo  ^ 
•<«  CO 
lO  t» 

CO  CO 

•        • 

o  ^ 


ro  CD  ic 

•*H  Ol  c 

09  w  eo 

00  09  -^ 

A  OiC 

vH  09  C« 


Ig  '     (# — s)M»saooji8ox 


S  •-»*«o»(«~s>nSvi8oi 


^•->»' «900*4  Joi 


S  «  «  $  S 

O  09  CD  iH  '<^ 

QO  CD  CD  09  ^^ 

A  vH  C»  00  CS 

^  CO  O  lO  es 

CSI  aO  99  lO  »9 
Ö  v^  C9  99  'N 


iK  s:  S  S!  S 

OO  iH  A  >0  tO 

o  r*  X  b-  iH 

CO  O  A  ^  -^ 

A  CD  ^  09  O 
99  lO  A  O  aO 

■     •     «     •     • 

•«  Hi  MI  «O  O 


CO  09  O  O  CD 
C*  t-  ^  X  O 

v>4  CD  ^  C«  X 

A  O  ^  X  O 
X  CD  CO  '<4l  «O 

«     •     ■     •     * 


Von  Eddabd  DoLBiJo«. 


77 


Um  die  mittleren  Fehler  von  1^  und  tj^,  d.  i.: 


(4) 


^i  =  fhV^ 


(»1 


^=r-» 


V^n 


zu  erhalten,  berechnet  man  vorerst  den  mittleren  Fehler  der  Oewichts- 
einheity  der  sich  nach  Entnahme  der  Quadrate  der  Verbesserungen  aus 
Kolonne  33  der  Tabelle  II  ergiebt  mit: 


(5) 


^-VB, 


1654- 10-«. 


Zar  Ermittelung  der  Gewiditszahlen  G^^  xmi  G  ^  dienen  die  Ge- 
wichtsgleichimgen,  die  sich  ans  den  Normalgleichangen  in  bekannter 
Weise  ergeben;  sie  lauten: 

515 .  365  Q[^  -  522  •  678  ^ü  =  1, 

-  522  •  622  öü  +  871 .  103  ^ü  -  0 
and 

515  •  365  ö;,  -  522  •  678  Q„  =  0, 

-  522  •  622Qn  +  871  •  103 ^ä  =  1. 


{ 
{ 


ans  welchen  die  Qewichtszahlen  sich  ergeben  mit: 

1 


(6) 


0,1  = 


«1 

_1 
Qi 


201-748, 
341008. 


11 


Die  gesachten  mittleren  Fehler  der  neuen  unbekannten   werden 


dann: 


0) 


^5x 


»»I 


V^i. 


±  3-683.10-», 


Jfi.  -  -p=  -  ±  2-833.10- ». 


Die  mittleren  Fehler   der  Polarkoordinaten  lassen   sich   aus  den 
abgeleiteten  Ausdrücken: 


BinSd 


Vith  (^)"-  Ä  ■ «" 


berechnen;  es  ergiebt  sich: 


Jr-'±  2-58  m, 

je  =  ±  14'  18" 


78         Das  Problem  der  fclnf  nnd  drei  Strahlen  in  der  Photogranunetrie. 


Der  relatire  Fehler  des  RadiusTektors  wird  sein: 
Die  rechtwinkligen  Koordinaten  dee  Standpunktes: 


ergeben  sieh  mit: 

(ü) 


i::; 


x-^  —  1059O9  m, 
284-04  DL 


Ihre  mittleren  Fehler  werden: 


(n-) 


( 


z/x  =  ±  3123  m, 
^y  =  ±  3-956  m. 


und  der  mittlere  Ponktfehler: 


(HI) 


Jf  =  ±  V^x*  +  ^y»  =  ±  5-04  DL 


um  die  Eurre  der  mittleren  Fehler  nnd  die  Fehlerellipse  f&r  den 
durch  das  Dreistrahloiproblem  festgelegten  Punkt  graphiach  darstellen 
lu  können,  wurden  Torerst  berechnet: 


S^ 


516-365 


L^^J 

^ 

r* 

[ot] 

-- 

5»  €7» 

166] 

=  + 

871  103 

Ih 

—  ± 

l-tö410-«. 

W 

1,  104  131 

»g?» 


—  333  13$   ' 


woraus  sich  nach  d«tt  allgraieiiien  Fonu^  die  Bestimmungntocke  f&r 
die  F«Uen4tipoe  «ngeh^tt: 


IV^ 


-1 »  4-775  m« 
;j?-  1  Ä><  m, 
l^  -M*  »'  4^ 


IH^  l\>lar«)ek'hajc«  fUr  di^ 


diM^  srutlervs  Fehler  lautet  dann: 


4*7T^*t?o»*r  ^  l-Ä>!S* 


«ia^v 


/?? 


Von   EoUABD   DoLliAL. 


79 


oder 


Der  mittlere  Punktfehler  wird: 

3P«^»  +  B»«25.38  09  m« 

Jlf-±5.04  m. 


Auf  Tafel  I,  Fig.  3  sind  die  Yerhaltiiisse  im  Mafsstabe  1 :  75 
graphisch  zur  Darstellmig  gebracht. 

Die  Pehlerellipse  ist  kräftig  eingetragen  und  durch  die  Endpunkte 
ihrer  Achsen:  H,  F,  G,  Hy  sowie  durch  den  Winkel  q>  besonders  her- 
Torgehoben. 

Die  Eurre  der  mittleren  Fehler  wurde  knlftig  gestrichelt  einge- 
zeichnet; die  Punkte  A,  B,  C,  Dy  in  welchen  die  Kurve  die  Koor- 
dinatenachsen schneidet^  entsprechen  den  mittleren  Koordinatenfehlem: 
±  Jx  und  ±  ^y. 

Die  vier  Punkte:  J,  K,  L  und  M  sind  die  auf  Grund  der  Polar- 
gleichung für  einen  gewählten  Winkel  ^  resp.  ^  +  90^  zusammen- 
gehörigen Kmrenpunkte. 

Tabelle  IH. 


1                                  s 

f 

8 

Pankt 

Gemeuane 
OrOfMii 

Logarithmen 

»^  Bouieh- 
»0     nang 

Namo 

<" 

d 

d 

cotga 

dootga 

^ 

d*ootga 

1 

S 
3 

4 
6 

6 

Po 
-*• 

St.  Michael 
St.  AugustiB 
St  Peter 
St.  Stefan 
FranzlBkaiier 
ünivenit&t 

0 

000, 
146. 

2894, 
3667. 
8784. 

mm 

000 

662 

60-87 

103  68 

161-66 

167-40 

0-81  426 
1-70  646 
2-01  670 
2-20  860 
2-22  376 

1-60  042 
0-68  672 
0-86  068 
0 12  617 
010  771 

241  467 
2-39  318 
2-36  633 
2  83  477 
2-38  147 

1-62  860 
3-41  292 
4  08  189 
4-41  720 
4  44  762 

8-22  892 
4  09  964 
4-38  203 
4-64  337 
4-66  623 

4 

6 

6 

KoefW  »tonten  der  Beitimmonge-  und  Normalgleicbnngen 

V 

V» 

H 

dootga 

^ 

d*cotga 

6-62 

6087 

108-68 

16166 

167  40 

269818 
247-276 
232460 
216167 
214-620 

4261 
26     87-76 
10  74931 
26  133-63 
28  023  83 

1  694-04 
12  678-8 
24  100-6 
34  943-8 
36  9108 

—  0026 
+  0-039 
+  0-006 
0014 
+  0  008 

0  00  06  26 

16  21 

36 

1  96 

64 

490-18    1170-226 
W         [deotga] 


67  636-68 


109  2280 
[d*ootga] 


000  24  42 


Die  Bestimmungsgleichungen  ftir  Ss  und  ijg  lassen  sich  mit  Zu- 
hilfenahme der  Daten  der  Kolonne  (4)  sofort  aufstellen.    Sie  lauten: 


80 


Das  Problem  der  fSnf  und  drei  Strahlen  in  der  Photograiometrie. 


(9) 


I,-  6-52%  =  259-818 
I,-  50-87%  =  247-276 
5, -103-68%  =  232-450 
1,-161-66%  =  216-157 
1,-167-40%  =  214-520 

Die  Normalgleichungen,  für  welche  die  Koeffizienten  der  Unbekannten 
I,  und  %  aus  der  Kolonne  (4)  der  yorstehenden  Tabelle  sich  ergeben,  sind: 

5  g,-     49013%=      1170-2, 
1-490-131, +  67537      %^ 109228. 

Die  unbekannten  folgen  hieraus  mit: 

1,=  261-627, 
%=     0-281  36. 

Der  mittlere  Fehler  der  Gewichtseinheit  wird: 


(10) 


(11) 


000  24  42 


8 


(12)  ^  =  l/J^  -  1/' 

Die  öewichtsgleichungen  lauten: 

5«ü- 


=  +  yOOO  0814  =  +  0-02  853. 


und 


woraus  sich  ergiebt: 
(13) 


49013e;',-l, 
1490-13^;;  -  67-536-630«  =»  0, 

5%-       490130,;  =  0, 
490-13Ö;;  -  67-536-63«?;;  -  1, 


Qn 


=  (?^  =       1-44  301, 


Q 


-  =  ö^  =  19-491, 


tt 


und  schliefslich  die  mittleren  Fehler: 


(14) 


^li 


(<a 


V^U 


'=  =  0-023  749, 


(VI) 


^%  =  -^  =  0000  205. 

Die  Bildweite  und  der  Orientienmgswinkel  der  Bildebene  werden: 

/*=  Ig ^s^y^"  242-44  mm. 
tgy  =  1^,  =  0 .  28  135c 

oder 
y=15«  42'  51" 


'9 


[ 


(VI')  { 


Von  Eduahd  DoLsiAL.  81 

Die  mittleren  Fehler  von  y  und  f  werden  aus  den  Gleichungen 
berechnet: 

welche  nach  ausgeführter  Substitution  geben: 

^/'  =  ±39.2", 
^/*=±  0-044  mm. 

Der  relative  Fehler  der  Bildweite  ist  ein  sehr  geringer: 

J£  _  0044  _     1 

f    ~  242^  ~  6-462  ' 

Die   Yertikallinie   bezw.    der   Hauptpunkt   wird   festgelegt   durch 

seine  Abszisse: 

jQ  =  /-tgy«68.2  mm, 

welche  mit  einem  mittleren  Fehler  behaftet  ist: 
(Vn)  ^So  =  ±  0-047  mm 

und  einem  relativen  Fehler: 

^«-^i?-  =  -l^  oder  007^/ 

Jo  68. 21        1-430    ^®^  ^   ^^   /o- 

Um  den  angenommenen  Horizont  zu  überprüfen  und  nötigenfalls 
berichtigen  zu  können,  wurden  an  den  Photogrammen  Messungen  und 
Berechnungen  ausgeführt^  die  sich  in  der  Tabelle  lY  (S.  82)  zusammen- 
gestellt vorfinden. 

Vorerst  wurden  die  Ordinaten  gerechnet  nach  der  Formel: 

imd  neben  den  direkt  gemessenen  in  der  Kolonne  (2)  angesetzt;  diese 
Werte  hatten  sich  auch  bei  der  Messung  auf  dem  Photogramme  er- 
geben  müssen,  wenn  die  Horizontlinie  richtig  angenommen  worden  wäre. 
Der  Vergleich  der  gemessenen  und  gerechneten  Ordinaten  zeigt, 
dab  der  angenommene  Horizont  mit  der  wahrscheinlichen  Lage  des- 
selben sich  nicht  deckt,  denn  sonst  müfsten  die  OrdinatendifFerenzen 
Null  sein.  Ihr  innerhalb  der  zulässigen  Fehlergrenzen  liegender  Be- 
trag, sowie  das  überall  negative  Zeichen  desselben  lehrt,  dals  der 
Horizont  auf  der  Platte  zu  hoch  angenommen  wurde  und  zwar  um  die 
lineare  Gh-öfse: 


£^^  =  0.712  mm. 
n 

ZcitMhrift  t  lUtlMm»tik  n.  PhjtilL  47.  Band.  190S.  1.  n.  8.  Hell.  6 


82 


Das  Problem  der  fSnf  und  drei  Strahlen  in  der  Photogranunetrie. 


Tabelle  IV. 


1 

8 

8 

1 

4 

6 

No. 

Punkt 

OrdloAta 

^y 

!t 

Logarithmen 

1 

gerechnet 

gemeuen 

Verheuerte 
Ordinaten 

e          cot(y-e,) 

/ 

ü—k 

mm 

iwm 

mm 

mm 

1 

1 

1 

A 

12-60 

1844 

—  0-84 

12-72, 

1  10  476, 

3  01  763  9  98  361                    1  72  130j 

2 

P 

14-16 

14-89 

0-74 

1417, 

1  16  161, 

2  87  764 

998  644 

1-63  099, 

8 

P 

772 

7  00, 

084  669 

3-07  669 

999  891 

2-38  460  •  1-63  659 

4 

P 

2461 

2611, 

—  0  61 

2440, 

1  88  644« 

8-04  006 

999  639 

'20S  628, 

6 

P 

8-46 

907 

—  0-62 

8-86, 

0  92  210 

2-96  028 

9  96  986 

il-46  76S 

6 

P 

6-84 

7-09 

076 

t^^^  =-0.712 

n 

6-37, 

080  468 

31 1  202 

9-96  682 

1*49  842 

1 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

Berechnete 
Höhe 

Korrektionen 

wegen 

Refraktion  nnd 

Brhebnng  des 

■cheinh.  Horiaontee 

Ab«>late  HOhe<) 
a 

Belatire  Höhe 

JE 

der 
Fizponkte 

und  des 
Standpunktes 

gegeben 
wahr. 

gerechnet 

m 
62-63, 
4276, 
84-83, 
108744 
29-36i 
31-60, 

m 

—  0-068 

—  0-041 
0-096 

—  0068 

—  0-068 

—  0116 

m 
26073^ 
242-27j 
unbekannt 
30883o 
228-31, 
28000, 

m 

197044 

plus 

InBtrument- 

höhe 

/«  1616 

198660 

m 
6-2-170 
43-711 

109770 
29-762 
81440 

62-670 
42-716 
84288 
108-676 
29-283 
31-393 

—  0-400 
•f  0-996 

+  1094 
-j-  0-469 
+  0047 

1)  Die  abBolaten  Höhen  sind  entnommen: 

1.  Der  amtlichen  Publikation  des  k.  k.  Finanz -Ministerimnd 

„Koordinaten  nnd  Höhencoten  der  triangolierten  Punkte  in  Nieder- 
Osterreich^'  nnd 

2.  Prof.  Dr.  W.  Tinter:  ,3^<^l^te  ^^^^  einige  von  ihm  Ülr  Gradmessun^- 

zwecke  ausgefiihrten  Arbeiten^^  veröffentlicht  in  den  Yerhandlan^fen 
der  ÖBterreichiBchen  GradmeBsungskommission  1899. 

Der  Horizont  hatte  auf  dem  Photogramme  eine  unrichtige  Li^e 
und  ist  um  0-712  mm  nach  oben  zu  verschieben. 

Werden  die  zu  grofs  gemessenen  Ordinaten  um  den  Betrag 
—  0-712  mm  korrigiert ^  so  ergiebt  sich  die  Kolonne  (4)  f&r  die  ver- 
besserten- Ordinatenwerte. 

Mit  Benutzung  dieser  verbesserten  Ordinaten  wurden  die  relativen 
Hohen  nach  der  Formel: 

fl.-ff='>-'coB(y-a,) 
berechnet,   wof&r  die  Logarithmen   der  erforderlichen  örölsen  in  der 


Von  Eduabd  DoleSal 


83 


Vertikalreilie  (5)  angesetzt  sind  und 
die  berechneten  Höhen  in  der  Ko- 
lonne (6)  erscheinen. 

Die  Korrektion  wegen  der  Refrak- 
tion' und  der  Erhebung  des  schein- 
baren Horizontes  über  dem  wahren 
finden  sich  in  der  Kolonne  (7)  und 
geben  y  mit  dem  notierenden  Zeichen 
an  (6)  angebracht^  den  gerechneten 
Wert  der  relativen  Höhe  in  der  Ver- 
tikalrfeihe  9. 

In  der  Kolonne  (10)  sind  die 
Fehler  in  den  photogrammetrisch  be- 
bestimmten Höhen  notiert;  dieselben 
wurden  erhalten^  indem  die  gerech- 
neten relativen  Höhen  von  den  ander- 
weitig aus  scharfen  geodätischen 
Messungen  erhaltenen  Höhen  sub- 
trahiert wurden. 

Um  nun  diese  absoluten  Höhen- 
fehler mit  den  mittleren  wahrschein- 
lichen Fehlem  der  Höhen  vergleichen 
zu  können  und  so  ein  Bild  von  der 
Güte  der  photogrammetrischen  Höhen- 
messung zu  gewinnen,  wurden  die 
mittleren  wahrscheinlichen  Fehler  der 
Höhen  ermittelt  nach  der  Formel: 

'^\T)  +(cotg(y  -  «))  "'"(cotgöf-«))  J 

Wird  in  der  angeführten  Formel 
für  —    ein  Mittelwert    angenonmien 

und  zwar  — ,  was  bei  dieser  Fehler- 
rechnung vollends  genügt^  und  wird 
^y  »  0-1  mm  gesetzt^  so  können  die 
Daten  zur  Berechnung  des  mittleren 
Höhenfehlers  in  folgender  Tabelle  Y 
zusammengestellt  werden. 


1 

o 

• 

«0 

et 

1 

• 

a 

Ck 

<0    A    O    t*    A    00 

OD    CO    (M    t«    00    iH 

^      -^    CO    lO    CO    00    lO 

w    o  o  o  o  o  o 

-H+l-H-H-H-H 

00 

1 

1 

5, 

«    O    t«    <^    OD    <^ 
00    lO    t*    «O    O    CO 
CO    C«    lO    O    O    'Hl 

00    CO     iH    00    0»    iH 
CO    lO    t*    00    lO    t* 

o  o  o  o  o  o 

««• 

lO 

1 
s 

1 

1 

llllll 

IH     ^     ^     tH     ^     IH 

•••••■ 

-H«    b-    06    -^    CO    OD 
00    CO    A    0«    O    t« 

•••••■ 

CO    0«    t*    CO    O)    CO 
b*    CO    OD    CO    ^    *Q 

0? 

« 

•• 

1 

1 
1 

1 

1^    -r^    y^    T^     -r^    y^ 

tO   lO   'Hl   »o   -^   c« 
»O    H<    o    ^    ©    ^ 

O    O    O    O    iH    ^ 

ja 

OB 

lO 

•• 

1 — 

1 

1 

llllll 

•r^    1^    y^    y-i    -r^    iH 

CO  i6  t^  ^  ö  ö 

CO     iH     iH    t*    O     CO 
0«    09    O    O    *0    tO 

•           ••••• 

o  o  o  o  o  o 

• 

^ 

tl 

0 

llllll 

tH     tH    tH     tH    tH    tH 

O    Ä    Ö    00    O    OD 
CO    CO    «Q    lO    tO    k« 
eo    00    t*    OD    00    OD 

•                ••••« 

«Q    iH    C«    «Q    t*    -Hl 

«Q  -Hl  CO   iH  o)   eo 

•» 

•• 

• 
• 

o 

M 

•• 

<0 

u 

• 

CO 
•Hl 

r* 

1 

e,"«,-»:»:«;«»; 

1 

• 

1 

iH  e«  eo  H(  *Q  CO 

6' 


4  D.  Probl.  d.  fünf  u.  drei  Strahl,  i.  d.  Photogrammetrie.  Von  Eduard  Dolbzal. 

Stellen  wir  der  Übersicht  wegen  die  absoluten  oder  wirklichen 
Fehler  in  der  Höhe  aus  Tabelle  lY  und  die  mittleren  Fehler  aus 
Tabelle  V  zusammen,  so  ergiebt  sich: 

Tabelle  VL 


Ko. 

Punkt 

HOhenfehler 

Anmerkung 

wirklieh 

wahnoheinllch 

1 
2 
3 

4 
6 
6 

1 

m 
—  0-400 
-f  0-996 
unbekannt 
-f  1094 
+  0-469 
+  0047 

m 

+  0  486 
±  0369 
+  0-620 
±  0-677 
±  0-389 
±  0-618 

Die  Hohe  der  Turmspitze  zu  St.  Peter  konnte  in  keiner  geodäti- 
schen Publikation  und  auch  vom  Kataster  nicht  erhalten  werden,  daher 
war  es  nidit  möglich,  die  Höhe  dieses  Punktes  auf  seine  Richtigkeit 
zu  prüfen. 

Die  Höhe  der  Turmspitze  zu  St.  Peter  ergieht  sich  zu: 

J?,»  34-328  m 
und  ist  auf 

^H^  =«  +  0  •  520  m  genau. 

Um  einen  bequemeren  Yei^leich  der  Resultate,  welche  nach  den 
behandelten  zwei  Methoden, 

dem  Fünf-  und  Dreistrahlenproblem, 

gewonnen  wurden,  Yomehmen  zu  können,  sind  die  gewonnenen  Daten 
in  den  nachstehenden  zwei  Tabellen  übersichtlich  zusammengestellt 
worden. 

Tabelle  VE. 


Qi«fto 

n— tifthwiliig 

benchttel  «»eli  d«m  PioblMia  dar 

fttnf  Stimhlen                         diel  Stimhlea 

1 

Radiusrektor                             r      .          104129    m 
Polarwinkel                              9     ^     170*  69'  26" 

Rechtwinklige  KooTdinaten   [J     1     Z  ^3^4^83  m 

Bildw«ite                                    f                  242^4    mm 
Orienüerangswinkel                 y           16«  41'  20" 
AbniiBse  des  Hauptpunktes    ^                68  103  mm 

1041  330  m 
170*  69'  12" 

—  1069092  m 
^    284039  m 

—  24244    mm 
16*  42'  61" 

68-212  mm 

■ 

Soleialjdaslrdilanikrfiiifiiiidäl 


Tafel  1. 


^fnr  Tff ftiirnrr  MifT' 


üfn-ny 


^/iUdaiftßrMMaiusuThfsOc 


über  Gleichungswagen.    Von  Eudout  Skutbch. 

Tabelle  VIU. 
G^enanigkeitB  -  Daten. 


85 


• 

OröfM 

AbaolutttT  Fehler 
aus  dem 

BelAtlrer  Fehler 
»ne  dem 

Fnnfstnhlen-     |      Breistrahlen- 

1 

FOnf Strahlen- 

Dreiitrahlen- 

Probleme 

Probleme 

r 

e 

X 

y 
f 
r 

M 

±  »203  m 

±4'  26" 
±  3410  m 
±  1  082  m 
±  0  80    mm 
+  9'  6" 
+  0-69     mm 
±  3-60     m 

±  2-680  m 
±14'  18" 
±  210    m 
±  468    m 
±0044  mjn 
±  39  2" 
±0-048  mm 
±  604    m 

1 
325 

1 
306 

1 
99 

% 

0-81 

0-33 
101 

1 
404 

1 
5  462 

1 
1490 

7o 

0-26 

0018 
007 

Zum  Schlüsse  erfüllt  der  YerfsEtsser  dieser  Arbeit  eine  angenehme 
Pflicht^  wenn  er  dem  Assistenten  seiner  Lehrkanzel,  Herrn  Bergingenieur 
Florian  Lederer,  der  ihn  bei  der  Ausrechnung  der  behandelten  Bei- 
spiele thatkraftig  unterstützte,  auch  an  dieser  Stelle  seinen  Dank  aus- 
spricht. 


über  Gleichnngswagen. 

Von  Rudolf  Skütsch  in  Haiensee. 

In  seinem  bekannten  Werk  ,,Die  Konstruktion  der  Wage^^  definiert 
Herr  Brauer  die  Wi^  mit  ausdrücklicher  Beschrankung  als  „ein  zur 
Ausführung  yon  Oewichtsrergleichungen  bestimmtes  mechanisches  In- 
strument'^  Aber  zwei  Überlegungen,  die  man  in  Herrn  Brauers  Ein- 
leitung selbst  findet,  fordern  eine  Erweiterung  der  Definition:  erstens 
hat  bereits  der  Sprachgebrauch  gewisse  andere  Instrumente,  wie 
Wasserwi^e  und  Setzwage,  einbezogen,  und  zweitens  kann  man  Wagen 
geeigneter  Bauart  mit  Vorteil  als  Rechenmaschinen  benützen. 

Man  wird  daher  —  ebenfalls  in  Verfolg  eines  bereits  von  Herrn 
Brauer  ausgesprochenen  Gedankens  —  als  Wage  allgemein  eine  kine- 
matische Kette  bezeichnen  dürfen,  welche  für  den  Angriff  willkürlich 
zu  wählender  Ki^fke  vorgerichtet  ist  und  benützt  wird,  um  Beziehungen 
zwischen  den  Grrölsen  und  Lagen  dieser  Kräfte  aus  der  Gleichgewichts- 
lage abzuleiten,  welche  die  Kette  unter  ihrem  Einfluis  annimmt. 
Alsdann   umfabt   die  Definition   die  drei  Fälle,   dais  es  sich  um  Be- 


86  tfbtr  Gleichungswagen. 

Stimmung  der  Orofse  oder  der  Richtung  einer  Kraft  handelt  oder 
endlich^  dafs  sämtliche  Kräfte  nach  Richtung  und  Grofse  bekannt 
sind  und  der  Endzweck  der  Wägnng  die  Aufsuchung  des  Wertes  einer 
Koordinate^)  ist^  welche  eine  gewisse  Gleichung  erfüllt^  deren  Koeffi- 
zienten durch  die  bekannten  Kräfte  und  Abmessungen  der  Kette  be- 
stimmt sind. 

Für  Wagen  des  letzi^enannten  Verwendungszweckes  bietet  sich 
von  selbst  die  Bezeichnung  Gleichungswagen  dar;  ihr  vorzüghches 
Anwendungsgebiet  bildet  natui^emäls  die  Losung  der  algebraischen 
Gleichungen  oder  yielmehr  die  Ermittelung  ihrer  reellen  Wurzeln.  Den 
sonstigen  ftir  diesen  Zweck  vorgeschlagenen  Geräten  (vgL  z.  B.  Wehage, 
Zeitschrift  des  Vereins  deutscher  Ingenieure  1877)  sind  die  im  Folgenden 
betrachteten  Wagenanordnungen  wenigstens  an  Einfachheit  des  Aufbaues 
zweifellos  überlegen. 

Diesen  Anordnungen  liegen  im  allgemeinen  Ketten  von  zwei£Eicher 
Beweglichkeit  zu  Grunde.  Während  die  eine  der  beiden  Koordinaten, 
von  denen  hiemach  die  Li^e  der  Kette  abhängt,  durch  ein  Stellwerk 
stetig  verändert  wird  und  als  Stellwerkskoordinate  |  bezeichnet  werden 
soll,  nimmt  die  andere,  wenn  die  Lage  und  Ghrolse  der  auf  das  System 
wirkenden  Kräfte  durch  die  Parameter  Oo,  o,,  o^ . . .  a«  bestimmt  ist 
und  stabile  Gleichgewichtslagen  innerhalb  der  Beweglichkeitsgrenzen 
der  Kette  vorausgesetzt  werden,  Werte  ti  an,  welche  durch  eine  Gleich- 
gewichtsbedingung 

(1)  «(S,  1?,  ao,  Oj,,  Oj  ...a*)  =  0 

mit  den  Werten  |  zusammenhängen. 

Die  Systeme  sind  nun  aber  so  gewählt,  dafs  bei  Erfüllung  einer 
bestimmten  von  den  Parametern  o,  unabhängigen  Gleichung 

(2)  9>(S, 'j)-0 
die  erste  Gleichung  die  Form  annimmt 


y  sn 


(3)  ^Ä^x^^O, 


y  =  0 


WO  die  Ay  Funktionen  nur  der  a^  sind,  x  dagegen  nur  eine  Funktion 
von  g  oder  iy  ist.  Wenn  nun  der  Apparat  so  eingerichtet  ist,  dafs  die 
Parameter  a»  stetig  verändert  und  die  zu  einem  beliebigen  Wertsystem 
der  Ät  gehörigen  Werte  der  a^  berechnet  werden  können,  so  ist  leicht 
zu    sehen,    dafs    der  Apparat  zur  Lösung  von   Gleichungen   höheren 

1)  Unter  Koordinate  ist  irgend  eine  Gröfse  verstanden,   deren  Werten  die 
Lagen  der  Kette  stetig  zugeordnet  sind. 


Von  Rudolf  Skutsch.  87 

Qradee  g»iz  ähnlich  angewendet  werden  kann,  wie  man  eine  sogenannte 

Schnellwage  handhabt.     Ist  nämlich  eine  öleichung  ^  Ä^x*  =  0   zu 

losen  y  so  berechnet  man  zunächst  aus  den  Ap  die  a,,  belastet  darauf 
die  Kette  mit  dem  durch  die  a,  bestimmten  Eräftesystem  und  ver- 
ändert S  bis  die  öleichung  9  (1,  v)  ^^  erf&llt  ist.  Nunmehr  kann  der 
gesuchte  Wert  von  x  aus  |  oder  17  berechnet^  am  einfachsten  aber 
unmittelbar  an  einer  Skala  abgelesen  werden.  Die  durch  öleichung  (2) 
charakterisierten  Lagen  bezeichnen  wir  als  entscheidende  Lagen.^) 
Freilich  würde  es  stets  einer  besonderen  Untersuchung  bedürfen,  ob 
nach  (1)  für  jeden  Wert  der  Koordinate  |  und  jedes  Wertsystem  der 
a,  wirklich  nur  eine  einzige  Gleichgewichtslage  existiert  Praktisch 
lielse  sich  aber  die  hieraus  resultierende  Unsicherheit,  ob  die  Erfüllung 
der  öleichung  (3)  sich  auch  wirklich  durch  Eintritt  der  entscheidenden 
Lage  anzeigt,  etwa  dadurch  beseitigen,  dafs  man  das  Spiel  der  Wage 
durch  Anschläge  möglichst  auf  die  unmittelbare  Umgebung  der  durch 
Gleichung  (2)  charakterisierten  Lagen  einschränkt.  In  ähnlicher  Hin- 
sicht bietet  die  in  Figur  10  dargestellte  öleichungswage  Interesse.  Sie 
besitzt  für  jeden  Wert  von  |  zwei  entscheidende  Lagen,  die  sich  als 
Spiegelbilder  entsprechen  und  reziproke  Wurzelwerte  x'  und  x"  be- 
dingen. Hat  abo  zufällig  die  zu  lösende  öleichung  zwei  einander 
reziproke  Wurzeln,  so  ist  klar,  dafs  der  Apparat  nur  eine  der  beiden 
Wurzeln  anzeigen  kann,  wenn  man  nicht  unter  entsprechender  Ver- 
änderung der  erwähnten  Spielbegrenzung  die  Koordinate  $  das  betreffende 
Gebiet  wiederholt  durchlaufen  lassen  will. 

Als  besondere  Form  der  öleichung  (2)  ist  auch  diejenige  g  '^  const. 
denkbar.  Wenn  diese  Eintragung  zum  Ziele  fährt,  so  ist  das  Stell- 
werk überhaupt  überflüssig,  die  zweifache  Beweglichkeit  fSilt  fort  und 
die  Wage  wird  zu  einer  Neigungswage.  Ein  Beispiel  hierfOr  bieten 
die  Figuren  3  und  4. 

Wir  gehen  nunmehr  zur  Betrachtung  der  einzelnen  Öleichungs- 
wagen  über. 

Die  hydrostatische  öleichungswi^e  des  Herrn  Meslin')  besteht 
aus  einem  um  eine  horizontale  Achse  drehbaren  Wi^ebalken,  an 
welchem  Rotationskörper  verschiedener  öestalt  yerschiebbar  aufgehängt 
sind  and  zwar  derart,  dafs  bei  Horizontalstellang  des  Wi^balkens  die 
Aufhängepunkte  in  einer  durch  die  Achse  gehenden,  die  tiefsten  Punkte 


1)  Diese  Betrachtnngsweifle  läfst  sich  übrigens  auch  auf  die  gewöhnlichen 
Wagen  znr  Ausführung  von  Gewichtsvergleichungen  anwenden. 

2)  Jonmal  de  phynqne  1900. 


gg  über  GleichungBwagen. 

der  Körper  aber  sämtlich  in  einer  zweiten  Horizontalebene  liegen, 
welche  von  der  ersteren  den  Abstand  x'  habe.  Die  einzelnen  Korper 
sind  von  solcher  Gestalt^  dafs  bei  dieser  Stellung  ein  in  der  Höhe  x 
über  der  letzteren  Ebene  geführter  Horizontalschnitt  die  Volmnina 
mXj  mx^j  moi?  u.  s.  w.  abschneidet.     Hierbei    ist   in   den   Figuren  1 

bis  4  die  Längeneinheit  gleich  0^9  cm  und  die  Konstante  *^  =^  Tg  gewählt 

Die  Aufhängungspunkte  dieser  Körper  mögen  —  nach  rechts  als  positiv 
gemessen  —  die  Abstände  a^;  o^,  o^  u.  s.  w.  yon  der  Achse  haben; 
auTserdem  werde  noch  ein  beliebig  geformter  Körper  vom  Volmnen  m 
im  Abstand  Oq  vermittelst  eines  dünnen  Fadens  von  solcher  Länge 
aufgehängt^  dafs  er  sich  bei  horizontalem  Stand  des  Wagebalkens  noch 
ein  gewisses  Stück  unterhalb  der  tiefsten  Punkte  der  übrigen  Körper 
befindet.  Der  Apparat  wird  nun  zunächst  ausbalanziert  und  alsdann 
allmählich  in  eine  Flüssigkeit  getaucht^  deren  spezifisches  Gewicht 
kleiner  ist  als  dasjenige  der  Körper. 

Stellwerkskoordinate  ist  hier  die  Höhenlage  \  der  Achse  und  zwar 
wollen  wir  die  \  abwärts  yon  einem  Punkte  aus  zählen,  welcher  in 
einer  Höhe  x'  über  der  Oberfläche  der  Flüssigkeit  liegt;  als  zweite 
Koordinate  17  führen  wir  den  Sinus  des  Winkels  ein,  welchen  der 
Wagebalken  mit  der  Horizontalebene  einschliefst  und  bezeichnen  ihn 
als  positiv,  wenn  der  rechte  Arm  nach  abwärts  zeigt  Die  Eintauch- 
tiefen der  Rotationskörper  sind  alsdann  bezw. 

S  +  Oi'^i    I  +  Oji?,    l  +  a«.i2, 

femer  die  Flüssigkeitsverdrängung  des  Körpers  vom  Volumen  m  und 
der  Rotationskörper 

Die  Momente  der  Auftriebe  in  Bezug  auf  die  Achse  der  Wage  sind 
also  bzw.  proportional  den  Grölsen 

und  die  Gleichgewichtsbedingung  lautet 

Jede  lineare  Gleichung  zwischen  $  und  1}  führt  diese  Gleiehgewichts- 
bedingtmg  bei  Elimination  der  einen  in  eine  algebraische  Gleichung 
Uten  Grades  für  die  andere  der  beiden  Grölsen  |  und  1^  über,  welche 
sich  durch  Verfügung  über  die  a«  mit  einer  Torgegebenen  Gleichung 
Uten  Qradee  identifiiieren  l&fst     Wollte  man  aber  die  entscheidenden 


Von  Rudolf  Sxutbch.  89 

Lagen  nach  einer  wiUkürUcb  angenommenen  aUgemeinen  linearen 
Gleichung  zwischen  $  und  i^.wählen^  so  hätte  man  für  die  Auflösung 
der  gegebenen  Crleichung  nichts  gewonnen^  weil  man^  wie  leicht  zu 
yerfolgen,  die  a^  selbst  aus  algebraischen  Gleichungen  zu  bestimmen 
hätte^  welche  sogar  den  n  +  Iten  örad  erreichen. 
Auch  die  spezielle  Form  der  linearen  Gleichung 

wobei  die  entscheidenden  Lagen  dadurch  charakterisiert  würden,  dafs  ein 
gewisser  Punkt  des  Wagebalkens  sich  in  der  unveränderlichen  Höhe  x' 
über  dem  Flüssigkeitsniveau  befände,  würde  wenig  Nutzen  versprechen. 
Er  laJst  sich  allerdings  zeigen,  dafs  in  diesem  Falle  zur  Ermittelung 
der  a^  dreigliedrige  Gleichungen  von  der  Form 

AnX"^  +  A^x  —  ^  =  0 

benützt  werden  können,  welche  ihrerseits  auf  die  in  Rede  stehende  Art 
und  Weise  durch  Wägung  lösbar  sind. 

.Viel  mehr  Interesse  bieten  die  beiden  anderen  SpeziaUsierungen 
der  linearen  Gleichung  ri^p  oder  S  =  9.  Im  ersten  Fall  ist  ent- 
scheidende Lage  eine  bestimmte  feste  Richtung  des  Wagebalkens,  im 
zweiten  erübrigt  sich  das  Stellwerk  und  die  Wage  wird  zu  einer  so- 
genannten Neigui^^wage.  Diese  Falle  möchte  ich  kurz  betrachten, 
obgleich  sich  zeigen  wird,  dafs  praktisch  wohl  nur  die  schon  von 
Herrn  Meslin  angegebene  Handhabung  des  Apparates  in  Frage 
kommen  kann. 

Mit  17 » j!>  geht  die  Gleichung  (4)  über  in 


r  =  « 


(5)  ^a.{%+.arpy  =  0, 


y  =  0 


und,  um  diese  Gleichung  mit  einer  vorgegebenen  von  der  Form  (3)  zu 
identifizieren,  hat  man  die  a»  aus  folgendem  Gleichungssystem  zu  be- 
stimmen 

a«  =  A 


"»  —  ''■^n 


u.  s.  w. 


Man    erhalt    dann    die   Wurzeln   der    Gleichung    als    Werte    der 
Koordinate  $. 

Sei  etwa  die  Gleichung 
(7)  4x»-6a;-3  =  0 


90 


Über  Gleidrangswagen. 


anfraloeen  und  wählt  man  17  =  0,05,  so  ergeben  sich  die  Abstände  o, 
(Figur  1)  der  Reihe  nach  za: 

a,  =  4;    a,  =  -2,4;    aj  =  -7,056;    a^  =  -5,4Sl. 
Herr  Heslin   hatte   nur  Horizontalstellimg   des  Wagebalkens  in 


Fig.  1. 


Betracht  gezogen.    Hierbei  geht  —  mit  p  »  0  —  das  obige  Gleichongs- 
System  für  die  a,  einfach  in  die  n  +  1  Gleichungen 

über  nnd   die  Losung   der  Gleichung  (7)  wird  durch  Figur  2  yeran- 
schaulicht 

Flg.  t. 

I 
I 


It  I  >-  9  geht  Gleichung  (4)  über  in 
und  die  Identität  mit  (3)  erfordert 


a'*'~A 


(9) 


U,   8.   W. 

Man    erhält    dann   die    Wurmein    der    Gleichung   als    Werte   der 
Koordinate  ^. 


Von  RuDour  Skutsch. 


91 


Um  bei  Losung  numerischer  Gleichungen  reelle  Werte  ftir  die  a^ 
zu  erhalten,  ist  auTser  geeigneter  Wahl  der  Gröfse  q  eine  Transformar 
tion  derselben  yorzunehmen.  Zur  Lösung  von  (7)  können  wir  etwa 
setzen  q  =  1,3  und  a;  =»  1,5  +  y  oder 

4y»+18y»  + 21^+1,5  =  0. 

Es  ergiebt  sich  dann  als  eines  der  möglichen  Wertsysteme 

o,  =  +  1,414;     Oj,  =  +  1,910 ;     »j  =—  1,173 ;     %^-  3,31 . 

Die  Lösung  ist  in  Figur  3  dargestellt,  sie  ergiebt  sich  in  der  Form 
y^ri^-  0,076;  also  a;  =-  1,5  +  y  -  1,424. 

Fig.  5. 


Wird  insbesondere  9  »  0  gewählt,  so  geht  das  obige  Oleichungs- 
System  (9)  in  die  n  +  1  Gleichungen 

Über.    Transformieren  wir  etwa  Gleichung  (7)  durch  die  Substitution 
x^lß  +  y  in 

4y«  +  14,4y»  +  ll,28y  -  3,288  =  0 

so  wird  (bei  willkürlicher  Verfügung  über  das  Vorzeichen  der  zweiten 
und  vierten  Wurzel),  wie  in  Figur  4  dargestellt: 

0^=«+ 1,414;    aj-=  +  2,433;    aj^  =  +  3,358;    % 3,288. 

Ln  letzteren  Fall  ist  zwar  leicht  einzusehen,  dafs  es  stets  durch 
lineare  Transformation  der  gegebenen  Gleichung  gelingt,  alle  a,  reell 
und  alle  Wurzeln  der  Gleichung  zu  echten  Brüchen  zu  machen.  Eine 
weitere  Einschränkung  für  die  Anwendung  der  beschriebenen  Verfsüiren, 
welche  wiederum  nur  das  von  Herrn  Meslin  angegebene  nicht  trifft, 
besteht  aber  darin,  daGs  keiner  der  Werte  ^  +  Gpfj  negativ  ausfallen 
darf  Denn  wenigstens  für  die  im  Anschlufs  an  Herrn  Meslin  in  den 
Figuren  1  bis  4  dargestellten  Körper  ist  der  Auftrieb  eben  nur  so  lange 
der  vten  Potenz  dieser  Gröfse  proportional,  als  dieselbe  positiv  bleibt. 


92  ÜLer  ( !1  ei  ehungs wagen. 

und    eine   Ei^nziing  der   Körper  zur   Vermeidimg  dieaes   Msngels  irt 
nur  für  ungerade  Werte  von  v  ohne  grofee  Komplikation  denkbar. 

Die  Rotationskörper  des  Herrn  Meslin  sind  der  Ueihe  nach  ein 
cjlindri scher  Stab,  ein  Paraboloid,  ein  Kegel,  ein  Körper  mit  semi- 
knbiaoher  und  ein  solcher  mit  apolionischer  Parabel  als  Generatrix  u.  s.  C 
Herr  Meslin  macht  darauf  aufmerksani,  dalB  zur  Lösung  einer  reduzierten 
kubischen  Gleichnng  nur  Kegel  und  Cylinder  erforderlich  sind.  Wenn 
er  hierbei  den  Vorteil  in  der  Vermeidung  des  schwieriger  herzustellenden 
Paraboloides  sieht,  s«  mag  bemerkt  werden,  dafs  daa  letztere  anch  durch 
einen  ebenflächigen  Keil  mit  horizontaler  unten  liegender  Schneide  er- 
setzt werden  kann.  Da  man  natürlich  auch  den  Cylinder  durch  irgend 
welches  Prisma,  den  Kegel  durch  irgend  welche  Pyramide  ersetzen  kann, 
so  sind  zur  Lösung  der  allgemeinen  Gleichung  dritten  Grades  nur  solche 
Körper  erforderlich,  welche  von  ebenen  Fignren  begrenzt  werden. 


Die  folgenden  Apparate  stellen  sich  ausnahmslos  als  kinematische 
Ketten  aus  festen  Körpern  dar.  Die  Kette  von  einfacher  Beweglichkeit 
welche  festen  Werten  der  Stellwerkskoordinate  |  entspricht,  ist  bei 
allen  aus  Wagebalkeu  zusammengesetzt,  welche  durch  KuppelstSbe 
oder  ähnliche  Körper  verbimden  sind.  Man  kann  sie  in  drei  Gruppen 
teilen,  je  nachdem  durch  das  Stellwerk  entweder  nur  die  Angrifi'spnnkte 
der  Knppelstabe  oder  nur  die  UnterstQtzungs punkte  an  den  WagebaUien 
verschoben  werden  oder  drittens  sowohl  Angrifl"  der  Kuppelstäbe  als 
Unterstützung  in  festen  Punkten  der  Wagebalken  erfolgt.  Die  Gleich- 
gewichtsbedingung filr  die  entscheidenden  Lagen  ist  bei  allen  so  leicht 
anzusetzen,  die  allgemeine  Form  dagegen  so  kompliziert,  dafs  wir  von 
nun  an  immer  gleich  die  erstere  formulieren  wollen. 

Nach  der  vorstehenden  Einteilung  würden  die  prinzipell  fast  über- 
einstimmenden   Gleichungswt^en    der  Herren  Massau'1  und  QraDt') 


1)  Note  SM  ie«  int^graphes,  Gand,  1 
!)  American  Macbinist  1B96. 


d 


Von  Rudolf  Skutbch. 


93 


der  ersten  Qattang  angehören.  Was  zunächst  den  auf  die  Ausgestaltung 
des  Apparates  etwas  naher  eingehenden  Vorschlag  von  Herrn  Grant 
anbetrifity  so  benützt  derselbe^  wie  aus  Figur  5  zu  ersehen,  zur  Lösung 
TOB  Gleichungen  nten  Grades  ein  System  von  n+  1  gleichgrofsen 
gleicharmigen  Balkenwagen,  von  denen  jede  mit  einem  Punkt  ihres 
rechten  Armes  das  rechte  Balkenende  der  folgenden  Wage  unterstützt. 
Der  Apparat  ist  nun  so  eingerichtet,  daCs  an  sämtlichen  Wagebalken 
die  Entfernung  des  unterstützenden  Punktes  vom  Drehpunkt  stets  über- 
einstimmt, im  übrigen  aber  dieser  gemeinschaftliche  Wert  durch  ein 
Stellwerk  stetig  verändert  werden  kann.     Nennen   wir  ihn  |  und  die 

Fig.  5. 


Ärmlinge  l,  so  gehören  zu  einer  Elementardrehung  S  des  ersten  Balkens 

offenbar  Elementardrehungen  j  S,    f  ~)  d,  •  •  •  (jjS  der  übrigen  Balken. 

Sind  dieselben  also  durch  Momente  Mq,  M^,  M^-  -  •  M^  belastet,  so 
laatet  die  Gleichgewichtsbedingung  für  das  System  nach  dem  Prinzip 
der  virtuellen  Yerrflckungen: 

(10)  M,  +  M,L  +  M,(^y  +  •..  +  M,(\y  -0. 

Um  darnach  die  Gleichung  (3) 

^Ä,x'  «  0 

za  losen,  bringt  man  Momente  üf  ,  von  der  Grölse  der  Koeffizienten  Ar 
auf  die  einzelnen  Wagebalken  und  vexundert  den  Wert  von  £  stetig 
▼ermittelst  des  Stellwerks.    Bei  Eintritt  der  entscheidenden  Lage,  d.  h. 

bei  horizontalem  Stand   der  Balken  ist  ^  =  -f  eine  Wurzel  der  Glei- 


über  GleichungBwt^oti 

chung.  Wuraelwerte  a;  >  1  erhält  man  in  der  Form  ^  =  j-  wenn  mau 
Momente  M,  von  der  Grölse  der  Koeffizienten  Ä.-,  aufbringt,  wie 
man  sich  durch  Multiplikation  der  Gleichung  (10)  mit  U  j  überzeugt. 
Macht  man  M,^  (—  lyÄ,,  so  ergeben  eich  echte  Brüche  unter 
den  negativen  Wurzeln  der  Gleichung  in  der  Form  ar  =  —  j ;  mit 
M,  =  {—  \yAn-r  die  übrigen  negativen  Wurzeln  in  der  Form  a;  =  —  t. 
Wie  man  erreichen  kann,  daTa  die  Länge  |  für  alle  Wagebalken 
die  nämliche  bleibt,  auf  diese  Frage  geht  Herr  Maeeau  überhaupt 
nicht  ein.  Er  verwendet  RobervaUche  Wagen  und  stellt  dieselben 
unveränderlich  ao  nebeneinander  auf,  dai'a  ihre  Drebachaeii  in  eine  ße* 
rade  fallen.  Gekuppelt  wird  eiu  veränderlicher  Punkt  des  in  einen 
horizontalen  Arm  auslaufenden  Plateaus  jeder  einzelnen  MV&ge  mit 
einem  veränderlichen  Punkt  des  Balkens  der  vorhergehenden.  Da  bei 
der  Robervalschen  Wage  alle  Punkte  eines  Plateaus  gleiche  Wege 
beschreiben,  so  ist  nur  die  Verlegung  des  BalkenpmJttes  mafsgebend 
und  die  soeben  entwickelte  Gleichung  gilt  auch  für  Herrn  Massaus 
Instrument.  Die  Anbringung  eines  Stellwerkes  zur  gleichzeitigen  Ver- 
änderung der  Arme  g  würde  aber  bei  dieser  Anordnung  sehr  schwierig 
sein.  Bei  Herrn  Grants  Gleichungswage  gestaltet  sich  dagegen  gerade 
das  Stellwerk  sehr  einfach.  Hier  werden  die  einzelnen  Wagens clmei den 
durch  zwangläufig  verbundene  Schraubenspindeln  mit  Geschwindigkeiten 
bewegt,  welche  sich  wie  die  Glieder  einer  arithmetischen  Reihe  ver- 
halten. Nur  ist  in  Herrn  örants  Figur  die  Stützung  des  einen  Balkens 
auf  dem  andern  durch  oben  gelenkig  angeschlossene,  unten  mit  Ösen 
versehene  Stiibe  bewirkt  und  damit  natürlich  eine  stetige  Verstellung 
doch  wieder  ausgeschlossen,  weil  diese  Stäbe  im  belaeteten  Zustand 
durch  die  gleitende  Eteibimg  am  untercu  Wagebalken  mitgenommen 
werden  und  sich  schräg  stellen  würden.  Diese  Schwierigkeit  ist  auch 
nicht  ohne  weiteres  zu  beseitigen;  denn  wollte  man  diese  Kuppelstäbe 
etwa  oben  steif  anschliefsen,  so  würde  zwar  stetige  Verstellung  er- 
möglicht sein,  dafür  aber  die  Reibung  an  den  unteren  Stützenenden 
beim  Einspielen  der  Wage  sehr  störend  wirken,  allerdings  um  so 
weniger,  je  näher  die  sämtlichen  reibenden  Punkte  und  Balkendreh- 
punkte in  eine  Horizontalebene  fallen.  Die  letztere  geometrische  Be- 
dingung scheint  Herr  Massau  verwirklichen  gewollt  zu  haben,  wobei 
dann  für  unendlich  kleine  Schwingungen  um  die  entscheidende  Lage 
die  Relativbewegung  der  reibenden  Punkte  unendlich  klein  von  höherer 
Ordnung  würde.  Jedenfalls  sind  beide  Gleichungswagen  als  recht  im- 
voUkommene  Beispiele  der  ersten  Gattung  anzusehen. 


Von  Rudolf  Skütsch. 


95 


Eine  bessere  Losimg  der  Aufgabe  ist  in  Figur  6  dargestellt.  Der 
ganze  Apparat  ist  hier  in  Zwillingsform  ausgeführt,  sodaGs  die  eine 
Hälfte  nur  die  positiven,  die  andere  nur  die  negativen  Momente  auf- 
nimmt. Hierdurch  ist  der  wichtige  Zweck  erreicht^  da(s  die  von  einer 
Wage  auf  die  benachbarte  übertragene  Kraft  stets  dieselbe  Richtung 
behalt.  Infolgedessen  konnten  die  Euppelstäbe  durch  Rollen  ersetzt 
werden,  welche  weder  ffir  eine  stetige  Verstellung  des  Apparates  durch 
das  Stellwerk,  noch,  wenn  leicht  genug  beweglich,  für  ein  empfind- 
liches Spiel  der  Wage  ein  Hindernis  bieten.    Das  Stellwerk  kann  wie 

Fig.  6. 


bei  Herrn  Orants  Apparat  in  einfachster  Weise  unter  Benützung  von 
Schraubenspindeln  hergestellt  werden. 

Hit  den  aus  der  Figur  zu  entnehmenden  Bezeichnungen  entsprechen 
einer  sehr  kleinen  Senkung  S   des   linken  Balkenendes   der   untersten 

Wage    gleichzeitige    Senkungen  -j  S,    (t)  ^f  '  "  (t)  ^    ^^^    übrigen 

Balkenenden  der  linken  Apparathalfte,  dagegen  gleichzeitige  Senkungen 

-  d,  —  ^  d ,   —  Ijj  d,' '  —  lj\  d  auf  der  rechten  Seite.    Somit  ist 

die  Qleichgewichtsbedingung  für  das  in  der  Figur  angeschriebene  Lasten- 
system 


vss  n 


(") 


2/-iir-2/-&-2,i'-M^--o 


Um  also  eine  Gleichung  von  der  Form  (3) 


V  =  ll 


^AflJ'-O 


VbO 


Zu  lösen,  mache  man  zunächst  (P,  —  P,)  «  Ä^,  um  die  positiven  Wurzeln 
>  1  in  der  Form  a:  -»  y  zu  erhalten,  darauf  (P,  —  P»)  =  -4|,_»,  um  die 

positiven  Wurzeln  <  1   in    der  Form  a^  =-  4   zu   erhalten.     (Pr  —  P») 

«(— l)'-4.r  ergiebt  die  negativen  Wurzeln  >  1  und  endlich  (Pr  — Pr) 
«(—  l)'il«.,  die  negativen  Wurzeln  <  1.    Selbstverständlich  kommt 


96  über  Gleich ungs wagen. 

man  mit  w  Kräften  aus:  ergiebt  sich  F,  —  PI  positiv,  so  nehme  man 
P'y  =  0;  ist  1\  —  P't  negativ,  so  nehme  man  P.  =  0.  Eb  wird  dann 
von  den  entsprechenden  Wageschalen  beider  Hälften  des  Apparates 
immer  nur  eine  belastet.  Dal's  die  imhelastete  W^e  im  Gleich- 
gewicht ist,  kann  man  leicht  aus  (11)  ableiten,  wenn  man  es  nicht 
unmittelbar  aus  Syrametriegründeu  folgern  will.  Die  Auattihrung 
des  vorbeBchriebenen  Apparates  kann  konstruktiv  kaum  auf  irgend 
welche  Schwierigkeiten  Btol'sen,  an  Empfindlichkeit  durfte  er  Herrn 
Meslins  Wage  wohl  übertreti'en. 

Die  Grundform  der  zweiten  Gattung  ist  womöglich  noch  einfacher. 
B  gewichtslose  Stabe  von  der  Länge  i  {die   Wagebalken)  sind  in  ihren 
Endpunkten   gelenkig   verbunden   und    zu   einem   geraden    horizontalen 
Stabzug  ausgestreckt  (Fig.  7).    Derselbe 
*'''■ '  wird    durch     n  Schneiden     unterstützt, 

'eiche  in  gleichen  Abständen  l  auf 
einem  gemeinschaftlichen  Stativ  befestigt 
sind.  Diese  Schneiden  teilen  sämtliche 
Stablängen  in  dem  nämlichen  Verhältnis 
^'■l  —  t,  welchem  durch  Relativ  Verschiebung  des  Stabzuges  gegen 
das  Stativ  jeder  positive  Wert  gegeben  werden  kann.  Eine  Ab- 
wärtsbewegung des  rechten  Stabzngendes  um  eine  sehr  kleine 
Gröl'se  6  ist  den  Bedingungen  des  Systems  zufolge  mit  abwechseln- 
den    Auf-     und    Abwärtsbewegungen     der     übrigen     Stabenden     ver- 


P.         K         P,         ^   'i  P. 


buaden,   welche,    wie    leicht   zu  sehen,    durch    die  Gröfsen    —  ■. -^-^  S , 

+  (rzri)  *'  "~  ir-Tl}  ^  "■  ^-  *"■  gemessen  werden.  Für  die  Lastenreihe 
in  Figur  7  und  horizontale  Lage  des  Stabzuges  liefert  also  das  Prinzip 
der  virtuellen  Verrückungen  die  Gleichgewichtsbedingung 


(12) 


2(-^y^-{rHi'=o- 


Wendet  man  nur  abwärts  gerichtete  Kräfte  an,  so  lälst  sich  (12) 
nur  mit  solchen  Gleichungen  (3)  identifizieren,  dereu  Glieder  keine 
Zeichenfolge    oder    keinen    Zeicheu Wechsel   haben.      Im    erster en   Fall 


die  Wurzeln    in   der  Form   x  = 


J_ 


im   zweiten  in  der 


Form  (—  x)  —  YZri  •  I^'^se  Beschränkung  auf  bestimmte  Arten  von 
Gleichungen  und  der  Einäufs  des  Eigengewichts  der  W^ebalken 
kommen  gleichzeitig  in  Fortfall,  wenn  man  den  Apparat  wieder  in 
Zwillingsauordnung  ausführt.    Mau  verbindet  hierbei  zwei  entspreohende 


Von  Rudolf  Skutsch.  97 

Enden  der  beiden  Stabzüge  durch  einen  in  der  Mitte  anterstütKt>en 
(2n  +  l)ten  Stab  und  ordnet  für  beide  Schneidensysteme  einen  gemein- 
schaftlichen symmetrischen  Antrieb  etwa  durch  rechts-  oder  links^ngiges 
Gtewinde  auf  derselben  Spindel  an  (Figur  8).    Man  hat  dann  auf  der 

einen  Seite  die  Senkungen  +  *,  -  M-g)  * ,  +  (r~|)**>  *  • '  (- 1)"  (r=l)"*; 

auf   der    andern    die    Senkungen    —  d,   +  irnij  ^f   "~  (rzn)  '>  *  '  ' 

(—  1)""*"^  (rZTfc)  '?  ^^^  ^®  Gleichgewichtsbedingung  flbr  die  Lastenreihe 
in  Figur  8  lautet: 

(13)  Jf(-  iy(P,-P^(j±-y  =  0, 

Diese  Gleichung  zeigt  zunächst^  dafs  bei  symmetrischer  AusfOhrung  der 
Apparat  im  Gleichgewicht  ist,  wenn  nur  sein  Eigengewicht  wirkt^  dafs 

Fig.  8. 

^     ^     j?     ^      Ji     f:     p:     /j'     p:     /;' 


L 

also  das  letztere   die  Giltigkeit  der  Gleichung  (13)  für  die  äufsereu 
Lasten  nicht  beeinträchtigt 

Um  die  Gleichung  mit  der  allgemeinen  Form  (3) 


yas« 


^A,x'  -  0 


vsO 


zur  Übereinstimmung  zu  bringen,  mache  man  (P,  —  Py)  »  A^  um  die 
negativen  und  (P^  —  Py)  =  (—  1)*  A^  um   die   positiven  Wurzeln   der 

Gleichung  zu  erhalten.  Die  ersteren  ergeben  sich  in  der  Form  rr==—  7-^-7 ; 

die  letzteren  in  der  Form  a;  »=  ^  . .    Wie  bei  der  oben  beschriebenen 

Zwillingsanordnung  der  ersten  Ghittung  kommt  man  auch  hier  mit  n 
positiven  Kräften  aus,  indem  man  für  positive  Werte  von  P,  —  P^  den 
Subtrahenden,  f&r  negative  den  Diminuenden  gleich  Null  setzt. 

In  der  vorbeschriebenen  Form  ist  die  Gleichungswage  noch  nicht 
brauchbar,  da  die  zugrundeliegende  Kette  nur  unendlich  kleine  Beweg- 
lichkeit besitzt.  Um  dem  abzuhelfen,  konnte  man  die  Stäbe  anstatt 
auf  Schneiden  auf  drehbaren  Bollen  auflagern,  welche  durch  das  Stell- 

Z«ilMlirift  f.  Mathematik  a.  Physik.  47.  Band.  19M.  1.  n.  S.  Heft.  7 


98 


Über  GleichoDgawa^n. 


werk  ^eicbmälsig  bewegt  werd^a.  Ist  nuii  Yoraorge  getroffen,  äals 
die  Stäbe  auf  deu  Rollen  nur  wälzen,  nicht  gleiten  können,  so  ist 
bei  horizontaler  Lage  der  Stäbe  da«  Verhältnia  | :  /  —  6  durchweg  das- 
selbe und  die  Yerbindong  auf  einander  folgender  Stäbe,  die  etwa  ab- 
wechselnd höher  und  tiefer  gelegt  werden,  kann  in  einfachster  Weise 
durch  gelenkig  angeschlossene  yertikale  Kappelstäbe  erfolgen.  Der  Zwang- 
lauf  de«  Stellwerks  und  der  Horizontalstäbe  auf  den  Rollen  kann  durch 
\  erzahnung  oder  durch  Wicke- 
lung von  Zugorganeo  erreicht 
werden;  da  die  Schwierigkeiten 
auf  konstruktivem  Gebiete  hegen 
würden,  möchte  eine  schema- 
tische Skizze  ebenso  zwecklos 
als  wohlfeil  sein. 
Ar  /    1        1  /  \  Übersichtliche   und  geome- 

-Ci-Vl  y^    /\        1^1,  \  trisch  nicht  uninteressante  Appa- 

rate der  dritten  Gattung  erhält 
man,  wenn  man  die  Drehpunkte 
der  Wageb&lken  in  gleichen  Ab- 
ständen auf  der  Peripherie  eines 
lüeises  anordnet.  Die  Äu^abe 
des  Stellwerks  kann  dann  darin 
best«hen,  nur  den  Halbmesser 
des  Kreises  oder  nur  den  Ab- 
stand der  Peripheriepunkte  oder 
Kach  beide  nach  irgend  einem 
Gesetz  gleichzeitig  zu  verändern. 
Von  der  sich  hier  bietenden 
grolseu  Mannigfaltigkeit  der  Lö- 
sungen sind  nächste  hend  ohne 
besondere  Auswahl  zwei  belie- 
bige herausgegriffen,  für  diese 
aber  gewisse  Stablängen  und  Winkel  aus  Zweckmäfsigkeitsgründen  be- 
stimctt  worden. 

In  der  Qle ich ungs wage  na*h  Figur  9  werden  die  einzelnen  Radial- 
stäbe eines  fächerförmigen  Gestells  (etwa  durch  einen  Zahnradmecba- 
nismusi  gleichzeitig  n.  zw.  so  verstellt,  dals  die  Winke!  zwischen 
benachbarten  Radialstäben  unter  einander  stets  gleich  bleiben.  Der 
Endpunkt  eines  jeden  Radialstabes  r  dient  als  Drehpunkt  eines  zwei- 
armigen Wagebalkens  II,  auf  welchen  aber  die  Gewichte  nicht  in 
festen  Punkten  und  in  bestimmter  Richtung,  sondern  vemiittelat  Rollen 


Von  Rudolf  Skutsch.  99 

wirken,  an  deren  umfang  sie  angreifen.^)  Die  Endpunkte  benach- 
barter Wagebalken  sind  durch  Enppelstabe  s  verbunden;  die  Buch- 
staben r,  l  und  s  werden  im  folgenden  zugleich  als  Mafs  für  die  Längen 
der  betreffenden  Stabe  benützt.  Werden  nun  die  Wagebalken  ver- 
mittelst am  Rollenumfang  angreifender  Gewichte  durch  die  Momente 
M^,  M^,  M^j  M^j  M^  belastet;  so  hat  das  System  für  jeden  Wert  der 
SteUwerkskoordinate  |  eine  bestimmte  Gleichgewichtslage.  Bezeichnen 
wir  die  Spannkräfte  in  den  vier  Kuppelstäben  mit  S^,  S^,  S^  und  /Sf^, 
die  Winkel  zwischen  Wagebalken  und  Kuppelstäben  in  der  aus  der 
Figur  ersichtlichen  Weise,  so  ergiebt  sich  successive,  wenn  Zugspan- 
nungen und  linksdrehende  Momente  als  positiv  eingeführt  werden, 

Si  Bin  yi  =  y 
S,  sin  *i  +  5j  sin  y^  =  -j 

(14)  5,  sin  *j  +  S,  sin  y,  =  -^* 

iSj  sin  *3  +  S4  sin  y^  =  y 

^4  sin  ^4  =  -y  . 

Multipliziert  man  die  zweite  dieser  Gleichungen  mit ^~-~ ,  die  dritte 

mit  +  !^  .  !!j5^ ,  die  Tierte  mit  -  ^l^i  •  ?!2^  •  ^  und  die  fönfle 

Bin  dj     sm  o,  '  Bin  ö^     sin  tf.     Bin  o, 

mit  -r— ^  •  -:-—  •  -r-—  •  -r— ^* ,  SO  fallou  bcl  Addition  aller  Gleichungen 

flin  dj     sin  d.     Bin  d,     sin  o^ '  ^ 

die  Stabspannungen  8  heraus  und  man  erhalt  bei  Weglassung  des 
gemeinschaftlichen  Faktors  j: 

(15)  M.-M'^  +  M,'^l'-'^^-M,'^^'^*-^l' 

^     ^  ^  *  Bin  Oj  *  Bin  dj     Bin  o,  '  sin  d^     sin  0,     Bin  d, 

4.  M  ?^  y» .  ^yj .  5£_yA .  ?^* «  o 

•        *  sin  ^1     sin  tf,     sin  S^     sin  d^ 

Es  ist  aber  leicht  einzusehen,  dafs  —  innerhalb  gewisser  Grenzen  — 
für  jeden  Wert  von  £  eine  Lage  des  Systems  existiert,  bei  welcher 
samtliche  Fünfecke  rlslr  kongruent  sind.  Für  diese  Lagen  wird  also 
yi  =  y,  «=  y,  «  y^  und  d^  =  dj  =  d,  —  d^  und,  wenn  wir  infolgedessen 
die  Indices  dieser  Winkel  als  überflüssig  fortlassen,  so  nimmt  Gleichung 
(15)  die  einlEU^here  Form  an 

w  «.-  *.  :s-; + ".  m'  -  ■«.  (ii)" + 1.  m'  - » 

1)  Diese  Bollen  haben  in  den  Fig^oren  9  und  10  lediglich  der  Übersichtlichkeit 
▼egen  sehr  kleine  Durchmesser  erhalten. 


100  über  GleichungawagexL 

oder^  wenn  wir  die  willkürliche  Beschränkung  auf  eine  bestimmte  An- 
zahl Ton  Wagebalken  aufgeben: 


»=B|| 


(17)  2(-l)'J»f.(l^)=0. 

Um  also  mit  diesem  Apparat  eine  Gleichung  (3) 

t  g  n 

9  =  0 

ZU  lösen;  hatte  man  die  Momente  M^  »  (—  1)^^,  zu  machen  und  die  Stell- 
werkskoordinate  £  zu  verändern,  bis  die  Fünfecke  rlslr  kongruent  sind;  in 

dieser  entscheidenden  Lage  liefert  der  Quotient  -r--~  eine  Wurzel  der 

Gleichung.  Die  Kongruenz  samtlicher  Fünfecke  folgt  zwar  schon  aas 
der  Gleichheit  z.  B.  zweier  aufeinander  folgenden  Winkel  y  oder  d; 
aber  die  stetige  Veränderung  von  (  wird  illusorisch  gemacht,  wenn 
zwei  gleichzeitige  Beobachtungen  erforderlich  sind.  Die  Feststellung 
der  entscheidenden  Lage  wird  also  besser  etwa  folgendermalsen  ge- 
schehen. Die  Gesamtheit  der  entscheidenden  Lagen  bestimmt  nandich 
f&r  jeden  Punkt  des  Stabes  s  inbezug  auf  einen  benachbarten  Stab  r 
einen  geometrischen  Ort,  der  auf  einer  mit  r  yerbundenen  Ebene  vor- 
gezeichnet  werden  kann.  Zu  beobachten  ist  alsdann  nur,  wann  der 
betreffende  Punkt  die  vorgezeichnete  Kurve  passiert  In  Figur  9  ist 
im  besondem  s  ^21  gemacht.  Alsdann  liegen  in  allen  entscheidenden 
Lagen  die  Mittelpunkte  der  Stabe  s  auf  dem  Kreise  01234.  Denn  be- 
zeichnet man  die  Scheitel  der  Winkel  d^,  y^  und  S^  mit  Dj,  O^  und 
D^y  so  ist  wegen  Kongruenz  der  Fünfecke  CD^  »  CD^,  und  es  sind  in 
den  Dreiecken  CD^Q^  und  CD^G^  die  Seiten  paarweise  gleich.  Diese 
Dreiecke  sind  also  kongruent,  die  die  Seiten  D^^G^  und  D^G^  halbierenden 
Transversalen  sind  gleich  und  der  Mittelpimkt  von  s  hat  den  Abstand  r 
von  C. 

Mit  dieser  Gleichungswage  kann  man  nur  Wurzeln  ermitteln,  die 
sich  nicht  allzusehr  von  dem  Wert  1  entfernen.  Denn  offenbar  würde 
bei  sehr  spitzen  oder  sehr  stumpfen  Winkeln  y  und  d  die  Reibung  in 
den  Gelenken  die  Genauigkeit  arg  beeinträchtigen.  Lälst  man  noch 
Winkel  von  45^  und  135^  zu,  so  müssen  die  Wurzeln  jeden&lls  zwischen 

den  Grenzen  )/2  und  -|^)/2  liegen  und  auch  dieses  Gebiet  kann  nur 
dann  völlig  ausgenützt  werden,  wenn  man  die  Stablangen  so  wählt, 
dafs  in  den  entscheidenden  Lagen  für  y  =  45®  S  -=  90®  und  fÖr  y  «  90** 
d  ^  135®  wird.  Nachdem  aus  anderen  Gründen  s  ^21  angenommen 
war,  liefs  sich   die   letztere  Bedingung   nur  noch   angenähert  erfUlen 


Von  Rudolf  Skdtsch. 


101 


und  zwar  durch  r  =  3,752.  JedenMls  würde  also  der  Anwendung  einer 
derartigen  Oleichungswage  die  entsprechende  Transformation  der  Glei- 
chung Torhergehen  müssen. 

Eine  andere  Gleichungswage  der  dritten  Gattung  ist  in  Figur  10 
abgebildet.  Als  Trager  der  Wagenschneiden  dient  wieder  ein  fächer- 
förmiges (bestell  Ton  Radialstaben;  aber  diesmal  sind  die  Winkel  k 
zwischen  denselben  unyeränderlich  und  durch  das  Stellwerk  wird  der 


Halbmesser  |  des  Kreises  verändert;  auf  dessen  umfang  sich  die 
Schneiden  befinden.  Die  Wagebalken  l  sind  jetzt  nur  einarmig,  können 
aber  wie  Torhin  vermittelst  der  an  ihnen  befestigten  SchnurroUen  durch 
positive  oder  negative  Momente  M^  bis  M^  belastet  werden.  Die 
Gleichgewichtsbedingungen  für  die  an  den  Enden  der  Wagebalken  an- 
greifenden S[rafte  lauten 

3f. 


Si  sin  yi  =  y 


M, 


S,  sin  yj  —  8^  sin  d^  =  -, 


(18) 


3f. 


iSj  sin  y,  —  i^  sin  ig  =  -y 


3f, 


S^  sin  y^  —  S,  sin  *$  =  T 
-  8^  sin  8^  -  ^^ 
und  nach  Multiplikation  der  einzelnen  Gleichungen  mit 


102  tJbcr  Gleichiingswagen. 

^     sin  y,      sin  y^     sin  y,     sin  Yi     Bin  y,     sin  y,     sin  y,     sin  y,     sin  y,    sin  y^ 
^  sin  d| '  sin  dj     sin  d, '  sin  d|     sin  d,     sin  ^,  ^  sin  d^     sin  ^,     sin  d^    sin  d^ 

ergiebt  die  Addition  sämtlicher 

^  ^  Sin  a,  "  sin  o.     Bin  o,  'sin  a,     sm  a,     sin  a, 

,jgv  1  11  1  t  s 

*  sin  ^1     sin  d,     sin  d,     sin  d^ 

Entscheidende  Lage  ist  wiedemm  die  Eongmenz  der  Fünfecke.  Dabei 
geht  Gleichung  (17)^  wenn  zugleich  die  Beschränkung  auf  eine  bestimmte 
Anzahl  von  Wagebalken  aufgegeben  wird,  über  in 

Die  Kongruenz  der  Fünfecke  ist  hier  unabhängig  von  dem  Ver- 
hältnis der  Stablängen  s  und  l  daran  zu  erkennen,  dafs  die  Endpunkte 

der  Wagebalken  auf  einem  Sjreis  vom  Halbmesser  liegen.   Man 

2  sin  — 

2 

sieht  nämlich  leicht  ein,  dafs  die  Verbindungslinien  der  Endpunkte 
eines  Euppelstabes  mit  dem  Punkt  C,  da  sie  gleiche  Winkel  mit  den 
zugehörigen  Radialstäben  bilden,  auch  denselben  Winkel  a  wie  die 
letzteren  einschliefsen  müssen.  Übrigens  ist  auch  für  jeden  mit  einem 
Stab  s  fest  yerbundenen  Punkt  der  geometrische  Ort  bei  Eintritt  der 
entscheidenden  Lagen  ein  Kreis  um  C,  insbesondere  fallt  die  Spitze 
eines  über  s  mit  der  Schenkellange  — ^  konstruierten  gleichschenk- 

ligen  Dreiecks   für  jede   entscheidende  Lage  mit  C  zusammen.     Über 

die  Beschränkung  der  Wurzelwerte  auf  das  Oebiet  y]/2  bis  )/2  gilt 
das  oben  Gesagte;  um  dieses  Gebiet  auszunützen,  d.  h.  damit  hier  f&r 
y  =  45<>  *  =  90^  und  für  y  -  90^  *  =  45^  wird,  hat  man  den  Winkel 
a  »  45^  zu  nehmen.  Wird  dabei,  wie  dies  auch  in  Figur  10  geschehen 
ist,  etwa  s»0,92    gewählt,   so  durchläuft  die  SteUwerkskoordinate  S 

die  Werte  von  0,1 8  i   bis  0,48  Z,   während   das  Verhältnis    -^-~  von  1 

'  '      '  sin  d 

auf  y2  steigt  oder  von  1  auf  ~  1/2  fäHt.  Wie  schon  in  der  Einleitung 
erwähnt,  hat  nämlich  die  vorliegende  Wage  die  Eigentümlichkeit, 
dafs  jedem  Wert  der  Stellwerkskoordinate  zwei  verschiedene  entschei- 
dende Lagen  zugehören,  welche  durch  Vertauschung  der  Winkel  y  und 
8  als   gegenseitige  Spiegelbilder  auseinander   hervorgehen   und  demzu- 

folge  reziproke  Werte  des  Quotienten  ^— |  ergeben. 


Von  Rudolf  Skutsch.  103 

Die  Aasbalanzierang  des  Eigengewichts  bietet  auch  bei  den  Wagen 
nach  Figur  9  und  10  keine  Schwierigkeit,  sie  kann  durch  Gegengewichte 
an  den  Stellen  erfolgen,  welche  in  den  Figuren  durch  kleine  schwarze 
Kreise  bezeichnet  sind. 

Bei  allen  yorbeschriebenen  Stabverbindungen  wurden  die  Gleichungs- 
koef&zienten  durch  Momente  oder  Gewichte  dargestellt  und  infolge- 
dessen liefert  jeder  der  Apparate,  wenn  man  ihn  zur  Auflösung  linearer 
Gleichungen  benützt,  das  Verhältnis  zweier  Gewichte.  Es  steht  also 
nichts  im  Wege,  ihn  wie  eine  gewöhnliche  Wage  zu  benützen,  um 
ein  unbekanntes  Gewicht  als  Vielfaches  eines  bekannten  auszudrücken. 
Geht  man  so  von  den  Apparaten  der  ersten  Gattung  aus,  so  gelangt 
man  zu  der  gewöhnlichen  römischen  Schnellwage,  während  die  der 
zweiten  Gattung  zu  der  sogenannten  dänischen  Schnellwage  führen. 
Was  endlich  die  Apparate  der  dritten  Gattung  anbelangt,  so  wollen 
wir  hier  Ton  einem  solchen  ausgehen,  bei  welchem  die  Abstände  der 
Peripheriepunkte  konstant  bleiben  und  nur  der  Halbmesser  des  zugehö- 
rigen Kreises  yerandert  wird.  Ein  solches  Gerät  würde  bei  Beschrän- 
kung auf  lineare  Gleichungen  in  ein  Gelenkviereck  übergehen,  in  welchem 
die  beiden  der  festgesteUten  benachbarten  Seiten  gleichlang  sind  und 
durch  Momente  Mq  und  M^  belastet  werden.  Das  Verhältnis  dieser 
Momente  ist  dann  gleich  dem  Verhältnis  der  Sinus  derjenigen  Winkel, 
welchen  die  beiden  Siabe  in  der  Gleichgewichtslage  mit  dem  vierten  ein- 
schließen. Übrigens  ist  auch  das  Gelenkyiereck  bereits  als  Wage  zur 
Bestimmung  von  Gewichten  benützt  worden,  vgl.  Brauer,  die  Kon- 
struktion der  Waage  S.  47  (Wage  von  Pfanzeder). 

Wir  haben  bisher  immer  stillschweigend  die  Stabilität  der  in 
Betracht  kommenden  Gleichgewichtslagen  angenommen,  was  im  all- 
gemeinen'unbegründet  scheint.  Nun  läfst  sich  zwar  durch  Hinzufügung 
genügend  grofser  Kräfte,  welche  auf  das  System  stets  im  Sinne  der 
Erreichung  einer  entscheidenden  Lage  wirken  und  in  dieser  genügende 
Stabilität  besitzen  —  im  Interesse  der  Empfindlichkeit  freilich  eben 
nur  gerade  genügende  —  jede  Labilität  beseitigen.  Eine  vorteilhafte 
Verwirklichung  gestattet  dieser  Gedanke  aber  doch  wohl  nur  bei  solchen 
Anordnungen,  bei  welchen  sich  der  Zweck  wie  bei  den  gewöhnlichen 
Gfewichtswagen  durch  ein  verstellbares,  während  des  Spieles  der  Wage 
aber  fest  mit  einem  Teil  derselben  verbundenes  Reguliergewicht  er- 
reichen läfst  imd  man  würde  den  Gleichungs wagen  nach  Figur  5,  6 
und  8  ein  solches  Reguliergewicht  hin^ufiigen  können. 

Indessen  bietet  sich  ein  ganz  allgemeines  und  einfaches  Mittel, 
wenn  es  sich  schlechthin  nur  um  die  Vermeidung  labiler  Gleichgewichts- 
lagen handelt   imd   die  Frage   der  Empfindlichkeit  nicht   aufgeworfen 


104    Das  Verhauen  d.  Yirials  u.  d.  Momentes  eines  stationären  Eräilesystems  etc. 

wird.  Kelirt  man  nämlich  sämtliche  Kräfte  eines  beliebigen  Systems 
um^  so  unterscheiden  sich  die  Arbeiten  der  beiden  Systeme  bei  einer 
imd  derselben  virtuellen  Yerrückung  offenbar  nur  durch  das  Vorzeichen. 
Da  nun  für  labile  Gleichgewichtssysteme  die  rirtueUe  Arbeit  bis  auf 
eine  positive  unendlich  kleine  Gröfse  zweiter  Ordnung  verschwindet, 
so  entsteht  durch  ümkehrung  sämtlicher  EriLfte  eines  solchen  Systems 
ein  anderes^  dessen  virtuelle  Arbeit  bis  auf  eine  negative  unendlich 
kleine  Oröfse  zweiter  Ordnung  verschwindet^  d.  h.  ein  stabiles  GleieL 
gewichtssystem.  Wenn  man  also  einen  Versuch  mit  irgend  einer  Glei- 
chungswage unter  ümkehrung  sämtlicher  Erafkrichtungen  wiederholt, 
so  darf  man  sich  auf  die  Beobachtung  stabiler  —  oder  indifferenter  — 
Gleichgewichtslagen  beschiunken. 


Das  Verhalten  des  Yirials  und  des  Momentes 

eines  stationären  Eräftesystems 

bei  der  Bewegung  des  starren  Körpers. 

Von  Eabl  Heun  in  Berlin. 

Die  Statik  beschäftigte  sich  zunächst  mit  der  Reduktion  von 
Kräften;  welche  auf  ein  Massensystem  von  bekannter  Konstitution  in 
einer  bestimmten  Lage  desselben  wirken  und  leitete  hieraus  unmittelbar 
die  GleichgewicMsbedingungen  ab. 

An  diese  Untersuchungen  schlofs  sich  dann  die  Frage  über  die 
Sicherheit  des  betrachteten  Gleichgewichtszustandes^  wodurch  man  Ver- 
anlassung erhielt^  eine  statische  Gröfse  näher  zu  verfolgen,  deren  Ver- 
halten bei  der  Bewegung  des  Systems  geeignet  schien,  den  verlangten 
Aufschlufs  zu  geben. 

Diese  Gröfse  trat  —  in  expliziter  Form  —  in  den  Untersuchungen 
von  Lagrange  (Mec.  anal.  2.  ed.  t.  1,  pag.  65 — 73)  auf,  ohne  einen 
besonderen  Namen  zu  erhalten.  Auch  war  die  Betrachtung  derselben 
auf  ein  KnLftesystem  beschränkt,  für  welches  ein  Potential  existiert 
Später  wurde  sie  in  allgemeiner  Auffassung  von  Möbius  und  Min- 
ding eingehender  untersucht  und  endlich  durch  Glausius  durch  die 
Bezeichnung  „FinoZ''  als  feststehender  Begriff  der  Statik  gekennzeichnet 

Das  Yirial  ist  definiert  als  die  Summe  der  Produkte  der  Abstände 
der  Massenpunkte  des  Systems  von  einem  festen  Bezugspunkte  in  die 
Projektionen  der  Krafte  auf  diese  Strecken  —  oder  in  der  Sprache  der 


Von  Kahl  Hbuk.  105 

Yektoranalysis^)  —  als  die  Summe  der  inneren  Produkte  der  Vektoren 
der  Massenpunkte   in   die  Vektoren  der  zugehörigen  äufseren  Kräfte. 

Bei  jeder  Bewegung  des  Systems  wird  also  das  Virial  in  doppelter 
Hinsicht  eine  Änderung  erleiden,  indem  sowohl  die  Vektoren  der  An- 
griffspunkte andere  werden  als  auch  gleichzeitig  jede  Kraft  ihre  Gröfse 
und  Richtung  ändert. 

Aber  schon  bei  der  Formulierung  des  Prinjsips  der  virtuellen  Ge- 
schwindigkeiten hat  man  nicht  die  vcüständige  Variation  des  Virials  be- 
trachtet, sondern  eine  partieUe,  welche  durch  die  Voraussetzung  der 
Inyarianz  des  gesamten  Kräftesystems  gekennzeichnet  ist.  Nach  dieser 
Auffassung  sind  die  Oleichgewichtsbedingungen  gegeben  durch  das 
Verschwinden  der  ersten  Variation  des  Virials  für  ein  System  mögUcher 
Verschiebungen,  wobei  alle  Vektoren,  welche  die  wirkenden  Kräfte 
darstellen,  unverändert  bleiben. 

^«r  Bereich  der  möglichen  Bewegungen  des  Systems  der  Angrifb- 
punkte  ist  noch  auJüserdem  in  sofern  räumlich  beschränkt,^  als  im 
Allgemeinen  nur  infinitesimal  benachbarte  Positionen  und  Konfigura- 
tionen des  Systems  zulässig  sind. 

Man  erfahrt  demgemäis  aus  dem  Ansatz  des  Prinzips  der  virtueUen 
Geschwindigkeiten  unmittelbar  nichts  über  das  statische  Verhalten  des 
Systems,  sobald  die  aufgefundene  Gleichgewichtslage  um  endliche  Be- 
trage überschritten  ist. 

Bedenkt  man  aber,  dab  das  Lagrangesche  Gleichgewichtsprinzip 
—  unter  Voraussetzung  des  Systems  der  möglichen  Bewegungen  aller 
Angriffspunkte  der  Eüräfte  —  auch  für  jede  Position,  welche  nicht 
durch  das  Gleichgewicht  ausgezeichnet  ist,  die  Tollständige  BeduktUm 
des  Kräftesystems  auszuführen  gestattet,  so  erkennt  man,  dafs  diese 
weitergehende  Frage  nach  dem  Verlauf  der  statischen  Beziehungen 
aufserhalb  der  Gleichgewichtslagen  hiermit  ebenfalls  prinzipiell  erledigt 
ist.  Auch  die  Inyarianz  des  Kräftesystems  aulserhalb  des  infini- 
tesimalen Bereiches,  für  welchen  das  Prinzip  der  virtuellen  Geschwindig- 
keiten zum  Ansatz  kommt,  ist  für  das  allgemeine  Beduktionsproblem 
nicht  erforderlich. 

Dexmoch  hat  die  ,jAstatikf',  wie  sie  in  den  wesentlichen  (Jrund- 
zügen  von  Möbius,  Minding  und  Darboux  ausgebildet  Torliq^  nur 
stationäre  Kräftesysteme  betrachtet,    also    durchgehends   die   Annahme 


1)  Als  Anhang  ist  am  SchluBse  dieser  Arbeit  eine  kleine  Legende  der  Vek- 
torrechnung hinzugefügt,  welche  die  hier  gebrauchte  Bezeichnungsweise  erläutert 
und  nötigenfalls  die  Umsetzung  der  Yektorformeln  in  die  entsprechenden  Formeln 
der  Koordinatengeometrie  ohne  weiteres  ersichtlich  macht. 


106   Dfts  Verhalten  d.  Virials  u.  d.  Momentes  eines  stationären  Eräftesjstems  etc 

gemacht,  dafs  jede  Kraft   in    unveränderlicher   Richtung    und    Oröfse 
während  der  Bewegung  an  ihrem  Angriffspunkte  haftet. 

Natürlich  haben  die  Sätze  der  Astatik  in  Folge  dieser  einschrän- 
kenden Bedingung  ein  ziemlich  eng  begrenztes  Anwendungsgebiet,  aber 
sie  besitzen  auch  —  aus  demselben  Grunde  —  ein  so  einheitliches  nnd 
eigenartiges  Gepräge,  dafs  sie  in  ihrer  gegenwärtigen  Ausbildung  als 
eins  der  schönsten  Kapitel  der  elementaren  Mechanik  gelten  können. 

In  methodischer  Hinsicht  macht  sich  jedoch  in  den  yorhandenen 
Darstellungen  der  Astatik  ein  deutlich  föhlbarer  Mangel  geltend  Man 
yermifst  nämlich  eine  einheitliche  Quelle,  aus  welcher  die  verschiedenen 
Resultate  ungezwungen  abgeleitet  werden.  Statt  dessen  begegnet  man 
einer  ganzen  Reihe  von  einander  unabhängiger  und  willkürlicher  Auf- 
fassungen (astatische  Paare),  welche  den  Überblick  beim  Studium  nn- 
nützerweise  erschweren  und  auch  wohl  manche  Sätze  haben  übersehen 
lassen,  die  auf  geradem  Wege  liegen,  wenn  man  nur  den  Ausgangs- 
punkt richtig  gewählt  hat. 

Wir  gehen  bei  den  nachfolgenden  Untersuchungen  von  der  Frage 
aus:  Welche  Veränderungen  erleiden  das  Yirial  und  das  Moment  eines 
stationären  Kräftesystems  in  Folge  der  elementaren  endlichen  Be- 
wegungen eines  starren  Körpers? 

Es  ergeben  sich  dann  für  die  Translation,  Rotation  und  die 
Schraubenbewegung  äufserst  einfache  nnd  übersichtliche  Formeln,  deren 
Diskussion  die  Sätze  der  Astatik  als  direkte  Folgerungen  liefert.  Hier- 
bei treten  zwei  zu  einander  konjugierte  Vektoren  G  und  F  auf,  welche 
durch  das  Darbouxsche  Centralellipsoid  geometrische  Deutung  finden. 

Die  Eigenschaften  der  Gentrallinie,  der  Centralebene,  sowie  der 
Minding-Darbouxsche  Fokalsatz  hätten  sich  eben&lls  angliedern 
lassen.  Doch  konnte  diese  Ausführung  unterbleiben,  da  die  allgemeine 
Entwickelungen  soweit  geführt  sind,  dafs  der  Zusammenhang  dieses 
Teils  der  Astatik  mit  den  hier  mitgeteilten  Virial-  und  Momentformebi 
leicht  herstellbar  ist. 

PrinzipieU  wichtiger  wäre  eine  Ausdehnung  der  hier  dargelegten 
Methode  auf  Gelenksjsteme,  welche  aus  starren  Gliedern  bestehen,  um 
dadurch  einmal  die  schon  yon  SchelP)  aufgeworfene  Frage  zur  Ent- 
scheidung zu  bringen,  unter  welchen  Bedingungen  die  Verfolgung  des 
Virials  und  des  Momentes  zur  Festlegung  des  statischen  Verhaltens 
eines  stetionären  KiÄftesystems  in  diesem  erweiterten  FaUe  ausreicht. 
Vielleicht  findet  dieses  interessante  Problem  gelegentlich  eine  Bearbei- 
tung im  Sinne  dw  elementaren  Astatik. 


1)  Theorie  der  Bewegung  und  der  Kiikfte  8.  Aufl.  Bd.  2  S.  277—278. 


Von  Kabl  HiuH.  107 

A.  Einflüfs  der  Translation  auf  das  Virial  und  das  Moment. 

1.  Einführung  des  Viridis.  Der  Vektor  Ic  bezeichne  nach  Gröfse 
and  Richtung  eine  Elementarkraffc^  die  an  einem  bestimmten  Punkte 
eines  materiellen  Systems  angreift.  Ihren  Angriffspunkt  beziehen  wir 
durch  den  Vektor  x  auf  einen  bestimmten  Punkt  0  des  Raumes  und 
bilden  das  innere  Produkt 

r=xk 

Die  ßrofse  V  wird  dann  das  „Virial^'  der  Elementarkraft  k  genannt. 
Für  ein  System  erhalten  wir  dann  durch  Summation  über  alle  Punkte 
desselben,  an  welchen  Kräfte  angreifen, 

V  =  Uxic, 

V  wird  dann  das  Virial  des  betrachteten  Systems  genannt.  Einen 
solchen  Ausdruck  kann  man  im  Besonderen  für  einen  starren  Körper, 
ein  Gelenksysiem  von  starren  Gliedern  oder  auch  für  ein  elastisches 
System  aufstellen  und  im  einzelnen  untersuchen. 

Variieren  wir  in  V  alle  Vektoren  x  und  lassen  die  k  unverändert, 
so  erhalten  wir 

(1)  d,F=2;di*, 

also  die  virtuelle  Arbeit  der  Kräfte  k  in  der  Auffassung  Lagranges. 
Das  Verschwinden  dieser  partiellen  Variation  des  Systemvirials  V  ist 
die  allgemeine  Gleichgewichtsbedingung  der  Statik.  Sie  sagt  nichts 
über  den  FoHbestand  des  Gleichgewichts  aus,  wenn  man  endliche  Be- 
wegungen des  Systems  in  Betracht  zieht.  Wir  nennen  deshalb  das 
durch  die  Gleichung 

(2)  d,F=0 

definierte  Gleichgewicht  eines  Systems  das  Positionsgleichgewicht  des- 
selben. 

Um  die  Gleichgewichtsbedingungen  einer  bestimmten  System- 
gattung nach  Gl.  (2)  in  expliziter  Form  aufstellen  zu  können,  mufs  man 
einen  analytischen  Ausdruck  der  Variation  dx  für  jeden  Angriffspunkt 
einer  Elementarkraft  haben.  Für  das  starre  System  ist  Sx  seit  Euler 
bekannt,  nämlich 

(3)  *i  =  de  —  p  .  de. 

Hierin  bedeutet  d^  die  virtuelle  Translation  aller  Systempunkte,  rj  die 
Achse  der  virtuellen  Rotation  und  Sd  die  Amplitude  der  letzteren. 
Die  Gleich.  (2)  nimmt  jetzt  die  Form  an: 

dc-2;*  +  dö27p*  =  0 


108   I)m  Verhalten  d.  Viriale  u.  d.  Momentes  eines  stationären  Eräftesystems  etc. 

oder 

dc-Sk  +  deiJxkri^O. 

Hieraus  folgt  das  bekannte  Resnltat 


£k^0    und     Uapk^O, 
2.  Einführung  des  Momentes.    Wir  setzen  im  Folgenden 


2k  =  **    und    Zxk  =  M. 

k*  ist  der  Vektor  der  ^^Resultantkraft'',  M  der  Vektor  des  resultieren- 
den Momentes  aller  Kräfte  des  Systems,  oder  —  wenn  man  wiü  — 
auch  die  Resultante  aller  ^^lementarmomente^  xk. 

Wir  bilden  nun  —  nach  Analogie  der  Gleichung  (1)  —  auch  die 
folgende 

(4)  iji^ZSxk 

und  untersuchen  die  statische  Bedeutung  derselben  fOr  das  starre 
System.    Die  Berücksichtigung  der  Gleich.  (3)  ergiebt  sofort: 


Nun  ist  aber 


(ijx)Ä  =  =  {xk)  •  71  +  (lyÄ)  •  X. 
Zur  Abkürzung  setzen  wir: 

so  dafs  wir  für  die  rechtwinkligen  Komponenten^)  dieses  Vektors  G 
die  folgenden  Ausdrücke  haben 

6^1  =  Ai%  +  Atnt  +  ^18%; 
<?s  ==  Ai%  +  ^t%  +  -^88%; 


(6) 


worm 


A^yfi    «=    ^XtKfi 


bedeutet. 

Die  Gleichung  für  dj^M  geht  jetzt  über  in 


(7)  8^M+8ck*^\r-  Vy+G]8e. 
Soll  also 

(8)  8ji  =  0 

sein,  so  müssen  die  folgenden  Komponentengleichungen  bestehen 


1)  Die  rechtwinkligen  Komponenten  beliebiger  Vektoren  (17,  x,  A:,  Jlf  n.  s.  w.) 
sind  im  Folgenden  in  derselben  Weise  bezeichnet,  wie  oben  die  Komponeoten 
von  Q. 


Von  Kahl  Hbtih.  109 

ic^kl  -  ic^kl  -  r%  +  öl  «  0, 

(9)  de,*;  -  dc^h;  -  Vrit  +  ö,  =-  0, 

8cjc\  -  8c^Tc\  -  F%  +  öa  -  0. 

Damit  diese  Gleichungen  ffir  ganz  beliebige  Verschiebungen  {6c)  und 
beliebige  Rotationen  (^80)  identisch  erffillt  sind,  müssen  also  die 
folgenden  Gleichungen  bestehen: 

(10)  x,  =  0,    J«  =  0,    ^  =  0,    ^,  =  0, 

x,-0,    J«-0,    ^,-0,    As»0. 

Der  Körper  ist  dann  ffir  ein  „stationäres^  Erilfbesystem  in  jeder  Lage 
im  Gleichgewicht. 

Während  also  die  Bedingung  S^V ^0  das  Positionsgleichgeunckt 
des  Systems  ausdrückt^  ist  d,M^O  die  analoge  Bedingung  des  ctskh 
Hschen  Gleichgewichts. 

Statt  der  Gleichungen  (10)  können  wir  auch  kürzer  schreiben 

(11)  t*  =  0,     G  =  0. 
Der  Ausdruck 

nimmt  mit  Rücksicht  auf  die  statischen  Gleichungen 

Ml  =  -4jj  —  -4„ ,    Jf,  =  -4gi  —  J.13 ,    Jf,  =  -4^2  —  -4^ 

die  folgende  Form  an> 

öl  -  Aii?i  +  ^1%  +  4w%  +  Vt^n  -  %^t  • 

Ganz  analoge  Ausdrücke  erhalt  man  für  die  beiden  anderen  Kompo- 
nenten G^  und  69  entweder  direkt  oder  durch  zyklische  Vertauschung 
der  Indices.    Setzen  wir  nun 

80  ist  durch  die  Komponenten  eiu  neuer  Vektor  F  bestimmt^  der  mit  G 
in  der  folgenden  Beziehung  steht 

(13)  ö-F+Pr. 

Wu*  nennen  F  den  zu  G  "konjugierten  Vektor. 

3.  Einflufs  der  Transkutan  des  Systems  auf  das  Viriäl.  Da  wir 
das  Virial  auf  einen  festen  Punkt  0  des  Raumes  bezogen  haben,  so 
wird  im  allgemeinen  jede  Bewegung  des  Körpers  eine  Änderung  des 
^irialwertes   zur    Folge    haben.      Für    Transkutanen    ist    dieses   Ver- 


110  Das  Verhalten  d.  Virials  u.  d.  Momentes  eines  stationären  Kr&ltesjstemB  etc. 

halten  unmittelbar  erkennbar  und  auch  schon  von  Moebius  behandelt 
worden  ^)y  weshalb  hier  einige  kurze  Andeutungen  genügen. 

Der  Vektor  des  Angriffspunktes  der  Kraft  k  in  der  ursprüngUchen 
Lage  des  Körpers  sei  x.  Derselbe  gehe  durch  Translation  um  die  Strecke 
c  über  in  3^^\  Dann  gdten  für  alle  Angriffspunkte  des  Systems 
Gleichungen  von  der  Form: 

Hieraus  folgt  durch  Multiplikation  und  Addition 
oder 

(14)  jnc)^r+  c** 

wenn  wir  wieder  mit  Ä*  die  Resultante  des  Kraftesystems  bezeichnen. 
Steht  die  Richtung  der  Translation  c  auf  der  Richtung  der  Resul- 
tanten k*  (also  auch  auf  der  Richtung  der  Zentralachse)  senkrecht^  so 
bleibt  F^^)  unverändert.  Fallt  dagegen  c  in  die  Richtung  von  k^j 
so  ist  die  Yeranderung  yon  F^^'  ein  Mailmum,  insbesondere  wird 
F^)  =>  0  für  eine  Translation  in  der  Richtung  yon  k*  um  die  Strecke 

(16)  c 1. 

Hierdurch  ist  in  dem  Körper  eine  Ebene  des  verschwindenden  Virials 
bestimmt,  die  also  auf  der  Zentralachse  des  Kraftesystems  senkrecht 
steht.  Im  allgemeinen  Falle  wird  F^^)  >«  0  für  die  Translation  um 
die  Strecke  y 

in  einer  Richtung,  welche  einen  beliebigen  Winkel  (k*  \  c)  mit  k* 
bfldei 

4.  Änderung  des  Momentes  bei  der  Translation.  Der  Gleichung  (14) 
entspricht  für  äulsere  Produkte  die  folgende 

(140  W^M+ck* 

Verschwindet    also    die    Resultante    k*    oder    fallt    dieselbe    mit  der 

Richtung  der  Translation  zusammen,  so  ist  diese  Bewegung  des  starren 

Korpers  ohne  Einflufs  auf  das  Moment  des  stationären  Kraftesystems. 

Steht  dagegen  A;*  senkrecht  auf  c,  so  findet  die  stärkste  Änderung 

des  Momentes  statt.  Insbesondere  wird  Jlf^ »  0  für  eine  Translation 
senkrecht  zu  k*  um  die  Strecke 

1)  Man  vgl.  Schell,  Theorie  der  Bewegung  und  der  Kräfte,  Bd.  2,  S.  273—275, 
wo  diese  Betrachtungen  ausführlich  dargestellt  sind. 


Von  Eabl  Hedm.  111 

Man  kann  also  zu  jedem  festen  Körper,  auf  welchen  ein  stationäres 

TUT 

Eraftesystem   wirkt,   einen   Kreiscylinder  vom   Radius   v^  um  k*  als 

Achse  konstruieren,  so  dafs  jede  Seitenlinie  desselben  eine  Linie  yer- 
sckwindenden  Momentes  bildet 

Im  allgemeinen  Falle  wird  c  mit  k*  einen  Winkel  einscbliefsen, 
welcher  von  Null  yerschieden  ist.  Alsdann  kann  nach  Gleichung  (14') 
immer  ein  yerschwindender  Wert  des  Momentes  durch  eine  Translation 
erreicht  werden,  wenn  in  der  Richtung  Yon  c  die  Strecke 

M 

^^       t*8in(t*|c) 
znrQckgelegt  wird. 

Für   jede    Translation    lassen    sich   die   Komponenten   des   neuen 

Momentes  M^  aus  den  Gleichungen 

M\^M^  +  c^k\  -  c^k\ 

Jfj  «  If,  +  c^k\  -  (^k\ 

M\^M^  +  c^k\-c^k\ 
berechnen. 

B.   Yer&nderang  des  Virials  und  des  Momentes  infolge  einer  Rotation 

um  eine  beliebige  feste  Achse  des  Systems. 

5.  Endliche  JDrehumgen  des  starren  Systems,  Die  Rotation  des 
starren  Körpers  erfolge  um  eine  feste  Achse  OÄ.  Wir  tragen  von 
einem  willkürlichen  Anfangspunkte  0  aus  auf  derselben  die  Einheits- 
strecke OE^ri  ab  und  fallen  yon  einem  beliebigen  Punkte  X  des 
SjBtemes  auf  diese  Drehachse  das  Lot  XP  »  e.  Infolge  der  Rotation 
um  den  Winkel  B  wird  der  Punkt  X  in  die  Lage  X^  übergeführt. 
Die  entsprechenden  Vektoren  OX  und  OJS?  mögen  durch  x  und  sfi 
beseichnet  werden.  Der  Vektor  e  geht  über  in  e  +  z/e  so  dafs 
7^  —  x^  ^e  zu  setzen  ist.  Nun  folgt  aus  der  Raumanschauung 
omnittelbar 

e{e  +  /li)  =  e'sind  •  ^ 

66  +  2^e  =  c*cosö 

ond  hieraus 

_  ^ 

e  •  z/i -«  c*sinö  •  ^    und    i^^c  ■=  —  2e*sin^- 
Benutzt  man  also  die  identische  Gleichung 


e^ '  jde^  (e^e)  '  e  +  (e-  jde)e, 

Bo  erhalt  man  die  Beziehung 

_  ö    _  

z/6  =  —  2 sin'—  •  6  +  sinö  •  i](i. 


112   Das  Verhalten  d.  Virials  n.  d.  Momentes  eines  stationären  Kräftesystemi  ek. 


Nnn  ist  in  dem  rechtwinkligen  Dreieck  OPX 
und  infolgedessen 


(16) 


e 


7?  —  x=^  z/c  =  sinö  •  iya:  +  2sin*^iy(iya:). 


Die  Komponenten  dieses  Ausdrackes  finden  sich  auch  f&r  schief- 
winklige Koordinaten  hei  G.  S.  Ohm.  Analyt.  Geometrie  des  Baomes. 
1849.  pag.  123  mit  der  Bemerkung  hegleitet^  daCs  diese  Formeln  sich 
heim  Ühergang  zu  rechtwinkligen  Koordinaten  nicht  yerein£Acheiu 
sondern  dieselbe  G^talt  heibehalten. 


^ 

V 

>y 

^  t 

2    \ 

\ 

^/ 

\ 

•/ 

\«A 

/ 

\ 

4 

Je 

!^ 

6.  Die  Änderung  des   Virials  eines  stationären  K 
starren  Körper,    um  die  Beziehung  zwischen 

r^JSX'k    und     r^^Sx^'k 
herzuleiten,  hrauchen  wir  nur  mit  Hilfe  der  Gleichung 

e 


3fi  ^  x  +  sinö  'fix  +  2 sin* ^ ij (lyx) 

das  innere  Produkt  xk  zu  hilden  und  die  Summation  über  alle  Kräfte  k 
des  Systems  zu  erstrecken.    Dies  ergiebt 

(17)  F»  -  F+  sin^Ö  •  Ziixk  +  2sin*|2;^^^)  •  x. 

Nun  ist  aber 


Setzen  wir  also,  wie  früher 


so  wird 


yxk  »  xky. 
Zxk^Hy 


Ztixk  »  M^, 

also  gleich  dem  äuTseren  Produkte  des  resultierenden  Momentes  aller 
Kräfte  in  Bezug  auf  den  Punkt  0  in  den  Einheitsvektor  ij,  welcher 
auf  der  Rotationsachse  aufgetragen  ist. 


Von  Karl  Heük.  113 

Femer  wird  

iy  (fix)k  =  (tix)  k-iq^  —  (xk)  ^i^  +  (^*)  Xfi 

oder    durch    Ausf&hrong    der    Summation    mit    Rücksicht    auf '  die 
Gleichung  (5)  _  _ 

Ufl (rix)k  =  -  r+  G'fj. 

Zur  Abkürzung  f&hren  wir  noch  die  Bezeichnungen 

(18)-  F=Jäf^,   f^-r+G^ 

ein,  wodurch  die  Gleichung  (17)  die  folgende  Form  annimmt: 
(19)  J^^r+  Fsinö  +  F(l  -  cosO). 

Aus  dieser  Gleichung  erhalt  man  durch  Differentiation  nach  0: 


und  femer 


Mithin  ist 


de 
de* 


Fcos»+  Fsinö 


—  Fsin  e  +  Fcos  0. 


ev 

ae  ^ 


Hier  dient  das  Symbol  d  nur  zur  Bezeichnung  der  betreffenden 
Derivierten  ffir  den  speziellen  Argumentwert  0^0. 

Statt  des  Ausdruckes  19)  können  wir  also  auch  schreiben 

(22)  F«  =  F+  ^.  sin»  +  5^.  (1  -  cosO). 

Im  Allgemeinen  genügt  F^  der  homogenen,   linearen  Differential- 
gleichung dritter  Ordnung 

(^)  -de^  +  -de-'^  ^> 

welcher  die  Gleichung  (19)  als  partikuläres  Integral  genügt. 

7.    Die   statische   Bedeutung   der    Gröfsen   V  und    F.     Aus   der 
ersten  der  Gleichungen  (18) 

erkennt  man  sofort,  dals  F  verschwindet,  wenn  M  auf  rj  senkrecht 
sieht  Alsdann  sind  die  Kräfte  in  der  ursprünglichen  Lage  des  Systems 
(9»0)  in  Bezug  auf  die  Achse  ^  im  Gleichgewicht     Die  Gröfse  V 

Z«itaclirilt  f.  Mathematik  u.  Phyiik.  47.  Band.  1908.  1.  n.  2.  H«ft.  8 


114   Das  Verhalten  d.  Virials  u.  d.  Momentes  eines  stationfixen  Kräftesjstems  etc 

ist  also  die  „Gleichgewichtsfxinktion^  ftlr  die  Achse  rj.     Dann  ist  aber 
nach   Gleich.  (21)   die   Gröfe  V  die  „Sicherheitsfiinktion"  des  Gleich- 
gewichtes für  die  Achse  ^  (cf.  Möbius,  Statik). 
Aus  der  Gleichung 

r — r+G^ 

geht  unmittelbar  hervor,  dals  die  Sicherheitsfunktion  gleich  dem  ne- 
gativen Yirial  wird,  sobald  der  Yecktor  G  auf  der  Achse  rj  senkrecht 
steht.  In  diesem  besonderen  Falle  entscheidet  also  das  Vorzeichen 
des  Virials  über  die  Sicherheit  oder  Unsicherheit  des  etwa  eintretenden 
Gleichgewichts. 

DifiPerentiiert  man  den  Ausdruck  f&r  die  Gleichgewichtsfunktion 

nach  0  in  dem  Sinne,  welcher  durch  das  Symbol  ö  ausgedrückt  wird, 
so  erhalt  man  eine  weitere  Darstellungsform  fQr  die  Sicherheitsfunktion, 
nämlich 

(24)  F-^.^-5^, 

woraus  man  sofort  erkennt,   dafs  das  Gleichgewicht  um  die  Achse  r^ 

für  F  =-  0  ,,neutral"  ist,  wenn  der  Vektor  M  auf  iy  senkrecht  steht 

Im  allgemeinen  Falle  mufs  man  V  und  V  nach  den*GleicL  (18) 
direkt  bestimmen,  welche  für  rechtwinklige  Komponenten  der  Vektoren 
Mf  G  und  ^  die  Form  annehmen: 

(25)  V=M,-m  +  M,-rit  +  MiVi, 

(26)  F=-F+ö,  .i?,  +  ö,.  %  +  (?,.  ij,. 

Mit  Rücksicht  auf  die  Gleich.  (6)  heiät  der  Ausdruck  f&r  die 
Sicherheitsfunktion  such 

(.27)     F  -  -  {A,,  +  A^,  +  A^,)  +  Ä,,fil  +  J,,  +  ,1  +  ^,,1 

Alle  Achsen  ^,  für  welche  V  verschwindet,  li^en  auf  dem  E^l 
zweiten  Grades 

,.28)    ( J„  +  A,,)fil  +  (J,,  +  ^i,)r,|  +  {A,,  +  J„)i,J  +  iAt  +  Ai)'!.'i. 

W^^  der  eingehenderen  Diskussion  vergL  m.  MSbins,  Lehrbuch 
der  Statik.  Bd.  1.  Kap.  9.  Doch  möchte  ich  ausdrficklich  bemerken, 
dafs  in  den  früheren  Darstellungen  der  Sicherheitsfunktion  V  immer 
gleichzeitig  die  Gleichgewichtsbedingung  V=^0  berücksichtigt  ist,  was 


Von  Eabl  Hsuh.  115 

bei  den  obigen  Entwicklungen  keineswegs  geschehen  ist.  Dement- 
sprechend hat  hier  V  eine  etwas  allgemeinere  Bedeutung  als  in  den 
bisherigen  Lehrbüchern  der  Statik.     Streng  genommen  hätten  wir  V 

erst  dann  als  „Sicherheitsfunktion''  bezeichnen  dürfen^   wenn  zugleich 

«  **  • 

F  =  0  ist.  In  der  allgemeinen  Gleichung  (19)  ist  V  von  V  that- 
»tchlich  unabhängig. 

Nehmen  wir  nun  an,  V  und  V  seien  ftir  eine  bestimmte  An- 
fangsposition des  Systems  von  Null  verschieden;  so  folgt  aus  der 
Gleichung 


de 


Fcosö+  FsinÖ 


dV^ 
deijenige  Wert  des  Winkels  0,  f&r  welchen  -^^  zunächst  gleich  Null 

wird;  nämlich 

(29)  .  tgÖ'  =  -|. 

Ist  dieser  Winkel  0'   erreicht,   so   geht   das  System   in   eine   Gleich- 
gewichtslage in  Bezug  auf  die  feste  Drehachse  ^  über.   Der  zugehörige 


0 


Wert  von  ^^  ist  Vj^+  P. 

Insbesondere  gelten  für  diesen  Fall  die  folgenden  einfachen  Sätze: 

Aus  einer  gegebenen  Gleichgewichtslage  (F=0)  wird  eine  neue 
Gleichgewichtslage  immer  durch  eine  Drehung  um  180^  erreicht. 

Bei  jeder  solchen  XTmwendung  ändert  V^  sein  Vorzeichen. 

Die  erreichten  Gleichgewichtslagen  sind  also  im  Allgemeinen  ab- 
wechselnd stabil  und  labil  in  Bezug  auf  die  feste  Drehachse. 

Ist  F  =  0  und  gleichzeitig  F  ^  0,  so  wird  die  Gleichgewichtslage 
durch  eine  Drehung  um  90®  erreicht. 

Das  Gleichgewicht  ist  astatisch,  wenn  F  und  F  zugleich  ver- 
schwinden. Das  Virial  bleibt  in  diesem  besonderen  Falle  in  Bezug 
auf  Drehungen  unveränderlich. 

Das  Vorstehende  mag  genügen^  um  zu  zeigen^  wie  alle  Eigen- 
schaften eines  stationären  Kraftesystems,  welches  auf  einen  starren 
Körper  mit  fester  Drehachse  wirkt;  unmittelbar  aus  der  Grundgleichung 
(19)  folgen. 

8.  Einflu/s  der  Botation  auf  das  Moment  eines  stationären  Kräfte- 
systems.   Führt  man  in  der  Gleichung 

fÄr  ä«  den  Wert 


a^  ^^  X  +  sind  '  fjx  +  2 sLn*^iy(iya;) 


2 

8* 


116  Das  Verhalten  d.  Viriab  u.  d.  Momentes  eines  stationftren  Kräftesystems  etc. 

ein;  80  erhält  man  zunachBt 

^«  -  M+  sinö  .  2;(^^+  28m«|  •  2;[iy(i?a;)]t. 

Nun  ist  nach  den  Begeki  der  Vektorrechnung 


(tix)k  «  —  {xk)  •  fi  +  (r^k)  •  x, 
also  nach  Ausf&hrung  der  Summation 


(30)  JS(rix)k  -  -  F^  +  ö  =  Jlf. 

Femer  ergiebt  sich  mit  Rücksicht  auf  die  Gleich.  (12)  der  Aus- 
druck 


^h(^«)l*  "  JS(fix)fik  —  Zxk  ^r^F-  M'^M, 
oder,  wenn  man  die.  Gleichung  (13)  benutzt: 


JIf=.,ö-,2(ijJ|f)- J|f=,,ff-(^J|f).^-,ff-  V^. 
Schreibt  man  also  das  Resultat  in  der  Form 

(31)  M*  ^M+  Äsin»  +  ä{\  -  cos»), 
so  ist 

(32)  5^„--7.^  +  G, 


(33)  Jlf--  Y-n  +  riG, 

womit  alle  in  Betracht  kommenden  Gröfsen  bestimmt  sind. 

Den   Gleichungen  (22)   und   (23)   entsprechen  also  für  Momente 
die  vollkommen  analogen  Ausdrücke: 

(34)  Ä»«  Jtf  +  ^.  sin»  +  ^-  (1  -  cosö) 
und  __ 

^^^  d6»    ^    dB        ^' 

Auiserdem  können  noch   die  folgenden  Formeln   in  Anwendang 
kommen: 


(36)  ==5|- =- Jlf  cos  »  +  Jlf  sin  ö, 

(37)  ^^  -  -  Jf  sin  »  +  Jtf  cos  ». 

9.    Die  statische  BedeiOimg  des  Vektors  M.    Aus  der  Gleich.  (32) 

schliefst  man  unmittelbar,  dals  der  Vektor  M  mit  den  Vektoren  ^  and 

G  immer  in  einer  Ebene  liegt.    Man  kann  also  M  stets  durch  eine 
Parallelogramm -Konstruktion  finden,  wenn  aufiser  der  Drehachse  noch 


Von  KiÄL  Hbuh.  117 

der  Vektor  G  bekannt  ist    Femer  erkennt  man,  da(s  das  Verschwinden 

des  Vektors  M  das  Zusammenfallen  der  Vektoren  G  und  ij  in  eine 
Bicktung  zur  Folge  hat. 

Werden  die  Vektoren  M  und  M  gleichzeitig  Null,  dann  erhält 
man  die  bekannten  Bedingungsgleichungen  für  das  astatische  Gleich- 
gewicht tun  eine  freie  Drehachse,  wie  sie  von  Mob  ins  aufgestellt  sind. 
Aus  der  Oleich.  (32)  folgt  nämlich 

Die  Existenz  einer  „Gleichgewichtsachse^  ist  also  sn  die  bekannte 
Bedingung  geknüpft: 

In  Gleichung  (33)  ist  wegen  Jf  =  0  auch   F  =  0,  und  da  (r  in 

der  Bichtung  von  17  fallt^  wird  auch  rjG  ^0,  folglich  Jf  »  0.    Es  ist 
also  in  der  That  M^  für  die  Achse  rj  dauernd  gleich  Null.     Wird 

di^egen  M^O,   ohne   daüs  gleichzeitig  M=0   ist,   so  verschwindet 

M  nicht  mehr,  fallt  aber  in  die  Bichtung  der  Drehachse^  wie  man 
aus  Gleich.  (33)  sofort  erkennt. 

um  den  Einflufs  der  Bedingungen  ilf=0,  Jlf^O  zu  erkeimen, 

setzen  wir   in   der  aUgemeinen  Gleichung  (31)  Jf  =»  —  V-lj  und  er- 
halten 

jtf»-fi^-2sin*|F.^. 

SoU  nun  nach  einer  gewissen  Drehung  Gleichgewicht  erreicht 
werden,  so  mufs 

Jtf^-2sin»|F.^«0 

werden.    M  fallt  jetzt  in  die  Richtung  der  Drehachse  und  die  Ampli- 
tude der  Rotation  ist  bestimmt  durch  die  Gleichung 

sin|- i/^-t/Z=1I=»i/|. 

2        r  2V       ^  2McoB(M\fi)        y   ^ 

Es  wird  ako  0  »»  90^.    Die  neue  Position  ist  charakterisiert  durch  das 
Wertsystem 


JP  -0,    lf»-Jf,    M'~0. 


118   Das  Verhalten  d.  Virials  u.  d.  Momentes  eines  stationären  Kiäftesystems  etc. 


Eine  weitere  Drehung  um  einen  rechten  Winkel  ergiebt  demnach 


Jf,    Jf  =  0,    If*  =  -Jtf 


und  hieraus 


Mt 


T? 


T^Z. 


0,    Mt'^^^M,    -af«"  =  o 


Berücksichtigt  man,  dals  M  -\-  M  =^0  ist,  so  lalst  sich  das  Ver- 
halten des  Eräftesystems  durch  das  folgende  Schema  darstellen 


e 

M 

ibr 

^ 

0 

M 

0 

»f 

2 

0 

jif 

0 

X 

-M 

0 

M 

8 

8* 

0 

M 

0. 

Bei  einer  vollen  Umdrehung  wird  also  die  Gleichgewichtslage  zwei- 
mal  erreicht. 

10.  Die  Bedeutung  der  Bedingungsgleichung  M^O.  Die  Definitions- 
gleichung 

ergiebt  fQr  M  =^0  sofort  die  Relation 
und  hieiuus  schliefst  man 


lf^  =  0=F,     abo     iyff  =  0. 

Der  Vektor  G  fallt  jetzt   in   die   Richtung  der   Drehachse, 
zeichnet  man  mit  L  einen  skälaren  Koeffizienten^  so  wird 


Be- 


oder  explizit 


6?  =  Zr.^ 


Bestimmt  man  also  L  aus  der  kubischen  Gleichung 


Ai-i 


'81 


'81 


'■88 


A,-L 


Von  Kabl  Hbun.  119 

SO  kennt   man  drei   Rotationsachsen  tj',  rj",  tj'"   und  die  zugehörigen 
Vektoren  G',  G",  G'"  und  kann  alsdann  nach  der  Gleichung 

Ä^-  V'^  +  G 

•  _ 

auch  die  zugehörigen  Werte   von  M  berechnen^  sodals  in  der  Haupfc- 
gleichung  _ 

alle  Ghröljsen  explizit  bekannt  sind. 
Die  Gleichung  _ 

giebt 

(38)  sin  Ö'  =  ^ 

M 

für  die  Atnplitude  der  nächsten  Gleichgewichtslage  um  die  freie  Achse 
ti.    Nun  ist  aber 

^«-  7^  +  Z^  =  (-  r+L)ri 
also 

Die  Gleichung  (38)  geht  also  über  in 
(89)  8Üiö'  =  i-?-F- 

Setzt  man  femer  vorauSy  dafs  sich  das  System  anfangs  im  Gleich- 
gewicht befindet  (Jf  =»  0),  so  wird  0'  =  180®  und  man  erhält  den  be- 
kannten Satz: 

Um  jede  der  drei  auf  einander  senkrecktstekenden  Botationsadisen 
r{\  r{\  ri'"  gewinnt  man  durch  eine  Drehung  um  zwei  reckte  Winkel  eine 
neue  Gleichgewichtslage. 

Der  Zusammenhang  dieser  Überlegungen  mit  Darbaux'  Theorie 
des  astatischen  ZentraleUipsaides,  welches  unmittelbar  aus  den  Vektoren 
F  oder  G  gewonnen  wird^  ist  ein  so  naheliegender;  dafs  hier  jede 
weitere  Ausf&hrung  in  dieser  Richtung  überflüssig  erscheint. 

11.  Die  Ereidung  einer  ersten  Gleichgewichtslage ,  wenn  das  System 
ursprünglich  nicht  im  Gleichgeuricht  ist.    Wir  betrachten  zunächst  noch 
die  fönende  Bedingung: 
(40)  ^=0. 

Setzen  wir  wieder 

80  mols  L  der  kubischen  Gleichung 

An  —  L        -4ji  -dji 


120  I)m  Verhalten  d.  YirialB  u.  d.  Momentes  eines  stationären  EiAftesysteiiu  etc. 

genügen.     Diese  ergiebt  aber  dieselben  Wnizeln  h'y  L'\  L"\  wie  die 
Bedingung  t^Q  =^Q\  i^Uirend  die  zugehörigen  Achsen  r^\  fj'\  iq'"  nicht 

mit   den  im  Yorigen  Falle  (M » 0)  betrachteten  übereinstimmen;  da 
F  mit  G  nur  dann  identisch  wird,  wenn  Jl^  =  0  ist 

Aus  der  Oleich.  (40)  folgt  Jf »  —  Jtf   und    die   allgemeine  Glei- 
chung wird 

(41)  M*  =  Mcos  ö  +  Ssin  ö. 

Soll   also  üf '  »  0  werden^   so  bestimmt  sich   der  Winkel  0  ans  der 
Gleichung 

(42)  tgO--|. 

Da  jetrt  Jf »  —  M  wird,  so  ist 

ir-  -  F^  +  F-  (—  F+  L)^,  also 

(43)  tgO-;^. 

Für  Z  »  F  wird  die  erste  Gleichgewichtslage  durch  eine  Drehimg 
um  einen  rechten  Winkel  erreicht 

Besteht  keine  der  Bedingungsgleichungen 

#=0    oder   5=-Jtf, 
so  kann  nach  der  allgemeinen  Formel 


Jf  •  =  Jf  +  Jlf  +  sin  »  .  Jlf  —  cos  »  •  -M 
doch  noch  eine  Gleichgewichtslage  erreicht  werden,  wenn  die  Vektoren 
Mf  M  und  M  in  einer  Ebene  liegen.     Aus   der  hierzu  notwendigen 
Bedingung  _  ^  _ 

0  -  jtf  +  if  +  sin  e  .  Jlf  -  cos  ö  .  jtf 
folgt  nämlich 

(44)  0  »  irS+  Sjtf-  cos  e  MM 
und  hieraus 

(45)  O^mMM, 

wonach  in  der  That  M,  M  und  M  komplanar  sein  müssen. 

Die  Gleichung  (44)  ergiebt.  für  den  Drehwinkel  asur  Erreichung  der 
ersten  Gleichgewichtslage 
/A£i\  c%    '  %  ^  Jf  sin  (3f  I  üf ) 

(46)  2sm»:g=--:: WM- 

Das  Resultat  wird  etwas  übersichtlicher,   wenn   man  statt  der  Gleich. 
(44)  die  folgende  bildet: 

(47)  0  ^MM  +  sin  0  •  MM. 


Von  Kabl  Hküh.  121 

Dann  ergiebt  sich  einfacher: 

(48)  8in»--^^^5J*i£), 

MsmiM\M) 

und  man  erkennt  sofort^  dafs  die  Bedingung 

(49)  5  sin  ( J?  I  -^)  >  Jf  sin  (S I  Jtf) 

bestehen  mofs^  damit  0  einen  reellen  Werth  annimmt. 

Aus   den  Gleichungen   (46)  und  (48)  folgt   noch   durch  Division 

(50)  tgO       _Arin(Ä|j) 

^  ifcf  sin  (3f  I  Jlf) 

12.  Geometrischer  Ort  der  Achsen  (^)  für  die  ztmächst  erreichbare 

GleichgewichfsUige.    Der  Vektor  M  ist  in  Bezug  auf  rj  von  der  ersten 

Dimension,  der  Vektor  M  dagegen  von  der  zweiten  Dimension,  wie 
man  aus  den  Definitionsgleichungen  (32)  und  (83)  sofort  erkennt.  Nun 
ist  aber  die  Bedingung 

gleichbedeutend  mit  der  Determinante 

M,    M,    M, 

(51)  M,    JK,    Ji,    «0. 

M,   jf ,  if. 

Setzt  man  also  die  Komponenten  der  drei  Vektoren  in  diesen  Aus- 
druck ein,  so  erhalt  man  eine  homogene  Gleichung  dritten  Grades  in 
Bezug  auf  die  drei  Komponenten  rj^,  i;,,  i;,.  Jede  Achse,  welche 
zur  Herbeif&hrung  einer  ersten  Gleichgewichtslage  des  Systems  dienen 
kann,  liegt  also  auf  einem  Kegel  dritten  Grades^  welcher  durch 
die  Gleich.  (51)  dai^estellt  wird.  Auf  demselben  Kegel  liegen  aber 
auch  die  zu  einander  konjugierten  Achsen,  die  den  früher  betrachteten 
spezieUen  Bedingungen  176  «  0  und  17!^»=  0  entsprechen. 

13.  Verlauf  des  Vektors  M^  im  allgemeinen  FaHe.    um  sich  yon 
der  Veränderung  des  Vektors   M^  ein  Bild   zu  verschaffen,  wenn  die 

Vektoren  jlf ,  M  und  ii  nicht  in  einer  Ebene  liegen,  f&hrt  man  die 
geometrische  Addition  der  Glieder  von  M^  zeichnerisch  durch.  In 
Fig.  2  ist  zunächst  die  geometrische  Summe 

S«  «  sin  e  .  Ä+  (1  -  cos  ö)  .  5 

fiir  alle  Winkel  von  ö  —  0  bis  ö  =  360«>  injntervallen  von  20<>  graphisch 
ÄusgefÖhrt,  wobei  OB'^M  und  OC^M  angenommen  wurde.    Die 


122   I^fts  Verhalten  d.  Virials  u.  d.  Momentes  eines  stationären  Kräftesystems  etc. 

Pig.  t. 


Fig.  8. 


Endpunkte  von  8^  liegen  aof  einer  Ellipse,  welche  die   eine  Koordi- 
natenachse im  Anfangspunkte  0  berührt.    Die  ZusammensetEung  dieser 


Von  Karl  Hbün.  123 

m  einer  Ebene  liegenden  Vektoren  S^  mit  M  im  Ranme  ergiebt  dann 

Die  explizite  Darstellung  ist  in  Fig.  3  nach  der  Methode  der  schiefen 
Parallelprojektion  gegeben,  um  das  Resultat  für  das  Auge  etwas  an- 
schaulicher zu  gestalten,  als  es  die  unmittelbare  Verwendung  von  Qrund- 
rifs  und  Aufrifs  ermöglicht  hätte.  Durch  die  beigefügten  Werte  yon 
6  tritt  die  Korrespondenz  beider  Figuren  deutlich  hervor.  Ohne  Wei- 
teres erkennt  man  aus  Figur  3,  das  die  Endpunkte  von  Jtf«  auf  einer 
EUipse  liegen^  deren  Lage  und  Gestalt  sich  auch  in  einfachster  Weise 
durch  analytische  Diskussion  der  allgemeinen  Gleich.  (3)  ei^iebt. 
OB  =  Jf •  för  9  =  0  nimmt  in  der  Figur  mit  wachsenden  Werten  von 
$  zunächst  zu,  erreicht  ein  Maximum  und  sinkt  von  da  ab  bis  zu 
einem  Minimalwerte,  der  hier  natürlich  von  Null  verschieden  ist.  Ein 
Gleichgewichtszustand  wird  also  bei  der  hier  dargestellten  Bewegung 
des  Systems  überhaupt  nicht  erreicht. 

C.  Verhalten  des  Virials  und  des  Momentes  bei  der  Schraubenbewegung. 

14.  Die  Virialformd.  Wir  geben  der  Schraube  die  Ganghohe  h. 
Dann  ist  die  Translation  in  Folge  der  Rotation  um  den  Winkel  0  der 
Groüse  und  Richtung  nach  dargestellt  durch  den  Vektor 

-      he    -      ^    ^ 

Die  Verbindung  der  Formeln  (14)  und  (19)  ei^ebt  sofort 

(52)  p«  F+  F*.ö+  Fsinö+  F(l-cose), 

fbr  den  durch  die  Schraubenbewegung  resultierenden  Wert  des  Virials, 
wobei  zur  Abkürzung 

(53)  V*^±i^k*^ek* 
gesetzt  ist 

Als  Gleichungsbedingung  folgt  aus  Gleichung  (52) 

(54)  ^ _  7*  +  Fcos^  +  Fsinö 

und  hieraus  ftlr  V*  die  nicht  homogene  Differentialgleichung  dritter 
Ordnung 

Nach  Gleichung  (54)  findet  das  Gleichgewicht  der  Kräfte  für  eine 
reaktionsfähige  ^)  Schraubenachse  schon  in  der  Nullstellung  (ß  »  0)  des 

1)  Die  Achse  moTs  Drücke,  welche  senkrecht  gegen  sie  gerichtet  sind,  auf- 
Behmen  kOnnen. 


124  Das  Verhalten  d.  Virials  a.  d.  Momentes  eines  stationären  Eräftesystenu  etc. 
E^raftesystems  statt,  wenn 

ist  und   kehrt  wieder^  sobald  eine  Rotation  um  zwei  reehte  Winkel 
erfolgt  ist 

Um  nun  aucli  die  Amplitude  zu  finden,  f&r  welche  das  Oleich- 
gewicht eintritt,  wenn  ursprünglich 

F*+  F^O 

ist,  haben  wir  nur  die  Gleichung 

0=  F*+  FCOSÖ+  Fsinfl 
nach   0   aufzulösen.     Hieraus  ergiebt  sich,   wenn  wir  zur  Abkünting 

V 
_==-tg* 

setzen: 

(56)  sin  (9  —  ^)  =  -;-  sin^ 


und  hieraus  erkennt  man,  dafs  die  Bedingung 

(57)  r^KV^+P 

erfüllt  sein  mufs,  damit  für  0  aus  Gleichung  (56)  ein  reeller  Wert  folgt 
Führt  man  den  erhaltenen  Wert  von  0  in  den  Ausdruck 

^«-sinö.  F+cosö-  F 

ein,  so  kann  man  auch  die  Frage  nach  der  Sicherheit  oder  Unsicherheit 
der  betreffenden  Gleichgewichtslage  beurteilen. 

16.  Die  Formd  für  das  resultierende  Moment,  Durch  die  Schranben- 
bewegung  geht  M  in  M*  über,  und  es  besteht  die  Beziehung 

(58)  W^M+M*'e  +  5sin  6  +  M(l  -  cosö), 
wenn  wir 

(59)  Jtf*  =  ^P*«"^* 

setzen. 

Bei  der  Diskussion  der  Formel  (58)  kann  man  im  einzelnen  alle 
die  Falle  berücksichtigen,  die  früher  in  Bezug  auf  die  getrennte  Trans- 
lations-  und  Rotationsbewegung  unterschieden  wurden.  Thatsächlich  ist 
hier  der  Einflufe  beider  Bewegungsarten  superponiert.  Wenn  man  die 
Ganghöhe  h  als  verfügbaren  Parameter  hat,  so  bietet  die  Herbeiführung 
der  Gleichgewichtslagen  einen  gewissen  Spielraum,  woraus  man  gel^enüicb 
einen  Vorteil  ziehen  kann. 


Von  Kabl  Hkuk.  125 

Legende  smr  Vektor- Analysis. 

1.  Der  Vektor  ä  ist  bestimmt  durch  seine  rechtwinkligen  Koordi- 
naten: 

Ol,  Ol,  Oj. 

Betrachten  wir  diese  Koordinaten  selbst  als  Vektoren,  so  ist 

ä-=äi  +  Äj  +  öj. 

2.  Das  innere  Produkt  äx  der  Vektoren  a  und  x  ist  definiert  durch 
die  Gleichung 

(I)  äi  «  ajO?!  +  (i^oc^  +  OjÄij  =  aa?  cos  (ä/i) 

3.  Das  äufsere  Produkt  äx^  C  welches  wieder  einen  Vektor  vor- 
stellt^ ist  definiert  durch  die  Gleichungen: 

(H)       C^^a^x^  —  a^x^y    C^^a^x^  -  a^x^,    C^ --=  a^x^  -  a^x^ . 

C  steht  abo  senkrecht  auf  ä  und  x,  und  es  ist  C  ^  axsm  (ä/x).    Die 
Faktoren  von  C  sind  nicht  kommutativ.    Es  ist  viehnehr  U^-äb, 

4  Aus   den  Definitionen  (I)   und  (11)  ergeben  sich  die  temaren 
Produkte: 

äbc  «  Ol  (6j<i  -  ft^c,)  +  Ol  (ftjCi  -  6iC,)  +  o,  (ftiC^  -  b^Cj) 

bcä  =  6i  (cjOj  -  (^o,)  +  6,  {c^a^  —  ^«3)  +  6»  (ciOj  —  (^Oj) 

eäb^Ci  (0,63  -  0363)  +  Cj  (0361  -  Ol 63)  +  C3  (oift,  -  0361) . 

Es  ist  also 

äbc  =«  bcä  «  ca6  =  D, 

wo 

D«    616,65 

zu  setzen  ist 

5.  Nach  den  Gleichungen  (U)  bilde  man  das  temäre  Vektorprodukt 


a(bc)  ^  H ^  H^  +  H^  +  H^. 

Dann  ist 

F,  «  03  (61  Cj  -  63C1)  -  03X63^1  -  61  (i)  =  (äc)  .  61  -  (ä6)Ci ,    etc. 

Folglich  besteht  die  Gleichung: 

(HI)  ^c)  =  (äc)  -6  -  (56)  .  c. 

6.  Wird  äbc »  0,  so  liegen  die  drei  Vektoren  ä,  6,  c  in  einer 
Ebene.    Dies  ist  auch  der  FaU,  wenn  dieselben  der  Gleichung 

(IV)  a-ä  +  ß-b  +  y-c^O 

genügen,  worin  a,  ß,  y  beliebige  skalare  Ghröfsen  bedeuten. 


126 


Zur  Kabator  des  RotaÜonsparaboloideB. 


Zur  Enbatnr  des  Rotationsparaboloides. 

Von  Ferdinand  Büdio  in  Züricli. 


Es  sei  ein  durch  die  Parabel  y* »  2px  erzeugtes  Rotationspan- 
boloid  gegeben.  Bezeichnet  man  die  zu  den  Ordinaten  M^P^  und 
M^P^  gehörenden  Gfrundflächen  mit  g^  und  g^  und  die  Höhe  Jlf^Jlf, 
mit  h,  80  gilt  bekanntlich  für  das  Volumen  des  so  bestimmten  Körpers 
die  Formel: 

(1)  V^i(ff,+g,)h, 

Bei  manchen  Aufgaben  der  Praxis  kommt  es  nun  vor,  .da6  eine 
der    beiden    Ghimdflächen    des    als    Rotationsparaboloid    betrachteten 

Körpers  der  Messung  nicht  zuganglich  ist 
oder  sich  aus  irgend  welchen  Gründen  f&r 
die  Messung  nicht  eignet  Nun  kann  zwar 
stets  f  (^1  +  g^)  durch  den  mittleren  Quer- 
schnitt ersetzt  werden,  aber  unter  Um- 
standen ist  auch  dieser  nicht  verwertbar 
und  dann  mufs  man  seine  Zuflucht  zu 
irgend  welchen  anderen  Dimensionen 
nehmen.  Aus  allen  diesen  Verlegenheiten 
hilft  aber  eine  sehr  nützliche,  allgemeine 
und  praktisch  leicht  zu  handhabende 
Formel,  die  indessen  trotz  ihres  ganz 
elementaren  Charakters  bisher  unbeachtet 
geblieben  zu  sein  scheint. 

Man  wähle  auf  M^M^  einen  beliebigen  Punkt  M  und  lege  durch 
ihn  den  Querschnitt  g  parallel  zu  den  Gh-undflächen.    Teilt  dann  M  die 

Strecke  M^M^  in  dem  Verhältnis  ^\y  «  il,  so  ist  die  Abszisse  x  Ton 

M  mit  den  Abszissen  x^  und  x^  von  Jf^  und  M^  durch  die  Formel 
verbunden 

Xi  +  *^ 


x 


i  +  x 


Von  FuoniAifD  Rudio.  127 

Mit  Rücksicht  auf  die  Parabelgleichung  folgt  aber  hieraus  für  die 
zugehörigen  Ordinateii: 

and  folglich  für  die  zugehörigen  Querschnitte: 

Mit  Hilfe  dieser  einfetchen  Belationy  die  dem  Rotationsparaboloide 
eigentümlich  ist,  kann  man  jetzt  etwa  g^  durch  g^  und  g  ausdrücken, 
wodurch  (1)  übergeht  in: 

(3)  r^^((l  +  l)g+(l-l)g,),  A-0...«). 

Diese  Formel  gestattet  aLso,  das  Volumen  des  Botationsparaboloides 
durch  die  Höhe,  die  eine  Grrundfläche  und  einen  beliebigen  Querschnitt, 
der  in  jedem  einzelnen  Falle  zwecknuLfsig  gewählt  wird,  zu  berechnen. 
Reduziert  sich  g^  auf  Null,  wird  also  das  Paraboloid  vom  Scheitel  an 
gerechnet,  so  vereinfacht  sich  (3)  zu 

(4)  F,  =  i(l  +  })W*- 

Für  il »  ^,  \y  1,  2,  3  erhält  man  demnach  die  Formeln: 


V~hi2g-9^) 

r,  -  2gh 

V-^iSg-g,) 

Vo  -  yh 

V~gh 

r.-gh 

V-^^iSg  +  g,) 

Vo  -  yh 

y-^(2g  +  g,) 

Vo  -=  yh 

128  Kmematisoh-geomeirische  Theorie  etc. 


Einematisch-geometriBclie  Theorie 
der  Bewegung  der  affin- veränderlichen,  ähnlich-veränder- 
lichen nnd  starren  räumlichen  oder  ebenen  Systeme. 

Von  L.  BuRMESTBR  in  München. 

Zweiter  Teil. 

Der  erste  Teil  dieser  Abhandlung  worde  vor  23  Jahren  in  dieser 
Zeitschrift  1878,  Bd.  23,  S.  108  veröffentUcht,  und  dieser  zweiter  Teil 
bildet  nun  den  dort  yersprochenen  Schlufs.  In  diesem  zweiten  Teil 
sollen  hauptsachlich  die  Nullsysteme  behandet  werden,  welche  mit  der 
Bewegung  der  affin- veränderlichen,  ahnüch-veiänderUchen  und  sütim 
raumlichen  Systeme  im  Zusammenhange  stehen  und  zur  weiteren  Er- 
kenntnis der  BewegungSYOi^ange  dieser  Systeme  führen.  Die  Unter- 
suchung dieser  Bewegungsvorgange  erhält  auch  physikalische  Bedeuttmg, 
weil  die  in  der  Sjystallographie  definierte  ,,homogene  Deformation^  der 
SjystaUe^  die  durch  Wärme  oder  durch  andere  Ursachen  bewirkt  wird, 
eine  afEbae  Veränderung  ist,  worauf  Eng.  Blasius  zuerst  hingewiesen 
hai^)  Wir  wollen  zunächst  die  im  ersten  Teile  dieser  Abhandlung 
abgeleiteten  fundamentalen  Beziehungen  erörtern,  welche  für  die  weiteren 
Untersuchungen  erforderlich  sind. 

„Die  Endpunkte  der  Greschwindigkeiten  sowie  der  Beschleunigungen 
jeder  Ordnung  der  Systempunkte  einer  Phase  eines  beliebig  bewegten 
affin -yeränderHchen,  ähnlich-veränderlichen  oder  starren  räumUchen 
Systems  bilden  ein  affines  räumliches  System.^ 

Die  Bewegung  eines  affin-yeränderlichen  räumUchen  Systems  S 
ist  durch  die  Bewegung  von  vier  nicht  in  einer  Ebene  li^jenden  System- 
punkten  Äy  By  C,  D  bestimmt;  demnach  können  wir  zu  diesen  vier 
Punkten  die  vier  homologen  Punkte  Ä^,  B^,  C^,  D^  eines  affinen  lämn- 
lichen  Systems  S^  beliebig  annehmen  und  die  Punkte  des  Systems  S, 
als  die  Endpunkte  der  Geschwindigkeiten  oder  der  Beschleunigungen 
n^  Ordnung  der  Punkte  des  Systems  S  betrachteiL  Wenn  nun  das 
System  8^  die  Endpunkte  der  Geschwindigkeiten  enthalt^  dann  repräsen- 
tieren die  Verbindungsstrecken  der  homologen  Punkte  der  beiden  affinen 
Systeme  5,  S^  die  (Geschwindigkeiten  der  Punkte  des  affim- veränder- 
lichen räumlichen  Systems  nach  Grolse  und  Richtung;  wenn  femer  das 

1)  Eng.  Blasins,  Die  Aiudehnmig  der  Kiystalle  durch  W&rme.  Poggen- 
dorff'8  Annalen  der  Physik  und  Chemie,  1884,  Bd.  28,  S.  628;  femer  daselbst 
1890,  Bd.  41,  S.  539. 


Von  L.   BüRMKSTBH  129 

System  S^  die  Endpunkte  der  Beschleunigungen  n'^  Ordnung  enthält, 
dann  repräsentieren  die  Verbindungsstrecken  der  homologen  Punkte 
die  Beschleunigungen  n^  Ordnung  nach  Ghröfse  und  Richtung.  Ist 
das  bewegte  System  S  ein  ähnlich- veränderliches  odör  starres  räum- 
liches System,  dann  sind  die  vier  Punkte  A^,  B^,  C^,  D^  von  einander 
abhängig,  und  es  können  in  diesen  besonderen  Fallen  diese  vier  Punkte 
nicht  mehr  alle  beliebig  gewählt  werden« 

,,Zwei  affine  raumliche  Systeme  5,  S^  besitzen  aufser  der  unendlich 
fernen  Ebene  drei  selbstentsprechende  Ebenen,  die  sich  in  einem  im 
Endlichen  liegenden  selbstentsprechenden  Punkt  und  in  drei  selbstent- 
sprechenden Geraden  schneiden;  von  diesen  selbstentsprechenden  Ebenen 
können  jedoch  zwei  imaginär  sein,  und  dann  sind  auch  zwei  der  selbst- 
entsprechenden Greraden  imaginär'^. 

„Wenn  das  System  S^  die  Endpunkte  der  Geschwindigkeiten  von 
den  Punkten  des  affin -veiunderlichen  räumlichen  Systems  S  enthält, 
dann  sind  die  selbstentsprechenden  Elemente  der  affinen  Systeme  S^  S^ 
identisch  mit  den  selbstentsprechenden  Elementen  der  Systemphase  S 
und  einer  unendlich  nahen  Systemphase^^ 

„Die  vierten  Eckpunkte  der  Parallelogramme,  welche  in  gleichem 
Sinne  durch  je  drei  homologe  Punkte  von  [drei  affinen  räumlichen 
Systemen  bestimmt  sind,  bilden  ein  viertes  affines  räumliches  System'^ 

Nehmen  wir  an,  es  sei  von  drei  affinen  räumUchen  Systemen 
Sof  5,  S^  das  eine  So  zu  einem  Punkt  Or  zusammengeschrumpft,  und 
denken  wir  uns  durch  je  drei  homologe  Punkte  O^ÄA^,  O^BB^, 
DtCC,,  ...  die  Parallelogramme  OrAA^A^,  O^BB^Br,  fürCC^Cr  be- 
stimmt, dann  bilden  die  vierten  Eckpunkte  ArBrC,  *--  ein  viertes  affibaes 
limnliches  System  8r-  Hiemach  erhalten  wir  den  Satz,  welchen 
Hehmke^)  zuerst  nach  der  Grassmannschen  Methode  der  Rechnung 
mit  geometrischen  Grolsen  abgeleitet  hat: 

1.  Werden  die  Venhindu/ngsstrecken  der  homologen  Punkte  zweier 
affiner  räumlicher  Systeme  S,  S^,  die  auch  ähnlich  oder  hmgruent  sein 
^nenj  von  einem  Funkt  Ot  o/us  nach  Gröfse  und  RicMung  abgetragen, 
so  baden  die  Endpunkte  dieser  (Agetragenen  Strecken  ein  affines  räum- 
liches System  Sr]  werden  femer  umgekehrt  die  Strecken,  welche  einen  be- 
Hdfigen  Punkt  Oy  mit  den  Punkten  eines  räumlichen  Systems  S^  ver- 
hinden,  nach  Ghröfse  und  Richtung  an  die  homologen  Punkte  eines  ssu  Sr 
affinen  räumlichen  Systems  S  angetragen,  so  bilden  die  Endpunkte  dieser 
Strecken  ein  affines  räumliches  System  5». 

Das  System  S^  wollen  wir  das  Abtragsystem  und  den  Punkt  Ot 


1)  Ciyilingenieor  1883,  Bd.  89,  S.  492. 

Zeitichrift  f.  Mathematik  u.  Physik.  47.  Band.  1908.   1.  n.  2.  Heft.  9 


130  Einematisch-geometrische  Theorie  etc. 

den  UrpunJct  desselben  nennen.  Dem  Urpunkt  Oy  im  Abtragsystem 
8r  entspricht  der  im  Endlichen  befindliche  selbstentsprechende  Pnnkt  0 
der  beiden  affinen  Systeme  S,  S^.  Verschieben  wir  das  Abtragaystem  Sr 
parallel  zn  sich  selbst  bleibend,  sodals  der  Urpnnkt  Ot  mit  dem  selbstent- 
sprechenden  Punkt  0  der  Systeme  S^  8^  zusammenfallt;  dann  hat  das 
Abtragsystem  8^  dieselben  selbstentsprechenden  Elemente  der  Systeme 
Sf  8^  mit  diesen  gemeinsam.  Je  nachdem  das  System  8^  die  Endpunkte 
der  Geschwindigkeiten  oder  der  Beschleunigungen  n^  Ordnung  des  als 
affin-yeranderlich  betrachteten  Systems  8  enÜiält,  wollen  wir  das  System 
Sr  das  Abiragsystem  der  Geschwindigkeiten  oder  der  Beschleunigungen 
n^  Ordnung  nennen.  Der  dem  Urpunkt  Or  entsprechende  Punkt  0 
in  dem  System  8  wird  Geschwindigkeitspol  resp.  Beschleunigungspol 
n*^  Ordnung  genannt.  Derselbe  besitzt  also  keine  Geschwindigkeit^ 
resp.  keine  Beschleunigung  n^  Ordnung.  Die  ausdrückliche  Unter- 
scheidui^  Geschwindigkeit  und  Beschleunigung  n^  Ordnung  erscheint 
zweckmäfsig;  weil  die  Geschwindigkeit  stets  in  der  Bewegungsrichtung 
oder  in  der  Tangente  der  Bahnkurve  des  betreffenden  Punktes  li^ 
was  bei  der  Beschleunigung  n*^  Ordnung  im  Allgemeinen  nicht  so  ist 
Wenn  aber  diese  Unterscheidung  nicht  nötig  ist,  dann  kaim  man  die 
Geschwindigkeit  auch  als  Beschleunigung  nuUter  Ordnung  bezeichnen 
und  auffassen.  Diese  angefahrten  Beziehungen  werden  die  (Grundlagen 
unserer  weiteren  Betrachtungen  bilden. 

Nehmen  wir  in  dem  räumlichen  Systeme  8  ein  ebenes  System  s 
in  einer  Ebene  e  an,  so  entspricht  demselben  in  dem  affinen  raumlichen 
System  8^  ein  ebenes  System  s^  in  der  homologen  Ebene  e^.  Denken 
wir  uns  das  ebene  System  s^  auf  die  Ebene  e  senkrecht  projiziert,  und 
bezeichnen  wir  die  Projektion  desselben  mit  s^^  dann  sind  die  beiden 
in  der  Ebene  e  befindlichen  ebenen  Systeme  Sy  s^  a£Bn  und  besitzen 
einen  selbstentsprechenden  Punkt  Ey  dem  ein  homologer  Punkt  E^  in 
der  Ebene  e^  entspricht;  demnach  ist  in  einer  Ebene  e  dieser  Punkt  E 
der  einzige  Punkt,  dessen  Yerbindungsgerade  mit  dem  homologen 
Punkt  E^  auf  dieser  Ebene  e  senkrecht  steht.  Wenn  wir  von  vor- 
kommenden singulären  Beziehungen  absehen,  so  geht  durch  jeden  Punkt 
des  Systems  8  eindeutig  eine  Ebene,  die  senkrecht  steht  auf  seiner  Yer- 
bindungsgeraden  mit  dem  homologen  Punkt  im  System  5^,  und  in 
jeder  Ebene  giebt  es  im  System  8  eindeutig  einen  Punkt,  dessen  Ver- 
bindungsgerade mit  dem  homologen  Punkt  des  Systems  8^  auf  dieser 
Ebene  senkrecht  ist.     Hiemach  erhalten  wir  den  Satz: 

2.  Bei  zwei  affinen  räumlichen  8ystemen  büden  die  Punkte  des  einen 
Systems  und  die  Ebenen^  welche  in  diesen  Punkten  senkrecht  stehen  at^ 
den  zugehörigen  Verbindungsgeraden  der  homologen  Punkte,  ein  Nullsystem. 


Von  L.   BUBMMTEB.  131 

Das  durch  diesen  Satz  definierte  Nullsystem  wollen  wir  ein  Richt- 
nullstfstem  nennen.  Je  nachdem  die  Verbindungsstrecken  der  homologen 
Punkte  der  Systeme  Sy  S^  Geschwindigkeiten  oder  Beschleunigungen 
n^  Ordnung  darstellen,  erhalten  wir  ein  RicMntdlsystem  für  die  Ge- 
sAwindigkeiien  oder  für  die  Beschleunigungen  n^  Ordnung.  Nach  dem 
1.  Satz  im  ersten  Teil  dieser  Abhandlung  bilden  die  Punkte  ^  welche 
die  Verbindungsstrecken  der  homologen  Punkte  zweier  affiner  räum- 
hoher  Systeme  8^  8^  in  gleiche  Verhältnisse  teilen,  ein  affines  räumliches 
System  8^,  welches  die  selbstentsprechenden  Elemente  von  8,  8^  mit 
diesen  gemeinsam  hat.    Demnach  bilden  auch  die  Punkte  des  Systems 

senkrecht  stehenden  Ebenen  ein  Richtnullsystem. 

Um  zu  einer  anderen  Definition  des  Bichtnullsystems  zu  gelangen 

und  eine  Bestimmimg  desselben  abzuleiten,  welche  keine  affinen  räum- 

hohen  Systeme  fordert,  denken  wir  uns  zu  den  affinen  Systemen  8,  8^ 

das  Abtragsystem  8r  konstruiert,  indem   wir  Ton   einem  Urpunkt  Ot 

aus  die  Verbindungsstrecken  der  homologen  Punkte  der  Systeme  8,  8^ 

gleich   und    gleich   gerichtet  abtragen.     Wenn    wir    nun  die  Gbrade, 

welche  einen  Punkt  Ä  des  Systems  8  mit  seinem  homologen  Punkte 

Ä^  im  System  8^  yerbindet,   kurz  die  BidUungsgerade  des  Punktes  A 

nennen,  so  ergiebt  sich,  dals  einer  beliebigen  Geraden  OtI^t  im  System 

Sr  eine  durch  den  selbstentsprechenden  Punkt  0  der  Systeme  8,  8^ 

gehende  Gerade    Of)   im  System  8  eindeutig  entspricht,  deren  Punkte 

Richtongsgerade    besitzen,    die    zu    der   Geraden    Oy^   parallel    sind. 

Nehmen  wir  umgekehrt  im  System  8  eine  durch  den  Punkt  0  gehende 

beliebige  Gerade  Of)  an,  so  entspricht  derselben  eindeutig  eine  Gerade 

Ot|t  in  dem  Abtragsystem  8r  und  die  Richtungsgeraden  der  Punkte 

aof  0^  sind  zu  dieser  Geraden  Ot^  paralleL     Dies  Letztere  ergiebt 

sich  auch,  wenn  wir  beachten,  dafs  einer  Punktreihe  auf  einer  Geraden 

0^  im  System  8  eine  ähnliche  Punktreihe  auf  einer  Geraden  01^^  im 

System  8^  entspricht;   und  da  der  Punkt    0  der  selbstentsprechende 

Punkt  dieser  ähnlichen  Punktreihen  ist,  so  sind  die  Verbindungsgeraden 

der  homologen  Punkte  derselben  paralleL    Hiernach  sind  in  dem  Rieht- 

nnllsystem  den  Punkten  Ä,  B,  (7 . . .,  die  auf  einer  durch  den  Punkt  0 

gehenden  Geraden  Of)  liegen,  parallele  Nullebenen  a,b,Cy...  zugeordnet, 

die  senkrecht  auf  der  Geraden  Oy^t  stehen;  und  umgekehrt  sind  den 

parallelen  Ebenen  a,  6,  c, . . .  die  auf  einer   (Geraden  fDr^r  senkrecht 

stehen,  die  Punkte  Ä,  B,  C, .  .  .  auf  der  Geraden  Of)  als  Nullpunkte 

Zugeordnet.    Jeder  durch  den  Punkt  0  gehenden  Geraden  0^  im  System 

S  entspricht  projektiT   eine  durch    den   Urpunkt  Ot  gehende  Gerade 

Ot^  im  Abtn^ystem  8r.    Denken  wir  uns  nun  durch  den  Punkt  0 

9* 


132  EinematiBch-geometriBche  Theorie  etc. 

zu  jeder  Geraden  Or^^  eine  Ebene  Oh'  senkrecht  gelegt;  so  erhalten 
wir  zwei  konjectiye  reziproke  Bündel,  die  wir  mit  0(\^,j)  und  0(h'/\') 
bezeichnen,  um  auszudrücken^  dafs  einer  Geraden  Oi)  und  einer  Ebene 
Oj  im  ersten  resp.  eine  Ebene  Oh'  und  eine  Gerade  Oj'  im  zweiten 
Bündel  entspricht. 

um  nun  yermittelst  dieser  beiden  konjektiven  reziproken  Bündel 
0(J)^j)  und  0{h',\')  zu  einem  Punkt  Ä  die  zugehörige  Nullebene  zu 
erhalten,  ziehen  wir  durch  OÄ  die  Gerade  Of)  des  Bündels  0(^,/j, 
bestimmen  die  entsprechende  Ebene  Oh'  in  dem  reziproken  Bündel 
Oih'yY)  und  legen  zu  dieser  Ebene  durch  den  Punkt  A  die  parallele 
Ebene  a,  welche  die  Nullebene  des  Punktes  A  ist.  Um  femer  zu  einer 
Ebene  a  den  zugehörigen  Nullpunkt  zu  ermitteln,  legen  wir  zu  dieser 
Ebene  durch  0  die  parallele  Ebene  Oh'  des  Bündels  0(h',\')  und  bestimmen 
die  entsprechende  Gerade  0^  in  dem  reziproken  Bündel  0(^,j),  welche 
die  Ebene  a  in  ihrem  Nullpunkt  Ä  schneidet.  Durch  diese  beiden  kon- 
jektiven reziproken  Bündel,  welche  abgeleitet  aus  den  affinen  Systemen 
Sj  S^  sich  ergeben  haben,  ist  das  Richtnullsjstem  auch  bestimmt. 
Hierbei  ist  aber  behufs  der  Eindeutigkeit  zu  beachten,  dafs  die  Null- 
punkte sich  auf  den  Geraden  0^  des  Bündels  0(l^,j)  befinden  und  die 
Nullebenen  parallel  zu  den  korrelativen  Ebenen  Oh'  des  Bündels 
0(Ä',i')  sind.  Wenn  wir  dagegen  die  Nullpunkte  auf  den  Geraden  Oj' 
des  Bündels  0(h'j\')  befindlich  annehmen  und  die  korrelative  Ebene  Oj 
des  Bündels  0(i)yf)  bestimmen,  dann  erhalten  wir  ein  zweites  ßidit- 
nullsystem.  Dieses  zweite  Richtnullsjstem  ist  dasjenige,  welches  von 
den  Punkten  des  Systems  S^  und  den  Ebenen  gebildet  wird,  die  in 
diesen  Punkten  auf  den  Verbindungsgeraden  der  homologen  Punkte  von 
S^,  S  senkrecht  stehen.  « 

Der  selbstentsprechende  Punkt  0  der  beiden  affinen  räumlichen 
Systeme  S,  S^,  resp.  der  gemeinsame  Mittelpunkt  der  konjektiven  rezi- 
proken Bündel  0{f)J),  0(h\\'),  der  allen  durch  ihn  gehenden  Ebenen  als 
Nullpunkt  zugeordnet  ist,  heifst  der  Hauptpunkty  und  die  unendlich  ferne 
selbstentsprechende  Ebene  o^  dieser  Systeme,  die  allen  in  ihr  liegenden 
Punkten  als  Nullebene  zugeordnet  ist,  heilst  die  Hauptebene  des  Richir 
nullsystems.  Das  Charakteristische  des  RichtnuUsystems  ist,  dais  den 
Punkten  auf  einer  durch  den  Hauptpunkt  0  gehenden  Geraden  parallele 
Nullebenen  zugeordnet  sind,  die  sich  also  in  einer  Geraden  der  unend- 
lich fernen  Hauptebene  o„  schneiden,  und  dafs  umgekehrt  solchen 
Ebenen  Nullpunkte  zugeordnet  sind,  die  auf  einer  durch  den  Haupt- 
punkt 0  gehenden  Geraden  liegen. 

Wenn  wir  durch  zwei  beliebige  konjektive  reziproke  Bündel  0(^;j)y 
0(Ä',i'),  die  d^rch  vier  Gerade  e,  f»  g;  1^  und  vier  reziprok  entsprechende 


Von   L.   BuitMESTBB.  133 

Ebenen  e\  f,  g',  h'  bestimmt  sind,  in  der  angegebenen  Weise  das  Null- 
system  konstmieren,  so  ist  noch  zu  beweisen ,  dafs  dasselbe  ein  Richt- 
nullsystem  ist  Zn  diesem  Zwecke  ziehen  wir  durch  einen  Punkt  Cv 
die  Tier  Geraden  Cy,  fv,  9t,  f)r  senkrecht  zn  den  Ebenen  e'  f  g'  h'] 
hierauf  bestimmen  wir  eine  Ebene  x,  welche  die  vier  durch  den  Punkt 
0  gehenden  Geraden  e,  f  ^  g,  ^  so  in  vier  Punkten  E,  F,  G,  H  schneidet, 
dafs  dieselben  ein  Parallelogramm  bilden ,  und  eine  Ebene  x^^  welche 
die  Tier  durch  den  Punkt  Oy  gehenden  Greraden  Ct,  fv,  gv,  I^t  so  in 
vier  Punkten  JEr,  JV,  G^,  H^  schneidet,  dals  dieselben  ein  Parallelo- 
gnunm  bilden,  dessen  Ecken  aber  gleiche  Folge  mit  den  Ecken  des 
ersten  Parallelogramms  haben.  Zwar  giebt  es  drei  verschiedene  Ebenen, 
die  Tier  durch  einen  Punkt  gehende  Gerade  in  Parallelogrammen  schneiden; 
diese  Mehrdeutigkeit  wird  aber  dadurch  ausgeschlossen,  dafs  die  Ecken 
der  in  Betracht  kommenden  Parallelogramme  gleiche  Folge  haben 
sollen.  Wenn  wir  nun  zu  den  Strecken  OrEr,  Ot-FV,  OrGrr,  fOrBr  die 
Strecken  EE^,  FF^,  CrGp,  SS^  gleich  und  gleich  gerichtet  konstru- 
ieren, so  können  wir  nach  dem  1.  Satz  diese  Strecken  als  die  Ver- 
bindungsstrecken  homologer  Punkte  zweier  affiner  raumlicher  Systeme 
5,  S^  betrachten,  die  den  selbstentsprechenden  Punkt  0  besitzen.  Zwar 
können  wir  jene  Ebenen  Xy  Xy  parallel  zu  sich  verlegen,  dadurch  wird 
jedoch  nur  bewirkt,  'dafs  wir  homologe  Punkte  anderer  affiner  Systeme 
erhalten,  welche  aber  dieselben  Verbindungsgeraden  wie  die  homologen 
Punkte  der  affinen  Systeme  8^  8^  liefern.  Demnach  ist  das  durch 
zwei  beliebige,  konjektive  reziproke  Bündel  bestimmte  Nullsystem  iden- 
tisch mit  dem  Richtnullsystem,  welches  durch  die  Punkte  J?,  JP,  •  •  • 
des  Systems  8  und  die  in  demselben  auf  den  Verbindungsgeraden  EE^, 
FF^,  •  • '  senkrechten  Ebenen  gebildet  wird. 

Hiemach  ist  das  Richtnullsystem  auch  dadurch  definiert,  dafs  das- 
selbe durch  zwei  konjektive  reziproke  Bündel  0(^,j),  0(Ä',j')  bestimmt 
ist,  und  den  Punkten  einer  Geraden  0^  Nullebenen  entsprechen,  die 
zu  der  reziproken  Ebene  Oh'  parallel  sind,  und  umgekehrt. 

Durch  kollineare  Transformation  des  Richtnullsystems  erhalten  wir 
das  allgemeine  räumliche  Nullsystem  zweiten  Grades,  welches  Ame- 
seder^)  zuerst  untersucht  hat,  und  welches  auch  kurz  das  quadratische 
Nullsystem  genannt  wird.  Dasselbe  ist  durch  zwei  konjektive  reziproke 
Bündel,  deren  Mittelpunkt  der  Hauptpunkt  0  ist,  und  durch  eine  im 
Endlichen  liegende  Hauptebene  o  bestimmt.  Das  Charakteristische  des 
quadratischen  Nullsystems  ist,  dafs  den  Punkten  auf  einer  durch  den 
Hauptpunkt  0  gehenden  Geraden  Nullebenen  zugeordnet  sind,  die  einen 

1)  Ameseder,  Das  aUgemeine  räumliche  Nullsystem  zweiten  Grades.   Journal 
för  reine  xmd  angewandte  Mathematik,  1884,  Bd.  97,  S.  62.  i' 


134  KinemaÜBcli-geometriBclie  Theorie  etc. 

Ebenenbüschel  bilden^  dessen  Achse  in  der  Hauptebene  o  liegt^  und  nm- 
gekehrt.     Hiemach  ergiebt  sich  der  Satz: 

3.  Das  Richintdlsystem  ist  ein  spezielles  räumliches  NuUsysiem  zw&ten 
GradeSy  dessen  Hauptebene  im  Unendlichen  liegt. 

Nach  diesem  Ergebnis  könnten  wir  die  Yon  Ameseder  abgeleiteten 
Eigenschaften  des  allgemeinen  räumlichen  Nullsystems  zweit^i  Gfrades 
spezialisiert  auf  das  RichtnuUsjstem  übertragen.  Es  ist  aber  zweck- 
mäfsiger,  dafs  wir  zum  Verständnis  der  Beziehungen  des  Richtnull- 
systems zu  der  Bewegung  des  affin -veränderlichen,  ähnlich-yerander- 
liehen,  sowie  des  starren  räumlichen  Systems  die  erforderlichen  projektiyen 
Eigenschaften  des  Richtnullsystems  in  Anlehnung  an  die  bisherigen 
Darlegungen  ableiten. 

In  zwei  konjektiven  reziproken  Bündeln  0(^jj)  und  0(Ä ',}'),  die 
zur  Bestimmung  eines  Richtnullsystems  dienen,  erßUlen  bekanntlich 
die  Geraden,  welche  in  den  ihnen  entsprechenden  Ebenen  liegen,  einen 
reellen  oder  imaginären  Kegel  OV  zweiter  Ordnung,  der  Kemkegd 
heilst,  und  diese  Ebenen,  welche  einen  Ebenenbüschel  Oh^  zweiter  Ord- 
nung bilden,  umhüllen  einen  reellen  oder  imaginären  Kegel  Ox'  zweiter 
Ordnung,  der  EinhülOcegel  heüüst,  und  den  Kemkegel  in  zwei  Mantel- 
linien berührt.  Die  unendlich  ferne  Hauptebene  o^  des  Richtnullsystems 
schneidet  diese  beiden  reziproken  Bündel  0(\f,ji),  0(Ä',ji')  in  zwei  rezi- 
proken ebenen  Systemen  s^{^^,j^),  s«(A«,3«),  in  denen  einem 
Punkt  ^„  eine  Gerade  h'^  und  einer  Geraden  j^  ein  Punkt  3«  ent- 
spricht; sie  schneidet  femer  den  Kemkegel  Ot*  in  dem  Kemkegel- 
schnitt  tl  den  Ebenenbüschel  OJc^  in  dem  Geradenbüschel  kl^  zweiter 

X  OD 

Ordnung  und  den  Einhüllkegel  Ox'  in  dem  Einhüllkegelschnitt  x^ ,  der 
von  diesem  Geradenbüschel  umhüllt  wird. 

Durch  die  vermittelst  der  konjektiven  reziproken  Bündel  erhaltene 
Konstruktion  des  RichtnuUsystems  ergeben  sich  hiemach  die  singu- 
lären  Beziehungen:  allen  Punkten  einer  Mantellinie  des  Kemkegels  OP 
ist  die  durch  dieselbe  gehende  reziproke  Tangentialebene  des  Einhüll- 
kegels Ox*  als  einzige  Nullebene  zugeordnet;  und  allen  Ebenen,  welche 
durch  eine  Tangente  des  EinhüUk^elschnittes  x^  gehen,  also  zu  einer 
Tangentialebene  des  Einhüllkegels  parallel  sind,  ist  der  entsprechende  inzi- 
dente  Punkt  des  Kemkegelschnittes  f^  als  einziger  Nullpunkt  zugeordnet. 

Da  parallele  Ebenen  sich  in  einer  Geraden  und  parallele  Gerade 
sich  in  einem  Punkt  der  unendlich  fernen  Hauptebene  o^  schneiden, 
so  wird  die  Ableitung  der  projektiven  Beziehungen  anschaulicher  und 
allgemeiner,  wenn  wir  uns  behufs  unserer  Betrachtungen  die  Haupt- 
ebene  0^  ins  Endliche  verlegt  denken  und  uns  also  das  allgemeine 
quadratische  Nullsystem  vorstellen. 


Von  L.   BuBIfBSTSB.  135 

Die  beiden  konjektiven  reziproken  Bündel  0(f),j)f  0(h\\')  seien 
gegeben;  eine  beliebige  Gerade  j  nehmen  wir  als  Achse  eines  Ebenen- 
büschels |(A)   an,   der   die   Hanptebene   o^    in   einem   Geradenbüschel 
3x  (^«)  schneidet,  und  betrachten  die  Gerade  0\'y  die  von  dem  Haupt- 
punkt  0  nach   dem  Punkt  Sl    der  Hauptebene  o^  geht,   als  Achse 
eines  zu  31(Ä^)  Perspektiven  Ebenenbüschels  0\'(h'),  der  zum  Bündel 
0{h'y\)   gehört;    dann    entspricht   diesem   Ebenenbüschel   und  dessen 
Achse,  resp.  ein  Geradenbüschel   O(l^)  und  eine  Ebene  Oj  im  Bündel 
0{kyj).     Hiemach  sind  die   Schnittpunkte  der  Geraden   des  Büschels 
O(^)  mit  den  entsprechenden  Ebenen  des  projektiven  Büschels  \Qi)  die 
Nullpunkte  dieser  Ebenen;  und  folglich  erfüllen  dieselben  einen  Null- 
kegelschnitt i^y  der  durch   den  Hauptpunkt  0  sowie  durch  den  Punkt 
H\  geht,  in  welchem  die  Achse  \  die  Ebene  Oj  trifft.    Da  die  Ebenen 
des  Büschels  '\{h)   zu  den  Nullpunkten  auf  dem  NuUkegelschnitt  per- 
spektiy  sind,  so  ist  der  Punkt  H\^  der  Nullpunkt  der  Ebene  %j  dieses 
Büschels,  die  Ton  dem  Nullkegelschnitt  i^  in  diesem  Punkt  berührt  wird. 
Den  Ebenen  \y  h^  des  Ebenenbüschels  |(A),  welche  durch  die  Ton 
dem   Punkt    3^    an   den   Einhüllkegelschnitt  x^    gelegten   Tangenten 
3lÄ^ji  3«Ä^2   gehen,   entsprechen   als  Nullpunkte   resp.   die   Punkte 
^«i;  ^«29  ^^   denen   die  Ebene    Oj   den  Eemkegelschnitt  ^   und  zu- 
gleich diese  Tangenten  trifft;  folglich  geht  der  [Nullkegelschnitt  i}  auch 
durch  diese  beiden  Punkte  $^j,  $«»2*    Hiemach  ergiebt  sich,  dalis  für 
alle  Ebenenbüschel,  deren  Achsen  )  durch  einen  in  der  Hauptebene  0^ 
Übenden  Punkt  3^  gehen,  die  Nullkegelschnitte  sich  in  der  zu  diesem 
Punkt  korrelativen  Ebene  Oj  befinden  und  den  Hauptpunkt  0,  sowie  die 
beiden  Punkte  ^^^y  ^^^  gemeinsam  haben.    Je  nachdem  die  Gerade  03« 
aufsen  in  oder  auf  dem  Einhüllkegel  Ox^  liegt,  sind  die  Punkte  ^^^,  J^^, 
reell,  imaginär  oder  fallen  zusammen  und  es  sind  diese  Nullkegelschnitte  t^ 
resp.  Hyperbeln,  Ellipsen  oder  Parabeln.   Zu  einem  Nullkegelschnitt  t', 
der  also  den  Hauptpunkt  0  enthält,  ist  ein  Nullkegel  dual,  der  die  un- 
endlich ferne  Hauptebene  0^   berührt   und   demnach  hier   speziell   ein 
parabolischer  Nullcylinder  ist.    Hiemach  erhalten  wir  die  dualen  Sätze. 
4.  In  einem  BicMnuUsystem  er-         4a.  In  einem  RichlnuUsystem  umr 
fuUen  die  NuUpwnkte  eines  Ebenen-     hüllen  die  NtdUbenen  einer  Ptmkt- 
hüschds  einen  NuUkegdschniU,  der     reihe  einen  parabolischen  NuUcylin- 
dieÄchse  dieses  Ebenenbüschels  trifft;     der,  der  die  Gerade  dieser  Punktreüic 
und  die  NuUkegdschnittey  welche  den     berührt;  und  die  parabolischen  NuU- 
Ebenenbüscheln   entsprechen,    deren     cylinder,    welche   den    Punktreihen 
Achsen  durch  einen  Punkt  der  Haupt-     entsprechen,  deren  Geraden  in  einer 
Acne  gehen,  liegen  in  der  zu  diesem     durdh    den    Hauptpunkt    gehenden 
Punkt  korretativen,  durch  den  HoMpir     Ebene  liegen,  sind  gerichtet  nach  dem 


136  Kinematisch-geometirische  Theorie  etc. 

punkt  gehenden  Ebene  und  haben  zu  dieser  Ebene  korreHativen  in  der 
den  Hauptpunkt  sowie  die  beiden  Hawptd)ene  befindlichen  Tunkt  und 
Punkte,  in  welchen  diese  Ebene  den  haben  die  HoMptebene  sowie  die 
Kernkegelschnitt  schneidet,  als  ge-  beiden  Ebenen,  die  von  diesem  PunÜ 
meinsdme  SchniUpunkte,  berührend  an  den  EinhiäUcegd  gehen, 

als  gemeinsame  Tangentialebenen. 

Nehmen  wir  ein  Ebenenbündel  an,  dessen  Mittelpunkt  M  sein  möge, 
so  ergiebt  sich  durch  analoge  Betrachtungen  wie  vorhin  aus  den  pro- 
jektiven Beziehungen  der  beiden  konjektiven  reziproken  Bündel  O(^j'), 
0(hW):  dafs  die  Nullpunkte  der  Ebenen  dieses  Bündels  eine  Nullflache 
zweiter  Ordnung  erfüllen,  die  durch  den  Hauptpunkt  0  und  durch  den 
Kemkegelschnitt  I^  geht,  die  femer  im  Punkt  M  die  Nullebene  des- 
selben berührt  und  die  Nullkegelschnitte  aller  Ebenenbüschel  tragt, 
deren  Achsen  durch  den  Punkt  M  gehen.  Hieraus  folgt,  dais  die  Null- 
flächen aller  Ebenenbündel  den  Kemkegelschnitt  V^  gemeinsam  haben 
und  durch  den  Hauptpunkt  0  gehen.  Mit  dieser  Darlegung  eigeben 
sich  auch  die  zugehör^en  dualen  Beziehungen. 

Liegt  eine  Achse  )  eines  Ebenenbüschels,  welche  die  Hauptebene 
0^  in  einem  Punkt  S^  trifft,  in  einer  Tangentialebene  03«  ^«i  des 
Einhüllkegels  Ox',  welcher  der  inzidente  Punkt  ^^^  auf  dem  Eeni- 
kegelschnitt  I^  entspricht,  so  schneidet  die  zum  Punkte  3^  korrelative 
Ebene  Oj  den  Kemkegelschnitt  in  den  gepaarten  Punkten  $«i,  $«s 
und  den  Eemkegel  OV  in  den  Mantellinien  O^^j,  0^^,.  Der 
Tangentialebene  03^  J^^^^  entsprechen  alle  Punkte  der  Mantellinie 
O^oot  ^^  Nullpunkte;  demnach  zerfällt  der  zu  diesem. Ebenenbüschel 
gehörende  Nullkegelschnitt  t'  in  die  Gerade  0^^^  und  eine  in 
der  Ebene  Oj  liegende  Gerade  t,  die  nach  dem  zu  ^^^  gepaarten 
Punkt  J^^2  S^h^  ^^d  d^^  Nullpunkte  aller  anderen  Ebenen  dieses 
Ebenenbüschels  enthält.  Demzufolge  ergiebt  sich,  wenn  wir  umgekehrt 
eine  Punktreihe  auf  einer  durch  einen  Punkt  ^^,  des  Kemkegel- 
schnittes  gehenden  Geraden  l  annehmen,  dann  durch  den  Hauptpunkt 
0  und  die  Gerade  t  eine  Ebene  legen,  die  den  Kemkegelschnitt  P^  in 
dem  Punkt  J^^j  und  femer  in  dem  Punkt  §^i  schneidet,  dafs  dieser 
Punktreihe  Nullebenen  entsprechen,  die  einen  Ebenenbüschel  bilden, 
dessen  Achse  j  in  der  dem  Punkt  ^^^  zugeordneten  Tangentialebene 
des  Einhüllkegels  Ox^  liegt.  Diese  Tangentialebene  schneidet  die  dem 
Punkt  ^^2  zugeordnete  Tangentialebene  in  einer  (Geraden  031,  ^^ 
die  Achse  \  geht  durch  den  Punkt  31  in  der  Hauptebene  o^. 

Einem  in  einer  Ebene  0^^^^^^  liegenden  Büschel  von  Geraden 
£,  dessen  Mittelptmkt  jp^,  ^^^f  entspricht  ein  in  der  Tangentialebene 
031  ^aei  liegender  Büschel  von  Achsen  j,  dessen  Mittelpunkt  31  ist. 


Von  L.   BUBICBSTEB.  137 

Im  NnllsyBtem  zweiten  Orades  heilst  eine  Gerade  t,  deren  Punktreihe 
ein  Ebenenbüschel  erster  Ordnung  entspricht^  eine  Ordnimgslinie  und 
die  Achse  |  dieses  Ebenenbüschels  eine  Ordnungsdchse, 

Verlegen  wir  den  Punkt  3^^  in  welchem  eine  in  der  Tangential- 
ebene 03^^^,  befindliche  Ordnungsachse  i  die  Hauptebene  0^  trifft, 
nach  dem  zweiten  Schnittpnnkt  $.n,  den  diese  Tangentialebene  aufser 
dem  Punkt  ^^^  mit  dem  Kemkegelschnitt  I|,  bildet,  dann  fällt  die 
zu  dem  Punkt  3^  korrelatiye  Ebene  Oj  mit  dieser  Tangentialebene 
zusammen,  nnd  zu  dieser  Ordnungsachse  i  gehört  eine  OrdnungsUnie  t, 
die  durch  den  mit  31  identischen  Punkt  ^^n  des  Kemkegelschnittes 
f^  geht.  Wenn  aber  eine  Ordnungsachse  und  eine  Ordnungslinie  durch 
einen  Punkt  gehen,  dann  müssen  beide  zusammenfallen.  Solche  Ge- 
rade, in  denen  eine  Ordnungsachse  und  eine  zugehörige  Ordnungslinie 
Tereint  sind,  heiXsen  Leitlinien  des  Nullsystems.  Die  Leitlinien  gehen 
also  durch  den  Kemkegelschnitt  I^  und  berühren  den  Einhüllkegel 
Ox\  Demnach  Uegen  in  einer  Ebene  zwei  Leitlinien,  die  sich  im 
Nullpunkt  dieser  Ebene  schneiden,  und  durch  einen  Punkt  gehen  zwei 
Leitlinien,  dessen  NuUebene  die  durch  diese  Leitlinien  gelegte  Ebene 
ist.  Hieraus  folgen  die  nach  unserer  Darlegung  auch  für  das  allgemeine 
quadratische  Nullsystem  geltenden  Ergebnisse: 

6.  In  einem  RichtnuUsystem  gehen  die  Ordnungslinien  durch  den 
Kemkegelschnitt  I^  und  liegen  die  Ordnungsachsen  in  den  Ta/ngenHaHebenen 
des  EinhüUkegels  Ox\  Die  Ordnungslinien,  so  wie  die  Ordnungsachsen  bilden 
je  einen  singulären  Komplex  zweiten  Grades;  und  diese  beiden  Komplexe 
haben  die  Leitlinien  gemeinsam,  die  eine  Kongruenz  zweiten  Grades  bilden. 

Betrachten  wir  wieder  die  zwei  afßnen  räumlichen  Systeme  S, 
S^,  die  ein  RichtnuUsystem  bestimmen,  und  nehmen  wir  eine  beliebige 
Ebene  e  im  System  S  an,  dann  entspricht  derselben  eine  Ebene  e^  im 
System  S^,  femer  entspricht  der  Schnittgeraden  f^  dieser  beiden  Ebenen 
eine  Gerade  f  in  der  Ebene  c,  und  dem  Schnittpunkt  F^  dieser  Ge- 
nuien  der  Punkt  F  auf  der  Geraden  f,  die  also  auch  die  Verbindungs- 
gerade zweier  homologen  Punkte  F,  F^  ist  Die  Verbindungsgeraden 
der  auf  f,  f^  befindlichen  homologen  Punkte,  resp.  die  Richtungsgeraden 
der  auf  der  Geraden  f  befindlichen  Punkte,  liegen  in  der  Ebene  e  und 
umhüllen  eine  Parabel,  die  von  der  Geraden  f  im  Punkte  F  berührt 
wird.  Es  giebt  denmach  in  einer  Ebene  e  nur  eine  einzige  Gerade  f, 
deren  Punkte  Richtungsgerade  besitzen,  die  in  dieser  Ebene  liegen;  und 
diese  Gerade  verbindet  zwei  homologe  Punkte  F,  F^,  Eine  solche 
Gerade  f  wird  die  Charakteristik  der  Ebene  e  genannt;  und  dieselbe 
zeichnet  sich  dadurch  aus,  dafs  ihr  parabolischer  Nullcylinder  auf  der 
£bene  e  senkrecht  steht. 


138  KinemaÜBch-geometrische  Theorie  etc. 

Nehmen  wir  eine  beliebige  Oerade  f  an,  die  zwei  homologe  Pankte 
Ff  F^  yerbindet^  so  entspricht  derselben  eine  Gerade  f„  die  durch  den 
Punkt  F^  geht.  Demnach  ist  jede  Verbindungsgerade  f  zweier  homo- 
logen  Punkte  die  Charakteristik  der  durch  f  f,  gelegten  Ebene;  und  die 
Charakteristiken  sind  also  identisch  mit  den  Verbindungsgeraden  ho- 
mologer Punkte. 

Da  die  Verbindungsgeraden  der  homologen  Punkte  einen  triedralen 
Komplex  bilden^  dessen  Hauptelemente  die  selbstentsprechenden  Elemente 
der  Systeme  S^  S^  sind,  so  gilt  dies  auch  yon  den  Charakteristiken. 

Wenn  eine  Charakteristik ,  resp.  eine  Verbindungsgerade  zweier 
homologer  Punkte,  mit  einer  Ordnungslinie  zusammenfällt,  dann  ent- 
spricht ihr  eine  Ordnungsachse,  die  auf  der  Ebene  der  Charakteristik 
senkecht  steht,  also  auch  zu  dieser  Ordnungslinie  senkrecht  ist. 

Die  Verbindungsgeraden  homologer  Punkte,  welche  durch  einen 
Punkt  gehen,  erfüllen  als  Gerade  des  triedralen  Komplexes,  der  Tom 
zweiten  Grade  ist,  eine  Eegelfiäche  zweiter  Ordnung.  Die  Ordnungs- 
linien, welche  durch  einen  Punkt  gehen,  erfüllen  als  Gerade  eines 
singulären  Komplexes  zweiten  Grades  ebenfaUs  einen  Kegel  zweiter 
Ordnung;  diese  beiden  Kegel  mit  gleicher  Spitze  haben  vier  Mantel- 
linien gemeinsam.  Die  Verbindungsgeraden  homologer  Punkte,  welche 
in  einer  Ebene  liegen,  umhüllen  eine  Parabel;  femer  bilden  die  Ord- 
nungslinien, die  in  einer  Ebene  liegen,  zwei  Parallelenbüschel,  und  in 
jedem  derselben  giebt  es  eine  Ordnungslinie,  die  eine  Tangente  dieser 
Parabel  ist.     Hieraus  folgt: 

6.  In  einem  Richtnullsystem  bilden  die  Ordnungslinien  ^  jm  wdehen 
die  entsprechenden  Ordnungscichsen  senkrecht  sindy  eine  Kongruenz  vierter 
Ordnung  und  zweiter  Klasse, 

Die  durch  den  selbstentsprechenden  Punkt  0  gehenden  drei  selbstent- 
sprechenden Ebenen  und  Geraden  der  affinen  räumlichen  Systeme  Sj 
S^  zeichnen  sich  in  dem  Richtnullsystem  durch  Eigentümlichkeiten 
aus  und  sind  die  Hauptelemente  des  von  den  Verbindungsgeraden  der 
homologen  Punkte  gebildeten  triedralen  Komplexes.  Da  aber  das 
Richtnullsystem  auch  für  sich,  unabhängig  yon  diesen  affinen  Systemen, 
zu  betrachten  ist  und  durch  die  beiden  konjektiven  reziproken  Bündel 
0(1^,  j),  0(Ä',  j')  bestimmt  wird,  so  wollen  wir  im  Richtnullsystem 
jene  selbstentsprechenden  Ebenen  die  Normebenen  und  jene  selbst- 
entsprechenden Geraden  die  Normgeraden  nennen  und  in  folgender 
Weise  definieren.  Die  drei  Normebenen  eines  Richtnullsystems  sind 
in  dem  Bündel  0{ff,j)  diejenigen  Ebenen,  die  auf  den  entsprechenden 
reziproken  Geraden  des  Bündels  0{h\ }')  senkrecht  stehen;  und  die  drei 
Normgeraden  eines  Richtnullsystems  sind  in  dem  Bündel  0(^,j)  die- 


Von   L.    BURMBBTKR.  139 

jenigen  Greraden,  die  auf  den  entsprechenden  reziproken  Ebenen  des 
Bündels  0(Ä',  j')  senkrecht  stehen.  Von  den  Normebenen^  sowie  yon 
den  Normgeraden  können  je  zwei  imaginär  sein. 

Jedem  Punkt  in  einer  Normebene  entspricht  eine  Nullebene,  die 
auf  derselben  senkrecht  ist;  denn  die  Richtungsgeraden  aller  Punkte 
einer  Normebene  befinden  sich  in  derselben.  Demnach  sind  alle  in 
einer  Normebene  befindlichen  Geraden  Charakteristiken  derselben,  und 
zu  einer  solchen  Geraden  gehört  ein  parabolischer  Nullcylinder,  der 
auf  dieser  Normebene  senkrecht  steht;  femer  entspricht  jeder  in 
einer  Normebene  liegenden  Ordnungslinie  eine  auf  dieser  Normebene 
senkrechte  Ordnungsachse.  Da  einer  Parallelen  zu  einer  selbstent- 
sprechenden  Geraden  im  System  S  wieder  eine  Parallele  im  System 
5,  entspricht,  so  schneiden  sich  die  Verbindungsgeraden  der  homologen 
Punkte  der  auf  diesen  Parallelen  befindlichen  ähnlichen  Punktreihen 
in  einem  Punkt.  Demnach  ist  in  einem  Richtnullsystem  jede  Gerade, 
die  zu  einer  Normgeraden  parallel  ist,  eine  Charakteristik,  deren 
Punkte  Richtungsgeraden  besitzen,  die  sich  in  einem  Punkt  schneiden; 
femer  steht  der  zu  einer  solchen  Charakteristik  gehörende  parabolische 
NuUcylinder  senkrecht  auf  der  durch  sie  und  diesen  Punkt  gelegten 
Ebene,  und  diese  Charakteristik  berührt  den  Nullcylinder  in  einem 
Punkt  seiner  Scheitellinie. 

Die  Verbindungsgeraden  der  homologen  Punktreihen  A,  B,C . . , 
nnd  Ä^y  B^y  C7^  •  •  •  auf  zwei  entsprechenden  Geraden  )},  p^  der  affinen 
raomlichen  Systeme  S,  S^  erfüllen  ein  parabolisches  Hyperboloid  77 
und  sind  zu  einer  Ebene  p  parallel;  femer  umhüllen  die  durch  diese 
Verbindungsgeraden  zu  dieser  Ebene  p  senkrecht  gelegten  Ebenen 
einen  parabolischen  Cylinder  pP,  Da  die  Nullebenen  a,  b,  c  . . .  der 
Punkte  Ay  ByC . . ,  auf  diesen  Verbindungsgeraden  in  diesen  Punkten 
senkrecht  sind,  so  ergiebt  sich  auch  hieraus,  dafs  die  Nullebenen 
aybyC . , .  einen  parabolischen  Nullcylinder  p^  umhüllen.  Die  beiden 
parabolischen  Cylinder  pPy  p^  stehen  auf  der  Ebene  p  senkrecht  und 
haben  eine  auf  derselben  senkrechte,  gemeinsame  Fokalgerade.  Wenn 
nun  die  Gerade  p  eine  Ordnungslinie  ist,  dann  geht  der  parabolische 
Nullcylinder  p^  in  eine  Ebene  über,  und  die  Tangentialebenen  desselben 
bilden  einen  Ebenenbüschel,  dessen  Achse  die  Fokalgerade  ist.  Diese 
Fokalgerade  ist  demnach  die  Ordnungsachse  der  Ordnungslinie  )},  und 
diese  berührt  jenen  parabolischen  Cylinder  pP  in  einem  Punkt  seiner 
Scheitellinie.  Wenn  die  Gerade  p  eine  Leitlinie  des  Richtnullsystems 
ist,  dann  sind  die  Verbindungsgeraden  der  homologen  Punkte  der  Ge- 
raden f)y  p^  senkrecht  auf  der  Leitlinie  und  bilden  ein  gleichseitig- 
hyperbolisches Paraboloid  77;   wenn  femer  die  Gerade  p  eine  Charak- 


140  Kinematisch-geomehiBche  Theorie  etc. 

teristik  ist,  dann  Bchrampft  das  hyperbolische  Paraboloid  in  der  Ebene 
dieser  Charakteristik  zusammen  und  die  Verbindungsgeraden  der  homo- 
logen Punkte  umhüllen  eine  ParabeL 

Wenn  die  beiden  konjektiven  reziproken  Bündel  0(%j)j  0(h%\') 
einen  polaren  Bündel  bilden,  dann  yereinigen  sich  der  Eemk^l  und 
und  der  Einhüllkegel  in  dem  Ordnungskegel  des  polaren  Bündels;  und 
das  Richtnullsystem,  welches  durch  einen  polaren  Bündel  bestimmt 
ist,  wird  ein  polares  Bichtnuüsystem  genannt.  In  dem  polaren  Bicht- 
nullsystem  mit  einem  reellen  Ordnungskegel  sind  die  Ordnungslinien, 
welche  in  den  Tangentialebenen  des  Ordnungskegels  liegen,  identisch  mit 
ihren  zugehörigen  Ordnungsachsen,  und  demnach  ergiebt  sich  der  Satz: 

7.  In  einem  polaren  RicJUnuUsystem  sind  diejenigen  Geraden^  wdche 
zu  den  ManteUinien  des  OrdnungsTcegds  parallel  sind  und  in  den  Tan- 
gentialebenen dessdben  liegen^  die  Leitlinien. 

In  einer  reellen  Normebene  eines  Richtnullsystems,  resp.  in  einer 
reellen  selbstentsprechenden  Ebene  zweier  affiner  räumlicher  Systeme 
S,  S,y  bUden  die  Punkte  und  die  Spuren  der  zugehörigen,  auf  dieser 
Normebene  senkrechten  Nullebenen  ein  ebenes  Ilichtmdlsystem.  Dasselbe 
ergiebt  sich  demnach  auch,  wemi  in  einer  Ebene  zwei  affine  ebene  Systeme 
gegeben  sind,  durch  die  Punkte  des  einen  und  durch  die  Geraden,  welche 
in  diesen  Punkten  auf  den  Verbindungsgeraden  der  homologen  Punkte 
senkrecht  sind.  Femer  ist  das  ebene  Richtnullsystem  auch  durch  zwei 
in  einer  Ebene  liegende  konjektiye  projektive  Strahlenbüschel  00)),  0(h') 
bestimmt.  Um  zu  einem  Punkt  A  die  Nullgerade  zu  erhalten,  yer- 
binden  wir  A  mit  0  durch  einen  Strahl  0\)  und  ziehen  durch  A  die 
Nullgerade  a  parallel  zu  dem  entsprechenden  Strahl  OW.  Umgekehrt 
ergiebt  sich  zu  einer  Geraden  a  der  Nullpunkt,  wenn  zur  Geraden  a 
der  parallele  Strahl  Oh'  gezogen  wird;  denn  dann  schneidet  der  ent- 
sprechende Strahl  0^  die  Gerade  a  in  dem  Nullpunkt  A, 

Nach  der  Ableitung  der  wichtigsten  Eigenschaften  des  Richtnull- 
systems,  die  sich  aus  den  konjektiyen  reziproken  Bündeln  und  den 
affinen  räumlichen  Systemen  ergeben  haben,  wollen  wir  nun  die  mo- 
mentane Bewegung  des  affin -yeränderlichen,  ähnlich  -  yeranderlichen 
und  starren  räumlichen  Systems  betrachten. 

Nehmen  wir  an,  dafs  zu  einem  bewegten  affin-yeränderlichen  räum- 
lichen System  S  das  affine  System  S^  die  Endpunkte  der  Geschwindig- 
keiten der  Systempunkte  enthält,  dann  bilden  diese  Punkte  und  die 
Ebenen,  welche  in  ihnen  auf  den  Geschwindigkeiten  resp.  auf  den  Be- 
wegungsrichtungen oder  den  Tangenten  der  Bahnen  senkrecht  sind, 
das  Richtnullsystem  für  die  Geschwindigkeiten,  dessen  Hauptpunkt 
der   selbstentsprechende  Punkt  0  der  affinen  Systeme  S,  S^  ist.     Da 


Von  L.   BüRMSSTBR.  141 

jede  Mantellinie  des  EemkegelB  Ol'  in  der  reziproken  Tangentialebene 
des  Einhüllkegels  Ox'  liegt,  und  da  allen  Punkten  einer  Mantellinie  die 
inzidente  reziproke  Tangentialebene  als  Nullebene  entspricht,  so  folgt, 
dals  die  Punkte  einer  Mantellinie  des  Kemkegels  Geschwindigkeiten 
besitzen,  die  in  einer  auf  der  Tangentialebene  senkrechten  Ebene  sich 
befinden  und  auf  der  Mantellinie  senkrecht  sind;  demnach  bleibt  eine 
Punktreihe  auf  einer  Mantellinie  des  Kemkegels  während  einer  momentanen 
Bewegung  des  affin- veriLnderlichen  räumlichen  Systems  starr,  und  dasselbe 
gilt  von  einer  Punktreihe  auf  jeder  zu  einer  Mantellinie  parallelen  Geraden. 
Wir  wollen  solche  Gerade  eines  affin-yeränderlichen  räumlichen  Systems, 
die  nährend  einer  unendlich  kleinen  Bewegung  desselben  starre  Punkt 
reihen  tragen,  starre  Gerade  nennen.     Hiemach  erhalten  wir  den  Satz: 

8.  In  einem  affinr^eränderlichen  räumlichen  System  sind  die  Mantel- 
Unten  des  Kemkegels  und  aUe  ParaUden  ssu  ihnen  starre  Gerade, 

Je  nachdem  der  Eemkegel  reell  oder  imaginär  ist,  sind  auch  die 
starren  Geraden  reell  oder  imaginär;  und  um  zu  erkennen,  unter  welchen 
Bedingungen  reelle  oder  imaginäre  starre  Gerade  in  einem  affin -y er- 
änderlichen  räumlichen  System  auftreten,  betrachten  wir  eine  unendlich 
kleine  Bewegung  desselben,  bei  welcher  eine  Systemphase  8  in  eine 
onendlich  nahe  Systemphase  S'  übergeht.  Nehmen  wir  in  der  System- 
phase  8  eine  Engel  K  an,  deren  Mittelpunkt  der  selbstentsprechende 
Punkt  0  Yon  8  und  8'  ist,  so  entspricht  derselben  in  der  Systemphase 
S'  ein  Ellipsoid  K'  mit  demselben  Mittelpunkt  0.  Wenn  sich  nun 
die  Kugel  K  und  das  unendlich  nahe  Ellipsoid  K'  in  eLuer  Kurve  £' 
schneiden,  die  wir  in  der  Systemphase  8'  befindlich  annehmen,  dann 
entspricht  dieser  Kurve  £'  eine  unendlich  nahe  Kurve  £  in  der  System- 
phase 8  und  beide  Kurven  £,  |'  liegen  auf  der  Kugel  K.  Legen  wir 
hiernach  durch  die  Kurve  £  einen  Kegel  0|,  dessen  Spitze  der  Kugel- 
mittelpunkt  0  ist,  so  verändern  die  Kugelradien,  die  auf  diesem  Kegel 
liegen,  ihre  Länge  nicht  während  der  unendlich  kleinen  Bewegung  der 
Kurve  |  nach  £'.  Demnach  ist  der  Kegel  0£  identisch  mit  dem  Kem- 
kegel  Ol',  dessen  Mantellinien  starre  Gerade  sind;  denn  es  können  in 
einem  affin-veränderlichen  räumlichen  System  keine  anderen  starren  Ge- 
raden auftreten  als  die  Mantellinien  des  Kemkegels  und  die  Parallelen 
zu  ihnen. 

Besonderheiten  treten  auf,  wenn  das  Ellipsoid  K'  die  Kugel  K 
erstens  in  einem  Kreise  berührt,  zweitens  in  zwei  diametralen  Punkten 
berührt  und  drittens  in  zwei  diametralen  Punkten  berührt,  zugleich 
aber  auch  schneidet.  Im  ersten  Falle  geht  der  Kemkegel  in  eine  Ebene 
über,  im  zweiten  schrumpft  derselbe  in  eine  Gerade  zusammen  und  im 
dritten  artet  er  in  zwei  Ebenen  aus.    Hiemach  folgt: 


142  Kinematisch-geometrische  Theoiie  etc. 

9.  In  einem  affin-veränderlichen  räumlichen  System  gidi  es  reHt 
oder  imaginäre  starre  Gerade,  je  nachdem  das  Ellipsoid  K  die  Kugd 
K  schneidet  resp.  berührt  oder  nicht  schneidet. 

Da  eine  unendlich  kleine  Bewegung  einer  starren  Geraden  als  me 
unendlich  kleine  Drehung  derselben  um  eine  zugehörige  momentane 
Drehachse  betrachtet  werden  kann^  so  schneiden  sich  die  Nullebenen 
der  Punkte  einer  starren  Geraden  in  der  zugehörigen  momentanen 
Drehachse.  Eine  Gerade  eines  affin-yeranderlichen  raumlichen  Systems, 
deren  Punkten  Nullebenen  entsprechen,  die  einen  Ebenenbüschel  erster 
Ordnung  bilden,  ist  eine  starre  Gerade,  die  Achse  dieses  Ebenenbüschels 
ist  die  zugehörige  momentane  Drehachse  und  die  Geschwindigkeiten 
der  Punkte  einer  solchen  Greraden  sind  proportional  den  Abstanden 
der  Punkte  yon  dieser  Drehachse.  Eine  Ausnahme  tritt  aber  ein, 
wenn  die  Achse  des  Ebenenbüschels  in  der  Hauptebene  o^  liegt  und 
derselbe  also  ein  Parallelebenenbüschel  ist;  deim  diesem  entspricht  eme 
yeranderliche  Reihe  von  Nullpunkten  auf  einer  durch  den  Hauptpunkt 
0  gehenden  Geraden.  Bei  einer  Punktreihe  in  einer  auf  dem  Kern- 
kegel  OV  befindlichen  starren  Geraden  ÜEdlen  die  zugehörigen  Null- 
ebenen in  der  Ebene  zusammen,  die  durck  diese  Gerade  geht  und  ihr 
reziprok  entspricht.  Eine  unendlich  kleine  Bewegung  einer  solchen 
starren  Geraden  kann  durch  eine  unendlich  kleine  Drehung  um  jede 
in  dieser  Ebene  befindliche,  durch  0  gehende  Gerade  ersetzt  werden. 
Die  starren  Geraden  auf  dem  Eemkegel  zeichnen  sich  also  dadurch 
aus,  dals  zu  einer  solchen  starren  Geraden  unendlich  yiele  durch  den 
Hauptpunkt  0  gehende  momentane  Drehachsen  gehören,  die  in  der 
allen  Punkten  dieser  Geraden  zugeordneten,  einzigen  Nullebene  liegen. 

Aus  diesen  Darlegungen  ergiebt  sich: 

10.  Die  Ordnungslinien  und  die  zugehörigen  Ordnungsachsen  in  dem 
RichtnuUsystem  für  die  Geschwindigkeiten  sind  resp.  identisch  mit  den 
starren  Geraden  und  den  zugehörigen  Drehachsen  in  dem  affinr^veränder- 
liehen  räumlichen  System. 

Hiemach  gelten  alle  Beziehungen,  welche  für  die  Ordnungslinien, 
die  Ordnungsachsen  und  die  Leitlinien  des  Richtnullsystems  abgeleitet 
wurden,  auch  für  die  starren  Geraden  und  deren  Drehachsen.  Die 
senkrechten  Projektionen  der  Geschwindigkeiten  der  Punkte  einer 
starren  Geraden  auf  diese  Gerade  sind  gleich;  und  es  treten  drei  spe- 
zielle Fälle  yon  starren  Geraden  auf.  Erstens  die  normal  starren  Oe- 
raden,  bei  welchen  die  senkrechten  Projektionen  der  Geschwindigkeiten 
ihrer  Punkte  gleich  Null  sind  und  die  Geschwindigkeiten  also  senkrecht 
auf  denselben  stehen.  Eine  normal  starre  Gerade  fallt  demnach  mit 
ihrer   zugehörigen  Drehachse   zusammen   und   ist   im  Richtnullsystem 


Von  L.   BUBXXBTKS.  143 

for  die  Öescliwindigkeiten  eine  Leitünie.  Zweitens  die  starren  Cha- 
rakteristtken  sind  solche  starre  Gerade,  deren  Punkte  Geschwindigkeiten 
besitzen,  die  in  einer  Ebene  liegen.  Einer  starren  Charakteristik  ent- 
spricht demnach  eine  zu  ihr  senkrechte  Drehachse  und  ist  im  Rieht- 
nollsystem  für  die  Geschwindigkeiten  eine  Ordnungslinie,  deren  Ord- 
nungsachse zu  ihr  senkrecht  ist.  Drittens  die  Mantellinien  des  Kern- 
kegeh  sind  spezielle  starre  Charakteristiken  oder  spezielle  normal  starre 
Gerade,  bei  welchen  die  Geschwindigkeiten  ihrer  Punkte  senkrecht  auf 
denselben  sind  und  sich  in  einer  Ebene  befinden.  Wir  erhalten  dem- 
nach zu  den  Sätzen  5  und  6  die  analogen  Sätze: 

11.  In  einem  affin -veränderlichen  räumUdien  System  gehen  die 
starren  Geraden  durch  den  Kemkegetschniti  {^  und  liegen  die  Dreh- 
achsen in  den  Tangentiaiebenen  des  EinhUükegds  Ox\  Die  starren 
Geraden,  sowie  die  Drehachsen  bilden  je  einen  singulären  Komplex 
sueiien  Grades;  und  diese  heiden  Komplexe  haben  die  normal  starren 
Geraden  gemeinsam,  die  eine  Kongruenz  zweiten  Grades  bilden, 

12.  In  einem  affin-veränderlichen  räumlichen  System  bilden  die 
starren  Charakteristiken,  m  welchen  die  entsprechenden  Drehachsen  senk- 
reckt  sind,  eine  Kongruenz  vierter  Ordnung  und  zweiier  Klasse, 

Aus  dem  7.  Satz  folgt,  dals  in  einem  polaren  Richtnullsystem  für 
die  Geschwindigkeiten  die  normal  starren  Geraden,  resp.  die  Leitlinien 
zu  den  Mantellinien  des  Ordnungskegels  parallel  sind  und  in  den  Tan- 
gentialebenen desselben  liegen.  Denken  wir  uns  nun  die  Schar  der 
ähnlichen  und  ähnlich  liegenden  einschaligen  Hyperboloide,  d.  h.  der 
coaxialen  ähnlichen  Hyperboloide  gebildet,  für  welche  der  Ordnungs- 
kegel der  gemeinsame  Asymptotenkegel  ist,  so  sind  die  Geraden  auf 
diesen  Hyperboloiden  normal  starre  Gerade  während  der  unendlich 
Ueinen  Bewegung.  Eine  durch  zwei  sich  schneidende  normal  starre 
Gferade  gelegte  Ebene  ist  eine  Tangentialebene  an  einem  dieser  Hyper- 
boloide und  der  Berührungspunkt  resp.  der  Schnittpunkt  dieser  beiden 
starren  Geraden  ist  der  zugehörige  Nullpunkt.     Hieraus  folgt: 

18.  Wenn  in  einem  affin- veränderlichen  räumlichen  System  ein 
polares  BicktnuUsystem  für  die  Geschwindigkeiten  auftritt;  dann  sind  die 
Geraden,  welche  zu  den  ManteUinien  des  Ordnungskegeis  parallel  sind 
und  in  den  Tangentiaid>enen  desselben  liegen,  normal  starre  Gerade,  und 
die  coaxialen  ähnlichen  einschaligen  Hyperboloide,  für  welche  der  Ord- 
mngskegd  gemeinsamer  Asymptotenkegel  ist,  werden  aus  normal  starren 
Geraden  gAUdet,  die  auf  jedem  solchen  Hyperboloid  in  ihren  Treffpunkten 
als  drdibar  verbunden  betrachtet  werden  können. 

Zwei  ähnliche  raumliche  Systeme  besitzen  als  selbstentsprechende 
Elemente  einen  Punkt,  eine  Gerade  und  eine  Ebene,  die  in  diesem  Punkt 


144  Kinematisch-geoDiRtrische  Theorie  etc. 

auf  einander  senkreclit  stehen.  Da  ein  ähnlich -veränderlich  es  räamlicheg 
System  S  uni!  das  affine  räumliche  System  S,  der  Eiulpunkte  der  Ge- 
schwindigkeiten die  selbsteDtsprechenden  Elemente  mit  den  imeiidlii^li 
nahen  Systemphaseu  S,  S'  gemeinsam  haben,  so  besitzt  bei  einem  ähn- 
lich-veränderlichen räumlichen  System  daa  Richtnullsystem  eine  Norm- 
ebene  und  eine  im  Hauptpunkt  0  auf  derselben  senkrechte  Nnmi- 
gerade.  Einer  um  den  selbstentsprechenden  Punkt  0  der  unendlich 
nahen  Systemphasen  S,  S'  beschriebenen  Kugel  in  einer  dieser  System- 
phaeen  entspricht  eine  konzentrische  Kugel  in  der  anderen,  und  da 
diese  Kngeln  sich  in  dem  unendlich  fernen  imaginären  Kugelkreis 
achneiden,  so  bt  derselbe  der  Kern kegel schnitt  dieses  Richtuullsystenis. 
Demzufolge  sind  die  Nulltlächeu  der  Ebeoenbündel  Kugeln  and  die 
Nullkegels ehnitte  der  EbenenbUschel  Kreise;  und  diese  Kugeln,  sowie 
diese  Kreise  gehen  durch  den  Punkt  0.  Dieses  Richtnullsystem  wollen 
wir  deshalb  ein  sphärisches  llichtntiüsystem  nennen.  In  dem  speziellen 
Fall,  wenn  die  Punkte  des  ähnlich  -  veränderlichen  räumlichen  Systems 
sich  auf  Geraden  bewegen,  die  durch  einen  Pimkt  0  gehen,  wird  daa 
sphärische  Richtnull systena  aus  den  Ebenen  des  Raumes  und  den  Fufs- 
puukten  der  vom  Punkte  0  auf  dieselben  gefällten  Senkrechten  gebildet. 

Wenn  das  ähnlich  -  veränderliehe  räumliche  System  in  ein  starree 
räumliclies  System  übergeht,  dann  fällt  der  selbstentsprechende  Pnnkt  0 
mit  dem  unendlich  fernen  Punkt  der  selbstentsprechenden  Oeraden, 
resp.  der  Normgeraden,  zusammen;  demnach  gehen  jene  Kugeln,  die 
den  Ebeneu bündeln  als  Nullflächen,  und  jene  Kreise,  die  den  Ebenen- 
büscheln als  Nullkegelschnitte  entsprechen,  resp.  in  Ebenen  und  Geraden 
über.  Das  sphärische  Richtnullsystem  für  die  Geschwindigkeiten  bei 
dem  ähnlich -veränderlichen  räumlichen  System  degeneriert  also  bei  der 
Bewegung  eines  starren  räumlichen  Systems  in  das  bekannte  lineare 
NuUsystem.  Da  eine  momentane  Bewegung  eines  starren  räumlichen 
Systems  S  durch  eine  unendlich  kleine  Scliraubenbewegung  um  die 
selbstentsprechende  Gerade  zweier  unendlich  naher  Systemlagen  S,  S' 
ersetzt  werden  kann,  so  folgt,  dafs  bei  demselben  das  Äbtn^ystem  S, 
der  Geschwindigkeiten  in  eine  Ebene  zusammenschrumpft. 

Wenn  wir  uns  die  Beschleunigungen  n'""  (Ordnung  der  Pnnhta 
einer  Systemgeraden  auf  diese  Gerade  senkrecht  projiziert  denken,  dann 
giebt  es  analog  wie  bei  den  Geschwindigkeiten  Gerade,  auf  denen  diese 
Projeiitionen  je  gleiche  Grofse  besitzen,  und  femer  solche  Gerade,  auF- 
denen  diese  Projektionen  gleich  Null  sind,  also  die  Beschleunigungen; 
n'"  Ordnung  senkrecht  stehen.     Hieraus  folgt: 

li.  Die  Orcb  -nien  in  dem  Ri<^htnullsystetm 

für  rfic  Beschi  w  e»i«m  nffin^veriimlerlirJint^ 


Von  L.   BURMKSTBB.  145 

ähnlichrveränderlichen  oder  starren  räumlichen  System  re^.  identisch  mit 
den  Geradeny  auf  denen  die  senkreckten  Projektionen  der  Beschleunigungen 
n*^  Ordnung  ihrer  Punkte  je  gleich  sind,  und  mit  den  Geraden,  auf 
denen  die  Beschleunigungen  n*^  Ordnung  ihrer  Punkte  senkrecht  stehen, 

HieniAch  ergeben  sich  für  diese  Geraden  analoge  sinngemäXse  Be- 
ziehungen zu  einem  affin -yeranderlichen;  ähnlich -yeranderlichen  oder 
starren  räumlichen  System  wie  die  abgeleiteten  Beziehungen  der  starren 
Geraden  in  einem  affin -yeranderlichen  raumlichen  System. 

Denken  wir  uns  zu  einer  Phase  S  eines  affin-yeränderlichen  raum- 
lichen Systems,  welches  auch  ähnlich-yeränderlich  oder  starr  sein  kann, 
f&r  den  gemeinsamen  Urpunkt  O^*  die  beiden  affinen  Abtragsysteme 
S^  S^  der  Beschleunigungen  m*^  und  n^  Ordnung  bestimmt,  so  erfOllen 
die  durch  den  Urpunkt  gehenden  Geraden  des  Systems  S^^  welche  die 
entsprechenden  Geraden  des  Systems  S^  schneiden,  einen  Kegel  zweiter 
Ordnung,  und  diese  Schnittpunkte,  als  Punkte  des  Systems  8^  be- 
trachtety  bilden  in  demselben  eine  BAumkurye  R^  dritter  Ordnung,  der 
im  System  8^  eine  auf  diesem  Kegel  liegende  Raumkurye  B^  dritter 
Ordnung  entspricht;  und  demnach  gehen  die  Verbindungsgeraden  der 
homologen  Punkte  dieser  Raumkuryen  B^,  i2,  durch  den  Urpunkt  O^*. 
Diese  Raumkuryen  gehen  auch  durch  den  selbstentsprechenden  Punkt 
G^^  der  *  Abtragsysteme  8^^  S^,  Diesem  Punkt  entspricht  in  dem 
System  8  ein  Punkt  £r,  dessen  Beschleunigungen  m^  Ordnung  und 
n^  Ordnung  gleich  und  gleich  gerichtet  sind.  Wenn  wir  uns  nun  zu 
diesen  beiden  Raumkuryen  die  entsprechende  Raumkurye  Bmn  dritter 
Ordnung  in  der  Phase  8  bestimmt  denken,  so  erhalten  wir  den  Satz: 

15.  Die  Punkte  eines  affin- veränderlichen,  ähnlich-veränderlichen 
oder  starren  räuniUchen  Systems,  für  wdche  die  Beschleunigungen  m'^ 
und  n*^  Ordnung  in  je  einer  Geraden  liegen,  erfüllen  eine  durch  die 
ieidm  Beschleunigungspole  m^  und  n^  Ordnung  gehende  Baumkurve 
dritter  Ordnung,  auf  welcher  sich  der  Systempunkt  befindet,  für  welchen 
diese  Beschleunigungen  gleich  und  glüch  gerichtet  sind. 

Da  die  Geschwindigkeiten  die  Beschleunigungen  nullter  Ordnung 
sind  und  in  den  l^angenten  der  Bahnkuryen  liegen,  so  er- 
füllen die  Beschleunigungen  n*^  Ordnung,  die  sich  in  den  Tangenten 
der  Bahnkuryen  befinden,  eine  durch  den  Geschwindigkeitspol  und  den 
Beschleunigungspol  n^  Ordnung  gehende  Raumkurye  dritter  Ordnung; 
und  wenn  insbesondere  diese  Beschleunigungen  erster  Ordnung  sind, 
dann  sind  diese  Punkte  Wendepunkte  der  betreffenden  Bahnkunren. 
Diese  Beziehung  wurde   zuerst  yon  Mehmke^)   abgeleitet  und   dabei 


1)  CiYilingenieur  1888,  Bd.  29,  S.  680. 

/«itMhrift  f.  Mathematik  u.  Physik.  47.  Band.  1908.  1.  u.  2  Heft  XO 


146  Kinematisch-geometrische  Theorie  etc. 

darauf  hingewiesen,  dals  in  dem  43.  Satz  des  ersten  Teiles  dieser  Ab- 
handlung diese  RÄumkurve  dritter  Ordnung,  die  yon  den  Wendepunkten 
gebildet  wird,  irrtümlich  als  Raumkuire  sechster  Ordnung  ang^eben 
wurde;  denn  dort  ist  ein  Fehler  bei  der  Abzahlung  entstanden. 

Nehmen  wir  in  einem  Bewegungsmoment  zu  einem  amn-verinder- 
liehen,  ähnlich -veränderlichen  oder  starren  räumlichen  System  S  das 
Abtragsystem  S^  der  Beschleunigungen  n'^  Ordnung  an;  sind  femer  e, 
e^  zwei  homologe  Ebenen  der  afßnen  Systeme  5,  S^  und  fWen  wir 
Yon  dem  Urpunkt  O,  dieses  Abtragsystems  auf  die  Ebene  e,  eine 
Senkrechte,  deren  Fufspunkt  E^  ist,  so  stellt  diese  Senkrechte  0,£, 
die  Grölse  und  Richtung  der  Beschleunigung  n^  Ordnung  des  ent- 
sprechenden Punktes  E  der  Ebene  e  dar.  Demnach  besitzt  dieser 
Punkt  E  die  kleinste  Beschleunigung  n^  Ordnung  yon  allen  Punkten 
der  Ebene  e.  Nehmen  wir  umgekehrt  in  dem  System  S  einen  be- 
liebigen Punkt  E  an,  und  bestimmen  wir  den  homologen  Punkt  E^  in 
dem  System  S^]  legen  wir  femer  durch  E^  auf  fD^E^  die  senkrechte 
e^f  so  entspricht  derselben  eine  durch  E  gehende  Ebene  e,  in  welcher 
der  Punkt  E  die  kleinste  Beschleunigung  n*^  Ordnung  besitzt.  Dem- 
nach giebt  es  in  jeder  Ebene  eindeutig  einen  Punkt  mit  kleinster  Be- 
schleunigung n*^  Ordnung,  und  durch  jeden  Punkt  geht  eine  eindeutig 
bestimmte  Ebene,  in  welcher  diesem  Punkt  die  kleinste  Beschleunigung 
n^  Ordnung  angehört.  Parallelen  Ebenen  e  im  System  S  entsprechen 
parallele  Ebenen  e^  im  System  S^]  femer  entsprechen  den  Fufspunkten 
E^,  in  welchen  diese  Ebenen  von  der  durch  den  Punkt  0^  gehenden 
senkrechten  Geraden  i)^  getroffen  werden,  die  Punkte  E  der  kleinsten 
Beschleunigung  in  den  parallelen  Ebenen  6;  und  diese  Punkte  E  liegen 
auf  der  entsprechenden  durch  den  Beschleunigungspol  n'^  Ordnung 
gehenden  Geraden  1^.     Hieraus  ergiebt  sich  der  Satz: 

16.  In  einem  affin-veränderlichen,  ähnUchr-veränderlichen  oder  starren 
räumlichen  System  hüden  die  Ebenen  und  die  zugehörigen  Punkte  Ideinster 
Beschleunigung  n*^  Ordnung  in  jedem  Bewegungsmoment  ein  Rtchtmäl- 
System,  dessen  Hauptpunkt  der  jeweilige  BescMeunigangspol  n^  Ordnung  ist 

Beschreiben  wir  um  den  Urpunkt  D^  des  Abtragsystems  S^  eine 
Kugel  JTy,  so  entspricht  derselben  in  dem  System  S  ein  Ellipsoid  K, 
dessen  Mittelpunkt  der  Beschleunigungspol  n^  Ordnung  ist.  Ferner 
entspricht  einer  Schar  konzentrischer  Kugeln  um  O^  eine  Schar 
coaxialer  ähnlicher  EUipsoide,  ftir  welche  der  Beschleunigungspol  n^  Ord- 
nung der  gemeinsame  Mittelpunkt,  also  auch  der  Ahnlichkeitspunkt  ist. 
Hieraus  ergiebt  sich: 

17.  Der  geometrische  Ort  der  Punkte  eines  affin 'veränderlichen, 
ähnlich-veränderlichen  oder  starren  räumlichen  Systems,  die  Beschleunigungen 


Von    L.    BURMBBTEB.  147 

M*^  Ordnmig  von  einer  gleidien  Grröfse  besitzen,  ist  ein  Ellipsoid,  dessen 
Mittelpunkt  der  Beschleunigungspol  n^  Ordnung  ist;  und  alle  solche 
Ellipsoide  sind  coaxial  ähnlich, 

18.  Die  TangerUidlebenen  an  den  coaxialen  ähnlichen  EUipsoideny 
deren  Tunkte  je  gleiche  Beschleunigung  n^  Ordnung  besitzen,  und  die 
zugehörigen  Berührungspunkte  bilden  dasselbe  RichtnuUsystem,  welches 
durch  die  Ebenen  und  ihre  zugehörigen  Punkte  kleinster  Beschleunigung 
n^  Ordnung  bestimmt  ist 

In  jeder  Ebene,  welche  ein  Ellipsoid  berührt,  dessen  Punkte 
gleiche  Beschleunigungen  n*^  Ordnung  besitzen,  hat  also  der  Berührungs- 
punkt die  kleinste  Beschleunigung  n^  Ordnung.  Denken  wir  uns  in 
diesem  RichtnulLsystem  diese  Berührungspunkte  mit  dem  gemeinsamen 
Mittelpunkt  der  coaxialen  ahnlichen  Ellipsoide  durch  Gerade  verbunden 
und  durch  denselben  Ebenen  parallel  zu  den  betreffenden  Tangential- 
ebenen gelegt,  dann  bilden  diese  Geraden  und  diese  Ebenen  zusammen 
einen  polaren  Bündel;  denmach  ist  dieses  RichtnuUsystem  ein  spezielles 
polares  Richtnullsystem,  in  welchem  die  gemeinsamen  Achsenrichtungen 
nnd  die  gemeinsamen  Achsenebenen  der  coaxialen  ähnlichen  Ellip- 
soide resp.  die  senkrechten  Normgeraden  und  die  senkrechten  Norm- 
ebenen sind.  Dieses  spezielle  polare  RichtnuUsystem,  welches  auch 
auftritt,  wenn  jeder  Ebene  des  Raumes  der  Mittelpunkt  des  Kegel- 
schnittes zugeordnet  wird,  in  dem  sie  eine  gegebene  zentrische  Flache 
zweiter  Ordnung  schneidet,  wurde  auf  Grund  dieser  allgemeineren  De- 
finition Yon  Timerding^)  behandelt,  und  Sturm^  hat  auf  dasselbe 
zuerst  hingewiesen. 

Nehmen  wir  zwei  Phasen  S,  S^  eines  affin -yeränderlichen  räum- 
lichen Systems  an,  so  entspricht  einer  in  der  Phase  S  befindlichen 
Engel  K,  deren  Mittelpunkt  M  ist,  ein  Ellipsoid  K^  mit  dem  Mittel- 
ponkt  M^  in  der  Phase  S^,  Den  drei  Halbachsen  Mj^A^,  ^i^v  -^i^i 
dieses  EUipsoids  K^  entsprechen  drei  zu  einander  senkrechte  Radien 
MAy  MB,  MC  der  Kugel  K.  Bezeichnen  wir  mit  r  den  Radius  dieser 
Kugel,  und  ist  M^A^>  M^B^^  M^C^,  so  sind  die  Änderungen  des 
Radios  r  in  den  Achsenrichtungen  des  EUipsoids  a » M^A^  —  r, 
jS  =  M^Kj  —  r,  y  =^  M^C^  —  r.  Wenn  diese  drei  Änderungen  positiv 
sind,  dann  ist  a  die  gröfste,  ß  die  mittlere  und  y  die  kleinste  Ver- 
längerung, wenn  dagegen  diese  drei  Änderungen  negativ  sind,  dann  ist 
ce  die  kleinste,  ß  die  mittlere  und  y  die  grölste  Verkürzung.  Sind 
zwei  dieser  Änderungen  positiv  und  ist  eine  negativ,   oder  sind  zwei 

1)  Timerding,  Über  ein  quadratisches  Nullsy stein.  Annali  di  Matematica 
1899,  Ser.  m.  T.  U.  p.  239. 

2)  Sturm,  Liniengeometrie  1892,  1.  T.  S.  78. 

10* 


148  Kinematisch-geometriBche  Theorie  etc. 

negativ  und  ist  eine  positiy,  dann  schneidet  die  Engel  K^  wenn  sie 
mit  ihrem  Mittelponkt  M  nach  M^  verlegt  wird,  das  Ellipsoid  K^  in 
einer  Raumkmre  x^  vierten  Grades,  der  auf  der  Kugel  K  in  der  Phase  5 
eine  Raumkurve  x  vierten  Grades  entspricht.  Alle  Eugelradien,  die 
von  dem  Mittelpunkt  M  nach  der  Raumkurve  x  gehen  und  also  auf 
einem  Kegel  zweiter  Ordnung  liegen,  haben  demnach  in  der  Phase  S^ 
ihre  ursprüngliche  Länge  wieder  erhalten. 

Sind  p^j  q^  in  einer  Phase  5^  die  beiden  Scharen  paralleler  Ebenen, 
die  das  Ellipsoid  K^  in  den  beiden  Kreisscharen  f)^,  q^  schneiden  und 
sind  Pj  q  in  der  Phase  S  die  beiden  entsprechenden  Scharen  paralleler 
Ebenen,  so  schneiden  dieselben  die  Kugel  K  in  den  beiden  entsprechen- 
den Kreisscharen  py  q.  Wenn  nun  einem  E[reis  p  in  der  Ebene  p  der 
Phase  S  ein  Kreis  p^  in  der  homologen  Ebene  p^  der  Phase  S^  ent- 
spricht, so  sind  die  entsprechenden  ebenen  Systeme  in  diesen  Ebenen 
ähnlich.     Hiemach  erhalten  wir  den  Satz: 

19.  Es  gid>t  in  je  zwei  Phasen  eines  affinrveränderliclien  räunUidien 
Systems  je  zwei  entsprechende  Scharen  paraUder  Ebenen^  in  denen  die 
entsprechenden  ebenen  Systeme  ähnlich  sind. 

Nehmen  wir  an,  dafs  die  beiden  Phasen  S,  Si  unendlich  nahe 
sind,  dann  ergiebt  sich: 

20.  In  jeder  Phase  eines  affin -veränderlichen  räumlichen  Systems 
giebt  es  zwei  Scharen  paralleler  Ebenen,  in  denen  die  ebenen  Systeme 
während  einer  unendlich  Meinen  Bewegung  ähnlichrveränderlüA  sind. 

Wir  wollen  die  Ebenen  in  einer  Phase  eines  affin-veranderlichen 
nLumlichen  Systems,  in  denen  sich  ebene  Systeme  befinden,  die  während 
einer  unendlich  kleinen  Bewegung  ähnlich-veränderlich  sind,  ÄhnUch- 
keitsebenen  nennen.  Die  beiden  Scharen  der  parallelen  Ahnlichkeits- 
ebenen,  die  stets  reell  sind,  wandern  in  dem  bewegten  affin -veränder- 
lichen System,  und  sie  vereinen  sich  zu  einer  Schar,  wenn  einer  Kugel 
in  einer  Phase  ein  Rotationsellipsoid  in  der  unendlich  nahen  Phase 
entspricht. 

In  besonderen  Fällen  kann  eine  Schar  oder  können  beide  Scharen 
der  Ähnlichkeitsebenen  dem  affin -veränderlichen  »umlichen  System 
dauernd  als  Systemebenen  angehöreiL  Denken  wir  uns,  um  einen 
solchen  Fall  zu  betrachten,  drei  Punkte  A,  B,  C  eines  affin  veränder- 
lichen räumlichen  Systems  auf  drei  Bahnen  so  bewegt,  dab  das  Drei- 
eck ABC  beständig  ein  ähnlich -veränderliches  bleibt  und  noch  einen 
vierten  Punkt  D  dieses  Systems,  der  nicht  in  der  durch  AB  C  gehenden 
Ebene  p  liegt,  auf  einer  Bahn  bewegt;  dann  ist  diese  Ebene  p  in  allen 
Phasen  des  affin-vemnderlichen  Systems  eine  Ähnlichkeitsebene,  und 
diese  Ebene  p  nebst  allen  zu  ihr  parallelen  Ebenen  bilden  eine  Schar 


Von   L.    BCBMESTKB.  149 

der  Ahnlichkeitsebenen^  die  bestandig  Systemebenen  des  afBji-veränder- 
lieben  räumlichen  Systems  sind;  aber  die  andere  Schar  der  Ahnlich- 
keitsebenen  wandert  in  diesem  System.  Wenn  insbesondere  das  be- 
wegte Dreieck  ABC  bestandig  starr  bleibt^  dann  erhalten  wir  zwei 
Scharen  von  parallelen  Ebenen^  in  denen  die  ebenen  Systeme  starr 
sind  und  die  wir  Siarrheitsebenen  nennen.  Die  Starrheitsebenen  der 
einen  Schar  sind  in  diesem  Fall  Systemebenen,  die  der  anderen  Schar 
wandern  in  dem  affin -veranderlichen  räumlichen  System. 

Wir  wollen  nun  noch  auf  einige  beachtenswerte  spezielle  Fälle 
der  Bew^ungen  affin-yeranderlicher  räumlicher  Systeme  hinweisen. 
Wenn  ein  Punkt  0  und  drei  durch  ihn  gehende^  nicht  in  einer  Ebene 
liegende  Gerade  Ox,  Oy,  O0  eines  affin -veränderlichen  räumlichen 
Systems  fest  sind,  dann  ist  die  Bewegung  resp.  die  Veränderung 
desselben  bestimmt  durch  die  Bewegung  eines  Systempunktes  P  auf 
einer  gegebenen  Bahn.  Wir  können  die  drei  Geraden  Ox,  Oy,  Oz  als 
Achsen  eines  schiefwinkligen  Koordinatensystems  annehmen,  auf  denen 
die  Strecken  0X  =  x,  OT^y,  OZ  =^  js  die  Koordinaten  des  Punktes  P 
sind,  und  durch  die  Bewegung  des  Systempunktes  P  sind  dann  auch 
die  Bewegungen  der  Systempunkte  X,  Y,  Z  auf  den  festen  Koordinateur 
achsen  Ox,  Oy,  Oz  bestimmt.  Femer  ist  die  Bewegung  eines  solchen 
affin -yeränderlichen  räumlichen  Systems  auch  bestimmt,  wenn  die 
Koordinaten  x,  y,  z  als  Funktionen  einer  yeränderlichen  Gröfse,  z.  B. 
der  Zeit,  bekannt  sind.  In  diesem  affin -yeränderlichen  räumlichen 
System  sind  aufser  dem  Punkt  0  auch  die  unendlich  fernen  Punkte 
^«»  ^»>  ^00  ^^^  ^®^  festen  Geraden  Ox,  Oy,  Oz  fest.  Von  diesen 
unendlich  fernen  Punkten  können  auch  zwei  imaginär  sein;  dann  sind 
auch  die  beiden  betreffenden  festen  Geraden  imaginär  und  können  als 
Koordinatenachsen  nicht  yerwendet  werden.  Hiemach  ergiebt  sich  aus 
einem  f&r  koUinear-yeränderliche  räumliche  Systeme  abgeleiteten  Satz^) 
als  spezieller  Fall  der  Satz: 

21.  Sind  in  einem  affin-veränderlichen  räumlidien  System  ein  im 
Endlichen  liegetider  Punkt  0  und  drei  unendlich  ferne  Punkte  X^,  Y^, 
Z^  fest;  dann  vollziehen  die  Systempunkte  affine  Bewegungen  auf  ent- 
sprechenden Bahnen  in  affinen  räumlichen  Systemen,  für  welche  die  vier 
Punkte  0,  X^,  Y^,  Z^  selbstentsprechende  Punkte  sind. 

Bei  dieser  speziellen  Bewegung  eines  affin -yeränderlichen  räum- 
lichen Systems,  die  wir  eine  einförmige  Bewegung  desselben  nennen, 
ist  aber  zu  beachten,  dals  die  Bahnen  der  Systempunkte  in  den  drei 
festen  Ebenen,   yon   denen   auch   zwei   imaginär  sein  können,  sich  in 

1)  L.  Barmester,  Kinematisch -geometrische  Untersuchungen  gesetzmäfsig- 
^^eriUiderlicher  Systeme.    In  dieser  Zeitschrift  1876,  Bd.  20  S.  897. 


150  KinematiBcli-geometriBche  Theorie  etc. 

afßnen  ebenen  Systemeu  entaprechen ,  für  welche  der  Punkt  0  un3 
zwei  der  unendlich  fernen  Punkte  X^,  F^,  Z^  fest  sind;  denn  diese 
affinen  ebenen  Systeme  sind  als  Änsartiingen  der  betreffenden  afiin^n 
räumlichen  Systeme  zu  betrachten.  Die  affin-veränderlichen  Systeme 
in  einer  festen  Ebene  volhiehen  demnach  eine  chcne  einförmige  Be- 
wegung.') Bei  der  einförmigen  Bewegung  eines  affin- veränderlichen 
i^umlichen  Systems  sind  die  Biihnen  der  Systenipunkte  einer  durch 
den  Punkt  0  gehenden  Geraden  homothetiseh  ähnlich;  denn  dann  gehen 
die  betreffenden  affinen  räumlichen  Systeme  in  homothetisch  ähnliche 
räumliche  Systeme  über,  derrai  Ahnl ich keitsp unkt  0  ist. 

In  der  Kry stall« graphie  wird  als  Grundsatz  angenommen,  dafe 
parallele  Gerade  in  Krystallen  durch  gleiche  Ursachen  auch  gleiche 
Veränderungen  erleiden,  dal's  also  bei  der  Veränderung  der  Krystalle 
durch  Wärme  parallele  Gerade  in  denselben  parallel  bleiben  und  ihre 
Richtungen  im  allgemeinen  ändern;  denmach  ist  diese  Veränderung 
eines  Krystalls  eine  affin -veränderliche,  imd  in  der  Kryßtallographie 
wird  dieselbe  eine  homogene  Veränderung  genannt.  Ein  durch  Wärme 
sich  verändernder  Krystall  bildet  also  ein  affin -veränderliches  räumliches 
System  und  in  besonderen  Fällen  auch  ein  ähnlich  -  veränderliches 
räumliches  System.  Alle  Beziehungen,  welche  bei  den  affin-veränder- 
lichen resp.  ähnlich- veränderlichen  räumlichen  Systemen  auftreten, 
finden  hiemach  slnngeraälse  Deutung  oder  eventuelle  Anwendung  auf 
die  Veränderungen  der  Krystalle  durch  Wärme. 

In  denjenigen  optisch  zweiachsigen  Krystallen,  in  denen  die  drei  anf 
einander  senkrechten  Hauptschwingungsrichtungen  des  Lichtes  fSr  alle 
Farben  zusammenfallen,  bleiben  diese  Richtungen  bei  der  V^eriinderung 
dieser  Krystalle  durch  Wärme  stets  senkrecht  auf  einander.  Wir 
können  in  einem  aolnhen  Krystall  durch  einen  Piinkt  0  desselben  drei 
zu  diesen  Richtungen  parallele  Gerade  Ox,  Oy,  Oz  legen  imd  diesen 
Punkt  sowie  diese  Geraden  als  fest  annehmen.  Solche  drei  feste,  auf 
einander  senkrechte  Gerade  werden  die  (Jiermischm  ÄcMm  des  KrystaUs 
genannt  und  können  als  Koordinatenachsen  betrachtet  werden. 

Nehmen  wir  auf  den  thermischen  Achsen  Ojt,  Ot/.  Üs,  resp.  die 
Punkte  X,  Y,  Z  des  KrystaUs  an,  betrachten  wir  die  Strecken  OX'^x 
OY  =  y,  OZ  =  z  als  die  rechtwinkligen  Koordinaten  eines  Punktes  i* 
des  KrystaUs,  und  sind  femer  diese  Koordinaten  als  Fimktionen  der 
Temperahir  experimentell  ermittelt,  dann  ist  die  Bahn  des  Punktes  P 
und  damit  die  thermische  Veränderung  des  Krystalls  als  eine  einförmige 
Hewegung  eines  affin-veränderlichen  räumlichen  Systems  bestimmt 

1)  Vergl    L    Burmesi-ar,   Lehrbudi  der  Kinematik.      1888,  Bd.  1,  8.  9U4. 


Dd.  1,  ».  9U4.  I 


Von   L.   BURMESTER.  151 

Bei  den  optisch  einachsigen  Erystallen  ist  die  optische  Achse  zu- 
gleich eine  thermische  Achse,  z.  B.  die  Koordinatenachse  Oz,  und  für 
die  Koordinaten  x^  y  auf  den  beiden  anderen  Koordinatenachsen  Ox, 
Oy  sind  die  genannten  Funktionen  gleich.  Die  thermische  Veränderung 
in  der  Koordinatenebene  Oxy  ist  demnach  die  eines  ähnlich-yerander- 
lichen  ebenen  Systems,  dessen  Punkte  sich  auf  festen  Geraden  bewegen,  die 
durch  den  festen  Punkt  0  gehen;  und  alle  diese  festen  Geraden  können 
auch  als  thermische  Achsen  betrachtet  werden.  Bei  den  einfachbrechen- 
den Krystallen  sind  alle  drei  der  genannten  Funktionen  gleich,  und  die 
thermische  Veränderung  derselben  ist  die  eines  ähnlich -veränderlichen 
räumlichen  Systems,  dessen  Punkte  sich  auf  festen  Geraden  bewegen, 
die  durch  den  festen  Punkt  0  gehen  und  als  thermische  Achsen  an- 
gesehen werden  können. 

Die  Bahnen  der  Punkte  eines  der  genannten,  optisch  zweiachsigen 
Erystalle  entsprechen  sich  in  affinen  räumlichen  Systemen,  für  welche 
der  Punkt  0  und  die  unendlich  fernen  Punkte  X^,  F^,  Z^  der  ther- 

00 '  40 '  OD 

mischen  Achsen  Ox,  Oy,  Oe  selbstentsprechende  Punkte  sind;  und  die 
abwickelbaren  Flachen,  welche  yon  den  Ebenen  dieses  Krystalls  erzeugt 
werden,  entsprechen  sich  ebenfalls  in  diesen  affinen  räumlichen  Systemen. 
Insbesondere  entsprechen  sich  die  Bahnen  der  in  den  thermischen 
Achsenebenen  befindlichen  Punkte  in  affinen  ebenen  Systemen,  für 
welche  der  Punkt  0  sowie  je  zwei  der  Punkte  X^,  F^,  Z^  selbstent- 
sprechende Punkte  sind,  und  die  Kuryen,  welche  die  Geraden  in  diesen 
Ebenen  im  allgemeinen  umhüllen,  entsprechen  sich  ebenfalls  in  diesen 
affinen  ebenen  Systemen.  Die  Bahnen  der  Punkte  jeder  durch  den 
Punkt  0  gehenden  Geraden  sind  homothetisch  ähnlich. 

Nehmen  wir  an,  dafs  die  Koordinaten  eines  Punktes  P  durch 
Funktionen  der  Temperatur  t  bestimmt  sind,  z.  B.  durch  die  linearen 
Funktionen  x^  a  -^  at^  y  =  b  +  ßt,  z  ^  c  -\-  yt,  oder  durch  die  all- 
gemeineren Funktionen  x  =  a  +  ccf{t),  y  =  6  +  ßf{t),  z  =^  c  +  yf{t), 
dann  bewegt  sich  der  Punkt  P  auf  einer  Geraden;  demzufolge  bewegen 
sich  alle  Punkte  des  KrystaUs  auf  Geraden  und  beschreiben  auf  den- 
selben ähnliche  Punktreihen,  die  sich  in  affinen  räumlichen  Systemen 
entsprechen,  für  welche  die  Punkte  0,  X^,  F^,  Z^  selbstentsprechende 
Pimkte  sind.  Femer  erzeugen  in  diesem  Fall  alle  Ebenen  des  Kry- 
stalls, welche  die  drei  Koordinatenachsen,  resp.  die  thermischen  Achsen 
im  Endlichen  schneiden,  abwickelbare  Flächen,  die  sich  in  diesen  affinen 
raumlichen  Systemen  entsprechen,  und  yon  den  drei  Koordinatenebenen 
in  Parabeln  geschnitten  werden;  denn  die  in  diesen  Ebenen  befindlichen 
Geraden,  welche  je  zwei  Koordinatenachsen  im  Endlichen  treffen, 
umhüllen  Parabeln,  die  yon  diesen  Koordinatenachsen  berührt  werden. 


152  Einematiscn-geometriBche  Theorie  etc. 

■ 

Die  Ebenen  aber^  welche  zu  einer  Koordinatenachse  parallel  sind,  um- 
hüllen parabolische  Cylinder. 

Bei  einem  optisch  einachsigen  Erystall,  dessen  thermische  resp. 
optische  Achse  in  Oz  liegt,  ist  das  ebene  System  in  der  festen  Elbene 
Oxy  ein  ähnlich -yeranderliches  System,  dessen  Punkte  ähnliche  Punkt- 
reihen auf  Geraden  beschreiben,  die  durch  den  festen  Punkt  0  gehen, 
und  alle  zu  Oxy  parallele  resp.  auf  Oz  senkrechte  Ebenen  sind 
dauernde  Ahnlichkeitsebenen.  Alle  durch  die  optische  Achse  Oz  ge- 
legten Ebenen  sind  |fest  und  demnach  liegen  die  Bahnen  der  Punkte 
eines  solchen  Erystalls  in  diesen  Ebenen.  Diese  ebenen  Bahnen  ent- 
sprechen  eich  in  affinen  ranmUchen  Systemen,  für  welche  der  Punkt  0, 
sowie  der  unendlich  ferne  Punkt  Z^  der  optischen  Achse  Oz  und  zwei 
beliebige  unendlich  ferne  Punkte  der  Ebene  Oxy  selbstentsprechende 
Punkte  sind.  Femer  entsprechen  sich  die  Bahnen  in  jeder  durch  OZ^ 
gelegten  Ebene,  welche  die  Ebene  Oxy  in  einer  Geraden  OU^ 
schneidet,  in  affinen  ebenen  Systemen,  fdr  welche  die  Punkte  0,  {7.,  Z^ 
selbstentsprechende  Punkte  sind.  Da  jede  Gerade  in  der  Ebene  Oxy 
während  der  Bewegung  ihre  Richtung  nicht  ändert,  so  umhüllen  die 
Ebenen  des  Erystalls  Gylinderflächen,  welche  der  Ebene  Oxy  parallel 
sind.  Einer  um  den  Punkt  0  beschriebenen  Engel  K  entspricht  nach 
einer  unendlich  kleinen  Änderung  ein  unendlich  nahes  Rotationsellip- 
soid K\  dessen  Mittelpunkt  0  ist  und  dessen  Rotationsachse  in  Oz 
liegt.  Wenn  nun,  wie  z.  B.  bei  dem  Ealkspath,  in  dieser  Rotations- 
achse eine  Ausdehnung  und  senkrecht  zu  derselben  eine  Zusammen- 
ziehung  stattfindet,  dann  schneidet  das  Rotationsellipsoid  JT'  die 
Eugel  K  in  zwei  Ereisen  |',  denen  die  Ereise  |  entsprechen,  und  die 
Mantellinien  des  Rotationskegels  0|,  sowie  die  zu  denselben  parallelen 
Geraden  sind  dann  momentan  starre  Gerade  in  diesem  Erystall. 

Hiemach  ist  es  nicht  zulässig  wie  F.  Neumann^)  folgerte:  „Man 
könnte  aus  dem  Ealkspath  Stäbe  schneiden,  deren  Längen  sich  mit  der 
Temperatur  nicht  ändem;  hier  löst  also  eine  krystallinische  Substanz 
ein  Problem,  dessen  Lösung  oft  sehr  gewünscht  wird.'^  Denn  dauernde 
starre  Gerade  würden  nur  dann  Yorhanden  sein,  wenn  durch  Beobach- 
tung erkannt  würde,  dafs  auf  den  thermischen  Achsen  OXy  Oz,  resp. 
zwei  Punkte  X,  Z  in  dem  Ealkspath  bei  der  thermischen  Veränderung 
konstanten  Abstand  haben. 

Li  denjenigen  optisch  zweiachsigen  Erystallen,  in  welchen  nur  eine 
Hauptschwingungsrichtung  des  Lichtes  für  alle  Farben  dieselbe  ist, 
bleiben  diese  Richtung  und  eine  zu  ihr  senkrechte  Ebene  während  der 


1)  F.  Neumann,  Yorlesnngen  über  die  Theorie  der  Elasticität  etc.  1886,  S.  118. 


Von   L.   BUBMBSTKB.  153 

thermischen  Veränderung  beständig  senkrecht  aufeinander.  Wir  können 
in  einem  solchen  Erystall  durch  einen  Punkt  0  desselben  eine  Gerade 
O2  parallel  zu  dieser  Richtung,  femer  durch  0  senkrecht  zu  ihr  eine 
Ebene  e  legen,  und  diese  Gerade  Ojs  sowie  diese  Ebene  e  als  fest 
annehmen.  Die  feste  Gerade  Ojs  ist  dann  in  diesem  Erystall  die 
einzige  thermische  Achse;  denn  in  der  festen  Ebene  e  desselben 
existieren  nachweislich  keine  thermischen  Achsen.  Man  könnte  nun 
vermuten,  die  thermische  Yeiunderung  eines  solchen  Erystalls  sei  auch 
eine  einförmige  Bewegung  eines  afßn-yeränderlichen  räumlichen  Systems, 
in  welchem  auTser  der  Geraden  Os  als  reeller  thermischer  Achse  noch 
zwei  durch  den  Punkt  0  gehende  imaginäre  Gerade  in  der  Ebene  e 
als  imaginäre  thermische  Achsen  fest  sind.  Wenn  dies  durch  experi- 
mentelle Beobachtung  und  rechnerische  Bestimmung  bestätigt  würde, 
dann  könnte  man  femer  yermuten,  dafs  die  thermische  Veränderung 
bei  den  optisch  zweiachsigen  Ery  stallen,  in  welchen  alle  drei  Haupt- 
schwingnngsrichtungen  des  Lichtes  für  die  yerschiedenen  Farben  yer- 
schieden  sind,  ebenfalls  eine  einförmige  Bewegung  eines  af&n-yeränder- 
lichen  räumlichen  Systems  sei,  in  dem  eine  Gerade  sowie  eine  zu  der- 
selben nicht  senkrechte  Ebene  und  zwei  in  ihr  liegende  imaginäre 
Gerade  fest  sind.  Wenn  die  thermische  Veränderung  dieser  beiden 
hier  zuletzt  genannten  Abteilungen  der  Erystalle  sich  auch  dem  Ge- 
setze der  einförmigen  Bewegung  affin-yeränderlicher  räumlicher  Systeme 
fügte,  und  dann  die  Veränderungen  yon  drei  Punkten  in  Bezug  auf 
eine  feste  Ebene,  in  welcher  ein  Erystallpunkt  und  eine  durch  den- 
selben gehende  Erystallgerade  fest  gelegt  sind,  bestimmt  würden,  so 
wäre  damit  eine  yollständige  Einsicht  in  die  thermischen  Verände- 
rungen gewonnen;  denn  die  Aufhssung,  dafs  es  in  einem  a£fin-yer- 
änderlichen  räumlichen  System  in  je  zwei  unendlich  nahen,  oder  end- 
lich getrennten  Phasen  drei  auf  einander  senkrechte,  entsprechende 
Gerade  giebt,  die  aber  in  dem  System  wandern  und  als  yeränderliche 
thermische  Achsen  zu  betrachten  seien,  kann  die  Vorstellung  dieser 
Veiinderungen  nicht  fordern. 

Wir  wollen  noch  solche  einförmig  bewegte  affin -yeränderliche 
räumliche  Systeme  betrachten,  in  welchen  sich  dauernde  starre  Gerade 
befinden.  In  einem  affin-yeiunderlichen  räumlichen  System  nehmen  wir 
wieder  drei  auf  einander  senkrechte  Gerade  Ox,  Oy,  Ob  als  feste 
Systemgerade  und  als  Eoordinatenachsen  an.  Wenn  nun  auf  diesen 
Koordinatenachsen  die  Systempunkte  X,  F,  Z  sich  so  bewegen,  dafs 
die  Strecken  XZ  ^  a,  TZ  =»  h  konstant  sind,  dann  ist  die  Bahn  des 
Systempunktes  P,  dessen  Eoordinaten  OX  =  a:,  OY^y,  Oss  ^  e  sind, 
und  damit  auch  die  einförmige  Bewegung  dieses  affin-yeränderlichen 


154  Kinematisch-geometrische  Theorie  etc. 

räumlichen  Systems  bestimmt.  Bezeichnen  wir  die  Projektionen  des 
Systempunktes  P  auf  die  Eoordinatenebenen  Oxy^  Oxjs,  Oyz  resp. 
mit  Pj,  Pj,  Pg,  so  ergiebt  sich,  dafs  der  Punkt  Pj  in  der  Ebene  Oxtf 
sich  auf  einer  durch  die  Gleichung  a^  —  y^  =  a^  —  b*  bestimmten  gleich- 
seitigen Hyperbel  bewegt,  dafs  femer  der  Punkt  P^  in  der  Ebene  Ox: 
sich  auf  einem  um  0  mit  dem  Radius  a  beschriebenen  Kreis,  und  der 
Pimkt  P3  in  der  Ebene  Oyz  auf  einem  um  0  mit  dem  Radius  h  be- 
schriebenen Kreis  bewegt.  Demnach  ist  auch  die  Gerade  OP^  eine 
starre  Gerade  in  dem  afan- veränderlichen  ebenen  System  in  der  Ebene 
0x0  und  femer  auch  die  Gerade  OP^  eine  starre  Gerade  in  dem  a£Go- 
veränderlichen  ebenen  System  in  der  Ebene  Oye.  Denken  wir  uns 
nun  in  der  zu  O0  senkrechten  Ebene  durch  den  Punkt  Z  eine  EUipse 
€  gegeben;  deren  Halbachsen  ZP,  —  )/a*  —  z\  ZP^  =  1^6*  —  ^  sini 
dann  gehört  der  Kegel  Ob  zu  dem  affin -veränderlichen  räumlichen 
System  und  seine  Mantellinien  sowie  alle  Parallelen  zu  denselben  sind 
dauernde  starre  Gerade  in  diesem  System. 

Nehmen  wir  nun  in  dem  affin -veränderlichen  räumlichen  System 
die  Schar  coazialer  ähnlicher  einschaliger  Hyperboloide  an,  für 
welche  der  Kegel  Ob  gemeinsamer  Asymptotenkegel  und  somit  auch 
der  feste  Punkt  0  gemeinsamer  Mittelpunkt  ist;  dann  wird  jedes  dieser 
affin- veränderlichen  Hyperboloide  aus  starren  Geraden  gebildet^  die 
wir  uns  in  ihren  Treffpunkten  gelenkig  verbunden  denken  können. 
Die  Achsen  dieser  coaxialen  ähnlichen  Hyperboloide  li^en  in  den 
Koordinatenachsen  Oxy  Oy,  Ojs]  und  es  sind,  wenn  k  eine  Konstante  be- 
zeichnet, die  Halbachsen  des  betreffenden  Hyperboloids  resp.  gleich 
k  Ya^  —  z^y  Äj/fe*  ■—  z^j  kz.  Demnach  bilden  die  Phasen  eines  jeden  dieser 
affin-veränderlichen  Hyperboloide  eine  Schar  konfokaler  Hyperboloide. 

Bei  diesem  einförmig  bewegten  affin-veränderlichen  räumlichen 
System  fällt  der  Kemkegel  Of,  wie  es  die  momentane  Bewegung  er- 
giebt, mit  dem  Ernhüllkegel  zusammen,  und  ist  denmach  der  Ordnungs- 
kegel des  polaren  Richtnullsystems  für  die  Geschwindigkeiten,  welches 
beständig  in  allen  Phasen  dieses  veränderlichen  Systems  auftritt  Da  jede 
Gerade  auf  einem  der  coaxialen  ähnlichen  Hyperboloide  auch  in  einer 
Tangentialebene  des  Ordnungskegels  Ob  liegt,  so  sind  die  Geraden  aller 
dieser  Hyperboloide  normal  starre  Gerade.  Die  Bewegungsrichtungen 
der  Punkte  einer  normal  starren  Geraden  sind  senkrecht  zu  derselben 
und  die  zugehörige  Drehachse  fallt  mit  ihr  zusammen.  Jede  Tangen- 
tialebene an  einem  der  coaxialen  ähnlichen  Hyperboloide  schneidet 
dasselbe  in  zwei  durch  den  Berührungspunkt  gehenden  normal  starren 
Geraden,  und  folglich  bewegt  sich  der  Berührungspunkt  stets  senk- 
recht zu   der  Tangentialebene.    Die  Punkte  dieser  coaxialen  ähnlichen 


Von  L.  BrRMBSTBB.  155 

Hyperboloide  bewegen  sich  demnach  immer  auf  Normalen  derselben. 
Diese  Beziehungen  ergeben  sich  auch  unmittelbar  aus  dem  13.  Satz. 
Denken  wir  uns  an  beliebiger  Stelle  in  dem  affin-veränderlichen  räum- 
lichen System  ein  einschaliges  Hyperboloid  gegeben,  dessen  Asymptoten- 
kegel dem  Ordnungskegel  Os  kongruent  und  parallel  zu  demselben  ge- 
steUt  ist,  dann  wird  auch  dieses  affin-veränderliche  Hyperboloid,  dessen 
bewegte  Achsen  zu  den  Koordinatenachsen  parallel  bleiben,  aus  ge- 
lenkig verbunden  gedachten  starren  Geraden  gebildet,  und  die  momen- 
tanen Drehachsen  dieser  starren  Geraden  liegen  in  den  Tangentialebenen 
des  jeweiligen  Ordnungskegels  Oe. 

Wenn  von  jenen  konstanten  Strecken  a  >  6  ist,  so  wird  die  ver- 
änderliche Strecke  OZ  im  Maximum  gleich  b]  dann  schrumpfen  mit 
dem  affin-veränderlichen  räumlichen  System  die  gelenkigen  Hyperboloide 
in  der  Koordinatenebene  Oxe  zusammen  und  die  starren  Geraden 
auf  denselben  gehen  in  Tangenten  an  coaxialen  ähnlichen  Hyperbeln 
über.  Gelangt  der  Punkt  Z  nach  0,  wird  also  die  Strecke  OZ  =  0, 
dami  schrumpfen  mit  diesem  System  auch  diese  Hyperboloide  in  der 
Koordinatenebene  Oxy  zusammen,  und  die  starren  Geraden  gehen  in 
Tangenten  an  coaxialen  ähnlichen  Ellipsen  über.  Jedes  einschalige 
Hyperboloid  ist  hiemach  ein  affin-veranderliches  Gebilde  aus  starren 
Geraden,  die  in  ihren  Treffpunkten  als  gelenkig  verbunden  betrachtet 
werden  können. 

Wenn  jene  beiden  konstanten  Strecken  a,  h  gleich  sind,  ist  das 
ebene  System  in  der  Koordinatenebene  Oxy  ein  ähnlich-veränderliches, 
dessen  Punkte  sich  auf  Geraden  bewegen,  die  durch  den  Punkt  0 
gehen,  und  die  Systempimkte,  welche  nicht  in  den  Koordinatenachsen 
liegen,  bewegen  sich  in  den  durch  Oz  gelegten  Ebenen  auf  Ellipsen, 
deren  Mittelpunkt  0  ist  und  die  für  die  Punkte  des  Ordnungskegels 
Oh  in  Kreise  übergehen.  In  diesem  speziellen  Fall  sind  die  gelenkigen 
Hyperboloide  in  dem  afifin-veränderlichen  räumlichen  System  ßotations- 
byperboloide.  In  schlichter  Ausführung  kommt  das  gelenkige  Rotations- 
hyperboloid  vor  als  veränderliches  Blumentopf- Gitter  und  als  Winde- 
fläche bei  einer  einstellbaren  Garnwinde.  Das  gelenkige  Hyperboloid 
wurde  von  0.  Henrici^)  erkannt  und  als  ModeU  ausgeftihrt,  und  auf 
die  affine  Veränderung  desselben  hat  F.  Schur')  hingewiesen. 

Werden  die  Punkte  des  affin -veränderlichen  räumlichen  Systems 
auf  der  Koordinatenachse  Oz  als  fest  angenommen,  dann  sind  auch  die 
auf  Oz  senkrechten  Ebenen  fest,  imd  die  Bahnen  der  Systempunkte 

1)  Katalog  mathematiBcher  und  physikalischer  Modelle  etc.  von  W.  Dyck. 
1892,  S.  261. 

2)  In  dieser  Zeitschrift  1899,  Bd.  44,  S.  62. 


156  Kinematisch-geometrische  Theorie.    Von  L.  Bubmester. 

liegen  in  diesen  Ebenen^  in  denen  die  ebenen  Systeme  gleiche  Be- 
wegungen vollziehen.  Bewegen  sich  nun  zwei  Systempunkte  X,  Tauf 
den  beiden  anderen  Koordinatenachsen  Ox^  Oy  derart^  dafs  die  Strecke 
XF=m  konstant  ist,  dann  bewegt  sich  der  Punkt  P^,  dessen 
Koordinaten  OX,  OY  sind;  in  der  Ebene  Oxy  auf  einem  am  den 
Punkt  0  mit  dem  Radius  m  beschriebenen  Kreis;  demnach  sind  die 
Bahnen  aller  Punkte  der  Geraden  OP^  konzentrische  Kreise  mit  dem 
Mittelpunkt  0;  und  femer  sind  die  Bahnen  der  anderen  Punkte  dieses 
affin-yeranderlichen  ebenen  Systems  Ellipsen,  die  für  die  Punkte  aof 
den  Koordinatenachsen  in  gerade  Strecken  fibergehen.  Das  ebene 
System  in  der  Ebene  OgP^  ist  ein  starres ,  weil  die  Strecken  auf  Oz 
und  OPi  konstant  sind;  und  das  gleiche  gilt  von  dem  ebenen  System 
in  der  Ebene  OzP[,  die  mit  der  Koordinatenebene  Oxz  oder  Oyz 
gleiche  Winkel  bildet,  wie  die  Ebene  OzP^,  Demnach  sind  die 
Ebenen  OzP^y  OzP[  und  die  zu  denselben  parallelen  Ebenen  in  dem 
affin -veranderlichen  raumlichen  System  Starrheitsebenen;  und  jener 
Kegel  Ob  artet  in  diesem  Fall  aus  in  die  beiden  Ebenen  OeP^y  OzP'y 
Dies  ergiebt  sich  auch  daraus,  dafs  einer  um  den  Punkt  0  beschriebenen 
Kugel  in  einer  Systemphase  ein  Ellipsoid  in  einer  anderen,  oder  in 
einer  unendlich  nahen  Systemphase  entspricht,  welches  die  Kugel  in 
zwei  auf  Oz  liegenden  Punkten  berührt  und  in  zwei  Kreisen  schneidet 

Nehmen  wir  in  diesem  ähnlich -veränderlichen  räumlichen  System 
ein  hyperbolisches  Paraboloid  an,  dessen  beide  Geradenscharen  zu  den 
Starrheitsebenen  OzP^y  OzP[  parallel  sind  und  dessen  Hauptschnitt- 
ebenen  parallel  zu  den  Koordinatenebenen  oder  in  denselben  liegen; 
dann  wird  dieses  affin-veränderliche  hyperbolische  Paraboloid  aus  starren 
Geraden  gebildet,  die  in  ihren  Trefi^unkten  als  gelenkig  verbunden 
betrachtet  werden  können.  Jedes  hyperbolische  Paraboloid  ist  hiernach 
ein  affin -veränderliches  Gebilde  aus  starren  Geraden,  die  in  ihren  Treff- 
punkten gelenkig  verbindbar  sind. 

In  diesem  affin -veränderlichen  räumlichen  System  verwandelt  sicli 
femer  jede  Fläche  zweiter  Ordnung,  deren  Kreisschnitte  zu  den  Starr- 
heitsebenen OzP^y  OzP[  parallel  sind,  in  eine  solche  mit  denselben 
Kreisschnitten.  Alle  diese  affin-veränderlichen  Flächen  zweiter  Ordnung, 
die  einem  solchen  affin- veränderlichen  räumlichen  System  angehören, 
wurden  von  A.  BrilH)  in  Karton -Modellen  ausgeführt. 

1)  Verlag  von  M.  Schilling  in  Halle  a.  S.,  früher  im  Verlag  von  L.  Brill 
in  Darmstadt. 


Zur  Ausgleichung  von  Polygonen  u.  von  Dreiecksketien  etc.    Von  L.  £[süoer.     157 

Zur  Ansgleicliimg  von  Polygonen  nnd  von  Dreiecksketten 
nnd  tlber  die  internationale  Nähernngsformel  für  den 

mittleren  Winkelfehler. 

Von  L.  Krüger  in  Potsdam. 

Einem  Antrage  des  Herrn  A.  Ferrero  folgend,  der  durch  ein  von 
den  Herren  F.  R.  Helmert  und  W.  Foerster  erstattetes  Gutachten 
unterstützt  wurde,  hat  die  Vereinigung  der  internationalen  Erdmessung 
zu  Nizza  1887  den  Beschlufis  gefafst,  dab  den  Berichten  über  den 
Stand  der  Triangulationen  der  Erdmessung  für  jedes  Dreiecksnetz  der 

nach   der  Näherungsformel  1/—^   berechnete   mittlere    Fehler    eines 

Winkels,  bezw.  1/-^   f&r   die  Richtung,  zugefügt  wird,     w  bedeutet 

den  Widerspruch  zwischen  Rechnung  und  Beobachtung  für  die  Winkel- 
samme  eines  Dreiecks  und  n  ist   die  Anzahl  aller  Dreiecke.     Indem 
man,  ohne   auf  die   Bedingungsgleichungen,    die   Yon   den   Seitenver- 
hältnissen  herrühren,   Rücksicht   zu   nehmen,   aus   sämtlichen  Winkel- 
gleichungen  für   den   Dreieckswiderspruch   einen  mittleren  Wert  her- 
stellt, schlielfit  man  also  auf  den  mittleren  Wert  der  Abweichung  eines 
Winkels   bezw.    einer   Richtung.     Streng    richtig   ist  bekanntlich    die 
Ferrerosche  Formel  nur  für  eine  Kette  einfach  aneinander  hängender 
Dreiecke,  in  denen  jeder  Winkel  mit  gleichem  Gewichte  gemessen  ist. 
Ich  werde   nun   im  Folgenden    zunächst   die  Ausgleichung   eines 
Zentralsystems  geben,  bei  dem  die  Dreieckswinkel  durch   Winkelheoh- 
achtongen  Yon  gleicher  Genauigkeit  erhalten  sind;  im  Anschlufs  daran 
wird  für   eine,  aus   aneinander   gereihten  Zentralsystemen   bestehende 
Doppelkette  für  den  mittleren  Winkelfehler  eine  Näherungsformel  ent- 
wickelt, die  ohne  yielen  Rechnungsaufwand  eine  etwas  gröfsere  An- 
näherung  als   die    Ferrerosche  Formel   giebt.     Nachdem   darauf  die 
Formeln  zur  Ausgleichung  einer  einfach  zusammenhängenden  Dreiecks- 
kette, in   der  nach  BuMungen  beobachtet  ist,   zusammengestellt  sind, 
wird  unter  der  Annahme  gleicher  Richtuugsgewichte  die  Bedingung  her- 
geleitet, wann  die  internationale  Näherungsformel  den  mittleren  Rich- 
tmigsfehler    der  Ausgleichung    genau   darstellt.     Unter  Voraussetzung 
gleichwertiger  Richtungsbeobachtungen  wird   sodann  wieder  die  Aus- 
gleichung  eines  Zentralsystems   ausgeführt     Während    hierbei    aufser 
den  Winkelgleichungen  auch  die  Seitengleichung  in  Betracht  gezogen 
wird,  ist  bei  der  nun  folgenden  Ausgleichung  zweier  in  zwei  Dreiecken 
zusammenhängenden  Zentralsysteme   und  femer  bei  der  Ausgleichung 


158 


Znr  Ausgleichung  von  Polygonen  und  von  Dreiecksketten  etc. 


eines  Poljgones,  in  dem  alle  Richtungen  zwischen  je  zwei  Punkten  be- 
obachtet sind,  auf  die  Seitengleichungen  keine  Rücksicht  genommen. 
In  letzterem  Falle,  wenn  also  in  einem  Polygon  aufser  den  Seiten  audi 
sämäiche  Diagonalen  mit  gleidien  Gewichten  beobachtet  sind,  giebi  die 
Ferrerosdie  Formel  genau  denselben  Wert  für  den  mittleren  Bichtkmgs- 
fehler  wie  die  Ausgleichung  der  Winkelgleichungen.  Zum  Schlufs  wird 
noch  für  eine  aus  Richtungsbeobachtungen  hervorgegangene  Doppel- 
kette, die  aus  aneinandergefügten  Vierecken  besteht^  aus  den  Wiiikel- 
gleichungen  allein  der  mittlere  Fehler  einer  Richtung  entwickelt 


Pig.  1. 


1. 

Ein  Zentralsystem  setze  sich  aus  r  Dreiecken  P^T^P^y  P^P^P^..., 
P^PrPi  zusammen.    Fig.  1.  Es  wird  vorausgesetzt,  dafs  in  jedem  Dreieck 

die  3  Winkel  mit  gleichem  Gewichte,  =  1, 
g^nessen  sind  Die  beobachteten  Winkel- 
werte  im  tten  Dreiecke  PiPi^iP^  seien 
Äff  jB,.,  CJj.  Die  zugehörigen  Winkelver- 
besserungen, die  die  Ausgleichung  des 
Zentralsystems  erfordert,  werden  durch  «,, 
ßi?  ?{  bezeichnet.     Femer  sei 

+  Exzefs  des  Dreiecks  P,P,-|_iPq, 


und 


1 


cotg  A^  =  a^y    cotg  JB^  =  6,., 


Mod 


sin  ^  sin  ^  ...  sin  ^^ 
^  sin  jB^  sin  jB,  . . .  sin  B^ 


rt 


^         arcl" 
Mod  =  0,434  2945. 


206264,8 


Die  Bedingangsgleichongen  des  Zentralsystems  setzen  sich  zusammen 
aus  r  Dreieckswinkelgleichnngen,  dem  Horizontabscfalufs  auf  P,  und 
der  Seitengleichung  um  Pq: 

«.-  +  ßi  +  yi='  Wo 


(1) 


2^'  =  *' 

1 

r 

2{.-«i«(+M.-}  =1- 

1 


(i=sl...r) 


Von  L    Kbüokr.  159 

Sind   Xi,  . . .,  Xr4.2  die  Korrelaten  derselben^   so   liefert  die  Aus- 
gleichung für  die  Verbesserungen  die  nachstehenden  Werte: 

(2)  «,.  =  X,.  —  a,.Xr-|-S,       A'=X<  +  Mr4-27       7i^^i  +  ^r+l>  W  =  l...r) 

Setzt  man 

—  a<  +  hi  =«  d,, 

so  hat  man  zur  Bestimmung  der  x  die  Normalgleichungen: 

r 

(3)  ^Ki  +  rXr^-i  =Ä  (.•  =  l...r) 

1 

r  r 

2'rf,X,  +  ^(a?  +  bf)  ■  Xr  +  t  =  l. 


1 


Wird 

(4) 


h  —  ^£Wi    =  M,  Oj  +  6,  =  s„ 


r 

gesetzt^  wo  wie  auch  weiterhin  die  Summen  von  1  bis  r  gehen,  so  er- 
geben sich  aus  (3)  die  reduzierten  Normalgleichungen: 

3x^  +         Xr  +  i   +  di  '  Xr  +  Ä   =  W?,. 
(5)  +lrXr  +  ,-\2drXr  +  ,'U  ^,^,       ^, 

Löst  man  die  Gleichungen  (3)  oder  (5)  auf,  so  erlmlt  mfm 

(6)  r^  (s?  +  ID»)  .  X.+,  =2  d,.t;  +  i^  (^^  +  '^)-" 

Aas  (5)  folgt  f&r  das  Quadrat  des  mittleren  Winkelfehlers,  3P, 

(7)  (r  +  2).JP  -  ii;«.?  +  A  ««  +-i^pjf  • 

Ich  werde  nun  die  Ausgleichung  noch  in  anderer  Form  yollziehen, 
die  besonders  in  dem  Falle  übersichtlicher  ist,  wenn  das  Zentralsystem 
aus  Richtungsbeobachtungen  hervorgegangen  ist.  Indem  man  nämlich 
die  Seitengleichung  auf  eine  andere  Form  bringt,  kami  man  es  ein- 
richten, dafs  die  Verbesserungen  aus  2  getrennten  Ausgleichungen  er- 
halten werden,  von  denen  die  erste  sich  nur  auf  die  Winkelgleichungen 


160  Zar  Aosgleichiing  von  Polygonen  und  von  Dreiecksketien  etc. 

(einschliefslicli  des  Horizontabschlusses)  und  die  zweite  sich  nur  auf 
die  umgeformte  Seitengleichung  bezieht.  In  derselben  Weise  hat  6  aufs 
die  Seitengleichung  in  einem  Viereck  aufgestellt.^) 

Addiert  man  die  Winkelgleichungen  (einschliefslich  des  Horizont- 
abschlusses); nachdem  man  sie  zuvor  mit  den  yorläufig  unbestimmten 
Faktoren  A^,  A,,  ...  Ar+i  multipliziert  hat,  zur  Seitengleichung,  so  geht 
diese  über  in: 

r 

(8) 

1 

Sind  jetzt  k^y  k^,  . . ,,  K^i  die  Korrelaten  der  Winkelgleichnngen  mid 
ist  kr^i  die  Korrelate  der  Gleichung  (8),  so  erhalt  man  für  die  Ver- 
besserungen die  nachstehenden  Ausdrücke: 

(9)  ßi-K  +  (b,  +  X,)kr^,, 

y^  =  Ä,.  +  4^4- 1  +  (A,  +  Ar+i)Är4-«- 

Bildet  man  die  Normalgleichungen ,  die  den  Winkelgleichungen  ent- 
sprechen, so  erhält  man: 

3Ä,  +  tr  +  i  +  (SA,  +  Ar  +  l  +  d^kr^t  «  W^ 

r  r 

2*.-  +  ♦•*r  +  l  +  (^ll  +  rlr  +  l)  kr  +  t  -  *, 

1  1 

wobei  wieder 

—  a,  +  6,.  =  di 

ist.    Werden  die  l  nun  so  bestimmt ,  dafs 

1 

wird,  so  hängen  die  y erstehenden  Normalgleichungen  gar  nicht  mit 
der  Normalgleichung,  die  aus  der  Gleichung  (8)  herrorgeht,  zusammen. 
Die  Gleichungen  (10)  sind  gleichzeitig  die  Bedingungen  dafür,  dafs 
die  Summe  der  Quadrate  der  Koeffizienten  der  Gleichung  (8)  zum 
Minimum  wird. 


(i  =  l...r) 


1)  Die  Ausgleichungs-Rechnmigen  der  praktischen  Oeometrie  etc.  von  CU  L 
Gerling  1848,  S.  400  bis  zum  SchlufB. 


Von  L.  EbOobi.  161 

Ans  (10)  folgt: 

r  r 

(W)  kr^,~^^d„      k, H-if^^i- 

1  1 

Für  diese  Werte  der  X  wird  also 

(11)  o,-  =  ä/  +  «/',   ßi  =»  ßi  +  ßi\   Vi  —  yi  +  Yif 

wo  o,' =  ^/ =  Ä-,-  und  yl- =  l,' +  i^r-f-i  öÄ«n  aus  der  Auflösung  der 
(r+  1)  Normalgleichungen: 

(12)  ^,  ,  ^  (<  =  l...r) 

1 

herroi^hen^  während 

(11»)  a;'  =  (-a,  +  iU)*rH.»,  ^;'-(6i  +  A.)Ä;.+»,  ^/'-(A,  +  A.+i)Ä;,  +  2 

durch  Auflösung  der  der  Oleichung  (8)  entsprechenden  Normalgleichung 
erhalten  werden.  Für  diese  ergiebt  sich  infolge  (10)  zunächst,  wenn 
man  für  a^j  ß^j  y^  die  Werte  aus  (9)  in  (8)  einsetzt, 

r 

1 

and  da  nach  (10) 

r  r  r 

3  ^^Af  +  rkUi  +  2A,+,  ^'a,  +  ^kidi  -  0 
1  11 

ist: 


^{a}  +  V,  +  kidiYK+t  ^  L. 


Führt  man  noch  für  A,-  den  Wert  aus  (10*)  ein,  und  setzt  wieder 
wie  vorher 

j     r  r  r 

^1  1  1 

so  findet  man  endlich: 

r  r 

(12*)  i2'<^+»^>*'+»-*+rr\5''''=-'^- 

1  1 

r 

j^(5f+8'^)   ^^^  ^^  Minimum   des    ursprünglichen  Eoeffizieaten 

1 

Ton  Äv-h». 

Femer  sei  bemerkt,  daCs,  wenn  man  die  Seitengleichung  erst  auf- 

Ztiuchrlft  f.  Mathematik  u.  Phyiik.   47.  Band.   1908.   1.  u.  8.  Heft.  11 


162  Zur  AuBgleichung  von  Polygonen  und  von  Dreieckaketten  etc. 


stellt,  nachdem  die  Winkelwidersprüche  bereits  ausgeglichen  sind,  die 
Konstante  der  Seitengleichung  alsdann  gleich  L  ist. 

Die  Auflösung  der  Normalgleichungen  (12)  und  (12*)  giebt: 


(13) 


Ttr  +  l 


l^i 


8« 
2r 


tf 
2r 


(|-=-l...r) 


2L 


^{^^+\m 


Mit  diesen  Werten  erhalt  man  aus  (9)  die  von  der  Ausgleichung 
geforderten  Winkelverbesserungen. 

Wenn  man  jetzt  das  mittlere  Fehlerquadrat  nach  der  Formel 

r 

(r  +  2)M}  =  ^wA  +  Ätr  +  1  +  LK^t 

bildet,  so  kommt  man  wieder  zur  GL  (7). 

Nimmt  man,  wie  bei  der  internationalen  Naherungsformel,  auf  die 
Seitengleichung  keine  Rücksicht^  so  ist  das  mittlere  Fehlerquadrat  einer 
Winkelbeobachtung 


(14) 


Jf'»- 


r+l 


12«^  +  ^«»), 


=  A-i2«'.» 


wahrend  die  internationale  Nähemngsformel 


^^  -  h2^' 


giebt. 

Soll  die  Formel  (14)  denselben  Wert  wie  die  Formel  (7)  f&r  das 
mittlere  Fehlerquadrat  ergeben,   so  mufs  der  aus  (14)  erhaltene  Wert 


Jf'«  = 


>^W  +  i^?) 


sein;  und  soll  Jlf' ^  mit  dem  nach  der  internationalen  Näherungsfonnel 
erhaltenen  mittleren  Fehlerquadrate  übereinstimmen,  so  muÜB 


^«^  =  i(3*-2'«',y 


sem. 


Von  L.  Eaüobii.  163 

2. 

Es  mögen  nun  2  Zentralsysteme,  von  denen  das  eine  aus  r^  Drei- 
ecken, das  andere  aus  r,  Dreiecken  besteht,  in  2  gemeinschaftlichen  Drei- 
ecken zusammenhangen.  In  jedem  Dreiecke  der  Figur  seien  die  3 
Winkel  beobachtet.  Die  Ausgleichung  der  Winkelyerbesserungen,  die 
wie  vorher  samtlich  gleiches  Gewicht  haben  sollen,  wird  unter  der 
Voraussetzung  erfolgen,  dals  nur  die  Winkelgleichungen  Ar  die  r^-hr,— 2 
Dreiecke  und  f&r  die  beiden  Horizontabschlüsse,  nicht  aber  die  beiden 
Seitengleichungen  berücksichtigt  werden. 

Die  Widersprüche  der  gemeinschafüichen  Dreiecke  seien  ir,,  «r„ 
80  dab  die  Dreieckswidersprüche  des  ersten  Polygons  i€i,to^jW^j-  -  -,Wr^ 
und  die  des  zweiten  ic^,u?i,Wr^^if  -  -  'jiCr^^r^-^  sind.  Die  Beobach- 
tongswerte  der  Winkel  am  ersten  Zentrum  seien  C7i,  C,,  •  •  •,  Cr^  und 
die  am  zweiten  ^,  B^y  Cr^  +  i,  *  *  *,  Cr^^r^—s;  h^  und  A,  sind  die  zu- 
gehörigen Horizontabschlüsse.  Femer  seien  im  ersten  System  ÄijB^] 
A^y  B,;  •  •  •;  Är^,  Br^  und  im  zweiten  ^,  0,;  Ci,  -4;  -^r,  +  i,  5r,-|-i;  •  •  •; 
Ar^^r^-%y  ^n+r,— 8  dic  bcobachteteu  Winkel  an  den  Polygonseiten. 
Die  Verbesserungen  der  Winkel  Aj  B,  C  werden  wieder  durch  a,  ß,  y 
mit  dem  zugehörigen  Index  bezeichnet  Dementsprechend  hat  man  die 
nachstehenden  (r^  +  r,)  Winkelgleichungen: 

(1)  yi  +  y«  H f-  yr.  =*  *i 

«i  +  A  +  yr.-|-l+ |-yr,+r.-»=-Ä,. 

Sind  ^i^'-'^iv-A+r,  die  Korrelaten  dieser  Bedingungsgleichungen,  so  ist 

«l  —  ^l  +*r,-fr,  A  "■  *2 

«J  -  A  -  *3 

(2)  \         \       \ 

y>  ^  *>  +  *»'i  +  ''.-  U  =  (ri-|-l)-(ri  +  r.-2)) 

Damit  gelangt  man  zu  folgenden  Normalgleichungen: 

3*1  •  +Är.-|.r,-l  +  Är,-hr. -«W^a 

3t^  •  •  +Ä:r»  +  r.  =  M'^ü=(r»4-l)-(rt+rt-«)) 

*!  +  *!+ f-*r,  +ritr,H-r,-l  =  Äj 

11* 


164  Zur  Aulgleichung  von  Polygonen  and  von  Dreieckaketten  etc. 


Setzt  man 

(4)  K-ii^i  +  ^f  +  ^n       +    "  +  ^rd  -tt, 

SO  erhalt  man  aus  (3): 


oder 


(5) 


*r.+ 


Da  nun  hier  das  mittlere  Fehlerqnadrat  eines  Winkels,  ohne  Rücksicht 
auf  Seitengleichongen: 

isty  so  hat  man  zunächst  nach  (3)  und  (4) 
und  also  nach  (5) 

Angenähert  lalst  sich  daf&r  schreiben: 

Hiemach  und  nach   (14),   1   wird   man  mithin  ^  -  als  Beitrag 

eines   Polygonschlussee    zu    der   Summe    der   Fehlerquadrate    ansehen 
können« 

Hat  man  daher  eine,  Jß  Dreiecke  enthaltende  Doppelkette,  die 
aus  q  Zentndsystemen,  die  je  in  2  Dreiecken  zusammenhangen,  besteht, 
so  daüs 

*-»'i  +  »'>  +  ---  +  ^-"2(j-"l) 

ist,  so  ist  angenähert  das  Quadrat  des  mitteren  Winkelfehlers  (ohne 
Rücksicht  auf  Seitengleichungen): 


(7) 

WO 


*'  -  IFTlIil""?  +  Sß  +  ^  + 


+ 


ai- 


•  I  St 


(l«l   •«) 


Von  L.  Kröobr.  165 

ist.  Wi  ist  die  Smnme  der  r^  Dreieckswidersprüche  des  tten  Zentral- 
sjstems^  hi  dessen  Horizontabschlnls. 

Beyor  nun  znr  Ausgleicliung  eines  Zentralsystems  unter  Zugrunde- 
legung Ton  Richtungsb^obachtungen  geschritten  wird,  sollen  erst  im 
Folgenden  die  Formehi  für  eine  einfach  zusammenhängende  und  nach 
Richtungen  beobachtete  Dreieckskette  zusammengestellt  werden. 

3. 

Eine  Dreieckskette  sei  einfach  zusammenhängend,  sodafs  keine 
Seitengleichungen  bestehen.  Wenn  sich  nun  femer  die  Stationsaus- 
gleichungen als  Tolle  Sätze  unabhängiger  Richtungsbeobachtungen,  sei 
es  mit  gleichem  oder  sei  es  mit  ungleichem  Gewichte,  darstellen  lassen, 
80  fallen  die  zur  Kette  gehörigen  Normalgleichungen  unter  die  folgende 
allgemeine  Form  (ygL  Astr.  Nachr.  Bd.  138,  S.  153  u.  f.). 

(1)  :        ;        :     : 

—  ar-8.r-l*r-2  +  ar—lr-l  K  —  l  —  Or— 1    r  k- ^  «'r-l 

—  ttr  — ir         ÄV  — 1  +  örr  K  '  ^  Wr  - 

Die  a  sind  Eonstanten,  k^  ist  die  Korrelate  der  »ten  Winkelgleichung; 
iTj  bedeutet  den  Widerspruch  zwischen  dem  berechneten,  sphärischen 
oder  sphäroidischen,  Ezzefs  und  der  um  180^  verminderten  Summe  der 
3  Winkel  des  %  ten  Dreiecks. 

Bestimmt  man  ein  Wertsystem:  fti,  fis,***,  f«r-|- 1  durch  die  Beziehungen: 

(«asl-    .r) 

wobei  arr-\-i  willkürlich  ist,  ebenso  wie  auch  fij,  femer  fi^  gleich  Null 
sein  soll;  und  setzt  man  weiter 

80  ergeben  sich  aus  (1)  die  reduzierten  Normalgleichungen: 


(4) 


ör  —  1  .  r .": Ar  —  1  —  Or—l-r  Kr 


Cr-l  ^      '  Mr-l 


166  Zur  Ansgleichnng  von  Polygonen  und  von  Dreieckskeiten  etc. 

Das  mittlere  Fehlerquadiat  der  Gewichtseinlieit  wird  daher: 

(5)  ««  =  iV__ZL_. 

Will  man  in  dieser  Formel  nach  w\^  w\^  •  •  •  ordnen,  so  ist  es 
zunächst  yorteühaft,  noch  ein  anderes  Wertsystem  v^^  v^^  •  •  *,  Vr+i  ver- 
mittelst der  Beziehungen 

(6)     —  ttr— |  +  i.r-<  +  2  V^-l  +  Är  — rf+lr-^  +  lV,  — Or  —  ^T  —  l+l  ^,  +  1  =  0 

(tfaBl...r) 

einzuf&hren.     Dabei  soll  Vq  ^  ^9  ^1  ^^^  ebenso  Ooi  willkürlich  sein. 
Alsdann  ist 

(<8Bi...r) 

Hieraus  folgen  die  Gleichungen: 

1 ^  1  f  ?f^±i  _  ^_llll\  , 

deren  wiederholte  Anwendung  ergiebt: 

1 ^r^JAtX    ^  ^  1 

(8)  '7' 


«0 


Mittelst  der  ersten  der  Gleichungen  (8)  erhält  man  aus  (5): 

Ywww      '~~   ^— ^— — — — ^^— — 


.» ^ — [ 


(9)  +     ftVr-jWS      +-  +  2fl,»,W,<fr 


•  • 


oder 

#  ff*    —   * <  _ 

(9*)  +  W8[i*l^r-  2Wi  +  f*,Vr-i«<^,  +  figVr- ««^3  +  •  • '  +  ft^'l^'''^ 


Von  L.  Kbüoir.  167 

Da  nun  aber  aach 

r 

ist,  wo  kj^- '  'kr  lineare  Funktionen  der  w  sind,  deren  Olieder  sym- 
metriBch  zu  der  ersten  Diagonalreilie  sein  müssen,  so  schliefst  man  aus 
(9*),  dals 

ao)  --+i'*-+iM        iti  lirti  i 

ist  Wie  man  sich  überzeugt,  geben  diese  k  die  Auflosung  des  Glei- 
chungssystems  (1)  bezw.  (4),  wenn  man  die  Oleicbungen  (2);  (ß)  und 
(7)  berficksicbtigt  Die  Gleichung  (9)  oder  (9*)  labt  sich  noch  in  die 
folgenden  Formen  bringen: 

r 

''"**°°5 ■    \    ■     ,    y!WiiVr-i  +  lWf  +  Vr-iWi  +  t) 

"rr  +  tl^r  +  l^t^l 

(11) 

wobei  Wq  =  0  ist.  Sie  haben,  wie  auch  (9)  und  (9*)  vor  (5)  den 
Vorteil,  nur  einen  und  denselben  Nenner  zu  besitzen. 

Stellt  man  das  Normalgleichungssystem  (1)  in  umgekehrter  Reihen* 
folge  auf,  indem  man  mit  der  letzten  Gleichung  beginnt,  und  bildet 
man  darauf  mit  Hilfe  von  (6)  die  reduzierten  Normalgleichungen,  so 
gelangt  man  zu  folgendem  Ausdrucke  für   das  mittlere  Fehlerquadrat: 

^    ^  ^  r^  a . ,^^v,v,  ' 


•*»i 


V  — r  r  — rf-f-l^i^i-Hl 


den  man  vermittelst  der  zweiten  der  Gleichungen  (8)  wieder  in  die 
Gleichung  (9)  umwandeln  kann. 

Es  werde  nun  im  Besonderen  angenommen,  dafs  die  Beobachtungen 
f&r  die  Kette  derart  erfolgt  sind,  dafs  sämtliche  Richtungsverbesserungen 
Vk.i  gleiches  Gewicht,  nämlich  1,  haben. 

Bei  der  einfach  zusanmienhängenden  Dreieckskette  sind  3  Formen 
za  unterscheiden. 

I.  Die  Dreiecke  der  Kette  sind  so  aneinander  gereiht,  dafs  in  den 
Winkelgleichungen,  welche  zu  zwei  aufeinander  folgenden  Dreiecken 
gehören,  die  Verbesserungen  Vki  und  v^a,  die  sich  auf  die  beiden  Drei- 


168  Zxur  Ausgleichung  von  Polygonen  und  von  Dreieckskett^i  etc. 

ecken   gemeinscliaftllche   Seite   beziehen,   entgegengesetzte    Vorzeichen 

haben.  Dies  findet  statt, 
wenn  man    die   Seiten 

JJ       j>  ^y^ -pff^         ^    _.      der      Dreiecke,      siehe 

Figor  2j   in  demselben 

Sinne    dnrchjßaft    und 

dabei  die  gemeinschaft- 

^  ^  liehen  Seiten  je  zweier 

zusammenhangender 
Dreiecke  entgegengesetzte  Bew^pmgsrichtung  zeigen.     Alsdann  ist  in 
den  Normalgleichungen  (1) 

(13)  ar<  =  6,     a/.,  +  i  =  +  2 

zu  setzen.    Die  Oleichungen  (2)  und  (6)  geben  damit 

(14)  l^i  =  Vi-^i 

Für  JVj  ==  1  wird  JV,  =  3,  JV,  =  8,  N^^  =  21,  JVg  «  55,  N^  =  144  u.8.w. 
Die  N  sind  von  Dr.  Paul  Simon  eingefOhrt  worden  bei  Oelegenheit 
von  Gewichtsbestimmungen  in  einfi^hen  Ketten.^) 

Die  Formeln  f&r  die  Korrelaten  k^  und  för  das  mittlere  Fehler- 
quadrat einer  Richtungsbeobachtung  ergeben  sich  sofort  aus  den  61.  (10), 
(3),  (5),  (9)  und  (11),  wenn  man  statt  ft,-,  Vr— i+i,  Vr— •  jetzt  JV^, 
Nr^i+i,  Nr-i  schreibt.  Ordnet  man  dann  die  ÖL  (9)  nach  der  Ord- 
nung der  Koeffizienten,  so  ergiebt  sich  hier: 

i  =  l  ^  •  =  !  "^  1  =  1  ■*" 


Setzt  man 


rm^F^^^wJ, 


und  wendet  man  auTserdem  wieder  die  Bezeichnung  an 

i 


1)  Gewichtsbestimmtingen  fOr  Seitenverhältnisse  in  schematischen  Dreiecks- 
netzen von  Dr.  Paul  Simon.  Veröffentlichung  des  Eönigl.  Preufs.  Geodätischeo 
Instituts.    Berlin.    Druck  und  Verlag  von  F.  Stankiewicz'  Buchdruckerei  1889^ 


Von  L.  Ebüobb.  169 

SO  hat  man  aach 

r 


1 

wobei  Wq  =  0  ist. 

Soll  also  m)* »  m*  werden,  so  mufs 

r 
(17)  ^{ZNiNr-i  +  l  -  Nr+l)wi  +  6N,Wr-iWr-i+l]''  0 

1 

sein.  Löst  man  diese  Gleichung  nach  Wr  auf,  so  findet  man,  wenn  man 
berücksichtigt,  daJs 

r— 1 
1 

femer 

ist: 

(18)  fr.«-       ^-* 


r  — »  r— 2 


Z.  B.  wird  m*  =»  mj-  bei  r  =  2,  wenn  tr,  =«  (—  3  ±  VS) w, ,   bei  r  ^  3, 
wenn  Wj  =  (—  3  ±  V?)«^, —  fi?i  ist. 

Der  Koeffizient  von  w^  ist  positiv,  denn  es  ist 

Soll  die  Wurzel  in  dem  Ausdruck  f&r  Wr  reell  sein,  so  mufs 

r  — 2 
(19)    Nr-tWi-l  ^2'  {  (ß^'^r-i-l  -  Nr-^)W}  +  6JV,  Wr-i-,Wr-i-i  } 


^»1 

sein. 


Ist  mithin  diese  Ungleichheit  ftlr  gegebene  Werte  von  «C7i, . . .,  Wr^% 
erfallt,  so  kann  man  f&r  jeden  beliebigen  reellen  Wert  von  tVr^i  nach 
(18)  2  reelle  Werte  von  tOr  bestimmen,  so  dafs  die  Ferrerosche 
Fonnel  genau  den  mittleren  Richtungsfehler  bei  einer  einfach  zusammen- 
hangenden, aus  gleichwertigen  Richtungsbeobachtungen  hervoigegangenen 
Dreieckskette  angiebt.  Ist  die  Ungleichheit  (19)  nicht  erfüllt,  so  ist 
dies  Ton  Tomherein  unmöglich.  ^_j 

Die  Ungleichheit  (19)  hat  z.  B.  statt,  wenn  Itt'r-i  |^     ^tc?,- 
ist,  wie  man  leicht  Termittelst  der  independenten  Darstellung  der  N 
(S.  171)  erkennt;  sie  ist  also  auch  erfüllt  für  ^,t€i  =  0. 


170  ^ar  Ansgleichung  von  Polygonen  und  von  Dreiecksketten  etc. 

Es  sei 

r  =  6, 
dann  ist 

+  110  (w^iv^  +  w^ftW^e)  +  126  (tt?,«;,  +  tv^w^)  +  12iw^w^ 
+    16  {wito^  +  to^to^)  +    18  to^Wf^ 

oder 

6 

1 

TT,-«',,     TTj-SfPj+TTi,     TTj  -  8  fP,  +  TT,,    Tr4-21«;,+  ir„ 


SoU 


< 


werden,  so  mulis 


6m»  -  i^wi  -  6m^ 

1 


±-5Vy{377[55ii;J~(8[frJ+fi;a+17[«7i+fra)-6(Tr,u;,+3ir,^ 

sein. 

Ist  nun  erstens  im  besonderen 

tc?i  =  —  «?,"  tc?j  «»  —  u?4  «=  «?, 
dann  ist 

u'«  «  -  3(«;,  -  »  ±  ^y {377(55«7j  +  70ir«)). 

In   diesem  Falle   ist   die  Bedingung  (19)   erf&llt;  welchen  Wert 
auch  w^  haty  es  läTst  sich  stets  tv^  so  bestimmen,  dafs  m'  «  m^  wird. 
Ist 

so  wird 

«7 


für   w,  -  +  1,7651  IT   wird   «» =  mj  -  0,2254  w* 
und  für   f»;  -  -  6,1288  w   wird   «»» -  mj-  -  1,1823  «p*. 

Zweitens  sei 

«>!  ■■  W,  —  tTj  —  »4  —  w 


Von  L.  Kbuoib.  171 

akdann  ist,  wenn  m' » !»>)•  werden  soU^ 

«;.  -  -  3(1^5  +  »  +  ^V[m(5bwl  -  242 fc^»)). 

Um  ein  reelles  w^  zu  erhalten,  muTs  also 

55irJ^242i(;*    oder    |  w^  |  ^  2,098u; 
sein.    Nimmt  man 

an,  so  wird 

«'e  =- (- ¥  ±  ^5^377  .  253)  u;; 

fttr   fi?; 5,1848  w   ist    m*  =  mj-  =  1,1078  «c?^ 

fÖr    «;;-- 16,4152«;    ist    m«  «  mjt  =  7,8461  irl 

Setzt  man  aber 

fOj  =  —  3«;, 
so  hat  man 


«'6-(+f  ±^V377.253)tr; 
und  es  ist  für   <  ~  +  12,8152  w    m*-~m)^'-  4,9230  tc*, 
fBr   <=+    1,5848«»    m*  -  mj- -  0,4309  w». 

Macht  man  bei  r  —  6  die  Yoraassetzung,  da(s 

2'«'*-o 

1 

ist,  so  lälst  sich  der  Ausdruck  für  das  mittlere  Fehlerquadrat  in  die 
folgende  Form  bringen: 

6 

»•*  =  ^2«^  - 1^[5  («1  +  tri)  +  2  (ui  +  K^)  -  7  («;«  +  «;»)] 

1 

+  mi  1 25  i^i^i  +  M'sW'e)  +  23  (w^w^  +  «^^iTg)  +  24  Wj^w^ 

—  22  (Witr^  +  u?^to^)  —  27  (t^iU^s  +  fTgtt^g)  —  31  fr,ii?5 

—  9  (to^to^  +  Witt'e)  ~"  16  («;|M^4  +  ti?j Wg)  — *19  M^iM'e ) . 

Es   soll   nun   aus  (15)   eine  Naherungsformel   abgeleitet  werden. 
Setzt  man  f&r  den  Augenblick 

i(3  +  V5)  -  2,6180  -  ^,    1»  0,1459 -A, 
80  ist  nach  Simon,  Oewichtsbest.  S.  5 

mtida  wird 

J»W       1        1         i-f{-t{  +  f{+' 

K+t  ■  VE  r+^-'-i  ■      1  -  ^+> 


172  Zur  Ausgleichung  von  Polygonen  und  von  Dreieckaketten  etc. 

Nun  ist  aber 

/^  =  0,0212,    /^«  0,0031,    /•}- 0,0005,...; 

die  Werte  des  vorstehenden  Ausdrucks  werden  daher  fELr  i  oder  1^2 
nicht  sehr  von  einander  abweichen.  Nur  f&r  i  oder  Jl »  1  erhalt  man 
Werte,  die  etwa  um  j  kleiner  sind  als  die  übrigen.  Man  wird  deshalb 
angenähert  die  EoefiBzienten  von  icf,  WiWi^iy  u.  s.  w.  in  der  GL  (15)  durch 

mittlere  Werte  ersetzen  können.    Vernachlässigt  man  dabei  /^  » i^,  so 


wird 


r j^      2JV,^i  21/6  r         r  )' 


19 
r— S 

r+1    ~y6  /" 


1    ^^iK^i^i  __  1  /; 
-8^    jv; 


Folglich  ergiebt  sich  aus  (15)  die  Näherungsformel: 


r— 1 


rm^  =  (0,224  -  f  0,065)2'«'?  +  (0,171  -  ;^0,050)2'«'-«?.+i 

(15*)  .-,  ^  .-3 

+  0,0652w^.tr.4.2  +  0,025^  fc;,Wi4^  +  •  •  •  • 
1  1 

Haben  sämtliche  vo  dasselbe  Vorzeichen,  so  giebt  die  Ferrerosche 
Formel  rw^=^  \  ^,^^  das  mittlere  Fehlerquadrat  zu  klein,  ebenso 
aber  auch  noch,  wenn  die  Summe  der  Glieder,  die  in  2  yersduedene 
to  multipliziert  sind,  Null  ist.  Wenn  2  aufeinander  folgende  tc  ent- 
gegengesetztes Vorzeichen  haben,  so  wird  die  2.  Summe  in  (15)  bezw. 
(15*)  negativ,  die  3.  positiv,  die  4.  negativ  u.  s.  w.  In  dem  besondem 
Falle,  dafs  die  w  sämtlich  +  1,  abwechselnd  +1,-1,  abwechselnd 
+  1,  —  1,  —  1,  +  1  sind,  hat  Herr  Prof.  A.  Börsch  eine  Vei^leichung 

der  Werte   von   w*  =  ;r- ^irir*--     niit  der    Ferreroschen  Formel 

ausgeführt.*)  '*"* 

1)  Das  märkisch-thüringische  Dreiecksnetz.  Anhang:  Zur  Berechnang  des 
mittleren  Bichtungsfehlers  in  einer  Kette  aneinander  hängender  Dreiecke.  Ver- 
öffenüichnng  des  KOnigl.  Preufs.  Geodätischen  Instituts.  Berlin,  Verlag  von 
Julius  Springer.     1889. 


Von  L.  Kbüoss. 


173 


n.  Die  Dreieckskette  kann  eine  solche  Form  haben  ^  dafs  die 
Richtongsyerbesserangen  Vh.i  und  Vt-k,  die  zn  einer  Seite  gehören,  mit 
der  zwei  aufeinander  folgende  Dreiecke 
zusammenhangen,  sämtlich  gleiches  Vor- 
zeichen haben.  Durchlauft  man  die  Drei- 
ecksseiten  einer  solchen  Kette  in  dem- 
selben Sinne ;  so  hat  man  in  den  ge- 
meinschaftlichen Seiten  die  gleiche 
Bewegongsrichtung. 

In  diesem  Falle  ist  in  den  Normal- 
gieichungen  (1) 

(20)  a<.f  =  6,    a,-./+i  =  — 2 

m   setzen.     Nach   den   Gleichungen   (2)   und   (6)   wird   daher,    wenn 
|ii  -=  Vi  =»  ^1  =  +  1,  fti  =  Vi  «  Ni  gesetzt  wird 


(21) 


und 


Für  die  Fig.  3  ist  z.  B.  nach  Ol.  (10) 

110*1  =  + 21  fTi-     SfTj-f     31^3  -        f€^, 

110*^=--  Sw^  +  2Aw^-  9«,  +  3fr4, 
110Äi  =  -f-  3iri~  9fr, -h24w,  -  Sw^, 
110*4=--      Wi+    3«;,-    8i€^  +  21w^ 


*»••==  llö{21  («1  +  trj)  +  24(«7|  +  wl)  -  16(i«;iU?,  +  w^w^  -  ISw^w^ 
+  6 (iTi«?,  -f-  iv^w^)  —  2  Wiiv^ ) 


21  wj« 


88 


8-21 


21-66 


l|i^     I    (»4  — 8tg»)*    I    (»4  — 3to,  +  8w,)*      (tg^— Sto,  +  8tg,  — 21tgJ« 


8-8 


8-21 


21-55 


)• 


Haben  je  zwei  auf  einander  folgende  w  entgegengesetztes  Zeichen  ^  so 
werden  alle  Glieder  in  dem  zuerst  gegebenen  Ausdruck  für  4  m'  po- 
sitiv: die  Ferrerosche  Formel  würde  alsdann  den  mittleren  Fehler  zu 
klein  ergeben. 

m.  Endlich  können  die  Dreiecke  der  Kette  so  angeordnet  sein, 
^  die  auf  die  gemeinsamen  Seiten  je  zweier  Dreiecke  bezüglichen 
Verbesserungen  teils  entgegengesetztes,  teils  gleiches  Vorzeichen  haben, 
oder  wenn  man  die  Dreiecksseiten  in  einem  bestimmten  Sinne  durch- 
lauft, in  den  gemeinsamen  Seiten  teils  entgegengesetzte,  teils  gleiche 


Fig.  4. 


174  Zur  Ausgleichnng  von  Polygonen  und  von  Dreiecksketien  etc. 

Bewegangsrichtung  stattfindet.    Das  ist  z.  B.  bei  der  Fig.  4  der  Fall 
Stellt  man  für  sie  die  Normalgleichungen  auf^  so  lauten  diese: 

6  i\  —  2  /s^  =  «?i 

+  2Ai  +  6Ä:,-2i4  =  «?5 
-  2^8 +  6*4- 2*5  «tr^ 

+  2*ß  +  6Äg       •      ^iTg, 


worin  Jci"  -k^  die  Korrelaten  der  Winkelgleichungen  der  Dreiecke 
sind.  Aus  den  Oleichungen  (2)  und  (6)  folgt  zunächst,  wenn  /ii  =  Vi  =  ^i 
gesetzt  wird  und  ctß.i  =-2,  ao.i=»2  angenommen  wird: 

^  =  +■^1,  Ih'^+N^y  ih^-N^y  f*4=--^4,  f*5  =  --^5>  /*6  =  +-Ne,  P'^^+Nj 

«'i==+-^u  ^i—N^f  ^i ^Z7  V4=-^4;  V5=+JV^;  V6  =  +-Ni,  V7=+JV,. 

Mithin  ergiebt  sich  nach  (10)  als  Auflösung  der  Normal- 
gleichungen: 

754jki=»  + 144^1  +  55m7j—  2lw^—  Sw^—  Sw^+  Iw^, 
754*^«+  55 w^i  +  165 M7,  —  63w^,  -  2Aw^-  9w^+  3tr«, 
754Ä;8=:-  21«;i-  63 «c;,  +  168 fo,  +  64m;4+  24fi?5-  8w«, 
754*4=--  S«;!-  24«;,+  64 m;,  +  168 1«;4  +  63fi?5-  21w^, 
754*^=:-  3«?i—  9«;,+  24  k;^  +  63  ir^  +  165  tr^  —  öö«;«, 
754*5=»+      l«^i+      3i«72—      8«;,—    21  w^—    55t{;5  +  144«;«; 

und  daher  für  das  mittlere  Fehlerquadrat  einer  Kichtung: 

6m* -  ib { 144(fi;f  +  i€l)  +  165(«;|  +  tc;J)  +  168(ii;i  +  tvj) 

+  110(m;i«;,  —  w^w^)  —  126  (w;,«;,  --  tr4«?5)  +  128  w,«;^ 

—  42  (Wi«;,  +  to^to^)  —    48  (f«;2^4  —  «'«^s) 

—  16  («<;if^4  +  u?^f^^)  —    18  fi?ji(;ß 

—  6 (fi?i«c;5 -«;,«?«)+      2«;!«;«}. 

Die  Vorzeichen  in  den  Normalgleichungen^  sowie  in  den  Aus- 
drücken f&r  die  *  lassen  sich  auch  leicht  aus  der  Figur  erkennen. 
Lägen  samtliche  6  Dreiecke  wie  in  Fig.  2,  so  wären  in  den  Ausdrücken 
für  die  *  die  Koeffizienten  der  w  sämtlich  positiv  ^  und  lägen  sie 
wie  in  Fig.  3,  so  würden  die  Vorzeichen  abwechselnd  positiv  und 
negativ  sein,  jedoch  so,  dafs  die  Qlieder  in  der  ersten  Diagonale 
positiv  sind.    Absolut  genommen  sind  die  Koeffizienten  der  w  in  allen 


Von  L.  Kbüobb.  175 

3  Fallen  dieselben.     Den  vorstellenden  Ansdruck  för  6  m»  erhält  man 

ans  dem    anf  S.  170  angegebenen  und  für  die  erste  Form  der  Kette 

geltenden  Werthe  von  6  m»,  indem  man  dort  «;,,  «;^,  w^  mit  negativen 

Zeichen  einführt    Die  internationale  Naherungsformel  nimmt  auf  die 

3  verschiedenen  Formen  der  Kette  keine  Rücksicht 

Wie  verschieden  der  mittlere  Richtungsfehler  je  nach  der  Form 

der  Dreieckskette  ausMlen  kann,  soll  an  einem  Beispiele  gezeigt  werden. 

Es  bezeichne  für 

r=6 

m^   das   mittlere  Fehlerquadrat    einer  Richtung    bei    einer  Kette   der 
Form  I,  Fig.  2,    rnfj  denselben  Wert   bei   einer  Kette,   die   unter   die 
Form  n  fallt,  und  wfn  jenen  Wert  für  die  Fig.  4. 
Ist  dann 

+  U;^  =  —  fi;,  =  +  M;j  =  —  M;^  =  +  «75  =  —  «>^  =  «;, 

SO  wird 


- 1 . 0,6552  w* 

-  i  •  2,3846  w' 

"Tn        •      »77  •*' 

-  A  •  1,0478  w* 

=  0,1092  IT» 

-0,3974«;» 

-  0,1746  «;» 

mi-  +  0",330«> 

«,n_  +  0",630«; 

f»in-  +  0",418«7. 

^       +»!  =  +  «», 

so  wird 

—  +  Wj  —  —  »4  —  — 

Wi~  —  W»^W, 

"HB       877'" 

-i- 1,6207  w» 

m»  —  ^  •  »"  «7» 

"•n         6       877  *" 

-{•0,8462«;» 

<i~lm^ 

-  0,2701  w* 

-  0,1410  «>» 

M,-  +  0",520«; 

»iin-  +  0",376«; 

mjn-  +  0",418  w, 

Ist                        |pj_ 

so  wird 

W,  —  W,  —  «»4  —  «'s  — 

»,-», 

"^-i- m««* 

«4r  -  6  •  1^«'* 

"tH  ""6       »77  »^ 

-A.  1^599«»» 
-0,2100«;» 

m,  _  +  0",630«; 

»,jj  =  +  0",330«; 

«Im  =  +  0",458  «;. 

und  ist  noch 

+  tPi  —  +  to, 
ao  wird 

—  —  «7,  —  —  «>4  —  — 

«'s  -  +  «'«-  w'» 

«h  -  +  0",458  w 

"•n         «      S77  *" 

»iin  =  +  0'',418w 

«,j„_  +  0",630«;. 

Ffir  alle  diese  Falle  giebt  die  Ferrerosche  Formel  denselben  Wert 
ml  -  ä  «;»  -  0,1667  w»;    mjr  -  +  0",4O8  «•. 


176  Zur  Ausgleichung  von  Polygonen  und  von  Dreiecksketten  etc. 

4. 

Es  soll  nun  zur  Ausgleichung  eines  Zentralsystems  P^P^'-Pr 
mit  dem  Zentralpunkt  P^  übergegangen  werden ;  wenn  Yoraossetzung 
ist;  dafs  die  Beobachtungen  so  angeordnet  sind^  dab  die  Resultate  der 
Stationsausgleichungen  amtlich  vollen  Richtungssatzen  mit  (Reichen 
Gewichten  äquivalent  sind. 

Wie  bereits  unter  1  bei  Winkelbeobachtungen  gezeigt  ist,  wird 
auch  hier  der  Seitengleichung  eine  solche  Form  gegeben  werden,  isSs 
sich  die  Ausgleichung  in  2  getrennten  Teilen  ausftihren  lafsty  von  d^en 
der  erste  die  Widersprüche  der  Winkelgleichungen,  der  zweite  aber 
den  Widerspruch  der  Seitengleichung  beseitigt.  Zunächst  wird  nun 
nachstehend  die  Ausgleichung  der  r  Winkelgleichungen  des  Zentral- 
systems erfolgen.  Die  dazu  erforderliche  Verbesserung  irgend  einer 
Richtung  PiPk  werde  durch  Vik  bezeichnet.  Die  Winkelgleichungen 
lauten  alsdann: 

—  Vo«  +  Vo  5  —  W  »  +  vi  0  —  t7»'.o  +  vii  =  Wj 

(1)  .... 

.  .  .  . 

Drückt  man  die  Verbesserungen  durch  die  Korrelaten  der  Bedingungs- 
gleichungen auS;  so  wird 

V^l        —  —  Vi  0        —  —  *i        +kr  Vi'. 2         «  —  Vf'.i  =  — ii 

Vo.2     =-— vio     — — Äj     4-*!  vis      =-  — vi.2       =  — ir* 

(2)  .... 

Vo-r— 1""  — Vr— lO"* — fc-— l  +  ^r— 8  t?r— Ir*"  —  Vr-r  —  l  =»  —  fc-l 

Vor       — — V;.o       '*»— tr       +AV-1  V^i         —  —  f;/  ,.        «^  -  fc, 

mithin  ist 

Voi  —  —  vio  «=  Vi'. 2  +  vir  =  —  Vii  —  Vri    U.   S.  W. 

Zur  Bestimmung  der  k  dienen  die  Gleichungen: 

-2*i  +  6Äi-~2A,  =«;, 

~2Ä|  +  6*,-2i^  =«;, 

(3)  . 

•  > 

—  2ÄV-S  +  6ir-l  —  2tr  =- tfr-l 

-2A,  -2t,_i  +  6*,-«>,. 


I 
Von  L.  Krüokb.  177 


Multipliziert  man  die  ersten  r  —  1   Gleichungen  der  Reihe  nach 
mit  den  Faktoren  ^  •  •  *  tr^i,  die  so  bestimmt  werden^  dafs 

-2<i  +  6^  — 2fc,  =0 

(4)  ':  \ 

—  2t»,  +  6t^_x  =  2 
ist^  und  addiert  man  sie  dann  zur  letzten,  so  erhält  man 
(6  —  2^.-1  —  2ti)kr  =  ^«c?i  +  t^tv^  H \-tOr' 

Die   Auflösung    des    Gleichungssystems    (4)    ergiebt    aber   nach    (10) 
unter  3,  wenn  man  r  —  1  für  r  und  fi^  =  v,-  =  iVi,   Wj  «  M?r— i  =  2 
tt?,  =  fTj  =  •  •  •  =  fOr-  j  =»  0,  femer  ar — i .  r  =  2  setzt: 

/;.  =  ^(22^,^,  +  2JVi)  -  ^(2\r,«,  +  JVi),     (i-i...(r-i)) 

wo   die    ^  an    die  Bedingung  (14),  3:    —  -Ni+i  +  3^^  —  ^^-i  =  0, 
3^0  »0,  JVj  =  1   geknüpft   sind.     Der  Koeffizient  von  kr  geht  damit 

über  in  j^(2iV,H.i  -  22V;._i  -  4). 

r 

SteUt  man  die  Gleichungen  (3)  um,  z.  B.  ^e  erste  Gleichung  an 
den  SchluJfi,   so  ändert   sich   die  Form  des  Gleichungssystenu  nicht; 
man  wird  also  in  derselben  Weise  wie  vorher  kr  jetzt  k^  erhalten: 
Setzt  man  für  den  Augenblick 

(5)  Nr+i-Nr-i-2^n, 

80  ist  die  Auflösung  des  Gleichungssystenu  (3): 

2nÄ!,  -  iV,«;,  +  {Nr-i  +  JV^)«;,  +  (Nr-,  +  i^^to,  +  •  •  • 

+  (2V,  +  Nr-i)v)r-l  +  {Ni  +  Nr-t)Wr 
2nk,  =  (jyr,  +  Nr-x)w^  +  NrWi  +  (Nr-l  +  N^)Wt  +  •  •  • 

2nfc,  -  (2V,  +  iV,_,)w,  +  (JVi  +  JV;_i)«7,  +  JV^tr,  +  •  •  • 

(6)  +  (jv^  +  Nr-t)ivr-t  +  (JT,  +  2\^,-,)«;, 


+  NrWr-X  +  (Nr-l  +  N^)Wr 

2nkr  -  (Jy^r_,  +  N^)tOi  +  (Jr._,  +  N,)w,  +  {Nr-,  +  J^,)w,  + 

+  {Ni  +  Nr-l)tOr-t  +  NrWr. 
ZeitMhrlfl  f.  Mathematik  a.  Physik.  47.  Band.  1902.    1.  u.  8.  Heft.  12 


178  Zur  Ausgleichung  von  Polygonen  und  von  Dreiecksketten  etc. 

Die  k  ergeben   sich   ans   einander  dnrch  cyclische  Yertaaschnng  yon 

Znr  Kontrolle  hat  man: 

r 

Für  das  mittlere  Fehlerqoadrat  m'*  einer  Richtung,  aus  den 
Winkelgleichnngen  allein,  wird  hiemach  erhalten,  wenn  man  aoüierdem 
wieder 

1 

setzt: 

r 

(Nr+t  -  Nr-i  -  2)r(m'»  -  mV)  -  U^r-t  +  1)^«»? 


(7) 


1 

r— 1  r  —  t 


1  1 


In  gleicher  Weise  kann  man  auch  verfahren,  wenn  die  Richtongs- 
gewichte  yerschieden  sind. 

Sind  also  samtliche  w  positiv,  so  ist  in''>ni)-. 
Für  r  =»  6  hat  man  zom  Beispiel: 

80*1  =-  18tt;i  +    7m?j  +    3tr,  +    2«?^  +    Sw^  +  Tir« 

80*^=    TtTi  +  lßM?,  +    7fr,  +    3^4+    2w^+  Sw^ 

SOk^  =    3ti7i  +    7ir,  +  18«?,  +    Itc^  +    ^w^  +  2^, 

SOk^  «    2m?i  +    3tr,  +    7«?,  +  ISir^  +    7i(;5  +  3«?, 

80*5  =    3tt7i  +    2irg  +    SiTj  +    7u;4  +  18fr5  +  ^w, 

SOi,  =    7iri  +    3w,  +    2^,  +    Sir^  +    7ir5  +  18ir, 
and 

(7*)  +  ir^fTg  +  iTj«;,  +  M?eii;i)  +  S(fv^tc^  +  w^w^  +  w^w^ 

Wäre  im  besonderen 

so  würde 

und  wäre 

+  tt7i  =  +  iTj  =  +  ir,  =  —  ir^  —  —  ff,  =»  —  tr,  =  fr, 


Von  L.  Krüoer.  179 

SO  würde 
und  wäre 
so  würde 

Für  alle  diese  Falle  giebt  die  Ferrerosche  Formel 

1 

6 

Ist,  wie  bei  den  ersten  beiden  Annahmen,    ^  tOj  =»  0^  so  lafst  sich 
e«*-  auf  die  folgende  Fonn  bringen: 

6 
1 

Die  Formel  (7*)  sei  noch  anf  das  Sechseck  um  Wurzelberg  in 
der  hannoversch-sächsischen  Dreieckskette  der  Königlich  Preuls.  Landes- 
an&ahme^)  angewandt  Die  Widersprüche  für  die  Dreiecke  des 
Polygons  Wurzetberg — Petersbei^ — Hagelbei^ — Golmberg — Orolsberg — 
CoUm— Leipzig— Petersberg  sind  der  Reihe  nach  +  1",033,  -  0",140, 
-I- 1",115,  +  1",262,  +  0",065,  -  0",909.  Mithin  wird,  gleiche  Rieh- 
tungsgewichte  voransgesetzt: 

m'*  =  ^{  18  . 4,7531  +  14  •  0,1903  +  6  •  0,0948  -f  4  •  0,2810)  -  0,1873 

m'-±0",433. 

Nach  der  Näherungsformel  ist  mj-  =»  ^  •  4,7531  =  0,1320;  mir  -  ±  0",363. 
Zu  einem  anderen  Ausdruck  für  das  Quadrat  des  mittleren 
Bichtungsfehlers  (ohne  Rücksicht  auf  die  Seitengleichung)  gelangt  man, 
wemi  man  aus  den  Normalgleichungen  (3)  die  reduzierten  Normal- 
gleichungen bildet.  Bekanntlich  hat  die  ite  reduzierte  Normalgleichung 
die  Form: 

Infolge  der  GL  (14),  3,  sowie  des  Ausdrucks  für  ir,  OL  (6),  findet 
man  daher,  wenn  man  wieder 

,^.  N^tPi  +  ^|W^f  H h  N{Wi  «•  Wi  und  femer 

1)  Die  Eönigl.  Preuls.  Landes-Triangolation.  Hauptdreiecke.  Sechster  Teil. 
Berlin  1894.   Im  Selbstverlag.    S.  68/69. 

12* 


180  Zur  Ausgleichung  von  Polygonen  und  von  Dreiecksketten  etc. 

setzt,  die  folgenden  reduzierten  Normalgleichungen: 

i  i  i 


JCr 


K  -  N, 


Mithin  eigiebt  sich  das  mittlere  Fehlerquadrat  einer  Richtang  (aas  den 
Winkelgleichungen  allein)  aach  ans  der  Gleichung: 

(10)  rm    -22N;N^,  +  iN,iN,^,-N,_,-ty 

Der  Unterschied  gegen  das  mittlere  Fehlerquadrat  einer  Richtung,  m^, 
bei  einer  aus  r  Dreiecken  bestehenden;  einfach  zusammenhangenden 
DreieckskettO;  wie  sie  Fig.  2  zeigt,  ist  also  nach  (6),  3: 

(11)  rifn-m)^  2Jr>—  "  i^^+^-JV^,"^ 

Beispielsweise  wird  hiemach  fiir  r  ^  6  und  für 

+  1^1  =  —  fo,  =-  +  tTj  =  —  w?^  =  +  «75  =.  —  Wg  =«  «;: 
6(m»  -  m'^  =  ^^,  w^ «  0,055w>,    d.  i.  etwa    ^^  •  6m'«; 


fllr 


fttr 


+  M?!  —  +  ti;,  «  +  m;,  «  —  «7^  =.  —  M^g  =»  —  iTg  =  fr: 
6(w«-i»'«)«^,m;*  =  0;221<     d.  i.  etwa     i  •  6m'«; 

6(m«  -  m'«)  «  -  Ifftc?«  =  -  0,615117«,    d  i.  etwa    -  |  •  6m'«. 


5. 

Die  Ausgleichung  der  Beobachtungen  fOi  das  ZentraLsystem 
PqPiP^  ' . .  Pr  wird  sich  jetzt  aufser  auf  die' Winkelgleichungen  auch 
auf  die  Seitengleichung  erstrecken.  Die  Voraussetzungen  hierbei  sind 
die  gleichen  wie  vorher.  Die  Verbesserung  des  Beobachtungswertes 
fOr  die  Richtung  PiP^  sei  v^.*. 

Wenn  wieder  wie  unter  1 


9" 


I      sin  ii,  Bin  A^  .  ,  .  sin  Ä^       -, 

Mod.     ^  sin  B.  sin  B,  .  .  .  sin  B^ 
und 

cotg  Ai  =  a„    cotg  Bi  =  bi 
gesetzt  wird,  so  lautet  die  Seitengleichung  in  Richtungsverbesserungen: 

r 


Von  L.  Krüoeb.  181 

Die  Winkelgleichnngen  sind: 

(2)     —  Vi.i^t  +  t?,-.o  —  vt^io  +  Vi^i.i  —  VQ.i  +  Voi-i-i  —  «?,•  =  0. 

(i  =  1  .  .  .  r) 

Ffir  den  Index  r  -f  1  ist  sowohl  in  der  Seitengleichnng  als  auch 
in  den  Winkelgleichnngen  der  Index  1  zu  setzen. 

Wenn  man  in  der  üblichen  Weise  die  Normalgleichnngen  bildet, 
so  konnte  man  ans  ihnen,  unter  Anwendung  von  (6),  4,  die  Korrelaten 
der  Winkelgleichungen  eliminieren,  und  es  bliebe  alsdann  nur  die 
Korrelate  der  Seitengleichung  aus  der  letzten  reduzierten  Normal- 
gleichung zu  entwickeln.  Jedoch  dürfte  das  nachstehende  Verfahren 
übersichtlicher  sein;  vergL  S.  159  u.  f. 

Addiert  man  zu  (1)  die  mit  den  Faktoren  ü^  ...  Ar  multiplizierten 
Winkelgleichungen  (2),  so  wird 

r 
1 

+vi-«(ai  —  Ai)  +t;2.s(a,  —  A,)  H \-Vr.i{ar  —  Ar) 

+  »8.l(6l  +  Ai)  +t;5.2(6,  +  A,)  +...  +  Vi.r(br  +  A.). 

Die  Korrelaten  der  Bedingungsgleichungen  (2)  seien  k^ . ,  .kr,  und s 
die  Korrelate  der  Gleichung  (3)  sei  k]  alsdann  hat  man 

voi      =  +  fc-i  —  ki  +  (A<_i  —  ki)k 

Vio      «  —  ki^i  +  ki  +  (—  A,--i  +  Xi  —  fc._i  —  ai)k 

Vi.i^i  ^--ki  +(— Af +  ai)i 

Vi+i  •<=-  +  *••  +(Ai+6i)*, 

(*=»1  .  .  .  r) 

wobei  k^j   k^  durch   kr,   kr  icmd   Vr.r+u  <^r+ir  durch  Vr.iy   Vi.r  zu 
ersetzen  sind. 
Wird  nun 

—  6r       —  2«!       +  2fci       +  0,  =  —  (^1 

—  &!      —  2a,      +  26j       +  «8  =  —  <^2 


(5) 


—  6^_2  —  2ar-i  +  26r-i  +  ar  =  —  tfr-i 

—  6r— 1  —  2ar  +  2fcr  +  »i  =  —  ^^r; 

2' (-«.  +  60 --2'*" 

1  1 


182  Zur  Ausgleichung  von  Polygonen  und  von  Dreiecksketten  etc. 

und  femer 

-  2Ai  +  6A,  -  2^3  -  <y, 

(6)  -2A,  +  6A3-2A,  =(r, 

•  •  • 

—  2  Ar 8  -|-  6  Ar  —  1  —  2  kr  =  Ör 1 

gesetzt,  so  hängen  die  aus  den  Winkelgleichongen  folgenden  Normal— 
gleichungen  nicht  mehr  mit  der  Normalgleichong,  die  aus  der  Seiten.— 
gleichung  (3)  hervorgeht,  zusammen.    Es  wird  also 

(7)  Vi.k=^vi.k+Vi.ky 

wo  v!.k  aus  den  Oleichungen  (2)  und  (6),  4  erhalten  wird,   währem^^^ 

t'o'-  i      ==  (^<— 1  —  ^)i  (<=»  1 . .  ^      ^^^ 

ist. 

Die  Gl.  (6)  sind  die  Bedingungen  dafür,  dab  die  Summe 
Quadrate  der  Koeffizienten  der  Verbesserungen  in  der  Gl.  (3) 
Minimum  wird.    Nach  (6)  unter  4  ist 

2(iV,+i~i^,_i-2)A,= 

r— »1+1  l—l 

(8)  V  {Nr-X+t  +  Ni-t)«,+x-i  +  V  W-i  +  Nr+X-i)Oz        (,=.1 


-1 


311 


i  =  l 


•       r) 


oder,  wenn  man  öi  unter  6r^x  verstehen  will, 

r 

(8*)       2{Nr^i  -  2^._i  -  2)Xi  =2^  (^-^+1  +  N,^^)6,.^^^^ . 


i=i 


Infolge    der   Gleichungen   (6)   erhält   man   aus   der   umgeforml 
Seitengleichung  (3)  die  Normalgleichung 

r 

(9)  Gk^l+^liWi^L. 

Stellt   man   die   Seitengleichung   erst   auf,   nachdem    die  ^'ulr        -^1- 
gleichungen   bereits  ausgeglichen  sind,   so  mufs  ihr  konstantes  GL_:S-W 
gleich  L  sein.     Für  G  hat  man  zunächst,  indem  man  in  der  Gl.       ^-3) 
V  durch  die  Werte  von  r"  nach  (4=*=)  ersetzt. 


Von  L.  Krüoeb.  183 

r  r  r  r 

11  11 

wobei  wie  auch  weiterhin  Xr-^i  "*  ^  und  a^+i  =  a^  ist. 
Nach  (6)  ist  aber 

r  r  r 

1  1  1 

folglich  ist 

r  r 

(10)  G  =  2^{al  +  W  +  6,a,+, }  -^ *'^<- • 

1  1 

Setzt  man  fSr  A,-  den  Wert  aus  (8)  ein^  so  wird  dieser  Ausdrack 
das  Minimum  des  ursprünglichen,  d.  i.  das  Minimum  der  Summe  der 
Quadrate  der  Koeffizienten  der  t;  in  der  Ol.  (3)  in  bezug  auf  die  L 

Ftbr  den  ersten  Teil  von  G  kann  man  auch  schreiben 

r  r 

(11)  • 

__  j  ^  8  Bin«  (A,+^  +  BD  +  sin«  (■i<+ .  -  B^ 

Der  zweite  TeU   läfst  sich,  entsprechend  der  Überfahrung  Ton 
(7)  in  (10),  4,  wie  folgt  umformen. 
Setzt  man 

80  ist 

(12)  y«.A,  =  V^^-A---..+  ^r+    r-r) 


1 


4^  2i^,i^,^,  -^  ^N^{N,^,  -  iV,_i  -  2) 


Ist  nun  k  aus  (9)  berechnet;  so  ergeben  sich  nach  (4*)  die  Teil- 
Terbessenmgen  v/'a,  die  mit  den  aus  (6)  und  (2),  4  berechneten 
Werten  von  t?/.*  zusammen,  nach  (7)  t?^*  liefern. 

Bezeichnet  man  das  aus  sämtlichen  Bedingungsgleichungen  erhaltene 
nütÜere  Fehlerquadrat  einer  Richtung  vom  Gewicht  1  durch  in\  so  ist 

(r  +  l)m*  ==  rw'*  +  -^  , 
^0  rm'^  aus  (7)  oder  (10),  4  zu  entnehmen  ist. 


Fig.  5. 


184  Zur  Ausgleichung  von  Polygonen  und  von  Dreiecksketten  etc. 

6. 

Ich  nehme  nun  wieder  an,  dsJs  die  nach  Richtungen  beobachtete 
Figur  aus  2  Zentralsystemen  besteht,  die  in  2  gemeinschaftlichen  Drei- 
ecken zusammenhangen.  Fig.  5.  Die  Wider- 
sprüche der  Winkelgleichungen  f&r  die  ge- 
meinschaftlichen Dreiecke  seien  u^  und  u^. 
Durchläuft  man  die  Dreiecke  in  jedem  2ien- 
trabystem  rechÜäufig,  so  sollen  ihre  Winkel- 
gleichungen die  folgenden  Widersprüche 
zeigen: 

im  ersten  Zentralsystem: 


im  zweiten  Zentralsystem:  u^,  ^ly  f^iif  ^ss^  -",  ^2 


•e- 


Bei  der  Ausgleichung  wird  auf  die  beiden  Seitengleichungen  keine 
Rücksicht  genommen  werden.  Das  Gewicht  einer  Richtui^beobach- 
tung  sei  1. 

Die  Korrelaten  der  Winkelgleichungen,  die  zu  den  Widersprüchen 
in  der  angegebenen  Reihenfolge  gehören,  seien 

I;  ^j  ^1  if  ^12?  •••,  ÄiT, 

Die  Normalgleichungen  lassen  sich  nun  wie  folgt  aufstellen: 

,j.  6|  -  2iy  =  ui  + 2*1., -f  2*2.1, 

-  2| -f  6iy  =  wj  +  2*1.2  +  2*2... 


(2) 


• 

Ghi 

—  2*i.,-.«>i.,  +  2ij 

• 

6*,.! 

-2ife,.,=w,.i+2? 

-2t,.i 

+6*1., 

2hi.a=u>i., 

-2*,., 

+Ut.t 

—  2]c,.3=Wti 

-2h., 

+6Äa., 

—  2*1.4-=  tCi.» 

-2ÄS., 

+6*,., 

—  2*j.4=W»J 

—  2*1.^-2+6*1. r-l  — 2*1. r«  tri. r_l 

-2*i.,_i+6*i.r  .    =«;i.,+  26 

Setzt  man 


—  2*2.^-2  +  6*2. 9-1  —  2*2.ß=«<'2  p-1 

—2*2.^-1+6*2.^  .    ^Wi.^-\-h 


+  N9Nit€i.r^2Nr+lNiXi.l 


JVijNi       m-l  +  N^Ni        Wi.2  +  NiNi        W1.9+"    +NrNif€i.r^2Nr^iNiXi.r 


Von  L.  Kbüosb.  185 

und  ebenso 

'^     y  •  •  •  •  •  • 

•  •  ■  •  •  • 

■  •  •  •  •  ■ 

so  sind  nach  (10)^  3  die  Auflösungen  der  beiden  Gleichungssysteme  (2), 
da  hier  {i^  =  v^^  N^  ist: 

Nr^lQCi.i  —  Xi.i)  =  -Nil  +  Nrfl 

Nr-^i{hi  —  xai)  =  Nil  +  Nr-ifl 


(p) 


Nr-^l(kr.i  —  Xr.i)  =  Nri  +  NiTJ  Uud 


Nq^iQct.^  —  jcj.p)  =  Nil  +  Na'n- 
Infolge  dessen  ergiebt  sich  aus  (1)^  wenn  man 

Ml  +  2xi.r  +  2X2.1=  TJl 

t48  +  2xi.2  +  2xs.p  ==  Uty         femer 


(6) 


setzt: 


(7) 


-  ^1  +  Pij  =  Oi,  oder 

(P«-^«)i,-«üi  +  PDi. 


F^hrt  man  diese  Werte  von  $,  17  in  (5)  ein,  so  findet  man  die  Werte 
der  übrigen  Korrelaten. 

Bildet  man  jetzt  aus  den  Winkelgleichungen  das  mittlere  Fehler- 
quadrat  der  Oewichtseinheit,  m^,  so  ist  nach  (5),  (3),  (4)  und  (6) 

(2  +  r  +  (>)m*  =  |ui  +  lyti,  +  ^kiiWi.i  +  ^hiW^i 
(8)  \  ' 


186  Zur  Ausgleichung  von  Polygonen  und  von  Dreiecksketten  etc. 

Nun  ist  aber 

(9)  ^ici.iivi.i  —  rm'*     und     ^x^.iW^.i  =  pw"*, 

1  1 

wenn  m''  und  m"^  die  mittleren  Fehlerquadrate  der  Grewichtseinlieit 
für  die  beiden  einÜEU^hen  aus  r  und  q  Dreiecken  bestehenden  Eett^i 
bezeichnen ;  die  sich  an  die  gemeinschaftlichen  Dreiecke  der  beiden 
Zentralsysteme  anschliefsen.  Ihre  Werte  kann  man  mit  (3)  und  (4) 
oder  nach  einem  der  unter  3  gegebenen  Ausdrücke  (5),  (9),  (11),  (12), 
(15)  für  das  mittlere  Fehlerquadrat  berechnen. 
Setzt  man  noch 

i^(^!+^l)  +  g^i^« 

so  ist  also 

(8*)  (2  +  r  +  p)m«  «  2m«*  +  rm'^  +  pm"l 

Angenähert  ist 

P^^Yö      g-2 

^1  ==  «*1   +  fi^lr  +  M?2.l)  +  Ji(t€i.r-1  +  t€%.^       )  +••• 
f^S  =  <<»   +  ^(«^11  +  ^i-o)  +  ^(«^12  +  «?J.e-0  +*•• 

1  _  3  — ya 

In  derselben  Weise  kann  man  auch  verfahren,  wenn  die  Richtongs- 
gewichte  verschieden  sind.  Auch  wenn  das  Netz  aus  einer  Anzahl  an- 
einander hängender  Zentralsjsteme  besteht,  läfst  sich  das  angegebene 
VerfiEkhren  anwenden. 

7. 

In  einem  Falle,  abgesehen  von  einem  einzelnen  Dreiecke,  giebt 
bei  gleichwertigen  Richtimgsbeobachtungen  die  Ferrerosche  Formel 
den  genauen  Wert  an;  dann  nämlich,  wenn  in  einem  Polygone  sämt- 
liche Verbindungslinien  zwischen  je  2  Punkten  beobachtet  sind,  nnd 
wenn  bei  der  Ausgleichung  auf  die  Seitengleichungen  keine  Rücksicht 
genommen  wird. 

Wenn   das   Polygon   ein  (r  +  l)-Eck,   P^P^P^-Pr,  ist,  so  ist 


Von  L.  Kbüosb.  187 

die  Anzahl  der  unabhängigen  Winkelgleichungen  -^ — -.  .Führt  man 
die  BeKeidmnng  ein 

(1)  —  t^»*  +  Vki  =  iikf 

worin  Vt.k  wieder  die  Yerbesserang  der  Richtung  PiPk  bedeutet,  so 
kann  man  diese  Anzahl  wie  folgt  zusammensetzen 

aus  (r  — - 1)  Gleichungen:  «o  i  +  «i  <     —  ^oi  =  t^i^       (<«8...r) 

(2)  „     (r  —  2)  „  :  «os  +  fii     —  «o--  =-  ^%        (i=8...r) 

„  1    Gleichung:  «o.r-i  +  «r-i.r  —  «o.r=-trJ?li.^ 

wf\  bedeutet  den  Widerspruch  zwischen  der  berechneten  und  der  be- 
obachteten Winkelsumme  im  Dreieck  P^PiPt;  aUgemein  soll  ffir  das 
Dreieck  PiP^P^ 

(3)  tcf   =  tv^\  =  <^ 

^     '  fi'V  V-Ä  Ä-fi 

sein. 

Es  seien  ki.%'"ki.rj  ^  8  *"  Aij.r;  "*;  ir— i  r  die  Korrelaten  der 
Gleichungen  (2).  Das  Minimum  von  Uv*  mit  den  Gleichungen  (2)  als 
Nebenbedingungen  findet  abdann  statt  f&r: 

-COI        =VlO        =i«0.1        =        .  +hi        +tl.8        +tl   4        H hfcr-l+^'l   r 

— Co  I        =t;2.o        =1*08        — — fe.2  +^2  8        +Ä!«  4        H h^jr— l  +  i^2r 

IjN— «Oj       =»80        =2*0  8        = — ki.z        —hi-s  .  +^84        H h^r— 1  +  ^r 

*  •  •  •  •  ■  •  •■•• 

*•  •  •  •  •  •  •••• 

— for— l"=Vr— 10  =  j*0r— 1«™ — ^Ir— 1 — fer— 1 — ^r— 1 — i4r— 1 •  +^.r— 1 

*"^0r       =t^r-0         "^f^O-r        ™* — Mr        — wj-r        — »8r        — *4-r        — *" — «V— 1-r 

—  t^i.f  =t;M  =jfl.,-  =*!<  (f  =  2...r) 

/4«\  — 1;2.<      =t?,-.2       =.i*2-.-      =A:2i  {.—3... 

^  '  »  m  «  * 


Es  ist  daher 

r  =  t;r.r-] 

L   =  i^r- 

Ir  "■ 

Kr  —  1 . r • 

(5) 

«Ol 

fo  2 

• 
• 

«0  r- 

= 

• 

—  «12 

• 
■ 

—  «1   r- 

+  «12 

• 
• 
• 

1   —  *2  r— 1 

+  «18 
+  «28 

• 
• 

—  «8  r— 1 

+  •• 
+  •- 

• 
• 

•  +  «lr- 
•+  «2.r- 

• 
• 

• 

-1  +  «Ir 
.l+«2  r 

• 

• 

+  «r-lr 

und 

(6) 

£0  r 

—  «Ir 

r 

2"" 

—  «8  r 

«oa  =  0. 

—     •  • 

-0. 

•  —  «r-1 

r           .            f 

i 


188  Zur  Ausgleichung  von  Polygonen  und  von  Dreiecksketten  etc. 

Aus  den  Bedingongsgleichungen  bilde  man  jetzt  andere,  indem  man 
jedesmal  die  (r—  1)  Gleichungen  addiert,  die  «o  i;  ^o  29  ••  £0  r>  positiv 
genommen,  enthalten.     Setzt  man  hierbei  fest,  daTs 

«<  ,•  =      0  tVii  =      0 

sein  soll,  so  ergiebt  sich  das  folgende  Oleichungsjstem: 


r 


(8)  reo.i—  ^bq.',  +  ^Ci.x  =  ^^f\f 


(«  =  l...r) 


2»1 


Nach   (5)   und  (7)   ist  aber    ^«,a  =  eo  i]    daher   folgt  aus  (8), 


wenn  man  aufserdem  (6)  berücksichtigt: 


r 


(9)  (r+ l)eo.i^y  tvf\  (.-1.-) 

x^i 
Ausführlich  geschrieben  ist  abo: 

,ox      =-2.0.,      =2t;,.o     -^-^{      .  <,     +«.r,      +•••+<-.+<': 

*o., 2ro.,     =2i>,.o     =,-:^{-<,  .  +<',     +-+<,_.+'^^ 

/Ql|c\  .  •  •  ...... 

\y   J  ■  •  •  -  .  •  .        .  • 

*0r         —/Vor        =-^»^.0        =^q:^|~«^i.r        —«'jr        "^^S  r        **^r-l  r      * 

In  derselben  Weise  gelangt  man  zu  Ausdrücken  für 

wenn  man  die  Bedingungsgleichungen  für  diejenigen  Dreiecke  auf- 
stellt, die  einen  Eckpunkt  im  Punkte  P^,  anstatt  wie  vorher  im  I\mkte  Pq 
haben.  Diese  Bedingungsgleichungen  folgen  aber  aus  den  Gleichungen 
(2)  durch  cyklische  Yertauschung  der  Indices  und  Accente  0, 1, 2  •••  r. 
Man  wird  daher  auch  die  £i.,-|.i  aus  den  «o  <  der  Ol.  (9*)  durch  cyk- 
lische Yertauschung  erhalten,  und  weiter  £2*+9  u.  s.  f.  durch  fort- 
gesetzte Yertauschung: 

.,.  — 2«x..-2«,,.^{-<-.r^-<-..-      :     W^] 


Von  L.  Kbüobr.  189 

u.  s.  f. 

,12)    «,_,., 2Vr-,.r-=2Vr.r-r  =  i^^[       .  <-»)  +  «,<7"  + ... +  ,«,('•71)  J 

Nach  (4*)  ist  aber 

wobei  immer  n  >  »  ist;  berücksichtigt  man  aufserdem  61.  (3),  so  erhält 
man  ab  Auflösimg  der  in  gewöhnlicher  Weise  ans  den  Gl.  (2)  gebil- 
deten Normalgleichungen: 

2(r+l)t,.,      ^-w<^\  +tc<i\     +...+„,«_^+«,«)^     +«(0)^ 

2(r+l)Ä;,.,     — <>^     _^a,^     _^a)^     — -«-fi,.,     .  +< 

(I3)2(r+1)*,.,     -     .  «.^^     +<     +•-+<     +«;f',     +< 

2(r+l)*,..     — <  +«,«       +•••+<     +<     +wZ 

2(r+l)t...     =-icZ     -<     -«'^.     — •     •  +<l     +<, 

U.  8.  f. 

Die  l*  lassen  sich  hiemach  darstellen  durch  die  Formel: 
(13»)  2(r+l)fc..=  T'«;«^+2«'^> 


wenn  fttr  n  >  fi 

lind  femer 

-l".  -  0 

gesetzt  wird. 

Die  w  sind  nicht  unabhängig  von  einander;  da  es  im  (r  +  1)-Eck 


190  Zur  Ansgleichuiig  von  Polygonen  und  von  Dreiecksketten  etc. 

überhaupt    — ^  V  g Dreiecke  giebt,  so  giebt  es  mithin  zwischen 

den  ic 

(r+l)r(r— 1)  __  r{r  —  1)  ^  r(r— l)(r  — 2) 

1.2-8  1-2      "*  12. 8 

Bedingongsgleichungen,  die  man  wie  folgt  darstellen  kann: 

wobei  sieta  il< ft < v  ist 
Da 

ist^  so  hat  man  auch  unter  den  angegebenen  Bedingungen: 

Es  sei   hier   noch   bemerkt,   daCs   die  Auflösung  der  aus  (2)  her- 
gestellten  Normalgleichungen  die   Jcin  nicht  sofort  in  der  Form  (13) 

giebt;  in  den  Ausdrücken,  die  man  für  ki.n  erhält,  sind  die  w^\^  der 

Oleichungen  (13)  durch  die  Beziehungen  (14)  ersetzt. 

Bildet  man   nun  das   mittlere   Fehlerquadrat  der  Gewichtseinheit 
vermittelst  der  Formel 

r(r  --  1)     •        V^  JO)  , 
12      ^   ^  2j     *^  '  ""' 

SO  erhält  man  aus  (13),  wenn  man  die  Oleichungen  (14)  berücksichtigt: 


+SiK..y+m'+-+K.rn 


A»0 

s 


{lö)  + 


r  — S 


+2'(K-. -r+ K--)') 


1^0 

r— « 

+ 


oder 
(16*) 


^Ki.r; 


Von  L.  Kbüobb. 


191 


i  die  Summation  so  zu  vollzielien  ist,  dafs  immer 

v>ii>X 

Die  Summe  der  Fehlerquadrate  setzt  sich  also  aus  den  Quadraten 

der    Widersprüche  der  sämtlichen         ^  23""      Dreiecke  des  (r+  1)- 

£ckB  zusammen. 

• 

BeispielBweise  ist  fSr  das  Viereck  nach  (9*),  (4*),  (13)  und  (15): 

r-3 

_t,o.,-t;..o-i(-<>,  +  «.<^) 

-  »0 .  j  =■  »s .  0  -  i  (-  trf ,  -  wf\) 

*!»  —  —  »1.»  =  »j.i  ==  |(+  u;|'.', 


«'^^. + <.) 


Diesen  Wert  bekommt  man  auch,  wenn  man  nach  3  die  mittleren 
Fehlerquadrate  für  die  6  Kombinationen  je  zweier  Dreiecke  des  Vier- 
ecks  bildet  und  dann  aus  ihnen  das  Mittel  nimmt. 

FOr  das  Fünfeck  ist 

r-4 


m' 


—  «Ol  '^ViO^ 

—  «0  .  S  =*  Vg  .  0  =" 

—  Vo  . «  =  Vs  .  0  =^ 

—  VO   4  =  «?4  0  = 

ÄTi .  s  =  —  t?!  .  2  =»  t?j  .  1  = 

Äi .  8  =  —  t?l  •  S  =  VS  •  1  ■= 
Äl    4-=  — t?1^4-=t?4.i  = 

X^.4»  —  Vj.4"='t'4.f*" 
Ä11.4«-»  —  f?8    4  "=t?4.8  = 


fo(+<: 

(-  <: 
(-  <: 
(+  < 

(-  < 

(-  < 


0) 


:j'+(u;T.,y+«.y+m 


+  K..y+H\Y+W+W}- 


192  Zur  Ausgleichung  von  Polygonen  und  von  Dreiecksketten  etc. 


Aus  dem  Ergebnis  der  yorstehenden  Entwicklung  laM  sich 
schliefsen:  Je  grofser  in  einem  Dreiecksnetz  die  Anzahl  der  Diagouden 
ist;  um  so  eher  kann  man  erwarten,  daCs  die  Ferrerosche  Formel, 
wenn  alle  Dreieckswidersprüche  zu  ihrer  Ableitung  benutzt  werden, 
den  mittleren  Fehler  einer  Richtung  Uefert,  wie  er  unter  Yoraussetzung 
gleicher  Bichtungsgewichte  und  aus  den  Winkelgleichungen  allein  sich 
ergiebt. 

8. 

Die  Ausgleichung  der  Dreieckswiderspr£Lche  und  hier  anscUieisend 
die  Bestimmung  des  mittleren  Fehlerquadrats  einer  Richtung  soll  nun 

noch  für  ein  Dreiecksnetz 
ausgeführt  werden,  das  sich 
aus  einer  Folge  von  Vier- 
ecken zusammensetzt,  die 
in  einer  Richtung  anein- 
andergefügt sind,  Fig.  6. 
In  jedem  Viereck  seien 
aufser  den  Seiten  auch  die  Diagonalen  gegenseitig  beobachtet  Die  Anord- 
nung der  Messungen  sei  wieder  derart,  dais  sämtliche  Richtungen  gleiches 
Gewicht  haben.  Wie  vorher  soll  jedoch  bei  der  Ausgleichung  auf  die 
Seitengleichungen  keine  Rücksicht  genommen  werden.  Das  Netz  bestehe 
aus  r  Vierecken;  die  Anzahl  der  unabhängigen  Winkelgleichungen  ist  also 
3r.  Die  Widersprüche  zwischen  Rechnung  und  Beobachtung  seien  im 
iten  Viereck  für  die  Dreiecke  Pj.—i  Pj,-  Psf+i,  P«.— i  Pu  Pti-^u 
Pii^i  P2.+2  P2i+i,  Pf<P2.+sP2f-f  1  der  Reihe  nach  Wii,  ir.-s,  ic,.», 
fVi.4,  wobei  fCi.i  +  Wi,A  =  Wi.ft  +  Wi.z  ist. 

Man  konnte  glauben,  dafs  man  am  leichtesten  zu  einem  Ausdrucke 
für  das  Quadrat  des  mittleren  Richtungsfehlers  gelangte,  wenn  man  für 
jedes  Viereck  die  Winkelgleichungen  in  möglichst  symmetrischer  Form 
ansetzte,  also  für  das  erste  Viereck  z.  B.: 

«1 . 2  +  «2  4  —  «s .  4  —  «1  •  s  =  +  «'i  •  1  +  w'i  •  4  =  +  tri .  2  +  «^1 . 8  =  Ol .  1 

«1-8  —  «2-8  +  «2-4  —  «1-4  ="  —  «?1    1  +  tTi.j  =  —  «;i.8  +  «^14  =  WiS 
«1-4  —  «8-4  —  «28  —  «1-2  =  —  ^^12  +  «^1-4  «=  —  tTi-i  +  Wl-8  =  W1.5 

u.  s.  f.  für  die  übrigen  Vierecke. 

Wie  früher  ist  «,-.»  =  —  t;,-. *  +  t?*.,-  und  v,-.*  die  Verbesserung  der 
Richtungsbeobachtung  PiP^. 

Indem  man  alsdann  in  üblicher  Weise  die  Normalgleichungen  und 
weiter  die  reduzierten  Noimalgleiehungen   bildet,   findet  man  für  das 


Von  L.  Krüorr.  193 

mittlere  Fehlerquadrat  einer  Richtung  (ohne  Rücksicht  auf  die  Seiten- 

gleichnngen): 

3rw*« 

I    1    s      I    1    s      I    1    s 
+ni(oi  l+CJl.8+4(D,.l)H|G>^2+3l6(■~2a>^.l--2(Dl.s--c^«.l  +  7a>2.s)* 

*  •  • 

•  ■  • 

Hierin  ist  noch  zu  setzen: 

Die  Entwicklung  scheint  jedoch  einfacher  zu  werden,   wenn  man 
die  Bedingungsgleichungen  wie  folgt  ansetzt: 

(1)  ^H  —  lii  +  £si-8t-f  8  —  «2»  — 1.8«-|-2  ^  W'i^  (i«l  ...r) 

«2«-  — 1-2<  +  2  — «2rf4-1.8«-  +  2  — ^2|-— l«f+l  ~  W'i  •  8  • 

Sind  ki.i,  kiiy  kii  die  zugehörigen  Korrelaten,  so  lauten  die  Normal- 
gleichungen: 

+  6*1.1  +  2^1.2      +2*1.8      «tTii 

+  2Ai.i       +6*1.2  —  2*1.8  •         =m;i.2 

+  2*11         —2*12  +6*1.8  —  2*21  —2*2,2        —Wi.s 

—  2*^_i. 8  + 6*^.1+ 2*^.2     +2*^.8     =w^,.i 

(2)    -2*^_«i.8+2*^.i      +6*;.. 2- 2*,,. 8  •  -w^.t 

+  2kft .  1      —  2*^  .2      +  6*1, .  3  —  2*„  4-1.1  —  2kf,  + 1 . 2  =  ti?« .  s 

—  2*r— 18  +  6*r.i  +  2*r.2        +2*^-8         ^W^rl 
—  2*r-.i.8+  2*r.l  +6*r.2  —  2*r.8  *  =Wr.2 

+  2*r.i         —2*^.2  +6*r.8  •  •  =«^r.S 

0i«2...(r~l)) 

Den  Bau  dieser  Gleichungen  erkennt  man  leicht  aus  der  Figur.     Aus 

(2)  folgt: 

12*r.8==-'2tr^.l  +  2w,.2  +  4tl?,.8  +  W?r+ll  +  Wr4-l-2 

(3)  =  2(«;,.s  +  Wr.4)  +  W1.+11  +  «'r+i  2 
ond 

(3*)  16*r.8  =  — 2W^.1  +  2«?^. 2  +  4m?^.3  =  2(trr.8  +  «^ri). 

Z«itaehrin  f.  MatbamaUk  u.  Phjtik.  47.  Band.  1902.  1.  u.  2.  Heft.  13 


194  Zur  Ausgleichung  von  Polygonen  und  von  Dreiecksketten  etc. 

Damit  erhält  man  auch  leicht  die  übrigen  A;;  allgemein  ist 

(1  =  1      r) 

+  4(Ä;/.i  —  fc.j)  +  4t,.s  =  Wi.i  —  Wi  8, 
wobei  &o.8  =  0  isi     Also  wird 

(4)  (i=l      r) 

16if.2  =  —  «?M  +  3«7,-.2  +  4Ä;,_i.8+  8^3. 

I 

Mithin  ist,  wenn  man  berücksichtigt,  daTs  w  i.i  +  Wi.A^'  Wi.i  +  Wi^i^ 

48A:i.2  =  7(ti?i.2+w^i.4)— (wi-2— «?i.s)+2(M;2.i+ir2.2> 

48ft^.i=2(w7^_i.s+M?;,-a.4)+7(w?/i.i— w^O+Ctt'/i.a— WA'0--2(«^i^ 
"^  48*^.2=2(w;,_i.s+«;^_i.4)+7(«;^.2+fi?^.4)+(M^^i+tr^.8)+2(w^+i.i+<^^^^ 

(yu=2-r  — 1) 
48A:r.l=2(ll7r-l.S  +  W^r-1.4)+7(Wr.l— M?r.4)  +  (trr.2  +  fl?r.4) 
48Ä;r.2=2(M?r-l.S.+  trr_1.4)+7(Wr.2  +  W?r.4)!+(Wr.l— «?r.4). 

Wenn  die  k  bekannt  sind,  lassen  sich  leicht  die  Yerbessernngen 
(die  durch  die  Ausgleichung  der  Winkelgleichungen  erhalten  werden) 
berechnen,  z.  B.  ist 

I 

t?2i— 1»«         =«  +fc_i.3  — -  fcrfl  —  ki.2f  t?2i-2f— 1  =  — ^ii—lif 

V2i  — l-2<-|-l  =  +fcl  +  fc.s,  V%i^l'ii—1  =  —  t'2t-l-2i-fl' 

u.  s.  w. 

I 

Für  das  mittlere  Fehlerquadrat  der  Gewichtseinheit  findet  man 
jetzt  zunächst  aus  der  Formel 

r 

1 
wenn  man  in  sie  die  Werte  aus  (4)  einführt: 

r  r  — 1 

3^^'  =  Ä^CS«'?!  +  3w^?  2  -2wi.iwr,i)  +  S^«.,  +  4«.5. 
1  1 

Ersetzt  man  weiter  Kz  iind  kri  durch  die  Werte  aus  (3)  und 
(3*),  so  ergiebt  sich: 

r  r 

(5) 

+  iö  y^(2wv.3  +  2w?/.4  +  fr/+i  1  +  «?,+ 12)* 


144^ 
'1 


Von  L.  Ebüqib.  195 

oder 

r 

1 

(6)  '•^ 

1 

Da  aber 
ist,  so  hat  man  weiter 

r 

•'"»*  =  -nr{72'(«^ »  +  «^ » +  «^ » +  «^  *) 

1 

r  r — 1 

(7)  +2^{tCi.iWi.2+i€i.9f€i.4)+4:^{Wij^+Wi.4){wi^i.i+Wi^i.fi) 

1  1 

Für  r  «  1  geben  die  Formeln  (5)  und  (6) 

(8)  m«  -  ^{(tTi.i  +  iTi.«)*  +  (ti;,.s  +  m-^y  +  2(wi.t  -  tc^i.OM 
oder  da  iTi.i  —  trij  =  Wi-s  —  tri  .4  ist, 

wdebe  Formel  sieb  ans  (7)  unmittelbar  ergiebt;  vergL  aucb  S.  191. 

Die  internationale  Näherungsformel  nimmt  nun  für  das  mittlere 
Fehlerquadrat  einer  Richtung  in  dem  hier  vorausgesetzten  Netze  den 
Wert  an: 

r 

1 
Es  ist  mithin 


r— 1 


^[^^-fnf)'^^^{(Wi.z  +  Wi.Ay+(Wi^l.i  +  Wi^l.iy+^Wi.9  +  Wi.^ 


9.  » 

r— 1 


1 

Die  Formel  (9)  zeigt ^   dafs,  wenn  sämtliche  w  das  gleiche  Vor- 
zeichen haben^  die  internationale  Näherungsformel  zu  kleine  Werte  giebt. 
Ist  im  besonderen 

13* 


196      ^-  d-  Schnittknnre  zweier  kongruenten  Ringfl.  a.  ihr  Zerfallen  in  Kreiee. 
so  ist 


Ist 
so  wird 


Ist 
so  wird 


mjr^'^tv^',    m^-mlr^(^--:^fc\ 


mf  =»  jw^]  w*  —  ml-  =  0. 
Und  ist  eDdlich  noch 

so  ist 

mi  =  |tr«;    w^-m^- fj(l  -  i)tr«. 


über  die  Schnittkarre  zweier  kongruenten  Ringflftchen  und 

ihr  Zerfallen  in 


Von  C.  RoDENBERG  in  Hannover. 

Die  Ringfläche,  d.  h.  die  Flache,  welche  durch  Rotation  eines 
Kreises  am  eine  beliebige  Gerade  seiner  Ebene  entsteht,  wird  bekanntlich 
von  jeder  sie  zweipnnktig  berührenden  Ebene  in  zwei  Kreisen  ge- 
schnitten. Die  elementaren  Beweise  dieses  Satzes  sind  nicht  einfach, 
weshalb  hier  ein  anderer  mitgetheilt  werden  soll,  bei  dem  unmittelbar 
die  orthogonalen  Projektionen  der  E[reise  auf  eine  zur  Rotationsachse 
senkrechte  Ebene  als  Ellipsen  erkannt  werden,  deren  einer  Brennpunkt 
die  Projektion  der  Achse  ist.  Aus  der  Oleichwertigkeit  der  Brenn- 
punkte schlieüsen  wir,  dab  durch  jeden  solchen  E[reis  noch  eine  zweite, 
der  ersten  kongruente  Ringfläche  hindurchgeht,  deren  Achse  sich  in 
den  anderen  Brennpunkt  projiziert.  Es  ist  damit  nahe  gelegt,  die 
Schnittkurve  zweier  kongruenten  Ringflächen  mit  gemeinschaftUcher 
mittlerer  Parallelkreis -Ebene  zu  untersuchen  und  darauf  die  in  Rede 
stehende  besondere  Lage  herzustellen. 

Die  aus  der  Verbindung  beider  Flächen  bestehende  Figur  besitzt 
drei  zu  einander  senkrecht  stehende  Symmetrie-Ebenen,  parallel  zn 
denen  wir  die  Projektions-  und  Koordinaten -Ebenen  iler  xy,  xe,  p 
stellen.     Die  Schnittkurve  zerfallt  in  3  Teile:   1)  in  den  zur  ^-Achse 


Von   G.   BODBNBBRO. 


197 


senkrechten  Symmeixie-Schnitt;  eine  Eorre  4.  Ordnnng,  2)  in  den  vier- 
fach  zahlenden  imaginären  EngelkreiS;  als  Doppelkurve  jeder  Mache, 
3)  in  die  uns  beschäftigende  Bestkurve  von  der  Ordnnng  4*— 4  — 2  •  4]=  4. 
Durch  diese  Kurve  gehen  drei  doppelt  projizierende  Gylinder  2.  Ord- 
nung; sie  ist  folglich  Basiskurve  eines  Flächenbüschels  2.  Ordnung, 
d^sen  Polartetraeder  aus  den  drei  Symmetrie-Ebenen  und  der  unendlich 
fernen  besteht     Da  die  4  Schnittpunkte  dieser  Ebene  mit  der  Basis- 


kurve  auf  dem  Eugelkreise  liegen,  so  enthält  der  Büschel  eine  Kugel, 
deren  Mittelpunkt  der  Ursprung  0{0' 0" 0'")  ist.  Die  Durdischnitts- 
hwrve  id  demnach  ein  sphärischer  KegelschniU,  welcher  im  Falle  einer  stoei- 
mdigen  Berührung  der  Flächen  (auf  der  ah  Achse)  in  ewei  Kreise  sserfaüt 
Zur  Erbringung  eines  elementaren  Beweises  des  Erkannten  seien 
F{FF'F'")  und  F^  die  Mittelpunkte  der  Flächen  im  Abstände  26, 
sei  i  der  Halbmesser  ihrer  Meridiane  mit  den  Mittelpunkten  K  und  JT^, 
a  der  Halbmesser  FK=  F^K^  der  Kreise,  welche  von  K  und  K^  bei 
der  Erzeugung  der  Flächen  beschrieben  werden.  —  Eine  zur  Kon- 
struktion von  Kurvenpunkten  in  der  Höhe  e  gelegte  Ebene  schneidet 
jede  Fläche  in  zwei  Kreisen  von  den  Halbmessern  a  -f  j>  und  a  —  p 
{j^^V  —  g*).  Die  Schnittpunkte  gleichgrofser  Kreise  liegen  in  der 
Symmetrie-Ebene  senkrecht  zur  o;- Achse,  sie  scheiden  aus  der  Be- 
iiachtung  aus,  aber  für  die  anderen,  die  Punkte  P  unserer  Kurve  ist 

P'JF'  +  P'F;^  ^(a+p)  +  (a-p)  =  2a 

d.  h.  ihr  Gfrundrils  ist  eine  Ellipse,  welche  F'F'^  zu  Brennpunkten  hat 
und  deren  grofse  Achse  gleich  dem  Durchmesser  des  vom  Meridian- 


198    Über  die  Schnittkurve  zweier  kongruenten  Bingfl.  etc.    Von  C.  Rodkjcbsbc. 

Mittelpankte  beschriebenen  Kreises,  also  ganz  unabhängig  von  der 
Entfernung  der  Rotationsachsen  ist. 

Wir  denken  hierbei  nur  an  reelle  SchnittkurveU;  setzen  also 
voraus,  dafs  e  ^  a  ist;  ist  6  >  a,  so  wird  die  Projektion  zwar  eine  reelle 
Hyperbel  mit  der  reellen  Achse  2a j  aber  die  Raumkurve  wird  ima- 
ginär. 

Zur  Ermittelung  des  Abstandes  OP  ^  q  gehen  wir  aus  von  der 
Länge  seiner  Horizontalprojektion  r=  O'P'^  oder  besser  seines  Qua- 
drates.    Es  ist  för  P'(Xj  y): 

{x  —  ey  +  y^  =  (ö — py 

{x  +  ey  +  y^=(a+py 
d.  h. 

x^  +  y*  =  r^  =  d^  —  e*  +  p\ 
folglich 

a:*  +  y*  +  ^*  =  9*  -=  a'  -  c'  +  k\ 

Die  Kurve  liegt  also  auf  einer  Kugel  vom  Halbmesser 


p  =  -j/a«  -  e*  +  *», 

und  ergiebt  sich  als  deren  Durchschnitt  mit  dem  zur  GrundriJsebeQe 
senkrechten  Gylinder 

a*^  a*-e*       ^' 

Wird  nun  e  =  Ä,  so  wird  Q  ==  a,  die  beiden  Flächen  berühren  sich 
doppelt  und  die  Kurve  zerfallt  in  zwei  Kreise  vom  Halbmesser  a, 
die  Wechselschnitte  des  Gylinders.    Der  Neigungswinkel  a  ihrer  Ebenen 

gegen  die  Horizontale  ist  gegeben  durch  cos  a  =  ±  ~ 

Es  möge  noch  der  Flächenbüschel 

mit  seinen  vier  Kegeln  betrachtet  werden. 

Für  A  «  +  «^  ergiebt  sich  der  hyperbolische  Cylinder  senkrecht 
zur  Seitenebene  yz: 

y  ^1  9 

für  il  =  o*  —  c*  der  elliptische  Cylinder  senkrecht  zur  Aufrifeebene  xs 


X*        .    «• 


{ak  :  «)•  +  P  ^  -^  ' 
endlich  für  A  =  o'  —  c*  +  *'  der  vierte  „Kegel"  mit  dem  Scheitel  0: 

^1 y'  4-  ^«  -  0 

a»:(e«-Ä;>)       (a*  —  O  •' *'  "" 


über  die  Schnittpunkte  einer  Ellipse  etc.    Von  C.  Rodenbkro.  199 

Wird  nun  wieder  e^Jc,  so  zerfallen  dieser  Eegel  und  der  hyper- 
bolische Cylinder  in  das  Ebenenpaar 

z  k  , 

welches  die  oben  gefundenen  Kreise  enthält. 

Der  Eegel  wird  andererseits  zum  Rotationskegel,  wenn  seine 
Gleichung  zwei  gleiche  Koeffizienten  aufweist.     Sei 

a^:(e^-k^ (a»  -  e«)  :  *»    oder    ß*(a*- e*  +  A;*)  =  0. 

Das  Verschwinden  des  zweiten  Faktors  macht  den  Kegel  zur  Null- 
kugel X*  +  y'  +  ^*  =  0,  die  Basiskurve  ist  imaginär.  Für  c  =  0  rücken 
die  Flächen  einander  unendlich  nahe,  der  Kegel  wird  zum  reellen  Rota- 
tionskegel 

a*^  a^       k*       ^' 

welcher  die  Berührungskreise  der  beiden  Doppeltangential-Ebenen  e===^±k 
enthält,  und  es  ist  auch  leicht  zu  übersehen,  dafs  im  GrenzfaUe  die 
Schnittkurre  in  diese  beiden  Kreise  zerfällt,  ebenso,  dafs  in  keinem 
anderen  Falle  ein  reeller  Rotationskegel  durch  die  Kurve  hindurch- 
gehen kann. 


Über  die  Schnittpunkte 
einer  Ellipse  mit  einer  ilir  coaxialen  Ellipse  oder  Hyperbel. 

Von  C.  RoDENBERG  in  Hannover. 

Behufs  Bestimmung  dieser  Punkte  führt  man  durch  affine  Ver- 
wandlung der  Figur  die  Ellipse  in  einen  dem  bleibenden  Kegelschnitt 
konzentrischen  Kreis  über,  schneidet  beide  Kurven  mit  einander  und 
kehrt  wieder  zur  ursprünglichen  Figur  zurück.  In  der  Weise  ist  die 
Au%abe  für  zwei  Ellipsen  in  den  Lehrbüchern  der  „Darstellenden  Greo- 
meirie'^  von  Wiener  Bd.  U.  S.  279,  Peschka  Bd.  HI.  S.  621,  Rohn 
u.  Papperitz  Bd.  I,  erste  Auflage,  §  29  gelost  worden.  Die  folgende 
Losung  der  reduzierten  Aufgabe  führt  auf  die  Längen  der  Radien- 
Tektoren  aus  den  Brennpunkten,  welche  zu  den  Schnittpunkten 
gehören. 

In  der  vorstehenden  Note  ist  für  das  Quadrat  r'  der  Entfernung 
eines  Ellipsenpunktes  vom  Mittelpunkt  der  Ausdruck 

r*  =  a*  —  e*  +  p* 


200 


Ober  die  Schnittpunkte  einer  Ellipse  etc.    Von  C.  Rodbnbebg. 


gefunden  worden,  worin  a  und  e  wie  üblich,  die  halbe  H&uptachse 
und  Exzentrizität;  a  +  p  und  a  —  p  die  Entfernungen  des  Punktes  von 
den  Brennpunkten  sind.  Ist  r  als  Halbmesser  des  yorli^enden  Kreises 
gegeben,  so  folgt 

|,«  =  r»  -  (a«  -  e*)  =  r«  -  6«. 

Man  bilde  daher  (Fig.  1)  aus  der  halben  Nebenachse  OC  ^  b  als 
Kathete,  und  CD  =  r  als  Hypotenuse  ein  rechtwinkliges  Dreieck,  dann 
ist  dessen  zweite  Kathete  OD  =p  und  femer  DB^=a^p,  DA  =  a+p. 


Fig.  1. 


Flg.  2, 


ß'  A 


0 


3    F     HB 


Die  Kreise  mit  diesen  Radien  um  die  Brennpunkte  F  und  Fy^  be- 
schrieben, schneiden  sich  in  den  gesuchten  Punkten;  aber  es  bedarf 
nur  der  Verzeichnung  der  beiden  Kreise  mit  einem  der  Radien,  da 
schon  der  gegebene  Ej-eis  um  0  die  Punkte  dann  ausschneidet. 

Liegt  (Fig.  2)  eine  Hyperbel  vor,  so  bleibt  der  Ausdruck  für  r* 
ganz  ungeändert,  da  nur  Quadrate  auftreten,  es  ist  aber  a^  —  (?  jetzt 
negativ.     Wir  schreiben  daher 

p^^r^^  (e«  -  a«)  =  r«  +  h\ 

wo  h  =^  BG  ^  HC  die  imaginäre  Achse  der  Hyperbel  ist.  In  dem  zu 
bildenden  rechtwinkligen  Dreieck  OCH  sind  dann  0H=  r  und  HG^h 
Katheten,  OC  =  p=  OD  ist  Hypotenuse  geworden  und  die  Kreise 
mit  den  Halbmessern  BD  =  j>  —  a  und  ÄD  =  p  +  o  um  F  und  Fi 
beschrieben  (einer  von  ihnen  reicht  wieder  aus)  bestimmen  die  ge- 
suchten Punkte. 


Hydrodynamische  Untersuch,  fib.  d.  Wirbelbewegungen  etc.   Von  E.  Zkbmelo.    201 

Hydrodynamische  üntersiicliimgen 
über  die  Wirbelbewegungen  in  einer  Kngelfläcbe. 

Von  E.  Zermelo  in  Göttingen. 

(Erste  Mitteilung.) 

Die  hier  yorliegende  Arbeit  versucht  es,  die  Strömung  einer  in- 
kompressibeleU;  reibungslosen  (zweidimensionalen)  Flüssigkeit  in  einer 
Eogelfläche  einer  ebenso  systematischen  Theorie  zu  unterwerfen,  wie 
sie  fOr  ebene  Strömungen  bereits  existier^  und  namentlich  in  Poin- 
car^s  ^Th^orie  des  tourbillons'^  (1893)  £emlich  vollständig  dargestellt 
ist.  Eine  solche  Untersuchung  ist  schon  an  und  für  sich  von  geome- 
trischem Interesse,  zfänial  sich  auf  der  Kugel  vieles  im  Endlichen  ab- 
spielt, was  in  der  Ebene  oft  im  Unendlichen  wenigstens  ffir  die  An- 
schauung verloren  geht.  Sodann  ist  es  nicht  unmöglich,  dafs  es  auf 
di^m^Wege  auch  gelmgen  könnte,  über  manche  Vorgänge  bei  der 
Fortpflanzung  der  atmosphärischen  Cyklonen,  sowie  der  Meeres- 
strömungen, soweit  sie  das  Erdganze  betreffen  und  soweit  die 
Yertikalkomponente  der  Strömung  ge^J^die  Horizontalkomponenten 
vemachlässigt  werden  kann,  einigten  A^scmu^  zu  erhalten.  Freilich 
ist  dieser  geophysikalische  GresTchtspunkt,  der  mir  die  erste  Anregung 
zu  dieser  Arbeit  gegeben  hat,  bei  der  weiteren  Durchführung  gegenüber 
den  rein  geometrisch -analytischen  Problemen  und  Methoden  mehr 
in  den  Hintei^rund  getreten.  Dabei  ist  es  mein  Bestreben  gewesen, 
die  Darstellung  möglichst  einheitlich  und  unabhängig  von  fremS^"^ 
artiffen^oraussetzungen  zu  gestalten.  Der  ganzen  Entwickelung  liegen 
ansscfinelblich  die  hydrodynamischen  Hauptgleichungen  in  orthogonalen 
Flächenkoordinaten  zu  gründe,  die  gleich  im  Anfange  eingeführt^w^rden, 
und  alle  von^mir  gegebenen  litterarischen  Gitate  dienen  lediglich  als 
Qudlennachweis  oder  zur  Vergleichung. 

Unter  diesem  Gesichtspunkte  ist  die  von  Kirchhoff  zuerst  auf  das 
Problem  angewandte  stereographische  Abbildung  der  Kugel  auf  die  Ebene 
hier  nur  beiJ&ufig  benutzt  worden,  obwohl  sich  mit  ihrer!  Hufe  verschie- 
dene E^enschaften  der  Ebene  auf  die  Kugel  übertragen  lassen,  die  bei  mir 
direkt  hergeleitet  werden  (cf.  Lamb  Hydrodynamics  p.  114,  p.  253). 
Diese  Methode  der  Abbildung  ist  hier  eben  keine  prinzipielle,  sondern 
nur  von  beschränkter  Anwendbarkeit;  sie  bezieht  sich  nur  auf  das  je- 
weihge  momentane  Vektorfeld,  aber  nicht  auch  auf  die  Bewegung  der 
Wirbel,  auf  den  zeitlichen  Verlauf  der  Erscheinung.  So  ist  namentlich 
das  Problem  der  stationären  Strömung  (H  §  4)  durchaus  nicht  durch 


202      Hydrodyn.  Untersuchungen  üb.  d.  Wirbelbewegungen  in  einer  KugeMäche. 

^^  Abbildang  zu  lösen^  und  vollends  das  „Gleichgewiclitsprobleni"  der 
^  Strudel  (K.  III  §§  6  u.  7)  hat  in  der  Ebene  überhaupt  kein  Analogon. 
—  Aus  demselben  Grunde  ist  auch  auf  die  elektromagnetische  Deutung 
hier  keine  Kücksicht  genommen.  Diese  Analogie  gilt  nur  in  Bezug 
auf  mögliche  Strömungszustände^  nicht  auf  ihre  zeitliche  Veränderung, 
die  yielmehr  der  Hydrodynamik  ganz  charakteristisch  ist    ^  ^^ 

Der  Kern  der  hier  yerwendeten  Methode  ist  in  dem  Begriffe  des 
^^einfachen  Strudels"  zu  suchen  (cf.  11  §  2):  d.  h.  eines  isolierten 
Strudelpunktes  bei  konstanter  (yon  0  verschiedener)  Wirbeldichte 
(Gurl)  auf  der  ganzen  übrigen  Kugel,  während  die  früheren  Autoren 
meines  Wissens  immer  nur  Strudelpunkte  (unendlich  ounne  Wirbel)  in 
sonst  wirbelfreier  Flüssigkeit  betrachtet  hatten.  Auf  diesem  B^riffe 
rufien  fast  alle  weiteren  Entwickelungen ,. und- verdanken  ihm  ihre 
zwangtose  Formulierung  bei  Vermeidung  störender  Nebenbedingongen. 

Das  im  letzten  Kapitel  behandelte  „Problem  der  drei  Strudel"  ab 
eine  spezielle  Anwendung  der  vorausgehenden  allgemeinen  Theorie 
dürfte  namentlich  interessieren  durch  eine  gewisse  formale  Analogie 
mit  dem  Kreiselproblem  und  eine  geometrische  mit  dem  astronomischen 
„Dreikörperproblem" 

Kapitel  I. 
Die  Flüssigkeitsbewegung  auf  einer  beliebigen  Fläche. 

§  L  Die  GrundgXeiohungen  in  Gaufssohen  Koordinaten. 

Sind  u  und  t;  krummlinige  Koordinaten  auf  einer  gegebenen  Fläche 
und  JS,  F^  G  die  bekannten  Gaufsschen  Fundamentalgrölsen,  so  ist 
der  Ausdruck  für  das  Quadrat  des  Linienelementes 

ds^  =  Edu}  +  2Fdudv  +  Gdv^ 

und  daher  die  lebendige  £[raft  eines  Punktes  von  der  Masse  m,  welcher 
sich  auf  der  Flache  bewegt: 

T=  ^2^  _  ""'rEu'^  +  2Fu'v  +  Gv'% 

wenn  u\  v'  die  nach  der  Zeit  t  genommenen  Ableitungen  von  w,  v  be- 
deuten. Ist  ferner  m  O  das  Potential  der  wirkenden  Kräfte,  so  nehmen 
die  Lagrangeschen  Bewegungsgleichungen  (zweiter  Art)  für  unseren 
Fall  die  Form  an 

dt^  '  ^       2\du         ^       du  '    <7u      /  du 


Von  E.  Zebmelo.  203 

Wählt   man  orthogonale  Koordinaten  u,  Vy   so   wird  i^^^O   und  man 
kann  setzen: 

i;  =  A     G  =  ± 

also 

Dann  werden 

-       u'  ,     -       v' 

die  wahren   Geschwindigkeitskomponenten  in  der  Richtung  der  Koor- 
dinaten Uy  V,  also: 

(a)  ti'  =  ^=I75,    t;'=^f=  Ft^, 

und  unsere  Bewegungsgleichungen  werden: 

.  d«WJ"^  craw  "^  Fa«  "■     au' 

'^  ^  .  ä^(v\,ü*dü.v*dv af 

ä«\F/  '^'ü  dv  ■*"  F~at?        a»' 

Da  nun  aber 

d  /Ü\  1  du  Ü  /du  rrr:    i     ^  ^  tr- 

Tt 

d 
d 


/ü\        1  du        ü/düjj-,    dü-f.~\ 
l /v\        1  dv        V  (dV  jj-   ,    dV.^\ 


so  kann  man  den  Gleichungen  (1)  auch  die  Form  geben: 
(2)  **'  ^" 

<*«     I    -TI7-  Tr^* 


wenn 


^      Vdü-       üdV- 
CZc'ö  Fau 


gesetzt  wird. 

Diese  Differentialgleichungen  gelten  zunächst  nur  fttr  einen  einzigen 
materiellen  Punkt  m.  Sie  behalten  aber  ihre  Form^  wenn  man  zu 
einer  kontinuierlichen  Verteilung  von  Massenpunkten  auf  der  Fläche^ 
d.  h.  zu  einer  reibungslosen  zweidimensionalen  Flüssigkeit  übergeht. 
Nur  hat  dann  an  SteUe  von  m  die  yariable  Flächendichte  k  zu  treten, 
und  das  auf  die  Flächeneinheit  bezogene  Potential  der  Massenkräfte 
^^  ist  noch  um  eine  Funktion  p=l>(t«,  i;)  des  Ortes  auf  der  Fläche 
zu  TermehreU;  welche  Ton  der  gegenseitigen  Beeinflussung  der  materiellen 
Punkte  herrührt  und  der  Druck  der  Flüssigkeit  genannt  wird;  pds  ist 
dann  immer  die  auf  das  Linienelement  ds  normal  wirkend^  Kraft.    Be- 


204     Hydrodyn.  Untersuchnngeii  üb.  d.  Wirbelbewegungen  in  einer  Kngdfläche. 

merkt  sei  nur  noch^  dafs  wir  gleichfalls  zu  den  aufgestellten  Grond- 
gleichungen  gelangen,  wenn  wir  die  Strömung  ein^r  dreidimensionalen 
Flüssigkeit  längs  eines  Systems  von  Parallelflachen  betrachten  und 
dann  die  Entfernung  der  beiden  Grenzflächen;  also  die  Dicke  der  Flüs- 
sigkeitsschicht  an  der  Grenze  null  werden  lassen.  —  Ist  nun  der  Drack, 
wie  im  Folgenden  yorausgesetzt  werden  soll,  eine  Funktion  der  Dichte 
h  allein,  so  können  wir  setzen 


/ 


y  =  P     (die  „Druckfunktion"), 
also 

icd^      du^     kdv       dv  • 


und  die  Differentialgleichungen  (1),  (2)  gelten  auch  fUr  unsere  Flüssigkeit 
wenn  wir  setzen: 

*  =  P+*i, 

wo  Ol  die  wahre  Potentialfunktion  der  Massenkräfte,  bezogen  auf  die 
Masseneinheit,  bedeutet. 

Bisher  haben  wir  nur  die  zeitliche  Veränderung  der  Geschwindig- 
keitskomponenten ^- ,  ,  durch  die  Potentialverteilung  0  und  die  Ge- 
schwindigkeiten ü,  V  selbst  ausgedrückt   Wir  können  aber  auch  die  6e- 

jk  —     ^ — 

schwindigkeitsveränderung  ^   ,  a-    an  einer  bestimmten  Stelle  u,  v  der 
Fläche  einführen,  indem  wir  die  Beziehungen  benutzen 


(b) 


du  du  ,    -ri^u  ,  -TT-^t* 

dt  et  du  '          ^«^     /  i.   /  NN 

dv  dv  ,    -rrdv  ,  -frOV       ^        ^  ^^' 

dt  dt  du  ^         dv 


und  erhalten  so  aus  (2) 
Berücksichtigt  man  hier,  dafs 

du    ^         du  ^  du^  '         ^  *   (TM  ' 

und  setzt  weiter: 

W  2,-trr(f.(i)-,l(|)) 


Von  E.  Zebmklo.  205 

{q  ist  die  Rotation  um  die  Mächennormale,  der  „Curl^'  oder  die  „Wirbel* 
dichte'^  cf.  §  2),  so  kommt  schliefslich: 


(3) 


Satz:  Die  sseiÜiche  Veränderung  des  Geschwindigkeitsvektors  an  einer 
SteUe  der  Fläche  setzt  sich  msammen  aus  zwei  Komponenten,  deren  eine 
gleich  dem  doppelten  Produkt  aus  der  Wirbeldichte  g  und  der  Geschunn- 
digkeit  ist  und  auf  der  Geschunndigheitsrichtung  senkrecht  stdvtj  und  deren 
andere  an  BicUung  und  GrSfse  gleich  dem  Gefälle  der  Funktion  %  ist, 
die  sich  additiv  eusammensetet  aus  dem  halben  Geschunndigkeitsquadrate 
der  Druckfunktion  P  und  event.  der  Potentialfunktion  0^  der  wirkenden 
Massenkräfte. 

(Deu  Spezialfall  fOr  die  Ebene  (U^l,  F»  1)  vei^l.  bei  Lamb, 
Hydrodynamics  p.  226.) 

§  2.  Der  MasBenflufa  und  die  Inkompresaibilit&t. 

unter  dem  ^^assenflufs^  K^  durch  ein  gegebenes  Kunrenatück  S 
Terstehen  wir  bei  stationaa^er  Strömung  die  Gesamtmasse  der  Flüssigkeit, 
welche  in  der  Zeiteinheit  das  Kurrenstück  in  einem  bestimmten  Sinne 
durchströmt.  Ist  die  Strömung  nicht  gerade  stationär,  so  haben  wir 
die  in  der  Zeit  t  durchströmende  Masse  durch  t  zu  dividieren  und  fflr 
r  —  O  zur  Ghrenze  überzugehen.     So  erhalten  wir  den  Ausdruck 

(»)  Kd^fkq^ds, 

wenn  das  Integral  über  das  Eurvenstück  S  mit  der  variablen  Bogen- 
länge s  erstreckt  wird  und  q^  die  Geschwindigkeitskomponente  in  der 
positiv  gerechneten  Normalen  n  der  Kurve  bezeichnet.  In  unseren  or- 
thogonalen Koordinaten  u,  v  ist  aber 

/i  \  V  du       ü  dv 

^  ^  *"  ■"  üde  ""  Vis  ' 

und  damit  diese  Gleichung  auch  das  Vorzeichen  von  q^  immer  richtig 
bestimmi^  wollen  wir  im  Folgenden  immer  als  „positive'^  Kurvennormale 
diejenige  Richtung  (in  der  Tangentialebene  der  Flache)  bezeichnen, 
welche  zur  Fortschreitungsrichtung  ds  auf  der  Kurve  ebenso  liegt^  wie 
die  r-Richtung  zur  u-Richtung,  also  nach  links,  wenn  wir,  von  einer 
bestimmten  Seite  auf  die  Fläche  blickend,  das  uv- Koordinatensystem 
ebenso  zeichnen  wollen  wie  in  der  Ebene  gewöhnlich  das  a;y- System. 


206     Hydrodyn.  Untersnchungen  üb.  d.  Wirbelbewegungen  in  einer  KugelflSche. 

Es  wird  also  immer: 

(«) 

(c)  Kfg^Jk  (-^dt*  -ydv), 


wobei    aber    auch    der  Sinn   angegeben  werden  mofS;  in   welchem  S 
durchlaufen  werden  soll. 

Besonders  wichtig  ist  der  Fall,  wo  die  Kurve  (£  geschlossen  ist, 
ohne  sich  selbst  zu  durchschneiden,  und  ein  endliches  Flachenstück  C 
so  einschliefst,  dafs  die  positive  (linke)  Normale  immer  nach  innen 
weist;  wir  sagen  dann,  die  Begrenzung  von  C  werde  „im  positiven 
Sinne"  durchlaufen.  Dann  ist  K  =^  K^  der  Gesamtbetrag  der  in  der 
Zeiteinheit  in  das  Flächenstück  C  einströmenden  Masse,  also  auf  ßrund 
des  Prinzips  der  Eonstanz  der  Materie  gleich  der  gesamten  zeitUchen 
Massenvermehrung  in  C,  d.  h.  gleich  dem  F^<^henintegrale 


fdk,    _    rdhdudv 

J  dt^^'^J  dt  UV 


wenn  mit  d6  das  Flachenelement  bezeichnet  wird. 

Nun  läfst  sich  aber  das  Linienintegral  K  auch  rein  formal  in  ein 
Flächenintegral  verwandeln: 

Setzen  wir  diesen  Ausdruck  für  K  gleich  dem  eben  gefundenen  für 
die  Massenvermehrung,  so  wird 

und  zwar  für  ein  ganz  beliebiges  Flächenstück  C,  also  mufs  auch  der 
Integrandus  verschwinden,  und  wir  erhalten  die  sogen.  „Kontinnitats- 
bedingung": 

welche  als  dritte  Grundgleichung  zu  jedem  der  Gleichungspaare  (l)? 
(2)  oder  (3)  in  §  1  hinzuzuziehen  ist. 

Für  eine  „homogene  und  inkompressibele"  Flüssigkeit  ist  nun  i 
der  Definition  nach  in  Baum  und  Zeit  konstant  und  zwar,  wie  wir  an- 
nehmen wollen,  =  1,  und  wir  gewinnen  aus  (2)  die  „Inkompressibilitats- 
bedingung'' 

p)  Ä(v)+,i(a-°- 


Von  E.  Zbrmklo.  207 

In  diesem  Falle  ist  fSr  jede  geschlossene  Kurve  S  das  Integral 

it.  -/(s  ?„•  -  4-)  -  0 

und  daher  fQr  jedes  o/f(9ne  Eurvenstück  @  =»  JLJB  der  Massenflufs  K^ 

ganz  unabhängig  von  der  Gestalt   des  Verbindungsweges  zwischen  A 

and  Bf  so  data  wir  ein&ch  von  dem  Massenflufs  K=  Kab  ;;Zwischen 

Ä  und  JB^  oder  „von  A  nach  JB''  reden  können. 

Wählen  wir  daher  einen  beliebigen  festen  Punkt  0  unserer  Fläche 

zum  Anfangspunkt;  so  hat  fär  jeden  anderen  Flächenpunkt  P^zP(u,  v) 

unser  Integral 

(J) 

(la)  Kop  =  /  («^  -^  -  «*  1^)  =  t{%  t;) 

(0) 

einen  ganz  bestimmten  nur  von  den  Koordinaten  u,  v  von  P  abhängigen 
Wert,  den  wir  als  die  yyStromfunktionf^  ^(m,  v)  im  Punkte  P  bezeichnen 
wollen.  Bei  einer  Veränderung  des  Anfangspunktes  0  ändert  sich  diese 
Funktion  offenbar  nur  um  eine  additive  Konstante.  Die  partiellen 
Ableitungen  der  Stromfunktion  sind  dann  gegeben  durch: 


dtff       V      dip           u        , 

(4) 

du~ü'  dv~     V  **•**' 

5_      F^*-,   v-+ul'* 

CV  ^                     du 

und  daher; 

(4a) 

dt        ^"             ^'^dv' 

dt"  '  ""^^  ^  '  du 

Die  ganze  Geschwindigkeitsverteilung  ist  also  vollständig  bestimmt 
durch  die  einzige  Funktion  ^(u,  v)^  wodurch  alle  Untersuchungen 
über  inkompressible  Flüssigkeiten  in  der  Fläche  wesentlich  vereinfacht 
werden. 

Auf  den  Kurven  ^  =  const  ist  nach  der  Definition  (la)  von 
K=^^(u,  t?)  überall  ff„  =  0,  d.  h.  die  Geschwindigkeit  tangential  ge- 
richtet; sie  werden  als  „Stromlinien''  bezeichnet. 

Die  absolute  Eindeutigkeit  und  Stetigkeit  der  Stromfunktion  ^  ist 
die  notwendige  und  hinreichende  Bedingung  dafür,  dafs  die  Flüssigkeit 
auf  unserer  Fläche  inkompressibel  und  in  sich  abgeschlossen  ist.  Die 
ninkompressibilitäts- Bedingung''  (3)  dagegen  bezieht  sich  nur  auf  die 
regulären  Punkte  und  kann  an  Stellen,  wo  die  Geschwindigkeit  unstetig, 
«•  B.  unendlich  wird,  oder  eine  der  Gröfsen  ?7,  V  verschwindet,   ihre 


208     Hydrodyn.  Untersuchungen  üb.  d.  Wirbelbewegungen  in  einer  Kngelfläche. 

Bedeutung  yerlieren.  Ist  dies  etwa  in  einem  einzelnen  Punkt  P^  der 
Fall;  während  sonst  überall  die  Bedingung  (3)  erf&llt  ist,  so  hatte 
zwar  der  Massenfiufs  Kc,  wo  C  eine  beliebige,  P^  einschliefsende  ge- 
schlossene Kurve  sein  kann,  einen  bestimmten  von  der  Gestalt  Ton  C 
unabhängigen  Wert,  dieser  könnte  aber  von  Null  verschieden  sein  und 
würde  dann  die  Masseneinstromung  in  diesen  Punkt  P^  angeben;  es 
wäre  ein  „QueUpunkt^'  oder  ein  „Senkpunkf'  (oder  „Abflufspunkt^,  je 
nachdem  Kc  negativ  oder  positiv  wäre,  und  ein  Yerzweigungspankt 
der  Stromfunktion.  Doch  wollen  wir  im  Folgenden  solche  Fälle  ans* 
schlielBen  und  uns  auf  den  Fall  einer  absolut  eindeutigen  Stromfanktion 
beschränken. 

§  3.    Die  Zirkulation  und  das  Wirbelmoment. 
Das  GtosohwindigkeitspotentiaL 

Ebenso  wie  im  vorigen  Paragraphen  das  Integral  K^Jlcq^dsh^- 
trachten  wir  jetzt  das  Integral 

2B^^Jq,ds, 

wo  qt  die  Öeschwindigkeitskomponente  in  der  Richtung  ds  bezeichnet, 
und  zwar  nehmen  wir  sogleich  den  Fall,  wo  @  eine  geschlossene,  sich 
selbst  nicht  schneidende  Kurve  ist  und  in  positivem  Sinne  durchlaufen 
wird.  Dann  wird  das  Integral  die  ,yZirkulation  in  der  Kurve  S''  ge- 
nannt.   Es  ist  aber 

.V  ü  du   .V  dv 

W  ?•  -  CT 51  "•"  vTs  > 

also  wird: 

(1)    2B,  =/«.ds  =j-(|rf«  +  \d^ -jflU^ -Ul)]'-'' -ß'''' 

wenn  C  das  von  S  eingeschlossene  Flächenstück  mit  dem  Flachen- 
Clement  d6  bezeichnet  und 

«  2«-£"'(sl(f):-Ä(l)) 

gesetzt  wird. 

B^^fgdö  wird  auch  das  „Wirbelmoment  von  C^  und  q  die 
„Wirbeldichte^  im  Punkt  u,  v  genannt,  die  letztere  ist  nichts  anderes 
als  die  Rotationskomponente  des  Flüssigkeitsteilchens  um  die  Flächen- 
normale als  Achse.  Der  Ausdruck  ist  bereits  im  ersten  Paragraphen 
((c)  p.  204)  zur  Vereinfachung  der  Gleichungen  (3)  eingeführt  worden. 
Aus  der  Definition  (a)  und  der  Relation  (1)  ergiebt  sich  ohne  weiteres 


Von  E.  Zbrmelo.  209 

Satz  I.  Das  Wirheimoment  eines  Flächenstückes  ist  gleich  der 
Summe  der  Wirbelmomente  seiner  Teüe, 

(Vorausgesetzt  ist  dabei,  dafs  in  den  Teilkurven  selbst  die  Ge- 
schwindigkeit keinen  Sprung  erleidet.  Solche  Diskontinuitatskurven 
müfste  man  durch  Festsetzung  entweder  ganz  zu  der  einen  oder  ganz 
zu  der  anderen  Seite  rechnen.) 

Satz  II.  D(is  gesamte  Wirheimoment  einer  geschlossenen.  Fläche 
ist  nuU. 

Denn  hier  kann  man  die  Kurre  @  auf  einen  einzigen  (nicht 
singularen)  Punkt  zusammenziehen. 

Es  kann  vorkommen,  dafs  innerhalb  eines  einfach  zusammen- 
hängenden Flachenstückes  F  die  Zirkulation  durch  jede  geschlossene 
Kurve,  also  das  Wirbelmoment  jedes  Flächenstückes  in  F  den  Wert 
Null  hat  und  demgemäfs  auch  die  Wirbeldichte  q  allenthalben  ver- 
schwindet. 

In  diesem  Falle  hat  das  Integral 

(c)  2Rop  ^jq.ds  =J  (^  +  ^)>  (p{u,  v) , 

welches  längs  einer  beliebigen,  doch  ganz  innerhalb  F  verlaufenden 
Kurve  (£  von  einem  festen  Anfangspunkt  0  nach  einem  beliebigen 
anderen  Flachenpunkte  P=^P(u,  v)  erstreckt  wird,  einen  ganz  be- 
stimmten von  der  Gestalt  des  Weges  ß  unabhängigen  Wert  q>(uy  v), 
welcher  dem  Punkte  F(u,  v)  charakteristisch  ist  und  als  das  „Ge- 
schwindigkeitspotential^'  im  Punkte  P  bezeichnet  wird.  Dann  können 
die  Geschwindigkeitskomponenten  ü,  v^  ebenso  wie  im  Falle  der  Inkom- 
pressibilität  in  §  2  (4)  durch  die  Stromfunktion  ^,  nunmehr  durch  die 
partiellen  Ableitungen  von  q>  ausgedrückt  werden: 

(2)  «=f^l^,    «=f|^- 

Ein  solches  Geschwindigkeitspotential  existiert  nach  (1)  in  jedem 
einfach  zusammenhängenden  Flächenstücke  F  als  eindeutige  Funktion 
des  Ortes,  wenn  innerhalb  F  die  Geschwindigkeit  nirgends  Sprünge 
erleidet  und  die  Wirbeldichte  q  allenthalben  verschwindet: 

«  ^-Ä(-r)-^(!)-«- 

Ist  aber  diese  Bedingung  (3)  nur  in  einem  mehrfach  zusammen- 
hangenden Flachenstücke  F  erfüllt  oder  enthält  F  singulare  Punkte  oder 
Unien,  in  denen  q  seine  Bedeutung  verliert  und  deren  Ausschliefsung  F 

ZeitBchHft  f.  Mathematik  u.  Physik.  47.  Band.  1.  u.  2.  Heft.  14 


210     Hydrodyn.  Untersuchungen  üb.  d.  Wirbelbewegungen  in  einer  Engelflkbe. 

jedenfallB  mehrfach  zusammenhangend  machen  würde^  so  existieTt  zwar 
auch  ein  ßeschwindigkeitspotential  (p{u,  t?);  dasselbe  braucht  dann 
aber  nicht  mehr  eindeutig  zu  sein,  sondern  ändert  sich  nach  gewisaen 
Umläufen  (um  die  ausgeschlossenen  Teile)  um  additive  Perioden. 

Die  Kurven  tp  =  const.^  auf  denen  nach  (c)  überall  $«  =  0  ist^ 
stehen  in  jedem  ihrer  Punkte  auf  der  dort  herrschenden  Geschwindig- 
keitsrichtung senkrecht^  schneiden  also  alle  Stromlinien  rechtwinklig 
und  werden  die  Niveaulinien  genannt 

Ist  nun  die  Flüssigkeit  zugleich  inkompressibel  (§  2),  was  in 
den  späteren  Untersuchungen  immer  vorausgesetzt  werden  soll,  so 
kann  man  nach  (4)  p.  207  die  Stromfunktion  ^  einführen  und  erhält 
so  für  die  Wirbeldichte  aus  (b): 

Diese  Formel  gestattet  die  Berechnung  der  Wirbeldichte  ans  der 
Stromfunktion  durch  zweimalige  Differentiation  und  umgekehrt  bei 
gegebenem  q  die  Berechnung  von  ^  durch  Integration  einer  partiellen 
Differentialgleichung  zweiter  Ordnung. 

In  einem  „wirbelfreien''  Flächenstücke  F^  in  welchem  übeiall 
Q  =  0  und  daher  ein  ßeschwindigkeitspotential  9  vorhanden  ist,  wird 
demnach  überall 

2)^  s=  0,    aber  zugleich  auch:    Dip  ==  0, 

welch  letztere  Gleichung  man  erhält,  wenn  man  in  der  Gleichung  (3) 
§  2  die  Ausdrücke  (2)  für  ü  und  v  einführt. 

Es  ist  nun  für  ein  beliebiges  Flächenstück  C  ohne  singulare 
Stellen  im  Innern: 

(O  ($)  (g)  ^ 

—//(«"  +  ^"^  w  +/*  {l^^  +  >)  > 

wenn  das  Linienintegral  rechts  über  die  Begrenzung  S  von  C  im  positiven 
Sinne  erstreckt  wird.  Hier  kann  man  aber  auch  die  totale  G^eschwindig- 
keit  9  und  ihre  Komponente  g«  einführen  und  erhält: 

(5')  j2Qtl;d6  =  —fq^dö+fifq.ds. 


Von  E.  Zbsmklo.  211 

Das  Linienintegral  über  S  yerschwindei  aber,  wenn  C  über  eine  voU- 
gtandige  geschlossene  Flache  (ohne  Singularitäten)  ausgedehnt  wird. 
Ist  es  dagegen  nur  ein  Flächenstück,  ein  begrenzter  Flüssigkeits- 
bereich, der  von  einem  festen  Bande,  bestehend  aus  einer  oder 
mehreren  Stromlinien  ^  »  ^ji  =»  const.,  begrenzt  wird,  so  zerfallt  das 
Randintegral  in  eine  Ati7ji.1i1  yon  Ausdrücken 

Jifiq,ds  =  ififq.ds  =  2^xBx 

und  yerschwindet  wieder  fflr  jeden  Bereich  C  mit  eindeutigem  Ge- 
schwindigkeitspotential, in  welchem  ja  jede  Zirkulation  den  Wert  Null 
hat,  also  namentlich  für  jedes  einfach  zusammenhängende  wirbelfreie 
Flachenstück  {g  »  0).  Dann  yerschwindet  aber  gleichzeitig  auch  die 
linke  Seite  yon  (5),  und  es  bleibt: 

Es  mufs  also  überall  g^ »  0  und  ^  ==  const.  sein  im  ganzen  Innern 
Ton  C,  d.  h.  die  Flüssigkeit  muls  hier  überall  in  Buhe  sein.  Wir  ge- 
winnen also  den  Satz: 

Satz  in.  In  einer  vollständig  geschossenen  Fläche  sowie  in  einem 
einfach  gusammenhängenden  Flächenstücke  von  fester  Berandung  (g«  ^  0) 
gid>t  es  keine  wirhdfreie  Bewegung  einer  inkompressibeln  Flüssigkeity 
falls  im  ganzen  Innern  ünstetigkeiten  der  Geschtcindigkeit  ausgeschbssen 
sind.  In  einem  solchen  Bereiche]  ist  daher  die  gesamte  momentane  Ge- 
sehwindigkeitsverteüungf  der  yßtrömu/ngszustandf^  durch  die  vorhandenen 
Wirbd,  d.  h.  durch  die  Funktion  (» » (>  (u,  v)  eindeutig  hestimnU. 

Wären  nämlich  t  ^  i^i  u^d  V'  »  ^^  zwei  Lösungen  der  Differential- 
gleichung (4)  2)^  »  2q,  welche  auf  der  yorgeschriebenen  Bandkurye, 
die  in  dem  betrachteten  Falle  höchstens  aus  einer  einzigen  Stromlinie 
bestehen  kann,  konstante  Werte  $^  und  jp^  annehmen,  so  müfste  für 
ihre  Differenz  ^o  '"^  ^i  ~  ^ä  ™  Innern  überall  D%  =  D^i  —  -D^f'j  =  0 
sein  und  auf  dem  Bande  ^o  ^  ^i  ~~  ^s  =^  const.,  was  nach  dem  oben 
Bewiesenen  nur  möglich  wäre  bei  ^q  =  const.,  also  ^,  =»  ^s  +  const 

Bei  der  Herleitung  der  Beziehung  (1) 

(«)  iC) 

-B  =  ifq^ds  =jQd6 

hatten  wir  yorausgesetzt,  dafs  das  Flächenstück  C,  über  das  wir  inte- 
grierten, yon  Singularitäten  frei  sei,  die  sich  auf  die  Geschwindigkeits- 
komponenten und  ihre  ersten  Ableitungen  beziehen,  dafs  yielmehr 
überall  im  Innern  ein  bestimmter  Wert  2  p  =»  Z)^  existiere.    Wir  wollen 


212     Hydrodjn.  üntersachungen  üb.  cL  Wirbelbewegungen  in  einer  Engelfläcbe. 


Fig.  1. 


nun  die  Natur  der  möglichen  Singularitäten  untersuchen,   indem  wir 
den  Fall  ausschliefsen,  dafs  q  in  einem  ganzen  endlichen  Flachenstück 

seine  Bedeutung  verliere.  Es  sei  nun  fi  ein  singn- 
läres  Eurvenstücky  das  sich  eyent.  auch  auf  einen 
einzelnen  Punkt  reduzieren  kann,  und  C  mit  der 
Randkurre  S  ein  Flachenstück,  welches  S  nnd 
sonst  keine  weitere  Singularität  in  seinem  Innern 
enthält  Umgeben  wir  nun  S  durch  eine  inner- 
halb C  beliebig  verlaufende  geschlossene  Emre  c 
mit  positivem  Richtungssinn  in  Bezug  auf  fi  als 
Inneres,  so  können  wir  auf  das  zwischen  S  und  c 
liegende  Gebiet  C  unseren  Satz  (I)  anwenden  und 
erhalten: 

(C)  («)  (c) 

2R'  z  j2\Qd6  =fq.ds  ^Jqßs. 

Dies  gilt  immer,  wie  eng  auch  die  Kurve  c  die  Singularität  S  umgebe, 
so  dals,  wenn  wir  in  der  Verengung  zur  Grenze  übergehen,  auch 

(C)  («)  (0 

lim  2K  =  ]imj2Qd6  =Jq^ds  —  Umfq^ds 


oder 


(«)  {CT)  (c) 

2iJe  =fq,ds  =  lim/2pdtf  +  Ümfq^ds  =  211  +  2R2, 


Unser  Satz  (I)  bleibt  also  richtig,  wenn  wir  nur  auf  der  rechten  Seite 
zu  dem  Grenzwerte  des  Flächenintegrales  j2Qd6  bei  ausgeschlossener 
Singularität  fi  noch  den  Grenzwert  2B^  der  Zirkulation  um  fi  selbst 
hinzufügen,  d.  h.  wenn  wir  der  Kurve  S  selbst  das  endliche  Wirbel- 
moment B^  beilegen.  Verfahren  wir  so  bei  allen  etwa  auftretenden 
Singularitäten,  so  behalten  alle  früheren  Sätze,  z.  B.  I  und  II, 
S.  209,  m,  S.  211  ihre  Giltigkeit.    Dabei  können  wir  noch  alle  die  Sin- 

(c) 

gularitäten  vollständig  ignorieren,  für  welche  212g  »  ]xayfq^ds  den  Wert 
0  hat.  Dies  ist  aber  immer  der  Fall,  wenn  die  Geschwindigkeits- 
komponenten  auch  bei  fi  stetig  bleiben,  die  Singularität  sich  also  nur 

auf  ihre  Ableitungen  0-,  0-  etc.  bezieht.     Denn  dann  werden  bei  der 

Zusammenziehung  der  Kurve  c  auf  2  selbst  die  einander  g^enüber- 
liegenden  Elemente  ds,  ds'  gleiche  und  entgegengesetze  Beitiäge  q,ds 
und  q'gds'  =  —  q^ds'  =  —  q^ds  liefern  und  einander  aufheben.  Anders 
dagegen,  wenn  längs  der  Kurve  2  die  Geschwindigkeit  unstetig  ist,  so 
dafs  die  Tangentialkomponenten  derselben  rechts  und  links  von  £  VBf^ 
zwei    verschiedenen    Werten    gg   und   gg   konvergieren,    während  ihre 


Von  £.  Zermelo.  213 

Iformalkomponenten  jedenfalls  stetig  bleiben  müssen,  solange  unserer 
YoranBsetzung  (§  2  fin.)  zufolge  auch  in  S  keine  Quell-  oder  Senkpunkte 
Torhanden  sind.     In  diesem  Falle  wird  einfach 

(ß) 

d.  h.  gleich  dem  Integrale  des  Geschwindigkeitssprunges  über  die  Dis- 
kontinuitatskurve,  faUs  der  Sprung  nach  der  Richtung  derjenigen 
Normalen  von  S  gerechnet  wird,  welche  zur  Fortschrei tungsrichtung 
ds  ebenso  liegt,  wie  die  t;- Richtung  zur  t«- Richtung.  Den  erhaltenen 
Wert  bezeichnen  wir  als  das  ,,Wirbelmoment  der  Diskontinuitäts- 
kurre  2" 

Ist  aber  die  Singularität  fi  nur  ein  einzelner  Punkt,  so  ver- 
schwindet iJfi  immer,  vermöge  der  unbegrenzten  Verkürzung  der  üm- 
lanfskurve  c,  so  lange  die  Geschwindigkeit  in  der  Umgebung  von  fi 
eine  endliche  obere  Grenze  besitzt.  Soll  also  J?ß  einen  endlichen  Wert 
amiehmen,  der  von  0  verschieden  ist,  so  mufs  die  Geschwindigkeit  bei 
2  unendlich  grols  werden,  so  aber,  dafs  die  Normalkomponente  $„ 
in  einem  fi  umgebenden  kleinen  Kreise  c  zugleich  mit  seinem  Radius 
verschwindet,  weil  2  eben  kein  Quellpunkt  sein  soll.  Mit  anderen 
Worten:  die  Flüssigkeit  mufs  mit  unendlicher  Geschwindigkeit  um 
den  singularen  Punkt  herumströmen,  und  die  benachbarten  Strom- 
linien werden  kleine  ihn  umgebende  Ovale  sein,  die,  je  näher  an  2, 
desto  gröDsere  Geschwindigkeiten  besitzen.  Solch  einen  Punkt  be- 
zeichnen wir  als  einen  ,yStrudelpankV^  und  ■  den  endlichen  Grenzwert 
jRe  der  halben  Zirkulation  über  einen  umgebenden  kleinen  Kreis  c  als 
das  „Strudelmomenf^  dieses  Strudelpunktes. 

Von  den  etwa  auftretenden  Singularitäten  sind  also  besonders  zu 
berücksichtigen  nur  die  „Strudelpunkte''  und  die  „Diskontinuitätslinien'', 
welch  letztere  auch  „Strudellinien"  genannt  werden  mögen,  da  sie  sich 
durch  aneinander  gereihte  Strudelpunkte  ersetzen  lassen. 

§  4.  Das  Helmholtzsohe  Theorem  nnd  die  Bewegung  der  Wirbel. 

Bisher  hatten  wir  uns  nur  mit  der  momentanen  Verteilung  der 
Oeschwindigkeit  auf  unserer  Fläche,  mit  der  Lage  der  Stromlinien 
u.  8.  w.  in  einem  einzigen  Augenblicke  beschäftigt.  Nun  entsteht  aber 
die  Frage:  Wie  ändert  sich  dieser  Geschwindigkeitszustand,  wie  de- 
formieren  sich  die  Stromlinien?  oder  mit  anderen  Worten:  Welches 
ist  der  vollständige  zeitliche  Verlauf  der  Flüssigkeitsbewegung?  Diese 
Frage  beantwortet  unter  den  hier  gemachten  Voraussetzungen  das  für 
unsere  zweidimensionale  Flüssigkeit  auf  der  Fläche  ebenso  wie  für  diQ 


214     Hydrodyn.  Untersuchungen  üb.  d.  Wirbelbewegungen  in  einer  Kugelfläche. 

• 

räumliche  geltende  ^^elmlioltzsclie  Theorem"  das  wir  hier  so  formu- 
lieren wollen: 

Satz  I:  Wenn  eine  zweidimensionale  Flüssigkeit  auf  einer  hdidngen 
festen  Fläche  reibungslos  tmter  dem  Einflüsse  von  Massenkräften  slM, 
welche  ein  Potential  besagen^  und  der  Druck  eine  Funktion  der  Flächen- 
dichte  allein  ist,  so  ist  die  ZirkukUion  in  einer  aus  bestimmten  materidlen 
Punkten  bestehenden  geschlossenen  Kurve  S  oder  das  Wirbelmoment  eines 
maierieUen  Flüssigkeitsbereiches  C  bei  aUen  Bewegungen  in  der  ZSi 
konsta$U. 

Schreiben  wir  nämlich  nach  (1)  §  3: 

(«)  _ 

wo  das  Zeichen  ö  den  Übergang  von  einem  materiellen  Flüssigkeits- 
punkte zum  anderen^  also  eine  von  der  Zeit  t  unabhängige  Yerandenmg 

ausdrücken  soll  und  daher  gegen  das  Symbol  ^-  vertauschbar  ist,  so 
wird: 

und  somit 

^w -/lr,(j)'«  +  tIt)"  +  ij»C"D  +  |»(»nl 

(«)  _ 

oder  auf  Gfrund  der  Bewegungsgleichungen  (1)  §  1: 

wenn  das  Integral  über  eine  geschlossene  Kurve  (S  ausgedehnt  wird. 
Es  folgt  also  in  der  That^  wie  behauptet  war: 

(«)  iC) 

(1)  R  =  jjq^ds  ^fgdö  =  const. 


r 


Von  E.  Zbbmblo.  215 

Aus  unserem  Satze  ergeben  sich  unmittelbar  die  Folgerungen: 

Satz  11:  Ist  ein  Teü  der  Flüssigkeit  zu  irgend  einer  Zeit  toirbdfrei 
(p  ^0\  so  ist  er  es  auch  0u  allen  Zeiten. 

Satz  III:  Ist  die  Flüssigkeit  inkompressibel,  so  ist  die  Wirbel- 
dichte  Q  in  jedem  maierieUen  Punkte  konstant,  d.  h.  an  jeder  Stelle 
der  Fläche,  welche  ein  bestimmter  materieller  Punkt  m  einmal  erreicht, 
hat  die  Wirbeldichte  q  in  diesem  Äugenblicke  immer  denselben  Wert  Qm, 
wdcher  dem  Punkte  m  charakteristisch  ist 

Denn  nach  Satz  I  ist  gdö  ^  const  und  der  Inkompressibilitat 
wegen  zugleich  auch  d6  »  const. 

Das  Helmholtzsche  Theorem  hätten  wir  auch  aus  der  Gleichung 
(3)  von  §  1  ableiten  können  in  folgender  Weise:  Es  ist 

da  U  und  V  von  t  unabhängig  sind.  Wenn  man  hier  die  zweite 
Gleichung  nach  u,  die  erste  nach  v  differentiiert  und  subtrahiert^  so 
folgt: 

dudi\v)      bvct\u)~     ^du\v)      ^dv\ur 

Hier  ist  aber  die  linke  Seite  nach  der  Definition  (c)  S.  204  =  ä*(~i7Tr)^ 
so  dais  wir  die  Gleichung  gewinnen: 

Diese  unterscheidet  sich  von  der  Gleichung  (2)  in  §  2  nur  da- 
durch^ dafs  hier  q  an  Stelle  von  k  tritt  und  wie  jene^  die  ^ontinuitäts- 
gleichung^,  die  Konstanz  der  Masse  kd6  eines  materiellen  Teilchens 
ausdrückt,  ebenso  diese  die  Konstanz  seines  Wirbelmomentes  gdö. 

Im  Falle  der  Inkompressibilitat  ist  nun  nach  (3)  §  2 

Uy)  ^  Ui)  -  "■ 

so  dafs  (2)  sich  schreiben  läfst: 

oder 

dlip  __  gip       dg_du      ^dv^      /\ 

dt  —  dt^  dudt  "^  dvdt^  "' 
d.  h.  p  =  const. 


216      Hydrodyn.  Untersuchungen  üb.  d.  Wirbelbewegungen  in  einer  Kugelfläclie. 

Hier  kann  man  aber  auch  ü  und  v  durch  die  Stromfunktion  if  aus- 
drücken [(4)  §  2]  und  erhält: 

(4)  1^  =  UV(p-^^  -  ^^P)       • 

^  ^  et  \dudv      dvcuj 

oder,  wenn  man  für  2p  nach  (4)  §'ß  seinen  Wert  D^  einsetzt: 

W  a«  ~  ^'^  \dv  du      du  dv  r 

eine  (nicht  homogene)  partielle  Differentialgleichung  dritter  Ordnung 
für  ^  =  ^(M,t?,^),  welche  den  ganzen  zeitlichen  Verlauf  der  Flüssig- 
keitsbewegung  bestimmt. 

Ist  nämlich  irgend  eine  Lösung  ^  =  ^  (w,  v,  t)  dieser  Differential- 
gleichung gefunden  9  welche  den  gegebenen  Grenz-  und  Stetigkeits- 
bedingungen genügt,  so  können  die  beiden  Gleichungen  (a)  nur  noch 
zur  Bestimmung  des  Druckes  dienen.    Sie  lassen  sich  nämlich  schreiben: 

oder,  wenn  man  die  Variationen  äu,  dv  einfuhrt: 

(6)-      ,(*  +  ..,,  -  (2p|J  +  J^^»),»+  (2,|^  _  J|!|.),.. 

Hier  ist  auf  Grund  von  (4)  die  rechte  Seite  ein  vollständiges  Diffe- 
rential (denn  es  wurde  ja  (4)  gerade  durch  Elimination  von  0  aas  den 
Gleichungen  (a)  oder  (5)  abgeleitet).  Wir  können  also  die  Funktion 
0  +  ^  q*    durch    Integration    finden    und    brauchen    dann    nur  noch 

J?*=J-?7*(^j  +2^'(^  )  abzuziehen,  um  0,  und  dann  noch  das 
Potential    O^    der    Massenkräffce    (cf.  p.  204),   um    die   Druckfunktion 

P  =  /  -jT  =*  i>;  d.  h.  den  Druck  selbst  als  Funktion  von  u,  v  unit 
zu  finden. 

Besonders  wichtig  ist  der  Fall,  wo  -^  =  0,  d.  h,  wo  die  Strömimg 

stationär  ist.     Dann  mufs  auch  07  =  0  sein,  abo  nach  (4) 

(4a)  |f|t_|5:|*  =  0 

^     ■^  du  dv      dv  du 

oder  integriert: 

(4b)  2p  =  D*  =  /^(*), 

eine  Relation,  die  sich  auch  geometrisch  so  ausdrücken  laTst: 


Von  E.  Zkrmelo.  217 

Satz  IV.  Bei  der  staHonären  Strömung  einer  inkompressiblen  Flüssig- 
keit in  einer  beliebigen  Fläche  mufs  auf  jeder  Stromlinie  (V^  »  const.)  die 
Wirbddiehte  q  constant  sein. 

Dies  leuchtet  auch  unmittelbar  ein,  weil  sich  im  stationären  Falle 
die  materiellen  Punkte  mit  unverändertem  q  (Satz  m)  auf  den  festen 
Stromlinien  bewegen  und  dabei  doch  q  an  jeder  Stelle  ungeändert 
bleiben  soll.^) 

In  diesem  Falle  ist  die  Bestimmung  des  Druckes  sehr  einfach. 
Demi  hier  wird  (5) 

du  ^  du'  dv  ^  dv ' 

also: 

(6)      *  +  lg»  =  <I>x  +P  +  |'3*  =/2«»(|jdu  +  Ijrft;)  ='f2(fdt; 

und  auf  den  Stromlinien  ^  =»  const,  q  =  const  ist  gleichzeitig  auch 

0  =  const, 

und  ÜEÜls  keine  Massenkräfte  wirken,  der  Druck  konstant: 

p  =  const . 

§  5.  Die  Brhaltong  der  lebendigen  Kraft. 

Aus  der  Form  (2)  unserer  hydrodynamischen  Grundgleichungen 
in  §  1  folgt  unmittelbar: 

-du    ,    -dv  rr-^^        iT-^* 

dt    '      dt  ou  dv 

d^du      d0  dv 

du  dt       Wv  dt' 

oder  im  Falle  der  Inkompressibilität,  wenn  man  nach  §  2  u  und  v  durch 
^  ausdrückt: 

i^-.  -du    ,    -dv        rrn-ß'^d^        dipd^\ 

also,  wenn  man  über  ein  Flächenstück  C  integriert: 

(C)  (C) 

Da  im   betrachteten   Falle   auch    das  Flächenelement    d6  in   der  Zeit 
konstant  ist,    so   ist  die  linke  Seite  nichts  anderes   als   der  zeitliche 

1)  Für  den  Spezialfall  der  Ebene,  wo  D'ip  ^^  dip  ist,  findet  sich  die  Bedingong 
J^Bs/'('^)  der  Stationarität  bereits  bei  Lagrange  (Oenyres  t.  4  p.  720)  yergl. 
auch  Stokes  (Math.  Phys.  Papers  y.  Ip.  264),  Lamb,  Hydrod.  p.  263). 


218      Hydrodyn.  Untersuchungen  Üb.  d.  Wirbelbewegungen  in  einer  Kogelfläck. 

Differentialquotient    der   gesamten    im   Bereich   C   enthaltenen   leben- 
digen Kraft 


"dtj    «' 


dt 


^)d6. 


Die  rechte  Seite  aber  läXst  sich   in   ein  Randintegral   verwandeln^  im 
positiven  Sinne  erstreckt  über  die  B^renzung  G  von  C: 

(C)  (S) 

J  \dv  du       du  dv)      J       \du  ov      ) 

wenn  ds  wieder   das  Bogenelement  von  S  und  g^  die  Normalkompo- 
nente der  Geschwindigkeit  bedeutet.    Wir  haben  also: 

(^  («) 

Dieses  ist  der  Ausdruck  des  Gesetzes  von  der  Erhaltung  der 
Energie^  angewendet  auf  eine  inkompressible  zweidimensionale  Flüssigkeit 

Nehmen  wir  nun  an^  dafs  die  Begrenzung  (£  unseres  Bereiches  C 
durch  eine  Anzahl  von  Stromlinien  tl;  =  const  gebildet  werden  oder 
dafs  sie  in  einen  (nicht  singulären)  Punkt  zusammenschrumpft,  während 
C  eine  geschlossene  Flache  vollständig  erfüllt,  so  verschwindet  die 
rechte  Seite,  und  es  wird: 

(3)  Tc^f  I  (ü^  +  v^dö  =  const . 

Also: 

Satz  I.  Die  gesamte  lebendige  Kraft  einer  inlc4)mpre$$iblen  reSwngs- 
losen  Flüssigkeit  in  einer  vollständig  geschlossenen  Fläche  oder  in  einem 
tlächenstücke  von  fester  attö  Stromlinien  gdnldeten  Umrandung  ist  t» 
der  Zeit  l'onstant,  vorausgesetzt,  dafs  die  Flüssigkeit  keine  Qudlpttnkte  be- 
sitjst  wnd  dafs  die  äufseren  Kräfte  ein  Potential  haben. 

Für  den  Fall  der  geschlossenen  Fläche  köimen  wir  aber  der  ge- 
samten lebendigen  Kraft  T  noch  eine  andere  Form  geben  durch  Ein- 
führung der  Stromfunktion  ^  und  der  Wirbeldichte  q.  Es  ist  namlicb 
nach  (4)  S.  207: 

ü*  +  !?• ü  dtp   .    V  d^ 

"UV  üdv'^  V~du 

-d^Kv)"  di  Kü)  -  üv  ^""'^'^^  ^ 


Von  £.  Zebmklo.  219 

und  daher,  wenn  man  über  das  Flächenstück  C  integriert  und  rechte 
das  entsprechende  Randint^pral  über  (E  einführt: 

oder: 

iC)  («)  (C) 

Also,  wenn  (7  die  ganze  geschlossene  Flache  F  darstellt: 

\q^d6  =  -  fi^gdö  -  const.^) 

Wir  haben  somit  den  Satz  gewonnen: 

Satz  n.  Bei  der  Strömung  einer  inkompressiblen  Flüssigkeit  in 
einer  geschlossenen  Fläche  ist  die  Summe  aUer  Wirbddemente  Qdö, 
jedes  muUijpiufiert  mit  dem  jeweiligen  Werte  der  Stromfunktion  tl;  gleich 
der  negativen  lebendigen  Kraft  der  ganzen  Strömung  und  daher  unter 
den  Voraussetjsungen  des  Satzes  I  in  der  Zeü  konstant: 


P  =   /  t(fd6  —  —  T  —  const . 


Kapitel  11. 

Anwendung  der  allgemeinen  Theorie  auf  die  Kugel.     . 

§  1.  Die  Ghnmdfonneln  in  atereographiflohen  imd  Folarkoordinaten. 

Ist  die  betrachtete  Fläche  eine  Kugel,  so  empfehlen  sich  zur 
Behandlung  der  hydrodynamischen  Probleme  insbesondere  die  folgenden 
\mien.  Systeme  orthogonaler  Koordinaten  u,  v. 

1)  Polarkoordinaten  ^f  a,  wo  d'  den  Winkelabstand  eines  Punktes 
P  Ton  einem  festen  Anfangspunkt  0  und  (o  den  Neigungswinkel  des 
Meridianes  OPO'  gegen  einen  festen  Anfangsmeridian  o  »  0  bedeutet. 
Wir  rechnen  o  nach  der  Richtung  ab  zunehmend,  welche  einer  posi- 
tiyen  Drehung  um  den  Durchmesser  0' CO  entspricht  (nach  links,  wenn 
der  Beobachter  sich  in  die  Richtung  CO  stellt). 

2)  Stereographische  Koordinaien  x,  y,  d.  h.  die  rechtwinkligen  Koor- 
dinaten des  Punktes  p,  den  wir  aus  P  durch  stereographische  Projektion 
▼on  einem   festen   Kugelpunkte    0'   (entgegengesetzt    0)  aus   auf  die 


1)  VergL  Poincarä,  Th^or.  d.  TonrbilloiiB,  §  78.  p.  80/Sl 


220      Hjdrodyn.  Untersuchungen  üb.  d.  Wirbelbewegungen  in  einer  Kugelfläcbe. 


Äquatorebene   des   Durchmessers  00'  gewinnen.     Auch  hier  soll  der 
Übergang  von   der  x-  zur  y-Achse   einer   positiven  Drehung  nm  die 

Achse  O'O  entsprechen.  Dieses  Koordinaten- 
System  ist  besonders  deswegen  für  Tide 
Zwecke  wichtige  weil  die  stereographische 
Abbildung  der  Kugel  auf  die  Ebene  bekannt- 
lich eine  konforme  oder  winkeltreue  ist 

Wählen  wir  das  Projektionszentnun  0' 
dem  Punkte  0  des  Polarkoordinatensyetems 
gerade  entgegengesetzt^  und  legen  die  x- 
Achse  in  den  Anfsuigsmeridian  o  =  0,  so 
bestehen  zwischen  ^j  m\  x,  y,  wenn  wir 
den  Kugelradius  =  1  annehmen,  die  Be- 
ziehungen: 


(1) 

Also: 


Vi?+7 


^gö*    a;  =  tg-cosc},    y^tg-sino. 


dx^  +  dy^  = ^  +  tg«  2  d©«  =  —    ^ 


4C08*  - 


4  cos*  - 


Es  wird  daher,  wenn  ds  wie  früher  die  Länge  des  Linienelementes 
auf  der  Kugel  bezeichnet: 


(2) 


ds*  -  d»*  +  sin»  Qdm*  =  (1  ^  J^  y.),  {dx*  +  dy^ , 


80  daTs,  wenn  wir  für  die  Chröfsen  V,Y  in  Kap.  I  bezw.  B,Sl\  X,  F  setzen 
nnd   die   Geschwindigkeitskomponenten   durch  ft,  ä;  x,  y  bezeichnen: 


B 

dt 


1,  a  =  -. 


sin^' 
dt       sin  d" 


X^Y^\{l  +  x^  +  f). 


dx 
Tt 


s=l 


l{l  +  x'+yyx//^^\-{i+x'+f)y. 


Aus  den  Grundformehi  (1),  (2)  und   (H)  in  Kap.  I,  §  1  erbalten 
wir  dann  die  folgenden: 


(4a) 


^-cotdī  =  -|| 
dt  d» 

dci    .        j,  a^^L-  1     d^ 

-VT  +  cot  d  1^(0  = ^-^-Q- 

dt  sin  ^  dm 


(4b) 


Yon  E.  Zbrmslo. 


221 


(4b)' 


f-  +  x(yx-xif)~-\(i  +  x*  +  y^^ 


(«» 


'^-2,5-A(«  +  i«») 


a,  =  2(»»-i(l  +  rc«  +  y»)^^(«  +  }-«») 


»»-._2<,S-J-(H-«»+y»)J:(*+fO 


ay 


(6a) 


(6b) 


^«»-ri^lÄ^"''^*)-!!) 


2p  =  Kl  +  ^  +  y0t4  (rT^+y)  -  h  (hhS+ip)  ) 


Ferner  werden  die  Komponenten  der  Geschwindigkeit  q  =■  ¥%■*  +  et* 
=yi»TF  in  der  Richtung  der  Tangente  und  Normale: 


(7) 


+  x^  +  y' 

Für  eine  inkompressible  Flüssigkeit  kann  man  noch  die  Strom- 

p 

fonktion  if  '=^   1  q^ds  einführen  und  erhalt  so  nach  (4)  §  2  von  Kap.  I: 


(8) 


^^  d^^ i_a^ 

dt  nnd-do)' 


X  = 


2 


dx 


__i(l+a4  +  yi) 


=  -™»r:-j|.     *-rT#T7-'^-    K'+«'+»*)||. 


(9b)2(»  -  2)^  -  1(1  +  a:«  +  y«)«  (g  +  0)  =  i(l  +  a;»  +  y»)»^*. 

8e 


^^ 


(l  +  x'  +  yV 


8  2.  Der  einfEtohe  Strudel  und  das  Bphftriaohe  FotenÜaL 

Die  Gleichung  (9  a)  in  §  1  suchen  wir  zunächst  zu  befriedigen 
unter  der  Bedingung,  dafs  ^  und  q  FutücHonen  von  ^  allein  sind,  also 
nach  (8) 

i  =  0,     ö-JJ  =  *'(*), 


sm'& 


222     Hydrodyn.  Untenuchungen  üb.  d.  Wirbelbewegangen  in  einer  Kngelfläcbe. 

und  die  ganze  Sia-ömung  symmetrisch  um  die  Achse  CO  in  den  Paralld- 
kreisen  erfolgt.  Eine  solche  Geschwindigkeitsverteilung  wollen  wir  im 
Folgenden  immer  als  eine  ^^onale'^  oder  „axiabymmetrische''  bezeichnen. 
Die  genannte  Gleichung  nimmt  dann  die  Form  an: 

W   ■  .      Ä(-*g)  =  2psi 

and  ihr  wird  fOr  den  besonderen  Fall  q  —  const.  genügt  durch  dm 
Ansatz: 

(2)  * 4plg8in|,    ö  =  ^ 2(»cot| 

♦  =  0. 

Diese  spezielle  Losung  besitzt  im  Anfangspunkte  0(^  =  0)  einen 
singularen  Punkt^  in  welchem  ^  und  m  unendlich  werden.  Bilden  wir 
nun  die  Zirkulation  (I  §  3)  im  Parallelkreise  d". 

in 

2Ü^  =  J*5sindrfo  «  2;rö^Bind  =  —  49rp(l  +  cos^), 

0 

so  nimmt  diese  für  <&  =  0  den  Wert  an 

also  ist 

Bq  =  — -4flrp  =  m 

das  Moment  des  Strudelpunktes  0  (cf.  Kap.  I^  §  2  S.  213),  so  dab  in 
der  That  gemäfs  Satz  11  S.  209  die  Summe  aller  Wirbelmomente  anf 
der  ganzen  Kugel  =  Axq  —  ü^  «  0  ist 

Satz  L  Jede  zonale  Strömung  in  der  Kugel,  bei  welcher,  abgesAen 
van  einem   einzigen  Strudelpunkte  m  in   0   die  Wirbddichte  auf  der 

ganzen  Kugel  konstant  =  —  ^    ist,  soU  als  ein  „einfacher  Strudel^ 

vom  Momente  m  bezeichnet  werden  und  wird  dargestdlt  durch  die  Strom- 
funktion 


*  =  -logBm2, 

wenn  d'  den  Bogenabstand  vom  Struddputüde  0,  dem  „Zentrum"  des 
Strudels,  bedeutet. 

Hier  strömt  die  Flüssigkeit  gleichförmig  auf  den  ParaUelkreisen 
und  um  so  schneller,  je  näher  sie  dem  Strudelpunkt  0  sind,  um  diesen 
selbst  mit  unendlicher  Geschwindigkeit,  wiUirend  sie  in  dem  ßegen- 
pole  0'  ganz  in  Ruhe  bleibt. 

Einen  solchen  „Strudel*'  können  wir  uns  in  einer  physikalischen 
Flüssigkeit,  welche  keine  wirkliche  Unstetigkeit  zuläfst,  angenähert  rea- 


Von  E.  Zbbmslo.  223 

lisiert  denken  dnrch  geeignete  Zusammensetzung  der  betrachteten 
Lösung  mit  irgend  einer  anderen  Losung  von  (1),  z.  B. 

^  »  ^^  =  ~  a cos -^j    ä  =  aniad',  q  ^  a cos 'ö'  =  —  ^i, 

welche  einer  starren  Rotation  der'^ganzen  Flüssigkeit  um  die  Achse  O'O 
mit  der  Winkelgeschwindigkeit  a  entspricht.  Wir  konnten  dann  auf 
einem  beliebigen  Parallelkreise  d  «  d^  beide  Strömungen  ^^  und  ^^ 
stetig  zusammenfügen^  indem  wir  die  entsprechenden  Geschwindigkeiten 


gleich  setzten: 

tn          ^n 

ai  =  asmdo  =  2^cot  2% 

also: 

m       1 

Dann  wäre  die  zusammengesetzte  Strömung  gegeben  durch: 

imd  würde  mit  der  des  einfachen  Strudels  umsomehr  übereinstimmen^ 
je  kleiner  ^^^  ge^hlt  würde^  und  doch  würde  die  Geschwindigkeit 
überall  stetig  bleiben^  solange  noch  d'Q  von  0  yerschieden  ist. 

Nun  war  aber  d«r  Anfangspunkt  0  ursprflngUch  ein  beliebiger 
Punkt  auf  der  Kugel,  der  keine  ausgezeichnete  Eigenschaft  besitzt. 
Wir  können  daher  auch  jeden  beliebigen  anderen  Punkt  Pq  zum  Mittel- 
punkte eines  „Strudels^  machen,  wenn  wir  setzen: 

^  =  -lgsmf  =  -lg^, 


wo  unier  Öq  der  sphärische  und  unter  r^  der  Sehnenabstand  eines 
behebigen  Kugelpunktes  P  von  Pq  verstanden  werden  solL  Dabei 
können  wir  immer  noch  ein  beliebiges  Polar-  oder  stereographisches 
Koordinatensystem  zu  gründe  legen,  wenn  wir  nur  d^  oder  Tq. richtig 
durch  die  Koordinaten  <&,  o  oder  x,  y  von  P  ausdrücken.  Beachten 
wir  nun  weiter,  dab  unsere  Grundgleichung  D^  «  2^  in  den  Variabeln 
Qf  if  und  ihren  Ableitungen  linear  und  homogen  ist,  dafs  wir  also  aus 
zwei  Lösungen  if^,  q^  und  ^2,  q^  immer  neue  Lösungen  q^^  +  (^i^if 
^1(1  +  ^9)  linear  zusammensetzen  können,  so  gelangen  wir  zu  dem  Satze: 
Satz  n.  BezeidMen  wir  mit  d^  d,,  . .  d^  die  sphärischen  und  mit 
^v  ^v  "  ^n  ^^  Sehnenabstände  des  vcmablen  Punktes  P  von  n  festen 
Kugdpufücten  P^,  P„  . .  P^  so  stellt  die  Funktion: 

(4)  ^  =  ^IgBinl'  +^lg8in^  +  -+  ^Igsin*^ 


224      Hydrodyn.  Untersuchungen  üb.  d.  Wirbelbewegungen  in  einer  Kugelflilche. 

welche  das  ,jSphärische  Potential"  der  n  Massen  m^,  Wg,  . .  m^  genamü 
werde,  die  Stramfmktian  einer  bestimmten  Strömung  in  der  Kugd  dar, 
in  welcher  die  Funkte  Pj,  Pg, . .  P„  Strudelpunkte  mit  den  Wirhdmomenten 
m^,  m^,  . .  m^  sind  und  welche  in  jedem  anderen  Kugdpunkte  P  äine 
konstante  Wirbeldickte 

besitzt.    Jede  solche  Strömung  bezeichnen  wir  ais  ein  „StrtKldsystem^, 

Die  konstante  Wirbeldichte  p  nimmt  den  Wert  0  an,    wenn  die 
Summe  M  =  2Jm  aller  Strudelmomente  verscliwindet. 

Besteht  beispielsweise  das  System  nur  aus  zwei  gleichen  und  ent- 
gegengesetzten Strudeln  ±  m,  so  wird  seine  Stromfunktion: 

.    dl 
Bin  — -   . 

(5a)  *  =  Jlg-^=Sl«V:' 

am-'  ' 

2 

und  die  Stromlinien  werden  gegeben  durch: 

-*-  =  const, 

d.  h.  es  sind  die  Eugelkreise,  deren  Ebenen  durch  die  Schnittlinie  der 
in  P|  und  P,  berührenden  Tangentialebenen  gehen.  ^) 

Liegen  die  beiden  Strudel   insbesondere  in  zwei  enl^egengesetzten 
Punkten  0,  0'  (-^  =  0,  ^  =  x),  so  wird  die  Stromfunktion: 

(5b)  V  =  Jlgtgf 

und  die  Geschwindigkeit: 

m    1 


^  =  0,      5  = 


n  Bind* 


Die  Strömung  erfolgt  in  den  Parallelkreisen  mit  einer  Geschwindigkeit 
umgekehrt  proportional  ihren  Radien. 

Das  sphärische  Potential  ^  das  wir  oben  für  eine  endliche  Anzahl 
von  Massenpunkten  definiert  hatten^  wollen  wir  jetzt  auf  den  Fall 
einer  kontinuierlichen  Massenverteilung  auf  der  Eugelfläche  ausdehnen. 
Es  sei  nämlich  k  =^k(^,  o)  eine  wenigstens  stückweise  stetige  Funktion 
des  Ortes  auf  der  Eugel^  und  es  werde  gesetzt: 

(6)  M^fkdö, 

wo   die  Integration   über   die  ganze  Kugel  erstreckt  wird<     Nun  zer- 
legen wir  die  Kugelfläche  in  eine  Anzahl  von  Teilbereichen  e^,  tf,,  tf, . . . 

1)  Vergl.  Lamb,  Hydrodynamics,  p.  116  und  p.  263. 


Von  E.  Zkrmblo.  225 

and  bezeichnen  mit  Är^,  k^,  h^  ...  die  entsprechenden  arithmetischen 
Mittelwerte  der  Funktion  k^  so  dafs 

(7)  kl 6^  =  fkd6,  k^6^^  Jkdö  .., 

Femer  nehmen  wir  in  jedem  der  Bereiche  e^j  6^,.,,  einen  festen  Punkt 
F^y  P^  ...  an  und  bezeichnen  mit  r^,  r^,  ...  die  von  diesen  Punkten 
aus  gerechneten  Sehi^enabstande  eines  variablen  Punktes  P.  Jetzt  be- 
trachten wir  das  Strudelsystem  (Satz  II,  S.  223)  mit  der  Stromfunktion 

(8)  ^'  =  ^Ig^+*._«Mg'^  +  ..., 

för  welches  die  konstante  Wirbeldichte ,  abgesehen  von  den  Strudel- 
punkten  P^,  Pj,  ..,  den  Wert  hat: 

und  bilden  die  halbe  Zirkulation 

(®)  (6) 


Ro^iJq.d8  =  \ß-^ds 


über  die  Begrenzung  @  eines  Aggregates  6  solcher  Teilgebiete  ö^,  6^, . . 
Diese  wird  dann  gleich  der  Summe  der  im  Innern  von  6  enthaltenen 
Wirbelmomente,  also 

=-Jkd6  +  Jkd6+ [-  q'ö 

J(a)  (a)  (o) 

^kdö  +  q'6  -  /'(*  +  Q')d6^f{k  -  ^)  d6. 

Lassen  wir  jetzt  die  Dimensionen  aller  Teilgebiete  e^y  e^  . .  unbegrenzt 
abnehmen,  während  ihre  Anzahl  unbegrenzt  wächst,  so  werden  wir 
schlie&lich  jedes  Flächenstück  C  ab  ein  solches  Aggregat  6  auffassen 
können  und  erhalten  so:  .^ 


(10)  Bc 


d.  h.   die  Wirbeldichte  der  betrachteten  Strömung  hat  an  der  Grenze 
den  Wert: 

(11)  <,  =  ft(^,a,)_^. 

Gleichzeitig  geht  aber  in  (8)  die  endliche  Summe  in  ein  bestimmtes 
ktegral  über:  ^^^  ^^ 

(12)  ^-lim^'«^  /  klg^^dö^^  I  klgBin^dö^ 

Zeitfclirin  f.  Mathematik  n.  Physik.  47.  Band.  1909.  1.  n.  2.  Heft.  15 


226      Hydrodjn.  Untersuchungen  üb.  d.  Wirbelbewegrangen  in  einer  Engelflädie. 

wo  die  Integration  sich  auf  die  ganze  Kugelfläche  K  bezieht  und  die 
Buchstaben  r  und  8  den  Sehnen-  und  den  Bogenabstand  eines  yariablen 
Punktes  P  von  dem  betreffenden  Elemente  d6  ausdrücken  sollen. 

So  erhalten  wir: 

Satz  ni.    Das  sphärische  Potential 

*  =  -  /  klgsm-dö 

einer  hmtiimierlichen  Massenverteilung  auf  der  Kugel  fläche  mit  der  varia- 
blen Dichte  k  =  k(P'f  o)  und  der  Gesamtmasse  M  stellt,  als  Siramfunktian 
betrachtet,  eine  Flüssigkeitsströmung  dar,  deren  Wirbddichte  q  an  jeder 
Stelle  den  Wert  hat 

(11)  p  =  t(^,a>)-^. 

Ist  daher  M=^  Jkd6  =  0,  so  wird  p  =  Ä  und  somit: 

(13)  tl,=^^jQ\g^d6=^^jQlgBmld6, 

wahrend  gleichzeitig  nach  (4)  S.  210 

(14)  Dtl;  =  2q 

sein  mufs.  Die  Gleichung  (13)  stellt  also  bei  vorgeschriebenem 
Q  =^  Q(d',  o)  eine  Auflösung  der  Differentialgleichung  (14)  dar  und 
zwar  (nach  Satz  III,  S.  211)  bis  auf  eine  additive  Konstante  die  einzig 
mögliche^  falls  q  überall  endlich  bleibt.  Sind  dagegen  aufser  der  kon- 
tinuierlichen Wirbelverteilung  q  noch  Stmdelpunkte  m^,  m^  . .  oder 
Strudellinien  mit  den  Längendichten  y^,  y^  . .  vorhanden^  so  hat  man 
noch  die  entsprechenden  sphärischen  Potentiale  hinzuzufügen: 

—lg  sin  ~  +  —  lg  sin  ^  +    •  • 
+  /  yilgsm^dsi  +  "- 

und  erhält  so  auf  jeden  Fall  die  Stromfunktion  eindeutig  (bis  auf  eine 
additive  Konstante)^  wenn  nur^  dem  Satze  11  §  3  entsprechend,  die 
Summe  aUer  Wirbelmomente  verschwindei  Wir  haben  also  den 
weiteren  Satz: 

Satz  in.  Ist  van  einer  Strömung  einer  inkampressiblen  Flüssigicit 
auf  der  unbegrenzten  Kugelfläche  die  gesamte  Wirbelverteilung  gegtben, 
so  ist  die  zugehörige  Stromfunktion  {bis  auf  eine  additive  Konstante) 
gleich  dem  sphärischen  Potential  der  entsprechenden  Mctssenverteilung- 

Das   hier  betrachtete   sphärische   Potential   verhält   sich  auf  der 


Von  E.  Zermklo.  227 

Kugel  ganz  analog  dem  gewöhnlichen  Newtonschen  Potential  im 
Räume  oder  dem  logarithmischen  in  der  Ebene.  Namentlich  gilt  auch 
hier  das  Theorem: 

Satz  rV.  Das  sphärische  Potential  einer  zonalen,  d.  h.  aus  homogenen 
iomentriscJien  Ringen  bestehenden  Massenverteilung  auf  einer  Kalotte  C 
bl^t  für  aUe  äufseren  Punkte  {in  der  restierenden  Kalotte  C)  bis  auf 
eine  additive  Konstante  ungeändert,  wenn  man  alle  wirkenden  Massen  M 
in  ihrem  {inneren)  Mittelpunkte  0  vereinigt. 

Es  sei  nämlich  p  =  p  (^)  (^  <  a)  die  Dichte  der  ursprünglichen 
Massenverteilung  und  ^  »  ^  {d')   ihr  sphärisches  Potential,  und  es  sei 

femer  ^i  =  —  lg  sin  -  =  ^i  {d)  das  Potential  der  in  0  befindlichen  Masse  M. 

Dann  wird  ^o  ^  ^  "^  ^i  ^^  sphärische  Potential  der  Massenverteilung 
mit  der  voi^eschriebenen  Dichte  q  in  C  und  dem  hinzukommenden 
Massenpunkte  —Mm  0.  Hier  ist  natürlich  die  Summe  aller  Massen 
=  0,  und  wir  können  sie  deshalb  auch  tds  die  Wirbel  einer  Flüssig- 
keitsströmung auffassen,  welche  in  0  den  Strudelpunkt  r-  M,  innerhalb 
C  die  variable  Wirbeldichte  q  und  in  C  gar  keine  Wirbel  mehr 
besitzt.  Diese  Strömung  ist  ebenfalls  zonal  und  hat  die  Stromfunktion 
i'Q  =  if  —  il^if  und  da  sie  in  dem  einfach  zusammenhängenden  und 
▼on  einer  Stromlinie  begrenzten  Bereiche  C  wirbelfrei  ist,  so  mufs 
nach  Satz  lU,  S.  211  die  Stromfunktion  in  diesem  Bereiche  konstant 
sein,  d.  h.: 

^0  '^  ^  ~"  ^1  '^  const.,     ^  =  ^1  +  const.  (d  >  a) 

q.  e.  d. 

Den  Wert  der  Konstanten  bestimmt  man,  indem  man  das  Potential  ^ 
in  0',  dem  Mittelpunkte  von  C,  wo  iff^  verschwindet,  direkt  berechnet: 

-    .      .    .  -       ...  ^  .^.         & 


—  /  gdö  lg  cos  -  =  2  i  p  sin  i^^d-^  lg  cos 


2 


Ist  z.  B.  p  »  const.,  d.  L  ist  unsere  Kalotte  C  homogen  mit  Masse 
belegt,  so  wird 

M  =  2xQ  (1  —  cos  a)  =  43rp  sin'  ^ 

und 

a 

tl^o'  =  2p  I  lg  cos  -  sin  ^rf^  =  2prcos*^(l  ~  Ig^^s'f)  ~"l]; 

0 

also  ist  das  Potential  im  Äufsem  {C): 

(15)        ^a  =  4psin*|lgsin-  —  2p(sin*|  +  cos*  |  lg  cos' |)  • 

15* 


228      Hydrodyn.  Üntersachuiigen  üb.  d.  Wirbelbewegungen  in  einer  Engelflädie. 

Um  aber  das  Potential  im  Innern  von  C  (<&  <  a)  zu  berechnen,  denken 
wir  uns  zunächst  die  ganze  Kugel  homogen  mit  q  belegt  and  dann  die 
Belegung  mit  der  Dichte  —  p  in  der  Kalotte  C  hinzugefügt  Bei  der 
ersteren  Belegung  ist  natürlich  das  Potential  überall  konstant  ^  =  ^0 
also  nach  (15)  fÖra-='9'«='Ä  ^  =  —  2p,  und  bei  der  zweiten  ist  C 
wieder  die  äufsere  Kalotte,  also  das  Potential: 

^'«=_4pcos»|^lgco8  2^+  2(>(co8*|  +  sin*  I  lg  sin*  I) ,    (^<a) 

und  man  erhält  im  Ganzen  für  das  innere  Potential: 

(16)   ^,  =  V'  +  *''=  — 4pcos'|lgcos-  — 2psin*|(l  —  lgsin*|j- 

Am  Bande  <&  «  a  werden  beide  Ausdrücke  einander  gleich: 

*a  =  *<  =  2q  (sin*|lgsin*  ^  —  cos*|  lgcos*|  —  ^^^l) ' 

§  3.    Die  Brhaltung  des  Sohwerpnnktes. 

Nach  (9a)  S.  221  ist  für  die  Kugel: 

2(.-D^  =  ^-^,  +  cot^^  +  5^^, 
also: 

(1)     2,.h»|-:-^(™»|||*)-jf,(.in»(,^)--J-,©-) 

=  ^  (-  sin«  t^m)  -  I  ^  (sin  ^rä»  ~  sin  t%^ 

und  somit,  wenn  man  über  den  Bereich  C  nach  %■  und  m  integriert^) 
und  die  rechte  Seite  in  ein  Bandintegral  über  S  verwandelt: 

J(g)  («) 

]2Q^^d6  =  f{\&  -  ^«)sin'^d^  —  ^ösin'^do). 

Wird  hier  der  Bereich  C  über  die  ganze  Kugelfläche  K  aus- 
gedehnt, in  welcher  sich  die  Geschwindigkeit  überall  stetig  andern 
möge,  so  verschwindet  die  rechte  Seite  und  es  wird: 

(f) 
(2a)  J2g^^d6^0 

oder,  da  nach  (8)  S.  221  |^  =  -  sin^^  =  ^^  ist  und  gleichzeitig 
1)  Cf.  Poincar^  a.  a.  0.  Nr.  66. 


Von  £.  Zbrmblo.  229 


T,ß" 


atj  " 
oder 

ZfQ  =  J  Qd6  COB  -ö"  =  const 

Nun  ist  cos^^  gleich  der  Projektion  des  zum  Punkte  P(^;  o)  ge- 
hörenden Radius  CP  auf  die  Koordinatenachse  (70,  die  aher  willkürlich 
ist^  und  den  Ausdruck  Qd6  hatten  wir  bereits  S.  219  als  ^^Wirbelelement'^ 
bezeichnet.     Somit  haben  wir: 

Satz  I:  Die  Summe  aller  Wirbelelemente  auf  der  Kugeln  jedes 
muUifiijnert  mit  der  Projektion  des  sfugehörigen  Kugelradius  auf  eine 
hdiebige  feste  Achse  ist  in  der  Zeit  konsta/nt. 

Sind  also  CX,  CYy  CZ  drei  auf  einander  senkrechte  Achsen  und 
I,  rij  %  die  entsprechenden  Projektionen  von  OPj  so  wird: 

Lx  =^fl^Qd6  =  const 
(4)  I  -Ly  =  frigdö  =  const 

Zf,  ^  Jigdts  =»  const, 

und  diese  drei  Relationen  sind  von  einander  unabhängig,  während  jede 
weitere  analoge  Gleichung  durch  lineare  Kombination  aus  ihnen  hervor- 
gehen würde.  Die  Qröisen  Zr«,  Ly,  L»  sind  die  Komponenten  eines 
Vektors,  dessen  Endpunkt  (vom  Kugelmittelpunkt  C  an  gerechnet)  ein 
fester  Punkt  S'  im  Räume  ist,  den  wir  als  den  „repräsentierenden 
Schwerpunkt^  der  Wirbelelemente  bezeichnen.  Wollten  wir  nämlich 
den  wahren  Schwerpunkt  aller  Elemente  Qd6  bestimmen,  so  wären 
seine  Koordinaten  Sq,  iJq?  So  gegeben  durch: 

wo  M  ^  fQdöy  die  Summe  aUer  Wirbelelemente,  nach  Satz  II,  S.  209 

bekanntlich  »  0  ist.  Der  wahre  Schwerpunkt  fallt  daher  ins  Unendliehej 
doch  in  eine  feste,  d.  h.  in  der  Zeit  unveränderliche  Richtung: 

nnd  dabei  würden  von  den  drei  unabhängigen  Relationen  (4)  immer 
nur  zwei  zur  Qeltung  kommen,  während  die  Konstanz  z.  B.  der  Gröfse 
Ll-{-  LI  +  L\  verloren  ginge.  Um  diesem  Übelstande  zu  entgehen, 
ersetzen  wir  die  Massenverteilung  mit  der  Dichte  q  durch  eine  andere. 


230     Hydrodyn.  Unierstichungen  üb.  d.  Wirbelbewegungen  in  einer  Kugelfläcte. 

deren  Summe  nicht  mehr  =  0^  sondern  »  1  ist,  indem  wir  die  Dichte 
q'  r=  Q  ^  —  [annehmen,  also  eine  homogene  Massenbel^ung  Ton  der 

Dichte  -.-  und  der  Gesamtmasse  1  hinzuf&gen.    Der  Schwerpunkt  dieser 
Belegung  q'  hat  dann  die  Koordinaten: 

(J)  (*)  W  CJ) 

6d  ="  Uq'^^  =  Ugdä  +  ^  Ud6  =  jigdö  =  X,  =  const. 

W      tiq  =  I  fiQ'd6-=  jriQd6  +  Y-  ffldö  =  j  ijQdö  ^  iy  =  const. 

J(jr)  (jp  (jp  cj) 

ftQ'dö  ^hQdö+  ^  Arf<y  =  jtQda  =  X,  =  const, 

fallt  also  zusammen  mit  dem  oben  definierten  ^^repräsentierenden 
Schwerpunkt".     Also: 

Satz  n.  Ist  Q  die  Wirbeldichte  einer  kontinuierlichen  Strömimg 
einer  inkonipressibten  Flüssigkeit  auf  einer  VoUJcugel,  und  lüdet  rmm  in 
jedem  Äugenblick   den  Schwerpunkt  8'    einer  Massenbelegung  mit  der 

Dichte  ^  +  T^  ?  ^  ist  dieser  (immer  im  Endlichen  liegende)  „repräsen- 
tierende Schwerptmkif^  S'  ein  fester  Punkt  im  Baume  bei  aUen  Ver- 
änderungen der  GesdimndigkeitsverteHung.  Der  wahre  Schwerpunkt  S 
aller  Wirbelelemente  dagegen  faüt  in  den  unendlich  fernen  Punkt  desseRmi 
DiATchmessers  CS\ 

§  4.     Stationäre  Strömungen. 

Nach  Satz  IV  S.  217  ist  eine  (von  singulären  Stellen  freie) 
Strömung  auf  einer  Fläche  stationär,  wenn  auf  jeder  Stromlinie  die 
Wirbeldichte  konstant  ist^  d.  h.  wenn 

eine  Funktion  der  Stromfunktion  allein  ist.  Diese  Bedingung  schreibt 
sich  für  die  Kugel  a)  in  Polarkoordinaten  d',  m,  b)  in  stereographischen 
Koordinaten  x,  y  (cf.  11  §  1)  in  der  Form: 


(1) 


b)  J*^Ü  +  a^'r, 


dx*    •   dy*       (1  +  X*  +  yy 
Die  Bedingung  (1  a)  wird  sicher  befriedigt,  wenn  ^  =  0,  d.  h. 

wenn  ^  ==  ^  (d)  eine  Funktion  der  Poldistanz  allein  und  denmach  auf 
allen  Parallelkreisen  konstant  ist.     Daraus  folgt: 


.  Von  E.  ZXBMBLO.  231 

Satz  I.  ÄUe  y^eonaienf^  Strömungen  (welche  symmetrisch  um  einen 
Durchmesser  als  Achse  in  den  ParaUeücreisen  erfolgen)  sind  staManär. 

Bei  diesem  wie  bei  den  folgenden  Sätzen  wird  auch  ohne  aus- 
drückliche Erwähnung  yorausgesetzt^  dafs  die  Flüssigkeit  inkompressibel, 
auf  der  Kugel  unbegrenzt  und  von  Strudelpunkten  etc.  frei  sei. 

Abgesehen  von  dem  zonalen  Falle  klassifiziert  man  die  statio- 
nären Strömungen  mit  Vorteil  nach  der  BeschajBTenheit  der  Funktion  f. 

Hier  ergiebt  sich  zunächst,  weil  nach  S.  209 

ist,  daÜs  die  Funktion  f  jedenfalls  kein  definiies  Vorzeichen  haben  kann. 
So  kann  nicht  auf  der  ganzen  Kugel 

Q  =  const^    Q  =  c^*    oder    q  =  ce^<^) 
sein. 

Der  einfachste  Fall,   der  hier  in  Betracht  kommt,   wäre  der,   wo 

f{ii)  eine  lineare  Funktion  von  ^  oder,   was  die  Allgemeinheit  nicht 

beschnlnkt  sondern  nur  die  additive  Konstante  von  ^  beeinflufst,  wo 

die  Wirbeldichte  q  der  Stromfimktion  ^  proportional  =  Ä^  ist.     Wir 

erhalten  dann  für  ^  die  partielle  Differentialgleichung: 

(2a)  z,^^|^?.  +  cot*f|  + ^1^.-2*^ 

oder 

(2b)  ^.^  ^  _  +  _  =  ^^  ^  ^,  ^  y,^,». 

Diese  Differentialgleichung  der  y^near-slaiicmären  Strömungen*^,  wie 
wir  uns  zur  Abkürzung  ausdrücken  wollen,  ist  identisch  mit  derjenigen, 
welche  z.  B.  die  elastischen  Schwingungen  der  Kugelfläche  bestimmt, 
und  spielt  auch  in  der  Potentialtheorie  eine  wichtige  Rolle.  Ihre 
Integration  erfolgt  durch  Kugelfunktionen  („Laplacesche  Funktionen'^, 
,^ugelflächenfunktionen",  „Spherical  harmonics"),  und  ihre  Theorie  ist 
vielfach  ausführlich  behandelt,  z.  B.  bei  Lamb  a.  a.  0.,  und  bei  Max- 
well, Treatise  on  Elect.  a.  Magn.  Wir  können  uns  hier  darauf  be- 
schränken, die  wichtigsten  Ergebnisse  dieser  Theorie,  soweit  wir  ihrer 
bedürfen,  kurz  anzugeben  und  auf  ihre  hydrodynamische  Bedeutung 
für  das  hier  vorliegende  Problem  hinzuweisen. 

Zunächst  ist  zu  beachten,  dafs  unsere  Differentialgleichung  linear 
und  homogen  ist,  dals  sich  also  alle  ihre  Lösungen  linear  super- 
ponieren«     Also: 

Satz  n.  Durch  additive  Übereinwnderlagerung  (d,  h.  durch  Ad- 
dition der  entsprechenden  Stromfunktionen  oder  Geschvnndigkeitsvektoren) 


232      Hydrodyn.  Unteniuchungen  üb.  d.  Wirbelbewegungen  in  einer  Kngelflache. 

van  zwei  linear-stationären  Strömtmgeny  die  zu  demsdben  Werte  kj  wir 
woUen  dafür  sagen:  zur  selben  jjKUissef^j  gehör en^  erhält  man  immer 
wieder  linear-stationcire  Strömungen  derselben  Klasse. 

Unter  den  Lösungen  ^  =  ^('9';  o)  von  (2a)  interessieren  zunächst 
die  Funktionen  ^  =  t(^)  von  d'  allern,  welche  zonalen  ^Strömungen 
entsprechen.  Sie  müssen  der  gewöhnlichen  Differentialgleichung  ge- 
nügen: 

(3)  ^.  +  cot^^-2Ä*-0. 

Diese  Differentialgleichung  besitzt  aber  nur  dann  ein  zwischen 
den  Grenzen  «^  =  0  und  d'  =  tc  stetiges  partikuläres  Integral,  wenn 

(4)  -2Ä  =  n(n+l) 

und  n  eine  positive  ganze  ZaM  ist,  welche  die  ,,Elasse'^  der  linear- 
stationären Strömung  angiebt.  Die  Gleichung  muls  also  von  der 
Form  sein 

(3')  2^  +  cot*g  +  «(«  +  l)*  =  0, 

und  die  gesuchte  stetige  Lösung  ist  dann  die  ^nte  Eugelfnnktion^ 
(oder  ^JiCgendresches  Polynom")  von  cos^: 

(5)  ^  =  Pn(cos  <Ö"),    5  =  ^  =  —  sin -9- P;  (cos  ^), 

wo  Pn  eine  ganze  Funktion  nten  Grades. 

n  =  0  liefert  die  triviale  Lösung  ^  =  const,  d.  h.  die  völlige  Buhe 
der  Flüssigkeit,  n  =  —  A*  =  1  dagegen  die  Lösung: 

V'  =  —  p  =  —  «  cos  ^,     cä  =  a  sin  ^, 

welche  einer  sta>rren  Botaüon  der  gesamten  Flüssigkeit  um  die 
Achse  00'  mit  der  Winkelgeschwindigkeit  a  entspricht.  Erst  die 
höheren  Kugelfunktionen  P^^P^ . . ,  liefern  eigentliche  Strömungen  mit 
wirklicher  Deformation  der  Flüssigkeit. 

Da  Pn{^)  zwischen  den  Grenzen  —  1  \md  +  1  bekanntlich  nmal, 
Pn{oo)  n  —  Imal  verschwindet,  so  giebt  es  (unter  Ausschlufs  der  Pole 
0  und  0')  immer  n  Parallelkreise,  auf  welchen  die  Stromfanktion  und 
die  Wirbeldichte  p,  imd,  von  ihnen  separiert,  n  —  1  Parallelkreise, 
auf  welchen  die  Geschwindigkeit  verschwindet.    Beide  Ereissysteme  ver- 

teilen  sich  symmetrisch  um  den  Äquator  fO"  =    -j  (auf  welchem  selbst 

^  =  0  und  9  =  0  oder  cd  =  0  ist,  je  nachdem  w  ungerade  oder  gerade- 
ist), und  zerlegen  die  ganze  Kugelfläche  in  n  +  1 ,  bezw.  w  Zonen,  a 
welchen  p,   bezw.  (o  abwechselnd  positiv  und  negativ  ist.     Auf  zwft 


Von  E.  Zmtaiv.0. 


233 


ermmebiBchen  ParalleUcreisen  oberhalb  nnd  anterhalb  des  Äquatiors 
sind  entweder  die  Werte  der  Wirbeldicbte  gleich  und  die  der  Qe- 
echwindigkflit  entgegengesetzt  (wenn  n  gerade)  oder  die  der  Geschwin- 
digkeit gleich  nnd  die  der  Wirbeldichte  entgegengesetzt  (wenn  n  un- 
gerade). 

[Auf  den    beistehenden  Figoren  für  n  =  1,  2,  3,  4    (in   ortbo- 
gnphischer  Projektion)  eind  die  Parallelkreise  p  "■  0,  V)  ^  0  auBgezogen 


ud  die  Kreise  rä  ^  0  punktiert  gezeichnet,  die  Geschwindigkeitsrichtung 
dnrch  Pfeile  angedeutet  nnd  die  Gebiet«  p  >  0  schraffiert]. 

Da  aber  der  Pol  0  aof  der  Engel  willkürlich  angenommen  werden 
kann  nnd  die  Lösangen  ip  Ton  (2)  für  jedes  2/:  =  —  n(n  +  1)  sich  ad- 
ditiv EQsammensetzen  lassen,  so  erhält  man  nene  nit^t  achsial-aymmetriscbe 
Strömungen,  wenn  man  mehrere  zn  rerschiedenen  Polen  gehörende 
tonale  zn  einander  addiert: 
(ß)  t„  =  c,i',(cos*i)  +  e,P,(cofl*,)  +  ..., 


234     Hydrodyn.  UnterBnchuBgen  üb.  d.  Wirbelbewegungen  in  einer  Ktigelflädie. 

wo  8t,8ij'''  die  sphärisclien  Absiede  yon  den  Polen  Pj^P,,... 
bezeichnen. 

Nun  ist  aber  bekannt^  dafs  auch  die  partielle  Differentialgleichung 
(2)  nur  in  dem  Falle  (4)  2Ä:  =  —  n(n  +  1)  überhaupt  eine  eindeutige 
und  stetige  Lösung  auf  der  YoUkugel  besitzt,  und  dalis  die  aUgemeinste 
Lösung  von  dieser  Beschaffenheit  eine  ganze  rationale  Funktion  nter 
Dimension  von  cos  d',  cos  co  und  sin  co  ist,  welche  sich  mittelst  2n  + 1 
willkürlicher  Konstanten  in  der  Form  darstellen  läfst: 

n 

(7)  ^  =  ^,  =  aoP„(cos-9')  +^(arcos(ro)  +  6r8in;(riD))8in''-&Pi';^(co8^), 

r  =  1 

WO  ÜQy  ttj,  Ol,  . . .  6i,  ftg, . . .  Konstanten  sind  und  P'n\x)  die  rte  Ab- 
leitung yon  P^(x)  bedeutet.  Eine  solche  Fimktion  des  Ortes  auf  der 
Kugel  wird  eine  „Laplacesche  Funktion^'  oder  eine  ^^ugelflächen- 
funktion«  genannt. 

Wir  erkennen  somit: 
•  Satz  in.  Es  giebt  keine  anderen  kontinuierlichen  Unear-stcdionärm 
Strömungen  auf  der  VoUhugel  als  solche  nter  Klasse,  (2*  =  —  n(n  +  l), 
n  =  1,  2,  3, . . .),  und  die  allgemeinste  nter  Klasse  läfst  sicfi  aus  2n  + 1 
von  einander  unabhängigen  Grundströmungen  linear  ^usammenseUen^ 
deren  Stromfunktionen  sämÜich  durch  die  y^Kugdflächenfunktianen^  nten 
Grades  dargestellt  werden. 

Die  Strömungen  1.  Klasse 

^  =  ^1  =  «0  ^^8  ^  +  a^  sin 'S"  cos  o  +  &i  sin  -ö*  sin  o 
^öog  +  Oig  +  iii? 

(wo  if  ri,  i,  rechtwinklige  Koordinaten  mit  dem  Kugelmittelpunkt  als 
Anfangspunkt  bedeuten)  sind  lediglich  starre  Rotationen  um  beliebige 
Durchmesser  und  lassen  sich  stets  aus  drei  verschiedenen  Rotationen 
linear  zusammensetzen. 

Für  höhere  Werte  von  n  zerfallt  die  ganze  Kugelflache  in  eine 
Anzahl  von  Teilgebieten,  in  deren  Innerem  Stromfunktion  und  Wirbel- 
dichte  abwechselnd  positiv  und  negativ  ist  und  an  den  durch  Strom- 
linien gebildeten  Orenzen  verschwindet.  Besonders  einfach  werden  diese 
Gebiete  für  eine  „Grundströmung'' 
(7a)  ^  «  ^^,  ^  =  sin''^P[f)  (cos d)  cos  (r  coi)  (r=o, i.  »^ 

Denn   hier   verschwinden   (abgesehen  von   dem   oben  behandelten 
zonalen  Fall  r  =  0,  ^  =»  P„  (cos  d))  f  und  q  augenscheinlich 

1)   auf   aUen   r  Meridianen   ©  -  |;.,  ^,  •  •  •  (2r  -  1)  ^ ,   für  welche 
cos  (ro)  =  0  ist, 


Von  E.  Zbb>1£lo.  335 

2)   auf  allen   n  —  r  Parallfllkreiaen  &  -^  a^^,  a,,-  •  •  a„^r,   ftii   welche 
PS.'>  (coB  &)  -  0  ist 

Hier  zerfällt  also  die  Kugelääche  in  ein  System  TOn  r(n  —  r  +  1) 
rechtwinkligen  sphärisclien  Vierecken  (bezw.  Dreiecken  bei  0  und  0*), 
deren  Grenzen  von  Stromlinien  gebildet  sind,  welche  abwechselnd  im 
positiven  und  n^ativen  Sinne  umkreist  werden  (a  ^  OV  und  in  deren 
Eckpunkten  die  Flüssigkeit  beständig  in  Knhe  bleibt  {&  =  0,  co  =  0). 
In  Mwkatorscher  Projektion  erhält  maa  demnach  eine  schachbrettartige 
t'igur  wie  die  beistehende  Fig.  4. 

Für  andere,  zusammengesetzte  Kugelflächenfunktionen  (6)  werden 
die  Teilbereiche  unr^elmälsiger,  aber  der  allgemeine  Charakter  des 
Vorganges  bleibt  derselbe. 
Mittebt  der  Lam^schen  Funk- 
tionen würden  wir  z.  B.  Eintei- 
longen  durch  konfokale  sphä- 
rische Kegelschnitte  erhalten. 
Doch  soll  darauf  nicht  weiter 
eingegangen  werden. 

Hätten  wir  statt  der  Voll- 
kugel nur  ein  bestimmt  um- 
randetes G^iet  C  betrachtet  und 
nach  den  dort  möglichen  statio- 
nären Strömungen  gefragt  so 
wären  wir  auf  die  Randwertprobleme  der  DifFerentialgleichang  (1) 
oder  (2)  gestofsen.  Denn  da  die  Berandung  immer  seihst  eine 
Stromlinie  sein  mnfs,  so  hätten  wir  unsere  partielle  Differential- 
gleichung unter  der  Randbedingung  t  =  ta'^  const  zu  integrieren  ge- 
habt Bezüglich  der  Differentialgleichuag  (2)  in  der  Form  (2b) 
kann  dieses  Problem  als  gelöst  betrachtet  werden  durch  die  Unter- 
sachungen  von  Schwarz  (Festechrift  „Über  ein  Problem  der  Variations- 
rechnung etc."  1S85).  Die  Lösung  der  Randwertaufgabe  für  ii^end 
ein  (lg  >  0  ist  immer  möglich  (für  beliebiges  k),  wenn  das  Gebiet  C 
nicht  zu  grofs  gewählt  wird.  D^egen  existiert  für  jedes  Gebiet  C 
immer  ein  Wert  J  derart,  dafs  an  dem  Rande  überall  ^'^  ^^  =  0  wird. 
Unter  analogen  Bedingungen  ist  aber  nach  Picard  (Liouville  Joum., 
Ser  IV,  t.  6,  p.  145ff.)  die  Randwertaufgabe  auch  lösbar  mr  die  Diffgl. 
(Ib),  wenn  die  Funktion  f  eine  nicht  lineare  Funktion  ist;  es  giebt 
>1bo  stationäre,  aber  ni'cA^linear-atatioimre  Strömungen  wenigstens  in 
hinreichend  kleineu  umrandeten  Bereichen  der  Kngelääcbe.  Ob  aber 
lach  auf  der  Vollkugel  solche  allgemeineren  stationären  Strömungen 


236     Hydrodyn.  Unters,  üb.  d.  Wirbelbeweg,  in  einer  Eugelfl.    Von  £.  Zbbmzlo. 

möglich  sind,  diese  Frage  ist  als  noch  ungelöst  zu  bezeichnen.  Jeden- 
falls bedürfte  es  zu  dieser  Untersuchung  wohl  eines  wesentlich  anderen 
Integrationsverfahrens  als  der  Schwarz-Picardschen  Approximation- 
methode. 

Den  stationären  Strömungen  am  nächsten  stehen  die  j/oHerend- 
stationären^ y  d.  h.  solche  Strömungen,  bei  denen  das  ganze  Bild  der 
Stromlinien  oder  die  Stromfunktion  ^  als  Funktion  des  Ortes  auf  der 
Kugel  zwar  nicht  konstant  bleibt,  aber  doch  nur  eine  gleichförmige 
Rotation  um  eine  feste  Achse  erfahrt,  oder  m.  a.  W.,  die  Strömmigen, 
welche,  auf  ein  gleichförmig  rotierendes  Koordinatensystem  bezogen, 
stationär  erscheineiL 

Ist  ^('9',  (o)  die  wahre  Stromfunktion  und  nach  S.  232  ^j  «  —  acos^ 
die  einer  Rotation,  so  wird 

die  „scheinbare^'  oder  „relative  Stromfunktion^  in  Bezug  auf  die  rotierende 
Kugel,  und  auf  den  ,yBcheinbaren''  Stromlinien  ^  —  ^^  »  const  muCs  jetzt, 
wenn  die  ,yBcheinbare  Strömung^'  stationär  sein  soll,  die  wahre  Wirbel- 
dichte Q  »  gD^  konstant  sein  (da  eben  diese  jedem  materiellen  Teil- 
chen charakteristisch  ist),  damit  die  Wirbelverteiluni;;,  auf  die  rotierende 
Kugel  bezogen,  ungeändert  bleibt,  d.  h.  es  mufs  sein: 

(8)  Q  «  |D*  =  fit  -  ^i)  «  f{i,  +  a  cos  ^). 

Auch  hier  betrachten  wir  ebenso  wie  bei  der  Difigl.  (I)  vor  allem 
den  Spezialfall 

f(u)  =  ku ^iÖ^ti)«, 

also  die  Gleichung: 

(9)  ■  Dil;  +  n{n  +  1)^  =  —  n{n  +  1)  a  cos  ^. 

Eine  partikuläre  Lösung  derselben  ist  die  neue  Rotation 

wie  man  sich  mit  Hilfe  von  D  cos  &  =  —  2  cos  d'  durch  AasredmnnS 
leicht  überzeugt,  und  die  allgemeine  Lösung  von  (9)  erMlt  man,  wenn 
man  zu  dieser  partikularen  %  die  allgemeine  Lösung  ^'  der  homogenen 
DiffgL  (2)  hinzufügt,  also  nach  (7): 

(11)       ^  -  ^„  +  ^'  =  _  (-^^^^Ü_  «  cos  *  +  aoP.  (cos  ») 

n 

+  y(ar  cos  ro  +  br  sin  reo)  sin''^PJf>  (cos  d-). 


Zur  Schraubentheorie  von  Sir  Robert  BalL    Von  F.  Klein.  237 

So  haben  wir  den  Satz: 

Satz  lY.  Aus  jeder  linear-stationären  Strömung  2k  =^  —  n{n  +  1)  kann 
man  eine  mit  der  Winkdgeschmndigkeit  a  rotierend -stationäre  ableiten 
durch  hlofse  Hinssufügung  einer  Botation  von  der  Winkelgeschwindigkeit 

c  =  , ^T7— ,-^v  «  um  dieselbe  Achse,     Oder  anders  ausgedrückt:  Eine 

(n  —  1)(H  +  2)  ^ 

linearstationäre   Strömung   nter  Klasse   verbunden   mit  einer  beliebigen 
Botation  c  rotiert  gleichförmig  um  dieselbe  Achse  mit  der  Winkelgeschwin- 

^  «(«  +  1) 

Die  Theorie  der  rotierend-stationären  Strömungen  hat  ein  physi- 
kalisches Interesse,  insofern  sie  sich  anwenden  läfst  auf  stationäre  Lufb- 
oder  Wasserstromungen  anf  der  rotierenden  Erde. 


Zur  Schranbentheorie  von  Sir  Robert  Ball. 

Von  F.  Klein  in  ööttingen. 

Sir  Robert  Ball  hat  seine  langjährigen  Untersuchungen  über 
Schraubentheorie  im  vorigen  Jahre  in  einem  stattlichen  Bande  zu- 
sammengefafst'),  der  nicht  verfehlen  kann,  dieser  geometrischen  Weiter- 
bQdung  der  Mechanik  starrer  Körper  erneut  das  allgemeine  Interesse 
zuzuwenden.  Zwei  Vorzüge  sind  es  insbesondere,  die  dem  Ballschen 
Werke  von  yomherein  einen  zahbeichen  Leserkreis  sichern  dürften, 
nämlich  die  Anschaulichkeit  und  der  demewtare  Charakter  seiner  grund- 
legenden Entwickelungen.  Ich  wünsche  diese  Vorzüge  lebhaft  an- 
zuerkennen, will  aber  andererseits  hervorheben,  dafs  dieselben  von 
einem  gewissen  Verzicht  auf  die  Darl^pmg  der  im  weiteren  Verfolg 
der  Theorie  notwendig  in  Betracht  kommenden  tiefer  greifenden  Fragen 
begleitet  werden  (wie  dies  übrigens  der  Verfasser  selbst  an  verschie- 
denen Stellen  seines  Buches  deutlich  hervorhebt.  *)) 


1)  A  t^eatise  6n  tbe  theory  of  screws,  Cambridge  1900. 

2)  Man  vergl.  z.  B.  die  amüsante  Auseinandersetzung,  die  der  Verf.  1887 
über  die  Ziele  seiner  Untersuchungen  vor  der  British  Association  in  Manchester 
gab  nnd  die  nun  aus  den  bez.  Reports  auf  pg.  496 — 609  des  vorliegenden  Buches 
wieder  abgedruckt  ist.  Eine  Kommission  ist  niedergesetzt,  um  die  Bewegungen 
eines  starren  Eflrpers  zu  untersuchen.  „Let  is  suffice  for  us^S  sagt  der  PriUident 
der  Kommission  gleich  zu  Anfang,  „to  experiment  upon  the  dynamics  of  this  body 
80  long  it  remains  in  or  near  the  position  it  now  occupies.  We  may  leave  to 
*nne  more  ambiUoua  commiUee  the  task  of  foUowing  the  body  in  aU  conceivable 
gyratious  throngh  the  univerBe'\ 


238  Zur  Schranbeniheorie  von  Sir  Robert  Ball. 

Jedenfalls  mochte  ich  im  Folgenden  einige  Ei^nzungen  züid 
Bauschen  Werke  geben,  die  manchem  Leser  willkommen  sein  durften. 
Diese  Er^nzungen  betreffen  erstlich  die  allgemeine  Systematik  des  Ge- 
bietes im  Sinne  modemer  inyariantentheoretischer  (oder  gruppentheoie- 
tischer)  Prinzipien,  zweitens  aber  die  Verwendung  der  Schraubentheorie 
in  der  Lehre  ron  den  encUicJien  Bewegungen  starrer  Körper  (wo  ich 
übrigena  in  der  Hauptsache  nur  systematisch  zusammenstelle,  was  zer- 
streut in  der  Litteratur  yorliegt).  Ich  darf  vielleicht  hinzufugen,  dals 
ich  die  betreffenden  Überlegungen  seit  Jahren  in  Vorlesungen  und 
gelegentlichen  Vorträgen  wiederholt  zur  Geltung  gebracht  habe;  speziell 
knüpfe  ich  mit  den  Darlegungen  der  nächstfolgenden  Paragraphen  an 
meine  eigenen  Beitrage  zur  Liniengeometrie  und  Schraubentheorie  aas 
den  Jahren  1869  und  1871^),  sowie  an  die  Auseinandersetzung  meines 
Srlanger  Programmes  von  1872^)  an.  Es  hat  seinen  guten  Sinn,  iah 
ick  mich  dabei  von  vornherein  der  Methoden  der  arndytischen  Geometrie 
bedi^M;  in  der  That  meine  ich,  dadurch  die  in  Betracht  kommenden 
BeziehungQA  kürzer  und  präziser  bezeichnen  zu  können,  als  dies  auf 
andere  Weise  möglich  wäre. 

§  1.    Von  der  Tationellen  Klassifikation  geometrischer  nnd 

mechanischer  GrSfsen. 

Als  Hauptgruppe  räamtiAer  Änderungen  bezeichnete  ich  in  meinem 
Erlanger  Programme  den  Inbegriff  der  Bewegungen  des  Baumes  und  seiner 
Ähnlichkeitstransformationen.  Es  möge  ein  rechtwinkliges  Koordinaten- 
system zu  Grunde  gelegt  werden;  ich  deute  an,  wie  die  Operationen  der 
Hauptgruppe  auf  die  zugehörigen  Punktkoordinaten  wirken.  Wir  haben 
erstlich  für  Drehungen  um  den  Anfangspunkt  Formehi  folgender  Bauart: 

IXi  =  ax  +  by  +  cZy 
y^=a  x  +  Vy  +  c'  z, 
z^  =  a  x  +  o  y  +  c  z, 

dabei  hat  man  zwischen  den  ayb^c,-  -  -  -  die  bekannten  Relationen  und 
insbesondere  ist  jede  dieser  Gröfsen  gleich  der  ihr  in  der  Determinante 

a      b      c 

a      b      c 

^"     I."     j' 
a      0      c 

1)  Math.  Annalen,  Bd.  2  und  4.  Vgl.  insbeBondere  die  „Notiz,  betreffend  den 
ZuBammenhang  der  Liniengeometrie  mit  der  Mechanik  Btarrer  Körper*^  in  Bd.  4 
daselbst,  pg.  408—416. 

2)  „Vergleichende  Betrachtungen  über  neuere  geometrische  Forschungeii" 
(Erlangen  1872;,  abge<lruckt  in  Bd.  43  der  Math.  Annalen  und  anderwärts. 


Von  F.  Klkik.  239 

zugehörigen  Unterdetenninante.  Wir  haben  femer  ftir  taraMd' 
verschidnmgen  des  Baumes  Formeln,  die  ich  bo  bezeichne: 

(2)  x^=^x  +  A,    yi  =  y  +  By    a^^z  +  C, 

endlich  ftir  diejenigen  ÄhfdüMeüstrtmsfinincUionen^  die  den  Koordinaten- 
anüangspmikt  festlassen: 

(3)  Xi  =  lx,    yi  =  Ay,    g^^Xe; 
anter  ihnen  mögen  wir  die  Inversionen 

(4)  3Ci  =  -^,  Vi-^-y,  ^1  =  -^ 

besonders  hervorheben.  Die  Formeln  ftir  beliebige  Transformationen 
der  Hanptgrappe  ergeben  sich  aus  (l),  (2),  (3)  durch  Kombination; 
wir  mögen  dementsprechend  die  (1),  (2),  (3)  als  erzeugende  Substitutionen 
der  Hauptgruppe  bezeichnen.  Es  handelt  sich  dabei  zunächst  um  Baum- 
iransformationen  bei  festem  Koordinatensystem.  Es  steht  aber  nichts  im 
Wege,  die  Formeln  auch  so  zu  interpretieren,  dafs  sie  bei  festgehaltenem 
Ramne  den  Übergang  je  zu  einem  neuen  rechtwinkligen  Koordinaten- 
systeme Torstellen  (so  dafs  es  sich  bei  den  Operationen  der  Hauptgruppe 
überhaupt  um  die  allgemeinste  Traiisformation  der  rechtwinkligen 
Koordinaten  handelt).  Wir  werden  in  der  Folge  diese  Auffassung, 
die  zumal  bei  den  Verallgemeinerungen  eine  Kleinigkeit  bequemer 
scheint,  beyorzugen.  Die  Formeln  (1)  und  (2)  ergeben  dann  zu- 
sammengenommen die  allgemeinste  Abänderung  des  rechtwinkligen 
Koordinatensystems  durch  Bewegung,  Formel  (4)  den  Übergang  zu 
einem  inversen  Koordinatensystem,  Formel  (3)  für  die  allein  nur  noch 
in  Betracht  kommenden  positiven  Werte  von  X  die  allgemeinste  Ab- 
änderung, welche  aus  geänderter  Wahl  der  Längeneinheit  resultiert. 

Wir  legen  nunmehr  nicht  blofs  Punkte  sondern  bdidnge  andere 
geometrische  Oebilde  hinsichtlich  unseres  Koordinatensystems  durch 
^Koordinaten''  fest,  wobei  wir  uns  diese  Gebilde  iu  geeigneter  Weise 
dnrch  Punkte  definiert  denken,  so  dafs  ihre  „Koordinaten''  Verbindungen 
verschiedener  Reihen  von  Punktkoordinaten  sind.  Den  Inbegriff  der 
sckhenoeise  zur  Festlegung  eines  geometrischen  Gdnldes  dienenden  Koor- 
dinaten mögen  wir  jeweils  als  „geometrische  Gröfse'^  bezeichnen.  Und 
nun  mht  die  rationelle  Klassifikation  geometrischer  Gröllsen,  von  der 
im  folgenden  ausgegangen  werden  soll,  einfach  darauf,  dafs  wir  zu- 
sehen, wie  sich  die  in  Betracht  kommenden  Koordinaten  bei  den 
Operationen  (1),  (2),  (3)  bez.  (4)  (und  also  überhaupt  bei  den  Operationen 
der  Hauptgruppe)  rerhalten.  Wir  werden  alle  diejenigen  und  nur  die- 
jenigen geometrischen  Gröfsen  als  gleichartig  anseheny  deren  Koordinaten 
iei  den  Operationen  der  Hauptgruppe  die  gleichen  Änderungen  erleiden. 


240  Zur  Schraubentheorie  von  Sir  Robert  Ball. 

Erleiden  aber  die  Koordinaten  zweier  Gebilde  verschiedene  Andenmgen, 
so  ergiebt  sich  die  geometrische  Beziehung  der  beiden  Arten  geo- 
metrischer Grölsen  zu  einander  unmittelbar  und  in  erschöpfender 
Weise  durch  den  Vergleich  der  beiderlei  Änderungen.  — 

Ausf&hrungen  zu  diesem  Prinzip  enthält  u.  a.  der  neuerdings  er- 
schienene  Artikel  yon  Abraham  über  die  geometrischen  Grundbegriffe 
in  der  Mechanik  der  deformierbaren  Körper,  Bd.  lY  der  mathematischen 
Encyklopädie,  Art.  14.  In  der  Sache  hat  man  selbstverständlich  immer 
dem  Prinzip  entsprechend  verfahren.  Insbesondere  ist  die  in  der 
Mechanik  (und  Physik)  übliche  Unterscheidung  der  geometrischen 
Grofsen  nach  ihrer  Dimension  nichts  anderes  als  eine  Inbetraditnahme 
der  Substitutionen  (3)  im],  Sinne  unseres  Prinzips  (wobei  man  sich  still- 
schweigend auf  positive  Werte  von  X  beschrankt).  In  dieser  Bemerbmg 
Uegt  zugleich,  wie  unser  Prinzip  auf  allgemeine,  mechanische  oder 
physikalische  Groisen  auszudehnen  ist.  Es  ist  weiterhin  bequem 
neben  der  Längeneinheit  und  ZeiteinheU  nicht,  wie  sonst  üblich,  eine 
Masseneinheit,  sondern  eine  Krafleinh/üt  eingeführt  zu  denken.  Man 
wird  daraufhin  den  Formeln  (3)  noch  diejenigen  zur  Seite  stellen,  die 
sich  auf  die  Änderung  der  2jeUeinheUy  bez.  die  Änderung  der  Krcrflehh 
heil  beziehen: 

(5)  t,^Qt,  (6)  Pi  =  <^P; 

man  wird  dann  sagen,  dals  die  Formeln  (1) — (6)  zusammen  die  Haupt- 
gruppe  der  Mechanik  (bez.  der  Physik)  definieren,  und  femer  die 
mechanischen  (bez.  physikalischen)  Gröfsen  nach  dem  Verhauen  ein- 
teilen, welches  ihre  Koordinaten  bei  den  Operationen  dieser  Bmiptgrufpe 
zeigen.  Übrigens  werden  wir  auf  diese  erweiterten  Festsetzungen  nur 
bei  Gelegenheit  zurückkommen;  für  die  laufenden  Entwickelungen 
genügt  uns  die  Inbetrachtnahme  der  räumlichen  Haupi^pruppe. 

§  2.    Koordinaten  für  die  unendlich  kleine  Bewegung  eines  starren 
Körpers,  sowie  für  die  an  ihm  angreifenden  Kraftsysteme. 

Eine  unendlich  kleine  Bew^pmg  mag  durch  folgende  Formeln 
vorgestellt  sein: 

dx  ==  (—  ry  +  gxf  +  w)  dtj 
0)  rfy  =  (—  pxf  +  r«  +  t;)  dt^ 

de  =  (—  qx-i-  py  +  w)dt 

Wir  bezeichnen  die  Gbolsen 

(8)  j>,  g,  r,  u,  t?,  w 


Von  F.  Kliw.  241 

als  die  Koordinaten  der  instantanen  Geschwindigkeit,  dagegen  die  Gröilsen 

(9)  pdt,  qdty  rdt,  udt,  vdi,  wdt 

als  die  Koordinaten  der  unendlich  Meinen  Bewegung  selbst. 

Kräfte  am  starren  Körper  stellen  wir  in  üblicher  Weise  durch 
Strecken  dar,  welche  auf  bestimmte  gerade  Linien  aufgetragen  und 
längs  dieser  geraden  Linien  yerschiebbar  sind.  Dabei  werden  wir  die 
I^nge  dieser  Strecken  je  der  Gröfse  der  KnLfbe  gleich  setzen;  es  ist 
gleichgiltigy  ob  wir  uns  dabei  die  Kräfte  sämtlich  als  Stolskräfte  oder 
als  kontinuierlich  wirkende  Kräfte  denken.^)  Es  seien  x,  y^  z  bez. 
Xj  y,  z'  Anfangs-  und  Endpunkt  einer  ,,linienflüchtigen''  Strecke. 
Bann  hat  man  in  üblicher  Weise  als  Koordinaten  derselben: 

x—x,    y'—y,    ^'—^7    y^'—y'^f    zx'  —  z'Xy    xy'—xy\ 

dieselben  sechs  Grofsen  werden  als  Koordinaten  der  Kraft  gelten,  sofern 
man  die  Länge  l  der  Strecke  gleich  der  Zahl  P  gewählt  hat,  welche 
die  Grofse  der  Kraft  mifst.  Wollen  wir  die  Abhängigkeit  von  der 
WaU  der  Krafteinheit  und  der  Längeneinheit  deutlicher  herrorkehren, 
so  wird  es  zweckmäCs^er  sein,  als  Koordinaten  der  Kraft  folgende 
sechs  Grofsen  zu  bezeichnen: 

-i{^-^)y  i(y-y)f  t(^'-^),  -i{y^'-y^\  y.C^^'-^'^X  ji^y-^'y)- 

Als  Kräftesystem  bezeichnen  wir  den  Inbegriff  beliebig  vieler  auf 
den  starren  Körper  wirkender  Einzelkräfte,  und  wählen  als  Koordinaten 
desselben  die  Summen  der  zusammengehörigen  Koordinaten  dieser  Einzel- 
kräfte. Soicherweise  erhalten  wir  ais  Koordinaten  eines  Kräftesystems 
die  sedis  Grofsen: 

,    x=2't  (^' -  ^')'  r=2'^  (y;  -  y,),  z=2't' (.:  -  .0, 

(10)  *  '^  '  "^^  • 

Es  wird  nunmehr  darauf  ankommen,  zuzusehen,  wie  sich  die  Ko- 
ordinaten p,  q,  r,  t4,  V,  w  (8)  und  die  jetzt  eingeführten  X,  Y,  Z,  L, 
Jf,  N  bei  den  Operationen  (1) — (6)  der  Hauptgruppe  verhalten.  Ich 
stelle  hier  die  Resultate  einfach  zusammen: 

1)  Brehung  um  den  Koordinatenanfangspunkt  (Formel  (1))* 


1)  Die  Unterscheidung  tritt  erst  ein,  wenn  wir  zur  Kinetik  schreiten,  wo  dann 
die  Verabredung  sein  wird,  dafs  die  Einheit  der  Stofskraft  an  irgend  einem  Massen- 
ponkte  instantan  dieselbe  Qeschwindigkeitsänderung  hervorbringt,  wie  die  Einheit 
der  kontinuierlichen  Kraft  während  der  Zeiteinheit. 

Zeitochriftf.  Mathematik  n.  Physik.  47.  Band.  1902.  l.n.8.  Heft.  16 


242  Zur  SchranbenÜieorie  von  Sir  Robert  Ball. 

Die  Koordinaten  p^  q,  r  und  die  u,  v,  w,  andererseits  die  XyY^Z 
und  die  L,  Mj  N  erleiden  je  für  sich  genau  dieselbe  Substitution  wie 
die  Punktkoordinaten  Xy  y^  z,  (Dies  Resultat  ruht  wesentUch  auf  dem 
oben  hervorgehobenen  umstände^  dafs  die  SubstitutionskoefiSzienten  o, 
b,  Cj  . . .  ihren  bez.  ünterdeterminanten  gleich  sind.) 

2)  Verschidmng  (Formel  (2)). 

Die  py  q,  r,  andererseits  die  X,  Y,  Z  bleiben  ungeändert.  Dagegen 
erleiden  die  u,  t7^  ti?  die  folgende  Substitution: 

Ui  =  M  —  C«  +  J5r, 

(11)  rj  =  t;  -^r+Ci), 

w^  =  w  —  Bp+  Äq 

und  genau  entsprechende  Formeln  ergeben  sich  für  L,  M,  N: 

L^^  L-  CY+BZ, 
(110  M,==M-ÄZ+CX, 

N,  =  N-BX  +  äY. 

3)  JihfdicMceüstransfarmcitian  (Formel  (3),  bez.  (4)). 
Ist  X  positiv^  so  werden 

(12)  p^y  q^y  r^,  U|,  «1,  tt?i  bez.  gleich  p,  q,  r,  lu,  Iv,  Xw 
und  genau  so 

(120     ^i;   ^i;  ^i;  Ai  ^u  ^i  ^^'  gleich  X,   F,  Z,  AL,  A3f,  IN. 

Dagegen  tritt  bei  negativem  k  ein  unterschied  ein,  der  sich  am 
einfachsten  darin  ausprägt^  dafs  bei  Inversion 

(13)  Pu  «1,  ri,  «1,  v^,  w^  gleich  p^  «,  r,  -u^  -v^  -  w, 
dagegen 

(13-)    X„  r„  Z„  L,,  M„  N,  gleich  -X,-Y,-Z,  L,  M,  N 

werden.  -(Dieser  Unterschied  kommt  dadurch  hervor,  dafs  die  in  den 
Formeln  (10)  auftretenden  Längen  h  absolute  Beträge  sind,  welche  als 
solche  ihr  Vorzeichen  bei  Inversion  nicht  wechseln.) 

4)  Änderung  der  Zeiteinheit  (Formel  (5)). 

(14)  A.,  «1,  r^y  Wj,  Vi,  w^  sind  bez.  gleich  ^,  -J-,  -~,  y,  -^,  J'; 

die  Koordinaten  des  Eräftesystems  bleiben  ungeändert 

5)  Änderung  der  Krafteinheit  (Formel  (6)). 

Die  p,  q,  r,  u,  r,  w  bleiben  ungeändert,  dagegen  werden 

(15)  X^,  Fl,  Zi,  4,  3fi,  N^  bez.  gleich  <yX,  cxF,  öZ,  öL,  öM,  a^^- 


Von  F.  Klkim.  243 

Indem  wir  uns  der  Kürze  halber  auf  die  Hauptgruppe  räumlicher 
Änderungen  beschränken,  werden  wir  zusammenfassend  sagen  können: 

Bei  blofser  Bewegung  des  KoardincUensystems,  d>en$o  auch  hei  Ahn- 
lichkeitstransformaiion  von  positivem  Ähnlichkeitsmodul,  transformieren 
sich  die  KrafUcoordinaien 

X,    r,    Z,    A    M,    N 

genau  wie  die  Geschwindigkeitskoordinaten 

Pf      «,     r,     u,      V,      w. 

Dagegen  tritt  bei  Inversion  des  Koordinatensystems  ein  abweichendes 
Verhalten  ein;  während  die 

p,    },   r,  u,    V,    w         in        p,        q,       r,  —u,  -v,  -w 

übergehen,  verwandeln  sich  die 

X,  r,  Z,  A  M,  Nbejs.  in  -X,  -Y,  -  Z,     L,     M,     N. 

§  3.    Die  Analogie  der  unendlich  kleinen  Bewegungen  und  der 
Er&ftesysteme  (beim  starren  Körper).    Sohraubengröfsen  der  ersten  und 

zweiten  Art.    Ballsche  Schrauben. 

Durch  die  Formeln  des  vorigen  Paragraphen  ist  die  Analogie  von 
unendlich  kleinen  Bewegungen  und  Kj^Lfbesystemen,  welche  die  ganze 
Mechanik  der  starren  Körper  und  insbesondere  die  Ballsche  Schrauben- 
theorie durchzieht;  auf  das  klarste  begründet  und  gleichzeitig  umgrenzt. 

Bemerken  wir  vorab,  dals  das  Oröfsensystem 

pdt,    qdt,    rdt,    udt,    vdt,    wdt 

rermöge  der  Formeln  (7)  ohne  weiteres  eine  (unendlich  kleine)  Schraur 
hmg  des  Raumes  der  x,  y,  z  (von  bestimmter  Achse,  Ganghöhe  und 
Amplitude)  bedeutet,  das  Ghröfsensystem  der 

p,    q,    r,    u,    V,    w 

dementsprechend  eine  Schraubungsgeschunndigkeit,  Ich  will  in  diesem 
Smne  den  Inbegriff  der  p,  q,  r,  u,  v,  w  fortan  als  eine  Schraubengröfse 
bezeichnen,  genauer,  wenn  es  darauf  ankommt,  als  eine  Schraubengröfse 
erster  Art. 

Nunmehr  wolle  man  den  Inb^priff  der  Koordinaten  eines  Kräfte- 
Systems,  also  die  in  (10)  definierten 

X,    r,    Z,    L,    M,    N 

zum  Vergleich  heranziehen.  Wir  wollen  insbesondere  ein  Kraftesystem 
and  eine  Schraubengröfse  erster  Art  in  Zusammenhang  bringen,  indem 
wir  setzen: 

X  =  |),     Y=qy    Z=r,    L=^u,    M=v,    N=w, 

16* 


244  Zur  Schranbentheorie  von  Sir  Robert  Ball. 

und  uns  fragen,  wie  weit  diese  Zusammenordnung  eine  vom  Koardmo^- 
System  unabhängige  BedetUung  hat  (also  gegenüber  den  Operationen  der 
Hauptgruppe  invariant  ist).  Zunächst  ergeben  die  Formehi  (14);  (15) 
des  vorigen  Paragraphen,  dafs  die  Zuordnung  von  der  Wahl  der  Zeit- 
einheit und  der  Krafteinheit  abhängig  ist.  Feiner  aber  ergeben  die 
Formeln  fllr  Drehung,  Parallelverschiebung  und  Ahnlichkeitstransfor- 
mation  mit  positivem  Ahnlichkeitsmodul,  dafs  die  Zuordnung  von  allen 
in  diese  Worte  einbegriffenen  Änderungen  des  räumlichen  Koordinaten- 
systems unabhängig  ist.  Endlich  die  Formeln  (13),  (13^,  dafs  sich  die 
Zuordnung  bei  Inversion  in  ihr  GegevUeü  verlcehrt: 

(17)  Xi  =  -|?i,  Y^  =  -q^,  Z^^-r^,  A  =  -<*i;  ^i^^-'^u  N^—^v 

Die  geometrische  Überlegung  bestätigt  das  so  formulierte  Resultat 
natürlich  Schritt  für  Schritt.  Ich  will,  um  dies  im  Detail  auszufuhren, 
angeben,  dafs  die  Adise  der  Schraubengeschwindigkeit  p,  $,  r,  ü,  Vy  w 
die  Linienkoordinaten  hat: 

(18)  p:q:r:u  —  hp:v  —  kq:W'—kr 
wo  der  „Parameter*' 

(180  *  =  ^^^t?T^r, 

und  dafs  die  Drehgeschtcindigkeit  um  diese  Achse  die  Komponenten 
p,  Qj  r,  die  Translaiionsgeschunndigkeit  längs  dei^  Achse  die  Komponenten 
kp,  kq,  kr  besitzt.  Genau  entsprechend  kann  man  bei  einem  Kräfte- 
system X,  F,  Z,  L,  M,  N  eine  Zentralachse  finden,  deren  Linien- 
koordinaten durch 

(19)  X:Y:Z:L-kX:M-kY:N-kZ 
gegeben  sind,  unter  k  die  Qröfse 

verstanden,  und  das  Kräftesystem  läfst  sich  dann  auf  eine  Eimdkraß 
mit  den  Komponenten  X,  Y,  Z  entlang  dieser  Achse  und  ein  Paar 
mit  den  Komponenten  kX,  kY,  kZ  in  einer  zur  Achse  senkrechten 
Ebene  reduzieren.  Die  Zusammenordnung  verlangt,  der  Drehgeschwin- 
digkeit um  die  Achse  die  längs  der  Achse  wirkende  Einzelkraft  und 
der  in  Richtung  der  Achse  liegenden  Translationsgeschwindigkeit  ein 
Paar  in  einer  zur  Achse  senkrechten  Ebene  gleich  zu  setzen.  Hiemi 
ist  selbstverständlich  eine  vorherige  Verständigung  über  die  Zeiteinheit 
und  die  Krafteinheit  notwendig.'  Erst  wenn  dies  geschehen,  kann 
man   sagen,   dafs   die  Intensität  eines  Kräftesystems  (gemessen  durch 

yX^  +  Y^  +  Z^)  gleich  der  durch  ]/p^  +  q^  +  ^^  gemessenen  IfUensität 


Von  F.  Klkw.  245 

einer  Geschwindigkeit  sei.  Darüber  hinau$  aber  brauchen  wir  eine 
Verabredung,  welchen  Sinn  um  die  Achse  man  einem  entlang  der  Achse 
tceisenden  Sinne  zuweisen  wiU;  —  ob  denjenigen  Sinn  nm  die  Achse,  der 
beim  Entiangblicken  längs  der  Achse  in  der  vorgegebenen  Richtung 
durch  die  Bewegung  des  Uhrzeigers  gegeben  ist,  oder  den  entgegen- 
gesetzten. Erst  dorch  diese  Verabredung  wird  die  Zusammenordnung 
Ton  Eraftesystem  und  Geschwindigkeit  eindeutig.  Jede  solche  Verabredung 
verwandelt  sich  aber  bei  Inversion  der  Figur  bekanntlich  in  ihr  Gegenteil, 
und  dies  ist^  was  durch  Formel  (17)  ausgedrückt  wird.  — 

Der  Inbegriff  der  (X  YZ  L  M  N)  steht  also  zwar  dem  Inbegriff 
der  (fiqruvw),  d.  h.  der  Schraubengröfse  erster  Art  sehr  nahe,  ist 
aber  nicht  selbst  eine  Schraubengröfse  erster  Art.  Wir  werden  ihn 
als  Schraubengröfse  zweiter  Art  bezeichnen.  Die  Zusammenordnung 
der  beiderlei  Gröfsenarten  aber  werden  wir  so  in  Worte  fassen,  dafs  wir 
si^en: 

Nachdem  Zeiteinheit  und  Krafteinheit  festgelegt  sind,  gekoren  zu 
einer  Schraubengröfse  zweiter  Art  immer  noch  zwei  (entgegengesetzt  gleidie) 
Schraubengröfsen  erster  Art,  und  umgekehrt;  die  Zusammengehörigkeit 
wird  erst  eine  eindeutige,  wenn  man  im  angegebenen  Sinne  eine  Ver- 
abredung über  rechts  und  links  hinzufügt. 

Neben  die  so  besprochenen  Schraubengröfsen  erster  und  zweiter 
Art  treten  dann  drittens  als  engverwandte  geometrische  Gebilde  die 
Ballschen  Schrauben  selbst.  Die  Ballsche  Schraube  ist  der  Inbegriff  der 
um  eine  Axe  herumgelegten  Schraubenlinien  von  gegebenem  Windungssinn, 
die  eine  bestimmte  Ganghöhe  haben,  oder,  wie  Ball  sagt,  der  Inbegriff 
von  Zentralaxe  und  Parameter  (pitch).  Die  so  definierte  Ballsche  Schraube 
ist  mit  dem  Nullsystem,  das  jedem  Punkte  die  Normalebene  der  durch  ihn 
gehenden  Schraubenlinien  zuordnet,  oder  auch  mit  dem  linearen  Linien- 
komplex, der  von  den  Normalen  sämtlicher  Schraubenlinien  gebildet 
wird,  eineindeutig  zusammengeordnet;  ob  ich  von  der  Balischen 
Schraube,  dem  Nullsystem  oder  dem  linearen  Komplex  spreche,  ist 
f%r  den  hier  vertretenen  Standpunkt  dasselbe.  Jedes  dieser  Gebilde 
wird  durch  die  Verhaltnisse  X  :  Y :  Z:  L:  M:  N  der  Koordinaten 
einer  Schraubengröfse  zweiter  Art,  oder  auch  durch  die  Verhaltnisse 
p:q:r:u:v:w  der  Koordinaten  oder  Schraubengröfse  erster  Art 
festgelegt.  In  der  That  verschwindet,  wenn  man  sich  auf  die  Be- 
trachtung dieser  „Verhältnisse"  beschrankt,  der  Unterschied  der  beiden 
Arten  von  Schraubengröfsen.  Entsprechend  giebt  es  nur  eine  Art 
Bdlscher  Schrauben,  Zu  jeder  Ballschen  Schraube  gehören  unendlich 
viele  Schraubengröfsen  erster  wie  zweiter  Art,  die  sich  unter  einander 
durch  Intensität  und  Sinn  unterscheiden. 


246 


Znr  Schrau>>flnUieorio  v 


Hiermit  dürfte  der  Zuflammenhang  der  verschiedenen  in  Betr 
kommenden  Gebilde  so  voUständig  dargelegt  Eein,  als  maji  wUnHchen 
mag.  Die  einzelne  „Schraube"  ist  Trägerin  von  unendlich  vielen 
,,Schraubengröfsen  erster  und  zweiter  Art".  Indem  wir  die  letzteren 
sprachlich  unterscheiden,  dürfte  zugleich  dem  immer  wiederkehrenden 
Mi fs Verständnisse,  als  handele  es  sich  bei  der  ZuBammenordnung  der 
zweierlei  Sehr aubengr Olsen  um  einen  kausalen  Zusammenhang,  nach 
Möglichkeit  vorgebeugt  sein.') 


§  4.    Über  die  [nvarianteD  der  Schraubengrörsen  und  die  BegntKdnns 
der  ArtnnterscUeidBng  aas  dem  Arbeitsbegriff. 

Die  gegenseitige  Beziehung  der  beiden  Arten  von  Schrauben- 
grnfsen  findet  einen  sehr  prägnanten  Ausdmck,  wenn  man  ihre  Invarianim 
betrachtet,  d.  h.  diejenigen  aus  ihren  Koordinaten  gebildeten  rationalen 
ganzen  Funktionen,  welche  gegenüber  den  Operationen  der  Hauptgruppe 
entweder  überhaupt  ungeändert  bleiben  oder  sieh  nur  um  einen  Faktor 
ändern.  Ich  werde  mich  hier  der  Kürze  wegen  auf  diejenigen  Operationen 
der  Hauptgmppe  beschränken,  die  entweder  Beicegungen  vorstellen  oder 
aus  Bewegungen  durch  Hinzutreten  einer  Inversion  entstehen,  und  die 
ich  mit  Herrn  Study  als  ünilegungeji  bezeichnen  will. 

Als  Invarianten  der  einzelnen  Schraubengröfse  ergeben  sich  bekannt- 
lich erstens  die  Ausdrücke: 

(20)  pä+^f+r'     bez.     X^-\-Y^-\-Z\ 

die  bei  Bewegungen  und  Umlegungen  gleichmäfsig  nngeändert  bleiben, 
zweitens  aber  die  folgenden: 

(21)  pu-\-qv  +  rw     bez.     XL+YM  +  ZN; 

dieselben  bleiben  bei  beliebigen  Bewegungen  ungeändert,  kehren  aber 
bei  TTmlegxmgen  (wie  aus  ihrem  Verhalten  bei  Inversion  hervorgeht) 
ihr  Zeichen   um.     Wir   werden   dementsprechend   die    (20)   als  gerade 


1)  Vergl.  die  ErBrtemngen  in  meiner  oben  genannten  Notia,  Math.  Ann...' 
Bd.  i  pg.  403  ff.  Die  Hartnäcldgkeit  Ate  MirsverständniBsea  hat  offenbar  ein« 
pfljchologiache  Wurzel.     Wir  sind   durch   unsere  täglielie  Beschäftigung  gewShi 

e  Einzelkraft  auf  einen  Körper  wirken  lassen,  diese  auf  den  Schwer- 
punkt des  Körpers  zu  richten,  worauf  sie  natürlich  Translation  des  Körpers 
zeugt.  Von  hier  ans  hat  sich  zwischen  den  beiden  Dingen  (Einzelkraft  nn^J 
Translation)  ein  Assozintion  gebildet,  die  sich  in  unaeren  Ül)erlegungen  unwili— , 
kürlicb  immer  wieder  geltend  macht,  wenn  man  sie  nicht  durch  eine  inuavr^ 
wiederholte  Elrklltruug  und  eine  möglichst  unzweideutige  Sprechweise  au sdrück li  f^^ 
ahsclmeidet.  1 


Von  F.  Klkw.  247 

Inyarianten    bezeichnen^   die  (21)   als  schiefe^   oder  auch  die  (20)  als 
Skalare  der  ersten  Art,  die  (21)  als  Skaiare  der  zweiten  Art,^) 

Die  hiermit  eingefOhrte  Unterscheidung  übertragt  sich  selbstver- 
ständlich auf  diejenigen  ^^simultanen'^  Invarianten  zweier  SchraubengröUsen 
derselben  Art,  die  sich  aus  den  (20),  bez.  (21)  durch  ,,Polarisieren^ 
ergeben.    Ich  will  hier  nur  die  Polaren  der  Ausdrücke  (21)  betrachten: 

Indem  dieselben  auch  ihrerseits  Skalare  zweiter  Art  sind,  folgt: 
Satz  I.    Die 


P,    9, 
sind  eu  den 

r, 

«, 

V,     w 

U,      V, 

und  ebenso  natürlich  die 

w, 

A 

Q,    r, 

X,   r, 

2u  den 

L,    M, 

z, 

M,    N 
T,    Z-, 

bei  Bewegungen  direkt  Jcontragredient,  bei  Undegungen  kontragredient  mit 
Zeichentoecksd. 

Dem  entgegen  betrachte  man  nun  den  Ausdruck,  der  sich  nach 
Analogie  von  (22)  bilinear  aus  den  Koordinaten  zweier  Schraubengrofsen 
verschiedener  Art  zusammensetzt: 

(23)  Xu  +  Yv  +  Zw+Lp  +  Mq  +  Nr. 

Es  folgt  sofort,  dafs  derselbe  nicht  nur  bei  Bewegungen,  sondern 
(wegen  seines  Verhaltens  bei  Inversion)  auch  bei  Umlegungen  durchaus 
umgeändert  bleibt;  er  ist  ein  Skalar  erster  Art     Daher  kommt: 

Satz  II.    Die 

X,    r,    Z,    i,    M,    N 

sind  £u  den 

u,    V,    w,    p,    ff,    r 

sowohl  bei  Bewegungen  wie  bei  Umlegungen  schlechtweg  kontragredient. 

Durch  diesen  Satz  dürfte  die  Zusammengehörigkeit  der  beiden 
Arten  von  Schraubengrofsen  in  einfachster  Weise  bezeichnet  sein. 
Verbinden  wir  ihn  mit  Satz  I,  so  fallen  wir  auf  die  Analogie  der 
zweierlei  Schraubengrofsen  zurück,  die  der  Gegenstand  des  vorigen 
Paragraphen  war.  Dieselbe  mag  hier  folgendermafsen  ausgesprochen 
werden: 


1)  Yergl.   den  schon  genannten  Artikel  von  Abraham  in  Bd.  4  der  math. 
Gncyklopädie,  Art.  14  (Nr.  11  daselbst). 


248  Zur  Schranbentheorie  von  Sir  Robert  Ball. 

Satz  HL    Die 

X,    r,    Z,    L,    M,    N 
sind  den 

p,    qy    r,    M,    t?,    w 

bei  Bewegungen  direkt  kogredient,  hei  UnUegungen  kogredient  mit  laden- 
wechsd. 

Die  in  Bede  stehende  Analogie  folgt  hier  also  ans  dem  Umstände, 
dafs  vermöge  des  besonderen,  durch  Satz  I  festgelegten  YerhaltenB  der 
Schranbenkoordinaten  py  q,  r,  Uy  v,  w  die  zu  ihnen  Jcontragreivmten 
GfrölBen  X,  Yy  Zy  Ly  My  N  zugleich  in  dem  durch  Satz  m  festgelegten 
Sinne  kogredient  sind.  Hiermit  dürfte  der  algebraische  6runc^;edanke 
dieser  Beziehung  so  klar  herausgearbeitet  sein^  als  überhaupt  möglich 
ist  Wir  können  diesen  Oedanken  an  die  Spitze  der  Schranbentheorie 
rücken,  wenn  wir  uns  das  invariante  Verhalten  des  Ausdrucks  (23),  bez.  der 
Ausdrücke  (22),  direkt  aus  ihrer  geometrisch-mechanischen  Bedeutung 
klar  machen.  Dies  ist,  was  ich  in  meiner  wiederholt  genannten  Notiz 
in  Bd.  4  der  Math.  Annalen  im  Auge  hatte.  Im  gegenwärtigen  Zu- 
sammenhange läTst  sich  die  Sache  folgendermafsen  präzis  darstellen: 

1)  Man  interpretiere  die  X,  F,  Z,  . .  .  als  die  Koordinaten  eines 
Systems  kontinuierlich  wirkender  Kräfte.  Dann  bedeutet  der  Aus- 
druck (23)  multipliziert  mit  dty  also  das  Produkt: 

(24)  {Xu  +  Yv  -\' Zw  +  Lp  +  Mq  +  Nr)dt 

die  Arbeity  welche  das  Kräitesystem  bei  Eintritt  der  unendlich  kleine 
Bewegung  udty  vdty  wdty  . . .  leistet,  und  ist  eben  darum  ein  Skalar 
erster  Art.  $ 

2)  Dagegen  haben  die  Ausdrücke  (22)  vermöge  ihrer  geometrischen 
Bedeutung  von  vorneherein  den  Charakter  von  Skalaren  jnoeOer  Art 
Es  genügt,  dies  hier  an  dem  Beispiele  zweier  Kräftesysteme  nachzu- 
weisen, die  sich  auf  Einzelkräfte  reduzieren  lassen.  Wir  setzen  dem- 
entsprechend 

und  amdog  ^  ^ 

Hierdurch  verwandelt  sich  X^L^+Y^M^+Z^N^-^-X^L^  +  Y^Mi+Z^Ni 

p  p    ,       , 
in  das  Produkt  von  -yy^  in  die  Determinante: 

«1  »1  «1  1 

<  yi  K   1 

X,    y,    g,    1 

'  ff-* 

X     y,    »,    1 


Von  F.  Klbiw.  249 

die  einen  sechsfachen  Tetraederinhalt  vorstellt  und  göwifs  ein  Skalar 
zweiter  Art  ist. 

3)  Aus  der  Nebeneinanderstellung  von  1)  und  2)  ergiebt  sich  nun 
sofort  der  Satz  III;  der  das  zu  beweisende  Resultat  in  präziser  Form 
ausspricht. 

§  5.    Oruppentheoretische  ClLarakterisierung  der  verschiedenen  Arten 

von  Schranbentheorie. 

Bisher  haben  wir  die  Substitutionen,  welche  die  Schraubenkoordi- 
naten p,  q,  Ty  Uy  Vy  w  (um  nur  von  diesen  zu  reden)  bei  den  Be- 
wegungen und  ümlegungen  erfahren,  nur  erst  durch  das  Verhalten  der 
|>,  g,  . . .  bei  den  erzeugenden  Operationen  (1),  (2),  (4)  definiert.  Es 
ist  von  Interesse,  den  Inbegriff  dieser  Substitutionen  von  den  In- 
varianten 

p*  +  2*  +  ^     und    pu  +  qv  +  rw 

aus  zu  charakterisieren.  In  dieser  Hinsicht  stelle  ich  folgenden  Satz  auf: 

Die  p,  q,  r  erleiden  äße  tertiären  linearen  Substitutionen  von  der 
Determinante  +  1,  ivelche  p*  +  2^  +  r'^  ungeändert  lassen,  die  p,  q,  r, 
u,  t,  w  msammen  aber  alle  senären  linearen  Substitutionen  von  der  Determi- 
nante +  1,  welche  pu  -{-  qv  -{-  rw  beziehungsweise  in  +  (pu  +  qv  +  rw) 
überßäiren. 

Der  erste  Teil  dieses  Satzes  (der  sich  auf  die  temaren  Substitutionen 
der  p,  g,  r  bezieht)  braucht  nach  den  Angaben,  die  wir  über  das  Ver- 
halten der  Py  q,  r  bei  den  erzeugenden  Operationen  machten,  nicht 
weiter  erläutert  zu  werden;  er  bringt  nur  die  bekannte  Beziehung  der 
Drehungen  um  den  Eoordinatenanfangspunkt  0  zu  den  temären  ortho- 
gonalen Substitutionen  zum  Ausdruck.  Sei  nun  irgend  eine  temäre 
orthogonale  Substitution  der  Py  q,  r  von  der  Determinante  -f  1  als 
Teil  einer  senären  Substitution  der  py  g,  r,  Uy  Vy  w  von  der  Deter- 
minante +  1  vorgelegt,  welche  {pu  +  ^'t?  +  rw)  bez.  in  +  {pu  +  qv-\'  rw) 
verwandelt.  Wir  kombinieren  sie  mit  einer  Drehung  um  0,  welche  die 
j),  g,  r  zu  ihren  Anfangswerten  zurückfährt  (und  übrigens  für  die 
^,  Vy  w  nach  den  Angaben  von  §  2  genau  dieselbe  temäre  Substitution 
von  der  Determinante  -|-  1  ergiebt,  wie  für  die  p,  g,  r  selbst,  so  dafs 
der  Wert  von  pu  -\-  qv  -\-  rw  und  der  Wert  der  senären  Substitutions- 
determinante dabei  ungeändert  bleibt).  Wir  ziehen  femer  nötigen- 
&llfl  eine  Inversion  heran,  um  zu  erreichen,  dafs  pu  •\-  qv  +  rw  seinem 
Wprünglichen  Werte  direkt  gleich  wird;  dabei  erhalt  die  senäre  Sub- 
stitiitionsdeterminante  von  selbst  den  Werth  -f  1.    Die  so  vereinfachte 


250  Zur  Schranbeniheorie  von  Sir  Robert  Ball. 

Substitution   hat  jetzt   (weil  pu  +  qv  +  rw   in  sich  selbst  übeigehen 
soll)  notwendig  die  Form 

iPi=P?  u^  ==  u—Cq  +  Br, 
Qi  =  9j  v^  =  V  —  Ar  +  Cp, 
r^^^  Ty     tc^^w—  Bp  +  Aq , 

wo  einzig  die  A,  B,  C  noch  willkürlich  sind.  Eine  solche  Substitution 
stellt  aber  nach  (11),  §  2,  eine  Translation  dar.  Also  unsere  anfäng- 
liche Substitution  ergiebt  eine  Translation,  wenn  wir  sie  mit  einer  ge- 
eigneten Rotation  und  eventuell  einer  Inversion  verbinden,  —  sieäeOt 
daher  von  Hause  aus  entweder  eine  Bewer/ung  oder  eine  ünüegung  dar^ 
was  zu  beweisen  war. 

Soviel  über  die  Substitutionen  der  p,  g,  r,  u,  v,  w.  Die  Sub- 
stitutionen der  X,  Yy  Z,  i,  üf,  N  ergeben  sich  von  da  aus  sofort,  wenn 
wir  nur  festhalten,  dafs  sie  zu  den  u,  v,  tP,  p,  q,  r  kontragredient  sind 

Mit  dieser  Festlegung  der  beiderlei  Substitutionsgruppen  ist  nach 
den  Grundsätzen  meines  Erlanger  Programms  die  zugehörige  Schrauben- 
theorie  vollkommen  charakterisiert. 

Wir  schreiten  nach  dem  oben  Gesagten  zur  Bauschen  Schrauben- 
theorie im  engem  Sinne,  indem  wir  nur  die  VerhaUnisse p:q:r:u:v:tp 
beziehungsweise  X:  Y:  Z :  L:  M :  N  in  Betracht  ziehen  (wobei  der 
Unterschied  zwischen  den  Schraubengröfsen  der  beiden  Arten  w^fallt). 
Die  p  :q:r  :u:v  :w  (um  nur  von  diesen  zu  sprechen)  erleiden  solche 
(und  alle  solche)  lineare  Substitutionen,  bei  denen  die  Glekhungen 
p^  +  q*  +  r^  =  0  und  pu  +  qv  +  rw=^0  in  sich  übergehen,  der  Parameter 

i^L    »  T  ^r  ^^^^  entweder  überhaupt  ungeändert  bleibt  oder  doch  nur 

sein  Zeichen  wechselt.  Wollen  wir  neben  Bewegungen  und  Umlegongen 
auch  noch  Ahnlichkeitstransformationen  in  Betracht  ziehen,  so  wird  sich 

^"  iL^^  4r~r  ^™  einen  beliebigen  Faktor  ändern  können;  die  auf  den 

Parameter  bezügliche  Einschränkung  der  Substitution  kommt  dann  in 
WegfalL 

Die  so  umgrenjste  Ballsche  Schraubentheorie  ist  mit  derjenigen  Linien- 
geometrie, welche  das  NuUsystem  (oder,  was  dasselbe  ist,  den  linearen 
Linienkomplex)  als  Raumelement  benutzt,  nach  dem  KlassifikaHonsprimip 
des  §  1  im  Wesen  identisch.  Aber  natürlich  ist,  wenn  wir  uns  so  aus- 
drücken, diejenige  Liniengeometrie  gemeint,  welche  die  Hauptgmppe 
räumlicher  Änderungen  zu  Grunde  legt;  ich  möchte  sie  die  konkrete 
Liniengeometrie  nennen.  Statt  dessen  ist  in  meinen  eigenen  alten  Arbeiten 
(wie  auch  in  der  Mehrzahl  der  seitdem  erschienenen  deutschen  und 
italienischen  Arbeiten)   die  Liniengeometrie  in  mehr  abstrakter  Form 


Von  F.  Klein.  251 

behandelt  worden,  nämlich  unter  Zugnindelegang  der  lögliedrigen 
Gruppe,  welche  einerseits  alle  projektiven  ümformnngeD  unseres  Baumes, 
andererseits  aber  die  dualistischen  Umformungen  enthält.  Für  diese 
abshrdkte  Liniengeometrie  (wie  ich  sie  hier  des  Gegensatzes  halber  nennen 
möchte)  gilt  dann  der  Satz,  den  ich  in  Bd.  4  der  Math.  Annalen  pg.  356 
aufstellte,  dafs  bei  ihr  die  Gfruppe  aller  derjenigen  linearen  Substitu- 
tionen der  p:q:r  :u:v  :w  zu  Grunde  liegt,  welche  die  Gleichung 
pu  +  qv  +  rw  =  0  iR  sich  überführen.  Die  BeztKfnahme  auf  die  quor 
äroHsche  Form  p^  +  q^  +  r^  ist  einfach  weggefallen. 

Mit  der  so  gegebenen  Entgegenstellung  der  zugehörigen  Gruppe 
dürfte  die  Beziehung  meiner  eigenen  alten  Arbeiten  und  beispielsweise 
des  Werkes  von  Sturm  über  Liniengeometrie  ^)  zu  denjenigen  von 
Ball  mit  aller  Scharfe  gegeben  sein.  Auf  Einzelheiten  einzugehen  ist 
hier  nicht  der  Ort 

§  6.    Lineare  Schraubensysteme. 

Nachdem  solcherweise  die  Grundlagen  der  Schraubentheorie  fest- 
gelegt sind,  mögen  wir  mit  Ball  dazu  übergehen,  die  linearen  Systeme 
von  Schrauben  zu  studieren,  d.  h.  die  Manigfaltigkeiten  solcher  Schrauben, 
deren  Koordinaten  sich  aus  den  Koordinaten  von  2,  3,  4,  5  Schrauben 
mit  Hilfe  einer  entsprechenden  Zahl  veränderlicher  Parameter  homogen 
linear  zusammensetzen  lassen.  Bei  der  bezüglichen  Diskussion  beschnlnkt 
sich  Ball  im  wesentlichen  auf  die  Besprechung  der  allgemeinen  Fälle 
oder  zieht  doch  nur  Beispiele  von  Spezialfällen  heran.  Es  scheint  aber 
erwünscht,  die  DiBknBsion  systematisch  durchzuführen.») 

Ich  will  dies  hier  für  die  zweigliedrige  Schar  skizzieren,  beschränke 
mich  aber  dabei  der  Kürze  halber  darauf,  nur  die  Verhaltnisse  der 
6  Koordinaten  in  Betracht  zu  ziehen.     Sei  dementsprechend: 

(25)     Qp  =  ^j)j  +  Ajft,    Qq  =  l^q^  +  ^ft ; qw -=  l^w^  +  X^w^ , 

imter  g  einen  Proportionalitätsfaktor  verstanden.  Es  erleichtert  die 
Ausdrucksweise,  wenn  wir  die  so  definierten  p  :q: ,  .:to  als  homogene 
Pimktkoordinaten  in  einem  Baume  von  ffinf  Dimensionen  bezeichnen. 
Die  Formeln  (25)  repräsentieren  dann  in  diesem  Baume  eine  gerade 
Linie,  und  es  wird  sich  darum  handeln,  die  sämtlichen  Geraden,  die  es 
in  unserem  ffinfdimensionalen  Räume  giebt,  nach  ihrer  Beziehung  zu 

1)  Die  (Gebilde  ersten  und  zweiten  Grades  der  Liniengeometrie  in  synthetischer 
Behandlung,  3  Teile,  Leipzig  1892—1896. 

2)  In  ähnlichem  Sinne  äufsert  sich  Hr.  Study  auf  pg.  226—228  der  (bis  jetzt 
allem  erschienenen)  ersten  Lieferung  seiner  GeamePrie  der  Dynamen  (Leipzig,  1901) 
^d  stellt  für  die  demnächst  erscheinende  zweite  Lieferung  weitergehende  Ent- 
^ckelungen  in  Aussicht. 


252  Zur  Schranbeniheorie  von  Sir  Robert  Ball. 

den  beiden  quadratischen  Mannigfaltigkeiten  p^  +  9^  +  ^  =  0  und 
pu  +  qv  +  rw  =  0  zu  studieren,  resp.  zu  klassifizieren.  Dabei  wird 
sich  unsere  Aufmerksamkeit  in  erster  Linie  auf  die  ScJiniäpufüde  richten, 
welche  unsere  Gerade  mit  diesen  Mannigfaltigkeiten  gemein  hat  Die 
Schnittpunkte  mit  jeder  der  beiden  Mannigfaltigkeiten  können  getrennt 
sein,  zusammenfallen  oder  unbestimmt  werden.  Aufserdem  können  die 
Schnittpunkte,  welche  die  gerade  Linie  mit  der  einen  MannigÜEdtigkeit 
gemein  hat,  mit  denen,  die  sie  mit  der  anderen  Mannigfaltigkeit  gemein 
hat,  teilweise  oder  ganz  koinzidieren.  Des  Weiteren  möge  man  Reali- 
tatsunterschiede  heranziehen.  Hiemadi  ergiebi  sich  eine  von  vornherein 
übersehbare  Heike  von  Fallunterscheidungen,  die  nicht  ntir  mit  leichter  Mühe 
aufgezählt  sondern  dpensowohl  nach  ihrer  schraubetitheoretischen  Bedeuking 
diskutiert  werden  können.  Jeder  Geometer,  der  mit  algebraischen  Betrach- 
tungen in  mehrdimensionalen  Räumen  einigermaTsen  vertraut  ist,  wird 
dies  ohne  weiteres  ausführen;  es  scheint  unnötig,  hierbei  noch  länger 
zu  verweilen. 

Immerhin  wird  es  gut  sein,  einen  Unterschied  hervorzuheben,  den 
der  geschilderte  Ansatz  den  Bai  Ischen  Entwickelungen  gegaiüber  zeigt 
Ball  berücksichtigt  prinzipiell  nur  die  reellen  Vorkommnisse,  hier  da- 
gegen wird  reell  und  imi^inär  zunächst  als  gleichwertig  betrachtet  und 
die  Frage  nach  den  Realitätsverhältnissen  erst  zum  Schlüsse  eingeführt 
Um  an  einem  Beispiel  den  Vorteil  zu  zeigen,  den  das  letztere  Verfahren 
haben  kann,  betrachten  wir  die  Regelfläche,  welche  von  den  Achsen 
der  Schrauben  (25)  gebildet  wird,  das  sogenannte  Oylindroid.  Nach 
Ball  ist  dasselbe  im  allgemeinen  von  der  dritten  Ordnung;  wenn  aber 
die  komponierenden  Schrauben  p^^  g^,  r^  . . .  und  p^,  g,,  r^  . , .  sich 
auf  zwei  Rotationen  reduzieren,  deren  Achsen  sich  schneiden,  so  artet 
es  in  dasjenige  ebene  Strahlbüschel  aus,  dem  die  Achsen  angehören. 
Statt  der  Fläche  von  der  dritten  Ordnung  haben  wir  dann  also  eine 
von  der  ersten.  Wie  kommt  diese  Ausartung  zustande?  Wenn  wir 
das  Imaginäre  mitnehmen,  finden  wir  zunächst,  dafs  es  Rotationen  mit 
unbestimmter  Achse   giebt   (es  sind  diejenigen  Schraubenbewegungen, 

bei  denen  der  durch  Formel  (19')  gegebene  Parameter  den  Wert  -  er- 
hält). Dieselben  lassen  nämlich  alle  Minimallinien  fest,  welche  durch 
einen  festen  Punkt  des  Eugelkreises  in  einer  festen  Tangentenebene  des- 
selben verlaufen,  also  ihrerseits  ein  Strahlbüschel  bilden.  Solcher  Rota- 
tionen treten  nun  im  vorliegenden  Spezialfälle  unter  der  Schar  (25)  zwei 
auf,  entsprechend  den  beiden  Minimallinien,  die  unter  den  Strahlen  des 
Bai  Ischen  Strahlbüschels  enthalten  sind.  Die  Folge  ist,  dafs  sich  von 
dem  Gylindroid  zwei  imaginäre  Ebenen  abtrennen,  nämlich  die  beiden 


Von  F.  Klkih.  253 

Ebenen^  welche  sich  durch  die  Normale  zum  Bauschen  Strahlbüschel 
nnd  die  beiden  Minimallinien  desselben  legen  lassen.  Der  Rest,  eben 
das  Ball  sehe  Strahlbüschel;  ist  dann  natürlich  von  der  ersten  Ordnung. 
—  Der  Leser  muls  entscheiden,  ob  der  Grewinn  an  Einsicht,  der  hier 
und  in  ahnlichen  Fallen  resultiert,  ein  Äquivalent  für  die  weitläufigere 
Vorbereitung  ist,  die  erforderlich  scheint,  wenn  man  in  der  Geometrie 
mit  imaginären  Elementen  bequem  und  sicher  operieren  will.  — 

Übrigens  mochte  ich  nicht  minder  eine  Ausgestaltung  der  Theorie 
der  linearen  Schraubensysteme  nach  der  eigentlich  mechanischen  Seite  hin 
in  Anregung  bringen.  Die  Diskussion  der  linearen  Schraubensysteme, 
Ton  der  ich  gerade  sprach,  versieht  uns  mit  einer  endlichen  Zahl  unter- 
schiedener Falle  der  Beweglichkeit  eines  starren  Körpers  im  Unendlich- 
Eleinen;  es  kann  sich  dabei  der  Reihe  nach  um  2,  3,  4,  5  Ghtule  der 
Freiheit  handeln.  Nun  findet  man  in  der  Natural  Philosophy  von 
Thomson  und  Tait  (2.  ed.  Bd.  I,  p.  155  (Nr.  201))  einen  einfachen 
Mechanismus  beschrieben,  vermöge  dessen  man  einem  starren  Körper 
fünf  Grade  der  Beweglichkeit  im  unendlich -Kleinen  in  allgemeinster 
Weise  erteilen  kann:  der  Körper  ist  um  eine  Schraubenspindel  drehbar, 
die  mit  Hülfe  zweier  aneinander  geketteter  Hookescher  Schlüssel  an 
ein  Postament  befestigt  ist.  Ich  stelle  die  Aufgabe,  die  sämäichen  ge- 
mäfs  unserer  Diskussion  eu  unterscheidenden  reellen  Fälle  infinitesimaler 
Beweglichkeit  eines  starren  Körpers  durch  möglichst  einfache  Mechanismen 
zu  realisieren. 

Eine  letzte  Bemerkung  zur  Theorie  der  linearen  Schraubensysteme 
möge  wieder  nach  Seiten  der  Oruppentheorie  liegen.  Gamille  Jordan 
hat  bekanntlich  zuerst  alle  kontinuierlichen  und  diskontinuierlichen 
Grappen  aufgestellt^  die  sich  aus  den  reellen  Bewegungen  des  Raumes 
bilden  lassen.^)  Unter  diesen  interessieren  uns  hier  nur  die  kontinuier- 
liehen  Gruppen.  Man  findet  dieselben  bei  Study  im  39.  Bande  der 
Math.  Annalen,  p.  486 — 487,  übersichtlich  zusammengestellt  und  geo- 
metrisch charakterisiert;  eine  Tabelle  der  zugehörigen  unendlich  kleinen 
Bewegungen  giebt  Lie  in  Bd.  III  seiner  Theorie  der  Transformations- 
gnippen  (Leipzig,  1893),  p.  385.  Ich  nenne  hier  von  diesen  Gruppen 
nur  die  ein&chsten,  nämlich: 

&)  die  Gesamtheit  aller  oo'  Translationen, 

b)  die  Gesamtheit  aller  oo^  Bewegungen,  die  einen  unendlich  fernen 
Punkt  (oder,  was  auf  dasselbe  hinauskommt,  eine  unendlich  ferne 
Gerade)  festlassen. 


1)  Annali  di  Matematica,  ser.  8.,  t.  2  (1869). 


254  Zur  Schranbentheorie  von  Sir  Robert  Ball 

c)  die  Gesamtheit  aller  oo'  Bewegungen;  welche  einen  im  Endlichen 

gelegenen  Punkt  festlassen , 

d)  die  Gesamtheit  aller  oo^  Bewegungen^  welche  eine  im  Endlichen  ge- 

legene Ebene  festlassen. 

Offenbar  empfiehlt  es  sich,  die  Mechanik  solcher  starrer  Eörper,  welche 
die  Beweglichkeit  einer  dieser  Untergruppen  haben,  gesondert  zu  bear- 
beiten (wie  dies  für  den  Körper  mit  im  Endlichen  gelegenen  festen 
Punkt  von  jeher  geschehen  ist).  Die  unendlich  kleinen  Bewegungen 
jeder  solcher  Untergruppe  bilden  aber  ein  lineares  Schraubensystem  und 
die  so  entstehenden  linearen  Schraubensysteme  heben  sich  also  vor 
anderen  durch  ihre  Wichtigkeit  für  die  Mechanik  hervor;  ich  verde 
sie  lineare  Schraubensysteme  von  sdbständiger  gruppenthearetischer  Be- 
deutung nennen.  Indem  ich  das  Eoordinatensy^m  in  geeigneter  Weise 
wähle,  bekomme  ich  in  den  Fällen  a)  bis  d)  für  die  Koordinaten 


P, 

Q, 

r, 

M, 

», 

w 

der  betreffenden  Schrauben 

folgende  Werte: 

») 

0, 

0, 

0, 

K, 

^, 

h\ 

b) 

0» 

0, 

^, 

^. 

^, 

K^ 

c) 

k, 

K, 

h, 

0, 

0, 

o; 

d) 

0, 

0, 

^, 

^, 

^, 

0. 

Hier  sind  die  A^,  k^y  . . .,  wie  in  (25),  beliebig  veiunderliche  Parameter. 
Man  sollte  jedes  einzelne  der  so  gewonnenen  linearen  Schraubensysteme 
genau  so  für  die  Mechanik  der  ihm  zugehörigen  endlichen  Bewegungen 
benutzen,  wie  dies  sofort  mit  dem  System  c)  für  die  Drehung  eines 
Körpers  um  einen  festen  Punkt  und  hernach  mit  der  Gesamtheit 
aller  Schrauben  für  den  in  allgemeinster  Weise  beweglichen  starren 
Körper  geschehen  wird. 

§  7.    Obergang  zur  Kinetik.    Unterscheidung  holonomer  und  nicht 
holonomer  DifferentialansdriLcke,  bez.  Differentialbedingungen. 

DaTs  für  n  ^  2  nicht  jeder  Differentialausdruck 
(26)  2:  q>i  (Xj . . .  a;»)  dxi 

ein  exaktes  Differential  dF  einer  Funktion  von  x^, . .  Xn  vei,  und  dab 
für  n  ^  3  nicht  jede  Differentialbedingung 

(26')  i:q>idXi  =  0 

mit  einer  Gleichung  dF  =  0  gleichbedeutend  ist,  ist  bekannt  genug; 
die  Klassifikation   der   verschiedenen   in   dieser   Hinsicht   vorliegenden 


Von  F.  Klein.  255 

Mogliehkeiten  wird  in  der  Theorie  des  „Pfaffschen  Problems"  ent- 
wickelt. Wir  sprechen  nach  der  Aasdrucksweise  von  Hertz  in  allen 
den  Fallen,  wo  der  Differentialausdruck  oder  die  Differentialbedingung 
nicht  durch  ein  einfaches  dF  ersetzt  werden  kann,  von  einem  niciht 
hohnomen  Differentialausdruck,  bez.  einer  nicM  hohnamen  Differential- 
bedingung. 

In  der  Mechanik  liegt  die  Sache,  allgemein  zu  reden,  nun  merk- 
würdigerweise so,  dafs  man  zwar  von  je  Anlals  hatte,  nicht  holonome 
Differentialausdrücke  und  -bedingungen  in  Betracht  zu  ziehen,  dafs  man 
aber  erst  in  den  letzten  Jahren  angefangen  hat,  diesem  Umstände  be- 
sondere Aufinerksamkeit  zuzuwenden.^) 

Was  zunächst  nicht  holonome  IHfferentialausdrücke  angeht^  so  treten 
dieselben  in  unsere  jetzige  Betrachtung  dadurch  ein,  dafs  bereits  die 
Koordinaten  pdt,  qdt,  rdt  einer  unendlich  kleinen  Drehung  um  0,  und 
umsomehr  die  SchraübenkoordincUen  pdt,  qdt  . . .  tadt  einer  beliebigen 
anendlich  kleinen  Verrückung  eines  starren  Körpers  nicht  holonome 
Verbindungen  der  Differentiale  der  3  oder  6  endlichen  Parameter  sind, 
durch  welche  man  die  Lage  des  Körpers  in  den  beiden  Fallen  festlegen 
mag;  wir  werden  hierfür  sogleich  noch  explicite  Formeln  geben. 

Was  aber  nkJU  holonome  Bedingungsgleichungen  betrifft,  so  bilden 
dieselben  nicht  etwa  einen  Ausnahmefall,  sondern  treten  bei  den  me- 
chanischen Vorgängen,  die  wir  taglich  beobachten,  außerordentlich 
häufig  auf.  So  macht  Hertz  in  seinem  Werke  über  die  Prinzipien 
der  Mechanik^)  darauf  aufmerksam,  dafs  eine  Kugel,  die  auf  einer 
Ebene  rollt,  das  Beispiel  eines  mechanischen  Systems  von  5  Freiheits- 
graden  abgiebt,  das  an  eine  nicht  holonome  Bedingungsgleichung  ge- 
bunden ist.  Noch  einfacher  ist  yielleicht  das  Beispiel  eines  auf  hori- 
zontaler Ebene  beweglichen  Wagens  oder  Schlittens,  der  (wegen  der 
Reibung  an  der  Unterlage)  immer  nur  in  Richtung  seiner  Achse  fort- 
schreiten kann;  wir  haben  hier  die  nicht  holonome  Bedingui^gleichung 
dy  —  tang^  *  dx  ^0,  unter  %•  das  Azimut  der  Achse  verstanden.  Wir 
BchUelsen,  dafs  die  Betrachtung  nicht  holonomer  Bedingungsgleictmngen  in 
der  Mechanik  nichts  KünsÜiches  ist,  sondern  von  vorneherein  mit  in  Be- 
^adit  gezogen  werden  mufs,  wenn  anders  wir  die  Bewegungsvorgänge  der 
ims  Mmgd>enden  WirMichkeit  verstehen  wellen. 

Wir  werden^  daher  die  nicht  holonomen  Bedingungsgleichungen  im 
Folgenden  immer  mit  erwähnen.  '  Bei  Ball  geschieht  dies  nicht  und 
braucht  nicht  zu  geschehen,  da  Ball  seine  Betrachtungen  yon  vorne- 

1)  Vergl.  verschiedene  Stellen  in  Yobb,  Die  Prinzipien  der  rcUioneUen  Me- 
chanik ^Encyclopädie  der  Math.  Wies.  IV,  1),  insbesondere  Nr.  38  daselbst. 

2)  Einleitung,  p.  ^3. 


256  Zur  Schranbentheorie  von  Sir  Robert  Ball. 

herein  in  der  Weise  auf  unendlich  kleine  Ortsanderangen  einschrankt, 
dafs  er  nur  die  ersten  Potenzen  der  Differentiale  beibehalt.  Infolge  dessen 
kann  Ball  auch  den  starren  Körper^  der  irgend  k  Differeutialheziehnngen 
vom  Typus  (26)  unterworfen  ist^  kurzweg  als  ein  mechanisches  System 
von  (6  —  k)  Freiheitsgraden  bezeichnen.  Dies  würde  im  Falle  endUcher 
Bewegungen  nicht  richtig  sein:  die  rollende  Kugel  vermiß  trotz  der 
nicht  holonomen  Bedingung,  der  ihre  infinitesimalen  Bewegungen 
imterworfen  sind,  oo^  Lagen  anzunehmen,  ehenso  der  auf  der  {x,  y] 
Ebene  bewegliche  Wagen  sämtliche  oo'  Lagen  (x,  y,  d*). 

§  8.    üeber  die  Verwendung  der  Oesohwindigkeitskoordinaten  p,  q,  r 
in  der  Kinetik  des  starren  Körpers  mit  festem  Punkt. 

Ehe  wir  zur  Verwendung  der  Schraubenkoordinaten  p,  q,  r,  u,  r,  ir 
in  der  Kinetik  beliebiger  starrer  Körper  schreiten,  mögen  wir  die  Ver- 
wendung der  Pf  q,  r  in  der  Kinetik  des  starren  Körpers  mit  festem 
Punkt  betrachten.  Es  handelt  sich  dabei  zwar  im  Prinzip  um  lauter 
bekannte  Dinge,  aber  man  findet  dieselben  nicht  überall  in  der  ein- 
fachen und  präzisen  Form  beisammen,  die  wir  ihnen  hier  geben  woUen 
und  die  sich  hernach  unmittelbar  auf  die  Schraubenkoordinaten  p,  q^  r, 
u,  V,  w  übertragt.  Den  einzelnen  Angaben  Beweise  hinzuzufügen  wird 
kaum  nötig  sein;  ich  verweise  wegen  der  etwaigen  Ableitung  der 
Resultate,  sofern  deutsche  Litteratur  in  Betracht  gezogen  werden  soll, 
am  liebsten  auf  die  von  Sommerfeld  und  mir  herausgegebenen  Vor- 
lesungen über  die  Theorie  des  Kreisels  (Teil  I,  Leipzig  1897);  ins- 
besondere geschieht  dort  (pag.  138  ff.)  die  Herleitung  der  Eulerschen 
Bewegungsgleichungen  (im  Anschluls  an  die  ursprüngliche  Entwickelung 
von  Hayward)  genau  so,  wie  es  im  Folgenden  skizziert  wird. 

1.  Zusammenhang  derp^q^r  mit  den  Geschunndigkeitskoordinaten  q>'yif\ ^^ 

Wir  nehmen  ein  im  Körper  festes  Koordinatensystem  X  YZ  und  ein 
im  Räume  festes  xyz  (mit  gemeinsamem  Anfangspunkt),  deren  gegenseitige 
Beziehung  wir  durch  irgend  drei  Parameter,  für  welche  wir  hier  wegen 
ihres  elementaren  Charakters  die  Eul ersehen  Winkel  q>,  ify  %•  nehmen 
wollen,  festlegen  (Kreisel,  pg.  19).  Der  Übergang  von  der  Lage 
9,  ^,  ^  zur  Lage  q>  +  q>'dty  ^  -f  ^'d^,  -9"  -f  ^'dt  sei  äquivalent  mit 
einer  Drehung  durch  pdt,  qdty  rdt  tun  die  Achsen  des  XYZ- Systems 
in  seiner  den  Parameterwerten  9,  ^,  d'  entsprechenden  Li^e.  Die 
Nebeneinanderstellung  der  bezüglichen  Formeln  ergiebt  dann  folgenden 
Zusammenhang  zwischen  den  p,  q,  r  und  den  9,  ^,  Q'y  bez.  9',  i>\  9' 
(Kreisel,  pg.  45): 


Von  P.  Klein.  257 

(27)  g  =  —  -9"'  sin  <jp  +  ^'  sin  •O'  cos  <p , 

r  =  9)'  +  ^'cosO". 

Man  erkennt^  dals  die  p,  q,  r  nicht  -  holonome  Verbindungen  der 
(p\  ^\  <9-'  sind.  Die  Folge  ist^  daXs  ich  in  den  Bewegungsgleichungen 
des  starren  Körpers  zwar  die  <jp',  ^',  ^'  gern  durch  die  p^  5,  r  ersetzen 
kann,  dafs  ich  aber  daneben  zur  Lagenbestimmung  des  Körpers  die 
(Pf  if,  ^  festhalten  mufs,  die  dann  mit  denp,  q^  r  durch  die  Gleichungen  (27)^ 
welche  ich  die  kinematischen  Gleidiungen  nenne^  verbunden  sind. 

2.    Kraftkoordinaten. 

Hat  man  bei  irgend  einem  mechanischen  System  bestimmte  Ge- 
schwindigkeitskoordinaten (hier  also  die  p,  q,  r)  ausgewählt^  so  hat 
man  als  Koordinaten  der  kontinuierlich  wirkenden  Kräfte  allgemein 
diejenigen  Gröfsen  zu  nehmen,  mit  denen  multipliziert  die  Koordinaten 
der  unendlich  kleinen  Bewegung  in  den  Ausdruck  für  die  Arbeit  ein- 
gehen. Im  vorliegenden  Falle  haben  wir  für  die  Arbeit  nach  (24)  oben 
(indem  die  u,  v,  w  verschwinden): 

dÄ  =  (Lp  +  Mq  +  Nr)dt] 

wir  werden  also  da.  Kräfteeystexn,  das  am  starren  Kö;per  angreift, 
durch  seine  Drehmofnente  L,  M,  N  um  die  Achsen  des  im  Körper  festen 
Koordinatensystems  festzulegen  haben.  Genau  so  werden  wir  als  Koordi- 
naten einer  Stoüskraft  ihre  bezüglichen  Drehmomente  wählen,  wie  wir 
nicht  weiter  ausfähren. 

3.    Aufstellung  der  kinetischen  Gleichungen  für  die  p,  q^  r. 

Die  Aufstellung  der  eigentlichen  Bewegungsgleichungen  für  die 
P}  i}  ^  (A^^  Eulerschen  Bewegungsgleichungen)  erfolgt  nun  am 
kürzesten  folgendermafsen: 

a)  Man  drücke  die  lebendige  Kraft  des  rotierenden  Körpers  durch 
die  p,  q,  r  aus.  Als  Einheit  der  Masse  ist  dabei  natürlich,  auf  Grund 
unserer  früheren  Verabredungen,  diejenige  zu  wählen,  die  bei  Einwirkung 
einer  kontinuierlichen  Kraft  von  der  Gröfse  1  in  der  Zeiteinheit  die 
Geschwindigkeit  1  erhält.  Da  sich  die  p,  q,  r  auf  ein  im  Körper  festes 
Koordinatensystem  beziehen,  erhält  man  eine  quadratische  Form  der- 
selben mit  konstanten  Koeffizienten 

(28)  T  =  \{Ap'  +  Bq^  +  CV«  +  2Dqr  +  2Erp  +  2Fpq) . 

b)  Hierauf  bilde  man  die  Koordinaten  £,  M,  N  des  sogenannten 
^^mpnlses'^,    d.   h.    desjenigen   Systems  von  Stofskräften,    welches   im 

Z«itsehrift  f.  Mathematik  u.  Physik.  47.  Band.   190S.   1.  n.  S.  Heft  17 


258  Zur  Schnnbentheorie  Ton  Sir  Robert  Ball. 

Stande  wäre,  den  in  seiner  aogenblicklichen  Lage  ruhend  gedacbUn 
Eöiper  inatantam  in  den  Geschwindigkeitszustand  p^  q,  r  za  verseizen. 
Nach  den  Grondgesetzen  der  Kinetik,  die  in  der  sogenannten  „entea 
Zeile  der  Lagrangeschen  Gleichungen^  ihren  Ausdruck  finden,  erhält 
man  dieselben  aus  T  durch  Differentiation  nach  den  entsprechenden 
Geschwindi^eitskoordinaten.     Die  Formdn  sind: 

(29)  L-If,   jf-lf,  iyr=|?'. 

c)  Von  hieraus  erhalt  man  nun  die  gesuchten  kinetischen  Gleichungen, 
indem  man  überlegt,  dab  sich  die  Koordinaten  L,  M,  N  des  Impulses 
wahrend  des  Zeitelementes  dt  aus  zwei  Gründen  um  unendlich  kleine 
Betrage  abändern. 

Erstlich  dadurch,  dab  an  unserem  Korper  von  auüsen  gegebenen- 
falls ein  System  kontinuierlich  wirkender  Kräfte  angreift.  Wir  nennen 
die  Koordinaten  dieses  Systems  (d.  h.  seine  Drehmomente  um  die 
2-,  F-,  Z-Achse)  A,  M,  N.  Die  Ton  hier  aus  resultierenden  Än- 
derungen der  Ly  My  N  sind: 

(30)  d'L^Sdi,    d'M^^Nidi,    d'N=f4dt. 

Zweitens  aber  andern  sich  die  L,  üf,  N  dadurch,  daCb  sich  das 
Koordinatensystem  XTZ,  auf  welches  sie  bezogen  sind,  während  des 
Zeitelementes  dt  gegen  seine  ursprüngliche  Lage  um  pdt^  qdt,  rdt 
gedreht  hat.  Wir  können  ebensowohl  sagen,  dafs  wir  den  Raum  (nnd 
also  den  im  Räume  feststehenden  Impulsvektor)  gegen  das  Koordinaten- 
system der  XYZ  um  —pdty  —  qdt^  —  rdt  gedreht  haben.  Dies  giebt 
als  AnderoBgen  der  L,  M,  N: 

(31)  d"L  =  {rM-qN)dt,   d"M=(pN-rL)dt,   d" N^{qL-pM)dt. 

Die  G^samtänderung  der  L,  j9f,  ^  ist  die  Summe  der  Änderungen 
(30),  (31);  daher  kommt^  wenn  wir  noch  durch  dt  dividieren: 

^^■^  =  (rJf-sJV)  +  A, 

und  dieses  sind  die  gesuchten  kinetischen  Gleichungen.     Die  A,  M,  N 
werden  dabei  zunächst  als  Funktionen  der  9,  ^,  ^  anzusetzen  sein. 

4.    Bemerkungen  su  den  gewonnenen  Oleichufigen. 

Schliefslich  haben  wir  zur  Darstellung  der  Bew^pmg  die  Gleichungen 
(27),  (28),  (29),  (32),  wo  wir  gern  noch  die  aus  (29)  folgenden  Werte  der 


(32) 


Von  F.  Kleik.  259 

L,  M,  N  in  die  (32)  eintragen  können.  Wir  haben  dann  6  Differential- 
gleichungen erster  Ordnung  für  die  9,  ^,  <&,  p,  g,  r.  Ist  insbesondere 
irgend  eine  (holonome  oder  nicht  holonome)  Bedingongsgleichung  für 
die  q>'y  i^'^  ^'  gegeben^  so  wird  sich  diese  in  eine  lineare  Gleichung 
f&r  die  p,  q^  r  umsetzen  lassen  (deren  Koeffizienten,  allgemein  zu  reden, 
Fimktionen  der  9,  ^,  d^  sind): 

(33)  Pp+Qq  +  Br  =  0. 

Es  werden  dann  in  den  A,  M,  N  neben  Gliedern,  welche  sich  auf  die 
anderweitigen  äufseren  Kräfte  beziehen,  Terme  folgender  Form  auftreten: 

(34)  -XP,    -XQ,    -XR, 

unter  A  einen  Lagrangeschen  Multiplikator  verstanden,  der  so  zu 
bestimmen  ist,  dafs  die  Gleichung  (33)  fortgesetzt  erfüllt  ist. 

§  9.   Fortsetzung.  Fälle,  wo  die  p,  q,  r  wie  Lagrangesche 
Geschwindigkeitskoordinaten  gebraucht  werden  können. 

Die  Betrachtungen,  welche  wir  im  yorigen  Paragraphen  unter  3. 
gaben,  sind  wesentlich  durch  den  Umstand  yeranlafst,  dafs  die  p,  q,  r 
keine  Lagrangeschen  Geschwindigkeitskoordinaten,  d.  h.  keine  holo- 
nome Verbindungen  der  ip\  ^',  ^'  sind;  wir  hätten  andernfalls  nur  die 
y^eite  Zeile^'  der  allgemeinen  Lagrangeschen  Bewegungsgleichungen 
heranzuziehen  brauchen.  Es  hat  daher  Interesse,  zuzusehen,  bei  welchen 
Ansätzen  und  Problemen  der  Unterschied  der^,  9,  r  und  der  Lagrange- 
schen Geschwindigkeitskoordinaten  noch  nicht  hervortritt;  wir  lösen 
dadurch  aus  der  allgemeinen  Theorie  der  Rotation  eines  starren  Körpers 
einen  relativ  elementaren  Teil  heraus.  In  dieser  Hinsicht  ergiebt  sich 
Zunächst  folgende  Zusammenstellung: 

1.  Die  Bedingungsgleichungen,  welche  gegebenenfalls  die  Beweg- 
lichkeit des  Körpers  im  UnendlichrEJeinen  einschränken,  sind  in  den 
p,  q,  r  ebenso  linear,  wie  in  den  9',  ^',  ^'  (vergl.  Glch.  (33)). 

2.  Der  Unterschied  verschwindet  femer  bei  den  Fragen  der  Statik, 
insofern  bei  ihnen  die  |>,  q,  r  (und  also  auch  die  L,  M,  N)  durch- 
weg gleich  Null  zu  setzen  sind. 

3.  Er  verschwindet  endlich  in  der  Stofsfheorie]  in  der  That  sind  die 
Gleichungen  (29),  die  den  Zusammenhang  des  Impulses  mit  den  er- 
zeugten Geschwindigkeitskoordinaten  p,  q,  r  ergeben,  ihrer  Form  nach 
Ton  dem  Umstände,  dals  die  p,  q,  r  nicht  holonome  Geschwindigkeits- 
koordinaten sind,  durchaus  unabhängig. 

Es  sind  dies  einfach  diejenigen  Teile  der  Mechanik,  welche  der 
Aufstellung  der  auf  kontinuierliche  Kräfte  bezüglichen  Bewegungsglei- 
chungen  vorangehen.  Hierzu  tritt  aber,  wenn  man  approximative  Rechnung 

17* 


260  Znr  Schranbentheorie  von  Sir  Robert  Ball. 

zulassen  will,  noch  ein  vierter  Punkt,  Derselbe  liegt  vor,  trenn  nian  die 
Theorie  der  kleinen  Schwingungen  unseres  starren  Körpers  um  eine  Gleich- 
gewichtslage behandelty  und  dabei  die  üblichen  Vernachlässigungen  einireteH 
läfst  Man  nimmt  dann  nämlich  an,  dafs  man  die  in  (32)  rechter  Hand 
auftretenden  „Glieder  zweiter  Ordnung",  also  die  (rM  —  qN)  etc.,  gegen 

die   übrigen   Glieder,   also    die     .^  und  A,   etc.,  vernachlässigen  kann. 

Man  erhält  solcherweise  die  vereinfachten  Formeln: 

dL        . 
di=^> 


(35) 


dt   =  ^> 


und  diese  hängen  mit  dem  Ausdruck  (28)  der  lebendigen  Kraft  in  der 
That  so  zusammen,  als  wenn  die  p,  q,  r  Lagrangesche  Geschwindig- 
keitakoordinaten  wären. 

Es  steht  überhaupt  nichts  im  Wege,  sofern  man  Glieder  höherer 
Ordnung  vernaddässigen  unU,  die  p,  q,  r  nach  der  Zeit  genonunenen 
exakten  Differentialquotienten  von  Funktionen  der  9,  ^,  d'  gleichzusetzen. 
Wir  werden  eine  unendlich  kleine  Drehung  vor  uns  haben,  wenn  wir  9 
und  <p  +  tl^  =^  X  unendlich  klein  nehmen.  Ersetzen  wir  dementsprechend 
in  (27)  sin  d-  durch  ^,  cos  d"  durch  1,  ^'  •  <9'  durch  —  y ' .  ^  und  y'  +  ^•' 
durch  x\  so  kommt. 

d(9'coBtp^ 


(36) 


|)  = -ö"' COS  <jp  —  9)'-'0' sin  9  =        ,         , 
3==  — -ö"  smy  — 9  •<o'COS9=      — ^ — -, 


dt 


,  dr 

»•  =  «  "-jf 


Hier  sind  «d-  cos  9,  —  ^  sin  9?,  jr  die  unendlich  kleinen  Winkel,  durdi 
welche  der  Körper  von  seiner  Anüangslage  aus  um  die  Achsen  OXj 
0  Y,  OZ  gedreht  ist.  — 

Die  Au&ählung  der  vorgenannten  vier  Punkte  ist  für  das  Verständnis 
der  Balischen  Schraubenuntersuchungen  von  unmittelbarster  Wichtigkeit. 
Wir  dürfen  vorgreifend  erwähnen,  dafs  die  Schraubenkoordinaten  f^q^f) 
u,  V,  w  (wie  überhaupt  irgend  welche  nicht-holonome  Geschwindigkeit» 
koordinaten)  genau  in  den  entsprechenden  vier  Fällen  ebenfalls  wie 
Lagrangesche  Geschwindigkeitskoordinaten  behandelt  werden  können. 
Und  nun  trifft  es  sich  so,  dafs  Ball  in  seinen  ursprünglichen  Unter- 
suchungen über  die  Anwendtmg  der  Schraubentheorie  auf  die  Mechanik 
der  starren  Körper  gerade  die  vier  hiermit  bezeichneten  Kapitel  heraus- 


Von  F.  Kleih.  261 

gegriffen  hat.  Und  auch  die  weitere  Frage^  die  er  später  in  Angriff 
nahm  und  von  der  noch  genauer  weiter  unten  die  Bede  sein  soll^  die 
Frage  nach  den  jeweils  vorhandenen  permanenten  Schrauben^  läfst  sich 
unter  denselben  Gesichtspunkt  bringen.  Dies  ist  gewifs  nicht  zufallig 
sondern  wohlbedacht,  entsprechend  der  Auffassung,  dafs  es  in  der  Me- 
chanik vor  allen  Dingen  darauf  ankommt,  sich  die  jeweils  einfachsten 
Beziehungen  und  Vorgange  klar  zu  machen.  — 

§  10.  Verwendung  der  Schraubenkoordinaten  f&r  die  allgemeine  Kinetik 

der  starren  Körper. 

Das  in  §  7  Entwickelte  lafst  sich  nun  Schritt  fttr  Schritt  auf  die 
Frage  nach  der  Verwendung  der  Schraubenkoordinaten  fttr  die  all- 
gemeine Kinetik  der  starren  Körper  übertragen. 

1)  Wir  fisderen  die  jeweilige  Ortsänderung  des  starren  Körpers 
durch  irgend  6  Parameter,  etwa  so,  dafs  wir  wieder  ein  im  Körper 
festes  Koordinatensystem  XYZ  einfQhren  und  dessen  Lage  gegen  ein 
im  Räume  festes  System  xys!  durch  die  Verschiebungskomponenten 
titj^t  des  Anfangspunktes  und  die  drei  Euler  sehen  Winkel  9,^,9* 
festlegen  (was  freilich  sehr  unsymmetrische  Formeln  ergiebt).  Die  auf 
das  Koordinatensystem  X  YZ  bezüglichen  Schraubenkoordinaten  p,  g,  r,  u, 
r,  w  der  instantanen  Geschwindigkeit  werden  sich  dann  in  folgender  Weise 
als  lineare,  nicM  holonome  Verbindungen  der  |',  i]\  ^\  <jp',  ^',  d-'  dar- 
stellen: 

^p  =»  ^'  cos  9)  +  V''  sin  -ö"  sin  9,    g  =  —  -ö*'  sin  9  +  ^'  sin  ^  cos  9, 

r  ^  ff'  +  if'  cos^, 
u  =  |'(cos  9  cos  ^  —  cos  «d-  sin  9  sin  ii) 

(37)  \         4.  iy'(cos  9  sin  ^  +  cos  <&  sin  9  cos  ^)  +  g'  sin  -^  sin  9, 

+  f]'{—  sin  9  sin  ^  +  cos  -9"  cos  9  cos  ^)  +  g'  sin  -^  cos  9, 
^tt;  =  I'  sin  -ö"  sin  ^  —  ly '  sin  <9'  cos  V'  +  S'  cos  d. 

Wir  bezeichnen  diese  Gleichungen  wieder  als  die  kinematiscJien 
Gleichungen. 

2)  Um  nunmehr  zu  den  kinetischen  Gleichungen  zu  kommen,  drücken 
TO  erstlich  die  lebendige  Kraft  des  Körpers  durch  die  p,  q,  r,  u,  t?,  w 
aus;  wir  erhalten  eine  quadratische  Form  mit  konstanten  Korffisrienten: 

(38)  T=F(p,3,r,M,t;,tr). 

Wir  berechnen  femer,  gemäCs  der  ersten  Zeile  der  Lagrangeschen 
Gleichungen  und  dem  Ausdruck  (24)  fttr  die  virtuelle  Arbeit  eines 
Eraftesystems,  die  Schraubenkoordinaten  X,  Y,  Z,  L,  Mj  N  des  zum  Ge- 


262  Zar  Schianbentheorie  von  Sir  Robert  Ball. 

schwmdigkeitBzustaiide  p,  q,  r,  u,  v,  w  gehörigen  Impulses  durch  die 
Formeln: 

(39)      X-P",     F-P",    Z-l^,    L-l^,    Jlf-^,    JV'=t^. 

^     ^  du'  ov '  oto'  dp'  dq'  er 

Wir  überlegen  endlich,  dafs  diese  Impulskoordinaten  wahrend  des  Zeit- 
elementes dt  ans  zwei  Gründen  Änderungen  erfahren,  die  sich  super- 
ponieren,  nämlich  durch  die  von  aufsen  auf  den  Körper  wirkenden 
Kräfte,  die  zusammengenommen  die  Koordinaten 

=,  H,  Z,  A,  M,  N 

ergeben  mögen,  und  durch  die  Bewegung  des  im  Körper  festen  Koor- 
dinatensystems mit  dem  Körper.    Von  hier  aus  erhalten  wir: 


(40) 


dt       ^  ^     ^  •  "■'       dt 

^-((ZX-i>r)+Z,    ^-^^(vX^uY)  +  (qL^pIf)+H, 


\dt     ^^       2-*/  '  ->      dt 

und  dies  sind  die  gesuchten  kinetischen  Gleidhungen, 

3)  An  diese  Entwickelung  schlieisen  sich  dann  genau  dieselben 
Bemerkungen,  wie  in  §  7,  insbesondere  auch,  was  die  Berücksichtigung 
ii^end  welcher  Bedingungsgleichungen  angeht 

§  11.  Spezielle  Ansffilmmgen  zu  den  Entwlokelungen  des  vorigen 

Paragraphen. 

Um  die  Entwickelungen  des  vorigen  Paragraphen  durch  spezielle 
AusfQhrungen  zu  belegen,  ziehen  wir  zuvörderst  den  Fall  eines  isoUerten, 
frei  beweglichen  Körpers  heran.  Die  Sache  wird  dann  eminent  einfachj 
verliert  aber  zugleich  einen  guten  Teü  ihrer  spezifischen  Bedeutung,  Wir 
legen  den  Anfangspunkt  des  Koordinatensystems  in  den  Schwerpunkt 
des  Körpers.  Die  lebendige  Kraft;  (38)  nimmt  dann  bekanntlich  folgende 
einfache  Form  an: 

(41)  T-  f  (««  +  »'  +  «;«)  +  f{p,q,r), 

unter  f  eine  quadratische  Form  der  beigesetzten  Argumente  mit  kon- 
stanten Koeffizienten  verstanden.  Die  Impulskoordinat^ii  (39)  «erden 
daraufhin 

(42)  X-m«,     r-m»,    Z-m«;,    L-|^,  lf-|^,    ^^J,- 

Es  nehmen  daher  die  letzten  drei  Gleichungen  (40)  folgende  ein&cli^ 
Form  an: 


(43) 


Von  F.  Klun.  263 

dt 
dM 


dt 


Wollen  wir  nun  noch  voranssetzen,  dab  die  A^  M,  N  nur  von  den 
%  ify  d'  (nicht  von  den  |,  r^,  ()  abhängen,  so  haben  wir  ersichtlich  zur 
Bestimmung  der  p,  q,  r,  d.  h.  der  Drehung  um  den  Schwerpunkt^  genau 
denselben  Ansatz,  den  man  von  jeher  benutzt  hat.  Das  Eigenartige 
der  Schraubeniheorie  entschwindet;  man  wird  das  Problem  am  einfachsten 
80  weiter  behandeln,  dafs  man  nach  Bestimmtmg  der  Drehung  um  den 
Schwerpunkt  die  fortschreitende  Bewegung  des  letzteren  direkt  be- 
stimmt, d.  h.  die  gewohnlichen  Bewegungsgleichungen  far  die  |,  17,  i 
aufstellt.  Die  Schraubentheorie  erleidet  hier  also  sozusagen  einen 
Milserfolg.  An  diesem  Mifserfolg  mag  es  liegen,  dafs  sich  die  Schrauben- 
theorie die  grobe  Geltung,  welche  sie  zweifellos  fOr  die  Mechanik  der 
starren  Körper  besitzt,  immer  nur  erst  partiell  hat  erringen  können. 
Gabe  es  in  der  Mechanik  der  starren  Körper  keine  anderen  Aufgaben, 
als  die  gerade  besprochenen,  so  wäre  es  überflüssig,  eine  besondere  Schrauben- 
iheorie eu  enttvickdn. 

Es  giebt  aber  andere  Aufgaben  die  Menge.  Ich  nenne  hier  die  Be- 
wegung eines  starren  Körpers  in  einem  widerstehenden  Mittel  (wo  die 
A,  M,  N  gewifs  nicht  von  dem  97,  ^,  d-  allein  abhängen),  feiner  aber 
die  Bewegung  eines  starren  Körpers,  der  gezwungen  ist,  auf  anderen 
starren  Körpern  zu  rollen  oder  zu  gleiten. 

Ich  möchte  hier  insbesondere  auf  dasjenige  Problem  hinweisen, 
bei  welchem  die  Schraubentheorie  bislang  die  glänzendste  Verwendung 
gefunden  haben  dürfte,  das  Problem  von  der  Bewegung  des  starren 
Körpers  in  einer  reibungslosen  inkompressiblen  Flüssigkeit^)  Die  lebendige 
Kraft  des  aus  Körper  und  Flüssigkeit  gebildeten  Systems  kann  in 
diesem  Falle  ohne  weiteres  in  der  Form  (38)  angeschrieben  werden, 
worauf  die  gesamten  Entwickeliugen  des  vorigen  Paragraphen  Platz 
greifen.  Diese  Entwickelungen  sind  in  der  That  nichts  anderes  als 
eine  Transskription  der  Ansätze,  welche  Lord  Kelvin  und  Kirchhoff 
ursprünglich  für  den  Körper  in  Flüssigkeit  gemacht  haben;  man  ver- 


1)  Leider  ist  die  mathematische  Eleganz  dieser  üntersuchmigen  kein  Mafs- 
sUb  für  ihre  physikalische  Wichtigkeit;  yielmehr  ist  das  praktische  Geltungs- 
gebiet derselben  wegen  der  in  allen  Fällen  vorhandenen  Flüssigkeitsreibnng  und 
der  bei  grOfseren  Geschwindigkeiten  auftretenden  turbulenten  Bewegungen  ein 
sehr  geringes. 


264  Zur  Schraubentheorie  von  Sir  Robert  Ball. 

gleiche  die  Darstellung  bei  Lamb,  Hydrodynamics  (Cambridge,  1K95; 
Kap.  6),  der  sich  direkt  an  die  Ausdrucksweise  der  Schraubentheohe 
anschliefst,  sowie  das  Referat  von  Love  in  IV  15  und  IV  16  der 
mathematischen  Encjklopädie.  Die  verschiedenen  Formen,  welche  die 
lebendige  Kraft  T  je  nach  der  Symmetrie  des  in  die  Flüssigkeit  ge- 
tauchten Körpers  annimmt,  der  jeweilige  Zusammenhang  zwischen  der 
instantanen  Geschwindigkeitsschraube  und  der  Impulsschraube,  endlich 
die  resultierende  Bewegung  des  Körpers  selbst  sind  ebenso  viele 
Gegenstände,  welche  sich  auch  für  eine  anschaulich -geometrische  Dis- 
kussion im  Sinne  der  Bauschen  Schraubentheorie  vorzüglich  eignen 
dürften.  Es  würde  dies  eine  direkte  und  doch  nicht  triviale  Weiter- 
bildung von  Poinsots  berühmten  Untersuchungen  über  die  Rotation 
eines  starren  Körpers  um  einen  festen  Punkt  sein.  Hierzu  wolle  man 
insbesondere  die  Arbeit  von  Minkowski  in  den  Sitzungsberichten  der 
Berliner  Akademie  von  1888  vergleichen. 

§  12.    Abschliefsende  Bemerkungen   über   die   mechanischen    Kapitel 
des  Ballschen  Werkes.  —  VersJlgemeinerungen  des  in  §  7  ond  §  9 

gegebenen  Ansatzes. 

Es  wurde  bereits  in  §  8  hervorgehoben,  da(s  die  Untersuchungen 
über  die  Mechanik  der  starren  Körper,  welche  Ball  in  seinem  Werke 
ausführt^),  einen  übereinstimmenden  Charakter  zeigen:  es  handelt  sich 
bei  Ball  durchweg  um  solche  Fragen,  bei  denen  die  Schraubenkoordi- 
naten  p,  q,  r,  u,  v,  w  der  instcmtanen  Geschwindigkeit  wie  Lagrangesdie 
GeschwindigkeüsJcoordinaien  henutzt  werden  können.  Ich  habe  dies  hier 
nur  noch  betreffs  der  letzten  Frage,  die  in  §  8  genannt  wurde,  der 
Frage  nach  den  jeweiligen  permanenten  Schrauben  auszuführen.  Dies 
gelingt  in  einfachster  Weise  im  Anschlufs  an  die  kinetischen  Glei- 
chungen (40).  Man  findet  nämlich,  dafs  es  sich  bei  Ball  dabei  um  die 
Aufsuchung  solcher  Werte  der  p,  q,  r,  w,  v,  w  bez.  %  ^,  ^,  |,  i?,  t 
handelt,  für  welche  die  rechten  Seiten  der  kinetischen  Gleichungen  (40) 
versditmnden]  es  bleiben  dann  die  X,  F,  Z,  i,  M,  N  des  Impulses  und 
also  auch  die  p,  q,  r,  u,  v,  w  wenigstens  für  ein  Zeitelement  konstant, 
und  eben  deshalb  spricht  Ball  in  einem  solchen  Falle  von  einer  per- 
manenten Schraube.  Als  einfache  Beispiele  möchte  ich  anführen  Standes 

1)  Nnr  von  diesen  mechaniachen  Entwickelnngen  des  Ballschen  Werkes  ist 
im  vorliegenden  Artikel  die  Bede,  nicht  von  den  anschlielsenden  geofnetriscken. 
Ich  möchte  aber  nicht  unterlassen  anzuführen,  dafs  Herr  Ball  die  geometrischen 
Fragen  neuerdings  in  einer  besonderen  Abhandlung  in  den  Transactions  der  &  Ino^ 
Academy  (vol.  31,  post  12,  Dublin  1901)  weiter  verfolgt  hat;  dieselbe  trftgt  den 
Titel:   FwiiMr  Developments  of  the  geometrical  theory  of  six  screwM, 


Von  F.  Klbim.  265 

permanente  Drehachsen  eines  um  einen  Punkt  rotierenden  schweren 
Körpers  (Journal  flr  Mathematik  Bd.  113,  1894),  sowie  Kirchhof fs 
Theorem,  dafs  bei  jedem  Körper  in  einer  reibungslosen,  inkompressiblen 
Flüssigkeit  bei  Abwesenheit  äufserer  Kräfte  drei  zu  einander  senkrechte 
Richtungen  gleichförmiger  Translation  existieren.  Die  sämtlichen  Fälle 
stationärer  Bewegung,  welche  in  dem  genannten  Falle  bei  dem  Körper 
in  Flüssigkeit  auftreten  können,  diskutiert  Minkowski  1.  c.  In  diesen 
Beispielen  sind  zugleich  die  p,  q,  r,  u,  v,  w  nicht  nur  zeitweise,  sondern 
dauernd  konstant,  so  dafs  man  von  Perma/nens  der  bez.  Schrauben  im 
vollen  Sinne  des  Wortes  reden  kann. 

Letzterer  umstand  hängt  ersichtlich  mit  der  Thatsache  zusammen, 
dafs  die  Drehungen  um  einen  Punkt,  wie  andererseits  die  Bewegungen 
eines  freien  Körpers  eine  Gruppe  bilden:  gehört  eine  unendlich  kleine 
Bewegung  der  Gruppe  an,  so  auch  die  endliche  Bewegung,  welche  aus 
ihr  durch  unendlichmalige  Wiederholung  entsteht.  Dafs  dies  bei  der 
Bewegung  starrer  Körper  keineswegs  immer  der  Fall  ist,  zeigt  das  ein- 
fache Beispiel  eines  auf  einer  Ebene  rollenden  Cylinders.  Hier  treten 
daher  die  in  §  5  genannten  Gruppen  von  Bewegungen  (bez.  die  mit 
ihnen  verknüpften  linearen  Schraubensysteme  von  „selbständiger  gruppen- 
theoretischer Bedeutung")  in  charakteristischer  Weise  in  den  Vorder- 
grund. In  der  That  läfst  sich  die  Kinetik  aller  dieser  Gruppen  genau 
so  in  Ansatz  bringen  wie  in  §  7  die  Kinetik  der  Drehungen  um  einen 
Punkt  und  in  §  9  diejenige  der  freien  Bewegungen  (eines  starren 
Korpers);  man  wird  sagen  können,  dafs  in  allen  diesen  Fällen  die 
Methode  der  Eulerschen  Gleichungen  eine  naturgemäfse  Verallgemeine- 
rung findet^)  Die  Gesamtheit  der  Bewegungen,  welche  ein  starrer 
Körper  nach  der  Natur  der  ihm  auferlegten  Bedingungen  gegebenen- 
falls ausführen  kann,  ist  immer  in  einer  kleinsten  Gruppe  von  Be- 
wegungen enthalten.  Es  dürfte  sich  empfehlen,  die  kinetischen  Glei- 
chungen fär  den  Körper  jeweils  so  aufzustellen,  dafs  man  diese  Gruppe 
als  Ausgangspunkt  nimmt,  also  bei  ihr  „kinematische  Gleichungen^^ 
und  das  Analogen  der  Eulerschen  Gleichungen  aufstellt. 

Göttingen,  den  3.  September  1901. 

1)  Diese  Bemerkungen  stehen  in  naher  Beziehung  zn  gewissen  allgemeineren 
Betrachtnngen  über  dynamische  Probleme,  die  Herr  Yolterra  in  den  Jahren  1899 
bis  1900  in  den  Atii  di  Torino  veröffentlichte;  siehe  insbesondere  den  Aufsatz: 
^opra  vma  classe  di  equcusioni  dinamiehe  in  Bd.  33  und  den  anderen:  Sopra  una 
^tu9e  di  moti  permanenti  stabili  in  Bd.  34  daselbst. 


266  Kleinere  Mitteilungen. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Draekfehler  in  den  Tables  des  Logaritlimes  k  hnit  deoimales  du  Serviee 

GiogTaplüqne  de  rArmie  (Paris  1891). 

Sr.  Don  J.  de  Mendizabal  Tamborrel,  Astronom  in  Mexico,  teilt 
in  der  Beyista  Cientifica  j  Bibliografica  de  la  Sociedad  Gientifica  „Antonio 
Alzate^  i  XV  (1900  —  1901)  p.  21  mit,  daCs  in  den  oben  genannten 
Tafeln  bei  Log.  cot.  34<'  53'  60''  an  Stelle  von  0.21981237  zu  lesen 
ist  0.21981257.1) 


Anskftnfte. 

Fr,  M.,  K,  Die  auch  vom  Tascbenbncb  der  Hütte  und  nenerdings 
von  Herrn  Kiepert  in  der  9.  Auflage  seines  Grundrisses  der  Differential- 
nnd  Integralrecbnnng  für  die  ümkehrongen  der  Hjperbelfunktionen  an 
Stelle  der  nocb  von  Günther  nnd  Ligowski  gebrauchten  sinnlosen  Schreib- 
weise Stc  ©in,  fixe  Sof  u.  s.  w.  angenonmienen  Bezeichnungen  9x  @in, 
9t  Sof  u.  s.  w.  (zu  sprechen:  area  sinus  u.  s.  w.)  sind  unseres  Wissens  von 
J.  F.  W.  Gronau  eingeführt  worden  (eigentlich  Ar.  Sin,  Ar.  Cos  u.  s.  w., 
in  den  Tafeln  für  die  hyperbolischen  Sektoren  und  f&r  die  Logarithmen 
ihrer  Sinus  und  Cosinus,  Danzig  1862).  M. 


E,  H.,  S.  Die  beachtenswerte  Schrift  von  P.  Crueger,  Dezimale 
Zeit-  und  Kreisteilung,  ein  Kultnrfortschritt,  Berlin  1900,  ist  ein  Sond^ 
abdruck  aus  der  Wochenschrift  „Prometheus",  Jahrg.  XI,  Nr.  560.    M. 


H,  H.,  8.  unserer  Mitteilung  im  vorigen  Heft  S.  485,  die  in  der 
französischen  Marine  mit  der  neuen  Winkelteilung  gemachten  günstigen 
Erfahrungen  betreffend,  können  wir  hinzufügen,  dais  der  erwähnte,  den 
Bericht  des  Kommandanten  Gujou  enthaltende  Compte  rendu  sommaire 
du  Congres  international  de  Chronometrie  de  1900  aus  der  Imprimerie 
Nationale  stammt,  w&hrend  der  Compte  rendu  in  extenso  nnter  der  Presse 
ist  und  bei  Gauthier-Yillars  erscheinen  wird. 


1)  Diesen  Tafeln  liegt  bekanntlich  die  Hnndertteilunff  des  rechten  Winkels 
zu  Gnmde  und  die  Zeichen  °'  '"  bedeuten  beziehentlich  Neu- (Centesimal-) Grad, 
Neuminute,  Neueekunde. 


Kleinere  Kitteüungen.  267 

Anfrage. 

In  dem  „Versuch  einer  graphischen  Dynamik"  von  R.  Pro  eil  (Leipzig 
1874)  ist  för  die  geradlinige  Bewegung  eines  Punktes  der  Satz  aufgestellt, 
dftfs  die  Beschleunigung  gleich  der  Subnormale  der  Geschwindigkeitskurve 
ist,  unter  letzterer  die  Kurve  verstanden,  welche  von  dem  Endpunkt  der 
senkrecht  zur  Bahn  an  den  bewegten  Punkt  angetragenen  Geschwindigkeit 
beschrieben  wird.  Im  Taschenbuch  der  Hütte,  17.  Aufl.  (Berlin  1899) 
S.  525  ist  dieser  Satz  mit  dem  Namen  Bour  in  Verbindung  gebracht. 
Wo  und  wann  hat  Bour  denselben  veröffentlicht?  Trägt  man  bei  einer 
beliebigen  krummlinigen  Bewegung  eines  Punktes  die  Geschwindigkeit  auch 
senkrecht  zur  Bahn  von  dem  Punkt  aus  ab,  so  geht  die  Normale  der  von 
dem  Endpunkt  beschriebenen  Kurve  ebenfalls  durch  den  Endpunkt  der 
nach  Gröfse  und  Richtung  von  dem  bewegten  Punkt  abgetragenen  Be- 
schleunigung. Ist  diese  Verallgemeinerung  des  Bour-Proell'schen  Satzes 
bekannt?  Es  giebt  einen  ähnlichen  Satz,  bei  welchem  die  Geschwindigkeit 
in  ihrer  natürlichen  Richtung  abgetragen,  statt  um  einen  rechten  Winkel 
gedreht,  vorkonunt     Ist  derselbe  bekannt?  R.  Mehmke. 


1 


268  Bücherschau. 


Bttcherschan. 


A.   Yon    Oettingeii.      Elemente    des    geometriBoh-perspektiTiflcheii 
Zeiolmenfl.     177  8.     Leipzig  1901,  Wilhelm  Engelmann. 

Der  Verfasser  giebt  in  diesem  Buche  eine  weitere  Ausführung  der  An- 
merkiingen,  die  er  seiner  Bearbeitung  der  „Systematischen  Entwicklung  der 
Abhängigkeit  geometrischer  Gestalten  von  Jacob  Steiner*^  Ostwalds  Klassiker 
der  exakten  Wissenschaften,  Nr.  82  und  Nr.  83,  beigef&gt  hat  Von  den 
drei  Teilen  des  Buches  ist  der  erste  „Perspektive  der  Lage^'  betitelt  und 
enthält  zunächst  eine  kurze  Darstellung  der  synthetischen  Geometrie  in  ge- 
nauem AnschluTs  an  das  Steinersche  Werk.  Daran  schlieist  sich  die  Er- 
örterung, wie  man  unter  Anwendung  des  Prozesses  der  Zentralprojektion 
die  geometrischen  Elemente  festlegen  kann,  wobei  aufser  der  Bildebene  noch 
eine  weitere  feste  Ebene,  die  horizontale  Grundebene  oder  wie  der  Verfasser 
sie  nennt,  die  „Fufsebene"  eingeführt  wird.  Die  Abbildung  der  Punkte 
dieser  Fufsebene  heifst  das  „Terrain'\  Um  einen  Punkt  im  Räume  zn  be- 
stimmen, fällen  wir  von  ihm  auf  die  Fufsebene  das  Lot  und  markieren 
dessen  Fufspunkt.  Die  Zentralprojektionen  des  Punktes  einerseits  und  des 
Fufspunktes  andererseits  liegen  dann  auf  einer  vertikalen  Linie  und  um- 
gekehrt können  zwei  so  gelegene  Punkte  zur  Festlegung  eines  Raumpunktes 
verwendet  werden,  wobei  natürlich  durch  die  Bezeichnung  angedeutet  sein 
mufs,  welcher  der  beiden  auf  der  Bild-Tafel  gegebenen  Punkte  dem  Terrain 
angehört. 

Eine  Gerade  wird  femer  zu  bestimmen  sein,  indem  man  sich  das  Bild 
ihres  unendlich  fernen  Punktes,  den  Fluchtpunkt,  giebt  und  überdies  den 
„Ten'ainschnitt",  d.  h.  das  Bild  des  Punktes,  in  welchem  sie  die  Fufsebene 
durchsetzt  Die  Ebene  endlich  kann  in  analoger  Weise  gegeben  werden 
durch  ihre  Fluchtlinie,  d.  h.  das  Bild  der  unendlich  fernen  Geraden,  und 
ihren  „Terrainschnitt",  das  Bild  der  Spur  in  der  FuDsebene.  Fluchtlinie 
und  Terrainschnitt  einer  Ebene  begegnen  sich  stets  auf  dem  Horizont 

Nachdem  in  solcher  Weise  die  Grundelemente  graphisch  bestimmt 
werden  können,  findet  eine  Anzahl  von  Aufgaben  der  Baumgeometrie  ibre 
Erledigung.  Zu  erwähnen  sind  einige  elegante  Anwendungen  auf  Scbatten- 
konstruktionen. 

Sodann  werden  die  Kegelschnitte  eingeführt  als  ZentralprojektioneD 
des  Kreises  und  umgekehrt  Kreise  der  Bildebene  als  Kegelschnitte  der  Fuß- 
ebene  gedeutet.  Die  Bemerkung  auf  Seite  70  unten  mufs  dahin  richtig 
gestellt  werden,  dafs  ein  zur  Tafel  nicht  paralleler  Kreis  im  Bilde  wieder 
als  Kreis  erscheinen  kann.  Es  ist  ja  nur  nötig,  dafs  för  den  projizierenden 
Kegel  der  gegebene  Kreis  der  einen  Kreis-Schaar,  der  Kreis  in  der  Bild- 
ebene aber  der  anderen  Kreis-Schaar  des  Kegels  angehöre. 

Im  zweiten  Teile,  der  „Mafsperspektive^  überschrieben  ist,  erledigt  der 
Verfasser  ausführlich  die  Aufgaben,  die  sich  auf  die  Ausmessung  von  Lmien 
und  Winkeln  beziehen;  der  dritte  Teü  endlich  bringt  „Anwendungen  aui 
Erzeugnisse  projektivischer  Gebilde  im  Baume".     Es  wird  das  Hyperboloid 


I 


Bücherschau.  269 

dargestellt  als  Erzeugnis  projektiver  Punktreihen,  wobei  sich  für  die  Be- 
stimmung eines  Punktes  der  „ümrifskurve^^  eine  einfache  Konstruktion  er- 
giebt,  femer  das  hyperbolische  Paraboloid  und  endlich  noch  die  Aufgabe 
konstruktiv  vollständig  durchgeführt  die  Geraden  zu  zeichnen,  welche  vier 
gegebenen  Geraden  begegnen.  Was  die  Darstellung  der  Flächen  betrifft,  so 
wäre  eine  grölsere  Anschaulichkeit,  Klarheit  und  Übersichtlichkeit  der 
Figuren  zu  wünschen.  Ein  Anhang  enthält  eine  recht  nützliche  Zu- 
sammenstellung von  Sätzen  über  Kegelschnitte,  wobei  hinsichtlich  der  Be- 
weise auf  Fiedlers  „Analytische  Geometrie  der  Kegelschnitte''  nach  Salmon 
verwiesen  wird. 

Als  Leserkreis  dachte  sich  der  Verfasser  „vor  allem  Lehrer  und  Do- 
zenten der  höheren  Mathematik,  dann  auch  Künstler  und  Laien  von  tieferer 
mathematischer  Bildung,  am  wenigsten  Techniker  aller  Art''. 

Li  Bezug  auf  die  Darstellung  ist  der  unbedingte  Anschlufs  an  Steiner 
in  allen  Bezeichnungen  doch  wohl  kaum  zu  rechtfertigen.  Dafs  der  ver- 
dienstvolle Redakteur  der  „Klassiker  der  exakten  Wissenschaften"  den 
grofsen  deutschen  Geometer  nach  Gebühr  würdigt,  wird  jeder  begreiflich 
finden.  Der  Verfasser  führt  als  Grund  für  die  Beibehaltung  der  Steiner- 
schen  Terminologie  den  an,  dafs  der  Leser,  falls  er  tiefer  einzudringen 
wünsche,  sich  in  Steiners  klassischem  Werke  sofort  zurecht  finde.  Aber  die 
neuere  Geometrie  hat  seit  Steiner  doch  noch  Fortschritte  gemacht,  die  nie- 
mand ignorieren  kann.  Sicher  ist  es  doch  auch  als  ein  Fortschritt  zu  be- 
trachten, wenn  heutzutage  wenigstens  im  Gebiete  der  reinen  Mathematik 
die  geometrischen  Elemente  Punkte,  Gerade  u.  s.  f.  einheitlich  bezeichnet 
werden.  Der  Fortschritt  ist  aber  noch  wichtiger  als  historisches  Verständ- 
nis. Steiner  selbst  würde  in  der  Gegenwart  das  Doppelverhältnis  von  vier 
harmonischen  Elementen  nicht  mehr  »  -f-  1  setzen  und  es  erscheint  als  ein 
aussichtsloser  Versuch,  die  ganz  veraltete^  Steinerschen  Bezeichnungen  zu 
neuem  Leben  erwecken  zu  wollen. 

Prinzipieller  und  wichtiger  aber  erscheint  folgender  zweite  Punkt.  Der 
Verfasser  vertritt  sehr  richtig  und  im  Widerspruch  zu  Steiner  die  An- 
schauung, dafs  die  Raumgebilde  der  neueren  Geometrie  auch  in  ent- 
sprechender Weise  durch  mathematisch -exakte  Zeichnungen  dargestellt  und 
dafs  die  Raum-Konstruktionen  aus  wissenschaftlichen  und  pädagogischen 
Gründen  wirklich  durchgeführt  werden  sollen.  Er  thut  dies  in  der  von 
ihm  entwickelten  freien  Perspektive  und  betont  deren  Vorzüge  gegenüber 
der  andern  Form  der  Darstellung  (Peschka),  bei  der  blofs  die  Tafel  ver- 
wendet wird.  Denn  „wir  sehen  die  Dinge  auf  der  Erde  stehend  und  nicht 
an  Wände  befestigt". 

Gerade  hierin  mufs  der  Referent  sich  zu  einer  anderen  Meinung  be- 
kennen. Stellt  man  sich  auf  den  rein  theoretischen,  abstrakten  Standpunkt, 
so  mufs  zur  Darstellung  der  idealen  Gebilde  der  neueren  Geometrie  eine 
Projektionsart  gewählt  werden,  die  mÖgUchsi  wenig  neue  Elemente  einführt 
und  die  aus  der  Erfahrung  stammenden  Begriffe  der  vertikalen  Linien  u.  s.  f. 
nkcM  benutzt.  Dies  leistet  die  freie  Perspektive,  bei  der  man  blofs  die 
Tafel  und  das  Projektionszentrum  verwendet.  Die  Einführung  einer  weiteren 
festen  Ebene  ist  schon  eine  Konzession  an  die  Praxis.  Namentlich  die  vom 
Verfasser  benutzt«  FuDsebene  dient  dem  Zwecke,  eine  gröfsere  Anschaulich- 
keit zu   erzielen.     Denn   durch   dieselbe   werden  ohne  weiteres  die  drei  Di- 


270  Büchenchaa. 

mensionen  des  Baumes  angedeutet.  Deswegen  eignet  sich  diese  DarsieUung 
besonders  fCLr  architektonische  Objekte,  wie  dies  ja  auch  der  aUgemeinen 
Übung  entspricht. 

Yerl&fst  man  aber  den  rein  abstrakten  Standpunkt  und  verlangt  toh 
den  Darst^lungen  der  (Gebilde  der  Baumgeometrie  in  erster  Linie  Anschaii- 
lichkeit  und  leichte  Herstellbarkeit,  so  braucht  man  überhaupt  keine  Per- 
spektive zu  zeichnen,  sondern  kann  Parallelprojektionen  benutzen.  Di^e 
einfachere  Projektionsart  wird  in  den  meisten  F&llen  genügen.  Dom  bei 
Perspektiven  Ansichten  mathematischer  Objekte  wird  die  gröÜBore  Tiefen- 
wirkung und  die  eine  Baumvorstellung  ausbildende  Kraft  der  PerspekÜTe 
in  der  Begel  gar  nicht  voll  zur  Geltung  kommen. 

Soll  aber  der  p&dagogische  Faktor  betont  werden,  der  in  der  Aas- 
bildimg des  Vorstellungsvermögens  liegt,  so  scheint  dem  Beferenten  gerade 
die  angewandte  Perspektive,  die  in  der  Grundebene  gegebene  Bisse  benutxt, 
also  die  Darstellung  einfEusher  architektonischer  Objekte,  einer  Pfeilerreihe, 
einer  Treppe  u.  s.  f.  am  geeignetsten,  die  Baumanschauung  auszubilden. 
Jede  freie  Perspektive  tr&gt  etwas  Abstraktes,  ünanschauliches  in  sich  und 
dürfte  nur  den  Äbschlufs  eines  Lehrganges  des  Perspektiven  Zeichnens  bilden. 

München.  Doehlemann. 


A.  Fopply  Vorlesangen  über  teohniBOhe  Meohanik.  Verlag  von 
B.  G.  Teubner,  Leipzig.  Bd.  I,  Einführung  in  die  Mechanik.  2.  Aufl. 
1900.  —  Bd.  n,  Graphische  Statik.  1900.  —  Bd.  m,  Festigkeitslehre. 
2.  Aufl.    1900.  —  Bd.  IV,  Dynamik.    2.  Aufl.     1901. 

Graphische  Statik  und  Festigkeitslehre  gehören  zur  technischen  Mechanik 
im  engeren  Sinne  des  Wortes,  weil  ihre  methodische  Ausbildung  im  An- 
schlufs  an  die  Architekten-  und  Ligenieurpraxis  erfolgt  ist.  Immerhin  bildet 
die  allgemeine  Mechanik  auch  die  wissenschaftliche  Grundlage  dieser  Dis- 
ziplinen, und  es  folgt  aus  diesem  einfachen  Sachverhalt,  dats  der  Studierende 
an  einer  technischen  Hochschule  sich  zunächst  mit  den  Elementen  der 
theoretischen  Mechanik  vertraut  macht  und  dann  zu  den  Anwendungen  über- 
geht In  Wirklichkeit  wird  dieser  natürliche  Weg  auch  heute  noch  ein- 
geschlagen. Man  hält  es  nur  fOr  passend,  die  systematische  Darstellung 
der  allgemeinen  mechanischen  Grundlehren  —  in  Bücksicht  auf  die  spezi- 
flschen  Bedürfnisse  der  Studierenden  —  ebenfalls  als  Teile  der  „technischen 
Mechanik"  zu  bezeichnen.  GröDsere  zusammenhängende  kinetische  Probleme 
wie  die  Theorie  der  Eurbelmaschinen,  des  Begulators,  der  Fahrzeuge,  der 
Turbinen  etc.  werden  bei  dieser  Auffassung  in  das  Gebiet  der  „theoretischen 
Maschinenlehre"  verwiesen. 

Das  vorliegende  Werk  geht  zwar  weit  über  das  hinaus,  was  die  älteren 
Darstellungen  der  technischen  Mechanik  über  dynamische  (und  speziell 
kinetische)  Fragen  enthalten,  hält  sich  aber  doch  im  Grofsen  und  Ganzen 
an  die  durch  den  technischen  ünterrichtsgang  auferlegte  Abgrenzung.  Die 
Zentrifngalregulatoren  treten  demgemäfs  als  ideale  (reibnngs&eie)  Systeme 
auf,  die  Bewegung  der  Kurbelmechanismen  ist  —  ohne  vollständige  Berfick- 
sichtigung  der  wirklichen  Kraftfelder  —  nur  in  den  allgemeinsten  Gnudzügen 
angedeutet.  Die  elastischen  Deformationen  sowie  die  Beanspruchung  der 
einzelnen  Maschinenteile  werden  bei  dieser  Auffassung  des  Unterrichtsstoffes 


Büchenchau.  271 

eben&llfl   nicht  behandeli     Wohl    aber   sind   den  Gmndyorstellungen  über 
Reibung,  Luftwiderstand  und  Stofs  einige  AusfQhrungen  gewidmet. 

Die  Hilfsmittel  der  höheren  Analjsis  hat  der  Herr  Verfasser  in  allen 
Teilen  des  Werkes  möglichst  beschränkt  —  nnd  niemand  wird  ihm  des- 
wegen einen  Vorwurf  machen  können.  Will  man  aber  bei  verwickeiteren 
mechanischen  Problemen  der  Technik ,  die  aus  praktischen  Gründen  eine 
Lösung  verlangen,  nicht  bei  nutzlosen  allgemeinen  Redensarten  stehen 
bleiben,  so  ist  man  genötigt  zu  passenden  Nähenmgstneffioden  zu  greifen 
und  auf  diese  Weise  eine  Lösung  zu  erzwingen,  die  als  Ersatz  für  ein 
streng  mathematisches  Resultat  dienen  kann  und  noch  aulserdem  die  Vor- 
teile der  Einfachheit  und  Kürze  vor  diesem  voraus  hat.  Li  diesem  Sinne 
hat  schon  Poncelet  gangbare  Wege  vorgezeichnet  und  andere  sind  ihm 
gefolgt.  Leider  haben  diese  Bestrebungen  in  dem  vorliegenden  Werke  keine 
genügende  Beaditung  gefunden.  Der  Herr  Verfasser  muTste  sich  deshalb 
öfters  entschlieüsen,  verwickeitere  mechanische  Vorgänge  durch  allgemeine 
Beschreibungen  zu  skizzieren,  wodurch  greifbare  Resultate,  die  gerade  der 
Ingenieur  so  notwendig  braucht,  nicht  gewonnen  werden  können. 

Jedem  Leser  des  vorliegenden  Werkes  wird  der  fast  vollständige 
Mangel  an  Litteratumachweisen  für  die  Quellen  aufgefallen  sein,  aus  denen 
die  hervorragendsten  mechanischen  Leistungen  entsprungen  sind  —  ein 
Mangel,  der  übrigens  in  der  Fachlitteratur  vielfach  empfunden  wird.  Wir 
sind  überzeugt,  dalÜs  der  Herr  Verfasser  in  seinen  mündlichen  Vorträgen 
den  Zuhörern  die  notwendigsten  Mitteilungen  Über  die  Entstehung  des 
D'Alembertschen  Prinzips  und  des  Prinzips  der  virtuellen  Verschiebungen 
nicht  vorenthält  —  aber  wir  sehen  nicht  ein,  weshalb  die  Leser  des 
Buches  von  einem  Euler,  Lagrange,  Poisson,  Cauchj  nicht  mehr  als 
den  Namen  erfahren  sollen.  Die  Lehrbücher  von  Schell,  Somoff  und 
Bouth  verdanken  ihren  allgemein  anerkannten  Wert  zum  grofsen  Teile  den 
historischen  Notizen,  die  ja  ohnehin  keinen  übermäfsigen  Raum  beanspruchen, 
aber  ausreichen,  um  manchem  Leser  einen  Fingerzeig  zu  geben,  wo  er  sein 
Wissen  gelegentlich  vertiefen  und  erweitem  kann.  Selbstverständlich  wird 
niemand  von  einem  Lehrbuch,  welches  in  erster  Linie  für  solche  Studierende 
hestinunt  ist,  die  auf  die  Aneignung  einer  bestimmten  Disziplin  nur  eine 
kurze  Zeit  verwenden  können,  eine  encjklopädische  Vollständigkeit  der 
historischen  Nachweise  verlangen  —  es  genügt  hier  durchaus,  auf  diejenigen 
Leistungen  aufinerksam  zu  machen,  welche  die  Grundsteine  der  heutigen 
Mechanik  bilden.  Das  eigentliche  Studium  der  geschichtlichen  Entwicklung 
dieser  Wissenschaft  wird  immer  eine  selbständige  Aufgabe  bleiben. 

Der  erste  Band  der  Vorlesungen  behandelt  die  elementare  Mechanik 
des  materiellen  Punktes,  des  starren  Körpers,  der  elastischen  und  flüssigen 
Systeme.  Er  giebt  aulserdem  eine  kurze  Übersicht  über  die  Reibungs- 
erscheinungen und  andere  passive  Widerstände. 

Eine  eigentümliche  Stellung  hat  das  Prinzip  der  virtuellen  Verschiebungen 
(§  15)  in  dieser  „Einführung^  erhalten.  Da  es  im  methodischen  Gange  des 
Unterrichts  zunächst  für  einen  einzelnen  freien  Punkt  ausgesprochen  wird, 
so  geht  bei  dieser  Auffassung  das  eigentliche  Wesen  dieses  Grundgesetzes 
der  Mechanik  ganz  verloren.  Denn  es  tritt  dem  Studierenden  als  eine  ziemlich 
nutzlose  Formel  entgegen,  aus  welcher  er  nur  den  ihm  bereits  bekannten 
Satz  vom  Parallelogramm  der  Kräfte  ableiten  kann.    Es  fehlt  eben  an  dieser 


272  Bucherschau. 

Stelle  noch  der  Begriff  des  Systems  and  damit  aach  die  Möglichkeit,  über 
die  virtuellen  Verschiebungen  irgend  etwas  Bestimmtes  auszusagen.  In  §  18 
tritt  nun  zwar  ein  mechanisches  System  in  einfachster  Form  auf^  indein 
hier  der  Fall  eines  materiellen  Punktes  betrachtet  wird,  der  gezwungen  ist, 
auf  einer  festen  Fläche  zu  bleiben.  Allein  diese  Gelegenheit  benutzt  der 
Herr  Verfasser  nicht,  um  dem  berühmten  Prinzip  wenigstens  etwas  Leben 
einzuflöfsen.  Erst  im  §  21  wird  es  zur  Aufstellung  der  Oleichgewicht»- 
bedingungen  der  Kräfte  am  starren  Körper  herangezogen.  Es  heiüst  hier 
(p.  143): 

„Wir  hatten  femer  bei  der  Mechanik  des  materiellen  Punktes  das 
Princip  der  virtuellen  Geschwindigkeiten  bewiesen  und  wollen  auch  dieses 
auf  den  starren  Körper  übertragen.  Zu  diesem  Zwecke  denken  wir  uns 
dem  Körper  eine  willkürliche  (virtuelle)  Bewegung  ertheilt.  Diese  Bewegung 
kann  zwar  auch  von  endlicher  Grösse  sein;  gewöhnlich (1)  wird  aber  das 
Princip  der  virtuellen  Geschwindigkeiten  am  starren  Körper  nur  auf  unendlich 
kleine  Lagenänderungen  angewendet,  und  wir  wollen  es  daher  von  vornherein  für 
solche  ableiten.  Der  Uebertragung  auf  eine  Bewegung  von  endlicher  Grosse 
steht  nachher  ohnehin  nichts  im  Wege,  da  sich  jede  endliche  Bewegung 
auf  eine  Sunmie  von  unendlich  kleinen  Lagenänderungen  zurückführen  l&sst."^ 

Hier  liegt  aber  offenbar  ein  Irrtum  vor.  Denn  die  Forderung,  d&fs 
die  Arbeit  bei  einer  unendlich  kleinen  Bewegung  verschwinde,  ist  notwendig 
und  hinreichend  für  das  Bestehen  eines  Gleichgewichtszustandes.  Die  For- 
derung, dafs  auch  bei  einer  endlichen  Bewegung  die  Arbeit  verschwinde,  geht 
weiter  und  entspricht  einer  Spezialisierung  des  allgemeinen  Gleichgewichtes. 
Sic  giebt  nämlich  die  bekannten  Bedingungen  des  ctsiatisdien  Gleichgewichts: 

ZPiX^  =  0,  ZPiOC^  =  0,  2;Pi;?s  =  0, 
2;Pj,aJi=0,  HF^x^^O,  ZP^x^^O, 
ZP^x^^O,     ZP^x^^O,     ZP^x^^O, 

deren  Ableitung  offenbar  nicht  bezweckt  ist. 

Das  D'Alembertsche  Prinzip  wird  in  dem  ersten  Bande  der  Vor- 
lesungen nur  gestreift,  da  die  systematische  Darstellung  desselben  dem 
letzten  Bande  vorbehalten  ist.  Im  §  14  der  „Einführung"  wird  es  bei 
Gelegenheit  einer  sehr  ausführlichen  Erörterung  über  Centripetal-  und 
Centrifiigalkraft  erwähnt. 

Diesen  Betrachtungen  liegt  der  einfache  Fall  zu  Grunde,  dafs  ein  mate- 
rieller Punkt  mit  der  Masse  w  sich  mit  der  konstanten  Greschwindigkeit  *' 
in  einem  Kreise  vom  Halbmesser  r  bewegt.    Die  hierbei  auftretende  Gröfise 

C  =  m  —  wird  als  „Centripetalkraft"  bezeichnet.     Hieran  schliefst  sich  auf 

p.  69  die  Bemerkung: 

„Im  Zusammenhang  mit  ihr  (der  Centripetalkraft)  steht  aber  noch  der 
Begriff  der  Centrifugalkraft,  der  noch  eine  genauere  Erwägung  erfordert. 
Kaum  eine  andere  Betrachtung  aus  den  Elementen  der  Mechanik  hat  nämlich 
schon  zu  so  vielen  Unklarheiten  und  falschen  Deutimgen  Veranlassung  ge- 
geben, als  die  Einführung  des  Hilfsbegriffes  der  Centrifugalkraft.  Wie  mir 
scheint,  ist  dies  vorwiegend  darauf  zurückzuführen,  dass  von  diesem  Begriffe 
zu  zwei  verschiedenen  Zwecken  Gebrauch  gemacht  wird,  ohne  dass  diese 
stets  richtig  auseinander  gehalten  würden.** 


Bücherschaa.  273 

Hierzu  wird  noch  Hertz  (Prinzipien  der  Mechanik)  zitiert  mit  der 
Bemerkung,  dais  auch  er  in  der  Auffassung  der  Centrifugalkraft  geirrt  habe. 
Der  Studierende  muTs  nun  entschieden  der  Ansicht  werden,  daXs  hier 
einer  der  dunkelsten  Punkte  der  Mechanik  vorliegt,  dessen  Aufklärung  den 
Bemfihungen  der  gröüsten  Autoritäten  milslungen  ist  Aus  den  Erörterungen 
des  Herrn  Verfassers  erfahren  wir,  dals  der  Druck  der  Bäder  eines  in  einer 
Kurve  fahrenden  Wagens  gegen  die  äufsere  Schiene  die  „CentrifugäUcrafl  im 
gewöhnUdten  Sinne  des  Wortes^  ist,  und  daüs  diese  Kraft  „physikalisdi 
msUert^,     Einen  weiteren  Aufschlufs  erhalten  wir  auf  p.  70: 

„An  dem  Eisenbahnwagen,  den  wir  betrachten,  können  alle  Kräfte,  die 
an  ihm  wirken,  nicht  im  Oleichgewicht  miteinander  stehen,  sondern  wir 
wissen  schon,  dass  sie  eine  Besultirende  ergeben  müssen,  die  die  Bichtungs- 
ändenmg  der  Bewegung  hervorruft.  Trotzdem  erscheint  es  aber  erwünscht, 
die  Aufgabe  auf  ein  Gleichgewichtsproblem  zurückzuführen.  Das  kann 
natürlich  nur  willkürlich  oder,  wenn  man  will,  gewaltsam  geschehen,  indem 
man  sich  noch  eine  Kraft  hinzudenkt,  die  in  Wirklichkeit  gar  nicht  vor- 
handen ist,  ...  sie  muss  die  Besultirende  aller  übrigen  Kräfte,  also  die 
Genttipetalkraft,  gerade  aufheben,  also  gleich  gross  und  entgegengesetzt 
gerichtet  mit  ihr  sein.^ 

Offenbar  ist  der  Eisenbahnwagen  bei  dieser  Auffassung  identisch  mit 
einem  materiellen  Punkte,  welcher  sich  auf  einem  fest<en  Kreise  mit  der 
konstanten  Greschwindigkeit  v  bewegt.  Aus  dem  Beispiel  auf  p.  72  (Be- 
rechnung der  theoretischen  Schienenüberhöhung  in  Kurven)  geht  unzwei- 
deutig hervor,  dafs  diese  yJmgierU^^  Centrifugalkraft  mit  der  physikalisch 
exisUerenden^*^  identisch  ist. 

Unterscheidet  man  konsequent  zwischen  Massenbeschleunigung,  ein- 
geprägter Kraft  und  Sjstemreaction  —  wie  es  das  D'Alembertsche  Prinzip 
Terlangt  —  so  fallen  von  vornherein  alle  Schwierigkeiten,  welche  die 
Gröfse  C  betreffen,  fort,  und  jede  weitere  Auseinandersetzung  kann  eher 
verwirrend  als  aufklärend  wirken. 

Die  Statik,  welche  im  ersten  Bande  auf  den  materiellen  Punkt  und 
das  einfache  starre  System  beschränkt  ist,  findet  im  zweiten  Bande  eine 
weitere  Ausgestaltung  mit  Bücksicht  auf  die  Seilpolygone,  die  Chasles- 
Möbiussche  Kräftereduktion,  das  ebene  und  räumliche  Fachwerk  und  die 
Theorie  der  Grewölbe.  Bei  dem  grofsen  Umfang  des  Stoffes  mufs  man  dem 
Geschick,  welches  der  Herr  Verfasser  in  der  Auswahl  der  Probleme  und 
der  Durchführung  derselben  bekundet,  unbedingte  Anerkennung  zollen. 
Vielleicht  hätte  das  Thema  der  Initialspannungen  —  wegen  seiner  prak- 
tischen Bedeutung  —  eine  etwas  eingehendere  Beachtung  verdient,  zumal 
da  dieses  Gebiet  in  den  letzten  Jahren  durch  mehrere  wertvolle  Arbeiten^) 
in  manchen  Punkten  gefordert  worden  ist. 

Der  dritte  Band  (Festigkeitslehre)  hat  in  zweiter  Auflage  mehrere 
grölsere  Zusätze  erhalten,  welche  als  besondere  numerierte  Paragraphen  dem 
Texte  der  ersten  Auflage  eingefügt  wurden. 

§  22  a  enthält  allgemeine  Bemerkungen  über  Balken  aus  Qufseisen 
und  Stein,  worin  die  Giltigkeit  der  gewöhnlichen  Biegungsformeln  er- 
örtert wird. 


1)  M.  vergl.  etwa  die  Abhandl.  von  F.  H.  Cilley.    Sill.  Joum.  [4]  11.  1901. 

Zdttebrifl  f.  MsthemAtik  a.  Physik.  47.  Band.  1908    1.  n.  2.  Heft.  18 


274  Bücherschau. 

Die  §§  63a  und  63b  hat  bereits  Herr  Weingarten^)  einer  sach- 
lichen Kritik  unterzogen,  so  dafs  wir  uns  hier  einer  weiteren  Beurteilimg 
enthalten  können. 

In  §  70a  wird  dem  Leser  mitgeteilt,  dafs  Herr  Prandtl  demnädistsof 
Grund  der  mathematischen  Elastizitfitstheorie  eine  Untersuchung  „über  die 
Biegung  eines  gekrümmten  Stabes,  dessen  Qnerschnittsabmessungen  von  gleicher 
Gröijsenordnung  mit  dem  Krümmimgshalbmesser  sind^\  yeröffentlicheD  wiri 

Der  letzte  Zusatz-Paragraph  70  b  berichtet  kurz  tlber  die  üntersuchimg 
der  Spannnngsverteilnng  in  einer  durchlochten  Blechtafel  des  Herrn  Kirsch 
(Ztschr.  d.  V.  D.  Ing.  1898). 

Eine  sachliche  Erweiterung  hat  die  zweite  Auflage  der  Festigkeitslehi« 
im  Vergleich  mit  der  ersten  nicht  erhalten,  da  die  eingeschalteten 
Paragraphen  teilweise  keinen  greifbaren  Inhalt  besitzen  oder  wie  die 
§§  63  a  und  63  b  ihren  Zweck  —  die  mathematische  Sicherstellung  der 
Gastigli an 0 sehen  Sätze  —  ganz  verfehlen. 

Wenn  auch  der  Techniker  auf  mathematisch  strenge  Lösungen  gern 
verzichtet  und  in  vielen  Fällen,  schon  wegen  der  Unzulänglichkeit  der 
analytischen  Methoden,  darauf  verzichten  mufs,  so  kann  man  doch  keines- 
wegs von  der  Forderung  abgehen,  dafs  in  einem  Lehrbuch  der  technischen 
Mechanik  ungenaue  öder  gar  falsche  Lösungen  eines  bestimmten  Problems 
als  solche  scharf  gekennzeichnet  werden.  Hierhin  gehört  die  Berechnung 
der  Spannungsverteilung  in  einem  rotierenden  Schleifsteine.  Im  §  50 
behandelt  der  Herr  Verfasser  die  Bestimmung  der  Normal-  und  Tangen- 
tialspannung  in  einer  unendlich  langen  Röhre,  welche  einem  konstanten 
Flächendruck  auf  der  Innenseite  ausgesetzt  ist,  während  von  körpe^ 
liehen  Kräften  abgesehen  wird.  Eine  Anmerkung  hierzu  (p.  327)  beginnt 
mit  dem  Satze:  „Ein  Schleifstein,  der  mit  grosser  Winkelgeschwindigkeit 
rotirt,  wird  in  ganz  ähnlicher  Weise  beansprucht,  wie  ein  dickwandiges 
Bohr^)  durch  einen  inneren  Ueberdruck.^'  Dem  Studierenden  wird  hier  eine 
starke  Phantasie  zugemutet,  um  die  nahe  Verwandtschaft  beider  Probleme 
einzusehen.  Jedenfalls  müssen  beim  rotierenden  Schleifstein  sowohl  die 
beiden  ebenen  Seitenflächen  als  auch  die  beiden  cylindrischen  Begrenzungen 
entsprechend  spannungsfrei  sein.  Diesen  Bedingungen  genügt  aber  die 
Partikularlösung  für  das  Böhrenproblem  keineswegs.  Ihre  willkürliche 
Übertragung  auf  den  Schleifstein  führt  auf  eine  prinzipiell  falsche  Fonnel. 
Auch  der  Hinweis  auf  die  Versuchsresultate  des  Herrn  Grübler  (Ztschr. 
d.  V.  D.  Ing.  1897,  1899)  trägt  hier  nicht  das  Mindeste  zur  Klarstellung 
der  Frage  bei,  da  auch  die  in  den  Arbeiten  des  Herrn  Grübler  benutzten 
theoretischen  Gleichungen  die  Grenzbedingungen  nicht  einmal  annähernd 
erfüllen.  Die  einfache  Mitteilung  an  den  Leser,  dafs  das  Problem  der 
rotierenden  Scheibe,  trotz  der  mannigfachsten  Bemühungen,  keine  be- 
friedigende theoretische  Lösung  zugelassen  hat,  wäre  hier  zweifellos  he- 
iehrender gewesen,  als  der  oben  zitierte  Satz  und  die  darauf  folgenden 
Erörterungen  des  Herrn  Verfassers. 

Der  vierte  Band  (Dynamik)  giebt  uns  Veranlassung,  einige  Bemerkungen 

1)  Rezension  über  „Aug.  Föppl,  Vorlesungen  über  technische  Mechanik^ 
Archiv  d.  Math.  u.  Physik.  3.  Reihe.  Bd.  1.  p.  842—362.  1901.  M.  vergl  aach 
die  sich  unmittelbar  daranschliefsende  Polemik  zwischen  Autor  und  Rezensent 

2)  Der  Zusatz  „von  unendlicher  Länge'^  fehlt  im  Texte. 


Büchersclian.  275 

über  die  in  §  11  gegebene  Darstellung  des  D'Alembertschen  Prinzips  zu 
machen,  da  dieselbe  von  den  bisher  üblichen  mehrfach  abweicht. 

Indem  der  Herr  Verfasser  den  Vektor  der  äuTseren  Kraft,  welche  auf 
einen  Punkt  des  Systems  mit  der  Masse  m  wirkt  durch  !ß  und  die  zu- 
gehörige Beaktion  mit  JS^  bezeichnet,  nimmt  der  dem  D'Alembertschen 
Prinzip  eigentümliche  Drei- Vektoransatz  die  Form  an: 

Darauf  wird  ein  neuer  Buchstabe  ^  eingefOhrt  durch  die  Gleichung 

nnd  es  folgt  die  Bemerkung: 

,Jn  dem  Kunstgriffe,  das  dynamische  Problem  durch  ZufÜgung  der 
Trägheitskrafte  ^  auf  ein  statisches  zurückzufiihren,  besteht  der  Kern  des 
D'Alembertschen  Princips.  Freilich  wird  dieses,  wie  wir  alsbald  sehen 
werden,  häufig  oder  gewöhnlich  in  einer  analytischen  Form  ausgesprochen, 
die  den  wirklichen  Gehalt  des  Princips  nicht  so  deutlich  hervortreten  lässt/' 

Die  obige  Drei -Vektorgleichung  heilst  jetzt: 

?ß  +  -2:3  +  ©  =  0. 

Es  ist  ganz  selbstverständlich,  dafs  sich  die  drei  Kräfte  $,  JS^  und  ^  am 
Massenpunkte  m  des  Systems  das  GleichgeMricht  halten.  Ebenso  selbst- 
verständlich ist  es,  dais  sich  auch  alle  diese  Kräfte  am  ganzen  „Haufen" 
(System)  das  Gleichgewicht  halten.  Ganz  unverständlich  bleibt  es  aber, 
was  diese  trivialen  Wahrheiten  mit  dem  D'Alembertschen  Prinzip  zu  thun 
haben.  Leider  erfahren  vrir  dies  auch  nicht  aus  dem  oben  zitierten  Satze 
des  Herrn  Verfassers,  in  welchem  der  Kern  des  D'Alembertschen  Prinzips 
offen  gelegt  werden  soll.  Dieser  Kern  steckt  nämlich  gar  nicht  in  dem 
Kunstgriffe  der  Einführung  eines  neuen  Buchstabens  für  die  negative  Massen- 
beschleunigung, sondern  in  der  schlichten  Behauptung,  dafs  die  Reaktionen 
2^3  ^^  ^0  Massenpunkte  genommen  an  dem  gegebenen  System  im  Gleich- 
gewicht sind.  Diese  Bemerkung,  welche  nur  die  Reaktionen  £^  betrifft, 
hat  der  Herr  Verfasser  ganz  unterlassen  imd  dadurch  den  Kern  des  Prinzips 
vollständig  verfehlt. 

Im  weiteren  Verlauf  der  Entwicklung  vnrd  die  geometrische  Summe 
Über  das  ganze  System  gebildet  und  es  ergiebt  sich  die  Gleichung 

indem  ££^  =  0  gesetzt  wird.  Diese  Gleichungen  sind  richtig,  wenn  das 
betrachtete  System  vollständig  frei  ist,  was  aber  schon  in  dem  ersten  Bei- 
spiel (Pendel),  das  der  Herr  Verfasser  in  §  12  giebt,  nicht  zutrifft  Aulser- 
dem  sind  dieselben  —  auch  für  den  Fall  des  freien  Systems  —  kein 
adäquater  Ausdruck  des  D'Alembertschen  Prinzips,  sondern  führen  un- 
niittelbar  zu  dem  Schwerpunktsatze,  dessen  Ableitung  offenbar  an  dieser 
Stelle  nicht  bezweckt  ist,  da  derselbe  erst  im  §  13  betrachtet  wird. 

Nach  dieser  mifslungenen  Einführung  des  D ' AI embert sehen  Prinzips 
heifst  es  weiter  (p.  110): 

„In  den  Lehrbüchern  der  analytischen  Mechanik  wird  das  D'Alem- 

18* 


276  Bfichenclian. 

bertsche  Princip  gewöhnlich  durch  eine  Formel  ausgedrflckt,  die  aus  den 
vorausgehenden  Betrachtungen  (?)  folgt,  wenn  man  sie  in  Verbindung  mit 
dem  Princip  der  virtuellen  Geschwindigkeiten  bringt/^ 

Die  Verbindung  mit  dem  La  grau  gesehen  Prinzip  wird  dann  auf  eme 
ganz  ungewöhnliche  Art  hergestellt,  da  sie  ,,aus  den  vorausgehenden  Be- 
trachtungen'' —  wie  wir  gesehen  haben  —  gar  nicht  gefolgert  werden 
kann.     Der  Herr  Verfasser  sagt  nämlich  weiter: 

„Der  Weg,  den  der  ins  Auge  gefasste  materielle  Punkt  hierbei  (d.  h. 
bei  der  virtuellen  Verschiebung)  zurücklegt,  sei  dd;  dann  ist  f&r  jedes 
willktkrliche  «j»^) 

(?ß  +  2:3  +  ^)«  =  0, 

also  bei  üebertragung  der  Betrachtung  auf  den  ganzen  Punkthanfen 

da  sich  die  Arbeiten  der  inneren  Krftfte  im  vorliegenden  Falle  gegeneinander 
wegheben/' 

Die  erste  dieser  beiden  Formeln  ist  eine  nichtssagende  Identitftt,  die 
zweite  fOr  „willkfirliche"  dd  unrichtig,  da  unter  dieser  allgemeinen  Vonos- 
Setzung  über  die  Variationselemente  die  Gleichung 

keineswegs  bestehen  kann,  sondern  ganz  wesentlich  an  die  Bedingung  ge- 
bunden ist,  dafs  die  dd  mögliche,  d.  h.  mit  der  BewegungsfUiigkeit  des 
materiellen  Systems  verträgliche,  unendlich  kleine  Verschiebungen  sind. 
Auf  solche  im  gegenwärtigen  Falle  allein  brauchbare  Variationen  wird  aber 
erst  in  der  weiteren  Darstellung  des  Herrn  Verfassers  aufinerksam  gemacht 
Er  macht  nämlich  auf  p.  111  mit  Bücksicht  auf  die  gewöhnlichen  Gleichungen 
der  analytischen  Mechanik 

(72)     i:[(x-mg)dx+(r-m0)*y+(Z-»^**]  =  O 

die  folgende  nachträgliche  Bemerkung: 

„In  der  analytischen  Mechanik  denkt  man  bei  der  Anwendung  von 
Gleich.  (72)  gewöhnlich  an  solche  virtuelle  Verschiebungen,  für  die  die 
inneren  Kräfke  keine  Arbeit  leisten,  obschon  Gestaltänderungen  dabei  nicht 
ausgeschlossen  sein  sollen.  Man  kann  dies,  weil  man  die  Körper,  die  das 
System  oder  den  Punkthaufen  ausmachen,  nur  in  solcher  Weise  miteinander 
in  Verbindung  gebracht  denkt,  dass  bei  den  hierdurch  zugelassenen  Ver- 
schiebungen der  Theile  gegeneinander  in  der  That  keine  inneren  Arbeiten 
geleistet  werden,  um  dies  zum  Ausdruck  zu  bringen,  pflegt  man  su 
sagen,  dass  unter  den  in  Gleich.  (72)  auftretenden  Verschiebungskomponenten 
nur  solche  zu  verstehen  seien,  die  zwar  sonst  willkürlich,  aber  dabei  mä 
den  Systemhedingungen  verträglich  seien.  Immer,  wenn  dieser  etwas  an- 
bestimmte Ausdruck  gebraucht  wird,  thut  man  gut,  in  Gedanken  dafür  zn 
setzen,  dals  JSZ^Sfi  gleich  Null  sein  soll.'' 

Warum   hat   der  Herr  Verfasser  diese  in  der  analytisdien  Mechanik 

1)  Unter  d^  ist  offenbar  immer  dt  zu  verstehen.  Wir  haben  aber  den  Text 
unverändert  wiedergegeben. 


Bfichenchau.  277 

alleiii  üblichen  —  mit  den  Systembedingongen  verfcr&glichen  —  dd,  deren 
Wahl  doch  keiner  zufälligen  Konvention  entstammt,  sondern  durch  das 
Prinzip  der  virtuellen  Geschwindigkeiten  in  bestimmter  analytischer  Form 
Yollstandig  gegeben  ist,  sobald  man  überhaupt  die  Reaktionen  {E^  elimi- 
nieren, d.  h.  zu  den  Betveffungsgleichungen  gelangen  will,  nicht  gleich  von 
vornherein  dem  Leser  mitgeteilt?  Er  wäre  dann  nicht  ganz  am  Ende  der 
Darstellung,  sondern  —  was  einem  Lehrbuche  doch  jedenfalls  zum  Vorteil 
gereicht  —  gleich  am  Anfange  auf  den  wahren  Kern  des  D'Alembertschen 
Prinzips  gestofsen,  und  dem  Studierenden  würde  nicht  zugemutet,  sich  durch 
eine  ganze  Reihe  falscher  Vorstellungen,  welche  sich  ihm  möglicherweise 
entgegenstellen  können,  durchzuarbeiten,  ehe  er  zu  der  ^^ewöhnlichen^  und 
aUein  richtigen  Auffassung  hingefOhrt  wird. 

D'Alembert  selbst  kannte  —  bei  der  Veröffentlichung  seines  Trait.e  — 
das  Prinzip  der  virtuellen  Verschiebungen  nicht  und  war  deshalb  genötigt, 
die  elementaren  Gleichgewichtsgesetze  anzuwenden,  die  —  wie  der  Herr  Ver- 
fasser passend  hervorhebt  —  in  den  einfacheren  Fallen  auch  noch  heute 
üblich  sind. 

Für  den  Techniker  ist  übrigens  das  D'Alembertsche  Prinzip  in  der 
ersten  Lagrange'schen  Form: 

(A)  ij(^_«g),j=.0, 

welche  mit  der  Gleich.  (72)  übereinstimmt,  nicht  bequem,  da  sie  die  oft 

mühsame  Bildung  der  zweiten  Derivierken  ^rf  verlangt. 

Weit  handlicher  ist  die  eweiie  ebenfalls  von  Lagrange  (Mec.  anal. 
2.  ed.  Bd.  1.  p.  305  u.  f.)  gegebene  Formulierung: 

(B)  £^ix  =  ^^£{mx6x)  -  8L, 

worin   i  =="  71   'onä  L   die   kinetische  Energie  des  Systems  bedeutet.     Sie 

wird  gewöhidich  nur  zur  Herleitung  des  sogenannten  Hamilton  sehen 
Prinzips  benutzt,  ist  aber  in  der  vorstehend  angegebenen  Differentialform 
weit  brauchbarer  als  das  Zeitintegral 

t 


0  =  C\8L  +  E^^X^t 


mit  seinen  —  für  die  Mechanik  —  nutzlosen  Minimaleigenschaffcen,  die 
aulserdem  die  Existenz  eines  Potentials  der  Kräfte  $  voraussetzen.  Diese 
letztere  Bedingung  ist  gerade  bei  technischen  Problemen  häufig  nicht  eriüllt. 
Hatte  der  Herr  Verfasser  die  Form  (B)  des  D'Alembertschen  Prinzips 
in  seinem  Lehrbuche  aufgenommen,  so  würde  die  weitere  Darstellung  der 
Kinetik  an  Durchsichtigkeit  und  Prägnanz  ungemein  gewonnen  haben.  Ins- 
besondere hätte  sich  der  granze  dritte  Abschnitt,  der  in  ungewöhnlich  weit- 
läufiger Form  von  der  relativen  Bewegung  eines  Massenpunktes  handelt  und 
viele  seitenlange  Rechnungen  erforderte,  auf  einige  Zeilen  zusammenziehen 
lassen.     Denn  da  man  schon  aus  dem  ersten  Bande  (p.  124)  die  Gröfse 


278  Bücherschatu 

kennt  (wir  setzen  die  Masse  t»  «  l),  so  ergiebt  die  Gleich.  (B)  nach  Ans- 
führong  der  Differentiationen  nach  x^  und  x^  sofort  das  Resultat 

i\  +  2  (cögit,  —  a^x^)  —  ui^x^  +  m^  {m^x^  +  to^x^  +  a^x^  =  Xj,  etc. 

welches  für  einen  unveränderlichen  Wert  der  Winkelgeschwindigkeit  (co)  des 
rotierenden  Bezugssystems  die  relative  Bewegung  eines  Punktes  (X|,  ^,  2^) 
darstellt. 

Bei  Gelegenheit  der  Ausführungen  über  das  D'Alembertsche  Prinzip 
(p.  109)  weist  der  Herr  Verfasser  auf  ein  sehr  wichtiges  Problem  der  an- 
gewandten Mechanik  hin  mit  den  Worten: 

^fn  der  Festigkeitslehre  werden  nämlich  die  Spannungen  und  Form- 
änderungen eines  elastischen  Körpers  gewöhnlich  nur  imter  der  Voraus- 
setzung untersucht,  dass  alle  daran  angreifenden  äusseren  Kräfte  im  Gleidi- 
gewichte  sind  und  dass  der  Köiper  ruht  In  der  Technik  muss  man  aber 
öfters  auch  Festigkeitsaufgaben  für  bewegte  Körper  lösen.  Hier  tritt  nun 
das  D'Alembertsche  Prinzip  als  stets  bereites  Werkzeug  auf,  diese  Auf- 
gaben auf  solche  an  ruhenden  Körpern  zurückzuf{ihren/^ 

Ein  solches  Problem  —  nämlich  die  Bestimmung  der  Schwingungen 
von  „schnell  umlaufenden  Hängespindeln^^  —  ist  im  §  28  durchgeÜÜbrt, 
aber  merkwürdigerweise,  ohne  dais  auf  die  Gnmdformeln  der  BelatiT- 
bewegung,  aus  denen  doch  die  Differentialgleichungen  (142)  auf  p.  262  un- 
mittelbar —  d.  h.  ohne  jede  Bechnung  —  folgen,  Bezug  genommen  ist. 
Allerdings  beginnen  die  Entwicklungen  über  relative  Bewegung  erst  auf 
p.  289  des  vierten  Bandes.  Aber  eine  einfache  Umstellung  der  Reihenfolge 
des  Stoffes  hätte  die  mühsame  Ableitung  der  Differentialgleichungen  für  das 
elastische  ProbleHn  erspart. 

Im  §  32  des  vierten  Abschnittes  (Dynamik  zusammengesetzter  Systeme) 
hat  der  Herr  Verfasser  versucht,  die  allgemeinen  Bewegungsgleichungen  von 
Lagrange 

^   ^  dt  oq^        oq^ 

auf  einem  Wege  herzuleiten,  der  von  Herrn  Weingarten  in  der  oben  an- 
geföhrten  Rezension  (p.  348 — 349)  eingehend  kritisiert  ist,  und  deshalb  in 
der  vorliegenden  Besprochung  als  erledigt  betrachtet  werden  kann.  Wohl 
aber  werden  hier  einige  Bemerkungen  über  die  Bedeutung  der  Lagrange- 
schen  Gleichungen  am  Platze  sein,  da  die  Ausführungen  des  Herrn  Ver- 
fassers hierzu  Anlafs  bieten. 

Auf  p.  347  heilst  es:  „Wir  haben  tms  hiermit  überzeugt,  dass  das 
Hamütonsdie  Prinzip  und  die  Lagrangeschen  Gleichimgen  im  Grunde  ge- 
nommen dasselbe  aussagen.  Selbstverständlich  müssen  för  die  Gültigkeit  des 
einen  Satzes  auch  dieselben  Bedingungen  erfüllt  sein,  wie  für  die  des  anderen. 

Diese  Behauptungen  sind  unrichtig,  obwohl  sie  am  Schlüsse  einer 
längeren  Deduktion  stehen.  Denn  in  Wirklichkeit  besteht  zwischen  dem 
sogenannten  Hamilton  sehen  Prinzip 

t 

(D)  6  C{L-  V)dt^O 

oder    der    hiermit   gleichwertigen  —   wenn    auch   etwas   allgemeineren  — 


Bücherschaa.  279 

Foimel  (B)  und  den  Lagrangeschen  Gleichungen  (C)  ein  ganz  prinzipieller 
Unterschied,  welcher  von  Lagrange ^)  selbst  klargestellt  ist. 

Zunächst  ist  das  Bestehen  der  Gleichungen  (C)  an  die  Bedingungen 
6dqt  ^  ddqt  (p.  344)  gebunden,  d.  h.  die  Gröfsen  q^  müssen  unter  allen 
Umständen  Koordinaten  sein,  welche  die  Lage  des  zusammengesetzten 
Systems  eindeutig  bestimmen.  Li  der  That  bezeichnet  auch  der  Herr  Ver- 
fasser auf  p.  311  die  Gröfsen  g«  als  „allgemeine  Koordinaten^  und  hätte 
nach  dieser  exakten  Bemerkung  die  auf  p.  315  nachträglich  mitgeteilte  Be- 
dingung: „Vor  allem  müssen  die  Körper  wirklich  als  starr  betrachtet  werden 
dürfen'^  weglassen  können,  da  sie  leicht  Mifsverständnisse  hervorruft,  zu 
denen  —  ohne  dieselbe  —  kein  Anlafs  vorliegt 

Das  sogenannte  Hamilton  sehe  Prinzip  (D)  sowie  auch  die  Grund- 
gleichung (B)  sind  jedoch  keineswegs  an  die  Bedingung  ddqt  =  ddqt  ge- 
bunden und  bleiben  auch  noch  für  die  in  der  ,.technischen  Mechanik^  äufserst 
wichtigen  Beioegungen  mit  nickt  Jiolonomen  Bedingwngen  giltig.  Ihre  Richtigkeit 
und  Brauchbarkeit  bleibt  femer  bestehen,  wenn  statt  der  Gröfsen  g«  passend 

gewählte    kinematisdie  Oröfsen  —   wie    etwa    die  Komponenten   m.  =  -?-,- , 

dB  dB 

fi^  =  -j? ,    «8  ~  ~Ät    ^®^   Winkelgeschwindigkeit    eines    rotierenden    starren 

Körpers  —  genommen  werden.  Bleiben  wir  bei  dieser  speziellen  Annahme, 
so  ist  natürlich  jetzt  nicht  mehr  ddcO(~  döm^  sondern  es  bestehen  die  von 
Lagrange  aufgestellten  Beziehungen: 

sdO^  ^  dse^  +  do^se^  —  dOj^se^ 
ödo^  =  döo^  +  de^se^  —  do^öe^ 

ddO^  =  ddOQ.-\'  dO^öO^  —  dO^öO^^ 

deren  Benutzung  in  den  Gleich.  (D)  oder  (B)  zu  der  Euler  sehen  Gleichung 
för  die  Rotation  eines  starren  Körpers  fCQirt 

Aus  diesen  Bemerkungen  erkennt  man  femer,  daCs  die  von  dem 
Herrn  Verfasser  im  §  35  gegebene  Ableitung  der  Gleich.  (D)  —  also  des 
sogenannten  Hamiltonschen  Prinzips  —  unzulässig  ist,  da  sie  das  „Prinzip^' 
einer  Beschränkung  {ddqi »  ödqt)  unterwirft,  die  den  wahren  Sachverhalt 
verdunkelt  und  die  Gültigkeitsgrenzen  unnützerweise  verengt 

Gerade  der  Umstand,  dafs  die  Formeln  (B)  und  (D)  auf  weit  all- 
gemeinerer Grundlage  beruhen  als  die  Lagrangeschen  Gleichungen  (C) 
macht  sie  dem  Physiker  und  Techniker  so  aufserordentlich  wertvoll. 

Die  vorstehenden  Ausführungen  zeigen  zur  Genüge,  dafs  der  Verfasser 
bei  dem  gewifs  berechtigten  Versuche,  die  allgemeinen  Prinzipien  von  der  her- 
gebrachten abstrakten  —  und  häufig  allzu  schematischen  —  Herleitungsweise 
unabhängig  zu  erfassen  und  unmittelbarer  verständlich  zu  machen,  nicht 
immer  glücklich  gewesen  ist. 

Wir  sind  aber  überzeugt,  dafs  Herr  Föppl  es  nicht  unterlassen  wird,  die 
betreffenden  Teile  seiner  „Vorlesungen  über  technische  Mechanik'^  nach  dieser 
Richtung  hin  einer  gründlichen  Umarbeitung  zu  unterziehen.  Alsdann  würde  auch 
der  anerkannte  Wert  der  mannigfachen  anregenden  Anwendungen,  insber 
sondere  auch  der  gröfseren  Probleme,  deren  Verständnis  eine  sichere  Kenntnis 
der  allgemeinen  Prinzipien  voraussetzt,  noch  wesentlich  erhöht  erscheinen. 

Berlin.  K.  Hbun. 

1)  M^c.  anal.  2.  ^d.   Bd.  2.   p  2S8 


280  Büchenchan. 

Heinrieh  Weber^  Die  partiellen  Differentialgleiohmigen  der  mBthe- 
matiBOhen  Pli^ik.  Nach  Riemann's  Vorlesungen  in  vierter  Auflage 
neu  bearbeitet.  Braonscbweig  1901,  Fr.  Vieweg  n.  Sohn,  XI  n.  527  S. 
Preis:  geh.  10  Mk,  geb.  11,60  Mk. 

Über  die  Gesamtanlage  dieses  klassischen  Werkes  der  mathemaidseben 
Physik  ist  bereits  gelegentlich  der  Besprechung  des  ersten  Bandes  berichtet 
worden.  Der  vorliegende  zweite  Band  enthalt  gleich  dem  ersten  eine  rein 
mathematische  EinfQhmng,  die  sich  aber  hier  wesentlich  auf  die  Theorie 
der  gewöhnlichen  linearen  Differentialgleichungen  bezieht;  die  übrigen  Bücher, 
aufser  einem  ganz  neu  hinzugekommenen,  welches  die  elektrischen  Schwin- 
gungen betrifft,  sind  auf  dem  durch  die  drei  letzten  Abschnitte  der  Hatteo- 
dorf sehen  Ausgabe  geschaffenen  Boden  aufgewachsen.  Ein  alphabetisdieS) 
sich  auch  auf  den  ersten  Band  erstreckendes  Sachregister  ist  am  SehluTs  des 
ganzen  Werkes  angefügt. 

Von  den  fünf  Büchern  handelt  das  erste,  betitelt:  „Hilfsmittel  aas  der 
Theorie  der  linearen  Differentialgleichungen^,  von  den  linearen  gewöhnlichen 
Differentialgleichungen  zweiter  Ordnung.  Da  die  neueren  fnnktionentheorelischen 
Methoden  ^  der  Physik  noch  keine  Anwendung  gefunden  haben'',  so  stützen 
sich  die  mitgeteilten  Untersuchungen  hauptsächlich  auf  die  alteren  Methoden 
von  Euler,  Gauss,  Kummer,  „auf  die  man  zurückgreifen  muls,  wenn  es 
sich  um  wirkliche  zur  Berechnung  geeignete  Darstellungen  handelt''.  Die 
ersten  drei  Abschnitte  dieses  Buches  sind  der  Differentialgleichung  der  hJpe^ 
geometrischen  Reihe  und  den  verwandten  Gebieten,  der  6  aufs  sehen  I7-Funldaon 
und  der  Bie  mann  scheu  Funktion 

gewidmet.  Der  vierte  Abschnitt,  „Oscülationstheoreme"  betitelt,  untergeht 
die  linearen  Differentialgleichungen  zweiter  Ordnung  in  Bücksicht  auf  die 
Klassifikation  der  Integrale  nach  dem  Vorzeichen  der  Invariante,  im  besonderen 
diejenigen  Integrale,  welche  bei  positiver  Invariante  unendlich  viele  NoU- 
stellen  besitzen.  Doch  ist  za  bemerken,  dafs  dabei  auf  die  Eigenschaften 
der  Invariante  selbst,  wie  sie  von  H.  A.  Schwarz  und  A.  Cajlej  unter- 
sucht worden,  nicht  weiter  eingegangen  wird. 

Das  zweite  Buch,  „Wftrmeleitung",  zertällt  in  drei  Abschnitte:  ^e 
Differentialgleichungen  der  Wärmeleitung",  „Probleme  der  Wärmeleitnng,  die 
nur  von  einer  Coordinate  abhängig  sind",  „W&rmeleitung  in  der  KugeP.  Es 
schliefst  sich  im  allgemeinen  an  die  Hattendorfsche  Ausgabe  der  Bie- 
mann sehen  Vorlesung  an;  von  den  neu  hinzugefugten  Kapiteln  sei  erwähnt 
das  Problem  des  Vordringens  des  Frostes,  mitgeteilt  nach  einer  Königsberger 
Vorlesung  von  Franz  Neumann. 

Eine  wesentliche  Erweiterung  gegen  die  früheren  Ausgaben  hat  das 
dritte  Buch,  „Elasticitats-Theorie",  erfahren.  Während  dort  nur  die  Theorie 
der  Schwingungen  betrachtet  wird,  findet  der  Leser  hier  in  sieben  Abschnitten 
ein  Kompendium  der  Mechanik  der  elastisch  deformierbaren  Körper:  All- 
gemeine Elasticitats-Theorie,  statische  Probleme,  insbesondere  die  Theorie 
von  Saint- Venant,  Druck  auf  eine  elastische  Unterlage;  im  letzten  Ab- 
schnitt wird  das  vor  einigen  Jahren  von  Herrn  Boussinesq  xmi^r- 
suchte   Problem    des    Gleichgewichts    eines    von    einer    unendlichen  Ebene 


Bücherschau.  281 

begrenzten  Körpers  und  eines  schweren  Körpers  anf  einer  elastischen  Unter- 
lage nach  der  Fouri ersehen  Methode  der  partikularen  Lösungen  behandelt. 
Es  folgen  drei  ausführlicher  gehaltene  Abschnitte  über  die  Schwingungstheorie, 
betitelt:  Bewegung  der  gespannten  Saiten,  die  Bie  mann  sehe  Integrations- 
inethode,  Schwingungen  einer  Membran.  Die  hier  mitgeteilte  Integrations- 
methode ist  diejenige,  welche  Biemann  in  seiner  Abhandlung  „Über  die 
Fortpflanzung  ebener  Luftwellen  von  endlicher  Schwingungsweite*'  angewendet 
hat,  und  die  sp&ter  wohl  wesentlich  durch  die  Forschungen  P.  du  Bois- 
Reymonds  weiter  ausgebaut  worden  ist  (Man  vgl.  z.  B.  G.  Darboux, 
Th^rie  generale  des  Surfaces,  liy.  4,  chap.  4.)  Den  Beschlufs  des  Buches 
bildet  ein  Abschnitt:  Allgemeine  Theorie  der  Differentialgleichung  der  schwin- 
genden Membran,  welcher  zun&chst  die  Hauptsätze  der  Theorie  des  loga- 
rithmischen  Potentials,  sodann  die  auf  die  Litegration  der  Gleichung 

Ju  +  Ä;*M  =  0 

bezüglichen  Sätze,  die  harmonischen  Funktionen,  die  Entwickelung  nach 
harmonischen  Funktionen  giebt. 

Das  vierte  Buch,  „elektrische  Schwingungen*',  ist  der  Natur  der  Sache 
entsprechend  ganz  neu  hinzugekommen.  Es  zerflQlt  in  drei  Abschnitte: 
elektrische  Wellen,  lineare  elektrische  Ströme,  Beflexion  elektrischer  Schwin- 
gungen. Die  auf  den  Max  well  sehen  Grundlagen  basierten  Untersuchungen 
krystallisieren  sich  in  den  beiden  ersten  Abschnitten  um  die  Litegration  der 
sogenannten  Telegraphengleichuug 

.djü_,dw        du 
^  8:c«~"  dt*  ^^^  dt' 

welche  fOr  die  Fortpflanzung  ebener  gedämpfter  Wellen  in  einem  unbegrenzten 
Medium  gilt.  Ln  letzten  Abschnitt  wird  zunächst  die  Beflexion  ebener  Wellen 
behandelt,  sodann  aber  die  Integration  der  Max  well  sehen  Gleichungen  in 
einem  beliebigen  Felde  für  periodische  Lösungen  und  unter  bestimmten  An- 
nahmen über  die  Leitfähigkeit,  die  Dielekrizitätskonstante  und  die  Permeabilität 
durchgeführt. 

Im  fünften  Buch  „Hydrodynamik*'  wird  nach  einer,  die  allgemeinen 
Grundlagen  betreffenden  Einleitung  in  zwei  Abschnitten  die  Bewegung  eines 
starren  Körpers  in  einer  Flüssigkeit  untersucht.  Von  den  zahlreichen 
Erweiterungen,  welcher  dieser  Teil  durch  die  Neubearbeitung  erfahren  hat, 
interessiert  besonders  die  Bewegung  eines  Binges  mit  kreisförmigem  Quer- 
schnitt; eine  Andeutung  der  Lösung  dieses  Problems  hatte  Biemann  schon 
in  seinen  Vorlesimgen  1860/61  gegeben;  partikulare  Integrale  der  Differential- 
gleichung der  Aufgabe  lassen  sich  durch  die  P-Funktion  von  sieben  Argu- 
menten darstellen.  Mechanische  Probleme  aus  diesem  Teil  der  Hydrodynamik 
(gedämpftes  Pendel,  Geschofsbewegung)  werden  eingehender  erörtert.  Nach 
einem  yierten  Abschnitt:  unstetige  Bewegung  von  Flüssigkeiten,  folgt  ein 
Kapitel  über  die  Fortpflanzung  von  Stöfsen  in  einem  Gase,  in  welchem  die 
Riemannsche  Theorie  der  Yerdichtungsstöfse  mitgeteilt  wird;  bei  dieser 
Gelegenheit  wird  auch  der  von  Lord  Bayleigh  erhobene,  die  scheinbare 
NichterfQllung  des  Energiegesetzes  betreffende  Einwand  untersucht. 

Das  Buch  beschliefst  mit  einem  Abschnitt  über  die  Luffcschwingungen 
mit  endlicher  Amplitude.    Wie  bereits  oben  erwähnt,  ist  die  Biemannsche 


282  Bachenchan. 

üntersuchang  dieses  physikalischen  Problems  der  Ausgangspunkt  einer  wich- 
tigen Methode  zur  Integration  linearer  partieller  Differentialgleichungen 
zweiter  Ordnung  geworden.  Biemanns  Arbeit  selbst  scheint  weniger 
bekannt  geblieben  zu  sein;  um  so  mehr  ist  es  zu  begruTsen,  daCi  ihre  Ergebnisse 
im  Zusammenhang  mit  anderen  Untersuchungen  Biemanns  auf  verwandten 
Gebieten  dem  mathematischen  Leser  bequem  zugänglich   gemacht  wtarden. 

Charlottenburg.  Rudolf  Bothe. 

F.  W.   Oedicus.     Kinetik«   Beiträge  in  einer  einlieitliolLen  meoha- 
nisohen  GnmdanaohAuung.     Wiesbaden  1901. 

In  der  vorliegenden  Schrift  wird  —  im  Gegensatz  zu  den  bisherigen 
Begriffsbestimmungen  der  Mechanik  —  der  Ausdruck  £mv  statt  |£mr' 
als  kinetische  Energie  bezeichnet.  Die  Gleichung  Zmv  ==  consl,  worin  fnr 
die  V  ungerichtete  Werte  zu  nehmen  sind,  tritt  als  Grundsatz  einer  neaen 
kinetischen  Theorie  auf.  Demnach  gilt  auch  für  die  Komponentenzerlegung 
nach  rechtwinkligen  Achsen  die  Erhaltungsgleichung 

2mvg-\'  £mvy+  2Jiiir,=  const 

Der  Hr.  Yerf.  kennzeichnet  seine  Stellung  zur  Energetik  femer  mit 
dem  Ausspruche:  „Es  kann  gar  keine  Bede  davon  sein,  dals  ^m«;^^  const 
der  Ausdruck  einer  wahren,  vollkommenen  Erhaltung  sei.  Ohne  den  Zn- 
sammenhang  mit  dem  oben  angegebenen  Grundgesetz,  aus  welchem  der 
Ausdruck  hergeleitet  (?)  ist,  vermag  er  überhaupt  keinen  mechanischen  Vor- 
gang eindeutig  zu  bestimmen.'^ 

Dagegen  stellt  Zmv  ,4n  eindringlichster  Weise'^  den  wahren  Wert  der 
Energie  dar. 

Da  der  gewählte  Ausgangspunkt  den  ganz  eigentümlichen  Standpunkt 
hinreichend  kennzeichnet,  so  kann  hier  von  einem  weiteren  Eingehen  in  den 
Ideengang  des  Herrn  Verfassers  abgesehen  werden. 

Berlin.  K  Heüm. 

Alois    Indra,    k.   und   k.    Artillerie -Oberst,    Die    wahre    Gestalt    der 
Spannungakurve.     Wien,  Verlag  von  B.  von  Waldheim.     1901. 

Unter  obigem  Titel  veröffentlicht  Indra  den  Sonderabdruck  einer  Beihe 
von  Abhandlungen  aus  den  letzten  Jahrgängen  der  Wiener  „Mittheilungen 
über  Gegenstände  des  Artillerie-  und  Geniewesens'^  Er  versucht  in  den- 
selben auf  Grund  zumeist  bekannter  Versuche  von  Uchatius,  Sebert, 
Zabudski  u.  a.  sowie  unter  Benutzung  eigener  Ermittelungen  Gleichungen 
herzuleiten,  mittels  deren  es  gelingen  soll,  den  wirklichen  Verlauf  der  Gas- 
druckkurven in  Geschützen  und  Gewehren  zur  Darstellung  zu  bringen. 

Das  Werk  besteht  hierzu  aus  zwei  Hauptteilen.  Der  erste  will  den 
Nachweis  führen,  dafs  die  Gasdruckkurve  in  Wirklichkeit  in  periodischen 
Schwankungen  verläuft  imd  als  solche  mit  ihren  Ableitungen  durch 
B  es  sei  sehe  (Cjlinder-)Fmiktionen  zur  Darstellung  gebracht  werden  kann. 
Der  zweite  giebt  für  einen  mittleren  Verlauf  der  Druckkurve  eine  neue 
Zustandsgieichung    der    Pulvergase.     Eingeschaltet    ist   noch    eine   Unter- 


Büchenchau.  283 

sachnng  über  die  Zuverlässigkeit  der  Gasdrackmessongen  mit  Hilfe  des 
Meüüsel-  und  des  Staachapparates  sowie  die  Entwickelang  einer  Theorie 
über  die  Verbrennung  des  Pulvers,  insbesondere  über  die  Abhängigkeit 
der  Verbrennungsgeschwindigkeit  von  den  verschiedenen  sie  beeinflussenden 
Faktoren. 

Vom  rein  theoretischen  Standpunkt  aus  sind  die  In  draschen  Unter- 
sudrangen  von  hohem  Interesse,  zumal  dadurch,  dafs  sie  es  zum  ersten 
Male  ermöglichen,  eine  Reihe  von  Vorgängen  beim  SchuTs  auch  rechnerisch 
zu  beleuchten.  Das  Interesse  wird  dadurch  nicht  vermindert,  dafs  es  stellen- 
weise fraglich  erscheint,  ob  bei  den  zur  Entwickelung  und  Prüfung  der 
neuen  Theorieen  herangezogenen  Beispielen  die  vorhandenen  Fehlerquellen 
des  Versuches  gebührend  berücksichtigt  wurden  und  ob  nicht  etwa  in  An- 
betracht dieser  Fehlerquellen  etwas  zu  weit  gehende  Berechnungen  angestellt 
worden  sind.  Dies  dürfte  auch  für  eine  praktische  Verwendung  der  Her- 
leitungen zu  berücksichtigen  bleiben,  umsomehr,  als  ja  neuerdings  fClr  die 
Praxis  zwar  nur  empirisch,  aber  doch  mit  anscheinend  völlig  ausreichender 
Zuverlässigkeit  ermittelte  DarsteUungsweisen  zur  Verfügung  stehen,  welch 
letztere  allerdings  Indra  bei  der  ersten  Veröfifentlichimg  seiner  Untersuchungen 
noch  nicht  alle  bekannt  sein  konnten. 

Wenn  daher  auch  das  gestellte  Problem  nur  in  soweit  gelöst  erscheint, 
ftls  „die  wahre  Glestalt  der  Spannungskurve*^  mit  einem  gröfseren  Grade  der 
Annäherung  als  bisher  zur  Darstellung  gebracht  wird,  so  bedeuten  doch  die 
In  draschen  Untersuchungen  jedenfalls  einen  bedeutsamen  Schritt  vorwärts 
in  der  Lösung  der  Fragen  der  inneren  Ballistik  und  dürften  auch  in  Bezug 
auf  die  Mechanik  der  Gase   von  nicht  zu  unterschätzendem  Interesse  sein. 

Hh. 


284  Neue  Bacher. 


Neue  Bücher. 


InAlygis. 

LjLHDB^,  Ck)RiiBiLLs  L.,  Mathematiscli  -  tecluiische  Kapitel  zur  Lebensverricherong. 

2.  Anfl.    gr.  8^    XXTTT,  462  S.    Jena,  Fischer.  H.  10 

MüLLBR,  £.,  Aus  der  Algebra  der  Logik,    n.  Das  Eliminationsproblem  und  die 

Syllogistik.    Progr.  Tauberbischofsheim.    8^    22  8. 
ScHouTur,  F.,   Orondbeginselen  der  leyensveizekeringswiskunde.    Met  een  voor- 

word  van  Corneille  L.  Landr^.    Utrecht,  Gebr.  van  der  Post   gr.  8^  8  en  151 

F.  1.90. 

Astronomie  und  Oeodftsle. 

Brathuhn,  0.,  Lehrbuch  der  praktischen  Markscheidekunst  unter  BerückBichtigosg 
des  Wichtigsten  aus  der  allgemeinen  Vermessungskunde.  3.  Aufl.  gr.  8*. 
XII,  408  S.  m.  883  Abb.    Leipzig  1902,  Veit  &  Co. 

M.  10.80;  geb.  in  Leinw.  M.  11.80. 

Thirioh,  J.,  S.  J.,  L^^Yolution  de  F Astronomie  chez  les  Grecs.  In -12.  Fvis, 
Gauthier-ViUars.  Fr.  2.75. 

Dargtellende  €N»ometrie. 

BsRNBABo,  Max,  Darstellende  Geometrie  m.  Einschlufs  der  SchattenkonstarnktioneiL 
Als  Leitfaden  für  den  Unterricht  an  techn.  Lehranstalten,  Oberreabchnlen  n. 
Bealgynmasien,  sowie  zum  Selbstunterricht  hrsg.  gr.  8^  Vlll,  195  S.  m.  229  Fig. 
Stuttgart,  Enderlen.  M.  4.60;  geb.  M.  5.20. 

Bbybl,  Chrn.,  Darstellende  Geometrie.  Mit  e.  Sammig.  v.  1800  Dispositionen  m 
Aufgaben  aus  der  darstellenden  Geometrie,  gr.  8*.  Xn,  189  S.  m.  1  Taf. 
Leipzig,  Teubner.  Geb.  in  Leinw.  M.  3.60. 

Choura,  Job.,  Lehrbuch  der  darstellenden* Geometrie  für  die  k.  u.  k  CBdetten- 
schulen  u.  die  k.  u.  k.  MUit&r-Oberrealschule.  gr.  8^  m,  808  S.  bl  m  Fig. 
Wien,  Seidel  &  Sohn.  geb.  in  Leinw.  M.  4 

LxBON,  Ernest,  Trait^  de  g^metrie  descriptive  et  de  g^omdtrie  cot^.  t^  ^^^^ 
ä  Tusage  de  la  dasse  de  math^natiques  äldmentaires.  8*  Edition,  enti^rcmeDt 
refondue.    In -8«.    Paris,  Delalain.  ^-  * 

Pappxritz,  Erwut,  Über  die  wissenschaftliche  Bedeutung  der  darstellendes  Geo- 
metrie u.  ihre  Entwickelung  bis  zur  systematischen  Begründung  durch  Gaspard 
Monge.    Bektoratsrede.    gr.  8®.    24  S.    Freiberg,  Craz  &  Gerlach         ^  ^ 

PiLLBT,  J.  J.,  Trait^  de  perspective  Unfaire,  pr^c^dö  du  Trac^  des  ombres  nsueliM 
(rayons  k  46  degr^s)  et  du  Bendu  dans  le  dessin  d'architecture  et  dans  le 
dessin  de  machines.  3*  Edition,  revue  et  considärablement  augment^-  1^*^' 
avec  fig.  Paris,  Librairie  des  aJrts  du  dessin  et  de  la  construction,  82,  rae  <i® 
Bennos.  ^  " 


Neue  Bücher.  285 

SnniiE,  JoACH.,  Stadienbl&tter.  Methodisch  geordnete  Ck)iiBtraction»-Anfgaben  aus 
der  darstellenden  Greometrie.  8.  Tl.  Lehrstoff  der  k.  u.  k.  theresian.  Milit&r- 
Akademie.    qu.  gr.  4^    86  Taf.    Wien,  Seidel  &  Sohn. 

M,  6.40.    Text  gr.  8«.    Vm,  200  S.    M.  1.20. 

Mechanik. 

Bahxdt,  W.,  Über  die  Bewegung  eines  Punktes  auf  einer  rauhen  Fläche,  ins- 
besondere auf  einem  rauhen  KreiscyUnder  und  einem  rauhen  Kreiskegel. 
Diss.  Kiel.    8*.    47  S. 

Catalu-Lamvbbdi,  Rita,  Due  casi  nuovi  di  moto  di  flnidi:  nota.  Milano,  tip.  Ber- 
nardoni  di  C.  Brebeschini  e  C.    8*.    p.  8. 

EKCTXLorlDiB  der  mathematischen  Wissenschaften  mit  Einschlufs  ihrer  Anwen- 
dungen. IT.  Bd.:  Mechanik.  1.  Tl.  1.  Hfb.  gr.  8^  S.  1—121.  Leipzig, 
Teubner.  M.  8.40. 

Fnan,  Jos.,  Elemente  der  reinen  Mechanik.  Als  Vorstudium  f.  die  analyt.  u. 
angewandte  Mechanik  u.  f.  die  mathemat.  Physik  an  UniTersit&ten  u.  techn. 
Hochschulen,  sowie  zum  Selbstunterricht  2.  Aufl.  gr.  8^  XTII,  797  S.  m. 
210  Fig.    Wien,  Holder.  M.  20. 

PpnAHüBOBi»,  A.,  OcHOsauiji  KimeiuiTHiai.  (GBa^AHnrov,  A.,  Grundzfige  der  Kinematik.) 
GharkoT,  Silberberg.    8^    107  u.  6  Taf. 

Kon,  AsTH.,  Abhandlungen  zur  Potentialtheorie.  8.  Hft.  Über  die  zweite  und  dritte 
Randwertaufgabe  u.  ihre  Lteung.    gr.  8^    66  S.    Berlin,  Dümmler.         M.  1. 

~  Dasselbe.  4.  Hft.  Über  die  Differentialgleichung  Jü  -\-  Jb^'  ü  ^^  f  und  die 
harmonischen  Funktionen  Poincaräs.    gr.  8^    66  S.    Ebenda.  M.  1. 

LuraHmscBH,  P.,  Das  Potential  einer  materiellen  Kugel,  deren  Dichtigkeit  eine 
ganze  rationale  Funktion  der  rechtwinkligen  Koordinaten  ist.  Akad.  Preis- 
Bchrift.    gr.  8®.    ni,  69  S.  m.  Fig.    Leipzig,  Engelmann.  M.  1. 

Rnon,  R.,  Innere  Reibung  plastischer  und  fester  Körper.  Diss.  Erlangen.  8^  66  S. 

ZiLT,  R.,  Untersuchungen  Aber  die  Bahncturen  eines  schweren  Punktes  auf  einem 
elliptischen  oder  hyperbolischen  Paraboloid  mit  verticaler  Hauptachse.  Diss. 
Halle  a.  8.    8*.    67  S.  u.  4  Fig.-Taf. 

Physik  and  Geophysik.    Krystallographie« 

BiDLnoiMAiaE,  F.,  Geometrischer  Beitrag  zur  PiSzoelektrizit&t  der  Krystalle.    Diss. 

Oöttingen.    8^    60  S.  m.  1  Fig.-Taf. 
BuBosis,  GxoBOBs-K.,  Recherche  sur  la  constante  de  graritation  (thäse).    Li -8®. 

Paris,  Hermann.  Fr.  8. 

Cusm,  J.,  Mathematische  Optik.     (Sammlung  Schubert  Bd.  XL.)    Mit  62  Fig. 

X,  207  S.    Leipzig,  G<)schen.  geb.  in  Leinw.  M.  6. 

FoBTscBBiTTB,  die,  der  Physik  im  J.  1900.    Dargestellt  v.  der  physikal.  Gesellschaft 

zu  Berlin.    66.  Jahrg.    2.  Abi  Physik  des  Aethers.   gr.  S^.   LH,  794  S.   Braun- 

Bchweig,  Vieweg  &  Sohn.  M.  27. 

HA»,  Jul.,  Lehrbuch  der  Meteorologie.     Mit  11  Abbildgn.  im  Text,  8  Taf.  in 

Lichtdr.  u.  Autotyp.,  sowie  16  Karten,   gr.  8^   XIV,  806  S.   Leipzig,  Tauchnitz. 

M.  80;  geb.  in  Halbfrz.  M.  88. 
PkuToii,  Thomas,   The  theory  of  light.    8'  edion,   edited  by  Ch.  J.  Joly.    8to. 

pp.  XX,  686.    London,  Macmillan  &  Co.  16  s. 

ScHLümi,  W.,  Schwingungsart  u.  Weg  der  Erdbebenwellen.  L  Tl. :  Neigungen.  Diss. 

gr.  8^    60  S.  m.  1  Taf.    GOttingen,  Vandenhoeck  &  Ruprecht.  M.  1.60. 

ScBüTs,  E.  H.,  Die  Ausnutzung  des  Dampfes  in  den  Lavalturbinen.    Diss.  GK^ttingen. 

4*.    81  S.  m.  Tab.  im  Text. 
Smolas,  G.,  N6kter^  noy^  ülohy  matematick^  krystalografie.    Progr.  Jicine.    8^ 

42  S.  u.  2  Taf. 


286  Nene  Bücher. 

Stallo,  J.  B.,  Die  Begriffe  und  Theorieen  der  modernen  Physik.  Nach  der  5.  Aufl. 
des  engl.  Originals  fibers.  u.  hrsg.  von  Hans  Eleinpeter.  Mit  e.  Vorwoit  tod 
Ernst  Mach.    8^    XX,  382  S.  m.  Bildnis.     Leipzig,  Barth. 

M.  7.  —  ;  geb.  in  Halbleinw.  H.  8.50. 

WsursTEui,  B.,  Einleitung  in  die  höhere  mathematische  Physik,  gr.  8^  XYI,  3d9  S. 
m.  12  Fig.    Berlin,  Dümmler.  geb.  in  Leinw.  M.  7. 

Tafeln.    Keehenapparate. 

Bbaüu,  Ebhst  A.,  Springende  Logarithmen.    Abgekürzte  fSnfstellige  LogarithmeD- 

tafel  mit  zunehmenden  Grundzahl-Stufen,    gr.  4^    8  S.    Karlsruhe,  Biuin. 

kart  M.  -.90. 
Brsdbiho,  Abth.«  Kautische  Hülfstafeln.    6.  Aufl.,  2.  Ausg.    Hrsg.  v.  C.  Schfläng. 

gr.  8^    m,  282  S.  m.  1  färb.  Karte.    Leipzig,  Heinsius  Nachf.    geb.  H.  6.75 
Pbokll,  Rzishold,  Rechentafel,    gr.  16^    2  Bl.  nebst  Gebrauchsanweisung  (15  S.). 

Berlin,  Springer.  In  Leinwand-Futteral  H.  1 

ScASPnn,  Giüs.,  Tavole  numeriche  di  topografia  (quadranti  centesimali).    Toiino, 

Boux  e  Yiarengo.    S^  fig.    p.  166.  L.  S 

SoLLmn,  A.,  B^le  k  calcul  de  grande  approximation.    Ck>ni,  impr.  de  Pierre  Oggero. 

16*  fig.    p.  9.  L.  -.60. 

Zeiclmeii« 

Mbosdb,  A.  zur.  Wie  fertigt  man  technische  Zeichnungen?  6.  Aufl.,  bng.  v. 
A.  Hertwig.    8^    YIII,  96  S.    Berlin,  Seydel.  geb.  in  Leinw.  M.  1.50. 


AbhandhingsregiBter  1900—1901. 


287 


AbhandlimgsregiBter  1900—1901. 

Von  Prof.  Dr.  E.  Wölpping  in  Stuttgart. 

Unter  diesem  Titel  werden  die  Abhaüdlungen  aus  dem  Gebiet  der  angewandten 
Mathematik  verzeichnet,  welche  in  circa  400  der  wichtigsten  Zeit-  und  Qesellschafts- 
Bebrüten  enthalten  sind.  Als  Mitarbeiter  sind  die  Herren  Prof.  Dr.  C.  Cranz- 
Stattgart  (Ballistik)  und  Dr.  C.  Wagner-Stuttgart  (Yersichemnffsmathematik)  ge< 
Wonnen  worden.  Die  Mitarbeit  weiterer  Herren  fdr  einzelne  uebiete  oder  auch 
emzelne  Länder  wäre  sehr  erwünscht,  um  einiffe  noch  ganz  fehlende  Zeitschriften 
nachtragen  und  über  andere  genauer,  regelmäisiger  und  frühzeitiger  berichten  zu 
können.  Insbesondere  werden  die  Redaldiionen  von  Zeitschriften,  welche  die  Auf- 
nahme ihrer  Abhandlungen  aus  der  aufwandten  Mathematik  in  vorliegendes 
Begister  wünschen,  höflich  gebeten,  jährlich  im  April  und  Oktober  die  Titel  der 
hierher  gehörigen  Abhandlungen  aus  den  seither  erschienenen  Heften  dem  Yer- 
&88er  (Stuttgart,  Hackländerstr.  38)  mitteilen  zu  wollen.  Die  Abhandlungen, 
welche  dem  Verfasser  und  seinen  lüßtarbeitem  nicht  zugänglich  waren,  sind  mit 
*  bezeichnet. 

Abkfirzungen. 


A.A.B.  Annales  astronomiques,  Bru- 
xelles  1901. 

A.A.E.L  Atti  dell'  associazione  elettro- 
tecnica  italiana,  MUano  3. 

A.A.N.  Atti  della  Reale  Accademia  delle 
Scienze  fisiche  e  matematiche  di  Na- 
poli  2  Serie  10. 

AAN.Y.  Annals  of  the  Academy  of 
Science  of  New  York  12. 

A.AP.  Atti  della  B.  Accademia  di 
Scienze,  Lottere  ed  Arti  di  Palermo  8 
■erie  6. 

A.A.R,  Analele  Academiei  Romane  Bu- 
CQiesci  22—88. 

A.A.T.  Atti  della  R.  Accademia  di  To- 
nne 36. 

A.C.N.M.  Annaes  do  club  militar  naval, 
Liiboa  1900. 

A.D.M.  Annali  di  Matematica  pura  ed 
applicata,  Milano  3  serie  6. 

A.K.K.  Aniiales  de  r£cole  normale  su- 
p^eure,  Paris  8  s^rie  6. 

AF.  Comptes  Rendus  de  T Association 
fran^aise  pour  Tavancement  des  Scien- 
ces, Paris  28. 

A.F.Q.P.  Archiv  für  die  gesamte  Phy- 
siologie, (Pflüger),  Bonn  81—88. 


A.F.M.  Archiv  des  Vereins  der  Freunde 
der  Naturgeschichte  von  Mecklenburg, 
Rostock  64. 

A.  F.  S.  P.  Archiv  für  systematische  Philo- 
sophie, Berlin  6. 

A.  €fr.  Archiv  der  Mathematik  und  Physik, 
Leipzig  3.  Serie  1. 

A.H.  Annalen  der  Hydrooraphie  und 
maritimen  Meteorologie,  Hamburg  29. 

A.  J.  B.  The  Astronomical  Journal,  Besten 
20—21. 

A.J.G.  The  Astrophysical  Journal,  Chi- 
cago 11—18. 

A.J.M.  American  Journal  of  Mathema- 
tics,  Baltimore  23. 

A.J.S.  American  Journal  of  Science 
4  series  11. 

A.J.W.   Assekuranzjahrbuch,  Wien  22. 

A.M.  Acta  Mathematica,  Stockholm  24. 

A.  M.  T.  Archives  du  Mus^  Teyler,  Haar- 
lem  2  s^e  7. 

A«'N.  Archives  n^landaises,  Haarlem 
2  s^e  4. 

A.N.R.  Astronomische  Nachrichten,  Kiel 
164—166. 

A.ofll.  Annals  of  Mathematics,  Cam- 
bridge Mass   2  series  2 — 8. 


288 


AbhandlungsregiBier  1900 — 1901, 


A.P.C.   Annales  de  Physique  et  de  Ghi- 

mie,  Paris  4  aärie  23 — 24. 
A.P.L.    Annalen    der    Physik,    Leipzig 

4.  Serie  6 — 6. 
A.P.M.    Mämoires  der  K.  K.  Akademie 

zu  Petersburg  8.  Serie  9—10. 
A.  P.  M.  I.  Abhandlungen  des  PreuJürischen 

Meteorologischen  Sistituts,  Berlin  1. 
A.S.A.   Anales  de  la  Sociedad  cientifica 

Argentina  ^  Buenos  Ayres  60 — 61. 

A.S.B.  Annales  de  la  Soci^tä  Scientifique 
de  Bruzelles  26. 

A.  S.  B.  A.  Annuaire  publik  par  la  Sociätä 
beige  d^astronomie  6. 

A.S.G.  Archives  des  sciences  physiques 
et  naturelles  de  Gen^ve  4  särie  10— 
11. 

A.T.  Annales  de  la  facultä  de  Toulouse 
2  s^rie  2—3. 

A.T.P.B.  Annales  des  travauz  publiques 
de  Belgique,  Bruzelles  6. 

A.U.G.  Aiinales  de  rUniversitä  de  Gre- 
noble  13. 

A.U.Kb.  Annalen  der  E.  E.  Universität 
Charkow  4. 

A.Ü.J.  Acta  et  Gommentationes  Imp. 
Universitatis  Jurievensis,  Juriev  1900 
bis  1901. 

A«  W.  P.  Archiv  für  wissenschaftliche  Pho- 
tographie, Halle  2. 

B.  A.   Bulletin  astronomique  17-18. 
B.A.B.    Bulletin  de  TAcadämie  Royale 

de  Belgique,  Bruzelles  1900. 

B.A.C.B.   Boletin  de  la  Real  Academia 

-  de  Ciencias  y  Artes  de  Barcelona 
8  Serie  1. 

B.  A.Co.  Oversigt  over  de  E.  Danske  Vi- 
denskabemer  Selskabs  Forhandlinger, 
Ejöbnhavn  1900. 

B.A.P.  Sitzungsberichte  der  K.  E.  tsche- 
chischen Akademie,  Prag  9. 

B.C.    Bolletino    di    matematiche    e    di 

.  scienze  fis.  e  naturali,  Bologna  2. 

B.D.   Bulletin  des  Sciences  math^ati- 

2ues,  Paris  2  s^rie  26. 
.  C.  Bolletino  delle  sedute  dell'  Acca- 
demia  GioSnia  di  Catania  66. 

B.l.C.  Bulletin  international  de  Oraco- 
vie  1901. 

B.M.  Bibliotheca  mathematica,  Leipzig 
3.  Serie  2. 

B.M.R.J.  Boletim  mensal  do  observa* 
torio  do  Rio  de  Janeiro  1900. 

B.R.A.6.  Bulletin  der  Russ.  Astrono- 
mischen Gesellschaft  8. 

B.S.A.F.  Bulletin  de  la  Soci^t^  Astro- 
nomique de  France,  Paris  14. 

B.S.B.  Bulletin  de  la  Sod^tä  Sdenti- 
iique  de  Boucareat  9. 

B.S.B.A.  Bulletin  de  la  Soci^te  beige 
d' Astronomie,  Bruzelles  6. 


B.  S.  C.  P.  Bulletin  de  la  Soci^^  Chimiqw 
de  Paris  3  s^rie  26. 

B.S.N.F.  Bulletin  de  la  Social  Mine- 
ralogique  de  France,  Paris  1900. 

B.S.y.  BuUetin  de  la  Soci^t^  Yandoise 
des  Sciences  naturelles  de  Lausanne  37. 

B.S.W.  Bulletin  of  the  Phüosophical 
Society  of  Washington  14. 

B.Ü.K.  Nachrichten  der  Universität  Kiew 
1900—1901. 

B.y.A.S.  Ofversigt  af  E.  Yetoukai»- 
Akademiens  Förhandlingar,  Stock- 
hohn 67. 

C.  Öasopis,  Prag  30. 

C.A.A.    Verslag^  der  zittingen  der  E. 

Akad.   van   Wetenschappen,  Aoister- 

dam  9. 
C.A.E.  Centralblatt  für  Akkumulatoien- 

und  Elementenkunde,  Halle  1. 
C.L.   La  Corrispondenza ,  Livomo  1900 

bis  1901. 
C.E.    Comptes   Rendus    hebdomadaires 

des   Säances    de  FAc.   des  Sciences, 

Paris  132—133. 
D.M.   Der  Mechaniker  9. 
D.y .  M.  Jahresbericht  der  Deutschen  tfa- 

thematikervereinigung,  Leipzig  10. 
D.y.Z.  DeutscheVersicherungszeitschiift, 

Berlin  42. 
E.E.    L'äclairage   ^ectrique,  Pari«  23 

bis  27. 
E.  M.      L*enseignement     math^matique, 

Paris  8. 
E.M.  W.  The  English  mechanic  and  world 

of  science,  London  72. 
E.N.   Engineering  News  43—44. 
E.P.     Elektri^estvo,    Petersburg    1900 

bis  1901. 
E.E.   Electrical  review  1900. 
G.M.B.  Gaceta  matematica  Bucoresd  7. 
H.H.   Hansa,  Hamburg  37. 
1.  L.  Publications  de  Tlnstitut  de  Luxem- 

boure  26. 
L  M.  L'Intermädiaire  des  Math^matideDs, 

Paris  8. 
J.  F.  L  Journal  of  the  Franklin  Institotion, 

Philadelphia  160. 
J.  6.  Journal  des  g^metres,  Paris  6  s^e  3. 
J.H.Ü.C.   John  Hopkins  üniversity  Cir- 

culars,  Baltimore  20. 
J.l.  A.  Journal  of  the  Institute  of  aetne- 

ries,  London  36. 
J.LE.E.    Journal    of   the  lastitate  of 

electrical  enffineers,   London  30—32. 
J.M.    Journal  de  Math^matiques  poreg 

et  appliquäes,  Paris. 
J.P.  Journal  de  physique,  Paris  Sa^e  10. 
J.P.C.  The  Journal  ofFhysicalGheiiustrj, 

Ithaca  4 — 6. 
J.R.M.S.    Journal  of  the  Royal  Mirros- 

copical  Society,  London  1901. 


Abhandltingsregisier  1900—1901. 


289 


J.R.P.CS.   Journal  der  Btuis.  physico- 

chemiflchen   QesellBchaftf   Petersborg 

32—33. 
J.S.M.   Jomal   delSciencias  mathema- 

ticaa  e  astronomicas,  Porto  14. 
J.U.S.  A.  Jonmal  of  the  United  States  Ar- 

tiUeiy,  Fort  Munroe,  Virg.  1900—1901. 
K.L.  Kosmos,  Lemberg  26. 
K.Z.  Kriegstechnische  Zeitschrift,  Berlin 

1900—1901. 
L.E.  L^Elettricista,  Borna  9. 
M.  A.  Mathematische  Annalen,  Leipzig  66. 
M.A.B.  Abhandlnngen  der  Kais,  tschech. 

Akademie,  Prag  1900. 
M.A.O.  Mitteilnngen  Über  Gegenstände 

des  Artillerie-  und  Qeniewesens,  Wien 

1900—1901. 
]f.A.O.S.  Miüeünngen  aus  dem  Gebiete 

des  Seewesens,  Pola  28. 
M.AT.  Memorie  della  R.  Accademia  di 

Torino  60. 
M.C.  M^oires  de  la  Soci^  nationale 

des  Sciences  naturelles  et  mathäma- 

tiques  de  Cherbourg  81. 
M.  Q.B.  Mitteilungen  der  naturforschen- 

den  Gesellschan,  Bern  1900. 
M.H.  Monatshefte  für  Mathematik  xmd 

Physik,  Wien  12. 
M.M.  The  Messenger  of  Mathematics  30. 
M. M.  6. 1.  Mitteilungen  des  Milit&rgeogra- 

Shischen  Institute,  Wien  1000. 
.A.8.    Monthly  Notices  of  the  ;R. 
Astronomical  Society,  London  60.  * 

M.P.A.  Le  matematiche  pure  ed  appli- 
cate,  Citta  di  Gastello  1. 

M.P.I.C.E.  Minutes  of  proceedings  of 
the  Institution  of  civil  engineers, 
London  1900. 

M.P.L.  Mathematikai  ^s  physikai  lapok, 
Budapest  9. 

M.P.N.M.  Abhandlungen  der  physika- 
lischen Klasse  von  Frounden  der  Natur- 
wissenschaft, Moskau  1900. 

M.P.O.  Spaczinskis  Bote  der  Experi- 
mentalphysik und  elementaren  Mathe- 
matik 24—26. 

X.S.B«  M^moiree  de  la  Soci^tä  des 
Sciences  physiques  et  naturelles  de 
Bordeaux  6  sMe  6. 

X.8.6.  KVetenskaps  ochVitterhetssam- 
hftUes  Handlingar,  Göteborg  4  Serie  8. 

H.S.L.  M6noires  de  la  Soci^t^  Boyale 
des  Sciences  de  Li^e  8  s^rie  2 — 8. 

M.8.Q.  Le  Moniteur  Scientifique,  Paris 
1900. 

M.S.S.I.  Memorie  della  Societä  dei 
Spet^scopisti  italiani,  Gatania  28—29. 

X.T.E.  Mathematikai  6b  term^szettudo- 
manyi  ärtesitO,  Budapest  17—18. 

X.Ü.K.  Denkschriften  der  Universit&t 
Kiew  41. 


ll.U.Ka.  Denkschriften  der  Universität 
Kasan  4. 

M.U.W.  Warschauer  Universitätsnach- 
richten, Warschau  1900. 

M.y.A.P.  Mitteilungen  der  Vereinigung 
der  Freunde  der  Astronomie  und  kos- 
mischen Physik,  Berlin  1900. 

N.y.T.  Mitteilungen  des  Verbands  der 
Österreich-ungarischen  Versicherungs- 
techniker,  Wien  1 — 6. 

M.W.R.  Monthly  Weather  Review,  Was- 
hington 28. 

M.y.R.M.  Memorias  y  Revista  de  la  So- 
ciedad  Gientifica  „Antonio  Alzate*\ 
Mejico  16. 

M.Z.  Meteorologische  Zeitschrift,  Wien 
18. 

M.  Z.  P.  Marine  -  Zeitschrift ,  Petersburg 
297—800. 

N.  Nature,  London  68—64. 

N.A.  Nouvelles  Annales  de  Math^mati- 
ques  4  Särie  1. 

N.G.P.  II  Nuovo  Gimento,  Pisa  4  serie 
11—12;  6  serie  1. 

N.J.M.  Neues  Jahrbuch  fOr  Mineralogie, 
Geologie  und  Paläontologie,  Slutt^ut 
1900—1901. 

N.L.M.  Memorie  deU*  Accademia  Ponti- 
ficia  de*  Nuovi  Lincei  16. 

N.M.L.   Nautical  magazine,  London  69. 

N.M.N.  Nyt  Map^zin  for  Naturvidenska- 
beme,  Ghristiania  1900. 

N.R.  Naturwissenschaftliche  Rundschau, 
Braunschweig  16. 

0.   The  Observatoiy,  London  28. 

O.M.O.ffi.  österreichische  Monatsschrift 
fOr  aen  öffentlichen  Baudienst  1900. 

ö.y.Z.  Osterreichische  Versicherungs- 
zeitung, Wien. 

P.   Prometheus,  Berlin  11. 

P.A.  Populär  Astronomy,  Northfield 
Minn.  8. 

P.A.A.  Proceedings  of  the  American 
Association  for  the  advancement  of 
sdence,  Salem  49. 

P.A.B.  Veröffentlichungen  (Glas)  der  K. 
Serbischen  Akademie,  Belgrad  69. 

P.A.Bo.  Proceedings  of  the  American 
Academy  of  Science,  Boston  86. 

P.  E.  M.  S.  Proceedin^  of  the  Edinburgh 
Mathematical  Society,  Edinburgh  19. 

P.6.M.  Petermanns  geographische  Mit- 
teilungen, Gotha  1900. 

P.L.M.S.  Proceedings  of  the  London 
Mathematical  Sociebr  82. 

P.M.  PhiloBophical  Magazine,  London 
6  series  1. 

P.M.  J.M.  Physiko-mathematisches  Jahr- 
buch, Moskau  1. 

P.M.R.  Periodico  di  Matematica,  Roma 
2  serie  8. 


ZeiUchrifl  f.  Mathematik  n.  Physik.  47.  Band.  1902.  1.  u.  8.  Heft. 


19 


290 


Abhandlungsregisier  1900—1901. 


P.O.C.  Pubblicazioni  delF  OsBervatorio 
privato  di  Collnrania  2. 

PoLN.   n  Poliiecnico,  Milano  1900. 

P.P.S.E.  Proceedings  of  the  Physical 
Society  of  Edinburgh  1900. 

P.P.S.L.  Proceedings  of  the  Physical 
Society  of  London  17. 

P.R.   The  Physical  Review  10—13. 

P.R.S.E.  Proceedings  of  the  Royal  So- 
•ciety  of  Edinburgh  28. 

P.R.S.L.  Proceedi]^  of  the  Royal  So- 
ciety of  London  68. 

P.S.B.  Procäs-verbanx  de  la  Sociät^  des 
Sciences  de  Bordeaux  1899—1900. 

P.Z.   Physikalische  Zeitschrift,   Göttin- 

fn  2. 
The  Qoarterly  Journal  of  Mathe- 
matics,  London  31 — 32. 

Q.J.M.S.  The  Qnarterly  Joomal  of  the 
Meteorological  Society,  London  26. 

R.A.   Revne  d' Artillerie,  Paris  1900. 

R.A.B.  Revue  de  Tarm^e  beige,  Li^ge 
1900. 

R.A.6.  Bivista  di  artigleria  e  genio, 
Roma  1900—1901. 

R.A.J.  Russisches  Artilleriejoumal,  St. 
Petersburg. 

R.A.L.R.  RBndiconti  della  Reale  Acca- 
demia  dei  Lincei,  Roma  6  serie  10. 

R.A.N.  Rendiconti  della  Reale  Acca- 
demia  di  Napoli. 

R.B.A.  Reports  of  the  Britisch  Associa- 
tion for  the  advancement  of  science 
70. 

R.C.G.S.  Annual  reports  of  the  Supe- 
rintendent of  the  U.  S.  Coast  and  Geo- 
detic  Survey,  Washington  67. 

R.C.LP.  Rapports  du  congr^s  internatio- 
nal de  physique,  Paris  1 — 3. 

R.C.L.   Revista  de  Ciencias,  Lima  4. 

R.C.M.P.  Rendiconti  del  Circolo  Mate- 
matico  di  Palermo  15. 

R.F.M.  Rivista  di  Fisica,  Matematica  e 
Scienzi  naturali,  Pavia  3 — 4. 

R.6.M.  Revue  du  g^nie  müitaire,  Paris 
1900. 

R.0.0.  Revue  g^n^rale  des  Sciences, 
Paris  11—12. 

R.LL.  Rendiconti  dell'  Istituto  Lom- 
barde, Milano  33 — 34. 

R.M.   Rivista  di  Matematica,  Torino  7. 

R.N.B.  Revista  maritima  Brazileira,  Rio 
de  Janeiro  36. 

R.M.N.P.  Revue  maritime,  Paris  145 
bis  146. 

R.N.R.   Rivista  marittima,  Roma  1900. 

R.T.   La  rivista  tecnica  1. 

R.T.C.  Rivista  topografica  e  catasto 
12—18. 

R.T.M.  Reviüta  trimestral  de  Ciencias, 
Valencia  1. 


R.W.L.y.  Zeitschrift  des  Rheinisch-Weei* 
phälischen  Landmesservereiiis  1900. 

S.   Science,  New  York  2  series  11—13. 

S.A.B.  Sitzungsberichte  der  K  Akid., 
Berlin  1901. 

S.A.M.  Sitzungsberichte  der  K.  Bayr. 
Akademie  München.  MatL  Phys.  G. 
1901. 

S.A.W.  Sitzungsberichte  der  E.  K.  Aka- 
demie Wien.    Math.  Nat.  Gl.  110. 

S.F.P.  Sociät^  fran9ai8e  de  phyBiqne, 
Paris  1900. 

S.G.B.  Sitzungsberichte  der  EL  Böhm. 
Gesellsch.  der  Wiss.  Ptag.  Math.  Nat 
a.  1900. 

S.O.M.  Sitzungsberichte  der  (Gesellschaft 
zur  Beförderung  der  gesamten  Matm- 
wissenschaften  zu  Marbuiv  1900. 

S.LD.  Sitzungsberichte  der  Natarwisseo- 
schaffclichen  Gesellschaft  Isis  zu  Dres- 
den 1900. 

S.L.P.  Sitzungsberichte  des  Deutschen 
Naturwissenschaftlichen  Vereins  „Lo- 
tes" Prag  2  Serie  20. 

S.M.  Bulletin  de  la  Soci^tä  Mathäna- 
tique  de  France  29. 

S.M. Am.  Bulletin  of  the  American  Ma- 
thematical  Society,  New  York  7—8. 

S.M.Ka.  Bulletin  der  Physiko- mathe- 
matischen Gesellschaft  zu  Kasan  2  Se- 
rie 10. 

S.M.M«  Sammelschrift  der  Mathem.  Ge- 
sellschaft Moskau  82. 

S.M.W.  Statistische  Monatsschrift,  Wien 
1900. 

S.N.G.B.  Sitzungsberichte  der  Nieder- 
rheinischen G^ellschaft  für  Kator- 
und  Heilkunde,  Bonn  1900. 

S.P.  Bulletin  de  la  Soci^t^  Philomatique 
de  Paris  9  s^rie  2. 

S.P.M.  Memoirs  and  Proceedings  of  the 
Literal  and  Philosopbical  Society  of 
Manchester  6  series  5. 

S.S.N.  Sitzungsberichte  des  siebenbüigi- 
schen  Museumsvereins  Elausenbaig24. 

S.y.K.  Sitzungsberichte  des  natorwissen- 
schaftlichen  Vereins  für  Schleswig, 
Kiel  12. 

S.V. N.W.  Schriften  des  Vereins  znr 
Verbreitung  naturwissenschaftlicher 
Kenntnisse,  Wien  40 — 41. 

T.C.R.S.  Transactions  of  the  Canada 
Royal  Society,  Ottawa  2  series  6. 

T.E.   The  Electrician,  London  44-47. 

T.6.C.  Arbeiten  der  topographisch-geo- 
dätischen Commission,  Moskau. 

T.K.L.  Tijdschrift  voor  Kadaster  en 
Landmeetkunde  1900. 

T.M.W.  Terrestrial  Magnetism, Washing- 
ton 4. 

T.Q.   Technological  Quarterly  1900. 


Abhandlungsregister  1900—1901. 


291 


T.R.S.L.  FhiloBophical  Transaciions  of 
the  Roy.  Soc.  of  London  196. 

T.W.  Praee  matematyznofizjzne,  War- 
schau 12. 

U.M.N.  Unterriclitsbl&tter  fOr  Mathema- 
tik nnd  Natorwigsenschaften,  Berlin  7. 

Y.A.R.I.  Veröffentlichungen  des  astrono- 
mischen Recheninstitnts,  Berlin  1901. 

V.E.S.  Yerhandlnngen  der  physikalisch- 
medicinischen  Societftt,  Erlangen  82. 

W.W.  WszechSwiat,  Warschan  19. 

Z.6.Y.  Zeitacbrift  für  die  gesamte  Ver- 
sichenmgswissenschaft,  Berlin  2. 

Z.  H.  Zeitschrift  fOr  matiiematischen  und 


Naturwissenschaftlichen      Unterricht, 

Leipzig  31 — 32. 
Z.K.F.6.    Zeitschrift  für  komprimierte 

und  flüssige  Gkue,  Weimar  4. 
Z.K.M.  Zeitschrift  für  Erjstallographie 

und  Mineralogie,  Leipzig  32 — 34. 
Z.P.   Zeitschrift  für  physikalischen  und 

chemischen  Unterricht,  Berlin  14. 
Z.  P.  C.  Zeitschrift  für  physikalische  Che- 
mie, Berlin  32—35. 
Z.S.    Zeitschrift    für    Mathematik    und 

Physik,  Leipzig  46. 
Z.y.   Zeitscbnft  für  Vermessungswesen, 

Stuttgart  30. 


A.  Allgemeines  und  PhiloBophie. 


Allgemeines« 

1.  *J7.  8,  Canlaw.  The  use  of  mul- 
tiple Space  in  applied  mathematics. 
R.B.A.  644. 

Logiklcalknl. 

8«  A.  N.  WhiiesUad.  Memoir  on  the 
fügebra  of  symbolic  logic.    A.  J.M.  139; 

297. 


8.  B.  Bussell.  Sur  la  logique  des  re- 
lations.    R.M.  116. 

4.  P.  8.  Porettky.  Quelques  lois  ult^ri- 
eures  de  la  th^orie  des  ägalit^s  logi- 
ques.    S.M.Ea.ul.  191. 

5.  A.  Padoa.  Numeri  interi  relativi. 
R.M.  78. 

6.  J.  Bius  y  Casas.  Teoria  formal  de 
los  objetoB  complementarios.  R.T.M.  16. 


B.  Analysis  und  Algebra. 


Walmclieinlielikeitsreelinnng. 

7.  P.  A,  Nekrasofc.  Novyj a  osnovan^a 
Qienija  o  yerojatnosljach  summ  i  sred- 
nich  yeli£in.  (Neue  Grundlagen  fOr  die 
Wahrscheinlichkeitsrechnung  der  Sum- 
men und  Mittelwerte.)   11.   S.M.M.  1. 

B.  A.Liapounoff.  ünej>ropositiong^nä- 
rale  du  calcul  des  probabilitäs.  CR. 
132.  814. 

9.  V.  C.  Wilson.  Inverse  of  a  poste- 
riori probabilitj,  James  Bemouillis  theo- 
rem.    N.  63.  164;  466. 

10.  •Af.  Petravic.  Über  die  mathem. 
Theorie  der  Wirksamkeit  der  Ursachen 
(serb.).    P.A.B.  188. 

11.  T.  BrocUn.  Wahrscheinlichkeits- 
bestimmungen der  gewöhnlichen  Ketten- 
biQchentwicklung  reeller  Zahlen.  B.V. 
AS.  239. 

12«  A.Wiman.  Über  eine Wahrschein- 
lichkeitsaofgabe  beiEettenbruchentwick- 
longen.    B.V.A.S.  829. 

18.  E.  Landau.  Sur  la  probabilit^ 
qne  n  nombres  aient  au  moms  un  fac- 
teur  Gommun.     I.M.  163. 

14.  L.  Barikiewicz.  Über  den  Präci- 
lioBBrnd  des  Divergenzkoefficienten. 
M.V.T.  6.  1. 

1&«  0.  Bonca.     ProbabilKä  pratiche 


di  colpire  nel  tiro  dellenavi.   C.L.  1900. 
619.    1901.  66. 

16.  H.  Delannoy^  Audibert.    Sur  une 
question  de  probabilit^.    I.M.  118. 

Siehe  auch  276;  283;  649. 


Metliode  der  kleinsten  Quadrate. 

17.  M.  F.  Bavenshear.  The  use  of 
the  method  of  least  Squares  in  physics. 
N.  68.  489. 

Felilerreelinnng. 

18.  8.  V.  Kobbe.  Über  ein  abgekürztes 
Ausgleichungsverfahren.    Z.V.  292. 

19.  F.  Galten.  Quincunx  zur  Ver- 
anschaulichung des  Fehlergesetzes.  M. 
A.G.  1900.  118. 

20.  C.  Landri.  Ausgleichungsrechnung 
mittelst  der  Theorie  des  Minimums. 
A.J.W. 

21.  *J.Boer.  Mechanische  vereffening. 
T.  K.  li.  3. 

22.  *G.  de  8andre.  Compensazione 
degli  allineamenti.    R.T.C.  13.  113. 

28.  H.  Koller.  Graphische  Fehler- 
verteilung beim  Einketten  und  bei  der 
Eoordinatenumformnng.    Z.V.  336. 

19* 


292 


AbhandlungBregister  1900 — 1901. 


24«  *C,  V.  Steeb.     Die    Ansgleichang 
mehrfach  gemessener  Höhen  bei  der  Mi- 
litSjmappierung.    M.M.G.I.  1900. 
Siehe  auch  811;  870. 

Politigelie  Arithmetik. 

25«  K.  Wcigner.  Sterblichkeitswahr- 
scheinlichkeit und  Sterblichkeitskoeffi- 
cient.    D.V.Z.  1. 

26«  F.  Seraanoy,  Über  die  Darstellung 
der  zusammen^setzten  Sterbe-  und 
Lebenswahrscheinlichkeiten  fdr  mehrere 
verbundene  Leben  durch  die  einfachen 
Wahrscheinlichkeiten  fOr  einzelne  Leben. 
M.V.T.  1.  11. 

27.  H.  P.  Calderon.  Some  notes  on 
Makehams  formula  for  the  force  of  mor- 
talitv.    J.LA.  167. 

28.  K  Blasckke.  Über  die  Konstruk- 
tion einer  Absterbeordnung  aus  den 
Beobachtungen  an  österreichischen  Ver- 
sicherten.   M.V.T.  21. 

29«  J.  ÄUenburger.  Zur  Untersuchung 
der  Sterblichkeitsverh&ltnisse  der  Ver- 
sicherten in  Österreich-Ungarn.  M.V.T. 
2.  21. 

80.  V.  Caitrau.     Estudio   sobre  las 
tarifas  diferenciales  y  su  aplicacion  en 
la  repüblica.    A.S.A.  50.  86. 
Siehe  auch  86;  47. 

Rentenrechnung« 

81«  C^DizUr.  Sofort  beginnende  Leib- 
renten mit  BückgewSlir  der  Bareinlagen 
abzüglich  der  bereits  bezogenen  Renten. 
Ö.V.Z.  166. 

82.  G.  Bosmanith.  Qrundzahlen  für 
Invalidenpensionen,  Aktivitfttsrenten  und 
Witwenpensionen.    M.V.T.  4.  6. 

88«  A,  Riedel.  Ein  Beitrat  zur  Theorie 
der  Waisenpensionen.    M.V.T.  6.  20. 

Mittelwerte« 

84«  *0,  ZanoUi  Bianco.    Un  teorema 
sulle  medie.    R.T.C.  12.  116. 
Siehe  auch  7,  221. 

Statistik. 

35.  E,  Blaschke.  Über  die  analytische 
Darstellung  von  Begelmässigkeiten  bei 
unverbundenen  statistischen  Massen- 
erscheinungen.   M.V.T.  1.  6. 

86.  M.  Beeton  and  K,  Pearson,  Data 
for  the  Problem  of  evolution  in  man. 
A  first  study  of  the  inheritance  of  lon- 
gevity  and  the  selective  death-rate  in 
man.     J.LA.  112;  468. 


87«  *£  Pearaon.  Mathematical  con- 
tributions  to  the  theory  of  eToktion. 
Vn.    T.E.S.L.  1. 

88«  ^K.  Pear9on  and  A.  Lee.  Math^ 
matical  contributions  to  the  tiieoiy  of 
evolution.    Vm.    T.B.S.L.  79. 

89.  *K.  Pearson,  E,  Warren,  ±  Let, 
A.  Fry^  C.  D,  Fawcett,  Mathematical 
contriDutions  to  the  theoiy  of  evolution. 
IX.    P.E.S.L.  1. 

Siehe  auch  649;  723. 

TenicIieriuigsiDAtliematik. 

40.  J,  Altenburger.  DieZeichensDiacbe 
der  Lebensversichenmgsmathematik.  M. 
V.T.  1.  18. 

41.  E.  Czuber,  Zu  den  theoretucben 
Grundlagen  der  Lebensversichemng.  M. 
V.T.  1.  22. 

42.  J,  Eggenberger.  Zur  Frage  der  An- 
wendung der  Wahrscheinlid&eitsrech- 
nung  in  der  Versicherung.    Ö.V.Z.  253. 

49*  E.  BUuMce.  Die  Anwendbarkeit 
der  Wahrscheinlichkeitsrechnung  im  Ver- 
sicherungswesen.   S.M.W. 

44«  F.  Senawy.  Über  eine  nator- 
gemäfse  Bezeichnung  der  Versicherangi- 
werte.    M.V.T.  2.  10. 

45«  A.  Hauke.  Über  Vendcherwigen, 
die  sich  durch  Verbindungsrenten  aos- 
drücken  lassen.    M.V.T.  3.  2. 

46.  J,  H.  Peek.  Über  eine  rationelle 
Methode  der  Bestimmung  des  Zuschlags. 
Z  6  V   8 

'47.**T.  iV'.  ThieU.     Om  dödeUgheda- 
tavlers  beregning.    B.A.Co.  189. 

48.  F.  W.  Fulford.  On  surrender  va- 
lues  and  the  principles  which  underlie 
their  calculation.    J.LA.  199. 

Spiele. 

49.  A.  Ahrens.  Sur  un  probl^me 
d'ächecs.    LM.  88. 

50.  E.  Landau.  Probl^e  des  rois 
sur  r^chiquier.    LM.  140. 

51.  C.  L.  Bmiton.  Nim^  a  game  witb 
a  complete  mathematical  theory.  A.of 
M.  3.  36. 

Sport. 

52.  D.  Andri.  De  Torganisation  des 
assauts  complets.    S.P.  46. 

Nnmerisches  BechneD. 

58.  *W.EUx8.   Raising  figures.  0.95 
64.  *A.  S.  FUnt.     Interpolation  and 
raising  fig^es.    0.  137. 

55.  ^Dietze.  Über  Eechenhilfsmittel. 
R.W.L.V.   1900.  222.  ~  Abendroth  271. 

56.  G.  Pesd.   Sulla  ricerca  del  ^loga- 


Abhandlangsregister  1900—1901. 


293 


ritmoseno**    e    del   ,4ogaritmotangente** 
degli  ftrchi  piceoli.    P.M.B.  1. 

57.  H.  Minkoteski,  Qaelques  nouveaux 
th^or^es  sor  Tapproxiinfttion  des  quan- 
tit^s  ä  Taide  des  nombres  ratioimelfl. 
B.D.  72. 

Siehe  auch  69. 


mj  analytlsclie. 

58.  M.  Koppe.  Über  Huygens'  Nähe- 
niDgBmeihoden  bei  EreiB-  und  Loga- 
riÜmienberechnimg.    B.M.  224. 

69.  G.  Peaei.  Sulla  ricerca  del  loga- 
litmoseno  e  del  logaritmotangente  degli 
arcU  piceoli.     C.L.  1901.  209. 

(M).  W.  B.  Morton,  Note  on  algebraic 
equations  in  which  the  temiB  of  hiffher 
degrees  haye  small  coef&cients.  Q.  J. 
31.  247. 

61.  F.  P.  Patemö.  Saggio  dl  ana 
teoria  nill^  approssimazione  naturale  o 
variabile  delle  radici  quadrate.  P.M. 
R.17. 

62.  *Ä.  Lodge.  An  approximate  ez- 
pression  for  the  valne  of  1  +  ^  -f  i  +  "  • 

+  I  =  ff  (iV    M.M.  108. 

6$.  *Jf.  Na89d.    Sülle  formole  di  ap- 
proMimazione  naate  in  tacheometria  per 
la  misara  delle  distanze  e  delle  diffe- 
renze  di  livello.    E.T.C.  12.  41;  69. 
Siehe  auch  66. 

Glelebnngen,  numerische. 

64.  Ä,  PeUet.  Snr  la  formnle  d*ap- 
proximation  de  Newton.    S.M.  189. 

65.  W.  Heymann,  OberWurzelgmppen, 
welche  dnrch  Umläufe  auggeschmtten 
werden.    Z.S.  266. 

66.  *T.  Hayashi,  Graphic  Solutions 
of  the  cubics  and  the  qnartics.  N.  63. 
616.  —  G,  Vaeea  609. 

67.  E.  Maiüet.  Snr  les  racines  des 
^nations  transscendantes.  C.B.  182.  908. 

68«  W.  Heymann.  Die  Logarithmen 
negativer  ZaUen  und  ihr  Auftreten  bei 
der  Auflösung  transscendenter  Gleichun- 
gen.   Z.H.  82.  169. 


09.  B.  Gongrijp.  Über  eine  grapho- 
metrische  Lösung  der  Keplerschen  Glei- 
chung.   A.N.E.  166.  889. 

70*  W.  Heymann.  Berechnung  det 
Ellipse  aus  Umfang  und  Inhalt.  Z.  S.  286. 
Siehe  auch  60;  87—88;  106. 

Interpolation. 

7t,  J.  D.  EvereU.  On  a  new  Inter- 
polation formula.    J.LA.  462. 

72.  V.  D.  EvereU.  On  a  central  diffe- 
rence  interpolation  formula.   R.  B.  A.  648. 

78.  V.  V.  EvereU.  On  Newtons  con- 
tributions  to  central  difference  inter- 
polation.   R.B.A.  660. 

74.  Ä.  G.  Joa^imeseu.  A  supra  !n- 
trebuin|arii  tablelor  de  logaritmi.  (Über 
das  Interpolieren  bei  Logaritmentueln.) 
G.  M.  B.  6. 

75.  M.  Ernst.  0  novym  wzorze  inter- 
polac^nym  dla  widma  piTzmatyczneffo. 
(Über  eine  neue  Interpolationsformel  rar 
aas  Prismenspektrum.)    T.W.  220. 

Siehe  auch  64. 

HarmoniBehe  Analyse. 

76.  L.  Hermann.  Über  die  Zerlegung 
von  Kurven  in  harmonische  Partial- 
schwingungen.    A.F.G.P.  88.  33. 

Tafeln,  nnmerisehe. 

77.  V.  D.  Everett  A  compact  me- 
thod  of  tabulating.    N.  68.  846. 

78.  H  Sossna.  Über  Tafelberichti- 
gun«en.    Z.V.  826. 

79.  J.  D.  EvereU.  On  the  algebra  of 
difference-tables.    Q.J.  31.  867. 

80.  V.  Tennant.  On  factorisation  of 
hiffh  numbers.     Q.J.  32.  822. 

81.  *H.  0.  Croodwin.  Spherical  tra- 
verse  tables  and  their  use.    N.M.L.  1. 

Siehe  auch  286;  694. 

Logarithmen. 

Siehe  68;  68;  74. 


0.  Gtoometrie« 


Nomographie. 

82.  ^E.  Pasquier.  De  la  nomographie. 
A.S.B.A.  183. 

88.  *G.  Pesei,  Abbachi  trigonome- 
trici.    C.L.  1900.  206. 

84.  G.  Pesei.     Genni   di  nomografia 


con    molte   applicazioni   alla  balistica. 
R.M.R.  Febr. 

Siehe  auch  262;  284. 

Graphischer  Calenl. 

85.   M.  Krause,     über    graphischen 
Calcul.    S.LD.  13. 


j 


294 


Abhandlungsregisier  1900—1901. 


86.  G.  Amoijuo  et  C.  A.  Laisant.  Ap- 
plication! des  principea  de  rarithm^ti- 
que  graphiqae:  congraences;  propri^täs 
diverses.    A.F.  36. 

87.  C.  Alasia,  A  proposito  d*ana 
costmzione  geometrica  dell*  equazione 
cubica.    M.P.A.  107. 

88.  *T,  Haycuhi.  Graphic  Solutions 
of  the  cnbics  and  the  quartics.  N.  63. 
616.  —  G.  Vacca  609. 

89.  V.  Massau,  Memoire  sur  Tintä- 
gration  graphiqae  des  ^uations  par- 
tielles.   A.T.P.B.  607. 

00«  H.  Broeard.    Evaluation  graphi- 

que  «  =  yi  +  1/3.     I.M.  268. 

Ol.  R.A.  Lehfeld.  Note  on  graphical 
treatment  of  experimental  curves.  P.M. 
403. 

92.  D.  M.  Y.  SommerviOe.  Two  Pro- 
blems of  geometry.    N.  64.  626. 

08.  ^Lmner.  (Jalculo  srafico  di  una 
distribuzione  trifase  a  Stella.  L.  E.  No.  4. 

94«  E.  Hammer.     Gillmanns   Tachy- 
meterdiagramm.    Z.V.  267. 
Siehe  auch   66;  68—69;  461;  696;  698; 
721;  749;  793. 

Winkeltelliing. 

Siehe  97. 

Kurren. 

05«  Arhier,    Über  eine  einfache  Kon- 
struktion  der  Ellipse   und   ihrer  Fufs- 
punktkurven.     M.A.G.  1900.  719. 
Siehe  auch  91. 

X&hernngBmethodeii,  geometriftclie. 

96«  H.  Broeard.  Construction  appro- 
ch^e  des  polygones  reguliers.    LM.  126. 

07.  D.  Carrara.  I  tre  problemi  clas- 
sic! degli  antichi  in  relazione  ai  recenti 
risultati  della  scienza.  R.F.M.  4.  36; 
116;  208. 

98.  E,  Beichenbacher.  Angen&herte 
Konstruktion  des  Kreisumfanges  aus  dem 
Durchmesser.    Z.H.  32.  276. 

99.  E.  B.  Escott.  Longueur  approchäe 
d'un  arc  de  cercle.    I.M.  260. 

100.  L.  Heßer.  Die  Quadratur  des 
Kreises.    S.N.G.B.  A.  18. 

101.  G.  Peirce.  A  curious  approxi- 
mate  construction  for  n.   S.  M.  Am.  7.  426. 

Siehe  auch  68;  90. 

Inhalte. 

102.  *G%lUtte.  Rapid  earthwork  cal- 
culation.    E.N.  44.  419. 

Siehe  auch  70. 


Qnadntar,  mechaniselie. 

IW.  *W,  F.  Sheppard.   Someqoadn- 
ture  formolae.    P.L.M.S.  268. 
Siehe  auch  738. 

Planimeter. 

lOI.  *G.  B.  MaffioUi.  II  planimetro 
a  scui«  di  H.  Piytz.  R.T.C.  11  177; 
18.  49. 

RechenmMeliiAeB. 

105«  G.  Pesei.  Di  una  nuora  machina 
per  risolvere  le  equazioni.  C.  L 1900. 309. 

106*  PuUer.  Bechenscheibe  mit  Gks- 
l&ufer  und  Loupe.    Z.V.  296. 

107.  P.  Weiss.  Sur  un  nouveaa  cerde 
&]calcuL    J.P.  666. 

108«  •P.  Weiss.  Nouvean  ccrele  a 
calcul.    S.F.P.  168.  4. 

Recheiiflcliieber. 

109.  ^Hassan.  Bägle  ä  calcul  donnaot 
la  diffi^nce  entre  les  hauteura  meii- 
dienne  et  circumm^dieime  d'un  astre. 
R.M.M.P.  146.  368. 

Siehe  auch  762. 

6eometri8c1ier  Calcnl. 

110.  F.Vilkureal.  C&lculo  geometrico. 
R.  C.  L.  189. 

111.  G.  Bonnet.  Ensajo  de  gonio- 
metria  vectorial  plana.    R.C.L  159. 

IqnipoUemeii. 

112.  B.  Bricard.  Sur  la  similitade 
directe  dans  le  plan ;  application  de  la 
mäthode  des  ^uipoÜences.    N.A.  HS. 

Tektorenreehnani^. 

118.  *G.  Farkas.  Vektorenlehre (nngl 
S.G.M.  1900.  26. 

114.  W.  Voigt.  Über  die  Parameter 
der  Krystallphysik  und  über  gerichtete 
Gröfsen  höherer  Ordnung.  A.  P.  L.  5. 241. 

115.  A.  Maefarlane.  Vector  dififeren- 
tiation.    B.S.W.  73. 

Siehe  auch  111. 

Angdehnnngslehre. 

116.  — .  Application  de  \a  mcthode 
de  Grassmann  £  une  d^moDstration  de 
2  thäor^mes  de  g^m^trie  differentielle. 
N.A.  1.  414. 

Zeiehenapparate. 

Siehe  171 


Abhandlongsregister  1900—1901. 


295 


ZeichBen,  i^eometrtoelies. 

117«  «71  Grünwald.  Über  das  Eon- 
Btniieren  mit  imaginären  Punkten,  Ge- 
raden und  Ebenen.    Z.S.  823. 

Darstellende  Geometrie. 

118.  E.  Saifner.  Über  Drehungen  in 
der  darstellenden  Oeometrie.  Z.  S. 
300. 

119.  A.  Adler.  Zur  sphärischen  Ab- 
bildung und  ihrer  Anwendung  in  der 
darsteUenden  Geometrie.    S.A.W.  50. 

120.  A.  Sueharda.  Eterak  Ize  dokä- 
sati  vStu  o  os&ch  podobnosti  tH  kruinic 
nütim  deskriptivm  Geometrie.  (Wie  kann 
man  den  Sais  von  den  Ähnlichkeitsaxen 
dreier  Ereise  mittelst  darstellender  Geo- 
metrie beweisen?)    C.  361. 

121.  E.  Timerding.  Eine  Aufgabe 
aus  der  darstellenden  Geometrie.  Z.S. 
311. 

122.  E.  Saifner.  Eine  direkte  Lösung 
der  Aufgabe,  ein  Dreikant  aus  den  3 
Flächenwinkeln  zu  konstruieren.  Z.S. 
307. 

128.  M.  d*Oeagne.  Sur  la  d^termina- 
tion  des  plans  tangents  aux  h^9oides 
gauches.    M.P.A.  82. 

Projektion. 

124.  *E.  V.  Fedorov,  Zur  Theorie'der 
kiystallographischen  Projektionen.  *  Z. 
K.M.  33.  689. 

125.  C.  E.  Strameyer.  The  represen- 
taÜon  on  a  conical  mantle  of  the  areas 
on  a  sphere.    S.P.M.  No.  11. 

12^.  *H. C.Plummer.  The  application 
of  projective  geometry  to  binary  star 
orbits.    M.N.A.S.  485. 

Siehe  auch  118;  141;  426;  687. 

Axonometrie. 

127.  V.  Soboika.  Zur  rechnerischen 
Behandlung  der  Axonometrie.  S.G.B. 
No.  32—33. 

Perspektire. 

128.  F.  SdUffner.  Die  stereoscopische 
Eeliefperspektive.    M.H.  177. 


Belenehtiingsknnde. 

129.  A.  Schmidt.  Die  Auffindung  der 
Lichtstufen  mittels  der  Bodenbergschen 
Skale.    Ü.M.N.  85. 

Pliotogrammetrie. 

180.  E,  Dolezal.  Über  Photogram- 
metrie.    S.V.  N.W.  40. 

181.  *M.  Schwarzmann.  ZurKrystall- 
photogrammetrie.  N.J. M.  1900.1;  1901.9. 

182.  *A.  V.  Hübl.  Die  phot<^pramme- 
trische  Terrainaufhahme.  M.  M.  G .  1. 1900. 

188.  W.  Ldska,  Über  ein  Problem 
der  photognunmetrischen  Küstenauf- 
nahme.   M.H.  172. 

Siehe  auch  724. 

Krystallographie. 

184.  *H.  Dufet.  Notices  cristallogra- 
phiaues.    B.S.M.F.  118. 

185.  H.  M.  Goodchtld.  Simpler  me- 
thods  in  cristallographj.  I.  P.  P.  S.  E.  323. 

186.  *V.  de  Souza  Brandäo.  über 
Erjstallsysteme.    N.J.M.  2.  37. 

187.  *W.  Barlow.  Die  Symmetrie  der 
Krystalle.    Z.E.M.  34.  1. 

188.  *E.  V.  Feodorov.  Beitrilge  zur 
zonalen  Krystallographie.  Z.K.M.  32. 
446;  83.  666;  34.  133. 

189.  V.  Beekenkamp.  Zur  Symmetrie 
der  Krystalle.    Z.K.M.  33.  606. 

140.  *C.  Viola.  Zur  Besründung  der 
Krystallsymmetrien.    Z.K.M.  84.  363. 

141.  *F.  J.  Levinaon-Lessing.  Beleh- 
rung über  den  Entwurf  der  stereogra- 
phischen Projektion  der  Krystalle  (russ.). 
A.U.J.  1900.  No.  4. 

142.  G.  Ceeäro.  Perpendiculairement 
ä  une  axe  de  symätrie  existe-il  tou- 
jours  une  face  possible,  c*est  ä  dire  sa- 
tisfaisant  ä  la  loi  de  rationalitä?  B. 
A.B.  162. 

Siehe  auch  124;  131;  467. 

Modelle. 

148.  A.  Witting.  Fadenmodell  zur  ab- 
wickelbaren Schraubenfläche.   S.I.D.  14. 

144.  *W.  H.  Blythe.     On  modeis  of 
cubic  surfaces.    Q  J.  82.  266. 
Siehe  auch  486—486. 


D.  Meohanik. 


Priniipien  der  Mechanik. 

14&.  *G.  K.  Suelav.  Elemente  der 
snalytischen  Mechanik  (russ.).  B.Ü.K. 
1900  e  6—7;  9—11;  1901  e  2.  496. 

146.  P.  Volkmann.    Die  gewöhnliche 


Darstellung  der  Mechanik  und  ihre  Kritik 
durch  Hertz.    Z.P.  14.  266. 

147.  ♦TT.  P.  Ermakov.  Die  Grund- 
gesetze der  Mechanik  (russ.).  B.Ü.K. 
1900.  6. 

148.  G.  A.  Maggi.     B^flezions   sur 


j 


296 


AbhandluDgSFegist'er  1900 — 1901. 


l*expoBition  des  principes  de  la  m^ca- 
niqne  rationnelle.    £.M.  240. 

149.  A.  Voss.  Bemerkunffen  über  die 
Prinzipien  der  Mechanik.    S.A.M.  167. 

150.  A.  Voss.  Über  ein  enerffetiBches 
Grandgeietz  der  Mechanik.    S.A.M.  63. 

161.  •r.  J.  PA.  Brommch.  Notes  on 
djnamics.    M.M.  127. 

152.  *A.  Vasüiev.  Raum  und  Be- 
wegung Qmss.).    P.M.J.M.  1. 

15S.  *H.  Kkinj^eter.  Zur  Formolie- 
rung  des  Ti^heitsgesetzes.  A.F.  S.P. 
461. 

154«  F,  Minding.  De  formae,  in  qnam 
geometra  britannicus  Hamilton  inte^tdia 
mechanices  analjticae  redegit,  origine 
genoina.    M.A.  119. 

155.  H.  Oratner.  Über  verborgene  Be- 
wegong.    Z.S.  848. 

156.  *G.  K.  Suslov.  Untersuchung  der 
Reaktionen.    B.U.E.  1901.  b.  1. 

157«  A.  V.  Obennayer.     Zur  Behand- 
lung der  Begriffe  Arbeit,  Energie  und 
Effekt  im  Schulunterricht.    Z.P.  14.  207. 
Siehe  auch  204;  801. 

Kinematik. 

158.  *L.  Candida.  Aplicaciones  de  la 
geometria  cinematica.    B.A.C.B. 

159.  P.  Saurel.  On  a  theorem  in 
Einematics.    AofM.  2.  169. 

160.  B.  Bricard.  Sur  une  question 
relative  au  d^placement  fini  d^une  figure 
de  grandeur  invariable.  CR.  132.  947. 
..  161.  *K.  Zorawski.  Über  gewisse 
Änderungsgeschwindigkeiten  von  Linien- 
elementen bei  der  Bewegung  eines  kon- 
tinuirlichen  materiellen  Systems.  B.I.C. 
867. 

16t.  E.  DanieU.  Sülle  deformazioni 
infinitesime  delle  superficie  flessibili  ed 
estendibüi.    M.A.T.  26. 

168.  *W.  Förster.  Absolute  und  re- 
lative Bewegung.    M.y.A.P.  27;  49;  78. 

164.  *B.  Gem.  Das  Oesetz  von  der 
Unabhängigkeit  der  Erafbwirkungen  und 
das  Gesetz  der  relativen  Bewegung.  M. 
P.O.  24.  197. 

165.  G.  Koenigs.  Les  syst^mes  bi- 
naires  et  les  couples  d^^ements  cinä- 
matiques.    CR.  183.  483. 

166.  G.  Koenigs.  Propri^täs  g^n^- 
rales  des  couples  d'^l^ments  cinämati- 
ques.     CR.  133.  633. 

167.  G.  Koenigs.  Sur  les  chaines  se- 
condaires.    CR.  133.  621. 

168.  C.  Lecomu.  Sur  la  vis  sans  fin. 
S.M.  149. 

169.  *Beüuezo.  Alcune  considerazioni 
suffli  elementi  cinematici  e  geometrici 
delle  turbine  assiali.    Pol.M.  2fasc. 


170.  *Ovazza.  Contributo  alla  teorU 
dei  freni  ad  attrito.    PoLM.  lOfuc 

171.  ^2>.  Seiliger.  Ein  ebener  Affino- 
graph  (ruBS.).    M.Ü.Ea.  83. 

Siehe  _auch  194;  880. 

Seliranbeiirecluiiing. 

172.  E.  W.  Byde.  On  a  snrface  of 
the  6.  Order  which  is  touched  by  the 
azes  of  all  screws  reciprocal  to  3  given 
screws.    A.ofM.  2.  179. 

Meehanismeii. 

178.  G.  Koenigs.  £tude  criUqne  sur 
la  throne  g^n^rale  des  m^canismes.  C. 
R.  183.  880. 

174.  G.  Koenigs.  Esquisse  d'une  th^ 
rie  gänärale  des  mäcanismes.  CR.  m. 
432. 

175.  *P.  Somow.  Über  einige  An- 
wendungen der  Kinematik  veränderlicher 
Körper  zu  (Jelenkmechanismen.  M.  U.  W. 
Heft  7. 

176.  G,  Koenigs.  Sur  les  piincipes 
g^neraux  des  m^canismes.   C.  R.  133. 385. 

177.  E.  Delassus.  Sur  les  syst^mes 
articulds  gauches.    A.E.N.  17.  445. 

178.  B.  Müller.  Die  KoTOelkurren 
mit  sechspunktig  berührender  Tangente. 
Z.S.  380. 

Siehe  auch  166—167. 

Statik. 

179.  *C.  Stephanos.  Sur  les  lektiooB 
entre  la  g^omätrie  projective  et  la  m^ 
canique.    R.B.A.  644. 

180.  D.Negreanu.  Determinareapon- 
duliu  specific  al  unui  cord  solid.  (Be- 
Btimmung  des  specifischen  Qewichts  eines 
festen  Körpers.)    A.A.R.  22.  A.  72. 

181.  L.  Lecomu.  Sur  T^uilibre  d'nne 
enveloppe  ellipsoidale  soumise  a  une 
pression  int^rieure  uniforme.  A.E.N. 
17.  601. 

182.  J.  Hnevhmky.  üloha  z  mecha- 
niky.  (Aufgabe  aus  der  Medianik.)  C.  364. 

Sobwerpniikte. 

188.  A.  Bucharda.  Eine  Au&abe  be^ 
treffend  den  Schwerpunkt  der  Mjgone 
M.H.  12.  387. 

184.  A.  Verebfjuaov.  (Elementarnoe 
dokazatelstvo  teorem  Gildena.  (Elemen- 
tarer Beweis  der  6uldin*schen  Regeln.) 
M.P.O.  26.  66. 

Momente. 

185.  K  Bohiin.  Sur  Textension  d'mie 
formule   d*Euler  et  sur  le  calcul  des 


AbhandlungsregiBier  1900—1901. 


297 


momenis  d'inextie  prindpauz  d*an  ly- 
et^me  de  points  mat^els.   G.  B.  133. 680. 

186«  — .  Remarques  au  sfo^ei  des 
droites  de  nul  moment.    N.A.  1.  412. 

187*  F.  Gräfe.  Zusammenhang  zwi> 
sehen  Centralellipse  und  Trägheitekreis. 
Z.S.  848. 

188,  *E.  CoUignon,  Remarques  sur 
leg  moments  d*ineriie  des  polygones  r^- 
gnliers  et  des  poly^dres  r^guliers.  A.F.  1. 

189.  O,  CeMro.  Sur  les  moments 
d'inertie  des  polygones  et  des  poly^dres. 
B.A.B.  838. 

Kettenllnie. 

190«  H.  Bouasse,  Sur  les  courbes  de 
d^formation  des  fils.   A.T.  2.  431;  8.  86. 

Dynamik  9  AUgemeineg. 

191.  *H.  Bisconeini,  Di  una  classi- 
ficazione  dei  problemi  dinamici.  N.C. 
P.  11.  263. 

Siehe  auch  161;  240;  482  a. 

Dynamik  des  Fnnkteg. 

19Ü.  *G.  K.  Suslao,  Über  die  Be- 
wegung eines  Punktes  in  einem  defor- 
mirbaien  Mittel  (russ.).  B.U.E.  1900. 
c.  12.  71. 

195.  0.  Seidiel.  BestiLtigung  des  Fall- 
gesetaes  mittelst  einer  nei  fallenden 
StimmgabeL    Z.P.  14.  198. 

Siehe  auch  881. 

Centralbewegaitg. 

194.  *P.  J.  Swhar.  Nota  asujpra  le- 
gilor  unor  forte  centrale  deduse  din  con- 
lideratixmea  hodografuliu.  (Bemerkung 
über  die  Gesetze  einer  Centralkraft,  ab- 
geleitet aus  hodographischen  Betrach- 
Umgea.)    B.S.B.  313. 

Pendel. 

195*  X.  Bicombe.  Sur  le  mouvement 
d'un  pendule  en  milieu  r^sistant.  CR. 
138    147 

196.  *N.  FiUsMkow.  Das  Foucault- 
sehe  Pendel  (russA    M.P.O.  24;  193. 

197.  A.  de  St.  Germain.  Kote  sur  la 
tension  de  la  tige  d*un  pendule  sph^rique. 
B.D.  89. 

198.  *0.  ZanoUi  Bianco.  Sulla  teoria 
della  flessione  del  pendolo  nelle  deter- 
minazioni  della  gravitd».  R.  T.  C.  12. 74. 81. 

Siehe  auch  791^798;  906. 

Dynamik  des  starren  Systems. 

199.  V.  V.  Niesiolowski'Ganeu.  Über 
eben  neuen  Versuch  zur  Dynamik.  A. 
P.L  6.  479. 


200.  T.  Levi'Oivita.  Sopra  alcuni 
Griten  di  instabiHtä.    A.D.M.  221. 

201.  *C.  S.  Sliehter.  The  mechanics 
of  slow  motions.    S.  11.  636. 

202.  D.  Scharr.  0  bumerange.  (Über 
den  Bumerang.)    M.P.O.  26.  86. 

Siehe  auch  168—169. 

Dynamik  des  deformierbaren 
Systems. 

208.  E.  Ferron.  Sur  quelques  points 
de  doctrine  nouveaux  de  la  ui^ne  g^- 
n^rale  du  mouvement  d^xm  systäme  de 
con>s.    I.  L.  41. 

204.  Gaüian.  Demonstration  du  th^o- 
r^me  des  travaux  virtuels.    N.A.  20. 

205.  D.  de  Frcmceeeo.  Alcuni  pro- 
blemi di  meccanioa  in  uno  spazio  a  8 
dimensioni  di  curvature  costante.  A.  A.  N. 
No.  4;  No.  9. 

DifferentiAlgleiehnngen  der  Heehanik. 

206.  P.  ÄppeU.  Remarques  d*ordre 
analyüque  sur  une  nouvelle  forme  des 
^quations  de  la  dynamique.    J.M.  6. 

207.  H.Poincare.  Novaja  forma  urav- 
nen^  mechaniki.  (Neue  Form  der  Diffe- 
rentialgleichungen der  Mechanik.)  S.M. 
Ea.B.  67. 

208.  *E.  T.  WhiUaker.  On  the  reduc- 
tion  of  the  order  of  the  differential 
equations  of  a  dynamical  problem,  by 
use  of  the  integral  of  energy.   M.M.  93. 

Drehung. 

209.  *B.  Seüi^.  Das  Poinsotsche 
Theorem  und  seine  YeraUgemeinerung 
(russ.).    M.U.Ea.  78. 

210.  *G.  del  Prato.  Sul  moto  di  ro- 
tazione  di  un  corpo  composto  di  una 

garte  solida  e  di  ima  parte  fluida.    N. 
.P.  1.  41. 

211.  P.  BtOiem.  Sur  la  stabiUt^  d*un 
Systeme  animä  d'un  mouvement  de  ro- 
tation.    CR.  132.  1021. 

212.  r.  Leoi^Civitä.  Sui  moti  stazio- 
nari  di  un  corpo  rigido  nel  caso  della 
Eowalewsky.   R.A.L.R.  10.  A.  388;  429; 

461. 

Kreisel. 

218.  *Ä.  Hau.  The  motion  of  a  top. 
S.  13.  948. 

214.  C.  T.  Knifp.  The  use  of  the 
bicTcle  wheel  in  iDustrating  the  prin- 
ciples  of  the  gyroscope.    P.R.  12.  48. 

215.  *G.  K.  SwHov.  Die  pseudoregu- 
l&re  Präzession  (russ.).  B.Ü.E.  1900. 
c.  12.  103. 

Reibung. 

216.  N.  Petrov.  Frottement  dans  les 
machines.    A.P.M.  10.  No.  4. 


298 


Abhandlongsregister  1900—1901. 


217.  *G.  Fächer  e  X.  Finatzi.  SuU 
attrito  intemo  dei  liqnidi  isolanti  in  an 
campo  elettrico  costante.   N.  C.  P.  1 1. 290. 

2i8.  T.  Breitenbach.  Über  die  innere 
Reibung  der  Qase  und  deren  Änderung 
mit  der  Temperatur.    A.P.L.  5.  166. 

219.  H.Si^uUte.  Die,  innere  Reibung 
von  Argon  und  seine  Änderungen  mit 
der  Temperatur.    A.P.L.  6.  140. 

Siehe  auch  170. 

Potentüütheorie. 

220.  H.Petrini.  Allgemeine  Existenz- 
bedingungen für  die  zweiten  Differen- 
tialquotienten des  Potentials.  B.V.A.S. 
225. 

2i^\m  E.B.  Neumann.  Zur  Integration 
der  Potentialgleichung  vermittelst  C.  Neu- 
manns Methode  des  arithmetischen 
Mittels.    M.A.  1. 

S82«  S.  Zaremba.  Sur  rintäm.tion 
de  r^quation  Jw —  il^w  =  o.  CK.  132. 
1649. 

228.  L.  Königsberger.  Über  die  Pois- 
Bon*8che  Unstetigkeitsgleichung.  S.A.B. 
118. 

224«  F.  V.  DaJioigk.  Über  das  Poisson- 
sche  Integral.    S.G.M.  59. 

225.  J.  Fredhohn.  Sur  une  nouvelle 
m^thode  pour  la  resolution  du  problfeme 
de  Diricfalet.    B.Y.A.S.  89. 

226.  *Ä.  Petrowdci.  Über  die  Poten- 
tialverteüung  im  inhomogenen  Medium 
(russ.)     J.R.P.C.G.  82.  1. 

227.  *F.  MancineÜi.  Sülle  derivate 
prime  delle  funzioni  potenziali  di  doppo 
Strato.    R.I.L.  84.  870. 

228.  R.  Marcolongo.  Determinazione 
della  funzione  di  Green  di  grado  n  nel 
caso  di  una  sfera.    R.A.L.R.  10.  B.  181. 

229.  B.  KoUenbach.  Das  Potential 
einer  homogenen  Eugelschale  auf  einen 
beliebigen  Punkt  im  Räume.  Z.  P.  14. 214. 

280.  H.  Petrini  £tude  sur  les  däri- 
väes  premi^res  du  potentiel  d^une  couche 
simple.    B.V.A.S.  867. 

281.  *0.  M.  Carbino,     Rappresenta-  I 
zione   stereometrica  dei   potenziali  nei 
circuiti  percorsi  da  correnti  trifasiche. 
N.C.P.  11.  182. 

282«  E.  Kasner.     On  the   algebraic 
Potential  curves.    S.M.Am.  7.  392. 
Siehe   auch  830;    578—575;    594;    616; 

626;  627. 

GraTltation. 

288«  *R.  A.  Fessenden.  A  determina- 
tion  of  the  nature  and  velocity  of  gra- 
vitation.     S.  12.  740. 


284.  *W.  I.  FraMin.  The  electrical 
theory  of  gravitaidon.    S.  12.  887. 

285.  *B.  A.  Fessendm.  The  eledncal 
theory  of  gravitation.    S.  18.  28. 

286.  *B.  A.  Fessenden.  Inertia  and 
gravitation.    S.  12.  825. 

Siehe  auch  804;  740;  782—786. 

Hydrostatik. 

287.  L.  E,  Bertin.  Position  d^^qui- 
libre  des  navires  sur  la  houle.    M.C.  1. 

288.  G.  SdifOen.  Das  Schwimmen. 
Z.H.  81.  505;  589;  32.  85. 

289.  J.Biekmann.  Über  Chruppen  von 
Aufgaben  aus  der  Greometrie  und  Physik. 
Z.H.  82.  258;  887. 

240.  BahaJt.  Sur  un  invariant  remar- 
quable  de  certaines  transformations 
rdalis^es  par  des  appareils  enr^gistra- 
teurs.    O.E.  182.  1899. 

Hydrodynamik. 

241.  *V.  Bjerhnes.  Les  actions hydio- 
dynamiques  ä  distance  d^apr^s  la  thöorie 
de  C.  A.  Bjerknes.    R.C.I.P.  1;  261. 

242.  E.  A.  Harris.  A  few  questions 
in  hydrodynamics.    B.S.W.  93. 

248.  T.  Levi'Oivüä.  Sulla  resiatenza 
dei  mezzi  fluidi.    R.A.L.R.  10.  B.  S. 

244.  *E.  Fontaneau.  Du  mouvement 
stationnaire  des  liquides.    A.F.  133. 

245.  C.  Sautreaux.  Mouvement  d'nn 
liquide  soumis  k  la  pesanteur.  Detenni- 
nation  des  lignes  de  courani   J.M.  125. 

246.  P.  Duhem,  Sur  les  ondes  da  2. 
ordre  par  rapport  aux  vitesses  qne  peat 
pr^enter  un  fluide  visqueux.  CR.  132. 
607. 

247.  P.  Dühem.  De  la  propagation 
des  discontinuit^s  dans  un  fluide  ns- 
queux.     CR.  132.  658;  944. 

248.  E.  Jou^uet.  Sur  la  propagation 
des  discontinuit^s  dans  les  fluides.  C. 
R.  182.  673. 

249.  P.  Duhem.  Sur  les  th^r^es 
d*Hugoniot,  les  lemmes  de  M.  Hadamard 
et  la  propagation  des  ondes  dans  les 
fluides  visqueux.    CR.  132.  1168. 

250.  P.  Duhem.  Des  ondes  qni  pen- 
vent  persister  en  un  fluide  visqueux. 
CR.  138.  579. 

251.  P.  Sau/rel.  Sur  un  th^orime  de 
M.  Duhem.    J.M.  88. 

252.  L.  Hauser.  Über  den  Einflufc 
des  Druckes  auf  die  ViscositÄt  des 
Wassers.    A.P.L.  5.  597. 

258.  E.  Maükt.  Sur  les  lois  des 
mont^es  de  Beigrand  et  les  formules 
du  d^it  d*un  cours  d^eau.  CR.  132. 1033. 


Abhandlungsregister  1000--1901. 


299 


L  F.  B.  Waston.  Surface  tension 
at  the  Interface  of  two  liquide  deter> 
DÜDed  experimentally  by  the  method  of 
ripple  wayes.    F.R.  12.  862. 

Siehe  auch  210;  217;  404;  798. 

Wirbel. 

85o«  K.Zorawski.  Über  die  Erhaltung 
der  Wirbelbewegung.    B.I.C.  886. 

256.  de  DonSer.  £tude  sur  les  in- 
rariants  int^grauz.    R.C.M.P.  121. 

Siehe  auch  812;  814—816. 

Hydranlik. 

2&7.  F.Steiner.  Erffiebigkeitsmessung 
intermittirender  Quellen.    S.L.P.  202. 

258*  *F.  Stupecky.  Zur  graphischen 
Ermittlung  der  GeschwincGgkeit  aus 
direkten  Beobachtungen.    0.  M.  Ö.  B.  172. 

259.  N.  ^kowski.  Über  den  hydrau- 
lischen Stofs  in  WasserleitungsrÖhren. 
ARM.  9.  No.  6. 

260.  ^E.  MaiOet.  Sur  une  m^thode 
d^ävaluation  du  d^it  d*une  crue  extra- 
ordinaire.  Application  aus  crues  de  la 
Garonne  ^  Toulouse  en  1866  et  1876. 
A.F.  223. 

Aerodynamik. 

Siehe  814;  816;  882;  883. 

Ballistik,  infsere. 

361.  ^BonUi.  Giuoco  balistico  gra> 
fico.    R.A.G.  1900.  9  fasc. 

868*  G.  Bonca.  Abbachi  della  ba- 
listica.    C.L.  1901.  278. 

26S.  ^8.  Burüeanu.  Le  mouvement 
des  projectiles  sph^riques.    B.S.B.  301. 

264«  — .Über  die  Anfangsgeschwindig- 
keit des  Greschosses  bei  Huiafeuerwaffen. 
M.A.a.  1900.  811. 

265.  MinareÜi-Füegeräld,  Neue  Me- 
thoden zur  Bestimmung  der  Anfangs- 
geschwindigkeiten von  Gewehrprojektüen 
in  der  Nähe  der  Mündung.  M.  A.  G.  1 901 . 
269. 

2<I6.  F.Siaeei.  Sulla  velocitä  minima. 
R.A.G.  1901.    M&rz-Juni. 

267.  N.  Sabudßki.  Des  pronri^t^s  gä- 
n^rales  de  la  trajectoire  dans  rair.  G.L. 
1900.  293;  1901.  8;  267. 

268.  Bohne.  Der  Einflufs  der  Witte- 
ningsYerhältnisse  auf  die  Geschofsbahn. 
K.Z.  1900.  129;  201;  1901.  826. 

269.  A,  Baeaani,  Sulla  legge  di  re- 
lifltenza  dell*  aria  al  moto  dei  proiettili. 
C.L.  1900.  299. 

270.  A.  Baseani.  SuUe  forme  di  testa 
dei  proiettili   oblunghi  che  incontrano 


da  parte  dell'  aria  la  minii&a  resistenza 
al  moto.    C.L.  1900.  486. 

271.  Lefivre.  Forme  th^orique  de 
rogive  de  moindre  r^sistance  d*apr^s 
Newton.    B.A.  Dez. 

272.  A.  V.  Obermayer.  Versuche  zur 
Ereiselbewegnng   der  rotirenden  Lauff- 

r schösse.    Engl,  von  F.  E.  Harris.   J.U. 
A.  1901.    Juli-Aug. 
278.  *Donny.    £tude   des  d^viations 
des  projectiles  cylindro-ogivaux.   R.  A.  B. 
Sept.-Okt. 

274.  A.  V.  Obermayer.  Über  den  Ein- 
flufs der  Erdrotation  auf  die  Bewegung 
der  Geschosse.    M.A.G.  1901.  707. 

275.  Barst.  Die  Tiefenausdehnxmg 
der  Geschofsgarbe.    E.Z.  1901.  330. 

276.  Bohne.  Die  Anwendung  der 
Wahrscheinlichkeitsrechnung  auf  das 
gesetzmälsige  Abteilirngsschiefsen  der 
bifanterie.    E.Z.  1901.  119. 

277.  A.  Baseani.  Nuove  formule  per 
il  tiro  curvo.     C.L.  1900.  276. 

278.  • — .  New  formulae  for  curved 
fire.    J.U.  S.A.  1900.    Sept.-Okt. 

279.  *A.  G.  Greefihül.  11  problema 
dei  vento  nel  tiro.  J.U. S.A.  1900.  Jan.- 
Febr. 

280.  — .  Die  Wirkung  schnellfliegen- 
der Geschosse.    E.Z.  1900.  279. 

281.  A.  Beliczay.  Wirkungsfähigkeit 
kleinkalibriger  Gewehre.  M.A.G.  1900. 
147. 

282.  A.  Indra.  Das  Schiefsen  aus 
Eüstengeschützen.  M.A.G.  1901.  91;  189. 

288.  B.Sehöffler.  Gesetz  der  zufällifiren 
Abweichxmgen,  Beiträge  zur  Wahrschein- 
lichkeitsrechnung mit  Anwendung  auf 
die  Theorie  des  Schiefsens.  M.A.G. 
1900.  429. 

284.  V.  Portenechlag-Ledertnayr.  Gra- 
phische Schiefstafeln  ffir  Festungsge- 
schfitze.    M.A.G.  1900.  796. 

285.  de  Spätre.  Sur  Temploi  des  tables 
de  Siacci  pour  räsoudre  les  problämes 
du  tir  dans  le  cas  des  grands  angles 
de  projection,  et  lorsque  la  vitesse  est 
sup^rieure  k  800  mätres.    A.S.B.  204. 

286.  F.  Siacci.  Sur  un  probl^me  d' 
Alembert.    CR.  132.  1176;  133.  381. 

287.  E.  Stmad.  Die  Verwendung  go- 
niometrischer  Apparate  zur  indirekten 
Erteilung  der  ersten  Seitenrichtung  bei 
Geschützen.    M.A.G.  1900.  169. 

288.  F.  Baekfwrth.  Testing  on  some 
ballistic  experiments.    N.  64.  446. 

Siehe  auch  16;  84;  672;  903. 

Ballistik,  innere. 

289.  G.  V.  Sur  le  trac^  des  rayures 
dans  les  bouches  ä  feu.    C.L.  1900.  408. 


300 


Abhandlangsiegister  1900— -1901. 


290.  *J^attei.  Dell'  Influenza  delle 
caratterisüche  del  grano  di  polvere  solle 
velocitä  iniziale  e  snlle  preasioni.  R.A. 
G.  1900.  8  fasc. 

291.  E.  Vallier.  Snr  la  loi  des  pres- 
sions  dans  les  bonches  ä  fen.  CR.  133. 
208;  319. 

292.  E.Eimer.  Die  Gesetze  der  Drucke 
in  den  Feuerwaffen.  M.A.G.  1900. 
118. 

298«  Heydewrek^.  Neue  Methoden 
zur  Berechnung  des  Verlaufs  der  Gas- 
druckkunren  in  Geschützrohren.  E.  Z. 
1900.  287;  384;  1901.  292. 


294.  •G.  Vieentinx  e  G.  Früher.  £q>e- 
rienze  sui  proiettili  gazosi.  N.  C.  P.  1 1. 133. 

295.  *—.  Über  den  Einflufi  toh  Yer- 
biegungen  der  Schildzapfenaze  auf  die 
Seitenrichtung  des  Geschützes.    R.A.J. 

296.  BianM.  L*azione  degli  esploari 
nelle  armi.    B.A.G.  1901.  Jan.-M&n. 

297.  *Delcu;ourt.  £tude  mathämatique 
des  effets  des  foumeaux  de  mine  bssee 
sur  rinfluence  de  la  coh^sion  des  tenea. 
R.G.M.  April-Jan. 

298.  P.  Hefs.  Zur  Theorie  der  Sicher- 
heitssprengstoffe.   M.A.G.  1900.  26. 

Siehe  auch  809. 


E»  Mathematiflohe  Physik. 


Priniipien  der  mafhematlaeheii 
Physik. 

299.  *H.  Poincari.  Les  relations  entre 
la  physique  expärimentale  et  la  phjsique 
mathämatique.    B.G.O.  11.  1163. 

800.  V.  H.  Poyntmg.  Consid^rationB 
sur  les  lois  de  la  physique.   A.  S.  G.  1 1.  48. 

801.  TT.  Wien.  Über  die  MögHchkeit 
einer  elektromagnetischen  Begründung 
der  Mechanik.    A.P.L.  6.  601. 

808.  M.  Smoluchawski.  0  nowszych 
post^pach  na  polu  teorg'  kinetycznych 
mateiyi.  (Über  neue  Fortschritte  im 
Gebiet  der  kinetischen  Theorien  der 
Materie.]    T.W.  112. 

808.  ^Ä.  T.  Lincoln,  Physical  reac- 
tions  and  the  mass  law.    J.P.C.  4.  161. 

804.  *W.  8.  Franklin.  The  electrical 
theory  of  jpravitation.    S.  12.  887. 

805.  *W.  MicheUon.  On  Dopplers 
principle.    A.J.C.  13.  192. 

806.  *B.  A.  Fessenden.  A  determina- 
tion  of  the  nature  of  the  electric  and 
maffnetic  quantities  and  of  the  density 
and  elasticity  of  the  Ether.  P.B.  10. 1 ;  88. 

807.  E.  Sarrau.  Sur  TappUcation  du 
principe  de  T^nerg^e  auz  ph^om^nes 
^ectrodynamiques  et^ectromagn^tiques. 
CR.  188.  402. 

808.  *0.  M.  Corhino.  Sülle  conse- 
guenze  del  principio  della  conservazione 
deir  elettricitä.    N.C.P.  11.  136. 

809.  •Trowhridge.  Elektrizitätstheo- 
rien.   E.P.  1901.  72. 

810.  E.  Lecher.  An  den  Grenzen 
unseres  Erkennens.    S.L.P.  226. 

Siehe  auch  113;  284;  235;  463. 

Messen. 

811.  *P.  Orüger.  Die  dezimale  Ereis- 
und  Zeiteinteilung.  P.806.  —  Dzioheki^X. 

Siehe  auch  776;  776. 


Mafssjstera,  absolutes. 

812.  *H.  Abraham.  Les  mesoies  de 
la  vitesse.  v.    R.C.I.P.  2.  247. 

818.  H.  T.  Barnes.  Note  on  the  re- 
lation  of  the  electrical  and  mechanical 
Units.     T.C.R.S.  6.  C.  71. 

Molekularphysik. 

814.  *A.  Speranski.     Molekularbewe- 

rig  in  festen  Körpern  (russ.).    P.M.J. 
220. 

815.  ^W.  Sprinß.  Propri^t^s  des  so- 
lides sous  pressions;  difiusion  de  la 
mati^re  solide;  mouvements  internes  de 
la  mati^re  solide.    R.C.I.P.  1.  402. 

816.  G.  DiUner.  Sur  le  mouTement 
des  ^l^ments  d'xme  molecule  de  matieie 
ponderable  d^apräs  la  loi  de  Newton. 
B.V.A.S.  1146. 

817.  CarvdOo.  R^scaux  mol^cnlaires 
et  dispersion.     S.F.P.  168.  2;  J.P.  543. 

818.  J.  d.  van  der  Waals  jun.  Over 
het  verband  tusschen  straling  en  mole- 
kulaire  attractie.    C.A.A.  47. 

818.  H.  BodeuHÜd.  Über  Qaellungs- 
und  Benetzungserscheinungen.  Z.P.C. 
33    693 

820.  B.  Schenck.  Die  Dynamik  der 
KrystaUe.    S.G.M.  120. 

Siehe  auch  114;  297;  646. 

Elastisitftt. 

821.  G.  Bakker.  Th^rie  de  V&uä' 
cito.    J.P.  668. 

822.  B.  LiwfnOe.  Sur  F^uilibre  des 
Corps  ^astiques.    G.R.  133.  434. 

828.  *W.  S.  Franklin.  Some  lecture 
room  methods  in  the  elementary  theory 
of  elasticity.    P.R.  11.  76. 

824.  *Jorino.  Sui  metodi  pratici  per 
calcolare  alcune  strutture  elastiche.  Pol. 
M.  3  fasc. 


AbhandlongBregiBter  1900—1901. 


301 


S26.  F.  H,  CüUy.  Some  fimdamental 
proponüons  in  the  theory  of  elaetidtj. 
A.J.S.  869. 

826«  G.  Bakker.  Bnärase  tot  de 
theorie  der  elaBtiBche  stofTen.  C.  A.  A.  620. 

827.  J,  Caulon,  Snr  les  caract^risti- 
ques  de  quelques  equations,  aux  d^- 
T^es  partielles  Unfaires  et  k  coefficients 
constantB.    P.S.B.  1899—1900.  24. 

828.  *0.  Tedane.  Sülle  formole  che 
rappresentano  lo  spostamento  di  un 
punto  di  un  corpo  elastico  in  equilibrio. 
N.C.P.  11.  161. 

829*  A.  Vüerhi,  Sui  casi  di  equili- 
brio d*im  corpo  elastico  isotropo  che 
ammettono  sistemi  isostatid  di  super* 
ficie.     R.A.L.R.  101.  408. 

880.  £,  et  F.  Cosserat.  Sur  une  ap- 
plication  des  fonetions  potentielles  ä  la 
theorie  de  Masticitä.    CR.  183.  210. 

881.  E,  et  F.  Cosaerat.  Sur  la  Solu- 
tion des  äquations  de  Tdlastidt^  dans 
le  cas  oü  les  valenrs  des  inconnues  k 
la  fironü^re  sont  donnäes.    G.B.  183. 145. 

882.  B.  et  F.  Cosserat.  Sur  un  point 
critique  particulier  de  la  Solution  des 
^quations  de  F^asticit^  dans  le  cas  ou 
les  efforts  sur  la  fronti^re  sont  donnäs. 
CR.  133.  382. 

888.  C.  J.  Kriemler.  Bemerkungen  zu 
dem  Aufsätze  des  Herrn  Baurat  Aflbler 
über  Knick -Elasticität  und  -Festigkeit. 
Z.8.  356.  —  L.  POgrim  862.  —  J.  Kühler 
370. 

884.  F.  Pödsds.  Über  die  durch 
elastische  Deformationen  bewirkten  Än- 
derungen des  Brechungsvermögens  von 
schwerem  Flintglas.    P.Z.  693. 

885«  F,  Ähnansi.  Sopra  la  defonna- 
zione  dei  dlindri  solledtoti  lateralmente. 
R.A.L.R.  101.  333;  400. 

888.  *It,  Feret.  Däformations  et  ten- 
Bions  r^manentes  pendant  le  d^chaxge- 
ment  d*un  prisme  flächi  imparfaitement 
^astique.  Application  aux  poutres  de 
ciment  arm^.    A.F.  214. 

887.  *Ä.  Mesnager.  La  däformation 
des  solides.    R.C.I.P.  1.  348. 

888.  *C.  F.  Guülaume.  Les  d^forma- 
tions  passag^res  des  solides.  R.C.LP. 
1.  432. 

889*  E.LenMe.  Contributionär^tude 
des  d^fonnations  permanentes  des  fils 
m^talliques.    M.  S.  B.  261 . 

840.  G,  FennacckieUi.  Sugli  invari- 
ant! nelle  deformazioni  infinitesime  delle 
■uperficie  elastiche.    B.G.G.  26. 

841.  E.  et  F,  Cosaerat.  Sur  la  däfor- 
mation  infiniment  petit  d*un  corps  ^la- 
stique  soumis  ä  des  forces  donn^es.  C. 
R.  138.  271. 


842.  Ä.  Lafay,  Recherches  exp^ri- 
mentales  sur  les  d^formations  de  contact 
des  corps  ^astiques.    A.P.C.  28.  241. 

848.  H.  Bouasse.  Sur  la  theorie  des 
d^formations  permanentes  de  Coulomb. 
Son  application  k  la  traction,  la  torsion 
et  le  passage  k  la  filiere.   A.P.  C.  28. 199. 

844.  J.  M.  Michell.  The  stress  in  an 
aeolotropic  elastic  solid  with  an  infinite 
plane  boundary.    P.L.M.S.  247. 

846.  Ä.  Damdoghu.  Sur  Täquation 
des  vibrations  tnmsversales  des  verges 
^stiques.    A.E.N.  17.  369;  433. 

846.  *T.  Boggio,  SuU*  equiUbrio  deUe 
membrane  elastiche  piane.  N.C.P.  11. 
161;  12.  170. 

847.  J,  H,  MiehiU,  Stress  in  the  web 
of  a  plate  «nrder.    Q.  J.  81.  877. 

848.  V.  M,  Micheü.  The  theoiy  of 
uniformly  loaded  beams.    Q.J.  82.  28. 

849.  K.  Pearson  and  L.  N,  G.  Füon. 
On  the  flexure  of  heavy  beams  subjected 
to  continuous  Systems  ofload.  Q.J.  31.66. 

850.  3f.  FanOti,  Sul  calcolo  delle 
vibrazioni  transversali  di  una  trave  ela- 
stica  urtata.    A.A.T.  6. 

851.  Mesnager.  Sur  Tapplication  de  la 
theorie  de  T^asticitä  au  (Milcul  des  pi^ces 
rectangulaires  fl^chies.    CR.  182.  1476. 

852.  *  W.  S.  Franklm.  The  problem 
of  the  Stresses  and  strains  in  a  long, 
elastic,  hollow  cylinder,  subjected  to  in- 
ternal and  extemal  pressure.  P.  R.  11. 176. 

858.  F.  et  F.  Casserat.  Sur  la  däfor- 
mation  infiniment  petite  d^une  enveloppe 
sph^rique  ^astique.    CR.  138.  326. 

854.  *L.Lecamu.  Sur  Täquilibre  d'une 
enveloppe  ellipsoidale  soxmiise  k  une 
pression  int^eure  uniforme.  A.  E.  N.  541 . 

855.  F.  et  F.  Cosserat.  Sur  la  däfor- 
mation  infiniment  petite  d'un  ellipsoide 
^astique,  soumis  k  des  efforts  donn^s 
sur  la  fronti^re.    CR.  133.  361. 

856.  *Lord  Kelvin.  On  the  motion 
produced  in  an  infinite  elastic  solid  by 
the  motion  through  the  space  occupied 
by  it  of  a  body  acting  on  it  by  attirac- 
tion  or  repulsion.    P.K.S.E.  218. 

857.  *J^d  Kelvin.  Rapport  sur  le 
mouvement  d*un  solide  ^astique  travers^ 
p«r  un  corpB  agissant  <mr  Ini  par  attrac- 
tion  on  par  repulsion.    R.CLP.  2.  1. 

858.  W.  Voigt.  L'£tat  actuel  de  nos 
connaissances  sur  T^lasticit^  des  cristaux. 
R.CLP.  L  271. 

Siehe  auch  162;  878;  647;  861. 

Eiastlsehe  Linie. 

859.  de  Martina.  La  linea  elastica 
e  la  sua  applicazione  aUa  trave  continua 
8U  piü  Bostegni.  R.A.G.  1900.  Apr. -Juni. 


302 


Abhandlnngsregister  1900-<1901. 


860«  H.  AmsUin.  Courbes  d'^gale  Ion- 
gaeur.    B.S.V.  1. 

861.  B,  Elie.  £tade  d'une  ^lastique 
ganche.  H^lice  sonmise  k  Taction  d*mie 
couple.    N.A.  1.  292. 

FeBtigkeitslehre. 

802«  F.  Vülareal.  ResiBtencia  de  ma- 
teriales.    R.C.L.  97;  216. 

868.  C.  Gruidi.  Prove  sui  materiali 
da  coBtruzione.    M.A.T.  215. 

864«  *HoudaüU,  Formules  Bimplifi^s 
applicables  ä  la  r^Bistance  des  mat^- 
riauz.    B.G.M.  April-Juni. 

865«  J.  B.  BenUm.  Dependence  of 
the  modnlns  of  torsion  on  tension.  P.R. 
12.  100. 

866.  V.  B.  BenUm.  Note  on  the  effect 
of  tension  on  a  permanent  torsion  of  a 
wire.    P.R.  18.  68. 

867«  T,  Crray.  Strength  of  colnmna 
under  eccentric  loads.    P.A.A.  186. 

868.  *C.  H.  Cordeiro.  Formule  pra- 
tiqne  ponr  les  murs  de  grands  remblais. 
A.  F.  281. 

869«  O.  Dziobek,    Die  Beanspruchung 
der  Kanonenrohre    nach    der    dynami- 
schen Theorie.    M.A.G.  1900.  83. 
Siehe  auch  888. 

Krystallstmktar. 

870«  B.  Sehende,  Die  Dynamik  der 
Krystalle.    S.G.M.  120. 

870  a.  WaUerant.  Sur  les  variations 
d'aimantation  dans  un  cristal  cubique. 
CR.  188.  680. 

Siehe  auch  114;  820;  858;  489. 

Schwingnngen« 

871.  H.  Burkhardt  Die  Entwicklung 
nach  oscillirenden  Funktionen.    D.Y.M. 

10  n. 

872.  J.  Zenneck.  Die  physikalische 
Interpretation  von  Ausdrücken  aus  der 
Theorie  unendlich  kleiner  Schwingungen. 
A.P.L.  5.  707. 

878«  Bibüre.  Sur  les  vibrations  des 
poutres  encastr^es.     CR.  182.  668. 

874«  F.  Kiebitz.  Über  die  elektrischen 
Schwingungen  eines  stabförmigen  Leiters. 
A.P.L.  6.  872. 

875.  M.  Planck.  Vereinfachte  Ab- 
leitung der  Schwingungsgesetze  eines 
linearen  Resonators  im  stationär  durch- 
strahlten Felde.    P.Z.  680. 

870«  H.  Pellat.  Sur  un  phdnom^ne 
d*oscillation  ^ectrique.    J.P.  471. 

877.  L.  Diconibe.  Sur  la  mesure  de 
la  Periode  des  oscillations  «^lectriques 


par    le    miroir    toumant.     CR.   131 
1087. 

Siehe  auch  76;  161;  845;  350;  880;  455; 
570;  621;  632. 

Wellenlelire. 

878«  H.  S.  Cartiato.  Oblique  incidence 
of  a  train  of  plane  waves  on  a  semi- 
infinite  plane.    F.E.M.S.  71. 

870«  *C.  Barus.  Certain  stroboscopic 
phenomena  in  the  End-on  projection  of 
a  Bingle  wave.    S.  18.  128. 

880.  *H.  Lamb.  On  a  pecnlarity  of 
the  wave  System  due  to  the  firee  Tibn- 
tions  of  a  nucleus  in  an  extended  me- 
dium.   P.L.M.S.  199. 

881«  *C.  Barua.  The  projection  of 
ripples  by  a  grating.    S.  13.  297. 

882«  *A,  Bighi.  Le  onde  hertziane. 
N.CP.  1.  50. 

888«  *Ä.  Bighi.  Les  ondes  hertziennes. 
R.CLP.  2.  801. 

884.  *lf.  M.  Maedonald.  The  eneigy 
function  of  a  continuouB  medium  trans- 
mitting  transverse  waves.  P.L.M.S. all. 

885«  *E.  Brafdy.  Absorption  des  ra- 
diations  hertziennes  par  les  liquides. 
S.F.P.  1900.  2. 

886.  M.  E.  H.  Lave.  The  integration 
of  the  equations  of  propagation  of  electric 
waves.    P.R.S.L.  19. 

887.  V.  Ä.  Fleming.  Electrical  os- 
cillations and  electrical  waves.  T.E. 
46.  514;  551;  588;  659;  728;  47.  57. 
226;  882;  446. 

888.  G.  Pierce.  Note  on  the  double 
refraction  of  electric  waves.    P.M  548. 

889.  *E.  H.  Bartm  and  X.  Lownds. 
Reflexion  and  transnussion  by  conden- 
sers  of  electric  waves  along  wire^.  P. 
P.S.L.  273. 

800.  V.  C.  Böse.  Changement  mol^- 
culaire  produit  dans  la  mati^e  par  les 
ondes  ^ectriques.    E.R.  449. 

801.  C.  G.  Barkla.  The  velocity  of 
electric  waves  along  wires.    P.M.  652. 

892.  *Comhet.  Essai  de  repr^sentation 
des  phdnom^nes  magn^tiques  et  elec- 
triques  et  de  la  g^näration  des  ondes 
dlectriques.     S.F.P.  1900.  1. 

808.  G.  Pierce.  Elektrische Brechnngj- 
exponenten,  gemessen  mit  einem  abge- 
Suderten  Radiomikrometer.    P.Z.  405. 
Siehe  auch  246;  250;  254;  419;  623; 
661;  874. 

Strahlen. 

9ldi.  F.  Leininaer.  Notiz  über  Eneijgie- 
messungen  der  Roentgenstrahleo.  P-^- 
691. 


Abhandlungsrcgisier  1900—1901. 


303 


895.  W.  SeüM.  Beiträge  zur  Eenniaiis 
der  Eftthodenstrahleii.    A.P.L.  6.  1. 

896«  /.  J.  ThofMon.  On  a  kind  of 
eadlj  abeorbed  ladiation  prodnced  by 
the  impact  of  slowlj  monng  cathode 
rays.    P.M.  861. 

897«  *A.  Turpain.  Essai  critique  sur 
les  th^ries  de  la  radiocondnction.  E. 
E.  26.  56. 

898.  *A.  Bighi.  Sur  les  ih^ries  de 
la  radiocondnction.    E.E.  27.  878. 

Siehe  anch  385. 

Kaplllaritftt. 

899.  G.  Bakker.  Zur  Theorie  der  Ea- 
pülarität.     Z.P.C.  83.  477. 

400.  O.  Bakker.  Bemerkung  zur  iher- 
modynamischen  Theorie  der  läpiUarit&t 
von  van  der  Waals.    Z.P.C.  84.  168. 

401.  *G,  van  der  Merubrugghe.  Sur 
les  ph^nom^es  capiUaires.  K.G.I.P.  1. 
487. 

408.  P.  A.  Guye  et  A.  Band.  Con- 
stantes  capiUaires  de  liquides  organiques. 
CR.  132.  1481;  1558. 

408.  *A.  Guye  et  F.  L.  Perrat.  £tude 
critique  sur  Temploi  du  compte-gouttes 
ponr  la  mesure  des  tensions  superficielles. 
A.S.G.  11.  225;  346. 

404.  C.  Chrisiiafuen.  Versuche  über 
den  EinflulB  der  CapiUarit&t  auf  die 
Aosflufsgeschwindigkeit  der  Flüssig- 
keiten.   A.P.L.  5.  436. 

406.  G.  Bakker.  Theorie  der  Capillar- 
schicht  zwischen  den  homogenen  Phasen 
der  Flüssigkeit  und  des  Kampfes.  Z. 
P.C.  35.  598. 

4M.  S.  W.  J.  SmUh,  Über  die  Natur 
der  elektrocapillaren  Ph&nomene.  Z.P. 
C.  32.  433. 

407.  Gauy.  Sur  Taction  ^ectrocapil- 
laire  des  mol^cules  non  dissoci^s  en  ions. 
CR.  133.  284. 

Siehe  auch  573;  898. 

Dllhigloii. 

408.  A.  Winkelmann.  Ober  die  Diffn- 
lion  Ton  Wasserstoff  durch  Palladium. 
A.P.L.  6.  104. 

409.  *M.  Brühuin.  La  diffusion  des 
gas  Sans  paroi  poreuse  d^nd-elle  de 
la  concentration?    R.C.I.P.  1.  512. 

Siehe  auch  315. 

Osmose. 

410«  ^J.Perrin.  Osmose.  Paroissemi* 
penn^bles.    R.C.LP.  1.  531. 
411.  K,  Ikeda,     Einfache  Ableitung 


des  vant  Hoff*schen  Gesetzes  vom  osmo- 
tischen Drucke.    Z.P.C.  33.  280. 

412.  A.  A.  Nayee.  The  exact  relation 
between  osmotic  pressure  and  vapour 
pressure.    P.R.  12.  84. 

418.  'TT.  B.  Caaper.  The  osmotic 
pressure  theoxy  of  primary  cells.  T.E. 
44.  852;  896. 

Siehe  auch  493;  586;  587;  C35. 

Yigcoslt&t. 

414.  *C.  H.  Leea.  On  the  viscosities 
of  mixtures  of  liquids  and  Solutions. 
P.P.S.L.  460. 

Siehe  auch  562. 

Aknstlk. 

415.  V.  Viciüe.  Sur  la  vitesse  de  pro- 
pagation  du  son.    R.C.LP.  1.  228. 

416.  •M.  Brülauin.  Theorie  de  la 
propagation  du  son  dans  un  gros  tuyau. 
R.C.LP.  246. 

417.  0.  d'Älencar  Suva.  De  Paction 
d^une  force  acc^^ratrice  sur  la  propa- 
gation du  son.    J.S.M.  97. 

418.  E.  W.  Scripture.  On  the  nature 
of  vowels.    A.J.S.  302. 

419.  B.Davis,  On a newly discovered 
phenomenon  produced  by  stationary 
sound  waves.    P.R.  13.  31. 

420.  21  Thomasine.  Sur  un  dlectro- 
radiophone  ä  sons  tr^s  intenses  et  sur 
la  cause  qui  les  produit.   CR.  132.  627. 

Siehe  auch  193;  375. 

Optik,  geometrische. 

421.  G.  Mannet.  Sur  les  caustiques 
par  r^flexion.    N.A.  120. 

422.  V.  Mad  de  LMnay.  Über  die 
Form  der  ordentlichen  Wellenfläche  im 
Quarz.   Z.E.M.  34.  280.  —  C.Viala  281. 

428.  L.  Matthieseen.  Beitr&ffe  zur 
Theorie  dergeschweiften  Strahlenbüschel 
und  ihrer  Wellenflftchen.    A.P.L.  5.  659. 

424.  A.  Comu,  Construction  ^^om^- 
trique  des  deux  Images  d'un  pomt  lu- 
mineux  produit  par  r^fraction  oblique 
sur  une  surface  sph^rique.    J.P.  607. 

425.  *6r.  Quesneviüe.  Kouvelle  diop- 
trique  des  rayons  visuelles.    M.S.Q.  573. 

426.  F.  Klein.  R&umliche  Collinea- 
tionen  bei  optischen  Instrumenten.  Z. 
S.  376. 

427.  Izam.  Demonstration  ^l^men- 
taire  du  minimum  de  d^viation  dans  le 
prisme  en  partant  de  la  construction  de 
HuYghens.    J.P.  494. 

428.  *A.  Kerber.  Formeln  zur  Berech- 
nung verkitteter  Doppellinsen.  D.  M.  157. 


304 


Abhandlungsregiater  1900 — 1901. 


420.  T.  H.  Blakedey,  On  Bome  im- 
proved  fonmilae  and  methodB  connected 
with  lenses.    P.P.S.L.  91. 

480.  *S.  P.  Thompson.  On  obliquely 
crossed  cjlindrical  lenses.    P.P.S.L.  81. 

481.  «71  D.  van  der  Plaats,  Über  die 
subjektiven  Bilder  von  Gylinderlinsen 
und  astigmatischen  Linsen.  A.  P.  L.  6. 7 72. 

482«  O.  Lifpmawn.  Mire  m^ridienne 
a  miroir  cjlmdrique.  CR.  132.  607; 
J.P.  416. 

488«  Ä.  Comu.  Snr  la  compensation 
m^canique  de  La  rotation  da  champ  op- 
tique  foumi  par  le  sidärostat  et  l*h^lio- 
stat.    CR.  132.  1013. 

484.  F.  Klein.  Über  das  Brons'sche 
Eikonal.    Z.S.  372. 

Optik,  physikallgehe. 

485«  E.  V.  Oppolzer.  Zur  Theorie  der 
Lichtemission.    S.L.P.  306. 

486«  D.  A.  Goldhammer.  0  davlenii 
svetovych  lu6ej.  (Über  den  Druck  der 
Lichtstrahlen.)    S.  M.  Ea.  A.  231. 

487«  *A.  Comu.  Sur  la  vitesse  de  la 
lumifere.    R.C.LP.  2.  226. 

488.  *Sagnac.  Exposition  nouvelle  de 
la  propagation  de  la  lumi^re  k  travers 
des  milieux  dou^s  d'une  absorption  dlec- 
tive.    S.F.P.  1900.  8. 

489«  A.  Comu.  Determination  des  3 
param^tres  optiques  principaux  d*un 
cristal  en  grandeur  et  en  direction  par 
le  r^fractom^tre.    CR.  133.  126. 

440,  V.  G.  Coffin.  The  reflection  of 
light  in  the  neighbourhoud  of  the  cri- 
tical  angle.    T.Q.  139. 

441«  K.  Schwarzschüd.  Die  Beugung 
und  Polarisation  des  Lichts  durch  einen 
Spalt.    M.A.  177. 

442«  *J.  W.  Gordon.  An  Examination 
of  the  Abbe  diffraction  theory  of  the 
microscope.    J.R.M.S. 

448.  *N.  N.  ßchilkr.  Note  über  die 
Methodologie  der  Doppelbrechung  (russ.). 
B.Ü.K.  1901.  b.  1. 

444«  M.  Planck.  Über  irreversible 
Strahlungsvor^nge.    S.A.B.  644. 

445«  S.  Navratil.  Pfispgvek  k  inter- 
ferenci  svetla  v  deskä^ch  tlustych.  (Bei- 
trag zur  Interferenz  des  Lichts  in  dicken 
Platten.)    C  293. 

446«  V.  B.  Benton.  Determination  of 
PoisBons  ratio  by  means  of  an  inter- 
ference  apparatus.    P.R.  12.  36. 

447«  L.Zehnder.  Über  Gitterbeobach- 
tungen.   A.P.L.  6.  686. 

448.  V.  C.  Shedd.  On  the  forces  of 
curves  presented  by  the  Michelson  inter- 
ferometer.    P.R.  11.  304. 


449.  *P.  Drude.  Th^rie  de  la  dit- 
persion  dans  les  mätaux  fondäe  im  la 
considäration  des  ^^ments.  R.G.LP.S4. 

450.  *E.  CarvdOo.  Sur  les  th^riee 
et  formules  de  dispersion.  R.  C.  LP.  2. 175. 

451.  M.  de  Gramont.  A  graphicil 
study  of  refraction  and  dispersion.  A 
J.C  13.  208. 

452.  J7.  Trommsdorff.  Die  Dispersion 
Jenaer  Gläser  im  ultravioletten  StnUen- 
gebiet.    P.Z.  676. 

458.  *A.  BelopolUky.  On  an  apparatus 
for  the  laboratory  demonstration  of  the 
Doppler-Fizcau  principle.   A.J.C.  13. 15. 

454.  *C  Crodfrey.  On  the  applicatioo 
of  Fouriers  double  integrals  to  optictl 
Problems.    T.R.S.L.  329. 

455.  L.  Genovesi.  Relauone  fra  i 
numeri  delle  vibrazioni  dei  colori  deri- 
vati  e  dei  loro  componenti.    B.C.  214. 

456.  D.  B.  Brace.  The  observaüoii 
of  resolution  of  light  into  its  ciFcnl&i 
components  in  the  Faraday  effeci  P. 
M.  464. 

457.  *A.  Sachs.  Erystallographisch- 
optische  Studien  an  synthetisch  darge- 
stellten Verbindungen.    Z.K.M.  34. 158. 

458.  O.Sch&nro^.  Über  die  Abhängig- 
keit der  specifischen  Drehung  des  Zackers 
von  der  Temperatur.    Z.P.C.  34.  87. 

459.  H.  PelkU.  Mesure  du  pouvoir 
rotatoire  du  sucre.  Sa  Variation  atec 
la  temp^rature  et  la  longueur  d*onde. 
A.P.C  23.  289. 

Siehe  auch  76;  306;  334;  678;  730;  794; 

848;  884. 

Elektrooptlk. 

460.  *A.  J.  Sadavsl^.  Über  die  Grenz- 
bedingungen in  der  Frage  der  pondero- 
motorischen  Wirkungen  der  elektromag* 
netischen  Lichtwellen  auf  die  Kiystalle 
(russ.).    A.U.J.  1900.  Nr.  2. 

461.  G.  Moreau.  De  Peffet  Hall  dans 
les  lames  mätalliques  infiniment  minces. 
J.P.  478. 

Siehe  auch  682;  886—888. 

Magnetoptlk. 

462.  *H.  A.  Lorentz.  Sur  la  theorie 
des  ph^nom^nes  magn^toptiques  recem- 
ment  d^couverts.    R.CLP.  3.  1. 

468.  N.  A.  Kent.  Notes  on  the  Zee- 
man  effect.    J.H.U.C  82. 

464.  H.  M.  Beese.  An  investigaüon 
on  ihe  Zeeman  effect.    A.J.C.  11-  1^- 

465.  M.  Bighi.  Sul  fenomeno  dl  Zee- 
man nel  caso  generale  di  un  raggio 
luminoso  comunque  inclinato  snll^  di- 
rezzione  della  forza  magnetica.  N.C.Pi 
11.  177. 


Abhandlnngsregister  1900—1901. 


305 


Photometrie* 

466.  V.  Vioüe.  Photometrie.  E.E.  24. 
420, 

467.  C.  W.  Wirte.  Photographisch- 
photometrische  Untersuchungen.  A.  N.  E. 
164.  317. 

468.  K,  BMin.  Snr  Temploi  de  la 
loi  de  Lambert  dans  les  probltoes  pho- 
tom^triques.    6.A.  17.  289. 


Wirmelehre. 

469.  J.  DtmgaÜ.  Note  on  the  appli- 
cation  of  conduction  of  heat  with  special 
reference  to  Dr.  Peddie^s  problem.  P.E. 
M.S.  50. 

470.  ^E.  MaMas,  Das  Geseti  des 
geradlinigen  Durchmessers  und  die  Ge- 
setze der  korrespondirenden  Zustände. 
Z.K.F.G.  97. 

471.  J.  Dougaü.  Note  on  the  appli- 
cation  of  complex  integration  to  the 
equation  of  conduction  of  heat  with 
special  reference  to  Dr.  Feddie*B  problem. 
P.E.M.S.  60. 

472.  J,  Boussinesq.  Probleme  de  la 
diflsipation  en  tout  sens  de  la  chaleur 
dans  un  mur  ^ais  ä  face  rajonnante. 
CR.  183.  497. 

478.  E.  CotUm.  Mouvement  de  la 
chaleur  sur  la  surface  d'un  t^traädre 
dont  les  arrötes  oppos^es  sont  Egales. 
AT.  2.  306. 

474.  G.  Eecknagel.  Ober  Em^ümung 
geschlossener  Lum&ume.    S.A.M.  96. 

475.  W.  Peddie.  Note  on  the  cooling 
of  a  sphere  in  a  mass  of  well  stirred 
liquid.    P.E.M.S.  34. 

476.  G.  Eecknagd.  Über  Abkühlung 
geschlossener  LufUume  durch  Wärme- 
leitung.   S.A.  M.  79. 

477.  J.  Bimssinuq.  Sur  le  pouvoir 
refroidissant  d*un  courant  liquide  ou 
gazeuz.    CR.  133.  267. 

478.  J.  Baussinesq.  Mise  en  äquation 
des  phänom^es  de  convection  calori- 
fique  et  aper^u  sur  le  pouvoir  refroi- 
dissant des  fluides.    CR.  132.  1382. 

479.  J.  Dewar.  The  boiling  points 
of  liquid  hjdrogen.    A.  J.S.  291. 

480.  A.  Pansot.  Chaleur  sp^cifique 
d'un  m^lange  gazeuz  de  corps  en  ^qui- 
libre  chimique.    CR.  182.  769. 

481.  B.  Kueer.  0  fysik&lnich  vlast- 
nostech  hmotj  sa  velmi  nizkjch  teploi 
(über  die  physikalischen  Eigenschaften 
aer  Stoffe  bei  sehr  niedriger  Temperatur.) 
C.  246. 


Siehe  auch  219;  792;  892;  893. 

Z«UfGhrifl  f.  Mathematik  n.  Ph^aik.  47.  Band.  190S.  l.n.i.  Heft 


Thermodynamik. 

482.  ^J.E.Trevor.  Relationships  bet- 
ween  thermodynamic  fundamental  func- 
tions.    J.P.C  4.  670. 

482  a.  G.  H.  Buxrow».  A  class  of  re- 
lations  between  thermal  and  dynamic 
coefGcients.    J.P.C  6.  233. 

488.  A.  Sdigmann-Sui.  Suruneinter- 
prätation  m^anique  des  principes  de  la 
thermodynamique.    CR.  133.  30. 

484.  *0.  Chfx>lson.  Über  eine  Formu- 
lirung  zweier  Sätze  der  Thermodynamik 
(russ.).    P.M.J.M.  37. 

485.  *  W.  P.  BoynUm.  Gibbs  thermo- 
dynamical  model.    P.R  10.  228. 

480.  *W,P  BoynUm.  Gibbs  thermo- 
dynamical  model  for  a  substance  foUo- 
wing  van  der  Waals'  equation.  P.R.  11. 
291 

487.  *N.  N,  Schüler.  Experimentelle 
Daten  und  Bestimmungen,  welche  dem 
2.  Gesetze  der  Thermodynamik  zu  Grunde 
liegen  (russ.).    J.R.P.C.G.  32.  37. 

488.  *B.  Metoes.  Der  erste  imd  zweite 
Hauptsatz  der  mechanischen  W&rme- 
theorie.    Z.K.F.G.  171;  182. 

489.  0.  Wiedeburg.  Zum  zweiten 
Hauptsatz  der  Thermodynamik.  A.P.L. 
6.  614. 

idO.'LorenM.  De  theorie  der  straling 
en  de  tweede  wet  der  thermodynamica. 
CA.A.  418. 

491.  j^.  Schüler.  Der  Begriff  des  ther- 
mischen Verkehrs  als  Grundlage  des 
2.  thermodynamischen  Hauptsatzes.  A. 
P.L.  6.  813. 

492.  G.  N.  Lewis.  Eine  neue  Auf- 
fassung vom  thermischen  Drucke  und  eine 
Theorie  der  Losungen.    Z.P.C  36.  348. 

498.  A.  A.  Noyes.  Die  genaue  Be- 
ziehung zwischen  osmotischem  Druck 
und  Dampfdruck.    Z.P.C  36.  707. 

494.  S.  Paaliani.  Sul  volume  speci- 
fico  dei  liquicu  a  pressione  infinitamente 
grande.    R.  A.  L.  R.  10  B.  69. 

495.  *N.  H.  Wiüiams.  The  verification 
of  Boyle's  law.    P.R.  11.  264. 

496.  *A.  Batum.  Sulla  lernte  di  Boyle 
a  pressioni  molto  bassi.    N.CP.  1.  6. 

497.  *P.  Saurel.  On  a  property  of  a 
pressure  volum  diagram.    J.P.C  6.  179. 

498.  C.  M.  Goldberg.  Das  Volum  der 
Molekel.    Z.P.C  82.  116. 

499.  V.  E.  Trevor.  An  ezposition  of 
the  entropy  theory.    J.P.C  4.  614. 

500.  V.  E.  Trevor.  Entropy  and  heat 
capacity.    J.P.C  4.  629. 

501.  P.  Duhem.  Die  dauernden  Ände- 
rungen und  die  Thermodynamik.  V — vn. 

Z.P.C  33.  641;  34.  812;  688. 

20 


306 


AbhandlnngBregiBier  iM(^1901. 


602.  •O.  Neuhoff,  Adiabatischa^  2u- 
standBftiideraii^n  feuchter  I^lft  und 
deren  redmensche  und  gMphische  Be^ 
Stimmung.    A.P.M.J. 

508«  *  Arnold.  Th^adiabatic  expansion 
of  wet  steam.    11  P.C. I.E.  140. 

504.  L.  Ma0the8.  Sur  le  diagramme 
entropique.    C.R.  182.  671. 

505«  Keffnerlingh  Onnes.  Over  dicht- 
heidsYers^hillen  in  de  nab^'heid  von 
den  krifischen  toestand  tengevolge  van 
tempertktuurvergchillen.    C.A.A.  746. 

500«  C.  Dieterici.  Zur  Berechnung  der 
iBotkermen.    P.Z.  472. 

507«  H.H.  F. Hyndman.  Isothermen 
van  tweeatomige  gassen  en  hunne  bi- 
naire  mengsels.    C.A.A.  668. 

508«  J.  C.  SchaXkwijk.  Nauwkeurige 
isothermen.  I.    G.A.A.  462;  612. 

609.  J.  S.  Arnes,  Rapport  sur  Täqui- 
valent  m^canique  de  la  chaleur.  J.H. 
U.C.  18. 

510.  W.  F.  Boynton.  The  two  specific 
heats  of  gases.    P.B.  12.  863. 

511«  H  Mache.  Eine  Beziehung  zwi- 
schen der  specifischen  Wärme  einer 
Flüssigkeit  und  ihres  Dampfes.  S.  A.W. 
176. 

512«  Ponsot.  Actions  chimiques  dans 
les  sjst^mes  dissous  ou  gazeuz:  tension 
de  vapeur.  Hypothese  d'Avogadro.  G. 
R.  132.  166. 

518«  B,  Wbrinaer.  Über  Dampfspan- 
nungen einer  Reme  von  BenzolkOrpem. 
Z.  F.  C.  34.  267. 

514«  A.  Smits.  Eenige  opmerkingen 
over  de  resultaten  verkregen  bij  de  be- 
palin^  der  dampspanningsvermindering 
en  vnespuntverlaging  van  nict-zeer  ver- 
dunde  oplossingen.    C.A.A.  604. 

515«  /.  V.  Zawidzki.  Über  die  Dampf- 
drucke binärer  Flüssigkeitsgemische.  Z. 
P.C.  36.  129.  --  Duhem  483. 

516«  K.  Meyer-Bjerrv/m.  Über  korre- 
spondirende  2wtände  der  Stoffe.  Z.P. 
C.  32.  1. 

517«  E.  Mathias.  La  loi  du  diamfetre 
rectiligne  et  les  lois  des  ^tats  correspon- 
dants.    M.S.L.  2.  Nr.  1. 

518.  *0.  Neuhoff.  Adiabatische  Zu- 
standsänderungen  feuchter  Luft  und 
deren  rechnerische  und  graphische  Be- 
stimmung.   A.P.M.I.  278. 

519.  A.  Ponsot.  Lois  de  Gaj-Lussac 
et  dissociation  des  compos^s  gazeuz.  G. 
R.  132.  1401. 

620.  N.  SchiOer.  Die  Thermodynamik 
gesättigter  Lösungen.    A.P.L.  6.  326. 

521.  *P.  Saurel.  On  a  theorem  of 
van  der  Waals.    J.P.C  6.  137. 


522.  F.  SlaU.  Force  dne  to  „oontiira- 
ous  impact".    P.R.  12.  863. 

528.  F.  Cohen.  Thermodynsmica  der 
Normalelementen.    G.A.A.  116. 

524.  *H.  S.  Carhart.  Thermodynanics 
of  the  Voltaire  cell.    P.R.  11.  1. 

525»  ^P.  Saurel.  On  Glapeyrons  equft- 
tion.    J.P.G.  6.  266. 

526.  *P.  Saurel.  On  the  theorem  of 
Roozeboom.    J.P.G.  6.  281. 

527.  *P.  Saurel  On  the  theorem  of 
Le  Ghatelier.    J.P.G.  6.  277. 

Siehe  auch  262;  298;  400;  412;  528; 
678;  812;  813;  820;  839;  860;  867. 

Ldsungeii. 

528.  G.  N.  Lewis.  A  new  ooneepäon 
of  thermal  pressure  and  a  theory  of  lo- 
lutions.    P.A.Bo.  Nr.  9. 

529.  A.  CampetH.  Sulla  relasxone  fh 
la  solubilitä  e  il  calore  di  soluzione. 
R.A.L.R.  10  B.  99. 

580.  W.  F.  Magie.  The  formale  for 
the  depression  of  the  freezing  tempers- 
ture  of  Solutions.    P.R.  12.  240. 

581.  J.  G.  Mac  Gregor.  On  the  de- 
pression of  the  freezing  point  in  aqneoui 
Solutions  of  electrolytes.    T.G.B.S.C.  8. 

582.  ^W.  D.  Baneroft.  Isohydric  So- 
lutions.   J.P.G.  4.  274. 

Siehe  auch  492;  620;  641;  851. 

ZnatandsglelchiiBg. 

588.  H.  Hüton.  A  note  on  van  der 
Waals  equation.    P.M.  679. 

584.  van  der  Waals.  De  toestsnd- 
vergel^king  en  de  theorie  der  cycliiche 
beweging.    G.A.A.  499;  686. 

585.  J.  D.  van  der  Waals.  L'^ostion 
d*^tat  et  la  th^rie  du  mouvement  cy- 
Clique.    A.N.  231. 

586.  B.  HoUmann  und  G.  2<iflt«aiw. 
Zwei  Zustandsdiagramme.   A.P.L.  6.  74. 

587.  V.  E.  VerschaffeU.  Beitr&ge  zur 
Kenntniss  der  van  der  Waals'schen  FIftche 
y.     Z.K.F.G.  178. 

588.  Kamerlingh  Onnes.  Bydragen 
tot  de  Eennis  van  het  '^-vlak  van  vu 
der  Wals  I— ü.    G.A.A.  199;  218. 

589.  G.Tammann.  ÜberTxipelptmkte. 
A.P.L.  6.  65. 

540.  /.  /.  van  Laar.  Sui  Tinflnence 
des  corrections  ä  la  srandenr  5  dans 
r^quation  d'^tat  de  M.  van  der  WasU 
sur  les  dates  critiques  d*un  corps  simple. 
A.M.T.  186. 

541.  N.  J,  van  der  Lee.  Der  Enflnö 
des  Druckes  auf  den  kritischen  L9>iuigt- 
punkt.     Z.P.C.  88.  622. 


Abhandlungsregister  1900 — 1901. 


307 


642«  C.  M,  A.  Hofrtman.  Over  de  con- 
denBatie  venchijnBelen  bij  mengselB  in 
de  nabijheid  van  den  kritischen  toestand. 
C.A.A.  60. 

648«  C  DieUfiei.  Die  Berechnung  der 
Isothermen.    A.P.L.  6.  51. 

644.  *0.  TumUrz.  L'eqnasione  carat- 
teristica  del  vapor  dell'  acqoa.  N.C.P. 
11.  5. 

546.  V.  2>.  van  der  Waals.  Statiqne 
des  fluides  (M^langes).    R.G.I.P.  1.  58S. 

546.  *A.  J7.  ÄnuigtU.  Statiome  expe- 
rimentale  des  fluides.    R.G.Lr.  1.  561. 

Siehe  auch  405;  506;  516—518. 

Gastheorie,  kinetlgohe. 

547«  *(x.  Lippmann.  La  th^orie  cin^ 
tiqne  des  gaz  et  le  principe  de  Camot. 
R.C.LP.  1.  546. 

548.  ^N.  D.  C.  Hodaes,  Note  on  the 
law  of  distribution  of  velocities  among 
gas  molecules.    P.K  10.  253. 

549.  J.  D.  van  der  Waals  jr.  Stati- 
stische Strahlongstheorie.    P.Z  461. 

550.  E.  PringOieim.  Über  die  Strah- 
lung der  Gase.    A.  Gr.  289. 

551.  •6?.  W.  Walker.  On  the  distri- 
bution  of  a  gas  in  an  electrical  field. 
P.P.S.L.  171. 

Siehe  auch  218. 


Strahlnng« 

b^2.*  W.Wien.  Die  theoretischen  Ge- 
setze der  Strahlung.    A.W.P.  205. 

558.  ^W.  Wien.  Les  lois  th^oriques 
du  rayonnemeni    B.C. LP.  2.  28. 

hk4*  H.A. Lorente.  De  stralings wetten 
Tan  Boltzmann  en  Wien.    C.A.A.  572. 

556.  C.E.Mendenhaü  ajid F. A. Soun- 
dtrs.  The  radiation  of  a  black  bodj. 
AJ.C.  13.  25. 

656«  0.  Lnmmer  und  E.  Pringtheim. 
Kritisches  zur  schwarzen  Strahlung.  A. 
P.L.  6.  192. 

557«  ^0.  Lummer.  Le  rajonnement 
des  Corps  noires.    B.G.LP.  2.  41. 

668.  ^D.  Goldhammer.  Über  das  Ge- 
setz der  Energieverteilung  im  Spektrum 
von  blankem  Platin  (russ.).    M.U.Ka.  71. 

550.  *P.  Lebedew.  Les  forces  de  Max- 
well-Bartoli  dues  ä  la  pression  de  la 
lomi^.    B.C. LP.  138. 

560.  E,  Warburg.  Über  die  Wirkung 
der  Strahlung  auf  die  Funkenentladung. 
AP.L.  5.  811. 

561«  *E.  Prmmhtim.  Sur  F^mission 
des  gaz.    B.C. LR  2.  100. 

Siehe  auch  490;  549;  550. 


Elektrostatik. 

562«  ^N.  Heseehus.  Berührungselektri- 
cit&t  und  H&rte  (russ.).  J.B.P.G.G.  38. 1. 

568.  *P.  Saeerdote.  Sur  les  d^forma- 
tions  des  diälectriques  dans  un  champs 
Aectrostatique.    E.E.  26.  332. 

564.  *E.^outy.  Goh^sion di^lectrique 
des  gaz.    S.F.P.  158.  5. 

51%.  F.  Beatdard.  Sur  lliystäresis 
di^lectrique.    A.U.G.  191. 

566«  ^F.  J.  Boxers.  A  method  of  stu- 
dying  electrostatic  lines  of  force.  P.B. 
11.  56. 

567.  A.  Qarbfuso.  Quelques  exp^ 
riences  sur  la  d^charge  ^lecbique  dans 
les  ffaz.    A.S.G.  11.  282;  329. 

5o8«  *K.  R.  Johnson.  Sur  les  con- 
ditions  de  formation  des  d^charges  dis- 
ruptives.    E.E.  26.  393. 

569«  /.  H.  Jeans.  The  striated  elec- 
trical discharge.    P.M.  521. 

570.  K.  E.  Guthe.  Über  die  Funken- 
entladimg bei  schnellen  Oscillationen. 
A.P.L.  5.  818. 

571.  W.  Wien.  Untersuchungen  über 
die  elektrische  EnÜadung  in  verdfUmten 
Gasen.    A.P.L.  5.  421. 

b72»*E.Riecke.  Über  charakteristische 
Kurven  bei  der  elektrischen  Entladung 
durch  verdtinnte  Ghue.  '  N.B.  240. 

578.  ^N.A.Hesechus.  Die  gemeinsame 
Dimensionalität  des  elektrischen  Poten- 
tials und  der  Oberflächenspannung  (ruBB.). 
J.B.P.G.G.  32.  115. 

574.  F.  Beaulard.  Sur  ]a  diffi^rence 
de  potentiel  et  TamortisBement  de  T^tin- 
celle  ^lectrique  k  caract^re  oscillatoire. 
C.B.  133.  336. 

575.  K.  B.  Johnson.  Eonstanz  oder 
Inkonstanz  des  Funkenpotentials.  A.P. 
L.  5.  121. 

576.  ^Artom.  Botazioni  elettrostatiche 
dei  dielettrici  liquidi.    L.E.  Nr.  6. 

577.  B.  B.  Turner.  Über  die  Dielek- 
tricitätskonstanten  reiner  Flüssigkeiten. 
Z.P.  G.  35.  885. 

578.  J.  Könijoberaer,  Über  die  Ab- 
hängigkeit der  DieleKtricit&ts-,  der  Mag- 
netiBirungskonstante  und  des  Brechungs- 
indez von  Druck  und  Temperatur.  A.  P. 
L.  5.  113. 

679.  D.  Negreanu.   0  cestione  de  drep- 

JST—  1 
täte  relativ  la  rela|iunea  _         ,  »■  const 

Intre  constanta  dielectrica  K  bi  densi- 
tatea  d.   (Über  die  Frage  der  Bichtigkeit 

betreffend  die  Beziehung  -=,         , = const 

zwischen  der  Dielektricitätskonstanten  K 
und  der  Dichtigkeit  d.)   A.  A.  B.  22.  A.  69. 

20* 


308 


AbhAndlungsregister  1900 — 1901. 


580.  *Ä.  Schuster.  On  electric  inertia 
and  the  inertia  of  electric  convection. 
T.  E.  46.  892. 

581.  S.  C.  M.  Cantone  e  F.  Sozzani. 
Nnove  ricerche  intomo  alla  deformazione 
dei  condensori.    B.LL.  33.  1061. 

582«  J.  de  Kotcahki  et  J.  de  Modze- 
lewski.  Sur  les  indices  de  r^&action  des 
liquides.     CR.  133.  83. 

588.  ^E.  VülaH.  DeU'  azione  deU* 
elettricitä  solla  virtü  scaricatrice  dell' 
aria  ixata.   N.C.P.  11.  17. 

584.  Q.  Mao&rana,  Snr  Teffet  Volta 
an  contact  de  denz  m^ux  diff^rents. 
A.8.G.  11.  266. 

Siehe  anch  217;  406;  407;  561;  663;  817. 

Elektrodynamik. 

685.M..Bat8e^iti«Ä».  Znr  dynamischen 
Theorie  der  Elektricität.    M.P.N.M.  10. 

586.  RÄ.Lehfeld.  Elektromotorische 
Kraft  xmd  osmotischer  Druck.  Z.  P.  G.  35. 
267. 

587.  B.A.Lehfdd.  Electromotive  force 
and  osmotic  pressure.    P.M.  377. 

588.  P.  S.Wedeü-WedeJl8barg.  Wider- 
legung eines  sehr  allgemeinen  und  wich- 
tigen Satzes  der  modernen  Elektricitäts- 
lehre.    Z.P.C.  33.  631. 

589.  G,  Mie.  Ein  Beispiel  zum'Poyn- 
ting'schen  Theorem.  Z.P.C.  34.  622.  — 
P.  B.Wedell-WedeUsbora  36.  604. 

590.  J.  Stark.  Bemerkungen  über  das 
Ohm'sche  Gesetz.    A.P.L.  6.  793. 

591.  A.  Petot.  Sur  T^tat  variable  des 
courants.    CR.  133.  610. 

592.  T.  Des  Caudres.  Umwandlung  von 
Wechselstrom  in  Gleichstrom  mittelst 
des  Hall'schen  Phftnomens.    P.Z.  686. 

593.  •  W.  Ignatowski.  Über  die  Wir- 
kung von  Wechselströmen  auf  das  Elek- 
trodynamometer.    J.R.P.C.G.  32.  86. 

594.  *Ä.  O.  Rossi.  Studio  teorico  di 
una  coppia  di  circuiti  induttivi  in  pa- 
rallelo  su  corrente  alternativa  a  Poten- 
ziale costante.    N.C.P.  11.  321;  393. 

595.  *Buffa.  Trasformazione  della  cor- 
rente altemata  in  continua.  R.A.G. 
1900.  3  fasc. 

596.  A.  S.  Lanpsdorf.  A  graphical 
method  for  analyzmg  distorted  altema- 
ting  current  waves.    P.R.  12.  184. 

697.  ^R.  Maiagoli.  Sulla  polarizza- 
zione  colle  correnti  altemanti.  N.C.P. 
11.  209.  —  F.  Oliveri.  211;  12.  141. 

598.  BemibOiCh.  Elementare  Ableitung 
einiger  wichtiger  Formeln  über  den 
Wechselstrom.    Z.P.  14.  79. 

599.  *W.  A.  Peters.  Über  die  Berech- 
nung  der  Leitungen  bei  Verteilung  elek- 


trischer Wechselstromenergie.  E.P.19O0. 
241. 

600.  *G»  Chrassi.  Su  alcune  proprio 
delle  correnti  altemate.    R.T.  146. 

eOU  ^W.  Duddel.  On  rapid  vaziationi 
in  the  current  through  the  direct  cozrent 
are.    J.I.E.E.  SO.  282. 

602.  ^S.  Marcucci.  Azione  eaerdtats 
da  una  corrente  a  basso  potenziale  sopia 
alcuni  coherer  quando  questi  abbUno 
acquistata  la  conducibilitiL  N.C.P.  11. 
173. 

608.  W.  B.  Morton.  On  the  props- 
gation  of  polyphase  cuzrents  along  a 
number  pf  parallel  wires.    P.M.  6(iS. 

604.  *0r€usi,  Studi  ed  esperienze  solla 
trasformazione  del  corrente  trifase  in 
mono  fase.    A.A.E.J. 

605.  E.  Base.  Untersuchungen  über 
die  elektromotorische  Wirksamkeit  der 
elementaren  Gase.    Z.P.C.  36.  701. 

606.  /.  Stark.  Bemerkunjpen  za  J.  J. 
Thomsons  Theorie  der  elektrischen  Strö- 
mung in  Gkksen.    P.  Z.  664. 

607.  J.  Stark.  Beitrag  zur  Theorie 
der  elektrischen  Strömung  in  Gasen.  A. 
P.L.  5.  89. 

608.  V.  Orimieu.  Convection  ^ectriqoe 
et  courants  ouverts.    J.P.  468. 

609.  •B.  Salvadori.  Sopra  la  fona 
elettromotrice  di  alcuni  sistemi  di  pile 
a  concentrazione  e  di  pile  ramezinco  oon 
solventi  organici.    N.C.P.  12.  314. 

610.  *A.  BusseÜ.  How  condenser  and 
choking  coil  currents  vary  with  tfae  shape 
of  the  wave  of  the  applied  £.*M.F. 
J.I.E.E.  82.  604. 

611.  2>.  Negreanu.  0  metoda  nona 
de  mesurä  a  resistent  electrioe  a  nnni 
galvanometru.  (Ober  eine  neue  Methode 
der  Messung  des  elektrischen  Wider- 
stands eines  Galvanometers.)  A.AH. 
22  A.  628. 

612.  2>.  Negreanu.  0  nova  metoda 
de  mesurS  a  resistent  interiöre  a  nnui 
element  galvanic.  (Ober  eine  neue  Me- 
thode der  Messung  des  innem  Wider> 
Stands  eines  galvanischen  Elemente.)  A. 
A.R.  22  A.  626. 

618. 2>.  Negreanu.  Observa^uni  asnpra 
metodei  lui  Thomson,  relativft  la  deter- 
minarea  resistentei  interiöre  a  miiii 
element  galvanic'  (Bemerkungen  über 
die  Methode  von  Thomson  zur  Bestim- 
mung des  inneren  Widerstandes  eines 
galvanischen  Elements.)  A.  A  B.  22  A.  531. 

614.  *a  n.  ChOd.  A  dissociation  theorj 
of  the  electric  are.    P.  B.  10.  461. 

^lh.*W.J)udd€ll.  Ober  schnelle  Strom- 
veränderungen in  einem  Gleichstrom- 
flammenbogen.    T.E.  46.  269;  310;  S58. 


Abhandlungsregisier  1900—1901. 


309 


616.  N.  T.  M.  WiUtmore.  Über  Elek- 
tarodenpotentiale.    Z.P.C.  35.  261. 

Wi.A.BartorelU.  Über  das  Verhalten 
des  AluniniTains  als  Elektrode.  P.Z.  469. 

618.  ^A.  BartoreUi.  Snl  comportimento 
dell'  aUnminio  come  elettrodo.  N.G.F. 
1.  112. 

619.  *0.  Lodge.  On  the  controveraity 
concerning  Yolto's  contact  force.  P.P. 
S.L.  369. 

620.  W.  Kaufmann.  Über  eine  Ana- 
loffie  swiflcben  dem  elektrischen  Yer- 
hfdten  Kemst'scher  OlühkÖrper  und  dem- 
jenigen leitender  (rase.    A.P.L.  6.  767. 

621.  K  B.  Johnson.  Quelques  remar- 
ques snr  les  oscillationB  dans  1  excitateur- 
Hertz.    J.  P.  365. 

622«  M.  Turpain.  Fonctionnement  du 
räsonateur  de  Hertz  et  du  r^sonateur  ä 
coupore.  —  Observation  de  la  r^sonance 
^ectrique  dans  Tair  rarifi^.    J.P.  425. 

628.  •T.  Felix.  Über  die  elektrischen 
Wellen  (tschech.).    M.A.B.  Nr.  29. 

624.  E.  Warburg.  Über  die  Polarisa- 
tionscapacität  des  blanken  Platins.  A. 
P.L.  6.  125. 

625.  P.  af  BjerJUn.  £n  för&ndring  af 
kompensationsmetoden  för  Kapacitets 
m&tininffar.    B.Y.A.S.  67. 

626.  ^8.  H.  Burbury.  On  the  vector 
Potential  of  electric  currents  in  a  field 
where  disturbances  are  propagated  with 
finita  velocity.    B.B.A.  636. 

627.  C.  E.  Ouue.  Sur  La  valeur  ab- 
solne  du  potentiel  dans  les  r^seaux  isol^s 
de  conducteurs  Präsentant  de  la  capa- 
cit^.    CR.  133.  388. 

628.  M.  D.  Atkins.  Polarization  and 
internal  resistance  of  electrolytic  cells. 
P.R.  13.  102. 

629.  E.  KM.  Über  die  Stefan'sche 
Entwicklung  der  Maxwell^schen  Gleichun- 
gen iilr  gleidiartige  Mittel  xmd  ihre 
Voraussetzungen.    M.H.  239. 

680.  A.  varbasso.  Supre  il  valore 
massimo  della  fnnzione  Tme  di  Maxwell. 
A.A.T.  489. 

681.  ^A.  Garba980.  Sopre  il  valore 
massimo  e  il  significato  fisico  della  fun- 
zione  Tme  di  Maxwell.    N.C.P.  11.  401. 

Siehe  auch  98;  231;  234;  236;  307—309; 
374;  376;  377;  382;  383;  386—392;  624; 

894—904. 

Thermoelektrlzlt&t. 

•82.  F.  Harms.  Über  die  Verwendung 
des  Calorimeters  zu  Messungen  mit 
schnellen  elektrischen  Schwingungen. 
A.P.L.  6.  666. 

688.  H.  ChevaUier.    Sur  les  variations 


permanentes  de  resistance  ^ectrique  des 
nls  d^alliage  platin-argent  soumis  k  des 
variations  de  tempärature.    M.S.B.  386. 

lonentbeorie. 

684.  E.  Bothi.  Sur  les  forces  ^ectro- 
motrices  de  contact  et  la  th^rie  des 
ions.     CK.  132.  1478;  J.P.  646. 

685.  V.  V.  Türin.  Über  den  Betrag, 
um  welchen  die  Wechselwirkxmgen  der 
lonenladungen  den  osmotischen  Druck 
vermindern.    Z.P.C.  34.  403. 

686.  G.  VaiOant.  Sur  la  couleur  des 
ions.     CR.  133.  366. 

687.  C.  D.  Chüd.  The  velocity  of  ions 
drawn  from  a  flame.    P.R.  12.  66. 

688.  C.  D.  Child.  The  velodty  of  ions 
drawn  from  the  electric  arc.  P.  R.  12. 137. 

689.  *G.  Carrara  e  3f.  Levi.  Sopra 
Telettrostrizione  degli  ioni  in  solventi 
organici.    N.CP.  12.  284. 

640.  J.  S.  Totonsend.  Conductivity  pro- 
duced  in  hjdrogen  and  carbonic  acid 
gas  b 7  the  motion  of  negatively  charged 
ions.    P.M.  630. 

641.  J.  S.  Toumsend.  Über  Leitfähig- 
keit in  Gasen,  erzeugt  durch  die  Be- 
wegung negativ  geladener  Ionen.  P.Z. 
483. 

Siehe  auch  818. 

Magnetlgmns. 

642.  •H.  S.  HeU'Shaw  and  A.  Hau. 
Lines  of  induction  in  a  magnetic  field. 
T.R.S.L.  303. 

648.  ^W.  Wien.  La  Polarisation  ro- 
tatoire  magn^tique  et  Taxiome  de  Glau- 
sius.    E.E.  23.  114. 

644.  *M.  BriUouin.  Sur  la  Polarisa- 
tion rotatoire  magn^tique  et  Taxiome  de 
Glausius.    £.£.  26.  164. 

646.  ^Dina,  Sulla  isteresi  magnetica 
in  un  corpo  o  in  un  campo  rotante.  Pol. 
M.  fasc.  6;  8. 

646.  K  Tangl.  Wirkung  der  Magne- 
tisirung  auf  den  Dehnungsmodul.  A.P. 
L.  6.  34. 

647.  V.  S.  Stevens.  The  effect  of  mas- 
netization  on  the  elasticity  of  rods.  P. 
R.  10.  161. 

648.  E.  van  Everdingen  jr.  Over  het 
versch^'nsel  van  Hall  en  den  weerstand 
in  een  buiten  het  magneetfeld  b\j  bis- 
muthkristallen.     CA.A.  277;  448. 

649.  A.  de  Hemptinne,  Le  ma^n^tisme 
exerce-t-il  une  influence  sur  lea  r^ac- 
tions  chimiques?    B.A.6.  621. 

660.  A.  de  Hemptinne.  Beeinflusst  der 
Magnetismus  chemische  Reaktionen?  Z. 
P.C.  34.  669. 


310     . 


AbhandlongBregisier  1900—1901. 


651.  Biehardton.  The  magnetic  pro- 
perties  of  the  alloys  of  caat-iron  and 
aluminium  ü.    P.M.  601. 

652«  0.  M.  Corbino.  Dispenione  ro- 
tatoria  magnetica  dei  vapori  di  sodio 
nell'  iniemo  della  riga  di  assorbimento. 
R.A.L.R.  10  B.  137. 

<(58.  B.  T.  Gldzebrook.  Notes  on  the 
practical  application  of  the  theory  of 
magnetic  disturbance  bj  earth  currents. 
P.M.  482. 

654«  F.  H.  Bigdow.  The  magnetic 
theory  of  the  solar  Corona.  A.J.S.  263. 
Siehe  auch  870;  892;  608;  786;  786;  794. 

Elektromagnetlsiiins. 

655«  0.  Heaviside,  Electromagnetic 
theory.  T.E.  44.  772;  920;  46.  246;  446; 
636;  881;  46.  206;  466;  866;  47.  88. 

656«  M.  P.  Grueincov.  Die  elektro- 
magnetische Theorie  der  Konduktoren 
(russ.).    A.Ü.Kh.  1. 

667.  *E.  Hagenbach-Bisdiof.    L'ezp^- 


rience  de  la  rotation  ^ectromagnätiqoe 
et  Finduction  unipolaire.  A.S.&.  11.  5; 
128. 

658.  L.  Graetz.  Über  eine  mecktniBche 
Darstellung  der  elektromagnetischeii  Er- 
scheinungen in  ruhenden  Köipem.  A 
P.L.  6.  876. 

659.  ^Thompson.  Intomo  alle  imma- 
gini  magnetiche  ed  alla  loro  applicazione 
alla  teoria  dei  motori  a  campo  rotante. 
A.  A*  ti.  L. 

Mf^mCr^mieu.  ßechercbessurlecbamp 
41ectrique  produit  par  des  varifttioiu 
magnätiques.    A.P.C.  24.  86. 

661.  O,  W.  Walker.  The  scatterisf  of 
electromagnetic  waves  by  asphere.  Q.J. 
81.  86;  262. 

662.  *B.  Ä.  Fesaendm.  Electromag- 
netic mechanism  with  special  reference 
to  telegraphic  work.    J.F.L  62;  106. 

668.  A.  W.  Bücker.  On  the  magnetic 
field  produced  by  electric  tramways.  P. 
M.  428. 

Siehe  auch  801;  304;  307;  377. 


F.  Gtoodttsie. 


Oeodftsiey  niedere. 

664.  *N.  Jadanza.  La  celerimensura. 
B.T.G.  12.  129;  146;  161. 

665.  ^E.  Gaüi.  Sopra  xm  nuovo  pro- 
blema  di  geometria  pratica.  B.  T.  G.  12. 1. 

666.  *Serdobin8kt.  Sada6a  Potenota. 
T.G.C.  1.  —  Skricki  4. 

667.  Halt.  Ütilisation  des  points  de 
Gollins  pour  la  dätermination  d'un  qua- 
drilat^re.    G.R.  132.  697. 

668.  P.  E.  Daussy.  Partage  des  ter- 
rains.    J.G.  182. 

669.  ^Fergusson.  New  method  of  di- 
▼iding  surveying  cirdes.  M.  P.  I.  G.  E.  142. 

67U.  H.  Laschner.  Über  eine  Erwei- 
terung des  Rückwärtseinschneidens.  Z. 
V.  80.  486. 

671.  Hafferl.  Absteckung  von  Kreis- 
bögen aus  dem  Tangentenschnitt.  Z.V.  384. 

672.  ^Loperfido.  Determinazioni  geo- 
detiche  per  il  tiro  dell  artigleria.  B.  A.  G. 
1900.  4fasc. 

678.  P.  Halt  Jonction  d*un  r^scau 
ferme  de  triangulation.    G.B.  138.  607. 

674.  M.  TTekcZer.  Bearbeitung  des 
trigonometrischen  Gradmessungsnetzes 
für  Zwecke  der  Landesvermessung.  M. 
M.G.L  1901. 

Siehe  auch  22—24;  63;  78;  83;  94. 

OeodAsle,  hOhere. 

675.  /.  F.  Hayford.  Becent  progpress 
in  geodesy.    B.a.w.  1;  139. 


676.  N.  Jadansa.  Sul  calcolo  della 
convergenza  dei  meridiani.   A.A.T.  887. 

677.  P  PizzetH.  ün  principio  fonda- 
mentale  nello  studio  deUe  superficie  di 
livello  terrestri.    B.A.L.B.  10  B.  35. 

678.  •TT.  Pnnce.  L'hypothäse  de  la 
d^formation  t^traädrique  de  la  Terre  de 
W.L.Ghreen  et  de  ses  successeurs.  A.AB. 

679.  C.  Ixigranße.  Sur  le  probläme 
actuel  de  la  physique  du  globe  et  les 
lois  de  Brflck.    B.A.B.  1029. 

680.  *G.  H.  Darwin.  The  theory  of 
the  figure  of  the  earth  carried  to  the 
2.  Order  of  small  quantities.  M.  N.  A  S.  82. 

681.  ^H.  Cerri.  ün  teorema  di  Dalby. 
B.T.G.  18.  17. 

Siehe  auch  783. 

Topographie. 

Siehe  132.  133. 

Kartenprojektioneii. 

682.  ^G.  B.  MaffiotH.  I  sistemi  di 
proiezione  nei  rileyamenti  catastalimo- 
demi.  B.T.G.  12.  184;  13.  1;  23;  37; 
67;  76;  97;  138;  161;  161. 

686.  *Soler.  Sopra  una  certa  defor- 
mata  della  sfera.    A.A.P. 

684.  G.  HolzmüUer.  Elementare  Be- 
handlung der  Mercatorkarte.  Z.H.  31. 
837. 

685.  *E.  Hammer,  ünechtcylindriache 


Abhandlongsregister  1900—1901. 


311 


und  unechtkonische  flftchengleiche  Ab- 
büdung.    P.G.BL42. 
696«  *S&ler,  Sulla  rapprentazione  geo- 


detica  di  talnni  superficie.    A.A.P. 

687«  J.  H.  FrafJ^.    Koordinaten  und 
Projektionen.    Z.V.  617. 


G.  Astronomie. 


Astronomie  9  theoretische. 

688.  T.  J,  J,  See.  Recent  progress'in 
theoretical  astronomy.    B.S.W.  17. 

689.  H.  Wrondd.  Reforma  de  la  me- 
c^nica  Celeste.  (Span.  Ton  F.  Yillareal.) 
R.C.L.  177.  197. 

690.  C.  F.  X.  Charlier.  On  periodic 
Orbits.    B.y.A.6.  1069. 

691.  S.  8.  Hough.  On  certain  discon- 
ünnities  connected  with  periodic  orbits. 
A.M.  267. 

692.  Salet.  Determination  des  orbites 
au  moyen  d'observations  ^oign^es.  B. 
A.  18.  97. 

69S«  H.  Toineari,  Sur  le  däterminant 
de  Hill.    B.A.  17.  134. 

694.  0.  CaUandreau,  Sur  les  tables 
auxiliaires  de  A.  Marth  pour  la  r^olution 
de  la  relation  de  Lambert.  B.A.  18.  127. 

695.  JJ.  Bourget,  Sur  une  formule  de 
Lagrange  et  le  thäor^e  de  Lambert. 
A.T.  3.  67. 

69«.  ^G.  W.  H%a.  Ptolemys  problem. 
A.J.B.  21.  33. 

697«  *A.  Maron.  Probl^mes  relatifs 
002  ^clipseB  de  soleil.    B.S.A.F.  226. 

998.  *F.  C.  Pewrase.  Graphical  metiiod 
for  the  determination  of  tue  local  times 
of  contact  in  a  solar  eclipse.  M.N.A.S.  483. 

699«  L.  8ehülho/f.  Sur  le  calcul  des 
limites  des  latitndes  entre  lesquelles  une 
occultation  est  visible.    B.A.  17.  11. 

700.  Ä.  Claude.  Demonstration  gäo« 
m^trique  des  condusions  de  M.  Sdiulhoff. 
B.A.  17.  16. 

701.  E.  F.  van  de  Sande  Bakhuygen. 
De  bewe^ing  der  aardpool  volgens  de 
waamemingen  van  de  laatste  jaren.  C. 
AA.  169. 

792.  C.  J.  L.  Charlier.  Sur  les  points 
Binguliers  des  in^^lites  s^culaires  des 
petites  planstes.    B.A.  17.  209. 

708.  C.  V.  L.  Charlier.  Einure  FäUe 
von  Libtationsbewegung  in  dem  Flaneten- 
■yitem.  L    B.V.A.8.  166. 

794.  *G.  Boccardi.  Esposiadone  del 
metodo  di  Tietjen  per  la  oorresdone  degli 
elementi  dell'  orbitadiunpianeta.  P.O.G. 
37. 

795.  A.  SiMlke.  Berechnung  der  Pia* 
netenerscheinungen.    Z.H.  31.  4. 

706.  O.  BacÜund.  Sur  la  question 
de«  lacunes  des  petits  planstes.  B.A. 
17.  81. 


^  707.  *S.  Newcomb.  On  the  distribu- 
tion  of  mean  motions  of  the  minor 
planets.  A.J.B.  20.  166. 

798.  *C.  Moser.  Über  eine  mit  der 
Umlaufszeit  der  Planeten  zusammen- 
hängende Relation.    M.G.B.   1. 

709.  H.  Pwneari.  Sur  le  mouvement 
du  p^rig^e  de  la  lune.    B.A.  17.  87. 

710.  *E.  W.  Broum.  Note  on  the  va- 
lues  of  the  coefficients  of  the  terms  of 
3.  Order  in  the  new  lunar  theorj. 
M.N.A.S.  124. 

711.  F.  Folie.  Simple  recherche  tri- 

Sonometrique  de  la  nutation  eul^rienne 
e  Taxe  instantanä.    A.S.B.  262. 

712.  F.  Folie.  Sur  des  termes  nou- 
veauz  de  Tacceiäration  s^culaire  de  la 
lune.    B.A.B.  42. 

718.  F.  Folie.  Sur  les  nutations  eu- 
lerienne  d'apite  les  latitudes  determinäes 
ä  Poulkovo.    B.A.B.  270. 

714.  F.  Folie.  Formules  correctes  de 
la  nutation  eulärienne  de  Taxe  instan- 
tane,  Buivies  des  ezpressions  complätes 
de  la  nutation  de  Täcorce  solide  du  globe. 
B.A.B.  616. 

715.  F.  Folie.  Mon  demier  mot  sur 
rincorrection  des  formules  rapport^es 
k  Taxe  instantan^.    B  A.B.  693. 

716.  F.  Folie.  Sur  un  mode  de  deter- 
mination de  la  constante  de  la  pr^ces- 
sion,  ind^pendant  du  mouTcment  syst^- 
matique.    B.A.B.  811. 

717.  *K.  Graff.  Formen  und  Hilfs- 
tafeln zur  Reduktion  von  Mondbeob- 
achtungen und  Mondphotogiaphien. 
V.A.R.L 

718.  »TT.  W.  CampbeU.  The  determi- 
nation of  the  moons  theoretical  spectro- 
graphie  velocity.    A.JC.  11.  141. 

719.  H.  Poineari.  Sur  les  ^quations 
du  mouvement  de  la  lune.  B.A.  17.  167. 

729.  F.  ViOareaH.  £1  cometa.  R.G.L. 
160. 

721.  V.  ÄlberH.  Su  la  determinazione 
de'radianti.    R.A.N.  240. 

722.  *H.  Chr^Hen.  Le  trac^  giaphique 
des  trajectoires  des  ^tolles  filantes  et  la 
determination  des  radiants.  B.  S.  A.  F.376. 

728.  *M.  Ernst.  0  redukcvach  niez- 
bednych  w  statystycmrch  badaniach 
ffwiazd  spad%j%cych.  (Über  notwendige 
Reduktion  bei  statistischen  Erforschun- 
gen der  Meteoriten.)    E.L.  367. 


312 


Abhandlungsregister  1900—1901. 


724.  W.  C,  Kretz.  The  positions  and 
proper  motions  of  the  principal  stars  in 
the  dnster  of  coma  Berenices  as  dedu- 
ced  from  measurement  of  the  Rüther- 
ford  photographg.    A.A.N.Y.  341. 

725.  *W.  W.  CampbeU.  A  preliminary 
determination  of  the  motion  of  the  solar 
System.    A.J.C.  18.  80. 

726.  *E.  J.  YatceU.  Note  on  a  method 
of  determining  the  solar  apex.  A.J.6. 
20.  187. 

727«  *A.  Marique.  Vitesse  des  ätoiles 
dans  Tespace.    B.S.B.A.  236. 

728»  S.  Suliger.  Bemerkungen  über 
veränderliche  Eigenbewegong.  A.N.K 
164.  66. 

729.  R.  V.  Köve8ligethi.  Az  aUöcsüla- 
gok  tengeljforg&s&rol.  (Über  Axen- 
drehnng  der  Fixsterne.)  M.T.E.  17.  673. 

780.  J.  E.  KapUyn.  Over  de  licht- 
kracht, der  vaste  sterren.    G.A.A.  713. 

781.  A.  W.  Roberts.  Density  and 
figure  of  dose  binary  stars.    N.  64.  468. 

Siehe  anch  69;  93;  126;  216;  664. 

Stömngeii. 

782.  V.  Morrison.  General  pertor- 
b^tions  and  the  pertorbative  hmction. 
P.A.  809. 

788«  A.  Weiler.  Die  primordialen  Stö- 
rongen.    A.N.K.  164.  17. 

7l4«  A.  Weiler.  Die  externen  StO- 
mngen.    A.N.K.  164.  97. 

786.  C.  F.  L.  Charlier.  Zur  Theorie 
der  s&knlaren  Störungen.  B.y.A.S. 
1083. 

786.  JS.  W.  Hm.  Secular  pertur- 
bations  of  the  planets.    A.J.M.  317. 

787*  A.  Idman,  Bemerkungen  über 
einen  Satz  von  Leverrier,  die  säkularen 
Störungen  der  kleinen  Planeten  be- 
treffend.   B.V.A.S.  977. 

YielkOrperproblem. 

788«  E.  Strämgren^  Über  mechanische 
Integration  und  deren  Verwendung  für 
numerische  Rechnungen  auf  dem  Gebiet 
des  Dreikörperprobiems.    B.Y.A.S.  443. 

Kosmologie* 

789.  *F.  R.  MotdUm.  An  attempt  to 
test  the  nebular  hypothesis  by  an  appeal 
to  the  laws  of  dynamies.  A.J.C.  11.  103. 

740.  — .  On  the  clustering  of  gravi- 
tational  matter  in  any  part  of  the  uni- 
verse.    N.  64.  626. 

741.  *R.  V.  Kövesligethi.  Az  ^gi  testek 
fejlödäse  ei  a  föld  kora.  (Entwicklung 
der  Himmelskörper  upd  Alter  der  Erde.) 
M.T.E.  18.  361. 


742.  M.  Flamathe.  Les  ^eigies  co»* 
miques.    B.S.B.A.  239. 

748.  /.  WUsing.  Über  die  Eifasltong 
der  Energie  der  Sonnenstrahlen.  A.K.K. 
164.  429. 

744.  A.  Hustek.  Die  Entstehung  des 
Planetensystems.    N.W.  663. 

Astronomie  y  splilrigche. 

745«  *H.  H.  Turner.  Some  suggestioni 
for  the  explicit  use  of  direction  cosines 
or  rectangular  coordinates  in  astrono- 
mical  computations.    M.N.A.S.  201. 

746.  — .  Dedufao  das  fonnulu  de 
Mr.  Guyou  para  executator  os  calcnlos 
nauticos  usando  unicamente  bb  tabuu 
de  latitudes  crescidas.    A.C.M.N.  Jan.- 

747.  a  W.  WirU.  Über  ein  Problem 
der  sphärischen  Astronomie  und  seine 
Bedeutung  fQr  die  Nautik.  A.H.  3!3. 
467.  —  E.  Wendt  408. 

748.  *A.  Vital.  Ein  Diagramm  nr 
graphischen  Lösung  der  astronomischen 
Schiffahrtsprobleme.    M.A.O.S.  201. 

749.  *A.  Viua.  Graphische  Methode 
für  die  astronomischen  Ortsbestimmun- 
gen in  See.    M.A.G.S.  267. 

760.  *A.  V.  Triulzi.  Astronomische 
Ortsbestimmungen  zur  See.  M.A6.S. 
439. 

751.  *D.  Florian.  Astronomische  Orts- 
bestimmungen zur  See  ohne  Redmiing 
und  Tafebi.    M.A.G.S.  698. 

752.  ^W.  Ivanowski.  Zyezdniia  nahl- 
judenija  na  more.  (Stembeobadhtoiigai 
zur  See.)    M.Z.P.  297.  67;  131. 

758.  ^J.F.Hayford.  Determination  of 
time,  longitude,  latitnde  and  azimath. 
R.C.G.S. 

754.  ^Po8t.  Methods  of  detennination 
of  latitude,  longitude  and  solar  time  in 
reconnaissance    surreys.    E.N.  43.  168. 

755.  V.  Maurice.  Longitude  by  the 
right  ascension  of  the  moon.  N.M.L. 
379. 

756.  *Radler  de  Aquino.  0  methodo 
de  Marcq.  Saint-Hilaire.     B.M.B.  8. 

757.  ^H.  Heyenga.  Ergänzungen  sor 
Neuen  Methode  der  Ortsbestimmung  nnd 
der  Douweschen  Standlinie.    H.H.  545. 

758.  *H.  Heyenaa.  Neue  Methode  lur 
Bestimmung  des  Beobachtungsorts  aus 
2  Höhen.    H.H.  162. 

769.  *E.  Wendt  Gleiche  Sonnenhöhen. 
H.H.  186;  198. 

780.    'T.  Lüning.    Das    Zweihöhcn- 

Sroblem    in    elementarer    Dantellnng. 
LH.  280;  291. 

761,  *H.  Heyenga.  Kritische  Pitifnng 


Abhandlungsregister  1900—1901. 


313 


der  beobachteten  QestimshÖben  auf 
offener  See.    H.H.  880. 

768.  G.  JPesci,  Sa  di  un  regolo  calcn- 
latore  della  differensa  fra  Tfutezza  me- 
ridiana  e  circninmeridiana  di  un  astro. 
C.L.  1900.  679. 

768.  ^Jewneu.  Gritiqüe  de  la  mäthode 
de  Foenter  ponr  d^torminer  le  point 
par  denz  hautenrs  d^astres.  B.M.M.P. 
145.  318. 

764.  C.  W.  Wirtz.  Zeitbestimmung 
und  Chronometerkontrolle  durch  eine 
Höhendifferenz.  A.H.  342.  —  A.  Wede- 
meyer  468. 

765«  E.  (ruy<m.  Snr  Temploi  des  cir- 
cummeridiennes  ä  la  mer,   C.  R.  132.  667. 

766«  V.  M.  PenUer.  Die  scheinbare 
GrOfse  des  Himmelsgewölbes  und  die 
scheinbare  Gröfse  der  Oestime.  S.V.  N.W. 
41. 

1^T»*M,  Ernst.  OkszlatciepojomeGie- 
<;o  sUepienia  niebieskiego.  (Über  die 
Gestalt  der  scheinbaren  Himmelskugel.) 
W.  W.  242. 

768.  *,,Arctum8.^*  Bising  and  setting 
of  ihe  moon.    E.M.W.  64. 

769.  A.  Camu.  Sur  la  loi  de  rotation 
diorae  da  champ  optique  foumi  par  le 
Biderostat  et  Fh^ostat.    B.A.  17.  49. 

Siehe  auch  109. 


Aberraiioii. 

770.  C.  Le  -Paiae.  Sur  la  r^duction 
au  Heu  apparent.  Termes  dus  k  Taber- 
ration.    M.S.L.  8  Nr.  8. 

771.  *P.  H.  CoweU.  Note  on  the  for- 
mulae  for  star  corrections.  M. N.  A.  S.  607. 

Siehe  auch  876. 

Chronologie. 

772.  G.  HolzmMer.  Das  Problem  der 
wahren  und  mittleren  Zeit.  Z.H.  81.340. 

778.  *a  T.  de  Quarenghi.  L'uni- 
fication  des  calendriers  Ghr^gorien  et  Ju- 
lien.   R.G.O.  12.  175. 

774.  ^AbetH.  II  numero  assoluto  dell* 
era  volgare  nel  periodo  giuliano.  M.  S.  S.  I. 
29.  Nr.  1. 

776.  ^F.  Körfer,  Die  Frage  der  Aus- 
dehnung dezimaler  Zeiteinteilung  auf 
das  WinkelmaTs.    N.W.  261. 

776.  *F.  Strauhal.  Die  Frage  der 
Dezimalteilung  der  Zeit  und  des  Winkels 
(tschech.).    B.A.P.  Nr.  8.  167. 

Siehe  auch  311. 

Onomonik. 

777.  ^Marzoechi.  Alcune  repfole  pra- 
tiche  per  tracciare  le  orologie  solari. 
B.A.G.  1900.  Fase.  1. 


H.  Geophysik. 


Geophysik« 


778.  W.  A.  StdOoff,  Memoire  sur  les 
fonctions  harmoniques  de  M.  H.  Poin- 
car^.    A.T.  2.  278. 

779.  C.  Lagranpe.  Sur  le  probl^me 
actael  de  la  phjsique  du  glooe  et  les 
lois  de  Brfick.    B.A.B.  1900.  1029. 

780.  A,  NippoUU  jun.  Ein  Satz  über 
Fouriersche  Reihen  und  seine  Anwen- 
dung in  der  Geophysik.    P.Z.  863. 

781.  *A.  Gersun,  0  predelenie  sred- 
nej  plotnosti  zemli.  (Ober  die  Methode, 
die  mittlere  Dichtigkeit  der  Erde  zu 
bestimmen.)    B.B.A.G.  16. 

782.  F.  B.  Helmert.  Der  normale 
Teil  der  Schwerkraft  im  Meeresniveau. 
S.A.B.  328. 

788.  H.  Poincari.  Les  mesures  de 
gravit^  et  la  g^od^sie.    B.A.  18.  1. 

784.  *A.  Veniuri,  Sulla  compensazione 
dei  risultati  nelle  misure  di  giavitä  re- 
lativa  terrestre.    N.C.P.  11.  83. 

786.  *E.  V.  Eötvös,  A  neh^zs^g  ^s  a 
magneses  erö  nivotelüteteinek  ^s  val- 
tosl^Bainak  meghatarozafiaröl.  (Über  Be- 
stimmung der  Niveaufl&chen  und   der 


Variationen  der  Schwer-  und  erdmagn. 
Kraft.)    M.P.L.  361. 

786.  *B.  Eöivos,  £tude  sur  les  sur- 
faces  de  niveau  et  la  Variation  de  la 
pesanteur  et  du  champ  magn^tique, 
R.C.I.P.  2.  371. 

787.  J.  Knett.  Über  die  Eiregungs- 
art  von  Erdbeben  und  andere  die  Pro- 
pagation  betreffende  Faktoren.  S.L.P. 
263. 

788.  M.  H.  Naqaoka.  Tremblements 
de  la  terre.    A.S.ü.  10.  604. 

789.  E.  Wiecheri.  Prinzipien  fOr  die 
Wirksamkeit  von  Seismographen.  P.Z. 
698;  606. 

790«  J.  Collei.  Les  corrections  topo- 
graphiques  des  observations  pendulaires. 
A.U.Q.  18.  1. 

791.  *N.  PiUachikow,  Das  Foucault- 
sche  Pendel  (russ.).    M.P.O.  24.  193. 

792.  J.  Sdiubert.  Zur  Theorie  der 
W&rmeleitung  im  Erdboden.    M.  Z.  377. 

798.  F.  Bjerknea  u.  J.  W.  Sandström. 
Über  die  Darstellimg  des  hydrographi- 
schen Beobachtungsmaterials  durch 
Schnitte,  die  als  Orundlage  der  theore- 
tischen Diskussion  der  Meerescirkulation 


314 


AbhandluDgeregister  1900~-1901. 


und    ihrer    Ursachen    dienen    können. 
M.S.G.  Nr.  4. 

794.  2>.  Negreanu.  Formnlele  carl  re- 
presintä  legeadistribu^uneYcomponentel 
orizontale  a  for^I  magnetice  terreatre 
In  Rom&nia.  ^ormeln,  welche  die  Ge- 
setze derVerteüangdererdma^etischen 
Horizontalkomponente  darstellen.)  A.A.R. 
28  A.  114. 

Siehe  auch  189;  648;  896. 

Meteorologie^  mathematlsehe. 

795.  L.  Weber.  Versuch  einer  neuen 
Methode  der  Wetterprognose.  S.Y.E.  28. 

796.  *B.  J.  Sregnevshy.  Möglichkeit 
der  genauen  Vorhersage  des  Wetters 
vom  wissenschaftlichen  und  sozialen 
Standpunkt.    A.Ü.J.  1901.  Nr.  1. 

797.  ^Dechevrens.  Methode  simplifl^e 
dite  des  facteurs  pour  le  calcul  des  sä- 
ries  de  Fourier  et  de  Bessel  appliqu^es 
ä,  la  m^t<^orologie.    N.L.M. 

798.  *F.  H.  BigOow,  Line  Integrals 
in  the  atmosphere.    M.W.R.  685. 

799.  ^P.  Eibhin.  Über  die  Periodizi. 
tat  der  atmosphärischen  Erscheinungen. 
J.ß.P.C.G.  82.  67. 

800.  JJ.  König.  MitOgige  Helligkeit 
in  Mecklenburg.    A.F.M.  866. 

801.  ♦TT.  Schramm.  Über  die  Ver- 
teilung des  Lichts  in  der  Atmosph&re. 
S.V.K.  81. 

802.  J.  Maurer.  Frank  Verys  Experi- 
mentaluntersuchung  über  die  atmosphSr 
rische  Strahlung.    M.Z.  228. 

808.  N.  E.  Dorsey.  The  colour  and 
Polarisation  of  blue  skje  light.  N.  64. 
188. 

804.  B.  Peter.  Über  den  Einflufs  der 
atmosphärischen  Dispersion  auf  die  Mes- 
sung von  Distanzen.    A.N.E.  165.  289. 

805.  G.  B.  M.  Zerr.  Atmospheric  re- 
fraction.    M.M.F.  8.  192. 

806.  — .  Üna  formula  semplice  per  ü 
calcolo  delle  rifrazioni  astronomiche.  G.  L. 
1900.  372. 

807.  *Cam8tock.  Anew  method  ofcor- 
recting  the  suns  declination  for  refrac- 
tion.    E.N.  43.  866. 

808.  M.  Loperfido.  Contributo  allo 
studio  del  coeffidente  di  rifrazione  in 
ItaHa.    R.T.C.  18.  119;  145. 


809.  *X.  CryäB.  Da  refracfio  Mbo- 
nomica.    B.M.B.J.  20. 

810.  *0.  Saüa.  Sülle  ▼ariaziom  della 
rifirazione  astronomica.  M.S.8.L  28. 
245. 

811.  M.  Morero  y  Anda.  ConedoBM 
que  deben  aplicarse  a  la  media  dinna 
de  la  temperatnra  dedudda  de  pocifi 
observaciones.    M.j.KM.  5. 

812.  *H.  Shaw,  Vertical  Gizoolatioii 
of  the  atmosphere.    Q.J.M.S.  163. 

818.  Kufue.  ZurbarometrischenHöhen- 
messung.    Z.V.  545. 

814.  *V.  Bjerhnea.  Thedynamicpnn- 
ciple  of  the  circulatory  movemeato  in 
the  atmosphere.    M.W.B.  484. 

816.  *V.  Bjerkneg.  The  drcnlatxny 
movements  in  the  atmosphere.  M.W.R. 
582. 

816.  H.  Brocard.  Th^rie  math^mz- 
matique  des  cydones.    LM.  240. 

817.  *L.  DanOow.  Eine  neue  Theorie 
der  atmosphärischen  Elektrizität  (nu8.V 
M.P.O.  24.  291. 

818.  V.  Elster  und  H.  Gtitel.  Über 
die  Existenz  elektrischer  Zonen  in  der 
Atmosph&re.    T.M.W.  4.  218. 

810.  8.  Ärrhenius.  Über  die  ünzche 
des  Nordlichtes.    B.V.A.S.  545. 

820.  F.  Podfcete.  Über dieEondensation 
an  Gebirgen.    M.Z.  800. 

821.  *Artom.  La  fonnazione  della 
grandine  dovuta  a  movimenti  rotatori. 
L.E.  Nr.  12. 

Ebbe  und  Uni. 

822.  *Masai.  Teorna  prilivov  i  oÜi> 
VOY.  (Versuch  einer  VenroUkornnmang 
der  Theorie  der  Gezeiten.)  M.Z.P.  899. 
48;  800.  98. 

828.  V.  F.  EiUhven.  The  new  theoij 
ofthetides.  N.M.L.  286;579.  — /.ÄC. 
Moxly.  466;  612;  756.  ~  Plumäedd. 
549;  691. 

824.  E.  Femm.  Memoire  analytiqne 
sur  la  th^rie  de  Laplace  relative  aa 
ph^nom^ne  du  flux  et  du  refluz  de  la 
mer.    LL.  1. 

Kantik. 

825.  *  W.  Äüingham.  Great  drde  sai- 
ling.    N.M.L.  51. 

Siehe  auch  746—748. 


I.  NatarwiBsensohaften,  mathematisohe. 


Chemie,  mathematisehe. 

826.  P.  Gordan  und  W.  Älexejetc. 
Übereinstimmung  der  Formeln  der 
Chemie  und  der  Invariantentheorie. 
Z.P.C.  85.  610;  V.E.S.  107. 


827.  W.  G.  AUx^ew.  Gmodlagen 
einer  symbolischen  Invariantentheorie 
(russ.).    J.R.P.C.G.  38  Beilage. 

828.  *V.  G.  Alexeev.  Graphische  Auf- 
stellung des  simultamen  Systems  einer 


Abhandlüngsregister  1900—1901. 


315 


knbisehen  und  einer  biqnadratischen 
Form,  wodurch  die  Übereinatinrninng 
der  atomistischen  Theorie  und  der  sjm- 
bolischen  Inyariantentheorie  dargestellt 
ißt    A.Ü.J.  1900.  Nr.  3. 

829.  G.  Helm,  Über  Mathematik  und 
Chemie.     S.I.D.  89. 

830.  ^P.  T.  MMer.  La  mäthode  des 
Tolmnes  mol^culaires.  B.S.C.P.  (3)  23. 
325. 

881.  *0.  Boudouard.  Loia  nmn^riqnes 
des  ^qoilibres  chimiques.  B.S.C.P.  {9) 
23.  187. 

8S2.  ^P.  Saureh  On  the  equilibrium 
of  chemical  Systems.    J.P.C.  6.  21. 

883.  *W.  D.  Bcmcroft,  Beaction  ve- 
locity  and  equilibrium.    J.P.C.  4.  705. 

8S4.  *0.  Boudawird.  Influence  de  la 
pression  dans  les  ph^nomänes  d*^qui- 
libres  chimiques.    B.S.C.P.  26.  227. 

886.  G.  N.  Lewis.  Entwicklung  und 
Anwendung  einer  allgemeinen  Gleichung 
fOr  die  freie  Energie  und  das  physiko- 
chemische Gleichgewicht.  Z.  P.  C.  32. 364. 

886.  Le  Marchis.  Sur  les  fausses  äqui- 
libres  chimiques.    J.P.  526. 

887.  ^T.  W.  Richards.  The  driving 
energy  of  physico- chemical  reaotion 
and  its  temperature-coefficient.  J.P.C. 
4.  383. 

8S8.  F.  A.  H.  Sehreinemakers.  Gleich- 
gewicht im  System:  Wasser,  Phenol  und 
Aceton.     Z.P.C.  33.  78. 

889.  F.  A,  H.  Schreinemakers.  Dampf- 
drücke binärer  und  tem&rer  Gemische. 
Z.P.C.  35.  959. 

840.  H.  Pilabim.  Sur  la  v^rification 
exp^rimentale  d*une  loi  de  m^canique 
chimique.     CR.  132.  1411. 

841.  H.  Danneel.  Chemische  Kine- 
tik und  freie  Energie  der  Reaktion 
2HJ+2Ag^2AgJ+H^.  Z.PC.  33. 
415. 

842.  B.  Wegseheider,  Über  die  all- 
gemeinste Form  der  Gesetze  der  che- 
mischen Kinetik  homogener  Systeme. 
Z.P.C.  35.  513. 

848.  K.  Ikeda.  Ableitung  der  Reak- 
tionsisotherme und  Reaktionsisochore  für 
Dissociationsgemische.     Z.P.C.  33.  287. 


844.  F,  A.  H,  Schreinemakers,  lets  over 
evenichten  in  temaire  stelsels.  C.A.A. 
676. 

845.  F.  Haber,  Über  die  Autoxy- 
dation.   Z.P.C.  34.  513. 

846.  F,  Haber.  Über  die  elektrische 
Reduktion  von  Nichtelektrolyten.  Z.  P.  C. 
32.  193. 

847.  M.  Ddipine.  Recherches  sux  les 
acdtales.    A.P.C.J3.  378.  482. 

848.  Yukichi  Osaka,  Über  die  Biro- 
tation   der  d-Glukose.    Z.P.C.  35.  661. 

849.  W.  Duane.  On  the  velocity  of 
chemical  reactions.    A.J.S.  349. 

Siehe  auch  480;  511;  649;  650. 

Thermochemie. 

850.  B.  Gahl.  Studien  zur  Theorie 
der  Dampfdrucke.    Z.P.C.  33.  178. 

851.  J.  J.  vanLaar.  Die  Beziehungen 
zwischen  Lösungswärme  xmd  LOshch- 
keit  bei  Elektrolyten.    Z.P.C.  35.  11. 

Elektrochemie. 

852.  E.  Straneo.  I  fondamenti  scienti- 
fic dell'  elettrochimica.    B.T.  158. 

Elektrolyse. 

858.  B,  B,  Bamsay.  The  effect  of 
gravity  and  pressure  on  electrolytic 
action.    P.R.  13.  1. 

854.  *G,  di  Ciommo,  Sulla  polarizza- 
zione  elettrolittica  di  speciali  elettrodi. 
N.C.P.  12.  268. 

855.  H.Jahn.  Über  den  Dissociations- 
grad  und  das  Dissociationsgleichgewicht 
stark  dissocürter  Elektrolyte.  Z.P.C. 
38.  545;  85.  1. 

Siehe  auch  531;  846;  851. 

Biologie,  mathematische. 

856.  *jr.  Fearson,  Mathematics  and 
Biology.    N.  63.  274. 

85f.  A.  GaUardo.  Las  matem&ticas  y 
la  biologia.    A.S.A.  51.  112. 

858.  A,  GaUardo,  Matematika  i  bio- 
log\ja.  (Mathematik  und  Biologie.)  M.  P.  0. 
26.  1. 


EL  Technik. 


Mechanik,  teclinische. 

859.  F.  Vittareal.  Flekso  da  Ftraboj. 
ßiegung  des  Balkens.)    R.C.L.  101. 

Fachwerk. 

860.  A.  Sd^me.  Die  Behandlung  von 
Dach-  und  Brfickenkonstruktionen  im 
Unterricht.    Z.P.  14.  18. 


GewOlhe. 

861.  G.Poisson.  Surlavoute^lastique. 
CR.  138.  470. 

862.  •C.  H  Cordeiro,  Formule  ra- 
tionnelle  pour  la  d^termination  de 
r^paisseur  des  voutes  circulaires.  A.F. 
260. 


316 


Abhandlungsregister  1900—1901. 


Erddmek. 

868.  ^Baratta.  Stilla  stabilitä  delle 
diffhe.    R.A.6.  1900.  10  fasc. 

864.  F.  Auerbach.  DieGleichgewichU- 
figuren  pidrerfSniiiger  Massen.  A.P.L. 
6.  170. 

Masehinenlehre. 

869.  *Gr(U8%.  Sul  calcolo  delle  di- 
mensioni  dell*  indotto  nelle  dinamo. 
L.E.  Nr.  7. 

866.  Bordier.  Theorie  de  la  macliine 
de  Wimsliurst  sans  recteurs.  C.B.  182. 
761 

867.  O.  Wüson  and  JS.  Noble,  On  the 
consianction  of  entropj  diagiams  from 
steam  engine  indicator  diagrams.  S.  P.  M. 
Nr.  10. 

868.  Ä.  Petot  Sur  le  mode  de 
fonctionnement  des  freins  dans  les  auto- 
mobiles.   C.B.  188.  410. 

869.  *Ä  Brancher.  Trac^  dn  profil 
des  encoches  d^endiquetages  ä  gidets 
cjlmdriqnes.    A.F.  247. 

Uhmiaelierknngt. 

870.  C.  E.  OutOatme.  Procäd^  pra- 
tique  poor  la  correcüon  de  Teirenr 
secondaire  des  chronom^tres.  CR.  182. 
1106. 

Strafgenban. 

871.  J.  Pyro.  Galcnl  de  la  valeur  des 
rddnctions  de  pente  des  chemins.  I.L. 
108. 

ElsenbahnweBen. 

872.  *C  H.  Cordeiro.  Distribution  des 
rails  Courts  et  longs  dans  les  courbes. 
A.F.  292. 

878.  ^Glover.  Transition  cnrves  for 
railways.    M.P.LC.E.  140. 

Siehe  auch  668;  879. 

Telegraphenwesen. 

874.  Ä,  C.  Crehore.  Currents  and  Po- 
tentials on  submarine  cables  produced 
by  sinewave  electromotive  forces.  P.R. 
12.  841. 

Siehe  auch  662. 

Photographie. 

875.  *M.  V.  Bohr.  Über  graphische 
Darstellung  von  sphärischen  Aberrati- 
onen.   A.W.P.  78. 

876.  0.  Bergstrand.  Sur  la  d^for- 
mation  des  couches  sensibles  des  plaques 
photographiques.    6.y.A.S.  187. 

Siehe  auch  467. 


Elektroteehnik. 

877.  ^Preeoe.  The  relations  between 
electricitj  and  engineering.  M.P.LC.E. 
142. 

878.  *Ponxio.  Üna  trasmissione  per 
piccoli  motori  elettrici.  PoLM.  fuc. 
11. 

879.  L,  Marini.  Effetti  dannosi  pro- 
dotti  dalle  correnti  delle  tramvie  elet- 
triebe.    R.F.M.  8.  508. 

Instnimeiiteiikniide. 

880.  •Brown.  The  viagraph.  E.K. 
48.  271. 

881.  •B.  Malagoli.  Le  macchins  di 
Atwood  e  la  sua  applicasione  alla  deter- 
minazione  di  g.    N.C.P.  11.  88. 

882.  Ä.  Smits.  Über  einen  Manostai 
Z.P.G.  88.  39. 

888.  — .  Grasspannungsmesser  von 
Holden  -  Woolwich.    M.A.6.  1900.  814. 

884.  W.  Elsässer.  Ein  Apparat  znr 
Erläuterung  des  Dopplerschen  Princips. 
Z.P.  14.  16. 

885.  *N.  Jadanga.  U  teleobiettivo  e 
la  sua  storia.    R.T.C.  12.  17;  88. 

886.  A.  Claude.    Sur    Femploi  d*ün 

Srisme   de  reflezion  dans  les  lonettoe. 
.A.  17.  19. 

887.  *Young.  Note  on  theoiy  of  tfae 
anallatio  telescope.    M.P.I.C.E.  189. 

888.  M.  üpdegraff.  On  the  erron  of 
a  transit  insbnment  due  to  elliptidtj 
of  pivots.    A.N.K.  166.  241. 

889.  G.  lAppmann.  Sur  un  appareil 
destin^  ä  enfrainer  la  plaque  photo- 
graphique  qui  recoit  Timage  loumie  par 
un  sid^rostat.    Cf.R.  182.  981. 

890.  *M.  A.  Comu,  On  the  law  of 
diumal  rotation  of  the  optical  field  of 
the  siderostat  and  heliostai  A.J.C.  11. 
148. 

891.  *A.  Mewes.  Gmndformel  fSr  das 
Eohlrauschsche  Petrol&ther-  und  fSr  du 
Quecksilberthermometer.    D.M.  78. 

892.  A.  W.  Kapp.  Studien  über  das 
Luftthermometer.    A.P.L.  6.  905. 

898.  L.  Holbom  und  F.  KurJbam. 
Über  ein  neues  optisches  Pyrometer. 
S.A.B.  712. 

894.  E.  Perreau.  £tude  g^m^triqae 
du  condensateur  transformateur.  E.£- 
27.  186. 

895.  *  W.Jäger.  Über  Normalelemente. 
C.A.E.  8;  28;  51;  78;  89. 

896.  O.  lAppmann.  Sur  un  galvano- 
metre  a  statique.    J.P.  476. 

897.  P.  Weiss.  Sur  un  nouveau  Sy- 
steme d'amp^rem^tres  et  de  voltm^tres. 
CR.  182.  957. 


Nachtrag  zu  dem  Verzeidmis  von  Abhandlungen. 


317 


898.  *X.  Hermann  u.  M.  Gildemeister. 
Untersuchung  fiber  die  Eigenschaft  und 
die  Theorie  des  Eapülarelektrometers. 
A.F.G.P.  81.  491. 

899.  G,  lAon,  Sur  un  grisoumätre 
flectrique     CR.  182.  1408. 

900.  C.  FoG/ak,  Sur  un  voltam^tre 
disjoncteur  des  courants.  G.B.  182.  1405. 

901.  lAppmann.  Sur  un  galvanom^tre 
parfaitement  astatique.   G.K.  182.  1161. 

902.  Y.  Crimieu.  Sur  une  balance 
tres  sensible  pouvant  servir  de  galvano- 
m^tre,  d'electrodynamom^tre  etcTelectro- 
m^tre  absolu.    G.B.  182.  1267. 


908.  *D.  Bobertaon.  The  apparent 
resistance  of  a  ballistic  galvanometer 
of  the  movinff  coil  type  and  a  method 
of  allowing  for  the  damping  current. 
T.E.  46.  901;  47.  17. 

904.  *V.  W.  JEkman.  On  an  new 
curreni-meter  invented  bei  F.  Nansen. 
N.M.N. 

906.  H.Hdaer.  Schichtensucher.  Z.V. 
878 

906.    C.  Viola.    Über  den  Vertikal- 
pendelseismograph.   N.J.M.  1.  146. 
Siehe  auch  240 ;  442 ;  446 ;  448 ;  611 ;  669 ; 

789. 


Nachtrag  zu  dem  Verzeidmis  von  Abhandlungen  ans  der 
angewandten  Mathematik,  welche  im  Jahre  1900  in  tech- 
nischen Zeitschriften  erschienen  sind. 

Von  E.  WöLFFiKG  in  Stuttgart. 
Abkürzungen : 


A1I1.M.  Annales  des  Mines  9*  s^e 
17-18. 

B.S.E.  Bulletin  de  la  Soci^t^  pour 
rencoura^ment  de  Tindustrie  natio- 
nale, Pans  6*  s^e  6. 

£.    The  Engineer  89—90. 


E.Z.    Elektrotechnische   Zeitschrift  21. 
N.A.C.    Nouvelles  Annales  de  la  Oon- 

sioruction  46. 
Z.I.  Zeitschrift  fOr  Instrumentenkunde  20. 
Z.y.    Zeitschrift  für  Veimessungswesen 

29. 


Abbildungen. 

!•  Ä.  Schreiber.  Zur  konformen  Doppel- 
Projektion  der  PreuTsischen  Landesauf- 
nahme.   Z.V.  29.  267;  289. 

Aerodynamik. 

2*  H.  8.  Greenough.  Note  on  ^oaring 
flight.    £.  90.  499. 

Dynamik. 

8.  L.Lecomu.  Sur  le  volant  ^lastique. 
BSE.  6.  281. 

4.  J.  Hetibaeh.  Zur  Theorie  der  Asyn- 
chronmotoren.   E.Z.  21.  78;  97. 

5«  E.  Lefer.  £tude  du  fonctionnement 
des  moteurs  ä  plusieurs  cylindres.  B.  S.  E. 
6.  58. 

8.  R.  H.  Smiih.  A  new  measure  of 
good  quality  in  govemors.    E.  89.  629. 

7.  F.  Niethammer.  Beiträge  zur  Be- 
rechnung und  Beurteilung  von  Dynamo- 
maschinen und  Motoren.  E.Z.  21.  628; 
549. 


8.  Ä.  Grau.  Ein  elektrisches  Brems- 
dynamometer.   E.Z.  21.  1(66. 

9.  H.  Görges.  Über  das  Verhalten 
parallel  geschalteter  Wechselstrom- 
maschinen.  E.Z.  21.  188. 

10.  J.  Hervieu.  Le  chemin  de  fer 
m^tropolitain  de  Paris.  N.A.C.  46.  103; 
121;  141;  161. 

li.  Ä.  Maüock.  Measurement  of  the 
attractive  force,  resistance  and  accele- 
ration  of  trains.   E.  90.  828. 

12.  L.  Bochet.  Les  automobiles  ä 
p^trole.   Ann.M.  17.  6. 

18.  B.  Maneel.  On  the  mechanical 
theory  of  steamship  propulsion.  E.  89. 
243;  90.  179. 

Elastizit&t  nnd  FestigkeitBlehre. 

14.  J.  Batereon.  Testing  cement  by 
the  modulus  of  rupture  for  transverse 
strain.   £.  90.  127.  —  C.  L.  Smith  162. 

15.  — .  The  strengÜi  of  spars  and 
rigging  of  sailing  vessels.  E.  89.  2; 
80;  66. 


318 


Nachtrag  zu  dem  VereeichniB  von  Abhandlungen. 


16.  Ä.  Lafay.  Snr  les  d^fonnationfl 
de  contact  des  corps  ^astiqnes.  B.S.E. 
6.  413. 

17.  Ä,  S,  YotMger.  On  the  corrosion 
and  failure  of  propellar  shaft».  £.  89. 415 

18.  A.  Bcu^heüerv.  L*attelage  anto- 
matiqne  des  v^ciues  sur  les  cheminB 
de  fer  amäricains.   Ann.M.  17.  816. 

19«  X.  Champ^.    La  Ventilation  des 

tunnels  et  le  Systeme  Saccardo.   Ann.M. 

17.  167. 

Siehe  auch  8. 

ElektriziUt. 

20.  E.  Dick.  Neuer  selbstth&tiger 
Spannungsregulator.   E.Z.  21.  80. 

21«  C.  Ä.  Mossander  und  E.  A.  Fors- 
herg.  Ober  die  Yorausbestimmung  der 
erforderlichen  Kapazität  von  Akkumu- 
latorenbatterien.  £.Z.  21.  881. 

22.  A.  LötDtt.  Berechnung  des  Draht- 
durchmessers bei  gegebener  Zahl  der 
Ampärewindungen ,  der  Spulendimen- 
sionen und  der  Spannimg.  E.  Z.  21.  881. 
—  F.  Claussen  1066. 

25.  E.  ÖlsMäger.  Die  Berechnung 
von  Widerständen,  Motoren  und  dergl. 
für  aussetzende  Betriebe.   E.Z.  21.  1058. 

24.  /.  Herzog  und  C.  P.  Feldmann. 
Über  widerstandstreue  Umgestaltung 
elektrischer  Leitungsnetze.  E.Z.  21.  167. 

25«  A.  Sengel.  Spannungsteilung  an 
Gleichstrommaschinen  mittels  Drossel- 
spulen.   E.Z.  21.  387;  410. 

26.  M.  Vogdsang.  Ober  die  Steuerung 
elektrischer  Uleichstromkrahne.  E.  Z.  21 . 
635. 

27«  JB.  Krause,  Die  Stufung  von  An- 
lassem für  Gleichstrommotoren.  E.Z. 
21.  328. 

28.  /.  Fischer- Hinnen.  Elektrische 
Bremse  für  Wechselströme.  E.Z.  21. 
767.  —  A.  Kolben  854. 

29.  F.  Breisig.  Ober  die  graphische 
Darstellung  des  Verlaufs  von  Wechsel- 
strömen läiigs  langer  Leitungen.  E.Z. 
21.  87. 

80.  H,  Görges.  Ober  den  Parallel- 
betrieb mit  Wechselstrommaschinen. 
E.Z.  21.  29. 

81«  C.  Feldmann  und  J.  Herzog.  Ober 
den  Widerstand  eiserner  Wechselstrom- 
leiter.  E.Z.  21.  844. 

82«  F.  Des  Coudres.  Eine  direkte 
Methode  für  Wechselstromanaljse.  E.Z. 
21.  752;  770. 

88.  O.  S.  Bragstad.  Ober  die  Wellen- 
form des  Drehstroms.   E.Z.  21.  252. 

84.  B.  Goldschmidt,  Ober  den  Leer- 
lauf von  Drehstromtransformatoren.  E. 
Z.  21.  991. 


86.  J.  A.  Möüinger.  Ober  Drehsbom- 
zähler.   E.Z.  21.  573.  —  J.  Stern  666. 

86.  W.  Beiehd.  Versuche  über  Ver- 
wendung des  hochgespannten  Drehstzoma 
für  den  Betrieb  elektrischer  Bahnen. 
E.Z.  21.  453. 

87.  M.  Breslauer.  Ober  Entwürfe  uid 
Prüfung  von  Drehstrommotoren  mit  Hilfe 
des  Diagramms  der  Mehiphasenmotoren. 
E.Z.  21.  469. 

88.  F.  Eichberg.  Ober  die  Zeilegong 
des  oscillierenden  Feldes  des  ELnphaaen- 
motors  in  Drehfelder.   E.Z.  21.  484. 

89.  G.  Osatma.  Theorie  der  aijn- 
chronen  Mehrphasenmotoren.  E.Z.  21. 
712.  -:-  F.  Emde  782;  854;  941.  —  /. 
Heubadi  815;  1089.  —  B.  KMwam 
895.  —  B.  A.  Behrend  875;  1090.  - 
J.  K  Sumec  1008.  —  S.  W.  Schmidt  1081. 

40.  J.  Wg.  Günstigste  Verteüung  der 
Verluste  in  Transformatoren.  E.  Z.  21. 745. 

41.  W.  Thiermann.  Spiegelgalvano- 
meter  mit  weitem  Messbereich.  E.Z. 
21.  211. 

42.  F.  Spielmann.  Eupfemspanus 
bei  Kraftübertraffungen.   E.Z.  21.  1O07. 

48.  C.  Michd&e  und  O.  Martienssen, 
Femstromzeiffer.   E.Z.  21.  461. 

44.  J.  Edler.  Untersuchungen  des 
Einflusses  der  vagabundierenden  Ströme 
elektrischer  Strassenbahnen  auf  erdmag- 
netische Messungen.   E.Z.  21.  193. 

45.  C.  Liebenow.  Ober  tellunsche 
Elektrizität.    E.Z.  21.  962. 

46.  K.  Bichter.  Beiträge  zur  Fehler- 
bestinmiung  in  Dynamomaschinen.  E.Z 
21.  38. 

.47.  B.  Goldschmidt.    Diagramme  für 
Induktionsmotoren.   E.Z.  21.  693. 

48.  E..  Stadelmann,,  Beitrag  tm  Be- 
rechnung von  Lichtleitungsregolatoren. 
E.Z.  21.  285. 

49.  G.  Dettmar,  Die  günstigste  Di- 
mensionierung der  Stromabnehmer  bei 
Schleifringen  und  Kollektoren.  E.Z.  21. 
429. 

50.  K.  Wükens.  Ober  die  Erwärmung 
unterirdischer  elektrischer  Leitongen. 
E.Z.  21.  418. 

51.  (r  Basch.  Ober  Stromversorgong 
längerer  Bahnlinien.  E.Z.  21. 1063;  1080. 

52.  G.  Kapp,  Zugkraftmeaser  für 
elektrische  Bahnwagen.  E.Z.  21.  579. 

58.  W.  Kummer,  Formeln  zur  Be- 
rechnung und  Prüfung  von  Automobilen. 
E.Z.  21.  346. 

&4.  F.  Breysig.  Ober  die  Dantellimg 
des  Verlaufs  teletgraphischer  Zeichen  in 
langen  Kabeln.    E.Z.  21.  1046. 

Siehe  auch  8—9;  61;  62;  70;  76-78; 
80;  93;  98—99. 


Nachtrag  zv^dem  Veizeichnis  von  Abhandlimgeiu 


319 


FeUerreeluinng. 

M*  E.  Sammer.  Beitrag  zur  6e- 
ichichte  der  Aasgleichungsrechiiiuig. 
Z.  V.  29.  618. 

56.  W.  Laska^  Über  den  Einflnsa  der 
Ungenauigkeit  gegebener  Pankte  auf 
du  Beanltat  des  Voremsclmeidens.  Z.Y. 
29.  667. 

Geodftsie. 

67.  0.  Eggert.  Yergleicbimff  der  Er- 
gebniBse  des  geometrischen  nnd  des  tri- 
gonometriflchen  NivellementB  nach  den 
dnrch  Yon  Banemfeind  im  Jahre  1881 
aoBgefOhiten  Beobachtongen.  Z.V.  89. 
113. 

Siehe  auch  66;  59;  60;  81;  82;  91. 

Graphisches  Sechnen. 

S8*  PüOer.  Zxa  Quadratur  des  Kreises. 
Z.V.  S9.  588. 

59.  C  Bunge.  Graphische  Ausgleichung 
beiin  Rückv^rtseinschneiden.  Z.V.  89. 
681. 

60«  A.  Klingatsdi.  Zur  graphischen 
Anigleichung  von  Polygonzügen.  Z.\. 
29.  640. 

61*  E.  Hunke.  Über  graphische  Be- 
rechnung Ton  Widerstandsregulatoren. 
E.Z.  21.  801. 

62*  F.  Blane.  Eine  ffraphische  Me- 
thode zur  Bestimmung  der  Strom-  und 
Spannungswerte  in  verketteten  Mehr- 
phaaensystemen.   E.Z.  21.  788;  749. 

Hydrodynamik. 

8S.  H.  S.  Hde-Shaw.  The  distribu- 
tion  of  pressure  due  to  flow  round  sub- 
merged  surfaces  with  special  reference 
to  balanced  mdders.   E.  89.  418. 

04*  G.  Bu880.  The  rolling  of  ships 
OS  waves.   £.  89.  858. 

65«  — .  The  speed  of  transports.  E. 
89.  109. 

M«  BaUau.  Theorie  des  h^ces  pro- 
pTÜsives.  B.S.E.  5.  497. 

Interpolation. 

67.  W.  Ldska.  Über  das  arithme- 
tUche  Mittel.   Z.V.  29.  598. 

Kinematik. 

tö.  E.  Vieairt.  Note'sur  la  repr^- 
leatation  de  Teffet  des  freins  ä  Faide 
d'nn  frein  fictiTe  ä  serrage  instantan^ 
et  ä  force  retardatrice  cons&mte.  Ann.M. 
18.  104. 

Knrren. 

69.  K.  Sieber.  Übergangskurven  bei 
elektritchenStrafsenbahnen.  E.  Z.  21. 863. 


70.  G.  BentBchke.  Über  den  soge- 
nawiten  Formfaktor  der  Wechselstrom- 
kurvem  E.Z.  21.  674;  765.  —  B.  Biehter 
746. 

71.  J^.  Hammer.  Über  den  aus  zwei 
Kreisbögen  besteb^den  Korbbooen  zur 
Verbindung  zweier  gegebenen  Tangen- 
tialpunkte.   Z.V.  29.  286k 

Siehe  auch  10. 

MagnetiBmus. 

72.  K.  Erogh.  Über  magnetische 
Trägheit.   E.  Z.  21.  1088. 

78.  C.  FeJdmann  und  J.  Hertog.  Über 
die  Schirmwirkung  von  EisenrOhren. 
B.Z.  21.  861. 

74.  A.  CcTfiu.  Action  du  champ 
magn^que  terrestre  sur  le  marchä  d'un 
chronomStre  aimant^.   B.S.E.  6.  880. 

75.  H.  du  Boia.  Magnetische  Pr&ci- 
sionswage.    Z.I.  20.  97;  129. 

76.  C.  Westphai.  Die  Gesetze  der 
Krafklinienverteilung  über  den  umfang 
der  Dynamomaschinen.    E.Z.  21.  747. 

77.  G.  Dettmar.  Die  Verteilung  der 
Kraftlinien  bei  Nuthenankem,  von 
Qleich-  und  Wechselstrommaschinen. 
E.Z.  21.  944. 

78.  C.  Westphal.  Die  Gesetze  der 
Kraftlinienverteilung  über  den  Umfang 
derWechselstrommaschinen.  E.Z.  21.878. 

Mefsapparate. 

79.  H.  Keüner.  Über  einige  Methoden 
und  Apparate  zur  Bestimmung  der  Kon- 
stanten des  Femrohrs.    Z.I.  20.   1;  88. 

80.  /.  KoUert.  Elektrodynamometer 
mit  Spiegelablesung  für  technische 
Zwecke.   E.Z.  21.  788. 

81.  A.  Schreiber.  Besondere  Centri- 
runffsverh&ltnisse.   Z.V.  29.  821. 

82.  J.  Schnoeckel  Die  Flftchenberech- 
nung  mittelst  eines  neuen  antilogarith- 
misdien  Grundsteuer-KartenmaTsstabes. 
Z.V.  29.  413. 

Nantik. 

88.  B.  Wanach.  Eine  Methode 
Schtschotkins  von  gleichzeitiffer  Zeit- 
und  Breitebestinmxung  aus  Beobach- 
tungen von  Stempaaren  in  gleichen 
Höhen.   Z.V.  29.  209. 

Optik. 

84.  B.  SirM.  Zonenfehler  und  Wel- 
lenfl&chen.    Z.I.  20.  266. 

85.  B.  Wanach.  Über  L.  v.  Seidels 
Formeln  zur  Durchrechnung  von  Strahlen 
durch  ein  centrirtes  Linsensystem  nebst 
Anwendung    auf   photographische    Ob- 


320 


Nachtrag  zn  dem  YeneichniB  von  Abhandlungen. 


jekte.     Z.I.   80.    161.    —    H.   Harting 
284. 

86.  E,  Ulbricht.  Die  Bestimmung  der 
mittleren  räumlichen  Lichtintensit&t 
durch  nur  eine  Messung.  E.  Z.  21. 
696. 

87.  J.  Hartmann,  Bemerkxmgen  über 
den  Bau  und  die  Justirung  von  Spek- 
trographen.   Z.L  20.  17:  47. 

SS.  H,  Lehmann.  Über  Spektral- 
apparate  mit  drehbarem  Gitter.  Z.I. 
20.  193. 

Siehe  auch  79. 

Planimeter. 

89*  — .  Le  planim^tre  Lippincott. 
B.S.E.  6.  126. 

Siehe  auch  82. 

Beehenapparate. 

90.  J,  Carpentier,  Rapport  sur  la 
r^gle  dactylio^aphique  universelle  de 
M.  Bessat.    B.S.B).  6.  626. 

91.  F.  Schuster,  Vereinfachung  der 
Methode  zur  Berechnung  des  Messungs- 
liniennetzes mittelst  Rechenmaschine. 
Z.V.  29.  488. 

92.  C,  Laüemand.  Zweiteiliger  loga- 
rithmischer Rechenschieber.  \Y.  29. 
283. 


Reibnng. 

98.  F.  Blane.  Über  die  Leerliof. 
reibung  bei  Induktionsmotoren.  E.Z. 
21.  181. 

SUtIk. 

94.  J.  D.  Moraan.  The  effidoicj  of 
Westen  pulley  blocks.   E.  89.  154. 

Tafeln,  graphiaelie. 

95*  A.  Sehletuinger.  Graphische 
Farametertafeln    zur  Bestimmang  von 

«  =  y^a*-)-^o*  — ^a+p.     Z.V.  29 
661. 

Wftrme. 

96.  E.  H,  Äma^.  Sur  les  lois  des 
chaleurs  sp^cifiques  des  fluides.  B.S.E. 
6.  989. 

97.  /.  K.  Orindley.  An  experimenUl 
investigation  of  the  thezmodyntmical 
properties  of  superheated  steam.  E. 
89.  291. 

98*  R.  Apt.  Über  Erwftnnmig  nnts- 
irdisch  verlegter  Kabel.   E.Z.  21.  613 

99.  J.  Herzog  und  C.  Feiimann.  Über 
die  Erwärmung  elektrischer  Leitnngi 
kabel.    E.Z.  21.  788. 

100*  F.  Odagiri.  Navy  boilen.  £ 
89.  628. 

Siehe  auch  60. 


Die  Bemonllische  Wertetheorie.    Von  H.  E.  TixssDiNa.  321 


Die  BernonUische  Wertetheorie. 

Von  H.  E.  TiHERDiNG  in  Strafsburg. 

I. 

In  den  ersten  An^gen  der  Wahrscheinliclikeitsreclinang  ist  der 
Begriff  der  Walirscheinlichkeit  eng  yerschmolzen  mit  einem  verwandten 
Begriffe,  der  ursprünglich  als  Chance  (mensura  sortis)  und  später,  nicht 
gerade  glücklich  als  mathematische  Hoffnung  bezeichnet  wurde.  Seine 
Festlegung  ist  bei  den  Glücksspielen  sehr  einfach,  und  da  sich 
auf  diese  die  Wahrscheinlichkeitsrechnung  in  den  ersten  Zeiten  aus- 
BchheJslich  beschränkte,  wurde  zu  Beginn  sogar  der  Begriff  der  Wahr- 
scheinlichkeit auf  den  Begriff  der  mathematischen  Hofhung  gegründet. 
Denken  wir  uns,  da  ein  Beispiel  typisch  für  alle  ähnlichen  Fälle  ist,  dafs 
ein  Unternehmer  eine  Lotterie  veranstaltet,  in  der  er  n  Lose  zu  dem 
gleichen  Preise  verausgabt  und  daftlr  einen  einzigen  Gewinn  von  dem 
Betrage  G  aussetzt.    Beansprucht  er  dann  für  sich  keinen  Nutzen  aus 

der  Lotterie,  so  wird  er  für  jedes  einzelne  Los  den  Betrag  —  O  ein- 
fordern, und  soviel  darf  jeder  Spieler  auf  sein  Los  w^en,  ohne  dem 
Unternehmer  etwas  zuzuwenden.  SchlieMich  wird  ja  ein  Spieler  ge- 
winnen und  die  anderen  werden  alle  verlieren,  aber  vor  der  Ziehung 
kann,  wenn  es  lediglich  vom  Zufalle  abhängt,  wen  das  Los  trifft, 
keiner  als  begünstigt  gelten.  Die  Aussicht  zu  gewinnen  ist  für  alle 
dieselbe,  sie  kann  in  bestimmter  Weise  gewertet  werden  und  ist  eben 

durch  die  Zahl 

^G 

n 

gegeben.  Dies  ist  die  mathematische  Hoffiiung  für  einen  Spieler,  und 
würde  derselbe  nicht  blofs  ein,  sondern  m  Lose  genommen  haben,  so 
Ware  sie 

n 

Der  Faktor  w  =  —,   mit   dem   in   diesem   Ausdrucke   der  Gewinn   G 

multipliziert  erscheint,  ist  ein  echter  Bruch,  der  nur  dann  der  Einheit 

Z«iUQhxift  f.  MAthematik  a.  Fbyiik.  47.  Band.  1909.  S.u.  4.  Heft.  21 


322  Die  Beraonllisclie  Wertetheorie. 

gleich  wird,  wenn  der  Gewinn  YoUkommen  sicher,  und  gleich  Null  ist, 
wenn  der  Gewinn  unmöglich.  Je  gröfser  er  ist,  um  so  naher  kommt 
die  Aussicht  auf  diesen  Gewinn  der  GewÜBheit^  und  deshalb  ist  dieser 
Bruch  als  die  Wahrscheinlichkeit  des  Gewinnes  bezeichnet  worden,  ob- 
wohl der  landläufige  Sprachgebrauch  dieses  Wort  nur  dann  rechtfertigt, 
wenn  der  Bruch  w  von  der  Einheit  nicht  sehr  abweicht  Nachdem 
die  Lehre  von  der  Wahrscheinlichkeit  weiter  entwickelt  war,  hat  mau 
umgekehrt  den  Begriff  der  mathematischen  Hoffiiung  aus  dem  Begriff 
der  Wahrscheinlichkeit  abgeleitet  und  als  das  Produkt  aus  einem  zu 
erhoffenden  Gewinne  und  der  Wahrscheinlichkeit,  mit  der  er  zu  er- 
warten steht,  definiert  Entsprechend  ist  der  Begriff  der  mathe- 
matischen Befürchtung,  der  sich  auf  einen  möglichen  Verlust  bezieht, 
festgelegt  worden. 

Ist  so  der  Begriff  der  mathematischen  Hoffnung  vorläufig  nur  für 
die  Glücksspiele  bestimmt,  bei  denen  sich  die  Chancen  der  einzelnen 
Spieler  genau  gegen  einander  abwägen  lassen,  so  lafst  sich  für  seine 
Erweiterung  gewifs  geltend  machen,  daJjs  so  gut  wie  diese  Spielgewinne 
aUe  künftigen  Einnahmen   mehr  oder  weniger  ungewifi  sind.     Aber 
wir  haben   deswegen  doch  fast  in  keinem  einzigen  Falle  eine  genaue 
Schätzung  dafür,  mit  welcher  Wahrscheinlichkeit  dieselben  zu  erwarten 
sind,  ja  wir  können  nicht  einmal  sagen,  ob  wir  ihnen  überhaupt  eine 
bestimmte  Wahrscheinlichkeit   zuschreiben   dürfen.    Es  will  uns  viel- 
mehr  scheinen,  als   ob   dieser  Begriff  der  Wahrscheinlichkeit  für  alle 
jene  Fälle  des  wirklicheii  Lebens  seine  Bedeutung  verliert,   und  wenn 
wir  ein  künftiges  Ereignis   als  mehr  oder  minder  wahrscheinlich  be- 
zeichnen,  so   ist  dies  der  Ausdruck  eines  subjektiven  Ermessens  und 
von  der  objektiven  zahlenmäfcigen  Peeüegung  nach  einer  bestimmten 
Methode   durchaus   verschieden.     Es   ist  nun   interessant,   dafs,  wenn 
auch    nicht    die    Ansicht    einer    einzelnen    Person,    doch    von  einer 
gröüseren  Menge  die  Durchschnittsansicht  betreffs  Sicherheit  oder  Un- 
sicherheit eines  künftigen  Gewinnes  in  gewissen  Fallen  sich  aus  ihrer 
v^en  Verschwommenheit    zu   einer  genauen  Fixierung   des   vermeint- 
lichen Grades  der  Sicherheit  oder  Unsicherheit  verdichten  kann,  sofern 
sich   diese  Ansicht  nämlich  in  dem  Kurse  der  Wertpapiere,  die  eine 
in  Aussicht  gestellte  bestimmte  Zahlung  repräsentieren,  kundgiebt  Zn 
jeder  Zeit  läfst  sich  ein  gewisser  Zinsfub,  der  in  Prozenten  e^  betrage, 
als  ZinsfuTs   der  vollkommen  sicheren  Kapitalanlagen   ziemlich  genau 
feststellen.  Es  habe  nun  ein  Papier,  das  einen  bestimmten  anderen  Zins- 
fuTs 0  liefert  oder  verspricht,  zu  einer  gewissen  Zeit  den  Kurs  c,  indem 
die  durch  das  Papier  nominell  vorgestellte  Summe  s  in  Wirklichkeit  zu 
dem  Betrage  es  gewertet  wird.    Hierdurch  wird  dann  ausgedrücU^  dafs 


Von  H.  £.  TnoEBDnra.  323 

die  g  Prozent  der  Summe  s  nur  mit  einer  gewissen  Wahrscheinlichkeit  w 
fortdauernd  zu  erwarten  und  infolge  dessen  nur  ebensoviel  wert  sind 
wie  die  sicher  zur  Auszahlung  gelangenden  e^  Prozent  der  Summe  es. 
Es  wird  also  sein  müssen 


und  mithin  ist 


W    '    0=^C    '    gf^y 


^6 


SO  daCs  die  Sicherheit  eines  Papieres  dem  Kurse  direkt^  dem  ver- 
sprochenen  Zinsfulse  umgekehrt  proportional  wäre,  wie  es  auch  glaubhaft; 
scheint.  Da  w  nicht  gröfser  als  1  sein  kann,  so  muls  immer  e  >  cZq 
sein.  Dies  leuchtet  aus  der  Natur  der  Sache  ein,  denn  wäre  e  <  C0q^ 
so  wäre  die  sichere  Anlage  des  zum  Ankauf  des  Papieres  verwendeten 
Kapitals  auf  jeden  Fall  vorzuziehen,  indem  der  Zinsertrag  grölser  wird 
als  er  überhaupt  durch  das  Papier,  noch  dazu  mit  einer  gewissen  Un- 
sicherheit, in  Aussicht  gestellt  wird. 

Man  hat  es  hier  aber  mit  einer  ganz  rohen  Schätzung  der  Sicher- 
heit einer  Kapitalanlage  zu  thun,  denn  nicht  blofs  sind  die  Befürch- 
tong^i  und  Erwartungen,  welche  den  Kurs  bestimmen,  äulserst 
schwankend  und  unsicher,  es  ist  auch  eine  solche  Einführung  des  Be- 
griffes der  Wahrscheinlichkeit  von  mathematischer  Strenge  und  Genauig- 
keit weit  entfernt.  Man  nimmt  nämlich  die  Auszahlungen  aller  Jahre 
ak  gleich  wahrscheinlich  an,  wahrend  doch  der  Zinsbezug  an  einem 
naher  gelegenen  Termine  gegenüber  den  späteren  Bezügen  eine  grofsere 
Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat.  Es  giebt  mm  aber  andere,  einmalige 
oder  wiederholte,  Zahlungen,  deren  Wahrscheinlichkeit  in  gewissem  Sinne 
sich  aus  statistischen  Erhebungen  empirisch  festlegen  läfst.  EUerzu  ge- 
hören die  wichtigsten  Arten  der  Versicherung  und  vor  aUem  die  so- 
genannte  Lebensversicherung  in  ihren  verschiedenen  Formen.  Fassen  wir, 
um  ein  Beispiel  zu  haben,  eine  jährliche  Leibrente  von  dem  Betrage  s 
ins  Auge,  so  wird  der  Wert  derselben  für  eine  Person  des  Alters  a 
dadurch  fixiert,  dafs  man  unter  der  Voraussetzung  einer  unverändert 
bleibenden  Sterblichkeit  aus  den  Sterblichkeitstabellen  die  Wahrschein- 
lichkeit Aa,  s  dafür  zu  ermitteln  sucht,  daJjs  diese  Person  nach  x  Jahren 
noch  lebt,  w  sei  das  höchste  vorkommende  Alter.  Nimmt  man  femer 
an,  dals  ein  Kapital  Sq  durch  Zinsbildung  in  x  Jahren  zu  Sq  •  e*'  an- 
wachst, dann  ist  der  gesuchte  Ankaufswert  der  Leibrente 

w  —  g 
S'Ra-=^Xa,xSer''. 

Dies  wäre  also  der  Betrag,  zu  dem  die  a  Jahre  alte  Person  die  Leib- 

21* 


f 


Die  Bemoulliache  Worteüieorie. 

reute  unter  ihren  Aktiven  in  Rechnimg  stellen  dürft«.  Ee  bat  aber  echon 
Condorcet^)  darauf  aufmerksam  gemacht,  dafs  der  Wert  einer  solchen 
von  allerband  Zufällen  abhängenden  Zahlung  mit  einem  sicheren  Besitz 
keineswegs,  auch  nicht  bei  entsprechender  Reduktion,  zu  identifizieren 
ist.  Ein  Gläubiger  wird  eine  bestimmte  Forderung  durchaus  nicht 
immer  durch  eine  an  das  Leben  des  Schuldners  geknüpfte  Leibrente, 
deren  Ankaufs  wert  der  Höhe  dieser  Forderung  entsprechen  würde, 
ablösen  lassen,  indem  er  sich  sagt,  dafs,  wenn  sein  Schuldner  iiL 
der  allernächsten  Zeit  stirbt,  er  der  ganzen  geschuldeten  Summe  ver- 
lustig gehen  würde,  und  dieser  Verlust  iiir  ihn  durch  die  Möglichkeit, 
bei  langem  Leben  des  Schuldners  mehr  zu  erbalten,  als  er  zu  bean- 
spruchen bat,  nicht  aufgewogen  wird.  Ein  solcher  Ausgleich  würde 
erst  eintreten,  wenn  der  Gläubiger  von  einer  grofsen  Anzahl  Schuldner 
auf  die  gleiche  Weise  entschädigt  würde,  und  demgemäfs  setzen  die 
Versicherungsgesellschaften  die  Prämienein  nahmen,  die  eine  solche,  von 
der  Lehensdauer  der  Versicherten  abhängige  Einnahme  repräsentieren, 
wie  einen  festen  jährlichen  Bezug  in  Rechnung.  Die  mathematische 
Hoffnung,  meint  Coodorcet,  stellt  einen  Durchschnittswert  dar,  der 
erst  dann  eine  bestimmte  Bedeutung  erlangt,  wenn  von  einem  Durch- 
schnitte die  Rede  sein  kann,  nämlich  dann,  wenn  bei  genügender 
Häufung  der  Einzelfälle  die  Abweichung  von  dem  in  Rechnung  ge- 
stellten Gesamtbeträge  voraussichtlich  einen  gewissen  kleinen  Bruchteil 
des  letzteren  nicht  überschreiten  wird, 

H. 
Wenn   nun    die  mathematische   Hoffnung  einen  Durchschnittswert 
darstellt,   der   sich   erst   bei   sehr  häufiger  Wiederholung  desselben  ge-    ~ 
winnbringenden  Ereignisses  ergiebt,  so  fragt  es  sich,  wie  in  einem  ein — 
zelnen  Falle  die  Aussicht  einer  Person   auf  einen  gewissen  Gewinn  zik^ 
werten  ist.     Handelt   es    sich  lediglich  darum,    zu  entscheiden,   ob  die 
Person  für  eine  bestimmte  Gewinnanssicht  den  richtigen  Preis  gezahlt 
hat,  ob  sie  beispielsweise  ein  Lotterielos  oder  eine  Versicherung  nicht 
zu  teuer  erkauft  hat,  so  kann  bierAlr  nur  die  mathematische  Hoffnung 
den  richtigen  Mafsstab  abgeben.    Etwas  ganz  anderes  ist  es  aber,  wenn 
es  sich,   wie   Daniel  Bernoulli   sagt,    nicht  um  ein   Urteil,  sondern 
um  einen  Rat  handelt,  wenn  die  Frage  lautet,  ob  für  die  betreffende 
Person   nach   Mafsgabe    ihrer   besonderen    Verhältnisse    die    eine   oder 
andere  Möglichkeit  eines  Gewinnes  die  günstigere  ist.    Die  Gesamtheit 


1)  RMexioDB  1 
Aan^  1T81. 


la   rtgle  generale  et«.    Hiatoire  de  TAcademie  de  Paria. 


ß 


i 


Von  H.  E.  TnoEBDiKO.  325 

aller  besonderen  Verhältnisse  einer  Person  lafst  sich  nicht  in  Rechnung 
ziehen,  es  giebt  für  dieselben  nur  einen  zahlmäfsigen  Ausdruck^  nämlich 
das  Yermögen,  und  wenigstens  dieses  kann  man  zu  berücksichtigen 
suchen.  Dies  hat  zuerst  D.  Bernoulli  gethan,  und  er  hat  der  achtzig 
Jahre  vorher  erschienenen  Schrift  von  Hujghens  De  Batiociniis  in 
Ludo  Aleae,  in  der  die  Lehre  von  der  mathematischen  Hofiäiung  ent- 
wickelt ist^  eine  Theoria  nova  de  mensura  sortis^)  gegenübergestellt, 
diese  giebt  statt  der  objektiven  diejenige  subjektive  Wertung  einer  be- 
stimmten Gewinnaussicht,  für  welche  später  die  Bezeichnung  als  mora- 
lische Hoffiiung  allgemein  üblich  geworden  ist.  Bernoulli  geht  aus  von 
dem  Oedanken,  auf  den  auch  Buffon^)  unabhängig  von  ihm  gekommen 
sein  will,  da&  eine  bestimmte  Ausgabe  oder  Einnahme  von  jemandem 
um  80  weniger  empfunden  wird,  je  mehr  er  besitzt,  und  macht  dem- 
gemäß folgenden  Ansatz.  Ist  dv  der  Wert,  den  eine  kleine  Geldsumme 
dx  für  eine  Person  mit  dem  Vermögen  x  besitzt,  so  wird 

dv==h— 

X 

gesetzt,  also  dem  Vermögen  umgekehrt  proportional.  Gewinne  sind 
hierbei  positiv,  Verluste  negativ  zu  rechnen,  wenn  der  Wert  dv  sich 
auf  eine  Vermögensändemng  vom  absoluten  Betr^e  dx  beziehen  soll. 
Ein  positives  dv  bedeutet  demgemäfs  einen  Vorteil,  ein  negatives  einen 
Nachteil 

Wollte  man  einen  analogen  Ansatz  nun  auch  für  eine  beliebige 
endliche  Zunahme  js  des  Vermögens  x  machen,  so  würde  man  den 
Wert  V  dieser  Zunahme  folgendermalsen  auszudrücken  haben: 

V  -= 


x  +  g^ 


indem  man  ihn  der  Zunahme  e  direkt,  dem  Vermögen  hingegen,  das 

sich  mit  Hinzurechnung  dieser  Zunahme  ei^iebt,  umgekehrt  proportional 

setzt.    Denkt  man  sich  nun  aber  die  ganze  Zunahme  g  in  zwei  Teile 

sSi  und  e^  zerlegt  und  sind  v^  und  v^  die  Werte  dieser  Teilgewinne,  so 

mülste 

t;  =«  Vj  +  v, 

Bein.    Andererseits  ist  aber 


1)  Commentarii  Academiae  Petropolitanae,  Vol.  Y.  1788.    Deutsch  mit  An- 
merkungen hrBg.  von  A.  Pringsheim  1896. 
2}  EsBai  d'Aritbm^tiqae  Morale. 


326  Die  BernouUische  Wertetheorie. 

indem  man  annimmt,  dafs  erst  die  Summe  0^  nnd  dann  die  Sammei^ 
yereinnahmt  wird.    Da  nun 

Z  g  M. 


mithin 


X  +  Z^         X  +  Zi  +z^ 

ist;  mülste  notwendig 

V  <  Vj  +  t?, 

sein,  was  mit  der  vorigen  Gleichung  in  Widerspruch  steht  In  der 
That  kann  der  Wert  einer  Einnahme  nicht  dadurch  erhöht  werden, 
dals  man  sich  die  Geldsumme  statt  in  Zwanzigmarkstücken  in  einzeheo 
Pfennigen  auszahlen  lafst.  Der  Bernoullische  Ansatz  gilt  also  nat 
wendigerweise  nur  f&r  sehr  kleine  Gewinne  oder  Verluste,  welche  d« 
Vermögen  der  betreffenden  Person  nicht  merkbar  yerandeni;  und  de 
Wert  V  einer  betrachtlicheren  Vermögensänderung  g  kann  nur  so  ge 
fanden  werden,  daüs  man  diese  Vermögensänderung  in  sehr  riele,  seh 
kleine  Teile  dt  zerlegt  und  die  Werte  dieser  einzehien  Teilanderangen 
addiert.    Man  wird  mit  anderen  Worten  zu  einer  Integration  gef&bri, 

und  zwar  ergiebt  sich 

»4*  • 


■ßi 


oder 

V  =  ilog— i— • 

Es  scheint  sehr  überflüssig,  über  alles  das  viel  Worte  zu  machen. 
Indessen  ist  teils  durch  Nachlässigkeit^  teils  durch  Irrtum  die  Meinimg 
entstanden,  als  ob  auüser  der  BernouUischen  noch  eine  andere,  Ter- 
wandte  Wertung  der  Vermögensänderungen  existierte,  die  auf  den  oben 
angegebenen,  unmittelbaren  Ansatz  f&r  endliche  Ändenrngen  kinaos- 
muft. 

Diese  Ansicht  labt  sich  bis  auf  eine  allerdings  sehr  flüchtige  Be- 
merkung Buffons  zurückrerfolgen,  die  in  das  bekannte  Lehrbach 
von  Lacroix^)  überg^;angen  ist  Genauer  formuliert  haben  eie  fast 
gleichzeitig  Fries')  und  Oettinger.^)    Beide  kommen  daneben  auch 

1)  Trait^  ^^mentaire  du  calcol  des  probabilit^.    1806  n.  0. 
8)  Veraach  einer  Kritik  der  Prinnpien  der  Wahrscheinlichkeitsrechniuig.  ISiS- 
8)  Die  WahrscheinlichkeitBlehre.  1858.    Auch  im  86.  Bande  des  Joanab  f3r 
Mathematik.     Es  ist  la  beachten,   dab  Oettinger,  wie  Lacroiz,  ßr  dnen 
Verluet  einen  anderen  Ansati  macht  als  fSr  einen  Gewinn,  indem  er  seine 
pfindlichkeit  dem  wrKerigtn  YennOgen  umgekehrt  proportional  Betet. 


Von  H.  £.  TmxBDiHa.  327 

das  Bernoullische  Verfahren  zu  sprechen,  Fries  allerdings  nur, 
diese  ganze  Lehre  von  der  moralischen  Hoffiiung  als  unhaltbar  zu 
erfen.  Er  sowohl  wie  0  et  tinger  scheint  aber  eigentümlicher- 
e  zu  glauben,  die  Anwendung  der  Buffonschen  oder  Bernoulli- 
a  Methode  hange  davon  ab,  ob  die  Änderung  des  Vermögens 
lieh  oder  allmählich  erfolge.  Nach  diesen  Vorgängern  hat  ein 
rer,  sehr  angesehener  Autor  über  die  Wahrscheinlichkeitsrechnung 
Buffonschen  Ansatz  vor  dem  BernouUischen  als  den  einfacheren 
naturgemaJseren  empfohlen. 

Den  Widerspruch,  den  wir  oben  in  dieser  Annahme  fanden,  indem 
nach  ihr  der  Wert  eines  Gewinnes  um  so  gröfser  ergiebt,  in  je 
reicheren  und  je   kleineren  Raten   er  ausgezahlt  wird,  kann  man 
versuchen  dadurch  zu  heben,  dafs  man  den  Bruch 


lern  Buffonschen  Ansätze  nicht  als  unmittelbaren  Ausdruck  des 
ektiven  Wertes  ansieht,  sondern  nur  als  eine  Gröise,  aus  welcher 
elbe  sich  ergiebt.  Noch  allgemeiner  kann  man  fOr  den  subjektiven 
i  einer  bestimmten  Einnahme  zunächst  nur  die  Voraussetzung  ein- 
en, dals  er  durch  den  Betrag  des  Vermögens  vor  und  nach  dieser 
lahme  gegeben  wird,  ihn  also  in  der  allgemeinen  Form  annehmen 

n  f  eine  noch  unbekannte  Funktion  der  beiden  eingeklammerten 
'sen  bedeutet  Zur  Festlegung  dieser  Funktion  kann  man  die 
ere  Annahme  benutzen,  dafs  eine  bestimmte  Summe  a  fiir  eine 
on,  deren  Vermögen  x  beträgt,  ebensoviel  wert  sein  soll,  wie  die 
me  r0  f&r  eine  andere  Person,  deren  Vermögen  rx  ist.  Es  mufs 
i  die  identische  Relation  bestehen 

f(r(x  +  e\  rx)  =  f{x  +  z,  x). 
derselben  folgt  aber,  indem  man  r  =  1  voraussetzt, 

f(x  +  s,x)^f(^,   l). 
Das  f(x  +  0,  x)  ist  demnach  eine  Funktion  der  einen  Gröfse 

X  +  8 

^^— ^—  • 

X 

Dieser  Bruch  reicht  also  in  der  That  unter  der  gemachten  Annahme 
zur  Festlegung  des  subjektiven  Wertes  aus  und  kann  als  die  charak- 
teristische Zahl  fär  diesen  Wert  bezeichnet  werden. 


Die  Benioniliache  Wert^theorie. 


Zerlegt  man  nun  die  Summe  z  in  zwei  Teile  z^   und  e^,   so  wird 
die  charakteristisclie  Zahl  für  den  Wert  dieser  Summe 


^+z 


x+i 


man   findet  sie   also  aus  den  charakteristischen  Zahlen  für  die  beidi 
Teile   durch    Multiplikation.     Da    aber   der  Wert   der   ganten   Summ^ 
selbst  sich   aus  den  Werten  der  Teile   durch   Addition  ergelien  mnrsfc—^ 
so  wird  man  von  den  charakteristischen  Zahlen  zu  den  Werten   selb^  ^J 
abergehen,  indem  man  von  ihnen  den  Logarithmus  nimmt  und  dies^^ 
noch  mit  einer  konstanten  Zahl  h   multipliziert,  welche  die  von  '^otj^~^^^ 
herein  willkürlich  bleibende  Werteinheit  bestimmt,   indem  diese  ^er^^^ 
einfaeit  dann  der  chatakteristischen  Zahl 


entspricht. 

So  gelangt  man  wieder  zn  der  BernouUischen  Annahme,  dafs  ^^^ 
subjektive  Wert  v  einer  Summe  z  ffir  eine  Person,  deren  Verm&o^jj 
ohne  dieee  Summe  x  ist,  durch  die  Gleichung 


=  ilog- 


+  ^ 


bestimmt  wird.    Hieraus  ergiebt  sich  dann  leicht  der  Wert  eiaer  ^^-.n. 
gewissen   Vermögen sänderung,   wenn   deren  Wahrscheinlichkeit  ic  SKe- 
kannt    ist.      Man    mufs    nur    die  einfache   Hvpothese    zu   HOIfe  zieli^^    «^ 
dofs  eine  Änderung  in  dem  Vermögen  mehrerer  Personen  fßr  diese  - «  ~''"- 
sammeu genommen   denselben  Wert  besitzt,  als   wenn   man  die  Wer"   -**•! 
welche  die  Änderungen  im  Vermögen  der  einzelnen  Personen  für  die--»'*' 
getrennt  besitzen,  zusammenfegt    Ist  nun  w  —  -  die  Wabracheinlichk^^  ~^^^' 
eines  Ungewissen  Gewinnes  z,   so    denke  man  sich  vrieder  n  Persone^^"^ 
die  alle  dieselbe  Aussicht  auf  einen  solchen  tiewinu  haben.    Man  denC  -'^ 
sich  nämlich  an  die  »  Personen  n  Lose  verteilt,   dann  liegt  die   SacBT^^^* 
genau  so,  als  ob  m  unter  diesen  n  Personen  den  Gewinn  z  sicher,  d^^^* 
übrigen  hingegen  nichts  zu  erwarten  hätten.    Die  moralische  HofEnn^^Ki'-S 
der   n  Personen   zusammen   ist  demnach,   wenn  alle  daa  gleiche  V^^^» 
mögen  x  besitzen, 

m.Arlog^-- 

Da  andererseits  die  Gewinnaussicht  für  alle  Personen  dieselbe  ist  "  '^  ""J 
iie  demgemäfs,  infolge  der  Gleichheit  ihres  Vermögens,  auch  alle  cLW  je- 
selbe  moralische  HofEnung  E  haben,  so  mufs  der  soeben  angesohriebezKi^nfi  , 
Ausdruck  anch 

=  nE 


«-1- 

i 


Von  H.  E.  TnasBDDro.  329 

sein^  -woraus 

folgt  ^  oder  auch 

£=.*.iog(^7. 

so  daCs 

als  die  charakteristische  Zahl  ftir  den  Wert  des  nngewissen  Gewinnes 
anzusehen  ist.  Dieser  Gewinn  ist  einem  Gewinne  Zy  welchem  die 
Wahrscheinlichkeit  w'  zukommt^  vorzuziehen^  wenn 

ist,  weil  dann  auch 

wird,  umgekehrt  ist  ein  Verlust  —  z,  der  die  Wahrscheinlichkeit  w 
besitzt^  einem  Verluste  —  /  von  der  Wahrscheinlichkeit  w'  vorzuziehen, 
wenn 

Eine  charakteristische  Zahl,  die  >  1,  bedeutet  einen  Vorteil,  eine  Zahl 
<  1  einen  Nachteil. 

Nach  diesen  Prinzipien  lassen  sich  in  einer  Reihe  von  Fällen 
Vorteil  und  Nachteil  beurteilen  und  so  einige  interessante  Folgerungen 
aus  dem  Bernoullischen  Ansätze  ziehen.  Zum  Teile  rühren  dieselben 
schon  von  Bernoulli  selbst  her,  mit  gröfserer  AusftLhrlichkeit  und 
Strenge  hat  sie  Laplace  gegeben.^)  Die  Hülfsmittel,  deren  er  sich 
bedient,  sind  aber  so  verwickelt  und  schwierig,  dafs  es  geboten  scheint, 
diese  Sätze  auch  in  einfacherer  Weise  auf  Grund  ganz  elementarer 
Formeln  herzuleiten.^ 

HL 
Wir  gehen  aus  von  der  Ungleichung: 

('+s)"<('+ir;-Tr''     «f«^'^- 

« 

deren  Richtigkeit  leicht  nachzuweisen  ist,  indem  man  die  Potenzen  auf 
der  linken  und  rechten  Seite  nach   dem  binomischen  Lehrsatze  ent- 


1)  Th^rie  analytiqne  des  Probabilitäs.    Chapitre  X. 

2)  Eine    Yereinfachang    der    Laplace  sehen    Beweismethoden   hat    schon 
Crofton  in  dem  Artikel  Probabilitj  der  Encjclopaedia  Britannica  gegeben. 


330  Die  Bernonllische  Wertetheorie. 

wickelt  and  in  den  beiden  Entwickelnngen  die  Glieder  Tergleidit,  die 
gleich  weit  vom  ersten  entfernt  sind.  Die  rechte  Seite  enthalt  ein 
Glied  mehr  als  die  linke  Seite,  welches  die  Ungleichheit  noch  Terstarkk, 
wenn  nachgewiesen  ist,  dafis  jedes  Glied  auf  der  linken  Seite  klemer 
ist  als  das  ebensovielte  Glied  auf  der  rechten  Seite..  Nun  ist  aUgemein 
das  fite  Glied  der  linken  Seite 

m'{m  —  1)  -  "  (iw  —  fi  4*  ^^)  ^*^ 
nnd  das  fite  Glied  der  rechten  Seite 

(m  +  1)  Hl  •  •  •  (m  —  fi  +  2)       *" 


Soll  jenes  ako  kleiner  als  dieses  sein,  so  mufs 

(m  +  iy*-i  <  mf'im  —  fi  +  l) 


oder 


(> + ä' 


<  m(m  —  H+  1) 


sein.    Nnn  ist  jedenfalls  fi  <  m  +  1,  die  vorstehende  Ungleichung  wird 
also  sicher  allgemein  erfüllt  sein,  wenn 


(1 + i)'< 


m 


,fli+i 


ist^  denn  indem  man  von  dieser  zu  der  vorigen  Ungleichung^  übo^lzi} 
verkleinert  man  die  linke  Seite  und  vergröüsert  man  die  rechte  Seite. 
Die  neue  Ungleichung  ist  aber  deswegen  immer  erfOUt,  weil  auf  ihrer 
linken  Seite  die  Summe  von  m  Gröfsen  steht,  die  alle  kleiner  als 
Eins  sind,  bis  auf  die  erste,  die  «  1  ist.  Die  somit  nachgewiesene 
Ungleichung 

(>  +  IT  <  (>  +  JTTl)' 

zieht  sofort  die  allgemeine  nach  sich 

(')  ('+ir<('+j)". 

wenn 

Setzt  man  u  =  mnt  und  nimmt  von  der  linken  und  rechten  Seite 
dieser  Ungleichung  die  mnte  Wurzel,  so  findet  man 

(2)  (1  +  nO "  <  (1  +  *»<)"•      (w  <  »). 

Schreibt  man  femer  die  selbstverständliche  Ungleichung 

(1  -  mt)(l  +  mt)<l 


Von  H.  E.  TnixBDina.  331 

in  der  Fonn  i  i 

so    kann   man,    indem    immer  m  <  n    sein    soll;    an    die   Stelle    von 
(1  +  w<)"»  den  kleineren  Wert  (1  +  n<)"  setzen  und  erhalt  so: 

(^)  (1  -  mO^(l  +  nO"  <  1        (w<n). 

Der  Ungleichung  (1)  lafst  sich  die  Gestalt  geben 

oder 

(sr+s)  '^w+^) 

Hierf5r  kann  man  weiter,   indem  man  die  linke  nnd  die  rechte  Seite 
in  die  2te  Potenz  erhebt^  setzen: 

/     Im     ym      /     In     yn 

\l(m  +  u))     <\l{n  +  u)) 
Nun  schreibe  man 

m  ffir  l(m  +  u),    »  för  l(n  +  u),    ti  ftbr  Zu, 
so  wird 

oder 

(4)  (,  _  i)- <  (1  _  ;)■  („^., 

Hieraus  ergiebt  sich,  analog  wie  (2)  und  (3)  aus  (1)  folgte: 

(^)  (1  -  nf) •  <  (1  -  mty^        (m  < n). 

und 

(^)  (l  +  mfr(l-  nty<  1        (m<  n). 

Ans  diesen  Ungleichungen  lassen  sich  die  Laplaceschen  Satze 
mit  Leichtigkeit  beweisen. 

1.  Der  Vorteil  eines  möglichen  Gewinnes  wiegt  niemals  den  NadUeü 
eines  gleich  grofsen  und  gleich  wahrscheinlichen  Verlustes  auf, 

Ist  nämlich  x  das  Vermögen  der  betreffenden  Person,  z  der  Ge- 
winn oder  Verlust,  w  seine  Wahrscheinlichkeit,  so  ist  die  charakteris- 
tische Zahl  f&r  den  subjektiven  Wert  des  enteren 

und  f&r  den  Wert  des  letzteren 


('  -  0 


332  I>ie  Bernonlluche  Werietheorie. 

Das  Produkt  dieser  beiden  AuBdrücke  ist  aber  inun^  <  1,  deon  ei  ist 

2.  Jedes  reine  Glücksspiel  zwischen  etcei  Spidern  ist,  wenn  es  naek 
den  Hegeln  der  Billigkeit  geordnet  ist,  für  beide  Spieler  nadUeiUg,  Mem 
ihr  möglicher  Gewinn  ihren  möglichen  Verlust  niemals  aufwiegt 

Ist  nämlich  z  das  Vermögen  irgend  eines  der  beiden  Spieler,  t 
die  Summe^  die  er  ron  dem  anderen  erhalt,  wenn  er  gewinnt^  z  die 
Summe,  die  er  zu  zahlen  hat,  wenn  er  verliert,  w  die  Wahrscheinlicb- 
keit  für  den  enteren,  w'  diejenige  für  den  letzteren  Ausgang,  so  muls 
nach  den  Regeln  der  Billigkeit 


also  weil  «;  +  w'  «  1: 


WZ  =  w'  s\ 


W  =— r--7.     W 


sein.    Der  subjektive  Wert  des  Spieles  wird  für  diesen  Spieler  durch 
die  charakteristische  Zahl 


(i+j)"('-r 


bestimmt.    Diese  Zahl  ist  <  1,  wenn  es  die  Zahl 

('+j)"('-a* 

ist.    Wählen   wir   in   diesem  Ausdrucke  den  willkürlichen  Wert  r  bo^ 

dab  rz  und  rz'  ganze  Zahlen  werden,  so  gelangen  wir  f&r  -^  "=  ^  ^ 
der  Ungleichung  (3)  oder  (6),  jenachdem 

rz  =  w,     rz'  =  m    oder    rz  =  m,     rz'  =  n 

gesetzt  wird,  was  davon  abhangt,  ob  z>  z'  oder  z  <z'  ist  In  beiden 
Fallen  ist  der  angeschriebene  Ausdruck  <  1,  und  da  sonach  die  chsrak- 
teristische  Zahl  för  den  Wert  des  Spieles  immer  <  1  ist,  bedeutet  das 
Spiel  für  den  Spieler  stets  einen  Nachteil. 

3.  Jedes  Spid,  nach  wdchen  Begdn  es  auch  geordnet  sein  magt  ist 
wenigstens  für  einen  Spider  nachteilig. 

Nehmen  wir  der  Einfachheit  halber  nur  zwei  Spieler  an,  sind  t 
und  z'  wieder  die  Gewinne,  w  und  w'  ihre  Wahrscheinlichkeiten,  dann 
mufs,  wenn  das  Spiel  für  den  ersten  Spieler,  dessen  Vermögen  x  ^h 
nicht  nachteilig  sein  soll, 

(1 +!)'(' -9"' si 


Von  H.  £.  Tdcxbdiko.  333 

aeixL.     DarauB  folgt  nach  dem  Vorigen  aber,  dab 

ist.    Soll  nun  das  Spiel  auch  für  den  zweiten  Spieler,  dessen  Vermögen 
y  sei,  nicht  nachteilig  sein,  so  müfste  auch 

(i+r('-j)"ä' 

sein,  und  daraus  würde  sich 

u)'  z'  >  U)Z 

ergeben,  was  nach  der  vorhergehenden  Ungleichung  unmöglich  ist. 

Wenigstens  bei  einem  der  beiden  möglichen  Ausgange  des  Spieles 
wiegt  der  Gewinn  des  einen  Spielers  den  Verlust  des  anderen  nicht 
aa£     Ist  nämlich 

damit,  wenn  der  erste  Spieler  verliert,  sein  Verlust  durch  den  Gewinn 
des  anderen  aufgehoben  werde,  so  ist  notwendig  a;  >  y,  der  erste 
Spieler  hat  also  das  gröüsere  Vermögen.  Dann  läist  sich  aber  die  Un- 
gleichung 

nicht  erfüllen,  da  aus  ihr  j/  >  a;  folgen  würde.  Wenn  der  Reichere  ge* 
winnt,  so  wiegt  sein  Gewinn  den  Verlust  des  Armeren  niemals  auf. 
4.  TJfder  äUen  möglichen  Qemnnen,  welche  denselben  cibjektiven  Wert 
hesiteen,  ist  immer  dem  subjektiven  Werte  nach  der  sicherste  den  anderen 
vorgugiehen,  obwohl  sein  Betrag  am  kleinsten  ist,  und  ebenso  ist  unter 
allen  möglichen  Verlusten  von  demselben  objektiven  Werte  derjenige  am 
ehesten  zu  ertragen^  dessen  Bebrag  am  geringsten  ist,  wenn  auch  seine 
Wahrscheinlichkeit  die  gröfste  ist. 

Ist  X  das  Vermögen  der  betreffenden  Person,  z  und  z'  zwei  mög- 
liche Gewinne,  w  und  w'  ihre  Wahrscheinlichkeiten  und  wz »  w'z, 
80  ist  der  Gewinn  z  vorzuziehen,  wenn 

(> + ?)•  >  (> + s" 

oder 

I^iese  Ungleichung  ist  nach  (2)  immer  erfOUt,  wenn  z<,z',  woraus 
dum  w>w'  folgt.  Die  linke  Seite  überwiegt  um  so  mehr  die  rechte 
Seite,   je   grofser  z'   ist     z  nimmt    den   kleinstmöglichen    Wert    an, 


[ 


^ 


334  Du  BenumlHtche  Werteiheorie. 


'Mo* 


wenn  u; »  1  wird.  Man  kann  dann  fftr  e  auch  einen  um  einen  ziem- 
lich betiaclitlichen  Brachteil  6  erhöhten  Wert  (1  +  6)ß  setzen,  es  wird 
trotzdem 

bleiben.    Hierin  liegt  die  Begründung  für  den  folgenden  Sais: 

5.  Eine  Versicherung  ist  um  so  mehr  angdfracki,  je  weniger  wahr- 
scheinlich, aber  auch  je  empfindlicher  der  versicherte  Verlust  fihr  die  be- 
treffende Person  sein  würde, 

6.  WiJH  ein  Kaufmann  eine  bestimmte  Menge  Waren  über  See 
schicken,  so  ist  es  für  ihn  vorteilhafter^  diese  Waren  auf  gwei  gleid  see- 
tüchtige Schiffe  gu  verteilen,  ais  sie  einem  einsigen  Schiffe  anzuvertrauen, 

Ist  nämlich  w  die  Wahrscheinlichkeit,  daCs  das  Schiff  den  Be- 
stimmungsort erreicht,  x  das  Vermögen  des  Kaufmannes  ohne  die 
Waren,  u  deren  Gesamtwert,  so  ist  für  den  subjektiven  Wert  denelbeD, 
wenn  sie  auf  ein  Schiff  geladen  sind,  die  charakteristische  Zahl 


0 + .-)■ 


Sind  sie  aber  in  zwei  Teilen  s  und  t  auf  zwei  Schiffe  verteilt^  so  wiid 
für  ihren  Wert  die  charakteristische  Zahl 

Der  erste  Faktor  dieses  Produktes  entspricht  dem  Falle,  dafs  beide 
Schiffe  den  Hafen  erreichen,  wofür  w^  die  Wahrscheinlichkeit  ist,  der 
zweite  Faktor  dem  Falle,  dafs  nur  das  eine  oder  andere  Schiff  anlangt^ 
wofür  die  Wahrscheinlichkeit  beidemal  w(l  —  w).  Es  ist  nun  leicht 
zu  zeigen,  daCs 

(»+^ri('+ä(>+ör"'"'>(>+^r- 

Denn  es  ist 

((i+i)(i+i)r"-'>('+^r"". 

weil 

(i+i)(i+i)>i.+i±.. 

IV. 

Der  erste  und  nächstliegende  Einwand,  der  sich  gegen  den 
Bernoullischen  Ansatz  erhebt,  ist  der,  dals  sich  keine  hinreichende 
Begründung  für  die  Annahme  finden  lafst,  es  sei  der  Wert  eines  selir 


J 


Von  H.  E.  Tdcxbdxvo.  335 

kleinen  Oewinnes  oder  Verlostes  dem  Yermögen  proportional^  auf  das 
er  sich  bezieht.  Es  ist  nur  die  einfachste  Annahme,  die  man  machen 
kann,  um  der  Ansicht  gerecht  zu  werden,  dals  ein  Gewinn  oder  Verlust 
mn  so  weniger  empfanden  wird,  je  gröfser  das  Vermögen  ist,  das  von 
ihm  betroffen  wird. 

Eine  Schwierigkeit,  zu  der  schon  der  blofse  Begriff  Vermögen  An- 
lals   giebt,  hat  Bernoulli  bereits   hervorgehoben.    Ein  Bettler,   der 
nur  Ton  den  ihm  gereichten  Gaben  lebt,  wird  sich  nicht  gegen  eine 
maisige  Geldsumme  dazu  verstehen,  das  Betteln  au&ugeben,  und  ein 
Mensch,  der  sich  nur  von  geliehenem  Gelde  erhalt,  wird  nicht  darauf 
eingehen,  wenn   ihm   seine  Schulden  bezahlt  und  überdies  ein  kleiner 
Baarbetrag  verabreicht  werden  soll  unter  der  Bedingung,  dals  er  keine 
neuen  Schulden  macht.    Und  doch  besitzt  der  Bettler  nichts  und  der 
Schuldenmacher,  wie  Bernoulli  sagt,   noch  weniger  als  nichts.    Die 
Existenzfahigkeit  eines  jeden  Individuums  ist  aber  nach  dem  Einkommen 
zu  bemessen,  welches  es  geniefst^  gleichgültig  aus  welcher  Quelle  dieses 
Einkommen  flielst^  wenn  nur  kein  baldiges  Versiegen  der  Quelle  droht. 
So   erfreut  sich  auch  der  Bettler  einer  gewissen  standigen  Einnahme 
und  der  Schuldenmacher  glaubt  wenigstens,  wenn  auch  an  immer  anderen 
Orten,  sein  Leben  noch  geraume  Zeit  in  der  gleichen  Weise  fortsetzen 
zu  können.    Es  muls  demnach  auch  ein  Gewinn  oder  Verlust  in  Ver^ 
haltnis  zu  dem  Einkommen  gesetzt  werden,  indem  er  sich  durch  eine 
Vermehrung  oder  Schmälerung  desselben  bemerkbar  macht    Ob  man 
Gewinn  und  Verlust  im  Verhältnis  zu  einem  oder  mehreren  Jahresein- 
kommen  oder  auch   im  Verhältnis   zu   dem   Kapital   rechnet,   dessen 
Zinsen   gerade   dieses  Einkommen  repräsentieren   würden,   ist  fOr  die 
Vergleichung  des  Wertes,  den  eine  bestimmte  Summe  für  verschiedene 
Personen  besitzt,  gleichgültig,  wenn  nur  die  Rechnung  für  alle  diese 
Personen   in   der  gleichen  Weise   erfolgt,   denn  die  Zinsen  sind  dem 
Kapital,   das  sie  trilgt,  im  allgemeinen  proportional    Wesentlich  ist 
nur,  dafs  man  zum  Mafsstabe  des  Vermögens  das  Einkonunen  ledigUch 
dum  macht,  wenn  es  ein  sicheres  ist,  das  heilst  der  Voraussicht  nach 
anf  absehbare  Zeit  andauert.    Es   ist  aber  dabei  nicht  zu  verkennen, 
dals  ein  Einkommen  verschieden  gewertet  werden  muTs,  jenachdem  es 
aoB  den  Zinsen  eines  Vermögens  oder  von  der  Erwerbsthätigkeit  einer 
Person  herrührt.    Das  Kapitalist  beliebig  verwendbar  und  übertragbar 
tmd  verzinst  sich   auf  unbegrenzte  Zeit,   die   Erwerbsfähigkeit  einer 
Person  aber  hat  ihre  bestimmte  Grenze  und  ist  beständig  durch  Krank- 
heit oder  Tod  bedroht.    Diesem  umstände  muls  wenigstens  dadurch 
Rechnung   getragen  werden,   dals   man  an  Stelle   des  jährlichen,  er- 
worbenen   Einkommens   den  Baarwert  einer   gleich  groüsen  Leibrente 


I 


336  I^ie  Bemonllische  Wertetheorie. 

dem  zinstragenden  Ejipitale  gegenüberstellt  oder  dals  man  umgekehrt 
an  die  Stelle  des  letzteren  den  Betrag  der  Leibrente  setzt,  welche  die 
betreffende  Person  dafür  erkaufen  könnte. 

Vergleicht  man  nun  jährliche  Einnahmen  oder  Ausgaben  mit  dm 
ganzen  jährlichen  Einkommen ,  so  ist  immer  noch  nicht  einzasehen, 
wanun  der  Wert  der  ersteren  dem  Betrage  des  letzteren  einfach  um- 
gekehrt proportional  sein  soIL  Plausibel  ist  nur,  dab  der  Wert  des 
Geldes  mit  dem  steigenden  Einkommen  sinkt^  und  es  will  uns  scheineii, 
als  ob  für  jemanden,  der  auch  bei  der  üppigsten  Lebensweise  nicht 
mehr  imstande  ist,  sein  Einkommen  aufisubrauchen,  eine  weitere  Ein- 
nahme überhaupt  keinen  Wert  mehr  hai  Wenn  trotzdem  solche 
Männer  darnach  trachten,  immer  mehr  Reichtümer  au&uhäufen,  so 
thun  sie  es  nicht,  weil  sie  für  sie  einen  Wei;jb  in  dem  Sinne  der 
Bernoullischen  Theorie,  nämlich  einen  wirklichen  Gebrauchswert 
haben.  Man  kann  die  blolse  Freude  am  Besitze  für  den  Grand 
halten,  viel  mehr  ist  es  aber  das  Streben  nach  Macht,  und 
dieses  Streben  giebt  sich  in  den  Unternehmungen  der  groisen 
Milliardäre  genugsam  kund.  Auf  der  anderen  Seite  leuchtet  ein, 
dafs  jemand,  der  gerade  so  viel  hat,  dafs  er  leben  kann,  nichts 
weiter  zu  entbehren  vermag,  ohne  zu  darben  und  zu  Grimde  za 
gehen,  und  dafs  demnach  eine  Ausgabe  schon  dann  einen  unendlich 
grolsen  (negativen)  Wert  bekommt,  wenn  sie  das  Einkommen  noch 
nicht  völlig  au£cehrt. 

Was  vorläufig  unbedingt  angenommen  werden  soll,  ist,  dab  sich 
überhaupt  für  jedes  Einkommen  x  ein  bestimmter  Wert  f(x)dx  finden 
läfst,  welcher  die  relative  Bedeutung  einer  kleinen  Geldsumme  äx  for 
eine  Person  von  diesem  Einkommen  angiebt.  Von  der  Funktion  fix) 
wissen  wir  dann  zunächst  nur,  dafs  sie  mit  steigendem  x  immer  ab 
oder  wenigstens  niemals  zunimmt,  dafs  sie  fQr  sehr  kleine  x  unendlich 
oder  wenigstens  sehr  grols,  för  sehr  grofse  x  di^^en  Null  oder 
wenigstens  sehr  klein  wird. 

Aus  dieser  Wertefunktion  lälst  sich,  wenn  sie  bekannt  ist^  leicht 
der  Wert  einer  beliebig  grofsen  Yermögensänderung  für  eine  Person, 
deren  Einkommen  irgend  einen  Betrag  x  hat,  berechnen.  Wenn  man 
nämlich  diese  Yermögensänderung  e  in  sehr  viele,  sehr  kleine  Teile  df 
zerlegt,  die  einzeln  die  Werte  f{x)dx  haben,  indem  x  in  den  Inter- 
vallen dx  von  X  bis  rr  +  i^r  anwächst,  so  findet  man  für  die  yermögens- 
änderung e  den  Wert 

V  «.  If(x)dx. 


Von  H.  E.  TiMSHDiNo.  337 

Bezeichnen  wir  nun  mit  F(x)  das  Integral 

Fix)  =fnx)dx, 

onbestinimt  ansgefQhrt,  das  heifst  von  einer  bestimmten^  aber  beliebigen 
unteren  Grenze  bis  zu  dem  veränderlichen  x  erstreckt^  so  wird 

v^F(x  +  z)-F(x), 

und  wir  haben  eine  neue  Funktion  F  (x)  gewonnen^  mit  deren  Hülfe 
sich  der  Wert  einer  helüing  grofsen  Yermögensänderung  angeben  lafst. 
Diese  Funktion  F(x)  hat  dann  die  Eigenschaft,  dafs  ihre  Deririerte 

dF{x) 


fip) 


dx 


bestandig  ab  oder  wenigstens  nie  zunimmt.  Stellen  wir  sie  also  durch 
eine  Eurre  (die  Wertlinie)  dar,  indem  wir  x  als  Abszisse,  F{pc)  als 
Ordinate  abtragen,  so  muls  diese  Kurve  wohl  fortwährend  ansteigen, 
ihre  Steigung  aber  immer  geringer  werden. 

Es  sind  nun  zwei  Falle  denkbar.  Entweder  wächst  F{x)  mit  zu- 
nehmendem X  über  alle  Grenzen,  oder  es  nähert  sich  einem  bestimmten 
Maximalwerte.  Das  erstere  würde  beispielsweise  aus  der  Bernoulli- 
sehen  Annahme  folgen,  das  letztere  aber  ausdrücken,  dafs  auch  das 
grobte  Einkommen  nur  einen  begrenzten  Wert  besitzt.^)    Da  dem  Wesen 

1)  Ein  sehr  einfacher  Ansatz,  welcher  zu  einer  solchen  Wertefunktion  F{pi^ 
fährt,  besteht  darin,  dafs  man  den  Wert  einer  sehr  kleinen  (Geldsumme  dem 
Quadrate  des  Einkommens  o;,  von  dem  man  noch  einen  bestimmten  Betrag  a  ab- 
ziehen kann,  proportional  setzt.    Dann  wird  JP(«}  von  der  Form 

X  —  a 

indem  j^  k  Konstanten  bezeichnen,  und  zwar  ist  j  der  grOlste  Wert,  den  F{x)  an- 
nehmen kann  und  dem  es  sich  fOr  unendlich  anwachsendes  x  n&hert.  Für  x^^a 
wird  es  negativ  unendlich.  Der  Wert  einer  bestimmten  Einnahme  iP,  die  zu  einem 
Einkommen  x=»x'-{-a  hinzukommt,  ist  nun 

Dies  ist  ein  Ansatz  fOr  endliche  Betrftge,  der  ganz  an  den  Buffonschen 
erinnert,  der  aber  im  Gegensatze  zu  diesem  wirklich  die  Eigenschaft  hat,  dafs  der 
Wert  zweier  nacheinander  vereinnahmten  Betr&ge  dem  Werte  ihrer  Smnme  gleich 
ist.  Um  eine  Anwendung  dieses  Ansatzes  zu  geben,  denken  wir  uns  eine  Yer- 
sicherong  gegen  einen  mit  der  Wahrscheinlichkeit  w  drohenden  Verlust  g  und 
fragen  nach  der  Prämie  p,  die  dafür  der  Versicherungnehmer,  wenn  x  sein  Ein- 
kommen ist,  zahlen  kann,  ohne  nach  diesem  Werteansatze  einen  Verlust  zu  er- 
leiden.   Es  ergiebt  sich  dann 

ioe p 

Zeitachrifl  f.  Mathemfttik  n.  Physik.  47.  Band.  1901  3.  n.  4.  Heft.  22 


338  I>ie  BernonlliBche  Wertetheorie. 

der  Sache  nach  von  einem  unendlich  hohen  Einkommen  nicht  die 
Rede  sein  kann^  iat  es  eine  nicht  weiter  zu  erörternde  Geschmacksache, 
ob  man  das  eine  oder  andere  annehmen  will.  Dagegen  lafst  sich  der 
Verlauf  der  Wertlinie  nach  der  Ordinatenachse  hin  genau  feststellen. 
Eine  Abnahme  des  Einkommens,  die  so  grols  ist,  dafs  sie  dasselbe 
unter  das  Existenzminimum  hinabdrückt,  bedeutet  jedenfalls  einen  sdtr 
grofsen  Nachteil,  und  deshalb  hat 

F(e)  -  F(€  +  xr), 

wenn  e  das  Existenzminimum  bedeutet,  einen  sehr  grofsen  negatiTen 
Wert.  F(x)  mufs  daher  einen  sehr  gro&en  negativen  Wert  annehmen, 
wenn  x  sich  dem  Existenzminimum  nähert,  und  kann  schließlich  für 
eine  positive  Gböise,  die  gleich  oder  etwas  kleiner  als  6  ist,  negatir 
unendlich  angenommen  werden. 

Es  ist  nun  die  Frage,  ob  die  Sätze,  die  oben  aus  der  Bernonlli- 
sehen  Annahme  hergeleitet  sind  und  deren  Übereinstimmung  mit  der  ge- 
sunden Vernunft  zeigen  sollen,  nicht  dazu  dienen  können,  um  die 
Wertefunktion  F{x)  näher  festzulegen,  oder  ob  sie  schon  aus  den 
erwähnten  allgemeinen  Eigenschaften  dieser  Funktion  folgen.  Es  ist 
nicht  schwer  nachzuweisen,  dafii  dies  letztere  der  Fall  ist. 

V. 

Daraus,  dafs  die  Funktion  f(x)  niemals  zunimmt,  folgt,  da(s  in 
dem  bestimmten  Integrale 

[x)dx  =  F(xo  +  M)-F{x^) 


ff^^ 


der  gröfste  Wert,  den  die  Funktion  unter  dem  Integralzeichen  annimmt, 
fQr  die  untere  Grenze  Xq  und  der  kleinste  fELr  die  obere  Grenze  (^o+') 
stattfindet.     Das  Integral  wird  also  rergröfsert,  wenn  man  f{xQ)  for 

Hieraus  berechnet  sich  der  ÜberschuijB  dieser  Maximalpr&mie  p  über  die  Netto- 
prämie p^^toZj  die  nach  dem  Prinzipe  der  Gleichheit  von  Leistung  und  Gegen- 
leistung resultieren  würde 

Dieser  Ausdruck  ist  bei  konstantem  p^  um  so  gröJEer,  je  gröfser  e  ist.  Die  Yer- 
sicherung  ist  demnach  um  so  wertvoller,  je  unwahrscheinlicher  und  bedeutender 
der  drohende  Verlust  ist,  und  besitzt  jedenfalls  einen  sehr  grofsen  Wert,  wenn 
X  —  a  —  z  sehr  klein  ist,  also  der  Verlust  das  Einkommen  des  Versicherten  soweit 
aufzehren  würde,  dafs  es  zu  seinem  Lebensunterhalte  nicht  mehr  ausreicht,  Torans- 
gesetzt  nämlich,  dafs  man  mit  a  die  hierzu  erforderliche  oder  eine  noch  kleinere 
Summe  bezeichnet  hat. 


Von  H.  E.  Tdcsrdxno.  339 

fix)  setzt,  und  verkleinert,  wenn  man  dafür  f{xQ  +  s)  setzt.    Daraus 
folgt,  indem  man  wieder  x  statt  Xq  schreibt,  dafs  stets 

(I)  f^^)>llE±±zIM>f^^  +  ,) 

ist,  und  es  ist  um  so  mehr 

wenn  t  eine  beliebige  positive  Gh'ölse  bedeutet.     So  ei^iebt  sich  aber 
weiter,  dals  man  das  Integral 

ff(x)dx  ^Jf{x)dx  +ff{x  +  8  +  t)dt 

X  X  0 

vergröfsert,  wenn  man  in  seinem  zweiten  Teile 

f{x  +  e  +  1)  durch     ^  ^  ^ ^ 

ersetzt.     Es  wird  somit 

ff{x)dx<{l  +  l)[F{x  +  z)^F{x)] 


X 


oder 

/in  F{x  +  z  +  t)-F{x)        F(x  +  z)-F{x) 

Dagegen  verkleinert  man  das  Integral 

ff{x)dx  ^Jf{x)dx  +Jf(x)dx, 

X  X  X-{-9 

wenn  man  in  dem  ersten  Teile 

f^:c)  durch  F(.  +  s  +  t)-F^a>  +  s) 

ersetzt.     So  findet  man 

und,  indem  man  noch  x  füi  x  +  e  +  t  schreibt, 
mn  F(x)-F(x^t--z)        F{x)^F{x-t) 

Wenn  man  ferner  in  dem  Integral 

ff{x)dx 

2«* 


340  1^0  BemoulliBche  Wertetheorie. 

f{x)  durch  f{x  —  e)  ersetzt,  so  wird  dasselbe  yergrolserty  es  ist  also, 
indem  man  wieder  x  für  Xq  und  x'  fär  Xq  —  £  schreibi^  so  dab 

x>  x' 
anzunehmen  ist: 

ff{x)dx  <Jf(x)dx 

X  ^ 

oder 

Macht  man  insbesondere 

x'  ^x  —  Xj 
so  findet  man: 
nj\  F(x  +  g)^Fix)  ^  J-(g)-F(a?-jg) 

Diese  letzte  Formel  lälst  sich  sofort  dahin  interpretieren,  dab  ein 
Gewinn  immer  weniger  empfunden  wird  als  ein  gleich  grolser  Verlust 

Ist  ein  Gewinn  g  ungewüs  und  w  seine  Wahrscheinlichkeit,  so 
wird  sein  Wert  durch  den  Ausdruck  gemessen 

w{F{x  +  g)-'F(x)). 

Setzt  man  nun  in  der  Formel  (11) 

g  +  t^g^    e^  wg, 
indem  w  einen  echten  Bruch  bezeichnet,  so  ergiebt  sich 

F{x  +  wg)  -  F{x)  >  w  \F{x  +  jf)  -  F{^x)\. 
Setzt  man  dagegen  in  der  Formel  (IQ) 

i->^fS^g\     t^  w'g\ 
so  wird 

F(x)  -  F(x  -  wy)  <  f€'{F(x)  -  F(x  -  ^') }  • 
Soll  also 

(a)  w[F{x  +  g)^F(x)]>w'[F(x)^F(x^g^] 

sein,  so  mufs  um  so  mehr 

F(x  +  wg)  -  F(x)  >  F(x)  -  F{x  ~  w'g") 

sein.    Hieraus  folgt,  dab 

(b)  wg  >  wY 

ist,  denn  wäre  wg  ^  w'g\  so  würde  nach  (Y) 

F(x  +  wg)  -  F(x)  <  F(x)  -  F(x  -  w'g") 
sein,  und   wäre  wg  <  w'g',   so   würde   diese  Ungleichung  noch  ▼«f* 


.  Von  H.  E.  TnnBDiira.  341 

stärkt.  Die  UngleichuDg  (a)  drückt  aber  aus^  da&,  wenn  zwei  Spieler 
mit  einander  spielen  und  der  erste  Spieler  den  Gewinn  g  mit  der 
Walirscheinliclikeit  Wy  der  zweite  den  Gewinn  g'  mit  der  Wahrschein- 
lichkeit i/o'  zn  erwarten  hat^  das  Spiel  fOr  den  ersten  Spieler  vorteilhaft 
ist.  Die  Ungleichung  (b)  zeigt  dann^  dafs  dasselbe  Spiel  für  den 
zweiten  Spieler  notwendig  nachteilig  ist^  denn  sonst  müfste  ans  den- 
selben Gründen  iv'g'<Cfvg  sein,  was  durch  die  erste  Ungleichong  aus- 
geschlossen ist. 

Nehmen  wir  nun  an,  es  sei 

(c)  wg  =«  wY,    w  >  w\ 
dann  wird 

(d)  w\F{x  +  g)^F{x)]>w'{F{x  +  g')^F{x)], 

denn  wenn  man  entsprechend  der  Gleichung  (c)  g  ^  aw\  g' ^  aw  setzt 
und  die  linke  und  rechte  Seite  der  vorstehenden  Ungleichung  durch 
ttww'  dividiert,  so  folgt 

F(x  +  g)^F(x)       F{x  +  g')--F{x) 

und  diese  Ungleichung  ist  nach  (ü)  erfüllt,  wenn  g<g'  ist,  woraus 
w>t€'  folgt.  Die  Ungleichung  (d)  sagt  aber  aus,  dafs,  wenn  sich 
mit  der  gleichen  Einlage  E  =^  wg  ^  w'g'  die  Anwartschaft  auf  zwei 
verschiedene  Gewinne  g  und  g'y  deren  Wahrscheinlichkeiten  w  und  w' 
sind,  erkaufen  läfst,  diejenige  Verwendung  der  Einlage  die  vorteil- 
hafteste ist,  bei  welcher  der  Gewinn  g  mit  der  gröfseren  Wahrschein- 
lichkeit w  zu  erwarten  steht,  wenn  er  auch  kleiner  ist  als  der  andere 
Gewinn  g'. 

Endlich  ist  wiederum  der  Vorteil  nachzuweisen,  der  in  der  Ver- 
teilung des  Risikos  liegt.  Ist  bei  einem  in  Gefahr  schwebenden 
Kapital  u  die  Wahrscheinlichkeit,  dafs  es  verloren  geht,  1  —  w  und 
somit  w  die  Wahrscheinlichkeit,  dafs  es  erhalten  bleibt,  so  ist  der 
Wert,  den  es  für  eine  Person  von  dem  Vermögen  oder  Einkommen  x 

^'*^  w[F{x  +  u)-F{x)]. 

Lafst  sich  nun  das  Kapital  u  in  zwei  Teile  n  und  t  zerlegen,  so 
dals  der  Verlust  des  einen  Teiles  von  dem  Verluste  des  anderen  Teiles 
unabhängig  ist,  dann  ist,  dafs  beide  Teile  eingebracht  werden,  mit 
der  Wahrscheinlichkeit  w^  zu  erwarten,  dafs  ein  Teil  verloren  geht  und 
der  andere  erhalten  bleibt,  mit  der  Wahrscheinlichkeit  w{\  —  tc),  und 
der  Wert,  welchen  das  so  verteilte  Kapital  repräsentiert,  ist 

w^{F{x+e+t)-F{x)]+w{l^w)]F{x  +  s)'-^F{x)\+F{x+()-F{^^^ 
£b  ist  zu  zeigen,  dafs  dieser  Ausdruck  grölser  ist  als  der  vorige. 


342  I>ie  BenoaüiMiie  Weiieiheorie. 

Nim  folgt  ans  der  tarmA  (IV),  indem  man  x'  durch  x  nnd  x 
durch  j;  +  ^  enetzt 

F(x  +  /  +  z)  -  F(x  +  <)  <  ^(^  +  ^)  -  -F(^) 
öder 

F(x  +  ^  +  0  -  -F(^)  <  F(x  +  ier)  -  F(x)  +  F{x  +  t)  -  F(x). 

Multipliziert  man  beide  Seiten  dieser  Ungleichung  mit  tr(l  -—  u;),  so 
kann  man  tie  sdireiben 

w[F(x  +  ß+()-F{x)] 

<w^F(x+js+()-F(x))+u:(l^w){F(x+z)'-F{x)+F(x+t)-F(x)], 

womit  der  Terlangte  Nachweis  geliefert  ist. 

Werden  die  beiden  Teile  g  und  t  noch  weiter  zerlegt,  so  wird  der 
gesamte  Wert  noch  weiter  Tergrolsert^  und  so  fort,  in  je  mehr  und  je 
kleinere  Teile  das  Ejipital  aufgelost  wird.  Man  gelangt  so  schlielslich  zn 
einem  Grenzwerte,  über  den  hinaus  man  den  Wert  des  Kapitals  auch 
bei  noch  so  weit  gehender  Verteilung  der  Risiken  nicht  erhohen  kann. 
Um  diesen  Grenzwert  festzustellen,  nehme  man  an,  das  Kapital  sei  in 
eine  sehr  grolse  Anzahl  n  von  gleichen  Teilen  zerlegt.  Dann  ist  die 
Wahrscheinlichkeit,  dafs  gerade  n  —  ^  von  diesen  Teilen  verloren  gehen 

und  dieser  Ausdruck  wird  nach  dem  Bernoullischen  Theorem,  wenn 
n  sehr  grofs  ist,  angenähert  gleich  dem  folgenden: 

ds 


t  —  *9 


indem 


—  9 


«  =  1/5 — TT r(-  — «^)>    rf^  = 

f   2tt7  (1  —  to)  \n  /' 


y2w(l— tr)n 


gesetzt  wird.     Sei  femer 


n==«> 


so  wird 

,  i/2tr  (1  —  tr) 


5, 


und  der  Ausdruck  für  den  subjektiven  Wert  des  in  sehr  viele,  sehr 
kleine  Teile  zerlegten  Kapitals  wird  angenähert  durch  das  Integral 
dargestellt 


([F{x+qu)^F(x)]e-»»-^, 

—  CO 


Von  H.  E.  TiMEBDiNa.  343 

indem  die  Grenzen  —  oo  und  +  ^x)  f&r  die  sehr  grofsen  Zahlwerte 

y   2      1— 117  r    2         w 

genommen  sind.  Ist  nun  F{x)  nicht  (negativ)  unendlich,  was  der  Fall 
wäre,  wenn  das  Einkommen  der  betreffenden  Person,  abgesehen  von 
dem  in  Gefahr  schwebenden  E^apital,  das  Existenzminimum  unterschritte, 
so  hat  das  vorstehende  Integral  immer  einen  endlichen  angebbaren 
Wert.     Dieser  Wert  ist  positiv  und  jedenfalls  kleiner  als 

F{x  +  u)-F{x). 

Schreiben  wir  demgemäfs  den  Wert  des  Integrals  in  der  Form 

F{x+pu)-^F{x), 

wo  p  einen  echten  Bruch  bedeutet,  so  wird 

(«)        F{x-^  pu)  -  2Jf{x  +  wu  +]/!iI^s„)  e-"  ^  ■ 


0 

Nun  läfst  sich  eine  Zahl  6  so  bestimmen,  dafs 

ds 


fF{^  +  u,u+y^^^su) 


a 


wird,  indem  b  eine  beliebig  kleine  vorgegebene  Gröfse  bezeichnet.    Wird 
dann  das  linksstehende  Integral 

_  go 

d» 


^F{x  +  u>u+y^^^^ft'u)fe- 


ii 

a 


yü 


gesetzt,  so  ist  6'  nur  wenig  gröfser  als  tf,  und  es  läfst  sich  n  so  grols 
wählen,  dafs 

wird,  wenn  b    eine  neue,  sehr  kleine  Grofse  ist.    Ersetzt  man  dann  in 
der  Gleichung  (a) 

durch  den  zu  kleinen  Wert 

F  (a;  +  (u;  +  «0  <*) ; 
80  wird  der  Wert  des  ganzen  Integrales  verkleinert,  es  wird  also,  da 


oo 


2  A-..  -^  =  1 


344  I^i®  Bemoullische  Wertetheorie, 

ist;  die  Ungleicliimg  bestehen 

(ß)  F(x  +  pu)>F(x  +  (f€  +  €') u)  . 

Ersetzt  man  andererseits 
durch  den  zn  grofsen  Wert 

F{X    +    WU)y 

so  sieht  man,  dafs 

(y)  F{x  +  pu)  <  F{x  +  wu) 

ist.    Der  Wert 

F{x  +  wu)  -  F{x) 

bildet  nach  diesen  Ungleichungen  (ß)  und  (7)  also  für  den  Wert  des 
in  Gefahr  schwebenden  Kapitals  eine  obere  Grenze,  die  derselbe  niemals 
äberschreiten,  der  er  sich  aber  bei  genügender  Verteilung  des  Kapitals 
beliebig  nahem  kann,  so  dals  er  einem  sicheren  Besitze,  welcher  den 
gleichen  objektiren  Wert  hat,  beliebig  nahe  gebracht  werden  kann. 

VI. 

Wie  nunmehr  nachgewiesen  ist,  ergeben  sich  in  der  That  aus  der 
Annahme  einer  allgemeinen  Wertefunktion  wieder  die  Laplacescben 
Sätze,  und  es  scheinen  somit  zur  Begründung  dieser  Sätze  nur  solche 
Voraussetzungen  herangezogen  zu  sein,  deren  Richtigkeit  unmittelbar 
einleuchtet.  Es  erhebt  sich  indessen  gegen  alle  derartigen  Überlegungen 
ein  Bedenken,  das  ihre  Möglichkeit  überhaupt  in  Frage  stellt  Es 
handelt  sich  nämlich  um  die  Berechtigung,  von  dem  subjektiven  Werte 
einer  Geldsumme  zu  reden,  der  sich  nur  nach  der  Grofse  des  Ein- 
kommens richten  soll.  In  Wirklichkeit  sind  für  den  unterschied,  der 
zwischen  dem  Werte  derselben  Menge  Geldes  für  zwei  yerschiedene 
Personen  besteht,  so  viele  und  so  mannigfaltige  umstände  ma&gebend, 
dafs  es  unmöglich  ist,  auf  sie  eine  Berechnung  dieses  Wertunterschiedes 
oder  Wertverhältnisses  zu  gründen,,  und  dals  jedes  schliefslich  ana- 
gesprochene  ITrteil  nur  den  Charakter  einer  willkürlichen  xmd  nn- 
zuverlässigen  Schätzung  hat.  Es  wird  nur  der  allgemeine  Satz  bestehen 
bleiben,  dafs  für  den  Reicheren  dieselbe  Summe  einen  geringeren  Weit 
hat  als  fSr  den  Ärmeren.  Wohl  kann  es  AusnahmeverhSltnisse  geben, 
unter  denen  ein  kleiner  Geldbetrag  fQr  einen  Armeren  leichter  eni- 
behrlich  ist  als  für  einen  Reicheren,  dieser  braucht  nur  z.  B.  eine 
zahlreichere  und  mehr  Kosten  verursachende  Familie  oder  grolsere 
gesellschaftliche  Verpflichtungen  zu  haben,  aber  im  Durchschnitt  wird 


Von  H.  E.  TmsBDiNO.  345 

doch  der  Wert  des  Geldes  mit  wachsendem  Vermögen  sinken.  Damit 
wäre  die  Ahleitung  der  Laplaceschen  Sätze  vollkommen  gesichert^ 
wenn  sich  nur  wenigstens  die  Möglichkeit  einsehen  liefse^  die  Werte- 
funktion empirisch  zu  ermitteln.  Eine  solche  Möglichkeit  ist  aher 
nicht  zu  finden.  Denn  weder  Versuche  noch  Beobachtungen  können 
je  zu  einer  Skala  führen^  welche  die  relativen  Werte  der  Geldeinheit 
f&r  die  einzelnen  Einkommenklassen  liefert. 

Man  könnte  daran  denken;  diese  Skala  so  aufzustellen ,  dafs  man 
die  Werte  den  Beträgen  umgekehrt  proportional  setzt,  welche  eine 
Anzahl  Personen  der  verschiedenen  Vermögensklassen  für  denselben, 
zum  unmittelbaren  Genuis  oder  Gebrauch  dienenden  Gegenstand  zu 
zahlen  bereit  sind,  und  den  Irrtum  des  Einzelnen  durch  die  Menge 
der  herangezogenen  Personen  auszugleichen  suchen.  Aber  es  be- 
darf kaum  einer  Erwähnung,  wie  wenig  zweckdienlich  ein  solches 
Verfahren  wäre.  Denn  es  giebt  kaum  einen  Gegenstand,  der  f&r 
eine  gröüsere  Anzahl  von  Personen  genau  denselben  Wert  hat,  und 
abgesehen  davon,  wäre  die  Feststellung  dieses  Wertes  nach  dem  Ur- 
teile der  betrefiFenden  Personen  eine  faktische  ünmöglichkeii  Denken 
wir  uns  z.  B.,  es  handle  sich  um  eine  gemeinnützige  Unternehmung, 
die  in  gleichem  Mafse  das  Interesse  aller  Bürger  trifft  Dann  sollte 
man  nach  den  Regeln  der  Billigkeit  erwarten,  es  würden  alle  Bürger 
gleiche  Äquivalente  beitragen,  nämlich  soviel,  wie  sie  alle  mit  der 
gleichen  Leichtigkeit  entbehren  können,  der  Arme  wenig,  der  Reiche 
viel,  und  hiemach  hätte  man  sofort  einen  Mafsstab  dafür,  welche 
Summen  in  den  verschiedenen  Vermögensverhältnissen  denselben  Wert 
besitzen.  Aber  ein  solches  Verfahren  würde  bei  allen  Menschen  die 
gleiche  Freigebigkeit  und  Opferwilligkeit  voraussetzen,  was  der  Wirk- 
lichkeit durchaus  widerspricht.  Im  Gegenteile  würde  ein  armer  Hand- 
werker von  seinem  mühsam  ersparten  Gelde  vielleicht  mehr  hergeben 
als  ein  geiziger  Millioiuir  von  seinem  Überflusse. 

Eine  andere  und  zuverlässigere  Methode  würde  sich  aus  einer 
Menge  gut  und  gleichmäisig  geführter  Haushaltungsbücher  von  Familien 
aller  möglichen  Lebenslagen  herleiten.  Vergleicht  man  nämlich  die 
Aasgaben  eines  Hausstandes  mit  denen  eines  anderen,  der  über  ein  etwas 
höheres  Einkommen  verfügi^  so  kann  man  leicht  feststellen,  was  dieser 
letztere  Haushalt  entbehren  müfste,  wenn  er  auf  das  Einkommen  des 
ersteren  herabgedrückt  würde,  und  was  somit  für  ihn  diese  Einbufse 
zu  bedeuten  hat.  Würde  man  nun  eine  bestimmte  Werteskala  bereits 
besitzen,  so  könnte  man  wenigstens  bemessen,  inwieweit  sie  den  wirk- 
Uchen  Verhältnissen  entspräche.  Man  müfste  nämlich  die  einzelnen 
Ausgaben  ordnen  nach  dem  Grade,  in  welchem  sie  erforderlich  oder 


346  Die  fiemoullische  Wertetheorie. 

überflüssig  sind^  indem  man  den  notwendigsten  Ausgaben  die  niedrigste 
Ordnung  giebt.  Dieses  Ordnen  geschieht  sehr  einfach,  indem  man  dae 
durchschnittliche  Einkommen  feststellt,  bei  welchem  jede  der  Aasgaben 
zuerst  bemerkbar  wird.  Zu  jeder  Ausgabe  gehörte  dann  ein  bestimmtes 
Gewicht,  nach  welchem  sich  der  Grad  ihrer  Dringlichkeit  bemilst, 
und  dieses  Gewicht  wäre  dem  Werte  der  Geldeinheit  für  diejenige 
Einkommensklasse  proportional  zu  setzen,  bei  welcher  die  betreffoide 
Ausgabe  zuerst  auftritt.  Die  Bedingung  daf&r,  dafs  die  Werteskala 
richtig  bemessen  ist,  wäre  dann  die,  dafs  mit  der  steigenden  Ordnung 
das  Gewicht  der  Ausgaben  stetig  abnehmen  müfste.^) 

Es  ist  jedoch  schwer  einzusehen,  wie  man  auf  diesem  Wege  eine 
Werteskala  erst  herleiten  und  einen  genauen  Ansatz  der  Wertefimktion 
finden  könnte.  Diese  läfst  sich  in  keiner  Weise  festlegen.  Die  Un- 
möglichkeit des  Operierens  mit  einer  undefinierbaren  Funktion  würde 
aber  der  Bernoullischen  Theorie  auch  in  ihrer  erweiterten  Fassung 
den  Boden  entziehen.  Da  kommt  ihr  nun  merkwürdigerweise  mitten 
aus  dem  wirtschaftlichen  Leben  heraus  eine  unerwartete  Hülfe.  Die 
Umlegung  der  Einkommensteuer^),  die  bekanntlich  in  dem  modernen 
Steuerwesen  eine  sehr  grolse  Rolle  spielt,  erfordert  nämlich  die  Fest- 
stellung der  Beträge,  welche  für  die  yerschiedenen  Staatsangehörigen 
nach  Mafsgabe  ihres  Einkommens  als  äquivalent  anzusehen  sind. 
Nach  der  heutigen  Anschauung  ist  die  Steuer  als  ein  Beitrag  m 
betrachten,  den  der  Einzelne  für  die  Befriedigung  eines  kollektiYen 
Bedürfnisses  leistet,  sie  ist  sonach  ebensogut  eine  zweckmafsige  Ausgabe 
wie  jede  andere  und  keineswegs  ein  Opfer,  das  der  Einzebie  der  All- 
gemeinheit bringt.  Wenn  ein  solches  kollektives  Bedürfnis  f&r  jeden 
gleich  dringlich  ist,  so  müssen,  könnte  man  sagen,  billigerweise  auch 
alle  ihren  Verhältnissen  entsprechend  gleich  viel  beisteuern,  das  hei^ 
was  ein  jeder  infolge  dieser  Ausgabe  an  seinen  anderen  Ausgaben 
kürzt  und  deswegen  entbehrt,  darf  für  keinen  empfindlicher  als  für 
einen  anderen  sein.  Somit  hätte  man  die  in  den  Steuersätzen  an- 
gegebenen Beträge  als  äquivalente  Summen  für  die  einzelnen  Ein- 
kommensklassen  anzusehen   und  dürfte  die  Wertefunktion  ihnen  nm- 


1)  Die  hier  gestreiften  Überlegungen  haben  durch  die  Theorie  des  Grenznutsens, 
wie  sie  von  Jevons  und  Menger  begründet  ist,  einen  breiten  Baum  Inder 
Nationalökonomie  eingenommen.  Für  die  folgenden  Ausfahrungen  möge  man 
etwa  die  kritischen  Bemerkungen  von  Sax,  Die  Progressivsteuer,  in  der  Zeitsdirift 
fär  Volkswirtschaft,  Band  1,  vergleichen,  wo  auch  holländische,  in  Deutschliuid 
wenig  gekannte  Litteratur  herangezogen  ist. 

2)  Die  nmfangreiche  Litteratur  über  den  hiermit  berührten  Gregenstand  findet 
man  in  dem  Handwörterbuche  der  Staatswissenschaften  unter  Einkommensteuer 
und  Grenznutzen  zasammengestellt. 


Von  H.  E.  TnfBBDnro.  347 

gekeliit  proportional  annehmen.  Es  ist  nun  nicht  zu  yerkennen,  dafs 
jede  wirklich  bestehende  Steuer  im  besten  Falle  der  Ausdruck  einer 
augenblicklich  allgemein  herrschenden  Empfindung  ist,  und  es  ist 
deswegen  keineswegs  anzunehmen,  dafs  diese  Empfindung  das  Richtige 
trifft^  das  heiTst,  das  nicht  doch  eine  Yermögensklasse  durch  die  Steuer 
starker  als  eine  andere  belastet  ist.  Aber  man  könnte  sich  doch 
wenigstens  an  die  Hofi&iung  halten,  dafs  sich  eine  solche  Ungerechtig- 
keit in  der  Steuerverteilung  doch  im  Laufe  der  Zeit  bemerkbar  machen 
und  beseitigt  werden  würde  und  man  sich  so  dem  Ideale  der  ge- 
rechtesten Steuenrerteilung  schliefslich  immer  mehr  imhem  wird,  wenn 
dieses  Ideal  auch  niemals  ganz  erreicht  wird,  weU  es  selbst  mit  den 
wirtschaftlichen  Verhältnissen  sich  verändert  und  daher  immer  neue 
Reformen  in  der  Steuergesetzgebung  fordert.  Es  würde  sich  aber, 
wenn  erst  einmal  ein  vollkommener  Ausgleich  der  Leistungen  ver- 
wirklicht ist,  doch  nur  um  geringe  und  ganz  allmahlig  nötig  werdende 
Modifikationen  handeln,  die  sich  den  XJnterhaltungsarbeiten  an  einem 
einmal  aufgeführten  Bau  vergleichen  lassen.  Nur  heftige  wirtschaft- 
liche Umwälzungen  würden  wie  ein  zerstörendes  Naturereignis  eine 
Erneuerung  der  ganzen  Anlage  erfordern.  Im  übrigen  aber  wäre  gerade 
die  Solidität  der  einzige  Mafsstab  für  die  Yortrefflichkeit  eines  Steuer^ 
Systems.  Es  ist  indessen  nicht  abzusehen,  wie  diese  Solidität  darüber 
entscheiden  soll,  ob  dieses  System  auch  von  allen  gleiche  Äquivalente 
an  Werten  fordert. 

Die  Frage  der  Steuerbelastung  ist  durchaus  nicht  so  persönlich, 
wie  es  der  Bernoullische  Gedankengang  erfordern  würde.  Es  kommt 
bei  ihr  nicht  blofs  die  Person  des  Steuerzahlers  in  Betracht^  sondern 
auch  der  Charakter  seiner  Unternehmungen,  aus  denen  er  sein  Ein- 
kommen schöpft  und  welche  somit  die  Steuer  trifft.  Die  Steuer 
lastet  nach  der  alteren  Ansicht  geradezu  auf  der  Unternehmung  und 
berührt  den  Unternehmer  erst  mittelbar.  Wenn  nun  auch  der  grofse 
Fortschritt  der  neueren  Auffassungen  eben  darauf  beruht^  dafs  sie 
das  persönliche  Element  mehr  in  den  Vordergrund  stellen,  so  hat  dies 
doch  seine  bestimmte  Grenze.  Der  Staat  ist,  wenigstens  unter  unseren 
heutigen  Verhältnissen,  zu  einer  ziemlich  weitgehenden  Bücksicht  auf 
das  Kapital  genötigt.  Er  hat  ein  Interesse,  industrielle  und  kommer- 
zielle Unternehmungen  zu  begünstigen,  statt  sie  durch  zu  grofse  Be- 
steuerung zu  drücken.  Es  ist  eine  bekannte  Thatsache,  dafs  Steuern, 
welche  das  Kapital  stark  belasten,  zu  einer  Auswanderung  desselben 
und  vor  allen  Dingen  zu  Steuerhinterziehung  führen.  DaHs  die  grofsen 
Kapitalien  sich,  wie  es  scheint,  leichter  verbergen  lassen  als  der  Zehr- 
pfennig  des  armen  Mannes,  verschiebt  die  Steuer  stark  zu  Ungunsten 


348  Die  Bemoulliache  Werietheorie. 

des  letzteren,  und  doch  läTst  sich  hierfür  keine  Remedor  dadurch  schaffen, 
dalB  man  die  Steuersätze  für  die  hohen  Einkommensklassen  noch  weiter 
erhöht,  denn  dadurch  würde  das  Übel  noch  yerschlimmeri  So  giebt 
es  sehr  wichtige  Momente,  welche  dem  Ideal  der  Steuerrerteilung,  dab 
Alle  gleiche  Aquiralente  zahlen,  genau  entgegenwirken. 

Bei  alledem  ist  es  sehr  merkwürdig,  dafs  die  BernouUische  An- 
nahme, es  seien  die  Wertaquiralente  dem  Einkommen  proportional,  zn 
einer  gleichmäfsigen  Einkommensteuer  führt,  wonach  jeder  gleich  ml 
in  Prozenten  seines  Einkommens  zu  entrichten  hat.  Dies  nämlich  ist 
der  gelindeste  Ansatz,  der  je  für  die  Vermögens-  und  Einkommensteuer 
gemacht  ist^  indem  alle  anderen  die  höheren  Einkommen  noch  stärker 
belasten.  Die  heutigen  Steuersysteme  befolgen  der  Mehrzahl  nach  eine 
gelinde  Progression  in  der  Steuerquote.  Die  Berechtigung  einer  solchen 
Progression  ist  allerdings  lange  Zeit  heftig  umstritten  worden,  nnd 
viele  Autoritäten,  an  der  Spitze  Adam  Smith,  der  freilich  auch  ron 
der  Zulässigkeit  einer  schwachen  Progression  spricht,  haben  sich  ent- 
schieden der  gleichmäfsigen  Steuer  zugewandt.  Mit  ihrer  Ansicht  wm 
der  BernouUische  Ansatz  in  Einklang.  Wenn  er  aber  abzuändern 
ist,  so  ist  er  es  in  der  Richtung,  welche  den  Werl  des  (Feldes  noch 
schneller  als  dem  Vermögen  proportional  sinken  läfst.  Es  mag  nicht 
uninteressant  sein,  einen  solchen  Ansatz  zu  versuchen. 

vn. 

Zuvörderst  ist  aufs  neue  zu  betonen,  dafs  nicht,  wie  Bernonlli 
meinte,  erst  dann,  wenn  das  Einkommen  Null  wird,  der  Wert  einer 
kleinen  Geldsumme  ins  Unendliche  steigt,  sondern  schon  dann,  wenn 
das  Einkommen  zur  Bestreitung  des  notwendigsten  Lebensunterhaltes 
nicht  mehr  ausreicht.  Es  ist  deswegen  von  dem  Einkommen  x  ein 
gewisser  Betrag  a  abzuziehen,  den  man  mit  dem  Existenzminimum 
zusammenfallen  lassen  kaim,  und  statt  einfach  des  reziproken  Wertes 
von  X  ist  für  die  Wertefunktion 

anzusetzen.     Das  würde  für  die  Steuer  einen  Betrag 

S{x)  =»  (i(x  —  a) 

ergeben,  indem  [i  die  absolute  Höhe  der  Steuer  festlegt  Das 
Existenzminimum  würde  also  steuerfrei  bleiben,  und  der  Hehr- 
betrag des  Einkommens  wäre  einer  gleichmaisigen  Besteuerung  ante^ 
werfen. 


Von  H.  E.  TmBBiNo.  349 

Es  ist  leicht  za  sehen,  wie  schon  dieser  Ansatz  eine  Progression 
der  Einkommensteuer  bedingt.  Rechnen  wir  nämlich  die  Steuer  im 
Verhältnis  zu  dem  ganzen  Einkommen,  so  haben  wir  zu  setzen 

s(x)-m(i-|>, 

mid  die  Steuerquote  ist  sonach 

Sie  ist  für  sehr  grofses  Einkommen  so  gut  wie  konstant,  nämUch 
gleich  ^,  f&r  kleinere  Einkommen  nimmt  sie  ab  und  wird  schliefslich 
gleich  Null  ffir  x  ^  a.  Dieser  Ansatz  kann  aber  f&r  praktische  Zwecke 
noch  ungenügend  sein.  Man  fasse  i^mlich  einmal  den  Steuertarif, 
der  aus  ihm  resultieren  würde,  näher  ins  Auge.  Wählt  man  für 
das  Maximum  (i,  welchem  die  Steuerquote  q  für  ein  sehr  hohes  Ein- 
kommen sich  annähert,  5  7o  ^^^  setzt  a  =  1000  Mark,  so  wird  die 
Quote  für  ein  Einkommen  von  2000  Mark  bereits  2\%  fOr  5000  Mark 
ist  sie  47o,  für  10000  Mark  4|7o-  ^^^  ^^^  demnach  yielleicht  die 
niedrigeren  Einkommen  fQr  nicht  genügend  entlastet  halten,  besonders 
da  die  Personen,  die  diesen  Einkommensklassen,  etwa  von  1000  bis 
3000  Mark,  angehören,  z.  B.  Yolksschullehrer,  ünterbeamte,  Buchhalter 
TL  a.,  oft  schwer  mit  materiellen  Sorgen  zu  kämpfen  haben,  indem 
sie  grofsenteils  zu  einer  nach  auTsen  hin  würdigen  und  anständigen 
Lebenshaltung  gezwungen  sind.  Da  man  ihnen  diese  auch  zu  ermög- 
lichen suchen  muTs,  ist  es  nicht  gerade  angebracht,  die  Steuerquote 
von  dem  niedrigsten  besteuerten  Einkommen  an  sehr  rasch  wachsen  zu 
lassen,  und  es  ist  auch  beispielsweise  nach  dem  preulsischen  Systeme 
nicht  der  Fall.  Um  dem  entsprechend  den  vorigen  Ansatz  zu  modi- 
fizieren, kann  man  der  Wertefanktion 

k 
X  —  a 

ein  Zusatzglied  Ton  der  Form 


{x+hy 

hinzufügen,  so  dafs  sie  sich,  wenn  noch  j,^  ^  gesetzt  wird,  in  folgender 
Oestalt  schreiben  läTst 

1}  HierauB  folgt  f&r  die  Funktion  F{x)  durch  Integration 

F(ar)«i+Ä:[log(a:-a)~^). 
Der  Wert  einer  Einnahme  jer,  am  die  das  Einkommen  x  veimehrt  wird,  ist  sonach 


350  Die  Bemoollische  Wertetheorie. 

Der  eingeklammerte  Faktor  nimmt;  wenn  x  von  a  bis  2a  +  6  wädist^ 
Ton  1  bis 

zu,  sinkt  dann  aber  wieder,  wenn  x  weiter  wächst,  um,  wenn  x  sein 
grofs  ist,  sehr  angenähert  gleich  Eins  zu  werden. 
Der  Bruch 

bestimmt  so  die  Begünstigung,  die  das  Einkommen  x  gegenüber  dem 
ursprüngUchen  Ansätze  erfährt.     Sein  Maximalwert  tritt  für 

c  —  2a  +  6 
ein,  und  wir  wollen 

setzen.     Dann   wird  der  Steuersatz  für  dieses  relatiy  am  meisten  be- 
günstigte Einkommen 

wenn  er  für  ein  beliebiges  Einkommen  x 


aj~a      1 

X 


ist.    Der  Steuersatz  für  ein  sehr  hohes  Einkommen  o  wird  dagegen 
und  es  ergiebt  sich 

oder 

S((D)-S(a:)«ft?  +  9(a;)S(4 

Die    Entlastung,    die    ein    niedrigeres    Einkommen    x   gegenüber 

einem  sehr  hohen  Einkommen  w  erfahrt,  zerlegt  sich  so  in  zwei  Teile. 

Der  erste  Teil 

a 

rührt  daron  her,  dafs  nicht  das  ganze  Einkommen,  sondern  nnr  sein 
ÜberschuTs  über  das  Existenzminimum  zur  Besteuerung  herangezogen 
wird,  und  würde  der  auf  Grund  einer  Wertefunktion 

k 


Von  H.  E.  Tdobdino.  351 

berechneten  Steuer  entsprechen.    Der  zweite  Teil 

9  (x)  •  8{x) 

stellt   dann   die   Vergünstigung  gegenüber  diesem  Ansätze  dar.     Man 
bemerke  endlich,  dafs  man 

setzen  kann,  und  dafs  somit  der  Steuersatz  8(x)  durch  die  Grröfsen  a, 
c,  C  und  II  ToUkommen  bestimmt  ist. 

Diese  Formeln,  welche  die  Abhängigkeit  des  Wertes  von  dem 
Vermögen  oder  Einkommen  darzustellen  versuchen,  zeigen  eine  gewisse 
Analogie  mit  der  sogenannten  Zustandsgieichung  der  Thermodynamik, 
nämlich  der  Gleichung,  die  zwischen  dem  Drucke  und  dem  Volumen 
eines  Gases  bei  einer  bestimmten  Temperatur  aufgestellt  wird.  Zunächst 
nämlich  wird  angenommen,  dafs  der  Druck  p  dem  Volumen  v  umgekehrt 
proportional  sei,  also  ^ 

Da  diese  Formel  aber  bei  gewöhnlicher  Temperatur  nur  für  wenige 
Gase  mit  hinlänglicher  Annäherung  richtig  ist,  hat  man  sich  genötigt 
gesehen,  sie  abzuändern.  Es  wird  zunächst  ein  gewisses  Volumen  a 
eingeführt,  unter  das  sich  das  Gas  auch  durch  den  stärksten  Druck 
nicht  komprimieren  läTst,  und  demgemäTs 


—  O 

gesetzt.  Der  äulsere  Druck  p  ist  aber  weiter  nur  ein  Teü.  des  wirklich 
Torhandenen  Druckes,  und  es  ist  der  Eohäsionsdruck  «,  der  von  der 
gegenseitigen  Anziehung  der  Teilchen  des  Gases  herrührt,  noch  hinzu- 
zufügen, so  dals  die  vorige  Formel  die  Gestalt 

p  +  Ä  = 

anninmit,  in  der  sie  van  der  Waals  zuerst  angestellt  hat.  Dieser 
nimmt  aber  den  Eohäsionsdruck  immer  dem  Quadrate  des  spezifischen 
Volumens  umgekehrt  proportional  an,  was  mit  der  Erfahrung  nicht 
recht  in  Einklang  zu  bringen  ist.  Glausius  versuchte  daher  eine 
Verbesserung,  indem  er  den  Eohäsionsdruck  einer  Grölse 

1 

(t;  +  6)« 

proportional  setzte,  und  er  gelangte  so  zu  einer  Formel 

a  ß 

in  der  noch  a  der  absoluten  Temperatur  direkt  und  ß  ihr  umgekehrt 


352  I^ic  Bemonlliflclie  Wertetheorie. 

proportional  sein  solL  Diese  Formeln  scheinen  den  oben  gegebenen 
Ansätzen  ffir  die  Wertefonktion  ganz  analog,  nur  ist  in  der 
Glausiusscben  Formel  das  zweite  Glied  wesentlich  negativ,  wahrend 
wir  es  in  der  Werteformel  positiv  annehmen  muTsten.  Dafs  es  sich 
indessen  um  eine  ganz  zufällige  Analogie  handelt^  der  keinerlei  kausaler 
Zusammenhang  zu  Ghrunde  liegt,  braucht  wohl  nicht  betont  zu  werdoL 
Ebensowenig  wird  es  nötig  sein,  noch  besonders  hervorzoheben, 
dafs  der  für  die  Wertefunktion  von  uns  gegebene  Ansatz  ein  durchaus 
willkürlicher  ist  und  nicht  wie  eine  physikalische  Formel  richtig  oder 
falsch,  sondern  nur  zweckmäTsig  oder  unzweckmä&ig  sein  kann.  Er 
hat  nur  gewissen  allgemeinen  Forderungen  zu  genügen,  und  die  in 
ihm  enthaltenen  Eonstanten  sind  lediglich  nach  einer  ungeßbren 
Schätzung  so  zu  bestimmen,  dafs  den  praktischen  Bedürfioissen  genügend 
Bechnung  getragen  ist.  Es  handelt  sich  also  gewissermaßen  um  einen 
probeweisen  Ansatz,  der  von  der  empirischen  Bestimmung  der  Werte- 
fiinktion,  wenn  sie  möglich  wäre,  durchaus  verschieden  bleibt  Das, 
was  die  Formel  für  eine  solche  wirtschaftliche  Aufgabe  wie  die  Fest- 
legung einer  Einkommensteuer  nützlich  machen  könnte,  ist  allein  der 
Umstand,  dafs,  nachdem  ihre  Übereinstimmung  mit  den  Prinzipien  der 
beabsichtigten  Steuerverteilung  einmal  zugegeben,  die  Bestimmung  der 
Eonstanten  in  ihr  viel  weniger  umständlich  und  schwierig  ist  als  die 
Feststellung  der  Steuerquote  für  alle  einzelnen  Einkonunenklassen,  die 
eine  weit  gröfsere  Willkür  und  Unsicherheit  involviert.  Diese  Eon- 
stanten sind  aus  folgenden  Daten  herzuleiten.  Erstens  muTs  die  Zahl  a 
festgelegt  werden.  Wir  liefsen  sie  oben  mit  dem  Existenzminimum  e 
zusammenfallen.  Es  ist  aber  angebracht,  sie  in  der  Steuerformel  groiser 
anzunehmen.  So  werden  die  im  allgemeinen  sehr  zahlreichen  Personen 
mit  ganz  kleinem  Einkommen  (zwischen  e  und  d)  völlig  von  der  Steuer 
befreit.  Als  das  durchschnittliche  Existenzminimum  sieht  man  in 
Deutschland  gegenwärtig  etwa  600  Mark  jährlich  an,  die  preufsische 
Einkommensteuer  besteuert  dagegen  erst  ein  Einkommen  von  900  Hark. 
Zweitens  ist  das  Einkommen  c^2a  +  b  zu  bestimmen.  EQerf&r  sind 
allerdings  Erwägungen  mafsgebend,  welche  die  besondere  Lage  und 
Bedeutung  der  einzelnen  Einkommensklassen  betreffen  und  sich  nicht 
in  Form  von  einfachen  Kegeln  aussprechen  lassen.  Man  könnte  aber 
daran  denken,  versuchsweise  für  c  einfach  das  mittlere  Einkommen 
überhaupt   zu   wählen.^)     Soll  dann  drittens  durch  die  Grölse  C  dss 

1)  Es  läuft  dies  unter  den  gegenwärtig  herrschenden  Verhältnissen  ungefähr 
darauf  hinaus,  dafs  man  c==^Ze  setzt.  Ist  also  a^sy^e,  so  wäre  6asO  sn  machen. 
Die  preufsische  Einkommensteuer  würde,  wenigstens  fQr  Einkommen  bis  za 
10000  Mark,  etwa  einem  Werte  5=»2a»3e  entsprechen. 


Von  H.  E.  Tdiebdivo.  353 

MaTs  der  Abweicliimg  von  dem  ursprünglichen  Ansätze  einer  gleich- 
förmigen Besteuerung  des  Überschusses  über  das  Existenzminimum 
angegeben  werden,  so  ist  dies  wiederum  reine  Sache  des  persönlichen 
Ermessens  oder  durch  den  Zug  der  Zeit  gegeben.  In  wieweit  die 
Annahme  das  Richtige  getroffen  hat,  kann  erst  die  Zukunft  lehren. 
Was  vteriens  noch  nötig  ist,  die  Bestimmimg  der  Maximalquote  /i  für 
sehr  hohe  Einkommen,  ergiebt  sich  aus  den  Zensuslisten  dadurch,  dafs 
die  durch  die  Steuer  insgesamt  erhobene  Summe  die  erforderliche  Höhe 
erreichen  soU. 

Wünscht  man  ein  rascheres  Ansteigen  der  Steuerquote,  als  es  der 
von  uns  gegebene  Ansatz  liefert,  so  kann  man  diesen  durch  einen 
anderen 

ersetzen,  in  dem  n  =  3  oder  noch  gröfser  angenommen  wird.  Die 
Grölse  b  ist  nur  an  die  Bedingung  gebunden,  dafs  a  +  b  positiv  sein 
solL  Man  könnte  auch  andere  Ansätze  versuchen,  deren  äufsere  Gestalt 
ganz  verschieden  ist.  Das  ganze  Verfahren  läfst  sich  passend  mit  der 
Aufstellung  empirischer  Formeln  in  der  Technik,  beispielsweise  in  der 
Hydraulik  für  die  Geschwindigkeit  und  Geschwindigkeitsänderungen  des 
m  Röhren  oder  Kanälen  strömenden  Wassers,  vergleichen.  Was  aber 
die  hier  erörterte  Art  der  Verwendung  von  Formeln  davon  durchaus 
unterscheidet,  ist  die  Unmöglichkeit,  die  Tauglichkeit  des  Ansatzes  em- 
pirisch zu  prüfen.  Allgemeine  Erfahrungen  können  wohl  das  Vor- 
handensein und  die  Richtung  eines  Fehlers,  nicht  aber  seine  Gröfse 
ergeben.  Deshalb  müssen  die  auf  eine  solche  Wertefunktion  aufgebauten 
wirtschaftlichen  Wertlehren  der  sicheren  Begründung  entbehren,  auch 
wenn  sie  nicht  den  analytischen  Ausdruck,  sondern  nur  allgemeine 
Eigenschafben  dieser  Funktion  als  bekannt  voraussetzen.  Denn  wenn 
nicht  wenigstens  die  Möglichkeit^  gesichert  ist,  die  Funktion  nötigenfalls 
zn  bestimmen,  ist  sie  als  empirische  Funktion  nicht  definiert  und  kann 
mit  ihr  schlechterdings  nicht  operiert  werden,  ohne  dafs  alle  diese 
Operationen  einen  gewissen  hypothetischen  Charakter  tragen,  der  es 
unmöglich  macht,  aus  ihnen  auf  die  Wirklichkeit  zu  schlieisen. 

Die  Laplaceschen  Sätze  sind  deswegen  so  merkwürdig,  weil  sie 
in  der  That  zu  dem  Glauben  Anlafs  geben  können,  es  lasse  sich  die 
Mathematik  auf  das  praktische  Leben,  ja,  was  den  Männern  der  Auf- 
Uarong  besonders  wichtig  war,  auf  das  moralische  Gebiet  anwenden. 
So  fest  scheinen  sie  begründet,  und  so  einleuchtend  und  vernünftig 
sind  die  Maximen,  die  sie  ergeben  und  die  sich  andererseits  aus  der 
ein&chen  Voraussetzung,  dafs  der  Wert  des  Geldes  mit  dem  wachsenden 

Zeitachrin  f.  Matliematik  n.  Physik.  47. Band.  190S.  S.u. 4.  Heft.  23 


354  Ober  das  perimetriBche  Rollen  eines  Kreisels  etc. 

Besitze  sinke,  durch  rein  logische  Schlüsse  kaum  ableiten  liefsen.  Es 
ist  aber  aus  diesen  Sätzen,  wenn  sie  nur  auf  jene  Voraussetzung  und 
die  blofse  Existenz  einer  Wertefunktion  gegründet  werden,  nicht  zu 
ersehen,  wieviel  z.  B.  jemand  für  eine  bestimmte  Versicherung  bezahlen 
darf,  ohne  dafs  sie  für  ihn  „moralisch  unvorteilhaft^^  wird,  es  la&t  sidi 
überhaupt  nicht  für  jeden  einzelnen  Fall  nach  diesen  Maximen  be- 
stimmen, was  zu  empfehlen  oder  zu  widerraten  ist.  Jeder  einzelne  Fall 
erfordert  vielmehr  doch  wieder  die  Erwägung  aller  besonderen  Um- 
stände und  die  schliefsliche  Entscheidung  entspringt  ganz  anderen  ab 
mathematischen  Überlegungen.  Der  Gedanke  eines  zahlmäiflig  angeb- 
baren  Wertes,  der  sich  nur  nach  dem  Vermögen  der  betreffenden  Person 
richten  soll,  ist  eben  eine  blofse  Fiktion. 


über  das  perimetrisclie  Rollen  eines  Kreisels, 
dessen  Schwerpunkt  nnter  dem  üntersttltznngspnnkte  liegt. 

Von  D.  BoBYLBW  in  St.  Petersburg, 
bearbeitet  von  Th.  Friesendobff  in  St.  Petersburg. 

Der  Apparat,  dessen  Bewegung  hier  behandelt  werden  soll,  ähnelt 
einem   gewöhnlichen  Kreisel,   der  aus  einem  cylindrischen  Stabe  mit 
konischen  Spitzen   und   aus   einem  darauf  befestigten  Drehungskorper 
besteht;  er  unterscheidet  sich  vom  gewohnlichen  Kreisel  dadurch,  dab 
der  Drehungskörper  die  Gestalt  einer  Glocke  besitzt  und  dieselbe  auf 
dem  Stabe  so  befestigt  ist,  dafs  die  eine  der  Spitzen  des  Stabes  inner- 
halb der  Glocke  sich  befindet  und  bei  vertikaler  Aufstellung  mit  nacb 
oben   gerichtetem   freien  Ende  der  Schwerpunkt  des  ganzen  Ejreisek, 
der  ja  auf  der  Figurenachse  liegen  mufs,  noch  unterhalb  der  zweiten 
Spitze,  also  auf  die  Verlängerung  des  Stabes,  zu  liegen  konunt.    Um 
die  Bewegung   eines  solchen  Kreisels  zu  beobachten,   wird  auf  einem 
Gestell  eine  Pfanne  angebracht,  in  welche  die  untere  Spitze  des  Stabes 
hineingestellt  wird.    Wenn  der  Kreisel  ruht,  nimmt  seine  Figurenachse 
eine  vertikale  Stellung  an.    Lenkt  man  den  Kreisel  aus  dieser  Gleich- 
gewichtslage ab   und  erteilt  man  ihm  dabei  eine  starke  Drehung  am 
seine  Achse  und  lafst  man  ihn  darauf,  ohne  ihm  einen  seitlichen  An- 
stoLs  erteilt  zu  haben,  frei,  so  wird  es  uns  scheinen,  dals  seine  Achse 
einen   Kreiskegel    um   die   Senkrechte   beschreibt  und  dafs   die  freie 
Spitze  sich  auf  einem  horizontalen  Kreise,  dessen  Mittelpunkt  auf  der 


Von  D.  BoBTLxw. 


355 


Senkrecliten  gelegen  ist^  bewegt.  In  Wirkliclikeit  aber  wird  die  Bahn- 
kmre  der  freien  Spitze  kein  Kreis  sein,  sondern  eine  sphärische  Cy- 
cloide  mit  sehr  vielen  sehr  kleinen  Zacken  (yergl.  F.  Klein  und  A. 
Sommerfeld  —  Über  die  Theorie  des  Kreisels  T.  I,  Kap.  IV  und  V) 
Befestigt  man  aber  über  dem  Kreisel  eine  horizontale  Scheibe 
mit  Rändern  beliebiger  Gestalt  nnd  wird  die  Entfemnng  der 
Scheibe  vom  ünterstützungspunkte  des  Kreisels  so  gewählt^  dafs 
die  obere  Spitze  nie  unter  die  Scheibe  gelangen  kann^  sondern 
sich  siandig  auf  den  Hand  stützen  muTs,  dann  wird  der  rotierende 
Ej^isel  längs  des  ganzen  Randes  der  Scheibe  rollen.     (Yergl.  Abbild.) 


Eine  derartige  Bewegung  wurde  von  dem  franzosischen  Physiker 
Sire  beobachtet  und  perimetrische  Rotation  (rotation  p^rimetrique)  ge- 
nannt. Eine  allgemeine  Behandlung  dieser  Frt^  findet  man  in  dem 
Werke  Ton  Resal  ,,Traite  de  cinematique  pure,  1862'^^  wo  gezeigt 
wird,  dab,  wenn  das  Rollen  mit  einem  Gleiten  verbunden  ist^  die  Inte- 
gration der  Differentialgleichungen  nur  in  dem  Falle  ausführbar  ist, 
dab  der  Rand  der  Scheibe  ein  horizontaler  Kreis  mit  dem  Mittelpunkte 
auf  der  Senkrechten  durch  den  XJnterstützuugspunkt  ist. 

In  dem  Lehrbuche  der  analytischen  Mechanik  von  D.  Bobylew 

(Bd.  n,   S.  656—673;   1888)    wird   das   Problem    des   perimetrischen 

Rollens   ohne  Gleiten,  welches  sich  für  beliebige  Gestalten  der  Rand- 

knrve   lösen  laust,    behandelt.    Hier  soll   dasselbe  Problem   einfacher 

dargestellt  werden  und  dabei  werden  für  den  Fall  eines  kreisförmigen 

28  • 


356 


Über  das  perimetrische  Bollen  eines  Kreisels  etc. 


Randes  die  Bedingungen  aufgestellt,  unter  denen  die  freie  Spitze  des 
Kreisels  den  Rand  nicht  verlassen  und  nicht  zu  gleiten  anfangen  wird, 
sowie  auch  die  Bewegungen  betrachtet,  die  dann  eintreten,  wenn  die 
freie  Spitze  den  Rand  verlafst  und  ihn  wieder  berührt  Für  beliebige 
Gestalten  des  Randes  wird  das  Problem  analog  behandelt  und  es  wird 
gezeigt,  dab  die  Formeln,  die  den  Druck  des  Kreisels  auf  den  Band 
ausdrücken,  ein  von  der  geodätischen  Krümmung  der  Randkorye  ab- 
hangiges Glied  enthalten   — 

§  1. 

Den  TJnterstützungspunkt  0  der  unteren  Spitze  wählen  wir  zum 
Koordinatenanfang  der  Achsen  OX,  OY,  OZj  die  fest  mit  dem  Kreisel 
yerbunden  sind,  so  wie  auch  der  im  Räume  unbeweglichen  Achsen 
OX^,  OY^,  0Z^\  dabei  ist  die  Achse  OZ^  lotrecht  nach  oben  nnd 
die  Achse  OZ  nach  der  oberen  freien  Spitze  hin  gerichtet.  Die  Koor- 
dinaten irgend  eines  Punktes,  bezogen  auf  die  ersten  Koordinaten- 
achsen seien  x,  y,  z,  bezogen  auf  die  zweiten  —  x^,  y^,  b^.  Der  Schwer- 
punkt des  Kreisels  befindet  sich  auf  dem  negativen  Teile  der  O^Achse 
in  der  Entfernung  l  von  0. 

Die  unbewegliche  Randkurve  auf  der  das  Rollen  stattfindet,  be- 
findet sich  auf  der  Kugel  mit  dem  Mittelpunkte  in  0  und  vom  Radios 

JS,  so  dafs  der  Abstand  eines  Punktes 
des  Randes  von  0  gleich  jR  ist.  Der 
Schnittkreis  des  Stabes,  der  auf  dem 
Rande  rollt,  hat  dann  den  Radins 
a  =  JS  sin  £  und  sein  Mittelpunkt  bat 
von  0  auf  der  OZ- Achse  die  Ent- 
femung  c  ^  R  cos  £;  e  ist  also  der 
Winkel,  unter  welchem  von  0  aus  der 
Radius  des  Schnittkreises  erscheint  Der 
Berührungspunkt  n  des  rollenden  Kreises 
mit  dem  unbeweglichen  Rande  hat  in 
Bezug  auf  die  X,  Y,  Z-Achsen  die  Ko- 
ordinaten X,  y,  c  =  JB  cos  f  (vergL  Kg.  1). 
Der  normale  Gegendruck  l  des  nn- 
0^  beweglichen    Randes    ist    immer   nach 

aufsen  gerichtet,  d.  h.  dorthin  wo  sich 

der  rollende  Kreis  befindet,  und  mufs  immer  positiv  sein.    Die  Momente 

dieses  Gegendrucks  um  die  Achsen  OX,  OY,  OZ  sind  resp.  Xy,  —  Aa;,  0. 

Die  Reibungskraft  F  hat  die  Richtung  der  gemeinsamen  Tangente 

der  beiden  auf  einander  rollenden  Kurven,  und  wenn  wir  ihre  Eom- 


Flg.  1. 


z. 


Von   D.  BOBTLEW.  357 

ponenten  nach  der  X-  und  F-Achse  mit  F^  und  F^  bezeichnen^  so 
sind  ihre  Momente  um  die  X-,  T-  und  Z-Achse  resp.  —cF^,  cF^,  aF^ 
so  dals  die  Kraft  F  dann  positiv  ist^  wenn  ihr  Moment  um  die  Z- Achse 
positiv  ist 

Die  Momente  der  Schwerkraft  um  die  beweglichen  Achsen  sind 
resp.  —  Mgly\  Mgly,  0,  wobei  M  die  Masse  des  Kreisels,  g  die  Be- 
schleunigung der  Schwerkraft  und  yy  y',  y"  die  Richtungscosinus 
zwischen  der  positiven  Richtung  der  Z^-Achse  und  denen  der  X-,  T-, 
^Achse  bedeuten;  in  den  Eulerschen  Winkeln  Oj  q),  ^  drücken  sich 
^^  y?  y\  y'y  bekanntlich  folgendermaJsen  aus: 

y  =  sin  0  •  sin  9),    y '  =  sin  0  •  cos  q>y    y  "  =  cos  0. 

Femer  haben  die  Komponenten  p,  q,  r  der  Winkelgeschwindigkeit  Sl 
nach  den  beweglichen  Achsen  folgende  Ausdrücke  in  den  Eulerschen 
Winkeln  und  ihren  Ableitungen  nach  der  Zeit: 

p  =  ^  smO  •  sin  9>  +  ^  cos  9 

dib  .    ^  de   . 

q  =  ^smö'cosy  —  -^smy 

dip        ^  ,   dqp 

Die  Trägheitsmomente  des  Kreisels  sind:  um  die  Symmetrieachse  Cy 
um  die  äquatoriale  Achse  Ä, 

Hiemach  können  wir  für  das  Rollen  des  Kreisels  auf  dem  Rande 
folgende  Differentialgleichungen  aufstellen: 


(1) 


Ä^^(Ä-  qqr  -  Mgly'  +  ly  -  el, 
^g  =  (C7  -  Ä)rp  +  Mgly  -  Xx -V  cF, 
C^  =  aF,  oder  auch:  G^^^-xF^-  yF^ 


Beim  Bollen  ohne  Gleiten  fallt  die  augenblickliche  Drehongsachse 
mit  der  Richtung  Ott,  oder  mit  der  ihr  entgegengesetzten,  zusammen, 
und  deshalb  haben  wir  folgende  Gleichungen: 

(2)  ?««  =  !:  =  ?!  =  5 


Dabei  bedeutet  o  =  +  Yp^  +  q^  die  Projektion  der  Winkelge- 
schwindigkeit Sl  auf  die  XF-Ebene  oder,  was  dasselbe  ist,  auf  die 
Richtung  des  vom  Mittelpunkte  des  Kreises  zum  Punkte  n  geführten 
Radius  a;  das  obere  Vorzeichen  +  bezieht  sich  auf  die  Fälle,  wo  diese 
Projektion  positiv  ist. 


358  T^rter  da«  {>eiimetrische  Rollen  eines  Kreisels  etc. 

Wir  mnltiplizieren  die  erste  der  Gleichnngen  (1)  mit  p,  die  zweite 
mit  q,  die  dritte  mit  r,  addieren  ond  erhalten 

(Z,  iM(^'^*  +  Cr')]  =  Mgl^-^, 

denn  in  Folge  der  Gleichung  (2)  ist  der  Eoe£Bzient  (jfp  —  xq)  von  X 
gleich   Xoll   nnd   die  Reibmigsglieder  —  cpF^  +  cqF^  +  xrF^  —  yrF^ 

heben  sich  weg;  anCserdem  ist  bekanntlich  qy  —  py'  =  —^ — 

Die  90  erhaltene  Differentialgleichung  (3)  besitzt  ein  Integral, 
welches  das  Gesetz  der  Erhaltung  der  vollen  Energie  des  rotierenden 
Kreisels  ansdrfickt  Dieses  Integral  kann  auf  Grand  der  Gleichung  (2) 
so  geschrieben  werden: 

o*  =  -^  {Mgl  •  cosO  +  Ä), 

wo  J^^  Afon^s  +  CcoB^s  das  Trägheitsmoment  des  Kreisels  um  die 
augenblickliche  Drehungsachse  bedeutet.  Die  Konstante  h  wird  durch 
den  Wert  o^  der  Winkelgeschwindigkeit  für  den  Wert  0q  des  Winkels  S 
bestimmt^  und  so  erhalten  wir: 

(4)  cö*  =  cöj  +    \%f  (cos  ö  —  cos 0^. 

Das  Integral  (4)  bestimmt  das  Rollen  des  Kreisels  auf  dem  ge- 
gebenen Rande  ^  wenn  der  rollende  Kreis  nirgends  den  Rand  verlaust. 
Das  Verlassen  kann  nur  in  den  Punkten  des  Randes  stattfinden^  wo  A, 
welches  bis  dahin  positiv  war,  zu  Null  wird  und  bei  weiterem  Rollen 
negative  Werte  annimmt.  Um  über  das  Vorzeichen  von  k  urteilen  zn 
können,  mufs  man  aus  den  ersten  zwei  Gleichungen  (1)  den  Ausdruck 
fibr  k  ableiten;  zu  diesem  Zwecke  multiplizieren  wir  die  erste  Glei- 
chung mit  y,  die  zweite  mit  —  x  und  addieren  sie,  dann  erhalten  wir: 

ka'^A[yf^-x^^^  +  {C-Ä)r(px  +  qy)  +  Mgl{xy  +  yy') 

+  ciyF^  +  xF,), 

In  dieser  Gleichung  sind: 

i>-P  +  32/  =  öto,    xy  +  yy'  =  z^^  —  cy"    und    xF^  +  yF^  =  0, 
jb  die  Reibungskraft  F  senkrecht  zum  Radius  a  gerichtet  ist.    Was  die 
lüftirnr    V  -^  ~  ^-r:  anbetrifft,  so  läfst  sie  sich  folgendermafsen  be- 
:    aus    der    Gleichung    yp  —  xq  =  ^    folgt,    dafs    für    jeden 

dp  (fq  _     dx  dy 

^Tt  "^dt^^Tt^^li 


Von  D.  BOBTLBW.  359 

ist;  zur  Bestimmung  von  ^  und  -^  betrachten  wir  den  Berührungs- 

punkt   des   rollenden  Kreises  mit  dem  festen  Rande:  -^  und  -^  sind 

die  X'  und  F- Komponenten  seiner  relativen  Geschwindigkeit  gegen 
den  KreiseL  Der  Berührungspunkt  ändert  stetig  seine  Lage  auf  dem 
Rande,  so  wie  auch  auf  dem  rollenden  Kreise.  Die  absolute  Ge- 
schwindigkeit der  Bewegung  dieses  Punktes  auf  dem  Rande  wollen 
wir  mit  v  bezeichnen.  Die  Geschwindigkeit  der  relativen  Bewegung 
ist  bekanntlich  gleich  der  geometrischen  Differenz  der  absoluten  Ge- 
schwindigkeit und  der  Geschwindigkeit  des  bewegten  Systems;  die 
X,  F- Komponenten  der  letzteren  Geschwindigkeit  sind  hier  gleich: 
iqc  —  ry)  und  (rx  —  pc),  also  haben  wir: 

^  =  t;cos(t;,  X)  -  (qc  -  ry) 

^  =  t;cos  ((t?,  F)  -  {rx  -pc) 
und  so  ist: 

q-^  —p-^  =  v{qco8(v,  Z)— jJCOs(t;,  F))  —  co*  +  rao. 

Man  kann  sich  leicht  überzeugen ,  dafs  für  jede  Richtung  der 
Drehung  und  des  Rollens  die  Richtung  von  o  zur  Richtung  von  v  so 
gelegen  ist,  wie  die  positive  Richtung  der  FAchse  zur  positiven 
Richtung  der  X-Achse,  d.  h. 

cos  (v,  X)  =  cos  (cd,  •  F),    cos  (t;,  F)  ==  —  cos  (©,  X), 

folglich  ist: 

f;(jcos(t?,  X)  --pcoB^Vf  F))  =  t;-(D. 

Infolge   des  Gesagten  erhalt  also  der  Ausdruck  fUx  Xd^  folgende 
Gestalt: 
(5)  ia*  ^Avg)  +  (C  —  ä)g)*c+  Mgl{z^  —  c  •  cos  ff). 

Die  Grofse  und  das  Vorzeichen  der  Reibungskraft  F  kann  aus  der 
dritten  der  Gleichungen  (1)  bestimmt  werden: 


und  da 


jP      e  dr pC  dm C  ^c__  da>* 

adt  d^  dt        2  «a*  dt 


da*  _  2a*MgldcoBd 
"dt  ""      B*J        W 


ist,  so  erhalten  wir: 

//»N  jp CMglcd  coB$ 


E*J(o      dt 


J 


360 


über  das  perimetriöche  Rollen  f 


Damit  auf  dem  Rande  nirgends  Gleiten  etattfindet,  mufs  die  kiV^^ 
Bolute  örÖfBe  der  Reibungskraft  kleiner  als  xX  sein  (x  ist  der  R«ibun^^_^ 
koeffizient), 

«  2. 

Als  Beispiel  wollen  wir  zur  Randkurvo  irgend  einen  Kreis  ^^ 
Kugel  vom  Radius  K  wählen.  Es  ttei  li  sin  ß  der  Radius  dieeea  Kreja^^ 
und  sein  Mittelpunkt  habe  folgende  sphürische  Koordinaten:  die  Eti^t- 
fernung  vom  Punkte  0  ist  gleich  Rcosß,  der  Winkel,  den  dies,  -^r 
Radiusvektor  mit  der  0^,-ÄcLse  bildet,  ist  a  (üuf  die  Länge  des  Ue^^i- 
dians  dieses  Radiusvektors  kommt  es  nicht  an).  Wir  beschreiben  ei^^ne 
Kugel  vom  Radius  Eins,  konzentrisch  zur  Kugel  vom  Radiaa  R,  u^^dd 
zwei  Kegelflächen  mit  den  Spitzen  in  0  und  deren  Leitlinien  der  Ra^^d 


und  der  rollende  Kreis  bilden.  Der  Durchschnitt  dieser  Kegelfläche 
mit  der  Einheitskuge!  besteht  aus;  einem  Kreis  vom  sphäriBchei-* 
Radius  ß,  dessen  Mittelpunkt  sich  im  Pole  P  mit  der  sphariachef'^*^ 
Koordinate  «  befindet,  und  einem  rollenden  Kreis  vom  sphärische«-*^'® 
Radius  £,  dessen  Pol  wir  mit  Z  bezeichnen.  Der  Beröhrungspunk:^»-' 
dieser  beiden  Kreise  sei  mit  n  bezeichnet,  der  Durehschnittspunkt  de:^*-*^*^' 
positiven  OZi-Achse  mit  der  Einheitskugel  sei  mit  Z^  bezeichnet.  Da-^*^' 
Rollen  kann  von  auTsen  oder  von  imien,  aufserdem  nach  zwei  en*-***" 
gegengesetzten  Richtungen  stattfinden. 

Auf  Fig.  2  und  3  sind  Fälle  de.s  äufseren  und  des  inneren  Rollec»'^^-'^ 
dargestellt,  wobei  die  Richtung  des  Rollens  durch  Pfeile  angegeben  i^-^  ^ 
Die  Formeln,  die  wir  für  diese  Fälle  ableiten  werden,  gelten  auch  f^  1 
die  Fälle  des  Rollens  in  entgegengesetzter  Richtung. 

Wir  bezeichnen  mit  ij  den  aphäriaehen  Winkel  Z^Pfi,  mit  F  c 
aphärischen  Winkel  Z,ZP.     Der  Bogen  ZjP  ist  gleich  a,  der  Bo« 


Von   D.  BOBYLEW.  361 

ZjZ  gleich  0,  der  Bogen  PZ  gleich  (/J  +  s)  im  Falle  des  äufsereiiy 
gleich  {ft  —  b)  im  Falle  des  imieren  Rollens.  Im  sphärischen  Dreiecke 
PZ^Z  haben  wir: 

(7)  cos  0  =  cos  a  •  cos  (/J  +  f)  +  sin  a  •  8in(/J  +  f)  •  cos  rj. 

Wenn  wir  mit  d6  das  von  dem  Punkte  (i  auf  dem  festen  Kreise 
zurückgelegte  Bogenelement  bezeichnen,  so  beschreibt  der  Punkt  n  auf 
der  Kugel  vom  Radius  B  ein  Element  Bd6.  In  den  Torliegenden 
Fallen  ist  df<f  =»  sin/3  •  ärj^  also  haben  wir: 

Bekanntlich  drückt  sich  die  Winkelgeschwindigkeit  m,  die  gleich 

iV^M"?  ist,  durch  die  Ableitungen  von  0  und  ^  folgender- 
maTsen  aus: 

-±VQ'+-°'«(3-r)'- 

Andererseits  kann  die  Differentialgleichung  der  Bahn  des  Punktes  Z 
folgendermafsen  dargestellt  werden: 

dfl^d^.gine.tgr, 

also  haben  wir 

de  .    „ 

^^-cD.smr, 

oder  wenn  wir  beide  Teile  dieser  Gleichung  mit  sin0  multiplizieren: 

/o\  d  cos  $  •      n      •      Ä 

(8)  jr-  »=  CD  •  Sin  r«  sm  0. 

Femer  finden  wir  aus  dem  sphärischen  Dreiecke  PZ^Z: 

sinJ*  -  sind  »  sina  •  sinij, 

also  haben  wir  folgenden  Ausdruck  für  die  Ableitung  von  cos0: 

//v\  d  cos  6 

(9)  ,.     »  (D  •  sm  a  •  sm  1}. 

Schlielslich  folgt  aus  der  Gleichung  (7): 

dcosO  .  •    //>    I     \      •  dri 

,      ==  —  sma'Sin(p  +  f)-smi2-  -jj- 

Aus  diesen  beiden  Ausdrücken  für  '-^  und  aus  dem  Zusanunen- 


hange  zwischen  v  und  -^  ergiebt  sich  dann: 
(10)  V  ■• 


dt 

mR  sin  ß 

8iS(p±ö 


362  Über  das  perimetriBche  Bollen  eines  Kreisels  etc. 

In  der  Formel  (5)  fftr  Aa*  findet  sich  noch  die  Differenz  (jeTj  — c^cosfl). 
Wenn  wir  den  Bogen  Z^fi  mit  q>  bezeichnen,  so  ist 

jPj  =  J?  •  cos  9,  jPj  —  c  •  cos  Ö  =  JB  (cos  q>  —  cos  e  •  cos  ff). 

Aus  dem  sphärischen  Dreiecke  ZZ^fi  finden  wir: 

cos  if  «=  cos  €  •  cos  6  +  sin  s  •  sin  ö  •  cos  P, 

wobei  das  obere  Zeichen  auf  das  äofsere,  das  untere  Zeichen  auf  das 
innere  Rollen  sich  bezieht. 

Aus  dem  Dreiecke  PZ^Z  finden  wir  ebenso: 

sin  0  •  cos  r  =  cos  a  •  sin  (/3  +  f )  —  sin  a  •  cos  (/J  +  t)  •  cos  ij. 

Infolge  dessen  kann  also  Xa*  folgendermafsen  dargestellt  werden: 

la*  =  D  •  o*  +  MglR  •  sin  e  [cos  a'Qm(ß +  6)  —  Bma-  co8(/S  +  e)  •  cosrjl 

wo 

D  -  4-4SrT  +  (C  ^  ^)E.cos6 

immer  positiy  ist;  solange  s  <  ß  ist. 

Für   OD*  wollen   wir   seinen    Ausdruck  (4)   einsetzen,    wobei  die 
Differenz  (cos  6  —  cos  Oq)  nach  der  Formel  (7)  durch 

28ina.8in05  +  £)(sin»J-sin«-5-) 

ersetzt  werden  kann,  und  tjq  hier  sich  auf  den  Anfangspunkti  wo 
CO  =  ©0  ist,  bezieht.  Wir  setzen  zur  Vereinfachung  rj^  =  0,  d.  L  wir 
setzen  voraus,  dafs  in  der  An&ngslage  (i  auf  der  Verbindungslinie 
Z^P  liegt,  dann  lafst  sich  Aa'  so  ausdrücken: 

Xa*  =  DcdJ R*j~~  ®^^  a  •  sin  (/J  +  £)sin*  -|- 

+  Mgla (sin(/3  +  fi  -  a) cos«|  +  Bm{ß±B  +  a)  sin«|) 

oder  auch: 

Aa«-PcoB«^+^Bin»5, 

wo 

P  =  Dra*  +  Mglaam  iß  +  e-a) 

Q  =  P±  2Mglasmtt-  co8(/}±  «)  -  ^^J— 8in«Bm(^  +  f). 

Wir  können  auch 
(11)  Q  =  P-2GMglaBina 

schreiben,  wobei 

G  =  -5.7«üi  (/J  ±  c)  +  cos  0*  +  «) 


Von  D.  BOBYLKW.  363 

ist  (Die  oberen  2^iclien  beziehen  sieb  auf  das  äoJsere;  die  unteren 
anf  das  innere  Bollen.) 

Diese  Formeln  zeigen  uns  folgendes:  damit  die  Achse  des  Kreisels 
sich  vom  Bande  im  oberen  Punkte  nicht  trennt,  mufs  P>0  sein.  Falls 
beim  äuTseren  Bollen  (/J  +  f)  >  a  und  beim  inneren  Bollen  (/3  —  f)  <  a 
ist,  wird  P  >  0  sogar  für  Oq  =  0.  Jedenfalls  aber  kann  P  immer 
positiv  gemacht  werden,  wenn  man  nur  dem  cDq  eine  entsprechende 
Gröfse  erteilt.    Damit  auch  Q>  0  wird,  muTs  P>  2 GMgla  •  sin a  sein. 

Wenn  P  und  Q  beide  positiv  sind,  so  wird  der  rollende  Kreis 
sich  nirgends  vom  Bande  trennen. 

Wenn  bei  positivem  P  die  Gröfse  ^  <  0  ist,  so  wird  sich  die 
Achse    des   Kreisels    vom   Bande  an   der   Stelle  trennen,   wo   17  =^  i^i 

=  2  arct^  yZTn  '^^'  ^on  diesem  Punkte  an  bis  zur  nächsten  Be- 
rührung mit  dem  Bande  wird  die  Spitze  der  Achse  auf  einem  horizon- 
talen Kreise  fortschreiten.  Wenn  die  Bewegung  des  Kreisels  wider- 
standslos vor  sich  ginge,  so  müfste  die  nächste  Berührung  an  der 
Stelle  17  =  —  1J1  eintreten.  Von  da  an  wird  dann  der  roUende  Kreis 
weiter  längs  des  Bandes  nach  oben  rollen  und  zwar  von  der  Stelle 
—  1^1  durch  die  Stelle  iy  =  0  hindurch  bis  zur  Stelle  i^j,  wo  wieder 
eine  Trennung  vom  Bande  stattfinden  wird.  In  Wirklichkeit  aber 
werden,  infolge  des  Widerstandes  (durch  Beibung  in  der  Pfanne, 
Widerstand  der  Lufk)^  den  die  Bewegung  findet,  die  Berührungs-  und 
Trennungs- Stellen  sich  allmählich  verschieben  und  zwar  so,  dafs  bei 
der  ersten  Berührung  17  =  i^^  <  ijj,  bei  der  folgenden  ij  =  ly^'  <  ij^  u.  s.  w. 
wird.  — 

Nach  den  Formeln  (6)  und  (9)  läfst  sich  die  Beibungskrafb  in 
der  Form  cMglc  . 

ausdrücken.  Damit  nun  kein  Gleiten  stattfindet,  mufs  F<iXx  sein 
und  deshalb  die  Differenz 

^^  ""  ^    JgVx    smasm-^ .  cosg' 

längs  des  ganzen  Bandes  positiv  bleiben. 

Wir   bezeichnen    mit   H  die   Gh-öfse    — ^t-^     und    stellen    die 

Differenz 

P  cos»|  +  Q  sin»|  -  258ina  •  sin^  .  cos^ 

in  der  Gestalt 

T>r/      n      S  .         •    ^\*  ,  QP—H^Bin^u  .  ,«1 
P[(cos^-^sm«.smg  + -^ ^-, sm»JJ 


364  t!'ber  das  perimetrische  Rollen  eines  Kreisels  etc. 

dar.  Damit  dieser  Ansdnick^  bei  positiyem  P  nicht  negativ  wird, 
mufs  die  Differenz  (^P  — -EPsin*«)  >  0  sein.  Auf  Gnmd  ron  (11) 
kann  man  schreiben  : 

P»  -  2PMglaG'Bma  -  fl^sin^a 
=  (P  ~  MglaGsin  «)»  -  liPgH^a^  sin«  a  ((?•  +  -^^)  ' 

Wir  finden  also: 

P  —  MglaG'Sina  mnss  >  MglaG-^ina  1/1  +  j>*jtQt  t 

sein. 

Aus  dem  Gesagten  kann  man  folgendes  ersehen: 

Beim   Rollen   des  Stabes   des   Kreisels  aufserhalb   oder  innerkall) 

eines  kreisförmigen  exzentrischen  Randes  (a  ist  die  Exzentrizität)  wird 

weder  eine  Trennung  des  Stabes  vom  Rande  noch  ein  Gleiten  eintreten, 

wenn  P  eine  positive  Grofse  gröfser  als 

2MglaG-Bma[l  +  ^{]/l+  ^^,  -  l)) 
ist. 

§3. 

Auf  analogem  Wege  können  die  Bedingungen  des  Rollens  ohne 
Gleiten  längs  beliebiger  sphärischer  d.  h.  ganz  auf  der  Kugel  gel^ener 
Randkurven  aufgestellt  und  behandelt  werden;  natOrUch  werden  dieae 
Bedingungen  je  nach  der  Gestalt  der  Randkurve  eine  mehr  oder  minder 
verwickelte  Form  annehmen. 

Zu  allererst  stellt  sich  die  Frage  nach  dem  Zusammenhange 
zwischen  v  und  m,  folglich  auch  nach  der  Gestalt  desjenigen  Glied» 
in  dem  Ausdrucke  Dj  welches  von  dem  Gliede  AvfB  herrührt.  Man 
kann  eine  allgemeine  Bemerkung  über  den  Ausdruck  von  v  in  o 
machen,  nämlich:  dieser  Ausdruck  hängt  von  drei  Grofsen  ab:  vom 
sphärischen  Radius  b  des  rollenden  Sj-eises,  von  der  geodätischen 
Krümmung  der  sphärischen  Randkurve  im  Berührungspunkte  und  Tom 
Radius  ü. 

Bei  der  Bildung  dieses  Ausdruckes  werden  wir  ebenso  verfahren 
wie  im  FaUe  des  Kreisrandes.  Auf  der  Kugel  vom  Radius  1,  die  ihren 
Mittelpunkt  im  ünterstützungspunkte  hat,  denken  wir  uns  die  Durch- 
Schnittslinien  mit  Kegelflächen,  die  ihre  Spitzen  im  Unterstützuigs- 
punkte  besitzen  und  als  Leitlinien  die  sphärische  Randkurve  und  den 
rollenden  Kreis  haben. 

In  den  Fig.  4  und  5  sind  zwei  Winkel  F  und  %  markiert; 
der  Punkt  fi  hat  die  sphärischen  Koordinaten  9)  und  ^.     Nach 


Von   D.  BOBTLBW. 


36Ö 


bekannten 
schreiben: 

(12) 

(13) 


Formeln     der     sphärischen    Trigonometrie     können     wir 

sin  F  •  sin  0  »  sin  2  *  sin  9 

cos  6  »  cos  B  '  cos  9  4^  sin  £  •  sin  9  •  cos  %, 


Fig.  6. 


Fig.  4. 


wobei  sich  das  obere  Zeichen  auf  die  Fig.  4^  das  untere  auf  die  Fig.  5 
bezieht. 

Ans  der  bekannten  Differentialgleichung  der  sphärischen  Kurve 


sin  9  •  d^ 


tgz 


folgt: 
(14) 


dtp 


(15) 


008  jr 


sin  9  •  ^ 


dtf  . 


wo  dö  =  y(d(py  +  sin*  q>  (d^y  und  dabei  v  =  Rji  ist. 
Aus  den  Formeln  (8);  (12)  und  (14)  ergiebt  sich: 


(16) 


d  COB  B  dtp 

dt  ^    de 


Andererseits  erhalten  wir  aus  den  Gleichungen  (13)  und  (15): 

cos  ö  =»  cos  c  •  cos  9  -f  sin  £ ^ — - 

dtp 


366     Über  das  perimetrlsche  Rollen  eines  EztiselB  etc.    Von  D.  Bobtlew. 


und   indem   wir   beide  Seiten   nach  t  differe&tiieren,  finden  wir  einen 
zweiten  Ausdruck  für 


dt 


dcoiß 
''~di~ 


dtp    dö 
de     dt 


(17) 


dt/> 


Sin  cp  -T-^  a  ( «in  qp  •  -r- 

,      .  ^  dcp    ,      .  \      ^   dtf  I 

co8£  •  Sin  g?  +  sinf  cos  tp  — ^ — -  +  sin  £  •  sin  g?  — 


dtp 


dtp 


Durch  Vergleich  beider  Ausdrücke  (16)  und  (17)  folgt: 


(18) 


(O  = 


dt 


djp 
,     .       .       ^  dtp   .     d  ^ 

dtp 


d^r 

da 
dtp 


Man  kann  sich  übeizeugen,  dals  der  Ausdruck  in  den  geschweifien 
Klammem   {  }   gleich 

ist.  Das  ist  aber  gerade  die  geodätische  Krümmung  der  Projektion 
der  Bandkmre  auf  die  Kugel  vom  Radius  1;  wenn  wir  mit  -  die  geo- 
dätische Krümmung  der  Randkunre  im  entsprechenden  Punkte  der 
Kugel  vom  Radius  R  bezeichnen,  so  ist  der  betreffende  Ausdruck  gleicb 

— ,  und  wir  erhalten  also: 


und 
(19) 


d6  f  ,     .         jR\ 

CD  —  -^  (cos «  +  sm 6  •  —  j 


^da 

dt  G08€ 


CD 


+ 


Bine 


Ä    —     P 


Um  die  Richtigkeit  der  abgeleiteten  Formeln  zu  prüfen,  wenden 
wir  sie  auf  den  Kreis  vom  sphärischen  Radius  /3  an.  In  diesem  Falle  hat 
der  Radius  der  geodätischen  Krümmung  die  konstante  Grö&e  ü-tgp 
folglich  ist 


V  = 


CD  12  sin  |3 


was  gerade  mit  unserer  früheren  Formel  (10)  übereinstimmt. 

Für  jede  Randkurre  lafst  sich  die  Gfröfse  D  folgendermafsen  aus- 
drücken: 


D 


coB  e   ,   Bin  e 


+  (0- -4)1?  cos  f. 


Noch  einmal  die  richtige  Knickformel.    Von  J.  Eüblsb.  367 

Falls  sich  auf  dem  Bande  eine  Ausbuchtung  befindet,  in  die  der 
rollende  Kreis  gerade  bequem  hineinpafst  (dazu  ist  es  nötig,  dafs  der 
Radius  der  geodätischen  Krümmung  in  dieser  Ausbuchtung  wenig  ver- 

cos  fi 

schieden   von  Rtg  s  ist),   so   haben  die   beiden  Ausdrücke   -^  und 

+ verschiedene  Vorzeichen  und  das  erste  Olied  des  Ausdruckes  D 

wird  daher  einen  sehr  grofsen  positiven  Wert  annehmen.  Hieraus 
folgt,  dals  bei  beliebiger  Winkelgeschwindigkeit,  mag  sie  noch  so  klein 
sein,  der  Kreisel  in  den  Ausbuchtungen  sich  vom  Bande  nicht  trennen 
wird,  da  hier  die  Gröfse  Id^  sicher  positiv  sein  wird. 

Wenn  sich  aber  auf  dem  Bande  Spitzen  mit  unendlich  kleinen 
Radien  der  geodätischen  Krümmung  befinden,  so  wird  das  erste  Olied 
des  Ausdruckes  D  zu  Null  (da  q  gleich  Null  gesetzt  werden  kann) 
und  D  nimmt  die  Gröfse  (C  —■  Ä)Rco8e  an. 

Wenn  dabei  der  Kreisel  so  beschaffen  ist^  dafs  C  ^  Ä  ist,  so  wird 
Do*  gleich  Null.  Unter  diesen  Bedingungen  kann  leicht  der  Stab 
des  Kreisels  an  den  Spitzen  von  dem  Bande  abspringen,  da  hier  die 
Drehungsbewegnng  zum  Drucke  des  Stabes  auf  den  Band  nichts  bei- 
tragt 


Noch  einmal  die  riclitige  Enickformell 

Von  J.  KüBLEB  in  Efslingen. 

Die  verschiedenen  Einwendungen  gegen  meine  Knickungstheorie 
veranlassen  mich,  auf  diesen  Gegenstand  hier  noch  einmal  zurückzu- 
kommen, teils  um  durch  neue  Gesichtspunkte  dergleichen  Einwendungen 
überhaupt  den  Boden  zu  entziehen,  teils  aber  auch  um  ein  Übersehen 
richtig  zu  stellen,  welches  mir  bei  der  Berechnung  des  Biegungspfeils 
f  und  bei  der  Anwendung  meiner  Theorie  der  vollkommen  elastischen 
Stäbe  auf  die  nicht  vollkommen  elastischen  Baustoffe  der  Technik 
unterlaufen  ist.  Weil  ich  dabei  mich  vollständig  auf  die  früher  ge- 
gebene Entwickelung  beziehe  und  überall  dieselben  Bezeichnungen  bei- 
behalten habe,  so  kann  ich  —  zu  Gunsten  der  gröfstmöglichen  Über- 
sichtlichkeit —  mich  kurz  fassen,  wie  folgt: 

Wenn  der  ursprünglich  gerade,   elastische  Stab  vom  Querschnitt 

F  und  der  freien  Knicklänge  l  in  seiner  Längsrichtung  zentrisch  mit  P 

P 
gedrückt  wird,    so   erfahrt  er  unter  allen  Umständen  die  Pressung  „ 

und  infolgedessen  die  Zusammendrückung   ^y,  =  Sq,   die  unter  Beibe- 


368  Noch  einmal  die  richtige  Enickformel. 

haltung   meiner  früheren  Bezeichnungen  auch  =  -^  -^  =  n^i^  gesetzt 

werden  kann.  Wird  dieser  Druck  grofs  genug,  so  erleidet  der  Stab 
erfahrungsmäfsig  auch  noch  eine  Biegung  Tom  Pfeil  f.  Eine  solche 
Biegung  mufs  notwendiger  Weise  angenommen  werden,  wenn 
man  es  nicht  mit  dem  besonderen  Fall  eines  nur  labilen  Gleichgewichts- 
zustandes zu  thun  haben  will.  Denn  selbst,  wenn  es  auch  praktisch 
möglich  wäre,  durch  alle  Sorgfalt  und  künstliche  Mittel  alles  fernzu- 
halten, was  eine  Biegung  irgendwie  begünstigen  könnte,  so  würde  ein 
solcher  Zustand  in  der  Technik  doch  nicht  weiter  in  Betracht  kommen, 
weil  durch  irgend  einen  Zufall,  also  beim  geringfügigsten  Anlab,  der 
Stab  aus  diesem  künstlich  herbeigeführten,  labilen  Gleichgewichtszustand 
überspringen  würde  in  den  stabilen  Gleichgewichtszustand,  mit  dem  in 
der  Praxis  immer  gerechnet  werden  mufs.  Ja  es  mufs,  im  Hinbhck 
auf  diesen  stabilen  Gleichgewichtszustand,  diese  Biegung  mit  dem 
gröfsten  Wert,  den  sie  überhaupt  annehmen  kann,  in  Rechnung  gestellt 
werden,  weil  nur  dann  die  gröfstmögliche  Wirkung  mit  dem  geringsten 
Aufwand  von  Krafb  erzielt  wird.  Es  ist  deshalb  diese  Biegung  in  der- 
jenigen Ebene  anzunehmen,  für  welche  der  Stabquerschnitt  den  gering-  | 
sten  Widerstand  entgegensetzt,  d.  i.  die  kleinste  Steifigkeit  besitzt;  denn  ! 
diese   gröfste  Biegung   erzeugt   alsdann   im  Bruchquerschnitt,   d.  L  im 

vorliegenden  Fall  in  der  Stabmitte,  auch  die  gröfstmögliche  Biegungs- 

M  Pf 

Spannung  ±  ^  =»  ±  ^,   wenn   unter    W  das    kleinste   Widerstands- 
moment des  Stabquerschnitts  verstanden  wird,  und  diese  gröIstmögUche       ' 
Biegungsspannung  giebt  addiert   zu    der   obengenannten  Preesong  ^ 
die  gröfetmogliche   Kantenpresanng   beziehnngeweise   Kantenspumong 

h  ^-p  ±  ^,  welche  vom  Druck  P  herbeigeführt  werden  kann.    Wird       , 

also  unter  k  insbesondere  der  Enick-Eoeffizient  des  betreffenden  Bau- 

P      Pf      P  i      tf\ 
Stoffes  verstanden,  so  hat  man  aus  Gleichung  A;=p±^==^(ld:^) 

ab  Jcleinsien  Druck  P,  welcher  die  Knickung  des  Stabes  herbeiführen 
ka/nn  und  im  allgemeinen  amh  herbeiführen  wird: 

Was  den  Biegungspfeil  f  betrifft,  so  ist  derselbe  rechnungsmäfsig  Ge- 
stimmt, insbesondere,  wenn  es  sich  um  Baustoffe  handelt,  die  imierhalb 
der  Belastungsgrenzen  beim  Enickvorgang  als  vollkommen  elastisch 
angesehen  werden  dürfen.  Obgleich  kein  Baustoff  streng  genommen 
diese  Eigenschaft  besitzt,  umsomehr  als  die  Belastung  beim  Enickvor- 


Von  J.  EÖBLBB.  369 

gang  bis  zum  Bruch  hinaufreicht,  so  soll  doch  —  aber  mit  dem  Vor- 
behalt späterer  Richtigstellung  —  zunächst  angenommen  werden,  dals 
im  Bereiche  des  Enickrorganges  die  Dehnungen  proportional  seien  den 
Spannungen^  durch  welche  sie  hervoi^ebracht  werden. 

Unter  dieser  Annahme  eines  vollkommen  elastischen  Stabes  findet 
sLcjfi,  dais  die  im  allgemeinen  gebogene  Mittellinie  des  zentrisch  ge- 
drückten Stabes  nach  der  Gleichung 

y  =  f(l  —  coswsy)  =  2/*sin^  yV 

geformt  ist.  Diese  Gleichung  giebt  wohl  Aufschlufs  über  die  geo- 
metrische Form  der  gebogenen  Mittellinie^  nicht  aber  auch  über  den 
statischen   Zustand   des   gedrückten   Stabes,    denn    sie    würde    ebenso 

heilsen,  wenn  von  der  Druckspannung  -^  überhaupt  abgesehen  worden 

wäre.  Im  letzteren  Fall  würde  sie  aber  auch  den  statischen  Zustand 
im  Stab  richtig  zum  Ausdruck  bringen,  weil  jetzt  nur  noch  Biegung 
vorhanden  wäre,  die  sich  ohne  weiteres  geometrisch  darstellt.  Für 
diesen   Sonderfall,   der  aber   in  Wirklichkeit   nicht   möglich  ist,  weil 

gerade  der  darin  fehlende  Druck  P  und  damit  auch  die  Druckspannung 

P 

pdoch  unter  allen  Umständen  auftreten  müfste,  ich  wiederhole:  für  diesen 

Sonderfall  wäre  y  =/'(l  —  coswsy)  nicht  nur  die  geometrische  Glei- 
chung, sondern  sie  würde  auch  den  statischen  Zustand  dieses  Sonder- 

P 
falls  ^  ==  0  richtig  ergeben  und  müfste  deshalb  für  jedes  Wertsystem 

Sj  y  erfüllt  sein.  Insbesondere  würde  sich  für  die  zusammengehörigen 
Koordinaten  ^  ==  ö*  ^^^  V  '^  f  ^^^  Stab-Enden  aus  ihr  die  Bedingung: 

f  —  fyl  —  cos  Yyj  ei^eben,   die  hiemach  für  jedes  f  und  also  unab- 

hangig  von  f  erfüllt  wäre  mit  cos  -r- V  =  0- 

Weil   l  die  freie  Ejiicklänge  sein  soll,   so  würde  sich  daraus  un- 
zweideutig  für  yV  =*  ö^  ergeben  und  weil  femer  für  kleine  /*,  um  die 

es  sich  bei  den  hier  in  Bede  stehenden,  nicht  stark  federnden  Stäben 
allein   handelt,  die  Wurzelgröfse  y  von  1  nicht  merklich  verschieden 

ist,  80  hätte  man  für  diesen  Sonderfall  also  einfach:  —  =^  —^  ^.  \,  die 

Eulersche  Gleichung:  -P  =  ^  EJ. 

Zur  Eulerschen  Gleichung  kommt  man  hiemach  also  nur  mit  der 
ganz  willkürlichen   und   statisch  unmöglichen  Annahme,   dals  von  der 

Druckspannung  ^  abgesehen   wird.     Dabei   wäre    -  der  einzige,  aber 

ZtitMhrift f. Mathematik a.Fhy«lk.  47. Band.  190S.  S.a. 4. Heft.  24 


370  Noch  einmal  die  richtige  Enickformel. 

zugleich  auch  der  gröfsie  Wert,  den  -r-V  überhaupt  annehmen  kum, 
d.  h.  P  =  'n^J  wäre  der  kleinste  Druck^  welcher  die  Knickung  herbei- 
führen würde  (thatsächlich  muTs  er  aber  noch  entsprechend  kleiner 
ausfallen  y    durch   das  Hinzukommen   der  hier  aufser  Acht  gelassenen 

DrackspannungJ). 

Für  einen  kleineren  Druck^  als  diese  Enickkraft  P,  wäre  die  Be- 
dingung aber  nur  erfÜUt  mit  /'=0;  daraus  folgt,  da(s  ein  kleinerer 
Druck  als  die  Ejiickkraft  überhaupt  keine  Biegung  hervorrufen  würde, 
wenn  es  möglich  wäre,  alle  ümsiinde  mit  mathematischer  Genauigkeit 
vom  Stab  fernzuhalten,  die  irgendwie  eine  Biegung  begünstigen  könnten; 
damit  hängt  die  fast  plötzliche  Knickung  der  steifen  Stäbe  zusammen. 

Immer  noch,  wie  bisher,  einen  Tollkommen  elastischen  Stab  Tor- 
ausgesetzty  habe  ich  weiter  gefunden,  dafs  in  ähnlicher  Weise  wie  vorhin: 

Vi  =  /i(l  —  cos wsy)  «  2^1  sin«  yV 

die  Gleichung  der  Mittellinie  des  künstlich  mit  dem  Moment 
M^  =  P(/*j  —  yj)  =«  P/'j  cos  nsy  gebogenen  Stabes  ist,  den  ich  in  dieaem 
Zustand  mit  gestrichelter  Linie  dargestellt  habe  und  dafs  der  so  vor- 
bereitete Stab  vollkommen  in  den  thatsächlichen  Zustand  des  zentrisch 
mit  P  gedrückten  Stabes  übergeht,  wenn  er  in  seinen  Enden  gelenk- 
artig festgehalten,  im  übrigen  aber  ganz  sich  selbst  überlassen  wird. 
Denn  alsdann  wird  der  Stab  in  dem  Bestreben,  seine  ursprünghch  ge- 
rade Form  wieder  anzunehmen,  durch  die  Konstanz  seiner  Bogensehne 
2  a  gehindert,  indem  er  sich  gegen  die  so  gebildeten  Widerlag^ 
stemmt  und  die  Kämpferdrücke  P  hervorruft.  Durch  diesen  Druck  P, 
der  somit  jetzt  und  zwar  zentrisch  im  Stab  herrscht,  wird  seine  Mittel- 
linie aber  kürzer  und  nimmt  infolgedessen,  bei  gleichbleibender  Sehne 
2  a,  den  Pfeil  f  an,  vorausgesetzt,  dafs  für  den  Pfeil  f^  der  künstlidien 

Biegung  die  Gröfse  /i  «=  Y^  +  P^)  gewählt  worden  ist.  Hiervon  wird 
man  sich  leicht  überzeugen,  wenn  man  im  Auge  behält,  dafs,  wie  schon 
oben  betont,  bei  den  nicht  stark  federnden  SüLben,  auf  die  es  hier 
allein  ankommt^  die  Biegung  und  damit  auch  der  Biegungspfeil  f  immer 
nur  verhältnismälsig  gering  sind. 
Die  Gleichung: 

Vi  =  V^+P (1  -coswsy)  -  2l/?T7^8in«y  y, 

1)  nicht  1/21*+/"",  wie  früher  irrtümlich  angegeben,  weil  der  Druck  all- 
mählich von  0  bis  P  geht  und  deshalb  die  ZuBammendrückong  nur  mit  der  Hälfte 
in  Rechnung  kommt. 


Von  J.  KüBLXH.  371 

welche  man  damit  erhalt,  ist  aber  jetzt  nicht  mehr  nur  die  geometrische 
Gleichung  der  gebogenen  MitfceUinie  des  Stabes  im  gestrichelt  ange- 
gebenen Zustand;  sondern  weil  es  dabei  sich  allein  um  Biegung  handelt, 
so  giebt  sie  auch  diesen  gestrichelt  dargestellten  Zustand  des  Stabes 
statisch  richtig  an.  Letzterer  ist  aber  nicht  der  Zustand,  in  dem  der 
zentrisch  gedrückte  Stab  sich  thatsächlich  befindet,  sondern  er  wird  in 

diesen  erst  versetzt  durch  die  Erteilung  der  Druckspannung  ^ ,  was  in 

obiger  Oleichung  dadurch  zum  Ausdruck  gebracht  wird,  dafs  die  Ordi- 
naten  y^  übei^ehen  in  die  Ordinaten  y  des  gedrückten  Stabes.  Nebenbei 

gesagt  nimmt  also  der  zentrisch  gedrückte  Stab  vom  Biegungspfeil  f 

P 
durch    die    Befreiung    seiner   Mittellinie    von    der  Druckspannung  ^ 

unter  sonst  gleichen  Umstanden  den  Pfeil  "j/i*  +  f^  an;  dabei  wird  die  , 
Mittellinie  des  Stabes  yon  der  Länge  l  um  n^i^l  verlängert. 
Nach  Vorstehendem  ist  also 

die  Gleichung,  welche  den  statischen  Zustand  des  zentrisch  gedrückten 
Stabes  richtig  angiebt  Sie  ist  erfüllt  für  jedes  Wertsystem  der  Koor- 
dinaten s  und  y  und  mufs  insbesondere  auch  erfüllt  sein  für  die  Koor- 
dinaten 5  ==>  ö  ^^^  y  ^  f  ^^^  Stab-Enden.    Hieraus  ergiebt  sich  die  Be- 

dingungsgleichxmg: /*=  2yr+7*sin*  — y,  aus  welcher  rechnungs- 
mälsig  der  Biegungspfeil  als 

2  8in«^V 
f^i    ,  =:^itg» 

hervorgeht,  wenn  wie  firüher  zur  Abkürzung  für 

2sin*  — y  =  1  —  cos  y}/  =  sin^ 

gesetzt  wird. 

Die  vorstehenden,  bereits  früher  ausführlicher  gegebenen  Ent- 
wickelungen  beruhen,  wie  nochmals  betont  wird,  auf  der  Voraussetzung 
—  die  stillschweigend  auch  bei  Herleitung  der  Eulerschen  Gleichung 
gemacht  worden  ist  — ^  dafs  nämlich  der  Stab  vollkommen  elastisch 
sei.  Nun  sind  aber  die  Baustoffe,  um  die  es  in  der  Technik  sich 
luindelty  durchaus  nicht  vollkommen  elastisch,  sondern  es  wachsen  die 
Dehnungen,  beziehungsweise  Zusammendrückungen,  mehr  oder  weniger 
nttcher  an  als  die  Spannungen  bezw.  Pressungen,  durch  welche  sie  her- 
vorgerufen werden  und  zwar  nach  Gesetzen,  die  jedem  Baustoff  eigen- 

24* 


372  Noch  einmal  die  richtige  Knickformel. 

tümlich  Bind  und  die  sich  selbst  beim  gleichen  Baustoff  ändern,  je 
nach  den  yerschiedenen  Belastungsgrenzen,  die  jeweils  in  Betracht 
kommen. 

So  verschieden  aber  und  so  verwickelt  auch  immer  diese  Gesetse 
fQr  die  verschiedenen  Baustoffe  sein  mögen,  so  lalst  sich  doch  f&r  alle 
gemeinsam  behaupten,  dafs  durch  das  raschere  Anwachsen  der  Dehnungen, 
worin  auch  die  bleibenden  Dehnungen  inbegriffen  sind,  jeden&Us  die 
Biegung  besonders  in  der  Qegend  der  Stabmitte,  wesentlich  grober 
ausfallt.  Der  Biegungspfeil  wird  also  dementsprechend  gleichfalls 
mehr  oder  weniger  grölser  ausfallen,  je  nach  den  diesbezüglichen 
Eigenschaften  des  betreffenden  Baustoffes,  während  der  Tragheitsradins 

i=«T/^,  der  mit  seinem  Werte  i  dem  Werte  von  f  (in  der  Bedin- 
gungsgleichung für  f)  gegenübersteht,  als  nur  vom  Querschnitt  ab- 
hängig, derselbe  bleibt  wie  beim  vollkommen  elastischen  Stab.  Beachtet 
man  noch,  dais  es  sich  überhaupt  nur  um  geringe  Biegungen  handelt 
und  es  deshalb  auch  —  besonders  im  Hinblick  auf  alle  die  verwickelten 
und  anders  nicht  besser  zu  fassenden  Nebenumstände  —  von  wenig 
Belang  sein  kann,  ob  für  die  bei  Annahme  der  Proportionalität  giltige 
Cosinuslinie,  eine  etwas  andere  Form  fßr  die  gebogene  Stabmittellinie 
gesetzt  wird  oder  nicht,  so  wird  es  richtig  genug  erscheinen,  dafs  in 
der  Bedingungsgleichung  für  den  Pfeil  einfach  ein  entsprechend  grolserer 
Pfeü.  eingestellt  wird,  der  aus  den  besonderen  Eigenschaften  des  nicht 
vollkommen  elastischen  Stabes  entwickelt  worden  ist.  Was  diese  £nt- 
wickelung  anbelangt,  so  kann  dieser  grofsere  Gesamtpfeil  f  nämlich 
zusammengesetzt  gedacht  werden  aus  2  Teilen,  wovon  der  eine  Teil/', 
der  elastische  und  der  andere  f^  der  unelastische  Bestandteil  sein  soll. 
Der  Effekt  beim  Enickvorgang  ist  aladaTin  derselbe,  wie  wenn  der  Stab 
ursprünglich  schon  mit  dem  kleinen  Anfangspfeil  f^  gleich  dem  an- 
elastischen Bestandteil  gebogen  gewesen  wäre  und  zwar,  nach  dem  Oben- 
gesagten, nahezu  nach  der  Form: 

Vu  =  /L  (1  -  cos  nsy)  =  2/-„sin*  y y. 

Der  elastische  Teil,   der   sich   an  diesen  letzteren   aufbaut,   hat  dann 
ebenso,  hier  aber  genau,  die  Form: 

Ve  =  /i  (1  -  cos  n$y)  «  2f,  sin«  y  y, 

so   dafs   also   die  Mittellinie  des  zentrisch  gedrückten  Stabes  geformt 

ist  nach  der  Summe  von  beiden,  mit  y  ==  y„  +  y«  ^^  f^fu'^  fef  ^^ 

nach:  ^^ 

y  =  f{l  —  cos  wsy)  =»  2 /'sin*  y^. 


Von  J.  KÜBLKB.  S73 

Man  bringt  nun  diesen  Stab,  ähnlich  wie  oben,  in  den  gestrichelten 
Zustand,   indem  man  also   seine  Mittellinie  von  der  Druckspannung  ^ 

befreit  Beim  vollkommen  elastischen  Stab  geschieht  das,  wie  wir  ge- 
sehen haben,  einfach  durch  Umsetzung  der  Verlängerung  n^i^l  seiner 
Mittellinie  in  den  dadurch  bedingten  grofseren  Pfeil,  der  infolgedessen 

von  f  auf  y?Hh7*  vergrofsert  wird.  Beim  unvollkommen  elastischen 
Stab  wird  die  StabmitteUinie,  bei  der  hier  ähnlich  vorzunehmenden 
Prozedur,  durch  ihre  Befreiung  von  der  Druckspannung,  gleichfalls  um 
n*i^l  verlängert;  da  aber  im  vorliegenden  Fall  der  Stab  angesehen 
werden  kann,  wie  wenn  er  mit  dem  Anfangspfeil  f^  =  dem  Überschufs 
des  Oesamtpfeils  f  über  den  als  vollkommen  elastisch  gedachten  Be- 
standteil f^  behaftet  wäre,  so  verl^t  er  sich  von  da  ab  genau  wie  der 
vollkommen  elastische  Stab,  d.  h.  dieser  vollkommen  elastische  Teil  f^ 

wird  durch  die  Verlängerung  n^iH  auf  "j/i*  +  /"f  vergrofsert,  so  dafs  der 
Gesamtpfeil  f^  +  f^  auf  f^^f^  +  yj^^fj  vergrofsert  wird.  Die  Glei- 
chung der  Stabmittellinie  im  gestrichelt  angedeuteten  Zustand  heifst 
abohier:  y^  =/;  (1  -  cosn^y) 

und  mithin  die  Gleichung,  welche  den  Zustand  im  gedrückten  Stab 
richtig  angiebt: 

y  =  /i  (1  -  cos  nsy)  =  2[f,  +  V^'+ff]  sin«  ^y. 

Mit  den  Koordinaten  8^=^  -^  und  y  =^f  erhält  man  also  hieraus,  ähnlich 
wie  oben,  als  Bedingungsgleichung  für  den  Gesamtpfeil  /*: 

/'=2[/"„  +  y?+7?]sin«^V 

fe 

Setzt  man  y  »  |L(,   wo  alsdann  fi  ein  ächter  Bruch  ist,   der  den 

Elastizitätsgrad  des  betreffenden  Baustoffs  angiebt,  so  ist  f^ » i^f  und 
al8o/',=  (l-^)/: 

Damit  erhält  man,  indem  man  nach  f  auf  lost,  fCbr  den  Gesamtpfeil 
beim  unvollkommen  elastischen  Stab: 

f^i —  ■  =*tg^i, 

yU  _  2(1  —  ^)  sin«  ^y?  —  4|i«  sin*  ^y 

wo  aber  jetzt,  beim  unvollkommen  elastischen  Stab,  im  Gegensatz  zu 
früher,  für  „..«', 


"|/[l  —  2  (1  —  ft)  Bin«  ~  yT  -  4  ft»  Bin*  ^y 


374  Noch  einmal  die  richtige  Enickfonnel.    Von  J. 

ZQ  setzen  ist.  Mit  fi  —  1^  d.  i.  yoUIkommener  Elastizität^  ergeben  sich 
daraus  natürlicli  die  für  den  yollkonunen  elastischen  Stab  giltigeii 
Werte  von  tg^  und  f. 

[i  ist  ebenso  wie  E  und  JcQ^mk  Materialkoeffizient.  Diese  Material- 
koeffizienten beziehen  sich  speziell  auf  die  Knickung  und  sind  also 
durch  sachgemäbe  Enickrersuche  zu  bestimmen.  Erst  wenn  diese  Enick- 
koeffizienten  als  Durchschnittswerte  festgestellt  sind,  kann  man  den  Ab- 
minderungskoeffizienten  a  für  die  verschiedenen  Baustoffe  als  Funktion 

von  —  berechnen  und  die  Werte  tabellarisch  zusammenstellen. 

Zu  dieser  Berechnung  dienen  die  bereits  früher  hierfür  gegebenen 
Formeln,  nachdem  sie  den  obigen  Ausfährungen  entsprechend  richtig 
gestellt  sind,  wie  folgt: 

Es  ist  jetzt  ]^ 


a  = bezw. 


7^^1  +  1  j^^i-i 


und 


1  -  ^T^m- 


16  Jg 

zu  setzen. 

Dabei   liegt  —  für  die  verschiedenen  Querschnittsformen  zwischen 

den  Gh^nzen  \ß  und  2,4  und  -^y  kann  alle  Werte  zwischen  0  ond 

^  annehmen. 

Mit  Vorstehendem  glaube  ich  den  Beweis  erbracht  zu  haben,  dab 
der  Biegungspfeil  bei  der  Knickung  rechnungsmalsig  bestimmt  ist,  nnd 
zwar  mit  seinem  mathematisch  genauen  Wert  für  vollkommen  elastische 
Stabe.  Aber  auch  für  unvollkommen  elastische  Stöbe  muJs  der  rech- 
nungsmäfsig  hierfür  gefundene  Biegungspfeil  als  vollkommen  genau 
genug  für  alle  praktischen  Aufgaben  angesehen  werden,  wenn  die 
Durchschnittswerte  der  Enickkoeffizienten  fi,  E  und  Tc^  ^mk  dnrch 
sachgemäfse  Versuche  mit  den  verschiedenen  Baustoffen  ebenso  bestimmt 
sind,  wie  es  derartige  Materialkoeffizienten  für  andere  Belastungsarten 
auch  sein  müssen. 

Efslingen,  im  September  1901. 


Die  Horopterkurve.    Von  Fbbd.  Schuh.  375 

Die  Horopterkurve. 

Von  Fbed.  Schuh  in  Amsterdam. 

Einleltmig. 

Das  Auge  entwirft  yon  der  Auüsenwelt  auf  die  Netzhaut  eine 
eigentliche  Perspektive,  deren  2^trum  der  Knoten^nkt  K  des  Auges 
genannt  wird.  Wir  nehmen  jedenfalls  als  mathematische  Idealisierung 
an,  dafs  dies  in  strengem  Sinne  der  Fall  sei,  indem  wir  von  allen 
störenden  Einflüssen  (sphärischer  und  chromatischer  Aberration)  absehen. 
Auch  nehmen  wir  an',  dafs  das  Auge  sich  als  starrer  Körper  bewegen 
kann  und  dabei  der  Knotenpunkt  fest  bleibt  (in  Wirklichkeit  liegt  der 
Knotenpunkt  etwa  2  mm  vor  dem  Augendrehpunkt).  Dafs  die  Netz- 
haut keine  Ebene  ist,  kommt  nicht  in  Betracht,  weil  wir  nicht  mit 
Netzhautpunkten,  sondern  yielmehr  mit  Strahlen  durch  den  Sjiotenpunkt 
operieren  werden,  und  der  Netzhautpunkt  uns  nur  als  äufserer  Orien- 
tierungspunkt des  betreffenden  Strahles  dient. 

Unter  allen  Augenstellungen  ist  eine  bestimmte  bevorzugt,  die  wir 
nach  Listing  die  primäre  Augenstellung  nennen  werden,  während  die 
übrigen  Stellungen  sekundär  heifsen.  Beide  Augen  nehmen  ihre  primäre 
Stellung  ein,  wenn  wir,  aufrecht  stehend,  horizontal  geradeaus  blicken, 
die  beiden  Gesichtslinien  also  horizontal  und  senkrecht  auf  K^K^  ver- 
laufen (£',  und  K^  sind  die  Knotenpunkte  des  link^i  und  des  rechten 
Auges). 

Zwischen  den  Netzhautpunkten  beider  Augen,  somit  auch  zwischen 
den  Strahlen  durch  JT,  und  JT^,  besteht  eine  Korrespondenz.  Nwr 
lAchteindrückey  die  auf  korrespondierende  NetzhautsteUen  faUen,  werden 
ds  ein  einstiger  Eindruck  wahrgenommen.  Wir  werden  annehmen,  dafs, 
wenn  beide  Gesichtslinien  parallel  sind,  auch  die  korrespondierenden 
Strahlen  durch  K^  und  K^  parallel  sind,  also  die  beiden  Strahlenbündel 
£j  nnd  K^  kongruent  auf  einander  bezogen  sind.  Dafs  dies  aber  nicht 
genau  der  Fall  ist^  hat  Recklinghausen  entdeckt;  vielmehr  gilt  das 
folgende  Gesetz:  Haben  beide  Augen  ihre  primäre  Stellung,  so  liegen 
korrespondierende  Strahlen  in  derselben  Ebene  durch  K^  und  JT^, 
während  die  Meridiane  (Ebenen  durch  die  Gesichtslinien)  der  korre- 
spondierenden Strahlen  gleiche  Winkel  mit  den  scheinbar  vertikalen 
Meridianen  bilden;  die  scheinbar  vertikalen  Meridiane  (die  wir  als 
vertikal  zu  sehen  glauben)  weichen  nach  Helmholtz  von  den  wirklich 
vertikalen  Meridianen  um  den  Winkel  P13'  nach  oben  divergierend 
ab.    Die  Beziehung  zwischen  den  korrespondierenden  Strahlen  ist  also 


376  I^ie  HoropterküTve. 

nicht  mehr  kongruent;  noch  immer  aber  projektiv.     Wir  werden  jedodi 
in  dem  Folgenden  an  der  kongruenten  Beziehung  festhalten. 

Fixieren  wir  (ohne  den  Kopf  zu  bewegen)  einen  Punkt  Fy  den 
wir  FixoMonspunkt  nennen,  so  richten  wir  die  beiden  Gesichtslinien  auf  F. 
Donders  und  Meifsner  haben  gefunden,  dafs,  wenn  dieselbe  Lage  der 
Gesichtslinie  zurückkehrt,  immer  das  Auge  dieselbe  Stellung  wieder 
einnimmt.  Bei  festbleibender  Gesicktslinie  ist  also  eine  Drehung  um  diex 
Linie  nicht  imglich.  Dieses  Gesetz  macht  eine  leichte  Orientierung  im 
Gesichtsfelde  möglich.  Welche  Stellung  das  einzelne  Auge  bei  be- 
stimmter Gesichtslinie  einnimmt,  wird  durch  das  folgende  von  Listing 
aufgestellte  Gesetz  angegeben:  ,JHe  Stellung  des  Auges  in  einer  Sekundär- 
Stellung  unrd  gefunden,  wenn  dasselbe  aus  der  Primärsteüung  in  die 
Sekundärstellung  übergefUhrt  wird,  durch  Drehung  um  eine  Achse,  wdcke 
auf  der  primären  und  sekundären  Richtung  der  Gesichtditne  sevk- 
reckt  steht.^ 

Die  Versuche  von  Donders  und  Meifsner  hatten  schon  gezeigt^ 
dafs  bei  den  Augenbewegungen  die  Literessen  des  binokularen  Sehens 
(möglichst  viele  Punkte  einfach  zu  sehen)  vielfältig  verletzt  sind. 
Deshalb  haben  Fick  und  Wundt  gemeint,  dais  das  Gesetz  der  Augen- 
drehungen  gamicht  von  einem  optischen  Prinzipe,  sondern  nur  von  der 
Bequemlichkeit  der  Augenmuskeln  abhängen  soll.  Helmholtz  dagegen 
hat  nachgewiesen,  dafs  andere  optische  Literessen  den  Ausschlag  geben, 
wie  er  sofort  aus  der  Bildsamkeit  des  Muskelsystems  vermutete;  er  bat 
gezeigt,  dafs  das  Listingsche  Gesetz  am  meisten  dazu  geeignet  ist,  die 
Orientierung  möglichst  sicher  zu  behalten,  während  der  Fixationspnnkt 
im  Gesichtsfelde  sich  verschiebt,  sodaüs  wir,  trotz  des  Wechsels  der 
Lichteindrücke  auf  die  Netzhäute,  die  Objekte  als  ruhend  anerkennen 
(Prinzip  der  leichtesten  Orientierung).  Wir  verweisen  hierüber  auf 
Bd.  II  seiner  Wissensch.  Abb.,  worin  er  eingehend  die  Augenbewegungen 
und  seine  Versuche  zur  Bestätigung  des  Listingschen  Gesetzes  bespricht 

Durch  den  Fixationspunkt  F  ist  die  Lage  beider  Augen  festgelegt 
Die  Raumpunkte,  deren  beide  Bilder  in  korrespondierende  Netzhant- 
stellen  fallen,  liegen  auf  einer  Kurve,  die  Horopter  genannt  wird.  Ikr 
Horopter  ist  also  der  Ort  der  Rcmmpunkte,  die  einfach  gesehen  toerdff^ 
Zu  jedem  Fixationspunkt  gehört  ein  Horopter,  Als  Ort  der  Schnittpunkte 
korrespondierender  Strahlen  der  beiden  projektiven  Bündel  £j  und  £r 
ist  der  Horopter  eine  Baumkurve  dritter  Ordnung  durch  K^  und  K^) 
auch  wenn  man  das  Eorrespondenzgesetz  von  Recklinghausen  kq 
Grunde  legt. 

Wir  werden  die  Beziehung  der  Strahlenbündel  als  kongruent  an- 
nehmen, und  uns  die  Gestalt  (Windungssinn)  des  Horopters  klar  n 


Von  Fbbd.  Schuh.  377 

machen  versuchen.  Es  wird  sich  herausstellen,  dafs  im  allgemeinen 
der  Horopter  eine  auf  einem  Kreiscylinder  aufgerollte  Tangenslinie  ist 
Wir  werden  hierbei  sowohl  mit  elementar  projektiv-geometrischen 
Hilfsmitteln  operieren,  wie  mit  dem  mehr  abstrakten  imaginären  Eugel- 
kreis.  Doch  können  für  das  Verständnis  die  auf  den  Kugelkreis  be- 
züglichen Paragraphen  2  imd  5  des  ersten  Kapitels  übergangen  werden, 
T^hrend  in  den  anderen  Paragraphen  von  diesen  Dingen  nur  ganz  bei- 
ßufig  die  Bede  sein  wird. 

Es  ist  klar,  dafs  der  Horopter  nur  von  der  relativen  Stellung 
beider  Augen  gegen  einander  abhängt,  also  von  der  relaMven  Drehung. 
Darunter  verstehe  ich  die  Drehung  des  rechten  Auges,  die  korre- 
spondierende Strahlen  parallel  stellt.  Nun  giebt  es  oo'  Fixationspunkte, 
also  oo'  verschiedene  relative  Drehungen,  wahrend  im  ganzen  auch  nur 
oo'  relative  Drehungen  möglich  sind.  Hiermit  ist  natürlich  nicht 
bewiesen,  dals  auch  zu  jeder  relativen  Drehimg  ein  Fixationspunkt 
gehört,  aber  jedenfalls  braucht  diese  Drehung  dazu  keinen  Oleichheits- 
bedingungen  zu  genügen,  höchstens  Ungleichheitsbedingungen. 

Wir  werden  in  dem  ersten  Kapitel  annehmen,  dafs  alle  relativen 
Drehmigen  möglich  sind,  und  dann  von  dem  Fixationspunkt  vollständig 
abstrahieren.  In  dem  zweiten  Kapitel  werden  wir  dann  die  Frage  be- 
handeln, ob  und  wie  aus  dieser  Drehung  der  Punkt  F  bestimmt  werden 
kann.  Wir  werden  dabei  unser  Problem  noch  insofern  idealisieren, 
dafs  wir  auch  hinter  dem  Kopf  gelegene  Fixationspunkte  zulassen, 
immer  an  dem  Listingschen  Gesetze  festhaltend;  hauptsächlich  in  den 
beiden  letzten  Paragraphen  wird  von  dieser  Idealisierung  die  Bede  sein. 


Erstes  Kapitel. 
Beziehung  des  Horopters  zur  relativen  Augenstellung. 

8  L   Braengping  duroh  kongruente  Strahlenbündel. 

Der  Horopter  ist  bestimmt  durch  die  relative  Drehung,  und  diese 
wieder  durch  die  relative  Drehungsachse  a,  und  den  relativen  Drehungs- 
winkel ß.  Die  beiden  kongruenten  Strahlenbündel  betrachte  ich  als 
zwei  kongruente  Ebenenbüschel,  deren  Trägerinnen  ai  und  ar  parallel 
zu  a  durch  Ki  und  Kr  verlaufen,  während  jede  Ebene  dieser  Büschel 
einen  Strahlenbüschel  trägt.  Die  korrespondierenden  Ebenen  der 
Büschel  ai  und  ary  die  den  Winkel  ß  einschliefsen,  schneiden  einander 
in  den  Erzeugenden  eines  Kreiscylinders  durch  a<  und  ar>  Der  Horopter 
ist  also  ein  hubischer  Kreis,  d.  h.  er  liegt  auf  einem  Kreiscylinder.  Die 
Ebene  E  durch  0,  den  Halbierungspunkt  der  Strecke  KiKr,  senkrecht 


378  I^ie  Horopterkurve. 

auf  a,  schneidet  Oj  und  ar  in  Kl  bzw.  Kr,  und  den  Ereiscylinder  in 
einem  E^reise  R  durch  Kl  und  f^;  durch  diese  beiden  Punkte  wird  der 
Kreis  B  in  zwei  Segmente  geteilt,  einen  eigentlichen  Teil,  der  den 
Winkel  ß,  und  einen  uneigentlichen  Teil,  der  den  Winkel  x-ß 
enthalt. 

Fassen  wir  nun  zwei  entsprechende  Ebenen  ins  Auge,  die  einander 
in  der  Gylindererzeugenden  k  schneiden,  wahrend  k  den  Kreis  R  in  F 
schneidet.  In  diesen  beiden  Ebenen  li^en  zwei  kongruente  Strahlen- 
büschel, die  auf  der  Linie  k  zwei  ähnliche  Punktreihen  ausschneiden, 
und  zwar  mit  positiver  oder  negativer  Ahnlichkeitskonstante  c,  je 
nachdem  P'  auf  dem  eigentlichen  oder  auf  dem  uneigenÜichen  Teil 
des  Kreises  R  liegt.  Beide  Punktreihen  haben  im  Endlichen  ein^ 
Punkt  P  gemeinsam  (aufserdem  noch  den  unendlich  fernen  Punkt  P^), 
der  auf  der  Horopterkurve  liegt.  In  P  schneiden  sich  zwei  korre- 
spondierende Halbstrahlen,  oder  ein  Halbstrahl  und  die  Verlängerung 
des  korrespondierenden,  je  nachdem  c  positiv  oder  negativ  ist  Dem- 
entsprechend unterscheiden  wir  den  eigentlichen  und  den  uneig^Üichen 
Teil  des  Horopters,  die  sich  auf  die  Ebene  E  in  den  eigentlichen  und 
den  uneigentlichen  Teil  des  Kreises  jR  projiziereiL  Die  Schnittpunkte 
der  Medianebene,  der  Ebene,  die  KiKr  senkrecht  halbiert,  mit  dem 
eigentlichen  und  dem  uneigentlichen  Teil  des  Kreises  wollen  wir  mit 
Ä  und  B  bezeichnen. 

Damit  P  ein  Horopterpunkt  sei,  müssen  KiP  und  KrP  dieselbe 
Neigung  gegen  E  haben,  also  (Fig.  1): 

P'P^KIK^     pp  —  k;k^ 

wobei  die  Vorzeichen  von  P'P,  KlKt  und  Kr  Kr  zu  beachten  sind. 
Projizieren  wir  jetzt  P\  Kl  und  Ki.  von  Ä  aus  auf  die  Kreistangente 
in  B  in  die  Punkte  P",  Kl'  und  Kr  (Fig.  2),  so  folgt  aus  der  Ähn- 
lichkeit der  Dreiecke  AKIP'  und  AP"Ki  einerseits,  und  der  Dreiecke 
AKP'  und  AP"Kr  andrerseits: 

KIP' :  Kl'P"  =  KP' :  K'r'P". 

Die  Bedingung  für  P  wird  also,  wenn  man  beachtet,  dab 
KKr KlKi  ist: 

P'P{KrP"  -  Z/P")  =  KlKiiKrP"  +  Kl'P") 

oiLer,d&Ki:  P"  ^KiB+BP"  xmAKr  P^KrB  +  BP''^^Kl'B+BP" 

bW'  ~  BK"  ™  Constans . 


Von  Fbed.  Schuh. 


379 


HierauB  sieht  man,  dafs  die  Kurve  durch  B  geht,  und  die  Linie  l  durch 
Ä  senkrecht  auf  der  Ebene  E  Asymptote  ist.  Die  obige  Formel  drückt 
aas,  dafs  die  Projektion  der  Soropterkurve  auf  eine  Ebene  durch  B  senk- 
rechi  auf  BA  mittdst  der  Asymptote  l  eine  Gerade  ist^  und  snoar  die 
Kurventangente  in  B.  Unter  dem  Projizieren  mittelst  l  ist  verstanden, 
daTs  man  das  Lot,  yon  P  aus  auf  l  geföUt,  mit  der  betreffenden  Ebene 
zum  Schnitt  bringt.  Auch  auf  eine  beliebige  Ebene  senkrecht  auf  BA 
projiziert  sich  die  Kurve  mittelst  l  in  eine  Gerade,  die  Sekante  der  Kurve 
ist;  speziell  in  KiKrj  weim  man  die  Ebene  durch  KiKr  hindurchlegt  (Fig.  1). 
Wenn  von  der  Kurve  der  Kreiscylinder,  der  Punkt  B  und  die 
Tangente  in  JS,  die  willkürlich  angenommen  werden  können,  bekannt 

Fig.  1. 


Flg.  S. 


sind,  so  kann  man  ihre  Punkte  konstruieren.  Man  bestimmt  erst  den 
Punkt  A  (al4  Oegenpxmkt  von  B)^  also  die  Asymptote  {;  aus  einem 
Punkte  der  Tangente  in  B  fallt  man  das  Lot  auf  Z,  das  den  Kreis- 
cylinder in  einem  Kurvenpunkt  schneidet.  Hieraus  folgt,  dafs  die  Ge- 
stalt des  Horopters  nur  von  dem  Winkel  y  abhängt,  den  die  Tangente  in 
B  mit  der  Ebene  E  (senkreckt  OMf  l)  bildet;  wir  werden  y  die  Steilkeit 
des  Horopters  neimen.  Seine  absoluten  Dimensionen  sind  dann  weiter 
dem  Badius  r  des  Kreiscylinders  proportional.  Ist  y  =»  0  d.  h.  KlKi  «0, 
80  zerfallt  der  Horopter  in  den  Kreis  jR  und  die  Oerade  {. 

Die  Hohe  P'P  des  Punktes  P  über  die  Ebene  E  lalst  sich  leicht 
durch  den  Winkel  P'AB  =  q>  ausdrücken,  nämlich: 

P'P  =  2r.tg9>.tgy. 
Hieraus  folgt,  dafs^  wenn  man  den  Cylinder  dburickeU,  der  Horopter,  von 


380 


Die  Horopierkurve. 


Pig.  s. 


konstanten  Faktaren  abgesehen,  eine  Tangenslinie  wird.    Von  B  ab  neigt 
sich  di^  Kurve  immer  starker  gegen  E. 

Aus  dem  Vorhergehenden  sieht  man:  Die  Linie  AB  durch  0 
senkrecht  auf  KiKr  und  auf  der  rdaÜven  Drehungsachse  ist  eine  sm- 
zählige  Symmetrieachse  der  Kurve,  Dies  geht  auch  sofort  daraus  herror^ 
dafs,  wenn  ich  beide  Strahlenbändel  durch  den  Winkel  ä  um  Bi 
drehe,  ihre  relative  Stellung  sich  nicht  ändert. 

Es  ist  klar,  dafs  Ki  und  Kr  keine  aus- 
gezeichneten Punkte  der  Horopteikurve  sind. 
WähU  man  zwei  andere^  zu  BA  sgmmeirisd 
gelegene,  KurvenpunJUe  als  Scheitel  zweier 
StrcMenbündd,  so  sind  diese  Bündel  dwrch 
die  Kurve  immer  noch  kongruent  auf  ein- 
ander bezogen.  Unsere  Kurve  ist  also  oo* 
Mal  als  Horopter  aufzufassen. 

Hieraus  ist  leicht  die  Tangente  in 
einem  Punkte  P  der  Kurve  zu  bestimmen. 
Dazu  wähle  ich  P  und  den  symmetrisch 
gelegenen  Punkt  Q  als  Scheitel  der  er- 
zeugenden StrahlenbündeL  Mit  QP,  ab 
Strahl  des  Bündels  Q,  korrespondiert  die 
Tangente  in  P  als  Strahl  des  Bündels  P, 
also  haben  QP  und  die  Tangente  in  P  die- 
selbe Neigung  gegen  die  Ebene  E.  Die 
Tangente  mufs  auch  noch  den  Kreiscjlinder 
berühren,  und  ist  damit  also  festgel^ 

Man  kann  die  Konstruktion  der  Kurven- 
punkte und  -tangenten  in  eine  Konstrat 
tion  vereinigen.  Durch  Ki  ziehe  ich  die 
Crerade  h,  die  die  Asymptote  l  senkrecht 
schneidet,  und  durch  einen  Punkt  C  von  BA 
eine  h  schneidende  Gerade,  senkrecht  auf 
BA;  diese  Gerade  schneidet  den  Cylinder 
in  zwei  Kurvenpuhkten  P  und  Q,  während  die  Tangenten  in  P  md  Q 
dieselbe  Neigung  gegen  E  haben  wie  CP.    (Fig.  3.) 

In  Fig.  3  ist  die  Horopterkurve  gezc^ichnet.  Ki  ist  oberhalb,  Kr 
unterhalb  der  Ebene  E  angenommen,  und  dementsprechend  ist  die  Kurve 
links  geumnden  (wie  eine  linkshändige  Schraube);  liegt  Ki  unterhalb  E, 
so  ist  die  Kurve  rechts  gewunden.  Das  Kurvenstück  KiBKr  ist  der 
uneigentliche  Teil  des  Horopters. 


Von  Frbd.  Schuh.  381 

8  2«    Besiehnng  des  Horopters  sum  Kngelkreis. 

Der  Horopter  zeiclinet  sich  von  der  aUgemeinen  Baumknrye  dritter 
Ordnunir  (7.  aus  durch  die  Lacre  seiner  unendlich  fernen  Punkte  firesren 
d»  ^^  K^ft».  C;^,,.  K™^  ta  d»,  j*  K.g.1  d  J.  die 
unendlich  ferne  Ebene  E^  geschnitten  wird.  Die  beiden  kongruenten 
Strahlenbündel  schneiden  E^  in  zwei  kongruenten  Punktfeldem,  deren 
drei  gemeinschaftliche  Punkte  die  Schnittpunkte  des  Horopters  mit  E^ 
sind.  Diese  kongruenten  Punktfelder  sind  aufzufassen  als  projektive 
Ponktfelder^  bei  denen  der  Eugelkreis  C^  sich  selbst  entspricht. 
Aulserdem  ist  dasselbe  der  Fall  mit  dem  unendlich  fernen  Punkt  P^ 

00 

der  relativen  Drehungsachse  a.  Die  Tangenten  Ton  C^  *durch  P^  ent- 
sprechen entweder  sich  selbst,  oder  einander  gegenseitig.  Das  letzte  ist 
aber  ausgeschlossen,  weil  man  durch  eine  Drehung  um  a  beide  Punkt- 
felder stetig  in  einander  überführen  kann,  und  also  nicht  plötzUch  das 
gegenseitige  Entsprechen  der  Tangenten  durch  P^  auftreten  kann. 
(Das  gegenseitige  Entsprechen  hat  man,  wenn  die  Punktfelder  nicht 
kongruent,  sondern  symmetrisch  sind.)  Also  entsprechen  P^  und  die 
beiden  Berührungspunkte  2\  und  T^  der  Tangenten  durch  P^  an  C^ 
sich  selbst  und  sind  deshalb  die  Schnittpunkte  des  Horopters  mit  E^. 
Xün  ist  aber  T^T^  die  Polare  yon  P„  in  Bezug  auf  C,,  liegt  also  in 
einer  Ebene  senkrecht  auf  der  relativen  Drehungsachse  a.  Da  nun 
7i  und  T^  die  beiden  Ereispunkte  dieser  Ebene  sind,  so  hat  man: 

Der  Horopter  geht  durch  die  beiden  Kreispunkte  der  Ebene,  die 
senkrecht  steht  auf  der  eimigen  reellen  Asymptote. 

Wir  werden  sofort  seh^i,  dafs  auch  umgekehrt  jede  C,,  die  E^ 
in  den  genannten  Punkten  schneidet,  als  Horopter  aufzufassen  ist. 

Wir  werden  unser  Resultat  reell  zu  interpretieren  yersuchen.  Wenn 
man  durch  die  Horopterpunkte  parallel  zu  a  Geraden  zieht,  bekommt 
man  einen  Cylinder  zweiter  Ordnung,  und  zwar  einen  Ereiscylinder, 
da  die  unendlich  ferne  Gerade  einer  Ebene  senkrecht  auf  a  den 
Cylinder  in  den  beiden  Ereispunkten  dieser  Ebene  schneidet.  Wir 
finden  also  wie  früher,  dafs  der  Horopter  auf  einem  Ereiscylinder  ge- 
legen ist.  Das  sagt  aber  nicht  so  viel  aus  wie  die  Bedingung,  dals 
der  Horopter  durch  die  Ereispunkte  der  zu  a  senkrechten  Ebene  geht. 
Wenn  ich  nun  aber  noch  die  Bedingung  hinzufüge,  dafs  die  unendlidi 
ferne  Gerade  m  einer  Ebene  senkrecht  auf  a  Sekante  der  Kurve  ist,  so 
muls  die  Eurve  notwendig  durch  die  Ereispunkte  dieser  Ebene  hin- 
durchgehen. Wir  müssen  also  die  reelle  Bedeutung  dayon  suchen,  dafs 
eine  reelle  Gerade  m  Verbindungslinie  zweier  konjugiert -imaginären 
Punkte  einer.  C,  ist.    Das  werden  wir  erst  für  eine  beliebige  C^  thun. 


382  ^e  Horopterknire. 

Wir  konstroieren  dazu  mit  dem  Eurvenpunkt  S  ab  Spitze  den 
Kegel  zweiter  Ordnung  durch  die  C,;  die  Eegelerzeugende  l  ist  dann 
Sekante  der  Kurve.  Weiter  konstruieren  wir  die  geradlinige  Flicke  F 
durch  C^,  l  und  m,  die  Linie,  von  der  untersucht  werden  soll,  ob  sie 
Sekante  Ton  C^  ist.  Nur  wenn  m  Sekante  ist,  ist  die  Flache  F  zweiter 
Ordnung  {F^).  (Sind  l  und  m  keine  Sekanten,  so  ist  F  sechster 
Ordnung;  jeder  Schnittpunkt  Ton  l  oder  m  mit  C,  erniedrigt  ihre 
Ordnung  um  eins.)  Sei  nun  m  eine  Sekante;  F^  entsteht,  wenn  man 
durch  jeden  Kurvenpunkt  P  die  Gerade  g  zieht,  die  l  und  m  schneidet 
Ist  g^  eine  dieser  Linien  durch  P^,  und  legt  man  durch  g^  eine  be- 
liebige Ebene^  so  schneidet  diese  die  Flache  JP2  in  einer  zweiten 
Geraden  n.  Weil  nun  der  yollstandige  Schnitt  von  F^  mit  dem  Kegel 
die  Gerade  l  und  unsere  Kurve  (7,  ist,  so  schneidet  n  den  Kegel  in 
zwei  Punkten  von  C^.  Ich  kann  also  n  definieren  als  die  Yerbindongs- 
gerade  der  beiden  Punkte  Q^  und  Q^^  die  die  Ebene  durch  g^  auCaer  P^ 
noch  mit  C^  gemeinsam  hat.  Die  Flache  F^  ist  durch  die  Erzeugenden 
Z,  m  und  n  desselben  Systems  bestimmt;  sie  enthalt  die  Kurve  C|. 
Liegt  nun  umgekehrt  (7,  auf  der  Fläche  zweiter  Ordnung  durch  I,  m 
und  n  (n  als  Yerbindungsgerade  von  Q^  und  Q^  aufgefaCst),  so  ist  im  eine 
Sekante  von  C,;  denn  jede  Erzeugende  von  F^  schneidet  den  voll- 
standigen  Schnitt  (l  und  Cg)  von  K^el  und  F^  in  zwei  Punkten;  da 
nun  die  Erzeugenden  des  Systems  Z,  m,  n  die  Gerade  l  nicht  schneiden, 
schneiden  sie  C^  zweimal.  Die  Insndme  von  C^  mit  der  Fläche  mveUer 
Ordnung  durch  l,  m  und  n  ist  also  das  Kriterium  dafUry  dafs  m  etn^ 
Sekante  (mü  reeäen  oder  Tconjugiertrimaginären  Schnittpunkten)  von  C,  ist 

Wir  wenden  das  Gefondene  auf  unsere  Horopterkurve  an.  Als 
Spitze  des  Kegels  wählen  wir  den  reellen  unendlich  fernen  Punkt  P^ 
des  Horopters,  als  Sekante  l  die  reelle  Asymptote;  die  Linie  i»,  für 
die  die  Bedingung  gesucht  wird,  dalis  sie  Sekante  ist,  ist  die  unendheh 
ferne  Gerade  der  Ebene  senkrecht  auf  Z.  Die  Geraden  g  sind  die 
Lote  aus  Kurvenpunkten  P  auf  die  Ajsymptote  Z;  lassen  wir  P  dem 
unendlich  fernen  Punkt  P^  sich  nähern,  so  wird  die  Gerade  die  unendlich 
ferne  Gerade  g^  einer  Ebene  E^j  die  den  Kreiscylinder  längs  Z  berahri. 
Durch  g^  legen  wir  eine  Ebene,  die  C,  in  zwei  Punkten  schneidet, 
deren  Verbindungslinie  n  ist;  n  ist  also  eine  Sekante,  parallel  zu  £1- 
Die  Fläche  zweiter  Ordnung  durch  Z,  m,  n  (die  entsteht,  wenn  man 
aus  den  Punkten  von  n  die  Lote  auf  Z  fällt)  enthält  die  Kurve  (7,,  d.  h. 
C^  projiziert  sich  mittelst  Z  auf  eine  Ebene  parallel  zu  jE|  in  eine 
Gerade,  die  C,  in  P  und  Q  schneidet.  Die  Gerade,  die  PQ  senkrecht 
halbiert  und  Z  senkrecht  schneidet,  ist  eine  Symmetrieachse  der  Karre. 
Wir  haben  früher  gesehen,  dals  (7,  zwei  Strahlenbfindel,  deren  Scheitd 


Von  Fbbd.  Schuh.  383 

symmetrifich  zn  dieser  Achse  liegen^  kongruent  auf  einander  bezieht. 
Also  finden  wir 

Jede  C^^  die  durch  die  beiden  Kreispunkte  einer  Ebene  senkrecht  auf 
der  reellen  Asymptote  geht^  ist  auf  oo^  Weisen  als  Horopter  zu  betrachten. 

Die  Tangenten  in  den  beiden  Ereispunkten  schneiden  die  Achse 
des  Ereiscylinders  in  zwei  symmetrisch  zu  E  gelegenen  Punkten^  die 

von  E  eine   Entfernung  +  »  •  2rtgy  =  +  ^/-^  •  ♦  '  c*gi/ä  haben;  E 
ist  die  im  ersten  Paragraphen  betrachtete  Ebene. 

t  8.    Versohiedene  FKUe  bei  der  Brsengung  nach  t  1. 

Wir  werden  in  diesem  Paragraphen  die  verschiedenen  besonderen 
Fälle,  die  möglich  sind,  au&ahlen;  diese  zeichnen  sich  aus  durch  den 
relativen  Drehungswinkel  ß^  und  die  Lage  ^er  relativen  Drehungsachse. 
Der  Winkel  ß  kann  sein; 

A  ß  von  Null  und  tc  verschieden. 

B.  ß^O. 

C.  /J  =  Ä. 

Die  relative  Drehungsachse  a  kann  zu  KiKr  die  folgenden  Lagen 
haben: 

I.  a  nicht  senkrecht  oder  parallel  zu  KiKr. 

U.  a  senkrecht  auf  KiKr. 

in.  a  parallel  zu  KiKr^ 

Die  Fälle  A,  B  und  G  sind  mit  jedem  der  Fälle  I,  II  und  III  zu 
kombinieren.  Nur  ist  zu  bemerken,  dafs  in  dem  Falle  B  die  relative 
Drehungsachse  unbestimmt  ist,  und  also  BI,  BII  und  BUI  identisch 
sind;  deshalb  schreiben  wir  dann  nur  B.  Die  verschiedenen  FäUe 
sind  nun: 

AI.  Der  allgemeine  Fall  (in  den  beiden  ersten  Paragraphen  be- 
handelt). 

An.  Der  Horopter  zerfallt  in  einen  Kreis  durch  Ki  und  Kr  in 
einer  Ebene  senkrecht  auf  a,  und  eine  zu  a  parallele  Gerade,  die  den 
Kreis  in  dem  Punkte  A  der  Medianebene  trifft.  Das  Segment  K^BK^ 
{B  ist  der  Gtegenpunkt  von  A)  ist  der  uneigentliche  Teil  des  Horopters. 

Am  Die  Kurve  zerfallt  in  die  Gerade  KiKr  und  zwei  auf  KiKr 
senkrecht  stehende  Geraden  in  Ebenen  durch  KiKry  die  den  Kugelkreis 
berühren  (Minimalebenen).  Diese  Geraden  schneiden  KiKr  in  zwei  zu 
0  (dem  Halbierungspunkt  von  KiK,)  symmetrisch  gelegenen  Punkten, 
die  von  0  den  Abstand  ±  i  •  OKi  •  c\^\ß  haben.  Die  Strecke  KiKr 
ist  der  uneigentliche  Horopterteil. 


384  I)io  Horopterkurve. 

B.  Der  Horopter  zerfallt  in  die  ganze  unendlich  ferne  Ebene  und 
die  Gerade  KiKr,  die  Strecke  KiKr  als  uneigentlichen  Teil 

CL  Die  Kur7e  zerfallt  in  die  unendlich  ferne  Gerade  einer  zu 
a  senkrechten  Ebene^  und  eine  gleichseitige  Hyperbel  in  der  Ebene 
durch  Kl  Kr  parallel  zu  a.  Beide  Asymptoten  der  Hyperbel  gehen  durch 
0,  die  eine  parallel  zu  a,  die  andere  senkrecht  darauf.  Nur  die  Stücke 
der  Hyperbel  zwischen  den  Knotenpunkten  und  dem  unendUch  fernen 
Punkt  von  a  gehören  zu  dem  eigentlichen  Teil  des  Horopters. 

GH.  Dieser  Fall  ist  als  Spezial&U;  sowohl  yon  AH  als  von  CI 
anzusehen.  Der  Kreis  des  Falles  AH  artet  in  die  Gerade  KiKr  und 
die  unendlich  ferne  Gerade  der  Kreisebene  aus-,  die  zu  a  parallele 
Gerade  geht  nun  durch  0.  Andrerseits  artet*  die  Hyperbel  des  Fallea 
Gl  in  die  Gerade  KiKr  und  die  zu  a  parallele  Gerade  durch  0  ans. 
Die  Kurve  zerfallt  also  jetzt  in  drei  Oeraden^  die  weder  durch  einen 
Punkt  gehen,  noch  in  einer  Ebene  liegen,  wahrend  eine  dieser  Geraden, 
nämlich  KiKry  die  beiden  anderen  schneidet.  Der  eigentliche  Teil  des 
Horopters  ist  die  Strecke  KiKr,  und  die  Gerade  durch  O  parallel  zu  a. 

CHI.  Nun  ist  vollständige  Symmetrie  um  KiKr  herum  vorhanden. 
Der  Horopter  zerföllt  in  die  Gerade  KiKr  und  die  ganze  Medianebene; 
der  eigentliche  Teil  ist  die  Strecke  KiKr, 

i  4«    BrBGUgung  durch  Strahlenbündel  von  beliebigen 

Kurvenpnnkten  ans. 

Wir  koimen  den  Horopter  auch  als  Ort  der  Schnittpunkte  zweier 
projektiven  Strahlenbündel  auffassen^  deren  Scheitel  beliebige  Knrfen- 
punkte  Pi  und  P^  sind.  Die  Frage  ist,  wie  diese  Projektivi1»fc  be- 
schaffen sein  muTs.  Ich  behaupte,  dafs  die  Umformung,  die  die  Strahlen 
des  Bündels  P^  parallel  zu  den  entsprechenden  Strahlen  des  Bündek 
Pi  stellt,  aus  folgenden  zwei  Operationen  zusanmiengesetzt  ist: 

1.  Einer  Drehung  durch  den  Winkel  ß  um  die  Achse  a, 

2.  Einer  Dilatation  mit  der  Konstanten  a  und  dersdben  Achse  a. 

Unter  einer  Dilatation  mit  der  Konstanten  a  und  der  AAse  a 

verstehe  ich  die  affine  Transformation  mit  P,  als  Fixpunkt,  die  (wenn 

wir  P,  als  Koordinatenanfangspunkt  und  a  als  Z-Achse  annehmen) 

durch 

x'^x,    y'^y,    z'-^ag 

dargestellt  wird. 

Diese  Drehung  und  Dilatation  sind  vertauschbar.     Weiter  ist  zu 

bemerken,   dafs,  wenn  wir  nur  Yollstrahlen  in  Betracht  ziehen;  eine 

Drehung  durch  den  Winkel  7t  und  eine  Dilatation  mit  derselben  Achse 


Von  Fbbd.  Schuh.  385 

und  der  Konstanten  —  1  identisch  sind,  sodaTs  man  a  positiv  an- 
nehmen kann. 

um  nnsere  Behauptung  za  beweisen,  werden  wir  zeigen,  dafs  die 
Kurve,  die  als  Schnitt  der  beiden  projektiven  Strahlenbündel  heraus- 
kommt, identisch  mit  dem  Horopter  ist.  Dazu  betrachten  wir  wieder 
das  Strahlenbündel  als  bestehend  aus  einem  Ebenenbüschel  mit  einer 
Achse  parallel  zu  a,  in  dessen  Ebenen  Strahlenbüschel  gelegen  sind. 
Die  Schnittlinien  entsprechender  Ebenen  büden  einen  Ereiscylinder 
durch  die  Geraden  a^  und  a^,  durch  P^  bzw.  P,  parallel  zu  a.  Wir 
bringen  senkrecht  auf  a  eine  Ebene  E'  an,  die  cl^  und  Oj^  in  Pi  und 
Ps,  den  Kreiscylinder  in  einem  Kreise  i2',  durch  F'x  und  Pg,  schneidet, 
der  ß  als  Peripheriewinkel  über  T[F%  enthält.  Sei  nun  P  ein  Kurven- 
pnnkt,  P'  seine  Projektion  auf  E'y  so  hat  man  vermöge  der  projektiven 
Beziehung  der  beiden  Strahlenbündel 

P'P^PjP^         P'P—PjP' 
P[P*        "" "        P^P* 
d.h. 

^.^       a     PjP,  ^  PjP' -  PjP,     PjP' 
^  ^  —  a  .  p^p'  —  p^p'  f 

wenn  P'  auf  dem  Kreissegment  liegt,  das  den  Winkel  ß  selbst  enthält 
(sonst  mufs  man  a  durch  —  a  ersetzen).  Die  Vorzeichen  von  P'P, 
P'^P^  und  P^P^  sind  genau  zu  beachten. 

Liegt    P'    auf  dem   Kreissegment   mit   dem   Winkel   /},   und   ist 

P'P' 

p.pi^^Uj  so  wird  P'P  =00.    Wir  konstruieren  also  die  Asymptote, 

indem  wir  auf  diesem  Kreissegment  den  Punkt  Ä  so  bestimmen,  dafs 

P' Ä' 

-prj»  =  c  wird.    Weiter  suchen  wir  auf  dem  Kreise  JB'  den  Gegenpunkt 

B'  von  A'  und  projizieren  P',  P[  und  P^  von  A'  aus  auf  die  Kreis- 
tangente in  f  in  die  Punkte  P",  P[,  und  P^' .  Aus  der  Ähnlichkeit 
von  Dreiecken  folgt  nun: 

H    H     =»       ^  '  -O-   JTi  ^        "P'  jy -^g  -^      '  ^    Xg 

-tj-t  A' P**  '  2  A' P** 

also,  wenn  man  beachtet,  dafs  a  -  P[A'  =  P'^A'  ist, 

p'T>^  P«fi  '  PiP"  -  ^1 A     P2^P" 

Man  überzeugt  sich  leicht,  dafs  diese  Formel  giltig  bleibt,  wenn  P' 
auf  dem  Kreissegment  liegt,  dals  den  Winkel  n  —  ß  enthält.  Nun  ist 
aber  weiter  P;P"  ^  B'P"  -  B'P^  und  P'^F'  -  B'P"  -  B'P';  also: 

P'  P  --  W  P"  .  '^«•^«  —  Pifi    I   -PiPj  •  ^'Pj'  —  -Pj-P»  •  B'Pl' 

ZttiUehiifi  f.  Mathematik  n.  Pbytik.  47.  Band.  IM».  8.  n.  4.  Heft.  26 


386  ^^  Horopterkarve. 

d.  L 

worin  p  tind  q  Ton  der  Lage  von  P  unabhängige  Eonstanten  bedeuten. 
Nimmt  man  P'  in  JB',  also  P  in  JP,  so  ist  B'F"  =  0,  also  B'B  =  q. 
Legt  man  die  Ebene  E  durch  jB,  so  wird  g  »  0;  ich  nenne  die  Ebene 
E'  dann  £^  und  die  Punkte  Ä'  und  jB'  entsprechend  A  und  £.    Ans 

g  =  0  folgt  p!-p*  =  „-^,  also: 


P'P 
BP 


r*  =  Constans  ==  -^pÄ  =  ^pr, ; 


hieraus  liest  man  ab,  dals  die  Eur^e  sich  mittelst  der  Asymptote  auf 
eine  Ebene  durch  B  senkrecht  auf  ^jB  als  eine  Gerade  projiziert, 
womit  die  Identität  mit  der  Horopterkurre  nachgewiesen  ist 

Sind  P^  und  P,  beliebig  auf  der  Emre  angenommen,  so  ist  die 
Achse   der  Drehung   und   der  Dilatation  parallel  zur  Asymptote,  der 

Drehungswinkel  ß  ist  der  Winkel  des  Ereiss^ments  P^AP^,  und  die 

ÄP' 
Dilatationskonstante  a  ist  gleich  -7^* 

g  5.    Bestimmniig  der  Frojektivität  des  8  4  mit  Hilfe  des 

Kngelkreises. 

Man  kann  die  projektive  Beziehung,  die  die  Eurve  zwischen  den 
beiden  Strahlenbündebi  P^  und  P,  festlegt  (P^  und  P,  beliebige 
Eurvenpunkte)  auch  aus  der  Betrachtung  des  Eugelkreises  finden.  Denn 
beide  Strahlenbündel  schneiden  die  unendlich  weite  Ebene  E^  in  zwei 

OD 

projektiven  Punktfeldem,  deren  sich  selbst  entsprechende  Punkte  die 
Schnittpunkte  der  Eurve  mit  E^  sind,  also  der  reelle  unendlich 
ferne  Punkt  P^ ,  und  die  Berührungspunkte  T^  und  T^  der  Tangenten 
durch  P^  an  den  Eugelkreis  C^.  Bei  der  projektiven  Umformung  geht 
C^  in  einen  Eegelschnitt  C^  durch  2\  und  T^  über,  der  ebenfalls  P^T^ 
und  P^  T^  zu  Tangenten  hat,  aber  im  allgemeinen  von  C,  verschieden 
ist.  Man  kann  nun  die  Umformung  in  E^  aus  zwei  Teiloperationen 
zusammensetzen,  nämlich  aus: 

1.  Einer  Umformung,  bei  der  P^  und  der  Eugelkreis  in  sich  selbst 
übergeführt  werden,  nicht  aber  alle  Geraden  in  E^  durch  P^ ;  dies  ist 
eine  Drehung  um  eine  Achse  durch  P^. 

2.  Einer  Umformung  bei  der  alle  Geraden  in  E^  durch  P^  und 
auljBerdem  die  beiden  Punkte  2\  und  T^  in  sich  selbst  übergeführt 
werden,  also  auch  sämtliche  Punkte  der  Geraden  T^T^]  der  Eugelkreis 
C^  wird  aber  in  C^  umgeformt. 


Von  Fksd.  Schuh.  387 

Diese  zweite  Projektivitat  ist  aber  nichts  anderes  als  die  in  §  4 
betrachtete  Dilatation.  Denn  man  sieht  leicht  ein,  dafs  beide  Teil- 
operationen vertanschbar  sind,  woraus  sofort  folgt,  dafs  die  zweite 
ümfonnong  symmetrisch  nm  eine  Achse  a  durch  P„  ist;  weiter  gehen 
Geraden  senkrecht  und  parallel  zu  a  in  sich  selbst  über,  woraus  unsere 
Behauptung  leicht  abzuleiten  ist. 

Umgekehrt  sieht  man  auch  sofort  ein,  dafs,  wenn  die  Projektiyitat 
zwischen  zwei  Strahlenbündeln  aus  einer  Drehung  und  einer  Dilatation 
mit  derselben  Achse  besteht,  der  Ort  der  Schnittpunkte  entsprechender 
Strahlen  als  Horopter  au&ufassen  ist.  Denn  dieser  Ort  sdmeidet  E^ 
in  P^  und  den  Berührungspunkten  7\  und  T^  der  Tangenten  durch 
P^  an  Q;  dann  ist  die  Emre  aber,  wie  in  §  2  gezeigt  worden  ist, 
eine  Horopterkurve. 

8  6.    Einer  der  beiden  Scheitel  ist  ins  XXnendliohe  gerüokt. 

Die  Horopterkurve  kann  auch  erzeugt  werden  durch  ein  Strahlen- 
btlndel  P^  mit  einem  im  Endlichen  gelegenen  Scheitel,  und  ein  Bündel 
P^,  dessen  Scheitel  ins  Unendliche  gerückt  ist.  Die  projektive  Be- 
ziehung kann  man  entweder  selbständig  ableiten,  oder  durch  einen 
geeigneten  Ghrenzübergang  aus  dem  Falle  beliebiger  Scheitel  finden, 
indem  man  gleichzeitig  P,  ins  Unendliche  rücken,  und  a  gleich  Null 
werden  labt.  Das  Resultat  ist,  dafs  die  Projektivitat  sich  aus  den  drei 
folgenden,  mit  einander  vertauschbaren  Teiloperationen  zusammensetzt: 

1.  Einer  Translation,  die  P^  auf  die  Asymptote  l  fährt. 

2.  Einer  Drehung  des  Bündels  P^  durch  den  Winkel  ß  um  die 
Asymptote  l, 

3.  Einer  Perspektivitat  mit  einer  Perspektivitatsebene  senkrecht 
auf  {,  die  eine  Entfernung  d  von  P^  hat. 

Die  Projektivitat  ändert  sich  nicht,  wenn  man  gleichzeitig  ß  durch 
Ä  +  /8  und  ä  durch  —  d  ersetzt. 

Umgekehrt  ist  auch  der  Ort  der  Schnittpunkte  entsprechender 
Strahlen  bei  zwei  Bündeln,  zwischen  denen  die  geschilderte  Beziehung 
besteht^  als  Horopter  aufzufassen. 

Es  läfst  sich  auch  leicht  angeben,  wie  ß  und  d  aus  der  Kurve  zu 
entnehmen  sind.  Sei  P^  die  Projektion  von  P^  auf  die  öfters  be- 
trachtete Ebene  E,  die  die  Asymptote  in  Ä,  den  Ereiscylinder  in  dem 
Kreise  R  schneidet.  Der  Winkel  ß  wird  sofort  aus  dem  Kreissegment 
P^A  entnommen.     Für  d  findet  man: 

»      ®  '  COS  ß 

26  • 


388  I)ie  Horopterknrve. 

Hierin  ist  y  die  Steilheit  des  Horopters,  und  P,"  die  Projektion  von  Pj 
Ton  A  aus  auf  die  Kreistangente  in  H,  Die  Vorzeichen  Ton  i  und 
T<^T[  sind  zu  beachten. 

§  7.    Besondere  Fälle  bei  den  Eneiigungsweisen  der  H  ^  und  6. 

Wir  haben  gesehen,  dafs  die  Horopterknrve  entsteht  als  Ort  der 
Schnittpunkte  entsprechender  Strahlen  zweier  Strahlenbündel,  zwischen 
denen  die  in  §  4  geschilderte  projektive  Beziehung  besteht  Für  den 
Fall,  dals  P^  und  P^  beide  im  Endlichen  gelegen  sind,  könnten  wir 
wieder  eine  ähnliche  Au&ählung  der  verschiedenen  Fälle  machen,  wie 
wir  dies  in  §  3  f£lr  den  Fall  zweier  kongruenter  Strahlenbündel  gethan 
haben.  Insbesondere  ist  zu  beachten,  dals  wir  auch  die  Ausartungsfalle 
a  =  0  und  a  =  oo  betrachten  können;  wir  haben  es  daim  mit  einer 
ausgearteten  Dilatation  zu  thun,  bei  der  es  Strahlen  des  einen  Böndels 
giebt,  denen  unendlich  viele  Strahlen  des  anderen  Bündels  entsprechen. 
Die  Fälle  a  «  0  und  a  =  oo  gehen  durch  Yertauschung  von  P^  und  Pj 
in  einander  über,  sind  also  als  identisch  zu  betrachten. 

Die  Au&ählung  liefert  dieselben  Fälle,  die  wir  in  §  3  bekommen 
haben,  nur  nicht  den  Fall  J?;  aufserdem  bekommen  wir  noch  um  in 
§  S  nicht  vorkommenden  Fally  dafs  a  =  0,  ^  von  NuU  und  x  verschieden 
und  die  Drehungsachse  a  paraJlel  zu  PiP^  ist.  In  diesem  letzten  Falle, 
den  wir  mit  (AIII)'  bezeichnen  wollen,  besteht  die  Kurve  aus  der 
Geraden  PiPj,  und  den  beiden  Minimalgeraden  durch  P^  in  einer 
Ebene  senkrecht  auf  PiPj. 

Auch  könnten  wir  dieselbe  Au&ählung  machen  für  den  in  §  6 
betrachteten  Fall,  dafs  P^  ins  Unendliche  gerückt  ist.  Die  besondere 
FäUe  bestehen  jetzt  darin,  dafs  ß  gleich  Null  oder  gleich  ä  wird,  dafs 
Pi  auf  der  Asymtote  l  (der  Strahl  des  Bündels  P^,  der  parallel  zn 
seinem  entsprechenden  Strahle  des  Bündels  P^  ist)  liegt,  und  schliefslich, 
dafs  d  »  0  oder  ä  =»  cx>  wird;  in  den  beiden  letzten  Fallen,  die  nicht 
mit  einander  identisch  sind,  artet  die  dritte  Teiloperation  des  §  6,  die 
Perspektivität,  aus.  Wir  bekommen  wieder  die  in  §  3  aufgezählten 
Fälle,  nur  nicht  den  Fall  AIH.  Aufserdem  bekommen  wir  noch  den 
oben  betrachteten  FaU  (AIH)'  (wenn  P^  auf  l  Uegt,  ß  von  NuU  und 
3t  verschieden,  und  d^  oo  ist),  und  den  hier  zuerst  auftretenden  FaUy 
dafs  d  =  (x>  und  ß  von  Null  und  %  verschieden  ist.  In  diesem  letzten 
Falle,  den  wir  mit  (Aul)"  bezeichnen  werden,  ist  von  l  nur  die 
Richtung  bestimmt,  sodafs  es  gleichgültig  ist,  ob  wir  P^  auf  {  annehmen 
oder  nicht;  die  Kurve  besteht  aus  der  Geraden  durch  P^  parallel  zu  /, 
und  den  unendlich  fernen  Geraden  der  beiden  Minimalebenen  durch  /  (den 
Tangenten  durch  P^  an  den  Kugelkreis),  also  aus  drei  Geraden  durch  P^. 


Von  Fred.  Schuh.  389 

§  8.    ZuBammenfasBnng  aller  versohiedenen  Fälle. 

Zusammenfassend   haben   wir   bei  den  drei   Erzeugungsarten   Ton 
§  2,  4  und  6  die  folgenden  9  Falle  bekommen: 

AI,  AH,  Ain,  B,  CI,  Cn,  cm,  (AIII)'  und  (Ain)", 

die  wir  wie  folgt  einteüen  können: 

1.  Nicht  ausgeartete  C,.     Dies  ist  der  Fall  AI. 

2.  Ausartungen  in  einen  Kegelschnitt  C^,  und  eine  den  Kegelschnitt 
schneidende  Gerade,  die  senkrecht  auf  der  Ebene  Ton  C^  steht. 
Das  ist  der  FaU  All  ((7,  ist  ein  Kreis)  und  der  FaU  CI  (C^  ist 
eine  gleichseitige  Hyperbel,  und  die  Gerade  die  unendlich  ferne  Ge- 
rade einer  Ebene  senkrecht  auf  einer  ihrer  Asymptoten). 

3.  Ausartungen  in  drei  Gerade,  von  denen  nur  eine  die  beiden  anderen 
schneidet,  und  zwar  senkrecht.  Das  ist  der  Fall  CII  (zwei  senk- 
recht auf  einander  stehende  Gerade  und  die  unendlich  ferne  Gerade 
der  auf  einer  dieser  Geraden  senkrecht  stehenden  Ebene)  und  der 
FaU  AIII  (eine  reelle  Gerade  l  und  zwei  auf  l  senkrecht  stehende 
Minimalgeraden,  die  l  in  zwei  konjugiert-imaginären  Punkten  schneiden). 

4.  Ausartungen  in  drei  durch  einen  Punkt  gehende  Gerade,  Ton  denen 
zwei  kongugiert-imaginar  sind  in  einer  Ebene  senkrecht  auf  der 
dritten  Geraden.  Das  ist  der  Fall  (AIII)'  (eine  reelle  Gerade  l  und 
die  beiden  Minimalgeraden  durch  einen  Punkt  yon  Z,  in  einer 
Ebene  senkrecht  auf  t)  und  der  Fall  (AIII)"  (eine  reelle  Gerade 
und  die  Tangenten  aus  dem  unendlich  fernen  Punkt  dieser  Geraden 
an  den  Kugelkreis). 

5.  Ausartungen  in  eine  Gerade  und  eine  senkrecht  darauf  stehende 
Ebene.  Das  ist  der  Fall  CIII  (Ebene  und  Gerade  sind  beide  im 
Endlichen  gelegen)  und  der  Fall  B  (eine  im  Endlichen  gelegene 
Gerade  und  die  unendlich  weite  Ebene). 

Zweites  Kapitel. 

Beziehung  zwischen  dem  Fixationspunkt  und  der  relativen 

Augenstellnng. 

§  1.    Bestinunung  der  relativen  AugenBtelliing 
auB  dem  Fixationspunkt. 

Während  wir  in  dem  vorhergehenden  Kapitel  den  Fixationspunkt  F 
gar  nicht  in  Betracht  gezogen,  vielmehr  jede  relative  Augenstellung  als 
möglich  angenommen  haben,  werden  wir  jetzt  die  Frage  beantworten, 
wie  aus  F  diese  relative  Augenstellung  zu  bestimmen  ist.    Dazu  werden 


390  I^ie  Horopterkmre. 

wir  erst  die  Achse  a  und  den  Winkel  ß  der  Drehung  bestimmen,  die 
das  einzehie  Auge  aus  der  Stellung  I  in  die  Stellung  11  bringt  Die 
SteUungen  I  und  H  mögen  durch  die  Drehungen  ß^  und  ft  um  die 
Achsen  a^  und  a^  aus  der  primären  Augenstellung  herroi^^egangen  sein; 
diese  Drehungen  stellen  wir  symbolisch  durch  (ct^,  ß^)  und  (a^  ß^)  dar. 
Die  Drehung  (a,  ß)  aus  der  Stellung  I  in  die  Stellung  IE  kann  ich  so 
ausführen,  dafs  ich  erst  das  Auge  in  seine  primäre  Stellung  drehe,  und 
dann  weiter  in  die  Stellung  IE;  also  wird  diese  Drehung 

(a,  /8)«(a^  A)-'-(«^,  A). 

Es  ist  aber  leicht,  das  Produkt  beider  Drehungen  durch  eine  einzige 
Drehung  zu  ersetzen,  und  so  a  und  ^  zu  bestimmen.  Man  findet  dann 
als  direkte  Folgerung  des  Listingschen  Gesetzes: 

Sind  n^  und  n,  die  beiden  Gesichtslinien  in  den  Stellungen  I  und  11, 
n  die  primäre  GresidUdinie,  aUe  durch  den  Knotenpunkt  K  gehend,  und 
sind  KDi  und  KD^  die  Halbierungslinien  der  Winkel  etmschen  n  und 
n^  bezw.  n  und  n^  (n,  n^  und  n,  cds  Halbstrahlen  betrachtet),  so  städ 
die  Achse  a  senkrecht  auf  der  Ebene  durch  KD^  und  KD^,  und  der 
Winkel  ß  ist  der  doppelte  Winkel  D^KD^,  im  Sinne  einer  Drehmg 
von  KB^  nach  KD^. 

Diese  selbe  Regel  kann  man  auch  benutzen,  um  zu  finden,  wieriel 
beide  Augen  gegen  einander  gedreht  sind,  wenn  ein  Punkt  F  fixiert 
wird.  Man  hat  dann  erst  durch  eine  Translation  beide  Knotenpunkte 
in  einen  Punkt  zu  bringen,  für  den  wir  den  Halbierungspunkt  0  der 
Strecke  KiKr  'v^hlen.  Man  findet  dann  die  relative  Drehungsachse  a 
und  den  relativen  Drehungswinkel  ß  folgendermaTsen  aus  dem  Fixations- 
punkt  F: 

Durch  F  ziehe  man  eine  zu  KiKr  parallele  Gerade^  auf  der  man 
die  Punkte  Fi  und  Fr  so  konstruiert,  dafs  (auch  was  das  Vorzeidien  an- 
geht): FFi  ^KiO  und  FFr  «  KrO,  Ist  ON  eine  zur  primären  Gt- 
sichtsUnie  parallele  Gerade  du/rch  0,  und  sind  OHi  und  OEr  die 
Halbierungslinien  der  Winkel  zwischen  ON  und  OFi  bezw.  OFr  (ONj 
OFi  und  OFr  als  Halbstrahlen  aufgefafst),  so  steht  die  Ebene  HiOEr 
senkrecht  auf  der  relativen  Drehungsachse  a  (sie  ist  also  die  öfters  he- 
trachtete  Ebene  E)j  und  der  relative  Drehungswinkel  ß  ist  gleich  2^HrOH\ 
{von  OHr  nach  OHt)  (Fig.  4). 

Der  Kreis  R  durch  J?",  Kl  und  JC,  die  Projektionen  von  Fy  Ki 
und  Kr  auf  E,  bestimmt  den  Kreiscylinder,  auf  dem  der  Horopter 
liegt.  Die  Punkte  A  und  B  konstruieren  wir  daraus,  dafs  A  OB  ein 
Durchmesser  des  Kreises  B  ist;  A^  auf  dem  Segment  KlF'Ki-  gelegen, 
bestimmt  die  Asymptote. 


Von  Fbbd.  Schuh. 


391 


Fig.  4. 


Stehen  wir  aufrecht^  so  wird  unser  Gesichtsfeld  durch  die 
Hori0ontai^)ene  (die  horizontale  Ebene  durch  Ki  und  Kr),  und  die 
Mediand)ene  (die  Halbierungsebene  der  Strecke  KiKr)  in  yier  Qua- 
dranten geteilt,  die  wir  durch  die  Worte  links-oben,  links-unten,  rechts- 
oben  und  rechts-unten  unterscheiden. 
Die  primäre  Gesichtslinie  beider 
Augen  lauft  zu  der  Schnittlinie  ON 
Ton  Horizontal-  und  Medianebene 
paraUeL  Liegt  nun  F  links- oben, 
so  ist  OFi<OFr,  und,  wenn  N,  Hi 
und  Hr  in  einer  Ebene  durch  F 
senkrecht  auf  der  primären  Oesichts- 
linie  liegen  (Fig.  4): 

NHr.HiFi^ON.OFi 

und 

NHrlHrFr^ONlOFr. 

also  ^' 


> 


Wf 

r     r 


woraus  man  sieht,  dafs  Ki  oberhalb.  Kr  unterhalb  E  liegt.  Wir  haben 
in  §  1,  Eap.  1  aber  gesehen,  dafs  die  Kurve  dann  links  gewunden 
ist,  also: 

Liegt  der  Fixationsptmkt  links  oben,  so  ist  der  Horopter  links  ge- 
wunden. 

Welchen  Windungssinn  der  Horopter  bei  anderen  Lagen  von  F 
hat,  sieht  man  sofort  aus  Symmetriebetrachtungen.  Liegen  zwei 
Fixationspunkte  F^  und  F^  symmetrisch  zu  der  Horizontalebene,  zu 
der  Medianebene,  oder. zu  der  Schnittlinie  dieser  beiden  Ebenen,  so  ist 
dasselbe  auch  der  Fall  mit  den  zugehörigen  Horopterkurven;  diese 
haben  also  in  den  beiden  ersten  Fallen  verschiedenen,  in  dem  letzten 
Falle  denselben  Windungssinn. 


8  2.    Bestünmnng  des  FixationspunkteB  aus  der  relativen 

Augenstelliing. 

In  diesem  Paragraphen  werden  wir  die  umgekehrte  Aufgabe  lösen, 
nämlich  den  Fixationspunkt  F  aus  der  relativen  Augenstellung  zu  be- 
bestinunen.  Die  Ebene  E  durch  0  senkrecht  auf  der  relativen  Drehungs- 
^hse  a  ist  dann  bekannt;  die  Linien  OHt  und  OHr  i^  E  aber  nicht 
(ich  weils  vorläufig  nur,  dafs  sie  den  Winkel  \ß  mit  einander  bilden). 
Nimmt  man  OHi  irgend  wie  in  E  an,  so  findet  man  OFi  durch  eine 


392  Die  Horopterkiurve. 

Drehung  %  um  OH,  (ON  und  OF,  sind  Halbsia-ahlen).  Läfst  man  OHi 
die  Ebene  E  durcklauferiy  so  durchläuft  OFi  einen  RoicUionskegd  1  durch 
ONy  der  die  durch  0  gehende  Normale  a  von  E  zur  Achse  hat;  denn 
bei  der  Drehung  durch  x  um  OHi  geht  a  in  sich  selbst^  ON  in  OFi 
über;  der  Winkel  zwischen  OFi  und  a  ist  also  gleich  dem  Winkel 
zwischen  ON  und  a,  also  konstant.  Dieser  Kegel  1  mufs  ab  Halb- 
strahlenkegel  aufgefafst  werden;  er  enthalt  die  Verlängerung  von  OH 
(nicht  den  Halbstrahl  ON  selbst). 

OFr  liegt  auf  demselben  Halbkegel,  und  wird  durch  eine  Drehung 
um  a  durch  ß  (den  relativen  Drehungswinkel)  in  OFt  übergef&lut. 
Legt  man  eine  Ebene  f  durch  OF,  und  OFr,  niid  laDrt  OFi  den 
Kegel  1  durchlaufen  (wobei  ^  durch  die  Beziehung  zwischen  OFi  and 
OFr,  auch  OFr  mitgeführt  wird),  so  umhüllen  alle  diese  Ebenen  f 
einen  zweiten  Rotationskegel  2,  der  innerhalb  des  Kegels  1  gelegen 
ist,  und  gleichfalls  a  zur  Achse  hat.  Der  Winkel  des  Kegels  1  (Winkel 
zwischen  Achse  und  Erzeugenden)  ist  S,  der  spitze  Winkel  zwischen 
ON  und  a;  der  Winkel  e  des  Kegels  2  wird  gefunden  aus: 

tg  .  a  =  tgd  •  cos  l^/J. 

Die  Ebene  durch  0,  Fi  und  Fr,  oder  durch  Ki,  Kr  und  F  berührt 
den  Kegel  2,  und  schneidet  den  Halbkegel  1  in  OJPi  und  OFr.  Die 
Konstruktion  der  beiden  Gesichtslinien  ist  also  die  folgende: 

Durch  KiKr  lege  man  an  den  Kegel  2  eine  Tangentiald)ene,  die 
den  Kegel  1  in  zwei  Haibstrahlen  OFi  und  OFr  schneidet.  Die  Gesidds- 
linien  heider  Augen  verla/ufen  dann  parallel  zu  OFi  und  OFr. 

Man  kann  jede  der  beiden  Tangentialebenen  an  den  Kegel  2  in 
Betracht  ziehen.  Hat  man  darüber  eine  Wahl  getroffen,  so  mulB  man 
aus  dem  Sinne  der  relativen  Drehung  bestimmen,  welche  der  beiden 
Schnittlinien  mit  dem  Kegel  1  als  OFi  aufzufassen  ist. 

Die  Geraden  durch  Ki  und  Kr  parallel  zu  OFi  und  OFr  schneiden 
einander  in  F]  aber  nur  falls  sie  als  Halbstrahlen  (Gesichtslinien)  auf- 
gefafst einander  auch  noch  schneiden,  ist  F  ein  gewöhnlicher  Fixations- 
punkt  (abgekürzt  Fix.p.).  Schneiden  aber  die  Verlängerungen  der 
beiden  Gesichtslinien  einander,  so  nennen  wir  ihren  Schnittpunkt  F 
einen  Pseudofixalianspunkt  (abgekürzt  Ps.fix.p.).  Schneidet  die  rechte 
Gesichtslinie  die  Verlängerung  der  linken,  so  sprechen  wir  von  einem 
Unken  Pseudofixationspu^kt  (abgekürzt  1.  Ps.fix.p.),  und  ebenso  von 
einem  rechten  Pseudofixalionspunkt  (r.  Ps.fix.p.). 

Wir  haben  die  drei  folgenden  Falle: 

a.  Kl  Kr  liegt  innerhalb  des  Kegels  2.     Dies  ist  der  Fall,  wenn 


Von  Febd.  Schuh.  393 

unter  g  den  spitzen  Winkel  zwischen  der  relativen  Drehungsachse  a 
und  KiKr  verstanden.     Dies  ist  nur  möglich  für  £  <  d. 

Die   beiden  Tangentialebenen  durch  KiKr   an  den  Eegel   2   sind 
imaginär,  und  ebenso  die  Gesichtslinien. 

b.  Kl  Kr  liegt  aufserhalb  des  Kegels  2,  und  innerhalb  des  Kegels  1. 
Die  Bedingung  daför  ist: 

t<S     und     cosJ/J<^. 

Jetzt  kann  ich  durch  KiKr  zwei  (reelle)  Tangentialebenen  an  den 
Eegel  2  legen.  Eine  dieser  fasse  ich  ins  Auge;  sie  schneidet  den 
Halbkegel  1  in  OFi  und  OFr-  KiKr  liegt  teilweise  in  dem  Winkel 
Fl  OFry  etwa  mit  dem  Teile  OKr.  Zieht  man  durch  Ki  und  Kr  Halb- 
strahlen  parallel  zu  OFi  bezw.  OFrj  so  schneidet  der  Halbstrahl  durch 
Kl  die  Verlängerung  des  Halbstrahles  durch  Ki  in  einem  Punkte  Fy 
der  ein  r.  Ps.fix.p.  ist.  Wählt  man  die  andere  Tangentialebene  an  den 
Kegel  2y  so  bekommt  man  einen  zweiten  Punkt  F^  der  gleichfalls 
r.  Ps.fix.p.  ist.  F  und  F'  liegen  symmetrisch  zur  Symmetrieachse  OA 
der  Kurve,  beide  auf  dem  uneigentlichen  Teil  des  Horopters.  Ein 
gewöhnlicher  Fix.p.  existiert  nicht. 

c.  KiKr  liegt  aufserhalb  beider  Kegel  1  und  2.  Dies  ist  der 
Fall,  wenn  J  >  d. 

Legt  man  durch  KiKr  eine  Tangentialebene  an  den  Kegel  2,  die 
den  Kegel  1  in  den  Halbstrahlen  OFi  und  OFr  schneidet,  so  liegt 
weder  Ki  noch  Kr  in  dem  Winkel  FiOFr^  Die  Halbstrahlen  durch 
Kl  und  Kr  parallel  zu  OFi  bezw.  OFr  schneiden  sich  entweder  direkt 
oder  rückwärts  verlängert.  Ist  das  erste  der  Fall,  so  existiert  ein 
Fix.p.  F,  aber  dann  liefert  die  andere  Tangentialebene  einen  Ps.fix.p.  F, 
der  mit  F  symmetrisch  zur  Symmetrieachse  der  Kurve  liegt.  F  und  F' 
liegen  beide  auf  dem  eigentlichen  Horopterteil. 

Nur  in  dem  FaUe,  dafs  t>  ^t  o^o  die  relative  Drehungsachse  mit 
der  primären  Gesichtslinie  einen  Heineren  Winkd  bildet ,  als  mit  KiKry 
existiert  ein  und  nur  ein  gewöhnlicher  Fixationspunkt. 

Es  ist  aber  noch  immer  möglich,  dafs  in  diesem  Falle  der  Fixations- 
punkt hinter  die  primäre  Äquatorialebene,  die  Ebene  durch  0  senk- 
recht auf  der  primären  Gesichtslinie,  fällt,  d.  h.  hinter  den  Kopf.  Wir 
nemien  den  Fixationspunkt  dann  nicht  realisierbar.  Soll  der  Fix.p. 
redlisierbar  sein,  so  mufs  der  Halbkegel  2  die  primäre  Äquatorial- 
ebene schneiden,  und  der  Sinn  der  relativen  Drehung  ein  bestimmter 
sein.  Der  Winkel  €  des  Kegels  2  mufs  also  gröfeer  sein  als  der 
Winkel  \it  —  d  zwischen  a  und  der  primären  Äquatorialebene,  d.  h. 
cos  ^/S  >  cot*  d;  das  kann  nur  der  Fall  sein,  wenn  d>  J^jr.     Man  be- 


394  Die  Horopterktirve. 

kommt  also  einen  realisierbaren  Fix.p.,   wenn  die  folgenden  drei  Be- 
dingungen erfüllt  sind: 

(1)  S>«>iÄ 

(2)  cos  ^/S>  cot»* 

(3)  ß  hat  ein  bestimmtes  Vorzeichen. 

Hieraus  sieht  man  weiter,  dafs,  wenn  F  vor  der  primären  Aqualmci- 
ebene  liegt,  ß  niemals  zu  %  werden  kann. 

In  dem  Ubergangsfall  zwischen  a  und  h  fallen  die  beiden  Punkte  F 
in  B  zusammen;  in  dem  Übergangsfall  zwischen  h  und  c  fallen  die  beiden 
Punkte  F  in  die  Knotenpunkte. 

Aus  unserer  Konstruktion  für  F  folgt,  dafs,  wenn  wir  den  Sinn 
der  relativen  Drehung  umkehren  (aber  Winkel  und  Achse  beibehalten)^ 
nicht  nur  der  Horopter  gespiegelt  wird  zur  Ebene  durch  KiKr  und  o, 
sondern  auch  der  Punkt  F^  dessen  Art  ungeandert  bleibt  (so  geht  z.  6. 
ein  r.  P8.fix.p.  wieder  in  einen  solchen  über). 

%  8.    Fälle  der  Unbestimmtlieit  des  Fizationspnnktefl. 

Wir  köimen  fragen,  ob  es  relative  Augenstellungen  giebt,  die  den 
Punkt  F  unbestimmt  lassen.  Um  diese  Frage  zu  beantworten,  haben 
wir  systematisch  zu  untersuchen,  wann  bei  der  Konstruktion  von  T 
eine  Unbestimmtheit  auftritt     Wir  finden  dann  die  folgenden  MIe: 

1.  /}  »  0.  Jeder  unendlich  ferne  Punkt,  und  alle  Punkte  von  KiKr 
aufserhalb  Ki  und  Kr  können  Fix.p.  oder  Ps.fix.p.  sein  (die  Punkte  der 
Strecke  KiKr  aber  1.  oder  r.  Ps.fix.p.). 

2.  Die  relative  Drehungsachse  a  liegt  in  der  primären  Äquatorial- 
ebene und  ß  ^it.  Die  Kurve  besteht  aus  einer  Hyperbel  in  der 
primären  Äquatorialebene  und  der  unendlich  fernen  Geraden  einer 
Ebene  senkrecht  auf  a;  alle  Punkte  dieser  Greraden  können  1.  oder  r. 
Ps.fix.p.  sein. 

3.  a  verlauft  vertikal  und  /J  =4=  ^-  ^^^  Kurve  zerfällt  in  einen 
horizontalen  Kreis  und  eine  vertikale  Grerade;  der  Kreis  wird  durch 
Kl  und  Kr  in  zwei  Segmente  geteilt;  alle  Punkte  des  Segments,  das 
durch  die  Gerade  geschnitten  wird,  können  Fix.p.  oder  Ps.fixp.  sein^ 
alle  Punkte  der  anderen  Segmente  1.  oder  r.  P8.fix.p. 

4.  a  verläuft  vertikal  und  /J  « ;r.  Der  Kreis  des  vorigen  Falles 
artet  in  KiKr  und  die  imendlich  ferne  horizontale  Gerade  ans,  und 
zwar  das  erst  genannte  Segment  in  die  Strecke  KiKr* 

Die  Fälle,  dafs  unendlich  viele  Punkte  des  Horopters  realiflierbare 
Fixationspunkte  sein  können,  sind  1  und  3;  nur  bei  3  liegen  diese 
Fixationspunkte  im  Endlichen. 


Von  Fbed.  Schuh.  395 

S  4.   Venohiedene  FUle  bei  einem  realisierbaren  Fizationspankt. 

Wir  werden  untersuchen^  welche  besonderen  Falle  Torkommen 
können,  bei  denen  ein  realisierbarer  Fixationspnnkt  existiert.  Es  ist 
leicht  za  zeigen,  dafs  der  Fall  III  des  §  3,  Kap.  1  (a  parallel  zu  KiKf) 
nicht  Yorkommen  kann.  Weiter  haben  wir  in  §  2,  Kap.  2  gesehen, 
dafs,  wenn  der  Fixationspunkt  vor  der  primären  Äquatorialebene  liegt^ 
also  realisierbar  ist,  ß  nicht  zu  %  werden,  also  der  Fall  G  nicht  Tor- 
kommen kann. 

Untersuchen  wir  jetzt,  wann  der  Fall  II  (a  senkrecht  auf  KiKr) 
zutrifft.  Steht  a  nicht  Tertikai,  so  bekommen  wir  einen  Fixationspunkt 
in  der  Medianebene.  Ist  aber  a  Tertikai,  so  liegt,  wie  wir  im  Torigen 
Paragraphen  gesehen  haben,  der  Fixationspunkt  irgend  wo  auf  einem 
Kreissegment  in  der  Horizontalebene.  Wir  haben  also  nur  den  Fall  U, 
wenn  der  Fixationspunkt  in  der  Horizontal-  oder  in  der  Medianebene  liegt. 

Die  realisierbaren  Falle  sind  also  die  folgenden: 

AI.  Der  allgemeine  Fall.  Der  Fixationspunkt  liegt  im  Endlichen, 
nicht  auf  der  Horizontal-  oder  auf  der  Medianebene. 

a.  Der  Fixationspunkt  liegt  links-oben  oder  rechts-unten.  Der  Horopter 
ist  links  gewunden. 

b.  Der  Fixationspunkt  liegt  rechts-oben  oder  links-unten.  Der  Horopter 
ist  rechts  gewunden. 

A  n.  Der  Horopter  zerfällt  in  einen  Kreis  und  eine  in  der  Median- 
ebene gelegene  Gerade,  senkrecht  auf  der  Ebene  des  Kreises,  und  den 
Kreis  schneidend. 

a.  Der  Fixationspunkt  liegt  in  der  Horizontalebene  und  im  Endlichen. 
Der  Kreis  geht  durch  Kiy  Kr  und  F. 

b.  Der  Fixationspunkt  liegt  in  der  Medianebene.  Die  Ebene  E  des 
Ej-eises  geht  durch  Ki  und  Kry  aber  nicht  durch  F  (falls  F  nicht 
auch  in  der  Horizontalebene  liegt).  Die  Gerade  geht  durch  F  und 
steht  senkrecht  auf  E-^  der  Kreis  geht  durch  JTi,  Kr  und  F\  die 
Projektion  Ton  F  auf  E. 

B.  Der  Fixationspunkt  liegt  im  Unendlichen.  Die  ganze  unend- 
lich ferne  Ebene  ist  Horopter. 

i  6.    Ort  der  Fizationsptinkte«  deren  Horopter  in  eine  Hyperbel 

und  eine  (Gerade  ausartet. 

Wir  werden  in  diesem  Paragraphen  auch  hinter  der  primären 
Aquatorialebene  gelegene  Fixationspunkte  in  Betracht  ziehen,  und  unter- 
suchen, wann  der  Fall  G  (Ausartung  in  eine  gleichseitige  Hyperbel 
und  eine  unendlich  ferne  Gerade)  eintritt,  d.  h.  ß^%  ist. 


396  Die  Horopterkurve. 

Wir  nehmen  ein  rechtwinkliges  Koordinatenkreuz  an,  mit  OKr  als 
X-Achse,  der  Vertikalen  durch  0  als  Z-Achse,  und  der  T-Achse 
parallel  zur  primären  Gesichtslinie,  die,  wenn  wir  den  Kopf  aufrecht 
halten,  horizontal  verläuft.  Es  büde  ferner  die  relative  Drehungsadisc 
einen  Winkel  g  mit  der  X-Achse,  d  mit  der  F- Achse  und  17  mit  der 
i^ Achse.  Der  Halbkegel  1  des  §  2,  Kap.  2  entsteht  durch  eine  Rotation 
der  negativen  F-Achse  um  die  Linie  a  durch  0  parallel  zur  relativen 
Drehungsachse;  fQr  ß^n  ist  der  Kegel  2  als  Klassenkegel  ia  die 
Doppellinie  a  ausgeartet.  Die  beiden  Tangentialebenen  durch  KiKr  an 
den  Kegel  2  fallen  zusammen,  und  zwar  in  die  Ebene 

Z  =  ypy 

worin 

cos  11 

Diese  Ebene,  die  wir  mit  V  bezeichnen  wollen,  schneidet  den 
Kegel  1  in  zwei  Halbstrahlen  OF^  und  OjPj,  die  beide  den  Winkel  d 
mit  a  bilden.  OF^  ist  sowohl  als  OFi  wie  als  OFr  aufzufassen.  Man 
konstruiert  daraus  zwei  Punkte  F  xmA.F'  (die  Pix.p.,  Ps.fiip.,  L  oder 
r.  Ps.fix.p.  sein  können),  die  symmetrisch  zu  0  liegen.  Läfst  man  a 
alle  Richtungen  durchlaufen,  so  beschreiben  t  und  F'  eine  Flache; 
die  Schnittkurve  dieser  Fläche  mit  einer  Ebene  V  durch  KiKr  bekommt 
man,  wenn  man  a  nur  diese  Ebene  V  durchlaufen  läfst.  Diese  Eunre 
woUen  wir  jetzt  bestimmen. 

Als  Koordinaten  in  der  Ebene  V  nehmen  wir  x  und  9,  den  Ab- 
stand eines  Punktes  P  von  KiKry  positiv  gerechnet,  wenn  P  hinter 
der  X-Z- Ebene  liegt.  Zieht  man  durch  Ki  eine  Linie  parallel  zu  OF^ 
(bezw.  OPg)  und  durch  Kr  eine  Linie  parallel  zu  OP,  (bezw.  01\)^ 
so  findet  man  für  die  Koordinaten  2:,  q  des  Schnittpunktes  F  (bezw.  J), 
wenn  OKr  =  ^  ist, 

^  =  Tp{ctg(S-*)  +  ctg(g+*)} 

P  { Ctg  (5  -  *)  -  Ctg  (5  +  *) }  =  ±  2  * , 

unter  d  immer  den  spitzen  Winkel  verstanden,  während  ^  der  Winkel 
zwischen  dem  hinter  der  X-Z-Ebene  gelegenen  Teil  von  a  und  der 
positiven  X-Achse,  auch  stumpf  sein  kann.     Nach  x  und  q  auflösend 


findet  man: 


x^±Tc 


Bin  2^ 
8in2d 

cos  2^  —  C08  22; 


^  8m2d 

Nun  ist  cos*  i  +  cos*  ö  +  cos*  i?  =  1,  also  weil  cos  iy  =  |?  cos  d  ist: 

cos*  %  +  {l  +p*)cos**=l. 


Von  Fbsd.  Schuh. 


397 


Hieraus^  und  aus  den  Formeln  f&r  x  und  q  die  Gröfsen  g  und  d 
eliminierend,  findet  man  für  die  gesuchte  Schnittkurre: 


.8 


l+p«       (ife«  — a?«)« 


p«      *«  (1  +  p«)  —  a:" 


Flg.  6. 


.-''"T*^-^ 


Diese  in  Fig.  5  abgebildete  Kurve  vierter  Ordnung  ist  symmetrisch 
zur  X-  und  (»-Achse;  sie  hat  in  Ki,  Kr  und  dem  unendlich  fernen 
Punkt  der  q  -  Achse 
Doppelpunkte,  in  denen 
die  sechs  in  der  Figur 
numerierten  Teile  der 
Kurve  zusammenhängen. 
Die  gewohnlichen  Fixa- 
tionspunkte  Uegen  auf 
dem  Teil  1,  die  P8.fix.p. 
auf  dem  Teil  2;  auf  den 
Teilen  3  und  4  liegen 
die.  r.  Ps.fix.p.,  und  auf 
den  Teilen  5  und  6  die 
1.  Ps.fi^p. 

Für  die  zur  (»-Achse 
parallelen  Asymptoten  ist 

a:  =  ±  JfcyTTP;  für  die 
Schnittpunkte     mit    der 

k 
p-Achse:  p  «  ±  —  • 

Hieraus  sieht  man 
leicht,  wie  die  Kurve 
sich  abändert,  wenn  p 
von  Null  bis  oo  an- 
wächst, d.  h.  die  Ebene 
V  sich  aus  der  horizon- 
talen in  die  vertikale  Lage  aufrichtet.  Für  p  »  0  zerfällt  die  Kurve  in  die 
beiden  doppeltzählenden  Geraden  durch  Ki  und  Kr  senkrecht  auf  der 
X-Achse,  für  p  =  oo  in  die  X-Achse  und  die  unendlich  ferne  Gerade, 
beide  doppeltgezählt.  In  beiden  Fällen  fallen  verschieden  numerierte 
Teile  der  Kurve  zusammen,  was  bedeutet,  dafs  ihre  Punkte  auf  zwei 
Weisen  (entsprechend  den  beiden  zugehörigen  Nummern)  als  Punkte  F 
au&ofassen  sind. 

Dreht    sich     die    Ebene     V    um    KiKr,    so     beschreiben     die 
sechs  Teile  unserer  Kurve  sechs  entsprechend  numerierte  Teile  einer 


398 


Die  Horopterkurve. 


Fläche,  deren  Gleichung  man  bekommt  durch  Elimination  Ton  q  und 
p  aus: 


^  p*      *«(! +!>«)  — ar« 

^«  =  y«  +  xr« 


B^-=-yp 


Dies  liefert: 


y»  (Jfc*  -  a:»)  (t»  -  rr«  -  ;?«)  «  *V. 


Fig.  6. 


Das  ist  eine  Fläche  sechster  Ordnung,  die  die  Koordinatenebenen 
zu  Symmetrieebenen  hat. 

Wenn   wir   nur   gewöhnliche  Fixationspunkte  in  Betracht  ziehen^ 

interessiert  uns  nur  der  zur  X-F-  und 
Y-^-Ebene  symmetrisch  gelegene  Teil  1 
unserer  Fläche  (abgekürzt  Fl.teil  1).  Dieser 
wird  durch  eine  Ebene  y-y^  in  einer 
Ellipse  geschnitten,  deren  grofse  (horizon- 
tale) Achse  konstant  ist,  und  zwar  gleich  it, 
während  ihre  kleine  (yertikale)  Achse  Ton 
Null  bis  Ä;  wächst,  wemi  y^  von  Null  bia 
oo  läuft  In  grofser  Entfernung  ycmi  der 
X-Z-Ebene  hat  der  FLteil  1  also  ungeßhr 
die  Gestalt  des  Ereiscylinders  ac^  +  jj'^F; 
längs  der  Strecke  KiKr  und  der  Linien 
KiUi  und  Krl^r  durch  K^  bezw.  Jr 
parallel  zur  positiven  F-Achse  steht  seine 
Tangentialebene  vertikal.  In  den  Knoten- 
punkten Kl  und  Kr  hat  er  Ecken;  die 
Tangenten  in  Ki  etwa  bilden  einen 
Ereiskegel  (mit  dem  Winkel  \%)  durch 
KiKr  und  -Ki^,;  der  Fl.teil  1  liegt  inner- 
halb dieses  Kegels.  In  Fig.  6  ist  dieser  Fl.teil,  der  mit  Ausnahme 
der  Strecke  KiKr  hinter  der  primären  Äquatorialebene  liegt,  abgebildet. 


8  6.    Windungaflinn  des  Horopters  bei  yeraohiedenen  Lagen  des 

Fizationspunktea. 

Lassen  wir  aUe  Punkte  im  Räume  als  gewöhnliche  Fixationspunkte 
F  zu,  so  zerfallt  der  Horopter,  wenn  JF  entweder  im  unendlichen;  w 
der  Horizontalebene,  in  der  Yertikalebene,  oder  auf  dem  Fl.teil  1  ü^ 
(Liegt  t  in  der  primären  Äquatorialebene,  so  zerfällt  im  allgemeinen 
der  Horopter  nicht.)     Aus  Kontinuitätsbetrachtungen  ist  es  klar; 


Von  Frkd.  Schuh.  399 

der  Horopter  seinen  Windungssinn  ändert,  wenn  F  eine  und  nur  eine 
dieser  im  ifndliclien  gelegenen  Flächen  passiert.  (Für  die  Horizontal- 
ond  die  Medianebene  sieht  man  dasselbe  noch  strenger  aus  der  Sym- 
metrie.) Für  die  unendlich  weite  Ebene  E^  kann  man  denselben 
SchluTs  nicht  ziehen;  denn  wenn  F  diese  Ebene  passiert,  und  gewöhn- 
lieber  Fixationspnnkt  bleibt,  hat  man  es  nicht  mit  einer  kleinen  Ände- 
rung der  GesichtsUnien,  als  Halbstrahlen  aufgefa&t^  zu  thun.  Vielmehr 
bleibt  beim  Passieren  von  JE^  der  Windungssinn  des  Horopters  ui^- 
geändert,  wie  aus  dem  Verhalten  seiner  Windung  in  den  verschiedenen 
Teüen  des  Raumes  hervorgeht.    Man  findet  nämlich: 

Liegt  F  aufserhaJb  des  Flächenteüs  1,  so  ist  der  Horopter  links  ge- 
tounden,  faüs  F  links-oben  oder  reckts-unten;  rechts  gewunden,  faüs  F 
rechts-cben  oder  links-unten  liegt;  liegt  F  innerhalb  des  Fl,teüs  1,  so  ist 
es  gerade  umgehört. 

Liegt  F  auf  dem  Fl.teil  1,  so  haben  wir  es  im  allgemeinen  mit 
dem  Fall  G I  zu  thun  (Ausartung  in  eine  Hyperbel  und  eine  unendlich 
ferne  Gerade).  Liegt  F  aber  gleichzeitig  in  der  Medianebene,  so  be- 
kommen wir  den  Fall  GH  (die  Hyperbel  artet  in  zwei  Gerade  aus). 

Li^  F  gleichzeitig  in  dem  Fl.teil  1  und  in  der  Horizontalebene, 
etwa  auf  der  Linie  KiNi,  so  wird  der  Horopter  unbestimmt.  Das 
Listingsche  Gesetz  bestimmt  die  Stellung  des  linken  Auges  dann 
nicht^  wohl  aber  die  Stellung  des  rechten  Auges,  faUs  F  im  Endlichen 
liegt.  Bei  der  Konstruktion  der  relativen  Augenstellung  liegt  OHr  in 
der  Horizontalebene  und  ist  bestinunt;  OHi  liegt  in  der  X-Z- Ebene, 
ist  übrigens  aber  beliebig.  Von  der  relativen  Drehungsachse  a  ist 
also  nur  zu  sagen,  dafs  sie  senkrecht  auf  OHr  steht;  wählt  man  sie, 
so  ist  der  relative  Drehungswinkel  ß  bestimmt  (und  zwar  2'^HiOHr)] 
dieser  Winkel  ist  am  kleinsten,  wenn  man  a  vertikal,  am  gröfsten 
(und  zwar  gleich  x),  wenn  man  a  horizontal  annimmt.  Wählt  man  a 
weder  horizontal  noch  vertikal,  so  zerfällt  der  Horopter  nicht;  wählt 
man  a  vertikal,  so  ist  /3  =f"  ;r,  und  man  hat  es  mit  dem  Falle  A  U 
(AuBartung  in  einen  Kreis  und  eine  Gerade)  zu  thun;  ninunt  man 
schliefslich  a  horizontal  an,  so  ist  ß  =  yt,  und  man  hat  den  Fall  G I, 
wie  in  dem  Falle,  dafs  F  beliebig  auf  dem  Flächenteil  1  liegt. 

Göttingen,  JuK  1901. 


400  Zar  Theorie  der  kleinen  endlichen  Schwingungen  etc. 


Znr  Theorie  der  kleinen  endlichen  Schwingungen  von 

Systemen  mit  einem  Freiheitsgrad. 

Von  J.  HoRN  in  Clausthal. 

In  der  Theorie  der  kleinen  Schwingungen  von  Systemen  mit  einer 
endlichen  Anzahl  von  Freiheit^praden  pflegt  man  sich  bei  der  Auf* 
Stellung  der  Differentialgleichungen  der  Bewegung  auf  diejenigen 
Glieder  zu  beschranken,  welche  linear  in  den  Koordinaten  und  Ge- 
schwindigkeiten sind.  So  wird  die  Theorie  der  kleinen  Schwingungen 
auf  die  Integration  eines  Systems  linearer  Differentialgleichungen  mit 
konstanten  Koeffizienten  zurückgeführt;  in  diesem  Sinne  hat  sie  z.B. 
in  der  Dynamik  der  Systeme  starrer  Korper  von  Routh  (deutsch  Ton 
Schepp)  eine  eingehende  Darstellung  gefunden. 

Dabei  bleibt  allerdings  die  Frage  unbeantwortet,  wie  weit  die 
durch  die  linearen  Differentialgleichungen  definierte  Bewegung  ab  an- 
genäherte Darstellung  derjenigen  Bewegung  gelten  kann,  welche  den 
nicht  linearen  Differentialgleichungen  der  Dynamik  in  ihrer  unver- 
änderten  Gestalt  entspricht.  So  giebt  es  Falle,  in  welchen  schon  bei 
der  Entscheidung  der  Frage,  ob  eine  Gleichgewichtslage  stabil  oder  in- 
stabil ist,  die  Beschränkung  auf  die  linearen  Glieder  nicht  zulässig  isi^) 
Aber  auch  in  solchen  f^en,  in  welchen  über  die  Stabiliiät  einer 
Gleichgewichtslage  kein  Zweifel  besteht,  kann  es  wünschenswert  sein, 
die  in  der  Nähe  dieser  Gleichgewichtsli^e  erfolgende  Bewegung 
genauer  darzustellen,  als  es  durch  die  Integration  der  linearen  Differenidid- 
gleichungen  geschieht.  Ansätze  zu  einer  solchen  genaueren  Darsiellnng 
kleiner  Schwingungen  finden  sich  schon  in  dem  erwähnten  Werke  von 
Routh^,  wo  die  Bewegungsgleichungen  vermittelst  einer  Methode 
fortgesetzter  Annäherungen  integriert  werden  und  auiser  der  durch  die 
linearen  Differentialgleichungen  dargestellten  ersten  Annäherung  noch 
eine  zweite  Annäherung  berechnet  wird.     Weitere  Untersuchungen  in 


1)  Vgl.  die  Kritik  der  Methode  der  kleinen  Schwingungen  in  der  „Theorie 
des  Kreisela''  von  Klein  und  Sommerfeld  (S.  364—874),  femer  die  UntersuchongeD 
über  Stabilität  von  Liapunoff,  welche  leider,  abgesehen  von  einem  in  Lionr. 
Joum.  1897  erschienenen  Aufsatz,  in  russischer  Sprache  erschienen  sind  und  worüber 
im  Jahrbuch  der  Fortschritte  der  Math,  für  1892  (S.  876)  und  189.V4  (S.  189S)  be- 
richtet ist. 

2)  Bd.  n,  S.  268  ff.  unter  der  Oberschrift  „Zweite  Annäherungen''.  Vgl.  auch 
Routh,  Stability  of  motion,  1877.  —  Auf  einige  andere  Arbeiten  wird  in  einem 
späteren  Aufsatz  über  Systeme  mit  mehreren  Freiheitsgraden  Bezug  zu  nehmen  sein. 


Von  J.  Hob».  401 

diesef  Bichtting  sind  allerdings  erforderlich;  ein  wichtiges  HiKsmittel 
zur  exakten  Durchführung  derselben  bilden  neuere  Untersuchungen 
über  Differentialgleichungen^  wie  sie  von  Poincare^)  in  der  Mechanik 
des  Himmels  angewandt  worden  sind  und  wie  man  sie  znm  Teil  im 
dritten  Bande  des  Traite  d'Analyse  von  Picard  dargestellt  findet. 

Im  vorUegenden  Anftatz,  welcher  als  Einleitang  in  aUgemeinere 
Untersuchungen  zu  betrachten  ist,  beschranke  ich  mich  auf  Systeme 
mit  einem  Freiheitsgrad  unter  der  Einwirkung  von  Kräften,  welche  von 
den  Koordinaten  und  Geschwindigkeiten  abhängen,  aber  nicht  als  lineare 
Funktionen  betrachtet  werden.  Ich  mache  über  die  Kräfte,  sowie  über 
die  Anfangslagen  und  Anfangsgeschwindigkeiten  solche  Yoraussetzimgen, 
dals  kleine  (ungedämpfte  oder  gedämpfte)  Schwingungen  um  eine  Lage 
stabilen  Gleichgewichts  entstehen,  unter  der  üblichen  Beschrankung 
auf  die  linearen  Glieder  findet  man  die  im  Folgenden  behandelten 
Gegenst&ide  z.  B.  in  der  ,,Dynamik  diskreter  Massenpunkte''  von 
Helmholtz  (herausgegeben  von  0.  Krigar-Menzel)  elementar  und 
ausführlich  dargestellt.  Unter  den  allgemeinen  Annahmen  über  die 
Kräfte,  welche  der  folgenden  Untersuchung  zu  Ghninde  liegen,  ergeben 
sich  unendliche  Reihen  zur  Darstellung  der  Schwingungen;  mit  deren 
Hilfe  werden  dieselben  Fragen  untersucht,  welche  unter  einfEkcheren 
Voraussetzungen  in  der  erwähnten  elementaren  Bearbeitung  behandelt 
sind.  *) 

Erster  Abschnitt. 

§1- 

Wir  betrachten  ein  System,  dessen  Lage  durch  eine  einzige 
Koordinate  x  bestimmt  ist  und  dessen  Verbindungen  nicht  Ton  der 
Zeit  t  abhängen.  Bei  passender  Wahl  von  x  erscheint  die  lebendige 
Kraft  in  der  Form  /d'r\% 

^=i(©') 

1)  Les  m^thodea  nonvelles  de  la  M^canique  eheste. 

2}  Von  Kräften,  welche  die  Zeit  explizite  enthalten  (erzwungene  Schwingungen), 
wird  im  Folgenden  abgesehen. 

^  I  ,  wo  i^  eine  positive  Funktion  von  x  ist.    Durch 
die  Substitution  i=^fVE{pc)dx  erhalt  man  T=|(j^  .    Ist 

o 

in  eine  fOr  hinreichend  kleine  Werte  von  \x\  konvergente  Potenzreihe  entwickelbar, 
so  gilt  dasselbe  für  {: 

Ztftochrift  f.  Mathematik  n.  Phyiik.  47. Band.  190S.  S.a. 4. Heft  26 


ix 


402  Zur  Theorie  der  kleinen  endlichen  Schwingungen  etc. 

Die  von  den  Kräften  bei  der  Yerrückmig  dx  geleistete  Ar^it  sei 
Qdx,  1^0  Q^a,x  +  a^'+a^  +  ..r,    a,<0 

in  eine  Potenzreihe  entwickelbar  sei,  welche  f&r  hinreichend  UeiBe 
Werte  von  \x\  konvergiert.  Dann  ist  die  Lage  x  ^0  eine  stabile  Gleich- 
gewichtslage. Das  Prinzip  der  lebendigen  Kraft 

dT^Qdx 

ergiebt  die  Differentialgleichung 

dt*      V' 

welche  die  Form  der  Differentialgleichung  für  die  gradlinige  Bewegung 
eines  einzelnen  Massenpunktes  hat  und  welche  wir,  indem  wir  a^  =  - 1 
annehmen^),  in  der  Form  schreiben: 

(A)  ^^  +  x^F(x)  «  a^x*+  (H^  +  ^ . .. 

Durch  Integration  erhalt  man 

wobei  c'^ic'^  0)  die  Integrationskonstante  ist.    Hieiaos  folgt 

Die  Safsersten  Lagen  X'=c{c>Q)  und  :c-'c(c<0),  in  welchen 
^  »  0  isty  ergeben  sich  als  Potenzreihen  von  c'y  welche  für  hinreiclieiid 
kleine  Werte  Ton  c    konvergieren: 

Wir  stellen  auch  c'  und  c  als  Potenzreihen  der  Amplitude  c  iaXy 
welche  ffir  hinreichend  kleine  Werte  von  c  konvergent  sind: 

c^  —  c  +  lojC^  —  i^tjc*  + . . . . 

Wir  nehmen  an,  für  ^  =  0  sei  X'^  c,  ^  =  0.  Die  diytjh  dieee 
Anfangsbedingungen  definierte  Lösung  x  der  Gleichung  (Ä)  bleibt  bei 


1)  Man  erreicht  dies  dadurch,  dafs  man  ty —  Oi  mit  t  bezeichnei 


Von  J.  Hohn:  403 

einem  Zeicfaenwechsel  tob  t  ungeandert,  da  sowohl  die  Differential- 
gleichung  als  auch  die  Anfangsbedingongen  ungeandert  bleiben,  wenQ 

man  ^  in  —  ^  verwandelt.  Denmacb  erscheint  x  als  gerade,  -jr  als  un- 
gerade Funktion  von  t  Die  Lage  x  =^0  werde  zur  Zeit  t^m^  zum 
ersten  Hai  erreicht,  und  zwar  mit  der  Greschwindigkeit  -ji  "^ "  ^'' 
Bezeichnet  man  die  zum  Übergang  aus  dieser  Lage  in  die  äufserste 
Lage   x^c    erforderliche   Zeit  mit   a>,,    so   hat   man  rr » c ,    ^^0 

f&r  t^»  (0^+  m^^  (o.  Setzt  man  t  —  cd  =^t\  so  geht  die  Gleichung  {Ä) 
über  in 

%  +  x^  F(x); 

die   durch   die   Anfangsbedingungen  f^O,   x^c,    577  =^0  definierte 

Losung  bleibt  bei  einem  Zeichenwechsel  von  t'  ungeandert     Denmach 

hat  unsere  Lösung  x  Ton  (Ä)  för  ^  =  0  + t(0<t^Q)  denselben  Wert 

dx 
wie  für  ^  s=  o  —  t,  während  -^  für  diese  beiden  Werte  von  t  entgegen- 
gesetzt gleiche  Werte  annimmt.    Für  t=  m  +  <o^  hat  man  also  x  =  0, 

dx  dx 

iT  =  c\  und  für  <  =  2(0  ist  a;  =»  c,  ^  =  0.    Da  man  für  ^  »  2a>  die- 

selben  Werte  von  x  und  ^  hat  wie  ^  t^Oj  so  ist  die  Bewegung 
periodisch;  die  Dauer  einer  Schwingung  ist  2a>.^) 

§2- 

Wir  wollen  sowohl  den  Wert  der  Koordinate  x  zur  Zeit  t,  als  auch 
die  halbe  Sckwingungsdauer  m  ais  Funktion  der  als  klein  vorausgesägten 
Amplitude  c  darstellen. 

Die  durch  die  Anfangswerte 

<-0,    x^c,    ^-0 

bestimmte  Losung  x  der  Grleichung  (Ä)  lälst  sich  nach  einem  Satze 
von  Poincar^*)  in  eine  Potenzreihe  von  c 

X  =  cq>i{t)  +  c*9,(0  +  (^9i(f)  +  •  •  • 

1)  Beschränkt   man    sich    auf  das  lineare   Glied  in   der  Entwicklung  der 

Kraft    Q^    setzt    man    also    F{x)=:0^    so    ist  rcsaccost,    also    o^bbo,  »»-, 

•  «s^r,  80  dafs  die  Schwingnngsdaner  gleich  2«  ist. 

2)  Poincar^,  M^.  cäl.  Bd.  I,  S.  68.  —  Picard,  Traitä  d^Analyse  Bd.  DI, 
8. 167. 

26* 


404  ^QT  Theorie  ier  kleinen  endlichen  Schwingungen  eic. 

entwickeln^  welche  nach  Festlegung  einer  beliebigen  oberen  Orenze  t^ 
ffir  die  Zeit  t  konvei^ert^  wenn  \c\  unterhalb  einer  (von  io  abhangigen) 
Grenze  r  bleibt.     Setzt  man  nämlich 

so  geht  die  Oleichung  (A)  Aber  in  das  System 


Tt-V,    |?--c-|  +  i^(|  +  c) 


mit  den  Anfangsbedingungen 

^  =  0,    6  =  0,    i?  =  0, 

auf  welches  sich  der  Poincar^sche  Satz  unmittelbar  anwenden  mst; 
aus  dem  von  Poincare  a.  a.  0.  gegebenen  Eonvergenzbeweis  laGst  sich 
auch  ein  Wert  fBr  r  entnehmen.^) 

Für  ^  =  0  hat  man 

9>i  =  1;     9i  =  0,     9j  =-  0, . . . 
q>{  ^0,     q>i^O,     9»  ==  0, 

Durch  Einsetzung  der  für  x  angeschriebenen  Reihe  in  die 
Grleichung  {Ä)  und  durch  Vergleichung  der  Koeffizienten  der  yer- 
schiedenen  Potenzen  von  c  erhalt  man  zur  Bestimmung  von  9^,  9)«, 
93,  ...  die  Differentialgleichungen 

9'i  +  9i  =  0, 

9'i  +  92  =  a,9j, 

9>8  +  9>s  =  2a,9i9,  +  «j^J, 


1)  Die  Konvergenz  ist  gleichm&fsig  f&r  O^t^t^und  fOr  |c|<<r.  —  Nach 

Poincar^,  a.  a.  0.  S.  60  ist  unsere  Reihe  für  x  sicher  konvergent,  wenn  die 
dort  mit  S  bezeichnete  Gröfse  als  Potenzreihe  von  c  konvergiert.  8  wird  durch 
Auflösung  einer  quadratischen  Gleichung  zunächst  als  Potenzreihe  von 


""      ,€»^* 


(1  +  c) 

gefunden,  welche  konvergiert,  wenn  der  absolute  Betrag  dieser  Gröfse  kleiner  als 
^  ist.  Hieraus  ist  ersichtlich,  dafs  r  um  so  kleiner  wird,  je  grOfser  man 
t^  annimmt. 


Von  J.  HoRM.  405 

unter  Berücksichtigung  der  obigen  Anfiangsbedingungen  findet  man 
9>2  =  eosty 

9>s  =  i<*i(3  —  2  cos  ^  —  cos  2^), 
9>s  =  -  i«J  +  (m«J  +  ^jO,)  cos  /  +  iaj  cos  2t  +  {-^a\  -  ^a,)  cos  3< 

9>i  =  —  sin  <, 

9>t  =  yO,  (sin  ^  +  sin  2^), 

93  =  (m^l  +  riO  8i^^  -  I«j8in2^  -  (^aj  -  ^o^)  sin3^ 
+  (n«J  +  |a,)^cos^, 

Zar  Berechnung  von  a>  beachten  wir^  dafs  f&r  t  =*  od  -^  ^  0,  also 

9>f  (cd)  +  cq>i{a})  +  c*9)i(a))  +  . . .  =  0 

sein  muls.     Setzt  man  w  =  x  -{-  €,  so  wird 

q>i{(o)  =  sin  «,=  £  +  (>•«*  +  ..., 

9«(«>)  =  iö,(—  sin  a  +  sin  2e)  =  loj«  + . . ., 

9i(a))«-;r(^,aJ  +  faB)  +  ... 

u.  B.  w.     Aus  der  Gleichung 

€  +  \a^C€  -  x{^al  +  |a,)c»  + . . .  =  0 

berechnet  man  e  als  Potenzreihe  von  c,  welche  für  hinreichend  kleine 
Werte  Ton  { c  \  konvergiert.  Man  findet  für  die  halbe  Schtvingtmgsdauer 
die  Beihenentwicklung 

Ahnlich  findet  man 
indem  man  beachtet,  dafs  fBr  ^  =»  cd^  x  »  0  ist.    Aus  o,  ->«  o  —  cd^  folgt 


406  Zur  Theorie  der  kleinen  endlichen  Schwingungen  etc. 

§3. 
Führt  man  an  Stelle  von  t  die  neue  Yeränderliclie 

u  =  -t 

ein,  80  wird  x  eine  periodische  Funktion  Ton  u  mit  der  Periode  2x, 
Die  Differentialgleichung  (A)  geht  über  in 

es  besteht  eine  konvergente  Entwicklung  von  der  Form 


deren  Koeffizienten  X^^  X^,  , . .  im  Folgenden  berechnet  werden,  ohne 

dals  die  in  §  2  hergeleitete  Beihe  für  a>  benutzt  wird.     Die  durch  die 

Anfangsbedingungen  ^  ^x      ^ 

ti  =  0,   x^c,    5^  =  0 

definierte  Losung  x  von  (Ä')  ist  nach  dem  bereits  benutzten  Satze  tod 
Poincar^  in  eine  Potenzreihe  von  c 

entwickelbar,  welche  für  hinreichend  kleine  Werte  von  \c\  konvergiert 
Wegen  der  Periodizität  von  x  ist 


^c^Mu  +  2%)  ^^e^,{u) 


oder 

^c\t,{u  +  271)  -  ^,(u))  =  0; 

da   der  Koeffizient   von  c"  in  dieser  Potenzreihe  verschwinden  mofs, 

d.  h.  ^1,  ^2,  ^s;  •  •  •  haben  die  Periode  2^. 

Durch  Einsetzen  der  obigen  Beihe  in  die  Gleichung  (J.')  und 
Vergleichen  der  Koeffizienten  von  c,  c*,  c*, . . .  erhält  man  für  ^j,  ^j,  ♦j .  •  • 
die  Differentialgleichungen^) 

^1  +  ^1  =  0, 

^i'  +  *i  =  «,^J, 

^8  +  *a Aj^i  +  2a,^iV'i  +  a,*H  2  0^*1*1  +  «s*?  +  i,*i, 


1)  Darin  ist  ^'=^,^"-0 


Von  J.  HoBM.  407 

und  zwar  ist  für  u  »  0 

ti'^h     *s  =  0,     ^5=0,... 
^1  =  0,    ^  =  0,    ^8=0,.... 

Man  findet  zunächst 

^1  =  cos  M, 

^,  =  |ii8(3  —  2  cos u  —  cos 2u). 

Die  dritte  Differentialgleichung  lautet  nun 

^3  +  ^8 iaJ  +  (^+faJ  +  |a8)cosw-|aJcos2M  +  (ja8-|aJ)co8  3i«; 

damit  ^3  eine  periodische  Funktion  wird,  mufs  der  Koeffizient  von  cosu 
Terschwinden,  woraud  sich 

^  -  -  (f «; + \<h) 

ergiebt;  nunmehr  erhält  man 

^8  =  —  yöj  +  (mfl^l  +  MÖ8)cos  u  +  ja|  cos  2m  +  {^a\  -  ^a,)  cos  3u. 

Allgemein  ist 

i^x  =  -4q2  +  -4^2  ^08  ^  +  -^2  cös  2i«  +  . . .  +  A^  cos  Att. 

Zum  Beweise  nehmen  wir  an,  ^1,  . . .  ^y_i  seien  in  dieser  Form 
berechnet,  und  es  seien  A,, ...  Ay_,  gefunden.  Die  zur  Bestimmung 
Ton  iff^  dienende  Differentialgleichung  ist  von  der  Form 

Mit  Benutzung  der  Formel 

cos  mu  cos  nw  =  j  cos  (w  —  n)  u  +  y  cos  (m  +  n)u 

erhalt  man  für^  ^'^a'^a  •  •  •  ®"^®  Summe  von  Gliedern  von  der  Form 

ulcosfiu(/t^i/);  f&r  ^'_s  hat  man  eine  Summe  von  Gliedern  von 
der  Form  A  cos  fiw  (/t  ^  v  —  2)  u.  s.  w.  Wir  schreiben  unsere  Differential- 
gleichung 

^i+  *^=  2[o,+  (A^i  +  äiJcosM  +  3l,,cos2u+  . . .  +  31^ cos vt«, 
worin  älo,,  ^^  . . .  bekannt  sind.     Damit  ^^  periodisch  wird,  mufs 

sein.    Man  erhält  nun 

^y  =  -4^^  +  -i^y  cos  M  +  .  .  .  +  J.yy  cos  VUj 


wo 


A)y  ^  ^0»>      -^r 3^>  •  •  •   -^w  ™  ■"  iirZl 


408 


Zur  Theorie  der  kleinen  endlichen  Schwingungen  etc. 


ist;     die   Bedingung  ^»r(0)  =  0   ist  von  selbst  erfüllt,    die    Bedingung 
^^(0)  «  0  ergiebt 

Insbesondere  ist  auf  Grund  der  Ausdrücke  f&r  tj;^,  ^^^  ^^z 
A^  =  0,  J-n  =  —  1", 

Demnach   ist   die  Koordinate   x   in   eine  Potensreihe   der    Jdeinen 

Amplitude  c  eniwickdt,  welche  periodische  Funktionen  von  u  =^^t  mU  der 
Beriode  2x  sfu  Koeffizienten  hat. 


§4. 

Als  gerade  periodische  analytische  Funktion  von  u  mit  der  Periode 
2n  läfst  sich  x,  falls  \c\  unter  einer  gewissen  Ghrenze  bleibt^  in  eine 
trigonometrische  Reihe 

X  =  jA^  +^A^  cos  nu 

entwickeln,  welche  für  alle  Werte  von  u  unbedingt  und  gleichmälsig 
konvergent  ist.*)     Man  hat 

A^^-  Ix  cosnudu'y 


-¥' 


wenn  man  für  a;  die  in  §  3  hergeleitete  Reihe 


y=al 


setzt,  welche,   wenn  \c\  unterhalb  einer  gewissen  Grenze  r   liegt,  för 
aUe  u  gleichmäfsig  konvergiert,  so  hat  man  für 


00  * 


in  «  a  '  '"!<*■  konvergente  Potenzreihe  von  c.    Setzt  man  für  f,  den 
» **  aufgesteUten  Ausdruck 


m=rO 


^«1-  Poincarö  a.  a.  0.  S.  64. 


Von  J.  HoRH.  409 

ein  und  beachtet  man,  dafs 


-  f  cos' 
isty  so  erhält  man 


2  r     ,       ,        fl  för  n>0 
-  I  cos'nuat«  =»{„  ^  ^ 

« J  1 2  far  n  «  0 

0 


0 

Demnach  ist 


2  A  /  N  j       \^ny  ^  v>n 

-  l^,(w)cosnttaw  ==<   y'  ~ 


4.-2^c^    (n>0), 


f^H 


und  folglich 

a;  =  (|a,c*-|ajc*+...) 
+  (c  —  {ac*+  (^aj  +  sia8)c*+ . . .) cosm 


Hiermit  ist  x  in  eine  nach  Kosinus  der  Vielfachen  von  u^-t  fort- 
schreitende Beihe  entwickelt,  welche  Potenereihen  der  kleinen  Amplitude  c 
SU  Koeffisfienten  hat.  Diese  trigonometrische  Reihe  geht  aus  der  in  §  3 
aufgestellten  Reihe  ^         y 

durch  Umstellung  der  Glieder  hervor.  *) 

1)  Korteweg  (Arch.  näerl.,  Ser  2,  Bd.  1)  zeigt  ohne  Konvergenzuntersnchung, 
wie  sich  eine  Beihe  von  dieser  Fonn  ans  der  Differentialgleichung  herleiten  Ifiüst 
(auch  för  mehrere  Freiheitsgrade). 

2)  Als  einfaches  Beispiel  zum  ersten  Abschnitt  kann  das  nach  der  Differential- 

schwingende  Pendel  dienen,  welches  zwar  Termittelst  elliptischer  Funktionen  be- 
handelt werden  kann,  auf  welches  aber  auch  die  oben  hergeleiteten  Formeln 
ttnmittelbar  Anwendung  finden,  wenn  man  die  Pendelgleichung  in  der  Form  schreibt: 

d^x  .  «•  ^ «'    , 


(VI-) 


410  Zur  Theorie  der  kleinen  endlichen  Schwingungen  etc. 

Zweiter  Abschnitt. 

§5. 

Wir  gehen  znr  Betrachtung  gedämpfter  Schwingungen  über.     Die 

dx 
Kraft  Q  hänge  nicht  nur  von  x,  sondern  auch  von  ^'  =  -ji  ^^j  ^  sei 

Ö  -  -  x«x  —  2  Ax'  +  F{x,  x^j 
wo 

Fix, X')  ^SlF,{x, x-) 

in  eine  für  hinreichend  kleine  Werte  von  {2i;|,|x'{  konvergente  Potenz- 
reihe entwickelbar  ist  und  unter  F^{Xj  o;')  die  Gesamtheit  der  Glieder 
nter  Dimension  verstanden  wird;  wir  setzen 

F^^ax^  +  2pxx''\-yx'\ 
Die  Bewegungsgleichung 

(B)  %  +  2^S  +  «'-  -  F[x,  % 

steUty  wie  wir  sehen  werden^  gedämpfte  Schwingungen  um  die  Gleich- 
gewichtslage X » 0  dar,  wenn  wir  x  und  X  reell  positiv  und  x>  l 
annehmen.  ^) 

Unter  Vernachlässigung   der  Funktion  F  haben   wir   die  lineare 
Differentialgleichung 

welche,  wenn  x*  —  JL*  «=  ft*  gesetzt  und  die  An£emgsbedingungen 

vorgeschrieben  werden,  die  Losung 

X  =»  cc"^'  (cos  iit+-  sinfi^j 

besitzt.     Die  äufsersten  Lagen  (^  «  o)  werden  zu  den  Zeiten 

<s= (*«0,  1,  2 . . .) 

erreicht;  die  Ausschläge 

1)  Der  Fall  x<ä  wird  in  §  8  behandelt. 


» 


Von  J.  HoRN.  411 

bilden  eine  fidlende  geometrische  Reihe.    Setzt  man  s^^»  |(^.i| +  ^»1; 
80  ist 


^      8k  ®        C*  X 


das  logarithmische  Dekrement.    Durch  die  Lage  o;  »  0  geht  das  System 
zu  den  Zeiten 

WO  r  diejenige  Wnrzel  der  Qleichong 

tg  fir  =  5 
ist^  welche  der  Bedingung 

0<fir<| 

genügt.     Die  Geschwindigkeiten  in  der  Lage  x^O,  d.  h.  die  Werte 
<fk  Ton  -jr  f&r  ^  =  r  H sind  dargestellt  durch 

sie  büden  ebenfalls  eine  fallende  geometrische  Reihe. 

Um  mm  die  Bewegungsgleichung  (E)  ohne  Vernachlässigungen 
zu  integrieren,  benutzen  wir  einen  ebenfalls  von  Poincare  herrührenden 
Satz.^)    Die  quadratische  Gleichung 

hat  die  beiden  konjugiert  komplexen  Wurzeln 

1»!  =  —  iL  +  ifi,    w,  =  —  A  —  ifi. 
Durch  die  Substitution 


geht  das  System 


Xi  =<c  —  m^x    x^^^ X  —  miX 


-f-=^x 
dt 


dx 
dt 

d^ 
dt 


über  in 


=  -  x"a;  -  2Xx+  F(x,  x') 
^^^m,x,  +  F 


1)  Foincar^,   Th^e   (Paris  1S79).  —  Picard,  Tnüi^  d*AnalyBe,   Bd.  m, 
Kap.  1. 


412  Zur  Theorie  der  kleinen  endlichen  Schwingongen  etc. 

wo  i^  als  Potenzreihe  von  x^,  x^  darzustellen  ist,  in  welcher  die  Glieder 
von  geringerer  als  der  zweiten  Dimension  fehlen.  Nach  dem  erwähnten 
Satze  bestehen  die  Entwicklungen 

wo  A^y  A^  Integrationskonstante  und  ^^  ^  Potenzreihen  der  beigefügten 
Argumente  mit  Gliedern  von  mindestens  zweiter  Dimension  sind,  welche 
konvergieren,  wenn  die  absoluten  Beträge  Ton  ^x^S  A^<^  gewisse 
Grenzen  nicht  überschreiten.     Setzt  man 

•^1 -^i  ri  -^ -^  n 

m^  —  fn,       2tfi         ^     iHj  —  «4       2tfi         *' 

SO  hat  man 

wo  ^  und  ^  Potenzreihen  mit  Gliedern  von  mindestens  zweiter 
Dimension  sind. 

Wir  betrachten  die  durch  die  Anfangsbedingungen 

bestimmte  Lösung  der  Differentialgleichung  (JB).    Aus  den  Gleichungen 

0-miQ  +  m,C,  +  ^(C„  (7,) 

ergeben  sich  C^,  C,  als  Potenzreihen  Ton  c  (ohne  konstantes  Glied), 
welche  fOr  hinreichend  kleine  Werte  von  \c\  konvergieren: 

C,  -  p  (c)  = ^?!s— c  +  •  •  •, 


Die  Reihe 
liUit  sich  als  Potenzreihe  der  Argumente  c,  c"*',  c^'  auffassen: 

da  I  f«**'  I  -  I  e-H'  I  =.e-i<  för  »Ue  positiyen  Werte  von  t  Heiner  als  1 
ist,  10  ist  diese  Reihe  für  ^  ^  0  konvergent,  wenn  man  |  c  \  hinieichend 
klein  annimmt. 


Von  J.  HoRw.  413 

Die  Entwickelnng  nach  Potenzen  von  c  ergiebt 


VbI 


wo  g>^  eine  ganze  Funktion  t/ten  Grades  von  6^>'^  e^'  ohne  konstantes 
Glied  bedeutet.     Insbesondere  ist 


9i  = 


—  «,«^'  +  mi«"^' 


C"~^'(C08fi^  -| — Bm(ii\ . 


iiii  —  ffi| 
Der  Funktion  q)^  können  wir  die  Form  geben: 

worin  A  und  B  reelle  Zahlen  sind. 

Zunächst  ist  nämlich  9,  eine  Summe  von  Gliedern 

mit  konstanten  Koeffizienten.  Ein  solches  Glied  zerfallt^  wenn  man 
v^  —  v^  =^ p  —  2v^  ^  q  setzty  in  die  beiden  mit  konstanten  Koeffizienten 
multiplizierten  Ausdrücke  c""'^'cosgfi^  und  c""'^*singfi^.  W.  z.  b.  w. 
In  der  oben  für  x  aufgestellten  Potenzreihe  von  Cy  ^^*,  ^' 
setzen  wir 

f^*  =  C""^'cosfi<  —  ie"^'sinft^. 

Dadurch  wird  x  eine  Poienzreihe  van  c,  e'^^'cos/t/,  6~'^'sinfi^^  welche, 
wenn  \  c  \  hinreichend  Mein  ist,  für  f^O  konvergiert: 


X  =  c(e—^'cosfi<  +  — c""^'sinfi^j  + 


Man  kann  diese  Reihe  unmittelbar  aus  (B)  nach  der  Methode  der 
unbestimmten  Koeffizienten  herleiten. 

§6. 
Durch  Einsetzung  der  Reihe 

X  =  api  +  c*9,  +  •  •  • 

in  die  Differentialgleichung  (B)  und  Vergleichen  der  Koeffizienten  von 
c,  c^,  , . ,  erhält  man  die  zur  Bestimmung  von  q>i{t),  tp^it), . . .  dienenden 
Differentialgleichungen 


414  Zur  Theorie  der  kleinen  endlichen  Schwingungen  etc. 

mit  den  AnfiEuigsbedingangen 

9>i(0)«l,    9>,(0)«0,  ... 

g>;(0)-o,  g>;(o)  =  o, ... 

Zunächst  ist 

Setzt  man 
«  «  «(f*'  -  ^')  +  gp«'^  +  y»*      ^  _  «^  -  <^«'      g  _  «'(g-gpi  +  rO 

80  lautet  die  zweite  Differentialgleichung 

g);  +  2A9j'  +  «V,  =.  6-"'(«co82ft<  +  »sin2fi<  +  6); 
ihr  aUgemeines  Integral  ist 

^  -  c-"'(^co82ft^+  iS8in2fi^+  C)  +  c-^'(AcoBfi^+  Bsin^iO 
mit  den  Koeffizienten 

die  Bedingungen  %(0)  =  0,   9)^(0)  « 0   ergeben  fttr  die  Integration»- 
konstanten  A,  B  die  Werte 

So  fortfahrend,  findet  man  q>^,  tp^,  ... 

Damit  ist  x  als  Potenereihe  der  anfanglichen  Amplikuk  c  dargesiMf 
deren  Koeffurienten  aus  trigonometrischen  und  ExponentUdfunkticnen  der 
Zeit  t  »HSammengesetjgt  sind.  Diese  Reihe  ist  für  alle  f^O  konTeigent, 
wenn  |  c  |  unterhalb  einer  gewissen  Gh-enze  liegt 

Wir  Buchen  die  Zeiten 

t'^tj^,  (»  =  1,J,8,..) 

dX  A 

SU  welchen  das  System  eine  äufserste  Lage  erreicht^  f£lr  welche  ^ ""  ^ 

ist    Die  Gleichung 

Viik)  +  cq>^(t^  + 0 

wird,  wenn  man 

«etat  und  die  Gleichungen 

bemihtot, 

**9>;' (*^)  +  C9>;  (*^)  + 0. 


Von  J.  HoBH. 


415 


Daraas  berechnet  man  t^  und  somit  auch  t^  ab  Potenzreihe  Ton  c: 


kn      '« 


<»-«- 


•(^) 


hierin  ist 


<r) 


c  + 


vi'©=-(-l)*+*''*« 


Für   die  aufeinander  folgenden  Amplituden  c^  (i=>o,  i,  s  . . .)  d.  h. 
für  die  zu  ^  =  ^^  gehörigen  Werte  von  x,  hat  man 

und,  wenn  man 

setzt.  ,  , 

dann  ist 


9>i  ©  =  (-  1)*« 


—  *jr 


M  . 


Für  ^  =  <j  ist  X  =  Cjt,  ^  ==  0.     Durch  die  Substitution  ^  —  /^  =.  t 

wird  in  (B)  nur  die  unabhängige  Veränderliche  t  durch  t  ersetzt.    Die 

Lösung  mit  den  A nfangsbedingungen  t  ==  0,  ^  ^  ^k}  ~di^^  erreicht  das 

nächste  Extremum  x  ^  Ct+i  zur  Zeit  t^tt^i^tk.  Ersetzt  man  also 
in  den  obigen  Formeln  Cq^  c  durch  c^,  so  geht  c^  in  Ck^i  und  ^  in 
4+1  —  ti  über;  man  hat  also 


.  'i© 


Wir  geben  schliefelich  noch  die  Zeiten 

t  —  T,. 


Ct  + 


(*=i,i, «,...) 


an,  za  welchen  das  System  durch  die  Lage  a:  •  0  geht,  und  die  zu- 
gehörigen Werte  c*  von  -^: 


c;-C9;(r  +  *^)  +  c» 


+ 


416  Zur  Theorie  der  kleinen  endlichen  Schwingungen  etc. 

dabei  ist  t  die  in  §  5  eingefölirte  Qrölse  und 

§7. 

Die  bisherigen  Entwickelnngen  bedürfen  f£Lr  gewisse  physikalische 
Anwendungen^)  der  folgenden  Abänderung. 
Von  den  beiden  Differentialgleichangen 

(B)  g  +  2A^  +  x»a; - F{x,  ^  -  «ar»  +  2ßxx'  +  yx'*  +  ■■-, 
(5)  ^  +  2X^^  +  x'x^F(x,^^äx»  +  2ßxx'  +  rx"  +  -- 


gelte  die  erste  bei  abnehmendem  x  (-jr  <  0  j ,  die  zweite  bei  zu- 
nehmendem X  (-^  >  Oj .  Die  Losnng  von  (B)  mit  den  Anfimg»- 
bedingongen  , 

sei 


X  = 

die  den  Anfengsbedingungen 


<-0,    «-Ö,    |f-=0 


dt 
entsprechende  Lösung  von  (E)  sei 


X 


<^<i  =  - rTe  + 


Die   anfängliche  Amplitude   c  sei   positiv.     Dann  wird  die  Be- 
wegung für 

durch 

dargesteUt;  f&r  ^  =  ^  ist 

X  -  cj  =  c  9i  (^)  +  c«  9?8  ( J)  +  . .  - . 

1)  Vgl.  das  Beispiel   des  Pendels  mit  Berflcksichtignng  eines  Yon  der  Ge- 
schwindigkeit abhängigen  Widerstandes  am  Schlüsse  von  §  7. 


Von  J.  HoBH.  417 

Die  Lösmig  you  {ff)  mit  den  Anfangsbedingungen 

nämlich 

X  =  c^qp.it  -  t^)  +  cl^i(t  -  ^)  +  . .  ., 

stellt  die  Bewegung  für  t^'^t^t^  dar;  man  hat 

und  fOr  t^t^  ist 

So  fortfahrend,  findet  man  nach  Angabe  der  anfangHchen  posi- 
tiven Amplitude  c  die  aufeinander  folgenden  Ausschlage  c^,  c^,  c^,  ... 
und  die  Zeiten  t^,  ^,  ^,  . . ,,  zu  welchen  sie  erreicht  werden.  Der 
Zusammenhang   zwischen   d^i,   tk+i  und   a,  h   wird  auf  Grund  der 

Formeln  Ton  §  6  aus  {B)  oder  aus  (E)  berechnet,  je  nachdem  k  gerade 
(Cj  >  0)  oder  ui^erade  (c^  <  0)  ist. 

Als  Beispiel  diene  das  physische  Pendel  mit  Berücksichtigung  eines 
Yon  der  Geschwindigkeit  abhängenden  Widerstandes.  Ein  schwerer 
Körper  schwinge  um  eine  wagerechte  Achse.  Das  vom  Schwerpunkt 
auf  die  Drehachse  gefällte  Lot  von  der  Länge  l  bilde  zur  Zeit  ^  mit 
der  Vertikalen  den  Winkel  x.  Das  Moment  des  Widerstandes  in  Bezug 
auf  die  Drehachse  sei  als  Funktion  der  Winkelgeschwindigkeit  o  durch 
die  Reihe 

Jf  =  aco  +  6aj*  +  •  •  •  (a>o) 

dargestellt.     Die  Bewegungsgleichung  lautet^) 

qd*x  7  .  dx  —  T /dx\^  , 

d  X 

WO  die  geraden  Potenzen  von  -^  mit  dem  Zeichen  —  oder  +  versehen 

werden,  je  nachdem  -jr  positiv  oder  negativ  ist.     Setzen  wir  f&r  sinrr 
die  Reihe  und  führen  wir  die  Bezeichnung 

x«  =  ^'      2A  =  --      V-    ^ 


wip*'     '^       i»p* 


1)  Die  Masse   des   Körpers   sei  m,   der  Trägheitsradins   in  Bezug  auf  die 
Drehachse  9. 

Ztitichrift  f.  Mathematik  u.  Physik.  47.  Band.  t90S.  S.  a.  4.  Heft.  27 


418  Zur  Theorie  der  kleinen  endlichen  Schwingungen  etc. 

ein,  80  haben  wir  die  Differentialgleicliimg 

worin  das  Zeichen  +  oder  —  gilt,  je  nachdem  ^  negativ  oder  positiT 

ist.  Wenn  wir  noch  a  so  klein  Toranssetzen,  dafs  x  >  il  wird,  so  gelten 
die  allgemeinen  Formeln  mit  den  Werten 

a-O,     /J-0,     y  =  y;     S  =  0,     ^=0,     y  =  -y. 

§8. 

Es  sei  jetzt  x  <  A  (Fall  der  sog.  aperiodischen  Bewegung).    Die 

Oleichnnff 

w*  +  2Aw  +  X*  =  0 

hat  jetzt  zwei  reelle  negative  Wurzeln 

Wi A  +  yx^  -  X«,    iiij A  -  }/A«-«*. 

Durch  dieselben  Rechnungen  wie  in  §  5  findet  man  als  Losung 
von  (B) 

wo  $  und  $  Potenzreihen  mit  Gliedern  von  mindestens  zweiter 
Dimension  sind,  welche  f&r  hinreichend  kleine  Werte  von  |  C^  \  ^*\ 
\C^\^'  konvergieren. 

Sind  die  Anfangsbedingungen 

vorgeschrieben,  so  erhalt  man  aus  den  Qleichungen 

c-Ci  +  Q  +  ¥(Ci,  C,) 

C^  und  Q  als  Potenzreihen  von  Cj  c': 

n  —  ^'  •"  ^^  \  n        fn^c  —  c' 

*       OTi  —  »»1  *       iWj  —  m,    ' 

Nimmt  man  |  <^  |;  |  c'  |  hinreichend  klein,  so  ist  die  obige  Reihe 
für  X  fQr  ^  ^  0  konvergent.  Man  kann  x  als  Potenzreihe  von  c,  c 
mit  von  t  abhängigen  Koeffizienten  oder  auch  als  Potenzreihe  ?on 
c,  c'  c*"»^,  e^'  auffassen: 

(c'  —  m,c)c'"«'  —  (c'  —  mjC)«"**'  , 

3/  =  — ^^— — ^-^^^-^— — — — — — —   -4-  .  .  .  . 


Von  J.  HoRM.  419 

Man  hat  Um  x  =  0,  lim  o;'  »  0  für  lim  ^  =-  oo;  es  findet 
asymptotische  Annäherung  an  die  Gleichgewichtslage  ohne  Schwin- 
gongen  statt. 

Wir  betrachten  scMiefslich  noch  den  FaU  x^  X,  in  welchem  die 
quadratische  Oleichung  w*  +  2ilm  +  x*  =  0  die  Doppelwurzel  m  =  —  A 
besitzt.     Durch  die  Substitution 

geht  (B)  über  in  das  System 

-^ Aarj  +  F{Xi,  a:,  -  Aa?,) 

welches  eine  Lösung  von  der  Fonn^) 

X,  =  C,e-'<  +  %  (C,c-",  {CJ  +  C,)e-^'), 

besitzt,  wo  Cj,  C,  Eonstante  nnd  ^,  ^  Potenzreihen  mit  Gliedern  von 
mindestens  zweiter  Dimension  sind,  welche  konvergieren,  wenn  die 
absoluten  Betrage  der  Argumente  hinreichend  klein  sind.    Daraus  folgt 

x'  =  (C^  -  AC,  -  XCit)e-^'  +  ^(0,e-^',  (C,<  +  Qe-*') . 

Die  Anfangsbedingungen 

^  =  0,    x^Cy    x'^c' 
ergeben 

woraus  man 

Cg  =  c  +  ...,     Ci-c'  + Ac  +  -.- 

als  Potenzreihen  von  c^  c'  erhält.     Hiemach  ist 

rr  =  (c  +  (c'  +  Ac)0  c"^'  +  •  •  • 

eine  Potenzreihe  der  vier  Argumente  c,  c',  c~^',  ic^\  welche  bei 
hinreichend  kleinen  Werten  von  |  c  | ,  |  c'  |  für  ^  ^  0  konvergiert.  Auch 
jetzt  hat  man  asymptotische  Annäherung  an  die  Oleichgewichtslage 
ohne  Schwingungen. 


1)  Vgl.  die  Arbeit  des  Verf.    Crelle'e  Jonm.  Bd.  117,  S.  104  ff.  u.  S.  261  ff. 

27* 


420  Zur  Theorie  der  kleinen  endlichen  Sohwingong^n  etc. 

Dritter  Abschnitt. 

§9. 

In  der  im  zweiten  Abschnitt  behandelten  Differentiaigleichnng  {B) 
sei  jetzt  A  «=  0.  Nehmen  wir,  was  keine  Beschränkung  der  Allgemein- 
heit bedeutet^),  x  »  1  an,  so  haben  wir  die  Bewegongsgleichung 

(C)  ^^  +  ..j.(.,^), 

worin 

F(x,  x")  =  ax^  +  2ßxx'  +  yx'^  +  •  •  • 

wie  früher  eine  Potenzreihe  mit  Oliedem  von  mindestens  zweiter 
Dimension  ist.  Hier  hängt,  wie  tvir  sehen  werden^  der  Charakter  der 
Bewegung  wesentlich  von  der  Funktion  F  ab,  die  Beschränkung  auf  dk 
linearen  Glieder  giebt  im  allgemeinen  kein  angenähertes  BesuUat  mehr. 
Die  durch  die  Anfangsbedingungen 

bestimmte  Lösung  x  von  c  kann  in  eine  Potenzreihe  von  c 

x^cq>i(t)  +  €^q>^{t)  +  ... 

entwickelt  werden ,  welche,  wenn  der  Zeit  t  positive  Werte  unterhalb 
einer  irgendwie  yorgeschriebenen  Gh*enze  ^q  beigelegt  werden,  für  hin- 
reichend kleine  Werte  von  |  c  \  konvergiert*)  Aus  den  Differential- 
gleichungen 

Vi  +  9>s  =-  «9?  +  ^ßvivi  +  yvi* 


mit  den  Anfangsbedingungen 

9,,(0)-0,    9,(0)  =  0, 


ergiebt  sich 

9i  =  cos  t, 


^^  =  ^-t-^.^coat-^Bmt-'^^coB2t  +  ^8m2t, 


wobei  zu  beachten  ist^  dafs  9g,  9^,  . . .  auTserhalb  der  trigonometrischen 
Funktionen  t  enthalten. 


1)  Man  führt  71t  als  unabhängige  Veränderliche  ein. 

2)  Poincare,  Möc.  c^l.  I,  S.  68—61. 


Von  J.  HoRN.  421 

Wie  in  §  6  findet  man  die  Ansschläge  c^y  c^  und  die  Zeiten  ^  t^, 
zu  welchen  sie  erreicht  werden: 

q  «  —  c  +  (PiiTcjc^-] ,    (VjW  =  «  +  y) 

Ct  =  c  +  9)a(2ar)c*H ; 

^  =  2ä  +  9)i(2Ä)c^  H 

als  Potenzreihen  von  e,  welche  konvergieren,  wenn  |  c  \  hinreichend 
klein  ist.  Ersetzt  man  c,  c^,  c^  durch  c$ny  <^n  +  i,  ^s»  +  st  nnd  be- 
achtet man,  dafs  |  Cj«  |  =  Cj«,  |  c^n  +  i  \  =  —  Cjn+i,  |  Cj^  +  j  \^Cfn  +  t  ist, 
wenn  c  positiv  angenommen  wird,  so  hat  man 

I  C^n  +  l   I   =  I  Cin    I   —  g>f(x)   I  C,n  |*  H , 

I  Cin  +  %  I  =   I  Csn    I   +  98(2ä)   |  Cji,  |'+---, 

wo  die  Potenzreihen  auf  der  rechten  Seite  für  hinreichend  kleine  Werte 
von  \  Cin  \  konvergent  sind. 
Wir  setzen 

und  schreiben 

wo 

08-9,(2;r) 
ist 

§  10. 

Die  notwendige  und  hinreichende  Bedingung  daßr,  dafs  die  Be- 
icegung  hei  hinreichend  Meiner  Amplitude  c  periodisch  ist,  besteht  in  dem 
Verschwinden  sämtlicher  Gröfsen  a^,  a^y  ... 

Denn  ist  diese  Bedingung  erfüllt,  so  ist  c,  »  c;  man  hat  fOr  t^t^ 
dieselben  Werte  von  x  xmd  x'  wie  fQr  ^  =  0.  Soll  umgekehrt  x  eine 
periodische  Funktion  von  t  sein,  so  muTs  eine  der  Gröfsen  Cs»  mit  c 
übereinstimmen;  ax  sei  die  erste  der  Gröfsen  o,,  a^  . . .,  welche  nicht 
verschwindet;  aus  Cg  =  c  +  ax(^  -f  . . .  folgt  C2«  =  c  +  nnxc^  +  •  •  •,  und 
die  Übereinstimmung  von  c^n  niit  c  erfordert  das  Verschwinden  von  ax] 
es  müssen  also  sämtliche  Gh'öfsen  a,,  a^,  . . .  verschwinden. 

Die  Periode  ist 

T=  ^  =  2ä  +  q>'^{23t)c^  +  '"7 
die  Ausschlage  sind  c  und  c  ^  c^^ 

c  =  —  c  +  92(«)c*  +  •  •  • , 

und  die   zum   Übergang  aus  der  Lage  x  ^c  in  die  Lage  x^c  er- 
forderUche  Zeit  ^^  =-  sc  —  9^  W^  * ' '  • 


422  Zur  Theorie  der  kleinen  endlichen  Schwingongen  etc. 

Wir  setzen^) 

27tt 

sodafs  X  als  periodisclie  Funktion  von  u  mit  der  Periode  2%  erscheint: 

WO  ^r  eine  Funktion  von  u  mit  der  Periode  2jr  isi  Um  imter 
YorauBsetzung  der  Periodizität  ^^^  ^2;  *  *  *  ^  Verbindung  mit  T  zu 
berechnen,  benutzen  wir  die  Differentialgleichung 


r«  d 


worm 


ist.     Man  findet 


^'  =  1  +  A,c«  +  A,c'  +  ... 


^1  =  cos  u 
und  allgemein 

flfx  =  Äu  +  ^ucosu  + h  -4^2  cos  Au  +  J5iisinu  H +  ÄisinAi«. 

Nach  Berechnung  von  !(^i;...  ^v->i  und  A,,  ...  kr^%  hat  man 
nämlich  fiir  ^r  eine  Differentialgleichung  von  der  Form 

^r'  +  ^r  +  A,^y'__2  -\ h  Ar  _  l^r  =  ZCiJa''^a''  •  •  •  ^/i'^/J"  •  •  • 

(a'-f-o"H \.ß'^ß"^ <r) 

deren  rechte  Seite  ^1;...  ^r~i  enthält,  aber  von  Ar^i  unabhängig 
ist.  Ist  die  oben  angegebene  Form  von  ^i  ftir  l<Cv  nachgewiesen,  so 
hat  unsere  Differentialgleichung  die  Gestalt 

^r'  +  ^,  =  Slor  +  (Ar  _  1  +  Äi ,)  cos  w  + h  Ä»,  cos  vu 

+  83i, Sinti  H h  SB,.,  sini/M. 

Die  Periodizität  von  ^^  erfordert  Ay_i  =  —  Äir,  wahrend  81 »  von 
selbst  verschwinden  muTs.  Aus  der  Differentialgleichung  mit  den 
Anfangsbedingungen  ^y(0)  =  0,  ^v(0)  =  0  erhält  man  för  ^^  einen  Aus- 
druck von  der  oben  angegebenen  Form. 

Ahnlich  wie  in  §  4  lälst  sich  x  in  eine  nach  cos  und  sin  der 
Vielfachen  von  u  fortschreitende  Reihe  umwandeln^  deren  Koeffizienten 
Potenzreihen  von  c  sind. 

Es  giebt  besondere  Fälle^  in  welchen  die  Existenz  periodischer 
Lösungen  von  (C)  sich  sofort  erkennen  Ulfst.  Wenn  F{Xj  x')  bei  einer 
Zeichenänderung   von   x'   ungeändert  bleibt^   d.  h.   wenn   die  Reihen- 

1)  Vgl.  §  3. 


Von  J.  Hohn.  423 

entwickelung  von  F{Xy  z')  nur  gerade  Potenzen  von  x'  enthält  (z.  B. 
F{x^  x')^yx'^)y  80  erkennt  man,  wie  in  §  1,  dafs  x  und  x  für 
'  =*  ^  +  t  dieselben  Werte  annehmen  wie  für  <  =  ^^  —  t.  Die  Werte 
o:  «=  c,  a;'  =  0,  welche  wir  für  f  =  0  hatten,  treten  also  för  t^2t^^ 
wieder  auf,  d.  h.  die  Bewegung  ist  periodisch. 

§  11. 

Es  seien  jetzt  a,,  a^,  ...  nicht  sämtlich  gleich  Null,  und  zwar 
sei  ax  {k  ^  3)  die  erste  dieser  Gröfsen,  welche  nicht  verschwindet.  Dann 
ist  unter  Beibehaltung  der  am  Ende  von  §  9  eingeführten  Bezeichnung 

%tl  =  1  +  a.Q-i  +  ai  +  iQ  +  .  • ., 


wo  die  Reihe  rechts  far  hinreichend  kleine  Werte  der  positiven*) 
Grofse  Cn  konvergent  ist.  Wir  können  zwei  positive  Gröfsen  r  und  g 
so  angeben,  dafs  fOr  Cn<r 

ist.    Nun  sind  zwei  Fälle  möglich. 
1)  Ist  ai  >  0,  so  ist  fftr  C  ^  r 

^  »  1  +  a,  C5  - 1  (l  +  ^-ti  (7n  +  . . .)  >  1  +  (7  a,  Q  - 1  >  1 . 

Man  hat  also 

C^<C^<-'<Cn<Cn  +  u 
falls  C«  <  r  ist,  femer 

Cn>C^{l+9aiCl-^Y,    a  +  i>C»(l  +gaxOi-'). 

Man  kann  mithin,  so  klein  auch  C^  angenommen  war,  die  Zahl 
m  so  wählen,  dafs  C^'^r^  Cm  + 1  >  r  wird.  Mit  anderen  Worten,  wenn 
auch  die  anfängliche  positive  Amplitude  c  noch  so  klein  ist,  so  kann 
man  doch  eine  Zahl  m  so  angeben,  dafs  Ctmy  d.  i.  der  Wert  von  x  für 
i^Um}  gröfser  als  r  ist.  D.  h.  die  Gleichgewichtslage  x  ^Q  ist  in- 
stabil Dabei  ist  die  folgende  Definition  der  Stabilität  zu  Grunde 
gelegt:  Das  Gleichgewicht  ist  stabil,  wenn  nach  Angabe  einer  beliebig 
kleinen  positiven  Gröfse  s  eine  positive  Gröfse  17  so  gewählt  werden 
kann,  dafs,  wenn  die  Werte  x^^  Xq  von  x  und  a?'  fftr  <  =  0  die  Be- 
dingung 
\^o\<Vf     \^o\<V 

1)  In  §  9  ist  c  positiv  angenommen. 


424  ^^^  Theorie  der  kleinen  endlichen  Schwingungen  etc. 

erföUen,  für  alle  Werte  von  ^^0 

\x\<€y      \x'\<6 

bleibt. 

2)  Ist  ai  <  0,  etwa  a^  =  —  «i,  ax  >  0,  so  ist  für  C«  ^  r 

£!L+i  =  1  _  axCi,-'[l  +  ^+iC7.  +  .-•)<  1  -ffaxCi-'  <  1. 
folglich  Cn+i<C».     Die  abnehmenden  Gröfsen 

^0?    ^1}    ^99    •  •  • 

besitzen  einen  positiven   oder   verschwindenden   Grenzwert  P.     Wäre 
r>  0,  so  hätte  man  wegen  Cn>  F 


^<l-i7a,r^-i 


folglich 

und  demnach 


C„<Co(l-sr«,r^-x) 
lim  C,  =  0, 


«SS  OB 


falls  Cq^t  war.     Bei  hinreichend  kleiner  Anfangsamplitude  c  ist 

limc8,==0; 


nasQD 


aus 


folgt   limcjn+i  =  0.     Das  System   nähert  sich  für  <  =  oo   der  Gleich- 

II  SS)  OD 

gewichtslage  x  =^0,  indem  es  um  .dieselbe  schwingt. 

Wir  haben  folgendes  Ergebnis: 

Wenn  die  Bewegungsgleichung  (G)  besteht,  ist  x  ^0  dann  und  nur 
dann  eine  stabile  Gleichgewichtslage^  wenn  entweder  säfnüiche  Oröfsen  %, 
«4,  . . .  verschwinden  oder  wenn  die  erste  dieser  Oröfsen,  wdAe  nicU 
verschunndety  negativ  ist  Bei  hinreichend  Meiner  Amplitude  c  finden  im 
ersten  Falle  periodische,  im  zweiten  FaUe  gedämpfte  Schwingungen  um 
die  Gleichgewichtslage  x  =  0  staM. 

Nachdem  man  im  Falle  der  gedämpften  Schwingungen  die  aufein- 
ander folgenden  Ausschläge  c^,  c^  , . .  vermittelst  der  Beku^ionsfonnel 

berechnet  hat,  erhält  man  die  Zeiten  t^j  t^,  . . .,  zu  welchen  dieselben 
erreicht  werden,  aus 

tk^i  —  <*  =  Ä  —  q>i(7t)Ck  +  •  •  •; 


Von  J.  HoRH.  425 

zur  Darstellung  der  Bewegung  im  Zeitinterrall  tjt^t^tk^i  dient  die 
Gleichung 

^  =•  c*9i(^  -  ^*)  +  ^9i(^  -'*)  +  ••  --O 

§  12. 

Zum  Zwecke  gewisser  physikalischer  Anwendungen  bedürfen  die 
bisherigen  Entwickelungen  einer  ähnlichen  Modifikation  wie  in  §  8. 
Es  gelte  die  Gleichung 

oder  die  Gleichung 

(C)  ä^  +  ,^F(.,ä^), 

je  nachdem  x  abnimmt  oder  zunimmt;  es  sei 

F{Xy  x')  =»  ax^  +  2ßxx'  +  yx'^  +  •  •  •, 
F[x,  x')  ^ax^  +  2ßxx'  +  yx'^  +  •  •  •. 

Die   Losung    von    (C)    mit    den    Anbngsbedingungen    ^ » 0,    x  '^  c, 


dx       ^ 


y  =  l 


die   Losung    yon    (C)    mit    den    Anfangsbedingungen    ^  =»  0,    x  ^  c, 

dx      ^ 

dabei  ist  9>i  »  7i  ^  cos  ^. 
Für  t^t^,  wo 

i8i>  hat  man 

OB 

X  ^^c^q>,(t) 

mit  der  äulkersten  Lage  für  ^  =»  t^ 

a?  =  Cj  —  —  c  +  q>^(^)c^  H 

1)  Übrigens  konvergiert  diese  Beihe  auch  fOr  tj^j^^<i  t  <  (^,  und  swar  ist 
'o  1U&  so  grOfser,  je  kleiner  \ck\  ist.    (Vgl.  die  zweite  FoTsnote  zu  §  2.) 


426  Zur  Theorie  der  kleinen  endlichen  Schwingungen  etc. 

Für  t^^t^t^  ist 


.T-^cI^.C^-O 


mit  der  äursersten  Lage 

ic  —  c,  =  —  Cj  +  92(3r)cJ  -\ . 

Usw.    Dabei  ist  die  A nfangsamplitade  c  als  positiv  yoraiugesetzt. 

Es  sei  c,  =  c  +  a,c«  +  a,c»  +  . .  • 

mit 

Allgemein  ist 
und 

C211  +  I  =»  —  C2«  +  9i(^)^n  H . 

Ahnlich  wie  in  §  10  und  §  11  findet  man^  dafs  die  Gleichgewichtslage 
o: «  0  dann  und  nur  dann  stabil  ist,  wenn  entweder  sämtliche  OroÜBen 
(hf  ^}  ' ' '  verschwinden  oder  wenn  die  erste  dieser  Grofsen,  welche 
nicht  verschwindet,  negativ  ist.  Im  ersten  Falle  finden  periodische,  im 
zweiten  gedämpfte  Schwingungen  um  die  Gleichgewichtslage  x=^0  statt 
Als  Beispiel  betrachten  wir  das  physische  Pendel  unter  einem  dem 
Quadrat  der  Geschwindigkeit  proportionalen  Widerstand.  Setzt  man  in 
dem  Beispiel  von  §  7  a  =  0,   so  erhält  man  die  Bewegungsgleichmig 


und  zwar   gilt   im  letzten  Glied  das  Zeichen  —  oder  +;  je  nachdem 
WT-  positiv  oder  negativ  ist     Diese  Gleichung  schreibt  sich 


d 


d^x  __ —    h    /      dx      \*i   ^*__ 


in  den  obigen  Formeln  hat  man 

zu  setzen  und  ^^  t  statt  t  zu  schreiben.    Wegen  o^  ■=  — •  2y  <  0  treten 
gedämpfte  Schwingungen  auf. 

§  13. 

Der  dritte  Abschnitt  lä&t  sich  zu  den  Untersuchungen  Ton 
Poincare  über  die  durch  Differentialgleichungen  definierten  Karren^) 
in   Beziehung   setzen.     Wenn   wir   auch  von  dieser  Beziehung  keinen 

1)  Poincar^,  Liouv.  Joum.  1886.  —  Picard,  Tiait^  Bd.  m.  S.  207-227. 


Von  J.  HoBH.  427 

Gebrauch  gemacht  haben^   so  ist  doch  ein  kurzer  Hinweis  darauf  von 
Interesse. 

Aus  dem  System 

(a)  -Si^^^'^-Ji^^^'^  ^^^'  ^')' 

durch  welches  die  Differentialgleichung  (C)  in  §  9  ersetzt  werden  kann^ 
erhalt  man  durch  Elimination  von  dt  die  Gleichung 

^v  dx  dx 

welche  den  singularen  Punkt  a:  =  0,  a;'  =  0  besitzt.  Ist  *  eine  Funk- 
tion Ton  X  und  x\  welche  der  partiellen  Differentialgleichung 

*'||-(x-F(.;,a:'))||  =  0 

genügi^  so  ist  9  »  const.  ein  Integral  von  (&).  Setzt  man  fflr  9  eine 
Potenzreihe  von  Xj  x', 

worin  0^  =  x*  +  x'^  und  O^  eine  ganze  homogene  Funktion  iten 
Grades  ist^  so  erhalt  man  för  O^  eine  Differentialgleichung 

deren  rechte  Seite  ^-  von  den  0^(n<,i)  abluLngt.  Hat  man  für 
0,(n  <  i)  eine  ganze  homogene  Funktion  nten  Grades  gefunden,  so 
ergiebt  sich  fElr  O^  im  Falle  eines  ungeraden  i  eine  ganze  homogene 
Funktion  tten  (Grades,  im  Falle  eines  geraden  i  ^  4  jedoch  nur  dann, 
wenn  eine  gewisse  Eonstante  C^  verschwindet.^) 

Sind  alle  Eonstanten  C^  (^»4,8,8...)  gleich  Null,  so  erhalt  man 
fEbr  4>  eine  Potenzreihe  von  x,  x\  welche  f&r  hinreichend  kleine  Werte 
von  I  o;  I  ,  \x'  \  konvergent  ist;  in  diesem  Falle  wird  der  singulare 
Punkt  a?  =  0,  a;'  =  0  der  Differentialgleichung  (6)  von  Poincare  als 
centre  bezeichnet.  Das  System  (a)  wird  durch  periodische  Funktionen 
X,  x'  von  t  befriedigt^  falls  die  Werte  x^  x^  von  a?,  a;'  fttr  ^  =  0  dem 
absoluten  Betrage  nach  hinreichend  klein  sind. 

Sind  die  unendlich  vielen  Bedingungen  für  das  Vorhandensein 
eines  centre  nicht  erfüllt  und  ist  die  erste  nicht  verschwindende  Eon- 
staute  C^^  negativ,  so  tritt  der  Punkt  (a;,  x'),  welcher  sich  für  <  =  0 
m  beliebiger  Nähe  von  0  (a;  =»  0,  a:'  =  0)  befiEmd,  mit  wachsendem  t 
aus  einer  den  Anfangspunkt  0  umgebenden  geschlossenen  Eurve  heraus; 

1)  Picard,  a.  a.  0.  S.  210. 


428    Znr  Theorie  der  kleinen  unendlichen  Schwingungen  etc.    Von  J.  Hoia. 

wenn  sich  t  der  Grenze  —  oo  nähert^  nähert  sich  (x,  x')  auf  einer 
Spirale  der  Lage  0.  Ist  die  erste  nicht  verschwindende  Konstante  0$ 
positiv,  so  hat  man  in  dem  soeben  ausgesprochenen  Satze  nnr  das  Vor- 
zeichen von  t  zu  vertanschen. 

Faust  man  x,  x*  als  Koordinaten  eines  Punktes  P  in  der  Ebene 
auf,  der  sich  den  Gleichungen  (a)  zufolge  bewegt,  so  sind  die  in  der 
Nähe  Ton  0  verlaufenden  Bahnkurven  von  P  in  allgemeinen  Spiralen 
mit  dem  asymptotischen  Punkt  0  (welcher  entweder  für  <  =  —  oo  oder 
fOr  t=^  +  (x>  erreicht  wird),  im  Falle  des  centre  jedoch  geschlossene 
Kurven,  welche  0  umgeben.  Es  ist  also  stets  ein  Schnittpunkt 
a?  =«  c(c  >  0),  a;'  =  0  der  Bahnkurve  mit  der  o^Achse  vorhanden;  wir 
können  annehmen,  dafs  diesem  Schnittpunkt  die  Zeit  ^  =  0  entspricbt 
Damit  ist  die  in  §  9  eingeführte  Form  der  Anfangsbedingungen 

i  «  0,  a;  =  c,  ^  =  0 

gerechtfertigt.  Ohne  Bezugnahme  auf  die  soeben  kurz  zusammen- 
gefaüsten  Resultate  von  Poincar^  erreicht  man  dieses  Ziel  auf  folgen- 
dem Wege. 

Die  Differentialgleichung  Q))  geht  durch  Einfahrung  von  Polar- 
koordinaten, d.  L  durch  die  Substitution 

x^QCosOy    x'^Qsindy 
über  in 

WO  A,  B  ganze  Funktionen  von  cos0,  sin0  sind.^)  Die  durch  den 
Punkt 

gehende  Integralkurve  wird  durch  die  Gleichung 

dargestellt,  deren  rechte  Seite  eine  Potenzreihe  von  Qq  mit  von  6  ab- 
hängigen Koeffizienten  dargestellt  wird,  welche  fOr  Werte  von  Qq  unter 
einer  gewissen  Grenze  konvergiert^  wenn  0  auf  das  Intervall  0  >  •  >  2x 
beschrankt  wird.  Setzt  man  darin  0  =  0  oder  =  2;r,  so  erhält  man 
för  Q  einen  gewissen  Wert  c.  So  ergiebt  sich  a?  =  c,  a?'  =  0  ab 
Schnittpunkt  der  Integralkurve  mit  der  o;- Achse,  welchem  wir  die  Zeit 
^  =  0  zuordnen  können. 


1)  Picard,  a.  a.  0.  8.  2U. 


über  die  reduzierten  Systeme  und  die  Hauptpunkte  etc.    Von  0.  Fischbr.    429 


über  die  reduzierten  Systeme 

und  die  Hauptpunkte  der  Glieder  eines  Oelenkmeclianismus 

und  ihre  Bedeutung  für  die  technische  Mechanik. 

Von  0.  Fischer  in  Leipzig. 

Bei  meinen  Untersuchungen  über  die  Mechanik  des  menschlichen 
Körpers^)  bin  ich  darauf  gefOhrt  worden^  gewisse  Massensysteme  und 
feste  Punkte  innerhalb  der  einzelnen  Glieder  in  die  Betrachtung  herein- 
zuziehen, welche  sowohl  in  kinematischer,  als  auch  in  kinetischer  Hin- 
sicht eine  wesentliche  Vereinfachung  und  auch  zugleich  gröüsere  An- 
schaulichkeit der  Untersuchung  bedingen.  Die  an  dem  speziellen 
Beispiel  des  menschlichen  Körpers  gewonnenen  Gesichtspunkte  lassen 
sich  leicht  fOr  jeden  beliebigen  Gelenkmechanismus  verwerten.  Ich 
entspreche  daher  gern  der  an  mich  ergangenen  Aufforderung,  dieselben 
im  folgenden  auseinander  zu  setzen,  und  ihre  Anwendbarkeit  auf  die 
in  der  Technik  verwendeten  Gelenkmechanismen  an  einigen  speziellen 
Beispielen  darzulegen. 

A.  Das  dreigliedrige  Geleuksystem. 

1.  Voraussetzungen  und  Definitionen. 

Es  möge  zunächst  ein  System  von  drei  Körpern  in  Betracht  ge- 
zogen werden,  bei  welchem  sowohl  der  erste  und  zweite,  als  auch  der 
zweite  und  dritte  Körper  durch  je  ein  Chamiergelenk  mit  einander  in 
Verbindung  stehen.  Die  beiden  Gelenkachsen  seien  gleich  gerichtet, 
und  der  Schwerpunkt  des  mittleren  Körpers  liege  mit  denselben  in 
einer  Ebene.  Femer  möge  die  Ebene,  welche  man  in  irgend  einer 
beliebigen  SteUung  des  Systems  durch  die  Schwerpunkte  der  drei 
Korper  hindurch  gelegt  denkt,  auf  der  gemeinsamen  Richtung  der 
Gelenkachsen  senkrecht  stehen;  dann  wird  dies  in  allen  anderen 
Stellungen  der  Körper  zu  einander  auch  der  Fall  sein.  Macht  man 
noch  die  Voraussetzung,  dafs  die  durch  die  drei  Schwerpunkte  be- 
stimmte Ebene  im  Raum  fest  bleibt,  so  vermag  das  System  der  drei 
Korper  nur  ebene  Bewegungen  auszuführen.  Es  genügt  daher  in  diesem 
Falle,  die  Projektion  der  Bewegung  auf  die  feste  Ebene  zu  untersuchen. 


1)  veröffentlicht  in  den  Abhandlungen  der  mathematisch-phyBiBchen  Klasse 
der  Königlich  S&chsischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  Band  XX,  XXII,  XXIIT, 
XXV  und  XXVI. 


430 


Über  die  reduzierten  Systeme  und  die  Hauptpunkte  etc. 


Es  sollen  nun  folgende  Bezeichnungen  eingefahrt  werden.  Die 
Massen  der  drei  Körper  seien  m^,  m^,  m,  und  die  Schwerpunkte  der- 
selben S^,  8^,  5,.  Die  Dnrchschnittspnnkte  der  beiden  Oelenkachsen 
mit  der  festen  Ebene  mögen  die  Mittelpunkte  der  beiden  Gelenke 
heifsen   und   mit    (ri,  2   resp.  Crg,»  bezeichnet   sein   (vgL  Fig.  1).    Die 

Verbindungslinien  ÄiGi,  2,  Gi^gtra,»  und  Ga,  »/Sj,  bezüglich  deren  Ver- 
längerungeUy  welche  nach  der  gemachten  Voraussetzung  immer  in  die 
feste  Ebene  hineinfallen^  sollen  die  Langsachsen  der  drei  Körper  ge- 
nannt sein;  die  Langsachse  des  zweiten  Körpers  wird  dann  gleichzeitig 

Fig.  1. 


den  Schwerpunkt  8^  enthalten.  Es  ist  nun  noch  nötig,  auf  jeder  der 
drei  Längsachsen  eine  positive  und  eine  negative  Richtung  zu  unter- 
scheiden. Die  positive  Bichtung  soll  diejenige  sein,  in  welcher  die 
Längsachse  durchlaufen  wird,  wenn  man  von  8^  aus  den  gebrochenen 
Linienzug  Ä  01,26^2,8^8  beschreibt.  Endlich  soll  vorausgesetzt  werden; 
dafs  die  Längsachse  eines  jeden  der  drei  Körper  eine  Haupttriigheits- 
achse  für  seinen  Schwerpunkt  darstellt,  und  dafs  die  Trägheitsmom^te 
für  alle  zur  Längsachse  senkrechten  Achsen  durch  einen  Schwerpunkt 
gleich  grofs  sind.  Dann  stellt  auch  die  zu  den  Gelenkachsen  parallele 
Schwerpunktsachse  eines  jeden  der  drei  Körper  eine  Hauptia^heita- 
achse  dar;  der  zu  der  letzteren  gehörige  Tiügheitsradius,  welcher  zu- 


Von  0.  FiscHEB.  431 

nacliBt  aUein  in  Frage  kommt,  sei  für  die  drei  Körper  des  Systems 
bezüglich  mit  x^,  x^j  x,  bezeichnet. 

Das  Eorpersystem  besitzt  nun  im  allgemeinsten  Falle  ebener  Be- 
wegung 5  Ghrade  der  Freiheit;  es  mofs  daher  seine  Lage  im  Ranme 
durch  5  allgemeine  Koordinaten  eindeutig  bestimmt  werden  können. 
Ist  insbesondere  die  ebene  Bewegung  noch  in  der  Weise  beschrankt, 
dalE  dabei  ein  Punkt  des  Körpersystems  in  der  festen  Ebene  seine 
Lage  beibehält,  so  bleiben  dem  Gelenkmechanismus  nur  3  Grade  von 
Bew^ungsfreiheit,  so  dafs  also  die  Anzahl  der  allgemeinen  Koordinaten 
sich  noch  um  2  verringert.  In  diesem  speziellen  Falle,  der  gerade  in 
der  Technik  oft  vorkommt,  wählt  man  als  allgemeine  Koordinaten 
zweckmatsiger  Weise  die  Winkel  q>i,  (p^,  q>^  (Fig.  1),  welche  die 
positiven  Richtungen  der  drei  Längsachsen  mit  einer  bestimmten 
Richtung  in  der  festen  Ebene  bilden.  Auch  im  allgemeinen  Falle  kann 
man  diese  Winkel  als  drei  Koordinaten  für  das  Körpersystem  auffassen; 
man  hat  denselben  dann  nur  noch  zwei  Koordinaten  hinzuzufügen, 
welche  die  Lage  irgend  eines,  etwa  in  der  Ebene  der  drei  Schwerpunkte 
hegenden  Punktes  des  Systems  in  dieser  festen  Ebene  eindeutig  be- 
stimmen. Dieser  Punkt  kann  beliebig  in  irgend  einem  der  drei  Körper 
angenommen  werden,  es  genügt  aber  auch,  wenn  er  eine  bestimmt 
definierte  Lage  zu  den  drei  Körpern  für  jede  Stellung  derselben  be- 
sitzt. Das  letztere  trifft  z.  B.  für  den  Gesamtschwerpunkt  S^  des 
Körpersystems  zu. 

Der  auf  der  Längsachse  des  ersten  Körpers  liegende  Schwerpunkt 
S^  besitze  vom  Gelenkmittelpunkt  (ri,  a  die  Entfernung  s^,  der  auf  der 
Längsachse  des  zweiten  Körpers  liegende  Schwerpunkt  8^  von  den 
beiden  Gelenkmittelpunkten  6ri,  %  und  Gi,  s  bezüglich  die  Entfernungen 
t*s  und  s^y  und  der  auf  der  Längsachse  des  dritten  Körpers  liegende 
Schwerpunkt  S^  endlich  vom  Gelenkmittelpunkt  6rs,  s  die  Entfernung  r^. 
Bedeutet  2|  den  Abstand  der  beiden  Gelenkmittelpunkte  von  einander, 
80  hat  man  dann  noch  die  Beziehung  r^  +  $a  ="  U-  -^^  diese  Strecken 
BoUen  in  derselben  Richtung  wie  die  Längsachsen  selbst,  auf  denen  sie 
liegen,  positiv  gerechnet  werden. 

Ich  denke  mir  nun  im  Punkte  6ri,  s  die  Massen  m,  und  m,  kon- 
zentriert und  dem  ersten  Körper  hinzugefügt,  femer  für  den  zweiten 
Körper  im  Punkte  Cri^j  die  Masse  m^  imd  im  Punkte  (t2,  s  die  Masse 
^8  konzentriert  und  ihm  hinzugefügt,  und  endlich  im  Punkte  G^^  s  die 
Massen  m^  und  m,  konzentriert  und  dem  dritten  Körper  hinzugefügt. 
Dabei  ist  natürlich  sowohl  Gi^i  als  auch  6r2,8  das  eine  Mal  als  fester 
Punkt  des  einen,  das  andere  Mal  als  fester  Punkt  des  andern  der 
beiden  durch  das   betreffende   Gelenk   verbundenen  Körper  aufgefafst 


432 


Ober  die  redozieiteii  Systeme  und  die  Hauptpunkte  etc. 


Auf  diese  Weise  entstehen  drei  Massensysteme  von  der  (Gesamtmasse 
m^  »  m^  -f  ^  +  ^8  ^^  ganzen  Eörpersystems.  Ich  bezeichne  sie  als 
y^redturierie  Systenuf',  nnd  zwar  im  vorliegenden  Falle  als  erstes^  zweites 
oder  drittes  redoziertes  System,  je  nachdem  es  sich  dabei  um  den 
durch  die  beiden  anderen  Massen  belasteten  ersten,  zweiten  oder  dritten 
Körper  des  gegebenen  Systems  handelt  Es  lälst  sich  nun  oline 
weiteres  einsehen,  dals  der  Schwerpunkt  eines  jeden  der  drei  reduzierten 
Systeme  einen  unveränderlichen  Punkt  des  zu  Grunde  gelegten  Körpers 
darstellt,  der  unter  den  getroffenen  Voraussetzungen  über  die  gegen- 
seitige Lage  der  Gelenkmittelpunkte  der  drei  Körper  auf  der  Langs- 
achse des  betreffenden  Körpers  liegt.  Diese  Schwerpunkte  der  drei 
reduzierten  Systeme  nenne  ich  die  y^Hauptpunkt^^  der  drei  Körper;  sie 
mögen  durch  JET^,  JS,,  H^  bezeichnet  sein. 

In   der   folgenden   Figur  2   sind   die   drei   Hauptpunkte  auf  den 
Längsachsen  eingezeichnet  worden.     Die  genaue  Lage  derselben  richtet 

Fig.  j. 


sich  natürlich  nach  dem  Gröfsenverhältnis  der  drei  Massen  und  der  Lage 
der  Schwerpunkte  /S^,  Sg,  8^,    Führt  man  folgende  Bezeichnungen  ein: 


^8-^» 


's; 


Von  0.  FisoHBB.  433 

wobei  wieder  die  einzelnen  Sirecken  in  derselben  Richtung  wie  die 
Längsaclifien  selbst  positiv  gerechnet  werden  sollen,  so  folgen  aus  der 
Bedeutung  der  Hauptpunkte  als  Schwerpunkte  der  drei  reduzierten 
Systeme  bei  der  in  Figur  2  angenommenen  Lage  von  H^  ohne  weiteres 
zwischen  diesen  Gröfsen  die  Relationen: 

—  m^e^  +  (wg  +  w,)^!  =  0 

(1)  —  mjCj  —  WjCj  +  w^d^  =  0 

—  (mi  +  Wg)  c,  +  WjC,  =  0. 

Die  Strecken  d^^  c^,  d^  und  c^,  durch  welche  die  Lage  der  drei 
Hauptpunkte  zu  den  beiden  Oelenkmittelpunkten  bestimmt  wird,  sollen 
kurz  ab  Hauptstrecken  bezeichnet  sein.  Die  Gröfse  derselben  gewiont 
man  mit  Hülfe  der  leicht  abzuleitenden  Relationen: 

(2)  WoCj  ^m^r^  +  m^l^ 

m^d^  =  mj^  +  WjS, 

Für  die  Entfernung  der  Hauptpimkte  von  den  zugehörigen  Einzel- 
schwerpunkten hat  man  endlich  noch  die  Relationen: 

(3)  m^e^  =  —  Wi  rj  +  ^,5, 

Wo^s  =  (%  +  ^2)^8  • 

Aus  allen  Relationen  geht  übereinstimmend  hervor;  dafs  die  Lage 
des  Hauptpunktes  eines  Gliedes  nicht  von  den  absoluten  Gröisen  der 
Massen  der  drei  Glieder  des  GelenkmechanismuS;  sondern  nur  von 
deren  VerhÖtnissen  abhängt. 

Die  Hauptpunkte  der  Glieder  eines  Gelenkmechanismus  spielen 
nun,  wie  wir  sehen  werden,  für  die  Kinetik  desselben  eine  ähnliche 
Rolle,  wie  der  Schwerpunkt  bei  einem  einzigen  starren  Körper. 

Es  wird  sich  weiterhin  zeigen,  dafs  auch  die  Trägheitsmomente 
der  reduzierten  Systeme  in  Bezug  auf  ihre  Schwerpunktsachsen,  d.  h. 
also  die  durch  den  Hauptpunkt  der  einzelnen  Glieder  gehenden  Achsen, 
för  die  Bewegung  des  ganzen  Körpersystems  eine  ähnliche  Bedeutung 
erlangen,  wie  die  Trl^heitsmomente  eines  einzigen  starren  Körpers. 

Bei  den  das  Problem  vereinfachenden  Voraussetzungen  über  die 
Massenverteilung  und  die  Lage  des  Schwerpunktes  in  den  einzelnen 
Qliedem  ergiebt  sich  zunächst,  dafs  die  Längsachse  eines  jeden  Gliedes 
auch  für  das  entsprechende  reduzierte  System  eine  Hauptträgheitsachse 
darstellt,    und    dafs    auch   hier   das   Trogheitsellipsoid   ein   Rotations- 

Ztltfchriit  f.  ICathereatik  Q.  Physik.  47.  Band.  1902.  S.u. 4. Heft.  28 


434  Über  die  reduzierten  Systeme  und  die  Hauptpunkte  etc. 

ellipsoid  mit  der  Längsachse  des  Gliedes  als  Rotationsachse  ist  Da- 
her stellt  auch  die  zu  den  Gelenkachsen  parallele  Hauptpunktsachse 
eine  Hauptträgheitsachse  des  reduzierten  Systems  dar.  Bezeichnet  man 
den  zu  letzterer  gehörenden  Trägheitsradius  für  die  drei  Glieder  be- 
züglich mit  k^f  k^,  k^  und  beachtet^  dafs  jedes  reduzierte  System  die 
Gesamtmasse  niQ  besitzt^  so  ergeben  sich  aus  der  Zusammensetzung 
der  drei  reduzierten  Systeme  folgende  Werte  der  entsprechenden  Träg- 
heitsmomente: 

(4)  Wo*^  =  m^{xl  +  4)  +  ^1^  +  ^9^ 

2.  Zusammenhang  der  Hauptpunkte  mit  dem 

Gesamtschwerpunki 

Zieht  man  von  einem  beliebigen  Punkte  0  aus  die  YerbindungB- 
Vektoren  nach  den  drei  Einzelschwerpunkten  Sk  und  dem  Gtesamtr 
Schwerpunkt  Sq,  so  findet  bekanntlich  die  Yon  Leibniz  herstammende 
Relation  statt 


[OSo^'-^^m.WS.l 


wobei  die  eckige  Klammer  die  Strecken  als  Vektoren  kennzeichnen, 
und  daher  das  Summenzeichen  die  geometrische  Addition  andeuten  soll. 
Läfst  man  nun  den  Punkt  0  der  Reihe  nach  mit  H^,  \B^  und  H^  zu- 
sammenfallen  und   ersetzt  dabei  im  ersten  Falle  die  Strecken  \S^S^ 

und  [jB^S,]  durch  die  Yektorsummen  d^  +  r^  und  öE^  +  ^  +  ^j»  i^i 
zweiten  Falle  [jB^SJ  und  [H^S^  durch  die  Yektorsummen  —\—\ 

und  d^  +  r^  und  im  dritten  Falle  \H^8^  und  [-ffjSg]  durch  die  Yektor- 
summen —  Cj  —  ^  —  5i  und  —c^  —  ^ij  wobei  die  nur  durch  einen 
einzigen  Buchstaben  dargestellten  Vektoren  einfach  mit  einem  über 
dem  Buchstaben  befindlichen  Strich  bezeichnet  sind^  so  erhalt  man 
unter  Berücksichtigung  der  Relationen  (1)  und  (2)  die  einfachen 
Formein: 

(5)  [Si^o]  =  Ca  +  c«;    [SjiSo]  = -^  +  c,    und    [^3^0]  =  -^-^- 

Es  gilt  also  der 

Satz:  Man  gelangt  stets  bu  dem  Gesamtsdmerpunkte  Sq  des  KSrpef" 
Systems,  wenn  man  von  irgend  einem  HoMptpankte  H^  der  drei  Körp^ 
am  die  geometrische  Summe  der  m  den  beiden  anderen  Körpern  gdämr 
den  Hauptstrecken  bildet,  welche  innerhalb  des  gebrochenen  lAnieius^ 


Von   0.  FxBCHEB. 


435 


der  drei  Längsachsen  dem  jten  Körper  am  nädisten  liegen,  und  dabei 
diese  Hauptstrecken  in  einer  t)on  Hj  abgewendeten  Richtung  verwendet 
Führt  man  die  hierdurch  gegebene  Eonstmktion  des  Gesamt- 
Schwerpunktes  auf  verschiedene  Weise  aus,  wie  es  in  Fig.  3  geschehen 
ist,  so  erkennt  man  auch  leicht  die  Möglichkeit,  sich  auf  automatischem 
Wege  die  Lage  des  Gesamtschwerpunktes  für  jede  Stellung  der  drei 
Körper  zu  einander  abzuleiten.  Man  braucht  nur  die  in  Figur  3  ein- 
gezeichneten sechs  Hauptstrecken ;  welche  von  den  Hauptpunkten  aus 
zu  Sq  hinführen,  als  starre  Stabe  ausgeführt  zu  denken,  die  zum  Teil 
in    den  Hauptpunkten,   zum  Teil   in  den  Punkten  J7i,  s;  S^^z  ^^d  Sq 

Fig.  8. 


durch  Ghamiergelenke  mit  den  drei  Körpern,  bezüglich  untereinander 
gelenkig  verbunden  sind,  und  der  Mechanismus  für  die  automatische 
Einstellung  des  Gesamtschwerpunktes  ist  fertig.  Natürlich  müssen 
dabei  die  Achsen  der  verschiedenen  Ghamiergelenke  zu  den  Achsen 
der  beiden,  die  drei  Körper  untereinander  verbindenden  Gelenke  parallel 
gerichtet  sein. 

Hätte  man  ein  System  von  nur  zwei  Körpern,  die  durch  ein  Ge- 
lenk mit  dem  Mittelpunkt  O  verbunden  sind,  so  würde  sich  die  Kon- 
struktion des  Gesamtschwerpunktes  mit  Hülfe  der  Hauptpunkte  noch 
ein£EU5her  stellen.  Unter  den  Hauptpunkten  der  beiden  Körper  sind 
dabei  wieder  die  Schwerpunkte  der  beiden  reduzierten  Systeme  zu  ver- 
stehen, welche  man  dadurch  erhalt,  dafs  man  jedem  der  beiden  Körper 

die  im   Gelenkmittelpunkt   G    konzentriert    angenonmiene   Masse    des 

28* 


436  Über  die  reduzierten  Systeme  und  die  Hauptpunkte  etc. 

anderen  Körpers  hinzngefägt  denkt.  Daraus  geht  aber  hervor,  dab  der 
Hauptpunkt  H^  die  Strecke  S^  G  auf  der  Längsachse  des  ersten  EörpeiB 
(vgl.  Figur  4);  und  der  Hauptpunkt  H^  die  Strecke  GS^  auf  der 
Längsachse  des  zweiten  Körpers  im  gleichen  Verhältnis,  nämUch  im  Ver- 
hältnis der  beiden  Massen  m,  und  m^  teilt. 

Da  nun  auch  der  Gtesamtschwerpunkt  8^  des  Systems  der  zwei 
Körper  die  Verbindungsstrecke  S^S^  der  beiden  Einzehschwerpunkte  in  dem- 
selben Verhältnis  teilt,  so  ist  aus  Figur  4  ohne  weiteres  zu  erkennen,  dab 
die  vier  Punkte  £>o,  H^  G  und  H^  die  Ecken  eines  ParallelogrammB  dar- 
stellen.    Bezeichnet  man    wieder    die   Hauptstrecke  H^G  mit  d^  und 

Fig.i. 


die  Hauptstrecke  GH^  mit  c^  und  rechnet  dieselben  in  der  Ricktnng; 
in  welcher  sie  von  8^  über  G  nach  8^  durchlaufen  werden,  positiy,  so 
ist  denmach 

(6)  VS^S^^^+c^    lind     [fl,So]--rfi. 

Es  gilt  also  fiir  das  zweigliedrige  System  der 

Satz:  Man  gelangt  zu  dem  Gesamtschwerpunkt  8q  des  Systems 
zweier  Körper ^  wenn* man  von  einem  der  beiden  Sduptpunkte  aus  die 
zum  anderen  Körper  gehörende  Hauptstrecke  in  der  van  ihm  abgewendek» 
Richtung  abträgt. 

Mit  Hülfe  dieses  Satzes  über  das  System  zweier  Körper  kann 
man  sich  nun  leicht  Bechenschaft  über  die  Bedeutung  der  beim  drei- 
gliedrigen System  in  Figur  3  mit  fli,  %  und  H%^  3  bezeichneten  Kreu- 
zungspunkte je  dreier  Hauptstrecken  geben. 

Denkt  man  sich  nämlich  beim  dreigliedrigen  System  einmal  die 
beiden  ersten   Körper    gegen   einander  festgestellt,   so    hat  man  nur 


Von   0.  FiBCREB.  437 

ein  Gelenksystem  von  zwei  Körpern  mit  den  Massen  (m^  +  m,)  und 
Hl,  vor  sich.  Die  Hauptpunkte  H^  und  H^  verlieren  dann  ihre  Be- 
deutung^ und  an  ihre  Stelle  tritt  ein  einziger  Hauptpunkt  des  aus 
den  Wden  ersten  Körpern  zusammengeaetzten  starren  Systems.  Dieser 
Hauptpunkt  ist  nun  gerade  der  in  Figur  3  mit  ^i,  t  bezeichnete 
Punkt.  Davon  kann  man  sich  leicht  auf  folgende  Weise  überzeugen. 
Zunächst  ist  ersichtlich,  dafs  ^3  nach  wie  vor  seine  Bedeutung 
als  Hauptpunkt  eines  der  beiden  Körper  des  nunmehr  zweigliedrigen 
Systems  beibehält;  denn  seine  Lage  hing  ja  auch  beim  dreigliedrigen 
System  nur  von  der  Gesamtmasse  m^  +  m,  der  beiden  anderen  Körper, 
nicht  aber  von  der  gegenseitigen  Stellung  derselben  ab.  Da  femer 
Gs,  3  der  Mittelpunkt  des  einzigen  Yerbindungsgelenks  darstellt,  so 
stellt  auch  c^  die  eine  der  beiden  Hauptstrecken  dar.  Der  Hauptpunkt 
des  aus  den  ersten  beiden  Körpern  zusammengesetzten  starren  Systems 
mufs  daher  nach  dem  obigen  Satze  über  das  zweigliedrige  System  mit 
dem  Endpunkt  des  vom  Gesamtschwerpunkt  8^  aus  in  umgekehrter 
Richtung  abgetragenen  Vektors  Cg,  d.  h.  also  mit  dem  Punkte  H\^  % 
zusanunenfEkUen.  Gleichzeitig  folgt  hieraus,  dafs  die  zum  ersten  der 
beiden  Glieder  gehörende  Hauptstrecke  mit  der  Yerbindungsstrecke 
^1,  s^s,  s  identisch  ist,  und  dafs  deren  Verlängerung  durch  den  Gesamt- 
schwerpunkt 5i,  s  des  ersten  und  zweiten  Körpers  hindurchgeht,  wobei 

Ä,  tSi,  s  :  Ä,  sog,  8  =  m, :  (mj  +  m,). 

In  der  That  stellt  sich  auch  heraus,  dab  die  Strecke  \H^S^  gleich  der 
Strecke  [Gs,  s  ^1,  s]  ist,  wie  es  nach  dem  obigen  Satze  der  Fall  sein  mufs. 

So  lange  die  beiden  ersten  der  drei  Körper  gegeneinander  fest- 
gestellt sind,  ist  auch  Hi^  %  ein  fester  Punkt  in  diesem  starren  System. 
Wenn  dagegen  den  beiden  ersten  Körpern  wieder  Beweglichkeit  gegen 
einander  verliehen  wird,  so  ändert  der  Punkt  Ht^  2  bei  der  Bewegung 
im  ersten  Zwischengelenk  {Gi^  %)  fortwährend  seine  Lage  relativ  zu 
den  beiden  Körpern,  wie  ja  auch  der  gemeinsame  Schwerpunkt  5i, , 
dieser  beiden  Körper  nicht  festliegt.  Auch  in  dem  Falle  freier  Beweg- 
lichkeit soll  für  den  Punkt  ^1,  %  die  Bezeichnung  als  f^Hauptpunkt  des 
Systems  der  beiden  ersten  Körpe/'  beibehalten  werden. 

Man  erkennt  nun  ohne  weiteres,  dais  der  in  Figur  3  mit  H^^  3 
bezeichnete  Punkt  den  in  seiner  Lage  veränderlichen  Hauptpimkt  des 
aus  dem  zweiten  und  dritten  Körper  bestehenden  Gelenksystems  dar- 
stellt Die  zugehörige  veränderliche  Hauptstrecke  ist  (71,  $  Ht^  s;  auf 
ihrer  Verlängerung  liegt  der  veränderliche  Gesamtschwerpunkt  8%^  s  des 
zweiten  und  dritten  Körpers,  und  zwar  so,  dafs 

Gl,  2  -ffj,  8  •  Ä,  8  &,  8  =  (wi,  -f-  mj)  :  m^. 


438  fiber  die  reduzierten  Sjaleme  imd  die  Hanptpunkt«  etc. 

Die  beiden  veränderlichen  Syatemliauptp unkte  Si_  %  und  Ht,  > 
lassen  sicli  für  jede  tielenkstellung  leicht  mit  Hülfe  der  Hauptponkt« 
und  Hauptstrecken  der  drei  Körper  bestimmen.  Um  zu  fli,  •  zu  ge- 
langen, braucht  man  nur  entweder  von  iJ,  aus  den  Vektor  -f  Cj  oder 
von  Sf  aus  den  Vektor  —  rf,  zu  ziehen.  In  entsprechender  Weise 
stellt  sich  Hs,  s  als  Endpunkt  des  von  H^  aus  gezogenen  Vektors  +  c^ 
oder  des  von  H^  aus  gezogenen  Vektors  —  rfj  dar.  Mau  gewinnt  also 
den  veränderlichen  Hauptpimlct  eines  Systems  zweier  durch  ein  Gelenk 
verbundenen  Körper  auf  ganz  entsprechende  Weise  wie  den  Gesamt- 
Bchwerpunkt  dieses  zweigliedrigen  Systems.  Man  hat  dabei  nur  nicht 
anXser  Acht  zu  lassen,  dafa  die  dem  System  der  drei  Körper  angehören- 
den Hauptpunkte  H,  und  H^  natürlich  nicht  mit  den  Hauptpunkten 
zusammenfallen,  welche  man  für  die  beiden  ersten  Körper  erhält,  wenn 
man  den  dritten  Körper  ganz  vom  System  abgelöst  denkt.  Die  letzteren 
sind  es  aber,  welche  der  Konstruktion  des  Gesamtschwerpunktes  5i.  i 
der  beiden  ersten  Körper  zu  Grunde  gelegt  werden  müssen.  Ebenso 
wenig  darf  man  bei  der  Konstruktion  des  Gesaintschwerpunktes  Sj,  i 
des  zweiten  und  dritten  Körpers  von  den  dem  System  der  drei  Körper 
angehörenden  Hauptpunkten  H,  und  /T,  ausgehen,  sondern  von  den 
Hauptpunkten,  die  man  nach  Abtrennen  des  ersten  Körpers  erhält. 
Man  hat  eben  immer  im  Auge  zu  behalten,  dafa  der  Hauptpunkt  eines 
Körpers  nicht  allein  durch  die  Massen  Verteilung  innerhalb  desselben, 
sondern  auch  durch  den  Zusammenhang  dieses  Körpers  mit  allen 
anderen  Körpern  des  Gelenksystems  bestimmt  wird.  Scheidet  ein 
Körper  aus  dem  System  aus,  so  verlieren  die  sämtlichen  Haaptpun3[te 
ihre  Bedeutung  und  sind  durch  andere,  den  abgeänderten  Verbältnisfen 
entsprechende,  zu  ersetzen. 

3.  Bestimmung  der  Bewegung  des  Geaamtscbwerpunktes  mit 
Htilfe  der  Hauptpunkte  und  Hauptstrecken. 
Der  enge  Zusammenhang  zwischen  dem  Gesamtschwerpunkt  und 
den  Hauptpunkten  ermöglicht  nun  eine  sehr  einfache  Ableitung  sowohl 
der  Bahnkurve,  als  auch  der  Geschwindigkeiten  und  BeschleunigUDgen 
des  Gesamtschwerpunttes,  Die  Bewegung  des  letzteren  kann  nach  den 
Erörterungen  des  vorigen  Abschnittes  (vgl.  Figur  3)  z.  B.  aufgeiafsl 
werden  als  die  Resultante,  aus  der  Bewegung  des  Hauptpunktes  ff,, 
der  Bewegung  des  System  hauptpunktes  H,,  g  relativ  zu  ff,  und  der 
Bewegung  des  Gesamtschwerpunktes  Sg  relativ  zu  i/j,  s-  Natürhch 
könnte  man  auch  von  der  Bewegimg  des  zweiten  oder  dritten  Haupt 
punktes  ausgeben  und  würde  dann  zu  ganz  entsprechenden  Ergebniaseu 


Von   0.  FiBCHEB.  439 

gelangen.  Die  Bewegung  von  Hi^  s  relativ  zu  H^  findet  auf  einem 
Kreise  mit  dem  Radius  c^y  und  die  Bewegung  von  S^  relativ  zu  ^i,  2 
auf  einem  Kreise  mit  dem  Radius  c^  statt.  Dabei  besitzt  Hi^  %  relativ 
zu  J3^  dieselbe  Winkelgeschwind^keit  und  Winkelbeschleunigung,  mit 
der  die  Längsachse  des  zweiten  Körpers  im  Räume  ihre  Richtung 
ändert.  Desgleichen  dreht  sich  8^  und  ^1,  %  mit  der  gleichen  Winkel- 
geschwindigkeit und  Winkelbeschleunigungy  mit  welcher  die  Längsachse 
des  dritten  Körpers  im  Räume  ihre  Richtung  verändert.  Dies  eigiebt 
sich  einfach  aus  dem  Umstände^  dafs  während  irgend  einer  Bewegung 
des  Körpersystems  stets  H^  Ht,  2  ||  Gri,  a  S^  ^uid  Hi^  s  Sq  ||  G%^  $  H^  (vgl. 
Figur  3)  bleiben  muTs. 

Macht  man  nun  noch  die  bei  Problemen  der  Technik  vielfach  ver- 
wirklichte Annahme,  dais  ein  Punkt  0  der  Längsachse  des  ersten 
Körpers  festbleibt,  und  also  der  erste  Körper  nur  Drehungen  um  eine 
za  den  übrigen  beiden  Gelenkachsen  parallele  Achse  durch  0  auszufahren 
vermag,  so  ist  auch  der  Hauptpunkt  H^  auf  einen  Kreis  um  0  ge- 
zwungen. 

Die  auf  der  Längsachse  des  ersten  Körpers  liegende  Strecke  [0^^] 
sei  kurz  durch  \  bezeichnet  und  ebenfalls  eine  Hauptstrecke  des 
ersten  Körpers  genannt.  Dann  hat  man  zunächt  f[b-  den  veränder- 
lichen Vektor  Cq  zwischen  0  und  dem  6esamtschwerpnnkt  S^ 


(7)  c-  =2^». 


Femer  ergeben  sich  ohne  weiteres  fär  die  Geschwindigkeit  v^  und 
die  Beschleunigung  h^  des  Gesamtschwerpunktes  die  Formeln 

s 

(8)  \  ^^c^h 

1 

und 


(9)  &o  -=^* [ph (fh '  +  CikV*'] , 

1 

unter  g>k  nnd  g>h  die  Winkelgeschwindigkeit  und  Winkelbeschleunigung 
der  Drehung  des  hten  Körpers  verstanden.    Dabei  ist  zu  beachten,  dafs 

jede  lineare  Geschwindigkeit  Ca^a  ebenso  wie  jede  Tangentialbeschleu- 
nigung Ckq>h  senkrecht  zu  Ck,  dagegen  jede  Normalbeschleunigung  Chq>h* 
entgegengesetzt  wie  diese  Hauptstrecke  gerichtet  ist. 

Es  möge  nun  0  zum  Anfangspunkt  eines  rechtwinkligen  Koordi- 
natensystems {XY)  innerhalb  der   im  Räume   festen  Ebene   der  drei 


440 


Über  die  reduzierten  Systeme  und  die  Hauptpunkte  etc. 


Schwerpunkte  gewählt  werden  (vgl.  Flg.  5).  Die  positiye  X-Achse  boU 
dabei  die  Richtung  besitzen^  von  der  aus  die  Winkel  <pk  gemessen 
werden.    Dann  hat  man  ftlr  die  Koordinaten  Xq,  y^  des  ßesamtsdiwer- 


^T-Axe 


Fig.  5. 


^tJ-Axt 


Punktes  Sq  und  die  in  die  Richtung  der  Achsen  fallenden  Oeschwindig- 
keits-  und  Beschleunigungskomponenten  x'^j  y^  und  x'^y  y^  desselben 


die  Werte 


(70 


(80 


(90 


9 

Xq  =     ^h  Ch  cos  fpk 


Vo  =     ^*  Ch  sin  9a 
1 

8 

x'q  =  — ^*  Ch  sin  9*  •  yi 

1 
s 

yo  =      ^CaCOs  q>H    fpi 
i 
5 

Xq  =  —^^  [^Ä  ^^^  Vh '  9a*  +  Ch  sin  y*  •  9*] 
1 
s 

y'o  =  ■~^* L^A  sin  q)H '  v'h^  —  Ch  cos  9*  •  ipi]. 
1 


Von  0.  FiscHEE.  441 

Mit  Hülfe  des  Ausdruckes  (9)  fQr  die  Beschleunigung  von  Sq  läTst 
sich  nun  in  verhältnismäfsig  einfacher  Weise  der  resultierende  Druck  D 
zur  Darstellung  bringen,  welcher  ausschliefslich  infolge  der  Massen- 
bewegung der  drei  Körper  des  Systems  auf  die  Achse  in  0,  bezüglich 
auf  das  Fundament^  mit  welchem  das  System  in  0  drehbar  verbunden 
ist,  ausgeübt  wird.  Dieser  „totale  Massendnickf',  wie  man  ihn  in  der 
Technik  nennt,  wird  durch  das  Produkt  aus  der  Gesamtmasse  m^  des 
Systems  in  die  Beschleunigung  b^  des  Gesamtschwerpunktes  gemessen 
und  besitzt  eine  dieser  Beschleunigung  entgegengesetzte  Richtung. 
Man  hat  daher  für  denselben 

8 

(10)  D  =  —  m^bQ  =  -  Wq^  [Ck^h*  +  Ck(fh] 

1 

und  für  seine  Komponenten  X,  F  in  der  Richtung  der  Koordinaten- 
achsen 

8 

^  =  ^o!^  [ca  cos  5Pa  •  ffk^  +  Ck  sin  ^k  -  9*1 

(loo 

r=  w^  JV  [ca  sin  q>H  '  9a*  —  Ck  cos  (pk  •  9>*]. 


1 


Es  ist  bemerkenswert,  dafs  in  diesen  Ausdrücken  die  Einzel- 
massen ntk  gar  nicht  aufbreten^  sondern  nur  die  Gesamtmasse  m^.  Der 
Einfluffl,  welchen  die  Einzelmassen  auf  die  Gröfse  des  Massendruckes 
ausüben,  kommt  ausschliefslich  in  der  Gröfse  der  Hauptstrecken  Ck  zur 
Geltung. 

4.   Der   resultierende   Massendruck   am  Schubkurbelgetriebe. 

Die  in  der  Technik  verwendeten  ebenen  dreigliedrigen  Gelenk- 
mechanismen unterscheiden  sich  von  dem  bisher  in  Betracht  gezogenen 
System  von  drei  Körpern  im  wesentlichen  nur  dadurch,  dafs  ihre  Be- 
wegungsfreiheit auf  einen  Grad  beschrankt  ist.  Die  Stellung  des 
Systems  mufs  daher  schon  durch  eine  einzige  Koordinate  eindeutig 
bestimmt  werden  können.  Im  übrigen  lassen  sich  aber  die  bisher 
erhaltenen  Resultate  ohne  weiteres  auf  jeden  derartigen  speziellen 
Mechanismus  anwenden. 

Als  Beispiel  möge  das  Schuhkurbelgehriebe  in  Betracht  gezogen 
werden,  da  über  die  Kinetik  desselben  sehr  eingehende  Arbeiten*)  vor- 
Uegen,  und  man  daher  besser  in  der  Lage  ist,  sich  über  die  Bedeutung 

1)  Man  vergl.  insbesondere  H.  Lorenz,  Dynamik  der  Kurbelgetriebe.  Zeit- 
schrift fär  Mathematik  und  Physik,  44.  Band,  1899  and  46.  Band  1900. 


442  Über  die  reduzierten  Systeme  und  die  Hauptpunkte  etc. 

der  Hauptpunkte  und  Hauptstrecken  für  derartige  Untersuchungen  ein 
Urteü  zu  bilden. 

Figur  6  stelle  ein  Schema  dieses  Schubkurbelgetriebes  dar.  Der 
erste  der  drei  Körper  des  Gelenkmechanismus  wird  hier  durch  das  ans 
Schwungrad,  Welle,  Kurbel  und  Kurbelzapfen  bestehende  starre  System 
gebildet.  Wenn  nun  auch  die  Berücksichtigung  der  Massen  des 
Schwungrades  und  der  Welle  die  Untersuchung  in  keiner  Weise  kom- 
plizieren würde,  so  sollen  dieselben  doch  zunächst,  wie  bei  R  Lorenz, 
aufser  Betracht  bleiben,  da  sie  auf  den  resultierenden  Massendruck 
keinen  Einflufs  ausüben.  Es  wird  sich  später  zeigen,  inwieweit  die 
Formeln  sich  ändern,  wenn  man  dem  ersten  Körper  die  Massen  des 

Fig.  6. 
k-fT'Axe 


Schwungrades  und  der  Welle  hinzufügt.  Vorläufig  soll  also  unter  %^ 
nur  die  Masse  der  Kurbel  mit  dem  Kurbelzapfen  verstanden  sein.  Der 
zweite  Körper  des  dreigliedrigen  Gelenksystems  wird  durch  die  so- 
genannte Schubstange,  und  der  dritte  durch  das  aus  Ej*euzkopf,  Kolben- 
stange und  Kolben  bestehende  Gleitstück  gebüdet. 

Der  Drehpunkt  0  der  Kurbel  liege  in  der  Verlängerung  der  Gleit- 
bahn und  die  letztere  stelle  die  X-Achse  des  Koordinatensystems  dar. 
Dann  nimmt  in  diesem  speziellen  Falle  des  Schubkurbelgetriebes  der 
früher  mit  93  bezeichnete  Winkel  den  Wert  Null  an.  Zwischen  fi 
und  9,  (vgl.  Fig.  6)  besteht  dagegen  die  Beziehung 

sin  qpi :  —  sin  9^t  ="  2| :  2^, 

wo  unter  \  die  zwischen  den  Gelenkpunkten   0  und  G\^%  gemessene 


Von  0.  FiscHEB.  443 

Länge  der  Kurbel  und  unter  l^,  wie  früher,  der  Abstand  der  beiden 
ßelenkmittelpunkte  (ri,  s  niid  0%^$  verstanden  werden  soll.  Nimmt 
man  qp^  als  Koordinate  für  die  Stellung  des  ganzen  Mechanismus,  so 
hat  man  also  in  den  bisher  aufgestellten  Formeln  zu  setzen 


(11)  sin  9?j  =  —  ^  sin  ^pj    und    cos  ?P  1^1  —  w  sin*  qpj, 

wozn  noch  konmit 

(11 ')  sin  9>s  =  0    und     cos  9?,  =  1. 

Unter  dem  Hauptpunkt  H^  der  Kurbel  hat  man  im  Falle  der 
Nichtberücksichtigung  der  Massen  von  Schwungrad  und  Welle  den 
Schwerpunkt  des  Massensystems  zu  verstehen,  welches  man  dadurch 
erhält,  dafs  man  die  Massen  m^  der  Schubstange  und  m^  des  Gleit- 
stücks im  Punkt  Gi^%  der  Kurbel  hinzugefügt  denkt.  Die  zwischen 
0  nnd  H^  sich  hinziehende  Hauptstrecke  der  Kurbel  sei,  wie  früher, 
mit  c^  bezeichnet.  Den  Hauptpunkt  H^  der  Schuhstange  erhält  man 
als  Schwerpunkt  des  aus  der  Schubstange  durch  Hinzuffigen  der 
Masse  m^  von  Kurbel  und  Kurbelzapfen  im  Punkte  Gi^%  und  der 
Masse  m,  des  Gleitstücks  im  Punkte  0%^  s  entstehenden  Massensjstems. 
Die  Hauptstrecke  [ßi^  %  Hi\  sei  wieder  durch  ^  bezeichnet.  Endlich 
erhält  man  den  Ha/uptpunkt  H^  des  Gleitstücks,  indem  man  in  (?s,  s  die 
Massen  m^  und  m,  dem  Gleitstück  hinzugefügt  denkt  tmd  von  diesem 
fingierten  Massensystem  den  Schwerpunkt  aufsucht.  Die  Haupt- 
strecke [G^  s  ^3]  des  Gleitstücks  sei  ^. 

Die  geometrische  Addition  der  drei  Hauptstrecken  q,  c^  und  c, 
von  0  aus  führt  sofort  zu  dem  Gesamtschwerpunkt  Sq  des  Schub- 
kurbelgetriebes (mit  Ausnahme  von  Schwimgrad  und  Welle).  Soweit 
sind  die  Verhältnisse  wie  beim  allgemeinen  Gelenksystem  von  drei 
Körpern.  Geht  man  nun  aber  zu  den  Koordinaten  Xq  und  y^  des 
Gesamtschwerpunktes  über,  so  stellen  sich  doch  wesentliche  Yerein- 
ÜAchungen  gegenüber  dem  allgemeinen  Falle  ein.  Verlängert  man 
nämlich  die  zur  X- Achse  parallele  Verbindungsstrecke  jSq^i,  a  über 
jBTi,  s  hinaus  bis  zum  Schnittpunkt  Ji  mit  0  Gi^  2  (^gl-  Fig*  6),  so  läTst 
sich  leicht  einsehen,  dafs  dieser  Punkt  J^  infolge  der  Ähnlichkeit  der 
Dreiecke  JiHiHi^^  und  OGi^%G%^^  eine  feste  Lage  auf  der  Längsachse 

der  Kurbel  besitzt.     Sein  Abstand  von  H^  ist  ~  c,,  und  daher  der  von 
0  gleich  ^  —  f-  C|;  der  letztere  möge  kurz  durch  i^  bezeichnet  sein« 

Der  Punkt  J^  besitzt  nun  stets  dieselbe  Ordinate,  und  infolgedessen 
auch  dieselben  ^-Komponenten  der  Geschwindigkeit  und  Beschleunigung 


444  t)l>er  die  reduzierten  Sjateme  und  die  Hauptpunkte  etc. 

wie  der  Gesamtschwerpunkt  S^,    Es  ei^ebt  sich  daher  ohne  weiteres 
für  die  letzteren 

yo  =  h  sin  Vi 

yi'  =  —  *i  sin  9)1  •  9i*  +  ij  cos  y^  •  9^' . 

Infolgedessen  erhält  man  für  die  Komponente  des  totalen  Massen- 
dmcks  in  der  Richtung  der  positiven  F- Achse  den  Wert: 

(13)  F=  m^i^  [sin  (p^  •  ^p^'  —  cos  y^  •  ^p^'] 

wobei  ij  =  Cj  —  y^  c^  ist,  und  q>[  die  Winkelgeschwindigkeit^  dagegen 

9J'  die  Winkelbeschleunigung  darstellt,  mit  denen  sich  die  Kurbel  am 
0  dreht. 

In  der  Richtung  der  X-Achse  gestalten  sich  die  Verhältnisse  zwar 
nicht  ganz  so  einfach  wie  in  der  F- Richtung,  aber  doch  auch  wesent- 
lich einfacher  als  beim  allgemeinen  dreigliedrigen  Gelenksystem.  Da  r, 
bei  allen  Bewegungen  der  X-Achse  parallel  bleibt,  so  muTs  der 
Hauptpunkt  Hi^  t  der  ersten  beiden  Körper  in  jeder  Beziehung  genau 
die  gleiche  Bewegung  ausführen  wie  der  Gesamtschwerpunkt  S^  Die 
Bahnkurve  des  letzteren  ist  nur  um  den  Vektor  c^  gegen  die  Ton 
JETi,  8  verschoben.  Dagegen  sind  die  Geschwindigkeiten  und  Beschleuni- 
gung f&r  den  ganzen  Ablauf  der  Bewegung  bei  beiden  Punkten  gleich. 
Man  kann  daher  der  Bestimmung  der  X- Komponente  des  totalen 
Massendrucks  den  Punkt  Hi^  s  zu  Grunde  l^en.  Führt  man  im  Inter- 
esse der  Einfachheit  der  Darstellung  zunächst  noch  den  von  tp^  ab- 
hängigen Winkel  9|,  sowie  auch  die  Winkelgeschwindigkeit  tp'^  und 
die  Winkelbeschleunigung  (p'^  in  die  Formeln  ein,  so  erhält  man  für 
den  Gesamtschwerpunkt  Sq 

Xq  =      Ci  cos  qpi  +  Cj  cos  <p^  -f  c^ 

(14)  Xq  =  -  q  sin  fpi  -  q>[   —  c,  sin  qp,  •  g?, 

Xq  =  —  Cj  cos g?i  •  9j'  —  c,  cos (p^  •  qp,*  —  c^ sin qp^ -fp^  —  Cj  sin %'(f] 

tmd  daraus  fUr  den  totalen  Massendruck  in  der  Richtung  der  positiTen 
X-Achse 

X  =  m^Ci  (cos  (p^ '  9j'  -f  sin  qpi  •  fp'[)  +  m^c,  (cos  9>,  •  9/  +  sin  ^g  •  9J) 


Hierbei   sind  nun   noch   der   Winkel    q>^   und   seine   Aoleii 
vermöge  der  Relation  2,  sin  9>|  »  —  {^  sin  tp^  durch  den  Winkel  ipy  he- 
zügHch  dessen  Ableitungen,  auszudrücken. 


Von  0.  FiscHBE.  445 

Durch  wiederholte  Differentiation  dieser  Relation  und  g^ignete 
Zusammenfassung  erhält  man  schliefslich  als  Wert  der  X- Komponente 
des  totalen  Massendrucks  beim  Schubkurbelgetriebe: 

X  =  WojciCOS9?i+Ci^(^l --^8in>9>ij  .  (cos2yi+-^8in>ij jg?;- 
(15)  '  '  ^3. 

+  Wo[cisin9i+c,^(l~-^sin>9^ij  .  sin29^i}9';. 

Nach  Angabe  von  H.  Lorenz^)  besitzt  bei  den  in  der  Praxis  Tor- 
kommenden  Getrieben  das  Verhältnis  2^ :  7,  in  der  Regel  einen  so 
kleinen  Wert^  dafs  die  höheren  Potenzen  dieses  Verhältnisses  nur  einen 
sehr  geringen  Einflufs  auf  die  Gröfse  des  Massendrucks  ausüben.  Denkt 
man  sich  daher  in  dem  Ausdruck  für  die  X- Komponente  des  totalen 
Massendrucks  die  beiden  Potenzen  mit  gebrochenen  Exponenten  nach 
dem  Vorgange  von  H.  Lorenz  in  Reihen  entwickelt^  die  angedeuteten 

Multiplikationen  ausgeführt,  darauf  nach  Potenzen  von  -f-  geordnet,  und 

schlie&lich   alle   Glieder,   welche    eine   höhere   als   die   zweite   Potenz 
dieses  Verhältnisses  enthalten,  vernachlässigt,  so  erhält  man  die  An^ 
näherungsformel 

Dieser  steht  zur  Seite  die  absolut  genaue  Formel  für  die  Y- Kom- 
ponente des  totalen  Massendrucks 

(130  ^="  »»0  (^  —  r  ^)  (sin  9>i  •  9>i*  —  cos  9?i  •  ^l). 

Diese  beiden  Formeln  stimmen  natürlich  mit  den  von  H.  Lorenz 
auf  weniger  einfachem  Wege  gewonnenen  Formeln  (23)  und  (24)  auf 
Seite  9  der  zitierten  Arbeit  genau  überein.  Man  kann  sich  leicht  unter 
Berücksichtigung  der  Bedeutung  der  Hauptpunkte  davon  überzeugen, 
dafs  die  in  der  letzteren  auftretenden  Ausdrücke 


J  [JTs"  +  (ff  +  P)  r],    i[öO-0  +  Pq     "Bd    ^g[Ks"  +  G}s'] 

bezüglich  mit  den  Gröfsen  tn^c^,  m^c^  und  pIq^  identisch  sind. 

Mit  Hülfe  der  Hauptpunkte  kann  man  nun  auch  in  einfacher  und 
vor  allen  Dingen  sehr  anschaulicher  Weise,  ohne  alle  Rechnung,  die 
Bedingungen  für  den  Ausgleich  der  Massendrücke  darstellen. 

1)  a.  a.  0.  Seite  5. 


446  Über  die  reduzierten  Systeme  und  die  Hauptpunkte  etc. 

Der  totale  Massendruck  verschwindet  im  vorliegenden  FaDe  nur 
dann,  wenn  der  Gesamtschwerpunkt  Sq  bei  allen  Bewegungen  des 
Systems  seinen  Ort  im  Räume  beibehält.  Dazu  ist  keineswegs  un- 
bedingt erforderlich,  dafs  Sq  bei  allen  Stellungen  des  Systems  mit  dem 
festen  Drehpunkte  0^  zusammenfällt.  Es  wird  nach  den  obigen  Dar- 
legungen 8q  auch  dann  im  Räume  fest  bleiben,  wenn  der  Hauptpunkt 
JSi,  2  des  Systems  von  Kurbel  und  Schubstange  (vgl.  Fig.  6)  nach  0 
fällt  und  während  des  Ablaufs  der  Bewegung  diesen  Ort  unverändert 
beibehält.  Hierfür  ist  aber  die  notwendige  und  hinreichende  Bedingung 
die,  dufs  der  Hauptptmkt  H^  der  Kurbel  mit  dem  Drdtpunkt  0.  und 
der  Hauptpunkt  H^  der  Schübstange  mit  dem  GdenkmMdpwM  Gi^i 
zusammenfattt,  d.  h.  also  mit  anderen  Worten,  dafs  die  beiden  Haupt- 
strecken c^  und  c,  die  Länge  NuU  besitzen.  Die  Erfällung  dieser 
Bedingung  ist  theoretisch  wohl  möglich,  sie  erfordert  nach  dem  Zu- 
sammenhang der  Hauptpunkte  mit  den  Massen,  Dimensionen  und  der 
Lage  der  Schwerpunkte  der  einzelnen  Glieder  nur,  dafs 

und 

ist,  unter  r^  den  Abstand  des  Schwerpunktes  der  Kurbel  (incl.  Kurbel- 
zapfen) von  0  und  unter  r^  den  Abstand  des  Schwerpunktes  der  Schub- 
stange von  öl,  j  verstanden. 

Die  erste  Bedingung  wird  erfiillt,  wenn  der  Sehwerpunkt  S^  der 
Kurbel  nicht  auf  dem  Kurbelradius  OOi^i  selbst,  sondern  auf  dessen 
Rückwärtsverlängerung   über   0  hinaus,   und  zwar  in  der  Entfemmig 

*  ?i  liegt.   Die  zweite  Bedingungsgleichung  verlangt  dagegen,  dafs 

der  Schwerpunkt  5,  der  Schubstange  nicht  zwischen  Gt,i  und  Gi,i, 
sondern   auf  der   Rückwärtsver^ngerung   der   Längsachse   der  Schub- 

Stange  über  6ri,  2  hinaus,  und  zwar  in  der  Entfernung  —l^  liegt    Um 

diese  Forderung  zu  realisieren,  müfste  sich  also  sowohl  die  Kurbel 
weit  über  0  hinaus  als  auch  die  Schubstange  weit  über  Gi^i  hinaus 
fortsetzen.  Es  müfste  auch  der  grofsere  Teü  der  Masse  der  Kurbel 
einerseits  und  der  Schubstange  andrerseits  auf  diesen,  der  Funktion  der 
beiden  Glieder  des  Mechanismus  nicht  zugute  kommenden,  Fortsätzen 
verteilt  sein.  Sollen  dabei  die  für  die  Energieübertragung  in  erster 
Linie  in  Frage  kommenden  Teile  OGi^i  und  Gi^%Gi^i  von  Kurbel 
und  Schubstange  nicht  an  Festigkeit  einbüfsen,  so  folgt  aus  einer 
derartigen  Massenverteilung,  dafs  sowohl  das  Gewicht  m^g  der  Kurbel 
incl.  Fortsatz  als  auch  das  Gewicht  m^g  der  Schubstange  ind.  Fortsatz 
verhältnismäfsig  grofs  sein  müssen« 


Von  0.  Fischer.  447 

Es  mag  dahingestellt  beiben,  ob  eine  derartige  Umgestaltung  der 
Kurbel  nnd  der  Schubstange  in  der  Praxis  ausführbar  ist,  und  nicht 
etwa  betiachtliche  Nachteile  anderer  Art  für  die  Maschine  im  Gefolge 
hat.  So  viel  geht  aber  aus  den  bisherigen  Erörterungen  hervor^  dafs 
rein  {heoretisch  betrachtet  ein  vollkommener  Ausgleich  des  totalen  Massen- 
drucks schon  hei  einem  einzigen  Schubkurbelbetriebe  sehr  wohl  möglich  ist 
Allerdings  laJGst  sich  die  ToUständige  Ausgleichung  nicht  dadurch  er- 
zielen, dafs  man  nur  der  Kurbel  gegenüber  auf  der  Welle  eine  Masse 
anbringt,  und  dadurch  gewissermafsen  die  Kurbel  über  die  Welle  hinaus 
fortsetzt,  sondern  man  mufs  auch  gleichzeitig  die  Schubstange  über 
den  Knrbelzapfen  hinaus  bedeutend  verlängem  und  durch  betrachtliche 
Massen  beschweren.  Eine  so  starke  einseitige  Belastung  der  Schub- 
stange würde  aber  wohl  aufsergewöhnlich  hohe  Anforderungen  an  die 
Festigkeit  derselben  stellen,  da  es  sich  ja  hier  im  Wesentlichen  um 
hin*  and  hergehende  Bewegungen  der  einzelnen  Massenteilchen,  und 
nicht  blofs  um  fortlaufende  Rotation  handelt. 

Wäre  es  praktisch  durchführbar,  auf  die  beschriebene  Weise  den 
totalen  Massendruck  zum  Verschwinden  zu  bringen,  so  würde  der 
ßesamtschwerpunkt  Sq  bei  der  Bewegung  einen  festen  Ort  auf  der 
Verlängerung  der  Gleitbahn  zwischen  0  und  G%^$  einnehmen.  Seine 
Entfemui^  von  0  wäre  dann  gerade  c^, 

SchlieMich  ist  es  theoretisch  möglich,  wenn  auch  für  die  Praxis 
kaum  Ton  grolsem  Wert^  den  Gesamtschwerpunkt  S^  nach  der  Wellen- 
achse 0  selbst  zu  yerlegen.  Dazu  wäre  nur  nötig,  dafs  der  Schwer- 
punkt S>8  des  Gleitstücks  im  Mittelpunkt  G^^z  des  Kreuzkopfzapfens 
liegt,  eine  Forderung,  welche  durch  VerULngerung  der  Kolbenstange 
über  den  Kreuzkop&apfen  hinaus  und  Anbringung  neuer  Massen  auf 
dieser  Verlängerung  yerwirklicht  werden  könnte.  Dann  würde  auch  der 
Hauptpunkt  H^  des  Gleitstücks  nach  (rs,  s  fallen,  und  die  Hauptstrecke 
c^,  d.  h....^o  die  Entfernung  des  Gesamtschwerpunktes  Sq  von  0,  wäre 
in  der  That  auf  Null  gebracht. 

In  gleich  anschaulicher  Weise  wie  für  den  ToUkommenen  Aus- 
gleich kann  man  auch  Bedingungen  der  nur  teilweise  stattfindenden 
Ausgleichung  der  Massendrücke  aufstellen.  Soll  z.  B.  nur  die  Kom- 
ponente des  totalen  Massendrucks  in  der  Richtung  der  F- Achse  ver- 
schwinden,  so  ist  die  hierfür  notwendige  und  hinreichende  Bedingung, 
dafs  der  Punkt  J^  auf  dem  Kurbelradius  (vgl.  Fig.  6)  mit  dem  Dreh- 
punkt 0  zusammenfällt.    Dies  ist  der  Fall,  wenn 

*i  =  <i  -  -^^  =  0 
wird.   Damit  befindet  sich  aber  die  Forderung  von  H.  Lorenz  (a.  a.  0. 


448  Über  die  reduzierten  Systeme  und  die  Hauptpunkte  etc. 

Seite  10);  der  Kurbel  gegenüber  anf  der  Welle  eine  Masse  vom  Moment 

Gjs'+  K"s"  anzubringen^  in  genauem  Einklang.    Die  Erf&llung  dieser 

Bedingung  bewirkt  nun  im  allgemeinen  nicht  auch  gleichzeitig  das 
Verschwinden  der  X-Eompone^te  des  totalen  Massendrucks.  Die  für 
letztere  auf  Seite  445  angegebene  Näherungsformel  (lö')  erhalt  aber  jetzt 
die  einfachere  Form 

(15")     X  =  WoCi  { (cos  9i  +  ^  cos  2<pi'^<p[  >  +  (sin  9>i  +  -^  sin  2<p^<p'^ }  • 

Bei  allen  bisherigen  Erörterungen  über  das  Schubkurbelgetriebe 
waren  die  Massen  der  Welle  und  des  Schwungrades  aufser  Betracht 
gelassen  worden.  Die  Untersuchung  gestaltet  sich  nun  in  keiner  Weise 
dadurch  komplizierter,  dafs  man  diese  mit  der  Kurbel  starr  verbundenen 
Massen  hinzunimmt.  Es  möge  dabei  nur  die  Voraussetzung  gemacht 
werden,  dafs  der  in  die  Wellenachse  fallende  gemeinsame  Schwerpunkt 
von  Welle  und  Schwimgrad  in  der  Ebene  der  Schwerpunkte  der  übrigen 
Teile  des  Mechanismus,  d.  h.  also  direkt  im  Punkte  0  angenommen 
werden  darf.  Diese  Voraussetzung  liefse  sich  beispielsweise  dnrch 
zwei  symmetrisch  zu  0  verteilte  Schwungrader  und  gekröpfte  Achse 
streng  verwirkUchen. 

Das  Hinzufügen  der  neuen  Massen  bewirkt  zimächst  eine  Änderung 
in^der  Lage  der  Hauptpunkte  aller  drei  Glieder  des  Mechanismus;  denn 
dieselben  hängen  ja  nicht  nur  von  der  Verteilung  der  Masse  innerhalb 
des  Gliedes  ab,  dem  sie  angehören,  sondern  sie  werden  auch  durch  die 
Verteilung  der  Gesamtmasse  des  ganzen  Systems  auf  die  drei  Glieder 
beeinflufst;  die  letztere  ist  aber  sofort  geändert,  wenn  nur  einem  der 
drei  Glieder  neue  Masse  hinzugefügt  wird.  Es  ist  auch  leicht  em- 
zusehen,  dafs  jetzt  alle  Hauptpunkte  innerhalb  des  gebrochenen  Linien- 
zuges der  drei  Längsachsen  der  Glieder  dem  Drehpunkt  0  näher 
rücken;  denn  für  alle  drei  reduzierten  Systeme  tritt  in  dem  0  am 
nächsten  liegenden  Gelenkmittelpunkt  des  zu  Grunde  liegenden  Gliedes 
die  Masse  der  Welle  mit  dem  Schwungrad  hinzu.  Man  braucht  nun 
nicht  erst  wieder  auf  die  Einzelschwerpunkte  der  drei  Glieder  zuröck- 
zugreifen,  um  die  Lage  der  neuen  Hauptptmkte  zu  bestimmen.  Uui 
kann  vielmehr  gleich  von  den  alten  Hauptpunkten  H^,  j5^,  J%  ao^' 
gehen.  Bezeichnet  man  die  neuen  Hauptpunkte  mit  j9/,  H^f  H^ 
(vgl.  Fig.  7),  und  die  Masse  der  Welle  mit  dem  Schwungrad  durch  tn^ 
so  stellt  sich  H^  dar  als  Schwerpunkt  der  in  0  und  H^  konzentriert 
gedachten  Massen  m^  und  m^y  Desgleichen  bildet  H^  den  Schwerpunkt 
der  in  (ri,  2  und  H^  konzentriert  angenommenen  Massen  m^  und  0(); 
und  endlich  H^  den  Schwerpunkt   der  in   Gi^z   und  H^  konzentriert 


Von  0.  FiBGBSR.  449 

gedachten  Maasen  m^  und  m^.  Die  drei  neuen  Hauptpunkte  sind  daher 
auch  wieder  auf  den  Längsachsen  der  drei  Glieder  des  Mechanismus 
zu  suchen. 

Bedeuten  c\^  c^^  c^  die  neuen  Hauptstrecken  OH^j  Gi^sS^  und 
6r9,3-^3  ^ind  m'^  die  Summe  der  Massen  m^  und  m^j  d.  h.  also  die 
Gesamtmasse  des  Systems  der  drei  Körper  nach  Hinzufagen  der  Massen 
der  Welle  und  Ües  Schwimgrades,  so  hat  man  demnach  die  Relationen 

(16)  fn^c^ -=- m^c^]     w^c^  «  iw^jC,   und   m^c^^m^Cj^. 

Beachtet  man  nun^  dafs  man  unter  Zugrundelegung  der  neuen  Haupt- 
strecken und  der  neuen  Gesamtmasse  natürlich   zu  Formeln  für  die 


Fig.  7. 


t 


SS. 


Komponenten  des  totalen  Massendrucks  gelangt^  welche  sich  von  den 
Formeln  (13),  (15),  (IS^,  (150  und  (15")  nur  dadurch  unterscheiden, 
dals  an  Stelle  der  Gröfsen  «n^,  C|,  c^,  c^  die  neuen  Grofsen  m^,  c[,  c^,  c^  ge- 
treten sind,  so  erhalt  man  in  Rücksicht  auf  (16)  das  Resultat,  dafs  der 
totale  Massendruck  durch  das  Hinzutreten  der  Massen  der  Welle  und 
des  Schwungrades  in  seiner  Gröfse  nicht  geändert  wird.  Daher  war 
es  erlaubt,  zum  Zwecke  der  Ableitung  des  Massendrucks  zunächst  ganz 
Ton  der  Welle  und  dem  Schwungrad  abzusehen. 

Während  der  totale  Massendmck  Ton  diesen  beiden  Teilen  des 
Gelenkmechanismus  unabhängig  ist,  wird  natürlich  die  Lage  des  Ge- 
samtschwerpunktes des  Systems  sehr  wesentlich  durch  dieselben  beein- 
flubt.  Der  neue  Gesamtschwerpunkt  Sq  wird  mit  Hülfe  der  neuen  Haupt- 
punkte auf  dieselbe  Art  gefandeu,  wie  Sq  unter  Zugrundelegung  der 

Z«itaobrifl  £.  Mathematik  n.  Physik.  47. Band.  1908.  S.u. 4. Heft.  29 


460  tiher  die  reduzierten  Sjateme  und  die  Hauptpunkte  etc. 

alten  Hsaptptmkte  (ygl.  Fig.  7).  Gleichzeitig  wird  man  bei  der  Kon- 
struktion desselben  auf  den  neuen  Hauptpunkt  Si^%  des  Systems  der 
ersten  beiden  Glieder  gef&hrt    Da  nach  (16) 

so  erkennt  man  aus  Figur.  1,  daGs  H^^  auf  OHi^^  und  So  auf  OS» 
liegen  mufs,  und  zwar  so^  dals  auch 

Zu  diesem  Resultat  gelangt  man  noch  auf  einfachere  Weise,  wenn  man 
beachtet,  dalB  infolge  der  Bedeutung  von  Si^^  und  H^^  der  Ift^re 
Punkt  den  Schwerpunkt  der  in  0  und  Hi^%  konzentriert  g^^ten 
Massen  m^  und  m^,  und  femer  auch  S^  den  Schwerpunkt  der  in  0  und 
Sq  konzentrierten  Massen  m^  und  m^  bilden  mulis.  Man  erkennt  hieraus 
auch,  dals  die  Punkte  H^%  und  So  bei  der  Bewegung  des  Systems 
Bahnen  beschreiben,  welche  den  Bahnen  der  Punkte  Hi^%  und  8q  ähn- 
lich, tmd  zTvar  im  Verhältnis  iHq  :  m^  verkleinert,  sind. 

Endlich  soll  noch  auf  eine  Thatsache  hingewiesen  werden,  welche 
unter  umstanden  eine  praktische  Bedeutung  gewinnen  kann.  Denkt 
man  sich  nämlich  die  Verbindungslinie  OjET/^s-Bi,»  Aber  JEfi,«  hinaus 
verlängert  bis  zum  Schnittpunkt  jR  mit  der  Längsachse  £ri,s6rs,s  ^^ 
Schubstange  (vgL  Fig.  7),  so  läCat  sich  leicht  einsehen,  dals  die  Lage 
dieses  Punktes  von  der  jeweiligen  Gelenkstellung  des  Mechanismus  ganz 
unabhängig  ist^  und  dafs  sein  Abstand  von  0  in  einem  ganz  bestimmten 
Verhältnis  zu  OHi^  bezüglich  0^l^i  steht    Man  hat  nänüich  einÜBUsh 

(17)  OB-i.OÄ;«--^Oflx.,. 

Da  nun  die  Bewegung  Ton  Si,i  genau  mit  der  von  So  und  die  Be- 
wegung von  ^1,2  genau  mit  der  von  Sq  übereinstimmty  so  folgt  hieraus; 
dafs  die  Bewegung  des  Punktes  R  sowohl  ähnlich  der  Bewegung  des 
Gesamtschwerpunktes  So  des  ganzen  Systems  incL  Welle  und  Schwung- 
rad, als  auch  ähnlich  der  Bewegung  des  Gtesamtschwerpunktes  So  des 
Systems  ohne  Welle  und  Schwungrad  ist.  Man  kann  also  an  der 
Bewegung  des  a^rf  der  Längsachse  der  Schubstange  festen  Punktes  R,  ßr 
den  ich  bei  einer  anderen  Crdegenheit  den  Namen  jyBiMpmkf^  emgefvM 
habe,  direkt  die  Bewegung  des  Otsamtschtoerpunktes  des  Systems,  wid 
sfwar  sogar  in  vergröfsertem  Mafsstabe,  erkennen.  Die  Bahnkurve  von 
R  erscheint  nämlich  im  Verhältnis  l^ :  c[  grolser  als  die  von  5^,  und 
im  Verhältnis  l^ :  c^  grö&er  ab  die  von  S^. 

Die  praktische  Bedeutung,  welche  dieses  Ergebnis  gewinnen  kann, 
scheint  mir  darin  zu  liegen^  dals  man  dadurch  in  den  Stand  gesetst 


Von  0.  FiBOBSB.  451 

wird,  die  Bewegung  des  GesamtBchwerpanktes  bei  irgend  einem  Schub- 
knrbelgetriebe  auf  graphischem  oder  auch  auf  photographischem  Wege 
zu  registrieren.  Man  konnte  z.  B.  an  der  Stelle  R  der  Schubstange 
in  sehr  kurzen  aber  genau  abgemessenen  Zeitintenrallen  kleine  elektrische 
Fanken  erzeugen,  oder  ein  kleines  Geifslersches  Böhrchen  mtermittierend 
aufleuchten  lassen ,  und  würde  dann  beim  Photographieren  im  ver- 
dunkelten Räume  mit  offenstehender  Camera  die  Bewegung  Ton  R  auf 
der  lichtempfindlichen  Platte  in  einer  grofsen  Anzahl  von  Bewegungs- 
phasen aufgezeichnet  finden.  Diese  Methode,  welche  wir  seiner  Zeit 
fOr  die  photographische  Biegistrierung  des  menschlichen  Ganges^)  ver- 
wendet haben,  giebt  sehr  genaue  Resultate.  Sie  liefert  nicht  nur  die 
Bahnkurve  des  Punktes,  sondern  sie  ermogUcht  sogar  eine  ziemlich 
genaue  Bestimmung  der  Geschwindigkeiten  und  Beschleunigungen  des- 
selben für  den  ganzen  Ablauf  der  Bewegung.  Vorbedingung  hierfür 
ist  nur  ein  äufserst  genaues  Regulieren  der  Unterbrechungen  am 
Induktionsapparat.  Dies  laXst  sich  aber  durch  Anwendung  eines 
Stinungabelunterbrechers  erreichen.  Hat  man  auf  diese  Weise  die  zu 
jedem  Moment  gehörende  Beschleunigung  des  Gesamtschwerpunktes 
abgeleitet,  so  hat  man  damit  auch  ein  MaTs  für  den  totalen  Massen- 
druck  im  ganzen  Verlaufe  der  Bewegung  gewonnen. 

5.  Die  lebendige  Kraft  des  Systems. 

Wenn  das  in  den  Abseimitten  1.  bis  3.  betrachtete  allgemeine 
System  von  drei  Körpern  in  beliebiger  Bewegung  begriffen  ist,  so 
kann  die  lebendige  Kraft  desselben  als  Summe  zweier  Bestandteile  auf- 
ge£Ed!st  werden.  Der  eine  Teil  ist  gleich  der  lebendigen  Kraft  der  im 
Gesamtschwerpunkt  Sq  vereinigt  gedachten  Gesamtmasse;  bezeichnet  Vq 
die  Geschwindigkeit  von  Sq,  so  hat  dieser  Beitrag  zur  lebendigen  Krafk 
die  GroCse  ^m^v^.  Der  andere  Teil  stellt  sich  als  Summe  der  leben- 
digen Kräfte  dar,  welche  den  auf  den  Gbsamtschwerpunkt  bezogenen 
relativen  Bewegungen  der  einzelnen  Körper   des   Systems   entsprechen. 

Wie  die  Gesch^nndigkeit  Vq  des  Gesamtschwerpunktes,  und  damit 
der  eine  Bestandteil  der  gesamten  lebendigen  Kraft,  auf  verhältnismaJsig 
ein&che  Weise  mit  Hülfe  der  Hauptpunkte  gewonnen  werden  kann,  so 
stellt  sich  nun  auch  heraus,  dafs  die  Hauptpunkte  sehr  wesentliche 
Dienste  bei  der  Bestimmung  des  zweiten  Bestandteiles  der  lebendigen 
Kraft  leisten. 


1)  Abhandlnngen  der  mathematiscli-phjBischen  KLaase  der  Königlich  Sächsi- 
flchen  GesellBchaf t  der  WisBenschafben.    Bd.  JLVll  Nr.  IL  nnd  Bd.  XXI  Nr.  IV. 

29* 


452  Über  die  reduzierten  Systeme  und  die  HanpipuBlrte  etc. 

Die  Bewegung,  welche  jeder  der  drei  Körper  des  Systems  rdatir 
zum  Gesamtschwerpunkt  Sq  besitzt,  kami  man  zerlegt  denken  in  eine 
Translation  von  der  Geschwindigkeit  Vk  seines  Einzelschwerpunktes  Sk 
relativ  zu  Sq  und  eine  Rotation  um  eine  zu  den  Gelenkachsen  parallele 
Achse  durch  Ss  yon  der  Winkelgeschwindigkeit  ^i  Die  lebendige 
Kraft  jedes  einzelnen  Körpers  relativ  zum  Gesamtschwerpunkt  stellt 
sich  infolgedessen  ebenfalls  als  Summe  zweier  Bestandteile  dar.  .  Der 
eine  Bestandteil  ist  die  lebendige  Kraft,  welche  die  Masse  mk  des 
Körpers  besitzt,  wenn  sie  sich  mit  der  Geschwindigkeit  Vk  bewegt^  die 
der  Einzelschwerpunkt  8k  relativ  zum  Gesamtschwerpunkt  S^  besitzt^ 
der  andere  Bestandteil  ist  die  lebendige  Krafi^  welche  aus  der  Winkel- 
geschwindigkeit 9>A  des  Körpers  um  die  Achse  durch  8h  resultiert 

Nimmt  man  vorläufig  an,  dals  der  Gesamtschwerpimkt  fest  bleibt^ 
so  ist  eine  beliebige  unendlich  kleine  Yerrückung  des  Systems  dadurch 
eindeutig  charakterisiert,  dafs  die  drei  Winkel  9>^,  9),,  9)3  bestimmte 
unendlich  kleine  Änderungen  äqp^,  dg)^,  dq>^  erfahren. .  Eine  solche 
Yerrückung  kann  man  sich  in  drei  Schritte  zerlegt  denken.  Bei  dem 
einen  soll  nur  der  Winkel  qp^  der  Änderung  dip^  unterworfen  werden, 
während  die  beiden  anderen  Winkel  q>^  und  q>^  konstant  bleiben,  beim 
zweiten  und  dritten  Schritte  soll  die  Yerrückung  nur  in  einer  Änderong 
von  q>^  bezüglich  q>^  um  die  Gröfse  dq>^  bezüglich  dg>^  bestehen, 
während  jedesmal  die  beiden  anderen  Winkel  ihren  Wert  beibehalten. 
Es  kommt  also  jeder  der  drei  Schritte  darauf  hinaus,  einem  der  drei 
Körper  eine  unendlich  kleine  Rotation  zu  erteilen,  während  die  beiden 
anderen,  welche  infolge  des  Zusammenhangs  der  Körper  dabei  nicht  in 
Ruhe  bleiben  können,  gleichzeitig  nur  Translationen  ausfahren  dürfen. 
Die  Translation  jedes  der  anderen  beiden  Körper  ist  gegeben  durch 
die  Translation  desjenigen  Gelenkpunktes,  welcher  die  unmittelbare 
oder  mittelbare  Yerbindung  des  betreffenden  Körpers  mit  dem  in  Ro- 
tation begriffenen  darstellt. 

Soll  nun  bei  der  unendlich  kleinen  Rotation  dq>h  eines  der  drei 
Körper,  verbunden  mit  Translationen  der  beiden  anderen  Körper,  der 
G^samtschwerpunkt  8q  des  Systems  seinen  Ort  im  Räume  beibehalten^ 
so  mufs  diese  Botation  um  die  ea  den  Odenkachsen  paraUde  Achse 
durch  den  Hauptpunkt  des  beireffenden  Körpers  stattfinden.  Dies  lehit 
ein  BUck  auf  Figur  3  (Seite  435).  Dreht  man  beispielsweise  das  gam» 
System  um  eine  zu  den  Gelenkachsen  parallele  Achse  durch  J9^  in  der 
Weise,  dafs  dabei  der  zweite  und  dritte  ^örper  nur  Translationen  bxxbt 
führen,  so  behalten  die  Längsachsen  der  letzteren  beiden  Körper  bei 
der  Bewegung  ihre  Richtung  im  Räume  bei,  und  der  gebrochene 
Linienzug  H^Hi^  %Sq  nimmt  infolgedessen  an  der  Bewegung  nicht  teil 


Von  0.  FucHB.  453 

Drelxt  man  dagegen  am  die  zu  den  Qelenkaohsen  parallele  Achse  durch 
H^  bezüglich  H^  und  lafst  dabei  den  ersten  und  dritten  bezüglich 
ersten  und  zweiten  ESiper  nur  Translationen  ausführen^  so  bleibt  dabei 
der  gebrochene  Linienzng  J^J^i,  siSfo  bezüglich  H^Ht^zS^  fest  liegen. 
Es  behalt  abo  in  allen  drei  Falloa  der  Oesamtschwerpnnkt  S^  seine 
Lage  im  Baume  bei.  Es  ist  dabei  auch  ganz  gleichgültig,  ob  die 
Botaiion  um  einen  unendlich  kleinen  oder  um  einen  beliebigen  end- 
lichen Winkel  stattfindet. 
Man  hat  daher  den 

Satz:  Jede  Verrüekung  des  Systems  der  drei  Körper  rdativ  gwn 
Gesamtschioerpunkt  8^  aus  der  Lage  q)^  tp^y  q>^  in  die  unendlich  benachr 
harte  q?^  +  dq>^,  9>,  +  dg>^,  9)9  +  dq)^  kann  BerUgt  werden  in  drei  tm- 
endUek  kleine  BotaMonen  .um  Achsen  durch  die  drei  Hauptpunkte  ver- 
bunden  mit  Translationen  der  beiden  anderen  Körper^  welchen  der  be- 
treffende Hauptpunkt  nicht  angehört. 

Infolge  dieser  drei  Yerrückungen  des  Systems,  welche  bezüglich 
einer  alleinigen  Änderung  eines  der  drei  Winkel  q>^  ^g,  qp,  entsprechen, 
erleidet  jeder  der  Einzelschwerpxmkte  drei  unendlich  kleine  Verschie- 
bungen, deren  geometrische  Summe  die  Oesamtverschiebung  des  be- 
treffenden Einzelschwerpunktes  relativ  zum  Gesamtschwerpunkt  8q 
darstellt.  Beachtet  man,  dab  die  Abstände  von  den  Hauptpunkten 
positiv  oder  negativ  zu  rechnen  sind,  je  nachdem  sie  in  positiver  oder 
negativer  Bichtung  auf  den  Längsachsen  verlaufen,  so  ergiebt  sich 
demnach  bei  der  in  Figur  2  (Seite  432)  angenommenen  Lage  der 
Hauptpunkte  gegenüber  den  Einzelschwerpunkten  für  die 


Verschiebung  von  5^  relativ  zu  S^:  —  e^-dtpi  —  c^'d(p^  —  ^'^9$ 


(18)  „  fy    8f      „        ,7   So'-   +di'dq,^'-e^'ä(p^-c^'d(p^ 


ff  79     S^       n         }}   ^0-    +ä^'äfp^  +  d^'dq>^+e^'dtp^ 

wobei  wieder  die  Striche  über  den  Buchstaben  die  geometrische 
Addition  andeuten  soUen.  Dabei  sind  alle  von  der  unendlich  kleinen 
Rotation  dq)^  herrührenden  Verschiebungskomponenten  senkrecht  zur 
Längsachse  des  ersten  Körpers,  die  mit  dq>^  bezüglich  dq>^  zusammen- 
hangenden Verschiebungskomponenten  senkrecht  zur  Längsachse  des 
zweiten  bezüglich  dritten  Körpers  gerichtet  Die  drei  Komponenten 
der  Verschiebimg  eines  Einzelschwerpunktes  besitzen  daher  dieselben 
Riehtungsnnterschiede  wie  die  drei  Längsachsen.  Es  bilden  abo  die 
erste  und  zweite  den  Winkel  q>x  —  q>%j  die  erste  und  dritte  den 
Winkel  q>^  —  q)^  und  die  zweite  und  dritte  den  Winkel  q>^  ^  q>^  mit 
ebander. 


454  t3l)er  die  reduzierten  Systeme  and  die  Hauptpunkte  etc. 

Indem  man  dnrch  Division  der  in  einem  bestimmten  Moment 
fin^saden  nnendlich  kleinen  Verschiebungen  der  Einzelschwerpunkte 
relativ  zum  Oesamtschwerpnnkt  mit  dem  Zeitdifferential  dt  za  den  Ge- 
schwindigkeiten t;*  der  Pimkte  8h  relativ  zu  8q  übergeht,  kann  man 
leicht  den  Beitn^  angeben,  welchen  jeder  Schwerpunkt  infolge  seiner 
Geschwindigkeit  i;^  zu  dem  Ausdruck  fOr  die  lebendige  E[raft  des 
Systems  relativ  zum  Gesamtschwerpunkt  liefert.  Derselbe  besiizst  die 
Grofse  ^nikvl.  Aufserdem  hat  man  nur  noch  den  Einfluls  zu  berfick- 
sichtigen,  den  die  Rotation  eines  jeden  der  drei  Körper  um  seinen 
Schwerpunkt  8k  auf  die  Grofse  der  lebendigen  Kraft  ausQbi  Be- 
zeichnet man  allgemein  mit  xa  den  Tragheitsradius  des  hten  Körpers 
in  Bezug  auf  die  zu  den  Gelenkachsen  parallele  Achse  durch  seinen 
Schwerpunkt  8k,  so  ist  der  von  der  Winkelgeschwindigkeit  9>a  des  Aten 
Korpers  herrührende  Beitrag  zur  lebendigen  Kraft 

Bezeichnet   man   die  lebendige  Kraft  des  ganzen  Systems  relatir 
zum  Gesamtschwerpunkt  mit  Tr,  so  hat  man  demnach 


9 


Berechnet  man  auf  Grund  von  (18)  die  Werte  von  t?!,  so  ergiebt  sich 
nach  einiger  Umformung  unter  Berücksichtigung  der  Relationen  (1) 
und  (4)  f£Lr  die  lebendige  Kraft  des  ganzen  Systems  relativ  zum  Oesamt- 
Bchwerpunkt  8q  der  verhältnismäfsig  einfache  Wert 

(19)  Tr  =  imo*;  .  g>[^  +  \m,Jci  •  q>^^  +  \m,^  •  9^;« 

+  m^d^c^ cos (q>^  —  tp^)  'q>[(p^  +  m^d^c^ cos (9?,  —  9?,)  •  q>[ y, 

+  Wo^iCg  cos  (9?j,  —  95)9?;  9>;. 

Es  ist  zu  beachten,  dafs  auch  hierbei  die  einzelnen  Massen  mh  ff^ 
nicht  explizit  auftreten.  Dies  ist  wieder  der  Einfahrung  der  reduzierten 
Systeme  und  Hauptpunkte  zu  verdanken.  Denn  die  Grofsen  der  Trig- 
heitsradien  kk  und  der  Hauptstrecken  Ck  und  dk  hangen  ja  hauptäcli- 
lich  von  der  Masse  und  Massenverteilung  der  einzelnen  Körper  ab, 
und  der  Einflufs,  den  die  einzelnen  Massen  auf  den  Wert  der  lebendigen 
Kraft  ausüben,  macht  sich  allein  in  der  Länge  dieser  Strecken  geltend. 

Bisher  war  nur  die  lebendige  Kraft  relativ  zum  Gesamtschwer- 
punkt 8q  in  Betracht  gezogen  worden.  Bleibt  nun  der  letztere  nickt 
fest;  sondern  bewegt  er  sich  mit  der  Geschwindigkeit  Vq  im  Baome 
fort,  so  kommt  bekanntlich  zu  der  relativoa  lebendigen  Kraft  noch  die 


Von  0.  F18CHBB.  455 

lebendige  Kraft  yitiovj  der  Bewegong  des  (Jesamtschwerpnnktes  liiiizu. 
Bezeichnet  man  die  totale  lebendige  Kraft  mit  Ty  so  hat  man  demnach 

Für  den  schon  im  dritten  Abschnitt  in  Betracht  gezogenen 
speziellen  Fall,  dals  bei  der  ebenen  Bewegung  des  Systems  ein  Punkt  0 
der  Langsachse  des  ersten  Korpers  (Figur  5)  festbleibt,  läist  sich  nach  (8) 
Vq  leicht  durch  die  drei  Winkelgeschwindigkeiten  ausdrücken.  Berück- 
sichtigt man,  dafs  die  drei  in  Formel  (8)  auf  der  rechten  Seite  auf- 
tretenden Geschwindigkeitskomponenten  wieder  senkrecht  zu  den  drei 
Längsachsen  gerichtet  sind,  so  erhalt  man 

(20)  t;;  «  cj  •  qp;*  +  cj^i*  +  cj^^i*  +  2c^c^  cos  (^^  -  92)9>i 

+  2ci^cos(9?i  -  9^8)9i>s  +  2ciCiCos(9?,  -  95)9^^9^ 

Setzt  man  diesen  Wert  und  den  aus  (19)  sich  ei^ebenden  Wert 
von  Tr  in  den  Ausdruck  für  T  ein,  so  lafst  sich  der  letztere  wieder 
durch  geeignete  Zusammenfassung  auf  sechs  Glieder  reduzieren.  Das 
ist  natürlich  immer  der  Fall,  denn  die  lebendige  Kraft  ist  ja  eine 
homogene  Funktion  zweiten  Grades  der  drei  Winkelgeschwindigkeiten. 
Die  jetzt  auftretenden  Klammerausdrücke  haben  nun  auch  wieder  sehr 
bemerkenswerte  Bedeutung.  Der  erste  ist,  wie  man  leicht  sieht, 
{tn^T^  +  ^0^)'  Dei^dhe  drückt  nichts  anderes  als  das  Trl^heitsmoment 
des  «^en  reduzierten  Systems  in  Bezug  auf  die  durch  0  gehende  zu 
den  Gelenkachsen  parallele  Achse  aus;  denn  J7^  ist  ja  der  Schwerpunkt 
des  eristen  reduzierten  Systems  und  e^  der  Abstand  des  Punktes  0  von 
H^  (Figur  5).  Bezeichnet  man  den  auf  die  Achse  durch  0  bezogenen 
Tragheitsradius  mit  A^,  so  laust  sich  also  der  Klammerausdruck  durch 
m^X\  ersetzen.    Die  beiden  mUshsten  Khunmerausdrücke  sind 

{m^^  +  mocj)  und  (mo*J  +  mocj). 

Di^elben  sind  die  Trägheitsmomente  des  zweiten  und  dritten  redu- 
zierten Systems  in  Bezug  auf  die  Gelenkachsen  6ri,  s  und  6r2,  9.  Man 
kann  für  dieselben  daher  auch  m^itj  und  inQk\  schreiben,  unter  A,,  A, 
die  zugehörigen  Tragheitsradien  rerstanden.  Beachtet  man  noch,  dafs 
q  +  ^  durch  l^  und  c^  +  d^  durch  4  ersetzt  werden  können,  so  hat 
man  für  die  totale  lebendige  Kraft  in  dem  speziellen  Falle  bedingter 
Beweglichkeit  von  drei  Graden  der  Freiheit 

(21)  T^\m^k\ .  9;»  +  >oAi  .  9;«  +  \m,X\  •  9^« 

+  moZiC,co8(9i  -  9,)sp>i  +  WoZiC8Cos(9?i  -  g>8)9^j>i 

+  m^hc^  cos  (9,  -  g?j)  qp.V,. 


Iwo 


456  tfhet  die  reduzierten  Systeme  und  die  Hauptpunkte  etc. 

Bei  einem  System  von  nur  zwei  durch  ein  Ghamiergeleiik  mit 
einander  verbundenen  Körpern  nimmt  die  lebendige  Kraft  reUtiy  zum 
OesamtBchwerpunkt;   wie  man  leicht  erkennt,  die  ein£Etchere  Form  an 

Ist  insbesondere  ein  Punkt  0  der  ersten  Längsachse  fest,  so  hat 
man  fOr  die  totale  lebendige  Kraft 

(21')     r-  |moAj  •  9,'"  +  ImoA*  •  q>^^  +  m^k<^<M8{q>^  -  Vi)9i9i 

Die  vorstehende  Gleichung  (21^)  liefert  z.  6.  sofort  den  Ansdiuck 
fBr  die  lebendige  Kraft  eines  Doppelpendels,  d.  1l  eines  durch  ein 
Zwischengelenk  mit  zur  Auf  hängungsachse  paralleler  Achse  gegliederten 
Pendels.  Sie  erfordert  nur  die  Bestimmung  der  Tragheitsradien  k^ 
und  A,  der  beiden  reduzierten  Systeme  und  der  Hauptstrecke  e^  des 
zweiten  Körpers.  Die  Formel  behalt  auch  dann  ihre  Richtigkeit,  wenn 
der  Schwerpunkt  des  ersten  Korpers  nicht  auf  der  Ungsachse  des- 
selben, sondern  auf  deren  Verlängerung  üher  das  Zwischengelenk 
hinaus  liegt,  wie  es  z.  B.  in  dem  System  Olocke  mit  Klöppel  der  M 
ist.  Endlich  giebt  auch  die  Formel  (21 ')  direkt  die  lebendige  Kraft 
für  das  8chji!tikufhdgetrid>e  an,  trotzdem  es  sich  hier  um  ein  dre^lie- 
driges  System  handelt.  Denn  in  dem  speziellen  Fall  des  Schubknrbel- 
getriebes  ist  ja  die  Winkelgeschwindigkeit  q>'^  des  Gleitstücks  konstant 
gleich  Null.  Infolgedessen  geht  aber  die  hier  eigentlich  anzuwendende 
Formel  (21)  in  die  einfiachere  Formel  (21")  über.  Man  darf  dabei  nur 
nicht  aufiser  Acht  lassen,  daGs  die  reduzierten  Systeme,  deren  Tnigheit»* 
radien  A^  und  A,  hier  allein  in  Frage  kommen^  sich  auf  das  dreiglie- 
drige System  mit  der  Gesamtmasse  m^  und  nicht  etwa  auf  das  nack 
Lostrennen  des  Gleitstücks  übrig  bleibende  zweigliedrige  System  be- 
ziehen. Das  Gleiche  gilt  für  die  Hauptstrecke  ^.  Der  Einflnfii,  weichen 
die  Bewegung  des  Gleitstücks  auf  die  lebendige  Kraft  T  ausübt^  kommt 
dann  eben  in  den  Werten  für  il^,  A,  und  c^  und  dem  Umstand,  dab  in 
m^  auch  die  Masse  des  Gleitstücks  enthalt^i  ist,  zur  Gettong. 

Natürlich  mufs  sich  beim  Schubkurbelgetriebe  die  lebendige  EnS 
auch  allein  als  Funktion  von  q>[\  d.  h.  des  Quadrates  der  Kolbenge- 
schwindigkeit darstellen  lassen.  Dies  la(st  sich  leicht  auf  Gnmd  der 
schon  früher  verwendeten  Relationen  (11)  zwischen  doi  beiden  Winkeh 
q>^  und   9^   erreichen.    Man   erhalt  dann  zunächst  den  genauoi  Wert 

(22)  T  = 


i 


Von  0.  FucHBB.  457 

Denkt   man    sicli    in   diesem    etwas    unbequemen    Ausdruck    die 
Potenzen  _  i 

(l-^8in»9i)        md    (l-i-sinVi) 

w 

I 

in  Beulen  entwickelt;  darauf  nach  Potenzen  yon  j-  geordnet,  imd 
schlielslich  in  Rücksicht  auf  den  kleinen  Wert  des  Verhältnisses  2^:2| 
wieder  alle   höheren  ab  die  zweite  Potenz  von  j-  remachlässigt,  so 

(220  r= 

T^\}\  +  4cos»^(>ia|--2|(cos«9i--^8in9^8in29i)iiC,j9?;*. 

A.  Das  allgemeine  Glelenksystem. 

Die  an  dem  speziellen  Beispiel  eines  dreigliedrigoa  Qelenkmechanis- 
mus  abgeleiteten  Resultate  lassen  sich  nun  leicht  für  jedes  beliebige 
System  von  Eörpem,  welche  in  irgend  einer  Weise  durch  Drehgelenke 
Yon  1,  2  oder  3  Graden  der  Freiheit  mit  Mittelpunkt  verbunden  sind, 
verallgemeinam.  Es  ist  dabei  nicht  einmal  nötig;  dafs  die  Glieder  des 
Mechanismus  in  einer  Reihe  hintereinander  geschaltet  sind;  sodafs  sich 
jeder  Körper  mit  höchstens  zwei  anderen  in  Gelenkverbindung  befindet; 
solidem  es  dürfen  an  einem  Körper  beliebig  viele  andere  eingelenkt 
sein.  Ein  solches  allgemeineres  Gelenksystem  stellt  z.  B.  der  mensch- 
liche Körper  dar,  wo  der  Rumpf  mit  vier  Extremitäten  und  mit 
dem  Kopf  durch  Gelenke  verbunden  ist;  wenn  man  von  den  innerhalb 
des  Rumpfes  selbst  liegenden  Gelenken  zwischen  Wirbeln  und  Rippen 
ganz  absieht.  Femer  liefern  auch  die  mehrkurbeligen  Maschinen  ein 
hierher  gehörendes  Beispiel;  denn  das  aus  Welle,  Schwungrad  und 
Kurbel  zusammengesetzte  starre  System  (Kurbelsystem) ,  welches  hier 
nur  ein  Glied  des  ganzen  Mechanismus  repräsentiert;  ist  mit  so  viel 
Schubstangen  gelenkig  verbunden;  ab  Kurbeln  vorhanden  sind. 

Nur  eine  einzige  Voraussetzung  mufs  im  Interesse  der  Eindeutig- 
keit der  Untersuchung  fQr  das  System  gemacht  werden.  Bilden  näm- 
lich mehrere  Körper  des  Systems  eine  geschlossene  Kette;  so  muls 
man  sich  an  einem  Gelenk  innerhalb  dieser  Kette  die  Verbindung  ge- 
löst denken;  und  die  Sache  so  aufhssen;  ab  ob  bei  den  Bewegungen 
des  ganzen  Systems  die  dieses  Gelenk  bildenden  Enden  der  beiden  in 
Frage  kommenden  Körper  immer  gerade  identische  Bewegungen  aus- 
fBhrten;  ohne  mit  einander  in  direktem  Zusamm^kihange  zu  stehen. 
Durch  diese  Annahme  wird  erreicht;  dafs  man  von  irgend  einem  Glied 


\ 

458  tlher  die  reduzierten  Systeme  und  die  Hauptpunkte  etc. 

des  Systems  zn  irgend  einem  anderen  immer  nur  anf  einem  einzigen 
Wege  im  Innein  des  Systems  gelangen  kann,  nnd  dals,  wenn  maa  die 
sämtlichen  Gelenkrerbindungen  eines  bestimmten  Eorpeni  gelost  denkty 
die  einzelnen  Teile ,  in  wcjlche  der  Mechanismus  dann  zerfallt,  und 
welche  im  allgemeinen  immer  noch  Ideinere  Gelenksysteme  darateUen, 
nicht  mehr  mit  einander  in  Zusammenhang  stehen.  Diese  Bedingung 
findet  man  z.  B.  im  Bau  des  menschlichen  Körpers  ohne  weitere  Yor- 
anssetznng  erf&Ut;  denn  zertrennt  man  etwa  die  fünf  Hanptgelenke  des 
Bnmpfes,  so  lost  man  dadurch  den  Kopf  und  die  '^er  Extremisten 
vom  Rumpfe,  imd  es  zeigt  sich  dann,  dafs  diese  abgetrennten  fBnf 
Korperteüe  anch  nTfcht  mehr  mit  eimmder  im  Zusammenhang  stAen. 
Auch  bei  den  mehrkurbligen  Maschinen  trifft,  wie  man  leicht  sieht^ 
im  allgemeinen,  wenn  man  von  kleineren  mehr  accessorischen  Teilen 
absieht,  diese  Yoraussetung  zu.  Natürlich  darf  man  dabei  nicht,  wie 
es  Reuleaux  aus  rein  kinematischen  Rücksichten  thut,  das  Maschinen- 
bett als  Glied  des  Gelenkmechanismus  auffassen. 

Zu  jedem  ÖUed  eines  derartigen  allgemeinen  Gelenkeystems  kann  man 
nun  wieder  in  ganz  entsprechender  Weise  wie  beim  dreigliedrigen  System 
ein  reduziertes  System  konstruieren.  Man  braucht  sich  zu  diesem 
Zwecke  nur  im  Mittelpunkt  eines  jeden  Gelenk^  des  betreffenden  Ghedes 
die  Masse  des  Teilsystems  konzentriert  zu  denken,  welches  sich  beim 
Trennen  dieser  GeliBukrerbindung  vom  ganzen  Mechanismus  ablösen 
würde.  So  erhält  man  z.  B.  beim  menschlichen  Körper  das  ,predazierte 
Rumpfsystem'^,  wenn  man  im  Mittelpunkt  des  Eopfgelenks  die  Masse 
des  Kopfes,  im  Mittelpunkte  eines  jeden  Schultergelenks  die  Masse 
eines  ganzen  Armes  und  im  Mittelpunkt  eines  jeden  Hüftgelenks  die 
Masse  eines  ganzen  Beins  konzentriert  denkt  und  dem  Rumpfe  hinza- 
fügt.  Oder  man  gelangt  zu  dem  rechten  „reduzierten  Oberschenkel- 
System^,  wenn  man  im  Mittelpunkt  des  rechten  Ejiiegelenks  die  Massen 
des  rechten  Unterschenkels  und  rechten  Fufses,  dagegen  im  Mittelpnnki 
des  rechten  Hüftgelenks  die  ganze  Masse,  welche  dem  mensdüichen 
Körper  nach  Amputation  des  rechten  Beins  im  Hüftgelenk  noch  bleiben 
würde,  konzentriert  annimmt  und  dem  rechten  Oberschenkel  hinzoftgi 
Beim  Mehrkurbelgetriebe  erhält  man  das  yp^eduzierte  Kurbelsystem^ 
wie  ich  es  kurz  nennen  will,  indem  man  im  Mittelpunkte  eines  jeden 
Kurbelzapfens  die  Massen  der  zugehörigen  Schubstange  und  des  zQ- 
gehörigen  Gleitstücks  konzentriert  denkt,  und  dem  aus  Welle,  Schwung- 
rad und  Kurbeln  bestehenden  starren  System  hinzufügt. 

Es  ist  ersichtlich,  dafs  auch  die  reduzierten  Systeme  des  allgemeinen 
Gelenksystems  stets  ab  Masse  die  Gesamtmasse  des  ganzen  bewachen. 
Systems  besitzen. 


Von  0.  F18CHKB.  459 

Der  Schwerpunkt  eines  jeden  reduzierten  Systems  stellt  nun  wieder, 
wie  man  ohne  Weiteres  einsieht^  einen  festen  Punlii  des  dem  reduzierten 
System  zu  Grunde  liegenden  Gliedes  des  Mechanismus  dar.  Derselbe 
soll  auch  beim  allgemeinen  Gelenksystem  den  Namen  HoMplpwnkt  des 
betreffenden  Gliedes  führen.  Femer  mögen  wieder  alle  Strecken,  welche. 
den  Hauptpunkt  eines  Gliedes  mit  den  Mittelpunkten  der  an  dem  Glied 
befindlichen  Gelenke  yerbinden,  als  HcMptstrecken  bezeichnet  sein.  Man 
hat  demnach  im  allgemeinen  Falle  unter  XJmständei^  mehr,  als  zwei 
Hauptstrecken  in  einem  Glied.  Der  Rumpf  besitzt  z.  B.  ftinf  Haupt- 
strecken, das  aus  Welle,  Schwungrad  und  Kurbeln  bestehende  Glied 
eines  Mehrkurbelgetriebes  so  viele,  als  Kurbeln  yorhanden  sind. 

Die  reduzierten  Systeme  und  Hauptpunkte  spielen  nun  für  die 
Kinetik  der  aUgemeineren  Gelenksyeteme  die  entsprechende  RoUe  wie 
beim  dreigliedrigen  System.  Den  Beweis  hierAr  im  einzelnen  Falle 
zu  erbringen,,  unterliegt  nach  den,  yielleicht  mehr  als  unbedingt  notig, 
ausführlichen  Darl^ungen  der  Verhältnisse  beim  dreigliedrigen  System 
keinen  prinzipiellen  Schwierigkeiten.  Es  sollen  daher  im  folgenden 
nur  rein  historisch  die  wesentlichsten  Verallgemeinerungen  der  beim 
dreigliedrigen  System  erlangten  Resultate  kurz  angefQhrt,  und  im 
übrigen  auf  meine  Abhandlung:  „Die  Arbeit  der  Muskeln  und  die 
lebendige  Kraft  des  menschlichen  Korpers ^)^^  verwiesen  werden;  in 
letzterer  sind  die  erforderlichen  Beweise  für  das  yerhaltnismäfsig  kom- 
plizierte System  des  menschlichen  Körpers  erbracht.  Ich  kann  mich 
bei  der  vorliegenden  Schrift  um  so  mehr  mit  einigen  kurzen  An- 
deutungen begnügen,  als  ich  mit  derselben  vorlaufig  nur  den  Zweck 
verbinde,  auf  die  Bedeutung  aufinerksam  zu  machen,  welche  die  Ein- 
führung der  reduzierten  Systeme  und  Hauptpunkte  für  zahlreiche  Unter- 
suchungen der  technischen  Mechanik,  insbesondere  die  kinetische  Unter- 
suchung der  Kurbelgetriebe  hat. 

Es  ergiebt  sich  nun  zunächst,  dafs  auch  beim  allgemeinen  Gelenk- 
system die  Hauptpunkte  der  einzelnen  Glieder  in  sehr  engem  Zu- 
sammenhang mit  dem  Gksamtschwerpunkt  S^  des  Systems  stehen. 
Man  kann  die  Beziehungen  zwischen  den  ecsteren  und  dem  letzteren 
in  den  ganz  allgemein  giltigen  Satz  zusammenfassen: 

Satz:  Man  gelangt  hei  jedem  Gelenksystem  immer  zu  dem  Gesamt- 
Schwerpunkte  8^,  wenn  man  von  dem  Hauptpunkte  Hj  des  belielng  eu 
wählenden  jten  Gliedes  aus  die  geometrische  Summe  der  eu  den  übrigen 
Gliedern   gehörenden   Hauptstrecken   bildet,   auf  welche   man  in  jedem 


1)  Abhandl.    der  inath.-phy8.   Klasse   der  Eönigl.   S&chs.  Gresellsch.   d.  W. 
Bd.  XX,  Nr.  I. 


460  tlher  die  reduzierten  Systeme  and  die  Hauptpunkte  etc. 

Giiede  mnerst  stöfst,  wetm  man  van  Bj  aus  nach  den  versdtiedehm  Bidh 
tungen  hm  je  einen  Ober  die  Hauptpunkte  der  betreffenden  Glieder  Jlwh 
weggehenden  gebrodienen  Liniensmg  jedesmal  bis  ans  Ende  fuhrt 

Legt  man  beispielsweise  beim  Mebrkurbelgetriebe  f&r  die  Eon- 
straktion  des  Oesamtschwerptmktes  den  Hauptpunkt  des  EurbebyBiems 
zu  Orunde,  so  hat  man  von  diesem  ans  nur  die  der  Welle  innerhalb 
des  ganzen  Systems  am  nächsten  liegenden  Hauptstrecken  der  sämt- 
lichen Schubstangen  und  Gleitstücke  in  irgend  einer  Reihenfolge 
geometrisch  zu  addieren,  um  den  Oesamtschwerpunkt  als  Endpunkt 
dieses  Streckenzuges  zu  erhalten.  Es  kommen  abo  dabei  irgend  weiche 
Hauptstrecken  des  Eurbelsystems,  d.  h.  also  des  aus  Welle,  Sdiwnng- 
rad  und  Kurbeln  bestehenden  starren  Systems,  gar  nicht  zur  Verwen- 
dung. Besteht  nun  das  Mehrkurbelgetriebe  aus  lauter  Schubkorbel- 
getrieben,  welche  sich  in  parallelen  Ebenen  bewegen,  die  alle  znr 
Wellenachse  senkrecht  stehen,  so  erkennt  man  ohne  weiteres,  dafs  der 
zum  öesamtschwerpunkt  fBhrende  Zug  der  Hauptstrecken  von  Schub- 
stangen und  Gleitstücken  auch  vollständig  in  eine  Ebene  hineinfaDi 
Diese  Ebene  geht  durch  den  Schwerpunkt  des  Eurbelsystems  nnd 
steht  ebenfalls  auf  der  Wellenachse  in  einem  Punkte  0  derselben 
senkrecht;  sie  soll  der  Kürze  der  Darstellung  halber  die  Haujti>eiiie 
des  in  Betracht  gezogenen  Mehrkurbelgetriebes  genannt  werden. 

Numeriert  man  die  n  Schubkurbelgetriebe,  welche  den  mehr- 
kurbligen  Mechanismus  zusammensetzen,  fortlaufend  von  1  bis  m,  und 
giebt  den  Hauptstrecken  c^  und  ^  der  Schubstange  und  des  Gleitstöcb 
eines  jeden  Schubkurbelgetriebes  noch  die  Nummer  des  letzteren  als 
zweiten  Index  hinzu,  bezeichnet  man  femer  die  in  der  Hauptebene 
liegende  kürzeste  Yerbindungsstrecke  OH^  zwischen  der  Wellenachse 
und  dem  Hauptpunkt  H^  mit  q,  so  hat  man  für  die  ebenfeJls  in  der 
Hauptebene  liegende  kürzeste  Yerbindungsstrecke  OS^  zwischen  der 
Wellenachse  und  dem  Oesamtschwerpuukt  iS^,  welche  mit  Cq  bezeichnet 
sein  soll,  die  geometrische  Summe 

(23)  ^  =  ^  +2^»  +2^- 

1  1 

Dabei  ist  zu  beachten,  dafs  die  Hauptstrecken  e^^^  und  c^^  dee 
Aten  Schubkurbelgetriebes  nicht  identisch  mit  den  entsprechenden 
Hauptstrecken  csa  und  c^h  des  isoliert  in  Betracht  gezogenen  Schnb- 
kurbelgetriebes  sind-,  sie  besitzen  kleinere,  aber  proportionale  Langen 
und  gleiche  Richtung  wie  diese.  Das  YerUeinerungsyerhaltiiiB  ist  f&r 
die  beiden  Hauptstrecken   eines  Getriebes   dasselbe,   und  z¥rar  gleich 


Von  0.  F18CHKB.  461 

^oA  •  ^'^o  9  dabei  bedeutet  mo»  die  Masse  des  Aten  Schnbkurbelgetriebes 
(ohne  die  Massen  yon  Welle  und  Schwungrad)  und  m^  die  Gesamt- 
masse des  ganzen  Mehrkurbelgetriebes,  die  Massen  der  Welle  und  des 
Schwungrades,  bezüglich  der  Schwungräder,  mit  einbegriffen. 

Die  Hauptstrecke  c^  des  aus  Welle,  Schwungrad  xmd  den  n  Kurbeln 
bestehenden  starren  Systems  hängt  in  sehr  einfacher  Weise  mit  den 
Hauptstrecken  Cih  der  Kurbeln  sämtlicher  isoliert  in  Betracht  gezogenen 
Schnbkurbelgetriebe  (mit  Hinweglassung  der  Welle  und  des  Schwung- 
rades)  zusammen.     Denkt  man   sich   eine  jede   dieser  Hauptstrecken 
ebenfalls   im  Verhältnis   moh :  m^  rerkleinert,   so   stellt   c^,    wie   man 
nach  den   firüheren  Auseinandersetzungen  beim   dreigliedrigen  System 
leicht  einsehen  wird,  einfach  die  vom  Punkte  0  der  Wellenachse  aus 
genommene  geometrische  Summe  dieser  n  im  Verhältnis  9I»oa  :  ^0  ^®^" 
kleinerten  Hauptstrecken   Cih   dar.    Denkt  man  sich  einmal  die  sämt- 
lichen Kurbeln  nicht  fest,  sondern  drehbar  mit  der  Welle  verbunden, 
so  hätte  man  dieselben  ab  selbständige  Glieder  des  ganzen  Mechanis- 
mus mit  besonderen  Hauptpunkten  Hik  au&ufassen.    Die  Hauptstrecken 
Cikf  welche  den  auf  der  Wellenachse  und  in  der  Ebene  des  betreffen- 
den Schubkurbelgetriebes  liegenden  Drehpunkt  Ok  einer  jeden  Kurbel 
mit  ihrem  Hauptpunkt  Hin  verbinden,  wären  dann  aber  gerade  die  im 
Verhältnis  moh  :  ^o  verkleinerten  Hauptstrecken  Cik  der  isolierten  Schub- 
kurbelgetriebe.     Man   erhält  daher  c^   auch   als   geometrische  Summe 
dieser  fingierten  n  Hauptstrecken  Cn. 

Mit  Hülfe  des  obigen  Satzes  über  die  Gewinnung  des  Gesamt- 
schwerpunktes kann  man  in  ganz  entsprechender  Weise  wie  beim 
dreigliedrigen  System  die  Geschwindigkeiten  und  Beschleunigungen 
des  Gesamtschwerpunktes,  bezüglich  deren  Projektionen  auf  die 
drei  Achsen  eines  rechtwinkligen  räumlichen  Koordinatensystems,  ab- 
leiten. 

Beim  Mehrkurbelgetriebe  vereiniGEkcht  sich  insbesondere  diese  Unter- 
suchung einerseits  dadurch,  dafs  die  Bewegungen  aller  Punkte  parallel 
einer  zur  Wellenachse  senkrechten  Ebene,  z.  B.  der  Hauptebene,  statt- 
finden, und  andererseits  durch  den  Umstand,  dafs  die  Hauptstrecken 
Ctk  sämtlicher  Gleitstücke  auch  bei  diesem  allgemeineren  Getriebe  keinen 
Einflufis  auf  die  Geschwindigkeiten  und  Beschleunigungen  des  Gesamt- 
schwerpunktes  ausüben.  Dies  gilt  auch  dann,  wenn  die  einzelnen  Gleit- 
bahnen ganz  verschiedene  Richtungen  besitzen.  Denn  denkt  man  sich 
die  Konstruktion  des  Gesamtschwerpunktes  mit  Hilfe  der  Hauptstrecken 
in  der  durch  Formel  (23)  angedeuteten  Reihenfolge  ausgeführt,  so  ist  der 
aus  den  letzten  n  Hauptstrecken  cH  gebildete  Vektor  konstant.  Denkt 
man  sich  daher  rückwärts  vom  Gesamtschwerpunkte  8q  aus  den  ent- 


462  Über  die  reduzierten  Systeme  und  die  Hauptpunkte  etc. 

n 

gegengesetzt  gleichen  Vektor  —  ^J  c^i  abgetragen^  so  gelangt  man  zu 

1 
einem  Punkte,  welcher  in  Bezug  auf  Geschwindigkeiten  und  BescUeo- 
nigungen  genau  die  gleiche  Belegung  auafährt,  wie  der  G^esamtschwer- 
punkt  Sq  selbst.  Man  kann  daher  jenen  an  Stelle  von  diesem  zur 
Untersuchung  des  Bewegungszustandes  verwenden.  Femer  erkennt  man 
fiuch  leicht,  dafs  jener  Punkt  den  veränderlichen  Hauptpunkt  des  ans 
dem  Eurbelsystem  und  den  sämtlichen  Schubstangen  bestehenden  Teiles 
des  ganzen  Gelenkmechanismus  darstellt.  Er  entspricht  also  dem 
Punkte  Si^t  (Figg-  3,  5  und  6)  beim  dreigliedrigen  System. 

Itlan  hat  denmach  für  die  Geschwindigkeit  v^  des  Gesamtschwer- 
ptmktes  Sq  beim  Mehrkurbe^etriebe  die  aus  n  +  1  Gliedern  bestehende 
geometrische  Summe: 


(24)  ^o-^iVi+^^c^kVik- 

1 

Dabei  bedeutet  9^1  die  Drehungsgeschwindigkeit  der  Welle  und 
allgemein  tpik  die  Winkelgeschwindigkeit  ^  mit  der  die  Längsachse  der 
Aten  Schubstange  ihre  Richtung  im  Räume  ändert.  Die  linearen  Ge- 
schwindigkeiten c^tp^  und  c^g>%k  sind  natürlich  stets  senkrecht  zu  d^ 
Hauptstrecken  c^  und  c^h  gerichtet.  Da  das  ganze  System  nur  einen 
Grad  von  Bewegungsfreiheit  besitzt^  so  müssen  sich  die  samtliehe]) 
Winkelgeschwindigkeiten  (pik  durch  die  Drehungsgeschwindigkeit  ip[ 
der  Welle  ausdrücken  lassen.  Dies  kann  man  nach  dem  Früheren  auch 
leicht  erreichen;  man  darf  nur  nicht  auiiger  Acht  lassen,  dafs  die  Längs- 
achsen der  Kurbeln  und  die  verschiedenen  Gleitbahnen  zwar  alle  parallel 
der  Hauptebene  verlaufen  sollen,  im  übrigen  aber  im  allgemeinen  ihre 
Richtung  ganz  beliebig  sein  darf.  Bezeichnet  man  die  Winkel,  welche 
die  Längsachsen  der  Kurbeln  mit  einer  bestimmten  zur  Hauptebene 
parallelen  Richtung  bilden,  mit  91 «  tmd  die  entsprechenden  Winkel  für 
die  Schubstangen  mit  tpik,  so  werden  die  Beziehungen  zwischen  den- 
selben und  zwischen  ihren,  die  Winkelgeschwindigkeiten  und  Winkel- 
beschleunigungen messenden  ersten  und  zweiten  Differentialquotienten 
auch  die  Winkel  enthalten,  welche  die  Richtungen  der  Gleitbahnen 
bestimmen.  Femer  werden  die  qpi«  sich  untereinander  nur  durch  kon- 
stante Winkel  unterscheiden,  so  dafs  man  leicht  alle  q>ik  und  dadurdi 
alle  (fik  und  ihre  Differentialquotienten  durch  den  Richtungswinkel  (pi 
einer  bestimmten  Kurbel  ausdrücken  kann.  Insbesondere  erkeimt  ihad, 
dafs  die  Wüikelgeschwindigkeiten  tpih  der  einzelnen  Kurbeln  alle  gleich 
der  Winkelgeschwindigkeit  (p^  sind.  Es  lassen  sich  daher  die  in  Frage 
stehenden  Relationen  nach  dem  Früheren  leicht  aufistellen« 


Von  0.  FisoHXR.  463 

Endlich  erhalt  man  in  Yerallgemeinening  der  fQr  das  dreigliedrige 
System  angestellten  Betrachtungen  als  Beschleunigung  b^  des  Gesamt- 
schwerpunktes Sq  beim  Mehrkurbelgetriebe  die  aus  2n  +  2  Gliedern 
bestehende  geometrische  Summe 

(25)  6o  -  ^9?  +  ^^??  +  ^  t^^^*^*  +  "^^^ 

1 

rind  hieraus  fClr  den  totalen,  in  Wirklichkeit  auf  yerschiedene  Stellen 
der  WeUenachse  verteilten  Massendruck  des  Mehrkurbelgetriebes 

(26)  D  -  ~  mo  [^9?  +  ^^']  -  '»o^[^27^+  "^ii^]. 

1 

Man  ist  weiterhin  auch  imstande,  ohne  alle  Rechnung  die  Be- 
dingungen anzugeben,  unter  denen  der  totale  Massendruck  die  Gröfse 
Null  erhalt.  Dazu  ist  offenbar  hinreichend  und  notwendig,  dafs  einer- 
seits der  Hauptpunkt  des  aus  Welle,  Schwungrad  und  Kurbeln  be- 
stehenden starren  Systems  in  die  Wellenachse,  und  andererseits  die 
Hauptpunkte  sämtlicher  Schubstangen  in  die  Achsen  der  entsprechenden 
Kurbelzapfen  hineinfallen. 

Damit  der  Hauptpunkt  des  ersteren  Systems  in  die  Wellenachse 
fallt,  ist  nun  keineswegs  erforderlich,  dafs  auch  die  weiter  oben  mit 
JETi«  bezeichneten  Hauptpunkte  der  einzehien  Kurbeln  fär  den  Fall,  daJs 
die  letzteren  mit  der  Welle  nicht  fest,  sondern  gelenkig  verbunden 
wären,  in  die  Wellenachse  hineinfallen.  Oder  mit  anderen  Worten: 
Für  das  Verschwinden  des  totalen  Massendrucks  ist  nicht  erforderlich, 
dals  die  MassendrQcke  der  einzelnen  Schubkurbelgetriebe  fär  sich  zu 
Null  werden.  Es  läCst  sich .  daher  die  erste  Bedingung,  dals  Si  in  die 
Achse  fallt,  leicht  durch  geeignete  Stellung  der  Kurbeln  erreichen. 
Man  hat  dieselben  nur  so  gegen  einander  zu  richten,  daCa  die  oben  mit 
Cik  bezeichneten  Strecken  die  Vektorsumme  Null  ergeben,  also  ein 
geschlossenes  Polygon  zusammensetzen.  Bei  drei  Schubkurbelgetrieben 
liUflt  sich  dies  immer  erreichen,  Mls  die  Summe  der  absoluten  Langen 
je  zweier  Cxk  nicht  kleiner  als  die  Länge  der  dritten  Strecke  ist.  Bei 
vier  und  mehr  Schubkurbelgetrieben  kann  man  dagegen  im  allgemeinen 
auf  sehr  yerschiedene  Arten  den  Hauptpunkt  H^  nach  der  Wellenachse 
bringen 

Die  zweite  Bedingung,  dab  der  Hanplpnnkt  einer  jeden  Schub- 
Stange  in  den  Mittelpunkt  des  Kurbelzapfens  fällt,  liebe  sich  auf  die 
schon  froher  beim  dreigliedrigen  System  angegebene  Weise  im  Prinzip 
auch  erreichen.  Ob  dies  praktisch  ausführbar  ist,  soll  vollständig 
dahingestellt  bleiben,  jedenfalls  ist  auch  beim  Mehrkurbdgeiriebe  eine 
ÄiAsg^eichung  der  Gröfsen  der  einsfdnen  Massendräcke  iheareUsch  möglich. 


464  t)l}er  die  reduzierten  Systeme  und  die  Hauptpunkte  etc. 

Hat  man  die  Grölse  des  totalen  Massendrucks  zum  Yerschwindeii 
gebracht^  so  werden  nun  im  allgemeinen  damit  noch  nicht  die  Drehungs- 
momente  für  Achsen^  welche  der  Hauptebene  parallel  laufen,  yermieden 
sein.  Es  werden  sich  dann  in  der  Regel  die  von  den  yerschiedenen 
Schubkurbelgetrieben  hervoi^emfenen  Massendrücke  zu  einem  einzigen 
Eraftepaar  zusammensetzen,  dessen  Achse  aber  auf  der  Wellenachse 
senkrecht  steht.  Zur  Bestimmung  des  Momentes  dieses  Ejaftepaares 
mufs  man  sich  daher  zunächst  fBr  jedes  Schubkurbelgetriebe  mit  Hülfe 
der  beiden  Hauptstrecken  Cik  und  es»  in  der  früher  beschriebenen  Weise 
den  Massendruck  aufsuchen.  Dazm  lafst  sich  unter  Berücksichtigimg 
der  Abstände  der  einzelnen  Getriebeebenen  leicht  das  Moment 
resultierenden  Eraftepaares  berechnen.  Dadurch  wird  man  aber  in 
Stand  gesetzt^  die  Bedingungen  anzugeben,  unter  denen  auch  noch 
dieses  Eraftepaar  zum  Verschwinden  gebracht  werden  kann,  und  Bomit 
ein  yoUstimdiger  Ausgleich  aUer  Massenwirkungen  erreicht  ist 

Handelt  es  sich  um  eine  f&r  die  Praxis  genügend  genaue  An- 
näherung an  den  vollkommenen  Ausgleich  der  Massendrücke^  fSr  welche 
die  Bedingungen  von  H.  Lorenz  in  der  zitierten  Arbeit  au%e8t6llt 
worden  sind,  so  gestatten  die  Hauptpunkte  in  viden  Fallen  eine  geo- 
metrische Interpretation.  So  sagen  beispielsweise  die  oberen  beiden 
Bedingung^leichungen  (I)  und  (H)  von  H.  Lorenz  (Seite  16),  welche 
die  Gröüsen  a  nicht  enthalten,  in  ihrer  Vereinigung  nichts  anderes  ans, 
ab  dals  das  Polygon  amtlicher  Hauptstrecken  Cik  geschlossen  im, 
d.  h.  also,  dals  der  Hauptpunkt  H^  auf  die  Welloiachse  Sfidlen  mub  xl  s.  w. 

Die  Ableitung  des  Ausdruckes  für  die  lebendige  Eraft  kann  mit 
Hülfe  der  Hauptpunkte  und  Hauptstrecken  auch  beim  allgemeinai 
Oelenksystem  im  Prinzip  auf  ganz  dieselbe  Weise  wie  beim  dreiglied- 
rigen System  geschehen.  Es  gestalten  sich  nur  die  V^haltnisse  da- 
durch Terwickelter,  dals  die  Glieder  des  Systems  unter  ümständeD 
durch  Gelenke  von  zwei  oder  drei  Graden  der  Freiheit  yerbunden  sein 
können,  und  infolgedessen  die  Bewegongsfreiheit  des  ganzen  Systems 
eine  viel  groisere  ist,  ab  wenn  zwei  benachbarte  Eorper  immer  nur 
durch  ein  Ghamiergelenk  mit  einander  verbunden  waren.  Hat  mim 
ti  Glieder,  und  besitzen  alle  Yerbindungsgelenke  drei  Ghade  der  Frei- 
heit, so  hat  das  ganze  System  selbst  3ti  +  3  Grade  der  Freiheit  Man 
braucht  dann  ebensoTiel  allgemeine  Eoordinaien  sor  eindentigen  Be- 
stimmung der  Stellung  des  Systems  im  Baume,  nämlich  drffl  liomliche 
Eoordinaten  f&r  einen  Punkt^  etwa  den  Gesamtschwerpunkt  des  System^ 
und  je  3  Winkel  tpp  d^  Qj  zur  Bestimmung  der  Orioitienmg  im  Baome 
fBr  einen  jeden  der  ii  Eöiper,  welche  das  System  aussmmensetBen. 

Man  kann  dann  bei  festgehaltenem  Ctesamtadiwerpunkt  das  ffOK 


Von  0.  FucHXR.  465 

äystem  aus  einer  Stellung  in  eine  unendlich  benachbarte  dadurch  über- 
führen, dafs  man  demselben  successire  imendlich  kleine  Yerrückungen 
erteilt,  bei  welchen  jeweilig  nur  die  drei  Winkel  fp^j  d'j,  qj  des  jten 
Gliedes  geändert  werden,  während  die  zu  den  übrigen  Gliedern  ge- 
hörenden Winkel  konstant  bleiben.  Es  gut  nun  der  folgende 
ScUe:  Für  eine  solche  Verrückung  mufs  das  j*'  Glied  bei  gleichsfeitiger 
Translation  aüer  vorigen  eine  unendlich  Meine,  durch  dtpj,  dd'j,  dgj 
charakterisierte  Botatian  um  eine  Achse  durch  seinen  Hawptpunkt  Hj  er- 
fahreny  wenn  der  Gesamtschwerpunkt  des  Systems  während  der  Ver- 
riiekung  an  seiner  Stelle  bleiben  soU. 

Dieser  Satz  ist  die  direkte  Yerallgemeinemng  des  Satzes  vom 
Dreikorpersystem  für  eine  gröfsere  Anzahl  durch  Gelenke  verbundeno- 
Eorper ,  gröDsere  Freiheit  von  Gelenken  und  beliebige  Richtung  der 
Botationsachse.  Er  ermöglicht  es,  die  Verschiebung  des  Schwerpxmktes 
eines  jeden  Gliedes  relativ  zum  Gesamtschwerpunkt  f&r  jede  beliebige 
Yerrückung  des  ganzen  Systems  festzustellen.  Zieht  man  dami  noch 
die  Rotation  eines  jeden  Gliedes  um  eine  Achse  durch  seinen  Schweiz 
punkt  in  Betracht,  so  hat  man  alle  Mittel,  um  die  lebendige  Kraft  T^ 
des  ganzen  Systems  relativ  zum  Gesamtschwerpunkt  ableiten  zu  können. 
Man  erhält  auf  diese  Weise  wieder  den  Ausdruck  für  T^  in  der 
knappsten  Form.  Trotzdem  enthält  er  natürlich  sehr  viel  Glieder,  denn 
T^  muJb  sich  ja  als  eine  homogene  Fimktion  zweiten  Grades  der 
Winkelgeschwindigkeiten  qp^,  ^j,  q)  darstellen.  Aufser  den  Quadraten 
und  'Produkten  dieser  Winkelgeschwindigkeiten  und  den  Winkeln  9>^-, 
Oy,  Qj  selbst  treten  in  dem  fertigen  Ausdruck  nur  noch  die  Trägheits- 
radien der  sämtlichen  reduzierten  Systeme  in  Bezug  auf  Achsen  durch 
die  Hauptpunkte,  femer  Hauptstrecken  der  einzehien  Glieder  und  die 
Gesamtmasse  m^  des  Systems  auf.  Die  Massen  m^  der  einzelnen  Glieder 
und  Strecken,  welche  sich  auf  die  Lage  des  Schwerpunktes  innerhalb 
eines  einzehien  Gliedes  beziehen,  kommen  in  dem  auf  die  beschriebene 
Weise  gewonnenen  Ausdruck  für  T^*  nicht  vor;  denn  sie  sind  nur  inso- 
weit bestimmend  für  die  Grölse  von  Tr,  als  sie  einen  Einflufs  auf  die 
Trägheitsradien  der  reduzierten  Systeme  und  die  Schwerpunkte  der 
letzteren,  dL  h.  aber  die  Hauptpunkte  der^  Glieder  besitzen. 

Für  die  gesamte  lebendige  Kraft  T  des  Systems  kommt  zu  Tr  noch 
die  lebendige  Ejraft  i-m^t^,  welche  aus  der  Bewegung  des  Gesamt- 
schwerpunktes resultiert,  hinzu. 

Bleibt  ein  Punkt  irgend  eines  Gliedes  bei  der  Bewegung  des 
Systems  fest,  so  hat  dasselbe  im  allgemeinsten  Falle  nur  noch  3n  Ghiide 
der  Freiheit^  und  es  genügen  die  3n  Winkel  9?/,  ^/,  py  zur  eindeutigen 
Charakterisierung  der  Stellung  des  ganzen  Systems.    Dies  kommt  bei 

Z^ltwhrlit  f.  M«thematik Q.  Physik.  47. Band.  1908.  S.a. 4. Heft.  30 


r Techmke 


4GG     Über  die  reduzierten  Systeme  und  die  Hauptpunkte  etc.     Von  O.  Fircuek. 

der  Ableitung  der  lebendigen  Kraft  dadurcli  zum  Ausdruck,  dafs  die 
Koordinaten  x^,  y^,  z^  des  Gesamtaehwerpunktes  sich  ala  Fnnktionen 
der  Winkel  <fij,  &j,  p/  nut«r  Verwendung  der  Hauptatrecken  darstellen, 
und  also  durch  dieselben  ersetzen  lassen.  In  dem  fertigen  Ausdruck 
für  die  totale  lebendige  Kraft  T  Sndet  man  jetzt  nicht  melir  die  Tiäg- 
heitsradien  der  reduzierten  Systeme  auf  Achsen  durch  die  Hauptpunkte, 
sondern  auf  Geienkachsen  bezogen,  wie  sich  das  schon  beim  drei- 
gliedrigen Systeme  [Formel  (21  )J  herausgestellt  hatte. 

Beim  Mebrkurbelgetriebe  gestaltet  sich  das  Problem  der  Ableitung 
der  lebendigen  Kraft  infolge  des  Umstandes,  daTs  alle  Glieder  durch 
Gelenke  von  1  Grad  der  Freiheit  mit  parallelen  Achsen  verbunden  smd, 
viel  einfacher.  Es  fallen  die  Winkel  9)  und  p(  vollständig  bei  der 
Untersuchung  fort,  und  man  hat  nur  Verrückungen  in  Betracht  zu 
ziehen,  welche  einer  unendlich  kleinen  Veränderung  eines  Winkels  qrj 
entsprechen.  Trotzdem  besitzt  der  Ausdruck  für  die  lebendige  Kraft 
auch  in  diesem  Falle  eine  ziemlich  ausgedehnte  Form.  Es  m^  der- 
selbe daher  hier  nicht  herges ehr i eben,  sondern  auf  meine  schon  oben 
angeführte  Abhandlung:  „Über  die  Arbeit  der  Muskeln  und  die  lebendige 
Kraft  des  menschlichen  Körpers"  verwiesen  werden.  Daselbst  findet  sich 
für  ein  ganz  übjiliches  System,  nämlich  den  menschlichen  Körper,  für 
den  Fall,  dafa  derselbe  nur  ebene,  zur  Medianebene  des  Körpers  parallele 
Bew^ungeu  ausführt,  der  Ausdruck  für  die  lebendige  Kraft  in  extenso 
aufgeführt  (Seite  71  und  75). 

Schtiefslicb  sei  noch  erwähnt,  dafs  man  aus  dem  Werte  der  lebendigen 
Kraft  nun  ohne  weiteres  die  Lagrangeschen  Bew^ungsgleicbungen 
der  zweiten  Form  ableiten  kaim,  Die  letzteren  finden  sich  in  jener 
Abhandlung  ebenfalls  augegeben  (Seite  54,  80 — 83),  so  dafs  auch  in  dieser 
Hinsicht  auf  dieselbe  venvieaen  werden  kann.  Es  zeigt  sich  auch  bei 
den  Bewegungsgleichungen  recht  deutlich,  wie  viel  die  Formeln  bei 
Anwendung  der  Trägheitsradien  der  reduzierten  Systeme  und  der 
Hauptstrecken  an  Ausdehnung  verlieren,  dafür  aber  an  Klarheit  und 
Anschaulichkeit  gewinnen.  Dies  tritt  um  so  mehr  hervor,  je  grÖfser  die 
Anzahl  der  Glieder  ist,  welche  den  Mechanismus  zusammensetzen. 

Diese  kurzen  Andeutungen  Über  den  Nutzen  der  reduzierten 
Systeme  und  ihrer  Schwerpunkte  für  die  Kinetik  der  Qelenkmechamsmen 
allgemeinster  Art  mögen  genügen.  Es  kam  mir  dabei  weniger  darauf 
an,  ausgedehnte  Formeln  mitzuteilen,  als  vielmehr  die  Methode  zu  ihrer 
Ableitung  anzugeben,  und  dadurch  vielleicht  auch  das  Interesse  der 
Techniker  für  die  reduzierten  Systeme  zu  erwecken. 


über  ein  EonatmktioiiBprinzip  und  seine  Verweitnng  etc.    Von  0.  ümoeb.    467 

Über  ein  Eonstrnktionsprinzip  und  seine  Verwertung  bei 
der  Schattenbestimmnng  an  Drehflftchen. 

Von  0.  ÜNGER  in  Breslau. 

Monge,  der  geniale  Begründer  der  „g^om^trie  descriptire«  weist 
seiner  Wissenschaft  einen  zweifachen  Zweck  zn:  Erstens  soll  sie  die 
Methoden  liefern,  um  auf  einem  Zeichenblatte  alle  Raumgebilde  abzu- 
bilden, vorausgesetzt,  dafs  diese  Gebilde  streng  definiert  werden  können, 
und  zweitens  soll  sie  das  Verfahren  lehren,  um  aus  einer  genauen 
Zeichnung  die  Gestalt  der  Raumgebilde  erkennen  und  alle  Sätze,  welche 
aus  der  Gestalt  und  der  gegenseitigen  Lage  der  Raumgebilde  folgen, 
ableiten  zu  können.^) 

Prüft  man  an  der  Hand  dieses  Programms  den  Weg,  den  die 
Entwicklung  der  darstellenden  Geometrie  in  den  hundert  Jahren  ihres 
Bestehens  genommen  hat,  so  zeigt  sich,  dafs  besonders  jener  Teil, 
welcher  die  zweite  der  Mongeschen  Forderungen  in  sich  begreift,  in 
ganz  hervorragender  Weise  weiter  entwickelt  worden  ist. 

Weniger  intensiv  erscheint  mir,  —  mindestens  so  weit  die  verofifent- 
lichte  Litteratur  darüber  Auskunft  giebt  — ,  dasjenige  Gebiet  bearbeitet 
zu  sein,  welches  uns  die  Methoden  liefern  soll,  um  die  Konstruktionen 
des  Raumes  auf  dem  Zeichenblatte  toirklichy  d.  h.  mit  dem  Zirkel  und 
Bleistift  in  der  Hand,  zur  Darstellung  zu  bringen,  insbesondere  wenn 
dabei  Genauigkeit  und  Einfachheit  als  unerläfsliche  Bedingungen  hin- 
gestellt werden.*) 

1)  Siehe:  ,^ar8tellende  Geometrie  von  Gaspard  Monge"  (1798),  über- 
setzt nnd  herausgegeben  von  B.  Haussner,  (Ostwalds  Elassiker),  Leipzig  1900, 
Seite  3. 

2)  Wie  hoch  selbst  Mathematiker  von  dem  Bange  eines  Steiner  diese  reelle 
Seite  des  Eonstroierens  bewerten,  darüber  vergleiche  man  dessen  Bemerkung  in 
der  Abhandlung:  „Die  geometrischen  Konstruktionen,  ausgeführt  mittelst  der 
geraden   Linie   und   eines   festen  Kreises^*,   wo  er  im  §  19  unter  anderem  sagt: 

„ dals  es  eine  ganz  andere  Sache  sei,  die  Konstruktionen  in  der  That, 

d.  h.  mit  den  Instrumenten  in  der  Hand,  oder blofs  mittelst  der  Zunge 

auszuführen.  Es  läfst  sich  gar  leicht  sagen:  ich  thue  das,  und  dann  das,  und 
dann  jenes;  allein  die  Schwierigkeit,  und  man  kann  in  gewissen  F&llen  sagen, 
die  Unmöglichkeit,  Konstruktionen,  welche  in  einem  hohen  Grade  zusammenge- 
setzt sind,  wirklich  zu  vollenden,  verlangt,  dals  man  bei  einer  vorgelegten  Aufgabe 
genau  erwäge,  welches  von  den  verschiedenen  Verfahren  bei  der  gänzlichen  Aus- 
führung das  einfachste,  oder  welches  unter  besonderen  Umständen  das  zweck- 
mäfsigste  sei,  und  wie  viel  von  dem,  was  die  Zunge  etwas  leichtfertig  ausfahrt, 
zu  umgehen  sei,  wenn  es  darauf  ankommt,  alle  überflüssige  Mühe  zu  sparen,  oder 

80* 


468  Über  ein  Eonstniktionsprinzip  und  seine  Verwertung  etc. 

Abgesehen  dayon,  dafs  eine  Anzahl  wertvoller  Eonstraktionen 
existieren  mag,  welche  nicht  die  ihnen  gebührende  allgemeine  Yer- 
breitnng  gefunden  haben ,  so  dürfte  auch  manche  der  gebranchlichen 
Darstellungsmethoden  noch  nicht  bis  zu  jenem  Grade  der  Yerfeinerang 
fortentwickelt  worden  sein,  die  sie  befähigt,  sich  all  den  yielgestaltigeii 
Anforderungen  des  modernen  technischen  Zeichnens  ungezwungen  an- 
zupassen. Auch  soUten  wir  nicht  darauf  verzichten,  immer  wieder  Ton 
neuem  die  uns  im  Laufe  der  Zeit  bekannt  werdenden  Eonstruktions- 
yerfahren  darauf  hin  zu  prüfen,  ob  sie  sich  durch  Herrorheben  gemein- 
samer Hauptgedanken  zu  allgemeinen  Zeichenmethoden  zusammenfassen 
lassen,  oder  zu  untersuchen,  wie  weit  es  möglich  ist,  einzelne,  der 
stillen  Arbeit  am  R^üibrette  entsprungene  Zeichenvorteüe  und  Kmist- 
griffe  zu  allgemein  verwertbaren  Eonstruktionsprinzipien  zu  erweitem. 

Auf  einen  derartigen  Zeichenvorteil,  der  meiner  Meinung  nach  es 
verdient,  zu  einem  bewufst  angewandten  Eonstniktionsprinzip  erhoben 
zu  werden,  möchten  auch  die  nachfolgenden  Zeilen  aufinerksam  machen. 
Es  sei  gestattet^  die  Entstehung  und  Verwendbarkeit  des  Prinzipes  an 
jenen  Aufgaben  zu  erläutern,   die  mich  zu  dessen  Aufstellung  f&hrten. 

1«  Das  im  technischen  Zeichnen  am  häufigsten  verwendete  ortiio- 
gonale  Gfrund-  und  Aufrifsverfahren  arbeitet  mit  zwei,  auf  dem  Zeichen- 
blatte raumlich  getrennten  Projektionen.  Für  den  Theoretiker  sind 
beide  Projektionen  vollständig  gleichwertig;  dem  praktischen  Eonstrok- 
teur  hingegen  ist  es  nicht  selten  um  die  Erlangung  nur  einer  Ansicht 
(meist  des  Aufrisses)  des  darzustellenden  Gegenstandes  zu  thun.  Die 
andere  Projektion  (der  Gmndriss)  wird  in  diesem  Falle  zu  einer  Hilis- 
figur,  die  man  am  liebsten  ganz  umgehen  möchte.^) 

Eine  nahe  liegende  Lösung  für  diese,  zunächst  einem  Bedfirfiiisse 
des  praktischen  Zeichnens  entsprungene  Aufgabe  wird  dadurch  er- 
halten, dafs  man  die  Konstruktionslinien  des  Grundrisses  an  passender 
Stelle  in  den  Äufrifs  einzeichnet. 

Um  zu  zeigen,  worin  die  Vorteile  bestehen,  die  durch  diese  Ab- 
änderung eines  gebräuchlichen  Eonstruktionsverfahrens  erzielt  werden^ 
soll   die   Aufgabe   gelöst  werden:  Für  den  Parallelkreis  p  einer  Dieh- 


die  grölstö  Genauigkeit  zu  erreichen,  oder  den  Plan  (das  Papier),  worauf  gezeichnet 

wird,  möglichst  zu  schonen,  u.  s.  w.  .  .^  — 

J.  Steiners  Gesammelte  Werke,  Berlin  1881,  Bd.  I,  Seite  510.  — 

1)  Vergleiche  z.  B.  diese  Zeitschrift  46  (1901),  S.  244:  Eine  Schattenkon- 
struktion,  von  R.  Mehmke.  Daselbst  wird  in  einer  Anmerkung  darauf  hin- 
gewiesen, dafs  J.  Pillet  in  seinem  mir  leider  unzugänglichen  „Trait^  de  Per- 
spektive .  .  /*  Schattenkonstruktionen  für  Drehungsflächen  angiebt,  die  eben- 
falls allein  im  Aufrifs  ausführbar  sind. 


Von   0.  ÜNOEB. 


469 


tt 


»/ 


// 


fläche  A  sind  die  Selbstschattenpunkte  P  und  Qy  insbesondere  deren 
yertilcale  Projektionen  zn  ermitteln.') 

Figur  1  enthalt  die  Losung  nach  dem  sogenannten  Eugelyerfahren 
in  der  üblichen  Form.')  —  C  ist  der  Mittelpunkt  der  Berührungs- 
kngel.  Von  C  ausgehend 
sind  an  Konstruktionslinien 
zn  ziehen:  Durch  C  eine 
Normale  fs,  zu  V\  giebt  D 
in  p'\  B  ist  nach  D'  in  x 
zu  projizieren;  durch  D'  eine 
Normale  n^  zu  l\  giebt  mit 
p'  zum  Schnitt  gebracht  P' 
und  Q')  durch  Loten  nach  p 
erhalt    man    schliefslich   P 

und  Q''.  — 

Die  Punkte  P"  und  Q 

würden    wir    auch    erhalten 

haben,  wenn  wir  gleich  von 

der  Stelle  aus^  wo  wir  mit 

dem  Zirkel  einsetzen  mufsten, 

um  den  Radius  für  Kreis  p' 

abzugreifen  (also  yon  M  aus) 

den  Kreis  Pq  geschlagen,  und 

durch  D  (statt  durch  D")  die 

Normale  (n^  zu  V  gezogen 

hätten.    Dieser  Vorgang  ist 

aber     gleichbedeutend     mit 

einer  Verschiebung  der  Kon- 
struktionslinien   des    Gh-und- 

risses    in    die,    in    Figur   1 

durch    Striche    ( )    be- 
zeichnete Lage  des  Aufrisses,  oder,  den  Vorgang  raumlich  aufgefafst: 

mit  einer  Verlegung  der  horizontalen  Projektionsebene  77^  in  die  Ebene 

des  Parallelkreises  p. 


1)  Das  Bedürfnis,  nur  mit  einer  Projektion  zu  arbeiten,  tritt  hauptsächlich 
bei  solchen  Darstellungen  auf,  bei  denen  die,  durch  das  Fehlen  einer  zweiten 
und  dritten  Projektion  erschwerte  Verständlichkeit  der  Abbildung  durch  andere 
Mittel  ergänzt  wird,  also  bei  Abbildungen  mit  Schattengebnng,  Eontour- 
bestimmungen  etc. 

2)  S.  z.  B.  B.  Müller,  Leitfaden  für  die  Vorlesungen  über  darstellende  Geo- 
metrie .  .  .,  Braunschweig  1899,  Seite  62. 


470  Über  ein  EonstroktionBprmzip  und  seine  Yerweitong  etc. 

Der  Wert  dieses  Konstruktionsgedankens  beschränkt  sich  nicht 
darauf,  dafs  damit  die  Möglichkeit  gegeben  ist,  Konstruktionen  (scheinbar!) 
ohne  Benutzung  einer  zweiten  Projektion  durchzufOhren.  Für  die  Ton 
mir  befürwortete  allgemeinere  Verwendung^)  kommt  vielmehr  in  Be- 
tracht, dafs  durch  das  Ineinanderschieben  der  Eonstruktionslinien  die 
Länge  der  Ordinaten  (z.  B.  P'  P*'  in  Fig.  1)  zumeist  bedeutend  redu- 
ziert und  so  die  Genauigkeit  der  Zeichnung  erhöht  wird,  und  dafs  es 
in  vielen  Fällen  gelingt,  durch  Ausnützung  des  Zusammenfallens  von 
Punkten  und  Linien  die  Zeichenarbeit  bedeutend  zu  vereinfachen.^  Ge- 
nauigkeit und  Einfachheit  in  der  Durchfuhrung  sind  aber,  wie  schon 
eingangs  erwähnt,  zwei  Anforderungen,  auf  die  der  zeichnende  Tech- 
niker keinesfalls  verzichten  kann.  —  Auch  ist  es  möglich  auf  Grund 
der  einfachen  Lagebeziehungen  Konstruktionen  abzuleiten,  denen  eine 
gewisse  Selbständigkeit  inne  wohnt,  so  dafs  sich  damit  unser  Eon- 
struktionsgedanke  — ,  wenn  es  erlaubt  ist,  sich  dieses  Ausdruckes  zu 
bedienen  — ,  als  Methode  bildender  Faktor  erweist.  — 

2.  Die  Entfernung  der  durch  die  angef&hrte  Konstruktion  erhaltenen 
Punkte  Pq  und  P"  ist  gleich  dem  Abstände  des  Punktes  P  von  der 
Hauptmeridianebene.  Von  jedem  Punkte  P,  welcher  zur  Ermittelung 
der  Selbstschattengrenze  c  bestimmt  wird,  erhalt  man  also  die  vertikale 
Projektion  P"  und  unmittelbar  daran  angetragen  die  Ordinate  P"F^ 
Diese  Lage  der  Punkte  P"  und  P^  erweist  sich  als  besonders  geeignet, 
um  daraus  eine  schiefe  Projektion  abzuleiten.^)  Wird  nämlich  mit 
A^A"  A^  (Fig.  2)  das  Projektionsdreieck  der  schiefen  Projektion  be- 
zeichnet, so  hat  man  nur  durch  P"  eine  Parallele  zu  A" A^y  und  durch 
Pq  eine  Parallele  zu  A^A^  zu  ziehen;  der  Schnittpunkt  P^  dieser  Ge- 
raden ist  die  schiefe  Projektion  des  Punktes  P    Wird  das  Projektions- 


1)  Auch  mein  Studien-  und  Fachgenosse  E.  Müller  in  Königsberg  i.  Fr. 
hat  anläfslich  der  Besprechung  des  „Lehrbuches  der  darst.  Geometrie  Ton  Bohfl 
und  Papperitz'*  die  Verwendung  dieses  Eonstroktionspmudpes  empfohlen.  —  Ver- 
gleiche Zeitschrift  für  Math,  und  Physik,  Band  44,  Histor. -litterarische  Abteilung, 
Seite  177. 

2)  Bei  Monge,  a.  a.  0.  Seite  67.,  finde  ich  folgende  Stelle:  „Die  Lösiuig 
hätten  wir  viel  eleganter  gestalten  können,  wenn  wir  die  Projektionsebenen  durch 
den  Kugelmittelpunkt  gelegt  hätten.  Dann  würden  die  beiden  Projektionen  der 
Kugel  in  ein  und  denselben  Kreis  gefallen  und  die  geraden  Linien  weniger  lang 
zu  ziehen  gewesen  sein.**  —  Daraus  geht  hervor:  Das  Ineinanderlegen  der  Projek- 
tionen mit  seinen  Folgen  — ,  kurze  Ordinatenlinien  und  zusammenfallende  Zeichen- 
elemente  — ,  hat  auch  Monge  schon  gekannt;  for  uns  eine  um  so  grdJsere  Ver- 
pflichtung, seine  Anregungen  auch  zu  verwerten. 

3)  Yergl.  Schlesinger,  die  darstellende  Geometrie  im  Sinne  der  neueren 
Geometrie  (Wien  1870),  Seite  223. 


Von  0.  Umobk. 


471 


dreieck  fOr  VI"  als  Richtung  der  Sehstrahlen  abgeleitet,  so  ist  c^  (die 
schiefe  Projektion  von  c)  der  scheinbare  ümrifs  der  Drehfläche  jd. 

In  Figur  2  ist  die  Bestimmung  des  scheinbaren  Umrisses  einer 
Dreliflache  nach  dieser  Methode  durchgefiihrt.  Bemerkt  sei  hierzu, 
daCs  man  nicht  nötig  haty  all  die  Eonstruktionslinien,  die  das  Verfahren 
erläutern  sollen,  bei  der  Anwendung  auf  dem  Reüsbrette  zu  zeichnen. 
£b    dürfte   genügen,    für  jeden  benutzten  Parallelkreis  die  Linie  der 


Punkte  PqQq  zu  ziehen;  alle  übrigen  Punkte  lassen  sich  durch  Ein- 
schneiden fixieren.  In  der  Figur  sind  die  entbehrlichen  Linien  durch 
Striche  ( )  angedeutet. 

3.  Der  scheinbare  ümrifs  c^  in  schiefer  Projektion  ist  identisch 
mit  dem  Schlagschatten  der  Drehfläche  auf  die  Hauptmeridianebene  M, 
fOr  V'V  als  Richtimg  der  Lichtstrahlen.  Figur  2  kann  also  auch  auf- 
gefafst  werden  als  orthogonale  Projektion  einer  Drehfläche,  für  welche 
die  Schattenkonstruktion  durchgefiihrt  wurde.  Figur  3  bringt  diese 
Auffassung  zur  Anschauung.  Zum  yollsföndigen  Abschlufs  der 
Schattenkonstruktion  fehlt  noch  der  Schlagschatten  8,  den  die  Selbst- 
schattengrenze c  des  Wulstes  auf  den  darunter  befindlichen  Teil  des 
Rotationskörpers  wirft.    Die  Frage  liegt  nahe,  ob   es  nicht  möglich 


472 


Über  ein  KonstroktionBprmzip  nnd  seine  Yerweiiang  etc. 


ist,    den   Schatten  s  im  Anschlofs   an  die  TorUegende   Konstruktion 
zu  finden. 

Nach  dem  allgemein  gebrauchlichen  Verfahren  ^  wurde  man  s  er- 
halten durch  ^urückf&hren'^  der  Schnittpunkte,  welche  der  Sdiatten 
Yon  c  und  die  Schatten  einer  Anzahl  Ton  Parallelkreisen  auf  einer 
(horizontalen)  Ebene  bestimmen.  Der  Schatten  Ton  c  auf  eine  (aller- 
dings vertikale)  Ebene  M  ist  in  unserem  Beispiele  bereits  yorhanden. 
Wir  hätten  also  noch  die  Schatten  p^  der  in  Betracht  kommenden 
Parallelkreise  — ,  im  vorliegenden  Falle  Ellipsen!  — ,  zu  konstmiereQ 
und  dann  wie   oben  angegeben  zu  verfahren.    Ein  solches  Verfahren 

Fig.  8. 


ist  möglich  und  wurde  in  Figur  3  zur  Bestinmiung  des  Punktes  S" 
angewandt.  Indes:  das  Verzeichnen  einer  Anzahl  von  Ellipsen  erfordert 
verhältnismäfsig  viel  Zeit,  die  Schattenpunkte  St  ei^ben  sich  als 
Schnittpunkte  zweier  punktweise  bestimmten  und  freihändig  gezeich- 
neten Kurven  y  unsicher  imd  ungenau.  Das  Verfahren  erweist  sich 
mithin  in  dieser  Form  als  wenig  konstruktionsmalsig.  —  Es  ist  aber 
möglich,  es  derart  abzuändern,  dafs  das  Zeichnen  der  Schattenellips^ 
umgangen  wird. 

Wir  gehen  dabei  von  der  Bemerkung  aus,  dafs  die  Schattenellipse 
Pt  zum  Kreise  p^  affin  ist  und  perspektivisch  liegt^  för  xx  («==/?")•'* 
Affinitätsachse  und  A^Aq  als  Richtung  der  Affinitätsstrahlen.  Di^ 
führt  darauf,  St  nicht  direkt  als  Schnitt  von  pt  mit  c«  zu  bestimm^ 

1)  S.  Z.B.Wiener:  Lehrbuch  der  darstellenden  Geometrie  (Leipäg  1884— ^• 
Band  H,  Seite  177. 


Von   0.  ÜNOKB. 


473 


sondern  Sty  bezw.  S",  abzuleiten  aus  S^^,  dem  Schnittpunkte  von  p^  mit 
der  zu  c«  affinen  Kurve  c^  Da  die  Schlagschatten  aller  Parallelkreise 
Ellipsen  sind;  die  ein  Paar  konjugierte  Durchmesser  parallel  zu  p", 
bezw.  Ä''At  habeU;  so  werden  denselben  im  System  der  Kurve  c^  (27^.) 
durchweg  Kreise  entsprechen.  Die  Konstruktion  ist  damit  zurück- 
gef&hrt  auf  die  Ermittelung  der  Schnittpunkte  von  Kreisen  mit  einer 
Kurve  c^  —  Im  folgenden  soU  dieses  abgeänderte  Verfahren  noch 
näher  erläutert  und  dabei  gezeigt  werden;  wie  man  c,  direkt  erhalten 
kanii;  ohne  c«  darstellen  zu  müssen. 

4.  Die  affine  Beziehung  zwischen  dem  direkten  Schattensystem  27 
und  dem  System  27^  ist  nach  3.  dadurch  hergestellt  worden,  dafs  wir 

Fig.  4. 


A^  und  Af^  als  zwei  entsprechende  Punkte  erkannten  (Fig.  3  und 
Nebenfigur  von  Fig.  4).  Es  entspricht  also  der  Richtung  Ä^Ä"  (||  l") 
in  27,  die  Richtung  Ä^Ä"  (||  eis)  in  27,,  imd  ebenso  Ä^V  (I|  ge)  in  27, 
die  Richtung  Ä^V  (||  O  in  27^ 

Sind  P'^Pq  (Fig.  4)  die  beiden  zusammengehörigen  Punkte,  wie 
sie  sich  nach  1  ergeben,  und  ist  P«  der  Schatten  von  P  auf  die  Haupt- 
meridianebene M,  so  sind  die  Seiten  des  Dreiecks  P^P'^P^  parallel  den 
Seiten  des  Projektionsdreiecks  Ä^A^A^.  Daraus  folgt  unter  Berück- 
sichtigung der  oben  angeführten  affinen  Beziehungen,  dafs  wir  den 
Punkt  P,  der  Kurve  c,  erhalten  können,  wenn  wir  durch  U,  den 
Schnittpunkt    der    Geraden    P^P,  mit  der  Affinitatsachse  xx^)   eine 

1)  Die  Achse  xx  ist  horizontal,  im  übrigen  aber  beliebig  anzunehmen. 


A 


474 


Über  ein  Konstruktionspriiizip  und  seine  Verwertong  etc. 


Parallele  zu  P^P**  ziehen  und  diese  Parallele  mit  P^Pt  (in  PJ  zum 
Schnitt  bringen.  Wir  ersehen  zugleich ,  dafs  man  durch  Ziehen  der 
Linien  r'U\\V'y  üPJ\s!e  und  PoP,  ||  ^^  den  Punkt  P,  dirdd 
aus  Pq  und  P"  ableiten  kann,  also  auch  die  Kurve  c^  erhalt,  ohne  c, 
zeichnen  zu  müssen. 

Um  die  Kreise  p^,  welche  bei  unserem  Verfahren  die  Schatten- 
ellipsen der  Fig.  3  ersetzen  sollen,  möglichst  einfach  zu  erlangen,  be- 
achten wir,  dafs  die  Mittelpunkte  der  Ellipsen  in  der  Drehachse  z 
liegen.  Die  Mittelpunkte  der  affinen  Kreise  liegen  daher  in  der 
Geraden  0^,  welcher  g  in  £  entspricht,  und  die  nach  früherem  paraUel 
zu  V  ist.  Ziehen  wir  also  durch  den  Schnittpunkt  0  Yon  x  und  z 
eine  Parallele  zu  T,  so  ist  dies  die  Gerade  der  Kreismittelpunkte.  Den 
Mittelpunkt  M^  eines  bestimmten  Schattenkreises  p^  erhalt  man  als 
Schnitt  Yon  0^  mit  dem  durch  M  gezogenen  AfiBnitatsstrahl. 

Die  Punkte  S^,  in  welchen  der  aus  M^  mit  dem  Radius  r  ge- 
zeichnete Schattenkreis  jp,  die  Kurve  c^  schneidet,  entsprechen  jenen 
Deckpunkten  Sg  des  direkten  Schattensystems  2J,  aus  welchen  man 
durch  das  sogenannte  Zurückführen  die  Punkte  S''  ermittelt  Ziehen 
wir  durch  S^  eine  Parallele  zu  0  his  R  in  x,  und  weiter  durch  B  eine 
Parallele  zu  V\  bis  diese  p"  in  S"  schneidet,  so  ist  S"  ein  Punkt  des 
gesuchten  Schlagschattens.  —  Die  Gerade  durch  RS"  ist  nämlich  in 
S  die  entsprechende  Gerade  zu  RS^  in  £^]  sie  geht  also  durch  S,, 
und  da  sie  auch  parallel  zu  V\  so  fallt  sie  zusammen  mit  der  vertikalen 
Projektion  des  Lichtstrahls,  welcher,  von  8,  zurückgeführt,  S"  be- 
stimmen würde.     Sg  selbst  braucht  nicht  ermittelt  werden.  — 

6.  Beachtenswert  sind  die  Ver- 
einfachungen, welche  sich  ergeben, 
wenn  man  diese  Konstruktion  f&r 
den      gebrauchlichen     Lichtstrahl 

'^',}45®  ausführt. 

Zunächst  mochte  ich  hier 
darauf  hinweisen,  dafs  bei  dieser 
Annahme  des  Lichtstrahles  das 
unter  1.  gegebene  Verfiduren  zur 
Bestimmung  der  ^ßdbstsdioMeH' 
grerufef'  noch  eine  weitere  Verein- 
fachung zulaCst.  P"  und  C"  (vergL 
Fig.  1)  leitet  man  in  diesem  Falle 
nicht  aus  P^  und  Q^  ab,  sondern  aus  jenen  Punkten  P,  und  Q^  welche 
sich  ergeben  als  Schnitte  des  Kreises  p^  mit  einer  durch  C,  senkrecht 


Yon  0.  ÜNOKB. 


475 


zn  l"  gezogenen  Geraden  n^.  Die  Richtigkeit  des  Verfahrens  erkennt 
man  ohne  weiteres  aus  den  Symmetrieyerhaltnissen  der  Fig.  5  bezüglich 
der  Geraden  p\ 

Wir  könnten  den  Beweis  aber  auch  so  führen:  Denken  wir  die 
horizontale  Ebene  U^  des  Parallelkreises  p,  zusammen  mit  der  horizon- 
talen Projektion  V  des  Lichtstrahls  ^  entgegen  dem  gewohnlichen  Ge- 
brauch, dadurch  mit  der  Zeichenebene  vereinigt^  dafs  wir  den  vorderen 
Teil  Ton  77^  nach  oben  umklappen,  so  stimmt  die  Richtung  von  V 
überein  mit  V,  und  es  fallt  mithin  die  durch  C  gezogene  Normale  n^ 
(-L  l"\  zusammen  mit  der    durch  D  zu  ziehenden  Normalen  n^  (X  O 


Die  Vereinfachungen  fElr  die  ScMagschaMenkonsiruktion  (Fig.  6)  er- 
geben sich  aus  folgenden  speziellen  Lagen  von  Zeichenelementen: 

a)  Die  Richtung  der  Affinitatsstrahlen  (A^Ät)  wird  parallel  zu 
XX]  die  Geraden  PqP^  lassen  sich  mithin  bequem  mit  der  Reiüsschiene 
ziehen.  Da  P"XU  ein  gleichschenkliges,  rechtwinkliges  Dreieck 
bildet,  kann  P^  auch  erhalten  werden,  indem  man  die  Strecke  XP" 
von  Pq  aus  bis  P^  auftragt. 

b)  Aus  der  horizontalen  Richtung  der  Affinitatsstrahlen  folgt 
weiter,  dafs  M^  in  die  Gerade  p"  fällt,  sich  also  als  Schnitt  Ton  g^ 
mit  der  Tertikaien  Projektion  p"  des  zugehörigen  Parallelkreises  ergiebt 

Fassen  wir  den  EonstruktionsYorgang,  soweit  er  sich  auf  den 
Schlagschatten  s  bezieht,  noch  einmal  kurz  zusammen  (Fig.  6): 

Wir  ziehen  die  Achse  x  horizontal,  aber  sonst  beliebig  und  legen 
durch  deren  Schnitt  0  mit  e  eine  Parallele  jer.  zu  T. 


476  Über  ein  Konstruktionsprinzip  und  seine  Verwertang  etc. 

Die  KuMTve  Cg  erlialteii  wir,  indem  wir  für  jeden  nach  1  bestimmten 
Selbstschattenpunkt  P"  Pq  durch  P^  eine  Parallele  zu  x  ziehen  und 
PoP,  =  XP"  machen. 

Sind  0x  und  Cx  gezeichnet,  so  erhalt  man  den  SchaümpunU  8", 
den  c  auf  einen  beliebigen  Parallelkreis  p  wirft^  wie  folgt:  Kreisbogen 
aus  Mx(^  Zx  X  jP'O  ^^^  Radius  r  schneidet  Cx  in  5«;  durch  5«  ein 
Lot  bis  22  in  ^;  durch  R  eine  Parallele  zu  l"  giebt  S'*  in  p'\  — 

6.  Ist,  wie  dies  häufig  yorkommt,  die  schattenwerfende  Eurre  ein 
ParaUdkreis  (Bandkreis)  h  der  Drehfläche;  so  tritt  an  Stelle  der  Kurve 
Cx  ein  Kreis  hx.  In  diesem  Falle  läfst  man  zweckmäfsig  die  Achse  x 
mit  der  vertikalen  Projektion  yon  k  zusammenfallen  und  erhalt  dami 
die  Konstruktion  so,  wie  in  Fig.  7  angegeben.*)  Einer  besonderen  Er- 
klärung bedarf  dieselbe  nach  dem  yorhergesagten  wohl  nicht. 

Jedoch  kann  unter  Umstanden  das  Ergebnis  folgender  Betrachtung 
für  den  Zeichner  yon  Wert  sein. 

Wenn  V  und  l"  mit  der  Projektiosachse  Winkel  yon  45^  ein- 
schliefseU;  so  liegen  die  Punkte  1  und  2  in  einer  Horizontalen,  und  es 
ist  MS''  =  Jfx3.  —  S"  können  wir  demnach  auch  durch  wiederhoUes 
Abgreifen  mit  dem  Zirkel  wie  folgt  erhalten:  Radius  r  in  den  Zirkel 
nehmen;  yon  Mx  nach  Sx  in  kx  stechen;  yon  Sx  die  Entfernung  bis  f 
abgreifen;  mit  dieser  ZirkelofEhung  yon  M  bis  3  stechen  und  sofort 
SMx  abgreifen;  endlich  diese  Strecke  yon  M  nach  S"  abtn^en.  Wemi 
man  auf  diese  Weise  S"  ermittelt^  brauchen  also  nur  kx,  Zx  und  die 
einzelnen  p"  gezeichnet  werden.^) 

Nicht  imterlassen  mochte  ich  es^  noch  darauf  hinzuweisen,  dals 
bei  Schattenkonstruktionen,  wie  sie  Figur  6  zeigt,  jener  Teil  der 
schattenwerfenden  Selbstschattengrenze  c,  welcher  den  sichtbaren 
Schlagschatten  s  yeranlalst,  sich  häufig  nur  über  sehr  nahe  liegende 
Parallelkreise  erstreckt  (yergleiche  z.  B.  das  flache  Kuryenstück  ab  in 
Fig.  6). 

Dann  ist  es  in  Fällen,  wo  es  nicht  auf  yoUständige  Genauigkeit 
ankommt,  möglich,  anstatt  der  Kuire  Cx  den  Schatten  kx  jenes  Par 
rallelkreises  zu  yerwenden,  der  in  unmittelbarer  Nähe  des,  für  die 
Schattenkonstruktion  in  Betracht  kommenden  Teiles  yon  c"  yerläuft. 
Ob  und  wann  diese  NäherungskonstruJction  zulässig  erscheint,  wird  der 
Zeichner  in  jedem  besonderen  Falle    leicht  beurteilen  können. 

*)  Bei  dieser  Figur  sind  die  Konstraktionslinien,  welche  bei  der  AusfSluruii^ 
durch  Einschnitte  ersetzt  werden  können,  punktiert  gezeichnet. 

1)  Das   gleiche  Verfahren  kann   auch  bei  dem  allgemeineren  Fall  (Fig.  6) 

angewandt  werden ;  da  ja  auch  dort  die  Bedingung,  dafs  y  1 45^  erföllt  ist. 


Von    0.  ÜNGES. 


477 


7.  Die  unter  6  gegebene  Eonstraktion  (Fig.  7)  hat  sich  als  Spezial- 
fall Yon  4  (Fig.  4)  ergeben.  Damach  mufste  der  Eonstroktionsrorgang 
so  aufgefafst  werden:  Wir  bestimmten  den  Schlagschatten  A;«  der 
schattenwerfenden  Enrve  und  die  Schatten  p,  eimsehier  Parallelkreise 
auf  die  Hanptmeridianebene  M,  ermittelten  die  Schnittpunkte  S,  zwischen 
kg  und  p,  und  erhielten  durch  Zurückführen  die  gesuchten  Prmkte  8"] 
dabei  wurden  die  Schattenellipsen  k,  und  p,  nicht  direkt  benützt,  sondern 
dieselben  vorerst  durch  eine  affine  Transformation  in  Ereise  yerwandelt. 

Das  in  Figur  7  enthaltene  Yer&hren  lafst  aber  noch  eine  andere 
Deutung  zu.  Fassen  wir  die  Hauptmeridianebene  M  — ,  wie  wir  dies 
bis  jetzt  ohnehin  stillschweigend  gethan  — ,  als  vertikale  Projektions- 


ebene n^f  und  die  Ebene  des  Randkreises  k  als  horizontale  Projektions- 
ebene n^  auf,  so  daüs  xx  thatsachlich  die  Projektionsachse  wird.  Dann 
ist  kx  die  horizontale  Projektion  von  k  und  zugleich  der  Schatten  auf 
n^  und  die  Ereise  p^  sind  die  Schlagschatten  der  p,  gleichfalls  auf  iJ^. 
Von  letzterem  überzeugen  wir  uns,  wenn  wir  durch  Jf  (=  M'^  und 
0(»  M')  Parallele  zu  l",  bezw.  V  ziehen;  der  horizontale  Spurpunkt 
dieses  Lichtstrahls  fallt  nach  Mg.  In  dieser  Auffassung  erkennen  wir  das 
gebräuchliche  Verfahren^),  allerdings  mit  YereinfiBichungen,  welche  sich  in 
letzter  Linie  als  Fo^e  des  ,ylneinanderlegens  der  PrqjekHonen'^  ergaben. 

8*  Es  ist  nicht  schwer  zu  zeigen,  dafs  auch  der  unter  4  gegebene, 
allgemeine  Fall  eine  Erklärung  zulafst^  welche  nicht  von  dem  Schatten 
auf  die  Meridianebene  ausgeht. 

1)  Yergl.  die  Anmerkg.  auf  Seite  472.  — 


478    über  ein  EonBtniktioiuprmzip  und  seine  Verwertong  etc.    Von  0.  Usgee. 


Denken  wir  uns  in  Figor  4,  bezw.  deren  Nebenfigur,  die  Strecke 
P"Pq  von  X  aus  auf  der  Yerlangemng  der  XP^  über  P^^  hinaofi  auf- 
geiragen,  so  erbalten  wir  einen  Punkt,  den  wir  in  Hinblick  auf  die 
AchBe  X  als  horizontale  Projektion  Ton  P  aufibssen  können  und  daher 
mit  P'  bezeicbnen  wollen.  Ziehen  wir  durch  P"  und  P'  die  Projek- 
tionen des  Lichtstrahles  und  suchen  den  Schnitt  mit  der  durch  xx 
gelegten  horizontalen  Ebene  77^  so  würden  wir  ebenfalls  zu  P«  gelangt 
sein.  Cg  ist  demnach  identisch  mit  dem  Schatten  von  c  auf  ü^,  und 
ebenso  sind  die  Kreise  p^  die  Schatten  der  p  auf  diese  Ebene.  Der 
Übergang  vom  Schattensystem  U  auf  IJg  stellt  sich  nach  dieser  Auf- 
fassung dar  als  eine  Ableitung  der  Schatten  auf  die  IJ^  aus  den 
Schatten  auf  77,. 

Die  Bemerkung,  daJs  P«  als  Schatten  yon  P  auf  eine,  durch  die 
(in  den  Aufrifs  Terlegte)  Achse  x  bestimmte  horizontale  Ebene  77|  aof- 
gefafst  werden  kann,  fOhrt  im  Zusammenhang  mit  den  unter  4  ge- 
gebenen Beziehungen  der  Punkte  P^P^Pg  zu  einem  Ergebnis,  das  sich 
allgemein  so  aussprechen  lafst: 

(Figur  8):  Bestinunt  man  von  einem  durch  Aufrüs  P"  und 
GrundriTs  P'  gegebenen  Punkt  P  den  Schatten  P,  auf  die  Aufnlsebene 

und  den  Schatten  P«  auf  die  Grand- 
rifsebene,  so  liegt  in  der  Geraden 
PxP,  auch  Pq,  der  um  P"  in  die 
Gerade  P'  P"  umgelegte  Punkt  P 
(also  P"Po  -  XP'y)  —  Die  Rich- 
tung der  Geraden  P^P^P,  (Affini- 
tatsstrahlen!)  ist  dabei  nur  ab- 
hängig Yon  der  Richtung  der 
Lichtstrahlen,  nicht  aber  Ton  der 
Lage  des  Punktes  P.  — 

Diese  geometrische  Thatsache^ 
die  sich  uns  ab  Folge  ergeben  hat^ 
laXst  sich  auch  unabMngig  von 
allem  vorangegangenen,  unmittel- 
bar aus  Figur  8,  bezw.  deren  räumlicher  Deutung  ableiten  und  konnte 
dann  benutzt  werden,  um  aus  dem  durch  P"P^  gegebenen  Selbst- 
schattenpimkt  den  Schatten  auf  77^  (also  Punkt  P«)  zu  bestinunen. 
Man  würde  dabei  genau  dieselben  Linien  zu  ziehen  haben,  wie  bei  der 
unter   4    gegebenen    Konstruktion;    zur  Erklärung    würden  wir  aber 


Fig.  8. 


1)   Pj>   ist  auch    der    um    P    in   die   Gerade  PP"   umgele^  Punkt  P 

{rp^  -  xp"). 


Ober  Körper  von  kinetisclier  Symmetrie.    Von  Robebt  Mayb.  479 

^v^eder   die   Schatten   auf  die  Hauptmeridianebene;    noch   deren   affine 
Transformation  benötigt  haben. 

Es  mag  unentschieden  bleiben  ^  welcher  von  den  beiden  Auf- 
fassungen^) man  den  Vorzug  geben  soll.  Jedenfalls  ist  ersichtlich, 
dafs  im  einen  wie  im  anderen  Falle,  der  Eonstruktionsgedanke  vom 
y^neinanderlegen  der  Projektionen^'  die  Methode  wesentlich  bedingt  und 
die  Einfachheit  und  Genauigkeit  der  Zeichenarbeit  erhöht  hat;  dals 
somit  dieser  Eonstruktionsgedanke,  dessen  Ursprung  wir  nach  der  An- 
merkung 2  auf  Seite  470  bis  auf  Monge  zurückfahren  können,  der 
Beachtung  nicht  unwert  erscheint,  die  wir  ihm  durch  diese  Zeilen  ver- 
schaffen wollten.  — 


über  Körper  von  kmetisclier  Symmetrie. 

Von  Robert  Mayr  in  München. 

(Auszug  aus  des  Verfassers  Inaugural- Dissertation.) 
Mit  einer  Doppeltafel  (VI). 

L  Einf&hrung. 

Mit  dem  Problem,  Körper  zu  bestimmen,  welche  für  dtte  Axen 
durch  den  Schwerpunkt  gleiche  Trägheitsmomente  besitzen,  haben  sich 
gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts  Laplace  und  Legendre*)  beschäf- 
tigt Die  Yon  diesen  beiden  Mathematikern  gefundenen,  aber  noch 
nicht  untersuchten  Resultate  sollen  im  Folgenden  einer  Untersuchung 
unterzogen  werden. 

Körper  der  eben  definierten  Art  nennt  man  ,,  Körper  von  kine- 
tischer Symmetrie^',    Siehe  theoretische  Physik  von  Thomson  u.  Tait. 

Einfache  Körper  dieser  Art  sind  aUe  Körper,  welche  in  Bezug 
auf  drei  zu  einander  senkrechte  Ebenen  in  yollkommen  gleicher  Weise 
symmetrisch  gebaut  sind,  so  z.  B.  Würfel,  Kugel,  reguläres  Oktaeder, 

1)  Da  es  in  der  vorliegenden  Abhandlung  nicht  so  sehr  daranf  ankam,  auf 
möglichst  kurzem  Wege  Konstraktionen  für  die  Schattenbestimmung  an  Drehflächen 
abzuleiten,  sondern  yielmehr  gezeigt  werden  sollte,  wie  der  Oedanke  yom  „Inein- 
anderlegen  der  Projektionen**  als  Grundlage  zur  Ausgestaltong  von  Zeichenmethoden 
verwertet  werden  kann,  so  habe  ich  nicht  Anstand  genommen,  auf  beide  Auf- 
fassungen ein-  und  desselben  Konstruktionsvorganges  hinzuweisen. 

2)  Laplace:  „Memoire  sur  la  figure  de  la  terre"  in  den  M^m.  der  Pariser 
Akademie  för  1783,  p.  17—46.  Legendre:  „Suite  des  Becherches  sur  la  figure 
des  planstes  par  M.  Le  Gendre**  in  den  Mdm.  der  Pariser  Akademie  für  1789 
(publ.  1798),  p.  872—466. 


480  Über  Körper  von  kinetdacher  Symmetrie. 

Pynunidenwürfel  n.  8.  w.,  Yoraosgesetzt,  dafe  sie  aus  homogener  Masse 
bestehen. 

Laplace  nnd  Legendre  haben  nun,  beide  in  prinzipiell  g^cher 
Weise,  eine  sehr  allgemeine  Gleichung  abgeleitet,  welche  eine  nnend- 
liehe  Reihe  Yon  Flachen  darstellt,  die  homogene  Körper  Yon  kinetischer 
Symmetrie  nmschlielsen.  Die  Idee  der  Ableitung  ist,  wenn  man  sich 
auf  homogene  Körper  beschrankt,  kurz  folgende: 

Die  Koordinatenachsen  xyts  seien  die  durch  den  Anfangspunkt  der 
Koordinaten  laufenden  Tragheitsachsen  des  Körpers.  Dann  müssen  be- 
kanntlich die  Gleichungen  bestehen: 

(1)  fxydM=0,    fxzdM^O,   fyzdM^O. 

dM  bedeutet  das  Massenelement  Da  femer  der  Körper  kinetische 
Symmetrie  besitzen  soll,  so  müssen  auch  folgende  Gleichungen  gelten: 

(2)  fxHM  =  fy^dM  =  fe^dM, 

In  diese  Bedingungsgleichungen  sind  nun  Polarkoordinaten  einzuführen: 
a;  =  r-cos^,         y  =  r  •  sin^  cos^,         jer »  r  •  sin^  sin^. 

Sodann  ist  der  Radius  Vektor  r  der  Oberfläche,  welcher  als  obere 
Grenze  in  den  Integralen  erscheint  und  als  Funktion  Yon  den  Winkeh 
^  und  d  aufzufassen  ist,  auszudrücken  durch  die  Reihe 

r*  =  Fo  +  Fl  +  r,  +  r,  + . . ., 

wobei  die  Y  die  Kugelfdnktionen  der  zwei  Variablen  ^  und  ^  sind. 
Mit  Hilfe  der  Sätze  über  Kugelfunktionen  ergiebt  sich  dann  ans  den 
Bedingungen  1  und  2,  dafs  in  der  Reihe  das  Glied  Y^  Yerschwinden 
muis,  so  dafs  man  folgende  Gleichung  erhalt: 

r^  =  o  +  6-Xi  +  ^  sin*(6'co8d+  fc"8in^) 
+  c  .  Xj  +  ^  sin  *  (c' cos  d  +  c"sina') 

+  ^  Bin«  ^  (c'"  cos  2^  +  c""  sin  2^) 
+  ^  8inV(c^co8  3^  +  c^sinS^) 
+  d  .  X^  +  ^~*  8in^(d'co8^  +  d"sin^) 

+ 

In  dieser  Gleichung,  welche  die  gesuchten  Oberflächen  darstellt,  sind 
a,b,b'  etc.  willkürliche  Konstanten.  Xn  ist  die  Kugelfunktion  n.  Grades 
Yon  einer  Variablen. 


Von  BoBSRT  Mats. 


481 


Also: 


T   —  1  •  B  '  6  -  "  (2n  —  1)    r      __  n(n->l)        __ 
^  123.    .n  L      ""  2(2n— i)  ^ 


^   n(n--l)(n^2j(n-~J)^,..^ 


2.i(2n  — l)(2n  — 8) 

^wobei  die  Reihe  bis  ofi  oder  rr^  länfb;  tmd  x  =  cos  ^  zu  nehmen  ist  ^ 
bedeutet  (nach  Legendre)  den  Winkel  des  Radius  Vektor  gegen  die 
o:- Achse,  %  den  Winkel  der  Ebene  rx  gegen  die  Ebene  xy. 

Bei  obiger  Gleichung  ist  nun  noch  nicht  beachtet,  dals  der  An- 
fangspunkt der  Koordinaten  auch  Schwerpunkt  sein  solL  Man  sieht 
aber  leicht  ein,  dals  dies  eintritt,  sobald  jede  durch  den  Anfangspunkt 
laufende  Gerade  die  Flache  in  zwei  vom  Anfangspunkt  gleich  weit  ent- 
fernten Punkten  triffl,  und  dafs  diese  Bedingung  wiederum  erfüllt  ist, 
sobald  alle  Glieder,  welche  Eugelfunktionen  mit  ungeradem  Index  ent- 
halten, wegfaUen.    Man  erhalt  dann 

r^^a  +  d-X^-F^  sin*(d'cos^  +  rf"sind) 

+  ^  sinV  (rf"  cos  2^  +  d""  sin  2^) 

+  ^  sin* V» (d^ cos 4d  +  «r™8Üi4d) 

+  /"-^+ 

Legendre  giebt   aber   schlielslich  nicht  diese  Gleichung  an,   sondern 
folgende  speziellere: 

f*  =  ^  -F  BX^  -F  B'^sinVcos2d 

0  Qu 

+  B''^8mVco8  4* 

CK  «C 

+  CZ,  +  C'^  sin»^ cos 2 * 

Cv  ^ 


•    • 


+ 


Das  Fehlen  der  Glieder  mit  sinn^  und  der  Glieder  mit  ungeraden 
Potenzen  von  sin^  bewirkt,  dafs  die  durch  jB  dargestellten  Flachen 
orthogonal  symmetrisch  werden  in  Bezug  auf  die  drei  Koordinaten- 
ebenen. 

Wir  wollen  A  die  „oOgemeine  Legendresche  Gleichung  nennen 
und  B  die  j^pezieUe  Legendresche  GUichungt^. 

Jede  dieser  Gleichungen  stellt  eine  unendliche  Reihe  yon  Flachen 
dar.  Jeder  von  einer  solchen  Fläche  umschlossene  homogene  Körper 
hat  kinetische  Symmetrie.    Er  hat  für  jede  Achse  durch  seinen  Schwer- 


ZeltMhrift  f.  MAthenutUk  n.  Physik.  47. Band.  190S.  S.u. 4. Heft. 


81 


4g2  tibei  Körper  von  kinetiBcher  Symmetrie. 

pnnkfc   das  Trägheitsmoment   p  •  tt  • «  bezw.  q  '  —Ä,    wenn  q  seine 

spez.  Dichte  ist     Das  Trägheitsmoment  hangt  somit  nur  vom  ersten 
(konstanten)  Glied  ab   nnd  ist   gleich   dem   einer  Kugel  vom  Badins 

yä  bezw.  YÄ.  und  gleicher  Dichte. 


n.  Diskussion  der  in  den  Legendresclien  Oleicliungen  enfhaltenen 

ein&chsten  Formen. 

Der  Badius  Vektor  darf  nie  sein  Zeichen  ändern.  Liefse  man 
dies  nämlich  zu,  was  a  priori  wohl  denkbar  ist,  so  würden  die  Integrale 
falsche  Tragheitsmomente  liefern,  da  statt  Addition  aller  Elementar- 
tragheitsmomente  eine  teilweise  Subtraktion  einträte.  Die  Konstanten 
in  den  Gleichungen  müssen  also  so  bestimmt  werden,  dals  r  stets 
positiv  oder  stets  negativ  bleibt. 

Femer  soU  nur  eine  endliche  Anzahl  von  Gliedern  in  Betracht  ge- 
zogen werden.  Die  Gleichung  hat  dann  die  Form  r*  =  G-\-F{ify  #), 
wobei  C  eine  Eonstante  und  i^(^,  %)  eine  ganze  rationale  Funktion 
von  sin^,  cos^,  sinn#',  cosn^  ist.  Man  beachte  auch,  dafs  gemäls 
der  Ableitung  ^  von  0  bis  2;r,  ^  von  0  bis  tc  variieren  muls. 

Zur  Untersuchung  der  Gestalt  der  Flächen  legen  wir  ebene  Schnitte 
durch  die  ]r- Achse.  Einen  solchen  Schnitt  erhält  man,  wenn  man  dem 
%"  einen  konstanten  Wert  giebt.  Seine  Gleichung  hat  die  Form 
r'=  C  +  f{t)'  Man  findet,  dafs  eine  solche  Kurve  an  Singularitäten 
nur  Spitzen  und  Doppelpunkte  im  Anfangspunkt  aufweisen  kann. 

Wir  wollen  nun  die  einfachsten  der  Flächen  in  der  angegebenen 
Weise  untersuchen. 

Ä.  Die  allgemeine  Legendresche  Gleichung, 

Läfst  man  in  Gleichung  A  alle  Koeffizienten  gleich  Null  werden 
bis  auf  a,  so  hat  man  ,f^  =  a,  Djas  ist  eine  KugeL  Als  einhchsten 
Körper  von  kinetischer  Symmetrie  erhält  man  somit  hier  die  Engel 

Trägheitsmoment  =  P^öi  =  pjgr^. 

Die  nächst  einfache  Fläche  ergiebt  sich,  wenn  man  nur  die  ersten 
beiden  Koeffizienten  von  0  verschieden  wählt.  Die  erhaltene  Gleicknng 
v^  ^a  +  dX^  stellt  eine  BotaHonsfläche  dar,  da  r  von  ^  unabhängig 
ist.  Botationsachse  ist  die  a;-Achse.  Da  die  Form  der  Flache  nnr 
vom  Verhältnis  d :  a  abhängt,  kann  man  ohne  Spezialisierung  d  =  l 
setzen  und  a  allein  willkürlich  lassen.  Setzt  man  a  +  |  =  ^ 
so    lautet    die    Gleichung   r*  =  c  +  7  cos*  ^  —  6  cos*  if.     Den  Ve^ 


Von  BoBBKi  Matb. 


483 


i> 

m) 

0 
0-22« 

1  (Max.) 
0 

/t  =  49«> 

«/2 

3t  —  H 

-9/7  (Min.) 

0 
-  9/7  (Min.) 

«  —  a 

0 

« 

1  (Max.) 

Tab.  I. 


lauf  der  Funktion  /*(*)  =  7  cos*  ^  —  6  cos*  ^  stellt  Tabelle  I  dar. 
Die  Flache  bezw.  ihre  Meridiankurve  erscheint  in  4  Typen  ^  je 
nach  dem  Wert  von  c.  Sie  seien  dar- 
gestellt far  c  =  3,  c  =  9/7,  c  =  — 1, 
e  -  -  2.  Fig.  1-4  zeigen  diese  vier 
Typen  der  Meridiankurve.  Der  mit  ein- 
gezeiclmete  Ej*eis  hat  den  Radius  yc» 
Statt  der  halben  Kurve  (^  variiert  nur 
Ton  O  bis  ;rl)  ist  die  ganze  gezeichnet 
L&fst  man  die  Kurven  um  die  o;- Achse 
rotieren,  so  erhalt  man  die  Flächen. 
Das    Trägheitsmoment   des  Körpers   ist 

Um  die  nächst  einfache  Form  zu  erhalten,  nehmen  wir  in  unserer 
Gleichung   den  ersten  und  dritten  Koeffizienten  von  Null  verschieden 

an.     Die   Gleichung  lautet   dann:    f^  ^  a  +  d' • -^sin^cos^.     Wir 

setzen  wieder  ohne  Spezialisierung  d'  =^  \  und  bekommen  r^  « a 
+  (7  cos*  ^  —  3)  cos  ^  sin  ^  cos  ^.  Den  Verlauf  der  Funktion  9  (^) 
=  (7  cos'^  —  3)  cos^  sin^  giebt  Tabelle  U. 
Schreibt  man  die  Gleichung  in  der  Form 

r  =  ya  +  cos  %'  •  tp  (^),  so  sieht  man 
leicht,  dals  auf  der  Fläche  vier  Kreise 
liegen,  welche  von  der  a^jer-Ebene,  der 
i/xr- Ebene  und  dem  Kreiskesel  mit  der 
oft.,««  2.  -  d.,  .-Aob/.  d.  Aeh» 
aus  der  Fläche  ausgesclmitten  werden. 
Diese  4  Kreise  liegen  gleichzeitig  auf 
der  konzentrischen   Kugel   vom  Radius 

Va  und  schneiden  sich  in  6  Punkten. 
In  diesen  6  Punkten  berühren  sich  Fläche 
und  Kugd. 

Die  Form  der  Fläche  hängt  noch  von  a  ab.  Damit  r  stets 
positiv  oder  stets  negativ  sei,  mufs  a  ^  1,056  oder  a  ^  — - 1,056  sein. 
Für  negative  a  erhält  man  hier  dieselben  Flächen,  wie  für  positive. 
Daher  hat  man  nur  zwei  Typen,  welche  durch  die  Werte  a  =  1,5  und 
a  »  1,056  dargestellt  seien. 

Wir  legen   durch   die   a:- Achse   die  Schnittebenen  für  ^  =  0,  j. 

Je   zwei   solche  Halbschnitte   setzen   sich   zu 


* 

9>W 

0 

,4  =  24» 

a-49«> 

11'  -  69» 

«/2 

«  —  /t' 

jr  —  a 

3t  —  (l 

3t 

0 

1,056  (Max.) 

0 

0,703  (Min.) 

0 

0,703  (Max.) 

0 

1,056  (Min). 

0 

Tab.  n. 


n     3n 
2'  ^ 


4  f  ^9  "4"'  ~2~' 


7« 

4 


einer  stetigen  Kurve  zusammen. 


81 


484 


Über  Körper  Yon  kinetiBcher  Symmetrie. 


1.  a  =  1;5.  —  Fig.  5  giebt  den  Schnitt  mit  Ebene  xy  (#•  =  0  und 

Fig.  6  giebt  den  Schnitt  für  d'  =  -r  und  #•  =  — ,  gleichzeitig  aber 

auch  fftr  #"=-7-  und  ^  =  — -     wenn  man  rechts  und  links  yertanschi 
Bei  beiden  Figuren  ist  der  Schnittkreis  mit  der  sechs&ch  berührenden 

Kugel  mitgezeichnei    Der  Schnitt  mit  Ebene  xz  (^  *=  f  *  ^  =  -^  ^ 

wie  schon  erwähnt^  ein  Kreis. 

Fig.  7  giebt  eine  Ansicht  des  ganzen  Körpers  (Parallelprojektion). 
Die  Kurven  1^  3,  4  und  5  sind  die  4  Kreise. 

2.  a  =  1,056.  —  Fig.  8  giebt  den  Schnitt  mit  Ebene  xy.  Man 
erkennt  aus  ihm,  dafs  sich  die  FJache  för  eine  in  der  Ebene  xy  von 
der  a;-Achse  um  24^  abweichende  Richtung  trichterförmig  zum  An- 
fangspunkt hineinzieht.  Im  übrigen  unterscheidet  sie  sich  von  der  vorigen 
Fläche  nur  durch  sförkere  Aus-  und  Einbuchtungen. 

B,  Die  spezielle  Legendresche  Gleichung. 

Zunächst  erhält  man  auch  hier  die  Kugel  r^  ==  Ä  und  die  Rotations- 
fläche r^  =  Ä  +  BX^,  Erst,  wenn  man  den  ersten  und  dritten  Koef- 
fizienten von  Null   verschieden  wählt,   erhält  man   eine  neue  Fläche, 

nämlich:  ^tir 

f^  =  A  +  B'^  sin»^cos2^. 

Ohne  weitere  Spezialisierung  kann  man  B'  =  ^^  setzen  und  erhält  somit 

die  ßleichung: 

f^  =  A  +  (7cosV  —  1)  sin*  9  cos  2  0". 

Die   Funktion   %  (t)  =  (7  cos*  ^  -  1)  sin*  ^   ist   durch   Tabelle  ffl 

dargestellt.    Schreibt  man  die  Gleichung 

in  der  Form  r  =  ^Ä  +  x  (♦)  "  cos  2  ^, 
so  erkennt  man  leicht,  dafs  auf  der 
Fläche  4  Kreise  liegen,  welche  von  den 

und 


t 

xit) 

0 

^-41» 
cc      68» 

0  (Min.) 

9/7  (Max.) 
0 

n/2 

1  (Min.) 

X  —  a 

0 

X  —  [l 
3C 

9/7  (Max.) 
0  (Min.) 

TT 


Ebenen  -ö*  =  j ,  --  und  d-  = 


7« 


4 4  '     4 

und  von  dem  Kreiskegel  mit  der  Öff- 
nung 2  a  imd  der  x- Achse  als  Achse 
aus  der  Fläche  ausgeschnitten  werden. 
Diese  vier  Kreise  liegen  gleichzeitig  auf 
Tab.  in.  ^®^   konzentrischen   Kugel    vom   Radius 

yÄ  und  schneiden  sich  in  10  Punkten, 

von    welchem    zwei    in   die  Endpunkte  der  2; -Achse  fallen.     In   diesen 

10  Punkten  berühren  sich  Fläche  und  Kugel, 


Von  RoBBRT  BIayb.  485 

Die  Form  der  Flache  hangt  von  A  ab.  Es  muTs  A  ^  9/7  oder 
^  ^  —  9/7  sein.  Im  2.  Fall  kommen  dieselben  Flachen^  wie  im  ersten 
Fall.    Wir  betrachten  die  Fläche  fttr  ^  =  1^  und  ^  =  9/7. 

1.  JL » 1,5.  —  Fig.  9  giebt  den  Schnitt  mit  Ebene  xy^  Fig.  10 
den  Schnitt  mit  Ebene  xZy  Fig.  11  den  Schnitt  mit  Ebene  yz. 
Fig.  12  giebt  eine  Ansicht  des  ganzen  Körpers.  Die  Karben  4,  5,  6 
sind  drei  Kreise,  der  vierte  fallt  zum  Teil  mit  der  Kontar  zusammen. 

2.  JL «  9/7.  —  Fig.  13  giebt  den  Schnitt  mit  Ebene  xe.  Man 
sieht  daraus,  dals  sich  diese  Flache  längs  der  zwei  in  der  Xje;-Ebene 
gegen  die  o;- Achse  um  41^  geneigten  Richtungen  trichterförmig  zum 
Anfangspunkt  hineinzieht.  Sonst  unterscheidet  sie  sich  von  der  vorigen 
wieder  nur  durch  stärkeres  Hervortreten  der  charakteristischen  Form. 

Fig.  14  giebt  eine  Ansicht  dieses  Körpers.  Die  4  Kreise  liegen 
wie  bei  Figur  12. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  bemerkt,  dafs  die  Legendreschen  Glei- 
chungen noch  unendlich  viele  Rotationsflächen  enthalten.  Läfst  man 
nämlich  alle  Glieder  mit  ^  weg,  so  bleibt  die  Gleichung!^  =  A  +  BX^ 
-f  CX^  +  BX^-\ ,  welche  nur  Rotationsflächen  darstellt 

m.  Körper  von  kinetlseher  Symmetrie  in  Bezug  auf  eine  Achse. 

Körper  von  kinetischer  Symmetrie  in  Bezug  auf  eine  Achse  nennt 
man  solche  Körper,  bei  welchen  eine  Achse  in  der  Weise  ausgezeichnet 
ist,  dals  fär  alle  Achsen,  welche  durch  einen  Punkt  der  ausgezeichneten 
Achse  laufen  und  zu  ihr  senkrecht  stehen,  die  Trägheitsmomente  gleich 
grolB  sind.  Einfache  Beispiele  solcher  Körper  sind  gerade  Prismen  mit 
r^pilärem  Viereck,  Achteck,  Zwölfeck  u.  s.  f.  als  Basis  und  aUe*  Ro- 
tationsffichen. 

Läuft  die  ausgezeichnete  Achse  durch  den  Schwerpunkf,  was  bei 
den  augegebenen  Beispielen  der  Fall  ist,  so  mufs  man  den  Körper  so 
abstutzen  können,  dals  das  Trägheitsmoment  fllr  die  ausgezeichnete 
Achse  gleich  wird  dem  Trägkeitsmoment  für  die  Achsen,  welche  im 
Schwerpunkt  auf  ihr  senkrecht  stehen,  d.  h.  dals  der  Körper  kinetische 
Symmetrie  fär  den  Schwerpunkt  bekommt.  Dieses  Problem  soll  für 
Botationskörper  durchgeführt  werden. 

Die  Hauptträgheitsachsen  eines  Rotationskörpers  sind  die  Rotations- 
achse und  zwei  zu  ihr  im  Schwerpunkt  senkrechte  Achsen.  Diese  Haupt- 
trägheitsachsen seien  unsere  Koordinatenachsen,  und  zwar  die  Rotations- 
achse die  xr-Achse.  r  sei  der  senkrechte  Abstand  von  ihr,  gemessen  in 
irgend  einer  Richtung,  r  =  g>  (e)  sei  die  Gleichung  der  (halben) 
Meridiankurve,  #*  der  Winkel  der  Meridianebene  g^en  die  a;^- Ebene. 


486  tJhei  Körper  von  kinetischer  Syimnetrie. 

Damit  der  Anfangspunkt  auch  wirklich  Schwerpunkt  ist;  setzen 
wir  fest;  dafs  die  Meridiankurve  orthogonal  symmetrisch  zur  r-Achse 
sei,  dafs  also  g)(js)  eine  gerade  Funktion  von  s  sei. 

Durch  das  Abstutzen  darf  die  schon  vorhandene  Symmetrie  nicht 
zerstört  werden.  Daher  muCs  mit  einer  Rotationsfläche^  welche  dieselbe 
Rotationsachse  hat^  abgestutzt  werden.  Damit  auch  der  Schwerpunkt 
unverrückt  bleibt ,  muTs  die  abstutzende  Flache  auch  orthogonal -sym- 
metrisch zur  a;y-Ebene  sein.  Als  die  einfachsten  Flachen  kommen  so- 
mit in  Betracht:  1.  Zwei  zur  Rotationsachse  senkrechte,  vom  An&ngs- 
punkt  gleich  weit  entfernte  Ebenen,  2.  eine  Rotationscylinderfiäche. 

Beide  FäUe  sollen  behandelt  werden. 

a.  AbsMsen  durch  zwei  Ebenen. 

Die  beiden  Ebenen  sollen  vom  Anfangspunkt  den  Abstand  d  haben 
Es  mufs  dann,  da  das  Trägheitsmoment  des  abgestutzten  Körpers  für 
die  Rotationsachse  gleich  sein  mufs  seinem  Trägheitsmoment  f&r  die 
d;- Achse  (oder  y- Achse,  was  gleich  ist),  folgende  Gleichung  bestdien 
(homogene  Körper  vorausgesetzt): 

ff  ff^drdzd»  ^ff  J  (^*  +  r'Bin^  d')rdrd2:dd-  (s.  F^.  15), 

0    — d     0  0    — d     u 

odert 

C  C  fe^rdrdedd'  ^  f  f  ff^cos^d'drdsd^. 

0    — d     0  0    — d     0 

Integriert  man  über  r  und  ^,  so  kommt: 

#  4 J  [9  (ss)y  'Z^dg  ^f[<p  (z)f  dz. 

—  d  — d 

Da  g>{z)  eine  gerade  Funktion  von  z  ist,  kann  man  auch  schreiben 

d  d 

4/[9  W]'  ^'  dz  ^f\tp  {z)y^  dz. 
0  0 

Diese  Bedingung  mufs  erfüllt  sein,  damit  der  abgestutzte  Körper  kin^ 
tische  Symmetrie  beeitet. 

Beispiele:  1.  Rotationsellipsoid: 

^'  +  y'  ,  ^',1 

Hier  ist 


Von  RoBKBT  Mayb.  487 

Setzt  man  dies  in  die  Bedingungsgleichung  ein;  so  bekommt  man  eine 
Gleichung  zur  Berechnung  von  d  und  es  ergiebt  sich: 

Die  zwei  letzten  Werte  von  d  sind  nur  reell,  wenn  6  >  a  ist,  das  heilst 
^wenn  das  Rotationsellipsoid  ein  gestrecktes  ist. 

2.  Kreiscylinder.  • 

Die  Bedingnngsgleichung  wird: 

d  d 


Hieraus 


4  ic^js^  dz  =  Cef'  dz. 


d  =  ±|)/3.    Siehe  Figur  16. 


3.  KreiskegeL 


Man  findet 


r^^{z)=^Z'tg.a  (Fig.  17). 

Atg«a.d^  =  itg*a.cP. 

d  fällt  hinaus  und  es  muls  tg  a  =  ±  2  sein.  D.  h.  man  kann 
nur  einen  Kegel  von  der  halben  Öfibung  a»  63^26^6'"  durch  zwei 
zur  Achse  senkrechte  Ebenen  so  abstutzen,  dafs  man  einen  Körper  von 
kinetischer  Symmetrie  erhalt.  Bei  diesem  Kegel  ist  aber  dann  gleich- 
giltig,   in   welchem  Abstand  d  vom  Anfangspunkt  die  Ebenen  liegen. 

h.  Abstutzen  dwrch  einen  Kreiscylinder. 

Die  Gleichung  der  Meridiankurve  habe  die  Form  z  »  x{r).  Diese 
Gleichung  stelle  nur  den  oberhalb  der  r-Achse  gelegenen  Teil  der 
Kurve  dar.  Der  unterhalb  gelegene  Teil  hat  dann  die  Gleichung 
JET  =  —  jT  (r),  da  die  Kurve  orthogonal  symmetrisch  zur  r- Achse  sein 
soll.  Das  Trägheitsmoment  f&r  die  a;-Achse  mufs  wieder  dem  für  die 
jEf-Achse  gleich  sein.  Man  hat  also,  wenn  c  der  Badiitö  des  schneidenden 
Cylinders  ist,  die  Bedingungsgleichung 

CC    jz*rdzdrd^'=-JJ      ff^coB^d'dzdrd^, 

0    0    -/(r)  0    0    -xir) 

oder  nach  Integration  über  z  und  d". 


if[x(r)frdr--fz(r)'r»dr. 


488  Über  Körper  von  kmetigcher  Symmetrie.    Von  Bobbrt  Matb. 

Beispiele:  1.  Rotationsellipsoid  (abgeplattet).  Man  erhält  zur  Be- 
stimmung von  c  eine  allgemein  nicht  lösbare  Gleichung  5.  Grades. 

2.  Der  durch  2  parallele^  zur  jer-Achse  senkrechte,  im  gleichen 
Abstand  d  vom  Anfangspunkt  liegende  Ebenen  begrenzte  Baum  soll 
durch  den  Gylinder  so  abgeschnitten  werden,  daTs  ein  Körper  (Cylinder) 
von  kinetischer  Symmetrie  entsteht.  —  Man  hat  hier  %  (r)  ^  d.   Dann 

eigiebt  sich  c  »  jdY^,  was  mit  dem  Resultat  unter  0^2  übereinstimmt. 

3.  Der  von  einer  Ereiskegelfläche  begrenzte,  nach  aufsen  sieh  er- 
streckende, d.  h.  auTserhalb  des  Eegelkörpers  gelegene  Baum  soll  ebenso 
abgeschnitten  werden. 

Man  hat  jer  »  r  •  ctga  (Fig.  18).     Daraus  ergiebt  sich 

^(^ctg»a«|(r^ctga. 

c  fäUt  hinaus  und  es  mufs  ctg  a  =  ]/|  sein.  Der  Kegel  mufs  also  die 
bestimmte  halbe  Offiiung  a  ^  39®  13' 55 '^  haben.  Dann  kann  man  aber 
mit  beliebigem  Cylinder  abschneiden.  Das  erhaltene  Stück  hat  die 
Form  eines  Kreiscylinders,  aus  welchem  die  beiden  von  den  Grenz- 
kreisen zum  Mittelpunkt  sich  hineinziehenden  Kreiskegel  herausge- 
bohrt sind. 


Kleinere  Mitteilungen.  489 


Kleinere  Mitteilimgen. 


Der  Beclieiiscliieber  in  DeutscUand. 

Man  begegnet  häufig  der  Meinung,  der  logarithmiscbe  Becbenscbieber 
sei  in  Deutscbland  noch  nicht  lange  bekannt.     So  steht  in  der  Schrift  von 
A.  Göring,  Der  Rechenstab  aus  dem  mechanisch -mathematischen  Institut 
▼on  Dennert  &  Pape,  Altona  1873,  auf  S.  31:  „Die  erste  Hinweisung  auf 
den   Rechenstab    dürfte   in  Deutschland   durch   die  Beschreibung   desselben 
von  Redlich  in  der  Zeitschrift  fftr  Bauwesen,  1859,  erfolgt  sein".    Femer 
ist  dort  gesagt,  der  Bechenschieber  habe,  bevor  die  Firma  Dennert  &  Pape 
seine  Herstellung  in  Deutschland  übernahm  (1871),  nur  aus  Frankreich  be- 
zogen werden  können.    Andere  verfolgen  das  Auftreten  des  Bechenschiebers  in 
Deutschland  nicht  einmal  so  weit  zurück.    Deshalb  erscheint  es  nicht  über- 
flüssig,  hier    einige    Thatsachen    zusammenzustellen,    die    aufs    deutlichste 
zeigen,  wie  irrig  die  obige  Meinung  ist.     Sehen  wir  auch  davon  ab,  dafs 
der   deutsche  Doktor  der  Bechte  J.  M.  Biler   1696  wahrscheinlich  zuerst 
gegen  einander  drehbare  kreisförmige  logarithmische  Skalen  angewendet  hat 
—  W.  Oughtred  scheint  1627  blofs  eine  feste  kreisförmige  Skala  mit  zwei 
drehbaren  Zeigern  benützt  zu  haben  — ,  dafs  in  des  Leipziger  Mathematikers 
J.  Leupold  bekanntem  Theatrum  arithmetico-geometricimi  von  1727  nicht 
nur  Bilers  Instrument,  sondern  auch  ein  unseren  heutigen  schon  sehr  ähn- 
licher Bechenschieber  beschrieben  und  abgebildet  ist,   dafs  femer  des  be- 
rühmten J.  H.  Lambert  „Beschreibung  und  Gebrauch  der  logarithmischen 
BechenstSbe  .  .  }^   von   1761   (neue  Auflage   1772)  heute   noch   eine   der 
besten   Anleitungen    bildet    imd    Lambert    in    dem   Vorbericht   zu   dieser 
Schrift    mitteilt,    der    Mechanikus    G.  F.  Brander    in    Augsburg    fertige 
Bechenstabe   von   vier    Schuh    Länge   nach    seiner  Angabe    aus  Holz   oder 
Metall  an^),  so  ist  doch  aus  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  fol- 
gendes zu  berichten.    In  den  ältesten  Bänden  des  1820  von  J.  G.  Dingler  be- 
gründeten Polytechnischen  Journals  finden  sich  zahlreiche  Mitteilungen  über 
in  England  gemachte  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Bechenschieber  — 
wir  können  nicht  unterlassen,  auf  die  köstliche,  den  damaligen  tiefen  Stand 
des   technischen  Unterrichts   kennzeichnende  Anmerkung   der  Bedaktion  in 

1)  Diesen  Ursprungs  könnte  der  als  vortrefflich  bezeichnete,  aus  zwei  ge- 
trennt^ MessingstäDen  von  SSV^  Wiener  Zoll  Länge  bestehende  Bechenschieber 
sein,  den  Schulz  yon  Strassnicki  unter  Nr.  XI  auf  S.  197  seiner  „Anweisung*^ 
(s.  unten)  beschreibt  und  der  aus  dem  Nachlafs  eines  Wiener  Baritätensanunlers 
,4m  Preise  eines  alten  Messings^*  für  die  Werkzeugsammlung  des  Polytechnischen 
Instituts  in  Wien  erstanden  worden  war. 


490  Kleinere  Mitteümigeii. 

Band  32  von  1829,  S.  173  hinzuweisen,  die  mit  dem  Satze  beginnt:  „Wir 
haben  von  der  Notwendigkeit  der  Verbreitung  des  Bechenmalsstabes  unter 
unseren  Baumeistern,  Zimmerleuten  u.  s.  w.  schon  so  oft  gesprochen,  da(s 
wir  uns  selbst  über  unseren  unermüdeten  Eifer  wundem  könnten,  wenn  wir 
uns  nicht  noch  mehr  darüber  wundem  müi^ten,  dafs  nur  wenige  unserer 
Baumeister  u.  s.  w.  wissen,  was  ein  Logarithmus  ist'S    Als  freie  Bearbeitung 
einer  schwedischen   Schrift  aus  dem  Jahre  1824  ist  in  Berlin  1825  eine 
„Anweisung  zum  Gebrauch  eines  Rechenstabes  für  Forstmänner,  Technologen 
und  angehende  Mathematiker^'  von  Fr.  W.  Schneider  erschienen.^)     Auf 
dem  Umschlag  ist  ein  Berliner  Mechaniker,  F.  Dübler,  genannt,  bei  welchem 
Bechenschieber  aus  Buchsbaum  (zu  5  Bthlr.  5  Sgr.  =  9  FL  18  Kr.)  sowie 
von  Messing  (versilbert,  zu   8  Rthlr.   5  Sgi\  =  14  Fl.   42  Kr.)  zu  haben 
seien   und   in    dem  Vorwort  zur  „Anleitung  zum  Gebrauch  des  BechHen- 
schiebers  (!)"  von  C.  Hoffmann,  Berlin  1847  —  aus  Vorträgen  des  Ver- 
fassers in  der  PolTtechnischen  Gesellschaft  zu  Berlin  entstanden  —  ist  von 
drei  Mechanikern  in  Berlin,  Th.  Baumann,  C.  T.  Dorf  fei  und  C.  G.  Grunow, 
ausdrücklich  gesagt,  daijs  sie  Bechenschieber  anfertigen,  nicht  nur  verkaufen 
(zu  2  Thlr.   das    Stück).     Handelte  es  sich  bei  Biler  und  Lambert  um 
selbständige  Leistungen,  bei  Schneider  wahrscheinlich  um  englische,  über 
Schweden  gekommene  Einflüsse,  so  weist  uns  Hoff  mann  auf  Wien.    Eier 
hatte  A.  Burg  mit  dem  Bechenschieber  bekannt  gemacht,  für  dessen  Ver- 
breitung dann  hauptsächlich  L.  C.  Schulz  von  Strassnicki  (Strassnitzld) 
mit   gröfstem  Eifer  wirkte,  besonders  durch  Veröffentlichung  der  sehr  aus- 
führlichen „Anweisung  zum  Gebrauche  des  englischen  Rechenschiebers  . .  .^^ 
Wien  1843,  und  durch  Vorlesungen,    die  er  als  Professor  der  Mathematik 
am  Polytechnischen  Listitut  (der  jetzigen  technischen  Hochschule)  in  Wien 
seit  1843  lange  Jahre  hindurch  (imentgeltlich  und  an  Sonntagen,  um  sie 
jedermann    zugänglich  zu  machen)  hielt.     Schulz   von  Strassnicki  be- 
nützte bei  seinen  Vorträgen  schon  zur  Erklärung  einen  gewaltigen  Bechen- 
schieber  von    8   Schuh  Länge,   wie    ähnliche  aus  späterer  Zeit  und  wohl 
infolge  französischer  Anregungen  —  die  Firma  Tavemier-Gravet  in  Paris 
föhrt  solche  von  2  m  Länge  ab  „Begles  pour  demonstration^^  noch  jetzt  — 
die  Sammlungen  unserer  technischen  Hochschulen  aufweisen.     Auf  den  nn- 
mittelbaren  EinfluDs    desselben  Gelehrten    sind   auüiser   der   oben   genannten 
Schrift  von  Ho  ff  mann  noch  einige  in  Wien  erschienene   zurückzofohreo, 
nämlich  die  , Jjeicht  falsliche  Anleitung  zum  Gebrauch  des  Bechenstabes  . . ." 
von   F.  von  Schwind,   1844,    die  Beschreibung   eines  von   Schulz  von 
Strassnicki   selbst   konstruierten,   dem  österreichischen  Mafs-  und  Münz- 
sjstem    angepafsten   besonderen  Bechenschiebers   für  Bauberechnungen  von 
A.  Schefczik,    1845,  imd  die  „Anleitung  zum  Gebrauch  einiger  logarith- 
misch geteilter  Bechenschieber  . .  .%   1851,  deren  Verfasser  E.  Sedlaczek 
Vorträge   über   den    Bechenschieber   im   Verein   der   „Freunde    der  Natiff- 
Wissenschaften^^  zu  Wien  hielt  und  verschiedene  Aufsätze  über  denselben  in 
Zeitschriften  veröffentlichte.    Es  wurden  damals  in  Wien  Bechenschieber  — 
abgesehen  von  solchen  für  besondere  Zwecke  —  in  drei  Formen  hergestellt, 


1)  Es  scheinen  englische  Vorbilder  benützt  zu  sein,  da  z.  B.  die  aus  EngUod 
stammende  Bezeichnung  der  vier  Skalen  der  Vorderseite  des  Recheoscfaieben 
durch  die  Buchstaben  A,  B,  C,  D  angewendet  ist. 


Kleinere  Mitteilungen.  491 

die  eine  mit  in  Kupferstioh  ausgeführten  Skalen,  die  der  Technologe  Prof. 
G.  Altmütter  selbst  auf  Pappe  aufzog  —  sie  kosteten  mit  Futteral  nur 
2  Fl.  Silbermünze,  waren  aber  nach  Sedlaczeks  Angabe  1851  schon  längst 
yei^^riffen^)  —  femer  zwei  andere  aus  Buchsbaumholz  in  der  Werkstätte 
von  F.  Werner,  die  3  Fl.  bezw.  5  Fl.  Konventionsmünze  kosteten.  Sed- 
laczek  giebt  femer  eine  Wiener  Firma  an,  von  der  echte  englische  Rechen- 
schieber bezogen  werden  konnten.  Der  erwähnte  Prof.  Altmütter  suchte 
auch  durch  Anschaffung  hauptsächlich  englischer  und  französischer  Bechen- 
Schieber  verschiedener  Arten,  soviel  ihrer  aufzutreiben  waren,  für  die 
Werkzeugsammlimg  des  Polytechnischen  Instituts  die  Bestrebungen  Schulz 
von  Strassnickis  zu  unterstützen;  im  Anhang  I  zu  des  letzteren  Schrift 
sind  dieselben  (rund  ein  Dutzend)  beschrieben.  Wenn  wir  schliefslich  noch 
erwähnen,  dals  Schulz  von  Strassnicki  in  der  im  Juli  1842  geschriebenen 
Vorrede  zu  seiner  „Anweisung'^  die  Lehrer  an  technischen  Schulen  und 
Realschulen  bittet,  sich  des  Bechenschiebers  anzunehmen  und  denselben  in 
ihren  Kreisen  zu  verbreiten,  so  glauben  wir  hinlänglich  gezeigt  zu  haben, 
dafs  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  viel,  sehr  viel  ge- 
schehen ist,  um  dem  Bechenschieber  in  Deutschland  die  verdiente  Geltung 
zu  verschaffen.  M. 

MantiBse.  In  seiner  „Notiz  zur  Geschichte  der  Logarithmentafeln'' 
in  den  Mitteilungen  der  Hamburger  Mathematischen  Gesellschaft;,  Bd.  4 
(1901),  S.  52 — 56,  giebt  Herr  E.  Hoppe  an,  das  Wort  Mantisse  als  Be- 
zeichnung für  den  dezimalen  Teil  eines  Logarithmus  komme  blofs  in 
Deutschland  vor,  und'  er  wirft  die  Frage  auf,  ob  es  nicht  besser  wäre, 
dieses  Wort  wieder  fallen  zu  lassen.  Dem  gegenüber  sei  bemerkt,  dals  in 
der  Schrift  von  Gros  de  Perrodil,  Theorie  de  la  regle  logarithmique  .  .  ., 
Paris  1885,  p.  27,  von  dem  Gebrauch  „de  consacrer  un  nom  particulier 
(mantisse)  a  la  partie  d^cimale  d'un  logarithme^^  als  einem  solchen  ge- 
sprochen wird,  „qui  tend  a  se  generaliser'^  M. 


Preisanfgaben  für  1903. 

Aoad^mie  des  SoienoeB,  Faiis.  Prix  Foumeyron:  Etüde  theorique 
et  experimentale  des  turbines  a  vapeur.  Die  Arbeiten  müssen,  gedruckte 
in  zwei  Abdrücken,  vor  dem  1.  Juni  1903  bei  dem  Secretariat  de  l'Listitut 
eingereicht  werden. 

1)  Dieser  Versuch  zur  Herstellung  billiger  Bechenschieber  durch  Verwendung 
von  auf  Papier  gedruckten  Skalen  ist  also  iQter,  als  der  in  Frankreich  von  L.  La- 
ianne unternommene  („R^le  ä  enveloppe  de  verre**),  der  in  den  Anfang  der 
50er  Jahre  fällt.  Der  auf  Kaxton  gedruckte  TaschenrechenBchieber  von  Prof  A.  Wüst 
in  Halle  stammt  aus  dem  Jahre  1880.  Vor  einigen  Jahren  hat  bekanntlich  die 
Firma  Gebr.  Wichmann  in  Berlin  wieder  Rechenschieber  mit  Papierskalen  (auf 
Holzunterlage)  in  den  Handel  gebracht.  Übrigens  waren  schon  die  Eechenscheiben 
(„Cadrans  logarithmiques*')  von  A.  S.  Leblond,  1796,  auf  Papier  gedruckt. 


492  Kleinere  Mitteilongen. 


Boyale  de  Bel^que.  Tronver  la  forme  des  teimes 
prindpanz  introdnitB,  par  Telasticite  de  Täcorce  terrestre,  dans  les  fonniües 
de  la  natation  en  obliqoite  et  en  longitude.  —  Preis  800  Frs.  (8.  auch 
diese  Zeitschrift  Bd.  46,  S.  382.) 


Aoskfinfte. 

H,  H,,  S.  Zur  Ergänzung  unserer  Angaben  auf  S.  266  dieses  Bandes 
bemerken  wir,  dafs  ein  Aufeatz  von  dem  Kommandanten  E.  Oujou  ^m 
Tapplication  de  la  diyision  d^imale  du  quart  de  cercle  a  la  pratique  de  Is 
navigation"  sich  unter  C,  p.  1 — 15,  im  Anhang  des  Annuaire  pour  l'an  1902, 
publik  par  le  Bureau  des  Longitudes,  findet,  sowie  dafs  der  Compte  rendn  du 
Gongr^  international  de  Chronometrie  de  1900  jetzt  erschienen  ist.      M. 


D.  S.,  J.  Sehr  zu  empfehlen  ist  A.  Töplers  Vorlesungsapparat  zur 
Statik  und  Dynamik  starrer  Körper  (yergl.  Djcks  Katalog  mathematischer 
Modelle  u.  s.  w.,  Nachtrag,  München  1893,  8.  83).  Die  Kr&fte  können 
beliebig  im  Räume  liegen.     Preis  allerdings  500 — 600  Mark.  M. 


Anfrage. 

• 

In  der  Geschichte  der  Astronomie  von  B.  Wolf,  München^  1877,  ist  anf 
S.  354  bemerkt,  Homer  habe  (in  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts) 
vorgeschlagen,  beim  Bec^ensc^ieher  den  geraden  Stab  durch  eine  Kombination 
kürzerer  und  auf  einander  drehbarer  (?)  Stäbe  zu  ersetzen.  Kann  jemand 
den  Ursprung  dieser  schwer  yerständlichen  Mitteilung  angeben?  Handelt 
es  sich  yielleicht  um  das  Urbild  der  Bechenschieber  mit  gebrochenen  Skalen 
von  Mannheim,  Everett,  Hannjngton,  Thacher  u.  s.  w.? 

B.  Mkhmke. 


Bücherschau.  493 


Bttcherochan. 


£rtch  Oeyger.   Die  angewandte  darstellende  (Geometrie.   Leipzig  1902. 
Verlag  yon  Bemh.  Friedr.  Voigt.     266  S.     Preis:  geh.  5,  geb.  6  M. 

Dieses  Werk,  Bd.  XI  des  yon  Hans  Issel  herausgegebenen  ,,Handbachs 
des  Bantechnikers^^,  ist  in  erster  Linie  fiELr  Studierende  der  Baugewerkschulen, 
dann  aber  auch  &a  Bautechniker  überhaupt  geschrieben  und  mag  nach  der 
Absicht  des  Verfassers  auch  als  Nachschlagebuch  auf  dem  Bauplatz  oder  im 
Konstruktionsbureau  von  dem  Techniker  zu  Bäte  gezogen  werden.  Diesem 
Standpunkte  entsprechend  verzichtet  der  Verfasser  auf  die  Durchführung  der 
mathematischen  Beweise  und  theoretischen  Untersuchungen  und  legt  das 
Hauptgewicht  auf  anschauliche  und  praktische  Methoden.  Er  beginnt  mit 
einer  Zusammenstellung  der  wichtigsten  Sätze  der  Elementargeometrie;  daran 
schlieüsen  sich  die  Aufgaben  des  geometrischen  Zeichnens,  femer  eine  gut 
und  übersichtlich  gehaltene  Darstellung  der  Eigenschaften  und  Konstruktionen 
der  Kegelschnitte.  Den  Mathematiker  werden  interessieren  die  näherungs- 
weise Konstruktion  eines  regulären  n-Eckes  über  einer  gegeben  Seite  sowie 
die  Konstruktion  verschiedener  Gewölbebogen.  Der  Referent  vermifst  in 
diesem  nicht  engherzig  begrenzten  Abriss  der  für  den  Bautechniker  nötigen 
geometrischen  Kenntnisse  ungern  einige  allgemeine  Bemerkungen  über  Flächen, 
in  Sonderheit  über  die  abwickelbaren  imd  Begel-Flächen  und  deren  Tangential- 
ebenen,  wobei  das  hyperbolische  Paraboloid  als  Beispiel  sich  von  selbst  dar- 
bietet. Vielleicht  wäre  es  auch  von  Vorteil,  den  unterschied  zwischen 
dem  Umdrehungs-Kegel  und  Umdrehungs-Cjlinder  einerseits  imd  zwischen 
dem  allgemeinen  Kegel  2.  Ordnung  und  dem  elliptischen  Cjlinder  2.  Ordnung 
andererseits  zu  erwähnen,  nachdem  durch  die  nicht  mehr  auszumerzenden 
Ausdrücke  „gerader  und  schiefer  KreiskegeP,  „gerader  und  schiefer  Kreis- 
Cylinder"  mancherlei  Verwirrung  angerichtet  wird. 

Der  zweite  Teil  des  Buches  enthält  die  Projektionslehre  mit  Ausschlufs 
des  rein  Theoretischen  und  in  einer  Anordnung,  wie  sie  sich  für  den  ge- 
nannten Zweck  empfehlen  mag.  Auch  die  schiefe  und  orthogonale  axono- 
metrische  Projektion  werden  in  einer  für  den  Praktiker  durchaus  genügenden 
Weise  erörtert.  Von  den  zahlreichen  Beispielen  sind  viele  der  Praxis  ent- 
nommen, was  einen  Vorzug  dieses  Buches  vorstellt.  Der  Abschnitt  über 
Durchdringungen  dürfte  bei  Besprechung  des  „Kanten- Verfahrens'^  vielleicht 
auch  eine  Belehrung  darüber  enthalten,  wie  man  in  diesem  Falle  auf  mechanische 
Weise  die  Streckenzüge  ableiten  kann,  aus  denen  sich  eine  Durchdringung 
zweier  Vielflache  im  Allgemeinen  zusanomensetzt.  Die  letzten  Kapitel  be- 
handeln endlich  noch:  Dachausmittelungen,  Schraubenlinien  und  Schrauben- 
flächen und  Schiftungen.     Das  rein  Technische  in  diesen  AusfQhrungen  ent- 


494  Bücherschau« 

zieht  sich  dem  Urteil  des  Berichterstatters.  Den  Abschnitt  über  Dacbaus- 
mittelungen  d.  h.  über  die  Ermittelung  der  Horizontalprojektion  eines  Daches 
wird  auch  der  Mathematiker  mit  Interesse  lesen  und  ebenso  den  über  die 
Darstellung  und  Austragung  eines  Erümlings  d.  L  des  Stückes,  das  zur  Yer^ 
bindung  der  inneren  Wangen  einer  Treppe  dient. 

Von  den  zahlreichen  (439)  Figuren  sind  manche  (z.  B.  303,  323,  324, 
325)  durch  allzuviel  Linien  unübersichtlich  geworden.  Sie  würden  an  An- 
schaulichkeit und  plastischer  Wirkung  gewinnen,  wenn  die  EonstruktioDslinien, 
(Kantenlote,  Spursenkrechte)  durch  Punktierung  gegenüber  den  Haupthnien 
der  Figur  zurückgedrängt  würden.  Auch  ein  Register  könnte  dem  Buche 
sehr  zum  Vorteil  gereichen.  Endlich  sind  dem  Referenten  noch  folgende 
Ungenauigkeiten  aufgefallen,  die  bei  einer  neuen  Auflage  zu  yenneiden 
wären: 

S.  104:  „Sind  die  Flächen  eines  Yielüachs  sämtlich  imter  sich  kongruent 
und  treffen  in  einer  Ecke  immer  gleich  viel  Kanten  zusammen,  so  heiTst  es 
regulär.^'  Es  wäre  die  charakteristische  Eigenschaft  der  regulären  Polyeder 
zu  erwähnen,  dafs  die  Flächen  imd  die  Ecken  reguläre  Gebilde  sind. 

S.  122  ff.  Wählt  man  bei  einer  schief-axonometrischen  Projektion  die 
Richtungen  der  Achsen  und  die  Mafsstäbe  beUebig  und  überträgt  die  Koor- 
dinaten, so  erhält  man  nicht  eine  Parallelperspektire  des  Objektes  selbst^ 
sondern  blos  eines  dazu  ähnlichen.  Dies  wäre  ausdrücklich  zu  betonen, 
zumal  der  Pohlkesche  Satz  vorausgeschickt  wurde. 

S.  172:  „Die  Schnittfigur  einer  Ebene,  welche  einen  geraden  (oder 
schiefen)  Kreiskegel  schneidet,  ist  eine  Parabel,  wenn  die  Schnittebene 
einer  Kegelkante  parallel,  eine  Hyperbel,  wenn  sie  der  Achse  des  Kegels 
parallel  liegt.^'  Dafür  müsste  es  heifsen:  die  Schnittfigur  ist  eine  Parabel 
oder  Hyperbel,  je  nachdem  die  durch  die  Kegelspitze  gelegte  Parallel-Ebene 
zur  schneidenden  Ebene  den  Kegel  berührt  oder  ihn  in  zwei  reellen  Mantel- 
linien schneidet 

München,  Febr.  1902.  Karl  Doehlemamk. 

Frederiek  Slate.  The  prinoiples  of  meohanios.  An  elementaiy 
ezpoaition  for  students  of  physios.  Part  I.  New -York  1900. 
X  und  299  Seiten. 

Das  vorliegende  Werk  ist  der  erste  Teil  einer  Einführung  in  die 
Mechanik,  die  für  Studenten  der  Physik  bestimmt  ist.  „Studenten  dringen 
selten  in  das  Herz  dieser  Wissenschaft  ein",  meint  der  Verfasser;  der  Grund 
liege,  wie  Prof.  Klein  mit  gesundem  Urteil  bemerkt  habe,  darin,  dafs  sie 
ihre  Aufmerksamkeit  zu  sehr  auf  die  analytische  Herleitung  der  Gleichungen 
richten,  während  sie  nicht  blofs  Kenntnis  der  Mechanik,  sondern  auch  ein 
Gefühl  fOr  ihre  Wahrheiten  verraten  sollten.  Um  diesem  Mangel  abzuhelfen, 
sollten  sie  sich  dem  Gegenstände  nahem  vermöge  seiner  genetischen  Be- 
ziehung zur  Physik,  nicht  vermöge  seiner  äuiserlichen  Ähnlichkeit  mit  der 
Mathematik;  sie  sollten  die  Mühe  nicht  scheuen,  die  Elemente  gründlich  zu 
studieren,  bevor  sie  zu  hochstrebenden  Verallgemeinerungen  übei^gehen. 

Hiemach  läfst  sich  das  Ziel,  das  Herrn  Slate  vorgeschwebt  hat,  so 
bezeichnen,  dals  er  eine  ausführliche  und  strenge  Grundlegung  der  Mechanä 
geben  wollte^  vom  Standpunkt  eines  Physikers  aufgefafst  und  für  Physiker 


BüchenchatL  495 

bestiinint.  Ist  es  seinen  angestrengten  und  scharfsinnigen  Bemühungen  ge- 
lungen, dies  Ziel  zu  erreichen?  Gewifs  besitzt  das  Werk  eigenartige  Vor- 
züge und  verdient  die  Beachtung  aller  derer,  die  eine  bessere  Orundlegung 
der  Mechanik  för  notwendig  halten,  allein  der  Eef.  hält  es  ftlr  seine  Pflicht, 
den  Bedenken  Ausdruck  zu  geben,  die  ihn  hindern,  den  von  Herrn  Slate 
eingeschlagenen  Weg  für  den  richtigen  zu  halten. 

Daifl  die  Lehre  von  der  Oeschunndigkeit  und  Beschleunigung^  insofern 
sicli  diese  Begriffe  auf  Punkte,  nicht  auf  Körper  beziehen,  als  ein  Teil  der 
Mathematik  angesehen  werden  darf,  ja  dais  es  blofse  Konvention  ist,  wenn 
sie  in  Verbindung  mit  der  eigentlichen  Mechanik  abgehandelt  wird,  das 
wird  man  dem  Verfasser  gern  zugeben  und  ihm  auch  beistimmen,  wenn  er 
in  den  beiden  ersten  Kapiteln  die  Kinematik  des  Punktes  und  des  starren 
Systems  (rigid  solid,  im  (regensatz  zu  rigid  body,  starrer  Körper)  in  einer 
Weise  behandelt,  die  von  der  üblichen  nicht  wesentlich  abweicht. 

Der  Unterschied  von  der  üblichen  Auffassung  tritt  erst  in  der  Dyna- 
mik   hervor.     Anstatt   die  allgemeinen  Gesetze  der  Bewegung  der  Körper 
zu    gewinnen,  indem  nach  einem  in  der  theoretischen  Physik  vielfach  an- 
gewandten   Verfahren   zunächst   die   Bewegung    eines    möglichst   einfachen 
Gebildes,  des  materiellen  Punktes,  betrachtet  wird  und  daraus  die  Gesetze 
för  die  Bewegung  von  Systemen  von  Punkten  und   schliefslich  durch  einen 
allerdings  ausdrücklich  zu  rechtfertigenden  Grenzübergang   die  Gesetze  für 
die    Bewegung   von  Körpern   abgeleitet   werden,   beginnt   Herr   Slate   die 
Dynamik  in  §  39  mit  der  Untersuchung  der  Bewegung  eines  Körpers.    Der 
materielle     Punkt    (particle)    wird    erat    viel     später,    in    §    61,    einge- 
führt.    Dort  heilst  es:  „Der  Massenmittelpunkt  eines  Systems  bewegt  sich 
so,   als  ob  die  Gesamtmasse  in  ihm  konzentriert  wäre  und  als  ob  auf  ihn 
äulsere  Kräfte  einwirkten,  die  man  auf  diesen  Punkt  übertragen,  aber  bis  auf 
die    Lage   unverändert   gelassen   hat.     Die   Annahme  endlicher  Masse  und 
endlicher   Kraft   in    einem   Punkte   ist  selbstverständlich   nur   eine  mathe- 
matische Fiktion,   die  jedoch  zweckmäfsig  angewandt  wird,  wenn   es  aus- 
reicht, die  Gröfsen  zu  kennzeichnen,  die  sich  auf  die  Bewegung  des  Massen- 
mittelpunktes beziehen  und  die  anderen  Details  zu  vernachlässigen,    iilsdann 
wird  der  Körper  als  a  particle  behandelt,  indem  man   unter  diesem  Aus- 
druck eine  endliche  Masse  versteht,  deren  Ausdehnung  vernachlässigt  werden 
darf.     Für   die  Behandlung   als   a  partide  ist  der  Massenmittelpunkt  der 
repräsentative    Funkt,    in    den    man    sich    die    endliche    Masse    befindlich 
denkt" 

Ohne  Zweifel  wird  durch  diese  Ausführungen,  die  wohl  auf  Gedanken 
von  Herrn  Boltzmann  zurückgehen,  der  Begriff  des  materiellen  Punktes 
viel  schärfer  erfafst,  als  das  in  anderen  Lehrbüchern  geschieht;  z.  B.  sagt 
Herr  Appell  (M^canique,  1. 1,  S.  78)  weiter  nichts  als:  „Materieller  Punkt 
heilst  ein  Stück  Materie  von  solcher  Kleinheit,  daüs  man  ohne  merklichen 
Irrtum  seine  Lage  wie  die  eines  geometrischen  Punktes  bestimmen  kann." 
Man  wird  aber  auch  bedenken  müssen,  dals  es  durchaus  zulässig  ist,  den 
Begriff  des  materiellen  Punktes  zunädist  mit  Vorbehalt  einzuführen  und 
erst  hinterher,  bei  dem  Satze  von  der  Bewegung  des  Massenmittelpunktes 
eines  Systems,  weiter  auszugestalten,  sodafs  hier  vorliegt,  was  Herr  Yolk- 
mann  als  „rückwirkende  Verfestigung"  der  einzelnen  Teile  des  Systems  der 
Mechanik  bezeichnet. 


496 


Bilüherscliau. 


st  ÜM 


Herr  Slate  beginnt  die  Begründung  der  Mechanik  mit  der  EinfBhrang 
des  Begriffes  der  Trägheil.  Körper  äufsera  ihre  Trägheit  in  dem  MaTse, 
als  es  schwieriger  ist,  sie  in  Bewegung  y.n  setzon.  Um  zu  dem  Begriffe 
der  Srafl  zu  gelangen,  betrachtet  er  die  Traust ationsbewegung  eines  starren 
KOrpers,  bei  der  man  von  einer  tie  seh  windigkeit  nnd  einer  Beschleonigmig 
des  Körpers  reden  kann.  „Kraft  wirkt  immer,  wenn  die  physiksüschen 
BcdinguQgen  so  beschaffen  sind,  dafs  Geschwindigkeit  nach  lÜchtung  oder 
Gröfse  geändert  wird;  die  Veränderung  der  Geschwindigkeit  bezogen  auf  die 
Zeit  milGt  die  BescJileunigung."  Zwei  Systeme  physikalischer  Bedingungen 
bringen  gleiche  Kräfte  ins  Spiel,  wenn  sie  einem  gegebenen  Körper  die 
gleiche  Beschleuniguag  erteilen.  Kraft  hat  Richtung  und  Gröfae,  die  Rich- 
tung ist  dieselbe  wie  die  der  verursachten  Beschleuniguag.  Femer  ist 
Mtmse  das  MaXs  der  Trägheit.  Das  Massenverhältnis  zweier  Körper  ist  das 
umgekehrte  Verhültnia  ihrer  Besclüeunigungen,  die  durch  gleiche 
hervorgebracht  werden.  Hieraus  folgt  endlich,  dafs  Kraft  proportional 
Produkt  von  Masse  und  Beschleunigung  ist. 

Es  wäre  nicht  angebracht,  an  dieser  Stelle  Einwendungen  gegen 
vorstehenden  Ausführungen  zu  machen,  da  es  sich  hier  um  prinzipielle  Fragen 
handelt,  die  nicht  mit  einigen  Zeilen  erledigt  werden  können.  Stellen  wir 
uns  daher  auf  den  Standpunkt  des  Herrn  Verfassers  und  fragen  wir,  wie 
er  von  dieser  Grundlage  aus  weiter  geht  Zunächst  stellt  er  sieb  in  §  45 
die  Aufgabe,  die  Beschränkung  auf  Translationsbewegnngen  aufzuheben. 
Wenn  ein  starrer  Körper  eine  Rotationsbewegung  hat,  so  sagt  er,  gebe  es 
nicht  mehr  einen  gemeinschaft liehen  Beschleunigungsfaktor,  mit  dem  man 
die  Gesamtmasse  des  Körpers  zu  multiplizieren  hat,  um  den  Ansdnick  der 
Kraft  zu  erbalten,  denn  die  gleichzeitigen  Beschleunigungen  der  verschiedenen 
Punkte  onterseheiden  sich  im  allgemeinen  nach  Richtung  und  Gröfse.  Man 
müsse  daher  eine  Gruppe  von  Differentialkräften  als  wirkend  annehmen,  von 
denen  eine  jede  auf  ihre  Differentialmasse  wirkt,  und  zwar  in  der  Richtung 
der  daselbst  stattlindenden  Beschleunigung.  Ist  also  x"  die  Komponente 
der  Beschleunigung  von  dm  nach  der  x-Achse,  so  sei  die  auf  dm  wirkend 
Differwitialkraft 

dP,  =  x"dm 

und   hieraus    ergebe    sich    für  die    „Gesamtkraft"    (total   force)   parallel  I 
ai-Achse  der  Ausdruck: 


=fi' 


wofBr  man,  indem  x,   y,  Z   die 
zeichnen,  auch  schreiben  dürfe: 


Koordinaten    des    Massenmittelpunktes  1 


-fi 


dm  ■ 


'  Diese  Gleichung,  in  der  an  Stelle  der  gemeinschaftlichen  Beschleunig 

eine  „mittlere"  Beschleunigung  steht,    sei   in  alleu  Fällen  anwendbar. 
ähnliche    Weise    gehöre    zu    jedem    Typus    von    Beschleunigung     eine 
sprechende  Kraft,  und  man  gelange  so  z.  B.  zu  den  Begriffen  von  Tangential- 
und  Normalkraft.    Damit  aber  seien  die  Mittel  gewonnen,   um  eine 
der  Bewegung  eines  starren  Körpers  zu  entwickeln. 


Bücherschau.  497 

In  diesen  Darlegungen  vermifst  man  eine  Definition  der  ,3eschleunigung 
der  Differentialmasse  dw!^.  Was  von  dem  ganzen  Körper  gesagt  wurde, 
gilt  doch  auch  für  jeden  noch  so  kleinen  Teil;  solange  man  also  das 
Massendifferenlial  dm  als  Körper  ansieht ,  kann  von  seiner  Beschleunigung 
nicht  die  Bede  sein.  Sieht  man  aher  dm  als  materiellen  Punkt  von  un- 
endlich kleiner  Masse  an,  auf  den  eine  unendlich  kleine  Kraft  wirkt,  so  ist 
das  nur  eine  „mathematische  Fiktion^^,  ja  noch  weniger,  denn  der  Mathe- 
matiker wird,  wenn  er  Strenge  lieht,  den  Differentialen  keine  seihständige 
Existenz  zuerkennen.  Die  Durchführung  des  Gedankens,  die  Mechanik  allein 
auf  die  Betrachtung  von  Körpern  unter  Vermeidung  des  Begriffes  eines 
materiellen  Punktes  zu  hegründen,  führt  mithin  auf  Schwierigkeiten,  deren 
Überwindung  von  Herrn  Slate  nicht  geleistet,  ja  nicht  einmal  ernsthaft 
▼ersucht  worden  ist  (yergl.  dazu  G.  A.  Maggi,  Principü  deHa  teoria  fnate- 
matica  dd  movimento  dei  corpi,    Milano  1895). 

Auf  der  anderen  Seite  soll  durchaus  nicht  geleugnet  werden,  dafs  es 
für  das  Verständnis  mechanischer  Vorgänge  sehr  nützlich  ist,  wenn  man 
sich  stets  daran  erinnert,  dafs  es  sich  dabei  um  die  Bewegung  von  Körpern, 
nicht  von  fingierten  Punkten  handelt,  und  die  Durchführung,  die  dieser 
Gedanke  in  den  Kapiteln  6,  7  und  8  gefunden  hat,  wo  es  sich  um  har- 
monische Bewegung,  Pendel,  Planetenproblem  und  ähnliche  Aufgaben  handelt, 
kann  nur  als  zweckmäfsig,  anregend  und  aufklärend  bezeichnet  werden. 
Nicht  nur  jeder  Student  der  Physik  wird  diese  Kapitel  mit  Nutzen  durch- 
arheiten,  sondern  sie  werden  auch  in  weiteren  Kreisen  gern  gelesen  werden. 

KieL  Paul  Stäckel. 

H.  A.  Roberts.  A  treatise  on  elementazy  dynamios.  Dealing  with 
relative  motion  mainly  in  two  dimensions.  London.  1900.  Xu 
und  258  Seiten. 

Lehrbücher  aus  einem  fremden  Lande  haben  den  Vorzug,  nicht  nur 
wegen  des  darin  behandelten  Gegenstandes  zu  interessieren,  sondern  auch 
zum  Vergleiche  zwischen  dem  Zustande  des  ünterrichtsbetriebes  in  der  be- 
treffenden Disziplin  daheim  und  auswärts  anzureizen.  Das  Buch  von  Herrn 
Roberts  ist  ein  Zeichen,  dafs  der  Unterricht  in  der  Mechanik  in  England 
sich  infolge  einer  langen,  sorgfältigen  und  einsichtigen  Pflege  auf  einer 
Höhe  befindet,  die  in  Deutschland  auch  nicht  entfernt  erreicht  wird.  Ich 
habe  vielmehr  den  Eindruck,  dafs  die  Ausbildung  der  deutschen  Studenten 
gerade  in  der  Mechanik  sehr  viel  zu  wünschen  übrig  läfst.  Der  Grund 
hierfür  scheint  zum  Teil  in  dem  eigentümlichen  Charakter  dieser  Wissen- 
schaft zu  liegen,  die  teils  der  Mathematik,  teils  der  Physik  angehört,  und 
da  bedauerlicher  Weise  an  den  deutschen  Universitäten  keine  besonderen 
Professuren  für  Mechanik  bestehen,  während  das  in  England,  Frankreich 
und  Bufsland  der  Fall  ist,  so  findet  die  Mechanik  häufig  nicht  die  genügende 
Vertretung.  Es  wäre  höchst  verkehrt,  wenn  entweder  der  Mathematiker 
oder  der  Physiker  die  Mechanik  für  sich  allein  beanspruchen  wollten,  wie 
das  gelegentlich  geschehen  ist.  Vielmehr  sollte  der  Student  in  die  Mechanik 
eingeführt  werden  durch  die  Vorlesung  eines  Physikers,  der  imstande  ist, 
in  ihm  das  Gefühl  für  das  physikalisch  Wertvolle  in  der  Mechanik  zu  er- 
wecken.    Auf  Grund  der  so  erworbenen  Kenntnisse  und  Fertigkeiten  sollte 

Zeltiohrift  f.  MathemAtik  u.  Fhyaik.  47.  Band.  1908.  3.  u.  4.  Heft.  32 


498  BüchenchatL 

dann  der  Mathematiker  in  einer  Vorlesung  über  analytische  Mechanik  weiter 
bauen,  denn  ohne  ein  Verständnis  der  analytischen  Mechanik  ist  es  nicht 
möglich,  die  Entwickelung  der  modernen  Theorie  der  Differentialgleichungen 
und  der  Differentialgeometrie  zu  würdigen;  damit  ist  selbstverständlich 
nicht  ausgeschlossen,  dafs  seitens  der  Physiker  die  Einleitungsvorlesnng  nach 
speziellen  Richtungen  im  Interesse  der  physikalischen  Ausbildung  der 
Studenten  weiter  geführt  wird. 

Eine  ausgezeichnete,  knappe  und  doch  klare  Darstellung  der  Gegen- 
stände, die  in  einer  solchen  Einleitimgsvorlesung  vorzutragen  wären,  giebt 
das  vorliegende  Werk,  in  dem  der  Reihe  nach  Messung  und  Einheiten, 
Kinematik,  Newtons  Gesetze  der  Bewegung,  Arbeit  und  Energie,  StoCs, 
Ballistik,  harmonische  Bewegung  und  Pendel  behandelt  werden.  Besonders 
zu  rühmen  sind  die  zahlreichen,  sorgfältig  ausgewählten  und  feinsinnig  ge- 
stellten Aufgaben;  in  der  Kunst,  solche  Aufgaben  zu  stellen,  steht  England 
sehr  hoch.  Es  wäre  zu  wünschen,  dafs  das  treffliche  Werk  des  Herrn 
Roberts  ins  Deutsche  übersetzt  würde;  allerdings  müTsten  dabei  mancherlei 
auf  englische  Verhältnisse  berechnete  Ausführungen  umgearbeitet  sowie 
einige  Versehen  berichtigt  werden. 

Kiel.  Paul  Stackel. 


J.  J.  Tan  Laar.     Lehrbuoh   der   mathematiflolien   Ohemie.     Leipzig, 
Barth,  1901.     Preis  M.  7,  geb.  M.  8. 

Der  durch  zahlreiche  Veröffentlichungen  in  der  Zeitschrift  für  phjs. 
Chemie  bekannte  Verfasser  hat  sich  in  vorliegender  Schrift  die  Aufgabe  ge- 
stellt, die  Anwendungen  der  Thermodynamik  auf  die  Chemie  in  systema- 
tischer Weise  anzuordnen.  Es  ist  dieses  zwar  nicht  der  erste  Versuch 
dieser  Art,  da  ein  ähnliches  Werk  bereits  in  den  von  Helm  veröffentlichten 
„Grundzügen  der  mathematischen  Chemie^  (1894,  Leipzig,  Engelmann)  vor- 
liegt, doch  bietet  das  Buch  von  van  Laar  insofern  etwas  ganz  Neues,  als 
hier  zum  ersten  Male  eine  vollständige  Behandlung  der  chemischen  Gleich- 
gewichtszustände mit  Erfolg  durchgeführt  worden  ist,  allerdings  mit  Yer- 
zichtleistung  auf  die  Behandlung  der  Elektrochemie,  welche  der  Verfasser 
dem  Werke  später  hinzuzufügen  beabsichtigt.  Ausgeschlossen  ist  femer  die 
ganze  Lehre  von  den  Beaktionsgeschwindigkeiten,  die  auf  rein  thermo- 
dynamischer  Grundlage  ohne  Zuhilfenahme  kinetischer  Begriffe  bis  jetzt 
nicht  gegeben  werden  konnte.  Das  Werk  zerfällt  in  zwei  Abschnitte,  einen 
theoretischen  und  einen  solchen,  welcher  die  Anwendungen  auf  konkrete 
Fälle  enthält.  Beide  sind  im  sprachlichen  Ausdruck  klar  und  korrekt  ge- 
schrieben, die  mathematische  Behandlung  ist  möglichst  einfach  gehalten  bei 
grofser  Allgemeinheit,  auch  finden  sich  darin  zahlreiche,  bisher  nidit  ver- 
öffentlichte Entwickelungen  und  Ergebnisse.  Im  ersten  Teile  (Buch  I)  werden 
aus  dem  ersten  und  dem  zweiten  Hauptsatze  die  von  Gibbs  zuerst  auf- 
gestellten Fundamentalgleichungen  abgeleitet,  doch  wird  bei  der  Aufstellnng 
der  allgemeinen  Gleichgewichtsbedingung  das  zuerst  von  Planck  ein- 
geführte Potential   y?  =  8  —  ^ {E  +  pV)^)  benutzt     Die  Ausdrücke  ßr 

1)  T  ist  die  absolute  Temperatur. 


Bücherschau.  499 

die  Entropie  und  die  Energie  werden  nicht  allein  für  Mischongen  idealer 
Gase  und  verdünnte  Lösungen,  sondern  f&r  beliebige  Eörpermischungen  auf- 
gestellt  und  in  der  letzteren  Form  zur  Berechnung  von  ^  verwendet.    Die 
hierdxtrdi  erlangte  Allgemeingiltigkeit  aller  Formeln  ist  ein  besonderer  Vor- 
zug   dieses  Lehrbuches,   immerhin   würde    es    vielleicht  mit  Bücksicht  auf 
solche  Lieser,  welche   in  erster  Linie  Chemiker  sind,  recht  nützlich  gewesen 
sein,    die  für  Mischungen  idealer  Gase  gültigen  Gleichungen   nicht  nur  als 
spezielle  Fälle  der  allgemeinen  Ausdrücke  abzuleiten,  sondern,  wo  es  mög- 
lich   ist,  sie  direkt  mit  Benutzung   der    Zustandsgieichung  pV  ==  Bv  auf- 
zustellen.    Da  in  diesem  Falle  t  (-^)    —  Ä  =  0  ist,  so  l&fst  sich  beispiels- 
weise  Gleichung  (21)  auf  etwas  einfacherem  Wege  erreichen.     Im  weiteren 
Verlauf  dieses  einleitenden  Teils  werden  die  Eigenschafken  der  Funktion   W 
sowie  ihrer  partiellen  Differentialquotienten  nach  den  Molekelanzahlen  —  die 
molekularen   Potentiale   —   entwickelt.     Da    diese  letzteren  ebenso  wie  die 
Punktion  W  homogene  Funktionen  ersten  Grades  der  Molekelanzahlen  sind, 
so    ergeben  sich  für  die  Differentialquotienten  nach  r  und  p  einige  Verein- 
fachungen, besonders  wichtig   aber  ist  der  Umstand,  daTs  für  den  Fall  des 
Dissoziationsgleichgewichtes,  obgleich  dann  die  Dissoziationsgrade  noch  als 

neue  Variabele  hinzutreten  -r-  =  -o—  und  —^  =  -~=-  iresetzt  werden  darf. 

dt         dt  dt  dt    ° 

Die  theoretischen  Erörterungen  des  ersten  Teils  sind  bis  zur  Herleitung  der 
Reaktionsisochore  sowie  zur  Berechnung  der  molekularen  Änderung  des 
Volumens  und  der  aufgenommenen  molekularen  Wärme  durchgefCLhrt.  Hier- 
bei ist  zu  bemerken,  dais  die  zweite  der  Gleichungen  (43)  nicht  von 
▼  an't  Hoff,  sondern  zuerst  von  Planck  hergeleitet  worden  ist. 

Der  zweite,  umfangreichere  Abschnitt  des  Buches  ist  den  Anwendungen 
der  Theorie  auf  konkrete  Fälle  gewidmet.  Sie  betreffen  zunächst  Reaktionen 
in  Mischungen  idealer  Gase,  in  flüssigen  Gemischen  und  auch  in  festen 
Körpern  —  den  festen  Lösungen  — ,  sodann  werden  auch  die  Gleich- 
gewichtszustände in  Mischungen  von  je  zwei  Komponenten  aus  den  drei 
Aggregatzuständen,  sowie  der  Gleichgewichtszustand  einer  festen,  einer 
flüssigen  und  einer  luffcförmigen  Phase  behandelt.  In  einer  Anzahl  von 
Fällen  sind  die  theoretisch  gefundenen  Resultate  mit  Erfahrungsthatsachen 
verglichen.  Von  besonderem  Interesse  und  häufig  ziemlich  verwickelt  ist 
die  Behandlung  der  Lösungen.  Da  die  Erfahrung  gelehrt  hat,  dafs  die 
Molekeln  des  Lösungsmittels  häufig  teilweise  assoziiert  sind  —  die  Dissozia- 
tion ist  meist  äufserst  gering  —  und  die  Molekeln  des  gelösten  Stoffes, 
falls  er  ein  Elektrolyt  ist,  zum  Teil  in  Jonen  zerfallen,  so  ist  für  jeden 
dieser  Zustände  die  bezügliche  Konzentration  zu  berechnen  und  in  die  Gleich- 
gewichtsbedingung einzusetzen.  Die  sogenannten  Gleichgewichtskonstanten 
enthalten  dann  auch  noch  die  Dissoziationsgrade,  deren  totale  Differential- 
quotienten nach  <j(=— )   nur  für  den  Fall  verdünnter  Lösungen  —  wenn 

also  <s  ein  sehr  kleiner  Bruch  ist  —  eine  nicht  zu  komplizierte  Form 
haben,  da  in  diesem  Falle  die  Glieder  von  der  Ordnung  ifi  gegen  die- 
jenigen von  der  Ordnung  a"^  bezw.  a^  gegen  ifl  zu  vernachlässigen  sind. 
Übrigens  würde  es  erwünscht  gewesen  sein,  wenn  der  Verfasser  die  Aus- 
drücke für  die  Gröfsen  X^,   Xr  etc.,  aus  denen   sich  ihre  Gröfsenordnung 

32* 


500  BüclierBcliaa. 

ergiebt,  angegeben  hätte,  da  ohne  diese  Angabe  der  Leser  auch  nicht  im- 
stande isti  die  Oröfsenordnung  der  Gröfsen  Xn  etc.  zu  bestimmen.  Von 
denjenigen  Oleichgewichtsznstanden ,  welche  rein  chemischer  Natur  sind, 
finden  die  Neutralisaüonsvorgänge  zwischen  starken  und  schwachen  Sänren 
und  Basen,  die  Hydrolyse,  femer  die  für  die  analytische  Chemie  wichtige 
Beeinflussung  der  Löslichkeit  bei  Elektrolyten  mit  gemeinsamem  Jon  ein- 
gehende Berücksichtigung.  Die  Grundlage  für  solche  Vorgänge  bildet  das 
Verteilungstheorem  Ton  Arrhenius,  sowie  die  beiden  LöslichkeitsprinzipieQ. 
Im  letzten  Abschnitt  des  2.  Teils  ist  auf  Grund  der  Gibbs  sehen  Phasen- 
regel  und  der  Freiheitsgrade  die  Einteilung  aller  möglichen  Systeme  ge- 
geben. Dem  Verfasser  ist  es  gelungen,  in  seiner  Arbeit  den  Beweis  zu  1 
liefern,  dafs  der  mathematischen  Chemie  gegenüber  der  reinen  und  der 
physikalischen  Chemie  eine  ähnliche  selbständige  Stellung  gebührt,  wie  sie 
die  mathematische  Physik  längst  inne  hat.  Das  Buch  wird  gewüs  dazu 
beitragen,  das  Literesse  für  die  Probleme  der  neueren  Chemie  auch  in  solche 
Kreise  zu  tragen,  die  ihr  bislang  fremd  gegenüberstanden. 

Hannover.  P.  Brauer. 

A.  Wassilief^    F.  L.  Tschobyschef    und    seine    wissenaohaftliehen 
LeiBtongen.    —   N.  Delaunay,   Die   Tsohabyschef  sehen  Arbeiten 
in  der  Theorie  der  G^elenkmeohanismen.     Leipzig,  B.  G.  Teubner, 
1900.     70  S.     Preis  ungeb.  4  Mark. 
Diese  beiden  Arbeiten  sind  in  einem,  mit  dem  Bilde  Tschebyschefs 
geschmückten  Bändchen   vereinigt.     Die    erste,    allgemeiner   gehaltene  Ab- 
handlung erscheint  besonders  geeignet,  dem   aufserrussischen  Publikum  die 
Leistungen  des  hervorragenden  Mathematikers  näher  zu  führen.     An  eine 
kurze  Biographie  schliefst   sich    eine  mit   zahlreichen   Litteratumachweisen 
versehene,    sich    auch    auf  die    Untersuchungen    anderer   Mathematiker  be- 
ziehende kritische  Besprechung  der  Probleme,   welche  den  Gegenstand  der 
Tschebyschef sehen  Arbeiten  bilden,  und  der  Besultate,  die  Tschebyscbef 
selbst  gefunden  hat.     Von  seinen  Beweismethoden  wird  nur  der  Kern  mit- 
geteilt,  sodafs   der   Zusammenhang    der  historischen   Darstellung  nirgends 
unterbrochen  wird.    Ein  Verzeichnis  der  sämtlichen  Arbeiten  Tschebyschefs 
wird  am  Schluls  gegeben. 

Die  zweite  Abhandlung  beschäfkigt  sich  im  Besonderen  mit  denjenigen 
Untersuchungen  Tschebyschefs,  welche  sich  auf  die  mechanischen 
Gliedersysteme  beziehen.  Der  Verfasser  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt: 
„Erstens  auf  möglichst  elementarem  Wege  die  technische  Bedeutung  der 
Gelenkmechanismen  Tschebyschefs  und  seiner  auf  diesen  Gegenstand  be- 
züglichen Ideen  darzulegen;  und  zweitens  die  fOr  Mathematiker  interessanten 
Seiten  dieser  Art  in  den  Arbeiten  des  russischen  Geometers  hervorzuheben.^ 
Charlottenburg.  Budolf  Bothe. 

Christian  Beyel«     Darstellende  G^eometrie.     Mit  einer  Sammlung  Ton 
1800    Dispositionen    zu    Aufgaben    aus    der    darstellenden    Geometrie. 
Leipzig.     B.  G.  Teubner,  1901.     189  S.     Preis  geb.  n.  3,60  M. 
Wenn    in    den    mathematischen   Disziplinen    überhaupt   die   wirkliebe 

Durchführung  von  Aufgaben  ein  unentbehrliches  Hilfsmittel  vorstellt,  am 


Büchenchan.  501 

in  das  Verständnis  der  allgemeinen  Theorien  und  Methoden  vollständig  ein- 
zudringen,  so   sieht   die    darstellende   Geometrie  in  der  konstruktiven  Er- 
ledigung von  Aufgaben  der  Baumgeometrie  geradezu  ihren  Endzweck  und 
ihr  eigentliches  Ziel.     Trotzdem  besteht  kein  Überflufs  an  Büchern,  welche 
viele     und    gute    Aufgaben    bieten.      Vorteilhaft    zeichnet    sich    in    dieser 
Hinsicht  das  Lehrbuch  von  Marx  aus,  von  dem  freilich  infolge  des  frühen 
Todes  dieses  in  Bezug  auf  die   Stellung  von  Aufgaben  so  ungemein  pro- 
duktiven Mannes  nur  der  erste  Abschnitt  erschienen  ist.  —  In  dem  hier 
zu  besprechenden  Buche  bilden  die  Aufgaben  den  wesentlichsten  Bestandteil. 
Dieselben  sind  mit  Dispositionen  versehen,  indem  die  Punkte,  Geraden  oder 
Ebenen,  welche  als  Datum  dienen  sollen,  durch  ihre  (ganzzahligen)  Koordi- 
naten in  Bezug  auf  die  3  Tafeln  gegeben  werden.     Diese  Methode  erweist 
sich  nicht  blofs  beim  Elementarunterricht  als  nützlich.    Vielmehr  führt  der 
Betrieb  der  darstellenden  Geometrie  auch  an  höheren  Schulen  bald  zu  fol- 
gender Erfahrung.     Giebt  man  blofs  den  Text  der  Aufgabe^  so  fallen  bei 
den  meisten  Bearbeitungen  die  Figuren  so  ungünstig  aus,  dafs  sie  nicht  zu 
Ende  geführt  werden  können.    Die  halbfertige  Zeichnung  wird  weggeworfen 
und  damit  Zeit  und  Lust  verloren.      Nur  ein  kleiner  Bruchteil  der  Stu- 
dierenden giebt  sich  die  Mühe,  die  gegebenen  Elemente  so  lange  zu  ändern, 
bis  eine  Figur  zu  stände  kommt,  welche  das  Wesentliche  der  betreffenden 
Aufgabe  auch  wirklich  zur  Anschauung  bringt.     Um  diesem  Mifsstand  zu 
begegnen  —  und  wohl  auch  um  die  so  unangenehmen  zu  kleinen  Figuren 
zu  vermeiden  —  hat  der  Verfasser  die  Aufgaben  so  disponiert,  dafs  der 
Raum,  welchen  eine  Zeichnung  einnimmt,  20  Quadratzentimeter  nicht  über- 
schreitet und  dafs  ein  Bogen  von  50  auf  33  cm  für  zwei  bezw.  drei  Auf- 
gaben ausreicht. 

Das  vorliegende  Buch,  nach  der  Absicht  des  Verfassers  nicht  zum 
Sebststudium  eingerichtet,  besteht  aus  drei  Teilen.  Der  erste,  ,Jjehrtext^ 
betitelt,  giebt  eine  kurze,  aber  sehr  gute  Darstellung  des  Grund-  und  Auf- 
rifsverfahrens.  Die  Herstellung  axonometrischer  Bilder  wird  wenigstens 
besprochen.  Die  Anführung  des  P o hl ke sehen  Satzes  wäre  wohl  nicht 
überflüssig  gewesen.  Ln  übrigen  finden  die  mathematischen  Beziehungen 
eine  richtige  Würdigung.  Ungern  vennifst  der  Referent  in  diesem  Teile 
die  Aufgabe,  die  vier  Schnittlinien  zweier  konzentrischer  Kreiskegel  zu  kon- 
struieren, welche  im  §  40  naturgemäis  einen  Platz  finden  würde.  Denn 
die  Konstruktion  eines  Dreikants  aus  den  drei  Kantenwinkeln  gewinnt  erst 
von  dieser  Seite  her  die  wünschenswerte  Klarheit.  Wie  man  hierbei  die 
möglichen  Lösungen  zählt,  ist  Sache  des  Übereinkommens.  Die  Zahl  der 
Geraden  aber,  welche  zwei  gegebene  Gerade  g  und  h  unter  gegebenen 
Winkeln  cc  und  ß  schneiden,  beträgt  jedenfalls  4  und  nicht  2,  wie  Seite  3  6  f. 
angegeben  wird.  ^ 

Der  zweite  Teil  enthält  190  verschiedene  Aufgaben  und  für  jede  der- 
selben wieder  eiae  ganze  Anzahl  verschiedener  Dispositionen,  so  dafs  wir 
im  ganzen  1800  Dispositionen  vorfinden.  Die  Aufgaben  sind  mit  ganz  ge- 
ringen Ausnahmen  leichter  Natur,  so  dafs  sie  von  einem  mit  der  Stereo- 
metrie Vertrauten  ohne  besondere  Kunstgriffe,  dem  Gedanken  nach,  gelöst 
werden  können.  Sie  beziehen  sich  auf  die  „Methodenlehre^^,  d.  h.  auf  die 
einfachsten  gegenseitigen  Beziehungen  von  Punkten,  Geraden  und  Ebenen 
sowie  auf  die  Darstellung  ganz  einfacher  Körper.    Der  Begriff  der  Schatten- 


502  Bfichenchan. 

bildong  in  seiner  primitivsten  Form  wird  hereinbezogen,  Dnrcbdringimgen 
bleiben  ausgeschlossen.  Verbesserungsbedürftig  erschienen  dem  Referenten 
folgende  Aufgaben:  I.  Kap.  G  und  H  (Definition  des  Oktaeders?);  YL  Kap. 
H  (Ä  und  B  sollen  auf  a  und  h  liegen);  IX.  Kap.  B  (Das  Quadrat  soll 
in  der  Ebene  liegen);  XI.  Kap.  I  (Überbestimmt),  N  (Druckfehler).  Der 
Jleferent  hat  eine  Beihe  der  gegebenen  Aufgaben  durchgezeichnet,  die  sich 
sämtlich  als  gut  disponiert  erwiesen. 

Der  dritte  Teil  des  Buches  enth&lt  „Proben  und  Bemerkungen  zu  den 
vorhergehenden  Aufgaben^'.  Die  Proben  sind  entweder  cUlgememer  Natur, 
so  dafs  sie  fär  jede  Disposition  Geltimg  haben  oder  sie  beziehen  sich 
speziell  auf  die  betreffende  Disposition.  Beispielsweise  wird  der  Aufgabe 
(I.  Kap.  S): 

„Man  zeichne  eine  vierseitige  Pyramide,  deren  Grundfläche  ein  Parallelo- 
gramm AB  CD  ist.  Gegeben  sind  drei  auf  einander  folgende  Ecken  Ä,  By  C 
des  Parallelogramms  und  die  Spitze  M  der  Pyramide"  beigegeben  die 
folgende 

Allgemeine  Probe:  Die  zwei  Projektionen  der  gleichnamigen  Seiten  des 
Parallelogramms  AB  CD  schneiden  sich  in  vier  Punkten  einer  Geraden  i. 
Die  zwei  Projektionen  der  gleichnamigen  Kanten  MA,  MB,  MC^  MD 
schneiden  sich  in  vier  Punkten  T^,  T^,  T^,  T^.  Dann  gehen  T^T^  und 
die  Geraden  A'B\  A'  B"'  durch  einen  Punkt.  Ebenso  Tf^T^  und  B'C\ 
B"  C"    u.    s.   f.      Für    die    vierte    Ecke    D    des    Parallelogramms    ist 

i»a  —  ^6  +  «0  —  «d  ="  0. 

Der  Verfasser  wird  sich  ein  Verdienst  und  den  Dank  vieler  im  Lehr- 
amt Stehenden  erwerben,  wenn  er  seinen  Vorsatz  ausftlhrt  und  seiner  brauch- 
baren und  schönen  Sammlung,  in  der  ein  groFser  Aufwand  von  Zeit  und 
Mühe  aufgespeichert  liegt,  eine  weitere  Reihe  von  Aufgaben  folgen  iBist, 
die  sich  auf  die  Behandlung  der  Körper,  auf  Durchdringungen  und  vielleicht 
auch  auf  die  Schnittkurven  von  Flächen  2.  Ordnung,  in  Sonderheit  der 
Kegel-  und  Zylinderflächen,  beziehen. 

München,  30.  Mai  1902.  Kabl  Doehlbmakn. 


£•  Hanuner.  Der  Hammer-Fennelsche  Taohymetertheodolit  und 
die  Taohymeterkippregel  siir  tuimittelbaren  LattenableBong  von 
HorizontaldiBtanB  und  Höhenuntersohied.  (D.  B.  P.  Nr.  122  901). 
Beschreibung  und  Anleitung  zum  Gebrauch  des  Instruments.  Ent« 
Genauigkeitsversuche.  Mit  16  Figuren  im  Text  und  2  lithographierten 
Tafeln.    4^    52  S.    Stuttgart  1901.    Konrad  Wittwer. 

An  Bestrebungen ;  die  tachymetrische  Methode  durch  instmmentelle 
Einrichtungen  oder  durch  rechnerische  und  graphische  Hilfsmittel  zu  er- 
leichtem, hat  es  nicht  gefehlt.  Der  Verf.  bespricht  sie  kurz  in  der  Ein- 
leitung. Es  ist  ihm  aber  nach  mehrjährigen  Versuchen  gelungen,  eine 
Konstruktion  zu  finden,  die  durch  einmaliges  Anzielen  der  Latte  sowohl 
die  Horizontaldistanz,  als  auch  den  Höhenunterschied  abzulesen  gestattet 
Die  Vorteile  gegenüber  anderen  Konstruktionen  sind  einleuchtend:  Es  sind 
besondere  Einstellungen  etwa  durch  Fadenmikrometer  oder  Verschiebung 
eiD6S  Mefskeils  unnötig,  die  Ablesungen  geschehen  nicht  an  verschiedenen 


Bücherschaa.  503 

Insixnmentteilen,  wie  bei  Benutzung  eines  Höhenkreises,  die  schiefe  (zur 
Femrohrrichtung  senkrechte)  Stellung  der  Latte,  wie  bei  den  Projeküonstachj- 
metem,  ist  umgangen.  Die  Bechnung  wird  im  vorliegenden  Falle  auf  die 
Multiplikation  mit  100  und  20  beschränkt.  Dabei  ist  nicht  die  höchste 
erreichbare  Genauigkeit  angestrebt  worden,  sondern  es  sollte  dem  Bedürfnis 
der  Praxis  in  Bezug  auf  die  Schnelligkeit  der  Messung  in  erster  Linie  ge- 
nügt werden. 

Das  gewünschte  Ziel  liefs  sich  am  einfachsten  durch  eine  rein  optische 
'Einrichtung   erreichen.      In   dem    Gesichtsfelde   des    geraden,    nicht    durch- 
Bcblagbaren  Femrohrs  erscheint  neben  dem  Lattenbilde  in  der  linken  Hälfte, 
die  durch   die  senkrechte  Kante  eines  Prismas  begrenzt  ist,  das  Bild  eines 
Diagramms.      Dieses    Diagramm    ist   aus    einer    genauen    Zeichnung   durch 
20malige    Verkleinerung   photographisch    auf  eine    ebene    Glasplatte   über- 
tragen worden  und  befindet  sich  in  fester  Verbindung  mit  dem  Unterteil 
des  Instruments.     Die  Platte  ist  der  Visierebene  parallel  seitlich  der  Mitte 
des  Femrohrs  aufgestellt.     Ein  im  Innern  des  an  dieser  Stelle   mit  einer 
Of&iung  versehenen  Femrohrs  angebrachtes  Prisma  reflektiert  das  Bild  des 
Diagranmies  in  der  Richtung  nach  dem  Okular  zu.    Eine  Linse,  die  zwischen 
dieses  Prisma  und  das  Okular  geschaltet  ist,  und  sich  zur  Regulierung  der 
Bildgröfse  etwas  verschieben  läfst,  entwirft  in  der  Fadenebene  des  Okulars 
ein  reelles  Bild  des  Diagranmis,  das  noch  durch  eine  zweite,  hier  angebrachte 
Prismeneinrichtung  seitlich  verschoben  wird,  damit  es  die  gewünschte  Lage 
in    der   linken,    durch    die    vertikale    Prismenkante   begrenzten   Hälfte    des 
Gesichtsfeldes  einnimmt.     Beim  Kippen  des  Femrohrs  verschiebt  sich  das 
Bild  des  Diagramms  in  der  Weise,  dafs  ein  hineingezeichneter  Kreisbogen, 
dessen   Zentrum  (auTserhalb  des  Diagranmis)  in   der  Kippachse  liegt,    den 
Horizontalfaden  im  Gesichtsfelde  stets  berührt,  wenn  dieser  bei  Horizontal- 
richtung des  Femrohrs  Tangente  des  Kreises  war.    Bei  horizontalem  Fem- 
rohr   fallen   gleichzeitig   zwei    Marken,    deren  Verbindungslinie    durch    den 
Mittelpunkt   des  Kreises  (also  durch  die  Kippachse)  geht,   in  die  vertikale 
Prismenkante,    neben  der  rechts  im  Gesichtsfeld  die  Latte,  parallel  dazu, 
eingestellt  wird.     Bei  der  Kippung  des  Femrohrs  fallt  ein  anderer  Badius 
des  Kreisbogens  mit  der  Prismenkante  zusammen,  der  mit  dem  markierten 
Radius    den   Kippungswinkel  (oc)    einschliefst.     Nun   ist   das  Femrohr   ein 
Porrosches  und  die  Abmessungen  sind  so  gewählt,  dafs  der  anallaktische  Punkt 
in  die  Kippachse  flQlt.    Wenn  daher  die  Radien  des  Kreisbogens  um  Stücke 
dr  ^l '  cos'a  verlängert  werden,  wo  l  konstant  ist,  so  wird  das  neben  dem, 
bei  Kippung  um  a,  senkrecht  stehenden  Radius  liegende  Lattenstück  von 
der   Länge  dr   der   horizontalen   Entfernung   der  Latte    proportional   sein. 
Die  Länge  dr  kann  aber  an  der  Latte  direkt  abgelesen  werden,  wenn  der 
Horizontalfaden  (demnach  auch  der  ihn  berührende  Kreisbogen)  mit  der  in 
Instrumenthöhe    auf  der  Latte    angebrachten  Nullmarke    zur  Deckung  ge- 
bracht wird,  indem  dann  eine  die  Endpunkte  der  verlängerten  Radien  ver- 
bindende Kurve  das  Lattenbild  in  einem  Punkte  trifft,  dessen  Ablesung  mit 
einer  Konstanten  (hier  100)  multipliziert  der  Horizontaldistanz  e  gleich  ist. 
Da  e  •  tg  a  der  Höhendifferenz  proportional  ist,  so  liefert  offenbar  die  Ver- 
längerung  der  Kreisradien  um  iga  -  dr  die  Punkte  einer  zweiten  Kurve 
(Höhenkurve),    deren  Schnittpunkt   mit  dem  Lattenbild  die  Höhe  bis  auf 
einen  konstanten  Faktor  (hier  20)  unmittelbar  ablesen  läfst.     Die  beiden 


504  BüchenchaiL 

Äste  dieser  Kurve  sind  durch  Vorzeichen  unterschieden,  welche  den  Höhen- 
und  Tiefenwinkeln  entsprechen.  Die  (im  5  fachen  Maüsstahe  der  Entfernimgs- 
kunre  gezeichnete)  Höhenkurve  üherschreitet  wegen  des  Wachstums  von 
tga  schnell  das  (Gesichtsfeld.  Um  daher  noch  Eippungswinkel  bis  30®  ver- 
wenden zu  können,  mufste  der  Horizontalfaden  in  die  obere  Hälfte  des 
Gesichtsfeldes  verlegt  werden.  Hierdurch  wird  die  Gestalt  der  Karren 
etwas  verändert  und  die  symmetrische  Form  der  beiden  Aste  ffir  Höhen- 
und  Tiefenwinkel  aufgehoben. 

Über  die  Prüfung  und  die  Korrektionsvorrichtungen  des  Instruments 
sind  ausführliche  Angaben  gemacht,  der  Kollimationsfehler  vnrd  durch  Ver- 
schiebung des  Objektivs  beseitigt,  da  in  der  Fadenebene  die  senkrechte 
Prismenkante  den  Vertikalfaden  des  Fadenkreuzes  vertritt  und  ohne  Stönmg 
des  Diagrammbildes  nicht  verändert  werden  kann. 

Von  besonderem  Interesse  sind  die  allerdings  noch  nicht  am  endgültig 
hergestellten  Instrument  beobachteten  Versuchsreihen.  Bis  auf  Entfernungen 
von  250  m  wurde  in  der  Horizontaldistanz  nur  ausnahmsweise  eine  Ab- 
weichung von  1  m  erhalten,  bei  den  Höhen  kommt  noch  die  Abweidmng 
von  0,3  m  bei  einer  Messungsreihe  vor,  bei  der  ein  gewöhnlicher  kleiner 
Tachjmetertheodolit  die  Höhen  lieferte,  meist  überschreitet  der  Fehler  nicht 
0,1  m. 

Dieselbe  Einrichtung  läfst  sich  ebenso  auch  an  einer  Kippregel  anbringen. 
Der  Tachjmetertheodolit  kann  noch  durch  einen  Höhenkreis,  eine  Bussole 
u.  a.  vervollständigt  werden.  Für  die  Konstruktion  geeigneter  Latten  macht 
der  Verf.  verschiedene  Vorschläge. 

Die  Ausführung  der  Ideen  des  Verf.  ist  durch  die  bekannte  FinoA 
0.  Fennel  Söhne  in  Kassel  geschehen,  die  auch  die  Konstruktionsaeich- 
nungen  zur  Ergänzung  der  beigegebenen  photographischen  Abbildungen  ge- 
liefert hat 

Potsdam.  A.  Galle. 


Neue  Bücher.  505 


Nene  BtLclier. 


AnaLysis. 

Baohi,  Tullio,  Saggio  di  tina  nnova  teoria  matematica  delle  principali  operazioni 
finanziarie  in  materia  di  assicurazione.  I.  8^  23  p.  Roma  1901,  tip. 
Tiberina  di  F.  Setth. 

pREüx,  L.,  La  Pbiysiqae  des  nombres.  Arithm^tiqne  exp^rimentale.  Petit  in-8® 
avec  fig.    Paris  1901,  Laisney.  Fr.  1.60. 

Astronomie  nnd  Cfeodftsie^  Nantik« 

Baule,  Anton,  Lehrbuch  der  Yermessungskunde.  2.  Aufl.  gr.  8^  Ylll,  471  S. 
m.  280  Fig.    Leipzig  1901,  B.  G.  Teubner.  M.  8.80. 

BAUBCHiNaEB,  JuL.,  Tafeln  zur  theoretischen  Astronomie,  gr.  4^  lY,  148  S.  m. 
2  lith.  Taf.    Leipzig  1901,  Engelmann.  geb.  in  Leinw.  M.  12. 

CoLYiN,  J.  H.,  Nautical  Astronomy.    12 mo.    London,  Spon.  2  s.    6  d. 

GuiLHAUMON,  J.  B.,  Exercices  de  trigonom^trie  sph^rique,  de  cosmographie,  de 
navigation  et  de  calculs  nautiques.  In-4®,  avec  8  planches.  Paris  1901, 
Berger-Levrault.  Fr.  6. 

Haid,  M.,  Die  modernen  Ziele  der  Erdmessung.  Festrede.  Lex.  8^  20  S.  Karls- 
ruhe 1901,  Braun.  M.  0.60. 

HandwÖbtebbuch  der  Astronomie.    26.  Lfg.    Leipzig  1901,  Barth.  M.  3.60. 

Ebisoh,  A.,  Astronom.  Lexikon.    2. —  6.  Lfg.    Wien,  Hartleben.  Je  M.  0.50. 

Darstellende  Geometrie. 

Enriques,  Fbd.,  Lezioni  di  geometria  descrittiva,  pubblicate  per  cura  di  Umberto 
Concina.    8®.    XI,  421  p.    con  24  tav.    Bologna,  Zanichelli. 

Volk,  Cabl,  Das  Skizzieren  von  Maschinenteilen  in  Perspektive,  gr.  8®.  IV,  81  S. 
m.  54  eingedr.  Skizzen.    Berlin,  Springer.  geb.  in  Leinw.  M.  1.40. 

Geschiclite« 

YooLEB,  Che.  Auo.,  Johann  Heinrich  Lambert  und  die  praktische  Geometrie. 
Festrede,    gr.  8^    21  S.    Berlin,  Parey.  M  1. 

Mechanik« 

Antomabi,  X.,  et  Humbbbt,  £.,  Le9on8  de  m^canique  d.  Tusage  des  candidats  k 

r^cole  centrale.    In-8^.    Paris,  Nony.  Fr.  5. 

Appell,  P.,  Gours  de  m^canique  d.  Tusage  des  candidats  ä  T^cole  centrale.    In-8*. 

Paris,  Gauthier-Villars.  Fr.  7.60. 

Bach,  C.,  Elastiziiftt  und  Festigkeit.    Die  für  die  Technik  wichtigsten  Sätze  und 

deren  erfahrungsmäfsige  Grundlage.   4.  Aufl.   XXII,  650  S.  m.  Abb.  u.  18  Taf. 

in  Lichtdr.    Berlin,  Springer.  geb.  in  Leinw.  M.  18. 


506  Nene  Bücher. 

Caldarera,  Fr.,  Corso  di  meccanica  razionale.  Vol.  II.  (Staidca,  dinamica),  fiuc.  I. 
8^    fig.    Palermo  1901,  tip.  Matematica. 

FöppL,  Aug.,  Die  Mechanik  im  19.  Jahrh.  Ein  akadem.  Festvortrag.  gr.  8*. 
26  S.    München,  Reinhardt.  M.  0.80. 

FöppL,  Aug.,  Bdsistance  des  mat^riauz  et  äl^ments  de  la  thäorie  de  r^ectridte. 
Traduit  de  Tallemand  par  £.  Hahn.  gr.  in-8^  avec  74  fig.  Pans  1901, 
Ganthier-Villars.  Fr.  15. 

Frank,  W.,  Über  die  analytische  Bestimmung  deV  elastischen  Yerrückungen  Ton 
Fachwerken  und  Tollwandigen  Trägem  mit  Anwendung  auf  die  Berechnung 
von  statisch  unbestimmten  Systemen.    Diss.    Stuttgart  1901.    4*.    58  S. 

Grsiner,  R.,  Über  die  Einführung  der  Bedingungen  in  das  Hamiltonsche  Prinzip. 
Diss.    Freiburg  1901.    8^    65  S. 

Hemrotte,  J.,  Les  engrenages.  Frincipes  th^oriques,  trac^,  ez^cution.  Auto- 
graphie.    gr.  in-4®.    Li^ge,  Imprimerie  li^geoise.  Fr.  6. 

Keck,  Wilh.,  Vorträge  über  graphische  Statik  m.  Anwendung  auf  die  Festigkeits- 
berechnung  der  Bauwerke,  als  Anhang  zu  des  Verf.  „Vorträgen  über 
Elastizitätslehre".  2.  unyeränd.  Aufl.  gr.  8*.  VE,  99  S.  m.  88  Holzschn.  n. 
4  Taf.    Hannover,  Helwing.  geb.  in  Leinw.  M.  3. 

Li^r,  Maurice,  Elements  de  cin^matique  et  de  m^canique,  conforme  au  Pro- 
gramme d'admission  ä  T^cole  centrale  des  aris  et  manufactures.  gr.  in-6^ 
Paris,  Bemard.  Fr.  10. 

Pasquier,  Ernest,  Cours  de  M^canique  analytique.  T.  P',  Vecteurs.  Cin^matiqtie. 
Statique  et  Dynamique.    gr.  in-8®  avec  101  fig.    Paris  1901,  Gauthier-VUlan. 

Fr.  12. 

PicARD,  Ekilb,  Quelques  reflexions  sur  la  mdcanique,  suivies  d*une  premi^re  le^ 
de  dynamique.    In-8®.    Paris,  Gauthier- Villars.  Fr.  1.50. 

RoüTH,  Edward  John,  A  treatise  on  Analytical  Stätics.  With  illustr.  taken  from 
the  theories  of  Electricity  and  Magnetism.  Vol.  2.  2nd  ed.  Bevised  and 
enlarged.    8vo,  pp.  390.        Cambridge  üniversity  Press.  U  s. 

SicARD,  H.,  Trait^  de  cin^matique  th^orique.  Avec  des  notes  par  A.  Labrousse. 
gr.  in-8».    Paris  1901,  Gauthier -Villars.  Fr.  4  60. 

Tessari,  D.,  La  costruzione  degli  ingranaggi,  ad  uso  delle  scuole  degli  ingegneri 
e  dei  meccanici.    XV,  226  p.  con  8  tav.    8^    Torino,  fratelli  Bocca.      L.  8. 

Physik. 

DüHEM,  B.^  Les  theories  ^lectriques  de  J.  Clerk  Maxwell.  Etüde  historiqne  et 
critique.    gr.  in-8^.    Paris,  Hermann.  Fr.  8. 

Ferraris,  Galileo,  Wissenschaftliche  Grundlagen  der  Elektrotechnik.  Nach  den 
Vorlesungen  über  Elektrotechnik  geh.  in  dem  B.  Museo  Industriale  in  Turin 
deutsch  hrsg.  v.  Leo  Finzi.  gr.  8^  Xu,  868  S.  m.  161  Fig.  Leipzig  1901, 
B.  G.  Teubner.  geb.  in  Leinw.  M.  12. 

Fortschritte,  die,  der  Physik  im  Jahre  1902.  Dargestellt  von  der  deutschen 
physikal.  Gesellschaft.  Halbmonatl.  Litteraturverzeichnis,  red.  v.  Karl  Scheel 
u.  Rieh.  Afsmann.  1  Jahrg.  24  Nrn.  Nr.  1.  40  S.  gr.  8^.  Braunschweig, 
Vieweg  &  Sohn.  M.  4 

Helmholtz,  H.,  Abhandlungen  zur  Thermodynamik.  Hrsg.  v.  Max  Planck. 
(Ostwalds  Klassiker  Nr.  124).   8^    84  S.   Leipzig,  Engelmann.    Kart.  M.  liO. 

Jabrruch  der  Astronomie  und  Geophysik.  Enthaltend  die  wichtigsten  Fortschritte 
auf  den  Gebieten  der  Astrophysik,  Meteorologie  und  physikal.  Erdkunde. 
12.  Jahrg.  1901.  M.  6  Taf.  in  Schwarz-  u.  Buntdr.  gr.  8».  VIII,  416  S. 
Leipzig,  Mayer.  M.  7. 

Pbriiter,  J.  M.,  Meteorologische  Optik.  1.  Abschn.  gr.  8^  VIU,  54  8.  m.  Fig- 
Wien,  Braumüller.  M.  1.80. 


Neue  Bacher.  507 

PxLORiM,  LuDw.,  Einige  Aufgaben  der  Wellen-  und  Farbenlehre  des  Lichts.   Progr. 

4«.      69  S.  m.  Fig.  u.  2  färb.  Taf.    CannstaU  1901,  Beitzel.  M.  8. 

Rkiqbr,  R.,  Innere  Reibung  plastischer  und  fester  EOrper.    Diss.    Erlangen  1901. 

8«.      66  S.  m.  Abb. 
Thompboh,  Stlyanus  P.,  Mehrphasige  elektrische  Ströme  und  Wechselstrommotoren. 

2.  Aufl.    Übers,  t.  £.  Strecker  u.  Y.  Vesper.    (In  etwa  10  Heften.)    1.  Heft. 

gr.  8^    S.  1^48  m.  2  Taf.    Halle  1901,  Knapp.  M.  2. 

WisRz,  If .,  Beitrilge  zur  Theorie  der  Lichtbahnen  und  Wellenfl&chen  in  heterogenen, 

isotropen  Medien.    Diss.   Rostock  1901.    8®.    60  S.  u.  Fig. 

Reehenapparate^  Tafeln. 

BouvAST,  G.,  et  A.  R/ltinst,  NouTolles  tables  de  logarithmes  ä  6  ddcimales, 
division  cent^simale,  conforme  ä  TarrStä  ministäriel  du  3  aoüt  1901  ä  Tusage 
des  candidats  aux  äcoles  Polytechnique  et  de  Saint-Cyr.  In-8®.  Paris  1901, 
Hachette.  Gart.  Fr.  2. 

Duin.op,  H.  C,  and  Jackson,  C.  S.,  Slide  rule  notes.  4to,  pp.  68.  London,  Simp- 
kin.  8  B. 

Gauss,  F.  G.,  Fünfstellige  vollständige  trigonometrische  und  polygonometrische 
Tafeki  für  Maschinenrechnen,    gr.  8^    XYIE,  100  S.    Halle  1901,  Strien. 

geb.  in  Leinw.  M.  7. 

Hakmkr,   E.,   Sechsstellige  Tafel   der  Werte  log"  J-t-?-     Lex.  8»     IV,  73  S. 

Leipzig,  B.  G.  Teubner.  Kart.  M.  3.60. 

RiKM,  J.,  Tables  de  Multiplications.  2«  ^d.  stäräotype.  Petit  in•4^  Paris  1901, 
Gauthier -Villars.  Fr.  7.60. 

Tablss  des  logarithmes  d.  6  d^cimales  des  nombres  naturels  de  1  ä  10  000  et 
tables  des  logarithmes  ä.  6  däcimales  des  sinus,  cosinus,  tangentes  et  co- 
tangentes  des  arcs  du  premier  quadrant  de  minute  eu  minute  centäsimale, 
dans  le  Systeme  de  la  division  däcimale  de  la  circonf^rence.  In-12.  Paris  1901, 
Delagrave.  Fr.  2.60. 

Tafbls  van  de  2e  en  3e  macht  en  van  de  kwadraat-  en  kubiekwortels  der  ge- 
tallen  van  1—1000.    Breda  1901,  van  Tumhout.   post  8^   2  en  23.     F.  0.26. 

Vergohiedenes. 

Annuaibb  des  math^maticiens,  1901 — 1902,  publik  sous  la  direction  de  G.  A.  Laisant 

et  Ad.  Buhl.    In-8».    Paris,  Naud.  Fr.  6. 

Jahbbuch  über  die  Fortschritte  der  Mathematik.    30.  Bd.    Jahrg.  1899.    2.  Heft. 

Berlin  1901,  Reimer.  M.  6.60. 

Jahbbuch  über  die  Fortschritte  der  Mathematik.    80.  Bd.    Jahrg.  1899.    8.  Heft. 

Berlin  1901,  Reimer.  M.  12. 

Mathematical   Questions   and   Answers   firom  the  Educational  Times.    Edit.   by 

D.  Biddle.    Vol.  76.    Cr.  8  vo.    London  1901,  Hodgson.  6  s.    6  d. 

PsABsoN,   Kabl,    Mathematical   Contributions  to   the   Theory   of  Evolution.     X. 

Supplement  to  a  Memoir  on  Skew  Variation.  4^  London  1901,  Dulan.  1  s. 
PfiiTAT-DsscHAirBL  ot  FociLLON ,  Dictionuaire   g^n^ral   des  sciences  th^oriques  et 

appliqu^es.    6*  4d,   enti^rement  refondue,   par  Jules  Gay  et  Louis  Mengin. 

T.  I,  A-C.    gr.  in-8»  illuströ.    Paris,  Garnier  fröres.  Fr.  10. 


f  ■■  I 


608 


Berichtigung. 


^5  mm 


X 


1/ 
•i' 


/ 

/  i 
I 

I 

I 


Berichtigung. 

In  der  Besprechung  toh:  E.  Hmmmer,  Afltnmoiniadies 
Zeitschrift  Band  46,  molk  es  anf  S.495,  Z.19  t.il, 
statt  ^1  bis  I  Sekunde''. 


NireDeBMot .  .  ^  di4 


4  S 


,^ 


J 


.^.-JT 


Fig.  91 


f-r*tf£w.*^ 


Fig.  15 


•^  ':     ', 

••  * 

••/■••■    -^ 

ViP^Erii 

^: 

4i "' 

rrmiMMr