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Full text of "Zeitschrift für Mathematik und Physik"

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Zeitschrift 


fllr 


IWathematik  und  Physik 


heraud^egel)en 
unter  der  verantwortlichen  Redaction 

von 

Dr.  O.  Soblömiloh,  Dr.  E.  KaM 

und 

Dr.  M.  Cantor. 


*     •      '  !    '        1       *  '       '  •' 


XXZ.  Jahrgang. 


Mit  7  lithographirtpn  Tafeln. 


Leipzig, 

Verlag  von  B.  Q.  Teubner. 
1885. 


IV  Inhalt. 


S«ite 

Zum  Schwerin  gesehen  LinieDCOordmatenByetem.     Von  W.  Krimphoff     ....  258 
Bemerkungen   zum   Pascal^schen   Satze    über  KegeUchnittsecha- 

ecke.    Von  Prof.  Dr.  Heger 279 

Ueber  einen  von  Steiner  entdeckten  Satz  und  einige  verwandte  Eigenachaften 

der  Flächen  zweiter  Ordnung.    Von  Dr.  Gino  Loria 291 

Ueber  gewisse  Schaaren  von  Dreieckskreisen.    Von  0.  Schl&mileh          .     .     .     .  :W1 
Näherungsformeln  für  Inhalt  und  Oberfläche  niedriger  Flächen- 
abschnitte.   Von  Dir.  Dr.  Oeisenheimer 3'-'5 

Wann  besitzt  die  cubische  Parabel  eine  Directrix?    Von  Dr.  F.  Meyer     .     .     .  345 
Die  Ortsfläche  der  Spitzen  gleichseitiger  Tetraeder  zu  gegebener  Geraden  der 

Zeichenebene.     Von  F.  Oraberg 349 

Notiz  über  Ungleichungen.    Von  0.  Seblömilch .  351 

Kinematik. 

Ueber  die  Bewegung  ähnlich-veränderlicher  ebener  Systeme.  Von 

F.  Somoff 193 

Die  Ebene  als  bewegtes  Element.    Von  F.  Wittenbaner 216 

Ueber  einen  Satz  von  Burmester.    Von  F.  Somoff         248 

Ueber  die  relative  Bewegung  eines  Punktes  in  einem  in  continuir- 

licher  Bewegung  begriffenen  Medium.     Von  Prof.  Dr.  Bobylew    .  336 

Potentialttaeorie. 

Ueber  die  Vertheilung  der  inducirten  Elektricität  auf  einem  iiu- 

begrenzten  elliptischen  Cylinder.    Von  Dr.  B.  Besser 257 

Schluss  der  Abhandlung 305 

Optik. 

Geometrische  Beweise  des  Satzes  von  der  Minimalablenkung  im  Prisma.    Von 

KVogt 111 

Magnetismog. 

Zur  Bestimmung  der  Intensität  des  Erdmagnetitmus.    Von  Dr.  Th.  HAbler  .        119 


Ta-fel  Z 


.  •   • 

•    •     • 


« 


•  •      • 
•  ••• 


I. 


•••  • 


••• 

•      •    • 


Die  Curven  vierter  Ordnung  mit  drei  ä^^jelten 

Inflexionsknoten« 


Von  •  -'  •'• 


Dr.  C.  Betel 


•  ••  • 


in  ZOrloh.  ••*  • 

•  •  •     • 
•     •  • 

•  ••    • 


Hierzu  Taf,  1  Fig.  1—8. 


•  •     • 


L  Eriengimg  am  einer  StrahleninTolntion  und  einem  Kegelidinitte. 

Salß.  Gegeben  sei  eine  StrahleninTolntion  J|  mit  dem 
Scheitel  M^  and  ein  Kegelschnitt  if^  Constrniren  wir  in  den 
Schnittpunkten  eines  Strahles  x^  der  Involution  /|  mit  IT' 
iie  Tangenten  an  diesen  Kegelschnitt,  so  schneiden  sie  den 
Strahl  x'|,  welcher  x^  in  der  InTolntion  /|  correspondirt,  in 
iwei  Pnnkten  einer  Curre  vierter  Ordnung  —  C\ 

Beweist  (Fig.  1.)  Wir  zeigen,  dass  auf  jeder  Geraden  ^  der  Ebene 
Tier  Punkte  des  durch  den  Satz  bestimmten  Ortes  liegen.  Sei  mit  /u 
die  Involution  harmonischer  Polaren  um  M^  und  mit  m,  die  Polare  von 
lfi  in  Besag  auf  M*  bezeichnet.**  Dann  gehört  zn  jeder  Geraden  dnrch 
M^  ein  Strahl  der  Involution  J\k  und  ein  Strahl  der  Involution  J^ ,  YaXz' 
lere  Strahlen  sind  somit  einander  eindeutig  zugeordnet  und  bilden  eine 
Projectivitat  Pu.  Schneiden  wir  nun  m^  mit  den  Strahlen  der  Involu* 
tion  J\k  und  g  mit  den  entsprechenden  in  der  Projeetivitit  P\k^  so  erbal- 
tea  wir  in  m^  nnd  g  zwei  projectivische  Beiben  T\k  und  T^m  IHe  Ver- 
biadungslinien  ihrer  correspondirenden  Punkte  sind  Tangenten  eines 
Kegelschnittes  M^^-  Ist  dann  i  eine  gemeinsame  Tangente  der  beiden 
Kegelschnitte  M*^  £/,  so  verbindet  I  ein  Pnnktepaar  TtkT^.     BerObrt  t 

*  Der  Beweis  Üst  dch  auch  mit  Hilfe  det  Satxes  von  Jonequieres  tSbr*itL 
Von  diesem  Gescfatipankte  aas  enchexxit  die  angeg^^tcE«  £neagiuigiw«ue  ak  wyt^ 
(xOer  Fall  der  tob  A.  Amei^der  «stTidkeStea  to&  Csrven  Tierter  Oidnuag  act 
im  üoppetponkten  (StnogtUr.  der  iLÜteri  Akad.  d.  Wijs^ndä^  Bd.  79  IL  Ä\AL, 
&i41.)    Tägl.aixfti:  Holt  fei  d.  ÜeöerUofcaxiAiecrrea  vierter  (^^  ^^bl^- 

ailcb,  Zciticbr.  f.  Malk.  n.  Pbri.  XXVIIL  S.  »C.  l^».,  \Mgnt[ja03täUi  iceinebiMer' 
tttioa:  Centnehe  Colfiaenfäoa  n^  'jr^ioBbg  in  der  Li>tiK  TierteijaLnedbiift  der 
Zäiicber  natnl  GeMÜsebu,  Bl  XXTI  £.  »7,  l«!«! .  wo  d^e  Erxeng-^&g  va  O  1'.s 
tei  Fall  bfbandrtt  ist.  in  w«jäi»5  /  «oce'  £ee£lw?r,k<hiBTolaty^  ia^ 

••la  JSyi/ii^jr'a^XrKf  ^c^«»<«z<&    I>k  I&vo;.^:SkMb  ^=&  3fi  «sA  «id 
M*  ^nkMg  fs<rtraK^<c  ^-.f  iire  p^it  ^^  ^±1  J  -  -/--  '>fi«Äi^. 


Die  Curven  vierter  Ofidn.  mit  drei  dopp.  Inflexionsknoten. 


den  Kegelecbnitt  K^  ii>''i>f,'  so  ist  M^D^^  ^iT^^  ein  Strahlenpaar  der 
Involution  Ju,  und  wfil  *^i  Tut ,  ^i  7\  ein  Paar  der  Projectivität  P\k  ist, 
80  folgt,  dass  MjjDf\*1lly  T^  ein  Paar  der  Involution  J^  ist.  Also  ist  T^ 
ein  Punkt  unsefe.s  Ortes.  Seine  Punkte  auf  g  sind  mitbin  zugleich  auf 
den  gemeinsanidfr  Tangenten  von  K^  und  k^  gelegen.  Da  es  vier  sol- 
cher Tangenteb  giebt,  so  folgt,  dass  der  in  Rede  stehende  Ort  eine 
Curve,  vietter  Ordnung  ist. 

'^X^  'sieben   aus   dem  Gesagten   einige  Schlüsse  über  die  Curve  C^, 

*./Ä)*  Die  Punkte  der  C\  welche  auf  einer  beliebigen  Geraden  g  liegen, 

*^iB^  paarweise  reell  oder  imaginär. 

*'.''•  '       Denken    wir    uns   durch  k^   die  Ebene   in   zwei  Tbeile   zerlegt,    in 

>•,  *  deren  einem  die  Involution  harmonischer  Polaren  um  jeden  Punkt  herum 

elliptisch  ist   und    in   deren   anderem  sie   reelle  Doppelstrableu    hat,    so 

liegen  die  reellen  Tangenten  von  ü^^  im  hyperbolischen  Felde  der  Ebene. 

Mithin  befindet  sich  in  demselben  auch  der  reelle  Theil  unserer  C^.    Also 

kann   dieser  A'*  nicht   schneiden.     Umgekehrt  kann  der  imaginäre  Theil 

der  C^  aus  dem  elliptischen  Felde  der  Ebene  nicht  in  das  hyperbolische 

fibertreten.     Bemerken   wir   dann   weiter,   dass   infolge   der  angegebenen 

Erzeugungsweise  K^  mit  C^  die  vier  Punkte   gemeinsam   hat,   in  denen 

die  Doppelstrahlen  (^i^i)  der  Involution  J^  den  Kegelschnitt  K^  treffen, 

so  folgt,  dass  C^  in  diesen  vier  Punkten  von  K^  berührt  wird. 

b)  Auf  jeder  Geraden  durch  if|  liegen  zwei  Punkte  von  C^.  Also 
ist  Af|  ein  Doppelpunkt  von  C\ 

Sei  ni^m^  das  gemeinsame  Paar  der  Involutionen  «/,  «^u  nnd  treffe  das- 
selbe nti  in  den  resp.  Punkten  ^3,  M^^  so  sind  auch  diese  Punkte  Doppel- 
punkte von  C^.     Mithin  hat  C^  drei  Doppelpunkte. 

Ist  ^1  reell,  so  muss  auch  m^  stets  reell  sein.  Dagegen  können  m^fn^ 
—  also  auch  M^M^  —  imaginär  werden  oder  zusammenfallen.  Dement- 
sprechend werden  wir  bei  den  folgenden  Untersuchungen  stets  zuerst  den 
Fall  besprechen,  in  welchem  M^M^  reell  sind,  und  dann  die  Modificatio- 
neu  angeben ,  welche  für  imaginäre  Punkte  M^  A/3  eintreten.  Das  Znsam- 
menfallen  von  M^  M^  wird  uns  weiterhin  zu  den  degenerirten  Formen  der 
C^  fahren.  Lassen  wir  K^  imaginär  werden,  so  gelangen  wir  zu  einer 
neuen  interessanten  Form  der  C^. 

c)  Durch  die  gegebene  Erzeugungsweise  sind  die  Punkte  (^i..*) 
des  Kegelschnittes  K^  den  Punkten  (^A\  ...)  der  Curve  C^  eindeutig 
zugeordnet  und  diese  Zuordnung  wird  durch  die  Tangenten  an  K^  ver- 
mittelt. 

Wir  können  dies  auch  so  ausdrücken:  Zu  jedem  Punkte  von  C^ 
gehört  die  Tangente  an  Af^  auf  welcher  der  zugeordnete  Punkt  von  A'^ 
liegt.     Ausgezeichnete  Punkte   dieser  Zuordnung  sind  M^M^M^.     Ihnen 

corrpspoofitren  je  die  zwei  Bertihmngspunkte  der  Tangenten ,  welche  von 

V  -^  ^  MOS  Bn  A'*  geben. 


r 


Von    Dr.  C.  Bi:vBr.. 


aU  Leitcarve  einer  quadratischen  Transformation. 

in    I    gegebenen    Beweise  folgt,    dasB    au  jeder  Geraden  g 

n  KPgolsciinitt  A^/   gehört.      Er    beriibrt    m,    und  g   ~   die 

eihen    T>kT^.     Ternet  mnsa  er  m^m^  ~  die  Doppektrahlea 

ProjectiviUt  l'\k  —   zu  Tangenlen    haben.     Die  Geraden   g   und  die 

iliicbaitte  h'^  stehen  niso  in  der  Beziehung  einer  quadratischen  Trans- 

itioD.    Dieselbe  ist  dadurch  specialisirt,  dase  jede  Gerade  den  Kegel- 

loitl  berillirl.  dem  sie  entspricht. 

ein  Kegelschnitt  A*^^  den  Kegelschnitt  A*' befählt,  so  schnei- 
ngente  im  Berilhrnngapunkle  aus  der  «a  A','  gebärenden 
Geraden  g  zwei  Ensammenfallendc  Ponkle  vnn  C*,  d.  h.:  p  ist  Tangente 
an  t'*.  Daraus  schliefeen  wir,  dasB  unsere  Cnrve  vierter  Ordnung 
dieEnvelnppe  aller  der  Geraden  g  int,  deren  entsprechende 
KegeUchnitte  den   Kegelschnitt  K^  berUbren. 

Hie  Kegelschnitte  K^,  welche  in  der  quadratischen  TrBDsfomiation 
den  Geraden  eines  BüEchela  entEprechen,  dessen  Scheitel  T,  sei,  bilden 
eini*  KegelfichDittschn&r;  denn  sie  haben  ausser  rn,  m,  m^  noch  die  Tan- 
gente geraeioBam,  welche  7,  mit  dem  entsprechenden  Pnnkle  T\^  in  m^ 
verbindet.  Unter  den  Kegelschnitten  dieser  Schaar  heben  wir  diejenigen 
hervor,  welche  A'  berühren.  Ihre  correspondirenden  Geraden  g  müssen 
Tangenlen  ans  T  an  K*  sein.  Nun  ist  bekanntlich  die  Zahl  der  Kegel- 
eebnitte  einer  Scliaar,  welche  |einen  gegebenen  Kegelschnitt  herühreni 
:fa  B.  Milbin  gehen  durch  einen  Punkt  der  Ebene  sechs  Tangenten 
'!*,  d.  b. :  6'*  ist  von  der  sechsten  Classe. 

Betrachten  wir  speciell  das  Büschel  von  Geraden  ^,  dessen  Scheitel 
«Ho  Punkt  A\  von  6'*  ist,  so  correspondirt  diesem  Btlschel  in  der  qua- 
dratischen Transformatian  eine  KegelschnitlscbHar,  welche  —  ausser  "tjni^m, 
—  die  XU  A\  gehörende  Tangenie  rt,  [Icj  vnn  A''  lur  gemeinsamen 
Tangente  bat.  Unter  den  Kegelschnitten  dieser  Scbaar  ist  einer,  der  A*' 
io  A,  -~  dem  BerahrungHpnnkte  von  n,  ~  Ungirt.  Diesem  Kegelschnitt 
nntspricbt  in  der  quadratischen  Transformation  eine  Gerade  —  a',  — , 
>be  iu  A',  die  Curve  C*  berührt.  Aus  dieser  Bemerkung  ergiebt  sich 
le  Cnnslrnction  der  Tangenie  n\  in  einem  Punkte  A\  von  C*. 
bextimmen  die  an  A\  gehörende  Tangente  n,  an  A*  und  ihren  Be- 
ist  durch  m^m^m^a,A,  ein  Kegelschnitt  A"/ 
ausscr  a,  —  eine  zweite  Tangente. 


(fllirnogspnnkt    A, . 

geg«bnn.     An  ihn  gebt  durch 

äie  ist  «', . 

Wir  erwähnen    weiterhin    unter   den    Kegelschnitten  A*,*   diejenigen, 

welche   in  di-r  quadratischen  Transformation  den  Tangenten  au  A"*  ent- 
^^^Bnehen.      Sei    a^  eine  solche  Tangente  und  schneide  si«  m^  \n  T\k,  >>>% 
^^^brMptitKlirt  dem  Paokte  Tu  ein  Punkt  1\   in   a^.    DeTKe\W  ^\t&  wv 
^^H[^^^  PmjeitiriiMt    P,t    geftinijen.      Er    ist    der    enU^te.cVetii»    tv^«». 


4  Die  Cnrven  vierter  Ordn.  mit  drei  dopp.  Inflexionsknoten. 

Schnittpunkte  der  Träger  der  Reihen  Ttk^  T^\  folglich  mnss  er  der  Be- 
rührungspunkt von  Ol  an  den  Kegelschnitt  A'g*  sein,  welcher  durch  die 
erwähnten  Reihen  hervorgebracht  wird  und  welcher  a^  correspondirt. 
Zugleich  ist  aber  —  nach  Construction  —  7\  ein  Pankt  der  Curve  C*. 
Somit  erscheint  C^  als  der  Ort  derjenigen  Punkte,  in  denen 
die  Tangenten  an  ÜT^  ihre  correspondirenden  Kegelschnitte 
iT,'  berühren. 

3.   Daritellang  der  C^  von  den  Punkten  Af^  M^  M^  ans. 

Wir  wenden  uns  zu  den  Kegelschnitten  if/,  welche  in  der  quadra- 
tischen Transformation  den  Geraden  durch  M^M^  zugeordnet  sind.  Sei 
x^  eine  Oerade  durch  M^^  so  erhalten  wir  den  zu  x^  gehörenden  Kegel- 
schnitt K^^  indem  wir  die  projectivischen  Reihen  T\ic^  T^  auf  m,  und  x^ 
constmiren,  also  letztere  Geraden  resp.  mit  der  Projectivität  P\k  schnei- 
den. Da  aber  diese  Projectivität  m^  m^  zu  Doppelstrahlen  hat  und  da 
M^  in  Mg  liegt,  so  sind  die  Reihen  T^,  T^  zu  einander  perspectivisch 
und  ihr  Perspectivcentrum  —  S^  —  liegt  in  m^.  Daraus  folgt,  dass  der 
Kegelschnitt  K^  in  die  zwei  Punkte  M^  und  ^2  degenerirt.  Ziehen  wir 
durch  S^  die  Tangenten  an  K^^  so  sind  diese  K^  und  K^  gemeinsam 
und  schneiden  daher  x^  in  zwei  Punkten  von  C^,  Die  Berührungspunkte 
dieser  Tangenten  mit  K^  liegen  auf  einer  Geraden  x\  durch  M^^  weil  S^ 
in  iiij  —  der  Polaren  von  M^  —  sich  befindet. 

Drehen  wir  die  Gerade  x^  um  M^^  so  gehört  zu  jeder  ihrer  Lagen 
ein  Punkt  S^  und  mithin  ein  Strahl  x\.  Folglich  ist  das  Büschel  der 
Xj  zu  dem  der  x\  projectivisch.  In  beiden  Büscheln  entsprechen  sich 
aber  fn^m^  vertauschbar;  also  sind  die  Büschel  involutorisch.  Es  werden 
daher  nicht  nur  die  Tangenten  in  den  Schnittpunkten  von  x\  mit  K^  aus 
x^  Punkte  von  C^  schneiden ,  sondern  auch  die  Tangenten  in  den  Schnitt- 
punkten von  x^  mit  K^  aus  x\. 

Wir  erkennen  hieraus,  dass  C^  durch  AT*  und  die  letzterwähnte  In- 
volution —  sie  sei  mit  J^  bezeichnet  —  auf  ganz  analoge  Weise  hervor- 
gebracht wird,  wie  durch  K^  und  J^,  Stellen  wir  nun  die  analoge  Ueber- 
legung  für  die  Geraden  durch  M^  an,  so  finden  wir,  dass  auch  die  ihnen 
correspondirenden  Kegelschnitte  K^  in  je  zwei  Punkten  degeneriren. 
Wir  werden  auf  eine  Involution  ^3  geführt,  welche  m^m^  zu  einem  Paare 
hat  und  mit  deren  Hilfe  wir  C^  aus  K^  erzeugen  können. 

Wir  sind  somit  zu  zwei  neuen  Involutionen  —  J2,  J^  —  gelangt, 
welche  in  Bezug  auf  K^  und  C*  dieselbe  Rolle  spielen  wie  J^ .  Die  Dop- 
pelstrahlen dieser  drei  Involutionen  müssen  sich  also  viermal  zu  dreien 
in  den  vier  Punkten  schneiden,  in  welchen  Ä'*  von  C*  berührt  wird. 

Denken  wir  ans  die  eindeutige  Zuordnung  der  Punkte  von  A'^  und 

^' /^^/  darcb  zwei  dieser  Involutionen    —    etwa   durch  Jj,   J^  —   ver- 

otitteh,  so  können  wir  a&gen  ;  Lassen  wirdenS  c\iii\l\.ip\iLTiV\.  x'v  ^\^t 


&tr«blen   dnrcU  M^M^  eiaen  EegnUcbnitt  ä^  dnrobUnfen,   §o 
tt«wegt    sich    der  Svli  d  i  ttpankt    der    in   y,  J,    eDtspiecbanden 
I  Strahlen  «uf  einei  Curve  C*. 

I  Dabei  ist  J^J^  iu  Apt  Weise  von  A'  abhängig,  dnss  der  Scbnittpankt 

I  der  enUprecheaden  Siralilen  snm  Verbindungsstrabl  der  Scheitel  mit  diceen 
ein  Tripel  barmoaiscber  Pole  in  Bezug  auf  H^  bildet. 

Debertrageu    wir  die  lovolutionen  /,,  J^,  J^  anf  einftn  Kegelscbnitt 

H\   der   dnrcb    die  Scbeitel    der  drei  Involutionen   gebt,   eo    böunen  wir 

I  b«weigea,    dass    die  Pole   dieser  Involnlionen    in  Besng  anf  H^  in  einer 

■•Geraden  liegen.     Denn  sei  A^  A\  ein  correspondiiendes  Punklepnar  von 

ind  C*,  BO  sind  die  Strahlen  ans  M^M^M^  nach  ^,  A\  entsprecbetide 

für»  der  Involotionen  J^,  J^^  J^.     Sie  schneiden  ff'  in  sechs  Pnnklen 

|/>,/'j/',.    P',P\f\.      Vorbinden    wir    diese    iu    der   Reibenfolge    f,/",, 

',,  /'s /'s,  80  bilden  diese  Verbindungslinien  ein  Dreieck,  welches  — 

wir  anderen  Ortes*  bewiesen  —    zu  dem  Dreieck  M^M^M^  perspec- 

tivisch   liegt.     Also  schneiden  sich  P,t'\  und  m,,    P^r'\  und  m^.    /'j,  P',, 

d    nij   in  Pnnkten    einer  Geraden.     Diese  Schnittpunkte  sind  aber  die 

\t  der  resp.  Involntionen  J,,  J^,  Jg. 

Nnn  kann  eine  Gerade  das  Dreieck  m^m^m^  entweder  in  drei  Pank- 
I  ediaeiden,  welche  in  Beisug  aufi/*  hyperbolisch  sind,  oder  in  einem 
bj'pKrboligcben  und  in  zwei  elliptischen  Punkten.  Demenlsprecbend  sind 
entweder  olle  drei  Invidniionen  J, ,  J^,  Jj  byperholiscb  und  ihre  Doppel- 
■trmblen  schneiden  sich  in  vier  reellen  Punkten  von  C*,  oder  nur  eine 
dieser  Involutionen  ist  byperholiscb.  Auf  ihren  reellen  Doppel  strahlen 
It^en  die  vier  imaginiiren  Punkte,  in  welchen  die  Doppelstrablen  der 
drei  Involnlionen  sich  schneiden  und  in  welchen  A*"  t*  berührt. 

Wenn  eine  Gerade  jt,  durch  At^  den  Kegelschnitt  A*  in  zwei  ima- 
ginlren  Punkten  echneidet,  so  sind  diese  durch  die  Involution  barmnui- 
•cber  Pole  iu  j:,  gegeben.  Die  Tangenten  in  diesen  Punkten  an  Ä* 
g«bea  daicb  den  Pol  von  x,  in  Bezug  auf  i'  und  werden  durch  die 
elliptische  Involution  J,  bestimmt,  welche  diesen  Pol  zum  reellen  Scheitel 
hat  und  XTir  Involution  harmonischer  Pole  auf  x^  perspectivisch  liegt. 
e  Tangenti'n  treffen  .t',  —  den  zn  ,t,  in  ./,  gehörenden  Strahl  —  in 
mm  Panklen  der  CK  Diese  sind  imsgioHr  und  durch  die  Pnnktinvolti- 
■Üjon  definirl.  welche  x\  ans  der  Involution  /,  schneidet. 

Die  .Sitabfen  der  Involutionen  J^,  J^,  welche  itf,  resp.  ^j  mit  den 
ioMtginllren  Punkten  auf  A'^  und  C*  verbinden,  sind  nach  dem  Gesagten 
bvatimml  und  werden  paarweise  iraaginSr.  Ihre  Zuordnung  in  den  Invo- 
lalioaen  ./, ,  /,  wird  durch  A*'  und  C*  ebenso  vermittelt,  wie  die  von 
rwileo   Strahlen.      Im  Kegelschnitt  ff*,    auf  den    die  Involutionen    über- 


Die  Gurven  vierter  Ordn.  mit  drei  dopp.  Inflexionsknoten. 

tragen  sind,  macht  sich  diese  Zuordnung  in  folgender  Weise  bemerkbar. 
Sei  B.  B.  das  Strahlen  paar  ans  M^  über  den  imaginären  Punkten  von  ^^ 
in  x^  durch  eine  Involution  gegeben,  deren  Pol  Jk  ist,  und  habe  das 
entsprechende  Strahlenpaar,  dessen  bestimmende  Involution  perspectivisch 
zur  Punktinvolution  auf  x\  ist,  zum  Pole  7«)  so  müssen  /j^/e  auf  einer 
Oeraden  liegen,  welche  durch  den  Pol  der  Involution  J^  geht.*  In 
gleicher  Weise  finden  wir,  dass  auch  die  Involutionen  J^y  J^  imaginäre 
Paare  besitzen,  und  wir  schliessen  allgemein:  Die  imaginären  Punkte 
der  C^  liegen  paarweise  auf  reellen  Geraden  durch  ein  M  nuä 
auf  imaginären  Geraden  durch  die  beiden  anderen  A/, 

Wir  setzen  nun  voraus,  dass  üfg^/j  imaginär  werde.  Dann  sind  J, , 
Ak  hyperbolische  Involutionen  und  ihre  Doppelstrahlen  trennen  sich.  Sie 
sind  also  Paare  einer  elliptischen  Involution  und  diese  bestimmt  das  ima 
ginäre  Paar  fn^m^  resp.  M^M^,  Haben  wir  dann  aus  A'^  und  J^  die  Curve 
C^  gezeichnet,  und  übertragen  wir  die  eindeutige  Zuordnung  der  Punkte 
von  K*  und  C^  auf  die  Involutionen  J^^  /j,  so  sind  damit  zwei  Involu- 
tionen definirt,  welche  imaginäre  Scheitel  haben.  Die  reellen  Punkte 
von  E^  und  C^  sind  reelle  Scheitel  der  imaginären  Strahlen  dieser  In- 
volutionen. 

4.  Inflexionstang^nten. 

Sei  g\k  ein  Doppelstrahl  der  Involution  J\k.  Ihm  entspreche  in  der 
Involution  J|  der  Strahl  t^.  Construiren  wir  nun  auf  f\  die  Funkte  von 
C^  nach  der  in  1  gegebenen  Methode,  so  finden  wir,  dass  diese  Punkte 
in  Jf|  liegen.  t|  hat  also  in  M^  mit  C^  vier  Punkte  gemeinsam.  Folglich 
ist  t|  eine  Inflezionstangente  von  C^,  Indem  wir  dieselben  Schlüsse  für 
alle  Doppelstrahlen  der  Involutionen  7u,  /2fr  t  Jik  nnd  ihre  entsprechen- 
den  Strahlen  in  den  Involutionen  /j,  /j,  ^3  ziehen,  erhalten  wir  sechs 
Inflezionstangenten  —  entsprechend  der  Zahl  von  Inflexionstangenten, 
welche  eine  C^  mit  drei  Doppelpunkten  besitzt.  Zugleich  erkennen  wir 
aber,  dass  diese  Doppelpunkte  in  unserem  Falle  doppelte  Inflexions- 
knoten  sind. 

Die  Punkte  ^|,  Af^,  M^  bilden,  wie  wir  gesehen,  ein  Tripel  harmoni- 
scher Pole  in  Bezug  auf  AT^  Daraus  folgt,  dass  in  zweien  dieser  Punkte 
die  Involutionen  Jk  hyperbolisch  sind.  Dementsprechend  müssen  die  In- 
flezionstangenten an  C^  in  zwei  Punkten  ^, stets  reell  sein.  Ist  M^M^ 
imaginär,  so  muss  J\k  hyperbolisch  sein  und  die  Inflexionstangenten  in 
ilfj  sind  reell. 

Wir  wollen  nun  den  degenerirten  Kegelschnitt  K^  untersuchen ,  wel- 
cher  in   der  unter  2   besprochenen   quadratischen   Transformation   einer 

*  Nach  dem  allgemeinen  Satze:  Construiren  wir  su  den  Strahlen  einer  Invo- 
Jatioa  die  correapondireDden  in  einer  zweiten ,  so  bilden  diese  eine  dritte  Involu- 
ifoir  and  die  Pole  dieser  drei  Involutionen  liegen  in  einer  Geraden. 


xionstnngetite  —  eagea 
1  Punkte  i 
k*.   welcbe  i,   in  ««ei  Pun 
InflexionBUngente  iet   —   li 
wShnien    TAngcnlen    &iib  S^ 
wfüD  Sj  einer  di 
drt.      l>a  es   sn-ei 
I,  gehSrt,  welcbe 
tiviiÄt  P,k  ans  m, 

BpaeichncD  ' 


cnrrespondirt.     Er  besteht 

Von  S,  gehen  awei  Tangenten  au 

C*  treffen. 

Also    miiesen   anch   die  er- 
decken.     Diee   iet    nnr   dann    möglieb, 
Paukte  ist,  in  denen  m,  den  Kegelschnitt  K^  acbnei- 
tolche  Punkte  giebr,  bemerken  wir,  Attss  derjenige  za 
Perspectivcentnim  der  Reiben  ist,  welche  die  Projec- 


wir  nan  (Fig.  2)»  die  Doppelstrahlen  der  Involution  /|* 
"■'t  Sttffu'.  ™''  ^1^1*  ■''ö  Schnittpunkte  von  gngn'  mit  m,  — also  auch 
mit  A**  —  und  seien  i,,  i'  die  InflexioDstangenten  in  M^,  eo  sind  ffut, 
ond  gxk'i'  Paare  der  ProjectivitUt  P^.  Bezeichnen  wir  weiter  die  Scbnitt- 
pnnkte  tos  i,  mit  >,  dnrch  T,,  und  von  i,  mit  i,*  darcb  7,>;,  so  sind 
8y'T,j  nnd  S^  T^t^  Paare  der  perspectivischen  Reiben  auf  m,  und  i^,  Sie 
llfthen  Sj  Bum  Perspectivcentrnni.  Also  liegen  S,*  Tj,  sowohl  wie  S, /"j-j 
nf  Gersden  durch  S^. 

Fuhren  wir  den  analngen  Gedankengang  für  i'j*  —  die  Bweite  In- 
Herionntangenle  in  M^  an  6*  —  darth,  so  finden  wir,  dass  S,*  Ti,*  und 
S,T|.i.  auf  Geraden  durch  S^'  —  dem  zweiten  Schnittpunkt  von  m^  mit 
JP»  -  liegen.     Wir  schliessen   daher: 

Dk8  Viereck,  welcbes  die  Geraden  m,  n>,  aus  dem  Kegel- 
Kknttt  &■*  schneiden,  iat  dem  Viereck  der  Pnnkto  nmscbrie- 
baa,  in  denen  sich  die  Inflesionstangenten  in  Jif^  und  M^ 
■  elineiden. 

Uieselbe  Figur  xeigt  uns  noch,  dass  S^S^'  durch  M,m^  harmonisch 
geirwot  sind,  folglich  auch  T^^  und  T,,..  ÄUo  bilden  i,i;,'m,  nig  eine 
iurmouliicbe  Gruppe.  In  analoger  Weise  folgt,  lUse  auch  i,i[*mjmj  eine 
hirmoDische  Gruppe  ist.  Daraus  ergiebt  sieb  weiter,  dass  die  Punkte 
7„  7,<,>  nnd  T',;*  7*11,  auf  Geraden  durch  M^  liegen.  Wir  können  dies 
kari  Bo  ausdrücken: 

Dat  Viereck  der  S  bat  mit  dem  Viereck  der  T  den  Diago- 


nalp 


nkt  <V, 


Wir  hüben  biit  jetzt  stillscbweigend  vorausgesetzt,  dass  /H^W^  in  Be- 
fug auf  //-  hyperbolische  Punkte  seien.  Dann  ist  M^  ein  elliptischer 
Pnukt  nnd  b'*  wird  von  tn^  in  bestimmten  imaginären  Punkten  gescbnit- 
Mn.  Also  find  auch  die  Vierecke,  welche  »1,^^  und  m,«,  ans  Ä*"  Bcbnei- 
dn,  bestimmt  nnd  ebenso  die  Vierecke,  in  welchen  die  Inflexionstan- 
gftiten  in  #,  nnd  IH^  die  in  V^  treffen.     Auch  diese  Vierecke  sind  ein- 


*  to  Fig.  2  tiad  ()ie  tnrolationeo 
ä  JU,Jf,M,  gebt. 


luf  einen  KegeUchnilt  H*  übertTfl-^e^,  4«t 


8  Die  Carven  vierter  Ordn.  mit  drei  dopp.  InflexioDsknoten. 

ander   resp.  nmBchrieben   und  je  einer   der  Punkte  M  ist  für  dieselben 
gemeinsamer  Diagonalpunkt. 

Werden  M^M^  imaginär,  so  sind  nach  der  oben  gegebenen  Interpre- 
tation von  /y/3  auch  in  diesem  Falle  die  Inflexionstangenten  in  M^  und 
M^  definirt»  wenn  wir  sie  als  die  entsprechenden  zu  den  Strahlen  dieser 
Involutionen  auffassen ,  welche  nach  den  Schnittpunkten  von  K^  mit  m^  m^ 
gehen. 

5.  Doppeltangenten. 

Einer  Doppeltangente  von  6'^  correspondirt  in  der  quadratischen 
Transformation  2  ein  Kegelschnitt  A',*,  welcher  K*  doppelt  berührt.  Zahl 
und  Construction  dieser  Kegelschnitte*  giebt  uns  somit  Aufschluss  über 
Zahl  und  Construttion  der  Doppeltangenten  von  C^.  Nun  giebt  es  be- 
kanntlich vier  Kegelschnitte,  welche  drei  Gerade  —  m^^  m^^  m^  —  zu 
Tangenten  haben  und  einen  Kegelschnitt  K^  doppelt  berühren.  Dem- 
entsprechend hat  C^  vier  Doppeltangenten. 

Wir  construiren  nun  bekanntlich  die  Kegelschnitte  {K^)^  welche 
einen  Kegelschnitt  (Af^)  doppelt  berühren  und  drei  Gerade  {p^i^  m^^m^) 
zu  Tangenten  haben,  auf  folgende  Weise.  Wir  betrachten  zwei  der 
Tangenten  —  sagen  wir  m^,  m^  —  als  Doppelpaar  einer  Involution  /i«,. 
Eine  zweite  Strahleninvolution  am  Scheitel  M^  ist  die  Involution  J\k* 
Von  beiden  Involutionen  bestimmen  wir  das  gemeinsame  Paar.  Die  ana- 
logen Constructionen  führen  wir  an  den  Scheiteln  M^M^  durch  und  erhal- 
ten so  drei  gemeinsame  Paare,  welche  sich  viermal  zu  dreien  in  vier 
Punkten  schneiden.  Diese  sind  die  Pole  der  Berührungssehnen  zwischen 
Af'  und  den  gesuchten  Kegelschnitten  Kg*,     Somit  sind  letztere  bestimmt* 

Nun  ist  M^M^M'^  ein  Tripel  harmonischer  Pole  in  Bezug  auf  Af ^  Ist 
dasselbe  reell ,  so  muss  in  zweien  der  Punkte  M  die  Involution  Jk  hyper- 
bolisch sein.  Die  Involutionen  Jm  sind  aber  sämmtlich  hyperbolisch. 
Ihre  Doppelstrahlen  sind  Paare  der  resp.  Involutionen  Jjt,  werden  also 
durch  die  Doppelstrahlen  der  Involutionen  Jk  harmonisch  getrennt.  Da- 
raus folgt,  dass  ein  gemeinsames  Paar  zwischen  einer  Involution  Jm  nnd 
einer  Involution  Jk  nur  dann  reell  sein  kann,  wenn  die  Involution  Jk 
elliptisch  ist.  Finde  dies  am  Scheitel  M^  statt  und  sei  h^h^  das  gemein- 
same Paar,  so  liegen  auf  ihm  paarweise  die  Pole  P,  P*  der  gesuchten 
Berührungssehnen  und  sind  bestimmte  imaginäre  Punkte.  Die  Berührungs- 
sehnen  selbst  sind  also  bestimmte  imaginäre  Gerade,  welche  durch  die 
reellen  Pole  von  h^h^  gehen.  Da  h^h^  ein  Paar  der  Involution  J\k  ist, 
so  sind  diese  Pole  die  Schnittpunkte  von  ^3^3"^  mit  »13. 

Construiren  wir  jetzt  aus  den  imaginären  Punkten  PP*  die  Tangenten 

an  K\  so  berühren  diese  K*  in  den  Schnittpunkten  dieses  Kegelschnittes 

jn/t  den  erwähnten  imaginären  Berührungssehnen.  Diese  Tangenten  müssen 

re/n  imaginäre   Gerade   sein;    denn    enthielte   eme  8o\c\i^  <a\\ifc\i  reellen 


Tmilt,  »a  wUrd«  die  Potare  desselben  reell  sein  Qod  dnrcfa  den  Be- 
■  Dbrnugsponkt  der  Tangente  mit  A"  gehen.  Also  wäre  lelateret  reell, 
VHS  iiacb  dem  Gegagleo  ausgeschloaseD  iet.  Auf  diesen  rein  iranginärea 
Geraden  liegen  die  Punkte  van  C*,  welclie  BerUlirnngapnotte  der  Doppel. 
lAngentra  sind.    ÄUo  milsaen  letztere  iraagioMr  eein.    Wir  echliesEen  aUo; 


Sind    die    doppelten    Inflexi< 


reell. 


wcTden  die  vier  Doppelt 
Wir  ODtersnchcu  jetzt  de 
Wir  beginnen  —  wie  oLen  — 
das  gerne inaame  Paar  - 
Dafselbe  ist  stets  reell, 
der  gemeinsanien  Berüli) 


I  y, 


ngenten  imaginär. 
Fall,   in  welchem  3/j,  IH^  iroaginftr  sind. 
die  CoDElrnctioii   von  /i'^^  damit,  dass  wir 
—   der  Involutionen  /]*,  Ji„,  hestimtneii. 

„  elliptisch  ist.     Aü(  li^h,'  liegen  die  Pole 
ihnen  zwischen  den  Kegelschnilleo  *■/  und 


I    die  Pole   von    /^^/l^'    in 

1  denen  f>if't*  die  Gerade 

:  weiteren  BeEtimmung 

n  Geradenpanr   f,  w', , 


A'*.  Die  Berühraogssehuen  tielbst  gehen  du 
Bezng  «qf  A'^  d.  h.  durch  die  Funkle  //,'/?,, 
■■i  Bcbneiden.  Folgender  Gedankengang  fuhrt  i 
di«6er  Sehueo.  Wir  aiehea  durch  ff,  (F'g-  3} 
welche«  durch  ft*m,  hammnisch  getrennt  wird, 
■ngebärt,  für  welche  A,*m,  die  Doppelstrahlen  sind-  «in'',  schneide  A'» 
ras|i.  in  OP,  O'P'.  C'onstruiren  wie  dann  die  Kegelschnitte  /f„*,  AV*i  welche 
*■*  twp.  in  OP,  (fP'  berühren  und  welche  m,  zur  Tangente  haben,  so  aind 
diese  zn  einander  cenlrisch  collinear  iu  einer  Collineaiion,  für  welche  vtf, 
A**  Centrnm  and  m,  die  Ase  ist.  Folglich  gehen  durch  <V,  ein  Paar 
g«uietn«anier  Tangenten  ([/',  an  diese  Kegelschnitte.  Ferner  erkennen 
wir,  dau  sowohl  AV  als  A',/^  mit  sich  seihst  in  centriscber  Involution 
«tahen  für  H,  als  Centmm  und  h^  als  Axe.  Folglich  müssen  die  Tan- 
geDtcn  ',,''1   durch  A,  A,'  harmonisch  getrennt  werden. 

LasBon  wir  nun  das  Paar  n',  n>',  die  Involution /ju,  durchlaufen  und 
Goastraireo  wir  die  entsprechenden  Werlhe  /,,  t\,  so  bilden  letztere  eine 
iBrolntioa  J»,  für  welche  A,,  A,'  die  Doppelelemenle  sind.  Die  Paare 
der  Involution  /|*  siud  als.)  denen  der  Involution  J»  eindeutig  angeord- 
ort.  Zur  Involution  J»  gehört  auch  das  Paar  "ijUij,  weil  dieses  durch 
h,h'  hartnoniiich  getrennt  wird.  Construiren  wir  daher  zu  m,»!^  das  coi- 
ipundirende    Paar   in    der   Invululioo    /]„,    so    bestimmt    dasselbe   swei 

Keigtlachnittc  AV,  welche  W  doppelt  berühren  ond  Wj,  m^,  m^  au  Tan- 
I  haben.  Es  stellt  also  zwei  der  gesuchten  Berührungsebenen  vor. 
nderen    zwei  erhallen  wir,    indem  wir  die  analoge  Construction  — 

wn  //,*  ausgehend  —  durchführen. 

'  bemerken  noch,  dass  von  diesen  zwei  Paaren  von  BerUbrungs- 
■rbnen  nur  das  eine  reell  sein  kann,  wenn  ft/jü/j  imaginär  sein  soll; 
dpiiii  wären  beide  reell,  so  mfissten  ihre  Pole  reell  sein,  also  die  Ver- 
Undangeliuien  der  letzteren  sich  in  reellen  Punkten  M^,  M^  scbnei- 
Non    bilden    die  Pole   dit^ner  Sehnen  aaf  einet  Ae.t  GwÄi^n  h  tkA 

Idff  reäp.  Scboittpaakteu  der  Sehnen  Paaie  der  IqvoWiXötx  Wttooiä«^'»^ 


10         Die  Curven  vierter  Ordn.  mit  drei  dopp.  InflexioDskooten. 

Pole  anf  h  in  Bezug  auf  A '^  Weil  aber  m^h^h^*  eiu  Tripel  harmonischer 
Polaren  in  Bezug  auf  K^  ist  und  weil  m^  den  Kegelschnitt  K^  in  reellen 
Punkten  schneidet,  so  muss  auch  eine  —  und  nur  eine  —  der  Linien 
h  aus  K^  zwei  reelle  Punkte  schneiden.  Auf  dieser  Linie  h  ist  folglich 
die  Involution  harmonischer  Pole  hyperbolisch,  auf  der  andern  elliptisch. 
Nun  enthält  aber  nur  die  hyperbolische  Involution  der  Pole  imaginäre 
Paare.  Daraus  folgt,  dass  unter  den  in  Rede  stehenden  Bertthrungs- 
Aehnen  diejenigen  imaginär  sind,  welche  durch  den  hyperbolischen  Punkt 
H  gehen.    Die  anderen  müssen  reell  sein. 

Gehen  wir  jetzt  von  den  Berührungssehnen  zu  den  Doppeltangenten 
der  C^  über,  so  schliessen  wir: 

Hat  C^  einen  reellen  und  zwei  imaginäre  Inflexionskno- 
ten,  so  müssen  von  den  vier  Doppeltangenten  zwei  reell  und 
zwei  imaginär  sein. 

6.  Involutorische  Lage  der  C^. 

Sei  x^x\  ein  Paar  der  Involution /j .  x^^  treffe  K^  in  ^i^i«  Con- 
struiren  wir  in  diesen  Punkten  die  Tangenten  an  K^^  so  schneiden  diese 
sich  in  Sy  auf  m^  und  werden  durch  m^  und  S^M^  harmonisch  getrennt. 
x\  trifft  diese  Tau  gen  ten  in  zwei  Punkten  —  A\y  B\  —  der  C*.  Also  wer- 
den auch  diese  durch  M^  resp.  m^  harmonisch  getrennt.  Das  Analoge  gilt  für 
Punkte  von  C^,  welche  auf  Geraden  durch  M^M^  liegen.   Wir  sagen  daher: 

6*^  ist  in  dreierlei  Weise  zu  sich  selbst  involutorisch. 
Centra  dieser  Involutionen  sind  die  doppelten  Inflexions- 
knoten.  Ihre  Verbindungslinien  sind  die  resp.  Axen  der 
Involutionen. 

Kennen  wir  also  von  C^  einen  Punkt  A\  und  ferner  M^M^M^^  so 
können  wir  drei  weitere  Punkte  B'^y  C\y  D\  bestimmen.  Dieselben  bil- 
den mit  J\  ein  Viereck,  für  welches  die  Punkte  M  die  Diagonalpunkte 
sind.  Wir  wollen  dasselbe  als  ein  Quadrupel  von  Punkten  der  C^ 
bezeichnen.  Der  duale  Gedanke  führt  uns  zu  vier  Tangenten  a\,  b\y 
c'j,  d\  —  einem  Quadrupel  von  Tangenten  —  der  C*,  welche  ein 
Vierseit  bilden,  das  m^m^m^  zu  Diagonalen  hat. 

Im  Allgemeinen  hat  ein  Kegelschnitt  mit  einer  Curve  vierter  Ord- 
nung acht  Punkte  gemein.  Denken  wir  uns  nun  durch  ein  Quadrupel 
von  Punkten  der  C^  einen  Kegelschnitt  gelegt,  so  ist  für  denselben  M^  M^  M^ 
ein  Tripel  harmonischer  Pole.  Sei  dann  E\  ein  weiterer  gemeinsamer 
Punkt  dieses  Kegelschnittes  und  der  Curve  C\  so  müssen  die  drei  übri- 
gen gemeinsamen  Punkte  F\y  G\y  H\  mit  E\  ein  Quadrupel  von  Punk- 
ten bilden.     Wir  schliessen  daher: 

Hat  ein  Kegelschnitt  —  K^  —  mit  C^  ein  Quadrupel  von 
jPankten  ^emeinaBm,  so  liegt  auf  ihm  ein  zweites  Quadrupel 
ron  Punkten. 


««Ol 


C  ist  TOD  der  secljsten  Clnss«,  hat  also  mit  eiDem  KpgnUchnitte 
sarftlf  Tangenten  gemt-insam.  Wird  dieser  von  einem  Quadrupel  von 
iDgcnten  der  C*  berührt,  so  ccliliessen  wir  —  analog  wie  oben  — ,  dase 
I  weiteren  getneinsHmcn  Tangenten  mit  C'  zw<>i  Qaarlruprl  bilden. 
OoDitruiren  wir  in  einem  Pnnkle  A',  von  C*  die  Tnngente  </,,  ho 
wird  durch  ^'i  "',  und  die  Funkle,  welche  mit  ^'j  ein  Quadrupel  bilden, 
«in  Krgelflctiriitt  ^*  beetiramt,  der  C  in  den  Punkten  dieses  Qnodinpels 
bfiülirt.  Nun  liegen  anf  '"*  unendlich  viele  Quadrupel  von  Punkten. 
Wir  aagun  daher: 

Uio  Cvrve  t'<  wird  von  unendlicb  vielen  Kegelsobnitten 
A'*  berttbrt,  and  zwar  von  jedem  in  den  Punkten  eines  Qua- 
drapeU. 

FQr  den  Fall,  dass  Af,IU^J^g  reell  sind,  werden  die  Elemente  eines 
Qaadmpels  der  C*  entweder  alle  reell  oder  alle  imaginär  sein.  Sind  aber 
lUfM^  imaginär,  so  können  von  den  Elementen  eines  Quadrupels  nur 
iwei  reell  sein  nnd  diese  liegen  «nf  einer  reellen  Geraden  ans  einem  M, 
ie*p.  sie  schneiden  sich  in  einem  reellen  Punkte  einer  Geraden  m. 

7,  EegelBOlmitte  A'^. 
Wir  wenden  uns  au  den  KegeUebnitten  fi\  welche  6»  in  den  Puuk- 
t«n  eines  Quadrupels  berühreD.  Sei  ä'^*  ein  solcher  Kegelschnitt,  der  das 
PDnkt<]uadrapel  A\B'^C',ß\  nnd  das  in  diesen  Punkten  berührende 
Tugentenquadrupel  a\li\r\il\  enthält,  so  suchen  wir  —  von  ^^^  aus- 
gelitod  —  einen  Kegelschnitt  H*,  vermittelst  dessen  wir  nach  der  in  I 
umgebenen  Methode  die  Curve  C*  eriengen  können,  welche  von  A",' 
in  J\  b\  C\  b\  berührt  wird. 

Za  diesem  Zwecke  knüpfen  wir  an  die  Tangeiitenconstractiou  in 
ciDem  Puukle  A\  von  ('*  an.  welche  unter  2  enlwick'dt  wurde  Dort 
lw»limmtcn  wir  die  Tangente  n\  in  A\  unter  Zuhilfenahme  der  Tangente 
"i  in  A^  an  Ä"',  Jetzt  snuhen  wir  -i,«,  und  kenuen  A\<t\.  Nehmen 
«ir  an,  es  sei  eine  beliebig  durch  A\  gezogene  Gerade  n,  die  Tangente 
u  einen  Kegelschnitt  ä^,  B«  müssen  die  Linien  ni,, /n,,  nig,  «',,  o,  ciuen 
Kegelschnitt  k'g'  nmhüllen  Zeichnen  wir  in  ihm  l'ür  a,  den  Berührungs- 
punkt J,,  so  wird  durch  u,  ^[  ein  Kegelschnitt  A '*  bestimmt,  welcher 
<V,.H,W,  sum  Tri|3el  barmoniscber  Pole  bat.  Wir  können  nun  zeigen, 
liui  dieser  Kegelschnitt  A'^  in  Uezng  anl'  6''  die  Eigenschaften  des  ge- 
»eliten  Kegelschnittes  A'-  besitzt. 

Bezeichnen  wir  nÄmlicb  mit  «,  h^ ,  C\  r^ ,  IJ,  rf,  (Fig.  4)  die  Ponkte  nnd 
Tangenten  von  A"*",  welche  von  .J,a,  durch  die  Punkte  nnd  Geraden  Htm 
harmonisch  getrennt  werden,  und  liege  .4,  ß,  anf  einer  Geraden  Xf  durch  'V,, 
t',/',  anf  einer  Geraden  j,  duroh  fl/, ,  so  bilden  iE,  y,  mit  m,™,  eine  barmo- 
■bell«  0 nipp«  Seien  dann  J^'jy',  die  Geraden  dnTc\i  M,,  ^ÄuVe  A\Tf  ^ 
ntp-  C,  &",  mit  eiaander  verbiadeu  ,  so  sind  auch  dies©  ÄUttV  m^tn^V*'''^'*' 


12         Die  Curven  vierter  Ordo.  mit  drei  dopp.  Inflexionsknoten. 


nisch  getreontt  Daraus  folgt  nach  einem  bekannten  Gesetze,  dass  die  Paare 
x^x\y  yiy\y  ^2^3  einer  nnd  derselben  Involution  J^  angehören.  Weiter 
bemerken  wir,  dass  b^  zu  a^  nnd  B\  zu  A\  centrisch  collinear  liegen  in  einer 
Oollineation,  deren  Centmm  M^  and  deren  Axe  m^  ist.  Da  wir  nnn  vor- 
'ausgesetzt  baben,  dass  a^  durch  d\  geht,  so  muss  infolge  der  angedeu- 
teten Lage  auch  b^  durch  B\  gehen.  In  analoger  Weise  können  wir 
zeigen,  dass  C\  in  c^  und  D\  in  d^^  liegt.  Mithin  sind  die  Punkte  A\^ 
B\y  C'j,  D\  und  ihre  Tangenten  a\^  ...  d\  mit  Hilfe  von  Af**  und  /j 
nach  der  in  1  resp.  2  entwickelten  Methode  gefunden.  Nun  giebt  es 
aber  nur  eine  C\  welche  durch  M^M^M^  und  die  acht  Elemente  A\^  ...  D\, 
a\  ...  d\  geht.  Bestimmen  wir  also  aus  A*^  und  /|  nach  der  Methode 
von  1  weitere  Punkte  einer  C\  so  müssen  diese  auch  auf  der  Curve 
vierter  Ordnung  liegen,  welche  in  A\  ...  D\  von  a\  ...  d\  berührt  wird. 
Mithin  fällt  £**  mit  dem  gesuchten  Kegelschnitt  E*  zusammen.  Er  be- 
rührt C^  in  den  Punkten  eines  Quadrupels,  das  auf  den  Doppelstrahlen 
der  Involution  J^  liegt. 

Drehen  wir  jetzt  a^  um  J\^  so  gehört  zu  jeder  Lage  von  a^  ein 
Kegelschnitt  Af*  und  wir  gelangen  so  zu  den  unendlich  vielen  Kegel- 
schnitten, welche  C^  in  den  Punkten  eines  Quadrupels  berühren.  Jeder 
dieser  Kegelschnitte  K*  mit  zugehöriger  Involution  J^  kann  den  Kegel- 
schnitt K*  und  die  Involution  /^  in  1  ersetzen.  Berücksichtigen  wir, 
dass  sich  analoge  Resultate  für  die  Scheitel  Af^^s  ergeben,  so  schlies- 
sen  wir: 

Aus  jedem  der  unendlich  vielen  Kegelschnitte  A^^  welche 
C^  in  den  Punkten  eines  Quadrupels  berühren,  lässt  sich 
diese  Curve  nach  der  in  1  angegebenen  Methode  erzeugen 
und  zwar  je  mit  Hilfe  einer  Involution  7«  (a:  =  l,  2,  3),  deren 
Doppelstrahlen  die  Verbindungslinien  von  M^  mit  den  Qua- 
drupelpunkten auf  IC*  sind. 

Durch  jeden  der  jetzt  gefundenen  Kegelschnitte  K*  wird  eine  qua- 
dratische Transformation  von  der  Art  geleitet,  wie  die  unter  2  betrach- 
tete war.  Construiren  wir  in  allen  diesen  Transformationen  die  Kegel- 
schnitte if'/,  welche  einer  Geraden  g  correspondiren,  so  bilden  diese 
eine  Schaar,  welche  g^  m^  m^  m^  zu  gemeinsamen  Tangenten  hat.  Durch- 
läuft g  die  Ebene,  so  repräsentiren  sämmtliche  Kegelschnitte  IC^*  ein 
Netz,  für  welches  iHj,  m,,  m^  die  Grundtangenten  sind.  Greifen  wir  aus 
diesen  Kegelschnitten  HCp*  irgend  einen  heraus  und  sei  g  eine  seiner 
Tangenten,  so  correspondirt  er  g  in  einer  quadratischen  Transformation, 
deren  Leitcurve  auf  folgende  Weise  gefunden  wird.  Wir  ziehen  aus  den 
Punkten,  in  welchen  g  die  Curve  6'^  schneidet,  die  zweiten  Tangenten 
an  iCg*.  Diese  müssen  auch  S*  berühren,  und  da  Überdies  die  Punkte 
A/j,  j¥g,  A/g  ein  Tripel  harmonischer  Pole  für  IC*  sind,  so  ist  dieser  Kegel- 
scbaitt  bestimmt. 


ZasamineDhaDg  zwischen  den  Eegelsobnitten  fC^  und  den 
Involutionen  J. 


£•  ist  miso  ein  Kegt^lschnitt  A',*  jeder  eeiner  TftngenteD  in  Being  auf 
rinen  Kc■g<^lscllniU  h*  zugeordnet.  Wir  können  dies  auch  so  aasdrücben: 
Jnde  Tangente  eines  Kegelschnittes  A'^'  cnrrespondirt  einem  Kegelschnitt 
i'*  und  C*  erscheint  als  der  Ort  der  Schnittpnnkte  dieser  Tangentea  mit' 
d«D    gemeinssmen  Tangeoten  von  A'/  und  den  resp.  Kegelschnitten  A'^ 

IWir  antersnchen  nun,  in  welcher  Weise  die  Kegelschnitte  A'^  von 
n  Involntionen  J  abhängen.  Zuerst  lieben  wir  hervor,  dass  m^m^  ein 
gmieinsMiiei  Paar  für  alle  Involntionen  J,  nntl  Für  alle  lovolutionen  ^i* 
in  Bexag  auf  die  verschiedenen  Kegelschnitte  A'  ist.  Also  scbnridi^D 
leutere    m,    in  Paaren  einer  Involution,    für  welche  iV,,  JV^  die  IJoppel- 

Knkte  Bind.  Den  Strahlen  nns  M,  nach  tlc.n  Schnittiinnkten  von  A''  mit 
eormpoadiren'  in  den  Involulionen  y,  die  luflexionstangente.n  (, ,  i' 
AT,  an  C*.  Sind  letztere  reell,  ao  müssen  also  auch  die  ScJinitlpunkte 
Jer  Kegelschnitte  A'  mit  m,  reell  sein,  Da  das  Analoge  för  die  Invo- 
lulionen an  den  Scheiteln  ;W(,  M^  nnd  för  die  Schnittpnnkte  von  AT*  mit 
■|,  Mj  gilt,  so  schliessen  wir: 

^Eine  Gerade  m  schneidet  entweder  BfimmtHche  Kegel- 
nitle  X*  reell  oder  imaginär. 
Das  Viereck  der  Schnittpunkte  eines  Kegelschnittes  A'^  mit  zweien 
in  Geladen  m  ist,  wie  nir  oben  (4)  gesehen,  dem  Viereck  der  Schnilt- 
panbte  der  Inflexioostangenfen  in  zwei  resp.  Punkten  il  eingeschrieben. 
Koo  ist  das  letztere  Viereck  nur  von  C*  abhängig.  Ziehen  wir  daher 
Onrch  eine  seiner  Ecken  —  sagen  wir  T^^  in  Fig.  2  —  eine  beliebige 
Gerade,  so  trifft  diese  ™,  resp.  m^  in  zwei  Punkten  —  S, ,  5/  -^  eines 
Kpgdwhnittes  A"'  und  derselbe  ist  durch  diese  Bwei  Punkte  bestimmt. 
Zogleich  erkennen  wir,  dass  stets  zwei  Vierecke  der  5  gezeichnet  werdnn 
köuDen,  welche  dem  Vierecke  der  7  eingeschrieben  sind  nnd  welche  sich 
in  iwei  Punkten  auf  einer  Linie  m  schneiden.  Zu  jedem  dieser  Vier- 
ecke gdhtirt  ein  Kegelschnitt  Ä"'  und  es  berühren  sieb  also  diese  Kegel- 
Kknilltr  ]iaarwcUe  in  je  zwei  Punkten  einer  Linie  m. 

Fflr  die  Involution  J,  ist  M,  ^„  jt/,  ^\  (Fig.  4)  ein  Paar.  Lassen 
wir  nnn  A',  fest,  so  bangen  die  verschiedenen  Werthe  der  Involutionen 
/,  »nr  vom  Orte  der  Pnnkto  A,  ab,  da  wir  oben  gesehen,  daes  "CgOij 
allen  Invulntiunen  J^  gemeinsam  ist.  Wir  untersuchen  also  den  Ort  der 
Panitt«  .4, .  >*i  wurde  gefunden  als  Berührungspunkt  eines  Kegelschnittes 
4*/,  dnr  w, ,  m,,  «'.,  'i,,  a\  xa  Tangenten  batie.  Drehen  wir  nun  a,  um 
J'f,  ao  bilden  sämmiliche  Kegelschnitte  A",,'  eine  Scbaar,  für  welche  m^^ 
■,,  «|,  o',  die  GranülaDgeaten  sind,  Conatiniten  "Mix  wk.\i  iftro  ?)».\.ift 
ntt  BfiMoehou    —  Fig.  5  —  »af  dem  BübcIio\   doT   a^  Vti  4ft^  ^«tA- 


I 


16         Die  Cnrven  vierter  Ordn.  mit  drei  dof  p.  Inflezionsknoten. 

Legen  wir  durch  zwei  Punkte  J\y  E\  von  C*  und  durch 
M^M^m^  einen  Kegelschnitt  if^•^  8o  sind  die  Geraden,  welche 
A\E\  mit  einem  beliebigen  Punkte  von  Ä,„*  verbinden,  Tan- 
genten eines  Kegelschnittes  /f^  der  C^  in  den  Punkten  einet 
Quadrupels  berührt. 

Jeder  Kegelschnitt  durch  M^M^M^  enthält  ausser  ^diesen  Inflexions- 
knoten  noch  zwei  Punkte  der  C^  also  muss  er  von  der  Art  der  Kegel- 
schnitte Kfg?  sein.  Diese  repräsentiren  mithin  das  Netz  der  Kegelschnitte, 
welche  M^M^M^  zu  Grundpunkten  haben.  Ist  A\  dem  E\  unendlich 
benachbart,  so  berührt  der  zugehörige  Kegelschnitt  Kn?  die  Curve  C^ 
Er  ist  von  der  Art  der  in  8  besprochenen  Kegelschnitte  K^. 

Gehen  wir  nun  zu  den  Involutionen  /|,  J^y  «^3  über  und  Übertragen 
wir  dieselben  auf  einen  Kegelschnitt  üfn,^,  so  wissen  wir,  dass  ihre  Pole 
(3)  in  einer  Geraden  liegen.  Diese  Geraden  gehen  durch  einen  Punkt  7. 
Denn  construiren  wir  z.  B.  die  Pole  der  Involutionen  J^,  J^,  so  li^en 
diese  auf  m^  rosp.  m^.  Jedem  Kegelschnitt  K^  ist  ein  Pol  in  m^  und 
einer  in  m^  zugeordnet.  Also  bilden  diese  Pole  projectivische  Reiben. 
In  denselben  entspricht  sich  der  Punkt  M^  selbst;  also  sind  diese  per- 
spectivisch  und  die  Verbindungslinien  entsprechender  Paukte  gehen  durch 
einen  Punkt  T,  Auf  diesen  Verbindungslinien  liegen  aber  auch  die  Pole 
der  Involutionen  J,  und  unsere  Behauptung  ist  damit  bewiesen. 

Wir  erhalten  nun  T  durch  folgende  Ueberlegung.  Der  Strahl  aus 
Ifj  nach  A\  ist  ein  Doppelstrahl  einer  Involution  J^.  Diese  gehört  su 
dem  Kegelschnitt  Ä'*,  welcher  in  A\  die  Curve  C*  berührt.  Zu  dem 
gleichen  Kegelschnitt  A*  gehören  aber  auch  die  Involutionen  Jj  resp.  J3, 
für  welche  M^A\  resp.  M^A\  je  ein  Doppelstrahl  ist.  Also  liegen  die 
Pole  von  J^^J^,  J3  in  der  Tangente,  welche  h„?  in  A\  berührt.  In  ana- 
loger Weise  schliessen  wir,  dass  die  Involutionen,  für  welche  M^E\t 
Jfj  E\y  M^  E\  je  ein  Doppelstrahl  ist,  ihre  Pole  auf  der  Tangeute  haben, 
welche  in  E\  an  Kn?  geht.  Folglich  muss  der  Schnittpunkt  der  Tan- 
genten in  A\  und  E\  an  AV  der  gesuchte  Pol  sein.     Wir  sagen  daher: 

Construiren  wir  die  Pole  der  zu  den  Kegelschnitten  A'' 
gehörigen  Involutionen  J^,  J^,  J^  in  Bezug  auf  einen  Kegel- 
scnitt  äV,  so  liegen  diese  Pole  in  den  Geraden  eines  Bü- 
schels. Dasselbe  hat  zum  Scheitel  den  Pol  derjenigen  Gera- 
den, welche  die  Schnittpunkte  A\E\  von  C*  und  A'«  ver- 
bindet. 

Es  JHt  durch  das  Gesagte  jedem  Kegelschnitt  A  *  eine  Tangente  «, 
durch  A\  und  eine  Gerade  t  durch   T  zugeordnet.      Also  bilden  die  Ge- 
raden a^  und  die  Geraden  t  zwei  zu  einander  projective  Büschel  und  der 
Ort  der  Schnittpunkte  entsprechender  Strahlen  ist  ein  Kegelschnitt.    Der- 
^elhe  gebt  dareb  A\  TM^M^M^.    Er  berührt  xx,  A\  die  Curve  C*.    Deun 
betracbten  wir  die  Ikngenie  in  A\  an  K„,*  aVs  eAUi^  G^^tti^^  ^^i^^W^si^NÄ 


Sind  jU,3f,3f^  reell,  so  erkennet)  wir  leicbt  mit  Hilfe  de»  Kegel- 
KfaDtUee  A',^  ob  ein  KegelBchnitl  />'  die  Carve  C*  in  einem  reellen  oder 
iaaginSreD  Qa^drapel  berührt.  Evsteres  wird  eintreten,  ^^enn  die  Uoppel- 
•Uklüen  der  Invulntionen  7,,  J^,  .1^,  welcbe  zd  h*  gelitiren ,  alle  reell 
lind.  Dies  büugt  von  der  gegenseitigen  Lage  der  Punkte  Ay,  a\  «b  nnd 
«iid  immpr  hlattliftden,  wenn  ^J,  nnd  A\  zwischen  den  aünilichen  Bweien 
der  drei  Pnnkle  ilTgelegeii  sind.  Dann  triB't  □,  die  Geraden  m  in  Pnnk- 
teo,  für  v«lcbe  die  Involutionen  hariDDaiscber  Polaren  in  Ilezng  auf  K,' 
hjpetboli«cb     sind.      Dementsprechend    werden    auch    y,  J,  Jg    hyperbo» 

In   j«decD  Bodern  F«Ue   ist  das  Quadrupel  imaginär,    liegt  aber,    du 

iae  der  drei  InTolulionen  /,,  /,,  7,  stete  bjperbulisch  ist,  auf  den  zwei 

BlU'n  Geraden  dieser  byperboliBcheu  Involution  nnd   Überdies  auf  einem 

eilen  Kegelmhnitt  A*.     Daher  ist  e.a  dnrch  reelle  Elemente  Tollkommen 

inirl. 

JedeT  Punkt  a\   der  Cnrve  C*  führt  auf  die  angegebene  Weise  lu 

n  KegeUcbnilt  A',\     Wir  können  denselben  als  Ort  aller  der  Pnnbtc 

anfr»8>ien,    welche    dorn  Punkte  j',    in  Bezng  auT  sKoimlliche  Kegel- 

(cbnitle    A''   zugeordnet    hiud.      Daraus    schüessen    wir   aber,    dass  jeder 

K»geUcbu!tl,   der  dnrcli  MfM^M^  und  zwei  in  Bezug  auf  einen  Kegel- 

scboitt  A*  einander    zugeordnete  Punkte  //,,  A\  geht,    ein  Kegelschnitt 

X,'  ist  und  als»   f*  in   M\  berührt.     Kennen  wir  daher  Jlf,jK,K,  ^, -*',, 

so  kttnnen  wir  den  Kegelschnitt  A*,*  benutzen,  um  in   A\  die  Tangente 

■a  C*  BD  construiien.     Wir  erhalten  dann  eine  Cousiruction,  welche  der 

in  2  entwickelten  dual  gegen  übersteht. 


»&.  Net2  der  Eeselsohnine  durch  M^M^M^. 
Wir   ItBnnen    die    Kegelsclmitte  A',*  einer   allgemeinen    Gruppe   von 
KagelBchnittea  unterordnen  und  geben  zu  diesem  Zwecke  Viin  awei  Funk- 
t«n  A\,  ä'i  der  (.'*  aus.     Jedem  derselben  entspricht  in  Bezug  auf  einen 
Kvgelscbnilt  A**  ein   Punkt  von   Ä'^  —  sagen  wir  a\  d>-r  Punkt  .4^  nnd 
E\    der  Punkt  ^i.     Dann    sind  A\A^    oder  n,    nnd  &',  i',    oder  e,  Tbu- 
genicD    an  A'^     Lassen    wir  nun   A'*   alle   möglicbea  Werthe  annehmen, 
■u  erballea  wir  unendlich  viele  einander  eindeutig  zugeordnete  Tangen- 
tsDpaare  <i|^,  darirb  A',   resp.  £''|.    d,   h.  zwei  zn  einander  pvojectiviscbe 
btlpchrl  »oo  Tangenten.     Der  Ort  der  Schnittpunkte  entspreehender  Tan- 
genten dieaer  Büschel  muss  also  ein  Kegelschnitt  —  A'n"  —  sein-     Der- 
f-^lli«   gebt  durch  A'j  E\,    weil  diese  Punkte  diu  Scheitel  der  erwähnten 
Hbn^ecli viseben  Büschel  üind.     k^r  eitthäh  M ^  M^ Mg ,  da  wir  diese  Pnnkte 
[^  reap.  die  Inflexienstangenten  in  ihnen  --  aU  degenerirte  Kegelschnitte 
AT'    anrfaaaea    mÜMeD.     A„*   ist   also   durch   JU,  Al^  M^  .4\  E\  >5<M>^:\f&'inv< 
Sna  tfMrvo  -J'i  f-",  beliebige  Paukte  von  C*.     Wir  B«\\VveB*eö  4n.V»sf. 


18         Die  Carven  vierter  OrdD.  mit  drei  dopp.  Inflexionsknoten. 

bilden  alle  Kegelschnitte  Afm^  welche  durch  J\  gehen,  ein  Büschel.  Mit 
Hilfe  jedes  Kegelschnittes  dieses  Büschels  können  wir  die  Tangente  in 
J\  an  C^  constrairen  nnd  erhalten  dabei  stets  denselben  Kegelschnitt  R^K 
Folglich  ist  dieser  der  Ort  der  Pole  sSmmtlicher  Geraden  ^\E\  in  Be- 
zug auf  die  resp.  Kegelschnitte  ÜTm^.  Wir  können  daher  die  Punkte  von 
C^  auch  nach  folgendem  Gesetze  finden: 

Wir  gehen  aus  von  einem  KegelschnittbUschel  mit  den 
Gruudpunkten  M^^  M^^  M^^  A\,  Af«^  sei  ein  Kegelschnitt  die- 
ses Büschels.  Ziehen  wir  durch  A\  eine  Gerade  und  betrach- 
ten wir  diese  als  Tangente  eines  Kegelschnittes  —  K^  —  dös 
Büschels,  80  ist  dieser  dadurch  individualisirt.  Schneidet 
dann  diese  Taugente  den  Kegelschnitt  AT«^  ein  zweites  Mal 
in  7*,  so  trifft  die  Polare  von  T  in  Bezug  auf  Kn?  diesen  Ke- 
gelschnitt in  einem  zweiten  Punkte  —  E\  —  der  C*.  Wir 
können  dies  auch  so  ausdrücken: 

Die  Pnnkte  des  Kegelschnittes  K,^  sind  den  Übrigen 
Kegelschnitten  Km?  des  Büschels  in  der  Weise  zugeordnet, 
dass  die  Polaren  dieser  Punkte  in  Bezug  auf  ihre  correspon- 
direnden  Kegelschnitte  sich  in  einem  Grundpunkte  A\  des 
Büschels  treffen.  Dann  liegen  die  Schnittpunkte  dieser  Po- 
laren mit  ihren  resp.  Kegelschnitten  auf  einer  C^, 

Die  letzterwähnten  Constructionen  gestatten  uns,  C^  durch  Punkte 
und  Tangenten  rein  linear  zu  construiren,  wenn  wir  itfj,  itf^,  M^  und 
zwei  weitere  Punkte  oder  einen  Punkt  mit  seiner  Tangente  kennen. 

11.  Eneugong  von  C^  ans  Kegelschnittbüscheln  nnd  -Schaaren. 

Wir  gehen  aus  von  den  Kegelschnitten  K^^  welche  zwei  Quadrupel 
von  Punkten  der  C*  enthalten.  Ein  Quadrupel  —  A\  B\  C\  D\  —  Hegt 
mit  jedem  andern  auf  einem  solchen  Kegelschnitte  und  die  Gesammtheit 
dieser  Kegelschnitte  bildet  ein  Büschel  B^  das  A\B\C\D\  zu  Grund- 
punkten hat.  Das  Strahlenpaar,  welches  von  einem  der  Pnnkte  M  — 
sagen  wir  M^  —  ausgeht  und  das  einen  Kegelschnitt  des  Büschels  B^  in 
den  Punkten  eines  Quadrupels  schneidet,  wird  durch  m^m^  harmonisch 
getrennt.  Mithin  bilden  alle  diese  Strahlenpaare  eine  Involution  —  /jm  — , 
für  welche  m^,  m^  die  Doppelstrahlen  sind.  Ordnen  wir  nun  jedem  Qua« 
drupel  den  Kegelschnitt  des  Büschels  B^  zu,  auf  welchem  dieses  Qua- 
drupel liegt,  80  ist  damit  auch  jedem  Strahlenpaare  der  Involution  Jim 
ein  Kegelschnitt  des  Büschels  B'  zugeordnet.  B^  und  J\m  sind  zu  ein- 
ander projectivisch.  In  dieser  Projectivitftt  correspondiren  den  Doppel- 
strahlen der  Involution  J\m  die  Kegelschnitte  des  Büschels  B^  welche 
in  die  Geraden  durch  M^M^  zerfallen.  Der  Kegelschnitt  aber,  welcher 
la  den   Onindpankten  A\^  ...  D\   des  Büschels   die  Curve  C^  berührt, 

den  Strmblea  durch  M^  entsprechen,   ve\c\ie  d\^  Qctxxtk^^uikVLV^  d^a 


Von  Dr.  C.  Bbyrl.  19 

Büschels  verbiDden.  Scbueidt'u  wir  da»  Büschel  B^  und  die  luvolutiou 
/iM  mit  m, ,  80  erhalten  wir  in  dieser  Geraden  zwei  zu  einander  projec- 
ÜTische  Punktinvolntionen ,  für  welche  M^M^  sich  entsprechende  Paare 
find.  Jedes  Quadrupel  von  Punkten  der  C^  führt  in  Bezug  auf  einen 
Punkt  M  zu  einer  Projectivität  der  erwähnten  Art. 

Eine  andere  Projectivität  erhalten  wir,  wenn  wir  irgend  zwei  Bü- 
sehel  B'  durch  6'^  aufeinander  bezogen  denken.  Seien  diese  Büschel  mit 
Bj',  B,' bezeichnet  und  haben  sie  yi\y  B\^  C, ,  D^  resp.  E\^  F\,  G\^  H\ 
SQ  Orandpunkten ,  so  schneidet  jeder  Kegelschnitt  K^  des  Büschels  B^^ 
die^Carve  C^  in  einem  zweiten  Quadrupel  von  Punkten.  Durch  dieses 
and  die  Grundpunkte  des  zweiten  Büschels  B2^  geht  ein  Kegelschnitt  k^. 
Auf  diese  Weise  sind  durch  C^  die  Büschel  B^^,  Bg^  zueinander  projec- 
tivisch  gemacht.     C^  ist  Erzeugniss  der  projecti vischen  Büschel. 

Untersuchen  wir  die  Projectivität  näher,  so  erkennen  wir,  dass  den 
drei  degenerirteu  Kegelschnitten  des  einen  Büschels,  welche  durch  Jf, , 
1^,  M^  gehen,  die  degenerirteu  Kegelschnitte  des  andern  entsprechen. 
Unter  den  Kegelschnitten  jedes  Büschels  ist  einer,  der  C^  in  den  Grund- 
punkten  des  Büschels  berührt.  Ihm  correspondirt  im  andern  Büschel 
jeder  Kegelschnitt,  welcher  durch  die  Grundpunkte  des  ersteren  Büschels 
geht  Wir  können  dies  auch  so  ausdrücken:  Dem  Kegelschnitt  durch 
die  acht  Grundpunkte  beider  Büschel  entspricht  in  jedem  Büschel  der 
Kegelschnitt,   welcher  C^  in  den  Grundpunkten  dieses  Büschels  berührt. 

Haben  wir  jetzt  die  F^rojectivität  der  Büschel  Bj^  B^  durch  C*  ver- 
mittelt gedacht,  so  können  wir  umgekehrt  C^  aus  zwei  solchen  Büscheln 
^nengen  und  dies  dahin  aussprechen: 

Sind  zwei  Kegelschnittbüschel,  deren  Grundpunktvier- 
^^ke  dieselben  Diagonalpunkte  M^^  M^^  M^  haben,  in  der 
"^eise  aufeinander  bezogen,  dass  die  degenerirteu  Kegel- 
ichnitte  durch  denselben  Punkt  M  sich  entsprechen,  so  ist 
<l^r  Ort  der  Schnittpunkte  correspondirender  Kegelschnitte 
beider  Büschel  seine  Curve  C\  für  welche  üf^,  If^,  M^  dop- 
pelte Inflexionsknoten  sind. 

Ein  dualer  Gedankengang  wie  der  jetzt  durchgeführte  ergiebt  Er- 
s^gnngsweisen  der  C^  aus  Kegelschnittschaaren.  Die  Tangenten  eines 
Qaadnipels  der  C^  sind  Grundtangenten  einer  Schaar.  Dann  wird  durch 
^  eine  ein -zweideutige  Projectivität  zwischen  den  Kegelschnitten  dieser 
Schur  und  den  Paaren  einer  Involution  vermittelt,  welche  zwei  Punkte  M 
n  Doppelpunkten  hat;  denn  jeder  Kegelschnitt  der  Schaar  enthält  ausser 
aen  Omndtangenten  noch  zwei  Quadrupel  von  Tangenten  der  C^  und 
di«ie  schneiden  die  Geraden  m  in  den  Paaren  der  angedeuteten  Involu- 
tioaeii. 

Weiter  kann  6'*  dnrch  zwei  Sebaaren  erzeugt  ^eitdeU)  di^i^ii  ^\\k\i^- 
^^V^teorlersßUe  dieeelheo  DiAgonalen  haben  und  we!\c\ie  äcv  ä\!l^^\xv^'c^^^x 


20         Die  CnrveD  vierter  Ordn.  mit  drei  dopp.  iDflexionsknoten. 

bezogen  sind,  dass  jedem  Kegelschnitt  der  einen  Schaar  swei  der  andc^ 
entsprechen.  C^  ist  Enveloppe  der  gemeinsamen  Tangenten  entspreche 
der  Kegelschnitte. 

12.   Büschel  der  sich  doppelt  bertihrenden  Kegelsohnitte  K^*. 

Wir  wollen  nun  die  Kegelschnitte  A'q^  nach  einem  neuen  Gesielt 
pnnkte  gmppiren  nnd  schicken  zu  diesem  Zwecke  eine  allgemeine  ^E 
merkung  über  Kegelschnitte  voraus. 

Sei  K*  ein  beliebiger  Kegelschnitt  und  sei  M^ ,  m^  in  Bezug  auf  d  ^ 
selben  Pol  und  Polare.  Ziehen  wir  dann  durch  M^  zwei  Gerade  aPj ,  fl?  ', 
welche  K^  in  A^  B^  E^  F^  treffen  sollen,  so  schneiden  sich  die  Verbinduagi 
linien  dieser  Punkte  in  einem  Tripel  harmonischer  Pole  in  Bezug  auf  A^ 
M^  ist  für  dasselbe  eine  Ecke.  Die  beiden  anderen  —  Z,  Z'  —  lie^n 
in  fUj.  Construiren  wir  sodann  die  Tangenten  in  jI^B^E^F^  an  /^^  so 
treffen  diese  x\  resp.  rr,  in  Punkten  —  J\  B\^  ^\^\  — i  deren  Verbio- 
dungslinien  ebenfalls  durch  die  Tripele.cken  M^ZZ'  gehen.  Mithin  haben 
alle  Kegelschnitte,  welche  durch  die  vier  Punkte  A\^  B'^y  Ä',,  F\  gehen, 
mit  dem  Kegelschnitt  A'^  das  Tripel  M^ZZ'  gemeinsam. 

Sei  nun  K^  einer  der  Kegelschnitte,  welche  C^  in  den  Punkten  einei 
Quadrupels  berühren,  und  sei  x^x\  ein  Paar  der  zu  K^  gehörenden  !»• 
volution  Jj,  so  sind  A\y  B\y  E\^  F\  vier  Punkte  von  C*.  ZeiehoeD 
wir  dann  zu  x^x\  die  vierten  harmonischen  ^x^i  ^^  Bezug  auf  mg*"!* 
so  liegen  auf  yif/'i  die  Punkte  C\  D\  resp.  G\  H\  der  C\  welche  A\  B  \ 
resp.  E\  F\  zu  zwei  Quadrupeln  ergänzen.  Durch  letztere  geht  *>^ 
Kegelschnitt  A',*,  der  mit  Ä'*  das  Tripel  m^m^tn^  gemeinsam  hat.  Da  »bei 
auf  A'g*  auch  die  Punkte  A\j  B\^  E\y  F\  liegen,  so  ist  nach  der  ob«*" 
gemachten  Bemerkung  auch  M^ZZ'  ein  Tripel  harmonischer  Pole  f&r  ' 
und  Kq^,  Also  ist  die  Involution  harmonischer  Polaren  —  J\k  —  um  * 
fnr  A'*  und  A',*  dieselbe.  Mithin  müssen  sich  Ä'*  und  A^,*  in  zwei  Pa*^^ 
ten  von  iw^  berühren.  Heben  wir  noch  hervor,  dass  yiy\  ebenso  "^^ 
x^x\  ein  Strahlenpaar  der  Involution  J|  ist,  so  schliessen  wir: 

Zwei   Strahlenpaare    einer   Involution   /j,    welche    dur*  ^ 
vi^m^    harmonisch   getrennt  sind,    enthalten    zwei   Qnadru^ 
der  C\  die   auf  einem  Kegelschnitte  A'^*  liegen,   welcher  d   ^ 
zu  Ji   gehörenden   Kegelschnitt  A'^  in   zwei   Punkten   von 
berührt. 

Wir  erhalten  so  ein  Büschel  sich  doppelt  berührender  Kegelscbni  '^ 
ATy*,  welche  zu  demselben  Kegelschnitt  A'*  resp.  zu  derselben  Involuti  ^ 
J^  gehören.  Wir  können  nun  zeigen,  dass  in  diesem  Büschel  ausser^ 
noch  ein  Kegelschnitt  —  Ä'**  —  vorkommt,  der  C*  in  den  Punkten  ei 
Quadrupels  berührt.  Wir  construiren  ihn  und  seine  Involution  J*  ni 
folgender  üeberlegnng.  Es  giebt  in  jeder  Involution  —  also  auch  in  J^ 
stets  ein  StrahlenpRUTy    das  mit  einem  gegebenen  —  %^^<^ii  Vvt  m^m^ 


Von   Dr.  C.  Bbybl.  21 


^^  ^  -* ' 


eine  harmonische  Gruppe  bildet.  Haben  wir  die  Involntion  J^  auf  einen 
Kegebchnitt  H^^  welcher  durch  M^  geht,  übertragen  (Fig.  6),  so  finden 
wir  dieses  Paar,  indem  wir  m^m^  als  Doppelstrahlen  einer  Involution  Jim 
betrachten,  ihren  Pol  Jim  mit  dem  Pole  von  J^  verbinden  und  mit  dieser 
Linie  B*  schneiden.  Die  Strahlen  ^|^,  A|*  aus  M^  nach  diesen  Schnitt- 
punkten repr&sentiren  das  gesuchte  Paar.  Auf  ihm  liegen  vier  Punkte 
^\t  ^\\  ^'\%  ^\  der  C^.  Ergänzen  wir  dieselben  zu  zwei  Quadrupeln 
a\  ...  If^^  E\  . ..  H\y  so  fallen  C\  D\  mit  E\  F\  und  G\  R\  mit  A\  B\ 
zusammen.  Also  muss  der  Kegelschnitt,  welcher  durch  diese  zwei  sich 
deckenden  Quadrupel  geht ,  dem  Büschel  der  Kegelschnitte  K^  angehören 
und  C^  in  den  Punkten  A\^  B\^  E\^  F\  berühren.  Es  ist  der  gesuchte 
Kegelschnitt  AT«  (vergl.  8). 

üeber  die  gegenseitigen  Beziehungen  von  Ä'^iT^^resp,  JiJ*  machen 
wir  noch  einige  Bemerkungen.  Im  Hilfskegelschnitt  H^  bilden  die  Pole 
der  Involutionen  /j,  J\mt  J*  ein  Tripel  harmonischer  Pole  und  es  wer- 
den somit  J^y  J*  durch  m^m^  harmonisch  getrennt.  Daher  kann  bei 
reellem  17121113  nur  eine  der  Involutionen  J^,  J*  reell  sein;  dementspre- 
chend wird  nur  einer  der  Kegelschnitte  A"^,  K*^  die  C^  in  reellen  Punk- 
ten eines  Quadrupels  berühren,  wohl  aber  ist  es  möglich,  dass  beide 
Kegelschnitte  mit  C^  imaginären  Contact  haben. 

Ist  m^m^  imaginär,  also  Jim  elliptisch,  so  sind  die  beiden  Involutionen 
y, ,  /j*  hyperbolisch. 

Sei  nun  A\  ein  Punkt  von  C^  auf  x^,  so  gehört  zu  ihm  sowohl  ein 
Punkt  A^  auf  Ä'*,  als  ein  Punkt  A^  auf  Ä'*^  A^^  J^  sind  Berührungs 
punkte  von  Tangenten  aus  A\  an  K*  resp.  K**  und  müssen  in  den  Ge- 
raden x\  resp.  y\  liegen,  welche  x^  in  der  Involution  J^  resp.  J^  ent- 
sprechen. Kennen  wir  daher  A'^,  J^  und  haben  wir  auf  angegebene 
Weise  J*  bestimmt,  so  erhalten  wir  einen  Punkt  mit  Tangente  von  K*^ 
—  unabhängig  davon,  ob  letzterer  Kegelschnitt  die  Curve  C^  reell  oder 
imaginär  berührt  —  nach  folgendem  Verfahren.  Wir  gehen  aus  von  A\ 
auf  a^j,  suchen  zu  x^  den  entsprechenden  y\  in  der  Involution  J^  und 
den  entsprechenden  in  der  Involution  J^.  Letzterer  trifft  m^  im  Pole 
von  x^  in  Bezug  auf  K*^  und  durch  diesen  Pol  und  A\  geht  die  Tan- 
gente, welche  K*^  in  einem  Punkte  A*  von  y^  berührt.  Damit  ist  dieser 
Punkt  mit  seiner  Tangente  und  also  auch  K"^^  gegeben. 

Fuhren  wir  den  analogen  Gedankengang  durch,  indem  wir  von  M^ 
resp.  Jfg  ausgehen,  so  finden  wir,  dass  sich  die  Kegelschnitte  K^  auch 
in  Büschel  grappiren  lassen,  für  welche  die  Berührungspunkte  in  m^  resp. 
m^  liegen.  Jedes  dieser  Büschel  enthält  zwei  Kegelschnitte,  die  C^  in 
einem  Quadrupel  berühren. 

Nun  haben   wir  unter  3   gezeigt,   dass   eine  Gerade   m  sämmtliche 
Kegelsehnitte  AT'  entweder  reell  oder  imaginär  8c\iue\det.    S^di^i  ^<^%«\- 
•cboiM  J'*  wird  aber  von  aaendlicb  vielen  KegelficWillen  K^  v^  ^w 


22  Die  Curven  vierter  Ordn.  mit  drei  dopp.  InflexionHknoten. 

Schoittpniikten  berührt.  Lassen  wir  K*  seine  nnendlich  vielen  Werthe 
darchlanfen,  so  erballen  wir  ibnen  entsprechetid  unendlich  viele  Büschel 
von  Kegelschnitten  Ar^^'  nnd  diese  stellen  uns  die  Gesammtheit  der  Kegel- 
schnitte Kf^  vor.  Es  folgt  also,  dass  auch  diese  von  einer  Geraden  m 
entweder  alle  reell  oder  alle  imaginär  geschnitten  werden. 

Ist  M^M^M^  reell,  so  wird  jeder  Kegelschnitt  K^  von  zweien  der 
drei  Linien  m  reell  geschnitten  und  dann  reprSsentiren  die  Kegelschnitte 
Af^  K^  die  Gesammtheit  aller  der  Kegelschnitte,  welche  M^M^M^  zum 
Tripel  harmonischer  Pole  haben  und  welche  dieselben  zwei  Linien  m  reell 
schneiden.  Wird  M^M^  imaginär,  so  können  alle  Kegelschnitte,  welche 
M^M^M^  zum  Tripel  harmonischer  Pole  haben  und  welche  m^  reell 
schneiden,  als  Kegelschnitte  K^  resp-  K^  auftreten. 

13.  Die  Tangenten  von  C^. 

Wir  wenden  uns  zu  den  Tangenten  der  C^  und  knüpfen  an  das  an, 
was  wir  in  2  und  8  über  dieselben  sagten.  Die  Constructionen ,  welche 
dort  aus  J^  und  K^  entwickelt  wurden ,  lassen  sich  in  analoger  Weise  mit 
Hilfe  irgend  eines  der  Kegelschnitte  A'^,  welche  C^  in  den  Punkten  eines 
Quadrupels  berühren,  und  der  zugehörigen  Involutionen  Jy^  resp.  /ji  *^8 
«i^.jführen.  Je  nachdem  wir  dazu  einen  Kegelschnitt  Kg^  oder  K^  ver- 
wenden, bedienen  wir  uns  des  Satzes  von  Brianchon  oder  Pascal. 
In  beiden  Fällen  erbalten  wir  folgendem  Schema  der  Construction.  Sei 
A\  ein  Punkt  von  C^  A^  sein  zugehöriger  in  Bezog  auf  einen  Kegel- 
schnitt K^»  Dann  ist  A\  A^  oder  a^  die  Tangente  in  a^  an  K^,  Nun 
bringen  wir  /Vj^\  mit  M^A^  zum  Schnitte.  (Fig.  7.)  Den  Schnittpunkt 
—  T\»2  —  verbinden  wir  mit  5^,  dem  Schnitte  von  r/j  und  m^.  Ziehen 
wir  S^T\»^^  so  schneide  diese  Gerade  m^  in  6''^.  Letzterer  Punkt  ist  der 
Schnittpunkt  der  gesuchten  Tangente  a\  in  A\  an  6'^  mit  m^.  Zum 
nämlichen  Resultat  führt  auch  folgende  Construction.  Sei  T^^'  der  Schnitt- 
punkt von  M^A^  mit  M^A\^  so  verbinden  wir  diesen  Punkt  mit  ^^,  dem 
Schnitte  von  m,  und  a^.  Diese  Verbindungslinie  treffe  m^  in  S\.  Dann 
ist  S\  ein  Punkt  von  u\. 

Setzen  wir  an  Stelle  von  M^  die  Punkte  üf^,  üf,,  so  erbalten  wir 
vier  neue  Tangentenconstructionen.  Also  können  wir  im  Ganzen  auf 
sechs  verschiedene  Weisen  (Fig.  7)  die  Gerade  a\  bestimmen.  Je  zweimal 
gelangen  wir  dabei  zu  einem  Punkte  S\  Nach  der  eingeführten  Bezeich- 
nung liegen  in  Geraden  die  Punkte  S^^  S\^  T^^\  ferner  S^,  S\,  T^^'  u.  s.  f. 
S'i  können  wir  aber  auch  finden ,  indem  wir  von  einem  beliebigen  Punkte 

P^  auf  m^  ausgeben.   Wir  ziehen  /^g^'i  (^i^-  '^)*  Diese  Linie  schneide  M^A^^ 
in  Alp,    Letzteren  Punkt  verbinden  wir  mit  At^.    M^A\p  werde  von  MyA\ 

oder  M^Ty 2  in  Py2  geschnitten.     Dann  geht  die  Gerade  P^Pvi  durch  S\, 
Wir  haben  nämlich  jetzt  zu  einer  der  oben  gegebenen  Tangentenconstruc- 


0  die  cenlnsdL-coIliupare  gezeichnet  in  einer  Collinealion,  für  welcbe 
^  (lau  Centruto  and  m,  die  Axe  ist.  Entsprechende  Punkte  in  dieser  Col- 
*BciMlioQ  Bind!  Sj  und  P,.  -i,  und  ^ip,  7"i-j  und  /'.-s.  Also  sind  Sf^Vi 
gm!  Z',  /'i'i  etiteprechende  Gerade  und  schneiden  sich  im  Punkte  S'^  auf  m, . 
ßarcblütifl  nun  der  Punkt  a\  die  Curve  C*  und  conBtrniren  wir 
tiliDailiiuhe  Punkte  S\  unter  Benutzuüg  des  nämlichen  Punktes  />„  so 
Ji^cn  wir  nach  dem  Orte  der  ächnittpuukte  der  Geraden  P^S\  und 
■V,^',.  «Iso  nach  dem  Orte  der  Punkte  P,'i.  Dinser  ist  ahbSugig  vom 
OiUs  der  Punkte  J|p  und  wir  untersiicheii  daher  zunächst  letzteren.  Wir 
p^blhen  die  Punkte  J,p  als  ScLoitto  der  Geraden  P,S,  und  iV^A,.  S, 
iit»t*ts  Pul  von  jW,  J,  in  Bezug  auf  deo  KegeUchnitt  A*.  Folglich  sind 
ÜB  Strahlen  durch  /*,  nach  den  5,  und  durch  M^  uacb  den  resp.  ^j 
Linieu  aber  den  Paaren  der  Involution  harmonischer  Pole  in  m,  in  Bezug 
«f  A*.  ÄUo  liegen  die  Schnittpunkte  dieser  resp.  Linien  auf  einem 
Kegelwhnitt  A'ip',  der  durch  /',  nnd  iW,  geht.  Er  ist  der  Ort  der  Punkte 
^,f.  M3  ist  in  Bezug  aur  ihn  Pol  der  Geraden  irig.  Er  enthSlt  die 
Pitiikte,  in  denen   A'  von  vi,  geHchuitten  wird.     (Fig.  H.) 

nach  den  Punkten  dt^s  Kegelschnittes  A'ip' 
lese  mit  den  resp.  Geraden  Jfl,A\.  so  erhal- 
rt  der  letzteren  wird  also  ans  li'ip*  mit  Hilfe 
ndem  Gesetze  ahgeleitet.  Wir  ziebeit  du.  j 
,  welcbe  Ai^,*  in  zwei  Punkten  x^,  y,  (Fig.  8) 
<n  mit  M^  seien  ^, ,  y,,  und  diesen  Geraden 
die  Geraden  x^,  i/\  entsprechen.  Dann 
Khodden  letztere  den  Strahl  i,  in  awei  Punkten  des  Ortes  der  P. 
Dnhea  wir  t,  um  3f,  und  bestimmen  wir  die  Strahlcnpanre  X,y^,  so 
hüllen  diese  eine  Involutinu  Jip,  für  welcbe  m^,  m^  die  Doppelstrahlen 
ibd.  Uebeftragen  wir  diese  Involution  auf  den  Kegelschnitt  Kt^,  so 
I     iit  ir,  ihr  Pol.     Nun    ist  aber  m^ni^  ein  Paar  der  Involntian  J,  nnd  da 

Iden  Kegelschnitt  K\/  in  Jlf,  berührt,  so  liegt  der  Pol  von  J,  in  Be- 
[  auf  A'ip*  in  m,.  Wenn  wir  also  zu  i,//,  die  entsprechenden  x\y\ 
3,  bestimroi-n  nnd  ihre  zweiten  Schnittpunkte  mit  A',p*  durch  x\  resp. 
Wetcbaea,  so  müssen  sich  j",^',  und  y,  t;',  tm  Pole  J,  der  Involution 
all»  in  einem  Punkte  auf  ni,  schneiden.  Daraus  folgt  aber,  dass 
|f',  auf  einer  Geraden  durch  M^  liegen.  Also  sind  aucb  die  Strahlen 
I  «|,  /,  ein  Paar  der  luvolntion  J\p  und  es  ist  jeder  Geraden  x^  durch 
•V,  ein  Paar  der  Involution  J,p  zugeordnet.  Ziehen  wir  dagegen  eine 
beliebige  Gerade  .1',  durch  Jlf,,  so  correspondirt  ihr  in /,  ein  Strahl  :r,|. 
Dieter  trifft  A'jp*  —  ausser  iu  üf,  —  noch  in  einem  zweiten  Punkte  — 
'1  — ,  dnrcb  den  ein  Strahl  a,  geht.  Also  correspondirt  einem  Strahle 
I    «',  durch  Jlf,  our  ein  Strahl  -r,  durch  M", . 

^^^  Zwei  Büschel    nnn,    welche  in  der  bemerkten  Weise  ein -zweideutig 
^BBOUldfir  bezogen  sind,  erzeugen  bekanntlich  eine  Curve  dritter  Ordnung    1 


Ziehen    wir  n 

un 

aus  if. 

Gend 

nnd  sehn 

idf* 

n  wir  d 

IFD     »1 

r  Punkte  P 

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d«  In 

rolution  J^ 

nach  folget 

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rade  .r„. 

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in    der    Iu 

nd^ 

vol 

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tion  ./, 

24         Die  Cnrven  vierter  Ordn.  mit  drei  dopp.  Inflexionsknoten. 

—  €%':?  — ,  für  welche  JKf^  ein  Doppelpunkt  und  IS^  ein  einfacher  Pnnkt 
ist.  Die  Tangenten  in  M^  and  IS^  an  C\'^  sind  die  resp.  correspon- 
direnden  zum  Verbindungsstrahle  der  Scheitel  üf^,  IS^.  Fassen  wir  diesen 
Strahl  als  einen  solchen  des  Bäschels  um  M^  auf,  so  decken  sich  in 
unserem  Falle  seine  beiden  entsprechenden  Strahlen  in  der  Greraden  m^. 
Also  fallen  die  Tangenten  in  M^  an  Ci't?  susammen,  d.  h.  M^  ist  Spitze 
für  diese  Curve  dritter  Ordnung.  Grehöre  aber  M^^M^  dem  Büschel  um 
M^  an,  so  correspondirt  diesem  Strahle  im  Büschel  um  M^  die  Gerade 
M^P^,  Also  tangirt  diese  Ci'2'  in  M^.  Suchen  wir  ihren  dritten  Schnitt* 
punkt  mit  Cr  2',  so  bemerken  wir,  dass  J^^^i  ^^°  Kegelschnitt  A'ip^  be- 
rührt. Also  muss  auch  der  erw&hnte  dritte  Punkt  in  M^  liegen.  Daraus 
folgt,  dass  ü^f/s  eine  Inflexionstangente  in  M^  an  C\'2^  ist. 

Weiter  erwähnen  wir,  dass  x\y\  durch  m^m^  harmonisch  getrennt 
wird,  und  schliessen  daraus,  dass  auch  die  Punkte  von  Cy2^^  welche  in 
diesen  Geraden  liegen,  durch  M^  resp.  m,  harmonisch  getrennt  werden. 
Verallgemeinern  wir  diese  Bemerkung,  so  folgt,  dass  C\'i^  zu  sich  selbst 
centrisch •  involutorisch  liegt  in  einer  Involution,  deren  Centrum  M^  und 
deren  Axe  m,  ist.  m^  trifft  die  Curve  C\»i^  in  denselben  Punkten  wie  die 
Inflexionstangenten  t\,  t|*  in  M^  an  CK  K\^  schneidet  Cy^?  in  den  Punk- 
ten ,  in  welchen  die  Doppelstrahlen  der  Involution  Jj  diesen  Kegelschnitt 
treffen. 

Wenn  wir  jetzt   in  analoger  Weise  wie  oben    P^  mit  S\  —  dem 

Schnittpunkte  der  Tangente  a\  und  m,  —  verbinden  und  Pt^\  mit  M^A\ 
zum  Schnitte  bringen,  so  erhalten  wir  einen  Punkt  Ps'^*  Der  Ort  dieses 
Punktes  ist  eine  Curve  dritter  Ordnung  —  Cyj*  — ,  für  welche  Afg  eine 
Spitze  ist.  m,  ist  Tangente  in  dieser  Spitze,  und  in  M^  ist  eine  In- 
flexionsstelle  mit  ^^^t  ^^^  Tangente.  Analoges  gilt  für  die  Punkte  P 
auf  174  und  m^.  Sei  daher  mit  Px  ein  Punkt  auf  m,  bezeichnet  und 
nehme  x  die  Werthe  1,  2,  3  in  der  Weise  an,  dass  (r=l  die  Werthe 
y  3=5  2  oder  y  =  3  correspondiren  u.  s.  f. ,  so  schliessen  wir  allgemein : 

Ist  Pg  ein  Punkt  auf  m^  und  schneidet  die  Tangente  a\ 
in  A\  an  C^  die  Gerade  m,  in  S'^^  so  treffen  sich  die  Linien 
PgS'y  und  MyA\  in  Punkten  einer  Curve  dritter  Ordnung  C^^x*. 
Dieselbe  hat  in  M^  eine  Spitze  mit  derTangente  m«.  Sie  be- 
sitzt in  M^  eine  Inflexionsstelle  und  wird  in  dieser  von 
PxM^  berührt. 

14.  Büschel  der  Curvea  C\ 

Wir  wollen  jetzt  die  Gesammtheit   der  Curven  dritter  Ordnung  zu 
überblicken  suchen,  welche  nach  dem  obigen  Satze  hervorgebracht  werden 
köanen,  and  betrachten  zuerst  die  Curven,  welche  den  Punkten  P^  auf 
^  in  Bezug  auf  Af^  zugeordnet  sind,  d.h.  die  Cuiv^n  Cv!?. 


/*,  Jie  Gi^rode  »i,  durclilnnren.  so  gpbStt  gn  jeder  Lage 
in  Be»Bg  auf  Ä*  ein  Kegelschnitt  Ä|p»,  Alle  diese  Kegel- 
'rden  in  JV,  vod  m^  berfUirt,  BclinetJeii  sich  in  m,  mit  A* 
und  fialn'u  .W^m,  xu  Pol  oud  Polare.  Sie  sind  an  einander  ceulriscb- 
ulliour  in  einer  CnlliueMion  ,  doreo  Oentrnm  J}/,  und  deren  Axe  m^  ist. 
&g|  jedem  dinser  Kegelscbtiitte  A'ip'  leileo  wir  iDit  Hilfe  von  J,  eine 
Cntre  tVi*  ab.  Alle  diese  Curven  liaben  dieselbe  Spitze  M,  mit  der 
Tiogfute  la^  nnd  dieselbe  lafiexionsstelle  M^,  Sie  sind  su  einander 
UDlriich-collinear  mit  lUj  rU  Centrtini,  m,  als  Axe  nnd  echnpiden  Eich 
—  »ower  in  M,  .V,  —  noch  in  den  Punkten,  in  welchen  die  Inflexions- 
UngCDten  in  M,  an  C*  die  Gerade  m,  treffen. 

Dureb  jeden   Punkt  ,V  der  Ebene  gebt  eine  Cnrve  Ci-j'.     Wir  erlial- 

l«n  lie,  indem  wir  hut  SI,.V  einen  Punkt  //',  der  ('*  nnd  seine  Tangente 

a',  btitimmen.     Letzlere  trifft  "i,   in  S'^ .     S\  X  aber  schneidet  m,  in   />, 

■od  IQ  Pf  gehört  eine  Curve  Cyj'.    Wir  schliessen  daraus,  dass  die  his 

j««t  abgeleiteten  Cnrvon  dritter  Ordnnng  einBiischel  —  Bn^  — 

bilden.     Lnsaen  wir  an  Stelle  eines  Kegelschnittes  A'*  den  Kegelschnitt 

i"  treten,    welcher  A'  in  zwei  Pnnkten  von  m,  berübrl,    so  führt  nne 

dmfllbe  zu  den  nHinlichcn  Kegelscbuitten  k'\p'  wie  A'*;  denn  die  Kegel- 

Khoille  A'ip'  hängen  nnr  von  Jf/,,  P,  und  der  Involution  J|£  ab,  welche 

für  A*  und  A'**   dieselbe  ist.     Bestimmen  wir  dann  aus  diesen  A'ip'  mit 

üilfe  von  J'    die  Curven  ^Vi^   so   müssen    sie    mit   den    oben  aus  A'^p* 

IM     ui  J,  coustruirlen  zusammenlallen;  denn  nach  ihrer  UeSnition  eind  sie 

^^M  von  (-^  abhängig.     Aus    demselben  Grunde  erhallen  wir  auch  keina 

^^Bnan  Curven  Cyi",  wenn  wir  von  irgend  einem  der  Kegelschnitte  K* 

^^Hr  K"   ausgeben ,    welche    6'*   in    den    Funkton    eines    Quadrupels    ba- 

^^B  Id    analoger  Weise   küi 

^Hpcr  Ordnung  ableiten.     Nach  der 

I      n  die  Büschel  Bxi",  B,'i»,  B,',^  Bis»,  Bj'a».    Cnrven  der  Büschel,  welche 

denwlben  uugestrichenen  unteren  Iudex  haben,  gehören  zu  Punkten 

Piat  der  Linie  m,  welche  den  gleichen  Index  bat.    Curven  der  Büschel, 

die  denselben    gestrichenen    nnleren    Index   haben,    sind    Punkten  5' 

nät  demaelben  Index  zugeordnet. 

Wir  werden  diese  Cnrven  6'^  benutzen,  v 

dii  Tanganteti  zu  finden,  welche  Bich  ans  eii 

f    Itgen    lassen.     Dabei    bemerken    wir,    dnee 

»*,'  stete    ein  Kreis  ist.     Also    werden    wir 

Juigeo  Cnrven   f    verwenden,    welche  sich  i 

HichDcn  lassen. 

Zvm  Schlösse  dieser  Gedankenreihe  etwHhnen  wir,  dasa  die  bes^ro* 

*^oB  Cnrven   dritter  Oräaaag  degenerJrte  Formen  vou  Cat^eo  V\fct\»t 

Ordntag  sind,    wflebo  sich  iti   folgeader  Weise  etgeVien.     Sw   P   «v'»  ^- 


'   fünf  weitere   Büschel   von    Curven 
:  eingeführten  Bezeichnnngsweise  si 


n  es  sich  darum  handelt, 
I  Punkte  S',  auf  m,  an 
nter  den  Kegelschnitten 
r  Constmction  stets  die- 
den  erwähnten  Kreisen 


26  Die  Corveu  vierter  Ordnang  etc.     Von   Dr.  C.  Brtel. 

liebiger  Punkt  der  Ebene,  so  ziehen  wir  dnrch  ihn  eine  beliebige  Ge- 
rade Xj  welche  m^  in  S\  schneide.  Dann  gehen  von  S\  aus  sechs  Tan- 
genten an  C\  deren  Berührangspunkte  auf  drei  Geraden  x^  durch  M^ 
liegen.  Es  werden  also  auf  diese  Weise  jeder  Geraden  x  durch  P  drei 
Gerade  a\  durch  äf^  zugeordnet;  dagegen  correspondirt  jeder  Geraden  x^ 
nur  eine  Gerade  x\  denn  x^  schneidet  C^  in  zwei  Punkten,  deren  Tan- 
genten sich  ip  S\  auf  m^  treffen.  S\  P  aber  ist  der  Strahl .  der  x^  ent- 
spricht. Es  folgt  mithin ,  dass  das  Büschel  der  x  zu  dem  der  x^  in  einer 
ein-dreideutigen  Projectivität  steht.  Zwei  solche  Büschel  erzeugen  be- 
kanntlich eine  Curve  vierter  Ordnung  —  C,'*.  Für  dieselbe  ist  P  ein 
einfacher  und  M^  ein  dreifacher  Punkt.  Auf  den  Geraden  PM^  und  PM^ 
fallen  in  M^  resp.  M^  je  drei  Punkte  von  C\'^  zusammen.  Also  ist  PM^ 
Inflexionstangente  in  M^  an  Cy^  und  PM^  in  M^. 

Liegt  nun  P  in  m^,  so  enthftlt  diese  Gerade  fünf  Punkte  an  Cy\ 
nämlich  den  dreifachen  Punkt  M^  und  die  Punkte  M^  und  A  Also  ist 
Wg  ein  Theil  der  Curve  6V*t  welche  zu  P  gehört,  und  der  Rest  ist  eine 
Curve  von  der  Art  der  Curven  C\'^.  Ist  /^  in  M^  gelegen,  so  degenerirt 
die  zu  P  gehörende  Curve  in  die  Gerade  Wj  und  eine  Curve  Cy^  u.  8.  f. 

Die  Curven  C\'^  sind  stets  reell,  wenn  P  reell  ist;  dagegen  werden 
die  Curven  Cy^  und  Cy^  imaginär,  wenn  M^M^  imaginär  sind.  Sie  enthal- 
ten dann  nur  als  reelle  Punkte:  If^  und  die  Schnittpunkte  von  m^  mit 
tjfj*.  Gleichwohl  sind  sie  nach  dem  Vorhergehenden  definirt  und  be- 
stimmt. 

Analoge  Betrachtungen  führen  uns  zu  Curven  ^S  Cy^.  Ihre  de- 
generirten  Formen  sind  Cj'i',  C^^  und  Cs'i',  C-^'^  und  je  eine  der  Ge- 
raden m. 


(Soblnu  folgt) 


II. 

üeber  die  Integration  linearer,  nicht  homogener 

DifTerentialgleichnngen. 

Von 

WoLD.  Heymann 

iu  Plauen  i  V. 


Torbemerkangen. 

Die  vorliegende  Abhaadlang  beschäftigt  sich  damit,  für  GleichuDgen 
▼OD  der  Form 

in  welcher  X^  bis  X^  ganze  FuDctiooen  von  x  sind,  das  Supplement- 
integral  ohne  die  Kenntniss  der  partikulären  Integrale  der  reducirten 
Gleichung  herzuleiten.  Unter  dem  Supplement-  oder  Ergänzungsintegral 
üoer  linearen ,  nicht  homogenen  Differentialgleichung  verstehen  wir  die- 
jenige einfachste  Function,  die  dem  Integral  der  reducirten  Gleichung 
tdditiy  beizugehen  ist,  damit  das  Integral  der  nicht  reducirten  Gleichung 
entsteht.  Das  Supplementintegral  ist  daher  ein  von  willkürlichen  Con- 
ittDten  freies  partikuläres  Integral  der  nicht  homogenen  Gleichung. 

Wenn    in   Gleichung    1)   die   Indices   der  Functionen   zugleich   den 
Grad  angeben  und  X  eine  Function  |u^^"  Grades  bedeutet,  so  ist 

2)  S  =  «0  +  «1  ^  +  a«  «*+•••  +  «/•  ^'* 

du  Supplementintegral.  Denn  man  erkennt  leicht,  dass  sich  die  Coeffi- 
eienten  o  im  Allgemeinen  so  bestimmen  lassen,  dass  £  der  Gleichung 
Partikulär  gentigt.  Natürlich  lässt  sich  das  Supplementintegral  nicht 
iminer  in  so  einfacher  Weise  ableiten;  doch  werden  die  späteren  Unter- 
rachnngen  zeigen,  dass  man  fast  ausnahmslos  für  alle  linearen  Differen- 
tialgleichungen, die  in  der  reducirten  Form  integrirt  werden  können,  das 
Supplement  finden  kann  —  und  zwar  nach  einem  Verfahren,  welches 
der  im  bestimmten  Falle  vorgelegten  Differentialgleichung  in  einer  Weise 
Aogepasst  ist,  wie  es  die  Lagrange'sche  Methode  der  Variation  der 
Coosttnten  ihrer  Allgemeinheit  wegen  nie  sein  kann. 

Wollte  man  das  Supplement  einer  Differentialgleichung,  deren  rechte 
Seite  eine   ganze  Function   ist,   z.  B.   das   der  DiffeTenl\a\^\^\^WTi^  ^«t 


28     Ueb.  die  Integrat.  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleichangen. 

by pergeometrischen  Functionen  n*^  Ordnung  nach  der  Lagrange*8cben 
Methode  aufstellen ,  so  würde  eine  sehr  complicirte  Determinantenverbin- 
dung, gebildet  aus  bestimmten  Integralen,  entstehen;  andererseits  würde 
man,  wie  bei  Gleichung  1),  als  Supplement 

t  =  cio  +  ctiX  +  a^x^+,.. 

erhalten.  Durch  Vergleichung  der  Resultate  würde  man  sonach  zu  merk- 
würdigen Integralbeziehuugen  gelangen,  deren  Existenz  schwerlich  auf 
anderem  Wege  erkannt  und  bewiesen  werden  dürfte.  —  Die  Herleitnng 
des  Supplementintegrals  für  eine  nicht  homogene  Differentialgleichung 
kann  selbstverständlich  nicht  im  Allgemeinen  gezeigt  werden,  sondern 
man  hat  sich  immer  an  specielle  Fälle  zu  halten  und  gewisse  Gruppen 
von  Gleichungen  zu  untersuchen.  Nicht  selten  gelingt  es,  die  Methode, 
welche  bei  Integration  der  reducirten  Gleichung  in  Anwendung  kommt, 
so  zu  modificiren  oder  zu  erweitern,  dass  ein  Integral  für  die  complete 
Gleichung  gewonnen  wird. 

Die  Abhandlung  zerfällt  in  drei  Theile.     Sie  behandelt 
I.  Supplementintegrale  linearer,  nicht  homogener  Differentialgleich. 

ungen,  deren  zweiter  Theil  eine  ganze  Function  ist; 
II.  Supplementintegrale  linearer,  nicht  homogener  Differentialgleich- 
ungen, deren  zweiter  Theil  eine  beliebige  Function  ist; 
III.  Supplementintegrale  linearer,    nicht  homogener  simultaner  Diffe* 
rentialgleichungen. 


§  1.  Supplementintegral  von 
worin 

Wir  setzen  voraus,  dass  der  Grad  einer  jeden  Function  durch  ihren 
Index  angegeben  ist,  und  führen  nun  auf  der  linken  Seite  als  Ergän- 
zungsintegral die  ganze  Function* 


*  Da  (jE&  +  l)  Potenzen  zu  identificiren  sind,  so  müssen  im  Ergänzungsintegral 
(^  +  1)  verfügbare  Coefificienten  vorkommen;  J  muss  also  mindestens  vom  f**" 
Grade  sein.  — Dass  diese  Function  nicht  von  höherem  Grade  zu  sein  braucht,  ist 
unmittelbar  klar.  Denn  wäre  sie  vom  (/i  +  l)^'°  Grade,  so  würde  sich  der  Grad 
auf  der  linken  Seite  im  Allgemeinen  auch  bis  zum  (/ti  -f  1)**"  erheben     Nun  hätte 

man  aber  zuerst  den  Coefßcienten  von  x^"^^  zum  Verschwinden  zu  bringen,  und 
da  dieser  proportional  dem  CoeilGcienten  ck/i  -|- 1  in 

t=  ffo  +  «1  ^  +  •  • .  +  «A«  ^  +  "^  +  *  ^^  * 
MB  mnisB,  so  ist  o^^-isO,  falls  nicht  unter  den  Coefficienten  der  vorgelegten 
Qbiaämig  ßeaehuogen  etattßikden^  was  nicht  vorau8ge6eiit  ^ordfin  «olL 


Von  WoLD.  Hbtmann.  4f9 


*  -^  .^  -^  .^  ^^  ^ 


ein.    Da  voraasgesetztermasfien 

ist,  80  entsteht  dnrch  Gleichsetzuug  der  Coefficienten  gleicher  Potenzen 
▼OD  X  folgendes  Gleichnngssystem  zur  BerechLung  der  Zahlen  0^  ^^^  ^a«' 


«^«^      %  +«^0*  «1  +...+«/o""^         ««-1         +«^0"         ««  =^0' 

Die  7  enthalten  nnr  linear  die  Coefficienten  der  Functionen  X^  bis 
^0  Qod  gewisse  aas  den  Zahlen  n  und  fi  gebildete  Facnltätenverbin- 
^nngeo.  Das  Gleichnngssystem  soll  zeigen,  in  welcher  Weise  die  o 
untereinander  verbanden  sind:  In  die  Gleichungen  tritt  der  Reihe  nach 
immer  eine  Unbekannte  mehr  ein,  so  dass  die  Auflösung  besonders  ein- 
^wh  wird.  Von  der  (n  +  1)*'^»  Gleichung  bis  zur  (|»+1)'«"  (letzten  Gleich- 
zog) finden  sich  im  Allgemeinen  in  jeder  Gleichung  (n  +  1)  Unbekannte, 
io  den  vorhergehenden  aber  weniger.  Bei  der  Auflösung  des  Systems 
können  besondere  Fälle  eintreten. 

Verschwindet  nämlich  einer  der  Coefficienten  von  a  in  der  ersten 
Vertictlreihe,  etwa  /a*,  so  lässt  sich  a^  aus  der  k^^^  Gleichung"^  nicht 
^mmen  und  diese  Gleichung  ist  überhaupt  nicht  zu  befriedigen,  da 
H  ^^  ftk+i  als  bestimmt  gelten. 

In  diesem  Falle  bleibt  a^  unbestimmt,  und  es  ist  einleuchtend,  dass 
der  redncirten  Dififerentialgleichung  eine  ganze  Function  A^*^"  Grades  par- 
tiknllr  genügen  muss.     Denn  stellt  man  die  Forderung,  es  soll 

tto  partikuläres  Integral  der  gegebenen  Gleichung  (ohne  zweiten  Theil) 
win,  so  wird  man  bei  Bestimmung  der  /?  ofi'enbar  auf  ein  Gleichungs- 
•Jitem  von  der  Form 


*  Wir  bezeichnen  von   dieser  Stelle  ab  die  Gleichungen  nach  dem  Index, 
vsieben  das  Ä  der  rechten  Seite  trägt 


3^)1^  Ueb.  die  Integrat.  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleichungen. 

Jt*      ßk  =0. 

JkZ\  ßk—i+Jk-^ißk  =0, 

Jk~2ßk^2  +  *^k^2  ßk-X  -k-^fk^tßk  =0, 


geführt,   in   welchem   die  J  dieeelbe  Bedeutung  haben   wie   vorhin.     Da 
ßk^^y  60  mtiss  Jk^  =  0  sein. 

Verschwindet  noch  ein  Coefficient  von  a  in  der  ersten  Verticalreihe, 
vielleicht  c7a\  wobei  ^<Ar,  so  lässt  sich  ctk  ans  der  h}^^  Gleichung  nicht 
bestimmen.  Indessen  lässt  sich  diese  Gleichung  im  Allgemeinen  doch 
befriedigen  und  zwar  mit  Hilfe  des  früher  unbestimmt  gebliebenen  un^ 
welches  durch  die  Grössen  ciA-f  i  bis  cta+h  in  die  h^  Gleichung  linear 
eingeführt  wird.  Verschwindet  aber  der  Factor  von  oik  auch  in  der  A*^" 
Gleichung,  so  bleibt  diese  unerfüllbar,  und  der  reducirten  DifferenUal- 
gleichung  genügt  partikulär  eine  ganze  Function  h^^^  Grades. 

Verschwindet  weiter  e7/,  f<ih^  so  lässt  sich  die  /"**  Gleichung  durch 
das  früher  unbestimmt  gelassene  cta  befriedigen,  falls  nicht  der  Factor 
von  ok  Null  wird.  Im  letzten  Falle  aber  würde  der  Differentialgleich* 
ung  ein  drittes  partikuläres  Integral  in  Form  einer  Function  /^"  Grades 
genügen.  Dieser  Vorgang  kann  sich  n-mal  wiederholen,  weil  J/,  wel- 
ches die  Gestalt  hat: 


^r'-  =  Pnr(r-l)(r-2)...(r-ii-l)+P— ir(r-l)(r-2)...(r-Fi-2)  +  .,. 

nur  für  n  Werthe  des  r  verschwinden  kann. 

In  einem  solchen  Falle  würde  die  reducirte  Gleichung  n  partikuläre 
Integrale  besitzen,   welche  sammt  und  sonders  ganze  Functionen  wären. 

Angenommen  nun,  es  lassen  sich  q  Coefficienten  okj  «a,  ...  of  nicht 
bestimmen*,  so  bleibt  nichts  Anderes  Übrig,  als  die  Integration  einer 
Gleichung 

zu  versuchen.     Dieselbe  lässt  sich  jedoch,  da  ^partikuläre  Integrale  der 
reducirten  Gleichung   bekannt  sind,   auf  die   (n  —  qy^  Ordnung  bringen 
Das  vollständige  Integral  der  Gleichung  1)  lautet  nun 


*  Die  ÜDbeetimmiheit  gewisser  GoefQcienten  a  findet  auch  in  der  Form  des 
Integrals  ihre  BestätiguDg.  Da  nämlich,  falls  ttjk  =  0,  eines  der  partikulären  Inte- 
grale, etwa  yi,  die  Gestalt 

yi  =  ft  +  fta;-f  ...  +  Aa:* 

hat,  80  lautet  das  allgemeine  Integral 

Wegen  der  Willkürlichkeit  des  C,  kann  nun  immer  vom  ersten  partikulären  In- 
tegral y,  ein  Theil  wie  C* [ß^-h ß^x -^ . , . -^ ßkX^)  abgelöst  und  in  das  Erganzungs- 
integral  «0  +  «i^+»  •  •+  ff^«'*  aufgenommen  werden,  wodurch  sich  die  Unbestimmt- 
heit erklärt 


Von  WoLD.  Hetmann.  31 

y  =  cc^^  +  a^x  +   , .  +  Otj^xf^  +  z , 

nnter  :  das  complete  Integral  der  Gleichung  2)  verstanden. 

Ein   passendes  Beispiel  zu  den  Untersachungen  dieses  Paragraphen 
liefert  die  Gleichung 

fdr  welche  sich  die  Integration  vollständig  a«sführen  lässt.  Da  dieser 
Gleichung  (/t— 1)  ganze  Functionen ,  nämlich 

genfigen,  so  tritt  hier  gerade  der  Ausnahmefall  auf,  in  welchem  das  Er- 
ginznngsintegral  keine  vollständige  Function  /n^*"  Grades  ist.  —  Denkt 
man  sich  X^  in  Factor en  aufgelöst 

Qod  setzt  der  Einfachheit  halber  2^0-1  =  0,  so  lautet  das  Integral  der 
redacirten  Gleichung 

y  =  C^  +  C,x  +  C^x^  +  ,..+C„^iX^-' 

und  das  Ergänzungsintegral 

f=a„(ar-t,)"-''(a'-*,)  +  «,('C-t,)»-'/(aj-f,)  +  ... 
...  +  o,_i(a;  — «„)»-'/(« -t»)  +  ot»x"  + c,+  ,aj"  +  '  +...  +  0^«", 


§2. 
7oll8tändigeB  Integral  von 

1)  (ai  +  h^a+c^x^y'+(a^  +  b^x)y'+aQy  =  jQ  +  ^^  —  +  A^^^+  -  +^ß  —  ' 

Es  soll  die  Rechnung,  welche  im  vorigen  Paragraphen  nur  schema- 
tiicb  angedeutet  werden  konnte,  an  diesem  Beispiel  in  extenso  ausgeführt 
werden  und  zwar  mit  Berücksichtigung  aller  Ausnahmefälle,  welche  bei 
der  Bestimmung  derCoefficienten  des  Ergänzungsintegrals  eintreten  können. 

Ans  Bequemlichkeitsrücksichten  nehmen  wir  0^  =  0,  was  immer  er- 
lAobt  ist,  sobald  nicht  vorliegt 

Oiy"+  K  +  ^^)y'+öoy  =  ^0+^1  j-j  +  •  •  •> 

▼elehe  Gleichung  nachträglich  betrachtet  wird. 
Das  Ergänzungsintegral  sei 

t  =  tfo  +  «i  J-J  +  «« 2]  ■*■•■*■"'*  iTl' 
Qod  wir  setzen  der  Kürze  halber 

^on  lauten  die  Bestimmungsgleichungen  für  die  a  folgen dermassen : 


•32     Ueb.  die  Integrat.  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleichungen. 


L   '^y*   .*>*      -•■    y^  ^\.  ^^  ,*—     .•^j^"*-"'*--.*^    *^  .    "--^    ^^»*^  *. 


Mk-l  CA-i  +  iV/i-i  CA         =  ^h-l  I 
iVA-2  «4-2  +  yh-2  «A-1  =  -'ä-2, 

a)  Sollte  /Vjt  =  0  sein ,  so  lässt  sich  atg  aus  der  k^^^  Gleichung  nicht 
bestimmen ,  und  diese  Gleichung  kann  Überhaupt  nicht  befriedigt  werden, 
da  ttß  bis  ciie^i  als  bestimmt  gelten.  Man  berechne  nun  weiter  aus  der 
{k—iy^°  bis  nullten  Gleichung  die  Ooefficienten  ajt  bis  Og.  Von  diesen 
bleibt  einer  unbestimmt. 

b)  Ist  auch  Mf,=zO^  so  lässt  sich  oa  aus  der  Gleichung  {h)  nicht 
bestimmen.  Man  führe  die  Rechnung  jetzt  folgen dermassen.  Aus  Gleich* 
ung  (Ar  —  1)  berechne  man  «a— ii  man  findet 

wobei  mk-.\  und  ttk^i  bekannte  Grössen  sind.  Aus  Gleichung  {h  +  1) 
ergiebt  sich  unter  Benutzung  aller  früheren  Gleichungen 

und  dieses  giebt,  in  die  Gleichung  (A)  eingesetzt,  in  welcher  also  ^^="0 
ist,  Folgendes:  _.    ,  ,  .        . 

Na  .  (»lA  +  l  +  »A  +  l  «ib)  =  ^A . 

Lässt  sich  hieraus  a^  bestimmen,  so  hat  die  weitere  Rechnung  keine 
Schwierigkeiten.  Es  folgen  nämlich  aus  den  Gleichungen  {h  —  t)  bis  0 
die  Ooefficienten  «a  bis  a^^  doch  bleibt  von  diesen  einer  unbestimmt. 

c)  Es  lässt  sich  ak  nicht  bestimmen,  wenn  Na  oder  ^a+i  verschwin- 
den.    Dies  letztere  hat  den  Werth 

^A-l^A-2.-.  ^A  +  1 

und  da  die  Grössen  M^^i  bis  ^/a+i  sicher  nicht  verschwinden  können, 
weil  schon  ^jt  =  0  und  Ma=^0,  so  kann  Ok  nur  dadurch  unbestimmbar 
werden,  dass  eine  der  Grössen  N^^i  bis  Na  verschwindet.  Wird  aber 
eine  dieser  Grössen  null  (und  es  kann  höchstens  eine  derselben  ver- 
■ehwinden,  wenn  nicht  etwa  a|  5=63=0),  so  kann  die  h^  Gleichung 
^^Medigt  werden.     Aus  der  (A  — 1)**^  bis  nullten  Gleichung  findet 


Von  WoLD.  Hbtmann.  33 

mn,  wie  bei  Fall  b),  die  Coefficienten  a*  bis  Oq,  von  denen  einer  un- 
bestimmt bleibt.  Ansserdem  ist  jetzt  auch,  falls  Nk^^  verschwindet,  wo 
9  eine  der  Zahlen  1  bis  k  —  h  ist,  einer  der  Coefficienten  a^  bis  ajb^g+i 
niebt  bestimmt. 

Bilden  wir  nnn  die  Integrale  der  vollständigen  Differentialgleichung. 

1.  Lassen  sich  sftmmtliche  Coefficienten  des  Ergänzungsintegrals  be- 
stimmen, so  genügt  der  Gleichung 

wobei 

X  xß 

vnd  sTj  und  y^  ^^^  partikulären  Integrale  der  reducirten  Gleichung  sind. 

2.  Treten  die  Ausnahmefälle  ein,  so  gilt  Folgendes. 

a)  Es  möge  im  Gleichungssystem  der  a  Mk  =  0  sein ; 
dun  genügt  der  reducirten  Gleichung  partikulär 

y  1  =  ft + A  Yi  +  •  •  •  +  '^^  Fl ' 

Denn  führt  man  dieses  in  die  reducirte  Gleichung  ein ,  so  entsteht 

Mk      ßk  =  0 , 

Mjt^ißk-^i  +  Nk^tß^  =0, 

üf*-2  ßk--2  +  ^t-2  ßk^\  =  0, 
Mk^q  ßk^g  +  Nk^q  /J|r-.j+l  =  0 , 
Mk        ßk       +Nk        ßk  +  i       =0, 

Mk^ißk^i+^h-ißk  =0, 

Mk~~2ßh^2  +  ^k^ißk-l       =0, 

^1      ßi      +^1      ft  =0, 

Mo      ßo       +^0      ßi  =0- 

IHsMi  System  erfordert  üf j^  »  0 ,  und   nun  ergiebt  sich  der  Reihe  nach 

ft.»  =  nk^2ßk.        ft  =  n,ßk,      ^^  unbestimmt), 
Pi  =  WiP*i 

ßk^q  =  nk^qßk  t  ßo^n^^ßky 

^obei,  wie  früher, 

— s   ^i^— l^t-2  *•-  ^k^q  ,       ^y^g 
'         Mk  -  1  Mk~~2  •  •  •  Mk^q 

Der  reducirten  Gleichung  genügt  also  partikulär 

flHwiMlII  £  UMOurnstik  tL  Fbj$ik  XXX,  f.  ^ 


34     Ueb.  die  Integral,  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleicbangen. 

Um  das  allgemeine  Integral  der  vollständigen  Gleicbung  xa  bilden, 
führe  man  in  selbige  ein 

y=:zao  +  a^  —  +  ...  +  aft  —  +  z, 

bestimme  die  er  aus  dem  früher  anfgestellten  Gleicbangssystem  ohne  Be 
rücksichtigung  der  k^^^  Gleichung,  so  dass  zurückbleibt 

(b^x  +  c^x^)  z'+  (fl^  +  6j x)  z+a^z=^  Bk y^ » 

wobei 

Die  letzte  Differentialgleichung  integrire  man  mit  Hilfe  der  Variation  der 
Constanten  unter  Beachtung,  dass 

ein  partikuläres  Integral  der  reducirten  Gleichung  ist. 
Man  findet  allgemein  aus  einer  Gleichung 

falls  2j  der  reducirten  genügt, 

b)  Es  möge  ausser  ü/^^  =  0  auch  itf^  =  0 ,  {k>h)  sein. 
Ist  dann  in  Gleichung  {h)  Nk      ^0,  -so  muss  /?ji4.i  =  0*, 
„     auch   „                       (Ä  +  1)    ^A  +  i<0,    „       „      /'a+s^O, 

ist  auch  in  Gleichung  (A  — 1)   iVjt-.i^O,    so  muss   ßu     =0  sein. 
Dagegen  ergiebt  sich  aus  Gleichung  (^~1)  bis  (0) 

Sonach  genügt  der  reducirten  Differentialgleichung  jetzt  partikalär 

Von  dieser  Stelle  ab  verläuft  die  Rechnung  wie  bei  Fall  a). 

c)  Verschwindet  endlich  Afki  ^h  ind  auch  iVi_g, 

wo  q  eine  der  Zahlen  1   bis  k  —  h  bedeutet  und  Ar>A,  so  entnehme  man 
der  (^-1)*«'^  bis  {k^q  +  iy^^  Gleichung 

ßk-l=fik-\ßky      /?|r-2  =  Wa-2/?*i      ...      ßk-q  +  l^nk^f+ißk. 

Die  (A  — ^)*«  Gleichung  verlangt»  dass  ßk^q  =  0^  und  infolge  dessen 
muss  auch  ßk^q^i  bis  ßh^i  gleich  Null  sein.  Die  h^  Gleichnng  ist  von 
selbst  erfüllt  und  nun  ergiebt  sich  aus  der  (h  —  1)**^  bis  nullten  Gleichnng 

*  Wir  bezeichDeu  die  Gleichungen  zur  Bestinimang  der  ß  nach  dem  Index 
des  M, 


Von  WoLD.  Hetmann.  36 

Sonach  genügen  jetzt  der  redncirten  Gleichung 

««+». — Tj —  +  •••+«*-•  (ÄHTyj+Äil' 

Um   das   allgemeine  Integral  der  yollstKndigen  Gleichung  aufzustel- 
len, substituire  man  in  die  vorgelegte  Differentialgleichung 

ao  bleibt  zurück 

wobei 

Da  nun  von  der  letzten  Differentialgleichung,  ohne  zweites  Glied  ge- 
dacht, zwei  partikuläre  Integrale  Z|  und  z^  bekannt  sind,  so  erledigt  sich 
die  vollständige  Integration  leicht.  Man  bildet  nach  Lagrange  und 
Abel  für  eine  Gleichung 

VOM  den  partikulären  Integralen  folgendes  complete  Integral: 

z  =  z^  \Klz^YeJ^^'^dx  +  c\+zA%lz^YeJ^*^'dx  +  C^ 
Im  vorliegenden  Falle  hat  x  den  Werth 

waa  ana  der  Identität 


*x, 


1    -/^d* 
fBr  rr  =  0  leicht  abgeleitet  wird. 


z,z,-Z2«i  =  — e 


Anmerkung  1. 

Betrachten  wir  auch  kurz  den  Fall,  bei  welchem  der  Grad  des  Er- 
gEnzaiigsintegrals  höher  angenommen  werden  darf  als  der  Grad  des 
(weiten  Theiles  der  Differentialgleichung.  Am  bequemsten  ist  es,  wenn 
wir  das  Ergänzungsintegral  wie  vorher  in  der  Form 

X  xf' 

t  =»  «o+«i  n  "*"  * "  "^  ^'^  öT 
▼oraoaietsen ,  dagegen  in  A)«  den  Grad  durch  Nullsetzen  von  Aß  bis  jik-\-i 
nf  den  Ar**"  herabbringen  (^^fi);  denn  dann  können  wir  den  jetzigen 
Fall  ab  Specialfall  des  früheren  auffassen.  Da  jetzt  nothwendig  ^fi  =  0 
arin  mnM|  so  genügt  der  reducirten  Differentialgleichung  partikulär  eine 
ganze  Function  fi**°  Grades 


36     Deb.  die  Integral,  linearer,  nicht  bomog.  Differentialgleicbangen. 

y  1  =  ft + A  Ti  +  •  •  +  /5/[i  -7 
±  •  f»« 

und  umgekehrt:  Nur  dann,  wenn  der  reducirten  Oleicbung  eine  ganse 
Function  genügt,  deren  Orad  höher  ist,  als  der  Orad  des  zweiten  Tbeiles 
der  Gleichung,  hat  es  Sinn,  für  das  Ergänzungsintegral  eine  ganze  Func- 
tion anzunehmen,  deren  Grad  höher  ist,  als  der  zweite  Theil  der  Gleich- 
ung, nämlich  so  hoch,  als  der  Orad  des  partikulären  Integrals  der  redu- 
cirten Gleichung. 

a)  Man  überzeugt  sich  nun  leicht,  dass  die  Annahme  des  fi^^  Gra- 
des statt  des  Ar^®°  Grades  im  Ergänzungsintegral  im  Allgemeinen  keinen 
Vortheil  gewährt  Wird  das  complete  Integral  aufgestellt ,  so  zeigt  sich, 
dass  der  überflüssige  Theil  des  Ergänzungsintegrals 

"*+'(*  +  !)!  ■'■•••"♦""''jü 
von  dem  partikulären  Integral  y^  verschluckt  wird.* 

b)  Ist  jedoch  ausser  A/^  =  0  auch  Afj^=0,  so  ist  es  vortheilhaft ,  i 
vom  ft***^  Grade  anzunehmen.  Denn  da  wegen  Afjt  =  0  die  k^^  Gleichung 
nicht  mit  Hilfe  von  ak  befriedigt  werden  kann,  so  findet  hierzu  der  ooeh 
unbestimmte  Coefficient  o^  Verwendung.  Stellt  man  das  complete  Inte- 
gral der  Differentialgleichung  auf,  so  erscheint  auch  kein  Theil  des  Er- 
gänzungsintegrals als  überflüssig,  weil  das  partikuläre  Integral  y^  sich 
jetzt  auf  den  k^^*^  Grad  zusammengezogen  hat  und  keinen  Theil  des  Er> 
gänzungsintegrals  in  sich  aufnehmen  kann. 

c)  Wird  die  Bestimmung  von  a^  im  Falle  b)  dadurch  illusorisch, 
dass  der  Factor  von  a^  in  der  k^^  Gleichung  verschwindet,  so  genügt 
der  reducirten  Differentialgleichung  ausser  einer  Function  fi**"  Grades 
auch  eine  A^*°  Grades,  und  es  ist  [wie  bei  Fall  a)]  nur  nöthig,  das  Er- 
gänzungsintegral vom  A^°  Grade  vorauszusetzen. 

Anmerkung  2. 
Wir  haben  im  Anfang  unserer  Betrachtungen  den  Fall 

«2^"+  K  +  ^*)y  +  <»oy  =  ^0  +  ^1  j-j  + . . .  +  ^^  -y 
ausgeschlossen.     Führt  man  in  diese  Differentialgleichung  für  y 

X  Xr 

J:=ao  +  aijy  +  -..  +  «^^ 
ein,  so  bestimmen  sich  die  a  aus  folgendem  Gleichnngssystem : 
*  Man  beachte  nur,  dass  nach  der  früheren  Bezeichmmg 

mjt  I  1  bie  m/u  verschwinden, 
Oft  und  ßft  willkürlich  sind. 


Von  WoLD.  Hetmann.  37 


K  +  M  «l  +«!««  +Ö2«S  =^1» 

Hier  lumn  nnr  der  Ausnahmefall  in  Betracht  kommen,  wo 

a^  +  b^k^O. 

Dann  ist  es  nicht  möglich ,  die  k^^  Gleichung  mittels  des  Coefficienten  a^ 
xvL  befriedigen,  und  die  redncirte  Differentialgleichung  besitat  das  parti- 
kuläre Integral  ^ 

Der  Tollständigen  Gleichung  genügt  nun 
vobei  im  Ausnahmefalle  z  aus  der  Gleichung 

«2«"+  K  +  ^^)  ^'+  «0*  =  ^*  ^1 

uiter  Benutzung  der   bekannten   partikulären  Lösung  zu   berechnen  ist. 
Bk  hat  folgenden  Werth: 

^t  =  ^A  —  {öiat+i  +  a2«f*+2|' 

§3. 
Volhtändiges  Integral  von 

J)  fl,(a  +  6x)"y")  +  fl»-i(a  +  fea:)— *y<'-^)  + . . .  +  a^(a  +  bx)y+aQy  =  A>, 

^/t*  = -^0  + ^1  J]+ ^2  25  +  •  •  •  +  ^/^~' 

!•  Schliessen  wir  zuerst  den  Fall,  in  welchem  6  =  0  ist,  aus,  so 
ISiWt  sich  diese  Differentialgleichung  dadurch,  dass  man  für  a-^-bx  eine 
Deae   Variabele,  etwa  wieder  x  setzt,  auf  die  einfachere  Form 

bringen ,  wobei  A)»  wiederum  die  frühere  Form  hat. 
Sei  « 

das  firgXnznngsintegral  und  q>  eine  Function  von  folgender  Beschaffenheit: 
dmon  bestimmen  sich  die  a  aus  folgenden  Gleichungen; 


38     Ueb.  die  Integral,  linearer,  nicht  bomog.  Differentialgleichungen. 


•    •    • 


Das  allgemeine  Integral  der  vollständigen  Gleichung  lautet 

wobei  X]  bis  An  die  Wurzeln  der  Gleichung  n^®°  Grades 

sind.* 

Auch  hier  können  sich  bei  Bestimmung  der  o  Ausnahmefalle  ereignen. 

a)  Es  verschwinde  der  Factor  von  orjbt  es  sei  also  g>(Ar)=3  0.  Dann 
wird  eine  der  Wurzeln  der  Gleichung  9>(A)  =  0,  etwa  die  Wurzel  A^, 
gleich  der  ganzen  positiven  Zahl  ^,  und  sonach  genügt  der  reducirten 
Differentialgleichung  partikulttr  die  Potenz  ^^=0:*.  In  dem  Ergänznngs- 
integral  wird  hingegen  der  Coefficient  oj^  von  (T^  unendlich  gross.  Durch 
eine  Grenzbetrachtung  lässt  sich  nun  zeigen,  dass  in  i  an  Stelle  von  x^ 
der  Ausdruck  x^lx  zu  treten  hat. 

Sei  im  Augenblicke  Ik  noch  von  k  verschieden,  Ajbs/r  +  ^i  nnd  man 
greife  aus  dem  vollständigen  Integral  der  Differentialgleichung  die  in 
Frage  kommenden  Glieder,  nämlich 

CkX^k  +  ak^^T, 

heraus.     Nun  ist 

oder  weil  9>(Aj^)  =  0,  so  ist 

«fc  =  — 


«p(M-|jv"a*)+...[ 


Bei  Veränderung  der  Constanten  Ck  kann  man  aber  schreiben 


T^C\x^'^^  + 


oder  fttr  6=0 


^iJ9>'W-|ig>"U0  +  ...j 


r=  C'it  «*  +  a\  —  /* ,    wobei   a'k  =  -r 


AI       '  "      <p\k) 

Verschwinden   noch   andere  Factoren,   etwa  die  von   «a,  Uky  .••  09«    so 
tritt  im  Ergänznngsintegral  an  Stelle  von 

der  Ausdruck 


*  Eine  gleiche  Bebandlungsweise  ist  anzuwenden,  wenn  der  zweite  Thett  dir 
(ifJeiobang  aUgemeiner  die  Form  Z|t=:iloa;*o-|- A|«yi+...  hat.    Das  Et^Ummr 
^^^grmJ  lautet  dement&precheBd  (=  a^o^o -f  ai»n  -v*.* . 


Von  WoLD.  Hgyhann. 


39 


»— '  ^»     .y    -^  •, 


Uebrigens  kanu  dieser  Fall  höchstens  n-mal  eintreten,  weil  die  vor- 
gelegte Differentialgleichung  n**'  Ordnung  nur  n  von  einander  wesentlich 
verschiedene  partikuläre  Integrale  besitzt,  oder  auch  weil  g>{l)  nur  für 
n  Werthe  von  k  verschwinden  kann.  Die  Gleichung,  in  welcher  dies 
stattfindet,  ist 

and  ihr  TolIstSndiges  Integral 


)  +(«'o  +  «'if!  +  -  •  +  '''->(^!)'^ 


k.n 


+  "»^+""+^(7+1)! 


+    ..  +  afA  — 


'        (fA>«). 


b)  Die  Bestimmung  von  au  im  Falle  a)  ist  unmöglich,  wenn  (p'(k)=^Oj 
d.  h.  wenn  q){k)  eine  mehrfache  Wurzel  besitzt.     Wir  beginnen  mit  dem 
Falle  einer  Doppelwurzel ;  die  gleichen  Wurzeln  mögen  Xk  und  kk+i  sein. 
So  lange  diese  noch  von  Ar  verschieden  sind,  lautet  das  vollständige  In- 
tegral bekanntlich 

y=^CiX^^+C^x^  +  ...  +  x^k(Ck+Ck^ilx)  +  ...  +  CnX^+i, 

unter  i  eine  reine  ganze  Function  fi'®"  Grades  verstanden. 

Dm  nun  den  Fall  kk  =  kk^i  =  k  zu  erledigen,  setze  man,  wie  früher, 
lu^=k'^'5  und  greife  aus  dem  vollständigen  Integral  die  Glieder  heraus, 
welche  alterirt  werden.     Man  erhält 

oder  weil 

(p{k)^q>  {kk  —  i)  =  <P  (Aik)  —  j-j  <p\kk)  +  2^  g>'Xkk)  —  ^  g>'"{kk)  +  . . . 
und 

so   ist 


r=a.+'k+..,.[V]J  + 


A 


ö«J^^)_650iL)  +  ... 


AT 


2!  3! 

oder,  bei  Veränderung  der  Constanten  und  für  d=0, 


T  = 


a:^-lj 


.T 


*+'jc'»  +  c'*+,^  + 


Ak 


•''-n«! 


2! 


«jf"!**)  _  ^  g>"(^t)  , 


■<*  ra."— n 
ÄTL~d~J 


31 


t=o 


oder 


(p"(Ä)    k\ 


40     Ueb.  die  Integral,  linearer,  nicht  homog.  DifiFerentialgleiehnngen. 

Wie  man  sich  zn  verhalten  bat,  wenn  die  Gleiehnng  tp{l)  =  0  i 
vielfache  Wnrzel  besitzt,  ist  jetzt  unmittelbar  klar.  Besitzt  sie  eti 
gleiche  Wurzeln  und  sind  diese  gleich  der  ganzen  positiven  Zahl  k 

so  lantet  das  vollst&ndige  Integral  der  Differentialgleichnng 
y=:C,x^^  +  C^x^  +  ...+x^(Ci+Ck^ilx+Ck^2nx+...+  Ck^s^i^'^x) 

X  05*  35*  +  *  X^ 

wobei  jedoch  a\  den  besondem  Werth 

hat.  '^'*' 

2.  Ist  in  der  Gleichung  1)  6  =  0,  so  schreibe  man  ax  für  x^  i 
liegt  vor 

Die  Coefficienten  des  Ergänzungsintegrals 

X  a^ 

bestimmen  sich  aus  folgendem  Gleichungssystem: 

aQOß^i  +  a^ati  =:Jf^_^^ 


Das  vollstftndige  Integral  der  Differentialgleichung  lautet 

unter  X^  bis  A„  die  Wurzeln  der  Gleichung 

o«i"+a«-i^"->  +  ...  +  «i^  +  «o  =  ^ 
verstanden.* 

Die  Coefficienten  a  lassen  sich  nicht  bestimmen ,   falls  a^  c:  0 , 

Oq  ^  flj  =  0,   oder  a^  =  a|  saa^  =  0   etc.     Verschwinden   etwa  sämmt 

Factoren  von  Oq  bis  a^— i,  so  setze  man 

dann  geht  die  Gleichung 


V 


*  Eine  ähnliche  BehandlungsweiBe  gestattet  die  Differentialgleichung,  - 
ihr  zweiter  Theil  die  Form  ^ef'o'+ Ae^t'+...  hat.  Das  Erg&nzunguni 
lautet  dementsprechend  f  =  «o«*«'  +  «i  e»i  *  + . . . . 


Von  WoLD.  Heymann.  41 

über  m 

fl, ,(«-?)  +  a^^iri^'^-9-i)  +  . . .  +  «^+1 V+  09V  =  ^ß^ 

nnd  dieser  letzten  genügt 

1  I  fAl 

lotegrirt  man  jetzt  p-mal  hinter  einander,  so  entsteht 

Dieses  ist  das  vollständige  Integral  der  vorgelegten  Differentialgleichung 
(^  den  erwähnten  Ausnahmefall.  Es  sei  noch  hemerkt,  dass  sich  die 
ioDahme  eines  Supplementintegrals  in  Form  einer  ganzen  Function  für 
die  linearen  Differentialgleichungen  mit  constanten  Coefficienten  bereits 
in  fnnzösbchen  Lehrbüchern  vorfindet.  Eine  Discussion  des  Integrals 
m'rd  aber  daselbst  nicht  gegeben;  auch  sind  meines  Wissens  andere 
Oleichnogen  in  dieser  Weise  nicht  behandelt  worden.  Man  vergleiche 
Hoigno,  LcQons  de  Calcul  Diff^rentiel  et  de  Calcul  Integral.  Paris  1844. 
T.  2  p.  626;  —  Sturm,  Cours  d^Analyse  de  T^cule  Polytechnique.  Paris 
1873.  T.  2  p.  133. 

§4. 

Bei  den  bisher  betrachteten  Differentialgleichungen  genügte  es  im 
Allgemeinen,  dem  Integral  der  reducirten  Gleichung  eine  ganze  Func- 
tion additiv  beizugeben,  um  das  Integral  der  completen  Gleichung  her- 
zustellen. 

In   den  Fällen,   welche  nun   zu  betrachten  sind,   gestaltet  sich  die 
Sache  weniger  einfach.     Es  sei  vorgelegt 

anter   X^  bis   Xq  ganze  Functionen   beliebigen   Grades,  unter  Xß  eine 
g«Dxe  Function  fi^"  Grades  verstanden. 

Uebersteigt  der  Grad  der  Functionen  X^  bis  Xq  die  Ordnung  der 
mit  ihnen  multiplicirten  Differentialquotienten  im  Maximum  um  die  Zahl  /t, 
und  ist  A^f(,  so  besteht  das  Supplementintegral  aus  einer  ganzen  Func. 
tion  (fi — hy^^  Grades  und  aus  einem  additiven  Bestandtheile  z,  welcher 
pmrtiknläre  Losung  der  Gleichung 

ist,   wo  Xj^^i  eine  Function  vom  höchstens  (ä  — !)*•"  Grade  bedeutet.* 

Die  Bestimmung  von  z  für  gewisse  Klassen  von  Differentialgleich- 
ungen bildet  den  Gegenstand  dieses  und  der  nächsten  Paragraphen. 

^  Hierbei  ist  jedoch  vorausgesetzt  —  und  das  genügt  für  unsere  späteren  Un- 
tenachiiDgen  —,  dass  bereits  X^  den  A^«°  Grad  besitzt. 


42     Ueb.  die  Integral.  ÜDearer,  nicht  homog.  DifferentialgleichnngAo« 


Sei  vorgelegt  die  Ricca titsche  Gleichung 

unter  m  nnd  n  ganze  positive  Zahlen  gedacht. 
Man  setze,  falls  fi^n, 


nnd  wfthle  die  a  so,  dass  Gleichung  1)  tibergeht  in 

Eine  Bestimmung  der  a  ist  immer  möglich,  und  zwar  schon  aus  dem 
Grunde,  als  der  reducirten  Differentialgleichung  bei  positivem  n  nie  eine 
Potenz  partikulär  genügen  kann.  —  Unbestimmtheiten  bei  Ermittelung 
der  Coefficienten  des  Ergänzungsintegrals  treten  nämlich  nur  dann  auf, 
wenn  in  dem  letzteren  gewisse  additive  Bestandtheile  vorkommen,  welche 
sich  schon  in  dem  Integrale  der  reducirten  Differentialgleichung  finden. 
In  den  bisher  betrachteten  Gleichungen  waren  diese  Bestandtheile  Po- 
tenzen. 

Der  Gleichung  2)  genügt,  falls  die  B  Null  sind,  wie  Kummer  im 
XIX.  Bd.  von  Grell e*s  Journal  gezeigt  hat,  folgendes  rt- fache  Integral: 

0 
worin  v  =  m  +  n^  und  f|,  e,***^*  ^^®  Wurzeln  der  Gleichung 

bedeuten.  C^  bis  C^  sind  (m+n)  Constante,  von  denen  jedoch  nur  m 
willkürlich  sind;  es  unterliegen  daher  die  Constanten  noch  n  Beding- 
ungsgleichungen, welche  sofort  erhalten  werden,  wenn  man  bedenkt, 
dass  für  a;  =  0 

Es  ist  nun  einleuchtend,  dass  das  oben  aufgeschriebene  Integral  der 
Gleichung  2)  auch  dann  genügen  wird,  wenn  die  rechte  Seite  derselben 
nicht  verschwindet,  sondern  der  Ausdruck 


^0+  ^1  rT"f"  •••  "1"  ^"— 1 


ist.     Man   hat  nämlich  die  letzten  Bedingungen  dahin  abzuändern,   dass 
für  a:  =  0 


2(«)=:Ä^,     j(«  +  ^)s=5i,     ...     2<"'  +  »->)=^,-.|. 


Ih$  aaa 


Von  WüLD.  Hbvmann.  43 


-— .  /-    *-V*».*—\,X*^-.^-^^  «*-«■■ 


«x 


0 

80  hat  man   zur   BestimmaDg  der  n   überflüssigen  Constanten   n  Gleich- 
ungen von  der  Oestalt 

worin  f&r  Ar  der  Reihe  nach 

m,   w  +  1,   w  +  2,  ...  m  +  n  — 1 
n  letsen  ist. 

Gebraucht  man  folgende  Abkürzung: 

■/  ^  *  •'l*  "8*"*"*  •  •  •  W„*  +  "-^  rfw^  flfUj  . .  .  dUn  =  0(A), 

0 

SO  lautet  die  letzte  Gleichung  einfacher 

^1«/  +  ^8«,*  +  ...+  ^*«/=  ^*-m  :  H^)- 
Du  Integral   0(Ar)  kann  durch   ein  Product  von  Gammafunctionen  aus- 


M» 


gedrückt  werden,   denn  es  ist  für  —  =  $ 

0  0 

x  +  l>0; 

mithin  erhält  man  durch  Multiplication  für  alle  ganzen  Zahlen  x  von  Ar 

n.)l7r(tti)r(i±2)...rC-±^).    .«r[,+,-„.-.,]. 

Diese  Formel  benutzt  man  zur  Berechnung  der  n  Ausdrücke  ^(m)  bis 
^(m  +  n  — 1);  übrigens  bedient  man  sich  hierbei  noch  zweckmässig  der 
Relation 

deren  Bichtigkeit  unmittelbar  einleuchtet. 
Beispiel. 

^+a«»jr  = -rfj+-rfi-j  +  ...  +  il,i 
/Mm»  OlmebuBg  k^nn  mitteh 


44     üeb.  die  Integrat.  linearer,  nicht  bomog.  Differentialgleichnngen. 

y  =  ^  +  «o  +  «ij-]+   ••  +  «<i*-2(       2)! 
vereinfacht  werden  zu 

nnd  weil  hier 

m  =  2,     n  =  2,     v=4, 

60  genügt  der  letzten  Differentialgleichung 

00     OD 

0   0 
Für  Ar  =  2  und  Ar  s=  3  erhält  man  die  beiden  Bedingangsgleichnngen 
für  die  willkürlichen  Constanten,  nämlich 

C,  t,»  +  C,  «,»  +  6-,  *,»  +  C,  t,«  =  Ä, :  *(3)  I  ^ 

nnd  hier  ist  _  _ 

*(2)  =  i/2r(i).   #(3)=i^2r(i). 

Bei  denjenigen  Integralen,  mit  welchen  Kummer  die  Rice a ti- 
schen Gleichungen  integrirt,  tritt  also  der  eigenthümlicbe  Umstand  ein, 
dass  diese  Integralformen  gewissermassen  eine  grössere  Capacität  besitzen, 
als  man  ursprünglich  von  ihnen  gefordert  hat.  Diese  Erscheinung  erklärt 
sich  in  dem  Ueberüuss  der  willkürlichen  Constanten,  von  denen  eine 
bestimmte  Anzahl  zweckmässig  verwendet  werden  kann. 

Uehrigens  sind  es  nicht  nur  die  Riccat loschen  Gleichungen,  welche 
sich  in  der  vorgetragenen  Weise  behandeln  lassen.  Betrachten  wir  z.  B. 
die  Differentialgleichung* 

m  welcher 

und  .IT  eine  ganze  Function  ist.     Mittels  der  Substitution 

bringt  man  es  dahin,  dass  sich  die  rechte  Seite  der  Gleichung  auf  eine 
Constante  B  reducirt;  es  sei  daher  von  Anfang  an  JC=:  B,  Für  diesen 
Fall  genügt  der  Gleichung  3),  wenn  die  Zahlen  6^,  b^  nnd  b^  positiv 
gedacht  werden,  folgender  Ausdruck: 

*  Diese  Gleichung  hat  Verfasser  in  einer  Arbeit  „(Jeher  Differentialgleich- 
tu^ea,  welche  durch  hypergeomeimf^t  Functionen  intef^rirt  werden  können**  aaf- 
getMli:  Zeitßchnft  für  Ifaeiiematik  nnd  Physik,  TiXL,  3a]bxg.  ^.Bfi&. 


Von  WoLD.  Hbymann.  45 


OD  OD  00 

y=  C^j Rdu  +  C^  I Rdu  +  C^  I  Rdu, 

a,  Ol  Os 

wobei 

Ä  =  Cm  -  a J**  - 1  (w  -  flg)*.- 1  (m  -  03)».- 1 

and  die  IntegrationsconstanteD  an  die  Bedingung 

Ct  +  C^  +  C^=B:l 
gebunden  sind. 

Denn  führt  man  die  Werthe   von  ^,  y   und  y'  in  die  Differential 
gleiehnng  ein,  so  entsteht 


oder,  da 

b,  +  b^  +  b^  +  k^l=:0, 

|hi(-";;r(-?ro-?r(-?)'-i]:.-'. 

und  nach  Einführung  der  Grenzen 

Ci  +  C,+  <7,=  £:1. 

§5. 
Snpplementintegral  der  Lsplaoe'iohen  Oleiohimg 

i)  (««  +  *««)y<"'  +  («,-i  +  6,-ia:)y<— ')  +  ... +  («o  +  *o«)y  =  ^^. 

X  X^  x^ 

-y^  =  i4o+  i^i  T-j  +  i4j  —  +  . . .  +  ^^  —  • 

Man  hat  nach  dem  Früheren  das  Supplement  in  der  Form 

X  x^"^ 

'oraoszasetzen ,  dann  ergehen  sich  die  a  nach  folgendem  Schema: 


..  h.  man  hat 

.od    die  Bestimmung  ist,   da  ^0^^   vorausgesetzt  werden   darf,   immer 
löglich. 

Der  zweite  Bestandtheil  z   des  Supplements  ist  partikuläre  Lösung 
er  Tereinfachten  Gleichung 


46     Ueb.  die  Integrat.  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleichnngen. 


wo  B  eine  Constante  ist,  deren  Werth  sich  nach  Ermittelnng  der  a  y 
selbst  ergieht,  nämlich  ^^^ 

Um  die  Gleichung  2)  zu  integriren,  schlagen  wir  denselben  V 
ein,  den  Laplace  bei  der  Integration  der  reducirten  Oleicbung  nal 
Wir  setzen  nach  dessen  Vorgang 

dann  gebt  die  Gleichung  2)  über  in 


J^'(ÜQ+ü^x)Vdu==B 


oder,  nach  geringer  Beduction,  in 

Hierbei  bedeuten 

Uq  =  a„ti"  +  «,«1  tt"-i  + . . .  +  «1  w  +  fl^i 

Wählt  man   V  so,  dass 
und  die  Grenzen  so,  dass 

[e-'F,r];;;=5, 

so  ergiebt  sich  _ 

und  die  Gleichung  zur  Bestimmung  der  Grenzen  erlangt  infolge  des 
die  Gestalt  ^T^»^  1- 

Nun  ist  im  Allgemeinen 


sonach  hat  man,  wenn  ^«  =  1  genommen  wird,* 
und  für  die  Integrationsgrenzen 


^  Die  Grössen   a  haben  in  diesem  Paragraphen  eine  doppelte  Bedenti 
doch  kann  dies  hier  nicht  zu  Verwechslongen  fahren. 


z. 


Von  WoLD.  HfiTMANir.  47 

y  |-^  (m + *)  (^  _  „^y.  (^  _  „^)/f,  ...(„-  an^«];;«  =  ^. 

Wir  haben  jetzt  zwei  Fälle  zn  nnterscbeiden. 
Efi  lei  aj^  kleiner  als  alle  anderen  a  nnd 

a)  ßis  resp.  sein  reeller  Bestandtbeil  positiv« 

Dtnn  wähle  man   Mj  =  0  und  u^^=€iki  wodarcb  die  Oleicbnng  für  die 
Grenien  tibergebt  in 

und  sich  die  bisber  unbestimmte  Constante  y  ergiebt.     Man  findet 

y  =  (-iy+i^.«-/J.„^-/«....a„-/»-,  wobei  /5  =  ft  +  /3,+  ...  +  |5„; 
aacfa  sei  bemerkt,   dass  sämmtlicbe  a  von  Null  verscbieden  sind,  weil 

b)  ßis  resp.  sein  reeller  Bestandtbeil  sei  negativ. 

Dann  setze  man  znnäcbst 

and  es  entsteht 

unter   üjt  das  Prodnct 

(II  -«  of^yt-i  (m  -  a^y--^ . . .  (m  -  «„)/»•  -  * 

verstanden,  wenn  in  selbigem  der  Factor  {u  —  ctkyk      fehlt.   Eine  v- malige 
Differentiation  von  Z|  nach  x  liefert 

und  für  *  • 

folgt  endlich 

Wählt  man  für  v  diejenige  ganze  positive  Zahl,  deren  Werth  un- 
mittelbar dem  absolut  genommenen  ßk  folgt,  so  dürfen  dem  letzten 
Integral  wieder  die  Grenzen  u^  =  0  und  u^  =  a/c  ertheilt  werden.  Rück- 
wärts ergiebt  sich  jetzt  für  das  Integral  der  in  Rede  stehenden  Differen- 
tialgleichung 

d.  b. 

zs=y««i*^ /da*.  e-«*'/c«'<"'+'> (m  — «*/*+" -^  ü  du. 

0 
Der  Factor  y  bestimmt  sich  durch 


48     Ueb.  die  Integrat.  linearer,  nicht  bomog.  DifiFerentialgleicbnngen. 

er  bat  also,  wie  früber,  den  Wertb 

Obwobl  nnn  das  Snpplementintegral  für  den  allgemeinen  Fall  auf- 
gestellt ist,  so  bleiben  doch  noch  viele  specielle  Fälle  znr  Discussion 
übrig,  welche  auftreten,  wenn  die  Gleichung  27|  =  0  mehrfache  oder  nn- 
endlich  grosse  Wurzeln  besitzt.  Wir  führen  nur  einen  dieser  Special- 
fälle  an  und  zwar  den  einfachsten.     Es  sei  vorgelegt 

3)  a«t^">  +  fln-iz<'— *>  +  ... +  aiz'+ («0  +  ^0?)«  =  *. 

Dann  ist,  wenn  ^^^=1  genommen  wird, 

C/o  =  a«w"  +  flf„_iti"-i  +  ...  +  /iiti  +  ao,     [7j  =  l, 
mithin 

Der  Ausdruck  zur  Bestimmung  der  Grenzen 

kann  in  (n-|-l)-facher  Weise  zum  Verschwinden  gebracht  werden,  nftm- 
lieh  für  Wertht  von  ti,  welche  der  Gleichung 

a^u^-\-^  =  —  00 
entnommen  sind. 

Denken  wir  uns  in  die  Gleichung  3)  die  Summe 

•=  Cj  /e«*  Vdu  +  C,  j(^'  Vdu  +  ,,.  +  Cn^x  f  e*"  Vdu 

0  0  0 

eingeführt,  wo  z^  bis  ^«^.1  die  Wurzeln  von 

bedeuten,  so  muss  sich  Folgendes  ergeben: 

oder  nach  Einsetzen  der  Grenzen 

^1  +  ^2  +  •  •  •  +  ^»+1  =  —  ^• 
Da  n  Constante  willkürlich  bleiben,  so  stellt  der  vorige  Ausdruck  für  z 
das    complete    Integral    der    gegebenen    Differentialgleichung    dar.      Um 
diesen  Ausdruck  noch  etwas  zu  vereinfachen,  schreibe  man  in  den  (n  +  0 
Quadraturen  der  Reihe  nach 

Statt  u.    Dann  erlaogen  sämmtliche  Integrale  als  obere  Grenze  den  Werth 
op,   and  setzt  man  noch  abkürzend 


Von  WoLD.  Hermann.  49 

to  gestattet  das  Integral  der  Gleichung  3)  folgende  Schreibweise: 

OD 
/*       un+l 

z=Je    -+M^i^,  +  ^,^,+  ..  +^»+i^n+ijrfw. 
0 

Snpplementintegral  Yon 

'"  +  i%  +  ffo^  +  CoX*)y'=^ß, 
X  x*  xf'' 

-^/l»  =  -^0  +  -^1  I  I  +  -^2  97  +  •  •     +  -^/A  —  • 

Da  in  dieser  Gleichung  der  Coefficient  des  y  vom  zweiten  Grade  ist, 
to  ktnn  der  algebraische  Theil  des  Ergänzungsintegrals  im  Allgemeinen 
hocbateos  den  (fi— 2)^^*^  Grad  erreichen,  und  es  wird  sich  daher  der 
sweite  Theil  der  Gleichung  nur  auf  eine  lineare  Function  Bq'\' B^x 
rednciren  lassen.  Die  weitere  Integration  unterliegt  deshalb  grösseren 
Schwierigkeiten,  als  dies  bei  den  früher  betrachteten  Gleichungen  dor 
Fall  war,  wie  dies  schon  das  einfache  Beispiel 

feigen  wird. 

Setzen  wir  also  das  Ergänzungsintegral  in  der  Form 

X  x^  a:^  -  2 

y=«o  +  «i  |l  +  '^82]'^   •   '^'^^"^(li  — 2)!"*"^ 
▼oraas  and  bestimmen  die  o  nach  dem  Schema 

waa  immer  möglich  ist,  wenn  ^o  <  ^  vorausgesetzt  wird,  so  ist  der  an- 
dere Theil  z  des  Ergänzungsintegrals  partikuläre  Lösung  der  vereinfach- 
ten Gleichung 

!•)    {an+hnX  +  c^x')z^^)+.,.  +  {a^  +  b^x  +  c^x^)z  =  B^+B^x, 

in  welcher  Bq  und  B^  bestimmte  Zahlen  sind ,  die  sich  nach  Ermittelung 
der  a  von  selbst  ergeben. 

Führt  man  in  die  Gleichung  la)  das  Integral 

U2 


=  /e«"  Vau 


eio,  so  entstebt 

X^ttmektm  /.  MmihmmsHk  a.  Phr»lk  XXX,  I.  4 


50     Ueb.  die  Integral,  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleichnngen. 


e-*  y\ÜQ+0^x+  ü^x*\  du  =  Bq+  B^x^ 
wobei 


f7i  =  6„ti"  +  6«.iti»-'  +  ...  +  friti  +  6o  ,. 
Nach  einiger  Bednction  findet  man  weiter 


U2 


=  *,+  ^,« 


«1 
oder,  wenn  ans  naheliegenden  Gründen  die  Snbstitation  . 

gebraucht  wird, 


[ 


"*-^^-  ^--Z\l 


+Je      Jrr.     _.)^v,—^v,-  +  0,w\^äu 

Man  BOche  nun   W  so  zu  bestimmen,  dass 

„  e^W  .   „  dW  .   „  „,     ^ 

dann  ergiebt  sich,  falls  die  letzte  Differentialgleichung  überhaupt  voll- 
ständig integrirt  werden  kann, 

worin  y^  und  y^  noch  unbestimmte  Constanten'  sind.     Die  vorhergehende    ^ 
Gleichung  aber  zerfällt  in  die  beiden  anderen  !j 

Gelingt  es,  für  r/|  und  t/^  gewisse  constante  Zahlen  ausfindig  zu  maeheiii 
so  dass  diese  Gleichungen  von  x  unabhängig  werden,  dann  lassen  sie 
sich  mit  Hilfe  der  noch  unbestimmten  Grössen  y^  und  y^  identisch  er^ 
füllen. 

Wählt  man  ti|  =  0  und  wenn  möglich  u^  so,  dass  die  linken  Seiten  der 
enannten  Gleichungen  verschwinden,  so  hat  man 

y,A(«')  +  r,r,(«)=    ^^'~Jfl''\   («=o), 

nnd  hieraus  folgt 


Von  WoLD.  Hetmanr,  51 

^'        /',C)/»(«)-r,(«)A(«)  (    („^0) 

Nun   besteht  aber  nach  Abel  zwischen  den  partikulären  Integralen  einer 
linearen  Differentialgleicbnug 

folgende  Relation: 

r,  («)  f,  («)  -  /',  («)  A  («)  =  I  «"•' ^•'", 

wobei   X  eine  gewisse  Constante  ist,  die  sich  durch  Specialisirung  des  u 
ergiebt;  sonach  hat  man  einfacher 

Nach  diesen  Bestimmungen  lautet  das  Ergänzungsintegral  der  Gleich- 
ung   1  a)  folgendermassen : 

▼oransgesetzt,   dass  dieser  Ausdruck  für  die   ermittelten  Grenzen  einen 
Sinn   hat. 

Im  Allgemeinen  ist 

also 

/'■Vl^'"«^«(«+*)(M-aj>».(ti-a,>»....(tt-«„)/»W, 

und  nennt  man  ak  das  kleinste  aller  o,  so  hat  man,  falls  ßk  positiv  ist, 
fUr  tijs=0  und'  u^^^ttk  das  Integral 

z  =  ^  JV'(-+'>(u-«^)/»^-t ...  (i/-«„>^"-^  \y,  fi{u)+Y,f,{u)\  du. 

Ist  ßk  negativ,  so  kommt  man  mit  Hilfe  von  vielfachen  Integralen  zum 
Ziele;  ist  ßk  complez,  so  bezieht  sich  die  Vorzeichenbestimmung  auf  den 
reellen  Theil.     (Vergl.  §  5.) 


(Schlau  folgt.) 


I  <^* 


Kleinere  Mittheilimgen. 


J.  Gonstrnotion  der  von  einem  beliebigen  Punkte  der  Ebene  aus- 
gehenden Normalen  einer  Ellipse. 

(Hierzu  Taf.  H  Fig.  1.) 

I. 

In  der  AbbandlaDg  „lieber  die  Normalen  der  Ellipse**  (diese  Zeit- 
scbrift  XXVI,  6)  gelangte  ich  mit  Hilfe  des  Satzes: 

„Werden   unter   a,  /?,  y^  6   die   excentrischen   Winkel   der   Fuss- 
punkte  der  Normalen  verstanden ,  welche  von  einem  Punkte  der  Ebene 
aus  auf  eine  Ellipse  gefällt  werden  können,  dann  ist  die  Summe  der- 
selben eine  constante  Grösse  und  zwar  gleich  180^^* 
zu    einer    einfachen    Lösung   des   Joachimstbarschen   Problems:    von 
einem  Punkte  der  Normale  einer  Ellipse  die  noch  übrigen  drei  möglichen 
Normalen  auf  diese  Curve  zu  fällen. 

Ich  erlaube  mir,  im  Nachfolgenden  den  allgemeinen  Fall  dieses 
Problems  in  Betracht  zu  ziehen,  für  welchen  der  Ausgangspunkt  der 
Normalen  irgend  ein  beliebiger  Punkt  der  Ebene  ist,  seine  Lage  also 
nicht  durch  die  Bedingung  beschränkt  erscheint,  er  soll  einer  schon  con- 
struirten  Normale  angehören. 

1.  Wenn  wir  die  Gleichung  der  Ellipse  in  der  Form 

1)  6«S«  +  a«ij«  =  fl»6« 

annehmen ,  so  gehören  die  Fusspunkte  aller  Normalen ,  welche  von  einem 
Punkte  ans,  z.  B.  P{g,h)  (Fig.  1)  auf  die  Ellipse  2  gefällt  werden  kön- 
nen, einer  gleichseitigen  Hyperbel  an,  deren  Gleichung 

2)  a^gy  —  b*hx  =  c^xf/^     a^—b^  =  c* 

ist.  Mit  der  Construction  dieser  Hyperbel  wäre  im  Grunde  genommen 
die  Lösung  unserer  Aufgabe  schon  herbeigeführt. 

Es  lässt  sich  jedoch  zeigen,  dass  man  auch  ohne  Benützung  der- 
selben und  zwar  mit  Hilfe  eines  Kreises  die  Normalenconstruction  durch- 
zuführen vermag,  welche  Lösung  des  Problems  überdies  die  Vortbeile 
grösserer  Genauigkeit  und  Eleganz  für  sich  in  Anspruch  nimmt. 

Betrachten  wir  nämlich  die  oben  citirte  Relation 

3)  a  +  ß  +  Y+6^180^ 

^  Verbindung  mit  der  von  Joachims tba\  an|^et|^«\>«ii«ii  ^Wx^^qa^ 


Kleinere  Mittheilnngen.  53 

4)  a'+/5'+/+6'=2Ä'.180^ 

welche  den  Zusammenhang  von  vier  Kreispnnkten  der  Ellipse  zum  Ans- 
imck  bringt  nnd  besagt,  dass  die  Summe  der  excentrischen  Winkel  dieser 
Punkte  ein  gerades  Vielfaches  von  180^  sein  mnss,  so  erkennen  wir, 
d&8s  es  jederzeit  möglich  ist,  durch  geeignete  Transformation  der  Winkel 
r,  ßi  Yi  i  Systeme  von  Kreispunkten  a\  ß\  y\  6'  auf  der  Ellipse  zn 
bilden,  in  der  Weise,  dass  ein  jeder  Punkt  eines  solchen  Systems  mit 
^iaem  bestimmten  Normalen fusspunkte  correspondirt. 

Wir  haben   zu  diesem  Zwecke   nur  nothwendig,    den   excentrischen 

pinkeln  der  Normalen  fusspunkte  derartige  Zuwächse  zu  ertheilea,   dass 

die  Gesammtsumme  derselben  ein  ungerades  Vielfaches  von  180^  beträgt; 

denn  dann  werden  die  den  neuen  Winkeln  entsprechenden  Punkte  wirk- 

Weh  Punkte  ein  und  desselben  Kreises  sein,  da  sie  ja  die  Bedingung  4) 

eif&Uen  müssen. 

Die  nachfolgenden  Formen' a)  und  b),  in  welchen  für  m  und  n  ent- 
weder Null  oder  jede  beliebige  ganze  Zahl  gesetzt  werden  kann,  können 
•Is  der  allgemeine  Ausdruck  dieser  Transformation  angesehen  werden. 

a) 

a  =  (2m  +  l)a  +  (2n  +  l)45^ 
/J'=(2m  +  l)/5+(2«  +  l)450, 
/=(2m  +  l)y  +  (2«  +  l)450, 
a'=(2m  +  l)d+(2w  +  l)45^ 

Der  Werth  des  excentrischen  Winkels  nach  der  Transformation  setzt 
lieh  zasammen  aus  einem  ungeraden  Vielfachen  des  Winkel werthes  in 
der  Ursprünglichen  Lage,  mehr  einem  ungeraden  Vielfachen  von  45^. 

b) 
«'=2(m  +  l)a  +  2«.45«, 
/r=2(m  +  l)/5  +  2n.45^ 
/=2(m  +  l)y  +  2n.45^ 
a'=2(m  +  l)a  +  2w.45^ 

Der  Werth  des  excentrischen  Winkels  nach  der  Transformation  setzt 
«ch  sosammen  aus  einem  geraden  Vielfachen  des  Winkelwerthes  in  der 
vnprfiDglichen  Lage,  mehr  einem  geraden  Vielfachen  von  45^« 

In  beiden  Fällen  ergiebt  die  Addition  der  Gleichungen 

ö'+/?'+/+^'=2{m  +  «  +  l)l80S 

wu  der  Bedingung  für  Kreiepunkte  gleichkommt. 

Denken  wir  uns  nnn  einen  Kreis  construirt,  welcher  den  Anforde- 

rnogen  einer  der  beiden  Transformationen   genügt,   dann   haben  wir  in 

(jeo  Schnittpunkten   desselben   mit  der  Ellipse  ein  Mittel,   um   zu   den 

Ifonnalenfasapunkten  zu  gelangen ,  ohne  von  der  erwähnten  ^\eiclk«^vt\^%a 


54  Kleinere  Mittheilnngen. 

Hyperbel   Gebrauch  machen  zn  mflssen.     Und   dies  ist  auch   der 
den  wir  zunächst  einschlagen  werden. 

2.  Wir  nehmen  an,  dass 

x=sacosq)^     y  =:b  simp 

die  Coordinatensymbole  ffir  die  Fnsspnnkte  der  von  P(^,  h)  ansgeh 
Normalen  sind. 

Unter  Anwendung  der  Transformation  a  mit  den  speciellen  W< 
m  =3  it  =  0  ergeben  sich  Coordinatensymbole  für  die  Kreispunkte  n 

|  =  a  co5(45  +  g>),     iy  =  6  «ii(45  +  g>) 
a(cosip  —  sintp)  b{cosq>'\-sinqi) 

g= -p: »        iy  = ;= » 

/2  >/2 

die  dann  auch  in  der  Form 

5)  j/2l=£-|,    V\^^^  +  \ 

geschrieben  werden  kOnnen.     Aus  diesen  Gleichungen  folgen  nun  ^ 
fÜT  X  und  y  die  Werthe 

'aba^bba 

und  wenn  wir  dieselben  in  2)  substituiren ,   so  gelangen  wir  schli« 
zu  einer  Gleichung  zweiten  Grades  zwischen  i  und  rj  von  der  Fo 


c« 


(S-i)-r^"{h}hy^Hhi) 


welche   natürlich  nur  ^inen  Kegelschnitt  darstellen  kann,  der  dur 
▼ier  Kreispunkte  geht. 

Allgemein  wird  also,  wenn  S  einen  constanten  Factor  bedeu 

die  Gleichung  des  Büschels  der  Kegelschnitte  sein ,  welche  die  vier 
punkte  der  Ellipse  gemeinschaftlich  haben. 

Aus  dieser  Gleichung  gewinnen  wir  durch  die  Substitution 

ec«  =  fl«  +  6«, 

durch    welche   die   Coefficienten  der  höchsten   Potenzen   gleiche  1 
erhalten,  die  Gleichung  des  gesuchten  Kreises 

6)  m  2(|.+^-"-^>/J.,(|-|)  +  ,^»«(i+|> 

Um  diesen  Kreis  zu  constrniren,   beachten  wir,   dass  derselbe,   ^ 
seiner  Gleichung  hervorgeht,  die  Mittelpunktssehne 

(...)  «.(l-D+^d+i)»» 

in  denselben  zwei  Punkten  trifft,  in  welchen  sie  auch  von  dem 


Kleinere  Mittheilangen.  55 

7)  (Ä',)|«+n*  =  ^ 
geschnitten  wird. 

Die  Constrnction  des  Kreises  K^  unterliegt  keinen  Schwierigkeiten; 
denn  bekanntlich  hat  derselhe  mit  der  Ellipse  das  Paar  conjngirter 
Durchmesser  gemeinschaftlich,  welches  zn  den  Verhindungsgeraden  der 
EOipseDScheitelpnnkte  parallel  Iftnft.  Aber  anch  die  Sehne  ^^|  kann  leicht 
bestimmt  werden,  wie  ans  nachfolgender  Betrachtung  hervorgeht. 

Darch  partielle  Differentiation  nach  i  und  tj  ergeben  sich  aus  6)  die 
Coordinaten  des  Kreismittelpunktes  m  in  der  Form 

8)  2y2atQ^bh  +  ag,    2}/2hriQ^hh'' ag. 

nividiren  wir  diese  Gleichungen  durch  einander,  so  erhalten  wir  in 

9)  {bh-ag)at^--{bh  +  ag)hri^^{) 

die  Gleichung  der  Geraden,  welche  den  Mittelpunkt  m  des  Kreises  J^  mit 
ö  verbindet. 

Offenbar  werden  wir  an  der  Bedeutung  der  Gleichung  9)  auch  nicht 
du  Geringste  ändern,  wenn  wir  derselben  durch  gleichzeitige  Addition 
Qod  Snbtraction  des  Productes  ahgh  die  Gestalt 

10)  ftÄ(aJi-6iyo-ö^)-«^(fl6)  +  *i?o~*Ä)  =  0 
geben. 

Es  ist  also  10)  ebenso  wie  9)  die  Gleichung  der  die  Punkte  m  und 
^  Terbindenden  Geraden ;  aber  in  der  neuen  Gestalt  giebt  sie  uns  An- 
haltspunkte zu  einer  einfachen  Constrnction. 

Wir  bemerken  nämlich,  dass  die  erwähnte  Gerade  auch  den  Schnitt- 
punkt der  durch  die  Gleichungen  • 

11)  flt  — ftt7o— rt^  =  0, 

12)  a£o  +  *i?o-^Ä=0 

repriUentirten  Geraden  in  sich  enthält,  da  die  Coordinaten 

13)  2flSj  =  &Ä  +  a^,     26i;i  =  fcÄ-a^ 

desselben  die  Gleichungen  9)  und  10)  identisch  auf  Null  führen. 
Schreibt  man  11)  und  12)  in  der  Form 

M  iSsst  sich  Folgendes  aus  denselben  herauslesen : 

Die  Gerade  11)  geht  durch  die  Uorizontalprojection  p^  des  Normalen- 
lugangspunktes  P  und  steht  senkrecht  auf  der  Verbindungslinie  der 
Hiipseoscheitelpunkte  o,  ß  i  die  Gerade  12)  geht  durch  die  Vertical- 
projection  p^  von  P  und  steht  senkrecht  auf  der  Verbindungsgeraden  der 
EUipseoscheitelpunkte  a^,  ß^. 

Die  beiden  Geraden  sind  demnach  leicht  zu  construiren* 
Verbindet   man   nun   den   Schnittpunkt  p   dieser   Geraden  mit  dem 
MiUelpnnkte  0  der  Ellipse,  so  ist  die  in  0  auf  op  errichtete  Senkrecht 


56  Kleinere  Mittheilangen. 


die  Sehne   ss^    und    ihre  Schnittpunkte   mit  K^  sind  zwei  Punkte  des 

Kreises  £C. 

Es  erübrigt  nns  noch  die  Construction  des  Mittelpunktes  m  von  X, 
Ans   den  Gleichungen  8)   erfolgt  durch  Quadrirung  und  nachherige 

Addition 


^°"'~       4a»       +       46»       ' 
ebenso  ergiebt  sich  ans  den  Gleichungen  13) 

(bh  +  ag)*  .  {hh-ag)* 

"''=        4«*       +-465 

woraus  schliesslich 

2om  s=  op 
folgt 

Die  Entfernung  des  Mittelpunktes  m  von  0  ist  sonach  der  Seite 
eines  Quadrates  gleich,  dessen  Diagonale  op  ist. 

Nun  sind  wir  in  der  Lage,  den  Kreis  i^ zu  construiren,  und  unsere 
Aufgabe  besteht  weiter  darin,  von  den  Schnittpunkten  A^  B^  C^  D  des- 
selben mit  der  Ellipse  —  von  welchen  ein  jeder,  wie  wir  gesehen  haben, 
einem  Normalenfusspunkte  eindeutig  entspricht  —  zu  den  letzteren  über- 
zugehen. 

Zu  diesem  Ende  dividiren  wir  die  in  5)  angeführten  Gleichungen 
durch  einander  und  geben  der  dadurch  erhaltenen  neuen  Gleichung  durch 
Addition  und  Subtraction  des  Productes  ahj^ri  ^^®  Gestalt 

Sonach  repräsentirt  1^)  die  Gleichungen  der  Geraden,  welche  die  Nor- 
malenfusspunkte mit  dem  Mittelpunkte  der  Ellipse  verbinden.  Durch 
ganz  ähnliche  Schlussfolgerungen,  wie  wir  sie  bei  der  Construction  der 
Sehne  ss<^  angestellt  haben,  gelangen  wir  auch  hier  wieder  zu  einem 
Hilfspunkte,  dargestellt  durch  den  Schnitt  der  Geraden 

15)  y=     ^(^-S), 

16)  y-,y  =  — —a:, 

welcher,  wie  aus  den  Gleichungen  15)  und  16)  erschlossen  werden  kann, 
sich  folgendermassen  finden  lässt: 

Durch  die  Qorizontalprojection  des  Kreispunktes  führe  man  eine 
Gerade  parallel  zu  tt^ »  ß^  und  bringe  dieselbe  mit  einer  zweiten  Geraden 
zum  Schnitte,  welche  parallel  zu  or,  ßi  ist  und  durch  die  Verticalprojec» 
tion  des  erwähnten  Punktes  geht. 

Nun  hat  man,  um  zu  dem  Normalenfusspunkte  zu  gelangen,  den 
Hilfspunkt  mit  dem  Mittelpunkte  der  Ellipse  zu  verbinden  und  diese 
Verbindungslinie  in  jenem  Quadranten  mit  der  Curve  zum  Schnitte  mn 
|M-s<»<**n^  in  welchem  sich  der  Hilfspunkt  befindet. 


Kleinere  MittheilnngeD.  57 

Fanen  wir  die  gewonnenen  Resultate  noch  einmal  in  kurzen  Worten 
inaammen,  so  erledigt  sich  die  Aufgabe,  von  P  (Fig.  1)  die  Normalen 
«of  die  Ellipse  zu  fällen ,  durch  folgende  einfache  Construction. 

Man   fälle   die  Perpendikel  Pp^^  Pp^  von  P  aus  auf  die  Axen  und 

bestimme  den  Punkt  p  als  Schnitt  zweier  Geraden,   von  denen  die  eine 

durch  P|  geht  und  normal  zu  a^ß^  ist,  die  andere  durch  jOj  6^^^^  ^°^  ^^^ 

aß^  senkrecht  steht.     Nun  verbinde  man  p  mit  o  und  errichte  in  0  auf 

op  die  Senkrechte,  welche  den  Kreis  K^  in  ^,  s^  schneidet. 

Macht  man  ferner  om  gleich  der  Seite  eines  Quadrates,  dessen  Diago- 
nale op  ist,  und  beschreibt  von  m  aus  mit  dem  Halbmesser  ms^^ms^ 
den  Kreis  K^  der  die  Ellipse  in  den  Punkten  A^  ^ ^  C^  D  schneidet,  so 
gelangt  man  von  einem  derselben  —  z.  B.  /4  —  zu  dem  ihm  entsprechen- 
den Normalen fusspunkte  I  durch  folgende  Construction: 

Die  Verbindungsgerade  oa  schneidet  Z  in  I. 

Karl  Lauermann. 


n.  Beeiproke  Mazima  nnd  Minima. 

„Sind 

1)  M  =  F'(a:,y),     v-=f(x,y) 

Functionen  von  der  Beschaffenheit,  dass  bei  constantem  x  einer  Zu-  oder 
Abnahme  von  u  auch  eine  Zu-  oder  Abnahme  von  v  entspricht,  so  tritt 
bei  constantem  v  ein  Maximum  oder  Minimum  von  u  unter  derselben 
Bedingung  ein,  als  bei  constantem  u  ein  Minimum  oder  Maximum  von  v,^^ 
Beweis.  Eliminirt  man  y  aus  den  Gleichungen  1)  und  differentiirt 
die  erhaltene  Gleichung 

2)  g)(M,i;,  a:)  =  0, 

so  ergiebt  sich  ui^ter  Voraussetzung  eines  constanten  x . 

dq> 
du  du 

du  dq> 

Dieser  Differential quotient  muss  wegen  des  gleichzeitigen  Wachsens  oder 

dm 

Abnehmens  von   u  und  v  positiv  sein,   daher  r-    das   entgegengesetzte 

Vorzeichen  haben  wie   z —   — 

du 

Setzt  man   v^consiant,  so  erreicht  u  einen  Cnlminationswerth  für 

jene  Werthe  von  jr,  welche  der  Gleichung  gentigen 

u  wird  ein  Maximum  oder  Minimnm,  j^ 


58  Kleinere  Mittheilungen. 


4) 


d  q> 

negativ  oder  positiv  ansföllt. 

Setzt  man  jedoch  u-^consianl^  so  erhält  man  die  Werthe  von  x, 
welche  v  zu  einem  Maximum  oder  Miuimnm  machen,  ans  derselben 
Gleichong  3)  und  es  entscheidet  das  Vorzeichen  des  Ausdrucks 

^)  — ^^ 

darüher,  ob  ein  Maximum  oder  ein  Minimum  eintritt.  Dieses  Vorzeicben 
ist  aber  nach  der  eingangsgemachten  Bemerkung  das  entgegen gesetste 
von  dem  des  Ausdrucks  4).     Daraus  geht  hervor: 

1.  dass  die  eine  der  Grössen  ti,  v  bei  constantem  Werthe  der  an- 
dern unter  derselben  Bedingung  3)  einen  Culminationswertb 
erreicht  als  die  andere,  und 

2.  dass  diese  Culminatiopswerthe  stets  entgegengesetzter  Art  sind, 
so  dass  also  einem  Minimum  von  u  ein  Minimum  von  v  und 
umgekehrt  entspricht. 

Der  Beweis  lässt  sich  auch  auf  elementarem  Wege  erbringen,,  wie 
folgt. 

Es  sei 

6)  w  =  tf;  (p,  x) 

die  Auflösung  der  Gleichung  2)  und  X  ein  Werth  von  o;,  der  bei  con- 
stantem V  u  zu  einem  Maximum  es  ü  macht;  dann  besteht  für  beliebig 
kleine  positive  d  nnd  d^  die  Ungleichung 

7)  t^(r,  ^~a)<t/;(^  X)  >  ^{v,  X+6^). 

Denken  wir  uns  nun  o  variabel,  so  können  wir  diese  Ungleichung  in 
eine  Gleichung  überführen,  indem  wir  ohne  Aenderung  der  Werthe  von  x 
V  vergrössern,  da  hierdurch  nach  der  Voraussetzung  auch  eine  Vergrösse- 
rung  von  u  erzielt  wird.     Ist  hiernach 

8)  ^{v  +  e,  X--d)^n;{v,X)^il;{v  +  B,,  X+d,)^ü, 

so  ist  ersichtlich,  dass  unter  den  benachbarten  Werthen  v-f^i  ^t  v4-f| 
der  mittlere  der  kleinste,  somit  ein  Minimum  ist  und  femer,  dass  dieses 
Minimum  bei  constantem  u=  U  für  jenen  Werth  .V  eintritt,  der  bei  con- 
stantem v  =  v  M  zu  einem  Maximum  =  ü  macht. 

Dieser  Satz  begründet  die  Reciprocität  der  Sätze  über  die  Figuren 
grössten  Inhalts  und  kleinsten  Umfangs,  und  ermöglicht  es,  aus  einem 
dieser  Sätze  einen  reciproken  direct  abzuleiten,  z.  B. : 

1.  y,  Unter  allen  isoperimetrischen  Dreiecken  über  derselben  Basis  bat 
da^  4rIeiehßebeakUge  die  gt^nie  Fläcbe/^ 


Kleinere  MittiieilaDgen.  59 

Nun  sind  Fläche  wie  Umfang  eines  Dreiecks  von  gegebener  Basis 
FaDCtionen  der  beiden  Winkel  A  und  B  an  der  Basis. 

Bei  eoDStantem  Winkel  A  nehmen  Fläche  und  Umfang  gleichzeitig 
n  oder  ab,  daher  gilt  auch  der  reciproke  Satz: 

„Unter  allen  Dreiecken  über  derselben  Basis  und  von  gleichem  In- 
halte hat  das  gleichschenklige  den  kleinsten  Umfang/* 

2.  „Unter  allen  gleichseitigen  ;i- Ecken  mit  gleichem  Umfange  hat 
das  regelmässige  #i-Eck  den  grössten  Inhalt.** 

Fliehe  nnd  Umfang  eines  gleichseitigen  n-Ecks  nehmen  bei  gleicher 
Gestalt  gleichzeitig  zu  oder  ab;  daher  der  Satz: 

„Unter  allen  gleichseitigen  n- Ecken  mit  gleichem  Inhalte  hat  das 
regelmissige  den  kleinsten  Umfang.** 

3.  „Unter  allen  isoperimetrischen  Figuren  hat  der  Kreis  den  grössten 
labalt.** 

Fliehe  und  Umfang  einer  Figur  nehmen  bei  unveränderter  Gestalt, 
Mmit  gleichen  Krümmungsverhältnissen  gleichzeitig  zu  oder  ab.  Daraus 
folgt: 

„Unter  allen  Figuren  gleichen  Inhalts  hat  der  Kreis  den  kleinsten 
Umfang.** 

Trautenau,  22.  Mai  1884.  F.  Haluschka. 


nL  Zur  Gleichung  von  Kegel  und  Cylinder. 

Sind  die  Gleichungen  zweier  Ebenen 

Wj  =  fl^a:  +  5^y  +  Cj«  +  rf^  =  0,     m,  =  a,a:  ;f  6,y  +  c,«  +  d,  =  0 

vnd  sind  die  Coefficienten  beider  Gleichungen  constant,  so  schneiden  sich 
die  Ebenen  in  einer  Geraden  der  Richtung  (6c)|(ca)|(ei6)  und  der  Stel- 
^l{ad)\{bd)\(cd)  (vergl.  diese  Zeitschrift,  Jahrg.  1883  S.  315).  Im 
orthogonalen  System  ist  dann,  wenn  zs  die  durch  s  parallel  z  gelegte 
Projectionsebene  ist, 

^:'i*y:  =  — (6c):(ca),     /^ar's'^sx  =  — (ca):(a6),     /(^y's'^xy  =  — (a6):(6c) 

oder 

^dV^'^y  ^  •  tgx's^tgxz :  —  1  =  (& c) :  (ca) :  (a b). 

bt  aber  ein  Coefficient,  z.  B.  a^^  ein  veränderlicher  Parameter,  so  stellt 
die  erste  Gleichung  ein  Ebenenbüschel,  d.  h.  eine  einfache  Ebenenserie, 
welcbe  durch  eine  Gerade  geht,  dar.  Die  feste  Gerade  erhalten  wir,  wenn 
wir  die  Ebene  dem  Einfluss  des  veränderlichen  a^  entziehen  und  a;  =  0  setzen. 
Diese  Ebene  x  =  0  enthält  von  der  Ebene  aiX  +  b^y  +  c^z +d^  =  0  die  Ge- 
^®  ^1  ^  +  ^1 2  +  ^1  =  0 ,  welches  die  gemeinschaftliche  Gerade  des  Bü- 
schels ist.     Auf  der  zweiten  Ebene  wird  durch  dies  Büschel  von  Ebenen 

(cd) 


ein  Strahlenbüschel    erzeugt    mit    dem   Centrum    0 


(6  c) 


{bc) 


60  Kleinere  Mittheilungen. 

entsprechend,  wenn  6^  und  c^  variahel  sind.  Ist  d^  yrnriabel,  so  entsteht 
ein  Bündel  paralleler  Ebenen,  deren  unendlich  ferne  Gerade  die  der 
Ebene  a^x -{- b^y -{- c^z=^0  ist.  Dies  Bündel  erzeugt  auf  der  «weiten 
Ebene  ein  Strahleubündel  mit  unendlich  fernem  Centrum;  die  Strahlen 
haben  die  Richtung  (hc):{ca):{ab). 

Sind  zwei  Coefficienten  einer  Gleichung  veränderlich,  so  erhalten 
wir  eine  Doppelserie  von  Ebenen,  vorausgesetzt,  dass  die  beiden  Coeffi- 
cienten  von   einander  unabhängig   sind.     Das  Centrum   der  Doppelserie 


wäre  z.  B.  0 


0 


-i   wenn  a^  und  0^  die  Veränderlichen  sind. 

^1 


Ist  jedoch  je  ein  Coefficient  jeder  Gleichung,  z.  B.  a,  und  b^^  ver» 
änderlich,  so  entsteht  als  Schnitt  beider  Ebenenserien  eine  Doppelserie 
von  Geraden,  und,  sind  beide  Coefficienten  durch  eine  Gleichung  an 
einander  gebunden,  eine  einfache  Serie  von  Geraden,  eine  geradlinige 
Fläche  [Regelfläche].  Diese  Regelfläche  wird  nun  zu  einem  Kegel,  wenn 
alle  Geraden  durch  einen  Punkt  gehen,  zu  einem  Cjlinder,  wenn  sie 
parallel  sind,  d.  h.  ein  unendlich  fernes  Centrum  haben. 

Es  werde  demnach  zunächst  vorausgesetzt,  dass  die  Coefficienten 
Einer  Gleichung  unter  einander  unabhängig  sind,  und  zwar  constant, 
wenn  nicht  das  Gegentheil  durch  eine  weitere  Gleichung  hervorgehoben 
wird;  ferner  sei  f  eine  Function  n*®"*  Grades.     Dann  stellt 


stets   einen   Kegel   n^^  Ordnung   dar   mit   dem  Centrum  0 


(rd)    -(ftd) 
(bc)      {bc)   ' 

Denn  zu  jedem  willkürlich  gewählten  a^  gehören  n  bestimmte  o^;  zu 
jeder  Ebene  ti|  =  0  gehören  demnach  n  Ebenen  ti^sQ,  welche  auf  t<| 
eine  besondere  Linie  n^®'  Ordnung,  bestehend  aus  n  Geraden  eines  Punk- 
tes, erzeugen.  Das  beweist,  dass  die  Regelfläche,  welche  entsteht,  jeden- 
falls n^^  Ordnung  ist.  Von  den  Geraden  der  Ebenen  sind  nun  unab- 
hängig von  den  Veränderungen  von  a^  resp.  a^  die  Geraden 

x  =  0i6jy-f-Cjt-f-rfj  =  0   und   a:  =  0  l^^y +  Cj2  +  rf2  =  0; 

dieselben  liegen  beide  auf  einer  Ebene,  haben  also  einen  Punkt  gemein, 
und  dieser  muss  auf  allen  Ebenen,  also  auch  auf  allen  Geraden  der 
Serie  liegen. 

Entsprechend  stellt 


,        ^  -(cd) 

Wj  =  0,   t/j  =  0,   f\^0^f^2)  ==  ö   einen  Kegel  mit  dem  Centrum 


0 


i^d) 


(CO) 

und 

^(ad) 


{ca) 
0 


(bd) 
ti.  =  0,    W5  =  0,    flr.c^)  =  0   einen  Keeel  mit  dem  Centrum  7— -r      ,    ,. 

dar.     Endlich  wird  a      /-/^  ^  \      n 

einen    Cylinder    repräsentiren.      Denn    die    unendlich   ferne    Gerade   der 
wird    die  Axe   der  Serie   sein   und   beide   haben   einen   Schnitt- 


sr  23^rteisi  rt»  3i»?icnmc  <*«*:   ^^v 


.-.     ,1; 


t'r  -  r*  "  Mfi . 


L-=  +  -     i^=:<^.     .^^.rf-^'—iil,     ^Ä 


K«>s«L   car  Sät  ä*v^  Cfmtrvn =-   ^  <^, 


CjHxser  darttcH«»;  denn  <iii^  Ax^  o^r  ^ntmi  $<^t:<^  u  ^ .  0  >%,  /  ^/^^ 
+  ^  =  <?  bmi  sh  der  Ax*  d«  mveit^B  S<eri*  1=0  4,  ;  +  /^  j^  ^  ^  c  -  0  «Unu 
■md  mmr  daan  einen  Punkt  gemnn,  wenn  der  nnendlich  t>in<»  INiukt 
beider  mmi  der  Ebene  x  =  0  \i^^  nnd  derselbe  i$t,  d.  h.  \>  +  «\^^'^^ 
«nd   ^f3  +  €^:  =  0  gleiebseitig  ricbtif  sind.     Die  Kicbtan|t  ^)<^«^  Axe   i«t 

dnnn  in  der  y  z  -  Ebene  —  r^  =  —  ^  • 

8ind  nnn  aber  die  Coefficieuten  Einer  Gleichung  nicht  un«bhKi^|ti|t 
▼•n  einander«  so  lassen  sich  einselne  Fülle  anf  die  vori^n  tnrtiokfithron. 

Es  sei  ^i  =  d| — a^Oi  nnd  entsprechend  d|=s  d^  — 0:^«^«  dann  laut^^n 
die  Gleichnngen 

//,U,  — Cj^  +  ft,y  +  r,:  +  a,  =  0,     «,(«*  —  rt^)  + A^y-f «,:  +  «\   -  0» 

Sind  Ol  nnd  a^  verschieden,  so  kann  /'(«|«>|)  oiTouhar  keitit^n  ovior  nur 
einen  Kegel  mit  unendlich  fernem  Centrum  crscugt'u,  d.  h.  eiu<Mi  Cyliu- 
der  unter  der  Bedingung  (6c)  =  0,  ein  Fall,  der  Hchon  fVtth««r  brhaudoh 
Würde. 

Ist  entsprechend  z.  B.  6j  =  y^  —  /ij  a^ ,  h^  "  V^  -  Pt "« ♦  P\  •  /% »  *** 
stellen  die  Gleichungen 

einen  Kegel  dar  nnter  der  Bedingung  (cd)»!)*^  AiMi  UwtvVroixcv  \\^^  %Ki\ 
der  gemmoacbrnftlichen  Geraden  von  d?  — p^yaaO  und  oe"-*p^V^^^>  ^A^x 


64  Kleinere  Mittheilungen. 

mit  der  Axenricbtnng  {bc)  :{ca):  (a6),  woraus  ersichtlich  ist,  dftis  b  «lu 
in  der  Gleichung  f=0  nur  als  Constante  auftreten  dflrfen.  [Voi 
Schlömilch  a.  a.  0.  Cap.  V.] 

Hiermit  ist  der  Fall  erledigt,  dass  von  den  Constantea  der  GUi 
ungen  tij  =  0,  u^=^0  vier  in  der  Weise  variabel  waren,  data  swei  i 
verschiedenen  Gleichungen  durch  eine  Gleichung  n*^  Chrndea«  je  si 
aus  derselben  Gleichung  durch  eine  lineare  Gleichung  verknitpft  sk 
Letztere  Bedingung  gestattet  eine  Erweiterung,  deren  aUgemebier  li 
druck  in  den  Gleichungen 

+  ''i  («3  «  +  i^S  »  +  y's  ^  +  ^'s)  +  ^1  («4  ^  +  /^4  y  +  n  *  +  ''4)  =*  ••  ! 

«2  («"i  ^' +?'iy  +  y\  2  +  ^"1)  +  ^2  («"2  *  +  ß"t  y  +  y't « + «'*i)      ^ 

+  c,{a\x  +  §;\y  +  y\z  +  6\)  +  d^{u\x  +  §:\y  +  Y\^'¥tr;i^9^^ 

enthalten  ist,  für  welche  die  hier  befolgte  Behandlnngsweiae  au  unitl^l 
lieh  wird.  [Yergl.  Joachimsthal,  Anwend.  d.  Diff.-Reehn.,  S.  IC 
Sturm,  Cours  d* Analyse,  Nr.  667.] 

Berlin,  April  1884.  A.  Teati^ 


Teufel  III. 


•  •• 


Ta.fel  TV. 


Fi  0  20 


F5fe?5. 


Kig.24. 


Fi^.26. 


62 


Kleinere  Mittheilnngen, 


da  P|  und  p^  von  einander  verschieden  sind,   die  z-Axe,   ein  Fall,  der 
oben  erledigt  ist.     Entsprechend  ist  z.  B. 

Wi  =  0,     Wj  =  0,     f{c^c^)'=0,     ^  =  ^1  — r^Cj,     ^2  =  ^2  — r,Cj,     {ad)  =  0 


0 


0. 


das  Gleichnngssystem   eines  Kegels  mit  dem  Centrnm  — -^ 

Es  sei   nnn   d^e=:S^^aa^  nnd  ^s^^a'^^s«    dann   erscheinen   die 
Gleichungen  u^  =  0  und  u,  s=  0  in  der  Form 

«^(j:  — a)  +  6jy  +  CiZ  +  Ji  =  0,     a^{x  —  a)  +  b^y'Pc^z  +  8^  =  0 

und    die   Znsatzgleichung   f*{<^iO%)==0   stellt  wiederum  unbedingt  einen 


Kegel  dar  mit  dem  Centrum  a 


(£i) 
(bc) 


-{bd) 
{bc) 


Die  Znsatzgleichnng  /(a^ij 


0  erfordert  noch  die  Bedingong  (cd)  =  0  ond  liefert  dann  du  Centram 


0 


_i. 


;   und  die  Gleichung  fia^  d^)  =  0   liefert  einen  Cjlinder  unter 


der  Bedingung  (6  c)  =  0. 

Die  Analogien  für  ^'i  =  ^i--"/?^i  u.  s.  w.  sind  leicht  zu  bilden. 
Ißt  6js=/jj  — «flj  und  b^s=z  ß^-^aa^^  so  stellt 

aj(a:  — ay)  +  /3jy  +  rj2  +  rfi  =  0,     «jC«  — ay)  +  /?2y +  Cjt  +  rf,  =  0, 


wiederum  unbedingt  einen  Kegel  dar  mit  dem  Centrum  a 


M) 
(ßc) 


(crf) 
(ßc) 


-<ßä) 
{ßc) 


f{oibj)  =  0  oder  f{a^ß^)  =  0  führt  aof  die  Bedingung  (c(0  =  0  und  das 

*••    /■(a^Cj)  =  0  verlangt  die  Bedingung  (/Jd)  =  0;   daa 


Centram   0 


0 


Centrnm  ist  —  «^ 

ßi 


ßi 


0.      /'(ajdj)  =  0    erzeugt  einen   Cjlinder  unter 


der  Bedingung  (/?c)  =  0,  dessen  Axe  parallel  der  Geraden  x—(ly  =  0\ß^y 
+  c.z  =  0,  d.h.   -  =  «,    -=IJ^^ 

Die  weiteren  Zwischenfälle  bieten  nichts,  das  sich  nicht  auf  das 
Vorhergehende  reduciren  oder  auf  die  folgenden  allgemeinen  Fälle  bringen 
lässt.  Es  sei  d^  linear  abhängig  von  a^b^c^,  d^  von  n^b^c^^  so  werden 
sich  einfache  Resultate  nur  ergeben,  wenn  die  Abhängigkeit  durch  die- 
selbe lineare  Gleichung  rf=d~aa  —  ßb — yc  dargestellt  wird.  Unsere 
Ebenen  haben  dann  die  Gleichung 

^i(a:-a)  +  6j(y-/J)  +  ri(r-y)  +  dj=0, 
o,(^-«)  +  ^(y-l5)  +  r,(z-y)  +  d,  =  0, 

und    auf   diese  Form    wird   man  sie  auch   bringen,    wenn   z.  B.   neben 
f{'^ib^=^Q  nur  gegeben  if^  =  d',  —  a/ij  und  d^=^((^^ßb^^  indem  dj  und 
^  ^a^rewftblt  werden»  dass  d',  =  di  — /?6j  — ycj,   d',=  dj— aoj  — yc,,  woa 
mifslieh  ißt  nnd  für  -y  BOg%x  die  Wahl  nocYi  frei  \lUa\. 


Teufel  TV 


Fi;^.20. 


•  •  * 


m 


X  '.•••: 


Fi  ^.2  6. 


Die  Curven  vierter  Ordnung  mit  drei  doppelten 

Inflexionsknoten. 

Von 

Dr.  C.  Beyel 

in  Zürich. 
(S  ohlu  B8.) 


ffierzu  Taf.  III  u.  IV  Fig.  9—24. 


15.  EintheiluDg  der  C*  und  Darstellung  der  Hauptformen. 

Wir  erhalten  eine  üebersicht  über  die  verschiedenen  Formen  der  C*j 
indem  wir  von  den  einfachsten  derselben  ausgehen.     Für  diese  liegt  ent- 
weder mj  oder  M^   unendlich  ferne  und  K*  ist  ein  Kreis  oder  eine  gleich- 
artige Hyperbel.    Aus  diesen  speciellen  Formen  können  wir  die  allgemeinen 
durch  eine  centrische  Collineation  erster  Ordnung  ableiten. 

Ist  mi  unendlich  fem,  so  halbirt  Mj^  die  Strecken,  welche  zwischen 
zwei  Punkten  der  C*  liegen,  die  sich  auf  Geraden  durch  il/j  befinden.  (7* 
^at  in  M^  einen  Mittelpunkt.  Sämmtliche  Kegelschnitte  K/  sind  Parabeln 
(^))  und  die  quadratischen  Transformationen  (2),  welche  durch  C*  geleitet 
werden,  zeichnen  sich  dadurch  aus,  dass  jeder  Geraden  eine  Parabel  ent- 
spricht. 

Ist  Mj^  unendlich  fern,  so  halbirt  m^  die  Strecken  zwischen  Punkten 
d^r  C*,  welche  auf  Geraden  von  der  Richtung  -Äfj  liegen.  C*  ist  zu  sich 
selbst  symmetrisch  mit  in^  als  Axe  und  M^  oo  als  Bichtung  der  Symmetrie. 

In  Taf.  III  Fig.  9 — 16  sind  nun  dem  Gesagten  entsprechend  die  ein 
fuchsten  Typen  der  C*  zusammengestellt.     Fig.  9 — 12  zeigen  Mittelpunkts- 
^rven,  Fig.  13 — 16  Curven,  welche  zu  r,\  orthogonal  symmetrisch  liegen, 
h  Pig.  i\  10,  13,  14,  15  sind  Ä/j,  iVj,  ^8  reell,  in  Fig.  11,  12,  16  sind 
^11  M^  imaginär.     Wir  fügen  den  Figuren  einige  Bemerkungen  bei. 

Pig.  9  ist  so  disponirt,  dass  M^  ein  isolirter  Punkt  von  C^  ist.     Also 
^^  die  Involution  Jn  nm  M^  elliptisch  sein.     Daher  ist  K*  ein  im  End- 
lichen geschlossener  Kegelschnitt,  in  unserem  Falle  ein  Kreis.     Jik  ist  also 
^»ne  Rechtwinkelinvolution  und  folglich   sind  m^,  w^  zu  e>m^xi^«i  -üöttoaX. 
^*  ist  za  diesen  Geraden  orthogonal  symmetrisch,     l^t  J^  d\itCi\i  g^Hy  %'^' 
^^,  so  schneiden  diese  Doppeis fciahlen  K^  in  einem  Qvi«Ara\^\  ^oxl 

IMmthcmatik  a.  Physik  XXX,  ?,  h 


68  Die  Curven  vierter  Ordn.  mit  drei  dopp.  Inflexionsknoten. 

Nachdem  t,,  i^*  bestimmt  ist,  benutzen  wir  diese  Geraden,  um  aus  K^ 
und  J,  die  Involution  /j*  zu  zeichnen.  Mit  Hilfe  von  J^*  finden  wir  (12) 
einen  Punkt  und  eine  Tangente  von  K**.  Letzterer  Kegelschnitt  ist  gleich- 
seitige Hyperbel  und  berührt  —  wie  K^  —  die  C*  in  zwei  reellen  Punkten. 

Taf.  in  Fig.  13  stellt  die  zu  i»!  orthogonal  symmetrische  Curve  C*  dar, 
für  welche  M^^  ein  isolirter  Punkt  ist.  A/j  ist  also  in  Bezug  auf  K^  ein 
elliptischer  Punkt  und  folglich  muss  jede  Gerade  durch  M^  den  Kegelschnitt 
K^  reell  schneiden.  Unter  diese  Geraden  gehört  auch  die  unendlich  ferne 
und  daraus  folgt,  dass  K^  eine  Hyperbel  ist  In  Fig.  13  ist  dieselbe  als 
gleichseitig  angenommen.  Die  unendlich  ferne  Gerade  trifft  aber  C^  ausser 
in  Af|  noch  in  zwei  Punkten.  Wir  erhalten  sie,  indem  wir  in  der  Involu- 
tion 7|  zur  unendlich  fernen  Geraden  die  entsprechende  —  u  —  bestimmen. 
Diese  liegt  in  der  Mitte  von  Qih^-  Die  Tangenten  in  ihren  Schnittpunkten 
mit  jBl'  haben  die  Richtung  der  gesuchten  Punkte.  In  letzteren  zeichnen 
wir  auf  bekannte  Weise  die  Tangenten  an  C"*.  Diese  sind  Asymptoten  — 
a^  a*  —  der  Curve. 

In  Taf.  III  Fig.  14  hat  Af^oo  reelle  Inflexionstangenten.  K^  ist  als 
Kreis  angenommen,  tj  i*  sind  ein  Paar  Asymptoten.  Das  andere  Paar  er- 
halten wir  wie  bei  Fig.  13. 

In  Taf.  III  Fig.  15  ist  K*  als  gleichseitige  Hyperbel  angenommen.  C* 
hat  ausser  i^,  «j*  keine  weiteren  Asymptoten.  Aus  K^  ist  mit  Hilfe  von 
Tjj  der  Kegelschnitt  K*^  gezeichnet,  der  K^  in  zwei  Punkten  von  W|  und 
C^  in  den  Punkten  eines  imaginären  Quadrupels  berührt. 

Taf.  III  Fig.  16  stellt  eine  zu  i»!  orthogonal  symmetrische  C*  dar,  für 
welche  M^ ,  M^  imaginär  sind.  JT*  ist  als  Kreis  angenommen.  K*^  ergiebt 
sich  daraus  als  HyperbeL     tj,  i*  sind  die  beiden  reellen  Asymptoten. 

Ein  üeberblick  über  die  bis  jetzt  erwähnten  C*  ergiebt,  dass  nur  die 
in  Taf.  III  Fig.  9,  10,  12  und  16  gezeichneten  Formen  wesentlich  von  ein- 
ander verschieden  sind.  Fig.  14  und  15  kann  aus  9  dadurch  abgeleitet 
werden ,  dass  wir  eines  der  bei  Fig.  9  im  Unendlichen  liegenden  M  ins  End- 
liche rücken  lassen.  In  analoger  Weise  erhalten  wir  die  in  Fig.  13  dar- 
gestellte Curve  aus  der  in  Fig.  10  gezeichneten.  C*  von  Fig.  1 1  endlich 
ist  eine  specielle  Form  der  C*  von  Fig.  12.  Aus  den  Fig.  9,  10^  12,  1(] 
leiten  wir  die  allgemeinen  Formen  der  C*  mittels  einer  centrischen  CoUinea- 
tion  erster  Ordnung  ab,  und  zwar  die  C*  mit  drei  reellen  Inflexionsknoten 
aus  Fig.  9  oder  10  und  die  C^  mit  einem  reellen  Inflexionsknoten  aus 
Fig.  12  oder  16.  Wollen  wir  aber  solche  Formen  direct  aus  einem  Kegel- 
schnitt zeichnen,  so  bedienen  wir  uns  dazu  der  in  10  entwickelten  Methode, 
bei  der  wir  von  einem  Kreise  durch  M^  M^  M^  ausgehen.  Mittels  derselben 
sind  die  Curven  vierter  Ordnung  von  Taf.  IV  Fig.  17,  18,  19  construirt. 
Es  sind  dies  C^  mit  drei  reellen  Inflexionsknoten. 

Taf.  rV  Fig.  17  giebt  eine  C\  welche  durch  die  imaginären  Punkte  des 
Ki-eises  JT»,*  geht.     T  muss  also  der  Mittelpunkt  von  K^^  sein.    Ueberdies 


Von  Dr.  C.  Bkybl.  67 

g^^h^  —  die  Doppelstrahlen  von  ./,  —  müssen  die  Asymptoten  a^ ,  a* 
dieser  Hyperbel  trennen.  Für  den  dargestellten  Fall  ist  Jj  so  disponirt, 
das8  ^p  h^  die  Axen  der  gleichseitigen  Hyperbel  ÜT^  sind.  Daraus  ergiebt 
sich,  dass  m^ ,  m^  die  Strahlen  nach  den  imaginären  Ereispunkten  der  Ebene 
sind.  Also  geht  C*  durch  diese  Kreispnnkte  —  ijtj*  föllt  mit  den  Asym- 
ptoten der  Hyperbel  zusammen  und  diese  repräsentiren  auch  den  Kegel- 
schnitt K*\  welcher  Ä*  in  »n,  berührt. 

Nach  der  in  5  besprocheneu  Methode  sind  die  zwei  reellen  Doppeltan- 
genten Ton  C*  construirt.     H^,  H^*   liegen   in  g^   resp.  \  unendlich  fem. 
Wir  liehen  dann  durch  den  in  g^  gelegenen  und  in  Bezug  auf  K^  ellipti- 
schen Punkt  H*  die  Geraden  w^w\y  w^w\^  ^3^3-     Diese  sind  Paare  der 
Involutionen  /i«  nnd  liegen  in  unserem  Falle  zu  g^  orthogonal  symmetrisch. 
Wir  schneiden  sie  mit  einer  beliebigen  Geraden  g  und  erhalten  dadurch  drei 
Paare  einer  Punktinvolution.     Diese  ist  auf  einen  Hilfskegelschnitt  H^  Über- 
tragen, der  durch  M^   geht  und  g^y  g  zu  Tangenten  hat.     Dann  sind  die 
Verbindungslinien    entsprechender  Paare   parallel   zu  g^  und  schneiden  g  in 
den  Punkten  «;, ,  Wg  >  ^3  •     ^^^  construiren  wir  die  Kegelschnitte  K„^,  die 
K^  in  den  Schnittpunkten  mit  den  Geraden  w^  w  berühren ,  und  bestimmen 
^e  Tangenten   aus  M^  an  diese  Kegelschnitte.     Sie  sind  Paare  der  Involu- 
^on  /i.     Auch  diese  übertragen  wir  auf  B.^  und  ziehen  die  Verbindungs- 
linien entsprechender  Punkte.     Wir   erhalten   dadurch   drei  weitere  Gerade 
'ij  ^j,  <3,  welche  g^  parallel  sind  und  g  in  den  Punkten  Tj ,  Tg»  ^s  schnei- 
den.  Nun  sind  die  Punkireihen  w^w,2V)^y  T^T^T^  zu  einander  projectivisch. 
^0  dieser  Projectivitftt  construiren  wir  zu  2V  den  entsprechenden  Punkt  «;. 
^  führt  uns  zu  einem  Geradenpaare  W:^w^^   welches  die  Hyperbel  K^  in 
*  Unkten   trifft,   deren  correspondirende   auf  C*   mit  Hilfe  von  J^  gefunden 
^©rden  und  die  Berührungspunkte  der  gesuchten  Doppeltangenten  —  d^ ,  d*  — 

• 

^^d.     Die  Construction  in  Fig.  11  ist  dadurch  vereinfacht,  dass  iTg  im  ün- 
^dlichen  und  w^  in  g^  angenommen  wurde. 

Sämmtliche  Kegelschnitte  K'^   sind  gleichseitige  Hyperbeln  und  liegen 

ausserhalb  C^,     Desgleichen  sind  alle  Kegelschnitte  K^  gleichseitige  Hyper- 

^b.    Die  Kegelschnitte  K^  und  K„?  sind  Kreise.     Aus  dieser  Bemerkung 

^tgiebt  sich  die  Construction  der  Tangente  in  einem  Punkte  —  JP\  —  von 

^*  mit   Hilfe   des   berührenden   Kreises  K^.     Wir   legen   einen  Kreis  K^ 

^urch  il/j  T\  und  einen  weiteren  Punkt  der  C^,     Nehmen  wir  als  letzteren 

den  zu  F\  orthogonal  symmetrischen  Punkt  jRJ'j,  so  liegt  der  Mittelpnnkt 

▼on  K?  in  ^^ .     Nun  bestimmen  wir  den  Pol  T  von  E\  F\  in  Bezug  auf 

V.   Durch  T  und  /J/^  F\  geht  ein  Kreis  —  X/  — ,  der  C^  in  F\  berührt. 

Taf.  III  Fig.  ]2  giebt  —  wie  11   —  eine  0*   mit  einem   reellen  und 

zwei  imagin&ren  Inflexionspunkten.  Im  Gegensatze  zu  1 1  befinden  sich  aber 
^1,  i^  in  allgemeiner  Lage,  so  '  '  U  durch  die  imaginären 

geht 


70  Die  Curven  vierter  Ordn.  mit  drei  dopp.  Intiexionsknoten. 

Sei  dann  x^  eine  beliebige  Gerade  durch  iV,  (Taf.  IV  Fig.  20).  Ihr 
correspondire  in  der  Involution  Ju  die  Gerade  x\ .  x^  schneidet  den  Kegel- 
schnitt ÜT'  in  zwei  imaginären  Punkten.  Dieselben  sind  durch  eine  ellip- 
tische  Involution  definirt.  für  welche  I^f^  und  der  Schnittpunkt  M\  von  ir, 
mit  91»!  ein  Paar  ist.  Sei  der  Schnittpunkt  Z^  von  x^  mit  to^  &ls  ein  Punkt 
eines  zweiten  Paares  angenommen,  so  wissen  wir,  dass  die  Polare  von  Z, 
in  Bezug  auf  K^  die  Verbindungslinie  der  Schnittpunkte  x\m^  und  tp^m^ 
ist.  Sie  trifft  x^  in  dem  zu  Z^  gehörenden  Punkte  Z\.  Nun  ist  der  Pol 
von  Xi  in  Bezug  auf  K^  der  Schnittpunkt  X,  von  a?,  mit  m|.  Durch  ihn 
gehen  die  Tangenten,  welche  Ä"^  in  zwei  Punkten  auf  x^  berühren.  Diese 
Tangenten  sind  also  bestimmt  durch  die  Geraden  aus  x^  nach  M^M^Z^Z'y. 
Geben  wir  jetzt  die  Involution  J^  und  entspreche  in  derselben  dem  Strahle 
Xy  ein  Strahl  x^\  so  schneiden  die  erwähnten  imaginären  Tangenten  aus  x^' 
zwei  imaginäre  Punkte.  Dieh;e  werden  durch  eine  elliptische  Involution 
definirt,  deren  eines  Paar  die  Schnittpunkte  Z/,  Z*'  der  Geraden  »^  Z, ,  Xy^  Z\ 
mit  x^'  sind;  das  andere  Paar  besteht  aus  iVj  und  M^\  dem  Schnittpunkte 
von  fHi  mit  x*\  Der  Ort  aller  auf  diese  Weise  construirten  Punktepaare 
in  den  Geraden  x^'  ist  eine  imaginäre  Curve  vierter  Ordnung  —  C**. 

Der  Beweis  für  letztere  Behauptung  wird  analog  dem  in  1  gegebenen 
geführt.  Eine  beliebige  Gerade  g  schneidet  den  Ort  in  vier  Punkten.  Sie 
liegen  auf  vier  bestimmten  imaginären  Tangenten,  welche  dem  Kegelschnitt 
JT*  und  einem  reellen  Kegelschnitt  K^  gemeinsam  sind.  Letzterer  wird 
aus  projectivischen  Reihen  erzeugt,  welche  die  Projectivität  "Px^  aus  .4/,  resp. 
g  ausschneidet. 

Wir  ziehen  nun  einige  Schlüsse  für  die  imaginäre  Curve  C^*.  welche 
analog  denen  sind,  die  oben  für  die  reelle  Curve  C^  entwickelt  wurden. 

a)  M^  ist  ein  reeller  Doppelpunkt  von  6'**.  Zwei  weitere  Doppelpunkte 
—  ilfg,  iV.j  —  sind  die  Schnittpunkte  von  Wj  mit  dem  gemeinsamen  Paare 
der  Involutionen  ,/, ,  Ju- .  Dieses  gemeinsame  Paar  ist  stets  reell ,  weil  J\k 
elliptisch  ist.  Also  muss  auch  M^  und  M^  reell  sein.  C^"^  hat  mithin  drei 
reelle  Doppelpunkte. 

b)  Wir  haben  unter  1  a)  gesehen,  dass  die  Punkte?  von  A'-  und  C* 
mittels  der  Tangenten  an  if  ^  einander  eindeutig  zugeordnet  werden.  Diese 
Zuordnung  hat  auch  dann  einen  bestimmten  Sinn,  wenn  K^  und  C^  ima- 
ginär werden.  Trennen  wir  nämlich  das  conjugirt  -  imaginäre  Punktepaar 
von  K^,  welches  auf  einer  reellen  Geraden  x^  durch  M^  liegt,  indem  wir 
den  Sinn  der  bestimmenden  Involution  berücksichtigen,  so  sind  dement- 
sprechend auch  die  Tangenten  an  K^^  in  diesen  imaginären  Punkten  unter- 
schieden ,  mithin  auch  die  Punkte  von  C'*^*,  welche  diese  Tangenten  aus  x^' 
aiuachneiden.  Also  correspondirt  dem  Berührungspunkte  einer  Tangente  an 
JT'  ein  ganz  bestimmter  Punkt  von  C^*,  der  auf  dieser  Tangente  gelegen  ist. 

Indem  wir  nun  dae  auf  solche  Weise  zugeordneten  Punkte  von  K^  und 
C^  mii  Afg  resp.  Äfg  verbinden,   erhalten  wir  um  d\«^  ^)^«iV«\  ^^'^a^mSl^ 


Von  Dr.  C.  Bbybl  71 


deren  imaginäre  Strahlen  einander  correspondiren.  Die  Strahlen  eines  sol- 
chen Büschels  —  sagen  wir  um  M^  —  sind  so  angeordnet,  dass  einem 
Strahlenpaare ,  welches  durch  die  Geraden  aus  M^  nach  M^M^Z^Z^*  definirt 
ist,  ein  solches  entspricht,  das  durch  die  Strahlen  aus  M^  nach  M^M^Z^* Z^*' 
beätinimt  wird,  üebertragen  wir  die  Involutionen ,  durch  welche  diese  Strah- 
lenpeaie  gegeben  sind ,  auf  einen  durch  M^  M^  M^  gehenden  Kegelschnitt  ^^ 
so  müssen  ihre  Pole  in  m^  liegen.  Sie  bilden  in  dieser  Geraden  zwei  pro- 
jectivische  Reihen.  In  denselben  entsprechen  sich  M^  M^  yertauschbar.  Also 
bilden  die  projectivischen  Reihen  eine  Involution.  Ihr  entsprechend  können 
wir  auch  die  ProjectivitSt  der  Büschel  um  M^  *^s  eine  Involution  —  J^  — 
bezeichnen.  Projiciren  wir  die  Involution  der  erwähnten  Pole  in  m^  aus  M^ , 
so  erhalten  wir  eine  Strahleninvolution.  Ihr  Pol  in  Bezug  auf  H^  sei  als 
Pol  der  Involution  J^  definirt.  Indem  wir  den  analogen  Gedankengang  für 
das  Bflschel  um  M^  durchführen ,  gelangen  wir  zu  einer  Involution  J^ .  Es 
sind  also  die  reellen  Strahlen  von  J^  durch  C^*  mit  Involutionen  J^,  J^ 
▼erbflpfb,  deren  bis  jetzt  gefundene  Strahlen  imaginär  sind. 

c)  Eine  Folge  der  angegebenen  Erzeugnngsweise  von  C**  ist  es,  dass 
die  reellen  Doppelstrahlen  —  Pj,  \  —  der  Involutionen  /,  den  Kegel- 
schnitt K^  in  vier  Punkten  schneiden,  in  denen  JSC^  von  C^  berührt  wird. 
Diese  Punkte  sind  durch  elliptische  Involutionen  in  pj,  Ä,  bestimmt.  Weil 
nun  M^M^M^  ein  Tripel  harmonischer  Pole  in  Bezug  auf  K^  ist  und  weil 
«i«ij  durch  (/jÄ^  harmonisch  getrennt  wird,  so  folgt,  dass  die  —  ausser  p^ 
und  Aj  —  noch  möglichen  Verbindungslinien  der  Punkte  A,  B,  CD  paar- 
weise durch  M^  resp.  M^  gehen  müssen.  Also  liegen  die  elliptischen  Invo- 
lutionen auf  g^h^y  welche -4  JB (72)  bestimmen,  sowohl  zu  M^  als  zu  M^  per- 
üpectivisch.  Bilden  wir  daher  über  diesen  Involutionen  die  Strahlenbüschel 
MS  M^  resp.  M^,  so  werden  durch  dieselben  zwei  imaginäre  Strahlenpaare 
definirt,  welche  wir  als  die  Doppelstrahlen  der  Involutionen  7^,  J^  zu  be- 
trachten haben. 

d)  Wie  durch  die  reelle  Curve  6'*,  so  wird  auch  durch  C**  eine  qua- 
«Iratische  Transformation  geleitet.     In  derselben  correspondirt  jeder  Geraden 
9  ein  Kegelschnitt  ÜT/.     Geht   diese  durch   einen  der  Punkte  M  —  sagen 
wir  M^  — ,  so  finden  wir,  dass  ihr  zugehöriger  Kegelschnitt  K^  in  M^  und 
«aen  Punkt  S^  auf  m^  degenerirt.     Ziehen  wir  aus  S^  die  Tangenten  an  K^, 
so  sind  diese  imaginär,   berühren  aber  Ä'^  in   zwei  Punkten  einer  reellen 
teaden  x^  —  der  Polaren  von  S^  —  und  schneiden  jene  Gerade  —  x^  — 
durch  M^  in  zwei  imaginären  Punkten  von  C**.    Die  Geraden  x.^ ,  x^'  bilden 
^  Involution ,  deren  Strahlenpaare  sich  nach  demselben  Gesetze  correspon- 
diren, wie  die  imaginären  Strahlenpaare  der  oben  besprochenen  Involution 
^  h.  ea  sind  die  reellen  Strahlen  diet<er  Involution.     In  analoger  Weise 
r  ftoch   zu  den  reellen  Strahlen  der  Involution  J^  geführt.     Aus 
»  von  J, Tg  ergeben  sich  imaginäre  StraVv\ftTip2ÄT^  notv^^. 


72  Die  Curven  vierter  Ordn.  mit  drei  dopp.  Inflexionsknoien. 

Wir  erkennen  also,  dass  die  Involutionen  /j,  /j,  ^3  sowohl  reelle  wie  ima- 
ginäre Strahlen  enthalten.  Weiter  erkennen  wir,  dass  C^*'  aus  K^  und  J, 
oder  J3  auf  dieselbe  Weise  erzeugt  werden  kann,  wie  aus  K^  und  y^. 

Uebertragen  wir  Jj,  J^,  J^  auf  einen  Kegelschnitt  H\  der  durch  M^M^M^ 
geht,  so  liegen  die  Pole  dieser  Involutionen  in  einer  Geraden.  (3.)  Ferner 
liegen  sie  resp.  in  tn^m^m^.  Nun  schneidet  eine  Gerade  die  Seiten  eines 
Dreiecks,  das  H^  eingeschrieben  ist,  entweder  in  drei  Punkten,  welche  in 
Bezug  auf  H^  hyperbolisch  sind ,  oder  in  einem  hyperbolischen  und  in  zwei 
elliptischen  Punkten.  Wenn  C^  imaginär  sein  soll,  ist  nur  der  zuletzt  an- 
gedeutete Fall  möglich.  Dementsprechend  muss  eine  der  Involutionen  J  — 
und  nur  eine  —  hyperbolisch  sein.  Unter  c)  haben  wir  vorausgesetzt,  dass 
Jj  hyperbolisch  sei. 

e)  Die  quadratische  Transformation,  welche  durch  C^*  geleitet  wird, 
führt  zur  Construction  der  Doppeltaugenten  dieser  Curve.  Wir  be- 
stimmen zu  diesem  Zwecke  die  vier  Kegelschnitte  ify^,  welche  Af^  doppelt 
berühren.  Verfahren  wir  dabei  nach  der  in  5  erwähnten  Methode ,  so  haben 
wir  die  gemeinsamen  Paare  der  Involutionen  J\kJ\my  J2kAmj  -^sit-^sm  zu 
suchen.  Diese  Paare  müssen  in  unserem  Falle  reell  sein,  weil  Jiky  Jik-t  J^k 
elliptisch  sind.  Folglich  sind  die  Schnittpunkte  —  F^y  F^^  F^^  F^  —  dieser 
Paare  reell  (Taf.  IV  Fig.  21).  In  den  Polaren  von  Pj,  Pg,  P3,  P^  in  Bezug 
auf  K^  liegen  die  Berührungspunkte  der  Kegelschnitte  K^  mit  K^.  Von 
diesen  Polaren  ist  in  Fig.  21  die  zu  P^  gehörende  —  p^  —  eingezeichnet. 
Auf  ihr  ist  die  elliptische  Involution  bestimmt,  welche  die  Schnittpunkte 
von  j?!  mit  K^  definirt.  In  letzteren  berührt  AT*  einen  Kegelschnitt  K^. 
Dieser  hat  überdies  m^,  m^,  m^  zu  Tangenten,  ist  also  durch  mehr  Ele- 
mente als  nöthig  bestimmt.  Seine  Darstellung  wird  durch  die  Bemerkung 
erleichtert,  dass  er  m^,  tn^,  m^  resp.  in  den  Punkten  berührt,  in  welchen 
diese  Geraden  resp.  von  F^M^^  J^i^^'»  ^\^a  geschnitten  werden.  (5.)  Aus 
hg^  und  7j  können  wir  nun  eine  Doppeltangente  —  d^^  —  zeichnen.  Wir 
wissen,  dass  Kg^  durch  zwei  projectivische  Reihen  auf  m^  und  d^  hervor- 
gebracht wird.  In  diesen  Reihen  entspricht  dem  Schnittpunkte  von  d^  mit 
m^  der  Berührungspunkt  von  Kg^  mit  m^.  Da  aber  letzterer  der  Schnitt- 
punkt von  Fy^M^  mit  m^  ist,  so  haben  wir  zu  F^M^  den  correspondiren- 
den  in  yu  zu  suchen.  Zu  ihm  construiren  wir  den  zugeordneten  Strahl  in 
der  Involution  J^ .  Dieser  schneidet  m^  in  einem  Punkte  T^ ,  der  der  Schnitt- 
punkt von  9»!  mit  d^  sein  muss.  In  analoger  Weise  bestimmen  wir  zu 
FyM^  den  entsprechenden  in.  J^k  luid  zu  letzterem  den  zugeordneten  in  7^ . 
Dieser  trifft  m^  in  T^,  einem  zweiten  Punkte  von  dy.  Damit  ist  letztere 
Linie  bestimmt.  Wir  bemerken  bei  dieser  Construction,  dass  die  entspre- 
ohende  Gerade  zu  F^M^  in  der  Involution  J\k  ein  Strahl  des  gemeinsamen 
PaareB  der  Involutionen /im,  J\k  ist.  Femer  ist  der  Strahl,  welcher  P,  11^ 
in  Jf^  iMUTesjMuidirt,  einer  der  gemeinsamen  Strahlen  zwischen  den  Involn- 
iiatma  ^  und  J^m  •    indem  wir  unter  Be!rVLck!Bic\i\ägaTi%  ^ax  «Dsütf^^s^A.  ^«r 


Von  Dr.  C.  Beyll.  73 


merkoDgen  ftir  die  Doppeltangenten  d^,  d^^  d^  letztere  construiren,  können 
wir  das  Gesagte  dahin  zusammenfassen : 

Die  correspondirenden  Strahlen  zu  den  gemeinsamen  Paa- 
ren der  Involutionen  Jk  und  Jm  in  den  resp.  Involutionen  J 
schneiden  die  resp.  Linien  m  in  sechs  Punkten  T.  Diese  liegen 
Tiermal    zu    dreien   in   den   vier  reellen   Doppeltangenten   von 

Wir  unterlassen  es,  hier  Alles,  was  oben  für  die  reellen  C*  bewiesen 
wurde,  nach  dem  Princip  der  Continuität  für  die  imaginären  G^  zu  inter- 
pretiren,  und  heben  nur  noch  Folgendes  hervor. 

f)  Je  vier  Punkte  von  C^*,  welche  auf  einem  reellen  Strahlenpaar  gh 
einer  Involution  Jm  liegen ,  bilden  ein  imaginäres  Quadrupel  von  Punkten. 
In  ilinen  wird  C*  von  einem  imaginären  Kegelschnitt  A"^  berühi*t.  g,  h 
lassen  sich  als  die  Doppelstrahlen  einer  Involution  J  betrachten.  Aus  £C* 
und  /  kann  (7**  nach  der  oben  entwickelten  Methode  erzeugt  werden. 

g)  Die  in  9  dargestellte  Ableitung  einer  C^  aus  einem  durch  M^S/I^SI^ 
gehenden  Kegelschnitt  A^^*  führt  zu  einer  imaginären  Curve  C**,  wenn  T 
im  Innern  des  Dreiecks  M^  M^  M^  liegt.  Denn  in  diesem  Falle  schneidet 
jede  Gerade  durch  T  die  Seiten  des  erwähnten  Dreiecks  in  drei  Punkten, 
von  welchen  zwei  in  Bezug  auf  K^  elliptisch  sind.  Die  Schnittpunkte  von 
AV  mit  6"**  liegen  auf  der  reellen  Polaren  von  T  in  Bezug  auf  M„?  und 
sind  bestimmte  imaginäre  Punkte. 

h)  Die  Tangenten  in  den  Punkten  von  C^*  sind  natürlich  imaginär. 
Construiren  wir  aber  zu  einem  Punkte  —  sagen  wir  Pg  —  in  m^  die  Curve 
^1':^  (13),  so  hängt  diese  nur  von  den  Involutionen  J\k  und  J^  ab.  Mit 
Hilfe  von  J\k  haben  wir  Ki^  erzeugt  und  es  muss  dieser  Kegelschnitt  stets 
nell  sein,  wenn  it/^,  i/^,  M^  reell  sind.  Daraus  folgt,  dass  auch  Ci'2  reell 
sein  moss.  Ziehen  wir  dann  durch  P^  eine  Gerade  und  schneide  diese  C{»-^ 
iß  X  and  w,  in  S\ ,  so  müssen  nach  der  Definition  von  C\'^  auf  M^  X 
2wei  Punkte  von  C^  liegen,  deren  Tangenten  sich  in  S\  schneiden.  Wird 
die  Curve  vierter  Ordnung  imaginär,  so  sind  auch  jene  Punkte  auf  M^X 
UDaginär  und  durch  eine  elliptische  Involution  bestimmt.  Bilden  wir  über 
ib  das  Strahlenbüschel  aus  S\ ,  so  definirt  dasselbe  zwei  Tangenten  von  C^, 

In  analoger  Weise  schliessen  wir,  dass  sämmtliche  Curven  C7^,  die  in 
H  besprochen  wurden,  in  unserem  speciellen  Falle  reell  werden  und  dazu 
<Uenen,  die  imaginären  Tangenten  von  C**  zu  bestimmen. 


*  unter  6  haben  wir  gezeigt,  dass  die  Doppeltangenten  einer  reellen  C^  für 
velche  3f,,  Jf^,  3i^  reell  sind,  imaginär  werden.  In  Ergänzung  des  dort  Gesagten 
bemerken  wir,  dass  in  jenem  Falle  stets  eines  der  gemeinsamen  Paare  zwischen 
äner  Involation  Jk  und  J^  reell  ist.  Constroiren  wir  zu  ihm  die  entsprechenden  Ge- 
nden  in  der  Involntion  Ji,  so  schneiden  sie  da»  ^  '"  ^"^^  reellen  Punkten. 

Doreh  diete  gehen  paarweiie  die  erwftbnteniiv  "  >  schneiden  die 

ttdeieii  m  in  beitimi&ten  imagiiiirai  F  "^  ^^^vc\t« 


74  Die  Curven  vierter  Ordn.  mit  drei  dopp.  Inflexionsknoten. 

Dabei  bemerken  wir,  dass  diejenigen  Punkte  von  C**,  Welche  auf  einer 
reellen  Geraden  durch  ein  ^f  liegen ,  Tangenten  besitzen ,  deren  reeller  Punkt 
bich  in  dem  gleichnamigen  m  befindet. 

17.  Degenerirte  Formen  von  C*. 

Am  Schlüsse  von  1  haben  wir  angedeutet,  dass  m^,  m^  zusammenfallen 
können ,  und  wir  wollen  nun  untersuchen ,  wie  sich  in  diesem  Falle  C^  ge- 
staltet. Da  tn^tn^  das  gemeinsame  Paar  der  Involutionen  J^  und  Jik  ist, 
so  kann  ein  Zusammenfallen  von  m^,  tn^  nur  dann  eintreten,  wenn  Jj  und 
J\k  einen  Doppelstrahl  gemeinsam  haben.  Derselbe  muss  Tangente  an  K* 
sein.  In  ihm  decken  sich  m|,  m^  und  wir  wollen  ihn  mit  m  bezeichnen. 
Er  berührt  K^  in  einem  Punkte  —  M — ,  in  welchem  M^.  M^  zusammen- 
fallen. Also  liegen  auf  m  die  drei  Punkte  ^/, ,  M^,  M^ ,  d.  h.  m  ist  ein 
Theil  von  C*  und  der  Rest  dieser  Curve  muss  von  der  dritten  Ordnung 
sein.  Wollen  wir  dies  direct  beweisen,  so  gehen  wir  von  einer  beliebigen 
Geraden  g  aus.  Wir  construiren  —  wie  in  1  —  aus  J\k  und  J^  die  Pro- 
jectivität  F\k.  Sie  schneidet  m^  resp.  g  in  projecti vischen  Reihen.  Diese 
erzeugen  einen  Kegelschnitt  AT^^,  der  mit  K^  die  Tangente  m  gemeinsam 
hat.  Die  drei  übrigen  gemeinsamen  Tangenten  treffen  g  in  Punkten  der 
erwähnten  Restcnrve  —  0^ 

Indem  wir  das  über  C*'  Gesagte  für  C^  specialisiren ,  ergiebt  sich  ftlr 
letztere  Curve  Folgendes: 

C^  berührt  K'*  in  M  und  in  den  zwei  Punkten,  in  welchen  der  zweite 
Doppelstrahl  \  der  Involution  /,  den  Kegelschnitt  K^  trifft.  —  Af^  ist  In- 
flexionspunkt  für  C^.  Seine  Tangente  —  ij  —  wird  erhalten  als  die  cor- 
respondirende  zum  zweiten  Doppelstrahle  von  J\k  in  der  Involution  /, .  — 
C^  ist  zu  sich  selbst  centrisch  involutorisch  mit  U^  als  Centrum  und  9f»| 
als  Axe. 

Die  quadratische  Transformation,   welche   durch  C^  geleitet  wird,   ist 
dadurch   specialisirt,  dass  die  Kegelschnitte  K^^  welche  den  Geraden   der 
Ebene  correspondireu ,  die  Linie  m  in  M^  berühren.     Die  Kegelschnitte  K^ 
aber,  welche  den  Geraden  X'  durch  M  in  dieser  Transformation  entsprechen, 
degeneriren  in  zwei  Punkte,  nömlich  in  Jtf  und  einen  Punkt  S  aufm  (Taf.  IV 
Fig.  20).     Durch  S  geht   an  h^  —  ausser   m  —    eine   weitere   Tangente, 
welche  A'*  in  -4,  berühre.     Sie  muss  x   in  einem  Punkte  A\  von  C^  schnei- 
den.    Sei  dann  der  Strahl  MA^  mit  x  bezeichnet  und  drehen  wir  x  um  Jf, 
so  entspricht  jeder  Lage  von  x  eine  Lage  von  x.     Lassen  wir  aber  an  Stelle 
von  X   die  Geraden   m^   oder  m  treten,   so   correspondiren  ihnen  resp.  dii 
Geraden  m^  m^.    Also  bilden  die  Paare  x.  x   eine  StrahleninvolaliA« 
und  C^  wird  aus  A'*  und  ./  auf  dieselbe  Wei^e  erzeugt  wie  aus  K^ 
Die  Doppelstrahlen  von  J  sind  die  Geraden  aus  M  nach  den  So 
von  hj  mit  A'^.    M^  ist  also  der  Pol  voii  J  in  Bezug  auf  den  F 


Von  Dr  C.  Bbykl.  75 

Indem  wir  die  letzterwähnte  Erzeugungsweise  der  C^  unabhängig  von 
C^  betrachten,  können  wir  sagen: 

Ä'^sei  ein  beliebiger  Kegelschnitt  und  einer  seiner  Punkte 
—  iV  —  sei  Scheitel  einer  Involution  J.  Construiren  wir  in 
den  zweiten  Schnittpunkten  der  Strahlen  von  7  die  Tangenten 
an  A''  und  schneiden  wir  mit  ihnen  die  correspondirenden 
Strahlen  von  /,  so  ist  der  Ort  der  Schnittpunkte  eine  (7^ 

Auf  jeder  Geraden  durch  M  liegt  somit  ein  Punkt  von  C^.  Also  ist 
M  ftlr  diese  Curve  ein  Doppelpunkt.  Bemerken  wir  weiter,  dass  der  reelle 
Theil  von  C^  aus  dem  in  Bezug  auf  A'^  hyperbolischen  Fßlde  der  Ebene 
nicht  in  das  elliptische  übergehen  kann ,  so  folgt ,  dass  C^  in  M  eine  Spitze 
hat.    mj  ist  ihre  Tangente. 

Seien  A\ ,  i?',  zwei  Punkte  von  C^  auf  einer  Geraden  /*  durch  M^  und 
«?ien  a\,  b\  ihre  Tangenten,  so  wird  durch  Ä\a\^  B\b\j  Mm  als  Punkte 
und  Tangenten  ein  Kegelschnitt  A  ^  bestimmt.  Solcher  Kegelschnitte  giebt 
es  unendlich  viele.  Aus  jedem  derselben  kann  C^  mit  Hilfe  einer  Involu- 
tion erzeugt  werden,  deren  einer  Doppelstrahl  m  und  deren  anderer  die 
Verbindungslinie  der  Schnittpunkt«  von  A'^  und  C^  ist. 

Die  Kegelschnitte  AT^^  berühren  m  in  AI  und  enthalten  zwei  Punkter 
paare  von  C^,  welche  auf  Geraden  durch  M^  liegen.  Die  Kegelschnitte  /i',^ 
AV  gehen  durch  A/,  und  berühren  nij  in  M.  Mit  Hilfe  eines  Kegelschnittes 
ÄV  können  wir  C^  erzengen,  wenn  wir  den  Pol  —  T  —  der  Verbindungs- 
linie der  Schnittpunkte  von  C^  und  A'm^  kennen.  Wir  ziehen  durch  T 
beliebige  Gerade.  Eine  solche  schneide  »n,  in  S^  und  m  in  S.  Durch  S^ 
g«ht  —  ausser  m^  —  eine  zweit«  Tangente  an  Iffu^,  Sie  berühre  diesen 
Kegelschnitt  in  A^ .  Aus  S  können  wir  zwei  Tangenten  an  K^^  ziehen. 
Dtte  Berührungspunkte  verbinden  wir  mit  M.  Bringen  wir  dann  diese  Ver- 
bindungslinien mit  M^Ay  zum  Schnitte,  so  erhalten  wir  zwei  Punkte  von 
^'.  Specialisiren  wir  diese  Construction  für  die  Gerade  TJtf,,  so  erhalten 
wir  die  Infiexionstangente  in  M^  an  C^, 

Wenden  wir  uns  zu  den  Tangenten  von  0^  so  zeichnen  wir  dieselben 
nüt  Hilfe  der  Kegelschnitte  k'g^.  Sind  AyA\  ein  Paar  zugeordneter  Punkte 
«Heg  Kegelschnittes  A'^  und  der  Curve  C,  so  construiren  wir  den  Kegel- 
Khnitt  Ay,  der  m  in  ;>/, ,  A^Ä^  in  A^  berührt  und  der  w,  zur  Tangente 
^•t  Seine  Tangente  durch -4',  berührte^  in  J-'j.  Führen  wir  diese  Con- 
itroction  mit  Hilfe  des  Satzes  von  Brianchon  durch,  und  seien  S.  S^  die 
Umittpnnkte  von  A^A\  mit  m  resp.  m^,  so  ziehen  wir  die  Geraden  M^A^^. 
M^Ä^  (Taf.  IV  Fig.  22).  Ihren  Schnittpunkt  —  T,  —  verbinden  wir  mit 
8%»    Dtnii  trifft  SyT^  die  Gerade  m  in  S\  einem  Punkte  der  gesuchten 

andere  Construction  ist  folgende:  Wir  bringen  M^A!^ 
^  und  verbinden  T\  mit  S.     Dann  schneidet 
—  S\  —  von  tt'^, 


76  Die  Curven  vierter  Ordn.  mit  drei  dopp.  Inflexionsknoten. 

Sei  P  ein  beliebiger  Punkt  der  Ebene,  so  verbinden  wir  ihn  mit  8\ 
und  schneiden  diese  Verbindungslinie  mit  M^  Ä\ .  Wir  können  non  zeigen, 
dass  der  Ort  der  so  erhaltenen  Schnittpunkte  ein  Kegelschnitt*  Ä^i^^  ist 
Denn  sei  x  eine  Gerade  durch  P  und  schneide  sie  m^  in  S\,  so  gehen  — 
weil  C^  von  der  dritten  Classe  ist  —  duich  S\  ausser  m^  noch  zwei  wei- 
tere Tangenten  an  C^.  Die  Berührungspunkte  derselben  liegen  auf  einer 
Geraden  x^  aus  Af^ ,  welche  x  in  einem  Punkte  unseres  Ortes  schneidet.  Es 
ist  also  jeder  Geraden  z  durch  P  eine  Gerade  x^  durch  M^  zugeordnet,  um- 
gekehrt erkennen  wir,  dass  jeder  Geraden  x^  eine  Gerade  x  entspricht.  Mit- 
hin steht  das  Büschel  der  x  zu  dem  der  x^  in  einer  eindeutigen  Beziehung 
und  beide  Bü^el  erzeugen  den  oben  erwähnten  Kegelschnitt  ijp^  Der- 
selbe geht  durch  P,  M^,  M. 

Befindet  sich  P  auf  m,  so  liegen  also  auf  dieser  Geraden  drei  Punkte 
von  K^^,  d.  h.  m  ist  ein  Theil  dieses  Kegelschnittes  und  der  Rest  desselben 
besteht  aus  einer  zweiten  Geraden  p.     Wir  schliessen  daher: 

Verbinden  wir  die  Schnittpunkte  der  Tangenten  von  C 
und  tii|  mit  einem  Punkte  auf  m  und  bringen  wir  diese  Verbin- 
dungslinien mit  den  resp.  Geraden  aus  My  nach  den  Punkten 
von  C^  zum  Schnitte,  so  ist  der  Ort  dieser  Schnittpunkte  eine 
Gerade. 

p  geht  durch   den  Schnittpunkt  der  Inflexionstangente  in  M^  mit  fii|. 

In  Taf.  IV  Fig.  23  und  24  sind  zwei  Formen  der  jetzt  besprochenen 
Curve  0*  dargestellt 

Fig.  23  ist  so  disponirt,  dass  M^  unendlich  fern  liegt  und  m^  zu  m 
senkrecht  steht.  C^  ist  also  zu  m^  orthogonal  symmetrisch,  i^  ist  eine 
Asymptote  von  C  Die  anderen  werden  gefunden,  indem  wir  die  Linie  u 
bestimmen,  welche  in  der  Involution  J^  der  unendlich  fernen  Geraden  ent- 
spricht u  liegt  in  der  Mitte  von  m  und  h^  und  schneidet  K^  in  zwei  Punk- 
ten 17|,  TJ^^  deren  Tangenten  die  Richtungen  der  gesuchten  Asymptoten 
haben.  Diese  selbst  werden  also  nach  der  oben  gegebenen  Tangentencon- 
struction  für  Punkte  von  C^  bestimmt 

Die  C^  von  Fig.  24  ist  aus  einem  Kreise  K^  hejrvorgebracht  und 
dadurch  specialisirt,  dass  sie  durch  die  imaginären  Punkte  dieses  Kreises 
geht,  welche  auf  der  unendlich  fernen  Geraden  liegen.  T  ist  also  Mittel- 
punkt von  Ktg?.  Die  reelle  Asymptote  von  C^  ist  mit  Hilfe  einer  Geraden 
u  bestimmt,  welche  zu  m^  parallel  ist  und  den  Abstand  zwischen  M^  und 
m^  halbirt.  u  trifft  C^  in  U,  Dann  ist  My  U  die  Richtung  der  gesuchten 
Asymptote.  Wir  erhalten  letztere,  indem  wir  einen  Kegelschnitt  -AT,»**  zeich- 
nen, der  m^  in  M  berührt,  durch  M^  ü  und  einen  Punkt  Ä\  von  C*  geht  In 
Bezug  auf  diesen  Kegelschnitt  construiren  wir  den  Pol  —  T*  —  der  Ge- 
raden ÜA\.  Durch  ÜT*Mi  geht  ein  Kegelschnitt  AV,  der  m^  m  M  r^ 
C'^  in  ü  berührt.  Also  ist  seine  Tangente  in  ü  auch  Tangente 
irifft  fHj  in  8\.     Durch  S\  geht  die  in  Rede  stehende  Asjm 


Von  Dr.  C.  Beyel.  77 

Schliesslich  bemerken  wir,  dass  die  in  13  und  14  bebandelten  Curven 
dritter  Ordnung  von  der  Art  der  zuletzt  besprochenen  sind  und  dass  die 
allgemeine  Form  einer  solchen  Curve  in  Taf.  I  Fig.  8  gezeichnet  ist.  —  Fällt 
J,  mit  J\k  zusammen ,  so  degenerirt  C^  in  die  Polare  von  ^/j  in  Bezug  auf  K^. 

»     18.  Beziehung  von  C*  zu  einem  Büschel  von  Flächen  zweiten  Orades. 

Es  bleibt  uns  noch  übrig,  auf  den  Zusammenhang  hinzuweisen ,  der 
zwischen  den  discutirten  Curven  vierter  Ordnung  and  einem  Büschel  von 
Fliehen  zweiten  Grades  besteht.  Bekanntlich  enthält  jedes  solche  Büschel 
vier  Kegel  —  AT^^  ATj*.  A'g*,  l{^^.  Seien  die  Spitzen  derselben  Mj^,  Afj,  ^3,  M^, 
so  schneiden  die  Ebenen,  welche  durch  je  drei  der  Spitzen  bestimmt  wer- 
den, die  Developpable  der  Grundcurve  des  Büschels  in  Curven  der  betrach- 
teten Art.*  Denn  wir  können  beweisen ,  dass  die  Construction  dieser  Spur- 
conren  mit  der  in  1  für  die  Erzeugung  von  C*  gegebenen  Methode  über- 
einstimmt. 

Zu  diesem  Zwecke  gehen  wir  von  der  Ebene  P^  aus,  welche  iW, ,  J/g,  M^ 
enthält.  Der  Kegel  mit  der  Spitze  M^  schneide  diese  Ebene  im  Kegelschnitt 
A**.  Wir  construiren  die  Durchdringung  von  zweien  der  vier  Kegel,  sagen 
wir  von  A^^*,  A'^*,  indem  wir  ein  Ebenenbüschel  durch  M^  M^  legen.  Sei  JKj 
eine  Ebene  dieses  Büschels,  so  trifft  sie  A'j^  in  zwei  Erzeugenden  c^,  f^  und 
V  in  zwei  Erzeugenden  c^,  f^.  Diese  vier  Geraden  schneiden  sich  in  vier 
Punkten  der  Durchdringungscurve  und  wir  haben  nun  in  denselben  die 
Tangenten  zu  bestimmen ,  resp.  die  Spuren  derselben  in  der  Ebene  P^ . 
Letztere  Ebene  werde  von  E^  in  x^  und  von  e^f^  in  A^B^^  geschnitten. 
Dann  geht  x^  durch  M^,  und  -4p  5,  sind  die  Schnittpunkte  von  x^  mit  A'*. 
Construiren  wir  die  Tangentialebenen  längs  e^f^  an  Ä'^^  so  haben  diese  zu 
Spnren  in  P^  die  Tangenten  ttj,  h^  in  Ä^Bj^  an  A'*.  Die  Tangentialebenen 
Sflgs  €,  f^  an  ATj^  müssen  sich  in  einer  Geraden  x\  durch  M^  treffen ,  welche 
u»  Pj  liegt ,  weil  die  Punkte  von  e^  f^  sich  auf  Geraden  durch  M^  befinden. 
Ke  gesuchten  Spuren  der  Tangenten  sind  also  die  Schnittpunkte  -4\,  B\ 
^on  a,  6j  mit  x\ .  In  ihnen  treffen  sich  je  zwei  Tangenten  an  Punkte  der 
Grundcurve,  die  auf  einer  Geraden  durch  M^  liegen. 

Drehen  wir  nun  E^  um  M^  M^ ,  so  erhalten  wir  dementsprechend  in  P^ 
on  Büschel  von  Geraden  a?,  und  zu  jeder  Lage  von  x^  gehört  eine  solche 
▼on  x\ .  Speciell  die  Ebene  A/,  M^  M^  trifft  P^  in  M^  M^  und  dieser  Geraden 
correspondirt  als  x\  die  Gerade  MyM^.  Die  Ebene  M^M^M^  schneidet  P^ 
io  M^  M^  und  dieser  Geraden  ist  M^  M^  zugeordnet.  Also  entsprechen  sich 
in  der  Projectivität  der  Geraden  x^  x\  die  Strahlen  M^  M^ ,  My  M^  vertausch- 
inr,  d.  b.  die  Geraden  x^^  x\  bilden  eine  Involution  J^.  Die  Construction 
fa  Spar  der  Developpablen  von  der  Grundcurve  des  Büschels  wird  also  in  der 
A'*  und  J]  nach  der  in  1  entwickelten  Methode  durchgeführt. 

^Wstellondc  Geometrie,  II,  Auü.,  S.  HO^Ä^^g. 


78  Die  Curven  vierter  Ordnang  etc.     Von  Dr.  C.  Betel. 


Die  analoge  Darstellung  von  C*  erhalten  wir,  indem  wir  von  M^M^ 
oder  von  M^M^  ausgehen.  Die  Doppelstrahlen  der  Involutionen  /, ,  /g'  «^s 
sind  die  Erzeugenden  der  Kegel  A'i^,  Jl^^^^  fC^^  welche  in  P^  liegen. 

Kennen  wir  zwei  dieser  Curven  vierter  Ordnung,  etwa  C^*  in  der  Ebene 
P4  und  Cj*  in  der  Ebene  M^  M^  M^  oder  P^ ,  so  ist  dadurch  die  Develop- 
pable  der  Grundcurve  bestimmt.  Denn  sei  A\  der  Punkt  von  C/,  welcher 
in  dem  Schnitte  von  x\  mit  a,  liegt,  so  müssen  die  Tangenten  an  die 
Grundcurve,  welche  in  A\  die  Ebene  P|  treffen,  sich  in  der  Ebene  M^a^ 
befinden.  Diese  Ebene  schneidet  Fy  in  einer  durch  iKft  gehenden  Geraden, 
welche  den  Schnittpunkt  S^  von  a^  mit  M^  M^  enthält.  In  S^  M^  nun  sind 
zwei  Punkte  von  Cj*  gelegen.  Verbinden  wir  diese  mit  Ä\,  so  erhalten 
wir  zwei  Gerade  der  Developpablen. 

Zu  jedem  der  unendlich  vielen  Kegelschnitte  A'^  aus  denen  C^  erzeugt 
werden  kann,  gehört  —  wenn  wir  M^,  M^,  M^,  M^  festhalten  —  ein  anderes 
Büschel  von  Flächen  zweiter  Ordnung.  Die  Developpablen  der  Grundcurven 
aller  dieser  Büschel  schneiden  die  Ebenen  des  Quadrupels  My^  M^  M^  M^  in 
denselben  Curven. 

Zum  Schlüsse  erwähnen  wir,  dass  durch  imaginäre  Curven  vierter  Ord- 
nung in  den  Quadrupelebenen  imaginäre  developpable  Flächen  bestimmt 
werden,  auf  denen  die  Grundcurven  von  Büscheln  liegen,  die  aus  imaginä- 
ren Flächen  zweiten  Grades  bestehen. 

Zürich,  August  1884. 


IV. 

üeber  die  Integration  linearer,  nicht  homogener 

Differentialgleichungen. 

Von 

WoLD.  IIeymann 

in  Planen  i   V. 
(Schluas.) 


I) 


§7. 
Sapplementintegral  von 

^^tV'  +  («I  +  ^  ^)y  +(«0  +  ^0^  +  ^0^*)?/  =  -^.a  » * 


1!  '  ^2! 

Sobald  die  Coefßcieuten  der  Gleichung  1)  resp.  la)  in  §  G  den  zweiten 
Grad  nicht  übersteigen,  so  gilt  dies  auch  von  den  Coefficienten  der  Diffe- 
rentialgleichung für   Wy  welche  lautete 

U,W''+U,W'+U,W=0, 

und  es  bieten  sich  daher  sogleich  zwei  Fälle  dar.  für  welche  die  Integration 
ToIIstfindig  durchführbar  sein  wird,   nämlich  erstens  wenn  c^  =  h^  =  C2  =  0 
und  zweitens  wenn  Oj  =  o,  =  5^  =  ö-     ^^^  betrachten  hier  den  ersten  Fall. 
Es  sei  also  n  —  2  und 

1.     Ci=0,     b2  =  0y     ^2  =  0, 

dann  liegt  die  Gleichung  1)  vor,  und  es  handelt  sich  nur  dämm,  ein  par- 
tikuläres Inteprral  der  vereinfachten  Gleichung 

1  a)  a,£"  +  {a,  +  h^  x)r'  +  (a„  +  h^x  +  c^x^)  z=^B,  +  B^x 

aufzustellen.     Die  Gleichung  für  W  lautet  jetzt 

^'^^"+(2>u  +  ^w)TF'+(a,+a,t/+a,u»)Tr=0, 
und   es  ist  seit  Liouville  bekannt,   dass  selbige  durch  die  beiden  Substi- 
tuüonen  ^^^„^+^„^  ^^^  yt/  +  (5  =  ^ 

anf  die  einfachere  Form 


dS" 


de 


*  Es  iit  leicht  einzusehen,  dass  die  rechte  Seite  der  Oleiohii 
Factor  tt'^^'^  behaftet  sein  dürfte,  da  dieser  durch  die  Sab«^ 
beteiUgt  werden  kann,  ohne  data  hierbei  die  Qleicllll 


80       Ueb.  die  Integrat  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleichungen. 


■*.^»N.     ■^.--»   •-   *- 


gebracht  werden  kann,   unter  a,  ßy  y,  6.  l  gewisse  constante  2iahlen  ver- 
standen.    Der  letzten  Gleichung  genügt 

0 
sonach  ist 

0 
Führt  man  dieses  in 


^f^e''''^Sh''wdu 


z 


ein  und  beachtet,  dass 

t7j  =  Co,     C/^i  =  6o  +  6,w, 

so  erhält  man  das  Ergänzungsintegral  der  Gleichung  la)  in  der  Gestalt 

«»  OD    ^, 

t*i  0 

Als  Grenzen  für  das  erste  Integral  hat  man  u^  =  0 ;  u^  ist  die  Lösung  der 
Gleichung 

und  es  ist  a  zufolge  der  Bedeutung  von  o,  wie  man  sich  leicht  überzeugt, 
immer  eine  von  Null  verschiedene  endliche  Grösse. 

Es  bleibt  noch  übrig,   die  Grössen  y,  und  y^  zu  bestimmen.     Sie  sind 
aefinirt,  wie  fiHher  gezeigt  worden  ist.  durch 

y,  =  » |5o/i(0,  +  5,  /•  j(0),     rs  =  -  « !-Ba/".  (<>)  +  B,  f,  (0)j . 
und  im  vorliegenden  Falle  ist 


0 


* 


f^{u)  =  e^-''^^*'Jv^-'e    ''     "^^"'^^^dv 


woraus  unmittelbar  folgt 


QO  _«  OD  • 


/;(0)  =  rt;^-»e    ^•^^'''rft;,     /"(0)t=      y/r^c     ' '^^''cir  + 15/;(0) 


0  0 

OD  ..»  OD 


0  0 

so  dass  also  für  y^  nnd  y^  folgende  Ausdrücke  gewonnen  werden: 


Von  WoLD.  Heymann.  81 


0 

.OD 


;i>0. 


0 

Die   Constante  x  ist  zu  entnehmen  aus 

f\  («)  /■»(«)-  r,  (m)  /;  («)  =  -  e~J^' '", 

worin  ftlr  u  irgendwelcher  specieller  Werth  gesetzt  werden  darf.    Für  ti  =  0 
ergebt  sich  . 

-  =  r,(0)/i(0)-r,(0)/;(0), 

oder   nach  Einftlhmng  der  hetreffenden  Integralwerthe 

'  00  s  OD  2 

+Jv^e    2        dvJv^-U    '^'^     dv 

0 
d.  h. 


7 -^-'■(^)Ki)  •«''.■ 


oder   aach,    weil    nach  Gauss    das   Prodact  der   Gammafunctionen    durch 
(2%)^.2^-*r(;i)  ersetzt  werden  kann, 

Sollte  k<0  sein,  so  hat  das  für  w  aufgestellte  Integral  keinen  Sinn;  als- 
dann ist  aber  folgender  Ausdruck  brauchbar: 

w=^ Sdl^j e"^ v^-^""-^  \y^e''^  +  {-lYy^e-'^  dv, 

0 

wobei  V  diejenige  positive  ganze  Zahl  bedeutet,  welche  dem  absoluten  Werthe 
von  l  folgt. 


*  Dies  Resultat  folg^  wenn  in  der  von  Abel  aufgestellten  Formel 

0  u 

fi^gende  Bachstabenveribidernng  vorgenommen  wird: 

Man  vergL  Abel,  8nr  qndqnflt  integral«  d 


82       üeb.  die  Integrai  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleicbangen. 


Wir  haben  bisher  stillschweigend  vorausgesetzt,  dass  y^O,  denn  an- 
dernfalls konnte  die  Substitution 

nicht  gemacht  werden.     Nun  besitzt  aber  y  in  den  ursprünglichen  Coeffi- 
cienten  ausgedrückt  folgenden  Werth: 

und  dieses  verschwindet,  wenn 

In  diesem  Falle  kann  man  aber  die  Grössen  a,  ß,  y  und  6  so  bestimmen, 
dass  sich  die  Gleichung 

vermittelst  der  Substitutionen 

Tr=  ««•''+/'"  und  y«  +  d  =  | 
vereinfacht  in 

—  +  ^w^0, 
und  dieser  genügt 

0 

wenn 

und  fj,  fj)  ^3  ^^^  Wurzeln  der  Gleichung 

sind.     Nunmehr  ergiebt  sich  für  z  ähnlich  wie  vorhin 

U,  OD 

—  1    '^ 

""  Ca 

«,  0 

wobei 

1=3 


S  =  >   (y<tiC«<«'<y''  +  *>), 


!=l 


U|=0,  und  U2  aus  der  Gleichung 

folgt.     Zur  Bestimmung  der  Grössen  y^ ,  y^  und  yj  dienen  die  Gleichungen 


und 


Jl^floA  ISaMuvng  der  Grenzen  und  des  iLuaäniekQ& 


Von  WoLD.  Heymann. 


83 


lauten   die  letzten  beiden  Qleichungen 

r{o)+ßao)=  B,,       r(0)=  s,+ßB, 
m=-Bj  °^''  m=-B, 

wenn   f(u)  das  Integral  w  für  i  =  }ti+5  vorstellt,  so  dass 


I 


00  ■ 

0 


0 

Setzt   man  zur  Abkürzung 

-OD 


Bkle    *  dv  =  8ki     Ä=  1,2,3, 


0 
dann   ist 

f(0)  =  «1  /i  +  s^y^  +  5sys ,     T  (0)  =  y  ts'i  ^  +  «'^  y^  +  s\ y^\ , 

wobei  die  Ableitungen  der  $  nacb  6  zu  nehmen  sind,  und  nunmehr  hinten 
die  Gleichungen  zur  Bestimmung  von  y^,  /j  ^^^  }'8  folgendermassen : 

yi    +    ^2   +    ys    =     ^» 

«'i  yi  +  «2  y2  +  ^'3  y3  =    (-^o +ß^i)''  y- 

Es  ist  bemerkenswerth ;  dass  sich  die  Hauptdeterminante  dieses  Gleich- 
ongBSjstems  auf  eine  Determinante  reducirt,  welche  nur  noch  Potenzen  der 
Wurzeln  e|,  ^  und  ^3  enthält  und  von  dem  Integralparameter  6  ganz  un- 
abl^bigig  ist.     Man  kann  nämlich  zeigen,  dass 


1     1     1 


8|     5jj     53 

t        t       f 

S  1     ^2    S  3 


n 


3}/S 


1     1      1 


*1      *2       *3 
*1       '2      *3 


Da  diese  merkwürdige  Integralbeziehung  sich  allgemein  für  eine  Determi- 
nante n**"  Grades  aussprechen  lässt,  so  wollen  wir  die  Transformation  an 
einer  solchen  zeigen. 

Wir  behaupten,  dass 


^  = 


1 

8, 


1 


1 


8\ 


1 


1 


=  O. 


wenn  Sk  durch  das  bestimmte  Integral 


•2 


^2 


1 


Bn' 


H  —  1      e  »  — 1 


fl-1 


84       Ueb.  die  Integrat.  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleichungen. 


,,=.,/-^""d..  G*<"'=^*)'  «>2 


definirt  ist,  s^  bis  e«  die  Wurzeln  der  Gleichung 

bedeuten  und  d-  ein  gewisser  numerischer  Factor  ist. 
Bekanntlich  genügt  der  Differentialgleichung 


?«— 1 


daf" 


3f,  +  Aa;5  =  0 


das  Integral 

5  =  ^,  Ct54,    wenn  ^^  0^  =  0. 

LSsst  man  die  letzte  Bedingung  fort,  so  stellt  der  Ausdruck  für  s  das  In- 
tegral der  Gleichung 


■*5  ,  ,     l      d"5  ,  ,    d«  ,  ,        ^ 


dar.     Nach  Abel  besteht  nun  für  eine  Differentialgleichung 

deren  partikuläre  Integrale  s^  . . .  5ji  sind ,  folgender  Determinantensatz : 


d» 


wobei  X  eine  von  x  unabhängige  Integrationsconstante  bedeutet. 

Für  die  vorhergehende  Differentialgleichung  ist  Xn~.i  =  0,  daher  redu- 
cirt  sich  die  rechte  Seite  der  letzten  Gleichung  auf  x. 

Weiterhin  ist  • 

s^<"-0=.f^«  le    "      *"*!;"-*  dt;  =  Ale*»«"  de    ", 

0  0 

d.h. 

S4^»-»)  =  -A(l+a;s4). 
Führt  man  dies  in  die  letzte  Determinante  ein,  so  zerfHUt  dieselbe  in  die 
Summe  zweier,   von   denen   die  eine   identisch  verschwindet,    während  die 
andere  den  Factor  —  iL  ausscheiden  lässt,  welcher  in  x  eingehen  m5ge;  man 
erhält  also 


8, 


2 


i  ^  X 


«/"-^J    V"''' 


1 


Von    WOLD.  HEYBfANM. 


85 


Die  letzte  Determinante  ist  aber  nichts  Anderes ,  als  die  zu  bestimmende  ^^ 
and  daher  ist  d  =  K  eine  vom  Integrationsparameter  x  unab- 
hängige Grösse,     um  diese  genauer  zu  fixiren,  sei  a;  =  0,  dann  ist 

OD 

/*— -  5L±i_i      /m4-l\ 

0 
und   man  bemerkt,  dass  in  der  Determinante  J 

-i--i     /    1    \ 
die  erste    Horizontalreihe  den  Factor  n  "         rl j  ausscheiden 

(4)  .■ 


zweite 


w  «     ^  r\ 


n  — I 


<        /  1  \ 

die  (n  — ly*  Horizontalreihe  den  Factor  n  *»        Fy )  ausscheiden 

iSsst.     In  der  Determinante  verweilen  daher  nur  die  entsprechenden  Poten- 
zen von  C|  bis  en»  luid  vor  dieselbe  tritt  der  Factor 

«—1 


n 


ü)  Kl)  •-("-?-') 


Das   Prodnct  der  Gktmmafunctionen  kann  nach  dem  Theorem  von  Gauss 
noch  durch 


n-l 


{2n)  2    n    2 
ersetzt  werden,  und  hiemach  hat  man  als  Schlussresultat  folgendes: 

1  1       ...         1 


J=^^ 


m n— 1     • n  — I  c  n  —  1 

V*  ta  .  .  .        «n 


wobei 


ii-i 


Der  Fall  n  =  3,  welcher  uns  anfllnglich  beschäftigte,  liefert  demnach 

2n 
»  = =» 

wie  bereits  angegeben  worden  ist.* 


*  Diese  Untersachong  bildet  ein  Supplement  zu  dem  früher  citirten  Auf- 
alie  AbelV  —  Es  lassen  sich  nach  dem  Vorgange  AbeTs  noch  manche  andere 
iitereMuiie  Integralbeziehungen  aufdecken. 

Gebt  man  etwa  von  der  Differentialgleichung 

Attii  paHümlire  Integrale  in  der  Form 


86       üeb.  die  Integrat.  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleichungen. 


n. 

Snpplementintegrale  linearer  Differentialgleichmigen ,  deren 
zweiter  Theil  eine  beliebige  Function  ist. 

Enler  hat  im  zweiten  Bande  seiner  Integralrechnung  (2.  Abschnitt 
Capital  in — V)  die  Gleichungen 

dx        da^ 


Z=i4y  +  J5^  +  0^  + 


X=^,  +  i>,l»+C^g  + 


mittels  Factoren  integrirt.  Wir  wenden  uns  daher  sofort  an  andere  Gruppen 
von  Differentialgleichungen ,  insbesondere  an  diejenigen ,  denen  die  Integrale 

{{u—xrüdu    und  j^'Vdu 

genügen;  das  ist  aber  die  Differentialgleichung  der  hypergeometrischen  Func- 
tionen, resp.  die  Laplace'sche  Gleichung.  —  Man  darf  wohl  behaupten, 
dass  auf  diese  Gleichungen  die  meisten  der  linearen  Differentialgleichungen« 
welche  bisher  integrirt  wurden,  zurückkommen. 

§8. 

Snpplementlntegral  der  Differentialgleiohung  der  hypergeometrisclien 

Functionen  n^'  Ordnung. 

Die  Gleichung*  lautet 

>"<"S+fH,-.[C;!;')<r«+(:t;)<r-]S=x. 

und  hierin  haben  die  Functionen  <p  und  r^  nachstehende  Bedeutung: 


8k 


OD 

= /f?i-i  e"^'^**''" dv,    k-\,  2,  ... 


enthalten  sind,  aus,  wobei  X  und  c  aus  den  Gleichungen 

a,X-ao  =  o,    «'»  +  a,=0 
zu  berechnen  sind,  so  erhält  man  nach  einiger  Reduction 


«1 

St 

•    •   • 

8^ 

r 

/ 

/ 

«1 

«t 

■ 
•               •               - 

•    •   • 

Sn 

SjC»«  — 1)    s,<» 


1) 


n 


=  e 


1 


1 


»  — 1 


. .   e-,J 


9^n    ^  (2x)  ^    r(i). 

Auch  hier  ist  die  Determinante  der  Integrale  unabhängig  vom  Parameter  a;,  aoa- 
genommen  den  Fall  n  =  2,  in  welchem  neben  ^  der  Factor  e—^/%«x^  tritt  Die 
letzte  Entwickelung  begreift  die  frühere  als  specieUen  Fall  in  sich. 

*  Ueber  die  reducirte  Gleichung  vergl.  die  Arbeit  von  L.  Pochhammer, 
„üeber  hypergeometrische  Functionen  höherer  Ordnung**,  im  71.  Bd.  des  Journals 
f.  d,  reine  u.  angew.  Mathematik- 


Von  WoLD.  Ueymann.  87 

(p{x)  =  {x  —  a^){x-'a^)...  ix  —  an)       i 

(p{x)      x  —  a^     x  —  a^  iT  — a«' 

um  ein  Supplementintegral  der  vorgelegten  Differentialgleichung  her- 
zaleiten,  kann  man  zwei  Wege  einschlagen. 

1.   Man  yerhält  sich  anfänglich  so,   als  ob  die  reducirte  Gleichung  zu 
int^rriren  sei.  und  sucht  der  Gleichung  durch  ein  Integral 

y=^ju{u—xY-'^du 
zu  genügen.     Nach  Einführung  dieses  Ausdruckes  entsteht 

wo 

!?=(-    l)»(A_l)(A_2)...(i-«+l). 

Man  setzt  jetzt 

anter   F{u)  eine   noch   zu   bestimmende   Function   verstanden,    und   wählt, 
wenn  möglich,  die  Grenzen  so,  dass 

(?j?7g>(u)(u-a:)^-«j;;;  =  0, 
hingegen  F  so,  dass 


-qf{U'-x]^'''F{u)  du  =  X. 


Weil 

u 

^^,-,,~.    VC)    "/c«^v<«>    "F(u)elu, 

wobei  unter  Uq  eine  solche  Grenze  zu  verstehen  ist,  für  welche  das  Integral 
verschwindet,  so  lautet  das  gesuchte  Supplementintegral 

y  =  f  l{U''Xy-^%{u)r^{u).F{u)du^du, 

vorausgesetzt,   dass  dieses  Integral  für  die  ermittelten  Grenzen  einen  Sinn 
hat.      Hier  dient  zur  Abkürzung 


(u)  =^  (u  -  a,)~*'  (tt  —  o,)-*» . . .  (u  —  a»)-*«       i' 


88       üeb.  die  Integrat.  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleichungen. 
2.  Man  setzt  y  in  Form  eines  Doppelintegrals  voraus: 


y-=-J\s{u)Ju(u-xf'^  dw]  du. 


und  dann  entsteht  durch  eine  analoge  Rechnung  wie  vorhin 

Jetzt  wähle  man  TJ  so,  dass 

^[1?V(«):-F,»;(U)  =  0 

und  Uq  so,  dass 

(?{I7<p(u).(u-»)*-"U  =  0, 
dann  bleibt  zurück 

^ /^^(tt)  ü'9(tt)(u-a;)^-"(fu=X. 

Verfugt  man  endlich  über  S(u)  so,  dass 

5^(u)?7  9)(u)  =  F(u), 

wo  nun  ^(u),   abgesehen  vom  Vorzeichen,   wieder  genau  die  frühere  Be- 
deutung hat,  so  ergiebt  sich  als  Supplementintegral  der  Gleichung  l) 

welches  wegen 


und  unter  Benutzung  der  früher  gebrauchten  Abkürzungen  auch  folgender* 
massen  geschrieben  werden  kann: 

y^J   \^{u).F(u)Ji{u)  {u-xY"^  du]  du, 

t*l  Wo 

In  beiden  Fällen  1)  und  2)  ist  also,  abgesehen  von  einem  constanten  Fac- 
tor, eine  Function  JP(u)  von  der  Beschaffenheit  zu  ermitteln,  dass* 


/(w-a?)^—  F{u)  du  =  X 


"*  Ueber  diese  Functionalgleichong  vergl.  Abel»  Crelle'f 


Von  WoLD.  Ubymann.  S9 


Als  ein  Beispiel  sei  der  Fall 

9 


ß 


(u-xY-"'F(u)du^ 


{x-ny 

angeftLhrt,  welcher  auftritt,  wenn  der  zweite  Theil  der  Differentialgleichung 
eine  gebrochene  Function  ist.  Man  bemerkt  leicht,  dass  man  durch  die 
Annahme 

zum  Ziele  gelangt;  denn  transformirt  man 

X  /  (u  —  xy-'*  {u  —  h)9du 

mittels 

u  — Ä  =  (a;  — Ä)t;,    d.h.   u— «=  (o;  — Ä)(«;  — 1), 
so  entsteht 


(a;— Ä)*-"+*+Mt;*(t;-l)^-«dv, 


Vi 
und  soll  dasselbe  identisch  sein  mit 

9 


{x-ny 

so  müssen  die  Zahlen  q  und  x  so  gewfthlt  werden,  dass 

Vi 

Was  die  Wahl  der  Grenzen  anbelangt,  so  hat  man  darauf  zu  achten, 
dass  das  zuletzt  aufgeschriebene  Integral  einen  bestimmten,  von  x  unab- 
hängigen Werth  erlangt  und  dass  für  dieselben  Grenzen  auch  das  Supple- 
mentintegral einen  Sinn  hat. 

Soll  aber  der  Integralausdruck  fCLr  x  von  x  unabhängig  sein ,  so  bieten 
sich  ftir  u  y  bez.  t;,  welche  Variabelen  durch 

u— Ä  =  (a;— Ä)t; 

an  einander  gebunden  waren,  folgende  drei  Werthesjsteme  dar: 

Uj  =  Ä,  V,  =  1 , 

1.  ^u,  =  +  QoJ  \x—h>0 

>  y    wenn    <  ,. 

ti^s— Qot  fX  —  h<,\J 

,Wi=Ä,  Vi  =  0, 

2.  i«<|«=+oo| \x—h<0\ 


y    wenn    {^     r^ni'        t?2  =  +  oo; 


'    ^""^    ^x^h>0\'       ^»  =  -^5 


v^=\. 


90       üeb.  die  Integrat.  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleichungen. 

In  diesen  drei  Fällen  lässt  sich  x  durch  vollständige  Gammafunctionen  aus- 
drücken; man  findet  in  der  entsprechenden  Reihenfolge 

Cr       .7       .  r(v  +  A  — n+1) 


gi  I v9(v'\]^ 


r(v)r(A-.fi  +  i) 

1 


v>0,     A  — n  +  l>0; 

—  OD  .* 

2.    7i=^g:  jv^iv  —  1)^- "  dt;  =  ^r (—  1)»  / f(;f  ( 1  +  IT)* - "  dir 


oder 


0  0 


oder 


1  1 

3.    x  =  g: lv9{v-\)^-''dv  =  g(-  1/-" fv9{\—  t?)^-" dv 
0  0 


r^w~A-v)  ru  — n+l)       A-n  +  l>0. 

Die  erhaltenen  u  -  Grenzen  sind  unter  den  aufgestellten  Beschränkungen 
auch  zulässige  Grenzen  für  das  Supplementintegral.  Ist  v  eine  positive  ganze 
Zahl  (Exponent  des  Nenners  von  einem  Partialbruch),  so  ist  die  dritte 
Gruppe  der  Grenzen,  für  welche  1  — v>0,  auszuschliessen.  Die  durch  die 
Argumente  der  Gammafunctipnen  noth wendig  gewordenen  Beschränkungen 
lassen  sich  durch  vielfache  Differentiationsprocesse  und  Integrationsprocesse 
beseitigen.  Doch  erfordern  diese  Discussionen  zuviel  Raum,  als  dass  sie 
hier  angeführt  werden  könnten. 

§9. 
SupplementintDgral  der  Laplace'sohen  Oleichnng 

Zu  dem  Supplementintegral  gelangt  man  wiederum  auf  zweifiachem 
Wege. 

I.  Man  führt,  wie  bei  der  Integration  der  reducirten  Gleichung,  das 
Integral 


^=:A 


e^'Vdu 
ein,  wodurch  die  Gleichung  1)  in 


^-'^i^i::+/^'''|^oF-^(^,F)jdu=x 


abergebt,   und  bierbei  ist  (vergl.  §  5) 


Von  WoLD.  Heymann.  91 


C^i  =  2»«  w"+&„_, !!"->  +  ... +  6lt*+  &0- 
Nun  setze  man  , 

unter  If'iu)  eine  noch  zu  bestimmende  Function  verstanden,  und  suche  die 
Grenzen  so  auszumitteln ,  dass 

F{u)  hingegen  ist  so  zu  wählen,  dass 

le'"F{u)du  =  X. 
Beachtet  man,  dass  ^ 

wobei  1*0  ein  solcher  Werth  ist,  für  welchen  das  Integral  verschwindet,  so 
ergiebt  sich  als  Supplementintegral  der  Laplace 'sehen  Gleichung 

«1  Wo 

vorausgesetzt,    dass  die  Grenzen  Uj   und   %i^  auch   für  das   letzte   Integral 
zulfissig  sind.     Hier  dient,  wie  früher,  zur  Abkürzung 

x(tt)  =  (tt  —  ai)/*»-*(u  — «,)/»'- ^  ...  (u- «„)/*"->, 
Die  Grössen  er,  ß  und  m  sind  durch  die  Identität 

TJo ^      ßx       _^       ßf        ,  ^       ßn 


bestimmt  ^1  ^-«1     ^-««  **-«« 

2.   Man  kann  y  auch  in  Form  eines  Doppelintegrales 


yz=j  [«(tt) /c'  Fdujdw 


voraussetzen,  und  dann  entsteht  durch  eine  analoge  Rechnung 
11,  u 

Jetzt  wähle  man   V  so,  dass 

und  Un  SO)  ^^8 
dmnn  bleibt  zurück 


92       Ueb.  die  Integrat.  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleichungen, 


«1 
Verfügt  man  endlich  über  8{u)  so,  dass 

S(u)U,V^F{u), 

wo  nun  F{u)  genau  die  vorige  Bedeutung  hat,  so  ergiebt  sich  als  Sapple- 
mentintegral  der  Gleichung  1) 


^=/*[^/"'^H'"' 


U,  1*0 


welches  wegen  ^^ 

und  unter  Benutzung  der  früher  gebrauchten  Abkürzungen  auch  folgender- 
massen  geschrieben  werden  kann: 

yz=j  U{u)  J?^(w) /e«<*+'> X («) du)  du. 

Ux  tlo 

Die  Wahl  der  Grenzen  i«o,  u^,  u^  kann   auf  verschiedene  Weise  erfolgen, 
und  ist  dabei  stets  der  speciell  vorgelegte  Fall  massgebend. 

In   beiden  Fällen  1   und  2  ist  also  eine  Function  F[u)  von  der  Be- 
schaffenheit zu  ermitteln,  dass* 

«t 

je*F{u)du^X. 

Man  benutzt  hierbei  vortheilhaft  die  aus  der  Theorie  der  Fourier^schen  In- 
tegrale bekannte  Formel 

+  00  v, 

j   j(f'^'-^^y~^f{v)dudv^2itf(x),    v,<x<v^. 
Behandeln  wir  auch  hier  als  Beispiel  den  Fall 

Soll 

e^*F{u)du^       ^ 


ß 


{X  -  hy 

sein,  so  findet  sich  leicht,  dass 


*  Ueber  diese  Functionalgleichung  siehe  auch:  Oeuvres  complötes  de  Niels 

Bennk  Abel,  Tome  second,  XI,   „Sur  les  fonctions  g^ndratrices  et  leurs  d^terini- 

nantes*',    A  bei  nennt  X  die  fomdion  ^^n^otrice  von  F^  Müd  F  die  düerminaviit 
von  J: 


Von  WoLD.  Hey  MANN.  93 


denn  das  Integral 


M(a:— Ä)  =  — v 

und  soll  das  identisch  sein  mit  z — ^-^r- »  so  muss 

(x  —  hy 


geht  für 
über  in 


X  = 


sein.    Man  ist  offenbar  veranlasst,  die  Grenzen  folgendermassen  zu  wählen: 

tti=0,  ^1  =  0; 

ti^  =  +  ooi  ix'-hKOi 

>  1  wenn   {        ,  ^  a  J '       ^2  =  +  oo. 

Nun  hat  man  h  =  (-1)-^:  r(v),     v>0, 

and    man  überzeugt  sich,   dass  die  Werthe  von  u^  und  ti^  ^^^^  zulässige 
Grenzen  für  das  Supplementintegral  der  Gleichung  1)  sind,  wenn  v>0. 

Ist  V  ausserdem  eine  ganze  Zahl  (Exponent  des  Nenners  eines  Partial- 
bmches),  so  hat  man  .     ^. 

(v-l)!' 
Der  Fall  negativer  v  erfordert  eine  umständlichere  Discnssion. 

Anmerkung« 

Wenn  der  zweite  Theil  einer  linearen,    nicht  homogenen  Differential- 
gleichung  X.y<»)  +  X„_,j^»-')  +  ...+X^y  +  X,y  =  X 

in  eine  Summe  von  fi- Functionen  zerlegt  werden  kann: 

X==fi{x)  +  f,{x)  +  ...  +  f^{x), 
80  ist  auch  das  Supplementintegral  additiv  aus  fi-Functionen  zusammengesetzt : 

und  zwar  muss  fjt  so  beschaffen  sein,  dass  es,  an  Stelle  von  y  in  die  linke 
Seite  der  Differentialgleichung  eingeführt,  diese  umwandelt  in  fk{x).     Wir 
nennen  kurz  ik  das  zu  fk  gehörige  Supplement  (oder  Ergänzung). 
Ist  also  z.  B.  X  eine  unecht  gebrochene  Function 

"y       Go  +  G,x+a^x^  +  .,,  +  a^a^  ^ 

MO  warlege  jo&n  dieselbe  in 


94       Ueb.  die  Integrat.  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleich angen. 

und  bestimme  das  zu  der  ganzen  Function  gehörige  Supplement,  sowie  auch 
alle  Supplemente,  welche  zu  den  einzelnen  Partialbrüchen  gehören.  Die 
Summe  dieser  Supplemente  ist  dann  das  der  Function  X  entsprechende  Sapp- 
lementintegral. 

Mit  Benutzung  früher  gewonnener  Besult^te  (§§  1,  5,  8  und  9)  kann 
man  hiemach  das  Supplementintegral  der  Pochhammer  und  L a p  1  a c e 'sehen 
Gleichung  angeben,  wenn  deren  zweite  Theile  gebrochene  Functionen  sind. 


Supplementintegrale  linearer  simultaner  Differential- 
gleichungen. 

§10. 
A.  Oleichimgea  mit  constanten  Coeffioienten. 

Es  sei  das  Gleichungssjstem 


dPi 


dx 


dy^ 


dx 
dyn 


+  w,y,  H-n^y, +  ..   +n„f/„  =  X„ 


dx 

vorgelegt,  die  X  als  ganze  Functionen  vorausgesetzt,  und  von  diesen  Func- 
tionen möge  X^  den  höchsten  (fi^°)  Grad  besitzen.  Sind  z^.  z^,  ...  Zs,  die 
Integrale  des  reducirten  Systems,  so  genügt  dem  vollständigen 

yi  =  ^i  +  fi'    y%  =  ^i+i2^   •••  yn=^n+in^ 

wobei  ti 9  iii  *••  in  ganze  Functionen  bedeuten,  von  denen  im  Allgemeinen 
jede  *bis  zum  fi^^  Grade  aufsteigt.  Denn  führt  man  die  letzten  Ausdrücke 
in  die  Differentialgleichungen  ein,  so  wird  es  erforderlich,  n  ganze  Func- 
tionen vom  fi'*°  Grade  mit  den  Functionen  X^  bis  X„  zu  identificiren ,  und 
hierzu  reichen  die  (fi  +  1)^  Coefficienten  der  ^  im  Allgemeinen  aus.  Die  Be- 
stimmungsgleichungen für  diese  Coefficienten  sind  linear.  —  Es  ist  leicht 
einzusehen,  dass  das  Verfahren  auch  bei  Gleichungen  höherer  Ordnung  mit 
Constanten  Coefficienten  angewendet  werden  kann. 

B.  Gleichungen  mit  veränderlichen  CoeffioienteB. 

Sind  die  Coefficienten  der  vorgelegten  simultanen  Gleichungen,  sowie 
deren  zweite  Theile  ganze  Functionen,  so  ist  d\e  kimaXim^  ^«t ^x^gboonAi^ 


Von  WoLD.  Heymann.  95 

inte^Ie  in  Form  ganzer  Functionen  immer  angezeigt ,  und  sollte  man  auch 
nicht  im  Stande  sein,  die  Ergänzungsintegrale  vollständig  anzugeben,  so 
l&st  sich  doch  auf  diesem  Wege  aus  dem  gegebenen  Gleichungssystem  ein 
Anderes  ableiten ,  in  welchem  der  Grad  der  rechten  Seiten  herabgedrückt  ist. 
Lineare  simultane  Gleichungen  mit  veränderlichen  Coefficienten  sind  bis 
jetzt  in  so  geringer  Anzahl  integrirt  worden,  dass  es  schwer  hält,  ein 
passendes  Beispiel  zu  geben.  Ein  Fall,  bei  welchem  die  Integration  be- 
kanntlich vollständig  durchgeführt  werden  kann,  ist  folgender:* 

\]  <^yi      _      dy^     _      _     dpn      ^  dx 

wobei  die  Functionen  X ,  X, ,  . . .  Xn  nur  von  x  abhängen  und  die  N  lineare 
homogene  Ausdrücke  der  abhängigen  Variabelen  sind 

^h  =  Kyi  +  hy%  +  •  •  +  Kyn^ 

Sind  Z|  bis  X„  ganze  Functionen  und  übersteigt  X  den  ersten  Grad  nicht, 
so  sind  sämmtliche  Ergänzungsintegrale  des  Systems  ganze  Functionen. 
Ein  zweites  Beispiel  ist  folgendes: 

2\  dx  ax 

{A+S^x)^^  +  {C'-\-D'x)~-^+E'y\-rz^X' 

Sind  hier  X  und  X'  ganze  Functionen,  so  sind  es  auch  die  beiden  Ergän- 
snngsintegrale.     Ist  etwa 

X  OCf^  X  X 

80  lauten  die  Integrale 

wo  y^  und  g^   die  Integrale  des  reducirten  Systems  vorstellen  und  die  Co 
efficienten  m,  m   etc.  aus  folgenden  Gleichungen  zu  berechnen  sind: 

{2B  +  E)p+{2D  +  F)p=A^ 

{2Br+E')p  +  {2D'+r)p==  Ä\ 

{B  +  E)n+{D  +  F)n  +  Äp+  Cp=^Ä^ 

( J5'+  E')  n  +  (D'+  F')  n  +  Äp  +  C'p  =  Ä, 

Em+Fm  +  An+  Cn^A^ 

E'm + F  W+  Mn  +  C  V  =  Ä^ 

^  Integralsystem   der   reducirten   Gleichungen  konnte,   soviel   ich  weiss, 

Wier  nicht  aufgestellt  werden ,  weil  für  die  Differentialgleichung  zwischen 

^''ei  Veränderlichen,   welche   auf  verschiedene  Art  aus   obigen   simultanen 

Differentialgleichungen  abgeleitet  werden  kann ,  die  Integration  nicht  bekannt 

•A  Treatise  on  Diffareufeial  eqnafa'ons  by  Qe^'  ""    '••«n^ouVWl^ 

^HUArt  10. 


96       üeb.  die  Integrat.  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleichungen. 

war.  Ich  will  nun  zeigen,  dass  sich  das  gegebene  System  durch  hyper- 
geometrische Functionen  integriren  Iftsst. 

dy  dz 

Löst  man  die  Gleichungen  2)  nach  -p  und  -  -5-  auf,  so  folgt 

3)  2 

(a  +  hx'\'CX^)—  +  (a^  +  \x)y  +  (a^  +  ß^x)z  +  X^^O 

und  hierin  sind  Xj  und  X^  beliebige  Functionen  von  x,  wenn  wir  von  jetst 
ab  auch  über  X  und  X'  keine  bestimmten  Voraussetzungen  mehr  machen. 
Um  auf  eine  Gleichung  mit  nur  zwei  Veränderlichen  zu  kommen,  mol- 
tipliciren  wir  die  zweite  Gleichung  mit  einem  unbestimmten  Factor  B  and 
addiren  sie  zur  ersten.     (d'Alembert's  Methode.)     Es  entsteht 

wobei  zur  Abkürzung  ,     ^ 

a-rox-T  cxr  =  g>, 

a,  +  hiX=Piy  «1  +  /^i  ic  =  gj, 

a^  +  h^x=:p^y  oc^  +  ß^x^q^ 

geschrieben  wurde.     Setzt  man,  um  y  zu  eliminiren, 

y+Sz^t, 
so  geht  die  letzte  Differentialgleichung  über  in 

v  (^  - « ^)  +  (ft  +  oft) «  -  B")  +  (g,  +  0(7,)'^  +  (X.  +  ex,)  =  0. 

und  dies  kann  zerf&Ut  werden  in 

"^  v^  +  iPi  +  Bptit  +  x,  +  ex,  =  o 

^^  <pff +  (Pi +  »!'»)  ö -(«.  +  ©«,)  =  0 

Für  die  letzte  Gleichung  suche  man  zwei  partikuläre  Integrale  S^  und  S^ 
auf;  aus  der  vorletzten  Gleichung  findet  man  nach  Substitution  dieser  Func- 
tionen zwei  entsprechende  Werthe  für  t,  von  denen  jeder  eine  wiUkürliche 
Constante  mit  sich  führt.  Die  Integrale  der  simultanen  Gleichungen  sind 
sonach  gegeben  durch 

y  +  SiZ  =  t^  und  y  +  S^z  =  t2. 

Die  Gleichung  b)  hat  die  Gestalt 

^a  +  hx  +  cs^)^  +  (a,  +  h,x)e^  +  \(a,  +  h,x)'-(a,  +  ß,x)\S^(a,  +  ß,x)=0 

und  Ittsst  sich  jiuf  folgende  Weise  integriren  .* 

« 
*  Yergl  meine  Arbeit:  „Ueber  Differentialgleichungen,  welche  durch  hyper- 
£mxta0in§ob0  Faactionen  iotegrirt  werden  können",  d\e«e  ZeitBchriffc  XXIX.  Jahrg. 


Von  WoLD.  Hetmann.  97 


^  y   — ^     **N^ 


Man  setze 


V  tr 


wodurch  entsteht 

ia+bx+cx')v  +  (ai  +  b^x){l  +  lvy  -  \{a^  +  b^x)-  {tt^  +  ß^x)\{l  +  kv)v 

-(a^  +  ß^x)v'  =  0. 

Bestimmt  man  l  so,  dass  der  Factor  von  xt^  verschwindet,  d.  h.,  dass 

dum  bleibt  eine  Gleichung  zurück,  welche  Specialfall  der  von  mir  integrir- 
ten  Gleichung  * 

c)  (a+  hx  +  cx^) ^/•  +  Ax^  +  By"  +  2Cxy  +2Dx  +  2Ey  +  F=  0 

dx 

ist    Ich  habe  früher  mehrere  Wege  angegeben ,  wie  diese  Differentialgleich- 
ung in  die  Differentialgleichung  der  hypergeometrischen  Reihe  transformirt 
werden  kann.     Es  sei  hier  ein  sehr  kurzer  angedeutet. 
Ertheilt  man  der  Gleichung  c)  die  Form 

dy 
{a+hx  +  cx^)  —  +y^  +  {a^  +  h^x)y  +  aQ'\-\x-\'C^^x^=^0 

(mX 

y  =  (a  +  hx+cx^)z  +  (g  +  hx) , 
so  entsteht 

(a  +  hx  +  cx^''{^^+z^^ 

^(a'\'hx  +  co:^)\{h  +  2cx)  +  {a^  +  h^x)  +  2(g  +  hx)\z 

'^[a'\'lx  +  C3^)h+{g  +  hx)''  +  {a,  +  h,x)(g  +  hx)  +  a^  +  \x  +  c^x^^0, 

Es  lassen  sich  die  Zahlen  g  und  h  so  bestimmen,  dass  die  linke  Seite 
der  Gleichung  den  Factor 

a  +  hx-^r  cx^  =  c  (a;  —  «i)  {x  —  s^) 
ausscheiden  lässt.     Die  Bedingungen  hierfür  sind  nSmlich 

i9  +  hi,y  +  (a,  +  b,B,)(g  +  he,)  +  a,  +  b,e,  +  Coe,^^0 
(g  +  Ä€j)*  +  (a,  +  61  ei){g  +  Ä^a)  +  «o  +  hf%  +  ^o  «/  =  0 
ond  man  findet  aus  diesen  Gleichungen 

g  +  hii  =  J^,    g  +  hs2=  ^2^ 
wo  d^  und  j^  bekannte  Grössen  sind.     Schliesslich  hat  man 

ond  die  Differentialgleichung  geht  für 

div 
dx 


iP  = 


w 

Aber  in 


^  Veigi,  meine  AaAätee  in  difl 


98       üeb.  die  Integrat.  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleichungen. 

Wegen  der  Ansnahmefölle  und  weiterer  Transformationen  vergl.  a.  a.  0. 


Wenn  nun  auch  das  Integrationsproblem  für  die  simultanen  Gleichungen 
2)  und  3)  als  gelöst  zu  betrachten  ist,  so  lässt  doch  die  Form  der  Inte- 
grale zu  wünschen  übrig.  Insbesondere  gilt  dies  von  dem  Integral  der 
Gleichung  a),  welches  lautet 

und  in  welches  die  höchst  complicirte  Function  6,  ein  Quotient  aus  hyper- 
geometrischen  Integralen,  eingegangen  ist 

Wir  sehen  uns  daher  veranlasst,  für  die  Integration  einen  directen 
Weg  aufzusuchen.  In  der  That  kann  man  den  CsJcul  so  anstellen,  dass 
man  sogleich  zu  einer  linearen  Differentialgleichung  zweiter  Ordnung  mit 
zweitem  Gliede  gelangt;  die  Gleichung  erster  Ordnung  aj  Mit  dann  ganz 
weg.  üeber  die  Functionen  fp, p^  Qi  etc.  brauchen  hierbei  keine  speciellen 
Voraussetzungen  gemacht  zu  werden.  Sind  diese  Functionen  so  einfach  wie 
im  vorliegenden  Beispiele,  so  gelangt  man  auf  diesem  Wege  zur  Diffieren« 
tialgleichung  der  hjpergeometrischen  Reihe  —  mit  zweitem  Theile  — ,  und 
dann  tritt  das  Integrationsverfahren  ein,  welches  in  §  8  angedeutet  wurde. 


§11. 

Directe  Integrationsmethode  für  ein  System  von  zwei  simultanen 
linearen  Differentialgleichungen  erster  Ordnung 

4)  f^ 

ß)   9j^+P2y  +  Q2«+^^o 

A«  Die  Coeffieienten  seien  beliebige  Functionen  von  x. 

Wir  Bubstituiren 

V  ax 

and  bestimmen  die  Functionen  i|;|,  tf/^  und  {;  so,   dass  die  Gleichungen  a) 
and  /J)  identisch  werden.     Diese  6le\c\i\iiigen  ^«rNWi^^u  «v^  \tl 


Von  WoLD.  Heymann.  97 


V^^n  setze 


e  =  -l±J^,    e^=i 


V  V* 


wodurcb  entsteht 

Bestimmt  man  A  so,  dass  der  Factor  von  xv^  verschwindet,  d.  h.,  dass 

dann  bleibt  eine  Gleichung  zurück,  welche  Specialfall  der  von  mir  integrir- 
len  Gleichung* 

c)  (a  +  l)x  +  cx^)p-  +  Äx^  +  By^  +  2Cxy+2Dx+2Ey  +  F=0 

dx 

ist     Ich  habe  früher  mehrere  Wege  angegeben,  wie  diese  Differentialgleich- 
ung in  die  Differentialgleichung  der  hypergeometrischen  Reihe  transformirt 
werden  kann.     Es  sei  hier  ein  sehr  kurzer  angedeutet. 
Ertheilt  man  der  Gleichung  c)  die  Form 

dy 
{a+hx  +  cx^)  ^  +  y*  +  (^1  +  ^1  ^)y  +  ^0  +  h^  +  c^x^  =  0 

y  =  {a+  hx  +  cx^)z  +  {g^hx)^ 
äo  entsteht 

(a  +  hx  +  cxy{^^  +  z^^ 

'\'{a  +  hX'{-c^)\{fi  +  2cx)  +  {a,  +  \x)  +  2(g  +  hx)\z 

+  {a  +  hx  +  cx^)h+  (g  +  hx)^  +  {a^  +  h^  x)  (g  +  hx)  +  %  +  h^x  +  c^x^  =  0. 

Es  lassen  sich  die  Zahlen  g  und  h  so  bestimmen,  dass  die  linke  Seite 
der  Gleichung  den  Factor 

a  +  hx-^-CT?  =  c  (x  —  f^)  {x  —  fj) 

ausscheiden  lässt.     Die  Bedingungen  hierfür  sind  nämlich 

(5^ +Ä«,)*  +  (aj  +  6i  ft){g  +  hi^)  +  Oq  +  60^2  +  ^0  «2*  =  0 
und  man  findet  aus  diesen  Gleichungen 

^  +  Äe,  =  z/i,    g  +  hs^=J^, 
wo   ^,   and  J^  bekannte  Grössen  sind.     Schliesslich  hat  man 

VVüL^,      ,_^i"^2  > 

*1 ""  ^2  ^1        *2 

and  die  Differentialgleichung  geht  für 


z  = 


dw 
dx 


w 
aber  in 


Vei^.  mmae  AüMtze  in  dimtr  '\^  \  wxv^  ^ 


100     Heb.  die  Integrat.  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleichongen. 

sein  für  jeden  der  n  Werthe 

X  =  €j  ,     t  =3  1,  2,  3,  . . .  fl. 

Löst  man  die  quadratische  Gleichung  für  G  auf  und  bezeichnet  eine 
der  beiden  Wurzeln  mit  G(x),  so  hat  man  zur  Bestimmung  der  n  Coeffi- 
cienten  g^  bis  ^«-i  ebensoviel  lineare  Gleichungen  der  Form 

9o  +  ugi  +  fiV2  +  •  • .  +  ii^-^gm-i  =  ö(f,). 
Nach  dieser  Transformation  vereinfEUsht  sich  die  letzte  Differentialgleichung  zu 

Die  Function  F  ergiebt  sich  durch  die  Division  von  selbst;  sie  ist 
mindestens  vom  (n— 2)****  Grade.* 

C.  Die  Function  ^  reducire  sich  auf  eine  Comstante. 

Die  Substitutionscoefficienten 

welche  in  die  Differentialgleichung  6)  eingehen ,  erhöhen  diese  bezfiglich  de^. 
Grades  der  Coefficienten  hauptsächlich  infolge  Auftretens  der  Grösse 

Es  verdient  daher  der  Fall  9  =  con$t„  in  welchem  diese  Grösse  verschwin- 
det, besondere  Beachtung. 

O  wird  zu  einer  Constanten,  wenn  sich  in 

^  =  (jP2-JPi)  +  (&-9'i) 
die  Coefficienten  gleicher  Potenzen  von  x  gegenseitig  aufheben.**    Man  kann 
aber  auch  in  anderer  Weise  die  gewünschte  Constanz  herbeiführen. 
Setzt  man  in  dem  ursprünglichen  Gleichungssystem 

4)  T^ 


*  Ich  habe  diese  Transformation  bereits  bei  anderer  Gelegenheit  mitgetheilt. 
Hier  musste  sie  des  Zusammenhangs  wegen  kurz  wiederholt  werden.  Man  vergl. 
diese  Zeitschrift  XXVII.  Jahrg.  Heft  6.  —  An  dieser  Stelle  ist  auch  des  Falles 
Erwähnung  gethan,  in  welchem  gewisse  der  Wurzeln  Ci  einander  gleich  sind. 

**  Der  Fall  ^  =  0  bildet  eine  leicht  zu  erledigende  Ausnahme.  Snbtrahirt 
man  nämlich  dann  Gleichung  ß)  von  a),  so  erhält  man  wegen 

eine  Gleichung,  die  folgendermassen  geschrieben  werden  kann: 
and  BUB  küun  die  Integration  in  einiachstet  'Wei&e  No\ho|gH 


1       • 


Von  WoLD.  Heysianv  101 


•  • 


c       *       • 


fAf/j   an  Stelle  von  y,  unter  fi  eine  unbestitnmte^Jßölistante  verstanden,  so 


entsteht 


dPi 


Es  stehen  daher  jetzt  an  Stelle  der  Buchstaben 
die  anderen: 

Mithin  ist  für  das  jetzige  System 

^  =  [P2  f**  +  (& -JPi) ^  -  ?i]  :  ^7 
und  damit  dies  constant  sei ,  müssen  die  Functionen  p^y  p^,  q^  und  q^  spe- 
cieller,  nSmlich  folgendermassen  beschaffen  sein: 

Pi==ai+h^p{x)  +  q{x),    Pi  =  a^+b^p{x),  I 

?!  =  «1  -h  ßiP{x) ,  ^2  =  «s  +  ßiP{^)  +  Q{^)) 

wo  ^  {x)  und  5  («)  beliebige  Functionen  sind. 

Die  Grösse  fi  muss  sodann  an  die  Bedingung 

geknüpft  werden.  Man  bemerkt,  dass  diese  Gleichung  für  u  genau  dieselbe 
als  diejenige  ist,  welche  wir  früher  für  die  Bestimmung  des  Factors  k 
erhielten.  Es  besteht  thatsächlich  zwischen  diesen  Grössen  der  innigste 
Zusammenhang. 

Die  Constante  ^  hat  nun  den  Werth 

und  weiter  hat  man 

^1  =  (f^ö'j-  Ö'i)  :  ^1     %  =  -  (^-Ps— -Pi)»     5=  (^1  --^^)  •  f*^- 
Folglich  lauten  die  Substitutionen  /  unter  Beachtung,  dass  ^  =  fi^i, 

und  i|  endlich  ist  das  voUstttndige  Integral  der  Gleichung 

in  welcher 

fo^  h     fi  =  <p'+Pi  +  qi,    fi'=v(p\  -  I^P^)  +  (jPift-ftÖ'i)» 

-Xo  =  V  J:'+ (f*i>2  +  Ö'g)  t+ Xg. 

Die  Differentialgleichung  d^)  ist  im  Falle  ganzer  Functionen  wieder  zu  trans- 
durch  fG 

l  —  dx 

nag^leichung  für  G  ist 


•  •, 


102     üeb,  die  Integrat.  linelKm;  nicht  homog.  Differentialgleichangen. 


••v    •: 


^  {^.  YoUstftndiges  Integral  Ton 


•  •-  '• 


3)  ..      ■••'      / 


•  *      • 


Mab.  setze  in  der  vorigen  Untersuchung  (C) 

so/iiis^'  man  hat 

^i=«i  +  ftaj,     qi  =  a^  +  ß2X. 
Hierauf  berechne  man  fi  aus 

und  O  mittels 

^  =  [«2  ^*  +  («2 -  «i)  f*  -  «il  •  f*- 
Man  wende  sich  nun  an  die  Differentialgleichung 

ih+2cxl 
+  »1  +  6i  x  / 1/' 
+  02+^0;) 

'  -K  +  M)   K  +  fta?)^ 
und  transformire  dieselbe  mittels 

80  dass  entsteht 


Die  letzte  Gleichung  integrire  man  in  der  Weise,  als  in  §  8  die  Differen- 
tialgleichung der  hjrpergeometrischen  Functionen  mit  zweitem  Theile  inte- 
grirt  worden  ist  (ohne  Variation  der  Constanten). 

Das  Integral  des  vorgelegten  Gleichungssystems  wird  vermittelt  durch 

e=    {a  +  bx+ex')-^  —  \ii{a,  +  biX)  -(oi  +  6,a;)ji}  + (X,— fiX,):(t* 

ax 

Mit  den  Gleichungen  3)  sind  nun  auch  die  Gleichungen 

{A  +  Bx)^f^  +  iC  +  Dx)^^  +  Ey  +  Fe  =  X 

(A'+  B^x)  P  +  {C'+iyx)p+E'9  +  F'g  =  X' 
ax  ax 

integrirt.     X  und  X'  können  beliebige  Functionen  sein. 

ganz,  80  ist  ea  für  die  Einfieu^hheit  der  Bechnung  wesimli 


Von  WoLD.  Heymann.  103 


zungsintegrale,   welche  ganze  Functionen  sind,   zu  bestimmen,   bevor  man 

die  Gleichungen  2)   nach  -^  und  --  auflöst. 

ax  ax 

Diese  Auflösung  kommt  nicht  in  Frage,  wenn 

{Ä+Bx)^+Ey+Fz+X^O 
2a)  f 

ax 

vorliegt.  Um  diese  Gleichungen  auf  dem  vorigen  Wege  zu  integriren ,  mul« 
tiplicire  man  die  erste  mit  C'+D'x,  die  zweite  mit  Ä'\'BXj  dann  erhält 
man  Gleichungen  der  Form 

V  ^  +  Piy +  ^1^  +  ^1  =  0,     g>~+i>2y  +  (/2^  +  -X:i  =  0, 

und  es  ist  speciell 

<p=»{Ä+JBx){C'+D'x), 

p,  =  E{C'+  D'x) ,  q,  =  F(C'+  D'x) , 

p,  =  EXä  +  Bx),  q,  =  F\A  +  Bx). 

Da  jetzt 

Vi  Qi  -i>2  ^1  =  (J^^'-  E'F)  q> , 
^^  wird  die  Gleichung  für  17  besonders  einfach,  nämlich 

^  v'+  (<p'+i>,  +  (72)  V+  { {p\  -  y^Pt)  +  i^r^  E'F)  j  ^  +  5«  =  0 , 

und  die  Beduction  mit  Hilfe  der  Exponentialgrösse  fällt  hier  weg. 
Endlich  sei  noch  erwähnt,  dass  auch  das  System 

{a  +  l)x  +  cx^+doi?)%+(a,  +  \x)y  +  (a,+ß,x)z  +  X,^0 
•  V  ax 

5>)  ,^ 

[a  +  lx  +  c^  +  da?)  —  +{a,,  +  \x)y  +  {a,  +  ß^x)z+X^  =  0 

durch  bjpergeometrische  Integrale  befriedigt  werden  kann.    Denn  substituirt 

man  in  die  Gleichungen  5) 

1+xw  -  du 

x  = ».    ax= 7» 

w  ur 

80  entsteht 

'  du^  =  \j 

de  ] 

^^Va  wtok  sti  n  der  cubischen  Gleichung 

^^.  und  dann  liegt  wieder 


104    üeb.  die  Integrat.  linearer,  nicht  homog.  Differentialgleichungen. 


Sehlussbemerkung. 

Durch  die  vorigen  Untersuchungen  ist  gezeigt,  dass  sich  die  Supple- 
mentintegrale der  linearen  Differentialgleichungen  in  bedeutend  einfacherer 
Weise  aufschreiben  lassen,  als  dies  nach  der  Lag  ränge 'sehen  Methode  der 
Variation  der  Constanten  zu  erwarten  stand.  —  Da  nun  das  complete  In> 
tegral  einer  nicht  reducirten  Differentialgleichung  als  das  Integral  einer 
reducirten  Gleichung  von  höherer  Ordnung  angesehen  werden  kann,  so 
ist  nunmehr  auch  ftir  die  Integration  gewisser  linearer  reducirter  Gleich- 
ungen ein  Vortheil  gewonnen. 

Nehmen  wir  an,  es  sei  vorgelegt 

und  es  bedeute  z  das  vollständige  Integral  der  Gleichung 

Substituiren  wir  den  Ausdruck  fCb:  z  aus  1)  in  2),  so  entsteht 
3)  /;«+„)(aj)y<«+")  +  /'(«+„-,)(a;)3^-+»-«  +  ...  +  /;(x)2^'+/'o(a:)y  =  0. 

Ist  nun 

y  =  «1  ^1  +  «2^2  +  •••  +  «»  2^« 
das  vollständige  Integral  der  reducirten  Gleichung  1) , 

^  =  ft  ^1  +  ^2^2  +  •  •  •  +  ßmfim 

das  vollständige  Integral  der  Gleichung  2),  und  sind  ^i,  £^,  ...  Sm  die  zu 
jg^j ,  z^^  '"  Zm  gehörigen  Supplemente  der  Gleichung  1) ,  so  ist ,  wie  ohne 
Weiteres  einleuchtet, 

das  vollständige  Integral  der  Gleichung  3).  Diese  Gleichung  ist  eine  reda- 
cible  und  hat  mit  der  reducirten  Gleichung  1)  n  partikuläre  Integrale 
gemein.*  —  Kennt  man  sonach  die  vollständigen  Integrale  von  1)  und  2), 
so  kann  man  auch  das  Integral  von  3)  angeben.  —  Sollte  3)  einen  zweiten 
Theil  =X  besitzen,  so  würde  auch  2)  ebendenselben  zweiten  Theil  haben; 
man  hätte  dann  von  2)  ein  Supplementintegral  aufzustellen  und  dieses  bei 
der  Integration  von  I)  zu  berücksichtigen. 

Analoge  Bemerkungen  gelten  für  lineare  simultane  Differentialgleich- 
ungen. Man  kann  auch  hier  die  Integration  gewisser  Differentialgleichongen 
höherer  Ordnung  abhängig  machen  von  nicht  reducirten  Gleichungen 
niederer  Ordnung. 


*  Vergl.  Königsberger,  Allgemeiue  Untersuchungen  aus  der  Theons  d9r 
Differentialgleichungen,  1882,  §  4. 


Von  WoLD.  Heymann.  105 


Sei  Torgelegt 


b)  j^  +  p^y  +  ^i^^i 

und  seien  17  und  ^  Fancidonen  von  Xy  definirt  durch  die  Gleichungen 

SabsÜtuirt  man  die  Ausdrücke  für   tf  und  t  &us  a)  und  b)  in  a)  und  /3), 
80  entsteht 

lät  nun 

y  =  «1  /i  +  »2  A»     ;ß?  =  aj  JP,  +  agFg 
das  vollstSndige  Integralsjstem  der  reducirten  Gleichungen  a),  b), 

das  vollständige  Integralsystem  der  Gleichungen  o),  ß)^  so  besitzen  die 
nicht  reducirten  Gleichungen  a),  b)  ein  Integralsystem  von  folgender 
Gestalt  : 

y  =  «1  ^1  +  «2^2  +  «1  Xi  +  o«Z27     £f  =  a,Fi  +  aj  JPg  +  «^  ^,  +  cfg^g, 

und  dieses  ist  zugleich  das  vollständige  Integralsystem  der  Gleichungen  (A, 

B).  Das  System  (A,  B)  hat  mit  dem  reducirten  System  (a,  b)  ein  Integral- 

System  erster  Ordnung  gemein;   es   ist  also  ein  reducibles.  —  Sollten  die 

Gleichungen  A)  und  B)  zweite  Theile  besitzen ,  so  kommen  dieselben  zweiten 

Tbeile  den  Gleichungen  a)  und  ß)  zu.     Man  hätte  in  diesem  Falle  noch  die 

beiden  Supplementintegrale  der  Gleichungen  o)  und  ß)  zu  bilden  und  diese 

bei  der  Integration  des  Systems  (a ,  b)  zu  berücksichtigen.  —  Liegen  Systeme 

nut  behebig  viel  linearen  Gleichungen  von  beliebig  hoher  Ordnung  vor,  so 

^^»to  sich  in  der  Art  und  Weise  der  Schlüsse  nichts  Wesentliches. 


V. 
Zur  Resultantenbildung. 

Von 

Prof.  Dr.  C.  Reuschle 

iu  Stultgart. 


Neben  der  Weiterentwickeluug  der  mathematischen  Theorien  steht  als 
Factor  von  kaum  geringerer  Bedeutung  die  Noth wendigkeit,  bereits  be- 
kannte Probleme  in  einfacherer  und  rationellerer  Weise  zu  gestalten,  und 
um  so  wichtiger  wird  das  sein ,  je  fundamentaler  das  betreffende  Problem  ist. 

Eine  derartige  Aufgabe  ist  die  Aufstellung  der  Simultanitäts- 
bedingung  oder  Bedingung  einer  gemeinschaftlichen  Wurzel 
(IJUminante ,  ResuUante)  für  zwei  beliebige  Gleichungen  mit  einer  Veränder- 
lichen. 

Die  Eul  er 'sehe*  und  die  diiüyiische  Methode  von  Sylvester*  liefern 
beide  die  Resultante  in  Form  derselben  Determinante,  die  man  etwa  als 
„Rückungsdeterminante^  [vergl.  Determinante  4)]  bezeichnen  kOnnte.  Wäh- 
rend aber  die  Herleitung  dieser  Determinante  nach  Euler's  Methode  ziem- 
lich umständlich  ist,  lässt  die  dialytische  Methode  an  Klarheit  und  Dnrch- 
sichtigkeit  Nichts  zu  wünschen  übrig,  sie  trägt  den  Stempel  absoluter  Ein- 
fachheit. 

Dagegen  ist  es  wiederum  ein  Vorzag  der  Euler 'sehen  Methode,  dass 
sie  sich  unmittelbar  darauf  anwenden  lässt,  die  Bedingungen  zweier 
und  mehrerer  gemeinschaftlicher  Wurzeln  beider  Gleichungen 
zu  finden,  welche  Bedingungen  durch  eine  verschwindende  „Rücktmgs^ 
fnatrix"  sich  ausdrücken  lassen. 

Die  zweite  wichtige  Form  der  Resultante  ist  dieB^zo u t 'sehe ;  nm 
diese  für  zwei  gleichgradige  Gleichungen,  z.  B.  für 

-X  j  00^^  + «13^  + 02^"^  + 03^  +  ^4  =  0, 

^  (  fto^"*  +  ^^  +  K^^  +  ^3ÄJ  +  ^  =  f^ 

zu  erhalten,  multiplicirt  man  der  Reihe  nach** 

*  Vergl.  etwaSalmon,  Introductory  leBsons  to  the  modern  higher  Algebra, 
/?/M/a  1876,  S.  73  und  74. 

**  Fer^J,  SaJmoD,  ihid.  S.  76. 


Zur  Besultanteubildung.     Von  Prof.  Dr.  C.  Keu^ciile. 


107 


die  erste  Gleichung  mit: 


die  zweite  Gleichung  mit: 


I 

I 


t.     h 


0» 


1. 
•> 


ii) 


h) 


1^ 
I4) 


! 


3.  b^a^+h^x  +&2>  ^-     ^X'  +  a^x  +«2, 

4.  ^005'+ ^i^*+ ^3^+ &3>  4.     aorr^  +  aiiC^  +  a55^  + «3» 

und  Bubtrahirt  die  jedesmal  erhaltenen  zwei  Gleichungen ,  wodurch  man  vier 
c'ibische  Gleichungen  [s.  die  Gleichungen  2)]  erhält,  aus  denen  man  unmit- 
telbar die  Resultante  der  zwei  gegebenen  Gleichungen  1)  in  der  Bczout- 
jichen  Form  3)  anschreiben  kann. 

Diese  Herleitung  macht  aber  den  Eindruck  einer  künstlichen ,  man  sieht 
nicht  a  priori  ein,  warum  man  so  verfährt;  der  Methode  fehlt  die  genetische 
Natur.  Es  lassen  sich  aber  durch  eine  leichte  ModiRcation  diese  vier  cubi- 
schen  Gleichungen  [allgemein  für  zwei  Gleichungen  n^^^  Grades  die  n 
Gleichungen  (n  — 1)*^  Grades]  in  folgender  einfacher,  rationeller  und  auch 
zugleich  principiell  neuer  Weise  gewinnen. 

Schreibt  man  nämlich  die  Gleichungen  l)  in  den  vier  Formen 

flQflP*  +  (»1  ar*  +  a^x^+  a^  x  +  a^)  =  0, 

(&o«*+  h^x  +h,)x'  +  {bsx  +  b,)=:0; 

(00x5+  0^0^+  a^  X  '\ra^)x  +  u^  =0, 
%üi?  +  6,  a;*  +  6«  X  +  63)^  +  64  =0, 

so  erlüUt  man  durch  Elimination  des  expliciten  x^  aus  1,),  deä  cxplicUen  x^ 
aus  1|),  des  exjpHidien  x*  aus  I3)  und  des  expliciten  x  aus  I4)  die  vier  cubi- 
schen  Gleichungen 

)  («0»»)^+  [(ao^)  +  («i h)]^  +  [(a,bo+{a,b,)']x+(aM^O, 
f  (flo ^)a'  +  (a,  b,)  x^  +  (a, b,)  X  +  («,  h,)  =  0, 

welche  nrnnltan  sein  müssen,  wenn  die  gegebenen  Gleichungen  1)  simultan 
sind.  Hieraus  ergiebt  sich  sofort  die  Resultante  in  Form  der  Bezou tischen 
Detarminante: 

(ao2>8)  K^) 

Man  beachte,  das»  im  Vorstehenden  Alles  geschrieben  &\.^\i\>^  >n^i;&  ^^:^ 
vaii§UndigiBa  geaetiseben  Entwicklung  der  Resultante  ix^Üivg  '\^\>.     ^"^  ^ 


{ 


3) 


KV 


=  0. 


108  Zur  Besaltantenbildung. 


=  0; 


Gleichungssystemen  1^)   bis  I4)   lassen  sieb  die  vier  cubiscben  Gleichnng 
unmittelbar  ;,mit  dem  Auge  ablesen^;   denn  aus  1^)  z.  B.  liefert  die 
Elimination  des  expliciten  a^  zunächst 

a^x  +  a^     a^a^  +  a^x  +  a^ 

es  ist  aber  gar  nicht  nothwendig,  diese  Determinante  anzuschreiben ,  da  si^ 
unmittelbar  in  den  Gleichungen  lg)  steht  und  nur  mit  dem  Auge  festgehaB. 
ten  zu  werden  braucht.     Die  Zerlegung  dieser  Determinante  in 

(ao  fea)  x^  +  (Oo  63)  x^  +  {Gq  \)  x 

+  («1  h)^  +  («1  ^3)^  +  («1  ^) 

lässt  sich  nach  dem  Zerlegungssatz  der  Determinanten  ebenfalls  lediglich  mit 
dem  Auge  vornehmen.  Hat  man  die  Berechnung  der  Resultante  nach  dieser 
Methode  einmal  vorgenommen ,  so  kann  man ,  die  Anschreibung  der  Gleich- 
ungen 2)  umgehend,  die  Bezou tische  Determinante  3)  direct  aus  dem 
System  1|)  bis  I4)  ablesen;  ja  es  ist  nicht  einmal  nöthig,  dieses  System 
vollständig  anzuschreiben,  man  braucht  sich  nur  die  Klammem  in  den 
Gleichungen  1)  angebracht  zu  denken,  was  für  1,)  und  I4)  gar  keine 
Schwierigkeit  hat,  so  dass  man  sJlenfalls  nur  die  Systeme  I2)  und  I3)  zu 
schreiben  hätte. 

Die  vorstehende  Methode  schliesst  sich  auf's  Engste  der  bekannten  ele- 
mentaren Methode*  an,  gemäss  der  man,  um  x  aus  zwei  Gleichungen  n^" 
Grades  zu  eliminiren,  erst  das  o:"- Glied,  dann  das  Absolutglied  eliminirt, 
wodurch  man  zwei  Gleichungen  (n  —  1)^°  Grades  erhält ,  mit  denen  man  in 
derselben  Weise  verfährt  u.  s.  w.  Man  könnte  letztere  Methode  die  Methode 
der  successiven  Elimination  nennen.  Für  zwei  quadratische  Gleich- 
ungen ist  dieselbe  mit  der  obigen  identisch.  Aber  schon  für  zwei 
cubische,  und  noch  mehr  ftlr  zwei  höhere  Gleichungen  liefert  die  Methode 
der  successiven  Elimination  —  abgesehen  von  der  viel  grösseren  Weitläufig- 
keit der  Rechnung  —  bekanntlich  überschüssige  Factoren,  während  die 
Bdzout'sche  Methode  und  die  oben  gegebene  Modification  derselben  (Me^ 
thode  der  Elimination  explicUer  Totenzen)  die  Resultante  frei  von  überschfissi- 
gen  Factoren  giebt. 

um  sodann  die  Resultante  für  zwei  ungleichgradige  Gleichungen 
zu  finden,  combinirt  man  die  Methode  der  Elimination  expliciter  Patenten 
mit  der  dialytischen  Methode  von  Sylvester,  indem  man  für  zwei  Gleich- 
ungen w*®"  und  n*«"  Grades  {m^n)  die  n  ersten  Reihen  der  Resultante 
nach  der  ersteren  Methode  mit  Berücksichtigung  der  Null  seienden  Ceeffi- 
cienten  anschreibt;  die  {m  —  n)  übrigen  Horizontalreihen  sind  die  nach 
der  dialytischen  Methode  angeschriebenen  Coefficienten  der  Gleichung  n^" 
Grades  [vergl.  die  Rückungsdeterminante  4)]. 


*  Yergh  Salmon,  ibid.  S.  71  und  72. 


Zur  Resnltantenbildung.     Von  Prof.  Dr.  C.  Beusohle. 


107 


•   *»  •—--«----. 


•••N  ^  \y\  ^N^-'w— »^  -^   ■  --Nw-^  y  V  .-•  > 


die  zweite  Gleichung  mit: 


Ol 


\) 


h) 


V) 


1.) 


! 


die  erste  Gleichung  mit: 

1.  hQy  1.  a, 

2.  b^x  +6i,  2.  a^x  +ai, 

3.  6Qic*  +  6,a;  +6^,  3.  UqX^  +  a^x  +  a^y 

4.  6oa:^  + 6jaj*+ 620;+ 63,  4.  aorc^  +  »i^^  + «2^;  + aj, 

und  sabtrahirt  die  jedesmal  erhaltenen  zwei  Gleichungen ,  wodurch  man  vier 
cübische  Gleichungen  [s.  die  Gleichungen  2)]  erhält,  aus  denen  man  unmit- 
telbar die  Resultante  der  zwei  gegebenen  Gleichungen  1)  in  der  B6zout- 
sclien  Form  3)  anschreiben  kann. 

Diese  Herleitung  macht  aber  den  Eindruck  einer  künstlichen ,  man  sieht 
üicht  a priori  ein,  warum  man  so  verfährt;  der  Methode  fehlt  die  genetische 
Natur.  Es  lassen  sich  aber  durch  eine  leichte  Modification  diese  vier  cubi- 
schen  Gleichungen  [allgemein  für  zwei  Gleichungen  w*®°  Grades  die  n 
Gleichungen  (n  — 1)^***  Grades]  in  folgender  einfacher,  rationeller  und  auch 
zQgleich  principiell  neuer  Weise  gewinnen. 

Schreibt  man  nämlich  die  Gleichungen  1)  in  den  vier  Formen 

Ooflp*  +  (ttj ar*  +  «2  ^  +  Oj  a;  +  «4)  =  0) 
6oa^  +  (^r^+  1^2?+  l^x  +  h,)  =  0; 

(üqX  +ai)3i^+{a^a^+  aQX  +  a^)  =  0, 
(Oort*  +  a^x  +a^)x^  +  {a^x  +  aj  =  0, 

(aQX^+  a^a?  +  a^x  +a:i)^  +  ^i  =^» 
(bo3^+  &ia?*+  2>2  ^  +^3)^  +  ^4  =0, 

80  erhät  man  durch  Elimination  des  eoaplicüen  x^  aus  1,),  des  ea^iciten  a^ 
aBÄ  Ij)»  des  ea^iciten  x*  aus  I3)  und  des  explicUen  x  aus  I4)  die  vier  cubi- 
sehen  Gleichungen 

(aoh)^+i{(hh)  +  i<^i  h)]^  +  [(aife4)  +(«2^3)]^  +  («2^4)  =0, 
{a^h,)a^  +{a,b,)  x^  +  {a^  x+(a^b,)  =  0, 

welche  simultan  sein  müssen,  wenn  die  gegebenen  Gleichungen  1)  simultan 
uni  Hieraus  ergiebt  sich  sofort  die  Resultante  in  Form  der  Bdzout'schen 
Determinante : 

KM  («0^)  (ao2>a)  («0^4) 

(«oV     KM  +  (»iM     («iM  +  KM     KM 

(«oM         («1^)  KM         KM 

Man  beachte,  dass  im  Vorstehenden  Alles  geschrieWn 
Tolkttndigen  genetischen  Entwicklung  der  Besnlte» 


! 
I 


=0. 


110  Zur  Resultantenbildung.     Von  Prof.  Dr.  C.  Reuschlb. 

ein  ganz  schönes  Beispiel  für  Grademiedrigung  von  Determinanten)  lo| 
geboten  ist,  wie  überhaupt  angeführt  werden  darf,  dass  eine  vollstS 
rationelle  Umformung  einer  Determinante  stets  den  Stempel  der  legis 
Noth wendigkeit  an  sich  tragen  muss,  was  in  einer  Vorlesung  über  D 
minantentheorie  den  Studirenden  nicht  oft  genug  eingeschärft  werden  i 
Soll  z.  B.  ein  Buchstabenausdruck  umgeformt  werden,  der  ursprün^ 
nicht  in  Form  einer  Determinante  vorliegt,  sich  aber  leicht  als  solche 
stellen  lässt ,  so  wird  die  Transformation  in  den  meisten  Fällen  natürli« 
durchsichtiger  und  logisch  bindender  sich  ergeben ,  wenn  man  dieselbe  ai 
Determinante,  statt  an  dem  ursprünglichen  Ausdruck  vornimmt. 
Stuttgart,  im  September  1884. 


Kleinere  Mittheilungen. 


IV.  Oeometrische  Beweise  des  Satzes  von  der  Minimalablenkang 

im  Prisma. 

(Hierzu  Taf.  IV  Fig.  25  u.  26.) 

Beweis  1. 

Geometrisches.     Es  sei  M  (Fig.  25)  der  Mittelpunkt  eines  Kreises, 
B  ein  Pankt  ausserhalb  desselben ;  die  VerbindungsÜDie  MB  schneide  den 
zwischen  M  und  B  liegenden  Theil  der  Peripherie  in  -4;   E^^  E,  E^  seien 
Yon  A  aus   aufeinander   folgende  Punkte   der  Peripherie   zwischen  den  Be- 
rflhniDgspunkten  der  von  B  aus  möglichen  Tangenten,  und  es  sei  LE^BE 
=  £5^;  dann  ist  in  den  Dreiecken  ME^B,  HEB,  ME^B   BE^>BE 
>BE^.     Ist  X  ein  Punkt  der  Verlängerung  von  E^E  über  E  hinaus,  so 
i«t  LXEB>  EE^B,  mithin,  da  E^  auf  der  von  B  abgewandten  Seite  der 
Geraden  jE:X  liegt,  um  so  mehr  LE^EB>EEiB,  und  beide  Winkel  sind 
stampf.    Legt  man  nun  ^EBE^  mit  dem  gleichen  Winkel,  ohne  es  um- 
inklappen,   auf  ^E^BE^  etwa  in   die  Lage  tBt^^   und  zieht  durh  «^  zu 
EE^  die   ParaUele   f^D,   so   ist  Ey^E>BB^,  weil  E^E:Ds^  =  EB:b^B, 
nndZ)fj>gfg,  weil  LDf^B^  ee^B  und  beide  stumpf  sind.    Weil  hiemach 
Sehne  E, ^  >  JB^,  ist,   so  folgt,   dass  Centriwinkel  E^ME  >EME^  ist. 
Physikalisches.     Ist  2b  der  brechende  Winkel  eines  Prismas,   Cj 
^d  e^  Eintritts-  und  Austrittswinkel,    b^  und  b^  die  im  Innern  gegen  die 
I^enlothe  gebildeten  Winkel  eines  Lichtstrahles,  der  in  der  zur  brechen- 
den Kante  normalen  Ebene  hindurchgeht,   so  ist  61  +  ^2  =  26,   also  h^  —  b 
=  ^-  6j .  Die  Ablenkung  des  Strahles  ist  a  =  Cj  —  i>,  +  ^2  — -  ^s  •     ^  ist  auch 
der  Winkel,   welchen  der  gleichschenklig  durchfallende  Strahl  im   Innern 
fil^  die  Lothe  bildet. 

Sind  nun  in  der  vorigen  Figur  L  Ey  BM=  fe, ,  EBM=^  b,  E^BM=b^y 

^BE=EBE^  =  bi  —  b  =  b  —  b2j  und  ist  das  Verhältniss  ^r^  gleich  dem 

btdmngsindex  n  des  Prismas  gewählt,  so  haben  wegen  des  constanten 
^ilBiveddLltiiiBses  die  bei  E^EE^  liegenden  Aussenwinkel  der  Dreiecke 
**JL  MEß^  ME^B  die  Grössen  e^ee^,   und  es  ist  LE^MB^e^  —  b^, 

~-fB  =  6,-68;    L^^Jtf^=(ei-6i)-(c-6),    EME^ 
tsAch    ist  nach  obigem  Satze  (<ß^  — b^  — V.^— \>^ 
-*f  +  ^-^2>2(c-^b),   d.Yi.;  4\^  kAöUii. 


112  Kleinere  Mittheilungen. 


kung  jedes   Strahles   ist  grösser  als   die  des  gleichschenkli 
durchfallenden. 

Beweis  2. 

Seien ,  wie  oben ,   Cj ,  dj ,  6^ ,  e^  (Fig.  26)  die  Winkelwerthe  för  einen  be — 
liebig  durchfallenden  Strahl,  e,  &,  &,  6  für  den  gleichschenkligen.    Ist  e^>e^^ 
so  ist  6j  >  6,  tj  <  6,  $2  <  c,  wegen  des  Sinusgesetzes  und  wegen  6j  +  ^2  =  ^ft^ 
d.  h.:   tritt  ein  Strahl  EBFQ  mit  grösserem  Winkel*  ein,   als  der  gleich^ 
schenklige  ABCD^   so  tritt  er  mit  kleinerem   aus.     Nun  kann  aber  ein 
Lichtstrahl  auch   den  umgekehrten  Weg  GFBE  machen,  also  mit  e,  ein- 
und  mit  6^  austreten.     Denke  ich  mir  einen  solchen  Strahl,  Eintrittswinkel 
62,   Austrittswinkel   6^,   an  den  Punkt  B  verlegt,  HBJK^  so  hat  dieser 
Strahl    dieselbe    Ablenkung    wie    der    Strahl    EBFGy    da    die   Ablenkung 
a  =  Cj  —  5j  +  ^2  ~  ^2  =  ^1  +  ^2  ~"  2  6  ausser  von  dem  brechenden  Winkel  nur 
von  der  Summe   ^1  +  ^2  ^hhängt.     Da  also   auf  beiden  Seiten   des  gleich- 
schenkligen Strahles   die  Ablenkungswerthe   paarweise  gleich  auftreten,  so 
muss  die  Ablenkung  des  gleichschenklig  durchfallenden  Strah- 
les selbst  ein  Maximum  oder  Minimum  sein. 

Eine  Entscheidung  zwischen  den  beiden  Möglichkeiten  liefert  dieser 
Beweis  nicht;  indessen  dürfte  er  bei  seiner  Einfachheit  vielleicht  auch  so 
nicht  ohne  Nutzen  sein,  da  ja  auch  die  praktischen  Benutzungen  des  gleich- 
schenklig durchfallenden  Strahles  meist'  eine  solche  Entscheidung  nicht 
erfordern,  sondern  sich  nur  auf  die  hier  bewiesene  Thatsache  des  aus- 
gezeichneten Werthes  stützen. 

Breslau.  Hbinricu  Voqt« 


V.  lieber  collineare  räumliche  Systeme. 

Verschiedene  Lehrbücher  der  darstellenden  Geometrie  enthalten  den 
Satz :  **  Wenn  von  drei  räumlichen  Systemen  je  zwei  mit  einander  centrisch 
coUinear  sind,  so  liegen  die  drei  Collineationscentra  in  einer  geraden  Linie. 

Dieser  Satz  bedarf  einer  Ergänzung,  da  die  Lage  der  Systeme  obiger  Eigen- 
schaft eine  viel  speciellere  sein  muss ,  wie  in  Folgendem  gezeigt  werden  soll. 

Des  Weiteren  werden  wir  uns  beschäftigen  mit  der  Herstellung  eines 
Systems,  welches  zu  zwei  beliebigen  anderen  collinearen  Systemen  in  cen-^ 
trisch  collinearer  Lage  ist.  Damit  ist  dann,  mit  Rücksicht  auf  die  Arbeiten 
des  Herrn  Hauck,***    der    geometrische  Beweis   erbracht,    dass    in   zwei 


*  Nach  derselben  Seite  des  Lothes  positiv  gerechnet,  nach  der  andern  negativ. 
**  Zuerst  wohl  bei  Baltzer,  Elemente  d.  M.  Bd.  II,  5.  Aufl.,  S.  194,  §  13  Anm. 
Der  nicht  richtige  Satz  13,  aus  dem  der  obige  gefolgert  wird,  geht  auf  Magno«, 
Analyt.- geometr.  Aufg.  I,  S.  61  zurück. 

***  „Grundzüge  einer  aligem.  axonom.  Theorie  der  darst.  Persp.**,  diese  Ztsdir. 
XXI,  S.  402  flgg.,  insbes.  407;  ,, lieber  Gleichstimmigkeit  und  üngleichstimmigkeit 
der  räumlichen  Collineation",  ibid.  Bd.  XXIV  S.  381. 


Kleinere  Mittheilungen.  113 


riomlichen  Systemen  die  entsprechenden  Gebilde  entweder  sämmtlich  gleich- 
stimmig  oder  sämmtlich  ungleichstimmig  sind,  mit  anderen  Worten,  dass 
die  Eintheilung  der  räumlichen  Collineationen  in  gleichstimmige  und  un- 
gleichstimmige einen  Sinn  hat.  Schliesslich  geben  wir  ein  einfaches  Krite- 
riam  i^r  die  Gleichstimmigkeit  von  zwei  Systemen ,  welche  durch  fünf  Paare 
entsprechender  Elemente  definirt  sind. 

Drei  räumliche  Systeme  Pj,  Pg,  P3  mögen  paarweise  in  centrisch  col- 
linearer  Lage  für  die  CoUineationsebenen  Zj^,  Z23,  Z31  und  die  Collinea- 
tionscentra  (7,,,  C23,  C^i  sein,  d.  h.  Pj  und  Pg  collinear  in  Bezug  auf  Zj, 
und  Cj2  etc.  Denken  wir  uns  einen  Punkt  Ä  der  Schnittlinie  von  Z^g  und 
In-  Dann  entspricht  dieser  Punkt  in  P^  und  P^  sich  selbst,  weil  er  auf 
In,  and  in  P^,  P3  sich  selbst,  weil  er  auf  Z23  Hegt,  d.  h.  er  entspricht 
aaeb  in  P,  und  P3  sich  selbst  und  gehört  folglich  auch  Z,3 .  an.  Daraus 
ergiebt  sich,  dass  die  CoUineationsebenen  mindestens  eine  Gerade  g  gemein 
haben  müssen.  £benso  findet  man,  dass  eine  beliebige  Ebene  a  des  Bü- 
schels C'jjOjs  auch  den  Punkt  C^j  enthält,  also  die  CoUineationscentra  auf 
einer  Geraden  g*  liegen. 

Seien  nun  m^,  in,,  m^  drei  sich  entsprechende  Gerade.  Dann  trifft 
jede  von  ihnen  die  beiden  anderen  und  sie  liegen  daher  alle  drei  ent- 
weder in  einer  Ebene  durch  g*  oder  gehen  durch  einen  Punkt  auf  g.  Mit- 
hin lassen  sich  überhaupt  nur  zu  solchen  Geraden  entsprechende  construiren, 
welche  wenigstens  eine  der  beiden,  g  oder  g*,  schneiden.     Folglich: 

Drei  räumliche  Systeme  können  nicht  paarweise  centrisch  collinear  sein 
bei  getrennten  CoUineationsebenen  und  getrennten  CoUineationsceutren. 

Man  erkennt  vielmehr  die  Richtigkeit  des  folgenden 
Satzes:  Sind  drei  räumliche  Systeme  P,,  P^,  P3  paarweise  cen- 
trisch collinear,  so  sind  entweder  die  CoUineationsebenen  ver- 
einigt und  dann  liegen  die  Centra  auf  einer  Geraden  ^*,  oder 
"■  die  Centra  sind  vereinigt  und  dann  gehen  die  CoUinea- 
tionsebenen durch  eine  Gerade  g.  In  beiden  Fällen  sind  auch 
die  Ümkehrungen  richtig.  Beide  Möglichkeiten  sind  in  der 
i^peciellsten  Zuordnung  enthalten,  bei  der  Collineationsebene 
^lid  Collineationscentrum  allen  Systemen  gemeinsam  ist. 

Im  Falle  gemeinsamer  Collineationsebene  schneiden  sich  je  drei  ent- 
"P^hende  Gerade  in  einem  Punkte  von  Zj^j  und  die  Ebene  von  je  zweien 
^*Ut  das  zugehörige  Centrum ;  im  andern  Falle  liegen  drei  solche  Gerade 
^  einer  Ebene  des  Bündels  0^2^  und  je  zwei  von  ihnen  schneiden  sich  auf 
fo  zogehOrigen  Collineationsebene.  Die  Beziehung  ist  eine  in  sich  wider- 
^proehsfreie  geworden. 

Doith  Betrachtang  der  Collineationen  *  enden  ebe- 

^  Bjttemen  I,,  I,,  Z3  der  v<n*  wvOci  \\xs. 


114  Kleinere  Mittheilungen. 


^*-^-"^  -^-«  •- .- 


ersten  Falle  in  einer  Geraden  von  Zjgs»  im  letzten  in  einem  Punkte  von  g 
treffen,  ergiebt  sich  noch: 

Wenn  drei  ebene  Systeme  paarweise  centrisch  coUinear  sind  und  ihre 
CoUineationsaxen  gemein  haben ,  so  liegen  ihre  Collineationscentra  auf  einer 
Geraden  und  umgekehrt  Wenn  drei  ebene  Systeme  paarweise  centrisch 
coUinear  sind  und  ihre  Collineationscentra  gemein  haben ,  so  gehen  die  Col- 
lineationsaxen  durch  einen  Punkt.  Allgemeinere  Lagen  giebt  es 
nicht. 

Der  oben  angeführten  speciellsten  Zuordnung  der  Räume  entspricht  hier 
die  Vereinigung  der  Axen  und  Centren,  die  Systeme  sind  Schnitte  eines 
Bündels  mit  drei  Ebenen  eines  Büschels. 

Die  dualen  Sätze  über  Strahlenbündel  sind  minder  wichtig  und  übri- 
gens leicht  auszusprechen. 

Die  abgeleiteten  Sätze  über  räumliche  Systeme  lassen  noch  eine  etwas 
andere,  wenn  man  will,  allgemeinere  Ausdrucksweise  zu. 

Gegeben  seien  P^  und  P^,  welche  beide  centrisch  coUinear  P3  für  die 
nämliche  Ebene  Z  und  die  Centra  C,3  und  C^^  sind.  Dann  entspricht  sich 
jeder  Punkt  von  Z  selbst  in  allen  drei  Systemen,  insbesondere  im  ersten 
und  zweiten,  d.  h.  auch  diese  sind  centrisch  collinear,  und  man  hat  mit 
Rücksicht  auf  das  Frühere  die  erste  Hälfte  des  folgenden  Doppelsatzes, 
dessen  andere  Hälfte  aus  dem  Dualitätsprincip  folgt: 

Sind  zwei  räumliche  Systeme  centrisch  coUinear  einem  dritten  für 
dieselbe  CoUineationsebene,  aber  ver-      dasselbe    Collineationscentrum ,    aber 
schiedene  Collineationscentra ,  verschiedene  CoUincationsebenen , . 

so  sind  sie  paarweise  centrisch  coUinear  und 

die  Collineationscentra  liegen  auf  die  CoUineationsebenen  schneiden  sich 

in 
einer  Geraden.    Diese  Lagen  sind  die  allgemeinsten. 

Es  seien  jetzt  zwei  Systeme  P,  und  Pg  gegeben,  welche  centrisch  col- 
linear  einem  dritten  P3  sind,  und  zwar  mögen  weder  die  Centra,  noch  die 
Ebenen  der  CoUineation  vereinigt  sein.  Dann  sind  die  Räume  unter  sich 
coUinear,  aber  P|  und  P^  werden  im  AUgemeinen  nicht  in  centrisch  col- 
lineare  Lage  gebracht  werden  können. 

Die  Centra  seien  C^  und  Cgj,  ihre  Verbindungslinie  heisse  ^,  die 
Ebenen  Z]3  und  Z23,  ihre  Schnittlinie  heisse  g.  Dann  entspricht  «jeder 
Punkt  von  g  und  jede  Ebene  von  g*  sich  selbst  in  allen  drei  Systemen. 
Folglich:  Sind  zwei  räumUche  Systeme  centrisch  coUinear  einem  dritten,  so 
haben  sie  ein  gerades  Gebilde  und  einen  Ebenenbüschel  entsprechend  ge- 
mein. Wir  beweisen  nun:  Haben  zwei  collineare  räumliche 
Systeme  ein  gerades  Gebilde  entsprechend  gemein,  so  haben 
sje  auch  einen  JSbenenbüschel  entaprecYk^iid  ^^isi^\ii.  >L%i&.'Vl%'^idl 


Kleinere  Mittheilungen.  1 15 


auf  00^  verschiedene  Weisen  diese  Lage  erzielen  und  es  lässt 
sieb  dann  noch  auf  oo^  verschiedene  Arten  ein  System  con- 
strniren,  welches  zu  beiden  centrisch  coUinear  ist. 

Folglich  lässt  die  Aufgabe,  zu  zwei  räumlichen  Systemen  ein  drittes 
ZQ  constmiren ,  welches  zu  beiden  centrisch  collinear  ist,  oo^  Lösungen  zu  * 

Man  wähle  zum  Beweise  in  den  gegebenen  räumlichen  Systemen  zwe^ 
sich  entsprechende  ebene  Systeme ,  welche  nicht  affin  sind ,  aus  und  bringe 
eines  der  beiden  Paare  ihrer  sich  entsprechenden  congruenten  geraden  Ge- 
bilde zur  Deckung ;  ihr  gemeinschaftlicher  Träger  heisse  g.  Das  ist  auf  oo^ 
Terscbiedene  Arten  möglich.  Die  beiden  projecti vischen  Ebenenbüschel  der 
Axe  g  haben  zwei  Doppelelemente  (reell  oder  imaginär)  und  jedes  derselben 
ist  TrSger  von  centrisch  collinearen  ebenen  Systemen ,  deren  Collineations- 
8xe  natürlich  g  ist.  Die  Verbindungslinie  [der  Collineationscentra  heisse  g*\ 
sie  entspricht  sich  selbst  als  Verbindungslinie  zweier  sich  selbst  entspre- 
chender Punkte.  Aber  auch  jede  Ebene  des  Büschels  g/^  entspricht  sich 
selbst,  da  sie  einen  Punkt  von  g  enthält.  Damit  ist  der  erste  Theil  unsereif 
Satzes  bewiesen. 

Die  Elemente:  g*  mit  den  beiden  auf  ihr  liegenden  Doppelpunkten  A^'Ä^ 
QndJ?j'£^,  und  g  mit  den  durch  sie  (und  A{Ä^  bez.  B^'B^)  gehenden  Doppel- 
ebenen (K|a^  und  ß^ß2  repräsentiren  vier  Bestimmungsstücke  "^f  man  muss  also 
noch  ein  Elementenpaar  zur  vollständigen  Bestimmung  geben ,  entweder  zwei 
Punkte  Pj ,  Pj  in  einer  Ebene  von  g*,  oder  zwei  Ebenen  TTj ,  TTj  durch  einen 
Punkt  von  g.  Wir  nehmen  etwa  das  Erstere  an  und  betrachten  zunächst  die 
Collineation  in  der  sich  selbst  entsprechenden  Ebene  P^P^g*,  Von  dieser  kennen 
wir  ausser  Pj  und  Pj  die  Doppelelemente  ^/^äj,  B^'B^  und  Si'S^  wai  g.  Zur 
Constniction  von  Pg  lege  man  durch  8^82  zwei  willkürliche  gerade  Gebilde 
«i  und  Mj,  Mj  perspectivisch  dem  Büschel  P|,  u^  perspectivisch  P^.  Dann 
ist  auch  u^  perspectivisch  u^  für  ein  Centrum  P3.  Nimmt  man  nun  diesen 
Punkt  als  den  zu  P^  und  Pj  bez.  entsprechenden  in  P3,  ferner  w,  und  w^ 
^  ab  Collineationsaxen  s^g  und  5^3 ,  so  bestimmen  die  Geraden  Pj  P3  und 
^t^,  auf  g*  zwei  Punkte  C^g  und  C^g,  die  gesuchten  Collineationscentra. 
^ort  hat  man  dann  in  den  Verbindungsebenen  von  g  mit  ^^3  und  $23  ^^^ 
Collineationsebenen  Zjg  und  1^.  Da  nach  der  Wahl  der  Geraden  5,3  und 
*n  ^es  bestimmt  ist ,  so  hat  man  oo^  Möglichkeiten. 

Am  einfachsten  wird  die  Construction ,  wenn  man,  was  ersichtlich 
*^ig,  als  Collineationsebenen  a^a^  und  ßiß2y  als  Centra  A{A2  und  B^B2 

»an 

Wir  geben  schliesslich  noch  an ,  wie  man  auf  einfache  Weise  erkennen 
"te,  ob  swei  durch  fünf  Paare   zugeordneter   Elemente   definirte  Räume 


*  TmefL  Sl  'utirteu  Arbeiten. 

'.Thl.  3.  Autl,  S.  Ul. 


118  Kleinere  MittheilungeD. 

Setzt  man   nun  fest,   dass   der  von  zwei  Ebenen  £,  f^  eingeschlossene 
Flächenwinkel  durch  den  Linienwinkel  gemessen    wird,    welcher  entsteht, 
wenn  man   durch   die  Polare  der  Schnittlinie  $i}  in  Bezug  auf  F  eine 
liebige  Ebene  legt,  so  folgt,  dass  die  von  zwei  Ebenenpaaren  $  und  fj, 
und  f{  —  aus  deren  Schnittlinien  an  F  bezw.  die  Tangentialebenenpaare 
und  r,  i  und  z  gelegt  werden  können  —  gebildeten  Flächenwinke]  „gleich*^ 
zu  nennen  sind,  sobald 

(lijSr)Ä(IVSV) 
ist. 

Nach  Massgabe  dieser  Begrififsbestimmung   kann  man,   unter  VerweiA 

düng  solcher  Bezeichnungen,  welche  in  der  Euklidischen  Geometrie  Maass- 
Verhältnissen  zukommen ,  jede  Fläche  zweiten  Grades ,  welche  F  längs  eines 
Kegelschnittes  berührt,   eine   ;,KugeP   und   den   Pol  der  den  Berührungs- 
kegelschnitt enthaltenden  Ebene  ihren  „Mittelpunkt^  nennen. 

Es  mögen  nun  J,  i?,  J,  t;  I,  t/',  J',  x  bezw.  die  Polarebenen  der 
Punkte  X,  Y,  Z,  T;  X\  Y\  Z\  T\  und  ihre  Schnittcurven  mit  F  bezw« 
/j'l,  K^y  K^y  k\]  Ay,  Kr^'y  A'^^  ÄV  sein;  ferner  mag  je  eine  aus  den  Ge- 
raden XY  und  X'Y'  an  F  gelegte  Tangentialebene  das  entsprechende 
Polarebenenquadrupel  in  dem  Tangentenquadrupel  /^,  ^i^,  /c«  '«  ^®^P*  ^^>  V> 
/^•,  t^  treffen.     Unter  solchen  Voraussetzungen  hat  man 

{XYZT)^{Ui^)7^{HUkU)  und  (z'rz'r)Ä(r»?'fV)Ä('rV'rv). 

Wenn  nun  {XYZT)J^{X'Y' Z'T)  ist,  d.  h.  wenn  die  beiden  Strecken 
XYund  XY'  „gleich^'  sind,  so  folgt  (/$^/f^)Ä  ('rV^f^^')»  d.  h,:  die 
Winkel  (^^^)  und  (t^t^')  oder,  was  dasselbe  ist,  die  Winkel,  unter  denen 
sich  Kt  und  Ä",,,  K^  und  A',,'  schneiden,  sind  , gleich". 

Ist  jetzt  F  eine  Kugel,  so  werden  für  je  zwei  Tangentialebenen  die 
Tangenten  /^,  U  resp.  i^^  t-e  durch  die  vom  Berührungspunkte  nach  den 
imaginären  Kreispunkten  laufenden  Strahlen  gebildet,  mithin  die  Winkel, 
unter  denen  sich  A^^  und  A',,,  A'^  und  K^-  schneiden,  auch  im  gewöhnlichen 
Sinne  gleich,  folglich  auch  die  Schnittwinkel  ihrer  stereographischen  Pro- 
jectionen  wegen  der  Conformität  der  Abbildung.  Hierdurch  ist  die  unum- 
schränkte Möglichkeit  erwiesen,  gleiche  Schnittwinkel  in  der  Kreisebene 
durch  ;; gleiche"  Strecken  im  Räume  zu  ersetzen. 

Nun  liegt  es  uns  ob,  durch  vier  willkürlich  gegebene,  nicht  in  einer 
Ebene  liegende  Punkte  1,  2,  3,  4  bei  projectivischer  Maassbestimmimg 
^Kugeln"  zu  legen  und  ihre  ^Mittelpunkte*'  zu  finden.  Das  will  aber  nichts 
Anderes  heissen,  als:  durch  1,  2.  3,  4  Flächen  zweiten  Grades  legen, 
welche  F^  die  Fundamentalfiäche  der  Maassbestimmung,  längs  Kegelschnitten 
berühren. 

Wir  wollen  unter  ih  die  Combinationen  12,  13,  14,  23,  24,  34 
verstehen;  die  Verbindungslinie  ih  möge  F  in  den  beiden  Punkten  Aik  und 
Äik  treffen,  und  die  beiden  Punkte  auf  ik^  welche  sowohl  %  und  A;,  als 
auch  Aik  und  Äik  harmonisch  trennen,  mögen  Bik  und  Fliu  heissen.  Oreifan 


Kleinere  Mittheilungen.  119 


\  #*V  .'S  r^ 


dann   drei   durch  einen  Punkt  gehende  Verbindungslinien   iX;  heraus, 
z.   B.  12,  13,  14,  so  schneiden  die  acht  Ebenen 

-^12  -^13  -^14»  -^12  ^13  -^U» 

-^1«  -^18  -^14  »  ^12  -^13  -^14 » 

■^12  -^13  ^  U »  -"12  •"  13  -^14 » 

■^12  "13-"  14»  -^12-^13^14» 

and  nur  diese  acht,  die  Fläche  JP  in  den  Berührungskegelschnitten  der  ge- 
quellten Fischen  zweiten  Grades  oder  „Kugeln",  und  ihre  Pole  in  Bezug  auf 
F*  sind  die  gesuchten  „Mittelpunkte".  Die  Richtigkeit  dieser  Construction 
leuchtet  sofort  ein,  wenn  man  sich  folgenden  Satz  vergegenwärtigt:  Be- 
rühren sich  zwei  Flächen  zweiten  Gra«les  JF^  und  JP^  längs  eines  Kegel- 
schnittes, der  in  der  Ebene  i  gelegen  ist,  und  trifft  eine  gerade  Linie  die 
FlSche  F|  in  den  beiden  Punkten  i  und  A;,  die  Fläche  F  in  Aik  und  il%, 
die  Ebene  c  endlich  in  jBjjb,  so  trennen  But  und  B'nt  die  Punkte  Aik  und 
A^tk  harmonisch,  sobald  B* n^  so  construirt  ist,  dass  er  nebst  B,fc  die  Punkte 
I  und  X;  harmonisch  trennt.  Zugleich  lehrt  uns  diese  Construction,  dass 
die  oben  aufgezählten  acht  Ebenen,  in  Verbindung  mit  den  vier  Flächen 
des  Tetraeders  1234,  eine  Configuration  (12^,  16,,)  bilden*;  und  ist  JP  die 
Kugel,  welche  die  Abbildung  des  Punktraumes  auf  die  Kreisebene  vermit- 
telt, so  ist  wieder  der  Beweis  geliefert,  dass  die  Lösungen  der  Steiner- 
8cbeii  Aufgabe  eine  Kreisconfiguration  (12^,  log)  bilden.  (VergL  des  Verf. 
^ote,  XIX  im  5.  Hefte  des  XXIX.  Jahrgangs  dieser  Zeitschrift.) 

Jena,  den  30.  December  1884.  Dr.  Carl  Hossfeld. 


Vn.   Zar  Bestimmung  der  Intensität  des  Erdmagnetismus. 

Im  XXV.  Jahrgange  dieser  Zeitschrift  S.  271—279  behandelt  Herr 
^f&nnstiel  die  von  Poisson  vorgeschlagene  Methode  für  Bestimmung  der 
lotensitöt  des  Erdmagnetismus^  bei  welcher  im  Gegensatz  zur  Gauss^schen 
Keine  Ablenkungs-  sondern  Schwingungsbeobachtungen  zu  machen  sind,  und 
geht  dabei  sogar  so  weit,  auch  den  Torsionscoefficienten  durch  Schwing- 
^uigen  zu  bestimmen,  wodurch  er  allerdings  genöthigt  ist,  drei  Magnete  zu 
verwenden,  während  Gauss  und  Poisson  deren  nur  zwei  bedürfen.  Ich 
^  früher  einmal,  veranlasst  durch  Herrn  Geh.  Rath  Hanke  1  in  Leipzig, 
^  beiden  Methoden  theoretisch  miteinander  verglichen ;  Beobachtungen  habe 
^  nicht  gemacht.  Nachdem  nun  Herr  Pfannstiel  nach  der  Schwing- 
^ogunethode  Beobachtutigen  angestellt  hat,  welche  gute  Resultate  ergaben, 
^^  ich  meine  Arbeit  nochmals  vorgenommen.  Man  kann  nämlich  gegen 
^  Anwendung  der  Schwingungen  ein  Bedenken  haben.     Der  die  Schwing- 

*Heye,  Die  Hexaeder-  und  die  Octaederconfigurationen  (12«,  163).  Acta 
■"•tiiaiiiittea,  Bd.  I  8.  97. 


120  Kleinere  Mittheilungen. 

ungen  beeinflussende  Magnetstab  liegt  stets  so,  dass  sich  seine  magnetische 
Axe  im  magnetischen  Meridian  befindet;  der  Nordpol  ist  theils  nach  Norden, 
theils  nach  Süden  gerichtet.  In  diesen  Lagen  wird  der  Magnetismus  des 
Stabes  durch  die  inducirende  Wirkung  des  Erdmagnetismus  und  des  zweiten 
Magnets  nicht  zu  vemachlSssigende  Aenderungen  erfahren,  und  es  fragt  sich, 
ob  dieser  Umstand  auf  die  Resultate  von  merklichem  Einfiuss  isL 

Man  kann  nun  nachweisen  —  und  dies  ist  der  Zweck  des  Folgenden  — , 
dass  dieses  Bedenken  der  Anwendung  der  Schwingungsmethode  nicht  ent- 
gegensteht, dass  vielmehr  der  durch  Induction  entstehende  Fehler  weniger 
in  Betracht  kommt,  als  bei  der  Gauss 'sehen  Methode,  bei  welcher  man 
einen  solchen  Fehler  nicht  vermuthen  sollte,  weil  der  ablenkende  Magnet- 
stab senkrecht  zum  magnetischen  Meridian  liegt.  Diesen  Fehler  in  den 
Ablenkungsbeobachtungen  sucht  man  nach  W.  Weber  durch  Bestimmmig 
des  Inductionscoefficienten  zu  beseitigen;  es  wird  sich  zeigen,  dass  bei  der 
Methode  der  Schwingungen  das  Resultat  einer  solchen  Correctur  nicht  bedarf. 

Lässt  man  einen  Magnetstab  {I),  für  welchen  man  das  TrSgheits- 
moment  und  den  Torsionscoefficienten  des  Aufhängefadens  bestimmt  hat, 
unter  Einwirkung  des  Erdmagnetismus  schwingen,  so  findet  man  aus  der 
Schwingungsdauer  das  Product  MT^  worin  M  das  magnetische  Hauptmoment 
des  Stabes  und  T  die  horizontale  Component«  der  Intensität  des  Erdmagne- 
tismus bedeutet.  Dabei  sei  vorausgesetzt,  der  TorsionscoefQcient  werde  in 
der  gewöhnlichen  Weise  durch  Ablenkungen  bestimmt ,  so  dass  zwei  Magnete 
ausreichen  werden. 

Während  nun  Gauss  durch  den  Magnet  I  einen  zweiten  (//)  ablen- 
ken lässt,  versetzt  Poisson  letzteren  in  Schwingungen  und  benutzt  die  aas 
dem  Einflüsse  des  Erdmagnetismus  und  des  ersten  Stabes  resultirende 
Schwingungsdauer,  um  zur  Kenntniss  des  Quotienten  M:T  zu  gelangen. 

Ist  m  das  magnetische  Moment  des  Stabes  ZZ,  f  sein  Trägheitsmoment, 
&  der  Torsionscoefficient  des  Auf  hängefadens  und  t  die  auf  unendlich  kleine 
Ausschläge  reducirte  Schwingungsdauer,  so  gilt,  falls  der  Stab  lediglich 
unter  Einwirkung  des  Erdmagnetismus  schwingt,  die  Pendelgleichung 

Wir  lassen  jetzt  ausser  den  schon  vorhandenen  Kräften  den  Magnetstab 
1  die  Nadel  beeinflussen.  Die  Verbindungslinie  der  Mittelpunkte  der  beiden 
Magnete  habe  die  Länge  R  und  bilde  mit  dem  magnetischen  Meridian,  « 
welcher  durch  die  Mitte  von  77  geht,  den  Winkel  i/'.  Die  magnetische  Axe^ 
des  Stabes  7  sei  um  den  Winkel  IT,  die  von  77  um  u  aus  dem  magne — 
tischen  Meridian  herausgedreht.  Alle  Winkel  sollen  vom  nördlichen  Theile^ 
des  Meridians  nach  Osten  gerechnet  werden. 

Das  von  dem  festen  Magneten  auf  den  schwingenden  aasgeübte  7 
ungsmoment,  welches  den  Winkel  u  zu  verkleinem  strebt,  bere^ 
in  der  Abhandlung  ^^Intensitas  vis  magneticae  etc.*';  ee  ist 


Kleinere  Mittheilungen.  121 

2)  ^=1+1+1+- 

Die  Angabe  des  Werthes  der  Coefficienten  S^y  S^^  ...  mag  hier  unterblei- 
ben.    Bei  vollkommen  symmetrischer  Beschaft'enheit  der  Magnete  verschwin- 
den S4,  5'ß,  ...     Vermehrt  man   i^f  um    180^,   so  bleiben  Äj,  S^y  ...  un- 
gcfindert,  8^,  S^,  ...  aber  wechseln  das  Vorzeichen.     Da  man  R  sehr  gross 
gegen  die  Dimensionen   der  Magnete    wählt,    so   braucht   man   die  Gliedert 
welche  durch  höhere  Potenzen  als  R^  dividirt  sind,  nicht  zu  beachten. 

Um  die  Pendelgleichung  verwenden  zu  können,  muss  das  Drehungs- 
moment  proportional  sinu  sein.  Dies  ist  bei  dem  ersten  Gliede  ^jlS'^  nur 
derFaU,  wenn  t^  =  0,  90^  180<>  oder  270<>  und  U=0  oder  180«.  Während 
8icb  also  bei  Gauss  der  Magnet  I  immer  senkrecht  zum  Meridian  befindet, 
muss  er  hier  parallel  dazu  liegen.  Eine  genauere  Untersuchung  zeigt,  dass 
entens  auch  S^  and  S^  für  die  angegebenen  Lagen  nahezu  proportional  sinu 
sind  und  dass  zweitens  kleine  mit  cosu  proportionale  Glieder  die  Schwing- 
«ngsdaaer  von  //  nicht  verändern.     Wir  setzen  daher 


3)  S  =  s.sinu  =  {'^  +  ^  +  ^)sinH. 


Das  Moment  s  ist  zu  den  übrigen  auf  den  Magnet  //  einwirkenden  Kräften 
—  Erdmagnetismus  und  Torsion  —  zu  addiren,  so  dass  die  Gleichung  ent- 


r« 


*«Bii  t  die  entuprechende  Schwingungsdauer  bedeutet.  Au»  deu  Gleichungen 
1)  and  4)  folgt  durch  Elimination  von  { 

'=»K'+;^)(t.->> 

^  die  Wirkung  am  grössten  ist,  wenn  der  feste  Magnet  nördlich  oder 
**dlich  vom  schwingenden  liegt  (d.  h  wenn  Tf;  =  0  oder  180®  ist),  so  wer- 
^  nur  diese  Lagen  bei  Versuchen  und  also  auch  im  folgenden  zu  berück- 
■^ktigen  sein.     Der  Coefficient  s^,  dessen  Bedeutung  aus  Gleichung  3)  er- 

*^<^itlich  ist,  hat  für  diese  Fälle  die  Grösse  ±2Mfn  und  es  entstehen  daher 

^^Wde  Gleichungen  6): 

•'♦fO.       ^^=0:        +?^  +  ^  +  |  =  „r(.  +  ^^)(^.-.). 

,..80.  u=m':  -2*=-i+^=„r(,+^)(i;-i). 

«lie  erste  und  dritte  Gleichung,  ziehen  die  Summe  der  zweiten 
ibf  dividiren  durch  4  und  setzen 


122  Kleinere  Mittheilungen. 


so  erhalten  wir 

Wiederholen  wir  die  Versuche  bei  einer  Entfernung  P  statt  R  und 
bezeichnen  den  dem  D  entsprechenden  Ausdruck  mit  A,  so  wird 

Durch  Elimination  des  zweiten  Gliedes  aus  8)  und  9)  erhält  man 

10)  E^(i+A\t^.^^:zAPl. 

^  T      V^mTj^      2(2? -P«) 

Mittels  dieser  Formel  kann  man  das  gewünschte  M:T  berechnen. 

Es  ist  nun  die  anfangs  aufgeworfene  Frage  zu  erörtern,  ob  nicht  die 
Poisson'sche  Methode  zu  verwerfen  ist,  weil  bei  ihr  ein  Magnet  verschie- 
dene Lagen  einnehmen  muss,  in  denen  er  verschiedenen  die  StSrke  seines 
Magnetismus  beeinflussenden  Kräften  ausgesetzt  ist.  Wenn  zwei  Magnete 
sich  in  derselben  Geraden  befinden,  so  wird  ihr  Magnetismus  durch  die 
gegenseitige  Einwirkung  geändert;  so  gross  wird  auch  im  bestgehärteten 
Stahl  die  Koercitivkraft  nicht  sein,  dass  dies  ganz  verhindert  würde.  Der 
Magnetismus  wird  vergrössert ,  wenn  ungleichnamige  Pole  einander  zugekehrt 
sind,  er  wird  vermindert  im  entgegengesetzten  Falle;  gar  keine  Aendemng 
erleidet  er,  wenn  die  Axe  des  einen  Magneten  senkrecht  gegen  die  des 
andern  liegt,  wenigstens  brauchen  wir  die  AenderuDg  in  diesem  Falle  nicht 
zu  berücksichtigen.  Das  Gesagte  hat  natürlich  seine  volle  Giltigkeit,  wenn 
ein  Magnet  durch  die  Erde  vertreten  ist.  üeberlegen  wir  uns,  welchen 
Einfluss  diese  Thatsachen  auf  die  Bestimmung  der  Intensität  des  Erdmagne- 
tismus haben. 

Die  Methode  von  Gauss  sowohl,  wie  die  von  Poisson  beginnt  damit, 
dass  ein  Magnet  unter  dem  Einflüsse  des  Erdmagnetismus  schwingt,  wobei 
er  immer  nur  einen  kleinen  Winkel  mit  dem  magnetischen  Meridian  bildet. 
Er  besitzt  daher  nicht  nur  das  Moment  M,  das  er  haben  würde,  wenn  er 
senkrecht  zum  Meridian  läge,  sondern  der  Erdmagnetismus  vermehrt  dieses 
Moment  um  eine  gewisse  Grösse  M,  so  dass  wir  schliesslich  nicht  MTj 
sondern  (M+fA)T  erhalten.  Gauss  bringt  nun  diesen  Magnetstab  in  ver- 
schiedene Lagen,  aber  so,  dass  er  immer  senkrecht  zum  magnetischen  Me- 
ridian gerichtet  ist,  und  lenkt  damit  eine  zweite  Nadel  ab,  auf  deren 
Moment  es  nicht  ankommt.  Das  Moment  der  ersten  Nadel  ist  jetzt  M  und 
das  Resultat  M:  T.  Durch  Division  in  den  früher  erhaltenen  Werth  be- 
kommt man  daher  nicht  das  gewünschte  T^  sondern  ^^(  l  +  'i^)  ^^^  findet 
den  Erdmagnetismus  etwas  zu  gross.*  . 

^S,  KoblrAUBch,  Leitfaden  der  praktiachen  PYi^^V,  ^.  K\iSl.^%.v^. 


Kleinere  Mittheilungen.  123 

Bei  Poisson  befinden  sich  beide  Magnete  stets  wenigstens  nahezu  im 

magnetischen  Meridian.     Wir  wollen  uns  wiederum  auf  die  bei  praktischen 

Versuchen  stets  zu  wählenden  Fälle  beschränken ,  in  denen  der  feste  Magnet 

nördlich    oder  südlich   vom   schwingenden   liegt.     Es   sei   zunächst  i/^  =  0, 

17  =  0.     Das  Moment  des  festen  Magnets  wird  vergrössert,  und  zwar  durch 

den  Erdmagnetismus  um  M ,  durch  den  schwingenden  Magneten  um  M| ,  es 

steigt  also   auf   üf  +  M  +  Mi  •     Die    entsprechenden  Vergrösserungen    des 

Momentes  m  der  beweglichen  Nadel  seien  ^jl  (durch  die  Erde)  und  /u^  (durch 

den  festen  Magneten),  so  dass  das  Gesammtmoment  m  +  f^  +  fti  ist. 

Hat  dagegen  d^r  feste  Magnet  die  Lage  ^^^  =  0,  17=180^,  während 
die  Entfernung  der  Mittelpunkte  dieselbe  wie  vorhin  ist,  so  wird  das  Mo- 
ment des  festen  Magneten  M—M  —  M^,  des  schwingenden  t»  +  fi  — fi, . 
Für  ^=  180"  sind  die  Momente  dieselben.  Stellen  wir  jetzt  die  vier  Gleich- 
ungen 6)  mit  Berücksichtigung  des  Vorhergehenden  nochmals  auf,  so  müssen 
wir  bedenken,  dass  die  Schwingungsdauer  t  durch  Schwingen  des  Magneten 
n  ledigtich  nnter  Einfluss  des  Erdmagnetismus  bestimmt  worden  ist.  Das 
Moment  der  Nadel  ist  hierbei  m  +  ii  und  Gleichung  1)  heisst  daher 

Gleichung  4)  aber  lautet  für   V;  =  0,    £7=0,   wenn  wir  für  s  den  Werth 

2lffl|       $  5        . 

+  ^  +  ^  einsetzen: 


^obei  wir  natürlich  die  Aenderung  der  Magnetismen  in  54  und  55  vernach- 
^feßigen.  Setzen  wir  aus  11)  den  Werth  von  i^t  in  12)  ein  und  stellen 
^  Gleichnng  auch  für  die  drei  anderen  Lagen  auf,  in  denen  beobachtet 
'^^^  so  erhalten  wir  folgende  Gleichungen   13); 

—  .,^ 


-^  +  ^  =  .-i[(«»+f')2'+^]. 


'>^**180»,  £^=180«:  (fn  +  ^i-^^)T+»-^^^~^~'^'' 


#' 


-g 


124  Kleinere  Mittheilungen. 


Durch  Addition  der  ersten  und  dritten,  Subtraction  der  zweiten  nnd  vierten 
Gleichung,  Division  durch  4  und  Benatzung  der  durch  Gleichung  7)  ein- 
geführten Abkürzung  wird 

2(Jtf+M)(nt  +  M)     2Mnt     2Mfi     2Mfi,     2Mifi, 
^^       ^'  i?  iP  Ä»    "*"    iP    "^     -B» 

Das  vierte,  fünfte  und  sechste  Glied  der  linken  Seite  dieser  Gleichung 
brauchen  wir  nicht  zu  berücksichtigen,  da  im  Zähler  zwei  der  kleinen 
Momentenänderungen  miteinander  multiplicirt  sind;  gegen  das  zweite  Glied 
werden  diese  Brüche  ausserordentlich  klein.  Störend  für  die  weitere  Rech- 
nung sind  aber  das  erste  und  dritte  Glied ;  in  der  entsprechenden  Gleichung 
8)  sind  diese  Glieder  nicht  vorhanden.-  Wir  werden  jedoch  weiter  unten 
nachweisen,  dass  sich  dieselben  gegenseitig  aufheben.  Nehmen  wir  dies 
schon  jetzt  als  bewiesen  an,  d.  h.  setzen  wir 

^^^  ^     2Mm      ' 

so  geht  Gleichung  14)  nach  Division  durch  {m  +  ii)T  über  in 
2(.af+M)      1       s,-s\         r  »      1 

Wählt  man  eine  andere  Entfernung  P  statt  R,  so  sind  die  durch  die  Erde 
bewirkten  Aendemngen  M  und  fi  dieselben;  man  erhält  eine  zweite  Gleichung 

SO  dass 

18)  -T-  =  V  +  (f^+^Tr-2(B^-P*)  ' 

Die   in  dieser  Gleichung  vorkommende  Grösse  , — - — r-^  ist  das  durch  die 

(in+fM,)T 

Versuche  erhaltene  Torsionsverhältniss ,  da  auch  bei  diesen  das  Moment  der 

Nadel  nicht  tn,  sondern  m+fi  ist. 

Da  man  im  ersten  Theile  des  Versuchs  (M+M)T  gefunden  hat,  so 
ergiebt  sich  durch  Division  mit  dem  aus  Gleichung  18)  resultirenden 
(M+  M) :  T  das  gesuchte  T  selbst  ohne  einen  durch  Induction  verursachten 
Fehler.     Es  fragt  sich  nur,  ob  Gleichung  15)  richtig  ist. 

In  der  Theorie  über  die  drehbaren  Molecularmagnete  und  die  Abhängig- 
keit des  Magnetismus  im  weichen  Eisen  von  der  magnetisirenden  Kraft  stellt 
W.  Weber*  die  Gleichung  auf 

*  EJektrodynamiache  Maassbestimmungen,  \Tic\>e&oiid«c«  ^bet  Diamagnetismus.^ 
Abhandlungen  der  königl.  sächs.  Ges.  d.  V^iaaenacK,  Tsn«iXNi-^V3%.^V^'Ädu\%.Wi^ 


Kleinere  Mittheilnngen.  125 

Darin  ist  m  (bei  Weber  (i)  das  der  Axe  eines  Molecularmagneten  parallel 
genommene  Moment  desselben  (dieses  Moment  ist  für  alle  Moleküle  gleich 
vorausgesetzt) ,  n  die  Anzahl  der  Moleküle  in  dem  zu  magnetisirenden  Stück, 
Z  (bei  Weber  D)  die  Resultante  der  auf  das  Molekül  wirkenden  Molecular- 
krftfte,  X  die  maghetisirende  Kraft  (Magnetpol,  elektrischer  Strom)  und  Y 
das  in  dem  Eisen  in  Richtung  der  Kraft  ^  durch  dieselbe  hervorgerufene 
Moment.     Ist  X  klein  gegen  Z,   so  kann  man  in  Gleichung  19)  die  Fac- 

X 

toren  im  Nenner  nach  Potenzen  von  —  entwickeln  und  die  höheren  Poten- 

len  Temacblassigen.     Man  erbttit  dann 

20)  r=«mU  für  X<Z. 

Ist  dagegen  X  gross  gegen  Z,  so  entwickelt  man  nach  —  und  erhält 


21)  r=nm(l-^|^)  für  X>Z. 


X 


Diese  beiden  Gleichungen  haben  auch  durch  Versuche  im  Wesentlichen  Bc- 
sUtigQDg  gefunden.  Aus  der  ersten  derselben  geht  hervor,  dass,  wenn  X 
klein  gegen  Z,  das  entstehende  magnetische  Moment  proportional  der  ein- 
wirkenden Kraft  ist.  Die  Gleichung  gilt  zwar  für  weiches  Eisen,  und  in 
tinäerem  Falle  handelt  es  sich  um  gut  gehärtete  Stahlmagnete;  aber  da 
gerade  bei  diesen  die  Directionskraft  der  Moleküle  sehr  gross  gegenüber  der 
einwirkenden  Kraft  ist,  so  wird  es  gestattet  sein,  Gleichung  20)  als  richtig 
uzQsehen  und  demnach  die  Aenderung  des  Moments  im  Magneten  propor- 
tional der  einwirkenden  Kraft  zu  setzen.  Es  sei  dies  Hypothese  I.  Darauf, 
^  dieselbe  absolut  richtig  ist,  kommt  es  nicht  an,  da  die  Folgerungen 
daraus  nur  dazu  dienen  sollen,  die  Gleichheit  der  Grössen  f»i  T  und  2Mm22~^ 
nachzuweisen,  und  diese  an  und  für  sich  nicht  sehr  gross  sind.  Die  Voraus- 
setznng,  dass  das  entstehende  magnetische  Moment  der  einwirkenden  Kraft 
P^portional  ist,  liegt  auch  der  Poisson^schen  Theorie  der  Induction  zu 
öninde,  welche  z.  B.  von  F.  Neumann  (Vater)  weiter  entwickelt  worden  ist.* 
Die  Momentenänderungen  fi  und  ^|,  welche  die  schwingende  Nadel 
durch  die  Erde  und  den  festen  Magneten  erfährt,  werden  sich  demnach 
verhalten  wie  die  Kräfte,  welche  Erde  und  Magnet  auf  ein  magnetisches 
Theilchen  e  der  Nadel  ausüben.  Die  erstere  Kraft  ist  Te,  die  letztere  be- 
^hnet  man  leicht,  indem  man  die  durch  höhere  Potenzen  als  i?  dividirten 

Glieder  weglässt,   zu  -^-ä.     Es  ergiebt  sich  also  die  Proportion 
Oder  ,:,,:=Te:-^e 


*  Vorlesungen    über    die  Theorie   des  Magnetismus,    namentlich   über   die 
*heorie  der  magnetjaeben  JnductioiL    Herausgegeben  von  C.  "Ä^ximvcuw  ^c>\v\!l^. 
^^ipaiS'  188  L    8.  30 


126  Kleinere  Mittheilungen. 

Diese  Gleichung  würde  mit  15)  übereinstimmen,  wenn  statt  üffi  das  Pro- 
duct  Mm  darin  stünde.  Wir  müssen  daher  weiter  untersuchen,  wie  die- 
selbe Kraft  X  auf  verschiedene  Eisenmassen  wirkt.  Wir  können  voraus- 
setzen, dass  die  beiden  zu  Versuchen  benützten  Magnete  aus  gleich  gutem 
Stahle  bestehen  (so  dass  die  Kraft  Z  in  beiden  dieselbe  Grösse  hat)  und 
dass  sie  mit  gleicher  Sorgfalt  magnetisirt  worden  sind.  Dann  wird  onzw^- 
felhaft  der  grössere  Magnet  durch  eine  gewisse  Kraft  eine  grössere  Momen- 
tenänderung erfahren,  als  der  kleinere  Magnet  durch  dieselbe  Kraft,  ee 
werden  mit  anderen  Worten  die  Momentenänderungen  M  und  \k  proportional 
den  Momenten  üf  und  m  sein  (Hypothese  11).  Diese  Behauptung  können 
wir  noch  in  anderer  Weise  stützen.  Wenn  auf  das  Eisen  eine  unendlich 
grosse  Ejraft  X  einwirkte,  so  würde  nach  Gleichung  21)  das  Moment  sein 
Maximum  nm  erreichen,  in  dem  einen  Magneten  also  9Lm,  in  dem  andern 
n.m,  wenn  ^  und  n  die  Anzahl  der  Moleküle  im  festen  und  schwingenden 
Magneten  bedeuten.  Nun  sind  zwar  unsere  Magnete  nicht  bis  zum  Maxi- 
mum magnetisirt;  aber  vorausgesetzt,  dass  ihre  Magnetisirung  mit  gleicher 
Sorgfalt  vorgenommen  ist,  wird  der  Magnetismus  der  Nadeln  um  analoge 
Werthe  vom  Maximum  entfernt  sein,  die  vorhandenen  Momente  werden 
gleiche  Bruchtheile  der  Maximalmomente  bilden,  d.  h. 

ilf:t»  =  (9l.m):(n.m). 

Femer  ist  aber  das  entstehende  Moment  oder  die  Momentenänderuug  nach 
Gleichung  20)  und  21)  proportional  mit  w.m,  d.  h. 

M:f4  =  (üi.m):(n.m). 
Aus  beiden  Proportionen  folgt 

oder 

23)  itf|i*=Mm, 

und  dies  ist  wieder  obige  Behauptung.     Dass  die  Gleichung  ganz  genau  der 
Wirklichkeit  entspricht,  ist  für  unsem  Zweck  nicht  nöthig. 
Nunmehr  geht  Gleichung  22)  über  in 

2Mm 

und  dies  ist  Gleichung  15),  deren  Richtigkeit  früher  vorausgesetzt  wurde. 
Wir  erhalten  also  durch  die  Methode  der  Schwingungen  direct  das  wahre  T, 
während  es  bei  Anwendung  der  Ablenkungsmethode  mit  dem  unbekannten 

M 
1  +  Tj^   multiplicirt  ist,  dessen  Grösse,  wenn  man  die  möglichste 

Schärfe  des  Resultats  erreichen  will,   durch  besondere  Versuche  festgestellt 
werden  muss. 

G  ritn  m  a.  üx ,  T«.  Häbler. 


Kleinere  Mittheilangen.  127 


VnL   Votis  nr  Bifforentialgleichang 

Bekanntlich  ist  fttr  diese  nicht  unwichtige  Gleichung  die  Integration  in 
»nigen  specieUen  Fällen  geleistet  worden.  Man  vergl.  die  Arbeiten  von 
Hossenfelder  —  Annalen  Bd.  lY;  Pochhammer  —  Journal  f.  d.  reine 
iLiagew.  Mathematik  Bd.  LXXI;  Thomae  —  Zeitschrift  f.  Math.  u.  Phys. 
BiXXI. 

Wir  machen  hier  auf  folgenden  neuen  integrablen  Fall  aufmerksam : 
Qenflgt  der  Oleichung  1)  partikulär 

y  =  (a:-x)^. 
onter  %  eine  Wurzel  der  Gleichung 

Terstanden,  so  kann  jene  Differentialgleichung  mittels  der  Sub- 
stitution /« 

in  die  Differentialgleichung  der  hypergeometrischen  Reihe 
transformirt  werden. 

Setzt  man,  was  keine  Beschränkung  ist,  03  =  0  voraus  und  wählt 
x  =  0,  80  lautet  Gleichung  1)  einfacher 

U)  x[\  +  c^x  +  d^o^)y"+  {a^  +  \x  +  c^a?)y"+  (a,  +  \^)y  +  %y  =  ^y 
und  diese  letzte  Gleichung  kann  man  sich  entstanden  denken  durch  Elimi- 
nation einer  Variabelen  z  aus  folgenden  beiden  Gleichungen: 

tt)  xy—Xy  =  0, 

ß)  iai  +  ßiX  +  y^a^e'+{a,  +  ß,x)z+a^z  =  0. 

Ptir  die  auf  diese  Weise  hergeleitete  (reducible)  Differentialgleichung  ist  nun 
charakteristisch,  dass  sie  mit  der  re<lucirten  Gleichung  er)  ein  Integral  ge- 
mein haben  muss,  d.  h.  dass  ihr  y  =  rc^  partikulär  gentigt.  —  Gleichzeitig 
folgt  aus  a)  /• 

yi=x^  I  x^'^'^^zdx, 

^vch  welchen  Ausdruck  die  Gleichung  dritter  Ordnung  —  ihrer  Entstehung 
gemSas  —  nothwendig  auf  die  Gleichung  ß)  zurtickführbar  ist.  Hiermit  ist 
^Asere  anfänglich  aufgestellte  Behauptung  erwiesen. 

Um  nun  die  Transformation  an  der  Gleichung  1  a)  auszuführen ,  stellen 
^r  wnlchst  die  Bedingungen  fest,  dass  jener  Gleichung  y  =  a^  partikulär 
^^^    Man  findet 

(i,ia-l)(A-2)  +  c,X(A-l)  +  &iA  +  «„  =  0 


128  Kleinere  Mittbeilungen. 


Aus  der  letzten  dieser  Gleichungen  folgt  ein  Werth  für  1,  die  anderen 
beiden  Gleichungen  geben  zwei  Coefficientenbedingungen ,  unter  denen  die 
partikuläre  Lösung  y  =  x^  überhaupt  existirt. 

Substituirt  man  weiter  in  Gleichung  la)  auch 

y  =  a^  I x'^-^gdx,     y<''^  =  a^-" /a;-^+'— «Ä<-)clj;,     n=  1,  2,  3, 

so  entsteht  nach  passender  Anordnung  der  Glieder  und  Berücksichtigung 
der  Partikularlösung 

+  l{k--m^2)(h^  +  (^x  +  d^x^)  +  (k-'\)(a^  +  h^x  +  c^s^)  +  (a,  +  b,x)x]z  =  0. 

Beachtet  man ,  dass  zufolge  der  Bedingungen  2)  die  letzte  Differential* 
gleichung  durch  x^  theilbar  wird,  so  kommt  man  zu  der  Gleichung 

{h  +  c,x  +  d,o^)/'+[{X^2){c^  +  d,x)  +  b,  +  c^x]/ 
')  +[(X-l)(A-2)d3  +  (X-l)c,  +  ^]^  =  0, 

wie  vorausbestimmt  war.  Sind  e^  und  z^  die  partikulären  Integrale  von  3), 
so  genügt  der  Gleichung  la)  folgender  Ausdruck: 

y==x^\Cf,  +  cJx'^-^e^dx  +  C^jx'^-'^z^dxy 

In  ähnlicher  Weise  gelangt  man  auch  zu  folgendem  Satze:  GenOgt  der 
Differentialgleichu  ng 

partikulär  ,^ 

so  lässt  sie  sich  durch  die  Substitution 

y=z€^'  le'^'zdXy     y^'*^  =  (^^ I c-^^z(''idx,    n=  1,  2,  3, 

in  eine  Gleichung  von  der  Form 

{a,  +  ß,x)z"+{a,+ß,x)z+(a^  +  ß,x)z^O 
verwandeln. 

Es  sei  schliesslich  noch  ausdrücklich  darauf  hingewiesen,  dass  der  Vor- 
theil  der  angegebenen  Transformation  nicht  darin  zu  suchen  ist,  dass  eine« 
Gleichung  dritter  Ordnung  mit  Hilfe  eines  ersten  Integrals  auf  eine  Gleich- 
ung zweiter  Ordnung  herabgesetzt  werden  kann  —  was  selbstverständlich 
ist  — ,  sondern  darin,  dass  maip  in  den  erwähnten  Fällen  auf  Gleichungen 
geHihrt  wird,  deren  Integration  bereits  erledigt  ist. 

WoLDEMAR  Heymann. 


Dker 


•  ••  - 


n^ 


ten  Ab- 
5iproker, 
)rliegen- 
ae ,  also 
ciproken 
den  sich 
ter  Ord- 
schaften 
atischen 
r  Krum- 


en reci- 
erselben 
lienende 
Dg  wird 

irhalien, 
ÜB  Ein- 
Idet  das 
Ute  ab- 
*l-  oder 
.,  unter 
iden  die 


ZeitBcbrifi  fär  Mathemax 


128 

Aus  de: 
beiden  ' 
partikul 

y  = 

so  entsi 
der  Par 

Bei 

gleichui 

wie  vor 
so  genU 


In 
Diflferen 

partikul 
so  lässt 


m  eine 

verwand 
Es 
theil  de 
Gleichui 
ung  zw 
ist  — , 
geführt 


VI. 

Beziehungen  zwischen  den  Krümmungen  reoiproker 

räumlicher  Gebilde. 

Von 

Dr.  L.  Geisenheimer, 

R«rgBchal(llrector  in  Tamowits. 

Hierzu  Taf.  V  Kg.  1. 


In    einer  früheren,  ebenfalls    in  dieser  Zeitschrift  veröffentlichten  Ab- 
handlung wurde  die  Beziehung  zwischen  den  Krümmungsradien  reciproker, 
collinearer   und  inverser  ebener  Curven  untersucht.*     Zweck  der  vorliegen- 
den  Arbeit  ist,  diese  Untersuchung  auf  reciproke  räumliche  Systeme,   also 
auf    die  einer  beliebigen  Raumcurve  oder  Fläche  entsprechenden  reciproken 
Gebilde  auszudehnen.     Als  Specialfälle  der  erhaltenen  Resultate  werden  sich 
Beziehungen  zwischen  den  Krümmungen  der  auf  einer  Fläche  zweiter  Ord- 
nung enthaltenen  Curve  und  ihrer  Abwickelungsfläche ,  femer  Eigenschaften 
der  Krümmungslinien  und  der  Centrafläche  für  die  genannten  quadratischen 
Flächen,  insbesondere  eine  Construction  für  das  Centrum  der  zu  einer  Krüm- 
mnngslinie  gehörigen  Schmiegungskugel  ergeben. 


§1- 

Im  Folgenden  werde  immer  vorausgesetzt,  dass  die  betrachteten  reci- 
proken Gebilde  in  involutorische  Lage  gebracht  seien,  das  eine  derselben 
also  das  Polarsystem  des  andern  in  Bezug  auf  eine  als  Directrix  dienende 
Flftche  zweiter  Ordnung  darstelle;  die  Allgemeinheit  der  Untersuchung  wird 
durch  diese  Annahme  nicht  beschränkt. 

Um  die  einer  Raumcurve  entsprechende  reciproke  Figur  zu  erhalten, 
können  wir  die  Curve  sowohl  als  den  Ort  ihrer  Punkte,  wie  als  die  Ein- 
hüllende ihrer  Schmiegungsebenen  betrachten.  Im  ersten  Falle  bildet  das 
reciproke  Gebilde  eine  von  den  entsprechenden  Polarebenen  umhüllte  ab- 
wickelbare Fläche,  im  zweiten  Falle  die  Bückkehrkante  (Cuspidal-  oder 
Strietionscurve)  derselben.  Wenn,  was  im  Weitem  geschehen  soll,  unter 
den  Krümmungen  einer  abwickelbaren  Fläche  längs  einer  Erzeugenden  die 

•  Bd.  XXV  8.  SOO. 

XaftMhfUt  f.MMthmwMiJk  n.  Pbytik  XXX,  3.  ^ 


läO  'Beziehungen  zwischen  den  Krümmungen  etc. 

Krümmungen  im  berührten  Elemente  dieser  Rückkehrkante  verstanden  wer- 
den, braucht  in  der  vorliegenden  Untersucliung  diese  verschiedenartige  Bil- 
dung des  einer  Raumcurve  reciproken  Systems  nicht  beachtet  zu  werden  und 
können  wir  uns  kurz  dahin  ausdrücken ,  dass  einer  Raumcurve  als  reciprokes 
System  wieder  eine  solche  Cnrve  entspreche.  Bezüglich  der  Krümmungen, 
in  einem  Elemente  der  Raumcurve  unterscheiden  wir:  1  die  Krümmung* 
des  Elements  in  seiner  Schmiegungsebene  gleich  dem  reeiprokea 
Werthe  des  (ersten)  Krümmungsradius;  2.  die  Krümmung  des  Elements  in 
seinem  Punkte  gleich  dem  reciproken  Werthe  der  Neigung  des  Schmie- 
gungskegels,  so  dass,  falls  dieser  Kegel  in  eine  (ierade  degenerirt,  seine 
Krümmung  unendlich  gross,  die  einer  Ebene  null  wird;  3.  das  Product 
dieser  beiden  Krümmungen  gleich  dem  reciprokcm  Werthe  des  Windungs- 
radius (Etadius  der  zweiten  Krümmung). 

Die  zu  einem  Punkte  P,  der  Raumcui*ve  k^  gehörige  Schmiegungsebene 
werde  mit  tt,,  der  in  ihr  liegende  Krümmungsradius  mit  ^i,  der  Wiudungs- 

riidiuö   mit  i?, ,   die   Neigung  des   Schmiegungskegels   mit  igH^=^  —%   die 

gleichnamigen  Grössen  der  reciproken  Curve  durch  gleiche  Buchstaben  mit 
dem  Index  2  bezeichnet,  so  dass  also  P^  und  n^^  P^  und  n^  polare  Ele- 
xaente  darstellen. 

Wir  denken  uns  die  Schmiegungsebene  tt,  verlängert  und  vom  oscu- 
lirenden  Elemente  des  Schmiegungskegels  des  entsprechenden  Elements  in 
der  reciproken  Curve  durchsetzt,  so  ist  bei  Vernachlässigung  unendlich  kleiner 
Grössen  von  mindestens  dritter  Ordnung,  also  bis  auf  die  Krümmungsradien 
genau,  das  in  n^  fallende  Element  von  k^  dem  Element  der  Schnitiügur 
reciprok ,  wobei  die  Schnittcurve  der  Schmiegungsebene  n^  mit  der  Directrix- 
Üäche  der  räumlichen  Involution  die  Directrix  des  jetzt  bestimmten  ebenen 
Polarsystems  bildet.     Daher  ist  nach  der  vorhin  angeführten  Abhandlung*: 

wo  if\  den  Krümmungsradius  für  das  Schnittelement  des  SchmiegungskegelSf 
n, 2>|  die  halben  Hauptaxen  der  in  n^  liegenden  Directrix,  n^  und  n\  die 
Entfernungen  der  Tangenten  ^|  und  t\  der  reciproken  Curvenelemente  vom 
Mittelpunkte  dieses  Kegelschnittes  bedeuten.  Die  Tangente  t\  fällt  mit  dem 
Schnitte  der  beiden  Schmiegungsebeuen  tc,  und  n^  zusammen. 

Die  von  F^  bis  zu  ihrer  Spur  in  n^  mit  t^  bezeichnete  Tangeute  an  k^ 
bilde  mit  n^  den  Winkel  ^^,  mit  der  Geraden  |7it|7C{|  den  Winkel  ^^^  so 
wird  der  Hauptkrümmungsradius  des  Schmiegungskegels  im  Endpunkte  von 
/y,  also  der  Krümmungsradius  des  zu  t^  normalen  Schnittes,  t^.tgH^,  Die 
in  dieser  Normalebene  und  in  n^  liegenden  Schnittelemente  des  zweitan 
Schmiegungskegels  dürfen  bis  auf  unendlich  kleine  Grössen  einseht leBsHch 

*  u.  a.  O.  Ä  308. 


Von  Dr.  L.  Ctbisenheimer.  131 

zweiter  Ordnung  ald  affin  betrachtet  werden ,  und  zwar  ist  f^  der  Affinitätd- 
strahl.  Das  Verhttltniss  zwischen  den  Krümmungsradien  entsprechender 
Punkte   in   zwei   affinen  Cnrven  ist  gleich  dem  Cubus  aus  dem  Yerhältniss 

der  entsprechenden  Tangentenstrecken,   dividirt  durch  das  Affinitätsverhält- 

niss*.     Hiernach  ergiebt  sich: 

q\      ^  sinx2 

and  io  Verbindung  mit  der  vorstehend  entwickelten  Gleichung: 

Eine  entsprechende  Gleichung  kann  für  Q^JgH^  aufgestellt  werden.  Die 
Formel  lÄsst  sich  in  verschiedene  Formen  überführen,  von  welchen  wir  zwei 
niher  betrachten. 

Wir  legen  durch  den  Mittelpunkt  S  der  Directrixfläche  eine  zu  ttj  pa- 
rallele Ebene  n\ ;  die  halben  Hauptaxen  des  in  derselben  inducirten  Mittel- 
punktskegelschnittes seien  a\  und  5'j ,  die  von  ihr  und  F^  begrenzte  Strecke 
auf  der  Tangente  an  k^  sei  l^ ,  ferner  die  normale  Entfernung  der  Schnitt- 
geraden  1^',  ^r^i  von  *S^  gleich  n\^  so  wird  nach  bekannten  Sätzen: 

Ke  fom  Involutionsmittelpunkte  S  auf  die  Schmiegungsebenen  n^  und  n^ 
8<BlUlteu  Senkrechten  seien  mit  2h  ^^^  Pit  ^^^  längs  8F^  fallende  Halb- 
BM«ser  der  Directrixfläche  mit  q  bezeichnet.     £s  ist: 

Difue  Werthe  in  Formel  1)  einsetzend,  kommt: 

^1  tgH^- — ir«  «3  1%  r-3 

P\  » Pt  -  ''i '  ^1 

^r  Zähler  des  rechtsstehenden  Ausdruckes  ist  constant,  nämlich  gleich 
^•V.Co*i  wö  fly,  hf^^  Cq  die  halben  Hauptaxen  der  Directrix  sind.  Dem- 
^^  wird: 

**khe  (ileichung  auf  ihrer  rechten  Seite  keine  Winkelgrössen  enthält.    Unter 
f      \  kann  auch   die  Länge  der  Senkrechten  verstanden  werden,   welche  vom 
'^^olntionsmittelpunkte  S  auf  die  Schnittgerade  der  p]bene  n\  mit  der  dem 
"^punkte  von  l^  entsprechenden  Polarebene  gefällt  wird.  — 

Eine  andere  bemerkenswerthe  Umformung  folgt  aus  der  Betrachtung 
^  der  Oeraden  \nyit^\  conjugirten  Mittelpunktskegelschnittes  in  der  Ebene 
^1^«  (Fig.  1);   die  in   diese  Khene  fallendem  Mittelimnkl«)  der  in  tt,  ,  n.. 


> 


132  Beziehungen  zwischen  den  Krümmungen  etc. 


und  l^i^Tgl  inducirten  Involutionen  seien  bezüglich  mit  Oj,  0^  und  O»  der 
zu  IffiTTgl  parallele  Halbmesser  der  Directrixfläche  mit  d  bezeichnet.     Da 

wird  nach  Formel  1):  * 

Weiter  ist  a/.  V  =  (OiO.O,P,)*- (^*-^-) '^'♦»H^.  Ö-Pi)>  ^  0,0.0,P^ 

0  F 

die  Potenz  des  nach  0,  Pj  fallenden  Durchmessers ,  d^  •    '    *  die  Potenz  des 

hierzu  conjugirten  Durchmessers  in  ttj  darstellt.  .  Femer  ist: 

wo  <P|  den  Winkel  der  Tangente  t^  mit  OjPi  bedeutet, 

Diese  Werthe  einsetzend,  kommt: 

tnw   1     g«»X«  _        0,P«.d«         sm(d.QP,) 

Der  um  das  Tripel  P|OP«  gelegte  Kreis  schneide  iSP,  zum  zweiten  Male 

in  Q,  80  ist  ^'^p'^'  =  Qig.  «nd  0,e.SP,  =  SP,(Se-SO,)  =  ÄP,.SC 

—  SP^,SO^.  Nun  ist  SF^.SQ  die  Potenz  des  Mittelpunktes  5  in  Bezog 
auf  den  dem  Tripel  umschriebenen  Kreis  und  daher  nach  einem  bekannten 
Satze  gleich  Ci*  +  Cj*,  wenn  c\  der  im  Polarsystem  der  Ebene  ÄPjP^  zu 
C|  conjugirte  Halbmesser  ist;  ferner  ist  iSPg.iSOi  =q^,  und  somit  wird 

0,P,  _  1 


O^O.O^F^.SF^     c\ 


'  2 


C.« 


Weiter  ist,  wie  vorhin  schon  benutzt  wurde,  l^  sinx^^^-^  sin^(n^^  cj,  daher 

Pi 
.  ^  ^  d^'Py  sin(d,OFy).sin%^ 

*         *      C|* .  c  1*  ^in*  (w, ,  c,)  sm^  q>^ 

Indem  der  rechtsstehende  Ausdruck  mit  ^.sin^{F^O^F^  erweitert  und  be- 
rücksichtigt wird,  dass  für  die  bei  0^  gebildete  körperliche  Ecke  die  Gleich- 
ung stattfindet: 

sm(d,  F^O^F^ .siniF^O^F^  ^ sin(c^,  n^,sin{d^  ^i-Pi): 
und  dass 

V.cV.  sin\F^O^F^) .ä^ .  sin\d,  F^O^F^)  =  V-  V-  ^b*, 

ergiebt  sich  die  umgestaltete  Formel: 

3)  ^  In  genau  entsprechender  Weise  gilt: 

^   _^  a^        {sin{d,OF^).sinii>^y 


Von  Dr.  L.  Geisenheimer.  133 

In  diesen  Formeln  bedeuten  also  die  Bestimmungsstücke  qoj,  qog,  t/zj,  tlf^  der 
reciproken  Cnrventangenten  die  Winkel  derselben  mit  den  Halbmessern  0^  P^ 
bezüglich  O^Pf  der  in  den  Scbmiegungsebenen  inducirten  Involutionen  und 
mit  l^^i^ly  bezüglich  den  aus  0^  und  0^  hierzu  gezogenen  Parallelen. 

Ein  weiteres  interessantes  Resultat  wird  durch  Multiplication  der  beiden 
letzten  Formeln  gewonnen.     Man  erhält: 

Bezeichnet  man  die  Potenz  der  auf  I^iTT^I  hervorgerufenen  Involution  mit 
l?y  SO  ergiebt  sich 

sin^y^.sin^^     OP^.OP^        2/S{P^0P^ 

■     ■        ^■.ll^■■    I—    ■■  .    »        -      ■■  ■  ^^^         —■■■■-  ■'     M^— ^—      ^"^         ■  I  I      »      ■■■■■■    ^m      ^.  ■       ■— I     ■■MI        • 

Es  i.t  |  =  f^»  =  ^(^,  daher: 

sinq>y^.s%nq>^  d*,$in{P^O  P^) 
Wir  drilcken  d^P^SP^)  in  folgender  Weise  aus:  Bedeuten  äj,  s^,  53 
die  aus  S  auf  die  Seiten  des  Tripels  O/^j,  OPj,  A  ^2  gefällten  Senkrech- 
ten ,  a ,  &  die  halben  Hauptaxen  ^  des  zu  diesem  Tripel  gehörigen  Kegel- 
schnittes, so  ist  bekanntlich,  wenn  r  der  Radius  des  dem  Tripel  umschrie- 
benen Kreises*:  c%  o,« 

•"^  ^  ''=2  «„%?()/>,)'  ''"* 

Die  Ebene  PiOP^    werde    im  Folgenden   mit    fi    bezeichnet     Es    ist 

5i» i/;i .  sin t^, a*  6'  sin  (fi ,  ^ij )  ^iw  (jü  ,  «2^ 

Wird  Zähler  und  Nenner  der  rechten  Seite  mit  d^$in^(dfi)  multiplicirt,  so 
folgt: 

5) 


sinjlf^.sin^^  _  ^o*-  V-  ^0^ 


sin  qp, .  sin  g>g      d*i>,  p^  sin  (d,  0  /^j)  sin  (d,  0  /^j) 

Die  in  den  Ebenen  n^  und  n^  liegenden,  durch  P^  und  P2  laufenden 
reciproken  Tangenten  bilden  zwei  projectivische  Strahlbüschel,  so  dass  P2O 
einer  Parallelen  zu  (2,  die  aus  F^  parallel  zu  d  gelegte  Gerade  mit  P^O 
projectivisch  ist.  Gleichung  5)  liefert  den  constanten  Werth  des  Doppel - 
sehnittverbSltniBses ,  welches  durch  die  Strahlen  ^j,  t^  mit  den  ebenerwähn- 
ten Strahlen  der  Bflschel  gebildet  wird.     Falls  P|  und  P^  auf  ihren  bezüg- 

^  YetgL  Schröter,  Theorie  der  Kegelschnitte,  S.  194. 


134  Beziehungen  zwischen  den  Krümmungen  etc. 

liehen  Durchmessern  S P^  und  SP^  fortrücken,  wobei  «,  und  n^  parallel 
zu  sich  selbst  verschoben  werden ,  bleibt  Winkel  P^OP^  und  JiP^SP^)^ 
daher  auch  p^p^  und  nach  Formel  5)  der  Werth  dieses  Doppelschnittver- 
hältnisses ungeSndert.  Wird  sein  Werth  in  den  für  B, .  ß^  erhaltenen  Au.s- 
drut'k  eingesetzt,  so  kommt: 

6)  R,.R,  =  '^^/^''       • 

Das  Product  aus  den  Radien  der  zweiten  Krümmung  räum- 
lich reciproker  involutorischer  Curven  ist  dem  Quadrat  au?» 
dem  Product  der  ihren  Schmiegungsebenen  angehörigen  Ent- 
fernungen vom  Involutionsmittelpunkte  umgekehrt  propor- 
tional Rücken  beide  sich  entsprechende  Punkte  der  involu- 
torischen  Curven  auf  ihren  bezüglichen  Durchmessern  fort, 
so  bleibt  das  Product  dieser  Krümmungsradien  constant. 

Der  vorstehende  Salz  bildet  ein  Analogon  zu  dem  für  die  Krümmungs- 
radien ebener  involutorisch- reciproker  Curven  hergeleiteten. 

Wird  der  aus  Formel  5)  für  d  zu  entnehmende  Werth  in  3)  eingesetzt, 
so  nehmen  diese  Gleichungen  die  später  zu  verwendende  Form  an: 

tqU  =  ^»^^^»  /^in  {d,  0  P^ )  sin  y ^  sin  t|;A'  «^ 
-.  Vi   y     ••      p^'l* p^iAsin{dy  0 P^)  sinq>^  sin ^^  / 

)         toH  =  ^0^»^»  /sinjd,  0  P^)  sintp^  sinti;X^\ 
f     ^i         >      Pi'^'Pi'^  \  sin  {d,  OP{)sin  q>^  sin  ^J 

Aus  den  vorstehenden  Gleichungen  ergiebt  sich  ferner: 

Sind  die  Schmiegungsebenen  und  Richtungen  zweier  reci* 
proken  Curvenelemente  gegeben,  so  ist  die  ebene  Krümmung 
des  einen  der  räumlichen  Krümmung  des  entsprechenden  Ele- 
ments umgekehrt  proportional.  Das  Product  zweier  sich  der- 
artig entsprechender  Krümmungen  bleibt  ungeändert,  wenn 
die  Curvenelemente  parallel  zu  sich  selbst  auf  den  Durch- 
messern der  Directrix  verschoben  werden. 

Die  Bezeichnung  der  beiden  bezüglich  einer  Fläche  zwei- 
ter Ordnung  polaren  Systeme  als  „reciproke  Figuren*'  findet 
hiernach  durch  die  Betrachtung  der  Krümm  ungen  ihre  Becht> 
fertigung. 

§2. 

Zur  Bestimmung  des  zwischen  den  Bogenelementen  ds^  und  ds^  herr- 
schenden Verhältnisses   gehen   wir   wieder   von   der  Betrachtung  der  in  s, 
liegenden    involutorischen    reciproken  CurvenelftmeutÄ  aus.      Das   Element, 
welches  durch   den   an   k^  gelegten  8c\im\eg\xiigaV^^\  m  n^  %^)kS^^gQwdKtQ^«sQk 


f 


Von  Dr.  L.  Geisbnueimer.  135 


«        7  A 

wird,  ist  gleich  -^ — ^»    wo   d^g  den  ebenen  Contingenzwinkel  der  Curve 
t*  bedeutet.     Hiernach  wird:* 


E,i.tci^2  =  — '   4=.^  =  -^^^^'    g^.^g2=     ^ha'^'-a  (Formel2), 
daher: 

7  7  s     2 

Entsprechend  müsste  sein   -.—  =  --     '    *  ' — |- 1    so   daös   sich   durch  Multi- 

plication  der  beiden  letzten  Formeln  ergiebt: 

PiPi 
uod  mit  Hilfe  dieser  Beziehung  folgt: 

9)  ^-=:£i  k!h. 

d^g      ^2  h^2 
Nach  Formel  2)  ist 


•itber 


^''""'=„  ^*ff"!SV»  "'*'*  entsprechend  (?.«,)»=     J^^'C  « 


10)  ^  =  £l  n/P_i9t}iE}^p^hl}3l, 

ds^      p2  ^  PiQi^gH^      ^   P%9%^ 


etliche  Formel  der  für  ebene  Systeme  entwickelten  analog  ist.  Dieselbe 
l^t  sich  in  folgender  Weise  umformen.  Bedeuten  di/j,  dt]^  die  räum- 
lichen Contingenzwinkel  (Winkel  der  unendlich  nahen  Schmiegungsebenen) 
in  beiden  reciproken  Curven ,  so  wird 

\  ds^      V   p^  ds^^.d9^.dfii 

i       oder 

[         i|.  ds^.dO^,dijj  ds^'d^^'^V^ 

I  Pi  '^  Pi 

i^fd^dri  bedeutet  aber  die  normale  Entfernung  des  um  ds  weiter  liegen- 
^  Ponktes  einer  Baumcurve  von  der  vorhergehenden  Schmiegungsebene. 
Formel  11)  liefert  hiemach  den  Satz: 

In  rftumlich-involutorischen  Systemen  verhalten  sich  die 
unendlich  kleinen  Strecken,  um  welche  zwei  reciproke  Curven 
i^^i  entsprechendem  Fortschreiten  aus  den  Schmiegungsebenen 
neungtreten,  wie  die  Entfernungen  dieser  Schmiegungsebenen 
^oiD  Mittelpunkte  der  Involution. 

'/i&ipe  Zeitßebrift  Bd,  XXV  8.  SIO, 


136  Beziehungen  zwischen  den  Krümmungen  etc. 

Der  entsprechende  Satz  für  ebene  Systeme  lantet: 

In  ebenen  involutorisch  liegenden  reciproken  Curven  ver- 
halten sich  die  Bogenhöhen  unendlich  kleiner  entsprechender 
Curvenelemente  wie  die  Entfernungen  der  ihnen  zugehörigen 
Tangenten  vom  Mittelpunkte  der  Involution. 

Gleichung  9)  giebt  noch  zu  der  Entwickelung  Anlass: 

ds^  __  ^i  tgH^  l^n^  __     i?|       /^ti, 

woraus  sich  unter  Benutzung  von  2)  und  6)  ergiebt: 
12)  'i£i  =  Mi . 

Sind  die  Schmiegungsebenen  und  Richtungen  zweier  reci- 

ds 
proken  Curvenelemente  gegeben,   so  ist  deren  Verhältniss  -r-^ 

dem  Windungsradius  R^  proportional,  vom  Krümmungsradius 

pj  unabhängig. 

Bei  involutorischen  Systemen  in  der  Ebene  wird  das  Ver- 

ds 
hältniss  j-^  dem  Krümmungsradius  ^i  proportional.  — 

Der  vorhin  entwickelte  Satz  über  das  Verhältniss  der  Abweichungen 
von  der  Schmiegungsebene  ist  nur  der  specielle  Fall  eines  sich  auf  endliche 
Werthe  beziehenden  und  für  beliebige  reciproke  Systeme  giltigen  Gesetzes, 
welches  im  Folgenden  unter  Voraussetzung  orthogonaler  Coordinaten  her- 
geleitet werden  soll. 

Die  Gleichung  einer  dem  ersten  System  angehörigen  Ebene  a^  sei 

xcosk^  +y  €03(11  +  z  casv^  =i>n 

die  Gleichung  einer  zum  zweiten  involutorisch  •  reciproken  System   gerech- 
neten Ebene  /^^  sei 

xcosX^  +  y  cosfA^  +  zcosv2=p^' 

Fallen  die  Coordinatenaxen  mit  den  Hauptaxen  der  Involution  2aQ,  26^, 
2cq  zusammen,  so  werden  die  Coordinaten  der  diesen  Ebenen  entsprechen- 
den Punkte  Ä^  und  B^  bezüglich: 

—  cosl.^    —cosa,.     —cosv,     und    —  co^iL,     —  cosia,,     —  oosv.. 
Pi  Vi  Vi  Pi       ^      Pi       ^      Pi         * 

Die  von  B^  auf  die  Ebene  a^  gefällte  Senkrechte  sei  J^iOj,  so  wird: 

aJ  h^  C(? 

■Pj«!   ^  P%  ^  Pi  ^         P2 

Pl  Px 

=  1  — -^cosk.  cosla —cosu.  cosu^ ^—  cas¥,  casvf. 

P1P2  PiP«  PyP% 

^us  der  ajinmetriacben  Bildung  des  letatwi  k^ÄdroLOL'a  i^Ai^v 


Von  Dr.  L.  Geisbnheimer.  137 


Pi  Pi   ' 

Die  Entfernung  irgend  eines  Punktes  von  einer  beliebigen 
Ebene  verhält  sich  zur  Entfernung  der  reciproken  Elemente, 
wie  die  AbstSnde  der  beiden  so  erhaltenen  Ebenen  vom  Mittel- 
punkte der  Involution. 

Dieser  Satz  ist  die  Verallgemeinerung  des  in  Formel  11)  gefundenen 

•n  AR 

Geseties;  die  ftlr  circular-reciproke  Systeme  benutzte  Proportion  -^-^  =  ^^ 

ist  ein  specieller  Fall  desselben;  ebenso  benutzt  Graves  inCrelle^s  Jour- 
nal Bd.  XLII  S.  279  einen  speciellen  Fall  dieses  Satzes. 

§3. 

Falls  das  Curvenelement  k^  die  Fläche  der  Directrix  berührt,  verein- 
^ben  sich  die  vorstehend  entwickelten  Formeln.  Die  Tangente  t^  fällt  als- 
dann mit  der  Schnittlinie  |7C|9V2K  h  ™^^  ^Ai  Punkt  P^  mit  0  zusammen 
w»d  68  wird : 

ij=O0,       W2  =  0. 

Die  ZQ   den    conjagirten  Tangenten    t^  und  ^2  parallelen  Halbmesser  der 
Directrix  seien  (2|  und  d^t  so  ist 

Nach  Formel  3)  wird : 

»0  *'o  ^ 
remer  wird 

«'*. "  ^  A  *,  «*  ~    *   •        **  A^  V  V  Co*  (Ä, .  B,f .  P,  ~    «0*  V  Co" 
Anderseits  ist  nach  Formel  12)  ^^^  ^**^^ 

uid  da  im  vorliegenden  Falle  die  Proportion  stattfindet 

kommt 

Ln,  =  L  »'1  =    .   f        ^    und  somit    -7-^  =  ^^^  sin  (tt,  «2). 

^  Vergleichung  beider  für  das  Verhältniss  der  Bogendifferentiale  gefun- 
^«öen  Formeln  liefert: 


I.-^S  Beziehungen  zwischen  den  Krümmungen  etc. 

eine   sich   auch   aus   der  Figur  leicht  ergebende  Gleichung.       .  *     bedeutet 

den  Abschnitt  der  ttj  auf  d^. 

Wenn  endlich  l\  in  die  Directrix  fällt,  geht  die  reciproke  Curve  k^  in 
die  Strictions-  oder  Rückkehrcurve  der  abwickelnden  Fläche  üben  deren 
Krümmungen  und  Bogendifferential  sich  also  nach  den  vorstehenden  For- 
meln aus  denen  der  abzuwickelnden  CurvQ  k^  bestimmen.     Setzt  man  in  die 

<l^       p  d^ 

Formel   (ffH^^ —^^-^—^  —  sin^%    für   pj    seinen  Werth    ~M«(», w,),    so 

ergiebt  sich: 

welche  für  die  Abwickelung  irgend  eines  Curvenelements  von  einer  beliebi- 
gen Fläche  giltige  Gleichung  wie  Formel  1)  durch  die  Betrachtung  des 
abwickelnden  Kegels  abgeleitet  werden  kann.  Hierbei  ergiebt  sich  weiter 
die  Gleichung: 

13)  ^=:^n    =    -«      , 

dd-^      ds^  sinti)^ 

welche  Beziehung  mit  den  frühereu  Gleichungen  übereinstimmt,  falls  ftlr  g^ 
der  sich  nach  dem  Vorstehenden  ergebende  Werth  eingesetzt  wird. 

In  sämmtlichen  Formeln  dieses  Pai'agraphen  treten  p^ ,  P2  und  die  vor- 
kommenden Sinus  als  positive  Grössen  ein,  so  dass  mit  der  Wahl  eines 
Vorzeichens  für  ds^  die  weiteren  Variablen  der  Grösse  und  Richtung  nach 
bestimmt  sind.  Für  eine  parabolische  Directrix,  für  welche  die  Durchmesser  . 
p^  und  p^  unendlich  werden  und  daher  die  Gleichungen  in  unbestinunter 
Form  auftreten,  lassen  sich  durch  sehr  einfache  Grenzbetrachtungen  statt 
der  Durchmesser  die  Parameter  der  durch  die  Hauptaxe  gelegten  Schnitte 

Um      y   statt   der  Entfernungen  p^   und  p^  die  Winkel   der  Schmiegungs- 

ebenen  tt,  und  n^  mit  dem  Durchmesser  der  Directrix  einführen.  Hierbei 
ergiebt  sich  in  entsprechender  Weise  wie  für  ebene  Systeme  der  Satz: 

Das  Product  aus  den  Windungsradien  zweier  parabolisch- 
reciproken  Curvenelemente  bildet  den  reciproken  Werth  ans 
dem  geometrischen  Mittel  der  Krümmungsmaasse  in  denjeni- 
gen Punkten  der  Directrix,  welche  mit  den  Cnrvenelementen 
in  einen  Durchmesser  fallen. 

Wird  die  Directrix  eine  KugelÜäche  mit  dem  Radius  «j^  so  wird 
(Pj-|-7r,  =  90^  <jpj  +  t^g  =  90^  daher  die  in  Formel  5)  gefundene  Beziehung 
für  das  Doppelschnittsverhältniss  der  reciproken  Tangenten: 

*B  Formeln  nehmen  folgende  tiedtaU  an. 


Von  Dr.  L.  Gkisenheimkr.  139 


1.  Für  beliebige  Lage  eines  Curvenelements: 

.    __  /smi^^y  /sin riß i\ 

K     V    -      ^L    -(  "»  V 

'"'•■"'- p\*P,'-\cos{P,SP,))- 
2.  FaJls  ein  Curvenelement  die  Directrix  berührt: 


q^igH^^p^,    g^tgHi=^'.^     Ri.B^^ 


"2 

3.  Liegt  die  Curve   A*,   in  der  als  Directrix  benutzten  Kugelfläcbe,   so 

^^*"^ebt  sich  aus  der  Formel   igH^=:-^^    das»  die   abwickelnde  Regelfläche 

ö-'fc^ts  normal  zu  dem  Kegel  steht,  welcher  durch  A*,  und  den  Mittelpunkt  S 
ST^l^  wird,  welche  Folgerung  sich  auch  unmittelbar  aus  der  Figur  her- 
^  ^^tet.  k^  ist  bekanntlich  in  diesem  Falle  eine  geodätische  Linie  eines  durch 
•-i'^n  Kngelmittelpunkt  als  Scheitel  gelegten  Kegels.  — 

Die  für  die  Abwickelung  einer  Curve  von  einer  Fläche  zweiter  Ordnung 

«^^wonnenen   Formeln   werden   im  Nachstehenden   für   die   Betrachtung  der 

^^^^JUnuuungslinien  solcher  Flächen  Verwendung  finden.     In  einem  Punkte  P 

■**ögen  sich  die  drei  confocalen  Flächen  F\  F'\  F"\  deren  primäre  halbe 

-^len  bezüglich  mit  a\  a\  a'"  bezeichnet  seien,  durchschneiden;  die  Durch- 

**^itt8curve  der  Flächen  F'  und  F"  werde  mit  A'jg,  der  Flächen  F'  und  F'" 

'^^t  h^^  angedeutet.    Aus  der  Eigenschaft  confocaler  Systeme ,  dass  für  jeden 

'^'iQkt  die  Haoptebenen  der  durch  die  Flächen  des  Systems  in  ihm  inducir- 

^^^  Polarsysteme  coiocidiren,  folgt,  dass  sich  F\  F'\  F"'  in  P  orthogonal 

^'^tihschneiden  und  daher  A*,^  normal  zu  F'"  steht.     Wird  k^^  von  F"  ab* 

^*^ wickelt,   80   bilden   die   Erzeugenden  der  Abwickelungsfläche   ein  System 

<>H  Normalen  zu  J''',  von  welchen  sich  zwei  benachbarte  bis  auf  unendlich 

tue  Grossen   dritter   Ordnung  schneiden.     Der  Schnittpunkt  zweier  der- 

iger  benachbarter  Normalen  heisse  M\^\  derselbe  bildet  den  KrÜmmungs- 

^*^it;ielpunkt  des  kyj,  tangirenden  Normalschnittes  auf  F\     Der  Krümmungs- 

Liuii  dieses  Normalschnittes   werde  mit  ^',2,   der  Krümmungsradius  eines 

lern  durch  P  gelegten  Hauptschnittes   auf  einer  der  drei  Flächen  durch 

^•^'ksprechende  Indices   bezeichnet      Rücken  wir  auf  Aj,,  von  P  aus  um  eine 

^^^«idlich  kleine  Strecke  nach  derjenigen  Richtung  fort,    welche  ausserhalb 

flÜlt,  und  bilden  alsdann  für  den  zu  P  benachbarten  Punkt  gleichfalls 

Normale  zu  F' .     Die  zur  neuen  Normalen  bezüglich  einer  der  Flächen, 

auch  bezüglich  der  F"\  conjugirte  Gerade  fällt  in  die  Tangentialebene 

neuen  Punktes  an  F\     Um  die  conjugirte  Gerade  zu  finden ,  ziehen  wir 

beliebige  Tangente  dieser  Ebene,  welche  F'"  schneidet.     Hierbei  bilden 

^"i^cb  aiif  der  Tangente  im  Polarsystem  von  F"'  vier  harmonische  Punkte, 

^^^  wekhen  drei  unendlich  nahe  liegen;  bis  auf  Grössen  höherer  OrdnanK 

^^  ibo  die  Strecke  zwischen  dem  Berührungspunkte  und  d«r(i  dVea« 


»^:« 


140  Beziehungen  zwischen  den  Krümmungen  etc. 


züglich  F'"  conjugirten  Punkte  von  F"  halbirt,  und  hieraus  folgt,  dass 
die  Gerade,  welche  sich  durch  diesen  conjugirten  Punkt  und  den  ursprüng- 
lichen Punkt  P  legen  lässt,  stets  nur  einen  unendlich  kleinen  Winkel  mit 
der  an  F'  gelegten  Tangente  bilden  kann.  Der  geometrische  Ort  der  er- 
wähnten conjugirten  Punkte  ist  die  zur  Nachbamormalen  conjugirte  G^erade, 
die  hierdurch  und  P  gelegte  Ebene  daher  die  Polarebene  des  Schnittpunk- 
tes iUTjg,  in  welchem  sich  diese  benachbarten  Normalen  treffen,  bezüglich 
F'"'^  und  da  nach  dem  Vorstehenden  diese  Polarebene  in  der  Grenze  mit 
der  Tangentialebene  an  F'  in  P  zusammenfällt,  ergiebt  sich  in  synthe- 
tischer Herleitung  der  bekannte  Satz: 

Die  Hauptkrümmungscentra  sind  die  Pole  der  Tangential- 
ebenen in  Bezug  auf  die  beiden  durch  den  Berührungspunkt 
gehenden  confocalen  Flächen. 

M\^  fällt  also  mit  dem  Pol  der  Tangentialebene  an  F'  bezüglich  F"\ 
'M\<^  mit  dem  Pol  dieser  Ebene  bezüglich  F"  zusammen. 

Wird  die  Krümmungscurve  k^^  von  F"  abgewickelt,  so  bilden  die  Er- 
zeugenden der  Abwickelungsfläche  als  Normalen  zu  F'  eine  der  von  Mann- 
heim als  „Normalie*^  bezeichneten  Flächen'^.  Die  Strictionscurve  dieser 
Normalie  ist  also  der  Ort  der  Krümmungscentra  M'^^'^  derselbe  ist  bekannt- 
lich eine  geodätische  Linie  auf  der  zu  F'  gehörigen  Centrafläche.  Die  Nor- 
male zu  F'  berührt  diese  Centrafläche  ausser  in  M\^  noch  in  ^f^j,  wel- 
chem letztem  Punkte  die  Tangentialebene  t,  als  Polarebene  in  Bezug  auf 
F'*  entspricht.  Und  da  diese  Ebenen  x  die  Fläche  zweiter  Ordnung  F' 
umhüllen,  so  liegen  auch  diese  Krümmungscentra  M\^  auf  einer  Fläche 
zweiter  Ordnung,  nämlich  der  Reciproken  von  F*  bezüglich  J'"  als  Direo- 
trix.  Hierbei  entspricht  dem  Punkte  P^  zu  I^  gerechnet,  in  der  Reciproken 
die  Ebene  t\  welche  die  Fläche  der  zu  F*  gehörigen  Krümmungscentra  in 
üf  j3  berührt.  Demnach  bildet  die  betrachtete  Normalie  die  Abwickelungs- 
fläche einer  Schaar  Flächen  zweiter  Ordnung,  und  hiemach  ist  der  geome- 
trische Ort  der  Krümmungscentra  M\^  eine  Raumcurve  vierter  Ordnung, 
längs  welcher  sich  die  Centrafläche  zu  2^,  die  Normalie  und  eine  Fläche 
zweiter  Ordnung  (nämlich  die  ebenerwähnte  Keciproke  zu  F'  in  Bezug  auf 
F")  berühren. 

Dem  Hauptschnitte  längs  Z:,^  gehört  auf  F"  Punkt  M'\^  als  Krüm- 
mungscentrum an.  Wickeln  wir  mit  Hilfe  der  Tangentialebene  %'*  an  F'^ 
die  geodätische  Linie  der  M\^  von  der  eben  genannten  Centrafläche  ab,  so 
erhalten  wir  in  der  Geraden  \M\^M'\^\  eine  Erzeugende  der  an  die  Centra- 
fläche längs  der  geodätischen  Linie  geführten  Developpabeln ,  welche  aueh 
die  zu  F"  gehörige  Centrafläche  in  der  durch  M''^^  gehenden,  ebenfoUs 
der  Krflmmnngslinie  \^  entsprechenden  geodätischen  Linie  berührt.  Für 
die  Centraflftche  der  F*  sind,  da  \M\%M*\^\  ein  Curvenelement  derselben 


'^nheim,  Coors  de  O^omdtrie  DescripUve,  v*^*^^« 


Von  Dr.  L.  Gkisbnhbimek.  141 

ifings  der  Normalen  \PM\^\  abwickelt,  diese  Normale  und  \M\^M'\2\  <^o^' 
jQgirte  Tangenten. 

Wird  diese  beide  Centraflächen  einhüllende  Developpable  abgewickelt, 
äo  gehen  die  erwttbnten  geodätischen  Linien  der  Centraflächen  in  zwei  zu 
eioinder  senkrechte  gerade  Linien,  die  Normalen  zu  F'  und  F'\  über.  Da 
die  abwickelnden  Ebenen  die  Normalebenen  der  Krümmungslinie  k^^  bilden, 
fielen  die  Erzeugenden  \M\^M'\^\  mit  den  Krümmungsaxen ,  die  Stric- 
tionscurve  der  aus  ihnen  gebildeten  Developpabeln  mit  dem 
geometrischen  Ort  für  dieCentra  der  Schmiegungskugeln  die- 
ser Krflmmungslinie  zusammen.  Durch  diese  Betrachtung  ist  ein 
>Veg  geb^mt,  um  den  Krümmungs-  und  Windungsradius  wie  das  Centrum 
der  Schmiegungskugel  für  k^^  aufzufinden. 

Wir  bezeichnen  im  Folgenden: 
mit  ^12 ,  TTjg,  Jß|2,  ds^^   die  Tangente,   die  Schmiegungsebene ,   den  Win- 
dungsradius und  das  Bogenelement  der  Krümmungslinie  ^j^; 
mit  p\  p",  p"\  P|2  die  stets  positiv  zu  rechnenden  Entfernungen  der  Tan- 
gentialebenen t\  t\  x"  und  der  Schmiegungsebene  n^^  vom  Mittel- 
punkte S\ 
mit  d'|3,  d"^  die  in  den  Flächen  F\  F"  parallel  den  zu  t^^  senkrechten 
Tangenten  dieser  Flächen  gezogenen  Halbmesser. 

Den  Krümmungsradius  von  \^  erhalten  wir  in  der  vom  Punkte  P  auf 
^e  ErttmmuEgsaxe  llf'j^-^'itl  gefüllten  Senkrechten.  Projicirt  man^  und 
P    anf  diese  Gerade,  so  folgt: 

PQ\%  — /'^"li  =  I  -^'12  -^  "iäI  1^12  • 
Nach  den  bekannten  Formeln  ist: 

^12=  -' '       Pl2= :;^ '       ö  13    =«—«=—"    2S' 

<«her: 


Welche  Formel  die  Entfernung  der  Schmiegungsebene  Tr,^  von  S  bestimmt. 
Behufs   der  Bestimmung   des  Windungsradius  Ri^  gehen   wir  von  den 
^ieichnngen  aus: 

Q     zsz j und  p'*(a^  —  o'"*)  =  Consf,  längs  A:,,, 

^^^^  längs  dieser  Krümmungslinie: 

,        Consi.        ,    ,  /  o  Const.  .  / 

Aus  der  Figur  folgt  dp'=p"'d0,  wo  da  die  Projection  des  zur  Krüm- 
^^gilinie  A;,y  gehörigen  Contingenzwinkels  auf  die  Ebene  r'  bedeutet,  also 

^  ^=  ->—  Ißt     Hiernach  wird: 

eil 


144  Beziehungen  zwischen  den  Krümmungen  etc. 

Figur  folgt  öp'^p"^.  daher  dg^,  =  -'''^f   V^'=  ~C  ^d^.^, 

ds  • 
Die  Abweichung  der  Krümmungslinie  Ä;,,  von  der  Ebene  t'"  ist  ^  !S   »  d<  i- 

nach  die  Abweichung  der  Centrafläche  in  dem  zu  M^^  benachbarten  Punkte 

dv  =  ?^5__-?-i?       ^J^^     oder  rf  v  =  ~  ^^  •     Der  Kreisbogen   zwischen  den 

zwei    betrachteten    unendlich   nahen  Normalen    ist  gleich    —^ — —  ds^^=^ 

—  —  — ,-ds,o,   daher  die  Entfernung  der  benachbarten  Punkte  der  Gentra- 
fläche  als  Hypotenuse  des  aus  diesem  Bogen  und  b  ^^j  gebildeten  rechtwink- 


ligen  Dreiecks  gleich  —  ' ^—, — ^^^.j  und  somit  der  Krümmungsradius 

des  durch  diese  Strecke  gelegten   Normalschnittes  der  Centraflttche   gleich 
-,—ih  -^ — y^*-?-  .     Für  die  Neigung  dieses  Normalschnittes  gegen  die  nach 

PP  Pi3 

dem  Krümmungsmittelpunkte  M\^   gerichtete  Normale  der  F'  ergiebt  sich 


// 


-r^;   der  Normalschnitt   geht  also    durch   \'M\^'M'\^\^    ist  zu   dem   enrt- 

9  18 

betrachteten,  in  der  Ebene  x*  liegenden  Schnitte  coiyugirt  und  hiermit  die 
Indicatrix  der  Centrafläche  im  Punkte  M\^  bestimmt.  Für  das  der  Scheitel- 
höhe dv  entsprechende  Element  der  Indicatrix  längs  der  Normalen  von  F* 

»ff       / r- 

folfft  l/2P  dv=^  ]/   —  3^(i5,o.     Falls  der  in  diesem  Ausdruck  enthal- 

P    /  ^13 

teue  Wurzelwerth  imaginär  wird,  besitzen  die  Scheitelhöhe  d»  und  die 
Bogenhöhe  des  letztberechneten  Elements  entgegengesetzte  Richtung;  die 
Indicatrix  der  Centrafläche  wird  also  eine  Hyperbel.     Hiermit  folgt: 

Die  sich  entsprechenden  Punkte  auf  einer  Fläche  zweiter 
Ordnung  und  ihrer  Centrafläche  sind  stets  verschiedener  Art, 
so  dass  einem  elliptischen  Punkte  ein  hyperbolischer  und  um- 
gekehrt entspricht. 

Einem  ebenen  unendlich  kleinen  Schnitte  oder  der  Indicatrix  der  einen 
kann  daher  niemals  ein  gleichfalls  ebener  Schnitt  der  andern  Fläche  ent- 
sprechen. Der  femer  bei  der  vorstehenden  Entwickelung  benutzte  Satz, 
dass  \M\^M'\^\  und  die  Normale  von  /*' conjugirte  Tangenten  der  Centra- 
fläche sind,  findet  seine  Verallgemeinerung  in  dem  schon  an  anderer  SteUe^ 
hergeleiteten  Gesetze,  nach  welchem  die  Verbindungslinie  des  Krümmungs- 
mittelpunktes einer  Krümmungslinie  mit  dem  zugehörigen  Krümmungscen- 
trum der  Fläche,  also  die  von  letzterem  auf  die  Schmiegungsebene  der 
Krümmungslinie  gefällte  Senkrechte,  bezüglich  der  Centrafläche  zur  Nor- 
malen  coDJugirt  ist. 

*  Zeitschr,  /:  Afath.  ii.  Phys.,  Bd.  XXVUl  S.  b^. 


Von  Dr.  L.  Geisenheimer.  145 


§4. 

Die  in  §  1  gefundenen  Formeln,  obgleich  für  die  Systeme  reciproker 
Eanmcarven  entwickelt,  haben  eine  weitergehende  Bedeutung.  Die  Schnitt- 
linie iweier  sich  folgenden  Schmiegungsebenen  bildet  mit  der  Tangente  den 
balben  Contingenzwinkel ;  dies  berücksichtigend,  gelten  die  dort  gebildeten 
Oleichnngen  überhaupt  für  die  unendlich  kleinen  Ortsveränderungen  reciproker 
Elemente. 

Wir  recapitnliren  die  gebrauchten  Bezeichnungen  nochmals.  Bedeuten 
?!  und  Pg  zwei  coiy'ugirte  Punkte ,  n^  und  n^  deren  Polarebenen ,  t^  und  ^ 
zwei  in  iti  bezüglich  n^  liegende,  durch  P^  bezüglich  Pj  gehende  gerade 
Linien;  d9^,  d^^  ^^®  ^^^^  entsprechenden  unendlich  kleinen  Drehungen 
dieser  Geraden  in  der  Ebene  7C|,  n^  um  P|,  P,)  ^^i»  ^V%  ^^^  Neigung  (der 
Torsionswinkel)  zweier  durch  diese  Geraden  gelegten,  von  n^  und  n^  un- 
endlich wenig  abweichenden  Ebenen  gegen  tt^  und  tt^;  ds^  und  ds^  die 
unendlich  kleinen  Entfernungen  der  den  neuen  Ebenen  zugehörigen  Pole  von 
Pi  im  ersten,  bezüglich  von  P,  im  zweiten  System;  femer  d  den  zur  Schnitt- 
linie  jiriir^l  parallele  Halbmesser  der  Directiix,  0  die  Spur  dieser  Schnitt- 
linie mit  der  zu  d  conjugirten  Durchmesserebene  [PiS^Pj];  g^i»  ^i  die  Winkel 
der  Geraden  t^  mit  OPi  und  IteiTt^I;  g>2^  %  die  entsprechenden  Grössen 
^  dl  80  gelten,  wenn  wir  noch  der  Kürze  wegen  die  Winkel  von  \n^7t^\ 
mit  0P|  und  OP^  durch  fij  und  /u,  bezeichnen,  nach  §  1  folgende  Formeln: 

dSi 


i    ^  ^2  __  ^0  ^0  ^0  (^^  f*i  ^♦^  Vi  ^m  V,  y/» 


dSi   ds^  ^Wcq* 

dSi^d^i.drii Pi 

d^.d^g.dijg     p^ 

^^  ^^  \j  Cq  die  halben  Hauptaxen  der  Directrix,  p^,  p^  die  Entfernungen 
^  Ebenen  »j,  n^  vom  Mittelpunkte  S  der  Involution  sind.     Aus  diesen 

Olaehnngen  folgt: 

dOj  __  5mfi,  sintp^  ^mt^^ 

d O,      sin  1^2  sin g>^  sin^i 

dSi %b  c     /sin^i^sing>2sinrlf^\^ 

^Vi      P\'      ''  \8in^^  sinq>^  sinip^  / 

ds^ Gf^i  Cq  fsinfi^sinqf^  ^mt^,  \^ 

^Vi      Pi      2*^*  \8in  fi|  sm  g>^  sin  t/;j  / 

weldM  Beziehungen  sich  auch  in  die  fortlaufende  PropoTtioii  i\x^^mm^i[i^%«a 


CMmtäamMUk  o.  Ptjait  XXX,  S,  \0 


]46  Beziehungen  zwischen  den  Krümmungen  etc. 


18) 


*    \      5mft2      /  \  *       smfi,      / 

wo  du  irgend  eine  Urvariable  bedeutet. 

Die  zu  d^i  gehörige  Richtung  von  d^^  bestimmt  sich  am  einfachsten 
durch  die  auf  {n^n^l  durch  t^  und  t^  gebildete  Involution,  wodarch  auch 
die  Vorzeichen  von  sin^^  und  sintp^  bestimmt  sind;  die  Richtung  von  äSf 
entweder  durch  die  auf  t^  inducirte  Involution  oder  nach  dem  durch  Formel 
11)  entwickelten  Satze  über  das  Verhältniss  entsprechender  AbstSnde  in 
reciproken  Systemen,  py^  p^,  ^'nfi, ,  sinfi^j  sifi'^i  und  sin%  werden  stets 
positiv  genommen.     (Vergl.  S.  138.) 

Für  ebene  involutorisch-reciproke  Systeme  findet  man: 

ds. :    \  ^  dO". :  du  =    ^    i  d&. :  dSa :  duy 

^0  Pi,  P2    wieder   die  Entfernungen  der  entsprechenden  Tangenten   vom 
Involutionscentrum  bedeuten.  — 

Nach  dieser  vorgängigen  Entwickelung  wenden  wir  uns  zur  Betrachtung 
reciproker  Flächen.  Lassen  wir  bei  der  ersten  Fläche  0^  die  Tangential- 
ebene längs  einer  Curve  Ä^^  gleiten,  so  bilden  die  den  Tangentialebenen 
reciproken  Punkte  auf  der  entsprechenden  Fläche  Q>2  ^^^^  zweite  Curve  7c^] 
in  diesem  Sinne  können  wir  sagen,  dass  jedem  Punkte  auf  0^  ein  solcher 
auf  (Z>2 1  jeder  Curve  k^  auf  (Z>|  eine  solche  A^  auf  (Z>2  entspreche.  Die  Tan- 
gente an  ky  als  Verbindungslinie  unendlich  naher  Punkte  auf  (Z>|  entspricht 
hierbei  der  Schnittlinie  benachbarter  Bei-ührungsebenen  längs  ^. 

Bei  sich  entsprechenden  Curven  zweier  reciproken  Flä- 
chen sind  die  Tangenten  der  einen  Curve  reciprok  zu  den,  den 
Elementen  der  entsprechenden  Curve  conjugirten  Richtungen. 

Hieraus  ergiebt  sich  sofort: 

Die  in  entsprechenden  Punkten  zweier  reciproken  Flächen 
durch  deren  Tangenten  gebildeten  Strahlbüschel  sind  projec- 
tivisch  verwandt,  und  zwar  entspricht  einer  Asymptote  der 
einen  eine  Asymptote  der  projectivischen  Strahlinvolution. 

Da  hiemach  zu  einer  reellen  Haupttangente  an  <Pj  eine  gleiche  an  O^ 
reciprok  ist,  folgt: 

Bei  zwei  reciproken  Flächen  entspricht  einem  elliptischen 
oder  hyperbolischen  Pankte  der  einen  stets  ein  Punkt  gleicher 
Art  auf  der  sweiten  Fläche;  hiernach  ist  die  Beciprokalfliohe 
einer  Begelfläobe  wieder  eine  aege\tUc\i^. 


Von  Dr.  L.  Geisenheimer.  147 


Da  die  Ordnung  und  Classe  einer  Regelfläche  stets  durch  dieselbe  Zahl 
arugedrttckt  werden,  ist  der  Grad  der  ReciprokalflSche  gleich  dem 
der  erstgegebenen  Regelfläche,  ein  von  Ca yley  aufgefundener  Satz. 

Im  Punkte  einer  Fläche  fallen  drei  Schnittpunkte  för  jede  Haupttan- 
gfente  dieses  Punktes  zusammen;  nach  dem  Vorstehenden  coincidiren  in  djer 
rr&Dgentialebene  eines  Flächenpunktes  drei  durch  eine  Haupttangente  des- 
s^ben  an  die  Fläche  gelegte  Berührungsebenen. 

Legen   wir  durch  (Z>j  in  unendlich  kleinem  Abstände  zweiter  Ordnung 
^v^cn  der  Tangentialebene  n^  eine  hierzu  parallele  Schnittebene,  so  entspricht 
dieser  im  reciproken  System  ein  der  Fläche  0^  unendlich  naher  Punkt,  aus 
^vekhem  sich  ein  reeller  Tangentialkegel  an  letztere  Fläche  legen  lässt,  des- 
sen halbe  Oeffhung  unendlich  wenig  von  einem  Rechten  abweicht  und  dessen 
Serührungscurve  mit  O^  ^^^  ^^^  Grössen  höherer  Ordnung  ein  zur  Indica- 
txix  in  94  ähnlicher  Kegelschnitt  ist,  dessen  Ebene  bis  auf  einen  Winkel 
zi^eiter  Ordnung  zur  Tangentialebene  n^  parallel  ist.     Da  nun  n^  die  Höhe 
dieses  Kegels  zwischen  seinem  Scheitelpunkte  und  letzterer  Ebene  halbirt, 
folgt  unter  Benutzung  des  S.  137  hergeleiteten  Satzes: 

Einem  unendlich  kleinen  ebenen  Schnitte  der  einen  ent- 
spricht ein  gleichartiger  ebenfalls  ebener  Schnitt  der  Reci- 
prokalfläche;  die  Scheitelhöhen  derartiger  sich  entsprechen- 
den unendlich  kleinen  Flächentheile  verhalten  sich  wie  die 
Entfernungen  ihrer  Tangentialebenen  vom  Mittelpunkte  der 
^«Tolution. 

Der  vorstehende   Satz  wird  f(ir  diejenigen  Flächenpunkte,   welche  in 
^er  der  Haupttangente  benachbarten  Richtung  liegen,  hinfällig.     Für  der- 
^^ge  Punkte  gilt  überhaupt  der  Satz  nicht  mehr,  dass  sie  bis  auf  Grössen 
^^berer  Ordnung  in  einem  der  Indicatrix  ähnlichen  Kegelschnitte  liegen. 

um    eine  Beziehung    zwischen  den  Krümmungen  sich  entsprechender 

'^^^hendifferentiale  zu  gewinnen,  gehen  wir  von  den  Coordinatengleichungen 

^^^^Iben  aus.    Als  Z-Axe  werde  in  beiden  Systemen  die  bezügliche  Flä- 

^ unnormale,  als  X-  und  F-Axe  zwei  sich  entsprechende  Paare  conjugirter 

,^^-^bentangenten  gewählt;  es  mögen  sich  also  die  Richtungen  von  X]  und 

,  F|  und  T2  auf  den  reciproken  Flächen  entsprechen,  in  welchem  Falle 

und  F),  F|  und  X^  reciproke  Gerade  sind.     Hiemach  laute  die  Gleicb- 

g  von  ^j! 

^^^^ad  diejenige  von  (P^' 

2^2  -r  2 


*^2='Ö"^«     •    "0.V2     !"••' 


^Rieh  dem  eben  gefundenen  Satze  über  die  Scheitelhöhen  reciproker  Elemente 

10^ 


148  Beziehungen  zwischen  den  Krümmungen  etc. 


Pl  "  P2 

WO  Py^  und  p^  nach   früherer  Bezeichnung  die  -  Ehtfernung  der  Tangential- 
ebenen n^  und  n^  vom  Involutionsmittelpunkte  darstellen.  Da  Hir  ^^  =  0  auch 

nach  der  Wahl  der  Coordinatensysteme  ^2  =  0  wird,  kommt  —  =  7/  -?— i« 

a?g      r     ^iPf 

Anderseits  erhält  man,    wenn    der  Berührungspunkt  der  Tangential- 
ebene an  <f>2  ^^S^  ^  ^^  ^3  verschoben  wird,  als  Gleichung  der  letztem: 

Z  —  Z^  =  T^X^yX      JJg) , 

demnach  als  Torsionswinkel  der  um  T^  gedrehten  Tangentialebene  gegen  n^: 


Tg  «2 


Dieser  Drehung  um  T^  entspricht  im  ersten  System  die  Verschiebung  ds^  =«1 
längs  X^;  daher  wird  nach  Formel  18)  in  abgekürzter  Schreibweise: 

wo  sich   die  in  Äx^y,  auftretenden  Winkelgrössen   (jPj,  t/Zj   auf  X^  als  Ver- 
schiebungs-y  g>^^  i/Zg  auf  T^  als  Drehaxe  beziehen;  oder: 

x. 
Der  Vergleich  mit  dem  vorhin  entwickelten  Werthe  für  —  giebt: 


'       Pi  -^JTi  y. 


Y.) 


x^ 


Die  Krümmungsradien  der  Normalschnitte  von  (P^  und  0^  längs  der 
Coordinatenaxen  Xj,  Y],  2^,  T^  seien  ^xt>  ^yn  ^«,t  (»y, ;  nach  letzter 
Gleichung  wird:  _ 


Indem  wir  in  dieser  Gleichung  einmal  die  Indices  1  und  2,  dann  x  and  y 
vertauschen,  ergeben  sich  die  entsprechend  gebildeten  Gleichungen: 


) 


'1 

Nennen  wir  die  sich  entsprechenden  unendlich  kleinen  Drehungen  der  X- 
anä  T'Äxen  innerhalb  der  Berührungsebenen  d^«-,«  ^^yit  ^«^«k>  ^^ih«   ^ 
könnea  diese  vier  Gieicfaungen  nach  18)  a\ic\i  ge^c^iticX^eii.  ^«t^«i^\ 


Von  Dr.  L.  Gbisenheimer.  149 


IS 


t/^ — T"  =         <^o^<'o         ,  7/^^, 
i/'^ — 7~  —         «o^gp  l/^^'t 


,/- — —  _       flp^gp       7/i^ 

Die  Gleichsetzung  der  ersten  und  zweiten  oder  der  dritten  und  vierten  dieser 
Gleichungen  liefert  die  Proportion: 

stniX^T^YsiniX^T^)"      d^,,      '     d^y^      ' 

welche  Proportion  auch  aus  der  Projectivität  der  reciproken  Strahlbüschel 
^  Tangenten  hätte  erschlossen  werden  können. 
Die  Multiplication  aller  vier  Gleichungen  liefert: 

20)      Px..?s..««*(z,r,).^„.9^.«««(x,r,)=^^*. 

Pl  P2 

Das  Product  aus  den  totalen  KrtLmmungen  zweier  reci- 
pfoken  Flächenelemente  ist  der  vierten  Potenz  des  Productes 
^flrer  Entfernungen  vom  Involutionsmittelpunkte  propor- 
tional. 

Bezeichnen  wir  die  Absolutwerthe  (Moduln)  des  geometrischen  Mittels 
J*^  den  Hauptkrümmung»radien  für  die  beiden  reciproken  Flächen  mit  B^ , 
^'    80  folgt: 

Für  einen  elliptischen  Punkt  bedeuten  7?^,  i?2  die  Radien  zweier  die 
^  *Jroken  Elemente  berührenden  Kugeln,  auf  welche  sich  die  erwähnten 
^^^henelemente  abwickeln  lassen;  für  einen  hyperbolischen  Punkt  erhalten 


in  i2|  und  JR^  die  Windungsradien  der  auf  (P^   und  O^  verlaufenden 
zu  einander  reciproken  asymptotischen  Curven,  deren  Tangenten 
Schmiegungsebenen  also  mit  den  Haupttangenten  und  Berührungsebenen 
reciproken  Flächen  zusammenfallen.     In  der  letztentwickelten  Gleichung 
^  durch  die  Wahl  des  Vorzeichens  in  beiden  Fällen  die  Richtung  von  B^ 
^^d  Äj  berücksichtigt.     Für  reelle  asymptotische  Linien  folgen  die  vor- 
gehenden Sätze  ohne  Weiteres  aus  Formel  6).     Der  vorstehend  geführte 
^weis  ist  von  dieser  R«ellität  unabhängig.     Der  Satz  selbst  liefert  wieder 
^^  Bestätigung  für  die  Berechtigung  des  für  die  untersuchte  Art  der  Ab- 
^^^Qgigkeit  gewählten  Namens  der  ^Reciprocität^;  bei  gegebenen  T«»« 
geniialebenen  bleibt  das  Product  aus  den  Kiftwim 
Plielia&elemente  eonstant 


150  Beziehungen  zwischen  den  Krümmungen  etc. 


Sowohl  aus  den  allgemeinen  Beziehungen  zwischen  den  Verschiebungen 
sich  beliebig  entsprechender  Punkte ,  wie  aus  den  bisherigen  Entwickelnngen 
folgt,  dass  sich  die  Schnittlinien  beider  reciproken  Flächen  mit  einer  ihrer 
Tangentialebene  parallelen  und  unendlich  nahen  Ebene  als  affine  Curven 
entsprechen.     Für  das  Verhältniss  entsprechender  Flächentheile  der  beiden 

ff)  R 

ebenen   Systeme  und  hiermit  für  ihren  Affinitätscoefücienten  folgt  "^-^-^f 

das  Verhältniss  entsprechender  Bogendifferentiale  ergiebt  sich  nach  Seite  148: 


^1  ^  j/Pi  Px, 

^2        r      i?2?x. 


Für  Bogenelemente ,  welche  die  asymptotische  Curve  berühren,  gelten 
diese  Entwickelungen  nicht  mehr.  In  diesem  Falle  erhält  man  die  entspre- 
chenden Beziehungen,  wenn  man  die  Haupttangenten  der  Flächenelemente 
als  Coordinatenaxen  annimmt  und,  unter  Berücksichtigung  der  Glieder 
dritter  Ordnung,  vrieder  von  dem  Satze  über  das  Verhältniss  zwischen  den 
Entfernungen  reciproker  Elemente  Gebrauch  macht.  Diese  Rechnung  liefert 
folgendes  Besultat: 

Das  Verhältniss  zweier  entsprechenden,  die  Asymptoten 
berührenden  Curvenelemente  ist  constant,  also  gleich  dem 
nach  Formel  10)  oder  12)  ausdrückbaren  Verhältnisse  zwischen 
denBogendifferentialen  der  reciproken  asymptotischen  Curven. 

Bezeichnen  femer  22<^9<^),  BI^^q^^^  die  Windungs-  und  Krümmungs- 
radien der  berührenden ,  B^q^^  B^ g^  die  entsprechenden  Grössen  für  die  ein- 
ander reciproken  asymptotischen  Curven,  so  gilt  noch  folgende  Gleichung: 

Falls  zwischen  der  betrachteten  Curve  und  der  Haupttangente  an  0^ 
bezüglich  O^  ®^^  zweipunktige  Berührung  stattfindet,  fällt  die  Schmie- 
gungsebene  der  ersteren  ebenfalls  in  die  Berührungsebene  der  Fläche  und 
es  finden  die  weiteren  Gleichungen  statt: 

Wir  entnehmen  diesen  Beziehungen  einige  Folgerungen. 

Eine  beliebige  durch  die  Haupttangente  gelegte  Ebene  schneidet  <Z>|  in 
einer  diese  Tangente  osculirenden  Cui've ,  für  welche  also  q^^  =  oo  ist.  Das 
reciproke  Gebilde  ist  der  aus  einem  Punkte  der  reciproken  Asymptote  an 
<Ps  gelegte  Tangen tialkegel,  für  dessen  Berührungscurve  sich  nach  dem  Vor- 
stehenden ^W  =  -^>  B^^^=-^j  also  beide  Grössen  als  constant  er- 
geben. 

FaDs  die  Spitze  dieses  Kegels  in  die  Fläche  <2^  selbst  fUlt,  wird  diese 
Beirßcbtung  binf&üig.     In  diesem  Falle  i&t  die  ftäme  dssc  ISjä^gd^MsliQikaGciQo^^ 


Von  Dr.  L.  Geisenheimer.  151 

cone  za  deren  Tangente  conjugirt;  und  da  die  coujugirten  Halbmesser  einer 
Hyperbel  bei  der  Annäherung  an  eine  Asymptote  in  der  Grenze  mit  dieser 
{^ehe  Winkel  bilden,  folgt,  dass  der  Contingenzwinkel  der  asymptotischen 
Cunre  das  arithmetische  Mittel  zu  den  unendlich  kleinen  Drehungen  der 
QBander  conjugirten  Sehne  und  Tangente,  also  J  des  Contingenzwinkels 
der  Kegelberührungscurve  bildet.  Für  letztere  ist  daher  ^^^^  =  f  (>2  ^lod 
somit  iP°'^-|i?2*  Für  das  reciproke  Gebilde,  nämlich  für  den  entsprechen- 
den Zweig  des  Schnittes  von  <2>|  mit  der  Berührungsebene,  folgt  ^('>  =  ^()|, 
£^  =  oc.  Die  Krümmungen  der  beiden  durch  einen  hyperbolischen  Flächen- 
ponkt  laufenden  asymptotischen  Curven  bestimmen  also  in  sehr  einfacher 
Weise  die  Krümmungen  in  den  sie  berührenden  Zweigen  der  erwähnten 
ebenen  Schnitt-  und  der  Kegelberührungscurve. 

§5. 

Die  bisherigen  Entwickelungen  sind  für  den  Fall,  dass  der  betrachtete 
Rflchenpunkt  auf  O^  ein  parabolischer  (ein  Wendepunkt)  sei,  zu 
^fgänzen ,  wobei  zunächst  einige  Eigenschaften  der  Fläche  in  der  Nähe  dieses 
Poaktes  entwickelt  werden. 

Die  Gleichung  einer  Fläche  in  der  Nähe  eines  parabolischen  Punktes 
^^^m  stets  in  der  Form  gegeben  werden: 

^o    (üe  Doppelasymptote  des  Wendepunktes  zur  F-Axe  und,   was  immer 

'^^^^ch  ist,   die  X-Axe  derart  gewählt  wurde,  dass  der  Coefficient  -^  des 

"^li^es  xy^  verschwindet, 

Sfimmtliche   Wendepunkte    der   Fläche    bilden    deren   Wendeourve, 

^^che   die    weitere    Gleichung    l^r — r— )  =t— s'r-ö   erfüllt.     Als   zweite 

\dxdy/        dx^  dy* 

^^«ichung  dieser  Curve  erhalten  wir  hiemach: 

^ie  gewählte  X-Axe  ist  also  die  Tangente  der  Wendecurve. 
Wird  aus  einem  beliebigen  Punkte  ^r]  der  Berührungsebene  ein  Tan- 
^tialkegel   an  die  Fläche  gelegt,    so  ergiebt  sich  als  zweite  Gleichung 
••Bner  Berührungscurve: 

Die  Ausführung  der  Rechnung  liefert ,  indem  wir  uns  auf  die  niedrigsten 

Potenzen  beschränken: 

w 

OieBerfllinmgscurve  tangirt  hiemach  die  DoppelaeymptotAi  ^      **   ^^'nnkte 
«iitr  doreh  den  Wendepunkt  laufenden  Geraden  %  « 


152  Beziehungen  zwischen  den  Krümmungen  etc. 

radios  gleich r—, — v>  der  Parameter  iSngs  der  Z-Axe  (Bw»s- ) 

w.msmixy)  °  \      2xJ 

f 

gleich •    Das  Strahlbüschel  der  Tangenten  durch  den  Wendepunkt 

ist   der  Punktreihe    der  Erümmungsmittelpunkte  projectivisch  zugeordnet; 

t 
jede  Tangente  schneidet  auf  der  zur  X-Axe  parallelen  Geraden  y  = 

den  Parameter  ab,  welcher  den  Berührungscurven  der  aus  ihren  Punkten 
an  die  Fl&che  gelegten  Tangentialkegel  angehört.  Die  der  Tangente  der 
Wendecurve  angehörigen  Berührungscurven  osculiren  die  Doppelasymptote. 
Die  vorstehende  Entwickelung  wird  für  fn  =  Qo,  also  für  die  Punkte 
der  Doppelasjmptote ,  ungiltig.  In  diesem  Falle  ergiebt  sich  für  die  Be- 
rührungscurve  die  Gleichung: 

Die  Berührungscurve  besitzt  diesmal  im  parabolischen  Punkte  der  FlSche 
einen  isolirten  oder  Doppelpunkt,  dessen  Tangenten  eine  Involution  mit  der 
X'  und  F-Axe  als  Asymptoten  bilden.  Die  Doppelasymptote  ist  ein  iso- 
lirter  oder  Doppelstrahl  des  Berührungskegels ,  dessen  beide  MSntel  einander 
osculiren,  da  ihre  jer-Ordinaten  sich  längs  der  X-Axe  nur  um  Grössen  dritter 
Ordnung  von  denjenigen  der  Wendecurve  unterscheiden.  Die  Schmiegungs- 
ebene  dieser  Berührungscurve  fällt  im  Allgemeinen  nicht  in  die  XY-  Ebene, 
so  dass  auch  der  Tangentialkegel  diese  Ebene  nicht  osculirt.  Falls  die 
Zweige  der  Berührungscurve  sich  den  Asymptoten  der  Involution  n&hem, 
geht  die  Schmiegungsebene  in  die  Berührungsebene  der  Fläche  über. 

Die  diesen  Asymptoten  entsprechenden  Punkte  der  Doppelasymptote  Y^ 

nämlich  ij  =  0  und  t;  =  —  >  verlangen  eine  besondere  Betrachtung.  Für  den 

ersten,  also  für  den  parabolischen  Flächenpunkt  selbst,  ergeben  sich  die 
Gleichungen  der  Berührungscurve: 

Die  Gurve  bildet  längs  des  positiven  oder  negativen  Theils  der  F-Axe  eine 
Schnabelspitze  (Cuspidalpunkt) ,  für  welche  die  Schmiegungsebene  mit  der 
XF- Ebene  zusammenfällt.  Die  Singularität  stimmt  mit  deijenigen  überein, 
welche  der  Schnitt  der  Fläche  mit  ihrer  Berührungsebene  im  Wende- 
punkte zeigt. 

f 
Für  den  zweiten  Ausnahmefall ,  i^  =  —  t  wird  für  die  Berührungscurve 

des  Tangentialkegels  gefunden: 


iu^  ""V3      6    u)"^^'" 


wr 
2Ü 


Von  Dr.  L.  Gbibenheimbr.  153 


f>^^^    *^     N^>^ 


6. 
wo  -^  den  CoefBcienten  von  a?y  in  der  Flächengleichnng  bedeutet    Die 

Cnne  bildet  diesmal  iSngs  der  X-Axe  eine  Spitze,  deren  Schmiegnngs- 

f 

ebene  wieder  in  die  Berührungsebene  der  Fläche  fällt.     Im  Punkte  17  =  — 

selbst  schneiden  sich  drei  aufeinander  folgende,  längs  der  Wendecurve  gelegte 
Berfihrongsebenen  der  Fläche;  derselbe  gehört  also  der  Cuspidallinie  der 
MM  den  Doppelasjmptoten  gebildeten  abwickelbaren  Fläche  an. 

Die  Discussion  der  Gleichunir  (  — )  = zeigt ,  dass ,  wenn  u  und 

V  gleiches  Vorzeichen  haben,  —  für    alle  Punkte    zwischen  17  =  0  und 

X 

r 
1}=—  reell,  für  alle  ausserhalb  liegenden  imaginär  wird;  besitzen  aber  u 

y 

uid  w  ungleiches  Vorzeichen,  so   wird  umgekehrt  —   und  hiermit  der 

X 

ngehörige  Berührungskegel  für  die  Punkte  der  F-Axe  zwischen  0  und 

ünaginär,  für  alle  Punkte  ausserhalb  dieser  Strecke  reell. 

Fflr  eine  Regelfläche  fallen  die  parabolischen  Punkte  in  die  unendlich 
ferne  Ebene.  Die  Fläche  der  Doppelasymptoten  wird  in  diesem  Falle  durch 
den  Ort  der  zur  Regelfläche  gehörigen  Asymptoten ,  die  Cuspidalcurve  des 
letitem  durch  den  geometrischen  Ort  der  Centra  der  die  Regelfläche  oscu- 
firenden  Hyperboloide  ersetzt.  — 

um  das  einem  im.  Endlichen  gelegenen  Flächen  Wendepunkte  ent- 
sprecbende  räumliche  Gebilde  zu  erhalten,  suchen  wir  zunächst  im  ebenen 
STstem  das  Üurvenelement,  welches  dem  eine  Gerade  osculirenden  ebenen 
Cnnenelement  reciprok  ist.  Lautet  die  Gleichung  des  letztern  für  orthogo- 
uüe  Axen  ^i'^Sairr^,  so  ergiebt  sich  für  den  normalen  Abstand  der  zur 
Wendetangente    benachbarten  Tangente    vom  Coordinatenanfangspunkte  n^ 

=  ^-^'     Bezieht  man  das  reciproke  Element  gleichfalls  auf  orthogonale 

Axen,  80  dass  seine  F-Axe  dem  Wendepunkte  entspricht,  so  folgt: 

iCa  =  n|  —  =  ♦  —  •  —  1 

ferner  ftbr  den  Contingenzwinkel  9^  des  zweiten  Elements: 
^  somit  als  Bedingung  des  zweiten  Elements: 


wonni  sich  dessen  Gleichung  in  Coordinaten  ergiebt: 

v//'=iagXt,    wo  V=   ^*y^' 


154  Beziehangen  zwischen  den  Krfimmnngen  etc. 

Einem  ebenen  Curvenelement  mit  Wendepunkt  yi^^3a|Xj 
entspricht  alsreciprokes  Gebilde  ein  ebenes  Element  mit  einem 
Cuspidalpunkte  yi*^*=  ^o^^- 

Für  eine  räumliche  Involution  folgt,  dass  einem  Kegel  mit 
Wendeberührungsebene  das  Element  einer  ebenen  CflirTO  mit 
Cuspidalpunkt  entspricht. 

Hiemach  iSsst  sich  das  dem  parabolischen  Punkte  entsprechende  Gebilde 
bestimmen.  Bückt  die  Spitze  des  Berührungskegels  auf  einer  beliebigen 
Tangente  dieses  Punktes  (mit  Ausnahme  der  Doppelasymptote)  fort,  so 
osculirt  der  Tangentialkegel  die  Berührungsebene  der  Fläche.  Das  reci- 
proke  Gebilde  entsteht  also  durch  die  Bewegung  eines  Curyen- 
elements  mit  Cuspidalpunkt;  die  Curve,  welche  zu  der  aus  den 
Doppelasjmptoten  von  (D^  gebildeten  Developpabeln  reciprok 
ist,  bestimmt  in  der  reciproken  Fläche  (Pg  eine  Cuspidalcurve, 
welche  in  dem  früher  erläuterten  Sinne  der  Wendecurve  auf 
<Z>,  entspricht. 

um  die  Gleichung  der  Fläche  (P^  in  der  Nähe  eines  derartigen  Cuspi- 
dalpunktes  zu  bestimmen,  wählen  wir  die  Tangente  der  Cuspidalcurve  zur 
X-,  die  zur  Tangente  der  Wendecurve  auf  <Pj  reciproke  Gerade  zur  7-Axe 

und  nehmen  die  Z-Axe  in  der  Schmiegungsebene  der  Cuspidalcurve  (letz- 
tere reciprok  zum  Punkte  97  =  —  )  beliebig  an.  Je  drei  sich  folgende  Be- 
rührungsebenen an  (Z>2  schneiden  sich  in  einem  Punkte  Pq  der  Y-Axe.  Das 
Element  der  Cuspidalcurve  habe  die  Gleichung  a^  =  2pe^  so  lautet  die 
Gleichung  des  aus  ^q  durch  dieses  Element  gelegten  Kegels: 


2jp^  =  yo 


x^ 


yo-y 

Indem  den  Strahlen  dieses  Kegels  eine  Cuspidalspitze  aufgesetzt  wird,  er- 
giebt  sich  als  Gleichung  der  Fläche  O^  in  der  Nähe  eines  Punktes  ihrer 


Cuspidalcurve :  » 


ifo    y 

wo  a  und  c  Constanten;  oder  nur  die  Glieder  niedrigster  Ordnung  nehmend: 

x^'-2pz  =  j/c  {y  +  ax^)\ 

Das  Krümmungsmaass  dieser  Fläche  und  jedes  durch  den  betrachteten  Punkt 
gelegten  Schnittes  ist  unendlich  gross;  eine  Ausnahme  bilden  die  Schnitte 
durch  die  Cuspidaltangente,  deren  Krümmungen  endlich  sind.  Für  den 
Coordinatenanfangspunkt  wird : 


c^z    o^z 


-{J^J-'-ßo-^^'^-^- 


dg^  dy^     \dxdy/  8p 


Von  Dr.  L.  Geisenheimer. 


155 


Hieraus    folgt  durch  •  Transformation  auf   ein  beliebiges  Coordinaten- 
Ffir  jeden  Punkt  in  der  Cuspidalcurve  einer  Fläche  werden 


li«xweiten  Ableitungen  r— « 


d^e      d^e      d^e 


und  das  Krümmungs- 


dx^    dxdy     dy* 

■^«88  unendlich  gross  in  der  i^^^^  Ordnung  eines  Ausdrucks, 
V  clcher  für  die  Cuspidalcurve  verschwindet  und  in  der  Grenze 
Ixezur  Cuspidalcurve  conjugirte  Entfernung  des  Punktes  von 
1  £e8er  Curve  darstellt.  Das  Verhältniss  zwischen  einer  belie- 
>  sgen  linearen  Verbindung  der  zweiten  Ableitungen  und  dem 
rttmmungsmaasse  bleibt  im  Allgemeinen  endlich. 

Im  Folgenden  sind  die  sich  auf  die  Singularitäten  der  Wende-  und  der 
entsprechenden  (nicht  reciproken)  Cuspidalcurve  beziehenden  SStze  gegen- 
Aliergestellt,  wobei  unter  Osculation  eine  Berührung  zweiter  Ordnung,  unter 

^loer  Cuspidalspitze  die  mittels  der  Gleichung  Um^^Const.  definirte  Sin- 

SolaritSt  verstanden  wird,  unter  der  ganzen  oder  gebrochenen  Ordnung 
einer  Berührung  ist  die  Ordnung  des  unendlich  kleinen  Winkels  gemeint, 
welchen  zwei  aus  dem  Berührungspunkte  der  Curve n  gezogene,  gegen  Null 
eoDTergirende  gleiche  Sehnen  bilden. 


Die  Schnittcurve  jeder  die  Doppel- 
ttymptote  enthaltenden  Ebene  oscu- 
M  die  Doppelasymptote  im  Wende- 
paukte  der  Fläche  <Z>j  • 

Der  Berührungskegel  aus  jedem 
Punkte  einer  im  Wendepunkte  an  die 
Fliehe  0^  gelegten  Tangente  osculirt 
die  Berührungsebene  von  <Z>|  im  Wen- 
depunkte. 

Die  Krümmung  der  Eegel- 
berübrungscurve  ist  für  alle 
Punkte  einer  solchenTangente 
im  Wendepunkte  constant,  so 
d»88  die  Punktreihe  der  Krüm- 
mnng8mittelpunkte  dem  Strahl- 
bttschel  der  Tangenten  des  Wen- 
depunktes projectivisch  ist. 


Der  aus  einem  beliebigen  Punkte 
der  Cuspidaltangente  an  (Z>2  gelegte 
Berührungskegel  besitzt  in  der  ge- 
nannten Tangente  einen  Cuspidal- 
strahl. 

Jede  durch  einen  Cuspidalpunkt 
gelegte  Ebene  schneidet  <P^  in  einer 
Curve  mit  Cuspidalpunkt.  Die  den 
letztern  enthaltenden  Schnitt- 
curvenelemente  des  durch  eine 
Tangente  gelegten  Ebenenbü- 
schels werden  alle  durch  das- 
selbe  Element  einer  Eegel- 
fläohe,  welcher  der  Cuspidal- 
punkt als  Spitze,  die  Cuspidal- 
tangente als  Strahl  angehört, 
von  (Z>2  abgewickelt,  so  dass 
die  Krümmung  dieser  Kegel- 
elemente (bezüglich  die  Punkt- 
reihe der  Krümmungsmittel- 
punkte, we\(i\iö  öi^ü  ^^Vq\W»^xl 
der  Kege\e\^iii^ii\»^  m'^'^  ^vjivt 


156 


Beziehungen  zwischen  den  Krümmungen  ete. 


Jeder  Tangente  im  Wende- 
punkte einer  Fläche  (ausser 
der  Doppelasymptote)  ist  also 
ein  die  Doppelasymptote  im 
Allgemeinen  zweipunktig  be- 
rührendes Curveuelement  con- 
jugirt. 


beliebigen  Ebene  entsprechen) 
zum  Strahlbüschel  der  Tan- 
genten im  Cuspidalpunkte  pro- 
jectivisch  ist. 

JederTangente  einer  Fläche 
im  Cuspidalpunkte  (ausser  der 
Cuspidaltangente)  ist  also  ein 
die  Cuspidaltangente  im  All- 
gemeinen als  einfachen  Strahl 
enthaltend  es  Kegelelement  mit 
dem  Cuspidalpunkt  als  Spitze 


conjugirt. 

Ferner  folgt  aus  dem  letzten  Satze: 

Jedem  die  Doppelasymptote  zweipunktig  berührenden  Curven- 
element  erster  Ordnung  in  O^  entspricht  ein  gegen  die  Cuspidaltangente 
geneigtes  Curvenelement  unendlich  klein  zweiter  Ordnung  in  (Pg. 

Als  specieller  Fall  ergiebt  syich: 


Das  zur  Tangente  der  Wendecurve 
conjugirtc  Cnrveneleraent  o  <  c  u  1  i  r  t 
die  Doppelasymptote. 


Für  die  Erzeugende  der  die  Cus- 
pidalcurvti  von  0^  abwickelnden  FlSche 
bildet  das  conjugirte  Kegelelement 
längs  der  Cuspidaltangente  einen  Cus- 
pidal  strahl. 

Für   die   Punkte   der  Doppelasymptote   bezüglich  der  Cuspidaltangente 


folgt: 

Der  aus  einem  beliebigen 
Punkte  der  Doppclasymptote 
an  <P|  gelegte  Berührungskcgel 
zer füllt  in  zwei  reelle  oder 
imaginUre  sich  osculircnde 
Zweige,  welche  bis  auf  Grössen 
dritter  Ordnung  das  Element 
der  Wendecurve  enthalten  und 
deren  Berührungsrichtungen 
auf  O^  eine  hyperbolische  In- 
volution bilden,  welcher  die 
Doppelasymptote  und  die  Tan- 
gente der  Wendecurve  alsAsym- 
ptoten  angehören.  Die  Doppel- 
asymptote wird  durch  den 
Wendepunkt  und  ihren  Schnitt- 
puDkt   mit    der    benachbarten 


Eine  beliebige  durch  die  Cus- 
pidaltangente gelegte  Ebene 
schneidet  O^  in  der  Niihe  des 
Cuspidalpunktes  in  zwei  reel- 
len oder  imaginären,  sich  os- 
culirenden  Curvenelementen, 
welche  auf  einem  Cylinder 
liegen,  dessen  Strahlen  mit 
der  Erzeugenden  der  die  Cuspi- 
dalcurve  abwickelnden  FlSche 
parallel  laufen.  Die  zu  den 
Elementen  der  Schnittcurven 
conjugirten  Richtungen  (in  den 
Erzeugenden  ihrer  Abwicke- 
lungsflächen erhalten)  bilden 
eine  hyperbolische  Iny ein tion, 
deren   iLaympVoVi^Ti.  ^\^  ^'^v^V 


Von  Dr.  L.  Geibrmbbimer. 


157 


--»■  -•'**■' 


^  oppelasymptote  in  zwei  Ab- 
cbnitte  getrennt,  so  dass  sich 
kUB  den  Punkten  des  einen  nnr 
'eelle,  aus  denen  des  andern 
Abschnittes  nur  imaginäre  Ke- 
E^elzweige  durch  den  Wende- 
punkt legen  lassen. 


daltangente  und  die  dem  Ele- 
ment der  Cuspidalcurve  con- 
jugirte  Bichtung  sind.  Die 
Berührungsebene  der  Fläche 
<Z>2  und  die  Schmiegungsebene 
der  Cuspidalcurve  trennen  die 
Ebenen,  welche  die  Fläche  in 
reellen  Curvenelementen  tref- 
fen, von  den  in  imaginären 
Zweigen  schneidenden. 

Demnach  entspricht  einem  gegen  die  Doppelasjmptote  geneigten 
Curvenelement  in  <P|  ein  die  Cuspidaltacgente  im  Allgemeinen  zweipunk- 
tig  berührendes  Curvenelement  gleicher  Ordnung  in  ^j. 

Für  die  Grenzpunkte  bezüglich  Grenzebenen  findet  man: 

Der  Tangentialkegel  aus  einem  pa-  Die  Tangentialebene  der  Fläche  (D^ 

i^bolischen  Punkte  der  Fläche  hat  mit     im  Cuspidalpunkte  schneidet  die  Fläche 


deren  Berührungsebene  längs  der  Dop- 
pelasymptote eine  Berührung  dritter 
Ordnung.  Seine  Berührungscurve  mit 
<fer  Fläche  O^  bildet  längs  der  Dop- 
P^kifljmptote  einen  Cuspidalpunkt  in 

• 

^^Qem  nicht  ebenen  Elemente. 

Die  Gleichung  dieses  Eegelelements 
^^"tet  unter  Anwendung  der  für  O^ 
^lier  gebrauchten  Bezeichnungen: 

Die  Berührungscurve  des  aus  dem 

^  ^mittpunkte  zweier  sich  folgenden 

ppelasjmptoten  an  die  Fläche  <P| 

legten  Tangentialkegels  bildet  längs 

Wendecurve  eine    nicht    in    der 

'^"^eiie  liegende  Cuspidalspitze.     Die 

^^^den  Zweige  des  Berührungskegels, 

^^Btten  Krümmung  sich  wieder  durch 

bis  auf  Grössen  höherer  als  zweiter 

fdnong  von  x  in  ihn  fallende  Ele- 

^^^«nt  der  Wendecurve  ergifebt,    be- 

^~^^W  sich  längs  der  als  singulärer 

^^  enthaltenen  Boppelasymptote 

*"*flft  höherer  (gebrochener)  Ordnung. 


in  einer  Curve,  welche  den  Cuspidal- 
punkt und  die  Cuspidaltangente  als 
singulare  Elemente  enthält.  Die  Ab- 
wickelungsfläche dieses  Schnittes  be- 
rührt längs  der  Cuspidaltangente  die 
Berührungsebene  der  Fläche  in  einem 
Cuspidalstrahl. 

Die  Gleichung  dieser  Curve  in  der 
Nähe  des  Cuspidalpunktes  lautet  nach 
den  auf  S.  154  angewendeten  Be- 
zeichnungen y 

Die  Schmiegungsebene  der  Cus- 
pidalcurve schneidet  die  Fläche  O^  in 
einer  Curve,  welche  in  der  Nähe  des 
Cuspidalpunktes  in  zwei  die  Cuspidal- 
curve osculirende  Zweige  zerfällt,  die 
sich  in  dem  der  Schnittcurve  als  sin- 
gulärer Punkt  angehörigen  Cuspidal- 
punkte nach  höherer  (gebrochener) 
Ordnung  berühren.  Ihre  Abwicke- 
lungsfläche osculirt  die  der  Cuspidal- 
curve längs  der  Erzeugenden  (der 
r-Axe). 


158    Beziehungen  zw.  d,  Krümmungen  etc.  Von  Dr.  L.  Geisenheimbr. 


Die  ächnittcurre  dieses  Kegelele- 
ments mit  der  XZ- Ebene  besitzt  die 

Gleichung: 

r   .  .  Oonst.r 


z^^^  + 


:V, 


WO 


V 


Die  Gleichung  dieser  SchnittcurTe 
heisst: 

Sowohl  aus  dieser  Gleichung  wie  aus 
der  Betrachtung  der  Figur  folgt,  dass 
beide  Zweige  der  Schnittcurve,  ent- 
sprechend den  beiden  Zweigen  des 
nebenstehend  erwähnten  reciproken 
Kegels ,  im  Cuspidalpunkte  abbrechen. 
Endlich  ergeben  sich  noch  die  Sätze: 
Die  Tangentialebene  des  parabo-  Der  von  einem  Cuspidalpunkte  an 

lischen  Punktes  schneidet  die  Fläche  die  Fläche  O^  8^^8^  Tangentialkegel 
<P|  in  einer  die  Doppelasymptote  be-  osculirt  die  Berührungsebene  dieses 
rührenden  Cuspidalspitze.  Punktes  längs  der  Cuspidaltangente. 


«  =  —  >    Const 
u 


vn. 

Ueber  einige  Flächen,  welche  Schaaren  von  Kegel- 
schnitten enthalten. 

Von 

Dr.  A.  Weiler 

In  Hottingen- Zürich. 


1.   Bringt  man  die  Flächen  zweiten  Grades  eines  einstufigen  Systems 
in  Zuordnung  mit  den  Ebenen  einer  Torse  und  schneidet  man  die  entspre- 
chenden Flächen   und  Ebenen,   so  entsteht  eine  Schaar  von  Kegelschnitten 
und   als  deren  Gesammtheit  eine  Fläche      Sind  die  Ebenen  der  Torse  n^*' 
Classe  und  die  Flächen  des  Systems,  von  denen  je  |li  durch  einen  Punkt 
gehen,  je  v  eine  Ebene  berühren,   [1,1] -deutig  aufeinander  bezogen,  so 
ist  die  Fläche  der  Kegelschnittschaar  von  der  Ordnung  2n  +  fjL. 
Die  Anzahl  der  Geradenpaare  der  Kegelschnittschaar  ist  gleich  derjeni- 
gen der  Ebenen  der  Torse,   welche  ihre  entsprechenden  Flächen  berühren. 
Eine  Ebene  E  der  Torse  berührt  v  Flächen  F  des  Systems,  denen  v  Ebenen 
E'  der  Torse  entsprechen.    Umgekehrt  entspricht  der  Ebene  E'  eine  Fläche  F, 
an  welche  2n  Ebenen  E  der  Torse  gelegt  werden  können.     Die  ;,  berühren- 
den" Ebenen  E  und  die  ^entsprechenden*'  Ebenen  E'  sind  somit  in  [2n,  v|- 
deutiger  Beziehung;  es  sind  2 n-f-v  Ebenen,  welche  die  ihnen  entsprechen 
den  Flächen   berühren,   und  die  Kegelschnittschaar  enthält  somit 
2#i+v   Paare    von   Geraden.  —  Ist  im  Falle  der  Berührung  F  eine 
Kegelfläche,  so  vereinigen  sich  die  Geraden  des  Paares  und  man  erhält  auf 
der  erzeugten  Fläche  eine  Gerade  mit  stationärer  Tangentialebene. 
Das  Nämliche  wird  eintreten,  wenn  F  in  ein  Ebenenpaar  ausartet  und  die 
^tsprechende  Ebene  E  durch  die  Schnittlinie  geht,  oder  wenn  F  zu  einer 
l^oppelebene  wird.  —  Wenn  eine  Fläche  F  in  zwei  Ebenen  E^,  E,  zerfällt 
ud  ihr  in  der  Torse  die  eine  dieser  Ebenen,  E^,  entspricht,  so  erniedrigt 
^  die  Ordnung  der  entstehenden  Fläche  um  1  und^  die  Zahl  der  Geraden- 
1**^  in  der  Kegelschnittschaar  um  2 ;  Ej  berührt  die  entsprechende  Fläche 
^pelt  and  giebt  bei  der  Bestimmung  der  Geradenpaare  eine  doppelte  (weg- 
tuende) Coincidenz. 

Wenn  eine  Cnrve  c  allen  Flächen  des  Systems  gemeinsam  ist,  so  muss 
^  eine  n-fache  Curve  der  entstehenden  Fläche  F^''^^  sein.    Denn  duroh 
^^'^  Punkt  P  anf  e  gehen  n  Ebenen  E^,  .  • .,  ^n  ^^^  ToiBe^  dAnesi  1^7 
^^  ^,  ...,  Ä  des  SjTBtems  entsprechen;  darch  P  gekM 


160       üeber  einige  Flächen,  welche  Schaaren  v.  Eegelschn.  enthalten. 

schnitte  E^F],  ...,  EaF«,  und  keine  anderen.  Legt  man  in  P  an  c  und  an 
£|F|  die  Tangenten,  so  bestimmen  beide  zusammen  eine  Tangentialebene 
an  F'^^^  in  P.  Diese  stimmt  überein  mit  der  Tangentialebene  in  P  an 
F<,  d.  h.:  die  n  Mäntel  der  Fläche  F^"+a*  in  einem  Punkte  P  der 
n-fachcn  Curye  c  berühren  die  n  Flächen  zweiter  Ordnung, 
welche  den  durch  P  gehenden  Ebenen  der  T.orse  entsprechen. 
—  So  oft  dieser  Punkt  P  von  c  auf  der  durch  die  Torse  gebildeten  deve- 
loppabeln  Fläche  liegt,  fallen  zwei  dieser  Tangentialebenen  zusammen  und 
P  wird  zu  einem  Pinchpunkt  (hierbei  abgesehen  von  den  n  — 2  übrigen, 
durch  P  gehenden  Mänteln).  Ist  c  jener  developpabeln  Fläche  aufgeschrie- 
ben, so  ist  sie  eine  Rückkehrcurve  der  erzeugten,  Fläche. 

2.  Zu  den  hier  erzeugten  Flächen  gehören  immer  die  F'"+^  welche 
eine  n- fache  Curve  vierter  Ordnung  erster  Species,  c^,  haben.  Jede  Fl&che 
zweiter  Ordnung  F  durch  c^  schneidet  aus  F^""^^  ausser  d^  einen  Kegelschnitt 
heraus;  hierdurch  wird  jeder  Fläche  F  eine  Ebene  E  zugeordnet,  die  anch 
jenen  Kegelschnitt  enthält.  Die  Torse  jener  Ebenen  muss  von  der  n**'*  Classe 
sein,  ihr  Geschlecht  ist  gleich  0. 

Für  diese  Fläche  ergeben  sich  unmittelbar  folgende  Eigenschaften.  Weil 
durch  einen  Punkt -im  Räume  nur  eine  Fläche  des  Büschels  geht,  so  geht 
durch  jeden  Punkt  auf  F^''+*  nur  ein  Kegelschnitt  der  Schaar,  durch  einen 
Punkt  auf  c^  deren  n.  Weil  die  von  der  Torse  eingehüllte  Developpable 
von  der  Ordnung  2(n  — 1)  ist,  so  liegen  auf  (^  im  Ganzen  8(n— 1)  Pinch- 
punkte.  Die  Kegelschnittschaar  enthält  2n  +  3  Geradenpaare,  von  denen 
höchstens  vier  aus  coincidirenden  Geraden  bestehen  können.  Jeder  Kegel- 
schnitt der  Schaar  trifft  c^  in  vier  Punkten,  jede  Gerade  in  zweien.  Eine 
beliebige  Ebene  der  Torse  schneidet  F^""^^  in  einem  Kegelschnitt  c*  und  in 
einer  Curve  0^""^  Beide  schneiden  sich  in  vier  Punkten  auf  c^,  welche 
n  —  1- fache  von  c^*— *  sind.  Von  sämmtlichen  Schnittpunkten  beider  Cur- 
ven  sind  ausser  jenen  vier  nur  noch  zwei  einfache ,  welche  Berührungspunkte 
jener  Ebene  mit  F^'>+^  sind.  Die  Ebenen  der  Torse  sind  also  doppelte, 
die  der  2n  +  3  zerfallenden  Kegelschnitte  dreifache  Tangentialebenen  von 

Längs  c^  hat  F^"+^  eine  umschriebene  Developpable,  deren  Classe  be- 
stimmt werden  soll;  wir  untersuchen,  wieviele  ihrer  Ebenen  durch  einen 
Punkt  0  des  Raumes  gehen.  Sei  P  ein  Punkt  auf  c^;  die  Gerade  OP  wird 
in  P  von  einer  Fläche  F  des  Büschels  berührt,  dieser  entspricht  eine  Ebene 
E  der  Torse,  welche  c^  in  vier  Punkten  P'  schneidet  Fällt  einer  diese^ 
Punkte  P'  nach  P,  so  erhält  man  jedesmal  eine  Ebene  der  gesuchten  De- 
veloppabeln. Zu  P'  gehören  nun  n  Ebenen  E  der  Torse,  denen  n  Flächen 
F  entsprechen,  an  welche  aus  0  im  Ganzen  4n,  sie^an  c^  (in  Punkten  P) 
berührende  Linien  gehen.  Die  Beziehung  der  Punkte  P,  P'  ist  also  [4fi|  4]- 
deutig,  woraus  folgtj  dass  die  der  F'"+^  längs  c^  umschriebene 
-Developp&ble  von  der  4(ft +  !)*•**  Ülaa^e  Ut. 


Von  Dr.  A.  Weiler.  161 


Jede  Gerade,  welche  (^  zweimal  schneidet,  trifft  F^^^*  noch  einmal. 
Dmher  sind  die  Punkte  der  Fläche  eindeutig  auf  die  Strahlen  der  Congruenz 
der  Secanien  yon  c^  bezogen,  also  im  Allgemeinen  auf  eine  Congruenz 
zweiter  Ordnung  sechster  Classe. 

Fflr  n  =  l  entsteht  eine  Fläche  dritter  Ordnung  F^;  die  Torse  ist  jetzt 
ein  Ebenenbüscbel.  Wenn  seine  Axe  a  die  Grundcurve  c^  des  Flächen- 
bOBchelfl  schneidet,  so  ist  der  Schnittpunkt  beider  ein  Doppelpunkt  von  F^, 
die  Seiten  des  zugehörigen  Berührungskegels  ergeben  sich  sehr  einfach  als 
SchnitÜinien  projectiver  Ebenenbüscbel.  Sind  diese  Ebenenbüscbel  in  per- 
specÜTer  Zuordnung,  so  wird  der  Knoten  biplanar  u.  s.  f.  umgekehrt  führt 
jeder  Bfischel  von  Flächen  zweiter  Ordnung,  dessen  Grundcurve  eine  c^  auf 
F*  ist,  auf  eine  Schaar  von  Kegelschnitten,  deren  Ebenen  einen  Büschel  bilden. 

Für  n  =  2  entsteht  eine  Fläche  F*,  auf  welcher  nach  Clebsch^  64 
nicht  zu  der  Schaar  gehörende  Kegelschnitte  liegen.  Diese  Fläche  entsteht 
dadurch,  dass  man  die  Flächen  zweiter  Ordnung  eines  Büschels  in  projec- 
tivische  Zuordnung  bringt  mit  den  Ebenen  eines  Kegels  zweiter  Classe.  Unter 
den  sehr  zahlreichen  Specialfällen  soll  hier  nur  einer  näher  betrachtet  wer- 
den: Wir  setzen  voraus,  der  Kegel  zweiter  Classe  K^  sei  ein 
doppelt  projicirender  Kegel  der  Grundcurve  c*  des  Flächen- 
bllschels.  Aus  Nr.  1  folgt,  dass  jetzt  c^  eine  Rückkehrcurve  von  F^ 
ist  In  bekannter  Weise  findet  man:  Die  Torse  der  Tangentialebe- 
nen anF^längs  c^  ist  von  der  sechsten  Classe,  sie  besitzteine 
Doppelcurve  dritter  Classe  mit  Doppeltangente  (weil  sie  vom 
Geschlecht  0  sein  muss).  Die  Ebene  S  der  Doppelcurve  ist  diejenige ,  welche 
der  Spitze  8  des  Kegels  K'  mit  Bezug  auf  c*  und  mit  Bezug  auf  alle  Flä> 
chen  des  Büschels  conjugirt  ist. 

Es  sei  E  die  Tangentialebene  von  K'  längs  der  Seite  e,  e  schneide  (^ 
in  zwei  Punkten  JE7|,  JE^^,  in  denen  fj,  i^  die  Tangenten  an  (f"  sein  mögen. 
Die  der  Ebene  E  entsprechende  Fläche  F  schneidet  E  in  einem  Kegelschnitte 
^  der  Schaar,  welcher  i^^  t^  in  E^,  E^  berührt  Daraus  folgt,  dass  zwei 
Punkte  auf  e*,  welche  auf  einem  Strahl  aus  8  liegen,  durch  8  und  S  har- 
monisch getrennt  sind.  Und  weil  durch  jeden  Punkt  auf  F^  ein  Kegel- 
schnitt 6*  geht,  welcher  stets  einen  vierten  harmonischen  mit  Bezug  auf  i$,  S 
liefert I  welcher  mit  jenem  auf  einem  Strahl  aus  8  liegt,  so  folgt:  Die 
Flftche  F^  entspricht  sich  selbst  in  einer  involutorischen  cen- 
trischen  Collineation,  deren  Centrum  die  Kegelspitze  8  und 
deren  Ebene  S  die  gemeinsame  Polarebene  von  8  für  alle  Flä- 
chen des  Büschels  ist. 

Die  Ebene  E  hat  ausser  e^  mit  F***  noch  eine  Curve  e^  gemeiü  Die- 
selbe   ergiebt  sich   wie  folgt.     Die  Flächen   des   Büschels  schneiden  E   in 

*  Oötünger  Nachrichten  1869;  Abhandlungen  der  königl.  Ges.  zu  QOttingen, 
XV,  1870.  —  Not  her,  Ueber  Flächen,  welche  Schaaren  TaUouaXex  C\xxN^\i\^^%^^Tk.\ 
Malb.  Aaiuüea  JU,  8.  98. 

XtUmhiin  tMmtbammUk  n.  Pbjtik  XXX,  S.  W 


162     üeber  einige  Flächen,  welche  Schaaren  v.  Kegelschn.  enthalten. 

Kegelschnitten  c^,  welche  in  E^,  E^^  die  Linien  t^,  t^  berühren.  Die  ent- 
sprechenden Ebenen  von  K^  schneiden  E  in  Geraden  g  aas  8,  die  Kegel- 
schnitte (?  und  diese  Geraden  g  bilden  zwei  projective  Büschel,  wobei  er- 
sichtlich dem  früher  genannten  Kegelschnitte  e*  die  Linie  e=^E^JE1^8  ent- 
spricht.  Die  Schnittpunkte  g  (?  bilden  nun  in  ihrer  Gesammtheit  eine  Curve 
dritter  Ordnung  c^,  welche  in  S  einen  Wendepunkt  hat.  Sie  geht  durch 
die  Grundpunkte  des  KegelschnittbiLschels,  berührt  also  i^^  t^  in  £|,  i^. 
Mit  c*  hat  sie  E^  und  E^  doppelt  zählend  und  die  beiden  Punkte  gi?  ge- 
mein. Für  den  Kegelschnitt  e'  des  Büschels  föllt  ^  in  6,  die  Punkte  ^c* 
fallen  hier  nach  E^^  E^,  Hieraus  folgt ,  dass  ^  mit  e^  in  den  beiden  Punk- 
ten JE7^,  E^  je  drei  gemeinsame  Punkte  hat,  dass  also  e^  und  e*  sich  in  £,9 
E^  berühren  und  schneiden.*  Wenn  somit  in  einer  Ebene  E  der  Kegel- 
schnitt e^  der  Schaar  zu  einem  Geradenpaare  wird,  so  sind  diese  Geraden 
in  E^,  E^  Wendetangenten  an  e^. 

unter  allen  Ebenen  E  des  Kegels  ist  diejenige  ausgezeichnet,  welche 
dem  Kegel  K^  als  Fläche  des  Büschels  betrachtet,  entspricht.  Li  ihr  zer- 
fällt e*  in  ein  coincidirendes  Linienpaar,  e  doppelt  gezählt.  Hieraus  folgte 
dass  die  in  dieser  Ebene  gelegene  c^  in  E^,  E^  Wendetangenten  hat,  welche 
mit  e  =  EiE^  zusammenfallen.  Also  ist  jetzt  e  ein  Bestandtheil  von  e*,** 
der  Rest  ist  ein  Kegelschnitt  f^  auf  F^,  welcher  der  Schaar 
nicht  angehört.  Er  geht  durch  E^,  E^  und  lUsst  sich  construiren,  wie 
früher  e*  construirt  wurde.  Auch  die  Punkte  von  f*  (wie  früher  von  c*) 
sind  durch  58  paarweise  harmonisch  getrennt.  Durch  Einführung  von  f* 
ergiebt  sich  sofort  folgende  Erzeugungs weise  der  Kegelschnittschaar  aufF': 
Eine  Curve  vierter  Ordnung  erster  Species,  c*,  hat  einen  dop- 
pelt projicirenden  Kegel  K' von  der  Spitze /S,  deren  conjugirte 
Ebene  nach  c^  S  sein  soll.  In  einer  festen  Ebene  von  K*  liegt 
ein  Kegelschnitt  /*^,  welcher  c*  in  zwei  Punkten  schneidet  und 
für  welchen  die  Polare  von  iS  in  S  fällt.  Nun  lege  man  alle 
Ebenen  an  K*  und  construire  in  jeder  von  ihnen  den  Kegel- 
schnitty  welcher  c^  doppelt  berührt  und  f*  (in  zwei  Punkten) 
schneidet.       Diese    Kegelschnitte    sind    die    auf    F^    gelegene 


• 
'^  Hat  allgemein  eine  Fläche  F  eine  Rückkehrcurve  c  und  längs  derselben 

eine  berührende  developpable  Fläche  D,  so  schneidet  eine  Ebene  durch  eine  Tan- 
gente <  an  c  auB  F  daselbst  zwei  Aeste,  die  sich  berühren  und  schneiden.  Die 
Berührung  beider  Aeste  folgt  aus  der  Berührung  mit  t.  Beide  schneiden  dchf 
denn  wenn  man  auf  dem  äussern  Mantel  der  Fläche  F  längs  der  Tangente  t  über 
den  Berührungspunkt  hinwcgschreitet,  so  gelangt  man  auf  den  innem  Mantel, 
weil  innerer  und  äusserer  Mantel  längs  c  zusammenhängen. 

**  Diese  ausgezeichneten  Elemente  E,  e  liefern  für  beliebige  Querschnitte  von 

F^  je  einen  Wendepunkt  mit  seiner  Tangente  und  speciell  E  für  die  od*  Corven  e* 

je  die  Wendetangente  in  S»       Die  Schaar  der  Curven  ^  entsteht  ähnlich  der 

Schaar  der  Curven  e*  durch  einen  Büschel  von  Flächen  dritter  Ordnung  in  pro- 

Jectiver  Zuordnung  mit  den  Ebenen  von  K. 


Von  Dr.  A.  Weilhk, 

Sfliiar.  Der  Kegelscboitt  der  Schaar  wird  bei  seiner  Bewegung  zweimal 
f  bMöhren ,  viermal  mit  e*  vier  oonsecuti?e  Punkte  gemein  haben  und  vier- 
einem  Oeradenpaar  werden,  einmal  zu  einer  Doppelgeraden, 

3.  Ea  sei  wieder  ein  Bilst^hel  von  FlUchen  zweiten  Grades  mit  den 
Ebenen  einer  Torse  «*"  Clasae  in  projectives  EntBprechen  gebracht  Jedoch 
•oii  im  BOschel  eine  in  zwei  Ebenen  P,  Q  nerfallendi?  Flttche  vorkommen, 
«dcber  die  eine  ihrer  Ebenen,  P.  entepreche.  Abgesehen  von  P  entsteht 
«!i  Eneugniss  eine  Fläche  2«"™  Ordnung  F'".  In  den  Ebenen  P,  Q  seien 
y.  j"  die  Grundcurven  des  Fl  liehen  b  Uschel  s .  sie  sind  auf  F'"  bezüglich 
■  -1 -fache  und  «-fache  Curve.  Die  Fläche  ist  die  allgemeinste  dieser 
Alt  LSngs  p*,  if  besitzt  sie  berührende  Developpabeln  von  der  Classe  2», 
21«  +  !),  auf  p*.  <i*  liegen  4{m-2).  4(»i-1)  Pinchpnnkte.  Die  Kegel- 
ichiiitle  der  Schaar  Hchneiden  p*.  ry*  je  in  zwei  Punkten,  unter  ihnen  sind 
U  •  i^eradenpoare ,  jede  Gerade  trifft  p^  und  q*.  Die  F''"  wird  von  der  Schaar 
emfacli  Überdeckt.  —  Die  Punkte  der  Fläche  sind  umkehrbar  eindeutig  be- 
ngni  anf  die  Strahlen  der  Congmenz  zweiter  Ordnung  vierter  Ulasse  der 
Treffgeniden  von  p*,  q*. 

Eine  solche  Flache  ist  die  FUche  vierter  Ordnung  mltDoppel- 
k(g«ltichnitL  Jede  Doppel  tangential  ebene  schneidet  aus  ihr  zwei  Kegel- 
«bitte  H,  f.  Zwei  Schnittpunkte  h*,  P  liegen  auf  dem  doppelten  Kegel- 
riniitte  c*.  die  Übrigen  eind  die  Berührungspunkte  der  Ebene,  Aus  fc*.  P 
luKD  sich  *wei  Schaaren  von  Kegelschnitten  herleiten ,  welche  aus  F*  durch 
IbfaeDbDtichel  herauagestihnitten  werden  mit  c*.  k^;  c*,  P  ak  Grundcurven. 
Vit  FlAcbcn  durch  c*  und  k'  schneiden  F*  tu  Kegelschnitten  der  Schaar, 
in  irelcher  P  gehört;  in  der  Tliat  wird  P  durch  die  Fläche  herausgeschnit- 
tai,  welche  in  die  beiden  Ebenen  von  c*  und  A»  zerfallt:  Je  zwei  Kegel- 
schnitte (eventuell  Geradenpaare)  der  beiden  adjungirten  Schaaren 
b»geii  mit  dem  Doppelkegelachnitt  auf  einer  Fläche  zweiten 
Hildes.  Hierbei  kommt  es  x'-mal  vor,  dass  zwei  adjungirt«  Kegel  sc  bnitte 
V  «iacr  Ebene  liegen,  und  die  Enveloppe  solcher  Ebenen  ist  ein  Kummer- 
•ti«r  Kegel.  Die  letzteren  Kegelschnittpaare  haben  allemal  zwei  Schnilt- 
Rnkte  auf  <r*.  die  anderen  liegen  auf  der  Berührungslinie  ihrer  Ebene  mit 
*6iii  Kegel,  weshalb  dieser  Kegel  die  F*  ISngs  einer  Curve  vierter  Ordnung 
fottr  Speciea  berührt.  Anf  c'  sind  vier  Pinchpnnkte,  nämlich  die  Schnitt- 
piBkte  mit  dem  genannten  Kegel.  —  Jede  KegelschnittecbaAr  enthält  vier 
^tn  von  Geraden.  Ein  Gemdenpaar  wird  von  den  vier  Oei'adenpaaren 
•^  vidern  Schaar  geschnitten.  Daraus  folgt,  dass  eine  der  16  Oer«deu 
ulimtl  von  5  anderen  geschnillen  wird, 

Kach  Knmmer  hat  die  Fläche  fünf  Kegel  doppelt  berührender  Ebenen,* 
»1  jedem  gehören    (oo'-mal)    zwei  Büschel    von  Flächen  zweiter  Ordnung, 

*  Vetgl.  Zeuthen,  Math.  Annal.  K,  S.  610.  -  Folgende  BetraoUtunft  ßüat 
"f«t  tat  dai  VorbandflDBei/i  rfer  fünf  fiegel.  Eine  Kege\6chiüttaii\iBa,i  'ßa.^  «m» 
•  •*i^prte",  weil  die  Ordaang  der  Fläche  gleich  4  ist;  jede  gc'baa.'c  Vft-X.  V 


164    üeber  einige  Flächen,  welche  Schaaren  y.  Kegelschn.  enthalten. 

welche  mit  den  Ebenen  de»  Kegels  in  bekannter  Weise  die  Flüche  erzengen.* 
Alle  diese  Kegel  gehen  durch  die  Pinchpunkte,  weshalb  z.  B.  die  16 
Schnittpunkte  der  Geraden  auf  der  Fläche  mit  c*  auf  fünf  Arten  zu  je  zwei 
verbunden  acht  Tangenten  eines  durch  die  Pinchpunkte  gehenden  Kegel- 
schnittes liefern. 

Die  Punkte  der  Fläche  lassen  sich  hier  ausnahmsweise  eindeutig  be- 
ziehen auf  die  Strahlen  einer  Congruenz  erster  Ordnung  zweiter  Classe, 
deren  Brenncurven  der  doppelte  Kegelschnitt  und  eine  Grerade  der  Flftche  sind. 

Wenn  speciell  die  Spitze  eines  Kummer^achen  Kegels  io 
die  Ebene  von  c^  fällt  (was  höchstens  dreimal  eintreten  kann) ,  so  wird 
einer  der  vorhin  genannten  fünf  Kegelschnitte  zu  einem  Doppelbüschel ,  die 
16  Schnittpunkte  der  Geraden  auf  F^  mit  c^  und  die  -Pinchpunkte  bilden 
alsdann  zehn  Paare  einer  Involution  und  umgekehrt.  (Die  beiden  a^jnngir- 
ten  Kegelschnittschaaren ,  welche  zu  diesem  ausgezeichneten  Kegel  gehören, 
schneiden  c^  in  Paaren  der  genannten  Involution.)  Wie  in  Nr.  2,  folgt, 
dass  in  diesem  Falle  F^  sich  selbst  entspricht  in  einer  invo- 
lutorischen,  ceutrischen  Collineation,  deren  Centrum  die 
Spitze  jenes  ausgezeichneten  Kegels  ist. 

Zurückkommend  auf  eine  beliebige  F^  mit  Doppelkegelschnitt,  mag 
noch  bemerkt  werden,  dass  jede  Kegelschnittschaar  die  Fläche  einfach  über- 
deckt, dass  aber  der  doppelte  Kegelschnitt  keiner  Schaar  angehört.  —  Wenn 
ein  Kegelschnitt  einer  Schaar  in  zwei  coincidirende  Gerade  ausartet,  so  be- 
rühren alle  adjungirten  Kegelschnitte  die  zu  der  Geraden  gehörende  statio- 
näre Ebene  an  der  Geraden  selbst,  die  Geradenpaare  in  der  adjungirten 
Schaar  schneiden  sich  auf  dieser  Geraden. 

4.  Wenn  im  Flächenbüschel  zwei  in  Ebenenpaare  zerfallende  Flächen 
vorkommen,  so  ist  seine  Grundcurve  ein  windschiefes  Vierseit  Den  in  die 
Ebenenpaare  A ,  B ;  C,  D  zerfallenden  Flächen  sollen  in  der  Torse  die  Ebenen 
B  und  D  entsprechen,  so  besteht  das  eigentliche  Erzeugniss  aus  einer  F'"''^ 
welche  die  Gerade  AC  zur  n- fachen,  die  Geraden  AD  und  BC  zu  n  —  l- 
fachen,  endlich  BD  zur  n  — 2 -fachen  Geraden  hat.    Deshalb  lassen  sich  die 


radeupaare,  beide  Kusammen  ergeben  die  16  Geraden  der  Fläche.  Da  jede  Gerade 
von  fünf  anderen  geechuitten  wird,  so  hat  man  40  Schnittpunkte  oder  40  sich 
schneidende  Geradenpaare  im  Ganzen.  Je  zwei  sich  schneidende  Geraden  führen 
aber  auf  eine  Kegelechnittschaar,  mit  Hilfe  der  Flächen  durch  sie  und  den  doppel- 
ten Kegelschnitt.  So  erhält  man  40  Schaaren  von  Kegelschnitten,  jede  Schaar 
aber  viermal ,  weil  in  jeder  Schaar  vier  sich  schneidende  Geradenpaare  sind.  Also 
giebt  f'B  zehn  Schaaren  rcsp  fünf  adjungirte  Schaaren  und  dazu  gehörend  fünf 
Kummer 'sehe  Kegel. 

*  Der  Querschnitt  der  Flfichc  mit  einer  Ebene  des  Kegels  wird  gefunden  wie 

in  Nr.  2;  er  besteht  aus  zwei  Kegelschnitten,  von  denen  zwei  Schnittpunkte  in  der 

Berührungsseite  der  Ebene  mit  dem  Kegel  liegen ;  die  übrigen  fallen  in  den  Dop- 

pelkeg'elBchDitt    (Von  den  ersteren  Schnittpunkten  liegen  auf  jeder 

£wej,  keiner  von  allen  fällt  in  die  Kef^elspltze.^ 


Von  Dr.  A.  Wbiler.  165 

Punkte  der  FISche  xunkehrbar  eindeutig  beziehen  auf  die  Strahlen  der  linearen 
Congmenzen  mit  den  Directricen  AC  und  BD  oder  AD  und  BC.  Die 
Kegelschnitte  der  Schaar  treffen  im  Allgemeinen  alle  Seiten  des  Vierseits 
(ftlr  » =  1  nur  A  C ,  für  n  =  2  alle  ausser  B  D ,  auf  welcher  alsdann  die 
Kegelspitze  S  liegt);  unter  ihnen  sind  2n  —  3  Geradenpaare.  —  Die  Deve- 
loppabeln  von  F'""*  längs  AC,  AB  und  BC,  BD  sind  bezüglich  von  der 
Classe  11+ ly  M)  n—l\  auf  diesen  Geraden  sind  bezüglich  2 n  — 2,  2n  — 4, 
2  «^6  Pinchpunkte.  —  Fli&chen  zweiter  Ordnung  durch  drei  und  Flächen 
dritter  Ordnung  durch  die  vier  mehrfachen  Geraden  ergeben  mit  F'"'^ 
bemerkenswerthe  Schnittcurven. 

5.  Der  Büschel  von  Flächen  zweiten  Grades  enthalte  eine  Doppelebene 
P,  welche  der  Torse  n^^  Classe  angehören  und  sich  selbst  entsprechen  soll. 
Das  Erzeugniss  ist  eine  F^",  welche  die  in  P  gelegene  Grundcurve  p*  des 
Bfisehek  zur  n- fachen  Curve  hat.  (Wir  betrachten  hier  im  Vergleich  zu 
Nr.  3  den  zweiten  Fall,  dass  sich  gegenüber  Nr.  2  von  F''>+^  eine  Ebene 
absondert;  dieser  Fall  ist  allerdings  als  ein  specieller  von  Nr.  3  aufzufassen, 
wenn  nämlich  dort  P  und  Q  zusanmienfallen.  Die  Veränderungen  gegen- 
über Nr.  3  sind  aber  so  intensiv,  dass  eine  besondere  Behandlung  des  vor- 
liegenden Falles  berechtigt  erscheint)  Durch  einen  Punkt  Q  auf  p^  gehen 
«  — 1  von  P  verschiedene  Ebenen  der  Torse;  die  Tangentialebenen  in  Q  an 
die  n  —  1  entsprechenden  Flächen  fallen  zusammen :  Der  Kegel,  welcher 
Ungs  j>*  alle  Flächen  berührt,  ist  n-l-fach  gezählt  für  F*," 
eine  längs  p*  umschriebene  Developpable.  Ausser  demselben 
existirt  aber  noch  ein  einfach  zählender  Kegel  zweiter  Classe 
darefa  p\  welcher  ebenfalls  zu  dieser  Developpabeln  gehört. 
Nämlich  es  entspricht  der  P  consecutiven  Ebene  der  Torse  ein  Kegelschnitt, 
welcher  durch  diese  Ebene  aus  einer  unendlich  schmal  gewordenen  Fläche 
des  Büschels  herausgeschnitten  wird.  Dieser  Kegelschnitt  ist  j>*  unendlich 
benachbart,  er  trifft  jn^  in  zwei  Punkten  und  bestimmt  mit  p^  einen  Kegel, 
welcher  in  der  Nähe  von  p*  einen  einzelnen  Mantel  der  Fläche  F^"  dar- 
stellt. (Man  erkennt,  dass  nunmehr  p*  der  Kegelschnittschaar  angehört.) 
Der  n  —  1  -  fache  und  der  einfache  Mantel  an  p^  berühren  sich  in  zwei  Punk- 
ten, welche  auf  der  zu  P  gehörenden  Berührungsseite  der  Torse  liegen.  Es 
kann  der  Fall  eintreten,  dass  die  beiden  betrachteten  Kegel  zusammenfallen. 
Alsdann  gehen  durch  p'  n— 1  Mäntel  der  Fläche,  welche  an  p*  denselben 
Kegel  berühren;  zudem  ist  p^  eine  Bückkehrcurve  von  F^". 

In  der  Kegelschnittschaar  sind  2n  Geradenpaare.  Jede  Gerade  berührt 
in  ihrem  Schnittpunkte  mit  p'  den  n  — 1-fach  berührenden  Kegel  der 
Fläche. 

Die  analytische  Darstellung  des  allgemeinen  Falles  ist  hier  fol- 
gende.   Der  Fläohenbüschel  sei  dargestellt  durch 

V  i^-p«=:0, 


166     üeber  einige  Flächen,  welche  Schaaren  v.  Kegelsohn,  enthalten. 

wo  9  =  0  eine  beliebige  Flftohe  des  Büschels,  j>  =  0  die  Ebene  P  ist  Die  Tone 
n^^  Classe  soll  fOr  Xc=0  die  Ebene |)  =  0  liefern,  ihre  Gleichung  sei  demnach 

2)  V'a  +  X'"'n+...  +  m  +  ll+p^O, 

worin  a,  ...,  l  lineare  Aasdrücke  sind.     Die  Gleichung  von  F'*  ist 

3)  ap'— *  +  Jj)'— »  9  + . . .  +  A;i)V""*  +  il>9"""*  +  y*  =  0. 

Längs  !>*  {p  =  q)  =  0)  wird  F*"  von  q>  =  0  berührt,  resp.  w  — 1  Män- 
tel von  F'"  berühren  dort  g>  =  0.  Um  den  letzten  Mantel  zu  finden,  setze 
man  in  1)  und  2)  an  Stelle  von  l  einen  unendlich  kleinen  Werth  dlj  so 
entsteht  der  Kegelschnitt  der  Schaar 

welcher  p^  unendlich  benachbart  ist.  Darch  ihn  und  durch  p'  geht  die 
Fläche  zweiter  Ordnung  9>  +  2l>  =  0,  welche  g)  =  0  nicht  längs  p^  berührt; 
dagegen  berührt  sie  F*"  längs  p^  einfach.  [Lässt  man  in  3)  g)  und  p  zu 
Null  werden,  so  bleiben  als  niedrigste  Glieder  Zp9"~*  +  9>"  =  9*"H'P+v) 
übrig.]  Der  n—1- fache  Mantel  (^  =  0)  und  der  einfache  (g>  +  lp^=0)  be- 
rühren sich  in  den  singulären  Punkten  g)=/>  =  {  =  0  und  beide  Mftntel 
sind  identisch ,  wenn  1  =  0  mit  p=^0  zusammenfllllt. 

Für  n  =  2  erhält  man  wieder  eine  Fläche  vierter  Ordnung  mit 
Doppelkegelschnitt,  auf  welcher  zunächst  eine  Kegelschnittschaar  liegt 

4)  i<p-i)«  =  0,     k^a  +  2Xb+p  =  0] 
die  Gleichung  der  Fläche  ist 

5)  ap^  +  2hpg>  +  (p^==  ap^  +  q>((p+2hp)^0. 

Zu  der  Schaar  4)  giebt  es  eine  adjungirte,  welche  man  erhält,  wenn 
man  5)  mit  der  Ebene  in  4)  schneidet  und  den  Schnitt  mit  i^— ji'ssO 
weglässt.     Diese  adjungirte  Schaar  ist 

6)  it(9  +  2Ji))+p«  =  0,    jL^a+2kh+p=^0. 

Offenbar  wird  F*  längs  p^  von  9  =  0  und  von  g)  +  26|>  =  0  berührt: 
Die  Developpable  längs  der  Doppelcurve  zerfällt  hier  in  zwei 
Kegel  zweiter  Classe.  Beide  berühren  sich  in  zwei  Punkten  {apssh 
s=ip  =  0)^  in  welchen  je  zwei  Pinchpunkte  sich  vereinigt  haben.  —  Die 
beiden  Kegelschnittschaaren  haben  p'  gemeinsam  und  durchschneiden  sich 
in  demselben  (für  die  übrigen  Schaaren  ist  dieses  natürlich  nicht  der  Fall). 

Die  Ebenen  X^a  +  2kb+p  =  0  umhüllen  einen  Kummer*schen  Kegd, 
dessen  Spitze  in  der  Ebene  der  Doppelcurve  liegt,  als  Folge  davon,  dass 
die  Developpable  längs  p*  zerföUt.  Wenn  umgekehrt  die  Kegelschnitte  von 
zwei  a^ungirten  Schaaren  auf  F^  den  doppelten  Kegelschnitt  j^  in  Paaren 
einer  Involution  schneiden  und  die  Pinchpunkte  sich  paarweise  so  vereinigen, 
dass  ein  Paar  derselben  Involution  entsteht,  so  muss  die  Developpable  Hags 
p^  in  zwei  Kegel  zerfallen. 

Damit  endlich  die  F^  längs  jp*  berührenden  Kegel  znaammenfiedleDi  hait 
loaa  d=p  zu  setzen.    Die  Gleichung  dor  Wteih»  vnxd  vql 


Von  Dr.  A.  Weiler.  167 

de  enthSlt  die  Eegelschnittschaaren 
8)      il9-|)«  =  0,    l^a  +  2jLp+p  =  0,    i(g)  +  2i)»)+i)«  =  0. 

Die  Flächen  zweiter  Ordnung  in  8)  gehören  demselben  Büschel  an, 
indem  alle  ^  =  0  an  j>  =  0  berühren.  Die  Torse  der  Ebenen  k^a  +  2kh 
j-p^O  wird  zu  einem  Ebenenbüschel.  Dieser  Büschel  erscheint  zweimal 
mit  dem  FlSchenbüschel  in  solche  Zuordnung  gebracht,  dass  je  einer  Ebene 
ein  FlSchenpaar,  einer  Fläche  eine  einzelne  Ebene  entspricht  und  wobei  die 
FlSchenpaare  eine  Involution  bilden.  Diese  Involution  ist  beidemal  dieselbe, 
wen  in  einer  Ebene  des  Büschels  nur  zwei  Kegelschnitte  von  F^  liegen. 
Man  kann  deshalb  die  Gleichungen  8)  auf  eine  andere  Form  bringen,  indem 
nun  eine  Ebene  des  Büschels  mit  ga+p^O  (an  Stelle  von  X*a  +  2kp'{-p 
^0)  bezeichnet.     Alsdann  gehen  8)  übereinstimmend  über  in 


9)  pa+l>  =  0,     \Q  +  yQ{l  +  Q)\g>-p^-=0. 

Offenbar  handelt  es   sich  jetzt  um  eine  Fläche  vierter  Ordnung 
initCuspidalkegelschnitt.  Gegenüber  F^  mit  Doppelkegelschnitt  ist  hier 
<&e  Erzeugnngsweise  ausgeartet.     An  Stelle  der  Ebenen  des  ausgezeichneten 
^gels  treten  die  Ebenen  eines  Büschels ;  die  getrennten  Flächenbüschel  sind 
^'e  zu  Paaren  einer  Involution  geordneten  Flächen,   welche  sich  (und  F^) 
^^Hgs  des  Cuspidalkegelschnittes  berühren.    In  der  Ebene  des  Cuspidalkegel- 
^Imittes   fällt  eine  Ebene  zusammen  mit  dem  entsprechenden  Flächenpaar. 
'i^  jeder   Ebene   des  Büschels  liegen   zwei  Kegelschnitte  von  ¥\    heraus- 
^*^8chnitten  aus  dem  der  Ebene  entsprechenden  Flächenpaar.     Diese  Kegel- 
schnitte berühren  sich   in  den  Schnittpunkten  der  Axe  des  Ebenenbüschels 
it  dem  Guspidalkegelschnitt,  welche  infolge  dessen  Ciospunkte  sind.     Die 
xe  liefert  für  beide  Kegelschnitte  denselben  Pol  und  der  Ort  dieser  Pole 
^t  die  Schnittlinie  der  Tangentialebenen  an  F^  in  den  Ciospunkten,  nennen 
'^ir  sie  die  ;,Conjugirte  der  Axe*'.     Wenn  somit  ein  Kegelschnitt  der  (In- 
^^ktions-)  Schaar  zu  einem  Paar  von  Geraden  wird,  so  schneiden  sich  die- 
^tlben  aof  der  Coig'ugirten  der  Axe.  —  Es  mag  hier  im  Voraus  zusammen- 
fiiiend  gesagt  sein,  dass  die  Involutionsschaar,  welche  die  Stelle  von  zwei 
^^jongirten  Schaaren  vertritt,   folgende  ausgezeichneten  Kegelschnitte  ent- 
liilt:  1./^;  2.  ein  Kegelschnitt,  der  mit  dem  in  seiner  Ebene  liegenden  zu- 
•unmenfllU,  weil  in  der  Involution  von  Flächen  noch  eine  selbstentspre- 
<hende  Fliohe  vorkommt;   3.  vier  Geradenpaare;  4.  drei  Kegelschnitte,   in 
^Mun  jedes  Mal  F^  von  einem  Kegel  zweiter  Classe  berührt  wird,  dessen 
Uwitd  auf  der  Conjugirten  der  Axe  liegt.  —  Aus  dem  Vorstehenden  geht 
^  hervor,  dass  die  Fläche  mit  sich  selbst  in  involntorischer  Centralcol- 
^>Mtian  tteht  für  jeden  Punkt  der  Axe  (wobei  die 
A  Co^fagiHe  der  Axe  geht)  und  fVa  jeden  Funkt  «of  te 


VIIL 

Ueber  Flachen  vierter  Ordnung  mit  Doppel-  und 

mit  Cuspidalkegelsohnitt 

Von 

Dr.  A.  Weiler 

in  Hotiingen-Zflrioh. 


Hierzu  Taf.  V  Fig.  2. 


In  dem  vorangegangenen  Aufsätze  habe  ich  auf  eine  methodische  ün 
tersuchung  der  obgenannten  Flächen  hingewiesen,  welche  hier  näher 
gefOhrt  und  ergänzt  werden  soll.  Ich  beschränke  mich  im  Wesentlichec 
auf  drei  Hauptfälle,  nämlich  auf  die  allgemeine  Fläche  mit  Doppelkegel 
schnitt,  mit  Cuspidalkegelsohnitt  und  den  Specialfall  der  letzteren  Fläche, 
in  welchem  die  Ciospunkte  zusanmienfallen.  Die  Untersuchung  fördert  einige 
neuo  Besultate  zu  Tage  und  setzt  bereits  bekannte  Eigenschaften  in  leicbt 
übersehbaren  Zusammenhang.  —  Specialfälle  der  drei  genannten  Typen  wer- 
den gelegentlich  berührt.  Allerdings  ist  die  angewandte  Methode  derart» 
dass  aus  ihr  alle  Specialfälle  entspringen  würden;  aber  eine  solche  Durch- 
führung wäre  augenscheinlich  mühsam  und  es  würden  in  den  meiisten  Fällen 
verschiedene  Dispositionen  bezüglich  der  erzeugenden  projectiven  Gebilde  auf 
nicht  von  einander  verschiedene  Flächen  führen.  Eine  systematische  Clas- 
sification dieser  Flächen  ist  übrigens  soeben  durch  Herrn  Segre  ausgeführt 
worden,*  seine  Methode  giebt  weiterhin  das  Mittel,  die  Frage  nach  der 
Realität  dieser  Gebilde  zu  erledigen. 


1.  Ueber  die  Fläche  vierter  Ordnung  mit  Doppelkegelschnitt 
habe  ich  unter  Anderem  folgende  Eigenschaften  angegeben.  Die  Fläche 
wird  von  jeder  Kegelschnittschaar  einfach  überdeckt,  somit  haben  im  All- 
gemeinen zwei  Kegelschnitte  derselben  Schaar  keinen  Punkt  gemein.  Zwei 
Kegelschnitte,  welche  einer  Schaar  und  ihrer  a^jungirten  entnommen  sind, 
schneiden  sich  stets  in  zwei  Punkten,  deren  Verbindungslinie  durch  den 
Scheitel  8  des   zugehörenden  Kummer^schen  Kegels  K^  geht.     Liegen  sie 


*  Matbem.  Annalen  XXIV,  8.  318,  woBe\V)«t  evue  ^oW^t&adi^  Literatorangabe 
za  ßaden  ißt. 


üeber  Flächen  4.  Onlnung  etc.     Von  T)r.  A.  WEltElt.  171 

xadaa  io  einer  Ebene,  so  schneiden  sie  sich  in  vier  Punkten,  Zwui  davon 
tiegea  auf  dem  Doppelkegelscbnitte  c*,  die  übrigen  auf  der  BerUhrungsseit« 
g  iitrer  Ebene  £  mit  dem  Kegel  K*.  AIeo  wird  ein  Kegelschnitt  von  allen 
Kegelschnitten  der  adjungirten  Scliaar  in  Punktepaaren  einer  Involution 
g^reehnitten,  deren  Pol  in  S  fiUlt.  —  Durch  einen  beliebigen  Pankt  auf 
uxx^erer  Pl&che  F*  gehen  zehn  Kegelschnitte ,  nSoilich  fünfmal  je  zwei  ad- 
j-KUOgirte,  welche  alch  nochmals  in  einem  Punkte  treffen.  Andere  Kegol- 
sdinitte  unter  dieiiou  zehn  gelangen  nicht  fernerhin  zum  Schnitt.  Zwei 
ICegelschnitte ,  welche  verschiedenen,  aber  nicht  adjungirten  Schaaren  zuge- 
faGreo,  haben  stets  einen  Pnnkt  gemein. 

Es   seien    nun   a,.  a^  in  der  Ebene  A,    &,,  6^  in  B,    c,,  c^   in  C  drei 

Gersdenpaare   der  ersten  Kegel  sehn  ittschaar  I,  so  acbneiden  sich  Ä,  B.  C 

vn  S|;   alte  Kegelschnitte    der   adjungirten  Schaar  /*  liegen  in  Ebenen  aus 

S,  nnd  schneiden  die  sechs  Geraden  Oi,  bj,  Cj*.     Hierdnrch  ist  die  Schaar 

r*  tüllig    bestimmt   und    es    ist  F*   die    Fläche    derjenigen   Kegel- 

icbnitte.  derenEbenen  durch  einen  Punkt  5,  geben  nnd  welche 

die  in  drei  Ebenen  aus  S,  liegenden  Geradenpaare  a,.  a^;  fc,,  b^; 

(„'t  schneiden.     In  den  drei  Ebenen  sind  die  Gei-adenpaare  in  altgemei- 

m  Lage,    womit  sich  die  Zahl  der  Constanten  der  Flüche  auf  21   belauft. 

I  Eine  Ebene  E  schneide   nun    a, ,  6/,  Cj  in  sechs  Punkten  eines  Kegol- 

Hj-Ktettes.     Diese  Punkte  sind  drei  Paare  der  Involution  vom  Pol  S^.    Con- 

^BÜnirt  man  za  Sy  mit  Bezug  auf  die  drei  Paare  die  vierten  harmonischeu 

^^rhlkte,  SD  liegen  dieselben  auf  der  Polaren  des  Punktes  S,  mit  Bezug  auf 

äi«en  Kegelschnitt   ludern  man  aber  die  Paare  a, ,  bi ,  c,  mit  allen  Ebenen 

*M  Ä,  schneidet   und  je  den  vierten  harmonischen  Punkt  von  S,  für  jedes 

bmuggeschnittene  Punktepaar  bestimmt,  entstehen  die  drei  Geraden  a^,  b«, 

tn,  die  Polaren   von  S,   mit  Bezug  auf  die  drei  degenerirlen  Kegelschnitte 

'iS,,  fc,  6j,  CyC^  der  Schaar  I.     Bei  der  Erzeugung  der  Schaar  /'  aus  S, , 

"(■ti.Cf  hat  man  offenbar  Ebenen  durch  S,  zu  legen,    welche  a^,  6^,  c^  je 

m  drei  Punkten  einer  Geraden  schneiden;  eine  solche  Ebene  schneidet  als- 

*'uii  die  äecbs  Geraden  a,,  ...  in  sechs  Punkten  eines  Kegelschnittes.    Man 

«iistrair«   somit  die  oo'  Transversalen  zu  a^,  bg,  Cq.    sie  sind  die  Polaren 

,  nir  die  Kegelschnitte  der  Schaar  7*  und  die  aus  S,  nach  ihnen  ge- 

1  Ebenen  bilden  den  Kummer'Bchen  Kegel  Ä,*:    Die  Polaren  des 

nlmitele  «ines  Kummer'schen  Kegels  mit  Bezug  auf  die  Kegel- 

pboitte  der  einen  zugehtirigen  Kegelscbnittschaar  bilden  stets 

p««  Begelschaar  zweiten  Grades.     (Der  Scheite!  S,  des  Kegela  liegt 

l' dann  auf  dieser  Kegelschaor,  wenn  S,  auf  F*  liegt;   ein  solcher  Punkt 

'  Bull  PrtUierein  ein  Knotenpunkt  der  FlSche ,  durch  welchen  alle  Kegel- 


I  die  beiden  adjungirten  Scbauren  /,  i*  geuaunt  werden,  aev  det  Va- 
Iwit   dea  Aasdracks   wegen  gestattet;    die  hier  a\)i\i\eiteTi4ftQ  'ÄRJoi&'a.'oÄ 
'  taf  gleichberechtigte  Ä'i^eisoJinittachaaren  überttSigBa  w«iifeQ- 


i 


172      Ueber  Flachen  4.  Ordn.  m.  Doppel-  u.  m.  Cuspidalkegelschnitt. 


schnitte  der  Schaar  hindurchgehen;  die  genannte  Regelschaar  geht  über  in 
seinen  Berübrungskegel.) 

Der  Kegelscheitel  S^  liefert  für  die  zugeordneten  Schaaren  i,  I*  zwei 
solche  Regeischaaren  zweiten  Grades.  Da  aber  jeder  Kegelschnitt  von  / 
jeden  von  /'*'  in  zwei  Punkten  auf  der  durch  S^  gehenden  Schnittlinie  ihrer 
Ebenen  schneidet,  so  schneiden  alle  Polaren  von  8i  für  die  Kegelschnitte 
der  Schaar  I  alle  Polaren  der  Schaar  /*:  Die  Polaren  eines  Kegel- 
scheitels für  die  Kegelschnitte  der  beiden  zugeordneten  ad- 
jungirten  Schaaren  bilden  die  beiden  Erzeugungen  derselben 
Fläche  zweiten  Grades.  —  Die  Anzahl  dieser  covarianten  Flächen  ist  fünf; 
nennen  wir  sie  einfach  i^Polarenhyperboloide^.  —  Aus  Vorstehendem 
erhellt  nunmehr  folgender  Zusammenhang :  Der  Kummer'scheKegelKj' 
ist  der  Berübrungskegel  aus  S^  an  das  zugehörige  Polaren- 
hyperboloid. Es  tritt  damit  der  Kegelschnitt  auf,  längs  welchem  Kj* 
und  das  Polarenhyperboloid  sich  berühren;  seine  Punkte  sind  die  conjugir- 
ten  von  S^  für  beide,  in  derselben  Ebene  von  K^^  liegende  adjungirte 
Kegelschnitte.  Dieser  Kegelschnitt  trifft  die  Kaumcurve  vierter  Ordnung 
erster  Species  o/,  längs  welcher  K^'  die  Fläche  F^  derührt,  in  vier  Punk- 
ten; die  Tangenten  an  c/  in  diesen  Punkten  gehen  durch  iS^  und  es  folgt: 
Unter  den  Kegelschnitten  von  zwei  adjungirten  Schaaren, 
welche  je  in  einer  Ebene  liegen,  sind  vier  Paare,  welche  sich 
ausserhalb  des  Doppelkegelschnittes  berühren*;  die  Berüh- 
rungspunkte liegen  in  der  der  Polarebene  des  Kegelscheitels 
für  das  Polarenhyperboloid. 

Irgend  eine  Gerade  g  aus  S^  schneide  zwei  Kegelschnitte  der  Schaar  I 
(und  auch  der  Schaar  I*)  in  den  beiden  Punktepaaren  Ä^Bi,  A^B^.  Die 
vierten  harmonischen  Punkte  P^ ,  Pg  von  5^  für  diese  zwei  Punktepaare  sind 
die  Schnittpunkte  von  g  mit  dem  Polarenhyperboloid.  Man  erkennt  hieraus, 
dass  das  Polarenhyperboloid  keineswegs  die  quadratische  Polarfläche  von  S^ 
für  F^  sein  kann.  Construirt  man  aber  endlich  den  vierten  harmonischen 
Punkt  Q  von  S^  für  das  Paar  PiP^^  so  ist  Q  auf  der  Polarebene  von  S^ 
für  F^  gelegen:  Die  Polarebene  des  Scheitels  des  Kummer'schen 
Kegels  mit  Bezug  auf  dessen  Polarenhyperboloid  ist  die  Polar- 
ebene des  genannten  Punktes  für  die  Fläche  vierter  Ordnung. 

Man  kann  beweisen,  dass  F^  von  einem  Polarenhyperboloid  in  zwei 
getrennten  Curven  geschnitten  wird,   wovon  die  eine  sehr  bemerkenswerth 


*  Bei  dieser  Berührung  ist  die  gemeinsame  Tangente  eine  Seite  des  kegeis 
X|'.  —  Es  giebt  vier  weitere  Ebenen  an  Ei*,  welche  c*  berühren;  die  darin  liegen- 
den Eegelschnittpaare  berühren  sich  und  c*  in  demselben  Punkte.  Endlich 
berühren  sich  diese  Eegelschnittpaare  auch  in  den  vier  Ebenen  von  Ef*,  deren 
BerührungBseiten  durch  die  Pinchpunkte  gehen.  Der  Berührungspunkt  ist  der 
I^ehptmkt  and  die  gemehuAine  Tangente  ist  die  Schnittlinie  jener  Ebene  mit  der 
Bin^iüären  TangeaÜBlehene  des  Pinehpnnktei. 


Von  Dr.  A.  Weiler.  173 


«.A^^ %  -.  -" 


idt.  —  Es  seien  E  eine  Ebene  au  K^^;  e^^  e^  die  in  E  liegenden  Kegel- 
schnitte; s  die  Berühmngsseite  von  E  mit  K|^;  p^^  p^  die  Polaren  von  S^ 
für  «,*,  e^.  Der  Schnitt  von  E  mit  dem  Polarenhyperboloid  besteht  aus 
p, ,  p^.  Die  Schnittpunkte  von  p^  mit  e^  und  von  p^  mit  e^  sind  Punkte 
aof  F^,  in  welchen  die  Tangentialebenen  durch  S^  gehen ;  sie  sind  die  Dop- 
pelpunkte der  bereits  erwähnten  Involutionen  auf  e^',  e^.  Diese  vier  Punkte 
liegen  auf  dem  Bertthrungskegel  vierter  Ordnung,  welchen  man  aus  S^  an 
F*  (ausser  E^^  legen  kann.  (Den  Schnittpunkten  von  p^  mit  e^  und  von 
Pi  mit  e,*  kommt  diese  Eigenschaft  nicht  zu.)  Jene  vier  Punkte,  sagen  wir 
kun  t?pi^  beschreiben  bei  der  Bewegung  von  E  um  K,*  eine  Curve  vierter 
Ordnaog,  welche,  auf  dem  Polarenhyperboloid  liegend,  jede  seiner  Erzeu- 
genden zweimal  schneidet.  Letzteres  gilt  auch  fUr  den  Oit  der  Punkte 
fiV»  urd  es  folgt:  Die  Schnittcurve  des  Polarenhyperboloids  mit 
F^  zerfftllt  in  zwei  Raumcurven  vierter  Ordnung  erster  Spe- 
eies.  Die  eine  davon  ist  die  Berührungscurve  des  aus  dem 
Kegelscheitel  an  F^  (ausser  Kj^)  gelegten  Berührungskegels  vier- 
terOrdnung;  in  jedem  ihrer  Punkte  berühren  sich  zwei  Kegel- 
schnitte der  zum  Kegel  gehörenden  adjun^irten  Schaaren.* 
Wenn  eine  Ebene  A  an  K^^  einen  zerfallenden  Kegelschnitt  a,  a^  der  Schaar  I 
(oder  1*)  enthält,  so  fallen  die  Doppelpunkte  der  Involution  auf  a^a^  iu 
dem  Schnittpunkte  dieser  Geraden  zusammen :  Die  letztgenannte  Raum- 
cnrve  vierter  Ordnung  geht  durch  die  acht  Schnittpunkte  der 
in  den  beiden  Kegelschnittschaaren  enthaltenen  Geradenpaare 
und  berührt  in  jedem  Schnittpunkte  den  vierten  harmonischen 
Strahl    des   Kegelscheitels    mit  Bezug  auf  das   Geradenpaar.** 

Schneidet  man  F^  und  den  Kummer 'sehen  Kegel  Kj'  mit  der  Polar, 
ebene  des  Kegelscheitels  S^ ,  so  erhält  man  eine  Curve  vierter  Ordnung  mit 
zwei  Doppelpunkten  und  einem  Kegelschnitt,  welche  beide  sich  in  vier 
Punkten  berühren.  Diese  Punkte  liefern  mit  K^  die  Ebenen,  in  denen  sich 
jß  zwei  Kegelschnitte  der  Schaaren  J,  J*,  die  in  derselben  p]bene  von  Kj* 
biegen,  berühren. 

Kehmen  wir  wieder  an,  man  kenne  von  der  Fläche  F*  die  drei  Gera- 
denpaare aiOgo  2^1  ^2»  ^i^s'  cL^f^Q  Ebenen  sich  im  Kegelscheitel  8^  schneiden. 
^  sei  <  eine  Transversale  der  vierten  harmonischen  Strahlen  a^,  h^^  Cq  von 

*  Zur  Ergänzung  des  gegebenen  Beweises  betrachte  man  irgend  einen  Quer- 
*^nitt  von  F^  dessen  Ebene  P  durch  Sx  gelegt  ist  Der  Schnitt  besteht  aus  einer 
Cnrre  vierter  Ordnung  p*  mit  zwei  Doppelpunkten ,  Si  ist  der  Schnittpunkt  zweier 
^Ppeltangenten  <|,  tt  ▼on  p*.  Aus  Sx  gehen  an  p^  noch  vier  Tangenten ,  welche 
'^iQ,l{,  S  EU  Berührungspunkten  haben  mögen.  Durch  P,  Q^R.S  läset  sich  ein 
K^Khnitt  legen ,  welcher  tx ,  tf  je  im  vierten  harmonischen  Punkte  von  5,  für 
die  BerQhnmgspunkte  dieser  Doppeltangenten  berührt.  Er  ist  der  Schnitt  mit  dem 
<^<^Urenhyp6rboloid.  Die  Punkte  von  p*  sind  durch  5,  und  die  Punkte  dieses 
^^S^iichnittet  paarweise  harmonisch  getrennt 

^Vergl  Clehecb,  Crelle'a  Journal  Bd.  69  S.25. 


174     üeber  Fl&chen  4.  Ordn.  m.  Doppel-  u.  m.  Cnspidalkegelscliiiitt. 

Si  lür  die  Geradenpaare  at,  bt,  Ci.  Die  Ebene  8^t  schneidet  die  sechs 
gegebenen  Geraden  in  Punkten  eines  Kegelschnittes,  welcher  augenschein- 
lich dann  und  nur  dann  zerföllt,  wenn  die  sechs  Punkte  zu  je  dreien  in 
zwei  (jeraden  liegen.  Weil  aber  die  Geraden  eines  Paares,  z.  B.  h^h^y  sich 
schneiden ,  diejenigen  verschiedener  Paare  windschief  sind ,  so  müssen  jedes- 
mal drei  Geraden ,  welche  von  der  Ebene  S^  t  in  Punkten  einer  Geraden  ge- 
schnitten werden ,  allen  drei  Paaren  a< ,  hi ,  d  entnommen  sein.  Die  Ebene 
Sit  z.  B. ,  welche  aj,  bj,  c^  in  Punkten  einer  Geraden  schneidet,  thnt  das- 
selbe für  a^ ,  &2 )  ^i )  ^^^^^  Ebene  enthält  einen  zerfallenden  Kegelschnitt  der 
Sch&ar  I*.  Man  findet  diese  Ebene  eindeutig  wie  folgt.  Die  Geraden  a^h^e^ 
und  a^h^c^  bestimmen  (durch  ihre  Transversalen)  zwei  Begelschaaren ,  ao 
welche  aus  8i  im  Ganzen  vier  gemeinsame  Tangentialebenen  gelegt  werden 
können.  Drei  davon,  nämlich  die  Ebenen  A  (von  a^a^)^  B,  G  sind  bereits 
bekannt  und  fallen  ausser  Betracht.  Die  vierte  gemeinsame  Ebene  E  schnei- 
det alsdann  (i|,  b^,  0|  in  drei  Punkten  der  Geraden  «j;  Og,  5^,  c^  in  drei 
Punkten  der  Geraden  €2.  —  Ebenso  findet  man  drei  weitere  Ebenen  F,  6, 
H,  welche  bezüglich 

je  in  drei  Punkten  der  Geraden 

schneiden,   und   es  sind  damit  die  in  der  Schaar  I*  enthaltenen  Geraden- 
paare linear  construirt. 

umgekehrt  könnte  man  etwa  aus  ^],e,;  fi,  fg]  9ii  9t  ^^®  Geraden- 
paare der  Schaar  I  finden.  Nach  der  eingeführten  Bezeichnung  werden 
^ifi9n  ^ifi9t^  ^if%9\^  hfi9%^  ^tfi9\i  ^%f\9%  bezüglich  von  a,,5|,  Cj.o,, 
&2»  c^  geschnitten.  Es  verbleiben  die  Temen  eif292^  ^2/1^11  elftere  sollen 
von  d^ ,  letztere  von  d^  geschnitten  werden.  So  erhält  man  folgende  Tabelle, 
in  welcher  neben  jeder  einzelnen  Geraden  diejenigen  fünf  angegeben  sind, 
welche  erstere  schneiden. 


«1 

1 

0«  «1  /l  9\  h 

Ot 

^t  «t  /f  9t  ^t 

e, 

€2  a,  hx  c,  df 

et 

ex(H\etdt 

6. 

&i  «1  f\  9t  K 

^ 

l>ietft9ih 

U 

ft  öi  ^  ^  ^t 

ft 

/SOffttCl* 

C| 

Ct  ex  U  gt  ht 

Ct 

Cxe^fi9th 

9x 

9t  «1  \  Cx  dt 

9t 

9\  öf  &i  <^  ^ 

d. 

<fc  «1  /f  5^f  Ä| 

dt 

dx  etfxQxK 

hi 

Ät«i  b^c^dx 

K 

hxOthxCtdt 

Die  folgende  Tabelle  enthält  die  Geradenpaare ,  welche  jedesmal  zu  der- 
selben Kegelschnittschaar  gehören. 


/ 

II 

III 

IV 

F 


r  I 


axOf,  bxbt,  CxCf,  dxdt 

«i«i>  bfff,  Ct9t,  d^h^ 

O'xfx,  bfCf,  Cxhf,  dtg^ 

ai9i>  bxht,  c,c,,  dxff 

^t^if  biOt.  c,/i,  d,Ct 


W 


I* 
11^ 
III* 
IV* 

V* 


et  et,  fift,  9i9t,  Äi*i 
flf«t>  ^iftf  Cx9t,  d,hi 
(hftf  hex,  Cfhx,  dtgt 
at9t»  ^hx,  cie,,  d,/; 
(H\>  öt0\>  Ctfx»  dxtx 


Von  Dr.  A.  Weiler.  175 


Di*  Linieupaare  einer  ganzen  Uorizontalreibe  bezeichnen  zagleiofa  je 
übt  Ebenen   des  xu  den  adjungirten  Scbaaren  gehörenden  Kummer'Echen 

Wenn  der  Sclieitel  S,  eines  Kumra er 'sehen  Kegek  in  die  Ebene  C  des 
DoppelkegelMboittes  lUllt,  so  ist  S,  ein  Diagonalpunkt  des  Vierecks  der 
Finch jinnkte.  F'  ist  dann  sich  selbst  entsprechend  in  eiuer  iuvoluiorischen 
follinention  vom  Centruni  S\,  deren  Ebene  S,  die  Pnnkte  a,»,,  bjli^,  ... 
MÜilüt.  Das  Polaren hyperboloid  des  Schett«Ia  S,  degenerirt  in  den  Kegel- 
Khitt,  welchen  S,  aus  K,'  schneidet.  Aus  der  letzten  Tabelle  folgt,  dass 
die  Scheitel  S^,  .-,  S^  der  übrigen  Kegel  in  S,  liegen ,  so  da^s  auch  diese 
Ktgel  Dod  ihre  Hyperboloide  ihre  eigenen  Bilder  in  der  Collineation  sind. 
S,  ichneidet  aus  F*  eine  Curve  vierter  Ordnung  v*  mit  zwei  Knoten  und 
mit  icbt  Doppel Ungenten.  Diesse  Doppeltangenten  geben  ku  je  zweien  durch 
^t  vkr  Kege  Ischeitel.  —  Wenn  ein  zweiter  K  e  gel  sehe  itol ,  Sj,  in  C  fällt, 
1"  tritt  eine  neue  Collineation  vom  Centrum  S^  und  der  Ebene  S,  auf.  Die 
(*,  velche  dorch  S,  aus  ¥*  geschnitten  wird,  hat  nunmehr  folgende  Eigen- 
«ianm.  Zwei  ihrer  Doppeltangenteu  schneidea  sich  in  &,,  also  auf  der 
VerbimlungBÜnie  der  Knoten ;  S^  ist  ein  Homologiecentrum  für  c',  die  Honio- 
lugtMie  ist  die  Schnittlinie  S^S^,  auf  ihr  schneiden  sich  die  verbleibenden 
wh  Doppeltangenten  paarweise  in  den  Scheiteln  der  übrigen  Kummer- 
«rtwn  Kegel.  —  Rttckt  endlieh  auch  von  diesen  drei  Scheiteln  einer  in  die 
Ebene  C  (in  den  Punkt  CS,Sj,),  so  fallen  die  beiden  übrigen  im  Schnitt- 
mulcte  der  nanmehr  vorhandenen  drei  Collineation  aeben  un  siisammen.  Dieser 
Poukl  ist  alsdann  der  Scheitel  eines  singulären  Knmmer'schen  Kegels, 
befljUch  ein  Knotenpunkt  der  PiHche  P*. 

Wenn  wiederum  S,  in  C  iUIlt,  K,*  aber  ü  berührt,  so  gehört  c*  den 
tiljnii^rten  Schaaren  /,  I'  an.  Beide  Schaaren  „durchschneiden  sich"  in 
f"  md  die  Developpable  an  F*  längs  c*  zerfUUt  in  zwei  Kegel  zweiter  Classe. 
la  diesem  Falle  kann  kein  weiterer  Kegelscheitel  in  C  liegen,  es  sei  denn, 
liws  gleichzeitig  c'  selbst  zerlttllt. 

2.  DiePlftche  vierter  Ordnung  P*mit  RUckkehrkegelscbnitt 
t"  wird  darch  c'  und  einen  beliebigen  ihrer  Kegelschnitte  g*  erzeugt  wie 
'°lgt  Die  Kegelschnitte  c^  und  p',  welche  sich  hier  nothwondig  berühren 
Bloen,  sind  die  Grundcurve  eines  Büschels  von  FUlchen  zweiten  Grades. 
^  Kegel  K*,  durch  c*  gehend,  habe  seinen  Scheitel  S  in  der  Ebene  G  von 
f.  seine  Ebenen  E  sind  den  Flächen  F*  des  Büschels  c*(/'  projectiv  so  zu- 
pwdnet,  daas  der  Ebene  0  die  in  die  Ebenen  CG  zerfaUende  Flüche  ent- 
'pncbL  Die  Kegelschnitte,  in  welcben  die  Ebenen  E  ihre  entsprechenden 
Glichen  F'  schneiden,  bilden  eine  Schaar,  welche  F*  einfach  Überdeckt, 

Von  F'  liegt  in  E  zunächst  der  Kegelschnitt  c,*  =  EP". 
'■Wann  von  K*  und  ihre  entsprechenden  Flächen  des  Büschels 
"1  eiuBm  Strahl büschel  aus  S  und  einem  dazn  projectiven 
''IicIkI;  der  BerOhriingaseite  s  von  E  mit  K*  eniapiic^il  f-^. 


itsprechenden 

Iberdeckt,  ^^m 

Die  übrigen    ^^^H 
schneiden  £  ^^^^^| 

KegelMhiutt- ^'^^^^1 
T>et  <^'       -  J 

f  ■ 


178     üeber  Flachen  4.  Ordn.  m,  Doppel - 


i.  Cuspidalkegslsclmitt. 


alle  KegeUclinitte  ans  F*  ge^ichnitleii ,  deren  KbeoMj  die  Ase  a  entb&ltea. 
Za  jeder  Ebene  durch  a  gehören  aber  zvei  Flächen,  velche  aich  inoerhalht 
des  Büschels  Tertauschungsf^hig  entEprechen  mtiäsei).  Daraus  folgt  die  scbosi 
früher  (analytisch)  hergeleitete  Erzeugung  der  „In  volutionsi 
Kegelschnitten  auf  F*.  —  unter  den  zu  einer  Involution  gepaarten  Ftächei 
des  BUscbels  c^g*  sind  zwei  sei b^tentsprech ende  (Doppelfiltchen),  Der  e 
entspricht  die  Ebene  C  von  c'  und  es  erweist  üich  der  Cuspidalkegelschnitf 
c*  als  „Backkehrkegelschnitt  der  InvolutionsEchaar'-';  di< 
bezügliche  Doppelflache  wird  mit  F*  ISngs  c*  von  demselben  Kegel  : 
Claese  V  berührt  Kq'  entbült  die  Ebenen  Ä,  B,  weshalb  sein  Scheite 
in  die  O^enaxe  a^  fallen  muss.  —  Der  zweiten  DoppetflUche  entspricht  t 
Ebene  durch  a  offenbar  die  Doppeitangentialebene  von  F*. 
Ebene  schneidet  aus  A,  B  die  singulären  Tangenten  in  den  Cloa- 
punkten  und  iat  gleichzeitig  fßr  die  beiden  letzteren  die  ansgezeichnetf 
durch  sie  hindurch  gelegte  Ebene;  an  Stelle  des  Contoctes  zweiter  Ordnang 
der  Äeste  in  dieser  Ebene,  an  den  Clogpunkten,  tritt  Identität  dieser  Aeste  a 
(Zeuthen,  1.  c  8.  480),  —  Der  einfachste  Fläehenbüschel,  welcher  bei  I 
Zeugung  der  Involutionsschaar  auftritt,  ist  augenscheinlich  derjenige,  w 
eher  BJi  <?  und  den  <?  unendlich  nahen  Kegelschnitt  dieser  Scbaar  gelegt  ii 
(dessen  Flächen  Kq*  lüngs  c'  berühren). 

Besitzt  die  Fläche  F*  mit  Cuspidalkegelscbnitt  einen  conischeD  En 
ten  S,  so  ist  er  der  Scheite!  eines  Kummer'schen  Kegels  K*=  Hc*,  er  lie 
auf  der  Gegenaie  a^.  Von  den  vier  Schnittpunkten  von  a^  rait  F*  fallei 
Ewei  in  S  und  damit  werden  je  zwei  von  den  Geraden  «i  (It.)  mit  AS  {BS^ 
identisch,  z.B.  ay=^a^y  b,  ^b^.  Die  Kegelschnittschaareo ,  welche  (c*  t 
rühren  und)  a,,  Og,  &,,  t),,  und  dte,  welche  a^,  Oj,  \,  \  schneiden,  sii 
hier  identisch,  ebenso  ihre  adjungirten  (welche  entweder  o,,  a^,  &,.  6,  odfl 
a,,  a^,  bj,  5,  schneiden).  Ga  erweist  sich  £  selbst  als  Scheitel  des  zu  dicfi 
vereinigten  Schaaren  gehörenden  Ku  mm  er 'sehen  Kegels.  Der  Kegel  Sc*=] 
ist  hier  ein  singulärer  Kummer'scber  Kegel,  welcher  durch  Vereini 
gung  aus  zweien  entstanden  ist  Die  zugehörigen  adjungirten  Kegelschnitt 
schaaren  sind  durch  Vereinigung  aus  je  zwei  Schaaren  entstanden; 
Kegelschnitte  gehen  sÄmmtlicb  durch  den  Kegelscheitel,  sie  sind  slngulSri 
Kegelschnittschaaren.*  —  Ausser  den  hier  abgeleiteten  Kegelscbnitfe 
schaaren  und  der  lavolutiousscbaar  hat  man  noch  zwei  adjungirte  Schaaren 
welche  zu  einem  Knmmer'schen  Kegel  K,*=  .SiC*  gehören,  dessen  Soheita 
&',  ebenfalls  auf  (ig  liegt.  Diese  Kegelschnitte,  welche  c*  berühren,  schnei 
den  entweder  b^.  b,  und  berühren  A  an  AS,  oder  sie  schneiden  Og.  a^  und 
berühren  B  an  SS.  —  Der  singulUre  Kegel  K»  berührt  F'  längs  ( 
AS.  BS  zerfallenden  Kegelschnitt,  währenddem  K,'  dte  FlScUe  länj^s  einei 
irreducibeln  Kegelschnitt  der  Involutionsschaar  berührt. 

'  Jeder  Kegeledtaitt  dieser  singalären  Schaateii  berührt  in  S  eine  Seit«  d 
tu  dieseta  Knoten  S  gehörenden  BeräbtungekegwU  i.^(»\jn  Otä&'mv%9. 


ii», 


Von  Dr.  A.  Wkilm. 


177 


An  dieser  Steile  werilo  aii^enouimeu,  e^  seien  voii  der  Flüche  F*  be- 
hmit  lier  Cuspidalkegelschnitt .  die  ÄKen  und  ihre  Schnittpunkte  mit  F', 
nil  uderen  Worten  c"  und  die  vier  Geradeupaare  a,  fc^  (» =  1,  2,  3.  4), 
IMUD  lassen  sich  die  sechs  Kegelschnittschaaren ,  die  drei  Kammer'scfaen 
irgt\  nnd  die  Polareuhyperboloide  direct  finden.  Die  Kegelschnitte  der 
•nieo  Schaar  (berühren  c*  und)  schneiden  die  vier  Geraden  n,,  %,  b^,  b,;  die 
^  w)juDgirt«n  Bebau  schneiden  u,,  a,,  !>,,  b^  a.  b.  f.  Die  Bestimmung  der 
«nten  Scbaar  ist  folgende. 

£a  habe  c*  in  einem  seiner  Punkte  E  die  Tangente  c  (Fig.  2).     Um  e 
dreht  m&n  eine  Ebene  E,  welche  a,,  o^,  b^,  b^  in  A^,  A^,  B^,  S^  schneidet. 
W«aa  dieee  Ebene  in  einer  bestimmten  Lage  einen  Kegelschnitt  der  Schau  / 
esthilt,  so   ergeben    die  Seiten  deä  Vierecks  Ä,AfB^Bf  mit  c  geschnitten 
dffti  Pnnktepaare  einer  Involution,    welche  in  E  einen  selbstenteprechenden 
Punkt  haben   muss.     Die   Gegenseiten    A^Ag-   B^B,    liefern    nun    ein   fest- 
liegendes  Paar  M,  N;    soll   daher  E  der   eine  Doppclpunkt  der  Involution 
Miia,  (o  (BUt  der  andere  in  0  =  ae.     Wenn  daher  die  Sohnittpnnht«  P,  P' 
TOD  AiB^  und  A^B,  mit  E  die  Strecke  OE  harmonisch  theilen,  so  befindet 
sieh  E  in  der  richtigen  Lage.  —  Bei  der  Drehung  von  £  um  e  beschreiben 
/*,  P'  »wei  projectiso  Heihen,  für  E  =  C  fallen  beide  in  0  zusammen,  und 
«a  kommt  also  nur  einmal  vor,  dasa  OEPP'  eine  harmonische  Gruppe  ist 
Coligc^ben  von  E  =  C,   welche   Ebene  ausser   Betracht  fSIlt).     Diese  eine 
-Kbene  E,    eclmeidet  alsdann    a^  in  dem  Scheitel  S,  des  KegeU  K,*.     Coa- 
*kniirt   man  in  dieser  Ebene  E,  die  vierten  harmonischen  Punkte  A,^,  B^^ 
"Vflii  Sj  für  AfAf.  B^Bf,    bo  ist  deren  Verbindungslinie  die  Polare  von  S, 
für  den  in  E,  gelegenen  Kegelschnitt  der  Schnar  /.   —   Lässt  man  nun  E 
,  ^tu  Kegelschnitt  c*  durchlaufen,  so  beschreibt  E  den  Kummer'schen  Kegel 
=  6',e*;    die  Polare  A,^B^   echneidet  A,  B  in  zwei  projectiven  Eeihen, 
)  TrKger   die   Polaren   von  S,    für  a^a^.  b.^b^    sind.     Indem  man   beide 
duclmittscbaaren  beachtet,  die  K,' zukommen,  bat  man:  Die  Polaren 
Ir  die  Geradenpaare  OiOg,  Uga,,  b,&j,  f>,b,  sind  ein  wind- 
ibiefes  Vierseit    des    dem   Regel  K,'   zugeordneten    Polaren- 
kp«rboloida. 

Bei   der  Bestimmung  der  Ciospunkte  bat  sich  heran ygestellt ,    dase  die 

Ben  durch  die  Axe  aus  F*  Kegelschnittpaare  ausschneiden,  welche  A,  B 

^A,  ß  berflbren.    Daher  kann  man  durch  c*  und  irgend  zwei  dieser  Kegel- 

ftnitte  jeOesroal   eine  FlBche   zweiten    Grades   legen   (welche  F*    weiterhin 

(bt  mehr  schneidet),     umgekehrt  schneidet  eine  Flüche  zweiten  GraJes  F', 

I  e*  and  einen  von  diesen  Kegelschnitten  gelegt.  F*  in  einem  weiteren 

placbnJtt«   durch    A.  B.      Denn    sei  P  irgend   ein,    F'  und  F*  gemein- 

r  Punkt,    so   muss   iler  Kegelschnitt  durch  f.    welcher  A  und  B  in  A 

I  B  berührt,  auf  F'  und  auf  F*  liegen.     Legt  mau  daher  durch  c'  nnd 

I  beliebigen  dieser  Kegelschnitte,  k*,  dessen  Ebene  durc\v  ^  ki.«  ^ii^V 

von  FlUcbeu  zneiten  Grades,  so  werden  OiuicV  äÄ«^« ^V^f^^KSC^ 


180      üeber  Flächen  4.  Ordn.  m.  Doppel-  a.  m.  Caspidalkegelschnitt 

Jede  F^  mit  Caspidalkegelsclinitt  <^  wird  Iftngs  (?  von  einem  Kegel 
zweiter  Classe  K©*  berfihrt  nnd  die  Flachen  zweiten  Orades  F*,  welche  K©* 
Iftngs  (?  berühren ,  schneiden  F^  in  den  Kegelschnitten  der  Involntionsschaar. 
Ordnen  wir  daher  die  K^*  längs  <^  berührenden  Flächen  zn  einer  InvolutioB, 
so  dass  die  Ebene  C  von  c*  die  eine  selbstentsprechende  (Doppelfläche)  ist. 
Die  Flächenpaare  biingt  man  in  bekannter  Weise  in  projective  Zuordnung 
mit  den  Ebenen  E  dnrch  die  Tangente  a  an  c*.  Die  in  E  liegenden  Eegel- 
schnittpaare  haben  bei  A  stets  vier  consecutive  Pnnkte  gemein.  Unter  diesoi 
Ebenen  entspreche  D  der  zweiten  Doppelfläche,  so  ist  D  die  Doppeltangen- 
tialebene von  F^.  Vor  Allem  aber  ist  die  Ebene  A  ansgezeichnet,  welche 
Kg'  längs  SqA  berührt:  diese  Ebene  A  schneidet  ihr  entsprechen- 
des Flächenpaar  in  vier  Geraden  a^,  Og,  o,,  04,  welche  die  ein- 
zigen derSchaar  nnd  der  Fläche  sind.  Da  nun  alle  Flächen  F*  des 
genannten  Büschels  aus  A  die  Geradenpaare  einer  Involution  schneiden, 
deren  Doppelstrahlen  a  und  die  Berührungsseite  o^  von  A  mit  K^*  sind,  so 
folgt:  Die  vier  Geraden  o,*  der  Fläche  sind  durch  die  Axe  a  und 
die  Gegenaxe  Oq  paarweise  harmonisch  getrennt.  Die  Gegen- 
axeoo  fallt  in  die  singulare  Tangentialebene  des  Clospunktes, 
ihre  Schnittpunkte  mit  F^  sind  im  Ciospunkt  vereinigt.  —  In  bekannter 
Weise  findet  man:  Die  Fläche  enthält  zwei  Kummer'sche  Kegel 
Kj*,  K^*  und  dazu  gehörend  zwei  Paare  adjungirter  Kegel- 
schnittschaaren,  endlich  die  Involntionsschaar. 

Kegel  aus  Punkten  auf  a^  nach  <^  gelegt  schneiden  F^  in  Paaren  von 
Kegelschnitten  der  Involutionsschaar.*  Für  K^*,  K,*  erhält  man  bekannter- 
weise je  nur  einen  Kegelschnitt  doppelt  Für  K^  fällt  der  eine  dieser 
Kegelschnitte  in  (?,  —  Zur  Erzeugung  der  Kegelschnittschaaren  dient  übrit 
gens  Kq'  wie  folgt :  Eine  Ebene  E  des  Kegels  K|'  berühre  <^  in  E.  Diese 
Ebene  enthält  zwei  Kegelschnitte  der  Schaaren  J,  I*^  welche  c^  in  ^  be- 
rühren, Kq'  (bezüglich  dessen  Schnitt  mit  E)  bei  E  osculiren  und  von 
denen  jeder  zwei  der  Geraden  ai  schneidet,  welche  nicht  mit  Bezug  auf  o, 
Oq  co^jugirt  sind  (so  dass  durch  beide  Kegelschnitte  alle  vier  Geraden  o^  ge- 
troffen werden). 

Im  Ciospunkt  fällt  die  singulare  Tangente  mit  der  Tangente  an  den 
Cnspidalkegelschnitt  zusammen.**  —  S^eil  die  Axen  a,  a^  sich  schneiden, 
sind  die  Elemente  der  Fläche  nicht  mehr  in  geschaarter  Involution,  dagegen 
entsprechen  sie  sich  noch  für  oo^  involutorische  Centralcollineationen  aus 
Punkten  auf  a  und  mit  Ebenen  durch  a^.*** 


*  Dasselbe  gilt  für  die  Fläche  mit  getrennten  Clospunkfcen. 
**  Ebenso  wenn  bei  einer  Fläche  mit  Doppelkegelschnitt  zwei  Pinchpunkte 
sich  vereinigen. 

^**  Hieraus  folgt  n.  A.,  dass  die  Geraden  a<  paarweise  dnrch  a  und  o«  har- 
moaiacb  getrennt  sind. 


Von  Dr.  A  Weiler.  181 

Indem  man  die  Geraden  o^  in  A  mit  Oq  oder  anter  sich  zusammenfallen 
iSast,  erhält  man  folgende  SpecialfSlle: 

a)  Wenn  eine  Gerade  a^  in  a^  föllt,  so  geschieht  das  gleichzeitig  für 
eine  xweite  Gerade  o,  and  es  bleiben  a^y  a^y  welche  durch  a,  a^  harmonisch 
getrennt  sind.  Die  früheren  Kegel  K|^  E,^  fallen  hier  zusammen  und  bil- 
den den  einzig  vorhandenen  singulären  Kummer 'sehen  Kegel  K^  dessen 
Scheitel  S  ein  conischer  Knoten  der  Fläche  ist.  Der  Berührungskegel 
an  F^  im  Knoten,  S^  und  der  singulare  Kegel  K^  haben  an  aQ  =  ÄS  vier 
coBsecative  Erzeugende  gemein.  —  Bei  der  Erzeugung  der  Involutionsschaar 
entspricht  hier  der  Ebene  A  (an  K^^)  ein  Flächenpaar,  dessen  eine  Fläche 
der  Kegel  K^'  selbst  ist. 

b)  Die  Geraden  at  vereinigen  sich  paarweise,  so  dass  a^^a^,  a^  =  a^'^ 
F*  besitzt  also  noch  zwei  Geraden,  welche  durch  a,  üq  harmonisch  getrennt 
tdnd.  Daraus  folgt,  dass  zwei  adjungirte  Kegelschnittschaaren 
mit  der  Involutionsschaar  zusammenfallen  und  es  verbleibt  noch 
ein  Kegil  mit  seinen  adjungirten  Schaaren.  (Der  hier  wegfallende  Kegel 
wird  sn  einem  doppelten  Ebenenbüschel;  sein  Scheitel  ist  zu  einem  un- 
bestimmten Punkte  der  Axe  geworden.)  —  Bezüglich  der  Erzeugung  der 
Flächen  aus  ihrer  Involutionsschaar  ist  hier  massgebend,  dass  der  Ebene  A 
die  eine,  hier  irreducible  Doppelfläche  des  involutorischen  Büschels  ent- 
q[>rieht;  die  Doppeltangentialebene  fällt  mit  der  singulären  Tangentialebene 
im  Clospunkt  zusammen. 

c)  Alle  Geraden  in  A  fallen  mit  Qq  zusammen,  01  =  02  =  03=304  =  00. 
IHe  Büschel  von  Flächen  zweite  u  Grades  durch  c^  und  irgend  zwei  der  Ge- 
nden  Oi  sind  identisch  und  es  folgt;  Alle  Kegelschnittschaaren  fal- 
len mit  der  Involutionsschaar  zusammen.  —  Das  Flächenpaar, 
Wflkhes  bei  der  Erzeugung  der  Involutionsschaar  der  Ebene  A  entspricht, 
bwteht  aus  dem  Kegel  Kq'  doppelt  gezählt. 

In  allen  diesen  Specialfällen  behält  Ä  seinen  Charakter  als  Clospunkt  bei 


Kleinere  Mittheilungen. 


IX.  Conjügirte  BeciprooitäteiL 

Der  Begriff  „eonjagirte  Eeciproci täten"  ist  durch  die  von  Herrn  Prof, 
Bosanes  in  Breslau  veröffentlichte  Abhandlung  ;,Zur  Theorie  der  recipro- 
ken  Verwandtschaft^,  Cr  eile 's  Journal  Bd.  90,  erweitert  worden.  Herr 
Prof.  Beye  in  Strassburg  spricht  in  seiner  „Geometrie  der  Lage",  L  Ab- 
theiiung,  2.  Auflage,  S.  194 flgg.,  von  sich  stützenden  Kegelschnitten.  Die 
vorliegende  Arbeit  hat  den  Zweck,  analog  den  Beye 'sehen  Ausführungen, 
den  Begriff  sich  stützender  Beciprocitäten  aufzustellen  und  deren  Identität 
mit  den  von  Herrn  Bosanes  betrachteten  conjugirten  Beciprocitäten  nach- 
zuweisen. 

£s  mögen  a^^i^  '"^  &| ^^ . . .  die  Geraden  zweier  Ebenen  Ä  und  B^ 
«1  «2  . . .,  ß^ß^,,.  deren  Punkte  bedeuten.  Vermöge  der  Beciprocitfit  £| 
entspricht  der  Geraden  ai  ein  Pol  Poi  un<i  dem  Punkte  at  eine  Polare  p^ ; 
vermöge  der  Beciprocität  2^  ist  der  Geraden  Oi  ein  Pol  $a,  und  dem  Punkte 
ai  eine  Polare  p«^  zugeordnet. 

Wie  gewöhnlich,  werden  zwei  Punkte  conjugirt  genannt,  wenn  der  eine 
in  der  Polaren  des  andern  liegt;  ebenso  heissen  zwei  Gerade  conjugirt, 
wenn  die  eine  durch  den  Pol  der  andern  geht.  Statt  conjugirter  Punkte 
oder  Geraden  einer  Beciprocität  wird  auch  oft  der  Ausdruck  „NuUpaare' 
dieser  Beciprocität  Anwendung  finden.  Alle  übrigen  vorkonunenden  Be- 
zeichnungen sind  in  der  erwähnten  Bosanes 'sehen  Abhandlung  erklärt. 

§1. 

Sind  (a^&i)  und  (a^\)  zwei  Nullpaare  der  2^,  derart,  dass  o,  den 
Pol  P»^  =  a|  und  \  den  Pol  Pa,  =  /3,  enthält,  und  construiren  wir  zu 
a|  I o^  =  «3  die  Polare  pa^  =  h^  und  zu  &^ |  ^^^  =  ß^  die  Polare  jp^  =  ^»  so  ist 

hhh    ^^^  ^^^^  polarer  Dreiseite  der  R^ ,  deren  entsprechende  Seitenpaare 

1     S    8 

(a^&^)  und  (Og^^g)  conjugirt  in  R^  sind. 

Lassen  wir  a^  das  Büschel  erster  Ordnung  a^  durchlaufen ,  so  beschreibt 
&3  das  Strahlenbüschel  erster  Ordnung  /S^,  a,  das  Büschel  a^  und  $«^<  die 
gerade  Punk  treibe    p«,.     Die    beiden   concentrischen  Büschel    ^i'¥«,<    und 

ßi'fi2^=bg^  sind  projectivisch,   sie  haben  da\i«t  i^«i  Strahlen  h^  und  5," 

entsprechend  gemein. 


Kleinere  Mittheilungen.  183 

et     As      da 

Für  63'=  63^  und   63*  ist  iPa,<  in  63«  gelegen,   es  sind  daher  ,*|/i|/i 

0|  Oj    O3 

und  ^^-1*2^2  ^^®^  Paare  polarer  Dreiseite  der  Beciprocität  JB;,  deren  ent- 

sprechende  Seitenpaare  (a^b^)^  (ög^V)»  (^a^V)»  (^^V)t  (öj* 63*)  conjugirt 
sind  in  B^, 

Die  beiden  Dreiseitenpaare  ,^»^^*,   und   ^*r*o,*„  müssen  nicht  voll- 

stftndig  real  sein,  denn  die  Seiten  h^^  und  ^3^  z.  B.  können  als  Doppel- 
sirahlen zweier  projecfiviscben  Büschel,  die  concentrisch  liegen,  imaginär 
werden. 

„Sind  daher  R^  und  R^  zwei  beliebige  Beciprocitäten ,  so  giebt  es  eine 

Doppelserie  von  Paaren  polarer  Dreiseite  ,*  jT^  V^  ^er  ^n  deren  entsprechende 

Seiten  {(hh)j  i=  1,  2,  3,  conjugirt  sind  in  R^." 

§2. 

9  Enthält  die  Reciprocität  B^  ausser  dieser  Doppelserie  von  Paaren  po- 
larer Dreiseite,  deren  entsprechende  Seitenpaare  conjugirt  in  B^  sind,  noch 

ein  einziges  Paar  ,*   *,^  solcher  polarer  Dreiseite ,  so  sind  die  entsprechen- 

^i  h  h 


m  /«  ot  y«  m 


den  Seiten  {a^b/^),  i=  l,  2,  3,  aller  polaren  Systeme  ^^mhmhm  ^^  -^i» 

^1    ^2    ^3 

welche  auf  die  in  §  1  angegebene  Art  construirt  werden,  Nullpaare  der  B^.^ 

Beweis. 
/.  Theü.     Hier   zeigen  wir,   dass  bei   festgehaltenen  (a^^i)   o^'  einen 

Wiebigen  Strahl  des  Punktes  «^  bedeuten  kann,   und  stets  wird   ^^w/^^ 

ein  Paar  polarer  Dreiseite  der  B^  vorstellen,   welche  die  in  unserem  Satze 
gewünschten  Eigenschaften  haben. 

Wenn  (a^&j)  festgehalten  wird,  so  beschreibt,  wie  wir  in  §  1  gesehen, 
03'  das  Büschel  O],  h^*  das  Büschel  ß^  und  $a.<  eine  gerade  Punktreihe, 
»enn  aj  sich  um  a^  dreht.  Für  a^*  =  a^  ist  $«,<  =  ^o,  nach  Voraussetzung 
in  63'  SS  &3  gelegen ;  die  beiden  concentrischen  Strahlenbüschel  ß{  $a.<  und 
V  Ittben  daher,  ausser  ihren  zwei  DoppeLstrahlen ,  noch  den  Strahl  b^  ent- 
sprechend gemein ,  sie  sind  also  identisch ,  d.  h.  $a»<  liegt  stets  in  63' ,  und 

alle  polaren  Dreiseitenpaare  ^  ^^  ^^  von  JB^  genügen  unserem  Satze. 

bi  ^2  ^8 

IL  Theü.  Wir  weieen  jetzt  nach,  dass  unser  Satz  für  die  ganzen  £be- 
^  i  und  B  besteht. 

Ol'  konnte  qin  beliebiger  Strahl  des  Btlschels  a^  sein,   und  stets  ^e- 

'^  ^?i^i  nn^erem  Satze.     In  ganz  analoger  'We\Ä^  \8ä^  "^"^  wa?«i^ 


184  Kleinere  Mittheilnngen. 

dass  a^  ein  beliebiger  Strahl  des  Punktes  o,  sein  kann,  und  immer  wird 

•         ■         • 

das  polare  System  j^\j^i,\  von  JB^    die    in    unserem  Satze   gewünschten 

Öj    O^   O3 

Eigenschaften  besitzen. 

Sind  (Oi^&i'")  irgend  zwei  in  2^  conjugirte  Strahlen  der  Büschel  a^ 
resp.  ß^,  SO  kann  Pa^m  =  ßj^  und  Pft^m  =  aj""  jeden  Punkt  der  Geraden  p., 
resp.  Pß^  vorstellen.  Construiren  wir  jetzt,  gemSss  den  Vorschriften  des  §  1, 
alle  Paare  polarer  Dreiseite  der  i2^,  deren  Seiten  ag"*  durch  «1""  gehen,  so 
kommt  unter  diesen  ein  Paar  vor  (dessen  Seite  a^"  =  a,^a|  ist),  dessen 
drei  entsprechende  Seitenpaare  (a,'"&j"'),  «=1,2,3,  conjugirt  sind  in  ^; 
es  haben  daher  auch,  nach  dem  im  I.  Theil  Bewiesenen,  alle  diese  Dreiseiten- 

P*"""®  hmhmhm  ^^^^^^^  Eigenschaft. 
^1    ^»    ^8 

Weil   «!*"    irgend   ein  Punkt  der  Geraden  p^  und  a^^  ein  beliebiger 

Strahl  des  Punktes  a^"*  sein  kann,  so  stellt  Og*"  jeden  Strahl  der  Ebene  vor. 

In  gleicher  Weise  ISsst  sich  zeigen,  dass  auch  a^"*  einen  beliebigen  Strahl 

a,""  Oa"  a»" 
der  Ebene  bedeuten  kann,   und   stets  wird  das  polare  System  ,*    ^ -.7^« 

der  2^1   die  in  unserem  Satze  gewünschten  Eigenschaften  besitzen,  q.  e.  d. 

„Yon  zwei  Beciprocitäten  B^  und  22,,  welche  dem  soeben  be- 
wiesenen Satze  Genüge  leisten,  sagt  man,  sie  seien  einander  con- 
jugirt." 

„Sind  daher  zwei  BeciprocitSten  R^  und  R^  einander  conjugirt  und 
man  construirt  ein  Paar  polarer  Dreiseite  der  Jß^,  deren  zwei  Paare  ent- 
sprechender Seiten  conjugirt  sind  in  IZ^,  so  hat  auch  das  dritte  Paar  ent- 
sprechender Seiten  diese  Eigenschaft.'' 


§3. 

Suchen  wir  zu  a^  die  Pole  Po^  =  ßi  und  ißai  nnd  construiren  su  ^|  =  ^^ 
die  Polare  o,,   zu  ^g^  =  ß^=sP^  die  Polare  02  und  schliesslich  zu  o,  den 

Pol  Pai  =  /^s  >  ^^  ^*  hhh    ®"^  polares  System  der  JBj ,  dessen  entsprechende 

^i  ^1  ^8 
Seiten  (Of&i),  i  =  l,  2,  3,  Nullpaare  der  zu  R^  conjugirten  Beciprocitftt  B^ 

sind,  und  zwar  ist  speciell  ^a^^ßii  $ai  =  /^si  aber  $«,  im  Allgemeinen 
nicht  =  ß,     D.  h. : 

„Sind  R^  und  JB,  zwei  conjugirte  Beciprocitäten,  so  ist  es  im  All- 
gemeinen unmöglich,  ein  Paar  polarer  Dreiseite  von  R^  zu  constmiren, 
deren  Seitenpaare  (o^^,),  i=l,  2,  3,  conjugirt  in  R^  sind,  so  dass  gleich* 

^J^g"  a  J J  ein  Paar  polarer  Dreiecke  von  iL  vorstellen,  deren  entspf»- 

cbende  Eckenpaare  dann  conjugirt  in  B^  ^yjA**- 


Kleinere  Mittheilungen.  185 


»> 


Kommt  e8  dagegen  vor,  dass  die  Reciprocität  B^   ein  Paar  polarer 

Dreiseite  .^7^?^  der  eben  erwähnten  Beschaffenheit  enthält,  so  enthält  sie 
Ol  0^  h 

eine  Doppelserie  derselben/' 

Beweis. 

Durchläuft  a,  das  Büschel  a^ ,  so  bewegt  sich  Pa^t  =  ßjf  in  ^3 ,  $a><  ^^ 
64.  Da  |?j'=5ß^<  und  ^a»  =  1^»'  ist,  so  beschreiben  aj*  und  Og'  die  Büschel 
erster  Ordnung  a^  und  a^,  also  Pa,«^/?«'  und  $a,<  zwei  gerade  Punktreihen, 
die  projectivisch  sind  und  in  demselben  Träger  h^  liegen. 

Diese  Punktreihen  ß^*  und  $a,<  sind  identisch.     Denn  alle  auf  die  an- 

gegebene  Weise  construirten  polaren  Dreiseitenpaare  ,V/»\;,*    der  Ä^  haben 

Oj   Og  O3 

die  Eigenschaft ,  dass  ihre  entsprechenden  Seiten  Nullpaare  der  R^  sind ;  es 
mu88  daher  $a,<  stets  ein  Punkt  der  Geraden  ^g'  sein.  Da  aber  alle  $«,  in 
der  Geraden  h^  liegen,  so  ist  ^a,<  =  5^ | ftg' =  J33'. 

Bedeutet  daher  a^'  irgend  einen  Strahl  des  Büschels  03,   so  lässt  sich 

•         •         • 

stets  ein  Paar  polarer  Dreiseite  ,\,^^^    der  B.  construiren,   welche  un- 

serem  Satze  genügen. 

Ist  Gl"*   ein  beliebiger  Strahl  der  Ebene  und  wir  construiren  in  der 

/«  m  /•  OT  /«  01 

obigen  Weise  alle  Paare  polarer  Dreiseite  j^jnhmhm  ^®^  ^1»  ^^^^^  Seiten 
Oj"  durch  den  Punkt  Oj*"  gehen,  so  ist  für  ai'"  =  aj^  =  08"''«*,   j^oJoi.\ 

1X9 

^  Paar  polarer  Dreiseite  der  B^ ,  die  unserem  Satze  genügen. 

Nach  dem  zuerst  Bewiesenen  haben  daher  alle  polaren  Dreiseitenpaare 

\m7mhm  ^®  ^  uuscrem  Satze  geforderten  Eigenschaften. 


§4. 

Ist  ^1 0^0304  ein  Yierseit  der  ii- Ebene,   h^h^h^h^  ein  solches  der  JB- 
e,  und  ist 

•kenao  «4  =  Ö8l«4>       «6  =  «2l«4i       «6  =  «2|ö8» 

A  =  M^2»       /'«  =  /'ll^8         U.S.  W., 

•0  nennt  man  ,^^^,^  ein  polares  System  von  zwei  Vierseiten  der  Beci- 

&i  ö,  1^3 1^4 

Ptodttt  lt|,  wenn  die  sechs  Punktepaare  (aj|ajt,  bi\bm)f  wo  tA;2iii  eine 

^luvdnuig  der  vier  Zahlen  1234  yorstA^i^    ^  i*    wenn 


Iftß  Kleinere  Mittheilungen. 

Ein  solches  System  von  zwei  polaren  Vierseiten   ^^^^  *  der  2J,  ist 

Yollkommen  bestimmt,  sobald  zwei  zugeordnete  Seitenpaare  (a|&|),  (Og&j), 
eine  dritte  Seite  a^  und  von  der  zugeordneten  Geraden  h^  ein  Punkt  n  ge- 
geben ist.     Man  hat  dann 

j?3  wird  in  der  Geraden  &^ ,  ß^  in  5^ «  ß^  ^°  ßz  ßb  ^  \  ^^^  ^4  ^^  ^s  ^^ 
construirt ,  dass  ,     ..      ,     ^.     ,     ^ .        ,,     .. 

KA)>   («2P5)»  («1P4)  ^<^  («4A) 

conjugirte  Punktpaare  der  Reciprocität  22^  bilden,  d.  h.  es  wird 
Weiter  ist 

05  ist  dann  zu  ß^  conjugirt,  denn  es  besteht  der  Satz: 

„Sind  fünf  Eckenpaare  zweier  Yierseite  Nullpaare  einer  Reciprocität, 
so  ist  auch  das  sechste  Eckenpaar  conjugirt  in  Bezug  auf  diese  ReciprocitSt.'^ 

Um  diesen  Satz  zu  beweisen,  sprechen  wir  ihn  in  der  Form  aus: 

;,Hat  man  zwei  Dreiseite  a^ii^as  ^^^^  ^1^2  ^3  ^^^  ^^^^  ^^®  ^^  ^11  ^2 
und  &3  liegenden  resp.  zu  a^,  a^  und  a^  conjugirten  Punkte  ß^^  ß^  und  ß^ 
Punkte  einer  Geraden  b^^  so  liegen  auch  die  in  aj,  a,  und  a^  befindlichen 
resp.  zu  ß^,  ß^  und  /3,  conjugirten  Punkte  03,  or^  und  a^  in  einer  Geraden  a^.' 

Beweis. 

Die  beiden  Dreiseite  bib^h^  und  Pa^PotPat  liegen  perspectivisch,  weil 
^ill^a,  =  /?3»  ^i\Pat=ßi  und  &3IP0,  =  (^4  Punkte  einer  Geraden  b^  sind;  die 
drei  Verbindungslinien  der  entsprechenden  Eckpunkte  beider  Dreiseite  schnei- 
den sich  folglich  in  einem  Punkte.  Bezeichnen  wir  daher  JPa,|l>a,=  /^x« 
Pa^\Pai  =  ß\  ^^^  Pth\Pa^^  ß^Gi  80  gehen  die  drei  Geraden  ft^i,  ß%ß\  und 
ßß  ß^Q  durch  einen  Punkt  S. 

Der  Pol  der  Geraden  ßiß\  ist  a^,  der  von  ß^  ß!^  ist  «5  und  der  von  ß^ßf^ 
ist  03;  die  drei  Punkte  03,  o^  und  05  liegen  daher  in  einer  Geraden  a^,  q.  e.  d. 

Aus  der  angegebenen  Construction  der  polaren  Vierseite  der  Recipro- 
cität 22^  ergiebt  sich,  dass  &|,  b^  und  n  so  gewählt  werden  können,  dass 
(a^&i),  (a^&s),  (c^b^  Nullpaare  der  Reciprocität  2^  werden.  Wir  haben 
zu  diesem  Zwecke  nur  festzusetzen ,  dass  b^  den  Pol  $a,  i  ^g  den  Pol  $«, 
enthält  und  da  s  der  Punkt  n  mit  dem  Pol  $«,  identisch  wird. 


§5. 

„Sind  {flib^  und  (a^b^)  zwei  Nullpaare  der  Reciprocität  B^^  so  kann  man 

mindeatena  zwei  Paare  polarer  Vierseite  J  JA  A  i^<i  1.' ??»«.*•  ^  JBi 

b^bjb^^ö^  M%W 

oonatmiren,  deren  Seitenpaare  (Oi  b») ,  i  =  \,  2 ,  ^,  4^  w^m^  « 


Kleinere  Mittbeilungen. 


187 


Beweis. 

Wie  im  vorigen  Paragraphen  gezeigt  wurde,  lassen  sich  unendlich  viele 
Paare  polarer  Yierseite  der  B^  constmiren,  die  (a^2>i)  und  (a^h^)  zu  Seiten 
haben  und  bei  denen  drei  Paare  entsprechender  Seiten  (atbi)^  i=l,2,3, 

conjngirt  in  JRg  sind.     Ist   j^-Jy^^^   ein  solches  Paar,   und  a^  durchläuft 

das  Büschel  «4,  so  beschreiben  ß^^  und  ß^*  zwei  projectivische  Punktreihen 
in  bi  resp.  h^^  die  zu  einander  perspectivisch  liegen,  weil  ftir  a^*^p^^ 
A'  =  W=/»i  =  6.|J',  wird. 

Für  0,'=«/«!  ist  «s'  =  «fj'=o,,   daher  /J3'=  6,|l>o,,  l'5'  =  Ml'".  »nd 

Wenn  also  03'  das  Btlschel  a^  beschreibt,  bewegt  sich  ßs'ß^*  =  l>4  in 
einem  Strahlenbüschel  erster  Ordnung ,  dessen  Scheitel  der  Schnittpunkt  der 
Geraden  b^  und  jp«, ,  d.  h.  der  Punkt  ß^  ist. 

Da  b^*=ßi^'^ak*  ist>  80  beschreibt  unter  diesen  Umständen  ft*  =  ft,  |  V 
die  gerade  Punktreihe  b^,  ^b  ^=  ^\Pfit*  ^^^  projectivische  Punktreihe  o^, 
a/^^a^o^^  das  Btlschel  erster  Ordnung  o^,  welches  dem  Büschel  bj  pro- 
jectiviscb  ist.  Die  Punktreihe  $<,«<  ist  demnach  projectivisch  dem  Büschel 
b/y  die  beiden  concentrischen  Strahlenbüschel  ß^'^aj  und  ^^^  haben  daher 

iwei  Strahlen  bJ  und  b,^  entsprechend  gemein:   ,*   *,^,^  und  ,,,.,* 

stellen  daher  zwei  Paare  polarer  Vierseite  der  R^  vor,  deren  entsprechende 
Seiteopaare  conjugirt  in  IP  sind,  q.  e.  d. 


§6. 
„Enthält  die  Beciprocität  22j,   ausser  den  im  vorigen  Paragraphen  er- 
wlhnten  Paaren  polarer  Vierseite,  deren  vier  entsprechende  Seitenpaare  con- 
jngirt in  /f,  sind,  noch-  ein  einziges  Paar  ,^JJ  ,*  derselben  Beschaffenheit, 

6,  öj  Ö3  b^ 

uid  wir  constmiren  nach  den  Regeln  des  §  5  irgend  ein  Paar  polarer  Vier- 

•wie  ^    ^    7*     *     der  B, ,   so  sind   die  entsprechenden   Seiten   (a,*"  &,••), 

h   ^f    h    ^ 
«=1,2,3,4,  dieser  Vierseite  conjugirt  in  Äj." 

Beweis. 

J.  rAe0.   Wir  zeigen  zunächst,  dass  bei  festgehaltenen  a^^  a^^bi  und  b^ 
S  iigend  ein  Strahl  03'  des  Punktes  «4  sein  kann,    und  stets  wird  das 

polire  SvBtem  ,  *  !**  ?*, .  *,  der  A  unserem  Satze  genügen. 

bi  0,  V  W 

Wie  wir  gesehen  ^  bewegen  sich  ß^^^  und  i^'  in  awei  concentrischen 
^ pngeetiTiBehen  Strahlenbfischeln  entar  0>  ^-^  BüsAliid  «i^ 

'mUhift    DhBesebel  fllgfß^'UB  !&\^qY^* 


188  Kleinere  Mittheilungen. 


nach  Voraussetzung  $«^  ein  Punkt  von  b^.     Die  beiden  Büschel  /S^'^o««  ^nd 
\*  sind  daher  identisch,  d.  h.  der  erste  Theil  unseres  Satzes  ist  bewiesen. 

IL  Theü,    Wir  weisen  hier  nach ,  dass  unser  Satz  für  alle  Geraden  der 

Ebenen  Ä  und  B  besteht. 

Og  konnte  ein  beliebiger  Strahl  des  Büschels  a^  sein ,  und  stets  genügte 

i    i 

hhhihi  ^^80^6°^  S&^ze.  In  analoger  Weise  lässt  sich  zeigen,  dass  o^  einen 
Oj  Og  O3  0^ 

beliebigen  Strahl  Og'  des  Büschels  a^  und  a^^  irgend  einen  Strahl  des  Punktes 

oTj  bedeuten  kann,  und  immer  wird  sich  ein  Paar  polarer  Vierseite  ,  *^  V*^  ^^  ^\ 

^1  *i  ^s  ^4 
der  R^  construiren  lassen ,  deren  entsprechende  Seiten  Nullpaare  der  R^  sin4* 

Ist  a^"*  ein  beliebiger  Punkt  der  Ebene  Ä,  so  schneiden  sich  in  dem- 
selben zwei  Strahlen  cii"*  und  a^^  der  beiden  Büschel  a^  und  a^ .  Bezeichnet 
02"*  einen  beliebigen  Punkt  der  Geraden  a^^f  so  geht  durch  ihn  der  Strahl 

o«'"  des  Büschels  «..    Es  lässt  sich  dann  ein  polares  System  r*«T^«T*«,* 
^  *  ^  «^  ft^"*  6,~  6,"  d^"" 

der  A^  construiren,  dessen  entsprechende  Seitenpaare  (at^&i^),  f=  1,2,3, 4, 

conjugirt  in  Bezug  auf  die  Beciprocität  R^  sind. 

Ist  daher  a^"*  irgend  ein  Strahl  des  Punktes  a^^j  a^  ein  beliebiger 

Strahl  von  «g*",  a^  ein  beliebiger  Strahl  von  a^'"  und  bedeuten  h^  resp.  &j*" 

zwei  beliebige  Geraden  der  Punkte  $ai"*  i'esp.  $a,«>  so  lässt  sich  ein  Paar  polarer 


»•/«   M 


Vierseite  »'   7*^,     ,*    der  Ä,  finden,  welche  unserem  Satze  genügen,  q. e.  d. 
61"»  ftg"  dj"«  ft^"»  '  '  ö      ö     »  ^ 

Auf  Grund  unseres  Satzes  stellen  wir  die  Definition  auf: 

;,Die  Reciprocität  R^  stützt  oder  trägt  die  Beciprocität  ^,  und 

umgekehrt  R^  stützt  sich  oder  ruht  auf  R^^  wenn  R^y  ausser  den 

im    §  5  erwähnten  Paaren  polarer  Vierseite,    deren  entsprechende 

Seiten  conjugirt  in  R^  sind,  noch  ein  einziges  Paar  polarer  Vierseite 

derselben  Beschaffenheit  enthält/ 

^Stützen  sich  die   beiden  Beciprocitäten  R^  und  it^t   ^^^  ^^ 

construiren  nach  den  Vorschriften  des  §  5  irgend  ein  System  polarer 

Vierseite  ,  ^ ,?  ?* ,  ^  der  Ä. ,  so  sind  dessen  vier  entsprechende  Seiten- 
Oj  0^  \  0^ 

paare  (flibi)^  ic=  1,  2,  3,  4,  congruent  in  R^.^ 

§7. 

„Stützen  sich  die  Beciprocitäten  Ry  und  R^^  so  sind  sie  auch  einander 
conjugirt. " 

Beweis. 

Cht  fljL  Ckn  ttd 

Von  dem  System  polarer  Vierseite  j/^^/j*  ^^^  -Äi»  dessen  entspre- 

cbende  Seitenpaare  (oift«),  ts  1,  2,  3,  4,  coiyugirt  in  H^  .sind,  wlUon  wir 
a^  and  ^  beliebig  und  definiren: 


Kleinere  Mittheilangen.  189 

0,  bestimmen  wir  so ,  dass  P«,  ss  5^  |  &,  =  ^^  wird.     In  diesem  Falle  ist 

h  =  h'  ßs  =  ^-i'  ^«.>     A  =  M  ^«/  J?-.  (<i.  1^-  unbestimmt  in  6,). 
Wir  v^Uüen  ß^  in  64  so,  dass  h^^Pot'^a,  wird«     Es  ist  dann 

ßi'^ße=^ßi^ 


«4=«8ll'/».  =  Oslos»      «6=««ljP/J,=  fl»l«S=«6i      «S  =  «lll>/».=^«j|Os  =  ««; 

84  ist  daher  identisch  mit  a^. 

Weil  wir  bei  unserer  Constmction  die  Regeln  des  §  5  befolgt  haben, 
mOssen  (a^^i),  (0,62)»  (ö^s^s)»  (^4^4)  Nnllpaare  der  /?,  sein.  Da  a^s^Oj 
ist,  so  mnss  $a,  ein  Punkt  der  Geraden  b^  sein ,   d.  h.  ^a,  =  ^s  I  ^4  ^  1^4  * 

Die  beiden  Dreiseite  j^^  j^^  von  denen  zwei  Seiten  a^  und  o,  beliebig  sind, 

^1  ^2  ^4 
bilden  daher  ein  polares  System  der  Beciprocität  B^,  dessen  entsprechende 

Seitenpaare  (ajft^),  (Ojfe,)  und  {a^\)  conjugirt  in  Ä,  sind,  q.  e.  d. 

jyZwei  conjugirte  Reciprocitäten  A|  und  R^  stützen  sich.^ 

Beweis. 
Um  die  Richtigkeit  dieses  Satzes  nachzuweisen,   zeigen  wir  zunächst: 

tf«  da  Oo 

,Ein  Paar  polarer  Dreiseite  -  *  7*  ^  der  Reciprocität  /?,  wird  durch  jedes 

^1  ^«  ^8 

beliebige  Geradenpaar  (a^h^)  zu  einem  System  polarer  Vierseite  ,*??*,* 

0|  Oj  O3  O4 

bitter  Beciprocität  ergänzt." 

Denn  ist  .^V*,'  ein  System  polarer  Dreiseite  der  B..  so  muss 

Min.    Es  sind  daher 

(«iA)t   («si^a)»  («s/^e))   («4^)»   («öW  ™^  («cW 

conjugirte  Pnnktpaare  der  Ä,,   ,'?*?,*  folglich  ein  System  polarer  Vier- 

6j  ö,  &8  64 

wite  der  Ä^ . 

Ist  die  Reciprocität  Aj  conjugirt  der  Reciprocität  /f^,  so  sind  die  ent- 
sprechenden Seitenpaare  (aihi)^  ♦=  1,  2,  3,  des  polaren  Systems  ,*   *?*  von 

Ol  Og  Ö3 

*i  eonjugirt  in  Ä,.     ,^1/,*  wird  durch  jedes  beliebige  Seitenpaar  (04^4) 

^1  ^8  ^8 

ZQ  einem  System  polarer  Vierseite  ,^V^?',^  der  ^,  ergänzt.     Bestimmen 
wir  daher   (0464)  so,   dass  es  ein  Nullpaar  der  B^  Torstettt»   bo  bilden 
^iLkd^  «in  Ptuur  polarer  Vieneite  von  B^^  defi«^ 


192  Kleinere  Mittheilungen. 

Die  Gleichang  2)  giebt  zunächst  wegen  Nr.  1)  und  durch  Coefßcienten- 
vergleichnng 

4)  )     /i(f«  +  v)  =  /i(a)  +  /lW/i(v)+f,W, 

/i  (f  +  -)  =  /i  (».)  +  ^i  (f.)  ft  (v)  +  f,  (^)  f»  (v)  +  f,  {»)  , 


Pttr  fi  =  V  =  0  findet  sich  f^  (0)  =  /j  (0)  •=  f,  (0) . . .  =  0;  ertheilt  man  ferner 
den  Gleichungen  4)  die  Formen 

/•.(>i+v)-/'.(>i).^/;(v), 

V  ^  V 

/i(M+v)-A(>')_  AWffx  ,/«(v) 


lässt  V  in  Null  übergehen  und  setzt  zur  Abkürzung 

V 

80  gelaugt  man  zu  den  Differentialgleichungen 


Unter  Bücksicht  auf  fk  (0;  --  0  erhält  man  hieraus 

• ••••••5 

worin  c^ ,  c, ,  Cg  etc.  willküiliche  Constanten  bedeuten.     Das  allgemeine  Bil- 
dungsgesetz dieser  Gleichungen  würde  noch  zu  erörtern  sein. 

Für  Cj  =  l,  C2  =  — 4^,  ^3  =  +  ^,  ^4  =  ~i  u.  s.  w.  kommt  man  auf 
den  binomischen  Satz  zurück ;  fttr  Cj  =  1 ,  c,  =  ^ ,  ,03  =  i^ ,  c^  =  5^* ,  c^  =  1-^ 
u.  s.  w.  entsteht  die  gleichfalls  bekannte  Entwickelung 

^  +  1*"''     1.2     *^+         rO        '^■'"            1.2.3.4  "^ 

.  m(>»+6)...(m+9)_,  . 
"^         1>2...5  '•'■■■  .         

=  (H-g+2a;«  +  5r'+14a:«  +  42a;5+  ■■y  =  r~y~'**l 
Moe  weitere  Unteranchang  dieser  Yrage  behalte  ich  mir  vor. 


IX. 

Ueber  die  Bewegung  ähnlich -veränderlicher  ebener 

Systeme. 

Von 

Paul  Somoff, 

Docent  am  K.  Fontinstitat  in  St.  Petenbarg. 


Durch  die  Untersuchungen  von  Grouard*,   Burmester**  und  Gei- 
senheimer*^  sind  die  meisten  Eigenschaften  der  Bewegung  ähnlich -ver- 
änderlicher Systeme  bekannt  geworden.     Diese  Untersuchungen,   wie  auch 
die  allgemeinen  Untersuchungen  von  Burmester  über  die  Bewegung  col- 
linear-verSnderlicher  Systeme,  wurden  auf  geometrischem  Wege  durchgeführt, 
wobei  die  bekannten  Eigenschaften  coUinearer  Figuren  als  Grundlage  dien- 
ten.    Obgleich  die  geometrische  Methode  sehr  oft  schneller  zum  Ziele  führt, 
ab  die  Untersuchung  auf  analytischem  Wege,  beabsichtige  ich  in  diesem 
Artikel  gerade  den  zweiten  Weg  zu  wählen ,  weil  dadurch  ein  etwas  anderer 
Gesichtspunkt  gewonnen  und  vielleicht  auch  eine  grössere  Einheit  der  Unter- 
suchung erzielt  wird. 

Es   sei  mir  daher  erlaubt,    bevor  ich  zum   eigentlichen   Gegenstande 
dieser  Mittheilung ,  der  Zusammensetzung  der  Bewegungen  und  der  relativen 
Bewegung  ähnlich -veränderlicher  ebener  Systeme  übergehe,   einige  Grund- 
formeln, sowie  auch  einige  analytische  Beweise  schon  bekannter  Sätze  an 
znflikren  und  dabei  auf  gewisse  Einzelheiten  einzugehen. 


L   Die  Bewegung  eines  ähnlich -veränderlichen  ebenen  Systems   kann 
<iveh  folgende  Grössen  vollständig  bestimmt  werden: 

a)  durch  die  Coordinaten  (^i,^|)  eines  Systempunktes  Jfj, 

b)  durch  die  momentane  Winkelgeschwindigkeit  r  und 
e)  durch  den  Ausdehnungscoefficienten  f , 

^  Tier  OrGssen  als  Functionen  der  Zeit  t  betrachtet. 


*  Llnttitiit  1866,  S.  169  und  179. 
•*  DiflM  2dt»ehrift  Bd.  XIX  8.  164. 
"^JkmObtt  Bd.  XXIV  8.  846. 

UMMtttmsHk  u.  PhjBik  XXX,  4. 


194       Ueber  die  Bewegung  ähnlich -veränderlicher  ebener  Systeme. 

Indem  wir  entsprechend  durch  (a^,  y*)  und  (x,^,  y/*)  die  Anfangscoor- 
dinaten  eines  Systempunkies  (rr,  f/)  und  des  Orundpunktes  3f,  l)ezeichnen, 
erhalten  wir  folgende  Grundgleichungen: 

:r  =  a,  +  /"        Ra-'-o^i")  co5(  jrdi\  -  hf-y,^)sin(^  Z*''^')]  ' 
/  •  rf(  ^«  < 

\  0  0 

Diese  Ausdrücke  können   auch  als  Lösungen  folgendpr  simulfAner  Differen- 
tialgleichungen betrachtet  werden: 

dx     dx^  t     ,  \  \ 

^)  <     d       d 

welche    auch    als    Grundgleichungen    fdr   die   Bewegung    des    l)etTachteten 
Systems  angenommen  werden  können. 

Die  Bewegung  eines  ähnlich -veränderlichen  ebenen  Systems  kann  be- 
kanntlich auch  durch  die  Bewegung  zweier  beliebigen  Systempunkte  M^ 
und  M^  bestimmt  werden.  Wenn  wir  durch  (fl^ityi)  und  (^,  y^)  die  Co- 
ordinaten  dieser  Punkte  und  durch  (a^,  b^)  und  (o^,  h^)  die  Geschwindigkeit»- 
^  comßonenten  derselben  bezeichnen ,  können  wir  folgendermassen  die  Functio- 
nen (  und  r  darstellen: 


3) 


r  = 


(a;,-a:,)«  +  (y,-yi) 


X 


Zur  Bestimmung  der  Coordinaten  eines  Systempunktes  M  erhalten  wir  aber, 
indem  wir  die  permanente  Aehnlichkeit  des  Dreiecks  M^M^M  ansdrfieken 
und  mit  ^|  und  k^  die  Tangenten  der  Winkel  {M^M^M)  und  (M^M^M) 
bezeichnen : 

Diese  Formeln  beweisen  unmittelbar  den  folgenden  Satz  von  Barmester: 

Beschreiben    zwei   Punkte    eines   ähnlich  -  verftnderliehea 
ebenen  Systems  affine  Punktreihen  auf  zwei  affinen  GnrTea« 
so  gilt  dasselbe  von  allen  SyBtempxxii'tLteii. 


Von  P.  SoMOPP.  195 

Man  ersieht  sofort  die  Richtigkeit  dieses  Satzes,  indem  man  beachtet, 
dasSy  wenn  zwei  Punkte  M^  und  M^  affine  Punktreihen  auf  zwei  affinen 
Carven  beschreiben,  zwischen  den  Coordinaten  dieser  Punkte  die  Beziehungen 

5)  x^^A^x^+B^y^  +  C^,     y,  =  ii«Äi +-B«y,  +  C, 

bestehen  mflssen. 

Der  analoge  Satz  von  Burmester,  die  einförmige  Bewegung  des 
Systems  betreffend,  kann  hieraus  als  specieller  Fall  abgeleitet  werden. 

S.  Betrachten  wir  in  der  £bene  einen  Punkt ,  dessen  Coordinaten  durch 
die  Grössen  e  und  r  bestimmt  sind.  Der  geometrische  Ort  solcher  Punkte, 
welche  verschiedenen  Werthen  der  Functionen  f  und  r  entsprechen,  stellt 
eine  Curve  dar,  welche  bei  der  Untersuchung  der  Bewegung  eines  ähnlich- 
veränderlichen  ebenen  Systems  von  Bedeutung  ist  Diese  Curve  soll  im 
Folgenden  die  Charakteristik  genannt  und  mit  t^  bezeichnet  werden. 

Wir  bemerken  vorläufig  Folgendes  über  diese  Curve. 

a)  Der  ans  dem  Coordinatenanfangspunkte  gezogene  Radius  vector  spielt 
Qbenül  in  der  Kinematik  ähnlich  -  veränderlicher  ebener  Systeme  dieselbe 
Etolle,  wie  die  momentane  Winkelgeschwindigkeit  in  der  Bewegung  eines 
ebenen  unveränderlichen  Systems.  In  der  Folge  wird  dies  näher  gezeigt 
werden« 

b)  Der  Winkel ,  den  dieser  Radius  vector  mit  der  Abscissenaxe  bildet, 
stellt  den  von  Burmester  als  Geschwindigkeitswinkel  bezeichneten 
Winkel  dar. 

c)  Die  Schnittpunkte  der  Charakteristik  mit  der  Abscissenaxe  ent- 
sprechen denjenigen  Systemphasen,  bei  welchen  die  Drehung  des  Systems 
ihre  Richtung  wechselt 

d)  Die  Schnittpunkte  dieser  Curve  mit  der  Ordinatenaxe  entsprechen 
denjenigen  Systemphasen,  bei  welchen  die  Ausdehnung  des  Systems  ihr 
Miximum  oder  Minimum  erlangt  hat. 

Dm  einige  Beispiele  anzuführen,  bemerken  wir  folgendes. 

Bei  der  gleichförmigen  geradlinigen  Bewegung  des  Systems  ist  die 
dankteristik  ein  die  Abscissenaxe  im  Anfangspunkte  der  Coordinaten  be- 
'ttrender  Kreis. 

Bei  der  gleichförmigen  kreislinigen  Bewegung  des  Systems  ist  die  Cha- 
nberistik  auch  ein  Kreis,  dessen  Centrum  auf  der  Coordinatenaxe  liegt 
^  welcher  entweder  die  Abscissenaxe  schneidet  oder  nicht,  je  nachdem 
^  Sjitem  eine  beständige  Drehung  um  den  Geschwindigkeitspol  besitzt 
^  ihre  Bew^ong  eine  oscillirende  ist. 

8b  Die  Formeln  2)  erlauben  sehr  einfach  die  Yertheilung  der  Geschwin- 
%lwiten  im  System  zu  bestimmen.  Wir  wollen  nur  Einiges  kurz  darüber 
>>8tt.    Beten  wir 


196       üeber  die  Bewegung  ähnlich -veränderlicher  ebener  Systeme. 

und  bezeichnen  wir  mit  u  den  Geschwindigkeitäwinkel  und  mit  s  den  lladin^ 
vecti)r  der  Charakteristik,  so  ersehen  wir  leicht,  dass  die  Punkte  eines 
ähnlich-veränderlichen  ebenen  Systems,  deren  Geschwindig- 
keiten in  dem  gegebenen  Augenblicke  den  Winkel  r  mit  einer 
gegebenen  Geraden,  deren  Richtung  durch  den  Winkel  A  mit 
der  Abscissenaxe  bestimmt  ist,  bilden,  auf  der  Geraden 

6)  s,sin{k  +  X'-u),{X'-Xi)  —  s.cos{X  +  T'-u).(y 'yi)  +  Vi.9in(k  +  t^ö)^i) 

liegen,  welche  mit  der  Richtung  (X)  einen  Winkel  bildet,  der 
durch  den  Winkel  zwischen  der  Geschwindigkeitsrichtnng  der 
betrachteten  Punkte  und  dem  Radius  vector  der  Charakte- 
ristik gemessen  wird. 

6  bedeutet  hier  den  Winkel,  welchen  die  Geschwindigkeit  v^  des  Punk- 
tes M^  mit  der  Abscissenaxe  bildet. 

Alle  Geraden  6)  schneiden  sich  in  einem  Punkte,  dem  Geschwindig- 
keitspole. Die  Coordinaten  (|,  if)  dieses  Punktes  können  auch  unmittelbar 
aus  den  Bedingungen 

7.  I     ai  +  «(S-Ä:i)-»'(i7-yi)  =  0, 

gefunden  werden  und  ergeben  folgende  Werthe: 

Indem  wir  die  Gleichungen  7)  von  den  Gleichungen  2)  abziehen,  erhalten 
wir  für  die  Geschwindigkeit  eines  Systempunktes 

9)  v*  =  «(ir-S)-r(f/-i?),     Vy=€(2/-i?)  +  r(ir-S), 
woraus 

v  =  8  y\x  —  iY  +  (y  —  t/)*, 

d.  h. :  die  Geschwindigkeit  eines  Systempunktes  ist  gleich  dem  Producte  aus 
der  Entfernung  dieses  Punktes  von  dem  Geschwindigkeitspol  in  den  Radius 
vector  der  Charakteristik. 

Wenn  die  Bewegung  des  Systems  durch  die  Bewegung  zweier  Grund- 
punkte M^  und  M^  bestimmt  ist,  so  kOnnen  wir  die  Coordinaten  |y  ti  da- 
durch bestimmen,  dass  wir  die  Ausdrücke  3)  für  c  und  r  in  die  Gleich- 
ungen 8)  einsetzen.     Es  seien 

—  =<Z 

das  Verhältniss  der  Geschwindigkeiten  der  Punkte  M^  und  If,,  und  jü  der 
Winkel  zwischen  diesen  Geschwindigkeiten.     Es  ergiebt  sich  dann 

10)  J  1  — 2g(»5fA+g« 

^  l-2aoo«ii-Vtf 


Von  P.  SoMOFP.  197 


■■'^-i'^^-N^'v-   *-*^.^'»_—  _**.    -.•-•_->-> 


11^ 


Verschiedene  andere  Sätze,  welche  sich  auf  die  Vertheilung  der  Ge- 
schwindigkeiten im  System  beziehen ,  können  mittels  derselben  Formeln  sehr 
leicht  abgeleitet  werden.    Wir  wollen  aber  darauf  weiter  nicht  eingehen. 

4.  Poibalm  und  Polcnrve.  Um  die  Gleichung  der  Polbahn  zu  erhal- 
ten, müssen  wir  offenbar  die  Zeit  t  aus  den  Gleichungen  8)  oder  10)  eli- 
miniren. 

Um  die  Gleichung  der  Polcurve  zu  finden ,  wollen  wir  zuerst  die  Co- 
ordioaien  des  Geschwindigkeitspols  auf  ein  bewegliches  Coordinatensystem, 
welches  mit  dem  ähnlich •  veränderlichen  System  verbunden  ist,  beziehen. 

Rechtwinklige,  aus  den  Punkten  des  ähnlich  -  veränderlichen  Systems 
gebildete  Axen  werden  immer  rechtwinklig  bleiben.  Wenn  wir  den  Anfangs- 
punkt dieses  Coordinatensystems  im  Punkte  Mi  wählen,  mit  £,  H  die 
neaen  Coordinaten  des  Geschwindigkeitspoles  und  mit  il|,  B^  die  Compo- 
nenten  der  Geschwindigkeit  des  Punktes  Mi  in  Bezug  auf  diese  Axen  be- 
zeichnen, so  finden  wir 

-.  _  ^  Ä^e  +  B^r       u  _  _  Bif  —  Ajr 

Wir  werden  nicht  die  Gleichung  der  Polcurve  erhalten ,  wenn  wir  direct  die 
^it  t  aus  diesen  Gleichungen  eliminiren;  denn  jeder  Punkt  der  Polcurve 
wechselt  mit  der  Zeit  seine  Lage  in  Bezug  auf  das  bewegliche  Coordinaten - 
»Jütem  infolge  der  Ausdehnung  des  ähnlich  -  veränderlichen  Systems ,  während 
wir,  um  die  Gleichung  der  Polcurve  zu  bekommen,  die  Lage  aller  ihrer 
^kte  auf  ein  und  dieselbe  Ausdehnungsphase  des  Systems  beziehen  müssen. 
Um  zu  zeigen,  wie  das  zu  thun  ist,  bilden  wir  zuerst  die  Ausdrücke  für  E 
und  H  für  den  Fall,  dass  die  Bewegung  des  Systems  durch  die  Bewegung 
der  Grundpunkte  Jtf,  und  M^  bestimmt  ist.  Ziehen  wir  die  bewegliche  Ab- 
<<<^naxe  durch  den  Punkt  Jtf^,  so  dass  jetzt 

z,  =  o,    ri  =  o,   x,  =  M,M,,    y,  =  () 

ist  und  folglich' 

A^=^Ai  +  (X.,,     B.^  —  B^  +  rXg 

wird.    Es  ergiebt  sich  dann 

« 

^  1  — ^</coSfi  +  (/*  -  l  —  ^qcosii  +  q- 

£s  sei  C  ein  Punkt  der  Polcurve  in  ihrer  Lage  zur  Zeit  t.  Das  Dreieck 
^\^K^  bleibt  während  der  Bewegung  sich  selbst  ähnlich.  Wollen  wir  die 
W^  des  Punktes  C  in  einem  andern  Momente  t^  erhalten,  so  müssen  wir 
Qie Coordinaten  dieses  Punktes  in  demselben  Verhältnisse  verkleinern,  in  wel- 
^  diese  Coordinaten  im  Zeiträume  t  —  t^  infolge  der  Ausdehnung  des 
^Jtlems  sich  vergrössert  haben.  Hieraus  folgt,  dass  man,  um  die  Gleichung 
^  Polcurve,  auf  das  Moment  t^  bezogen,  zu  bestimmen,  der  Coordinate 
^  <fen  Werth  X^,  welcher  diesem  Moment  entr  VtkXiw  \)»^^:e^ 

du  Gkubungen  12),  welche  jetzt 


198       üeber  die  Bewegung  ähnlich  veränderlicher  ebener  Systeme. 

sein  werden,  die  Variable  t  eliminircn  muss. 

Dieselbe  Uebcrlegung  zeigt,  dass,  wenn  die  Coordinaien  H,  H  durch 
die  Gleichungen  11)  gegeben  sind,  wir  anstatt  dieser  Gleichungen  folgende 
nehmen  müssen: 


Tf  dt  f\ 


I 
\di 


um  dann  die  Zeit  t  aus  ihnen  zu  eliminiren. 


-=^ß''         -  ,2  +  ^2     '        "0-  -  ,2^^ 


5.   Untersuchen  wir  einige  specielle  Fälle. 

a)  Aus  den  Gleichungen  13)  folgt 

y  02 

32    I    U2__ .-^S_ , 

-0  -tn,  -i^2qcasti  +  q^ 

und  wir  sehen,  dass  die  Polcurye  ein  Kreis  wird,  welcher  den  Punkt  M^ 
zum  Centrum  hat,  wenn  das  Verhältniss  der  geometrischen  Differenz  der 
Geschwindigkeiten  zweier  Systempunkte  zur  Geschwindigkeit  eines  dieser 
Punkte  constant  ist.  Das  wird  z.  B.  in  einer  solchen  Bewegung  des  ähnlich- 
veränderlichen  Systems  vorkommen,  in  welcher  der  Punkt  Jtf|  sich  gerad- 
linig bewegt,  während  der  Punkt  M^  eine  Cycloide  (welche  auch  eine  ver- 
kürzte oder  verlängerte  sein  kann)  bcHchreibt.  Diese  Cycloide  muss  durch 
das  Rollen  eines  Kreises  auf  der  Bahn  des  Punktes  M^  mit  einer  der  Ge- 
schwindigkeit dieses  Punktes  gleichen  Geschwindigkeit  erzeugt  werden. 

b)  Die  Gleichungen  13)  ergeben  weiter 

Hq  _     q  sinfjL 

woraus  man  ersieht,  dass  die  Polcurve  eine  Gerade  ist,  wenn  die  geo- 
metrische Differenz  der  Geschwindigkeit  zweier  Systempunkte  einen  constan- 
teu  Winkel  mit  der  Geschwindigkeit  eines  dieser  Punkte  bildet.  Man  erhält 
z.  B.  eine  solche  Bewegung,  wenn  der  eine  Punkt  sich  geradlinig  und  gleich- 
förmig bewegt,  während  der  andere  Punkt  eine  Parabel  beschreibt,  deren 
Axc  zur  geometrischen  Differenz  beider  Punkte  parallel  ist  Die  übrigen 
Punkte  werden  dabei  auch  Parabeln  beschreiben. 

c)  Indem   wir  fi  aus  den  Formeln  13)   eliminiren,   erhalten  wir  die 
Gleichung  ^     „  02 

—0  T"no       j__   2— o"r  j  _    sj""^» 

woraus  wir  ersehen,  dass  die  Polcurve  ein  Kreis  ist,  wenn  das  Verhältniss 
der  Geschwindigkeiten  zweier  Punkte  des  Systems  constant  ist.  Das  worden 
wir  z.  B.  in  jeder  solchen  Bewegung  des  Systems  finden,  in  welcher  zwei 
Punkte  ^^anz  beliebige  Bahnen  gleichmässig  beschreiben.  Man  findet  dabei 
hiebt,  Haas  der  /Kreisbogen,    welchen  der  tiQ^YiYi\u^\^^\\i&\Ki\  ^>aX  ^t  \?qI- 


Von  P.  SoMOPP.  109 


cane  in  einer  gewissen  Zeit  beschreibt,  durch  den  Winkel  gemessen  wird, 
um  welchen  sich  in  dieser  Zeit  der  Winkel  zwischen  den  Geschwindigkeiten 
der  beiden  Punkte  geändert  hat. 

d)  Durch  Elimination  von  q  aus  den  Gleichungen  13)  erhalten  wir 

SO  das8  die  Polcurve  ein  durch  die  Punkte  M^  und  M^  gehender  Kreis  wird, 
wenn  die  Geschwindigkeiten  der  Punkte  M^  und  M^  miteinander  einen  coii- 
ätanten  Winkel  bilden ,  d.  h.  wenn  die  Geschwindigkeiten  dieser  Punkte  den 
KrQmmimgsradien  ihrer  Trajectorien  proportional  sind.  Das  wird  auch  ein- 
treffen, wenn  zwei  Systempunkte  auf  irgend  eine  Weise  sich  geradlinig 
bew^en. 

e)  Die  Formeln  13)  können  auch  dazu  dienen,  den  von  Geisen- 
heimer  ausgesprochenen  Satz,  dass  die  Polcurve  bei  einer  affinen  Be- 
wegnng  eines  ähnlich- veränderlichen  Systems  ein  Kreis  ist,  zu  beweisen. 
Das  kann  jedoch  bei  Betrachtung  der  Beschleunigung  auf  einem  kürzeren 
W^  nachgewiesen  werden. 

6.  Herr  Burmester  hat  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  die  Be- 
wegung eines  ähnlich -veränderlichen  Systems  durch  das  Bollen  der  ver- 
änderlichen Polcurve  auf  der  unbeweglichen  Polbahn  erzeugt  werden  kann. 
D^  Beweis,  dass  dabei  wirklich  ein  Rollen  ohne  Gleitung  bestehen  wird, 
iH:heint  uns  nicht  vollkommen  unnöthig  zu  sein;  wir  wollen  ihn  daher  hier 
andlbren. 

Wenn  wir  durch  q>  den  Winkel,  welchen  die  bewegliche  Abscissenaxe 
•mit  der  unbeweglichen  bildet,  bezeichnen  und  die  Werthe  von  J  — a?i  und 
il^jfi  ans  den  Formeln  8)  in  die  Gleichungen 

H=      (i''X^)co8q>  +  (ri  —  y^)8inq), 
H  =  —  (5  —  o^i)  M'nqp  4- (»y  —  y,)  cosqp 
einsetzen,  erhalten  wir 

dl  '  dt  "^ 

*^n,  finden  wir 

^  i«t  offenbar 

l^^y  dt  ' 


Indem 


wir 


200      üeber  die  Bewegung  ähnlich -verftnderlicher  ebener  Systeme. 


^2-[C-^''-«)*»-(^-''+'')H'". 

Wenn  man  bemerkt,  dasa  infolge  der  Gleichungen  8)  und  14) 

-Ci5^''+'')=ä!+'«-'.'' 

ist,  erhält  man  V  c^  +  r*  /      dt 

(l£=      d^cosq>  +  dri8inq>  +  sdt.[     (S  — Xj)  cos<)p  +  (i?— yj  ä*»^]- 
<iH  =  —  dj5tn<p  +  dfi  costp  +  £  d^.[""  (S  — a;,)  sinq>  +  (i/  —  ^i)  (»«9] ; 
üder,  durch  da  und  dZ  entsprechend  die  Bogendifferentiale  der  Polbahn  und 
der  Polcurve  bezeichnend, 

dZco5(Z,  dI.)  =  daco8{X^  do)  +  z,sdt, 
dZ9in{Xidl)==da$in{Xida)  +  HBdt. 

Hieraus  ersehen  wir,  dass  dZ  eine  geometrische  Summe  des  Bogens  da  und 
der  unendlich  kleinen ,  von  der  Ausdehnung  des  Systems  abhängigen  Trans- 
lation des  Geschwindigkeitspoles  ist.  Es  ergiebt  sich  also  die  Gleichheit 
der  Bogen  dT  und  da,  wenn  wir  annehmen,  dass  im  Zeitraum  di  keine 
Ausdehnung  stattfindet.  Es  geschieht  also  wirklich  ein  Rollen  der  Polcunre 
auf  der  Polbahn;  die  Polcurve  aber  erleidet  dabei  eine  Ausdehnung,  welche 
dem  durch  die  Function  i  bestimmten  Gesetze  folgt. 

7.   Die  Beschleunigung  eines  Systempunktes  kann  durch  folgende  For- 
meln bestimmt  werden: 

„,^&'=['^-'*('-'.>-i{"-».>]+(''+s)<''-"'-'"-<»-'''''' 

"  0-[t-''<»-'"'+sf<'-''']+(''+l>)'»-''''+^"<--'''- 

Daraus   ersehen  wir,   dass  die  Beschleunigung  sich  folgendermassen  zusam- 
mensetzt :  * 

a)  aus  der  Beschleunigung,   welche  der  Systempunkt  besitzen    würde, 
wenn  das  System  unveränderlich  wäre; 

b)  aus  der  Beschleunigung ,  welche  nur  von  der  Ausdehnung  des  Systems 

abhängt  und  der  Function  «*  +  T7  proportional  ist; 

dt 

c)  aus  einer  Beschleunigung ,  welche  zugleich  von  der  Ausdehnung  und^ 
von  der  Drehung  des  Systems  abhängt  und  daher  gemischte  Be- 
schleunigung {accdlercUion  mixte **)  genannt  werden  kann ;  sie  ii 
zu  der  vorhergehenden  Beschleunigung  senkrecht  gerichtet. 


*  Vergl  I^urrande,  Gomptes  rcudua,  LWV,  \m 
*^-  ibid. 


Von  P.  SoMOFF.  201 


Die  Beschleunigung  kann  noch  auf  eine  andere  Weise  zerlegt  werden, 
wobei  die  Analogie  zwischen  der  Bewegung  eines  ebenen  ähnlich- veränder- 
lichen und  eines  unveränderlichen  Systems  sichtbar  wird,  nämlich: 

a)  in  die  Beschleunigung,   welche  das  System  haben  würde,  wenn  der 
Geschwindigkeitspol  unbeweglich  wäre  und  welche  die  Grössen 

X(aj— I)  — jiAry— 1?)   und   A(y-i?)  +  ^(a;-9, 
wobei  j  j 

gesetzt  ist,  zu  ihren  Projectionen  auf  den  Coordinatenaxen  hat,   und 
l>)  in  die  Beschleunigung,   welche   davon  abhängt,   dass  der  Geschwin- 
digkeitspol seine  Lage  wechselt. 
Diese  letztere  Beschleunigung  setzt  sich  zusammen  aus  einer  Beschleu- 

do 
ßiffUBg  r  — »   welche  der  Richtung  der  Normale  zur  Polbahn  im  Punkte, 

welcher  im  betrachteten  Augenblicke  als  Geschwindigkeitspol  dient,  parallel 

^^  9     und  aus   einer  zu   dieser  Beschleunigung  senkrechten  Beschleunigung 

d  u  .  . clc 

*  j^  •  Diese  beiden  Beschleunigungen  bilden  die  Beschleunigung  V^^'i'^^'~37^ 

welche  mit  der  Tangente  zur  Polbahu  im  Punkte,  der  im  betrachteten 
Augenblicke  als  Geschwindigkeitspol  dient,  einen  dem  Geschwindigkeits- 
wmkel  gleichen  Winkel  bildet.  Dasselbe  finden  wir  für  ein  unveränder- 
liches System,  wenn  wir  nur  den  Radius  vector  der  Charakteristik  durch 
<iie  momentane  Winkelgeschwindigkeit  und  den  Geschwindigkeitswinkel  durch 
einen  rechten  ersetzen. 

8.  Mittels  der  Formeln  13)  kann  sehr  einfach  die  Vertheilung  der 
BetscUeunigungen  im  System  untersucht  und  die  Gleichungen  der  Br esse- 
schen Kreise  gefunden  werden,  wie  auch  der  PascaTschen  Schnecken,  flli* 
deren  Punkte  die  Tangential-  oder  die  Normalbeschleunigung  einen  constan- 
ten  Werth  hat,  u.  dergl.  Wir  wollen  darauf  weiter  nicht  eingehen,  son- 
dern nur  einiges  den  Beschleunigungspol  Betreffendes  bemerken. 

a)  Der  Beschleunigungspol  föllt  im  Allgemeinen  nicht  mit  dem  Ge- 

«'^'^tvindigkeitspol   zusammen;   wir   können   aber   leicht  die  Bedingung  auf- 

stelieji^   nuter  welcher  ein  solches  Zusammenfallen  stattfindet.     Diese  Be- 

^''^Ung  besteht  darin,  dass  die  Bewegung  des  Systems  eine  einförmige 

**^**^   muss. 

b)  Damit  der  Beschleunigungspol  beständig  mit  einem  und  demselben 
^^l^te  Ä  der  Ebene  zusammenfalle,  ist  es  noth wendig,  dass  die  Beschleu- 
U^Migen  zweier  Punkte  M^^  und  M^  den  Entfernungen  dieser  Punkte  vom 
^^^^^^Ete  Ä  proportional   sind  und  dass  diese  Beschleunigungen  mit  den  Ge- 

ÄM^  und  ÄM^  entsprechend  gleiche  Winkel  bilden. 

"^"«  wird  z.  B.  eine  solche  Bewegung  öl^ä  ?>^^\fömÄ  %^- 
^  Jfj  eine  Curve  zweiten  GtBAe^^  N^n.  ^ct  '«svxv 


202       üeber  die  Bewegung  ähnlich  -  veränderlicher  ebener  Systeme. 

Brennpunkt  mit  dem  Punkte  Ä  zusammenfällt,  beschreibt,  während  der 
Punkt  M2  sich  so  auf  einer  Geraden  bewegt,  dass  das  Verhftltniss  seiner 
Beschleunigung  zu  seiner  Entfernung  vom  Punkte  Ä  umgekehrt  propor- 
tional dem  Cubus  der  Entfernung  des  Punktes  Jlf,  vom  Bcschleonigangs- 
pol  Ä  ist. 

Soll  der  Beschleunigungspol  beständig  mit  einem  und  demselben  Punkte 
B  des  Systems  zusammenfallen ,  so  müssen  die  Beschleunigungen  der  Punkte 
Ml  und  M^  denselben  Bedingungen  genügen,  welchen  die  Geschwindigkeiten 
dieser  Punkte  im  Falle  der  einförmigen  Bewegung  des  Systems  genügen; 
d.  h.  das  Verhältniss  der  Beschleunigungen  dieser  Punkte  und  der  Winkel 
M^BM^  müssen  constant  bleiben. 

Als  ein  Beispiel  dazu  können  wir  eine  solche  Bewegung  anführen,  bei 
welcher  der  Punkt  M^  gleichmässig  einen  Kreis  beschreibt,  der  Punkt  üf, 
aber  eine  Cycloide,  welche  durch  das  Rollen  eines  Kreises,  der  sich  mit 
derselben  Winkelgeschwindigkeit  wie  der  Punkt  If,  dreht,  beschrieben  wird. 

9.  Znsammensetzung  der  Bewegungen  ftlinlich -veränderlicher  ebener 
Systeme.  Wir  stellen  uns  zwei  Bewegungen  eines  ähnlich  -  veränderlichen 
ebenen  Systems  vor  und  bezeichnen  mit  (o;,,  y^,  f^,  rj  und  (x^,  y^^  s^, 
r.^)  die  Elemente,  welche  diese  Bewegung  bestimmen,  wobei  die  beiden 
Bewegungen  auf  ein  und  dasselbe  Coordinatensystem  bezogen  werden. 
Jeder  Punkt  der  Ebene  wird  infolge  der  gegebenen  Bewegungen  zwei  ver- 
schiedene Geschwindigkeiteu  besitzen;  wenn  wir  für  jeden  Punkt  diese  Ge- 
schwindigkeiten geometrisch  addiren,  erhalten  wir  eine  neue  Bewegung  des 
veränderlichen  Systems,  welche  den  Aehnlichkeitsbedingungen  offenbar  wieder 
genügen  wird. 

Die  Elemente  einer  so  zusammengesetzten  Bewegung  können  aus  fol- 
genden Gleichungen  bestimmt  werden: 

-f  a2  +  fja;-a-j-r^(y  — y^), 
+  ^  +  '2 ' :?/  -  ^2  +  »•»  (^ — ^2 )  • 

Da  diese  Gleichungen  für  alle  möglichen  Werthe  von  x  und  y  erfüllt  »eiu 
mUäseu,  so  zerfallen  sie  in  folgende  vier: 

^^  —  («1  +  ^)^1  +  (»'1  +  ^2)  ^i  =  «1  +öä  —  (fii^i  +  ^tx.^\+  {riyi  +  r^y^)y 
^i  -  («1  +  O  ^1  -  (Ti  +**«)^i  =  ^i  +  ^-(^1^1  +  ^tPt)  -  (»*i^i  +^^J- 
Die  ersten  zwei  von  diesen  Gleichungen  können   auf  folgende  Weise  aus- 
gesprochen werden: 

Der  llaiUus  vector  der  Chara'kteristik  der  zusammengesetz- 
^en  Bewegung   eines  ähnlich-veT)Sknd«TV\<^\x«Ti  ^Xi^tl^ti  ^^S^V^m.^ 


Von  P.  SoMOFP.  203 

ist  der  geometriachen  Summe  der  Radii  vectores  der  Charak- 
teristiken bei  den  Gomponenten  gleich. 

Wollen  wir  die  Lage  des  Geschwindigkeitspob  in  der  zusammengesetzten 
BewBgong  ans  den  Lagen  der  G^eschwindigkeitspole  der  Componenten  ab- 
leiten, so  müssen  wir  die  Goordinaten  eines  solchen  Punktes  aufsuchen, 
dessen  Geschwindigkeit,  aus  den  beiden  Componenten  zusammengesetzt, 
gleich  Null  ist.  Wenn  wir  entsprechend  durch  (E,H),  (61,1/1)  und  (§3,1/2) 
die  Goordinaten  der  drei  Geschwindigkeitspole  bezeichnen ,  müssen  wir  daher 
z  und  H  aus  folgenden  Gleichungen  bestimmen: 

öi  +  fl,  +  «i(H-«i)  +  fj(=-a:,)-r,(H-y,)-fj(H-yi)  =  0, 
^  +  ^+«i(H-yi)+f,(H-y,)+r,(=-xO  +  r,(=-a;,)  =  0. 
Indem  wir  die  Gleichungen 

«i  +  <i(Si-«i)-r,(i/i-y,)  =  0,     &,  + «1(1/1 -y,)  +  ri(Si-a?,)  =  0, 
fli+«j(68-a-«)-»-3i(i/s-ys)  =  0,    68  +  «8(i?8-y2)  +  ^(^-««)  =  0, 
«eiche  den  Gleichungen  7)  nachgebildet  sind,  beachten,  finden  wir 

t'i  +  ^,)'  +  (r,+r,)^ 
H  _  (V+>'i')i/i+(g2'+0^>  +  (*|g<  +  »'i^»)(<?i  +  i/i)-(^ya  — f<y|)(^i— gj) 

Wenn  wir 

^^u  und  durch  q>  den  Winkel  zwischen  den  ßadii  vectores  5,  und  5,  be- 
«eichnen,  erhalten  wir 

£ _  0+PCOSq>)i^f  +  {p^+pco8(p)$^+psinq>.(r]i'-fi^) 
Ißx       7""  l  +  ^pcostp+p* 

u  __  (^+  P co8^)Vi  +  {P^  +  P cosv)V2—  P 8in(p .(^^- ^) 

l  +  2pC08q>+p* 

Die^e  Formeln  geben  uns  folgende  Beziehungen: 
1 7^  (H-§,)«+(H-i?.)«  _ 

^  (H-|,)*+(H-ij,)»  "''' 

,„.  (H-i?,)(  =  -|,)-(H-.?,)(=-S.)  _ 

'^'  (=_|,)(=_|,)  +  (H-^,)(H-n,)~'^'^- 

I>ie  erste  von  ihnen  beweist,  dass  die  Entfernungen  de»  (ioschwiu- 
digkeitspoles  der  zusammengesetzten  Bewegung  von  den  Go- 
ücbwindigkeitspolen  der  Componenten  den  Grössen  5i  und  s^ 
umgekehrt  proportional  sind.  Wir  erblicken  darin  eine  Analogie  mit 
der  zusammengesetzten  Bewegung  eines  unveränderlichen  ebenen  Systems. 
Die  Gleichung  18)  spricht  aus,  dass  der  Winkel,  welcher  durch  die 
Verbindungslinien  des  Geschwindigkeitspoles  der  zusammen- 
gesetzten Bewegung  mit  den  Geschwindigkeitspolen  der  Com- 
ponenten gebildet  wird,  dem  Winkel  iwiBcVk^ii  di^ii  V\ti\^^  «x 
Bttd  ^  gleich  ist 


204       üeber  die  Bewegung  ähnlich -veiHnderlicher  ebener  Systeme. 

Man  bekommt  abo  den  Oeschwindigkeitspol  ^er  zusammengesetzten 
Bewegung  als  einen  der  Durchschnittspunkte  zweier  Kreise,  von  denen  der 
eine  die  Verbindungslinie  der  Oeschwindigkeitspole  der  Componenten  har- 
monisch im  umgekehrten  Verhältnisse  der  Grössen  5,  und  s^  theilt  und  der 
andere  durch  diese  Punkte  geht. 

10.  Wir  wollen  einige  Resultate  angeben,  welche  sich  auf  specielle 
Fälle  beziehen. 

a)  Wenn  die  Componenten  der  zusammengesetzten  Bewegung  einförmig 
sind  und  ihre  Geschwindigkeitspole  zusammenfallen,  so  ist  die  zusammen- 
gesetzte Bewegung  auch  einförmig  und  ihr  Geschwindigkeitspol  föllt  mit 
den  Geschwindigkeitspolen  der  Componenten  zusammen. 

b)  Wenn  die  Componenten  einförmig  sind,  aber  die  Geschwindigkeits- 
pole derselben  nicht  zusammenfallen,  so  wird  im  Allgemeinen  die  zusam- 
mengesetzte Bewegung  nicht  einförmig  sein.  Damit  aber  dieselbe  einförmig 
wird,  ist  es  noth wendig  und  hinreichend,  dass  die  Charakteristiken  der 
Componenten  ähnliche  Curven  seien  mit  dem  Aehnlichteitspol  im  Anfangs- 
punkte der  Coordinaten  und  dass  die  Punkte  derselben  in  verschiedenen 
Zeitmomenten  entsprechend  ähnliche  Punktreihen  bilden. 

c)  Die  zusammengesetzte  Bewegung  kann  auch  dann  einförmig  sein, 
wenn  die  Componenten  nicht  einförmig  sind.  Die  Coordinaten  E  und  H 
hängen  von  sechs  Grössen  |, ,  l^.  171,  1721  P  vind  q>  ab;  von  denselben  können 
vier  willkürlich  gegeben  und  die  übrigen  zwei  der  Bedingung  gemäss,  dass 
E  und  H  constant  bleiben ,  bestimmt  werden.  Auf  diese  Weise  finden  wir 
z.  B.:  wenn  die  Charakteristiken  der  Componenten  ähnliche  Curven  sind 
und  in  entsprechenden  Momenten  ähnliche  Puuktreihen  bilden,  so  ist  es, 
damit  die  zusammengesetzte  Bewegung  einförmig  sei,  nothwendig  und 
hinreichend,  dass  die  Geschwindigkeitspole  der  Componenten  so  ihre  Lage 
ändern,  wie  zwei  Punkte  eines  ähnlich  -  veränderlichen  ebenen  Systems,  wel- 
ches sich  einförmig  bewegt  und  zum  Geschwindigkeit«pol  den  Geschwindig- 
keitspol der  zusammengesetzten  Bewegung  hat. 

11.  Die  relative  Bewegung  des  ähnlich -veränderlichen  ebenen  SystemB. 

Es  sei  S^  ein  ähnlich -veränderliches  ebenes  System,  dessen  Bewegung 
durch  die  Elemente  x^y  y^^  Cj,  r^  bestimmt  ist,  und  es  mögen  x^  y  und 
j;^  y^  entsprechend  die  Coordinaten  eines  Systempunktes  und  ihre  Anfangs- 
werthe  bedeuten.     Wir  haben  dann,  den  Formeln  1)  gemäss: 

X  =  X,  +  c»   '     [(x" -  x,")  cos i^J f ,  d .') -  (y - y,«) sin (  |r,  d/)] , 
111)  \  .  \  "    ^  - 

0  '^ 


Von  P.  SoMOPF.  205 


Stellen  wir  uns  ein  anderes  ähnlich  -  veränderliches  System  S  vor,  dessen 
Bewegung  in  derselben  Ebene  vorgeht  und  durch  die  Elemente  X, ,  F, ,  E, 
R  bestimmt  ist.  Dann  können  wir,  durch  X,  Y  und  X^,  Y"  entsprechend 
die  Coordinaten  eines  Syst^mpunktes  und  ihre  Anfangswerthe  bezeichnend, 
ebenso  wie  oben  schreiben: 

r ,  t  t 

/{  t 

0  0 

Wenn  wir  diese  Bewegung  auf  ein  Üoordinatensystem  beziehen .  welches  aus 
<1en  Punkten  des  Systems  S^  gebildet  ist,  so  können  wir  diese  Bewegung 
als  die  relative  Bewegung  eines  ähnlich -veränderlichen  ebenen  Systems  be- 
tracbten.  Indem  wir  mit  J, ,  ?/, ,  f^,  fg  die  Elemente  dieser  relativen  Be- 
wegung und  mit  $,  t}  und  ^,  rf  entsprechend  die  Coordinaten  eines  System - 
ponktes  und  ihre  Anfangswerthe  in  Bezug  auf  das  bewegliche  Coordinaten- 
System  bezeichnen,  können  wir  setzen: 

r  t  ^ 

21)  J  ,  «  0 

t  dt  *  ^ 

0  0 

Bei  Betrachtung  dieser  Formeln  müssen  wir  uns  vorstellen ,  dass  das  System 
^,  sich  in  einer  bestimmten  Ausdehnungsphase  befindet;  denn  sonst  werden 
alle  darin  stehende  Coordinaten,  abgesehen  von  allen  übrigen  Umständen, 
ihre  Grösse  noch  infolge  der  Deformation  des  Systems  S^  ändern.  Wir  wer- 
den daher  voraussetzen,  dass  die  Formeln  21)  sich  auf  diejenige  Phase  des 
Systems  8^  beziehen,  welche  dem  Moment  <  =  0  entspricht. 

Wählen  wir  die  beweglichen  Coordinatenaxen  so,  dass  der  Anfangs- 
punkt (X| ,  y,)  fällt  und  dass  zur  Zeit  ^  =  0  diese  Axen  den  unbeweglichen 
parallel  sind,  so  werden  zwischen  den  Coordinaten  §,  tj  und  X,  Y  folgende 
Beziehungen  bestehen: 

h  dt  *  * 

X  =  rr,  -f  c^         1 1  cos  ijr^  dt)  - 1^  «n  (  ir^  dtjj , 

22)         (  ,  ^  ^ 

r  i  * 

Y^y^  +  e^  *    [im(  /r,deWficos((r^dtW 

0  0 


208       üeber  die  Bewegung  ähnlich -veränderlicher  ebener  Systeme 


0 

t 


0 


13.  Wir  wollen  zuletzt  die  Beschleunigungen  der  relativen  und  der  ab- 
soluten Bewegung  untersuchen.     Wenn  wir 

,    ''        dt       "^^   "^'^      ^^in+^^-^i- 

c«-?i?-r«  — A         2*r-4.— ^  — li 

setzen   und   durch  w^  und  w^  ent-sprechend  die  Führungs-  und  die  relative 
Beschleunigung  bezeichnen,  werden  wir  haben: 


29) 


I 


30) 


-^' + i«  («- 1,) -ftj  («?-«?■)  J«'"     . 

c 


wobei    wieder    der    Factor    e^  aus    demselben   Grunde    wie    oben    ein- 

geführt ist. 

Wenn  wir  die  Gleichung  27)  nach  /  diflerenziren  und  die  Formeln  25), 
26),  27),  28)  und  29),  sowie  die  Beziehungen 

t  < 

Wix==^Wi^cos(  j  r^dtj—  w^nSini    Ir^dt], 


0  0 

t  t 


iViy  =  W2^sinl   fr^dt)  +  W2t]C08^  j  r^dtj 


beachten,  finden  wir: 
31)  <   JV 


—  :=Wiy+W2y  +  2{B^  V2y  +  r,  t'i,). 


Von  P.  SoMOPF.  209 


Somit  setzt  sich  die  absolute  Beschleunigung  aus  4rei  Beschleunigungen 
xQsammen:  aus  der  Führungsbeschleunigung,  der  relativen  Beschleunigung 
und  einer  Beschleunigung,  welche  der  zusammengesetzten  Centripetal- 
beschlennigung  in  der  absoluten  Bewegung  eines  unveränderlichen  ebenen 
Systems  ganz  analog  ist     Ihre  Grösse 


ist  dem  doppelten  Product  der  telativen  Geschwindigkeit  in  den  Hadius  vec- 
tor  der  Charakteristik  der  Führungsbewegung  gleich.  Ihre  Richtung  bildet 
mit  der  relativen  (Geschwindigkeit  des  betrachteten  Punktes  einen  Winkel- 
weicher  dem  Geschwindigkeitswinkel  der  Führungsbewegung  gleich  ist. 

Somit  sehen  wir,  dass  der  Satz  von  Coriolis  auch  für  ein  ähnlich, 
veränderliches  System  giltig  ist;  es  muss  nur  dabei  die  Winkelgeschwindig- 
keit durch  den  Radius  vector  der  Charakteristik  und  der  rechte  Winkel, 
welchen  die  zusammengesetzte  Centrifugalbeschleunigung  mit  der  relativen 
Geschwindigkeit  bildet,  durch  den  Geschwindigkeitswinkel  der  Führungs- 
bewegung ersetzt  werden. 


f.M»thMi*tllE  n.  Fh/Bik  XXX,  4.  \^ 


X. 


üeber  die  Bedingungen,  unter  denen  zwei 
homogene  DifferentialgLeichiingen  mehrere  partiku- 
lare Integrale  gemeinsam  haben. 

Von 

Dr.  E.  Grünfeld, 

Aatistent  *n  der  techn.  Hoohtohole  in  Wien. 


Sind 


cf^y 


m-l 


^(y)=y+i'.Lirr^+-+i'-.y=o 


1) 


und 


d3f" 


«(^)  =  0+^^da;- 


zri  +  '  '  +  Qny  =  0 


lineare  homogene  Differentialgleichungen  der  m^^",  beziehungsweise  n^°  Ord- 
nung, und  man  bildet  das  System  von  m  +  n  Gleichungen 


2) 


daf" 


daf" 

d'-^Pfy)_Q 


dx 

dP(y) 


=  0,    P(y)  =  0, 


da:"-'  '       da;-- 2     "^'      •'      dx 

so  wird  bekanntlich  darch  das  identische  Verschwinden  ihrer  Determinante 


1     Ql  Qm^\,\  3«-l,2 

Ol             Ql  Qm^2,l 

0    0         1  ql 

t     •           •  • 

0   0        0  0 

1    Pi  Ph—1,1  Pn  —  l.7 

Ol            Pi  P,-J,l 

0  0        1  Pi 


^m— l,in4-n— 3  $m— 1,  m-f  n— 2 

9m— S,  fn4-n— 4  9m— 2,m-|-ii— 3 

9m— 3,  fn-|-n  — 5  9m^9t*"  +  n— ^ 

•  • 

9n-1  9n 

i>it— l,ni  +  ii-3  1^11  —  1,111  +  11-2 

Pm—2,m-\-n-A  JPm  -  2,  m  +  n  —  3 

l>ii-3,  m  +  ii-6  1^11—3,  m+n— 4 


Pm-\ 


0     0  0  0 

in  welcher,  wenn  zur  Abkürzung 

1.2.. .a 

df^Qi 


Pm 


Qa  = 


gesetzt  wird, 


9< 


(a) 


d«^ 


üeber  die  Bedingungen  etc.    Von  Dr.  E.  Grükfeld.  211 


■  .^ --^-^ --^ ,— .  ^  -« 


ist,  die  nothwendige  und  hinreichende  Bedingung  dafür  ausgedrückt,  dass 
die  beiden  Differentialgleichungen  1)  ein  partikuläres  Integral  gemeinsam 
haben. 

Die  Bedingungen,  unter  denen  diesen  Gleichungen  zwei  oder  mehrere 
Integrale  gemeinsam  sind,  lassen  sich,  wie  Herr  y.  Escherich  gezeigt 
hat  ,^  durch  die  Betrachtung  der  ünterdeterminanten  in  der  Determinante  d 
herleiten;  man  kann  dieselben  jedoch  auch  aus  dem  Oleichungssjstem  2) 
selbst  erhalten  ,**  zu  welchem  Zwecke  mir  das  nachstehende  Verfahren  sehr 
angezeigt  scheint,  welches  ähnlich  demjenigen  ist,  mit  dessen  Hilfe  Herr 
Hioux^*  die  analogen  Bedingungen  für  zwei  algebraische  Gleichungen 
gewonnen  hat. 

Das  System  der  Gleichungen  2)  besteht  aus  zwei  Gruppen,  deren  erste 
m  und  deren  zweite  n  Gleichungen  enthält. 

Man  unterdrücke  in  jeder  Gruppe  die  f>-i  ersten  Gleichungen:  dann 
bleiben  Ä;  +  ^  in  der  ersten  und  i  in  der  zweiten  übrig.  In  diesen  zurück- 
bleibenden Gleichungen  bilden  die  A;-f  ^^  ersten  Colonnen  zur  Linken  eine 
Determinante  (Ä;  +  2i)***'  Ordnung,  in  welcher  die  Elemente  der  ersten  Co- 

lonne  aus  den  Coefficienten  von  -; — ,  .    .  und  die  der  letzten  Colonne  aus 

den  Coefficienten  von   -  „    .  in  den  übrig  bleibenden  Gleichungen  bestehen. 

FOr    tsfi    kommt   das  ursprüngliche  System  2)    wieder    zum  Vorschein. 
Diese  Determinanten  (Ä;  +  20^^  Ordnung  mögen  mit  S)i,o  bezeichnet  werden. 
Es  bezeichnen  femer 

S)<,i,  5D/,2,  ...  5D/,n-< 

Determinanten,  welche  aus  S)<,o  hervorgehen,  wenn  darin  die  letzte  Colonne 
von  Coefficienten  nach  und  nach  durch  jede  der  n— t  folgenden  Coefficien- 
tencolonnen  ersetzt  wird. 

Es  werde  die  Determinante  ®^,o  na^h  den  Elementen  ihrer  letzten  Co- 
lonne geordnet  I  und  seien  die  denselben  zugehörigen  Unterdeterminanten 
die  Grössen 

fl<,Oi  q/,ii  q/,2>  •••  q<,Ar+<-i 
und 

P/,0|    p/,l>   Prf,2)    ...    Pf,<-1« 

▼on  den  zurückgebliebenen  Gleichungen  multiplicire  man  die  erste  mit  q^^o, 
die  sweite  mit  q<,i,  ...,  die  letzte  mit  p/,i>i  und  addire:  die  so  erhaltene 
itl  ofllBBbar  nichts  Anderes  als  der  Ausdruck 

Hn  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Wien, 

•»uier  in  den  Comptea  iLeiid\i%^  \,/Xß^  >^^ 
le  Supörieuxe,  t,  IL  n).  ^W— "Wi. 


212        üeb.  d.  Bedingungen ,  unter  denen  zwei  lin«  homog.  DifferentialgL 

3)  i^*  =  ®..o^,  +  S).-..j^^  +  ...+®*.»-.-.^  +  a>,.._.y, 

indem  in  derselben  die  Coefficienten  der  höheren  Ableitungen  von  y  ab  der 
(w  — «)*•"  identisch  verschwinden. 

Fi  kann  andererseits,  wie  leicht  zu  ersehen  ist,   auch  in  der  Form 
geschrieben  werden: 

oder,  wenn 

und 

/  ßi-\  ^f-2  \ 

\Ko  ^^,,  +t)M  ^^<,2  +•  •  +  »>/,i-i    Jy  =  «f(y) 

gesetzt  wird, 

oder  kürzer 

5)  Fi^PiQ+QiP. 

Aus  der  Gleichung  5)  ergiebt  sich  der  Satz: 
I.  ;,Die  nothwendigen  und  hinreichenden  Bedingungen,  dass  die  beiden 
Differentialgleichungen  P(y)  =  0  und  ^(y)  =  0  k  und  nur  %  Inte- 
grale gemeinsam  haben,  sind 

6)  2)«_«-n,o  =  0,     2)„-«+i,i=0,     ...,     SD„-«+.,,-i=0 

In  der  That,  aus  der  Gleichung 

4)  Fi{y)^PiQ{y)  +  QiP(y) 

folgt  allgemein,  dass  für  jedes  Integral,  welche?  ^(y)  =  0  und  ^(y)r=0 
gleichzeitig  zukommt ,  auch  JP^  =  0  wird.     Nun  ist 

WO  nach  o) 

für  jedes  der  x  den  Gleichungen  P{y)z=iO  und  Q(^)  =  0  gemeinsamen  In- 
tegrale müsste  2^M— jr-i-i  =0  sein,  d.  h.  es  Hesse  diese  Differentialgleichung 
(x  — 1)*^'  OrdnuDg  x  von  einander  linear  unabhängige  Integrale  zu,  was 
nicht  möglich  ist;  es  muss  daher  Fn^K^x  identisch  verschwinden,  somit  sein: 

Haben  also  P{y)^0  und  Q{y)z=0  x  Fundamentalintegrale  gemeinsam ,  so 
finden  nothwendig  die  letzteren  Gleichungen  statt.  Soll  die  Anzahl  der 
gemeinsamen  Integrale  %  nicht  übersteigen,  so  muss  ausserdem  die  Beding* 
ang  S>ßg^M,ofO  erfttUt  sein.    Denn  es  ist 


mehiere  partiknl.  Integrale  gemeinsam  haben.  Von  Dr.  E.  Grünfeld.     213 


ein  homogener  linearer  Differentialansdmck  k^^  Ordnung,  welcher  für  die  x 
den  Gleichungen  P(y)=:0  und  Q{y)=^0  gemeinsamen  Integrale  verschwin- 
det, wozu  noth wendig  ^ii-»,oH=0,  und  der  andererseits  auch  nicht  iden- 
tisch verschwinden  kann,  da  alsdann  den  Gleichungen  P{y)=^0  und  0{y)  =  0, 
der  Voraussetzung  entgegen ,  mehr  als  x  Integrale  gemeinsam  sein  könnten. 

Die  aufgestellten  Bedingungen  sind  also  nothwendig.     Dieselben  sind 
aber  auch  hinreichend.     Bestehen  nämlich  die  Gleichungen 

so  folgt,  dass 

der  Ausdruck  Qn^u-\-\  P{y)  verschwindet  fttr  die  m  Pundamentalintegraie 
▼ouP(y)  =  0,  fllr  ebendieselben  muss  daher  auch  Pn—k-\-\Q(y)='0  sein; 
weil  aber  der  Ausdruck  /'„-«^.i  (jf),  der  von  der  Ordnung  ♦»  — x  ist,'  für 
nicht  mehr  als  m  —  x  linear  unabhängige  Functionen  z  verschwinden  kann, 
60  müssen  die  übrigen  x  Integrale  der  Gleichung  Q{jy)  =  0  angehören. 
Finden  demnach  die  Gleichungen  6)  statt,  so  haben  P{y)=:0  und  Q{y)  =  0 
wenigstens  x  Integrale  gemeinsam.  Ist  nebstdem  die  Bedingung  erfUllt, 
dass  $a.x,o  ^on  Null  verschieden,  so  folgt,  dass  die  Gleichung 

von  der  n*«*  Ordnung  ist  und  dass  somit  wegen 

den  Gleichungen  P{y)  =  0  und  Q{y)  =  0  x  und  nicht  mehr  als  x  Funda- 
nentalintegrale  gemeinsam  sein  können. 

Ans  dem  Obigen  folgt  noch: 

11.  „Diejenige  homogene  lineare  Differentialgleichung,   welche  die  den 

beiden  Differentialgleichungen  P(^)  =  0  und  Q{y)  =  0  gemeinsamen 

Lösungen  zulftsst,  ist 

Der  Satz  I  kann  durch  den  folgenden  ersetzt  werden: 

in.  „Die  noth  wendigen  und  hinreichenden  Bedingungen,  dass  die  beiden 
Differentialgleichungen  P(y)  =  0  und  $(y)  =  0  x  und  nur  x  linear 
unabhängige  Integrale  gemeinsam  haben,  sind 

')  a)„,o  =  0,    S)n-i,o  =  0,    ...,    S)„-.«+i.o  =  0 

und 

S)„-«,o  +  0. 
Beweis. 

Biimi  man  »s  1  an,  so  ist  der  Satz  III  von  I  nicht  verschieden, 
^      *Adani  die  Bediaguigen  7)  mit  denen  in  6)  zusammenfallen  und  die 

'"*  Betracht  kommende  x  in  beiden  Sätzen 


214         üeb.  d.  Bedingungen  j  unter  denen  zwei  lin.  homog.  DifferentialgL 

Angenommen ,  derselbe  wSre  ftir  den  Fall  von  x  gemeinsamen  Integra- 
len erwiesen,  so  ist  zu  zeigen,  dass  er  auch  noch  fUr  »  +  1  Greltung  besitzt. 

Unter  der  gemachten  Voraussetzung  ist  klar,  dass  die  nothweudigen 
Bedingungen  fUr  das  Vorhandensein  von  wenigstens  x  + 1  gemeinsamen  In- 
tegralen ausgedrückt  werden  durch  die  Gleichungen 

und 

Dieselben  sind  aber  auch  hinreichend;  denn  es  kann  einerseits  die  Anzahl 
der  gemeinsamen  Integrale  nicht  unter  x  herabgehen,  andererseits  ist 

8)  Fn^n^Pn-uQ  +  Qn^nP 

und  der  Ausdruck 

wegen  5)n-x,o=0  von  niederer  als  der  x****  Ordnung;  der  zweite  Theil 
der  Gleichung  8)  verschwinde);  für  die  der  Annahme  nach  vorhandenen  x 
gemeinsamen  Integrale  von  /^(y)  =  0  und  g(y)=0,  daher  auch  der  erste 
Theil.  Dieser  ist  jedoch,  wie  eben  bemerkt,  von  niederer  als  der  x**" 
Ordnung,  muss  also  identisch  verschwinden,  woraus  folgt: 

SD«-x,o=0,     SD„-«,i=0,    ...,     SD«-x,x  =  0 

und  somit  diejenigen  Bedingungen  erfüllt  sind,  welche  der  Satz  I  für  das 
Vorhandensein  von  wenigstens  x  +  1  gemeinsamen  Integralen  als  nothwen- 
dig  und  hinreichend  vorschreibt. 

Hiernach  haben  P(y)  =  0  und  Qiy)  =  0  wenigstens  x  +  1  Integrale 
gemeinsam;  damit  sie  nicht  noch  eines  mehr  haben,  muss  gleichfalls  nach 
Satz  I 

5)n-«-l,0=l=0 

sem. 

Gilt  demnach  der  Satz  III  für  den  Fall  von  x  gemeinsamen  Integralen, 
so  gilt  er  auch  noch  für  x  + 1  derselben.     Nun  gilt  er  für  x  =  1 ,    daher^ 
auch  für  x  =  2 ,  und  allgemein. 

Was  das  Bildungsgesetz  der  im  Satze  III  auftretenden  DeterminanteoB. 
betrifft,  so  ist  Folgendes  zu  bemerken: 

Die  Determinante  ^n,Oy  deren  Verschwinden  anzeigt,  dass  den  Gleich — 
ungen  P{y)  =  0  und  Q  (^)  =  0  überhaupt  gemeinsame  Integrale  zukommen.  ^ 
ist  mit  der  Determinante  d  des  Gleichungssystems  2)  identisch.  Die  Deter  — 
minante  ^n— i,o  geht  aus  !Div,o  hervor,  indem  man  in  jeder  der  beid< 
Gruppen,  aus  denen  das  System  2)  besteht,  die  erste  Gleichung 
drückt  —  wodurch  die  erste  Colonne  von  2)n,()  ausföllt  — ,  und  hi< 
noch  die  letzte  Colonne  in  ^»,0  weglässt.  Verfahrt  man  hinsichtlich  S>a^i. 
in  ähnlicher  Weise ,  wie  zuerst  hinsichtlich  Sn,0}  so  wird  die  Determinant 
$)n— 2.0  gebildet,  u.  s.  f. 

Fs  ist  demnach  jede  dieser  Determinanten  von  einer  um  zwei  EiiiheitHBa 
nJedrigerea  Ordnung  als  die  unmittelbar  votViwg^XÄiiÖÄ, 


mehrere  paiükal.  Integrale  gemeinsam  haben.   Von  Dr.  E.  Gbünfbld.    215 


Ist  z.  B.  m  =  3  und  n  =  2,  demnach : 


9) 


SO  ist 


und 


2) 


J,0 


und 


1 

0 

1 

0 

0 

1 

Pl 

23'i  +  ?2    23', +  g",    q\ 


0     1 


5)i.o  = 


9'i  +  2» 

?'» 

?i 

?» 

P'»  +  A 

Ps 

!>» 

P» 

1 

Vi 

1     Ö'i     ö^'i  +  Q% 

0  1  (Z, 

1  Pi         P% 

Im  Falle,  dass  die  obigen  zwei  Differentialgleichungen  zwei  linear  un- 
abhSngige  partikuläre  Integrale  gemeinsam  haben,  muss 

10)  ©2,0  =  0 

11)  ®i,o  =  0 
sciö.    Aus  der  Gleichung  11)  ergiebt  sich 

12)  Pj  =  JPi  ?i  -  üi  +  a\  +  g« » 

'ttd  weon  für  p^  dieser  Werth  in  die  Gleichung  10),  nachdem  zuvor  noch 
^  im  ersten  Theile  derselben  stehende  Determinante  ©2,0  ausgerechnet 
worden,  subatituirt  wird,  so  erhält  man  nach  gehöriger  Reduction  die 
Gkichung 

13)  5)2,0  =  (Ps  -Pi  ^2  +  219$-  (Z'a)*  =  0. 

^  drücken  daher  die  Gleichungen  12)  und  13),  für  welche  auch  die  zwei 
fclgenden : 
^^)     ft— l>iÖ'i+^i*-«'i"-&  =  0,    Ps-PiQi  +  qiQi- 22=^0 

S^chrieben  werden  können,  die  nothwendigen  und  hinreichenden  Beding- 
^^  ans,  damit  sämmtliche  Integrale  der  Differentialgleichung 

•^h  der  Differentialgleichung 

*'8^l>0ie&.  Sind  die  Bedingungen  14)  erfüllt,  so  ergiebt  sich  in  der  That 
^  ^emdben  die  Beziehung 


XL 
Die  Ebene  als  bewegtes  Element. 

Von 

D.  Ing.  f.  Wittenbaueb, 

Dooent  an  der  k.  k.  teohn.  Hoohiohale  in  Ons. 


Hierzu  Taf.  VI  Fig.  1-6. 


Die  Lehre  der  Bewegung  pflegt  den  Punkt  als  bewegtes  Element  Yor- 
auszusetzen ,  selbst  dann ,  wenn  es  sich  um  rein  geometrische  Eigenschaften 
derselben  handelt. 

Ebenso  wie  der  Punkt,  kann  jedoch  auch  die  Ebene  als  bewegtes  geo- 
metrisches Element  betrachtet  und  auf  ihre  Bewegung  im  Baume  hin  unter- 
sucht werden.  Insbesondere  lassen  sich  die  Begriffe  der  Geschwindigkeit 
und  Beschleunigung,  sowie  die  aus  ihnen  folgenden  Beziehungen  in  beiden 
Fällen  vollkommen  klar  zur  Anschauung  bringen.  Da  Punkt  und  Ebene 
die  einander  entsprechenden  Elemente  des  Baumes  sind,  so  steht  zu  erwar- 
ten ,  dass  auch  die  mechanischen  Folgerungen  einander  dual  gegenüberstehen. 

Obwohl  sich  diese  Vermuthung  thatsächlich  bewahrheitet,  so  erfordert 
die  Ebene  dennoch  eine  ihr  eigenthümliche  analytische  Behandlung,  welche 
in  ihren  hauptsächlichen  Grundzügen  im  Folgenden  gegeben  werden  soll. 

Etwas  Aehnliches  gilt  für  die  Bewegung  eines  Strahles  in  der  Ebene 
und  jene  des  Strahlensjstems ,  bezüglich  welcher  Untersuchung  auf  einen 
bereits  gemachten  Versuch  hingewiesen  werden  möge.* 

1.  Die  elementare  Ortsveränderung  einer  Ebene  im  Baume  kann  nur  in 
einer  Dre/»un^  um  eine  in  ihr  liegende  Gerade,  die  Drehaxe,  bestehen.  Bei 
Voraussetzung  einer  allgemeinen  Bewegung  wird  in  jedem  Zeitelemente  eine 
andere  Gerade  der  Ebene  als  Axe  auftreten;  alle  diese  Axen  bilden  in  ihrer 
Aufeinanderfolge  eine  abwickelbare  Fläche,  da  jede  Lage  der  Axe  die  beiden 
unmittelbar  benachbarten  Lagen  schneiden  muss.  Durch  die  Bewegung  der 
Ebene  wird  also  eine  Curve  erzeugt,  die  Wendecurve  jener  Fläche;  die  auf- 
einanderfolgenden Lagen  der  bewegten  Ebene  werden  zu  Schmiegungsebenen 
der  erzeugten  Curve.  Das  Resultat  dieser  Bewegung  ist  somit  dasselbe, 
wie  bei  der  Bewegung  des  Punktes;  wir  wollen  deshalb  übereinstimmend 
jene  Curve  die  Bahn  der  Ebene  nennen. 


*  KiDematik  des  Strahles.    Oias  laas. 


Die  Ebene  als  bewegtes  Element.    Von  D.  I.  F.  Wittenbauer.      217 

Bexiehen  wir  nun  sofort  den  elementaren  Drehungswinkel  da  der  Ebene 
um  eise  in  ihr  liegende  Gerade  auf  die  während  der  Drehung  verflossene 
Zeit  dtf  80  entsteht  nach  Analogie  mit  geläufigen  Begriffen  jener  der  Dreh- 
getdwmdigkeU  der  Ebene: 

2.  Im  Allgemeinen  wird  während  der  Bewegung  der  Ebene  die  Dreh- 
geschwindigkeit jederzeit  eine  andere  sein  und  zwar  wird  sich  sowohl  die 
OrSese  als  aach  die  Drehaxe  derselben  stetig  ändern.  Diese  zweifache  Aen- 
deruDg  wird  hervorgerufen  werden  durch  das  Auftreten  einer  elementaren 
Drehgeschwindigkeit  Fdt  um  eine  ebenfalls  in  der  Ebene  gelegene  Axe, 
welche  mit  jener  der  Drehgeschwindigkeit  einen  Winkel  a  einschliesseu 
mSg«.  Denn  nach  dem  bekannten  Princip  der  Zusammensetzung  von  Dreh- 
geschwindigkeiten um  sich  schneidende  Axen  werden  jene  V  und  Fdt  sich 
XU  einer  Resultirenden  V"  (Fig.  1)  vereinen,  deren  Grösse  und  Axe  durch 
die  Diagonale  eines  Parallelogramms  Ompn  über  jenen  beiden  als  Seiten 
dargestellt  werden. 

Wir  nennen  F  die  DrekhescJUeunigung  der  Ebene.  Der  Effect,  den  bie 
henromift,  ist  die  Verrückung  der  Drehaxe  der  Ebene  und  die  Veränderung 
der  Grösse  der  Drehung.  Es  bleibt  noch  zu  beleuchten,  welcher  Theil  der 
Drehbeschleunigung  den  einen  Einfluss  und  welcher  den  andern  hervorbringt. 
Dies  sind  offenbar  die  Componenten  von  Fdt,  senkrecht  und  parallel  zur 
usprfinglichen  Drehgeschwindigkeit,  also  pq  und  mg;  wir  schreiben  hierfür 

r,  =  ^  =  Fcosa,     n  =^  =  Fsina, 
^       dt  dt 

Die  erstere  dieser  Componenten  verändert  nur  die  Grösse  der  Drehgeschwin- 
digkeit, es  ist  also 

Die  zweite  verrückt  die  Drehaxe  um  den  Winkel  dr;  nach  dem  Princip  der 
Zusammensetzung  von  Drehgeschwindigkeiten  gilt  nun  die  Relation 

V:Fdt=^sin{a^dx):dT 

oder  mit  entsprechender  Vernachlässigung  von  Grössen  niederer  Ordnung 

rstna=  V'TT' 
dt 

Constmirt  man  nun  den  Kreiskegel,  dessen  Spitze  in  0  liegt  und  der  drei 
tmmittelbar  aufeinanderfolgende  Lagen  der  bewegten  Ebene  berührt,  nennt 
man  femer  2  g  den  Winkel  seiner  Oeffnung,  so  gilt 

dt8=-  tangg^da^ 
Knii  mit  Hinweis  anf  Gleichung  1) 


Bewegung  der  Ebene  im  EbenenbtliideL 

3.  Die  bewegte  Ebene  wird  stets  durch  den  Mittelpunkt  0  des  Bündels 
gehen;  wir  wählen  denselben  als  Schnittpunkt  dreier  aufeinander  senkrech- 
ten Coordinatenaxen  |,  i^,  (;,  bezeichnen  die  Winkel  der  Ebene  mit  den- 
selben durch  A,  fi,  V  und  verstehen  unter  den  Coordinaten  der  Ebene  die 
drei  Grössen 

4)  |  =  5mA,     i}  =  5mfi,     J  =  ^nv. 

Sie  sind  nicht  unabhängig  von  einander,  sondern  genügen  jederzeit  der  Be- 
dingung 

5)  S^  +  i?*  +  S*=l. 

Wir  geben  femer  diesen  Coordinaten  das  gleiche  oder  entgegengesetzte  Vor- 
zeichen, je  nachdem  sich  die  Coordinatenaxen  auf  derselben  oder  auf  Ter- 
schiedenen  Seiten  der  Ebene  befinden. 

Es  sei  nun  OG  (Fig.  2)  eine  in  der  Ebene  liegende  Gerade,  um  welche 

die  Drehgeschwindigkeit  F=  —  herrschen  möge.     Ihre  Componenten  nach 

CLZ 

den  drei  Axen  seien 

V^  =  Vcosa,     Vij  =  Vcosßj     V^  =  Vcosy. 

worin   a,  /?,  y  die  Winkel   der  Drehaxe  OG  mit  den  Coordinatenaxen  be- 
zeichnen. 

Projicirt  man  die  Coordinatenaxen  senkrecht  auf  die  Ebene  nach  0|' 
Oiy',  Of  und  bezeichnet  die  Winkel 

GOi'=a,    GOv'=^h,     GOi'=c, 

vorausgesetzt,  dass  dieselben  in  gleicher  Bichtung  gezählt  werden;  beden 
ferner,  dass  die  Winkel 

SOr=A,     fiOrj'^ti,     tOi'=^v 

sind,  so  folgt  zunächst  aus  dem  bei  V  rechtwinkligen  sphärischen  Drei« 
GlV 

^"^    cosa==cosk.cosa   und  ebenso   cosßs=coS(i,cosby     C08y^=cosv,coi 

—  Hie  Ebene  nach  einer  unendlich  kleinen  Verdr* 


Von  Dr.  I.  F.  Wittenbauer.  219 

nnd  beachtet,  dass  l\r  =  dk  gesetzt  werden  darf,  so  folgt  aus  dem  recht- 
winkligen sphSrischen  Dreiecke  Grl\ 

d0.sina  =  dk   und  ebenso    da,sinb  =  d(i,     da.sinc  =  dv. 

Werden  diese  Gleichungen  quadrirt,  der  Reihe  nach  mit  cos^ly  cos^ia^  cos^v 
mnhiplieirt  und  addirt,  so  ergeben  sie 

der  in  der  Klammer  stehende  Ausdruck  ergiebt  sich  nach  Gleichung  6)  der 
Einheit  gleich  und  es  ist  somit  mit  Hinweis  auf  die  Gleichung  4) 

da^^di^  +  drj^  +  d^^ 

oder  die  Drehgeschwindigkeit  der  Bewegung 

"        -=öi)*+ «-?)■+ (II)" 

Um  Ausdrücke  für  die  Componenten  F|,  Vtj,  V^  der  Drehgesch windig- 
keit  nach  den  Coordinatenaxen  zu  erhalten,  beachten  wir  die  drei  Gleich- 
ungen 

cosa.cosa  +  cosß.cosß  +  cosY'COsy^  1, 

J    .cosa+    ri    .cosß+    J    .C05y  =  0, 
d^.cosa+  dtj  .cosß+  d^  .C05y  =  0, 

von  denen  die  erste  eine  bekannte  Beziehung  ausspricht,  während  die  zweite 
und  dritte  aus  dem  Grunde  gilt ,  weil  die  Dreliaxe  sowohl  vor  als  nach  der 
Drehung  da  der  Ebene  angehört,  also  zu  deren  Perpendikel  senkrecht  bleibt. 
Bezeichnet  R  die  Determinante  der  Coefficienten  von  cos  et,  cosß,  cosy  in 
obigen  drei  Gleichungen,  so  folgt  durch  Auflösung 

8)  Bco3a==ridt-idri,    JBco5j3  =  Jd^  -  Sdf,    JBco5y  =  Jdi?  -  i?  d^ 

Diese  Gleichungen,  quadrirt  und  addirt,  ergeben  mit  Benutzung  der  Rela- 
tion 5)  

R^=^d?  +  dri'  +  df-{^d^  +  tidij  +  Sdiy 

^d,  da  der  Ausdruck  in  den  Klammern  verschwindet, 

R^  =  daK 

Wir  wählen  JB  =  — d<f,  wodurch  die  Gleichungen  8)  in  folgende  tiber- 
gehen: 

*^w  Vorzeichen  dieser  Ausdrücke  sind  richtig  unter  der  Voraussetzung ,  dass 
^^  Drehungsrichtung  entgegen  der  ührzeigerbewegung  als  die  positive  be- 
zeichnet wird. 

1  Da  sich  die  Drehgeschwindigkeit  und  Drehbeschleunigung  einer 
**^«  in  gleicher  Weise  combiniren,  wie  die  Geschwindigkeit  und  Besohlen- 
°%^  eines  Punktes,  so  werden  auch  für  die  Componenten  der  Beschleu- 
^po^  r  nach  den  drei  Axen  analoge  Resultate  gelten  wie  dort  ^  nämlich ; 


^•s^-im^    ^'S^  •*   *■    -  •^*  ^^  «^      ^      V    ' 


220  Die  Ebene  als  bewegtes  Element. 

n=^,     r=^,     r.-^ 
^     d<       ^'     d<       ^f~  dt 

oder  mit  Einführung  der  Gleichungen  9) 

10)   /)=_,^+f^,   r,=-s^+l^,,   rt=-i^+,^,. 

5.  Es  soll  noch  auf  die  eigentliche  Bedeutung  der  Componenten  der 
Drehgeschwindigkeit  und  Drehbeschleunigung  hingewiesen  werden«  Projicirt 
man  die  drei  Componenten  V^.  F,j,  F(  auf  die  bewegte  Ebene,  so  erhält 
man  drei  neue  Drehgeschwindigkeiten  V^cosk,  F,jCö5f4,  Vi^cosv  um  die 
Axen  0|',  Or/,  Of,  welche  in  der  Ebene  liegen.  Projicirt  man  hingegen 
Fjt,  Vfi,  Ff  auf  eine  Gerade  senkrecht  zur  bewegten  Ebene,  so  ist  die 
Summe  dieser  Projectionen 

11)  in+'2^?+?n=o, 

wie  sich  aus  9)  unmittelbar  ergiebt. 

Die  Drehung  der  Ebene  um  OG  wird  also  eigentlich  durch  drei  andere 
Drehungen  ersetzt,  welche  um  die  Projectionen  der  Coordinatenaxen  auf 
die  Ebene  stattfinden. 

Gleiches  gilt  von  der  Drehbeschleunigung  der  Ebene.  Auch  diese  kann 
jederzeit  ersetzt  werden  durch  drei  andere  Drehbeschleunigungen,  die  man 
der  Grösse  und  Axe  nach  erhält,  wenn  man  die  Componenten  F^,  Jl|,  J\ 
auf  die  Ebene  projicirt. 

Die  Projectionen  dieser  Componenten  senkrecht  zur  Ebene  ergeben  als 
Summe 

12)  Sn  +  i?r,  +  frc  =  o, 

wie  aus  den  Gleichungen  10)  zu  entnehmen  ist. 

6.  Multiplicirt  man  von  den  letztgenannten  Gleichungen  die  erste  mit 
rjy  die  zweite  mit  |  und  subtrahirt  dieselben,  so  folgt 

ir.-,r,_g(i.+,')-:($^-i|+,g) 

l'+i'-l-f, 


und  da 
so  ist  auch 


und  analog 


Multiplicirt  man   diese  Gleichungen   der  Reihe   nach  mit  d£,  (i|,  dui  und 
addirt  sie,  so  erhält  man  mit  BeiUcksichtigung  der  Relation 

die  Gleichung 


Von   D.  I.  F.  WiTTBNBAUEI?.  221 


^  -^  ^  ^^.  %^"i^..-S*" 


Nun  ist  nach  Gleichung  7) 
es  folgt  somit 

13)  i(i7»  =  (.?rc-?fi)d|  +  ar|-src)di?  +  (|/,-i?n)^f^ 

eine  Beziehung,  welche  für  Bewegungsprobleme  der  Ebene  von  ähnlichem 
l^Qizen  ist,  wie  das  Princip  der  lebendigen  Kraft  für  die  Bewegung  des 
Punktes. 

Die  bis  hierher  abgeleiteten  Relationen  sollen  zunächst  in  einigen  speciel- 
ien  Fällen  Anwendung  finden. 

7.  Die  Beschleunigung  der  Ebene  bleibe  constant  der  Grösse  und  Axe 
flach;  es  seien  also 

Äe   Gleichung  12)  liefert  dann 

ag  +  ^iy  +  cfipO, 

"•  i«    die  Gleichung  einer  Geraden.     Die  Ebene  beschreibt  somit  bei  ihrer 
Bewegung  einen  Ehenenbüschel ,  und  zwar  gleichförmig  beschleunigt. 

8.  Die  bewegte  Ebene  werde  in  jedem  Augenblicke  um  zwei  Axen 
^'^iohzeitig  beschleunigt  und  zwar  um  ihre  Schnittlinien  OB  und  OC  mit 
"«^  beiden  Coordinatenebenen  1^0 ri  und  JOf.  Die  Grösse  jeder  der  Be- 
^*l^unigungen  sei  proportional  dem  Sinus  des  Neigungswinkels  der  beweg- 
^^^  mit  der  betreffenden  Coordinatenebene.  Man  untersuche  die  Bewegung 
^^^    Ebene. 

Bezeichnen  wir  mit  q>  und  t/;  (Fig.  3)  die  letzterwähnten  Neigungs- 
^^le),  im  Sinne  der  Drehbeschleunigung  gezählt,  so  sind  zunächst  die 
fi»^S«benen  Beschleunigungen  um  die  Axen  OB^  OC 

rB  =  hsinq>^     Fc^csin^ 

^^d  sonach  die  Componenten  der  gesammten  Beschleunigung 

r^=^rBC08ß+  Tccosy,     r^=^rB8%nß,     rt^^Tcsiny, 

Wenn  man  die  Winkel 

^OB  =  ß,     kOC=y 

Weichnet.  Beschreibt  man  nun  aus  0  eine  Kugel,  welche  das  sphärische 
Dreieck  ABO  ausschneidet,  und  föUt  aus  A  das  Bogenperpendikel  AA'  auf 
die  Basis  BC,  so  folgt  aus  dem  rechtwinkligen  sphärischen  Dreiecke  ABA' 

sinß.sintp=^sink  =  l 
nnd  ebenso  aus  ACÄ 

Analog  wird  man  erhalten,  wenn  man  statt  0£  die  Axen  Oi/  und  Oi  auf 
Ebene  projioirt  und  d«*  '^Hail  Sohnitt  Qiitat^\i«CLde;tL\^T^\^0&!^ 


222  Die  Ebene  als  bewegtes  Element. 

C05/J.sing)  =  — 5tnfi  =  — iy,     cosy.sin^  i^  —  sinv^  —  t^ 
daher  wird  nach  Substitution 

14)  r^=-(H+cO,    r,  =  6|,    rc  =  cS, 

welche  Ausdrücke  wieder  der  Bedingung  12) 

gentigen  müssen. 

Um  die  Geschwindigkeit  der  Drehbewegung  zu  ermitteln ,  benutzen  wir 
Gleichung  13);  dieselbe  nimmt  nach  Substitution  obiger  Ausdrücke  für  die 
Componenien  die  Form  an 

oder,  da  der  zweite  Elammerausdruck  verschwindet, 

^dV^^-cdti  +  bdi, 
woraus  nach  Integration 

Um  die  Gleichung  der  Bahn  zu  finden,  bemerken  wir,  dass 

■ 

cr^  =  hr^  4>der  c.dVtj=b.dV^. 
woraus 

cV^^bVi:. 

Die  Integrationsconstante  verschwindet,  wenn  wir  annehmen,  dass  die 
anfängliche  Geschwindigkeit  der  Ebene  null  ist.  Mit  Benützung  der  Gleich- 
ungen 9)  wird  somit 

c{^d!;-'id^)  =  b(tidi-^dfi) 

oder 

d^^bdfi  +  cdj 

S  bv  +  ci    ' 

woraus  durch  Integration 

a^  +  bfi+d^O, 

d.  i.  die  Gleichung  einer  Geraden,  folgt.    Die  Ebene  bewegt  sich  also  wieder 
in  einem  Ebenenbüschel;  die  Axe  desselben  besitzt  die  Bichtongscosinusse 

a  b  c 


yä^+¥+?    j/a'+b^+c^    y^+w+? 

Mit  Benutzung  obiger  Gleichung  des  Ebenenbüschels  gehen  die  Gleichungen 
14)  jetzt  über  in 

n-=a^,    rc  =  6|,    r^  =  ci 

und  es  ist  somit  die  Drehbeschleunigung  der  Ebene 


r=-^j/tt'+b^+c». 
Sie  verschwindet,   wenn  die  Ebene  bei  ihrer  Drehung  die  0£-Axe  passirt. 

9.  Die  Bewegung  einer  Ebene  entstehe  dadurch,  dass  sioh  eine  xatt4^ 
0$-Axe  wirkende  Drehgeschwindigkeit  von   constanter  Ordsae  a  ir 
Moment  auf  die  Ebene  projicirt;  die  Grösse  und  Bichtimg  dietar^ 
werde  zur  Drehgeschwindigkeit  der  Ebene.     Man  nntertnolM 
DigungBzxiBtaiid,  und  die  Bahn  dieser  Ebene. 


Von  D.  I.  F.  WiTTBNBAUER.  223 

Zunftchst  ist 

V=acosk 
und 

15)  V^=^VcosX  =  a  cosn  =  a(l  -  ^«). 

Benutzt  man  non  die  bekannten  Beziehungen 

TV+7,«+7t«=F«,     |Ff  +  i,7,  +  SF{  =  0, 
so  findet  sich 

Es  folgt  also 

ond  nach  Einführung  der  Werthe  aus  9) 

Es  ergiebt  sich  hieraus 

d^  =  H^cl^  +  fidri  +  idi)=^0  und   g  =  c  =  cow.l 

Die  £bene  bewegt  sich  somit  längs  einer  Ereiskegelfläche  um  die  0^  als  Axe. 
Schreibt  man  Gleichung  15)  in  der  Form 

and  bemerkt,  dass 

S*  +  i7*+J:'=l,     ^d^  +  vdri  +  idi=^0 

oder  im  gegenwärtigen  Falle 

v'  +  f^'^-c^     fidri  +  tdi  =  0 
ist,  so  folgt 

dri  dl^ 

Tt^'"^'   dt — "''' 

woraas  nach  Integration  folgt 

ffierin  bezeichnet  h  eine  Constante. 

Die  Componenten  der  Beschleunigung  ergeben  sich  jetzt  folgendermassen : 

woraus  die  Drehbeschleunigung  selbst 

r=a«cj/l  — c«=  V^tangL 

Sie  bleibt  also  der  Grösse  nach  constant;  ihre  Axe  liegt  stets  in  der  Co- 
ordinatenebene  ijOi,  sie  ist  der  Schnitt  der  letzteren  mit  der  bewegten 
Ebene  und  dreht  sich  während  der  Bewegung  der  Ebene  mit  constanter 
Winkelgeschwindigkeit  um  den  Punkt  0. 

10.  Fflr  gewisse  Bewegungen  der  Ebene  erscheint  es  vortheilhaft,  der 
»nlytischen  Untersuchung  eine  Art  Polarcoordinatensystem  zu  Grunde  zu 
Ivb.  Wir  nehmen  zu  diesem  Zwecke  eine  fixe  Ebene,  die  Orundehene, 
■^  Vd  in  (Beter  eine  Axe  OÄ  mit  dem  Pole  0,  welch'  letzterer  zugleich 
%flMltl.diS,XlMi       Indals  iat,  in  welchem  sich  die  Ebene  bewegt.    Es 

'  mit  der  Grundebene ,  tf;  den  Winkel 

ver  gezählt,  q>  den  Neigungswinkel 

«  gemessen,  und  zwar  poEiti^ 


224  Die  Ebene  als  bewegtes  Element. 

oder  negativ,  je  nachdero  die  Drehung  der  Gmndebene  in  die  bewegte 
Ebene  um  05,  von  S  aus  gesehen,  entgegen  oder  mit  dem  Uhrzeiger  ge- 
schehen müsste.  Wir  nennen  die  Winkel  q>  und  ^  die  Coordinaten  der 
Ebene  im  Ebenenbündel. 

Beschreibt  nun  die  Ebene  im  Baume  eine  unendlich  kleine  Drehung  da 
um  eine  in  ihr  liegende  Axe  OG  (Fig.  4),  so  läset  sich  dieselbe  nach  dem 
bekannten  Princip  ersetzen  durch  zwei  andere  unendlich  kleine  Drehungen 
dq>  und  dca  um  die  Axen  OS  und  OJß,  welche  ebenfalls  in  der  Ebene  liegen 
und  aufeinander  senkrecht  stehen  sollen,  so  zwar,  dass  die  Relation  gilt 

da^  =  dq>*  +  dca^. 

Diese  beiden  Drehungen  werden  die  Coordinaten  der  Ebene  verändern,  und 
zwar  die  Drehung  dtp  die  Coordinate  <p,  da  die  Coordinate  t^;  bezüglich 
letzterer  ist  leicht  ersichtlich,  dass 

16)  d<x>^sing>.dilf, 

sobald  man  untersucht,  welcher  Veränderung  t^  unterliegt,  wenn  die  Ebene 

um  OR  gedreht  wird.     Man  hat  also 

d<y*  =  dg>^  +  sin^q>  dt^* 
und  wenn  man  durch 

da       _  dq>        _  dm 

dt'     *^»~d7'     *^''~Tt 


17)  F=^,      7,  =  *^^,      7„  =  ^ 


die  Drehgeschwindigkeit  und  ihre  Componenten  nach  OS  und  OR  bezeichnet: 

,8,    r,.^.    F„=*4».    r.=  (||)*+.^v(|-:)- 

Bei  fortgesetzter  Drehung  der  Ebene  um  OG  werden  F^  und  V„  gewisse 
Aenderungen  erleiden,  selbst  wenn  q)  constant  bleibt;  dies  rührt  von  der 
Veränderung  des  Winkels  a,  welchen  die  Axe  der  Drehgeschwindigkeit  00- 
mit  OR  einschliesst,  her.     Es  ist  nämlich 

V^^V.sina,     Vto=V,cosa, 
somit 

dVfp^=Vcosa.da=V(0'dcc^     ^7»  =  —  Vsina.da  =  —  V^.da. 

Nun  lehrt  eine  einfache  Betrachtung,  dass 

da  =  cos(p,dilf, 

es  ergiebt  sich  also  mit  Hinweis  auf  die  Gleichungen  18) 

*^^       ^^  d^d^ 

dt  'dt' 

vorausgesetzt,  dass  sich  die  Drehgeschwindigkeit  V  nicht  ändert. 

Tritt  nun  noch  eine  Drehbeschleunigung  F  um  eine  Axe  OB  hinzu, 
welche  mit  OR  einen  Winkel  ß  einschliessen  möge,  so  werden  die  GeechwiB- 
digkeitscomponenten  V^  und  F^^  neuerdings  verändert  nnd  swar  um  die 

Beträge  Fsinfidt^T^My     Ccos^dt^F^M, 

so  zwar,  dasa  die  G^esammtverändernngeii  ^e^UV»  \^^cm|sii  ^^sc^sa. 


/d^y 

dV^  =  8inq>cosq>l—j  dt,      dVfo=^'-cosq) 


# 
Von   D.  I.  F.  WiTTENBAÜBB.  225 


woraus  sich  mit  Beziehung  auf  die  Gleichungen  16)  und  17)  ergiebt 

oder   nach  Einführung  des  Winkels  ^ 

d^'ü/  «  dq>  d^ 

Man   dttrfte  den  analogen  Bau  dieser  Formeln  mit  jenen  für  die  Beschleu- 
nigtingscomponenten  eines  Punktes  in  Polarcoordinaten  sofort  erkennen. 

U.    Bildet  man  mit  Hilfe  obiger  Formeln  den  Ausdruck 
so  findet  man  hierfttr         ^9^^  +  ^^sin^-d^, 

dPq>  ,  /cJt/;\*  p    d^'^  1 

-T^  dq>  +  sin(p  cos(p  {—  J  dq>  +  $inrq>-T7i  d'tlf 

und  dies  ist  identisch  mit  ^  d  V^,  wenn  man  nach  18) 

^  ^=(i?)'+-v(s)" 

berflekaichtigt.     Es  ist  also  auch 

20)  7«  «  ^J(^9  äq>  +  r^sinq>  d^). 

12.  Die  soeben  abgeleiteten  Formeln  gestatten  eine  besonders  passende 
Anwendung  in  dem  Falle,  wenn  die  bewegte  Ebene  jederzeit  um  ihre  Schnitt- 
linie mit  einer  festen  Ebene  beschleunigt  wird,  d.  h.  wenn  sämmtlicbe  Be- 
•ehleanigungsaxen  in  einer  Ebene  liegen.  Wählt  man  diese  letztere  zur 
Gnmdebene  eines  Coordinatensystems  von  eben  behandelter  Art,  so  bleibt 
.    wftbrend  der  Bewegung 

8mq>  dt\  dt/ 

woraag  unmittelbar  folgt 

21)  *in*<)p  -TT  =  ^  =  const. 

dt 

<^  mit  Beziehung  auf  Gleichung  18) 

VfQ,8inq>  =  c, 

^A:  die  Projection  der  Drehgeschwindigkeit  V  auf  eine  Gerade  senkrecht 
^Chrtmdebene  bleibt  während  der  Bewegung  constant.  Diese  Gattung  von 
"^v^gimgen  der  Ebene  bildet  eine  Analogie  zu  der  Centralbewegung  des 

tt.   Ein  specielles  Interesse  hat  in  n\^  ^qtl  ^^- 

^9mwi  Jene,  bei  welcher  die  W  'ün  Q^xx^t^ 


228  Die  Ebene  als  bewegtes  Element. 


•-^.•-.^•N'^N.i^ 


28)  T=./2?'l+^S^. 

Um  die  kleinste  Oeffhung  2(0  der  Kegelfläche  zu  erhalten,  deren  Gleich- 
ung in  25)  gegeben  ist,   ermitteln  wir  aus  letzterer  jene  Werthe  g>  =  iPq 

und  (p=:q>^,  Rlr  welche  t/;  =  0  nnd  ^s=n,  oder  kürzer:  für  welche  —  =  0 

ist;  es  wird  für  dieselben  die  Beziehung  gelten 

c*  cotg^q>  +  2a  cotgq>  —  6  +  c*  =  0 
oder  auch 

2a 

29)  cotg(pQ  +  cotgq>^^-'^j 

30)  cotgq>Q.cotgq>i  =  l'^^' 


Es  ist  nun 

und  da  nach  29) 

sowie  nach  30) 


c 

sin2  CD  =  $in{q>Q  +  <Pi) 
sin((P(^+(Pi)  ^      2a ^ 

c^sinq>QCOsq>Q 
Sinq>Q,sinq>i  = 


>/(?*- (2  6  c» -6«)  5m  Vo 
so  ergiebt  sich  mit  Benutzung  der  Relation  24) 

—  2a 
$in2m  = 


und  daher 

cof^2ca  =  -^. 

Mit  Hilfe  dieser  Beziehung  nimmt  jetzt  Gleichung  28)  die  Form  an 

2n 


jr=  '--=rl/sin(o.co^a. 

Besitzt  die  Ebene  im  Beginn  ihrer  Bewegung  eine  andere  Neigung  g>^ 
gegen  dieselbe  Grundebene,  so  wird  auch  die  Kegelfläche,  welche  jene  um- 
hüllt, und  die  ümlaufszeit  eine  andere  werden;  es  gilt  fdr  letztere 

T^  =     y$in  Wj .  cos^m^ 

y-a 

und  es  besteht  für  die  beiden  ümlaufszeiten  das  Verhältniss 

T^       5mo>,  .co5^o>| 

Das  hier  behandelte  Beispiel,  eine  Analogie  zu  der  Centralbewegnng 

a 
des  Punktes  nach  dem  Anziehungsgesetze  /  =  :^ '  lässt  die  Dualität  der  Be- 

IT 

wegung  des  Punktes  und  der  Ebene  sehr  deutlich  erkennen.* 


Vergl:  Die  Linearbewegung  des  SttsÄAe»  a.  ^.O.^  tÄ. 


Von    D.  I.  P.  WiTTBNBAUER.  227 

Diese  Oleichung  gehört  einer  Kegelfläche  zweiter  Classe  an,  welche  die 
£bene  bei  ihrer  Bewegung  umhüllt.  Bemerkenswerth  ist  die  Lage  dieser 
Kegelflache;  es  ist  nämlich  eine  ihrer  Schaaren  von  Ereisschnittsebenen  zur 
Grandebene  parallel,  wie  eine  einfache  Untersuchung  lehrt. 

Um  eine  Beziehung  zwischen  der  Bahn  der  Ebene  und  der  aufgewen- 
deten Zeit  zu  ermitteln,  schreiben  wir  Gleichung  25)  in  der  Form 

26)  Äcosfjß"  a^c^ cotgg>, 

A  =  a  +  c*cotgq>fj 
bezeichnet,  und  beachten,  dass 

drif         c 

dt       s^in^q) 
Es    wird  sich  dann  Oleichung  26)  durch  Elimination   von  q>  in  der  Form 

schreiben  lassen:  c^dTU 

dt=  ^ 


€^  +  {Äcostif  —  a)* 
welche  mittels  der  Substitutionen 

21)  cosa  = 2 — »     C08ß= — j—» 

flbergefUhrt  werden  kann  in         "''^ 

eJ<  =  -^  \         ^  ^         }  d 

2Äi)costif  +  cosa     cos^i;  +cosß\       ' 

woraus  sich  durch  Integration  ergiebt 

t^ ~  er  \  eoseea  /       ^^ß\  eosteß 


2Ai  \\      tf^+a 

Hierbei  verschwindet  die  Integrationsconstante  unter  den  für  den  Anfangs- 
Kostand  gemachten  Voraussetzungen  und  wurde  ferner 

i(+l)  =  0 

gesetzt    Die  Zeit  eines  vollen  Umlaufs  der  Ebene  an  der  Kegelfläche  ergiebt 
sieh  hieraus  für  ^  =  2n  mit 

oeUt  man  hienn 

^^'^  +  -K   und    ?(+!)  =  2«t, 
»ina     9inß 

d.i. den  nach  0  folgenden  Werth,  so  wird 

Ä 
^  iit  ooe  reelle  Constante,  man  findet  für  sie  mittels  der  Substitutionen  27) 

^     e 
wird  deoMmob  die  Umlm 


228  Die  Ebene  als  bewegtes  Element. 


28)  ^^^^/54-/P+4g^ 

Um  die  kleinste  Oefifhung  2a)  der  Eegelfläche  zu  erhalten,  deren  Gleich- 
ung in  25)  gegeben  ist,   ermitteln  wir  aus  letzterer  jene  Werthe  <)p  =  «Po 

und  <p  =  4jt)j,  ftlr  welche  t^  =  0  und  t(;  =  7c,  oder  kürzer:  (Ür  welche  —  =  0 

ist;  es  wird  für  dieselben  die  Beziehung  gelten 

c*  cotg^qt  +  2a  cotgqt  —  5  +  ^  =  0 
oder  auch 

29)  cotgq>Q  +  cotgq>^=  —  '^'i 

30)  cotg(pQ.cotgq>^  =  \—-;^' 


Es  ist  nun 

und  da  nach  29) 

sowie  nach  30) 


sin2fo^=  sin  (<Po  +  q>^) 

gtn(<Po+yi)  _      2a 
s%nq>Q,sinq>^  (? 

(fsing>QCOS(po 
stn  q>Q .  sm  qpj  — -- 


/e*-(26c«-6«)««««Po 
so  ergiebt  sich  mit  Benutzung  der  Relation  24) 

$m2o)  = 


/6*  +  4a« 
und  daher 

cof^2a)  =  -^. 

Mit  Hilfe  dieser  Beziehung  nimmt  jetzt  Gleichung  28)  die  Form  an 

2n 


Besitzt  die  Ebene  im  Beginn  ihrer  Bewegung  eine  andere  Neigang  q>^ 
gegen  dieselbe  Grundebene,  so  wird  auch  die  EegelflSche,  welche  jene  um- 
hüllt, und  die  Umlaufszeit  eine  andere  werden;  es  gilt  für  letztere 

y-a 

und  es  besteht  für  die  beiden  ümlaufszeiten  das  Verhältniss 

Tj*       smfo^.cos^to^ 
Das  hier  behandelte  Beispiel,  eine  Analogie  zu  der  Centralbewegong 

des  Punktes  nach  dem  Anziehungsgesetze  y  =  -j^  iSsst  die  DualitSt  der  Be- 

wegung  des  Punktes  und  der  Ebene  sehr  deutlich  erkennen.* 


Vergl:  Die  Linearbewegung  des  ^tta]iQ\e&  «b.  «^.O.^  t»"^. 


Von   D.  I.  F.  WiTTENBAüBR.  229 


Bewegung  der  Ebene  im  Ranme. 

14.  Die  aUgemeine  Bewegung  einer  Ebene  im  Räume,  deren  Grund- 
zflge  in  der  Einleitung  bereits  gegeben  wurden ,  kann  bebufs  ihrer  analjti- 
Bcbexi  Einkleidung  stets  auf  zwei  einfache  Bewegungen  zurückgeführt  wer- 
den, n&mlich  auf: 

1.  die  Bewegung  der  Ebene  im  Ebenenbündel, 

2.  die  parallele  Verschiebung  oder  Translation  der  Ebene. 
Führt  man  durch  einen  beliebigen  Punkt  0  des  Raumes  eine  Parallele 

zu  der  bewegten  Ebene  und  ebenso  zu  der  in  letzterer  gelegenen  Geschwin- 
digkeits-  resp.  Beschleunigungsaxe ,  und  überträgt  die  Grössen  der  Dreh- 
geBchwindigkeit  und  Drehbeschleunigung  jederzeit  ungeändert  auf  die  neue 
Ebene,  so  wird  sich  diese  hinsichtlich  ihrer  Richtung  genau  so  bewegen, 
wie  die  Ebene  im  Räume,  d.  h.  die  beiden  Ebenen  werden  während  ihrer 
'Bewegung  stets  parallel  bleiben.  Wir  wollen  die  so  hervorgerufene  Be- 
wegung einer  Ebene  im  Ebenenbündel  die  nach  0  redtwirte  Bewegung  der 
Ebene  im  Baume  nennen. 

15.  Projicirt  man  die  Geschwindigkeitsaxe  der  reducirten  Bewegung 
jederzeit  orthogonal  auf  die  Ebene  im  Räume,  so  wird  diese  Projection 
zwar  zur  Geschwindigkeitsaxe  der  räumlichen  Bewegung  parallel  sein ,  jedoch 
in  einem  Abstände  p  von  ihr  liegen,  um  also  die  Projection  der  reducir- 
ten Drehgeschwindigkeit  in  die  wirkliche  der  Ebene  überzuführen,  ist  die 
HinzafÜgung  einer  Translationsgeschwindigkeit  nothwendig ,  welche  die  Ebene 
parallel  zu  sich  verschiebt  und  deren  Grösse 

31)  ^^V.p 

ist.  Bezeichnen  wir  nun  mit  q  den  Abstand  der  Ebene  im  Räume  von  0, 
so  wird  für  eine  unendlich  kleine  Drehung  da  der  Ebene  um  ihre  wirkliche 
Geschwindigkeitsaxe  die  Beziehung  stattfinden 

32)  dg—pda 

nnd  mit  Berücksichtigung  von 

dt 
erbüten  wir  jetzt  für  die  Translationsgeschwindigkeit  der  Ebene 

33)  S8  =  ^- 

at 

16.  Aehnliche  Ueberlegimgen  gelten  für  die  Drehbeschleunigung  der 
wirklichen  Bewegung  und  ihre  Beziehung  zur  Drehbeschleunigung  der  redu- 
<^n  Bewegung.  Projicirt  man  nämlich  die  Beschleunigungsaxe  der  letz- 
^  Mf  die  Ebene  im  Ranme,  so  wird  diese  Projection  zwar  parallel  sein 
^  wirUiehen  Beschlenni^un/^saxe  der  Ebene,  aber  in  emom  ^%^»xA<^  q^ 
^^äreoifernt  hegen;  um  deshalb  die  Projection  det  T^äLVidt^Äii  Tix^- 


230  Die  Ebene  als  bewegtes  Element. 

beschlennignng  in  die  wirkliche  zu  überfahren,  ist  eine  Translationsbeschlea- 
nignng  senkrecht  zur  Ebene  hinzuzufügen.     Die  GrOsse  derselben  ist 

34)  z==r.q, 

wenn  T,  wie  bisher,  die  Drehbeschleunigung  der  Ebene  bezeichnet. 

Es  erübrigt  noch,  einen  analytischen  Ausdruck  für  g  zu  gewinnen,  und 
hierzu  dient  folgende  üeberlegung. 

Bezeichnen  V  und  F  (Fig.  5)  die  Geschwindigkeits-  resp.  Beschleuni- 
gungsaxe  der  Ebene,  V  die  aus  beiden  resultirende  Geschwindigkeitsaxe. 
OR^Q  das  aus  0  auf  die  Ebene  errichtete  Perpendikel,  Jßr=jp,  Bs^=q^ 
Rr=p  die  Abstände  jener  Axen  vom  Fusspunkte  i2,  so  gilt  zun&chst  nach 
einem  bekannten  Gesetze  (analog  dem  Momentensatze  in  der  Mechanik  des 
Punktes) 

oder 

35)  Fq  dt  =  V'p  -  Vp. 

Nun  bleibt  aber  die  Ebene  nicht  in  ihrer  Lage,  sondern  wird  sich 
während  des  folgenden  Zeitelementes  um  ihre  neue  Axe  V*  drehen;  es 
käme  hierdurch  der  Fusspunkt  R  nach  R\  während  der  Fusspunkt  r  seinen 
Ort  nicht  ändert.     Bezeichnen  wir  jetzt 

OR'=q\    R'r=p\ 

so  gilt  offenbar 

oder 

9^  -  P*  =  j5«  -jp'«,     dp*  =  (?  +p)  {p  -  jp') 

und  mit  erlaubter  Annäherung 

QdQ=p{p-p), 
woraus 

P=jdQ+p\ 

Führt  man  diese  Beziehung  in  Gleichung  35)  ein,  so  wird 

rqdt  =  d{Vp)  +  ^dQ, 

P 

woraus  sich  mit  Benützung  der  Gleichungen  31)  —  34) 

für  die  Translationsbeschleunigung  der  Ebene  der  Ausdruck  ergiebt 

36)  1  =  ^9+^7«. 

Es  sollen  im  Folgenden  noch  einige  Anwendungen  dieser  Theorie  ge- 
macht werden. 

17.  Eine  Ebene  besitze  ausser  einer  anfönglichen  Drefageeohwindigkail 
^  am  eine  beliebige  Axe  nur  eine  Traa€\a\ioii&\>Qi&c\A«vm\g^    von 
Grösse,  d.  b.  ea  sei 


Von  Dr.  !•  F.  Wittbnbaueb.  23 1 

r=o,    3;  =  a. 

Die  redacirte  Bewegung  der  Ebene  ist  dann  eine  solche  im  Ebenenbüschel. 
W&hlen  wir  die  Axe  des  letzteren  zur  0^-Axe,  so  ist 

1  =  0  oder  i,«  +  {;«=l 

die  Gleichung  des  Ebenenbüschels.     Die  Drehgeschwindigkeit  um  die  Axe 
OS  bleibt  constant,  d.  h. 

oder  auch 

idti"  ridi=cdL 

Geht  man  nun  von  der  reducirten  Bewegung  auf  jene  im  Räume  über, 
so  erhftlt  man  durch  Benützung  der  Gleichung  36)  zunächst 

woraus  sich  durch  einmalige  Integration  ergiebt 

dg 


37)  ^^l/k  +  2aQ-<?Q\ 

dt 

Hierbei  ist  die  Integrationsconstante 

Ä;  =  c*^o*  — 2a^o» 
wenn   angenommen   wird,   dass  die  Ebene  im  Beginne  der  Bewegung  den 
Abstand   q^  von  0  besitzt  und  ihre  Drehaxe  anf&nglich  mit  der  Projection 
der  0^  zusammenMlt,  d.  h.  wenn  Pq  =  0  wird. 

Die  zweite  Integration  giebt  sodann  die  Beziehung 

38)  Sinei  =^^\~^ 

zwischen  der  verflossenen  Zeit  und  der  Entfernung  g  vom  Ursprünge. 
Vergleicht  man  femer  die  oben  abgeleitete  Belation 

idri-'ridi=cdt 
mit  der  hier  geltenden 

fldfi  +  idt=0, 
ao  findet  man 

.^._      ätj     _  dt 

und  nach  Integration 

wenn  das  Coordinatensystem  so  gelegt  wird,  dass  ausser  der  0$-  auch  noch 
die  Ol}. Axe  zur  Anfangslage  der  Ebene  parallel  ist.  Dd(ch  Vergleich  mit 
38)  erhSlt  man  jetzt  die  Beziehung 


^  = 


pc*  — a 


QoC^  —  a 

^he  in  Verbindung  mit  der  bereits  bekannten 

1  =  0 

&  Bilm  der  Ebene  charakterisiren.    Man  überzeugt  sich  leicht,  dass  die 
'^  b«  ihrer  Bewegung  eine  C^Umk  i^  d«c«n  1EinA\v\|,^xA^ 

Jf^AlMor  Oi  and. 


232  Die  Ebene  als  bewegtes  Element. 

Giebt  man  nocb  der  Gleichung  37)  die  Form 

und  besitzt  die  Drehgeschwindigkeit  der  Ebene  die  Grösse 


t      Po 


so  wird 

oder  es  bleibt 

^  =  0. 

Die  Ebene  umhüllt  in  diesem  Falle  eine  Kreiscylinderfläche. 

18.  Eine  Ebene  werde  bei  ihrer  Bewegung  durch  eine  Drehbeschleu- 
nigung von  constanter  Grösse  h  angeregt,  deren  Axe  stets  die  0$-Axe 
schneidet  und  zu  ihr  senkrecht  bleibt.  Die  anfängliche  Geschwindigkeitsaxe 
der  Ebene  sei  zur  Beschleunigungsaxe  senkrecht.  Man  untersuche  die  Be- 
wegung der  Ebene. 

Reducirt  man  dieselbe  zunächst  nach  0  (Fig.  6),  so  hat  man  es  mit 
dem  in  Art.  9  behandelten  Falle  zu  thun.  Die  Ebene  umhüllt  dann  bei 
ihrer  Bewegung  eine  Kreiskegelfläche  mit  der  Axe  0$  und  es  gelten  sowohl 
für  die  reducirte  als  für  die  wirkliche  Bewegung  der  Ebene  die  an  erwähnter 
Stelle  gefundenen  Relationen 

woraus    sich  in  unserem  Falle  für  die  halbe  Oeffhung  X  der  Eegelfläche 
ergiebt 

Geht  man  nun  dazu  über,  die  Translation  der  Ebene  zu  untersuchen ,  so  ist 

zunächst  im  gegenwärtigen  Falle 

q=^Q  cotg  L 

Beachtet  man,  dass  nach  Gleichung  34)  und  36) 

und  weiter  aus  der  reducirten  Bewegung 
gefolgert  werden  kann,  so  bleibt 

woraus  nach  Integration  und  mit  BQcksicht  auf  die  Gleichungen  31)  und 
33)  folgt 

and  weiter 


Von   D.  I.  F.  WiTTBNBAUBR.  233 

wenn  p^  den  constant  bleibenden  Abstand  der  Qeschwindigkeitsaxe  vom 
Fnsspunkte  R  bezeichnet  und  angenommen  wird ,  dass  die  Ebene  im  Beginn 
ihrer  Bewegung  durch  0  geht.  Die  Ebene  entfernt  sich  somit  gleichförmig 
vom  Pole  0. 

um  noch  die  Gleichung  der  Bahn  zu  ermitteln,  benütze  man  die  Be- 

und  verbinde  sie  mit  der  oben  gefundenen 


£s  ergiebt  sich  dann 


'*^=^(f'^''-'"^«' 


woraus  man  mit  Berücksichtigung  von 

erhUt 

dfi  dt 

dg  =s  Pq  cos  k -—====  =  —PqCOsI 


]/cosn-fi^  yco$n-t? 

Die  Integration  ergiebt  jetzt 


Q=PQCosk  aresin  — ^  =  »n  cos^  arccos  — , 


-- » 


wenn  für  die  Anfangslage  der  Ebene 

^0  =  0,     ^  =  sink,     %  =  0,     to^cosk 
gewählt  wird.     Mit  Hilfe  obiger  Gleichungen  erhält  man  endlich  in 

Q^^PoCoskarctang-jy    |  =  con5<. 

die  Gleichung  der  Bahn  der  Ebene.    Es  ist  dies  eine  gemeine  S<^rauhehlinie, 
welche  die  0$  zur  Axe  hat. 

19.    Ebenso,  wie  es  hier  mit  den  Grundzügen  der  Bewegung  geschah, 
konnte   eine   grosse    Anzahl    der    Probleme    aus    der   Bewegungslehre    des 
Punktes  und  Punktsystems,   soweit  sie  eben  von  dem  Begriffe  der  Masse 
absehen,  auf  die  Bewegung  der  Ebene  übertragen  werden  und  man  würde 
auf  diesem  Wege  zu  manchen  geometrisch  interessanten  Resultaten  gelangen. 
So  kann  z.  B.  eine  Ebene  gezwungen  werden,  bei  ihrer  Bewegung  eine  be- 
stimmte vorgeschriebene  Curve  zu   beschreiben   oder  aber  eine  bestimmte 
▼orgeechriebene  Fläche  fortwährend  zu  berühren,   und  man  wird  zu  analo- 
ge Resultaten  gelangen,  wie  bei  der  Bewegung  eines  Punktes  aufgegebener 
^^  oder  auf  gegebener  Fläche. 

Die  Bewegungslehre  der  Ebene,  auf  den  oben  skizzirten  Grundsätzen 
^^t,  wird  gewiss  im  Stande  sein,  die  geläufige  Vorstellung  von  der  Be- 
^*K^  im  Baume  im  dualen  Sinne  zu  ergänzen. 


XII. 
TTeber  n  simultane  Differentialgleichuiigen  der  Form 

n-f  m  « 

^,  Xp^dXfi  =  0. 

Von 

Dr.  Otto  Biermann, 

Docent  a.  d.  dentsohen  üniTenitftt  in  Prag. 


Das  Pf  äff 'sehe  Problem   besteht  darin,   einem  gegebenen  Differential- 
ausdruck 

^^  Xjt  dXx  oder    ^,  XudXtc% 
»=i  »=1 

in  welchem  die  X«  irgend  Functionen  der  Variablen  x^  bedeuten,  die  Ge- 
stalt zu  geben  ^  ^ 

^,  Ugdu^   resp.    Crdu  +  /^  U^du^y 

wo  die  Grössen  Uq,  U,  u^  wieder  Functionen  der  x»  sind  und  u  eine  ganz 
willkürliche  Function  der  Veränderlichen  bezeichnet.  Die  Integrale  der 
Differentialgleichungen 

2»  2ff+l 


^X^dx.^O,   2^*^^»  =  ^ 


x  =  l  «  =  1 

sind 

Wj  =  c, ,     t/g  =  C2 ,     .  •  • ,     Wx  =  c» 
beziehungsweise 

wenn  die  c  beliebige  Constante  sind. 

Wir  wollen  für  ein  System  von  n  Differentialausdrücken  mit  n+m 
Variabein 

X,^^)dx,  +  X^^')dX^+.,.  +  Xn^^^dXn  +  Xi%xdXn  +  i+^^-  +  Xi,^lmdXn+m, 
X,^^>  dx^  +  X^(^)  dx^  +  ,  ..  +  Xn^'^  dXn+X},%xdx,^X  +  ...  +  X^mdX^^^, 

X/^^dx,+X^(-^dx,+...  +  Xn^^>dXn  +  Xli"^xdx„  +  i+...  +  Xiri^dX^^m 
das  entsprecbende  Problem  aufstellen.    I>a\>%i\  ^et^^ti  mt  dem  Ton  HTi 
bei  Behandlung    des   Pfaff'scben  ProVAem^  OTi^^>c«3Äßöwa. 


üeb.  fi  simultane  Differentialgleich,  etc.   Von  Dr.  0.  Biermann.      235 

folgen.  (Siehe  Borcbardt's  Journ.  Bd.  LVIII.)  Wir  werden  vor  Allem 
fragen  y  welches  die  Definition  eines  Integrals  des  Gleichungssystems 

ii  +  m 

1)  Vz^('')daj^  =  0     (v=l,2...w) 

ist  und  wieviel  Integrale  diese  Differentialgleichungen  im  Allgemeinen  be- 
sitzen —  wenn  zwischen  den  n{n-\r^)  Functionen  X^^*^  der  Variabein  Xfi 
keine  Bedingungsgleichungen  bestehen. 

Dann  werden  wir  das  dem  Pf  äff 'sehen  analoge  Problem  erkennen.  Wei- 
terhin soll  uns  die  Frage  nach  der  Ermittelung  der  Integrale  beschäftigen. 

Statt  der  n-fm  Grössen  Xß  denken  wir  ebensoviel  neue  Variable  Vj^y 
v^...Vp\  Uij  ii2...Ur  eingeführt,  die  Functionen  der  Xß  sind.  Die  be- 
liebigen Aenderungen  dxfi^  für  welche  die  n  Ausdrücke 


2 


Z;,^*)  öXß 


nicht  KuU  zu  sein  brauchen,  sind  dann  in  der  Form 


--III-.+2I?/«. 


daxstellbar.     Drückt  man   die  Functionen  Xft^*^  auch   durch  die  neuen  Va- 
riabein Vfg  und  Uq  aus,  so  erhält  man  n  identische  Gleichungen: 

M  f*  9 

in  denen  die  Functionen  V^^^^  und  Uq^^^  in  folgender  Weise  bestimmt  sind : 

Ersetzt  man  die  allgemeinen  Aenderungen  Sxfi  wieder  durch  die  be- 
sonderen dXß^  so  resultirt  mit  dem  gegebenen  Gleichangssystem  1)  das  fol- 
gende: v^  ^7? 

2j  yn'''^dVn+2j^Q^'^äu^=0,      (v=l,  2     . .  w)  , 
n 

nnd  dieses  ist  erfüllt,  wenn  entweder  alle  Differentiale  dv„  und  duQ  Null, 
d.  L  die  Vn  und  up  constant  gesetzt  werden ,  oder  die  Coefficienten  der  nicht 
▼enchwindenden  Differentiale  Null  sind. 

Sind  die  Functionen  v^  und  uq  derart  gewählt,  dass  alle  Grössen  V^^^^ 
▼^nchwinden  und  die  i^  constant  sind,   so  bestehen  die  np  Gleichungen: 

2)a^(.)|Sf  =  o,   £Xy^  =  0,  ...,    ZX^^^O   («  =  1,2. ..j,), 

^  diese  ersetzen  das  gegebene  System.  Fassen  wir  nämlich  in  dem  letz- 
^"^^  die  Vn  als  die  nothwendig  vorkommenden  anabhängigen  Variablen  auf 
^  düEsrentUren  nach  dieser,  so  ergiebt    *  3). 

IKe  r  QröBßen  op  Constant^  >\äK!a?[\%^tL 

^^mi 9)^  datmn  nmmea  wvr  ^  ^^"^ 


236  üeber  n  simultane  Differentialgleichangen  etc. 

gelegten  Systems  von  Differentialgleichangen.  Je  geringer  die  Anzahl  der 
Integrale  ist,  nm  so  mehr  Variable  bleiben  willkürlich  und  am  so  allgemeiner 
ist  die  Lösang.  Daher  kommt  die  Frage  nach  der  allgemeinsten  Lösung 
der  Differentialgleichungen  mit  der  nach  der  kleinsten  Anzahl  von  Integralen 
überein.  Diese  wollen  wir  jetzt  aufsuchen. 
Es  ist: 

3)  2 ^^^"^ ^^^  =2  ^9"'  ^""9     (v  =  1,  2  . . .  n) , 
also: 

4)  X^<*)  =  2;ü,w|^     (^  =  l,2...«+m), 

und  aus  diesen  nin-^-m)  Gleichungen  sind  die  r{n  +  l)  Grössen  U^^^^  und 
Ug  zu  berechnen. 

Ist    zuerst    w(n  +  m)    durch   (n  +  l)f,    also   auch  n  +  m  durch   n  +  1 

theilbar,  etwa 

w  +  fw  =  Ä;(n+l)» 

so  kann  r  nicht  kleiner  sein  als  A;n,  sonst  ergäben  sich  Bedingungsgleich, 
ungen  zwischen  den  Grössen  Xfi^^\  was  ausgeschlossen  werden  mag. 

Im  Falle  die  Anzahl  der  Variabein  Xß  durch  die  um* Eins  vermehrte 
Zahl  der  gegebenen  Gleichungen  theilbar  ist,  besteht  daher  das  allgemeinste 
Problem  der  Integration  in  einer  Transformation,  durch  welche  die  Iden- 
titäten 

I)  2  V'^  ^^^  =2  ^9"^ ^^9     (v  =  1,  2  . . .  n) 

entstehen,  und  die  Anzahl  der  Integrale  Uq  =  Cq  der  Gleicliungen: 

A)  2V'^^^/*  =  ^ 

ist  dasjenige  Vielfache  der  Anzahl  der  Gleichungen,   welches  der  Quotient 

— T-r  angiebt. 
n  +  1 

ni  +  n  =  Ä(w+l)  +  x, 

wo  X  die  Werthe  von  1  bis  n  annehmen  kann,  dann  giebt  es  neben  kn 
bestimmten  x  willkürliche  Integrale.  Hier  dienen  nämlich  die  n{n+m) 
Gleichungen  4)  dazu,  nink-^-x)  Grössen  U  zu  bestimmen;  doch  weil  dann 
fdr  die  nk+K  Grössen  uq  nur  mehr  nk  Gleichungen  übrig  sind,  bleiben 
X  willkürlich.  Wir  bezeichnen  diese  mit  (Pi,  (p^  ...  (p»  und  die  zugehörigen 
Coefficienten  CT^*')  mit  A^^K  Nun  ist  das  Problem  der  Integration  der 
Gleichungen: 

B)  V     Z^(»)dic^  =  0     (v  =  l,2...n) 

j'n  einer  Transformation  zu  suchen ,  durch  N<re\c\i^  ^\^  \^«ii\kN&\«DL\ 


Von  Dr.  0.  Biermann.  237 


.    'V.^V  ^^»V.^" 


nk 


(v=  1,  2  ...  n) 
hergestellt  werden.     Die  Integrale  sind: 

wo  die  C  und  c  willkürliche  Constanten  bedeuten. 

Ist  die  Anzahl  der  Variabein  A;(n+1)  — k>  so  giebt  es  {Jc—\)n  be- 
stiiamte  und  n  +  1  — x  willkürliche  Integrale. 

Die  Integrale  Sndem  sich  nicht,  was  für  Functionen  von  Xß  auch  fQr 
die  h  als  unabhängig  betrachteten  Variabein  t;„  gewählt  werden  mögen; 
denn  nehmen  wir  fA  =  n+*M  Gleichungen 

an,  in  denen  die  v  willkürlich  sind,  aber  die  u^  die  in  den  Identitäten 


n+M 


aasgesprochene  Bedeutung  haben,  so  ist 

2  Z^'»»  da;^  =2  Cr;<"  *«,  +2  F;w  Svn. 

/tt=l  ^=1  9K=1 

Doch  weil  die  hierauf  folgenden  Identitäten 

^  ?7,(^>  Su,  =2  ^^^'^  ^^«  +2  ^-''^  ^^- 
nur  zu  erfüllen  sind,  wenn 

ist,  so  sind  die  u^  Integrale,  was  immer  die  Vn  ftir  Functionen  der  x^  sein 

mögen.  — 

In  den  obengenannten  Transformationsproblemen  erkennen  wir  die  den 

Pf  äff 'sehen  analogen  Aufgaben. 

Die  Integration  der  Gleichungen  B)  ist  mit  Hilfe  der  Elimination  von 

%  Variabein    und    deren  Differentialen    aus  den  willkürlich  zu  wählenden 

Gldchungen 

y.  =  (I ,     ^2  ^^  ^8»    •  •  •»     y«  =  C* 
und 

^  die  Integration  eines  Systems  der  Form  A)  zurückzuführen,   indem  in 
den  Identitäten  11)  links  nur  Ä;(n  +  1)  Variable  x  und  deren  Differentiale 
*^^  bleiben  und  rechts  die  x  ersten  Glieder  ausfallen. 
Die  Integrale  der  Gleichungen  A)  sind 

IKbiMitiirt  man  diese  Gleichungen   und  addirt  die  tnit  g^^vrva&^ox  Q^*)^^»«!! 
^»^öpSiBißii  Differentiale  du,  so  entstehen  die  Gleicbong^  l^ 


238  üeber  n  simultane  Differentialgleichungen  etc. 

der  Integrale  kann  man  auch  £Xß^^^  öx/a  auf  die  Form  EU^^^  6ü^  bringen, 
und  zwar  sind  die  n^k  QrSssen  U^^^^  durch  die  Gleichungen 

definirt,  in  welchen  die  Xß  als  Functionen  der  uq  und  der  k  willkürlichen 
Vn  aufzufassen  sind. 

Es  giebt  noch  Integrale,  welche  statt  der  willkürlichen  Constanten 
willkürliche  Functionen  enthalten. 

Alle  Beziehungen  zwischen  den  U  und  u,  welche  die  n  Ausdrücke  zum 
Verschwinden  bringen,  haben  die  Gleichungen  A)  zur  Folge  und  geben  auch 
ein  System  von  Integralen  ab.  Bestehen  nun  etwa  die  kn^q  willkürlichen 
Relationen : 

•    .  >     Ukn  =  fkn  —  q  (Wj ,  Wg  •  •  •  Uq)y 

SO  werden  die  Ausdrücke: 

'  '  (v=l,2...f.), 

und  diese  verschwinden,  wenn 

W')+<|,^+...  +  ?7'Ä^^     (f=l,2...3,  »=1,2...  n) 

Null  sind.  Die  neuen  Ä;n-f- (^--1)?  Relationen  sind  auch  Integrale,  ent- 
halten aber  statt  Constanten  kn  —  q  willkürliche  Functionen  von  q  Variabein. 

Je  grösser  q  ist,  um  so  weniger  willkürliche  Functionen  giebt  es ,  aber 
desto  mehr  Integrale.  Bios  im  Falle  einer  Gleichung  A)  mit  2k  Variabein 
bleibt  die  Anzahl  der  Integrale  constant  2  k. 

Die  Ausdrücke  £Uq^*^ÖUq  können  endlich  dadurch  zum  Verschwinden 
gebracht  werden,  dass  alle  Üq^^^  Null  sind,  und  dieses  System  von  Inte- 
gralen ohne  willkürliche  Constante  und  Functionen  heisse  das  aingulSre. 

Wenn  wir  in  den  Gleichungssystemen  A)  und  B)  ib  =  1  setzen ,  so 
gelangen  wir  einerseits  zu  dem  System  totaler  Differentialgleichungen 


1 


andererseits  zu  dem  System 

y  Xß^-)dXß^o. 

Das  erste  System  schreibt  man  nach  Berechnung  der  n  Verhältnisse 


dx^       T^ 
in  der  Form 


=  ^    (fi  =  2,  3...nH-l) 


dx^  :dx^\ , .  .:(iXn^\  =  Y^*.Y^\  ...'.T^j^v. 


Von  Dr.  0.  Bibbmann.  239 

System  ist  integrirt,  wenn  man  n  von  einander  unabhängige  Inte- 
grale tij  =  C|,  ti|  =  C2,  ...,  Un^^Cn  der  linearen  partiellen  Differential- 
gleichung 

du  du  du 

kennt.  Dasselbe  ist  aber  auch  integrirt,  wenn  man  n  ans  den  angenomme- 
nen Gleichungen 

l?^^  +  f^'^«  +  -  +  äl^/-+'  =  «    (v  =  l,2...«) 

ableitbare  identische  Beziehungen 

Tj  dxfi  -  Yß  dx^  =  il/^)  8u^  +  ^<^)  6u^  +  .,.  +  An<f^  du« 

(fA  =  2,3...n-|-l) 

aufstellen  kann,  in  denen  A^^^\  Äj^f*^  ...  An*'*^  Functionen  der  x  sind. 
Nach  Multiplication  der  letzten  n  Identitäten  mit  geeigneten  Factoren  und 
Addition  derselben  ergiebt  sich  ein  System  der  Gestalt  I). 

Das  zweite  der  obigen  Systeme  besitzt  A;  willkürliche  Integrale  und  ist 
auf  das  System  totaler  Differentialgleichungen  zurückfUhrban 

Setzen  wir  in  den  Gleichungen  A)  und  B)  n  =  1 ,  so  kommen  wir  auf 
die    beiden  Ff  äff 'sehen  Gleichungen.     Die   Uebertragung    der   bekannten 

Methode  der  Lösung  der  Gleichung  ^^  XfAdXß==0  auf  das  System 

ß 
(ti-H)fc 

X^<^)da?^  =  0    (v=l,  2...n) 

wflrde  verlangen ,  dass  wir  die  n  Gleichungen  in  n  andere  mit  A;  (n  -f- 1 )  — •  1 
neoen  Yariabeln  a^^^  transformiren ,  welche  Functionen  der  Ä;(n-f-l)  Yaria- 
beln  X  sind.  Gelingt  das,  so  kann  man  n  derselben  Constanten  gleich 
tetxen  und  die  entstehenden  Gleichungen  mit  (A;— l)(n-|-l)  Yariabeln  wieder 
anf  ein  System  von  n  Gleichungen  mit  (Ä;— l)(w+l)  — 1  neuen  Yariabeln 
^^^  zu  transformiren  suchen  und  wieder  n  Functionen  Constanten  gleich  setzen, 
da  ja  n  willkürliche  Integrale  existiren  werden.  Fährt  man  in  gleicher  Weise 
fort,  so  erhftlt  man  schliesslich  n  Gleichungen  mit  n  +  1  Yariabeln,  welche 
n  Integrale  besitzen.  Im  Ganzen  hat  man  Jen  Functionen  der  Variabein 
Xß  Constanten  gleich  gesetzt  und  diese  sind  Integrale  des  Systems. 

Man  überzeugt  sich  jedoch  leicht,  dass  eine  Transformation  der  ver- 
langten Art  ohne  Bedingungsgleichungen  für  die  Functionen  X^^^^  nur  dann 
möglich  ist,  wenn  die  Anzahl  der  Gleichungen  Eins  ist.  Auch  wenn  wir 
das  gegebene  System  in  ein  anderes  mit  gleichviel  Yariabeln  überführen, 
ist  im  Allgemeinen  nicht  zu  erreichen,  dass  das  neue  System  die  verlangte 
Transformation  znlässt. 

Wenn   darnach   die  Integrationsmethode  von  Pf&ii  xivöiV»  "««t^^xA^V» 
wmdea  kaan  und  offenbar  auch  die  YerallgemeineT\mg  ÖL«t  'ÄfiSasAft  '^^'^ 


240  üeber  n  simultane  Differentialgleichungen  etc. 

C  leb  seh  nicht  möglich  ist,  beschränken  wir  uns  darauf,  aus  den  n  Gleich- 
ungen 

t(n4-l)  kn 

Differentialgleichungen  für  die  Functionen  üg^^'^  und  Uq  abzuleiten,   welche 
das  „erste  Pfaff*sche  System *'  als  specielles  System  enthalfbn. 

Mit  HUfe  der  nk{n  +  l)  Grössen  X^W  können  wir  (wÄ(n+l))*  Grössen 

5)  ^^^^^If^^ar'^ 

dXfi  dxi 

definiren  und  darnach  lassen  sich  durch  dienX;(n+l)  linearen  Gleichungen 

w  Jlr(»+1) 

ebensoviele  Grössen  z   bestimmen.     Die   Determinante   dieses    Gleichungs- 
Systems : 

ist  eine  schiefe  und  symmetrische,  da 

ist,  und  ohne  eine  Bedingungsgleichung  in  den  Xf»^*')  verschwindet  sie  auch 
nicht,  da  ihre  Ordnungszahl  nk{n  +  l)  jedenfalls  gerade  ist. 
Beachtet  man  die  nA;(n-|-l)  Gleichungen: 

und  die  Darstellungen: 

*''  \  aa;„     aa!j       aa;/i     aajj  ax^      3«^  / 

\  dxj^     dxjj.       dx       dxfi  dx^      dxfi ) 

+  (^''"-^''''>a-5^+W''>-^.'">),-|^+.  . 

SO  lassen  sich  die  Gleichungen  6)  auf  die  Form  bringen: 

^  TT  I        ^^Q 

oder  bei  anderer  Anordnung  der  Summanden  auf  die  Form: 


Von  Dr.  0.  Biermank. 


241 


^dU^^^^[dUg  SUg  ,  ,  dUg 

^«^a^iiL  <?ir,  dX2     '  ^«iKn+D 

^i»l  OXkin-i-l)  ^     J 

(f*  =  1,  2  . . .  h(n+ 1) ,  V  =  1,  2  ...  w). 

Diese  Gleichnngen  fassen  wir  als  linear  in  den  nk  Grössen 

t(ti4-i) 


(jfl  +  J^fc(«+  l)+;i  +  •  •  •  +  ^(n-l)  *(n  +  l)+;i) 


ond  den  n'Ä;  Grössen 

aof  und  lösen  sie  nach  diesen  Unbekannten. 

Die  Determinante  des  Systems  7)  lautet  nach  Einführung  der  Zeichen 


'-^^H%  ^ 


dxi 


dXß 


QQ.ß' 


0,,  0,  ...  Ofc(„-.i),    öl,  *(n-l)  +  l »  Ö2,Af(ii-l)  +  2  •••  Ö2t,  *(»  +  !);   ••• 
OjjO,  ...  Ojb,     öl,fc+l,  Ö2,Jt  +  2  ...  ön/lr,Jlr(n4.|)) 

(wo  den  Nnllen  Indices  beigesetzt  sind,  dass  man  deren  Anzahl  ersehe), 
«nd  wird  im  Allgemeinen  nicht  verschwinden.  Sie  ist  in  eine  Summe  von 
Prodncten  von  je  n  Determinanten  der  Ordnung  Icin  +  V)  zerlegbar,  und 
sind  diese  Froducte  so  gebildet,  dass  eine  erste  Determinante  lautet: 


WO  l|t  i9...Aik  irgend  A;  Zahlen  der  Beihe,  1,  2...A;n  und  v^  eine  der 
Zaiilen  l,2...n  bedeutet.  Die  weiteren  n  — 1  Determinanten  siud  ebenso 
gebildet,  nur  bedeuten  A|  . . .  Aj^  dort  andere  und  andere  der  Zahlen  1,  2 . . .  Ä;n 
od  eneh  v  hfti  in  jed^  Det^  *n  Werth. 

Beecidinek  man  ndt  «äonen  ^  Classe  mit 


In  dem  Zähler  von  (— 1  )"**-* Z^^")  kommen  vor  Allem    7577^  Glieder 


242  üeber  n  simultane  Differenidalgleichungen  eic. 

Producte  besagter  Art.  Die  Summe  dieser  Glieder  —  jedes  mit  dem  ge- 
hörigen Zeichen  versehen  —  ist  gleich  ^,  wie  man  bei  Beachtung  des 
Satzes:  ^^Wenn  ein  System  von  n'  Elementen  in  m  Zeilen  mehr  als  n — m 
Colonnen  Nullen  hat,  so  ist  seine  Determinante  Null''  leicht  ersieht. 

Bei  Berechnung  des  Zählers  von  (— l)"**Fp  hat  man  in  den  eben  be- 
schriebenen       /^   Producten  die  Colonnen 

durch 

Ar    •..   Älin+i) 

zu  ersetzen,  wo  unter  Aß  die  Doppelsumme  auf  der  rechten  Seite  der 
Gleichung  7)  zu  verstehen  ist. 

(nk)l 

(ÄJl)" 
vor,  die  aus  der  früher  zerlegten  Determinante  J  dadurch  hervorgehen,  dass 

man  in  denjenigen  Determinanten  der  n-gliedrigen  Producte,  welche  Ele- 
mente P^*)  enthalten,  die  Verticalreihen 

Ö91»  0^2  •••  Qgkiu^i) 
durch 

ersetzt.  —  Daneben  giebt  es  andere  n-glledrige  Producte  von  Determinan- 
ten A;(n-f-l)^®'  0][dnung,  die  folgendermassen  gebildet  sind.  Eine  erste 
Determinante  lautet: 

/i:!.    •••^4ii'     «"     •••ö»-i...     /i:v„,.    öp+i.!     -Qkn.i 

•  .  •  •  •  •  • 

•  •  •  •  •  •  a 

•  •  •  .  •  •  • 

WO  Aj,  k^y  ...  Xk'\-\  irgend  Jc  +  l  Zahlen  der  Reihe  1,  2...Ä;fi  bezeichnen. 
Die  zweite ,  dritte  ...  (w  —  2)'**  Determinante  des  Productes  hat  die  Form : 

Pr.,1  ...  -Pi^»,!,  Qu  ...  Qkn,i 


und  darin  bedeuten  X\  ...  jt'i^  immer  andere  und  andere  Zahlen  der  Beihe 

l,2,..kn  und  v  nimmt  der  Reihe  nach  n— 2  von  v  verschiedene  Werthe 

aas  der  Reihe  1 ,  2  . . .  n  an.     Bleiben  dann  unter  den  Zahlen  1 ,  2  .  • .  ifei» 

Tmp.  1,  2 ...  n  noch  die  folgenden  übrig:  l!\  . . .  A%^i  resp.  v\  so  hat  die 

Jeigte  Determinante  des  Productes  die  "PoTm*. 


Von  Dr.  0.  Biebmann.  243 


p^?^,      ■i'iC....      ^r.     «..      ...«*„.. 


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Bo\äiQfr  Producte  lassen  sich 

-(n     IM  ^^^^^ 

■^^         ^^Ä+1).(Ä-1).(Ä;I)»-» 

bilden,  dämm  giebt  es  im  Zähler  von  (—1)"''^~*Z^*'^  im  Ganzen 

n-gliedrige  Producte  von  Determinanten  der  Ordnung  A;(n+1)  und  weitere 

Glieder  der  Ordnung  kommen  nicht  vor. 

Aus  dieser  Beschreibung  des  Baues  der  Werthe  für  die  nk{n+l) 
Unbekannten  Tg  und  Zg  ersieht  man,  dass  diese  Werthe  im  Allgemeinen 
▼erschieden  ausfallen ,  ausser  in  dem  Falle  n  =  1,  wo  alle  Grössen  Ä^^  ver- 
sdi winden.    Die  Lösungen  des  Systems  7)  sind  dann: 

.  dUg        .   dUg         ,  ,     dUg  ^ 

weil  die  Determinante 

im  Allgemeinen  nicht  verschwindet.     (Hier  ist  Ug  für  Uy  geschrieben.) 
Die  h  Gleichungen  ß)  ziehen  die  folgenden  A;  — 1  nach  sich: 

•.il.(l)+'.,-^(S)+-+'"ät.(g)-'' 

(^  =  1,2...Ä;-1), 
und  darum  genügen  die  2ä;  — 1  Functionen  u^,  ti^  ...  Ujt,  IT  ^  if  "'  " iF 
•He  derselben  linearen  partiellen  Differentialgleichung: 

OX^  vX^  OXik 

deren  allgemeine  Lösung  «p  eine  willkürliche  Function  der  letztgenannten 

^uietionen  ist.     Diese  ist  aber  auch  eine  Lösung  des  ersten  Pfaf fischen 

Problems   und    tp^c   ist   ein  erstes  Integral  der  Pfaf fischen  Gleichung 
u 

2^  iXf^  sa  0.    Wie  man  mit  dessen  Hilfe  die  BeetinL» 


^Vile  dasuleiteD  und  durchzufUhrea  hat, 
IhrehMrdt'ß  Journal  Bd.  LX). 


244      Ueb.  n  simultane  Differentialgleich.  etc.   Von  Dr.  0.  Biericann. 

Hier  ist  klar  geworden,  warum  man  bei  dem  Pfaff*8cben  Problem 
einen  successiven  Fortgang  von  einem  Integral  g>  =  c  zu  einem  zweiten, 
von  dem  zweiten  zu  einem  dritten  u.  s.  w.  nehmen  muss.  Wegen  des  Zu- 
sammenfallens  der  Werthe  für  T^   und  Zg  oder  wegen  der  üebereinstim- 

mung  der  Differentialgleichungen  für  die  Functionen  ug  und  j^  kann  man 

nttmlich  ein  System  zusammengehöriger  Functionen  ug  und  j^f  welche  das 

^k 
Problem  lösen,  nicht  finden. 

Der  Umstand,  dass  man  in  dem  allgemeinen  Falle  von  n  Gleichungen 
A)  mit  Ä;(n  +  1)  Variabein  nA;(n+l)  Differentialgleichungen,  die  man  in 
den  nk{n+l)  Lösungen  des  Systems  7)  findet,  gleichzeitig  betrachten  und 
diesen  ein  System  zusammengehöriger  Functionen  ug  und  Ug^^  entnehmen 
muss,  welche  das  Problem  lösen,  erschwert  natürlich  gerade  die  fernere 
Untersuchung,  und  die  Complication  der  Differentialgleichungen,  welche  in 
Bezug  auf  die  Functionen  ug  von  der  zweiten ,  in  Bezug  auf  die  Functionen 
Ug^  von  der  ersten  Ordnung  sind,  lässt  selbst  bei  niedrigen  Werthen  ftlr 
n  und  h  nicht  leicht  eine  Discussion  zu.  Hier  kam  es  darauf  an,  das  Yer- 
hältuiss  des  Pf  äff 'sehen  Problems   zu  dem  allgemeinen  zu  charakterisiren. 

Prag,  den  18.  December  1884. 


Kleinere  Mittheilungen. 


XL  Der  Doppelpunkt  symmetaieoher  räumlicher  Systeme. 

Die  Thatsache,  dass  der  Schnittpunkt  der  nonnalhalbirenden  Ebenen 
der  Strecken ,  welche  entsprechende  Ecken  zweier  in  verschiedenen  Ebenen 
ü^nden  congmenten  Dreiecke  verbinden,  mit  diesen  Dreiecken  zwei  Te- 
traeder bestimmt,  die  im  Allgemeinen  symmetrisch,  nicht  con- 
grnent  sind,  ist  zwar  schon. längst  bekannt  (vergl.  u.  A.  Magnus,  Aufg. 
108  der  analjt.  Geometrie  des  Raumes,  sowie  Baltzer,  Die  Gleichheit  und 
Admlichkeit  der  Figuren  und  die  Aehnlichkeit  derselben,  Dresden  1852); 
ir^  der  Einfachheit  des  Gedankenganges  erschien  trotzdem  die  folgende 
Darstellung  der  Mittheilung  werth. 

1.  Zu  zwei  gleichen  Strecken  iiJB  und  A'B\  die  auf  dersel- 
ben Ebene  (S  enthalten  sind  und  nicht  zusammenfallen,  giebt 
es  immer  auf  @  einen  eindeutig  bestimmten  Punkt  S,  welcher 
mit  i£  und  AB'  gleichsinnig  congruente  Figuren  bildet. 

hi  8  der  Schnittpunkt  der  Nonnalhalbirenden  von  ÄÄ'  und  BB\  so 
r8i8A=8Ä\  SB^SB';  hieraus  und  aus  AB  =:Ä'B' folgt  SAB  ^SÄ'B'. 

Angenommen,  die  beiden  Dreiecke  SAB  und  SAB'  wären  ungleich- 
nonig  congruent,  so  wäre,  unter  Berücksichtigung  des  Sinnes, 

1)  LÄSB  =  B'SÄ. 

Wird  eine  durch  S  gehende  Gerade  MN  durch  die  Gleichung  bestimmt 

2)  L  BSM=  MSB\ 
io  folgt  aus  1)  und  2) 

L  ASB  +  BSM^  MSB'+  B'SA\ 

iASM^MSÄ. 

ffierans  und  aus  der  gleichen  Länge  der  Strecken  SA  =  SA\  SB=^SB^ 
folgt,  dass  A  und  A\  sowie  B  und  B'  symmetrisch  gegen  SM  liegen; 
diiier  ist  MN  die  gemeinsame  Normalhalbirende  von  AA'  und  BB\  und 
ftr  jeden  Punkt  P  derselben  ist  PA  =  PA\  PB  =  PB\  PAB  ungleichsin- 
B«  eongment  PÄB\  Der  Schnittpunkt  Sq  von  AB  und  AB'  lie^  auf 
'Jf;  ^  verschwindenden  Dreiecke  SqAB  und  S^ÄB'  können  als  gleich- 
*Biig  eoognient  aogeeehen  werden.  — 

Wmk  di  ^'B'  gleichsinnig  parallel  sind,  so  ist 

Tankt  8  liegt  uiieiid\\c^\i  («lü  m  ^^x 


^4(t 


Kleinere  Mittheilung^en. 


^     «     ■     ■■ 


2.  Zwei  tiiil'  lUirwilhau  Ebene  (S  liegende  gleichsir 
X  iiikI  ^''  hiibiiii  luicli   1.  einen  eindeutig  bestimmt', 
lirh    Inniiiii   Hifll;Htiin1.h|)rechendcn  Punkt  S  und  köij 
ilniihiilbnii  7.(1  r  DiH'kiiiif^  gebracht  werden. 

'/wi^i  litii'  ((^  HymniotriKch  liegende  Systeme  Z 
i«iilfi)irt«rbtiiitln  (JoriuU),  die  Sy mmetrieaxe ;  jeder  ! 
iniiikt..     WiMiii  7.\vol  auf  {^  liegende  Systr 
hiiiiitf(  ruiif^ruoni  Hind  und  nicht  symii 
Ott  kiMiiiMi  Piiiikii  dor  von  den  Ecken  c 
doli    hriMorks    AliC  in  £  ebenso  wei' 
diMi   oiil.NprorliiMidon    IMinkton  ä'\   li' 
S\hl4Mno  ^     uuil  X*  Nynimotriseh   und  hab' 
:.o   INI  duivb   l\\^    PA'  und  PB^PS  k\ 
y  uuil  Jl"  bolinnnt;  für  donsolben  ist  /'■ 
:.o    wftio  VC      VC    und   djihor  P  auf 
d;knu  würdo  P  :uu'b  Auf  «4  h  Hegen,  im  ' 
nioht  M-muiotriM'h  lu^ni. 

*V  .*»  .-wo»  oou>:ruonton  Dreiecke i. 
riviu^u  0    «wd  \S    l\e»^«n  und  von  t 
\^  iv    ;u.>   j;xvvohow   ui\j;leich«inn]g  o! 
\\\\  \\\\w\\  >\  uMuciriMThe  Tetra 

K;   .4  K   <^    d",e  NciT«MÜ|>rojo 
i    K    i*     *:'o:ohsittttig  i'i.-. 

\\,v    i    S   r     »it  ABC 


her   mi 


..";  2"  ui 


.'ipnukt   d 

.ile  Punkt  T~ 

.iid  21     symic 

ui   Falle  die  sy^ 

:u   Basen  ABC  tu 


X-  ««     s 


A.  >*vU>,*  Ä>if  ;^'hicbt  i"^ 


<y/      .  ^v  \,^r«lA4^rv>lel*!■ 
^^.^-    iS."  xitsi  AB  C 

4.    \X  js>:»    Ä!*    Ayit'  C? 


riseh  liegen  und  ££ 

.alhalbirenden  Ebenei 

.  r  Svsteme  ^und  £'  ein 

1?  \?ff'  Trifft;  jeder  Punk 

1  Dreiecken  Ton  Z,  und  1 

-;}ixkt  von  $  and  (r6'  kan 

xi-t2'i«r   symmetrischer    T( 

B.  Heckes. 


2-C  i-r^rer  T«riz£erlicb 


Kleinere  Mittheilungen.  247 


■-*.^V'>-^N^^-»>_<  ^^T^  -»-»-^      >/— ^    -^       >^.^»-*# 


aof  S  und  S'  würden  entsprechende  Punkte  der  congmenten  Systeme  E  und 
y  sein,  die  Nonnalprojection  T  desselben  auf  die  Ebene  (S  würde  daher 
80  gelegen  sein,  dass  TA^TÄ\  TB:=^TB'\  TC^TC"-,  ein  solcher 
Punkt  ist  nach  Nr.  2  nicht  vorhanden. 

Hieraus  folgt,  dass  die  drei  normalhalbirenden  Ebenen  der  Strecken 
Aä,  BB\  CO'  einen  endlichen  Punkt  nicht  gemeinsam  haben. 

Aus  3)  und  4)  ergiebt  sich  der  Satz:  Wenn  die  congruenten 
Systeme  Z  und  2'  auf  parallelen  Ebenen  so  liegen,  dass  die 
Normalprojection  Z"  von  Z'  auf  Z  mit  Z  ungleichsinnig  con- 
grnent  ist,  so  haben  die  Ebenen,  welche  die  Strecken  entspre- 
chender Punkte  normal  halbiren,  entweder  eine  gemeinsame 
Gerade  oder  nur  einen  gemeinsamen  unendlich  fernen  Punkt, 
je  nachdem  Z"  und  i?  symmetrisch  liegen  oder  nicht. 

6.  Wenn  die  congruenten  Dreiecke  ABC  und  A!B'C'  auf  Ebenen  @  und 

@' liegen,  die  einander  schneiden,  so  giebt  es  unter  den  zwei  Paar  Schcitel- 

flfichenwinkeln,  welche  @  und  (S'  bestimmen,  ein  Paar  a  und  o^,  von  dessen 

Innern  aus  ABCxindi  ÄB'C  ungleichsinnig  congruent  erscheinen;  von  den 

Punkten  im  Innern  des  andern  Paares  ß  und  ß^  aus  erscheinen  sie  gleichsinnig. 

Der  Schnittpunkt  der  normalhalbirenden  Ebenen  der  Strecken  AÄy  BB\ 

^0'  sei  &    Da  S  gleiche  Abstände  von  (S  und  ©'  hat,  so  ist  8  auf  einer  der 

beiden  Ebenen  $  und  S^'  enthalten,   welche  die  Winkel  a  und  ß  halbiren. 

®nd  T  und  T'  die  Normalprojectionen  von  S  auf  (5  und  @',   so  kommen 

^^iose  Punkte  zur  Deckung,   wenn  man  @'  durch  Drehung  um  die  Gerade 

6®'  mit  (5  vereint,   und  zwar  indem  die  Winkel  o,  «^   oder  die  Winkel 

Pt  ßi  beschrieben  werden,  je  nachdem  8  auf  ^  oder  $'  enthalten  ist. 

Nach  der  Drehung  deckt  sich  Z'  im  ersten  Falle  mit  einem  System 
^'>  das  mit  Z  gleichsinnig  ist,  im  andern  mit  einem  System  Z''\  das  mit 
^  Ungleichsinnig  ist. 

Wenn  Z"  und  Z  identisch  sind ,  so  sind  Z'"  und  Z  symmetrisch  und 
hal>eii  die  (rerade  66'  zur  Symmetrieaxe;  jeder  Punkt  von  §  giebt  mit 
AJ3G  und  A'B'C  symmetrische,  jeder  Punkt  der  Kante  66'  verschwin- 
^dUfie  congruente  Tetraeder. 

Wenn  Z"  und  Z  nicht  identisch  sind,  so  haben  sie  nur  einen  selbst- 
•"^taprechenden  Punkt  T\  der  Punkt  8  von  §,  welcher  T  zur  Normalpro- 
jectaon  auf  6  hat,  ist  der  einzige  Punkt  8,  der  mit  ABC  und  ÄB'C 
^^^iiEunetriBcbe  Tetraeder  bestimmt.  8  kann  auch  unendlich  fern  sein;  die 
Dichtung,  in  der  er  liegt,  bestimmt  die  Längskanten  zweier  symmetrischer 
^iseitigor  Prismen,  welche  ABC  und  ÄB'C  zu  Basen  haben. 

Wenn  die  ungleichsinnig  congruenten  Dreiecke  A'"B'"C'"  und  ABC 
^^^t  symmetrisch  liegen,  so  haben  sie  keinen  Punkt,  der  von  den  Ecken 
^  einen  dieselben  Entfernungen  hätte,  wie  von  den  entsprecheuddn  d^% 
^>^d«KB/  tÜMdtum  giebt  es  auf  ^'  keinen  Punkt ^  für  iivAc\i«Ti  8A=SA1^  SB 


248  Kleinere  Mittheilungen. 


r=8B%  80= SC'  wäre,  also  giebt  es  dann  keinen  Punkt,  welcher  mit 
ABC  und  Ä'B'C  congruente  Tetraeder  bestimmt. 

Wenn  daher  die  Systeme  £  und  £'"  nicht  symmetrisch 
liegen,  so  haben  die  normalhalbirenden  Ebenen  der  Strecken 
entsprechender  Punkte  der  Systeme  S  und  £'  einen  Punkt 
gemein,  der  auf  $  in  endlicher  oder  unendlicher  Entfernung 
liegt  und  nicht  in  die  Schnittlinie  @(S'  fällt. 

Wenn  die  Systeme  £  und  2"  nicht  zusammenfallen  und  2  und  £' 
gegen  eine  Gerade  t  symmetrisch  liegen ,  so  bestimme  man  die  Grerade  8  auf 
Q\  deren  Normalprojection  auf  6  mit  t  zusammenfällt.  Jeder  Punkt  von  t 
giebt  alsdann  mit  ABO  und  ÄB'C  congruente  Tetraeder  und  2^  und 
Z*  kommen  durch  Drehung  um  s  zur  Deckung.  Der  Schnittpunkt  der 
Geraden  @@'  mit  i  iät  in  diesem  Falle  der  selbstentsprechende  Punkt  von 
£  und  S!\  da  Z  und  H"'  symmetrisch  gegen  t  und  2?"  und  E'"  symme- 
trisch gegen  @@'  liegen;  daher  verschwinden  in  diesem  Ealle  die  sym- 
metrischen Tetraeder  mit  gemeinsamer  Spitze  und  den  Basen  ABC  und 
ÄB'Q'.     Hieraus  folgt: 

Wenn  die  Systeme  E  und  H'"  symmetrisch  liegen  und  EE," 
nicht  zusammenfallen,  so  haben  die  normalhalbirenden  Ebenen 
der  Strecken  entsprechender  Punkte  der  Systeme  ^und  27' eine 
gemeinsame  Gerade  5,  welche  die  Kante  @(S'  trifft;  jeder  Punkt 
von  8  bestimmt  mit  entsprechenden  Dreiecken  von  E  und  E' 
congruente  Tetraeder;  der  Schnittpunkt  von  5  und  @@'  kann 
als  gemeinsame  Spitze  verschwindender  symmetrischer  Te- 
traeder betrachtet  werden. 

Dresden.  R,  Hegbs. 

Zn.  üeber  einen  Satz  von  Burmester. 

Herr  Burmester  hat  folgenden,  die  Bewegung  ebener  veränderlicher 
Systeme  betreflfenden  Satz  ausgesprochen:* 

„Die  Curve,  welche  von  den  Bahnen  der  Punkte  einer  Systemcurve  umhüllt 
wird,  ist  zugleich  die  Enveloppe  verschiedener  Phasen  derselben  Systemcurve.** 

Dieser  Satz,  welcher  ursprünglich  nur  auf  coUinear- veränderliche  ebene 
Systeme  bezogen  wurde,  kann  nicht  nur  auf  jedes  continuirlich- veränder- 
liche ebene  System  übertragen  werden,  wie  es  Herr  Geisenheimer 
bemerkt  hat ,  **  sondern  auch  auf  ein  räumliches^  continuirlich  -  veränder- 
liches System  bezogen  werden. 

Die  Richtigkeit  dieses  Satzes  ist  auf  geometrischem  Wege  nicht  schwer 
einzusehen;  ich  erlaube  mir  aber,  grösserer  Genauigkeit  wege^,  einen  ana- 
lytischen Beweis  desselben  anzuführen. 

*  DieM  ZeiUohrift  Bd.  XIX  und  XX. 
**  Diese  ZeitBchrift  Bd.  XXIV. 


Kleinere  Mittheilungen. 


249 


Es  seien  a,  6,  c  die  Anfangscoordinaten  eines  Systempunktes ,  x,  y,  z 
dessen  Goordinaten  zur  Zeit  t  und 

1)  »=»/i(ai6,  c,0,    y  —  fi{a,b,c,t),    z^U{a,b,e,t) 
die  Bewegnngsgleichungen.     Es  sei  weiter  eine  Sjstemfläche 

2)  F(a,6,  c)  =  0 

gegeben«    Es  möge  die  Lage  dieser  Fläche  zur  Zeit  t  durch  die  Gleichung 

3)  <P(iC,y,  jEf,  0  =  0 

bestimmt  werden;  wir  erhalten  bekanntlich  diese  Gleichung,  wenn  wir  a, 
5,  e  aus  den  Gleichungen  1)  und  2)  eliminiren.  Die  Enveloppe,  welche  von 
den  Bahnen  verschiedener  Punkte  der  Fläche  2)  gebildet  wird,  wollen  wir 
im  folgenden  Sinne  verstehen.  Es  seien  Jtf(a,  2),  e)  und  M\a'\'da,  b  +  dh^ 
C'\'dc)  zwei  Punkte  der  gegebenen  Fläche,  a  und  a  die  Bahnen  derselben. 
Diese  Bahnen  schneiden  sich  im  Allgemeinen  nicht;  wir  können  jedoch  die 
DiflEifirentiale  da,  db^  de  so  wählen,  dass  der  Durchschnitt  derselben  statt- 
findet. Da  der  gesuchte  Durchschnittspunkt  Q  zugleich  den  beiden  Curven 
ö  and  c  angehört,  so  müssen  wir  die  genannten  Differentiale  so  nehmen> 
dass  die  Coordinaten  des  Punktes  M  auf  der  Curve  a  zur  Zeit  t  den  Co- 
ordinaten  des  Punktes  M'  auf  der  Curve  a   zur  Zeit  t-^dt  gleich  seien. 

Es  ist  also 

f^^a^-da,  b  +  db,  c  +  dc,  t  +  dt)  ==f^{a,b,  c,  t), 

fi(a  +  da,  b  +  db,  c  +  dc,  t  +  dt)  ^^f^ia^b^  e^t), 

^sCö  +  da,  b  +  dby  c  +  dc,  t  +  dt)=f^(a,b,  e,  t) 
und  folglich 


ä^'^»+ä6'*^  +  ä7^''+-#'"  =  «' 


4) 


da 


da  +  y^db  +  ^Uc  +  ^dt  =  {), 


db 


de 


dt 


^foSa+^Adb  +  ^J^dc  +  ^J^dt 


0. 


da       '  db  de       '   dt 

Die  Differentiale  da,  db,  de  müssen  ausserdem  der  Bedingung 

5) 


dF.  ,dF.,,dF,  ^ 
■r-da+^r-db  +  ^-dc  =  0 
da  db  de 


genügen.    Eliminiren  wir  aus  den  Gleichungen  4)  und  5)  die  Differentiale, 

so  erhalten  wir  die  Gleichung 

da      db'    de      dt 

dft     df,     df^     dU 

6) 

da'    db'    de'    dt 

dU^    dU^    dU     ^U 
da'   db'    de'    dt 
dF     dF     dF      „ 
ea'  db'    de'    ^ 

=  0, 

250  Kleinere  Mittheilnngen. 


welche,  mit  der  Gleichung  2)  verbunden,  diejenige  Curve  auf  der  gegebenen 
Systemfläche  bestimmt,  für  deren  Punkte  die  Bahncurven  mit  den  Bahn- 
curven  unendlich  naber  Punkte  derselben  Sjstemfläche  sich  zur  Zeit  t 
schneiden. 

Alle  der  Zeit  t  entsprechende  Durchschnittspunkte  bilden  im  Räume 
eine  Curve  und  wir  erhalten  die  Gleichung  derselben,  wenn  wir  aus  ftlnf  1 
Gleichungen  1),  2)  und  6)  die  drei  Coordinaten  a,  h  mid  c  eliminiren.  ^ 
Wenn  wir  aus  den  so  erhaltenen  zwei  Gleichungen  die  Zeit  t  oder,  was^ 
dasselbe  ist,  ayb,  Cyt  aus  den  fünf  Gleichungen  1),  2)  und  6)  eliminiren^ 
so  erhalten  wir  die  Gleichung  einer  Fläche  £*,  welche  durch  alle  solche 
Curven  gebildet  wird. 

Die  Verallgemeinerung  des  Satzes  von  Burmester  besteht 
darin,  dass  diese  Fläche  mit  der  Enveloppe  verschiedener 
Phasen  der  gegebenen  Systemfläche  zusammenfällt.  In  der 
That  kann  die  Gleichung  dieser  Enveloppe  auch  folgendermassen  abgeleitet 
werden.  Die  Verschiebung  eines  System  punktes,  welcher  zur  Zeit  t  sich  in 
der  Enveloppe  befindet,  geschieht  in  der  Tangentialebene  zur  Fläche  3);  sie 
muss  daher  der  Bedingung 

genügen.  Das  erste  Glied  dieser  Gleichung  wird  mit  der  Determinante  6) 
identisch,  wenn  man  nur  in  diese  Gleichung  anstatt  x^  y^  z  die  Variablen 
a^  hy  c  einfuhrt.  Wenn  man  nämlich  in  die  Function  (Z>(a?,y,  xr,  ^)  mit 
Hilfe  der  Gleichungen  1)  wieder  a,  &,  c  einsetzt,  so  verwandelt  sich  diese 
Function  in  F{ay  &,  c);  daher 

dOdxd^dydOdz      dF 

dx  da     dy  da      dz  da"  da 
d^  dx     dO  dy     dOd£  _dF 
dx  db'^dy  dl'^  dz  dl^^dl' 
dO  dx     d0  dy     dO  dj_  _dF^ 
dx  de     dy  de      dz  de  "^  de 

dO     d0     dO 

Wenn  wir  hieraus  -r— »  t;—  »  -tt-  bestimmen  und  in  die  Gleichunt?  7)  ein- 

dx      dy      dz  ' 

setzen,  erhalten  wir  die  Gleichung  6).     Es  kann  also  die  Gleichung  der  von 

der  Systemfläche  gebildeten  Enveloppe  durch  die  Elimination  von  a^h^  c^i 

aus  den  Gleichungen  1),  2)  und  6)  erhalten  werden,  wodurch  die  Identität 

dieser  Enveloppe  und  der  Fläche  K  bewiesen  ist. 

St.  Petersburg.  P.  Somoff. 


Kleinere  Mittheil  iingen.  251 


XHL  Ueber  einen  ans  der  Fotentialtlieorie  hergeleiteten 

geometrischen  Sats. 

luf  einer  Geraden  XT  seien  die  Punkte  Ä,  B,  C  etc.  gegeben  und 
«war  in  der  Reihenfolge  X^  Ä^  B^  C . ..  Y.  Wir  setzen  die  zwischen  je 
iwei  benachbarten  Punkten  liegenden  Entfernungen  AB,  BC,  CD  etc.  resp. 
gleich  a^y  o^,  a,  etc.  Die  Gerade  XY  sei  gleichmäs&ig  mit  Masse  belegt 
und  zwar  auf  jeder  Längeneinheit  mit  der  Masseneinheit.  Das  Potential 
jeder  Strecke  a^ ,  a^  ...  für  einen  ausserhalb  der  Geraden  X  Y  liegenden 
Punkt PlÄsst  sich  leicht  angeben,  wenn  man  die  Strecken  PA^  PB^  PC .., 
beiüglich  mit  r^,  r^^  r^  etc.  bezeichnet.    Durch  Integration  findet  man,  dass 

das  Potential  von  a^  für  den  Punkt  P  den  Werth  %(-~^— -  )  besitzt, 
«nd  das    Potential   von    a^  den  Werth    logi  ^~\'  ^       M-     Das   Potential 

der  ganzen  Strecke  a^+a^  ist  aber  =  %  (  \    "       ' )  •     Da  nun  das 

Potential  der  Summe  zweier  Massen  gleich  der  Summe  der  Potentiale  der 
^iden  Massen  ist,  so  muss  die  Summe  der  beiden  ersten  Logarithmen 
gleich  dem  dritten  Logarithmus  sein.     Hieraus  folgt  die  Relation: 

^1+^2  —  01   *'2  +  *'3  — «2     *'i  +  *'s-«i-«2 
^^oe  Beziehung  lässt  sich  auch  direct  nachweisen. 

Wir  wollen  Gleichung  1)  noch  auf  andere  Form  bringen.  Das  Dreieck 
-^-ÖP  habe  den  Umfang  Sj,  das  Dreieck  BCP  den  Umfang  Njj,  das  Dreieck 
'^Gp  den  Umfang  S,  so  ist 

2)  ^ ^= - 

^  ^i-2ai  V-^2     5-2(ai  +  fl2) 

°^i  nun  (2,  der  Durchmesser  des  dem  A-4J5/^  einbeschriebenen  Kreises ,  so 

**t    Sj{Jj==4/=2a,  Ä,  wo  h  den  Abstand  des  Punktes  P  von  der  Geraden 

^  y  bedeutet,  also  — i  =  ^^^     Demnach  geht  2)  über  in 

3)  _1_.^^ 1_, 

h  h  h 

^o  d  der  Durchmesser  des  dem  ^ACP  einbeschriebenen  Kreises  ist. 

Die  Belation  1)  Iftsst  sich  sofort  verallgemeinem,  wenn  man  statt  der 
^^ei  Potentiale  von  a^  und  a^  gleich  n  Potentiale  der  Strecken  a^  bis  a„ 
^inftthrt    Man  erh&lt  so  folgenden  Satz: 

Wenn  in  einem  Dreiecke  w—1  Gerade  vondei  Si^Hi.^G^^Oö. 
^er  BrngJä  AJB  gezogon  werden,    so   gilt  i\ii   äii^  'üxiT^iVim^^^^'^ 


2ö2  Kleinere  Mittheilungen. 

dl,  dg  ...  d„  der  in  die  n  Theildreiecke  eingezeichneten  Kreise 
die  Gleichung 

('-^)('-|)-('-^x)='-f 

worin  h  die  Höhe  des  Dreiecks  ABC  und  d  den  Durchmesser 
des  ihm  einheschriebenen  Kreises  bezeichnet. 

Von  Interesse  ist  folgende  Bemerkung,  die  aus  der  Vertauschbarkeit 
der  Factoren  in  4)  folgt.  Zeichnet  man  im  AiiBCn— 1  andere  Gerade 
von  C  nach  AB  und  zwar  so,  dass  n— 1  in  der  neuen  Figur  gezeichnete 
eingeschriebene  Kreise  mit  n  — 1  Kreisen  aus  der  alten  Figur  übereinstim- 
men, so  muss  auch  der  n^^  Kreis  in  der  neuen  Figur  gleich  den  n*^  in 
der  alten  Figur  sein.  —  Mit  Hilfe  von  4)  lässt  sich  eine  Reihe  geometri- 
scher Aufgaben  lösen.  Wenn  verlangt  wird,  dass  im  l^ABC  von  (7  nach 
AB  n-—!  Gerade  so  gezogen  werden  sollen,  dass  die  in  den  n  entstehenden 
Dreiecken  gezeichneten  eingeschriebenen  Kreise  gleich  gross  sind,  so  findet 

(rr\*  d 

1  — —\  =1— Y»  ^^  ist 

die  Construction  geometrisch  nur  ausführbar,  wenn  n  eine  Potenz  von  2  ist. 
—  Vergleicht  man  die  identische  Gleichung 

*'-"('-r^J('-r^)-('-rri^,)  =  i-' 

mit  4),  so  kann  man  die  n  Kreise  so  wählen,  dass  -^  =Ä;,    -r^^l T  ®^ 

n  h       1  —  k 

ist:  nur  muss  dann  nÄ=—  oder  Ä;  =  — ^  sein. 

h  nh 

Zeichnet  man  für  die  n  Dreiecke  die  die  Basis  berührenden  angeschrie- 
benen Kreise  und  nennt  ihre  Durchmesser  ^1,^2"-^")^^  ^^^ 


{■4)0+f)='. 


wie  sich  leicht  geometrisch  nachweisen  iSsst.     Man  kann  demnach  statt  4) 
auch  folgende  Gleichung  aufstellen: 

»)  (>+'i)0+l)-(>+x)='+r 

wo  5  der  Durchmesser  des  die  Basis  berührenden  angeschriebenen  Kreises  ist. 
Leipzig.  Dr.  Niemöller. 


) 


XIV.  Bemerkung  zum  vorigen  Aufsatse. 

Den  von  Herrn  Dr.  Niemöller  gefundenen  Relationen  4)  und  6)  Utest 
sich  eine  dritte  Gleichung  von  besonderer  Einfachheit  zugesellen,  nSmIich 


Kleinere  Mittbeilungen. 


253 


•*.^-N.  y^_i^  y^  j 


Dieselbe  ist  geometrisch  leicht  herzuleiten  und  führt  mittels  der  Formeln 


1=  1--^  = 
6  ""         Ä  ■" 


1 


äuf  die  Resultate  4)  und  5)  zurück. 


•+i 


SOHLÖMILCH. 


Z7.  Zum  8chwering*8ohen  Linienocordinatensystem. 

(Hierzu  Taf.  VI  Fig.  7  u.  8.) 

§1. 
Im  Nach  stehenden  werde  ich  zeigen ,  wie  die  im  obigen  System  höchst 
eiii&ehen  Gleichungsformen  der  Centralkegelschnitte  i«t;  =  +  &^  und  der  Pa- 
tabel  tt*— t;*  =  e*  (vergl.  Bd.  XXI  S.  278  dieses  Journals)  durch  Sätze  der 
projecti?ischen  Geometrie  zu  erklären  sind.     Die  duale  Herleitung  der  ent- 
sprechenden Gleichungen  in  Cartesischen  Punktcoordinaten  gi^bt  die  Ver- 
wandtschaft beider  Systeme  zu  erkennen. 

1.  Man  denke  sich  zwei  projecti-         1.  Man  denke  sich  zwei  projecti- 
^he  Ponktreihen.    Auf  jedem  Trä-     vische  StrahlbüscheL    In  jedem  der- 


ger  ist  der  unendlich  ferne  Punkt 
bemerkenswerth.  Mögen  die  beiden 
Piukte  9,  i}j  heissen,  die  ihnen  ent- 
Qi'echenden  ^j,  %    Dann  ist 

wenn  a,  «^  entsprechende  Punkte  sind. 

2.  Die  unendlich  fernen  Punkte  q 
™d  \  können  zusammenfallen.  Die 
Ti%er  sind  dann  parallel.    (Fig.  7.) 

&  ist  (tt  — i»)t;  =  con5f. 


selben  ist  ein  rechtwinkliges  Strahlen- 
paar bemerkenswerth.  Es  seien  dies 
die  Strahlen  si  und  s^i^.     Dann  ist 

wenn  z  und  n^  entsprechende  Strah- 
len sind. 

2.  Der  Strahl  5  kann  mit  i^  zu- 
sammenfallen.    (Fig.  8.) 

-4-B  =  2a, 
.  ,       ,      PD      a-x 


DB 


3.  Die  einfachste  Gleichung 
**=ai*reBultirt  nur  dann,  wenn 
ver  die  Träger  bestimmende 
unendlich  ferne  Punkt  richtig 
S^wihlt  wird.  Hier  kann  jeder 
^  vofliidlich  fernen  Punkte  der  beiden 
^Wtd^HBaxen  gewählt  werden. 


3.  Die  einfachste  Gleichung 
resultirt  nur  dann,  wenn  der 
Anfangspunkt  der  Zählung  der 
X  und  y  richtig  gewählt  wird, 
nämlich  der  Mittelpunkt 


254 


Kleinere  Mittheilnngen. 


In  diesem  Verhalten  erblicken  wir  den  wahren  Zusammen 


I|ang  beider  Systeme. 

4.  Beim  Kreise  ist  die  Wahl  des 
unendlich  fernen  Punktes  beliebig. 
Immer  kommt  man  zur  einfachsten 
Gleichungsform. 

5.  Beim  Centralkegelschnitt  be- 
stillet  die  Forderung:  „q^  soll  mit  rj 
zusammenfallen  und  die  Gleichungs- 
form möglichst  einfach  sein^  zwei 
allein  mögliche  Systeme. 


4.  Beim  E[reise  bestimmt  die  For- 
derung, dass  5  mit  ^j  zusammenfiollen 
soll ,  nicht  die  Axen.  Die  Wahl  der- 
selben ist  willkürlich  und  führt  immer 
zur  einfachsten  Gleichungsform. 

5.  Beim  Centralkegelschnitt  be- 
stimmt im  Allgemeinen  die  Forderung : 
„s  soll  mit  t^  zusammenfallen  und 
die  Gleichungsform  möglichst  einfach 
sein**   zwei  allein  mögliche  Systeme. 


6.  Für  die  Parabel  wird  die  vorige  Darstellung  illusorisch.  In  Linien- 
coordinaten  haben  wir  die  Gleichung  t*^  —  v*  =  e*.  Wenn  wir  den  Analogie- 
schluss  machen,  so  müssen  wir  setzen 

e 


und  —s=tgns= 


Es  resultirt  sodann 


(^J-(^)= 


c* 


oder 


y^  =  2ex, 


7.  Wir  wenden   dasselbe  Verfahren  auf  die  Gleichungen  des  Punktes 

und  der  geraden  Linie  an. 

Es  sei  gegeben 

Äu  +  Bv  +  C^O, 
Es  folgt 

Atgm  +  Btgn  +  C:=0 
oder 

(Ä  +  B)x+Cy  +  ^^e^O 
oder 

als  Gleichung  der  dem  Punkte  entsprechenden  Geraden. 
Umgekehrt  sei  die  Gleichung  einer  Geraden  gegeben 

ax  +  l)y  +  c  =  0. 

Für  Xq  =  -^  sei 


*  VergL:  Theorie  und  Anwendung  det  LmerLeootdxßaitÄxi,  von  K.  Schwe- 
rin^,     Leipzig,  Teahner.     1884. 


Kleinere  Hittheilnngen.  255 


yo  =  » 


6-- 
s     2 


und  für  «j^  — •5-  sei 


yi=«=— -— e- 

Es  folgt  dann  ans  ^=^  =?i:Z^ 

y-yo    »i— yo 

««+»}y  — c{s=0 
als  Gleichung  der  dem  Punkte  (£,*])  entoprechenden  Gerolden. 


§11. 

Es  sei  noch  gestattet,  hier  einige  kleine  Bemerkungen  zum  System 
anzuschliessen. 

1.  ,|Die  unendlich  ferne  Oerade  ist  Doppeltangente  einer  Curve  n^*' 
Classey  wenn  die  Glieder  n*^  Grades  den  Factor  (u  — v)*  nnd  die  Glieder 
(f» — 1)***  Grades  den  Factor  u  — v  enthalten.'' 

Der  Beweis  folgt  sofort  aus  dem  Umstände,  dass  die  Punkte  der  un- 
endlich fernen  Geraden  durch  die  Gleichung  w-v^a  dargestellt  werden. 

2.  Der  Krümmungsradius  der  Curve  F{uyv)=^0  wird  gefunden  durch 
die  Formel 

(Pi  9i  ^'  ^»  ^  ^^^  Abkürzungen  für  die  ersten  und  zweiten  partiellen  Ab- 
leitungen yon  F{u^  v)  nach  u  und  v.) 

3.  Um  eine  Gleichung  in  Cartesischen  Punktcoordinaten  in  Schwe- 
ring'sche  Liniencoordinaten  überzuführen,  dienen  die  Gleichungen 

Bekanntlich  lautet  die  Gleichung  der  Tangente 

ff(^-*o)+|f(y-yo)=o. 

Kmmt  man   nun  für  x  =  ±a  y  =  u  resp.  v,   so  {o\g€r\»  m^iTi  ^\^^^^\!l 
mdörtf  wigaa  man  nach 


258  üeber  die  Vertheilang  der  indueirten  Elektricit&t  eic. 

Die  Auflösung  dieser  Aufgaben  bedarf  einiger  Vorbereitungen. 

Es  ist  zunächst  die  partielle  Differentialgleichung  zweiter  Ordnung: 

welcher  jedes  Potential  am  genügen  hat,  ftUr  den  elliptischen  Cylinder  zu 
integriren.  Die  Integration  erfolgt  durch  Seduction  obiger  Gleichung  auf 
gewöhnliche  Differentialgleichungen.  Die  hierbei  entstehende  Frage,  bei 
welchen  Cylinderflächen  eiue  Reduction  dieser  Gleichung  auf  gewöhnliche 
Differentialgleichungen  möglich  ist,  wird  dahin  beantwortet,  dass  nur  Cylin- 
derflächen zweiten  Grades  eine  Reduction  zulassen.  --  Nachdem  wir  den 
allgemeinen  Ausdruck  f(ir  V  hergestellt  haben ,  entwickeln  wir  die  reciproke 
Entfernung  zweier  Punkte  und  gelangen  dann  zur  Lösung  unserer  zwei 
Hauptaufgaben. 

Von  besonderem  Interesse  wird  die  Aufgabe  dadurch,  dass  za  ihrer 
Lösung  die  wohl  zuerst  von  Heine  eingeführten,  von  ihm  als  „Functionen 
des  elliptischen  Cjlinders"  bezeichneten  Functionen  angewandt  wer- 
den, welche  sich  zu  den  allgemeineren  L am 6 'sehen  Functionen  ähnlich  ver- 
halten, wie  die  Cylinder-  oder  BesseTschen  Functionen  zu  den  Laplace- 
schen  Kugelfunctionen.  Ich  bemerke,  dass  diese  Functionen,  wie  a  priori 
zu  erwarten  war,  auch  bei  der  Lösung  der  auf  das  elliptische  Paraboloid 
sich  beziehenden  Potentialaufgaben  auftreten ,  dessen  Untersuchung  ich  spftter 
auszuführen  gedenke. 

Heine  behandelt  von  Potentialaufgaben,  betreffend  den  elliptischen 
Cylinder,  nur  eine:  das  Potential  für  innere  Punkte  zu  bestimmen,  wenn 
sein  Werth  auf  dem  Mantel  und  den  beiden  Grenzflächen  gegeben  ist.  Ich 
beschränke  mich  auf  die  Betrachtung  eines  unendlich  langen  Cylinders. 


§1. 

Integration  der  Qleiehung  z^F«0. 
Man  integrirt  bekanntlich  die  Differentialgleichung  des  Potentials 

cx^     oy*      ogi* 

dadurch,  dass  man  zunächst  statt  der  rechtwinkligen  Coordinalen  x^  y^  z 
orthogonale  krummlinige  Coordinaten  ^,  ^, ,  q^  von  solcher  BeechaflTenheit 
einführt,  dass  die  den  betrachteten  Körper  begrenzende  Fläche  su  einer  der 
Schaaren  q  =  const ,  q^  =  const. ,  q^  =  consL  gehört.  Dann  Yer|pcht  man  der 
Gleichung  1)  durch  eine  partikuläre  Lösung  von  der  Form  V(q).  V{q^.  ^(Pi) 
zu  gentigen,  wo  die  Functionen  l/,  F,  W  nur  von  je  einem  Ar^mente 
abHängen  und  sich  durch  gewöhnliche  Dlf[^T«uUalgleichungen  zweiter  Ord« 
oan^   beatimmen.      Nicht    für   alle  ¥V^\i^iig;eAX\mg|^  veX  ^mda  ^k^s^di^  ^^ 


xm. 

Ueber  die  Vertheiliing  der  induoirten  Elektrioität 
auf  einem  unbegrensten  elliptisohen  Cylinder. 

Von 

Dr.  Rudolf  Besser 

in  DrMden. 


Die  üntersuchaiigen  über  die  Vertheilung  der  Elektricit&t  und  Wärme, 
welche  im  Wesentlichen  auf  die  Integration  der  Differentialgleichung  des 
Potentials  JV^O  hinauskommen ,  sind  auf  fast  alle  Körper,  die  von  Flächen 
xweiten  Grades  begrenzt  werden ,  ausgedehnt  worden.  Nachdem  schon  früher 
die  geschlossenen  Flächen  zweiten  Grades  behandelt  worden  waren,  hat  man 
sodann  aach  ungeschlossene  Flächen  in  das  Bereich  der  Betrachtung  gezogen, 
so  t.  B.:  den  Kreiscylinder  durch  Kirchhoff  und  Heine*,  den  Kreis- 
k^;el  durch  Herrn  Mehler^,  das  Botationsparaboloid***,  bei  welchem  Herr 
Baer  die  Theorie  der  Wärmevertheilung  behandelte,  während  sich  die  For- 
meln für  die  elektrische  Vertheilung,  wie  ich  mich  überzeugte,  ebenfalls 
•ehr  leicht  aufstellen  lassen,  und  schliesslich  auch  das  zweitheilige  Bota- 
tionahyperboloid  durch  Herrn  Arendtt. 

Ich  versuche  in  den  nachstehenden  Zeilen  einige  der  Fundamentalauf- 
gaben, betreffend  das  Flächenpotential  eines  elliptischen  Cylinders,  in 
ähnlicher  Weise  und  mit  Anwendung  derselben  Methoden  zu  bearbeiten, 
wie  dies  von  Heine  a.  a.  0.  mit  den  entsprechenden  Aufgaben  für  den 
Kreiscylinder  gethan  worden  ist. 

Diese  Aufgaben  sind  im  Wesentlichen  folgende: 

1.  Das  Potential  einer  durch  ihre  Dichtigkeit  gegebenen  Flächenbelegung 
önes  elliptischen  Cjlinders  für  äussere  und  innere  Punkte  desselben  zu  be- 
stimmen; 

2.  das  Potential  für  äussere  und  innere  Punkte  zu  ermitteln,  wenn 
tstn  Wertii  auf  der  Oberfläche  des  Cjlinders  gegeben  ist. 

Im  Anschlnss  an  diese  beiden  Aufgaben  wird  noch  die  Green 'sehe 
fi^lsgong  und  Green 'sehe  Function  eines  elliptischen  Cjlinders  aufgesucht 
«id  dftait  das  Problem  der  inducirten  Elektrioität  gelöst. 

*  Orelfe's  Joamal,  Bd.  48  S.  848-876;  -  Heine,  Kugelf unctionen,  II.  Bd. 
8.  mig. 

**  ftognunm  des  Gymnasiums  zu  Elbing.    1870. 
*^  Plrognimm  des  G/auiaiiams  zu  Cfistrin.    1881. 
fUHm,    Detma,  J884. 

tMmikmmütOc  m.  PhjrMik  XXX,  5.  VI 


260  Üeber  die  Vertheilung  der  inducirien  £lektricitftt  etc. 


Macht  man  nun  mit  Wanger  in  die  Annahme: 

FA  =  AB(rt.Ä|(Pi), 
wo  iL  von  Q  und  q^  ,  aber  nicht  yon  h  abhängt",  so  findet  man ,  dass  sie 
and  22^  nur  dann  ans  gewöhnlichen  Dijfferentialgleichnngen  zweiter  Ordn 
bestimmen  lassen,  wenn  erstens  zwischen  y  und  g  die  Gleichung: 

6a)  y  +  i0^F{t  +  %u) 

besteht  und  zweitens  F{t  +  iu)  so  beschaffen  ist,  dass 

6b)  JP'(^  +  ttt).F'(^-»u)  =  p(0+Ä(u). 

t  und  u  sind  dabei  gewisse  nur  von  g  bez.  p|  abhängende  Functionen.    ] 
erhält  also  ganz  ähnliche  Bedingungen  wie  bei  den  Rotationsflächen. 
Einzelheiten  der  Untersuchung  glaube  ich  hier  übergehen  zu  dürfen ,  da 
Wange rin'schen  Formeln  fast  unverändert  angewandt  werden,   und 
weise  deshalb  auf  die  schon  citirte  Abhandlung  des  Herrn  Wanger  in. 
Ist  zur  Abkürzung: 

so  führt  die  Bedingungsgleichung  6  b)   leicht  zu  der  Differentialgleichu 

oder:  ^^«)  "  ^'^^^ 

F"7») 
—,,  .  =  const.  =  m*. 

-^(») 
Die  Integration  dieser  Differentialgleichung  dritter  Ordnung  aber  liefer 

in  191 

worin  a^  ß^  y  neue  beliebige  Constanten  bezeichnen.     Somit  folgt: 

Die  Differentialgleichungen  4)  oder  4  a)  lassen  sich  nur  dann  auf 
wohnliche  Differentialgleichungen  reduciren,  wenn  zwischen  den  rechti» 
ligen  Coordinaten  y  und  g  der  Directrix  des  Cjlinders  die  Gleichung: 

'  "^  '      m  m 

besteht.     Dann  sind  t  und  u  die  Parameter  confocaler  Kegelschnitte. 
Dies  giebt  also  das  weitere  Resultat: 
Die  Differentialgleichung  des  Potentials 

lässt  sich  nur  bei  Cjlinderflächen  zweiten  Grades  auf  gew5 
liehe  Differentialgleichungen  reduciren. 

Die  Aufstellung  dieser  Differentialgleichungen,  welche  keinen  Seb 
rigkeiten  unterliegt,  möge  hier  unterbleiben ,  da  es  bequemer  ist,  die  Cj 
derflächen  zweiten  Grades  gesondert  zu  betrachten.* 

*  Der  Nachweis,  dass  die  Differentialgleichung  4): 


Von  Dr.  B.  Besser.  261 


'.•-V*  -*.#-»»^''.<^.'*^N.*-_-^ 


Beim  elliptischen  Cylinder  kann  die  Gleichung  7)  durch  die  einfachere 
Gleichung: 

8)  y  +  iz^c,cos{t  +  iu) 
ersetzt  werden,  aus  welcher 

9)  y  =  ccostcosiUt     z  =  ic8intsiniu 
folgt 

Aus  9)  ergiebt  sich: 

10)        y*    I       '*      -1      y*  — _^-  =  i 

so  dass  die  Gleichung  u  =  const,  confocale  Ellipsen  mit  den  Halbaxen  ccosiu 
ond  icsiniu^  die  Gleichung  t  =  const.  confocale  Hyperbeln  mit  der  gemein- 
nmeii  ExcentricitSt  c  darstellt. 
Die  Gleichungen: 

11)  x=^Xf    y^ccostcosiu,    z  s=  ic  sint  siniu 

'^prftsentiren  daher 

ftir  x=const.  parallele  Ebenen, 

für  u^const.  elliptische  Cjlinder, 

für   t  =  €onst.  hyperbolische  Cylinder. 

^^8  ihnen  folgt  fOr  das  Quadrat  des  Liuienelements  ds  der  Werth: 

12)  d^^dx^  +  ^{du^  +  dfi), 
Wenn: 

13)  ?«;  =  ■^{cos2iu'-cos2t). 

*^  allgemein: 

i^  =  J'(e  +  iu).F'(/-tu), 

^  ist  die  Bedingung  6b)  erfüllt,  und  zwar  ist: 

g{t)=z^^co82t,      h(u)  =  ^cos2iu. 

Wir  sind  nun  im  Stande,  die  DiiSerentialgleichungen ,  welche  für  die 
^bekannten  Functionen  bestehen,  aufzustellen. 

Die  Gleichung  4a)  für  F^  geht,  wenn  man  darin  die  Goordinaten  q 
^nd  9j  mit  i  und  u  vertauscht,  da 


"^ch  um-  dann,  wenn  y  und  z  durch  eine  Gleichung  von  der  Form  7)  verbunden 
*^d,  auf  gewöhnliche  Differentialgleichungen  rednciren  lässt,  ist  zum  Theil  schon 
^^  Herrn  Weber  in  seiner  Abhandlung  j,Ueber  die  Integration  der  partiellen 

I>ürerentialgleichüng  ^  +  pf +  Jk»u  =  0**  (Math.  Annal. ,  Bd.  I.  S.  1-32)  geführt 

^^^*te  (I.  c.  8. 27).    Herr  Weber  nimmt  indessen  von  vornherein  an,  dass  die 
Goordinaten  (,  17  mit  den  gegebenen  o?,  y  durch  eine  Gleichung 

^itboMton  sind,  und  h&atimmt  ontr  ^. /sou  fV&-V^^,> 

die  NotbwmdigkM  v  ^  \L>a\>«tL« 


362  üeber  die  Vertheilung  der  induoirten  Elektricit&t  etc. 

^  =  i?  =  V>  =  -  (ca$2iu  -  cos2t) , 
über  in: 

Setzt  man: 

80  ergeben  sich  für  U  und  T  die  Gleichungen: 

*^>  iJ+C^"**^'  +ä»)t=o, 

worin  X;  eine  neue   willkürliche  Constante  bezeichnet,   welche   neben  h  als 
Parameter  in  U  und  T  eingeht 

Die  Gleichung    15)    geht   durch    die   Substitution  u  =  ttr   in   die  der 
Gleichung  16)  analog  gebaute  Gleichung: 

über;  die  Integration  von  15)  wird  daher  durch  die  von  16)  geleistet 

Die  durch  die  Gleichungen  15)  und  16)  definirten  Functionen  sind 
zuerst  von  Heine  näher  untersucht  und  von  ihm  Functionen  erster 
Art  des  elliptischen  Cjlinders  genannt  worden.^  Wir  bezeichnen 
sie  nach  ihm  durch  (S(iu),  bez.  (&{t),  und  die  zweiten  partikulären  Inte- 
grale von  15)  und  16),  die  Functionen  zweiter  Art  des  ellipti- 
schen Cjlinders,  durch  ^(iu),  bez.  %{t)^  indem  wir  einstweilen  von  der 
Abhängigkeit  dieser  Functionen  von  den  Parametern  h  und  k  noch  absehen. 
Heine  nimmt  c=  1  an  und  führt  zwei  Constanten  ß  und  g  statt  h 
und  k  ein,  welche  mit  h  und  k  durch  die  Gleichungen: 

zusammenhängen. 

Die  Gleichung  14)  wird  nach  dem  Obigen  durch  Producte: 

e(Oe(tu),  e(0S(»ti),  e(»u)s(o,  g(OS{»«*) 

integrirt.     Mit  Bücksicht  auf  die  Gleichung  3)  finden   wir  dann,  dass  siel: 
die  L($snng  der  Gleichung: 

aus  Partiknlarlösnngen  von  den  Formen: 

coshx(&(iu)(i{t),    coshx(S{iu)%{t),    coshx%{iu)i&{t),    <»shx%{iu)%{fi 
8inhxeliu)iS(t),   8inhxe(iu)^{t),   sinhx%{iu)e{t),  sinhx%{iu)^{t^ 

zusammensetzt 


JTagrei/iinctionen  I,  S.  401,  404,  40&fig. 


Von  Dr.  R.  Besser.  263 

Die  allgemeine  Lösung  V  erhält  man  durch  Summation  aller  besonde- 
ren Ldsangen,  die  dadurch  entstehen,  dass  man  den  Parametern  h  und  k 
alle  znlSssigen  Werthe  beilegt.  Denkt  man  sich  F,  als  Function  von  x 
betrachtet,  in  ein  Fourie rasches  Integral  entwickelt,  so  folgt,  dass  man 
oach  h  integriren  darf,  während  man  f(ir  jedes  einzelne  h  eine  unendliche 
Menge  ?on  k  findet  und  also  alle  Partikularlösungen,  die  zu  demselben  h 
gehöraii,  SU  summiren  sind. 

V  lässt  sich  sonach  unter  der  Form : 

F=  I  dh{aA  coshx  Vh  +  &a  sinhx  Wa) 
0 
darstellen,  wo  Fh  und  Wk  Aggregate  von  Producten  der  @  und  %  sind. 


Sntwiokelung  der  Functionen  erster  Art  des  elliptischen  Cylinders.* 

Znr  weiteren  Entwickelnng  der  Functionen  Qc  gehen  wir  am  bequem- 
sten von  der  Gleichung  16)  aus,  welche  lautet: 

Heine  integrirt  diese  Gleichung  durch  die  trigonometrische  Reihe 

17)  e  =  i  Co  +  ^. "  {cn  cösnt  +  Sn  sifint). 

Ke  Substitution  von  17)  in  16)  ergiebt  die  Gleichung: 

+  -^c„co8{n+2)t\ 

vobei  zur  Abkürzung  h€=^l  gesetzt  worden  ist     Hieraus  erhält  man  fol- 
8*^0(1«  Gleichungen  zur  ßestimmung  der  c«  und  s«: 

*  lieber  die  Integration  der  Gleichung  16)  handelt  neuerdings  Herr  Linde- 
*^B  (Math.  Ann.,  Bd.  22,  S.  117-123).  Er  betrachtet  aber  nicht  unsem  Fall,  bei 
^^'cbeiD  die  Auswahl  der  Constanten  k  beschränkt  ist»  sondern  integrirt  die  Gleich- 
^  mit  Anwendung  Hermite*echer  Metlioden  fQr  beliebige  h  und  h, 

Voiher  ist  diese  Gleichung  auch  von  Herrn  Emile  MAÜLMftiB  sfliner  Ab- 
'^^^^lug  „8ar  le  moavement  vibratoire  d*ii|ie  mendnei  "^QK^ 

'^  rLiouriUe,  R  Serie,  T.XIRB.  187-»*  ' 


264 


üeber  die  Vertheilnng  der  inducirten  Elektricität  etc. 


18a)     ^  +  ^a^^  +  ^*  =  ^' 

^  +  ^4^4+^^6  =  0, 


and  als  allgemeine  Gleichai 
m  s=  1 1 A  ,  «5«  .  •  • 


Femer: 


18  b) 


dann: 


18  c) 


(^,  +  l)c,         +c^        =0 


+  (/» 


+  c,        =0, 


iw  ^  1 ,  Ä ,  o,  • .  •  5 


««     72     +i' 


5 


I 
2  +«4     74       +*^6 


=  0, 
=  0. 


S2m-7  +  52«72i«  +  52m  +  2  =  0, 


endlich : 


18  d) 


Dabei  ist  Überall 


fn  s=  A )  ö  t  •  •  •  I 


5, 


(7i-l)«i 

+  73  «» 


+  «3 


=  0, 
=  0, 


«2m  — 1  +72iw  +  |52m  +  l  +  Stm  J  3  =  0, 


««  = 


4{*«-n«)      4  (**-««) 


i» 


äV 


19) 


Diese  Gleichungen,  aus  denen  man  alle  Cn  und  $»  durch  Cq,  c,  bez. 
5|  ausdrücken  kann,  zeigen,  dass  fClr  jedes  h  die  Functionen  (S 
Classen  zerfallen,  von  denen  die  erste  und  zweite  nach  den  Cosii 
geraden  und  ungeraden ,  die  dritte  und  vierte  nach  den  Sinus  der  unj 
und  geraden  Vielfachen  von  t  fortschreitet.  Bezeichnet  man  dabei 
6^,  6°,  6^^  und  6'^  diese  vier  Classen,  so  ist: 

6^   {t) ts^ ^Cq  +  c^ cas2t  +  c^cos4t  + . .  , 
gn  ^^^— .  CiCast    +  c^cos3i  + ...^ 

(gni  (t)  =  Äj  sini   +  «3 sinSt  +  . ., 

(giv  \t)  =  s^  8vn2t  +  s^  sinAt  + . . . 

Die  Coefficienten  c  und  8  jeder  Beihe  h&ngen  vom  ersten  Coefficiei 
und  sind  im  Uebrigen  ganze  Functionen  von  Tf  und  lr\ 

Man  erkennt  leicht  die  Analogie  der  vier  Classen  der  €  mit  d 

Classen  der  L am 6 'sehen  Functionen;  sie  lassen  sich  aber  nicht  w; 

durch  endliche  Beihen  darstellen.     Denn  setzt  man  in  die  Oleiehc 

statt  der  unendlichen  Reihe  17)  eine  mit  cosnt  und  sinnt  abbreolMii 

liebe  Beihe  ein ,   bestimmt  dann  die  Coei&civ»ckteii  c  und  8  aus  dea 

OD^eu  18),  80  würden  diese,  "woa  z.B.  Äie  c  wÄaai^^  xm^ 


Von  Dr.  R.  Besser.  265 


-,-N-^,.^*     .»  ..-,^^^-_^^  j-^-*^,^- .*».*•*  .»"S.,^.^**—. 


c«  =  0,    CMg«  +  c«-.2  =  0 

»b^ebliesseiL    c^  ist  der  Coefficient  von  co«(n  +  2)^,  Cnqm  +  Cm-^i  der  Coeffi- 
ei^nt  Ton  cosnt.    Diese  Gleichoogen  sind  aber  nur  durch  €^^=0,  Cn.2  =  0 
zia.    erftülen,  und  dann  würden  auch  alle  anderen  c,  also  0^.4 ,  Cn.et  ••• 
^l«ich  Null    sein  müssen.     Das   Gleiche  gilt  von  den  s.      Hierdurch    ist 
<lie  Richtigkeit  der  Torigen  Behauptung  erwiesen.     Damit  aber  die  Reihen 
19}   convergiren,    müssen   in   ihnen    die  unendlich  weit  entfernten  Coeffi- 
cieoten  yersch winden.     Diese  Bedingung,    welche  sich,  wie  Heine  zeigt, 
auch   als  das  Verschwinden  der  unendlich  entfernten  Näherungsnenner  und 
-Zfthler   zweier   Eettenbrüche    darstellen   lässt,    giebt   eine  Gleichung   un- 
endlich hohen  Grades  in  k  und  A,  aus  der  sich  für  jedes  h  unendlich  viele 
LiOsiingen  h  ergeben.     Dieselben  mögen  der  Reihe  nach  mit  k^,  k^^  k^^  ... 
bezeichnet   werden.      Es    ist  nicht  schwierig,    die  ungeflUire  Form  dieser 
Gleichungen  festzustellen.     So  findet  man  z.  B.,   dass  sich  02m  durch  eine 
Gleichung  der  Form 

Aiisdrflckt,  worin  die  G  Aggregate  von  g-Producten  sind,  deren  jedes  aus 
<^Ti«l  Factoren  q  besteht,  als  der  Index  yon  G  angiebt.  Der  erste  Posten 
^teht  aus  m  Factoren  q,  in  den  folgenden  föllt  die  Factorenzahl  immer 
iu>^  2,  mithin,  da  jeder  Factor  q  vom  zweiten  Grade  in  k  und  i^^  ist,  der 
Qi^d  in  k  und  l^^  um  4.     Hebt  man  it'^"*  aus,  so  kann  man  auch 

21)       02i.=  ^[(**-2m-2')(Ä;«-2m-4')...(Ä«-2«).Ä« 

+  A*.e^-2  +  A».e„-4+...| 

Mtzen.     Aehnliche  Formen  besitzen  auch  die  Werthe  ftir  02«, -fi»  ^2»  and 

Die  Integrale  der  Differentialgleichung  15)  ergeben  sich  nach  früheren 
^merkongen  aus  denen  der  Gleichung  16)  durch  Vertauschung  von  t  mit  iu, 
Sie  lauten  also: 

6^   (iu)  ^  ^Co  +  c^co$2iu+  c^C084iu  +  ...j 
22\  (S"(tu)=  c^cos  ttt -f  ci|C053iu  +  ..., 

(S^(fu)a        ■    $^8in2iu  +  8^sin4iu  +  ...^ 

^Hn  die  Coeffidenten  c  und  $  genau  dieselben  Werthe  wie  in  19)  haben. 
Noch  sei  bemerkt,  dass  man  durch  die  Substitution: 

csint^x 
^^  Integrale  19)  in  Form  von  Potenzreihen  darstellen  kann,  nämlich: 


268  Ueber  die  VertheiluDg  der  indacirten  Elektricität  etc. 

kann.     Es  ist  vielmehr  gleich  einer  gewissen  Conslanten,  deren  Werth  vo 

dem  Werthe  des  Anfangsgliedes  in  der  Entwickelang  Ton  9^  abhSngt.    W: 

denken  uns  dasselbe  so  bestimmt ,  dass  die  Constante  =9c  gesetzt  werde 

kann,  so  dass: 

2« 


28  a)  fl(S^{t)y  dt  ^  n. 


0 

Die  Gründe  für  diese  Wahl  werden  später  erhellen. 

Man  bemerkt ,  dass  diese  Formeln  den  bekannten  Integraleigenschafte 

der  Kreisftinctionen : 

2n 


j  cosm*pcosnq>dq>  =  (^,     m^n^ 


0 
2« 

J 


S3 


sinmq>  s%nnipdfp=^0^    m^n^ 

0 
2» 

cosm^  sinntp  dq>  ==:  0 

0 

entsprechen.     Für  m=^n  nehmen  die  beiden  ersten  Integrale  den  gemeii 
samen  Werth  n  an,  mit  Ausschluss  des  Falles  m  =  n=30.* 

Mit  Benutzung  der  Gleichungen  28)  und  28  a)  löst  man  die  Aufgab« 

Die  yon  t  abhängende  Function  f{f)  in  eine  nach  den  Functionen  S( 
fortschreitende  Beihe  zu  entwickeln. 

Setzt  man  nämlich: 
29)  m=^2j^aw(Sv{t,h.K), 

0 


*  Für  die  Functionen  @(iu)  scheinen  ähnliche  Integraleigenschaften  nicht  z 
existiren.    Aus  der  Ditferentialgleicbung  15)  fSr  Q{%u): 

16)  __J_^_-co«2»u  +  Ä:«^e(»u)  =  0, 

erhält  man  zwar  gerade  wie  vorher,  falls  ($^  und  @,  zwei  verschiedene  i&(iu)  b: 

deuten : 

b 

a 

aber  es  lassen  sich  keine  Grenzen  a  und  b  angeben,  för  die  die  linke  Seite  di<^ 
Gleichung  verschwände.     Dies  abweichende  Verhalten  der  Functionen  ^^tt<^ 
darin  begründet,  dass  fQr  c  =  0  sich  die  C^  (tu)  in  Hesse  räche  Functionen  mit  &] 
gioärem  Argamente  verwandeln,  während  die  ($(l)  in  Kreisfuncüonen  überg^üi 
Für.  die  Cy/inderfunctionen  existiren  aber  \utQi^a\ev^e;TVi^«i^^i»^  dk  denen  fä.r 
KreiaftmcÜonen  entsprechen,  nicht 


Von  Dr.  R.  Besser.  267 


■-W  ^  %. -*—• 


Aas  diesen  Gleichungen  folgt,   dass  das  Prodnct  (S(0*@(^^)  ^^  ^o* 

ordinaienanfong,    also   für  ^  =  -n-*  u  =  0,  oder  auch   itir  Punkte  auf  der 

Cjlinderaxe  verschwindet,   wenn  die   Functionen   (S  von  2.,  3.,  4.  Classe 
sind,  dagegen  für  6   der  1.  Classe  =  C|'  ist.     Für  Punkte,  die   auf  den 

Axen  der  Directrix  oder  einer  zu  ihr  parallelen  Ellipse  liegen ,  verschwindet 

dies  Product  aber  nur  für  zwei  Classen  der  6. 


§3. 

Integraleigensohaften  der  Functionen  ü  mit  reellem  Argumente. 
JSntwiokelnng  gegebener  Functionen  nach  den  ü. 

Die  Functionen  (S(0  besitzen  zwei  Arten  von  Integraleigensehaften, 
welche  sie,  eben^^o  wie  die  trigonometrischen,  die  Kugel-  und  Lam^'scben 
Functionen,  zur  Vornahme  von  Entwickelungen  gegebener  Functionen  ge- 
eignet machen.  Ich  beitrachte  hier  nur  die  erste  Art  dieser  Integraleigen- 
sch&ften,  welche  auf  die  Verwandtschaft  der  @  rait  den  Kreisfunctionen 
hin^weist,  und  welche  auch  Heine  erwähnt  (Kugelfunct.  I,  S.  415),  ohne 
sie   indess  abzuleiten. 

Seien  (S^  und  (Sv  zwei  Functionen  @(/),  *die  zu  gleichem  A,  aber  zwei 
verschiedenen  Werthen  X;^  und  "k^  von  h  gehören  sollen.  Sie  genügen  den 
Gleichungen : 


dt* 


d*e»     „.  d»e^_ 


•^'»«  diesen  folgt: 

^""-^  -  S'  ^ = (*»*  -  Vi  er^^ . 

'Mithin  durch  Integration  nach  t  zwischen  0  und  2n: 

0 

^H  verschwindet  aber  die  rechte  Seite  dieser  Gleichung,  wie  eine  einfache 

'T^^nong  lehrt,   an  den  Grenzen  0  und  2n  stets,  sofern  nicht  die  Func- 

^Hen  (S^  and  6,  derselben  Classe  angehören  und  A;^  =  A^  ist.     Dann  ist 

^^  die  Gleichung  an  sieh  identisch.    Man  findet  also,   da  kf^'-'k^  nicht 

*"^  0>  dass: 

2» 

^^^  fi^v  besteht  diese  Gleichung  nicht  *  vql\a^y«iA<^ 

^^^eÄi»,  fej,{/JJ*,  stets  jxmiif  »*  *c?nxÄ«sv 


370  Ueber  die  VertheiluBg  der  induciiten  Elektricitftt  etc« 


2li+CD 


«yW  =  ^  /  f^p{t)ca$hxF{xJ)dtdx. 


0   — ® 
2»+» 


6«'iÄ)  =  ^   /  f^vif)  inhxF{x,t)dtdx. 
0  — » 
Man  kann  der  Gleichung  31)  auch  folgende  symbolische  Form  geben: 

OD       ^^  2«f  +00 

31a)  F(rr,0  =  ^  f  dh^pf&v{t)f^y('i>)d^JF{]i,i\f)€Osh{l^Xidi. 


§4. 

Die  Functionen  aweiter  Art  %{ji%)  des  elliptLsohen  Cjrlkiden«  Verhaltm 
von  il(tu)  und  %{iu)  fttr  sehr  grosse  Argumente. 

Wir  geben  der  DiiSereniialgleichung  16)  fUr  @(tu)  und  3  (tu)  durch 
die  Substitution: 

a)  %csiniu=iq 

die  Form: 

b)  (p«+c«)^,+^^-(ÄV+*.')y=o. 

wo: 

Aus  ihren  Integralen,  welche  mit  (S(p)  und  |J[(^)  bezeichnet  werden  sollen« 
kOnnen  wir  durch  die  Substitution  a)  sofort  (S(iu)  und  3(fu)  bilden.  — 
Aus  b)  folgt: 


<2^  dq       Yq^+i? 

und:  Qc» 

Zur  Bestimmung  der  Constanten  F  setze  man  in  c)  oder  d)  für  ^  einen 
unendlich  grossen  Werth  ein.  Dann  lassen  sich  die  BetrSge  von  S(p)  und 
3(p)  a  priori  angeben,  da  man  in  der  Gleichung  b)  bei  dem  Factor  p'-f*^ 

Ton  —^  <?  gegen  das  unendlich  grosse  p'  vemaohlässigen  kann  und  so  die 

einfachere  Gleichung: 

erhält.     Deren  Integrale    sind    aber  die  Cylinderfunctionen  /a,  (At^)    und 

^^,ß*e)»     Für  sehr  grosse  Werihe  von  q  noIioLin^ii  ^*äc^  d\A  Foneiioiiwi  d«t. 

eHiptiacben  CylindiBrs  @(q)  und  '^{{f)  aiigeTiÄY«t\.  ö\ftV<«^^^«t 


Von  Dr.  R.  Bessbr.  271 


*  ^\  ^'-'^  »N,-*_^s.^,^  - 


des  Kreiscylinders  Jk^(hi(^)^  Yk^{hiQ)  an.  Und  da,  wie  aas  a)  fplgt,  mit  q 
auch  u  unendlich  wird,  so  gilt  das  Gleiche  auch  von  den  Functionen  (S(iti), 

Nun  giebt  Heine*  folgende  Formeln,  in  denen  statt  des  Index  v  A;, , 
statt  K  ftlr  die  Function  zweiter  Art  Y  geschrieben  worden  ist: 

Jt,(p+qi)=y^^       rt.(i)+at)«(-t)*.c-«+P'^^. 

giltig  nir  positive  unendlich  grosse  q.  In  unserem  Falle  ist  g  =  Ap,  also 
positiv,  da  h  und  q  es  sind ,  mithin  können  beide  Formeln  angewandt  wer- 
den« und  geben,  wenn  p  =  0,  q  =  hg  gesetzt  wird: 

Dieselben  Werihe  haben  also  auch  ß(^)  und  %{g).  —  Setzt  man  dies  in 
d)  ein,  führt  rechts  die  Integration  aus,  wobei  im  Nenner  des  Integranden 

einfach  g  statt  f/g^+if  geschrieben  werden  darf,  so  erkennt  man,  dass 

wird.     Dasselbe  Ergebniss  liefert  auch  Gleichung  c\ 

Ersetzen  wir  in  c)  und  d)  g  durch  u,  so  resultirt: 

32)  s(,u)^-(gM^Ul. 


OD 


33,  S(-)=<g(i«)/jg^,- 

U 

Setzt  man  endlich  in  e)  ^  =  co,  so  folgt: 

34)  e(tu)  =  oo,    g(tu)=0,    u  =  cc 

für  jedes  h  und  k. 


§5. 
Betrachtung  zweier  Speoialfitlle. 

JA  h=^0  oder  o  =  0,  so  lassen  sich  die  Integrale  Ton  15)  und  16) 
sofort  angeben,  was  des  Folgenden  wegen  hier  geschehen  soll. 
Pflr  h^^O  lauten  die  Oleichungen  15)  und  16): 


(?e(»tt) 


+  Ä;«etO    =0, 
-Ä«(5(tu)  =  0; 


du* 

also  gsliMi  die  Functionen  (Sy(0  ^^  cosü?^-  ^^'    die  Functionen  (Swiiu)  in 
tmhiu^  8m%iu  über,  wobei  i^  ,d«*  '^NDOATi  7id3Q\^w  i.\k 


I  ■' 


«  JGW«Mud^ete0s  1£ 


272  Üeber  die  Vertbeilnng  der  inducirteii  £lektricittt  eic 

nehmen  sind,  wie  ans  den  Gleichungen  18) ,  die  man  sich  zuvor  mit  h?(^ 
muliiplicirt  zu  denken  hat,  herrorgeht    Der  constanie  Factor,  mit  dem  die 

damit  die  Integralformel 

8« 


ß 


auch  fOr  X;  =  0  gelte.  ^ 

%{iu)  verwandelt  sich  in  -r-e^**»  wobei  der  Factor  -r-  der  Gleich- 
ungen 32)  und  33)  wegen  nicht  fehlen  darf. 

Ist  c  ==  0,  d.  h.  tritt  an  die  Stelle  des  elliptischen  Cylinders  ein  Kreis- 
cjlinder,  so  sind  statt  der  elliptischen  Coordinaten  ^,  «i  die  gewOhnlicheD 
Polarcoordinaten  r,  q>  einzuftihren ,  was  durch  die  Substitutionen 

u=to  +  logr,    ^  =  9,    c  =  2e~*, 

»  =  00 

geschieht  In  den  Gleichungen  9)  darf  e  nicht  =0  gesetzt  werden.  Die 
AusdrQcke : 

J(««  +  c— ).     |(e--e— ), 

welche  die  Axen  der  Ellipse  u  =  const»  reprSsentiren ,  gehen  fUr  o»  =  oo  beide 
in  r  über,  während  ftir  ein  endliches  (o  r  die  halbe  Summe  der  Axen  be- 
deutet 

Gleichung  15)  lautet  in  r: 

also  für  CO  =  00: 

Demnach  werden  die  Functionen  (S9(iu),  ^p{iu)  ersetzt  durch  die  Cjlinder- 
functionen  Jk{hir),  Yk{hir)^  was  ohne  Weiteres  evident  ist  —  Die  @,r(0 
gehen,  wie  im  ersten  Falle,  in  coskip^  sinhqt  über. 
Denkt  man  sich  das  Product: 

entsprechend  den  vier  Classen  der  6  in  seine  vier  Theile  zerlegt,  so  erkennt 
man,  dass  für  c  =  0  sich  dasselbe  in: 

~A(Ätr)  Yk{hir^)  omä;(9  — 9,) 

verwandelt,  wobei  cik=l  für  A;s=0,   {«  =  2  für  A;=l,2,  ...    Die  Hinzn- 
fügnng  jenes  Factors  wird  durch  das  abweichende  Verhalten  von  (£o(0  »olh- 
wendig.    k  ist  gerade  fllr  die  (£  1.  und  4.^  \m^%rade  für  die  S  2.  und 
3.  Claaae, 


Von  Dr.  R.  Besser.  273 

Wir  haben  hier  die  einÜEU^heren  Functionen,  in  welche  die  (S  für  c=:0 

Hbergehen,  durch  Betrachtung  der  Differentialgleichung  gefunden.    Es  ist 

siebt  ohne  Interesse,  auch  an  den  von  uns  gegebenen  Entwickelungen  diese 

üebergSnge  zu  yerificiren.    Die  Entwickelungen  der  (S(tu)  nach  den  coskiu 

ond  mkiu  sind  hierzu  nicht  verwendbar.     Man  gelangt  zum  Ziele,  wenn 

man  die  Losung  der  Oleichung  b) ,  S.  270,  in  eine  nach  Potenzen  von  q  fort- 

sehreitende  Beihe  entwickelt  und  in  deren  Coefficienten  c  =  0  setzt,   oder 

noch  einfacher,    wenn    man  das  Integral  gedachter  Gleichung  durch  eine 

C^ünderfimctionenreihe  Zon/nC/^i^)  darstellt.   Wie  Heine  zuerst  bemerkte, 

bestimmen  sich  die  Coefficienten  dieser  Beihe  aus  denselben  Gleichungen, 

welche  die  CoefQcienten  in  der  trigonometrischen  Beihe  liefern.*     Für  c=0 

bleibt  7on  der  Beihe  nur  das  Glied  Jk{hiQ)  oder  Jk{hir)  stehen,  da  die 

übrigen  Coefficienten  verschwinden. 

*  Vergl.  Eugelfund  I,  S.  414.  Heine  betrachtet  daselbst  nur  Gylinderfuno- 
tioDen  6(9),  nach  anserer  Bezeichnung  6(0,  und  entwickelt  sie  in  Bessersche 
Functionen  mit  dem  Argument  ilc08q>\  doch  erhält  man  dieselben  Besultate  auch 
für  Cylinderfonctionen  ($(•«),  deren  Entwickelung ,  wie  oben  bemerkt  wurde,  nach 
den  Jm(hiQ)  fortschreitet. 


(Sohliin  folgt.) 


f.MtilMmmiik  tu  JP^jraik  XC 


XIV. 

Ueber  die  Lage  der  Versohwlndungspunkte  eine: 

ganzen  Fonotion. 

Von 
A.  WiTTINO, 

('«ud.  malh.  iii  Leipzig. 


In  Gauss'  Werken*  findet  sich  in  einer  Anmerkung  der  Satz: 

„Sind  a,"  6,  c,  ...,  w,  fi  die  Wurzeln  einer  Gleichung  f{x)  =^  ^• 

a\  h\  c\  .,,^m'  die  Wurzeln  der  Gleichung  /^(op)  =  0,  wo  ^(x)  =  -^  rr' 

und  werden  durch  dieselben  Buchstaben  die  entsprechenden  Punl^^ 

in  piano  bezeichnet,   so  ist,  wenn  man  sich  in  a,  &,  c,  ...,  m»       * 

gleiche  abstossende  oder  anziehende  Massen  denkt,  die  im  umgekeB::^^' 

ten  Verhältniss  der  Entfernungen  wirken,  in  a\  h\  c,  ...,  m'  Gleich ^* 

gewicht." 

Herr  F.  Lucas  sprach  denselben  in   den  Comptes   rendus**  in  eü 

Form  aus ,  durch  welche  ein  bekanntes  Theorem  über  Gleichungen  mit  ni 

reellen  Wurzeln  auf  das  complexe  Gebiet  ausgedehnt  wird: 

„Taut  caniaur  fcrtne  convexc  environnant  le  groupe  des  pmlT^ 
racines  de  V^gnation  propos6e  environne  aussi  le  groupe  des  pwfL^ 
racines  de  Vequation  d&iv^e," 
Der  Beweis  ist  daselbst  mit  Hilfe  mechanischer  Principien  im  Sinn^^ 
des  Gauss'schen  Satzes  geführt.*** 

Ein  geometrischer  Beweis,    der  zugleich  eine  strengere  Fassung  deiF 
Satzes  liefern  wird,  ist  folgendermassen  möglich. 
Betrachten  wir  die  Gleichung: 


A^)=jn[(i-^)=o, 


*  Gauss*  Werke  Bd.  HI  S.  112. 

**  Comptes  renduB,  t.  89  p.  224:  Sur  une  application  de  la  m^canique  ratio- 
nelle  k  la  thäorie  des  ^uations. 

***  Eine  nicht  ganz  correcte  Fassung  des  Theorems  gaben  Herr  Legebeke 
mit  einem  auf  funotionentheoretisohe  Betrachtungen  gegründeten  Beweite  and 
^..Tr  Stiel tj es,  desseoTEDtwickelungen  der  ÄnalysissUut  angehören;  Areh.  ntaL 
t.  XVI  p  278-278  and  t  XVUl  p.  l. 


Ueb.  die  Lage  der  Verschwindnngspunkte  etc.    Von  A.  WrrTiNO.     276 

deren  linke  Seite  eine  ganze  transcendente  Function  ist,  bei  welcher  die 
Snmme  der  reciproken  Moduln  der  Verschwindungspunkte 

^  la„ 

convergirt ,  und  nehmen  wir  weiter  an ,  dass  sämmtliche  Punkte  a«  in  einer 
Halbebene  liegen.  Dann  lässt  sich  nach  Analogie  des  Puiseux 'sehen  Ver- 
fahrens bei  der  Untersuchung  algebraischer  Functionen  in  den  kritischen 
Ponkten  derselben  ein  ganz  bestimmtes  Polygon  construiren,  dessen  Ecken 
Wonelpnnkte  von  f[z)  sind.  Ein  Eckpunkt,  welcher  mehrfacher  Verschwin- 
dnngspunkt  von  f(ß)  ist,  heisse  kurz  vielfache  Ecke.  Auf  jeder  Seite 
des  Polygons  befinden  sich  nur  zwei  Nullpunkte  der  Function,  es  können 
aber  mehrere  aufeinander  folgende,  ja  alle  Seiten  in  eine  Gerade  fallen. 
Das  Polygon  zerlegt  die  Ebene  in  zwei  Theile,  in  deren  einem  alle  Wurzel- 
pnnkte  von  f{ß)  gelegen  sind.  Dieser  Theil  heisse  das  Innere  des  Polygons, 
welches  letztere  wir  das  Wurzelpolygon  von  {\z)  nennen.  Dasselbe  ist 
nach  aossen  überall  convex. 

Es  lässt  sich  nun  zeigen,  dass  die  Wurzelpunkte  der  Ableitung  f{ß) 
nicht  ausserhalb ,  noch  auf  den  Seiten  des  Wurzelpolygons  von  f{z)  liegen 
können.    Dazu  ordnen  wir  jedem  Punkte  z  durch  die  Gleichung: 

^  Punkt  t  zu.  Liegt  z  ausserhalb  des  Polygons,  das  wir  zunächst  als 
licht  ganz  in  eine  Gerade  fallend  voraussetzen ,  so  verbinden  wir  den  Punkt 
ttt  einer  Ecke  a|  des  Wurzelpolygons,  so  dass  letzteres  ganz  auf  einer 
Seite  der  Verbindungsgeraden  sich  befindet,  und  wählen  die  Indices  der 
Vorzelpnnkte  von  fiji)  so,  dass  von  der  um  z  rotirenden  Geraden  za^  beim 
Dvehstreichen  des  Polygons  der  Reihe  nach  die  Punkte  Oj,  a^^  ..,  a^,  ... 
fefaroffen  werden.    Construiren  wir  dann  geometrisch  die  convergente  Summe : 

M  erhalten  wir  einen  vom  Coordinatenanfang  ausgehenden ,  sich  nicht  selbst 
abschneidenden  Linienzug ,  dessen  Endpunkt  t  ist.  Da  bei  der  Lage  von 
'  ausserhalb  des  Wurzelpolygons  die  Drehung  von  za^  bis  zum  Austritt 
^  dem  Polygon  immer  kleiner  als  ts  ist,  so  kann  der  zur  Construction 
^(^ «  dienende  Linienzug  niemals  ein  geschlossener  werden.  Dies  ist  aber 
®^orderlich,  wenn  z  eine  Wurzel  von  f(p)  ist,  denn  dann  fällt  f  in  den 
Coordinatenanfang.  Es  kann  also  keine  Wurzel  z  von  f\z)  ==  0  ausserhalb 
dei  Polygons  gelegen  sein.  Ebenso  wenig  kann  aber  auch  z  auf  einer 
^^ygonadte  liegen ,  sondern  nur  noch  in  einer  vielfachen  Ecke.  Wir  erhalten 
*ödtti  Satz: 

Die  Wurzelpunkto  dier  Ableitung  f{ß)  einet  gaTVißa  \x«iaDAQ«&A«^- 
Ad  Function  von  der  Form 


278     Ueb.  die  Lage  der  Yerschwindongspankte  etc.    Von  A.  Wittimo. 

was  UDmöglich  ist,  da  die  ßn'i'ß  sämmtlicb  positiy  sind.  Ebenso  wenig  kann 
aber  bei  endlichem  a  «-^  ß 

sein,  d.  b.:  die  Ableitung  kann  im  Endlichen  auch  keine  reellen  Wnrzel- 
punkte  besitzen  —  die  vielfachen  reellen  Verschwindungspunkte  von  f{e) 
aasgenommen.  Man  erkennt  auch,  dass  die  Wurzelpunkte  der  Ableitung 
im  Endlichen  nicht  beliebig  nahe  an  die  reelle  Axe  heranrücken  können; 
verschwinden  aber  alle  ßn  der  Wurzeln  von  /'(jp)c=0,  so  werden  für  die 
Ableitung  alle  ß  gleich  Null. 

Durch  Coordinatentransformation  erhält  man  demnach  folgenden  Satz:^ 
Befinden    sich    die  Wurzelpunkte    einer   ganzen  transcendenten 
Function  -_flV  /         ^  \ 

""=.Ö('-£) 

entweder  innerhalb ,  oder  doch  nicht  alle  auf  der  Grenze  einer  Halb- 
ebene, so  liegen  innerhalb  derselben  auch  sämmtliche  Wurzelpunkte 
der  Ableitung  f^(0)  —  mit  Ausnahme  der  in  die  vielfachen  Ver- 
schwindungspunkte von  f{g)  auf  der  Geraden  fallenden. 
Als  Grenze  einer  Halbebene,  in   welcher  sich  alle  Wurzelpunkte  von 
f(z)  befinden,   kann  man  aber  jede  Seite  des  Wurzelpol jgons  von  f{js)  an- 
sehen, und  es  ergiebt  sich  somit  auch  hier  der  weiter  oben  ausgesprochene 
Satz.     Für  die  Function 


U('-ß 


ist  der  Beweis  mtUatis  miUandis  derselbe.  Bei  ungeradem  k  =  2m  +  l  hat  nuui 
wieder  die  Summe :         ^7  /  {  {      \ 

zu  betrachten.  ^  ^^l^'^'W^) "  ""T^V 

Nimmt  man  statt  der  ganzen  transcendenten  Function  ein  Polynom  n^^ 
Grades,  so  ist  das  Wurzelpolygon  im  Endlichen  geschlossen;  der  Satz  bleibt 
ersichtlich  bestehen,  gestattet  aber  hier  noch  eine  Umkehrung.  Wenn  die 
Wurzelpunkte  der  Ableitung  nicht  alle  auf  einer  Geraden  liegen,  so  musa 
auch  f(js)  ein  wirkliches  Wurzelpolygon  besitzen ,  welches  mithin  wenigstens 
ein  Dreieck  ist     Wir  haben  also  die  Umkehrung: 

Im  Innern  des  Wurzelpolygons  der  Ableitung  eines  Polynoms 
n**°  Grades  f(x)  liegen  höchstens  (n  — 3)  Wurzelpunkte  von  f{z). 

Durch  das  Auftreten   von  vielfachen  Ecken   wird  diese  obere  Grenso 
noch  reducirt. 


*  Im  Wesentlichen  findet  sich  dieser  Satz  schon  bei  Herrn  Laguerre  a.a.  O. 

S.  260.    Etwas  anders  giebt  Herr  Berloty  den  Beweis:  C.  B.  Nr.  18,  3.  Nov.  1884, 

t  XCIX  p.  746— 747,  Sur  les  äquations  alg.;  nur  ist  die  Fassung  des  Sattes  nicb'fc 

correct,  dasa  die  Wnrzelpankte  auch  auf  dem  Perimeter  des  Polygons  (pcfygom^ 

des  racines)  liegen  können,  was  bei  einer  a\gebTWkA<^«ii  Qi\ft\c\»m^  omnöglidi 

Dresden,  April  1885. 


Von  A.  WiTTiNO.  277 

Auf  eine  Strecke  — j^ — — — r  folgt  dann  die  positive  oder  negative,  der 

reellen  Axe  parallele  Strecke tmTi  *  ^^  ^^^  ^^^  einen  Linienzng  erhält, 

der    aich    nicht   durchsetzt   und    anch    nicht   schliesst;    denn  die  Strecken 
-^— voUfOhren  wieder  höchstens  eine  Drehung  um  «,  so  dass  jede 

der  Parallelen TmTi  ^^^^^  ^^^  ^^  reellen  Axe  abliegt,  als  alle  vor- 

her  construirten.     Es  ergiebt  sich,  mithin  der  Satz :  * 
Besitzt  die  ganze  transcendente  Function: 


i' 


m=fl[{^'B^'-^-'-'^' 


nur  reelle  Wurzelpunkte,   so  verschwindet  auch  ihre  Ableitung  nur 
auf  der  reellen  Axe. 
Einen  rein  algebraischen  Beweis  statt  des  geometrischen  kann  man  mit 
Hilfe  einer  Betrachtungsweise  führen,  welche  von  F.  Chio  herrührt  und 
schon  häufig  zur  Ableitung  verwandter  Sätze  benutzt  wurde.** 
Wir  nehmen  dazu  von  den  Wurzeln 

der  Gleichung 

m 


=n  (•-£)=« 


tu,  dass  die  Coefficienten  von  i  sämmtlich  positiv  oder  wenigstens  nicht 
lOeKoll  sind,  keiner  aber  negativ  ist.     Dann  sind  für  die  Ableitung  alle 
f^O  —  wenn  man  von  den  in  die  mehrfachen  reellen  Wurzelpunkte  von 
f{t)  fallenden  Verschwindungspunkten  absieht. 
Durch  die  Gleichung  ^ 

A.)=-A.)2'i;:3-, 

oWt  man,  dass  fiz)  in  einem  Ä;- fachen  Wurzelpunkte  von  f{e)  (A;— 1)- 
Bil  verschwindet.     Aus  einer  Wurzel 

e=.a^iß    {ß>0) 


*■     vtrde  nun  folgen 


^ I V  »n-ti-ißn  +  ß  _r. 

^  insbesondere 

^  iiT^^  +  ST+F 

^  Ffir  ib:=l  ist  der  Satz  von  Herrn  Laguerre  in  den  Comptes  rendus  t.  94 
^Beweis  gegeben.    Ein  algebraischer  Beweb  f  ^^te^  Cour« 

f"^  i  k  Uml  übb  adencea  de  PaxiSf  p,  70. 


280  Bemerkungen  zum  Pascal'schen  Satze  etc. 

(1^3)  +  (3-5)  +  (5-l)  =  0,    (l-3)5  +  (3-5)l  + (5-1)3  =  0 

die  folgende: 

_         .     (l_3)(5+2)  +  (3-5)(l+2)  +  (5-l)(3+2)  =  0. 
Ebenso  ist 

(2-4)(6+5)  +  (4-6)  (2+5)  +  (6-2)(4+5)  =  0. 

Wenn  man  yon  diesen  IdentitSten  die  vorletzte  mit  (6  —  4),  die  letzte  mit 
(1—3)  mnltiplicirt  und  addirt,  so  erhält  man 

(3-5)(6-4)(l  +  2)  +  (l-3)(6-2)(4+5) 
=  (5-l)(4-6)(2+3)  +  (3-l)(2-4)(6+5). 

In  gleicher  Weise  ergiebt  sich,  wenn  man  die  IdentitSten 

(l-3)(5+6)  +  (3-5)(l  +  6)  +  (5-l)(3+6)  =  0. 
(2-4)(6+3)  +  (4-6)(2+3)  +  (6-2)(4+3)  =  0 

der  Beihe  nach  mit  (2—4)  tmd  (1—5)  multiplicirt  und  addirt. 

(5_l)(4-6)(2+3)  +  (3-l)(2-4)(6+5) 

=  (2_4)(3-5)(l  +  6)  +  (l-5)(6-2)(4+3). 
Daher  hat  man 

(3-.5)(6-.4)(l+2)  +  (l-3)(6-2)(4+5) 

n)  =(5-l)(4-6)(2+3)  +  (3-l)(2-4)(6+5) 

=  (2-4)(3-5)(l+6)  +  (l-5)(6-2)(4+3). 

Wenn  man  die  Identitäten 

(l-.3)5+ (3-5)1 +(5-1)3  =  0,      (2-4)6  + (4-6)2 +  (6- 2)4  =  0 

zuerst  nach  einander  mit  (6—4)2  und  (1—3)5  und  dann  mit  (2  —  6)4  und 
(3—5)1  multiplicirt  und  dann  addirt,  so  erhält  man 

(3-5)(6~4)12+(l-3)(6-2)45 
ni)  =(5-l)(4-6)23  +  (3-l)(2-4)56 

=  (l-5)(6-2)34  +  (3-5)(2-4)61. 

Setzt  man  nun  zur  Abkürzung 

m„  =  (3-5)(6-4),  m«  =  (l-3)(6-2), 
ni«  =  (5-l)(4-6),  •n5e  =  (3-l)(2-4), 
iiS4  =  (l-5)(6-2),    m«j  =  (2-4)(3-5), 

80  hat  man  aus  I),  11)  und  TJI) 

•»12      +       m^j     =      n^      +       mjg      =      m^^      +       m^j, 

IV)  (l+2)mi,  +  (4+5)m45  =  (2+3)in»  +  (5+6)in5e  =  (3+4)ifi,^  +  (6+l)mtt, 
12m„    +   45m45  =  2Sm^    +    56m50   =  S^m^    +    61fn^. 

3.  Ersetzt  man  hierin  1,  2,  ...  durch  die  gleichbezifferten  A,  so  erkennt 
man  die  Identitäten 

Hierin  ist  der  Beweis  des  PascaFschen  Satzes  enthalten;  wenn  man  d\m 
Multiplicationen    ausführt   und   alsdann  iL  durch  il:fi  ersetzt  und  i|  ^^i^^^ 

/i/  durch  $  und  i'  andeutet,  so  erhlAt  m^xi  fl\x  die  Pascarsche  Gerade    » 

die  Gleichvmg 


Von  R.  Heger.  281 

I  =  (r2'3'4'56-2'3'4'5'61  +  3'4'5'6'12-.4'5'6T23).ro 
+  [(14'-4r)(253'6'-2'5'36)+(36'-3'6)(142'5-r4'23) 

+  (52'-25')(36r4'-3'6'14)].ri 
+  (12345'6-23456T+3456r2-45612'3').r,  =  0. 

4.  Wenn  man  zwei  projective  Curvenbüschel  hergestellt  hat,  die  eine 
gegebene  Cnrye  C  erzeugen ,  so  werden  durch  dieselben  auf  C  Punktgruppen 
ausgeschnitten;  jede  solche  Gruppe  kann  als  Vertreter  einer  bestimmten 
Zahl  l  angesehen  werden,  nämlich  des  DoppelverhSltnisses,  welches  die  durch 
diese  Gruppe  gehenden  Bttschelcurven  mit  drei  festen  Grundcurven  des  Bü- 
schels bestimmen.  Es  gelingt  alsdann  immer,  eine  Function  in  der  Weise 
zusammenzusetzen : 

und  zwar  so,  dass  Fik^^O  die  Gruppen  U  und  Xk  enthält.  Man  kann  als- 
dann, ganz  ähnlich  wie  beim  PascaTschen  Sechseck,  von  sechs  Gruppen 
l^j  X,,  ...,  l^  ausgehen  und  die  sechs  Curven  F^,,  P^s«  -m  -^ei  ei'zeugen. 
Die  soeben  für  den  Pascarschen  Satz  gegebene  Ableitung  lässt  sich  dann 
auf  das  Curyensechseck  anwenden,  und  man  erhält  damit  den  Satz,  dass 
alle  Schnittpunkte,  welche  von  den  Gegenseiten  F^^  und  ^45,  J^23  ^^^  -^se» 
JP^  und  F^^  des  Curvensechsecks  bestimmt  werden,  auf  einer  Curve  % 
liegen,  die,  ebenso  wie  die  Fik,  alle  Punkte  enthält,  für  welche 

-Fo  =  -Fi  =  1^2  =  0. 

5.  Sind  To,  T^,  Ä^,  S^  lineare  Functionen,  also  To  — ATj  =  0, 
8^  —  Ai9i  =  0  entsprechende  Strahlen  zweier  projectiven  Büschel,  so  enthält 
der  Kegelschnitt 

die   Punkte  l^  und  l^  des  von   den  Büscheln  erzeugten  Kegelschnittes  K 
ond  die  festen  Punkte 

To=T,  =  0,     Äo  =  5,  =  0,     rj  =  5o  =  0, 

Ton  denen  die  beiden  ersten  auf  K  liegen;   zwei  Fik  haben  ausser  diesen 
drei  Punkten  noch  einen  realen  Schnittpunkt.     Hieraus  folgt:  Wird  einem 
Kegelschnitte  K  ein  Sechseck  eingeschrieben,  dessen  Seiten 
Kegelschnitte  sind,  die  einem  Netze  angehören,  das  zwei  Trä- 
ger auf  jKhat,  so  liegen  die  drei  Punkte,  die  durch  den  Schnitt 
gegenüberliegender  Seiten  des  Curvensechsecks  neu  bestimmt 
^«rden,  auf  einem  Netzkegelschnitte. 

&  Zwei  Punkte  einer  Curve  dritter  Ordnung  C3,  die  mit  einem  Punkte 
i  der  Cnire  in  einer  Geraden  liegen,  sollen  als  ein  Begleiterpaar  des  A 
^'^hnet  werden.  Hat  C3  einen  Doppelpunkt  //,  so  werden  alle  Begleiter- 
P*>i«  des  A  von  ^  aus  durch  eine  quadratische  Strahlinvolution  projicirt, 
^  iMtt  dem  Strahlbüschel  A  projectiy  ist. 

Ist  T^  die  TBogente  in  Ä,  wird  mit  2^  dr  "^ 

^dtrsmet  dem  Begleiter  von  A  geilende ) 


282  BemerkuDgen  zum  PascaFscben  Satze  etc. 

die  Doppelpunktstangenten,  so  sind  Tj,  T^  und  8^,  8^  Paare  der  Involution 
//  und  entsprechen  den  Strahlen  Tq  und  T,;  entsprechende  Strahlen  von  Ä 
und  Strahlenpaare  von  J  sind 
Der  Kegelschnitt        ^o-AT,=:0,     T,T,^X8,8,^0. 

enthält  die  Punktpaare  A,*  und  kk  der  C^  und  berührt  Tg  im  Schnittpunkte 
mit  5j  undS'g,  d.  i.  in  ^.  Jeder  Kegelschnitt,  der  zwei  Begleiter- 
paare des  Ä  und  den  Doppelpunkt  J  enthält,  wird  daher  in  J 
von  der  Geraden  berührt,  welche  //  mit  dem  Begleiter  des  Ä 
verbindet. 

Zwei  Fik  haben  ausser  J  noch  zwei  gemeinsame  Punkte.  Daher  folgt: 
Wählt  man  auf  einer  Curve  dritter  Ordnung  mit  Doppelpunkt 
sechs  Begleiterpaare  1,  2,  3,  4,  5,  6  eines  Punktes  ^  der  Curve 
und  construirt  die  Kegelschnitte  JP^,  Fjj,  ...,  JP^j,  welche  zwei 
benachbarte  Begleiterpaare  mit  dem  Doppelpunkte  verbinden, 
so  liegen  die  drei  Punktpaare,  welche  durch  die  gegenüber- 
liegenden Fik  bestimmt  werden,  auf  einem  Kegelschnitte,  der 
in  J  mit  den  Ftk  eine  einfache  Berührung  hat. 

7.  Drei  Begleiterpaare  eines  realen  Wendepunktes  Ä  einer  Curve  dritter 
Ordnung  sind  immer  auf  einem  Kegelschnitte  enthalten;  daher  ist  Ä  Träger 
eines  Strahlenbüschels  und  irgend  zwei  Begleiterpaare  des  Ä  sind  Träger 
eines  projectiven  Kegelschnittbüschels,  das  mit  dem  Büschel  Ä  zusammen 
die  C^  erzeugt.  Der  Wendetangente  Tq  in  Ä  entspricht  ein  Kegelschnitt, 
der  aus  den  beiden  durch  Ä  gehenden,  die  Träger  enthaltenden  Strahlen 
T|  und  T^  besteht ;  dem  Strahle  T^  des  Ä  entspricht  ein  Kegelschnitt  jBTi  , 
der  in  den  auf  T^  enthaltenen  Trägem  des  Kegelschnittbüschels  mit  C^  eine 
einfache  Berührung  hat;  die  Punktpaare  der  C^  werden  bestimmt  durch 

To  -  XT,  =  0,     T^  Tj  -  XK,  =  0. 
Der  Kegelschnitt 

F,,  =  TQT,^{Xi  +  Xk)T,T^  +  XiXkK,  =  0 

enthält  die  Punktepaare  Xt  und  Xk  und  das  auf  T^  und  K^  enthaltene  Be- 
gleiterpaar. Daher  folgt:  Sechs  Begleiterpaare  A, ,  ...  X^  eines 
Wendepunktes  A  einer  C,  geben  mit  einem  festen  Begleiter- 
paare zusammen  Anlass  zur  Entstehung  von  sechs  Kegel- 
schnitten Fjj,  Fg3,  ...,  JPg,;  die  drei  Punktpaare,  die  durch  den 
Schnitt  der  gegenüberliegenden  JP,it  neu  bestimmt  werden,  sind 
mit  dem  festen  Begleiterpaare  zusammen  auf  einem  Kegel- 
schnitte enthalten. 

8.  Durch  ein  Kegelschnittbttschel ,  dessen  Träger  auf  einer  C^  enthalten 
sjnd,  werden  Punktpaare  auf  C,  ausgeschnitten,  die  von  einem  Punkte  der 

^  aus  daroh  ein  dem  Ke^lschnittbOschel  projeetives  Strahlbüschel  projicirt 
werden.     Sind 


Von  R.  Heger.  283 

To-AT,  =0,     Äo-AZ^i=0 

Gleichungen  entsprechender  Strahlen  und  Kegelschnitte,  so  enthält  die  Curve 
dritter  Ordnung 

die  Punktpaare  Xi  und  Xk  der  C3,  sowie  die  sieben  festen  Punkte 

To  =  !r,=ü,    iro=jr,  =  o,   iiro  =  T,  =  o, 

▼Oll  denen  die  beiden  ersten  Gruppen  von  zusammen  fünf  Punkten  auf  C3 
li^^en;  die  übrigen  vier  Schnittpunkte  von  C^  und  Ftk  sind  die  Paare  Xi  und 
^4r  -  Da  die  sämmtlichen  Ftk  sieben  Punkte  gemein  haben,  so  bilden  sie 
^in  Netz  von  doppelt  unendlicher  Mächtigkeit. 

Die    drei    Paare    Schnittpunkte,    welche    durch    die    Paare 
8'^genfiberliegender  Curven 

F,j  und  JP^j,     F^  und  F^,     F^  und  JPg, 

>Ä  «n  bestimmt  werden,  liegen  auf  einer  Curve  des  Netzes. 

9.  £in  Strahlbüschel  und  eine  projective  cubische  Involution 

^>e8tiinmen  Punkttripel  einer  Curve  vierter  Ordnung;  dieselbe  hat  den  Träger 

-^  des  Büschels  zum  einfachen  Punkte  und  den  Strahl  T^  des  Büschels  zur 

l^aogente;   der  Träger  J  der  Involution   ist  dreifacher  Punkt  der  Curve; 

X*!  und  T3  verbinden  //  mit  den  Punkten,   welche  Tq  ausser  Ä  noch  mit 

^  C|  gemein  bat;   Fj,  Fj  und   F3  sind  die  Tangenten  in  J.     Die  Curve 

Flitter  Ordnung 

Fik  =  T^T^T^-(Xi  +  Xk)T,T^T^  +  XiXkV,V^V^  =  0 

«athält  die  beiden  Tripel  Xi  und  Xk ,  sowie  die  festen  Punkte  Tj  T^  =  F,  Fj  F, 
^0,  hat  also  z/  zum  Doppelpunkte,  T^  und  T,  zu  Tangenten  in  J.  Bei 
<fen  sechs  Curven  „       ^       „       „       ^       ^ 

XP  xr*  XT*  TP  TP  TP 

^12»    ■'^SS'    -^34'    -^45?    -^56'    -^61 

'iftben  die  gegenüberliegenden  ausser  dem  sechs  einfache  Schnittpunkte  er- 
setzenden Punkte  /i  noch  je  drei  Schnittpunkte,  und  diese  neun 
*^^iikte  liegen  auf  einer  Curve  dritter  Ordnung,  welche  /f  zum 
Doppelpunkte  und   T,   und  Tg   zu   Doppelpunktstangenten  hat. 

10.  Zwei  projective  Kegelschnittbüschel 

Kq  —  XK^^O.     Xo-AXi  =  0 

^*^®^geB  eine  Curve  vierter  Ordnung,  welche  die  acht  Träger  der  Büschel 
euihQt,  und  zwar  als  einfache  Punkte ,  ausser  wenn  die  Büschel  einen  oder 
''**nr  TrSger  gemein  haben.     Die  Curve  vierter  Ordnung 

Fik=K^L, -  (Xi  +  XM)K,L^  +  XiXkK^L,  =  0 

^^«Ih  die  Quadrupel  A,-  und  X^  der  C^  und  die  zwölf  festen  Punkte 

Kq  ==  j^  =  0,     X/q  =  X|  =  0 ,     JCL|  =  JjQ  =  Vj% 

^^  ääden  die  sämmtlichen  Ffk  ein  Netz. 


284  Bemerkungen  zum  Pascal'schen  Satze  etc. 

Man   erhält  nun:    Die    drei   Quadrupel,    welche   yon  je    zwei 
gegenüberliegenden  der  sechs  Curyen 

TP  TP  TP  TP  TP  TP 

-^12'   -'^28'    -'^34»    -'^45»    -^»^    ^61 

bestimmt   werden,   sind  auf  einer  Curye  des  Netzes  enthalten. 


11.  In  dem  Aufsatze:  ;,Das  Imaginäre  in  der  Greometrie  und  das  Rech- 
nen mit  Würfen«  (Math.  Ann.  Bd.  VIII,  1875)  beweist  Lüroth  für  die 
geometrisch  definirten  Begriffe  der  Summe  und  des  Productes  von  Würfen 
auf  Kegelschnitten  die  Giltigkeit  der  Sätze 

a+b  +  c^a  +  c-i-hy  ahc=^acb 
mit  Hilfe  des  PascaTschen  Satzes.^  Sehr  einfEM^h  ist  das  umgekehrte  Ver- 
fahren, auf  analytiscÜ- geometrischem  Wege  reale  (und  imaginäre)  Zahlen 
durch  Punkte  eines  Kegelschnittes  darzustellen;  alsdann  erscheint  der  Pas- 
caKsche  Satz  als  der  geometrische  Ausdruck  der  beiden  arithmetischen 
Fnndamentalsätze. 

Hat  man  auf  einem  Kegelschnitte  K  die  Punkte  0,  a,  6,  c  (d.  i.  die 
diese  realen  Zahlen  repräsentirenden,  vergl.  Nr.  1),  und  ist  T^  die  Tan 
genta  im  Punkte  oo,  so  erhält  man  die  Punkte  a  +  hj  a+c,  wenn  man  die 
Spuren  der  Geraden  a ,  h  und  a ,  e  auf  T^  Ton  0  aus  auf  K  projiciri  Die 
beiden  (Geraden,  welche  c  mit  a+6  und  h  mit  a+e  Terbinden,  treffen  T, 
in  demselben  Punkte,  weil  a  +  5-|-c==a+c+6.  Dies  ist  aber  der  Pas- 
caTsche  Satz,  nämlich  fUr  das  Sechseck  a«  6,  a+e^  0,  a+6.  c 

Ist  femer  T,  die  Crerade,  welche  die  Punkte  0  und  oo  Terbindet,  und 
projicirt  man  die  Spuren  der  Geraden  a,  5  und  a*  e  auf  der  Geraden  Tj 
Tom  Punkte  1  aus  auf  die  Cunre,  so  erhält  man  die  Punkte  a.&  und  a.e; 
Torbindet  man  diese  der  Reihe  nach  mit  €  und  5«  so  sehneiden  sich  diese 
Geraden  aof  Tj,  weil  a.6.r  =  a.r.5.  Auch  hier  hat  man  den  Pascal- 
schen  Sats  tot  sich,  nämlich  ftlr  das  Sechseck  a,  5,  a  c,  1.  a.5^  c 

Ders^be  Gedankengang  bleibt  rerwendbar,  wenn  die  PascaTsche  Cre- 
rade weder  zwei  reale  lusammenfallende  Punkte  enthält«  wie  T,^  noch  zwei 
reale  getrennte,  wie  T|. 

13.  Hat  die  Gerade  T,  mit  dem  Kegelschnitte  iwei  eonjugirt  com- 
plexe  Schnittpunkte,  so  sind  auch  die  Currentangenten  in  denselben 
eonjugirt  complex;  haben  dieselben  die  GleicKungen  V  ^iT=Oy  so  ist  die 
Gleichung  der  Curre  j^t^p^t«  r*«0; 

in  der  That  hat  jede  der  Geraden  V  jh  iF^O  mit  der  Curre  zwei  zosam- 
menMlende,  auf  T^  tiegende  Punkte  ge»em.     Setzt  nan^  wie  Mher. 

und  ist 

^  A«Anr  d»  e»<sywdbeai*wi  UM^tuOMi  ^InUiii  dür  WUeft  StnUbQadiel 


Von  R.  Heoer.  285 


einen  realen  Schnittpunkt,  wenn  für  die  Coordinaten  desselben  und  für  (i 
and  V  die  Gleichungen  erfüllt  sind,  welche  durch  Sonderung  des  Bealen 
and  Imaginftren  aus 

U+iV'-(iL  +  iv)Ti  =  0  und   T^  -  (|Li  +  iv)([7-.i7)  =  0 

berrorgehen,  nämlich 

I^ie  letzte  folgt  ohne  Weiteres  aus  den  beiden  ersten,  und  die  dritte  geht 
AUS  den  beiden  ersten  hervor,  wenn  man  in  der  Curyengleichung 

durch  T^  dividirt  und  die  Quotienten  U:T^  und  7:  T,  durch  fi  und  v 
ersetzt.  Es  bleiben  daher  nur  die  ersten  zwei  Gleichungen  Übrig;  dieselben 
Hefem  für  gegebene  Werthe  von  x  und  y  die  zugehörigen  Werthe  von  ft 
und  V ;  sie  zeigen  also ,  welche  complexe  Zahl  X  =  fA  +  iv  durch  jeden  realen 
INinkt  des  K  repräsentirt  wird ,  wenn  man  die  auf  T^  gelegenen  imaginären 
Ourvenpnnkte  als  Repräsentanten  der  realen  Zahlen  0  und  oo  annimmt 
Die  Gleichung 

^er  Geraden  liXk  tritt  zwar,  wenn  A,-  und  kk  die  complexen  Argumente 
zweier  auf  dem  Kegelschnitt  enthaltenen  realen  Punkte  sind,  in  complexer 
Porm  auf;  man  überzeugt  sich  aber  leicht,  dass  es  die  Gleichung  einer 
i^en  Geraden  ist. 

Zum  Beweise  des  PascaTschen  Satzes  kann  man  in  diesem  Falle  den 
^inheitsponkt  nicht  verwenden;   man   kommt  aber  ebenso  leicht  folgender- 
'        iBaasen  zum  Ziele:  Wenn  ABCDEF  ein  Kegelschnittsechseck  ist  und  die 
G^erade  mit  T^  bezeichnet  wird,  auf  welcher  die  Schnittpunkte  von  uiFund 
C2>,  sowie  von  AB  und  DE  liegen,  so  ordne  man  die  Kegelschnittpunkte 
in    der  angegebenen  Weise  realen  oder  complexen  Parametern  zu,   so  dass 
die    realen   oder  complexen  Schnittpunkte  der  Curve  und  der  Tj  die  Para- 
meter 0  und  00  erhalten;    werden  alsdann  die  Parameter  von  AB  FD  der 
Heihe  nach  mit  a,  ß,  y,  ö  bezeichnet,  so  haben  nach  der  Voraussetzung  E 
und  C  die  Parameter  aß:ö  bez.  oy:d;   da  nun  die  Parameter  von  E  und 
^t   sowie  die  von  JB  und  0  dasselbe  Product  aßyiö  ergeben,  so  folgt,  dass 
*^mA  EF  und  B  C  sich  auf  T^  schneiden  * 

13.  Die  letzteren  Betrachtungen  können  auf  Raumcurven  dritter  Ord- 
nung abertragen  werden.     Sind  Tq,  Tg  Osculationsebenen  einer  R^  in  den 
^^ten  Pq  und  Pj,   sind  femer  T^  und  T^  die  Ebenen,  welche  Pj  bez.  P^ 
^t  der  Tangente  in  Pq  bez.  Pg  verbinden,   so  sind  die  Punkte  B^  durch 
**^Vechende  Ebenen 
1)  To-ilTi  =  0,     T^-kT^  =  0,     Tj-ATj^O 

*^o^  KotBDji,  CoDstr,  a/gebr  Ausdrücke  nutBiUe  ^oii\Ki<Jk!QAAc<^ 
^WwftantoD,  diese  Zeitechr,  Bd  XXVU  S.  248,  lbS%. 


286  Bemerkungen  zum  Pascal^schen  Satze  etc. 

dreier  projectiyen  Ebenenbüschel  bestimmt.  Sind  P^  und  P^  real,  so  wird 
darch  1.  jedem  realen  Curvenpunkte  ein  realer  Parameter  k  zugeordnet; 
ist  dagegen  PqF^  eine  imaginäre  Secante  der  22,,  so  sind  Pq  und  P, 
und  damit  auch  Tq  und  T^,  sowie  T^  und  T,  conjugirt  complex.    Setzt  man 

so  hat  man  für  die  Gleichungen  entsprechender  Ebenen 

Diesen  drei  Gleichungen  genügt  ein  realer  Funkt  unter  Bedingungen,  die 
sich  durch  Elimination  von  1  aus  je  zweien  dieser  Gleicbnngen  und  Son- 
derang des  Realen  und  Tmagin&ren  ergeben.    Man  erhSlt  so  die  drei  Gleicb- 

"°8®"  O;,«  _  17,«  +  7o«  -  7,*  =  0 , 

C7o7i-tr,7o  +  2ir,F,=0, 

Die  beiden  letzten  lassen  folgende  Schreibweise  zu: 

V,{U^+U^)-U,(V^-V,)^0,     F,(7o+7,)  +  I7,(Do-F,)  =  0. 

Die  zugehörigen  Flächen  zweiter  Ordnung  haben  daher  die  Gerade  F,  =  £7, 
=  0  gemein.  Für  alle  Punkte,  welche  beiden  Flächen  gemeinsam  und  nicht 
auf  F,  =3  U'j  =  0  enthalten  sind ,  besteht  die  Gleichung 

{Uo+U,)    -(7o-7,) 

dies  ist  die  erste  der  obigen  drei  Gleichungen.  Aus  den  Coordinaten  eines 
realen  Curvenpunktes  erhält  man  für  den  Parameter  iL  die  drei  gleichbedeu- 
tenden  rennen  u^+jy       u,  +  ir,__U,-iV, 

?7,  +  i7,       U,-iY,-Uo-ir,' 
Die  Secante  Ajitg  liegt  bekanntlich  in  den  Ebenen 

die  Ebene  A^Ajil3  hat  die  Gleichung 

14.   Haben  die  Parameter  a  und  ß  zweier  Punkte  ein  constantes  Pro- 
dnct  p,  so  gelten  für  die  Secante  dieser  Punkte  die  Gleichungen 

T,^{a  +  ß)T,  +  pT^  =  0,     T,--{a  +  ß)T,  +  pT^  =  0. 

Eliminirt  man  a  +  ß^  so  erhält  man 

Daher   folgt:   Die  Secanten   einer  R^,   welche  Punkte  der  JR^  ver- 
binden, die  ein  constantes  Product  haben,  erfüllen  eine  Begel- 
fläcbe  zweiter  Ordnung,  we\e\ie  R^  uiid  dv«  Secante  Ood  ent- 
hält  (vergl.  Nr.  16). 


=  0; 


Von  R.  Heger.  287 

15.  Haben  die  Parameter  a,  ß,  y  di'eier  Punkte  das  Product  p,  so  hat 
die  Ebene  dieser  Punkte  die  Gleichung 

dieselbe  enth&lt  den  Punkt  der  Ebenen 

Hieraus  folgt:  Die  Ebenen,  welche  Punkte  verbinden,  die  ein 
constantes  Product  haben,  treffen  die  Secante  Ooo  in  einem 
festen  Punkte. 

Ein  Tetraeder  sei  einer  i2g  eingeschrieben  und  werde  von  einer  Secante  s 
der  Curve  durchsetzt. 

Man  ertheile  den  realen  oder  imaginären  auf  der  Secante  enthaltenen 
Correnponkten  die  Parameterwerthe  0  und  oo  und  richte  nun  in  der  an- 
gegebenen Weise  eine  Parametervertheilung  auf  der  Curve  ein;  dabei  mögen 
die  Eckpunkte  des  Tetraeders  die  Parameter  er,  ß^  y^  6  erhalten.  Durch 
die  Spuren  der  Tetraederebenen  ßy^y  f^^^  ^^ß%  ^ß?  ^^^  s  und  durch  die 
Secante  t  der  beliebig  gewählten 'realen  oder  conjugirt  complexen  Curven- 
pnnkte  c  i  lege  man  Ebenen  und  erhalte  dadurch  auf  der  R^  der  Reihe  nach 
die  Punkte  a\  §f^  y\  h\     Alsdann  hat  man  die  gleichen  Producte 

ft'«J  =  /3yd,     /5'«J=oy6,     /«J;=«/J5,     d'jj;=aj3y. 
Hieraus  folgt 

Dies  ergiebt  den  Satz:  Wenn  man  die  Spuren,  welche  eine  Secante 
s  einer  B^  auf  den  Flächen  eines  eingeschriebenen  Tetraeders 
erzeugt,  von  einer  andern  Secante  t  aus  auf  die  Curve  proji- 
eirt,  80  sind  die  Geraden,  welche  diese  Projectionen  mit  den 
gegenüberliegenden  Tetraeder  ecken  verbinden,  mit  5  auf  einer 
Regelfläche  zweiter  Ordnung  enthalten. 

16.  Secanten  einer  i^^.  welche  Punktpaare  einer  Involution 
enthalten,  erfüllen  eine  Regelfläche  zweiter  Ordnung  F^.* 

Denn  ans  den  Gleichungen 

a  —  6  .(i,  +  is;.  +  c  .liJlj  =  0, 

folgt 

a      6      c  ' 

1) 


die  dm  fliehen 


To    T,     7,   =(•; 
?".    T,    r. 


*S0äreti-r,  Theorie  der  OberOUbea  zweiter  Ordnuag ,  Levpxv«  WM, %.19U>< 


288 


Bemerkungen  zum  Pascal'schen  Satze  etc. 


-0, 

=  0, 

^1  n 

.,    r,  ■        ..    ,,  =» 

enthalten  die  B^. 

Umgekehrt:  Die  Secanten  einer  B^^  welche  auf  einer  die  B^ 
enthaltenden  F^  liegen,  bestimmen  auf  B^  die  Punktpaare 
einer  Involution. 

Denn  jede  die  22g  enthaltende  F^  hat  eine  Gleichung  von  der  Form  1 ). 
Sind  A|  und  l^  die  Parameter  zweier  Punkte  auf  B^^  welche  eine  auf  F^ 
enthaltene  Secante  s  bestimmen,  so  gelten  für  jeden  Punkt  von  s  ausser  1) 
noch  die  Gleichungen 

Multiplicirt  man  in  1)  die  zweite  und  dritte  Columne  mit  —  (^]H~^)  ^^^ 
Ajilg  und  addirt  dieselben  dann  zur  ersten,  so  folgt  unter  Rtlcksicht  auf  2) 

17.  Den  Identitäten  Nr.  2,  IV)  kann  man  den  Satz  entnehmen:  Die 
drei  Involutionen,  welche  durch  die  Elementenpaare 

XjAg  und  A^Aß,     AjAj  und  AjAg,     X^l^  und  A^A, 

bestimmt  sind,  haben  ein  gemeinsames  (reales  oder  complexes) 
Paar.  Bezeichnet  man  die  Zahlen  dieses  Paares  mit  fi  und  ft',  so  erfor- 
dert der  Satz,  dass  sich  die  Zahlen  a,  &,  c;  O],  &ii  C|;  a^^h^^c^  so  bestim- 
men lassen,  dass  folgende  drei  Systeme  erfElUt  sind: 

a  —  h  (^  +  |u')  +  c^ jü'  =  0, 

1)  {      a-  6(A,  +  A8)  +  cAiAjjC=0, 

«1  —  ^1  (^  +  f*')  +  Ci  ^fi'  =  0, 

2)  {     a,-^(A,+  A3)+Cii,X3  =  0, 

O« -^2  (#*  +  /) +^f*  fi'=0, 

3)  (h-Mh  +  K)+<^hK^^^ 

Setzt  man  nun 


'12 


nie 


+         ^46        •—  ^28         +  ^M         =         ^4         +         "»61» 

yi,  =  (l+2)m,2+(4+5]ni,5  =  (2+3)ni5ö+(5+6)ni^  =  (3+4)m34  +  (6+l)w6i, 
A^=:    I2mi2    +    45m45    =    23iW2g    +    Sönißg    =    34  w. 


34 


eim^-i, 


80  erkennt  man,   dass  den   Systemen   1),  2),  3)   durch   die  Annahme  ge- 
nügt wird: 

1  :(fA  +  fi'):fi^'=4j,:^,  :^. 

18.  Der  letzte  Satz  in  Verbindung  mit  dem  vorletzten  ergiebt  sofort: 

Die  drei  Fliehen  zweiter  Ordnung,  welche  durch  die  Paare 

OegeDseiten  eines  onebenen  Sechaecka  und  &\^  ^^tü^^Wi^idl  \km- 


Von  B.  Hegbb. 


289 


geschriebene  E^  bestimmt  sind,  haben  eine  Secante  deriZg  ge- 
mein (bilden  also  ein  Flächenbüschel). 

19.  Die  Gleichung  der  Fläche,  welche  eine  Secante  einer  R^  beschreibt, 
wenn  sie  sich  entlang  einer  Geraden  P^P^  bewegt,  kann  auf  folgendem 
Wege  gewonnen  werden. 

Bezeichnet  T^t  den  Werth,  welchen  Ti  für  die  homogenen  Coordinaten 
eines  Punktes  P^  annimmt,  so  liegt  der  Punkt  P^  fttr  den 

ßi^k,  +  lH^k, 

f*l  +  f*« 

anf  der  Secante  i^Ag,  wenn  die  Gleichungen  erfUllt  sind 

^1  [^0,  -  (^  +  Ag)  T,,  +  l,k^  T,,]  +  fi  ,[7^02  -  (^1  +  h)  ^1«  +  ^1  ^2  ^2  J  =  0, 

^l[^U-ai+^2)^21  +  Al^nil  +  f^2[^,2-Ul  +  ^)^22+Al^^82]  =  0. 

Hieraus   folgt  die  gesuchte  Gleichung  durch  Elimination  von  (i^  und  ^  zu 

^01         (^1    i"  ^2/  Ml  "T  ^1  *f  ^21        M)2  —  ( ^1  "i    ^)  M2  "T  ^l  ^  ^28 
/|j         (Aj  +  Aj)  Tgl  +  ^1  *2  'S!        ^^12  —  V^l  "T ^2/  ^22  "f"  ^1  ^2  ^82 

Aus  den  Gleichungen  der  Secante 

T,^{k,  +  X^)T,  +  k,k^T,  =  0,     T,^{l,  +  X,)T,  +  k,k^T,^0 
folgen  die  Verhältnisse 


1) 


=  0. 


2) 


•  \^i   I   ^/  I  Aj  Ag  ^ 


7". 

^» 

9     

7's 

To 

• 

^0 

y, 

T, 

T, 

• 

Tt 

Ts 

• 

7", 

T, 

Wird  dies  in  1)  substituirt,  so  ergiebt  sich  die  gesuchte  Flächengleichung. 
8ie  ist  vom  vierten  Grade.  Liegt  P^^  auf  2^ ,  so  zerföllt  die  Fläche  in  den 
Kegel  zweiter  Ordnung,  der  2^  von  P^  aus  projicirt,  und  die  durch  2^  und 
PjPg  bestimmte  Fläche  zweiter  Ordnung;  liegen  P^  und  P^  auf  2^,  so 
besteht  die  Fläche  aus  den  beiden  Kegeln,  welche  die  2^3  von  P|  und  P^ 
ans  projiciren. 

Die  Secanten,  welche  zwei  Gerade  PiP2  und  P3P4  treffen,  ermittelt 
man,  indem  man  zu  1)  noch  die  Gleichung  fügt,  die  aus  1)  hervorgeht, 
wenn  Pj  und  P^  gegen  P3  und  P^  vertauscht  werden.  Für  die  Unbekann- 
ten Ai  +  ^  und  kj  k^  erhält  man  so  zwei  quadratische  Gleichungen :  zu  jedem 
der  vier  Wnrzelsjsteme  gehört  eine  Secante  der  2^3.  Daher  folgt:  Zwei 
Gerade  werden  von  vier  Secanten  einer  223  getroffen. 

20.  Das  Achteck  1,  2,  3,  4,  5,  6,  7,  8  (wobei  die  Ziffern  statt  gleich- 
benfferter  l  stehen)  sei  einer  2^  eingeschrieben.  Die  Gegenebenen  123  und 
567  bestimmen  eine  Gerade  a,  die  Gegenebenen  234  und  678  bestinmien 
^e  (Weite  Gerade  h.  Diese  Geraden  werden  von  den  Secanten  23  und  67 
geinten,  b^egnen  also  ausserdem  noch  zwei  Secanten  der  22^.  Eine  der- 
Mlbe&  sei  als  Träger  der  Punkte  0  und  00  gewählt.  Nach  VmiU^^ 
(liDkfliiialias^  EinheitßpvmkteB  ist  alsdann  jedem  Pw 

£MUib0m»t£k  u.  Pbjtlk  XXX.  ß. 


290        Bemerkungen  zum  Pascal'schen  Satze  etc.    Von  B.  Hbgeb. 

gewiesen,  und  diese  Parameter  seien  durch  die  Ziffern  1 ...  8  bezeichnet. 
Dann  gelten,  weil  0  oo  die  Geraden  123,  567  und  234,  678  trifft 
(Nn  15),  die  Gleichungen  der  Producte 

1.2.3  =  5.6.7,    2.3.4  =  6.7.8. 
Hieraus  folgt 

1.8 --4.5. 

In  Bücksicht  auf  Nr.  14  folgt  daher: 

Construirt  man  die  beiden  Schnittlinien  von  zwei  Paaren 
Oegenebenen  eines  einer  22,  eingeschriebenen  Achtecks,  sowie 
die  beiden  Secanten  der  22,,  welche  diese  Geraden  treffen  und 
nicht  zugleich  Seiten  des  Achtecks  sind,  so  liegen  diese  bei- 
den Secanten  mit  den  auf  den  construirten  Gegenebenen  nicht 
enthaltenen  beiden  Seiten  des  Achtecks  auf  einer  die  R^  ent- 
haltenden Fläche  zweiter  Ordnung. 


Kleinere  Mittheilungen. 


XYL  üeber  einen  von  Steiner  entdeckten  Satz  and  einige  verwandte 
Eigenschaften  der  Flächen  zweiter  Ordnung. 

Der  Satz,  welchen  ich  beweisen  will;  wurde  von  Steiner  Bd.  XXXI 
S.  90  des  Crelle'schen  Journals*  gegeben;  von  demselben  kenne  ich  keinen 
Beweis  und  ich  halte  es  daher  nicht  für  unnöthig,  die  folgenden  Zeilen  zu 
veröffentlichen. 

Der  Gedankengang,  welcher  mich  zu  dem  obengenannten  Lehrsatze 
führte,  zeigt  die  Verbindung  desselben  mit  den  Resultaten  neuerer  Unter- 
suchnngen  über  die  Invarianteneigenschaften  einiger  algebraischen  Formen 
gegen  gewisse  specielle  lineare  Transformationen  und  der  entsprechenden 
geometrischen  Figuren.  Derselbe  Gedanke  hat  mich  auch  zu  einigen  ver- 
wandten Sätzen  geführt,  die  mir  bemerkenswerth  scheinen  und  welche  theils 
Chasles  angehören,  theils  neu  sind;  sie  können  als  eiu  Beitrag  zum  Studium 
der  metrischen  Invarianten'^*  des  von  einer  Fläche  zweiter  Ordnung  und  einem 
Punkte  zusammengesetzten  Systems  angesehen  werden. 

§1- 

Ich  führe  hier  sogleich  den  folgenden  Hilfssatz  an,  von  welchem  ich 
in  Nachstehendem  mehrmals  Gebrauch  machen  werde: 

Ist  f{x^y^g)  eine  algebraische  ganze  Function  der  recht- 
winkligen Coordinaten  eines  Punktes  im  Räume,  und  führt  man 
eine  Coordinatentransformatiou  aus,  bei  welcher  der  Anfangs- 
punkt fest  bleibt,  so  behält  nicht  nur  die  gegebene  Function 
selbst,  sondern  auch  jede  der  folgenden  Functionen: 


'.^=/©'+6i)*+a-o"  ^.^=s+ 


ihren  Werth  für  jeden  beliebigen  Punkt  bei. 

Der  Fall,  auf  welchen  wir  diesen  Satz  anwenden  wollen,  ist  derjenige,  wo 

^  +2a^^x  +  2a^^y  +  2a^j^z  +  a^^    (aik  =  akt) 

ist;  setzt  man  der  Kürze  halber 

*  Vergl.  Jacob  Steinerne  Gesammelte  Werke,  11.  Bd.,  1882,  S.  367. 
^  Siehe:  Elling  Holst,  Ein  Paar  synthetischer  Methoden  in  der  metrischen 
Geometrie  mit  Anwendungen.   Archiv  for  Mathematik  og  Naturvidenskab.   Sivende 
Bind,  1982,  8.  240  ügg. 

•••  Lamtf,  LepODB  snr  Jes  coordonn^es  curvilignes,  ParäV^b^,  ^•^.  \S\fe^x«Ä.- 
^iftmd  ^f/ßind  die  Differentialpararaetet  dw  YmücXa^u  f. 


292 


Kleinere  Mittheilungen. 


fi  =  «11 «  +  fliay  +  «18^  +  «u  1 

A  =  «31^ +  «82^  +  033*^ +«34» 

80  wird  man  finden,  dass  für  eine  orthogonale  Substitution  die  Functionen 

3)  ^J=2Vf*  +  f*  +  n\     ^,/"=2(o„H-a,,  +  a3,) 

ihren  Werth  beibehalten;  insbesondere  kann  man  schliessen,  dass  die  Summe 

«14*  +  024*  +  «84* 

diese  Eigenschaft  hat. 

Der  folgende  Satz  wird  in  vorliegender  Arbeit  keine  Anwendung  finden ; 
doch  werde  ich  ihn  auseinandersetzen ,  da  er  bemerkenswerth  ist  und  als  eine 
Verallgemeinerung  eines  Theiles  obigen  Hilfssatzes  angesehen  werden  kann. 

Sind  X,  y^  b  die  Cartesischen  Coordinaten  eines  Baum- 
punktes  in  Bezug  auf  ein  Coordinatensytem,  dessen  Axen  die 
Winkel  yz,  zx,  xy  zu  zweien  bilden,  und  haben  f(x,y,e)^  f\'>f%y 
^,  f^  die  vorhergehenden  Bedeutungen,  so  bleibt  der  Werth 
der  Function 


f^  sin^  X  y  z  : 


bei  allen  Coordinateutransformationen  unverändert. 

In  der  That ,  geben  wir  diesem  Ausdrucke  das  entgegengesetzte  Zeichen, 
so  ei  halten  wir  das  Quadrat  der  Entfernung  des  Punktes  {x^  y^  z)  von  seiner 
Polarebene  in  Bezug  auf  die  Fläche  zweiter  Ordnung  fix^y^  z)  =  Oy  und 
da  dieses  vom  Coordinatensystem  unabhängig  ist,  so  schliesst  man  den  Lehrsatz. 

Setzt  man  insbesondere  voraus ,  dass  der  betrachtete  Punkt  der  Anfangs- 
punkt sei ,  und  erinnert  man  sich ,  dass  eine  Coordinatentransformation ,  bei 
welcher  der  Anfangspunkt  fest  bleibt,  das  constante  Glied  von  f{x^  y,  z) 
unverändert  lässt,  so  kann  man  folgenden  Zusatz  erhalten: 

Ftlhrt  man  eine  Coordinatentransformation  aus,  bei  wel- 
cher der  Anfangspunkt  fest  bleibt,  so  behält  die  Function 


0 

fi 

f. 

fs 

fx 

1 

COS  X  y 

cosxz 

U 

cosyx 

1 

cosyz 

/•» 

coszx 

coszy 

1 

sttrxyz 


ihren  Werth  bei. 


0 


a 
a 


14 
24 


a 


34 


«14 
1 

COSJX 

coszx 


cosxy 

1 
coszy 


«34 

cosxz 

cosyz 

1 


*  Es  ist,  wie  gewöhnlich: 


nn^xjz 


1        cosxy    cosxz 
oosyx       1        008JZ 

COtSX     C08SJ  \ 


\ 


Kleinere  Mittheilungen.  293 

Sind  endlich  die  Coordinatenaxen  rechtwinklig,  so  wird  diese  Function 
—  (^i4*+^M*  +  %4*)i  daher  kommt  man  zu  einem  schon  erhaltenen  Resultate 
zurück. 

§2. 

Mit  Hilfe  des  angeführten  Hilfssatzes  ist  der  fragliche  Steiner 'sehe 
Satz  leicht  zu  beweisen.     Derselbe  lautet: 

Wird  eine  gegebene  Fläche  F  zweiter  Ordnung  auf  ein 
rechtwinkliges  Coordinatensystem  XYZ  bezogen,  dessen  An- 
fangspunkt Ä  beliebig  liegt,  so  entstehen  in  jeder  Axe  X,  F,  Z 
zwei  Abschnitte,  die  beziehentlich  durch  rc,  und  x^y  y^  und  y^, 
z^  und  z^  bezeichnet  werden  sollen,  und  ferner  drei  Abschnitte 
oder  Sehnen  zwischen  den  Schnittpunkten,  die  a,  ß,  y  heissen 
mögen.  Wird  das  rechtwinklige  Coordinatensystem  um  den 
nämlichen  festen  Anfangspunkt  A  auf  beliebige  Art  herum- 
bewegt, so  bleibt  der  Ausdruck 


■'  +-4^=+ '" 


constant.* 


^i*a^2*    yi'^y«"    ^i^V 


*  Herr  Catalan  legt  in  seinem  Manuel  dee  candidata  a  T^cole  polytechnique 
(T.  II,  Paris  1858,  S.  38)  folgende  Aufgabe  vor: 

„Theoreme.  Si  Von  desiffne  par  x',  x";  y',  y";  z',  z"  leu  distances  cofnprises 
cntrc  le  smnmet  d'un  angle  triedre  trirectangle  et  les  jmts  oü  les  aretes  de  ce  triedre 
rcncowtrent  une  sxirface  du,  second  ordre,  In  foncHon 

(X-+X-)«  .  (y^+yO'  .  (z--hz-y 
x*-fx*    y   +y  '     z*+z* 

est  invariable,  quelle  que  soit  la  position  de  V angle  triedre.    (2'heoremc  de  M. 
Steiner.)*' 

Dieser  Satz  hat  eiuigc  Aehnlichkeit  mit  demjenigen,   welcher  uns  jetzt  be 
schäitigt;  doch  wurde  er  nie  von  Steiner  ausgesprochen,  wie  man  sich  aus  seinen 
,, Gesammelten  Werken'*  sehr  leicht  überzeugen  kann.     Ueberdies  ist  er  unrichtig: 
das  folgende  Riiisonnement  beweist  in  der  That,  dass  die  Flächen  zweiter  Ordnung 
die  obige  Eigenschaft  nicht  haben. 

Betrachten  wir  das  Trieder  in  einer  gewissen  Lage,  halten  seinen  Scheitel- 
punkt A  und  eine  seiner  Kanten,  z.  B.  AZ^  fest  und  lassen  es  um  diese  drehen. 
Die  Punkte,  in  denen  AZ  die  Fläche  schneidet,  werden  auch  fest  sein,  während 
die  Schnittpunkte  von  A  X  und  A  Y  sich  bewegen  werden  und  als  die  Durchschnitte 
eines  rechten  Winkels,  welcher  sich  um  A  und  in  der  Ebene  X -4 y  dreht,  mit  dem 
Kegelschnitte,  in  welchem  A" -4  y  die  gegebene  Fläche  schneidet,  angesehen  werden 
können.  Daraus  folgt,  dass,  wenn  der  C ata l aussehe  Satz  wahr  wäre,  jeder  Kegel- 
schnitt die  folgende  Eigenschaft  haben  würde: 

„Sind  x\  x";  y\  y"  die  Entfernungen  der  Spitze  eines  rechten  Winkels  von 
den  Schnittpunkten  seiner  Seiten  mit  einem  in  derselben  Ebene  gelegenen  Kegel- 

schnitte,  so  hat  die  Fimction  ^-7= 4  -f  ^,  .    ,L  einen  von  der  Laee  deftW\akAV% 

*  x^-¥x  «     y*+t/  *  ^ 

oDabbängjgen  Werth,** 


294 


Kleinere  Mittheilnngen 


Seien  x^  y,  sf  die  Coordinaten  des  Punktes  Ä  in  einem  Coordinalen- 
sysiem  ^  dessen  Axen  den  Kanten  des  gegebenen  Trieders  in  seiner  ursprüng- 
lichen Lage  parallel  sind;  sei     ..  .      ^ 

die  Gleichung  der  gegebenen  Fläche  Fy  wo  der  Ausdruck  von  /*(«,  y,  je?)  aus 
1)  zu  nehmen  ist. 

Die  Abscissen   ||   und  ^  der  Punkte,   in  welchen  die  Gerade  AX  die 
Fläche  F  schneidet,  werden  die  Wurzeln  der  Gleichung 

+  («22  y*  +  2a,8yje?  +  2a3sJ5«  +  2a,4y  +  203^^?  + 044) 
sein;  man  hat  daher 

a?js=a;  — Ij,    a?8  =  a?— 12,     ±«  =  a^  — »i  =  {|  — fi« 
und  folglich 
b) 


a) 


*,  *,  =  a;«  -  (I,  +  |,)a;  + 1, 1,  =  ^^^?^i^ . 


»1. 

«»=(ii-g*=(i,+i»)»-4iii, 


a 


"*     ^^  fraii^  +  aii>y  +  «i3<'  +  au?  «n       ] 

a^i^V         IL  f(x,y,e)  J      f(x,y,g)] 

Schreibt   man   der  Kürze  wegen  f  statt  f(x,y,K)  und  bezeichnet  die 
Werthe,  welche  die  Ableitungen  von  f{x,  y,e)  im  Punkte  A  annehmen,  mit 

r— »  ;r-»   ;r— I   SO  erhält  man: 
dx    oy     de 

(l-O'  „  ''^ 


4) 


2; 

ebenso : 


ß» 


yi*Ȋ* 


',W~  /^         f  ~   \f*     f\ 


Um  am  leichtesten  zu  sehen,  dass  dieser  Satz  fabch  ist,  setzen  wir  den  Scheitel- 
punkt des  beweglichen  Winkels  io  eine  ausgezeichnete  Lage,  z.  B.  in  den  Brenn- 
punkt des  gegebenen  Kegelschnittes.    Ist 

_         a 

\-\-eco8(p 
die  Polargleichung  derselben,    und  betrachtet  man  den  beweglichen  Winkel  im 
Augenblicke,  wo  eine  seiner  Seiten  mit  den  Axen  den  Winkel  a,  die  andere  den 

Winkel  -^  +  a  bildet,  so  findet  man 


^ 

UDd  dieser  Wertij  ist  von  a  nicht  unabYiAngig ,  "w^ö  fe%  wca.  usAüMXib^  ^^sosb^  te  CiL* 
talan  'Bche  8atz  richtig  wäre. 


Kleinere  Mittheilungen.  295 

kxxB  diesen  drei  Gleichungen  folgt: 

Aus  dem  schon  angeführten  Hilfssatze  kann  man  nun  schliessen,  dass 
die  GrOsse  zur  rechten  Hand  dieser  Gleichung  bei  einer  Drehung  des  Co- 
ordiiiatensytems  um  seinen  Anfangspunkt  ihren  Werth  beibehält;  dasselbe 
gilt  also  von  der  Grösse  linker  Hand,  und  da  endlich  die  Drehung  des 
Coordioatensjstems  um  seinen  Anfangspunkt  einer  Drehung  des  gegebenen 
Coordinatensjstems  -um  den  Punkt  A  entspricht,  und  umgekehrt,  so  ist 
damit  die  Wahrheit  des  Steiner^schen  Theorems  nachgewiesen.* 

Demselben  mögen  hier  folgende  Bemerkungen  beigefügt  werden. 

Wenn  eine  Fläche  zweiter  Ordnung  gegeben  ist,  so  kann  man  jedem 
Punkte  des  Baumes  eine  bestimmte  Zahl  beilegen,  diejenige  nämlich,  welche 

den  Werth  der  Function   (-7—)  ""2"~l~  i°   diesem  Punkte  ergiebt.     Der 

Ort  der  Punkte,  in  welchen  diese  Function  einen  gegebenen  Werth  (—4c) 
hat,  ist  die  Fläche  vierter  Ordnung,  deren  Gleichung 

/;*  +  A*  +  ^3*  -  («U  +  «M  +  «Ss) /■+ C/^  =  0 

oder 

CP  =(«11  +  «f  2  +  «83^  f-{fl^  +  f%^  +  ^s') 

ist.  Aus  dieser  letzteren  folgt  sogleich**,  dass  diese  Fläche  einen  Doppel- 
kegelschnitt hat,  nämlich  denjenigen,  in  welchem  die  unendlich  ferne  Ebene 
von  der  Fläche  F  geschnitten  wird.  Lässt  man  c  yariiren,  so  erhält  man 
ein  ganzes  Büschel  von  Flächen  dieser  Art,  welche  die  Doppelcurve  gemein- 
sam haben  und  durch  die  (imaginäre)  Curve  vierter  Ordnung  erster  Species 
gehen,  in  welcher  die  gegebene  Fläche  von  dem  (imaginären)  Quadrikegel 

geschnitten  wird.  Tx  thTh 

§3. 
Setzen  wir  jetzt  voraus,  dass  die  gegebene  Fläche  einen  Mittelpunkt 
habe  und  dass  man  in  denselben   den  Anfangspunkt  A  des  Coordinaten- 
systems  lege,  so  wird  man  folgende  Gleichungen  haben: 

*  Will  man  den  Stein  er  *Bchen  Satz  beweisen,  ohne  Lamaze  Hilfssatz  zu 
gebraachen,  so  nehme  man  die  Kanten  des  gegebenen  Trieders  in  seiner  ursprüng- 
Bchea  Lage  als  Coordinatenaxen ;  man  wird  dann  die  Gleichung  erhalten: 


A 


«i*«i*     yi'yt*    'i'V 

^**B  isehte  Seite  aus  den  Functionen: 

«44,    oii+OM-faM,    a,/-fa,4«  +  at4* 
tii  ist,  deren  Invarianz  bekannt  ist.    Analoge  Bemerkungen  kann 
•  S&tzen  machen. 

Ueber  die  FJächen  vierten  Gradea,  a\\^  -w^JV^^ü^Oa»««!!! 
ToDAtsberichte  der  Beil.  Akad.  \^^%  ^.^"Tl. 


x^=-|^=Y'  yi^-yj^-g-'  '»=~'?='§^ 

08  man  schliessen  kann,  dass 

1  +  1  +  1 

istant  ist.  Das  drtlckt  die  bekannte  von  C  ha s  1  e s  entdeckte  Eigenschaft  aus : 
Die  Summe    der  Quadrate    der   reciproken  Werthe   irgend 
reier  zu  einander  rechtwinkligen  Durchmesser  einer  Fläche 
weiter  Ordnung  ist  constant.* 

Es  ist  Bemerkens  werth ,  dass  es  ausser  dem  Steiner 'sehen  noch  einen 
andern  Satz  giebt,  welcher  als  eine  Verallgemeinerung  des  Chasles'schen 
Satzes  angesehen  werden  kann.     Es  ist  der  folgende: 

Wird  eine  gegebene  Fläche  zweiter  Ordnung  auf  ein  recht- 
winkliges Coordinatensystem  XYZ  bezogen,  dessen  Anfangs- 
punkt beliebig  liegt,  so  entstehen  in  jeder  AxeXYZ  zwei  Ab- 
schnitte, die  beziehentlich  durch  x^  und  x^^  y^  und  y^^  e^  und^ 
bezeichnet  werden  sollen.  Wird  das  rechtwinklige  Coordina- 
tensjstem  um  den  Anfangspunkt  auf  beliebige  Art  herum- 
bewegt,  so  bleibt  der  Ausdruck 


constant**  '^      "^^  *        *  ' 

In  der  That  haben   wir  im  vorigen  Paragraphen  [Gleich,  b))  gesehen 
dass 

>      _        «11  :„*     .u««„.       1      -        ^'ii  A «11 


5)    =  -rr, — - — r   ist,   cbeuso  ^,  .  .  —  .., 

und  daher  -  ,  -  i     >  y. 

111  l    ^^f 

+  T7— +— —  =  -ö  — ?-' 


^1^        ^1^2         ^1^2  2        f 

woraus  mittels  des  Uilfssatzes  unser  Theorem  unmittelbar  folgt 

Der  Ort  der  Punkte  des    Raumes,    für   welche   obige  Function    e 
gegebenen  Werth  hat,   ist  eine  Fläche  zweiter  Ordnung,  ähnlich  und 
lieh  gelegen  mit  der  gegebenen. 


*  ChasleB,  Propri^täa  des  Diamätree  de  Tellipsoide,  Corresp.  sur  TEc. 

T.  III,  1816,  S.  806,  and  Aper9u  hiatorique  a.  s.  w.,  2.  Aufl.  1876,  S.  824.  — 

auch :  Demonstration  de  denx  th^or^mes  par  an  Abonn^,  Annales  de  Mathen: 

de  M.  Gergonne,  T.  XVDI  S.  869. 

1  2/ 

♦*  Die  Function  — r-  =  "T^  kann  wohl  die  Potenz  de 

^  +  _i_4.-L    ^^f 
«1  «t   Vt  y*   'i  h 

'    -  ^vjg  in  Bezug  auf  die  Fläche  P genannt  werden;  denn  wennPc 

'  - '  dreifache  der  Potenz,  im  ^\.^\iiöV viVi^w  Sinne,  des  J 


Kleinere  Mittheilungen.  297 


§4. 
Zu  einem  andern  Lehrsatze,  welcher,  wie  die  vorigen,  von  der  gegen- 
seitigen Lage  eines  rechtwinkligen  Trieders  und  einer  Fläche  zweiter  Ord- 
Dung  handelt,  gelangt  man  mittels  folgender  Betrachtungen,      v 

Wie  gewöhnlich,   seien  x^  y,  e  die  rechtwinkligen  Coordinaten  eines 

festen  Punktes  P,    welcher  die   Spitze  eines    rechtwinkligen  Trieders    ist, 

dessen  Kanten  den  Coordinatenaxen  parallel  sind;  seien  noch  ^^ ,  ^^i  -^n  -^21 

Cj,  C2  die  Punkte,  in  denen  die  Kanten  des  Trieders  die  Fläche  schneiden, 

deren  Gleichung 

jv    f{3e, y, b)  =  a^^x^  +  a^y^  +  a^ß^  +  2a^^yz  +  2a^^zx  +  2a^2xy 

+  2a^^x  +  2a,42^  +  2a^z  +  a^  =  0 

i^;  seien  endlich  $^,  ^^  ^^^  Werthe  der  a;-Coordinate  der  Punkte  A^^  A^'y 
iji ,  fj^  die  Werthe  der  y  Coordinate  der  Punkte  -Bj ,  J^g ;  fi ,  {^  die  Werthe 
der  i?- Coordinate  der  Punkte  C|,  C,.  Sehr  leicht  findet  man  [vergl.  §  2 
Gleich.  a)J 

Si  +  Sa ^  — *     5i  §2 ;; 1 

ö)  <     1?i  +  »?2  =  — ^ 7 '       ^/l^2  — 7 ) 

»22  "28 


^  '         bi&2~' 


f.  +  J,=-2^2_J^,      f^f^^ 


"33  **33 

WO  f,  /*, ,  ^j,,  /'s,  ^'4  die  Bedeutung  haben,  welche  in  §  1  auseinandergesetzt 
wurde.  Da  man  nun  annehmen  kann^  dass  /*, ,  /*,,  /s)  f^  die  Coefficienten 
der  Gleichung  der  Polarebene  tc  des  Punktes  P  seien ,  so  ist  es  nicht  schwer, 
die  Entfernungen  zu  finden,  welche  die  Punkte  A^y  A^y  B^y  B^y  C^y  C^ 
▼on  der  Ebene  n  haben.  Führt  man  diese  Rechnung  aus ,  so  kann  man  mit 
leichter  Mühe  folgende  Gleichungen  erhalten: 


A^%         A^n    ^        f^  —  (^\\f 


B^^         B^^n     _         f^  —  a^^i 


7)  {     .^L^_4..^^=.2 


Bj^       B^P'         fi'  +  f^'  +  fz 


■T' 


"2  -Fi 2 


C^n.  C^  n  ^.      /*g^  —  a^^f 


+  ^^  =  2 


WO  überhaupt  Mv  die  Entfernung  des   Punktes  M  von  der  Ebene   v  be- 
zeichnet.    Hieraus  folgt  unmittelbar: 

Geht  man  zu  einem  andern  rechtwinkligen  CooTdma\;&Ti^^^\«m.^  ^^Ocl^*^ 
ämmlba  An&mgBpanki  habe,  über,  so  bleibt  der  vwwte  nE!k«ü  di<Q^x  Q\^\OKi- 


298  Kleinere  Mittheilungen. 

nng  unverändert  (§  1);  dasselbe  kann  man  daher  betreffs  des  ersten  sagen. 
Andererseits  entspricht  die  Bewegung  des  Coordinatensjstems  einer  Bewegung 
des  gegebenen  Trieders,  und  umgekehii;.  Infolge  dessen  können  wir  end- 
lich schliessen: 

Ist  P  die  Spitze  eines  beweglichen  rechtwinkligen  Tri- 
eders, 7c  die  Polarebene  von  P  in  Bezug  auf  eine  gegebene 
Fläche  zweiter  Ordnung  F\  sind  endlich  Ä^y  Äf]  J?| ,  B^;  C|,  C, 
die  Durchschnitte  der  Kanten  des  Trieders  mit  JP,  so  hat  die 
Function 

Ä^n  A^n  BiTi  B^n  C^n  C^n 


17^        A^f^        B^        B^P^        C^f^        C^P^ 

denselben  Werth  bei  jeder  Lage  des  Trieders.* 

Der  Ort  der  Punkte  des  Raumes,  in  welchen  diese  Function  einen 
gegebenen  Werth  hat,  ist  eine  Fläche  zweiter  Ordnung,  welche  denselben 
Mittelpunkt  und  dieselben  Axen  wie  F  hat 

§5. 

Auch  die  Eigenschaften  der  conjugirten  Durchmesser,  die  Livet  und 
Binet,  wie  analog  den  wohlbekannten  Apollonischen  Lehrsätzen  über  die 
Kegelschnitte,  gegeben  haben,  können  verallgemeinert  werden,  wie  ich  jetzt 
beweisen  will. 

Die  Gleichung  jeder  centrischen  Fläche  zweiter  Ordnung  kann  auf  die 
folgende  Form  gebracht  werden: 

8)  Aa;,  y,  z)  =^a^^a^  +  a^^y^  +  a^^z^  +  2a^^x  +  202^^  +  2a^z  +  a^x  =  ^^ 
es  ist  dazu  nothwendig  und  hinreichend ,  dass  man  zu  Coordinatenaxen  drei 
Gerade  wählt,  welche  zu  drei  conjugirten  Durchmessern  parallel  sind.    Drei 
solche  Geraden    bilden   ein   Trieder,    das   wir    conjugirtes  Trieder   in 
Bezug  auf  die  gegebene  Fläche  nennen  wollen. 

Sind  yz,  zx,  xy  die  Winkel,  welche  die  Coordinatenaxen  je  zu  zweien 
bilden,  so  bleiben  die  Werthe  der  Functionen: 

flu  gg^flas 

— r-5 » 

sin^xyz 

«:^«33 +  033  011  +  «11  «Jt:? 


5m^xyz 


fl, ,  sifiry  z  -f  a^g  5m^z  x  -|-  a^.^  sin'xy 

wenn  man  von  einem  Coordinatensystem ,  dessen  Axen  ein  conjugirtes  Tri- 
eder bilden,  zu  einem  andern  Coordinatensystem  derselben  Art  and  mit 
demselben  Anfangspunkt  übergeht,    unverändert.**     Nennen  wir  B^  O,  1) 

*  Chaslea,  Apercu  historique  u.  s.  w.,  S.  718. 
^  Siebe  das  TortreffHcheLebrbucYime\Tiea^et^>it\ÄiAif^««s*F^ 
Le  proprietä  fondamentali  delle  superEcie  d\%^co\idLOTÖMQÄ^5:OTfl[ 


Klleinere  Mittheilungen.  290 


VW    «^  ^    V  ^, 


resp.  dieWerihe  dieser  Functionen,   so   ist  £  ^  0,  und  daher  können  wir 
schreiben: 

D    öiiAmöm        C        111        D       sin^yz  .  siw*zx  ,  sinHj 
m*xyz        J?      flfji     a^     a^       B       a^^a^^      a^^a^      a^i(^^ 

Nnn  haben  wir  aas  der  Betrachtung  eines  Trieders,  dessen  Spitze  der 
Pnoh  (x,y,  jer)  ist  und  dessen  Kanten  den  Coordinatenaxen  parallel  sind, 
erhalten  [$  3  Gl.  5)] : 

f  f  f 

"  a?ia^2  ^1^2  ^1^2 

daher  gehen  die  vorigen  Gleichungen  in  die  folgenden  über: 

P 

Cf 

Dp 
yi^iyt^i  5m*y  2  +  e^x^z^x^  m*zx  +  x^y^x^y^  sin^xj  =  -g-' 

Nach  dem  früher  Auseinandergesetzten  folgt  nun  unmittelbar,  dass  die 
Grössen  rechter  Hand  unverändert  bleiben ,  wenn  wir  das  conjugirte  Trieder, 
welches  unserem  Coordinatensystem  zu  Grunde  liegt,  verändern;  somit  blei- 
ben auch  die  Grössen  linker  Hand  constant.  Hiermit  ist  der  folgende  Satz 
bewiesen: 

Wird  eine  gegebene  Fläche  zweiter  Ordnung,  die  kein 
Paraboloid  ist,  auf  ein  conjugirtes  Trieder  XYZ  bezogen, 
dessen  Anfangspunkt  P  beliebig  ist,  so  entstehen  auf  jeder 
Axe  zwei  Punkte,  die  wir  beziehungsweise  Ä^  und  Ä^^  B^  und 
B^^  C7|  und  C^  nennen  wollen.  Wird  das  conjugirte  Trieder 
am  den  Punkt  P  gedreht,  so  bleiben  die  folgenden  Grössen 
eonstant: 

I.  das   Product  der  Volumina   der  Tetraeder  PA^B^C^   und 

PA^B^C^^ 
IL  die  Summe  derProducte  der  Flächen  der  Dreiecke  PJ5jC, 

und  PB^C^,  PCiÄ^  und  PC^Ä^,  ^A^i  ^^^  ^^^^i'} 
ni.  die  Summe  der  Producte  P^,.P-4^,  PB^.PB^,  PC^.PC^**. 

Ist  P  insbesondere  der  Mittelpunkt  der  Fläche,  so  schliesst  man: 

In  einer  Fläche  zweiter  Ordnung,  die  einen  Mittelpunkt  hat: 

I.  das  Tetraeder,  welches  drei  conjugirte  Halbmesser  zu 
seinen  Kanten  hat,  hat  einen  constanten  Inhalt.  (Livet's 
ante); 


*  /ak/^«  V.f)  kfe  ans  8)  zu  entnehmen. 

''Äf  Pankte  A,,  B, ,  C,  V\al  Vevii^w  ^wäxmbä  'a>A 


300  Kleinere  Mittheilungen. 

II.  die  Summe  der  Quadrate  der  Flächen  der  Dreiecke,  die 
drei  conjugirte  Halbmesser  zu  je  zweien  bestimmen,  ist 
constant.     (Binet's  Satz); 
III.  die  Summe  der  Quadrate  dreier  conjugirten  Halbmesser 

ist  constant.     (Livet's  Satz.) 
um  zu  einem  ähnlichen  Satze  über  die  Flächen  zweiter  Ordnung  ohne 
Mittelpunkt  zu  gelangen,   bemerken  wir,   dass  die  Gleichung  eines  Parabo- 
loids  immer  auf  die  folgende  Form  gebracht  werden  kann: 

10)    f(x, y, z)  =  a^^a?  +  o^y*  +  Za^^a;  +  2a^^y  +  2a^z+a^^ 0; 

CS  ist  zwar  die  0-Axe  parallel  der  Axe  des  Paraboloids  und  die  zwei  anderen 
Axen  sind  parallel  zweien  conjugirten  Durchmessern  eines  ebenen  Querschnittes 
der  Fläche.  Drei  solche  Geraden  bilden  ein  Trieder,  das  wir  wieder  ein 
conjugirtes  Trieder  nennen  wollen,  wovon  die  ier-Axe  die  Haupt- 
kante, die  anderen  die  Nebenkanten  genannt  werden  mögen.  Geht 
man  von  dem  gewählten  Coordinatensystem  zu  einem  andern  derselben  Art 
und  mit  demselben  Anfangspunkte  über,  so  bleiben  die  Werthe  der  folgen- 
den Functionen:  .  s       ,  .  « 

5iw*xyz  5tn*xyz 

constant.  Andererseits  hat  uns  die  Betrachtung  eines  Trieders ,  dessen  Kan- 
ten den  Coordinatenaxen  parallel  sind  und  dessen  Spitze  ein  fester  Punkt 
ist,  zu  folgenden  Gleichungen  geführt: 


0^11=—-'     «M  = 


Daher  kann  man  schliessen,  dass  ^ 

Xy^  Xj5  sin^  X  z  +  i/i  y,  sin^y  z  =  "tt 

ist;  und  es  ist  leicht  zu  sehen,  dass  diese  Gleichung  als  der  analytische 
Ausdruck  des  folgenden  Satzes  angesehen  werden  kann: 

Wird  ein  gegebenes  Paraboloid  auf  ein  conjugirtes  Tri- 
eder bezogen,  dessen  Spitze  P  beliebig  liegt,  so  entstehen  auf 
jeder  seiner  Nebenkanten  zwei  Punkte;  sind  ^j,  \  und  A'j,  Ar, 
die  Entfernungen  derselben  von  seinen  Hauptaxen,  so  ist  die 
Summe  W-^-k^k^  von  dem  gewählten  conjugirten  Trieder  un- 
abhängig. 

Endlich  will  ich  noch  bemerken,  dass  alle  die  Sätze,  mit  welchen  wir 
uns  beschäftigt  haben,  ihre  entsprechenden  nicht  nur  in  der  Theorie  der 
Kegelschnitte  haben  (wie  schon  Steiner  für  sein  Theorem  bemerkte),  son- 
dern auch  in  derjenigen  der  Flächen  zweiter  Ordnung  in  einem  linearen  Baome 
von  beliebig  vielen  Dimensionen  mit  einer  Euclidischen  Maassbestimmung. 


*  f=f(x,y,z)  ist  aus  10)  zu  entnehmen, 
ifantaa,  Juli   1885.  \iT,^\Ä^  \jkaiil. 


Kleinere  Mittheilungen.  301 


— .  '*-,M»'"v   -   1^'  ••  X^~»^ite^*_'  '».-■\_■*^.y^. 


XVn.  Ueber  gewisse  Schaaren  von  Dreieokskreisen. 

£s  bezeichne  q  den  Radius  des  in  ein  Dreieck  ABC  beschriebenen 
Kreises,  r  den  Halbmesser  desjenigen  Aussenkreises,  welcher  AB  nebst 
den  Verlängerungen  von  CA  und  CB  berührt,  endlich  R  den  Badius  des 
nm  ABC  construirten  Kreises;  nach  bekannten  Formeln  ist  dann 

oder,  wenn  man  das  arithmetische  Mittel  zwischen  q  und  r  mit  fi  bezeichnet 
und  die  Seiten  durch  die  Winkel  ausdrückt, 

1)  ^  =  COStt  +  COSß. 

Jti 
Ebenso  leicht  findet  man 

r       a  +  b  +  c  ^  *'^ 

Von  diesen  Relationen  lassen  sich  folgende  Anwendungen  machen. 

Auf  der  Seite  AB  wähle  man  beliebig  die  l'unkte  P, ,  P^,  Pg,  . . .,  P„.i, 
ebenso  willkürlich  auf  J.  C7  den  Punkt  Qj ,  aufP^Qi  den  Punkt  Q^i  ^^^  ^%Q2 
den  Punkt  Q^  u.  s.  w.,  endlich  heisse  D  der  Durchschnitt  von  P„— iQ„^i 
und  BC]  wendet  man  nun  mtäcUis  mtdandis  die  Gleichung  1)  auf  die  n 
Dreiecke  APiQ^y  PjPg^^,  P2P3C3»  •••»  Pn— i-B-D  an,  so  erhält  man 

^  =  cosa  +  cosAPiQ,,     p  =  cosQ,P,P^  +  cosP^P^Q^,    ..., 

.  .,    ^^cosDP„-iB  +  cosß. 

Darob  Addition  dieser  Gleichungen  unter  Berücksichtigung  des  ümstandos, 
dass  die  Summe  der  Cosinus  zweier  Nebenwinkel  verschwindet,  ergiebt  sich 
rechter  Hand  co5a  +  co5/3,  d.  i.  nach  Nr.  1 

2?i      B^  Bn       B 

In  analoger  Weise  kann   die  Relation  2)  auf  die  vorhin  genannten  n 
Dreiecke  angewendet,  werden ;  zunächst  erhält  man 


^  =  tania.tan^APiQi,     ^^^tan^Q^P^P^.tan^P^P^Q^,   ..., 

^^tan^DPn^xBJan^ß. 


^i  r^ 


Multiplicirt  man  diese  Gleichungen  und  beachtet,  dass  das  Product  der  Tan- 
Konten  zweier  halben  Nebenwinkel  =1  ist ,  so  findet  man  rechter  Hand  den 
^^udrack  tan^a.tan^ßj  mithin  nach  Nr.  2) 


302 


lOeinere  MittheiluDgen. 


In  dem  sehr  speciellen  Falle,  wo  die  beliebigen  Punkte  Qi^  Qf^  -  •  -i  Qm^i 
durch  den  einen  Punkt  C  vertreten  werden,  geht  die  Gleichung  4)  in  den 
auf  S.  252  des  laufenden  Jahrgangs  dieser  Zeitschrift  erwähnten  Satz  über. 

SOHLÖimXIH. 


XVm.  Zwei  Sätze  über  die  Inteprale  simnltaner  Differential- 

gleiohnngen. 

Sind 

yk  =  Ciyk\  +  c^yk2  +  ".  +  Ckykn,    *=!,  2,  ...,  » 

die  Integrale  des  Systems  linearer  Dififerentialgleichungen 


a) 

und  man  setzt 

3^11  •••  yin 


dyn  .  .  .  . 

P  J^  +Pn\yi+Pn7yi+       •  +Pnnym 


ynl  *'•  ynn 


=  A 


11 


^In 


=  A;     y'ik  = 


_dyik 


dx 


y'ni ...  ynn 

so  lässt  sich  zeigen,  dass  diese  Integraldeterminanten  in  einfacher  Weise 
durch  die  Coefficienten  des  Gleichungssystems  a)  ausgedrückt  werden  kön- 
nen, und  zwar  ergiebt  sich* 

-  /  -  2^.. 


1) 
2) 


consl. ; 

P\\       "P\n 


(-1)" 

Pn\  •    '  Phh 

Die  Richtigkeit  des  ersten  Satzes  wird  folgendermassen  erkannt: 
Man  setzt  die  entsprechenden  partikulären  Lösungen  in  die  ä;^^  Diffe- 
rentialgleichung des  Systems  a)  ein  und  gelangt  dadurch  zu  n  identischen 
Gleichungen  der  Form 

b)  pyki  +  Pkiyu  +  '-'+Pknyni,    t  =  l,  2,  ...,n. 

Eliminirt  man  aus  diesen  die  Coefficienten  Pki  mit  Ausnahme  von  ptk^   so 
erscheint  eine  verschwindende  Determinante 

pyk\  +  Pkkyk\,    yii  ...y»i 


py'kn  +  Pkkykn,   yin "'  y 

in  welcher  die  Colonne  yki  "-ykn  fehlt. 


nn 


0, 


*  Vergl  Darboux,  Comptea  Ueudua  \G,  i^.  tA^    ^  finidA 
wie  Ich  nacliträglich  gesehen  habe ,  <3i'\e  ¥ot\iL^\  V^  -  ^Xitä  ^^vm 


Kleinere  Mittheilungen. 


303 


Die  letzte  Gleichung  gestattet  auch  folgende  Schreibweise: 


y\H  •••  ykn  •••  Pitn 


+  Pifc*2>  =  0, 


und  solcher  Gleichungen  giebt  es  n;  dieselben  unterscheiden  sich  —  ab- 
gesehen von  Pkk  —  insbesondere  dadurch,  dass  der  Reihe  nach  die  Ele- 
mente der  verschiedenen  Colonnen  differenzirt  sind.  Addirt  man  alle  diese 
Gleichungen,  so  hat  man  ohne  Weiteres 

p^  +  D.  >'Pitt  =  0,    d.  h.  2)  =  cc,/    '^    t 

Der  durch  die  letzte  Formel  ausgedrückte  Satz  kann  als  eine  Verallgemei- 
nerung des  bekannten  Abel-Liouvi  11  ersehen  Satzes  gelten. 

Sehr  leicht  lässt  sich  nun  auch  der  zweite  Satz  yerificiren.  —  Sub- 

stitmrt  man  nämlich  in 

y'ii  ...  y'm 


A 


nacheinander  die  Ausdrücke 


ym 


y 


n  n 


so   zerföllt  die  Determinante  D^  in  das  Product  zweier  Determinanten,   so 
dasB  man  unmittelbar  zu  der  Formel 


D,= 


(-1)- 


d.h. 


Pll  •••  Pin 


Pnl  •••  V»n 
(-1)" 


A  = 


yn\   ...  ynn 

P.D 


gelangt 

Es  verdient  noch  Folgendes  bemerkt  zu  werden. 

Ist  ein  System  linearer  simultaner  Differentialgleichungen  höherer  Ord- 

mmg  gegeben,   so  kann   man  dasselbe  immer  durch  ein  System  von  ent- 

iprechend  mehr  Gleichungen   der  ersten  Ordnung  ersetzen  und  hierauf  die 

erwfthnten  Sätze  anwenden.     In  die  Determinanten  treten  alsdann  auch  die 

bfiheren  Ableitungen  der  partikulären  Integrale. 

So  findet  man  beispielsweise  für  die  Gleichungen 

d^y  ,       dy  ,       de  ,  ,  ^ 


da? 


+  "«0  +  ^«^  +  ^»^  +  ''^'=^' 


^""tp^e  y^^  z^^   . . .,  y^ ,  z^  sein  mögen^  Yo\g,«tA«Ä-. 


306  üeber  die  Vertheilung  der  inducirten  Elektricität  etc. 

daher  nur  in  der  Dififerentialgleichung  JT=^0,  nicht  aber  in  der  fertigen 
Entwickelang  zulässig.  Dagegen  dürfen  auch  in  der  Entwickelang  x  and 
Xj,  t  und  ^1  vertauscht  werden. 

G«hen  wir  nun  zur  Bestimmung  der  a  und  ß  über. 

Fällt  der  Punkt  0  unendlich  weit  oder  ist  u  =  oo,  so  wird  T=0.  Da 
aber  nach  Gleichung  34)  für  unendliche  t<  (S(iu)  gleichfalls  unendlich  gross 
wird,  so  mtlssen  in  den  Gleichungen  b)  die  Coefficienten  op(h)  und  a'^\h) 
identisch  verschwinden.     Also: 

c)  «„(Ä)  =  0,     a',(Ä)  =  0. 

Da  femer  T  nur  von  x  —  x^  abhängt  [denn  es  ist 

JB»  =  («-rr,)«  +  2?,    B»  =  (y-y,)»  +  («-«r,)«], 

80  dürfen  in  der  Entwicklung  x  und  x^  auch  nur  in  der  Verbindung  x — x^ 
enthalten  sein;  ein  Vorkommen  des  Sinus  ist  ausgeschlossen,  da  J^*,  also 
auch  T  eine  gerade  Function  von  x—x^  ist.     Hieraus  folgt: 

d)  ßp  (Ä)  =  Äp (h)  coshx^,     ßly  (Ä)  =  Ap  (Ä)  ^hXy 

Die  Constante  Av  hängt  nur  noch  von  i^  und  u^  ab.  Aus  Gründen 
der  Symmetrie  schliesst  man,  dass  i^  nur  in  der  Verbindung  (Sy(^,)  in  A^ 
vorkommen  darf,  so  dass  die  Annahme: 

e)  Av (Ä,  t, ,  u,)  =  Bv (Ä,  u{) .&p(t,) 

berechtigt  ist.  Wegen  der  Gleichungen  b) ,  c) ,  d) ,  e)  erhält  die  Entwicke- 
lung  a)  die  Form: 

f)  T^idhco8h{x-x,)  J^'-B^Cujei.WerC^i)  S»(iu). 

Zur  Ermittelung  der  hierin  noch  vorkommenden  Function  Bp{u^)  setze  man 
f)  in  die  Gleichung  ^T==0  ein,  nachdem  in  derselben  u  mit  ti,  vertauscht 
worden  ist,  d.  h.  in  die  Gleichung: 

d^T      d^T      h^c^ 

^,+  -^--f{eos2iu,-cos2t)T  =  0. 

Dies  giebt: 

+  [^^f  +  ^^eos2t.^,]  B,(uA  =  0. 
Wegen  der  Differentialgleichung: 

ist  aber: 
demaaeb  laatet  obige  Oleichang: 


XVI. 

lieber  die  Vertheilung  der  induoirten  Elektrioität 
auf  einem  unbegrenzten  elliptisohen  Cylinder. 

Von 

Dr.  Rudolf  Besser 

in  Drasd^n. 
(8  o  b  1  n  ■  1.) 


§6. 

Entwiokelmig  der  reoiproken  Bntfemiing  iweier  Punkte. 

Zwei  Punkte  0  und  1    seien   durch   ihre  Coordinaten  xtu,  x^t^Ul  ge- 
ffeben,  und  zwar  sei  _ 

t<>Wj, 

d.  h.  der  Punkt  1  liege  innerhalb  des  Cjlinders  u  =  Const.  Denkt  man 
sich  den  Punkt  1  als  fest,  so  ist  die  reeiproke  Entfernung  T  beider  Punkte 
eine  auf  der  Oberfläche  des  Cyl Inders  u  =  Const,  allenthalben  endliche  Func- 
tion Ton  X  und  t,  und  kann  daher  zufolge  der  Formel  31)  folgendermassen 
in  Bezug  auf  diese  Variabelu  entwickelt  werden: 

a)  ^=A^  5'''  1«»  W  ^*^  +  ^i' W  ^^^^\  ^^(^^  ^»  *)• 

Die  hierin  vorkommenden  Constanten  hängen  ausser  von  h  und  k  auch  von 
u ,  sowie  den  Coordinaten  x^,  t^^  tij  des  Punktes  1  ab.  Da  T  der  Gleich- 
ung JT=0  genügt,  so  haben  mit  Bücksicht  auf  S.  262  Uy  und  hp^  als 
Functionen  von  u  betrachtet,  die  Formen: 

wo  jetit  und  auch  im  Folgenden  die  Parameter  h  und  kp  in  d^p  und  %p 
■lefat  besonders  bezeichnet  werden  sollen. 

T  ist  in  Bflsqg  auf  x^  x^^  u,  u^;  t^  t^  symmetrisch,  von  seiner  Ent- 

''Wehe;  nur  in  Bezug  aoJ  u  utA.  ^j^.^\Äst^  ^^ 
oll.     Die  Vertau&c\iuag  nou  ^j^  ^mA  Vk^N^ 


308  üeber  die  Vertheilung  der  indncirten  Elektricität  etc. 

Die  reciproke  Entfemang  zweier  durch  ihre  cjlindrischen  Co- 
ordinaten  xtu^  Xit^u^  gegebener  Punkte  hat  den  Werth: 

OD  »  Qp 

0  " 

Ist  u<U|,  80  lautet  die  Entwickelung: 

OD  QP 

36b)  T  =  -  AÄ«wA(a;-a;,)5»'(g,(0e,(<,)e,(»tt)g,(tu,),   u<u^. 

Wir  hfkben  nun  noch  den  Nachweis  zu  fCLhren,  dass  die  Function 
zweiter  Art  SyCtUj)  in  der  Entwickelung  von  T  nicht  vorkommen  darf. 
Beim  Ereiscjlinder  ergiebt  sich  dies  sofort  daraus,  dass  die  Cylinderfunc- 
üon  zweiter  Art  Yi^ifiir^  für  rj  =0  unendlich  wird.  Hier  scheint  ein  ähn- 
lich einfacher  Umstand  nicht  vorzuliegen.  Wir  wenden  deshalb  zum  Beweise 
der  Richtigkeit  unseres  Ansatzes  ein  Verfahren  an,  das  wir  Herrn  F.  Neu  - 
mann verdanken.* 

Es  mnss  nämlich  nicht  blos  T,  sondern  auch  jeder  Differentialquotient 

von  T,  nach  irgend  einer  Richtung  genommen,  endlich  sein.     Denken  wir 

uns  also  den  Punkt  1  beweglich  und  differenziren  T  nach  der  Normale  ds^^ 

dT 
auf  dem  Cylinder  U| ,  so  muss  - —  endlich  sein ,  wo  auch  der  Punkt  1  liege. 

dSu^ 

Käme  nun  %^{iui)  in  der  Entwickelung  von  T  vor,  so  enthielte  - —  den 
Differentialquotienten : 

dSu, 
oder,  für  dsu^  seinen  Werth  y^^dui  gesetzt,  wo: 

flft=-j{co82iu^-cos2t^)     fS.261  Nr.  13)], 

den  Differentialquotienten: 

d%Aiu,)     1 


Nun  ist: 


du^      y^^ 


00 

5,««,)  =  g/««.)/|g^^,^)3,    [S.  271  Nr.  33)] . 


also: 


OD 


dg^(»«j)  ^  IM»»,)  r  d«, i_ 

du,         du,  ^[e,(tM,))*  (5,(i«,: 


daher  weiter: 


*  CreJJelB  Jonnud  Bd.  37:  „Entwiokelimg  der  in  elliptischen  Coordinaten 


Von  Dr.  B.  Besser.  309 


;y(tu,)^    1     de^jiu,)  ^    du, 1 \_ 


ds.,         y^^      du,    j  [(g,,(twi)]«    Y^^  ig,r(*t*l) 

Setzt  man  nun  zuerst  ^j  =  0 ,  verlegt  also  den  Punkt  1  auf  das  rechts 
▼on  dem  einen  Brennpunkte  gelegene  Stück  der  grossen  Axe  der  Directrix, 
so    wird: 

^,  =  ^  [pos2\u,  —  1)  =  —  c*  swfiu, , 

also   ist:  _ 

y^,^=^%C8vn%u, 

•9  ff'         f  •  \ 

und    dann   ist  im  Minuenden  obiger  Differenz   — ^ — -    stets  durch  Y^\ 

tlieilbar.  Denn  für  ^j  =0  verschwinden  laut  den  Gleichungen  24),  8.  266, 
die  €9(^1)  der  dritten  und  vierten  Classe,  mithin  enthält  die  Entwickelung 
▼on  T  nur  noch  Functionen  erster  und  zweiter  Classe.    Die  Gleichungen  22), 

S.  265,  zeigen  nun,  dass  der  Differentialquotient  — ~ — -   für  Functionen 

aU| 

erster    und    zweiter  Classe    eine    nach   den   Sinus  der  Vielfachen  von  iu^ 

fortscbreitende  Reihe  ist,  und  daraus  folgt  die  Richtigkeit  unserer  Behaup- 

•tiiii£^.     Setzt  man  nun  noch: 

d.  h.  verlegt  den  Punkt  1  in  den  Brennpunkt  der  Directrix  selbst,  so  wird 

|/^j  =0,  also  wird  der  Subtrahend  obiger  Differenz,  mithin  auch       V^ — — 

unendlich  gross.  Der  Minuend  bleibt  endlich,  da  y^,  nach  dem  Vorigen 
durch  Division  entfernt  worden  ist. 

Somit  würde  -3 —  unendlich  werden,    wenn  der  Ausdruck  ftlr  T  die 

asu, 

Fnnctionen  zweiter  Art  ^piiu,)  enthielte,  und  zwar,  wenn  der  Punkt  1  in 
den  Brennpunkt  der  Basisellipse  fällt  Demnach  darf  %p{iui)  in  dem  Aus- 
drucke für  T  nicht  vorkommen. 

§7. 

Bestimmung  des  Potentials  einer  auf  der  Ilftohe  des  elliptiBohen 
Cylinders  ausgebreiteten  Massenbelegung. 

Der  elliptische  Cylinder  u  sei  mit  Masse  von  der  Dichte  q^  belegt. 
Diese  Belegung  erzeugt  in  einem  beliebigen  Punkte  1  {x,t,u,)  das  Potential: 

V,^lqaTiada 
oder,  fOr  das  Flttchenelement  de  seinen  Werth  Y'pdxdt  gesetzt: 

+  00     2« 

37)  7,  =Jäxfdt  y^  q^  Ti«  • 

—  00    0 


310  üeber  die  Vertheilimg  der  indacirten  ElektrkitiLt  ete. 


Zar  Yereinfachang   dieses   Ausdruckes  machen  wir  für  die  Function 
y^.q^  nach  der  Gleichung  31),  S.  269,  folgenden  Ansatz: 

38)         }^.ga=fdh^^{a^(h)ca8hx  +  ß^(h)smhx}(S^{t), 

0 

wo  die  Coefficienten  0,  und  /S,  auf  bekannte  Weise  ans  q  gefunden  werden 
können.  Es  sei  hier  daran  erinnert,  dass  dieser  Ansatz  nur  dann  branch- 
bar ist,  wenn  q„  ausser  gewissen  Eigenschaften  bezüglich  der  Endlichkeit 
und  Stetigkeit  auch  noch  die  besitzt,  dass: 

4-00 

q(x)dx 
—  00 

endlich  ist,  so  dass  z.  B.  die  folgenden  Betrachtungen  sich  nicht  mehr  an- 
wenden lassen,  wenn  q  von  x  unabhängig  ist. 

Setzen  wir  dann  fEb*  Tj^  seinen  Werth  aus  36a)  in  37)  ein,  wobei  wir 
den  Punkt  1  als  innerhalb  des  Cjlinders  gelegen  ansehen,  und  ihn  deshalb 
durch  j{XftjUj)  bezeichnen  wollen,  so  folgt: 

Vj  =  ^ß^fd^'  I  /^Ä  ^"^  («t'W  coshx  +  ß^(h)  sinhx)  (J,  (oj 


T 


-OD      0  0 

OD 


X  j  /^(iÄco5Ä(a:-aj,.)2^e^(0  ©,,(<>)  S^(iu)^«^(»u/)j^ 


0 

Das  nach  x  zu  nehmende  Integral  lässt  sich  mit  Hilfe  einer  von  Herrn 
Professor  C.  Neumann  angegebenen  Integralformel  ausführen,  der  Formel 
nftmlich: 

-fco       h  h  OD 

a)        jdx  fA{h)  coshx  dh  JBih)  coshx  dx  =  7tJÄ{h)  B{h)  dh, 
-»    00  0 

welche  auch  noch  gilt,  wenn  links  statt  coshx  sinhx  steht,  wogegen  die 
rechte  Seite  Null  ist,  wenn  links  verschiedene  Functionen . in  den  neuch  h  zu 
nehmenden  Integralen  stehen.  —  Denkt  man  sich  nämlich  den  cosh{x-~xj) 
aufgelöst,  so  zerföllt  Vj  in  vier  Theile,  von  denen  zwei  verschwinden, 
während  der  Werth  der  beiden   anderen  nach  a)  angegeben  werden  kann. 

In  dem  verbleibenden  Doppelintegral  lässt  sich  die  Integration  nach  t 
mit  Benutzung  der  Integralformeln  28)  und  28  a),  S.  267  und  268,  erledigen, 
so  dass  man  als  Endresultat  findet: 

00 

39)  Vj  «  ijJdhSj^  (cfy (Ä)  coshxj  +  ß^(h)  smhxj)  e^(/>)  e^ (iu^)  %p(iu). 


Von  Dr.  R.  Besser.  311 

I^iese  Formel  giebt   das  Potential  der  Belegung  q  auf  einen  beliebigen  in- 
oem  Pankt  des  Cylinders  an. 

Liegt  nun  zweitens  der  Punkt  1  ausserhalb  des  Cylinders,  in  a  (Xata^a)'» 
beutet  Fa  das  auf  ihn  ausgeübte  Potential,  so  liefert  dieselbe  Rechnung 
sogleich: 

OD  gjj 

0  " 

I>ie  Formeln  39)  und  40)  unterscheiden  sich  nur  durch  die  Vertauschung 
von  @  mit  %.  Fällt  der  Punkt  l  auf  die  Fläche  des  Cylinders,  so  werden 
die  Gleichungen  39)  und  40)  identisch.     Wir  haben  also: 

Denkt  man  sich  einen  elliptischen  Cylinder  mit  Masse  von  der  beli|ß- 
bi^en  Dichte  q  belegt .  so  besitzt  das  Potential  der  Belegung  auf  innere  und 
äussere  Punkte  die  durch  39)  und  40)  ausgedrückten  Werthe.  Darin  be- 
deuten ay(Ä),  /3y(Ä)  gewisse,  bei  der  Entwickelung  von  Y^.qg  auftretende 
Constanten,  welche  sich  durch  Integrale  ausdrücken. 

An  den  Formeln  39)  und  40)  lässt  sich  auch  die  bekannte  Laplace- 
scbe  Relation : 

▼erificiren.  In  der  That  erhält  man  durch  Ausführung  der  Dififerentiation, 
^obei  die  Werthe: 

dna  =  ytlfa'dua,     dHj  =  —  j/ilfj ,  duj  ^ 
sowie  die  Gleichung  32): 

'ö   benutzen  sind,   sofort  den  Werth  —471/7«  für  ;r-^  +  7r-^' 

Jene  Laplace^sche  Gleichung  giebt  aber  auch  den  Grund  an  für  die 

2» 

*^f   S.  268   getroffene  Wahl   des  Werthes   n   für  das  Integral  /[(SvW)*«* ^• 

0 

^^^ichnet   man  wieder  mit  F  und  y^  die  bei  der  Entwickelung  der  Func- 

^ön  zweiter  Art  %^    und   der   der  reciproken   Entfernung  T  auftretenden 

instanten  (s.  S.  270  u.  307),  und  setzt  jenes  Integral  =Cy,  berechnet  dann 

**«  Potentiale   Va  und   F),  so  erhält  man  durch  die  Laplace'sche  Gleich- 

^E  folgende  Beziehung  zwischen  den  drei  Constanten   T,  Cp  und  y^: 

•  ^p  •  Yp  ^~  *• 
Da  nxm: 

^**^ii  wurde,  so  musa: 


312  üeber  die  Vertheilimg  der  indncirten  Elektricitftt  etc. 


Cy  =  ff 


sein.     Denselben  Werih  giebt  auch  Heine,  ohne  weitere  Ableitung  (Kugel- 
fanct.,  IL  Bd.  8.204). 


§8. 

BeBtimmnng  der  Potentiale  Va  und  Vj  aus  den  gegebenen  Potential- 
werthen  Va  an  der  Mantelflaohe  des  Cylindem. 

Wir  lösen  jetzt  die  zweite  der  auf  S.  257  angegebenen  Hauptaufgaben: 
Beliebig  gegebene  Massen  erzeugen  auf  dem  Mantel  eines  elliptischen  Cylin- 
ders  vorgeschriebene  Potentialwerthe  F^;  man  soll  die  Potentiale  F«  und 
Vj  fdr  Süssere  und  innere  Punkte  ermitteln. 

Den  gegebenen  Oberflächen werth  Vo^fa  können  wir  in  die  Form: 

41)  ra^fa^Jdh^v[A^(h).coshx  +  B^(h).sinhx]^^{t) 

uns  gebracht  denken,  welche  indess  erfordert,  dass   I  V{x)dx  endlich,  also 

z.  B.  V  von  X  nicht  unabhängig  sei.  Die  folgenden  Erörterungen  sind  also 
auf  den  Fall  Vq  =  Const»  nicht  anwendbar. 

Das  gesuchte  Potential   V  wird,  als  Function  von  x  und  t  betrachtet, 
durch  einen  ähnlichen  Ausdruck,  etwa: 

OD  f^ 

42)  V=Jdhyj^[%^(h).coshx+iö^(h).sinhx]  (S^(t) 

dargestellt.  Hierin  sind  nun  die  Constanten  ^^  und  IB^  so  zu  bestimmen, 
dass  1.  Fder  Gleichung  JV=0  genügt,  2.  V„  den  gegebenen  Werth  41) 
annimmt. 

Die  Coefflcienten  91^  und  83,  hängen  von  u  ab.     Damit  ^F=0  sei, 
muss,  wie  aus  frttheren  Betrachtungen  folgt: 


sein.  —  Ist  nun  1.  der  Punkt,  ftlr  den  F  zu  bestimmen  ist,  ein  äusserer, 
a{XaUatm)i  80  darf  in  obigen  Ausdrücken  (&^{iua)  nicht  vorkommen,  da 
fOr  unendliche  u«  diese  Function  unendlich  gross  wird,  während  F  end- 
lich bleiben  muss.  Also  ist  o,  und  b,  =0  zu  setzen,  und  man  findet  als 
allgemeinen  Ausdruck  eines  äusseren  Potentials: 

^bJ      F^  '=l/^*S''  («  F  ^^^*  +  ^\  sink«.)  S^Ciw.)  (&^(ta). 


Von  Dr.  B.  Besser.  313 

Befindet  sich  2.  der  angezogene  Pnnkt  im  Innern  des  Cylinders,  in 
Ji^jtijtf)^  80  darf  in  den  Ausdrücken  für  9,  und  IB^  %p{it*j)  nicht  vor- 
kommen,  weil  sonst  -~-  nicht   fOr  alle  inneren  Punkte  endlich  bliebe.* 

duj 

Der  allgemeine  Ausdruck  eines  Potentials  für  innere  Punkte  ist  daher: 

43b)        Vj  ^jdhSj^  (Oy  coshxj  + 1^  sinhxj)  (S^iiuj)  (S^itj). 
Hun  soll  fOr: 

11^  SS  II,      Xa'=Xj      tm=ii      resp.      Uj=U^      Xj=iX,      tß  =  t 

(wenn  wir  Punkte  auf  dem  Cjlindermantel  ohne  Index  bezeichnen)  F«  bez. 
^  in    Ya^sf^  übergehen.    Dies  geschieht,  wenn: 

Äp  ,  Bp 


(g^(iu)        "*     (Sp(iu) 
S^tsm^i  wird. 

ergiebt  sich  dann: 

OD         fify 

•)      F.  ^JähSj"  {Ä,coshXa  +  B^  sinhx.)  |^^  e,(*.). 

OD         QQ 

^^^^*^  Formeln  lösen  die  Aufgabe. 

Man  kann  dieselben  auch  in  der  Form: 


'''='if^f'ß''''^^'-''^2'\^'^'^  ^^•('•)  n 


0 

OD 


0 

^•*«Wlen  und  drückt  damit  F«  bez.  F)  direct  durch  ft,y  nicht  durch  die 
^^wickelungscoef&cienten  von  fa  aus.  Die  Integration  da  bezieht  sich  auf 
^  ganzen  Cjlindermantel. 

Idegen  nun  die  Massen  auf  der  Oberflftche  des  Cylinders  selbst,  so 
'^  sieh  ihre  Dichte  q^  an  der  Stelle  x,  t  durch  die  Gleichung: 

*  Vmgl  den  Beweis  am  Ende  des  §  6. 


306 


üeber  die  Vertheilnng  der  inducirten  ElektriciUtt 


daher  nur  in  der  Differentialgleichung  ^7'=0,  nicht  aber  in  dar  t 
Entwickdnng  zulässig.  Dagegen  dltrfen  auch  in  der  Kntwickelingi 
!r, ,  (  und  i,  Yertauscht  werden. 

Giebea  wir  nun  inr  Bestimmung  der  a  und  ß  über. 

Fällt  der  Punkt  0  unendlich  weit  oder  ist  m  =  co,  so  wird  2"^ 
aber  nach  Gleichung  34}  fflr  unendliche  u  @(tu}  gleichfalls  nuendlkl 
wird,  so  mllseen  in  den  GleichuDgen  b)  die  CoeffieienUn  t.^ihi  vnd^ 
identisch  Torschwinden.     Also: 

c)  tt,(h)  =  0,     (.■,(A)  =  0. 
Da  ferner  T  nur  von  x-x,  abhängt  [denn  es  ist 

so  dürfen  in  der  Entwickelung  x  und  x,  auch  uur  in  der  Ver 
enthalten  sein;  ein  Vorkommen   des  Sinus  ist  ausgeicbloü 
auch  T  eine  gerade  Function  von  i— x,  ist.     merons  f 

d)  ß,{h)  =  A,ih]coshx,.     ^v(Ä)=^(Ä)*WlAr 
Die  Constante  Av    hBngt  nai   noch    von  t,  und  m,  <>< 

der  Symmetrie  Hchlieset  man.  dasa  f,  Dur  In  der  TcrbiiKi 
vorkommen  darf,  eo  daes  die  Annahme: 

e)  J^(Ä,(,,«,)  =  B,(Ä,ti,-).e,  I 
berechtigt  ist.     Wegen  der  Gleichungen  b),  c), 
lung  a)  die  Form; 


f) 


T  =  1  dhcosh{x~Xt)  ^'  hv 


Zur  ErraitteloDg  der  hierin  noch  ^ 
f)  in  die  Gleichung  ^T=0  eiT 
worden  ist,  d.  h.  in  die  Gl<>i<  ' 


Dies  giebt: 
jdhcosh{x- 


Von  Dr.  R.  Bessbb.  315 

a)  Vj  =  Taj, 

and  rar  einen  inneren  i  durch 

definirt;  j  and  a   sind   dabei   beliebige   innere   bez.   itiissere   Punkte.      Die 
Gleichungen  a)  and  b)  gelten  noch ,  wenn  j  bez.  a  auf  die  FlSche  selbst  fällt. 

Die  Green 'sehe  Function  ist  das  Potential  der  gefundenen  Belegung 
f^  Punkte,  die  mit  dem  Centralpunkte  gleichartig  liegen.  Sie  werde  durch 
G-ij  bez.  Garn  bezeichnet    Sie  ist  symmetrisch  in  Bezug  auf  i  und  j^  a  und  a. 

Die  Ermittelung  der  Green'schen  Belegung,  wobei  für^s  Erste  der 
Centralpnnkt  ein  änsserer  Punkt  a  (Xata^a)  »ei^  l^st  sich  auf  doppelte 
Weise  vornehmen.  Man  kann  erstens  die  in  §  7  gelöste  Aufgabe  anwenden, 
indem  man  die  Constanten  a^  und  ß^  in  der  Gleichung  38)  so  specialisirt, 
dass  der  für  diese  Belegung  sich  ergebende  Potentialwerth  39)  identisch 
mit  T„j  wird,  wie  a)  es  vorschreibt. 

Da 

0  " 

80  liefert  die  Bedingung 

Ngleich: 

^  die  Substitation  dieser  Werthe  in  die  Gleichung  38)  giebt  dann  fQr  die 
R'öBuchte  Belegung  i;«  den  Ausdruck: 

0 

^^  setzt  man  dieselben  Ausdrücke  für  a^  und  ß^  in  die  Gleichung  40), 
"^^che  das  Potential  der  durch  38)  dargestellten  Belegung  auf  einen  änsse- 
^*  Punkt  darstellt,  so  ergiebt  sich: 

.00  QQ 

0 
^^  erkennt  die  Symmetrie  in  Bezug  auf  a  und  a. 

Eine  zweite  Methode  zur  Bestimmung  von  i/^  ^i^d  Gaa  besteht  in  der 
^^wendung  der  Resultate  des  §  8,  indem  man  die  dort  gegebene  Function 
^^3tf«  anninmit,  daraus  die  Constanten  A^  und  By  bestimmt  und  end- 
^b  durch  Substitution  der  erhaltenen  Werthe  in  46),  sowie  44  a)  die 
"^Tiidrttcko  für  17«  und  0-aa  aufstellt.  —  Für  Ay  xiad  B^  ^t^^>ö«u  «vOoi  xjä- 
^^^t$Umr  die  Werthe: 


_^<^ 


316  üeber  die  Vertheilimg  der  inducirien  ElektricitSt  etc. 


4 

TS 

B,  =  -  smhx,  e, (<.)  «,(t«)  5, (tu.) ; 

TS 

yerf&hrt  man  mit  diesen,  wie  angegeben,  so  erhftlt  man  47)  und  48)  wieder. 
Oanz  ebenso  ergiebt  sich  für  einen  inneren  Centralpnnkt  i  als  Oreen- 
sche  Belegung  17^: 

0 

und  als  Green 'sehe  Function: 
50)  G,i  =  ^  fdh  eo8h{xj-x,) ^»  6,«,^  (?,(/,>  e,(tw.) e,(»«,) ^|^^ 


§10. 

BeBtünmung  der  Massen  der  in  den  %%  7  und  9  betrachteten 

Beleguni^en. 

In  §  7  lösten  wir  die  Aufgabe:  das  Potential  einer  durch  ihre  Dich- 
tigkeit q  gegebenen  Massenbelegung  des  elliptischen  Cjlinders  ftLr  Süssere 
and  innere  Punkte  desselben  aufzusuchen.  Jetzt  soll  die  Oesammtmasse  M 
dieser  Belegung  bestinunt  werden.  Die  erhaltene  allgemeine  Formel  wenden 
wir  dann  auf  die  im  vorigen  Paragraphen  betrachtete  Green 'sehe  Be- 
legung an. 

Es  ist 

4-00    2n 

M=l qda  =  f  dx  jdt}/^.q. 

'  -00      0 

Für  q  wurde  in  38),  S.  310,  der  Ansatz: 

q]/^=zl  dhlÄ(h)coshx  +  B(h)sinhx], 

0 
worin: 

Ä{h)  =^'  a,{h)  e,(0,     B(h)  =^»  ß,{h)  6,(0 

U  0 

waren,  gemacht     Damit  ergiebt  sich: 

2«    +00      CO 

Öl)  M=Jdt  |dxJd)iVAQi)co8lix-VB<}C^svalvxV 

0       — «     0 


Von  Dr.  B.  Besser.  317 

Die  Tnnctioneii  Ä(h^t)  und  B{h^t)  drücken  sich  in  bekannter  Weise  durch 
^  gegebene  Function  q  aus;  sie  sind  als  endlich  und  stetig  im  ganzen 
Worthbereich  von  h  und  i  anzusehen. 

In  51)  wird  nun  die  Integration  nach  x  und  h  durch  eine  von  Herrn 
C.  Neumann  in  seinem  schon  mehrfach  citirten  Werke:  ,,Ueber  die  nach 
Kieis-,  Kugel-  und  Cjlinderfunctionen  fortschreitenden  Entwickelnngen  etc.^ 
aog^bene  Integralformel  ermöglicht.     Dieselbe  lautet: 

po      y 
jdx  (dh  coshx  F{h)  =  -|  F{+0)* 
0       0 

Darin  bedeutet  y  eine  ganze  positive  Constante,  F{h)  eine  im  Intervalle 
ü  =  0 . . .  y  abtheilungsweise  stetige  und  abtheilungsweise  monotone  Function 
Ton  A.  Nehmen  wir  in  obiger  Gleichung  das  Integral  nach  x  zwischen  —  oo 
und  +<^9  80  ergiebt  sich: 

+00    y 

a)  Jdx  (dh coshx F{h)  =  n  F{+  0). 

—  00    0 

Dagegen  ist  evident,  dass: 

+  00     y 

b)  JdxJdh8inhxF{h)  =  0 

—  OD       0 

ist.  Diese  beiden  Formeln  dürfen  auf  51)  angewandt  werden,  und  zwar 
darf  man  y  =  Qo  setzen,  da,  wie  schon  bemerkt  wurde,  A{h)  und  B{h)  Func- 
tionen von  h  sind,  welche  die  geforderten  Eigenschaften  besitzen.  Man  erhält: 

2« 


Nun  ist: 


also: 


M=nJdt.Ä{0). 
0 


Wie  aber  8.271  gezeigt  wurde,  nehmen  für  A=>0  die  Functionen  €,(0 
die  Wer&e  sinkt ^  caskt  an,  die  Constanten  k^  gehen  in  die  natürlichen 
Zahlen  0  ,1,  2,  ...  über  und  ftlr  A;=:0  erhftlt  die  Function  Q{t)  den  Werth 


*tL  La  Qleich.  C),  8.  80;  ea  ist  q  durch  h  er%eiz.t  vioTden. 


318  Ueber  die  Vertheilung  der  indueirten  Elektricit&t  etc. 


".'■».'X«*.*-     *-.,-\^     ^     »    -     ^        v-^ 


y2 

—^  •     Dann  lässt  sich  die  Integration  nach  t  ausführen  und  giebt  das  Re- 
sultat: 
52)  M=y2.7iKa^{0). 

Machen  wir  eine  Anwendung  von  dieser  Formel  zur  Bestimmung  der 
Masse  der  Gree naschen  Belegung. 

Nach  Gleichung  49)  ist  für  einen  inneren  Centralpunkt  i: 

vy^=-ijdhcosh{x^x,)2j-    el/u)  -^®^^^^' 

0 
also,  mit  Beibehaltung  unserer  Bezeichnungen: 

Ä(h.t)  =  -coshx,2'—^-^.-..  (?,(0 
und  weiter: 

Hieraus  folgt:  _ 

und  nach  52): 

so  dass  ein  für  beliebige  geschlossene  Flächen  geltender  Satz  auch  auf  die 
hier  vorliegende  ungeschlossene  Fläche  Anwendung  findet. 

Die  Masse  der  auf  einen   äusseren  Centralpunkt    a  sich   beziehenden 
Green^schen  Belegung  lässt  sich  ebenso  leicht  bestimmen. 
Nach  Gleichung  47)  war: 


na 

0 


Es  ist  also  hier: 


a,W  =  i,«>.Ä..^-('-)»''(--) 


"        g,(»u) 
Für  Ä  =  0 ,    V  =  0  verwandelt  sich : 


aldo  wird: 


gy(*^«)  .     Ua  .   .  .     /2 

lf\\  ^     V^    **•        ^A      TUT  **« 

"o^^)  =  ^«-2-ü    "°^   ^-^ü 


Hierin  liegt   das  bemerkenswertbe  EeswWaV, ,  Ci«Ä\i  ^\^  W^ä-^^  dar  auf  einen 
äussern  Centralpunkt  a  sich  beziehenden  OTö^ik'ÄODi«u'^\^^SQ=^%  «>ai^  ^äJ^^ 


Von  Dr.  R.  Besser.  319 


tiscilen  Gjlinders  lediglich  von  der  Coordinate  u«  desselben  abhängt,  also 
ungefindert  bleibt,  wenn  sich  et  anf  einer  zur  Basis  des  Cy linders  confoealen 
Ellipse  bewegt. 

§11. 

Bestimmimg  der  durch  Einwirkling  eines  elektrisohen  ^ffassenpirnktefl 

auf  dem  Cylinder  induoirten  Belegung« 

Wir  stellen  jetzt  folgende  Aufgabe: 

Ein  unendlich  langer  elliptischer  Cylinder  soll  in  solcher  Weise  mit 
Masse  belegt  werden,  dass  deren  Potential  nebst  dem  eines  mit  der  Masse 
-f- 1  behafteten  inneren  Punktes  für  alle  äusseren  Punkte  den  Werth  Null 
annimmt. 

Oder  physikalisch  ausgedrückt: 

Es  soll  die  Vertheilung  der  Elektricität  auf  einem  unendlich  langen 
Cylinder  ermittelt  werden ,  der  von  einem  inneren  Punkte  + 1  influenzirt 
wird  und  zur  Erde  abgeleitet  ist. 

Dabei  kann  von  einer  dem  Cylinder  vorher  mitgetheilten  Ladung  ab- 
gesehen werden,  denn  da  derselbe  unendlich  lang  ist,  so  wird  die  durch 
jene  Ladung  erzeugte  Dichte  unendlich  klein. 

Ist  nan  j  der  gegebene  innere  Punkt,  a  ein  beliebiger  äusserer  Punkt, 
so  muss  die  an  der  Stelle  o  des  Cylinders  sich  bildende  Dichte  q^  der  Be- 
dingang : 

genügen.     Dies  bedeutet,  dass: 

3a  =  -  rjj^ 

zo   setzen  ist,  wodurch  die  gestellte  Aufgabe  gelöst  ist. 
Nach  Gleichung  49)  hat  man  also: 

00 

ge  =  -— — =    I  cosh{X''Xj)F(h)dh, 
53)  0 

Und    auf   innere  Punkte   übt   diese   Belegung  ein   Potential  aus,    welches 
=  —  e,y  ist  [s.  Gl.  50)]. 

Liegt  dagegen  der  inducirende  Punkt  ausserhalb  des  Cylinders,  in  a, 
so  ist  ganz  entsprechend: 

^<r  =  -  flay 


320  üeber  die  Vertheilang  der  induoirten  Elektricitftt  etc. 


54) 


CO 

q^=B =  I  dhco8h(x-'Xtt).F(h)y 


and  das  Potential  dieser  Belegung  auf  Süssere  Punkte  s=  — O^^i. 

Die  Gesammtmassen  der  sich  bildenden  Belegungen  werden  durch  die 
am  Schlüsse  des  vorigen  Paragraphen  aufgestellten  Formeln  gegeben. 

Die  Dichtigkeit  q  der  durch  einen  elektrischen  Massenpünkt  +1  &uf 
der  Oberfläche  eines  unendlich  langen  elliptischen  Cylinders  inducirten  Elek- 
tricität  stimmt  also  mit  der  negativen  Dichte  17  der  auf  jenen  Punkt  als 
Centralpunkt  sich  beziehenden  Green'schen  Belegung  überein.  Dasselbe 
Resultat  ergiebt  sich  auch  bei  anderen ,  geschlossenen  Flächen.  .  Es  verdient 
indessen  Beachtung,  dass  nach  einer  Bemerkung  von  Heine*  in  unserem 
Falle  q  genau  durch  —  %\  ausgedrückt  wird ,  während  bei  geschlossenen  Flä- 
chen diese  Annahme  eine  nur  angenäherte  Giltigkeit  besitzt. 

Die  Gleichungen  53)  und  54)  gestatten  vorläufig  keine  weitere  Verein- 
fachung. 

Für  besondere  Lagen  des  inducirenden  Punktes  dagegen  lassen  sich 
einige  Eigenschaften  der  inducirten  Belegung  angeben,  die  ich  in  Kürze 
ableiten  will. 

Der  Formel  53),  in  der  man  ohne  Beschränkung  der  Allgemeinheit 
o^ssO  setzen  darf,  entnimmt  man,  dass  die  Dichte  q  für  Punkte,  die  sich 
nur  im  Vorzeichen  von  x  unterscheiden,  dieselbe  ist.  Nimmt  x  seinem  ab- 
soluten Werthe  nach  zu,  so  nimmt  q  ab.  Denn  für  einen  zweiten  Punkt 
Oj,  dessen  x^^Xy  hat  man: 

qc,  =  -  —^  J  dh  coshx^  F(h) , 

und  da  für  jeden  Werth  von  h: 

coshxi  <  eoshx, 
so  folgt  dass: 

Diese  Abnahme  von  q^  erfolgt  bis  in  die  Unendlichkeit,  so  dass  an  den 
unendlich  entfernten  Enden  des  Cylinders  die  Dichtigkeit  der  Elektricität 
oO  ist.  Genauer  überzeugt  man  sich  hiervon  durch  Anwendung  des  Du 
Bois-Rejmond'schen  Mittelwerthsatzes,  welcher  zeigt,  dass: 

OD 

Um   lcoshxdh.F{h)^0 


*  KügektimMonea^  II,  Bd.  8.  89  Anm.  und  ^.  %;!%. 


Von  Dr.  R.  Besser.  321 

ist,  sobald  F{h)  den  Bedingungen,  im  Intervalle  0  bis  oo  abtheilnngsweise 
stetig  und  abtheilnngsweise  monoton  zu  sein,  genügt.  Diese  Bedingungen 
werden  aber  von  F{h)  jedenfalls  erfüllt.  Die  Maximaldichte  findet  also  ftlr 
.die  Punkte,  deren  rt;s=0,  statt,  d.  h.  die  in  der  £bene  des  inducirenden 
Punktes  gelegen  sind. 

Bei  diesen  Erörterungen,  welche  noch  für  jede  Lage  des  inducirenden 
Punktes  gelten,  berücksichtigten  wir  nur  die  Abhängigkeit  der  Dichte  q 
von  X.  Es  möge  jetzt  q  als  Function  von  t  betrachtet,  es  möge  also  die 
Vertheilung  der  Elektricität  auf  dem  Umfange  einer  zur  Basis  des  Cjlinders 
parallelen  Ellipse  untersucht  werden.  Hierzu  ist  eine  Discussion  des  Aus- 
druckes : 

nöthig,  von  welchem  jene  Vertheilung  abhängt. 

Wir  zerlegen  F(h)  in  vier  Theile,  entsprechend  den  vier  Classen  der 
Functionen  @,  etwa  in  folgender  Weise: 

F(h)  =  M^  +  ]^  +  M,  +  M,, 
wo  nun  M^  die  Functionen  @  erster  Classe  enthält,  also  gleich 


^- 


e,^(0 


ist  U.  8.  w. 

Betrachten  wir  jetzt  vier  symmetrisch  gelegene  Punkte  auf  der  Peri- 
pherie der  Ellipse,  so  finden  wir,  Gebrauch  machend  von  der  Tabelle  26), 
S.  266,  folgende  Werthe  för  F{h)  in  den  vier  Quadranten: 

I.Quadrant:    F(h)  =  M^  +  M^  +  M^  +  M^, 

n.      „        jP(Ä)  =  -af.--af,+jM3--af„ 

III.  „  F(h)  =  M^--M^^M,  +  M^, 

IV.  „  F(h)=^Mi  +  M^''M^-M,. 

Man  braucht  also  nur  die  Dichte  q  für  Punkte  eines  Quadranten,  etwa 
des  ersten^  zu  kennen,  um  sie  für  Punkte  der  übrigen  Quadranten  ^  be- 
stimmen. 

n  3« 

Für  die  Enden   der  Axen,    d.  i.  für  ^  =  0,  -s-»   »♦    -s-»  ergiebt  sich 

mit  Anwendung  von  25),  S.  266: 

^  =  0:      F(Ä)  =  ilfi<«>    +M^(^\ 

t  =  ^:      F(h)  =^  nßK  mS^\ 
/-=y:  F{h)^M^^)-Up^. 

Z^ftBohrin  f.  Mmthemmtik  a.  Kb/sik  XXX,  6.  ^^ 


322  üeber  die  Vertheilung  der  inducirten  ElektridtSt  ete. 


Die    oben  angefügten  Maiken  (0)   bez.  ( ^  j  sollen  die  SabBÜtntion  ätm 

Werihe  von  ^  in  die  ilf  bezeichnen. 

Von  Interesse  ist  es,  Funkt«  der  Ellipse  aufzusuchen ,  in  denoi  fii-^ 
selbe  Dichte  herrscht,  was  darauf  hinauskommt,  zwei  Werthe  tob  (  za  W* 
stimmen,  für  welche  F(Ji)  gleiche  Werthe  annimmt     Eine  solche  üohv- 
suchung,   die  beim  Ereiscylinder  zu  sehr  einfachen  Resultaten  führt,  Uli 
sich  jedoch  hier  wohl  nicht  ausführen ,  so  lange  die  Lage  des  indndnnte 
Punktes  j  allgemein  bleibt. 

Wir  specialisiren  deshalb  die  Lage  von  j  und  nehmen  an,  das»  enkm 

IS  3x     • 

j  auf  der  kleinen  Axe  der  Ellipse  liege ,  d.  h.  dass  tj=  -^  oder  =—  wi» 

Dann  ist  aber: 

folglich  auch: 

Jlf^  =  0,     Jf^  =  0, 

und  man  bemerkt,  dass  F{h)  für  symmetrisch  gelegene  Punkte  des  1.  unl 
2.,  sowie  des  3.  und  4.  Quadranten  gleiche  Werthe  annimmt;  für  dien 
nämlich  M^  —  M^y  für  jene  Mi  +  M^,  Die  Vertheilung  ist  also  symmetriad 
in  Bezug  auf  die  kleine  Axe  der  Directrix. 

Liegt  zweitens  j  auf  der  grossen  Axe  der  Ellipse,  so  ist  entweder 
u^  =  0,  oder  tj  =  0  oder  =n,  je  nachdem  j  innerhalb  oder  ausserhalb  der 
Brennlinie  liegt.  In  beiden  Fällen  verschwinden  die  Functionen  (Sy(i«;) 
resp.  (&p(tj)  der  dritten  und  vierten  Classe;  es  ist  also: 

if3=o,   -af,=o, 

d.  h.:  die  Vertheilung  ist  symmetrisch  in  Bezug  auf  die  grosse  Axe  der 
Ellipse. 

Liegt  endlich  drittens  j  im  Coordinatenanfange  selbst,  so  verschwindei 
die  Ausdrücke  ^Z,,  M^,  ilf^,  d.  h.:  die  Elektricität  ist  symmetrisch  in  Beng 
auf  beide  Axen  der  Ellipse  vertheilt,  denn  in  allen  vier  Quadranten  besitrt 
F{h)  denselben  Werth  M^. 

Anhang.  Ist  die  Excentricität  c  der  Basis  des  Cylinders  so  klein ,  dass 
höhere  als  zweite  Potenzen  derselben  vernachlässigt  werden  können,  unter- 
scheidet sich  also  der  elliptische  Cylinder  nur  wenig  von  einem  Kreiscylin* 
der,  so  gelten  folgende  Näherungsformeln  für  die  Functionen  (S,  (0 1  @9(t*<)9 

I.  und  IL  Classe: 
(gi(0  =  «>5<    +-^cos3t, 

/e  /j\  1X1    i«^r^s(^'  +  2')*      cosyt— 2>jtA       V      cv   o 


Von  Dr.  R.  Bbssbb.  323 

in.  and  lY.  Classe:  Dieselben  Ausdrücke,  nur  tritt  der  Sinus  für  den 
Cosinus  ein. 

Diese  Näherungsformeln,  deren  Ableitung  hier  übergangen  werden 
möge,  be&iedigen  die  Differentialgleichung  ftLr  (S(t)  bis  auf  Grössen  der 
Ordnung  c*  und  genügen  mit  demselben  Genauigkeitsgrade  auch  den  Inte- 
gralformeln des  §  3. 

Als  Annäherungen  für  die  Constanten  k^^  welche  sich  als  Wurzeln 
einer  Gleichung  unendlich  hohen  Grades  darstellen,  ergeben  sich  bis  auf 
Grössen  vierter  Ordnung  genau  die  ganzen  Zahlen  0,  1,  2,  .. .   Weiter  folgt: 

(g^(fu)  =  (l  +  c«)J,(Äir), 

g,(tu)  =  (l  +  c«)n(Ä»r), 
worin: 

Mit  Benutzung  dieser  Werthe  wird  ly  für  einen  auf  der  Axe  des  Cjlinders 
liegenden  Centralpunkt  j  durch  folgenden  Ausdruck  dargestellt: 

CO  OD 

0  0 

rJo(Ätr)  Ir  \Jo(h%r)     J^{htr)/     f^Jo(htr)j 

Das  erste,  von  c^  freie  Glied  reprSsentirt  die  Dichte  der  Green'schen  Be- 
legung oder  der  inducirten  Elektricität  eines  Ereiscjlinders ,  dessen  Basis  den 
Badius  r  besitzt,  falls  der  mit  der  Masse  +1  geladene  Punkt  auf  der  Axe 
liegt.  Das  zweite  Glied  drückt  daher  die  Abweichung  der  Dichte  des  ellip- 
tischen  yon  der  des  Ereiscjlinders  aus.  Dieselbe  ist  yerschieden  für  die 
Punkte  einer  Ellipse;  doch  besitzt  sie,  da  sie  nur  von  cos2t  abhftngt,  für 
symmetrisch  gelegene  Punkte  denselben  Werih. 


Zum  Schlüsse  sei  noch  bemerkt,  dass  die  auf  den  vorstehenden  Blftt- 
tem  behandelte  Aufgabe  auch  dadurch  gelöst  werden  kann,  dass  man  den 
elliptischen  Cylinder  als  Specialfall  eines  Ellipsoids  oder  eines  elliptischen 
Kegels  betrachtet.  Die  erste  Methode  hat  sich  mir  nicht  als  erfolgreich 
gezeigt.  Die  zweite  fordert  zur  Untersuchung  der  bis  jetzt  noch  nicht  be- 
handelten Functionen  des  elliptischen  Kegels  auf,  deren  GrenzfUle  die 
Functionen  des  elliptischen  Cjlinders  sein  werden,  genau  so,  wie  die  von 
Herrn  Mehler  eingeführten  Kegelfunctionen  die  Bqs^^V^^v^'^S'qi&^^'gasbl 
^  OrenxfIÜle  besitzen» 


324     üeb.  die  Vertheiig.  d.  indac.  Elektricitftt  etc.   Von  Dr.  R.  Bessek. 

Mit  Anwendung  der  Methode  der  reciproken  Badien  erhält  man  noch 
die  Lösung  der  Aufgabe:  die  Yertheilung  einer  ohne  Einwirkung  Süsse- 
rer Kräfte  auf  dem  Bilde  des  Cylinders  sich  befindenden  Elektricitftts* 
menge  zu  bestimmen.  Legt  man  den  Mittelpunkt  der  Kugel,  in  Bezng  auf 
welche  der  Cylinder  abgebildet  wird,  in  die  Cylinderaxe,  so  ist  das  Bild 
des  Cylinders  eine  geschlossene  Fläche,  welche  von  Ebenen,  die  durch  die 
Axe  gehen,  in  Kreisen  geschnitten  wird.  Diese  Ejreise,  von  verschiedener 
Grösse ,  berühren  die  Axe.  Bei  einem  Kreiscylinder  sind  alle  Kreise  gleich 
gross  und  man  kann  dessen  Bildfläche  dann  als  einen  besondem  Fall  des 
£j^isringes  ansehen ,  nämlich  den ,  dass  der  rotirende  Kreis  nicht  ausserhalb 
der  Botationsaxe  liegt,  sondern  dieselbe  tangirt 


XVII. 

Naherangsformeln  für  Inhalt  und  Oberfläche 
niedriger  Flächenabschnitte. 

Von 

Dr,  L.  Geisenheimeb, 

B^rgsohnl-Dixeotor  in  Taznowiti,  O.-S. 


ffierzu  Taf.  VU  Fig.  1. 


Die  Planimetrie  besitzt  in  den  Ausdrücken   für  den  Inhalt  J  und  die 
angenäherte  Bogenlänge  l  eines  beliebigen  Parabelsegments,  J=:.\g'h  und 

2=^|l-f-|-( — j  |>  wo^  die  Sehne,  h  die  Scheitelhöhe  des  Segments  be- 

dentet,  zwei  für  die  Praxis  des  Feldmessers  werthvoUe,  viel  angewendete 
Formeln.  In  nachstehender  Entwickelung  sollen  die  entsprechenden  stereo- 
metriBcben  Formeln ,  also  Ausdrücke  für  die  näherungsweise  Berechnung  des 
körperlichen  Volumens,  welchen  irgend  ein  kleiner  Theil  einer  Fläche  über 
der  schiefen  oder  orthogonalen  Projection  seines  ümfanges  bildet,  und  der 
Oberfläche  dieses  Flächentheils  hergeleitet  werden.  Durch  mehrere  Be- 
ziehungen ,  welche  sich  hierbei  bezüglich  der  Trägheitsmomente  einer  ebenen 
Fifi^r  ergeben,  gewinnt  die  Entwickelung  vielleicht  ein  weiteres  Interesse. 

Beredmnng  des  Inhalts  einet  mit  flachem  OewAlbe  überspannten 

Baumes. 

Im  Scheitel  der  überwölbenden  Fläche  wählen  wir  zwei  beliebige  con- 
jngirte  Tangenten  als  X-  und  F-Axe;  die  nach  Richtung  des  Projections- 
strahles  fallende  Z-Axe  bilde  mit  der  Scheitel-  (Tangential-)  Ebene  der 
Flüche  den  Winkel  (je;,a;y)  =  /.  Die  Flächengleichung  kann  dann  in  der 
Form  gegeben  werden: 

and  für  den  Inhalt  des  durch  die  Scheitelebene ,  die  Projectionsstrahlen  und 
die  Fläche  umschlossenen  Raumes  ergiebt  sich ,  indem  wir  uns  auf  die  zweiten 
Potenzen  beschränken, 


326      NftherangBformeln  f.  Inh.  u.  Oberfl.  niedriger  Flftchenabschnitte. 

Werden  die.  Trägheitsmomente  der  Projection  bezttglich   der  X-   und 
7-Axe  mit  Tss  unci  Tpp  bezeichnet,  so  wird: 

Bedeaten  p«  und  p,  die  Krümmungsradien  der  li&ngs  der  X-  und  7-Axe 

fallenden  Normalschnitte,  so  ist 

.      ,.    2«       1        ,  1 

r.«ny  =  «nyiim~^  =  — »   ebenso  s.5M»y  =  -- > 

daher 


2«in*(a;y)\  ^^        ^^ 

Dieser  Ausdruck  ist  von  der  Neigung  der  Z-Axe  unabh&ngig;  subtrahirt 
man  ihn  vom  Inhalte  des  prismatischen  Baumes,  welchen  die  Scheitelebene, 
die  Projectionsstrahlen  und  irgend  eine  Grundebene  begrenzen,  so  folgt  der 
Inhalt  des  Aber  der  letzteren  liegenden,  durch  die  Fläche  überspannten 
Baumes. 

Da  der  Werth  fOr  /  von  der  Wahl  der  Z-  und  F-Axe  unabhängig 
sein  muss  und  QjfQy.8in^{xy)  einen  festen  Werth,  nämlich  das  Beciproke 
des  Erümmungsmaasses  der  Fläche  im  Scheitelpunkte  bildet,  folgt: 

welche  Gleichung  sich  auch,  unabhängig  yon  der  vorstehenden  Entwicke- 
lung,  folgendermassen  herleiten  lässt: 

a  und  h  seien  die  nach  Bichtung  der  X-  und  7-Axe  £äUenden  Halbmesser 
der  Indicatrix  der  Fläche,  p,  bezüglich  q  und  R  die  Abstände  eines  beliebigen 
Punktes  der  X  T-  Ebene  yon  den  Axen  X,  Y  und  dem  CoordinatenanfiBmgs- 
punkte;  so  gilt  bekanntlich  für  conjugirte  Halbmesser  der  Indicatrix  die 
Formel : 

a*  «fn'(a ,  JB)  +  6*  «n*(6,  R)  =  Const.  oder  pK  q,  +  q\  q^  =  CoM. 2?, 

womit,  da  R  von  der  Wahl  des  Coordinatensjstems  unabhängig,  die  eben 
gefundene  Gleichung  bewiesen  ist* 

Falls  der  Scheitelpunkt  der  Fläche  hyperbolischer  Natur  ist,  die  Scheitel- 
ebene also  die  Fläche  schneidet,  haben  Qx  ^uid  Qy  entgegengesetztes  Vor- 
zeichen. Formel  1),  welche  in  diesem  Falle  unbestimmt  werden  kann,  liest 
sich  alsdann  in  eine  andere  Form  überführen,  indem  man  die  X-  und  Y- 
Axe  in  die  Asymptoten  der  Indicatrix  verlegt  Sind  p^,  g^  die  absoluten 
Werthe  der  Hauptkrümmungsradien,  Qi>Qf^  so  liefert  diese  Transformation 
auf  die  Inflexionstangenten  die  Gleichung: 


*  Der  entsprechende  planimetritche  Satz  lautet:  Sind  a,  h  zwei  ooigagirts 
J?4JbiDaiser  eines,  Oj ,  ht  die  nach  gleicher  Bichtung  fiülenden  Halbmeüsr  eines 

andern  coooentrischen  KegelichiaUA«,  «o  \eVi  — \-Vn^Oowi!t« 


Von  Dr.  L.  Geisenhbimer.  329 


Oberflftohe  einer  beliebig  begrenzten  flachen  Knppe. 

^^ird  das  Coordinatensystem  wie  bei  Formel  1)  gewählt,   so  dass  X 
^    Y  coigagirte  Bichtungen    des   Scheitelpunktes,  Z  beliebig;    bedeutet 
ferner   n  die  Normale  der  Fläche,   {nx),  {ny),  (ng)   deren  spitze  Winkel 
fflii  den  Azen,  so  erhält  man  für  die  Oberfläche  0: 

n       •  /     \   •      Cdx.dy 
O  =  stnixy)  3tny  I  — ; — ^• 

,/  cos{n0) 

Ans  der  Flächengleichung: 

folgt: 

dF  1  dF  1 

^  =  rx  +  j{ta?+2uxy  +  vy^),     ^  =  sy+j{ux^  +  2vxy  +  wy^), 

^F__. 

Sind  a,  ^,  y  die  HOhen  des  aus  den  Coordinatenazen  gebildeten  kör- 
perlichen Dreiecks,  also  a=^  L(Xyye)  u.  s.  f.,  so  findet  man  die  Winkel  der 
Normalen  mit  den  Axen  durch  die  Gleichungen: 

r     \        /     N         .     ^      dF  dF  dF 

ox   oy    00 

""I^Zi      H ^"T^H T ^- r-^'Cos{nx)cos{ny) 

cosx 
co$(nx)cos(ne)  —  2-r—z — : — •co$(ny)cas(n0)=sl. 
sma.smy  stnß.siivy         >   ^/       \     / 

^^  ^i  !fi  ff  die  Winkel  des  erwähnten  körperlichen  Dreiecks. 

Hiemach  wird: 

co8{nß) 

1 

cose      dF  dF    ^     cosy      dF     ^     cosx      dF 
sin^y     " ginasinß  dx  dy        sinasiny  dx        sinßstny  dy 

siny 


cos(ne) 


I^l+.«*n*yMF\«     8in^yldF\^   o  sin^Y     dF  dF   „        siny  dF   ^        siny  dF 

**n'oW«/      8m*ß\dyl  stnastnßoxdy  stnadx  smßdy 

Da   r-   und  ^-   in  der  Nähe   des   Scheitels  gegen  Null  conyergiren, 

T7^^   der  binomische  Satz  angewendet  werden.    NaAh  Em^^xoccL^  d»t  ^^ 
^^  partiellen  Ableitungen  hesiimmievL  Wertbe  kommt; 


330      Näherangsformeln  f.  Iah.  u.  Oberfl.  niedriger  Flächenabschnitte. 
Oc=/  dx.dy.sin{xy)  + 1  Icosy-r-^r.x  +  casx-r^s.yjdx.dy.sinxy 

sifh^  y  \ 

,   1    .       /*  ( /cosy  .  .  cosx    \   ,  ,  o  /^^y     I  ^^*  ^ 

.  /cosy     .  cosrc    \  ,1  ,     ,      .  ,     x 
+  [T-^v  +  -r-^w]y*\dx.dy.atn{xy). 
\sma        stnp    /     } 

Bezeichnen  wir  den  Inhalt  der  durch  die  Z-Axe  erhaltenen  Projecüon 
des  die  auszurechnende  Fläche  begrenzenden  ümfanges  auf  die  Scheitelebene 
mit  F,  die  Schwerpunktscoordinaten  dieser  Protection  mit  |  und  17 »  ihre 
Trägheitsmomente  bezüglich  der  X-  und  F-Axe  wieder  mit  Txx  und  Tyy, 

femer  sin^{xy)  1  xy.dx.dy.sin{xy)^  also  die  Summe  aus  den  Flächenthei- 

len  multiplicirt  mit  ihren  senkrechten  Abständen  von  der  X-  und  F-Axe, 
mit  Tyyt  so  ergiebt  sich  nach  einigen  einfachen  trigonometrischen  Umfor- 
mungen : 

sifiy 

^'   +{cotgy.v  +  cotgx.w)Txx\' 

Bedeutet  v  die  Normale  des  ttber  dem  Schwerpunkte  der  Grundfläche 
(der  Projection)  liegenden  Flächenpunktes,  so  wird: 

siny        -  ,  svny      ^  ,  siny 

sti^y 
+  0    •/     .\{cotgy.t  +  cotgx.u)^  +  2(catgy.u  +  cotgx.v)ifi 

+  {cotgy  v  +  catgx.w)ri^\, 
welche  Gleichung  in  Verbindung  mit  der  vorletzten  liefert: 

Q  =  F--^^,  +  ^^'/   Af^T..''2co8{xy)rsT^^  +  8'T^\ 
cas{gvy2sin^{xy)^      "  ^  ^^       "  "' 

£8in(x»)  ^^cotg9.t>+cotg9.*o)T(i\, 
wo  7}f,  J^^,   Tff  die  entsprechenden,  saf  den  Schwerpunkt  betogeoen 


Von  Dr.  L.  Oeisekheimer.  331 

Die  in  genau  entsprechender  Weise  fttr  die  vom  Scheitelpunkte  gemessene 
Bogenlänge  l  einer  ebenen  Curve,   deren  Coordinatenaxen  den  Winkel  y 

bilden  und  deren  Gleichung  y«=-n'^+7~^  lautet,   herzuleitende  Gleich- 
ung heisst:  ^  i 

Die  Yorstehenden  Formeln  enthalten  bei  beliebiger  Wahl  der  Z-Axe 
die  Coefficienten  f,  u,  v,  io  der  Glieder  dritter  Ordnung;  in  diesem  Falle 
unterscheiden  sich  also  im  Allgemeinen  die  zu  derselben  Projection  (in  der 
Scheitelebene  bez.  Tangente)  gehörenden  Flächenräume  einander  osculirender 
Flächen  um  Grössen  vierter,  die  Bogenlängen  osculirender  Curven  um  Grössen 
dritter  Ordnung.  Der  von  diesen  meist  unbekannten  CoelBcienten  abhängige 
Theil  der  Correction  verschwindet,  wenn  die  Z-Axe  mit  der  Flächennor- 
malen zusammenfällt,  die  Projection  also  orthogonal  wird.  Für  diese  in 
der  Praxis  fast  ausschliesslich  angewendete  Art  der  Projection  nimmt  die 
Formel  6)  die  einfachere  Gestalt  an: 

^=         P+^7iJ?(^l»^2'„-2ca5(«y)r5r,,+5«r„} 
oder 

Q  =  — ^  +  o  .\,     Af^Tn.-2cos(xp)r8T^,+s^T^\ 
cos{zv)     2s%n^{xy)^       ''  ^'       *'  '*' 

oder,  wieder  die  Krümmungsradien  ^jr  und  ^^  der  conjugirten  Normalschnitte 
durch  die  X-  und  F-Axe  einführend: 

^  cosizv)     2$%n^(xy)[Qy*  QxQy      QjT  ) 

Beide  Formeln  lassen  sich  in  zwei  wesentlich  verschiedenen  Weisen  verein- 
fachen. Zunächst  können  die  X-  und  F-Axe  so  gewählt  werden,  dass  T«y 
bez.  T^ii  verschwindet,  indem  man  zwei  Richtungen  sucht,  welche  sowohl  • 
für  die  Indicatrix,  wie  für  das  zum  Scheitel-  oder  Schwerpunkte  der  Pro- 
jection gehörige  Centralellipsoid  conjugirte  Durchmesser  bilden.  Da  die 
Involution  der  zum  Centralellipsoid,  bezüglich  der  zu  dessen  Schnitt  mit 
der  Scheitelebene  gehörigen  Durchmesser  stets  elliptisch  ist,  existirt  immer 
ein  und  nur  ein  Paar  solcher  Axen ,  falls  nicht  dieser  Schnitt  und  die  Indi- 
catrix ähnliche  Curven  sind,  in  welchem  Falle  Txy  bez.  T^,,  für  jedes  Paar 
conjugirter  Tangenten  Null  wird.  In  der  Praxis  wird  sich  dieses  Axen- 
paar  oft  als  Mittellinie  und  die  hierdurch  halbirte  Richtung  der  Projection 
ergeben. 

Femer   können   die    Hauptkrümmungsrichtungen   als   Coordinatenaxen 

genommen  werden,  wodurch  Z.(x|f)B=  -^  wird  \m4  d\<b  ^oti&s^'ü.  ^^^^ä^«ö^^ 

anueJimeB: 


332      Käherungsformeln  f.  Inh.  u.  Oberfl.  niedriger  Flächenabschnitte. 

Aus  den  yerscbiedenen  Gestalten  der  Formel  ergiebt  sich  der  auf  die  bereits 

oben  hergeleitete  Eigenschaft  der  Trägheitsmomente  leicht  zurückzufahrende 

Satz* 

T^x'Qm^  —  2  co8{xy)  Tx^g^Qy  +  Ty^g^^  =  Const. 

Auf  weitere  Beziehungen ,  welche  sich  nach  Gleichung  5)  zwischen  den 
Trägheitsmomenten  und  den  Coefficienten  der  Glieder  dritter  Ordnung 
ergeben,  gehen  wir  hier  nicht  weiter  ein. 

Aus  den  zuletzt  gewonnenen  Formeln  folgt: 

Die  Oberfläche  ist  bei  gegebener  orthogonaler  Projection 
innerhalb  der  hier  beachteten  Grenzen  der  Genauigkeit,  bis 
auf  Grössen  einschliesslich  vierter  Ordnung*,  von  der  Rich- 
tung der  Krümmungsradien  unabhängig,  also  für  Flächen  mit 
gleich  und  entgegengesetzt  gerichteten  Krümmungen  dieselbe. 

Die  zu  einer  bestimmten  Projection  gehörige  Oberfläche 
einer  stetig  gekrümmten  Fläche  wird  ein  Minimum,  wenn  der 
Scheitel  mit  dem  Schwerpunkte  der  orthogonalen  Projection 
des  ümfangs  auf  die  Scheitelebene  zusammenfällt. 

Damit  bei  gegebenem  Inhalt  des  überwölbten  Baumes  die 
Oberfläche   ein  Minimum  werde,   müssen  die  Gleichungen  stattfinden 

(^(*y)=|-): 

\  Ä  /  m  rp 

Qy  Qx 

J-xx  j  -^99  j 

— T »(>»=— —3  apx 


Qx  =  Qy 

Die  überwölbende  Fläche  ist  also  als  Kugel  zu  betrachten. 
Wird  das  polare  Trägheitsmoment  des  Grundrisses,  T^x  +  Ty^,^  mit  Tp 
bezeichnet,  so  folgt  für  das  körperliche  Volumen  /  über  der  Scheitelebene 
und  die  Oberfläche  0,  wenn  g  der  Krümmungsradius  des  Gewölbes  (der 
„Böhmischen  Kappe*'): 

8)  /=4-^'  o=p+4-^-- 


*  Bei  der  Rectification  ebener  Gurren  gelten  die  entsprechenden  Entwicke- 
lungen  bis  auf  Glieder  von  höchstens  dritter  Ordnung. 

**  Die  allgemeine  Behandlung  der  Aufgabe:  diejenige  Fläche  zu  bestimmen, 
welche,  indem  sie  ein  bestimmtes  körperliches  Volumen  überspannt,  die  kleinste 
01>arflflche  besitst,  führt  bekanntlich  auf  die  Bedingung,  dass  die  Summe  der 
Msapikrämmaagen  in  der  gesachten  Fläche  couBtaiit  &ei.    Eine  specielle  Lötung 
'  '     in  DebeniBBÜmmong  mit  der  obigen  EntwickeVmg)  ^«b  Ijx^S^i^SabSbft. 


Von  Dr.  L.  Geisenheimbr.  333 


Oberfläche  eines  elliptisehen  Fläohenabschnittes. 

Bedeuten  wieder,  wie  früher,  h  die  Höhe  des  Abschnittes,  a  und  b  die 
Halbazen  der  zur  Indicatrix  fthnlichen  Orunc^ttche  F,  so  wird: 

Hei   Anwendung  dieser  Formel  ist  nicht  nothwendig,  dass  der  Scheitel  des 

A.l>schnittes  genau  über  dem   Schwerpunkte  der  Grundfläche  liege,   da  in 

«diesem  Falle  die  Verschiebungen  |  und  ri  des  Scheitels  gegen  den  Schwer- 

pTinkt  proportional  mit  h  sind  und  somit  die  hierdurch  bedingte  Correction, 

1      /|«       tj«\ 
-cT^l  ~« +"-^  I»  ausserhalb  der  Grenzen  der  hier  beachteten  Ge- 

x^&oigkeit  iSXLt 

Fttr  die  Calotte  einer  Kugel  mit  dem  Radius  q  ergiebt  sich  hiemach: 

lat  der  Radius  des  Grundkreises  a,  so  wird  (genau): 

arsah{2Q  —  h),   daher   Q  =  -ö-  ^  =  2jr^Ä--5- — » 

^  Q  ^      Q 

'Welcher  Ausdruck  in  seinem  ersten  Gliede  den  genauen  Werth  fOr  die  Ober- 

^^he  des  Kugelabschnittes  giebt;    das   den  Fehler  der  Entwickelüng  dar- 

n    }fi 
Eilende  Glied  -^5 ist  von  sechster  Ordnung.     Der  Ausdruck  von  0  für 

^^rx  Abschnitt  einer  beliebigen  Fläche  wird  aus  dem  für  die  Calotte  erhal- 

^^^  ^  indem  man  statt  der  Krümmung  der  Kugel  ( — j   die  mittlere  Krüm- 

n^xxiig  der  Fläche  iri 1 )   einsetzt.     Bei  gleicher  Grundfläche  besitzt 

2     \px  QyJ 

^^^  Eugelcalotte  die  kleinste  Oberfläche. 

Die  entsprechende  Formel  für  die  Länge  l  eines  Bogens  mit  dem  Krüm-  . 
^^^^^Bgsradins  q  über  der  Sehne  g  lautet: 

Die  vorstehend  entwickelten  Formeln  für  die  Fläche  (den  Bogen)  eines 
^^hen-  oder  Bogenabschnittes  lassen  sich  noch  in  der  bemerkenswerthen 
»orm  aufstellen: 

9)  0  =  P+-,     l==9+J-^ 

^  i  im  lohidt  des  Abschnittes  (Segments),  —  die  (imttl«i«\  Kt<VxDmiQ:&% 


334     Nftherongsformeln  f.  Inh.  u.  Oberfl.  niedriger  Flftchenabschnitte. 


Inhalt  nnd  Oberfl&che  eines  über  einem  KreiBe  oder  Bechteok 

liegenden  Flftohensttlekee. 

Nach  Formel  1)  folgt  für  das  Volamen  über  der  Scbeitelebene,  den 
Radius  des  Orundkreises  a  i^nnend  (der  Scheitel  liege  im  Mittelptmkte  des 
Kreises):  «    ./1^1\ 

femer  nach  7): 

Für  Inhalt  und  Oberfläche  über  einem  Rechteck,  dessen  Seiten  2a 
und  2  b  symmetrisch  zum  Scheitelpunkt  parallel  den  Hauptkrümmungsrieh- 
tungen  liegen,  kommt: 

WO  Qa  und  Qi  die  Krümmungsradien  der  zu  a  bez.  h  parallelen  Normal- 
schnitte bezeichnen.  Diese  Formeln  kOnnen  Verwendung  finden,  wenn  enge 
Röhren  eine  Fläche  durchsetzen. 

Bereclmimg  der  knunmen  Oberflftohe  eines  Zweieeks. 

Wir  legen  wieder  die  zur  Axe  des  Zweiecks  parallelen  Tangenten  der 
begrenzenden  Curven  und  yerbinden  deren  Scheitelpunkte;  der  Scheitel  der 
zu  ermittelnden  Oberfläche  liegt  bis  auf  Grössen  höherer  Ordnung  über  der 
Mitte  letztgenannter  Geraden  senkrecht  zu  der  durch  diese  und  die  Tangenten 
bestimmten  Ebene.  In  diesem  Scheitel  wählen  wir  eine  zur  Axe  des  Zwei* 
ecks  parallele  Gerade  zur  Y-Axe,  eine  Parallele  zur  Verbindungslinie  ist 
die  conjugirte  2- Axe.  Die  Projectionen  der  Grenzcurven  auf  die  Scheitel- 
ebene dürfen  bei  Berechnung  der  Correction  als  parabolische  Segmente  be- 
trachtet werden.  Da  7yy  eine  Grösse  sechster  Ordnung,  kann  dieser  Werth 
vernachlässigt  werden;  für  7*««  ergiebt  sich  nach  bekannten  Formeln 
.  IP'^g^  sin*{xy),  wo  F  den  Flächeninhalt  der  Projection  des  Zweiecks  auf 
die  Scheitelebene,  g  dessen  Axe  bedeutet.     Hiernach  wird 


^^>  ^=Ki+4öii^',7) 


und  ^9=  öT*'  wo  h  die  Senkrechte  aus  g  zur  Scheitelebene  oder  (angenähert) 

zur  Ebene  der  Scheiteltangenten  der  Grenzcurven  bedeutet«  F  darf  hier  im 
Allgemeinen  nicht  durch  die  für  ein  Parabelsegment  geltenden  Näherungs- 
werthe  ausgedrückt  werden,  da  der  hierdurch  begangene  Fehler  mit  ^pro- 
portional, also  mit  der  Correction  von  gleicher  Ordnung  wäre.  — 

Die  enhrjckelten  Gleichungen  mögen  noch  auf  einige  zusammengesetzte 
isA«o  Anwendung  finden. 


Von  Dr.  L.  Geisbnheimbr.  335 


.^'  >     ~-^'    -m.  ' 


Bereolmang  eines  flaohen  Kreuigewölbea.* 

Die  Projectionen  der  einzelnen  Kappen  sind  Dreiecke,  deren  Mittel- 
linien die  Axen  der  Wölbung  ergeben.  Eine  Seite  des  überwölbten  Vielecks 
heisse  a,  die  zugehörige  Mittellinie  der  Kappe  m,  die  Scheitelhöhe  des 
Gewölbes  sei  A,  die  X-Axe  parallel  a,  die  F-Axe  parallel  m.  Da  ^ycsOD, 
folgt  für  das  Volumen  einer  Kappe  unter  der  Scheitelebene: 

2stfir(xy)    Qx        ^*      24  \  ^/»     t       g^ 

daher 

J=\dhy  wo  J  die  Projection  der  Kappe  bedeutet. 

Für  den  von  den  Kftmpferpunkten  aus  überwölbten  Raum  folgt  dem- 
nach ^F.A,  F  der  Inhalt  des  überwölbten  Vielecks.  Dieses  Volumen  ist 
also  von  der  Lage  des  Scheitels  unabhängig.  Weiter  ergiebt  sich  für  die 
Oberfläche  des  Gewölbes:  ,„  , 

Dieser  Ausdruck  wird  für  reguläre  Figuren  und  Parallelogramme  ein  Mini- 
mum, wenn  der  Scheitel  über  dem  Schwerpunkte  der  Grundfläche  liegt. 

Beredmnng  des  fLachen  Kiostergewölbes. 

Die  Projectionen  der  einzelnen  Kappen  sind  wieder  Dreiecke;  die  üeber- 
Wölbung  steht  zu  den  Seiten  der  Grundfläche  senkrecht,  während  ihre  Axe 
letzteren  parallel  läuft. 

Bezeichnet  p  die  auf  die  Seite  a  des  überwölbten  Vielecks  geflUlte  Senk- 
rechte, ist  ferner  X  parallel  a,  F  senkrecht  X,  so  wird  ^,  =  00,  somit  das 
Volumen  unter  der  Scheitelebene: 

daher  ^ 

J=:^Jh,   wo  J  und  h  die  vorige  Bedeutung  besitzen. 

Für  das  von  den  Kämpferlinien  aus  überwölbte  Volumen  kommt  ^ F.  A. 
Weiter  wird :  Ä*  ^1  a* 

Existirt  ein  der  Grundfläche  F  eingeschriebener  Kreis,  so  ist  für  dessen 

a 

Mittelpunkt  —  constant,  daher  ^,  --|d^f  =  0;  in  diesem  Falle  wird  also  0 

ein  Minimum ,  wenn  der  Scheitel  über  dem  Mittelpunkte  des  der  Grundfläche 
eingeschriebenen  Kreises  liegt.  Dasselbe  findet  bei  dem  Parallelogramm  statt, 
wenn  die  Projection  des  Scheitels  in  den  Schwerpunkt  der  Grundfläche  fällt. 

*  Ueber  die  praktische  Anwendung  dieses  und  anderer  flacher  Gewölbe  siehe: 
Breymann,  Allgemeine  Baa-Con^tructionslehre,  8.  Aufl^  ThUl^.^^V^« 


xvnL 

Ueber  die  relative  Bewegung  eines  Punktes  in  einem 
in  oontinuirlioher  Deformation  begriffenen  Medium. 

Von 

Dr.   BOBYLEW, 

FxoftfMr  an  der  Uniy«raii&t  in  St-  Petenbug. 


Hienu  Tal  VU  Fig.  8. 


Der  vorliegende  Au&atz  enthält  einige  Verallgemeinerangen  der  Kine- 
matik der  relativen  Bewegungen,  namentlich  einige  Sätze  über  die  relative 
Bewegung  eines  Punktes  in  Bezug  auf  ein  veränderliches  Medium. 


§  1.  Denken  wir  uns  ein  veränderliches  Medium  il,  welches  sich  bei 
der  Bewegung  so  deformirt ,  dass  eine  jede  durch  die  Punkte  desselben  ge- 
zogene ununterbrochene,  endlich  gekrümmte  und  endlich  gewundene  Curve 
alle  diese  Charaktere  im  Laufe  der  Bewegung  behält. 

Es  sei  femer  ein  Punkt  M  gegeben,  welcher  in  dem  vom  Medium  17 
erfüllten  Baume  irgend  eine  absolute  Bewegung  hat,  und  das  Medium  /7 
sei  für  diesen  Punkt  vollständig  durchdringlich.  In  jedem  Zeitpunkte  der 
Bewegung  wird  der  Punkt  M  sich  in  einem  Punkte  des  Raumes  befinden 
und  zugleich  mit  einem  Punkte  /i  des  Mediums  zusammenfallen. 

Unter  absoluter  Bewegung  des  Punktes  M  vei*stehen  wir  ein  mit  der 
Zeit  erfolgendes  stetiges  und  continuirliches  Fortschreiten  des  Punktes  Jf 
durch  die  Punkte  des  Raumes. 

Dem  entsprechend  werden  wir  unter  relativer  Bewegung  des  Punktes 
in  Bezug  auf  das  Medium  27  das  stetige  und  continuirliche  Fortschreiten 
desselben  durch  die  Punkte  des  Mediums  verstehen. 

Die  durch  alle  Punkte  des  Mediums  gezogene  Curve,  mit  welchen  der 
Punkt  M  im  Laufe  seiner  Bewegung  zusammentrifft,  heisst  die  Bahn  der 
relativen  Bewegung.  Diese  Bahn  ändert  im  Laufe  der  Bew^^g  nicht 
nur  ihre  Lage  im  Räume,  sondern  auch  ihre  Gestalt. 

§  2.    Jede  continuirliche  Bewegung  und  Deformation  eines  continuir- 
lieben  Mediums  kann  folgendermassen  &\x^^^^x^q^V^  ^«cden: 


Tafel  vn 


[  Ar  JKiiiamata  a.  Physik  ItTfiC 


üeber  die  relative  Bewegung  etc.     Von  Dr.  Bobtlbw.  337 

bier  bedeuten  or,  /3,  y  die  Anfangscoordinaten  (für  den  Zeitpunkt  ^s=0) 
eines  beliebigen  Punktes  des  Mediums,  $,  17,  {;  die  Coordinaten  desselben 
Punktes  fOr  den  Zeitpunkt  i\  9>i,  ^s»  9)3  sind  contyiuirliche  Functionen  yon 
a,  |3,  )r,  f ;  diese  Functionen  sollen  derart  sein,  dass  die  Ausdrücke  1)  S^x 
alle  Punkte  des  Mediums  gelten  und  ihre  Bewegungen  ausdrücken. 

Die  Gleichungen  der  Bahn  der  absoluten  Bewegung  eines  beliebigen 
Punktes  des  Mediums  werden  wir  erhalten,  indem  wir  in  den  Ausdrücken 
1)  die  a,  /3,  y  den  Anfangscoordinaten  dieses  Punktes  gleich  machen  und 
aus  diesen  Ausdrücken  die  Zeit  i  eliminiren. 

§  3.  Die  relative  Bewegung  des  Punktes  li  ist  bekannt,  sobald  wir 
angeben  können,  mit  welchen  Punkten  des  Mediums  derselbe  in  jedem  be- 
liebigen Zeitpunkte  der  Bewegung  zusammentrifft. 

Ist  die  absolute  Bewegung  des  Punktes  M,  gegeben  und  durch  die 
Formeln 

2)  _  «=/i(0.   y  =  ^,(0,   «=/»(0 

ausgedrückt, "so  bestimmen  sich: 

die  Anfangscoordinaten  o^,  /S^,  y^  des  Punktes  jm^  des  Mediums,  mit  wel- 
chem der  Punkt  "M.  im  Zeitpunkte  f  =  0  zusammentrifft ; 
die  Anfangscoordinaten  tfi,  /?|,  yx  des  Punktes  \k^  des  Mediums,  mit  wel- 
chem der  Punkt  M  im  Zeitpunkte  i^  zusammentrifft  u.  s.  w., 
überhaupt  die  AnfiEuigscoordinaten   er«,  /3«,  yt    desjenigen    Punktes   fi<   des 
Mediums ,  mit  welchem  M  im  Zeitpunkte  ^  =  t  zusammentrifft.    Die  Ghrössen 
ttt,  ßti  Yi  müssen  bestimmt  werden  aus  den  Gleichungen 

f^(y)=^9%{»t,ßt^yt,^), 

welche  bedeuten,  dass  in  dem  Zeitpunkte  t  die  Punkte  itf  und  ^  in  einem 
Punkte  des  Raumes  zusammenfallen. 

Indem  wir  aus  den  Gleichungen  3)  or«,  /?«,  yt  ermitteln,  erhalten  wir 
die  Ausdrücke  für  er«,  /}«,  yt  als  Functionen  von  t: 

4)  «.«JP'iW,    /J.  =  -F;(t).    yc  =  JFi(0. 

welche  für  jeden  Zeitpunkt  gelten  und  die  Anfangscoordinaten  des  zugeh($rigen 
Punktes  (ii«  bestimmen;  sie  müssen  als  explicite  Ausdrücke  der  rela- 
tiven Bewegung  des  Punktes  M  im  Medium  U  betrachtet  werden. 
Wird  aus  den  Gleichungen  4)  die  Zeit  x  eliminirt,  so  erhalten  wir  die 
Gleichungen  der  Curve,  welche  durch  die  ursprünglichen  Orte  aller  jener 
Punkte  fiQ,  fi|,  ...  fi  des  Mediums  gebildet  ist,  durch  welche  der  Punkt 
während  der  Bewegung  hindurchgeht;  diese  Curve  stellt  also  die  Lage 
der  relativen  Bahn  im  Baume  für  den  Zeitpunkt  ^  =  0  vor. 

§  4.  Während  der  Bewegung  wird  die  relative  Bahn  durch  dieselbe 
Reihe  von  Punkten  ^,  /Hj,  ...  f*«  des  Modlum%  g^VÄÄftX»^  ^\a^  ^^Osä  «v^ 
im  Zeitpunkte  i=0  ging. 

e»iUohrift  f.  MMtbmnMttk  m.  Ph/rik  XXX,  e.  ^^'^ 


338  üeber  die  relative  Bewegung  eines  Panktes  etc. 

Die  Bewegungen   dieser  Punkte  werden  durch  die  Ausdrücke  1)   be 
stimmt,  wenn  wir  in  letzteren  für  a,  ß,  y  die  Anfangscoordinaten  dies^^ 
Punkte  einfahren;  die  A^s^^i'tLcke  für  die  Bewegung  des  Punktes  fi«  werd^^ 
•omit: 

|=g,^(F,(r),F,(T),F3(T),0, 
A)  V==<Pt(F,{rl  -F,(t),F3(t),0, 

wenn  man   r  als  constant  und  t  als  variabel  betrachtet;  nach  Eliminat^ 
von  t  aus  diesen  Gleichungen  A)  werden  die  Gleichungen: 

der  absoluten  Bahn  des  Punktes  fit  erhalten. 

Wird  aber  in  denselben  Ausdrücken  A)  t  als  eine  Constante  betrac 
und  werden  dem   t  alle  möglichen  Werthe  gegeben,   so  werden   die 
drücke  A)  die  Coordinaten  zur  Zeit  t  aller  die  Bahn  der  relativen 
bildenden   Punkte    fiQ,  fi^,    ...  fi«  darstellen.     Indem  wir   also   t   aus 
Gleichungen  A)  eliminiren,  erhalten  wir  die  Gleichungen: 

6)  *i(5,»»,t,0  =  0,     *,(S,ij,£,<)  =  0 

der  Lage  der  relativen  Bahn  im  Zeitpunkte  t  im  Baume. 

Die  Gleichungen  A),  bei  constantem  t  und  variablem  x,  drücken  die- 
jenige absolute  Bewegung  aus,  welche  der  Punkt  M  gehabt  hätte,  w^^üq: 
1.  das  Medium  von  Anfang  an  unbeweglich  und  unveränderlich  wäre  und 
diejenige  Lage  im  Räume  aufbewahrt  hätte,  in  welche  es  während  seiner 
wirklichen  Bewegung  zur  Zeit  i  gelangt  war;  und  2.  wenn  der  Pualcfc  Jf 
dabei  seine  relative  Bewegung  in  Bezug  auf  das  Medium  vollkommen  bei- 
behalten hätte,  d.h.  wenn  in  dieser  fingirten  Bewegung  der  Punkt -M 
mit  einem  jeden  Punkte  der  Reihe  fi^,  fij,  ...  /u«,  ,..,  und  zwar  in  <len- 
selben  Momenten  wie  bei  der  wirklichen  Bewegung  zusammengefallen    ^^äre. 

§  5.  Die  absolute  Bewegung  des  Punktes  M  kann  als  zusammen^T^^^^^ 
aus  seiner  relativen  Bewegung  in  Bezug  auf  das  Medium  TI  und  aus  s^inw 
Pührungsbewegung*  mit  diesem  Medium  im  Räume  betrachtet  wö^®"» 

Unter  relativer  Geschwindigkeit  und  relativer  Bescls^  ^^°" 
nigung  des  Punktes  M  in  einem  beliebigen  Zeitpunkte  ^  is  ^  ^^® 
Geschwindigkeit  und  die  Beschleunigung  derjenigen  Bewe^  °°£» 
zu  verstehen,  die  der  Punkt  M  gehabt  hätte,  wenn  die  F  *5hr- 
ungsbewegung  von  diesem  Zeitpunkte  an  aufgehört  hätte-» 

Die  Pührungsbewegung  wird  im  Zeitpunkte  t  durch  den  in  di*8®"* 
Moment  plötzlich  eintretenden  Stillstand  des  Mediums  17  aufgehoben* 

Indem  dann  der  Punkt  M  seine  relative  Bewegung  in  Bezug  ai»^  ^ 
ruhende  Medium  fortsetzt,  wird  dieser  Punkt  M  diejenige  fingirte  BeW^^°^ 
aas  führen,  von  der  wir  am  Ende  des  vorigen  Paragraphen  gesprochen  1m^^ 

*  Mouvement  d'entrainement. 


Von  Dr.  Bobtlew.  839 


-  -^    w-   S.-" 


um  also  die  relative  Oescbwindigkeit  und  die  relative  Beschleunigung 

des  Punktes  Jf  für  den  Zeitpunkt  t  zu  erhalten ,  muss  man  die  Gleichungen 

Ä)  im  Sinne  der  fingirten  Bewegung  für  den  Zeitpunkt  t  nehmen  und  ans 

ihnen  die  Geschwindigkeit  und  Beschleunigung  dieser  fingirten  Bewegung 

fllr  Tsai  bestimmen. 

Wir  werden  daher  den  Ausdruck  ftLr  die  Projection  der  relativen  Ge. 
schwindigkeit  u  auf  die  X-Axe  finden,  wenn  wir  von  der  ersten  Gleichung 
A)  die  Derivirte  nach  t  nehmen  und  dann  T  =  f  setzen;  es  wird: 

««,5(u.z)  =  |ij",(0+||n(0+|^^',(0 

oder 

7    ^  ,      ^,       aS   da       j^  ai   dß        ,    ai   dy 

imd  in  derselben  Weise: 

7b)  uco8(u,T)  =  f^-^      +j-^^      +TYlt' 

7^>  /      «.V        di   da  dt   dß  di   dy 

7c)  «««(«,Z)  =  -^^      +^^      +J^dt' 

Wer  Bind: 

Die  Richtung  der  relativen  Geschwindigkeit  ist  zur  relativen  Bahn  tan- 
««iiUeU. 

um  die  Ausdrücke  für  die  Projectionen  der  relativen  Beschleunigung  u 
^Qf  die  Coordinatenaxen  zu  erhalten,  muss  man  die  zweiten  Derivirten  von 
^tt  Gleichungen  A)  nach  x  nehmen  und  dann  t  gleich  t  setzen;  wir  erhalten: 

'  ^da^KdtJ  ^  dß^\dij  ^dy^Kdt) 

^    Vdßdy  dt  dt^dyda  dt  dt  '^dadßdt  dt}' 

Die  Ausdrücke  für  uco5(u,  F)  und  ucos(u,Z)  enthalten  partielle  Dif- 
^^Btientialquotienten  von  i^  und  {;  anstatt  solcher  von  |. 

§  6.  Unter  der  Geschwindigkeitund  der  Beschleunigung  der 
^tlhrungsbewegung  des  Punktes  M  im  Zeitpunkte  t  ist  die  Ge- 
schwindigkeit und  die  Beschleunigung  derjenigen  Bewegung 
*^  Terstehen,  die  der  Punkt  j5f  haben  würde,  wenn  die  relative 
Bewegung  von  diesem  Zeitpunkte  an'aufgeboben  wäre. 

Die  relative  Bewegung  hört  im  Zeitpunkte  t  auf,  wenn  der  Punkt  Jf 
^^  diesem  Moment  an  in  demjenigen  Punkte  dea  l&edvam^  \Afi[^\»^  ^osb«^ 
**feÄfliD  er  während  der  wirklichen  Bewegung  z^x  li^^Sx  t  ^c\«si^  SäV, 


340  üeber  die  relative  Bewegung  eines  Punktes  etc. 


Um  also  die  Projectionen  der  Ftthrungsgeschwindigkeit  tr  and  der 
Fflhmngsbesehlennigang  w  anf  die  Coordinatenaxen  ftb:  den  Zeitpunkt  t  in 
eriialten,  mnss  man  die  erste  und  zweite  Derivirte  der  Oleichungen  A)  nach 
t  nehmen  und  dann  r  gleich  t  setzen;  man  erhftlt: 

10)     WCOB{w,X)^^y      WC08{W,Y)=^^,      IT  C05(fr,  Z)  = -|^ ; 

11)    «7C0»(fr,X)  =  -^i    wca8{iP,T)=^^i     frco5(fr,Z)  =  -^- 

§  7.  Die  Projectionen  der  absoluten  Geschwindigkeit  t;  des  Punktes  M 
auf  die  Coordinatenaxen  sind  gleich  den  Derivirten  nach  der  Zeit  von  den 
Functionen  2),  welche  das  Gesetz  der  Yerftnderung  der  Coordinaten  x^  jr,  0 
des  Punktes  M  mit  der  Zeit  ausdrücken. 

Andererseits  werden  die  Coordinaten  x^  y^  z  durch  die  Functionen  ^^ , 
9s»  9^8  [1)1  AOBge^rückt,  wenn  man  in  die  letzteren  F^if)^  F^{f)^  F^if) 
anstatt  t^j  ß%  y  einführt.    Es  ergiebt  sich: 

B)  ^    t;«»(»,r)_^  =  ^+^^+^^  +  ^-, 

Zieht  man  die  oben  angeführten  Gleichungen  7)  und  10)  in  Betracht, 
80  drücken  die  Formeln  B)  folgende  bekannte  Abhängigkeit  zwischen  den 
Geschwindigkeiten  v^  u^  w  aus: 

Die  Geschwindigkeit  der  absoluten  Bewegung  des  Punktes 
M  in  einem  beliebigen  Moment  t  ist  die  geometrische  Summe 
der  gleichzeitigen  relativen  und  Führungsgeschwindigkeit. 

§  8.  Die  Projectionen  der  absoluten  Beschleunigung  v  des  Punktes  M 
auf  die  Coordinatenaxen  sind  gleich  den  zweiten  Derivirten  der  Coordinaten 
x^  |f,  e  und  kOnnen  ausgedrückt  werden  entweder  durch  die  zweiten  Deri- 
virten der  Functionen  fi(f)t  f%(t)y  f^(t)  oder  durch  die  zweiten  totalen  Diffe- 
rentialquotienten der  Functionen  q>^j  g)^,  q>^  nach  der  Zeit,  wobei  a,  ßj  y 
als  Functionen  F^ (0 9  F^{t)^  F^if)  zu  betrachten  sind.  Daher  erhalten  wir 
mit  Bücksicht  auf  die  Ausdrücke  9)  und  11)  folgende  Gleichungen: 


C.a) 


•        •  •         •  •         • 

veos(v,X)==«)C08(w,X)-{-ucos{u,  X) 

4. 2  (Jll  d«       8«!  dß       dH  dY\ 
"•"     \dadtdt'*'dßdtdt'^dydtdt/ 


V  eo${Vy  r)-es  ia  eo8{ie,  T)  +  u  eo8{u,  T) 

'*'  V^o  a«  <«  **"  8  p  8t  dt  "^  »t  at  »0 


Von  Dr.  Bobylbw.  341 

•        •  •         •  •         • 

"^     \d«  dt  dt  "^dp  dt  dt  "^dy  dt  dt) 

Man  ersieht  hieraus,  dass  die  absolute  Beschleunigung  v  als 
geometrische  Summe  folgender  drei  Beschleunigungen  be- 
trachtet werden  kann: 

1.  u  —  der  relativen  Beschleunigung, 

2.  IT  —  der  Führungsbeschleunigung, 

3.  der  entgegengesetzt  genommenen  Bückkehrbeschleunigung* 
R^  deren  Projectionen  auf  die  Coordinatenaxen  sich  durch  die 
Formeln 


dß 

ausdrücken  lassen. 
Hier  bedeutet  f  die  Zeiteinheit  und  S^,  i^j,  ii  sind: 

^^'~ dt ''    "^^ dt ''    ^' Ft '• 

Denkt  man  sich  ausser  dem  Medium  11  noch  ein  anderes,  ebenfalls 
^^tbiderliches  Medium  U^,  dessen  Bewegung  durch  die  Formeln  13)  aus- 
S^^TQckt  wird ,  —  denkt  man  sich  femer  einen  Punkt  Mi ,  welcher  in  Bezug 
^'^  IIi  dieselbe  relative  Bewegung 

Mq  Jf  in  Bezug  auf  77  ausführt,  so  ergiebt  sich  aus  den  Formeln  12), 
^^as  die  Bückkehrbeschleunigung  als  verdoppelte,  mit  der  Zeiteinheit  divi- 
^>te  und  entgegengesetzt  genommene  Geschwindigkeit  der  relativen  Bewegung 
^^  Punktes  lf|  in  Bezug  auf  77^  betrachtet  werden  kann. 

Dies  gilt  jedoch  nur,  wenn  die  Formeln  13)  die  Bewegung  eines  sol- 
cli«n  Mediums  darstellen ,  welches  continuirlich  bleibt  und  dieselben  An&ngs- 
^mensionen  wie  das  Medium  77  hat.  Letzteres  ist  unentbehrlich,  damit 
^er  Ponkt  M^  stets  innerhalb  des  Mediums  77j  bleibe.  Im  Falle  die  For- 
^^  13)  diesen  Bedingungen  nicht  entsprechen ,  muss  die  Bedeutung  von  R 
^  jeden  speciellen  Fall  besonders  bestimmt  werden. 

Beispiel  1.  Das  bewegliche  Medium  77  sei  zwischen  zwei  parallelen 
^t'oiien  x^  +  A  und  x^  —  Ä  so  enthalten,  dass  es  in  der  Richtung  der 

*  Diete  Beschlennig^g  entspricht  der  „Acc^äration  centrifage  comp08^e% 
^«be  iD  der  Einematik  von  Born  off  (übersetzt  von  k.  Ziir et") ^^<c^^€tix\MtfSBte 
^^9^ag  gmßont  ut 


344    Ueb.  die  relative  Bewegung  eines  Punktes  etc.  Von  Dr.  Bobti:.kw. 


oder,  mit  Rücksicht  auf  die  Formeln  15): 


18a) 


woraus  femer: 


19) 


dt 
dt 


=     «aS     +(«1»— r)ij  +  (a„+g)t, 


gj  =  («i»-3)i  +  (««s+P)'J+     «wf- 
Hier  bedeuten: 

«M  =  «i  V  +  «,f*i*  +  *8  •'«*> 
«M  =  *i  V  +  *«f*8*  +  *8  V» 

«1«  =  *l^l^  +  ««f*l  f*«  +  «8*'l*'li 
aj3  =  xii,i,  +  X,^^  +  X,V,  V,, 

2  =  ^8^\  +  HV^\  +  *'8»''l  =  —  (^l^'s  +  ^1**'8  +  *'l*'\)» 

r  =  Aji',  +  ^j fi',  +  Vi  v',  =  -  {l^l\  +  ^jf*'i  +  V, v'i). 
Für  die  Ausdrücke  der  Projectionen  der  Bückkehrbeschleunignng 
die  Axen  X,  F,  Z  ergiebt  sich: 

oder,  mit  Bücksicht  auf  die  Formeln  17): 

Ecos(B,X) 

Der  eingeklammerte  Theil  dieser  Formel  unterscheidet  sich  von  dem  zwe 
Theile  der  Gleichung  18a)  darin,  dass  in  19)  anstatt  der  Projectionen 
Q  diejenigen  von  u  vorkommen;  hiermit  drückt  sich  in  diesem  Bei9| 
die  Bückkehrbeschleunigung  durch  die  Verdoppelte  und  entgegengeeetit 
nommene  Geschwindigkeit  desjenigen  Mediumpunktes  aus,  dessen  Bad 
vector  die  relative  Geschwindigkeit  darstellt.  Mit  anderen  Worten  ha 
in  diesem  Beispiele  dieselbe  Bedeutung,  wie  im  Falle  eines  unveiSnderli< 
Mediums. 


Von  Dr.  Bobylew. 


343 


Beispiel  2.     Der  Funkt  M  habe  eine  beliebige  absolute  Bewegung  1) 
und  das  Medium  deformire  sich  nach  dem  Gesetze: 


14) 
hier  bedeuten: 


fM,di 


fihät 


und  Xj,  «21  ^H  irgendwelche  continuirlichen  Functionen  der  Zeit;  itj,  1,,  A3, 
Mi>  f*2»  f*3'  ^i^  '2-  ^'3  d^ö  Cosinusse  der  Winkel,  welche  drei  unter  einander 
rechtwinklige,  sich  um  den  Ursprung  0  drehende  Axen  0X\  0Y\  OZ' 
mit  den  festen  Axen  OX,  OF,  OZ  bilden.  Diese  Cosinusse,  welche  unter 
sich  durch  die  sechs  bekannten  Relationen  verbunden  sind,  können  durch 
trigonometrische  Functionen  dreier  Winkel  9,  O,  if'  ausgedrtlckt  werden; 
die  Winkel  <p ,  O,  t/;  seien  in  unserem  Falle  als  irgendwelche  continuirliche 
Functionen  der  Zeit  gegeben. 

Indem  man  die  Relationen,  durch  welche  die  Cosinusse  Ij,  it^,  ...  V3 
unter  sich  verbunden  sind,  berücksichtigt,  wird  man  leicht  aus  den  gegebe- 
nen Ausdrücken  14)  folgende  Formeln  finden: 

at/;i  =  §Aj -fiyAg  +  JA3  =  pOM(^,Z'), 

15)  ß%  =  li^i+nH  +  iH—Q^^^9y^)^ 

Q  bedeutet  hier  die  Grösse  und  Richtung  des  Radiusvectors  desjenigen  Punk- 
tes, welchem  die  Coordinaten  |,  iy,  f  zugehören. 

Setzt  man  dii  Functionen  /*j,  f^^  f^  statt  §,  17,  im  die  Formeln  15) 
ein,  so  erhült  man  die  expliciten  Ausdrücke  der  relativen  Bewegung: 


16) 


« = -  Oi/i  w + h  m + ^i/sW), 
/j = i-  (Ml  /i  (0 +Hft  (0 + H  m) . 


Die  Ausdrücke  für  die  Projectionen  von  u  auf  die  Axen  X,  F,  Z  wer- 
den in  unserem  Falle: 

dct  dß  dy 

hieraus  folgt,  mit  Rücksicht  auf  die  Bedeutung  der  Cosinusse  iL|,  A,,  ...  v^i 


dt 


dt 


dt 


Die  Ausdrücke  der  Projectionen  der  Ge8cbYrm.d\^lL^\\.  «ÄÄÄ'^^oajii^RÄ  ^^^ 
Mediums  auf  die  Axen  X,  F,  Z  sind: 


344     Ueb.  die  relative  Bewegung  eines  Punktes  etc.  Von  Dr.  Bobtlbw. 


dt~        dt     ■^'^     dt     "^^     dt 


oder,  mit  BOcksioht  auf  die  Formeln  16): 


18a) 


»-'-Sy^'."'(-^^+'-^'-<'--^ 


woraus  femer: 


19) 


dt 

dt 


=      «nS     +(«i»-»')«I  +  («it+«)f. 


Hier  bedeuten: 

«88  =  *l  V  +  »«f*8*  +  *8  V» 

«la  =  «1^1  ^8  +  ««**lf*f  +  «8  *'!«'«  I 
aj3  =  XiA,X5  +  X,^^  +  X,V,V3, 

«81  =  «l^^l  +  «8**8^1  +  »8»'8*'l» 
P  =  ^^'8  +  ^if*) +  »'«»')  =  "-(^8^]t  +  **8/«+ »'s  »''l)» 

(?  =  h^\  +  ^8l*'i  +  »'8»''i  =  —  ih^\  +  ^i¥^\  +  Viv'a). 

Für  die  Ausdrücke  der  Projectionen  der  Bückkehrbeschleunigaiii 
die  Axen  X,  Y,  Z  ergiebt  sich: 

oder,  mit  Bficksicht  auf  die  Formeln  17): 

Bcos(B,X) 


19) 


i 


Der  eingeklammerte  Theil  dieser  Formel  unterscheidet  sich  von  dem  zw^sateo 
Theile  der  Gleichung  18a)  darin,  dass  in  19)  anstatt  der  Projectionen       ▼on 
Q  diejenigen   von  u   vorkommen;   hiermit  drückt  sich  in  diesem  Beis^^ifib 
die  Bückkehrbeschleunigung  durch  die  Verdoppelte  und  entgegengesetiCf  ^ 
nommene  Geschwindigkeit  desjenigen  Mediumpunktes  aus,   dessen  Bfti^Siiu- 
vector  die  relative  Geschwindigkeit  darstellt.     Mit  anderen  Worten  h^at  B 
in  diesem  Beispiele  dieselbe  Bedeutung,  wie  im  Falle  eines  unverlnderla-ci>tt 
Mediums. 


Kleinere  Mittheilungen. 


JOL  Wann  beritst  eine  knbigche  Parabel  eine  Direotrizt* 

1.    Nach  Analogie**  mit  der  ebenen  Parabel  könnte  man  erwai*ten, 

auch   die   räumliche  (kubische)  Parabel  eine  ^^Directrix''  besftsse, 

k.  dasB  eine  Gerade  existirte  als  Ort  der  Punkte,   von  denen  Tripel  je 

einander  senkrechter  Ebenen  (Osculationsebenen)  an  die  Parabel  gingen. 

Dies   ist  aber   im  Allgemeinen  nicht   der  Fall,   wie  zunächst  geo- 

»trisch  so  zu  ersehen  ist. 

Eine  kubische  Parabel  hat  bekanntlich  (vergl.  z.  B.  Schröter,  Theorie 

Oberflächen  zweiter  Ordnung,  8.307)  die  Eigenschaft,  dass,  wenn  man 

^^^>^>^h   einen   beliebigen  Baumpunkt   zu   den  Tangenten   und  Ebenen   der 

1  Parallel -Strahlen  und  Ebenen  legt,  diese  die  Kanten  und  Ebenen 

Kegels •••  (zweiter  Ordnung)  sind. 

Existirte  nun  im  Allgemeinen   eine  Directrix  der  Parabel,   so  müsste 
r  K^gel  ein  gleichseitiger  sein,  d.  h.  es  würden  ihm  unendlich  viele 
^^■^pel  je  zu  einander  senkrechter  Tangentialebenen  angehören 

Es  ist  aber  bekanntlich  (vergl.  z.  B.  Schröter,  Theorie  etc.,  S.  76, 
flgg.)  eine  Bedingung  erforderlich,   damit  ein  Kegel  ein,  und  damit 
n&  gleich  unendlich  viele  solcher  Ebenentripel  besitze. 

Dass  unser  Kegel  aber  in  der  That  ein  ganz  beliebiger  ist  (im 
-Allgemeinen),  ist  leicht  zu  erkennen. 


*  Diese  Note,  ein  Wiederabdruck  aus  den  „  Mathematisch  •  natarwissensohaft- 
1^«1mii  Mittheiloogen  von  Dr.  0.  Böklen"  (Heft  1,  erschienen  Ostern  1884),  bezieht 
*>^  auf  die  in  dieser  Zeitschrift  (Jahrg.  1884,  Heft  4)  publicirte  Arbeit  des  Herrn 
^^•fiOklen,  der  bei  seinen  Arbeiten  fiber  das  Ellipsoid  auf  kubische  Parabeln  mit 
^^vsetrix  iüesB  und  dabei  die  im  Titel  gestellte  Frage  gelöst  zu  wissen  wünschte. 

**  In  der  That  besitzt  ja  das  zweite  räumliche  Gebilde,  das  der  ebenen 
^^*9M  entspricht,  das  Paraboloid,  eine  „Directrix^,  d  i.  eine  Ebene  als  Ort 
^^  Punkte,  von  denen  Tripel  je  zu  einander  senkrechter  Ebenen  (Tangentialebe- 
'^)  an  das  Paraboloid  gehen  (vergl.  Eey  e,  Geometrie  der  Lage  H,  8. 268  Nr.  87), 
^^^  ^"^  Die  Punkte  des  Kegelschnittes,  in  dem  dieser  Kegel  die  unendlich  ferne 
^^'^^  trifft,  rind  die  Spuren  der  Tangenten  der  Parabel  und  die  TangentAü  d\ftMA 
^^MtduiH^  die  Sparen  der  Ebenen  der  Parabel.  Denn  die  Y«x«^)e\  ^csoSiaa^  >» 
^^  mtmdUeh  üme  Ebene, 


346  Kleinere  Mittbeilungen. 

Es  sei  ein  solcher  beliebig  gegeben*. 

Dann  lege  man  irgend  eine  Ebene,   doch  so,  dass  sie  irgend  e  :x  xaer 
Eegelebene  parallel  ist,   und  verzeichne  in  dieser  Ebene  irgend      ^jne 
Parabel.     Dann  sind  die  sSmmtlichen  Ebenen,  die  diese  eb  ejie 
Parabel    berühren    und    einer    Eegelebene    parallel   sind,        ^Iq 
Schmiegungsebenen  einer  kubischen  Parabel,  zu  der  der  K.  e^ei 
in  der  oben  definirten  Beziehung  steht. 

2.  Umgekehrt  ist  aber  die  eine  Bedingung,  die  erforderlich  ist,  damit 
unser  Kegel  (er  heisse  einfach  „Parallelkegel  der  Parabel^')  ein,   and 
damit   unendlich  viele  Tripel  von  je  auf  einander  senkrechten  Ebenen    be- 
sitze,  anch  hinreichend,  damit  die  Parabel  eine  Directrix   be- 
sitzt. 

Man  weiss  (vergl.  z.  B.  Reje,  Geometrie  der  Lage  I,  S.  122),  d»s8, 
wenn  ein  Kegel  (zweiter  Ordnung)  diese  Eigenschaft  besitzt,  seine  EbeX»®^ 
eine  „Involution  dritter  Ordnung"  bilden,  d.h.  sie  sind  so  in  Tri  JP®^ 
getheilt,   dass  jeder  Ebene  immer   die  beiden  anderen   zageordxB>c^ 
sind,  die  mit  ihr  eines  der  (orthogonalen)  Tripel  bilden. 

Sodann  sind  die  Ebenen  des  Kegels  vermöge  ihrer  Construction  ^cn 
Ebenen  der  Parabel  projectivisch  zugeordnet,  mithin  bilden  auch  ^^ 
Tripelebenen  der  Parabel  eine  solche  Involution. 

Dann  aber  liegen  nach  einem  allgemeinen  Satze  (vergLi^^  ^ 
meine  Schrift  „Apolarität  und  rationale  Curveh"  §  14)  die  Ecken  die  i^©^ 
Ebenentripel  immer  in  einer  Geraden. 

Dies  ist  dann  die  Directrix  der  Parabel, 


€C 


:0A 


Analytische  Behandlung. 

3.   Eine  kubische  Raumcurve  (als  Curve  dritter  Classe)  kann  im 
dargestellt  werden  in  der  Form: 

Hier  sind  die  u,  t;,  u;  die  Coordinaten  einer  Ebene  der  Curve,  die  f 

q>  ganze  Ausdrücke  dritten  Grades  in  X. 

Jeder  Ebene  der  Curve  kommt  dann  ein  Werth  l  zu  und  a 
Soll  die  Curve  eine  kubische  Parabel  sein ,  so  muss  die  unendlich 

Ebene 

2)  u  =  0,    t;  =  0,     ic;  =  0 

eine  Ebene  der  Parabel  sein.     Es  komme  ihr  dann  der  Wertii  1  ss  a  zn  * 
müssen  die  drei  f  den  Factor  X  —  ct  gemein  haben,  wie  folgt: 


*  Die  folgende  ConstructioQ  ist  nur  das  Dualistisehe  zn  der 
Erzenfirnnfc  der  kubischen  RautncuTveu  TQ\t\Ä\Ä  tw^Sät  ^«%^^  ^a»  qkba  Kanlo 
mein  haben. 


Kleinere  Mittheilungen.  347 

ii9(X)  =  (A-a)(aooA*  +  aoi^  +  Oo2)  =  (^  — o)^iW. 

ir9(A)  =  (A-«)(ajoA«  +  a8i^  +  a2g)  =  (A-a)^3(^). 

Dann  sind  die  Ebenen  des  Parallelkegels,   dessen   Spitze  im  Coordinaten- 
nnprang  liegt ,  repräsentirt  durch 

4)  xu+yv  +  0w  =  xg^iX)  +  yg^  (i)  +  eg^i})  =  0 
oder  auch  durch 

5)  t*:v:ir  =  ^i(X):^8(A):^3(i). 

Die  Elimination  von  iL  liefert  (vergl.  meine  Schrift  „Apolarität  etc.'' 
8.43  oder  auch  meine  Note  im  Württembergischen  Correspondenzblatt  1883): 

Soll  nnn  dieser  Parallelkegel  6)  die  Bedingung  erfüllen ,  ein  Tripel  von 
jo  auf  einander  senkrechten  Ebenen  zu  besitzen ,  so  besteht  diese  bekannt- 
lich (vergl.  z.  B.  Hesse,  Analytische  Baumgeometrie)  im  Verschwinden  der 
Somine  der  drei  Coefficienten  von  u*,  v*,  tr*;  sie  lautet  also: 

4.  Wir  wollen  nunmehr  die  Parabel  nebst  ihrer  Directrix  und 
"ör  Involution  der  Orthogonaltripel  in  einer  c««o«i5CÄew  Form  ana- 
^Jtiach  darstellen. 

Gs  mögen  nSmlich  die  drei  Coordinatenebenen 

^^68  der  Orthogonaltripel  bilden.    Dann  muss  die  Directrix  durch  den  ür- 
Qiruiig  hindurchgehen,  also  in  der  Form  dargestellt  sein: 

^)  x:y:e=^a:ß:y    oder    x^ga,    y=:Qß^    ^  =  ^/i 

^  ^  veränderlich  ist. 

Den  drei  Coordinatenebenen  als  Ebenen  der  Parabel  mögen  die  resp. 
^xlhe  As=ilj,  A,,  I3  entsprechen. 

Dann  ist  die  kubische  Parabel,  wie  leicht  zu  erkennen,  folgender  beider 
^'»^tellungen  fÄhig: 


A  *"~  A«  A  "~"  A«  A       Aq 

11)  rr  =  A(A-A/,     y  =  B(il-A,)»,     ij  =  TCi-A«)»**. 

"^^^^^^  ist  der  unendlich  fernen  Ebene  der  Werth  X  =  00  beigelegt. 

*  Die  Atk  sind,  wie  übJich,  die  zu  den  Elementen  atk  der  Determinante 
letsteren  gehörigen  Unter  de  terminanten. 
**  Eine  einfache  Bechnang,  nach  der  C leb  seh 'sehen  Regel  (vergl.  Clebsch, 
*^^eber  die  rationalen  Carven'*,  Grelle  Bd.  63)  ausgeführt,  liefert  zwischen  den 
^»  ^  c  ud  A,  B,  r  die  Beziehungen: 

aA     dB=cr= ~ =  ~ 


348  Kleinere  Mittheilungen 

Wir  suchen  die  Orössen  «,  /?,  y,  d.  i.  die  Neigungen  der  DL      ree- 
trix  gegen  die  Coordinatenaxen  zu  bestimmen. 

Vom  unendlich  fernen  Punkte  der  Directrix,  dessen  Gldchun^S  ist: 

12)  ua  +  vß  +  wy  =  0, 

gehen  (ausser  der  unendlich  fernen  Ebene)  noch  zwei  weitere  (zu  einfc-  Miiider 
senkrechte)  Ebenen  an  die  Parabel. 

Die  zugehörigen  Werthe  l  für  sie  erhält  man  durch  Gombination^  Ton 
12)  und  10): 

Andererseits  ist  die  Bedingung,  dass  irgend  zwei  Ebenen  («,  -v,  v; 
iij,<^,,  tOi)  der  Parabel  (mit  den  Werthen  il,  fi)  auf  einander  s  ank- 
rocht stehen,  gegeben  durch 

uu^  +  VI?,  +  wv>i  =  0 
14)         _  g«  y  c« 

Hält  man  hier  ia  fest,  so  ergeben  sich  aus  dieser  Gleichung  gerade  die 
beiden  Ebenen,  die  mit  der  Ebene  fi  ein  Orthogonaltripel  l>il- 
den  (d.  h.  j,jede  Schnittlinie  zweier  aufeinander  senkreobter 
Ebenen  der  Parabel  muss  die  Directrix  treffen^). 


üebrigens  zeigen  die  Gleichungen  10),  11)  sofort  das  weitere  Resultat,  dJU0^  Ar 
jeden  Ponkt  der  Parabel  die  Prodacte 

xu\    yv'i    zw* 

je  denselben  Werth  haben,  und  zwar  ist 

XU*  _  yv*  __  zw*  _  1 
a«  "  6«  """?""" D»' 

Mit  Rücksicht  aaf  die  Werthe  der  Constanten  u,ßyy  m  9)  [vergL  16)J  lm«b«o 
wir  also: 

,,Für  jeden  Punkt  der  kubischen  Parabel  (fSr  welche  die  drei  Co^^^' 
natenebenen  ein  Ebenentripel  bilden)  sind  die  Producte  xu*,  yt^,  f«*  kon- 
stant und  verhalten  sich  zu  einander,  wie  die  Quadrate  der  Cos'^^^^ 
der  Neigungswinkel  der  Directrix  gegen  die  Coordinatenaxen." 

Aus  den  Gleichungen  10)  fliesst  sofort  eine  sehr  einfoche  Constmotion 
kubischen  Parabel  mit  Directrix. 

,,Man   nehme  eine  beliebige  Gerade  an.     Eine  jede  Ebene  durch  dii 
schneidet  aus  den  Coordinatenaxen,  vom  Anfangspunkt  an  gerechnet,  drei  A 

et,    et,    «8 


Ibd 


aus/' 


Construirt  man  die  reciproken  Abschnitte 

J-    JL    JL 

and  verbindet  deren  drei  Endpunkte  durch  eine  Ebrae,  so  umhAlUm  alle 
Ebenen  eine  kubische  Parabel  mit  Directrix,  f^t  ^\&  ^Aa  ^vcdoxAiUBGiS? 
Gin  OrÜio^onai-SchmiegongBebenentripel  i%t>. 


Kleinere  Mittheilungen.  349 


'.••  0  ^  ..^  ^ 


Jetzt  nehme  man  fdr  die  £bene  fi  die  anendlich  ferne  Ebene,  für  die 
^  e=  00  iat.  Dann  muss  f&r  diesen  Werih  von  fi  die  quadratische  Gleichung 
14)  mit  13)  identisch  sein. 

Für  diesen  Werth  (jiiczaoo)  geht  aber  14)  über  in: 

Sollen  die  Gleichungen  15)  und  13),  und  zwar  für  ganz  be- 
liebige Werthe  von  Ij,  A,,  X3  identisch  sein,  so  ist  dazu  nof/b- 
wtnäig  uni  hinreichend,  dass 

16)  a:&:cs=a:/3:/. 

Daher  stellt  sich  die  Involution  aller  Orthogonalebenentripel  der  Parabel 
vermöge  der  Gleichungen  10)  und  15)  so  dar: 

0  =  (l-i,)(il-i,)(i-i,)  +  Ä"{a»(i-i,)(i-i,)  +  6»(i-i,)(i-A,) 
wo  *  variabel  ist.  +c»(i-i.)(i-;.)|, 

Endlich  ist  noch  zu  bemerken,  dass,  wenn  man  statt  des  alten  recht- 
winkligen Coordinatensjstems  [^  ^'  ^j  irgend  ein  neues  rechtwink- 

U  VW)  ™^^^^  bekannter  Formeln  einführt,  und  drückt  dann  in 

10)  resp.  11)  die  alten  Coordinaten  durch  die  neuen  aus,  so  erhftlt 
man  die  alZ^ein^in^fe  Darstellung  einer  kubischen  Parabel  mit 
Directrix. 

Die  Rechnung  ist  dabei   so  einfach,  dass  sie  hier  unterbleiben  mOge. 

Tübingen,  1883.  Dr.  F.  Meter. 


XXL  Die  Ortsfläohe  der  Spitsen  gleichseitiger  Tetraeder  xn  gagebener 

Geraden  der  Zeiohenebene. 

(Hierzu  Taf.  Vn  Fig.  8.) 

Angeregt  durch  den  Aufsatz  des  Herrn  Dr.  A.  Schmidt  über  gleich- 
seitige Tetraeder*,  erlaube  ich  mir,  nachstehend  einen  üeberblick  über 
die  Ortsünien  der  Spitzen  solcher  Vierflache  zu  bieten ,  welche  einer  gegebe- 
nen Strecke  als  Basis  entsprechen. 

Zu  einem  Dreieck  ÄBC^  der  Zeichenebene  findet  man  die  Spitzen  con- 
gruenter  Dreiecke  {O^d^Äy  d^O^B)  auf  dem  Umkreise  von  ÄBC^  in 
|J?ds||^OJ,  |ii(li||J9C||  und  erhftlt  durch  Drehung  jener  beiden  Dreiecke 
um  I  J.C|,  J?C||  die  Spitze  (D^)  zum  gleichseitigen  Tetraeder,  dessen  Grund- 


*  ZeiUcbr.  f.  Math.  u.  Phys.,  Jahrg.  tBfti  Ä.  %n. 


350  Kleinere  Mittheilungen. 


fläche  ÄBC^,  Die  Sparen  jc^i^V  ä^dW  der  Lothebenen,  in  welchen  sich 
((2|,  d^)  bewegen,  können  auch  mit  Hilfe  der  DurchmeBser  \Äd\f  BdW  des 
Umkreises  bestimmt  werden,  indem  {d\,  d'^)  anf  den  Senkrechten  IACq^  ^J^o\ 
jenen  Sparen  angehören.  Yerschiebang  von  (C^)  auf  \BC\  hat  Fortrücken 
des  Mittelpunktes  (Oj)  auf  der  senkrecht  Halbirenden  \0y\  zur  Folge,  was 
anzeigt,  dass  die  Büschel  ä\OoqO:>Oi\B  auf  jJ^Do«  ^^ol  perspectiyiBche 
Punktreihen  beschreiben:  \  BDQiCcd\~^  AC^ccdW,  deren  Mittelpunkt 
{ÄB^)  ist. 

Die  Umkreise  zu  den  Dreiecken  ABCi  über  der  gemeinsamen  Onrnd« 
linie    |  ^-B  |    bilden    ein    Büschel    mit   den   Grundpunkten    {Ay  B),     Da 

I d'i  c^i  J_  J5 C| ,  d  2d^d^AC^\  mit  einander  Winkel  bilden ,  welche  zm  AC^B 
supplementär  sind,   so   erscheinen   die  Spitzen  (D^),   welche  gleichen  Win- 

kein  AC^B  entsprechen ,  in  einem  Kreise  durch  (d\ ,  d  2)  und  gleich  dem 
Umkreise  AC^B. 

\d\D^\±\AC,\  geht  für  (C,)  in  \CqDJAB\  über,  ffür  (C)  =  {AC±BC) 
dagegen  in  \AE^  \\BC\.  Da  nun  das  Parallelstrahlenbüschel  J^JE?«» |  J^D^i  ^dW 
mit  der  Axe  der  Parabel  parallel  ist,  welche  die  Strahlen  \AEy  C^D^^,  00,  d\Di\ 
umhüllen,  beide  Büschel  unter  sich  projectiyisch  sind  und  in  (Doi)  entspre- 
chende Punkte  zusammenfallen,  so  wird  jJEJDo,  ooD^j,  ihr  perspectivisoher 
Schnitt,  ebenfalls  eine  Tangente  jener  Parabel  sein. 

Man  kann  |Dq|J^j|  auch  als  Ort  der  Theilpunkte  von  gleichwinkligen 
Bogenabschnitten  erkennen,   auf  einer  Kreisreihe,   welche  dem  Btlschel  der 

A 

Umkreise  congruent  ist  und  die  {Dij  enthalt,  die  gleichen  Winkeln  ACiB 
entsprechen. 

(D^^ ,  E^  bezeichnen  Grenzlagen  für  |  D/ 1 ,  indem  sie  den  rechtwinkligen 
Dreiecken  AC^B,  ACB  entsprechen. 

Die  Parallele  zu  {BC^l  durch  (B^^)  ergiebt  auf  \AB\  den  Brenn- 
punkt {F)  der  von  den  Ortsgeraden  |2)üi--^i|  umhüllten  Hyperbel,  da 
\BDq,±AB,  BE,^^x,h,±D^,F\\BC,\,  folglich:  \Fh,C  J^D^^x^l.  Die 
Brennweite  der  Hyperbel  beträgt  demnach  ^AB. 

Während  (C,)  die  \BC\  durchläuft,  bewegen  sich  die  Spitzen  (2>j)  in 
der  Lothebene  [DqjJ^,].  Da  das  rechtwinklige  Dreieck,  wie  gezeigt  wor- 
den, die  Grenze  für  die  Möglichkeit  gleichseitiger  Tetraeder  bildet,  so 
finden  sich  reelle  Spitzen  nur  zwischen  {Dq^,  E^)  orthogonal -symmetrisch 
zn  dieser  Spur.  Aus  der  Congruenz  der  rechtwinkligen  Dreiecke  AE^By 
(7oJ_Doi  ergiebt  sich,  dass  der  Schnitt  (m^)  von  \BCy  Dqi-^i  I  ^^®  Mitte 
Yon  |i)o^£||  bezeichnet  Da  zugleich  der  {m^)  entsprechende  (d'sm)  in  die 
Mitte  der  Strecke  I-Doi-^I  ^^^  ^^^  ^^^  Höhen  der  Basisdreiecke  AC^B  in 
Bezug  auf  den  festen  Strahl  BC  stets  dieselben  bleiben,  so  stellt  der  Ort 
4er  Spitzen  (D)  den  Schnitt  der  Lothebene  (i>oi-^i]  mit  einem  Botations- 
•tr  der  Axe  IjBCJ  und  vom  Radius  \BE^\  dar^  welcher  stets  eine 
l 


Kleinere  Mittheilnngen.  351 


Die  Ortsfläche  der  Spitzen  gleichseitiger  Tetraeder,  welche  die  Bild- 
zur  gemeinsamen  Grundfläche  und  \äjB\  zur  Kante  haben,  wird  also 
durch  lothrechte  Ellipsen  erzeugt,  deren  Spuren  eine  Hyper- 
\>el  umhüllen. 

Die  symmetrische  Anlage  der  Zeichnung  (Taf.  VII  Fig.  3)  weist  darauf 
liin^  dass  in  den  Lothebenen  [J^oi-^oi*>  -^02-^0«*]  jedesmal  noch  eine  zweite 
Ortaellipse  liege  [C'D^*,  CD^^*],  welche  den  Strahlen  |^^,,  ÄE^\  ent- 
sprechen und  mit  [D^,^, ,  Doa^l  sich  in  den  Lothen  liCi,^:,!  <ler  [AB] 
schneiden;  denn  jene  congruenten  Ellipsen  stehen  sich  wechselweise  in 
Ke^ln  der  Spitze  (0)  symmetrisch  gegenüber  und  die  Lothebene  [ÄB^  ist 
eine  Symmetrieebene  der  beiden  Kegel  zugleich. 

Die  Symmetrie  zeigt  ferner,  dass  die  Endpunkte  der  Lothe  |a;|  eine 
Cllipse  bilden ,  welche  durch  den  Schnitt  der  involutorischen  Büschel  {Ä ,  B) 
in  [AB]  erzeugt  wird;  deren  eine  Axe  |^.B|,  während  die  andere  durch 
den  Schnitt  der  Lothebenen  zu  den  Asymptoten  der  Grundhyperbel  be- 
zeichnet ist.  Diese  Schnittcurve  begrenzt  mit  dem  Hauptkreise  über  \AB\ 
einen  mittlem  Baum,  welcher  von  den  beiderseits  zum  Kreise  sich  senken- 
den  Ellipsenbogen  eingeschlossen  ist. 

Von  der  Gestalt  des  röhrenförmigen  Restes  erhält  man  eine  genauere 
Vorstellung  durch  den  Ort  der  Mittelpunkte  der  erzeugenden  Ellipsen.  Der- 
selbe geht  aus  dem  Schnitte  der  Büschel  {BfA){C,C\  ...)  mit  dem  Tan- 
gentenbüschel ||DqjJE7i,  jDjjgJEJj,  ...|  hervor  und  verläuft  symmetrisch  zu  den 
A.x«n  |J.£, y|,  von  welchen  die  erstere  Rückkehrtangente,  die  letztere  Asym- 
ptote ist.  Diese  Mittelpunktscurve  bezeichnet  die  Culminationen  der  erzeu- 
genden Ellipsen ,  während  die  Radien  vectoren  deren  Brennweiten  darstellen. 

Unsere  Zeichnung  gewährt  somit  einen  üeberblick  über  das  Bereich 
der  Spitzen  gleichseitiger  Tetraeder,  deren  Grundfläche  in  der  Zeichenebene 
^^^  and  jn  welchen  zwei  Gegenkanten  von  gegebener  Länge  sind. 

Hottingen -Zürich.  F.  Graberg. 


XXn.  Notiz  über  Ungleichungen. 

In  den  Lehrbüchern  und  Beispielsammlungen  für  Elementarmathematik 
^S^gnet  man  sehr  selten  Aufgaben  über  Ungleichungen,  obscbon  diese 
^^Hdera  instrnctiv  sind,  weil  sie  mehr  üeberlegung  verlangen,  als  das 
^•tftlich  mechanische  Auflösen  von  Gleichungen.  Im  Interesse  des  ünter- 
^^ts  m0gen  hier  ein  paar  derartige  Aufgaben  folgen,  deren  beigefügte 
^^^luigen  nicht  schwer  zu  finden  sind. 

Für  dfl8  Dreieck  sollen  die  Bedingungen  ermitteW.  NvetdL^u^  wwVj^x  ^ 
^  fiüfgiieb  ißt, 


352  Kleinere  Mittheilungen. 

a)  aus  den  Abständen  des  ümkreismittelptinktes  Ton  den  Seiten, 
h)  ans  den  Abschnitten,  welche  die  Berfihrangqrankie  des  InkniBeB 
anf  den  Seiten  bilden, 
ein  nenes  Dreieck  zu  constmiren. 

a)  Sind  €t<,ß<y  die  Dreieckswinkel,  so  ist  im  Falle  y<,90^  das 
nene  Dreieck  nur  nnter  der  Bedingung  a  ^42®  06"^  29''  mOglich;  li^  m 
zwischen  42^56'29''  und  45^  so  muss 

genommen  werden;  für  a^4ö^  genügt  ß  >  a. 

Soll  das  ursprüngliche  Dreieck  stumpf?nnklig  sein,  so  müssen  die  Be- 
dingungen 

a<45\     ß<angcasiz z ^a 

2cas^a      ' 

eingehalten  werden. 

b)  Im  PaUe  «<38<>56'33",  ist 

a<Cß  <  ang8in{3  sin^a)  —  ^€t 

zu  nehmen ;  für  a  >  38^  56 '  33 ''  genügt  ^  >  a. 

Auf  die  Seiten  bezogen,  lassen  sich  diese  Bedingungen  einfacher  aus- 
drücken durch  _  ^  -  ^  1  /x  .    \ 

Die  Höhen  und  die  Schwerlinien   des  Dreiecks  geben  Gelegenheit  zur 

Bildung  analoger  Aufgaben. 

SoHi^öimxm. 


Beriehtigang. 

Auf  Seite  211  im  4.  Hefte  (Jahrg.  XXX)  ist  zwischen  den  Zeilen  15  und  11 
der  Passus:  „Es  sei  tn  —  n^k"  einzuschalten. 


Historisch-literarische  Abtheilung 


der 


Zeitschrift  fiir  Mathematik  und  Physik 


heranBgegeben 


unter  der  Terantwortlichen  Redaciion 


Ton 


Dr.  O.  Scblömilch,  Dr.  E.  Kahl 

und 

Dr.  M.  Cantor. 


X2X  Jahrgmag. 


Leipzig, 

VerUg  Ton  B.  G.  Teobner. 

18S5. 


^ 


Druck  TOB  B,G.  i« 


Inhalt. 


I.   Abhandlungen.  seite 

Die  matheniatiBcheu  Instruniente   des  Brescianer  Grafen  Giambattista  Suardi. 

^  Von  Prof.  E,  Gelcich 1 

Die  Ferrari- Cardani'sche  Auflösung  der  reducirten  Gleichung  vierten  Grade«. 

Von  K.  Hüarath 41 

Die  von  Diophant  überlieferten  Methoden  der  Berechnung  irrationaler  Quadrat- 
wurzeln.   Von  W.  Schönbom  ......     81 

lieber  das  quadratische  Reciprocitätsgesetz.    Von  0.  Baamgart  ....    169,  241 

Programm  für  den  V.  Bressa'schen  Preis  der  Kgl  Akad.  d.  Wisfiensch.  zu  Turin    52 


IL   Becensionen. 


* 


GeRchichte  der  Mathematik« 

Bonoompagni,  Lettre  de  Gauss  ä  Olbers      Von  M.  Cantor 21 

H-Hankel,  Die  Entv^ickelung  der  Mathematik  in  den  letzten  Jahrb.  Von  M.  Cantor    22 

Marie,  Uistoire  des  sciences  math^matiques  et  physiques  IV  et  V.   Von  M.  Cantor  115 

— ,  „  „  „  „  „  „  VI.    Von  M.  Cantor.     .132 

Oow,  A  Short  historv  of  Greek  mathematics.     Von  M.  Cantor 121 

Hardy,  Der  Begriff  der  Physis  in  der  griechischen  Philosophie.    Von  M.  Cantor  127 
Dnpoit,  Le  nombre  gc^omdtrique  de  Piaton.    Von  M.  Cantor.         .....       128 

Wittstein,  Klaproth*s  Schreiben  an  A.  v.  Humboldt  über  die  Erfindung  des  Com- 

passes.     Von  M.  Cantor 129 

Favaro,  Gli  scritti  inediti  di  Leonardo  da  Vinci.    Von  M.  Cantor ISO 

Wohlwill,  Die  Entdeckung  des  Beharrungsffesetzes.  Von  M.  Cantor  ...  131 
Hnnratk,  Algebr.  Untersuchungen  nach  Tscnimhausens  Methode.    Von  M.  Cantor  133 

Xrimmel,  Nesrolog  von  Christ.  Ueinr.  v.  Nagel.    Von  M.  Cantor 134 

Sehnbring,  Der  christliche  Kalender  alten  und  neuen  Stils.     Von  M.  Cantor  .     .  135 

Müller,  Kalender -Tabellen.    Von  M.  Cantor 136 

Enettröm,  Bibliotheca  Mathematica.    Von  M.  Cantor .     ■       ^^ 

Wie  studirt  man  Mathematik  und  Physik?    Von  M.  Cantor 145 

Arithmetik,  Algebra,  Analysis. 

Baosenberger,  Theorie  der  i>eriodiBchen  Functionen  einer  Variabein.  Von  M.  Vttther  7 
Enler  (Mater),  Einleitung  in  die  Analysis  des  Unendlichen  I.  Von  M.  Cantor  .  28 
Serret  (Hamaok),  Differential-  und  Integralrechnung  L  Von  M.  Cantor  .  .  28 
Bentehle,   Graphisch- mechanische   Methode   zur  Auflösung   der  numerischen 

Gleichungen.    Von  M.  Cantor .    29 

Bchobloch,  Ueber  Beta-  und  Gammafunctionen.    Von  M.  Cantor SO 

Hellwig,  Ueber  die  quadratischen  und  cubischen  Gleichungen.  Von  M.  Cantor  31 
Oalopln-Schanb,  Thäorie  des  approximations  numäriques.     Von  M.  Cantor  32 

Or&nwald,  Saggio  di  aritmetica  non  decimale.     Von  M.  Cantor 83 

Sohnrig,  Lehrbuch  der  Arithmetik  I     Von  K.  Schwering 62 

Walberer,  Leitfaden  z.  Unterricht  in  der  Arithmetik  u.  Algebra.  Von  K.  Schwering  64 
Klein,  Vorlesungen   über  das  Ikosaeder  und  die  Auflösung  der  Gleichungen 

vom  fünften  Grade.    Von  L.  Seheeffer   ....         91 

Steinliaaser,  Die  Elemente  des  graphischen  Rechnens.  Von  F.  Kraft  .  .  •  .108 
Simon,   Die  Elemente  der  Arithmetik  als  Vorbereitung   auf  die  Functionen- 

theorie.    Von  M.  Cantor 111 

Sehnbert,  System  der  Arithmetik  und  Algebra.    Von  M.  Cantor 112 

Kaiser,  Die  Determinanten.    Von  M.  Cantor 113 

Oietlng,  Neuer  Unterricht  in  der  Schnellrechen -Kunst.    Von  M.  Cantor    .    .    .113 
Henmann,  Vorlesungen  iib.Biemann*8Theoried.AbePschen  Integrale.  VonW.KiUing  136 
Bobek ,  Einleitung  in  die  Theorie  der  ellipt.  Functionen.    Von  0.  Bamenhwc^^st  VNS^ 
Benoift,  Tables  de  logarithmes  ä  six  däcimale«.    Von  H.  ^«aSMi  ..,.*>   ^^ 
ChroTO,  Fünfstellige  io^arithmische  und  tngoiiOTnetr\%c\i^  T«b.^^\i.  NwiTS^-^^^***    ^j^ 
FnmpMTü,  8%ggio  di  Tayoie  dei  logariimi  quadxaticL    NoTill.«^^«a^^^  .    *    *    ^ 


IV  Inhalt. 


Synthetische 9  analytische,  descriptire  Geometrie ,  Geodäsie.        stite 

Zöppritif  Leitfaden  der  EartenODtwurfslehre.    Von  LKeiiniAnD 8 

XUUng,  Ueb.  die  nichteuklidischen  Raumformen  v.  n  Dimensionen.  Von  V.  Sohlegel  13 
Kilinowski,  Elementar  -  synthetische  Geometrie  der  gleichseitigen  Hyperbel  Von 

K.  Sehwering 15 

Spleker,  Lehrbuch  der  ebenen  Geometrie.    Von  X.  Sehwering 18 

DÖrholt,   Geber  einem  Dreieck  um-  und  eingeschriebene  Kegelschnitte.    Von 

K.  Sehwering • .     .    21 

Ciaber,  Geometrische  Wahrscheinlichkeiten.    Von  M.  Cantor 24 

Wem,  Die  mathematische  Geographie  in  Verbindung  mit  der  Landkartenpro- 

jection.    Von  P.  Zeeh 56 

Vogler,  GrundzOge  der  Ausgleichungsrechnung.    Von  B.  Kebel 56 

Hoeh,  Lehrbuch  der  ebenen  Geometrie  I.    Vou  X.  Sehwering 66 

Olinzer,  Lehrbuch  der  Elementar- Geometrie  I,  li,  III.  Von  X.  Sehwering  .  .  67 
Fesehkai  Darstellende  und  projective  Geometrie.  Von  C.  Bodenberg  ....  68 
TUier,  Kritische  Bemerkungen  zur  Einführung  in  die  Anfangsgründe  der  Gäo- 

mdtrie  descriptive.     von  C.  Bodenberg 77 

Fiedler,  Darstellende  Geometrie  in  organischer  Verbindung  mit  der  Geometrie 

der  Lage  I.    Von  C.  Bodenberg  .     .         103 

Weyr,  Elemente  der  projectiviscbeu  Geometrie  I.  Von  C.  Bodenberg  .  .  .  106 
Hammer,  Lehrbuch  der  ebenen  und  sphärischen  Trigonometrie.  Von  M.  Cantor  110 
Krimphoif,  Zur  analytischen  Behandlung  der  UmhüUungscurven.   Von  M.  Cantor  1 14 

Franke,  Die  Coordinateuausgleichung     Von  E  Hammer 141 

BÖrseh,  Anleitung  zur  Berechnung  geodätischer  Coordinaten.    Von  E.  Hammer  142 

Hanck,  Mein  perspectiviscber  Apparat.    Von  M.  Cantor 143 

,  Die  Grenzen  zwischen  Malerei  und  Plastik  und  die  Gesetze  des  Reliefs. 

Von  M.  Cantor 144 

Mechanilc  nnd  Physik. 

Erwiderung  von  J.  Epping 91 

Wüllner,  Lehrbuch  der  Experimcntalphvsik  II.    Von  F.  Zeeh 34 

Hellmann,  Uepertorium  der  deutscheu  Meteorologie.    Von  F.  Zeoh    ....         35 

Finger,  Elemente  der  reinen  Mechanik.    Von  F.  Zeeh 36 

Baer,  Die  Function  des  parabolischen  Cylinders.    Von  F.  Zeeh 36 

Sperber,  Versuch  eines  allgem.  Gesetzes  Ober  die  specifische  Wärme.   Von  F.  Zeeh    37 

Tnmlin,  Die  elektromagnetische  Theorie  des  Lichts.    Von  F.  Zeeh 37 

Dippel,  Das  Mikroskop  und  seine  Anwendung.    Von  F.  Zech   . 38 

Hnllmann,  Der  Kaum  und  seine  Erfüllung.     Von  F.  Zeeh 53 

Blasendorff,  Ueber  die  Beziehungen  zwischen  zwei  allgemeinen  Strahlensjstemen. 

Von  F.  Zeeh 63 

Fnschl,  Latente  Wärme  der  Dämpfe.    Von  F.  Zeeh 64 

Helm,  Die  Elemente  der  MechaniK  und  mathematischen  Physik.    Von  F.  Zeeh .    64 

Fonrier  (Weisitein),  Analytische  Theorie  der  Wärme.     Von  F.  Zeeh 55 

Jansen,  Physikalische  Aufgaben.     Von  B.  Nebel .66 

Xohlrauseh,  Leitfaden  der  praktischen  Physik.     Von  B.  Nebel 56 

Stein,  SonnenHcht  und  künstliche  Lichtquellen  fär  wissenschaftliche  Untersuch- 
ungen zum  Zwecke  pbotographischer  Darstellung.    Von  B.  Nebel ...     57 
Streints,  Die  physikalischen  Grundlagen  der  Mechanik.    Von  B.  Kebel .    .         .68 

Abendroth,  Leitfaden  der  Physik  1.     Von  B.  Kebel 69 

Krebs,  Die  Physik  im  Dienste  der  Wissenschaft,  der  Kunst  und  des  praktischen 

Lebens.    Von  B.  Kebel 60 

Tnmlirs,  Das  Potential  und  seine  Anwendung  zu  der  Erklärung  der  elektrischen 

Erscheinungen.    Von  B.  Kebel 62 

Erwiderung  von  0.  Tnmlirs 121 

We^neh,  Theorie  elastischer  Körper  u.  s.  w.    Von  A.  Bors    . 142 

Erwiderung  von  J.  Weyraneh 278 


Bibliographie Seite  38,  78,  117,  146,  237,  281 

MathematischeB  Abhandlungsregister:  I.Januar  bis  30.  Juni  1884 149 

„  „  1.  Joli  bis  81.  December  1881  .    .     .    .284 


TcLf&L  n. 


Historisch -literarische  Abtheilung. 


Die  mathematisohen  Instrumente  des  Bresoianer 

Orafen  Giambattista  Suardi. 

Eine  bibliographisch-historische  Notiz 

von 

Prof.  Eugen  Gelcich, 

DlMctor  der  nantivohen  Schale  in  Lawinpiooolo. 


Hierzu  Taf.  II  Fig.  2  —  7. 


Gelegentlich  der  Pflege  gewisser  nautisch -historischer  Studien  gelangt 

^^xu  ein  Werk   zu  Händen,  welches  unsere  Aufmerksamkeit  in  besonderen 

Anspruch  nahm  und    betitelt   ist:  Nuovi   istromenti   per  la  descrizione  di 

Averse  curye  antiche  e  moderne,    e  di  molte  altre  che  servir  possono  alla 

Bpecolazione  de'  G^ometri  ed  all  'uso  de*  Pratici.    Col  progetto  di  due  nuove 

ii^^Hcohine  i>er  la  nautica  ed  una  per  la  meccanica,  e  con  alcune  osservazioni 

^pra  de'poligoni  rettilinei  regolari.     Del  Conte  Giambattista  Suardi. 

b  Brescia  MDCCLII.    Obwohl  dieses  Werk  noch  durchaus  nicht  so  alt  ist, 

^^  zu  Yermuthen,   dass   sdbes   so  äusserst  selten  sei,   so  überzeugten  wir 

^^  doch,   dass  Suardi  in   der  Geschichte  der  Mathematik  nur  zu  wenig 

bekannt  ist.  Seine  Versuche,  verschiedene  Curvengattungen,  und  zwar  sowohl 

(^Qrven  höherer  Ordnung,    als    auch   solche,   welche  in  4^  transcendente 

^biet  fallen,   durch  mechanische  Instrumente  zu   construiren,   erscheinen 

^^    aber   nm   so  beachtenswerther,    als  gerade  auch  in  neuester  Zeit  die 

^^ung  ähnlicher  Aufgaben  mehrere  Mathematiker  beschäftigte.   Wir  finden 

***   der  Geschichte  mehrfache   Erwähnung  von  den  Instrumenten,  die  zur 

Verzeichnung  der  Eegelschnittlinien  bestimmt  sind,  und  etwas  Weniges  über 

^^rkzeuge,  durch  welche  alle  oder  mehrere  Fälle  einer  gewissen  Problem- 

Attäng  erledigt  werden  können.    Der  Schöpfer  der  letzteren  Methode  war, 

^e  Schanz*  und   mit  Bezug  auf  Letzteren  auch  Günther**  berichten, 


*  Schanz,   Der  Cardinal  Nicolaus  von  Cusa  als  Mathematiker.     Bottweil 

^  Dr.  8.  Günther,  Studien  zur  Geschichte  der  mat\iema\AA^\i%kTiQ(^^^TV^v^» 
^mi0i$f§.    8,348. 

ifc  AHbJg.  d.  Z9itMohT.  t.  Math.  n.  Pbyi.  XXX,  1.  ^ 


rfj*t. 


Historisch  -  literaiische  Abtheilung. 


Nicolaus  von  Cues.  In  letzterer  Zeit  sind  von  Emsmann  Transpor- 
teure mit  fest  aufgetragenen  Curven  dritter  und  höherer  Ordnung  zur 
Lösung  des  Problemes  der  Winkeltheilung  anempfohlen  worden;*  aber 
von  Versuchen,  die  sich  denjenigen  des  Grafen  Suardi  nähern  spricht  die 
Geschichte  der  Mathematik  fast  gar  nicht.  Was  schliesslich  die  Person  des 
Verfassers  anbelangt,  so  denken  wir,  dass  ihm  schon  aus  dem  Grunde 
eine  verdienstvolle  Stelle  unter  den  Erfindern  zugedacht  werden  muss,  als 
wenigstens  einer  seiner  Apparate  bei  verschiedenen  Maschinen  eine  schöne 
praktische  Anwendung  fand.  Unseres  Wissens  hat  es  doch  einen  Autor 
gegeben,  der  sich  bei  Verfassung  eines  grösseren  Werkes  bemüssigt  fand, 
dem  Brescianer  besonderes  Lob  zu  spenden.  Es  war  dies  der  auf  dem 
Gebiete  der  Instrumentenkunde  sowohl  in  theoretischer,  als  in 'technischer 
Hinsicht  verdienstvolle  Engländer  George  Adams,**  dessen  ürtheil  wir 
später  anzuführen  haben  werden. 

Zu  den  voranstehenden  Zeilen,  welche  den  nachfolgenden  Blättern  so 
zu  sagen  eine  gewisse  Existenzberechtigung  zu  verschaffen  haben,  möge 
noch  die  Bemerkung  dazu  gesellt  werden,  dass  das  Werk  Suardi*s  zwei 
Briefe  des  Jesuiten  Boscovich  über  die  mathematischen  Eigenschaften  der 
Cartesischen  Ovalen  und  eine  Reihe  von  Untersuchungen  über  die  regel- 
mässigen Vielecke  enthält,  die  manches  Interessante  enthalten. 

Lidem  wir  zur  Beschreibung  einiger  der  wichtigsten  Instrumente  von 
Suardi  übergehen,  bemerken  wir,  dass  die  durch  einfache  Linien  skizzirten 
Apparate  aller  technischen  Details  entblösst  erscheinen,  da  es  sich  hier 
nur  um  die  Erklärung  der  Principien  —  der  Theorie  der  Functionsweise  — 
handeln  kann.  Der  Techniker  und  Mechaniker,  der  nähere  Kenntnisse  über 
constructive  Details  verlangt,  muss  sich  wohl  das  Original  werk  verschaffen, 
welches  283  Gross  -  Quartseiten  mit  23  Tafeln  enthält  und  in  jeder  Hinsicht 
erschöpfende  Auseinandersetzungen  liefert. 

Zweifelsohne  ist  die  geometrische  Feder  das  wichtigste  der  In- 
strumente. Adams  äussert  sich  über  dieselbe  folgendermassen :  „Obschon 
verschiedene  Schriftsteller  der  Krümmungen  erwähnt  haben,  welche  ver- 
möge einer  zusammengesetzten  Bewegung  zweier  Zirkel  entstehen,  deren 
einer  sich  um  den  andern  rund  herum  bewegt,  so  scheint  doch  keiner 
diesen  Grundsatz  angewendet  und  in  Ausführung  gebracht  zu  haben,  als 
J.  B.  Suardi.  Seit  einiger  Zeit  ist  er  sehr  vortheilhaft  bei  der 
Dampfmaschine  von  den  Herren  Watt  und  Bolton  angewendet 
worden:  einlSeweis  unter  vielen  anderen,  nicht  blos  in  Rück- 


♦  a  a.  0. 

**  Geometrische  und  graphische  Versuche  oder  Beschreibung  der  mathema- 
tischen Instromente,  deren  man  sich  in  der  Geometrie,  der  Civil-  und  Militär- 
Vermessung  etc.  bedient    Von  George  Adams.     Mathematischer  Instrumenten- 
mmober  8r.   MajeMi  and  OpticuB  8r.  Königl.  Hoheit  des  Prinzen  von  Walesf 
DeuUob  vonJ.  0.  Geissler.    Leipsdg  1795. 


Die  mathematischen  lastrumeiite  des  Orafen  0.  Suardi.  3 

aicht  iler  Änwend  barlceit  dieser  Speculatiooeu,  BOndcrn  au:;b  m 
Ravkaicbt  der  Vortheile.  welche  die  höhere  Mathematik  in  den  Händen 
DiDej  sinnretcbcu  Mechanikers  gewShrt.  VieltPiebt  hat  es  noch  nie  ein  In- 
etrument  gegeben,  welches  so  verschiedene  ErSrnnrnngen  zeichnet,  als  eben 
die  genmetrische  Feder;  der  Verfasser  erwähnt  deren  1273.  welche 
•lAdurch  in  einfacherer  Form,  nnd  vermöge  der  wenigen  Rfider.  die  dazu 
gehören,  beschrieben  werden  können." 

Die  geometrische  Feder  bat  abo  jene  Carven  zu  verzeichnen,  welche 
danb  die  rusam nie n gesetzte  Bewegung  zweier  Zirkel  entstehen,  deren  einer 
sich  nm  den  andern  rund  herum  bewegt,  unsere  Fig.  2  hat  die  Bestim- 
ninDg.  dieseä  Instrument  durch  eiufache  Linien  erklärlich  zu  machen.* 

Man    denke    sich   eine   um    £*  drehbare   Alhidade  M  N,    nnd    über  dem 

Mittelpunkte  Q    derselben  einen  fixen  C;linder  TZ.    Die  verticale  Aze  des 

Cylindeiä  liegt  genau  Über  dem  Drebangspunkt  der  Alhidade.     itm  sei  ein 

»zweiter    beweglicher   Cylinder,    welcher    bei    einer  eventuellen  Drehung  den 

Stift  .S'    mitnimmt.      Der    Cylinder  r    mit    dem    Stifte   S   sind    durch    den 

Schieber  nn    mit    einander  verbunden,    der   längs  des  Ausschnittes  .ly    der 

A^lliidade    hin  und  her  verschoben  nnd  durch  die  Druckschraube  C  in  jeder 

t>oliBbigen    Lage    fixirt   werden    kann.      Von   einem    Punkte    des    grösseren 

f'ylmders  T  führt   eine   Schnur  Tm   zum    kleineren    Cylinder.    die    mehrere 

Wale  iira  leMeren  gewickelt  und  endlich  an  denselben  befestigt  iat.    Dreht 

»»«n  nun    die    Alhidade  .Wfl'   im    Kreise  herum,    so  beschreibt  der  Ponkt  r 

*i^n  Weg  2,    3,    4.   Ö,    6  etc.      Gleichaeitig   wickelt   sich   aber   der  Padea 

^nf  die    Mantelfläche   des  Cylinders  TZ   auf  und  von    der  Mantelfläche  des 

*^>linder8  r  ab.  In  dem  Maasse  alwo  als  r  um  (t  herumgeführt  wird,  beschreibt 

^"»eb  der  Stift  .S  eine  Curve,  deren  Form  und  Eigenschaften  durch  folgende 

^^•doren  bestimmt  werden.     Erstens  durch  das  beliebig  einzustellende  Ver- 

^VtuiM   der  beiden    Halbmesser    Rr  -.  SS;    zweitens    durch    den  Halbmesser 

*i«r  Cylinderbosis ;  drittens  durch  die  Lage  des  Fadens,  je  nachdem  dieser 

'^■«30  T  Ober   m    oder  Ober   d    um   den  kleineren    Cylinder    gewickelt  wird. 

^^in  siebt  ohne  Weitares .    dass    die  Curven .  welche    damit  zu  verzeichnen 

*S«il,  bis  ins  unendliche  wachsen  können.     Die  durch  Adams  angegebeen 

^ahl  bezieht  sich  somit  auf  ein  ganz  bestimmtes  Exemplar.     Bei  der  wirk- 

'**lipn  Ausführung  des  Apparates  werden  Schnur  und  Cylinder  besser  durch 

^ihorHder  ersetzt.     Man  hat  drei  der  letzteren,    indem    das  dritte  Zahnrad 

**>*  Vtrbindung   zwischen  f  und    r    heralellt      Jeder  Leser   erkennt  sofort, 

'**«  dieses  Princip  bei  zahlreichen  Instrumenten  jeder  Gattung  Verwendung 

^Mt^.  to  bei  den  Dampfmascbineu .    bei  den  Planetarien,    bei   den  Dromo- 

••topen  von  Pangger  nnd  Garbich  etc.  etc. 


1 


*  Einige  dieser  Curveo  wiirdeu  durch  den  V.  Ca: 
■»«4t    Tnu«  SU"    Je   Maf-Üematique.      Dca   Uspew 


J 


Historisch  -  literarische  Abtheilung. 

Einfach  wie  möglich  im  Princip  ist  ein  Apparat ,  welcher  dieEonchoide 
des  Nicomedes  verzeichnet. 

j4B  ia  Fig.  3  ist  ein  Beissbrett,  worauf  sich  ein  Gestell  CDE'F 
senkrecht  darüber  aufgeschraubt  befindet  DE\  GH  stellen  zwei  zum  Brett 
parallele  Etagen  vor , .  welche  mit  einer  Furche  versehen  sind.  Ein  Arm 
iVrj.  DE,  der  bei  iV  einen  Stift  NO  ±NM  trägt,  kann  längs  der  DB 
verschoben  und  in  jeder  beliebigen  Lage  durch  die  Druckschraube  M  firirt 
werden.  Ein  zweiter  Arm  QS^  dessen  Armlängen  innerhalb  der  durch  die  Dimen- 
sionen des  ganzen  Apparates  gestatteten  Grenzen  beliebig  eingestellt  werden 
können,  greift  mit  einem  Stift  P  in  die  Furche  GH.  Die  Seite  QP  des 
Armes  enthält  ihrerseits  eine  zweite  Furche,  durchweiche  der  fixe  Stift  i^O 
hindurchgeht.  An  den  Enden  Q  und  S  befinden  sich  zwei  senkrechte 
Stifte  QR  und  SE.  Die  Function  des  Apparates  ist  einfach.  Ist  NT 
durch  die  Schraube  M  senkrecht  auf  DE  unverrückbar  eingestellt,  so  bildet 
0  den  Pol  der  Curve.  Ist  0'  m  4ie  Projection  der  iVM,  n  die  Projection 
von  P,  O'E  die  Projection  von  QS,  so  bildet  mO'n  den  veränderlichen 
Polarwinkel,  n  E  die  constante  Länge  des  Badiusvectors  von  der  Leitlinie  bis 
zur  Curve.  Verschiebt  man  somit  den  Arm  QS  läugs  der  HG,  so  beschreiben 
die  Stifte  E  und  R  zwei  Konchoiden.  Mit  diesem  Instrument  können  auch  ver- 
schiedene andere  Konchoiden,  so  jene  mit  kreisförmiger  Basis,  entworfen  werden. 

Dieser  Maschine  ist  eine  andere  sehr  ähnlich,  welche  die  Logarith> 
mica  von  Neper  und  die  Trajectorie  von  Claudius  Perralto  zu 
verzeichnen  hat.  Die  Leitlinie  ist,  wie  früher,  ein  Parallelopipedon  mit  ein- 
geschnittener Furche.  Auf  diesem  bewegen  sich  zwei  Schieberlineale,  eines 
senkrecht  auf  die  Leitlinie  und  durch  eine  Druckschraube  feststellbar.  Das 
andere  hat  eine  Furche  und  gleitet  längs  eines  am  Parallelopipedon  ver- 
schiebbaren Pivots.  Diese  Maschine  wurde  jedoch  früher  schon  durch  den 
Marchese  Polen!  erfunden  und  Suardi  giebt  an,  nur  eine  Modification 
derselben  eingeführt  zu  haben. 

Die  Fig.  4  veranschaulicht  ein  Instrument,  womit  die  Cissoide  von 
Diocles  und  auch  die  Curven  von  Carrd  gezogen  werden.  Um  den  Mittel- 
punkt C  eines  gedachten  Kreises  LNPR  ist  eine  Kurbel  CR  drehbar.  An 
einen  Punkt  P  desselben  Kreises  istj  die  Tangente  PD  angelegt,  welche 
aus  einer  Schiene  besteht.  Ein  aus  durchbrochenen  Linealen  gebildeter 
rechter  Winkel  ist  mit  dem  Scheitel  und  um  diesen  drehbar  in  P  befestigt; 
ein  zweiter,  ebenso  gebildeter  rechter  Winkel  gleitet  mit  einem  Pivot 
oder  Schieber  D  längs  der  Schiene  Px.  In  die  Furchen  der  PF  und  LD 
greift  der  Zapfen  R,  welcher  sich  am  beweglichen  Ende  der  Kurbel  CR 
befindet.  Das  Lineal  LD  erhält  eine  zweite  Führung  durch  das  Pivot  Z 
noch,  welches  in  die  Furche  des  ersteren  eingreift  Endlich  kreuzen  sich 
die  Arme  Py,  DB  mit  ihren  Furchen  in  einem  (beweglichen)  Punkte  M, 
der  den  Träger  einea  Stiftes  bildet  Wird  nun  die  Kurbel  derart  gedreht, 
^^  über  CP  falle ,   so  hat  man  folgende  &\ä!L\mi^  de^  \ti'i^xvvxsk«QXi^« 


B  und  D  vereinigen  sich  m  P.  DB  ist  senkrecht  auf  L  P,  somit  bildet  D  B 
die  Verlllügermig  der  Tangente  Px.  Die  PF  deckt  sich  mit  der  Px  und 
die  Py  mit  der  PZ.  Der  Stift  M  liegt  über  P.  Dreht  man  die  Kurbel 
Yon  P  Über  Ä  bis  /,,  so  öffnen  sich  die  Arme  PD  und  DB,  der  Schieber 
M  gleitet  längs  der  /'y  (oder  l>  B)  und  der  an  demselben  befestigte  Stift 
beschreibt  die  CisBoide.  Es  ist  in  der  That  immer  PM  =  BD,  somit  die 
t'nrvB  PflMeineCissoide;  denn  da  fUr  jede  Steüuug  /. /» =  i.0  =  IriO"  ist  and 
der  Winkel  im  Halbkreis  /./,///■  auch  90"  betrügt,  hat  man  auch  LPRD 
=  90»  and  daher  Z. /"M  fl  =  360  -  ^70=  90".  BPMD  ist  somit  ein 
PttTttUelogramm ,  ergo  immer  PM=RD,  guod  erat  demonstrandum.  Nimmt 
man  vom  Instrument  LOB  und  Px  hinweg,  versetzt  man  den  Vortex  D 
□och  ß  und  giebt  man  den  Schenkeln  LB  nnd  DB  eine  Führung  in  L 
und  P,  bringt  man  endlich  auf  den  Arm  DL  einen  Stift  an  in  einer  Ent- 
FemsDg  von  D=LP,  so  wQrde  letzterer  Stift  bei  der  Drehung  der  Kurbel 
die  Curve  von  Carr6*  beschreiben. 

Schon  der  P.  Milliet**  hatte  gemeint,  dass  diö  mechanisehB  Constrao- 
tJOn  der  Quadratrix  von  Dinostratus  leicht  ausfallen  müsse;  wie  man 
Cuie  solche  vornehmen  könnte ,  hat  er  aber  nie  gezeigt.  Der  LOsnog 
dieeer,  bei  den  alten  Bestimmungen  des  Kreiaumfanges  wichtigen  Curve 
**ldmet  Suardi  das  folgende  Instrument. 

KAEN  ist  ein  Rabmen,  CD  eine  um  C  drehbare,  wieder  mit  einer 
pQrche  versehene  Älhidade,  die  bei  ('  einen  Quadranten  xCa  trSgt.  PT 
i«t  eine  ebenfalls  mit  einer  Furche  versebene,  parallel  zu  KN  oder  zm  AE 
^«wegliche  Querleist« ,  deren  Bewegung  durch  die  Hülse  TQ  eine  Führung 
Ittngs  der  EN  erhäit.  (Fig.  5.)  An  dem  Punkte  j:  ist  eine  Schnur  be" 
fextigt,  welche  bei  y  um  eine  Rolle  geführt  wird  und  an  dem  Obr  A  der 
^Soise  TQ  das  zweite  *in-Ende  hat.  Die  Dimensionen  sind  demrt  gehalten, 
<i»B  wenn  CD  mit  Ä/*  übereinfBlIt,  P  T  m  Af  den  Quadranten  CMf'tangirt. 
^^rfiast  man  die  Älhidade  bei  l'  und  dreht  man  sie  von  M  bis  f  herunter, 
*«  lieht  die  Schnur  die  Querleiste  von  iW  bis  C  herab.  Dann  beschreibt 
^»B  Stift  'V,  der  sich  im  Kreuzungspunkte  der  Furchen  CD  und  /^ 2" befindet, 
^i«  Quadratrix.  Selbstverständlich  liegt  S  in  M,  wenn  die  CD  mit  der  CM 
*lbereinfallen. 

Interessant  sind  die  Curven,  welche  durch  den  folgenden  Apparat  ge- 
>^c!met  werden,  da  sie  zu  Formen  fuhren,  nach  welchen  in  der  Natitr 
***  BlUtter  der  PQanzen  gezeichnet  zn  sein  scheinen.  Da  diese  Curven 
■eißea  besonderen  Namen  erhielten,  so  wollen  wir  kurz  augeben,  wie  sie 
Entstehen.  Mau'  nehme  in  Zirkeiöffnung  einen  beliebigen  Bogen  l\  (Fig.  6) 
ond  Inge  denselben  von  V  gegen  A  und  von  M  gegen  A  einige  Male  auf. 
^ta  erhKlt  die  Punkte  1,  2,  'A  und  beziehungsweise  II,  I,  G.     FUbit  man 

*  JtitBoirea  Je  PAcadewie.    I70G.    8.  SO. 
[  ■»  läb.  II.   De  indivüib,  prop.  1.     Descriptio  Uneae  (i\ia.iiia.\.TwÄft. 


Historisch -literarische  Abtheilong. 

die  Radien  Ol,  02,  0  3  und  die  Sehnen  Vg,  VI    VII,  so  sind  die  Dn^- 
schnittsponkte  F,  a,  6,  0  Punkte  der  fraglichen  Curven.     Nennt  man 
Halbmesser  des  Kreises  a,  und  legt  man  ein  senkrechtes  Coordinatensj^ 
mit  dem  Ursprung  im  Mittelpunkte  des  Kreises  und  zwar  derart  an, 
die  0  V  die  Abscissenaxe  werde ,  so  ist  die  Gleichung  dieser  Cnrve : 


1 
e 


ein 


.    l/x^  —  2ax*  +  a*x 
—  2a —  x. 

In  Fig.  7  haben  wir  ein  Instrument  zu  ihrer  Erzeugung.  JB  isl^ 
Ring,  welcher  auf  die  Papierebene  gelegt  und  unveränderlich  darauf  fe^ ge- 
halten wird.  Die  innere  Peripherie  desselben  enthält  einen  zweiten  be^^^eg- 
lichen  Ring  Vndm,  der  mit  einem  Halbmesser  mn  versehen  ist.  Halbmesser 
und  Ring  tragen  eine  Furche  und  diejenige  des  letzteren  {scy:)  ist^  der 
Träger  eines  in  jeder  Lage  durch  eine  Stellschraube  fixirbaren  Schie1>^s^  ri. 
Eine  Alhidade  VD  kann  durch  einen  Haken  nach  Belieben  in  V  sltm.  den 
festen  Ring  eingehakt  oder   wieder  von   demselben  entfernt  werden.  Die 

Alhidade  hat  eine  Längenfurche;  im  Kreuzungspunkte  S  befindet  sicli^  wie 
fast  bei  allen  diesen  Instrumenten,  der  gewöhnliche  Stift.  Der  Schieber  d 
und  ein  an  demselben  angebrachtes  Pivot  dienen  der  Alhidade  als  Fü.li.x-nng. 
Stellt  man  den  beweglichen  Ring  und  die  Alhidade  (letztere  verm5^^  der 
Führung  d)  derart  ein,  dass,  wenn  V  M  einen  Halbmesser  des  fixen  Ring'es  ^  B 
vorstellt,  Centri Winkel  Fz  =  Centriwinkel  MD  gleich  sei,  und  fUhrt  man 
um  den  beweglichen  Ring  im  Kreise  herum,  so  beschreibt  der  Stift  S  die 
fragliche  Curve. 

Wir  unterlassen   die  Beschreibung  eines   weiteren  Apparates  zxv^  Be- 
schreibung der  Cykloiden,  da  die  vorangeftthrten  Instrumente  im  Allgenc^^inen 
die  Charakteristik  der  Erfindungen  Suardi's  zur  Genüge  bezeichnen.      Origi- 
neller ist  erst  sein  Compasso   loxodromico,   ein  Apparat,    worEx^*^  ^^ 
Loxodrome   auf  der   Kugel   und   ihre   stereographische  PolarprojectioKx^  ?  die 
logarithmische  Spirale,  erzeugt  werden   können.     Da  aber  dasselbe    z'U  ^^ 
nautischen  Diagramm -Instrumenten  oder  zu  den  nautischen  Rechenmas <3hinen 
gezählt  werden   kann,   die  wir  in  der  Central -Zeitung  ftlr  Optik   an<3  Me- 
chanik Nr.  21,  Jahrg.  1884  beschrieben  haben,  so  unterlassen  wir,  da^  dort 
Gesagte  hier  noch  zu  wiederholen. 


Recensionen« 


Lehrbüoh  der  Theorie  der  periodischen  Fnnotionen  einer  Variabein  mit 
einer  endlichen  Anzahl  wesentlicher  Discontinnitfttspnnkte,  nebst 
einer  Einleitung  in  die  allgemeine  Fnnctionentheorie.  Von  Dr. 
Otto  Rausenberoeb.  Mit  in  den  Text  gedruckten  Figuren.  8^. 
VIII  u.  476  8.     Leipzig,  B.  G.  Teubner.    1884. 

Ein  gutes  Buch  zur  richtigen  Zeit!  Gerade  jetzt,  wo  die  Theorie  der 
transcendenten  eindeutigen  Functionen  durch  Weierstrass  neu  gegründet 
ist  und  insbesondere  die  Functionen  mit  linearen  Transformationen  in  sich, 
von  verschiedenen  Seiten  her  behandelt,  zu  einem  der  wichtigsten  Capitel 
der  neueren  Analysis  sich  gestalten,  ist  eine  geschlossene,  von  den  Ele- 
menten ausgehende  erste  Einleitung  in  dieses  ganze  Begriffssystem  für 
den  Studirenden  noth wendig  geworden,  und  eine  solche  bietet  das  vor- 
liegende Werk. 

Der  Verfasser  versteht  unter  „periodischer"  Function  eine  Function, 
welche  bei  eindeutiger,  insbesondere  linearer  Substitution  für  das  Argument 
sich  nicht  ändert,  und  behandelt  hauptsächlich  die  Exponentialfunction 
und  die  einfach  multiplicativ  -  periodischen  Functionen ,  aus  welch'  letzteren 
die  doppelt  additiv  -  periodischen  Functionen  mit  einem  wesentlich  singulären 
Punkt ,  die  elliptischen  Functionen ,  durch  einfache  Umgestaltung  des  Argu- 
ments hervorgehen. 

Der  Ausgangspunkt  ist  die  Weierstrass'scbe  Definition  der  analy- 
tischen Function  durch  die  Potenzreihe;  und  die  Darlegungen  gehen  einfach 
und  systematisch  durch  die  Haupttheile  der  Analysis  hindurch  bis  zu  den 
eben  genannten  Functionen  hin,  während  alle  weiteren  Betrachtungen  der 
Functionentheorie ,  insbesondere  die  Integration  im  complexen  Gebiete,  bei 
Seite  gelassen  werden. 

In  der  Behandlung  der  elliptischen  Functionen  selbst  schliesst  sich 
der  Verfasser  mehrfach  ziemlich  eng  an  die  Eönigsberger'schen  „Vor- 
lesungen"' an.  Deren  Auffassung  als  Function  des  Moduls,  die  Theorie 
der  elliptischen  „  Modulf unctionen '^  und  überhaupt  der  Functionen  mit 
mehreren  nicht  vertauschbaren  Transformationen  in  sich  and  mit  unend- 
lich vielen  wesentlich  singulären  Stellen,  worüber  in  diesem  Buche  nur 
erst  kurze  Andeutungen  gemacht  werden,  scheint  der  Verfasser  sich  auf 
eine  Fortsetzung  des  Werkes  vorbehalten  vo,  ^woWesu  T^vnii  ^«c^^tl  V^sSSssb^t 
lieh  auch  die  xDtoreesantesten  Theile  dioBex  T\itOTVsa^  ^«t  "Lxueg^soDa&ss^^a»^ 


8  Historisck- literarische  Abtheilung. 

der  Transcendenten  mit  der  Theorie  der  linearen  Differentialgleichungen 
zweiter  Ordnung  —  zu  dessen  völliger  Klarlegung  freilich  die  Integration 
im  complexen  Gebiete  unerlässlich  wird  — ,  die  zugehörigen  geometrischen 
Gebietseintheilungen  etc.,  zur  Geltung  kommen. 

Zu  dem  Vorzüge  des  Buches ,  bei  begrenztem  Thema  eine  geschlossene 
Einleitung  in  wichtige  Capitel  der  neueren  Analjsis  zu  liefern,  kommt  der 
weitere,  dass  die  Darstellung  überall  klar  und  correct  gehalten  ist.  Nur 
mit  der  Einleitung  über  den  Zahlenbegriff  und  die  Bechnungsoperationen 
ist  Referent  nicht  einverstanden;  denn  auch  die  algebraische  Grund- 
legung erfordert  es  nicht,  dass  die  Einführung  der  irrationalen  Zahlen  vor 
Einführung  ins  unendliche  fortgesetzter  Operationen  vorgenommen  und  auf 
die  Umkehrung  -  algebraischer  Gleichungen ,  diese  aber  auf  die  Anschauung 
gegründet  wird. 

Erlangen,   im  September  1884.  M.  Noether. 


LeitfEtden  der  Kartenentwnrfilelire  für  Studirende  der  Erdkunde  und 
deren  Lehrer,  bearbeitet  von  Dr.  Karl  Zöppritz,  ord.  Professor 
der  Erdkunde  an  der  Universität  zu  Königsberg  i.  Pr.  Mit  Figuren 
im  Text  und  einer  lithographischen  Tafel.  (VIII  u.  162  8.)  gr.  8^ 
geh.  n.  Mk.  4. 40.    Leipzig  1884,  B.  G.  Teubner. 

Das  vorliegende  Buch  ist  laut  seinem  Vorworte  dem  Bedürfniss  des 
Universitätsunterrichts  entsprungen.  Es  will  die  Kenntniss  der  geometri- 
schen Methoden,  auf  denen  der  Kartenentwurf  beruht,  und  einen  gewissen 
Grad  von  Uebung  in  der  Handhabung  derselben  vermitteln ,  soweit  er  für 
jeden  unerlässlich  ist,  der  Karten  mit  Nutzen  gebrauchen  und  Geographie 
nicht  blos  dilettantisch  betreiben  will.  Es  stellt  unter  Verzichtleistung 
aufp  eingehendere  Rechnung  die  elementar -geometrische  Construction  durch- 
aus in  den  Vordergrund. 

Der  erste  Abschnitt  über  Ortsbestimmung  beschränkt  sich  auf  das  für 
die  Zwecke  der  Karthographie  Nöthige  und  Unentbehrliche,  zeichnet  sich 
durch  grosse  Klarheit  und  Präcision  aus  und  behandelt  auf  nur  20  Seiten 
der  Reihe  nach  die  Hauptmomente  der  geometrischen,  astronomischen  und 
graphischen  Ortsbestimmung.  Der  folgende  grössere  Abschnitt  „Netzent- 
wurfslehre" giebt  zunächst  den  Begriff  der  Abbildung  im  Allgemeinen  und 
geht  dann  sofort  auf  die  Abbildung  der  Erde  auf  die  Ebene  ein,  wobei  es 
sich  etwas  befremdend  ansieht,  die  Erde  so  gut  wie  immer  als  Kugel  in 
Betracht  gezogen  zu  finden,  nachdem  kurz  zuvor  wörtlich  gesagt  worden 
istt  es  solle  im  vorliegenden  Werk  mit  der  bisher  fast  ausnahmslos  be- 
obachteten und  im  Elementarunterricht  auch  nicht  wohl  zu  umgehenden 
Aaxw,  daaa  man  anftngs  die  Meridiane  zwischen  Aequator  und  Pol  in 
^Naib  (Qrade)  eintheilti  am  in  dnem  «{HBtoraiL  t^^^OiaaVX»  tq^  VonoKso^ 


dsw  diese  Theile  ungleich  aiud,  gründlich  gebrochen,  d,  h.  von  vornherein 
darauf  veriichtel  werden,  die  Erde  als  Kugel  /.u  betrachten. 

Vielfach  wird  auf  Tissot's  epochemachende 3  Werk:  Mtmolre  sur  la 
reprcsentatiou  des  surfaces  et  les  projections  des  cartes  gOographiques, 
Paj'js.  Gftutbier-Yillars,  I68I,  hingewiesen,  die  TJBtiot'sche  Terminologie 
wrird  neben  der  sonst  gebrUuc blichen  eingelllhrt,  und  nach  den  drei  wich- 
tig^tcQ  Anforderungen,  die  man  an  eine  Abbildung  stellen  kann,  werden 
die  Ürappen  der  winke  1  treuen .  flüchentreuen  und  mittel abatands treuen  (oon- 
Toz-men.  U(|uivalenten  und  äquidistanteu)  Abbildungen  unterschieden. 

Diesen  Hauptprincipien  der  Projection  sichre  gegenüber  eharakterisirt 
sieb  die  gaaze  Stellang  dea  Buches  durch  die  Worte  (S.  26):  „Vom  mathe- 
matischen Gesichtspunkte  aus  betrachtet,  liefert  die  Winkeltreue  die  interes- 
sajiksten  Abbilduiigsprobleme.  Für  die  praktische  Kartographie  ist  aber 
<Üe  Flächentreue  weit  wichtiger,  weil  geograpb lache  Vergleiche  zunBchst  au 
Kr^cheinuDgen  anknüpfen,  die  über  flitchenbaft  ausgedehnte  Gebiete  ihre 
Gldcbartigkeit  oder  Verschiedenheit  ofl'eubaren,  und  weil  das  Planimeter 
iz>  der  Hand  der  Geographen  ein  Instrument  von  zunehmender  Wichtigkeit 
»»t"  Von  diesem  leitenden  Gedanken  ausgehend  sind  nun  auf  S.  31 — 102 
di«  wichtigsten  Abb  il  Jungs  arten  behaudeit,  erat  die  azimutalen  oder  zeni- 
talen,  nBmtich  von  den  perspeoti viachen  die  gnomonische.  orthographische, 
■terographiache  und  eiterne;  von  nicht  perspectiv!  sc  heu  Posters  mittel- 
&l»bind£-  und  Lambert'a  flächentreue  Azimntalprojection ,  sowie  die  ge- 
■^ßhnliche  and  Nell's  modiScirte  Glohularprojeotion.  Hieran  reihen  sich  die 
A.Hi]duDgeD  auf  abwickelbaren  Flächen  und  zwar  zunächst  auf  einen  C'ylin- 
d«r,  Wir  finden  behandelt  die  Plattkarten,  die  Caasini-Soldner'sche, 
die  flUchentreue .  die  Mercator'sche  und  die  Centralprojeotiou  auf  den 
Cjliniler.  die  Sanson-Flamsteed'ache  und  Mollweide'a  bomalogra- 
pliische  Projection.  An  echten  Kegelprojectionen  finden  sich  die  gewöhnliche 
fl^aldislante .  diejenige  von  De  l'Isle.  die  (lachen-  und  winkeltreue;  an 
"^"echten  die  Bonne'sche.  die  gewöhnliche  und  die  orthogonale  polykoniscbe, 
^»dlicb  die  preiiBsische  Poljederprojection. 

Bei    alten    zur  Besprechung  kommenden  Abbildung^arten   ist   auf  ihre 

'erzöge    and  Mängel   hingewiesen,    und  es  wird  ihre  Verwendbarkeit  oder 

■^'chtverwendbarkeit   filr  bestimmte    Zwecke    hervorgehoben.      Getreu   dem 

*  'ogmmm  dea  Buches  tritt  die  geometrische  Construction  durchaus  in  den 

"otdergrund  und  es    ist  auf  Entfaltung  des  mathematischen  Apparates  so- 

I»  irgend  möglich  verzichtet.    Dieses  Fohlen  mathematischer  Entwicke- 

1  macht  sich  aber  da  und  dort  recht  empfindlich  wahruehmbar,  z.B., 

*  hervorzuheben,  bei  der  Mercator-Projection.    Von  ihr  wirf 

Mb  gesagt,  sie  sei  wiukeltreu,  und  man  finde  den  Abstand  y  des    ' 

ireiseG  vom  Aequator  nach  der  Formel : 

■k ' '_ ^^^^^ 


10  Historisch -literarische  AbtheiluDg. 


Die  BedeutuDg  dieser  vielgebrauchten  Abbildangsart  wird  sodann  fttr 
die  Darstellung  physikalischer  Verhältnisse  auf  der  (fast)  ganzen  Erdober- 
fläche und  ftlr  die  Schifffahrt  charakterisirt,  wobei  auch  kurz  der  Loxo- 
drome  Erwähnung  geschieht.  Hier  hätte  nun  ganz  entschieden  mehr  ge- 
sagt  werden  müssen.  Eine  elementare  Ableitung  der  obigen  Gleichung, 
ausgehend  von  der  Definition  der  Loxodrome,  wie  sie  z.B.  in  Gretschel's 
vorzüglichem  Lehrbuch  der  Kartenprojection  S.  114 — 120  gegeben  wird, 
nebst  einem  Hinweis  auf  Mercator^s  eigene  Erklärung  seines  Abbildungs- 
princips  (Gradus  latitudinum  versus  utrumque  polum  auximus  pro  incre- 
mento  parallelorum  supra  rationem,  quam  habent  ad  aequinoctialem)  wäre 
für  einen  Universitätsstudenten,  bei  dem  man  Gymnasial-  oder  Bealschul- 
reife  voraussetzt,  nicht  zu  hoch  und  gewiss  anregender  gewesen,  als  eine 
Gleichung,  die  ohne  Ableitung  ganz  absolut  hingestellt  wird.  Auch  das 
Maass  der  Flächenvergrösserung  und  die  Eigenschaft  der  Winkeltreue  der 
vorliegenden  Abbildung  hätte  sich  leicht  entwickeln  lassen. 

Dieses  Beispiel  statt  mehrerer.  Wenn  auch  GretscheTs  treffliches 
Buch  mit  seiner  reichen  Entfaltung  mathematischer  Hilfsmittel  manchem 
Studirenden  vielleicht  etwas  zu  schwer  erscheinen  dürfte,  so  ist  es  eben  für 
den  mathematisch  einigermassen  Vorgebildeten  bezüglich  der  eigentlichen 
Projectionslehre  doch  ganz  anders  als  das  Zop pritz 'sehe  geeignet,  zum 
Studium  der  theoretischen  Kartenentwurfslehre  anzuregen  und  dasselbe  zu 
vertiefen.  Ja,  selbst  Steinhauser 's  „Grundzüge  der  mathematischen  Geo- 
graphie und  Landkartenprojection^'  scheinen,  wenn  denn  doch  einmal  wahr- 
haft elementar  vorgegangen  werden  soll,  den  Zweck,  die  geometrischen 
Methoden  der  Kartenentwurfslehre  zu  entwickeln  und  dem  Studirenden 
einen  gewissen  Grad  von  üebung  in  ihrer  Handhabung  zu  verschaffen,  ebenso 
gut  zu  erreichen,  als  das  Zöppritz'sche  Buch,  bei  dessen  Literaturver- 
zeichniss  nebenbei  bemerkt  auch  das  verdienstvolle  „  Lehrbuch  der  wichtig- 
sten Kartenprojectionen  von  0.  Möllinger,  Zürich  1882'*  Erwähnung 
verdient  hätte,  besonders  wegen  seiner  eingehenden  Vergleichung  zwischen 
der  stereographischen  und  Bonne'schen  Abbildungsweise  und  seiner  aus- 
führlichen Behandlung  der  Mercator-Projection  und  der  auf  dieselbe 
bezüglichen  Constructionsaufgabeu  aus  der  Schifffahrtskunde. 

Bedeutend  werthvoller,  als  die  Darstellung  der  einzelnen  Abbildungs- 
arten, erscheint  der  Abschnitt  mit  dem  Titel:  „Die  Projectionen  geringster 
Verzerrung '^  der  eine  Reihe  von  allgemeinen  Sätzen  über  Deformation 
überhaupt  und  eine  Auswahl  von  Projectionen  geringster  Verzerrung  für 
bestimmte  Zwecke  enthält.  Dieser  Abschnitt  schliesst  sich  an  das  schon 
erwähnte  Tissot'sche  Werk  an,  in  welchem,  ausgehend  von  dem  Satze, 
dass  einem  System  orthogonaler  Curvenschaaren  der  einen  Fläche  im  All- 
gemeinen nur  ein  einziges  ebensolches  System  auf  der  andern  Fläche  ent- 
ßpiicbt,  als  Mäass  der  Verzerrung  an  jedem  Punkt  der  Karte  eine  Indicatrix 
gmuumte  EUipee  eingeffihrt  wird,  deren  Ax«KTOAifi!itma&  %q^^^  m^^ukw!^ 


Recensionen.  11 

auf  die  Länge  als  die  Winkel  den  Maassstab  für  die  Grösse  der  Verzerrung 
abgiebt.  Einige  kleine  Tabellen  stellen  je  nach  den  an  die  Karte  gestellten 
Anforderungen  die  Fehler  derselben  für  einzelne  verglichene  Projections- 
arten  zusammen,  bei  welcher  Yergleichuug  mit  vollem  Becht  wiederholt 
auf  die  bedeutenden  Mängel  der  von  den  Kartographen  so  oft  angewandten 
Bonne'schen  Projection  hingewiesen  wird,  die  endlich  einmal  aus  unseren 
E^artenwerken  verschwinden  sollte. 

Befremdend  bei  diesem  an  sich  werthvollen  Theil  des  Buches  ist 
zweierlei.  Einmal  die  auffallende  Bevorzugung  dar  flächentreuen  Abbildung 
vor  der  winkeltreuen,  die,  wie  schon  erwähnt,  gleich  zu  Anfang  des  Buches 
gewissermassen  als  eine  Art  von  Programm  desselben  hingestellt  wird. 
Nun  hat  aber  die  Winkeltreue  nicht  nur  deshalb  Bedeutung,  weil  sie  dem 
Mathematiker  die  interessantesten  Abbild ungsprobleme  bietet;  vielmehr  ist 
sie  genau  betrachtet  diejenige  Forderung,  die  einer  kartographischen  Dar- 
stellung gar  nie  erlassen  werden  darf.  Es  sollten,  wenn  anders  die  Karten- 
zeichner ihre  Aufgabe  richtig  erfassen  wollen,  nur  noch  winkeltreue  Abbil- 
dungen geschaffen  werden,  und  das  aus  dem  einfachen  Grunde,  weil  die 
erste  und  Hauptforderung  an  jede  Karte  die  ist,  dass  sie  ein  möglichst 
treues  Bild  des  dargestellten  Erdraumes  gebe.  Dem  wird  aber  nur  genügt 
durch  die  Winkeltreue  im  Einzelnen,  wobei  man  sich  durch  etwaige  Ver- 
zerrungen der  Contouren  im  Grossen  und  zu  starke  Krümmung  der  kürzesten 
Linien  nicht  abschrecken  zu  lassen  braucht,  da  diesen  beiden  Mängeln,  wie 
sofort  gezeigt  werden  soll,  abgeholfen  werden  kann.  Die  Flächentreue  hat 
dem  gegenüber  in  den  Hintergrund  zu  treten;  denn  was  nützt  es,  den  Ver- 
breitungsbezirk irgend  einer  physikalischen  Erscheinung  auf  der  Erde  flächen- 
treu abgebildet  zu  sehen,  wenn  dabei  jeder  einzelne  Winkel  verzerrt,  also 
das  ganze  Bild  durchaus  entstellt  ist?  Dass  femer  die  flächen  treue  Abbil- 
dung wegen  ihrer  Verwendbarkeit  zur  Flächenberechnung  mittels  des 
Planimeters  unentbehrlich  sei,  scheint  durchaus  unstichhaltig.  Beim  Karten- 
maassstab derjenigen  Länder,  bei  denen  der  Flächeninhalt  nur  mit  dem 
Planimeter  bestimmbar  erscheint,  kann  das  Resultat  doch  nur  höchst  un- 
genau ausfallen;  bei  den  Ländern  aber,  über  die  wir  Karten  in  grossem 
Maassstabe  besitzen,  liegen  auch  directe  Inhaltsmessungen  vor,  so  dass  in 
beiden  Fällen  das  Planimeter  entbehrt  werden  kann. 

Was  weiter  an  dem  genannten  Abschnitt  tadelnswerth  erscheint,  ist 
das  vollständige  Ignoriren  zweier  schon  seit  längerer  Zeit  veröffentlichten 
hierher  gehörigen  Arbeiten  von  Fr.  Eisenlohr.*  Die  erste  derselben 
leitet  mathematisch  ab,  dass,  wenn  man  bei  conformer  Abbildung  alle 
Kartenpunkte  gleichen  Maassstabes  durch   sogenannte    isometrische    Linien 


♦  1.  üeber  Flächenabbüdong.  Jo»*"-'  feÄ^UaSÖDÄa^i^i.. 

Bd.  72  8. 14S  ügg,    2.  üeber  K»*-  "^  ^^ 

Erdkunde  s»  Bteiia,  Bd.  10  &Ü 


14  Historisch -literarische  Abtheilung. 


-„-V    .**     ^     .^rf^*      •■   -^V-.'-V.'" 


rein  geometrische  Ableitung  des  Winkelbegriffs,  welche  den  Vorzug  besitzt^ 
unmittelbar  als  Verallgemeinerung  des  gewöhlichen  Winkelbegriffs  erkennbar 
zu  sein.  Sehr  einfach  gestaltet  sich  die  Untersuchung  der  m  -  dimensionalen 
Eugelgebilde.  .  Dieselben  stellen  höhere  Riemann*sche  Raumformen 
dar,  deren  Krümmungsmaasse  ein  Minimum  besitzen,  welches  gleich  ist  dem 
Krümmungsmaasse  desjenigen  /i  -  dimensionalen  Gebietes,  in  welchem  die 
Kugelgebilde  betrachtet  werden.  Hervorzuheben  ist  die  Bemerkung,  dass 
in  jeder  n  -  dimensionalen  Lobatschewsky  *schen  Raumform  R  i  e  m  a  n  n  'sehe, 
euklidische  und  L obats che wskj 'sehe  Raumformen  von  geringerer  Dimen- 
sionenzahl enthalten  sind,  dagegen  in  jeder  Rie  mann 'sehen  wieder  nur 
Rie  mann 'sehe,  ein  Resultat,  welches  man  sich  übrigens  durch  die  auf 
dem  einschaligen  Hyperboloid  einerseits,  auf  der  Kugel  andererseits  mög- 
lichen Linien  verdeutlichen  kann.  Weiter  wird  gezeigt,  wie  die  von  Dan - 
delin  und  Quetelet  gegebene  Ableitung  der  Kegelschnitte  aus  dem 
geraden  Kegel  (mittels  zweier  die  Schnittebeue  und  den  Kegelmantel  be- 
rührenden Kugeln)  sich  unmittelbar  aus  der  euklidischen  in  eine  nicht- 
euklidische Raumform  Übertragen  und  daselbst  zur  Grundlage  einer  elemen- 
taren Theorie  der  Kegelschnitte  machen  lässt.  unter  quadratischen 
Gebilden  von  n  — 1  Dimensionen  versteht  der  Verfasser  solche,  welche 
durch  eine  homogene  quadratische  Gleichung  zwischen  Weierstrass'schen 
Coordinaten  dargestellt  werden.  An  diese  Gebilde  schliesst  sich  natur- 
gemäss  die  Polarentheorie  nebst  der  Darstellung  der  Gleichung  durch  Qua- 
drate linearer  Functionen  der  Coordinaten.  Von  der  Zahl  der  hierbei 
auftretenden  negativen  Quadrate  hängt  die'  Anzahl  der  auf  dem  Gebilde 
liegenden  Geraden.  Ebenen  und  ebenen  Gebilde  ab.  Der  Verfasser  wendet 
sich  dann  zu  den  metrischen  Eigenschaften  dieser  quadratischen  Gebilde, 
zunächst  im  endlichen  Räume.  Diese  Eigenschaften  hängen  mit  der  von 
Weierstrass  gelösten  Aufgabe  zusammen,  die  beiden  quadratischen  Formen 

9  (j-Q  «j ...  a:„)  und  co  =  Af*a'„^  +  rr,*-f  ...+ a:„« 
durch  die  Summen  derselben  Quadrate  darzustellen  (Berlin.  Monatsber.  1868, 
S.  310  flgg.).  Der  Verfasser  zeigt  im  Einzelnen,  welche  Eigenschaften  des 
quadratischen  Gebildes  mit  den  verschiedenen  Fällen  von  Gleichheit  und 
Ungleichheit  der  (von  Weierstrass  bei  der  Behandlung  jener  Aufgabe 
eingeführten)  „Elementartheiler**  zusammenhängen.  Diese  geometrische 
Deutung  analytischer  Thatsachen  ist  eine  der  interessantesten  Partien  der 
Killing'schen  Arbeit  und  beweist  gleichzeitig,  wie  wenig  es  ohne  die 
Resultate  der  transcendentalen  Geometrie  möglich  sein  würde,  für  gewisse 
analytische  Thatsachen  das  geometrische  Aequivalent  aufzufinden.  Es  werden 
weiter  ähnliche  und  confocale  quadratische  Gebilde  betrachtet  und  die  Ver- 
änderungen dargelegt,  welche  die  Theorie  der  quadratischen  Gebilde  er- 
leidet ^  wenn  man  von  den  endlichen  zu  den  Lobats che wsky 'sehen  Ranm- 
fatmen  übergebt  Specielle  Beispiele  werden  hier  wie  in  der  sonstigen 
Theorie  der  qaadrBÜBcben  Gebilde  aus   dem  imdSmonssAioia^^^  Qi^a^  \utt- 


Becensionen.  1 5 


genommen.  Zam  Schluss  wird  bemerkt,  dass  u.  A.  auch  die  von  Jordan 
flijr  euklidische  Raumformen  gegebene  Theorie  der  Krümmungen  einer  Baum- 
coire  durch  den  Uebergang  in  nichteuklidische  Baumformen  sich  nur  un- 
freventlich  ändert 

Es  sei  schliesslich  noch  erwähnt,  dass  Herr  Ki Hing  in  einer  neueren 
Al>bandlong  (Programm  des  Lyceum  Hosianum  in  Braunsberg,  Michaeli 
1 8S4)  eine  weitere ,  auf  dem  Begriff  der  Bewegung  beruhende  Verallgemei- 
nenmg  des  Baumbegriffes  gegeben  hat,  die  ihn  zu  nichtprojectivischen 
Rckumformm  führt,  Formen,  von  denen  bisher  nur  eine  einzige  (in  einer 
A.l>bandlung  des  Verfassers  in  Borchardt*s  J.,  Bd  .89  S.  284)  betrachtet 
sein  scheint. 
Waren.  ^-  Schlegel. 


Bl^mentar- synthetische    Oeometrie   der   gleichseitigen  Hyperbel.     Von 
A.  MiLiNOWSKY  (Weissenburg  i.  E.).     Leipzig,  Teubner.     1883. 

„  unter  allen  Kegelschnitten  ist  keiner  der  elementaren  Behandlung  so 
Kix^[ftQglich,  wie  die  gleichseitige  Hyperbel,  und  trotzdem  besitzt  unsere 
^s^sthematische  Literatur  kein  Buch,  welches  die  Eigen<:chaften  derselben 
K~x^  elementarer  und  einheitlicher  Weise  im  Zusammenhange  darstellt.  Dieses 
Ziel  hat  sich  der  Verfasser  in  vorliegendem  Werkchen  gesteckt  und  hofft 
^^^urch  Allen,  welche  Beruf  oder  Neigung  zur  elementaren  Betrachtung 
^^r  Kegelschnitte  führen ,  keine  unwillkommene  Gabe  darzubringen.  Nament- 
Lich  aber  hofft  er  dadurch  auch  dem  Gedanken,  dass  das  harmonische  Ge- 
uiJde  ein  durchaus  elementares  ist,  weitere  Geltung  und  der  Anwendung 
^G8flelben  in  der  elementaren  Geometrie  grössere  Ausbreitung  zu  ver- 
^<2luiffen." 

Mit  diesen  Worten  schliesst  die  Vorrede  des  vorbezeichueten  135  Seiten 
^^ken  Schriftchens.     Unter  allen  Kegelschnitten  ist  zweifellos  der  Kreis 
^^  einfachste  und  der  elementaren  Behandlung  zugäng  ichste  Curve.    Dann 
^^^hnet  sich  die  Parabel   durch  viele  höchst  einfache  Eigenschaften  aus 
^iid  hat  zudem  den   (nicht  ganz  zu  ignorirenden)  Vortheil,  dass  einfache 
^'^ysikalische  Betrachtungen  auf  diese  Curve  führen.     Manche  Eigeuthüm- 
^^keiten  derselben  jedoch,    insbesondere  die  durch  die  Lage  ihres  Mittel- 
punktes   bedingten,    liegen    dem  von  der  Kreisgeometrie  kommenden  An- 
^ger  weiter  ab,    und  somit  ist  es  doch  mindestens  zweifelhaft,  ob  nicht 
^^  gleichseitigen   Hyperbel,    diesem  Zerrbilde  des  Kreises,  wirklich 
*^  Siegespalme  grösserer  Einfachheit  und  leichteren  Zuganges  gebührt. 
Der  Inhalt  unseres  Buches  gliedert  sich  in  sieben  Paragraphen,    ?on 
^^«len  der  erste  die  üeberschrift:  „Punkte  und  Tangenten"  flUirt    fie 

^^^idftmentalen  Bedeutung   dieses  ersten  Abschnittes  mag  ea  goiteti 
^^iDMlben  eine  eingehendere  Besprechung  zu  widmen»    \a^  «^.9 
^edbüam  deutlich  geworden,  so  dürfen  wir  nna  im 


16  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 

da  die  vorgetragenen  Materien  im  Granzen  nicht  neu  sind  und  dies  ja  auch 
keineswegs  sein  wollen. 

Den  Ausgangspunkt  bildet  der  Sache  nach  die  Oleichung  der  auf 
die  Asymptoten  bezogenen  Curve,  nftmlich  xy  =  q*.  Dann  werden  in  sehr 
einfacher  Weise  die  Begriffe  Potenz  {=  g^,  inneres  und  äusseres  Ge- 
biet, Asymptoten,  Mittelpunkt,  Durchmesser,  Axen  gewonnen. 
Es  folgt  der  einfache  und  in  den  Anwendungen  fruchtbare  Satz:  „Jede 
Secante  der  gleichseitigen  Hyperbel  wird  von  dieser  und  den 
Asymptoten  in  äquidistanten  Punkten  geschnitten;  Zu  den 
Tangenten  ist  ebenfalls  der  Zugang  ein  natürlicher:  Jede  Tangente 
der  gleichseitigen  Hyperbel  begrenzt  mit  den  Asymptoten  ein 
Dreieck  von  constantem  Inhalte.  Man  erkennt  nun  durch  einfache 
üeberlegungen,  dass  die  Tangenten  in  den  Endpunkten  eines  Diameters 
parallel  sind,  und  den  wichtigen  Satz,  dass  eine  beliebige  Sehne  der  gleich, 
seitigen  Hyperbel  den  Endpunkten  eines  Diameters  unter  gleichen  bez. 
supplementären  Winkeln  erscheint.  Die  ümkehrung  dieses  Satzes,  welche 
als  selbstverständlich  nicht  bewiesen,  ja  nicht  einmal  als  besonderer  Satz 
erwähnt  ist,  gewährt  nun  die  Einsicht,  dass  der  Höhenpunkt  eines 
jeden  der  gleichseitigen  Hyperbel  eingeschriebenen  Dreiecks 
auch  auf  derselben  liegt.  Aus  den  Folgerungen  heben  wir  besonders 
zwei  hervor.  Erstens  den  theoretisch  wichtigen  Satz,  dass  eine  gleichseitige 
Hyperbel  von  einem  Kreise  höchstens  in  vier  Punkten  geschnitten  wird; 
zweitens  den  für  Aufgaben  fruchtbaren  Satz:  Wenn  ein  Kreis  eine  gleich- 
seitige Hyperbel  berührt ,  so  schneidet  er  sie  noch  in  zwei  Punkten ,  deren 
Verbindungslinie  auf  dem  Durchmesser  des  Berührungspunktes  senkrecht 
steht  Bei  dem  Herrn  Verfasser  erscheint  dieser  Satz  als  Umkehrung  eines 
andern,  wie  uns  scheinen  will,  weniger  anschaulichen.  Hiermit  gelangt 
man  nun  zum  Krümmungskreise  und  zu  dem  Feuerbach'schen  Kreise, 
der  durch  den  Mittelpunkt  der  Hyperbel  geht.  —  Die  Beziehungen  der 
Hyperbel  zum  Kreise  sind  hiermit  dargelegt.  Analytisch  gewinnen  die- 
selben eine  besonders  merkwürdige  Form,  wenn  man  von  der  Darstellung 
der  Coordinaten  durch  hyperbolische  Functionen  Gebrauch  macht. 
Setzt  man  nämlich  x  =  a  (Sof  Uj  y=a  @in  u ,  so  ist  jedem  Punkte  der 
Hyperbel  ein  Argument  u  zugeordnet.  Schneidet  nun  ein  Kreis  die  Hyperbel, 
so  ist  die  Summe  der  hyperbolischen  Argumente  der  vier  Schnittpunkte 
Null  (oder  2n;i). 

Insbesondere  schneidet  der  Krümmungskreis  mit  dem  Berührungspunkte, 
dessen  Argument  u  ist,  die  Hyperbel  in  einem  ferneren  Punkte,  dessen 
Argument  —  3t<  sein  muss.  Daher  kommt  die  Aufgabe,  welche  Herr 
Milinowsky  Seite  55  Nr.  83  löst,  auf  die  Dreitheilung  eines  ge- 
gebenen hyperbolischen  Sectors  hinaus.  (VergL  hierzu  Salmon- 
FiedleTf  Kege]Bchmi^%,  Art.  2Ö2,  wo  der  entsprecliende  Satz  für  die  Ejreis- 
faaotionen  AUBgeBprochen  ist,  und  bezügVicVi  dQrN«c^«!i^xm%  \iy\«t\^^Vystf^^ 


wr 


Beoenaionen. 


■17 


Argaaenie  u.  A.  die   interessante  Schrift  von   S.  Günther,  „Parabolische 
'Vigononielrie".  Teuboer.) 

Da  Verfasser  wendet  sieh  nunmehr  den  gegenseitigen  Be^iehangen 
ffl^Jchseiliger  Hyperbeln  zu.  Die  früher  gewonnenen  Sätze  lassen  hier 
J&itfht  erkennen,  dass  durch  vier  Pnnkte  eine  gleichseitige  Hyperbel 
i»  ^stimmt  ist  nnd  dass  zwei  gleichseitige  Hyperbeln,  welche  sich  in  drei 
f***.iilrten  schneiden,  den  Höhenponkt  des  eingeschriebenen  Dreiecks  zum 
'"i-«*rten  Schnittpunkte  haben.  Die  Gesamnitheit  aller  gleichseitigen  Hyper- 
l*^3lo.  welche  einem  Dreiecke  umschrieben  sind  und  durch  dessen  HSben- 
I>«ankt  gehen,  bilden  einBUschel.  Die  Mittelpunkte  dieses  Büecbels  liegen 
a.^=»-f  einem  Kreise.  Es  folgen  einige  harmonische  (projectivische)  Eigen- 
c«="fcaflen.  von  denen  wir  den  Satz,  dass  eine  Asymptote  und  zwei  Tangen- 
ii^9Vi  zwei  gleichseitige  Hyperbeln  bestimmen,  erwähnen. 

Die   jetzt    folgenden    SStze    ziehen    die    bekannten    tligenschafteu    des 

t^LvüibUachels     heran    nnd    so     gelangen    wir    zu    der    Eineicht,     dass    der 

CI>vt  der  Mittelpunkte  aller  einem  Dreiecke  eingeschriebenen  gleich. 

K^sitigen  Hyperbeln   ein    Kreis    um    den    Hühenpunkt    dieses    Dreiecks    ist. 

^^►"«Icher  den    Umkreis    desselben    rechtwinklig    schneidet.     Als  leichte 

fc?™ «Igerun gen    erhält  man    dann   die    wichtigen  Sätze,    dass  durch  vier  Taii- 

^T^aiten  zwei  gleichseitige  Hyperbeln  bestimmt   sind  und  zwei    gleichseitige 

ISjperbeln  aich  mindestens   in   zwei   reellen  Punkten  schneiden.     Der 

l^totere  Satz   ist  um    so    interessanter,  als  wir  hier  ofl'enbar  den  Speeialiall 

'^  =2  des   bekannten    Gans b 'sehen  Beweises  von  der  Anzahl  der  Wurzeln 

^uer  Gleichung   u*'"  Grades  vor  uns  haben.     Diese  Bemerkung  hätte  auch 

*ler  Verfasser  machen  und  erhörten  dürfen. 

MCgen  einige  Randbemerkungen    hier   beigefügt   werden.     S.  7.    in  9c, 
*beo8oS.21  in  Nr.  26.  S.  24  in  Nr.  30  und  S.  56  in  Nr.  84  giebt  Verfasser 

I*'J<|  Ijach«taben  ähnlicher  Dreiecke  nicht  in  richtiger,  ähnlicher  Reihenfolge. 
Porner  muss  es  wohl  S.  5  in  Nr.  7a  statt  2?*  heiasen  4s^  wie  ^uf  S.  24. 
*o  sogar  auf  diese  Stelle  verwiesen  wird,  richtig  zu  lesen  ist."  In  Pig.  4 
«eht^Q  dl«  in,  i'ext  vorkoranienden  F,  F,,  Durch  14  a  wird  12  eingeschränkt, 
*K(i  nicht  ausdrücklich  bemerkt  wird;  bei  12  hätte  also  der  Zusatz  ,,im  AU- 
V^cncincn"  nicht  fehlen  sollen.  Der  Beweis  des  Satzes  in  Nr.  19  geht  wohl 
"oth  einfacher  ans  der  Aufgabe  hervor,  einen  (zwei)  Punkt  zu  bestimmen, 
^p  von  drei  gegebenen  Punkten  Abstände  hat,  die  sich  verhalten  wie 
"*  =  M-.p.  Ebenso  oder  noch  mehr  macht  der  Beweis  des  Satzes  in  21a 
^**>«n  etwas  ..mUhaamen"  Eindruck. 
^^^  Hiiirrait   glaoben    wir    den    ersten    Abschnitt    des    Buches   hinretcbend 

^^^^^«uvktertsirt  zu  haben  und  werden  ims  von  jetzt  ab  aus  oben  angegebenen 
^^^E**11nden  grösater  Kürze  beSeissen. 

^^V  Der    iweite    Abachnitt    behandelt    die    coujugirten  Diameter,  die 

■*  leichuDjT  der  Hyperbel  und  in  etwas  langweiUget  Da,Tft\*\Vavig  A%iv^)iäKftM&- 
I  Nr.  27 d. 


18  Historisch -literarische  Abtheilung. 


Der  dritte  führt  die  Ueberschrift:  Die  Brennpunkte.  Die  einschlägige 
Theorie  ist  interessant  und  originell. 

Gleiches  Lob  spenden  wir  gern  dem  folgenden,  welcher  die  Polar - 
eigenschaften  zum  Gegenstande  hat. 

Der  fünfte  Abschnitt  sucht  die  gleichseitige  Hyperbel  auf  dem  geraden 
Kreiskegel  auf. 

Der  sechste  liefert  Ergänzungen  und  Aufgaben.  Dabei  ist  der  Erüm- 
mungskreis  sorgfältig  behandelt,  auch  wird  die  Dreitheilung  des 
Winkels  und  das  Delische  Problem  mit  Hilfe  der  gleichseitigen  Hyper- 
bel gelöst.  Femer  heben  wir  die  Erzeugung  dieser  Curve  aus  der 
Geraden  und  eine  physikalische  Eigenschaft  (Benetzung  zweier 
Glasplatten)  anerkennend  hervor. 

Der  letzte  Abschnitt  behandelt  die  übrigen  Kegelschnitte,  insbesondere 
zunächst  die  allgemeine  Hyperbel. 

Fassen  wir  zusammen,  so  haben  wir  eine  Arbeit  vor  uns,  welche 
dem  wissenschaftlichen  Sinne  des  Verfassers  Ehre  macht.  Das  Streben 
desselben  nach  möglichst  elementarer  Darstellung  ist  oft  von  glücklichem, 
vielfach  von  befriedigendem  Erfolge  begleitet,  und  so  wird  das  Büchlein 
in  den  Kreisen,  auf  welche  es  berechnet  ist,  gewiss  als  eine  willkommene 
Gabe  erscheinen. 

Coesfeld,   im   August   1884.  K.  Schwbrino. 


Lehrbuch  der  ebenen  Geometrie  mit  TTebungBaui^ben  für  höhere  Lehr- 
anstalten. Von  Dr.  Th.  Spieker,  Professor  am  Realgymnasium  in 
Potsdam.  Verlag  von  A.  Stein  in  Potsdam.  Sechzehnte  verbesserte 
Auflage. 

Sechzehn  Auflagen  zu  erleben,  ist  nicht  jedem  Buche  beschieden.  Selbst- 
verständlich tritt  man  daher  an  die  Beurtheilung  einer  Schrift,  welcher  dies 
Glück  zu  Theil  geworden  ist,  so  oft  aufgelegt  worden  zu  sein^  mit  nicht 
niedrig  gespannten  Erwartungen  heran.  Insbesondere  scheint  die  Aussicht  ge- 
rechtfertigt, dass  ein  solches  Schulbuch  den  Anforderungen  der  Lehrpraxis  in 
hervorragender  Weise  entsprechen  müsse.  Allein  auch  für  die  wissenschaft- 
liche Seite  der  Stoffbehandlung  darf  man  Gutes  hoffen;  denn  bei  dem  er- 
folgreichen Streben  und  Ringen ,  welches  die  Mehrzahl  der  neueren  Schul- 
bücher vortheilhaft  auszeichnet,  kann  ein  unwissenschaftliches  Machwerk 
die  Concurrenz  nicht  mehr  bestehen. 

Das  vorliegende  326  Seiten  starke  Lehrbuch  gliedert  seinen  Inhalt  in 
vier  Cursus. 

Der  erste  geht  nach  einer  Einleitung  zur  Besprechung  der  Lage 

gerader  Linien   über',  handelt  von   den   ebenen  Figuren  im   Allge- 

meinen,  von  der  Congruenz  der  Dreiecke  und  von  den  Parallel o- 


Wir  beben  aus  dem  ersten  Carsus  das  Folgende  hervor. 
I  werden  die  Begiiffe  Gerade,  Strahl.  Strecke  definirt  nn^  dann 
der  Winkel  im  §10  erklärt  ..Der  Theil  der  Ebene,  welcher  zwischen 
x^«i  von  einem  Punkte  ansgehenden  Strahlen  Hegt.  heiBst  ein  Winkel  oder 
Wiakelraiim.'-  In  g  19  wird  der  Grundsatz  aufgestellt:  .,  Durch  einen  Pankt 
wsserbalb  einer  Geraden  iäast  sich  in  der  Ebene  st«t3  eine  aber  auch  nnr 
»ine  gerade  Linie  ziehen,  welche  beliebig  weit  verlängert,  die  erstere  nicht 
aclneidet."  Hierdurch  ist  die  Definition  der  Parallelen  zugleich  gegeben. 
Deno  CE  heis^t  sofort  weiter:  „Zwei  gerade  Linien  in  einer  Ebene,  welche 
t>eliebig  weit  verlängert  sich  nicht  schneiden ,  heissen  parallel."  Den  Schi ubb 
btlfisn  27  Uebungsaufgaben. 

Die  Darstellung  hält  sich  von  trockener  Kürze  ebenso  fern,  wie  von 
eix-XDfld ender  Ausführung  selbstverständlicher  Kleinigkeiten.  Durch  den  Druck 
lall  das  Wichtige  vom  Uowichtigen  passend  ftlr  den  Änßinger  geschieden. 
In  den  Üebnngsaufgaben  kehrt  derselbe  Gedanke  in  verschiedener  Fassung 
wieder  and  fordert  so  zur  prScisen .  lagisch  scharfen  Behandlung  gebie- 
t«n»ch  auf. 

Dieselben  glücklichen  Eigenschaften  kann  man  den  übrigen  Abschnitten 
''es  emten  Curaos  im  Allgemeinen  nachrühmen.  Insbesondere  liefern  die 
^*Ö  TJebungäaufgaben  des  dritten  Abschnittes  ein  treffliches  Mittel,  den  In- 
••alt  des  Lahrvortrages  zu  wiederholen  und  lebendig  zu  machen. 

Im  zweiten  Cursus  handelt  der  erst«  Abschnitt  von  der  geome- 
''"ischen  Aufgabe  im  Allgemeinen.  Der  Verfasser  legt  die  vier  gewöhn- 
lichen Requisite,  als  Analysis,  Construction ,  Beweis,  Determination  dar  und 
siebt  als  Hilfsmittel  der  erstgenaauten,  inabesondere  Lehrsätze-  geome- 
trische Oerter  und  Keduction  durch  Data  und  Zerlegung  an.  Hiermit 
'*t  flir  den  ÄnfUoger  das  Niithige  getagt,  und  Beispiele  sorgen  für  Ver- 
***utlichung,  Selbstvere ländlich  gelingt  dem  Schüler  darnm  nicht  die  LSsung 
^ükbr  ihm  bis  dahin  unbekannten  Aufgabe  von  selbst.  Dazu  kann  nnr  dos 
**ttidium  der  Methoden,  wie  dies  Petersen  in  seinem  trefflichen  Buche 
*0  daukenswerth  gefördert  hat.  in  Verbindung  mit  zahlreichen  üebungs- 
**^pielen  führen.  Auch  ist  es  keineswegs  Absicht  unseres  Verfassers. 
^^Bsondors  an  dieser  Stelle  das  lebendige  Wort  des  Lehrers  IlberHüseig  zu 
^^^■kcbeu.      Zum  ersten  Abschnitte   101  Aufgaben. 

^^K^      Der  >weit£  Abschnitt  behandelt  den  Kreis.      Wir  finden  die  gewöhn- 

*^ken  elementaren    Sätze   über  Sehne.    Tangente,  Peripherie  wink  ei  u,  s.  w. 

•^erStoff  ist,  wie  überhaupt  in  unserem  Buche,  nicht  in  trockener  Biacliyo- 

^*^ifl.  sondern    mit   einer    gewissen    angenehmen  Behaglichkeit  vorgetragcr 

1  iosbesoudere  den  Sätzen,  welche  zu  Aufgaben  führen.  Aufmerksamkeit 

gewandt.     Dazu    130  Beispiele. 

Die  folgenden    Abschnitte    behandeln    der  Kcihe   nach  die  regulün 
bljrffone.    die    OJeiüfcheit    der    Figuren.   PT0poi\.V!jii».\S.\.1i.\.  \ia4 
lAaliei ke i t  der  Figuren.  Proportionen.  amXteVs«,  ^.^i.^ni«»*'»-'^^ 


20  Historisch -liierarische  Abtheilung. 

geradliniger  Figuren  und  des  Kreises.  Jeder  dieser  Abschnitte 
enthält  zahlreiche  üebungsbeispiele.  Wir  heben  besonders  die  interessante 
Behandlung  des  Pythagoreischen  Satzes,  die  höchst  einfache  und  lehrreiche 
Einführung  des  Coordinatenbegriffes  in  §  193  hervor  und,  um  zu  zeigen, 
wie  sehr  der  Verfasser  beihüht  ist,  auch  die  historisch  interessanten  Gegen- 
.  stfinde  dem  SchtQer  deutlich  zu  machen,  die  Erörterungen  über  den  Ar- 
belus  und  das  Salinum  des  Archimedes.  Der  Tangenten-,  Sehnen-, 
Secantensatz  erscheint  in  doppelter  Fassung,  einmal  als  Proportion  S.  165  flg., 
dann  auch  als  Rechteck  S.  179.  Bei  dem  Streben  nach  Vollständigkeit, 
welches  der  Verfasser  so  glücklich  bethätigt,  wollen  wir  hierüber  nicht  mit 
ihm  rechten. 

Der  dritte  Cursus  handelt  in  vier  Abschnitten  von  den  Transver- 
salen, der  harmonischen  Theilung,  den  Aehnlichkeitspunkten, 
Chordalen  (Tactionsproblem)  und  den  Kreispolaren. 

Die  Lehre  von  den  Transversalen  geht  selbstverständlich  von  den 
Sätzen  des  Ceva  und  des  Menelaus  aus.  Die  Darstellung  zeigt  insofern 
didaktisches  Geschick,  als  die  Einführung  der  Vorzeichen  bei  den  abge- 
messenen Strecken  vermieden  ist.  Leider  hat  der  Verfasser  aber  nicht  den 
Muth  gehabt,  trotzdem  an  dem  Begriffe  der  T  heil  Verhältnisse  fest- 
zuhalten. Vielmehr  ist  nun  auch  die  Gleichheit  der  Producte  der  nicht 
anstossenden  Seitenabschnitte  behauptet.  Im  Gegensatze  (?)  zu  dem  ge- 
ehrten Herrn  Verfasser  halten  wir  es  erstens  für  durchaus  wissenschaftlich 
richtig,  zu  sagen,  eine  Strecke  werde  im  Verhältnisse  m:n  durch  zwei 
Punkte  getheilt,  von  denen  der  eine  innerhalb,  der  andere  ausserhalb  der 
Endpunkte  liegt.  Zweitens  behaupten  wir  vom  Standpunkte  der  Schul- 
praxis aus,  dass  die  Einführung  der  Theilverhältnisse  beim  Umlaufen  des 
Dreiecks  dem  Lernenden  die  Sache  leichter  macht.  Wir  würden  an  einen 
Gegensatz  zum  Verfasser  nicht  recht  glauben,  wenn  nur  §  232  und  nicht 
auch  die  Bemerkungen  S.  201  und  212  vorhanden  wären.  Referent  würde 
also,  und  damit  sei  dieser  Gegenstand  erledigt,  die  Thesis  S.  212,  un- 
bekümmert um  Streckenvorzeichen,  schreiben  wie  folgt: 

VA  XC  ZB__ 

VC  xb'za'^ 

Wer  als  Primaner  mit  den  Materien  in  dieser  Form  bekannt  ge- 
worden ist,  dem  wird  die  Einführung  der  Streckenvorzeichen  keine  Schwierig- 
keiten machen.     Vielleicht  aber  wohl  umgekehrt. 

Die    früher    gerühmten   Vorzüge    des    Lehrvortrages   können    wir   im 
üebrigen   in   besonders   lebhafter  Betonung   an  dieser  Stelle  wiederholen. 
Namentlich   angesprochen    haben    uns    die  schönen    Hebungen    zum  vier- 
zehnten   Abschnitt    und    die    Behandlung    des    fünften    merkwürdigen 
Punktes  am  Dreieck.     Der  Verfasser  versteht  darunter  den  Schnittpunkt 
äfi"    '    '    ^ktranavemalen   nach    den   BerliVinxiigB^xui^LVßii   ^^x  «si%«tfdiQxish> 


älterer  und  neuerer 


s    trägt 
BrftHt   in  vier  Abschnitte,    welche 
ometrische    Problame, 
'  aie  Kreiäberechnung  und 


mehr  rechnerischen  Charakter,  Er 
AnwenduDg  der  Algebra  auf 
ihe  Relationen  am  Dreiecke. 
chte  üebuagen  enthalten. 


Die  algebraische  Anaijsis  geometrischer  Probleme  ist  ein  ebenso 
iutwessanter  wie  nützlicher  Gegenstand  des  Gymnasialpensuma.  Der  Ver- 
ffta^er  behandelt  ihn  ebenso  gi-ünillich  wie  klar.  Die  Discussion  der  Formeln 
ifik  durchweg  musterhaft. 

Fagsen  wir  unser  ürtheil  zusammen,  so  sind  die  eingangs  ausgespro- 
ohenen  Erwartungen  des  Referenten  durch  dasselbe  erfüllt,  ja  überboten 
worden.  Nach  unserer  besten  Ueberzeugung  wird  es  sich  dem  Unterrichte 
»»•  heberen  Lehranstalten  mit  Erfolg  zu  Grunde  legen  lassen,  wobei  selbst- 
ventSndlich  der  vorsichtige  Lehrer  sieb  nicht  darauf  steifen  wird,  Allee 
"»rchiunehmen.  Inabesondere  empfehlen  wir  es  den  Herren  Collegea  xum 
»elbstgeb rauche  und  als  AufgabensamroluDg.         ' 

Coesfeld,  den  S.Mai  1884.  K.  Sohwbbino. 


Veber  einem  Dreieck  am-  ood  eingeacbriebene  Eegeisohnitte.  Inaugural- 

doctordissertation  von  K.  Dörholt.     Münster,   1884. 

Verfasser    beabsichtigt,    eiuen    Theil  der    von    Steiner    in    Crelle's 

**>irnal  Bd.  Ö5  B.  356  gemachten  Mittheilungen  zn  beweisen.     Auf  andere 

■^-»'Wten  des  berühmten  Geomel«rs,  inabesondere  die  Abhandlung:  „Teoremi 

K**'"tiTi  alle  coniche  inscritte  e  circoacritte '*.  Grelle  Bd. 30,  ist  ebenfalls 
ksicht  genommen. 
Die  Dissertation  zählt  88  Seiten  Octav  mit  recht  hübschen  beigegebenen 
3reD.  Der  Inhalt  ist  im  Allgemeinen  ansprechend,  das  Material  wohl 
«ordnet  und  im  Ganzen  übersichtlich.  Die  Darstellung  vermeidet  trotz 
***rwiegend  synthetischer  Richtung  nicht  ängstlich  die  Rechnung,  Darf 
^^An  ans  der  Schrift  auf  den  Studiengang  des  Verfassers  schliessen.  so  hat 
die  Vorlesungen  von  Professor  Sturm  in  Münster  mit  Fleisa  und 
«tzen  gehört.  K.  Schwebino. 


Mo 


'^'^ttie  de  Charles •  Frrid^rio  Oaass  an  Dr.  Henri -Ouillanme -Mathias 
Olbers  en  date  de  ..Braunschweig  den  3.  September  1805"  publice 
par  B.  BoNCOMi'Aa.Ni  d'apres  t'original  possedi'  par  la  aocittö  rojale 
des  Sciences  de  Göttingeu.  Berlin,  Institut  de  Photo -litbograptüe  de» 
Pröres  Burchard,  Imprimcrie  de  Gustave  Schade  (Pttqlrueke),  1883. 
D«r  in   der  üebersebrift   genannte,   vier  gto'  'itwl 

jtÖM»*  Ml  Olbes-s  ist  nicht  ganz  unbekw  "^"^ 


22  Historisch*  literarische  Abtheilung. 

hat  Herr  Schering  Theile  desselben  der  Oeffentlichkeit  übergeben.  Man 
wird  sich  nichtsdestoweniger  freuen  dürfen,  in  dem  meisterhaft  gelungenen 
Abdruck  des  ganzen  Briefes  eine  Erinnerung  an  die  zierliche,  deutliche 
Handschrift  des  grossen  Mathematikers  zu  besitzen,  welche  bis  in  seine 
letzten  Lebensjahre  sich  nur  sehr  unwesentlich  veränderte.  Ausser  dem 
photolitographischen  Abdrucke  hat  Fürst  Boncompagni  auch  einen  Ab- 
druck des  Briefes,  im  Urtexte,  sowie  in  einer  von  Herrn  Sparagna  be- 
sorgten italienischen  Uebersetznng,  im  Aprilhefte  1883  seines  Bulletino  di 
Bibliografia  u.  s.  w.  anfertigen  lassen  und  hat  endlich  am  20.  Mai  1883 
der  Accademia  Pontificia  de*  Nuovi  Lincei  in  Rom  eine  Abhandlung  vor- 
gelegt, welche  in  den  Atti  dieser  Gesellschaft  (Tomo  XXXVI)  erschien  und 
in  besonderem  Abdrucke  unter  dem  Titel :  „  Intorno  ad  una  lettera  di  Carlo 
Federico  Gauss  al  Dr.  Enrico  Guglielmo  Mattia  Olbers.  Memoria  di  B.  Boncom- 
pagni ^*  (95  S.)  in  unseren  Händen  ist.  Mit  gewohnter  peinlicher  Sorgfalt  sind 
in  dieser  Abhandlung  die  Worte  des  Briefschreibers  einzeln  mit  Belegstellen 
versehen.  Unter  Anderem  macht  der  Verfasser  darauf  aufmerksam,  dass 
die  Ehe  zwischen  Minnra  Gauss,  der  Tochter  Gauss'  aus  erster  Ehe, 
und  dem  Orientalisten  Ewald  am  15.  September  1830  geschlossen  wurde, 
und  dass  der  Todestag  der  zweiten  Frau  von  Gauss,  Minna  Waldeck, 
auf  den  12.  September  1830  fiel,  zwei  Daten,  welche,  wie  es  scheint,  noch 
in  keinem  Buche  abgedruckt  waren.  Cantok. 


Die  Bntwickelimg  der  Mathematik  in  den  letzten  Jahrhunderten.  Von  Dr. 
Hermann  Hankel,  vorm.  ord.  Professor  der  Mathematik  in  Tübingen. 
II.  Auflage  mit  einem  Vorwort  von  Dr.  P.  du  Bois  •  Reymond  ,  ord. 
Professor  der  Mathematik  an  der  Universität  Tübingen.  Tübingen, 
Verlag  und  Druck  von  Franz  Fues  (L.  Fr.  Fues'sche  Sortiments- 
Buchhandlung),  1885.     27  S. 

Die  Antrittsvorlesung  Hankel's,  mit  welcher  er  am  29.  April  1869 
für  seine  Aufnahme  in  den  akademischen  Senat  der  Universität  Tübingen 
dankte,  ist  seit  einer  Reihe  von  Jahren  vergriffen,  so  dass  die  Buchhand- 
lung, welche  dieselbe  verlegt  hatte,  wiederholt  in  der  Lage  war,  Bestel- 
lungen ablehnen  zu  müssen.  Lohnte  es  einen  neuen  Abdruck  zu  veran- 
stalten? Herr  P.  du  Bois-Rejmoud  hat  die  an  ihn  gerichtete  Frage 
bejaht,  und  Referent  schliesst  sich  dieser  seiner  Beantwortung  gern  an. 
Schon  Herr  Du  Bois-Reymond  hat  allerdings  in  seinem  Vorworte  be- 
tont, dass  neue  seit  HankeTs  Tod  gemachte  Fortschritte,  die  natürlich 
1869  noch  nicht  berücksichtigt  werden  konnten,  einer  Rede  des  Charakters, 
wie  Hankel  sie  damals  beabsichtigte,  heute  ein  anders  auszusprechendes 
Ende  gehen  mÜBsten.  Man  kann  getrost  hinzufügen,  dass  nicht  minder 
w^  0  Aenderungen   auch    in  jenen  TVie\\fin  ^«t  ^^»M&>  ^^^Osy^  ^aai 


Becensionen.  23 

frühere  Zeiten  sich  beziehen,  vorzunehmen  wären,  da  die  heutigen  Auffas- 
sungen der  Geschichte  der  Mathematik  beträchtlich  von  denen  abweichen, 
welche  Hankel  sich  gebildet  hatte.  Aber  immerhin  handelt  es  sich  doch 
nur  um  nölhige  Aenderungen,  oder  sprechen  wir  es  mit  dem  härtesten 
Worte  aus :  um  kleine  Unrichtigkeiten  im  Einzelnen.  Die  geschichts  •  philo- 
sophische Idee  der  Bede  bleibj;  davon  unbertlhrt,  unberührt  also  auch  der 
Werth,  den  diese  für  den  Leser  behält  und  so  lange  behalten  wird,  als  antike 
und  moderne  Mathematik  als  nicht  blos  dem  Grade,  sondern  auch  der 
Natur  nach  verschieden  dastehen  und  eine  Darlegung  ihres  inneren  (Gegen- 
satzes verlangen.  In  diesem  Sinne  ähnelt  die  Bede  manchen  Einleitungs* 
capitelu  Lag  ränge 'scher  Schriften  und  wird  gleich  diesen  ihre  Entstehungs- 
zeit weit  überdauern.  Cantor. 


Einleitung  in  die  Analysis  des  Unendlichen.  Von  Leonhard  Euleb. 
I.  Theil.  Ins  Deutsche  übertragen  von  H.  Maser.  Berlin  1885, 
Julius  Springer.     X,  319  S. 

Der  Band,  über  .dessen  Erscheinen  wir  berichten,  ist  nur  der  erste 
einer  Sammlung  von  klassischen  Werken,  die,  im  Original  längst  vergriffen 
und  auch  in  üebersetzungen  schwer  erhältlich,  überdies  durch  die  ver- 
altete Form  der  Uebersetzung  fast  ungeniessbar,  gleichwohl  verdienen ,  auch 
von  Mathematikern  der  Jetztzeit  gelesen  und  studirt  zu  werden.  Glaube 
doch  ja  Niemand,  der  die  Vorlesungen  auch  unserer  berühmtesten  Univer- 
sitätslehrer gehört  und  ausgearbeitet  hat,  er  sei  jetzt  so  erhaben  über  dem 
Standpunkt  jener  Männer,  auf  deren  Schultern  seine  Lehrer  selbst  stehen, 
dass  er  von  ihnen  unmittelbar  Nichts  mehr  lernen  könne!  Selbst  die 
Mängel,  welche  er  in  den  Musterschriften  vergangener  Zeiten  zu  erkennen 
im  Stande  ist,  werden  ihn  belehren,  und  sei  es  auch  nur  über  die  noth- 
wendige  Mangelhaftigkeit  der  Gegenwart.  Wenn  so  Vieles  nicht  mehr 
wahr  ist,  was  die  bedeutendsten  Schriftsteller  der  Vergangenheit  in  unserer 
Wissenschaft  lehrten,  wer  möchte  da  so  zuversichtlich  sein,  an  die  für 
alle  Zeiten  gesicherte  Wahrheit  dessen  zu  glauben,  was  manche  Eintags- 
fliege unter  den  mit  uns  Lebenden  laut  ausposaunt?  Doch  auch  die 
Kehrseite  fehlt  nicht.  Wenn  jene  Klassiker,  trotzdem  sie  Hilfsmittel  und 
Prüfsteine  nicht  kannten,  die  heute  jedem  Anfänger  zu  Gebote  stehen,  so 
Vieles  schufen,  was  seinen  Werth  behielt,  so  wird  auch  der  Zweifelsüchtigste 
des  Trostes  nicht  entbehren,  dass  neben  dem  Wechselnden  das  Bleibende 
in  unserer  Wissenschaft  doch  weit  überwiegt,  und  dass  der  Fortschritt, 
dessen  Verdienst  wir  damit  wahrlich  nicht  zu  schmälern  beabsichtigen,  viel- 
fach nur  darin  besteht,  einen  lückenlosen  Weg  nach  Gipfelpunkten  zu 
führen,  wohin  dad  Qenie  über  Abgründe  und  un^^^^eabm  %\a^<^N[^'^^^  ^^^- 
BaajgeScgm  \ 


24  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 


Die  Schriften,  welche  in  neuer  deutscher  üebersetznng  zunächst  der 
Oeffentlichkeit  ttbergeben  werden  sollen,  sind  der  I.  Band  der  E n  1  e r 'sehen 
Introductio  in  analysin  infinitorum,  Cauchy's  Analyse  alg^brique,  Die- 
phant's  Arithmetik  mit  den  Fe rmat 'sehen  Anmerkungen,  die  Abhand- 
lungen von  Vandermonde.  Vor  einer  Uebereilung  der  Diophant- 
Ausgabe  möchten  wir  warnen.  Von  diesem  Schriftsteller  thut  zuerst  eine 
gereinigte  Textausgabe  Noth,  und  bevor  diese  erschienen  ist,  was,  wie  wir 
anzunehmen  Grund  haben,  nicht  gar  lange  mehr  anstehen  dürfte,  ist  ea 
sehr  gewagt,  eine  neue  Üebersetznng  herauszugeben. 

Heute  haben  wir  den  Euler*schen  Band  vor  uns.  Von  ihm  gilt  in 
ganz  hervorragendem  Maasse,  was  wir  oben  allgemein  sagten.  Das  lateinische 
Original  von  1748  ist  ziemlich  selten  und  durch  zahlreiche  Druckfehler 
entstellt.  Michelsen's  Uebersetzung  von  1788  ist  in  einem  Deutsch  ge- 
halten, dem  man  Lessing 's  Einwirkung  auf  unsere  Sprache  noch  nicht 
anmerkt.  Es  gehörte  ein  Entschluss  dazu,  das  Werk  in  dieser  Gestalt  zu 
lesen,  und  doch  ist  es  der  Keim,  aus  welchem  die  ganze  moderne  alge- 
braische Analysis  hervorgegangen  ist  und  aus  welchem  noch  weitere  Fol- 
gerungen zu  ziehen  einem  heutigen  fachkundigen  Leser  vielleicht  nicht 
unmöglich,  ja  nicht  einmal  allzu  schwierig  sein  dürfte.  Die  neue  Ueber- 
setzung ist,  soviel  wir  sie  ansehen  konnten,  recht  geschmackvoll  und 
keineswegs  so  modernisirt,  dass  sie  eine  blosse  Bearbeitung  darstellte.  Auch 
eine  solche  hätte  ja  beabsichtigt  werden  können,  aber  wir  stimmen  dem 
Uebersetzer  und  dem  Verleger  bei,  dass  es  zweckmässiger  war,  die  Treue 
an  das  Original  vollständig  zu  wahren.  Gestattete  man  sich  einmal  Aeo- 
derungen,  so  war  es  schwer,  denselbea  Grenzen  zu  ziehen,  und  der  Leser 
hätte  alsdann  nicht  vor  sich  gehabt,  was  er  vor  sich  haben  soll:  ein 
Euler'sches  Werk. 

Warum  nur  der  erste  Band  übersetzt  wurde,  der  zweite  dagegen  aus- 
geschlossen bleibt?  Wir  können  diese  Frage  nicht  genügend  beantworten, 
uns  scheint  auch  die  analytische  Geometrie  Euler 's,  und  diese  bietet  der 
n.  Band  der  Introductio,  keineswegs  des  heutigen  Studiums  unwürdig, 
und  insbesondere  diejenigen  Capitel,  welche  Curven  höherer  Ordnung  ge- 
widmet sind,  möchten  als  vergleichende  Nebenstudien  dem  Lesen  der 
Schriften  von  Möbius  und  Plücker  vortheilhaft  an  die  Seite  gestellt 
werden.  ^  Cantor. 

Oeometrisohe  Wahricheinlichkeiten  und  Mittelwerthe.  Von  Emanuel 
CzuBEB.  Mit  115  in  den  Text  gedruckten  Figuren.  Leipzig,  Ver« 
lag  von  B.  G.  Teubner.     1884.     VII,  244  S. 

Vor  fünf  Jahren  hat  der  Verfasser  eine  deutsche  Bearbeitung  derVor- 
l&sungen  über  Wahrscheinlichkeitsrechnung  veranstaltet,  welche  A.  Meyer 
io   den   Jahren    1849 — 1867    an  der   \]nWem\i&t  \AVXA^\i  \||^«Vusii    toA 


wiJclie  nach  desisen  Tode  Herr  P.Folie  ebendaselbst  berauHgegeben  batte. 
So  reivhfaaltig    der  Inhalt  jener  Vorlesungen  war,    eine   Lücke   aeigten  sie 
doch   beim   ersten  Anblick.      Es    fehlten  jene    geometrischen    Betriichtungen 
»iir    LCsang  gewisser  Aufgaben    der   Wabrseheinlichkeitarechnnng  ■    weichet 
ron  einigen  vorzagsweise  französischen  und  englischen  Schriftstellern  benutzt, 
eine  Branchbarkeit  enthüllten,    die    gEuiz  geeignet  war,  das  theoretische  In- 
teresse an  dem  geistigen  Zusammenhang  scheinbar  so  verschiedener  Gebiete 
m  erhöhen.     Das  heute  in  unseren  HSnden  befindliche  Buch  hat  den  Zweck, 
jene  Lflcke    auszufüllen,    indem    es   gemde    mit   den    geometriscbeu  Wahr- 
acheinlichkeitsbetrachtungen   sieh   auBführlicher   beschäftigt,    als  es  möglich 
■inä  gestattet  gewesen  wäre,  wenn  es  nur  um  eine  Abtheilung  eines  grSaseren 
W'erkes  flieh  handelt. 

Die  erste  Vorfrage,  welche  sich  aofdrfingt,  ist  die,  ob  jener  Zusammen- 
bang  zwischen    den    geomelrischen  Gebilden    und    den   Wahrsclieiclichkeits- 
grC.iaeu.  die  sie  za  versinnlichen  heatimrot  sind,  ein  nothwendiger  oder  ein 
önr  hyiiothetischer  ist,  und  der  VtrfaBser  selbst  ist  ihr  nicht  aus  dem  Wege 
K^gangen,     Er   gesteht  S.  7:     „Es  ist  wiederholt  vorgekommen,    dass  Pro- 
bleme über  geometrische  Wahrscheinlichkeiten  und  Mittelworthe  abweichende 
I*Ganngeu  gefunden  haben.     Der  Grund  hierfür  lag  immer  in  der  verschiede- 
**«n  AnfTassung  des  Begnd'es  willkürlich,  dessen  Bedeutung  thalsSchlich 
EL^fclit  immer   so   klar  zu  Tage  liegt,  um  Meinnngsverschied^heiten  auszu- 
Jtehliesaen."     Ein  willkürÜcber  Punkt  auf  einer  Cnrve  z.  B,,  erlSutert  Herr 
^^V  Tiber,  kann  heissen:  entweder  ein  Funkt,  der  von  dem  nKchstgelegenen 
*<*«snso  willkürlichen  Punkte  eine  curvenmüasige  Entfernung  ds  beeitit,  oder 
Gio    Punkt,   dessen  Abscisse    um  d.r    von    der  des  nächstgelegenen ' willkür- 
'»cfeen  Punktes  sich  unterscheidet,    oder  ein  Pnnkt,    dessen  Verschiedenheit 
"»Ob  dem    uHchstgelegenen    willkürlichen   Punkte   durch  den  Winkel  ri&  go- 
•**«sBen   wird,     welchen    die   beiden    vom    Coordinatenaiifangspunkt    dorthiu 
S^cichleten  Leitstrahlen  mit  einander  bildeu  u.  s.  w.    Jede  dieser  Annahmen 
[••»tzt  eine   verschiedene  Dichtigkeit  von  gewissen   unendlich  kleinen  Raum- 
e  gleiche  Dichtigkeit  von  anderen  als  nothwendig  voraus,  aber  es 
Ani  nicht  immer  die  gleichen  Raumbe.^tandtheile,  welche  die  gleiche  Rolle 
*l»w!en.     80  mu3s,  je  nach  der  getroffenun  Wahl,    bald  dieser,  bald  jener 
»Vertb   flieh  ergehen.     Welcher    aber    ist   der   richtige '/      Wir  fürchten,    es 
uBift«  ^ine  Entscheidung  darüber  meistens  unmöglich  und  die  geometrische 

»"«Irachtung  dadurch  vielfach  mehr  geistreich  als  zweckmässig  sein.  Schon 
^^f  Sat2  (S.  G),  dass  der  Inhalt  eines  Gebietes  von  n  Variabein  als  ein 
">*«  für  die  Anzahl  der  Werth Verbindungen  anzusehen  sei,  welche  dieses 
^*h[et  ausmachen,  also  die  Grundlage  aller  Betrachtungen  ist  nur  dann  wahr, 
^"■in  die  Punkte  des  Gebietes  in  einer  ganz  bestimmten  Weis«  »1s  gleiob 
^*lit  verbreitet  gedacht  werden.  Freilich  hat  dieses  Bedenkw  ü 
'^«er  allerersten  Ranges  nicht  abgehalten,  den  «rwWinUift  S^ 
*°>Wtet//i(iii   wahr  anzuwenden,    und  wie    bemitaftq   diu 


26  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 

Veröffentlichang  einer  ähnlichen,  so  weit  uns  bekannt,  noch  nicht  gedruckten 
Notiz,  welche  aus  einer  Vorlesung  von  Gauss  über  die  Methode  der 
kleinsten  Quadrate  aus  dem  Jahre  1850  stammt.  Der  Gegenstand  ist  zwar 
in  der  Recension  von  Gauss:  Einige  Bemerkungen  zu  Yega's  Thesaams 
Logarithmorum  (Astronomische  Nachrichten  Nr.  756  vom  2.  Mai  1851  und 
Werke,  Bd.  III  S.  257—264)  kurz  berührt,  der  Wahrscheinlichkeitsbetrach- 
tung aber  dort  nicht  gedacht. 

Gauss  verglich  die  Endziffern  von  je  900  aufeinander  folgenden  Loga- 
rithmen von  Sinus,  Cosinus  und  Tangente  der  gleichen  Winkel  auf  ihr 
Geradsein  oder  Ungeradsein.  Zunächst  betrachtete  er  jede  Columne  für 
sich  und  fand,  wenn  g^  u  gerade  und  ungerade,  I,  II,  III  der  Reihe  nach 
die  drei  Columuen  bedeuten,  in  I:  4490^  + 451m,  in  II:  459^-t-441ii, 
in  III:  437^  +  ^3t/,  also  durchschnittlich  ebenso  oft  ^  als  u.  Betrachtete 
er  I  und  II  gemeinschaftlich,  so  fand  er,  wenn  die  Stellung  der  Buch- 
staben den  Colnmnen  entspricht,  welchen  die  jedesmaligen  Endziffern 
angehören :  230 gg '{'2\dgu -\'  229 m gf  +  222 m u ,  also  wieder  jede  der  vier 
Möglichkeiten  annähernd  gleich  oft;  dasselbe  traf  zu,  wenn  I  und  III,  so- 
wie wenn  II  und  III  gemeinschaftlich  betrachtet  wurden.  Nun  untersuchte 
er  die  drei  Columnen  gleichzeitig  und  faud  Vliggg -{- \ß!lgiiU'\r\16ugu 
-{- \b^tiug'{'blggu'{' b2gug '{'b'iugg -^-iViuiiu^  also  eine  so  bedeutende 
Verschiedenheit,  dass  die  vier  ersteren  Combinationcn  zusammen  675 mal, 
die  vier  letzteren  zusammen  225 mal  im  Häufigkeits Verhältnisse  3:1  vor- 
kamen. Diese  im  ersten  Augenblick  auffallende  Abweichung  von  dem 
Gleichmaasse  der  Möglichkeiten  beruht  auf  der  Abhängigkeit  der  in  den 
drei  Columnen  stehenden  Zahlen  von  einander  (iog  sin  =  iog  cos  +  log  tng), 
von  welcher  auch  bei  der  wirklichen  Berechnung  Gebrauch  gemacht  wird. 
Man  müsste  sogar  infolge  dieser  Abhängigkeit  erwarten,  dass  nur  die 
Combinationen  ggg,  gtiu,  ugu,  uug  vorkommen,  und  zwar  annähernd 
gleich  oft.  Dass  auch  die  vier  anderen  Combinationen  vertreten  sind,  hat 
seinen  Grund  darin,  dass  in  allen  drei  Columnen  nicht  genaue,  sondern 
abgekürzte  Zahlen  stehen,  mithin  die  Endziffern  a,  6,  c  dreier  nebeneinander 
befindlicher  Zahlen  eigentlich  a-J-a,  b-^-ßj  c  +  y  bedeuten,  wo  a,  j3  y 
das  zwischen  —  ^  und  +  ^  liegende  bei  der  Abkürzung  Vernachlässigte  be- 
deutet, und  nicht  a  =  6  -f-  c,  sondern  a'{'a=b'{'ß'{'C'{'y  die  genaue 
Beziehung  zwischen  den  Columnen  darstellt.  Ist  ß  mit  y  verschiedenen 
Zeichens,  so  ist  sicherlich  1 1^+  y  |  <  ^,  mithin  a=b+c.  Dasselbe  |  |3  +  y  |  <^ 
kann  auch  eintreten,  wenn  ß  und  y  gleichen  Zeichens  sind,  und  hat  als- 
dann wieder  die  Folge  «  =  6  -f-  c.  Aber  im  Falle  gleichgezeichneter  ß  und  y 
kann  auch  |  /3  +  y  |  >  ^  sein ,  worauf  a  =  6  -f  c  +  1  entsteht.  Diese  wohl 
zu  unterscheidenden  Fälle  zeichnete  Gauss  in  einer  Figur.  Auf  einem 
rechtwinkligen  in  0  sich  schneidenden  Coordinatenkreaz  ist  Oß  =z^  auf  der 
positiven  Seite  der  Abscissenaxe  aufgetragen.  Die  Stücke  gleicher  Länge 
^^'  /7^^  OC'  eind  auf  der  negativen  Öeite  der  k\)^Yä»&xk»»A,  ^>ä  ^«t  \häv 


Recenäionen.  27 

tiren  and  negativen  Seite   der  Ordinatenaxe  abgemessen.     Parallel  zu  den 
Coordinatenaxen  sind   durch   B  die  ED,   durch   C  die   DD\   durch   B'  die 
D' E\  durch   C  die  £'i?  gezogen,    die  das  aus  vier  kleinen  Quadraten  be- 
stehende grössere  Quadrat  ^/>'£'^  bilden.    Endlich  sind  die  beiden  kleinen 
I>iagonalen  B  C,  BC  gezogen.     Auf  der  Abscissenaxe  sind  die  Werthe  von 
/3,   auf  der  Ordinatenaxe  die  von  y  aufgetragen.     Nun  ist  sofort  klar,  dass 
nn^leichgezeichnete  ^  und  y  in  denkleinen  Quadraten  OBE'C'  und  OCD'B\ 
g^leicbgezeichnete  ß  und  y  mit  der  \  nicht  überschreitenden  Summe  in  den 
Dreiecken  OBC  und  OB'C'  stattfinden.    Gleichgezeichnete  ß  und  y  mit  der 
zwischen  \  und  1  wechselnden  absoluten  Summe  finden  sich  in  den  Dreiecken 
B CD  und  B'C'E',   Die  beiderlei  Gebiete  haben  daher  Flächenräume,  die  sich 
wie  3 : 1  verhalten ,   und  ebenso  verhält  sich  demnach  das  Eintreffen    von 
0=64*^  zu  dem   von  a=6+c  +  l,  d.  h.  von  den  vier  ursprünglichen 
Ck>inbinationen   zu  den  vier  nachträglich    hinzugekommenen.     Es  liegt  auf 
der  Hand,   dass  dabei  die  nicht  ausgesprochene  Hypothese  mit  unterläuft, 
alle  irgend   möglichen  Werthepaare  ß,  y  seien  in  geuau  gleichem  Maasse 
niGglich. 

Solcherlei  Methoden  sind  es  auch,  die  begreiflicherweise  in  verschie- 
denen Abarten y  bald  durchaus  elementargeometrisch,  bald  Lehren  der 
uialytischen  Geometrie  der  Ebene  und  des  Kaumes  voraussetzend ,  die  erste 
Hauptabtheilung  des  C  zu  herrschen  Buches  füllen.  Ein  zweiter  kürzerer 
Theil  (S.  184 — 244)  handelt  von  den  geometrischen  Mittel werthen.  Die 
Berechtigung  dieser  Aufgaben,  an  dem  gedachten  Orte  behandelt  zu  werden, 
beruht  darauf,  dass  ähnlich  wie  bei  Wahrscheinlichkeiten  es  sich  um  einen 
Qaotienten  handelt,  dessen  Zähler  die  Summe  der  Einzel  werthe ,  dessen 
M'enner  deren  Anzahl  bedeutet.  So  ist  der  Mittelwerth  einer  Function 
1^  =5(a:)  im  Intervalle  a<ix<b  sofort 


S(i_-f"U   1     <^S,,,)..,. 


h  —  a  h  —  a  ^jj 

a 

ttnd  bei  stetig  aufeinander  folgenden  x  wird  der  Mittelwerth 

h 
1 
M 

b  —  c 
a 

Analytisch  betrachtet,  handelt  es  sich  also  in  diesem  Theile  um  die 
-^Uswerthnng  bestimmter  Integrale,  und  wirklich  ist  der  gleiche  Gegenstand 
^Ou  anderen  Schriftstellern  (z.  B.  Schi ö milch,  üebungsbuch  zum  Studium 
^^  höheren  Analysis,  II.  Theil:  Aufgaben  aus  der  Integralrechnung  §§  33 
^^^  34)  zur  üebung  auf  diesem  Gebiete  benutzt  worden.  Freilich  geht 
^Qtr  Czuber  weiter  als  diese  seine  Vorgänger,  indeir  «cheres 

^^^terial  an  Baispielen  zussnunenznstellen  wostfb 


28  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 

Lehrbnoh  der  Differential-  und  Integralrechnung.  Von  J.  A.  Sbrrbt, 
membre  de  Tinstitut  et  du  bureau  des  loDgitudes.  Mit  Genehmigung 
des  Verfassers  deutsch  bearbeitet  von  Dn  Ax£l  Harnack,  Professor 
am  Polytechnikum  zu  Dresden.  ErsterBand.  Differentialrechnung. 
Mit  in  den  Text  gedruckten  Figuren.  Leipzig,  B.  G.  Teubner.  1884. 
X,  567  S. 
Nicht  leicht  wird  ein  Lehrer  an  einer  Hochschule  sich  in  seinen  Vor- 
lesungen an  ein  im  Drucke  vorhandenes  Werk  genau  anschliessen ,  wobei 
wir  nicht  einmal  den  Fall  ausnehmen,  dass  er  selbst  ein  solches  verfasste; 
aber  nicht  leicht  wird  er  auch  darauf  verzichten,  seinen  Schülern  ein 
Druckwerk  zu  empfehlen,  welches  ihnen  zum  Nachlesen  unJ  Nachschlagen 
diene.  In  kaum  irgend  einem  Gebiete  der  Mathematik  wird  dabei  die 
Qual  der  Wahl  eine  so  grosse  sein,  als  in  der  Differential-  und  Integral- 
rechnung. Sollen  wir  die  Wahrheit  dieser  Behauptung  durch  Namens- 
nennung empfehlenswerther  und  vielfach  empfohlener  Schriften  bestätigen? 
Wohl  kein  Leser  dieser  Zeitschrift  wird  solcher  Bestätigung  bedürfen. 
Heute  haben  wir  nun  ein  Werk  anzuzeigen ,  welches  sicherlich  bald  zu  den 
meistempfohlenen  gehören  wird.  Herrn  Serret 's  Lehrbuch  geniesst  in 
Frankreich  eines  wohlverdienten  glänzenden  Rufes.  In  Bussland  wird  es, 
wenn  wir  recht  berichtet  sind ,  officiell  dem  Unterrichte  in  der  Differential- 
und  Integralrechnung  zu  Grunde  gelegt.  In  Deutschland  war  es,  so  lange 
nur  der  französische  Text  zugänglich  war,  vielleicht  etwas  weniger  ver- 
breitet als  der  gleichfalls  nur  französisch  vorhandene  Cours  d'analjse  von 
Sturm.  Wir  glauben,  dass  ihm  damit  Unrecht  geschah.  Gewiss  war  das 
Buch  von  Sturm  einmal  vortrefflich.  Wir  bereuen  kein  Wort,  welches 
wir  1864  im  IX.  Bande  dieser  Zeitschrift  zu  dessen  Lob  gesagt  haben. 
Gewiss  würde  Sturm,  wenn  er  nicht  im  Alter  von  erst  52  Jahren  1855 
durch  den  Tod  aus  seiner  Schaffenslust  gerissen  worden  wäre,  sein  Werk 
in  neuen  Auflagen  auf  der  Höhe  der  Wissenschaft  erhalten  haben.  Aber 
den  Herausgebern  des  nachgelassenen  Werkes  verbot  die  Pietät  selbst  jede 
wesentliche  Aenderung,  und  so  können  wir  heute  nur  noch  sagen:  Sturmes 
Buch  war  vortrefflich.  Der  Lehrer  wird  stets  ein  nachahmungs würdiges 
Muster  in  demselben  erkennen,  dem  Gebrauche  des  Schülers  aber  ist  es  in 
einzelnen  Capiteln  nicht  mehr  zu  genügen  im  Stande:  Herr  Serret  da- 
gegen hat  erst  1879 — 1880  die  IL  Auf  läge  seines  Werkes  neuesten  An- 
forderungen angepasst,  und  dass  die  Zusätze,  durch  welche  der  deutsche 
Bearbeiter  seine  Uebersetzung  bereichert  hat,  die  Strenge  der  Beweisfüh- 
rungen nur  zu  verstärken  dienten ,  wird  Niemand  zweifelhaft  sein ,  der  Herrn 
Harnack 's  Bichtung  aus  seinen  Originalarbeiten  kennt.  Sollen  wir  aus 
dem  I.  Bande,  der  heute  allein  fertig  vorliegt,  besonders  gelungene  Capitel 
hervorheben,  so  bieten  sich  die  Einleitung  und  die  geometrischen  Anwen- 
dangen  der  D/^rentialrechnung  von  selbst  dar.  Dort  wird  namentlich  das 
Uaendlicbkleine  und  seine  verschiedenen  Ordnungekn  %o  ^q^x^^yA  \^^^asA^^.^ 


Recensionen.  29 

dass  die  weitere  Rechnung  mit  Differentialen  eigentlichem  Bedenken  nicht 
mehr  unterliegt,  wenn  auch  Referent  nicht  verschweigen  will,  dass  er  per- 
sönlich es  vorzieht,  Anfänger  nur  mit  Differentialquotienten  rechnen  zu 
lassen,  nnd  also  darin  Herrn  Serret  nicht  beipflichten  kann.  Die  geome- 
'tzischen  Anwendungen  sind  weitaus  vollständiger  als  in  irgend  anderen 
X>ifferentialrechnungen  und  können  vorzugsweise  empfohlen  werdeu.  Der 
"L .  Band  heisst  der  der  Differentialrechnung  und  enthält  noch  kein  Integral- 
zeichen; dagegen  kommen  Integrirungen  in  grosser  Menge  ohne  jenes 
Zeichen  vor,  statthaft  gemacht  durch  den  frühe  geführten  Beweis  des  Satzes, 
dass  Functionen,  welche  gleiche  Ableitungen  besitzen,  sich  nur  um  eine 
<M>n8tante  Differenz  unterscheiden  können.  Die  letzten  vier  Druckbogen  ent- 
lialten  bereits  eine  Einleitung  in  die  Lehre  von  den  Functionen  complexer 
VerSnderlichen.  Cantor. 


tphiseh- mechanische  Methode  zur  Auflösung  der  numerischen  Oleich- 
nngen.  Von  Dr.  C.  Reuschle,  Professor  an  der  technischen  Hoch- 
schule in  Stuttgart.     Stuttgart,  J.B.  Metzler.    1884.    IV,  64  S. 

Herr  Matthi essen  hat  in  seinem  bekannten,  ungemein  reichhaltigen 
^V'erke  „Grundzüge  der  antiken  und  modernen  Algebra  der  litteralen  Gleich- 
fen*  (S.  921 — 963)  eine  Anzahl  graphischer •  Methoden   zur  Construction 

Wurzeln  von  Gleichungen  zweiten,  dritten  und  vierten  Grades  zusam- 
mengestellt Sie  alle,  so  bemerkt  Herr  Reuschle  mit  Recht,  verlangen 
ftSjr  jede  besonders  gegebene  Gleichung  eine  besondere  Construction  Gra- 
pliisch- mechanisch  könnte  man  dagegen  eine  Methode  nennen,  welche  ge- 
"^vlfise  Zeichnungen  auf  Pauspapier  ein  für  alle  Mal  herstellen  würde,  die 
^Bdann  über  anderen  gleichfalls,  zum  Voraus  gezeichneten  Figuren  ver- 
Kclioben,  durch  dieses  mechanische  Verfahren  die  Gleichungswurzeln  kennen 
l^lirie.      Eine   derartige  Methode  ist  die  von  Herrn   Reuschle   erfundene. 

Sei  die  quadratische  Gleichung  x^  -{-  b  x  -{-c  =0  zu  lösen.    Ihre  Wurzeln 

Btiamen  überein  mit   den   a?-Wei-then    des    Gleichungspaares  ^""(^"■"t) 

==^(a?  +  ^j    und  y  =  .0    Die  zweite  Curve  ist  die  Abscissenaxe  des  recht- 

^^kligen  Coordinatensystems ,  die  erste  ist  eine  Parabel  iy*  =  | ,  deren  Axe 
^f  früheren  Ordinatenrichtung  parallel  läuft    und   deren  Scheitelpunkt   in 

b  h* 

*o^  — ^,  yQ  =  c  — j   liegt.     Zeichnet  man  also  jene  Parabel  i?*=|  auf 

^^spapier,  sowie  ein  rechtwinkliges  Coordinatensystem  auf  Millimeterpapier 
^^d  legt  jene  vorgeschriebenermassen  auf  dieses ,    so  schneidet  die  Parabel 
^  Ahseissenaxe  in  den  beiden  die  reellen  Wurzeln  darstellenden  Punkten. 
Sei  die  cabische  Gleichung  .t^+  6a;*+  cor  =  (/  zu  lösen.   Dae  & 

/— /^— 2r/==/a?-/-~  )    nnd  xy=:d  stettt  die  gV 


30  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 


iß  der  gleichen  Lage,  wie  sie  eben  besprochen  warde,  und  eine  Hjperbel 
dar,  deren  Asymptoten  unsere  Coordinatenaxen  sind.  Letztere  wird  auf 
Millimeterpapier  gezeichnet,  erstere  darauf  gelegt  Vier  Durchschnittspunkte 
erscheinen  allerdings,  von  denen  aber  nur  drei  die  reellen  Wurzelwerthe 
der  gegebenen  Gleichung  als  Abscissen  besitzen,  während  der  vierte  Punkt 
(der    00 -ferne  Punkt  der  Ordinatenaxe)  ausser  Betracht  bleibt. 

Sei  eine  biqnadratische ,  auf  die  Form  x*-^-bx^ -{-00^=6  gebrachte 
Gleichung  zu  lösen.     Sie  wird  wieder  durch  zwei  Ourven  ersetzt,  durch  die 

/       />8\      /        by 
auf  Pauspapier  gezeichnete  Parabel  y■"l^"~'Tj~V^^"9)    '^^  durch  die 

auf  Millimeterpapier  construirten  Curven  dritten  Grades  x^y^=e.  Von  den 
sechs  Durchschnittspnnkten  kommen  zwei  nicht  in  Betracht,  nämlich  der  dop- 
pelt  auftretende  oo  -  ferne  Punkt  der  Ordinatenaxe ,  welcher  Rückkehrpunkt 
der  Unicursalcurven  x^y  =^e  ist.  Der  algebraische  Ursprung  dieser  beiden 
und  des  im  vorigen  Beispiel  erwähnten  einen  unendlich  entfernten  Punktes 
ruht  augenscheinlich  darin ,  dass  die  Gleichungen  dritten  und  vierten  Grades 
hier  als  Sonderfälle  von  Gleichungen  vierten  und  sechsten  Grades  mit  NuU- 
coefficienten  des  höchsten,  beziehungsweise  der  beiden  höchsten  Glieder 
auftreten. 

Herr  Beuschle  begnügt  sich  selbstverständlich  nicht  mit  den  hier 
gegebenen  Andeutungen.  Er  erörtert  genau  die  verschiedenen  Schwierig- 
keiten, welche  sich  darbieten  können.  Er  dehnt  seine  Methode  auf 
Gleichungen  fünften,  sechsten,  siebenten  Grades  aus,  bei  denen  weniger 
einfache  Curven  zum  Schnitte  gelangen.  Er  zeigt,  wie  auch  noch  anders 
als  hier  besprochen ,  eine  Gleichung  als  Eliminationsresultante  zweier  Gleich- 
ungen aufgefasst  werden  kann,  so  dass  die  Pauspapiercurve  anders  ge- 
staltet nicht  mehr  jene  einfache  Parabel  ist.  Der  Grundgedanke  bleibt 
aber  stets  unverändert  und  dürfte  in  seiner  Einfachheit  dem  anspruchslosen, 
hübsch  ausgestatteten  Büchlein  Leser  und  Freunde  zu  erwerben  im 
Stande  sein.  Cantor. 

Veber    Beta-    und    Oammafunctionen.      Von    Dr.  J.  Anton  Schobloch. 
Halle,  Louis  Nebert.     1884.     4^.     11  S. 

Ausgehend  von  den  bekannten  Gleichungen  und  Formeln  für  die 
Eul  er 'sehen    Integrale    leitet     der    Verfasser    unter    Zuhilfeziehung     von 

OD 

I  (  ^— «*— ^— *' j--- =3/ogr—  einige  neue   Integral  form  ein    ab,    z.B.   die 

0 

für  ganzzahlige  a,  h  und  k  giltige  Gleichung: 

H-'+?)'G-'+l)-«(-'+^)  ,,._...p-i)n ai 

«/*       .    t\    «/.       .A        «/.       .*-^\  1(6-1)0    r{ak)' 


Recensionen.  31 


Das    Hauptgewicht  •  legt    ider  Verfasser    auf    eine    Function  ^  (w ,  n) 

OD 

=  I  af^"^  e"^**  dx^    welche,   wie  sie  eine  Verallgemeinerung   der  Gamma- 

0 

fnnction  ist ,    in   die  sie  bei   n  =  1   übergeht ,   auch  auf  Gammafunctionen 

sich  zurückführt.    Die  Substitution  x"=y  führt  nämlich  jenes  Integral  in  die 

Form  -  I  y^      e^ydy  über,  mithin  ist  i;;(ni,«)  =  — f  —  •    Für  die  t^-Func- 

0 
tionen  wird  das  Productentheorem  bewiesen: 

t^  {m,n).  'Hf{fn+k,  n) .  tp  {m+2k,  n)...  t/;(m-4-(j?--l)  Ä;,n) 

t^(w,  &).  t/^(ni+n,Ä;).t/;(m  +  2n,Ä;J ...  ^  (w+(g— 1)  n^k) 

Daraus  folgt  dann  wieder  durch  Umsetzung  in  G^mmafunctionen 
(m\    .(ni+k\         fm  +  {p-^\ 

r(|).r(=±=)..r(=±<|=l)-")"'     ^"^ 

eine  Erweiterung  des  Gauss 'sehen  Productentheorems ,  aus  welcher  letzteres 
durch  (/  =  1,  Ä?=l,|?  =  fi,  m=  an  hervorgeht.  Cantor. 


Ueber  die  quadratischen  und  cnbisohen  Oleiohnng^n  mit  besonderer 
Berücksichtigung  des  irreducibeln  Falles  bei  den  letzteren.  Von 
Professor  C.  Hellwig,  Oberlehrer  am  Realgymnasium  zu  Erfurt- 
Erfurt,  Verlag  von  Carl  Villaret.     1884.     41  S. 

Wer  diese  Schrift  zu  beurtheilen  wünscht,  ist  durch  den  Mangel  jeg- 
licher Vorrede  in  eine  missliche  Lage  versetzt.  Er  kann  nämlich  nicht 
die  Absichten  des  Verfassers  aus  dessen  eigenen  Erklärungen '  entnehmen, 
und  ebenso  wenig  gehen  dieselben  aus  dem  Schriftchen  selbst  hervor.  Einem 
Gymnasialschüler  wird  man  nicht  leicht  ein  besonderes  Büchelchen  als  Leit- 
faden für  den  Unterricht  in  einem  einzelnen  Capitel  in  die  Hand  geben. 
Einem  Gymnasiallehrer  sagt  das  Büchelchen  zu  wenig  Neues;  soll  es  ihm 
aber  ein  didaktisches  Muster  geben,  wie  er  vorschlagsweise  den  behandelten 
Gegenstand  unterrichten  solle ,  so  mässten  wir  ihn  doch  mahnen ,  dem  Bei- 
spiele nur  vorsichtig  und  nicht  unter  strenger  Nachahmung  zu  folgen.  Was 
braucht  es  S.  13  eine  Beihenentwickelnng ,  um  die  eine  unendlich  grosse 
Wurzel  der  Gleichung  ax^^^bX'^c  \m  t      ^  *m  lehren,    wo  die 

landläufige  Umformaog  der  h*  ^^^ 


32  Historisch  -  liierarische  Abtheilung. 


2c 

r.  = vollkommen  ausreicht?    Wem  soll  S.  16  die  Ableitanff 

yb^  +  Aac+h 

des  Moivre'schen  Theorems  genügen?    Beachtenswerth  dagegen  dürfte  die 

S.  33  gelehrte  Herleitung  der  Ferro'schen  Formel  sein.     Die  aufzulösende 

cubische  Gleichung  ist  in  der  Gestalt  rr*+3aa:  =  26  gegeben,  aus  welcher 

auch  a:;^-|-3arr  —  tr*=2fe  —  t;^  folgt.   Nun  ist  (x^vy=  a^  +  3v(v  —  x)X'-ffij 

folglich   liefert  die  Voraussetzung  v(v^x)=a  die  neue  Gleichung  {x—vY 

=  2fe— v^  und  diese  x  =  v  -{-  l/2h—v^.  Der  eben  gefundene  Werth  von 
X  giebt  aber  jener  Voraussetzung  die  Gestalt  —v  /2h~-v^=^  a,  woraus 
f;«-26t;3  =  a^  tr»  =  6  +  ^^6^+  a\  2b-v^=b  +  ^6^ 2 +  a»  folgt,  und  diese 
Werthe  wieder  in  x^v  +  y2b-v^  eingesetzt,  liefert  endlich  eben  die 
Ferro  ^sche  Formel.  Die  Auflösung  der  cubischen  Gleichungen  mit  Hilfe 
trigonometrischer  Functionen  S.  38 — 41  hätte  wohl  in  etwas  mannich- 
faltigerer  Weise  behandelt  werden  dürfen ,  wozu  es  an  Stoff  sicherlich  nicht 
fehlt,  wie  Matthiessen's  Grundzüge  der  antiken  und  modernen  Algebra 
der  litteralen  Gleichungen  S.  888  —  912  beweisen.  Cantor. 


Theorie  des  approximations  num^riques.  Notions  de  calcul  approximatif 
par  Ch.  Galopin  -  Schaub,  Docteur  es  sciences  math^matiques  (de  la 
Faculte  de  Paris).     Genöve,  H.  Georg.    1884.     50  S. 

Wir  haben  Bd.XXVI.  hist.-lit.  Abthlg.  S.  149-150,  über  Ruchonnet, 
Elements  de  calcul  approximatif,  berichtet.  Ohne  mit  jenem  sehr  empfehlens- 
werthen  Büchlein  sich  zu  decken ,  ist  die  uns  heute  vorliegende  Abhandlung 
doch  nicht  als  ganz  unabhängig  von  demselben  zu  bezeichnen.  Herr 
Galopin  verweist  sogar  wiederholt  und  mit  Recht  auf  seinen  Vorgänger. 
Wir  wollen  die  Veröffentlichung  des  Herrn  Galopin  nicht  gerade  als 
überflüssig  bezeichnen,  allein  wir  ziehen  die  ältere  Schrift  von  etwa  dop- 
peltem umfange  der  jüngeren  vor.  Letztere  ist  naturgemäss  etwas  dürf- 
'  tigeren  Inhaltes  und  empfiehlt  sich  auch  nicht  durch  die  für  unseren  Ge- 
schmack sehr  schwerfällige  Bezeichnung.  Man  denke  n.e  als  genauen 
Werth  einer  Zahl,  n.a  als  angenäherten  Werth  derselben,  e.a  als  den 
absoluten,  e,r  als  den  relativen  Fehler.      Nun    kommen  Formeln  vor  wie 

1  fh  .  c 

e .  r  < und  wie  n.e  —  n  ,a<^  —^—  •      Es    wird    wohl    jedem    Leser 

loP.n.a  »» 

schwer  fallen,  dabei  die  erwähnten  stenographischen  Zeichen  von  den  ge- 
wöhnlichen Operatiouszeichen ,  mit  denen  vermischt  sie  auftreten ,  zu  unter- 
scheiden. Cantor. 


'  ^ikggie  di  ultmetiaa  aon  decimale  con  applicazioni  del  colcolo  duode- 
cimale  e  trigesimale  a  problemi  sui  anmeri  complessi.  Monografia 
di  ViTTOEio  Gkünwald.  Verona  1884,  H.  F.  Münster.  69  pag. 
Wir  haben  im  XSVII.  Bande  dieser  Zeitschrift,  list-lit.  Abthlg. 
S.  192,  ein  Programm  von  Herrn  Hunrath;  „Aufgaben  zum  Rechnen  mit 
SystemzahJen ",  angezeigt,  mit  dessen  Inhalt  die  in  italienischer  Sprache 
verfasste  Abbandloog  des  Herrn  Grlinwald  nahezu  libereinatimmt ,  gleich- 
zeitig auch  die  Fragen  behandelnd,  welche  bei  Herrn  Haas  „TheilbarkeitE- 
regeln"  (angezeigt  Bd.  XXIX  bist.-lit.  Äbtblg.  S.  146)  zur  Sprache 
kämmen.  Von  dieser  Äbhandltmg  gilt  in  gleichem  Maasse ,  dass  sie  ganz 
interessante  SStzo  in  sich  schlieüst,  die  der  Lehrer  an  der  Mittelschule  als 
Beispiele  beim  B  ecken  Unterricht  zu  verwenden  in  die  Lage  kommen  kann. 
Auch  in  einer  Vorlesung  über  Zablentheorie  mögen,  falls  die  Zeit  dazu 
reicht,  ein  bis  zwei  Stimden  fUgltuh  damit  auszufüllen  sein.  Die  numeri 
complessi,  von  welchen  der  Titel  spricht,  sind  sogenannte  benannte 
Zablen  und  haben  mit  unseren  complexen  Zahlen  Nichts  zu  schaffen.  Die 
gesehichUichen  Bemerkungen  wird  man,  als  einer  lüngat  überholten  Zeit 
geschichtlicher  Forschung  angehörend,  am  besten  überschlagen      (jiBToa 


T&blei  de  logarithmet  ä  aix  d^cimalei  construites  sur  nn  plan  nouveau 
par  Adoi.i'hb  BK.^'OlST,  docteur  en  droit,  membre  de  la  soci^t^  mathfi- 
matitjue  de  France.  Paris,  Librairie  (Jh.  Delagrave.  XXXIV,  3918. 
Die  zweisprachig,  französisch  und  deutsch,  je  einen  Druckbogen  ftll- 
'«»»de  Vorrede  erlHutert  die  drei  neuen  Gesichtspunkte,  auf  welche  der  Vor- 
■^aser  sein  Augenmerk  richtete,  und  welche  ihm  wichtig  genug  schienen, 
*>«  im  Titel  nU  einer  neuen  Einrichtung  entsprechend  ausdrücklich  z 
*fShaen.  Erstlich  sind  die  sogenannten  Proportionaltheito  im  Drucke  so 
*Og*ordßet,  dass  auch  beim  Aufsuchen  der  Zahlen  zu  gegebenen  Logarithmen 
*-ojn  Benutzung  erleichtert  erscheint;  zweitens  sind  die  Logarithmen  der 
Siüas  und  Tangenten  kleiner  Winkel  in  der  den  Zahlenlogarithmen  ge- 
"^idmeten  ersteren  Äbtheilung  des  Bandes  abgedruckt,  wo  ihnen  der  jeweü 
•*cbite  Tbeil  jeder  Seite  unten  eingeräumt  ist;  drittens  sind  die  Logarithmen 
^*r  trigonometi-isehen  Functionen  in  Winkelzwischenräumen  von  10"  derart 
K*dnickt,  dass  für  jede  Function  eine  Seite  doppelten  Eingangs  vorhanden 
*^'.  die  WinkelminuteD  jedes  Grades  unter  einander,  die  10  Secunden- 
^"terabtheitungen  in  parallelen  Columnen  neben  einander.  Natürlich  ist  die 
^ite  eines  Sinus  zugleich  die  eines  entsprechenden  Cosinus,  z.  B.  dem 
■"••pfe  der  Seite  sin  83"  entspricht  am  Fussende  cos  6°  mit  rechts  auf- 
igenden  Minuten  und  vou  rechts  nach  links  sich  erhöhenden  Columnen. 
künnen  nicht  sagen,  dass  diese  Neue rungen  uaa  aeVt  ftii\a.*icV«sTi, -«tsBa 
^^  duait  ancb  nur,  wie  bei  allen  GeschmaoVBBac\xeD ,  euv  ■p*'^^'^'^^**^ 
nm..m.Ai,ibif.d.is>it.ohr.  /..M.iii.u.i'tj.,xxx,  i.  » 


34  Historisch -literarische  Abtheilung. 

theil,  keinen  Tadel  aussprechen  wollen.  Proporüonaltheile  schlagen  wir 
überhaupt  niemals  auf,  sondern  rechnen  sie  in  jedem  einzelnen  Falle  selbst 
aus.  Die  Logarithmen  kleiner  Bögen,  beziehungsweise  deren  trigonometrischer 
Functionen  scheinen  uns  in  die  zweite,  nicht  in  die  erste  Abtheilung  des 
Bandes  zu  gehören.  Endlich  die  erwähnte  Anordnung  dieser  zweiten  Ab- 
theilung hat  allerdings  die  nicht  unbedeutende  Bequemlichkeit,  dass  man 
proportioneile  Zwischenrechnungen  fast  vollständig  zu  umgehen  im  Stande 
ist,  wenn  die  Winkel,  wie  dies  die  Praxis  mit  sich  bringt,  höchstens  auf 
Secunden  genau  bekannt  sind;  dafür  tritt  aber  die  unseres  Dafürhaltens 
grössere  Unbequemlichkeit  ein,  dass,  wenn  der  Cosinus  eines  Winkels  za 
suchen  ist,  der  durch  seine  Tangente  etwa  gegeben  ist,  was  bei  Hilfs- 
winkeln gar  nicht  so  selten  vorkommt,  regelmässig  umgeblättert  werden 
muss.  Der  Preis  der  neuen  Tabelle  beträgt  10  Francs,  die  Ausstattung 
ist  gut.  Cantor. 


Fünfstellige  logarithmisohe  nnd  trigonometrische  Tafeln  nebst. einer  grös- 
seren Anzahl  von  Hilfstafeln.  Herausgegeben  von  Dr.  Adolf  Grevb, 
Oberlehrer  am  Karls  -  Gymnasium  zu  Bemburg.  Bielefeld  und  Leipzig 
1884,  bei  Velhagen  &  Klasing.    IV,  171  S. 

Wenn  diese  Tafeln  an  Correctheit  ebenso  den  anderen  Tabellenwcrken, 
deren  der  Schulgebrauch  sich  zu  bedienen  pflegt,  gleich  kommen,  wie  sie 
dieselben  an  vollendeter  Ausstattung,  zu  der  wir  insbesondere  die  grossen, 
fetten,  das  Auge  nicht  ermüdenden  Typen  rechnen,  übertrifft,  so  werden 
die  Greve'scben  Logarithmen  sich  bald  verbreiten,  um  so  mehr,  als  die 
Verlagshandlung  den  gebundenen  Exemplaren  den  Preis  von  nur  2  Mark 
aufgedruckt  hat.  Ob  die  nöthige  Correctheit  aber  vorhanden  ist,  dass  muss 
die  üebung  oder  eine  mühsame  und  zeitraubende  Vergleichung  zeigen,  zu 
der  Referent  sich  nicht  eignet.  Nur  in  den  ziemlich  zahlreichen  Hilfstafeln 
ist  uns  bei  flüchtigem  Durchblättern  auf  S.  36  ein  garstiger  Druckfehler 
in  der  Reihe  für  loga  (1  —  a;)  aufgefallen.  Hoffen  wir,  die  Correctur  der 
eigentlichen  Logarithmen  möge  sorgföltiger  ausgeführt  sein.         Cantor. 


Lehrbuch  der  Experimentalphysik.    Von  Dr.  Wüllner.    2.  Band:  Lehre 
vom  Licht.     4.  Aufl.     Leipzig  1883.     704  S. 

Die  Lehre  vom  Licht  wird  in  zwei  Abschnitten  dargestellt:   der  erste 

behandelt  die  Ausbreitung  und  Wahrnehmung  des  Lichts,   der  zweite  die 

theoretische  Optik.     Zuerst  kommt  die  geradlinige  Fortpflanzung  des  Lichts 

und    seine   Geschwindigkeit;    wie  man  sich  in  der  ündulationstheorie  die 

geradliDige  Bewegung  zu   denken  hat,  wird  erst  später  bei   der  Beugung 

BuselnADdergeaetzt    Die  Zarückwerfung  und  Bt^\i\in%  ^^%  \aOdX&  ^\x\  \&. 


MBpec 


der  gewObnltcbeu  Weise  bebaudelt,  ohne  Rücksicht  auf  die  geometrische 
A.eiideniiig  der  Lichtbüschel ,  für  welche  nur  in  Anmerkungen  ein  TheÜ  der 
Liiteratur  angegeben  wird.  Auch  das  Bild  eines  leuchtenden  Punktes  in 
einem  dichteren  Mittel  wird  immer  noch  behaudelt,  als  ob  nur  Strahlen  in 
der  Einfallsebene  von  demselben  ins  Auge  gelangten.  Bei  der  Dispersion 
««erden  die  neueren  Theorien  von  Seilmeier  und  Helmholtz  auaeinander- 
rttt  und  an  beobachteten  Brechungsexponenten  und  an  den  anomalen 
lectren  geprüft.  Die  Brechung  in  einem  System  centrirter  Kugelflachen 
und  die  Lehre  von  den  Cardinal  punkten  wird  analytisch  behandelt;  doch 
komnien  bei  den  Linsen  auch  einige  Constructionen  vor,  wobei  nur  die  Falle, 
wro  Knotenpunkte  und  Hauptpunkte  üusammen fallen  und  wo  nicht,  zu  wenig 
■Dharf  getrennt  sind.  In  den  Figuren  84— ä7  igt  bald  angenommen,  dass 
Stoide  Punktepaare  zusammenfallen,  bald  nicht;  daher  ist  auch  der  letzte 
^Absatz  S.  249  schwer  zu  verstehen:  soll  er  eine  Uorrectur  oder  eine  Er- 
weiMrung  enthalten?  In  Wirklichkeit  hat  ja  das  System  der  Fig.  87  be- 
aoadere  Knotenpunkte. 

Ein  folgendes  Capite)  ist  der  Absorption  und  Emission  des  Lichts 
S^^dmet  und  der  Spectralanaljse ,  einem  Gebiete,  auf  dem  der  Verfasser 
»or  Ällera  zu  Hanse  ist.  Daran  schliesst  sich  die  Fluoreacenz  und  Phos- 
phoreäcenz,  sowie  die  chemische  Wirkung  des  Lichts.  Es  folgt  die  Wahr- 
ilnnung  des  Lichtes  und  die  Beschreibung  des  Auges,  das  Stereoskop  wird 
berührt,  auch  Einiges  über  Mikroskop  und  Fernrohr  mitgetheilt  {auf 
Seiten  von  den  700  deä  ganzen  Bandes).  Wir  vermissen  hier  namentlich 
^io  Anwendung  der  Cardinalpunkte ,  um  den  optischen  Unterschied  von 
'»eiden  klarzulegen. 

Der  zweite  Abschnitt  enthalt  die  theoretische  Optik.  Der  Presnel'sohe 
Spi^elversuch  wird  gegenüber  den  Einwendiingea  von  H.  F.  Weber  als 
*^iiie  In  terferen  zersehe  in  ung  festgehalten.  Bei  den  Beugungserscheinungen 
^TBtdsn  die  Beobachtungsarten  von  Freanel  und  Fraunhofer  aufgeführt 
und  die  Wirkung  der  durchsichtigen  Schirme  nach  Quincke  dargelegt, 
***<!b  die  Grösse  der  Wellenlängen  angegeben.  Bei  der  Polarisation  werden 
•*'*  bei  der  Zurückwerfung  und  Brechung  auftretenden  Erscheinungen  an 
"«Khaichtigen  Körpern  und  an  Metallen  und  stark  absorbirenden  Mitfein 
*'»iiftllirlich  besprochen.  Dann  folgt  die  Doppelbrechung  des  Lichts,  die 
^tiP.  von  Huyghens,  die  Theorie  Fresnel's.  Das  letzte  Capitel  ist  der 
•»»toi-ferenz  des  polarisirten  Lichts  gewidmet,  wozu  auch  die  Circolarpolari- 
**tiou  mid  dia  Saccharimetrie  gezogen  wird.  p  gacH 


••partorinm  der  dentscben  Ueteorologie.     Von  G.  Hellmann, 
1883.     992  Halbseiten. 
Diese    verdiwistiieiiB  Arbeit   ist  aus   einem  V\xaR  4fta  wAieTt«Kns^ 
vla^coogressea  in  Rom  1879  hervorgegangen  ^  oiufe  «X^fiam 


36  Historisch -literarische  Abtheilung. 

teorologische  Bibliographie  herauszugeben.  Dr.  Hellmann  war  mit  den 
Vorarbeiten  für  Deutschland  beauftragt  und  giebt  nun  seine  Arbeit ,  da  der 
ganze  Plan  nicht  zu  Stande  kam,  als  selbstständiges  Werk  ins  Publicum. 
Der  erste  Theil  enthält  den  Katalog  der  Schriften  und  Erfindungen,  und 
zwar  zuerst  die  Autoren  mit  kurzen  biographischen  Angaben,  ihre  Schriften 
und  Erfindungen;  dann  ein  Sachregister  zu  den  Schriften  und  Erfindungen. 
Im  zweiten  Theile  folgt  ein  Katalog  der  Beobachtungen,  zuerst  die  Stationen 
und  ihre  Beobachtungsreihen,  dann  ein  Sach-  und  Personenregister,  die 
Beobachtungsstationen  und  die  Beobachter.  Der  dritte  Theil  endlich  ent- 
hält den  ümriss  einer  Geschichte  der  meteorologischen  Beobachtungen  in 
Deutschland. 

Bei  diesem  ümriss  wird  die  Geschichte  in  drei  Perioden  getheilt,  die 
Periode  der  Aufzeichnungen  der  Witterungserscheinungen  ohne  Instrumente 
zu  verwenden,  bis  zur  Erfindung  von  Thermometer  und  Barometer,,  also 
bis  gegen  die  Mitte  des  17.  Jahrhunderts;  die  zweite  Periode  instrumen- 
teller  Beobachtungsreihen  Einzelner  (als  erste  wird  die  vom  Tübinger  Pro- 
fessor Camerarius  herrührende  seit  1691  angeführt)  und  die  dritte  Periode 
der  Organisation  des  meteorologischen  Dienstes  durch  den  Staat,  beginnend 
mit  der  Societas  meteorologica  Palatina  1780 — 1792. 

Zum  Schlüsse  sind  noch  statistische  Resultate  angehängt  über  Zahl  und 
Berufsart  der  Beobachter,  die  Dauer  ihrer  Beobachtungsreihen  u.  s.  w. 

Das  Werk  in  seiner  praktischen  Anlage  erleichtert  jedem  Meteorologen 
seine  Aufgabe  und  giebt  ihm  häufig  Aufschluss,  wo  alle  anderen  Mittel 
fehlgehen.  Die  meteorologischen  Beobachtuogen  namentlich  früherer  Zeit 
sind  so  zerstreut,  dass  dem  Meteorologen  selbst  für  die  ihm  nächstliegenden 
Gebiete  ein  Quellennachweis  hocherwünscht  ist.  p    7.^Qn 


Blemente  der  reinen  Heohanik.    Von  Dr.  Finger.    Wien  1884. 

Bis  jetzt  ist  erst  eine  Lieferung  ausgegeben  von  dem  Werke,  das  als 
Vorstudium  für  analytische  Mechanik  und  mathematische  Physik  dienen  soll 
und  aus  Vorträgen  des  Verfassers  entstanden  ist.  Der  Verfasser  betrachtet 
die  Mechanik  als  physikalische  Wissenschaft,  die  auf  den  drei  empirischen 
Grundsätzen  Newton's  fusst,  auf  dem  Princip  der  Trägheit,  dem  der 
unveränderlichen  relativen  Wirkung  und  dem  der  Wechselwirkung.  Die 
erste  Lieferung  behandelt  die  Statik  und  Dynamik  des  materiellen  Punktes. 

P.  Zech. 

Die  Function  des  parabolitohen  Cylinders.    Von  Dr.  Baer.   Cüstrin  1883. 
32  Seiten. 

Die  Abhandlung  enthält  die  Integration  der  Potentialgleichung  (ii*F=sO) 
iSb*  emen  walstfOrmigen  Körper ^  der  eine  Caxd\o\AA  x<Qx  'bvc^^Xaro.  \^\  ^^^Dano^ 


Recensionen.  37 

Bflckkehipunkt  zum  Pol  hat,  d.  b.  einen  Körper,  der  dnrcb  Kreise,  senk- 
reeht  lor  Ebene  der  Curve  über  der  Verbindungslinie  des  Pols  mit  den 
Punkten  der  Cnrye  als  Darcbmessern  bescbrieben,  gebildet  wird.  Die  bei 
<Ier  Integration  verwendeten  Functionen  werden  als  Functionen  des  parabo- 
ütehen  Cjlinders  bezeichnet.  p  2tBCu 

▼ermeh  einei  allgemeinen  Oesetzes  über  die  speoiÜBohe  Wärme.    Von 
Joachim  Sperber.    Zürich  1884.    32  S. 

Der  Verfasser  sucht  das  Gesetz  Ton  Dulong  und  Petit  über  Atom- 
wftrme  und  specifische  Wärme  durch  ein  allgemeineres  und  allgemeiner  gel- 
tendes zu  ersetzen.     Er  setzt  voraus:  jedes  Molekel  ist  eine  Kugel,  deren 
I^ortihmesser  ist  die  Molekelgrösse ,   d.  h.  die  Anzahl  Atome  im  Molekel. 
«'^edes  Molekel  ist  von  einer  Aetherhülle  von  gleichem  Durchmesser,  wie  das 
Molekel,    umgeben   (wie   das   zu  verstehen  ist,    ist  nicht  gesagt).     Einen 
Körper  erwärmen  heis&t  die  Aetheratmosphären  verdünnen :  die  dazu  nöthige 
Arbeit  ist  um  so   grösser,  je  grösser  die  Aetherhülle,   um  so  kleiner,  je 
<l>c]iter  der  Aether  ist;  denn  „dichterer  Aether  lässt  sich  leichter  verdünnen*^ 
Somit  ist  die  specifische  Wärme  umgekehrt  proportional  dem  Molekular- 
ond  direct  proportional  dem  Quadrat  der  Molekulargrösse,   oder 
Atomgewicht  umgekehrt,  der  Molekulargrösse  direct  proportional.  Dieser 
Stiix  wird  nun  nach  verschiedenen  Richtungen,  insbesondere  auf  dem  Ver- 
^Cknpfdngsgebiet  auszuführen  gesucht.     Das  Schriftchen  gehört  zu  denjeni- 
i,  in  welchen  die  Phantasie  überwiegt  (vergl.  auch  die  Figur  am  Schlüsse). 

P.  Zech. 


elektromagnetisohe  Theorie  des  Lichts.    Von  Tumlirz.    Leipzig  1883. 
158  Seiten. 

Das  Buch  soll  dem  Studirenden  ein  möglichst  vollständiges  Bild  von 
dem  gegenwärtigen  Stande  der  elektromagnetischen  Theorie  des  Lichts  geben. 
Detselbe  behandelt  die  Haupteigenschaften  der  Dielektrica,  die  Potential- 
^^action  der  elektromagnetischen  Kräfte  und  das  elektrodynamische  Poten- 
*^  im  ersten  Theile  nach  den  Arbeiten  von  Maxwell  und  Helmholtz. 
^^^  zweite,  grössere  Theil  ist  dem  Lichte  gewidmet.  Es  werden  die  im 
^^*ten  Theile  gewonnenen  Ausdrücke  für  Strömungen  ^auf  die  Ausbreitung 
Lichts  angewendet  und  die  Gleichheit  der  in  Weber 's  elektrodyna- 
^her  Formel  enthaltenen  Geschwindigkeit  mit  der  des  Lichts  nachgewie- 
femer  daes  das  Quadrat  des  Brechungscoefficienten  gleich  der  Dielek- 
titsconstante  ist  Es  wird  die  Reflexion  und  Brechung  des  Lichts  als 
^^titisch  mit  dem  Verhalten  elektrischer  Strömungen  an  der  Grenze  zweier 
^T^ttd  VBiohgewjesen,  es  werden  die  FresneVschen  Yotmc^ti  &x  ^ib\tte&r 
dBß  LhbtB  aas  den  eieJctnschen  Formeln  abge\Q\\/b^^  dciA  QoiD&Q3»ftM 


^»^eil 


38  Historisch  -  literarische  Ahtheilung. 


hedingungen  und  die  Erhaltung  der  Energie  untersucht.  Den  Schluss  bildet 
die  Reflexion  und  Brechung  an  der  Grenze  einer  senkrecht  zur  Axe  ge- 
schnittenen einaxigen  Erystallplatte.  Bei  den  noch  so  weit  auseinander- 
gehenden Anschauungen  über  die  Lichtbewegung  in  krystallinischen  Mitteln 
ist  eine  Bearbeitung  von  anderer  Seite  her  zur  Aufklärung  von  grosser 
Bedeutung.  Der  Verfasser  hat  sich  das  Verdienst  erworben,  eine  solche 
Aufklärung  den  Studirenden  zugänglicher  gemacht  zu  haben.       p  ^ech. 


Das  Mikroskop  und  seine  Anwendung.     Von  Dr.  Dippel.     2«  Auflage, 
dritte  Abtheilung  des  ersten  Theils.    Braunschweig  1883.    289  S. 

Die  zwei  ersten  Abtheilungen  sind  früher  besprochen  worden.  Die 
vorliegende  dritte  Abtheilung  beschäftigt  sich  mit  der  Praxis  des  Mikro- 
skops ,  mit  der  Herrichtung  der  Präparate ,  Methode  der  Beobachtung ,  Mes- 
sung, Anwendung  des  polarisirten  Lichts  und  des  Spectroskops ,  endlich 
der  Zeichnung  und  Aufbewahrung  der  Präparate,  und  giebt  eine  Fülle  von 
Anweisungen  für  den  eigentlichen  Praktiker.  p.  Zech. 


Bibliographie 

vom  1.  November  bis  15.  December  1884. 


Periodisohe  Schriften. 

Sitzungsberichte  der  mathem.-phys.  Classe  der  königl.  bayer.  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  München.     Jahrg.  1884,  Heft  3.     München,  Franz. 

1  Mk.  20  Pf. 
Denkschriften  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien,  mathem.- 
naturwissenschaftl.  Cl.     48.  Bd.     Wien,  Gerold.  45  Mk. 

Sitzungsberichte  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften,  mathem.- natur- 
wissenschaftl. Cl.     2.  Abth.     90.  Bd.,  1.  u.  2.  Heft.     Ebondas. 

5  Mk.  60  Pf. 

Verhandlungen  der  vom   15.  bis  24.  October  1883   in  Born  abgehaltenen 

7.  allgemeinen  Couferenz  der  europäischen  Gradmessung,  redigirt  von 

A.  Hirsch  und  Th.  v.  Oppolzer.     Berlin,  G.  Heimer.  30  Mk. 

Annalen  der  Münchener  Sternwarte.    14.  Supplementband.   München,  Franz. 

4  Mk.  60  Pf. 

Beobachtungen,    angestellt  am  astrophjsikal.  Observatorium  in  0-6jalla, 

bennag,  von  N.  y.  Konkolt.    6.  Bd.  (Beob.  v.  1883.)    Halle,  Schmidt. 


Bibliographie.  39 


V-»«.*-    ^-  . 


ABtronomische  Nachrichten,  herausgeg.  v.  A.  Krüger.     110.  Bd.  (24  Nrn.), 
Nr.  2617.     Hamburg,  Mauke  Söhne.  compl.  J5  Mk. 

Vierte^ahrsschrift  der  astronomischen  Gesellschaft,  herausgeg.  v.  E.  Schön- 
feld n.  H.  Seeliger.    19.  Jahrg.,  3.  Heft.    Leipzig,  Engelmann.   2  Mk. 
Bepertorium  der  Physik,  herausgeg.  v.  P.  Exner.  20.  Bd.  (12  Hefte),  1.  Heft. 
Mttnchen,  Oldenbourg.  compl.  24  Mk. 

Mömoires   de  l'acadömie  de  St  Petersbourg.     7.  s6rie,   t.  32,   livr.  6 — 12. 
Leipzig,  Voss.  11  Mk.  50  Pf. 

Melanges  math^matiques  et  astronomiques^   tir6s  du  bulletin  de  Tacad^mie 
de  St.  Petersbourg.     T.  6,  livr.  2.     Leipzig,  Voss.  1  Mk.  20  Pf. 

Mfelanges  physiques  et  chimiques  etc.     T.  12,  livr.  1  et  2.     Ebendas. 

1  Mk.  60  Pf. 
Geschichte  der  Mathematik. 

Cahtor,  M.,   Ueber  den   sogenannten  Seqt  der  ägyptischen  Mathematiker. 
(Akad.)     Wien,  Gerold.  20  Pf. 

Reine  Mathematik. 

^^^mu^  L.,   Einleitung  in  die  Analysis  des  Unendlichen;   deutsch  Ton  H. 
Maser.     l.Thl.     Berlin,  Springer.  7  Mk. 

^ÄB^  ^  K. ,  Einleitung  in  die  Theorie  der  elliptischen  Functionen.    Leipzig, 
Teubner.  4  Mk.  80  Pf. 

"^UQ^ß^  jj^^  j)iß  Verwendung  des  Kettenbruchs  zu  einer  bequemen  Berech- 
nung der  Quadratwurzelftinction.     Wolfenbüttel,  Zwissler.  60  Pf. 
^^^Kbaubr,  L.,   Ueber  Determinanten  höheren  Ranges.     (Akad.)     Wien, 
Gerold.                                                                                            50  Pf. 
^^A.Y,  C,   Exposition   nouvelle   de  la  th6orie  des  formes  Unfaires  et  des 
determinans.     Paris,  Gauthier - Villara.  3  Frs. 
'SR ,  E. ,  Beiträge  zur  Theorie  der  Osculationen  an  ebenen  Curven  dritter 
Ordnung.     Berlin,  Mayer  &  Müller.                                    1  Mk.  80  Pf. 
"^^lö,  M.,  Ueber  eine  geometrische  Verwandtschaft  zweiten  Grades   und 
deren  Anwendung  auf  Curven  vierter  Ordnung  mit  drei  Doppelpunkten. 
(Dissert.)     Breslau,  Preuss  &  Jünger.                                             2  Mk. 
^ViDio,  E.,  Geometria  analytica.     Parte  1.     Turin,  Löscher.  10  L. 
^^2^bb-Bbnzon,    R.  V.,    Die    geometrische    Constructionsaufgabe.      Kiel, 
,.^      V.  Maack.                                                                           1  Mk.  60  Pf. 
^^KBR,  Chr.,  Lehrbuch  der  darstellenden  Geometrie,     l.  Bd.     Leipzig, 
Tenbner.                                                                                             12  Mk. 

Angewandte  Mathematik. 

^^8GH,  0.,  Anleitung  zur  Berechnung  geodätischer  Coordinaten     '^ 
,^      Kaeael,  Freyschmidt. 

^STiDT,  Ä,,  JJeher  LissajouB'Bche  Curven.     (Di&aeri.'^    QW 
daboeek  ik  Baprecbt 


40  Historisch  -  literarische  AbtheiluDg.     Bibliographie. 

Kraft,  F.,  SammluDg  von  Problemen  der  analytischen  Mechanik.  4.  und 
5.  Lief.     Stuttgart,  Metzler.  4  Mk. 

Oppolzer  ,  Th.  V. ,  Bahnbestimmung  des  Planeten  Cölestina  (237).  (Akad.) 
Wien,  Gerold.  20  Pf. 

Gyldi^n,  H.,  Theoretische  Untersuchungen  über  die  intermediären  Bahnen 
der  Kometen  in  der  Nähe  eines  störenden  Körpers.  (Akad.)  Peters- 
burg und  Leipzig,  Voss.  80  Pf. 

Steghert,  C.  ,  Definitive  Bestimmung  der  Bahn  des  Kometen  1881,  IV. 
Kiel,  V.  Maack.  J  Mk.  20  Pf. 

Physik  nnd  Meteorologie. 

Clausius,  B.  ,  üeber  den  Zusammenhang  zwischen  den  grossen  Agentien 
der  Natur.     Bonn,  Cohen  &  S.  1  Mk. 

Secchi  ,  A. ,  Die  Einheit  der  Naturkräfte ;  ein  Beitrag  zur  Naturphilosophie, 
üebers.  v.  B.  L.  Schulze.    2.  Aufl.   5.  Lief.  Leipzig ,  Frohberg.    2  Mk. 

Fleischel,  E.  v..  Die  doppelte  Brechung  des  Lichts  in  Flüssigkeiten.  (Akad.) 
Wien,  Gerold.  35  Pf, 

Lindemann,  E.,  Helligkeitsmessungen  der  Besserschen  Plejadensterne.  (Akad.) 
Petersburg  und  Leipzig,  Voss.  80  Pf. 

Abendroth,  W.,  Leitfaden  der  Physik  mit  Einschluss  d.  einfachsten  Lehren 
d.  Chemie  u.  d.  mathem.  Greographie.  2.  Bd.  (Cursus  d.  Prima).  Leipzig, 
Hirzel.  4  Mk. 


Historisch -literarische  Abtheilung, 


Die  Ferrari -Cardanische  Auflösung  der  reducirten 

Qleichung  vierten  Qrades. 

Von 
K.   HUNRATH. 


Die  ffArs  magna ^'  hat  mir  in  zwei  Ausgaben  vorgelegen: 

1.  H.  Cardani,  ...  opus  novum  de  proportionibus  numörorum  ... 
praeierea  artis  magnae  sive  de  regulis  algebraicis  liber  unus  ... 
item  de  aliza  regula  liber  ...,  Basileae,  1570,  und 

2.  H.  Cardani ,  ...  operum  tomus  quartus,  quo  continentur  arithmetica, 
geometrica,  musica,  ...  Lugduni,  1663. 

Wenn  letztere  Ausgabe  sich  auf  dem  Titel  ,,editio  et  caeteris  elegau- 
tior  ita  et  accuratior"  nennt,  für  die  >>Ars  magna"  kann  sie  das  Lob  grös- 
serer Genauigkeit  nicht  beanspruchen :  hier  bringt  sie  dieselben  Druckfehler 
und  Redactionsversehen ,  wie  die  ältere  Ausgabe,  und  noch  einige  mehr.* 
Da  die  Baseler  Ausgabe  nicht  die  älteste  ist,  so  ist  es  denkbar,  dass  auch 
sie  die  gedankenlose  Wiedergabe  eines  früheren  Druckes  ist.  Es  ist  ferner 
nicht  ausgeschlossen ,  dass  die  Leydener  Ausgabe  unabhängig  von  der  Baseler  t/ 
ist,  dass  beide  auf  derselben  früheren  Ausgabe  beruhen. 

Die  Darstellung  von  Ferrari 's  Methode  giebt  Cardan  im  39.  Capitel, 
das  im  Index  die  üeberschrift:  ,,De  regula  duplici,  qua  per  iterata  posi- 
tionem  inuenimus  ignotam  quantitatem ,  ubi  habentur  20  capitula ,  alia  gene- 
ralia  qd  qd.  &  qd.  &  rerum  &  numeri^S  im  Text  die  verkürzte  üeberschrift: 
,,De  regula  qua  pluribus  positionibus  inuenimus  ignotam  quantitatem" 
trägt."^*  Die  dort  gegebene  Regula  I  kommt  ihrem  Inhalt  nach  für  meinen 
Zweck  nicht  in  Betracht  Die  Regula  II  beginnt  mit  den  einleitenden 
Worten : 


*  Ausser  den  bei  der  Anführung  von  TexteteUen  «ogebiMH 
rungen  siehe  das  Verzeicbniss  am  Schlosse  de»  AntetMi. 

**  In  der  Baseler  Ausgabe;  in  der  Iioydenet  «vAi^ 
JnbaitsdDgabe,  wie  der  Text 

Hiat^Ui.  Abibig.  d.  ZtHacht  f.  IUIIl  a.  Fbfa»  ^"»^i  ^ 


42  Historisch -literarische  Abtheilung. 

2        „Alia  est  regtUa  nobüwr  pr§cedente,  dt  est  Ludouici  de  Ferrarijs,  gut 

eam  me  rogante  inuenit,  dt  per  eam  habemus  omnes  aestimationes  fermi 

capituihmm  qd'  qatadrati  &  quadrati,   rerum  dt  numeri,  uel  gd    quadrati 

cuhi,  quadrati  dt  numeri,  dt  ego ponam  eaper  ordinem,  hoc  modo  ut  uides/' 

Es  folgt  dann  die  Aufz&hlung  der  Capitala,    die  in  beiden  Ansgaben 

das  Capitnlum  _,.         _  ,       ,       i, 

qd  quad.  aequale  rebus  dt  numero 

doppelt  bringt,  unter  4  und  unter  5.     Dafür  fehlt  das  Capitulum 

qd'  quad.  Cfwm  cuhis  aequalia  quad,  dt  numero. 

Wo  das  erstere  Capitulum  an  seiner  Stelle  steht,  ergiebt  sich  ausser 
aus  der  ganzen  Anordnung  aus  den  Schlussworten: 

„In  his  igüur  omnibus  capiitUis,  quae  quidem  sunt  generalissima ,  ut 
reliqua  omnia  sexagmta  Septem*  stiperiora,  oportet  redticere  capitula,  in 
quibus  ingreditur  cubus]  ad  capitula,  in  quibus  ingreditur  res  ut  septimum 
ad  quartum,  ^  secundum  ad  primum,  deinde  quaeremus  demonstrationem 
hoc  modo** 

Die  hier  geforderte  Umwandlung  lehrt  C.  im  7.  Capitel  (De  capitulo- 
rum  transmutatione) ;  sie  kommt  darauf  hinaus,  den  mit  einem  passenden 
Factor  versehenen  reciproken  Werth  der  unbekannten  als  neue  unbekannte 

m 

einzuführen,   —  =  ^  zu  setzen;  an  Stelle  des  Gliedes  mit  7?  tritt  dann  ein 

X 

solches  mit  y.     Nun  ist  das  siebente  Capitulum 

"qd' qd,  cum  cubis  aequalia  numero^    d.  h.  x^  +  ax^s=d] 

setzt  man  x=  —  i  so  erhält  man 

y 

«*  =  — T-'y  +  -5-i    also  "qd*  quad.  aeqtuüe  rebus  et  numero. 
a  a 

Diesem  Capitulum  ist  mithin  die  Ordnungszahl  4,  dem  ausgefallenen 
die  Zahl  5  zu  geben.  Die  so  verbesserte  üebersicht  der  Capitula  hat  fol- 
gende Gestalt: 

1.  qd'  quad.  aequale  quad,  rebus  dt  numero'; 

2.  qd'  quad  aequale  gd.  cubis  dt  numero; 

3.  qd'  quad.  aequale  cubis  dt  numero; 

4.  qd'  quad.  aequale  rebus  dt  numero; 

5.  qd'  quad.  cum  cubis  aequalia  quad.  db  numero; 

6.  qd'  quad.  cum  rebus  aequalia  quad.  dt  numero; 
1.  qd'  qd.  cum  cubis  aequalia  numero; 

8.  qd'  qd.  cum  rebus  aequalia  numero; 

*  In  beiden  Ausgaben  statt  sexaginta  sex.    Gemeint  sind  die  im  2.  Capitel 

aufgefeihrten  22  capitula  primitiua  und  44  capitula  deriuatiua;  entere  enthalten 

die  Formen   der  Gleichung  zweiten  und  dritten  Grades,   letztere  entstehen  aaa 

enierett,   wenn  mao  für  die  Unbekannte  dus  Quadrat,  bezw.  den  Cubus  einer 

■^  UabetBonten  einföhrt. 


Die  Ferrari -Cardani'sche  Auflösung  der  reduc.  Gleichung  4.  Gr.       43 


9.  ^d   qd,  cum  qd  aequalia  ctibis  d:  numero; 

10.  qd'  qd.  cum  qd  aeqtudia  rebus  <&  numero; 

11.  qd'  qd,  cum  qd  dt  rebus  aequälia  numero; 

12.  qd'  ^d.  cum  qd  &  cubis  aequälia  numero; 

13.  qd'  qd.  cum  qd  dt  numero  aequälia  cubis; 

14.  qd'  quad,  cum  qu<id.  <ft  numero  aequälia  rebus; 

15.  qd'  qu^.  cum  numero  aeqimlia  cubis  dt  qimd. ; 

16.  qd'  quad.  cum  numero  aequ<üia  cubis; 

17.  qd'  quad.  cum  numero  aequ<ilm  rebus  dt  quad,; 

18.  qd'  quad,  cum  numero  aequ<üia  rebus; 

19.  qd'  quad,  cum  cubis  rf*  numero  aequiüia  quad,; 

20.  qd'  quad,  afm  rebus  <k  numero  aequälia  quad. 

IDiese  20  Formen  führen  wir  auf  folgende  vier  zurück: 

I.    a^  +  bx^  +  cx  +d  =  0  [1,6,10,  11,14,17,20], 
x'  +  acfi  +  bx^  +  d^O  [2,5,9,12,13,15,19], 
x*  +  cx  +d  =  0  [4,8,18], 
x'+ax'^+d^O  [3,7,16], 


II. 
III. 
IV. 


m 


k 


^on   denen  durch  die  Substitution  x=       II  auf  I ,  IV  auf  III  zurückgeführt 

^'•^^-      Bemerkens werth  ist,   dass  C.   offenbar  nicht  das  Verfahren  kennt, 
^^   allgemeine  Gleichung  vierten  Grades  x*  +  ao(^  +  bx^  +  cx  +  d  =  0  durch 

^^^    Einführung  von  y='X  +  -j-   auf  die  Form  I  zurückzuführen ,  während 

^*"    (17.  Capitel)  die  allgemeine  Gleichung:  dritten  Grades  zu  reduciren  versteht. 

Die  an  die  oben  wiedergegebenen  Schlussworte  sich  unmittelbar  an- 
^^oliessende  Demonstratio  zerfällt  in  drei  Regeln .  die  am  Rande  mit  3,  4,  5 
"^^^eichnet  sind.     Die  erste  lautet: 

„SU  quadratum  af,  diuisum  in  duo 
9^€M,draia,  ad  dt  df,  dt  duo  supplementa, 
^c  {£r  de,  d:  udim  addere  gnomonem  kfg 
^^cuncirca,  ut  remaneat  quadratum  totum 
^y^  ,  dico,  qudd  talis gnomo  constahU  ex  duplo 
^  ^  addiiae  lineae,  in  ca,  cum  quadrato  gc, 
**^*H  fg  constat  ex  gcin  ci ,  ex  diffinUione 
a  in  inüio  secundi  Elementorum,  d^  cf 
aequaUs  ca,  ex  diffinUione  quadrati,  et 
9Uria  per  44  primi  Elementorum,  kf  est 
^^^^udis  fg,  igUur  duae  superficies  gfrf^fk,     a  o     e  g 


m 

f** 

d 

*  Diese  Zahl  fehlt  in  beiden  Ausgaben,  in  der  jüngeren  AuagabI  aaoh  dk 
^^  4;  onler  6  DÜnmt  C.  ßezug  auf  3. 

^  Steht  in  beiden  Aasg&bea  verkehrt,  am  DuTcbttcbniU»  ^oil  ci^^^om^ 
****«w6  beiMattbießsen,  Ornndzüge  der  antiken  u.  tnod«ni«ik  Jh^Sd 


44  Historisch -literarische  Ahtheilung. 

constant  ex  gc,  in  duphtm  ca,  dt  quadratmn  ge  est  ih,  per  car^  4  seeundi 
Elementorum,  igüur  patet  proposUum,  $i  igitur  ad  sit  1  gd'  qwidratum  dr 
cd  oc  de  ^  guadrata,  ^  d{9,  erunt  ba  1  qmdratum  c^  bc  ^  neceßsario.  cwm 
igitur  uoluerimus  addere  quadrata  äliqua,  ad  de  dt  de,  et  fuerint  cl  ^  km 
erit  ad  cornplendum  quadratum  totum  necessaria  superficies  Inm,  quae  ut 
demonstratum  est,  constat  ex  quadrato  gc  numeri  guxdratorum  dimidiati, 
nam  c\  est  superficies  ex  gcin  2kh,  lU  ostensum  est,  4"  ^h  est  1  quadratum, 
quia  ponimus,  ad  1  gd'  quadratum,  fl  uero  ^  mn,  fiunt  ex  gc  in  cb,  ex 
42^*  primi  Etementorum,  quare  superficies  Xnm,  ^  est  numerus  addendus, 
ß  ex  gc  in  dupiMm  cb,  id  est  in  numerum  quadratorum ,  qui  fuU  6,4" 
gc  in  se  ipsum,  id  est  numero  quadratorum  addito,  Sr  ^^o^e  dem(mstratio 
nostra  est" 

In  diesem  geometrischen  Beweise ,  dessen  Urheberschaft  C.  für  sich  in 
Anspruch  nimmt,  sagt  er: 

Die  Maasszahl  für  die  Fläche  des  Quadrats  ad  sei  eine  vierte  Potenz,  x^^ 
also  die  für  die  Seite  ah  eine  zweite  Potenz,  rr^  die  Flächen  cd  und  de  seien 
jede  3a;*,  also  die  Fläche  df=^9^  die  Strecke  fec=3.  Dann  ist  die  Fläche 
des  Quadrats  a/'=a^  +  6a;*+  9,  oder,  wenn  man  statt  der  willkürlich  gesetz- 
ten 6  das  allgemeine  Zahlzeichen  m  einführt,  =a:*  +  t»x*  +  -2-  =  (a;*  +  -^j» 

Darauf  werde  an  das  Rechteck  de  das  Bechteck  cl^  an  de  das  cl  gleiche 
km  angesetzt,  also  Rechtecke  mit  der  einen  Seite  =^ci?  (die  Summe  der 
Flächen  der  beiden  angesetzten  Rechtecke  bezeichne  ich  mit  yx^).  Die  neue 
Figur  wird  zu  einem  Quadrat  vervollständigt  durch  den  Gnomon  Inm^  der 

y 

aus  dem  Quadrat  der  Strecke  gc=^-^  [ex  quadrato  gc  numeri  quadratorum 

dimidiati]  und  den  Rechtecken  mn  und  ß  zusammengesetzt  ist,  deren  Fläche 

zusammen  6.^c=6'-?^=3y,  allgemein  -jy  beträgt. 

Die  Worte  „id  est  numero  quadratorum  addito",  die  auf  „«|*  (ex)  gc  in 
se  ipsum"  sich  beziehen,  enthalten  eine  Ungenauigkeit;  es  ist,  wie  obon, 
der  numerus  quadratorum  dimidiaius  zu  verstehen. 

Bis  jetzt  hat  C  bewiesen,  dass  man,  wenn  man  zu 

x*  +  mxi'+-^   oder   \f+2^)  y^ M-^^^^  +  f^ 

addirt,  ein  vollständiges  Quadrat 

("+i+f)' 

erhält     Er  fährt  fort  mit  der  Anweisung: 

4        „Hoc  opere  peracto,  semper  reduces  partem  gd'  quadrati  ad  ^!,  id  est 
addendo  tantum  utrique  parti,  ut  1  gd*  quadratum  cum  quadrato  et  numero 


% 


♦  ^^Bmmnt  ist,  wie  oben,  44. 


Die  Ferrari -Cardani'sche  Auflösung  der  reduc.  Gleichung  4.  6r.       45 

habecmt  radicem,  hoc  facile  est,  cumpostieris  dimidittm  nutneri  guadrcUofwn, 
radicem  numeri,  Uem  facias,  tU  denamituUiones  extremae  sint  pl^s,  in  am- 
hahus  aequationibtts ,  nam  secus,  trinomium  seu  Binomium  redudum  ad  tri- 
nomium,  necessariö  careret  radice/' 

Ich  fasse  diese  Anweisung  so  auf:   Die  Gleichung 

a^  +  bx^  jr^  ex  :hd  =  0    forme  um  in    (^^+9^)  ^  {fn—b)a^'+ cxf  d 
und 

a^ -boc*  ±cx±d  =  0  in  (ic*— o-j  =  (5— *»)a^  +  ca?+ (1, 

wobei  darauf  zu  sehen  ist ,  dass  der  Coefficient  des  ix^  auf  der  rechten  Seite 
positiv  werde.  Meine  Auffassung  stützt  sich  hauptsächlich  auf  die  Behand- 
lung der  Aufgabe 

a;*  +  8  =  10a:«  -4x*  (Quaestio  IX  des  39.  Capitels). 

Dort  sagt  C:  „quia  uidemus  numerum  quadratorum  esse  magntim ,  4c  ferum 
paruum,  ideo  conabirnur  minuere  numerum  quadratorum  potius ,  quam  augere, 
Sr  fademus  ut  diminutio  sü  ex  iäraque  parte  2  quad,  nam  ä  minori  imö  a 
2  quadratis  semper  ferme  est  incipiendum ,  qtiia  non  oportet  ut  venias  ad  m : 
(/d  ex  parte  rerum,  quia  sie  non  häberent  radice,  subdudis  igitur  2  qua- 
dratis ex  utraque  parte ...". 

Der  Coefficient  des  Gliedes  mit  x^^  10,  ist  C.  zu  gross;  er  ist  daher 
darauf  bedacht,  ihn  zu  verkleinern,  dadurch  dass  er  beiderseits  eine  Anzahl 
Quadrate  subtrahirt,  z.  6.  2x^y  also  umformt  in 

a^-2a;«+l=8a;«-4a?-7, 

oder  durch  beiderseitige  Subtraction  von  62:'  umformt  in 

x^  —  ßx^  +  Q^^x^  —  Ax  +  X    (a.a.O.  im  „Notandum"). 

Dabei  soll  man  darauf  achten,  dass  man  nicht  auf  der  rechten  Seite  einen 
negativen  Coefficienten  am  x^  bekomme. 

Sehen  wir  uns  nun  die  übrigen  von  C.  im  39.  Capitel  behandelten 
Beispiele  an. 

1)  x*  +  6x^  +  36^60x   (Quaestio  V**). 

Hier  addirt  C,  um  links  ein  voUständiges  Quadrat  zu  erhalten,  beider- 
seits 6a;*:  a;*+ l2a;*  +  36  =  6ic«  +  60a;***, 

wohl  bestimmt  durch  den  Umstand,  dass  das  absolute  Glied  36  ein  voll- 
ständiges Quadrat,  6«,  ist. 

2)  a?*  =  a;  +  2  (Quaestio  VI), 
hier  nicht  zu  besprechen,  da  das  Glied  mit  a^  fehlt. 


*  Beide  Ausgaben  haben  im  Text  1  qd'  quadratump:  8,  luquiak  ^  §itadmUß 
m:  4  positionibus ,  im  Rechnungaschema  richtig  10  qd  m:  4  pot. 

**  Die  vier  ersten  Qaaestiones  de«  Capiielft  nn4  BfiME^^iSi^  «&^ 
''*^  Jd  beiden  Auegahen  steht  p:  90  jMmtioiiame  ^M^  t*  ^ 


48  Historisch  •  literaiische  Abtheilang. 

tive  Wurzeln  als  „fidae**  ausschliesst*;  das  hindert  [s.  unten  Ob)]  freilich 
C.  nicht,  für  dasselbe  Beispiel  sowohl  px  —  q^  als  auch  q — px  zuzulassen, 
obwohl  nur  Eines  positiv  sein  kann. 

In  der  Ausführung  macht  sich  bei  Card  an  die  Sache  so: 

1)  In  a?*  +  12a;«  +  36  =  6ir«  +  60a;  addirt  er  auf  beiden  Seiten  2ex^ 
+ 12 g  +  z^  und  erhält  {x^  +  6  +  e)^=:^(2e  +  6)x^  +  60x  +  z^+12e,  also  di 
Resolvente  {2 e  +  6)  (z^  +  12 z)  =- 30^  oder  ^+ 15ä«  +  365  =  450. 

2)  a^  =  a?  +  2;  hier,  wo  c  =  0  ist,  addirt  C.  beiderseits  2zs^  +  s*  un^ 
erhält  {x^+z)*  =  2zx^  +  x  +  z^  +  2,    dann  aus   2z{z^  +  2)  =  \  die  Reso." 
vente  z^  +  2z=^\. 

3^  —  1 

NB.     C.    giebt    auch    noch    die    Lösung    a:*  — l=x+l,     ^  = 

x-f- 1 

rr^— a^  +  x  — 1  =  1,    ar^  +  rc  =  a:*+2. 

3)  y*  =  6y  +  4;  wird  von  C.  nicht  nach  Ferrari's  Regel  gelöst, 

«*— 16 

man    —    siehe   NB.   zu   2)   —    «*— 16  =  6(y  — 2), zr=6    u.  s. 

y  —  ^ 
transformiren  kann. 

4)  a?*  + 32a:« +  256  =  48^+240;    C.    addirt   zu   beiden    Seiten   2 
+  32ief  +  ^  und  erhält   (a;»+ 16+xr)»  =  2^a:«  +  48a;  +  ;?«  +  32i»  +  240; 
solvente:  ^ +  32;?« +  240 je?  =  288. 

5a)    a?*— 2a;«  +  l  =  8a:«  —  4a;  —  7;    durch    beiderseitige   Addition 
-^2zoi?  +  2z  +  z^    erhält  C.   (««— l-j5)«  =  (8-2iP)a:«-4«  +  5*  +  2j? —        7 
Resolvente :  ^  +  30  =  2  is«  +  15-er. 

5b)  a?*  — 6a;*  +  9  =  4a:*  — 4a;  +  l;  auch  die  rechte  Seite  ist  ein  vo^  ^• 
ständiges  Quadrat,  daher  ist  x«  — 3  =  2a;— 1  und  auch  =1  — 2ar. 

Für  5  a)  liefert  je?  =2  dasselbe  Quadrat  4»«  — 4x  +  l  auf  der  reclm'tiHi^n 
Seite  (beides  nach  C). 

6)  ist  oben  erledigt,  desgleichen  9). 

8)  aj*  +  3=l2?x;  C.  addirt  beiderseits  2jefa:«  +  jE?*  und  leitet  die  Re^  ^^1- 
vente  £f^  =  3jE?+18  ab. 

7)  a:*  — 3a;*  =  64  verdient  ganz  besondere  Beachtung,  weil  das  cf^er 
Methode  zu  Grunde  liegende  Princip  ganz  frei  angewandt  wird.  Es  ist  ^^ 
eine  Quadratzahl.  C.  fügt  auf  der  rechten  Seite,  „uhi  sunt  res",  m&  ®^ 
sagen  würde,  eine  beliebige  Anzahl  a?  hinzu,   2zx^^   und,   wobei   ihm  ^^ 


*  So  sagt  C.  im  1.  Capitel  unter  3  von  der  Gleichung  xi*  +  li  =  6s^: 
non  potest  (leqwUionem  ueram  höhere,  carebit  etiam  ficta,  sie  em  uocamus 
quae  ddnti  est  seu  minoris'*,   d.  h.  eine  Gleichung  von  der  Form  x*  +  a=: 
müsse  eine  positive  Wurzel  (vera  aeqtuitio)  haben ,  um  eine  negative  Wurzel  (i 
CLeqwUio)  haben  zu  können;  von  der  Gleichung  a:^  =  2a;*  +  8  (in  beidoi  Ausgi^^ 
80  statt  8)  sagt  er,  sie  habe  eine  „uera*'  und  eine  dieser  gleiche  ,Jieta  aequaC 

-h  2   und  —2;   die  Gleichung  x*  +  Vi  =  lx*  \iQ\>«  tw«v  „u«rae"  und  awei  di< 

gleiche  „fictat  aequationes'' ,  -v-2,  +Va  xmei  -^,  -V^. 


Die  Ferrari  •  Cardani'sche  Auflösung  der  reduc  Gleichung  4.  6r.       47 

Wie  oben,    unterscheide   ich   wieder   folgende  Formen  der  reducirten 
Gfrleichung  vierten  Orades: 

a?*  +  &Ä*±ca;  + (^  =  0   und   a;*  — 5rc*  +  ca?  +  (1  =  0, 

Die  erstere  nur  umgeformt  in 

V    "'"'2/  =(*»""^)^*  + ^'^  +  ^' 
<}ie  letztere  in 


( 


2/ 

rotei  für  jene  die  Bedingung  m>b,   für  diese  die  Bedingung  fn<b  gilt. 
^s    soll  nun  im  ersteren  Falle  gebildet  werden 

\^  +  j)  +2iefic«  +  fnief  +  jE?»=(2^  +  fn-6)a;«4:  cx  +  Ä^+wjET  +  d-^, 
^     letzteren 

[s.  unten  Beispiel  5a)]. 

Hier  habe  ich  im  Anschluss  anCardan"^  2z  statt  des  oben  gebrauch- 
^*^    y  eingeführt.     Wir  haben  dann  links 

(a;*+^  +  jefj>     bezw.    (x^-'-^  —  zjy 


vollständiges  Quadrat,  und  rechts  einen  Ausdruck,  für  den  die  Forde- 

gestellt  wird,  dass  er  ein  vollständiges  Quadrat  sei  (...  „tU  idem  ad- 

wni  aUeri  parti,  in  qua  erunt  res,  faciat  trinomium  Habens  I):  (jttadratam 

^^r  positionem*'  ...).     Die  noth wendige  Folge  dieser  Forderung  giebt  C. 

**^    Quaestio  V   an:   „secunda  quantUas  (habet  radicem)  ex  sttpposito,  igiiur 

^^^^cta  prima  parte  trinomU  in  tertiam  fit  quadratum  dimidiae  secundae  partis". 

^^   "Wird  also  im  einen  Falle 


andern 


{2z  +  m'-b)(^z^  +  mzT  d-^) 


{b''m-2z)(z^  +  mz  +  d-'^^ 

"*^  l -ft  j    gesetzt.     In  beiden  Fällen  ergiebt  sich  für  z  eine  Gleichung  dritten 

^K^es,  nach  deren  Auflösung  die  Quadratwurzel  aus  der  rechten  Seite  sich 
^•^^ben  Iftsst.  Dieselbe  sei,  sagt  C,  von  der  Form|?a?  +  g  oder  px  —  q 
^er  q—px  („1  posüio  uel  plures  p:  numero,  ad  m*  —• ^«^w.  uel  numerus 
^  :  pmOonOms").    Dies  hängt  selbstverständlid  -«  mit  x 

^^tiplioirten  Gliedes,  des  c,   ab.     Zu  bemesl 
^■UtiprecheiMle  Wurzel  —px  —  q  nicht  anfRHl 

*  Id  Qimmtio  V:  „potum  nmmm 


4» 


48  Historisch -literarische  Abtheilung. 

tive  Wurzeln  als  „fidae**  ausschliesst*;  das  hindert  [s.  unten  Ob)]  freilich 
C.  nicht,  für  dasselbe  Beispiel  sowohl  px  —  q^  als  auch  q—px  zuzulassen, 
obwohl  nur  Eines  positiv  sein  kann. 

In  der  Ausführung  macht  sich  bei  Card  an  die  Sache  so: 

1)  In  ar*  +  12a:*  +  36  =  6ir*  +  60rc  addirt  er  auf  beiden  Seiten   2f; 
+  12g  +  z^  und  erhalt  {a^  +  6  +  e)^^(2e  +  6)x^  +  60x  +  e'+12z,  alsodi*^^ 
Resolvente  {2e  +  6){z^+l2z)  =  30^  oder  ^+15Ä»  +  36£f  =  450. 

2)  a^  =  aj  +  2;  hier,  wo  c  =  0  ist,  addirt  C.  beiderseits  2gx^-\-z^  '^"■^^ä-j/, 
erhält  {x^  +  z)*  =  2ea^  +  x  +  z*  +  2,    dann  aus   2z(z*  +  2)  =  \  die  Resccifc.    ^y. 

vente  z^+2z  =  ^. 

a^  —  l 
NB.     C.    giebt    auch    noch    die    Lösung   a;*  — l=x+l,     =-=  -^^1. 

rr3-a^  +  a;-l  =  l,    2^  +  x-=x^+2, 

3)  y*  =  6y  +  4;  wird  von  C.  nicht  nach  Ferrari *s  Regel  gelöst,         da 

«*— 16 

man    —    siehe   NB.   zu   2)   —    «*— 16  =  6(«  — 2), zr=6    u.  s. 

y  —  ^ 

transformiren  kann. 

4)  a:*  +  32a;«  +  256  =  48a;  +  240;    C.    addirt   zu   beiden   Seiten   2-sr 
+  32z  +  ^  und  erhält  (x^+\(>+zy==2zx^  +  ^8x  +  z*  +  S20  +  24O; 
solvente:  sfi  +  S2z^  +  240 js  =  288. 

5a)    s^—2a^  +  l  =  83i^  —  4x  —  7\    durch    beiderseitige  Addition     v   ■•nn 

^2zx*  +  2z  +  z^    erhält  C.   («*— l-j5)»  =  (8-2ip)a:«-4«  +  5*  +  2jp 7; 

Resolvente :  z^+d0  =  2z^+l5z, 

5b)   0^  —  6x^  +  9  =  4ä*  —  4a;  + 1 ;   auch  die  rechte  Seite  ist  ein  yr^^^  ^■ 
ständiges  Quadrat,  daher  ist  x*  — 3  =  2a;— 1  und  auch  =1  — 2jc. 

Für  5  a)  liefert  z=^2  dasselbe  Quadrat  4x^  — 4x+l  auf  der  recfc^fc^^n 
Seite  (beides  nach  C). 

6)  ist  oben  erledigt,  desgleichen  9). 

8)  a?*  +  3=  l2?x;  C.  addirt  beiderseits  2zx^  +  z^  und  leitet  die  Re»  ^^' 
vente  i^  =  Sz+i8  ab. 

7)  a:*  —  3a;*:=64  verdient  ganz  besondere  Beachtung,  weil  das  ^3er 
Methode  zu  Grunde  liegende  Princip  ganz  frei  angewandt  wird.  Es  ist^  ^ 
eine  Quadratzahl.  C.  fügt  auf  der  rechten  Seite,  „ubi  SfnU  res",  wie  ®^ 
sagen  würde,   eine  beliebige  Anzahl  x^  hinzu,   2je;a^,   und,   wobei   ihnca         ^^ 


*  So  Bagt  C.  im  1.  Capitel  unter  3  von  der  Gleichung  a*+12  =  6s^:  „  ^ 
wm  potest  cteqtuUionem  ueram  habere,  carebü  etiam  ficta,  sie  ^uocamus 
quae  dehüi  est  seu  minoris",  d.  h.  eine  Gleichung  von  der  Form  x^-{-az:=^ 
müsse  eine  positive  Wurzel  (vera  aequatio)  haben ,  um  eine  negative  Wurzel  ffi^-"^'^ 
aequatio)  haben  zu  können;  von  der  Gleichung  a:*  =  2a;*  +  8  (in  beiden  Ausg*t^^^-^^ 
80  statt  8)  sagt  er,  sie  habe  eine  „uera''  und  eine  dieser  gleiche  ,Jieta  aequat*''^'^J^ 

•^2   und  —2;   die  Gleichung  x*  +  Vi  =  la(?  \i«\>«  xnh«v.  „uwoe*'  und  «wei 

gleiche  „fictae  a€quatione8'%  -v-^,  -vV^  und  -^,  -V^. 


Die  Ferrari- Cardani'bche  Auflösung  der  reduc.  Gleichung  4.  Gr.      49 

statten  kommt,  dass  64  eine  Quadratzahl  ist,  vervollständigt  die  rechte 
Seite  64  +  2;efa:^  durch  Hinzufügung  von  j^z^x*  zu  einem  Quadrat.  Auf 
der  linken  Seite  erhält  er  so  {■^z^  +  ^)  x*  —  i^x^  +  2z.i^y  stellt  die  Porde- 
ning,  dass  auch  dieser  Ausdruck  ein  vollständiges  Quadrat  sei,  und  findet 
aus  (^g^+l).2z  =  {l^Y  die  Resolvente  z^+a4z  =  72. 

Soviel  dürfte  die  vorstehende  Darstellung  gezeigt  haben,  dass  Card  an 
weit  entfernt  ist,  eine  Methode  zu  befolgen,  die  sich  für  die  reducirte 
Gleichung  vierten  Grades  jt^  +  hx*  +  vx  +  d  =  0  in  das  Schema 

(«'  +  -^+^1  =':izx^  —  cj'  +  z^  +  hz+-y  -  c  [Beispiel  4)] 

oder  das  Schema 

{s^'i-h  +  zy=={b  +  2z)x^-cx  +  z^  +  2hz  +  h*-'C     [Beispiel  1)J 

zwingen    Hesse.     Sehe   ich   von   dem  ganz   frei    behandelten  Beispiel  7)  ab, 

^     glaube   ich,   dass   der  Gedankengang  C/s   in  unserer  Formelsprache  am 

•lösten  80  wiedergegeben  wird: 

.,Pür 

3i^  +  hs^  +  cx  +  d  =  0    (5zO,   cundd'^0) 
äeta&e 

"^•<5he   die  Wahl   von  m  von  den  Umständen  abhängig  imd  las»  die  rechte 
^*^ito  ein  vollständiges  Quadrat  werden  oder  setze 

(tß  +  m-'b)  (if  +  2my  +  m«  ->  4d)  =  c^J' 

Zu  der  sich  so  ergebenden  Resolvente 

^  H"  (3m-.5)y»4-(3m«-2&tn-4d)y  +  w»-l)w2-4rfm  +  4^cl-c^  =  0 

ich   noch,   dass,   wenn   man  das  absolute  Glied  als  eine  Function 
«•  ansieht ,  als  f(fn) ,  so  ist  der  Coefficient  des  //  =  p  {m) ,  der  von  //^ 

^""^ — i"-«"»   der  von  y*  =  1—0-5  •     Bemerkenswerther   ist,   dass  für  »»  =  -0^ 

^^    Besolvente  in  die  reducirte  Gleichung 

^^      Beide  Bemerkungen  gelten  für  die  Resolvente,   die  man  auf  gleichem 
^^^ge  für  die  allgemeine  Gleichung  vierten  Grades 

1.  x^^-aa^  +  hx^  +  cx  +  d^O 

^**l«itet;  denn  ans 

*'3BmM  wsft  die  Besolrente 


E5nigl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Turin. 


Pi'Ograniin 

für  den 

fünften  Bressa'schen  Preis. 


Die  könig].  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Turin  macht  hiermit, 
testamentariäcben  Willensbestimmungen  des  Dr.  Cäsar  Alexander  Bre««»^  ^^ 
und  dem   am  7.  December  1876  veröffentlichten  diesbezüglichen  Prograc=:^Qj|, 
gemäss,  bekannt,  dass  mit  dem  31.  December  1884  der  Concurs  für  die       im 
Laufe  des  Quadrienniums  1881 — 84  abgefassten   wissenschaftlichen  W^:«-]^« 
und  in  diesem  Zeitraum  geleisteten  Erfindungen ,  zu  welchem  nur  italieni^L<:lie 
Gelehrte  und  Erfinder  berufen  waren,  geschlossen  worden  ist. 

Zugleich  erinnert  die  genannte  Akademie,  dass  vom  1.  Januar  188S  an 
der  Concurs  fCLr  den  ftlnften  Bressa'schen  Preis  eröffnet  worden  ist^  zu 
welchem ,  dem  Willen  des  Stifters  entsprechend ,  die  Gelehrten  nnd  ErfiKi.der 
aller  Nationen  zugelassen  sein  werden. 

Dieser  Concurs  wird  bestimmt  sein,   den  Gelehrten  oder  Erfinder     l>e- 

liebiger  Nationalität  zu  belohnen ,  der  im  Laufe  des  Quadrienniums  1883 8^ 

,,nach  dem  ürtheil  der  Akademie  der  Wissenschaften  in  Turin,  die  wich- 
tigste und  nützlichste  Erfindung  gethan  oder  das  gediegenste  Werk    "ver- 
öffentlicht haben  wird  auf  dem  Gebiete  der  physikalischen  und  experiK»^^' 
talen  Wissenschaften,  der  Naturgeschichte,  der  reinen  und  angewan^i*'*^ 
Mathematik,   der  Chemie,  der  Physiologie  und  der  Pathologie,  ohne     ^® 
Geologie,  die  Geschichte,  die  Geographie  und  die  Statistik  auszuschliess^^^ '  * 
Der  Concurs  wird  mit  dem  31.  December  1886  geschlossen  sein. 
*Die    zum   Preise   bestimmte   Summe  wird   12000  (zwölftausend) 
betragen. 

Keinem   der,   sei  es  in  Turin  oder  ausserhalb  dieser  Stadt  ansSssi^^^^ 
inländischen   Mitglieder  der   Turiner   Akademie    wird    der  Preis   zuerk^ 
werden  können. 

Turin,  I.Januar  1885. 


:irc 


n1 


Der   Präsident 
A.  Fabretti. 


Der  Secretär 


der  (Haas«  fQr  pbjsikaliichc  and 
inathematiDuhe  WissengchafteD 

A*  Sobrero, 


Der  Secretär 

der  CUsse  fttr  «ihiMlie,  bittorisehe  aiuK 
philologische  Wissenschmften 

Gaspar  Gtorresio. 


ßecensionen. 


^^  Kaum  und  seine  Erftllnng.    Von  Hullmann.   Berlin  1884.    (60  S.) 

Das  Weltall  ist  von   zwei  gleichberechtigten,   beziehentlich  entgegen- 
^Setzten  Materien  ausgefüllt,  von  Körperpunkten  und  Aetherpunkten ;  jene 
flehen   sich    gegenseitig  an,    diese  stossen  sich  ab;    Körperpunkte  ziehen 
^etherponkte  an,    Aetherpunkte  stossen   Körperpunkte  ab.     Wie  sich  die 
'^ei  letzten  Annahmen  vereinigen  lassen,  ist  nicht  gesagt;  jedenfalls  wider- 
sprechen sie  den  Axiomen  der  Mechanik.  Es  wird  dann  der  Druck  des  Aethers 
ftuf  einen  Punkt  im  Räume  unter  der  Voraussetzung ,  dass  er  dem  Quadrat 
<ler  Entfernung  umgekehrt  proportional  sei ,  bestimmt  und  gefunden ,  dass  er 
^nU  sei,  wenn  der  ganze  Raum  mit  gleich  dichtem  Aether  gefüllt  ist,  wie 
^^türlich.     Dagegen  werde  das  Aethertheilchen ,  auf  welches  der  gesammte 
A^^ther  wirkt,  gepresst.    Die  Einwirkung  einer  Schicht  Aether  zwischen  zwei 
P^^^elen  Ebenen  auf  einen  Punkt  ausserhalb  ergiebt  sich  zu  2nmhdQfdy, 
'^o  m  die  Masse  des  Punktes  sein  wird   (es  ist  darüber  nichts  gesagt),  h 
^^r  Abstossnngscoefficient ,  d^  die  Dichte  des  Aethers  ist;  Jdy  ist  also  der 
'Ä.lÄtand  der  Grenzebenen.      Damit    soll  nun   bewiesen  werden,    dass  der 
■*^^Tick  eines  begrenzten  Theiles  des  Aethers  gleich  dem  des  unbegrenzten 
"«  gleicher  Dichte  sei,   was  offenbar  dem  vorigen  Ausdruck  direct  wider- 
***richt.     Der  Beweis  wird   in   unverständlicher  Weise  mit  Anspielung  auf 
hydrostatische    Gesetz    gegeben.      Ebenso    unklar    ist    die    Ableitung 
Beschleunigung    eines   Aethertheilchens ,    die  aus  demselben  Ausdfuck 
^  ^mhSQjdp  sich  ergeben  soll.     Dann  wird  von  der  AetherhüUe  der  Atome 
^^•prochen,    die   sich    bis    ins  Unendliche   erstrecke,    und  von  rotirenden 
-"-fyiiamiden ,  die  in  §  18  plötzlich  ohne  jede  Erklärung  auftreten  und  deren 
^^i^hiedene  Rotation  die  Ursache  der  Aggregatzustände  und  der  chemisch- 
^^^ktrischen  Erscheinungen  sein   soll.     Es  ist  eine  peinliche  Arbeit,   durch 
sonderbar  zusammengestapelte  Material  sich  durchzuarbeiten. 

P.  Zbch. 


^^Imt  die  Benehnngen   zwisohen  zwei  allgemeinen  StraUmif 
von   welchen  das  eine  durch  beliebige  Reflexionen  und 
aas  dem  andern  hervorgegangen  ist.     Dissertation  i 
SerliB  1883.     (34  S.) 


54  Historisch  -  literarische  Abtheilang. 


Der  erste  Theil  beschäftigt  sich  mit  dem  Nachweis  des  Satzes  yqd 
Kummer,  dass  ein  unendlich  dünnes  Strahlenbündel  mit  seinen  beidem^-^ 
Focalebenen  aus  der  Wellenfläche,  deren  Mittelpunkt  in  der  Axe  liegen(^,^ 
angenommen  wird,  zwei  conjugirte  Curven  ausschneidet.  Der  zweite  Theif 
behandelt  die  Frage,  ob  es  Strahlensjsteme  mit  ,, nicht  kugelförmiger* 
Wellenfläche  giebt,  deren  Strahlen  Normalen  einer  Fläche  sind.  £s  finde^^ 
sich  als  entsprechende  Flächen  eine  Anzahl  von  Monge  in  seiner  ^^ApplT« 
cation  de  Tanaljse  a  la  g6ometrie"  behandelter  Flächen.  p    ^bcb 


Latente  Wärme  der  Dämpfe.    Von  Puschl.   3.  Aufl.    Wien  18&3.   (76     ,^^ 

Die  erste  Auflage  wurde  im  25.  Jahrgang  dieser  Zeitschrift  besprocl^n^^ 
Eine  wesentliche  Aenderung  ist  nicht  eingetreten,  nur  eine  Erweiter»-  q^ 
der  Darstellung.  p^  55] 


Die  Elemente  der  Mechanik  und  maihematiBchen  Physik.    Von  ümsziM, 

Leipzig  1884.     (221  S.) 

Das  Buch  ist  für  Mittelschulen  bestimmt,  es  benützt  nur  elemeimtar- 
mathematische  Hilfsmittel.  Gleich  anfangs  wird  auf  die  Bezeichnung  <)& 
Dimension  physikalischer  Grössen  hingewiesen ,  was  sehr  zu  billigen  ist  ,  ^ 
der  Schüler  von  Anfang  an  damit  sich  vertraut  machen  muss,  wenn  er  sich 
ganz  an  diese  Anschauung  gewöhnen  soll.  Die  gleichförmige  und  die  glei^^l^' 
förmig  beschleunigte  Bewegung  werden  zuerst  erklärt,  es  folgt  dann  cias 
Parallelogramm  der  Kräfte  und  Bewegungen,  die  Erklärung  der  freien  ix"**" 
unfreien  Bewegung,  die  Arbeit  und  Energie.  Nach  dieser  Einleitung  ^° 
die  allgemeinen  Begriffe  wird  in  den  folgenden  drei  Abschnitten  die  3Äe- 
chanik  des  starren,  des  elastischen  und  des  flüssigen  Körpers  behandelt. 

Die  Darstellung  ist  vielfach  nur  eine  andeutende,  durch  den  Leb^^*^ 
zu  vervollständigen,  um  so  schärfer  sollte  der  Ausdruck  sein.  Es  18-^3®* 
sich  das  zuweilen  vermissen,  z.  B.  S.  108,  wo  von  den  Axen  gleick^®^ 
Schwingungsdauer  die  Rede  ist.  Es  fehlt  hier  das  Beiwort  parallel  a— ^*" 
nachdem  von  zwei  Axen  gesprochen  ist,  heisst  es  weiter:  „der  eine  die^^®^ 
Punkte  heisst  Schwingungspunkt''.  Es  handelt  sich  ja  nur  um  Axendreho^^^^^ 
nicht  um  Drehung  um  einen  Punkt.  Warum  nicht  ,,Schwingungsaxe 
Auf  derselben  Seite  steht  zweimal  „nur  in  Paris",  während  es  natürl^^^»-*^" 
für  jede  gleiche  Breite  und  Höhe  gilt. 

In  der  Mechanik  der  starren  Körper  wird  der  Schwerkraft  und  dreb^^^' 
den  Bewegung  die  Magnetnadel ,  in  der  der  elastischen  Körper  bei  der  b-  ^^^' 
monischen  Bewegung  die  Akustik  in  kurzen  Zügen  angereiht  und  dann  ^^ 

Grundlagen  der  Optik. 


Die  Mechanik  des  vollkommen  MÄ^i^wi  KSxi^ra  behandelt  den  Dn>-  ^^* 
den  Auftrieb    und    die  DruckveriWAwng  m  ^«t  ^\ssiö«'^isÄfvö»^«BL  \jm^^ 


Recensionen.  55 

endlich  die  Erscheiniuigen  der  Strömung,   den  elektrischen  Strom  mit  ein- 
geschlossen. 

Das  Werk  giebt  dem  Lehrer  Anweisung,  wie  er  den  Schüler  in  den 
Zasammenhang  der  Naturerscheinungen ,  soweit  sie  in  der  Physik  behandelt 
vrerdeUi  einzuführen  hat.  p  ^.vick 


Analytische  Theorie  der  Wärme.     Von  M.  Fourier,   deutsch  von  Wein- 
stein.    Berlin  1884.     (476  S.) 

Die  „Theorie  analytique  de  la  chaleur"  war  in  der  letzten  Zeit  nur 
seil  wer  zu  bekommen.  Da  ein  grosser  Theil  des  Werkes  mit  Reihen  zu 
Üian  hat,  die  auch  sonst  in  der  mathematischen  Physik  yielfach  verwendet 
werden  —  die  Fourier 'sehen  Reihen  — ,  und  da  deren  Theorie  aus- 
FCIlirlich  auseinandergesetzt  wird,  so  war  es  erfreulich,  dass  ein  neuer  Ab- 
dimck  des  Werkes  im  vorigen  Jahre  erschien.  Allein  es  war  dies  nur  ein 
^l>dnick  ohne  Durchsicht,  mit  den  vielen  Druckfehlern  des  Originals,  die 
ti&iifig  das  Studium  erschwerten.  Es  hat  nun  Herr  Weinstein,  dessen 
U^ebersetzungen  uns  von  früher  bekannt  sind,  die  verdienstliche  Aufgabe 
B>l>€roommen ,  das  Werk  ins  Deutsche  zu  übersetzen  und  die  Formeln  correct 
<l^Tziistellen.     Die  Ausstattung  des  Buches  ist  sehr  zu  loben.      p   ^ech 


I^xe  mathen^BOhe  Oeographie  in  Verbindung  mit  der  Landkartenpro- 
jeetion.     Von  Gustav  Wbnz.     München  1883.     (297  S.) 

Das  Werk  enthält  eine  mathematische  Einleitung  (ein  Viertel  des  Gan- 
^^ii),  eine  mathematische  Geographie  mit  Projectionslehre ,   eine  Art  popu- 
«le  Astronomie  und  eine  Anzahl  Tafeln  trigonometrischer  Functionen.    Wel- 
^^Hr  Art  die  mathematische  Einleitung  ist,  zeigen  Formeln  wie:  sin SO^ 
^=*4  =  %'9j69897,   oder  Ausdrücke  wie:  „Kreis  und  Ellipse  sind  zwei  cur- 
^^he  Linien'',  „die  Ellipse  ist  eine  ebene  Curve,  bei  welcher  die  Abstände 
^cn  ([en  beiden  Brennpunkten  für  einen  Peripheriepunkt  gleich  der  grossen 
"^e  sind'',  und  ähnliche      S.  125  wird  von  der  Integralrechnung  Gebrauch 
^^iKiacht,   so  dass  es  scheint,   diese  sei  vorausgesetzt,  aber  die  Elementar- 
mathematik nicht.     Ein  wunderbarer  Satz  findet  sich  S.  181 :   „Das  Fou- 
^^Ult'sche  Pendel  deutet  an,   dass   für  die  Darstellung  von  Ländern  der 
^«Hiäsgigten  Zone  die  Eegelprojection ,  für  Polarkarten  das  kreisförmige  Netz 
^4  f^  aequatoreale  Gegenden  die  Cylinderprojection  am  geeignetsten  ist; 
^^be  man  nicht  schon  mit  diesen  Projectiousweisen  bekannt  gewesen,  *" 
^^h,  das  Foncault'sche  Pendel  hätte  auf  sie  führen  müssen."    Inl 
^t  tMch  die  Beschreibung  des  Antipassats  auf  der  folgenden  Seii 
^^^ntdlnng  der  elliptischen  Bahn  der  Planeten  8.  181«    P 
^hugdßi:  „Am  21.  März  erblickt  man  die  Sonne  im  &\ff 


56  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 


Lesenswerth  ist  die  Berechnung  der  Dämmerung  aus  einer  trigonometrischen 
Formel  mit  den  nöthigen  Anweisungen  zur  Umrechnung  in  Anmerkungen. 
In  einer  dieser  Anmerkungen  wird  bewiesen,  dass  (— in)  =  (0  — m)  ist,  in 
einer  andern,  dass  (— cosd)  =  co5rf,  weil  gleiche  entgegengesetzte  Winkel 
gleiche  positive  Cosinus  haben.  Man  sieht  aus  diesen  Beispielen,  welcher 
Art  dieses  Buch  ist,  und  es  wäre  nur  zu  wünschen,  dass  der  Beisatz  auf 
dem  Titel:  ,, Expedition  des  königl.  Central  - Schulbticherverlags "  wenigstens 
im  vorliegenden  Falle  nicht  zur  Wahrheit  werde.  p  ^boh 


Jansen,  Physikalische  Aufgaben.    Freiburg  1883. 

Vorliegende  Aufgabensammlung  schliesst  sich  in  ihrem  Gange  an  das 
Lehrbuch  der  Physik  von  Münch  an.  Der  erste  Theil  enthält  276  Auf- 
gaben aus  der  Mechanik ,  der  zweite  282  Aufgaben  aus  der  Lehre  von  der 
Molecularbewegung  der  Körper;  dabei  ist  den  schwierigeren  Aufgaben  eine 
kurze  Anleitung  beigefügt.  Gerade  die  Kleinheit  des  Werkchens  dürfte  bei 
seiner  Reichhaltigkeit  manchen  Lehrer  bestimmen,  es  in  seiner  Schule  ein- 

2^^*^r®°-  B.  Nebel. 

F.  KoHLRAUscii,    Leitfaden   der  praktischen  Physik,     o.  Aufl.     Leipzig. 
Teubner.     1884. 

Die  innerhalb  kurzer  Zeit  erschienene  neue  Auflage  lässt  deutlich 
erkennen,  wie  sehr  sich  dieses  Buch  in  den  physikalischen  Laboratorien 
eingebürgert  hat.  Demselben  wurden  wieder  mehrere  neue  Artikel,  nament- 
lich aus  dem  Gebiete  des  Galvanismus,  hinzugefügt,  sodann  wurden  die 
Tabellen  mit  den  inzwischen  von  Landolt  und  Börnstein  herausgegebe- 
nen in  Uebereinstimmung  gebracht.  Weshalb  der  Verfasser  die  vom  Pariser 
Elektrikercongress  festgesetzten  Bezeichnungen  „Ampere"  und  „Coulomb" 
nun  „Amper"  und  „Culora"  schreibt,  ist  mit  Rücksicht  auf  die  an- 
gestrebte Einheit  der  Bezeichnung  nicht  recht  erklärlich.  d  jj«««! 


Ch.  Auq.  Vogler,  Ornndzüge  der  ATLSgieichüngsrechnung.    Braunschweig. 
Vieweg  &  Sohn.     1883. 

Dieses  Buch  dürfte  wohl  das  erste  sein,  das  die  Formeln  der  Aus- 
gleichungsrechnung durchaus  elementar  entwickelt,  ohne  dabei  weitschweifig 
zn  werden.  Es  muss  deshalb  besonders  von  den  Geometem,  welche  der 
höheren  Mathematik  femer  stehen,  mit  grossem  Interesse  begrüsst  werden. 
—  In  dem  ersten  Capitel,  das  Aber  vermittelnde  Beobachtungen  mit  gleiche 
Otmmafgkmt  bandelt,  findet  die  Methode  der  kleinsten  Quadratsummen  ihre 

tmd  Anwendung  auf  einige  BeVap\e\e\  ^"aft  v«^\\fe  ^^i^s^^^i^ 


Hecensioueu.  57 

schäftigt  sich  mit  der  Aufündung  des  mittleren  Fehlers  von  Beobachtungen 
und  Functionen  derselben,  und  bildet  denselben  bei  zahlreichen  Beispielen, 
worunter  sich  auch  das  Pothenot'sche  Problem  als  Ausgleichungsaufgabe 
befindet  Das  dritte  Capitel  zeigt,  wie  man  vermittelnde  Beobachtungen 
ungleicher  Genauigkeit,  d.  h.  solche  Ton  verschiedenem  Gewicht,  zurückführt 
auf  solche  mit  gleichem  Gewicht,  deren  weitere  Ausführung  schon  im  ersten 
Capitel  ihre  Erledigung  fand.  Schliesslich  wird  im  vierten  Capitel  die  ver- 
schiedenartige Behandlung  bedingter  Beobachtungen  dargethan  und  an  Aus- 
gleichungen von  Polygonen  zur  Anwendung  gebracht. 

Dem  Ganzen  ist  als  Anhang  eine  Copie  der  Jordanischen  Quadrat- 
tafeln hinzugefügt.  —  Da  das  Buch  für  Solche  berechnet  ist,  die  nur  der 
Elementarmathematik  mächtig  sind,  so  dürfte  auf  8.  9  wohl  gesagt  sein, 
dass  man  unter  <dx  etc.  eine  sehr  kleine  Grössenänderung  von  x  verstehen 
wolle;  sodann  gewährt  S.  63  die  Anwendung  der  Bezou tischen  Methode 
diesem  ebenerwäbnten  Leserkreise  nicht  den  vollen  Einblick  in  das  Wesen 
derselben.  In  dem  zweiten  Gliede  der  Formel  7*  S.  74  fehlt  die  Un- 
bekannte y. 

Der  Hauptvorzug  dieses  Buches  besteht  wohl  darin,  dass  das  Lesen 
desselben  durch  die  zahlreich  durchgeführten  Beispiele  wesentlich  erleichtert 

^^^^-  B.  Nebel. 

Dr.  Stein,  Sonnenlicht  und  künstliche  Lichtquellen  für  wissenschaftliche 
Untersuchungen  zum  Zwecke  photographischer  Darstellung.  Halle 
1884,  Verlag  von  W.  Knapp. 

Vorliegendes  Buch  bildet  das  erste  Heft  des  in  sechs  Heften  erschei- 
nenden Handbuches:  „Das  Licht  im  Dienste  wissenschaftlicher  Forschung", 
welches  1876  in  erster  Auflage  erschienen  und  nunmehr  völlig  umgearbeitet 
und  erweitert  worden  ist.  —  Dieses  Heft,  welches  die  allgemeine  Vorberei- 
tung für  die  fünf  folgenden  Hefte  sein  soll,  bringt  nach  einer  etwas  grossen 
Einleitung  zuerst  einen  geschichtlichen  Theil  der  Photographie,  an  welchen 
sich  die  Entwicklung  der  Ansichten  über  die  Natur  des  Lichtes  anschliesst. 
Sodann  wird  die  Brechung  des  Lichtes  an  Prismen  erläutert  und  bei  den 
Linsen  darauf  hingewiesen,  dass  diese  gleichsam  als  Combinationen  von 
Prismen  und  einem  planparalleleu  Glase  aufzufassen  seien.  Nach  Anführung 
der  verschiedenen  Linsensysteme,  speciell  der  bei  der  Photographie  verwen- 
deten Objective,  bespricht  der  Verfasser  die  übrigen  Theile  des  photogra- 
phischeu  Apparates ,  die  Camera  und  die  Kasette ,  und  macht  auf  den  wissen- 
schaftlichen Nutzen  des  Stereoskops  aufmerksam.  —  Im  letsten,  xugleudi 
grössten  Theile  dieses  Heftes  werden  die  chemischen  Wirkongen  des  Lieb 
namentlich  der  in  den  verschiedenen  Regionen  des  SpectranoiB  «rti^ 
näher  auf  die  Spectralanalyse  und  die  sonaüg^n  E^pnsidHi^ 
eingegangen  wird.     Daran  reibt  sich  die  PViotomfitaDl^ 

ni»t.-JiUAhtMg.  d  ZHttiehr.  f  Math.  n.  l*hyii.lCXX,  t. 


58  Historisch '  literarische  Abtheilung. 


liehe  Besprechung  der  künstlichen  Lichtquellen,  die  z.  B.  bei  dem  elektri- 
schen Lichte  nicht  nur  die  verschiedenen  Lampensysteme,  sondern  auch  die 
elektrischen  Maschinen  hereinzieht  —  Im  Texte,  sowie  in  den  Figuren 
haben  sich  leider  einige  störende  Fehler  eingeschlichen ,  z.  B.  8.  97  zweimal 
ÄgONO^  statt  AgNO^-,  S.  138  Fig.  148  Verwechselung  von  +  und  - ;  S.  151 
Fig.  167  Indicesfehler  bei  den  Leitungsdrähten. 

Da  die  Kunst  zu  photographiren  infolge  des  Trockenplattenprocesses 
weit  einfacher  geworden  und  daher  leichter  zu  erlernen  ist,  femer  die  Pho- 
tographie bei  wissenschaftlichen  Untersuchungen  immer  unentbehrlicher  wird, 
so  werden  die  Meisten^  die  sich  mit  Photographie  beschäftigen,  in  diesem 
Werke  die  dazu  nöthigen  Fingerzeige  finden ,  indem  hauptsächlich  die  Pho- 
tographie für  wissenschaftliche  Zwecke  eingehend  behandelt  wird. 

B.  Nebel. 


Die   physikalisohen    Onmdlagen   der   Mechanik.     Von    Prof.   Strkintz. 
Leipzig,  Verlag  von  Teubner.     1883. 

Im  ersten  Capitel  wird  das  Galilei 'sehe  Princip  einer  geschichtlichen 
und  zugleich  kritischen  Betrachtung  unterzogen,  insbesondere  wird  die  Un- 
bestimmtheit der  New  tonischen  Fassung  hervorgehoben,  wobei  der  Ver- 
fasser die  Vorschläge  für  die  Ergänzung  dieses  Textes  von  Seiten  mehrerer 
Autoren  einer  näheren  Kritik  unterwirft.  Das  zweite  Capitel  behandelt  die 
Ermittelung  des  den  Gleichungen  der  Physik  zu  Grunde  liegenden  Coordi- 
natensystems  und  zeigt,  dass  die  Lösung  dieser  Aufgabe  sich  auf  die  Newton- 
sehe  Auseinandersetzung  über  die  Absolutheit  der  Drehbewegungen  zurück- 
führen lässt.  An  dieses  reiht  sich  die  Aufzählung  der  Merkmale,  die  der 
Bezugskörper  haben  muss;  letzterer  wird  in  der  Folge  Fundamentalkörper 
und  das  mit  ihm  fest  verbundene  Coordinatensystem  Fundamentalcoordina- 
tensystem  genannt  Nach  diesen  Erörterungen  erfolgt  die  Aufstellung  der 
endgiltigen,  vervollständigten  Fassung  des  Galil einsehen  Princips.  Das 
dritte  Capitel  bietet  eine  historisch  -  kritische  Umschau,  deren  Zweck  ist, 
einmal  auf  die  bis  jetzt  gemachten  Bestrebungen  zur  Auffindung  eines  phy- 
sikalischen Bezugsystems  aufmerksam  zu  machen,  sodann  zu  zeigen,  wie 
sich  auf  Grund  einer  mangelnden  Basis  Unklarheiten  in  die  Mechanik  ein- 
geschlichen haben.  —  Im  vierten  Capitel  wird  die  Frage  der  Zeitmessung 
an  der  Hand  von  Poisson's  Mechanik  besprochen,  deren  Ideengang  schon 
bei  d*A  lern  her  t  zu  finden  ist,  die  aber  in  den  neueren  Werken  keine 
Aufnahme  gefunden  hat.  —  Nach  den  im  Früheren  dargelegten  Bewegungs- 
arten werden  im  fünften  Capitel  die  Begriffe  von  Kraft  und  Masse  auf- 
gestellt und  auf  verschiedene  Weisen  definirt,  wobei  auch  der  Inhaltsloaig- 
keit  der  Definition:  ,, Masse  ist  die  Quantität  der  Bewegung"  Erwähnung 
gmebiebt»     Naobdem  im   sechsten  Capitel  daa  ünabhängigkeitsprincip 

^Btf   wird  gezeigt,   dass  dasaeVhe  eün^t  '!Ekt\«>CLT>(yxi\^^'0{i^^        ^ 


Recensionen.  59 

spiricht  und  nicht  eines  Beweises  fUhig  ist;  dabei  wird  aaf  die  Ansicht 
P  oisson^s  in  der  ersten  Auflage  seiner  Mechanik  hingewiesen,  die  aber  in 
zweiten  Auflage  ganz  entgegengesetzter  Natur  ist.  Bei  der  Besprechung 
Princips  der  Wechselwirkung  in  dem  siebenten  Capitel  zeigt  der  Ver- 
wie  dasselbe  mit  dem  Trägheitsprincip  zusammengezogen  werden 
kfikim,  erwShnt  auch,  dass  manche  Autoren  es  als  Princip  anzuführen  nicht 
f%l:r  nöthig  erachteten.  —  In  den  ergänzenden  Bemerkungen,  die  das  achte 
CTsbpiiel  enthält,  wird  auf  eine  in  manchen  Fällen  zweckmässige  Voraussetz- 
Txng  ttber  den  Fundamentalkörper  hingewiesen,  sodann  gezeigt,  dass  die 
ZfifcH  der  aufgestellten  Principien  wohl  vermehrt,  aber  nur  auf  Kosten  der 
Klarheit  vermindert  werden  könne.  Schliesslich  wird  noch  der  Gedanken- 
{^^skxg  für  die  Entwickelung  der  Grundlagen  der  Mechanik  skizzirt. 

B.  Nebel. 

I^«".  W.  Abbndroth  ,  Leitfaden  der  Physik.     I.  Band.     Cursus  der  Unter- 
und  Obersecunda.     Leipzig  1884,  Verlag  von  Hirzel. 

Veranlasst  zur  Herausgabe  eines  Leitfadens  der  Physik  wurde  der  Ver- 
*Ässer  durch  den  neuen  Lehrplan,  wie  er  für  den  physikalischen  Unterricht 
^^  den  norddeutschen  Gymnasien  vorgeschrieben  ist.  —  In  Untersecunda 
^''^d  zuerst  eine  allgemeine  Einleitung  in  die  Physik  gegeben,  an  welche 
ä^ch  dann  die  einfachsten  Lehren  der  Chemie  anreihen;  den  zweiten  Theil 
•bilden  Magnetismus  und  Reibungselektricität.  Die  Obersecunda  beginnt  mit 
^^vanismus  und  behandelt  ausführlich  die  Wärmelehre. 

Dass  der  neue  Lehrplan,  welcher  von  dem  bisherigen  durchaus  ver- 
*^kieden  ist,  wohl  nicht  ganz  der  richtige  sein  dürfte,  lässt  vorliegender 
^itfaden  am  deutlichsten  erkennen.  Ueberall  vermisst  man  die  Mechanik, 
*o  dass  der  Schüler  stets  auf  später  vertröstet  werden  muss;  infolge  dessen 
hauen  sich  seine  Kenntnisse  in  der  Physik  dermassen  lückenhaft  auf,  dass 
^^  davon  keineswegs  befriedigt  sein  kann.  —  Von  diesem  Hauptfehler  ab- 
stehen, zeichnet  sich  aber  dieses  Buch  vor  vielen  gleichartigen  durch  seinen 
^saenschaftlichen  Charakter  aus,  insbesondere  durch  die  Erwähnung  der 
besetze  in  der  Lehre  vom  Galvanismus.  Wegen  dieses  Vorzugs  erlaube  ich 
^ir,  noch  einige  Aenderungen  für  die  Zukunft  vorzuschlagen. 

§  2  der  Einleitung  scheint  mir  mehr  für  eine  populäre  Physik ,  als  für 
^en  Unterricht  in  Untersecunda  zu  passen.  S.  123  Z.  20  v.  u.  ist  ,,und  sich" 
gei&988  des  §  5  S.  113  unrichtig  und  deshalb  zu  entfernen.  S.  196  muss 
^er  mittlere  Punkt  des  Tasters  nicht  mit  der  oberirdischen  Leitung,  son- 
^iern  mit  der  Erde  verbunden  werden ;  dadurch  Wird  an  der  zeichengebenden 
Station  der  Receptor  ausgeschaltet,   was  einfacher  ist  und  der  Praxis  ent- 

Zam  S^hatstadinm  int  dieses  Buch  .an  mancYien  ^X/eW^u  ^  Ti'&XGkei^^ü.  yql 
^^'' meebMuiaeben  WSrmetbeorie,  für  den  Schüler  zw  ^cVimeri^  >  SsX^  Äs«t  tftct 


60  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 

den  Unterricht,   in  welchem  der  Lehrer  die  einzelnen  Theile  be&pricht  und 
erläutert,  von  grossem  Nutzen  und  deshalb  sehr  zu  empfehlen. 

B.  Nebel. 


G.  Krebs  ,  Die  Physik  im  Dienste  der  Wissenschaft ,  der  Kunst  und  des 
praktischen  Lebens.     Stuttgart,  Enke.     1884. 

Vorliegendes  Buch  umfasst  in  13  Abhandlungen,  die  ihre  eigenen  Ver- 
fasser haben  und  von  dem  Herausgeber  zusammengestellt  sind,  die  gesammte 
Physik,  wie  sie  fruchtbringend  in  das  menschliche  Leben  und  Treiben  ein- 
greift. Der  Zweck  dieses  Buches  ist,  das  grosse  Publicum,  welches  der 
Physik  als  Studium  nicht  nachkommen  kann,  sich  wohl  aber  für  deren 
Erfolge  interessirt,  in  thunlichster  Kürze  mit  den  Hauptanwendungen  ver- 
traut zu  machen,  und  damit  dieses  Werk  seinen  Zweck  möglichst  erfülle, 
ist  jeder  Zweig  von  einem  speciellen  Fachmanne  ausgearbeitet  worden. 

Der  erste  Aufsatz:  ,,Im  photographischen  Atelier",  macht  uns  zuerst 
mit  dem  Entwickelungsgange  der  Photographie  bekannt,  sodann  erhalten 
wir  einen  tiefen  Einblick  in  das  Wesen  des  Negativ-  und  Positivprocesses, 
dem  sich  schliesslich  die  Erläuterung  des  immer  mehr  sich  verbreitenden 
Trockenplattenprocesses  anschliesst,  durch  welchen  die  Photographie  auch 
weiteren  Kreisen  zugänglich  gemacht  wird. 

Der  zweite  Aufsatz:  „Spectrum  und  Spectralanalyse",  geht  von  der 
zuerst  von  Newton  hervorgebrachten  Zerlegung  des  Lichtes  aus,  bespricht 
sodann  die  verschiedenen  Theile  des  Sonnenspec trums  und  deren  Eigenthüm- 
lichkeiten.  Eingehende  Auseinandersetzung  findet  bei  der  Spectralanalyse 
und  deren  Anwendungen  statt,  so  dass  hierdurch  der  Leser  ein  vollkomme- 
nes Bild  von  dieser  grossen  Entdeckung  der  Neuzeit  erhält. 

Der  dritte  Aufsatz:  „Eine  meteorologische  Station",  bildet  gleichsam 
einen  Abschnitt  des  folgenden  Aufsatzes ,  was  vielleicht  für  den  Umfang  des 
Buches  auch  besser  gewesen  wäre;  denn  das  Ganze  enthält  nur  eine  etwa«» 
ausführliche  Beschreibung  der  Messinstrumente  einer  meteorologischen  Station. 

Grosses  Interesse  verdient  der  vierte  Aufsatz:  „Auf  der  deutschen  See- 
warte"; denn  gerade  in  dem  Binnenlande  findet  man  meistens  unklare  Vor- 
stellungen über  die  Wirksamkeit  dieses  Instituts.  Nach  Erklärung  der  im 
Gebäude  der  Seewartc  selbst  untergebrachten  Abtheilungen  und  deren  Thä- 
tigkeit  wird  noch  der  Verkehr  der  Seewarte  mit  den  ihr  unterstellten  Küsteu- 
stationen,  sowie  auch  der  mit  anderen  meteorologischen  Stationen  geschildert. 

Der  fünfte  Aufsatz  beschäftigt  sich  mit  der  nie  oft  genug  zu  bespre- 
chenden Frage  der  „Heizung  und  Ventilation".  Zuerst  bespricht  der  Ver- 
fasser die  Wärmeverhältnisse  des  Menschen,  an  die  sich  die  Wärmeerzeu- 
gung  durch  Verbrennung  anreiht.  Dabei  werden  die  dazu  nöthigen  Ein- 
Twbtuagen,  wie  sie  in  den  einzelnen  l&nd^tn  \m.d  wie  sie  für  besondere 
iagericbtet  sind ,  einer  nShereu  Kt\^^  \«i\Äri.o^«u.    Käj^  ^öä  m«,. 


Becensionen.  61 

BC^biedenen  Centralbeizungssysteme  werden  auf  ihre  Güte  hin  geprüft,   und 
dlsklDei  aufmerksam  gemacht,  wie  zugleich  für  Ventilation  gesorgt  ist.     Den 
Soliloss  bilden  die  Verbrennungsproducte  und  deren  schädlicher  Einfluss  bei 
ungenügender  Beseitigung. 

Der  sechste  Aufsatz  trägt  den  Titel:  „Die  Akustik  in  ihren  Haupt- 
l>eziebungen  zu  den  musikalischen  Instrumenten."  Zunächst  wird  auf  die 
Entstehung  der  Töne  im  Allgemeinen  und  sodann  auf  die  bei  den  einzelnen 
lostrnmenten  hingewiesen;  darauf  wird  das  Wesen  der  Töne  erläutert,  nach 
welchem  die  musikalischen  Instrumente  in  drei  Hauptgruppen  zerfallen.  Nach 
der  Angabe,  wie  Töne  verstärkt,  und  überhaupt  wie  grössere  Effecte  in  der 
Miisik  erzielt  werden  können,  kommt  der  Verfasser  auf  den  Bau  und  die 
Binrichtung  der  Violine  zu  sprechen,  welche  er  die  Königin  der  Instrumente 
nennt. 

Der  siebente  Aufsatz  behandelt  „die  Motoren  des  Kleingewerbes".    Der 
Verf.  spricht  zuerst  über  die  Bedeutung  der  Dampfmaschine  und  geht  sodann 
"tÄber  zur  erklärenden  Beschreibung  von  Feder-,  Wasser-  und  Gasmotoren, 
CeToer  der  Heissluft-  und  kleineren  Dampfmaschinen.     Bei  der  Besprechung 
<ler  Dynamomaschine  scheint  dem  Verf.  fremd  zu  sein ,  dass  auch  bei  gleich- 
bleibender Stromrichtung  die  Maschine  als  Motor  die  entgegengesetzte  Dreh- 
l>«wegung  von  der  annimmt,  welche  sie  als  Stromerzeuger  hatte;  denn  sonst 
l*Ätte  er  nicht  gesagt:  „wenn  man  den  elektrischen  Strom  in  der  „umgekehr- 
ten Richtung"  durch  die  Maschine  sendet  etc.".     Fig.  131  ist  dem  Auf- 
**tz  nicht  einverleibt 

Bei  den  „elektrischen  Maschinen",  welchen  der  achte  Aufsatz  gewidmet 
*st,  sind  leider  mehrere  störende  Fehler  vorhanden.  Gleich  zu  Anfang  ist 
«ie  Induction  in  Fig.  150  unrichtig  angegeben,  so  dass  der  Laie  die  Vor- 
sage in  den  nachstehenden  Maschinen  nicht  mehr  verstehen  kann;  in 
ftg.  157  ist  ein  Fehler  in  der  Pfeilrichtung,  u.  s.  w.;  überhaupt  findet  man 
•li  diesem  Aufsatze,  dass  auf  Verbesserung  der  Druckfehler  nur  gelinge 
Sorgfalt  verwendet  ist. 

Der  neunte  Aufsatz:  „Kerzen  und  Lampen 'S  geht  zuerst  auf  die  che- 
tnische  Zusammensetzung  der  Beleuchtimgsstoffe  ein^  sodann  behandelt  er 
^e  tf atur  der  Flamme  und  den  Verbrennungsprocess .  dem  sich  unmittelbar 
^e  Photometrie  anschliesst.  Hierauf  macht  uns  der  Verfasser  mit  der  Con- 
^itntion  der  Fette  und  deren  Verwendung  bei  der  Bereitung  der  Kerzen 
^kannt  und  geht  dann  zu  der  Beschreibung  der  Oellampen  über.  Den 
^Uut(8  bildet  die  Leuchtgasfabrikation  und  die  Theorie  der  Gassparbrenner. 
Der  zehnte  Aufsatz:  ,>Der  Kampf  des  elektrischen  Lichtes  mit  dem 
^lichte",  enthält  zuerst  die  Fortschritte  der  Leuchtgasbrenuer,  nämlich 
^  Begenerati vlampen ;  diesen  werden  sodann  die  verschiedenen  Bogenlampen- 
^^<i  Olflhlampensysteme  gegenübergestellt. 

Der  elfte  Aufi^at;;:  „In   der  galvanoplastiscVieTv  V^eTV^\ä\.W%  \|;d&^  in.* 
^^iti  van  der  Elektrolyse  au;> ,  welche  gestaltet ,  xuB\vmmcu%e««XaXft'V«^ 


62  Historisch- literarische  Abtheilung. 

zu  zerlegen.  Diese  Eigenschaft  des  elektrischen  Stromes  bildet  die  Grund- 
lage der  Galvanoplastik,  deren  verschiedene  Verfahren  und  Anwendungen 
für  das  praktische  Leben  ausführlich  erörtert  werden. 

Der  zwölfte  Aufsatz:  „Die  Telephonie  und  ihre  Verwendung  im  Ver- 
kehrsieben der  Gregenwart",  fQhrt  zuerst  die  verschiedenen  Telephone  und 
Mikrophone  an,  wie  sie  für  die  nachher  beschriebene  Einrichtung  von  Sprech- 
stellen nothwendig  sind. 

Der  dreizehnte  Aufsatz:  „Auf  der  Sternwarte",  giebt  zunächst  eineo 
geschichtlichen  üeberblick  der  Sternwarten  und  ihrer  Instrumente  und  geht 
dann  zur  Betrachtung  der  Strassburger  Sternwarte,  einer  der  neuesten  und 
grössten,  über,  B.Nebel. 


Dr.  0.  TuMLiRz .  Das  Potential  und  seine  Anwendung  zn  der  Erklärung 
der  elektrisclien  Erscheinungen.     Wien,  Verlag  von  A.  Hartleben. 

Um  vorliegendes  Buch  auch  dem  Laien  zugänglich  zu  machen,  setzt 
der  Verfasser  nur  Elementarmathematik  voraus ,  weshalb  er  einige  Hilfssätze 
aus  der  Mechanik  an  die  Spitze  stellt.  Sodann  zerföllt  das  Ganze  in  vier 
Abschnitte,  wovon  der  erste  das  Potential  der  Schwere,  der  zweite  das 
Potential  mit  Bezug  auf  Elektrostatik,  der  dritte  das  Potential  mit  Bezug 
auf  Elektrodynamik  und  der  vierte  Magnetismus,  Elektrodynamik.  Elektro- 
magnetismus und  Induction  behandelt  Dem  Ganzen  ist  noch  ein  kleinei 
Theil  über  elektrische  Einheiten  beigegeben.  Der  Verfasser  giebt  die  De- 
finitionen der  Quantität,  des  Potentials  etc.  nach  elektrostatischem  Maasse 
und  fQgt  unmittelbar  daran  die  in  der  Praxis  üblichen  Maasseinheiten,  so 
dass  es  den  Anschein  hat,  als  ob  diese  Einheiten  dem  elektrostatischen 
Maasssysteme  angehören  würden.  Die  Tabelle  der  Stromeinheiten  ist  de: 
Fehler  wegen  mit  Vorsicht  zu  gebrauchen.  d   Npbel 


Lehrbuch  der  Arithmetik  zum  Gebrauch  au  niederen  und  höheren  Lehr- 
anstalten und  beim  Selbststudium.  Von  B.  E.  Richard  Schurig. 
In  drei  Theilen.  Erster  Theil:  Specielle  Zahlenlehre.  (Zugleich 
ein  Handbuch  für  Volksschullehrer.)  Leipzig,  Friedrich  Brandstetter. 
1883.     Preis  3  Mk.  60  Pf. 

Es  ist  eine  nicht  ganz  seltene  Sache,  dass  ein  Schriftsteller  für  die 
schwachen  und  starken  Seiten  seines  Buches  ein  unrichtiges  ürtheil  zeigt. 
Oft  bedarf  es  gerade  eines  vorurtheilsfreien  fremden  Blickes,  um  dem 
Schriftsteller  zu  zeigen ,  dass  die  Eigenschaften  h^eines  geistigen  Eigeuthums 
welche  er  für  ganz  besondere  Tugenden  hält,  wenig  werth  sind  und  ändert 
Dinge,  welchen  er  keine  besondere  Aufmerksamkeit  schenkt,  gerade  die 
Ifsupi^tJirko  seiues  Werkes  ausmaclaeix. 


Recensionen.  63 


v^-*.^-*.^    ^.>' 


Mit  diesem  Eindrucke,  den  wir  eben  wiedergegeben  haben,  legen  wir 
da»  oben  angezeigte,  18  Bogen  starke  Buch  aus  der  Hand.     Der  Verfasser 
glaubt  sich   früheren  Erscheinungen   gegenüber  besonders  durch  logische 
BchSrfe   im  Vortheil.     Er   betont   dies  —  zwar  nicht  in   unbescheidener 
Weise  —  im  Vorworte  mit  einigem  Nachdruck  und  kommt  auch  an  an- 
deren Stellen    seines   Buches   auf  diesen  Punkt   zurück.     Ja,   auf  S.  235 
lasen  wir   mit  starkem  Befremden   in   einer  Fussnote   den  Ausdruck   ,,  bis- 
herige   unlogische   Mathematik".     Nichtsdestoweniger    können   wir   in   den 
Schritten,   die  der  Verfasser  in  dieser  Richtung  gethan  hat.   keine  Fort- 
schritte  sehen.     Vielleicht  wird   er   selbst  in  dieser  üeberzeugung  von  der 
^eberlegenheit  seines  Buches  erschüttert,  wenn  er  sich  die  Mühe  geben  will, 
<i&8selbe  mit  anderen ,  z.  B.  mit  den  Lehrbüchern  von  Heilermann-Diek- 
mann  oder  V.  Schlegel,    die  uns  gerade  zur  Hand  sind,    vorurtheilsfrei 
ZD  vergleichen. 

Dennoch  haben  wir  von  dem  Buche  einen  im  Ganzen  recht  angenehmen 
Eindruck  empfangen  und  empfehlen  es  insbesondere  den  Lehrern,  welche 
^  höheren  Lehranstalten  den  Rechenunterricht  in  den  unteren  Classen 
zu  ertheilen  haben;  denn  der  Verfasser  versteht  praktisch  zu  rech- 
nen. Diese  Kunst  ist  aber  für  den  Mathematiker  von  Fach,  der  auf  den 
untersten  Stufen  die  vier  Species  einexerziert  oder  auf  höheren  Classen  über 
frühere  Versäumnisse  zu  seufzen  Gelegenheit  hat.  eine  sehr  wichtige,  aber 
<iftruin  noch  lange  nicht  selbstverständliche  Sache.' 

Bei  dem  vorwiegend  wissenschaftlichen  Charakter  dieser  Zeitschrift 
milssen  wir  uns  bei  diesem  rein  didaktischen  Punkte  der  grössten  Kürze 
befleissen.  Allein  wir  würden  nicht  im  Stande  sein,  dem  Leser  von  der 
örefiTlichen  Methode  des  Herrn  Verfassers  ein  klares  Bild  zu  entwerfen,  wenn 
^ir  nicht  wenigstens  ein  Beispiel  in  einiger  Vollständigkeit  wiedergäben. 
Wir  wählen  S.  105  die  Regeln  für  die  Addition.     Dort  lesen  wir: 

1.  Setze  die  gleichen  Ordnungen,  z.  B.  die  Einer,  genau  senkrecht 
"*^ter  einander. 

2.  Zeige  in  gleichmässigem  Takte  nach  und  nach  auf  9,  2,  7,  4,  dabei 
die  Summen  15,  17,  24,  28  denkend.  (6  steht  über  9.)  Also  nicht  6  +  9 
==  15,  15  +  2=17  u.  s.  w. 

3.  Bei   gleichen  Summanden   wende   die  Multiplication   an,   also   statt 
^'öer  dreimal  vorkommenden  6  sprich  18. 

4.  Suche  diejenigen  Ziffern  heraus,  welche  sich  zu  10  ergänzen.  Statt 
"^  3  denke  10  u.  s.  w. 

In  dieser  Weise  giebt  der  Verfasser  elf  wahrhaft  goldene  Regeln. 

Doch   auch  der  Mathematiker,   besonders   der  Zahlen theoretiker,  findet 

^    Ansprechenden  in  dem  Buche  recht  viel.     So  die  allerliebsten  Sätzchen 

y^*"  die  Theilbarkeit  der  Zahlen  durch  7,   13.  17,  101  u.  s.  w.,  und  es  ist 

.^^t  der  kleinst«  Vorzug  des  Buches,   dass  die  Beweise  dieser  SSAüa  ttöia. 

^■^^  Strenge  gleichsam    wie  Inductionen   aw»  Be\siB!v^\QX^  wäö^  ^^jW«^ 


64  Historisch -literarische  Abtheilung. 

Selbstverständlich  fehlt  die  Neuner-  und  Elferprobe  nicht.  Als  Ansnahm^x^-^ ^ 
wollen  wir  hervorheben ,  dass  das  Beweisverfahren  S.  206  der  Strenge  gänz.^^ 
lieh  entbehrt.  Ein  gleiches  Urtheil  würden  wir  über  den  Vortrag  der  rt 
f(üsi  S  268  fällen  müssen,  wenn  nicht  mit  Recht  angenommen  werdL.^.«^^.^ 
könnte,  dass  hier  nur  ein  interessantes  Rechnungsverfahren  mitgethei^^  ^y 
werden  soll. 

Die  Lehre  von  den  ,,  entgegengesetzten  Grössen ''  S.  271  hat  uns  nic^:»  Mchi 
besonders  gefallen  wollen,  insbesondere  nicht  die  Herleitungen  S.  281.    HZIZKer 
Vergleich  mit  Hesse,  „Die  vier  Species.     Teubner  1872"  föllt  nicht  gl^g    4n. 
zend  für  onsem  Verfasser  aus. 

Fassen  wir  unser  Urtheil  zusammen,  so  haben  wir  ein  Buch  vor  u ns, 

dessen   Fehler   den   Mathematiker  von  Fach    nicht  zu  Irrthümem   verlei  'lA^^n 
werden.     Der  Zahlentheoretiker  wird  in  dem  Werke  viel  Ansprechen« 
finden,  wenn  es  auch  einfach  und  vielleicht  nicht  ganz  neu  ist.    Dem  Ftt. 
lehrer  des  Rechnens   auf  den  unteren  und  mittleren  Classen  höherer  Le? 
anstalten  hat  der  Verfasser  eine  sehr  dankenswerthe  Gabe  dargebotir« 

Coesfeld,  im  October  1884.  K.  Schwbring»- 


Leitfaden  zum  Unterricht  in  der  Arithmetik  und  Algebra  an  Gymnatsi  ^o 
und  verwandten  Anstalten.  Von  Dr.  Jon.  Chr.  Walberer  ,  Profesi^===or 
am  königl.  Gymnasium  in  Amberg.  Zweite,  durchgesehene  und  n^^sut 
üebungsaufgaben  versehene  Auflage.  München ,  Theodor  Ackermar  »n. 
1884.     Preis  1  Mk.  60  Pf. 

Es  kann  nicht  oft  und  eindringlich  genug  betont  werden,  dass  '^■bei 
jedem  für  Lernende  bestimmten  Buche  zwei  Dinge  wesentlich  ins  Auge  J^^-Tc- 
fasst  werden  müssen.  Erstlich  soll  von  wissenschaftlichem  Sta^End* 
punkte  aus  der  Verfasser  insoweit  mindestens  tadellos  erscheinen,  dass  er 
nicht  längst  erkannte  und  verworfene  Irrthümer  seinen  harmlosen  Les^^rn 
wiederum  neu  auftischt.  Zweitens  soll  der  Stoff  in  didaktisch %r  Rtt—  -^t- 
sieht  gut  gewählt,  geordnet  und  klar  vorgetragen  werden.  Gern  fügten  ^"^^ 
noch   einen   dritten   Wunsch    hinzu;   doch  findet   ihn   der  Leser   erst  *°^ 

Schlüsse  dieser  Anzeige.    - 

In   den  Anfangsgründen   der  Arithmetik   und  Algebra  findet   sich 
Lehrer  und  Lernende   eine  Klippe,   die   wir   zunächst  kennzeichnen  wol 
Die  Definitionen   des  Productes  und  der  Potenz  gelten  —  wie  sie  gew< 
lieh  gegeben  werden  —  nur  für  positive  ganze  Zahlen  als  Multiplicator 
Exponent.     Demnach   gelten   die   aus   denselben   geschöpften  Beweise 
nur,   wenn   die   eben  genannten  Zahlen  ganz  und  positiv  sind.     Wenn 
die  gewonnenen  Sätze  über  diesen  Geltungsbereich  hinaus  angewandt  wei 
so   darf  das  sicher  nicht  stillschweigend  ge^cVieV^Ti.    ^^w  VäI  dem  Lei 
den   beispiehweisG  zu  tragen,   dass  (^— bV<A  ^"^^^  ^^"^  \i\3^^fv%«ö. \k^^BS33w- 


Recensionen.  65 

Iceinen  Sinn  hat>  dass  man  es  also  verwerfen  oder  ihm  einen  bestimmten 
Sinn  beilegen  kann.  Diesen  Weg  hat  Hesse  eingeschlagen.  Andere  Mathe- 
matiker haben  dagegen  die  Definitionen  z.  B.  der  Multiplication  so  gefasst, 
dass  sie  auch  negative  und  gebrochene  Multiplicatoren  zulässig  finden. 

Der  Verfasser  unseres  Buches  kennt  zwar,  wie  die  S.  UK)  stehende 
Bemerkung:  „Gehen  wir  umgekehrt  davon  aus,  dass  die  complexen  Zahlen 
den  formalen  Zablengesetzen  ebenso  unterworfen  sind  wie  die  reellen,  so 
u.  8.  w."  zu  beweisen  scheint,  sehr  wohl  die  oben  von  uns  erwähnte  Be- 
gx"iffserweiterung.  Dennoch  tibergeht  er  S.  17  die  Sache  mit  lautlosem 
Schweigen.  Dasselbe  Verfahren  beobachtet  er  S.  32,  wo  er  ohne  irgend- 
'^dche  Ausftthrung  behauptet,  dass  «"* : a"  =  a"* ~ ",  der  für  positive  ganze 
:  n  auf  S.  31   bewiesen  ist,  unbeschränkt  giltig  sei. 

Falsch   und   irreführend   ist  es,    wenn   der   Herr  W.  S.  41    behauptet, 
w  die  Cubikwurzel  aus  einer  positiven  wie  negativen  Zahl  stets  möglich 
13 nd    eindeutig  sei.     Den  Ausdruck   ..möglich''   wollen   wir   uns   merken. 
"enn  auf  S.  52  lesen  wir:  „Da  sowohl  h^  als  auch  h~^  für  ein  positives  h 
ö'tets  positiv  ausfällt,  so  kann  eine  negative  Zahl  —  a  überhaupt  nicht  durch 
^^^   ausgedrückt  werden;  folglich  ist  Zö^(--a)  unmöglich,  d.  h.  der  Logarith- 
*>3us  einer  negativen  Zahl   ist  imaginär.'*     Hiernach  scheint  dem  Verfasser 
der   Vorwurf,   dass   er  imaginär  und  unmöglich  für  gleiche  oder  synonyme 
begriffe   hält,   leider  nicht   erspart  werden    zu   können.     Unter  diesem  un- 
^ö^nehmen   Eindrucke  blieben   wir,    als   wir  auf  der   folgenden  53.  Seite 
lasen:  „jede  endliche  Zahl  hat  nur  einen  Logarithmus  und  umgekehrt  jedem 
''e eilen  Logarithmus  entspricht  nur  eine  Zahl  a'\     Die  Unterstreichung  in 
diesem    Sätzchen   rührt   vom  Referenten   her.     Wir   können   ferner   die  Be- 
griffe „unbestimmte"  und  „diophan tische**  Gleichung,  wie  es  der  Verfasser 
^    72  thut,  nicht  durch  ein  tonloses  „oder**  verbinden. 

Es  scheint  nicht  ganz  verständlich,  wenn  der  Verfasser  S.  98  schreibt: 
"».Da  jede  gerade  Wurzel  sich  auf  eire  Quadratwurzel  reduciren  lässt,  so 
Vann  auch  überhaupt  jede  imaginäre  Wurzel  auf  f^— T  zurückgeführt  wer- 
den.** Aber  einen  gewissen  und  zwar  sehr  traurigen  Sinn  kann  man  ohne 
Mflhe  hineinlegen.  Als  Kleinigkeit  mag  erwähnt  werden,  dass  die  imagi- 
öfire  Einheit  i  auch  in  der  Druckschrift  durch  ein  besonderes  Zeichen  her- 
vortreten sollte.  Endlich  findet  sich  ein  Versehen  in  Formel  2  S.  102, 
Welche  die  Quadratwurzel  aus  a  +  bi  liefern  soll 

Glücklicherweise  sind  wir  nun  mit  unseren  Ausstellungen  zu  Ende  und 
^oll^n  nicht  verfehlen  zu  bemerken,  dass  im  Uebrigen  das  Buch  in  man- 
^"©n  Dingen  ebenso  gut  ist  wie  andere  Schulbücher.  Ja,  gewisse  Abschnitte, 
^*^  z.  B.  der  die  Reihen  behandelnde,  sind  recht  gut  vorgetragen.  Auch 
^^  Aufgabensammlung  scheint  ziemlich  reichhaltig  und  zweckmässig  zu  sein. 
Der  erste  Satz  der  Vorrede  lautet:  „Nicht  um  einem  längst  gefttW**** 
^dttrfnisse  ahzuhelfeHy  sondern  um  der  Sc\iu\e  z\x  ^VeivftU.)  ^65q«! 
*e«ir  Bücblein  der  OeffenÜkhkeiV^     ^ 


66  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 

Möge  diese  Bescheidenheit  nicht  ohne  Nachfolge  bleiben  und  sich  sogar 
bei  manchen  Herren  Verfassern  zu  dem  Scblusssatze  verdichten,  den  man 
erhält,  wenn  man  den  sechs  letzten  Worten  des  Verfassers  das  Wörtlein 
„nicht**  beifügt. 

Coesfeld,  im  October  1884.  K.  Schwerin«;. 


Lehrbuch  der  ebenen  Geometrie.  Von  Julius  Hoch,  Lehrer  der  Mathe- 
matik an  der  v.  Grossheim'schen  Realschule  in  Lübeck.  Erster  Theil : 
Linien,  Winkel,  Congruenz  und  Gleicbheit  der  Figuren.  Mit  126 
in  den  Text  gedruckten  Holzschnitten.    Halle,  H.  W.  Schmidt.    1884. 

Das  vorliegende,  164  Seiten  starke  Buch  ist  besonders  für  berechtigte 
höhere  Bürgerschulen  bestimmt,  obwohl  es  auch  für  andere  höhere  Lehr- 
anstalten sich  eignen  wird. 

Als  besonderen  Vorzug  dieser  Schrift  kann  man  die  sorgföltige  und 
anschauliche  Zeichnung  der  Figuren  hervorheben. 

Der  Vortrag  ist  im  Ganzen  klar,  die  Beweisführung  sehr  ausführlich. 
Beispielsweise  zählten  wir  in  der  Darstellung  des  Satzes  vom  Paralleltrapez 
26  Zeilen ,  die  als  Gleichungen  ohne  verbindenden  Text  erscheinen . 
Das  Letztere  wird  nicht  als  Mangel  empfunden,  da  kurze,  in  Parenthese 
stehende  Hinweise  für  leichtes  Verständniss  sorgen.  Diese  Methode  des 
Verfassers  hat  für  die  Betonung  des  logischen  ßeweisganges  in 
seinen  einzelnen  Schritten  einen  unleugbaren  Vorzug.  Aber  der  Haupt- 
schritt, der  eigentliche  Nerv  des  Beweises  dürfte  doch  in  Etwas  verhüllt 
werden. 

Die  Eintheilung  der  Dreiecke  (^S.  26),  der  Vierecke  (S.  49j  ist  recht 
hübsch  tabellarisch  vorgeführt. 

Fehler  sind  uns  nicht  aufgefallen.  Nur  würden  wir  nicht,  wie  es  der 
Verfasser  8  21  thut,  eine  Ebene  durch  eine  einzige  krumme  Linie  be- 
grenzen lassen.  Auch  dürfte  es  nicht  mehr  richtig  sein,  Pythagoras 
als  Autor  des  Satzes  von  der  Winkelsumme  des  Dreiecks  zu  citiren.  In  der 
„Geschichte  der  Mathematik**  von  Cantor,  S.  1 19  flgg.,  hat  diese  Frage 
eine,  wie  es  scheint,  abschliessende  Entscheidung  gefunden.  Auch  sollte 
man  die  Jahreszahlen  der  griechischen  Mathematiker  nicht  genauer  angeben, 
als  man  sie,  leider,  mit  Gewissheit  kennt. 

Die  Parallelentheorie  gründet  der  Verfasser  im  Wesentlichen  auf  den 
Begriff  des  Richtungs Unterschiedes.  Referent  hat  gelegentlich  seiner 
Promotion  eine  dahin  lautende  These  in  gleichem  Sinne  ,,vertheidigt*'  und 
benutzt  die  Gelegenheit,  um  Widerruf  zu  leisten.  Diese  Darstellung  ist 
nämlich  schon  deshalb  zu  tadeln,  weil  sie  die  wirkliche,  vorliegende  Schwie- 
rigkeit  dem  LorDeuden  gar  nicht  zum  Bewusstsein  kommen  lässt. 

Coesfeld,  im  October  1884,  Y..^yw^>Ȋ. 


Recensionen.  67 


Lelirbiioli  der  Elementar -Geometrie.  Von  Dr  M.  Glinzkk,  Lehrer  der 
allgemeinen  Gewerbeschule  und  der  Schule  für  Bauhandwerker  in 
Hamburg.  Erster  Theil :  Planimetrie.  Mit  1 85  Figuren  und  einer 
Sammlung  von  250  Aufgaben.  Zweite  verbesserte  und  vermehrte 
Auflage.     Hamburg,  F.  H.  Nestler  &  Melle's  Verlag.     1884. 

Es  darf  dem  vorbezeichneten  Büchlein  von  vornherein  zur  Empfehlung 
gereichen,   dass  es  aus  dem  Unterricht  an  den  im  Titel  erwähnten  Anstal- 
ten hervorgewachsen  ist.     Diesen  Ursprung  erfährt  der  kundige  Leser  nicht 
aus   der  Vorrede   allein.     Vielmehr  ist  es  der  Geist  einer  gesunden  Praxis, 
<ier  aus  den  Erklärungen   in   die  Theorie   hinein   und   aus   der  Theorie   zu 
z^vreckmässigen  Anwendungen   hinaus   wie   ein  frischer  Hauch  belebend  em- 
pfunden wird.     So  5nden  wir  S.  10  beim  ersten  eigentlichen  Beweise,   der 
im  Lehrgänge  auftritt,  nicht  sofort  das  bekannte  Schema:  „Voraussetzung, 
Behauptung,  Beweis**,  sondern  der  Verfasser  hat  es  güit  Grund  für  dienlich 
erachtet,  die  Nothwendigkeit  dieser  Gedankenstufen  dem  Schüler  kurz  und 
bündig  zu  erklären.     Demselben  richtigen  Lehrgrundsatze  verdanken  wir  die 
A^nmerkung  S.  16:    „Die   bei  der  Parcellirung  ausgetauschten  Stücke  Land 
sollen   bei  gleich  gutem  Boden   nur  gleich,   der  genaue  Grundriss   eines 
Orundstückes  demselben  nur  ähnlich,  dagegen  bei  der  fabrikmässigen  Her- 
stellung  von  Maschinen   die  Theile   gleicher  Bestimmung  womöglich  gleich 
^nd  ähnlich,  d.  i.  congruent  sein.'*     Ebenso  angenehm  sind  uns  die  Bei- 
spiele  zu  den  Aehnlichkeitssätzeu  aufgefallen,    denen  eine  recht  bün- 
**ifir©  Darstellung    der    Proportionssätze    vorausgeht,     interessant    sind 
^^^xuer  S.  85  und  im  Anhang  einige  Aufgaben,  welche  ohne  Zuhilfenahme 
^es  Lineals  gelöst  werden.    Die  eine  derselben,  die  Auffindung  des  Mittel- 
P^Uiktes    eines    gegebenen   Kreises,    wird,    was    dem    Referenten   neu   war, 
Napoleon   I.  zugeschrieben.     Auswahl,    Anordnung   und   Behandlung  des 
Stoffes   zeichnen  sich  im  Uebrigen  mehr  durch  den  bereits  lobend  erwähn- 
ten Geist  einer  gesunden,  nüchternen  Praxis,  als  durch  Originalität  aus. 

Die  Parallelentheorie   verschmäht  die  von  Neueren  zur  üeberbrücMmg 

<ler  bekannten  Schwierigkeit  angewandten  Mittel  sämmtlich,  obschon  S.  33 

▼OH  der  Umschreitung   des  Polygons  Gebrauch  gemacht   wird.     Wenn   der 

^erfiisser  aber  den  Satz :  „Werden  zwei  Geraden  von  einer  dritten  Geraden 

*^    geschnitten,    dass   ein   Paar   Gegenwinkel   zusammen    weniger  als   zwei 

^chte   beträgt,   so   müssen   sich   die  Geraden   auf  dieser  Seite  schneiden** 

^it   der  Anmerkung  begleitet:    „Wenn   auch  bisher   für   diesen  Satz  kein 

«kundiger  Beweis^ gefunden  ist  u.  s.  w.**,  so  erweckt  er  durch  dies  „bisher" 

^**ffnuiigeii ,  die  er  als  Mathematiker  sicherlich  nicht  theilt.     Ebenso  fanden 

^^     den  Satz  S.  85:    „Man  muss   hierzu   den  Umfang  des  Kreises  in  die 

^^^Qbene  Anzahl  gleicher  Theile  theilen  können.    Diese  noch  nicht  allgemein 

**^^^8te  Aufgabe  a.  s.  w.**     Das  „noch  nicht**  ist  ebenso  No\Vvi^^?äSQX«cv« 

*^    das  obige  „bisher''.     itJbenda  ist  der  AuadrucV  „ kipoVSöftm^^''  <?\ 


68  Historisch -literarische  Abtheilung. 

entbehrlich.     Auch   sollte   in   der  Definition  des  Kreises  S.  46  jedes  Zu  vi 
vermieden  und  S.  94  die  harmonische  Theilung  anders  definirt  sein. 

Im   Uebrigen   sei   das   bandliche  Büchlein  mit  seinem  schönen  Papi 
seinen  hübschen  Figuren  und  seinem  säubern  Druck  bestens  empfohlen. 

Coesfeld,  im  October  1884.  K.  ScHWERiWi. 


Lelirbach  der  Elementar -Geometrie.    Von  Dr.  E.  Glinzer,  Lehrer  u.  s. 

Zweiter  Theil:  Stereometrie.     Hamburg,  P.  H.  Nestler  Sc  Me&^Ie. 

Dieser  zweite  Theil  ist  ebenso  angelegt  wie  der  erste.  Wir  woM^^^n 
daher  auf  unser  früheres  Referat  verweisen  und  nur  hervorheben,  dass  <lie 
kurze  Darstellung  der  Kegel^chnittslehre  gewiss  manchem  Lehrer  «ü^r 
Stereometrie,  welcher  das  Büchlein  seinem  Unterricht  zu  Grunde  legt,  « 
willkommene  Gabe  sAi  wird.  Bemerkenswerthe  Unrichtigkeiten  sind 
nicht  aufgefallen. 

Coesfeld,  im  October  1884.  K.  Schwerinc*. 


Lehrbuch  der  Elementar -Geometrie.    Von  Dr.  E.  Glinzer.     Dritter  Tb^^il: 
Trigonometrie.     Hamburg,  Verlag  von  F.  H,  Nestler  &  Melle. 

Von  den  drei  Theilen  des  Werkes  scheint  dieser  letzte  der  bedeutend-  -ste 
zu  sein.  Die  Darstellung  ist  klar,  der  Stoflf  in  reicher  Fülle  ohne  ermüden: :=aide 
Weitläufigkeit  vorgetragen.  Dabei  ist  jedes  trockene  Theoretisiren  sorgfäft^  tig 
vermieden  und  eine  innige  Beziehung  zwischen  Sätzen  und  Aufgaben  dui"  -^^h- 
weg  angestrebt  und  erreicht.  Zum  Schlüsse  erhalten  wir  eine  recht  wci^hJ- 
gelungene  Darstellung  der  Grundlehren  der  sphärischen  Trigonometrie.  I^  *™ 
Buche  ist  eine  Sammlung  von  Aufgaben  beigegeben ,  die  zum  Theil  ein  nl-  ^^^ 
geringes  sachliches  Interesse  darbieten.  So  finden  sich  Aufgaben,  die  ^^^ 
leg^Üich  der  Landesvermessung  wirklich  vorgekommen  sind. 

Möge  dieser  Geist  gesunder  Praxis  sich  recht  weite  Gebiete  im  Scfc^^^' 
leben  erobern.     Unser  Buch  bietet  dazu  eine  treffliche  Hilfe. 

Coesfeld,  im  October  1884.  K.  Schwerik^^^* 


de 

i&se 


Darstellende  und   projeetive   Oeometrie  nach   dem   gegenwärtigen 

«lieser  Wissoiischaft ,    mit   besonderer  Rücksicht  auf  die  BedürTi 
höherer  Lehranstalten  und  das  Selbststudium.     Von  Dr.  Gustav         ^^^* 
V.  rKscHKA.     Tl.  Band.    XVIII  und  576  S.  gr.  8^    Mit  einem 
von   11  Tafeln.  —  III.  Band.    VIII  und  792  S.  gr.  8^     Mit  e^i 
AtJas   von  42  Tafeln.  —  ^\e\i  Ift''^^,  \ixv3iO«.  vi\id  Verlag  von 
(r'erold's  Sohn.  (Vergl.  die  \leceii^\oiiTvx^^A^.^^x%,"iX^WV'^. 


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<:arl 


Recensionen.  09 

Wir  werden  jeden  Band  für  sieb  behandeln  und  zur  Gewinnung  einer 
lTel>ersicht  jedesmal  die  Capitelüberscbriften  unter  Angabe  des  Inhalts  ho- 
sonders  wichtiger  und  charakteristischer  Paragraphen  vorausschicken. 

Band  II:  Theorie  der  Curven  und  Flächen. 

Erster  Abschnitt:  Curvenlehre.  /.  Capitel:  Fundamentcäeigen. 
Schäften  algebraischer  Curven.  Einleitung.  Hilfsmittel  der  Analysis,  Prin- 
cip  der  Anzahl  und  dessen  Anwendungen.  Singularitäten  ebener  Curven. 
Pxnncip  der  Dualität  —  //.  Capitel:  Allgemeine  Eigenschaften  ebener  alge- 
f^raischer  Curven,  Sätze  über  die  Anzahl  der  gemeiuschaftlichen  Punkte  und 
1*angenten  zweier  Curven.  Curvenbüschel.  Erzeugung  von  Curven.  Die 
I*lücker'schen  Formeln.  —  ///.  Capitel:  Theorie  der  pöluren  algebraisdten 
CJ-^irven,  —  /F.  Capitel:  Dei*  Cmrespondenzsntz,  Anwendung  desselben  und 
<i«r  Fölarentheorie  auf  die  Untersuchung  der  Eigenschaften  aigebraMin-  Cur- 
t?€nsystem€,  Steiner'sche ,  Hesse'sche  und  Jacobi'sche  Curve.  Plücker'sche 
Formeln.  Geschlecht  der  algebraischen  Curven.  Ein-  und  mehrdeutige 
"X^ransformationen.  —  V.  Capitel:  Eigenschaften  der  Raumcurven  utid  ihrer 
^rojectionen,  Definitionen.  Developpable  Flächen.  Singulare  Elemente. 
^lücker-Cayley'sche  Gleichungen  über  die  Charaktere  der  Raumcurven. 

Zweiter  Abschnitt:  Allgemeine  Theorie  der  krummen  Flä- 
chen undFlächensysteme.     VI,  Cap'del:  ÄUgenieine  IHgenscJiaften  alge- 
^^aiscJter  Flächen.    Definitionen  und  Erzeugungsarten.   Ordnung  einer  Fläche, 
'^angentenebenen.    Haupttangenten,  Punkt«  verschiedener  Krümmung.    Sin- 
S^läre  Punkte  und  Curven.     Durchschnitt  zweier  und  dreier  Flächen.    An 
2abl  der  eine  JF„  bestimmenden  Bediugungen.  —   F//.,  VIII.  wid  IX.  Ca- 
I^iiel:    Lineare  Flächensysteme  erster,   zweiter  und  dritter  Stufe  und  deren 
Eigenschaften.    Erzeugnisse  derselben.  —  X.  Capitel:  Sätze  über  die  gemeifi- 
schaftlichen   Curven   zweier   und   über  die  gemeinschaftlidien  Funkte  dreur 
J^ldchen.  —  XI.  Capitel:  Prqjedivisdie  Erzeugung  algebraischer  Flächen  und 
ihrer  Scknittcurven ;   durch   projectivische   Flächen   und   RaumcurvenbÜschel 
und  reciproke  Netze.  —  XII.  und  XIII.  Capitel:  Theorie  der  Polaren  algv- 
Matscher  Flächen  und  deren  Anwendung  auf  die  Entwickelung  prqjeäiviscJier 
Eigenscfiaften  von  Flächen  imd  Systemen  derselben.  —  XIV.  Capitel:  Prc- 
Jcetivische  lineare   Flächensysteme  ft'*'"  Stufe   und  symmetrisdie  FlücJ^encom- 
P^xe,  —  XV.  Capitel:  Eigenschaften    der  Hessiana    und  Steiner iafia  oder 
^^  conjugirten  Kern/lachen    einer   Fn.    —   XVI.  Capitel:  Bestimmung  dn- 
^^rdktere  und  Singularitäten  einiger  Flüchen,   welcJic  sich  aus  gegebenen 
**^ifen  lassen.    Die  Fläche  der  Haupttangenten  in  den  Punkten  eines  ebenen 
^töittes.    Die  zwei  Flächen  gemeinschaftlich  umschriebene  Developpabele. 
Dritter  Abschnitt:    Theorie  der  Flächen   zweiten   Grades, 
^^ü.  Capitel:  Definitiofien  und  FundamentaleigenscJiaften.   Regelfiächen  und 
-^iclitregelflftcben.    Polarentheorie,    Hauptaxeu.    Öchnitlcxxtv^  iy?^\ftx  12\S&RJe«s^ 
^^  gemeiDscbafüieh  u/n.schriebene  Developpable. 


70  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 

Vierier  Abschnitt:  Constructive  Theorie  der  krummen 
Linien  und  Flächen.  XVIII,  Capitel:  Qrajihische  Darstellung  der  ebenen 
und  der  Raiimatrven,  —  XIX.  Capitel:  Constructive  Theorie  der  Kegel-  und 
Cylinderflächen  im  Allgemeinen.  Darstellung  dieser  Flächen  in  den  verschie- 
denen Projectionsarten.  Ebene  Schnitte  und  Tangentialebenen.  Abwicke- 
lung und  geodätische  Linien.  —  XX.  Capitel:  Kegel-  und  Cylinderfliichen 
zweiten  Grades,  —  XXIL  und  XXIII,  Capitel:  Devdoppahle  Flächen,  welche 
zwei  Curven  oder  Flädien  umschrieben  sind. 

Als  wesentlichste  Eigenthümlichkeit  der  Behandlungsweise  algebraischer 
Curven  im  vorliegenden  Werke  ist  wohl  die  Benutzung  des  Princips  von 
der  Erhaltung  der  Anzahl  und  des  Correspondenzprincips  als  syntheti- 
sche Hilfsmittel  anzusehen.  Zugestanden,  dass  die  Anwendung  statthaft 
sei,  so  hätte  jedenfalls  die  geometrische  Existenz  der  imaginären  Elemente 
in  der  Weise  nachgewiesen  werden  mttssen,  wie  es  v.  Stau  dt  in  seinen 
Beiträgen  zur  Geometrie  der  Lage  und  später  Lüroth  im  VIIL  Bande  der 
Math.  Ann.  gethan  haben.  Aber  von  alledem  ist  nichts  zu  bemerken.  Ob- 
gleich bei  der  gewählten  Behandlungsweise  ohne  Frage  die  imaginären  Ele- 
mente stets  mitgezählt  werden,  fügt  der  Verfasser  zuweilen  (z.  B.  Seite  1J2 
Satz  114)  das  Wort  „höchstens**  hinzu,  was  den  Lernenden  verwirren  muss. 
Der  Verfasser  zeigt  übrigens,  dass  ihm  sehr  wohl  der  grosse  Unterschied 
zwischen  synthetischem  Aufbau  und  analytischer  P]ntwickelung  bewusst  ist, 
indem  er  §  8  sagt:  „Selbstverständlich  (sie!)  giebt  es  auch  Curven  von  un- 
endlich hoher  Ordnungszahl.  Auf  dieselben  sind  unsere  diesfallsigen  Ent- 
Wickelungen  nicht  anwendbar.  (Warum?  wird  nicht  gesagt.)  Wir  werden 
uns  daher  veranlasst  sehen ,  diese  seinerzeit  in  einem  selbstständigen  Capitel 
einer  näheren  Betrachtung  zu  unterziehen. '^  Auf  dieses  Capitel  hätte  man 
gespannt  sein  dürfen,  aber  —  leider  existirt  es  im  Buche  nicht. 

Gehen  wir  nun  zur  Besprechung  der  einzelnen  Capitel  über. 

In  der  Einleitung  wird  auf  die  verschiedenen  Mannichfaltigkeiten  oder 
geometrischen  Oerter  hingewiesen ,  welche  sich  aus  den  Elementen:  Punkt, 
Gerade,  Ebene  aufbauen  lassen,  und  werden  jene  erstens  nach  ihren  erzea- 
genden  Elementen,  zweitens  nach  ihrer  Dimension  oder  Stufe  eingetheilt 
Hierbei  wird  die  Curve  irrthümlich  (§§  4  und  5)  zu  den  Ebenenörtem  erster 
Stufe  gerechnet.  Linienörter  zweiter  Stufe  werden  als  ,,Congruenzen*', 
Linienörter  dritter  Stufe,  ,,Complexe**,  aber  gar  nicht  aufgeführt,  sie  schei- 
nen nicht  untersucht  werden  zu  sollen. 

Nun  wird  an  der  Hand  analytischer  Betrachtungen  das  „Erhaltungs- 
princip  **  entwickelt ,  an  einfachen  Beispielen  erläutert  und  dann  zur  Bestim- 
mnng  der  Anzahl  der  Schnittpunkte  zweier  Curven,  der  Anzahl  ihrer  ge- 
JBiainacbaftllchen  Tangenten  etc.  benutzt. 

iSb  üÜBcber  Schlass,  der  zn  bedeiiV\\c\i^T^  Y^VVerci  ^\qlt^ii  würde,  be- 
'  moh  «af  8.  10  §  11 :  Hat  eine  Cur?e»  C«,  tdM  v^v^äx  ^a«ö«iÄ  tösödä 


3>^ 


Recensionen.  71 


Punkte  gemein,  so  hat  sie  mit  dieser  Ebene  unendlich  viele,  d.  h.  alle 
Punkte  gemein  etc.  Die  Curve  bi*aucht  aber  nicht  alle  Punkte  mit  der 
£l)ene  gemein  zn  haben,  sondern  nur  in  eine  ebene  Curve  und  eine  andere 
Raomcurve  zu  zerfallen,  und  dies  tritt  in  der  Regel  gerade  bei  darstellend 
geometrischen  Untersuchungen  ein. 

Der  Fehler  findet  sich  dann  auch  in  den  dualen  Betrachtungen.    (Vergl. 
•    femer  §  197.) 

Die  §§  24  ügg,   haben  als   Gegenstand  die  Singularitäten  der  ebenen 
Ordnung^curven  Doppel-,   Rückkehr-   und  mehrfache  Punkte.     Die  Bestim- 
mung der  Anzahl   von  Schnittpunkten   der  Curventangente ,   welche  in   die 
Singularitäten    rücken,    ist    eine   sehr   oberflächliche   und  auch   fehlerhafte. 
Blistens  wirft  nämlich  der  Verfasser  die  beiden  Arten  des  Rückkehrpunktes 
xtuammen    und  nennt  dann  diesen  beiden  gegenüber  den  Selbstberührungs- 
piuikt    eine   Singularität   höheren  Ranges,    während   die   Schnabelspitze 
die  höchste  von  den  dreien  ist.     Das  vom  isolirten  Punkte  Gesagte  ist  uns 
ui  der  gebot-enen  Form  unverständlich.     Eine  gleichzeitige  Behandlung  der 
^^^rdnungs-   und  Classencurven   wäre  wohl   zweckmässig  gewesen.     Die  Art 
und  Weise,   wie  die   reellen   Berührungspunkte  einer   Doppeltangente   sich 
^im  üebergang   zum  Wendepunkt   vereinigen   und   dann  imaginär  werden,- 
^heint  dem  Verfasser  nicht   klar  zu  sein,   wenigstens  berechtigen  die  zur 
^klärung  dieses  üebergangs  ganz  ungeeigneten  Figuren  Taf.  1 :  9,  10,   11 
^u   dieser  Vermuthung. 

In  Capitel  II   finden   wir   auf  S.  34   im  Satz  27  Folgendes:    „Ist  ein 
**uiikt  A  ein  r-facher  Punkt  einer  C„   und   ein   5-facher  Punkt  einer  6p, 
^^^d  besitzen  beide  in  ^  t''  gemeinschaftliche  Tangenten ,   so  ist  die  Anzahl 
der  in  A  vereinigten  Schnittpunkte  der  Curven  rs  +  f".**     Man  sieht,  dass 
®^    „mindestens*^  so  viele  Punkte  heissen  muss.     Tiefer  wird  auf  die  Frage 
^icht  eingegangen.     Eine  ähnliche  Correctur  bedürfen  die  Sätze  92  und  98, 
^.   1(X),  welche  sich  auf  die  Classenemiedrigung  durch  einen  r- fachen  Punkt 
^it  einer  Reihe   vereinigter  Zweige   bezieht.     Diese  Fragen  sind  in  Wahr- 
heit viel   verwickelter,  als   es  nach  der  vorliegenden  Darstellung  erscheint, 
m  der  die  neueren  Arbeiten  von  Cayley,  Smith,  Halphen,  Brill  etc. 
S^j:  nicht   berücksichtigt  sind.     Es  würde  zu  weit  führen,   wollten  wir  die 
folgenden  Capitel  mit  ähnlicher  Ausführlichkeit  wie  die  bisherigen  behau* 
dein.   Mit  gewisser  Vorsicht  wird  man  auch  die  weiteren  derartigen  Anzahl- 
Destimmongen  aufzunehmen  haben.     (Vergl.  die  Betrachtung  §  199  am  An- 
■aiige.^     Die  Darstellung  im  Allgemeinen,   namentlich  die  Behandlung  der 
^Qi'Bohiedenen  Erzeugungsarten  einer  Curve  ist  recht  ansprechend. 

Eine  willkommene  Neuerung  ist  die  Bestimmung  der  Ciasse  einer  Cn 
^^^h  der  Methode  von  Beck  (Math.  Ann.,  Bd.  14  S.  217):   Die  Curve  C„ 
^^^  unendlich  wenig  nach  einer  Richtung  verschoben  und  erhält  die  Lage 
m .    Dadnrch  bleiben  die  n  unendlich  fernen  PunkVA  d^x^fSX^TL  \xsm2^%sA«i^ 
***•<!  die  übrigen  n(n'-l)  »Schnittpunkte  beider  CwTvetL  svn^  «tÄs^H^\^  ^öä 


72  llibtoriach-literarifcicbe  Abtheihing. 

Berührungspunkte  der  Tangenten  in  der  Richtung  der  Verschiebung,  d.  h. 
ihre  Anzahl  ist  die  Classe.  Die  Erniedrigung  der  Classe,  welche  durch  das 
Auftreten  von  Singularitäten  herbeigeführt  wird,  lässt  eine  ähnliche  Be- 
stimmung zu.  — 

Die  Polaren theorie  wird  im  111.  Capitel  nach  der  Methode  Schur*s 
vorgetragen,  nämlich  durch  Induction  mit  Hilfe  des  Schlusses  von  n  auf 
n  + 1  aus  der  Kegelschnittlehre  gewonnen ,  „wodurch  diese  Theorie  mehr  an 
Anschaulichkeit  gewinnt,  als  es  bei  Anwendung  der  im  r^^  Cirade  harmo- 
nisch getheilten  Radien  vectoren,  deren  Cremona  sich  bedient,  erreichbar 
ist."     (Vorrede  VIII.) 

In  Capitel  IV,  S.  125,  nennt  der  Verfasser  die  Tangenten,  welche  von 
einem  Punkte  an  seine  konische  Polare  gezogen  werden  können,  „Indica- 
tricen'*  des  Punktes,  um  dann  später  S. 26  sagen  zu  können:  Die  Fundamen- 
talcurve  bildet  mit  der  Hesse'schen  Curve  zusammen  den  Ort  der  Punkte, 
deren  Indicatricen  sich  auf  eine  einzige  Gerade  reduciren. 

In  Capitel  V  §  139  heisst  es:  „Unter  „Rang*'  einer  Raumcurve  ver- 
stehen wir  die  Anzahl  der  Tangentialebenen  derselben,  welche  durch  eine 
beliebige  Gerade  gehen,  oder,  was  dasselbe  ist,  die  Anzahl  ihrer  Tangen- 
.  ten ,  welche  eine  beliebige  Gerade  im  Räume  schneiden.  Die  Anzahl  der 
Schmiegungsebenen  einer  Raumcurve,  welche  durch  einen  beliebigen  Punkt 
gehen,  nennen  wir  ,,Classe**  der  Raumcurve.  Nebenbei  sei  bemerkt,  dass 
viele  Autoren,  namentlich  die  englischen,  mit  „Classe  einer  Raumcurve'* 
dasjenige  bezeichnen,  was  wir  als  Rang  definirt  haben,  und  umgekehrt.'* 
Was  sagt  der  Verfasser  dazu,  dass  sich  unter  den  „vielen  Autoren**  auch 
Herr  Peschka  befindet,  wie  aus  Bd.  II  §  6  von  dessen  „Darst.  u.  project. 
Geometrie"  zu  ersehen  ist?  Eine  angefügte  Note  24  weist  auf  Note  1  (zu 
§  6)  zurück  und  hier  heisst  es:  Die  Definition  der  „Classe*'  einer  Curve, 
als  Zahl  ihrer  geradlinigen  Erzeugenden,  welche  eine  feste  Gerade  schnei- 
den ,  ist  aus  der  Definition  der  Ordnung  (der  Anzahl  der  Schnittpunkte  mit 
einer  Ebene)  reciprok  abgeleitet.  Sind  solche  Fehler  schliesslich  noch  als 
Flüchtigkeitsfehler  zu  betrachten? 

Capitel  VI.  In  §  166  wird  definirt:  „Eine  krumme  Fläche  ist  der 
geometrische  Ort  der  Lügen  einer  Curve,  welche  nach  einem  bestimmten 
Gesetze  entweder  ihre  Lage  allein  oder  gleichzeitig  ihre  Form  stetig  ändert.'* 
„Die  am  häufigsten  (?)  vorkommenden  Flächen  sind  folgende:  A.  Krumme 
Flächen,  welche  durch  eine  Curve  erzeugt  werden  können,  deren  Gebtalt 
unveränderlicli  bleibt;  B.  Flächen,  welche  durch  Lagen  Veränderung  einer 
der  Grösse  und  Form  nach  veränderlichen  Curve  entstehen.**  Welche  Flä- 
chen giebt  es  denn  ausser  diesen  beiden  Ai  ten  noch ,  und  wie  soll  man  den 
Ausspruch:  ,,Die  Mannichfaltigkeit,  welche  bei  dieser  Erzeugungsart  (B)  auf- 
tritt, ist  so  unendlich  gross,  dass  man  keine  besonderen  Typen  für  derartig 
eiTseugte  Flächen  anfgestellt  bat''  deutenV  In  den  Flächen  unter  B  sind 
alle  deakharen  enthalten. 


Recensionen.  73 


Man  findet  im  Weitern  sehr  viele  Sätze  über  Schnitte  von  Flächen 
unter  einander  und  mit  Curven,  von  denen  manche  wenig  interessant  und 
überdies  äusserst  evident  sind ;  auf  manche  andere  sehr  wichtige  Dinge  geht 
der  Verfasser  nicht  ein,  2.  B.  ist  nirgends  dargethan,  dass  ein  Berührungs- 
punkt dreier  Flächen  im  Allgemeinen  fttr  vier  Schnittpunkte  zählt. 

Die  folgenden  Capitel  VII — XVI  sind  den  allgemeinen  Flächen  gewid- 
met. Der  Verfasser  verweist  auf  Cremona*s  „Theorie  der  Oberflächen**, 
Reye*s  Arbeit  „Die  algebraischen  Flächen,  ihre  Darchdringungscurven, 
Schnittpunkte  und  projective  Erzeugung"  in  Math.  Ann.  Bd.  III,  und  Sal- 
mon-Fiedler,  „  Analytische  Geometrie  des  Raumes ",  Diese  Capitel  haben 
uns  von  allen  am  besten  gefallen.  Da  die  Behandlungsweise  sich  an  die 
jenige  der  citirten  Schriften  anlehnt,  so  haben  wir  nichts  weiter  zu  be- 
merken. 

Die  Theorie  der  Flächen  zweiten  Grades  —  der  Inhalt  des  dritten  Ab- 
schnittes —  soll  der  Vorrede  nach  zum  Vorstudium  der  Theorie  der  all- 
gemeinen Flächen,  im  vorliegenden  Bande  in  den  Grundzügen  gegeben 
werden.  Es  wäre  aber  dann  entschieden  besser  gewesen,  die  F^  an  die 
Spitze  des  zweiten  Abschnittes  zu  stellen;  denn  es  macht  einen  merkwür- 
digen Eindruck,  wenn  nach  der  Entwicklung  von  complicirtesten  Schnitt- 
punktsätzen so  einfache  wie  448  S.  423  mit  grosser  Breite  bewiesen  wer- 
den, namentlich  da  S.  242  in  226  ein  viel  allgemeinerer  als  bekannt  vor- 
ausgesetzt wird.  Die  Umkehrung  von  448,  nämlich  449:  „Berühren  sich 
zwei  Flächen  zweiten  Grades  in  zwei  Punkten ,  so  besitzt  die  Durchschnitts- 
curve  vierter  Ordnung  dieser  beiden  Flächen  zwei  Doppelpunkte,  d.  h.  die- 
selbe zerfällt  in  zwei  Kegelschnitte,  deren  jeder  durch  die  beiden  Berüh- 
rungspunkte geht**,  ist  zudem  nicht  correct,  denn  die  Flächen  können  sich 
auch  in  einer  Geraden  und  einer  Raumcurve  dritter  Ordnung  durchsetzen. 
In  den  Elementen  sind  auch  hier  Ungenauigkeiten.  Wenn  einmal  gesa^j^t 
wird,  dass  eine  Fläche  von  jeder  Ebene  in  einem  Kegelschnitte,  der  auch 
imaginär  sein  kann,  getroffen  wird,  so  darf  nicht  gleich  darauf  der  andere 
Satz  stehen,  dass  eine  N ich tregel fläche  keine  einzige  Gerade  enthalte,  denn 
imaginäre  Gerade  enthält  sie  auch.  Die  Polarentheorie  ist  ähnlich  wie  bei 
Fiedler,  nur  viel  breiter  entwickelt.  Auf  S.  409  ist  der  sonderbare 
Schluss  gemacht:  ,,Da  es  nur  eine  unendlich  ferne  Ebene  giebt,  so  besitzt 
eine  Fläche  zweiten  Grades  nur  einen  einzigen  Mittelpunkt."  Der  Verfasser 
wende  nicht  ein,  dass  es  sich  hier  nur  um  allgemeine  Flächen  handle ,  denn 
die  Argumentation  hat  damit  nichts  zu  thun  und  überdies  wird  hin  und 
wieder  gesagt,  dass  die  Sätze  „selbstverständlich**  fttr  Cjlinder-  und  Kegel- 
flächen gelten.  In  §  408  wird  das  Hauptaxenproblem  in  der  üblichen  Weise 
gelöst.  Die  Hauptaxen  ergeben  sich  als  Schnitte  zweier  Keffel  wAit«»*  Ord. 
nnng.  Jeder  derselben  wird  erzeugt  von  allen  Dtin^ 
zeitig  senkrecht  zu  allen  Durchmessem  em%t  ¥!^ 
jagirt  Bind,     Mit  Ansnahme   einer    rauäfv 

UiBt-UL  AbtbJg.  d.  Z9it»obr.  t  Math. «.  Pliji,  XS 


74  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 

Erzeagenden  beider  Kegel,  nämlich  derjenigen,  welche  der  Schnittlinie  der 
beiden  benutzten  Durchmesserebenen  zugeordnet  ist,  müssen  jene  Erzeugenden 
Hauptaxen  sein,  da  sie  auf  zwei  Durchmessern  senkrecht  stehen  und  ihnen 
conjugirt  sind.  Wir  finden  nun  in  keinem  Lehrbuche  bestimmt  ausgespro- 
chen, selbst  bei  Fiedler  (vergl.  Darst.  Geometrie  S.  358)  und  Beye  (vergl. 
Geometrie  d.  Lage  II,  45)  nicht,  dass  die  Schnittlinien  der  Kegel  stets 
alle  reell  sind.  Immer  schliesst  die  Beweisführung  ähnlich,  wie  in  dem 
vorliegenden  Werke  S.  422:  „  ..  Diese  Kegel  müssen  demnach  mindestens 
noch  eine  reelle  Erzeugende  öa  gemein  haben,  können  aber  auch  noch 
drei  reelle  Erzeugende  d«»  ^6,  äe  gemeinschaftlich  besitzen/^  Im  erstem 
Falle  ergeben  sich  dann  die  beiden  anderen  Axen  als  Hauptaxen  des  Kegel- 
schnittes in  der  zu  öa  conjugirten  Durchmesserebene.  Und  nun  sollte  ge- 
sagt sein ,  dass  die  Unterscheidung  der  beiden  Fälle  überflüssig  sei ,  da  jetst 
ersichtlich  die  Hauptaxen  als  Kegelseiten  den  Schnittlinien  der  zugehörigen 
Durchmesserebene  mit  den  drei  Hauptebenen  entsprechen:  Dem  ganzen 
Bündel  der  Dürchmesserebenen  entspricht  ein  Kegelnetz  mit  drei  stets  reellen 
Basisstrahlen,  den  Hauptaxen. 

Bedauerlich  ist  es,  da  doch  einmal  metrische  Beziehungen  (entgegen 
dem  im  Vorworte  VIII  Gesagten)  besprochen  werden ,  dass  die  Specialisirong 
für  Paraboloide  mit  keinem  Worte  erwähnt  ist. 

Capitel  XVIII — XX  bewegen  sich  mehr  auf  dem  Gebiete  der  darstel- 
leuden  Geometrie  im  engern  Sinne,  auf  sie  bezieht  sich  der  grösste  Theil 
der  Figurentafeln.  Wenn  manche  so  sehr  einfache  weggeblieben  wären,  so 
hätte  es  nichts  geschadet;  wäre  jedoch  andererseits  ein  etwas  schwierigeres 
Beispiel ,  wie  etwa  die  Untersuchung  der  Durchdringungscurve  zweier  Kegel 
zweiter  Ordnung,  in  Bezug  auf  ihre  unendlich  fernen  Elemente  vollständig 
constructiv  durchgeführt  worden ,  so  hätte  der  Verfasser  etwas  geboten ,  was 
iiicht  überall  zu  finden  ist. 

Viele  der  folgenden  Capitel  sind  wahre  Muster  von  Weitschweifigkeit. 
Man  lese  z.  B.  die  §§458  —  463  (acht  Seiten) ,  die  wahrlich  nichts  enthal- 
ten, als  was  sich  direct  für  Kegelflächen  aus  den  Sätzen  von  Pascal  und 
Brianchon  der  Ebene  ablesen  lässt.  §  485:  Zwei  Seiten  über  die  Auf- 
gabe, einen  Kegel  so  zu  schneiden,  dass  die  Projection  der  Schnittcurve 
ein  Kreis  wird.  §  514:  Die  zweien  Kreisen  auf  der  Kugelfläche  doppelt 
umschriebene  Developpable  soll  bestimmt  werden.  Nach  zwei  Seiten  langen 
Entwickelungen  gelangt  man  zu  dem  Resultat,  dass  besagte  Kreise  cen- 
trisch  collinear  sind.  Wenn  im  I.  Bande  nicht  angeführt  ist,  dass  zwei 
sich  in  zwei  Punkten  schneidende  Kegelschnitte  immer  centrisch  collinear 
sind,  so  ist  das  schlimm. 

Die  letzten  Untersuchungen  beziehen  sich  auf  die  Developpable,  wdohe 
MwaißB  K^ielaebniUen  mit  gemeinscb^kf Aiäiei  ^«xi^i&xAi^  do^^^lt  umschriebot 
«nfan  Inuuiy   —  nod  die  Flttchen  deT«fi\\>«ii  1£iTiftxv^\i\K.^Tl  ^x  i:ii«v.  lO^ 


Recensionen.  75 


gemein  liegende  Kegelschnitte.     Die  Charaktere  werden  mit  Hilfe   früher 
entwickelter  Formeln  bestimmt. 

Band  m:  Die  Flftohen  zweiten  Ghrades. 

Erster  Abschnitt:  Windschiefe  Flächen.  /.  Capiiel:  Ereei4gftng 
mmW  Fundamentaleigenschaften  windschiefer  Flächen  im  Allgemeinen.  — 
IZL  Capiiel:  Das  windschiefe  Hyperboloid,  Projectivische  Eigenschaften, 
▼enchiedene  Erzeagungsarten ,  Mittelpunkt,  Asjmptotenkegel  etc.  Beson- 
dere Erzengnngsarten.  Kreisschnitte.  —  111,  Capitel:  Das  orthogonale  Hgper- 
holoiih  —  JV.  und  V,  Capiiel:  Der  gkichseitige  Kegd  und  das  gleichseitige 
ByperMoid,  Behandlung  nach  Schröter's  Oberflächen  zweiter  Ordnung.  Die 
Satze  über  das  Tetraeder  sind  reproducirt.  —  VI.  und  YII.  Capitel:  Das  hyper- 
holisdie  Paraholoid  und  das  gleichseitig 'hyperbolische  Paraboloid.  —  VIII.  Ca- 
pUd:  Das  windschiefe  Botationshyperboloid.  —  IX,  Capitel:  Darstellung  des 
mndscliiefen  Hyperboloids  in  verschiedenen  Projectionsarten  und  Lösung  einiger 
dass^be  betreffenden  Aufgaben.  Darstellung  in  orthogonaler  Projection  durch 
xweiHauptschnitte.  Kegelschnittconstructionen  vermittelst  windschiefer  Hyper- 
boloide. —  X.  CapUel:  Aufgaben  und  Constructioncn ,  das  hyperbolische  Pa- 
raboloid betreffend.  —  XL  Capitel:  Die  Strictionslinien  der  Regelflächen  zweiten 

^ades. 

Zweiter  Abschnitt:  Die  Nichtregelflächen  zweiten  Grades. 
A7/.  —  X7/.  Capitel:  Die  KugelflädiCy  das  Kugelgcbiisch ,  das  Princip  der 
rccijyroken  Radien,  das  Kugelbündel  und  das  Kugelbüschel,  TJieorie  der  Kugel- 
^^<^ihrung  und  der  Aehnlichkeitspunkte.  —  XVIL  Capitel:  Die  Dujnn'sche 
OucLide. 

Dritter  Abschnitt:  Die  Rotationsflächen  zweiten  Grades. 
XVIIL—XXL  Capitel:  CoUineare  Verwandtschaft  der  Flüchen  mit  der  Kugel 

Vierter  Abschnitt:  Die  dreiaxigen  Flächen  zweiten  Grades. 
^XlL—  XXIX,  Capitel:  Constructive  Behandlung  der  Kugeln,  Rotations- 
fl^fchen  und  allgemeinen  Flächen,  —  XXX.  und  XXXL  Capitd:  Der  gegen- 
seitige Schnitt  f!W€ier  Flächen  und  die  ihnen  gemeinschaftlich  umschriebene 
J^eveloppable.  Schaaren  von  Flächen  zweiten  Grades.  Confocale  Flächen.  — 
XXXIL  Capitel:  Die  stereographische  Projedion,  ihre  Verallgemeinerung  für 
flächen  zweiten  Grades  und  ihre  specieTle  Anwendung  als  Kartenprojection. 

Bei  der  aus  vorstehender  Uebersicht  zu  entnehmenden  Vertheilung  des 
^^ffes  ist  es  von  vornherein  zu  erwarten,  dass  dieselben,  oder  wenigstens 
^^S  verwandten  Dinge  doppelt  und  mehrfach  entwickelt  werden,  was  denn 
^Qch  in  der  That  der  Fall  ist.  Kommt  nun  noch  hinzu,  dass  die  Breite 
^^  Darstellung,  die  uns  schon  im  ersten  Bande  nicht  angenehm  berührte, 
^^r  damals  sich  mit  dem  Bestreben  des  Verfassers,  für  den  Anfftnger 
^^tlich  za  sein,  rechtfertigen  iiess,  eher  zu-  a\s  a\)geTiomiQ«\i\AXi^  %Q^^ra\ 
^»  Mnie   erklärlich,    wie  mit  den    „Flachen  zN?«i\leTi  Oit^A^^''   wSdl  ^^ 


76  Historisch -literarische  Abtheilung. 

ungeheure  Zahl  von  fast  800  Seiten  ausfüllen  Hess.  Man  denke  sich  nur, 
dass  alle  Aufgaben  über  Schnitte  der  Flächen  mit  Ebenen  und  Geraden, 
über  Tangent«nebenen,  Tangentenkegel  etc.  der  Reihe  nach  an  den  ver- 
schiedenen Gattungen  der  jP^  durchgeführt  werden,  Aufgaben,  bei  denen 
Jeder  sofort  nach  Lösung  von  ein  paar  instructiven  Beispielen  sieht,  worauf 
es  ankommt,  und  die  in  keiner  Weise  weiter  führen  können!  —  So  wichtig 
und  unerlässlich  die  graphische  Durchführung  in  einzelnen  Fällen  ist,  so 
zwecklos  erscheint  es  uns ,  ganze  Serien  ähnlichster  Aufgaben  in  der  Weise 
zu  lösen. 

Wir  haben  redlich  nach  Dingen  gesucht,  die  zu  einer  besondem  Heryor- 
hebung  geeignet  sein  möchten;  unsere  Ausbeute  war  gering.  Neu  und  schön  sind 
die  Constructionen  doppelt  berührender  Kegelschnitte  mit  Hilfe  der  Methode 
der  darstellenden  Geometrie.  Um  z.  B.  den  Kegelschnitt  zu  finden ,  der  durch 
drei  Punkte  geht  und  einen  andern  doppelt  berührt,  betrachte  man  den  letztem 
als  Contour  einer  Rotationsfläche,  die  drei  gegebenen  Punkte  als  eine  Pro- 
jection  dreier  Punkte  dieser  Fläche,  dann  lässt  sich  die  zweite  Projection 
leicht  ermitteln.  Die  Ebene  der  drei  Punkte  schneidet  die  Fläche  in  einer 
Curve,  deren  Projection  die  Contour  doppelt  berührt,  womit  die  Aufgabe 
gelöst  ist.  Die  Erklärung  des  Zusammenhangs  zwischen  dieser  Lösung  und 
der  Stein  er 'sehen*  wäre  am  Platze  gewesen.  Man  sieht  sehr  leicht,  dass 
die  Kegelschnitte  nur  dann  reell  sind ,  wenn  die  Punkte  entweder  sämraÜich 
innerhalb  oder  sämrotlich  ausserhalb  des  Kegelschnittes  liegen,  da  in  jedem 
andern  Falle  die  zu  ermittelnden  räumlichen  Punkte  theil weise  und  damit 
die  schneidenden  Ebenen  immer  imaginär  sind.  Der  Verfasser  macht  ohne 
Angabe  des  Grundes,  weshalb  andere  Annahmen  auszuchliessen  sind,  stets 
solche,  welche  reelle   Kegelschnitte  liefern. 

Einen  guten  Maassstab  für  die  Unvollständigkeit  des  vorliegenden  Werkes 
werden  wir  durch  Anführung  derjenigen  Dinge  finden,  die  nicht  darin  be- 
handelt sind.  Wir  nennen  die  folgenden:  Kegelschnittbüschel  und  Netze, 
d.  h.  die  wichtigen  Constructionen,  welche  sie  liefern;  —  ebene  und  räum- 
liche Polarsysteme,  namentlich  auch  als  reelle  Repräsentanten  imaginärer 
Gebilde  zweiter  Ordnung;  —  Flächen  zweiter  Ordnung  als  Erzeugnisse  reci- 
proker  Bündel;  —  reciproke  Systeme,  insbesondere  das  Nullsystem  und  der 
lineare  Complex  mit  den  Beziehungen  zur  Raumcurve  dritter  Ordnung,  — 
lauter  Dinge  von  fundamentaler  Wichtigkeit. 

Diese  Lücken  machen  sich  denn  auch  zuweilen  recht  fühlbar,  so  z.  B. 
sieht  sich  der  Verfasser  gelegentlich  der  Kugeltheorie  veranlasst,  den  imagi- 
nären Kugelkreis  einzuführen  (obgleich  die  imaginären  Kreispunkte  nirgendwo 
erwähnt  sind).  Zu  dem  Endzwecke  werden  sämmtliche  Poldreiecke  der  nn. 
endlich  fernen  Ebene  in  Bezug  auf  ihre  Schnittcurve  mit  der  Kugel  als 
,, Polajs/stem ^'  bezeichnet  und  es  wird  bewiesen,   dass  eine  zweite  Kugel 

*  Grelle  Bd.  XLV  8.222,  oder  Äte\u<iT-^eVvx^\.«^x,  %t^\Jbi.^ws!«u^^ 


Recensionen.  77 

nnendlich  fernen  Kreis  mit  demselben  Polarsjstem  besitzt.  Endlich 
lieisst  es:  „Aus  der  Theorie  der  Kegelschnitte  ist  aber  bekannt,  dass  zu 
einem  Polarsjbtem  nur  ein  einziger  Kegelschnitt  gehört  etc/*  Es  klingt 
dies  einfach  unglaublich,  wenn  man  weiss,  dass  die  Theorie  der  Polar- 
Systeme  sich  im  Buche  gar  nicht  findet.  Nur  schwer  können  wir  uns 
versagen,  den  ganzen  Inhalt  des  §  183  wiederzugeben;  derselbe  scbliesst 
mit  der  hier  gänzlich  unmotivirten  Eintheilung  der  georoetriächen  Sätze  in 
projectivische  und  metrische ,  je  nachdem  dieselben  Beziehungen  zum  KugeU 
kreise  haben  oder  nicht.  Der  Verfasser  kann  „diese  Eigenthümlichkeit  (des 
Kngelkreises)  an  dieser  Stelle  noch  nicht  beweisen  *^  Man  fragt  sich  mit 
Recht,  wo  und  bei  welcher  Gelegenheit  das  später  geschehen  wird,  da  der 
Verfasser  im  vorliegenden  Bande  nicht  wieder  auf  den  Gegenstand  zurück- 
kommt. 

Man  traut  seinen  Augen  nicht,  wenn  man  auf  S.  748  liest:  Eine 
Ranmcurve  dritten  Grades  kann  nie  als  Schnitt  zweier  Cylin- 
der  zweiten  Grades  erhalten  werden. 

Bei  der  Besthnmung  des  gemeinschaftlichen  Polartetraeders  zweier  JF^, 
3.  760,  ist  nirgends  bewiesen,  dass  die  auftretenden  Raumcurven  dritter 
Ordnung  sich  wirklich  in  vier  Punkten ,  den  Ecken  des  gesuchten  Tetraeders 
schneiden.  Die  „früheren  Erörterungen ^^  aus  denen  das  folgen  soll,  kön- 
nso  wir  wenigstens  nicht  finden. 

In  Bezug  auf  die  beigegebenen  sehr  schön  gezeichneten  Tafeln  ist  zu 
bemerken,  dass  trotz  deren  Menge  keine  Figur  vorkommt,  aus  welcher  man 
eine  Vorstellung  von  der  Gestalt  der  verschiedeneu  Flächen  zweiter  Ordnung 
gewinnen  könnte.     Ausstattung  vorzüglich."^ 

Hannover.  Dr.  Carl  Kodenberg. 


Kritiiche  Bemerkungen  zur  Einfühning  in  die  Anfangsgründe  der  „Geo- 
metrie desoriptive".  Von  Franz  Tilser,  Professor  an  der  k.  k. 
böhmischen  technischen  Hochschule  in  Prag.  Erstes  Heft.  Mit  einer 
lithographirten  Tafel.     XLIV  u.  96  S.     Wien  1883,  Alfred  Holder. 

In  dem  vorliegenden  Hefte  ist  so  ziemlich  von  ailen  Natur wissenschaf- 
^^  die  Rede,  nur  nicht  von  dem,  was  man  erwartet,  nämlich  einer  Ver- 
^®®ömng  der   Lehrmethode   der   darsteUenden   Geometrie.     Diese  Wissen- 

'^'^aft  ist  nach  des  Verfassers  Ansicht  nicht  identisch  mit  der  „Geometrie 
^^tiptive"  Monge 's.     Worin  der  unterschied  eigentlich  bestehe,  ist  nir- 

^^^^B  klar  gesagt;  wenigstens  war  es  uns  nicht  möglich,   aus  den  bunten 


p  *  Im  Referat   zu  Band  I    ist  ein  von  Schwarz   herrührender  Beweis  des 

^^Ike'BcbeD  Satzes  (vergl.  Grelle  LXIIl.  Bd.)  iXTtYi^mWOü  ^^WX^  väööÄi 
felrm,  was  wir  hierdurch  richtigstellen. 


78  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 


Reihen  von  Citiiten  nnd  Dedactionen  heterogenster  Natur  den  Kern  heraus- 
zuschälen. Hoffentlich  sagt  der  Verfasser  in  den  folgenden  Heften  irgendwo 
kurz  und  bündig,  wie  seiner  Ansicht  nach  die  qu.  Doctrin  gelehrt  werden 
muss  und  was  er  mit  dem  vorliegenden  Buche  bezwecken  will. 

Hannover.  Dr.  Carl  Rodenberg. 


Bibliographie 

vom  16.  December  1884  bis  15.  Februar  1885. 


Periodisohe  Schriften. 

•I 

•  Sitzungsberichte  der  königl.  preuss.  Akademie  der  Wiss^schaften.     Jahrg. 

1885,  Nr.  1—3.     Berlin,  Dtimmler.  compl.   12  Mk. 

Abhandlungen  der  königl.  Gesellsch.  d.  Wissensch.   zu  Göttingen.     31.  Bd. 

V.  J.  1884.     Göttingen,  Dieterich.  48  Mk. 

Annalen  der  Münchener  Stern  warte.   lO.Supplementbd.  München,  Franz.  3Mk. 
Journal  für  reine  und  angewandte  Mathematik   (begr.  v.  Grelle '^,   beraus- 

geg,  V.  L.  Kronecker  und  A.  Weierstrass.    98.  Bd.  1 .  Heft.     Berlin, 

G.  Reimer.  compl.   12  Mk. 

Mathematische  Annalen,   herausgeg.   v.  F.  Klein  und  A.  Mater.     25.  Bd. 

(4  Hefte).     1.  Heft.     Leipzig,  Teubner.  compl.  20  Mk. 

Zeitschrift   für   mathematischen  und  naturwisseuschaftl.  Unterricht,   heraus- 

geg,  V.  V.  HoFPMANN.     16.  Jahrg.  (1885).     1.  Heft.     Ebendas. 

compl.  12  Mk. 
Annalen   der  Physik   und  Chemie   (begr.  v.  Poggbndorff)  ,   herausgeg.  von 

G.  Wiedemann.     Jahrg.  1885  (12  Hefte).     1.  Heft.     Leipzig,   Barth. 

compl.  31  Mk. 
Beiblätter  zu  den  Annalen  der  Physik  und  Chemie,  herausgeg.  von  G.  und 

E.  Wiedemann.    9.  Bd.  (12  Hefte).    I.Heft.    Ebendas.     compL  16  Mk. 
Zeitschrift  zur  Förderung  des  physikal.  Unterrichts.     1.  Jahrg.  (12  Hefte). 

1.  und  2.  Heft.     Berlin,  Lisser  &  Benecke.  compl.  12  Mk. 

Die  Fortschritte  der  Physik,   dargestellt  von  der  physikal.  Gesellschaft  in 

Berlin.     34.  Jahrg.  (Jahr  1878),  3.  Abth.:  Physik  der  Erde;   redigirt 

von  Neesen.     Berlin,  G.  Reimer.  12  Mk« 

Zeitschrift  für  Vermessungswesen ,  herausgeg.  von  W.  Jordan.     14.  Jahrg. 

j.  Heft.     Stuttgart,  Wittwer.  compL  9  Mk. 

Zeitscbrifb  für  Jnstrumentenkunde ,  Ted\g\T\.  n.  k.liCiUK^  vviid  A.  Westphai^ 

Ä.  Jahrg.  (12  Hefte).    1.  Heft.     BerWn,  ^pxm%«t.  ^^\3k^-  \^ 


Bibliographie.  79 

Bibliotheca  historico- naturalis,  phjsico-chemica  et  matbematica ,  ed.  R.  v. 
Hanstein.  34.  Jahrg.  1.  Heft,  Januar — Juni  1884.  Göttingen,  Van- 
denhoeck  &  Ruprecht.  1   Mk.  40  Pf. 

( ^onnaissance  des  temps  ou  des  mouvements  Celestes  pour  Fan  1886.  Paris, 
Gauthier -Villars.  4  Frs. 

Keine  Mathematik. 

Weierstrass,  K.,  Formeln  und  Lehrsätze  zum  Gebrauch  der  elliptischen 
Functionen.  Nach  Yorlesirtigen  bearbeitet  von  H.  Schwarz.  Bogen 
l— 10.     Berlin,  Friedländer  &  S.  6  Mk. 

Hamilton,  W.,  Elemente  der  Quatemionen;  deutsch  von  P.  Glan.  2.  Bd. 
2.  Hälfte  (Schluss).     Leipzig,  Barth.  7  Mk.  30  Pf. 

Spitzer,  S.  ,  Untersuchungen  im  Gebiete  linearer  Differentialgleichungen. 
2.  Bd.     Wien,  Gerold.  3  Mk. 

WiNCKLER,  A.,  Ermittelung  der  Grenzen  für  die  Werthe  bestimmter  Inte- 
grale.    (Akad.)     Ebendas.  20  Pf. 

Simon,  M.,   Die  Elemente   der  Arithmetik   als  Vorbereitung  auf  die  Func- 1| 
tionentheorie.     Strassburg,  Schultz  &  Co.  1  Mk.  20  Pf.  Jl 

Kaiser,  H.,  Die  Determinanten  für  den  ersten  Unterricht  in  der  Algebra. 
Wiesbaden,  Bergmann.  1  Mk. 

,  Analytische  Auflösung  der  isoperimetrischen  Aufgaben  Steiner's  fttr  ein 

Polygon.     (Dissert.)     Jena,  Deistung.  60  Pf. 

QuENSEN,  C,  Analytische  Betrachtungen  über  die  Raumformen,  fttr  welche 
das  Congruenzaxiom  gilt.   Braunschweig ,  Göritz  &  Putlitz.    1  Mk.  20  Pf. 

WEiNciARTEN,  J. ,  Ucbcr  die  Theorie  der  auf  einander  abwickelbaren  Ober- 
flächen.    Berlin,  Mayer  &  Müller.  2  Mk.  80  Pf. 

GussEROw,  C. ,  Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der  Stereometrie  und  den 
Elementen  der  Projectionslehre.     Berlin,  Springer.  1  Mk.  20  Pf. 

Hpieker,  Th.  ,  Lehrbuch  der  ebenen  und  sphärischen  Trigonometrie.  Pots- 
dam, Stein.  •  1  Mk.  40  Pf. 

Angewandte  Mathematik. 

CzuBER,  E.,  Zur  Theorie  der  geometrischen  Wahrscheinlichkeiten.  (Akad.) 
Wien,  Gerold.  50  Pf. 

Kraft,  P.  ,  Sammlung  von  Problemen  der  analytischen  Mechanik.  6.  Lief. 
Stuttgart,  Metzler.  2  Mk. 

Kick,  F.,  Das  Gesetz  der  proportionalen  Widerstände  und  seine  Anwen- 
dungen.    Leipzig,  Felix.  6  Mk. 

Herrmann  ,  G. ,  Die  graphische  Behandlung  der  mechanischen  Wärmetheorie. 
Berlin,  Springer.  1  Mk.  20  Pf. 

Siemens,  W.  ,  Ueber  die  Erhaltung  der  Sonnenenergie.  Uebers.  y.  £.  Worms. 
Ebendas.  4  Mk. 

Israel- Holzwart,  K.  ,  Elemente  der  Hb^ 
Theorie  der  elliptischen  Bef* 
baden,  Bergmann. 


80  Historisch -literarische  AbtheiluDg.     Bibliographie.   . 

Oppolzkr  ,  Th.  V. ,  Ueber  die  Länge  des  Sirinsjahres  und  der  Sothisperiode. 

(Akad.)     Wien,  Gerold.  50  Pf. 

Zehukn  ,  F. ,  Methode  der  directen  Rechnung  einer  wahren  Monddistanz  ans 

beobachteten.     (Akad.)     Ebendas.  2()  Pf. 

Physik  und  Meteorologie. 

Dkchant,  E.,  Ueber  den  Gang  der  Lichtstrahlen  durch  Flüssigkeiten  in 
Glasröhren  und  die  Bestimmung  der  Qrechungsexponenten  condensirter 
Gase.     (Akad.)     Wien,  Gerold.  30  Pf. 

Häuler,  Th.,  Zur  Bestimmung  der  Intensität  des  Erdmagnetismus.  (Di^sert.) 
Jena,  Deistung.  60  Pf. 

Mascart,  E.,   Handbuch   der  statischen  Elektricität;   devtsch  von  G.  Wal 
LEKTIN.     l.Bd.  2.  Abth.     Wien,  Pichler.  9  Mk. 


•j-Oj-eL    Va 


UL 


Historisch -literarische  Abtheilung. 


Die  von  Diophant  überlieferten  Methoden  der  Berech- 
nung irrationaler  Quadratwurzeln. 

Von 
W.   SCHOENBORN 

in  Krotoschin. 

Hierzu  Taf.  V  Fig.  3. 


Die  Verfasöer  der  in  den  letzten  Jahren  über  quadratische  Irrationali- 
täten der  Alten  und  deren  Entwickelungsmethoden  erschienenen  Abhand- 
lungen sind  sämmtlich  der  Ansicht,  dass  in  den  uns  erhaltenen  Werken 
zwar  einzelne  Näherungswert  he  irrationaler  Quadratwurzeln  erwähnt  werden, 
dass  aber  in  keinem  derselben ,  wenn  von  dem  auf  den  sechzigtheiligen  Cal- 
cul  gegründeten  Verfahren  abgesehen  wird,  Methoden  zu  ihrer  Berechnung 
mitgetheilt  sind.  Auch  der  unterzeichnete  Verfasser  war  derselben  Ansicht, 
wie  sich  aus  seiner  in  Bd.  XXVIII  dieser  Zeitschrift  enthaltenen  Mittheilnng 
ttber  diesen  Cregenstand  ergiebt.  Erst  nach  dem  Erscheinen  derselben  begann 
er  einzelne  Schriften  der  griechischen  Mathematiker  genauer  zu  durchlesen 
und  stiess  daBei  auf  Stellen,  aus  denen  sich  bestimmte  Methoden  der  Be* 
rechnung  der  Quadratwurzeln  ergeben,  so  dass  die  vorher  erwähnte  Ansicht 
doch  nicht  als  recht  begründet  erscheint.  Die  Stellen  finden  sich  in  der 
Schrift  des  Diophantos  api^f(i}Tixo.  — 

Diophant  behandelt  in  derselben  V,  12  eine  Aufgabe,  bei  der  es 
daranf  ankommt,  13  in  zwei  Quadrate  zu  theilen,  deren  jedes  grösser  als 
6  ist  Er  nimmt  die  Hälfte  von  13,  also  6^,  und  sucht  einen  Bruch,  der 
zu  6^  addirt  die  Summe  zu  einem  Quadrate  macht,  multiplicirt  6^  mit  4 
und  sucht  einen  quadratischen  Bruch,  der  zu  26  addirt  ein  Quadrat  giebt; 

ist  36 +  —  ein  Quadrat,   so  ist  es  auch  26a;'+l,   die  Grösse  wird  gleich 

gesetzt  {ÖX+  i)*;  er  erhält  x  =  10.  Mithin  ist  26  +  TiTr  =  -7^  ^^  gesuchte 
Quadrat,  somit  ist  auch  6^  +  ^^^  ein  Quadratj_dessen  Seite  ^  ist«  Dass 
hierdurch  H«  H  ^^^  Näherungswerthe  von  j/26,  y^  gefunden  sind,  isl 
wobl  nicht  zu  bestreiten.  Allerdings  sagt  Diophant  nichts  dasay^4|C^4^ 
sei,  Bber  die  von  ihm  bebandelte  Aufgabe  verlangt  ^Aa  ^\x€Iel  'tAäfiX. 

JOrtrirt  Abiäig,  d,  Zelttohr.  f  Afatb.  a.  Pbyt.  XXX,  S.  ^ 


82  Historisch -literarische  Abtheilung. 

Es  dürfte  zu  beachten  &eiu,  dass  Diophant  bei  Ö^  den  Bruch  durch 
Multiplication  mit  4  beseitigt,  dass  er  ^26  berechnet  und  das  Resultat 
durch  2  dividirt,  um  f^ß^  zu  erhalten.  

Wendet  man  das  angegebene  Verfahren  an,   um  yA^jj^B  zu  bestim- 

2A 

men,  setzt  also  {Ä^ +  B)x^  +  l  =  {Äx+\y,  so  ergiebt  sich  ir=— >  mit- 

— — — —  B 

hin  erhält  man  Vä^  +  5  ro  -4  +  rr-j »  d.  h.  eine  Formel,  nach  der  sich  ein 

—  £A 

Theil  der  tiberlieferten  Wurzelwerthe  sehr  gut  herleiten  lässt.  —  Dass  die 
Methode  nur  anwendbar  ist,  wenn  x>l  wird,  ist  wohl  kaum  nCthig  zu 
erwähnen.  Die  nach  ihr  berechneten  Wurzelwerthe  sind  stets  grösser  als 
der  wahre  Werth ;  die  nun  folgende  Methode  giebt  zwei  oder  mehr  Werthe, 
zwischen  denen  der  wirkliche  Werth  liegt. 

Diophant  behandelt  V,  14  die  Aufgabe:  die  Eins  so  in  drei  Theile 
zu  theilen,  dass,  wenn  man  zu  jedem  3  addirt,  die  drei  Summen  Quadrate 
werden.  Er  bemerkt,  man  habe  somit  10  in  drei  Quadrate  zu  theilen, 
deren  jedes  >S  sei;  die  Aufgabe  sei  also  zu  lösen  nach  t^  x^g  nagiaottirog 
iyfoyij.  Was  unter  dieser  Führung,  Anweisung  zu  verstehen  sei,  zeigt  die 
weitere  Rechnung. 

Da  der  dritte  Theil  von  10  =3^  ist,  so  ist  x  so  zu  bestimmen,  dass 

3^  +  -^  >  oder  indem  man  3|  mit  9  roultiplicirt ,  dass  30  -f  --^  ein  Quadrat 

X  Xf 

sei.  Aus  30aj«  +  1  =  (5a;  + 1)«  wird  a;  =  2,  also  30  +  ^  =  (IJL)«  und  3|+ ^y 
=  (JJ.)>  gefunden.  Jetzt  zerlegt  Diophant  10  in  die  Summe  dreier  Qoa- 
drate;  da  er  weiss,  dass  (|^)*  +  (^)*=1  ist,  so  ergiebt  sich  10  =  3*+(^)* 
+  (f)'f  ^  bleibt  übrig,  die  Seite  jedes  dieser  Quadrate  nahe  gleich  su 
machen  {ni^i^ov  nagaonsvaaai)  mit  ^.  Um  einen  Theil  der  Brüche  fort- 
zuschaffen, werden  3,  f,  |,  ^  mit  30  multiplicirt,  man  erhält  90,  24, 
18,  55;  jede  Seite  ist  nun  nahe  gleich  zu  machen  mit  55;  die  Seiten  sind 
3-35x,  i  +  3lx,  |  +  37a?,  (35  =  90-55,  31=55-24,  37  =  55-18), 
addirt  man  die  Quadrate  der  Seiten,  so  ist  die  Summe  =  10  zu  setzen;  aus 
(3-35aj)«+(|  +  31x)*  +  (|  +  37a;)«=10  ergiebt  sich  x  =  -j^.  Dieser 
Werth  ist  in  jede  Seite  einzusetzen.  Hier  bricht  Diophant  ab.  Führt 
man  seine  Vorschrift  aus,  so  erhält  man  Uli,  IMl,  JAM  als  die  Zahlen, 
die  nahe  gleich  -LI  sind.  Da  die  Summe  der  Quadrate  derselben  =  10  ist 
die  Zahlen  selbst  einander  nahe  gleich  sind ,  so  ist  jede  ein  Näherungswerth 
von  /*d^,  ViV"  ^^  gross,  die  beiden  anderen  zu  klein;  das  haben  die  Alten 
wobl  auch  erkannt  und  das  Mittel,  einen  der  Wurzel  noch  näher  kommen- 
den Werth  zu  finden,  lag  zu  nahe,  als  dass  sie  es  nicht  sollten  benuizt 
haben.  Diophant  freilich,  der  alle  drei  Werthe  brau  ht,  hat  keine  Ver- 
anlassung zu  erwähnen,  dass  sich  ein  solcher  Werth  ergeben  wtlrde,  wenn 
man  die  Summe  der  drei  Zahlen  durch  3  dividirt.  (Es  ist  lAM  =  1,82569. . ., 
der  genauere  Werth  von  >/3^  ist  =  13251 . .  ..^ 


I  Diophftnt  Hberlieferten  Methoden  etc. 


[Dieselbe  Methode  hat  Diopbant,  ohne  sie  benennen,  auch  V,  12  an- 
endet. Nachdem  er  ^  ab  NSbeningawerth  von  y^Q^  gefhnden,  muas 
um  die  gestellte  Aufgabe  su  löaeti,  noch  13  in  zwei  Qnadrate  tbeilen. 
deren  Seiten  ao  nahe  eüs  möglich  (äg  (yy^ff)  mit  §^  übereinstimmen.  Da 
13  =3-  +  2ä  ist,  so  bildet  er  die  Seiten  lla;  +  2,  3  — 9j:;  (es  ist  3,  2,  ^J 
mit  20  miiltiplicirt,  aus  G(l,  40,  51  erhält  man  n  =  5]-40,  9  =  60-51); 
aus  (lU+iJ)*  +  (3-9j)*=13  findet  er  x^^j,  mithin  wird  lU  +  2 
=  4^J,  3  — ÖK^-ij-fiJi  es  Bind  alao  |^-J-  und  f^^  die  Zahlen,  welche  JJ 
gnnz  nahe  kommen;  auch  ist  die  Differenz  ihrer  Quadrate  <  1,  wie  es  Dio- 
phant  im  Anfange  seiner  Auseinandersetzung  verlangt  bat.  Dass  jede  von 
ihoen  ein  Näheningswerth  von  ^li^  ist,  dasB  ihr  aritb metisch ea  Mittel  einen 
noch  genaueren  Nfiherungswerth  giebt,  erwähnt  Diapbaut  allerdings  nicht; 
er  braucht  eben  beide  Werthe  und  hat  von  den  Quadraten  derselben  6  ab- 
Koticben.  am  die  der  Aufgabe  entsprechenden  Zahlen  zu  erbalten.  (Das 
arithmetische  Mittel  ^^  ist  =  2,ö49ö04 .. ..  (/ÖJ  =  2,549509  .. ..) 

Aus  dem  Vorhergehenden  ergiebt  sich  eine  zweite  Methode  für  Berech. 
nuug   von  )/a-     Zunächst   hat  man   nach  der  ersten  einen  NSherungswertb 

*u  »neben;  derselbe  sei  = —  Kann  man  2o  in  die  Summe  zweier  Qua- 
drate =  f  +  e*  Mrlegen,  so  ist  aus  der  Gleichung  [l  +  {rn—b,h).x]' 
-+■  [c  +  (m  —  c.n).xy~2a  der  Werth  von  x  zu  bestimmen;  setzt  man  den - 
stslben  ia  b+lm-b.n).x,  C+lm  —  c  n),x  ein,  nimmt  von  der  Summe  der 
l>eiden  so  exhaltenen  Zahlen  die  Hälfte,  so  erhält  man  einen  neuen,  genaueren 
Nabemngs werth  von /«.  —  Ist  3«  =  ft*  +  c'  +  rf*,  so  ist  [b  +  {m-l).n).xy 
"^  (i^-f  (m  — c.rt).j-J*+[d-J-[»i  — rf.«).j-p^3a  die  Gleichung,  aus  welcher  der 
^P«rUivon  X  bestimmt  wird;  der  dritte  Theü  der  Summe  der  drei  gefundenen 
Zahlen  ist  der  Nöherungs werth  der  Wnrzel.  —  Die  Methode  lässt  sich  auch 
antfendeD,  wenn  4n,  wie  das  in  V.  17  der  Fall  ist,  gleich  der  Summe  von  vier 
Quadraten  ist.  Angenommen  ist  hierbei,  dass  n,  b,  c,  d  ganze  Zahlen  sind; 
^""«i  lu  tbun  ist,  wenn  Brüche  vorkommen,  zeigt  das  Beispiel  in  V,   14. 

Das  angegebene  Verfahren  verlangt  eine  Vorschrift,  aus  der  zn  ersehen, 

*«iiB  man  2«  in  eine  Summe  zweier,  wenn  3a  in  eine  Summe  dreier  Qua- 

**<*te  zerlegen  k'Jnne,  wenn  nicht.     Auch  diese  Vorschrift  Ittsst  sich  wenig- 

•*«U8  lum  Theü  aus  Diophant  herstellen.     Herr  Cantor  bemerkt  in  der 

Ö«Bohichte  der  Mathematik,  Bd.  I  S.  441,  dass  aus  der  zu  V,  12  gestellt«n 

"«dingTing  der  Hatu  folge:  Keine  Zahl  von  der  Form  4.n4-3  'aast  sich  als 

^«niuje  iweier  Quadrate  darstellen,  —  In  V,   14  soll  3in+  1    in  die  Summe 

''»ier  Quadrate  zerlegt  werden.     Diophant  bemerkt,  es  dtlrfe  m  weder  2 

*»»  (d,  h.  also:  7  Ittsst  sieb  nicht  in  drei  Quadrate  »erlegen),  tit'ixi  uro  tmv 

äiog    ÖkzÖxis    ftoQav^onhaiv,      Hat   Bachet  mit  der   Behauptung 

übt,  Diophant  meine  damit,  es  dUrfe  m  nicht  =2  +  8«  sein,  so  efgie* 

'^,  daaa  sich  in  der  Vorschrift  wohl  der  Satz  fand-.  \st  «Vt^&'L'j^V 

f-f-3,    so   kann  sie   nicht   als  Summe    iwe\M  OwAÄnJ*  ' 


86  Historisch  -  literarische  Ahtheilung. 

/63ÖÖ=10y63.  —  Es  ist  j/63ro8-3V=  ^-  ^^  189=11» 
+  8«  +  2«  ist,  so  erhält  man  die  Gleichung  ( 11  -  49 a;)«  +  (8  -  x)*  +  (2  +  95x)« 
=  189.  also  ic  =  THiT»  ll-49^  =  ff|H>  8-ic  =  |Ji||,  2  +  95«  = 
=  WH»  folglich  ^cv.f^ef,  ^6300 cv)  V^fi^  =  79^W!fr  ^  79^^^ 
=  79^f  =  79^  +  T^.  —  Mithin  wird  ^1575  =  ^K63(X)oü39|  +  34-  — 
^2460  +  H  =  i  >/39375  =  i^T575  cv3  49i  +  VA-  -  »^615  +  H  =  i 
X>/24rt0  +  ||cv24i  +  ^.  _ 

y2l6  =  3.j/2i.  Aus  24a;«  +  l  =  (5x-l)2  folgt  aj=10,  j/24oofS. 
Es  ist  72  =  8«+2«+2«,  man  erhält  also  die  Gleichung  (8-31ic)*+ 2.(2+ 29a;)« 

=  72,   mithin  wird  a;  =  ^Vff»   ^-''^^^^  VÄ¥'   2+^^^  =  ^^'   *^®° 

^^356  =  2y89.     Aus  89a;«+ 1  =  (9a;+ 1)*  folgt  x  =  ^,   /89c\>V 
Es    ist    178  =13« +  3«,    mithin    erhält    man    die    Gleichung    (13-32.a;)* 
+  (3  +  58.a?)«=178;  aus  ihr  folgt  x=^%\,  13- 32.a?  =  iJ^.  3  +  58. a; 

yi20^6.y20.  Aus  20.a:«+l=(4a;+l)»  folgt  x  =  2,  j/20~f. 
Da  40  =  6« +  2«  ist,  so  erhält  man  die  Gleichung  (6-3a;J«  +  (2  +  54^ 
=  40;  hieraus  ergiebt  sich  x  =  r^,  6  — 3a?  =  4|-^,  2  +  5a;  =  4-j^,  j/20 
r^ 4^^_mithin  j/lp r^ 26|^ ~ 26|f  =  26|. 

^^208  =  4yi3.  Aus  13rr*+l=(4a;-l)«  folgt  «  =  |,  /13^3|. 
Es  ist  26  =  5«  + 1,  somit  ergiebt  sich  die  Gleichung  (5  - 1 1 .  o?)«  +  ( 1  +  21 .  j;)« 
=  26.     Aus  ihr  erhält  man  a?  =  ^,   5-ll.a;  =  .^m,  l  +  21.aj=l»M^ 

folglich  >/T3^MM,  J/^s<^J^^l^^^\^^=l^^. 

Die  Wurzelwerthe  des  Heron  wären  somit  gefunden ;  dass  sie  Heron 
gerade  in  der  vom  Verfasser  angegebenen  Weise  berechnet  habe ,  wird  nicht 
behauptet,  unter  Beibehaltung  der  Methode  lassen  sie  sich  auch  auf  andere 
Art  finden.  Um  z.  B.  ^216  zu  erhalten,  konnte  man  ausgehen  von 
2fl6a?«  +  l  =  (14a;+l)«  und  erhielt  a;  =  ^,  /2l6  =  l|^;  da  648  =  16« 
+  14«+ 14«  ist,  so  ergab  sich  die  Gleichung  (16-9.i)«  +  2.(14  +  5.a?)« 
=  648,  folglich  x  =  j^,   16-9.a;  =  Y/l,    14  +  5.a;  =  J^m  und  /2l6 

cv)i^=14^r\,143%  =  14||.  -  Wird  bei  /135  =  3./15  von  j/TB 
c\j  ^  und  60  =  7«  +  3«  +  1  + 1  ausgegangen ,  so  entsteht  die  Gleichung 
(7-25.a?)«  +  (3  +  7.a:)«  +  2(l  +  23.ir)«  =  60,  mithin  wird  x  =  -^,  7-25. a? 
^ip±,  3+7.ir  =  im,   l  +  23.a;  =  lAL^,  i/\5r^mi,  7/T35^iöJLi 

48  3    :  '  4  33    '  433         ^  £3 3    '     '  4  SS 

=  ll|-i|pollJ^==llif.  —  Wird  bei  /208  =  4./l3  ausgegangen  von 
13a;«+l=(3a;  +  l)«,  so  erhält  man  x==i,  also  ^13  oo^;  da  52=7« 
+ 1  + 1  + 1  ist ,  so  ergiebt  sich  die  Gleichung  (7  - 10 .  x)^  +  3(1  +  8.  x)^  =  52 ; 
mithin  wird  a;  =  |f,  7-10. a:=  m,  1  +  8. o;  =  m,  ^13ojm,  j/§08 
PO  JJAl  =  I4i^cx,  14^=  14,2;^. 

IJ^  sieb  die  uns  überlieferten  Quadratwurzeln  der  Alten  durch  dia 
ans  Diopbant  entnommenen  MeÜioden  b^i^\msa  \ds»«ii«  Sä\>  ««iifiX»^«Si^ 


in;  die  Methoden   aeigen  aber  auch  den  Weg,   auf  welchem  die  von 
irm  Gttnther  in  der  Abbundlimg :  Die  quadratischen  Irrationalitäten  der 
A.1ien,  S.  51    erwähnte  Cubikwurzel  ^ff'vii  gefunden   sein  Jtlrfte,     Ks 

*^*  J^xi—"^^-  Mauhte  Pbeidon  —  er  aoll  ja  die  Wurzel  berechnet 
haben  —  den  Versuch.  jl'SOU  durch  ein  Verfahren  lu  finden,  das  der  ersten 
Methode  der  Berechnung  der  Quadratwurzeln  entaprieht,  so  hatte  er  300.x' 
+  1=161  +  1)^  zu  setzen,    und  erhielt  zur  Bestimmung  von  x  die  Gleioh- 

p  +  i/Tää 

oag  i4,r*— 18x  =  3;  somit  wird  x  = ^ t  es  liegt  also  zwischen  JJ 

ond  ^;  wurde  der  letztere  Grenzwerth  als  der  einfachere  in  der  weiteren 
Rechnung    benutzt,   eo  ergab  sich  3()0  fv  (6  +  -5)*,   mithin  i/'äOOr^^  nnd 

Treten  wir  der  Frage  näher:  wie  sind  die  Alten  zu  diesen  Metboden 
Bekommen?  so  ist  die  Sache  in  Betreff  der  ersten  Methode  einfach.  —  Aus 
**er  Gleichung  ajr*  +  l  =  ((i(.a;  +  1)*,  in  der  a  gegeben,  a  eigentlich  beliebig 

^^>  ergiebt  «ich  die  Gleichung  o  +  -:^=={a+—);   ist  nun  ans  der  ersten 

Gleichung  ein  Werth  von  x  gefunden,  welcher  >1  ist,  so  ist  a  +  —  ein 
**'*»  80  genauerer  NSberangswertb  von  j/a,  je  grösser  x  war.  —  Die  zweite 
Methode  weist  auf  Entstehung  aus  geometrischen  Betrachtungen  hin  und 
*^Btfitigt  Herrn  Cantor's  Ansicht  (Geschichte  der  Mathematik  Bd.  I  S.  412), 
Q&sa  die  Alten  bei  dergleichen  Untersuchungen  rechtwinklige  Dreiecke  zu 
**ilfe  genommen  haben.  Sollte  ^6^  gefunden  werden,  so  ging  man  von 
®i-nem  bei  Ä  rechtwinkligen  Dreiecke  ABC  aus,  in  welchem  AB^^3, 
-^  C=2  war;  die  Hypotenuse  SC  ist  aUo  =^13,  Conatruirto  mau  über 
ö  C  das  Quadrat  BCDI\  zog  in  demselben  die  sich  in  ff  schneidenden 
Öiagonalen  BD,  CF,  so  ist  £ff=Ce  =  /6J.  Auf  BD  schneide  man 
■BV=BÄ,_Kii  CF  aber  CO=CA  ab  (Fig.  3).  War  nach  der  ersten 
Methode  ^'6^  <^  ^  gefunden,  so  lasst  sich  allerdings  der  tJO.  Theil  von  AB 
Uicht  genau  51  mal  auf  BG  abtragen,  denn  AB  und  BG  sind  incommen- 
suribel,  aber  es  wird  ein  Mass  :r  geben,  das  annähernd  60inal  \a  AB 
«wd  51  mal  in  BG  enthalten  ist,  so  daas  annHhemd  Gy=Q.x,  G0=  11. j: 
wird;  dann  inl.  ßt;  =  3-9.x,  CG  =  a  +  ll.a:.  Die  Summe  der  Quadrate 
•dieser  Grössen  muss  =  13  sein,  mithin  ist  durch  die  Gleichung  (3— 9.x)* 
^"(2  +  11  .x)'=  13  die  Möglichkeit  gegeben,  das  Mass  x,  also  auch  BG 
^bti  t'Gf  lu  bestimmen,  und  da  BG  =  CG  sein  soll,  so  erhält  man,  wenn 
'^fui  die  Summe  beider  Grössen  durch  2  dividlrt,  einen  gemeinsamen  Werth 
*^  BG  und  CG,  also  auch  für  /Ö^.  -  War  die  Methode  für  Zahlen  a,  bei 

h**eii«a  2«  gleich  der  Summe  zweier  Quadrate  ist,  erprobt,  so  war  der  Port- 
•chritt  EU  Fällen,  in  denen  3a  (4a)  gleich  der  äumme  von  X  iv,¥i 'i4wiÄi«.'wso. 
?"»  aicit  mehr  acbwer. 


88  Historisch -literarische  Abtheilung. 


Sehen  wir  zu ,  worauf  es  bei  der  zweiten  Methode  eigentlich  ankoi 

so   handelt  es  sich  doch  darum,   eine  Zahl,  die  gleich  der  Summe  zw 

(dreier)   Quadrate  ist,   nochmals  in  eine  solche  Summe  zu  zerlegen,         ^^^ 

sollen    die    Seiten    der    neuen    Quadrate    einander    nahe    gleich   sein.  ^ 

Diophant    behandelt  U,  10  die  Aufgabe,    13  =  3^  +  2*   in  zwei  &i^<^c2« 

Quadrate  zu  zerlegen.     Er  schlägt  folgenden  Weg  ein.     Es  sei   2p  ^ ^ 

+  V    {a>h)    die   zu    zerlegende    Zahl;     man    bestimme   durch    m.^  a, 

h  +  x    zwei    Zahlen,    die    der    Gleichung    (mo:  — a)*  + (&+«)*  =  2/>        ge- 

.,        ,^.,  2{a.m  —  h)         ,    .    ,  a(m*  — 1)  — 2  ^& .« 

nügen:   aus  ihr  erhalt  man  ag=        <,  .  ^ — »   und  smd  5——; 

«1*  + 1  mr  +  l 

und  J ,  ^    — —    die  gesuchten  Zahlen.     Im  Allgemeinen  ist  tf»     be- 

mr  +  l 

liebig;  hat  man  es  aber  so  gewählt,  dass  die  Seiten  der  neuen  Quadx^te 
einander  nahe  gleich  werden,  so  sind  dieselben  Näherongswerthe  von  'ß^P'^ 
aus  ihnen  lässt  sich  dann,  wie  bei  der  zweiten  Methode,  ein  genaiB.«rer 
Wurzelwerth  finden.  —  Dasselbe  Verfahren  lässt  sich  einschlagen,  i^^enn 
S.p  gleich  der  Summe  dreier  Quadrate  ist.  —  Damit  wäre  eine  dritte  Me- 
thode nachgewiesen,  die  vielleicht  von  den  Alten  zur  Berechnung  der  ^3as- 
dratwurzeln  benutzt  worden  ist.  Sie  hat  vor  der  zweiten  den  Vorzug ,  ^ass 
man  bei  ihr  nicht  nöthig  hat,  auch  nach  der  ersten  Methode  einen  I^älie- 
rungswerth  der  Wurzel  zu  suchen.  —  Wendet  man  diese  Methode  am.    znr 

Berechnung  von  "/AI ,  so  ist  a  =  9 ,  5  =  1  zu  setzen.  Für  m  c=  3  er^^ebt 
sich  "^4^  ^  ^ ,  die  Wurzel  liegt  zwischen  ^  und  ^ ;  würde  jetzt  a  =  ~, 
5=3Li,  m  =  64  gesetzt,  so  ergäbe  sich  f/4\  f\f  LVA^^i  da  die  Wuarzel 
zwischen  VoVs*-^  ^^^  V  V/'  ^  ^^®8^5  ^®^  gefundene  Werth  wäre  sehr  genau, 
es  ist  IAUJaL  6,403 1242372...,    der  genauere  Werth  der  Wurzel  ist 

=  6,4031242374...  —  Um  /29  zu  erhalten,  ist  a=  7,  6  =  3  zu  setzen, 
für  m  =  5  erhält  man  ^29fv^|,  die  Wurzel  liegt  zwischen  \j  und  ff. 
—  Bei  y^  ist  a  =  5,  5  =  2  zu  nehmen,  für  iw  =  5  erhält  man  "/^ <^-'  Hl 

die  Wurzel  liegt  zwischen  f|  und  ^^.  —  Hat  Heron,  um  j/356  =  2.^^^ 

zu  finden,   die  dritte  Methode  benutzt  und  bildete  er  die  GleichuLg  267  = 

44— lOni 
2.(11  — a?)*  +  (5  +  wx)*    so  wurde  x= «-t-k-  '  f^r  »»  =  3  also  a:==iT' 

ll-a;  =  iAl,  5  +  ma;  =  fj,  demnach /89 no  ?JJ  =  9^  und  ]/356 ^  ^8^5 
rsj  18|.  —  Wird  dieselbe  Methode  bei  /135  =  3 .  / 15  in  Anwendung  ge- 
bracht, so  erhält  man  (5-m.a;)«  +  (4  — a;)*  +  (2  +  n.a?)*  =  45,  mithin  ^^ 

^=  — i"; — i-rv— ;  für  w  =  5,  n  =  9  also  «  =  AV,  5  — w.x  =  +J4^,    ^"^ 
mr  +  fir+i  *  *"  * " 


=  |Jf,  2  +  n:c=|H,   mithin  ^lör^^   und  ^135  ^  iAiJ  =  H 
'vllTVV  =  lHf 

Diophant  zeigt  II,  8.9,  w'\^  mwi  ^wi Q.wöäwX.  yü  «aa  Summe  %^^^^ 
Quadrate  zerlegen  könne ,   er  ateWl  d\^  G\^\OD.\»i^  o?  =  #  -V  Vji^  **  -  ^ 


Die  von  Diophant  überlieferten  Methoden  etc.  89 


und   erhält  x=  - V-t-?  >    fnx  —  a  =  — »  ,  .,     ;    die    Zerlegung    beruht   also 

nr+\  tnr  +  l 

darauf,   dass  (     ^'.  ,  )  +  (     ^  .  ^  )  =1    ist.      Bei   Diophant   ist  a  =  4, 

\w^+l/        \inr+i/ 

m  =  2   und  er  erhält  ^   und  JLIL  als  Seiten  der  Quadrate,   deren  Summe 

5  5  _  __ 

=  16  sei;  aber  es  ergiebt  sich  daraus  auch  ^8^  f^,  y2 (\>  ^.  —  Wird 
a  =  2^    m  =  ^    genommen,    so    erhält    man    (4^)*+ (4?)^~  ^»    ^^    *^®^ 

Herr  Günther  bemerkt  in  der  obenerwähnten  Abhandlung  S.  66, 
88  —  90,  dass  de  Lagny,  Tannery,  Zeuthen  die  Ansicht  vertheidigen, 
es  hätten  die  Alten,  um  j/d  zu  finden,  Lösungen  der  Gleichungen  ^^  =  3.a;' 
—  2,  y^  =  3,x^+l  zu  Hilfe  genommen.  Dieser  Ansicht  gegenüber  macht 
der  Verfasser  c'arauf  aufmerksam,  dass  die  drei  Methoden,  die  zur  Berech- 
nung von  j/p  führen ,  auch  in  vielen  Fällen  bi-auchbare  Werthe  liefern  für 
die  Lösung  der  Gleichungen  y*  =  p.a:*+l  und  y*=/?.ic*  — 2. 

Gleich  die  erste  Methode  giebt  oft  ein  Paar  zusammengehöriger  Wur- 
zeln der  Gleichung  y^  =  p.x^  +  l.  —  Wird  p ,x*  +  l  =  (a .x  +1)*  gesetzt 
und  X  wird  eine  ganze  Zahl,  p  —  a^  geht  also  ohne  Rest  auf  in  2 er,  so  ist 
eine  Lösung  gefunden.  Aus  dem  Vorhergehenden  ergeben  sich  die  Beispiele: 
51^  =  26. W  +  1,  1P  =  30.2«  +  1,  7«  =  3.4«  +  l,  26«  =  3.15«  +  1,  97« 
=  3.56«+l,  1351*  =  3.780«+ 1,  3ö«  =  34.36«  +  l,  20242=14175.17« 
+  1,   19«=10.6«  +  1,  31«=15.8«+1,  49*=24.10«  +  1. 

Ist  2p   gleich  der  Summe  zweier  Quadrate,   so  erhält  man  durch  die 

ß            ß  +  f^ 
zweite   wie   dritte   Methode  zwei   Werthe ,    etwa   —  und »    zwischen 

a  a 

denen  j/p  liegt;   zugleich   genügen  dieselben  der  Gleichung   — k - 

ff 

=  2p.     Ist  m  eine  gerade  Zahl,   setzt  man  also  29n  an  die  Stelle  von  nr, 

so    geht    die   Gleichung   über    in —^ =  p,    d.   h.   man    erhält 

(/3+w)«  =  p.a«  — w*,  für  w=l  also  ((3+ l)«=p.o«— 1.    Ist  w  ungerade, 

so   können   ^r  '   — ö ^^^    ^i©   Grenzen   betrachtet    werden,    zwischen 

denen  j/p  liegt;  man  erhält  also  (2 /3  +  w)*  =  p . (2 «)«  —  w«,  undfürw=l 
somit  (2/3  +  l)«  =  p.(2«)«-l.  Als  Beispiele  ergeben  sich:  515«  =  M.202« 
-1,  117«=10.37«-1,  76^  =  20. 17«-4  oder  38«  =  5.17«-1,  32«  = 
41.5«-1,  131168«  =  41.20485«-!,  70«  =  29.13«- 1,  99«=  29.26«-l, 
41«  =  2.2J«-1.  ^ 

Ist  j/p  dadurch  gefunden ,  dass  man  3p  in  die  Summe  dreier  Quadrate 

zerlegte,  deren  Seiten  >  — »  sein  mögen,  so  musss  die  Gleich- 

a  a         a 

3|5«  +  2/3fw-n)+m«  +  n«      ^         ^,,^      .         ,^  _,.  ^ 


90  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 


m«  +  n«  =  3.Ä,   so  erhält  man  (/3+Ä)«  =  p.a«  +  (Ä«-ifc).   —   Sind   m-ii, 

m*  +  n*  keine  Vielfachen  von  3,   so  sind    -^ -y   —■>  ' — 5 als  die 

Ott  oa         öa 

Seiten  der  drei  Quadrate  zu  betrachten,  und  ergiebt  sich  die  Gleichung 
[3/3  + (w— n)]*  =  p.(3«)*  — 2(m*  +  wn  +  w*).  —  Sind  zwei  der  Seiten  ein- 
ander gleich ,  es  seien  dieselben  — 1   —  —  >  so  erhält  man  {ß  i.  m)* 


a  a       a 


=  p.a*  — 2f»*;  sind  — - — ♦   —  >   —   die  Seiten,  so  ergiebt  dch  (3/J  +  m)* 

a  a       a 

=  p.(3a)«-2.m«.  —  Demnach  ist  265«  =  3. 153« -2,  22*  =  6.9«-2, 
1189«=15.307«-2.7,  6474«  =  6.2643«-2.3«  oder  2158«  =  6.88P-2 
311«  =  89.33*-2.10«. 

Ob  den  Alten  bekannt  gewesen ,  dass  sich  aus  den  Werthen  y=ßf 
x  =  a  der  Gleichung  y^  =p3C^  +  b  die  Werthe  y  =  2/3*+&,  x  =  2a.ß  in 
der  Gleichung  ^«  =  />.£«  + 5«,  desgleichen  aus  y^ßy  x  =  a  der  Gleichung 
y*  =  p,x^  ±^2h  die  Werthe  y  =  /3«+5,  x=^a.ß  der  Gleichung  y«,=  jö.:c* 
+  &«  ergeben  y  mag  dahingestellt  bleiben. 

Erotoachin,  im  März  1885. 


Recensionen. 


Erwiderung.      . 

Im  6.  Hefte  des  29.  Bandes  hat  Herr  P.  Zech  ein  Referat  über  meine 
Schrift  ^,Der  Kreislauf  im  Kosmos''  gegeben.  Gegen  das  Ende  fühlt  er 
sich  veranlasst  zu  bemerken,  die  Abhandlung  sei  ,,eine  Streitschrift  der 
katholischen  Theologie  gegen  die  Naturwissenschaft".  Diesen  Satz  muss  ich 
als  eine  offenbare  Unwahrheit  bezeichnen ,  und  man  wird  mir  wohl  erlaaben, 
dies  kurz  zu  begründen. 

Die  betreffende  Abhandlung  ist  weiter  nichts,  als  eine  Abwehr  gegen 
die  moderne  Naturphilosophie;  es  wird  S.  15  ausdrücklich  hervorgehoben: 
,,Man  erinnere  sich  wohl,  dass  wir  es  nicht  mit  der  eigentlichen  Natur- 
wissenschaft, sondern  mit  dem  naturwissenschaftlich  ausstaffirten  Materialis- 
mus zu  thun  haben."  Dem  Herrn  Referenten  würde  es  auch  wohl  schwer 
fallen,  eine  Stelle  zu  bezeichnen,  wo  ich  mich  mit  der  Naturwissenschaft 
im  Widerspruch  befönde. 

Dann  soll  der  Kampf  von  Seiten  der  katholischen  Theologie  geführt 
werden.  Sonderbar,  da  die  Schrift  voll  und  ganz  auf  physikalischem  Boden 
steht  und  von  Theologie,  geschweige  denn  katholischer,  gar  keine  Rede  ist. 
Allerdings  wird  auf  S.  11  der  philosophische  Standpunkt  des  christlichen 
oder  theistischen  Teleologen  kurz  skizzirt;  aber  Tele ologie  ist  doch  nicht 
Theologie! 

Blyenbeck  (Holland),  den  10.  Februar  1885.        J.  Epping,  S.J. 


VorlesQiigen  über  das  DLosaeder  und  die  Auflösung  der  Oleichnngen  vom 
fünften  Grade.    Von  Felix  Klein.    Leipzig  1884.    260  S.  8^ 

Dieses  Werk,  dem  eventuell,  wie  Verfasser  in  Aussicht  stellt,  weitere 
Werke  über  die  elliptischen  Modulfunctionen  und  die  allgemeine  Theorie  der 
eindeutigen  Functionen  mit  linearen  Transformationen  in  sich  folgen  sollen, 
kann  nur  mit  Freude  begrüsst  werden.  Führt  es  doch  den  Leser  in  einen 
Kreis  hochinteressanter  Disciplinen  ein,  die  sich  besondeni  im.LanCs  des 
letzten  Jahrzehnts  m&chtig  entwickelt  haben,  ohna  ^ 
mathematischen  Publikoms  vorläufig  BMÜir  tli 
geworden  xa  sein.    £ine  FflUs  toh  Hi^ 


92  Historiscb  -  literarische  AAheilung. 

artikelu  zerstreut  war,  ist  einheitlich  zusammeogefasst  und  gleichmSsäg 
durchgearbeitet;  die  zahlreichen  Citate,  auf  welche  Verf.  grosse  Sorgfalt 
▼erwendet  hat,  geben  dabei  genauen  Aufschluss  über  den  Ursprung  und  die 
Entwickelung  jeder  einzelnen  Untersuchung,  wodurch  zugleich  die  in  dem 
Buche  enthaltenen  Fortschritte  als  solche  zu  Tage  treten.  Die  Art  der 
Darstellung,  welcher  das  Princip  zu  Grunde  liegt,  zunächst  am  gegebenen 
speciellen  Problem  zu  operiren  und  von  da  nach  und  nach  zu  allgemeine- 
ren Gesichtspunkten  aufzusteigen,  macht  die  Lecture  verhältnissmSssig  so 
leicht  und  mühelos,  dass  es  sehr  zu  bedauern  wäre,  wenn  dieser  oder  jener 
Leser  sich  durch  einige  Schwierigkeiten ,  die  gerade  auf  den  ersten  Blättern 
gefunden  werden  können,  nach  Herstellung  geeigneter  Modelle  aber  von 
selbst  verschwinden,  von  der  Lecture  des  Buches  abschrecken  liesse.  Frei- 
lich darf  der  Anfänger  andererseits  die  Bemerkung  der  Vorrede,  dass  spe- 
cielle  Kenntnisse  nicht  vorausgesetzt  werden,  nicht  allzu  sanguinisch  aaf- 
nehmen;  denn  wenn  auch  der  Verf.  jedesmal  die  Elemente  der  verschiede- 
nen von  ihm  in  die  Darstellung  eingeflochtenen  Disciplinen  kurz  auseinander- 
setzt resp.  auf  geeignete  Lehrbücher  verweist,  so  ist  doch  die  Operation 
mit  den  Begriffen  eines  Gedankenkreises,  in  welchem  man  sich  eben  erst 
orientirt  hat  und  daher  noch  nicht  zwanglos  bewegen  kann,  unter  allen 
Umständen  schwierig,  zumal  wenn  —  wie  es  hier  der  Fall  ist  —  kurz 
nacheinander  ganz  verschiedenartige  Gedankenkreise  auftauchen  und  in  Be- 
ziehung zu  einander  gesetzt  werden.  Immerhin  sind  wir  der  Meinung,  dass 
besonders  das  Studium  des  ersten  Abschnittes,  in  welchem  die  Theorie 
des  Ikosaeders  im  engeren  Sinne  entwickelt  wird,  auch  Demjenigen,  welcher 
sich  in  die  Gebiete  der  Functionentheorie ,  Algebra  und  Invariantentheorie 
erst  einarbeiten  muss,  zur  Freude  gereichen  wird,  da  er  als  Belohnung 
seiner  Mühe  eine  Erweiterung  des  Gesichtskreises  gewinnt,  wie  sie  ihm 
nicht  viele  mathematische  Werke  der  Neuzeit  bereiten  dürften.  Der  zweite 
Abschnitt,  welcher  der  Theorie  der  Gleichungen  fünften  Grades  gewidmet 
ist,  bewegt  sich  zwar  auf  einem  weniger  abwechselungsreichen  Gebiete,  ist 
aber  darum  in  seiner  Art  nicht  minder  interessant  und  wichtig;  ist  doch 
die  Auflösung  der  Gleichung  fünften  Grades  ein  historisches  Problem,  wel* 
ches  die  Mathematiker  seit  Jahrhunderten  wieder  und  wieder  beschäftigt  hat 
und  mit  AbeTs  Beweis  der  Unmöglichkeit  einer  Lösung  durch  Worzel- 
grössen  nicht  etwa  erledigt,  sondern  vielmehr  erst  für  die  richtige  Frage- 
stellung vorbereitet  wurde. 

Wir  geben  eine  Uebersicht  Über  den  Gesammtinhalt  des  Buches. 

Der  erste  Abschnitt  zerfällt  in  fünf  Capitel.     Gegenstand  des  Cap.  I 

ist  das  Studium  der  regulären  Körper,  des  Tetraeders,  Würfels,  Oktaeders, 

Dodekaeders  und  Ikosaeders,   oder  genauer  der  Projectionen  jener  Körper 

(d.  h.  ihrer  Ecken  und  Kanten)  auf  die  Oberfläche  einer  durch  die  EdEen 

gelegten  Kugel  aus  dem  Mittelpunkte  derselben^  also  der  regulären  Kugel» 

J^  die  genaimten  KOrper  ac'büfiBal  ÄOi  n^o^itL  ^^  I^<^^^  ^m^^rtiik 


BUS  dem  regulSrea  n-Eck  hervorgeht  ttnd  deim  auf  den  KügelfiSche  eia  &u« 
2  n  Dreiecken  bestehendes  Netz  entspricht.  FUr  dae  volle  Verst£ndaia§  des 
Polgenden  sind  Modelle  der  definirten  Netze  unentbehrlich ;  doch  reichen 
zwei  Kugeln  ans,  anf  deren  eine  man  Tetraeder,  Oktaeder  nnd  Würfel,  auf 
die  andere  Ikosa«der  und  Dodekaeder  projicirt.  Verf.  studirt  nun  diejenigen 
Drehungen  der  Kngelfläche,  durch  welche  eines  jener  Netze  zur  Deckung 
mit  sich  selbst  gelangt.  Die  Gesammtheit  dieser  Drehungen  bildet  eine 
„Gmppe"  im  Sinne  Galois',  nSralich  eine  gescbloEsene  Mannigfaltigkeit 
TOD  Operationen.  Es  folgen  gruppen theoretische  Vorbegrtfie  in  abstrakter 
Definition,  die  Begriffe  der  innerhalb  einer  Gruppe  gleichberechtigten  Ope- 
rationen, der  Untergruppe,  der  gleichberechtigten  nnd  der  ausgezeichneten 
Untergruppen,  der  Einfachheit  einer  Gnippe,  sowie  des  (holoedrischen  oder 
meriedrischen)  Isomorphismus  zweier  Gruppen.  Diese  abstrakten  Definitionen 
werden  dann  durch  die  Anwendung  auf  die  regalttren  Körper  veransRhau- 
Hcht.  Es  zeigt  sich,  dass  die  Gruppen  des  Oktaeders  und  WUrfeis,  sowie 
dea  Dodekaeders  und  Ikosaeders  identisch  sind.  Die  definirten  Begriffe  ge- 
winnen fast  sSmmtlicb  sehr  einfache  geometrische  Bedeutungen,  So  heetebt 
eine  Untergruppe  immer  in  der  Gesammtbeit  derjenigen  Drehungen ,  welche 
irgend  ein  in  dem  betrachteten  Körper  enthaltenes  geometrisches  Gebilde, 
et'wa  eine  Diagonale,  in  sich  Überfuhren.  Dem  Oktaeder  lassen  sich  zwei 
Tetraeder  zuordnen,  deren  Ecken  mit  den  Frojectionen  der  Seitenmittet- 
punkl«  des  Oktaeders  auf  die  KugelflSche  zusammenfallen;  bei  allen  24  Okta- 
oderdrehungen  wird  jedes  jener  beiden  Tetraeder  entweder  in  sich  oder  in 
da«  andere  Übergeführt;  die  Gesammtbeit  derjenigen  (zwSlf)  Drehungen, 
welche  jedes  der  Tetraeder  in  sich  selbst  überführen,  bildet  dann  eine  „aus 
Scimchnete  "  Untergruppe.  Allgemein :  Nennen  wir  zu  einem  geometrischen 
OebiJde  A  alle  diejenigen  „gleichberechtigt",  in  welche^  durch  die  Dreh- 
•»"gen  des  betrachteten  Polyeders  überhaupt  übergeben  kann  (A',  A",  ...), 
*<>  bilden  alle  diejenigen  Drehungen,  bei  denen  jedes  der  sämmtlichen 
Rleicbbereohtigten  Gebilde  A,  A',  A",  ...  mit  sich  selbst  zur  Deckung 
■oihinl,  eine  „ausgezeichnete"  Untergruppe.  —  Bei  der  Zusammensetzung 
"•»'eher  geometrischer  Hilfsgebilde,  durch  welche  Uberbitupt  Untergruppen 
(otiii  speciell  ausgezeichnete  Untergruppen)  definirt  werden ,  spielen  die  Eck - 
'*''nkte,  die  Seitenm it. tel punkte  und  die  Kantenmittelpunkte  des  Polyeders 
'^e  wesentlichste  Bolle.  —  ünUr  den  Resultaten  des  C'ap.  I  sind  besonders 
'''6  folgenden,  auf  das  Ikosaeder  bezüglichen  hervorzuheben.  Die  im  Gan- 
'"^n  ans  60  Drehungen  bestehende  Ikosaedergruppe  ist  ..einfach"  (d.  h.  ent- 
^Mt  keine  ausgezeichnete  Untergruppe)  und  holoedrisch  isomorph  mit  der 
^»■uppe  der  60  geraden  Vertausehungen  von  fünf  Dingen.  Von  Untergrup. 
f^B  kommen  später  bei  der  Theorie  der  Gleichungen  fUufteu  Grades  in 
■*«tracbt:  secba  gleichberechtigte  Untergruppen  von  je  zehn  Drehungen 
'  t>iederdrehnngen,  d.  h.  solche,  bei  denen  jedeamsA  evna  'iJ «i\«a4"Mi?^«i» 
*^t!ier  gegenObertiegenden   Ecken  in  sich  überge^if) ,  «w4  iftut  ^w<Mo«w^ 


94  Historisch -literarische  Abtheilung. 

tigte  Untergruppen  von  je  zwölf  Drehungen  (Tetraederdrehungen,  d.  h.  solche, 
bei  denen  ein  zum  Ikosaeder  in  Beziehung  stehendes  Tetraeder  mit  sieb 
selbst  zur  Deckung  kommt).  Alle  60  Ikosaederdrehungen  können  durch 
Wiederholung  und  Combination  dreier  (5,  T,  ^),  unter  denen  sich  sogar 
nur  zwei  von  einander  unabhängige  (S  und  T)  befinden,  erzeugt  wwden. 
—  Durch  Projection  der  Ikosaederkanten  auf  die  Kugelflftche  entstehen  20 
gleichseitige  sphärische  Dreiecke,  deren  jedes  durch  seine  drei  Höhen  in 
sechs  Theile  zu  theilen  ist,  so  dass  die  Eugelfläche  im  Ganzen  Ton  120 
rechtwinkligen  Dreiecken  bedeckt  wird.  Dieselben  zerfallen  in  zwei  Scbaa- 
ren  von  je  60  unter  einander  congruenten,  während  je  zwei  verschiedenen 
Schaaren  angehörige  nur  symmetrisch  sind.  Aus  einem  beliebigen  Punkte 
P  der  Eugelfläche  entstehen  durch  die  60  Drehungen  im  Allgemeinen  60 
verschiedene  Punkte,  derec  jeder  in  einem  andern  von  den  60  congmenten 
Dreiecken  einer  Schaar  liegt.  Die  Gesammtheit  von  60  solchen  Punkten  wird 
kurz  ein  „Punktsystem'*'  genannt  In  besonderen  Fällen,  nämlich  wenn  P 
mit  einer  Ecke  der  genannten  Dreiecke  zusammenfällt,  enthält  ein  Punkt- 
system nur  resp.  12,  20  oder  30  Punkte. 

.  Der  Grundgedanke  des  Cap.  II  ist  der,  dass  dieselbe  Kugel ,  auf  weldie 
die  Polyeder  projicirt  sind,  gleichzeitig  als  Träger  einer  complexen  Varia- 
bein z  im  Sinne  Biemann's  betrachtet  wird.  Die  Beziehung  zwischen  der 
Kugelfläche  und  der  mit  der  Aequatorialebene  zusammenfallend  gedachten 
complexen  Ebene  von  z  wird  dabei  durch  stereographische  Projection  aus 
einem  der  beiden  Kugelpole,  der  zugleich  ein  Eckpunkt  des  betrefienden 
Polyeders  sein  soll,  hergestellt.  Es  ent8pricht  dann  jeder  Drehung  der 
Kugel  um  den  Mittelpunkt  eine  lineare  Substitution,   indem  jeder  Punkt  £ 

übergeht  in 

,     (d  +  ic)z  —  (b'-ia) 

(b'\'ia)z  -|-  (d—ic) 
Setzt  man  £*  =  -^ «  so  ist  eine  solche  Substitution  äquivalent  mit 

(Wir  heben  gleich  hier  hervor,   dass   die  Einführung  der  homogenen  Ver- 
änderlichen j^i  und  z^  für  die  Folge  von  fundamentaler  Bedeutung  ist.) 

Verlangt  man  noch,  dass  die  Determinante  der  Substitution  1  sei,  so 
sind  für  jede  Drehung  die  zugehörigen  Constauten  a^h^  Cy  d  bis  auf  das  Vor- 
zeichen bestimmt.  Der  Ikosaedergruppe  entsprechen  daher  120  Substitutio- 
nen in  je^p  ^g,  von  denen  immer  zwei  dieselbe  Substitution  in  z  liefern.  Es 
wird  bewiesen,  dass  eine  Gruppe  von  nur  60  binären  Substitutionen  in  #|, 
z^ ,  welche  mit  den  60  Substitutionen  in  z  äquivalent  wären ,  nicht  existiren 
kann.  Bei  Berechnung  der  120  Werthe  von  a^  h^  c,  d  wird  der  Umstand 
benutzt,  dass  nach  Cap.  I  alle  Substitutionen  sich  aus  dreien  (S,  2\  U)  in* 
ßammeDsetzen  lassen,  -»  Ein  ,,  Punktsystem '^  ist  definirt  durch  eine  algebn^ 
ißche  Oleicbang  60.  Grades  F{z)  =  0^  4ie  \>Ä  ^«a  ?ß  IYq^mAwwjJöäNsqämwä 


nngeSüdert  bleibt  und  anch  durch  eine  homogeae  Gleichung  ^'^Cj,  e^)  ^  U 
ersetzt  werden  kann.  Diejenigen  speciellen  Functionen  f^fs)  resp,  F(r, ,  2^)1 
durch  welche  die  in  C&p.  I  erwähnten  Systeme  von  nur  12,  20  und  30 
Punkten  de&oirt  werden,  sind  Potenzen  gewisser  Functionen  der  Orade  12, 
^0  and  30,  welche  selbst  durch  die  60  (reap.  120)  Ikosaederaubstitutionen 
bis  ftnf  einen  Factor  ungeändert  bleiben.  Diese  speciellen  Functionen  kön- 
nen direct  berechnet  werden;  doch  lassen  sich  ans  einer  derselben,  etwa 
der  Function  iwölften  Grades  f{z, ,  z^),  welche  den  Ikosaederecken  entspricht, 
H  die  Übrigen  mit  den  Hilfsmitteln  der  In  Varianten  theo  rie  ableiten ,  wodurch 
^■bngleicli  der  AnscbliUB  an  diese  Disciplin  erreicht  ist.  Jede  Covariant«  der 
PPÜailren  Form  f[x,,Sj)  wird  nämlich  offenbar  ihrer  Definition  nach  bel*den- 
Jenigen  linearen  Substitutionen,  welche  f{s,,Zf)  unverändert  lassen,  d.  b. 
aUo  bei  den  Ikosaedersubstitutiooen,  ebenfalls  unverändert  bleiben  (abgesehen 
von  einem  Factor).  Nun  sind  die  Hesse'sche  Form  von  f  (H)  und  die 
Funktional determinante  von  H  und  f(T)  solche  Covarianten,  die  erste  vom 
Orade  2Ü,  die  letztere  vom  Grade  30;  dieselben  müssen  also,  gleich  Null 
gesetüt,  eben  jene  vorhergenannten  20  Seitenmittelpunkte  und  30  Kautenniit- 
telpunkte  liefern,  da  anschaunngsmässig  keine  anderen  „Punktsysteme"  von 
nur  20  resp,  30  Punkten  existiren.  —  Zwischen  den  drei  Formen  f,  T,  H 
besteht  eine  identische  Relation  T' ^ -H'^+mSp.  —  Die  Formen  60.  Gra- 
dee:  p,  3"  und  H'  multipliciren  sich  nun,  wie  der  Veraucb  zeigt,  bei  den 
Ikossedersiibstitutionen  immer  alle  drei  mit  demselben  Factor  (der  hier  sogar 
gl«iclj  1,  bei  den  analogen  Formen  der  anderen  regulären  Körper  jedoch  im 
Allgemeinen  von  1  verschieden  ist);  daher  wird  jede  Form  A|p  + ijH^  +  ijT' 
1  Pttr  beliebige  Wertbe  der  Constanten  i, ,  i,,  l^  auch  nur  um  einen  Factor 
I  s^indert  werden  und  demnach,  gleich  Null  gesetzt,  ein  Punktsystem  liefern, 
dieses  Punktsystem  ist  zugleich  das  allgemeine,  da  jene  Form,  auch  wenn 
der  Wertb  von  T'  in  H*  und  p  aus  der  angegebenen  Identitfit  entnommen 

^üd,   immer   noch  einen    wesentlichen    (complexen)   Parameter    ~    enthält. 

*^  anderer  Weise  ergiebt  sich  die  Gleichung  des  allgemeinen  Punktsystems 
•offenbar  auch  dadurch,  dass  man  den  Quotienten  von  irgend  zwei  homo- 
S^Oein  linearen  Functionen  der  Ausdrucke  f\  H',  3"  einem  (im  Ällgemei 
'^^^'Qpleien)  Parameter  Z  gleichsetzt.     Jener  Quotient  ist  dann  zugleich  i 

K***""  ale  Function  von  -  oder  s,  so  dass  eine  Gleichung  60,  Grades 
ht,  deren  Wurzeln  zu  jedem  Wertbe  von  Z  direct  das  zugehörige 
System  liefern,  um  die  an  sich  willkürlichen  Conetanten ,  welche  aU 
^*«fficicnten  von  /*,  H',  T'  in  dem  genannten  Quotienten  auftreten,  für 
**ie  weitere  Behandlung  des  Problems  zu  fiiiren,  wird  die  Forderung  ge- 
"tellt,  dass  den  drei  Gruppen  der  12,  20  und  30  singulären  Punkte  re»P 
^i«  Wertbe  oe,  0  and  1  des  Parameters  Z  entspiecVteu  «>Uiisa.  0\k 
**»«fir    roJlHtMudig    bestimmte    Gleichung    60.    Grades    Vn    a,    4wt«» 


ÖS  Uistofücb- literarische  Abtlieilang. 

seche  gleichberechtigten  ibt,  liufert  in  derselben  Weise  eine  rational'*^ 
▼eute  sechsten  Grades  der  Ikosaedergleichuog. —  Es  wird  schlies^li'''*'^ 
hingewiesen ,  dass  die  AnflCsung  der  nur  von  einem  Parameter  /  s^H 
gen  Ikosaedergleicbung  betrachtet  werden  kann  aU  eine  Vemlijj-'iif'i^ 
der  elementaren  Aafgabe.  die  n"  Wnrzel  ans  einer  GrSssc  7,  aun^iB 
Die  Gleichungen  ersten  bis  vierten  Grades  lassen  sich  auf  die  Aoi;:.-^^ 
Warzelziebang  redncii-en;  es  fragt  sich,  ob  durch  Adjnnctiou  dci  ^a^ 
irrationalitSt ,  d.  b.  dadurch,  dass  man  die  Berechnnng  der  \  ^^ 
Ikosaedergleicbnng  ans  dem  gegebenen  Werthe  von  Z  als  tii;-  ^^ 
bare  Operation  betrachtet,  auch  die  AnflOsung  der  Gleichi;!..  ^_^^^ 
Grades  möglich  wird.     Für  die  Gleichung  fDnften  Oiadis   i:;    " 

durch  Aufstellung  der  Resolvcnten  desselben  Grades  besondei'         

Die  Beantwortung  der  Frage,  welche  bejahend  auafUlt,  sowi' 
und  ausfUhrliche  Discussion  aller  Verbindungen  ewiecben  '^ 
Gleicbnng  fünften  Grades  und  der  Theorie  des  Ikosaeden^  '■'     ■^•^^ 
Inhalt  des  zweiten  Abschnittes.  "  "•  " 

In  C'ap.  V  werden  einige  allgemeine  Theoreme,  weltl  ■  ■"^■* 

suchangen  der  vorhergehenden  Capitel  folgen,  sowie  gew'-  —  i««!"' 
punkte  angegeben,  ans  denen  wesentliche  Erweiteniniri^n  «i^i^a** 
Aufgaben  sichtbar  werden.  Zunächst  wird  als  charakti-r'  --  .im  i*^ 
der  bisher  discutirten  Probleme  diejenige  anerkannt,  'ii:  -v^^a^p«^ 
LCsuDg  alle  anderen  durch  a  pr'im'\  bekannte  lineare  >'!  ..  .^^^^^ 
geben.     Daraus  ergiebt  sich  sogleich  die  Frage,  ob  ni'  -^-^ 

liehe    firuppen    lineare  Substitutionen   einer  Vernndcji,  ■    ■  - 

homogener  VerSndcrlichen  ;,  und  r^)  und  »»tapif .  i..-.  — 

Gleicbnngssj'stemel  existircn.  Es  zeigt  sieb,  daiis  '"'■■  i,  „  —  ,  --^^ 
dass  vielmehr  die  variier  aufgerjtellteu  Gruppen  (cj-cIJkui^hmi^^h»— ' 

Oktaeder-   und  Ikosaedcrgruppe)    und  die   aus   dvuscuMM^^^-— ' 

einer  neuen,   linear  von   e  abhängigen  Ver&nderliclt^M^^^—-  - 

einzig   mCglichen   sind.      Mit  Hilfe   dieses  Sa| 
alle   algebraisch    integrirliaren  linearen  Diffeni 
nung  anzugeben;  denn  zwei  Partikular! Osunf 
gleichung,    sowie  der  Quotient   derselben    kAl 
sollen,  nur  eine  endliche  Gruppe  linearer  Siilfl 
dii-st-r  folgt   din-ct  di<>  Form  d,T  LÖ!^ul 
Form   der  Difftrentialgleichungiii  bt'stitnmt.  ■ 
lassen  nun  eine  Verallgcmi-inerung  uacb  zwei^ 
einander  verträglich  sind:   i-s   kann    erstens  i 
mehrt  und  es  können  zweiten^-  unendliche  Gru] 
gezogt-n  werden.     In  beiden  Kichtungen  wird  di 
Unter  den  unindlicht^n  Gnippi-n  wird  besonder* 
ifodni/unct Jonen  bestimmt,  v(e\c\ie  a\s  ?.tȊ^NJ 
trai'der-,  Octaeiler-,  Ikoaaci\rr(ii\itVu>in:w  V^^i«« 


Receneiönen. 


97 


unsere  Fuuttioucn  s,  uiiü  s^,  deren  yuolieut  z  Jer  Differentialgleichung 
dritter  Ordnnng  genügt,  seibat  ger&deza  Lösungen  jener  Difierentialgleich- 
ang  zweiter  Ordnung.  Letztere  stellt  sich  daon  als  ein  epecieller  Fall  einer 
allgemeinen  Differentialgleichung  zweiter  Ordnung  dar,  durch  welche  Rie- 
mann'«  /'-Functionen  definirt  sindj  womH  das  letzte  Ziel  dieses  Capitels 
erreicht  ist. 

Das  Cap.  IV  beschäftigt  sich  mit  der  Uotersuchung  des  algebraischen 
Charakters  der  Ikosaedergleichung  und  der  Aufstellung  ihrer  einfachsten 
Resolventen,  Jeder  in  der  Ikosaedergruppe  enthaltenen  Untergruppe  ent- 
sprechen gewisse  rationale  Functionen  von  z,  welche  bei  den  zu  jener  Unter- 
gruppe gehörigen  linearen  Transiformatlonen  unverändert  bleiben.  Dieselben 
stehen  to  demjenigen  geometrischen  Gebilde ,  welches  (nach  Cap.  1)  hei  den 
Drebnngen  der  betreffenden  Untergruppe  in  sieb  übergeht,  in  einer  ana- 
logen Beziehung,  wie  die  linke  Seite  der  Ikosaedergleichung  zum  Ikosaeder. 
Ist  z.  B.  jenes  Gebilde  ein  Ttrtraeder,  so  erhält  man  nach  Cap.  1  eine  zu- 
goliärige  Untergruppe  von  zwölf  Drehungen,  und  dementsprechend  dreifach 
anendlich  viel  rationale  Functionen  zwölften  Grades  von  z,  welche  sich 
linear  durch  jede  einzelne  derselben  ausdrucken  lassen.  Jede  dieser  Func- 
tionen ninimt  im  Ganzen,  d.  h.  bei  sämmtlichen  60  Ikosaederdrehungeu, 
fönf  verschiedene  Werthe  an  (weil  die  Untergruppe  von  zwölf  Drehungen 
«ioe  von  ftlnf  gleichberechtigten  ist)  und  genügt  daher  einer  Gleichung 
fQüflcn  Grades ,  deren  Coefficienten  rational  von  Z  abh&ngen  —  Untersucht 
■nan  statt  der  Gleichungen  die  zugehörigen  Formenprobleme ,  so  findet  man 
J^er  Untergruppe  entsprechend  gewisse  Formen,  die  gleich  allen  rational 
nnd  ganz  aus  ihnen  zusammengesetzten  die  Eigenschaft  besitzen,  bei  sämmt- 
l'chen  Substitutionen  der  Untergruppe  iinverBndert  zu  bleiben.  Dieselben 
&Uhen  zu  dem  geometrischen  Gebilde,  welches  die  Unter^^ruppe  definirt,  in 
^fialoger  Beziehung,  wie  die  früher  mit  f,  E.,  T  bezeichneten  absoluten 
invarianten  «uni  Ikosaeder,  Speciell  für  die  bereits  betrachtete  Untergruppe 
*oa  «wölf  Substitutionen  genügt  jede  solche  Form  wiederum  einer  Gleichung 
fßnflen  Grades,  deren  Coefßcienteu  rational  aus  f,  H,  T  zusammengesetzt 
'^üui.     Von   den   so   gewonnenen  Gleichungen   gelangt   man    alsdann    (durch 

PI«  Operation,  auf  die  hier  nicht  weiter  eingegangen  werden  soll]  sehr 
luicU  wiederum  xu  rationalen  Resolventen  fünften  Grades  der  Ikotiaeder- 
^chnng  selbst.  Unter  denselben  heben  wir  eine  besonders  hervor,  die 
***8enannt8  „Hauptreaolvente",  welche  später  im  zweiten  Abschnitte  des 
Buehes  eine  grosse  Rolle  spielt.  Üharakteristisch  fUr  dieselbe  ist  da»  Fehlen 
«et  vierten  und  dritten  Potenz  der  Unbekannten ;  übrigens  entbillt  sie  noch 
'Wei  willkürliche  Parameter  m  und  n,  nnc|.  ihre  Wnrzeln  haben  die  Form 
^-v-|*  H.M.f,  wo  n  und  ii  gewisse  l^j^/fH^HH^S^ß  Jf$^ If  Biod ,  welche 
"^i  den  Ikosaedersubstitutionen  glq 
.  —  Die  zweite  der  in  Cap 
r  am  nehn    Drehung 


100  Historisch -literarische  .Abtheilung. 


von  Her  mite  und  für  diejenige  Jacob! 'sehe  Gleichung  mit  einem  wesent- 
lichen Parameter,  welche  Kronecker  als  Besolvente  der  allgemeinen 
Oleichnng  fünften  Grades  aufgestellt  hatte,  von  diesem  selbst  gelöst  worden. 

Inzwischen  wurde  (1861)  der  algebraische  Theil  des  Problems,  auf  den 
sich  von  nun  an  das  Hauptinteresse  richtet,  von  Kronecker  schfirfer  pri- 
cisirt.  Abel  hatte  folgenden  Satz  bewiesen:  „Wenn  eine  Gleichung  alge- 
braisch auflösbar  ist,  so  kann  man  der  Wurzel  allezeit  eine  solche  Form 
geben,  dass  sich  alle  algebraischen  Functionen,  aus  welchen  sie  zusammen- 
gesetzt ist,  durch  rationale  Functionen  der  Wurzeln  der  gegebenen 
Gleichung  ausdrücken  lassen/'  An  dieser  Forderung  will  Kronecker  auch 
bei  Behandlung  der  nicht  algebraisch  auflösbaren  Gleichungen  festhalten 
und  verlangt  demnach,  dass  nur  rationale  Functionen  der  gesuchten  Wur- 
zeln als  neue  unbekannte  eingeführt,  mit  anderen  Worten,  dass  nur  ratio- 
nale Resolventen  der  gegebenen  Gleichung  aufgestellt  werden  sollen.  Dies 
ist  des  Näheren  so  zu  verstehen,  dass  die  resolvirende  Function,  wenn  sie 
allein  durch  die  Wurzeln  der  ursprünglich  gegebenen  Gleichung  ausgedrückt 
wird  (indem  die  Coefficienten  der  letzteren,  wo  sie  etwa  noch  vorkommen, 
überall  durch  die  symmetrischen  Functionen  jener  Wurzeln  zu  ersetzen  sind) 
rational  in  jenen  Wurzeln  werden  muss.  Dieser  Bedingung  genügt  z.  B.  die 
Quadratwurzel  aus  der  Discriminant« ,  obgleich  dieselbe,  durch  die  Coeffi- 
cienten der  vorgelegten  Gleichung  ausgedrückt,  in  irrationaler  Form  auf- 
tritt. Kronecker  findet,  dass  von  dem  neuen  Gesichtspunkte  die  I878 
von  ihm  selbst  angegebene  Reduction  der  drei  Parameter,  die  in  der  Besol- 
vente sechsten  Grades  auftreten,  auf  einen  einzigen  unzulässig  ist,  wfthrend 
eine  Reduction  auf  zwei  Parameter  ohne  Verlassen  des  vorgeschriebenen 
RationalitAtsbereichs  noch  ausführbar  bleibt.  Eine  Reduction  auf  weniger 
als  zwei  Parameter  ist  nach  Kronecker  unter  der  angegebenen  Bedingung 
überhaupt  unmöglich.  In  der  That  treten  auch  bei  der  Reduction  auf  die 
Bring'sche  Form  mehrfach  Irrationalitftten ,  welche  nicht  die  genannte  Be- 
dingung erfüllen,  sogenannte  „accessorische'^  Quadrat-  und  Cubikwurzeln  auf. 

Die  Frage,  welche  Verf.  stellt  und  in  den  folgenden  Capiteln  unter- 
sucht, ist  nun  folgende:  In  welcher  Weise  steht  die  algebraische  Theorie 
der  Gleichungen  fünften  Grades  in  Verbindung  mit  der  Theorie  des  Iko- 
saeders,  und  wie  Ittsst  sie  sich  auf  Grund  der  letzteren  im  Zusammenhange 
entwickeln?  Bei  Untersuchung  dieser  Frage  kann  die  Forderung  Krön- 
ecker's  nicht  festgehalten  werden;  denn  die  Ikosaedergleichung  enthttlc  nur 
einen  einzigen  Parameter  Z,  eine  Beziehung  derselben  zur  allgemeinen 
Gleichung  fünften  Grades  kann  sich  daher,  infolge  des  genannten  Kron- 
ecke raschen  Satzes,  nicht  ohne  Einführung  accessorischer  Irrationalitftten 
ergeben.  Dagegen  wird  untersucht  werden  können  (und  diese  üntersnohiuig 
führt  schliesslich  auf  Begründung  des  Kronecker^schen  Satzes),  dvreli 
welche  kleinste  Anzahl  aooea&oräoViei  Itt^itAonalitSten  die  Besiehmg  sv 
Ikasaedertbeorie  herstellbar  ist  und  b\«  i\\  "n  e\^\i^T  ^\»^\\^  ^\% 


an  diese  Theorie  ohne  BenutzuDg  eiser  nccessoriscben  Irrationalität  geführt 
«r«rden  kann.  Gb  /.eigtsicb,  daas  eine  äccesBorische  Quadratwurzel 
unter  allen  üintjUindeii  aasreicht  (so  lange  es  sich  nur  um  Bestimmung  der 
VerhSltoisse  der  fünf  Wurzeln  handelt,  waa  in  der  Folge  immer  an- 
genomnien  wird),  und  dass  speciell  bei  den  ., Hauptgleichungen ",  d.  h.  Bol- 
chni.  welche  die  Tierto  und  dritte  Potenz  der  Unbekannten  nicht  enthalten, 
mvcb  jene  fortfallt.  Die  St«lie.  an  welcher  die  acces5crische  Quadratwurzel 
anvermeidlicb  wird,  liegt  also,  wofern  mau  an  dem  Gedankengange  von 
Bring  festhHlt,  in  der  Reduction  der  allgemeinen  Gleichung  auf  eine  Uanpt- 
gleichilug  durch  Tschirnh&ue-Transformationen,  während  der  Fortschritt 
gtgen  Bring  durin  beätebt,  dasa  Letze rer  zur  weiteren  TransFormalion  der 
Htiiptgleichung  in  eine  solche  mit  nur  einem  weaentlieben  Parameter  neue 
nececeorische  Irrationalitäten  einfuhren  zu  müssen  glaubte.  Folgt  man  an* 
•lererseits  dem  Gedankengange  Kronecker'a  und  leitet  zunächst  die  Beeoi- 
nnle  sechsten  Grades  mit  drei  Parametern ,  welche  eine  J  a c o b i 'sohe 
Gloicbnng  ist.  ab,  so  wird  die  Benutzung  der  accessorischen  Quadratwurzel 
miter  hinausgeschoben ,  sie  tritt  nämlich  algdann  erst  bei  der  Beduction 
jsniir  Resolvente  auf  die  Ikosaedergleiehang  auf;  es  ist  dies  aber,  wie  Verf. 
ragt,  nur  eine  andere  Anordnung  derselben  Schritte. 

Im  Einzelnen  sind  die  Untersuchungen  des  zweiten  Abschnittes  folgeu- 
dttnasaen  gegliedert.  Der  historischen  üebersicht  in  t'ap  I  folgen  in  Cap.  11 
^metrische  Interpretationen  der  in  der  Gleichimgstheorie  auftretenden  Be- 
üiiSe.  speciell  der  Tschirnhaua-Transformation  und  der  Resolvente,  nebst 
"iaem  für  das  Spätere  wichtigen  Excurs  über  die  Elemente  der  Liniengeo- 
■nctrie  und  die  Flächen  zweiten  Grades.  Auch  die  folgenden  Capitel  sind 
durchsetzt  von  geometrischen  Deutungen,  aus  denen  einige  der  folgenreich- 
'^  Ideen,  welche  sich  in  abstrakter  Behandlung  gewiss  nur  schwer  dem 
^■iMinmenbange  fügen  würden ,  gleichsam  von  selbst  und  vollkommen  fertig 
Iwrvwgehen. 

Cap.  III  behandelt  die  „Hauptgleichungen"  fünften  Grades,  deren  Zn- 

^^tnmenhang  mit  der  Ikosaedertbeorie  auf  einen  Schlag  dadurch  hergestellt 

*iri,  dasM    die   fünf  Wurzeln   der  gegebenen  Gleichung  (yu.y, .  -■-  y,)  als 

■*«iiUedercoordinaten.    welche   durch  die  Relation  £yi^O   verbunden  sind, 

*vlgefAiBt  werden.     Durch  die  Gleichung  ij/,'  =  0,  welche  neben  der  Bei»- 

üeii  2^1  =  0   für  die  Hauptgleich on gen  charakteristisch  ist  (indem  sie  das 

bebten  der  dritten  Potenz  der  Unbekti.nnten ,  wie  jene  das  der  vierten  aue- 

^ckt],    ist   alsdann   eine  Fläche   zweiter  Ordnung   defimrt;  Jedem  Werth- 

ijiUm  der  in  der  Hauptgleichung  vorkommenden  drei  Cuefficienten  a,  ß,  y 

Mteprechen  120,    und  wenn  die  Quadratwurzel  aus  der  Discriminante  (V) 

'WfalU  noch  gegeben  ist,    60  Punkte  der  Flüche,  welche  aus  einem  der- 

"'Wn  durch  die  geraden  Vertäu  seh  ungen  seiner  Coordinaten  entstehen 

*>  tarajam^agehörige  Punkte    bestimmen  immer    iwev  Ora\iY*iv  'S'iii;'^^ 

'^  geraJJinJgen  Erzengenden  der  Fläche.     DenVt  man  sitÄi  n\Hi  Ä\e  ^»S^ 


102  Historisch  -  literarische  Abtheilnng. 

Schaftren   geradliniger  Erzeugender  durch  je  einen  variabeln  Parameter  l 

m 

definirt,  welcher  rational  von  den  Coordinaten  ^q,  ...  y^  abhängt,  so  ge- 
nCigen  bei  geschickter  Einführung  des  X  immer  60  zusammengehörige  Werthe 
X  geradezu  der  Ikosaedergleichung ,  wenn  in  derselben  für  Z  ein  gewisser 
rationaler  Ausdruck  von  a,  ß,  T',  V  gesetzt  wird.  Die  Wurzeln  jf^,  ...  ^4 
hängen  schliesslich  wiederum  rational  von  a,  ßy  7,  V  und  X  ab  (bis  auf 
einen  gemeinschaftlichen  Factor,  dessen  Werth  sich  unmittelbar  aus  der 
Hauptgleichung  selbst  ergiebt).  Hiermit  ist  die  Reduction  auf  die  Ikosaeder- 
gleichung  bewerkstelligt. 

Cap.  [V  enthält  im  Wesentlichen  die  Theorie  der  Jacobi'schen  Gleich- 
ungen in  ihrem  Zusammenhange  mit  dem  Ikosaeder.  Als  Ausgangspunkt 
wird  indessen  nicht  jene  Gleichung  selbst  gewählt,  sondern  ein  Problem, 
welches  sich  aus  den  im  V.  Capitel '  des  ersten  Abschnittes  angedeuteten 
allgemeinen  Ideen  ergiebt  und  vom  Verfasser  kurz  das  Problem  der  A  ge- 
nannt wird.  Aus  zwei  Reihen  binärer  Variablen  X^ ,  X^  und  X\ ,  X\ ,  welche 
simultan  den  60  Ikosaedersubstitutionen  unterworfen  gedacht  werden,  setzen 
sich  die  drei  symmetrischen  bilinearen  Formen 

zusammen,  welche  entsprechend  den  Ikosaedersubstitutionen  der  X  gewisse 
lineare  Transformationen  erleiden.  Auf  Grund  der  Entwickelnngen  des 
ersten  Abschnittes  wird  das  vollständige  System  invarianter  Formen  der  A 
berechnet;  dieselben  entstehen,  indem  man  aus  den  invarianten  Ikosaeder- 
formen  in  ^j,  i^  durch  mehrfache  Wiederholung  des  in  der  Invarianten- 
theorie üblichen  Polarisationsprocesses  neue  Formen  bildet,  welche  nach  den 
X  und  X'  symmetrisch  sind,  und  dann  die  A  einführt.  Man  erhält  so  im 
Ganzen  vier  invariante  Formen  A^  B,  C^  D,  deren  letzte  jedoch  der  Qua- 
dratwurzel aus  einem  ganzen  rationalen  Ausdruck  der  ersten  drei  gleich  ist 
Es  wird  nun  das  Problem  aufgestellt,  aus  den  Grössen  ./i,  ^,  C7,  2>  die  iQ- 
gehörigen  Ao>  A, ,  A^  zu  berechnen.  Dasselbe  führt  einerseits  zur  Bildung 
einer  Besolvente  sechsten  Grades  der  A^  welche  die  Form  der  Jacob i*8chen 
Gleichung  mit  den  drei  unabhängigen  Parametern  A^  B^  C  hat,  und  ans 
deren  Wurzeln  die  A  rational  hervorgehen,  sobald  ausser  A^  B^  C  noch  D 
gegeben  ist     Andererseits  lässt  sich  dasselbe  Problem  direct  mit  Hilfe  der 

Theorie  des  Ikosaeders  lösen,   indem  zunächst  der  Quotient  ~    Wurzel  der 

Ajj 

Ikosaedergleichung  ist,  wenn  in  derselben  Z  durch  eine  gewisse  rationale 
Function  der  Grössen  Ay  B^  C^  D  und  der  accessorischen  Quadratwurzel  YIL 
ersetzt  wird.  Hiermit  ist  gleichzeitig  auch  die  Reduction  der  allgemeinen 
J  a CO  bi 'sehen  Gleichung,  welche  als  ein  genaues  Aequivalent  dee  Problems 
der  A  betrachtet  werden  kann,  auf  die  Ikosaedergleichung  geleistet. 

Cap.  V  enthält  endlich  die  Auflösung  der  allgemeinen  Gleichung  fllnf- 

teD  Grades  naeh  zwei  Methoden,  iito\\c\i  dxit^Vi  ^urtLokführung  enteu  aaf 

die  in  Cap.  III  behandelte  Haaptg\e\cYi\iiig^  xmdi  vv€\\«ii%  «oi  ^Aa>aKQM^\X 


Kecensionen.  103 

diacuürte  Problem  der  Ä.     Die  erste  Methode  kann  als  eine  Vereinfachong 
der  von  Bring,  die  andere  als  eine  Modification  der  von  Kronecker  her- 
rührenden angesehen  werden.     Auf  beiden  Wegen  begegnen  wir  der  acces- 
Eorischen   Quadratwurzel.     Das   Buch    schliosst  mit  dem   Beweise  des   von 
Kronecker  1861  ohne  Beweis  aufgestellten  Satzes,  dass  ohne  accessorische 
InationalitSt    die   Reduction    auf  einen   einzigen   Parameter  unmöglich   ist. 
Der  Satz   ergiebt   sich  hier  als  Folge   einer  im  ersten  Abschnitte  (Cap.  II) 
klargelegten  Eigenschaft  des  Ikosaeders,  wonach  keine  Gruppe  von  nur  60 
binftren  Substitutionen  existiren  kann ,  welche  mit  der  Gruppe  der  60  nicht 
homogenen  Ikosaedersubstitutionen  isomorph  wäre. 

München,  Januar  1885.  Ludw.  Schebffer. 


Si«  daritellende  Geometrie  in  organischer  Verbindung  mit  der  GFeometrie 
der  Lage.  Von  Dr.  Wilhelm  Fiedler.  Dritte  erweiterte  Auflage. 
I.  Theil :  Die  Methode  der  darstellenden  und  die  Elemente  der  pro- 
jectivischen  Geometrie.    Leipzig  1883,  B.  G.  Teubner.    gr.  8^   376  S. 

Bei  der  grossen  Verbreitung  des  vorliegenden  Werkes,  welches  unstrei- 
%  das  inhaltsreichste  seiner  Art  ist,  aber  auch,  namentlich  für  das  tiefere 
wissenschaftliche  Studium ,  als  bestes  erscheint,  dürfte  es  hier  genügen,  auf 
die  Ahftnderangen  und  das  neu  Hinzugetretene  hinzuweisen. 

Der  bis  jetzt  erschienene  erste  Theil  behandelt  die  Methodenlehre  und 
geht  demgemSss  bis  S.  210  der  zweiten  Auflage;  ihm  sollen  noch  zwei  an- 
dere Theile,  ^,die  darstellende  Geometrie  der  krummen  Linien  nnd  Flächen'' 
^  ,,die  constructive  und  analytische  Geometrie  der  Lage"  folgen. 

Die  wesentlichste  Bereicherung  ist  in  der  Aufnahme  der  cyclographi- 
^n  Constructionen ,  anknüpfend  an  die  Darstellung  der  oo^  Punkte  des 
BMimes  durch  dieselbe  Anzahl  von  Kreisen  der  Bildebene,  zu  erkennen,  wie 
öe  der  Verfasser  bereits  in  seiner  Cyclographie  (Leipzig  1882)  gegeben  hat. 
^egen  Weglassens  dieser  Theorie  in  der  zweiten  Auflage  äussert  sich  der 
VerÜEuser  in  seiner  Vorrede  jetzt  folgendermasscn :  „  Damals  (beim  Erschei- 
^^  der  zweiten  Auflage.  D.  Ref.)  glaubte  ich  noch  an  das  baldige  Erschei- 
>^  des  im  Jahre  1826  von  J.  Steiner  als  nahe  druckbereit  angekündig- 
ten Manuflcripts  (von  25  —  30  Bogen)  „über  das  Schneiden  (mit  Einschluss 
der  Berührung)  der  Kreise  in  der  Ebene,  das  Schneiden  der  Kugeln  im 
^me  und  das  Schneiden  der  Kreise  auf  der  Kugeliläche ",  in  welchem  der 
^f  die  Kreis-  und  Kugelgeometrie  bezügliche  Theil  der  Consequenzen  von 
der  Einführung  des  Distanzkreises  und  der  Benutzung  der  Centralprojection 
^litwickeli  gewesen  sein  müssten,  und  schloss  alles  dies  von  meinem  Bache 
^*<  Seitdem  ist  durch  die  von  der  K.  Preussischen  Akademie  der  Wissen- 
schalten  veranstaltete  Ausgabe  ^^  Jacob  Steiner's  gesammeltA  W«iW  (^«Ae^ 
^S8J,  2Bde}  ausser  Zweifel  gestellt  worden,  dfts%  ^«aiu^fi^  ^^^VblVI 


104  Historisch  •  literarische  AbtheiluDg. 


ans  jener  Epoche  nicht  mehr  vorhanden  sind.     Ich  habe  infolge  dessen 
meiner  „Cyclographie''  diesen  Theil  meiner  Entwickelangen  zunSchst  selbe 
stSndig    und    elementar    dargestellt,    konnte   und   wollte  ihn   aber  als  ei 
wesentliches  Stück  der  Ausgestaltung  der  Grundidee  dieses  Werkes  nun  auc 
in  diesem    selbst  nicht  unterdrücken.     Die  §§  7,  36,  (36a)  —  (36 e)  un- 
eine  Reihe  von  Bemerkungen  des  Ueberblicks  zum  Abschnitt  B  sind  sein« 
Einführung    gewidmet  und  der  zweite   Band   wird   die  Fortsetzung  dies« 
Anflbige  bringen." 

§  7  bringt  die  Elemente.  Jeder  Punkt  des  Raumes  wird,  wie 
Centrum  der  Projection  selbst,  bestimmt  durch  seinen  Distanzkreis,  jemr.^s 
sehen  mit  dem  Sinne  der  ührzeigerbewegung,  oder  dem  entgegengesetztere^  ;^i 
je  nachdem  der  Punkt  auf  dei^elben  oder  der  dem  Centrum  abgewandt^iMk^j 
Seite  der  Bildebene  sich  befindet.  Zwei  Kreise  bestimmen  vier  Gbrade  od»  .^Hei 
zwei  lineare  Kreisreihen,  je  nachdem  man  ihnen  einerlei  oder  enl 
gesetzten  Drehungssin  beilegt.  Die  Spuren  sind  der  Süssere  oder  inn( 
Aehnlichkeitspunkt  oder  Nullkreis.  Die  Geraden  theilen  sich  in  zwei  Paa 
von  denen  jedes  Paar  dieselbe  Spur  hat.  Ebenso  bestbnmen  drei  Kre^:3de, 
acht  Ebenen  oder  vier  planare  Systeme  paarweise  mit  den  AehnlichkeS.  ts- 
axen  als  Spuren. 

Alle  Kreise,  welche  einen  gegebenen  berühren,  sind  Bildkreise  ei:^ae« 
gleichseitigen  Rotationskegels  mit  zur  Tafel  normaler  Axe  und  dem  geg^'b«- 
nen  Kreise  als  Basis,  oder,  ohne  Festsetzung  des  Sinnes  vom  Bildkreise,  -^ron 
den  beiden  möglichen  Kegeln  dieser  Art.  (unter  einem  gleichseitigen  Kegel  ist 
hier  der  Rotationskegel  von  der  Oeffnnng  45^  verstanden,  im  Gegensatz  ^^ 
Herrn  Schröter,  welcher  einen  Kegel  gleichseitig  nennt,  wenn  ihm 
liebig  viele  rechtwinklige  Trieder  eingeschrieben  werden  können.)  Bedu 
sich  der  gegebene  Kreis  auf  einen  Punkt,  so  stellen  alle  Kreise  durch  43^** 
selben   den  gleichseitigen  Rotationskegel  mit  jenem  Punkte  als  Spitze  dt^^^- 

In  den  §§  (36)  und  (36  a)  werden  die  Brennpunktseigenschaften  <B^r 
Kegelschnitte  abgeleitet.*  Die  zu  untersuchende  Curve  ist  der  Schnitt  cE^s 
über  dem  Distanzkreise  stehenden  gleichseitigen  Rotationskegels,  mit 
Centrum  als  Mittelpunkt  und  einer  durch  Spur  und  Fluchtlinie  gegeben 
Ebene.  Der  Augpunkt  ist  ein  Brennpunkt.  Aus  der  Bemerkung, 
durch  einen  solchen  Kegelschnitt  noch  ein  zweiter  gleichseitiger  Rotatioi^^^' 
kegel  (für  die  Parabel  wird  dieser  zur  Ebene  unter  45®  gegen  die  Bü 
ebene  geneigt)  geht,  entspringt  der  Nachweis  des  zweiten  Brennpunl 
und  die  Entwickelung  der  hierher  gehörigen  Theile  der  Kegelschnittthear^  *• 

Die  Untersuchung  der  Kreisbüschel  und  Kreisnetze  führt  in  den  §§  (36c}9    ^ 
zu  den   gleichseitigen   Hyperbeln  und   Hyperboloiden   mit  einer  zur  Ta^*^ 
senkrechten  Axe,  deren  Bilder  sie  sind.     Der  obenerwähnte  Rotaüonekeg^'* 


*  In  den  Quellen     und  L\teTatuTuacVvN<ie\%wii\^cti  wA  ^^\\^\— QK«)  i 
^Jiffmlicb  durch  (S6)  — (35e)  bezeichnet. 


antctpreobend  deu  Kreisen  durch  einen  Punkt,  dem  „konischen  Netze",  ist 
eii\  Speciklfall;  er  bildet  den  üebergang  zwischen  den  beiden  Arten  von 
Hyperboloiden, 

Ans  zwei  Kreisen  eines  BQschels  in  Verbindnng  mit  dem  Kreise  eineü 
Aefanlicbkeitäpanktes  ab  Mittelpunkt,  dem  „Potenzkreise",  wird  dag  Pnncip 
der  reciproken  Radien  (Inversion)  gewonnen,  welches  dann  weiter  xnr  Ableitung 
von  Sätzen  über  Systeme  von  Kugeln,  insbesondere  Qber  die  stureograpbisclic 
ProjectioD  verwerthet  wird.  In  §  (36e)  wird  schliesslich  noch  einmal  auf  den 
Kegelschnitt  im  Räume  zurückgegriffen  und  dargelegt,  dass  dorch  ihn  ausser 
den  iwei  gleichseitigen  Kegeln  noch  unendlich  viele  llotationsbyperboloide 
geben ,  wodurch  dann  der  Zusammenhang  der  Theorie  der  Kegelschnitte  mit 
jener  der  Kreisnetze  herbeigefUhrt  ist.  Je  zwei  Hyperboloide  mit  parallelen 
As;mptot«Dkegeln  schneiden  sich  ausser  in  einem  unendiich  fernen  Kegel- 
schnitte noch  in  einem  zweiten  Kegelschnitte,  insbesondere  also  die  in  Be- 
lr»cbt  kommenden  gleichseitigen.  — 

Eine  Zugabe  anderer  Art  enthalten  die  §§  6*  und  54'.  Schon  im 
Jahre  1879  hatte  der  Verfasser  den  Gegenstand  derselben,  die  Centralpro- 
jection,  in  der  IV.  setner  „Geometrischen  Mittheilnngen"  in  Bd.  24  der 
^ierteljabrsschrift  der  Züricher  natnrforschenden  Gesellschaft,  dahin  verallge- 
'neinert,  dass  er  an  Stelle  der  onendlich  fernen  Ebene  eine  beliebige  Fixebene 
^  itn  Endlichen  setzte,  deren  Punkt«  im  Bilde  dann  dte  Rolle  der  Flucht- 
punkte spielten.  Daraus  ergaben  sich  dann  durch  Annahme  eines  unendlich 
lernen  Centrums  ungezwungen  die  Parallelpro jectionen  mit  einer  Bildebene 
(»ergl.  ibid.  S.  213  und  §43  vorliegenden  Werkes). 

Eine  wertbvolle  neue  Beigabe  sind  sechs  lithographirte  Tafeln.  Auf 
l'&f.  I,  II,  III  sind  Büschel  and  Scbaaren  von  Kegehchnilten  dargestellt. 
Alle  HauptfSUe  sowohl  hinsichtlich  des  Realität,  als  des  ZusammenrUckens 
«er  Fundamentalelemenle  sind  zur  Anschauung  gebracht  nnd  zwar  stets 
•Xiter  Angabe  des  Mittelpunktskegel Schnittes  bei  jedem  Büschel  nnd  der 
I^bie  der  Mittelpunkte  bei  jeder  Schoar.  Taf.  IV  giebt  in  drei  Figuren  die 
Typen  der  dreiflächigen  Abstumpfung  der  dreiseitigen  körperlichen  Ecke  ab 
"*feg  des  Satzes:  Wenn  drei  Dreiecke  für  dasselbe  Centrum  centrisch  col- 
'  '"»lear  Bind,  eo  gehen  die  Collineationsasen  durch  einen  Punkt     Auf  Taf.  V 

*'st  die  Construction  der  acht  Kugeln,  welche  drei  gegebene  berühren,  in 
orthogonal projection  mit  einer  Fixebene  U  durchgeführt.  Taf,  VI  giebt  die 
Oaretcllung  eines  Krystalls  in  rechtwinkliger  nnd  allgemeiner  Axonometrie 
*i<id  in  Centralproject.ion ,  Kur  Vergleichung  der  Wirkung  der  nach  diesen 
^^^  Methoden  gewonnenen  Bilder. 

^^^L  Die    nbrigen    Erweiterungen    haben    ihren  Grund    zum   Thcil    in    einer 

^^Htr&iseren  Ausführlichkeit  des  Te;(tes  und  resumirenden  Scblusxbetrach taugen 
^^^Bka  Ende  verschiedener  Capitel,  zum  Theil  in  der  Vermehrung  der  Dabtr-i 
^^^Beispiele;  da«  Wscbsen  der  Seitenzahl  von  2\0  aut  ^"k^  ui&g  äp<* 
^^KtaA  mr  die  Menge  des  Neugebotenen  geben.    VJ«  ittVireate 


106  Historisch -literarische  Ahtheilnng. 

In  §  4  ist  die  Theorie  der  Theilungspnnkte  und  des  Theilungskreises, 
ihrer  Wichtigkeit  ftlr  die  praktische  Perspective  entsprechend,  mehr  hervor- 
gehohen. 

§  15  soll  dem  Literatnryers^ichnisse  nach  eine  neae  Construction  füi 
entsprechend  gleiche  Strecken  in  ~/\  Reihen  enthalten.  Bef.  findet  nor  den 
algebraischen  Ausdruck  ftlr  dieselben,  wie  in  der  zweiten  Auflage. 

§  18  enthält  Relationen,  welche  sich  auf  die  zu  den  Doppelelementeo 
in  y\  Strahlenbüscheln  symmetrischen  Elemente  und  die  Rechtwinkelpaarc 
beziehen.  Eine  besondere  Figur  mit  sfimmtlichen  benutzten  Bachstabeo 
dürfte  die  üebersicht  wohl  sehr  erleichtern. 

§  20,  14  enthält  eine  zweckmässige  Construction  der  Involution  aot 
zwei  einander  entsprechenden  Elementenpaaren  mit  Hilfe  des  vollständigen 
Vierecks,  §  35,  8  eine  solche  des  Krümmungshalbmessers  eines  Kegelschnitte« 
im  Genre  der  Pascal-Brian chon 'sehen. 

§  53  —  der  orthogonalen  Projection  angehörig  —  führt  die  Affinitäts- 
axen  als  Doppelstrahlen  7\  Strahlenbüschel  auf*  u.  s.  w. 

Die  folgenden  Theile  dürften,  sofern  der  Schluss  vom  Bekannten  aui 
zu  Erwartendes  gestattet  ist,  ebenfalls  viel  des  Interessanten  bringen. 

Hannover.  Dr.  Carl  Rodenbbro. 


Die  Elemente  der  projectivischen  Geometrie.  Von  Dr.  Emil  Wbtr  ,  o.  5 
Professor  an  der  k.  k.  Universität  Wien.  Erstes  Heft:  Theorie  der 
projectivischen  Grundgebilde  erster  Stufe  und  die  quadratischen  In- 
volutionen.   Mit  58  Holzschnitten.    Wien  1883,  Wilhelm  Braumüller. 

Das  Werk  ist  in  erster  Linie  für  die  Hörer  der  Vorträge  des  Verfassers 
bestimmt,  wird  sich  aber  voraussichtlich  durch  seine  Klarheit  und  durch- 
weg wissenschaftliche  Strenge  auch  weitere  Kreise  erschliessen. 

Folgende  Üebersicht  des  Inhalts  wird  den  Lehrgang  charajcterisiren. 

Einleitung.  Perspectivische  Lage  der  geometrischen  Grundelemente. 
Eintheilung  der  Grundelemente. 

I.Capitel:  Bestimmung  der  Elemente  der  Grundgebilde  erster 
Stufe.  Theilverhältnisse  in  den  Punktreihen,  im  Strahlen-  und  Ebenen- 
büschel. Harmonische  Elemente.  —  II.  Capitel:  Das  Doppelverhält- 
niss.  —  m.  Capitel:  Vollständige  Figuren.  Harmonische  Eigenschaften 
des  vollständigen  Vierseit«  und  des  vollständigen  Vierecks.  —  IV.  Capitel: 

*  Ich  benutze  diese  Gelegenheit,  um  eine  Ungenauigkeit  in  meiner  RecensioD 

von  Beu8chle*8   „Deckelementen**  za  berichtigen.     Daselbst  hatte  ich   nui^  die 

Affinitätsaxen ,  d.  h.  jene  Geraden,  deren  ProjeciioDen  sich  decken,  als  bekannt 

bezeichnet    In  der  That  finden  sich  aber  schon  in  der  zweiten  Auflage  des  vor- 

liegenden  Werkes  die  übrigen  üecke\emenVÄ,  -^icwi  wQLOcvTi\^\.\Tk\ViT««^rincipiellen 

Bedeutung  erwähnt.    Vergl.  §§  46-,  41,io,u\  4^,v,  ^Q,%,v,  iiW^\^^. 


Recen?ionen.  107 

Die  Stttze  von  Carnot  und  Ceva  für  ebene  und  rSumliche  Polygone.  — 
V.  Capitel:  Die  perspectivische  Raumansicht.  Betrachtung  der  unendlich 
fernen  Elemente.  —  VI.  Capitel:  Reciprocitätsgesetz  und  Elementenbestim- 
mung in  den  Qrundgebilden  höherer  Stufe.  —  VII.  Capitel:  Perspectivische 
Oebilde.  —  VIII.  Capitel:  Projectivische  Gebilde.  —  IX.  Capitel:  Aehnliche 
und  congruente  Gebilde.  —  X.  Capitel:  Conlocale  projectivische  Gebilde. 
Doppelelemente.  Die  unendlich  fernen  Kreispunkte.  Der  imaginäre  Kugel- 
kreis. —  XI.  Capitel:  Der  Kreis.  Doppel verhältniss  von  vier  Punkten  und 
Tangenten.  Polareigenschaften.  Kreisvierecke.  Mittelpunkt  und  Durchmesser. 
—  XII.  Capitel:  Die  Involutionen.  —  XIII.  Capitel:  Allgemeinere  Auffassung 
der  Projectiyität.  Das  Doppelverhttltniss ,  ausgedrückt  durch  Werthe  eines 
eindeutigen  Parameters.  Zwei  Projectivitäten  auf  einem  Träger.  —  XIV.  Ca- 
pitel: Cyklische  Projectivität.  —  XV.  Capitel:  Harmonische  Mittelpunkte 
eines  Tripels.  Harmonische  Mittelpunkte  ersten  und  zweiten  Grades  und 
deren  Verwandtschaft.  Harmonische  und  äquianharmonische  Quadrupel.  — 
XVI  Capitel:  Rechnungsoperationen  mit  Theilverhältnissen. 

Der  Verfasser  wird  sicher  im  Vortrage  nicht  versäumen,  die  Studiren- 
den  auf  die  späteren  Anwendungen  der  behandelten  Beziehungen  zwischen 
den  Grundelementen  aufmerksam  zu  machen,  um  damit  zunächst  eine  un- 
gefähre Vorstellung  ihrer  ausserordentlichen  Wichtigkeit  den  Anfängern  bei- 
zubringen. Einige  diesbezügliche  Worte  im  Buche  würden  sicher  geeignet 
sein,  das  Interesse  des  Lesers  an  der  Sache  bedeutend  zu  erhöhen. 

Ein  paar  Kleinigkeiten ,  die  uns  aufgefallen  sind ,  wollen  wir  nicht  un- 
erwähnt lassen. 

Auf  S.  5  wird  der  Raum  irrthümlich  als  dreidimensional ,  auch  in  Bezug 
auf  die  Gerade  als  Raumelement  angeführt.  Die  dortigen  Auseinandersetz- 
ungen über  die  Zahl  der  Elemente  bedürfen  einer  Correctur. 

Die  Methode  zur  Herstellung  der  perspectivischen  Lagß  eines  Strahlen- 
büschels und  eines  ihm  projectivischen  Ebenenbüschels  (S.  74)  möchten  wir 
nicht  adoptiren.  Es  wird  zu  dem  Endzweck  ein  Ebenenbüschel  construirt, 
von  dem  drei  (und  dann  alle)  Ebenen  dieselben  Winkel  miteinander  bilden, 
wie  die  entsprechenden  Strahlen  des  Strahlenbüschels.  Hierbei  ergiebt  sich 
die  Axe  des  gesuchten  Ebenenbüschels  als  Schnittlinie  zweier  Kegelflächen 
zweiter  Ordnung,  welche  eine  *  Erzeugende  gemein  haben.  Aber  diese  Flä- 
chen sind  noch  gar  nicht  behandelt,  und  es  ist  insbesondere  nicht  einzu- 
sehen, dass  eine  Axe  existirt.  Diese  Beweise  könnten  allerdings  nach- 
getragen werden ,  aber  der  üebelstand  einer  unbequemen  constructiven  Ver- 
wendbarkeit der  Methode  würde  bleiben.  Das  bekannte  Verfahren  mit  Be- 
nutzung der  entsprechenden  rechten  Winkel  ist  übrigens  ja  einfach  genug. 

Hannover.  Dr.  Carl  Rodekbero, 


108  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 

Die  Elemente  des  graphitohen  ReehnenB,  mit  besonderer  Berücksichtigong 
der  logarithmischen  Spirale.  Eine  Anleitung  zur  Constmction  alge- 
braischer und  transcendenter  Ausdrücke  für  Bau-  und  Maschinen- 
techniker, sowie  zum  Gebrauche  an  höheren  Gewerbeschulen.  Von 
Anton  Steinhäuser,  k.  k.  Professor  an  der  Staatsgewerbeschule  in 
Wien.  Wien  1885,  Alfred  Holder.  8  Bogen  gr.  8^.  Preis  2  Mk. 
80  Pf. 

Der  Herr  Verfasser  behandelt  in  dem  vorliegenden  Werkchen  unter  der 
Voraussetzung  elementarer  mathematischer  Kenntnisse  die  Grundoperationen 
des  graphischen  Rechnens  in  klarer,  leicht  verständlicher  Sprache.  Derselbe 
geht  davon  aus,  dass  eine  Zahl  durch  das  Verbältniss  zweier  Strecken  dar- 
stellbar ist,  führt  die  Multiplication ,  Division  u.  s.  w.  mit  Hilfe  eines  recht- 
winkligen Axenkreuzes  durch,  giebt  eine  recht  praktische  Construction  für 
das  Ausziehen  dritter  Wurzeln,  verwendet  zum  Ausziehen  beliebiger  Wur- 
zeln die  Potenzcurven  von  Joseph  Schlesinger.  Hierauf  entwickelt  er 
die  Operationen  mittels  der  logarithmischen  Spirale,  was  nicht,  wie  ge- 
wöhnlich, imgenügend,  sondern  sehr  eingehend  auf  das  Wesen  der  Curve 
geschieht,    indem    er,    unter  Ausschluss    höherer    analytischer    Hilfsmittel, 

seinen  Auseinandersetzungen  die  Gleichung  ^  =  6^^  zu  Grunde  legt,  wobei 
b  den  nach  einer  Drehung  um  180^  auf  Qq  folgenden  Fahrstrahl  bedeutet, 
abgesehen  von  der  Krümmung,  die  hauptsächlichsten  Eigenschaften  dieser  Curve 
zuerst  durchsichtig  erläutert  Die  Spirale  wird  sodann  in  verschiedener  Weise 
verzeichnet,  ohne  specielle  Bedingung,  bei  gegebenem  Längenverhältnisse 
zweier  um  den  Polarwinkel  n  dififerirender  Leitstrahlen,  durch  Berechnung 
der  Fahrstrahllängen  für  gegebene  Polarwinkel  und  Auftrag  dieser  Längen 
mittels  des  Tmnsversalmaassstabes.  Darauf  wird  das  graphische  Rechnen  mit 
dieser  Curve  vorgeführt.  Ein  weiterer  Abschnitt  ist  den  arithmetischen  und 
geometrischen  Reihen  erster  Ordnung  gewidmet,  im  letzteren  Falle  wieder 
auf  die  logarithmische  Spirale  zurückkommend,  und  der  Zinseszinsenrechnung. 
Hieran  schliesst  sich  die  graphische  Darstellung  von  Verhältnissen  und  Pro- 
portionen. Die  Auflösung  der  Gleichungen  ersten  und  zweiten  Grades  mit 
einer  und  mehreren  Unbekannten  fehlt  nicht.  Auch  der  Grundoperationen 
mit  imaginären  Zahlen  wird  gedacht.  Der  Abschnitt  über  die  goniometri- 
sehen  und  cyclometrischen  Functionen  gegebener  Winkel  hat  einen  Anhang, 
welcher  sich  mit  der  Rectification  des  Kreises,  der  Messung  und  Construc- 
tion eines  gegebenen  Winkels  mittels  der  Sehnenlänge  befasst.  Das  Letz- 
tere geschieht  auf  Grund  der  Formel  a  =  2r^my  »  wo  a  den  fraglichen 

Winkel,    a  die  zum   Bogen  vom  Radius  r  gehörige   Sehne  zwischen  den 

Winkelschenkeln  bedeutet,  und  ist  die  erforderliche  Sehnentabelle  für  einen 

ffalbmesser  von  fünt  Einheiten  berecVmet.    D^n  Schluss  des  Ganzen  bildet 

das  WjcbUgate  über  die  Berechnung  ebeneT  Y\^\k^xi.    ^'v^  kxL^^iÄswy^j,  ^n^ 


V  o»r  getragen  eil    auf  Muühaiiik   etc.  ist    unterblieben,    was  bisber  bei  solchen 
A.b'hendlungcn  immer  gescbah. 

Der  Herr  Verfasser  hat  die  Grundoperationen,  indem  er 
nur  wenige  ConetructionsniethodeD,  dem  Zwecke  entsprechend, 
anführte,  in  mfiglicbst  gedrängter  und  dabei  durchsichtiger 
ITorm  gegeben.  Dadurch  ist  der  Lernende  an  der  Hand  seines 
Buchpa  in  den  Stand  gesetzt,  sich  (auch  ohne  Lehrer)  mit  den 
Blemeuten  des  graphischen  Rechnens  ohne  unnützen  Zeitnuf- 
'wrand  vertraut  zu  machen. 

Lediglich  um  für  diesen  Gegenstand  ein  h&herea  Interesse  schon  jetzt 
ÄU  erwecken,  gestatte  ich  mir  unter  der  Mittheilung,  dass  ich  gegenwärtig 
das  geometrische  Rechnen  einer  eingehenden  Bearbeitung  unterziehe, 
^welche  Arbeit  ausschliesslich  für  Hochschulen  bestimmt  ist  und  in  einiger 
Zeit  veröffentlicht  werden  wird,  einige  weitergehende  Bemerkungen, 

Das  graphische  Rechnen  ist  nur  ein  Theü  des  geometrischen  Bechnens, 
de»  Rechnens  mit  Strecken  und  Punkten,  nümlich  derjenige  Theü,  welcher 
sich  mit  den  Operationen  im  einpoligen,  linearen  Strecken-  oder  Zahlen- 
aysteme  zu  befassen  hat.  Bisher  legte  man  dem  graphischen  Rechnen  nicht 
die  Bedeutung  bei,  welche  ihm  in  der  That  zukommt.  Es  handelt  sich 
nicbt  mehr  darum,  nur  den  Inhalt  einer  gegebeneu  Flöche  oder  eines  go- 
gebeosn  einfachen  Körpers  graphisch  zu  bestimmen;  vielmehr  ist  es  unsere 
Aufgabe,  nach  Methoden  zu  suchen,  durch  welche  auf  einfachem  Wege 
^osommengesetzte ,  gesetxmässige  algebraische  und  transcendente  Ausdrucke 
'»eqnem  graphisch  berechnet  werden  können,  indem  dasselbe  ein  Hilfsmittel 
»or  Constrviction  von  Curven  ist,  für  welche  sich  durch  ihre  Gleichungen 
keine  einfachen  geometi'i sehen  Gesetze  angeben  lassen.  Derartige  C'urren 
sind  z.  B.  zu  verzeichnen,  wenn  es  sich  um  die  Constraction  der  Cnrven 
<ler  Bescbleunigungscentra  sich  bewegender  Systeme  handelt.  Ein  eiufachea 
Beispiel  hierfür  findet  der  Leser  in  meiner  Sammlung  von  Problemen  fUr  die 
Ua.ljtischc  Mechanik.  Bd.  I  S.  412  flgg. 

Auch  die  Gleichungen  höheren  Grades  bedürfen  der  graphischen  LSaung, 

Herr  Professor  Rcusohle  hat  bereits  eine  graphisch ■  mechanische  Methode 

Kr  Auflösung  der  numerischen  Gleichungen  veröffentlicht     Derselbe  benutet 

P'U'aboliache  und  hyperbolische  Curven,  die  auch  bei  dem  graphischen  Poten- 

*"*»!    «ine  Rolle  spielen,  construirt  aber  diese  Curven  nach  der  gewöhnlichen 

"•othode,  was  durch  rein  geometrisches  Verfahren  bequemer  geschiebt,  und 

"'^tiit  nur  auf  die  reellen  Wurzeln  Rücksicht.   Die  gonio metrischen  Relationen 

spielen  auch  eine  Rolle  im  graphischen  Rechnen,  welches  an  den  Gleichungen 

""•C**  ±ß)  =  !nnacosß±eosnsinßaml  y  =  a  j/1  -  ö'  +  6  /l  —  a*  sofort  er- 

"^^t  werden  kann.  Herr  Josef  M.  Solin  bat  einen  Beitrag  zur  graphischen 

1^  J^S"ration  schon  im  Jahre  1872  geliefert.    Das  graphische  Differentüren  Q" 

^Sffriren  harrt  seiner  Ausbildung.     Ist  die  Oleichnng  'J^^f*^!  '^'>'**" 

*l*en,  dann  ist  es  möglich,  anch  die  Diff6tea\.\a.\i\'o.(i\\ftii\*«  li » 


110  Historiscb- literarische  Abtheilung. 

die  gauze  Curve  durch  weitere  Curven  darzustellen,  Curven  für  ihre  Tangen* 
t«nlftnge»  NormalenlKnge  u.  s.  f.  zu  verzeichnen,  wodurch  namentlich  der 
Anfänger  ein  klares  Bild  von  dem  Wesen  der  fraglichen  Function  erhKlt,  wae 
leicht  auf  arithmograpbischem  Wege  geschehen  kann. 

Heidelberg,  im  Februar  1885.  Ferdinand  Kraft. 


Lehrbnoh  der  ebenen  nnd  sphärischen  Trigonometrie  mit  Anwendungen 
auf  praktische  Geometrie  und  sphärische  Astronomie  und  zahlreichen 
Uebungsbeispielen  Zum  Gebrauch  in  höheren  Lehranstalten  und 
beim  Selbstunterricht  bearbeitet  von  E.  Hammer,  Professor  am  kgl. 
Polytechnikum  in  Stuttgart.  Stuttgart  1885,  Verlag  der  J.  B.  Metz- 
ler'schen  Buchhandlung.     X,  312  S. 

Wenn  wir  das  uns  vorliegende  Buch  geradezu  als  ein  Musterwerk  be- 
zeichnen ,  dem  wir  die  weiteste  Verbreitung  wünschen  und  hoffen ,  so  möch- 
ten wir  diesen  Aasspruch  unserer  innigsten  Ueberzeugnng  nicht  gern  wieder 
einengen.  Wir  fürchten  aber  auch  eine  solche  Auslegung  nicht  für  den 
Zusatz,  den  wir  beifügen,  die  höheren  Lehranstalten,  an  deren  Schüler  und 
Lehrer  Herr  Hammer  sich  richtet,  seien  doch  wohl  solche,  welche  ttber 
den  sogenannten  Mittelschulen  stehen.  Studirende  an  Universitäten  und 
Polytechniken,  das  sind  nach  unserem  Dafürhalten  die  richtigen  Leser  für 
diese  Trigonometrie,  welche  die  darin  herrschende  Vollständigkeit,  die 
Strenge  der  angewandten  Beweisführungen,  die  Vortheile  der  gelehrten 
praktischen  Bechnungs Vorschriften  zu  würdigen  im  Stande  sind.  Wende  man 
uns  nicht  ein ,  diese  jungen  Leute  hätten  Anderes  zu  than ,  als  Trigonometrie 
zu  lesen.  Einer  gewöhnlichen  Schultrigonometrie  werden  sie  allerdings  ihre 
Zeit  nicht  widmen,  aber  so  gut  Vorlesungen  über  Trigonometrie  —  wir 
sprechen  aus  eigener  Erfahrung  —  Zuhörer  finden  können,  ebenso  gut  wird 
es  dem  Buche  des  Herrn  Hammer  nicht  an  Lesern  fehlen,  wie  wir  sie 
bezeichneten.     Sie  werden  sich  nicht  daran  stossen ,  dass  S.  ^8  dem  directen 

et  (t 

Nachweise  des  Satzes,  dass  tg^   und   cotg -^  stets  dasselbe  Vorzeichen  wie 
sina  haben,  eine  indirecte  Ableitung  der  Gleichung  tg-^.^= 


2         sina  i-^cosa 

vorgezogen  ist,  bei  welcher  die  Zweideutigkeit  einer  Quadratwurzel  vernach- 
lässigt ist,  beiläufig  der  einzige  Verstoss  gegen  die  Strenge,  der  uns  auf- 
gefallen ist.  Sie  werden  auch  den  Luxus  des  Accents  bei  dem  Namen 
Legendre,  so  oft  derselbe  wiederkehrt,  verzeihen.  Sie  werden  dagegen 
mit  Vergnügen  S.  23  den  auf  der  Umwandlung  geradliniger  Coordinaten 
in  einander  und  in  Polarcoordinaten  beruhenden  Beweis  des  allgemeinen 
Additionatbeorema  der  Winkelfunctionen,  sowie  8.211  die  durchaus  fthnlieh 
gefäbrte  allgemeine  Ableitung  der  QT\mdg\Q\c\i\m^  ^«c  ^^Wv^Oii^iii^^T^KtAa. 


&i 


Recensionen.  11t 

meine  kennen  lernen.  Verweilen  werden  sie  bei  dem  ganzen  3.  Capitel 
des  I.  Abschnittes,  das  den  goniometrischen  Gleichungen  gewidmet  ist,  ver- 
weilen S.  97  flg.  bei  der  ^laskelyn ersehen  Regel,  8.  215  bei  dem  nicht 
allgemein  gütigen,  aber  sehr  eleganten  Beweis  der  schon  erwähnten  Onind- 
gleichung  der  sphKrischen  Trigonometrie  mittels  eines  aufgeklappten  Drei- 
kants ,  verweilen  bei  den  im  3.  und  4.  Capitel  des  III.  Abschnittes  ver- 
einiglen  Aufgaben  aus  der  Geodäsie  und  Astronomie. 

IVo  der  eine  oder  andere  Leser  noch  ausserdem  besonderes  Vergnügen 
empfinden  mag,  das  beruht  ja  auf  persönlicher  Geschmacksverschiedenheit, 
aber  Vergnügen  dürfen  wir  Jedem  versprechen ,  der  mit  diesem  Buche  sich 
näher  bekannt  macht.  Cantor 


Die  Xlemente  der  Arithmetik  als  Vorbereitung  auf  die  Fanctionentheorie. 

Von  Dr.  Max  Simon,  Oberlehrer  am  Ljceum  zu  Strassburg.    Strass- 
burg  1884,  R.  Schultz'  &  Comp.  Verlag.     VII,  77  S. 

Ein  dem  Referenten  geläufiger  Satz ,  den  er  in  verschiedenen  geschicht- 
lichen Untersuchungen  bestätigt  fand,   ist  der  von  der  conservativen  Kraft 
der  Unwissenheit.     Anders  ausgedrückt  besagt  derselbe ,  dasä  es  immer  eine 
verhftltnissmfissig  lange  Zeit  gebraucht  hat,   bis  wissenschaftlich  Erkanntes 
zoxKi  Volkseigenthum  wurde.     Der  Schule  im  Allgemeinen   ist  die  Aufgabe 
gestellt,    diese  Verbreitung  des   geistigen  Vermögens   Einzelner  unter  der 
OeBammtheit  zu  vermitteln,  und  je  besser  die  Schule  wird,  um  so  rascher 
geht  die  Verbreitung  vor  sich.     Ein  treffendes  Beispiel  solcher  Beschleuni- 
^Qg  bieten,   wie  wir  mit  einigem  berechtigten  Stolze  rühmen  dürfen,   die 
neuesten    deutschen   Lehrbücher   der  Geometrie    wie  der  Arithmetik.     Die 
Schulgeometrie  nimmt  bereits  Dinge  in  sich  auf,  die  vor  einem  halben  Jahr- 
hundert  noch   wenigen    Synthetikern    bekannt  waren,   wenn   sie   überhaupt 
dcbon  entdeckt  waren ,  und  heute  liegt  uns  eine  Schularithmetik  vor,  welche 
sich  nicht  scheut,  auf  Untersuchungen  von  solcher  Feinheit  einzugehen,  dass 
^^®  Seither  Universitätsvorlesungen   vorbehalten  blieben,   und  zwar  solchen, 
^cren  Zuhörer  die  ersten  Studiensemester  schon   hinter  sich  hatten.     Hat 
'^«T  Simon   damit  einen  glücklichen  Griff  getban?     Giebt  es  Gymnasial- 
Primaner  —  denn  nur  an  solche  Schüler  ist  selbstverständlich  zu  denken  — , 
Welche  flLhig  sind ,  bei  dem  mit  ihnen  vorzunehmenden  Wiederholungsgange 
^  Zahlenlehre  die  strengen  Beweise  neuester  Forschung  zu  verstehen  und 
denselben  Interesse  abzugewinnen?    Wir  sind  zweifelhaft,  wie  die  Erfahrung, 
^0  allein  berechtigt  ist,  auf  diese  Fragen  zu  antworten,  sich  darüber  aus- 
V^chen  wird.     Herr  Simon  selbst  theilt  wohl  diese  Zweifel.    Daraufweist 
^^    der  Satt  seines  Vorwortes  hin,   das  Heft  sei  bestimmt  ,, hauptsächlich 
i*  GoUegen  und  Studirende,  dann  aber  auch  für  die  SohtUftt  d«£  ^^Mscite» 
**®^''     Laesen  wir  «her  diese  Jjetzteren  bei  äe\\A^  Wi  >iAfvai»&  "«t^  ^ 


112  Historisch -literarische  Ahtheilung. 


jede  weitere  Erfahrung  abzuwarten,  das  kleine  Schriftchen  mit  vollem  Ein- 
verständniss  auf's  Wärmste  empfehlen.  Stndirenden,  welche  Functionen- 
theorie  zu  hören  beabsichtigen,  dürfte  hier  eine  fesselnde  und  fruchtbare 
Einleitung  in  die  ihnen  neue  Lehre  sich  bieten,  welche  sie  zugleich  zum 
Lesen  der  Abhandlungen  von  Herrn  Georg  Cantor  vorbereitet  und  sie 
auf  dieselben  hinweist.  Wenn  Herr  Simon  in  einigem  Gregensatze  zu  un- 
serem Namensverwandten  den  Begriff  der  Grenze  als  ererbt  und  in  diesem 
Sinne  als  erfahrungsmässig  gegeben  und  einer  weiteren  formalen  Begrün- 
dung nicht  mehr  bedürftig  ansieht,  so  sind  wir  die  Letzten,  die  ihm  einen 
Vorwurf  daraus  machen  möchten.  Einen  Auszug  aus  einem  selbst  schon  so 
knapp  gehaltenen  Büchelchen  zu  geben  ist  kaum  thunlich.  Wir  bemerken 
nur,  dass  die  Entwickelung  bis  zu  der  Lehre  von  den  Exponentialfunctionen, 
diese  mit  eingeschlossen,  geführt  ist,  dass  eiu  Fortschreiten  bis  zur  Lehre 
von  den  Gleichungen  höherer  Grade  nur  als  daran  gescheitert  bezeichnet 
wird,  dass  noch  kein  elementarer  Beweis  des  Gauss*schen  Fundamental- 
satzes der  Algebra  bekannt  sei.  Wir  möchten  einige  Stellen  als  solche  her- 
vorheben ,  die  uns  ganz  besonders  zusagten.  Dazu  gehört  der  Name  Theil- 
einheit  Nr.  n  (S.  17),  unter  welchem  die  Ergänzung  der  Beihe  der  ganzen 
Zahlen*  zur  Reihe  der  Brüche  ergänzt  wird ;  dazu  die  Betonung  des  verschie- 
denen Sinnes,  welchen  wir  mit  dem  Gleichheitszeichen  verbinden  (S.  19, 
24,  42);  dazu  den  Beweis  des  Satzes,  dass  die  nicht  ganzzahlige  positive 
n^  Wurzel  einer  ganzen  positiven  Zahl  als  Reihenzabl  existire  (S.  37  flgg.); 
dazu  das  ganze  Capitel  XI  von  den  quadratischen  Gleichungen  (S  45 — ÖO) 
und  in  ihm  der  Ausblick  auf  Umkehrungsprobleme  (S.  48).  Nicht  einver- 
standen sind  wir  mit  der  Benennung  der  beiden  Sätze  (S.  10  und  30)  als 
Grundsätze.  Grundsätze  sind  solche,  deren  Wahrheit  als  einleuchtend 
angenommen  werden  muss,  weil  sie  nicht  bewiesen  werden  kann.  In  die- 
sem Sinne  ist  es  aber  weder  wahr,  dass  die  neuen  Zahlen  jeweil  den  G^ 
setzen  der  alten  unterworfen  bleiben,  noch  dass  zu  gewissen  Vorstellungs- 
reihen, welche  an  sich  keinen  Abschluss  haben,  ein  Abschluss  zu  denken 
sei.  Beides  sind  Forderungen,  wenn  man  sie  nicht  geradezu  Definitions- 
sätze nennen  will.  Leicht  zu  verbessernde  Druckfehler  sind  uns  nur  S.  35 
Z.  11  und  S.  45  Z.  17  aufgefallen.  Cantor. 


System  der  Arithmetik  und  Algebra  als  Leitfaden  für  den  Unterricht  in 
höheren  Schulen.  Von  Dr.  Hermann  Schubert,  Oberlehrer  an  der 
Gelehrtenschule  des  Johanneums  in  Hamburg.  Potsdam  1885,  Ver- 
lag von  August  Stein.    VIII,  222  S. 

Wir  haben  in  dieser  Zeitschrift,  hist.-lit.  Abth.  zu  Bd.  XXVIII  S.  199 

and  zu  Bd.  XXIX  S.  114,  über  eine  in  zwei  Heften  erschienene  Sammlung 

von  arithmeÜBcben   and  algebraischen  ¥mg«n  \mdL  kxA^gdSc^TL  d«^  gleichen 


Becensionen.  113 


VerÜEtösers  berichtet.  Nicht  minder  lobend  als  wir,  haben  auch  andere 
Stinmen  über  jene  Schrift  sich  geäussert,  so  dass  an  Herrn  Schubert  die 
Aufforderung  gelangte,  der  Einführbarkeit  seines  Buches  an  Lehranstalten, 
an  welchen  andere  Aufgabensammlungen  in  üebung  sind ,  welche  nicht  ver- 
drlLngt  werden  können  oder  wollen,  dadurch  Vorschub  zu  leisten,  dass  er 
den  Text  von  den  üebungsbeispielen  trenne.  Der  vor  uns  liegende  Band  erfGLUt 
nun  diesen  Wunsch.  Hat  auch  das  Buch  dadurch  von  der  Eigenartigkeit  ein- 
gebflsst,  welche  ihm  unserem  Dafürhalten  nach  zur  Zierde  gereichte,  so  ist 
doch  Strenge  und  Fasslichkeit  unverändert  geblieben.  Erstere  dürfte  noch 
einen  Zuwachs  zu  rühmen  haben,  da  der  neue  Abdruck  als  eine  zweite 
Auflage  zu  betrachten  ist,  in '  welcher  einzelne  kleine  Ausstellungen ,  welche 
gemacht  worden  waren,  Berücksichtigung  gefunden  haben.  Cantor 


IKe  Determmanten,  für  den  ersten  Unterricht  in  der  Algebra  bearbeitet 
Dr.  H.  Kaiser  in  Dieburg.  Wiesbaden  1885,  Verlag  von  J.  F.  Berg- 
mann.    23  S. 

Wir  haben  Bd.  XXVIII,  hist-lit.  Abth.  S.  77,   eine  kleine  Schrift  über 

^Determinanten  des  gleichen  Verfassers  angezeigt,  welche  in  ihren  Anforde- 

i*vuigen   an   den  Leser  schon  recht  niedrig  gehalten  war.     Heute  überbietet 

^ich  Herr  Kaiser.     Auf  annähernd  halbem  Räume  giebt  er  einige  Sätze 

Qber  Determinanten,  die  kaum  die  Vorkenntnisse  eines  Gjmnasialtertianers 

voraussetzen.    Vielleicht  steht  uns  noch  ein  Büchelchen  i^Die  Determinanten 

«nr  Einübung  des  Einmaleins  in  der  Volksschule"  von  zwölf  Seiten  bevor! 

Xm  Ernste  meinen   wir,  so  sehr  wir  der  Einführung  der  Determinanten  in 

^ea  Gymnasialunterricht  geneigt  sind,  der  aber  schon  nicht  mehr  das  Wort 

^^  reden,  da  sie  an  den  meisten  Orten  bereits  erfolgt  ist,  man  könne  doch 

*nch  in  der  Popularisirung  zu  weit  gehen.     Den  mathematischen  Unterricht 

deicht  machen  ist  recht,  ihn  allzuleicht  und  mechanisch  machen  widerspricht 

^^inen  pädagogischen  Zwecken.  Cantor 


Veuer  Unterricht  in  der  Schnellrechen- Kunst  für  technische,  kaufmän- 
nische und  Schulpraxis  in  zwei  Theilen.  I.  Theil :  Methode  der  sym- 
metrischen Multiplication ,  Division  und  Wurzelausziehung.  II.  Theil: 
Anweisung  zum  Gebrauch  eines  auf  diese  Methode  gegründeten 
Bechenapparates.  Von  C.  Jul.  Giesing,  Oberlehrer  an  der  königl. 
Realschule  Döbeln.  Döbeln  1884,  Verlag  von  Carl  Schmidt.  VI, 
92  S.  und  in  demselben  Verlage:  C.  J.  Oiesing's  Patent  -  Seohen- 
apparat. 

Symmetrische  Multiplication  nennt  der  VerfaaaQi  waA\i  dföiOL  '^^'t^s&a^^ 
""^  Hem  E.  Gallati  (1878)  dasjenige  Verfabi^n,  ^AAä^  «^\iä\««ä  Hsa. 

^»^.|/*.  Abthlg.  d.  ZeitBobr.  f.  Math.  tt.  Phy».  XXX,  3.  '^ 


114  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 


VI.  Säcnlum  als  Yajrdbhjäsa  bei  den  Indem  bekannt  war  und  welches  sich 
in  Europa 9  besonders  in  Italien  bis  in  das  XVI.  Säcnlum  zu  erhalten  wnsste. 
Von  da  an  verlor  sich  allmälig  die  üebung,  und  nur  das  Rechnen  mit 
Reihen,  die  nach  Potenzen  einer  allgemeinen  Grundgrösse  fortschreiten, 
wusste  sich  des  alten  Verfahrens  zu  erinnern,  beziehungsweise  erfand  das- 
selbe wiederholt,  wenn  es,  {aQ  +  aiX+.,.),{hQ+h^x+,,.)^CQ  +  CiX  +  ,.. 
und  Cfi  =  &n^  +  ^M  - 1  ^1  +  •  •  •  +  ^ü  ^A  setzend ,  die  Regel  gab ,  man  solle  die 
Glieder  des  Multiplicators  in  umgekehrter  Reihenfolge  auf  einen  besondem 
Zettel  schreiben  und  denselben  unter  dem  Mnltiplicandus  herschieben ,  dabei 
die  jedesmalige  Productenstelle  durch  Vervielfachung  der  senkrecht  unter 
einander  befindlichen  Factoren  und  Addition  ihrer  Theilproducte  bilden.  In 
dieser  Form  lernte  Referent  die  auch  an  Zahlen  geübte  Methode  in  den 
Vorlesungen  über  algebraische  Analjsis  kennen ,  welche  er  im  Wintersemester 
1849  —  50  bei  Professor  M.  Stern  in  Göttingen  zu  hören  Gelegenheit  hatte. 
Mag  auch  inzwischen  durch  Werke  geschichtlichen  Inhalts  die  Aufmerksam- 
keit auch  in  weiten  Kreisen  auf  jenes  alte  Verfahren  gelenkt  worden  sein, 
für  die  Schule  blieb  es  so  ziemlich  verschollen,  und  wir  würden  uns  freuen, 
wenn  Herrn  Giesing's  Buch  und  sein  patentirter  Rechenapparat  —  eine 
Schiefertafel ,  in  welcher  ein  Streifen  verschiebbar  ist  und  den  vorerwähnten 
besondem  Zettel  vertritt  —  zur  allgemeinen  Einbürgerung  fahren  möchte. 
Herr  Giesing  lehrt  nach  der  symmetrischen  Multiplication  auch  eine  sym- 
metrische Division.  Das  ist  das  Verfahren,  welches  Fourier  in  seiner 
Analyse  des  6qnations  d^termin^es  p.  187  (Paris  1830)  als  geordnete 
Division  beschrieb  und  welches  in  ziemlich  zahlreiche  Elementarwerke,  aber 
wieder  nicht  in  den  Schulunterricht  Eingang  zu  finden  vermochte.  Endlich 
benützt  der  Verfasser  seinen  Apparat,  also  den  Schieber,  der  das  Wesen 
desselben  bildet,  zur  Ausziehung  von  Quadratwurzeln.  Cantob 


Beitrag  sor  analytischen  Behandlung  der  TJmhüllungtcurven.    Von  Wilh. 
Krimphopp.     Coesfeld  1885.     16  S.  4^ 

Bei  Anwendung  Cartesischer  Punktcoordinaten  sehen  wir  in  den  auf- 
einanderfolgenden Punkten  einer  Curve  Durchschnitte  gegebener  linearer 
Gebilde ,  bei  Liniencoordinaten  erkennen  wir  in  demselben  Berührungspunkte 
mit  je  weil  gegebenen  Geraden.  So  ist  an  sich  klar,  dass  das  natürliche 
Coordinatensystem  zur  Behandlung  von  ümhüUungsaufgaben  nur  das  der 
Liniencoordinaten  sein  kann.  Herr  Krimphoff  hat  sich  in  seinem  Pro- 
gramm deren  bedient,  und  zwar  der  von  Herrn  Schwering  erfundenen 
und  in  einem  bekannten  Buche  (vergl.  Referat  in  hist.-lit.  Abthlg.  dieser 
Zeitschrift  Bd.  XXIX  S.  233)  genauer  auseinandergesetzten  Abart.  Herr 
Krimpboff  bat  nun  allerdinga  nicht  durchweg  Schwering'sche  Linien- 
coordinaten  an^^wandt,  und  wir  rechneii  Wim  &\^%«&  «\^N«t^\^TciX.  vii«  ^R^han 


Receusionen.  115 

Eleganz  besteht  nicht  in  dem  unentwegten  Verbleiben  auf  demselben  Pfade, 
äonijern  in  dem  Benutzen  des  jedesmal  Zweckdienlicbäten ,  mag  auch  ein 
Wechsel  der  Hilfsmittel  damit  verbunden  sein.  So  treten  bei  unserer  Vor- 
lage die  Lioiencoordinaten  nnr  da,  dann  aber  auch  immer  ein,  mo  die 
Gleichung  der  Geraden,  welche  die  gesucht«  Curre  nmbüUen  soll,  in  Punki- 
coordinsten  bereits  gegeben  ist.  Hauptaufgabe  ist  ihm  die  ÄufSndung  nnd 
DiscQssion  der  ÜmhÜlJungscnrven  gewisser  Sehnen  centraler  Kegelschnitte. 
A.llein  nebenbei  beweist  er  noch  eine  ziemliche  Anzahl  interessanter  Sätze  von 
Kegelschnitten  selbst,  eo  den  Joachim  st  hal 'sehen  Satz  (Salm  on- Fi  edler, 
Kegelschnitte,  S.  307  und  nicht  327,  wie  irrig  citirt  ist),  dass  fUr  die  vier 
Scbnittpankte  einer  Ellipse  oder  einer  Hyperbel  mit  einem  Kreise  die  Summe 
der  Argumente  gleich  Null  sein  muss.  Herrn  Krimphoff' s  mehr  alge- 
braischer als  geometrischer  Beweis  ist  aehr  hübsch.  Die  Correctheit  des 
Druckes  Ifisst  leider  Manches  zu  wünschen  übrig,  und  wenn  die  IrrthUmer 
1         iD  den  Formein  auch  leicht  zu  verbessern  sind ,    so  stfiren  sie  darum  nicht 

[         "^'*"-  CAKTOn. 

^B^iUitaire  des  eciences  math^matlqiieB  et  physiqnes     Par  M.  Masiuilieh 
^^  Marie,    rcpetiteur  de  meeanique.    exambateur  d'admiasion  i  l'ficole 

W  polytechnique.     Tome  IV:    De    Deseartes   ä  Huj-gbens.     24ß   pages. 

W  Tome  V:   De   Hujghens   i.   Newton.     255  pages.     Paris,    Gauthier- 

f  Villars  imprimenr  ■  libraire.     1884. 

Wieder  sind  *wei  Bande  des  umfangreich  angelegten  Werkes  in  unae- 
•^n  Händen.  DcBcartes,  Cavalieri,  Roberval,  Fermat,  Torri- 
''ein,  Wallis,  Pascal,  Huyghens,  Newton  sind  die  Namen  derjenigen 
'"Wiematiker,  welchen  der  Verfasser  den  meisten  Raum  widmet,  sich  da- 
''Orch  in  Debereinstimmnng  mit  der  Anerkennung  setzend ,  welche  Zeit- 
8«Qoeaen  und  Späterlebende  diesen  Mtonern  mit  Recht  widmeten.  Herr 
^»rie  hat  —  das  geht  aus  der  ganzen  Darstellung  zweifellos  hervor  — 
''•e  Schriften  dieser  Männer  gelesen  und,  wie  es  bei  seiner  von  Niemand 
^^rkannten  mathematischen  Bedeutung  nur  natürlich  war,  auch  zu  verstehen 
S^Wnsät,  so  viele  Schwierigkeiten  ihm  manchmal  der  durchaus  ungewohnte 
"QrtJant  bereiten  mochte.  Er  ist  nicht  der  Einzige,  dem  diese  Schwierig- 
*^it  sich  darbot,  nicht  der  Erste,  der  sie  überwand,  und  hatte  er  in  der 
'^Mathematisch -geschichtlichen  Literatur  neuerer  Sprachen  Rundschau  gebalten, 
^**  htltte  er  vielleicht  manche  Mühe  erspart.  Im  Ganzen  finden  wir  nichts 
*On  den  Worten  znrückzunehaien ,  mit  welchen  wir  Bd.  XXIX,  hist.-lit. 
■^bthlg.  S.  45,  den  Beriebt  Über  die  beiden  ersten  BBnde  schlössen:  „Wir 
hoffen  auf  Besseres  in  den  späteren  BSnden,  in  welchen  Herr  Marie  sich 
•tlit  Schriftatellem  zu  beschäftigen  haben  wird ,  deren  W«tk«  w:  ««.VW.  | 
'«MD  bat." 


116  Historisch -literarische  Abtheilnng. 

Bei  dem  Lesen  der  Werke  eines  Schriftstellers  bilden  sich  fast  un- 
bewnsst  Neigungen  und  Abneigungen,  über  die  kaum  zu  rechten  ist.  So 
hat  Herr  Marie,  wie  es  scheint,  eine  grössere  Vorliebe  fdr  Descartes, 
als  für  Fermat  gefasst,  während  Referent  in  entgegengesetztem  Sinne 
Licht  und  Schatten  zu  sehen  sich  gewöhnt  hat.  Dadurch  sind  unsere  An- 
schauungen von  dem  Charakter  des  Jesnitenzöglings  Descartes  einander 
sehr  widersprechend,  die  mathematische  Grösse  des  Verfassers  der  analyti- 
schen Geometrie  bewundem  wir  gleichmässig.  Mögen  auch  Vorstufen  in 
der  analytischen  Geometrie  von  Diesem  und  Jenem  erreicht  worden  sein,  ein 
wirkliches  Operiren  mit  den  Gleichungen  einer  Curve  hat  vor  Descartes 
Niemand  der  Oeffentlichkeit  übergeben.  Andererseits  hüte  man  sich  aber 
wohl ,  in  dessen  Geometrie  ein  Lehrbuch  modernen  Schnittes  zu  vermuthen, 
ausgehend  von  der  Gleichung  der  Geraden,  daran  anknüpfend  die  Gleich- 
ungen des  Kreises,  des  Kegelschnittes  u.  s.  w.  Descartes  schrieb  absicht- 
lich scheinbar  planlos,  ungeordnet  und  dadurch  schwer,  weil,  wie  er  in 
einem  Briefe  sich  ausdrückt,  die  Leute  Dinge,  die  sie  verstehen,  nicht  als 
neu  anzuerkennen  pflegen.  Diese  mangelnde  Ordnung  macht  es  sogar  dem 
heutigen  Leser  schwer,  sich  zurecht  zu  finden,  und  Herr  Marie  hat  viel- 
leicht nur  ihretwegen  übersehen  oder  hervorzuheben  vergessen,  was  eines 
der  wichtigsten  Verdienste  von  Descartes  ist:  die  Erfindung  der  Methode 
der  unbestimmten  Coefficienten ,  gerade  so,  wie  er  bei  Pascal  die  Nennung 
der  von  diesem  erfundenen  Beweismethode  von  n  auf  n  + 1  vermissen  Ittsst. 
Auch  die  Anfänge  der  Wahrscheinlichkeitsrechnung  mussten,  sei  es  bei 
Pascal,  sei  es  bei  Huyghens,  in  einer  annähernd  den  Weg  dieser  Er- 
finder veranschaulichenden  Weise  zur  Kenntniss  der  Leser  gebracht  werden, 
und  dass  unter  den  zahlentheoretischen  Arbeiten  von  Fermat  gerade  das 
Theorem  nicht  genannt  ist,  welches  die  Unmöglichkeit  der  Gleichung  x"  =  ^ 
+  jer"  mit  ganzzahligen  Wurzeln  betrifft,  sofern  n  >2,  während  der  Sonder« 
fall  n=3  (IV,  105  letzte  Zeile)  erwähnt  ist,  kann  einigermassen  erstaunen. 

Wir  haben  nur  diese  grossen  Lücken  aufdecken  wollen;  kleinere  Mängel 
beabsichtigen  wir  nicht  zu  betonen,  wozu  der  IV.  Band  sehr  häufig,  der 
V.  Band  etwas  seltener  Gelegenheit  böte.  Es  handelt  sich  weniger  oft  als 
in  den  früheren  Bänden  um  Unrichtigkeiten,  vielmehr  meistens  nur  um 
Vernachlässigung  bedeutsamer  Dinge,  und  was  Herr  Marie  an  Auszügen 
liefert,  ist,  wenn  nicht  immer  vollständig,  doch  für  die  wichtigsten  Schrif- 
ten namentlich  von  Huyghens  und  Newton  richtig.  Cantor 


Bibliographie 

vom  16.  Februar  bis  30.  April  1885. 


Periodische  Sohriften. 

Sitzungsberichte  der  mathem.-physikal.  Classe  der  königl.  bayer.  Akademie 

der  Wissenschaften.     Jahrg.  1884,  Heft  4.     München,  Franz. 

1  Mk.  20  Pf. 

.     Jahrg.  1885,  1.  Heft.     Ebendas.  1  Mk.  20  Pf. 

Sitzungsberichte  der  königl.  sächs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften ,  roathem.- 

phjsikaL  Classe.     1884,  I  und  II.     Leipzig,  Hirzel.  2  Mk. 

Sitzungsanzeiger  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien,  mathe- 

nouit.- naturwissenschaftl.  Classe.     Jahrgang   1885,  Nr.  l — 4.      Wien, 

Gerold.  compl.  3  Mk. 

Annalen  des  physikalischen  Centralobservatoriums;  herausgeg.  von  H.  Wild. 

Jahrg.  1883,  Thl.  1  u.  2.   Petersburg  und  Leipzig,  Voss.    25  Mk.  60  Pf. 
Archiv  der  Mathematik   und  Physik,   begründet  von  Grünert,  fortgesetzt 

▼on  R.  Hoppe.     2.  Reihe,  2.  Theil  (4  Hefte),  1.  Heft.     Leipzig,  Koch. 

compl.  10  Mk.  50  Pf. 
Acta  mathematica,  herausgeg.  v.  Mfitag-Leffler.    5.  Jahrg.  1885,  1.  Heft. 

Berlin,  Mayer^^ft  Müller.  compl.  12  Mk. 

Jahrbuch  über  die  Fortschritte  der  Mathematik,   herausgeg.  von  C.  Ohrt- 

MANN.     14.  Bd.,  Jahr  1882,  2.  Heft.     Berlin,  G.  Reimer.  6  Mk. 

Astronomische  Nachrichten,  herausgeg.  v.  A.  Krüger.     111.  Bd.  Nr.  2641. 

Hamburg,  W.  Mauke  Söhne.  '  compl.  (24  Nrn.)  15  Mk. 

Fortschritte  der  Physik  im  Jahre  1879.     (35.^Jahrg.)     Redig.  v.  Nbbssem. 

1.  Abth.     Berlin,  G.  Reimer.  8  Mk. 

Die  Fortschritte  der  Physik.     Nr.  8,  1884.     Köln,  Mayer.  2  Mk. 

Meteorologische  Zeitschrift;  der  deutschen  meteorolog.  Gesellschaft,  redig.  v. 

W.  Koppen.     2.  Jahrg.41885  (12  Hefte).    1.  Heft.    Berlin,  Asher  ft  C. 

compL  16  Mk. 
Gezeitentafeln  für  das  Jahr  1886.     Hydrogr.  Amt  der  kaiserl.  Admiralitftt. 

Berlin,  Mittier.  1  Mk.  60  Pf. 

Mathematische  und  naturwissenschaftliche  Berichte  aus  Ungarn.    Bedig.  voa 

L.  Fröhlich.     2.  Bd.  (Juni  1883— Jxmi  18%«^.    ^Tk^^au^wfiw  ^aÄ^wKs»^ 

Fnedlättder  A  8.  ^^^ 


118  Historisch  •  literarische  Abtheilnng. 


Reine  Mathematik. 

LüROTH,   J.,    Ueber   die    kanonischen  Perioden    der   AbeFschen  Integrale. 

München,  Franz.  1  Mk.  20  Pf. 

BiBRMANN,  0.,  Ueber  die  singalären  Lösungen  eines  Systems  gewöhnlicher 

Differentialgleichungen.     (Akad.)     Wien,  Gerold.  25  Pf. 

Geoenbauer,  L.  ,  üeber  das  quadratische  Reciprocitätsgesetz.     Ebendas. 

20  Pf. 

,  Zahlentheoretische  Studien.     Ebendas.  1  Mk. 

Kraus,  L.,  Die  Functionaldeterminanten .     Ebendas.  30  Pf. 

Weiss,  E.,   Entwickelungen  zu  Lagrange's  Rever^ionstheorem  mit  Anwen- 
dung auf  die  Lösung  der  Keppler'schen  Gleichung.     Ebendas.     60  Pf. 
Hecht,  W.,   Zur  Integration  der  Differentialgleichung  Mdx+  Ndif  =  0. 

Leipzig,  Teubner.  1  Mk.  20  Pf. 

Gegenbauer,  L.,  üeber  das  Legendre-Jacobi'sche  Symbol.    (Akad.)    Wien, 

Gerold.  45  Pf. 

loBL,  B.,   üeber  ein  simultanes  System   dreier  binärer  cubischer  Formen. 

Ebendas.  1  Mk.  20  Pf. 

Pick,    G.,    üeber    die    Modulargleichungen    der    elliptischen   Functionen. 

Ebendas.  25  Pf. 

Bork,  H.,  Untersuchungen  über  das  Verhalten  zweier  Primzahlen  in  Bez. 

auf  ihren  quadratischen  Restcharakter.  (Dissert.)  Berlin,  Gärtner.    1  Mk. 
Sbrret,  A.,  Lehrbuch   der  Differential-    und  Integralrechnung.     Deutsch 

bearb.  von  A.  Harnack.    2.  Bd. ,  1.  Hälfte:  Integralrechnung.    Leipzig, 

Teubner.  7  Mk.  20  Pf. 

Schubert,  H.,  System  der  Arithmetik  und  Algebra.     Potsdam,  Stein. 

1  Mk.  80  Pf. 
Schendel,  L.,  Grundzttge  der  Algebra  nach  Grassmann's  Principien.   Halle, 

Schmidt.  2  Mk.  50  Pf. 

ScHURio,  R.,   Lehrbuch  der  Arithmetik.     3.  Theil.     Leipzig,  Brandstetter. 

6  Mk.  40  Pf. 
BoBBK,  K.,  üeber  die  Flächen  IV.  Ordnung  mit  einem  Doppelkegelschnitte. 

1.  u.  2.  Mitth.     (Akad.)     Wien,  Gerold.  l  Mk.  60  Pf. 

EscHSRiCH,  G.  V.,  Die  Construction  der  algebraischen  Flächen  aus  den  sie 

bestimmenden  Punkten.     Ebendas.  50  Pf. 

Hoobvar,  f.,   Bemerkungen   zur  Simp^on'schen  Methode  der  mechanischen 

Quadratur.     Ebendas.  30  Pf. 

Herbig,  W.,  Lehrbuch  der  geometrischen  Formen.    Berlin,  Herbig.    7  Mk. 
Hoch,  J.,  Lehrbuch  der  ebenen  Geometrie.     2.  Thl.     Halle,  Schmidt 

1  Mk.  75  Pf. 

Hamiibr,  E..  Lehrbuch  der  ebenen  ond  sphärischen  Trigonometrie.    Statt- 

gmri,  MBtOer.  3  Mk.  SO  Fl 

Pmscoka,  f.,  Dantellende  Geomebrie.    4. "Bd.   ^Vsn,  ^^t«t^\^       %\  Mk. 


Bibliographie.  119 

Hoffmann,  G.,   Anleitung  zur  Lösung  planimetriscber  Aufgaben  mit  Bei- 
spielen.   Leipzig,  Fues.  1  Mk.  40  Pf. 
Lampe  ,  E. ,  Geometriscbe  und  mecbanische  Aufgaben  zur  numerischen  Auf- 
lösung von  Gleichungen  höherer  Grade.    (Diss.)  Berlin,  Gftrtner.    1  Mk. 
Leboullbux,  L.,  Trait6  M6mentaire  des  d^terminants.     Genf,  Stapelmohr. 

2  Mk.  40  Pf. 
Angewandte  Mathematik. 

Kraft,  F.,  Sammlung  von  Problemen  der  analytischen  Mechanik.  7.  u. 
8.  Lief.     Stuttgart,  Metzler.  4  Mk. 

Weyrauch,  J.,  Aufgaben  zur  Theorie  elastischer  Körper.     Leipzig,  Teubner. 

8  Mk. 

Finger,  J.,  Elemente  d.ireinen  Mechanik.  4.  Lief.  Wien,  Holder.   3Mk.60Pf. 

Nbumann,  f.,  Vorlesungen  über  theoretische  Optik;  herausgeg.  v.  E.  Dorn. 
Leipzig,  Teubner.  9  Mk.  60  Pf. 

Kramer,  A.,  Allgemeine  Theorie  der  zwei-  und  dreitheiligen  astronomischen 
Fernrohr -Objective.     Berlin,  G.  Reimer.  10  Mk. 

Weber  ,  L. ,  Curyen  zur  Berechnung  der  von  künstlichen  Lichtquellen  indi- 
cirten  Helligkeit.     Berlin,  Springer.  1  Mk.  40  Pf. 

Sohoute,  H.,  Einige  Bemerkungen  Aber  das  Problem  der  Glanzpunkte. 
(Akad.)     Wien,  Gerold.  60  Pf. 

Hasri>tl,  f.  y.,  Bahnbestimmung  des  Planeten  „Adria'^   3.  Thl.   Ebendas. 

4  Mk. 

Brühns,  C,  Astronomisch- geodätische  Arbeiten  ftbr  die  europäische  Grad- 
messung im  Königreich  Sachsen.  3.  Tbl.:  Astronomische  Arb.,  heraus- 
gegeben v.  Th.  Albreoht.    2.  Heft.    Berlin,  Friedberg  &  Mode.    12  Mk. 

Albreoht,  Th.,  Bestimmungen  der  Länge  des  Secundenpendels  in  Leipzig, 
Dresden  und  dem  Abrahamschachte  bei  Freiberg.     Ebendas.       5  Mk. 

Laukhardt,  W.,  Mathematische  Begründung  der  Volkswirthschaftslehre. 
Leipzig,  Engelmann.  6  Mk. 

WiTTWBR,  W.,  Grundzflge  der  Molecularphjsik  und  der  mathematischen 
Chemie.     Stuttgart,  Wittwer.  5  Mk. 

Boüsbinesq,  J.,  Application  des  potentiels  k  T^tude  de  r6quilibre  et  du 
mouvement  des  solides  61astiques.     Paris,  Gkiuthier -Villars.       18  Frs. 

Matthieu,  E.,  Theorie  du  potentiel  et  ses  applications  ä  l'Slectrostatiqne 
et  au  magn^tisme.     I.  partie.     Ebendas.  6  Frs. 

Physik  und  Meteorologie. 

Weyrauch,  J.,  Das  Princip  der  Erhaltung  der  Energie  seit  Roh.  Major. 

Zur  Orientirung.     Leipzig,  Teubner.  1  Mk. 

Sohrbibbr,  P.,  Beitrag  zur  Frage  der  Beduction  von  Barometerstttnden  auf 

ein  anderes  Niveau.     Leipiig,  Engehnann.  1  Mk*  80 

Kahlbaum,  A.,  Siedetemperatur  und  Druck  in  ikraa  W%e3bawSMW 

Leipzig,  Barth. 


122  Historisch -literarische  AbtheiluDg. 

Schriftsteller  erfolgreiche  Mühe  zugewandt.  Was  die  Herren  Allman, 
Glaisher,  De  Morgan,  Ch.  Taylor  fttr  verschiedene  Capitel  un- 
seres Lieblingsfaches  geleistet  haben,  ist  von  Allen,  welche  deren  Arbeiten 
kennen  zu  lernen  Gelegenheit  hatten,  anerkannt  und  geschätzt;  aber  hier 
ist  eine  Schattenseite:  die  zuletzt  genannten  Schriftsteller,  mit  Ausnahme 
von  Herrn  Taylor,  dessen  Introduction  to  the  ancient  and  modern  geo- 
metry  of  conics  (vergl.  diese  Zeitschrift  Bd.  XXVIl,  hist.-lit.  Abth.  S.  87  flgg.) 
als  selbständiges,  mit  einer  längeren  Einleitung  versehenes  Werk  auch  in 
das  Ausland  drang,  haben  ihre  geschichtlichen  Abhandlungen  für  solche 
Zeitschriften  und  Sammelwerke  verfasst,  die  dem  festländischen  Leser  kaum 
je  unter  die  Augen  kommen,  es  sei  denn,  dass  freundliche  Beziehungen  zu 
den  Verfassern  ihn  in  den  Besitz  von  Sonderabdrücken  setzten.  Herr  Gow 
wollt«  diesem  engeren  Bekanntwerden,  welches,  wie  wir  es  für  das  euro- 
päische Festland  zu  bestätigen  im  Stande  waren,  auch  für  Grossbritannien 
selbst  stattzufinden  scheint  und  welches  als  eine  unliebsame  Folge  mangeln- 
des Interesse  der  Leser  an  dem  behandelten  Gegenstande  nach  sich  zieht, 
für  seinen  Theil  ein  Ende  setzen,  indem  er  einen  ganzen  Band  der  Ge- 
schichte der  griechischen  Mathematik  widmete.  Herr  Gow  ist  nicht  Mathe- 
matiker, sondern  Philologe ,  aber  er  hat  auf  seinem  Studiengange  gleich  allen 
Engländern  die  griechische  Mathematik,  insbesondere  die  griechische  Greometrie 
hinlänglich  genau  kennen  gelernt,  um,  von  seinen  Sprachkenntnissen  getragen 
und  unterstützt  durch  Vorarbeiten  von  Mathematikern,  die  Originalliteratur 
einer  Durchmusterung  unterwerfen  zu  können ,  von  deren  Genauigkeit  einige 
Stellen  des  Bandes  zeugen,  wo  er  zu  Ergebnissen  gelangt,  die  von  den  in 
den  Vorlesungen  des  Referenten  veröflfentlichten  abweichen ,  während  aller- 
dings in  den  meisten  Fällen  Herr  Gow  mit  unseren  Auffassungen  einver- 
standen erscheint.  So  schmeichelhaft  eine  solche  Uebereinstimmung  für  uns 
ist,  so  fürchten  wir  doch,  sie  theilweise  auf  den  Umstand  zurückführen  zu 
müssen,  dass  Herr  Gow  diejenigen  Abhandlungen,  welche  nach  dem  Er- 
scheinen unserer  Vorlesungen  und,  dürfen  wir  vielleicht  uns  rühmen,  in- 
folge derselben  zur  Veröffentlichung  gelangten,  nicht  kennen  lernte  und  des- 
halb auch  nicht  berücksichtigte. 

Wir  haben  hierbei  vorzugsweise  die  glänzenden  Arbeiten  von  Herrn 
Paul  Tannery  im  Auge,  welche  bald  in  der  Revue  archeologique ,  bald 
in  den  Annales  de  la  Faculte  des  lettres  de  Bordeaux  und  in  den  Memoires 
de  la  societo  des  sciences  physiques  et  naturelles  de  Bordeaux,  bald  in  der 
Revue  philosophique,  bald  und  hauptsächlich  in  neuester  Zeit  in  dem  Bulle- 
tin des  sciences  mathematiques  et  astronomiques  (unter  Mathematikern  oft 
Bulletin  Darboux  genannt)  erschienen.  Wohl  mehr  als  30  grössere  und 
kleinere  Aufsätze  des  unermüdlichen  geistvollen  Gelehrten  sind  in  unseren 
Händen.  Fast  überall  handelt  es  sich  um  Dinge,  in  welchen  Herr  Tan- 
Dery  unsere  Ansichten  nicht  tiheilt,  vxnd  mi  b»AMii  immer  mit  Veignflgen 
seine  liebenswürdigen  f  von  Beohihaloera  i^inDAu  kn^SSL^  \^^^«&.^  ^wd^äoniL 


Becensionen.  123 

er  den  Charakter  des  Angriffs  so  vollständig  zu  nehmen  weiss;  wir  hahen 
stets  aus  diesen  Abhandlungen  gelernt,  auch  da,  wo  es  ihrem  Verfasser 
nicht  gelang,  uns  zu  seiner  Meinung  zu  bekehren.  Leider  haftet  diesen 
Abhandlungen  der  gleiche  Mangel  an,  welchen  wir  von  englischen  Arbeiten 
betonten.  Mag  das  Bulletin  Darboux,  die  Revue  arch^ologique,  vielleicht 
die  Revue  philosophique  von  grösseren  Bibliotheken  gehalten  werden,  die 
beiden  in  Bordeaux  erscheinenden  Sammlungen  dürften  nur  in  sehr  wenigen 
Exemplaren  ihren  Weg  ins  Ausland  finden,  so  dass  man  eine  Veröffentlich- 
ung in  denselben  nur  mit  halber  Oeffentlichkeit  begabt  nennen  kann.  Viel- 
leicht sehen  es  unsere  Leser  deshalb  nicht  ungern,  wenn  wir  einige  wich- 
tige Ergebnisse  T an nery 'scher  Forschung  über  griechische  Mathematik 
hier  zusammenstellen,  wobei  wir  die  zeitliche  Folge  der  Persönlichkeiten, 
um  welche  es  sich  handelt,  unserer  Aufzählung  zu  Grunde  legen. 

Thymaridas  (Annal.  Facult6  lettr.  Bord.  1881),  der  Erfinder  der 
unter  dem  Namen  Epanthem  bekannten  Auflösungsmethode  von  Gleichungen, 
ist  der  als  T.  von  Faros  bezeichnete  Pythagoräer,  der,  wenn  auch  nicht  zu 
den  unmittelbaren  Schülern  des  Py  thagoras,  doch  zu  den  älteren  Gliedern 
der  Schule  gehörte.  Ihm  wird  nämlich  auch  die  Erfindung  der  Benennung 
geradliniger  Zahlen  für  Primzahlen  zugeschrieben,  und  das  muss  früher  als 
zur  Zeit  Piaton 's  gewesen  sein,  denn 

Speusippos  (Annal.  Facult6  lettr.  Bord,  et  Toulouse  1883),  der  Neffe 
Platon's,  schrieb  schon  über  diese  agiGfiol  ygamunoi^  wie  aus  einer  für 
die  Geschichte  der  Mathematik  noch  nicht  verwerthet  gewesenen  Stelle  der 
Theologoumena  hervorgeht 

Der  heilige  Hippolytos  (Bullet  Darboux  T.  VI,  1882)  bezeugt 
gegen  Ende  des  II.  S.  p.  C.  in  einer  gleichfalls  unbenutzt  gebliebenen  Stelle, 
dass  zu  seiner  Zeit  das  Wort  Pythmen  den  Sinn  des  Restes  hatte,  welcher 
bei  Division  einer  Zahl  durch  9  oder  auch  durch  7  übrig  bleibt  Offenbar 
ist  hier  eine  unverkennbare  Spur  der  Neuner-  und  der  Siebenerprobe  vor- 
handen, und  zwar  wird  die  erforderliche  Rechnung  als  Pythagoräisch  be- 
zeichnet. Wie  weit  diese  Auffassung  geschichtlich  rückverfolgbar,  und  ob 
schon  den  Pythmenes  des  Apollonius  die  gleiche  Tragweite  beizulegen 
ist,  darüber  möchten  wir  mit  einiger  Vorsicht  schweigen. 

Diophant  hat  Herrn  Tannery  den  Gegenstand  zu  zwei  Abhand- 
lungen geboten  (Bullet.  Darboux  T.  III,  1879  und  T.  VHI,  1884).  In  der 
ersten  Abhandlung  untersuchte  er  die  Zeitverhältnisse  des  grossen  Alexan- 
drinischen  Algebraikers  und  gelangte  zu  dem  Ergebnisse,  er  müsse  um  die 
Mitte  des  III.  S.  gelebt  haben.  Ihre  Hauptstütze  hat  diese  Behauptung 
allerdings  nur  in  Weinpreisen,  welche  in  einer  einzigen  Aufgabe  (V,  33) 
vorkommen  und  welche  eine  solche  Höhe  ausser  in  der  genannten  Zeit 
kaum  je  zu  einer  überhaupt  in  Frage  tretenden  Zeit  erreicht  h&b^SL  ^As^^»^« 
Da  aber  mit  dieser  Annahme  auch  die  'VexiMa.Tmg  öää  Aö^^joastoa.  ^Ss^- 
gramma  über  die  Lebensdaner  des  Dioplxant  dxo^  IL^^xo^^^"^^  xÄ.'^sfift!" 


124  Historisch -literarische  Abtheilung. 

klang  steht,  welche  bei  der  bisher  landläufigen  Annahme  unüberwindliche 
Schwierigkeiten  bereitet,  so  sind  wir  sehr  geneigt,  Herrn  Tann  er  y  zuzu- 
stimmen. Weniger  sagt  uns  die  in  der  zweiten  Abhandlung  verfochtene 
Behauptung  zu,  dass  doch  mehr  vonDiophant  verloren  gegangen  sei,  als 
man  seit  Nessel  mann  anzunehmen  sich  gewöhnt  hat.  Die  Lehre  von  den 
unbestimmten  Aufgaben  mit  ganzzahligen,  nicht  blos  mit  rationalen  Auf- 
lösungen, die  Lehre  von  den  Seitenzahlen  rechtwinkliger  Dreiecke,  die  be- 
freundeten Zahlen,  Untersuchungen  über  die  Unmöglichkeit  der  Gleichung 
/ß8_j.y8_--^  und  über  die  sogenannte  PelTsche  Aufgabe  scheinen  Herrn 
Tannery  genügenden  Stoff  für  die  verloren  gegangenen  Bücher  zu  bieten* 
Unsere  Bedenken  richten  sich  dahin,  ob  nicht  damit  zuviel  den  Griechen 
zugewiesen  werden  will,  und  wenn  Diophant  mehr  Compilator  als  Erfinder 
war  —  ein  ZugestUndniss,  welches  wir  Herrn  Tannery  auch  nicht  zu 
machen  vermögen  — ,  woher  flössen  die  Quellen,  aus  welchen  er  schöpfte? 
Waren  es  griechische  Quellen ,  uns  bis  auf  die  Erwähnung  von  solchen  ver- 
loren? Waren  es  gar  indische,  und  nähert  sich  Herr  Tannery  der  Mei- 
nung HankeTs  von  dem  fremdländischen  Ursprünge  der  Diophantischen 
Algebra?  Diesen  Zweifeln  wird  unser  gelehrter  Freund  sicherlich  in  der 
Vorrede  zu  der  Diophant -Ausgabe  Rede  stehen,  welche  er  nach  seiner  aus- 
drücklichen Erklärung  vorbereitet,  und,  gestehen  wir  es  offen,  diese  Er- 
klärung war  uns  das  Liebste  in  der  eben  berührten  Abhandlung. 

Sporns  vonNicäa  (Annal,  Facult6  lettr.  Bord.  1882)  wird  von  Herrn 
Tannery  an  das  Ende  des  lU.  S.  gesetzt,  und  zwar  als  Verfasser  einer 
Sammlung  ^AgtaxoTskiKd  xy^^cot,  in  welcher  mannigfache  Auszüge  auch  aus 
mathematischen  Schriften  sich  fanden,  welche  später  von  Pappus,  von 
Simplicius,  von  Eutokius  benutzt  wurden. 

Serenus  von  Antissa  (Bullet.  Darboux  T.  VII,  1883)  soll  im  IV.  S. 
zwischen  Pappus  und  Hypatia  seinen  Platz  finden.  Nach  Pappus  wird 
er  gesetzt,  weil  er  seiner  eigenen  Aussage  nach  einen  Commentar  zu  den 
Kegelschnitten  des  Apollonius  schrieb,  der  noch  nicht  vorhanden  gewesen 
sein  könne,  als  das  VII.  Buch  des  Pappus  entstand.  Andererseits  ist  er 
doch  zu  wissenschaftlich,  um  ihn  als  der  Zeit  des  Hyppatia  angehörig 
betrachten  zu  können. 

Domninus  von  Larissa  (Bullet.  Darboux  T.  VIII,  1884),  ein  Mit- 
schüler des  Proclus,  unter  welchem  er  auch  nach  dem  Tode  *des  gemein- 
samen Lehrers  Syrianus  an  der  Athener  Hochschule  thätig  war,  hat  eine 
Arithmetik  verfasst ,  welche  längst  durch  Boissonade  ( Anecdota  Graeca  IV, 
413 — 429)  im  Druck  herausgegeben  und  von  Mathematikern  nie  untersucht 
worden  ist«  Herr  Tannery  hat  dieser  Mühe  sich  unterzogen  und  die 
unterscheidenden  Merkmale  gegen  Nikomachus  hervorgehoben. 

Mit  dieser  Aufzählung  sind  keineswegs  alle  Leistungen  des  französischen 
(jfeßobiobiakuüdigeD,  erschöpft ,  es  «mdi  «bueVi  Y&V&nssn«^  tlberall  alle  Grflnda 
iervargebobeUf  durch  welche  er  mne  lkBSAsiDto&.  vi  %\i^^2usDL  ^«)m\  m  iik 


Becensioneu.  125 

vielmehr  nur  eine  Art  von  Inhaltsverzeichniss ,  welches  wir  geben  und  aus 
welchem  hervorgehen  soll ,  dass  eine  ganze  Anzahl  von  Gegenständen  neuer- 
dings der  Forschung  erschlossen  ist,  welche  man  nicht  mehr  das  Becht  hat 
mit  Schweigen  zu  übergehen  und  welche  sicherlich  auch  Herr  Gow  be- 
sprochen haben  würde ,  wären  die  betreffenden  Aufsätze  zu  seiner  Eenntniss 
gelangt  Hat  er  doch  die  leichter  zu  beschaffenden  und  nicht  minder  wich- 
tigen Arbeiten  unsers  dänischen  Fachgenossen  Heiberg  seinen  Zwecken 
fast  überall  dienstbar  zu  machen  gewusst,  wenn  ihm  auch  die  Auffindung 
des  Namens  von  Archimedes*  Vater  Pheidias  (Oeidia  öh  tov  afiov  naxQog 
Archimed  ed.  Heiberg  II,  248,  8),  welche  Herrn  Heiberg  schon  ge- 
lungen war,  als  Herr  F.  Blass  (Astronomische  Nachrichten  CIV,  255)  die 
gleiche  Entdeckung  selbständig  und  früher  veröffentlichte  >  und  einiges  Andere 
entgangen  ist 

Wollten  wir  Herrn  Gow  vorzugsweise  Vorwürfe  machen,  so  wäre  es 
nicht  schwer,  aus  seinem  Buche  Behauptungen  zu  sammeln,  deren  Becht- 
fertigung  ihm  kaum  gelingen  möchte.  Das  kann  man  ja  bei  jedem  um- 
fassenden Werke  jedes  Verfassers.  Wir  ziehen  es  vor,  einige  Eigenthüm- 
lichkeiten  seines  Werkes  zu  nennen,  welche  ims  verdienstlich  erscheinen. 
Herr  Gow  beschäftigt  sich,  wie  es  von  dem  Philologen  nicht  anders  zu 
erwarten  stand,  eingehend  mit  den  Zahlwörtern,  und  auch  wer  die  Schrif- 
ten von  Pott  genau  kennt,  wird  hier  Neues  finden,  wofür  besonders  Tylor's 
Primitive  Culture  als  Quelle  gedient  zu  haben  scheint.  Neu  war  uns  z.  B.,  dass 
für  die  Zwei  von  den  Chinesen  der  Name  der  Ohren ,  von  den  Thibetanern 
der  der  Flügel,  von  den  Hottentotten  der  der  Hände -gebraucht  werde  (S.  7), 
neu,  dass  der  Drei  die  Bedeutung  unbestiqimt  grosser  Vielheit  beiblieb,  z.  B. 
xQvaccQXtog^  ter  fdix  als  üeberbleibsel  aus  einer  Zeit,  wo  man  nicht  über  3 
binauszählte  und  den  einzigen  vorhandenen  Zahlen  auch  die  Sprachformen 
des  Singular,  Dual ,  Plural  zugeordnet  waren  (S.  8).  Auf  die  Frage ,  ob 
die  Buchstabenzahlen  von  den  Griechen  zu  den  Hebräern  gelangt  seien  oder 
umgekehrt,  kommt  Herr  Gow  wiederholt  (S.  44,  46,  48)  zu  reden.  Er 
outscheidet  sich  für  den  ersteren  Weg,  und  zwar  sei  von  einer  eigentlichen 
Erfindung  zu  sprechen ,  welche  im  III.  S.  a.  Chr.  in  Alexandria  gemacht  wor- 
den sei.  Das  Wort  Gematria,  welches  eine  Spielerei  mit  dergleichen  Buch- 
stabenzahlen bedeutet ,  sei  selbst  eine  Umstellung  aus  ^^afiftarcia.  Eine  Plato- 
nische Stelle,  in  welcher  ausdrücklich  ausgesprochen  ist,  dass  die  Gottheit 
stets  geometrischen  Regeln  folge  (tov  deov  dei  ycooftcrperv) ,  kennt  Herr  Gow 
so  wenig  wie  Andere,  wohl  aber  macht  er  (S.  173  Note  2)  auf  Bep.  527 B 
aufmerksam,  wo  es  heisst,  Geometrie  richtig  behandelt  sei  Eenntniss  des 
Ewigen. 

Wir  wollen  femer  nicht  verfehlen,  auf  S.  187  Note  1  aufmerksam  zu 
machen,  wo  ein  nicht  unwichtiger  Irrthum  verbessert  ist,  den  wir  uns  (Vor- 
lesungen I,  197)  zu  Schulden  kommen  Hessen.     Wohl  kommi»  %&-k^  Ssi.  ^ssss^ 
Berichte  des  EutokioB  über  die  Würid^OTäLOi^i^\av'&  ^«ä  J^xOs^-jVö.^  ^«^n 


126  Historisch -literarische  Abtheilnng. 

aber  es  ist  gleichgiltig,  ob  dieses  Wort  dem  Urtexte  entnommen  oder  spätere 
Einschaltung  ist,  da  es  hier  keinenfalls  „geometrischer  Ort^,  sondern  nur 
„Stelle^  bedeutet.  Auch  die  allgemein  angenommene  Uebersetzung  von 
tonog  avaXvo^Evog  =  aufgelöster  Ort  widerstrebt  Herrn  Gow.  Er  behauptet 
vielmehr  (S.  211  Note  1),  tonog  bedeute  hier  wieder  nicht  geometrischer 
Ort,  sondern  Aufbewahrungsort,  Schatzkammer;  so  komme  das  Wort  häufig 
bei  Aristoteles  vor,  so  heisse  Pappus  VI,  1  xonog  aaxQovoiiovfievog  die 
Gesammtheit  astronomischer  Schriften ,  von  denen  in  der  Folge  die  Bede  ist, 
so  müsse  also  auch  totio^  avakvo^svog  =  iJie  treasury  of  anoHysis  gesetzt 
werden.  Wir  bemerken,  dass  auch  Hultsch  in  dem  Wörterbuche  des 
III.  Bandes  seiner  Pappus- Ausgabe,  p.  114  coL  2  lin.  15 — 19,  t.  cicxq,  und 
X.  dvaX.  zusammenstellt  mit  der  Bedeutung  quidquid  äliquu  matJiemcUicorum 
parte  comprehendUur.  Deutsch  wäre  also  dafür  etwa  zu  schreiben  „Sammel- 
werke analytischer  Natur*'. 

Als  eine  der  Geschichte  der  Erfindungen  angehörende  Thatsache,  von 
welcher  wir  keine  Kenntniss  besassen,  heben  wir  hervor  (S.  237  Note  1), 
dass  Archytas  ausser  der  Schraube  und  dem  einfachen  Bad  an  der  Welle 
auch  das  Kinderrasselchen  erfand  als  nützliches  Spielzeug,  welches  die  Kinder 
verhindere,  wirkliches  Hausgeräthe  zu  zerbrechen. 

Herr  Gow  kommt  (S.  108  Note  1)  auf  die  Abkürzungen  zu  reden, 
deren  Diophant  sich  für  die  Unbekannte  und  für  die  Subtraction  bediente. 
Er  hält  diese  Zeichen  für  die  Wiedergabe  hieratischer  Muster,  die  zu  iden- 
tificiren  er  freilich  nicht  vollständig  im  Stande  sei.  Wir  wollen  diese  Mög- 
lichkeit gar  nicht  bestreiten,  vielmehr  auf  die  kleine  Monographie  des  Herrn 
L6on  Bodet,  Sur  les  notations  ,num6riques  et  algebriques  antiTieurement 
au  XVI*  siöcle.  Paris  1881,  chez  Ernest  Leroux,  80  pages,  hinweisen,  in 
welcher  der  gleiche  Gedanke  auf  S.  37  ügg,  sehr  ausführlich  durchgesprochen 
ist.  Herr  Bodet  giebt  dort  die  hieratischen  Zeichen  wirklich  an ,  die  D  i  o  • 
phant  copirt  habe,  wobei  allerdings  der  Phantasie  einiger  Spielraum  ge- 
lassen ist. 

Schon  Ne^selmann  hatte  die  Aufmerksamkeit  auf  gewisse  Zahlzeichen 
gelenkt,  die  er  bei  Heilbronner,  und  dieser  bei  Hostus  und  bei  No- 
viomagus  angeführt  fand  und  welche  gewissen  Astronomen  gedient  haben 
sollen.  Dem  Beferenten  gelang  es,  die  Stelle  bei  Hostus  aufzufinden,  und 
Friedlein  wies  die  Stelle  bei  Noviomagus  nach,  von  der  die  Bede 
sein  muss.  Alle  diese  Angaben  finden  sich  bei  Herrn  Gow  (S.  64  Note  1). 
In  einer  brieflichen  Mittheilung  vom  21.  März  1885  weiss  nun  Herr  Gow 
jene  Zeichen  in  noch  beträchtlich  frühere  Zeit  zurückzuverfolgen.  Sie  sind 
deutlich  beschrieben  bei  Math.  Paris,  Chronica  V,  285  (ed.  Luard,  Cam- 
bridge 1872 — 1883),  mit  der  Bemerkung,  Johann  von  Basingstoke 
habe  dieselben  in  England  eingeführt  und  sie  selbst  kennen  gelernt  quando 
shsäuU  Athcnis,  John  of  Basingstoke  aber  starb  1252  und  war  etwa 
Iif40  in  Athen. 


Recensionen.  127 

Der  Satz    des   Menelaos,    welcher  die  Grundlage  der  ganzen  sphä- 
rischen Trigonometrie  der  Griechen  und  später  der  Araber  bildete,  giebt 
S.  292  Gelegenheit  zu   der  Bemerkung,   im  Mittelalter  sei  dieser  Satz  mit 
arabischem  Namen  regula  caüia  genannt  worden,  während  später  bei  Michael 
Stifel  der  Name  regula  sex  quantüatum  sich  finde.     Herr  Gow  verweist 
für    diese  Namen   auf  Costard's  Ausgabe  der  von  Halley   herrührenden 
Uebersetzung  der  Sphaerica  aus   einer  hebräischen  üebertragung  (Oxoniae 
1768)  S.  82.     Dort  ist  in  der  That  mit  arabischen  Lettern  ein  Wort  ab- 
£^druckt,  welches  in  der  jetzt  gebräuchlichen  Transcription  AI- katta'' heisst 
und  Sector  (hier  mit  Transversale  zu  übersetzen)  bedeutet,   mithin  Eegula 
kattS''  oder,  wie  man  nun  schreiben  mag,  die  Regel  von  der  Transversalen. 
Costard  giebt  als  seine  Quelle  für  den  Gebrauch  von  regula  cathu  ein  der 
Biblioth.  Bodleiana  angehörendes   mehrbändiges  handschriftliches  Werk  von 
Simon  de  Bredow  an,   welcher  um  1350  sociits  Mertoncnsis  war,   d.  h. 
Feüow  of  Merton  College  in  Oxford.     Wir  sind  in  der  Lage,   auf  eine  im 
Dinck  herausgegebene,   um   anderthalb  Jahrhunderte  ältere  Quelle  zu  ver- 
weisen,  indem   bei  Leonardo   von  Pisa  wiederholt  von  der  figura  cata 
und  von  der  figura  chata  die  Rede  ist  und  damit  nur  der  Satz  des  Mene- 
laos  gemeint  sein  kann. 

Unsere  Leser  mögen  die  Bemerkungen,  welche  wir  fast  mehr  zu  als 
Über  Herrn  Gow 's  Werk  niedergeschrieben  haben,  als  Zeichen  des  Inter- 
esse auffassen ,  mit  welchem  wir  den  Band  studirt  haben.  Vielleicht  finden 
sie  in  diesem  Interesse  selbst  ein  noch  deutlicheres  Lob  des  uns  vorliegen- 
den Baches,  als  es  bis  hierher  von  uns  ausgesprochen  worden  ist. 

Gantor. 


I^r  Begriff  der  Physis  in  der  griecMsclien  Philosophie.  Von  Dr.  E. 
Hardy.  I.  Theil.  Berlin  1884,  Weidmännische  Buchhandlung.  II L 
229  S. 

Dass  Wörter  dem  Begrififswechsel   unterliegen,   dass  sie  je  nach  Zeit 
^d  Ort,  wo,   oder  auch  je  nach  der  Persönlichkeit,   durch  welche  sie  be- 
^^\ai  werden,   bald  diese,   bald  jene  Bedeutung  annehmen,   dafür  giebt  es 
^*hllo8e  Beispiele.     Wir  erinnern  nur  an  Aether,  an  Salz  u.  dergl.     Diesen 
verschiedenen  Bedeutungen  nachzuspüren,   bedarf  es  einer  unumschränkten 
"errschaft  über  die  gesammte  Literatur,   in  welcher  ein  solches  Wort  vor- 
kommt, und  wem  diese  nicht  in  fast  gleichem  Maasse  zu  Gebote  steht,  der 
erscheint  nicht  berechtigt,  anders  als  einfach  berichtend  über  solche  werth- 
voUe,  wichtige,  aber  ungemein  schwierige  Untersuchungen  zu  reden.     Das 
^    unsere  Lage    gegenüber    dem    vorliegenden  Bande,    in    welchem   Herr 
äardy  den  Bedeutungen  nachforscht,   welche  das  Wort  q>vaig  in  der  Ge- 
wjnich^  der  griechischen  Philosophie  nachweislich  besesöeiv  h«kt.   Wvc  k^^^^^^ 
^    ^jcht  widerlegen  noch  bestUtigen,  aber  vrir  g\wa\>«u  ^wi\i  ^ää^^'^^»^- 


128  Historiscb- literarische  Abtheilung. 

densein  seines  Buches  unseren  Lesern  wahrnehmbar  machen  zu  müssen,  sei 
es,  dass  unter  ihnen  wirklich  befugte  Eichter,  sei  es,  dass  nur  interesse- 
volle Laien  gleich  uns  dadurch  auf  die  Quelle  weiterer  Belehrung  hingewie- 
sen werden.  Von  Thaies  bis  Sokrates,  Sokrates  und  Xenophon,  Plato, 
Aristoteles  lauten  die  üeberschriften  der  vier  grossen  Abschnitte,  in  welche 
der  Stoff  von  selbst  sich  gliederte.  In  der  ersten  Periode  gebraucht  Thaies 
das  Wort  Physis  für  die  gesammte  Welt  der  äusseren  Erscheinungen  und 
deren  Bewegung,  Anaximander  für  das,  was  wir  heute  etwa  Physik 
nennen.  Empedokles  nennt  Physis  in  wissenschaftlicher  Bedeutung,  die 
mit  der  populären  nicht  zu  verwechseln  sei,  Verbindung  und  Trennung. 
Die  Pythagoräer  sahen  in  Physis  das  geheimnissvolle  Wesen  der  Zahl,  den 
Grund-  und  Inbegriff  aller  Eigenschaften  eines  Dinges,  Heraklit  die  Ver- 
nunftordnung, welche  alle  Gegensätze  aufhebt,  welche  das  Niederste  und 
Höchste,  sogar  der  Menschen  Denken  und  Thun  bestimmt.  Besonders  für 
den  Menschen  ist  nun  in  den  Hippokratischen  Schriften,  den  echten  wie 
den  unechten,  Physis  der  innere  Grund  der  Wirksamkeit.  Als  Naturord- 
nung erkannte  auch  Demokrit  die  Physis  gegenüber  von  dem  Nomos,  dem 
Staatsgesetze,  und  dieser  Gegensatz  steigert  sich  nur  noch  bei  Hippias. 
Das  Naturgesetz,  die  Physis,  ist  dem  Sophisten  erfahrungsmässig  gegeben, 
und  ein  Merkmal  desselben  ist  es,  däss  jede  Handlung  gegen  die  Natur 
ihre  Strafe  unausweichlich  mit  sich  führt,  während  das  Menschengesetz  um- 
gangen werden  kann,  ohne  dass  die  Strafe  aus  der  Umgehung  selbst  her- 
vorgehe. Aber  die  Physis  bleibt  erfahrungsmässig.  Sie  ist  nicht  als  Sitten- 
gesetz vor  und  über  der  Erfahrung  vorhanden.  Zu  dieser  Höhe  erhob  sie 
und  sich  erst  Sokrates  in  der  zweiten  Periode.  Ihm  wurde  Physis  der 
letzte  Grund  der  Erscheinungen  des  sittlichen  Lebens,  ergänzungsfähig  durch 
Erziehung,  und  darum  seine  Bemühungen  um  die  Erziehung,  um  dieser 
willen  die  Verwerthbarkeit  von  Xenophon 's  Cyropädie  für  das  behandelte 
Thema.  Plato,  der  eine  dritte  Periode  bildet,  findet  in  der  Physis  die 
mustergiltige  Form  für  das  menschliche  Schaffen ;  sie  beruht  auf  dem  Wissen. 
Endlich  schliesst  der  Band  mit  der  vierten  Periode,  der  des  Aristoteles. 
Hier  tritt,  mehr  an  Sokrates  wieder  anknüpfend,  das  Ethische  neuerdings 
in  den  Naturbegriff  zurück.  Wir  haben  selbst  die  Empfindung,  der  auch 
eingeschränkten  Aufgabe  eines  blos  übersichtlichen  allgemeinen  Berichts, 
die  wir  uns  gestellt  haben,  nur  sehr  mangelhaft  genügt  zu  haben.  M6ge 
die  Schwierigkeit  des  Gegenstandes  uns  zur  Entschuldigung  gereichen. 

Cantob. 

J.  Dupuis,  Le  nombre  g^om^triqne  de  Piaton.     Paris  1881.    64  pages. 

—   Seconde  interpr6tation.     Paris   1882.     32  pages.  —   Troisiöme 

Memoire.    Extrait  de  Tannuaire  de  TAssociation  pour  Tencouragement 

des  6tadea  grecques  en  France,  augmente  de  notcs.     Paris  1885. 

ÖO  pagea.     Libraire  Hacbette  &  O*. 


Becensionen.  129 

Die  erste  der  drei  in  der  Ueberschrift  genannten  AbhandluBgen  bot 
unserem  gelehrten  Freunde  Herrn  Fr.  Hultsch  Gelegenheit,  sich  gleich- 
falls mit  der  seit  undenklicher  Zeit  übelberüchtigten  Stelle  in  Piaton 's 
VIII.  Buche  vom  Staate  zu  beschäftigen,  und  veranlasste  so  dessen  Aufsatz, 
der  im  XXVII.  Bande  dieser  Zeitschrift,  hist.-lit.  Abthlg.  S.  41— 60  ab- 
gedruckt ist.  Herr  Hultsch  konnte  mit  dem  Vorschlage  des  französischen 
Gelehrten,  21600=100(3^  +  4^+5')  als  die  Lösung  des  mehr  als  zwei- 
tausendjährigen Räthsels  anzuerkennen,  sich  nicht  befreunden.  Ebenso  un- 
befriedigt war  aber  Herr  Dupuis  selbst.  In  einer  zweiten  Abhandlung 
liess  er  jene  Zahl  fallen,  ohne  jedoch  dem  Hui tsc haschen  Lösnngsversucho 
12960000  sich  anzuschliessen.  Er  versuchte  es  vielmehr  mit  einer  neuen, 
vorher  noch  nie  vorgeschlagenen  Zahl  760000.  Heute  kommt  Herr  Dupuis 
zum  dritten  Male  auf  die  Stelle  zurück,  um  seine  Zahl  760000  mit  neuen 
Gründen  zu  empfehlen.  Referent  steht  der  Frage  ebenso  skeptisch  wie  sonst 
gegenüber.  Das  letzte  Wort  scheint  ihm  immer  noch  nicht  ausgesprx)chen. 
Was  aber  den  Vorschlag  der  76  Myriaden  betrifft,  so  lehnen  wir  ihn  ein- 
fach ab,  und  zwar  aus  dem  gleichen  Grunde,  welchen  Herr  Hultsch  am 
9.  November  1882  in  einer  von  Herrn  Dupuis  (S.  21  u.  22)  citirten  Brief- 
steile  aussprach.  Im  Platonischen  Wortlaute  kommen  die  Worte  r^lg  at/|i/- 
GBig  vor.  Herr  Dupuis  verlangt,  rglg  solle  hier  als  Ausdruck  unbestimmter 
Vielheit  gedeutet  werden;  man  solle  mithin  setzen  „sehr  vermehrt^,  was  in 
diesem  besondern  Falle  identisch  sei  mit  „120000 mal".  Das  halten  wir  für 
durchaus  unmöglich !  Gewiss  bedeutet  xgig  recht  oft  eine  unbestimmte  Vielheit, 
und  die  von  Herrn  Dupuis  S.  17 — 19  zusammengestellten  Beispiele  sind  sehr 
gut  gewählt,  diese  Bedeutung  klar  zu  machen ;  aber  dass  rglg  eine  unbestimmte 
Vielheit  bedeuten  könne  mitten  in  einem  arithmetischen  Zusammenhange,  mitten 
zwischen  Zahlen ,  die  jede  ihre  naturgemässe ,  bestimmte  Bedeutung  besitzen, 
das  erscheint  uns  undenkbar.  Wählen  wir  ein  ähnliches  Beispiel  geometrischer 
Unbestimmtheit.  ;,Die  Knaben  stellten  sich  um  ihren  Lehrer  im  Kreise  auf", 
d.  h.  sie  bildeten  irgend  eine  in  sich  zurücklaufende  krumme  Linie,  ob  einen 
Kreis,  ob  irgend  eine  Eilinie,  gleichviel.  Nun  aber  lesen  wir  folgenden 
Satz:  „Die  Knaben  bildeten  zuerst  in  ihrer  Reihenfolge  eine  Archimedische 
Spirale,  dann  eine  Cissoido,  zuletzt  einen  Kreis.''  Kann  hier  auch  Ejreis 
irgend  eine  in  sich  zurücklaufende  krumme  Linie  bedeuten?  Nach  unserer 
üeberzeugung  unmöglich!  Wo  einmal  mathematisch  bestimmte  Begriffe  in 
einem  Satzgefüge  Eingang  gefunden  haben,  können  sie  nicht  mehr  mit  un- 
bestimmtem Sinne  dort  gefunden  werden  wollen.  So  wenigstens  ist  unsere 
üeberzeugung.  Cantor. 

Jnliiui  Klaproih*8  Schreiben  an  Alexander  von  Humboldt  über  die  Er- 
findung des  Compasses.     Aus  dem  französischen  Original  im  Aus- 
züge mitgetbeilt  von  Dr.  phil.  Armik  YfiTTÄTTOask,    \Ä\v»%^S^i  \s«^ 
T.  0.  Weigel    XU,  49  S. 


130  Historisch -literarische  Abtheilung. 

In  unserem  schnelllebenden  Jahrhundert  ist  man  wohl  berechtigt,  die 
Frage  aufzuwerfen,  inwiefern  historische  Untersuchungen,  vor  mehr  als  50 
Jahren  angestellt,   es  verdienen  können,  nicht  nur  überhaupt  noch  gelesen 
zu  werden,  vielmehr  in  neuem  Gewände  zu  erscheinen?     Herr  Wittstein 
hat  bezüglich  des  Kl aproth 'sehen  Schreibens  von  1834  diese  Frage  bejaht 
und,  so   weit  wir  bei  dem  uns  ziemlich  weit  abliegenden  Gegenstande  ein 
Urtheil  uns  zutrauen  dürfen ,  auch  bejahen  können.   Vielleicht  ist  seitdem  der 
unbedingte  Glaube  an  die  Zuverlässigkeit  chinesischer  Aussagen  etwas  mehr 
ins  Schwanken  gekommen,  hat  man  sich  einigermassen  gewöhnt,  mehr  das 
Datum   solcher  Aassagen   selbst,  als  die  fabelhaften  Vergangenheiten,   von 
denen  dieselben  berichten,    zu  beachten,   um  eine  untere  Grenze   für  die 
Verbreitung  dieses  oder  jenes  Wissens  zu  erhalten;   aber  auch  Klaproth 
scheint  in  dieser  Beziehung  bereits   mit  gutem  Beispiel  vorangegangen  zu 
sein   und  eine  Kritik  geübt  zu  haben,   welche  in   ihrer  Besonnenheit  sich 
nicht  mit  der  eines  Gaubil  u.  s.  w.  in  Vergleich  bringen  lässt.  Der  deutsche 
Bearbeiter    mag  den    vernichtenden   Rothstift   noch   an   einzelnen   weiteren 
Thatsachen  benutzt  haben,  welche  bei  Klaproth  noch  Aufnahme  gefunden 
hatten;   Neues  hinzuzufügen   war  er  kaum  je  in  der  Lage,   da  der  Gegen- 
stand  seit  Klaproth  keine  fördernde  Bearbeitung  mehr  gefunden  hat.  Nicht 
als  ob  Bertelli's  gelehrte  Untersuchungen  kein  neues  Licht  auf  die  Ge- 
schichte des  Compasses  im  Mittelalter  und  in  unserem  Welttheile  geworfen 
hätten ,  aber  die  ostasiatische  Urgeschichte  erscheint  darum  in  durchaus  un- 
veränderten Zügen,   wie  Klaproth  sie  in  seinem  Briefe  hinzeichnete ,  wie 
Ed.  Biet  sie  in  den  vierziger  Jahren  bestätigte.     Herr  Wittstein  liefert 
uns  eine  verbesserte  und  verringerte  Ausgabe  jener  Schrift  von  1834,  welche 
er    etwa   auf  ihren  dritten  Theil  zurückführte.     Nur  um  so   zuverlässiger 
gestalten  sich  seine  Angaben,   und  wir  glauben  auf  seine  Bearbeitung  als 
auf  eine  zweite  Quelle  hinweisen  zu  dürfen,  aus  welcher  man  unbedenklich 
schöpfen  kann.  Cantor. 


Gli  scritti  inediti  di  Leonardo  da  Vinci,  secondo  gli  ultimi  studi  per 
Antonio  Favaro.  Venezia  1885.  Estr.  dagli  Atti  del  K.  Istituto 
veneto  di  scienze,  lett.  e  arti.  Tomo  III,  serie  VI.  Tipografia  di 
G.  Antonelli.     62  pag. 

Auf  das  Jahr  1886  hat  das  R.  Istituto  Lombarde,  statutarisch  dazu 
gcuöthigt,  zum  ersten  Male  den  Preis  Tomasoni  für  die  beste  Geschichte 
dos  Lebens  und  der  Werke  Leonardo*s  da  Vinci  ausgeschrieben.  Der 
Begründer  dieses  Preises  hätte,  so  meinen  wir  mit  Herrn  Favaro,  des 
französischen  Kochrecepts  eingedenk  sein  sollen:  „Pour  faire  un  cwet  de 
If^re,  il  faui  un  lUvre,^  Die  Würdigung  von  Leonardo's  Werken  kann 
genaaer^  als  iie  von  Venturi  au£  GtuhOl  \i-Qax<^AK^ka\S^\0^^^  ^^«QfauL 


"S.* 


Becensionen.  131 

'Virorden  ist,  erst  dann  erfolgen,  wenn  die  Werke  gedruckt  vorliegen.  Zwei 
Gelehrte,  Herr  Charles  Ravaisson-Mollien  in  Paris,  Herr  Jean  Paul 
Bichter  in  London,  haben  den  Anfang  mit  der  Druckgebung  gemacht. 
JLvßk  darin  stimmen  wir  Herrn  Favaro  durchaus  bei,  dass  in  erster  Linie 
nur  die  Pariser  Abdrücke,  in  ihrer  photographischen  Vollständigkeit  die 
Handschriften  vollständig  ersetzend,  brauchbar  erscheinen.  Auszüge,  wie 
die  Londoner  Ausgabe  sie  bietet,  geben  nie  den  Schriftsteller  selbst,  son- 
dern nur  was  einem  Dritten  wissenswerth  erschien,  und  der  Begriff  des 
Wissenswerthen  ist  damit  in  allzu  enge  persönliche  Grenzen  eingeschlossen. 
Endlich  unterstützen  wir  aus  ganzem  Herzen  Herrn  Favaro 's  Wunsch, 
Italien  möge  sich  nicht  von  fremden  Staaten  überflügeln  lassen  und  möge 
dafür  Sorge  tragen,  dass  der  Codice  Atlantico  aufhöre,  nur  eine  Zierde  der 
Mailänder  Ambrosiana  zu  sein,  vielmehr  im  Drucke  Gemeingut  der  Wissen- 
Schaft  werde.  ^^^^^^ 

Die  Entdeckung  des  Beharmngsgesetzes ,  eine  Studie  zur  Geschichte  der 
Physik  von  Dr.  Emil  Wohlwill.  Separatabdruck  aus  der  Zeit, 
Schrift  für  Völkerpsychologie  und  Sprachwissenschaft  Weimar  1884, 
Hofbuchdruckerei.     163  S. 

Die  Bewegung  dauert  nur  dadurch  fort,  dass  das  Bewegende  mit  dem 
Beilegten  in  Berührung  bleibt,   sei  es  in  unmittelbarer  Berührung,  sei  es 
in  mittelbarer,  indem  die  umgebenden  Medien»  Luft,  Wasser  u.  dergl.,  die 
^^enschaft  besitzen,  eine  mitgethcilte  Bewegung  bewahren  und  weiter  be- 
ordern zu  können.     Ausserdem  ist  aber  die  Kreisbewegung  als  solche  eine 
^oxx  der  Natur  gegebene  und  darum  unaufhörliche.     So  war  die  Lehre  des 
Aristoteles,   welche,  wie  dessen  ganze  Physik,   die  europäische  Wissen, 
^haft  bis   tief  in  das  XYII.  S.  hinein   beherrschte  und  in  dem  Satze  der 
A.ente:  „Cessante  causa  cessat  effectus^  unbewusst  bis  in  unsere  Tage  hinein- 
'^^gt    Dieser  Lehre  schroff  gegenüber  steht  das  Gesetz  der  Beharrung :  Die 
Wirkung  jeder  Ursache  verharrt!    Wie  hat  der  Uebergang  von  dem  einen 
*^  dem  andern  Satze  stattgefunden?   Hat  Galilei  in  urplötzlicher  Entdeck- 
"^gsweise  die  neue  Lehre  aufgefunden?   Hat  sie  allmälig  sich  gebildet  und 
***Ui    man    die   Geschichte   dieser  Begriffsbildung   verfolgen?     Das   ist  die 
**^hintere8sante  Frage,   welche  Herr  Wohlwill  sich  gestellt  und  welche 
®''  beantwortet  hat.     In  raschem  Fluge  führt  er  uns  in  die  Zeit  des  Cusa- 
*****^,  welcher,  wie  in  vielen  Dingen,  auch  in  der  Bewegungslehre  Zweifel 
^^  Aristoteles  zu  hegen  und  auszusprechen  wagte.     BeiTartaglia  und 
^^   dessen  Gegner  Cardano  finden  wir  die  vermeintliche  Erfahrungsthat- 
^^he,  dass  ein  Geschoss  beim  Verlassen  des  Rohres  zu  Anfang  mit  zuneh- 
^^tider,  dann  mit  abnehmender  Geschwindigkeit  sich  bewege.     Eine  Erklft- 
^^g  einer  so  durchaus   unwahren  Erscheinung  musste  nothwendi^  €ia]ls&\x 
^^i«i/    Nun  folgt  Bonedeiti^   der  Entdecker  der  m  A«t  ^^gt<gto>\i\\gX\w^ 


132  Historisch -literarische  Abtheilung, 

zur  Bahn  wirkenden  Fliehkraft.  Auch  in  der  Bewegungslehre  bricht  er  mit 
dem  Altherkömmlichen.  Nicht  das  umgebende  Mittel  giebt  dem  bewegten 
Körper  erneuten  Antrieb,  er  enthält  vielmehr  die  Ursache  der  Bewegung 
in  sich  selbst.  Diese  Lehre  übernahm  Galilei  und  setzte  sie  in  einer  ypn 
ihm  nicht,  zum  Drucke  bestimmten  Schrift  aus  der  Zeit  zwischen  1589  und 
1592  auseinander.  Die  Handschrift  dieser  Abhandlung  setzt  sich  allerdings 
mit  einem  Abschnitte  fort,  in  welchem  die  Galil einsehe  Mechanik  auf 
ihrem  Höhepunkte  nicht  zu  verkennen  ist.  Aber  Herr  Wohlwill  hat  ge- 
zeigt, dass  hier  Stücke  sehr  verschiedenen  Alters  nur  zufällig  vereinigt  sind, 
dass  jener  Schlussabschnitt  nicht  vor  dem  16.  October  1604  entstanden  sein 
kann.  Galilei^s  Leistungen  umfassen  die  ganze  Mechanik.  Das  Behar- 
rungsgesetz erkannte  er  zuerst  auf  der  horizontalen  Ebene.  £s  war  zunächst 
nur  eine  Erweiterung  des  bereits  von  Aristoteles  erkannten  Sonderfalles; 
denn  was  anders  als  Beharrung  ist  es ,  wenn  der  Stagyrite  die  Ewigkeit  der 
Kreisbewegung  fordert?  —  Wie  alsdann  Galilei  in  richtiger  Erkenntniss 
weiter  und  weiter  ging,  wie  fast  jedes  einzelne  Werk,  welches  er  verfasste, 
einen  allmäligen  Fortschritt  enthält ,  das  ist  der  Inhalt  der  zweiten ,  grösseren 
Hälfte  der  WohlwilTschen  Schrift.  Bei  dem  Reichthum  an  in  derselben 
theils  ausführlich  behandelten,  theils  gestreiften  Gegenständen  ist  es  kaum 
thunlich,  darüber  zu  berichten,  ohne  in  hier  unstatthafte  Weitläufigkeit  zu 
verfallen.  *  Wir  verweisen  unsere  Leser  auf  das  Original ,  dessen  Bedeut- 
samkeit in  rechtes  Licht  zu  setzen  einzige  Absicht  dieser  Anzeige  war. 
Herr  Wohlwill  hat  entschieden  Recht  daran  gethan,  eine  Vereinigung  der 
in  drei  verschiedenen  Zeitschriftheften  erschienenen  Abhandlung  zu  veran- 
lassen. Noch  dankbarer  wäre  man  ihm  gewesen,  wenn  er  auch  eine  In- 
haltsübersicht hätte  beifügen  wollen;  denn  den  leisen  Vorwurf  können  Ym 
ihm  bei  höchster  Anerkennung  des  Geleisteten  nicht  ersparen,  dass  voll- 
endete üebersichtlichkeit  seiner  Anordnung  nicht  innewohnt. 

Gewissermassen  als  Ergänzung  zur  hier  angezeigten  Abhandlung  ;^'e.- lütten 
wir  uns,  auch  auf  einen  Aufsatz  von  Herrn  Fr.  Poske,  Der  empirische 
Ursprung  und  die  Allgemeingiltigkeit  des  Beharrungsgesetzes  (Vierteljahrs- 
schrift für  wissenschaftliche  Philosophie  VIII,  4),  mit  nachfolgenden  Be- 
merkungen von  Herrn  W,  Wundt  hinzuweisen.  Cantor 


Hiitoire   des   scienoes   math^matiqnes  et  physiqnes   par  M.  Maximilien 

Marie,   repetiteur  de  mecanique,   examinateur  d^admission  ä  Töcole 
•    i)olytechnique.     Tome  VI.     De  Newton  a  Euler  (Suite).     258  pag. 
Paris,  Gauthier -Villars  imprimeur-libraire.     1885. 

Erst  S.  115  dieses  Bandes  haben  wir  über  Bd.  IV  und  V  des  Marie- 

schen  Werkes  berichtet,  und  schon  wieder  sind  wir  im  Stande,  einen  neuen 

Band  omneideo  ra  können.    Hr  bead;iSi£&g|l  ^asSei  mn^Ooi  ^N^sAFdG^^ywidfikim 


Becensionen.  133 

ersten  Drittel  mit  den  Frincipien  von  Newton,  in  den  beiden  letzten  Drit- 
teln mit  den  Aufsätzen  von  Leibnitz,  welche  leider  nicht  in  den  Origi- 
naldrucken oder  in  der  neuen  Gerhard  tischen  Ausgabe,  sondern  in  der 
durch  massenhafte  Druckfehler  entstellten  Dutens 'sehen  Ausgabe  studirt 
wurden,  "wodurch  Herr  Marie  sich  seine  Arbeit  nicht  unbeträchtlich  er- 
schwerte. Die  Aufgabe,  welche  er  sich  an  der  Hand  der  umfänglichen 
Auszüge,  die  er  liefert,  stellt,  ist  die  Beantwortung  der  berühmten  oder 
berüchtigten  Streitfrage  über  die  Erfinderrechte  an  der  Infinitesimalrech- 
nung. Herr  Marie  gelangt  dabei  zu  folgendem  Urtheilsspruche.  Es  steht 
geschichtlich  fest,  dass  Newton  bei  Veröffentlichung  seiner  Principien  die 
Fluxionsrechnung  besass.  Wüsste  man  aber  davon  nicht  aus  anderen  Schrift- 
stücken, die  Principien  selbst  könnten  nur  die  entgegengesetzte  Meinung 
erwecken.  Der  Brief  Newton*8  vom  24.  October  1676  ist  ein  wahres 
Meisterwerk  in  der  Kunst ,  seine  Oedanken  zu  verhüllen ,  und  aus  ihm  war 
ebenso  wenig,  wie  aus  den  Principien  ein  Plagiat  möglich.  Leibnitz 
dagegen  geht  überall  offen  mit  der  Sprache  heraus.  Er  feilt  so  wenig, 
dass  es  ihm  auch  auf  einen  Rechenfehler  nicht  ankommt.  Die  Methoden 
sollen  bekannt  werden ,  damit  die  Wissenschaft  Nutzen  davon  ziehen  könne ; 
in  wessen  Garten  die  Früchte  reifen ,  sei  gleich ,  sagt  er  in  liebenswürdiger 
Hingebung  seiner  Entdeckungen.  So  ist  Leibnitzens  Unschuld  in  zweifel- 
losester Weise  gesichert.  Wir  brauchen  unseren  Lesern  nicht  erst  zu  sagen, 
dass  wir  immer  die  gleichen  Sätze  verfochten  haben,  und  wollen  nur  ganz 
gelegentlich  auf  eine  Untersuchung  in  der  Zeitschrift  „Nord  und  Süd*' 
(Januar  und  Februar  1881)  hinweisen,  wo  wir  den  Beweis  geliefert  haben, 
dass  politische  Griinde  bei  dem  gehässig  geführten  und  von  der  Londoner 
Königl.  Gesellschaft  ungerecht  entschiedenen  Streite  in  gewichtigem  Maasse 
mitwirkten.  Leibnitzens  Briefwechsel,  abgesehen  von  den  Briefen  an  Olden- 
burg, hat  Herr  Marie  noch  nicht  berücksichtigt.  Wesentliche  Verdienste, 
wozu  wir  den  Anstoss  zur  modernen  Coefficientenbezeichnung  mittels  ein- 
facher   und    auch    schon    doppelter  Indicirung    rechnen,    sind  daher  nicht 

^®^^  Cantor. 

Algebraische  üntersnohnngen  nach  TschirnhansenB  Methode,  von  Karl 
HuNRATH.     I.    Programm    des   Gymnasiums   zu  Glückstadt,    Ostern 
1876.     IL  Programm  des  Gymnasiums  zu  Hadersleben,  Ostern  1881. 
III.  Programm  des  Gymnasiums  und  des  Real  -  Progymnasiums   zu 
Hadersleben,  Ostern  1885. 
Schon  Cardano  hat,  wenn  auch  nur  an  dem  besondem  Falle  der  cubi- 
schen  Gleichung,  erkannt,  dass  die  Substitutioii  y=^l>Q+x  unter  nachträg- 
licher zweckentsprechender  Wahl  der  ConsiBi*  ^^x. 
Gleichung  «"  +  a«-ia;""-*  +  ...+a|»-'^ 
erbalten,  in  welober  ein  Glied  nrii 


134  Historisch -literarische  Abtheilong. 

Tschirn  hau  8  hat  in  den  Acta  emditorum  för  1683  pag.  204  flgg.  den  grossen 
Schritt  weiter  gethan,  mehr  als  nur  ein  Glied  zum  Wegfall  zu  bringen, 
indem  er  die  Substitution  y  =  &q  +  ^i  ^  +  ^  anwandte ,  in  welcher  zwei  Con- 
stanten bg  und  2)|  zur  zweckdienlichen  Bestimmung  vorkommen.  Erst  die 
neuere  Zeit  hat  die  ganze  Tragweite  dieses  Tschirn  ha us'schen  Gedan- 
kens erkannt,  und  in  dem  bekannten  Handbuche  der  höheren  Algebra  von 
J.  A.  Serret  (deutsche  Uebersetzung ,  Bd.  I  S.  346  flgg.)  ist  der  allgemeine 
Gang  jenes  Substitutionsverfahrens  in  deutlichen  umrissen  gezeichnet.  Ein 
Anderes  ist  aber  immerhin  der  allgemeine  Gang ,  ein  Anderes  die  Ausführung 
im  Einzelnen,  und  Herr  Hunrath,  ein  unerschrockener  Rechner,  dem  kein 
noch  so  kraus  gebauter  Ausdruck  Furcht  einjagt,  hat  es  in  drei  Schulpro- 
grammen unternommen,  die  wirkliche  Durcbfdhrung  jenes  Gedankens  für 
Gleichungen  bis  zum  flinften  Grade  einschliesslich  kennen  zu  lehren.  Er  hat 
gezeigt ,  dass  y^^hQ  +  h^x  +  a^  die  cubische  sowie  die  biquadratische  Gleich- 
ung zur  Auflösung  bringt,  indem  jene  in  eine  rein  cubische,  diese  in  eine 
quadratische  Gleichung  übergeht,  während  die  Bestimmung  der  vorher  will- 
kürlichen Constanten  eine  Gleichung  niedrigeren  Grades  beansprucht.  Er 
hat  gezeigt,  dass  y  =  2>o  +  ^iä;  +  Z>2^  +  ^i  wiewohl  drei  Constante  in  sich 
schliessend,  nicht  genüge,  um  im  Allgemeinen  die  Beseitigung  von  drei 
Gliedern  der  umgeformten  Gleichung  zu  sichern.  Er  hat  endlich  gezeigt, 
dass  dieser  letztere  Zweck  bei  der  Gleichung  flinften  Grades  durch  Jer- 
rard's  Substitution  y  ^hQ  +  h^x+h^x^  +  h^a^  +  h^a^  erreicht  werde.  Die 
vollzogenen  Rechnungen  sind,  wie  wir  schon  mit  einem  Worte  andeuteten, 
sehr  verwickelt ,  wenn  auch  nicht  gerade  schwer,  und  es  mag  recht  zweck- 
mässig sein>  dass  der  Lehrer  sich  einmal  überzeuge,  wie  ein  Verfahren  in 
der  Ausübung  doch  gewaltig  anders,   als  in  der  allgemeinen  Schilderung 

,  ^^««^^^^  Cantob. 

Nekrolog  des  königl.  wttrttembergischen  Oberstndienraths  Dr.  Christian 
Heinrich  v.  Nagel.  Separatabdruck  aus  dem  Correspondenzblatt  f. 
d.  Gel.-  u,  Realschulen  Württembergs.  1884,  Heft  1  u.  2.  Tübingen 
1884,  Verlag  und  Druck  von  Franz  Fues  (L.  Fr.  Fues'sche  Sorti- 
mentsbuchhandlung).    18  S. 

Als  Verfasser  zeichnet  sich  am  Schlüsse  der  Abhandlung  Herr  Otto 
Krimmel.  Er  hat  eine  warm  empfundene  Schilderung  des  einfachen 
Lebensganges  und  der  mathematischen  wie  pädagogischen  Verdienste  des 
wüi*ttembergischen  Schulmannes  geliefert,  die  bei  der  auch  in  weiteren 
Kreisen  anerkannten  Bedeutung  NageTs  ein  mehr  als  nur  lokalpatriotisches 
Interesse  wachzurufen  vermag.  Nagel  war  am  28.  Februar  1803  in  Stutt- 
gart geboren,  hat  gleich  vielen  Zeitgenossen  Theologie  als  Hauptfach,  Ma- 
tbematik  nebenbei  aber  als  Lieblingsfach  studirt.  Er  starb  in  Ulm  am 
26.  October  1882.  Sein  Name  \3>VftVb\.  m  ^ct  Qi%QtcÄ\jrÄ  \^äöö.  ^^"^^^^l- 
sehen  Punkte  erhalten.  ^»^^ 


Recensionen.  135 


Der  duristliche  Kalender  alten  und  üeuen  Stils,  in  tabellarischer  Form 
dargestellt  von  P.  Sciiubring.  Besonderer  Abdruck  aus  den  Jahr- 
büchern der  königl.  Akademie  gem.  Wissenschaften  zu  Erfurt.  Neue 
Folge,  Heft  XII.  Erfurt  1884,  Druck  von  J.  H.  Gramer.  63  S. 
nebst  3  Beilagen.  I.  Immerwährender  Kalender.  II.  Allgemeiner 
Ostervollmonds  •  Cyklus.  III.  Allgemeine  OstervoUmonds- Tabelle  für 
alten  und  neuen  Stil. 

Drei  Zahlen,  der  Sonncnzirkel,  die  güldene  Zahl,  die  Römer- 
Zinszahl,  spielen  in  der  Chronologie  eine  wichtige  Rolle.    Sie  entsprechen 
dem  28jährigen  Sonnencjklus ,   nach  dessen  Ablauf  die  Sonntage  auf  die 
gleichen  Monatstage  zurückkehren,  dem  19jährigen  Mondcjklus,  nach  wel- 
chem die  Vollmonde  auf  die  gleichen  Monatstage  zurückkehren ,  und  endlich 
dem  15jährigen  Indictionscjklus.     Aus  den  drei   genannten  Cjklen  bildet 
ßicli  ein  grosser  Cyklus  von  28.19.15  =  7980  Jahren,  der  die  Eigenschaf- 
ten aller  drei  vereinigt.     Diese  grosse  sogenannte  Julianische  Periode 
beginnt  mit  dem  Jahre  4713  v.  Chr.  und  das  letzte  Jahr  ihrer  ersten  Voll- 
endung wird  das  Jahr  3267   n.  Chr.   sein.     Für  das  Jahr  i  nach  Christi 
Gelmrt  ist  demnach  stets: 

1)  Sonnenzirkel        =  t  +  47 13  {mod  28)  oder  =  i  +  9  {mod  28) , 

2)  Güldene  Zahl       ee:  i  +  4713  (mod  19)  oder  ^  t  + 1  {mod  19) , 

3)  Römer  -  Zinszahl  ~  i  +  47 13  {mod  15)  oder  =  t  +  3  {mod  15). 

Abänderungen  verursachen  nun  die  Schaltjahre,  deren  Einführung  und 
Berechnung  erst  im  Julianischen,   dann   im   Gregorianischen  Kalender  als 
^       allgemein  bekannt  vorausgesetzt  werden  darf.     Will  man  in  irgend  einem 
Jahre  das  Datum  der  beweglichen  Kirchenfeste,  insbesondere  des  Osterfestes 
,       cnnitteln,  so   muss  also  die  Kenntniss  der  genannten  Zahlen,  vornehmlich 
<^68  Sonnenzirkels    und    der  güldenen   Zahl,  vorausgehen,   auf  welche  die 
S'U^  sogenannte  Osterrechnung  sich  stützt.     Man  verschafft  sich  die- 
nten entweder  durch  die  erwähnten  Congruenzen ,  die  mit  Hilfe  der  nöthi- 
^  Abänderungen  richtig  gestellt  wurden ,  oder  in  bequemerer  Weise  durch 
^^  machinales  Verfahren.     Herr  Schubring,  von  dessen  chronologisch- 
'^senschaftlicher  Thätigkeit  im  XXIX.  Bande  dieser  Zeitschrift,  hist.-lit, 
^^th«  8.  180,  die  Rede  war,  hat  die  Aufgabe  in  der  doppelten  oben  ange- 
^^^teten  Art  gelöst.  Er  hat  in  seiner  Abhandlung  die  Berechnung  jener  wich- 
^S'^n  Zahlen  gelehrt,  er  hat  auch  einen  ungemein  sinnreichen  Apparat  her- 
beieilen gewusst,  welcher  durch  einige  Drehungen  nach  vollzogener  Einstel- 
^^^g  die  Antwort  auf  die  betreffenden  Fragen  abzulesen  gestattet.    Wir  sind 
j^J^erzeugt,  dass,  wer  Kalenderprobleme  mehrfach  zu  lösen  hat,  sich  an  der 
!^^nd  der  Seh  üb  ring 'sehen  Belehrung  bald  auf  einem  (Gebiete  zn  Hanse 
Tillen  wirdy  das   immerhin   zu  den  von  Schwierigkeiten  dorchsdhnitteD' 
^^hSrt,  wie  sich  schon  daraus  entnehmen  l&sst,  dass  Gauss  se  diP^ 
^Dib  hielt,  sich  auf  demselben  omherzutaininelii. 


136  Historisch -literarische  Abtheilmig. 

Kalender- Tabellen,  zusammengestellt  von  Dr.  Felix  Müllbr,  Oberlehrer 
am  königl.  Lonisengymnasiam  zu  Berlin.  Berlin ,  bei  G^org  Reimer. 
1885.     8  S.  und  3  Tafeln. 

Dieselbe  Aufgabe,  welche  Herr  Seh  üb  ring,  wie  wir  in  der  voraus- 
gehenden kurzen  Besprechung  gesagt  haben,  seine  Leser  lösen  lehrt,  hat 
auch  Herr  Müller  behandelt.  Ein  wesentlicher  Unterschied  besteht  nur 
darin,  dass  Herr  Müller  die  Rechnung  selbst  als  ausgefUhrt  voraussetzt 
und  sich  begnügt,  die  praktische  Benutzung  der  Tabellen  zu  lehren,  welche 
er  mit  Zugrundelegung  der  Piper 'sehen  Abhandlung  über  die  G  ausstäche 
Osterformel  (Grelle  XXII)  herzustellen  sich  die  grosse  Mühe  gab.  Herrn 
Schubring *s  Arbeit  muss  man  verstehen,  um  sie  anzuwenden;  Herrn 
Müll  er 's  Tabellen  kann  man  anwenden,  ohne  ihre  Herstellung  klar  zu 
übersehen,  ähnlich  etwa  wie  man  Logaritbmentabellcn  benutzen  kann  und 
thatsächlich  auf  der  Schule  benutzen  lässt,  ohne  dass  der  Schüler  weiss, 
wie  die  Tabelle  eigentlich  entstanden  ist.  Caktor. 


C.  Neumann,  Vorlesnngen  über  Eiemann's  Theorie  der  Aberschen  Inte- 
grale.    Leipzig,  Teubner.     1884, 

Dass  ein  Werk,  wie  das  vorliegende,  in  zweiter  Auf  läge  erscheint,  ist 
schon  an  und  für  sich  mit  grosser  Freude  zu  begrüssen.  Muss  doch  die 
Theorie  der  AbeTschen  Functionen  als  die  schönste  Frucht  der  neueren 
Mathematik  bezeichnet  werden.  Wenn  also  ein  Werk,  welches  sich  die  Ein- 
führung in  diese  Theorie  zur  Aufgabe  setzt,  zahlreichen  Absatz  ündet,  so 
ist  das  ein  erfreulicher  Beweis,  dass  die  Theorie  selbst  in  immer  weiteren 
Kreisen  bekannt  und  gepflegt  wird.  Auch  war  die  erste  Auflage  als  ein 
sehr  brauchbares  Hilfsmittel  bekannt  und  geschätzt,  und  es  wurde  allgemein 
anerkannt,  dass  der  Verfasser  es  verstanden  habe,  der  Rie  mann 'sehen 
Theorie  ihre  Schwierigkeit  zu  nehmen  und  Jedem,  der  die  Elemente  der 
Differential-  und  Integralrechnung  erfasst  hat,  das  Verständniss  zu  ermög- 
lichen. Die  vorliegende  zweite  Auflage  aber  wird,  daran  zweifeln  wir 
nicht,  ihrem  Zwecke  noch  weit  besser  dienen,  da  sie  die  Vorzüge  der  ersten 
Auflage  beibehalten  und  denselben  wesentliche  neue  hinzugefügt  hat«  Wenn 
das  Vorwort  zur  ersten  Auflage  es  als  die  Aufgabe  des  Werkes  bezeichnete, 
die  beiden  in  Riemann's  Doctordissertation  entwickelten  Gedanken  darzu- 
legen, nämlich  1.  die  Definition  einer  Function  durch  gewisse  Merkmale  der 
Stetigkeit  und  ünstetigkeit,  und  2.  Ausbreitung  einer  Function  auf  einer 
mehrblättrigen  Fläche:  so  trat  in  dem  Werke  selbst  der  zweite  Gedanke» 
wenigstens  räumlich,  bedeutend  mehr  hervor  als  der  erste  und  es  «wurde 
demselben  in  der  Vorrede  eine  grössere  Wichtigkeit  beigelegt,  ab  ihm  naoh 
der  Ansiebt  vieler  Mathematiker  nnd^  m<^  ^%  «cheint^  nach  der  jetsigen  An- 
Mcbt  dee  Fer&asers  zukommt.    Dagegen  \acv\^>  &<^eY  ^Nn€\\j^  ^^ftaaSki^  ^  4«k 


Becensionen.  137 

neuen  Anflage  viel  mehr  zarück,  und  der  erste  Gedanke,  die  Bestimmung 
einer  Function  durch  ihre  charakteristischen  Eigenschaften,  wird  bei  der 
grauen  Behandlung  bedeutend  bevorzugt.  Dadurch  ist  ein  ganz  neues  Werk 
entstanden,  welches  nicht  nur  den  Inhalt  der  ersten  Auflage  (bis  auf  die 
XTmkehrang  der  elliptischen  Integrale  und  sonstig  öfters  wohl  mit  einigen 
KUrzungei^  in  sich  aufgenommen  hat,  sondern  demselben  auch  neue  Partien 
kinzufOgt,  so  dass  das  Werk  in  der  neuen  Gestalt  nicht  nur  den  Anfönger 
ohne  zu  grosse  Mühe  in  die  genannte  Theorie  einführt,  sondern  auch  dem 
Porscher  werthvoUe  Bereicherungen  der  Functionentheorie  bietet.  Zwar  wird 
Jeder,  welcher  mit  den  Untersuchungen  des  Herrn  Weierstrass  bekannt 
ist,  68  lebhaft  bedauern,  dass  derselbe  noch  immer  seine  Grundzüge  der 
Functionentheorie  nicht  veröffentlicht  hat;  namentlich  glauben  wir,  dass  das 
secbste  Capitel,  die  Theorie  der  algebraischen  Functionen,  kaum  etwas 
bringt,  was  nicht  schon  in  den  Weierstrass'schen  Vorlesungen  bewiesen 
wird;  aber  das  darf  uns  nicht  hindern,  den  Untersuchungen  des  Buches 
alle  Anerkennung  auszusprechen. 

Der  Verfasser  hat  es  sich  keineswegs  zur  Aufgabe  gestellt,  die  ftusserste 
Sirenge  in  seinen  Entwickelungen  und  Beweisen  zu  beobachten.     Er  meint, 
es    komme   weniger  auf  eine  strenge  Darstellung,  als  darauf  an,   dass  die 
eingegebenen  Methoden  die  zur  strengen   Darstellung  erforderlichen  Mittel 
9dw&hren.     Demnach  hat  er  die  Theorie  in  derjenigen  Form  zu  conserviren 
Sesucht,  in  welcher  sie  von  Cauchy  und  Riemann  gegeben  ist.    Er  hat, 
Vorauf  er   selbst  aufmerksam  macht,   manche  fundamentalen  Sätze  in  un- 
genauer Form   angegeben,  ohne  die  Bedingungen,   unter  denen  sie  gelten, 
^i^hÖpfend  aufzuzählen.     Hierdurch  glaubt  er  dem  Anfönger  das  Verständ- 
^ias    erleichtert  zu  haben,    während   der  Vorgeschrittene   und   an  absolute 
Strenge  Gewöhnte  im  Stande  sei,  ;,die  in  Bede  stehenden  Ungenauigkeiten 
leicht  abzustreifen  und  die  betreffenden  Sätze  in  ihre  wirklich  correcte  Ge- 
^telt  zu  versetzen^.     Letzteres   möchten  wir  bezweifeln;   wir  erinnern  den 
^erfiuser  an  seine  Polemik  mit  Herrn  Schwarz  (S.  411),  die  sich  ebenfalls 
^Xif  solche  Bedingungen  bezieht.     Auch  auf  folgenden  Umstand  möchten  wir 
aufmerksam  machen:  Im  Werke  selbst  wird  aus  dem  Satze,  dass  das  In- 

tegral    lf{z)d$^  hinerstreckt  über  die  Begrenzung  einer  Fläche,   auf  wel- 

^äier  fX»)  überall  stetig  ist,  stets  gleich  Null  ist,  gefolgert,  dass  auch  die 
%r8te  Ableitung  auf  der  Fläche  stetig  ist;  in  der  Vorrede  heisst  es  um- 
gekehrt: Das  Cauchy 'sehe  Theorem    1  f{z)dz  =  0  scheint  nur  dann  ein 

Bbsolnt  strenges  zu   sein,  wenn   auf  der  Fläche  ^  ausser  der  Stetigkeit 
^on   f{0)  auch  noch  die  von  fiz)  vorausgesetzt  wird.     Dieser  Gegensatz 
awischen  dem  Werke  selbst  und  der  Vorrede  zeigt,  dass  es   nicht  leicht 
ist,    die   Ungenauigkeiten    abzustreifen.     Was   äuim.  v^x   Qca  '^äSssis^Gis^ 
den  Anfänger  angebt^  eo  hätte  sicli  dieselbe  m\\>  d^u  külot^^rosk^^s^ 

Mbt^ULAhtUg.  d.  ZeiUcbr.  f.  Math,  u,  Phy».  XXX,  4.  ^"^ 


138  Hifliorisch- literarische  Abtheflnng. 

Strenge  vereinigen  lassen,  wenn  gewisse  Partien  äosserlich  als  für  den  Vor- 
geschrittenen bestimmt  bezeichnet  wären.  Wir  möchten  jedoch  aasdrttckUdi 
hervorheben,  dass  wir  hiermit  keinen  Tadel  gegen  das  Werk  aussprechen 
wollen;  wir  sind  dem  Verfasser  dankbar  für  das,  was  er  uns  bietet,  ohne 
darüber  zu  rechten ,  was  er  uns  hätte  bieten  können.  Wenn  wir  aber  einige 
leise  Wünsche  aussprechen  dürfen,  so  möchten  wir  für  die  hoffiooitlich  bald 
zu  erwartende  dritte  Auflage  die  Aufmerksamkeit  des  Verfeissers  darauf 
richten,  dass  an  solchen  Stellen,  wo  ein  genauer  Ausdruck  ebenso  kurz  nnd 
ebenso  leicht  verständlich  ist  wie  ein  ungenauer,  ersterer  vorzuziehen  seL 
Auch  kann  es  uns  nicht  recht  gefallen,  dass  er  S.  393,  ohne  jede  Andeu- 
tung, wie  gewagt  ein  solcher  Schluss  ist,  es  als  selbstverständlich  hinstellt, 
dass  jede  reelle  Function  von  zwei  Veränderlichen ,  welche  auf  einer  Fläche 
eindeutig  und  stetig  ist,  auf  derselben  einen  Maximal-  und  Minimalwerth 
erreicht.  Was  die  literarischen  Notizen  angeht,  so  möchten  wir  glauben, 
dass  dieselben  an  einigen  SteUen  dem  Anfänger  (allerdings  nur  diesem) 
falsche  Ansichten  über  den  ersten  Entdecker  eines  Satzes  beibringen  müssen. 

Dass  die  Function  ^(;5  — Cj) ...  (;5  — C2««.i)  im  Punkte  ir  =  oo  einen  Win- 
dungspunkt hat,  wird  sehr  schön  hergeleitet,  indem  man  in  der  Function 

— ^—^ ^  die  Grösse  02«  unendlich  gross  werden  lässt;  daneben 

würden  wir  gern  noch  einen  directen  Beweis  mitgetheilt  sehen. 

Als  Hauptaufgabe  des  Werkes  wird  man  es  bezeichnen  müssen,  dass 
es    in  die  Functionentheorie   C auch 7 's  und  Biemann's,    mit  specieller 
Rücksicht  auf  die  AbeTschen  Functionen,   einführt.     Dieser  Aufgabe  ent- 
spricht das  Werk  in  vorzüglicher  Weise.     Die  Klarheit  des  Ausdrucks  und 
die  Einfachheit  der  Beweise  brauchen  nicht  ausdrücklich  hervorgehoben  zu 
werden:   es  sind  das  bekanntlich  Vorzüge,   welche  allen  Werken  des  Ver- 
ÜEkssers   in  hervorragendem  Maasse  eignen.     Wir  möchten  daher  vor  Allem 
auf  die  passende  Anordnung  des  Stoffes  aufmerksam  machen.     Wenn  wir 
die  geometrischen  Entwickelungen  des  Werkes  übersehen,  so  erkennen  wir, 
wie  bedeutend  der  geometrische  Apparat  ist,  den  Biemann  gebraucht,  und 
wenn  dem  die  geringe  Ausdehnung  dessen,  was  Rie mann  selbst  giebt,  zu 
widersprechen  scheint,  so  muss  man  beachten,  dass  derselbe  an  den  Leser^ 
eben    ganz  ausserordentliche  Anforderungen  stellt     Es  war  keine  leichte 
Aufgabe ,  die  geometrischen  Untersuchungen  mit  denen  der  Functionentheorie 
so  zu  verwirken,  dass  ein  organisches  Ganzes  entstand.     Es  ging  nicht  an^ 
den  ganzen  geometrischen  Apparat  in  den  Anfang  zu  stellen.     Wenn  wii^ 
auch  anerkennen ,  dass  diese  analysis  sUus  bei  weiterer  Ausbildung  sich  all — 
gemein  ein   selbstständiges  Interesse  erringen  wird,  so  glauben  wir  doch^ 
dass  sie  bei  ihrem  jetzigen  Stande   den  Anfänger  ermüdet,  wenn  er  ihre^ 
Anwendungen   fUi*  die  FunctioiieiiV\i^oi\!^  Tv\fi\ii  N^rCol^en  kann«    Demnaclfc- 
muss  es  gebilligt  werden,  daAE  detNetia&^es  Qi^m^Vscv^^i^^^^kZDa^va^  ^^^ 


Recensionen.  139 

tiaa  gaxaa  Werk  hat  abwechseln  lasBen.  Dabei  lag  allerdüigs  die  Gefahr 
einer  ZerspLitterung  des  Stoffes  sehr  nahe:  kaum  sind  die  analytischen  Un- 
teiSTicbangeii  begonnen  nnd  man  mnss  wieder  zu  den  ganz  davon  versohie- 
äenen  geometrischen  Betrachtungen  zurückkehren.  Eine  solche  Zeraplitte- 
ning  ist  unseres  Erachtens  beinahe  gänzlich  vennieden.  Die  ersten  beiden 
Cftpitel  bieten  die  Hauptsätze  Cauchy's  über  Functionen;  hier  tritt  die 
Koth wendigkeit,  die  Ausbreitung  einer  Function  zu  beachten,  so  deutlich 
hervor,  dass  die  beiden  folgenden  Capitel,  in  denen  diese  Ausbreitung  für 
sich  betrachtet  wird,  keinen  wesentlich  verschied  eilen  Charakter  zeigen, 
obwohl  das  Geometrische  mehr  hervortritt;  und  amgekebrt  sind  diese  beiden 
CipiteJ,  dos  dritte  und  vierte,  mit  so  vielen  analytischen  Beispielen  durch- 
'rirkt,  dass  das  folgende  Capitel  nur  eine  allgemeine  analytische  Theorie 
dessen  giebt,  was  vorher  durch  zahlreiche  Beispiele  vorbereitet  war.  In 
■Joraelben  Weise  geht  es  weiter  und  wir  stehen  nicht  an,  die  Anordnung 
^  Stoffe»  (in  dieser  zweiten  Auflage)  geradezu  als  ein  Meisterstück  zn 
'•«zeichnen. 

Der  Stoff  ist  gegen  die  erste  Anflage  bedeutend  vermehrt  und  umfasst 
^^a  ÄbeTsche  Theorem  und  das  Jacobi'sche  ümkehrproblem  für  beliebige 
*le«braische  Functionen,  wobei  die  hyperoUiptischen  Functionen,  an f  welche 
äich  die  erste  Auflage  beschränkte,  in  den  Vordergrund  treten.  Diese  Er- 
weiterung ist  sehr  zu  billigen.  Wenn  der  Anfänger  sich  ia  die  allgemeine 
Theorie  hineingearbeitet  hat,  so  muss  er  auch  die  ganze  Frucht  seiner 
^^utrengnngen  geniessen  und  in  dem  gesteigerten  Interesse  einen  Sporn 
erlialten,  immer  tiefer  in  die  Theorie  einzudringen.  So  hat  das  Buch  jetzt 
4ea  ganzen  Inhalt  der  Riemann'scben  Abhandlung  „Theorie  der  Abel'schen 
^^mctionen"  in  sich  aufgenommen  und  geht  stellenweise  darüber  hinaus. 
"Ui  ist  die  Methode,  dnrch  welche  Riemann  fUr  eine  gegebene  Gleichung 
*^e  Verzweigung  der  entsprechenden  FlHche  ermittelt,  nicht  mitgetheilt, 
vielmehr  geht  der  Verfasser  stets  von  der  Eiemann'schen  Fiäche  aus  und 
es  gelingt  ihm,  in  sehr  einfacher  Weise  die  Eelatäon  2p  =  u)  —  2m +  2 
'"Tächeu  der  Ordnungszahl  2p-\-l  der  Fläche,  der  Zahl  «  ihrer  Blätter 
nnj  der  Summe  w  der  elementaren  Windungspunkte  zu  ermitteln.  An  einer 
"teile,  wo  Riemanu's  Behandlung  sich  auf  einen  nicht  vollständig  bewie- 
*WBn  Satz  zu  stützen  seheint,  ist  ein  Weg  angegeben,  welcher  nicht  nur 
"*n  betreffenden  Beweis  liefert,  sondern  auch  direct  zum  Ziele  führt.  Es 
**!  das  der  Anfang  von  §  23  der  Eiemann'schen  Arbeit,  welcher  durch 
^ie  Seiten  336 — 350  des  Werkes  eine  neue  Grundlage  gewonnen  hat. 

Mitten  im  Werke  werden  die  Eiemann'schen  Existenztheoreme  betreffs 
^er  Abel'Bchen  Integrale  rein  historisch  mitgetheilt  und  auf  ihre  Herleitnng 
^MniitteUt  des  Dirichlet'schen  Princips  nur  hingedeutet.  Hierbei  wird 
^iese  Methode  der  Herteitung  nur  als  eine  mangelhafte,  höchstens  als  eine 
^viuatoriache  bezeichnet.  Es  gewahrt  vielleicht  einigem  lul«i«%%%,  x-^^  <ec- 
&hrau,   daai  Biemaan  seibat  Beine  Methode  im  m%ca^äi.«:n.  N «rfft.'äDx  usil 


140  Historisoh-liierarisohe  Abtheilang. 

Herrn  Wei erstras 8  durchaus  nicht  als  streng  angesehen  wissen  wollte, 
aber  ganz  richtig  die  Auffindung  der  Resultate  als  die  erste,  die  strenge 
Beweisführung  als  die  zweite  Aufgabe  der  Wissenschaft  bezeichnete.  Herr 
Neumann  hat  nun  in  den  drei  letzten  Capiteln  einen  Beweis  dieser  Ezi* 
stenztheoreme  geliefert.  Dieser  Beweis  wird  geführt  mittels  derjenigen  Metbo- 
den, welche  sich  in  früheren  Arbeiten  des  Verfassers  als  äusserst  brauch- 
bar erwiesen  haben.  Nach  allgemeinen  Vorbereitungen  wird  zunächst  nach 
einer  neuen  Methode  das  schon  öfters  behandelte  Problem  gelöst:  eine  ste- 
tige Function  U  von  x  und  y  zu  finden,  welche  innerhalb  einer  Kreisfläche 
der  Differentialgleichung 

genügt  und  am  Rande  beliebig  vorgeschriebene  Werthe  erhält.  Diese  Lö- 
sung wird  zunächst  auf  eine  mehrblättrige  Fläche  übertragen  und  dann 
gezeigt,  wie  man  aus  einer  solchen  Kreisfläche  der  Reihe  nach  beliebig 
viele  Kreise  ausschneiden  und  jedesmal  für  die  neue  Fläche  die  Lösung 
angeben  könne.  In  Betreff  der  Durchführung  dieses  Gedankens  müssen  wir 
auf  das  Werk  selbst  verweisen  und  fordern  zum  Schluss  namentlich  die 
Studirenden  zum  eifrigen  Studium  desselben  auf. 

Braunsberg.  W.  Killing. 


Einleitung  in  die  Theorie  der  elliptisolien  Fnnotionen.   Von  Kabl  Bobbk, 
Privatdocent  für  Mathematik  im  Allgemeinen. 

Das  Buch  stellt  sich  die  Aufgabe ,  einen  kurzgefassten ,  auf  das  Wesent- 
lichste beschränkten  Abriss  der  Theorie  der  elliptischen  Functionen  und 
Integrale  zu  geben,  indem  es  dem  Anfänger  möglich  macht,  sich  rascher 
in  dieses  Gebiet  einzuführen ,  als  dies  die  ausführlichen  Lehrbücher  gestatten. 
Die  benutzten  Methoden  sind  wesentlich  dieselben  wie  in  dem  Koenigs- 
b er ge raschen  Werke  über  elliptische  Functionen.  In  der  Einleitung  finden 
wir  eine  Zusammenstellung  der  wichtigsten  Sätze  über  Functionen  complezer 
Variabein  und  die  Integrale  derselben.  Nach  des  Referenten  Ansicht  hätte 
hierbei  auf  den  allgemeinen  Begriff  der  Function  genauer  eingegangen  wer- 
den sollen;  die  Definition,  dass  f{z)  als  Function  von  z  zu  betrachten  sei, 

wenn  von  dz  unabhängig  ist,  dürfte  für  den  Anfänger  ohne  weitere 

z 
Erläuterung  kaum  verständlich  sein.    Das  bestimmte  Integral  W=^  1  f{ß)dz 

dW 
wird  durch  die  Relation   --— =  /*(ir)  definirt:   hiemach  ist  aber  nicht  er- 

dz 

sichtiieb,   was  0^  mit  W  überhaupt  vi  ^uü  Va^  \md  was  unter  dem  Into- 

grutionawege  20  verstehen  ist^  ttaeVi  "«TOiuii  masa  «vf^  ^%i^  "^^^^s^^  >aL 


Becensionen.  141 


^s.  ^  » „^^.  ^  ^fc. -^  * 


Definition  ergänzt,  dürften  doch  die  folgenden  Betrachtangen  ttber  den  Ein- 
fluss  des  Integrationsweges  nicht  ausreichend  sein.  —  Die  EinfCLhrung  doppelt- 
periodischer Functionen  im  ersten  Theile  geschieht  nicht,  wie  bei  Koenigs- 
berger,  auf  Grundlage  der  elliptischen  Integrale,  sondern  ohne  weitere  Be- 
gründung. Becht  eingehend  wird  der  Zusammenhang  der  doppelt -periodischen 
Functionen  unter  einander,  sowie  die  Theorie  der  Additionstheoreme  (letztere 
zuerst  für  die  elliptischen  Functionen  und  dann  hierauf  gestützt  für  die 
Thetas)  behandelt,  während  die  Entwickelung  in  unendliche  Producte  und 
Partialbruchreihen  wegbleibt.  Der  zweite  Theil  umfasst  in  zweckmässiger 
Beschränkung    die  Theorie  der  Biemann'schen  Flächen   speciell  für  die 

Function  y  =  yÄ{x^aj) (a?  —  Oj) (x  —  «b) (a?  —  Ö4),  und  hierauf  basirt  die 
Entwickelung  der  elliptischen  Normalintegrale.  —  Sehr  willkommen  wird 
vielen  Lesern  der  Anhang  sein,  der  die  Beziehungen  der  elliptischen  Tran- 
scendenten  zu  den  Curven  vom  Geschlecht  1  darthut  und  hiermit  ein  inter- 
essantes Gebiet  dem  Studium  zugänglicher  macht. 

Die  Darstellungsweise  des  Werkes  ist,  von  schon  erwähnten  Einzel- 
heiten abgesehen,  klar,  der  Inhalt  bei  aller  Einschränkung  reichhaltig,  so 
dass  es  mit  Yortheil  zum  einleitenden  Studium  benutzt  werden  kann. 

Frankfurt  a.  M.,  im  April  1885.  Dr.  Otto  Bausbnberqbr. 


Franke,  Die  Koordinaten- Ausgleichung  nach  Näherungsmethoden  in  der 
Klein -Triangulirung  und  Polygonalmessung.  München,  Grubert. 
1884.    VI  u.  156  S.  mit  1  Tafel.     Preis  1,60  Mk. 

Die  vorstehende  Schrift  bildet  eine  Ergänzung  zu  des  Verfassers  be- 
kannten „Grundlehren  der  trigonometrischen  Vermessung  im  rechtwink- 
ligen Coordinatensystem^.  Während  in  dem  letztem  Buche  alle  Ausgleich- 
ungsrechnungen streng  nach  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  geführt  sind, 
werden  in  der  obigen  Schrift  für  die  Detail vermessungsarbeiten  Nähe- 
rungsmethoden der  Ausgleichung  entwickelt  und  Näherungs  grenzen  der 
zulässigen  Fehler  aufgestellt.  Am  Schlüsse  werden  Vergleiche  zwischn  me- 
thodischen und  näherungsweisen  Ausgleichungen  gegeben,  welche  zeigen, 
dass  die  letzteren  allen  praktischen  Ansprüchen  an  die  Genauigkeit  genügen. 

Es  fragt  sich  in  der  That,  ob  in  den  letzten  Jahren,  nachdem  kaum 
Bussole  und  Messtisch  als  Instrumente  zu  genaueren  HorizontalYermessungen 
verabschiedet  wurden,  nicht  mit  Einem  Male  des  Guten  etwas  zuviel  ge- 
schehen ist,  als  man  selbst  für  ganz  untergeordnete  Aufgaben  der  Detail- 
vermessung die  strenge  Ausgleichung  nach  der  Methode  der  kleinsten  Qua- 
drate verlangte;  es  möchte  hier  doch  dann  und  wann  ein  Missverhältniss 
zwischen  den  Messungsgrundlagen  einerseits  und  der  angestrebtoi.  Q«BasQ5%- 
keit  der  Resultate,  sowie  dem  daiu  n&Mgeu BAt^YmnoigjNdbYQI^ic^  vgl^^scw»»^ 
obwaUen.    Batiooelle  aod  vereinfachte  Biec'bauo^g&^QtfsiiDSQa^^^^Q^ 


142  Historisch -literariBche  Abtheilnng. 

der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  ausgehen,  scheinen  fttr  viele  Zwecke 
ganz  angezeigt  und  es  sei  deshalb  die  vorliegende  Schrift  als  ein  dahin- 
zielender  Versuch  bestens  empfohlen.  TTAifmeit 


BÖRSOH,  Anleitung  sur  Berechnung  geodätischer  Coordinatan,    2.  Aufl. 
Cassel,  Freyschmidt  1885.  VUI  u.  167  a  mit  2  Tafeln.  Preis  6  Mk. 

Diese  Neuauflage  der  ursprünglich  nur  zur  Verwendung  bei  der  kur- 
hessischen Neuvermessung  bestimmten  Schrift  ist  durch  wesentliche  Erwei- 
terangen  zu  einem  recht  praktischen  geodätischen  Hilfsbuche  geworden.  Man 
möchte  nur,  nachdem  im  Abschnitt  I  eine  Einleitung  über  die  mathemaüsche 
Grundlage  der  Formeln  geboten  werden  soll,  wünschen,  dass  dieselbe  ent- 
weder etwas  ausführlicher  oder  einfach  als  Formelsammlung  behandelt  wSre ; 
denn  ob  auf  20  Seiten  Analysis,  sphSrische  Trigonometrie  und  analytische 
Geometrie  so  abgehandelt  werden  können,  dass  in  der  That  j^dem  prak- 
tischen Feldmesser  und  dem  in  der  mathematischen  Analysis  weniger  (je- 
übten  jede  Frage  über  die  Ableitung  der  Formeln  und  über  die  Berechnung 
geodätischer  Coordinaten  beantwortet  wird'',  erscheint  zweifelhaft.  Der 
zweite  Abschnitt  behandelt  das  Erdsphäroid,  der  dritte  die  verschiedenen 
Systeme  geodätischer  Coordinaten.  Im  Anhang  dieses  Abschnittes  sind 
einige  geodätische  Aufgaben  speciell  behandelt,  wobei  für  die  Ausgleichung 
der  Pothenot'schen  Aufgabe  eine  elegante  Methode  durch  Ausgleichung 
der  gemessenen  Winkel  statt  (nach  Gauss  und  Gerling)  der  Coordinaten 
des  zu  bestimmenden  Panktes  gegeben  ist.  Der  vierte  Abschnitt  endlich 
enthält  vollständige  Tafeln  zur  Berechnung  geodätischer  Coordinaten  von 
36^  bis  7P  Breite,  also  für  ganz  Europa  ausreichend.  Die  sämmtlichen 
Tafeln  scheinen  sehr  correct  zu  sein.  HAififfgit, 


Dr.  Jag.  J.  Weyrauch,  Prof.  a.  d.  polytechn.  Schule  in  Stuttgart: 

L  Theorie  elastischer  Körper,  eine  Einleitung  zur  mathematischeiB 
Physik  und  technischen  Mechanik.  Mit  42  Figuren  im  Text.  Leip- 
zig, Teubner.     1884; 

2.  Aufgaben  zur  Theorie  elastischer  Körper.  Mit  110  Figuren  inm 
Text.     Leipzig,  Teubner.     1885; 

3.  Das  Princip  von  der  Erhaltung  der  Energie  seit  Kobert  Kayer^ 

Zar  Orientirung.     Leipzig,  Teubner.     1885.    48  S. 

„An  Lehrbüchern  der  Mechanik  fehlt  es  nicht;  eine  allgemeine  Grund— 

läge  fOr  meine  Vorträge  über  Elasticitäts-  und  Wärmetheorie»  A6ro-  un<S 

/n^niearmechanik  war  jedoch  nVtgeindÄ  lu  ^^'Wi)'^  «r^xV&V^  dar  Herr  Ver— 

£ußer  an  den  unterzeichneten  BÄfetwoten  ^  ^  «t  «wöbl  m\\.  ^^fiR«&.  ^^»i^^^ 


Becensionen.  143 

die  nunmehrige  Anzeige  des  ersten  Baches  bis  zum  Erscheinen  des  zweiten 
zu  Terschieben,   brieflich  einverstanden  erklärte.     „Dass  mein  Buch  beim 
Stadium  Schwierigkeiten  bereitet,   gebe  ich  zn,   das  ist  bei  jedem  Werke 
Aber  elastische  Körper  der  Fall,  bei  dem  meinigen  aber,  wie  ich  glaube, 
weniger  ab  beiClebsch,  Kirchhoff  u.  A/'    Diesem  Ausspruch  ist  gewiss 
beizupflichten;  aber  wenn  es  im  Vorwort  zu  1  heisst,  dass  von  mathemati- 
schen Vorkenntnissen  nur  soviel  vorausgesetzt  wird,   als  man  sich  auf  der 
Mittelschule  oder  doch  nach  einjährigem  Besuche  der  Hochschule  erwerben 
bnn,  so   scheint  mir  fOr  die  grosse  Mehrzahl  der  Studirenden  der  münd- 
liche Vortrag  eines  Lehrers  wie  Herr  Prof.  Weyrauch  sehr  noth wendig, 
sollen  dieselben  von  dem  Buche  einen  Nutzen  ziehen.     Für  reifere  Leser 
sind  aber  die  physikalischen  Excurse  wie  z.  B.  auf  das  Gebiet  der  Schwing- 
ong^lehre  (die  beiden  letzten  Abschnitte  XI  und  XII)  nicht  ausreichend  und 
auch  vom  Herrn  Verfasser  nicht  angelegt 

Der  erste  Abschnitt,  §  1 — 12,  S.  1 — 29,  handelt  von  den  Qrund- 
begpriffen.  In  §  1  ist  die  bekannte  Beschleunigung  „  specifische  Massenkraft  ** 
genannt.  In  §  2  ist  der  elastischen  Nachwirkung  mit  acht  Zeilen  gedacht. 
Auf  die  Verrückungen  im  §  4  folgen  im  §  5  die  Dehnung  und  die  Dreh- 
nncieni  in  welchen  schon  Manches  dem  mündlichen  Unterricht  oder  sonst 
zuviel  dem  Privatverständnisse  des  Studenten  (im  dritten  Semester)  über- 
lasaen  wird. 

Das  Aufgabenbuch  (2)  trägt  an  der  Spitze  ein  Inhalts verzeichniss  von 
134 Nummern,  jede  mit  der  Paragraphenzahl  des  Buches  1  versehen,  welche 
zur  LOsnng  nachgeschlagen  werden  soll.  Die  erste  Aufgabe  schliesst  sich 
ft&  Torhingenannten  §  5  an,  von  Aufgabe  108  au  ist  wiederum  die  Schwing- 
^^gslehre  bedacht.  Ein  völliges  Register  hier  zu  geben,  würde  bei  der 
B^chhaltigkeit  des  Buches  weitläufig  werden  und  ist  auch  nicht  nöthig,  da 
^o  Interessenten  der  reinen  und  angewandten  Mathematik  dasselbe  gewiss 
^Iber  in  die  Hand  nehmen  und  auf  seinen  Inhalt  prüfen  werden. 

3.  Diese  Brochure  enthält  einen  Vortrag  des  Herrn  Verfassers  im  Lande 
Robert  May  er 's  nebst  wissenschaftlichen  Ergänzungen  und  Literaturnach- 
weisen.   S.  8  sind  nach  diesem  Autor  als  „Kraftformen''  aufgeführt:  „Fall- 
•'^ft,  Bewegung  (l)j  Wärme  (!),  Magnetismus  etc";  S.  9  kritisirt  der  Herr 
Verfasser  die  Vorgänger  R.  May  er 's,  dass  sie  ^den  Begriff  Kraft  nicht  all- 
^ttiein  genug  fassten".     Referent  pflichtet  der  entgegengesetzten  Ansicht 
^i>    dass  man  Kraft  nur  als  Masse  mal  Beschleunigung  fassen  solle,   wel- 
^^Qxn  Begriffe  gegenüber  auch  Worte  wie  Magnetismus  zu  vag  und  aUgemein 
«^Halten  sind.  g^^s. 

penpeotiTisoher  Apparat,  von  Oumo  Hauok.  Separatabdruck  ans 
der  Festschrift  der  königl.  Technischen  Hochschule  zu  Berlin  zur 
Feier  der  Einweihung  ihres  neuen  Qeb&ndea.  l&^TVviiV^^,  4l^«  ^^« 

mit  2  FigüreDtafeln. 


144  Historisch -literarische  Abtheilung. 

Die  Aufgabe  der  darstellenden  Geometrie  im  engeren  Sinne  des  Wortes 
besteht  darin,  aus  irgend  zwei  gegebenen  Projectionen  eines  rSumlichen 
Gebildes  eine  dritte  Projection  desselben  zu  ermitteln.  Diese  Aufgabe  ist 
dem  Grundgedanken  nach  nicht  abhängig  von  der  Art  der  Projectionen. 
Es  mag  nun  verlangt  werden,  aus  Aufriss  und  Grundriss  eine  Centralpro- 
jection  entstehen  zu  lassen  oder  aus  zwei  Centralprojectionen  (z.  B.  zwei 
photographischen  Aufnahmen)  eine  orthogonale  Parallelprojection,  Grundriss 
oder  Aufriss,  abzuleiten,  immer  hat  man  es  mit  einer  Aufgabe  der  eben- 
genannten Natur  zu  thun.  Herr  Hauck  hat  nun  den  Versuch  gewagt, 
diese  allgemeine  Aufgabe  mechanisch  zu  lösen,  d.  h.  einen  Apparat  herzu- 
stellen, der  mit  zwei  Führungsstiften  die  Umrisse  der  beiden  gegebenen 
Projectionen  verfolgt  und  zugleich  durch  einen  Zeichenstift  die  gewünschte 
neue  Projection  erzeugt.  Die  uns  vorliegende  Abhandlung  enthält  die  pho- 
tographische Abbildung  des  von  Herrn  Hauck  eigenhändig  zugerichteten 
und  bereits  am  4.  Mai  1883  in  der  Sitzung  der  Physikalischen  Gesellschaft 
zu  Berlin  fertig  vorgezeigten  und  erläuterten  Apparates  mit  der  nGthigen 
wissenschaftlichen  Erklärung  und  Begründung.  Es  erscheint  kaum  möglich, 
auszugsweise  und  ohne  Figur  über  die  ziemlich  zusammengesetzte  storch- 
schnabelartige  Verbindung  mannigfacher  geschlitzter  Lineale  zu  berichten. 
Wir  glauben  daher,  unter  Verweisung  unserer  Leser  auf  die  Abhandlung 
selbst  uns  mit  dem  Ausspruche  des  geometrischen  Fundamentaltheorems 
begnügen  zu  müssen,  auf  welchem  die  ganze  Ausführung  beruht  und  wel- 
ches Herr  Hauck  in  folgende  Worte  kleidet: 

Seien  P  und  P'  zwei  Projectionsebenen,  die  sich  in  der  als  Grnnd* 
schnitt  bezeichneten  Linie  g  schneiden;  seien  0  und  0'  die  zugehörigen 
Projectionscentren.  Die  Verbindungslinie  00'  schneide  die  Ebenen  P  und 
P'  beziehungsweise  in  den  Punkten  p  und  p\  welche  als  die  Kernpunkte 
der  betreffenden  Projectionsebenen  bezeichnet  werden.  Sind  nun  x  und  x 
die  beiderseitigen  Projectionen  irgend  eines  Objectpunktes  X,  so  müssen  sich 
die  nach  ihnen  gezogenen  Eernstrahlen  px  und  px'  in  einem  Punkte  g 
des  Grundschnittes  g  schneiden,  d.  h.  die  beiden  Projectionsfiguren 
werden  von  den  Kernpunkten  aus  durch  zwei  Strahlenbüschel 
projicirt,  welche  den  Grundschnitt  nach  einer  und  derselben 
Punktreihe  schneiden.  Cantor 


Die  Grenzen  zwischen  Malerei  und  Plastik  und  die  Gesetze  des  Reliefls. 

Bede,  zum  Geburtstage  Seiner  Majestät  des  Kaisers  und  Königs  in 
der  Aula  der  königl.  Technischen  Hochschule  zu  Berlin  am  21.  MSrz 
1885  gehalten  von  dem  zeitigen  Bector  Guido  Hauok.  Berlin  1886. 
20  S. 

Hört  eine  Zeichnung  grau  in  grau,  «^o  oVmA ^sxbenunterschied  gate» 
ügt,  aaf,    dem  Gebiete  der  Uelot^  «Qxa%^\i^t«iit    ^\i  «vns^  tso^ 


BecensioneiL  145 

flbermalte  Bildsttnle  dem  Gebiete  der  Plastik  entrückt?    Man  braucht  beide 
Fragen  nur  auszusprechen,   um  ihrer  sofortigen  Verneinung  sicher  zu  sein. 
Zugleich   überzeugt   man  sich  aber  von  der  Nothwendigkeit,    die  Grenze* 
iwiflehen  beiden  Eunstbereichen,   die  in   unserem   Bewusstsein   scharf  aus 
einanderliegen ,  auch  scharf  zu  definiren.     Es  war  ein  Ei  des  Columbus  auf- 
nstellen,  und  Herrn  Hauck  ist  der  Versuch  vortrefiflich  geglückt.     Die 
Valerei,    sagt  er,    hat  Licht    und  Schatten    in   sich  selbst,    die 
Plastik  entlehnt  es  von  aussen.     Zwischen  der  Projection  auf  die 
£bene  mit  angedeuteter  Schattengebung  und  dem  körperlichen  Vollbilde  mit 
natürlich  entstehenden  Schatten  ist  als  Drittes  das  Belief.     Von  der  Malerei 
entnimmt  es  Verkürzungen  und  Verschiebungen ,  auch  einige  Schattengebung, 
▼on  der  Plastik  die  nicht  zu  vermeidende  Lichtwirkung  körperlichen  Vor- 
und  Zurücktretens.     Es  muss  mathematische  Gesetze  des  Beliefs  geben,  es 
mu88  möglich  sein,   die  Forderung   in  eine  Formel  zu  bringen,   dass  man 
einer  photographischen  Aufnahme  nachträglich  nicht  ansehen  dürfe ,  ob  das 
Original  Belief  oder  Vollrund  war,  eine  Forderung,   der  Hanfs tängeTs 
grosse  Photographien  Thorwaldsen^scher  Beliefs  auf  schwarzem  Grunde 
ToUauf  gerecht   werden.     Das  muss  mathematisch  aussprechbar  sein.     Man 
bst4  auch  eine  Zeit  lang  geglaubt,  in  der  sogenannten  Beliefperspective 
iesBftthsels  Lösung  erkannt  zu  haben,  es  war  ein  Irrthum.    Gerade  Thor- 
^^Idsen's  Beliefs,  das  Muster,  an  welchem  eine  richtige  Begel  sich  be- 
^^^thrheiten  muss,  sind  Pfuschwerke,  wenn  die  Gesetze  der  Belie^erspective 
^^f  Richtigkeit  Anspruch  machen  könnten.    Die  umgekehrte  Folgerung  ist 
^x^bweisbar  und  es  bleibt  der  darstellenden  Geometrie  die  noch  ungelöste 
'^^fgabe,  mathematische  Gesetze  des  Beliefs  zu  entdecken.     So  der  wesent- 
liche Lihalt  der  ungemein  anregenden  Festrede.  Cantor 


^10  ftndirt  man  Mathematik  und  Physik?   Von  einem  Lehrer  der  Mathe- 
matik.    Leipzig  1885,  Bossberg^sche  Buchhandlung.     12^.     32  S. 

Für  60  Pf .  beantwortet  die  Verlagshandlung  diese  Frage,  und  um  den 

gleichen  Preis  kann  man  erfahren,  wie  man  Jurisprudenz,  wie  neuere  Philo- 

Xogie  und  Germanistik,  cla^sische  Philologie   und  Geschichte,   Chemie  und 

^e  beschreibenden  Naturwissenschaften  studire.   Nur  wie  man  sich  zum  Arzt 

>md  wie  zum  Land wirth  bilde,  kostet  80  Pf.,  und  es  ist  eine  Preisfrage, 

"womit  dieser  Unterschied  sich  begründen  lasse ,  warum  gerade  auf  jenen 

l>eiden  Gebieten    guter  Bath  theurer  sei?    Jedenfalls  scheint  bei  unserer 

rtadirenden  Jugend  das  praktische  Bedürfniss  nach  Bathschlägen  über  die 

Einrichtung  des  Studiums  vorhanden  zu  sein,   und  unzweifelhaft  wird  Zeit 

und  Mühe  gespart,  wenn  die  richtigen  Vorlesungen  in  der  richtigen  Beihen- 

folge  gehört  werden.    Für  die  Universität  Leipiig  bsboiu  ^<^  ^ostSs^i^ss&'^T^ 

A$$anu  der  M&tbematik  im  M&rz  1882  die  n^t\ngQii  ^«^xmigsii  ^«MSmi^ 


146  HiBtorisch  -  literarische  Abtheilung. 


*  -^'■^'••^  ^^^^  ^-^^-r« 


licht,  und  auf  diese  Weisungen  bezieht  sich  unsere  Vorlage.  Nur  schade, 
dass  die  mathematischen  Vorlesungen  anderer  deutscher  Universitäten  sich 
nicht  alle  dem  gleichen  Schema  einfügen,  dass  die  Mathematiker  gewöhnt 
sind,  mit  ihrem  Stoffe  irei  zu  schalten,  so  dass  der  gleiche  Name  nicht 
selten  zwei  ganz  verschiedene ,  verschiedene  Namen  ziemlich  übereinstim- 
mende Vorlesungen  bezeichnen  können.  Uns  scheint  daher  am  sichersten, 
der  junge  Studirende  solle  an  irgend  einen  Lehrer  der  Hochschule,  die  er 
zu  besuchen  gedenkt ,  sich  vertrauensvoll  wenden ,  seine  Bitte  um  Rath  wird 
sicherlich  nie  eine  Fehlbitte  sein.  Zieht  er  aber  den  Rath  von  Alters- 
genossen vor,  was  ja  Manches  für  sich  hat,  so  wende  er  sich  an  den  mathe- 
matischen Verein  der  betreffenden  Universität.  Solche  wissenschaftliche 
Vereine  wirken  an  und  für  sich  auf^s  Segenvollste  und  der  Eintritt  kann 
jedem  Neuling  nur  dringend  gerathen  werden.  Cantor 


Bibliographie 

vom  1.  Mai  bis  30.  Juni  1885. 


Periodische  Schriften. 

Physikalische  Abhandlungen  der  königl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu 
Berlin.     Aus  dem  Jahre  1884.     Berlin,  Dümmler.  17  Mk. 

Sitzungsberichte  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien,  mathe- 
mat.- naturwissenschaftl.  Classe,  Abth.  II.  90.  Bd.,  3.,  4.  u.  5.  HefL 
Wien,  Gerold.  13  Mk. 

Publicationen  des  astrophysikalischen  Observatoriums  in  Potsdam.  Nr.  15. 
4.  Bd.  2.  Stück.    (Meteorolog.  Beobacht.)     Leipzig ,  Engelmann.     7  Mk. 

Astronomisches  Jahrbuch  von  Berlin  für  das  Jahr  1887,  herausgeg.  von 
F.  TiETJBN.     Berlin ,  Dttmmler.  12  Mk. 

Die  veränderlichen  Tafeln  des  astronom.  u.  chronolog.  Theils  des  k.  preuss. 
Normalkalenders  f.  1886,  herausgeg.  v.  Förster  u.  P.  Lehmann.  Berlin, 
Verl.  d.  Statist.  Bureaus.  5  Mk. 

Acta  mathematica,  herausgeg.  von  G.  Mittag -Lbffler.  6.  Bd.  1.  Heft. 
Berlin,  Mayer  &  Müller.  compl.  24  Mk. 

Jahrbuch  über  die  Fortschritte  der  Mathematik,  herausgeg.  von  C.  Ohst- 
MANN.     14.  Bd.  Jahrg.  1882,  3.  Heft.     Berlin,  0.  Reimer.  6  Mk. 

Porisohritte  der  Physik  im  Jahre  1881 ,  dargestellt  von  der  physikaL  Ge- 
aellscbBti  in  Berlin.  37.  Jahrg.*)  TQdig.^.'^viattVR,  1«  Abth.:  AUgenu 
nad  Akustik.    Berlin,  Qt.B^Ainst.  "V^ttu 


Bibliographie.  147 


Reine 

Wuhroldt,  E.,  üeber  Functionen,  welche  gewissen  Diffeienzengleichungen 

höherer  Ordnung  genügen.     Kiel,  Lipsins  &  Tischer.       2  Mk.  40  Pf. 
SsiTzaB,  8.,  Untersuchungen  im   Gebiete  linearer  Differentialgleichungen. 

3.  Heft.     Wien,  Gerold.  3  Mk. 

OiaxNBAUBB,  L.,  Arithmetische  Theoreme.     11.     (Akad.)    Wien,  Gerold. 

1  Mk.  80  Pf. 
SmoxT,  0.,  üeber  zwei  universelle  Verallgemeinerungen  der  algebraischen 

Grundoperationen.     (Akad.)     Ebendas.  1  Mk.  60  Pf. 

Wbi88,  E.,    Entwickelungen    zum    Lagrange'schen  Beversionstheorem    mit 

Anwend.  auf  die  Eeppler'sche  Gleichung.     (Akad.)    Ebendas.      2  Mk. 
Skbbst,  A.y   Lehrbuch    der  Differential-    und  Integralrechnung.      Deutsch 

bearb.  y.  A.  Harnack.     2.  Bd.,   2.  Hälfte.     (Differentialgleichungen.) 

Leipzig,  Teubner.  7  Mk.  20  Pf. 

Dakttsoh,  D.,   Conforme  Abbildung  des  ellipt.  Paraboloids  auf  d.  Ebeijp. 

(Dissert.)    Jena,  Deistung.  1  Mk. 

Taubbbth,  J.,   Die  Abbildung  des  ebenen  Ereissystems    auf   den  Baum. 

(Dissert)    Ebendas.  60  Pf. 

Wallentin,  f.,   Maturitätsfragen    aus    der  Mathematik.     2.  Aufl.     Wien, 

Gerold.  3  Mk.  60  Pf. 

Gtssl,  J.,  TJeber  die  sich  rechtwinklig  schneidenden  Normalen  einer  Fläche 

zweiten  Grades.     Schaff  hausen,  Schoch.  2  Mk. 

^HiBKB ,  H. ,  Sammlung  von  Lehrsätzen  und  Aufgaben  aus  der  Stereometrie. 

Leipzig,  Teubner.  1  Mk.  20  Pf. 

^ÖBius,  A.  F.,  Gesammelte  Werke,  herausgegeben  von  der  K.  S.  Gesellsch. 

d.  Wissensch.  4  Bde.    1.  Bd.  (geometr.  Abhandl.),  redig.  v.  B.  Baltzeb. 

Leipzig,  Hirzel.  16  Mk. 

S8,  A.,    Niels  Henrik  Abel.     Tableau    de  sa  vie  et  de  son  action 

scientifique.    Paris,  Gauthier-Yillars.  7  Frs. 


Angewandte  Mathematik. 

^ITTSTBIK,  Th.,  Das  mathematische  Bisico  der  Versicherungsgesellschaften 
sowie  aller  auf  dem  Spiele  des  Zufalls  beruhenden  Institute.  Hannover, 
Hahn.  4  Mk. 

Ko^PK,  C,  Die  Ausgleichungsrechnungen  nach  der  Methode  der  kleinsten 
Quadrate  in  der  praktischen  Geometrie.     Nordhausen,  Koppe.     6  Mk. 

^^*ALLiK,  J.,  Vorlesungen  über  die  Chronologie  des  Mittelalters.  Wien, 
Qerold.  1  Mk. 

^^BHiHBBBOiB,  F.,   Die  Berechnung  trigonometrischer  Vermessungen  mit 
Racksicht  anf  die  ^phfiroidische  Gestalt  der  ^d^.  P^uV^Odl  ^  .^>^  kv>>nBi^ 
ßiaügart,  Metzler.  \MC»*'»^»* 


148  Historisch -literarische  Abtheilung.    Bibliographie. 

Adam,  Y.,  Bruchstücke  ans  der  mathematischen  Creographie  mit  bes.  Bück- 
sicht anf  Beleuchtungsverhältnisse.  Wien ;  Bermann  &  Altmann.     1  Mk. 

Kraft,  E.,  Sammlnng  von  Problemen  der  analytischen  Mechanik.  9.  o. 
10.  Lief.     Stattgart,  MeUler.  4  Mk. 

Herz,  N.,  Entwicklung  der  störenden  Kräfte  nach  Vielfachen  der  mittleren 
Anomalie  in  independenter  Form.     (Akad.)    Wien,  Gerold.        80  Pf. 

Oertel,  K.,  Astronomische  Bestimmung  der  Polhöhen  auf  den  Punkten 
Irschenberg,  Höhensteig  u.  Kampenwand.  (Akad.)  München,  Franz.  2  Mk. 

Serpieri,  A.,  Die  mechanischen,  elektrostatischen  und  elektromagnetischen 
absoluten  Maasse ,  elementar  abgehandelt  mit  Aufgaben.  Aus  dem  Ita- 
lienischen von  B.  Y.  Reichenbach.     Wien,  HarÜeben.  3  Mk. 

Physik  und  Meteorologie. 

Dreher,  E.,  üeber  den  Begriff  der  Kraft  mit  Bücksicht  auf  das  Gesetz 

von  der  Erhaltung  der  Kraft.     Berlin,  Dünmiler.  1  Mk. 

KiESSLiNG,   J.,    Die   Dämmerungserscheinungen    im  Jahre  1883   und  ihre 

physikalische  Erklärung.     Hamburg,  Voss.  1  Mk. 

SoHNCKE,  L.,  Der  Ursprung  der  Gewitter -ElektricitUt  und  der  gewöhnlichen 

atmosphärischen  Elektricitfit.     Jena,  Fischer.  1  Mk.  50  Pf. 

ScHLEMÜLLER,  W. ,  Gruudzüge  einer  Theorie  der  kosmischen  AtmosphSren 

mit  Berücksichtigung  der  irdischen  Atmosphäre.     Prag,  Dominicus. 

1  Mk.  20  Pf. 


Mathematisclies  Abhandlnngsregister. 


Erste  Hälfte:   1.  Januar  bis  30.  Juni. 


Abbildung. 
1.  Ueber  die  laothermische  Spiegelung.    Holz  muH  er.    Grelle  XGIV,  179. 

5.  Zur  coniormen  Abbildung  der  Cyklide  auf  Bechteck  und  unbegrenzte  Ebene. 

Holzmüller     Crelle  XCIV,  237,  342. 
S    Ueber  eine   ein  -  dreideutige  ebene  Abbildung  einer  Fläche  dritter  Ordnung. 

8.  Kantor.    Crelle  XCV,  147. 
4.  Snr  la  repr^sentation  sph^rique  des  surfaces.     G.  Darboux.     Compt.  rend. 

XCVl,  866. 
VergL  Differentialgleichungen  91. 

Abel'sclie  Transeendenten. 

6.  On  some  Abelian  integrale.    H.  J.  R.  Rink.    Quart.  Joum.  math.  XIX,  347. 
6-  Ueber  einige  Aber^cbe  Integrale  erster  Gattung.    H.  J.  Rink.    Zeitschr.  Math. 

Phya.  XXIX,  272. 

7.  Sor  les  ^quations  diiferentielles  ab^liennes  dans  le  cas  de  la  räduction  du 

nombre  des  p^riodes.    E.  Picard.    Compt.  rend.  XCV,  898. 
Vergl.  Differentialgleichungen  83. 

Analytisehe  Geometrie  der  Ebene. 
B.  Sur  Nquation  intrins^que  des  courbes.    E.  Cesaro.    Mathesis  IV,  233. 
^-  Proprio   de  points  harmoniques.     Bast  in.     Mathesis  IV,  206.  —  Cesaro 

ibid.  207. 
JO.  Ueber  das  gleichseitige  Dreieck.    Em.  Hain.    Grün.  Archiv  LXIX,  44. 
^«.  Ueber  das  Centrum  der  mittleren  Entfernungen  der  Schnittpunkte  einer  Geraden 

mit  drei  festen  Geraden     M.  Grein  er.    Grün.  Archiv  LXIX,  323. 
^*'  Trouver,  sur  une  droite  donn^e,   le  point  M  tel  que  le  triangle  ayant  pour 

sommets  les  projections  de  ce  point  sur  les  cöt^s  d'un  triangle  donn^ 

ABC,  seit  un  minimum.    Bastin.    Mathesis  IV,  118.  —  J.  Neuberg 

ibid.  119. 
^3.  liieu  gäom^trique  faisant  ressortir  deux  triangles  Äquivalents.    Bastin.    Ma- 

thesis  IV,  88. 
^^*  Equation  entre  les  aires  de  trois  triangles  construits  sous  certaines  conditions. 

P.  Minoliti.    Mathesis  IV,  69. 
*5-  5iur  Trisection  des  Winkels.    B.  Sporer.    Grün.  Archiv  LXIX.  224. 
^^'  Anerkennung  einer  Priorität.    C.  Hossfeld.    Zeitschr.  Math.  Phys.XXIX,  192. 

[VergL  Bd.  XXIX,  Nr.  8.] 
^•-  Bor  nne  conrbe  du  3.  et  une  autre  du  8.  degrä.    Bastin.    Mathesis  IV,  226. 

—  Bergmans  ibid.  236. 
*«.  On  the  bitan^ents  of  a  plane  quartic.    A.  Cayley.    Crelle  XCTV,  93. 
iv*  B^sumä  de  differentes  recherches  sur  les  ovales  de  Descartes  et  quelques  autres 
«k  o_      co^'bö».    A.  Genocchi.    Mathesis  IV,  49. 
''•  Sur  nne  coorbe  dont  Pabscisse  s'exprime  en  fonction  de  Pordonnäe  par  une 

qoadrature.    Brocard.    Mathesis  IV,  126. 

^*  ^V^jectoiree  orthogonales  des  courbes  Q^  =  a*log-^*    firooard.    Matherii 

IV,  125. 
Vergl  Ci§§oide.    Conchoide.    ElUptische  TraiiAQeiidcnltQii  VM.  l^»|2l^a«^^^ 


150  Historisch -literarische  Abtheilang. 

Analytitclie  Oeometiie  des  Baamei. 

22.  Ueber  Goordinatentrausformationen  n^  Grades.    Th.  Beye.    Grelle  XCIV,  31t. 

23.  On  curvilinear  coordinates.    A.  Gaylej.    Quart.  Joom.  math.  XIX,  1. 

24.  Znr  Polarentheorie  der  Gomplexe  zweiten  Grades.  W.  Stahl.   Grelle  XGIY,  819. 
26.  üeber  Strahlensysteme  zweiter  Ordnung.    W.  Stahl.    Grelle  XGV,  297. 

26.  Erzeugung  von  Gomplexen  ersten  und  zweiten  Grades  aus  linearen  Congmea- 

zen.  A.  Weiler.  Zeitschr.  Math.  Fhys.  XXIX,  187.  [YergL  Bd.  XlVIII, 
Nr.  132.] 

27.  Bemerkungen  über  einige  Gomplexe.    A.  Weiler.   Zeitschr.  Math.  Phjs.  XXIX, 

191. 

28.  Einfache  Erzeugung  einiger  Gomplexe  zweiten  Grades.     A  Weiler.     Grelle 

XGV,  140. 

29.  Ueber  lineare  und   quadratische  Strahlencomplexe  und  Gomplexen -Gtewebe. 

Th.  Reve.    Grelle  XGV,  330. 

30.  Zur  Theorie  der  Baumcurven.    G.  Hossfeld.    Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  242. 

31.  Sur  les  courbes  du  sextant.    Gruey.    Compt.  rend.  XGVI,  240. 

32.  Sur  une  espöce  de  courbes  sym^triques  de  la  sixidme  classe.   G.  Grone.   Acta 

mathematica  II,  81. 
Vergl.  Oberflächen.    Oberflächen  zweiter  Ordnung. 

Astronomio. 

33.  Sur  IMquation  diff^rentielle  qui  donne  immädiatement  la  Solution  do  probl^me 

des  trois  corps  jusqu^aux  quantitäs  du  deuxiäme  ordre  inclonvement. 
H.  Gyld^n.    Gompt.  rend.  XGV,  67. 

34.  Sur  un  point  de  la  thi^orie  des  perturbations.  R.  Bad  au.  Gomjpt  rend.  XGV,  117. 
36.  Sur  les  perturbations   de  Satume   dues  ä  Taction  de  Jupiter.    A.  Gaillot 

Gompt.  rend.  XGVI,  626. 
36.  Tables  auxili^res  pour  calculer  Tanomalie  vraie  des  planstes.    Gh.  V.  Z enger. 
Gompt.  rend.  XGV,  208. 

87.  Thäorie   du  mouvement  diume  de  Taxe  du  monde.    Folie.    Gompt.  rend. 

XGV,  163. 

88.  Sur  le   calcul   des  yariations   s^culaires   des  äläments  des  orbites.     O.  Gal- 

landreau.    Gompt.  rend.  XGVI,  1841. 

39.  Des  termes  ä  courte  periode  dans  le  mouvement  de  rotation  de  la  terre.    G. 

Rozä.    Gompt.  rend.  XGV,  327. 

40.  Sur  la  th^orie  du  Soleil  de  G.W.  Siemens.    Faye.    Gonipt.  rend.  XGV,  612, 

1110;  XGVI,  79,  136,  292,  356.  —  Siemens  ibid.  XGV,  769,  1037:  XGVI, 
43.  —  Hirn  ibid.  XGV,  812,  1196.  —  Rey  de  Morande  ibid.  XCV,  980. 
-  J.  Violle  ibid.  XGVI,  263. 

41.  Mäthodes  nouvelles  pour  la  dätermination  des  ascensions  droites  et  des  döcli- 

naisons  absolues  des  steiles.  Loewy.  Gompt.  rend.  XGVI,  1098,  1179, 
1329,  1746,  1813. 

42.  Sur  une  maniäre  de  d^terminer  Tangle  de  position  d'un  Ppint  de  la  surface 

d*un  astre  ä  Taide  d'une  lunette  horizontale.  Gh.  Tr^pied.  Gompl 
rend.  XGVI,  1198. 

43.  Sur  Vemploi  de  la  lunette  horizontale  pour  les  observations  de  spectrosoopie 

solaire.    Thollon.    Gompt.  rend.  XGVI,  1200. 

44.  Sur  la  possibilitä  d'accroltre  dans  une  grande  proportion  la  pr^cision  des  ob- 

servations  des   ^clipses  des  satelutes  de  Jupiter.    A.  Gorno.     Compt. 
rend.  XGVI,  1609. 
Vergl.  Keppler'sches  Problem.    Oberflächen  342.    Reihen  417. 


Bemoiilli*soli6  Zahlen. 
46.  Studien  über  die  Bemoulli'schen  und  Euler'schen  Zahlen.     J.  Worpitsky. 
Grelle  XGIV.  203.  —  Kronecker  ibid.  268. 

46.  Ueber  die  Partialoruchzerlegang  der  Functionen,  mit  besonderer  Anwendimg 

auf  die  Bemoulli'schen.   J.  Wo  r p  i  t z k  y.    Zeitschr.  Math.  Phys.  'yXTY^  ^ 

Bettimmta  Integrale. 

47.  On  certain  definite  Integrals  connected  with  spherical  harmonicB.    F.  Froit 

Quart.  Joam.  math.  XIX,  242. 
48,  Sur  une  daaM  de  fonction«  Tept6&eiil6e»  '^«t  ^<^m\i^^snXea  d^finiei.  E.  Qoiir- 
Büt    Acta  mathematica  lÜ  ^* 


Abhandlungaregister.  161 


1 
4ft.  Snr  l*intägrale  J(fi{x).^{x).dx.    A.  Xorkine.    Gompt.  rend.  XCVI,  826. 

SQ.  Ueber  das  Doppelintegral.    P.  da  Bois-Beymond.    Grelle  XCIV,  273. 

ti       tfi 

dt  I du ^^  *  *  ^  =  g(jg).     E.  Goursat.     Compt. 

rend.  XCVI,  1804. 
«L  Snr  rinWgrale   ^r         co8ix^co8Jy.dx.dy      _  0.  Callandreau.  Compt. 

rend.  XCVI,  1126. 
Verffl.  AnalytiBche  Geometrie  der  Ebene  20.     DifPerentialgleichangen  86. 
Ellipse  122.   Elliptische  Tr  -  -  -  »      - 

Beinen  426.    Bectification. 


>se  122.   Elliptische  Transcendenten.    Gammafimctionen.    Qu^rator. 


Oisioide. 
6^  Die  Cissoide  des  Diokles.    M.  G  reiner.    Grün.  Archiv  LXIX,  813. 
M.  Syitäme  des  cissoldes  et  sa  trajectoire  orthogonale.  Brocard.  Mathesis  IV,  124. 

Combinatorik. 
65.  Ein  combinatorischer  Satz.    M.  Stern.    Grelle  XCV,  102. 
^6.  8ar  les  permutations  de  n  objets  et  sur  leur  classement.   J.  Bourget.    Compt. 
rend.  XCV,  508. 

Complanation. 
67.  Die  Oberfläche  der  beiden  Paraboloide.    0.  Böklen.    Grün.  Archiv  LXIX,  222. 

Conchoide. 
M  Snr  an  mode  de  gän^ration  des  concho'ides.  H.  Schoentjes.  Mathesis  IV,  145. 

—  Deroasseau  ibid.  237.  —  M.  d'Ocagne  ibid.  237. 
(^.  Sor  le  lima^on  de  Pascal.    Bastin  &  Gillet.    Mathesis  IV,  117. 
^  Gonchoide  comme  lieu  des  points  oü  certaines  droites  touchent  des  cercles  qai 

lear  correspondent.    Brocard.    Mathesis  IV,  204. 

Cubatar. 
^.  Volome  limit^  par  un  plan  et  par  une  surface  engendrde  par  nne  ellipse.   De- 

roasseaux  &  Keelhoff    Mathesis  IV,  229. 
61  Volome  limitä  dans  TellipBoide.    Bast  in.    Mathesis  IV,  192. 
Vergl  Qaadratar  408. 

Determinanten. 
^.  Sor  ane  application  da  däterminant  cyclo -sjrmm^trique.    A.  Legoax.    Qaart. 

Joam.  math.  XIX,  41.  —  A  Lodge  ibid.  267. 
^  Sor  ane  formale  de  Lagrange  däjü,  g^ndralisäe  par  Caachj.    Em.  Barbier. 

Comj)t.  rend.  XCVI,  1845. 
Jj-  tJeber  eimge  Determinantengleichungen.    E.  Hnnyady.    Crelle  XCIV,  171. 
^.  Üeber  einige  Determinantemdentitäten,  welche  in  der  Lehre  von  den  perspec- 
tivisoien  Dreiecken  vorkommen.    F.  Caspary.    Crelle  XCV,  86.    [VergL 
Bd.  XXVIU,  Nr.  68.] 
VergL  Optik  871. 

Difforentialgleiohimgen. 
*••  Zur  Theorie  der  linearen  Differentialgleichungen    L.  W.  Thomä.   Crelle  XCV, 
^   ^       44.    [VergL  Bd.  XXVUL  Nr.  66.] 
^.  Sor  lee  groupes  d*äqaations  lin^aires.   H.  Poincarä.   Compt.  rend.  XCIV,  691, 

^-  Sor  les  groapes  de  transformation  des  äquations  diffc^rentielles  linäaires.    E. 
-  Picar(L    Compt.  rend.  XCVI,  1131. 

«0.  Zqt  Theorie    der  totalen   linearen  Differentialgleichungen.     B.   Weinstein. 
»,  Gran.  Archiv  LXIX,  225 

*"  8^  le»  ioi^groJes  aigäbriques  des  dquaÜcns  d\{[6TQii\i«\!L«^  Ykxi&a^x^t^  ^  ^a^*^- 
aientB  rationnelB,    L  Autonne.    Compt.  lend.  ILCNV  ^* 


154  Historisch -literarische  Abtheilung. 

122.  Mojenne  de  rayone  vecteare  d*ane  ellipse.    £.  Cesaro.    Matheeis  IV,  40. 

Ter^l.  Cubatur  61.    Hyperbel  256.   Normalen  338.   Quadratur  404,  406.    Rec- 
üfication. 

EUipsoid. 

123.  Propriätä  de  Tellipsoide.    J.  Neoberg.    Mathesis  VII,  227. 

Vergl.  Cubatur  62. 

Elliptiiolie  Transoendenten. 

124.  A  revision  of  chapters  XXIV  and  XXVI  of  Legendre^s  Fonctions  Elliptiqnes 

T.  I.    A.  G.  Green  hin.    Quart.  Journ.  math.  XIX,  226. 

125.  Beiträge  zur  Theorie  der  elliptischen  Functionen.   0.  Bausenberger.  Grelle 

XCIV,  261.    [Vergl.  Bd.  XXVUI,  Nr.  512.] 

126.  Zur  Transformationstheorie  der  elliptischen  Functionen.    L.  Kiepert.    Grelle 

XCV,  218.    [Vergl.  Bd.  XXV,  Nr.  350.] 

127.  On  certain  formnlae  in  elliptic  functions.    J.  W.  L.  Glaisher.    Quart.  Joum. 

math.  XIX,  22. 

128.  Expressions  for  argsna  and  {argsnay  as  definite  integrals.  J.  W.  L.  Glaisher. 

Quart.  Joum.  math.  XIX,  71. 

129.  A  System  of  integrals  iuYolving  elliptic  functions.  J.  W.  L.  Glaisher.    Quart. 

Joum.  math.  XIX,  145. 

130.  Sur  une  nou volle  s^rie  dans  les  fonctions  elliptiques.  Faa  de  Bruno.   Gompt. 

rend.  XCV,  22. 

131.  Algebraische  Ableitung  der  Multiplication  von  cosamu,    C.  Runge.    Grelle 

XCIV,  349. 

132.  Ableitung  des  Additionstheorems   für  elliptische  Integrale  aus  der  Theorie 

eines   Kegelschnittbüschels.     Ad.   Schumann.     Zeitschr.   Math.    Phys. 
XXIX,  55. 

133.  Sur  Tapplication  des  integrales  elliptiques  et  ultraelliptiques  a  la  thäorie  des 

courbes  unicursales.    Laguerre.    Compt.  rend.  XCVl,  769. 

134.  Ueber  das  Cartesische  Oval.     E.  Haentzschel.    Grün.  Archiv  LXIX,  395. 


F. 
Faetorenlolge. 

135.  Sur  le  produit  indäfini  (1— a?)(l  — a:*)(l  — a:')...     Sylvester.     Compt.  rend. 

XCVl,  674. 
Vergl.  Gammafnnctionen  182. 

Formen. 

136.  Ueber  Relationen  zwischen  Classenanzahlen  binärer  quadratischer  Formen  von 

negativer  Determinante.     Jos.  Gierster.     Mathcm.  Annal.  XXü,   190. 
[Verg;!.  Bd.  XXIX,  Nr.  130.] 

137.  Sur   certaines   formes  quadratiques  et  sur  quelques  groupes  discontinas.     E. 

Picard.    Compt.  rend.  XCV,  763. 
188.  Sur  les  formes  quadratiques  binaires  ä,  indätermin^es  conjugu^es.   E.  Picard. 
Compt.  rend.  XCVl,  1567. 

139.  Sar  la  reduction  continuelle  de  certaines  formes  quadratiques.    £.  Picard. 

Compt.  rend.  XCVl,  1779. 

140.  Bemerkungen  über  die  Aequivalentsubstitutionen  binSl*er  quadratischer  Formen. 

J.  Hermes.    Grelle  XCV,  165. 

141.  Sur  la  reduction  des  formes  quadratiques  positives  ternaires.    Minkowski. 

Compt  rend.  XCVl,  1205. 

142.  Table  des  formes  quadratiques  quateraaires  positives  reduites  dont  le  d^ter- 

minant  est  ägal  on  infdrieur  &  20.    L.  Charve.    Compt.  rend.  XCVl,  773. 

143.  Geometrischer  Beweis  der  bekanntesten  Eigenschaften  einer  binären  cubischeo 

Form.    G.  Loria.    Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  245. 

144.  Ueber  abhängige  Punktsysteme  und  deren  Bedeutung  für  die  redproke  Ver- 

wandtschaft zweier  Ebenen.  Eosanes.  Grelle  XCV,  247.  [Vergl.  Bd.  XXVI, 
Nr.  322.] 
146.  Sur  la  formation  des  d^terminants  irrdguHers.  Jos.  Perott  Grelle  XCV,  28i. 
VergL  Geometrie  (höhere)  198,  206.    Invariantentheorie. 

Toiiriix*telie  Beihe. 
I4e.  Sar  la  §Me  de  Fourier.    Halpben.    Comc^  t«&^.  ^CS^,  VIVI. 
147.  Dämon»ta^Uoü,  siinplifi^e  det  tormniQa  d^  l^oxmnt.  ^.Q(*\V^«tV  Afci^Mnla;^^ 
SuppUm.  V. 


i-Beymond. 

Fiuotioneti. 

r  leg  tranHcendanteB  entifrea.     H.  Poincar^.     Compt.  rend.  XCV,  23. 

150.  Sur  lea  fonctions  FiichaienneB.    H.  Poincarfi.    Compt  rend.  XCV,  62S;  XCVl, 

14S6. 

151.  Siir  la  th^orie   des   fonctions  umfonnei  d'une  variable.     Mittag-Leffler. 

Compt.  reud.  XCV,  335.     [Vergl   Bd.  XXIX,  Nr.  678.] 
162.   Sur  leg  fonctiona  uniformeE  d'iine  variable,  Uäce  par  use  rehktion  alcifbrique 

E.  Picard.     Compt.  rend,  XCVI,  476, 
153,   Sur  la  throne  des  fonctiona  uniformeB,   E.  Qoursat.  Compt  rend.  XCVI,  56S. 
15»,  Snr  le»  Tonctioiia  uniformes,     J,  Farkas.     Compt  rend.  XCVI,  1646, 
1&&.  Snr  les  fonctione  unifoTmea  affect^eB  de  coupures  et  sur  iine  claaie  d'^qnations 

diffötentieliea  linSiiiree,     Appell,     Compt  rend.  XCVI,  1018. 
Iü6.  Sur  lua  fonctiona  k  eapaccs  lacunaires.    H.  Poincar^.    Compt  rend,  XCVI, 

1131. 

157.  Heber  den  allgemeinen  Functions  begriff  und  degsen  Darstellnng  durcli  eine 

willkürliche  Cnrve,    F.  Klein,    Mathem.  Annal,  XXII,  249. 

158,  ZiiBommetihang   der  Hyperbeln  und  Lemniscaten   höherer  Ordnung  mit  dero 

AuBgangspuukte  der  FuQctioiieotheorie.  G.  Holzmüller.  Zeitachr.  Math. 
Phya.  XXIX,  120. 
1tt9.  Ueber  eine  genisee  Erweiterung  dea  Cantor'schen  Satzes,  daea  lima,  =  0  uud 
liiRb„  =  0,  eofern   innerhiilb   der  Grenzen  a<x<6  immer 'IiiR(a,.eiHnj; 
+  6,.cösnx)  =  0  stattfindet    C.  Neumann.    Matliem.  Aunal.  XXII,  406. 
IflCi.  8ar  le  rapport  de  la  circoniärence  au  diamätre  et  aur  lea  logarithmea  nipi- 
riens  dea  nomhrea  com  mens  urables  oa  di;B  irrationnelles  algäbriquea.    F. 
Lindemann.    Compt.  lend.  XCV,  72. 
t«l.  üeW  cjfcliethe  Functionen.    0.  Dsiobek.    Grün.  Archiv  LSIX,  865. 
162.  Die  algebraische  Transformation  der  doppeltperiodiachen  Functionen.  M.  Velt- 

mann.    Zeitechr.  Math.  PiijB.  XXIX,  Supplem.  73, 
149,  Teber  die  Perioden  aolcher   eindeutiger,  2n-fach   periodischer   Functionen, 
welche  im  Endlichen  überall  den  Charakter  rationaler  Functionen  be- 
sitzen und  reell   rind  für  reelle  Werthe   ihrer  n  Argumente.     Ad.  Hur- 
witi.     Grelle  XCIV,  1. 
164.  [MfinitioD  naturelle  des  param^trea  diff^rentiels  des  foDcUoDS,   et  notammeot 
de  cetui  du  second  ordre  li,.    J.  Boussinosq,    Compt,  read.  XCV,  479. 
1*S.  Deljer  arithmetische  Eigenachaften   Mwisser  transcend enter  Functionen.     A  d. 

Unrwiti.    Mathem.  Annal,  XXII,  211.    [Vergl.  Bd.  XXIX,  Nr.  411,] 
IBA.  Sur  lea  fonctions   d'un  point  analytique.    Appell,     Compt.  rend.  XCV,  G24. 
"?•  EelatiOnE  entre  lea  r^sidua  d'une  Fonction  d'un  point  analytique  (x,y)  [|;ui  ae 
reproduit.  multipli^e  par  une  constonte,  quand  le  point  (z,  y|  däcnt  ud 
tycle.     Appell.     Compt  rend.  XCV,  714. 
'"8.  8at  dea  fonctions  nniformea  de  deux  point«  analytiques  qni  aont  laisa^es  in- 
yariablea  par  uneinfinitäde  transformationsrationnelles.  Appell.  Compt 
rend.  XCVI,  1643. 

"i.  Snr  Que  classe  de  fonctious  uniformea  de  deui  variablem  indäpendantes.    E, 
Picard.    Compt  rend,  XCV,  694, 
^  Bnräa  dea  Satees,  daas  eine  einwerthige  Function  beliebig  vieler  Variabein, 
welche  überall  als  Quotient  zweier  Potenzreihen  dargestellt  werden  kann, 
eine  rationale  Function  ihrer  Argumente  ist  A.  Hurwitz   CrelleXCV,  201. 
■•  Üw  da»  fonctions  de  deux  variables  indäpendantes  auaiogues  aux  fonctiona 

loodulaires,    Em.  Picard.    Acta  mathematica  11,  114, 
*■  Sar  le«  fonctions  hypergäomätriques  d'ordre  snp^rieur.    E,  Ooursat   Compt 

reud.  XCVI,  1B&. 
I.  Sor  lei  fonctions  hypergdomätriques  de  deux  variables.   E.  Gonrsat  Compt. 
t,  rend.  XCV,  717,  903,  1044. 

^71.  By,  |gg  fonctions  de   plueieura  variables  imaginaires.     Ed.  Co'"'""*"'"r& 
Compt,  rend.  XCVI,  236,  488. 
I»  1°'  lus  fonctions  de  deux  variables.    B.  Poincarä.   Cor 
''«.  Sur  une   classe  de  fonctvous  de  deux  variable*  inddr 
,„  Compt  rend.  XCVI,  330, 

''<.  8ur  uns  claase  de  fonctions  de  deux  variäblot  i&Ai 
j  „      Aeta  Btatbematica  II,  71. 
■  *iw  Ife  foartiom  de  deux  rariaUe».    H-  f  eibCWi^^^^^^^^^ 


156  Historisch -literarische  Abtheilimg. 


Vergl.  Abersche  Transcendenten.     Bemoalli'sche  Zahlen.     Bestimmte  Inte- 

frale.  DifferentialgleichuDgen.  Elliptische  Transcendenten.  Factorenfolge. 
ourier'sche  Reihe.  Hyperbolische  Functionen.  Imaginaires.  Mannich- 
faltigkeiten.  Modul argleichuugen.  Quatemionen.  Reihen.  SubBtitutionen. 
Theta^nctionen.    Ultraelliptische  Transcendenten.    Zahlentheorie  474. 

Oammafimctionen. 

179.  Sur  la  fonction  eul^rienne.    Bourguet.    Compt.  rend.  XCVI,  1.S07. 

180.  Sur    les   intiSgrales   euleriennes   et   quelques   autree  fonctions  uniformes,     'j. 

Bourguet.    Acta  mathematica  II,  261. 

181.  Sur  la  fonction  eulerienne.    L.  Bourguet.    Acta  mathematica  11,  296. 

n 

2 

182.  Pour  tonte  valeur  positive  de  q,  entiöre  ou  fractionnaire  on  a    ioostp^^^.dff 

6 

:=iT*(?^Z^(^_zliL?).     E.  Cesaro.    Mathesis  IV,  65. 
^-'^       2n{2n-2  4-5) 

183.  Ueber  die  transcendente  Function  Q{x)=.r(x)-'P(x).    H.  Meli  in.    Acta  ma- 

thematica n,  231. 
1 


J  P'l-a^.dx 


184.  Sur  rint<5grale    /  yi-xP.dx.    Cl.  Servais.    Mathesis  IV,  164. 

0 

185.  Rectification  ä  une  commnnication  ant^rieure  sur  les  intä^rales  euleriennes. 

J.  Tannery.    Compt.  rend.  XCV,  75.    [Vergl.  Bd.  XXIX,  Nr.  695J 
Vergl.  Zjüilentneorie  486. 

Oeod&sie. 

186.  Observations   astronomiques  sans  mesures  d'angles.     Ch.  Rouget.     Compt 

rend.  XCV,  120.    [Vergl.  Bd.  XXIX,  Nr.  696.] 

187.  Choix  d*un  premier  mdridien.    Faye.    Compt.  rend.  XCVI,  185.  —  De  Chan- 

courtois  ibid.  182. 
Vergl.  Hypsometrie. 

Oeometrie  (detcriptive). 

188.  Ueber  einen  Fnndamentalsatz  der  constructiven  Schattentheorie.    J.  Streiss- 

1er.    Grün.  Archiv  LXIX,  144.  —  C.  Pelz  ibid.  437. 

189.  Angle   que   fait  le   plan   d'une   circonfärence  avec  le  j)lan  horizontal.    De- 

rousseau.    Mathesis  IV,  91.  —  Verstraeten  ibid.  167. 

190.  Thäor^me  sur   deux   triangles   non   situds  dans  un  m^me  plan.     Jeiabek. 

Mathesis  IV,  116.  —  J.  Neuberg  ibid.  116. 

Oeometrie  ChÖhere}. 

191.  Ueber  einen  liniengeometrischen  Satz.    F.  Klein.    Mathem.  Annal.  XXII,  234. 

192.  Ueber  Reihen  harmonischer  Mittelpunkte  vom  zweiten  Grade.    Beinh.  Sla- 

Wyk.    Zeitschr.  Math.  Phys.  aXIX,  Supplem.  1. 

193.  Das  Zweieckschnittsverhältniss.    A.  Thaer.    Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  183. 

194.  Ueber  Tangcntenconstructionen.    Ad.  Uurwitz.    Mathem.  Annal.  XXU,  230. 

195.  Ueber  Collineation  und  Correlation.    R.  Sturm.    Mathem.  Annal.  XXII,  569. 

196.  Cour bes  avec  point  de  dädonblement   P.  Mansion.  Mathesis  IV,  164.    [Veigl. 

Bd.  XXIX,  Nr.  430.] 

197.  Sur  une  relation  d*involution,  concernant  une  figure  plane  formte  de  deax 

courbes  alg^briques,  dont  Tune  a  un  poiut  multipie  d*un  ordre  de  mal- 
tiplidt^  inf^rieur  d'une  unit^  k  son  degr^.  G..  Fear  et.  Compt.  rend. 
XCVI,  1213. 

198.  Ueber   conju^^irte  binäre  Formen  und  deren  geometrische  Construction.    0. 

Schlesinger.    Mathem.  Annal.  XXU,  520. 

199.  Ueber  sich  in  einem  Punkte  schneidende  coordinirte  Linien  und  über  aaf  einer 

geraden  Linie  liegende  coordinirte  Punkte.   A.  Ramisch.   Gmn.  Arohiv 
LXIX,  54. 
SOO.  Zur  Theorie  der  Corven  gerader  Ordnung.     Ed.  Mahl  er.     Gmn.  Azchi? 

LXIX,  las. 
201.  Ueber  einige  projectivisohe  S!3LUe  ^vou  ^0Q\]GiiAV(3ki.  ^.^xWV^^x%.  Ijä&Mhx. 
MBtb.  TbjM.  ICXTX,  868. 


Abhandlnngsregister.  157 

202.  Die  Steiner'schen  Polygone.    P.  A.  Schonte.    Grelle  XCV,  105,  317. 

203.  Ueber   die  mit  der  Lösung  einer  Steiner'schon  Aufgabe  zusammenbängeude 

Configuration  (12e,  16s).    C.  Hossfeld.    Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  306. 

204.  Elementare  Beweise  einiger  geometrischen  Sätze.    Study    Grelle  XCIV,  238. 
305.  Sur  \m  mode  de  transformation  des  figures  dans  Tespace.   Vandcek.   Gompt. 

rend.  XGV,  1049,  1146;  XGVI,  1714,  1773.     [Vergl.  Bd.  XXIX,  Nr.  700.J 

206.  Memoire  sur  la  repr^sentation  des  homographies  binaires  par  des  points  de 

r.espace  avcc  application  ä  Tetude  des  rotations  sph^riques.    Gyp.  Ste- 
phan ob.    Matnem.  Annal.  XXU,  299. 

207.  Neue   Gonstructionen    der  Perspective   und  Photogrammetrie.     G.    Ilauck. 

Grelle  XGV,  1. 

208.  Ueber  die  eindeutige  Beziehung  von  Räumen  mittels  projectiver  Eboncnbüschel 

und  ihre  Anwendung  auf  Gonstrnctionsaufgaben.    r.  v.  Krieg.   Zeitschr. 
Math.  Phys.  XKIX,  Supplem.  38. 

209.  Das   ebene  Ereissystem  und  seine  Abbildung  auf  den  Baum.    J.  Thomae. 

Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  284. 

210.  Zur  Theorie  der  Raumcurven.    H.  Valentin  er.    Acta  mathematica  II,  136. 

Ver^l.  Elliptische  Transcendenten  132,  133.    Formen  143,  144.    Mehrdimen- 
sionalgeometrie. 

Geometrie  (kinömatitclie). 

211.  Kinematische  Studien.    Ant.  Suchard a.    Grün.  Archiv  LXIX,  218. 

212.  Sur  les  transformations  centrales  des  courbes  planes.  M.  d'Ocagne.  Mathcbis 

IV,  73,  97. 

213.  Sur  les  propriätäs  mdtriques  et  cin^matiques  d'une  sorte  de  quadranglcs  con- 

jugu^B.    Gyp.  Stepnanos.    Gompt.  rend.  XGV,  677. 

214.  Zur  Gonstruction   der  Wendepunkte.     M.   Grübler.     Zeitschr.  Math.  Phys. 

XXIX,  310. 

Oeschichte  der  Mathematik. 

215.  Zur  Geometrie  der  Alten,  insbesondere  über  ein  Axiom  des  Archimedes.    0. 

Stolz.    Mathem.  Annal.  XXII,  504. 

216.  Die  arabische  Tradition  der  Elemente  Euklid's.    J.  L.  Hei  borg.    Zeitschr. 

Math,  Phys.  XXIX,  hist.-üt.  Abth.  1. 

217.  Ueber  einige  aas  dem  Arabischen  entlehnte  Stemnamen.     A.  Wittsteiu. 

Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  hist.-lit  Abth.  169. 

218.  Die  Irrationalitäten  der  Rabbinen.   Ed.  Mahl  er.    Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX, 

hist.-Ht.  Abth.  41. 

219.  Der  Tractatus  „De  quadratura  circuli"  des  Albertus  de  Saxonia.    H.  Suter. 

Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  hist.-Ht.  Abth.  81. 

220.  Esqaisse  biographique  de  Willebrord  Snell.    P.  Mansion.    Mathesis  IV,  64. 
"'-l*  üÜngabe  Johann  Kepler's  an  Kaiser  Rudolf  II.  um  Ertheilung  eines  Genorul- 

privilegs  für  den  Druck  seiner  Werke  (1606  vor  März  3).    R.  Döbner. 

Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  hist.-lit.  Abth.  174. 
*2«.  Diacoars   prononc^    ä   rinauguration   d'une   statue   de   Fermat.     Mouchez. 

Compt  rend.  XGV,  399. 
«».  8iu^  im   manuscrit  de  Fermat  recemment  publie.    A.  Genocchi.     Mathesis 

^  ^e  deux-centi^me  anniversaire  de  Tinvention  du  calcul  diff^rentiel.    P.  Man- 
^  Bion.    Mathesis  IV,  168,  177. 

^*  ^Onsid^rations  gänärales  sur  les  mäthodes  scientifiques  et  applications  a  la 
m^ode  a  posteriori  de  Newton  et  ä  la  m^thode  a  priori  de  Loibnitz. 
^  E.  Ghevreul.    Gompt.  rend.  XGVI,  1521. 

«w.  8uif  Iq  probläme   de  la  döcomposition  d'un  polygone  convexe  en  triangles. 
21-1^       E.  Catalan.    Mathesis  IV,  37. 

S*  ^^ber  die  Einführunff  der  complexen  Zahlen.     R.  Baltzer.    Grelle  XGIV,  87. 
S*  gUo:  les  travaux  de  Frddäric  Houtman.    Veth.    Gompt.  rend.  XGV,  982. 

^^^nugcritB  sur  la  thäorie  de  laLune  laissäs  par  M.  ßiot.  F.  Lefort.  Gompt. 
^  ij,^      rend.  XGVI,  1483. 
*w.  i?>m^jaille8  de  Jos.  Liouville.    Faye.    Gompt.  rend.  XGV,  468.  —  Labonlaj'" 

231   Vr       ^^^^  ^^^' 

2S2  ^^^  B^  ^^^'  Liouville  f  11;  Sept.  1882.    Jamin.    Gompt  rend.  XCVI, 
2JO*  S^^  1*  ▼iö  ®t  1®8  travaux  de  Em.  Plantamour.  Faye.  Gompt.  rwid,  J' 
^*  ^r^^  ^^  travaux  de  M.  Roche.    F.  Tisserand.    Gompt.  teod.  XOT^ 
***•  Note  hiographique  aar  fl.  J.  S.  Smith  t  0.  ¥6^t.  IWÄ.    ^.  1« 
read.  XCVI,  1096. 


158  Historisch -literariscbe  Abtheilnng. 

236.  Funärailles  de  J.  A.  C.  Bresse  f  22.  Mai  1883.   Phillips.    Compt.  rend.  XCVI, 
1618. 
Vergl.  Metrologie  332,  333. 

Gleiehnngen. 

236.  Dämonstratiou   du   th^or^me   que   toute   dquation   alg^brique  a  une  racine. 

Walecki.    Compt.  rend.  XCVI,  772. 

237.  Ueber  die  Darstellung  der  Wurzeln  der  algebraischen  Gleichungen  durch  un- 

endliche Reihen.    R.  Dietrich.    Grün.  Archiv  LXIX,  337. 

238.  Beitrag  zur  Lösung  von  Gleichungen  höheren  Grades.    Th.  Sinram.    Grün. 

Archiv  LXIX,  111.     [Vergl.  Bd.  XXVDI,  Nr.  569] 

239.  Sur  les  fonctions  du  genre  z^ro  et  du  genre  un.    Laguerre.    Compt.  rend. 

XCV,  828.     [Vergl.  Bd.  XXIX,  Nr.  772.] 

240.  On  Mr.  Anglin's  formula  for  the  successive  powers  of  the  root  of  an  alge- 

braical  equation.     A.  Cavley.    Quart.  Journ.  math.  XIX,  223. 

241.  Die   Rationaiisirung  irrationaler   algebraischer   Functionen.     S.   Polewski. 

Grün.  Archiv  LXIX,  149.     [Vergl.  Bd.  XXVDI,  Nr.  576.] 

242.  Ueber  Gleichungen,  deren  Discriminante  ein  Quadrat  ist.    E.  Netto.    Crelle 

XCV,  237. 

243.  Zur  Theorie   der  Gleichungen   vierten   Grades.     Em.  Oekinghaus.     Gmn. 

Archiv  LXIX,  169. 

244.  Reduction  einer  biquadratischen  Gleichung  auf  eine  cubische.   Hoppe.   Grün. 

Archiv  LXIX,  111. 

246.  Besondre  l'äquation   ("^^  (^Y  +  C—)\ 2'^^.'^^.'^  =  l. 

^  \x-ha/       \x+hJ      \jc-\-c/        x+a  x-¥h   x-hc 

Gelin,  Gob,  Roersch,  Collin,  Pisani.    Mathesis  IV,  213. 

246.  Conditions  de  divisibilit^  de  a;P  +  aa;p-9y«  +  5a:P-*9y*9  +  cajP~'<'y'9-f  yp  par 

(a;+v)'.    Gel  in.    Mathesis  IV,  60,  165. 

247.  Identitö  de  deux  expressions  alg^briques.    E.  Cesaro.    Mathesis  IV,  67. 

248.  Vi^rification    de    TägaUtä    de   deux   expressions  irrationelles.     Stuyvaerts. 

Mathesis  IV,  198. 

249.  On   the   Standard   solutions  of  a  System  of  linear   equations.     A.  Cayley. 

Quart.  Journ.  math.  XIX,  38. 
Vergl.  Determinanten  63.    Imaginäres  262.    Eepler'sches  Problem.    Substi- 
tutionen. 


Hydrodynamik« 

250.  Sur  le  mouvement  et  la  ddformation  d'une  bulle  liquide  qui  s*^l^ve  dans  une 

masse    liquide   d'une   densitä   plus   grande.     U.   Resal.    Compt   rend. 
XCVI,  822. 

251.  On  the  forces  exDerienced  by  a  solid  moving  in  an  infinite  mass  of  liquid. 

H.  Lamb.    Quart.  Journ.  math.  XIX,  66. 

252.  On  the  motion  of  a  liquid  in  and  about  c^linders  whose  transverse  sections 

are  the  invcrse  of  confocal  ellipses  with  respect  to  their  centre.     A.  B. 
Basset.    Quart.  Journ.  math.  XlX,  190. 

263.  On  certain  physical  problems  connected  with  surfaces  which  are  the  inverses 

of  ellipsoids  of  revolution.    A.  B.  Basset.    Quart.  Journ.  math.  XIX,  349. 

264.  Sur  le  ra'^port  de  Taction  lunaire  ä.  Taction  solaire  dans  le  ph^nom^ne  des 

mar^es.    Hatt.     Compt.  rend.  XCV,  960. 

Hyperbel. 

266.  Chercher  le  lieu  des  centres  des  hyperboles  äG[uilat^res  touchant  deux  droites 

donnäes   en   deux   points   qui  sont  en  ligne  droite  avec  un  point  nxe. 
Bastin.    Mathesis  IV,  39.  —  Lidnard  &  Gillet  ibid.  39. 
256.  L'ordonnee  du  point  d'intersection  d'une  ellipse  et  d'une  hyperbole  homofocale 
rencontre   les  asvmptotes  sur  la  circonf^rence  qui  a  pour  diametre  le 
grand  axe  de  Pellipse.    Eaelhoff  &  Pisani.    Mathesis  IV,  208. 

HyperboUtohe  Fnnctionen. 

267.  Pr^cis  de  la  th^oric  des  fonotionB  hyperboliques.    P.  Mansion.   Mathesis  IV, 

5,  28,  80,  101. 

S3S.  Droitea  daos  un  tätra^dre  eita^ea  »\xx  mh  lü^m^  V^'^^tV^qVa^^.  '^^tdl^^   IIa- 
Üiesia  IV,  190. 


Abhandlnngsregister.  169 

EypMmetrio. 
tt9.   Sur  la  diff^rence  des  preBsions  baromdtxiques  en  deux  points  d*ane  m6me  ver- 
ticale.    J.  Ja  min.    Compt.  rend.  XCYI,  396. 

1. 

Imaginflret. 

260.  Zur  Interpretation  der  complexen  Elemente  in  der  Geometrie.     F.  Klein. 

Mathem.  Annal.  XXII,  242. 

261.  Eine  Uebertragung  des  Pascarschen  Satzes  anf  Raumgeometrie.    F.  Klein. 

Mathem.  Annal.  XXn,  246. 
362.  Construclion  der  imaginären  Wurzeln  einer  Gleichung  vierten  oder  dritten 
Grades  mitteis  einer  festen  Parabel.  R.  Hoppe.  Grün.  Archiv  LXIX,  216. 
VergL  Zahlentheorie  476. 

Invariantmithoorie. 

263.  On  seminvariants.    A.  Cayley.    Quart.  Joum.  math.  XIX,  131.  —  P.  A.  Mac 

Mahon  ibid.  337. 

264.  Zar  Theorie  der  Combinanten.    £.  Stroh.    Mathem.  Annal.  XXII,  393. 

265.  Bedaction  zweier  Covarianten  binärer  Formen.    E.  Stroh.    Mathem.  Annal. 

XXII,  290. 

266.  Sur  les  relations  qui  existent  entre  les  covariants  et  invariants  des  formes 

binaires.   R.  Perrin.   Compt.  rend.  XCVI,  426,  479,  663,  1717,  1776,1842. 

267.  Sur  les  relations  qui  existent  entre  les  covanants  et  les  invariants  de  carac- 

t^re  pair  d'une  forme  binaire  du  sixi^me  ordre.  Cyp.  Stephanos.  Compt. 
rend.  XCVI,  232,  1664. 

268.  8ar  quelques  propri^t^s  d'une  forme  binaire  du  huiti^me  ordre.   F.  Brioschi. 

Compt.  rend.  XCVI,  1689. 

Xogoliehnitte. 
^69.  Ueber  das  gemischte  Kegelschnittbüschel.  H.  £.  M.  0.  Zimmermann.  Zeitschr. 

Math.  Phys.  XXIX,  176. 
^7o.  Bemerkimgen  über  perspectivische  Dreiecke  auf  einem  Kegelschnitte  und  über 

eine  specielle  Reciprocität.    C.  Beyel.    Zeitschr.  Matn.  Phys.  XXIX,  260. 
*^1.  Zur  Construction  der  Durchschnittspunkte  zweier  Kegelschnitte.    F.  Tom  es. 

Grün.  Archiv  LXIX,  307. 
*'^2.  Einige   Sätze   über   Kegelschnitte.     H.  Schroeter.     Zeitschr.  Math.  Phys. 

XXIX,  160. 
^''S.  Oscolationstripel  am  Kegelschnitt.    K.  Zahradnik.    Grün.  Archiv  LXIX,  419. 
^''4.  Methode  simple  pour  dätermiuer  les  foyers  dans  les  courbes  du  second  degrä. 

G.  Dostor.    Grün.  Archiv  LXIX,  432. 
^^6.  £qaation  quadratique  des  droites  men^es  d'un  point  aux  intersections  d'uno 

conique  avec  une  droite.    G.  Dostor.    Grün.  Archiv  LXIX,  427. 
^76.  Construction  der  gemeinschaftlichen  Tangenten  eines  Kreises  und  einer  Kegel- 

Schnittslinie.    C.  Schirek.    Grün.  Archiv  LXIX,  408. 
^7.  Coniqae  enveloppe  d*une  certaine  droite.     Jerabek.     Mathesis  IV,  166.  — 

Bastin  ibid  167. 
^8.  Ueber  den  Ort  der  Berührungspunkte  der  Tangenten  von  einem  Punkte  an 

die  Kegelschnitte  einer  Schaar  oder  eines  Büschels.    M.  Greiner.    Grün. 

Archiv  LXIX,  80. 

279.  Enveloppe  des  axes  des  coniques  tangentes  ä  deux  droites  donn^es  en  deux 

points  donnäs.    Pisani.    Mathesis  IV,  230. 
Yergl.  Conchoide  60.    Ellipse.    Elliptische  Transcendenten  132.    Formen  143. 
Hyperbel.    Kreis.    Parabel.    Tetraeder  460. 

Xeplor'tchet  Problem. 

280.  Solution  rapide  du  probl^me  de  Kepler.   Ch.  V.  Z  eng  er.   Compt.  rend.  XCV, 

171,  207. 

281.  Solution  du  probleme  de  Kepler  pour  des  excentricitds  considdrables.    Ch.  V. 

Z eng  er.    Compt.  rend.  XCV,  416. 

282.  Remarques  concernant  le  probleme  de  Kepler.     R.  Radau.     Compt.  rend. 

XCV,  274. 
288.  Sur  le  probleme  de  Kepler.    A.  de  Gasparis.    Compt.  rend.  XCV,  446. 


160  HiBtoriscli  -  literarisclie  Abtheilung. 

Xettonbrftehe. 

284.  Sur  la  th^orie  des  fractions  continueB  pdriodiqaes.  E.  de  Jonqui^res.  Compt 

rend.  XCVI,  568,  694,  832,  1020,  1129,  1210,  1297,  1361,  1420,  1490,  1571, 
1721. 

285.  Studien  über  Kettenbrüche.    K.  E.  Hoffmann.    Gruu.  Archiv  LXIX,  206. 

Kreis. 

286.  The  triplicate- ratio  circle.    R.  Tue k er.    Quart.  Joum.  math.  XIX,  842. 

287.  Sur  une  demi - circonfärence  partagde  en  7  parties  dgales.    Faucbanips  & 

Lidnard.    Mathesis  IV,  41. 

288.  Circonfdrcnce  passant  par  les  projections  de  deux  sommete  d*un  triangle  sur 

la  bissectnce  du  troisidme  angle.  Van  Laer  &  E.  Liänard.  Mathesis 
IV,  67.  —  Thiry  ibid.  68. 

289.  Inscrire  ä  un  cercle  donnd  un  triangle  qui  soit  semblable  ä  un  triangle  donnd, 

et  homologique  avec  un  second  triangle  donnd,  inscrit  dans  le  mßme 
cercle.    Gob  &  Stuyvaert.    Mathesis  IV,  197. 

290.  Sur  un  biangle  et  un  triangle  formds  par  des  arcs  de  cercle.   Weill.   Mathesis 

IV,  219. 

291.  Aire  d*une  quadrilatdre  curviligne  formd  par  des  arcs  de  circonfärence.   Taste. 

Mathesis  IV,  116.  —  Dethier  ibid.  115.  —  Jef  äbek  &  Janecek  ibid.  115 

292.  Ou   Systems   of  circles  and  bicircular  quartics.     Hom.  Cox.     Quart.  Joum. 

math.  XIX,  74. 

293.  Sur  deux  circonfärences  homothdtic][ues.  DeRocquigny  etc.  Mathesis  IV,  211. 

294.  Propridtd  gdomdtrique  d'un  certain  groupe  de  deux  systemes  de  circonferenccs 

concentriques.    Brocard.    Mathesis  IV,  219. 

295.  Construirc  deux  circonfdrences  tangentes  entre  elles,  tangente  cbacune  ä  une 

droite  donnde  en  un  point  donnd,  et  dont  les  rayons  soient  dans  un  rap- 
port  donn^.  De  Boischevalicr.  Mathesis  Iv,  42.  —  Lidnard  ibid. 
43.  —  Lamarle  ibid.  43. 

Xrunmnng. 

296.  Ueber  die  Krümmung  der  Flächen.    0.  Böklen.    Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX, 

129.     [Vergl.  Nr.  369.J 

297.  Ueber  die  Krümmungsmittelpunkte  der  Polbahuen.    M.  Grübler.    Zeitschr. 

Math.  Phys.  XXIX,  212,  382. 
Vergl.  Überflächen  343,  358. 


Magnetismai. 

298.  Les  carräs  des  forces  d'induction,  produites  par  le  Soleil  dans  les  planstes  et 

dues  k  la  vitesse  de  rdvolution  de  ces  corps,  sont,  toutes  choscs  Egales 
d'ailleurs,  en  raison  inverse  des  septiömes  puissances  des  distances  k  Tastre. 
Induction  des  com^tes  des  bolides  et  des  ötoiles  Alantes.  Qu  et.  Compt 
rend.  XCV,  514. 

299.  Les  forces  d'induction  que  le  soleil  d^veloppe  dans  le  corps  par  sa  rotation 

varient,  toutes  choses  Egales  d'ailleurs,  en  raison  inverse  des  carr^s  des 
distances.    Quet.    Compt.  rend.  XCV,  682. 

300.  Induction  lunaire  et  ses  päriodes.    Quet.    Compt.  rend.  XCV,  722. 

301.  Sur  rinduction  terrestre  des  planstes  et,  en  particulier,  sur  cclle  de  Jupiter. 

Quet.    Compt.  rend.  XCV,  1155. 

302.  Action  magn^tique  du  soleil  sur  la  terrc  et  les  planetes;  eile  ne  produit  pas 

de  Variation  seculaire  dans  les  grands  axes  des  orbites.  Quet.  Compt 
rend.  XCVI,  372. 

303.  Sur  les  rapports  de  Tinduction  avec  les  actions  ^lectrodynaniiques  et  sur  une 

loi  generale  de  Tinduction.    Quet.    Compt.  rend.  aCVI,  1849. 

Manniohfaltigkeiten. 

304.  Traduction  des  travaux  piincipaux  de  Mr.  Georg  Cantor  sur  la  thdorie  des 

ensembles  publies  autrefois  en  allemand.  Acta  mathematica  II,  305,  311, 
329,  336.  349,  381. 

305.  Sur  divers  th^oremes  de  la  th^orie  des  ensembles  de  points  situ^s  dans  un 

oßpace  continu  ä  N  dimcnsions.    G.  Cantor.    Acta  mathematica  II,  409. 
-f06.  Quelques  thöorämes  de  la  theone  dea  qwa«qv\A«%  ^«  ^oIviiXa.    3.  E^ndizion. 
Aütu  xuathematicd  U,  415. 


Abhandlnngsregister.  161 

Meehanik. 
SQfl.  I>e  la  n^cessit^  d'introdoire  certaines  modifications  dans  renseignement  de  la 
m^caniqae,  et  d'un  bannir  certains  probl^mes;  par  ezemple,  le  mouve- 
ment  du  corps  solide  des  g^omätres.  Y.  Villarceau.  Compt.  rend. 
XCV,  1321. 
^Oft.  Sur  une  extension  des  principes  des  aires  et  du  moavement  du  centre  de  gra- 
vitä.    M.  L>$vy.    Compi  rend.  XCV,  772,  986. 

309.  Rapport  Bur  nn  memoire  cie  M.  Ph.  Gilbert  sur  divers  problämes  de  mouve- 

ment  relatif.    C.  Jordan.    Compt.  rend.  XCV,  111.    [Vergl.  Bd.  XXIX, 
Nr.  81  l.J 

310.  Bewegung  eines  Cylinders  im  Hoblcvlinder  auf  scbiefer  Ebene  unter  Berührung 

onne  Gleitung.    R.  Hoppe.    Grün.  Archiv  LXIX,  162. 
SU.  Einfache   Darstellung   der   Trägheitsmomente   von   Körpern.     R.   Mehmke. 
Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  61. 

312.  Methode  gdn^rale  pour  la  Solution  des  probl^mes  relatifs  aux  axes  principuux 

et  aux  moments   d'inertie.     Balance  d'oscillation  ppur  IMvaluation  des 
moments  d'inertie     E.  Bras sinne.    Compt.  rend.  aCV,  337,  446. 

313.  DieTrä^heitsbahn  auf  der  Erdoberfläche.  H.  Bruns.  Matbem.  Annal.  XXII,  296. 

314.  Ueber  die  zusammengesetzte Centripetalbeschleunigung.  M.  Grübler.  Zeitschr. 

Math.  Phys.  XXIX,  313. 
313.  Proportion  des  distances  des  sommets  d'un  triangle  k  la  räsultantc-  de  trois 
forces  dirigäes  suivant  les  cötds.    Pisani  &Li^nard.   Mathesis  IV,  244. 

316.  On  the  energy  of  strain  of  an  isotropic  solid.    H.  T.  Stearn.    Quart.  Journ. 

math.  XIX,  140. 

317.  R^uction  ä  la  forme  canonique  des  ^quations  d'äquilibre  d'un  fil  flexible  et 

inextensible.    Appell.    Compt.  rend.  XCVI,  688. 

318.  Comment  se  r^partit,  entre  les  divers  points  de  sa  petite  base  d^appui,  le 

poids  d'un  corps  dur,  ä  surface  poEe  et  convexe,  pos^  sur  un  sol  hori- 
zontal älastique.    J.  Boussinesq.    Compt.  rend.  XCVI,  245. 

319.  Sor  une  propri^tä  g4n^ra\e  d*un  agent  dont  Taction  est  proportionnelle  au 

produit  des  quantitäs  en  prdsence  et  ä  une  puissance  quelconque  de  la 
distance.    E.  Mercadier.    Compt.  rend.  XCVI,  188. 

320.  Sor  les  solides  d'^^ale  räsistance.    H.  L^autd.    Compt.  rend.  XCV,  1219. 

321.  Theorie  de  la  räsistance  des  dtoffes  tiss^es  ä  Textension.    Tresca.    Compt. 

rend.  XCV,  1315. 

322.  Snr  les  trajectoires  des  divers  points  d*une  bielle  en  moavement.   H.  L^autä. 

Compt.  rend.  XCVI,  639. 

323.  R^gles  pratiques  pour  la  Substitution,  k  un  arc  donn^,  de  certaines  courbes 

ferm^es  engendräes  par  les  points  d'une  bielle  en  mouvement.  H.  Ldautd. 

Compt.  rend.  XCVI,  1356,  1649. 
^«4.  Snr  le  poin90nnage  et  les  proues  dont  il  d^termine  la  formation.    Tresca. 

Compt.  rend.  XCVI,  816. 
«'-o.  Sor  an  nouveau  Systeme  de  bascule.    A.  Picart.    Compt.  rend.  XCVI,  1782. 
Veigl.  Astronomie.    Elasticität.    Elektricität.    Hydrodynamik.   Hyperboloid. 

Magnetismus.    Molekularphysik.   Optik.   Parabel  377.   Pendel.   Potential. 

Schwerpunkt.    Wärmelehre. 

„  Mehrdimensionalgeometrie. 

**•  Sumerische  Berechnung  der  Winkel  von  vier  Dimensionen.  R.  Hoppe.  Grün. 
327  i>       Archiv  LXIX,  278. 

•  **ölation  zwischen  fünf  Elementurtetratopen  mit  vier  unabhängigen  Grössen. 
S2fi  r^.      ^-  Hoppe.    Grün.  Archiv  LXIX,  287. 

,?•  T^etratop  auf  beliebiger  Basis.    R.  Hoppe.    Grün.  Archiv  LXIX,  297. 

».  Orei  Säiize  für  Inhaltsberechnung  in  der  Mehrdimensionengeometrie.  R.  Hopp  e. 
jaQ  P^       Gran.  Archiv  LXIX,  385. 

•  ^^rtielles   Maximum   eines   Elementartetratops.     R.  Hoppe.     Grün.  Archiv 

LXIX,  439. 
Vergl.  Zahlentheorie  477. 
32]   j;^  Metrologie. 

''  ^xir  la  thäorie  g^n^rale  des  unitäs.    A.  Ledieu.    Compt.  rend.  XCV,  1888; 
3^2   ^       XCVI,  986. 

'  ^lar  deaz  m^tres  en  platine  ayant  appartenu  k  de  Prony.    Treioa. 
333   Si       '®^^-  XCVI,  667. 

'  ^'«ir  deaz  6tah>nB  de  i'anne  et  du  pied  de  Roi^  TtonDamnoit 
Compt  rend,  XCV,  977. 


162  Historisch -literarische  Abtheilung. 

XittelgrttMen. 

334.  Sur  une  suite  de  moyennes.    J.  Neu b erg.    Mathesis  IV,  Suppl^m.  3. 

Hodalargleiehnngen. 

335.  üeber  Congrnenz^uppen  von  Primzahlstufe.    J.  Gierster.    Mathem.  Anna). 

XXn,  176.     [Vergl.  Bd.  XXVU,  Nr.  443.] 

Holeeolarplijsik. 

336.  La  synthäse  des  cieux  et  de  la  terre.    Moigno.    Compt.  rend.  XGVI,  1166. 

337.  Sur  rinfluence  de  la  quantitä  du  ^az  diseous  dans  un  liquide  sur  sa  tension 

ßuperficielle.    S.  Wroblewski.    Compt.  rend.  XCV,  284. 

Dormalon. 

338.  Zum   Normalenproblem   der  Ellipse.     G.  S  c  b  i  r  e  k.     Zeitschr.  Math.  Phys. 

XXIX,  239. 

339.  Quelques  th^r^mes  sur  ies  normales  de  la  parabolc.    Gerondal.    Matheais 

IV,  128. 
Vergl.  Cubatur  62. 

O. 

Oberflächen. 

340.  II  est  possible  de  tracer  sur  des  surfaces  quelconques,  donndes  de  forme  et 

de  Position,  une  särie  ind^finie  de  lignes  ideutiqucs  de  (part  et  d^autre. 
Gaspar  &  E.  Cesaro.    Mathesis  IV,  41. 
841.  üeber  dreifach  -  orthogonale  Flächenschaaren.    Ed.  Mahl  er.    Zeitschr.  Math. 
Phjrs.  XXIX,  111. 

342.  Haupteigenschaiten  einer  krummen  in  der  Astronomie  auftretenden  Oberfläche. 

A.  Wittstein.    Grün.  Archiv  LXIX,  195. 

343.  üeber   die  Eigenschaften   des  Linienelementes   der  Flächen  von  constantem 

Kriimmungemaass.    J.  Weingarten.    Grelle  XCIV,  181;  XCV,  325. 

344.  üeber  die  Curven,  welche  sich  so  bewegen  können,  dass  sie  stets  geodätische 

Linien   der  von  ihnen  erzeugten  Flächen  bleiben.    J.  N.  Hazzidakid. 
Grelle  XGV,  120. 
.S45.  üeber  die  Glassification  der  Flächen  nach  der  Verschiebbarkeit  ihrer  geodä- 
tischen Dreiecke.    H.  v.  Mangel  dt.    Grelle  XGIV,  21. 

346.  üeber    die   Flächen    mit   einem   System   sphärischer   Krümmungslinien.     IL 

Dobriner.    Grelle  XGIV,  116.  —  A.  Enneper  ibid.  329. 

347.  Sur  Ies  cercles  g^oddsiques.    G.  Darboux.    Gompt.  rend.  XGVI,  64. 

348.  Determination  (rune  classe  particuli^re  de  surfaces  ä  lignes  de  courbure  planes 

dans  un  Systeme  et  isothermes.   G.  Darboux.    Gompt.  rend.  XGVI,  1202, 
1294. 

349.  Die  geodätische  Linie  auf  der  Ereiskegelflächc.    Em.  Gz  über.    Grün.  Archiv 

LXIX,  125. 

350.  Qu  hnes  of  striction.    G.  Larmor.     Quart.  Joum.  math.  XXIX,  881. 

351.  Ein  Beitrag  zur  Theorie  der  biplanaren  und  uniplanaren  Knotenpunkte.    K. 

Rohn.    Mathem.  Annal.  XXII,  124. 

352.  Rapport  sur  un  memoire  de  M.  de  Salvert  sur  Ies  ombilics  coniquee.    G.  Jor- 

dan.   Gompt,  rend.  XGVI,  105. 

353.  Sur  Ies  surfaces  ä  courbure  moyenne  nulle  sur  lesquelles  on  peut  limiter  une 

Eortion  finie   de   la  sur  face   par  quatre  droites  situdes  sur  la  surface. 
[.  A.  Schwarz.    Gompt.  rend.  XGVl,  1011. 

354.  Die    doveloppable   Fläche    der    conischen   Schraubenlinie.     Fr.   Schiff oer. 

Grün.  Archiv  LXIX,  444. 

355.  Zur   Theorie    der   Flächen,    deren   Krümmungsmittelpunktsflächen   confocale 

Flächen  zweiten  Grades  sind.     F.  Rudio.    Grelle  XGV,  240. 

356.  Propriötd  de  la  surface  dont  rdquation  est  F(x,y)  +  f(z)  =  Of   F{x,y)  ätant 

une  fonction  homogäne.    £.  Gesaro  &  G.  Servais.    Mathesis  IV,  45. 

357.  Note  on  parallel  surfaces.   Th.  Graig.  Grelle  XGIV,  162.  [Vergl.  Bd. XXVUI, 

Nr.  688.] 
858.  Surfaces  dont  T^quation  contient  une  fonction  arbitraire.  Brocard.  Mathens 
IV,  127. 
SÖ9.  üeber  das  Minimum  des  Winkels  zmsO^eii  v^^v  ^MTiviglrtea  Tangenten  «of 
positdv  gekrümmter  Fl&ckie.    U,  B.oi^v^-   Qttxai.  Kt<3c:vs  \aA^  w 


Abhändlnngsregister.  163 


360.  Sur  les  plana  tangents  et  oscalatean  des  courbes  ä  doable  ooorbure  et  des 

surfaces.    M.  N.  Vanecek.    Compt.  rend.  XCVI,  1662.    [Vergl.  Bd.  XXIX, 
Nr.  703.] 

361.  Zur  Theorie  der  Flächen  dritter  Ordnung.    Fr.  Schur.    Grelle  XCV,  207. 
862.  On  the  sixteen- nodal  quartic  sarface.    A.  Cayley.    Grelle  XGIV,  270. 

363.  Ueber  gewisse  transcendente  Flächen,  welche  die  Gyklide  als  specieUen  Fall 

enthalten.    Holzmüller.    Grelle  XGIV,  239. 
Vergl.  Differentialgleichungen  91.    Krümmung  296.    Quatemionen  409. 

Oberfläehen  iweiter  Ordnung. 

364.  Unterscheidungszeichen  der  Flächen  zweiter  Ordnung.    A.  Thaer.    Zeitschr. 

Math.  Phys.  XXIX,  369. 

365.  Lineare  Gonstruction  einer  Fläche  zweiten  Grades  aus  neun  gegebenen  Punk- 

ten.   C.  Heyer.    Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  170. 

366.  Bemerkungen  über  die  Mittelpunkte  von  Kegelschnitten  einer  Fläche  zweiten 

Grades.    Beyel.    Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  123. 

367.  Gändralisation    d'une    propri^tä   des   surfaces   du   deuzi^me   ordre.     Jamet. 

Mathesis  IV,  Suppldm.  II. 

368.  Problemes  sur  les  plans  tangents  aux  surfaces  de  r^volution  du  second  degrd. 

Songalayo.    Mathesis  IV,  166. 

369.  üeber  die  cubische  Parabel  mit  Directrix.    0.  Böklen.    Zeitschr.  Math.  Phys. 

XXIX,  378.     [Vergl.  Nr.  296.] 
Vergl.  Eliipsoid.     Hyperboloid.    Sphärik.    Tetraeder  446.    Ultraelliptische 
Transcendenten  463. 

Opük. 

370.  Neue  Untersuchungen  über  die  Lage  der  Brennlinien  unendhch  dünner  copu- 

lirter  Strahlenbündel  gegen  emander  und  gegen  einen  Hauptstrahl.    L. 
Matthiesse n.    Zeitschr.  Math.  Phys. 'XXl a,  Supplem.  86. 

371.  Allgemeine  Formein   zur  Bestimmung  aer  Gardinalpunkte  eines  brechenden 

Systems  centrirter  sphärischer  Flächen  mittels  Kettenbruchdeterminanten 
dargestellt.    L  Matthiessen.    Zeitschr.  Math.  Phjs.  XXIX,  343. 

372.  Ucber  Länge   und  Vergrösserung,   Helligkeit  und  Gesichtsfeld  des  Kepler-, 

Ramsden-   und   Gampani  -  Femrohrs.     G.  Bohn.     Zeitschr.  Math   Phys. 
XXIX,  25,  74. 

373.  Du  pouvoir  amplifiant  des  instruments  d*Optiqne.    Monoyer.    Gompt.  rend. 

XCVI,  1786. 

374.  Beiträge    zur   graphischen   Dioptrik.     F.   Kessler.     Zeitschr.    Math.   Phys. 

XXIX,  66. 

375.  Ueber  Achromasie.    F.  Kessler.    Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  1. 

376.  Sur  Taction  de  IMther  intermol^culaire  dans  la  propagation  de  la  lumiere. 

De  Klercker.    Gompt.  rend.  XGV,  688. 
Vergl.  Analytische  Geometrie  des  Raumes  31. 

P. 

Parabel. 

377.  On  the  time  of  descent  down  the  arc  of  a  vertical  parabola.  J.  W.  L.  Glaisher. 

Quart.  Joum.  math.  XIX,  141. 

378.  Parabole  enveloppe  d'un  c6t^  d'un  triangie.  Derousseau  etc.  Mathesis  IV, 

89.  —  E.  Lidnard  ibid.  91. 

379.  Propridt($8  de  la  parabole.    Gl.  Thiry.    Mathesis  IV,  286. 

380.  Une  parabole  se  ddplace  parall^lement  ä  eile  mßme  en  touchant  une  circon- 

förence  donnäe.    Quel  est  le  lieu  des  foyers?    Timm  erb  ans.    Mathesis 
IV,  92. 
Vergl.  Imaginäres  262.    Normalen  339. 

Paraboloid. 
Vergl.  Gomplanation. 

Pendel. 

381.  Sur  ie  pendule.    R.  Lipschitz.    Gompt.  rend.  XGV,  1141. 

Planimetrie. 

382.  Zur  Theilung  einer  Strecke  in  n  gleiche  Theile.     M.  Sternberg.    Grün. 

Archiv  LXIX,  216. 
388.  Synthetischer  Beweis  eines  elementar  -  geome^\mO[i%ai  ^AXa»^>  ^Karvv^'^As^^^ 
über  Vertausch  barkeit  der  Elemente  «üDkhaäcmoiA&OckSt  QiÄ^ää.  "^x.  y^^^-- 
mann.    Orun.  Archiv  LXIX,  214. 


164  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 

384.  Th^orämes  sur  trois  points  situ^s  an  ligne  droite.    Van  Grae fach epe  &  6. 

Andrieu.    Mathesis  IV,  158,  189. 

385.  ]£tude  de  transversales.    E.  Cesaro.    Mathesis  IV,  85. 

386.  Theorie  des  medianes  antiparalläles.    Gillet.    Mathesis  IV,  193,  195.  —  Fa- 

lisse  ibid.  194,  196.  -  Sum  ibid.  193,  194.  —  Jefabek  ibid.  195.—  Le- 
rn eine  ibid.  196. 

387.  Nouvelles  propri^t^s  du  triangle.    H.  ßrocard.    Mathesis  IV,  Supplt^m.  1. 

388.  Sur  les  antiparall^les  des  cöS^s  d*un  triangle.    E.  Lern  eine.    Mathesis  IV, 

201. 

389.  Thäor^mes  sur  le  triangle  rectangle.     Servais.    Mathesis  IV,  68. 

390.  Trouver  sur  les  cöt^s  AB,  AC  du  trianfrle  ABC  les  points  M,  N  tels  que 

la  droite  MN  seit  parallele  ä  une  direction  donn^e,  et  que  sa  longueur 
seit  ä  la  sommc  des  segments  MBy  MC  dans  un  rapport  donn^.  Jefa- 
bek.   Mathesis  IV,  89.  —  Li^nard  ibid.  89. 

391.  Condition  sous  laquelle  la  moitiä  d'un  cöt^  d'un  triangle  est  moyenne  pro- 

portioneUe  entre  les  deux  autres  cöt^.   Van  Laer  etc.    Mathesis  IV,  174. 

392.  Somme  constante  des  aires  de  trois  triangles  semblables  dout  deux  sont  cir 

conscrits  d'une  certaine  mani^re  au  troisiöme.  Fonchamps.  Mathesis 
IV,  66.  -  J.  Neuberg  ibid.  66. 

393.  Sur  le  point  d'intersection  des  droites  qui  joignent  les  sommets  d*un  triangle 

aux  points  oü  le  cercle  inscrit  touche  les  cöt^s  opposes.  Vandenbroeck 
etc.    Mathesis  IV,  245. 

394.  Demonstration  de  trois  thdorömes  dlementaires.    Thiry.    Mathesis  IV,  53. 

395.  Constructions  de  triangles.    Thiry.    Mathesis  IV,  54.  -  Gillet  ibid.  55.  - 

—  Sum  ibid.  55. 

396.  Transversales  d'une  s^rie  de  triangles.    Kiehl.    Mathesis  IV,  239. 

397.  Zu  den  Eigenschaften  des  vollständigen  Vierseits.    A.  Ehlert.    Grün.  Archiv 

LXIX,  332. 

398.  Quadrilatere  ä.  diagonales  rectangulaires.    Cl.  Thiry.     Mathesis  IV,  236. 

399.  Sur  le  quadrilatere  inscrit  ä  diagonales  rectangulaires.   Gelin  etc.    Mathesis 

IV,  243. 
Vergl.  Kreis.    Mittelgrössen.    Schwerpunkt  431. 

Potential. 

400.  Examen  de  Tanalogie  entre  les  anneaux  ^lectrochimiques  et  hydrodynamiques 

et  les  courbes  JV=:0.    Meilleur  procddd  de  discuBsion  dans  la  methode 
exp^rimentale.    A.  Ledicu.    Compt.  rend.  XCVI,  98. 
Vergl.  Elektrlcität.    Mechanik  313. 

Frineip  der  Homo^eneität. 

401.  De  rhomogdnöite  des  formules.    A.  Ledieu.    Compt.  rend  XCVI,  1692,  1834. 

Quadratur. 

402.  Sur  un  nouvel  int^grometre.    Abdank-Abakanowicz.     Compt.  rend.  XCV, 

1047. 

403.  Sur  les  quadratures  et  les  cubatures  approch^es.   P.  Man  sie n.   Compt.  rend. 

XCV,  324. 

404.  Inhaltsbestimmung  der  einem  Dreieck  cinbeschriebenen,  umschriebenen  und 

coigugirten  Ellipsen.    M.  Greiner.    Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  222. 

405.  Aire  d'un  secteur  de  la  courbe  o^  —  a^Aog  —  *    13rocard.    Mathesis  IV,  125. 

406.  Uebcr  die  Verallgemeinerung  des  Pythagoräischen  Lehrsatzes  und  des  Satzes 

über  die  Lunulae  HippoKratis.  P.  Schönemann.  Zeitschr.  Math.  Phys. 
XXIX,  306. 

407.  Minimum  de  la  sommq  de  trois  triangles.    Gob  &  Roersch.    Matheais  IV, 

241.  -  Bertrand  &  Collin  ibid.  241.  -  Minoliti  &  Pisani  ibid   242. 

-  E.  Lemoine  ibid.  243. 

Quatemionen. 

408.  Sur  la  thäorie  des  quaternious.  Cvp.  Stephane s.  Mathem.  Annal. XXII,  689. 

409.  Einige  Sätze  über  abwickelbare  Flächen,  abgeleitet  mit  Hilfe  von  Quatemio- 

flöD.    Fr.  Graefe.    Oron.  Axcbvi  IXYL,  \. 
VeigL  Geometrie  (höhere)  106. 


Abhandlungsregister.  165 


Beihen. 

410.  üeber  Irrationalität  von  Reihen.    M.  Stern.    Grelle  XCV,  197. 

411.  Sur  un  th^or^me  d'Abel.    E.  Catalan.    Matheais  IV,  26. 

412.  Zur  Theorie  der  Potenzreihen.    0.  Stolz.    Zeitschf.  Math.  Phys.  XXIX,  127. 

[Vergl.  I3d.  XXIX,  Nr  417.] 

413.  Ueber  gewisse  Reihen,  welche  in  getrennten  Converffenzgebieten  verschiedene, 

willkürlich  vorgeschriebene- Functionen  darstellen.     Alf.  Pringsheim. 
Mathem.  Annal.  XXn,  109. 

414.  üeber  die  Werthveränderungen  bedingt  convergenter  Reihen  und  Producte. 

Alf.  Pringsheim.    Mathem.  Annal.  XXII,  455. 
115.  Ueber  Convergenzbezirke.    R.  Dietrich.    Grün.  Archiv  LXIX,  381. 

416.  Sur  les  s^ries  des  polynömes.    H.  Poincar^.    Compt.  rend.  XCVIj  637. 

417.  Une  nouvcUe  formule  gändrale  pour  le  ddveloppement  de  la  foncüon  pertur- 

batrice.     B.  Baillaud.    Compt.  rend.  XCfvI,  1286,  1641. 

418.  Sur  une  s^rie  pour  dävelopper  les  fonctions  d'une  variable.  Halphen.  Compt. 

rend.  XCV,  629. 

419.  Sur  les  s^ries  trigonomdtriques.    H.  Poincarä.    Compt.  rend,  XCV,  766. 

420.  Sur  quelques  ddveloppements  en  s^riee.    Stieltjes.    Compt.  rend.  XCV,  901, 

1043. 

421.  Sur  le  ddveloppement  des  fonctions  en  s^ries  d'antres  fonctions.   Hugoniot. 

Compt.  rend.  XCV,  907,  983.  —  P.  du  Bois-Eeymond  ibid,  XCVI,  61. 
[Ver^l.  Nr.  146.] 

422.  Toute  puissance  m*  d^un  nombre  m  est  ^gale  ä  la  somme  des  m  premiers 

termes  d'une  progression  arithmdtiqne  commen9ant  par  1  et  ayant  pour 
raison  2(H-w+m*-h...+m»-*).    G.  Farisano.    Mathesis  IV,  166. 

423.  Sommation  d*une  s^rie  finie.    L.  Vandenbroeck.    Mathesis  IV,  238. 

124.  Sommation  de  -2^  (?1  a*  ötant  donnä  Oj,  =  1,  Oi  =  0,  aik  =  (Ä-  l)(a*-i  +a»-i). 

E.  Cesaro.'   Mathesis  IV,  173. 
425.  Ueber  die  Lambert*8che  Reihe.  Schlömilch.  Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  384. 
420.  Sur  les  sommes  de  puissances  semblables  d*ane  suite  de  cosinuB.  A.  Eadicke. 

Mathesis  IV,  161. 

427.  Sommation  de  deuz  säries  trigonomätriques.    J.  Gillet.    Mathesis  IV,  46. 

428.  Une  correction  des  formules  st^r^otyp^es  de  la  präface  de  Callet  (tirage  de 

1879).    Em.  Barbier.     Compt.  rend.  XCVI,  1648. 
Vergl.  Elliptische  Transcendenten   180.    Fourier'sche  Reihe.     Gleichungen 
237.     Wahrscheinlichkeiterechnung  468,  469. 

Sectifteation. 

429.  Sur  Tapproximation  des  integrales  däfinies  et,  en  particulier,  du  p^rim^tre  de 

relnpse.    P.  Mansion.    Mathesis  IV,  8uD[)lem.  IV. 

430.  Ueber  den  Ellipsenquadranten.  Schlömilch.  Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  876. 

Vergl.  Function  160. 

S. 

Sehworponkt. 

i'M.  Propriet<5  du  centre  de  gravit^  d'un  triangle.  Falisse  &  Henrard.  Ma- 
thesis IV,  45. 

4.32.  Centre  de  gravii^  d^un  tronc  de  pyramide  triangulaire.  J.Mister.  Mathesis 
IV,  84. 

433.  Centre  de  gravit^  du  tronc  de  prisme  triangulaire  et  du  parallälipipöde  tronqn^. 

J.  Mister.    Mathesis  IV,  121. 

Sphärik. 

434.  Problämes  sur  les  sphäres.    Barbarin.    Mathesis  IV,  217. 

435.  On  sphericai  (^cloidal  and  trochoical  curves.    H.  M.  Jeffery.    Quart.  Joam. 

math.  XIX,  44. 

436.  Thdorömcs  de  geomdtrie  sphdrique.    J.  Neuberg.    Mathesis  IV,  56. 

437.  On  the  spherical  triangle  in  eUiptic  functions.   W.  W.Johnson.  Quart.  Joom. 

math.  XIX,  185.    [VergL  Bd.  XXVI,  Nr.  319.J 

438.  Ueber  sphärische  Vielecke,  die  einem  Kreise  eingeschrieben  nndeixL«iSk«acA«isc&. 

Kreise  umgeschrieben  sind.    Stell.    2^tM£x«lfiLai^.  YV^^.'lZiXk^^v. 
489.  Soient  a,  fi,  y  las  inclinaisons  dM  mediane»  d'\ax  \sn»Di^  %^\^ii&6s$i^  «&  \m^ 
oötä§  oppo§4§.    IMmontrer  qua 


166  Historisch -literarische  Abtheilang. 


cota  cotß  coty 


cos  —  (cosb  —  co8c)      C08—  {eo8C  —  cos  a)     cos—  (cosa  —  cosb) 

iL  ft  m 

Li^nard.    Mathesis  IV,  23. 

440.  Un  triangle  sph^rigue  n^est  pas  forcäment  isosc^le,  lorsque  deux  medianes 

Bont  Egales.    E.  Gel  in  etc.    Mathesis  IV,  209. 

Stereometrie. 

441.  DeBcription  du  dod^aädre  r^galier  complet.     Em.  Barbier.     Gompt.   rend. 

XCV,  560. 
Vergl.  Mehrdimensionalgeometrie.    Schwerpmikt  432,  433.    Tetraeder. 

SabsÜtationeii. 

442.  Gruppentheoretischo  Studien.    W.  Dyck.    Mathem.  Annal.  XXII,  70.    [Vergl. 

ßd.  XXIX,  Nr  434.] 

443.  Sur  la  primitivite  des  groupes.    W.  Dyck.    Compt.  rend.  XCVI,  1024. 

444.  Sur  les  fonctions  de  sept  lettres.    F.  Brioschi.    Gompt.  rend.  XCV,  665,  814, 

1254. 

T. 

Tetraeder. 

445.  Ueber  die  einer  algebraischen  Fläche  eingeschriebenen  regulären  Tetraeder 

mit   Berücksichtigung    der   Flächen   zweiter   Ordnung.      C.  Hossfeld. 
Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  351. 

446.  Sur  les  t^traädres  de  Möbius.    P.  Mansion.    Mathesis  IV,  221. 

447.  Das  gleichseitige  Tetraeder.    Ad.  Schmidt.    Zeitschr.  Math.  Phys.  XXIX,  321. 
4i8.  Thdorämes  sur  le  t^traödre.    V.  Jamet.    Mathesis  IV,  68. 

449.  Si  Ton  choisit  mi  point  arbitrairement  sur  chaque  ar^te  d'on  t^traMre,  les 

quatre   sphdres  passant  respectivement  par  chaque  sommet  et  par  les 

Soints  situ^s  sur  les  trois  ardtes  adjacentes  ont  un  point  common.    J. 
[euberg.    Mathesis  IV,  16. 

450.  Lieu  du  sommet  des  t^traedres  sur  une  base  fixe,  aux  6  ar§tes  desqaels  on 

peut  inscrire   une  Sphäre.    Jamet.    Mathesis  IV,   140.  —  J.  Neuberg 
ibid.  141. 
Vergl.  Hyperboloid. 

Thetaftmotionen. 

451.  Berechnung  der  Moduln  Rosenhain^scher  Thetafunctionen.  J.  Thomae.  Ztschr. 

Math.  Phys.  XXIX,  117. 

452.  üeber  Thetafunctionen,   deren  Charakteristiken   aus  Dritteln  ganzer  Zahlen 

gebildet  sind.    A.  Krazer.    Mathem.  Annal.  XXII,  416. 

453.  Zur  Theorie  der  Thetafunctionen  mit  zwei  Argumenten.   F.  Caspary.   Grelle 

XCIV,  74. 
•154.  üeber  die  principale  Transformation  der  Thetafunctionen  mehrerer  Variabein. 
G.  Frobenius.    Grelle  XGV,  264. 

Trigonometrie. 

455.  La  th^orie  des  projections  en  trigonomätrie.  G.  Bergmans.  Mathesis  IV,  222. 

456.  Sur  trois  ^quations  trigonom^triques  qui  sont  une  cons^quence  Tune  de  Tautre. 

Gel  in.    Mathesis  IV,  47. 

457.  Sur  une  division  d'un  arc  de  cercle.    H   Brocard.    Mathesis  FV,  86. 

458.  Rapport  du  triangle  dont  les  sommets  sont  les  symätriques  des  sommets  d*un 

triangle   donnö   par  rapport  aux  cöt^s  oppos^s  ä  ce  premier  triangle. 
Bastin.    Mathesis  IV,  112.  —  Polet  ibid.  113.  -  Cesaro  ibid.  114. 

459.  Rapport  des  cötds  de  deux  triangles,  des  sommets  de  Tun  ^tant  les  symä- 

triques  des  sommets  de  Tautre  par  rapport  aux  cöt^s  oppos^s.  Janecek  etc. 
Mathesis  IV.  140. 

460.  Expression  for  tne  area  of  a  convex  quadrilateral  when  the  sum  of  two  op- 

posite  angles  is  given.    A.  H.  Anglin.    Quart.  Joum.  math.  XIX,  138. 
Vergl.  Gleichungen  245.    Sphärik. 

XntrMU&pÜMilM  TnAft««AA«&toBu 
46t.  Zur  ünuufomiAtioiittheorie  der  ^ypeieY^i^^uM^va^S^oac^^^^^^^^  «ttet  ^^iftanaui^ 
U,  JBTraofe.    Grelle  XCV,  VA. 


Historisch -literarische  Abtheilung. 


Ueber  das  quadratische  Beoiprooitätsgesetz. 

Eine  yergleichende  Dantellang  der  Beweise  des  FundamentaltheoreineB 
in  der  Theorie  der  quadratischen  Beste  und  der  denselben  sa  Grande 

liegenden  Principien. 

Von 

Oswald  Baumgabt. 


Einleitung. 

Die  höhere  Arithmetik  zerflQlt  im  Wesentlichen  in  zwei  Hauptabschnitte, 

^    die  Theorie  der  Congnienzen  und  in  die  Theorie  der  homogenen  Formen. 

-"^^xien  integrirenden  Bestandtheil  der  Congruenzenlehre  überhaupt  bildet  die 

-^^eorie    der    binomischen  Congruenzen,    deren  Angelpunkt   wiederum   die 

*^©lire  von  den  Potenzresten  ist.     ;,Den  Schlussstein  dieser  letzterwähnten 

^«orie  aber  bilden  die  Reciprocitätsgesetze.  *  *)    Obwohl  nun  die  Auffindung 

^^Sor  Gesetze  ^von  einfach  ausgeprägtem  Inhalt^  ^)  yerhältnissmässig  leicht 

«^"^li  Induction  gelang,   so  war  doch  die  Begründung  derselben  mit  ganz 

cTQ^^tigeQ  Schwierigkeiten   verbunden:  neue  Methoden   mussten   zu  diesem 

^^ecke  gefunden  und  von  Gebieten ,  die  mit  der  Arithmetik  anscheinend  in 

^'^^  keinem  Zusammenhange  standen ,  musste  Beweismaterial  herbeigeschafft 

^«rden.     und  doch  gelang  zuvörderst  nur,  die  Bichtigkeit  des  quadratischen 

^^etzes   darzuthun.     Aber  die  Principien,  die  einzelnen  der  Beweise  für 

^^^   quadratische  Beciprocitätsgesetz  zu  Grunde  lagen,   waren  in  so  hohem 

^diasse  der  Verallgemeinerung  fähig,  dass  sie  auch  zur  Ableitung  der  all- 

^^meiiien  Gesetze  benutzt  werden  konnten. 

Im  Folgenden  sollen  nun  die  sämmtlichen  vorhandenen  Beweise  ftlr  das 
^oadratiBehe  Beciprocitätsgesetz  zusammengestellt  und  die  ihnen  zu  Grunde 
liegenden  Principien  einer  vergleichenden  Betrachtung  unterzogen  werden. 
Der  Verfasser  glaubt,  dass  ein  solches  Beginnen  nicht  ganz  unnütz  sei,  weil 
eben  jenes  Gtesetz  das  Fundamentaltheorem  der  Lehre  von  den  quadratischen 
Resten  und  Nichtresten  ist,  weil  man  femer  durch  die  Principien ,  die  den 

1)  Kummer,  Berliner  Abh.  1869,  8. 19. 
9)  Gmoae,  Vorwort  zu  Eisenitein'«  MaÜi.  KXili.,  ^Q«t^  \%Cl% 

Blt^rUt  Abthlir.  d.  Z9itMohT,  f.  Math.  a.  Phyi.  XXX,  &•  "^ 


170  Historiscb- literarische  Abtheilnng. 

Beweisen  dafür  zu  Grunde  liegen,  zu  neuen,  sehr  allgemeinen  Aiethoden 
gelangt,  und  weil  endlich  durch  die  Beweise  jenes  Gesetzes  eine  förderliohe 
Wechselwirkung  zwischen  bis  dahin  ziemlich  oder  ganz  isolirten  (Gebieten 
der  Mathematik  eingetreten  ist  Dazu  kommt,  dass  die  Geschichte  unseres 
Satzes  die  gleichzeitige  Geschichte  unserer  gesammten  Mathematik  im  Kleinen 
treu  wiederspiegelt. 

Auf  diesen  ebenerwähnten  eigenthümlichen  und  reizvollen  umstand 
wurde  ich  zuerst  durch  Herrn  Professor  Scheibner  hingewiesen. 

Im  ersten  Theile  sind  die  sämmtlichen  vorhandenen  Beweise,  soweit 
sie  mir  zugänglich  waren,  in  Capitel  so  geordnet  dargestellt,  dass  die  Be- 
weise je  eines  Capitels  denselben  Grundgedanken  haben.  Innerhalb  der 
Capitel  folgen  sich  die  Beweise  chronologisch.  Die  Principien  selbst  werden 
im  zweiten  Theile  entwickelt.  Historische  Notizen  beginnen  und  beschliessen 
die  Arbeit. 

Zur  Bequemlichkeit  des  Lesers,  und  auch  um  die  üebereinstinimang 
oder  Verschiedenheit  der  Beweise  in  recht  helles  Licht  zu  rücken,  ist  eine 
möglichst  einheitliche  Bezeichnung  und  Darstellung  angewandt  worden.  Dass 
dabei  nicht  nur  der  Kernpunkt,  sondern  auch  das  individuelle  GeprSge 
der  einzelnen  Beweise  unangetastet  geblieben  ist,  braucht  wohl  nicht  erst 
erwähnt  zu  werden. 


Erster  Theil. 

Darstellung  der  Beweise  f&r  das  quadratische 

Beciprocitätsgesetz. 


I.  Capitel. 
Vorarbeiten  von  Fermat  bis  Legendre. 

Nachdem  Bachet  de  M6ziriac^)  die  Theorie  der  linearen  diophan- 
tischen  Gleichungen  zu  einem  gewissen  Abschlüsse  gebracht  hatte,  trat  an 
die  Mathematiker  die  Frage  nach  der  Auflösung  der  Gleichungen  zweiten 
Grades,  in  specie  der  binomischen  Congruenzen  zweiten  Grades  heran.  Mit 
anderen  Worten,  es  handelte  sich  um  Aufsuchung  leicht  erkennbarer  Beding- 
imgen,  unter  welchen  die  Congruenz 

x^=pfnodq^ 
wenn  p  und  q  gegeben  sind,  lösbar  ist  oder  nichi 

Es  wurden  zunächst  specielle  Fälle  untersucht 

Ans  einem  Briefe  aus  dem  Jahre  1658  von  Fermat  an  den  Engttn- 
der  Kenelm  Digby^)  geht  da  hervor,  dass  bereits  Fermat  die  Beding- 

1)  Tbäordmes  plaisans  et  dAeot  c^m  m  ioa^  ^^  \»i^  TL^iaXmA, 
2)  Job.  WaIUb'  Werke,  Bd.n  B.  Wl. 


üeber  das  quadratische  Beciprocitätsgesetz.  171 

ungen  kannte,  unter  welchen  +1,  2,  +3,  5  quadratische  Beste  oder 
Nichtreste  von  ungeraden  Primzahlen  q  sind;  aus  einem  1641  von  Frenicle^) 
ah  Fermat  gerichteten  Schreiben  ist  femer  evident,  dass  bereits  Frenicle 
Kenntniss  hatte,  wann  —  2  quadratischer  Rest  oder  Nichtrest  von  einer  Prim- 
zahl ist.  Wahrscheinlich  war  dies  aber,  wie  auch  Lagrange*)  annimmt, 
dem  Fermat  eher  bekannt  und  von  diesem  erst  aus  Frenicle  heraus- 
gefragt worden. 

Air  diese  SStze  sind  durch  Indüotion  gefunden  und  sind  ohne  Beweis 
aufgestellt.  Für  —1  wurde  der  Satz  zuerst  von  Euler*)  mit  Hilfe  ver- 
wandter Beste  (residua  soda)  bewiesen;  doch  misslang  ihm  das  Verfahren 
fär  +  2.  Diese  Lücke  wurde  ausgefüllt  von  Lagrange^).  Es  ist  eine 
merkwürdige  Thatsache,  dass  Euler  der  Beweis  fUr  +  2  nicht  gelang, 
merkwürdig  nämlich  insofern,  als  er  den  Beweis  des  Oesetzes  fUr  +  3^) 
kannte,  um  noch  über  +  ^  zu  berichten,  so  war  es  wiederum  Lagrange^» 
dem  es  zuerst  gelang,  nachzuweisen,  unter  welchen  Bedingungen  diese  Zahl 
quadratischer  Best  oder  Nichtrest  einer  Primzahl  ist. 

Diese  Daten ,  ohne  Einfluss  auf  die  eigentliche  Darstellung  des  Gesetzes, 
sind  der  Vollständigkeit  halber  angeführt  und  um  darzuthun,  mit  welchen 
Schwierigkeiten  die  Mathematiker  in  diesem  Falle  zu  kämpfen  gehabt  haben. 
Ist  nämlich  auch  nicht  zu  verkennen ,  dass  die  Aufmerksamkeit  der  Mathe- 
matiker durch  die  Erfindung  der  Infinitesimalrechnung  von  der  Zahlentheorie 
wesentlich  abgelenkt  wurde,  so  ist  es  doch  eine  bezeichnende  Thatsache, 
dass  so  einfache  Gesetze,  wie  die  eben  angeführten,  über  hundert  Jähre 
ohne  Beweis  bleiben  konnten. 

Bis  jetzt  wurden  nur  specielle  Fälle  behandelt.  Der  Erste  nun,  der 
unser  Gesetz  in  seiner  vollen  Allgemeinheit  aufzufassen  und  aufzustellen 
versuchte,  warEuler.  und  es  gelang  ihm,  einen  bedeutenden  Schritt  vor- 
wärts zu  thun.  In  einer  ^Observationes  circa  divisionem  quadratorum  per 
numeros  primos''^)  betitelten  Abhandlung  theilt  er  vier  Sätze  mit,  die  das 
quadratische  Beciprocitätsgesetz  vollständig  ausmachen.     Sie  heissen: 

t  Si  divisor  primus  fuerü  formae  4ns  +  (2x  +  l)*,  existente  s  numero 

primo,  tum  in  residuis  occurrent  numeri  +s  e^  —  s. 
J2.  Si  divisor  primus  fuerü  formae  4ns  — (2x  +  l)',  existente  s  numero 
primo,  tum  in  residuis  occurret  numerus  +  s,  o^  — s  in  non-residuis. 


1)  Varia  opera  math.    D.  Petri  de  Fermat,  senatoris  Tolosani.    Tolosae 
(Joh.  Pech),  1679.     S.  168. 

2)  Nouv.  m^m.  de  Tac.  Boyale  des  sdences  et  heiles  lettres  de  Berlin.    1776. 
S.  887. 

8)  OpuBC.  analyt.  1788.    Bd.  I  S.  186.    Vergl.  S.  227  dieser  Abh. 
4)  Nouv.  mto  de  Pac.  de  Berlin  1776.    8.  849,  861. 
6)  Comment.  nov.  Petropol.,  Bd.  Vm  8.  166. 

6)  Nouv.  mto.  de  Tac.  Boyale  etc.  1*116,  ^.  ^fA. 

7)  OpuMo.  uuUyt  1788,  I  8.  64,  od«r:  Conoa.  mÄ\taa.c«Äw*»ÄA^-^***' 


172 


Historisoll -literarische  Abtheilnng. 


3,  Si  divisor  primus  fuerU  farmae  4ns-- 4z— 1  exdudendo  amnes  tfo- 
lores  in  forma  4ns  —  (2x  +  l)^  contentos,  existente  s  wumero prmo, 
tum  in  residuis  occurret  —  s;  at  +h  erit  non-residuum. 

4.  Si  divisor  primus  fuerü  formae  4ns  +  4z  — l,  exdiAdendo  omnes  vo- 
lares in  forma  4ns  +  (2x  +  l)^  contentos,  existente  s  numeroprimo, 
tum  tarn  +8  quam  —  s  in  non-residuis  occurret. 

Wie  eine  leichte  Rechnung  zeigt,  ist  Euler  bei  Aufstellung  des  Satzes 
3  ein  Fehler  untergelaufen.  Dieses  Theorem  muss  nämlieh  in  seinem  zwei- 
ten Theile  heissen:  Ist  s  von  der  Form  4n+l,  so  ist  +8  Nichtrest 
and  —5  Best;  für  5ss4n  — 1  tritt  das  umgekehrte  ein. 

Diese  vier  Sätze,  ebenfalls  ohne  Beweis  aufgestellt,  involviren,  wie 
schon  bemerkt  und  wie  eine  spätere  Vergleichung  ohne  Weiteres  ergeben 
wird,  das  quadratische  Beciprocitätsgesetz  vollständig.  Gauss  scheint  die 
eben  besprochene  Arbeit  Euler's  nicht  gekannt  zu  haben  und  schreibt 
daher  die  Entdeckung  unseres  Gesetzes  Legendre^)  zu. 

Dieser  berühmte  Zahlentheoretiker  hat  allerdings  das  Verdienst,  das 
Fundamentaltheorem  zum  ersten  Male  klar  und  deutlich  in  Formeln  aas- 
gesprochen [und  zwar  1785  in  seinen  „Bech.  d'analyse  ind6termin^'")]  und 

zum  Theil  bewiesen  zu  haben.     Im  vierten  Abschnitte  seiner  ebenerwfthnten 

« 

Arbeit  sind  folgende  acht  Theoreme   aufgestellt,  wobei  Äj  a  Primzahlen 
von  der  Form  4n+l,  B^  b  dagegen  solche  von  der  Form  4n+3  sind. 


•—1 

b~l 

ThSor.    L 

b-l 

1, 

a 

s'ensuU 

a  «    =      l. 

a-l 

>f 

II. 

M 

a  *    = 

A— 1 

-I. 

99 

99 

b   «     =-1. 

99 

IIL 

» 

a  «    = 

A— 1 

1, 

» 

99 

A  «    =      1. 

99 

IV. 

tt 

a  «    = 

b  — 1 

-1. 

99 

99 

A  »    =-1. 

a— 1 

99 

V. 

» 

a  »    = 

a  — 1 

-1, 

99 

>9 

b    «    =-1. 

b— 1 

99 

VI. 

*f 

b     *     =■ 
B-l 

-1, 

99 

99 

a  «    =-1. 

b-l 

99 

VII. 

» 

b  *    = 

B-l 

1, 

99 

99 

B   ^   =-1. 

b-l 

99 

VIII. 

w 

b    »     = 

-1. 

99 

99 

B  «    =      1. 

Man  sieht  hieraus,   dass  Legendre  bei  Aufstellung  seiner  Sätze  das 
F  er  mansche  Theorem  benutzt  hat.     In  der  That  folgt  aus: 

a?  =p  modq  und  p^"^  =  1  modq^ 


— I 


dass  die  Möglichkeit  der  Congruenz  a?=pmodq  abhängig  ist  von  p  '  . 
Ist   nämlich  p  *   =1  modq^   so   ist  jene  Congruenz  lösbar;   ist  dagegen 

1)  Disquis.  Arithm.  Art.  161. 

2)  Hißt,  de  i'ao.  Boyale  des  soiencea  llSis,  8.516—617. 

^;  ^ '=],...  maaa  eigentlich  VieiBMii  b  ^   ^YiwÄa,  •** 


üeber  das  quadratische  Beciprocitätsgesetz.  173 


p    *    =  — Imodg  (andere  Fälle  können  überhaupt  nicht  eintreten),  so  ist 

jene  Congruenz  nicht  lösbar. 

Zum  ersten  Male  in  der  Form ,  wie  wir  den  Satz  gegenwärtig  ausspre- 
chen, ist  er  ebenfalls  von  Legendre  gegeben  worden  und  zwar  in  seinem 
1,  Essai  sur  la  th^orie  des  nombres^.^)     Auf  S.  186  bemerkt  da  zunächst 

e— 1 

Liegendre:  „Ccmme  les  quantUis  cmahgues"^  ^    se  rencontreront  friquem" 
m^ent  dans  le  cours  de  nos  recherches  nous  eniploierons  le  caradöre  abrdge 

( — I  powr  exprimer  le  reste  que  donne  N  *     divisS  par  c,  reste  qui  suivant 

ce   qu^on  vient  de  voir  ne  peut  etre  qu€  + 1  ow  —  l."     Auf  S.  214  heisst  es 
dann  weiter:  „Quelques  saient  les  nombres  premiers  m  et  n,  s'ils  ne  sont 

t€fms  deux  de  la  forme  4x  —  1,  on  aura  ioujours  (~  )  =  (~);  ^  ^'*^  ^<^ 

laus  deux  de  la  forme  4x  — 1,  on  aura  (  — )  =  —  ("~  )*     ^^  ^^^^^  ^^  9^' 
ft^nmo;  soni  campris  dans  la  formule: 


m  —  1    n  — 1  ,  ^^  ^ 


©-<-)-•-(?)■• 


Gesetz  nennt  Legendre  das  quadratische  Beciprocitätsgesetz  im  Unter- 
scliied  von  Gauss,  der  es  „Theorema  fundamentale  in  doctrina  de  residuis 
^iiadraticis''  bezeichnet.  150  Jahre  nachdem  die  ersten  speciellen  Fälle  ent- 
deckt waren,  war  es  also  einem  der  bedeutendsten  Zahlentheoretiker  ge- 
l^ingen,  das  Gesetz  in  allgemeinster  Form  und  elegantester  Fassung  auszu- 
^inrechen. 

Auf  die  Art,  wie  Legendre  den  Satz  zu  beweisen  suchte,  werden 
Mrir  später  zurückzukommen  Gelegenheit  haben.  Hier  bemerken  wir  nur, 
^888  der  Nachweis  unvollständig  ist;  und  eben  dieser  ünvoUständigkeit  halber 
übergehen  wir  ihn  hier.^) 

Wenden  wir  die  Legendre'sche  Bezeichnung  an,  so  haben  wir  bis 
O^tzt  bemerkt: 

_)  =  (-!)-       II)(-)  =  (-l)»; 


q  /        ^  '    \q 

q/\p' 


■")  (^)  ii)  -  (- »' 


wobei  p  and  q  positive  ungerade  Primzahlen  bedeuten. 

Diese  drei  Formeln  drücken  das  quadratische  Beciprocitätsgesetz  aus. 

In  den  zunächst  folgenden  fünf  Abschnitten  werden  wir  nun  den  Be» 
weis  hauptsächlich  für  Formel  III)  erbringen  und  in  einem  besondem  Oapitolf 


1)  Ä  Paris  cbes  Doprat.    An  VI  (1798). 
f)  DhqaiB.  Aritbm.  Art.  161,  296,  297  und  Ad^tam^üW 


174  Historisoll -literarische  Abtheilnng. 

S.  227,  ;,die  Ergänzungssätze  des  quadratischen  Beciprocitätsgesetzes'^,  wie 
die  durch  Formel  I)  und  11)  ausgedrückten  Gesetze  heissen,  darthun. 

Ehe  wir  dazu  übergehen,  haben  wir  noch  eine  von  Jacobi^)  an- 
gegebene Verallgemeinerung  des  Legendr  ersehen  Symbols  zu  erwähnen, 
weil  dieselbe  ftlr  das  Rechnen  mit  jenem  Symbol  von  grosser  Wichtigkeit 

ist.  Während  nämlich  Legendre  voraussetzt,  dass  in  ( — j  q  eine  un- 
gerade positive  Primzahl  und  a  eine  zu  derselben  relative  Primzahl  ist, 
lässtJacobi  für  g  =  5  auch  zusammengesetzte  Zahlen  zu.    In  (-^j  werden 

a  und  b  nur  relativ  prim  vorausgesetzt,  die  nicht  zugleich  negativ  sind  und 
von  denen  die  letztere  ungerade  ist.  Diese  verallgemeinerten  Legendre- 
schen Symbole  werden  von  Jacobi  durch  die  Formeln 

i—Hmy-  (^)-(f)'  (^)=(i)(f)- 

definirt,  worin  j7,  g,  r,  ...  absolute  Primzahlen,  welche  verschieden,  aber 
auch  theilweise  oder  sämmtlich  gleich  sein  können,  bedeuten. 


IL  CapiteL 

Gauss*  Beweis  durch  vollständige  Indnotion*)  in  der  von  Diriohlet') 

gegebenen  Form  dargestellt. 

1. 

Gauss  unterscheidet  bei  seinem  ersten  Beweise,  ebenso  wie  Legendre, 
acht  verschiedene  Fälle,  je  nach  der  verschiedenen  Natur  der  in  Frage  kom- 
menden Primzahlen ,  so  dass  der  eigentliche  Beweis  in  acht  Beweise  zerflUlt. 
Die  acht  Einzelfälle  sind: 

1.  Ist  g  =  4n  +  l,  j?  =  4n  +  l  und  /~j  =  l,  so  ist  zu  beweisen, 
dass(X)  =  l; 

2.  ist  g  =  4n+l,  |)  =  4w  +  3  und  (— j=l,  so  ist  zu  beweisen, 
dass(l)=l; 

3.  ist  ^  =  4n  +  l,  p  =  4n  +  l  und  (— j  =  — 1,  so  ist  zu  beweisen, 


dass 

P 


(i)-'-. 


1)  Grelle  J.  XXX,  S.  170. 
9)  Diaquie.  Arithm.  Art.  1S5  —144. 
S)  Dirichlet,  Grelle  J.  XL^O,  ^.1«^. 


üeber  das  quadratische  Reoiprocitfttsgesetz.  175 


dass 

P 


4.  ist  g  =  4n  +  li  i>  =  4n  +  3  und  (  —  1  =  — 1,  so  ist  zu  beweisen, 

5.  ist  g  =  4n  +  3,  p  =  4n  +  3  und  (— jasal,  so  ist  zu  beweisen, 
dass(j)  =  -l; 

6.  ist  q=sAn  +  3j  p  =  4n  +  l  und  (  — )  =  1,   so  ist  zu  beweisen, 
da88(j)  =  l; 

7.  ist  g  =  4n  +  3,  jp  =  4n  +  3  und  ( — )  =  —  1,  so   ist  zu  beweisen, 
dass  (1)  =  1, 

8.  ist  g  =  4n  +  3,  jp  =  4n  +  l  und  (  — )  =  — 1,  so  ist  zu   beweisen, 

Diese  acht  einzebien  Sätze  machen  also  das  Beciprocitätsgesetz^)  voll- 
ständig aus;  sie  lassen  sich  nun  zunächst  in  die  folgenden  drei  zusammen- 
ziehen : 

I.  Ist  g  =  4n+l  und  (  — J=l,      so  ist  zu  zeigen ,  dass  (— )=      1; 
IL    „   g  =  4n  +  l    „     (|)==-li  ,.    n    »       n  „     (f)="^5 

=  4n  +  3    „    (|)  =  1,      n    M    ,,      n  „     (f)  =  (-l)^. 

Im   Falle  III    ist    «=  +  /'•      ^^^  nämlich   (— j  =  — 1,    so   folgt  aus 

(^]  =  p  *    tnodg     (— j  =  +  l,  so  dass  der  Fall   (— j=--l  einer  wei- 
teren Untersuchung  nicht  bedarf. 

Fassen  yrir  noch  den  I.  und  III.  Fall  zusammen ,  so  reducirt  sich  unser 
Beweis  darauf,  zu  zeigen,  dass,  wenn 

I.  «  =  4«  +  l,  4n+3  und  (|)  =  1,       (■f-)  =  (-l) 
n.  3  =  4«  +  l  „     (|) 1,    (■^)  =  -li8t 

p  repräsentirt  dabei  eine  beliebige  ungerade  positive  Primzahl,  a  eine 
beliebige  ungerade  positive  oder  negative  Primzahl. 

Im  Folgenden  setzen  wir  nun,  was  immer  geschehen  darf,  q>p  vor- 
aus und  nehmen  an,  das  Oesetz  gälte  für  alle  Primzahlen  kleiner  als  q  and 


III. 


0—1    9—1 

— —    —■    •       I 

^        ^     und 


1)  Das  Wort  „quadratisch**  soll  vor  Beet,  li(idi\2CQi»V>*^j»c»et^€^äk^«^^ 
gelaeaen  werden,  wenn  nicht  die  DeuUidbkeit  dBxxiii\«t  \eAdA\K 


;ememschamichen  Theüer. 

2. 


Ist  f  — j  =  +  l,  80  ißt  zu  zeigen,  dass  (— j  =  (— 1)  *       *    ist    Aus 

der  Voraussetzung  folgt,  dass  die  Congruenz  a?  =  amodq  lösbar  ist.     Be- 
zeichnet man  die  gerade  Wurzel  derselben  mit  e  (e<g),  so  ist  also 

1)  i^^a  +  fq. 

f  ist  hierin  eine  von  Null  verschiedene  ganze  Zahl,  weil  im  andern 
Falle  « =  e*  =  4e'  wäre ;  femer  positiv,  weil  sonst  a  =+p  und  p-^e^^q 
wäre,  was  gegen  die  Voraussetzung  q>p  streitet;  und  ungerade,  weil 
fq=^f?~^a  ungerade  ist.  Femer  ist  /*^9'1,  denn  e  und  p  sind  kleinei^; 
als  g'  — 1|  woraus  qfK.q^q  —  '^  nnd  /*<g  — 1  folgt.  Nun  sind  in  Gleich^ 
ung  1)  zwei  Fälle  möglich. 

1.  e  und  f  sind  relativ  prim  zu  a.     Aus  e^  =  fqmoda  ergie 

sich,  dass  (— j  =  l  oder  |— j  =  (— j»  während  aus  e^  =  amodf  {•j)'=^ 
folgt     Mithin  ist 

(l)=(^)-(7)<->'^'"='-"^" 

da  nach  unserer  Voraussetzung  das  Gesetz  für  alle  Primzahlen  ^q  gmSlt. 

Da  nun  e  =  fMod2,  so  ist 

—  «  =  qfmodA 
oder 

-(«+l)  =  g/--l=g-l+/--l  modA 


und 


— j—  =  —9—  •    p       iß*   ^^^    ^fts  Product  zweier  aufeinander  folgen 
Zahlen,  folglich  gerade,  woraus 

"2 2"="^ 2"  *^^ 

resultirt,  was  zu  beweisen  war. 

2.  ^  und  e  sind  durch  a  theilbar.     Ist  f^=uq>  und  0  =  a€, 
wird 

2)  a^^l  +  fpq, 

worin  «  und  g  relativ  prim  sind.     Zunächst  ist  nun  |— jcsl  und 
^ •  •=  —  g>(7  moda  folgt  (  —  j  =  ( j »   so  dass  mit  Benutzung  unserer 


« 


/ 


_  <         ^14 


üeber  das  quadratische  Reoiprocitfttsgesetz.  175 


dass 

P 


4.  ist  g  =  4n  +  li  i>  =  4n+3  und  f--j  =  — 1,  so  ist  zu  beweisen, 

(f)=-'^ 

5.  ist  g  =  4n  +  3,  p  =  4n  +  3  und  (— J  =  l,  so  ist  zu  beweisen, 

6.  ist  g  =  4n  +  3,  p  =  4n  +  l  und  (--j=l,  so  ist  zu  beweisen, 

7.  ist  g  =  4n  +  3,  jp  =  4n  +  3  und  f— j  =  — 1,   so   ist  zu  beweisen, 

8.  ist  g  =  4n  +  3,  2)==4n+l  und  (— j  =  — 1,  so  ist  zu  beweisen. 


daa8(l)  — 1. 


Diese  acht  einzelnen  Sätze  machen  also  das  Beciprocitätsgesetz^)  voU- 
^^<3ig  aus;  sie  lassen  sich  nun  zunächst  in  die  folgenden  drei  zusammen- 
gehen: 

*•     Ist  g  =  4n+l  und  (  — J  =  l,      so  ist  zu  zeigen,  dass  (— )=      1; 
n-      „  3  =  4n+l    „     (|) 1,  „    „    „      „  „    (j) 1; 

nt.     „   gr  =  4n+3    „    (|)  =  1,      .,   „    ,.      »         „    (f  )  =  (-!)"• 

Im  Falle  III    ist    a=  +  p.      Ist  nämlich   f— j  =  — 1,    so   folgt  aus 

^"^^  )  =  P  *    modq     (— j  =  +  l,   so  dass  der  Fall   (— j  =  — 1  einer  wei- 


te 
B 


^Q  Untersuchung  nicht  bedarf. 

Fassen  yrir  noch  den  I.  und  LEI.  Fall  zusammen,  so  reducirt  sich  unser 
"^eis  darauf,  zu  zeigen,  dass,  wenn 


«—1  9—] 

*     und 


L  g  =  4f.  +  l,  An+d  und  (^)  =  1,       (7)  =  (-l)  *    ' 
n.g  =  4n+l  „    (|) 1,   (i-) list 

p  reprSsentirt  dabei  eine  beliebige  ungerade  positive  Primzahl,  o  eine 
^^:3liebige  ungerade  positive  oder  negative  Primzahl. 

Im  Folgenden  setzen  wir  nun,  was  immer  geschehen  darf,  q>p  vor- 
■"Xis  und  nehmen  an,  das  Oesetz  gälte  fUr  alle  Primzahlen  kleiner  als  q  and 

1)  Das  Wort  ^goadratisch**  soU  vor  Best,  l^iclittQftt^  BAd^xQci^^%2MK^iL  V»Nr 
werden,  wenn  nicht  die  Deutlichkeit  daruntex  \Q\!i^\K 


178  ^    Historisch -literarische  AbüieiluDg. 

^^  1.2...(2m+l)  " 

eine  ganze  Zahl  sein.    Nun  ist  aber 

(2m  +  l)!  =  [(m  +  l)-m].[(t»  +  l)-.(m-l)]....[(m  +  l)-l] 
X[(m+l)-0].[(t»  +  l)  +  m]....[(m  +  l)  +  l] 
=  (m  +  l)[(t»  +  l)«-in«]....[(in+l)«-l]. 

Setzt  man  diesen  Werth  in  3)  ein,  so  würde  sich  ergeben,  dass 

1      ^       q  —  V  q  —  w? 

X?=  r-r  • .    ^vo *  •     •  •  ^ 


m  +  1    (t»  +  l)«-l  (w  +  l)«-!»« 

eine  ganze  Zahl  sein  müsste. 

Nimmt  man  nun  für  m  die  grösste  ganze  Zahl  unterhalb  ^q  an,  so 
dass  unsere  Voraussetzung  2m  +  \<,q  bestehen  bleibt,  so  folgt,  da  (m + 1)'<  9, 
dass  ß  ein  echter  Bruch  ist.  Die  Voraussetzung  über  den  Bestcharakter  yon  q 
ist  daher  falsch  und  man  kommt  zu  dem  Besultat:  Ist  q  eine  Primzahl  yon 
der  Form  Sfi  +  li  so  giebt  es  unterhalb  2^  +1-)  &l80  unterhalb  q  min- 
destens eine  ungerade  Primzahl  p\  von  der  q  quadratischer  Nichtrest  ist. 

4. 

Es  giebt  also  für  jede  ungerade  Primzahl  $c=4fi  +  l  eine  ungerade 

Primzahl  p'<,qy  so  dass  (->]  =  — 1  ist.     Nun  muss  aber  auch  (— j  =  — ,1 

sein;    denn   wäre   (~j  =  -)~l9    so   hätte   man  nach  dem  Vorhergehenden 

/q\  CJzl.lziJ  ,  • 

(■=>I  =  (— 1)  *       *    =  +  1.     Für  p'  und  q  gilt  also  das  Beciprocitftts- 

gesetz. 

Es  war  darzuthun,  dass  (— j  =  — J  ist.     Da  aber  (-7)  =  — 1  ist,  so 

kann  die  Aufgabe  dahin  modificirt  werden:  nachzuweisen,  dass 

\pp/ 
wird.     Nach  Voraussetzung  ist  (— j  =  — 1,  folglich  ( j  =  +  l,   d.  h.: 

die  Congruenz  a^^pp'  modq  ist  lösbar.    Bezeichnet  man  die  gerade  Wurzel 
mit  0«(7),  so  ist 

4)  e*=:pp  +  fq, 

wobei  f  eine  ungerade  ganze  Zahl,  kleiner  als  q   repräsentirt.     Man  hat 
nun  zu  unterscheiden: 

1.  e  und  f  sind  weder  durch  j>,  noch  durch  p'  theilbar.  Dann 
ist  ^  =  pp'  modf,    mithin   (^jcsl,  und  femer  e^^qfmodpp\  mithin 

f-^)=rl  oder  (-^)  =  {-^y  ao  Asa»  %\0i  «t^^\» 


üeber  das  quadratische  Reciprocitötsgesetz.  179 

I>a    aber  e  =  0mod2  und  ausserdem  g=lmod4,  so  ist 

f=—ppmod4t^   mithin   — g-'^^^^^o —  —  ""^ — '^ —  tnodZ. 

Die   rechte  Seite  der  vorstehenden  Congruenz  ist  aber  das  Product  zweier 
aufeinander  folgender  Zahlen,  also  gerade,  so  dass 

resxdtirt.  w.  z.  b.  w.  ^^^^ 

2.  e  und  f  sind  durch  p'j  nicht  aber  durch  p  theilbar.  Setzt 
man  es=iip\  f=g>p\  so  wird  €^i>'=p  +  ä'9>,  worin  tp  relativ  prim  zu  jp, 
p'  und  q  ist.     Wir  erhalten  somit 

(^)=e-f )-  -^  (f)={f)(f)- 

Da  femer  i*pp=^p*+pqg>,   so  ist  (^^?^)^lj    also   (i?)  =  (-^V 
so  dass 


W/     wA  9>  Aj>/Vi)'  j 


^I>  ergiebt.     Man  erhält  so  mit  Bttcksicht  aof  unsere  Voranssetxang: 

^)  =  (-l)    *       »   "*■  «       »   "^   »  . 

N'un   ist  aber  in  i*p'^p  +  Q(p   e  gerade  wegen  e  =  0  mod2j  folglich  tp  = 
I>  iNod4.    Demgemäss  wird 


_     ^  P  +  1  i>'-l  ,.,^9 


^^    ^aas  ( — /|  =  +  1  wird,  w.  z.  b.  w. 
\ppj 

3.  Der  Fall,  dass  e  und  /"durch  jp,  nicht  aber  durch|)'  theil- 
^^x*  ist,  ist  dem  vorigen  durchaus  analog. 

4.  e  und  /^  sind  durch i?  und  j?' theilbar.    Ist  e=Bpp\  f=(ppp\ 
so   irird  , 

(«i)p')*=i)p  +  «g>i>jp  und  €*pi>'=l+g9), 

^orin  9  relativ  prim  ist  zu  py  p'  und  g. 

Daraus  folgt  zunächst  (^^^  j  ==  + 1  oder  T-^,  j  =  (^  j  •  Da : 

(^)=.l  ist.  so  ergiebt  sich  (X,)  =, (=^)(£L) ,  y,^ 
4«öi  Beeuliat  ftihrt:  .  «+i  m'-i 


180  Historisch -literarische  Abtheilung. 

da  9,  j7,  ^  sämmtlich  kleiner  als  g  sind  und  somit  unsere  allgemeine  Vor- 
aussetzung Platz  greift.     Nun  ist  aber  e  gerade  und  g=l  moi\^  folglich 

g)  =  — linöel4  oder      ^     =0mod2,  so  dass 

sich  ergiebt.     Damit  ist  auch  der  zweite  Theil  des  Beweises  erledigt 

Es  ist  aber  das  Gesetz  für  p  und  q  nur  unter  der  Voraussetsung  be- 
wiesen, dass  es  zwei  Primzahlen  giebt,  kleiner  als  die  grOsste  jener  beiden, 
für  welche  das  Gesetz  schon  Giltigkeit  hat,  und  dass,  wenn  das  Beciprod- 
tätsgesetz  fdr  Primzahlen  gilt,  dann  auch  das  entsprechende  G^etz  fCLr  ver- 
allgemeinerte Restcharakteristiken  gilt. 

Was  den  ersten  Theil  der  Voraussetzung  betrifft,  so  erledigt  sich  der- 
selbe dadurch,  dass  die  beiden  kleinsten  ungeraden  Primzahlen  3  und  5 
dem  Euler*schen  Gesetze  gehorchen.  In  Bezug  aaf  den  zweiten  Theil  der 
Voraussetzung  sei  Folgendes  bemerkt.^) 

Sind  in  ( -rr  j  P  und  Q  positive  zusammengesetzte  ungerade  Zahlen  ohne 

gemeinsamen  Theiler  und  zerlegt  man  P  und  Q  in  ihre  Prim£EU)toren 

Pt      *9  r\  tu 

so  wird  sem 

(f)ö)=mf)(f)' 

wo  jedes  p  mit  jedem  q  zu  combiniren  ist. 

Nimmt  man  nun  an ,  das  quadratische  Reciprocitätsgesetz  gälte  fCLr  alle 
p  und  ^,  so  erhält  man 

(f)(l)=n<-«--^-  (-«^c-'^). 

wo  das  Summenzeichen  alle  Combinationen  von  p  und  g  amfasst,  so  dass 

ivird      A.US 

B  =  JIr=nK*--l)  +  l}  =  l  +  2;(r-l)«wd4, 

r  nngerade  Toraasgesetzt,  ergiebt  sich  aber,  dass  • 

und  2 
gleichartige  Zahlen  sind.     Aus  demselben  Grunde  erhalten  wir 

80  dass  /P\ /0\  '-'  ^.=1 

(5)(l)  =  <-'~  ■■ 

Die  gemachte  Voraussetsung  ist  also  zulässig,  folglich  gilt  das 
Beciprocitätageaetz  in  voller  AUgemomYi^it, 

1)  Gbubb,  DUq.  Ar.  Art  tW  und  DixuiVil^l^  ^t^W^  ^.1ÄN\^^^,\», 


-^  und  ^^ 


TJeber  das  quadratische  Beciprocitfttsgesetz.  181 


m.  OapiteL 
Beweise  durch  Bednction. 

L  Gauss' ^)  dritter  Beweis. 

1. 

o  — 1 

Bezeichnet  q  eine  positive  Primzahl,   so  ist  1,  2,  •••  ein  voll- 

Sjstem  incongmenter  positiver  absolut  kleinster  Beste  Module  q ;  wäh- 
rend, a  relativ  prim  zu  q  vorausgesetzt,  a,  2a,  •••  -  ^    a  nur      ^      in- 

eongmente,  nicht  aber  nothwendig  positive  absolut  kleinste  Beste  Module  ^ 
liefert  Sind  in  dieser  letzteren  Beihe  p^,  ...  qx  positive  absolut  kleinste, 
—  ^1  •••  ~  ^^  negative  absolut  kleinste  Beste  Module  q,  so  erhellt  zunftchst, 
class  die   q   und   die   a  sttmmtlich  von  einander  und  von  Null  verschieden 

und,  also  abgesehen  von  der  Beihenfolge  Module  q  den  Zahlen  1,  ...     ^ 

eoogment  sind. 

Wftren  nämlich  zwei  Beste  ta  modq  und  sa  modq  einander  gleich,  so 

'otlsste  sein  /.       n        r^       , 

{t—s)a  =  0  modq 

^^r,  wenn  man  vom  Vorzeichen  der  a  absieht, 

{t+is)a=0  modq^ 

^^^   beides  nicht  möglich  ist,  da  t  und  s  von  einander  verschieden  und 
^^iiier  als  ^  sind.     Man  erhält  somit 

a  «     1.2  ''^^={r-lfnQ  na  modq  oder  a"^  =  (-)  =  (- 1)**  mod^ 

"^^Qae  Formel  gilt  für  jedes  zu  q  relativ  prime  a,  also  auch  für  eine  von  q 
^^l^chiedene  Primzahl  p,  so  dass  sich  das  Besultat  findet:    Sind  p  und  q 

i  positive  ungerade  Primzahlen,  so  ist  f  ^js=(— 1)'*,  wenn  ^  die  An- 

^  "^  1 
der   negativen    absolut   kleinsten  Beste   in  p,  2p,  ...      ^    p  modq 

^^«deutei 

2. 
Um  die  in  dem  vorstehenden  Lemma  gefundene  Zahl  ^  weiter  zu  unter- 

^<^Iieii,  wendet  Gauss  die  Bezeichnung  1  ~     als  grOsste  in  —  enthaltene 

S^>U6  Zahl  an  und  findet 


r= 


IJ  Camm.  8oe.  Gott  Vol.  XVI  8.  69,  1808,  Jan.\b  od«  Qt%u%%^^«aÄT 


184  Historisch -literarische  Abtheilong, 

und  bezeichnet  man  mit  {$)rx  die  Anzahl  der  s^  welche  Modnlo  jp  positiven 
absolut  kleinsten,  Modnlo  q  aber  negativen  absolut  kleinsten  Besten  con- 
gruent  sind,  femer  mit  {ijRr  die  Anzahl  der  5,  welche  Module  i>  negativen 
absolut  kleinsten,   Module  q  aber  positiven  absolut  kleinsten  Besten  con-^ 
gruent  sind,  so  ergiebt  sich  zun&chst 

1)  («)iIr=(-S)ril, 

wobei  das  Zeichen  (S)  in  Bezug  auf  8  dieselbe  Bedeutung  hat,  wie  {s)  ^ 
Bezug  auf  s.    Nach  dem  oben  abgeleiteten  Satze  ist  aber  femer 

2)  {s)rR  +  {S)rR  =  ^^  -^'^ 


2 


Gauss  betrachtet  nun  die  Reihe 

i±i  g  +  3 

2     '  2 


«-1. 


2  +  ^^'  ...  22-1, 

—2—«  +  — 2-'      —       — 2-«-»- 

n  —  1       n  —  1 

Die  Anzahl  der  Glieder  ist  ^--^ —  •  -^-^ —  und  es  sind  s&nmtliche  Zahlen  s, 
die  Module  q  negativen  absolut  kleinsten  Besten  congruent  sind,  demi  ^e 
nächste  Horizontalreihe  würde  mit  — jz —  beginnen.  Gauss  trennt  J^^^ 
^-^ ^ —  Zahlen  in  3  Classen. 

1.  In  die  erste  nimmt  er  die,  welche  Module  p  positiven  abßol^t 
kleinsten  Besten  congruent  sind;  ihre  Anzahl  ist  {s)rR. 

2.  In  die  zweite  nimmt  er  die,  welche  Module  p  negativen  absolut 
kleinsten  Besten  congruent  sind;  ihre  Anzahl  ist  {8)rr. 

3.  Die  übrig  bleibenden  haben  die  Form  jprg  =  JB^  twodg.  Bezeicli**^^ 
man  daher  den  zum  Beste  p  und  zum  Modul  q  gehörigen  ^^' 
ponenten  mit  v,  so  erhält  man  durch  diese  Eintheilung 

3)  {s)rR  +  (shn  +  V  =  ^ .  -^. 


Auf  ganz  analoge  Weise  folgt  aus  der  Betrachtung  des  Sjstemes: 

p  — 1, 


1>  +  1  j>+3 

2     '  2 


^  lP+1  _  ,  .P  +  S  „       , 

p-\ — g— .  jpH — g— .         ••.       ^p—l. 


TJeber  das  quadratische  Bedprocitfttsgesetz.  183 


%(P-i) 


oder  ^ " 

Damit  ist  aber  das  Reciprocitätsgesetz  bewiesen. 

n.  Gauss'  fünfter  Beweis.*) 

1. 
In  der  Reihe  der  Zahlen 

I)  1,  2,   ...  pq  —  l, 

worin  p  und  q>p  zwei  von  einander  versohiedene  positive  ungerade  Prim- 
zahlen bedeuten  mögen,  sind  q  und  nur  q  Zahlen,  die  Modulo  p  einem 
positiven  absolut  kleinsten  Reste  fp  congruent  sind,  n&mlich 

II)  ^Pi   rp+p,   ...    r^  +  te— l)i>. 

Diese  Reihe  stellt  ein  vollständiges  Restsjstem  Modulo  q  dar,  denn  es  ist 
offenbar  die  Differenz  zweier  Glieder  dieser  Reihe  nicht  durch  q  theilbar. 
Von  den  q  Gliedern  der  Reihe  11)  ergeben  nun,  wenn  man  sie  Modulo  q 

in  drei  Theile  spaltet,      ^      Glieder  positive  absolut  kleinste  Reste  und 

— ^  Glieder  negative  absolut  kleinste  Reste;  die  restirenden  sind  Vielfache 

von  q.    Man  erhält  dadurch  den  Satz: 

«1—1    fi     1 
In  der  Reihe  1,  2,  ...  pq^l   giebt  es      ^    *    o      Zahlen,  welche 

Modulo  p  und  Modulo  q  positiven  absolut  kleinsten  Resten  congruent  sind, 

und  ebenfalls  ^  •  ^  Zahlen ,  welche  Modulo  i?  positiven  absolut  klein- 
sten, Modulo  q  aber  negativen  absolut  kleinsten  Resten  congruent  sind. 


2. 


Setzt  man  zur  Abkürzung: 


s=l,^,.«. — ^ — >     ö   =» — 2 — •...|>g— 1, 
rp=l,J,.-. — 2 — >     iCp^ — g — •  •••    p  — 1, 


i;  CoAUD.  Soo.  Gfot^  XYI  S.  $9,  1818,  ¥€^t.  \0  cid«  Qt%'^%i^ 


186  Historisch  -  literarische  Abtheilang. 

|~j  =r  (»ly*  eine  Zahl,  welche  (wiederum  von  einem  geraden  Snirnnanden 
abgesehen)  gleich  ist  der  Anzahl  der  Gitterpunkte  innerhalb  OBCD,  wenn 

/y  —  1 

noch  OB  =  ^^T —  ist.     Mithin  ist  fi  +  v  Module  2  congment   der  Aniahl 

der  Oitterpunkte  innerhalb  OÄBC;  denn  es  treten  keine  Punkte  doppelt  auf, 
da  diese,  wie  sofort  evident,  auf  der  Geraden  selbst  liegen  müssten,  was  nicht 
möglich  ist.     Die  Anzahl  jener  Gitterpunkte  ist  aber,  wie  die  Anschauung 

lehrt,   gleich   — ^ — — s — »  womit  unser  Gesetz  abermals  seinen  Beweis 

gefunden  hat. 

IV.    Beweis  von  Genocchi.^) 

Genügen  p   und   q  wiederum   den  oft  angegebenen  Bedingungen  und 
setzt  man  zur  Abkürzung: 


1) 


(  PQ 


2  1^2 

u==hg-hp  I  g^l 

v  =  hq  +  kp-r      \*^  '  2 
ist  femer  h'  diejenige  ganze  positive  Zahl,  ftir  welche 

2)  hg  =^  ip  +  h'   oder   ip<Äg<^ 

wird,  dann  wird 

3)  kp<hq   für  Ä  =  l,  2,  ...i, 

so  dass  für  einen  vorgegebenen  Werth  h  der  Ausdruck  u,  wenn  darin  k 
alle  möglichen  ganzzahligen  positiven  Werthe  annimmt,  t  aber  auch  nur 
i  positive  Werthe  hat.  Das  Nullwerden  von  u  ist  ausgeschlossen ,  was  un- 
mittelbar aus  der  Definition  dafür  folgt.     Mit  Hilfe  von  2)   ergiebt  sidi 

^®"'®'^'  hq  +  kp  =  {i  +  k)p  +  h\ 

,   .  ,  ..  .      1                P9  — 1          ^*~1    .  P  —  1. 
woraus,  wenn  man  berücksichtigt,  dass  r  =  — ^ —  =  p — s 1 o —  wt, 

sich  ableitet 
hq  +  kp>r  für   ^  =  lzl-i  +  l,     lzl«i  +  2,   ...   1^ 

/y  —  1 
und  für   ä  = -^-^ i, 

wenn  in   diesem  Falle  ausserdem   noch  ä'> — ^ —  ist.     Denn   — ^ 1 

kann  nicht  Null  werden,  weil  sonst  hq'^r  sein  müsste,  was  nicht  mög- 
lich ist.     Also  wird 

V,  wenn  k  die  ganzen  Zahlen  1,2,   ...   — ^ —  durchl&nft, 

t  positive  Werthe  annehmen,  wenn  h'^^  und 

1  +  1,  wenn  ä'>^i 


1)  M^m.  oourr.  et  m6m.  dea  ä«v.  6tc«kSi%.  TSi^  ^  VWi, 


üeber  das  quadratische  Beciprocittttsgesetz.  Id7 

Anz.j^  pos.  V  =»  Anz.jt  pos.  u^),         ä'<  -^  i 

Anz.it  pos.  V  =  Anz.jt  pos.  u  +  1 ,     A'  >  ^* 

«  — - 1 
Lttsst  man  nun  h  die  Werthe  von  1  bis  — ^> —  durchlaufen ,  und  bezeichnet 

man  mit  fi  die  Anzahl  der  Beste  hq,  welche  Modtdo  p  grösser  als*^  sind, 
so  ist  also 

4)  fi  =  Am, h,k  pos.  V  ~  Anz.k,k  pos.  u  mod2. 

Ist  analog  Anz.  po8.t«'=  Anzahl  der  positiven  {kp  —  hq)  und  v  die  Anzahl 
der  Reste  kp ,  welche  Module  q  negative  absolut  kleinste  sind ,  so  ist  ebenso 

5)  V  =  Anz.A,  k  poß.  V  —  Anz.A,ik  pos.  u'  twod  2 , 
woraus,  wenn  man  die  Werthe  für  u  und  u   einsetzt,  sich  ergiebt: 

Anz.Ä^  k  pos.  {hq  —  kp)  —  Anz.A,  k  pos.  (Äjp  —  Ä  ^)  =  ^  +  v  mod  2 ,  q.  e.  d. 


V.    Beweis  von  Stern.*) 

1. 
Sind  p  und  q   wie  bisher   zwei  ungerade  positive  Primzahlen,    so  gilt 
die  Congruenz:  . 

1)  1  .2  ...  ^^  =  (-!)- 2.  4  ...  p-^lmodp, 

wenn   u  die  Anzahl  der   ungeraden  Zahlen  in  der  Reihe   1 ,  . . .  ^—^z —  ist. 
Danach  wird 

2)  u  =  ^, 

wenn  e  gleich  1  oder  —  1  ist,  je  nachdem  p  die  Form  4n+  1  oder  4w  —  1 

hat.     Ebenso  wird 

1  P"'  1 

q.2q  ...  ^-^ — q  =  q   '^    1   ...       o     ={"  1)*"' »2.4  ...  p^lmodp, 

wenn  u^  die  Anzahl  der  positiven  ungeraden  Reste  Module  p  in  der  Reihe 
q,  2qy   ...   ^—^ —  •  q  repräsentirt,  oder 

q  2    .1.2 ^-g— =  ^  2   (-i)«2.4 p-lwodi?, 

woraus  .    , 


folgt     Daher  ergiebt  sich 

j> (f)(i) ='-"*- 


—  « 


—  If  —  V 


1)  Die  Bezeichnung  Anz.tp0B.  v  ist  nach  Schering  gew&hlt  und  ist  bu  lesen: 
Anzahl  der  positiven  Werthe  von  v  bei  variabelem  k, 

2)  GOttinger  Nachrichten  1870,  8.  287.    DieMt  Be«^  Ssi^»  xas^  %^»&  ^ssct««i^ 
Er  ist  ^JeJcliiroliJ  eingereiht  der  YdlstAiidigkeit  Yisl\>«T  ^qbA  ^^  V^^^Ra. 

ßraobtbrmgender  Gedanke  liegt 


188  Historisch -literarische  Ahtheiloiig. 

wenn  v  und  t;,  in  Bezug  auf  q  dieselbe  Bedeutung  haben,  wie  u  und  u 
in  Bezug  auf  jp.  Mit  Bücksicht  auf  2)  hat  man  daher,  um  das  Reciprocitftts 
gesetz  darzuthun,  zu  zeigen,  dass 

Ui  +  Vj  =  — j —  H 2 —  ♦'•^  ^>  wenn  p  und  q  gleichförmige  Zahlen^ 

4)  {  odjar 

U|  +  Vj  =  — 2 —  *^^  2 ,  wenn  p  und  ^  ungleichförmige  Zahlen  sind. 

Ist  femer  u   resp.  v    die  Anzahl  der  geraden  positiven  Beste  in 
resp.  . 

so  ist  zunächst  ti,  +  w'= — ^ — *    Vj  +  v=  —^ —   oder  (w,  + v,) +  (h'-1 —      ^z, 

~     2     ^     2 

Setzt  man  nun  zur  Abkürzung 

5)  U  =  u^  +  v^,     G=  w'+  v\ 

so  hat  man,   um  das  Beciprocitätsgesetz  darzuthun,   mit  Rücksiebt  auf       4; 
zu  zeigen,  dass 

U  —  G^  =  0  modAy  wenn  p  und  ^  gleichförmige  Zahlen, 

U  —G  =i  1  modAf  wenn  p  und  -^  ungleichförmige  Zahlen  sind, 
oder  dass 

6)  I7-ö=^^mod4«) 
wird. 

2. 

Um  die  Formel  U  —  G -= -—^  mod2   zu  verificiren,   bemerkt  St&    ^^ 

zunttchst,  dass  nicht  derselbe  Best  r  zugleich  in  xq  modp  und  yp  tno^^^ 
vorkommen  kann.  W&re  nämlich  gleichzeitig  aq=^gp-\-r  und  ap^^gq^r — '^' 
so  müsste 

sein.     Nun   ist   aber  a<i-^^  folglich  /<|->   so  dass,   da  auch  a  <l  i«^^^ 
a+^'<P  wird. 

Mit   Bücksicht  auf  die  Eigenschaften   von  p  und   v   ^olgt  daher  di^^ 
Unmöglichkeit  der  Gleichung  7)  und  die  Bichtigkeit  der  obigen  Bemerkung 

1)  Zwei  Zahlen  heisseu  gleichförmig,  wenn  sie  beide  von  der  Form  4n+^    ^L 
oder  4n  +  3  sind,  ungleichförmig,  wenn  die  eine  von  der  Form  4n-f-l»  die  ändert 
von  der  Form  4fi  +  8  ist. 

2)  Stern  erbringt  im  Folgenden  nut  dcü'^w^J«!^^  öjmäXJ— Qt^^^^Mid 
ist.     Hierauf  wurde  ich  zuerat  darchHetni  Vxo^,^^\i^x\ii%%sÄm«eiMWBk 


so 


üeber  das  quadratische  Beciprocitätsgesetz.  189 

Xidfaoht  man  nun  die  Voraussetzung  q^p  und  setzt  man 
8)  aq:=^gp  +  r,    a<|i    r<p, 


n^'ci.fis  ^  < — 5 —  sein.    Wäre  nämlich  g  =  — 5 — »  so  wäre,  da  a  für  dieses 

1      •  «    P — 1      .    ,  P — 1  ^—1  Q  —  P 

g  Sl^3.ch  — 5 —  wird,  r  =  — ^ —  q  —  -^-^ —  p  =  —  ^-^^ — »  also  negativ,  was 

nicH^    eintreten  soll.    Es  ist  also  g<C — s —     Gleichung  7)  kann  aber  auch 

gOBol^Tieben  werden: 

{9  +  l)p==aq  +  {p-r) 
oder 

9)  hp==aq  +  r\     6  =  ^  +  l<|>     r^p  —  r<Cq. 

A.118    7)  und  9)  resultirt  aber: 

Setzt  man  qK^  p  voraus  ^  so  enthalten  die  beiden  Restsysteme  xq  modp 
'^Äcl    yp  mod  q  sämmtliche  Zahlen  p  —  1 ,  jedes   davon   die  Hälfte.  —  Die 

Ajizahl  der  Reste  in  gpmodq  ist  — 3 — »  so  dass  in  dieser  Reihe  — 5 — 

grösser  als  p  vorkommen.     Sind  hierunter  O'  gerade  und   U'  un- 
,  so  ist  also 

*Bi^er  ist,  wie  sofort  evident: 


Zorans 


^^Igt 


6  =  ^  +  0',     U^^+U\ 


U^0=  U'+G'=^-j^mod2 


VI.    Beweis  von  Zeller.^) 

l. 
Nach  dem  Gauss'schen  Lemma  ist  ( ~ )( — )  =  (— 1)'*'*"%  wenn  (i  resp.  v 
^«  Anzahl  der  negativen  absolut  kleinsten  Reste  in 

2)  P,  2p,  ...  l-^pmodq 

^^anien. 

p— -1  «"PI 

Setzt  man  p^q  voraus,  so  kommen  die 

Entweder  in  Reihe  1)  oder  in  Reihe  2),  nie  ah 
i)  MoDmiBbmr.  der  BerL  Ak,  1872 »  8.  aii. 


190  Historisch -liieraris^e  Abtheilimg. 

vor.     Denn  ist  hq^  r  moäp^   so  gilt  die  Oleicbung  hq  —  kp  t=  r^  woraus 

nach  der  Voraussetzung  p^g  folgt ,   dass  k -  eine  ganze  positive  Zahl  ist. 

Daraus  ergiebt  sich 

Ä!  j?  =  —  r  mod  q ; 
mithin  erhalten  wir 

f4  +  v  =  — 2 \'zmod2, 

wo   T    die  Anzahl  der  negativen  absolut  kleinsten  Beste  in   2)    bedeutet, 

p 
welche  grösser  als  ^  sind. 

2. 

Ist  nun 

kp^-rmodq   (ä<^^   ^»<J   ^"^^^^ 
und  setzt  man 

fc'=|(y_l)-Ä,    r'=^-r, 

SO  ergiebt  sich ,  dass  k'  und  /  denselben  üngleichheitsbedingungen  genügen 
wie  k  und  r  und  dass  k'p^^r  modq  ist.     Das  heisst:   Im  Allgemeinen 

kommen  alle  zwischen  ^  und  -^  liegenden  negativen  absolut  kleinsten  Beste 

kp  mod  q  paarweise  vor ,  geben  also  keinen  Beitrag  zu  r ,  da  t  Exponent 
von  —1  ist,  man  aber  Moltipla  von  2  fortlassen  kann.  Ausgenommen 
sind,  wie  sofort  erhellt,  die  Fälle 

Ä;  =  0    und   Ä  =  ä' (= -?^  Y 

1.  Ist  zuerst  Ä  =  0,  so  wird  Ä;'= — ^ —  ^^^^  ^ V  =  "^i — P 
=  ^  modq.  Da  aber  5^>/>,  so  ist  dieser  Best  positiv  und 
giebt  daher  keinen  Beitrag  zu  r. 

2.  Ist  zweitens  k  =  k'=  — ^ — »  ^^  Isasm  nur  dann  von  einem  Beste 
die  Bede  sein,  wenn  q  von  der  Form  4n  +  l  ist. 

Für  9  =  4n  +  3  erhält  man  somit 

T  =  0  mod  2   und    ^  +  v  =  — ^ —  ♦»wd  2. 

Für  ^  =  4n  + 1  wird  Äjp  =  — j —  p  =  7  (—  p  ±  ^)  «wd  ^  und  man  hat 
zu  unterscheiden: 

1,  p=l  modA,     Dann  giebt  kp   einen  positiven  Best:   t^O  mod2. 

2,  p  =  3  mod  4t.  In  diesem  Falle  muss  q  negativ  genommen  werden, 
so  dass  T  =  1  mod  2  resultirt 

FaBBt  man  alle  diese  Fäi^  i\x&ttinm«ii^  ^o  «£V^\»  i&ftXL  "oakant^  befauuite 
Formel. 


üeber  das  quadratische  Beciprocittttsgesetz.  191 

Vll.  Beweis  von  Eronecker.^) 
Sind  wiederum  p  und  q  zwei  von   einander  verschiedene  positive  un- 
Primzahlen,  und  definirt  man  das  Symbol  ( —  j  als  das  Vorzeichen 

Ä  =  1,  ... 


w^f'(..,::4i 


*^    lift^  unmittelbar  evident,  dass 

.  ->         (f)(f)-(-')'^-'^ 

ist.        Aus 

/i(M)4n('-'f) 

^^Ori^bt  sich  femer 

(|)-(->,f'Vi. 

Setzt  num  nun  p=:P  modq,  so  wird     —   =1  —  1  modq   und  daher 

«)  ■ ,       '  (f)=(f)' ' 

WiUirend  p^-^-p  modq 

«'       ■  (f)-(f)<-')'^ 

S>^bi    Ist  femer  kp^=  +y  modq^  wo  A;' ebenfalls  einem  absolut  kleinsten 
V^^ystem  Modulo  q  angehören  soll,   und  bezeichnet  man  mit  r  die  posi- 
'«  OrCtose  h'  resp.  q—k\  so  vrird: 


^^^r,  wenn  man  die  Identität: 

^HrOeksiohtigt: 
^oims  wiederum  folgt: 


[^>[7']4^ 


4;  Bmi  Mün.'Bn.  1976,  S.  301 


1D2  Historisch -literarische  Abtheilung. 

Ans  dieser  Formel  ergiebt  sich  die  Beziehung 

Wendet   man   hierauf   Formel  1)    an   und   vertauscht   dann  p'  mit  q^ 
so  wird 

^)  .        (Ä)=(f)(f)- 

Die  Formeln  2)  bis  5)  zeigen  nun ,  dass  die  in  1)  vorkommenden  Symbole 

l^j  und  f-^j  genau  denselben  Gesetzen  gehorchen,  wie  die  Legendre- 

Jacobi 'sehen    Zeichen.     Sollen   sie   mit   diesen   identisch  sein,    so   muss 
noch  werden: 

(  — )  CS  -f- 1,  wenn  p  quadratischer  Best  von  q  ist,  und 

( — j  =  —  1,  wenn  p  quadratischer  Nichtrest  von  q  ist. 

und  diese  Beziehungen  gelten   in  der  That.     Setzt  man,  um  dies  für  den 
ersten  Fall  darzuthun ,  in  4)  j)'  =  |> ,   so  ergiebt  sich  sofort  in  Verbindung 

mit  2)  (  — i  =  "Hl-     Was   den   zweiten  Fall   betrifft,   so  wftre,    wenn   es 

nur  eine  einzige  Zahl  p  gäbe,  fdr  die  (-=-1  =  —  1   wäre,    mit  Hilfe    Ton 

2)  und  4)  evident ,  dass  jeder  andere  Nichtrest  dieselbe  Bedingung  erfüllte. 

und  eine  solche  Zahl  p  giebt  es.    Für  g  =  8n+  1  hat  dies  bereits  Ganss 

in  seinem  ersten  Beweise,  wie  wir  gesehen  haben,  dargethan;   es  erübrigt 

also  nur  noch,  den  Nachweis  für  gB=8n  +  3,  8n  +  5,   8n+7   oder,  was 

dasselbe  ist,  für 

q=  —  l  modi  und    q  =  5  modS 
zu  erbringen. 

Ist   zunächst   q=  —  l  mad4,    so  folgt  aus  Formel  3),  wenn   man 
|)  =  2^— 1  setzt,  unmittelbar  (— j  =  — 1. 


Fttr    q  =  bmod8    und   p  =  — ^ —   erhält   man    mit   Hülfe  derselben 

p/       \      p 
wiederum 


Formel  3)   (—)  =  (-^^ — -^  =  (-  1)  2  =  -  1     und    wegen    Formel    1) 

Nach  alledem  ist  erwiesen,  dass  (  — j  identisch  ist  mit  dem  Legendre- 
schen  Sjmboh^  und  Formel  1)  «n\hS\t  Bom\\i  ^«a\^«««A  ^!to  \ixa«c«Kt  %»tau 


üeber  das  quadratische  Reciprocittttsgesetz.  193 


VIII.  ^  Beweis  von  Bouniakowsky.^) 

1. 

Sind  a  und  r  (l<r<  2a  — 1)  zwei  positive  ungerade  Zahlen  ohne 
gemeinsamen   Theiler    und   ist  ps=2an  +  r   eine  ungerade  Primzahl,    so 

die  Zahlen  ],  2,  ...^^-p —  oder  1,  2,  ...  an-^ ^ —  dargestellt 

durch  das  System: 
,   1,  1+a  ...  1  +  vn— l)a,  l+na, 

2,  2  +  a  .  .  2  +  (n-l)a,  2  +  na, 


i) 


r+1        r+1    .  r+1    ,  ., 


a— 1,       a— 1+a  ...    a— l+(n— l)a, 
a,  2a  ...    tia. 

Bezeichnet  man  das  Product  der  Glieder  einer  Horizontalreihe  mit  dem 
'^^Fangsgliede  n  mit  (n,a),  so  dass 

.  (n,  a)  =  n  (n  +  a)  [n  +  2a)  . . . 

^•*»   80  wird: 

2)  1.2  ...  :PZLL  =  (l,a).(2,a)  ...  (a,  a). 

Da  die  Zahlen  1,  2»  ...  a  Module  a  mit  den  Zahlen 
^  0,  rj  ...  fa-ii   •••   ö  —  rj,   ...  a  —  Ta—\ 

'^^^«mmen&llen,  wenn 

kr  =  rx  modtty 

^^^deutet,  so  kann  man  2)  auch  schreiben: 
3>  1.2  ...  ^^  =  {(\a)Jl{rx,a)Yl(a-n.a),    A  =  l,  ...  -^. 

Bonniakowsky  betrachtet  nun  in  Bezug  auf  den  Modul  p  das  Ver- 
'^^ten  der  einzelnen  Factoren  von 

A)     (0,a);  B)     (n,a);  C)     {a-n^a). 

A)  (0,  a)  =  a  .2a  .  3a  . . . 

'^^der  Factor  von  (0,  a)  ist  Module  p  einem  positiven  Vielfachen  (ha)  von  a 

^C)ngruent;    and  da    n<-^-^ — »  so  ist  stets   Jk< — ^ — • 

B)  (n,  a)  —  rx.  n  +  a) .  (n  +  2a)  ,  , 


i;  AUX  d.  8t  Pätenhourg,  Bd.  XXII  kX^^)- 


194  HistoriBch- literarische  Abtheilnng. 

Boaniakowskj  nimmt  an,  fi  sei  Modulo  p  einem  negativen 
fachen  von  a  congment,  d.h.  es  sei  ri=  -— A;a  madp, 

Substituirt  man  den  Werth  für  ri=kr  —  aqiy  so  wird: 

kr^agi=  —  kafnodpy    oder,  da    r+2an=i?, 
—  Äa  =  —  2akn  —  aqi  modp   oder 

ik  =  2An+9i  fnodp. 
Die  Annahme  über  ri  ist  also  richtig:    ri  ist,   wie   die   letzte  Congi 
zeigt,  in  der  Thai  Modalo|>  einem  negativen  YielflEU^hen  (^  n)  von  a 
gruent. 


:  m 


Das  Maximum  von  A  ist:  — 0 —    ^^^  das  von  ^:  | — ^ 1»  we 

letztere  sich  aas   rx=^kr  —  aqi  ergiebt 

a—J 

2     ^      r-1 .   a-r  ,1      2        1      r-l 


Da  nun 


+  V^'   .0  wird:  [-A— J=^ 


a  2 

Das  MitTiTwnTn  yon  Ar  wird  also 

(a  -  1)  n  +  ^^-^  =  ^-g— -  n. 

Es  ist  also  in  rk  =  ka  modp 

4)  n<k<^^' 

Man  kann  nun  unmittelbar  das  System  Congruenzen  aufstellen 

ri  =  —  ka 

n  +  a  =  — (*—  l)a 


ri  +  {n—l)a^  —  {k  —  n+l)af  modp, 

=  r— 1 
und  im  Falle   ri^ — ^ — 

U  +  na='-'{k^n)a 
Mit  Rücksicht  auf  4)  ergiebt  sich  so  das  Resultat:    Jeder  Factor 

(riy  a)   ist  Modulo  p  congment  ^Jka,  ik^ — „ — >  d*  h.   einem  negai 

YielÜEU^hen  von  a. 

C)  Oanz  analog  zeigt  man,  dass  jeder  Factor  in  (a  —  n,  a)  Modulo j; 

«—1 

k  ^  — ^ — f    d.  h.  einem  positiven  Vielfachen  von  a  congruent  ist. 

Ist  daher  M  die  Anzahl  der  Factoren  in  i7(rji,a),  so  wird  aus  %. 
6)  1.2...^^^=\.a.2a,^^^'^^^\-\^'^^i^^^ 


üeber  das  quadratische  Beciprocitätsgesetz.  195 


-  ---^  ^-^.-s.-s.-   W. 


Auf  der  rechten  Seite  müssen   als  Factoren  von  a  sttmmtliche  Zahlen 
^»  •••  ■ — 9 —   stehen,  wie  leicht  zu  übersehen  ist.     Aus  5)  folgt  weiter 


Es  ist  aber 


Jedes   (ri ,  a)   besteht   aus  (      ,  « )  Factoren , 


wenn 


Bezeichnet  man  daher  die  Anzahl  der  (rx^a)^   welche  aus  n+l  Factoren 
bestehen ,  mit  m ,  so  dass  m  nur  abhängig  ist  von  a  und  r,  so  erhKlt  man : 

also  resultirt: 

n-fm 


(7)-<-«^ 


Ist  nun    9  =  2an +r,   so  erh&lt  man  die  wichtige  Beziehung: 

—1 


«>  (7)(7)=(-')'^"'''- 


2. 

Sind  p  und  q^p  zwei  positive  ungerade  Primzahlen,  so  kOnnen  beide 
nur  durch  dieselbe  lineare  Form  ausgedrückt  werden,  so  dass  also 

•  jp  =  2an  +  r,     9=:2an+r     (a  =  r  =  l  mo{J2) 

ist.     Ist  n&mlich 

7)  p  =  V  +  2*Oi    80  ist    a=^-^ — 

Wäre  aber  nun 

p  =  2an  +  r^    ^  =  2an'+r',    so  dass   p  — 5'  =  2a(n  — n')  +  (r  — r), 

so   müsste   r-^r^   dessen  Maximaiwerth   2(a-'l)   ist,   durch  2a   theilbar 
sein,  was  nicht  möglich  ist    Es  muss  also  r=»r    sein.    Aus  7)  folgt  aber 


(f)=(^)  -  i^={=p-) 


Setzt  man  (  — j  =  (— 1)   »   =(— 1)1  *   J    als    bekannt   voraus'),   so 


P 
erhält  man  mit  Hilfe  von  ö): 


8,    (^)(i)=(_i)S^+'{[^]+m) +^'-+-''. 


1)  V0rgl8.927. 


196  Historisch -literarische  Abtheilimg. 

Es  sind  nun  zwei  F&lle  sn  unterscheiden: 

J.  p  =  g  modi.     Dann  wird    v  jr:?!±i]  +  Tiillj  =0  ii^ 

erstens   |)  =  4f4  +  l,   ^  =  4|»'+1,    so  ist     — Z""  M"  I — 4 — \^ 

und  |>  — 5^  =  4(1*  — /)  =  2*  a.     Die  Fälle   v  =  0,  1,  2   kommen  hier  ni( 
in    Betracht,    da   a   ungerade   vorausgesetzt   ist   und  p  — ^  =  0  modA 
Wird  aber   v>2,    so  ist   fi  — f*',    mithin  auch   fi  +  f4'=0  mod2^   so  d 

V  I    =^-j —    +         .        I  =0  mad2    wird.      Ist    zweitens   jp=  4f4 

r/  =  4|u'+3,  so  ergiebt  sich  aus  ganz  denselben  Gründen  dasselbe  Besul 

Was  — s —  (^  +  w )  betriflFt,  so  folgt  aus  jp  —  g  =  2a  (n  —  n*)  =  0 
dass  n  —  n\  also  auch  n  +  n   und  damit  — ^ —  (tt  +  n)  gerade  Zahlen  axÄ^d. 
Man  erhält  somit: 


ii){^)=^-^'^'p^''^^ 


IL  p—q  =  2  fnod4.  Es  ist  dann  /i  =  4^  +  3,  5  =  4fi'-f-l  o«3er 
;7c=4fi+l,  9  =  4 ^'  +  3.  Beide  Fälle  sind  yertauschbar,  da  die  Vor^'vis- 
setzung  p^g  nicht  mehr  nöthig  ist.  Es  genügt  daher  die  Betrachiv^uig 
eines  Falles.     Es  sei  pc=4fi+],   9  =  4fi'+3.     Es  ist  dann: 


i[^]+[4i]j.,^,,. 


forner  ^ 

;>  — .yr=2a=2  !2(fl--|[4')—  1},    80   daSS    jlA  — ^'= — ^ — 

und 

wird.       Es  ist  also 


Bedenkt  man  nun,  dass  p  — 9  =  2a(n  — n')  =  2a  ist,  so  ergiebt    ^^^^ 
n^n=il   und  damit  n  +  n  +  l=0  mod2^  so  dass 

Fasst   man  die  Fälle   I   und  II   zusammen  ^  so  ergiebt   sich  die   ^- 
k&DDte  Formel 


TJeber  das  quadratische  Becipröcittttsgesetz.  197 


IX.  Beweis  yon  Schering.^) 
Setzt  man  das  Gauss^sche  Lemiiia  voraus:   (— j=  ( — 1)^,    und    be- 

zeichnet  mit    —  eine  der  Grössen  —  >    >  •••   1    so  wird    — 

q  9        9  9  9 

einen  Beitrag  zu  fi  liefern ,  d.  h.  kp  wird  Modulo  q  einen  negativen  absolut 

kleinsten  Rest   geben,    wenn   es   eine   ganze  Zahl  giebt,    die  zwischen  — 

kp       1  ^ 

und h  -rr  liegt.  Durchläuft  also  h  die  Werthe  von  1  bis  t,  wo  t  eine  belie- 

q         Z  • 

kp 
bige  ganze  Zahl  grösser  als  —  ist,  so  wird  die  Anzahl  der  positiven  Werthe 

kp       l 
des  Ausdruckes h  ir  "-  ä  vermindert  um  die  Anzahl  der  positiven  Werthe 

9        ^ 

kp 
des  Ausdruckes h  gleich  Eins  oder  Null  sein ,  je  nachdem  kp  Modulo  q 

einen  negativen   oder  positiven  absolut  kleinsten  Rest  giebt.     In  Zeichen:     " 

Anz.  pos.l h-ft  — ä}  —  Anz.  pos.i ä)=»1,  0 

A=i  l  7         2         I        A=l  \  9         / 

FüiTfi  erhält  man  somit: 

u=  ^,  {  Anz.  pos. I 1- TT  —AI  —  Anz.  pos.  I h)\  mod 2. 

^  l  A=i  \  9        ^         ^      *=i  \  9  /  J 

^-s — p\''9   der  Maximal werth  von  —  ist,  so   kann  man 

kp       1 

setzen.     Es  ist  dann,  wenn   man  noch  in H-o""^   ^^   Stelle   von   Ä, 

9        ^ 

— s Ä  substituirt,  was  offenbar  erlaubt  ist,  da  die  Anzahl  der  posi- 
tiven Glieder  einer  Reihe  unabhängig  von  der  Anordnung  dieser  Glieder 
ist  und  die  charakteristische  Eigenschaft  \<h<x  gewahrt  bleibt,  und 
man  ferner  die  einzelnen  Summenglieder  mit  der  positiven  Grösse  p  divi- 
dirt,  was  ebenfalls  gestattet  ist,  da  es  nur  auf  die  Vorzeichen  a.tLk<^\&xfi^^- 


t)  OöttNßcbr,  1879,  Nr.  6  oder  Compi. fLeud.  ^d,«,^A^1^. 


198  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 


■    ^*«1  "Ni^ 


u=  y,  I  Anz.  pos.  ( — I 77)  — Anz.  pos.  ( |  >  mad2, 

Bezeichnet  man  weiter  den  zum  Reste  q  und  Modul  p  gehörigen  Expo- 
nenten mit  V,  so  dass  also  (— j  =  (— 1)^  ist,  so  erhält  man  ganz  analog 
wie  fQr  |ii: 

v  =  ^,\  Anz.  pos.  1  — TT  )  —  Anz.  pos.  l ]\  mod^', 

;J^lir=i  \p       g       2J      it=,  *^      \p       q)\ 

die  beiden  Congruenzen  ftlr  fi  und  v  ergeben  nun  die  folgende: 

14  +  V  =  AnE.  pos.  ( I  +  Anz.  pos.  ( )  mod  2. 

k,h  \q       p)       h,k  \p       ^/ 

Die  beiden   Doppelsummen    enthalten  je   — s —  *  — 9 —   Glieder.      Da 

Ä        Ä 
p  und  q  Primzahlen  sind,  so  kann  nie Null  werden.     Es  ist  aber 

fl       P 

nothwendiff  dann  entweder oder positiv ,   woraus  sich  er- 

g       P  P       V 

fi  +  v  _--  — ^z —  •  — ;x —  mod2y  q.  e.  d. 


X.   Beweis  von  Petersen.') 

Sind  p  und  q^p  zwei  von  einander  verschiedene  positive  ungerade 
Primzahlen  und  ist  2n+l  =  l,3,6,  ...  q  —  2,  so  wählt  Petersen  m 
so,  dass  in 

1)  (2n+l);5-2m^  =  r 

r  zwischen  +  9   und  —  q  liegt  und  ungerade  ist     Ist  nun  die  Anzahl  der 

negativen  r  gleich  fi,  so  ist  offenbar    (  — )  =  (— 1)**.     Von  den  Resten  in 

1)  trennt  nun  Petersen  diejenigen,  welche  zwischen  +p  und  ~p  liegen. 
Als  Bedingung  erhält  er  hierfür  die  Gleichung:  (2«'+ l)y  — 2m'/>=^, 
oder  wenn  man  in  1)  pq  additiv  und  subtractiv  hinzufügt: 

2)  (/i-2m)9-(^-2m-l)p  =  r. 

Hieraus  folgt,  dass  in  1)  r  zwischen  +p  und  —p  liegt  fUr: 

ji  —  1 
p  — 2m=l,  3,  . . .  //  — 2,    also  fttr    m=l,  2,     ..  ^-5 — 


1)  Am.  Journal  of  math.  pure  and  apv^i^^d.\\  kN^^V^^^.'iS^  ^nATvUkrilt 
for  Math,  ndgived  af  Zenthen,  1879,  Q.M. 


üeber  das  quadratische  Beciprooitätsgesetz.  199 

Setzt  man  nun  für  fi,  wenn  man  p  und  q  vertauscht,  v,  so  dass  also 
(  —  )  =  (—!)*  wird,  so  sieht  man,  ergiebt  sich  v  aus  2)  in  ganz  derselben 
Weise,  wie  sich  fi  aus  1)  ergiebt. 

(— j  und  (— j  werden  also  das  gleiche  oder  das  entgegengesetzte  Vor- 
zeichen haben,  je  nachdem  die  Anzahl  der  Beste  r  zwischen  —  p  und  —  ^ 
gerade  oder  ungerade  ist.  Für  solche  Reste  — 7<(2n+l)/i  —  2m5'<"— P 
ergiebt  sich  aber ,  wenn  man  setzt  m^n—^ky   p^=q  —  2a\ 

3)  2w+l<-^^^<2n  +  2. 

o 

Daher   ist    die   Anzahl    jener   negativen    Reste   r    gleich   der   Anzahl    der 

Q       2g  a—  1 

Brüche  —»    — ^>   •••  •&,    in    denen    die    darin    enthaltene    grösste 

a         a  a 

ganze  Zahl  ungerade  ist.    Die  Summe  der  gleichweit  von  Anfang  und  Ende 

abstehenden   Brüche    ist  aber   gleich    g,   also   ungerade.      Daher    ist    die 

Summe   der  zu  diesen  Brüchen  gehörigen  ganzen  Zahlen  gerade,  sie  selbst 

sind   mithin  zugleich   gerade  oder  zugleich  ungerade. 

1)  Ist  daher   o  =  l  mod2,   so  ist    (^^==(^Y 

2)  Ist  dagegen  cr  =  0  fnod2^  so  ist  -^7  das  Mittelglied  in  jener 
Bruchreihe,  zu  berücksichtigen. 

Für   ^==4n+l    wird  r-|l=2n,    also  wird:  ^^)  =  (^y 

Für  ^  =  4n  +  3  dagegen  ist  f-l  =2n+li  so  dass  f^j  =  — ^^-j 
entsteht. 

Diese   Falle    zusammengefasst  ergeben:    I  — 1  =  1  — l(--l)        '^ 
Es  war  aber   p  =  g  —  2a,    folglich  ist: 

,,  g^l  g-^l  /p-1  y-1  .\_P-1  y-1  y-1  y-3 
^«-U— 2— ---2— \^    2  2        V^     2  2  2  2 

_p-l     ^-1 


-     2 

was  zu  beweisen  war. 


mod2y 


XI.  Beweis  von  Voigt.*) 


kp 
Bezeichnet  man  die  in  —^  enthaltene  grösste  ganze  Zahl  mit  A  — 1, 

g 

so  wird  kp  Module 9  einen  negativen  absolut  kleinsten  Rest  geben,   wenn 

1)  Sohlömilch'a  ZeitMhrifk  f.  Math.  u.  P\i^o  ^BdL.ia::^\^\WLOWi.^i^V 
Thomae  nütgetheüt,  •  . 


200 


Historisch -literarische  Abtheilung. 


Ä  —  ~  <C  —  <  Tc  oder  (  ä  —  jj- j  5'  < Äp  < Ä^  ist ,  und  umgekehrt  werden  la 

solchen  Grössen  hpy  die  die  vorstehende  Ungleichheit  erfüllen,  Module  q  ne- 

p  — 1 

gative  absolut  kleinste  Reste  gehören.    Der  Maximalwerth  von  h  ist  — ^ — « 

ö— 1 
was  sich  durch  Einsetzen  des  grössten  Werthes  für  Ä,  der  — ^ —   sein  soll^ 

in  die  Ungleichheit  ergiebt.      Dividirt  man  die  Glieder  der  UngleichheitS' 

bedinffungen  durch  p ,  so  erhält  man :   f/<  k<^  —  1  h  kann  also  bei 

P  P 


gegebenem  h 


^]-[^'l 


verschiedene  Werthe  annehmen.    Daher 


ist,   wenn  v  die  Anzahl  der  negativen  absolut  kleinsten  Reste  Modnlo  q  in 


Pi  2p, 


2 


p  bezeichnet: 


P-' 


=^  [-1- 

t^i\LpJ 


»-^ 


'*""  9  durchläuft  die  Werthe  von  ^  bis  — ^z — »  was  offenbar,  abgesehen 
von  der  Reihenfolge,  die  hier  aber  nicht  in  Betracht  kommt,  auch  von 
t-_ —  f Ä=  1 ,  ••  •  — s — )   geleistet  wird,  so  dass  man  schreiben  kann: 


-? 


m- 


1  (p  -  2h) 


l=?im-[f-^]) 


Setzt  man: 


90  wird 


wo 


hq      [hq!       , 

Vh  = —  h   also  wo 

P       LVJ 

^A  *^  rt  ♦  wenn  hq  Module  p  einen  positiven, 


J 


f/k^-^^  wenn  hq  Module  p  emeti  Ti%g;&Mvs«ii  TÜSffl'r^TtV  Vitn-nTiVirmTWttt  tfaliL 


üeber  das  quadratische  Reciprooit&tsgeseiz.  201 


Nun  ist  aber: 


so  dass 


[|-<*-r.]=-l-[<»-|-r] 

=  -*»+[f-r.]. 


wird.    Nach  der  Definition  von  rk  ist     9-~"**A    = — s — »  wenn  hq  Modulop 

einen  positiven ,  dagegen  =  — j^ 1 ,  wenn  h  q  Modulo  p  einen  negativen 

absolut  kleinsten  Best  giebt.  Bezeichnet  man  daher  den  zum  Reste  q  und 
Modul  p  gehörigen  Exponenten  mit  \k ,  so  ergiebt  sich : 

__  p-l    y  — 1  „ 

v=— 2 2 ^  mod2, 

was  zu  erweisen  war. 

XII.   Beweis  von  Busche.^) 

1. 

Dem    eigentlichen    Beweise     des    quadratischen    Beciprocittttsgesetzes 
schickt  Busche  folgenden  schOnen  Hilfssatz  voraus: 

„Nimmt  man  an,  eine  und  dieselbe  Belation  (x,  y)  sei  giltig  für: 

1)  «=±1,         y^q\ 

2)  x^p,  y=±  h 

3)  x—p  +  2kq,    p  =  q; 

4)  x=p,  y  =  q  +  2X'p, 

worin  k  und  k'  ganze  Zahlen,  p  und  p  zwei  ganze  ungerade  Zahlen  ohne 
gemeinschaftlichen  Theiler  bedeuten,  so  gilt  die  Belation  (x^p)  allgemein 
für  zwei  beliebige  ganze  ungerade  Zahlen  ohne  gemeinsamen  Theiler/* 

Der  Beweis  dieses  eleganten  Satzes  folgt  in  einfacher  Weise  aus  dem 
Euklidischen  Algorithmus: 


Pv\  =  ^9v      Pv       +Pir+I» 

Pv      =^2gv^\Pv\-\  ±  1- 

P»  Pn  P%i  ••  •  seien  ungerade  und  |p, |  >|P2l  >l/'sl  ••  *)    Nach  Voraus- 
setzung 1)   gilt    dann    die  Belation   ^x,y)  für    +1,  pt-^-x-,    folglich   nach 

1)  Inaug.-DisB.  Göttin j^en  1883;  enth&lt  ausser  dem  hier  mit%<Q^«^i^«Gw'^<«s«^sA. 

noch  verschiedene  An  Wendungen  einer  neuen  Be^«\sm<e^^^^. 

2)  Ixl  bedeutet  nach  Kronecker  und Y?ö\ei%tt«^%%,^Ä»ö\^>tot''&«^^ 

Hm.'Ui.  Abtblg.  d.  ZfllMbr.  t  Math.  n.  Pltj«.  XXX,  h.  ^ 


202  Historisch -literarische  Abtheilung. 

3)  auch  für  pv  und  p^+i,  und  nach  4)  auch  für  p^  und  p^—t  n.  s.  w., 
folglich  auch  fdr  p  und  p^  oder  p^  und  p.  —  Fände  man  nämlich  fCbr  die 
Anfangswerthe  a?=  +  1,  y^p^^i  die  Richtigkeit  der  Relation  für  p  und  p^^ 
so  würde  Voraussetzung  2)  die  Giltigkeit  der  Relation  für  p^  und  p  ergeben. 
Jenen  Satz  kann  man  aber  auch  folgendermassen  aussprechen: 
„Jede  Relation  (p,  q)  zwischen  zwei  beliebigen  ungeraden  Zahlen  ohne 
gemeinschaftlichen  Theiler  p  und  g  gilt  allgemein,  sobald  sie  gilt  für: 

1)     ±1,  ?;        2)    p,  +1; 
3)    p  +  2Xg,  g;        4)    p,  q  +  2l'q 

(A,  l'  ganze  Zahlen),  immer  die  Giltigkeit  von  (p,  q)  fttr  p  nnd  q  voraus- 
gesetzt; d.  h.  sie  gilt  allgemein,  sobald  die  Relationen: 

I)    (±1,   ?);      H)    (p,    +1);      ni)    {p  +  2Xq,  q);      IV)  (p,   q  +  2k'f.) 

immer  unter  der  Annahme  der  Giltigkeit  von  (p,  q)y   als  richtig   sich  er- 
weisen lassen/^ 

Das  quadratische  Reciprocitätsgesetz  in  seiner  einfachsten  Form  spricht 
sich  in  der  Formel  aus: 

(p\(q\  Pjzl^_zL^ 

(  —  l( — j  =  (— 1)   *       *       (P»^  positive  ungerade  Primzahlen). 

Um  die  AUgemeingiltigkeit  dieser  Formel  nachzuweisen,  hat  man  da- 
her, wenn  man  die  Symmetrie  derselben  bedenkt,  zu  zeigen,  dass: 

■'  (?)(7)=(-'>'^'"'*'    (-±"' 


wenn 


(f)(^)=(-') 

2. 

-)=(-l)  *   ~*~  und  f-^j=  +  l   ist,   so  ist    die  Richtigkeit 
von  Formel  I)  ohne  Weiteres  klar. 

Um  Formel  II)   zu  verificiren,   sucht  Busche  eine  Relation    zwischen 

(ttW)  "■"*  (?) 

auf,   und  zwar  eine  Relation  zwischen  den  Gauss 'sehen   charakteristischen 
Zahlen,  die  zu  jenen  Symbolen  gehören.     Setzt  man: 

ßo  wird  kg  Ikcsi  1,  ...  i^-^ — j  emeti  BevVre^  ^\Jl  v^  ^^CÄ\i^  ^««!0l\ 


üeber  das  quadratische  Reciprocitätsgesetz. 


^ 


fi^-   -~Wx*.- 


2) 


kq=:hp  +  — p \-r    oder: 

kq=hp+p-r\ 


wobei  r,  r   positive  ganze  Zahlen  kleiner  als  -^  sind,      fi    soll  jetzt  ab- 

hüngig  gemacht  werden  von  h.      Da  der  Maximalwerth   von  k   ^-—^ —   ist, 

so  ist  der  von  h     — ^ —  »  wobei  zu  bemerken  ist ,  dass  h  nicht  nothwendig 

— ^ —    werden    mass.      Lässt   man    nun   h   die  Werthe  von    1    bis   -^—^ — 

durchlaufen,    so   möge  es  für  jedes  h   fAh  Werthe   kq  geben,   so  dass  fih 
auch  definirt  werden  kann  als  die  Anzahl  der  Lösungen  k  von: 


jcg^kp  +  ^^+r,    r<|-. 


Und  es  ist: 


3) 


q-Z 


•2 


Wenn  q<C.p^  so  wird  fi/i  für  jedes  h  grösser  als  Null,  während, 
'•»'enn  q> Py  mä  =  0  oder  1  wird.  Dies  ergiebt  sich  aus  der  Vergleichung 
der  Maximalwerthe  flir  h  und  k.     Ist  ferner  für  P=p  +  2Xqi 


4) 


(y)  =  (-!)''»      3f=VjlfA, 


^o   ist  wiederum  Mf,  die  Anzahl  der  Lösungen  von: 


5) 


P+l 
Kq==hP+—^+r    oder: 

K,/  =  hP+P-r';     r,r<-^ 


Nimmt  man   zun  Sehst  an   (**  =  +!,   d.  h.  sind  die  Gleichungen  2) 
*>»öglich,  80  ergiebt  sich  daraus,  k  positiv  vorausgesetzt: 

|ä+X(2ä  +  1)U  =  äP4-     J-  +  »', 

\]c  +  k{2X+2)\<i  =  hP+P-r', 
oder  wenn  man 

6)  Z-,  =  fc4-A(2Ä  +  l),        jr,  =  A;  +  A(2Ä  +  2) 

Setzt: 

T)         . 


P+l 
K^q  =  hP  +  -^  +  r, 

K,q=hP+P  —  r\ 


Vb* 


204  Historisch -literarische  Abtheilung. 

Hieraus    ergiebt    sich  aber,    dass   Gleichung  5)   K^  —  K^  +  l    verschiedene 
ganzzahlige  Wurzeln  hat,  dass  somit 

8)  MH=-K,--K,  +  l  =  k  +  \^k  +  tiA 

ist.     Um  zu  zeigen,   dass  die  Mj^  Werthe  A"  Module  P  sowohl  unter  sich, 

als  auch  von  denen,  welche  für  ein  anderes  h  entstehen,  verschieden  sind, 

dazu  genügt  der  Hinweis  auf  q<  P. 

u  I  t 

Ist  zweitens   fiÄS=0,   so  giebt  es  in  dem  Intervalle  von  /ij>+     ^ 
bis  hp+p  keine  durch  q  theilbare  Zahl,  also  auch  nicht  in  dem  Intervalle 

von  Ä/>+^^   bis  hP  +  p  +  kp,   da  hP+^^  =  hp  +  ^^^    .   .    hP 

P+1 
+p+kp^hp+p  modq  ist.     Nun  sind  aber  von  den  Zahlen  äPH ^— i 

...  hP+P  mindestens  k  Zahlen  durch  q  theilbar,   weil  die  Anzahl  jener 

— 9 —  +  Ay  +  l>>ly  ist;  es  giebt  aber  auch  nur  k  solcher  Multipla  von  y. 

P  +  1 
da  die  ersten   — ^  Zahlen  durch  q  nicht  theilbar  sind.     Die  Gleichung: 

P+1 
hat  also  k  Wurzeln;  es  ist 

9)  Mf,  =  k=:k+f,„, 

so  dass  allgemein,  wenn  man  q'^p  voraussetzt, 

10)  MA=k  +  t^, 

wird.     Daher  erhält  man,  da,  wie  oben  gezeigt,  jedes  h  ein  von  Nall  ver- 
schiedenes Mj^  liefert: 

„,      ^=vri,+,  .,„  (.^^.(.„.'f  (1). 

Da  y  ungerade,  so  ist  auch 


Nun  ist  aber: 


alno  * 
oder 

=  (—1)  *  * 

waa  ZD  beweisen  war.  ^  ' 


üeber  das  quadratische  BeciprocitStsgesetz.  205 


IV.  Capitel. 
Eisenstein*«  Beweis  durch  functionentheoretische  Sätze.  ^) 

1. 

Sind  p  und  q  zwei  von  einander  verschiedene  positive  ungerade  Prim- 
zahlen und  die  r  positive  absolut  kleinste  Beste  Module  q,  so  wird  sein 
pr=r  oder  =  — /wödg,  wo  die  /  wiederum  positive  absolut  kleinste  Beste 
Modulo  q  bedeuten.     Oder  es  ist 

^^=L+/'oder  =-^'+r, 

wobei  f^  f  ganze  Zahlen  sind.    Hieraus  folgt: 

2rn\        .   2r'n       ,  .   2rn 


.   /   2r7i\        .   2r'n       , 
sm\p )  =  5m oder   =  — «m 


q   /  q  q 

Die    in  den '  vorstehenden  Gleichungen  ausgedrückte  Eigenschaft  der  Sinus- 

fnnotionen  ftlhrt  sofort  zu  dem  Besultat: 

.  2rpn 
sm — ^— 

pr  = 5^  modq, 

,  stn 

woraus  sich  wiederum  ergiebt:  o  ^ 

.  Zrpn 
5— i  s%n 

p—nr  =  nrl[ ^fnodq, 

sin 

Q 

^o  die  Productenzeichen  sich  auf  sämmtliche  positive  absolut  kleinste  Beste 
tfodolo  q  erstrecken.  Da  die  r  mit  den  r,  abgesehen  von  der  Beihenfolge, 
'dentbch  sind,  so  erhält  man: 

ini    .  2rpn  l^:zl    ,   2Qqn 

'^==^  sm ^-*    sm — - — 

q  P 

2. 

Eisenstein  hat  es  nach  dem  Vorstehenden  also  im  Wesentlichen  zu 

^^Ux   mit  Ausdrücken  von  der  Form   -: — i  wobei  t  eine  ungerade  Prim- 

smv 

^^l    ist.*)     Nimmt  man  zunächst  an,   der  Ausdruck   : sei  ei 


•««»OH 


1)  Grelle  J.  XXIX  (1846),  p.  267. 

2)  Zur  Ableitung  der  folgenden,  sich  auf  — : —  \>eiici\i<e(&!tok  %lteA  V 


206  Historisch -literarische  Abtheilang. 


ganze  Function  von  sinv,  so  folgt  sofort,  dass  er  eine  ganze  gerade  1 

tion  von  smv  ist  nnd  dass  diese  Eigenschaft  auch  : ^    zuko 

stnv 

Bildet  man  nun   -; — ^=sin{t  —  2)v.co$2v'^cos{t^2)v.$in2vy  so  er 

sinv 

sich,  dass  —, —  ebenfalls  eine  ganze  gerade  Function  von  sinv  ist,   • 

Grad  den  von  — ^ —  um  zwei  Einheiten  übersteigt.    Es  ist  daher, 

smv 

man  bedenkt,  dass  — : =  3  — 45tn*t;,  allgemein: 

stnv  ° 

-: —  =  Or—i  sm*    ^v  +  a«-.3  5»n'~'i;  + . . . 
smv 

Eisenstein  verwandelt  nun  die  rechte  Seite  der  vorstehenden  Gleic 

in  ein  Product     Dazu  muss  ausser  den  Wurzeln  von  — : —  =  0  der  C 

smv 

cient  a/— 1  bekannt  sein.     Nimmt  man  an: 

smv  ^ 


so  ergiebt  sich  durch  leichte  Zwischenrechnung: 

=  (-1)  «    2«-»sin'-'t;  +  ... 


sintv      .     ..^-s^^.    .....  # 


Sfmv 

Aus  —7 =  3  — 4fiin*t;=(— 1)  *   2^-^  sin'-*t;+ .. .  findet  sich  nun , 

smv  ' 

•       # 

jene  Formel  für  — : —  in  der  That  allgemeine  Giltigkeit  hat. 

smv 

Bezeichnet    man   daher  mit  t  =  t, ,  ...  T|,-_i   die       ^^      verschie« 
Wurzeln  von  — : —  >  so  wird 

?^=(-l)~2'-iiI(m«t;-T*).i) 

3. 

Mit  Bücksicht  auf  das  eben  Entwickelte   wird    daher,   wenn   maj 

.   2rpn 

P  — 1  ^^ —  1 

— 5 —  verschiedenen  Wurzeln  von  P^=^ ^ —  =0  mit  J,  die  ^-^r— 

sm 


sin 

2Qqn 

P 

sin 

2Qn 

schiedenen  Wurzeln  von  §= ^   _    =0  mit  iy  und  die  Variable  sin 

X  ibezeichnet: 


1)  In  Eisensteines  Abb.  «teben  d\e  Yo\jeM.«ii  nqü^  «5Ä^3«!^M^  \xö.^ 


üeber  das  quadratische  Beoiprocitätsgesetz.  207 

p=(-l)«    2P-^/7(a;«-S«),     §  =  (-1)  «    2«-»  77(a;«-i?«). 

27cp  2f*Ä  p  —  -^ 

Setzt  man  zur  Abkürzung  a  =  sin »    i5  =  5m >   so  nimmt  a,  — ^ — 

Q  q  2 

nnd  jJ,   — ö—    verschiedene  Werthe    an;    zugleich    genügen    sie    aber   den 

Gleichungen  Pb=0  resp.  Q  =  0.     Es  ist  daher: 

p-1  y-i 

/>=(-!)  2    2P-»  n(a;«-a«).     §  =  (-1)2    29-> //(a^-jS^). 

b  i^  ist  aber  x=  ß  und  in  §  o;  =  a ,  so  dass  man  erhält : 

P=(-l)8    2P-in(/3«-«2)^     §  =  (-1)2    29->iI(a2 -/?«). 
Mit    Bücksicht  auf  Formel  A)  im  ersten  Artikel  folgt  hiernach: 


-( 


oder- 


l)-(-l)«    •  »    2       »       77(13»-«»), 


p— 1   q  —  t    p— l.y— 1 


l)  =  (-i)»  •  »  2     »     n(««-^. 

woraus  sich  ergiebt: 

V^Ai?/      77(a2-|S2)      11      «2-132 
^  nie  crc=/3  werden  kann,  weil  p  und  $  Primzahlen  sind,  so  folgt,  dass 

jn^ZTgi  ^^^  gleich  1  ist,  woraus  unmittelbar 

(£)(i)  =  (-„'   ■ 


2  X 


V.  Capitel. 
Beweise  durch  Sätze  aus  der  Lehre  von  der  Kreistheilung. 

I.   Beweis  von  Gauss  (7.  Bew.)-Lebe8gue  (2.  Bew.).*) 

1. 

Ist  Q  eine  primitive  Wurzel  der  Gleichung  = —  =s  0,  wob^i  «i  ^ine 

*^^itive  ungerade  Primzahl  bedeutet ,  und  g  eine  primitive  Y 

\aim  man  die  Wurzeln  von  — — r —  =  0  in  folgends'' 
1)  Gmobb  (Nachlaas),  Bd.  U  S.  283,  und  Lebe 


208  Historisch -liierarisohe  Abtheilung. 

Setzt  man: 

80  heissen  y^^  y^  ^-^ — gliedrige  Perioden  der  „Ereistheilnngsgleichiuig*' 

»P—*  — 1 

—  =  0.     Unter  Benutzung  der  Eigenschaft  dieser  Perioden: 

yi-y,=((?-'-?)(p-'-p')-(«»'-*-9-''+*) 

und  der  Relation: 

(a;- ^«)(a;-p*) . . .  (a; -()«<P-»))  =  ajp-» +  a^->  + . . .+ 1 
ergiebt  sich:  i 

(y,-y,)*=(-i)~p- 

Es  ist  aber:  ^, 

^1+^2=^  —  1,    sodass    y^y^=z  -    >-—^ wird. 

Die  beiden  Perioden  y^  und  y^  sind  also  Wurzeln  der  quadratischen  Gleich- 

P-i 

ung  f[x)  =«  x«+x+  ^-(-^^  ^  ^  ^ 0. 

2. 

Gauss  resp.  Lebesgue  untersuchen  nun,  unter  welchen  Bedingungen 

1)  f{x)  =  Ovnodq, 

wo  q  ebenso  wie  p  eine  positive  ungerade  Primzahl  sein  soU,  reelle  ganz- 
zahlige Wurzeln  hat.  Die  Bedingung  hierfOr  kann  auf  zwei  verschiedene 
Weisen  ausgedrückt  werden ,  aus  deren  Yergleichung  das  Beciprocitfttsgesets 
sich  ergiebt. 

Aus  der  Congruenz: 

2)  f{x)=Omodq 

ergiebt  sich  durch  die  Substitution: 

3)  y^2x  +  \ 
die  folgende: 

4)  y*2E(— 1)  *  p    modq. 

SoU  also  die  Congruenz  2)  reelle  Wurzeln  haben,  so  muss  auch  4)  reelle 
Wurzeln  haben.  Umgekehrt,  ist  4)  lösbar,  so  wird  vermöge  der  Substitu- 
tion 3)  auch  2)  lösbar  sein.  Daraus  folgt,  dass  die  Congruenz  2)  möglich 
ist,  wenn  i 

ist,  oder  wenn 

ö)  (-1)"^    «  p  •    =  1  modq 

üt    Dagegen  liat/*(ap)^0  mod^  ^Ab» T^a^«^i ffl^\^^»^^\gwi^^allS>aoL^ ^<— l 


üeber  das  quadratische  Reciprociiätsgesetz.  209 

Czl!  tzl  1=J 
5<>)  (-1)  «      i  p  ^    =-l   modq 

wird.     Die  Identität  ferner: 

a;»->-l  =  (a;-l)(a:— 2)...(ir  — 2+1)      modq 
oder 

ic'  — a:  =  a;.a;— l.o:— 2.. ..  .(y  — g'  +  l)  motlg 
setzt  sich  durch  die  Substitution  x=^y—yh   (^=  1,  2)  in  die  folgende  um: 

6)  (y-pidi-iy-yh) 

^{y-yh){y-^''yh)(y-"i'-'yh)  .-  (y-^+l-y*)  nu>dq. 

Es  ist  aber  ^a  =  a^*  +  af *"*"*+... +aj^'" '■*"*,  woraus,  wenn 

7)  <7  =  /  modp, 

yA*i  =  yh^k  modq  oder  (y  — yA)«  =  y  — yA+*  modq  oder  aber  (y  — yü)' 
~  (y-y>i)  =  yÄ--yA+ik  modq  resultirt.     Die  Congruenz  6)  giebt  daher: 

(y-yA)(y— 1— y&)..(y-7+l-yA)  =  y&-y&+k  modq 

woraus  unmittelbar  die  folgende  Formel  entspringt: 

=  (yi— yi+0(y2-y^+0  modq. 

Es  ist  aber  /'(y)  =  (y— yi).(y— y2)»  wonach  die  vorige  Congruenz  übergeht  in: 

Hätte  nun  f(y)  =  0  modq  reelle  ganzzahlige  Wurzeln,  so  würde 

/*(y)i    •••    /*(y— Ö'+l)  modq 
ein  vollständiges  Bestsjstem  darstellen  und  es  wäre  in  diesem  Falle: 

/'(y)./'(y-l) /•(y-2  +  l)  =  0  mod^. 

Umgekehrt,  wäre  diese  Bedingung  erfüllt,  so  wäre  auch  f(ff)  =0  und  damit 
f{x)=0  modq  in  ganzen  reellen  Zahlen  lösbar.  Mit  Rücksicht  auf  die  Con- 
gruenz 8)  kann  man  auch  so  sagen:  f{x)  hat  Module  q  reelle  Wurzeln, 
wenn  9  =  (yi— yi+k)(y2— ^2+*)  =0  modqj  ist  dagegen  nach  demselben 
Modul  nicht  reell  und  ganzzahlig  lösbar,  wenn  9  =  (yi— yi-f  jb)(y2— y^+O^O 
modq.    Wie  sofort  evident,  kommt  es  also  auf  den  Werth  von  Ä;  an.    %  war 

definirt  durch  q=g''  modp,     Ist  da  k=:0mod2^   d.  h.   f  — j  =  l,  so  i 

=  yA+t;   ist  dagegen  k=imod2,  also   ^-j  =  — 1,  so  ist  yA  =  y>k-|.i. 

Hieraus  erhellt:  f(x)  =  0  modq  hat  reelle  ganzzahlige  Wurzeln,  wenn  (—1=1, 

dagegen  keine,  wenn  (— j=  — 1.  Aus  der  Vergleichung  dieses  Besnltates 
mit  dem  durch  die  Formeln  5)  und  5^  anflgedrOckten  fidffi  ^ 


ist 


yh 


1)  Das  Zmehen  afs  bedeatei  „nidbi 


210  Historisch -literarische  Abtheilong. 

n.   Gauss'  vierter  Beweis.^ 

1. 
Sind ,  wie  gewöhnlich ,  p  und  q  zwei  von  einander  yerachiedene  positive 
mngerade  Primzahlen,  und  ist  ^ni 

bezeichnen   femer  Module  q  a  die  quadratischen  Reste  und  h  die  quadra- 
tischen Nichtreste,  so  ist 

1)  i    *~'  " 

also  ^        *  ' 

«(^')=?(|)''-(f)^('f)'"=(f)?(^)"- 

Diese  letztere  Gleichung  kann  man  auch  schreiben: 

2)  <'(i^)=(f)<'(?)=(>+«+''+-+'"-"'-(f)- 

2. 

Gauss   ermittelt   zunächst  den  Werth  für  ff(  — )•)     Mit  Hilfe  des 
Systems  identischer  Gleichungen: 

l-p9-2        _        1-^-2  _^^     _^ 


1-^2  l_pS 


9 


bildet  er  die  Reihe: 

A(»,^-i)  =  i — i +  — r — 1 — 1 —  +••• 

3)    ^  l  —  ^^-M  — ^^""^ 1—  p 

9-9-1 

Setzt  man  zur  Abkürzung: 

,        1      .       l-p9-i. 1-^9-2 l-p9-A. 


1— ^,1  — (»*... ..l  —  ()'* 


1)  Sammatio  Berier.  quarund.  sing.  Bd.  11  S  69,  oder  Comm.  sog.  reg.  scient. 
Gott  reo.  Vol.  I. 

S)  Die  Beseichnong  Q  ist  nach  KTonecker  (ßeil.  6er.  1S80)  gewählt. 
8)  Die  folgenden  £ntwickeluagen  geWAn  ^\vO(i^5^KV^^S%^'Qi&%«tMlv 


üeber  das  quadratische  Beciprocitätsgesetz.  211 

worin  also  q  ganz,  positiv  und  grösser  als  fi  +  1  ist,  so  ergiebtsicb,  wenn 
man  noch  berücksichtigt,  dass 

1      » 


(^-1,^  +  1)  =  (»9-A'-2(^.2,^)  +  (9-2,,i  +  l). 

Wendet  man  diese  Formel  auf  3)  an,  so  erhält  man: 

A,  n9,q-   l)  =  (l-?»-'')-(l-p«-»)(v- 2,1) +  (!-(,«-«)(? -2,  2) 
'  -(l-p»*')(y-2,3)+... 

Nun  ist  aber: 

(i_p,-.-a+i))(5_2,i)  =  (i-e«-«)(,-3,A), 

daher  wird: 

/^(p,<7-l)  =  (l-9»-*){l-(2-3,l)  +  (?-3,2)  +  ...| 
oder 

5)  A9,?-l)  =  (l-e«-')/'(*,?-3). 

Da  uuu  (/ :^\  mod2  ist,  so  findet  sich: 

/•(e,V-l)  =  (l-e'-*)Ac.3-3), 

A*.y-3)  =  {i-e'-*)/'(^,?-6), 


f{q,2)         ={l-(f), 
woraus  durch  Multiplication  resultirt: 

Es  sind  also  für  /'(^,  9  — 1)  zwei  Entwickelungen  3)  und  6)  gewonnen. 
Durch  Verbindung  dieser  beiden  Besultate  entsteht: 

1  + (•-•  + p-»+.  •• +"''~  =  (l-e)(l -?»)...  d-P'-»). 

Berücksichtigt  man,  dass  (^~*y=z^—**  ist  bei  ganzem  v,  so  erhält  man: 
Multiplicirt  man  beiderseits  mit  pV  «  /  =^,^8^9—«^  80  entsteht: 

oder,   wenn   man  in  Rechnung  zieht,   dass  die  Exponenten  auf  der  linken 

Seite  identisch  sind  mit  (     ^     1  »  (     ^     )  »  ••»   also  Modulo  q  ein  halbes 
Restsystem  darstellen. 

Es  ist  also: 

7)  e(i)  =  p_^i.p»-p-. p,-._p-,+. 

oder  mit  Berücksichtigung  von  ^  —  ^  -  M  s=s  —  ( ^«— M  —  ^  v + «< ) : 

8)  e(j)=(-i)»  .9*-r*.«*-<-* «fi->"-o''^ 


212  Historisch  >  literarische  Abtheilung. 

Durch  Multiplication  yon  7)  und  8)  erhfllt  man: 

G«(i)=(-i)«  p'- »  (i-p-»)(i-p-«)...(i-p-2(»-«)) 

oder,  da  q  eine  primitive  Wurzel  von  afl  =  i  ist, 
Hieraus  ergiebt  sich  aber: 

um  das  Vorzeichen  von  G  zu  bestimmen,  gehe  man  auf  Gleichong  7) 
zurück.     Da  ^  — ^~^  =  2i^n— ^  ist,  so  ergiebt  sich: 

rLf^\      fO'^^    -2«      .    6^     .    lO^r         .    (^-2)2« 

\q/  g         g         ^  g 

Die  Grössen  — »  •••  ^ sind  nun  sämmtlich  kleiner  als  27i:   «  ist 

g  g 

eine  ungerade  Zahl  und  man  hat  zu  unterscheiden: 

1.  ^  =  4n  + 1.     Dann  sind       .      der  Winkelgrössen  grösser  als  », 

so  dass  .  . .        ^_i  j-j 

6^1j  =  t  «    (-1)  *    C=C. 

wird,  wenn  C  eine  positive  Constante  bedeutet. 

2.  9  =  4n  +  3.     In  diesem  Falle  ist  die  Anzahl  der  WinkelgHtesen, 

^  —  3 

welche  grösser  als  n  sind,       .     >  so  dass  sich  ergiebt: 

so  dass  man  schliesslich  erhält: 


10) 


ff(i)  =  i(^)Vv    und    ^(^)  =  (£)/^)W 


3. 

Da  auch  p  ungerade  vorausgesetzt  war,  so  ergiebt  sich: 

Nun  ist  aber  nach  Definition: 


V  P  /    ^^.  -f^. 


e     p^ 
denn 


?? 


a£+»^,„.. 


4         *  PI 


üeber  das  quadratische  BeciprocitStsgesetz.  213 

Wie  sofort  ersichtlich,  nimmt  Jip  +  iiq  Modulopg,  pq  WerÜie  an  nnd 
stellt,  wie  sich  aus  p (A  —  A')  =  (? (ft'— f*)  ergiebt,  Modnlo  |?g  ein  vollstän- 
diges System  incongmenter  Beste  dar.     Es  ist  daher: 

oder  mit  Hilfe  von  Gleichung  11) 

Da  stets  das  positive  Wurzelzeichen  zu  nehmen  ist,  so  entsteht  somit: 

woraus  sich  unmittelbar  das  Beciprocitätsgesetz  ableitet 


III.  Gauss'  sechster  Beweis.^) 

1. 

Haben  p  und  q  ihre  gewöhnliche  Bedeutung  und  bezeichnet  man  mit 
Q  die  Beihe: 

1)  G==X'-x9+xS'*±  ...  -aj^~*, 

worin  g  eine  primitive  Wurzel  Module  p  ist,  so  folgt  aus  der  Natur  der 
polynomialen  Coefficienteu :  Q'f  —  {x—x^  +  ,,.)^^0  modq  oder,  da  </  un- 
gerade ist, 

2)  G'i''Gg^Omodqy    wenn   C^  =  ir«— rc9^  +  ic7^' +  ...  —  a:?^""*. 

Ist  femer  q^gf^  modp^   so  folgt  aus  dem  System  identischer  Gleich- 
^^«^^    q^^  +  f,p,    qg^g^-^'  +  f^p,   ...  g^P-^-^/'^+P-^  +  faP: 

wobei  /*(a;)  eine  ganze  Function  von  x  ist.  Ist  W  ebenfalls  eine  ganze 
Function  von  x^  so  ergiebt  sich  somit: 

4)  G^  -  \x^  - x^'^^  +    . .  ±  a:^'*"''"'!  =  {l-xP)W. 

Die  Exponenten  der  in  der  Klammer  stehenden  (p^l)  Grössen  sind  nun 
der  Natur  von  g  gemäss  identisch  mit  den  Zahlen  1,  2,  ...  p  — 1;  nnd  da 
auch  die  Vorzeichen  altemiren,  so  erhält  man  für  ä^  — o?^"^  +  •••  ^^^ 
Werth  +G,  Das  Vorzeichen  von  G  ist  das  von  —  (—  l)P-"'*a;,  so  dass,  da  p  un- 
gerade ist,    +^  =  (—1)'*^    folgt.     Aus    q^gf*  modp   ergiebt  sich  aber 

Eni 
q  ' 


^\g  ^  J  ^  l^j  modpy  und  da  p  '    ^—1  modpy  so  folgt: 


1)  Theorematifl  fand,  in  doctrina  de  xesidma  quadTvA.  ölwäötoXx.  %\.  «b»^^^'^^»^ 
a  Werke  Bd.  11  8.  56. 


214  Historisch  -  literarische  Abtheilnng. 


und 


5)  G^-(^)G  =  (l-a;)PTr. 

2. 

Betrachtet  man  femer  das  System  identischer  Gleichungen: 

so  entsteht  durch  Addition:  ^ 

•   6)  ß=G«-/'(a;^+»)  +  A^^  +  ')  +  .     +/'(a:^'"*+'), 

wenn  man  zur  Abkürzung  Sl  gleich  der  Summe  der  rechten  Seiten  der  v^-  ^^^' 

stehenden  Gleichungen  und  f{x^)  =  l  +  x^ +x^^+ .  ..  +  x^^^''*  setzt. 

Sl  ist,  wie  ohne  Weiteres  folgt,  durch  1— a;'',  also  auch  durch  -i — 

theilbar;   f{x^)   aber   ist,   weil  g  eine  primitive  Wurzel  zu  p  ist,  theilb:::^^^^^*^ 

.                                     1  — a;^i»  , 

durch  {l  —  xP),  also  auch  durch   -: -j--     Es  wird  also  auch  /*(«*)  durr=3^" 

In  ^  —  ^ 

theilbar  sein,  wenn 

l  —  x  , 

l—rc*'»      ^        ^1  — a;'' 

T-  ^^  (J  moa  1 

1  —  o;*  1  —  a- 

ist.     Es  sind  da  zwei  Fälle  zu  unterscheiden. 

I.  k   und  p  sind   relativ   prira.     Dann  ist  yA  =  Ä;>  +  l   für  y  l= zind 

7«  ganzzahlig  lösbar.     Demgemäss  wird 

l  —  x^Pl  —  xi'^l'-a^P    1 -«y^         l—x^P    1  — o^P 

1  —  a;^  *  1  --  x  ""  1— ojP  *  1  — a;i  ""  ^  1  — x^  '  1  — arP 

1^ ^P 

woraus  sich  ergiebt,  dass  f{x^)  durch  -^ theilbar  ist. 

l  —  X 

II.  A  und  p  sind  nicht  relativ  prim.     Dann  ist 

f{x^)'-p^x^\(x^-l)  +  {x9'-l)  +  ...  +  {x^''''-l)l 

1 g^p 

woraus   unmittelbar  hervorgeht,   dass   f{x^)-'P   durch    -i theilbar      kt. 

1  —  x 

Nach   alledem  und  mit  Rücksicht  darauf,   dass  ^^  +  1,  g  +  \,  ...  g^"^  "hl 

in  beliebiger  Reihenfolge  die  Zahlen  2,  3,  ...  p  repräscntiren ,  ergrpbt    sich 

7^)  ß=G«-(-l)"^/*(/~^'^M"Omoe«V~^ 

oder,  wenn  Z  eine  ganze  Function  von  x  bedeutet, 

7)  c;^-v-V)^   P-  ^-^-z. 


üeber  das  quadratische  Reciprocitätsgesetz.  215 


-  -'■n-v---'^.^  -^-  _  - 


Unmittelbar  aus  Formel  7)  fliesst  die  folgende: 

8)  (;7-i_(-l)  2       s    p  2    ^i_5.y, 

1  —  rr 

worin  F  ebenfalls  eine  ganze  Function  von  x  ist. 


3. 

Mit  Hilfe  der  Formeln  3),  4),  7)  und  8)  kann  man  nun  das  Recipro- 
citätsgesetz ableiten.     Zunächst  ergiebt  sich  aus  den  Formeln  3)  und  4): 

qGX=^G9+^^G  l{\-xr)W+(-)GY 
wenn  noch  X  eine  ganze  Function  von  x  bedeutet,  die  sich  au.s  2;  definirt  als: 

Nach  Formel  8)  erhält  man  femer: 

vGX=:j(-l)«       «    p^    +'-^Y\^G^^G{\^xP)W-[^JG^ 
oder,  mit  Benutzung  von  7): 

\ xv 

G  ist  nach  l)  vom  Grade  p  —  l.     Setzt  man  daher  GX=^-z U+Ty  wo 

1  — X 

U  lind  T  ebenfalls  ganze  Functionen  von  x  sind,  so  wird  T  eine  ganze 
Function  von  x  sein,  deren  Grad  kleiner  als  p  — 1  ist.  Substituirt  man  den 
Werth  für  GX  in  y,  so  wird: 

yT-(-l)  «    p    (-1)  »       «    p  «    -(^) 

worin  der  Grad  der  linken  Seite  kleiner  als  p  —  1  ist.  Z,  Y,  W  sind  aber 
ganze  Functionen,  folglich  ist  der  Grad  der  rechten  Seite  grösser  als  p  — 1. 
Die  vorstehende  Gleichung  kann  also  nur  erfüllt  werden ,  wenn  beide  Seiten 
gleich  Null  sind.     Es  ist  daher: 

7T=(~1)  »    p[(-l)  «       ^    p»    -(-^-jj 
oder 

(-1)»       «    p  «   -(|j=Oinö(l^, 
q.  6.  d. 


216  Historisch -literarische  Abtheilang. 


-"N-       .    N- 


•  — *  J'-N^N.*^-' 


rV.  Beweis  von  Cauchy^)- Jacobi'j-Eisenstein*). 
Gauss  hat  nachgewiesen,  dass 

Daraus  ergiebt  sich  ohne  Weiteres: 

°'^<i)['='(j)-<^)]-'-')'"^M'-"'-^-'-^'''^'-(r)i 

Nun  ist  aber 

wobei  ^  eine  primitive  Wurzel  von  x^=l  bedeutet;  somit  ist  auch: 

worin  Ä\  ^,  ...  ganze  Zahlen  sind.     Mithin  ergiebt  sich,   wenn  man 
Abkürzung  setzt 

3)  X=[(-l)«       «    p^    ^i-jj(_l)2    ,,, 

X=<;r-^y7M'+J?>  +  ..  ]    oder   =  ^(^  + J?p +  . ..], 

worin  Äy  B,  ...  wiederum  ganze  Zahlen   bedeuten.     Setzt  man  nun 
der  Reihe  nach   ^^   ...  qP~^  ein   und  addirt  die  so   entstehenden  Gl 
ungen,  so  erhält  man: 

4)  (/?-l)X=(/[(p-l)^-5-C-...], 

woraus,    da  q  eine  Primzahl   ist  und  man  unbeschadet  der  Allgemei 
;^  —  1  <  y  annehmen  kann ,  nach  3) 

(-1)   *       *    />  '    -  (-)  =  0  wk>rfy 
folgt.     Dies  ist  aber  unsere  bekannte  Formel. 

V.   Zweiter  Beweis  von  Eisenstein.*) 

1. 

Ist  p  eine  positive  ungerade  Primzahl  und  durchläuft  r  ein  vollständiges 

Restsystem  Modulop,  so  wird  ^,  (  —  j  =0,  und  ebenso  ist 

1)  Bull,  de  Förusaac,  XII.  Bd.  (1829)  S.  205;  Mäm.  de  l'lnst.  XVIII,  p.  451 

2)  Legend re,  Theorie  dea  uoxnbieÄ,  ^^^^«  4d.  II  (1880),  p.  391. 

3)  Grelle  J.  XXVHl  (\Ö44\  S.  4\. 
4;  Grelle  J.  XXVU  (1^44),  ^ .  a^'i. 


üeber  das  quadratische  Beoiprocittttsgesetz.  217 


'  *-      —    ■V*     -^       -     N_  .       w- V#*S»-   V-ri-.,^-^«'^^   -jf     -w       ,     N.         f       *•' 


Sind  nnn  «i,  ...  a^,  fi  Zahlen  r,  so  folgt  sofort: 

wo  die  Summation  über  sämmtliohe  a  Yon  1  bis  p  —  1  hin  zu  erstrecken  ist. 

Bepräsentirt  i^<^,it)  die  Summe  ^^  (~)  "v~)'  ^«*=*t  so  erhSlt  man: 

3)  '^m  =  1^(11.0)  +  tf'CM,  1)  +  •  •  •  +  ^(li,  P  -1)  =  0- 

Setzt  man  a^^kß^^   a^^hß^j  ...  Oß^nßfi  modpy  woraus  sich  ergiebt 
£a  =  k£ß,   2:|S=1,  so  wird: 

«  •  * 

Ist  nun  fi  eine  gerade  Zahl,  so  erhält  man  i^ott,A)  =  ^(m,1)  oder: 

mithin  nach  Formel  3) 

6)  *Cu.o)+(ji-i)  1^0».!)  =  0. 

Ist  dagegen  fi  ungerade,  so  resultirt  ^a»,ik)  =  (~  j^Otcj))  woraus 

folgt,  SO  dass 

7)  ^CÄ.0) «  0 

wird.     Die  Definitionsgleichung  ^{ß,v)==^^,(—)  '"  (~  )'  £^^v  modp 
kann  man  auch  schreiben: 

*..«=2{C#)2(7f)-(^))- 

SO  dass  sich  findet: 

woraus  sich  im  speciellen  Falle  v  =  0  ergiebt: 

oder  mit  Bebatzong  von  4); 

*(p-l,-a^)=(^)*     t(»*-l.l). 
SO  dass  

♦(^o)=2'(^)'(t)  ♦('-'■'> 

wird.    Fttr  ein  gerades  ii  ergiebt  sich  daraus: 

*(j*,O)=(:^)*0»-i.i).(p-i) 

oder  mit  Benntzuiig  ron  6): 


oder 


218  Historisch -literarische  AbtheUnn^. 

8)  ,j,(^,  *)  =  -(—)  ^(^-1,1),     11  =  0  mod2. 
Für  ein  ungerades  fi  erhftlt  man  ans  der  Becnrsionsfonnel: 

Demnach  ergiebt  sich  nach  Formel  5): 

i»'(^ä)  =  (^)'J'(m-1.0)  +  i»'(m-1,  1)2(7) 

=  (^){i/'(»»-l,0)-*(,.-l.l)j 
oder  aber  mit  Benutzung  von  6): 

9)  i^(/A,Ä)  =  -r-)p^(/*-l.  l),     11  =  1  mod2. 

Aus  den  beiden  Formeln  8)  und  9)  resultirt,  wenn  l  eine  ganze 
bedeutet,  ohne  Weiteres  folgendes  System  Gleichungen: 

tf,(2A  +  l,l)  =  -    p     .i|/(2i,  1), 

t|;(2X.l)        =_(:zi^.^(2A-l,l), 

,»,(2,1)  =-(=^)-*(l,l), 

woraus  sich  durch  Multiplication  ableitet: 

Tf,(2A  + 1, 1)  =  (-1)»»  (=^)V  *(1.  1) 
oder,  da  t^(l,  1)=1  ist,  , 

10)  .»,(2i  +  l,l)  =  (-l)~*pl. 

2. 

Ist  ^  =  2i+l  wie  p  eine  positive  nngerade  Primzahl,  so  ist  nach  «ie' 

eben  gefundenen  Formel: 

p-i  T-»   1—t 

11)  tc(?,l)  =  (-l)  *       »       "  . 

Nach  der  Definitionsgleichung  ist  aber: 

*(?,i)=2f'(7)-(7)'  ^''  =  ^'^Pi 

für  aj  =  «2  =  ...  =  a^=  a  nun  wird  qa^=l  modp.  Es  giebt  hiemach  in 
jener  Summe  für  ^(^,  1)  nur  ein  Glied,  in  welchem  die  a  gleich  sind.  Daher 
folgt  aus  11):  ,       *        4 

1'(^,l)  =  (-)+^-(-l)«       »   P». 


üeber  das  quadratische  Beciprooitätsgesetz.  219 


In  ^=^,  (~)  "*  (~)   ^^'^^^^  ^^®  ^  nicht  gleichzeitig  einander  gleich 

werden.  —  Da  ^  ungerade  ist,  so  erhält  man  schliesslich,  wenn  man  noch 
berücksichtigt,  dass  aus 

qa=ltnodp,    l  =  (i.)(^)    folgt: 

12)  (_1)«   •  .  p.  -(^  =  d. 

Schreibt  man  die  Summe  ^  in  toiimso,  so  entsteht: 


13) 


-2  I  (^)(^)-m 

(7)(?)  •  (^)  (. 


(?)(^)  •(=^) 


Man  kann  also  d  in  eine  Beihe  von  Gruppen  zerlegen,  so  dass  jede  Gruppe 
aus  q  einander  gleichen  Summanden  besteht.    Es  ist  daher  A^^modq  und 

nach  12):  viil.lzl  IzJ       fa\ 

(.1).       i    p  2    =^lj,^^,     q.e.d. 

VI.  Beweis  von  Liouville.^) 

Ist  p  eine  positive  ungerade  Primzahl  und  ^  eine  primitive  Wurzel  von 
a!^  =  1,  so  ist: 

xV 1 

1)  -— j-  =  (a!-p»).(a!-^*)...  +  (aj-^«(P-'))  =  l+«+««+...+  »P-», 

woraus  fttr  »=  1 :  ^^_^  ^_^       _         , 

p=(-i) «  ((.-^-»)'' u«  -p  « ; 


folgt.     Durch  Potenzirung  erh&lt  man  hieraus: 

wobei  q  eine  von  p  verschiedene  positive  ungerade  PriiQ^udil  bedeuten  möge. 

^^   __^     werden  nun  positiv  oder 

negativ,  je  nachdem  aq  einen  positiven  oder  negativen  absolut  kleinsten  Best 
Module  p  lässt.  Mit  Hilfe  des  Gauss 'sehen  Lemmas  erhält  man  demnach 
a^ß  2):  .V  (^.fzi! /ö\ 

(f)=c-')'   'i£)- 

unsere  bekannte  Gleichung. 

i)  a  R.  XXIV  (1847),  8.  677,  imd  LiouviU«  J.^ÖL,  ^* Ww 


222  Historisch 'literarische  Abtheilung. 

{a^by  c)  a,  b  and  c  relativ  prim,  so  nennt  man  die  Form  eine  ursprüng- 
liche oder  primitive;  ist  der  Theiler  6  von  a,  2&,  c  wiederum  1,  so  1^^ 
(a,  b,  c)  eine  ursprüngliche  Form  erster  Art,  während,  wenn   ff  =  2,  mi 
sie  eine  ursprüngliche  Form  zweiter  Art  nennt.     Eine  forma  anceps  en 
lieh  ist  eine  solche,   bei  der  der  doppelte  mittlere  Coefficient  {2b)  dxac^^ 
den  ersten  theilbar  ist.    (1,  0,  —  D)  nennt  man  die  Hauptform  der  Det^^^^' 
minante  D;   die   Classe,    in    die   sie    gehört,   die  Hauptclasse.     Sind  d  :S^ 
äusseren  Coefficienten  einer  Form  positiv,    so   nennt   man  die  Form 
positive.    »  ^ 

Sind  nun  Zy  »   durch  dieselbe  quadratische  Form  darstellbar,   ist 

j5  =  aa«+26a/3  +  ci5«,    /=ay«+26y«+cd«, 

so  wird  0^  — £r/=Dy',  so  dass,  wenn  xr,  z  relativ  prim  su  2>  sind: 

(^)=+'  '^  (F)=(i) 

ist.     Wir  setzen   nun  Ds=p9  =  4n+1>    wop  und  q  Primzahlen 

voraus.     Dann  werden  (—)»    (  — )   ganz   bestimmte  Werthe   ( 

haben.     Diese  können  verschieden  gruppirt  sein.     Wenn   2>   nur   in 
Primzahlen  sich  zerfallen  lässt,  so  sind  die  verschiedenen  Gruppen: 

2  1+1,  +1;    -1,  -1; 

^  1  +1,  -1;    -1,  +1. 

Ist  die  Anzahl  der  Factoren  von  D,  um  dies  der  Vollständigkeit  haL 
zu  erwähnen,  A,  so  giebt  es  2^  verschiedene  Gruppirungen  der  Yorzeic 

—  Nehmen  nun  die  Charaktere  (  — j  und    f — j   für  eine  bestimmte  F 

von  der  Determinante   D  =  4ii+1    die  Werthe   C|,  c^   an,  so  nennt 

den  Inbegriff  aller  ursprünglichen  Formen  von  gleicher  Determinante     '«zz.iid 

Art,    welche   dieselben    Charaktere    (denselben  Totalcharakter)   haben,  ^iii 

Geschlecht. 

Aus  1)  ergiebt  sich ,  dass  jedes  Greschlecht  aus  einer  Any^bl  Fonacx.  Ju- 
dassen  besteht.     Dasjenige  Geschlecht,  welches  die  Hauptform  und  de^KZKiit 
die  Hauptclasse    enthält,    nennt   man    das    Hauptgeschlecht,     ünmittel^^'^ 
evident   ist,    dass   der  Totalcharakter   des   Hauptgeschlechtes    für   D=^  A*9 

=»4n+l:l,    1  ist,   weil  ja  ^ — j=l=( — j   ist 

I.   Gauss'  zweiter  Beweis.^) 

Dieser  Beweis  beruht  auf  folgendem  Lemma:  Die  Anzahl  der  für  eio^ 
gegebene  Determinante  wirklich  existirenden  Geschlechter  ist  halb  so  gro^ 
als  die  Anzahl  der  möglichen  Geschlechter,  d.  h.  halb  so  gross  ab  die  Anzahl 

i;  P.  A.  Art  257.  Dirichlet,  Zahlenth. ,  Suppl.  IV.  und  X. 


üeber  das  quadratische  Reciprocitätsgesetz.  221 


-»   **      ^\r*"^^*»v^ 


q  —  \  p  — 1.9— 1 


worin  P^p  ^    ("~  1)      *        modq    uod    Q^il  tnodq    ist.     Durch   Ver- 
gleichung  yon  7)  mit  4)  ergiebt  sich: 


2. 

Die  Gongruenz  s?=za  modp   hat,    wenn    sie   überhaupt   möglich   ist, 
stets  zwei ,  Module  p  von  einander  verschiedene  Wurzeln.  Daraus  geht  hervor : 

9)  ng=a2^  Sq,    wobei  Sg    ganzzahlig  ist  (incl.  Null). 

Wenn  femer: 

10)  «i*+ . . .  +  Äy*  EE  a  modp 

erfiuit  wird  für  Xi=Xq  =  >*' =  Xg,   so  ist  9'«i*=a  modp  oder  (  — j  =  ]. 

Ist  umgekehrt  l  —  )  =  l,   und    setzt    man    qx^^^a  modp^    so   wird    10) 

immer  lösbar  sein  für  Xi^=  x^=  •  •  •  =  Xg,  Bedenkt  man  weiter,  dass  die 
Anzahl  der  Lösungen  von  10),  die  x  nicht  gleich  vorausgesetzt,  ein  Mul- 
tiplum  von  q  ist,  da  q  eine  Primzahl  sein  soll,  so  ergiebt  sich: 


11) 


Sg=^qR+l,     wenn  (^)=:  +  l 

(jR  ist  eine  ganze  Zahl). 


Sg  =  qR,  wenn  f-^-jcs—l 

Andererseits  war  n^  »=  2*  S!^,   so  dass : 


f»^^2'^  1  +  1  modq^    wenn  ( — j  =  +  1 , 


und 

n,  _:0z:;l  — 1  modq^    wenn  ( — j  =  —  1    ist,  woraus 

12)  ng^l  +  {^)  modq 

resultirt.     Aus  der  Yergleichung  dieser  Formel  mit  8)  folgt  unter  Anwen 
düng  des  Fermat*schen  Satzes  unmittelbar  unsere  Formel. 


VI.  Capitel. 
durch  Sfttie  aus  der  Theorie  der  quadratisohen  Formen. 

Vorbemerkung. 

Bekanntlich  nennt  man  den  Complez  sttmmüicher  ftquivalenter  Formen 
derselben  Determinante   eine  Formendasse.  —  Sind  ferner  in  dsc  'Ecfrcc. 


1)  Ganz  ähnUche  Formeln  ergeben  ndi  tOoc  n^^  n\^  1^(  1 1^  v  ^*  v 


.■-..r . «.  ••::;^.  p  '^  :^ 


^3Ci 


?^*L«rWvg\^**    .-«V>t  ^^,^.  «vttlete  Cf_    .jotm 


9o\cne 


^^^      ■   Aet 


,eW> 


tav> 


eet  A°?^\_t  fl>«tt 


gVttä 


B» 


a«--  ■%'^;.  PO«^"  A^ste^^''^* 


bei 

p.    die 
Coe!6cv 

\  1 


e 


*f 


»+21)  Y 


8 


^i^ 


2) 


Die»« 


ritd  J?^ 


\+\, 


l-, 


MX« 


80  P^^^ 


&eö 


P,  ^  ^-.^t)VJ^>^«^ 


der 


kie 


xti 


tJ.tLtV 


die 


4»  +  ^ 


D 


de« 


ein 


\jft\>e» 


die 


ftftXiV 


,\^\a3ö® 


evi* 


detx^ 


ist. 


da3S 


det 


4n  + 


\:V, 


\  ist 


^V)' 


e 


ÖatLö» 


»  xN^® 


8^'*)!'*!n*»Vd  Ae^ 


üeber  das  quadratische  Beciprocitätsgesetz.  223 

^er  ezistirenden  Totalcbaraktere.  Der  Nachweis  der  Richtigkeit  dieses 
Satzes  soll  nicht  geführt  werden,  da  zu  diesem  Zwecke  ein  grosser  Theil 
der  Theorie  der  quadratischen  Formen  zu  reproduciren  wäre. 

Gauss  schliesst  nun  in  folgender  Weise: 

I.  ( —  )  =  ( — ))    P  ^^^  9  mögen  den   oft  angeführten  Bedingungen 
gesttgen  und  ausserdem  sei  p  ^  1  mod  4.     Ist  zunächst   ( —  )  ^^  ^  )   so  ist 

auch   I )  =^  ^*     Bestimmt   man    nun    das  Vorzeichen    von    q  so,   dass 

±  ^  =1  mod 4  wird,  so  ist  die  Gleichung  4:  ^  =  6*—  cp  möglich.  Setzt 
man  +  ^  =  D}  so  ist  also  (p,  h,  c)  eine  ursprüngliche  Form  erster  Art 
▼on  der  Determinante  D  ^  1  mod  4,  Da  nun  D  eine  Primzahl  von  der 
Porm  4n  +  l  ist,  so  ist  die  Anzahl  der  angebbaren  Totalcharaktere  2. 
Bs  existirt  also  nach  unserem  Lemma  nur  ein  Geschlecht,  das  Haupt- 
?©sclilecht.     Da  somit  (p,  6,  c)  stets  in  die  Form   (1,  0,  —  2>)   transfor- 

'f^ii^  werden  kann,  so  ergiebt  sich,  da  (— j  =  l: 

■    (f)=+'- 

Ist   ( — j  =  — 1,  so  muss  auch   ( — J  =  — 1    sein.      Wäre   nämlich 

^ j  =  + 1 ,   so   gäbe   es   eine   ursprüngliche  Form  erster  Art ,   (3 ,  b ,  c), 

^^H    der    Determinante    D  =  p  ^  1  mod  4,    woraus     ( — j  =  +  l   folgen 
^^de,  was  der  Annahme   ( —  j  =  —  1   widerspricht. 

II.  (— j=— ( —  j;    beide  Primzahlen  sind  von  der  Form  4n+3. 

Q&nss  betrachtet  in  diesem  Falle  Formen  von  der  Determinante  D^=pq 
^1  mod  4.  Die  Anzahl  der  angebbaren  Totalcharaktere  ist  da  gleich  4. 
Üs  giebt  also  zu  D,  nach  unserem  Lemma,  höchstens  zwei  verschiedene 
Geschlechter.  Die  beiden  ursprünglichen  Formen  erster  Art:  (1,  0,  —pq) 
und  ( —  1,  0,  pg)  gehören  aber  zwei  verschiedenen  Geschlechtern,  die  erstere 
davon  dem  Hauptgeschlecht  an;  folglich  muss  die  Form  (p,  0,  ~g)  einem 
der  dorcb  jene  beiden  Formen  repräsentirten  Geschlechter  angehören.    Ist 

non  (p,0,  •— g)   in  das  Hauptgeschlecht  zu  rechnen,   so  ist   (— j  c=3-f  1, 

( )^^»  niittin  f— j=  — 1,    während,    wenn    (p,  0,  — g)    zu    dem 

durch  die  Form  (—  1 ,  0,  pg)  repräsentirten  Geschlecht  gehört,  (  — )  =  —  1, 

j=  — 1,   also   ( — )=1   ist.      Damit   aber    ist    unser   Gesetz  be- 


224  Historisch -literarische  Abtheilnng. 


IL  Kummer's  erster  Beweis.^) 

In  der  Peirschen  Gleichung: 

1)  ^-2)t««=l 

habe  D  die  Form  4n  + 1 ,  so  dass  t  angerade  and  u  gerade  wird.    A-^ 
(i+l)  («-!)  =  Dw*  ergiebt  sich: 


woraus  durch  Subtraction 

3)  l  =  wx«-fii'X« 

folgt.     Sind  nun  t  und  u  die  kleinsten  positiven  Werthe,  welche  Olel^^' 
ung  1)  erfüllen,  so  findet  nach  2)  nur  eine  einzige  ZerflQlung  von  D  st^^^ 
und  das  Werthepaar  mal,  D  =  m   oder  fii  =  2>,  fii'=l  ist  ausgeschlosa^^^n^^ 
weil  X  und  l  kleiner  als  t  sein  sollen. 

Aus  l=fiix'  —  m'i'  erhält  man  nun  die  wichtige  Relation: 

*)      iwh'-  {=^)=>-  i=f)='- 

wenn  /^Jein  beliebiger  Factor  von  m  ist. 

Kummer  zerf&llt  nun  D  auf  yerschiedene  Weise  in  Primfeustoren. 

I.   D  =  pp'   und   p  ^  p'^E^B  fnod4.    Dann  kann  Gleichung  3) , 
Absonderung  der  Formen  l=x*— pp'X*,   l  =  x*pp'— X*,    die  nach  ob 
Annahme  ausgeschlossen  sind,  nur  die  beiden  Formen  annehmen: 

l=i.x»-p'i«,    wenn    (^)=1,     (7)  =  -!. 

l  =  l«'x«-pl«,    wenn    {j)  =  ^,     (^)  =  -l, 

SO  dass  also, 

wenn    l-^J  =     1   ist,     l^)=  — 1,   und 


(7)= '-.  (^)=-'. 


wenn 

"P/  '      \p 

II.   D=ipp'q^  p^p'^3mod4:  und    g^lfiiod4.     Dann  kann      -^ 
auf  2^=8-fache  Weise  in  2  Factoren  zerlegt  werden;  also   wftren  n»^ 
obiger  Annahme,    wonach    die    beiden    F&lle   «1=1    resp.   m'^1   aus^^' 
schliessen  sind,  6  Fälle  zu  unterscheiden.     Bestimmt  man  nun  p'  so,  da^ 

(0=-i,^(i)=+,.^(i)=-., 

und  schliesst  von  jenen  6  Fällen  noch  die  aus,  welche  diesen  Bedingungen 
widersprechen,  so  bleiben  folgende  3  Fälle  ttbrig: 

Ij  Abh.  der  BerL  Akad.  1^61. 


üeber  das  quadratische  Reciprocitfttsgesetz.  225 

1)  1=   p  *»-p'«A«,    wenn  (^)=      1,     (^)  =      1; 

2)  1=    ?  K»-pp'i».   wenn  ( J-)  =      1,     (4)=      1,  (7)=-!; 

3)  l  =  pp'x»-    q   i»,   wenn  (y)=-l,      {j) 1,    (y) ^1- 

Es  giebt  aber  nur  eine  Zerföllung  von  D;  und  9&  findet,  wenn 
( — 1  =  4-1  ist,  nur  der  erste  der  drei  Fälle  statt;  und  wenn  ( —  j  =  —  1, 
nur  der  dritte.     Das  heisst: 

wenn 


w».(i)  =  -l,    .0    (j)  =  -l- 

III.    I>^=ppq<i\  p^i=p^^  mod4t  und  q^q^^X  modA,   Kummer 
nimmt  an,  es  könnten  die  Zahlen  p  und  p'  so  gewählt  werden,  dass 

.    (f)=(^)=-'  -  {f)=(f)=+' 

sei.  Schliesst  man  dann  von  den  16  Fällen ,  die  bei  der  Zerlegung  von  D 
möglich  sind,  die  aus,  welche  den  eben  gestellten  Bedingungen  wider- 
sprechen und  die  beiden  Fälle,  in  denen  m  resp.  m  gleich  1  wird,  so 
sieht  man,  kann  Gleichung  3)  nur  die  folgenden  3  Formen  haben: 

1)  l  =  p*  x»-pVi*.  wenn  (4)=      1,    (4)=      1.    (^)  =      1. 

2)  l  =  p'9x«-pg'A«,  wenn  (^)=-l,    (-^) 1,    (y)  =  -l- 

3)  l  =  pVx»-py  i«.  wenn  (^)=      l,    (^)  =      1,    (-^)  =      1. 
Wenn  nun  (— r)  =  —  1  ist,  so  ist  nur  der  zweite  Fall  möglich,  nach 

welchem  /  —  J  =  —  1    wird,    während,    wenn    ( —  |  =  +  l    ist,     entweder 

Fall  1  oder  Fall  3  eintritt;  in  beiden  Fällen  resultirt  ( — j  =  + 1. 
Die  bewiesenen  drei  Theoreme,  die  sich  so  aussprechen: 

•  (f)-  ■■  ■(!)=  >'  .  (!)=-■•■  (1)=-' 

•  (7)=-''  "(t)=-'^  ■  (i)=+^--<fy-^ 

(pE=p'^i  ino(l4,    q=:qL^V  tiwAA?^, 


226  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 

lassen  sich  nun  sofort  in  das  bekannte  Fundamentatheorem  in  der  Theorie 
der  quadratischen  Beste  und  Nichti*este  zusammenfassen. 

Es  ist  bei  diesem  Beweise  die  Voraussetzung  gemacht,  dass   es   stets 

Primzahlen    p    von    der    Form     4n  +  3     giebt,     flir     die     J— ^ j  =  —  1, 

(  — )  =  +!    ist   (r  ist  eine  beliebige  positive  ungerade  Primzahl,   q   eine 

solche  von  dei  Form  4n  4*  1)*  Wie  aber  leicht  zu  übersehen,  ist  diese 
Voraussetzung  erfüllt,  wenn  nachgewiesen  werden  kann,  dass  es  in  einer 
unbegrenzten  arithmetischen  Eeihe,  deren  erstes  Olied  und  deren  Differenz 
ganze t  relativ  prime  Zahlen  sind,  unendlich  viele  Primzahlen  giebt.  Der 
Beweis  hierfür  ist  aber  von  Dirichlet^)  erbracht  worden,  wodurch  die 
Voraussetzung  als  richtig  nachgewiesen  ist. 

III.  Eummer's  zweiter  Beweis.*) 

p  und  p   seien  verschiedene  positive  Primzahlen  von  der  Form  4n  +  3, 
und  q  und  q   solche  von  der  Form  4n  + 1. 

Ist  dann  erstens   r  eine  Primzahl,  welche  sich  durch  eine  bin&re 
quadratische  Form  C  von  der  Determinante  —  p  darstellen  lässt,  so  dass 


(^)= 


1 


ist,  so  wird  im  Allgemeinen  die  Classe  C,  welcher  jene  darstellende  Form 
angehört,  die  Hauptclasse  K  nicht  sein;  wohl  aber  wird  eine  Potenz  von 
r  durch  X=a;*  +  ;t??/^  sich  darstellen  lassen,  und  der  Exponent  von  r  wird 
eine  ungerade  Zahl  und  ein  Theiler  der  Classenanzahl  n  der  quadratischen 
Formen  von  der  Determinante  —p  sein.  Die  Classen  IT,  C,  C\  ...  C 
gehören  nämlich  in  das  Hauptgeschlecht  und  können  bei  hinlänglich  grossem 
V  nicht  sämmtlich  von  einander  verschieden  sein.     Ist  nun  für  r'^si 

C*'=C*f    so  ergiebt  sich  hieraus    (?''+*•"' =C 

Setzt  man  r  — 5  =  w  — 1,  so  ist  nun  entweder  m  =  w,  also  W:=0  tnodmy 
oder  m      n.     Im  crstercn  Falle  erschöpfen  die  Formenclassen : 

2)  K,  C,  C^  ...   C"-"^ 

das  Uauptge^chlecht  vollständig;  im  anderen  Falle  geschieht  dies  nicht. 
Ist  nun  C'  eine  in  C,  ...  C"'~'\  A' nicht  enthaltene  Formencla^se ,  so  werden 

3)  C\  CC\  C^C\  ...  C^-^C 

m  von  einander  und  auch  von  den  in  2)  dargestellten  verschiedene  Formen 
sein.  Es  ist  da  wiederum  entweder  2m  =  n  oder  2m  <  n.  Im  ersteren 
Falle  ist  die  Behauptung,  wonach  nzi^  0  modm  sein  soll,  erfüllt;  im  an- 
deren Falle  nicht.  Man  führt  da  wiederum  eine  neue  Formenclasse  C",  wenn 

1)  Abh.  der  Berl.  Akad.  \Wl  oder  Liou^ille  J.  XII.,  8.  893. 
2)  Abb.  der  BerL  Akad.  1861. 


üeber  das  quadratische  Beciprocitätsgesetz.  227 

auch  diese  noch  nicht  genügt,  eine  folgende  u.  s.  w.  ein.  So  gelangt  man 
allgemein  zu  dem  Resultat,  dass  m  ein  Theiler  von  n  ist.  Es  ist  jener 
Exponent  m  aber  auch  nothwendig  ungerade,  weil  es  für  —  p  als  Deter- 
minante nur  eine  forma  anceps  giehi,  und  die  übrigen  Formenclassen 
nach  C*"""^=  C^  paarweise  vorkommen. 

Ist  nun   m  =  2h  +  i,    so  ist   x^  +  py*=  r'*.  r,   woraus 

1 


sich  ergiebt.     Ist  also  ( )  ^^  ' »  ^^  ^^^ 


P 
Ist  zweitens  r  eine  Primzahl,  welche  sich  durch  eine  Form  von  der 

Determinante  q  darstellen  lässt,  so  dass  also  (  — j  =  l  ist,  so  wird  ganz 
analog  ir«- Qy«=  r^*r, 

so  dass  t  —  j  =  1   resultirt.     Ist  also 

B)  i^)^^'   ^^  ^**  ^^^^  (")  '='^- 

Die  beiden  Formeln  A)  und  B)  ergeben  aber  das  Reciprocitätsgesetz ,  da  r 
eine  beliebige  Primzahl  und  p  von  der  Form  4n-|-3,  q  von  der  Form 
4»  +  l  ist. 

Vn.  Capitel. 

Die  Ergänzungssätze  des  quadratischen  Redprocitätsgesetzes  nnd 
das  verallgemeinerte  Beciprocitätsgesetz. 

I.    Die  Ergänzungssätze. 

Wir  haben  bei  unseren  Betrachtungen  die  Annahme  gemacht,  dass  die 
Ergänzungssätze  des   quadratischen  BeciprocitStsgesetzes ,   welche  durch  die 

Formeln:  /_l\  ILzl  /9\  'Izl 

I)  {-y)  =  (-1)  ^    und  II)  (^)  -  (-1)  « 

ausgedrückt  werden,   schon  bewiesen  seien.     In  diesem  Abschnitte  wollen 

wir   die  Formeln  I)  und  II)  mit  Hilfe  der  Methoden,   die  in  den  vorher- 

/pN.    /^v  Eni. 2^ 

gehenden  Capiteln   zur  Ableitung  der   Relation   i  —  ii-j  =  (—  1)  *       ' 

entwickelt  wurden,  verificiren.  Zuvörderst  bemerken  wir,  dass  Formel  I) 
eine  unmittelbare  Folge  des  Fermat'schen  Satzes  ist. 

1.  Beweis  für  Formel  I)  doroh  ^yverwBndte  Beste  <<^)y  für  Formel  ü) 

durch  vollständige  Induotion. 

Die  lineare  Congruenz  ay  ^  1  modp  Iftsst  für  relativ  prime  Zahlen 
a  und  p  nur  eine  Lösung  zu.    Ist  nun  a  ein  beliebiger  der  — ^  ^sjosb^x^ 
1)  Eüler,  OpuBc.  anaL  178S.  L  8.  IIb.    Qau%%,T>.  K.^  ki^.V^. 


228  Historisch -literarische  Abtheilimg. 

tischen  Beete  nach  der  Primzahl  p  als  Modul,  so  wird  ff  entweder  gleich  a 
oder  Yon  a  verschieden  sein;  im  letzteren  Ealle  nennt  Euler  a  und  3^ 
verwandte  Beste  (re$idua  soda).  Kommt  nun  der  erste  Fall  &mal,  d^sx 
zweite  cmal  vor,  so  ist 

d.  h.  die  Anzahl  der  quadratischen  Beete  a,  welche  der  Congruenz  äff  ^=r  t 
mod  p  genügen,  so  dass  a^^l  mod  p  wird,  ist  gerade  ftlr  pa4ii-h  1, 
dagegen  ungerade  ftir  p  =  4n-|-  3;  in  Formeln: 

6  =^  0  mod2,  wenn  p  =  4n  +  l> 
&  ^i  1  mod  2,  wenn  p  =  4n  +  3. 

I  und  p  —  1  genügen  der  Congruenz  x^  ebI  modp^  sind  also,  da  diese 
Congruenz  nicht  mehr  als  zwei  Wurzeln  hat,  sämmtliche  Wurzeln  der8ell>en, 
so  dass  &:^2.     1  ist  Best  aller  Primzahlen,  so  dass  sich  ergiebt: 

p  —  1  ^  — 1  mod  p  ist  quadratischer  Best  von  p  =  4#i  + 1 ,  da 
5^0  mod  2  sein  muss,  dagegen  quadratischer  Nichtrest  von  p  =  4n  +  3« 
da  hier  &  ^^  1  mod  2  sein  muss ,  q.  e.  d. 

Der  Nachweis  der  Bichtigkeit  der  Formel  11)  ist  von  Gauss') 
durch  vollständige  Induction  geführt  worden.  Der  Satz  gilt  zunftchst,  wie 
Zahlenbeispiele  zeigen,  für  Primzahlen  kleiner  als  z.  B.  100.     Wfire  niu 

jenseits  100  (—js^-l-l,   wobei  t  zunächst  eine  Primzahl  von  der  Forxs 

8n  +  3  sein  möge,  so  setzt  Gauss  2  ==a*modt^  wobei  a  ungerade  nsm.^ 
kleiner  als  t  sein   soll;   dann  ist  in  —  2  =  •— a^-|- (u,  u  von   der  Foi 

8n  +  3  und  kleiner  als  t,  und  überdies   (— j  =  +l.     Nimmt 

an,    dass  t  jenseits   100  die  kleinste  Zahl  ist,   für   welche  (— jslü 

so    widerspricht   dem,    dass    in    (-jr=l     u<t    ist,     und 

demnach   (t)^""!»   wenn  ^  =  8n  +  3  ist     Ganz  analog  ist  der  Nac! 

weis  für  f  =  8»  +  5,  7;   nur  muss  da  an   Stelle  von\2,  —2  eingefttb — ^ 
werden. 

2.   Beweis  der  SrgftnEungsBfttse  durch  Beduotion. 

Petersen')  legt  bei  seinem  Beweise  des  quadratischen  Beciprocität^^* 
gesetzes  Modulo  der  Primzahl  p  das  halbe  Bestsjstem  1,  3,  5,  ...p  —  ^ 
zu  Grunde ,  lässt  also  nur  ungerade  Zahlen  kleiner  als  p  zu ,  und  defini^ 

II  in  (-^i^  (~~1^)^  ^  ^6  Anzahl  der  negativen  ungeraden  Beste  kleioer 

1)  Gaues,  D.  A.,  Art.  112flgg. 

2)  S.  63  der  cit.  Abb.  im  Am.  3 .  oC  M.&th.  vom  Jahre  1879. 


man  n 


man    eri 


üeber  das  quadratUohe  BeoiprocitätsgeBetz.  229 

als  p  in  9,  3^,  ...  (p  — 2)^.    Für  ^  s=  —  1  ergiebt  sich  sofort  fi  als  die 
Anzahl   der  negativen  ungeraden  Beste  in  —1,  —3,  ...  —  (p  — 2),  so 

dass  (i  =  — ^ —  wird. 

Oanz   analog  ist  in   (— j  =  (— 1)^  fi  die  Anzahl    der  negativen   un- 
geraden Beste  kleiner  als  p  in 
A)  2,  2.3,  2.5,  ...  2 (p - 2)  iwoc? p. 

Da   nun    2(p  — a)  +  2a^0  mod2   ist,    so   ergiebt   sich   z.  B.    für 

P  =  8n  +  1,  91  =  — g— =  2#i,  also  (-)  =  1- 

Ganz  ebenso  ist  das  Verfahren  ftir  p  =  8n  —  1,  8n  +  3,  8n  +  5, 
nur  dass  in  den  beiden  ersteren  FKllen  das  Mittelglied  der  Beihe  A)  be- 
sonders zu  beachten  ist. 

8.   Beweis  der  BrgftnBungsformel  (—j  =  (—1)   ^     durch  S&tie 

aus  der  Kreist^eilung. 

Wir  hatten  gefunden  (cfr.  Cap.  IV),  dass 


woraus 

1)  -Sr«=(-1  +  C)i 
folgt.     Da  nun 

ist,  80  wird  ,   .  /tv     \ 

2)  ^^.=  l(_l  +  (^)4 

Die  Formeln  1)  und  2)  ergeben  aber: 

woraus  sich,   da  die  rechte  Seite  ja  eine  ganze  Zahl  sein  muss,  unsere 
Formel  ableitet. 

4.   Beweis  der  BrgftnEungss&tae  mit  Hilfe  der  Theorie 

der  quadratischen  Formen«^) 

Für  die  Determinante  D  =  4n  +  l  =  p  ist  (—1,  0,  p)  eine  ursprüng- 
liche Form  1.  Art,  die  dem  Hauptgeschlecht  angehört.  Es  ist  also  —  1 
quadratischer  Best  von  p.  W&re  nun  auch  für  ps=:4n-|-3,  —1  quadra- 
tischer Best,  wäre  also  ^1=:&'— cp,  so  g&be  es  eine  Form,  ur- 
sprünglich und   1.  Art  (p,  &,  c)  Yon  der  Determinante  —1,  welche  deiL 


1)  Oau$$,  D,  A,  Art.  268. 


230  Historisch -literarische  Abtheilung. 

Charakter  —1  haben  rnüsste,  was  nicht  möglich  ist;   folglich  ist  — 1  qua- 
dratischer Nichtrest  von  p,  was  zu  erweisen  war. 

Methodisch  von  dem  eben  Gesagten  ist  durchaus  nicht  yerschieden 

/2\  ^=^ 

der  Nachweis  für  I— j=(—  1)    ^  ,  weshalb  er  übergangen  werden  mag. 

Bemerkt  soll  nur  noch  werden,  dass  für: 


r=9 


=  9  modle     ,.    -, 

die  Form 

mod  16 


1(8,  3.  -'--■) 


. .    und  die  Determ.  p ; 


p  ^       7  mod  8  die  Form  (p,  &,  c)  und  die  Determ.  2, 
p=+3mod8     „        »      (P,  &,  c)     »      »  »2 

zu  benutzen  sind. 

II.    Das  verallgemeinerte  Reciprocitätsgesetz. 

Wie  wir  gesehen  haben,  wurde  das  quadratische  Beciprocitätsgesetz 
durch  die  drei  Formeln  ausgedrückt: 

"(t)-'-"^'  „.(D-,-.,^,  ,„,(.)(.)=(_., '?-^. 

Hierin  waren  p  und  q  als  verschiedene  positive  ungerade  Primzahlen 
vorausgesetzt.  Diese  Formeln  lassen  sich  zunächst  verallgemeinem  für 
negative  Primzahlen.     In  der  That  erhält  man,  wenn  man  setzt 

p^s\p\,     q  =  ö\q\     (f,5  =  +l): 

/_l\  *p->  /9\  tiLzl 

^^7")  =  ^-^^  '  '  "Hp)  =  (-^^'' 

III)    (£Wi\=       2  2     -»■     -2  2     +     2  2      1). 

Mit  Hilfe  der  Jacob  loschen  Verallgemeinerung  des  Legendre 'sehen 
Symbols  (cfr.  Cap.  I  8. 174)  und  einer  leichten  Zwischenrechnung  (cfr.  S.  180) 
findet  man  femer ,  dass  diese  drei  Formeln  auch  giltig  bleiben  für  zusammen- 
gesetzte Zahlen.  Sind  nämlich  P  und  Q  zwei  theilerfremde  ungerade  Zahlen 
und  setzt  man 

P=i\P\,    0  =  d\0\, 

so  ergiebt  sich: 


•)(^)  =  (-i)-^.  n)(|)  = 


•2      '       2      ■*"     2     '       2       "*"      2     '       2 


n.,(D(f)  =  ,-.P 

Sind  schliesslich  P  und  Q  nicht  relativ  prim,  so  verliert  das  Symbol  (-- ) 

//>\  w/ 

seinen  Sinn.    In  diesem  Falle  sagt  man:  I  — j  ist  Null. 


1)  Vergl  auch  Busche,  DimeErt.,  Qt^\^ii%«ii  \^^. 


üeber  das  quadratische  Beciprocitätsgesetz.  231 


•  ii^-  »r^-irv— w** 


Hier  ist  auch  noch  zu  erwähnen  die  Verallgemeinerung  des  Gauss- 
schen  fi  -  Lemmas  von  S  c  h  e  r  i  n  g.^)  Diese  Verallgemeinerung  besteht  darin, 
dass  Schering  zeigt,   dass,   wenn  Ä  und  P  zwei  ganze  Zahlen  sind  und 

ausserdem  P  relativ  zu  2Ä   ist:   (— js=(— 1)^   wird,    wo  (i  die  Anzahl 

der  negativen  absolut  kleinsten  Eeste  in  der  Zahlenreihe: 

Ä,  2ä,  3ä,   •••  ^^^ÄmodP 

bedeutet.     In   der   zu   zweit  citirten  Abhandlung    (Act.  math.   1880)    hat 
Schering  hierfür  einen  einfiEushen  arithmetischen  Beweis  gegeben. 

Zu  der  Schering'schen  Verallgemeinerung  des  Gauss ^schen  Lemmas 
ist  wieder  zu  bemerken,  dass  Kronecker  in  einer  1876  in  den  Berliner 
Monatsberichten  S.  301  abgedruckten  Abhandlung  darauf  hinweist,  dass  er 
jene  Verallgemeinerung  schon  seit  1869/70  in  seinen  Collegien  vorgetragen 
habe.  —  Gestützt  auf  jenes  verallgemeinerte  Lemma  hat  nun  Genocchi') 
für  die  Richtigkeit  von  Formel  III)  einen  sehr  einfiachen  Beweis  er- 
bracht. Dieser  schliesst  sich  aber  dem  von  demselben  Autor  im  tll,  Cap. 
Mitgetheilten  so  innig  an,  dass  wir  ihn  hier  übergehen  dürfen. 


VIIL  CapiteL 

Algorithmen  znr  Bestimmung  des  quadratischen  Rest-  oder  Vicht- 
restcharakteri  einer  Zahl  in  Besag  auf  eine  andere. 

Im  Folgenden  wollen  wir  einige  Arten  der  Bestimmung  des  Symbols 
Ij]  darstellen.  Es  sind  dazu  im  Wesentlichen  zwei  Methoden  angewendet 
worden.  Die  eine  gründet  sich  auf  die  direete  Anwendung  des  Beci- 
procitätssatzes ,   die  andere  auf  die  Entwickelung  des  Bruches  -r  in  einen 

0 

Kettenbruch.     Bei  dieser  letzteren  Bestimmung  ist  noch  zu  unterscheiden, 

dass  (yj  abhängig  gemacht  worden  ist  einmal  von  den  Quotienten  und 

zweitens  von  den  Besten,  die  bei  jener  Eettenbruchentwickelung  auftreten. 
Die  erste  Methode  wird  ohne  Weiteres  aus  einem  Beispiele  klar.  Es  sei 
X  =3  (|^)  zu  bestimmen.     Da  ist  zunächst: 

^  =  am  =  mi) ,  wen  365  =  l  mod 4, 

=  (iH)  =  (f  W  =  (tVt)  =  (Vf )  =  (A). 

(m)  =+i. 

1)  Berliner  Monatsber.  1876,  8.  300.  —  Ac^maJäkiA,  \»^. 
8)  Compte»  Rendn»,  XC  (1880)  8.  800. 


234 


Historisch  -  literarische  Abtheilnng. 


181=  85.2-11 
85  =  11  .8-  3 
11  =  3  .4-  1 


^  =  0; 
v  =  0; 


I.  Verfahren  von  EiseAstein.  ä;=(|^]J^|J;. 

3785  =  2933.2-2081,  279=181.2-85 
2933  =  2081  . 2  -  1229, 
2081  =  1229  .  2  -  377 , 
1229=  377  .4-  279, 
377  =  279  .2-  181, 

wonach  (Mi)  =  l  ^olgt. 

IL    1.  Verfahren  von  Lebesgue: 

3785  =  2933.  1  +4.213, 
2933=  213  .13  +  4.  41, 
213  =    41    .  5  +  8, 

so  dass  ebenfalls   (|4f|^)  =  1   sich  ergiebt. 

2.  Verfahren  von  Lebesgae: 

3785  =  2933.1+852,  98  =  83.1  +  15 

2933=852.3  +  377,  83=15.5+8 

852  =  377  . 2  +  98,  15  =  8  . 1  +  7 

377  =    98   .3+  83,  8  =  7.1+1. 

Hieraus  folgt:  A  =  0,   /i  =  l,    i;  =  l,   so  dass  (MH)  =  (- 1)*  = +  1    ist. 
NB.   Wenn  ein  Rest  ±  2"»  r*  wird ,  so  sind  die  folgenden  Operationen 
unnütz. 

in.  Die  Algorithmen  von  Gegenbauer.^) 

Während  Gauss  beliebige  Beste,  Eisenstein  nur  ungerade,  Lebesgue 
nur  gerade  Reste  zulässt,  nimmt  Gegenbauer  zur  Ableitung  seiner  Al- 
gorithmen a'bwechselnd  gerade  und  ungerade  Reste.    Sind  a  und  h  ungerade 

und  relativ  prim,  und  a  >  &,  so  entwickelt  Gegenbauer  in  einen 

a 

Kettenbruch,  dessen  Theilzähler  sämmtlich  —1,  dessen  Theilnenner  gerade 

sind.     Die  Reste  sind  dann  abwechselnd   gerade  und  ungerade;   sind  ihre 

Vorzeichen  £,  so  ist  dann: 

Tat  nun  a  ==  +  1  =  f  moä  4 ,  so  wird : 

(l)=(_l)M*f*''«*-'  +  <^-*''}; 

h  ist  mithin  Rest  von  a,  wenn   ^^  ^x^x    j^— -^ — ^ 


^ 


madSy  und  h  ist 


Nichtrest    von    a,    wenn 


/  'a^i-i='4— -^ — ö — mod8.     Mit  anderen 


1)  Wiener  Ber.  1880,  B.  931. 


üeber  das  quadratische  Reciprocitätsgesetz.  235 

Worten :  ( —  1  =  +  1 ,  wenn  die  Anzahl  der  Zeichenfolgen  in  der  Reihe 
der  €j^   vermindert   tun    die  Anzahl    der  Zeichenwechsel    congruent   0   oder 

f>  med  8   ist ;   dagegen  wird    ( —  j  =  —  1 ,    wenn  jene  Differenz   congruent 

2  oder  4  modS  ist.  Denn  f^^i-i  ^^^  positiv,  wenn  zwischen  f^__j  und 
e^  Zeichenfolge,  dagegen  negativ,  wenn  zwischen  diesen  Grössen  Zeichen- 
wechsel stattfindet 

Beispiel.     Es  ist   x={^^^)^)   zu  bestimmen: 

•    -346=      913.     0    -346,    -29- -20   2  +  11 

-913  =  -346.     2    -221,        20-      11.2-2 

+  346  =  -221.  (-2)- 96  ,    -11  =-2  .6+  1 

+  221  =  -  96  .(-2)+ 29; 

96  =      29  .     4    -  20. 

Die  Anzahl  der  Zeichenfolgen  ist  1,  die  der  Wechsel  5,  folglich  wird : 

(HD  =  - 1- 

Das  zweite  von  Gegenbauer  angegebene  Verfahren  zur  Bestimm 

ung  von    (y)  besteht   darin,    dass   er   ^»  worin  a  und  26  relativ  prim 

sind,  in  einen  Kettenbruch  entwickelt,  dessen  Theilzähler  wiederum  gleich 
—  1 .  dessen  Theilnenner  ungerade  sind ;  dann  sind  wiederum  die  Reste  ab- 
wechselnd gerade  und  ungerade.    Durch  die  vorigen  ganz  analogen  Schlüsse 

zeigt  so  Gegenbauer,  dass  (  — )  =  +  l  wird,  wenn  die  Anzahl  der 
Zeichenfolgen,    vermindert   um   die   Anzahl   der   Zeichenwechsel    (bei   den 

Resten)  modS  congruent  1  oder  7  ist,  dass  dagegen  (— J  =  — 1  wird, 
wenn  jene  Differenz  congruent  3  oder  5  inod8  ist. 

IV.  Ein  Algorithmus  yon  Kronecker.^) 

Um    l '  j    zu    bestimmen ,    worin    |  Wq  |  >  |  w,  |     sein    soll ,     bildet 

Kronecker  den  Algorithmus: 

n,,     =2ri      w,      -n^j, 
n^      =2rg      n,      —  «s, 


nt-2  =  2r*— itit-i—  1. 

Die  n  seien  sämmtlich  ungerade  und  |nib|  >  l^ib+il*     Ist  9  die  Anzahl 
der  Folgen,  tf;  die  Anzahl  der  Wechsel  in  der  Reihe  der  Vorzeichen  der  Zahlen 

"l »  ^0 1  **i  I   •  •  •    +  1 9 

1)  Dies  Beispiel  ist  von  Gegenbauer,  dem  aber  ein  FeUn  u 
ist.    Anstatt  96:89  steht  bei  Gegenbaner  M:V(  u.%.i. 
S)  Berl  Mob.  Ber.  1884|  S.  619.  * 


236 


Historisch -literarische  Abtheilnng. 


aber  ^  die  Anzahl  der  Folgen  nnd  ^  die  Anzahl  der  Wechsel  in  der  Beilw 

der  Modnlo  4  genommenen  Zeichen werthe  derselben  Zahlen,  so  ist  ( — ^| 
=  (_  1)14  (f  -  f')  =  {_  !)%(*- v^).  ^  "» ' 

Beispiel:    (:Z^)=(ri^) 

143  =  2.105  -67 

105  =  2.  67  -29 

67  =  2.   29  +9 


Der  Algorithmns  ist: 


-9  =  2.    (-2)7    +5 

7  =  2.(-l(-5)-3 

-5  =  2.   (-1)3  +1 


29  =  2.(-2)(-9)-  7 

Dann  ist  unsere  Beihe  der  Zahlen  n: 

1,  143,  105,  67,  29,  -9,  7,  -5,  3,  -1. 

Die  Beihe  ihrer  Zahlenwerthe  Modalo  4  ist: 

1,  -1,    1,  -1,   1,  -l,  -1,  -1,   -1,  -1, 

so  dass  ^  =  i)i>'=4  nnd  ^  =  t(>'=5  wird,  worans 

'- 105^ 


folgt 


/-105N 

V 143; 


1 


(Soblou  folgt.) 


Bibliographie 

vom  1.  Juli  bis  31.  August  1885. 


Periodisohe  Sehriftan. 

Sitzungsberichte  der  königl.  sächs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften,  mathe- 
matisch -  physikal.  Classe.     1885,  I  und  II.     Leipzig,  Hirzel.      2  Mk. 

Sitzungsberichte  der  mathem.-physikal.  Classe  der  königl.  bayer.  Akademie 
der  Wissenschaften.    Jahrgang  1885,  Heft  2.    München,  Franz. 

1  Mk.  20  Pf. 

Sitzungsberichte  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissensthaften  in  Wien,  mathe- 
mat.-naturwissenschaftl.  Classe,  Abtheilung  II.  91.  Bd.,  1.  u.  2.  Heft. 
Wien,  Gerold.  5  Mk.  50  Pf. 

Denkschriften  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften,  mathem.- natur- 
wissenschaftl.  Classe.     49.  Bd.     Ebendas.  38  Mk. 

Mathematische  Annalen,  herausgegeben  von  F.  Klbin  u.  A.  Mayeb.  26.  Bd. 
(4  Hefte).     1.  Heft.     Leipzig,  Teubner.  compl.  20  Mk. 

Mathematisch -naturwissenschaftliche  Mittheilungen,  herausgeg.  v.  O.Böklev. 
2.  Heft,  1885.     Tübingen,  Fues.  2  Mk. 

Astronomische  Nachrichten,  herausgeg.  von  A.  Krüger.  112.  Bd.  Nr.  1. 
Hamburg,  Mauke  Söhne.  compl.  15  Mk. 

Yierteljahrschrift  der  astronomischen  Gesellschaft,  herausgeg.  von  E.  Sohön- 
FELD  u.  H.  Seblioer.  19.  Jahrg.  (1884),  4.  Heft.  Leipzig,  Engel- 
mann. 2  Mk. 

,  20.  Jahrg.  (1885),  1.  u.  2.  Heft.    Ebendas.  4  Mk. 

Stern -Ephemeriden  ftLr  das  Jahr  1887.    Berlin,  Dümmler.  6  Mk. 

Nautisches  Jahrbuch  für  das  Jahr  1888,  herausgegeben  Yom  Beichsamt  d.i. 
Berlin,  Heymann.  1  Mk.  50  Pf. 

Astronomisch -geodätische  Arbeiten  in  den  Jahren  1883  und  1884,  heraus- 
gegeben vom  königl.  preuss.  geod&t.  Institut   Berlin,  Friedberg  &  Mode. 

13  Mk.  50  Pf. 

Beobachtungen  der  meteorolog.  Stationen  im  Königreich  Bayern ,  herausgeg« 
▼on  W.  Y.  Bezold  u.  C.  Lano.  7.  Jahrg.  (1885),  1.  Heft  München, 
Ackermann.  compl.  18  Mk. 

Bibliotheca  historico- naturalis,  phyrioo-ohfimii»  ^  B.y« 

Hanstbin.     34.  Jahrg.  2.  H^,  Jn 
Vandenhoeok  &  Bupreoht. 


238  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 


OeBohiohte  der  Mathematik  und  Physik. 

Opfert,  J.,   Die   astronomischen  Angaben  der  assyrischen  Eeilinschriften. 

(Akad.)     Wien,  Gerold.  30  Pf. 

Hbmrioi,   J.,  Die  Erforschung  der   Schwere  durch  Galilei,  Huygens   und 

Newton.     Leipzig,  Teubner.  60  Pf. 

Oftbrdinoer,  L.,    Joh.  Gottl.  Priedr.  v.  Bohnenberger.     Tübingen,   Fnes. 

50  Pf. 
Bühlmann,   M.,   Vorträge   über   die   Geschichte    der    Mechanik.      Leipzig, 

Baumgärtner.  14  Mk. 

Albrecht,  G.,  Geschichte  der  Elektricität  und  ihrer  Anwendungen.     Wien, 

Hartleben.  3  Mk. 

Reine  Mathematik. 

Herz,  N,,  Siebenstellige  Logarithmen  der  trigonometrischen  Functionen  ftir 
jede  Zeitsecunde.     Leipzig,  Teubner.  4  Mk. 

Stolz,  0.,  Vorlesungen  über  allgemeine  Arithmetik.     1.  Thl.:  Die  reellen 
Zahlen.     Ebendas.  8  Mk. 

Gegenbauer,  L.,  üeber  den  gross ten  gemeinschaftlichen  Divisor.  (Akad.) 
Wien,  Gerold.  25  Pf. 

,  üeber  die  Divisoren  der  ganzen  Zahlen.     Ebendas.  45  Pf. 

,  Asymptotische  Gesetze  der  Zahlentheorie.     Ebendas.       2  Mk.  40  Pf. 

,  Arithmetische  Notiz.     Ebendas.  20  Pf. 

,  üeber  die  ganzen  complexen  Zahlen.     Ebendas.  25  Pf. 

Siokenbergbr  ,  A.,  Die  Determinanten  in  genetischer  Behandlung.  München, 
Ackermann.  1  Mk.  20  Pf. 

Mbrtens  ,  F. ,  Üeber  eine  Formel  der  Determinantentheorie.  (Akad.)  Wien, 
Gerold.  30  Pf. 

Weibs,  E.,  Notiz  über  zwei  der  Binom ialreihe  verwandte  Reihen.    Ebendas. 

20  Pf. 

WiNCKLER,  A.,  üeber  die  linearen  Differentialgleichungen  IL  Ordn.,  zwischen 
deren  partikulären  Integralen  eine  Relation  besteht.     Ebendas.     50  Pf. 

Mbrtens,  F.,  Zur  Theorie  der  elliptischen  Functionen.     Ebendas.     20  Pf. 

Klein,  F.,  üeber  die  elliptischen  Normalcurven  n*^  Ordnung  und  zugehö- 
rige Modulfunctionen  n**'  Stufe,     Leipzig,  Hirzel.  1  Mk.  80  Pf. 

Wiener,  H.,  Rein  geometrische  Darstellung  binärer  Formen  durch  Punkt- 
gruppen auf  Geraden.     Darmstadt,  Brill.  2  Mk.  50  t*f. 

Bobek,  K.,  üeber  gewisse  eindeutige  involutorische  Transformationen  der 
Ebene.     (Akad.)    Wien,  Gerold.  70  Pf. 

Mbrtens,  F.,  üeber  die  Gleichung  des  Strahlencomplexes,  welcher  aus  allen, 
die  Kanten  des  gemeinschaftlichen  Poltetraeders  zweier  Flächen  II.  Ord- 
nung schneidenden  Geraden  besteht.     Ebendas.  20  Pf: 

Lb  Pajge,   C,    üeber   die   HeBse'sche   Fläche   der  Fläche   III.  Ordsuiig. 
Ebmdaa.  %&  CL 


Bibliographie.  239 

Eberhard,  Y.,  Ueber  eine  räumliche  involatorische  Verwandtschaft  7.  Gra- 
des und  ihre  Eemfläche  4.  Ordn.     (Disseri)    Breslau,  Köhler.     1  Mk. 

Graefe,  f.,  Aufgaben  und  Lehrsätze  aus  der  analytischen  Geometrie  der 
Ebene.     Leipzig,  Teubner.  2  Mk.  40  Pf. 

Meter,  F.,  Rein -geometrische  Beweise  einiger  fundamentalen  Kegelschnitt- 
sÄtze.     Tübingen,  Fues.  40  Pf. 

Petersen,  J.  ,  Lehrbuch  der  Stereometrie.     Kopenhagen,  Host  &  S. 

1  Mk.  60  Pf. 

,  Die  ebene  Trigonometrie  und  die  sphärischen  Grundformeln.    Ebendas. 

1  Mk.  25  Pf. 

Euclidis  opera  omnia.  Ed.  L.  Heibbro  et  H.  Menge.  Vol.  4.  Leipzig, 
Teubner.  4  Mk.  50  Pf. 

Angewandte  Mathematik. 

KoPALiK,  J.,  Yorlesimgen  über  die  Chronologie  des  Mittelalters.  Wien, 
Kirsch.  1  Mk. 

Kraft,  F.,  Sammlung  von  Problemen  der  analytischen  Mechanik.  11.  Lief. 
(Schluss.)     Stuttgart,  Metzler.  2  Mk. 

Hbrz,  N.,  Entwicklung  der  störenden  Kräfte  nach  Vielfachen  der  mitt- 
leren Anomalie  in  independenter  Form.    (Akad.)    Wien,  Gerold.    80  Pf. 

WiTTRAK,  Th.,  Zur  Berechnung  der  speciellen  Störungen  der  kleinen  Pla- 
neten.    (Dissert)    Dorpat,  Karow.  1  Mk.  50  Pf. 

Hamburqer,  M.,  Ueber  die  Zeitdauer  des  Stosses  elastischer  Stäbe.  (Dissert.) 
Breslau,  Köhler.  1  Mk. 

Littmann  ,  0. ,  Ueber  das  Yerhältniss  von  Längsdilatation  und  Quercontrac- 
tion  elastischer  Metallcylinder.    (Dissert.)    Ebendas.  1  Mk. 

Brinckmann  ,  0. ,  Ueber  die  Bewegung  eines  materiellen  Punktes  auf  einem 
Botationsparaboloid.     (Dissert.)     Jena,  Neuenhahn.  2  Mk. 

Bender,  E.,  Ueber  stehende  Schwingungen  einer  Flüssigkeit,  die  auf  einer 
festen  Kugel  ausgebreitet  ist     Kiel,  Lipsius  &  Tischer.  l  Mk. 

GusiNDB,  0.,  Ueber  den  Ausfluss  von  Wasser  aus  kleinen  kreisförmigen 
Oe&ungen.    (Dissert.)     Breslau,  Köhler.  1   Mk. 

Mater,  J.,  Sternkarte  mit  beweglichem  Horizont.  (Lithogr.)  Hierzu  Text: 
Astrognosie.     Schaffhausen,  Rothermel.  4  Mk. 

Krüger,  A.,  Zonenbeobachtungen  der  Sterne  zwischen  55^  und  56®  nörd- 
licher Declination ,  angestellt  zu  Helsingfors  und  Gotha.  2.  Bd.  Leipzig, 
Engelmann.  20  Mk. 

Paulus, *Ch.,   Tafeln  zur  Berechnung  der  Mondphasen.     Tübingen,  Fnes. 

1  Mk.  80  Pf. 

Mahler,  E.,  Die  centralen  Sonnenfinsternisse  des  XX.  Jahzhoiid,  (Alnd.^ 
Wien,  Gerold. 

,  Astronomische  Untersuchuiig  Aber  die  in  A 

tische  Finstemiss.    Ebendas. 


240  Historisch -literarische  Abtheüimg.     Bibliographie. 


»,^.^k_^.'V.^  ,**.-*  ^„^^.^t,   , 


Lippich,  F«,  üeber  polaristrobometrische  Methoden ,  insbesondere  über  Halb- 
schattenapparate.    Ebendas.  80  Pf. 

Waltbnhofbn,  A.  y.,  Die  internationalen  absolaten  Maasse,  besonders  ftlr 
Elektricität.     Braunschweig,  Yieweg.  2  Mk. 

Physik  nnd  Meteorologie. 

WÜLLNBB,  A.,  Lehrbuch  der  Experimentalphysik.  3.  Bd.:  WSrmelehre. 
4.  Aufl.     Leipzig,  Teubner.  12  Mk. 

WiBDBMAMK,  0.,  Die  Lehre  von  der  Elektricität.  4.  Bd.  2.  Abth.  (Schloss.) 
Braunschweig,  Yieweg.  25  Mk.    compl.  108  Mk. 

CzBRMAK,  P.  u.  B.  HiEOKB,  Pendelversuche.     (Akad.)    Wien,  Gerold. 

2  Mk.  40  Pf. 

ExNBR,  F.,  üeber  eine  neue  Methode  zur  Grössenbesümmung  der  Moleküle. 
Ebendas.  45  Pf. 

Heppergbr,  J.  y.,  üeber  die  Verschiebung  des  Vereinigungspunktes  der 
Strahlen  beim  Durchgange  eines  Strahlenbüschels  durch  ein  Prisma. 
Ebendas.  50  Pf. 

AuLiMOER,  E.,  üeber  das  Verhältniss  der  Weber^schen  Theorie  der  Elektro- 
dynamik zum  Hertz^schen  Princip  der  Einheit  der  elektrischen  Ejrftfte. 
Ebendas.  30  PL 

KLBMEMOI& ,  J. ,  Experimentaluntersuchung  über  die  Dielektricitfttseonstaaten 
einiger  Gase  und  Dämpfe.     Ebendas.  1  Mk.  20  Pf. 

Lang,  V.  y.,  Messung  der  elektromotorischen  Kraft  des  elektrischen  Licht- 
bogens.    Ebendas.  20  Pf. 


Historisch -literarische  Abtheilung. 


Ueber  das  quadratische  Reciprocitätsgesetz. 

Eine  vergleichende  Darstellung  der  Beweise  des  Fundamentaltheoremes 
in  der  Theorie  der  quadratischen  Beste  und  der  denselben  zu  Grunde 

liegenden  Principien. 

Von 

Oswald  Baumgart. 

(Sohluii.) 


Zweiter  Theil. 

Yergleichende  Darstellung  der  den  Ueweisen  fQr  das  quadra- 
tische Reciprocitätsgesetz  zu  Grunde  liegenden  Principien. 


I.  Capital. 

GauM*  Beweis  durch  vollständige  Indnction. 

Wie  schon  im  zweiten  Capital  des  ersten  Theilas  bemerkt  wurde ,  unter- 
schaidet  Gauss  bei  seinem  ersten  Beweise  acht  verschiedene  Fälle.  Dadurch 
erhält  der  Beweis  eine  solche  Ausdehnung,  dass  man  ihn  für  nicht  recht 
geeignet  zur  Begründung  des  so  einfachen  Gesetzes  halten  könnte.  Indess 
ist  dieser  Mangel  an  Kürze  nicht  auf  die  dem  Beweise  zu  Grunde  liegen- 
den Principien  zurückzuführen,  sondern  auf  die  Bezeichnungsweise. 

Gauss  schreibt  nämlich  pRqvkü  Stelle  von  (  — j  =  +  l  und  pNq 
—  j=  — 1.  Dadurch  wird  er  gezwungen,  jene  acht  Fälle  zu  un- 
terscheiden, was  eben  durch  Anwendung  des  Legendr  ersehen  Zeichens 
zu  vermeiden  gewesen  wäre.  In  der  That  haben  wir  gesehen,  dass  sich 
durch  jene  Bezeichnung  die  acht  von  Gauss  unterschiedenen  1™1<^  ^' ««*i 
reduciren  lassen.    Dirichlet^)  hat  zuerst  auf  jenef^ 


X)  Crelle  J.,  XLVH,  8. 189. 


242  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 


Gau  SS 'scheu  Beweises  hingewiesen  und  den  Beweis  unter  Anwendoiig  dea 
Legend re-Jacobi 'sehen  Symboles  dargestellt.     Wir  sind  ihm  gefolgt 

Nach  dieser  Bemerkung,  die  sich  auf  das  rein  Formale  an  nnseiem 
Beweise  bezieht,  gehen  wir  auf  das  Wesen  desselben  näher  ein.  Der  all- 
gemeine Eindruck  ist  da  zunächst  hohe  Befriedigung  darüber,  dass  der 
Beweis  „nirgend  das  Gebiet  der  Congruenzen  2.  Grades  verlSsst"  ^).  ADe 
anderen  Beweise,  mögen  sie  sich  auch  durch  besondere  Kürze  und  Eleganz 
auszeichnen,  lassen  diese  Einfachheit  vermissen.  Gauss^)  selbst  sagt  von 
seinem  ersten  Beweise:  „Sed  omnes  hae  demonstrationes ,  etiamsi  respeäu 
rigoris  nihil  desideratidum  relinqt<cre  vidcaniur,  e  principiis  nitnis  häerogeneis 
derivatae  sufU,  prima  forsan  excepta  quae  tarnen  per  ratiocinia  magis  labo- 
riosa  procedit,  operaiionibus  proxiliorihus  premitur" 

Das  Fundamentalprincip  nun  unseres  Beweises  kann  man  kurz  du 
Princip  der  vollständigen  Induction  nennen.  Der  umstand  nämlich,  da» 
das  Gesetz  gilt  für  die  beiden  kleinsten  ungeraden  Primzahlen  3  and  Ö. 
regte  in  Gauss  den  genialen  Gedanken  an,  von  den  Zahlen  3  und  d 
successive  aufsteigend  zu  grösseren  und  grösseren  Primzahlen,  das  Geseti 
darzuthun. 

Dieser  Gedanke  musste  aber  formulirt  werden,  um  mathematuehe 
Deductionen  aus  ihm  möglich  zu  machen.  Dies  ist  von  Gauss  dmtli 
folgenden  Schluss  geschehen:  Gilt  das  Gesetz  für  alle  Primzahlen  imter- 
halb  <2 ,  und  sind  p  und  p'  zwei  solche  Primzahlen  kleiner  als  <2 )  ^  ^ 

also  (-r)(  —  ]=(— 1)  '^  ^  ist,  und  kann  man  daraus  die  Richtig- 
keit des  Fundamentaltheorems  für  p  und  q  {p'  und  q  sagt  dasselbe)  dar- 
thun,  so  ist  das  Gesetz  in  seiner  Allgemeinheit  bewiesen,  eben  der  Eigen- 
schaften der  Zahlen  3  und  5  halber.  Es  stellte  sich  nun  aber  der  Beweis- 
führung ein  grosses  Hinderniss  in  den  Weg,  was  Gauss  zur  ünt^ 
Scheidung  seiner  acht  Fälle  nöthigte.  Der  Beweisgang  hängt  nämlich  so 
intensiv  von  den  Eigenschaften  von  p  und  q  ab,  dass  eine  Verschiedenheit 
dieser  Eigenschaften  verschiedene  Methoden  nöthig  machte.  Wie  schon 
bemerkt,  kommt  man  bei  passender  Bezeichnung  nicht  auf  acht,  aber  doch 
auf  zwei  wesentlich  verschiedene  Fälle.     Diese  sind: 

I.  Sind  q  und  ct<^q  beliebige  ungerade  Primzahlen ,  q  positiv,  a  positiT 
oder  negativ,  und  ist  (  —  J  =  +1^  so  ist  zu  zeigen,  dass  (     U  - 1  =  {- 1)   *     *  . 

IL  Sind  (2  =  4n+l  und  p^q  beliebige  positive  ungerade  Priin- 
zahlen  und  ist  (— )  =  — 1,   so   ist  zu  zeigen,    dass  ebenfalls    f  —  l^""^ 

1)  Cr  eile  J.,  XLVfl,  S   139. 

2)  Gauss:  Comm.  soc.  liott.  KVl,  S.70  oder  Gausa'  Werke  II,  8.4. 


Ueber  das  quadratische  Reciprocitätsgesetz.  243 

ist.     Die  Veriiiciruug   der   in  I.  aufgestellten  Behauptung  war  für   Gauss 

verhfiltnissmässig  leicht,  weil  die  Annahme  ( —  J  =  +  1  sofort  eine  weitere 

Handhabe  zur  Beweisführung  lieferte,  insofern  als  nämlich  die  Congruenz 
x^^=^ct  modq  möglich  war.  Die  Einführung  einer  Hilfsgrösse  f  und  die 
Benutzung  der  auf  einfache  Weise  darlegbaren  Eigenschaften  derselben 
führte  sofort  zum  Ziele.  Ist  e  die  gerade  Wurzel  unserer  Congruenz  x^^a 
mod  q ,  so  ist  jene  Hilfsgrösse  f  definirt  durch : 

A)  e^=cc  +  fq. 

Die  Unterscheidung  der  beiden  Fälle  f  und  e  relativ  prim  zu  a  und 
f  und  e  theilbar  durch  «  ergiebt  auf  einfache  Weise  unter  Benutzung 
unserer  allgemeinen  Annahme  die  Richtigkeit  des  Theoremes. 

Der  zweite  Punkt  war  nun  viel  schwieriger  zu  erledigen,  und  erst 
nach  einem  Jahre  mühevollen  Nachdenkens  (am  29.  April  1796)  waren 
alle  Hindernisse  überwunden.  pGauss^)  zeichnete  sich  selbst  das  Datum 
dieser  Entdeckung  auf,  wie  er  ein  Gleiches  bei  anderen  seiner  grossen 
Schöpfungen  gethan  hat/  Die  fragliche  Schwierigkeit  liegt  darin,  dass 
die  Annahme  f  f^\ i 

sich   mathematisch  nicht  formuliren  lässt,   da  eben  die  Unmöglichkeit  von 

ic*^  p  modq 
nicht  durch  eine  Formel,  die  mit  dieser  Congruenz  in  unmittelbarem  Zn- 
sammenhange steht,  darstellbar  ist.  Diese  Thatsacbe  machte  einen  Hilfs- 
satz nöthig,  dessen  Formuliriing  und  Begründung  Gauss*  ganzen  Scharf- 
sinn herausforderte.  Eronecker^)  nennt  die  Begründung  dieses  Hilfssatzes 
„eine  Kraftprobe  Gauss'schen  Geistes ''.  Jener  Hilfsatz  aber  heisst:  Es 
giebt  stets  eine  positive  ungerade  Primzahl  p' ^  q^  von  welcher  q  qua- 
dratischer Nichtrest  ist.  Der  Vollständigkeit  halber  bemerke  ich  schon  hier, 
dass  dieser  Satz  nicht  nur  für  (2  =  4n-f-l»  sondern  auch  dann  gilt,  wenn 
q  die  Form  4n  +  3  hat^) 

Für  q  =  8n  +  5  ist  der  Satz  unmittelbar  evident;  anders  für  (2  =  8w+]. 
Wäre  aber  in  diesem  Falle  q  quadratischer  Rest  von  allen  Primzahlen 
kleiner  als  2m +1  (^<2))  so  müsste,  wenn  k  eine  Wurzel  von 

k^—qmouM',     M={2n+l)l 

Ä*  —  1   .      Ä*  —  in^  =  (?  —  1  .  <2  —  2* .    ,..  q  —  in^  mod  M 

sein,  d.h. ici—  .-:,   . müsste    eine    ganze   Zahl    sem. 

{2m+\)\  ^ 

Die  Unmöglichkeit  hiervon  ergiebt  das  Falsche  der  Annahme  und  zugleich, 
dass  es  stets  eine  Primzahl  p'  <Z2]/q  +  l  giebt,  von  welcher  q  qua- 
dratischer Nichtrest  ist. 


1)  C.  F.  Gauss.    Festrede  vc 

2)  nod  B)  ICroiieoker»  M^ 


244  Historisch -literarische  Abtheilang. 

Es  ist  also  l^j  c=  —  1. 

Um  nnn  nachzuweisen,  dass  auch  f  —  j  =  —  1  ist,  genflgt  es  jetit^) 
darzathon,  dass 

\PP/ 
ist.     Man  sieht,   der  Hilfssatz  war  nnr  nöthig,  das  Kriterium  |^j  =  -l 

in  ein  solches  umzuformen ,  welches  eine  weitere  mathematische  Formalinmg 
zuliess.  Wir  führen  abermals  eine  Hilfsgrösse  /'ein,  die^  wenn  e  die  gerade 
Wurzel  <  q  von 

ist.  definirt  wird  durch  '^^PP'^^ 

B)  ^=PP+fq. 

Im  weiteren  Verlaufe  des  Beweises  kommt  es  nun  auf  das  VerliAlteB 
von  e  und  f  gegen  p  und  p  an.  Je  nachdem  nämlich  e  und  f  relatif 
prim  zu  p  und  p\  p  oder  p\  oder  theilbar  durch  p  und  p'  sind,  madit 
sich  eine  verschiedene  Behandlungsweise  nöthig. 

Principiell  Neues  kommt  dabei  nicht  heraus. 

Der  erste  Beweis  von  Gauss  stützt  sich  also  im  Wesentlichen  auf 
Eigenschaften  von  Zahlen  f  und  f  in: 

A)  e^=  a  +  fq     und 

Die  beiden  Gleichungen  sind  principiell  nicht  verschieden.  Oleichang  A) 
geht  dadurch,  dass  man  in  B)  p=]  setzt,  aus  B)  hervor.  Der  Aogd- 
punkt  des  Beweises  liegt  aber  in  der  Aufstellung  dieser  Gleichungen,  d  ^ 
da  eben  A  ein  specieller  Fall  von  B  ist,  in  der  Aufstellung  der  Gleichong  B, 
mithin  in  dem  Hilfssatze,  dass  es  stets  eine  ungerade  Primzahl 

P<(1 
giebt,  von  der  q  quadratischer  Nichtrest  ist. 

IL  Capitel. 
lieber  die  Beweise  durch  Bednetion. 

Im  III.  Capitel  des  ersten  Theiles  sind  zwölf  Beweise  reproducirt  AUe 
diese  stützen  sich  auf  ein  und  dasselbe  Lemma ,  das  wir  in  seiner  All- 
gemeinheit kurz  entwickeln  wollen.     Stellt 

öt  =  öi»    «2»   ...  «7-1     {ctk<(l) 

2 

ein  beliebiges  halbes  Bestsystem  Module  q  dar,  so  wird 

akP 
wiederum  ein  halbes  Restsystem  Module  q  geben.     Die  pajt  stehen  mit  ^ 
ük  in  keiner  Beziehung,   können  also   mit  denselben  zusammenfallen  oder 

1)  Unter  Berfickuchtigung  des  Um  Standes,  dass,  wenn  das  ReciprocitfttsgeBeti 
fSr  Primzahlen  gilt,  es  auch  für  vetcdlgemeinerte  Restcharakterisiiken  gilt. 


üeber  das  quadratische  Reciprocitötsgesetz.  246 

von  denselben  verschieden  sein.  Wir  wollen  uns  das  versinnlichen.  Das 
vollständige  Restsystem  Modulo  q  wird  offenbar  dargestellt  durch  die  in  den 
beiden  Yerticalreihen  enthaltenen  Zahlen: 


I. 

II. 

«1 

~«i 

Oj, 

-»2 

• 

• 

2 

2 

Die  Reste  pat  werden  dann  in  beiden  Yerticalreihen  vorkommen  kön- 
nen, nie  aber  doppelt  in  derselben  Horizontalreihe,  weil  nie  zwei  Reste 
ttkP  Modulo  q  congruent  sein  können.  Denn  wäre  z.  B.  a/c p  ==  ak' p  fnod  q, 
so  wäre  (ük " ak') p  z=z  0  med  q  oder,  da  p  und  q  Primzahlen  sein  sollen» 
^k  —  ai^'  ==  0  mod  q ,  was ,  da  au  und  ay  Modulo  <2  incongruent  sind ,  nicht 
möglich  ist.  Kommen  nun  ft  Reste  pak  in  der  Zweiten  Yerticalreihe  vor, 
so  werden  wir  erhalten: 

;>  ^  aj,  ...  a^-i  ^  (— l;^a,,  ...  a^-i  modq 
oder  , 

p~^~=(-l)fmodq    und    (i!)==(-l)M 

Dies  ist  der  Hilfssatz,   auf  den  sich   sämmÜiche  Beweise  des  III.  Capitels 

stützen.     Wir    haben    so    das    ursprüngliche  Kriterium    i~j^p  ^  modq 

/p\  ^^^ 

reducirt  auf  (  — )  =  (—!)'*.    Nur  aus  diesem  Grunde  nenne  ich  die  Beweise, 

denen  dieses  Lemma  zu  Grunde  liegt,  um  unnöthige  Weiterungen  zu  er- 
sparen. Beweise  durch  Reduction.  —  Das  Symbol  (  — )  ist  also  definirt 
durch  (  — )  =  (—1)'*»  wo  fi  die  Anzahl  der  Reste  in  pa^,  poj,  ...  paq-i 
bedeutet,  welche  mit  ap   ...  a^.i  Modulo  q  nicht  congruent  sind. 

Man  kann  nun  bei  den  Beweisen  flir  das  quadratische  Reciprocitäts- 
gesetz  die  verschiedensten  halben  Restsysteme  in  Anwendung  bringen,  was 
auch  geschehen  ist.  Der  Eine  benutzt  ein  halbes  positives  oder  negatives 
absolut  kleinstes  Restsystem,  der  Andere  die  geraden  Zahlen,  wieder  ein 
Anderer  die  ungeraden  Zahlen  unterhalb  der  in  Frage  kommenden  Prim- 
zahl. Dies  ist  der  erste  Punkt,  in  dem  sich  die  Beweise  durch  Reduction 
unterscheiden. 

Wie  aber  ^  die  charakteristische  Zahl  von  p  in  Bezug  auf  q  ist,  so 
giebt  es  eine   dem  ^  ganz  analoge  Zahl  v,  welche  die  oharakteriBÜBohe 

2ahl  von  q   in  Bezug  auf  p  ist,   so  dass  (-■'" 

dB88,  um  daß  fieciprooitfttsgeseti  la  beif«>>" 


246  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 

die  Differenz  /n  —  v  zu  bestimmen  hat.  Dies  kann  in  der  Weise  geschehen, 
dass  man  fi  und  v  getrennt,  oder  gleich  ihre  Summe  resp.  Differenz  be- 
stimmt. Hieraus  ergiebt  sich  ein  zweiter  Punkt,  in  dem  jene  Beweise 
verschieden  sein  können   und  auch  in  der  That  verschieden  sind. 

Man  kann  ferner  fi  und  v  zerlegen  in  jn  =  c  +  jn',  v  =  c -|-  v\  wo  c 
und  c  Constante  sind  —  in  den  meisten  Fällen  Multipla  von  2  —  fi'  und 
/dagegen  Zahlen,  „welche  die  Eigenschaft  der  Reciprocität  in  einer  leich- 
ter erkennbaren  Form  enthalten.***)  Diese  Zerlegung  von  fi  und  v  ist  auch 
vorgenommen  worden. 

Dies  sind  die  drei  wesentlichen  Punkte,  in  denen  sich  unsere  Bewei^e 
durch  Reduction  unterscheiden.  Wir  haben  diese  Bemerkungen  zur  all- 
gemeinen Orientirung  vorausgeschickt  und  gehen  nun  zur  genaueren  Be- 
trachtung der  Beweise  über. 

Wir  beginnen  mit  Gauss'  drittem  Beweis.  Gauss  legt  demselben  ein 
halbes   positives   absolut  kleinstes  Restsystem  zu  Grunde,   also  Module  der 

positiven  ungeraden  Primzahl  q  die  Zahlen    1,  2,   ...  — ^  -.     Dann  ist  ^ 
die  Anzahl  der  negativen  absolut  kleinsten  Rest.e  in 

P,  2p  ...  — ^ — pmodq. 

Gauss  definiri  nun     -      als  die  grösste  in  -  enthaltene  ganze  Zahl    und 

UJ  y 

Wird  p^q  vorausgesetzt ,  was  keine  Beschränkung  ist ,  da  die  Primzahlen 

p  und  q  ja  von  einander  verschieden  sein  müssen ,  so  kommen  in  2^    — 

Glieder  mehrfach  vor.  Die  Bestimmung  der  Anzahl  der  Glieder,  welche 
mehrfach   vorkommen,   führt   zum  Beweise  unseres  Satzes.     Gauss    trans- 

« 

formirt  so  den  Ausdruck  jit  =  f(p,  q)  in  fi  ■=  f{q,  p)  +  c,  wo  c  eine  angeb- 
bare  Constante  und  zwar  c  =  2.ganz.  Z.H ^^ 9 —  ^s^* 

Aehnlich    wie    Gauss    verfUhrt   Voigt,    ein    früh    verstorbener    Ver- 
sichemngsbeamter  aus  Schwaben.     Er  wendet  ebenfalls  ein  halbes  positives 

absolut  kleinstes  Restsystem  an   und  schliesst  so :   Ist     —    =  ^  —  1  ^   so 

wird  kp  einen  negativen  absolut  kleinsten  Rest  Module  q  geben,  wenn 
{h  — i^)  q<ikp  ^hq.  Umgekehrt  werden  zu  solchen  Zahlen  Ä,  deren  An- 
zahl übrigens     —    —    —q     ist,  und  die  die  vorstehende  Ungleichheit 

erfüllen     negative  absolut  kleinste  Reste  Modulo  q  gehören.     Daher  wird: 

1)  Schering,  Gott  Nachr.  lÄl^,  «►.^V 


findet  mit  Hilfe  von  Sätzen  über  solche  Grössen 

(2-1 


lieber  das  quadratische  Reciprocitätsgesetz.  247 


-?|['f]-[^]j 


w  — 1 
da      -^^ —  das  Maximum  von  h  wird.     Durch  Anwendung  von  Sätzen  über 

Grössen   [x]  findet  sich 

ans  welcher  Congruenz  leicht  die  Legendre'sche  Foimel  fliesst. 

Der  unterschied  des  Voigt 'sehen  Beweisfes  von  dem  Gauss 'sehen  ist 

der ,  dass  Gauss  jü  umformt  in  fi  ^^^,  •—  ^nod  2  ( Ä  =  1 ,  •  •  •  -^-^ —  J 
und  nun  die  Anzahl  der     —     bestimmt,  welche  denselben  Werth  h  haben; 

ihre  Anzahl  ist:      q    —  •     Durch  Summation  über  h  von   1  bis 

V  —  1                                                                      p  — 1<2  —  1 
—n~     ergiebt    sich    dann    iji=f{p^  Q)  ^ — ö — '  — ö f(^}  P)  vnod2^ 

unsere  bekannte  Formel.  Voigt  dagegen  bestimmt  sofort  die  Anzahl  der 
kp^  welche  Modulo  <2  negative  absolut  kleinste  Reste  lassen,  und  findet  die- 
selbe bei  vorgegebenem  h  gleich      --     — 9.    »  wobei  /*  —  1  =     —  j. 

Durch  Summation  über  h  erhält  er  ebenfalls  das  gewünschte  Resultat 

Der  eben  behandelte  dritte  Beweis  von  Gauss,  obwohl  kurz  und 
elo»?ant,  scheint  seinen  Autor  aber  noch  nicht  völlig  befriedigt  zu  haben; 
vielleicht  deshalb,  weil  darin  die  eine  Primzahl  vor  der  anderen  bevorzugt 
wird.  Derselbe  Gedanke,  der  später  zur  Einführung  der  Determinanten 
Anlass  gab,  veranlasste  wahrscheinlich  auch  Gauhs,  nach  einem  neuen 
Beweise  zu  suchen,  um  also  nicht  ft  und  v  getrennt,  sondern  sofort  deren 
Summe  Modulo  2  zu  bestimmen.  Und  Gauss  fand  seinen  fünften  Beweis, 
der  von  dem  erwähnten  Mangel  des  dritten  Beweises  frei  ist. 

Die   dem   fünften  Beweis   von   Gauss   zu  Grunde   liegenden   kleinsten 

Restsysterae   sind;    1,  2,   •••  — ^ —   ^^^    1>   2,    •••  — ^ —     Zur  Bestim- 
mung von  |n  +  V  wurde  eine  Hilfs reihe  eingeführt: 
A)  1,2,..   p<2-l, 

und  die  Voraussetzung  p  <  Q  gemacht.  Die  Glieder  von  A)  haben  nun  in 
Bezug  auf  p  und  q  als  Moduln  verschiedene  Eigenschaften.  Nimmt  man 
nämlich  ein  beliebiges  Glied  aus  A)  heraus ,  so  kann  dies  Module  p  oder  Q, 
oder  aber  Modulo  p  und  q  einem  positiven  oder  negativen  absolut  kleinsten 
Rest  geben ,  oder  ein  Vielfaches  von  p  oder  q ,  nie  aber  von  p  und  q  Bein. 
Die  Benutzung  dieser  Umstände  führte  nun  zum  Bft^^\^  ^^&  "^^xÄre^w^^iÄ.- 
iheoremeti. 


248  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 

Ist  {s)rR  die  Anzahl  der  positiven  absolut  kleinsten  Beste  in  ^^.(5=3!, 

•  •  •  — ^-^ —  j  Modulo  p  q ,  welche  Module  p  positiven  absolut  kleinsten  Besten, 

Module  q  aber  negativen  absolut  kleinsten  Resten  congruent  sind ,  so  gelten 
die  Formeln: 

1)  (S)rÄ=(sW,       (s),*+(Ä)rll=^^--^. 

worin  B  eine  der  Zahlen  — ^ — »   '  *  *  PQ  "~1  bedeutet  und  {ß^  in  derselben 
Weise  wie  (5)  zu  verstehen  ist. 

Die  --Ö —  •  — o —  Zahlen  ferner : 

=-     0,      ...   ^     '^' 


tq+R,       [^        ^  +  1 

._    ,   ... 

sind  sämmtliche  Zahlen  5,  welche  Modulo  q  negative  absolut  kleinste  Beste 

geben,  und  enthalten  sämmtliche  Zahlen  pr^  fr^  =  1,  •••  — ^ — ]•  Theilt  man 

sie  Modulo  p  in  drei  Classen ,  jenachdem  sie  nach  ihm  positiven  oder  negativen 
absolut  kleinsten  Resten  oder  der  Null  congruent  sind,  so  erhält  man  die 
Formel :  -  ^ 

2)  (5)rÄ  +  (5)HK  +  ^-^-^. 

wobei  fi  die  Anzahl  der  pr^  ist,  welche  Modulo  q  negativen  absolut  kleinsten 
Resten  congruent  sind. 

Mit  Hilfe  der  ^^  •  -^^-  Zahlen  endlich : 

=  0,    ...  ''-•^' 


lip=   g— '      •  •   • 

leitet  man  auf  ganz  analoge  Weise,  wie  eben  durchgeflihrt,  die  Formel  ab: 

3)  {s)Rr  +  {s)br  +  v  —^      2 ^  > 

worin  v  die  Anzahl  der  qrp  ist,  welche  Modulo p  negativen  absolut  kleinsten 
Resten  congruent  sind. 

Aus  den  Formeln  1),  2),  3)  folgt  unsere  Formel: 

Die  Zahlen  jn  und  v  werden  in  diesem  Beweise  in  drei  Summanden  zer- 
fällt, auf  welche  merkwürdige  Zerlegung  besonders  hingewiesen  sei;  wir 
werden  bei  Bouniakowsky  eine  ähnliche  finden. 

Der  fünfte  Oanss'sche  Beweis  beruht  also  im  Wesentlichen  auf  der 
Elntbeilung  und  Abzahlung  der  in  der  Reihe  1,  2,  ...  p<2  — 1  enthaUanen 
Zahlen : 


üeber  das  quadratische  Beoiprocitätsgesetz. 


249 


tq+B,   und    tp+Bp 


n    =    0,      ...P^;     r    =    0,     •••^\ 


er   ist 


p — 1     q — 1 
und  auf  der   Richtigkeit    der  Formel    {s)/tr  +  {S)rJi  =  — ö~  •  "~9~ 

insofern  sehr  einfach  und  elementar,  als  ausser  der  Hilfsreihe  1,  2,  ...  pq — 1 
keine  anderen  Hilfsbetrachtungen  nöthig  sind.  Aiisserdem  gehen,  wie  schon 
hervorgehoben,  p  und  q  zum  Unterschiede  vom  dritten  Gauss^schen  Be- 
weise vollständig  gleichwerthig  in  die  Rechnung  ein. 

Der  dritte  Beweis  wurde  1808,  der  fünfte  1818  gefunden.  30  Jahre 
bpäter  (1847)  veröffentlichte  Eisenstein  im  Cr  eile 'sehen  Journal  seinen 
geometrischen  Beweis  des  Fundamentaltheoremes,  der  im  Grunde  genommen 
der  in  die  Sprache  der  Geometrie  übersetzte  dritte  und  fünfte  Gauss 'sehe 
Beweis  ist.     Nach  dem  Gauss'schen  fi  Lemma  ist: 


(-1) 


2 

p-1 


Eisenstein    con 


woraus    u  +  v 

-"  lL<i  J  ■  LP 

struirt    nun    in   einem  rechtwinkligen   Axensystem    eine  Gerade  yp  =  xq. 


xq  yp 

Dann  ist  —  resp.  ^—  die  y 

PO. 


resp. 


a*'Coordinate  des  Punktes  xy  unse- 
rer Geraden.    Wird  nun  a?  =  Ä  resp. 


y  ^JCf  so  werden 


m  -  m 


die  Anzahl  der  um  die  Einheit  von 

einander  entfernten  Punkte  (Gitter- 

hq 
punkte)    auf   den    Coordinaten    — 

resp.  —  sein.    Wie  die  Anschauung 

aber  sofort  lehrt,  ist: 


v(rLp]+[»j])=£^.i^ 


Den  Gau  SS 'sehen  Ausdrücken 


2 

und 


—      und      —      entsprechen  also   bei 

Eisenstein   Punktreihen,   den   Summen.  Xi    —      ^^^  ^    —      mehrere 

Punktreihen.     Der  Abzahlung  von   Zahlen    mit  bestimmten  Eigenschaften 
im  fünften  Gauss 'sehen  Beweise  entspricht  hier  dvö  Mi^^V^»Ä%^<^TSL'^^as^*^K«^ 
mit  Hilfe   der  Anschauung.     Den  abatrak^ÄH  T*«jQfla^«cÄ  \i«^  ^^^xi.^-^  ^»^"^ 


250  Historisch  •  liierarische  Abtheilung. 

Eisenstein  durch  Einführung  des  Längsmaasses  yersinnlicht.  Die  arithme- 
tische Transformation  endlich  im  dritten  Gauss 'sehen  Beweise  von  fi=/'(p.9) 
in  a  =  /'(Q,p)  +  c  wird  hier  unmittelbar  durch  die  Anschauung  geleistet. 

1852  wurde  nun  von  Genocchi  ein  neues  Moment  geltend  gemacht, 
das  in  fruchtbringender  Weise  von  Schering  und  Eronecker  ausgebeutet 
wurde.  Um  die  Continuität  unserer  Darlegungen  nicht  zu  htören,  werden 
wir  darauf  später  zurückkommen. 

Wir  wenden  uns  zunächst  zu  dem  Gesichtspunkt ,  der  zum  ersten  Male 
1870  in  dem  Beweise  von  Stern  zu  Tage  tritt,  und  der  auch  von  Zeller 
und  Petersen  benutzt  worden  ist.  Durch  jenes  Stern 'sehe  Kriterium  wird, 
wie  eben  die  Arbeiten  von  Zeller  und  Petersen  zeigen,  der  f^ofte 
Gau  SS 'sehe  Beweis  wenn  auch  nicht  vereinfacht,  so  doch  abgekürzt.  Ad 
Stelle  der  Abzahlung  von  Zahlen  mit  bestimmten  Eigenschaften  Modulo  p 
oder  q  treten  neue  Betrachtungen. 

Das  Kriterium  Stern 's  ist  folgendes:  Setzt  man  in  der  Reiben 

I)  1  <2 ,  2  .  (2 ,  . . .  Ä<2 »  •  •  •    ~"ö~^  *^^^  P 

und  ' 

II)  Ip,  2.p,   . . .  Ap,  . . .   --Ö— P*w^^^» 

z.  B.  p<Cq  und  dieselben  halben  Restsjsteme  voraus,  so  kommt  kein  Rest 
hqmodp  in  kpmodq  vor;  und  umgekehrt,  ist  der  in  hq  tnoäp  enthaltene 
grösste  Rest  p',  so  kommt  kein  Rest  kp  modq^p'  in  Jiqmodp  vor. 
Wohl  aber  kommt  —hq  niodp  in  kpmodq  und  —kp<p'  in  hq  vor. 

Wie  schon  S.  187  bemerkt,  bieten  die  weiteren  Ausführungen  Stern's 
principiell  nichts  Neues  und  können  daher  um  so  eher  tibergangen  werden, 
als  sie  auch  nicht  ganz  correct  sind. 

Zeller  stützt  sich  auf  die  Restsyjttemc: 

1.  P—^  rt  Q  —  ^ 

1^  n,  •••  ^^;    2)  p^  •••    2-P' 

Setzt   man   p  <<2  voraus   und   lässt  man  nur  absolut  kleinste  Reste  zu,  so 

p— 1 
ist   nach  Stern   |Lt  +  v=    ^    +t,   wo  t   die  Anzahl  der  Reste  in  2  ^- 

deutet,  die  zwischen  — ^^  und  —  ^  liegen.  Die  Bestimmung  dieser  Zahl  ^ 
bildet   den   Kernpunkt  des   Zell  er 'sehen  Beweises.     Aus   der   Substitution 

k  =  — ö  ^1     *■  =      9  ^y 

wobei    kp  ^  —r  modq    ist,    ist   nun   klar,   dass   die  Glieder   Äp,    welche 
zwischen  —  jj   und  —  ^   liegen,   paarweise   vorkommen,    insofern  einem  r 
ein    —r   entspricht,    bis    au£    die   G^iedw^    welche    den    Grenzf&Uen  der 


lieber  das  quadratische  ReciprocitStsgesetz.  251 

Sabbtitution  entsprechen.    Ist  da,  um  diese  Ausnahmefälle  zu  erledigen,  zu- 
nächst  Ä  =  0,  üo  wird  Icy  '^^     ^      modqy  also  t^=0  fnod2. 

Für  Ä;  =  r=--^    folgt    sofort,    das«    T  —  Omod2  wird    für   (?  —  3 

mod  4,  während  für  q  =  4n+l  sich  ergieht  kp  ^  \  (—  p  +  q)  mod  q^ 
woraus  sich  verschiedene  Resultate  ergeben,  je  nachdem  q  von  der  Form 
4n  +  1  ist. 

Ganz    analog  diesem    Beweise    ist    der    von    Petersen.      Als    halbes 
Restsystem  Modulo  q  fungiren  die  ungeraden  Zahlen:  1,3,5,  ...  <?  — 2,  so 
dass  fi  die  Anzahl  der  negativen  ungeraden  Reste  Modulo  q  in  p,  3p,  5p, 
...  (^•— 2'p  ist.     Setzt  man  wiederum  p  <^  q  voraus,  so  wird 

p-1 
t»'  +  v  =  — 2 h^, 

wo  T  die  Anzahl  der  zwischen  —  p  und  —  q  liegenden  ungeraden  Reste  Mo- 
dulo q  aus  p,  3p,  ...  (<2  — 2)p  ist. 

Bedeuten  nun  r  die  ungeraden  Reste  Modulo  q^  so  wird 

(2n  +  l)p-2m(2  =  r,      2n  +  l  =  l,  3,  ...  (2-2; 

m  ist  so  gewählt,  dass  q^r'^  —q. 

Durch   die  Substitution  wi  =  w  — Ä,  p  =  q  —  2a  orgiebt  sich  nun,   dass 

q      2q  et  —  1 

t  die  Anzahl  der  Brüche  — >   — i  •••  q  ist,  in  denen  die  darin  ent- 

a        cc  a 

haltene  grösste  ganze  Zahl  ungerade  ist.  Es  treten  nun  wieder  Zeller'sche 
Betrachtungen  auf,  nach  denen  es  auf  die  Beschaffenheit  der  Mittelglieder 
i^nkommt. 

Wir  kommen  nun  zu  dem  Beweise  von  Bouniakowsky.  Dieser 
Autor  bestimmt  ebenfalls  die  Summe  /tt  +  v,  zerlegt  aber  jü  und  v  auf  eine 
S^nz  eigeuthüraliche  Weise.  Zunächst  bemerkt  er,  dass  zwei  Primzahlen  in 
cierselben  Linearform  enthalten  sein  müssen,  dass  also,  wenn 

;y  =  2a«  +  r,    q  =  2an  +  r   ist    (a^^r :^  1  »*0(i2,   l<lr<C2a— 1). 

Weiter  findet  Bouniakowsky  die  wichtige  Formel: 

worin  m  eine  von  a  und  r,  nicht  aber  von  n  abhängige  Zahl  ist,   so  dass 
ohne  Weiteres 

(£.)  =  (_l)"-i^'''+'"   folgt,    woraus    ('^)(«)  =  (-1)""^^  <'+»''  renultirt. 

Die  schöne  Formel   { ^^ — -  )  =  (—  1 )  *  ergiebt    sich   daraus ,    dass 

\2an-\-r/  ° 

p-1      r-1 
Bouniakowsky   die     -  ,    ~ — ^ — [-an  Reste 

•^  2  2 


J54  Historisch  -  literarische  Abtheilang. 


Nan  greift  ein  von  Busche  gefundener  Hilfäsatz  Platz.    Aus  dem  Eukli 
sehen  Algorithmus  zur  Bestimmung  des  grössten  gemeinschaftlichen  Tbeiler 
zweier  Zahlen  ergiebt  sich  nämlich  ^  dass,  wenn  sich  aus  der  Richtigkeit  d 
Relation  {x^y)  zwischen  zwei  ungeraden  theilerfremden  ganzen  Zahlen  x.  _.  ^ 
die  Richtigkeit  von 
I)    (+l,y),      II)    (x,±l),      III)   {x  +  2ky,y),      IV)    (x,  y  +  2  k'xy^- ^ 

iL,  k'  als  ganze  Zahlen  vorausgesetzt,   nachweisen  lässt,    (x^y)    allgeme^^^^ 
Giltigkeit  hat  fdr  zwei  beliebige  ungerade  theilerfremde  Zahlen. 

Die  Annahme   der  Formel  A)   bat  aber  zur  Formel  B)  geführt  — 
besteht  eo  ipso  —  ;  jene  vier  Bedingungen  sind  also  erfQllt:  das  quadrati^ss-   sc\ 
Reciprocitätsgesetz  gilt  allgemein. 

Es  erübrigt  noch,  die  Beweise  von  Genoccbi,  Schering  und  Kr         ou 
eck  er  zu  betrachten.     Es  ist  diesen   Beweisen  —  obgleich  sie   den  mii 

getheilten  analog  sind,   insofern  in   ihnen  ebenfalls  die  Summe  fi  +  v^-*   {j^. 
stimmt  wird  —  eine  besondere  Stellung  deshalb  einzuräumen,   weil  si^^  ^ 
der  eiue  mehr,   der  andere  weniger  —  eine  gewisse  functionentheoret^S-j^L, 
Bedeutung  haben. 

Wie  bereits  erwähnt,  hat  Genocchi  seinen  Beweis  1852  veröflfentrijclir. 
Er  betrachtet  darin  Ausdrücke  von  der  Form: 

u=^hq-kp,     v^hq+kp-^^^       (<1>P,    *<y'   *<"|"/ 

und  untersucht,  unter  welchen  Bedingungen  u  und  v  positiv  resp.  negativ 
sind.     Durch  Yergleichung  dieser  Bedingungen  findet  er,  dass 

Anz.t  pos.  V  —  Anz.^  pos.  u  —  0  oder  1  ist     Ik—  \  ^  --  •   —^—  j » 

je   nachdem  hq  einen  pobitiven  oder   negativen   absolut   kleinsten  Rest  Mo- 
dule ;y  giebt.     Darnach  ist: 

fi  'z=  Anz  A./.  pos.  V  —  KnL,/t^s  pos.  u  mod  2 
und  analog 

V  rr  Anz./i^Ä  pos.  v  —  Anz./,,ii  pos.  u  mod  2^ 

wenn  u=pk^qh  und   I  ^.  __l|"     Somit  ergiebt  sich: 

\^  =  '' 2  7 

lA  +  v^  Anz.Ä^jt  pos.  u  +  Auz.h^k  pos.  u  mod2. 

unsere  bekannte  Formel  sofort  liefernd. 

Schering  führt  an  Stelle  der  Ausdrucke  m,  v  die  folgenden  ein* 

"  P^l"  P        <2  '        ~PQ      2pq'^  p        q        2 
Dftdorch  werden  seine  Ausführungen  einfacher  als  die  Genocchis,  l^ 
auch  eine  rationellere  functionentheoretiscbe  Behandlung  zu.     Es  wird  df 


üeber  das  quadratische  BeciprooitStsgesetz.  253 

Aus  diesen  Formeln  geht  zunächst  die  merkwürdige  Zerlegung  von  fi  und  v 
hervor.  Was  die  Legend re^sche  Formel  hetriffl,  so  erhält  man  dieselbe 
leicht  aus  der  letzten  Gleichung  durch  Unterscheidung  der  beiden  Fälle 

p^g  fnod4t   und   p  — 2E^g  mod4:. 

Eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit  dem  Beweis  von  Bouniakowsky  hat 
der  Beweis  von  Busche  insofern,  als  der  Angelpunkt  dieses  letzteren  Be- 
weises der  Nachweis  ist,  dass  Irr- — ; — |=(— 1)     *    (  — r    Diese  Formel 

\2Xq  +  p/  \p/ 

ergiebt  sich  aber  unmittelbar  aus  der  allgemeineren  von  Bouniakowsky: 


a  — 1 


(— -j(  — j=(— 1)  *  ,   wenn  man  darin  g  =  r,  also  w'=0  setzt. 

Während  sich  aber,  wie  wir  gesehen  haben,  Bouniakowsky  bei 
Ableitung  seiner  Formel  der  Abzählungsmethode  des  fünften  Gauss^schen 
Beweises  bedient,  schliesst  sich  Busche  den  Ausführungen  des  dritten 
Gauss'schen  Beweises  an. 

Busche  setzt,  ähnlich  wie  vor  ihm  Voigt,  wenn   (  — J  =  (— 1)^: 
wo  jüA  die  Anzahl  der  ganzzahligen  Auflösungen  k  von 
bei  vorgegebenem  h  bedeutet,  und,  wenn  (      .  t^.    j  =  (— 1)^: 

wo  Mh    analog  wie    fik   die  Anzahl  der  ganzzahligen  Auflösungen  K  von 

/^q=-h{p  +  2kq)+r\    ft^  +  xq^r'<p  +  2kq) 
darstellt.  ^  ^ 

Setzt  man  <2>p  und  k  positiv  voraus,  so  ergiebt  sich 

MH  =  k  +  tijt,    folglich    M=^k^  +  fi. 
Nimmt  man  nun  an ,  das  Reciprocitätsgesetz  gelte  für  p  und  q^  d.h.  es  sei 

(f)a)=<-'-^-'^- 

so  ergiebt  sich 

Ausserdem  ist  ,_i  -_i 

">  (i)(7)  =  ^-^>^'^<    -i^- 


256  Historisch -literariscbe  Abtheilnng. 

Es  sind  nun  zum  Schluss  dieses  Capitels  noch  zwei  Abhandlungen 
Kronecker 's  ^)  zu  erwähnen,  in  denen  an  hierher  Gehörigem  haupisächlich 
Zweierlei  geleistet  wird:  die  Umformung  der  Schering'schen  Potenz  in 
ein  Product  und  der  directe  Nachweis,  dass 


-        -  Jh  =1,  ••• 


2 

q-l 


woraus 


2 

Aus  der  Bemerkung,  dass  (a  —  a;)(a  —  a;  +  i)  negativ  wird,  wenn  a;  zwischen 
a  und  a  +  i)  oder  a  zwischen  rr  — ^  und  x  liegt,  ergiebt  sich,  wenn  man 
mit  R{a)  den  Rest  bezeichnet,  welcher  verbleibt,  wenn  man  von  a  die 
nächstgrösste  an  a  gelegene  ganze  Zahl  abzieht: 

Vorz.  R{a)  =  Vorz.  (a  —  k){a  —  k  +  ^), 

wenn  ä;  =  [a  +  i]  ist.  Da  nun  {a  —  k){a  —  Jc  +  ^)  positiv  bleibt  für  ä  ^  [a  +  ^|, 
nur  X;  =  [a  +  i]  ist  ausgeschlossen ,  so  erhält  man : 

r 

Vorz.Ä(a)  =  Vorz.  7T(a- Ä;)(a-Ä  +  i),     r>[a  +  ^], 

Vorz.  Ä  ((2  a)  =  Vorz.  jy  (^  a  —  Ä)  (q  a  -  Ä  +  4.) 
oder,  q  positiv  vorausgesetzt, 

Vorz.  B(<ja)=  Vorz.  J7(a-|)(a-^  +  ^).     Jc=l,...r>^- 

Durch  die  Substitution  k  =  — ^ k\  welche  erlaubt  ist,  dadurch  dieselbe 

nur  die  Anordnung  der  Factoren  auf  den  rechten  Seiten  der  vorstehenden 
Gleichungen  eine  andere  wird^  resultirt: 

Vorz.  (,«)=  Vorz. /7(«-l)(a+l-^)     (.^l,-   i^)- 

Ueber  den  Werth   von   a  ist  nichts  vorausgesetzt  worden;   wir  setzen 

1  » 

a^-ZT'  —  Sind  nun  ferner  p  und  Ä  <  -^  positive  Grössen ,  so  wird : 

--(V*)-- /7(M)(M- ^)  (-■■■■ '-i^> 

Durchläuft  femer  h  ein  halbes  positives  absolut  kleinstes  Restsystem  Mo- 
dnlo  p,  80  ergiebt  sich:  ^ 

Mf)=--fT(M)(M-i)  (;:i::S} 

Schering  hatte  nun  fOr  v  in  l — 1  =  (— 1)*  gefunden: 

/;  Berliner  MoiL-Ber.  1S84,  B.  bV^-(»^l  viiA  ^Vb-^Vl,  <idfic  Grelle  Joiinu 
J^CVI  8.  348  und  XCVn  S.  93. 


üeber  das  quadratische  ReciprooitKtsgesetz.  257 

S)    V ^ ^^  { Anz.  pos.  ( —  H Ö-)  — Anz.po8.  ( j|   mod2 

p-l 

""Y 

q-l 
""Y 

Durch  Vergleichung  der  Formeln  S)  und  K)  fällt  die  Verwandtschaft  der- 
selben sofort  ins  Auge. 

Wie  wir  ferner  gesehen  haben,  beruhte  der  Beweis  von  Kronecker 
darauf,  das»  er  mit  Hilfe  Gauss 'scher  Betrachtungen  nachwies,  dass  der 
Ausdruck :  »  —  1 

In  =S    1  ,      •  •  .      pr 
...,..•4' 

mit  dem  Legendre^schen  Symbol  identisch  sei.  Im  Juni -Heft  des  Ber- 
liner Berichts  von  1884  giebt  nun  Kronecker  die  directe  Ableitung  jener 
Formel.     Nach  Gauss  (3.  Beweis,  IL  Bd.  S.  6)  ist: 

Vorz.B(pa.)  =  (_iy.     (      /<"'1*'    "^'f'    o    )• 

^  \so  dass  a  =  2ao  oder  1— 2ofo/ 


Offenbar  ist  femer: 


(- 1)P.  =  Vorz.  J7  (7  -  «)      (*  =  1'-S~) 
80  dass  fttr 


v.„.«(^).v,„.n(M)  i    ■  ■ 


Ä  =  l, 


2 

h       1 
=  2ko  oder  =  l-2Äoi  -r<'9 

ist,  woraus: 

ph^  =  &'o Vorz.  TI{^-j)  ^^1     (*o.  *'o  =  1,  2,  •  •  •  i^)  • 

Hieraus  aber  folgt  ohne  Weiteres:  j 

(f)=v«..JT(M)  ''"' 

\ '  2 

Die   Gau  SS 'sehen  Betrachtungen    über  R{ä)  haben  also   Kronecker  zu 
einer  sehr  eleganten  und  brauchbaren  Formel  fttr  f  —  j  und  zu  einem  neuen 

Beweise  des  Reciprocitätsgesetzes  geführt. 

Schliesslich   will  ich  der  Vollständigkeit  halber  noch   bemerken,   dass 
Qenocchi  seine  Formel:  ^ 

fi  EE  £{Anz.  poB.  V  —  Anz.  pos.  u)  mod  q 

auch  ans  dem  yon  Eisenstein  her  uns  \>e\»aaÄ\«a  k\i»dx^OKA  ^WtfsXrtw\ 

BStMit  Abihig.  4, StflMbr.  t  Math.  a.  Fhyi.  XXX«  «.  ^^ 


258  Historisch  •  literarische  Ahtheilung. 


.         2Ä.T 

smo 

P 

.     2Ä7E 

8tn 


±1  pq  pq 


^^.TTo;^^^^      (y^A      ..i-1 


•n-^.^-^  (*='.■•• '-i') 


Das  Priucip  der  Reduction  ist  also  im  Laufe  der  Jahre  in  die  ver- 
schiedensten Formen  gegossen  worden.  Das  Merkwürdigste  aber  ist  wohl 
an  jenem  Princip,  dass  es,  wie  Kronecker  gelehrt  hat,  ersetzt  werden 
kann  durch  das  Princip  der  Induction. 

Wir  recapituliren  kurz: 

Eisenstein  übersetzte  die  6  a u s s ^sche  arithmetische  Sprache  des  dritten 
and  fünften  Beweises  in  sehr  anschaulicher  Weise  in  die  der  Greometrie.  Oe- 
nocchi  benutzte  die  im  dritten  Beweise  aufgestellten  Gesetze,  welchen  OrOssen 
\x\  gehorchen,  und  die  später  von  Kronecker  in  so  helles  Licht  und  unserem 
Verständnisse  so  nahe  gerückt  wurden,  um  daraus  gewisse  —  von  Schering 
und  Krön  eck  er  erweiterte  und  vervollständigte  —  functionentheoretische  Be- 
trachtungen zu  knüpfen.     Stern  erkannte,  dass  zwischen  den  Gliedern  der 

halben  Restsysteme  p,  •••      ^    p  und  g',  •••      ^     q  gewisse  Beziehungen 

stattfinden,  deren  Yerwerthung  den  Gauss^schen  fünften  Beweis  abkürzt. 
Zell  er  und  später  Petersen  benutzten  und  vervollständigten  diese  Dar- 
legungen.    Zell  er  erkannte  ausserdem  durch  eine  schOne  Substitution,  dass 

in  (2,  •••     o     Q  oder  p,  •••  —^—P  Paare  von  Gliedern  vorkommen.   Voigt 

vereinfachte  den  dritten  Gauss 'sehen  Beweis  dadurch,  dass  er  von  vorn- 
herein die  Anzahl  der  hp ,  welche  negative  absolut  kleinste  Reste  Module  q 
geben,  durch  eine  Differenz  zweier  grösster  ganzer  Zahlen  darstellte.  Bon- 
niakowskj  zerfUUte  fi  und  v  in  eigenthümlicher  Weise,  indem  er  zeigt, 
dass  für  p  =  2an  +  r  (a^r  =  l  mod2,  l<r<2a-l) 

wird,   wobei  m  nur  von  a  und  r,  nicht  aber  von  n  abhängt,   so  dass  für 

'"'°(f)='-"'"^""'  -■"' »""  (7){-:)=(-''"^'""' 

Mit  Hilfe  dieser  letzteren  Formel  und  der  folgenden: 

leitet  Bouniakowskj  die  Legendre'sche  Formel  ab.  —  Busche  end- 
lich wies  mit  Hilfe  eines  sp^ciellen  Falles  der  Bouniakowskj'schen  Formel, 
die  er  durch  Gauss 'sehe  Methoden  (3.  Beweis)  ableitete,  nach,  dus  die 
Existenz  der  Formel: 


lieber  das  quadratische  Reciprocitätsgesetz.  259 


s  *»»■  <^  •-».  -^  ,*>.  ^-^^v 


(i)a)-'-> 


2 


2      ■     «      «=+ 1 


die  der  andern: 

bedingt,  und  folgert  hieraus  —  da  die  Gleichung 

(f)e)=<-'> 

€0  ipso   besteht  —   unter  Anwendung  seines  allgemeinen   Satzes   die   All- 
gerne ingiltigkeit  des  quadratischen  Reciprocitätsgesetzes. 

So  sind  jene  Gauss 'sehen  Untersuchungen,  die  im  dritten  und  fünften 
Beweise  niedergelegt  sind ,  nach  allen  Richtungen  hin  erweitert  und  yervoU- 
ständigt  worden. 


III.  Capitel. 
lieber  Eisensteines  Beweis  daroh  fanctionentheoretisohe  Sätze. 

Stellt  r  ein  halbes  Restsystem   dar  Modulo  q,  so  wird  auch  rp  ein 

halbes  Restsjstem  Modulo  q  repräsentiren.   Setzt  man  nun  rpzzrermodqj  wo 

t=  +  l  sein  möge,  und  /demselben  halben  Restsjstem  wie  r  angehört,  so 

wird  fUr  ein  beliebiges  oi>: 

pro>       «reo 

z£r modm. 

Hieraas  ergiebt  sich  aber: 

Kt*)-(t)' 

wenn  p  eine  einfach  periodische  Function  mit  der  Periode  a>  ist. 

Setzt  man  nun  noch  voraus,  dass  die  Function  p  die  negative  Multi- 
plication  zulässt  (ich  gebrauche  diesen  Ausdruck  ,, negativ^'  in  üebereinstim- 
mung  mit  dem  Ausdrucke  complexe  Multiplication) ,  so  erhält  man: 

'(T)="(t)- 

Die  r   sollten  aber  mit  den  r,  abgesehen  von  der  Reihenfolge,  zusammen- 
fallen, so  dass  wir  bekommen:  • 

Nun  erhebt  sich  die  Frage,  ob  es  eine  Function  p  von  den  angegebe- 
nen Eigenschaften  giebt*  Wie  allgemein  bekannt,  genügt  aber  die  Sinus- 
fanetion  den  gestellten  Anforderungen,  wenn  wir  m^2n  setzen;  es  resul- 
tirt  somit: 


260  Historisch -literarische  Ahtheilong. 


.   2rp7t 

sm — ' — 


(i)=i7- 


2rn 

sm 

2rn 

Setzt  man  zur  Abkürzung  v  = 1  so  haben  wir  es  also  zu  thun  mit  Aus- 

drücken  von  der  Form:  ?^. 

sinv 

Die  Eigenschaften  der  Sinus -Function  (einfach  periodisch,  gestattet  die 
negative  Multiplication)  genügen  nun  vollständig,  um  mit  Hilfe  derselben 
das  Beciprocitätsgesetz  abzuleiten.  D.  h. :  Die  Existenz  einer  einfach  perio- 
dischen Function,  die  die  negative  Multiplication  zulttsst,  ermöglicht  den 
Beweis  des  quadratischen  Reciprocitätsgesetzes. 

Wir  gehen  der  Vollständigkeit  halber  noch  etwas  genauer  auf  den 
Eisenstein'schen  Beweis  ein,  der  noch  lange  nicht  nach  seinem  vollen 
Werthe  gewürdigt  ist ,  und  der  bald  zu  den  Beweisen  durch  Reduction ,  bald 
zu  denen  durch  Kreistheilung,  mit  welchen  beiden  Arten  er  ja  auch  in  gewisser 
Beziehung  steht,  gerechnet  wird. 

Da  — : eine  gerade  Function  von  ^t;  von  der  Form: 

smv 

8—1 

(-1)  «   2»-»^»-*v  +  ... 
ist,  so  ergiebt  sich  durch  den  Schlnss  von  n  auf  n+2: 

stntv 


=  (-1)  «   2'-'^sin'-^v+... 


smv 

Hieraus  folgt,  wenn  wir  die  Wurzeln  von  — : —  =  0  mit  t  bezeichnen,   dass 

8%nv 

sintv  "* 


=  (-1)  «    2'-»JI(«n«f?-T«), 


stnv 
da  die  Wurzeln  doppelt  vorkommen,  d.  h.: 

(|)=J7(<-i)'-*-'77Hi^-l)- 
{f)=7I((-')*^^-7T(*'^-p))' 

P-1                                                ""^T^      . 
die  a  die   —rz —  verschiedenen  Wurzeln  von tc =  0  und 

2  .    zrn 

sm 


8in 


2  gn 


die  ß  die     ^     verschiedenen  Wurzeln  von  ^ =  0  sind 

sm 

V 

und  wenn  ferner  r  nnd  ^  halbe Be8tey&\Am<blLodL\]\o\T«ik^.>L<^^ 


üeber  das  quadratische  Reciprocitätsgesetz.  261 


Wie  also  in  dem  Kronecker^schen  Beweise  das  Princip  der  Beduction 
ersetzt  wurde  durch  das  Princip  der  Induction^  so  wird  in  dem  eben  be- 
trachteten Eisen  stein 'sehen  Beweis  jenes  Princip  der  Beduction  ersetzt 
durch  functionentheoretische  Erörterungen ;  wieder  ein  Beispiel  dafür^  wie  in 
der  Zahlenlehre  die  verschiedensten  Theorien  sich  verbinden  und  durch- 
dringen. 

IV.  Capital. 

üeber  die  Beweise  mit  Hilfe  von  8ätien  am  der  Theorie 

der  Kreistheilnng. 

Im  V.  Oapitel  des  ersten  Theiles  unserer  Arbeit  finden  sich  die  Be- 
weise, welche  sich  auf  Sätze  aus  der  Ereistheilungslehre  stützen.  Begründet 
wurde  diese  Theorie  von  Gauss,  der  sie  fand,  als  er  nach  einem  ferneren 
Beweise  seines  Fundamentaltbeoremes  suchte.  Bereits  im  Jahre  1796^) 
kündigte  er  die  Construction  des  17 -Ecks  an.  Abgesehen  nun  von  den 
epochemachenden  Sätzen  über  imaginäre  Grössen  und  Functionentheorie, 
leitete  Gauss  aus  der  Ereistheilung  drei  (wenn  man  will  auch  vier)  neue, 
von  einander  verschiedene  Beweise  des  Beciprocitätsgesetzes  ab. 

Zunächst  wollen  wir  das  Lemma,  auf  welches  sich  sämmtliche  Beweise 
durch  Ereistheilung  stützen,  kurz  entwickeln.     Ist  q  eine  primitive  Wurzel 

xP 1 

von  ^  c=  0 ,    wobei   p  eine  Primzahl  repräsentiren  mag  und  g  eine 

primitive  Wurzel  zum  Modul  p,  so  werden  sich  sämmtliche  Wurzeln  q  in 
zwei  Reihen  anordnen  lassen,  nämlich  in: 

Q,  ^^,  ^^,  ...  p^'"'    und    9^  p^,  ...   p^""', 
was  gleichbedeutend  ist  mit: 

wenn  a|,   o^,  ...    sämmtliche  quadratische  Beste  und  5,,   b^j  ..•   sämmt- 
liche quadratische  Nichtreste  Modulo  p  bedeuten. 

%  yi  =  2:p«    und    y^^Zg^ 

n         1 

nennt    man    dann    Perioden    und    speciell    — j^ — gliedrige   Perioden   von 

g,p 2  *) 

r-  •       Von  grosser  Wichtigkeit  ist  nun  der  Ausdruck : 

X —  1 

yi  -  yr 

Verhältnismässig  leicht  ist  die  Bestimmung  des  Quadrates  dieser  Dif- 
ferenz; es  findet  sich: 

A)  (yi-y,)'=(-i)'^p. 


1)  Allgem.  Literatur!.  1796. 

2)  Zar  OiieaUning  diene  Bachmann,  ^atVoKon^eii  ^Äwst  ^fc««i»B.^ssö%, 


262  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 

Sehr   schwierig  war   aber   die  Bestimmung   des  Vorzeichens    von  y|  — 
und   erst  nach  langem,   vergeblichem  Bemühen  überwand  Gauss   alle  ei 
gegenstehenden  Schwierigkeiten.     Er  schreibt  in  Bezug  auf  die  AnfBudn^  -^^ 
dieses  Vorzeichens  an  01b  er s   1805^):    „I^ieser  Mangel  (d.  h.  das  Feh' 
des  Vorzeichens)  hat  mir  alles  üebrige,  was   ich  fand,  verleidet,  und 
vier  Jahren  wird   selten  eine  Woche   vergangen   sein,   wo   ich   nicht  ei^j^^g 
oder  den  anderen  vergeblichen  Versuch,   diesen  Knoten   zu   lösen,  gem^i^/, 
hätte  —  besonders  lebhaft  wieder  in  der  letzteren  Zeit.    Aber  alles  Brtk^^ 
alles  Suchen  ist  umsonst  gewesen,   traurig   habe  ich  jedes  Mal  die  Fe</er 
wieder  niederlegen  müssen.    Endlich  vor  ein  paar  Tagen  ist's  gelungen  ^ 
aber   nicht    meinem    mühsamen    Suchen,    sondern    bloss    durch    die   GnaJe 
Gottes   möchte  ich  sagen.     Wie  der  Blitz  einschlägt,    hat  sich  das  Bäthsel 
gelöst;  ich  selbst  wäre  nicht  im  Stande,  den  leitenden  Faden  zwischen  dem, 
was   ich   vorher   wusste,    dem,    womit   ich   die   letzten    Versuche   gemacht 
hatte  —    und  dem,  wodurch  es  gelang,  nachzuweisen.    Sonderbar  erscbemt 
die  Lösung  des  Bäthsels  jetzt  leichter  als  manches  Andere,  was  mich  wohl 
nicht  so  viele  Tage  aufgehalten   hat,    als   dieses  Jahre,    und   gewiss  wird 
Niemand,  wenn  ich  diese  Materie  einst  vortrage,  von  der  langen  Elemme, 
worin  es  mich  gesetzt  hat,  eine  Ahnung  bekommen. *" 

Genug,   Gauss   fand,  dass: 

B)  yi-y,=  A  •'  Vp. 

Beide  Formeln ,  A)  sowohl  wie  B) ,  sind  nun  zur  Darlegung  des  Reciproci- 
tätsgesetzes  benutzt  worden. 

Wir  beschäftigen  uns  zunächst  mit  den  Beweisen,  welche  sich  auf 
Formel  B)  gründen,  und  beginnen  mit  dem  vierten  Beweis  von  Gauss, 
demjenigen  >  in  welchem  jene  wichtige  Bestimmung  des  Vorzeichens  Ton 
(yj  — yg)  geleistet  worden  ist. 

Setzt  man: 

«(-';') =?({)''^'  >'= '-)■ 

so  ist  zunächst:  ^ 

<=ef)=(:)2'^"'=(?)<.«.-) 
=(f)<i)- 

Die    Summen    (oder    Thetareihen)    Gy  —  j   und    ^  ( — )    nennt    d^ 

Gauss'sche  Summen.     Die  Bezeichnung  G  ist  von  Rronecker  eingeführt 
worden.*) 


1)  Schering,  Festrede,  S.  13. 
2)  BerL  Ber.  1880. 


r  i  svn 

9, 

a 

2n       .    ßn 

sm  — 

•••  stn 

Uebor  das  quadratische  Reciprocitätsgesetz.  263 

Die  Bestimmung  von  C'(  — )  =  (^i  —  y^)*  verursacht  nun,  wie   schon 

bemerkt,  keine  besonderen  Schwierigkeiten  und  ist  schon  von  Gauss  in 
dem    156.  Artikel  seiner   Disq.  arithm.   geleistet  worden.      Die  Hauptsache 

bestand  eben  in  der  Bestimmung  des  Vorzeichens  von  ^  (  —  )  *  Diese  Auf- 
gabe löste  Gauss  dadurch,  dass  er  die  Reihe: 

wo  p  also  eine  primitive  n^  Einheitswurzel  ist,  transformirte  in: 

Dadurch,  dass  dann: 

2nk  .    .    .    2nh 
Q  =^  cos 

eingeführt  wird,  resultirt: 

woraus  sich  unser  Vorzeichen  ergiebt. 

Des  Näheren   auf  den  Beweis    einzugehen,    dürfte  hier   nicht  nöthig 
sein»  da  mit  dieser  Vorzeichenbestimmung   sich   der  Beweis  erledigt.     Die 

Betrachtungen   nun,  welche   zu  jener  Transformation   von  ^(-~)  in    cl&s 

Product:  (^— p"M  (9*  — ^"^)  ...  (^'~^— ^~9+2)  führen,  sind  rein  arith- 
metischer Art.^)  „La  difficuUd",  bemerkt  Dirichlet,*)  „de  sc  rendrc 
Wen  compte  ä  quoi  tient  le  succds  des  eonsiddrations  d^kates  par  lesquelles 
rUUistre  auteur  opire  cette  ing^ieuse  transformation  mayant  fait  rechercher, 
8%  on  ne  pouvaü  pas  resoudre  la  mcme  question  sans  y  recourir,  je  suis 
parvenu  .,."  Dirichlet  bestimmte  die  Gauss'schen  Summen  mit 
Hilfe    bestimmter   Integrale    und    benutzt    den   Hilfssatz,  dass,    wenn   der 

Werth: 

^.   X           .           2«   .            ,,2n  , 
F\^a)  =  Cq  +  c^cos h  c,  cos  2 1-  • . . 

bekannt  ist,  die  Werthe  der  Reihen: 

2;r  ,              2«27r    .                 ^           .    2;^  ,              2«2;rr  ^ 
Cq  +  c^cos [-c^eos h  •  •  •    und    c^stn h  c^  cos 1 —  • 

2mi  2Mi  2nig  ?*i,» 

oder    Co  +  c^e^   +c^c  '     +S  '    +..-=2:5C^ 
sich  bestimmen  lassen. 


1)  Brief  an  Olbers. 

9)  Grelle  J.  XVII,  S.  67  (ausMxdsia  ^Vlll,  Ul,  1^^^ 


264  Historisch -literarische  Abtheilung. 


Aus  der  bekannten  Eul  er 'sehen  Formel: 


/' 


—  OD 

ergiebt  sich: 


D.)  fe"'dx=f/^{l+i), 

—  OD 

woraus  sich  die  folgenden  Formeln  ableiten: 

OD 

lcosa:^.co$2vx  .  dx  =  e^^^y  -g-» 
Isina?,  cos2vx  .  da;=  er^^y  -a-' 


—  00 

Substituirt  man  nun 


-i'/h 


wobei  n  eine  positive  Constante  ist,   so  wird,   wenn  man  zur  Abkürzung 
^W  ^^  CfCOSSa  setzt: 

00 

2ni 


u 

00 

/  ^w  -Q-  •  F(a)aa  =— ^2.CgC 


^=.    A^  \ym  Cy 

Nimmt  man  F{a)  als  gegeben  an,  so  lassen  sich  die  Integrale  dadurch 
auswerthen,  dass  man  sie  zerlegt  in  Theilintegrale  zwischen  den  Grenzen 
—  (4Ä  +  l)yj  und  (4ä;  +  1)7c,  worin  k  eine  beliebige  Zahl  ist.  Diese 
Integrale  zerlegt  man  wiederum  in  (4k +1)  andere  zwischen  den  Grenzen 
(2ä— l)jr  und  (2ä  +  1)«,  worin  h  die  Werthe  von  —2k  bis  +2k  an- 
nimmt. Diese  Integrale  zwischen  den  eben  angegebenen  Grenzen  lassen  sich 
aber  bestimmen,  und  dadurch,  dass   man  k  unendlich  werden  lässt,   auch 

—  /' 

die   ursprünglichen  Integrale,    wodurch  auch   die  Summen   Zc«e  "        und 


2u* 


£Cte     "        gegeben  sind. 

Unsere  Gauss 'sehen  Summen   sind  aber  ein  specieller  Fall  dieser  all- 
gemeinen   Summen.       Setzen    wir   c«=l,    so    erhalten    wir    unmittelbar: 

^^c,c  "     =^(  — )    —  ^^  diesen  speciellen  Fall  c,  =  1  ist  aber  auch 
unsere  AnDabme,  dass  F{a)  bekaniit  eqi^  gerechtfertigt;  es  ist  dann  näm- 


üeber  das  quadratische  Beciprocitätsgesetz.  265 


gleich  4  +  i •     Dies    ist   die   Schlussweise ,    die   D  i  r  i  c  h  1  e  t 

er 

zur  Bestimmung  der  Gauss 'sehen  Summen  anwendet. 

Ehe  wir  zu  den  Cauchj'schen  Arbeiten  übergehen,  erwähnen  wir 
noch  die  Abhandlungen  von   Libri^),  Heine*)   und  Lebesgue'). 

Libri  beweist  in  seinem  Memoire  über  Zahlentheorie,  S.  187,  die 
Formel :  ^  _ 

X  —0 

und  macht  das  Vorzeichen  ebenfalls  abhängig  von: 


"-'        "tt    .    &n 


n 


A  =  {2i)  2    »in  —  »in —  •  ••  Ätn2(n— 2)  —  • 

n  n  n 

£r  sagt  aber  nicht,  wie  er  zu  dieser  letzteren  Formel  kommt.  Die  Trans- 
formation der  Summe  in  das  vorstehende  Product  ist  aber  der  Kernpunkt 
der  ganzen  Rechnung. 

Was  die  Abhandlung  von  Heine  betrifft,  so  fasst  dieser  die  Sachlage 
vom  Standpunkte  der  Reihenentwickelung  auf,  ohne  auf  die  tiefere  Be- 
deutung dieser  Reihen  Rücksicht  zu  ilehmen.  Ich  stelle  He  ine's  Worte 
hierher:  „Lässt  eine  Function  sich  nicht  bloss  direct  in  eine  nach  ihrer 
Veränderlichen  x  aufsteigende  Reihe  entwickeln,  sondern  auch  indirect,  in- 
dem man  sie  als  Product  zweier  Factoren  darstellt,  die  nach  Potenzen  der- 
selben Variabelen  fortschreiten,  so  wird  der  Quotient  einer  jeden  Potenz 
von  X  in  der  ersten  Entwickelung  als  Summe  der  ersten  Reihe  auftreten, 
welche  nach  Ausführung  der  Multiplication  der  beiden  vorerwähnten  Fac- 
toren in  dieselbe  Potenz  von  x  multiplicirt  ist. 

Der  Grundgedanke   endlich   der  Arbeit  von    Lebesgue    ergiebt  sich 

aus  Folgendem:  Ist 

f{z)  =  e{z).f[<p{e)] 

und  setzt  man  zur  Abkürzung: 
so  ergiebt  sich: 


wenn  die  f  und  &  congruent  bleiben.     Durch  Multiplication  erhält  man: 

1)  Grelle  J.  IX,  S.  64  und  139. 
S)  Grelle  J.  IXL,  S.  288. 
3J  Lioav.  J.  V,  a  42. 


266  Historisch -literarische  Abtheilung. 


Wird  nun  für   n  =  oo,    g,"(jB;)  =  a,   so  ergiebt  sich: 

.    /"W  =  f(a).S(g)  ,e(q>{z))  .S{(p^{z))  ...  6(fp.^t{e)). 

Mit  Hilfe  von 

m  =  na)6'b).S{q>(b))   ...    e(q)«-'(6)) 
erhält  man  somit: 

Setzt  man  nun: 

HO  findet  sich   dadurch,  dass  man  im  allgemeinen  Gliede  von  f{z)  an  S-t^^j 
von  jSf,  q^z  setzt  und  mit  \  —  qz  multiplicirt : 

f{.z)={\-qB)f(<lU), 
woraus 

q>{z)=^q^z,     (p*(si)  =  q^z,  ...  <p^{z)=^  q^"z  ... 
und 

folgt,  so  dass 

f{z)  =  f{q^''z).l-qz.)-q^z.    .    .    .l-q'"-«;?  ... 

wird.     Für   q<^l  und  n=Qo  wird   f{q'^z)  =  f{z) :  l  —  qz  .  \  —  q^z  ..    u:ä=*<^ 
da  Al)  =  1,  so: 

woraus 

=  (I-(2-— +»)(!- (?-"»+8)  ...  (l-q-') 
fttr  m  -^  0  mod2  resultirt. 

Setzt  man:    q^-^^c=  qP^l,   so  ergiebt  sich  die  Gauss 'sehe  Formel 

1 +«?  +  «»+••• +4^"=  (1 -«-"+')  (l-«2-P+»)   ...  (l-q-'V) 

Wir  gehen  nun  zu  den  Cauchj'schen  Arbeiten  über.  Es  hand^^ 
sich  darin,  eben  wie  bei  Gauss,  darum,  das  Vorzeichen  der  fraglich-'*^ 
Quadratwurzel  zu  bestimmen.  Bereits  1817  war  dies  Cauchy  mit 
reciproker  Functionen  gelungen,^)  und  er  hatte  die  Formel  gefunden: 

(  ah  =  n. 


1)  Mit  Hilfe  derselben  Principien  sind  von  Lebesgue  auch  Tersdiiedeiie 
Formeln  Jacobi's,  £11.  Funct.  S.  186,  bewiesen. 

2)  Bull,  de  la  soc.  philomat.  1817.  —  Vergleiche  auch  Exerc.  de  math.  II 
.  118.    Compt  Rend.  1840.    Liou^.  3.  \,  ^.  V%^ 


7«*«*Ä-  3^  :-B»ir*i.^'^   3MK^^.cci£(s^iK)f>9£.  Ä^T 


"*»  •  'S 


gemeiiiäecan::^-*^-  F*r:c-?    ^^-- i^  =-  '  J"    ,i^  W^r^h  :>lr  «•  t  *  ^ 


Vr 

Material  xor  "ll^.  s-:«  ias^  wir  &n  ^ict*  Sichiun»:  dif«s;^ll>en  pf^«  k^uiwii 
Ein  Bli^  a^'  d;«  Gau>?'?cbe  Formel  leig^.  vIäs^  die  Vors  eichen  Wtuwnunv^ 
abbingig  ist   xon   der  Tränsfonnaiion   der  ii  a  u  >i  i^ 'Ä'beu  Suwwe   ^xstor  der 


Thetareihe     Gl       |    in  das  PrvxiGct: 

Jene  Transformation  aber,  ,si  ingenieuse",  beruht  auf  rvin  ar\thu)eiiM*heu 
Betraobtnngen.  Dirieblet.  durch  diesen  Umstand  verauK^t»  giug  einen 
»Schritt  weiter  und  zeigte,  da^s  die  Vorzeicheubestimmung  abh^igig  ij^t  von 
den  Eigenschaften  bestimmter  Integrale,  Oauohv  endlich  bnichto  voU- 
ständige  Klarheit  in  die  in  Rede  stehende  Augele>:ouheif  und  wit>ii  naohi 
dass  das  fragliche  Vorzeichen  auftritt  bei  einer  gewissen  Trans fornmtion 
von  Thetareihen.     Seine  Formel  ist: 

a*(i+f    •'  +  <?-*"'+•••=  ^*(i+«*^*'+'-    ^*'H ^     «^^     ». 

Die   vorstehende  Formel   erregte,  wie   fauchy   selbst    bemerkt,   uuoh 
das  Interesse  Lagrange's,  der  sie   für   kleine  Werthe  der  Vuriabelon  W 
reits  kannte. 

Auch  Lebesgue  war  sich  des  Umstivndes  vi^llig  bewusst.  diixs  die 
Cauchy'sche  Formel  ihre  Basis  in  der  Theorie  der  elliptischen  Functionen 
habe;  er  weist  darauf  hin,*)  dass  die  (.'auchy'soho  Formel  schon  INuuHot 
bekannt  gewesen  sei ,  und  zwar  in  der  Form : 

W  ="-  (),    ...     OD. 

Und  in  der  That,  setzt  man  «  =- j^,  »  b^^  4k7t\  so  diiHH  ab-  n  wird, 
80  geht  die  Formel  von  Poinsot-Lebosguo  in  die  von  Oauohy  tlbor. 
Ist  femer   a  =  ^  ^  nx,    so  orhttlt  man: 

l  +  2c    '  +  2e 
eine  Relation  Jacobi's.^ 

O  Liouv.  Journ.  V,  8.  186. 
2)Jacobi,  Creiie  J.  lll,  8.  »OH. 


1        l4-2c   *'  +  2c   <'«'+... 

X   ~                         n                 in 

» 

268  Historisch -literarische  Abtheilung. 


- .  ~  ^  --  .•  -  -  -^ 


Der  Wichtigkeit  der  Canchy*schen  Arbeit  w.egen  reproduciren  wir  sie 
kurz,  und  zwar  in  Krone cker 'scher  Fassung.^) 

Aus  der  mit  Hilfe  Cauchj'scher  Principien  abgeleiteten  Formel: 

-00  _Qo 

findet  man: 

I 


jf,) 


/•^T 


2 


X 


=  1, 


logx.logy^l, 
woraus  wiederum  folgt: 

Setzt  man  nun:    —logx  =  w^^  —  >  wobei  k  und  fi  ganze  Zahlen  sein 
sollen,  und  lässt  w  nach  der  Null  convergiren,  so  entsteht: 


,  da  -(l  +  ^-][r")  ^^^'^^li~"'"r    ^"^  ^^^^  positiv  ist: 


lim  ifiw)  Zy»'*  =  6  f  ^j » 
mithin  nach  K^):  «»   _  \**^ 

Mit  Hilfe  dieser  letzteren  Formel  ist  aber  die  Transformation  einer 
Gau  SS 'sehen  Summe  in  eine  andere  geleistet;  und  mit  Hilfe  dieser  Formel 
kann  man  leicht  jenes  fragliche  Vorzeichen  bestimmen:  „Die  Bestimmnng 
desselben  tritt  in  Evidenz. ''^  In  der  oben  citirten  Abhandlung  geht  aber 
Kronecker  noch  einen  Schritt  weiter;  er  weist  da  auch  nach,  dass  mit 
Hilfe  der  Gauss'schen  Summen  die  Transformation  der  Thetareihen  sich 
bewerkstelligen  lässt.     Es  genügt  hier,  darauf  hingewiesen  zu  haben. 

Ein  Punkt  ist  aber  noch  anzuführen:  der  Zusammenhang  der  Canchj- 
sehen  und  Dirichlet'schen  Arbeit.  Wie  wir  sahen,  ist  Dirichlet's 
Vorzeichenbestimmung  abhängig  von  den  Formeln  D^  und  D^  und  von  der 
Substitution  jDj ,  die  Cauchj's  von  der  Substitution  K^  und  den  Formeln 
K^  und  JTg.  —  jD|  und  Dg  drücken  aber  die  Grenzwerthe  von  Thetareihen 
aus,  aus  denen  mit  Hilfe  der  Substitution  Dg,  also  mit  Hilfe  einer  Trans- 

1)  Berl  Mon..Ber.  1880,  8.  Ö8ft,  %54. 
2)  Kronecker^  Berl.  Mon.-Bet.  \%^0. 


Ä» 


also  enx   dm.  GTSKTven^  «EsMf  'Hiegunei!^  ^sd  iz^sssvcBLirt  omu  cVk^tCNk 

reflie  d^nk  &  S^bss^::zii<c,  «'y  f  ^ytr  =  l  *<issi  ^^f^l  ix&s  s^^r  itorttiy" 
Aber,  dsrck  viek^  0|kx«s£oc  «r  «£$  K^  üe  Fonaes  X^  m*^!.  Auf  J^^vw^an 
CBStand  berüi:.  «ie  Krenecker  Seaerki.  der  ^^i&w  UBieT^'lLie«a  \ier 
ArbeiieB  tgb  Diriefclet  z£»i  Cauckr. 

Wir  kcmmeii  n^a  is  den  Beweiäen,  welche  skii  direci  »uf  die  V\Mn»el 

A),  d.  k.  auf  jTi  — •j^=^— 1  *  ?  grOaden.  Wir  be^anen  mii  dem 
aeehsteii  Beweü  ron  Gauss  cnd  sehlieBSsen  an  deii;i«lbeii  den  Ton  Oauohv* 
Jacobi-Eisenstein  an. 

Beieicbnet  —  nach  dem  sechsten  GaassVhen  Beweise  —  Cr  die  IMhe 

x^  — x^»  +  x^+  ...— x«*"*.  wobei  g  eine  primitiTe  Wurtel  Tv>n  |>  i$l, 
80  ist  zuniehst 

G^  —  G^^^O  Modi/ ,   wenn   ^^,  =  x^  —  x»''  +  . . .    is^l 

oder,  wenn  X  eine  ganze  Function  von  x  ist: 

1)  G^-G^^qX. 

Setzt  man  femer  (l=^g^  modp,  so  ist: 

1-xJ» 


^»         «.  -  ö)  <■•= ^  »■■ 


wo  W  wiederum  eine  ganze  Function  von  x  ist. 
Ana  dem  System  Gleichungen: 

x^C-x^+^  +  x^+*+^HF...+xi''+*^=x^+M(j'^*~'*"*-')  +  ...K 

Ä;  =  0,  1,  ...  P--2 

erhftlt  man  femer  durch  rein  algebraische  Betrachtungen: 

3)  G* -{-!)*   p  =  \~yz, 

L  —  X 

wo  Z  ebenfalls  eine  ganze  Function  von  x  ist.     Hieraus  folgt  aber: 

p-t  y-i   p—t      I  _ ^ 

4)  g;9-1-(-1)«    '  ^    p*    =.\    r^Y, 

I  — "X 

worin  Y  dieselbe  Eigenschaft  wie  X,   W,  Z  hat. 

Aus  den  Formeln  1) — 4)  ist  nun  das  lleciprocittttsgesetz  leicht  abh)itbar. 

Auf  den  ersten  Blick  scheint  es,  als  ob  der  GauHs'sohe  sochHto  Howiun 
seine  Hilfsmittel  lediglich  der  Functtonentheorio  entlohne;  über  bei  gonauoror 
Betrachtung  zeigt  sich,  dass  das  G  nichts  Anderes   ist,   als  die  DifTuroux 

Wenn  man  nun  den  allgemeinen  Charakter  von  x  in  G  beHchrllnl(t| 
d.  h.  dem  x  specielle  Werthe  beilegt,  so  ist  zu  erwarten,  dasH  »ich  Jener 
Gauss 'sehe  Beweis  vereinfachen  wird.  Und  dies  ist  in  der  That  dac  V%S1% 
Jscobi    ond  Canchj   lassen  x  eine  imagviAT« '^^Qit'M^  "^w^  fli>«i^\  vfc». 


270  Historisch -literarische  Abtheilung. 


Eisenstein  setzt  geradezu  a;=  J.  Principiell  sind  diese  drei  Beweise  unter 
einander  und  von  dem  Gauss 'sehen  sechsten  Beweise  nicht  verschieden. 

Wir  haben  nun  zwei  Beweise  zu  betrachten,  welche  arithmetischer 
Natur  zu  sein  scheinen  und  ihre  Quelle  doch  in  der  Kreistheilung  haben.  Es 
sind  dies  Eisensteines  zweiter  und  Lebesgue's  erster  Beweis. 

Was  zunächst  den  Beweis  von  Eisenstein  betrifft,  so  beruht  dieser, 
wie  auch  schon  Lebesgue^)  bemerkt,  auf  einer  eigenthümlichen  Entwicke- 
lung   der  Potenz: 

Eisenstein  setzt: 

Die  eingeführten  tp  -  Functionen  sind  also  die  Coefücienten  der  Variabelen  in 
der  Entwickelung  jener  Potenz  nach  eben  dieser  Variabelen.  Auf  rein  arith- 
metischem Wege  werden  die  Werthe  für  t/;  bestimmt,  wodurch  als  End- 
resultat: p— I  9-.1   9  —  1 

sich  ergiebt.     Es  ist  also 

Diese  Formel  giebt  das  Reciprocitütsgesetz ,  wenn  man  bedenkt,  dass  in 
^(9»  0  ~  ^  \~)  '"  \~)  °^^  einmal   die   a  gleich  werden  können ,   weil 

(}&==  1  modp  nur  eine  Lösung  zulässt. 

Der  Beweis  von  Lebesgue  ist  nach  Bachmann')  von  dem  Eisen- 
stein'sehen    nur    dadurch    verschieden,    dass    Lebesgue    an    Stelle    von 

\^j  ( — j^^i     ^^®  Potenz  I-I'ä:^'!'  anwendet.     Dann  wird: 

{x  +  x*  +  ...+x^P-  ^)>  =  n„v  -f  rig Ix""  +  n'q -LV* , 

worin  a  die  quadratischen  lieste,  h  die  quadratischen  Nichtreste  Modulo  q 
bedeuten  und 

1*0  die  Anzahl  der  Lösungen  von  a:,*+ . .  .  +  r^*  ii:0  tnodp^ 

ng    „         „         „         ,,  „     .r,'  +  . . .  +  V  =  fl  ^o^P 

und  n'g   „         ,,         „         „  ,,     x,'+ ...+x/^?Z>  modp  ist. 

Die  Bestimmung  der  n  ergiebt  dfis  Ueciprocitätsgesetz. 

In   dem  siebeuten  Gauss 'sehen  Beweise,   der,   wie  wir  später  sehen 
werden,  eigentlich  der  dritte  ist,  tritt  ein  neuer  Gesichtspunkt  zu  den  bis- 

herigen  hinzu.     Durch  Anwendung  der  Formel  (^i— yf)*  =  (— 1)  *    P  und 

1)  Liouville  J.V. 
2)  VorleauDgen  über  KreiBiheiVuiig, 


üeber  das  quadratische  Reciprocitätsgeseti.  271 

der  Relation  1  +  ^i  +  Jff  ^=  0  ergiebt  sich  nämlich ,  dass  y,  und  y^  Wuneln 
der  quadratischen  Gleichung 

sind,  welche  durch  die  Substitution  y  =  2x-|-l  übergeht  in  die  folgende: 

B)  yt^(_l)Vp  =  Ct. 

Man  verwandelt  die  Gleichung  B)  oder  A)  in  Congruenz  Module  q, .  Die 
Möglichkeit  oder  Unmöglichkeit  derselben  kann  auf  doppelte  Weise  bestimmt 
werden  und  die  Yergleichung  der  beiden  Relationen  ergiebt  unsere  bekannte 
Formel. 

Der  Beweis  endlich  von  Liouville  nimmt  unter  den  in  diesem  Capitel 
analjsirten  Beweisen  eine  fthnliche  Stellung  ein,  wie  der  von  Kronecker 
unter  den  Beweisen  durch  Reduction;   Liouville  umgeht  das  Princip  der 

Kreistheilung   und  führt  dafür  das  Princip  der  Reduction  ein.     Aus  j 

=  (ä-^*)(«-^*),  . .    {x—Q^^'^^)  —  ^  ist  primitive  Wurzel  von  r-  =0  — 

erhält  er,  wenn  er  rr  =  1  setzt  und  die  beiden  Seiten  der  Gleichung  auf  die 

q  —  V^ 

— ö —    Potenz  erhebt: 


a 


oder 


(l)=v.„.{(-i,^'?n'-^E^ 

Durch  Einführung  des  Gauss 'sehen  Lemmas  folgt  aber  unsere  Formel,  wenn 

^_^-^^^  J=  +  l  wird,  je  nachdem  aq  einen 

positiven  oder  negativen  absolut  kleinsten  Rest  Module  g  giebt.  Obgleich  also 
die  Beweise  durch  „ Kreistheilung '^  nicht  so  zahlreich  sind,  wie  die  durch 
„ Reduction *%  so  ist  doch  auch  das  Princip  der  Kreistheilung,  wie  wir 
gesehen,  in  die  verschiedensten  Formen  gegossen  worden.  —  Geradezu  be- 
deutende Arbeiten  sind  die  von  Dirichlet  und  Cauchj,  in  denen  das 
berühmte  Vorzeichen  von  Pi  —  y^  bestimmt  wird. 

Zum  ersten  Male  —  wir  kommen  darauf  in  den  Schlussbemerkungen 
zurück  —  ist  der  Beweis  von  Gauss  mit  Hilfe  der  Periodencongruenzen 
geliefert  worden:   die  Möglichkeit,  die  Lösbarkeit  oder   Unlösbarkeit  der 

Congruenz  ^'^  (— 1)  '  p  modq  auf  zweifache  Weise  auszudrücken,  ftlhrte 
zum  Ziele.  1811  veröffentlichte  er  femer  seine  berühmte  „Summatio  qiia- 
rund.  serier.  sing,  etc.*',  welche  den  vierten  "ßtöivcAa  «ü>äDKi2i!^>  ^«t  i\^  ^^X^a^ 


p 


272  Historisch  -  literarische  Ahtheilung. 

auf  ö(^Wr-^)ö(— WT—Vy^-yj,);  1818  bereits  den  sechsten  Be- 

weis,  der  nicht  von  yi  —  y^i  sondern  von  (y| — y^y  abhängt.  Jacobi. 
Cauchj  und  Eisenstein  vereinfachten  diese  letzteren  Darlegungen  da- 
durch, dass  sie  der  bei  Gauss  beliebigen  Variabelen  x  specielle  Werthe 
beilegten.  —  Liouville  führte  an  Stelle  des  „Princips  der  Kreistheilung** 
das  ,,Princip  der  Reduction^'  ein  und  zeigte  dadurch  wiederum,  wie  innig 
die  verschiedenen  Zweige  der  Zahlentheorie  unter  einander  verwandt  sind. 
Eise'^nstein  und  später  Lebesgue  weisen  nach,  dass  die  CoefQcienten  in 

der  Entwickelung  von  [^  ( — )^^\     ^^^p.  |Zrr^'|9,  (X  =  l...p  — 1)  nach 

X  gewisse  zahlentheoretische  Eigenschaften  haben,  welche  zur  Herleituog 
des  Reciprocitätsgesetzes  geeignet  sind. 

In  der  genialen  Summatio   Gauss ^  jedoch,   welche  die  so  schwierige 

7/ — ' 

Bestimmung  des  Vorzeichens  der  Quadratwurzel  in  ^i  —  ^2  =  +  r  (—  1) 
gab,  war  noch  ein  dunkler  Punkt  insofern,  als  jene  Bestimmung,  unter 
arithmetischen  Operationen  verdeckt,  nicht  die  klare  Quelle  erkennen  lässt, 
aus  der  sie  fiiesst.  Mannigfache  Versuche  wurden  gemacht,  diese  QneUe 
zu  finden.  Dirichlet  gelang  ein  bedeutender  Schritt  vorwärts,  doch  scheint 
er  selbst  die  Wichtigkeit  und  Tragweite  seiner  Arbeit  noch  nicht  völlig 
erkannt  zu  haben.  Cauchy  gebührt  das  Verdienst,  uns  gelehrt  zu  haben, 
dass  das  Vorzeichen  jener  Wurzel  bei  der  Transformation  von  Thetareihen 
„in  Evidenz  tritt"  —  wie  sich  Kronecker  ausgedrückt,  welcher  in  licht- 
voller, eleganter  Weise  die  Dirichlet 'sehen  und  Cauchy 'sehen  Abhand- 
lungen bespricht.  Die  Thatsache  aber,  dass  jenes  Vorzeichen  von  ^i  —  ^2  ==  ^ 
seinen  Ursprung  hat  in  der  Theorie  der  Thetareihen,  ist  wieder  ein  Beleg 
dafür,  dass  die  höhere  Arithmetik  mit  den  verschiedenartigsten  Gebieten  der 
Mathematik  in  Connex  steht. 


V.  Capitel. 

Heber  die  Beweise,  welche  sich  auf  Sätxe  ans  der  Theorio 

der  quadratischen  Formen  stützen. 

1.  Anlangend  den  Beweis  von  Gauss,  so  ist  dessen  Hauptnerv,  wie 
Kummer^)  sagt,  die  Thatsache,  dass  die  Anzahl  der  wirklich  vorhan- 
denen Genera  höchstens  halb  so  gross  ist,  als  die  Anzahl  der  angebbaren. 
Gauss  zeigt  nun,  dass,  wenn  das  Reciprocitätsgesetz  nicht  statt  hätte,  jene 
Anzahl  der  wirklich  existirenden  Geschlechter  grösser  sein  müsste,  als  die 
Hälfte  der  Anzahl  der  angebbaren.  —  Gauss  unterscheidet  bei  seinem  Be- 
weise vier  verschiedene  Fälle,  die  sich  aber  bei  passender  Bezeichnung,  wie 


1)  AbhAüdl.  d.  Berl.  Akad.  18b9. 


üeber  das  quadratische  Reciprocittttsgesetz.  273 

Dirichlet^)   gezeigt  hat,   auf  zwei  reduciren  lassen.     Wir  sind  auch  hier 
dem  Vorgänge  Dirichlet's  gefolgt. 

2.  Der  erste  Beweis  von  Kammer  femer  bemht  im  Wesentlichen  auf 
Eigenschaften  der  PelTschen  Gleichung  ^^'— 2)tt*=l,  woraus  die  folgende 
Gleichung  sich  ableitet: 

K)  l  =  mx«-ml«      |o"!'='-^' 

Diese  Gleichung  liefert  die  Relationen: 


■'■)  te)-(^)->- 


n 


Zur  Ableitung  des  Gesetzes  iSsst  nun  Kummer  D  verschiedene  Werthe  an- 
nehmen. Sind  p  und  p'  Primzahlen  von  der  Form  4n  +  3,  q  und  q'  solche 
Yon  der  Form  An  +  l^  so  setzt  Kummer: 

I)     D  =  p/,         II)     D=ppq,         III)     D^pp'qq. 

Im  ersten  Falle  kann  D  auf  4,  im  zweiten  auf  8,  im  dritten  auf  16  Ter- 
schiedene  Weisen  in  zwei  Factoren  zerföllt  werden.  Kummer  schliesst  nun 
zunächst  die  Fälle  der  Zerlegung  aus,  in  denen  m  resp.  m  gleich  Eins 
werden,  so  dass  2  resp.  6  resp.  14  Zerlegungen  von  D  restiren.  Nun 
nimmt  er  an  im  zweiten  Falle,  p'  sei  so  wählbar,  dass 

sei,  im  dritten  Falle,  p  und  p'  seien  so  wählbar,  dass 

(f)=(i^)=-.  (f)-(i^)-' 

seien.  Die  Zulässigkeit  dieser  Annahme  ist  aber  von  Dirichlet  nach- 
gewiesen worden,  wie  bereits  bemerkt  wurde. 

Der  zweite  Beweis  von  Kummer  gründet  sich  auf  das  Lemma,  dass, 
wenn  eine  Primzahl  r  darstellbar  ist  durch  eine  quadratische  Form  von  der 
positiven  oder  negativen  Determinante  (2=2linod4,  welche  die  Hauptform 
nicht  ist,  es  stets  eine  ungerade  Potenz  von  r  giebt,  welche  durch  die 
Hauptform  darstellbar  ist.     In  Zeichen: 

Hieraus  erhält  man  durch  Unterscheidung  von 

q  =  —p^l  mod^^     (2  =  +  P^l  mod^ 
und  dadurch,  dass  man  r  gleich  4n  +  l,  4n  +  3  setzt,  das  Beciprocitäts- 
gesetz. 


1)  Dirichlet,  Vorlesungen  über  Zahlentheorie. 


HUt,'m.  Abtblg.  d.  Ztltaolir.  t  Math.  u.  Phy«. XXX,  *•  "^ 


276  Historisch -literarische  Abtheilung. 

wärtigen ,  was  Gauss  in  20  Jahren  in  der  Arithmetik  allein  geleistet  hat. 
Die  verschiedensten  Gebiete  der  Mathematik  sehen  wir  durch  ihn  verbunden : 
Ungeahnte  Wege,  man  denke  nur  an  die  Kreistheilung,  hat  er  auf  diesem 
Felde  aufgefunden,  gebahnt  und  geebnet;  Brücken  über  Abgründe  ge- 
schlagen ,  welche  verschiedene  mathematische  Disciplinen  so  schroff  trennten, 
dass  vor  ihm  Niemand  an  eine  Verbindung  der  getrennten  Theile  denken 
mochte,  noch  konnte,  und  der  unermüdliche  Pionier  fand  treffliche  Nach- 
folger. Zunächst  wurde  sein  sechster,  der  Zeit  nach  letzter  Beweis  fast  su 
gleicher  Zeit  von  Cauchj,  Jacobi  und  Eisenstein  vereinfacht 
50  Jahre  kaum  nach  dem  Erscheinen  des  ersten  Beweises  war  auch  der 
dritte  und  fünfte  Beweis  in  eleganter  geometrischer  Fassung  dem  Publikum 
vorgelegt ,  war  das  Princip  der  Sjreistheilung  in  eine  andere  Form  gegossen 
und  hatte  das  Princip  der  Beduction  eine  bedeutende  functionentheoretische 
Erweiterung  erfahren ,  so  dass  d&s  quadratische ,  cubische  und  biquadratische 
Gesetz  aus  einer  Quelle  fioss.  Dies  alles  that  einer,  Eisenstein.  — 
1847  zeigte  Liouville  die  Verwandtschaft  der  Beweise  durch  Beduction 
und  Kreistheilung;  in  demselben  Jahre  fand  Lebesgue  einen  dem  Eisen- 
8 tei naschen  ähnlichen  Beweis  durch  Kreistheilung,  10  Jahre  später  den 
unbekannten  siebenten  Gauss 'sehen  Beweis.  1852  machte  Genocchi  das 
Legendre'sche  Symbol  (von  Jacobi  mittlerweile  bedeutend  verall- 
gemeinert) abhängig  von  der  Differenz  der  Vorzeichen  gewisser  algebrai- 
scher Summen. 

Bis  jetzt  hatten  die  Mathematiker,  mit  Ausnahme  Eisensteines,  nur 
den  Beweis  für  die  quadratische  Reciprocitätsformel  erbracht.  Da  ver- 
öffentlichte Kummer  1861  zwei  Beweise  des  quadratischen  Gesetzes,  die 
sich  verallgemeinem  Hessen  für  n^  Potenzreste.  Mit  Hilfe  der  Theorie  der 
Formen  gelang  die  grosse  That.  Kummer 's  Arbeit  bedeutet  einen  Mark- 
stein in  der  Entwickelung  der  Zahlentheorie. 

Eine  zehnjährige  Pause  trat  ein:  das  Interesse  an  dem  Beciprocitäts- 
gesetz  schien  erkaltet  zu  sein ;  da  kam  in  den  siebziger  Jahren  ein  grosser 
Aufschwang.  Sieben  Beweise  sind  in  dieser  Schrift  mitgetheilt,  die  in 
einem  Jahrzehnt  (von  1870 — 1880)  entstanden  sind.  Merkwürdigerweise 
liegt  sämmtlichen  sieben  Beweisen  das  Princip  der  Beduction  zu  Grunde. 
Wollte  man  vielleicht  ans  diesem  das  allgemeine  Gesetz  herleiten?  Stern 
geht  auf  den  fünften  Gauss^schen  Beweis  zurück  und  findet  eine  wichtige 
Verwandtschaft  zwischen  den  Gliedern  der  halben  Bestsjsteme  ükpmadq, 

hhqmodp  (ä=1,  ...  — g— »    -Ä=l,  ...  ^-s— )•     Zeller  und  Petersen 

vervollständigten  diese  Darlegungen.   Bouniakowskj  findet  eine  merkwür- 
dige Zerlegung  der  Zahl  (i  resp.  v.     Schering  weist  nach,  dass  das  f»  in 
leicht  angebbarer  Weise  von  den  Vorzeichen  gewisser  algebraischer  Aosdrücke 
abhängt,  die  ähnlich  denen  Qenocc\iV^  %<^\y^ut  «vod«    Kroneoker,  der 
schon  1876  die  Vertausohbarkeit  dea  "PimcÄv^  d«t  \»i^s^>SLtsQL  nsNi  ^xn.  ^ml 


üeber  das  quadratische  Beciprocitätsgesetz.  277 

Bednction  gelehrt  hatte,   stellte  das  Symbol  (  — )  als  das  Vorzeichen  eines 

Frodnctes  dar,  dessen  Factoren  Ge nocchi-S eher ing*sche  Ausdrücke  sind, 
und  zeigt  auch  femer,  wie  Gauss 'sehe  Betrachtungen  über  Grössen  [a], 
Yon  denen  der  dritte  Gauss'sche  Beweis  abhängt,  zu  der  höchst  eleganten 
Formel 

leiten.    Voigt  benutzte  die  Methode    des  dritten   Gauss'schen  Beweises, 

macht  aber  den  Beweis  des  Reciprocitätsgesetzes  abhängig  von  der  Anzahl 

der  Zahlen  h  in: 

kp^hq  +  r,    r>| 

bei  Yorgegebenem  Je.  Busche  endlich  vereinfachte  den  Bouniakowskj- 
schen  Beweis  durch  Anwendung  eines  sehr  eleganten  Hilfssatzes,  nach 
welchem  das  Beciprocitätsgesetz  allgemein  gilt,  wenn  es  für  specielle  Fälle 
sich  erweisen  lässt. 

Zum   Schlüsse  sei  nochmals  erwähnt,   dass  es  Cauchj  gelang,  das 

aus  der  „Summatio''  her  berühmte  Vorzeichen  von  1/  (—1)  *  p  aus  der 
Transformation  von  Thetareihen  herzuleiten. 


Recensionen. 


Bemerkungen  zur  Recension  des  Herrn  Professor  Kun 

über  folgende  Schriften: 

Weyrauch,  Theorie  elastischer  Körper,  1884; 

,  Aufgaben  zur  Theorie  elastischer  Körper,  1885; 

,  Das  Princip  von  der  Erhaltnng  der  Energie  seit  Robert  Meyer,  l8fö. 

Herr  Kurz  beginnt  mit  der  Behauptung,  ich  habe  mich  mit  seiner 
Absicht,  die  Besprechung  der  „Theorie''  bis  zum  Erscheinen  der  , Auf- 
gaben'' zu  verschieben,  brieflich  einverstanden  erklärt.  Da  hierbei 
zu  meiner  üeberraschung  auf  eine  vom  Recensenten  eingeleitete  Privateom- 
spondenz  Bezug  genommen  ist,  so  wird  auch  mir  gestattet  sein,  bei  Bich- 
tigstelluDg  des  Sachverhalts  davon  Gebrauch  zu  machen.  Herr  Professor 
Kurz  schrieb  mir  am  17.  December  1884: 

,,Wie  ich  mit  Freuden  die  Frage  des  Herrn  Professors  Cantor 
bejahte,  ob  ich  eine  Besprechung  Ihrer  Theorie  elastischer  Körper  Ito- 
nehmen  wollte,  so  wuchsen  die  Sorgen  beim  Durchlesen  derselben ,  obi^ 
der  übernommenen  Aufgabe  gewachsen  sei.  Ich  hatte  anfönglich  g^lsabt, 
im  August,  den  ich  grösstentheils  hier  (in  Augsburg)  verbrachte,  die 
DnrchlesuDg  vollenden  zu  können ;  aber  erst  im  October  und  bis  jetzt  hsbe 
ich  dieselbe  nothdürftig  neben  meinen  anderen  Obliegenheiten  zu  Ende 
gebracht,  wobei  mich  auch  noch  eine  diphtheritische  Anwandlung  unter- 
brach. 

So  fasste  ich  denn  seit  einiger  Zeit  den  Entschluss,  Sie  um  einige 
Notizen  und  Winke  angehen  zu  wollen  über  diejenigen  Punkte,  welche 
Sie  zu  einer  gerechten  Würdigung  Ihres  Buches  als  besonders  gehOrig 
betrachten,  und  glaube,  dass  ich  mit  solcher  Unterstützung  bis  Neujahr 
meiner  Aufgabe  mich  entledigen  könnte,  so  dass  die  Besprechung  noch 
im  ersten  Hefte  des  nächsten  Jahres  erschiene.  ** 

Ich  beschränkte  meine  Antwort  auf  einige  (in  der  Recension  zum  Theil 
wiedergegebene)  allgemeine  Bemerkungen  über  fragliche  Arbeit,  wies  wi 
die  bereits  erschienenen  Recensionen  hin  und  stellte  meinerseits  Herrn  Enrz 
anheim ,  die  Besprechung  bis  zum  Erscheinen  der  Aufgaben  hinauszuschieben. 
Von  dieser  Anheimgabe  hat  Herr  Professor  Kurz  laut  Schreiben  Tom 
24.  December  1884  Gebrauch  gemacht 

Bezüglich  der  Schwierigkeit  des  Studiums  will  ich  mit  dem  Recensenten 
Dicht  streiten,  über  solche  Dinge  p^egen  die  Meinungen  verschieden  zn  eein. 


Becensionen.  279 

Im  Gegensatze  zu  Herrn  Kurz  findet  Herr  Professor  Günther- Ansbach, 
dass  massige  Kenntnisse  in  der  Infinitesimalrechnung  zum  Verständnisse  hin- 
reichen. Uebrigens  giebt  Herr  Kurz  zu,  dass  die  „Theorie"  dem  Stadium 
weniger  Schwierigkeiten  als  andere  Werke  ähnlicher  Art  bereite. 

Die  Bemerkung  des  Recensenten,  dass  in  §  1  die  bekannte  Beschleu- 
nigung „specifische  Massenkraft^  genannt  sei,  ist  unrichtig.  Herr  Kurz 
hat  übersehen,  dass  auch  Oberflächenkräfte  Beschleunigungen  erzeugen 
können  ( vergl.  G  r  a  s  h  o  f 's  Hydraulik ,  1 874 ,  S.  4;  Kirchhoff 's  Mechanik, 
1877,  Vorlesung  11;  Weyrauch 's  Theorie  elastischer  Körper,  1884,  S.  4, 
25  u.  s.  w.). 

Herr  Professor  Kurz  bemerkt  ferner,  dass  in  §  2  „der  elastischen 
Nachwirkung  mit  acht  Zeilen  gedacht  sei^'.  Bekanntlich  hat  jener  Begriff 
bei  der  allgemeinen  Behandlung  elastischer  Körper  vorläufig  überhaupt  noch 
keine  Verwendung  gefunden  (vergl.  die  einschlagenden  Werke  von  Larn^« 
Beer,  Clebsch,  Saint-Venant,  Grashof,  Winkler,  Kirchhoff, 
Klein,  Castigliano  u.  s.  w.),  so  dass  auch  die  acht  Zeilen  noch  fehlen 
konnten. 

In  §  5  soll  „schon  Manches  dem  mündlichen  Unterricht  oder  sonst 
zuviel  dem  Privatverständnisse  des  Studenten  (im  dritten  Semester)  über- 
lassen*^ sein.  Hierzu  sei  bemerkt,  dass  die  Theorie  weder  in  erster  Linie 
für  Studenten,  noch  gar  für  solche  im  dritten  Semester  bestimmt  ist.  Das 
Wesentliche  liegt  in  dem  der  Sache  oder  Darstellung  nach  Neuen ,  wie  an- 
dere Becensionen  (von  Grashof,  Ritter,  Wittmann)  auch  anerkannt 
haben.  Wäre  übrigens  selbst  bezüglich  der  Studenten  im  dritten  Semester 
die  Bemerkung  des  Herrn  Kurz  richtig,  was  ich  bestreite,  so  würde  sie 
dadurch  an  Gewicht  verlieren,  dass  die  in  §  5  behandelten  „Drehungen** 
neben  den  ,, Gleitungen**  vollständig  entbehrlich  sind  und  thatsächlich  in 
obigen  Schriften  keine  Verwendung  gefunden  haben. 

Die  Besprechung  der  „Aufgaben'*  beschränkt  sich  auf  einige  Bemer- 
kungen zum  Inhaltsverzeichnisse.  Wenn  es  dabei  heisst,  dass  zu  jeder  Auf- 
gabe die  Nummer  des  Paragraphen  angegeben  sei,  welcher  zur  Lösung  nach- 
geschlagen werden  soll,  so  ist  das  wieder  nicht  ganz  richtig.  Ich  habe  nur 
angeführt,  nach  welchem  Paragraphen  die  betreffende  Aufgabe  eingeschaltet 
gedacht  war,  ohne  dass  die  gegebene  Reihenfolge  eingehalten  zu  werden 
braucht. 

Was  Herr  Professor  Kurz  schliesslich  in  Bezug  auf  die  dritte  obiger 
Schriften  aussagt,  beruht  auf  einer  Verwechselung.  Ich  soll  nach  Robert 
Mayer  Fallkraft,  Bewegung  (!),  Wärme  (!),  Magnetismus  etc.  als  Kraft- 
formen aufführen,  wogegen  Herr  Kurz,  welcher  vorstehende  Ausrufungs- 
zeichen anbringt,  Kraft  nur  als  Masse  mal  Beschleunigung  gelten  lassen 
will.  In  Wahrheit  handelt  es  sich  an  der  betreffenden  Stelle  um  eine  Inhalts- 
angabe von  Schriften  Robert  May  er 's,  welche  uoob.  4<da.\i  ^\£l^  V^^t^^ 
Worte  eingeleitet  ist:  „Will  man  die  Erftge  ^iiafc\i  ^ät  ^TÄT*»»^v|ve'^ 


280  Historisch  -  literarische  Abtheilung. 

prüfen,  so  ist  zu  beachten,  dass  Majer  mit  Anderen  Kraft  nennt,  was 
man  heute,  einen  Ausdruck  Thomas  Young's  adoptirend,  als  Energie 
bezeichnet/*  Da  im  ganzen  übrigen  Verlaufe  der  Schrift  (ausserhalb  II) 
der  Majer'sche  und  Helmholtz'sche  „Begriff  Kraft ^'  Energie  oder  Ar- 
beitsfähigkeit genannt  ist,  so  erscheint  kaum  begreiflich,  wie  die  Verwechse- 
lung bestehen  bleiben  konnte. 

Der  Unterzeichnete  bedauert,  die  Geduld  der  Leser  etwas  lange  in 
Anspruch  genommen  zu  haben.  Allein  es  konnte  ihm  nicht  gleichgiltig 
sein,  an  hervorragender  Stelle  über  drei  seiner  Schriften,  welche  das  Re- 
sultat anstrengender  Arbeit  bilden,  ohne  jedes  Eingehen  auf  den  wesent- 
lichen Inhalt  in  einer  Weise  abgeurtheilt  zu  sehen,  welche  mindestens  der 
nöthigen  Vorsicht  ermangelte. 

Stuttgart,  August  1885.  J.  J.  Weyrauch. 


BibUotlieoa  mafhematica,  herausgegeben  von  Gustaf  Eneström.  1884. 
Stockholm,  F.  &  G.  Beyer.  Berlin,  Mayer  &  Müller.  Paris,  A.  Her- 
mann. 

Eine  neue  Zeitschrift,  welche  in  vierteljährlichen  Heften  erscheint  und 
deren  erster  Jahrgang  62  je  zweispaltige  Seiten  umfasst.  Die  Zeitschrift 
ersetzt  alles  Das,  was  wir  durch  unsere  jedem  Hefte  dieser  Zeitschrift  bei- 
gegebenen Bibliographien  und  durch  unsere  beiden  alljährlich  erscheinenden 
Abhandlungsregister  unseren  Lesern  zu  bieten  wünschen.  Ein  wesentlicher 
unterschied  besteht  nur  darin,  dass  Herr  Eneström  Bücher  und  Abhand- 
lungen gemischt,  und  zwar  nach  der  alphabetischen  Reihenfolge  der  Namen 
der  Verfasser  angiebt  Ausserdem  findet  sich  in  jedem  Hefte  eine  recht 
dankenswerthe  geschichtliche  Notiz  aus  der  Feder  des  Herausgebers:  1.  No- 
tice sur  un  memoire  de  Chr.  Goldbach,  relatif  ä  la  sommation  des  sSries, 
publik  ä  Stockholm  en  1718;  2.  Notice  sur  un  nouvelle  Edition  de  Dio- 
fantos,  pr6par6e  par  M.  PaulTannery;  3.  Notice  sur  les  versions  latines 
des  6l6ments  d'Euclide ,  publi6es  en  Su^de ;  4.  Notice  sur  les  premi^res  tables 
de  logarithmes  publikes  en  Suöde.  Cantor 


Saggio  di  Tavole  dei  logaritmi  quadratioi  del  Conte  Antonino  di  Pram- 
PERO.     üdine  1885,  G.  B.  Doretti  e  Soci.     IX,  53  pag. 

unter  dem  quadratischen  Logarithmus  der  absoluten  Zahl  JV,  oder  unter 
Lq,N=x  versteht  Herr  Prampero  diejenige  Zahl,  welche  der  Gleichung 
J^^=  (a)**  genügt,  wo  a>l  aber  sonst  beliebig  gewählt  wird.  Soll  nun 
die  J^^*  Potenz  oder  die  E^  Wurzel  aus  N  gesucht  werden,  so  ist  offenbar 

im    enteren  Falle  N^^a^-^^  und  aofem  Ii=^^^  \qääx  ^l^^^y  ^ 


Bibliogn4>hie.  281 

auch  J«^K=(«)*'-»'=(«)*"^'  oder  L..{N'')  =  x+y  =  L..N+^^-  Im 
zweiten  FaUe  ist  fN^a^'    ==(«)*  "•«■=»«'"''  oder  X,.(^-N)  =  x-y 

7/1/»  7?' 

^^Lq.N"  Y^-^  •  Man  hat  also  nur  den  von  der  Zahl  E  abhängigen  Quo- 
tienten j-~   zu  berechnen,  um  zu  jeder  Zahl  ^sowohl  L^.N^  als  Lq.yN 

durch  eine  einfache  Addition  beziehungsweise  Subtraction  zu  erhalten.  Bei 
E=2  ist  jener  Quotient  offenbar  1,  bei  JE?  =3  ist  er  1,584962,  bei  J5=4 
ist  er  2  u.  8-  w.  Mithin  Lg.(N*)  =  Lg.N+l,  Lg.(/N)^L^.N-'\', 
Lg.{N^)  =  L^.N+ 1,584962,  Z^.(^)  =  X,.JV- 1,584962  u.  s.  w.  Lohnt 
dieser  Vortheil  die  Berechnung  einer  Tabelle  der  quadratischen  Logarith- 
men, mittels  deren  man,  unter  Anwendung  der  nöthigen  Interpolationen, 
zu  jeder  Zahl  den  quadratischen  Logarithmus,  zu  jedem  quadratischen  Lo- 
garithmus die  zugehörige  Zahl  finden  kann  ?  Der  Verfasser  hat  diese  Frage 
offenbar  bejaht  und  derartige  Tafeln  hergestellt ,  welche  in  höchst  eleganter 
Ausstattung  durch  den  Druck  vervielftltigt  wurden.  Cantor 


Bibliographie 

vom  1.  September  bis  31.  October  1885. 


Periodiseho  Schriften. 

Sitzungsberichte  der  mathem.-phjsikal.  Classe  der  königl.  bayer.  Akademie 
der  Wissenschaften.     Jahrgang  1885,  3.  Heft.     München,  Franz. 

1  Mk.  20  Pf. 

Sitzungsberichte  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien,  mathe- 
mat.- naturwissenschaftl.  Classe,  Abtheil.  IL  91.  Bd.,  3.  Heft.  Wien, 
Gerold.  10  Mk. 

Publicationen  des  astrophjsikalischen  Observatoriums  in  Potsdam.  Nr.  16. 
Leipzig,  Engelmann.  4  Mk. 

,   4.  Bd.  1.  Tbl.,  herausgeg.  von  C.  Vogel.     Ebendaa.  17  Mk. 

Jahrbücher  der  königl.  ungar.  Centralanstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagne- 
tismus, herausgeg.  von  G.  Sohenzl.  13.  Bd.  Jahrg.  1883.  Budapest, 
Eilian.  10  Mk. 

Beobachtungen  im  astrophjsikalischen  Obaorv^^Atmin  ^\k  ^-^l^ÄÄ.^'^«J*2SÄr 
geg.  vonN.y.KoimoLY.  7.  Bd.  3alirg.\«8A.  ^ä^^^^ömkä^k  NS^"®»- 


282  Historisch -literarische  Abthsilang. 

Journal  ftir  reine  und  angewandte  Mathematik.    (Crellb.)    Herausgeg.  von 

L.  Eronecker    und    K.  Weierstrass.     99.  Bd.    1.  Heft     Berlin,  6. 

Reimer.  compl.  12  Mk. 

Acta  mathematica,    herausgegeben  von   Mittag -Lbffler.     7.  Bd.  1.  Heft 

Berlin,  Mayer  &  Müller.  compl.  12  Mk. 

Tageblatt  der  58.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  in  Strass- 

bürg.     1885.     Strassburg,  Trübner.  8  Mk. 

Geschichte  der  Mathematik  und  Physik. 

Marie,  M.,   Histoire  des  sciences  math^matiques  et  phjsiques.     Vol.  VII. 
Paris,  Gau thier -Villars.  6  fr. 

Eoine  Mathematik. 

Prtm,  f.,  Neue  Theorie  der  ultraelliptischen  Functionen.    2.  Ausg.    Berlin, 

Mayer  &  Müller.  3  Mk.  6)  Pf. 

Hermitis,  Ch.,   Sur   quelques  applications  des  fonctions  elliptiques.     Paris, 

Gauthier -Villars.  7  fr.  50  c. 

Beaü,  0.,   Analytische  Untersuchungen  über  trigonometrische  Reihen  und 

Fourier'sche  Integrale.     2.  Aufl.     Halle,  Nebert.  5  Mk.  50  Pf. 

Cauoht,  A.,  Algebraische  Analysis,  deutsch  herausgegeben  von  Itzigsohn. 

Berlin,  Springer.  9  Mk. 

Geoenbauer,  L.,  Zur  Theorie  der  Determinanten  höheren  Banges.    (Akad.) 

Wien,  Gerold.  60  Pf. 

—  ,  Zur  Theorie  der  aus  den  vierten  Einheitswurzeln  gebildeten  complexen 

Zahlen.     Ebendas.  1  Mk.  70  Pf. 

-  -    ,   üeber  die  Darstellung  der  ganzen  Zahlen  durch  binäre  quadratische 

Formen  mit  negativer  Discriminante.     Ebendas.  50  Pf. 

Geigenmüller,  R.,  Elemente  der  höheren  Mathematik.  II,  Differential- 
rechnung. Mittweida,  polytechn.  Buchhdlg.  2  Mk. 
Mertems,  f..  Einfache  Bestimmung  des  Potentials  eines  homogenen  EUip- 

soids.     (Akad.)     Wien,  Gerold.  15  Pf. 

Herz,  N. ,   Entwickelung  der  Differentialquotienten  der  geocentrischen  Co- 

ordiuaten    nach    zwei    geocentrischen    Distanzen    in    elliptischer  Bahn. 

Ebendas.  60  Pf. 

Schubert,  H.,  System  der  Arithmetik  u.  Algebra.  Potsdam,  Stein.  1  Mk.  80Pf. 
Funcke,  H.,  Die  analytische   und  die  projectivische  Geometrie  der  Ebene. 

Ebendas.  1  Mk.  40  Pf. 

Spieker,  Th.,  Lehrbuch  der  ebenen  und  sphärischen  Trigonometrie.  Ebendas. 

1  Mk.  40  Pf. 
Pblz  ,  C. ,  Bemerkung  zur  Axenbestimmung  der  Kegelflfichen  zweiten  Grades. 

(Akad.)    Wien,  Gerold.  ,  60  Pf, 

Kjlling,  TT.,  Die  Nicht -EukMiBcVi^ix  Bakumiotm^Ti  in  onalytiaeher  Behand- 
Jung.     Leipzig,  Teubner.  ^>Ki..^'Ä. 


Bibliographie.  283 


Angewandte  Mathematik. 

NGEB,  J.,  Elemente  der  reinen  Mechanik.     5.  Lief.     Wien,  Holder. 

3  Mk.  20  Pf. 
»PENHEIM,  S.,  üeber  die  Rotation  und  Präcession  eines  flüssigen  Sphäroids. 

(Akad.)     Wien,  Gerold.  50  Pf. 

JTTER,  W.,  Die  Bewegung  des  Wassers  in  Kanälen  nnd  Flüssen.    Berlin, 

Parey.  7  Mk. 

RDAN,  W.,    Grondzüge    der  astronomischen  Zeit-  nnd  Ortshestimmung. 

Berlin,  Springer.  10  Mk. 

BRz,  N.,  Bahnhestimmnng  des  Planeten  Kriemhild  (242).    (Akad.)    Wien, 

Gerold.  35  Pf. 

PPENHEIM,  S.,  Bahnhestimmnng  des  Kometen  VIII,  1881.  Ehendas.  50  Pf. 
SEDiCHiN,  Th.,   Revision  des  valeurs  num6riques  de  la  force  r6pulsiye. 

Leipzig,  Voss.  1  Mk.  20  Pf. 

Büve,  0.,  Tahnlae  qnantitatam  Besselianamm  pro  annis  1885  ad  1889 

compatatae.     Ehendas.  2  Mk. 

Physik  nnd  Meteorologie. 

iTTELEB ,  E. ,  Theoretische  Optik ,  gegründet  auf  das  Bessel  •  Sellmeier'sche 
Princip.     Braunschweig,  Vieweg.  14  Mk. 

:x»PEROER,  J.  Y.,  üeher  Krümmangsvermögen  und  Dispersion  von  Pris- 
men.    (Akad.)     Wien,  Gerold.  80  Pf. 

^CH,  E.  u.  J.  Abbes.  Einige  Versuche  üher  totale  Reflexion  und  ano- 
male Dispersion.     Ehendas.  30  Pf. 

Wallieb  et Müntz,  Prohldmes  de phjsique.  Paris,  Gauthier -Villars.   6 fr. 


CyliadsTfiucLlanui. 
648,  BeBMl'e  fanctdona  of  the  eecood  order.    G.  V.  Coatea,    Qaart.  Joum. 
XS,  260. 

D. 

DlMrnünantan. 

S13,  GJnäraliB&tion  du  th^orfime  de  Jdcobi  Biir  lea  dätermmBiits  partiela  du  ■ 

adJDinl.     Em.  Barbier.     Compt   rend.  XCVll,  88      [VergL   Nr.  64.J 

DlffBrentUlg-ltichnngtii . 

S44,  Ueber   Frojectivitüt   und   partielle  Differential gteicbaugea   in    der   GeonMtrit 

Th.  Saoio     Uran.  Archiv  LXXi.  825  ^ 

I.  Siir    lea    multiplicateiirs   des   äquationt   diffätentieUee    lin^ireH.       Hatpbei 

Compt.  rend,  XCVIl,  1408,   1641. 
1.  Sur   un   mojen  de  determiner  le  facteur  d'integrabiliW.     W.  Uaxi 
Compt.  rend,  XCVU,   1544. 
647.  Oeber  die  Irreduclibilität  der  UneareD  Differentialslei cbnDgen.     h.  KDnica 
berger      Crelie  XCVI.  183. 

548.  Uebersluht   über   die  Tliome'acheD   Abhandlungen    über   lineare    Differential 

KleichuDffen  inCrelleLXXIVbiBXCV.   L   W.  Thomö.    Grelle  XCVI,  188 

549.  Sur  Pint^gration  alg^brique  des  äquationa  Unfaires.     U.  Poincarö      Compl 

rend.  XCVC,  984,  1189. 
6fi0.  Snr  certaineB  äquations  diffdreutiellea  lin^aires.   A.Steen.   Acta  matb.  III,  27T 
661.  Sar  na  caa  partiuulier   do  rt^aolation   des  equationB  diffärentielles   lirt^aire«  i 

coefficienta  conalanli.    M.  d'Ocagne.    N.  oun.  matfa.  XLUI,  138. 

653.  Sur    une    cla^ae    d'äquations    linäaireB   du    qaatri^me    ordre.      E.    O  o  u 

CoDipt.  rend   XgVU,  81. 
&&3.  8nr  quelques  fquatiooe  Unfaires  du   qaatri^iue  ordre.    Halphen,     CotnpJ 
read.  XCVlI,  247. 

654.  On   differential  equationa  which  belong  to  the  clasa    — ~-4 ^  - 

where    U.S[a,b,e,  d,e,...)<x,l)\     R.  BosHell.     (jnart  Joora.  maÜi. 
XX.  179. 
665.  On  the  differentia!  equation  -i =^ 4-  — —  -t- -—  =  0,  where  U,=  (a.  b, 

yu,  vü^  vö,  nr.  -   ^  -  . 

c,d.€)[x,-\)\     IL  Eusaell      Quart  Jourti.  math.  XX  266. 
&G6.  Sur  une   äqnatJou  diffäreutiülle  da   aecond  ordre.     De  Sparre.     Acta  luatiL 

HI,  105,  289. 
667.  Integrer   l'äquation   a:[l-:t)  y"- (1 -2l)y'+[l^3a;+iC*)y  =  — «■(!— ar)'.    F 

Borletti.    N.  ann    math.  XLIl,  486. 
658,  lategration  von  y"  =  3^«'-y.     S.  Spitzet.     Grün.  Archiv  LXXI,  ÖO. 
M9.  De  riat^gration  d'uue  clawe  de  systömes  d'äquationa  Hiraaltan^ea,  lin^airetri 

du   Premier  ordre.     Ibach.     N.  ano.  math.  XLIll,    178,  -    V.  Tardj 

ibid.  267.  —  J.  Juhel-fi^noy  ibid.  263.  —  E.  Catalan  ibid.  263. 

660.  Siu  une  tranaformation  des  ^qualiona  aui  däriv^ea  parüellea  du  wcond  ordta, 

äi  deux  fariablea  indäpendaDteB.   et  snr  quelquea  inlägrationa  qoi  k'et 
d^duisent.    B.  Liauville.    Compt.  rend  XCvII,  8S6,  1122. 

661.  Sur  l'iut^gration  d'une  certaine  claaae  d'equationa  diffärentiellea  partjdl»^  d^ 

aecond  ordre  k  deux  variablea  indäpendantea.     A.  Picart     Compt.  r ^304 
XCVU.  306.  »•  -^ 

562.  Integratioa   einiger  partialler  Differentialgleicbongea   xweiter  Ordnung 

VÄlyi.     Gruo.  .irchiT  LXX,  S19;  LXXI.  109. 

563.  Sur  lea  liqu.itioat  lin^airea  aui  deriT^ea  partielleB,  ä  deux  variables  iiid^S 

dantea,  du  deuiiänie  et  du  troiiiäme  ordre.    A,  Picart.    N.  ann,  a^c 
XJ.U.  34. 
Vergl-  FunctioDen.    Invarianteutbeorie  711.    Potential. 
DiffsrenCIal  qnotianten. 

564.  GrundzQge  zu   einer   combtuatoriBcheu   Darstellung  der   bOheren  Dtffem^ 

Snotienten    EDBammeneesetzter   FunctiODeu.     J.  Tollert.     Grün.  A^^ 
XXI.  64. 
665.  SuT  le  caicul    des   deriväe»  ö.  »aiücea  i\^i:V';Qiii\ie«     H,  Laurent.    S, 
math.  XLUI,  240. 
Vergl   Tajior'e  Keihe. 


Abhandlnngsregister.  285 

Analytische  CFeometrie  des  Sanmei. 

520.  Eine  Carve  auB  einer  Besiehung  zwischen  den  Winkeln,  welche  die  Tangente, 

Hauptnormale  und  Binormale  mit  festen  Geraden  bilden,  zu  bestimmen. 
B.  Hoppe.    Grün.  Archiv  LXXI«  46. 

521.  Th^r^mesurles surfaces däveloppables.  E.  Cesaro.  N.ann.math.XLlI,.129,266. 

522.  Sur  Tangle  des  lits  oblique  et  normal  de  la  vis  Saint -Gilles.    E.  Lebon. 

N.  ann.  math.  XLHI,  40. 
Yergi.  Eliipsoid.    Hyperboloid.    Oberflächen.    Oberflächen  zweiter  Ordnung. 
Paraboloid. 

Attrononde. 
528.  Neue  Methode  zur  Berechnung  der  Ezcentricität  bei  astronomischen  Instru- 
menten und  Uhren.    F.  C.  Lukas.    Grün.  Archiv  LXX,  268. 

524.  Sur  une  d^monstration  nouvelle  du  th^or^me  de  Lambert.    N.  Joukovsky. 

N.  ann.  math.  XLIII,  90.  —  E.  Catalan  ibid.  606. 

525.  Sur  une  formule  de  Hansen.    F.  T  isser  and.    Compt  rend.  XCVU,  815,  880. 

-P.  Appell  ibid.  1086.- B.  Radau  ibid  1180,  1275.-0.  Callandreau 
ibid.  1187. 

526.  Sur  le  calcul  des  perturbations.    A.  de  Gasparis.    Compt.rend.XCVn,  788. 

527.  Sur  un  däveloppement  particulier  de  la  fonction  perturbatrice.  0.  Backlund. 

Compt.  rend.  XCVII,  1470.  —  B.  Radau  ibid.  1548. 

528.  Sur  quel(}ues  m^thodes  pour  la  d^termination  des  positions  des  dtoiles  circom- 

polaires.    0.  Callandreau.    Compt.  rend.  XCVJI,  561. 

529.  pistance  de  la  terre  A  la  lune.    C.  Bertrand.    N.  ann.  math.  XLUI,  126. 

530.  Etant  donn^es  les  duräes  des  quatre  saisons  de  Tannäe  astronomique,  trouver 

Texcentricit^   de   Torbite  de  la  terre.     E.  Fauquembergue.    N.  ann. 
math.  XLH,  413. 
Yergl.  Chronologie.    Mechanik  771,  772. 

B. 

Bemonlli'iehe  Zahlen. 
631.  Beiträge  zu  der  Kenntniss  der  Bernoulli'schen  Zahlen.  ALipschitz.   Crelle 
XCVI,  1. 
VergL  Reihen  852. 

Beitimxnte  Integrale. 
532.  Demonstration  du  th^r^me  de  Cauchy.    E.  Goursat.    Acta  math.  IV,  197. 

583.  Sur  une  mäthode  capabie   de  foumir  une  valeur  approch^e  de  Tintögrale 

jF{x)dx.    G.  Courier.    Compt.  reud.  XCVH,  79. 

OD 

584.  Sur  une  valeur  approchde  de  Tintdgrale  ItfixS.e-^.dx,   R.  Radau.  Compt. 

rend.  XCVH,  157  }! 

585.  Sar  Tevaluation  approchde  des  integrales.    Stieltjes.    Compt.  rend.  XCVU, 

740,  798. 
536.  Sur  une  classe  d'intdgrales  doubles.   E.  Goursat.   Acta  math.  V,  97.     [Vergl. 
Nr.  48.] 
Vergl.  Gammafunctionen. 

Chronologie. 
587.  Changements  produits  sur  la  durde  de  Tannde  julienne  par  les  variations  des 
quantitds  dont  ddpend  cette  durde.    A.  Gaillot.    Compt.  rend.  XCVH, 
151,  564.  —  E.  J.  Stone  ibid.  484. 
Vergl.  Astronomie  530. 

Combinatorik. 
538.  Die  Umkehrunff  des  Grundgedankens  von  Hindenburg's  combinatorischer  Ana- 

lysis.    F.  Roth.    Grün.  Archiv  LXX,  427. 
589.  Sur  les  permutations   de  n   objots   et  sur   leur  classement.     J.  Bourget* 
N.  ann.  math.  XLII,  43S. 

540.  Sur  le  nombre  des  permutations  de  n  dldments  qui  prdsentent  9  sdquences. 

Dds.  Andrd.    Compt.  rend.  XCVII,  1356. 

541.  Eine  combinatorische  Definition  der  Zahl  e.    Th.  Sanio.    Grün.  Archiv  LXX» 

224;  LXXL  106   —  Lampe  ibid.  LXX,  439.  —  ?.%«^^\VQW^\\.\ri3X> 
97,  102.  -  J.  Hermes  ibid.  LXXl,  \03. 
VergL  DifferentUlquoüeni  564.    WahrftcYieln\\c\i>LevV.%T^<^\i\Wi\|,. 


Histonsoli'literariadi«  Abtbülang. 


:.  Propri^U  de  l'elHpae  sccompagnäe  de  la  divtAoppia.  J.Chambon.   N-Ub 

Qiftth.  XLII,  *77. 
i.  Siir  deux  ellipsea  conceottiquei.    Lei.    N.  ann.  niatk.  SLlt,  S25. 

Vergl.  Hvperbel  702,  703.  • 

ElUpiold. 

r.  Od  doDDe  na  elli|)SoTde  et  uu  poiut  A,  od  meae  par  ce  poini  aoe  secaaten- 

riaUe  Z);  loit  D,  la  droite  canjugu^e  de  D  par  rapport  i  l'ellipsolds. 

Trouver  le  lien  de  la  projectioD  M  du  poiut  Ä  sie  la  droit«  />] ,    llo  tel' 

BUnc.    N.  aoß.  math.  XLIJ,  37e. 
I.  Probl^e  tar  Tellipsoide.     Ch.  Brisse.     N.  aoo.  oiath.  X.LUI,  39S. 


EUipütcha  1 
':  Coniplei  multiplicatioD  of  etliptic  foDctioiiB.     G.  fi,  Stuart.    Quart.  Jotatu 

math    XX,  18,  221. 
'.  Sar  la  traneformatiOD  des  fonctions  elliptiqnea.  H.  Krause.  Acta  muth.  111,  991 
I.  Sur  tm  point  de  la  thforie  des  foDctions  elliptiqueB,     &.  Ltpacliitz.    Coapt 

rend  XCVn,  1411.  ~  Hermite  ibid    UU. 
I.  Od  the  quantitieB  K,  ¥,,  J,  G,  K',  E',  J',  G'  in  elliptic  functioDa.    J.  W. L 

Glaiaher.     Quart  Joum.  math.  XX,  313. 
k  Elliptiache  Integral fimctioneii  und   ibie  geonielriacbe.   onaljtieche  und  djm- 

miscbe  Bedeatuiig.     E.  Oekinghaas.     Grim.  Artthiv  LXXl,  387. 
.  Beiträge  zur  Theorie  der  elliptischen  Firn ctioneu.   U.  Schroeter.    Acta  tualli. 

V.  21)5. 
:.  fieitrSge  zur  Anwendung  der  Ureitheilung  der  ellipÜadii.'n  Functioneii  aof  Ü» 
.1  Theorie    der  Wendepunkte   einer    Carve   dritter   Ordnung.     L.   BelMS. 

Qrun.  Archiv  LXX,  1. 
I.  Sur  l'uBage  den  produita  in£nia  dana  la  thäorie  des  fouctiona  ellipliquea,    Ch. 

Hermite.     Acta  math.  IV.  193.  ~-  R.  Lipachiti  ibid.   19t. 
VergL  Abel'Bche  Tran  Beende  ulen  602.     8phärik  666.     Zaiilentbeorie  904. 


FaoUraafolga. 
e04.  Daritellong  der  Zahl  e  ab  nueudliches  Product    J.  Hermea.    Qruii   Artbtr 

LXXl.  103. 
606.  D^moDBtratioD  fl^meDtaire  de  ta  formule  de  Stirting.    E.  Ceaaro.    S. 
math.  XLII,  43. 
Vergl.  Elliptische  Tranecendent^D  603.    OammafunctiaDen  631,  SSI. 
FormoiL 

606.  6ur  la  formalion  dea  dätenninaota  irr^gnliera.    Job.  Perott.    Crelle  XCVt, 

327.    [Vergl  Nr.  U&.j 

607.  Snr  le«   formea  binairea  indäflnies  k  indätennin^  conjugu^es.    E.  Ptcard- 

Compt.  rcnd.  XCVU,  746. 

608.  Sur  )ee  formen  quadratiqaea  temaires  ind^CnieB  fi  in dd tennin äes  conjugu^es  et 

Bur   les   groupea   diBCOntinuE  correepondiUit«.     E,  Picard,     Compt.  nai 
XCVlf,  846. 

609.  Sur  la  rih>rodQcttOD  des  formea.     H.  Poincarä.     Compt.  rend.  XCVU,  949. 

Vergl.  laTariauteDtheorie. 

fnnctJonMi. 

610.  UeberTief^öMen  raitgebrochentimliidei.  P.Lindner.  Grün.  Archiv  LXX.  91t 

611.  Ueber  die  einer  beliebigen  Differentialgleichung  erster  Ordnung  angehSrigen 

selbetatSndieen  Tranacendenteu.    L.  KCnigcberger.    Acta  math    111,  1. 

612.  Ueber  die  QrandlBgeii  der  Theorie  der  Ja«obi^chen  FuDctionoD.    O.  FrobO' 

nius.    Crelle  XCVU,  IS,  ISfl. 

613.  Allgemeiae  Untersuch un gen  aber  ReeUfication   der  Curren.    L.  Scbaeffec 

Acta  math.  V,  49. 

614.  Zur  Theorie  der  aletigen  Functionen  einer  reellen  Ver&udeitichen.  L.  Scheef* 

fer.     Acta  math.  V,  183.  279. 
616.  Beweia  und  Erweiterung  eines  algebraiacb-runctioneiitheoTetiaohen  Statte!  itM 

Herrn  WeieratraBB,    M.  Nöther.    CreUe  XCVll.  234. 
6IB.  Ueber  den  Zusammenhaag  der  Wertbe einer  BlgebraiBcbenFunotion.  CBnngOi 

Crelle  XCVll,  337. 
ßl7.  D^mooatnition  nouvelle  du  th^r^me  ile  Laareot.   0.  Mittag-Leffler.    Acta 

math  IV,  80. 


Abhandlungsregister.  289 

618.  Beweis  des  Lanrcnt'schen  Satzes.    L.  Scheeffer.    Acta  math.  IV,  376. 

619.  Sur  les  groupes  Eleiuäens.    H.  Poincarä.    Acta  math.  III,  49. 

620.  Sar  les  fiproupes  des  öquations  unfaires.    H.  Poincar^.    Acta  math.  IV,  201. 

621.  Sur  les  fonctioDS  zdtaiuchtdeDnes.    H.  Poincard.    Acta  math.  V,  209. 

622.  Sur  les  formes  quadratiques  temaires  indäfinies  ä  inddtermindes  coinugudes 

et  sur  les  fonctions   hyperfuchsiennes   correspondantes.     Em.  ricard. 
AcU  math.  V,  121.    [Vergl.  Bd.  XXIX,  Nr.  169.J 

623.  Sur  la  repräsentation  analytique  des  fonctions  monogenes  uniformes  d*une 

variable  indäpendante.    G.  Mittag-Leffler.    Acta  math.  IV,  1. 

624.  Ddcomposition  en  äiäments  simples  des  fonctions  doublement  pdriodiqnes  de 

troisi^me  esp^ce.    Appell.    Compt.  rend.  XCVII,  1419. 

625.  Sur  le  genre  d'une  relation  algdbrique  entre  deux  fonctions  uniformes  d'un  point 

analytique  (x,y).    £.  Goursat.    Compt.  rend.  XCVII,  1048. 

626.  Repräsentation  des  fonctions  d'une  ou  de  plusienrs  variables,  entre  de  cer- 

taines  limites  de  ces  variables,  par  des  series.  A.  Picart.  N.  ann.  math. 
XLII,  109. 

627.  Sur  les  fonctions  de  deux  variables  inddpendantes,  restant  invariables  par  les 

substitutions  d^un  groupe  discontinu.  £.  Picard.  Compt.  rend.  aCVÖ, 
1045. 
688.  Sur  un  thdor^me  de  Riemann  relatif  auz  fonctions  de  n  variables  indäpen- 
dantes  admettant  2n  syst^mes  de  päriodes.  H.  Poincard  &  E.  Picard. 
Compt.  rend.  XCVII,  1284. 
Vergl.  Abbildung.  Abersche  Transcendenten.  Bemoulli'sche  Zahlen.  Be- 
stimmte Integrale.  Cjlinderfunctionen.  Differentialgleichungen.  Diffe- 
rentialquotienten. Elliptische  Transcendenten.  Factorenfolge.  Gamma- 
fnnctionen.  Integration  (unbestimmte).  Kettenbrüche.  Potential.  Quater- 
nionen.  Reihen.  Rectification.  Taylor*8  Reihe.  Thetafiinctionen.  Ultra- 
elliptische Transcendenten.    Umkehrungsproblem.    Variationsrechnung. 

Ckünmaftmctionen. 

629.  Zur  Theorie  der  Functionen  r(z),  P(z),  Q(£).  L.  Scheeffer.  Crelle XCVII,  230. 

630.  Eine  Verallgemeinerung  der  Gleichung  r(l  +  a;) .  r(l  -  a;)  =  -.    —  •  H.  M  e  1 1  i  n. 

Acta  math.  III,  102.  »*»*«^ 

631.  Ueber  gewisse  durch  die  Gammafunction  ausdrückbare  unendliche  Producte. 

H.  Mellin.    Acta  math.  III,  322. 

632.  \jM\  =84-}*-il4t-.-     L.  B.    N.  ann.  math.  XLII,  429. 

Vergl.  Factorenfolge  605. 

Geodäsie. 
688.  Proposition  sur  une  question  de  m^coniane  relative  k  la  figure  de  la  terre. 
E.  Brassinne.    Compt.  rend.  XCVII,  637.     [Vergl.  Nr.  693.] 

Geometrie  (absählende). 
634.  Sor  les  penta^dres  complets  inscrits  ä  une  surface  cubique.    H.  G.  Zeuthen. 

Acta  math.  V,  203. 
686.  Einige  Anzahlen  für  Kegelflächen.    H.  Krey.    Acta  math.  V,  83. 

Geometrie  (deseriptive). 

636.  Sur  la  ponctaation.    J.  Caron.    N.  ann.  math.  XLII,  161. 

637.  Zur  perspectivischen  Projection.    E.  Hain.    Grün.  Archiv  LXX,  281. 

688.  Beleuditungsconstructionen  für  Flächen,  deren  zu  einer  Axe  normale  Schnitte 

Umlich  und  ähnlichliegend  sind,  bei  orthogonaler  und  bei  perspectivi- 
scher  Darstellung.    J.  Bazala.    Grün.  Archiv  LXXI,  266. 

689.  Construction  des  points  doubles  en  projection  dans  Tintersection  de  deux  sur- 

faces  du  second  de^rd.    L.  Lelevre.    N.  ann.  math.  XLUI,  5. 

640.  Construction  des  tangentes  au  point  double  de  la  section  du  tore  par  son 

plan  tangent.    Doucet.    N.  ann.  math.  XLIII,  430. 

Geometrie  (höhere). 

641.  Theorie  der  trilinearen  Verwandtschaft  ebener  Systeme.    G.  Hauck.    Crelle 

XCVII,  261.     [Vergl.  Nr.  207.] 

642.  Mehrfache  CoUineation  von  zwei  Dreiecken.    J.  V&lyi.    Grün.  Atchix  LX^ 

106.  —  R.  Hoppe  ibid.  334. 

MbL-Ut  AbtbJg.  d  Zeitaobr.  f.  Math.  u.  Phy».  XXX,  ft.  *^^ 


290  Historisch -literarische  Abtheilnng. 


<:43.  Sar  les  anticamtiqaes  par  r^flexion  de  la  parabole,  les  rajons  iocidents  etant 

parallMes.    Lagaerre.     N.  ann.  math.  XLIT,  16. 
^4.  Sar  quelques  propriit^s  des  cycles.    Lagaerre.    N.  ann.  math.  XLII,  65. 
646.  Snr  les  coorbes  de  directions  de  la  troisieme  classe.    Lagaerre.     X.  ann> 

math.  XLII,  97. 

646.  Sor  la  transfonnation  par  semi-droites  r^ciproques.    M.  d^Ocagne.    N.  ann. 

math.  XLU,  249. 

647.  Semi-droites  räciproqaes  parallMes  a  Taxe  de  transfonnation.    M.  d'Ocagne. 

N.  ann.  math.  XLIII,  2.S. 

648.  Sar  les   qaadrilat^res  aoi  ont  lears  six  sommets  sor  nne  cnbiqoe.    Weill. 

N.  ann.  math.  XLIII,  401. 

649.  Sar  les  cnbiqaes  gaaches  passant  par  sinq  points  donn^.  6.  Eoenigs.  N.  ann. 

math.  XLII,  301;  XLIII,  47. 

650.  Sar  qaelqaes  coorbes  enveloppes.    Weill.    N.  ann.  math.  XLIIf,  376. 

651.  Recherche  d'ane  conrbe  plane  poss^dant  an  liea  g^om^triqae  de  poles  princi- 

paax  dluversion.    G.  Fouret.    N.  ann.  math.  XLII,  259. 

652.  Sar   nn   mode  de  g^n^ration  des  ovales  de  Descartes  propos^  par  Chasles. 

M.  d'Ocagne.    Compt.  rend.  XCVII,  1424. 

653.  On  plane  corves  of  the  fonrth  class  with  a  triple  and  a  Single  foccs.     H.  M. 

Jeffery.    Qaart  Joum.  math.  XX,  273. 

654.  Das   Strahlensystem    vierter   Ordnang    zweiter  Classe.     W.   Stahl.      Grelle 

XCVII,  146. 

655.  Das  allgemeine  i^amliche  Nollsystem  zweiten  Grades.  Ad.  Ameseder.    Grelle 

XCVU,  62. 
Vergl.  Differentialgleichangen  544.    Elliptische  Transcendenten  602.    Gleich- 
ungen  680,  681.     Kegelschnitte.     Maxima   and   Minima.     Oberflächen. 
Oberflächen  zweiter  Ordnung.    Singnlaritäten. 

Geometrie  (kinematische). 

656.  Th^oräme  de  cin^mati(|ue.    £.  Dewulf.    N.  ann.  math.  XLII,  297. 

657.  Sur  ane  qaestion  de  cin^matiqae.     L.  Jacob.    N.  ann.  math.  XLIII,  29. 

658.  Sor  Tenveloppe  de  certaines  droites  variables.    M.  d'Ocagne.    N.  ann.  math. 

XLII,  252. 

659.  Dana  quels  cas  certaines  surfaces  sont-elles  d^veloppables?    E.  Gesaro.    N. 

ann.  math.  XLIII,  4.^4. 

Geometrie  (der  Lage\ 

660.  Zur  Theorie   der  Raumcurven   vierter   Ordnung   erster   Art.     Milinowski. 

Grelle  XCVII,  277. 

661.  Beitrag  zur  Geometrie  der  Lage.    L.  Klug.    Grün.  Archiv  LXX,  446. 

662.  Zwei  Sätze  über  Linieuschnitte.    Fr.  Hofmann.    Grün.  Archiv  LXX,  443. 

Geschichte  der  Mathematik. 

663.  Geschichte  der  Factorentafehi.    P.  Seelhoff.    Grün.  Archiv  LXX,  413. 

664.  Mort   de  Mr.  Mailiard   de   la  Goumerie   f  25.  Juin  1883.     £.    Blanchard. 

Gompt.  rend.  XCVII,  5.  —  J.  Bertrand  ibid.  6. 

665.  Mort  de   Victor   Puiseux   f    9.  Sept.  1883.     E.  Blanchard.     Gompt.  rend. 

XCVII,  655.  —  J.  Bertrand  ibid.  655. 

666.  Mort  de  J.  A.  F.  Plateau  f  15.  Sept  1883.     Faye.    Gompt.  rend.  XGVII,  687. 

667.  Mort  de  Louis  Breguet  f  26.  Oct.  1883.    E.  Blanchard.    Gompt.  rend.  XCVII, 

927.  —  Janssen  ibid.  967.  —  Glou^  ibid    971. 

668.  Mort  dTvon  Villarceau  f  23.  D^c.  1883.    E.  Blanchard.    Gompt.  rend.  XGVII, 

1453.  —  Perrier  ibid.  1454.  —  Faye  ibid.  1459.  —  Tisserand  ibid.  1460. 

Oleichuigen« 

669.  Demonstration  nouvelle  du  th^oreme  fundamental  de  la  th^orie  des  ^quations 

algdbriques.    H.  Dutordoir     Compt.  rend.  XCVII,  742. 

670.  D^monstratiou  du  theoreme  de  d'AlemOert.  Wal  eck  i.  N.  ann.  math.  XLII,  241. 

671.  Snr   le   calcul   des   fouctions   symetriques   des   racines  d'une  equation.     Ch. 

Biehler.    N.  ann.  math.  XLIII,  218. 

672.  A  new  theorem  in  Symmetrie  functions.    P.  A.  Mac  Mahon.    Quart.  Joum. 

math.  XX,  365. 

673.  Note  on  Sylvester's  canonical  form  of  binary  quantics  of  the  degree  2fi  — 1. 

W.  Booth.    Quart  Joum.  math.  XX,  270. 

674.  Od  tbe  trinomial  unilateral  c^uadratic  equation  in  matrices  of  the  second  order. 

J.  J.  Sylvester.    Quart.  Journ.  mvvVJtL.  ^IX.,  ^Q^. 
676.  Sur  la  rägle  des  siguea.    H.  Poinc^ti^.    Com^\..x^xA.^'^\!L,\^W 


Abhandlungaregister.  291 

676.  Sur  la  räduction  des  ^qnations.    A.  £.  Pellet.    Compt.  rend.  XCVII,  85. 

677.  Sur  la  transformatioD  des  äquations.  Ch.  Biehler.    N.  ann.  math.  XLIIF,  209. 

678.  Probleme  sur  les  aigoilles  du  cadran  d'une  montre.    Moret-Blanc.   N.  ann. 

math.  XLII,  523.  —  C.  A.  Laisant  ibid.  XLIII,  383. 

679.  Queloues  formales   relatives   ä  räquation  compl^te  du  troisiäme  degr^.    C. 

Margerie.    N.  ann.  math.  XLII I,  32. 

680.  Geometrische  Untersuchungen  über  kubische  und  höhere  Curven  und  Gleich- 

ungen.   E.  Oekinghaus.    Grün.  Archiv  LXX,  370. 

681.  Mechanisch -graphische  Lösung   der   kubischen   und   biquadratischen  Gleich- 

ungen.   C.  Bartl.    Gnm.  Archiv  LXXI,  1. 

682.  Sur  le  discriminant  de  T^quation  du  quatri^me  degrä.  Weill.  N.  ann.  math. 

XLII,  265. 

683.  Trigonometrische   Auflösung    biquadratischer    Gleichungen   in   geometrischer 

Darstellung.    E.  Oekinghaus.     Grün.  Archiv  LXX,  133. 

684.  Equation  aux  carräs  des  diffärences  de  T^quation  gändrale  du  quatri^me  degrä. 

Fore stier.    N.  ann.  math.  XLII,  209. 

685.  Däcomposition  d'un  certain  poljndme  du  quatri^me  de^rä  en  deux  factears 

du  second  degrä.  N.  Goffart.  N.  ann.  math.  XLUI,  442.  —  H.  Pia- 
menevsky  ibid.  530. 

686.  Sur  la  Substitution  ic=  — — ^  dans  une  äquation  de  degrä  pair  2  m,  pouvant 

se  partager  en  m  groupes  de  deux  racines  x,,  x^  sati^aisant  ä  la  rela- 
tion  axiXi  +  b{Xi+X2)  +  c  =  0.  E.  Fauquembergue.  N.  ann.  math. 
XLIII,  386. 

687.  Sur  quelques  points  de  la  th^orie  des  äqnations  numdriques.    E.  Laguerre. 

Acta  math.  IV,  97. 

688.  Sur  Papproximation  des  racines  des  äquations  algäbriques.    Laguerre.    N. 

ann.  math.  XLUI,  113. 

689.  Calcul  k  ——  prös  des  racines  incommensurables  d'une  äquation  numärique 

dont  toutes  les  racines  sont  reelles.  C.  Margerie.  N. ann. math. XL III,  33. 

690.  Die  Auflösung  dreigliedriger  Gleichungen  nach  Gauss.    A.  M.  Neil.    Grün. 

Archiv  LXXI,  311. 

691.  Resolution    de   deux   ^quations   du  4«  degrä  ayant  deux  racines  communes. 

N.  ann.  math.  XLllI,  348. 

692.  üeber  lineare  Gleichungen.    C.  Prediger.    Gruu.  Archiv  LXX,  319. 

Vergl.  Analytische  beometrie  der  Ebene  517.    Elimination.    Reihen  852. 


Hydrodynainik. 

693.  Application  d'une  proposition  de  m^canique  k  un  probläme  relatif  k  la  figure 

de  la  terre.    K  Brassinne.    Comut.  rend.  XCVII,  1137.    [Vergl.  Nr.  633.J 

694.  Recherches  hydrodynamiques.    C.  A.  Öjerknes.    Acta  math.  IV,  121. 

695.  On  hjrdro-kinetic  symmetry.    J.  Larmor.    Quart.  Journ.  math.  XX,  261. 

696.  Des  vitesses  que  prenuent,  dans  l'int^rieur  d'un  vase,  les  divers  ^läments  d*un 

liquide  pendant  son  ^coulement  par  un  orifice  inferieur,  et  des  moyens 
simples  qui  peuvent  ßtre  employes  pour  d^terminer  tr^  approximative- 
ment  les^restes  num^riques  de  s^ries  doubles  peu  convergentes.  De 
Saint-Venant  &  Flamant.    Compt.  rend.  XCVII,  1027,  1105. 

697.  On  the  motion  of  spherical  and  ellipsoidal  bodies  in  fluid  media.    E.  Pear- 

son.    Quart.  Journ.  math.  XX,  60,  184. 

698.  On  the  motion  of  a  liquid  in  and  ubout  certain  quartic  and  other  cylinders. 

A.  B.  Basset.    Quart.  Journ.  math.  XX,  234. 

Hyperbel. 

699.  Propri^t^s  de  l'hyperbole.  C.  Chateau.  N.  ann.  math.  XLII,  133.  —  L.  C hau- 

ch at  ibid.  136. 

700.  Trouver  le  lieu  des  foyers  d'une  hyperbole  dont  on  connait  un  soramet  et  une 

asymptote.    Sequestro.   N.  ann.  math.  XLUI,  318.  —  Gerono  ibid.  319. 

701.  Lieu  gäometrique  du  point  d'intersection  d'une  asymptote  de  l'hvperbole  avec 

une  directrice,  le  foyer  correspondant  decrivant  une  ligne  droite  donnde. 
H.  Cartier.     N.  ann.  math.  XLII,  420.  —  Gerono  ibid.  421. 

702.  Sur  une  hyperbole  tangente  aux  axes  d'une  ellipse,  les  asymptotes  de  Thyper- 

boie  6tdnt  tangentä  a  TeUipse.  3  uh e\-B.^iio^ .  ^ . ^Ä.u\i.\s^»50ö.^iX^^^^i}^s^, 


292  Historisch -literarische  Abtheilung. 

703.  Hyperbole  liea  des  points  de  contact  de  toutee  les  ellipses  confocalee  ateo  dei 

droites  par^^fes  ä  nne  direction  donn^e.     Ooffart.     N.  ann.  math. 
XLII,  363. 

704.  L*angle  de  deax  hyperboles  ^qoilatäres  concentriqnefi  cat  doabie  de  Tangle 

de  lears  asjmptotes.    Giat.    N.  aon.  math.  XlU,  332. 
Vergl.  Ellipse  690.    Hyperboloid. 

Hyperboloid. 

705.  Anwendang  der  Eigenschaften  des  einmanteligen  Rotationshyperboloides  mr 

LOsnug   einiger  Aufgaben  über   die  Hyperbel.    W.  J.  Hübner.    Gdul 
Archiv  LXX,  435. 

1. 

Integration  (uibettimmte). 

706.  Valettr  d*ane  integrale  contenant  la  radne  carr^e  d*im  polynöme  du  degr^  n. 

Ch.  Chabanel.    N.  ann.  math.  XLü,  378. 

707.  Valeur   de  deux  integrales  contenant  la  racine  carr^e  du  poIynome  ^x*-* 

+  (n-l)a:«-«-f...+2a:  +  l.    Eebuffel.    N.  ann.  math.  XLU,  374. 

Interpolation. 

708.  Einfache  Methode,  beim  Interpoliren  die  zweiten  Differenzen  in  Rechnung  zu 

ziehen.  .  Neil.    Grün.  Archiv  LXX,  302. 

lavarianteatlieorie. 

709.  On  a  theorem  relating  to  semiinvariants.  Cayley.  Quart  Joum.  math.  XX, 211 

710.  Operations  in  ttie  theory  of  semiinvariants.  P.  A.  MacMahon.  Quart  Jouzn. 

math.  XX,  362. 

711.  Sur  les  invariants  des  äquations  diff^rentielles  linäaires  du  quatriäme  ordre. 

G.  H.  Halphen.    Acta  math.  Hl,  325. 

712.  Sur  le  Systeme  complet  des  combinants  de  deuz  formes  binaires  biquadra- 

tiques.    C.  Stephane s.    Compt.  rend.  XCVII,  27. 
Vergl.  Formen« 


Kegelschnitte. 
718.  Ueber  die  Bestimmung  der  Unterscheidungscharaktere  für  die  Kegelschnitte, 
wenn  die  Gleichuugen  derselben  in  trimetrischen  LiniencoorcÜnaten  ge- 
geben sind.    A.  Ehlert.    Grün.  Archiv  LXXl,  51. 

714.  Zur    elementar  geometrischen    Eegelschnittslehre.     E.   Lauermann.     Grün. 

Archiv  LXXI,  126. 

715.  Sur  les  triangles  conjuguäs  k  une  conique  et  sur  les  tätraMres  conjugu^  ä 

une  quadrique.    Uumbert.    N.  ann.  math.  XLU,  167. 

716.  Eine  Verallgemeinerung  der  Sätze  von  Pascal  und  Brianchon  und   das  Pro- 

blem von  Castillon.     B.  Sporer.    Grün.  Archiv  LXXI,  333. 

717.  Demonstration  et  consäquences  du  th^oreme  que  deux  coniques  quelconques 

sont  polaires  r^ciproques.    G.  Tarry.    N.  ann.  math.  XLUI,  270. 

718.  Bäciprocit^  du  centre  d'une  conique  et  d'un  point  d'un  triangle  inscrit.    J. 

Richard.    N.  ann.  math.  XLUI,  490. 

719.  Relations  entre  les  distances  d'un  fo^er  d*une  conique  ä  quatre  points  ou  k 

quatre  tangentes.    X.  Antomari.    N.  ann.  math.  XLII,  193,  337,  385. 

720.  Lieu  des  sommets  de  triangles  circonbcrite  ä  une  conique  donn^e.    H.  Faure. 

N.  ann.  math.  XLUI,  144.    [Vergl.  Bd.  XXVIl,  Nr.  68.J 

721.  Perspectividche Dreiecke,  die  einem  Kegelschnitte  einbescbrieben sind.  L. Klug. 

Grün.  Archiv  LXXI,  292.    [Vergl.  Nr  661.J 

722.  Cercle  inscrit  d'un  triangle  dont  les  sommets  sont  les  foyers  d'une  conique 

donn^e  et  un  point  donnä  de  la  m^me  conique.    N.  ann.  math.  XLUI,  449. 

723.  Quadrilat^res  inscrits  dans  une  conique  le  point  de  concours  des  diagonales 

^tant  fixe.    M.  d'Ocagne.    N.  ann.  math.  XLUI,  528. 

724.  Sur  la  condition  pour  qu'un  polygone  soit  inscrit  et  circonscrit  k  deux  coniques. 

Weill.    N.  ann.  math.  XLIII,  128. 

725.  Proprio t^  des  tan^ntes  ä  une  couiciues  mendes  de  deux  points  situ^  sur  Taxe 

des  X  et  äquidistants  de  Torigine.    Moret-Blanc.    N.  ann.  math.  XLH, 
522.  —  ßarisien  ibid.  XLUI,  441. 
726,  Coniqae  engendr^e  par  le  point  d'\iA.et%«eM\OTi  ^^  ^«ax  tangentes  ä  une  conique 
aojm6e.    L.  Kien.    "N.  ann.  m«A)[i.  'SiAV  b\\. 


Abbandlungsregister.  293 

727.  Propri^t^  d*ane  conique  et  de  deux  taugentes.    N.  Goffart.    N.  ann.  math. 

XLII,  876. 

728.  En  chaque  point  d'ane  coniqae  on  mäne  un  diam^tre  et  la  normale.  Trouver 

le  li6u  de  rintersection  du  diamätre  et  de  la  tangente  ä  Tautre  extr^mitä 
de  la  corde  normale.    Moret-Blanc.    N.  ann.  math.  XLII,  471. 
720.  Bestimmung   der  OsculationekreiBe   der  Eegelechnitte  mit  Hilfe  von  Eigen- 
schaften der  Sehnen,  welche  ein  Kegelschnitt  mit  seinen  Osculationskreisen 
gemein  hat.    Jos.  Zimmermann.    Grün.  Archiv  LXX,  30. 

730.  Ueber  die  Mittelpunkte  der  Sehnen,  welche  ein  Kegelschnitt  mit  seinen  Oscu- 

lationskreisen  gemein  hat.   Jos.  Zimmermann.    Grün.  Archiv  LXX,  38. 

731.  Coniqnes  passant  par  les  points  d'intersection  de  deux  circonferences  et  tan- 

gentes  ä  tout^  les  deux.   A.  Hilaire.    N.  ann.  math.  XLII,  504.    [Vergl. 
Bd.  XXVni,  Nr.  618.] 

732.  Cordes  paralleles  aux  tangentes  men^es  d'un  point  ä,  une  conique.  N.  Goffart. 

N.  ahn.  math.  XLIIL  492. 

733.  Propri^t^  des  segments  d'une  droite  passant  par  deux  coniques  homoth^tiques 

et  leur  säcante  commune.    E.  Fauquembergue.    N.  ann.  math.  XLII, 
324. 

734.  Snr  les   coniques   qui  coupent  ä  angle  droit  une  conique  donn^e.     Weill. 

N.  anu.  math.  XLIII,  320. 

735.  Th^or^mes  sur  trois  coniques  d'un  faisceau  linäaire.    Weill.    N.  ann.  math. 

XLUI,  19. 

736.  üeber  einige  Eigenschaften  einer  besonderen  Kegelschnittschaar.  C.  Hossfeld. 

Grün.  Archiv  LXX,  253. 

737.  Einige  Sätze   über  das  Viereck  und  Kegelschnittbüschel.     L.  Klug.    Grün. 

Archiv  LXXI,  304. 
Vergl.  Ellipse.    Hyperbel.    Ejreis.    Parabel. 

Kettenbrüehe. 

738.  Sur  un  d^veloppement  en  fraction  coutinue.    L.  Fuchs.    Acta  math.  IV,  89. 

—  Ch.  Hermite  ibid.  91. 
Vergl.  Optik  813. 

Xreit. 

739.  Relation  entre  les  distances  deux  ä  deux  de  quatre  points  du  cercle  ou  de 

cinq  points  d*une  sphere.    H.  Faure.    N.  ann.  math.  XLUI,  196. 

740.  Propri^t^  des  deux  droites  de  Simson.  N.  Goffart.  N  ann.  math.  XLUI,  397. 

741.  Cercle  enveloppä  par  une  droite.    Colin.    N.  ann.  math.  XLU,  248. 

742.  Snr  le  cercle  qui  a  pour  diamätre  une  corde  d'une  conique  k  centre.    Weill. 

N.  ann.  math.  XL UI,  136.  —  Juhel-Ränoy  ibid   336. 

743.  Sur  la  drconfärence  des  neuf  points.    E.  Catalan.    N.  ann.  math.  XLII,  82. 

744.  Nouveau  point  situä  sur  le  cercle  des  neuf  points.  V.  de  Sträkalof.  N.  ann. 

math.  XLU,  326. 

745.  Sur  deux  cercles  tangents  entre  eux  et  touchant  chacun  une  de  deux  droites 

fixes.    Moret-Blanc.    N.  ann.  math.  XLHI,  542. 

746.  Sur  les  cercles  tangents  ä  trois  cercles  et  les  sph^res  tangentes  ä  trois  ou  ä 

quatre  sph^res.    A.  Pellet.    N.  ann.  math.  XLUI,  316. 

747.  Recherche  des  cercles  coupant  trois  cercles  donnäs  sous  des  angles  d^termin^s. 

E.  M.  Laquidre.    N.  ann.  math.  XLII,  272,  348. 

748.  A  gronp  of  circles.    R.  Tucker.    Quart.  Joum.  math.  XX,  57. 


Magnetismus. 

749.  Comparaison  des  hypoth^ses  des  fluides  magndtiques  et  des  courants  molä- 

culaires.    P.  Le  Cordier.    Compt.  rend.  XCVII,  478. 

750.  Sur  rinduction.    P.  Le  Cordier.    Compt.  rend.  XCVU,  625. 

Manniehfaltigkeiten. 

751.  De  la  puissance  des  ensembles  parfaits  de  points.    G.  Cantor.    Acta  math. 

IV,  381. 

752.  Beweis  eines  Satzes  aus  der  Mannichfaltigkeitslehre.    E.  Phragmän.    Acta 

math.  V,  47. 

Mmzima  und  Minima. 

753.  Bemerkungen  und  Zusätze  zu  Steiner's  Aufsätzen  über  Maximum  und  Minimum« 

B.  Sturm.    Grelle  XCVl,  36. 


I 


296  Historisch -literariscbe  Abtheilung. 

Optik. 

813.  Formules  g^n^rales  des  systämes  dioptriques  centr^s.  Monoyer.    Comptreod. 

XCVl^  88. 

814.  üeber  optische  Strahlensysteine.    M.  Biasendorff.     Grelle  XCVII,  172. 

815.  Ueber  die  Lage  der  Brennlinien  eines  unendlich  dünnen  Strahlenbündels  gegen 

einander  und  gegen  einen  Hanptstrahl    L.  Matthiessen.     Acta  matk 
IV,  177. 

816.  Construction  (ir^om^trique  des  caustiques  par  r^flexion.     Laquiere.     N.  aon. 

math.  XLU,  74. 

817.  Rückblick  auf  eine  Schattenfläche  von  Laplace.    A.  Wittstein.     Grün.  Ar- 

chiv LXX,  239. 

818.  Zu   einem  Aufsatze  von  Dr.  E.  Maiss.    A.  Wange rin.     Gmn.  Archiv  LXX, 

111.    [VergL  Bd.  XXV U,  Nr  204.] 

819.  Vitesse  des  ondes.    Rayleigh.    Compt.  rend.  XCVII,  567. —  Guy  ibid.  1476. 

820.  Sur  la  dispersion  de  la  lumidre.  C.  E.  de  Elercker.   Compt.  rend.  XCVII,  707. 

821.  Determination  des  constantes  optiques  d*un  cristal  biräfringent  k  aue  axe.    L. 

Lävy.    Compt.  rend.  XCVU,  1296. 
Vergl.  Geometrie  (descriptive)  638.    Geometrie  (höhere)  643. 

P.  I 

Parabel. 

822.  Propri^te  des  normales  k  une  parabole.   N.  Goffart.   N.  ann.  math.  XLII,  S3t 

823.  Sur  les  trois  normales  menäes  d*un  point  a  une  parabole.     A.  Chambeaa. 

N.  ann.  math.  XLII,  500. 

824.  Sur  les  trois  cercles  osculateurs  d'une  parabole  oui  touchent  une  tangente  a 

cette  conrbe.    Ch.  B risse.    N.  ann.  math.  XLUI,  388. 

825.  Contour  polygonal  inscrit  dans  une  parabole.    Moret-Blanc.    N.  ann.  math. 

XLli,  322. 

826.  Propriätä  d'une  parabole  ayant  une  certaine  droite  pour  directrice  et  un  ce^ 

tain  point  pour  sommet.    E.  Barisien.    N.  ann.  math.  XLQ^  415. 

827.  Construire  une  parabole  tangente  k  une  circonf(§rence  donn^e,  connaissant  Taxe 

et  le  param^tre  de  la  parabole.    Moret-Blanc.     N.  ann.  math.  XLIII, 
894. 

828.  Paraboles  tangentes  a  la  fois  deux  droites  rectangulaires  et  un  cercle  tangent 

ä  ces  deux  droites.    E.  Barisien.    N.  ann.  math.  XLIII,  535. 

829.  Thäordme  sur  deux  paraboles.    L.  Clement.    N.  ann.  math.  XLIII,  487. 

Vergl.  Geometrie  (höhere)  643. 

Paraboloid. 
8S0.  Sur  les  lignes  de  courbure  du  paraboloide  äquilat^re.   P.  Barbarin.    N.  ami. 
math.  XLni,  97. 

Pendel. 

831.  Einfaches  Pendel  im  Baume  bei  Anziehung  von  einem  Punkte   in   endlicher 

Entfernung.    R.  Hoppe.    Grün.  Archiv  LXX,  405. 

832.  Osdllationen  eines  Bifilarpendels.    R.  Hoppe.    Grün.  Archiv  LXX,  188. 

Planimetrie. 

833.  The  symmedian- point  axis  of  an  associated  system  of  triangles.    K.  Tucker. 

Quart.  Journ.  math.  XX,  167. 

834.  Sur  la  symädiane.    M.  d'Ocagne.    N.  ann.  math.  XLII,  450;  XLIII,  26. 

835.  Sur  les  propriät^s  segmentaires  du  triangle.    M.  d'Ocagne.     N.  ann.  math. 

XLII,  497.  —  De  Saint-Germain  ibid.  XLOF.  302. 
886.  Propriöt^   du   centre   du  cercle  circonscrit  ä  un  triangle  en  rapport  avec  le 
point  d'intersection   des   trois  hauteurs.     E.  Le  meine,     ä.  ann.  math. 
ALU,  525. 

837.  Point  d'intersection  de  trois  droites.    M.  Raclot.    N.  ann  math.  XLII,  478. 

838.  Th^ordme  sur  le  triangle  rectangle.    Goffart.     N.  ann.  math.  XLII,  527. 

839.  Sind  in  einem  geradlinigen  Dreieck  zwei  Winkelhalbirende  gleich,   so  li^en 

die  halbirten  Winkel  an  der  Grundlinie  eines  gleichschenkligen  Dreiecks. 
P.  Seelhoff.    Grün.  Archiv  LXX,  223. 

840.  Aufgabe  über  das  gleichschenklige  Dreieck.   H.  Simon.    Grün.  Archiv  LXXI, 

222.    [Vergl.  Ud.  XXV\\\,  ^i.  ^^1  ,\ 
8il,  Trouver  les  c6^  d'un  tnajitt\e,  \ak  ^omm^*  ^^  \^>ä%  co^^^  %NÄ\i\»  ^^\s^^ 

fosant  qu'ÜB  aoient  mx&ipV^Ä  dxi  x^^^^cixi  ^xx  wcOä  Sxä^scv\..  ^.^\^TL.T&ai^ 
LEI,  444. 


Abbandlungsregister.  295 

785.  Sur  le  fouctionnement  d'ane  turbine.    M.  Deprez.    Compt.rend.XCVn,  697. 

Vergl.  Akustik.  Analytische  Geometrie  der  Ebene  608,  517.  Elasticität. 
Elektricität.  Geodäsie.  Hydrodynamik.  Magnetismus.  Optik.  Pendel. 
Schwerpunkt.     Wärmelehre. 

Melirdimensionale  Geometrie. 

786.  Ausdehnung  einiger  elementarer  Sätze  über  das  ebene  Dreieck  auf  Räume  von 

beliebig  vielen  Dimensionen,    ß.  Mehmke.    Grün.  Archiv  LXX,  210. 


Oberflächen. 

787.  Sur  la  gdn^ration  des  surfaces.  J.  S.  &  M.  N.  Vanecek.    Compt.  rend.  XCVII, 

1473,  1548. 

788.  Sur  les   surfaces  du  troisiäme  ordre.     C.  Le  Paige.     Compt.  rend.  XCVII, 

34,  158. 

789.  Sur  les  surfaces  du  troisiäme  ordre.    C.  Le  Paige.    Acta  math.  III,  181. 

790.  Nouvelles  recherches  sur  les  surfaces  du  troisi^me  ordre.   C.Le  Paige.   Acta 

math.  V,  195. 

791.  Lineare  Constructionen  zur  Erzeugung  der  kubischen  Fläche.    H.  Schroeter. 

Crelle  XCVI,  282. 

792.  Sur  nn  faisceau  de  surfaces  d'ordre  quelconque.    A.  Legoux.    N.  ann.  math. 

XLU,  233;  XLIII,  161. 

793.  üeber  Canalflächen.     R.  Hoppe.     Grün.  Archiv  LXXI,  280. 

794.  Sur  la  aurface  des  ondes.    G.  Darboux.    Compt.  rend.  XCVII,  1089,  11.33. 

795.  Sur   une  famille  de  surfaces  developpables  passant  par  une  courbe  gauche 

donnäe.    L.  Ldvy.     Compt.  rend.  XCVU,  986. 

796.  Sur  la  construction  des  plans  tangents  d'une  surface  de  rdvolution  qui  passent 

par  une  droite  donni^e.    Rouquet.    N.  ann.  math.  XLUI,  194. 

797.  Sur   une   famille   de   surfaces  algebriques;    considärations    sur    des   surfaces 

orthogonales  et  homofocales.    A.  Legoux.    Quart.  Journ.  math.  XX,  1. 

798.  Sur  les  Systeme»  triples  de  surfaces  orthogonales.    Doucet.    N.  ann.  math. 

XLUI,  315. 

799.  Sur  r^quation  aux  därivdes  partielles  du  troisieme  ordre  des  syst^mes  ortho- 

gonaux.    G.  Darboux.    Acta  math.  IV,  93. 

800.  Sur  les  cercles  gdoddsiques.     G.  Ossian  Bonnet    Compt.  rend.  XCVII,  1360. 

801.  Sur   le  systäme  de  coordonnäes  polaires  gäoddsiques.    G.  Ossian  Bonnet. 

Compt.  rend.  XCVH,  1422. 

802.  Sur  les  diverses  courbures  des  lignes  qu'on  peut  tracer  sur  une  surface.  Issoly. 

N.  ann.  math.  XLlll,  522. 

803.  Krümmimgslinien  in  den  Nabelpunkten  von  Flächen.    R.  Hoppe.    Grün.  Ar- 

chiv LXX,  289. 

804.  üeber  aie  Krümmung  der  Flächen.    0.  Böklen.    Crelle  XCVI,  152. 

805.  Sur  les  surfaces  dont  la  courbure  totale  est  constante.  G.  Darboux.  Compt. 

rend.  XCVII,  848. 

806.  Sur  les  surfaces  ä  courbure  constante.    G.  Darboux.    Compt.  rend.  XCVH, 

892,  946. 

807.  Zur   Theorie   der   Flächen   gerader  Ordnung.     Ed.   Mahl  er.     Grün.  Archiv 

LXX,  313. 

808.  Ueber    die   Singularitätenflächen    quadratischer   Strahlencomplexe    und    ihre 

Uaupttangentencurvcn.    Th.  Reye.     Crelle  XCVII,  242. 
Vergl.  ueometrie  (abzählende). 

OberflAchen  zweiter  Ordnung. 

809.  Theorie  des  surfaces  du  second  ordre  en  coordonnt^es  obliques.    S.  Gu nd el- 

fin g  er.     N.  ann.  math.  XLIII,  7.     [Vergl.  Bd.  XXVIII,  Nr.  694J 

810.  Sur  le  complexe  form^  par  les  axes  d^uue  surface  du  second  ordre.    G.  Koe- 

nigs.    N.  ann.  math   XLII,  267. 

811.  Sur  rintersection  de  deus  qiiadriques  r^gläes.     E.  Lebon.     N.  ann.  math. 

XLU,  47. 

812.  üeber  die  Durchdringung  gleichseitiger  RotatioxÄVi^^ctXiOicA^«^  ^qtö.  ^-^ä-^^^^össsq^ 

Äxen.    TV.  Fiedler.    Acta  math. "V,  ^^\.  ^      ^    x^   vv, 

Vergl  EUipBoi±    Geometrie  (deacripiiveN  ^^^.   ^i^«t\i^\av\.   ^^^k^^'^cs.säi 
716,    Paraboloid.     Sphärik. 


298  Bistorisch- literarische  Abtheiluug. 


866.  Ein  Problem  über  berührende  Eageln.    B.  Hoppe.    Gran.  Archiv  LXXI,  148. 

867.  Th^or^me  sur  trois  cordes  d'ane  anhöre  passant  par  un  m€me  point  int^rieor. 

H.  Faure.    N.  ann.  math.  XLill,  634. 

868.  Sphäre  passant  par  les  pieds  de  qaatre  normales  ä  on  paraboloide  ellipUqae 

partAnt  d'un  mtoe  point.    Fönten^.    N.  ann.  math.  XLIII,  423. 
Vergl.  Kreis  746. 

Stereometrie. 

869.  Sor  Texistence  de  certains  polyödres.    £.  Cesaro.    N.  ann.  math.  XLII,  46. 

870.  Sur  certaines  plus  courtes  oistances  dans  nu  tätra^dre.   H.  Brocard.  N.  ann. 

math.  XLIII,  531. 

871.  Angle  compris  entre  deux  fjEtces  laterales  d*une  pyramide  k  base  carr^.    J. 

Richard.    N.  ann.  math.  XLIII,  493. 

8iLbstitatione&. 
878.  Quelques  propri^t^   ölämentaires  des   groapes  plusieurs  fois  transitiv.     E. 
Cesaro.    N.  ann.  math.  XLIII,  471. 

873.  Sur  les  ^roupes  d*ordre  fini,  contenus  dans  le  groupe  des  substitutions  qua- 

dratiques  homogenes  ä  trois  yariables.     L.  Antenne.     Compt.  rend. 
XCVÖ,  567. 

Taylor't  Beihe. 

874.  Sur  le  thäor^roe  f{x+h)-f{x)  =  h.f(X'hBh).     J.  Peans.     N.  ann.  math. 

XLÜl,  45,  262.  —  C.  Jordan  ibid.  47.  —  Ph.  Gilbert  ibid.  163,  476. 

Tlietaftinetionen. 
876.  Zur  Transformation   der   Thetafunctionen.     Ferd.   Müller.     Grnn.   Archiv 
LXXI,  161. 

876.  Verallgemeinerung  einer  Relation  der  Jacobi*sohen  Functionen.    R.  Hoppe. 

Grnn.  Archiv  LXX,  400. 

877.  Ein  neuer  Beweis  für  die  Riemann^sche  ThetaformeL    F.  Prym.    Acta  math. 

UI,  201. 

878.  Ableitung  einer  allgemeinen  Thetaformel.    F.  Prym.    Acta  math.  III,  216. 

879.  Ueber  die  Verallgemeinerung  der  Riemann'schen  Thetaformel.    A.  Krazer  & 

F.  Prym.    Acta  math. lll,  240. 

880.  Ueber  Gruppen  von  Thetacharakteristiken.    G.  Frobenius.   Grelle  XC VI,  80. 

881.  Ueber  Thetafunctionen  mehrerer  Variabein.  G.  Frobenius.  Grelle  XCVI,  100. 

882.  Ableitung  des  Weierstrass'schen  Fundamentaltheorems  für  die  Sigmafunction 

mehrerer  Argumente  aus  den  Kronecker'schen  Relationen  fiir  Subdeter- 
minanten  symmetrischer  Systeme.    F.  Caspary.    Grelle  XCVI,  182. 

883.  Zur  Theoiie  der  Thetafunctionen  mehrerer  Argumente.    F.  Caspary.    Grelle 

XCVI,  324. 

884.  Ueber   das  Additionstheorem   der  Thetafunctionen   mehrerer  Argumente.    F. 

Caspary.    Grelle  XCVU,  165. 

Trigonometrie. 

885.  Sur  quelques  identit^s  trigonomätriques.    G.  Fouret    N.  ann.  math.  XL U,  262. 

886.  Note  de  trigonom^trie  ('Idmentaire.    N.  Goffart.    N.  ann.  math.  X'LIII,  104. 

887.  Propriät^  de  tout  point  int^rieur  k  un  triangle.    N.  Goffart.    N.  ann.  math. 

XLUI,  443. 

888.  Diviser  un  triangle  par  des  perpendiculaires  tir^es  d*un  point  intärieur  sur  les 

cöt^s  en  trois  quadrilatäres  Äquivalents.  Laser.  N.  ann  math.  XLUI,  332. 

889.  Condition  sous  laquelle  un  triangle  se  trouve  isoscele.    N  Goffart.    N.  ann. 

math.  XLII,  .^21. 

890.  Ein  Dreieck  zu  construireu  aus  einem  Winkel,  der  Winkelhalbircnden  und  der 

durch  die  Winkelspitze  gehenden  Mittellinie.    P.  Seelboff.   Grün.  Arch 
LXXI,  97. 

891.  Galculer  un  triangle  connaissant  deux  cöt^s  et  sachant  qu^il  est  äquivalent  au 

triangle  equilat^ral  construit  sur  le  troisi^me  cöt^.    Moret-filanc.     N. 
ann.  math.  XLII,  466. 

892.  Sur  un  triangle  et  quadrilat^re  Äquivalents.    Moret-Blauc.    N.  ann  matb 

XLUI,  494. 

893.  Calcul  de  Tangle  entre  le  diametre  d*un  cercle  passant  par  un  point  donnä 

et  une  s^cante  passant  par  le  mäme  point.     Moret-Blanc.     N.  ann. 
math    XLII,  464. 
Vergl.  Gleichungen  6S3.    Spb^tlk. 


Abhandlungsregister.  299 

mtraelUptUehe  Tnuite6iidente&. 

894.  Zur  Theorie   der  Transformation  hyperelliptischer  Functionen  zweier  Argu- 

mente.   Wiltheiss.    Grelle  XCvl,  17. 

895.  Snr  le   multiplicateur  des  fonctions  hyperelliptiques  de  premier  ordre.    M. 

Krause.    Acta  math.  UI,  283. 

896.  Sur  la  transformation  des  fonctions  hyperelliptiques  du  premier  ordre.    M. 

Krause.    Acta  math.  III,  153. 

TTmkehrungtprobldm. 

897.  Sur  la  g^näralisation  d'une  formule  d*Abel.   N.  Sonine.  Acta  math.  TV,  171. 

T. 

Yariationtreehnimg. 

898.  Theorie  nouvelle  du  calcul  des  yariations.  A.  Picart  N.  ann.  math.  XLII,  49. 

W. 

Wirmelehre. 

899.  Sur   la  mesure   des   chaleurs   sp^cifiques   et   des   conductibilit^s.     Morisot. 

Compt.  rend.  XCVII,  1426. 

900.  Mode  de  räpartition  de  la  chaleur  d^yeloppäe  par  Taction  du  forgeage.  Tresca. 

Compt.  rend.  XCVII,  222. 
Vergl.  Mechanik  779. 

Wahrtoheioliohkeittreehnimg. 


901.  Probabilitä  pour  qu*une  permutation  donn^e^de^n  lettres  soit  une  permutation 

"^  '      "     drä. 
questio 
XLUl,  118. 


alternde.    Dös.  Andrä.    Compt.  rend.  XCVII,  983. 
902.  Sur  une  question  de  probabllit«^  geomätrique.    E.  Lemoine.    N.  ann.  math. 


908.  Une  question  de  rentes  yiag^res.    L.  Lindelöf.    Acta  math.  III,  97. 


Zahlentheorie. 

904.  Sur  quelques  consäquences  arithmötiques  des  formules  de  la  thöorie  des  fonc- 

tions elliptiques.    Ch.  Hermite.    Acta  math.  V,  297. 

905.  Beweise  des  Keciprocitätsgesetzes  für  die  quadratischen  Reste.     L.  Kron- 

ecker.    Crelle  XCVI,  348;  XCVII,  93. 

906.  On  the  fonction  y(n).    J.  W.  L.  Glaisher.    Quart.  Joum.  math.  XX,  97. 

907.  Propriätös  d'une  fonction  arithmätique.   £.  Cesaro.   N.  ann.  math.  XLIIi,  431. 

908.  Sur  un  thäor^me  de  Liouville  relativ  aux  nombres  de  classes  de  formes  qua- 

dratiques.    Stieltjes.    Compi  rend.  XCVII,  1358,  1415. 

909.  Sur   la   fonction   f{n)   qui   dänonce   le   nombre   des   Solutions   de   TäquaticA 

n  =  a;«  +  y«.    Stieltjes.    Compt  rend.  XCVII,  889. 

910.  Nombre   total  des  solutions  entidres  d^un  certain  Systeme  d'^quations.     N. 

Goffart    N.  ann.  math.  XLUf,  589. 

911.  Nombre  des  solutions  entidres  (non  negatives)  des  ^quaüons  a;  +  2y=:n~l, 

2iC  +  3y  =  n  — 8,   3ir  +  4y  =  n  — 5   etc.     E.  Cesaro    N.  ann.  math.  XLII, 
380. 

912.  Resolution  compl^te,  en  nombres  entiers,  de  T^auation  gänärale  du  second 

degrä,  homogene  et  contenant  nn  nombre  quelconque  d'inconnues.    Des- 
bo?es.    N.  ann.  math.  XLIII,  225. 

(Ki+i)*"-*  -I-  (KS-i)*"-* 

918.  Le  nombre  ^ = est  la  somme  des  carrds  de  deux  nombres 

2^2 
entiers.    £.  Fauauembergue.    N.  ann.  math.  XLII,  476. 

914.  a,  h,  n  6ta,ni  des  nombres  entiers  et  n>l,  la  qnantitä 

2  Vä*Tb* 
est  la  somme  de  deux  carr^s  et  aussi  la  somme  de  trois  carräs.    E.  Ca- 
talan.    N.  ann.  math.  XLIII,  342. 

915.  Tont  nombre  dont  le  carr^  se  compose  des  carr^s  de  deux  nombres  entiers 

consäcntifs  est  ägal  ä  la  somme  des  carr^s  de  trois  nombres  entiers  dont 
deux,  au  moins,  sont  cons^cutifs.    Romer o.    N.  ann.  math.  XLII.,  a%A. 


300  Historisch -literarische  Abtheilung.     Abhandlungsregister. 

916.  a,  X,  y  ^tant  des  nombres  entiers  cbaque  valeur  de  x  qui  yärifie  T^qnation 

fo*  +  l)a:*  =  y*  + 1,  en  dehors  de  x  =  1  et  de  a;  =  4  a*  + 1,  est  la  somme  de 
trois  carr^    E.  Fauquembergae.    N.  ann.  matb.  XLIIi,  345. 

917.  La  somme  des  puissances  4n  de  deox  nombres  entiers  in^gauz  est  une  somme 

de  quatre  carr^s,  dont  deux  sont  ^gaux  entre  eax.  K  Catalan.    N.  ann. 
math  XLUI,  347. 

918.  Od  tbe  representations  of  a  number  as  the  sum  of  four  uneven  sqaares,  and 

as  the  sum  of  two  even  and  two  uneven  Squares.    J.W.  L.  Glaisher 
Quart.  Joum.  math.  XX,  80. 

919.  8ur  la  däcomposition  d^un  nombre  en  dnq  carräs.    Stieltjes.    Compt.  rend. 

XCVU,  981. 

920.  R^soudre  en  nombres  entiers  T^quation  a;*  +  y*  =  u*  +  v*+l.    £.  Fauquem- 

bergue.    N.  ann.  math.  XLIII,  346. 

921.  Sur  quelques  äquations  iudätermin^es.    S.  B^alis.    N.  ann.  math.  XLII,  289, 

494,  635:  XLUI,  305. 

922.  Insolubilit^   de   T^quation   ^  =  rc*  +  (x  + 1)*   en   nombres  entiers  ä  moins  de 

x  =  0.     A.  Fauquembergue.    N.  ann.  math.  XLII,  430.  —  P.  D.  ibid. 
XLUI,  301.  • 

923.  Trouver  les   Solutions  entiäree  de  T^quation   rc^  +  «•  +  a: 4- 1  =  t^*.     E.  Fau- 

quembergae.   N.  ann.  math.  XLllI,  588. 

924.  Involubilit^  de  T^quation 

(2  +  ^)''+*  +  (2  -  J/S)*'+^  =  A  [(1  +  ^2)*»+<  _  (1 «  ^2)*''+*  ] 

^2 
en  nombres  entiers  antres  que  a;=:^  =  0.    E.  Fauquembergue.   N.  ann. 
math.  XLII,  372. 

925.  Propriät^  de  la  somme  des  2a^"««  puissances  des  nombres  1,  2,  ...  p  — 1  en 

prenant  pour  p  un  nombre  premier  >3.    Moret-Blanc.   N.  ann.  math. 
XLUI,  395. 

926.  On   the  divisors  of  numbers  and  products  of  factors.    S.  Roberts.    Quart 

Joum.  math.  XX,  370. 

927.  Somme  de  produits  des  nombres  premiers  kN  ei  non  supärieurs  k  ce  nombre. 

MoretBlanc    N.  ann.  math.  XLIII,  483. 

928.  Congruence  de  deux  produits  par  rapport  ä  un  module  premier.    Ch.  Cha- 

banel     N.  ann.  math.  XLII,  427. 

929.  Zu  Euler's  Recursionsformel  für  die  Divisorensummen.    Chr.  Zeller.    Acta 

math.  IV,  415. 

930.  Thdor^me  sur  les  quotients  des  divisions  d'un  nombre  donnä  par  les  nombres 

moindres  consäcutifs.    Ch.  Chabanel.    N.  ann.  math.  XLII,  474 

931.  Dämonstration   d'un   thäoreme   de  Fermat.     A.  Genocchi.     N.  ann.  math. 

XLII,  .306. 

932.  Befreundete  Zahlen.    P.  Seelhoff.    Grün.  Archiv  LXX,  75. 

^         Vergl.  Formen.    Geschichte  der  Mathematik  663.    Reihen  852. 


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