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Full text of "Zeitschrift für Numismatik"

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S 



ZEITSCHRIFT 



PUR 



NUMISMATIK 



REDIGIRT 



• • • 



VO.N 



ALFRED VON SALLET, 



SECHZEHNTER BAND. 



BERLIN 

WEIÜMANNSCHE BÜCHHAN DLUNU. 

1888. 



Inhalt des sechzehnten Bandes. 



Alterthnm. 

Seit« 

Sallet, A. V., Die Erwerbungen des Königlichen Münzkabinets vom 
1. Aprü 1887 bis 1. April 1888 (Tafel I— III). (Darin auch Mittel- 
alter) 1 

Rhousopoulos. nETeAAOi, eine neue Münzstadt 91 

Brunn, Über die Münzen von Tjras unter Hadrian 182 

Kinch, K. F., Die Sprache der sicilischen Elymer 187 

Svoronos, N., Sternbilder als Münzt jpen 219 

Mommsen, Th., Goldbarren aus Sirmium 351 

Mittelalter n« a. 

Kupido, Der Rakwitzer Münzenfund (Tafel IV. V.) 33 

Bahrfeldt, E., Nachträge zum Aufsatze von Dr. Menadier: „Funde 

deutscher Münzen aus dem Mittelalter*' 93 

Dannenberg, H., Zur Pommerschen und Mecklenburgischen Münzkunde 

(Tafel VI.) 99 

Bahrfeldt, E., Beiträge zur schlesischen Münzkunde des Mittelalters 

(Tafel Vn. VIII) 115 

Bergan, R., Medaillen von Wenzel Jamitzer 131 

Weber, H., Der Münzfund von Naubom (Tafel IX.) 151 

Stenzel, Th., Zwei Zerbster Münzfunde 208 

Menadier, J., Gittelder Pfennige 233 

Kuli, J. V., Eine thalerförmige Medaille des Grafen Ladislaus von Haag 344 
Friedensburg, F., Studien zur Münzgeschichte Schlesiens im XVI. Jahr- 
hundert. I. Die angeblichen Saganer Heller 345 

Buchenau, H., Münzen von Neu-Bruchhausen 350 

Literatur. 

Königliche Museen. Beschreibung der antiken Münzen. I. .... 133 

Engel, A. und Serrure, R 137 

Friedensburg, F 139 



s-o9^7X 



IV Inhalt des sechzehnten Bandes. 

Reinach, Th 146 

Smith, V. A 147 

Stein, M. A 148 

de Chestret de Haneffe 359 

Nekrologe. 

Morel Patio 149 

Robert, Ch 149 

Armand, A 363 

HrnokfelilerTerseichnlsg 364 

Register 365 



Die Erwerbungeii des Königliclieii MünzkaMnets 

vom I.April 1887 bis I.April 1888. 
Taf. I— m. 



Im verflossenen Jahre hat die Sammlung 781 Stück er- 
worben: 

N M M Zusammen: 

Griechen 2 21 76 99 

Römer 1 3 4 8 

Orient — 5 — 5 

Mittelalter und neuere Zeit . . 6 635 17 658 

Steinmodelle von Medaillen . .* — — — 3 3 

Siegelsteiüpel — 1 7 8 

9 665 107 3 78i 
ausserdem^ bei dem Ankauf eines grossen Fundes von Mittel- 
altermünzen, noch 436 als Dubletten bereits wieder fortgegebene 
Silbermünzen. 

Geschenke erhielt die Sammlung von Sr. Maj. dem Kaiser 
und König Friedrich, von den Herren Regierungsrath v. Braken- 
hausen (eine Reihe selbst raodellirter Portraitmedaillen), Sr. Exe. 
dem Kriegsminister von Chile F. Chäurren, Dr. Dümmler, 
Bankier Hahlo, Kais. Königl. Notar Dr. Kupido, Director Martini, 
Menz, Director Dr. Pinder, Hofmarschall Grafen v. Radolinski 
Exe, Kgl. Gesandten Dr. v. Schlözer Exe; ferner von der Aka- 
demie der Künste, der Magistratsbehörde von London, dem 
Comit6 zur Errichtung eines Denkmals für R. v. Eitelberger 
und dem Preisausschuss der Ausstellung von Erzeugnissen der 
Bäckerei. 

ZeiUobrift ttkr NamUmatik. XVI. l 



2 A. V. Sallet: 

Unter den griechischen Münzen befinden sich manche 
sehr seltene, auch einige bisher noch unbekannte Stücke; ich 
lasse das Wichtigste in geographischer Reihe hier folgen: 

Panticapaeum. 
Ameise von oben gesehen. 
Rf. PANTI um einen achtstrahligen Stern vertheilt, jeder 
Buchstabe und das Tl auf einem kleinen erhöhten 
Viereck. Das Ganze im vertieften Viereck. 

M%. 0,23 Gr. 
Diese seltene, noch ziemlich alterthümliche Münze ist be-r 
reits bei Buratschkow, KaTÄjiorö etc., Petersburg 1884, Taf. XIX,. 
21 abgebildet. Unsere immer noch kleine Reihe der Silber- 
münzen von Panticapaeum ist jetzt, fast ausnahmslos durch An- 
käufe der letzten Jahre, auf zwölf Stück gestiegen. 

Samothrace. 

Pallaskopf 1., am Helm Schlange; Nachahmung der 

Goldmünzen Alexanders des Grossen. 
Rf. ^AMO MHTPßNA[xTog] Thronende Kybele 1. mit 

Modius, in der R. Schale, die L. auf das Scepter 
. stützend. Unter dem Thron ein kleiner sitzender 

Löwe 1. JBi. 8. 16,94 Gr. Taf. I, 1. 

Diese sorgfältig gearbeitete Mün^e von hohem Relief und 
vortreflflicher Erhaltung ist die erste Tetradrachme von Samo- 
thrake, welche wir in diesem einzigen Exemplar kennen lernen ; 
bisher sind nur die äusserst seltenen Didrachmen und zahlreiche 
Kupfermünzen bekannt, alle mit demselben Typus: Pallaskopf 
und sitzender Kybele, mit abgekürzten Magistratsnamen , dabei 
auch unser Metronax als MHTPßNA, MHTPßN und MHTPß auf 
Didrachmen und Kupfermünzen (s. meine Beschreibung der an- 
tiken Münzen des Berliner Museums I, p. 284 Nr. 2, 8 und 9). 
Diese gesammte Münzreihe mit Pallaskopf und Kybele und der 
Stadtnamenabkürzung ^MO gehört, wie der Styl und die zum 
Theil auf der Silber- und Kupferreihe identischen Magistratsnamen 
beweisen,, derselben Zeit und Emission an, sicher nach Alexander. 



Die Erwerbungen des Eönlgl. Münzkabinets bis 1. April 1888. 3 

Der Styl spricht etwa für die Zeit des Lysimachus, was mit 
Head*s Annahme (Guide to the principal gold and silver coins 
of the ancients, British Museum 1881 p. 75), dass Samothrake 
nach Lysimachus' Tode 179 v. Chr. seine Autonomie erlangt, 
sehr wohl stimmt. Die thronende Kybele auf der Rückseite 
unseres Tetradrachmons hat entschiedene Ähnlichkeit mit der 
Pallas der Tetradrachmen des Lysimachus. 

Damastium. 
Apollokopf mit Kranz r. 
J?/. AAMAI TINßN Dreifuss auf einer Basis, worauf ein 

undeutlicher Beamtenname steht. M, 6. 

Ein gewöhnliches Didrachmon von Damastium, das sich aber 
durch eine sonst bei diesen Stücken von mir noch nie beobachtete 
Schönheit des Apollokopfes auszeichnet. Der Kopf ist zwar 
immer noch weit hinter den geringsten seiner Vorbilder, den 
Köpfen der Chalkidischen Didrachmen, zurückstehend, erhebt sich 
aber durch diß Zierlichkeit der Behandlung der Haare, des 
Kranzes, und durch noch recht gute Modellirung des Gesichts 
weit über die Menge der rohen und schlechten Münzen von Da- 
mastium. 

Ininthimeyus, König von Bosporus. 235— 239 n. C. 

BACIAe a)CININeiMHOY(sic) Bärtiges Brustbild des 
Königs mit Diadem und Gewand r. 
Rf. eA* (Jahr 535 der bosporanischen Aera = 239 n. C.) 
unter dem Brustbild Gordian s III. r. mit Kranz und 
Gewand; vor ihm Keule, schräg nach unten. 

EL (sehr schlechtes Metall) i'l^. 6,96 Gr. 
Die Stateren des Ininthimeyus sind sehr selten und fehlten 
bis jetzt unserer Sammlung. Der Styl der Münze ist bei weitem 
besser als der der sehr rohen Kupfermünzen des Königs. 

Saumakos, skytischer König zur Zeit Mithradates' VI. 
Kopf des Helios mit Strahlen, von vorn. 
BA ' £1 

^/- Z geflügelter Blitz. iE. 2. • 

^ AY 



4 A. Y. Sallet: 

Die erste Münze eines skytischen Königs BA^I ^AYM 
habe ich im dritten Bande der Zeitschrift für Numismatik be- 
schrieben. A. V. Gutschmid (ebenda p. 150) glaubte den Namen 
Saulaces lesen zu müssen ^ da ein kolchischer Dynast dieses 
Namens in mythischer Zeit überliefert ist. Rudolf Weil hat 
aber (Zeitschr. f. Num. VIII, 329) unzweifelhaft richtig erwiesen, 
dass der ßacft 2ccvfA ein skythischer Dynast Namens Saumakos 
ist. Ein Skythe dieses Namens wird als Machthaber zur Zeit 
des Mithradates in einer Inschrift (Egger, Journal des savans 
1880 p. 506) erwähnt. Ich möchte nur darin nicht mit Weil 
übereinstimmen, dass der Saumakos der von mir publicirten 
Münze ein früherer Dynast dieses Namens sei. Styl und Aus- 
sehen scheinen mir eher dafür zu sprechen, dass der in der In- 
schrift genannte und der Saumakos der Münzen identisch sind. 
• 

Auch die hier beschriebene Münze muss wohl demselben sky- 
thischen Herrscher Saumakos angehören, der Helioskopf ist 
beiden Münzen gemeinsam , auch der Styl spricht für jene 
Gegend. 

Heraclea Bithyniae. 

ünbärtiger Herakleskopf mit Löwenfell r. 
Ä/. HPAKAEßTAN Thronender jugendlicher Dionysos 1., 
mit Cantharus und Thyrsus, unter dem Sessel 'E. 

M, 6. 9,16 etwas beschädigt. 

Diese seltene Münze ist durch ihre Herkunft interessant: 
sie wurde mit andern kleineren Silber- . und Kupfermünzen der- 
selben Stadt von Hrn. Rittmeister von Diest im alten bithy- 
nischen Heraklea selbst erworben, ist also sicher in diesem 
Heraclea Bithyniae geprägt, und nicht, wie Imhoof früher ver- 
muthete (Numism. Zeitschr. Wien, X, 1878 p. 101 — 110) in einem 
Heraclea Acarnaniae. Imhoof hat jetzt selbst diese von ihm 
nur vermuthungsweise ausgesprochene Ansicht aufgegeben, und 
der Fundort unseres Stückes und sein gemeinsames Vorkommen 
mit andern sicher bithynischen Silbermünzen von Heraklea in 
der alten Stadt selbst beweist die Richtigkeit der früheren An- 



Die Erwerbangeii des EOnigl. MOnzkabinets bis 1. April 1888. 5 

nähme, dass auch diese grossen Silberstiicke nach Bithynien ge- 
hören. 

Stratonicea. 
Kopf des Zeas mit Lorbeerkranz r. 
Bf. STPATONIKEHN «EAANeiO« Artemis stehend von 
vorn, lang bekleidet, mit Modius, darüber Halbmond, 
in der R. Schale, in der L. Fackel; das Ganze im 
nnten znsammengewundenen Kranz. 

M. 7. 10,75. Taf. I, 2. 
Grosse Silbermünzen von Stratonicea waren bisher völlig 
unbekannt. Unser prächtiges Didrachmon, dem schon nach- 
lässigen Styl nach zu urtheilen, wohl dem zweiten Jahrhundert 
T. Ch. angehörend, zeigt den auf den kleinen Silbermünzen der 
Stadt ganz ähnlich behandelten Zeuskopf und das auf Kaiser- 
münzen der Stadt (z. B. Severus mit Domna) ähnlich darge- 
stellte Cultnsbild der Artemis als Tyche der Stadt. Der Halb- 
mond beim Artemiskopf kommt aach auf Autonommünzen der 
Stadt mit dem Brustbild der Göttin vor. 




Camirus auf Rhodus. 
Feigenblatt. 
PEAN . 
KAMI ' 

tieften Viereck. M. b—Z% 11,77 Gr. 

Eine ganz ähnliche Didrachme von Camirus mit der vollen, 

nur etwas anders angeordneten Aufschrift ist im British Museum 

(Leake Namism. hellen. Ins. p. 5). Alle nicht schriftlosen 

Münzen von Camirus sind sehr selten und es ist zu bedauern, 



(lass ich den Ankanf des folgenden uns früher eingesandteo, von 
uns im Abdruck zurückbehaltenen Didrachmons nicht möglich 
machen konnte: 




Feigenblatt, links unten K 
Rf. Vertieftes durch den den gewohnten Balken getrenntes 
Viereck. M. 5. 

Moätene. 
eeA Pn/V\H Brustbild der Roma r., behelmt, mit Pa- 
ludamentum, vorn ragt der Speer vor. 
Rf. MOCTHN nN AYAJiN ßreifuss, darüber gekreuzt zwei 
Ähren. M. 7. 

Die spärliche Prägung von Mostene war bis jetzt in unsei-er 
Sammlung nur durch zwei Kaisermünzen vertreten, autonome 
fehlten uns noch. 



Etenna unter den Namen Ketenna. 
Kopf der Artemis r,, am Nacken Köcher, 
Rf. KE T neben der Keule, r. ein nadefttliches Mono- 
gramm. M. 2. 
Diese wohl nicht seltenen Münzen, früher in unserer Samm- 
lung als vielleicht. nach Ceramus gehörig eingeordnet, sind in 
mehreren Exemplaren von Hrn. Directorial - Assistenten Dr. 
V. Luschan auf seinen Reisen in Pampbylien erworben worden, 
. und seine Ansicht, diese Stacke gehörten sämtlich nach Etenna, 



Die Erwerbungen des Eönigl. Münzkabinets bis 1. April 1888. 7 

welches inschriftlich Kotenna, bei Herodot Katsvvetg^ jetzt 
Godena heisst (J. P. Six in der Zeitschr. f. Num. VI, p. 78), ist 
wohl die richtige. Die Keule würde für Etenna passen, auf 
dessen Kaisermünzen (z. B. Septimius Severus) Herakles vor- 
kommt Auch die von Imhoof (Monnaies grecques p. 395) mit 
Zweifel nach Keretape in Phrygien gegebene ähnliche Kupfer- 
münze : 

Artemis-Kopf r., am Nacken Köcher. 
Rf. KE gespannter Bogen mit darauf liegendem PfeiL 

wird dann wahrscheinlich derselben Reihe von Etenna zuzu- 
zählen sein. 




Iconium? 

Kopf des Zeus mit Lorbeerkranz r. 
Rf. KO im Abschnitt; laufender Löwe 1. M. 3. 

Auf dieser Münze hat sicher nur KO gestanden, der Kopf 
des Zeus ist aber so völlig identisch mit dem der Münzen von 
Iconium mit stehendem Perseus (CIKONieißM auf der ähnlich- 
sten Münze der Berliner Sammlung), dass man fast an die 
Existenz einer Nebenform Kov^ov statt ^Ixovtoy oder EUoviov 
glauben möchte ; der heutige Name Konieh beweist hierfür aller- 
dings nichts. Die von Hierocles im Bisthumverzeichniss erwähnte 
Stadt KonovnoXtg (Hierocl. ed. Parthey p. 22, 666, 6) wird als 
phrygische Stadt weit getrennt von dem zu Lycaonien ge- 
rechneten ^ixovtoy fAiffQonoXtg (ibid. p. 26) erwähnt. Das „Conium^* 
in Phrygien bei Plinius (Plin. ed. Detlefsen, Buch V, 145) 
ist aber gewiss nicht das Coniupolis des Hierokles, sondern ein- 
fach verschrieben für Iconium. Plinius sagt ausdrücklich, dies 



seien die berühmtesten Städte Phrygiens, oppida ibi celeber- 
rima: Ancyra . . . Conium etc., und diese Bezeichnung kommt 
doch eben nur dem vielfach auch zu Phrjgien gerechneten, be- 
deutenden Iconium, nicht aber dem sonst nirgends erwähnten, 
obscuren „Coniupolis" zu. — Unsere Münze gehdrt jedenfalls 
sicher entweder nach Iconium selbst oder doch in die Nachbar- 
schaft, leb möchte aber nicht aus der Lesnng der Pliniushand- 
Schriften : „Coninm" auf die wirkliche Existenz einer Namensform 
,, Conium" statt „Iconium" schliessen. Sprachlich scheint es sehr 
bedenklich, dass aus dem bedeutungsvollen Wort Etxövioy das 
scheinbar doch sinnlose Ärfywv. werden sollte. 




Diociea in Phrygien, Elagabal. 

^VWVPANTflNINOCAVr Brustbild des Elagabal (scheint 

sicher dieser, nicht Caracalla) t. mit Kranz und 

Schuppenpanzer. 

R/. AIOKASA N ANMOzeA NßN die Form des Xi nicht 

sicher; stehende Demeter 1., mit Ähren und langer 

Fackel. M. 7. 

Die äusserst seltenen Münzen von Diociea, Jwxlita des 

Ptolemaeus, sind erst seit kurzem bekannt. Head (historia nu- 

morum) führt nur eine andere Kaisermünze des Elagabal an, 

aber mit stehendem Apoll. Die phrygische Völkerschaft der 

Mol^iayoi wird von Ptolemaeus erwähnt, also nicht ,,Mozeani 

or Moseani" wie Head I. c. p. 562 schreibt, sondern sicher 

Moxeani oder, nach Ptolemaeus, Moxiani. 



Die Erwerbungen des Königl. Münzkabinets bis 1. April 1888. 9 

Könige von Baktrien. 
Eine ausserordentlich wichtige und auch an Zahl ziemlich 
ansehnliche Bereicherung erhielt unsre schon so schöne und voll- 
ständige Reihe der baktrisch- indischen Königsmünzen. Seit 
etwa einem Jahre werden von indischen Münzhändlern prächtig 
erhaltene grosse Silberraünzen der späteren griechischen Königs- 
reihe, von Strato L, Diomedes, Hermaeus, Philoxenus u. s. w. 
in Abdrücken und Originalen nach Europa geschickt, welche 
offenbar einem grossen, im Norden Indiens gemachten Fund 
angehören. Einige der schönsten Stücke der Art sind vor 
Kurzem jedenfalls aus derselben Quelle ins Britische Museum 
gelangt, dabei auch die bisher noch unbekannte grosse Silber- 
münze mit den Köpfen des Strato und seiner Gemahlin Aga- 
thoclea. Auch uns wurde ein Exemplar dieser Münze angeboten, 
aber trotz sofortiger telegraphischer Bestellung ist es uns ent- 
gangen ; um so erfreulicher ist daher ein anderes, dem britischen 
Museum nicht zugegangenes, bisher völlig unbekanntes Stück, 
das ein für die baktrische Numismatik und Geschichte hochwich- 
tiges Faktum feststellt: 

Archebius und Philoxenus. 
BA^IAEfl^ANIKHTOY APX3BI0Y, vor dem Namen +8 
Behelmtes Brustbild 1., vom Rücken gesehen, in der 
erhobenen R. die Lanze. 
Rf. PJl>H^ PliHM Pn^^ maharajasa apadihatasa 
philasinasa, d. 1. die Übersetzung von: ßa(fili<ag 
avixfjfnov Odoliivqv. Der König (Philoxenus) behelmt, 
zu Pferde, r. sprengend, unter dem Pferd ^ und s 

M. 7. 8,67 Gr. Taf. I, 3. 
Hier haben wir also ein bisher gänzlich unbekanntes Bei- 
spiel der in der baktrischen Numismatik sonst öfter vorkommen- 
den gemeinsamen Prägung, der gemeinsamen Prägung der 
Könige Archebius und Philoxenus; das ganz gleiche Stück des 
Philoxenus allein, mit BA^IAEfl^ ANIKHTOY (DIAOEENOY und 
maharajasa apadihatasa philasinasa und ganz gleichen Geprägen, 



10 A. T. Sauet: 

Königsbild mit Helm und Speer und König zu Pferde, M, 7, hat 
das British Museum aus demselben Fund erworben (Gardner im 
Numism. Chron. 1887 Taf. VII, 8), ebenso war bereits ein an- 
deres grosses Silberstnck^) mit speerwerfendem Königsbrustbild 
von Archebius bekannt, aber mit seinem eigenen Namen in 
baktrischer und griechischer Schrift, anderer Rückseite und dem 
Titel Nikephoros. unser Stück beweist nun unzweifelhaft, dass 
Archebius und Philoxenus zusammen in derselben Stadt regiert 
und geprägt haben ; sie mögen, wie dies die Gemeinschaftsmünze 
der Lysias und Antialcides (Zeitschr. f. Numism. VI, p. 320) für 
diese wahrscheinlich macht, wohl Brüder gewesen sein, die ge- 
meinsam das, oder wohl richtiger eines der baktrischen Reiche 
beherrschten ; also haben wir hier einen immerhin wichtigen An- 
haltspunkt in der noch ganz dunkeln Geschichte der baktrischen 
Könige. Gardner setzt gewiss mit Recht alle die im neuen 
Fund in stempelfrischen Exemplaren vertretenen baktrischen 
Herrscher: Diomedes, Strato L, Philoxenus (also auch Archebius), 
HermaeuSy in das erste Jahrhundert vor Christus, bis etwa 50 
oder 40 v. Chr. 

Sonderbar sind die vor dem Namen des Archebius stehen- 
den wunderlichen Zeichen +9 also etwa XB. Ich glaubte, es 
sei irgend ein Stempelversehen anzunehmen, vielleicht habe der 
Stempelschneider zuerst 4>l, also Philoxenus' Namen schneiden 
wollen, aber das ^ auf den Tetradrachmen des Philoxenus hat 
die gute runde Form <l>, nicht die Kreuzform +. Sollte in dem 
+a etwa eine Werthbezeichnung stecken? Ein Datum kann es 
nicht sein und für einfache sinnlose Barbarismen darf man die 
Zeichen bei der sonst sehr sauber und correct geschnittenen 



1) Ich sehe darin redozirte Tetradrachmen (Gewicht etwa 10), die in 
Ganz- und Viertelstücken ausgepr&gt wurden. Gardner nennt diese Münzen 
„persische Stateren'' oder Didrachmen und die Viertelstacke dann halbe 
Drachmen. Wie die Baktrier die MOnzen nannten, wissen wir nicht, das 
Faktum steht nur fest, dass in Baktrien zuerst grosse Silberstacke tou etwa 
17 Gr. und Viertel davon, also Tetradrachmen und Drachmen, auftreten, 
dass aber seit Eukratides (Ende seiner Regierung) grosse Silberstacke von 
10 Gr. und Viertel davon an ihre Stelle treten. 



Die Erwerbungen des Königl. Münzkabinets bis 1. April 1888. H 

Münze (das 3 fär E ist das einzige kleine Versehen) nicht er- 
klären. 

Gemeinsam ist allen Silbermänzen dieses Fundes eine un- 
schöne, bisweilen nachlässige Form einiger griechischen Buch- 
staben, das T ist oft dem T (Y) ähnlich u. s. w. 

Aus demselben Fund stammen die folgenden drei, vor 
Kurzem auch ebenso ins britische Museum gelangten Tetra- 
drachmen : 

Diomedes. 

BAilAEfl^ölTHPO^AlOMHAOY Brustbild v. mit 
Diadem und Gewand. 
Rf. maharajasa tradatasa diyamedasa (der Name nicht 
vollständig ausgeprägt); die Dioscuren r. sprengend 
mit Lanzen und Palmzweigen, vor den Pferden ^. 

M. ß'^. 9,84 Gr. Taf. I, 4. 

Bis zu dem neuen Fund waren nur kleine Silbermünzen 
(Drachmen) und Kupfermünzen des Diomedes bekannt. 

Strato I. 

1) BA^IAEfl^ ÖlTHPOCiilKAlOYCrPATnNO^ Brustbild 
r. mit Diadem und Gewand. 

Rf. maharajasa tradatasa dhramikasa stratasa. Pallas 
von vorn 1. eilend, in der R. Blitz, am 1. Arm Aegis 
mit grossem Gorgonenkopf, links ICP (so scheint auf 
unserem Exemplar zu stehen). 

M. 7. 9,75 tJr. Taf. I, 5. 

2) BA^IAEfl^ ÖITHPO^ KAIAIKAIOY ^TPATflNO^ Brust- 
bild mit Helm und Gewand r. 

Rf. Inschrift wie vorher. Pallas 1., Aegis am 1. Arm, in 
der R. Blitz, Links unten ^ 

M. 7. 9,82 Gr. Taf. I, 6. 
Nur im Monogramm von dem Exemplar des britischen 
Museums abweichend. 

Ausser diesen Tetradrachmen der griechischen Könige Bak- 
triens erwarb unsre Sammlung noch einige Stücke der spätem 



12 A. V. Ballet: 

Reihe einheimischer Könige, darunter das seltene Tetradrach- 

mon des • ' 

Spalirisus (Rpalirisus) und Azes^). 
BACIAEWCMErAAOYPnAAlPICOY Der König zu Pferde 
. r. mit Lanze und Diadem. 
Rf. Umschrift des Azes: maharajasa mahatakasa ajasa. 
Zeus stehend, bekränzt, von vorn, unten bekleidet, 
in der B. Blitz, im 1. Arm Scepter, links das Mono- 
gramm läJ. M. 6. 9,37 Gr. 
Diese im britischen Museum, der reichsten Sammlung bak- 
trischer Münzen, noch fehlende, nur aus Edw. Thomas' (Num. 
Chron. XIX, p. 52) Beschreibung bekannte und von mir in meinen 
„Nachfolger Alexander d. Gr." etc. vergessene Tetradrachme 
des Spalirisus und Azes erscheint hier in einem sehr schönen 
Exemplar ; ganz deutlich ist die bereits von den englischen 
Gelehrten sicher gestellte, von mir früher mit Unrecht be- 
zweifelte Lesung PriAAlPICOY, dialectisch also Rpalirisus statt 
Spalirisus; auch die guten und deutlichen Exemplare der vier- 
eckigen Kupfermünze des Königs haben stets PriAAlPICOY, nie- 
mals (maXiqUtov^ dagegen ist das criAAlPICOY auf der Drachme 
des Spalirisus als Königsbruder, welche ich aufgefunden 
(Zeitschr. f. Numism. VI, p. 335), sicher, wenn auch vom ersten 
Sigma nur der oberste Theil erhalten ist. 

Soter megasy 
mit baktrischer Schrift der Rückseite. 
Die seltene Kupfermünze des Soter megas mit arianischer 
Schrift ist von mir nach einem Exemplar der Berliner Samm- 
lung und den Wilson'schen Abbildungen falsch beschrieben wor- 
den (Zeitschr. f. Num. VI, p. 374). Wie zwei mir hier vor- 
gelegte (von Hrn Martini; eines davon hat uns derselbe ge- 
schenkt) Exemplare beweisen, beginnt die Aufschrift der Rück- 
seite links oben. Die Lesung, welche man bisher annahm, 



1) Bei diesen späten Königen ist der richtige Nominativ unsicher. Ob 
Spalirisas oder Spalirises, Azus oder Azes u. s. w. l&sst sich nicht entscheiden. 



Die EnrerbnnKen des E&oigl. MOnzksbiDets bis 1. April 1888. 13 

scheint aber die richtige, nur das letzte Wort ist fraglich. Die 
richtige Beschreibung ist, nach drei Originalen, folgende : 

BACIAeYBACIAeYG3NCCJTHPMerAC Der König zu Pferd 
r., in der R. Kranz, r. unten das schlüsselförmige 
Symbol. 
Rf. links oben beginnend um den stehenden bärtigen Zeus: 

FUu P1'T^1'I"P1^^^J, also: 

maharajasa rajadirajasa mahatasa 

M. 5—6. 
Das letzte Wort liest man, gemäss dem Titel des Königs 
auf der griechischen Seite: tradatasa, also Pill, es sieht aber 
auf einem Eiemplar so aus: PTZZ, also etwa .jajatasa" oder 
ijajarasa"; aber möglich ist, dass mit den schlechten Buch- 
staben doch tradatasa gemeint ist; das Exemplar des Hm. Mai-- 
tini zeigt die ersten Buchstaben auch mehr in dieser Form: 1 
was also wohl einmal fUr tr, einmal für d stehen könnte. 

Unbestimmter baktrischer König: 
Eine wie es scheint noch völlig neue MQnze der spät-bak- 
triscben Reibe enthielt die Sammlung des Hrn. Martini in zwei 
Exemplaren, und der Besitzer erfreute uns durch das Geschenk 
eines derselben: ■ 




Behelmter Kopf r., der Helm offenbar dem des Eukra- 
tides nachgebildet, aber roh und schlecht. Die grie- 
chische Umschrift nur zum Theil sichtbar, rohe, ver- 
zogene Buchstaben, mau sieht etwa: CAHMOC. 
Rf. PO>>TO aber keineswegs alles sicher; der König mit 
demselben Helm wie auf der Vorderseite, r. stehend 
mit Schild und Lanze, im Tiereckig gemusterten Rock. 



14 A. Y. Sallet: 

Das Griechische ist zu verwildert, um etwas bestimmtes 

sagen zu können, die baktrische Schrift ist ächarf und nicht 

schlecht, aber sicher ist doch nur das letzte s, dann der dritte 

Buchstabe k und der zweite: sh. Man kann also etwa „hasha- 

kahasa'^ lesen. — Dies ist unser Exemplar. 

2) Vorderseite wie vorher, Umschrift etwa IMHOZOD 

aber alles sehr wild und roh. 

Rf. Wie vorher, Umschrift nicht sehr deutlich, man sieht 

etwa IdAhTO* also vielleicht „kushakayahusa'^ -^5. 4*^. 

Dies ist Hrn. Martini's Exemplar. Es wäre gewagt, aus 
diesen nicht vollständigen, auf der griechischen Seite sehr ver- 
wilderten Münzen Schlüsse ziehen zu wollen , di^ Schrift er- 
innert etwas an die von mir (Zeitschr. f. Numism. VI, p. 371) 
angeführten unbestimmten Stücke mit Zebustier und Kameel, 
mehr noch klingen die Wörter an die Umschrift des Kadaphes 
an (Zeitschr. f. Numism. VI, p. 378). Manmuss sich hüten, bei 
dem kashaka oder kushaka etwa gleich an die ^KA denken zu 
wollen, man lässt die Münzen vorläufig als unbestimmte auf sich 
beruhen, damit die baktrische Geschichte, deren „Skelet'^ ich 
aus den Münzen in freilich fragmentarischer, aber absolut 
sicherer Form festgestellt, nicht durch werthlose und unnütze 
Conjecturen mit fremden Knochen vermengt werde, wie dies leider 
allzusehr schon geschehen ist. 

Sehr unbedeutend sind unsere Erwerbungen an römischen 
Münzen. Erst dem nächsten Etatsjahi:e muss es vorbehalten 
bleiben, eines oder einige der Prachtstücke der Sammlungen 
Ponton d'Am^court und Beifort, an deren Auctionen wir leider 
gar nicht oder nur in untergeordneter Weise theilnehmen konnten, 
nachträglich zu erwerben. 

Von den diesjährigen Ankäufen haben einigen Werth: 

Hadrian, Divus. 
DIVVSHADRI ANVSAVG Kopf mit Kranz r. 
Rf. CONSE ORATIO Adler von vorn auf der Kugel, mit 
ausgebreiteten Flügeln, den Kopf 1. wendend. M. 



Die Erwerbangen des Eönigl. Münzkabinets bis 1. April 1888. 15 

Dieser Denar ist eine noch unedirte Variante, bisher war 
nur der Denar mit blossem Eopf bekannt. Die Gonsecrations- 
müns^en Hadrians sind äusserst selten, die bekannte Oppo- 
sition des Senats gegen Consecrirung des in seiner letzten Zeit 
verhassten Kaisers (Eckhel VI, p. 512) hat vielleicht den Kaiser 
Antonin veranlasst, die Feier der Consecration in möglichst 
unscheinbarer Weise zu begehen und nur in beschränkter An- 
zahl Gonsecrationsmünzen Hadrian^s ausprägen zu lassen. 

Selten und gut in der Arbeit ist die folgende Silbermünze 
Gonstantin's des Grossen (nicht Gonstantin's II): 
Kopf mit Diadem. r., aufwärts blickend. 
Rf. VOTXX 

MV LT IS im Kranz, unten ANT 
XXX M. 4^—5. 2,9 Gr. 



Sehr bedeutend, vielleicht im Verhältniss zu den wenigen 
antiken Münzen etwas unverhältnismässig ist die Zahl der im 
vorigen Jahre erworbenen Mittelaltermünzen; ich lasse das Wich- 
tigste folgen: 

Merowingischer Triens von Sitten. 

9RATVS NVNITARIVS (monetÄrius) Brustbilä mit 
Diadem r. 
Rf. SIAVNIS CIVITATEFIT Kreuz, daneben V H auf beide 
Seiten vertheilt, im verzierten unten mit Kugelver- 
zierung geschlossenen kranzartigen Kreis. 

N. 2. 1,22 Gr. 
Von sorgfältiger Arbeit und völlig deutlicher, correcter Um- 
schrift. 

Der Silberfund von Klein-Roschardenin Oldenburg. 

Dieser wichtige und werthvoUe Fund mittelalterlicher Denare, 
etwa im Jahre 1000 vergraben, ist bereits von Dannenberg in 
der Ztschr. f. Numism. XV, p. 281 flf. ausführlich beschrieben 
worden. Ausser zahlreichen zum Teil sehr seltenen deutschen 
Denaren, wie Mundburg mit dem Namen eines Grafen (?) s. 



16 A. T. Snllet: 

DaDneoberg 1. c. p. 238 und einer zahlreichen Reihe der bisher sehr 
seltenen Denare der Gräfin Adela (mit „Atla cometissa", „Aeatia 
cometiss" u. s. w.) enthielt der Fund auch eine französische 
Seltenheit ersten lUnges, den bisher nur in einem einzigen, 
noch etwas correcteren Exemplar bekannten Denar von 




Richard I. (943—996) oder Richard n. (996— 1026) Ton der 
Mormandie, geprägt in Ronen. 

+ IVRD-: MVRCHS (fttr RICARD- MARCHS, die A sind 
nmgedreht) Kreuz mit vier Kugeln. 
Rf. + lOTOMA ROMAR für ROTOMA ROMANUs) im 
Felde EPS (episcopus) M. 

So, nicht MVRCHSIS auf der Vorderseite, ist die richtige 
Lesung dieses Stückes. Romanus ist der Heilige, Bischof von 
Ronen im siebenten Jahrhundert. Das bisher bekannte einzige 
Exemplar, in der Reichergehen Sammlung, also jetzt in der Kai* 
Berlichen in Petersburg, hat correcter RCARD : MARCHIS und 
ROTOMA : ROMANS (Poey d'Avant, Monnaies Kodales, Taf. IV 
und p. 24). 

Der kunsthistorisch wichtige Theil des Fundes, die präch- 
tigen silbernen Schmuckstücke, welche zum Theil in ähnlichen, 
bisweilen noch reicher gravirten leider nicht von unserem 
Museum erworbenen Stücken bereits vor einigen Jahren an der- 
selben Stelle entdeckt worden sind, ist jetzt dem Museum für 
Völkerkunde übergeben worden und wird hoffentlich nebst 
dem ersten Roschardener Scbmuckfund , der im Museum in 
Oldenburg befindlich ist, recht bald in einer mit Abbildungen 
ausgestatteten Publikation bekannt gemacht werden. Unsere 
Sammlung hat von diesen Schmuckstücken zwei münzar'tige 
Medaillons zurückbehalten, welche im angeführten Aufsatz 



Die Erwerbungen des Königl. Münzkabinets bis 1. ApriJ 1888. 17 

. Von Dannenberg bereits beschrieben und z. Th. abgebildet sind. 
Ich halte es nicht für überflüssig, hier noch einmal mechanische 
Abbildungen zu geben und die Beschreibungen m wiederholen 
(Taf. 1,7, 8). 

Heinrich I., der deutsche König (919—936), 
brakteatenartiges Schmuckstück. 

HE6INRIC REX Brustbild des Königs r., bartlos, mit 
Diadem und Gewand; geprägtes, einseitiges Stück, aus 
Silberblech, wie die Brakteaten, umgeben von einem 
breiten zierlichen Rand aus gewundenen Silberfäden, 
eingeschlossen von einem äusseren Rand dicker Silber- 
perlen. Grösse 50 Millimeter. 

Dieses seiner Verwendung nach nicht völlig klare Stück 
— auf der Rückseite Spuren der Befestigung einer Nadel oder 
dgl, also eine Art Breche oder AgraiFe des Gewandes, Dr. Me- 
nadier vergleicht damit die auf dem Brustbild Heinrichs selbst 
auf der Schulter erscheinende AgralFe — ist von einer für jene 
Zeit ausserordentlich schönen Arbeit, von ziemlich hohem Relief, 
noch von etwas karolingischen Charakter und dem ebenso dar- 
gestellten Brustbild Heinrichs I. auf seinen Siegeln ähnlich, wie 
dies alles Dannenberg 1. c. p. 290 auseinandersetzt. Dass das 
Stück nur Heinrich L, nicht Heinrich II. darstellen kann, be- 
weist die Zusammensetzung des Fundes, in welchem Heinrich H. 
ganz fehlt, und auch der alterthümliche Styl und die Technik, 
welche in ganz ähnlich eingefassten goldenen Schmuckstücken 
(Münznachahmungen und Münzen) aus der Zeit Chlothars II. 
(616 — 628), gefunden im friesischen Dorfe Wieuweerd bei Sneek 
in Holland um 1867 (s. die schöne Publikation von Dr. Janssen 
in den Jahrb. d. Vereins f. Alterthumsk. d. Rheinlande, Heft 
XLIII, 1867), ihre Analogien findet. 

Unser Schmuckstück mit Heinrich's I. Brustbild ist eines 
der kostbarsten Denkmäler frühmittelalterlichen Kunstgewerbes, 
und durch das Bild des deutschen Königs werden auch die übrigen 
zum Theil sehr schönen und reichverzierten silbernen Schmuck- 

Zeiuchrift tut NumismaÜk. XVI. 2 



18 ' A. T. Sallet: 

stücke der beiden Roschardener Funde chronologisch bestimmt, 
und dadurch vielleicht zu den interessantesten Überresten der 
deutschen Kunst aus der ersten Hälfte des zehnten Jabr^ 
hunderts. 

Die Namensform Heginric(u8) statt Heinricus oder Henricus, 
wie Eginhard, Meginhard, Reginald für Einhard, Meinhard, Rei- 
nald u. s. w. ist nach dem ürtheil Sachkundiger sehr merk- 
würdig und kommt sonst weder in Urkunden noch andern schrift- 
lichen Denkmälern vor. 

Das zweite, in der Technik dem Heinrich ganz ähnliche 
Stück zeigt einen etwas an die nordischen Goldbrakteaten erin- 
nernden ganz rohen Eopf rechtshin mit Diadem und einer Bei- 
Schrift wie C+, vielleicht ist damit ein verwildertes REX ge- 
meint. Die Grösse dieses zweiten Stückes ist 42 Millimeter. 



Von den. übrigen erworbenen Mittelaltermünzen verdienen 
besondere Erwähnung: 

Ludolf, Erzbischof von Magdeburg (1192—1205). 

LVDOL . . . A • ePIS CO (das CO sehr undeutlich 
und nicht sicher, aber das A • GPIS scheint deutlich) 
thronender Erzbischof von vorn, in der R Krumm- 
stab, in der L. Kreuz (Vortragekreuz). M. S]^. 

Die Brakteaten Ludolf s, Nachfolger Wichmanns , sind im 
Gegensatz zu Wichmanns langen Münzreihen sehr selten. Ein 
dem unsern ähnliches Stück, mit abweichender Umschrift und 
die Attribute vertauscht (Krummstab in der L. etc.) ist schlecht 
abgebildet bei Leuckfeld, histor. Beschreibung vieler . . . Brak- 
teaten (Halberstadt, Magdeburg, Quedlinburg) Tafel zu p. 171, 
Nr. 11. 

Ebenfalls sehr selten waren bisher die Brakteaten von 

Rupert, Erzbischof von Magdeburg (1260—1266). 

ROP eRTI stehender Erzbischof, in jeder Hand eine 
Fahne. M. 4^. 



Die Erwerbungen des E6nigl. MOnzkabJoets bis 1. April 1S88. 19 

Münster, Bischof Konrad von Rietberg (1497—1508). 

♦ aORKD' • a PS' » JßOftTC' Petrns im halben Leib, 
mit Schvert' und Buch unter einem von zwei Säulen 
getragenen Bogen. Unten das Wappen des Bisthums 
Münster. 
Rf. ♦ ffiO' » ßO' « • JtVR' • MO KKSTÖ* » Im go- 
thiscben Dreipass in der Mitte Wappenschild der 
Grafen Rietberg, (heraldisch) rechts Wappen des Bis- 
thums Münster, Units Osnabrück; unten im Drei- 
pass zwei Drachen einander zugekehrt. 

K. Goldgulden. 

Heinrich der Löwe (1139 — 1195) während seiner Minder- 
jährigkeit. 




+ HEINRICVS (VS im Monogramm) PVER Löwe I. 

schreitend. 
RJ. + BRVNESWICENSI Gebäude mit drei Thürmen. M, 
Die Bezeichnung „Heinricna puer" kommt in Urkunden aus 
Heinrichs Minderjährigkeit vor, wie mir mein Kollege Dr. Me- 
nadier mittheilt im Jahre 1143, Zeugenunterschrift des Herzogs: 
HeinricQB puer dux Sazonnm. Die Münze, ein sehr dünner 
Denar (sogenannter Halbbrakteat), von sauberer Arbeit und fast 
in jedem Buchstaben völlig deutlich, ist eine Seltenheit ersten 
Ranges. Bisher scheint nur das im vorigen Jahrhandert in 
den Origines Ouelficae ed. D. Scheidius, Hannover 1752, Taf. 
XVI, 1 besprochene und abgebildete Exemplar bekannt, dessen 
jetziger Aufbewahrungsort unbekannt ist. Wahrscheinlich ist 
es, wenn überhaupt noch vorbanden, im Besitz des Herzogs von 
Cumberland. 




Tauberbtschofsbeim, Erzbiscbof Lupoid von Mainz 
(1200—1208). 
■ ■ 9SV0 . Ol*iVJ sitzender Erzbischof aof einem 
Bogen, in der R. Erummstab, in der L. Buch. 
Rf. BISCOFCHAGÜS ■ V Kirch engebäude, in den zwei 
Seitenportalen Kreuze (Vortragekvenze). M,. 

Dieser bereits von Dannenberg {Verhandlungen der Numift-, 
matischen Gesellschaft 1887, p. 27) besprochene und erläuterte, 
bis dahin aobekannte schöne Denar zeigt den Erzbischof wie 
anf einem Obol desselben mit dem Namen und Herzogstitel von 
WUrzburg, was auf die Manzwährung dieser Stüclie gedeutet 
wird, mit der Umschrift episcopus statt archiepiscopus, 
and bringt zum ersten mal im 13. Jahrhundert den Namen des 
Prägortes Bjscbofsheim (Tauberbischofsbeim), einer damals erz- 
bischttflich Mainzischen Stadt. Der Name ist deutlich in allen 
Buchstaben, das O sieht dem ü ähnlich, das v hat eine unten 
runde Form. 

Leiningen, Emicho IV-, (1147, f vor 1189). 

Denar geprägt in Limburg an der Hardt. JR. 

Unser schönes, aus einem angeblich in Spanien gemachten 
kleinen Fund dieser Stücke stammendes Exemplar ist genan wie 
das von Paul Joseph (Numism. Zeitschr. Wien, Vol. XVI, p. 123, 
Taf. I, 1) besprochene und zuerst richtig bestimmte. Der Denar 
ist, wie Joseph nachweist, in der Abtei Limburg an der Hardt, 
in der jetzigen bairischen Pfalz, geprägt, dessen Schirmvögte 
die Grafen von Leioingen waren. 

Böhmen. 
Über den, der böhmischen Geschichte um das Jahr 1000 
zum Theil eine ganz neue Gestalt gebenden Denarfund von . 



Die ErwerbuDgen des Königl. Manzkabinets bis 1. April 1888. 21 

Peisterwitz hat mein College Menadier bereits (Zeitschr. f. 
Numism. XV, p. 100 — 168) eine erschöpfende Arbeit geliefert 
und darin den für die Numismatik und die Geschichte neuen 
(oder doch' numismatisch bisher verkannten) Otto Bezpriem, 
Sohn des Boleslaus Chrobry als dessen Statthalter im occupirten 
Böhmen um 1003, ferner den Sobeslaus als Bruder des hei- 
ligen Adalbert und Herrn von Lubic und Mal in nachgewiesen 
und das geschichtlich völlig klare, von Historikern mit lüderlicher 
Vernachlässigung der Numismatik leider arg getrübte Bild der 
im Jahr 1006 gestorbenen „Königin^^ Emma, der in Melnik resi- 
direnden Wittwe Boleslaus' II. von Böhmen, wieder klargestellt. 

Alle drei Herrscher sind in prächtigen, grossentheils noch 
unbekannten Stücken im Denarfund von Peisterwitz vertreten und 
in Menadiers Aufsatz ausführlich beschrieben und abgebildet. — 

Ein von Hrn. Hofmarschall Grafen von Radolinski uns ge- 
schenkter Denarfund enthielt neben 'andern seltenen Stucken 
auch einen Denar von Boleslaus Chrobry von Polen mit 
BOLIZLAVS um den Kopf 1. und dem Kirchengebäude mit ver- 
wildeter Aufschrift der Adelheidsdenare auf der Rückseite. 

Hakon Jarl, König von Norwegen, 1015. 
+ AACnNE : (aacune) ICNVN : DE! Brustbild mit 
Gewand und Scepter, das oben eine Kreuzverzie- 
rung hat. 

Rf. REFEREN • M • OT • AON doppeltes Fadenkreuz, darin 
DRVX (crux). M. 6 (Denar). * 

Wie die Abbildung bei Schiwe, Norges Mynter Taf. I, 12. 
Das IDNVNDEI erklärt man (Schiwe p. 11) „in nomine dei*'. 
was ja ähnlich „in nomine domini*^ auf Denaren Bernhards von 
Sachsen und in Magdeburg vorkommt. Ist es aber nicht doch 
vielleicht möglich, mit Beziehung auf das Kreuz, das der König 
hält, an SIGNVM DE! zu denken? Ich weiss nicht, ob man 
diese Lesung schon irgendwo vorgeschlagen hat. — Die Rück- 
seite nennt uns den Namen des Monetarius REFEREN ... mit 
unerklärtem Prägeort. 



22 A. T. Sallet: 

Maria Stuart, Kikiigin toq Schottland. 
MARIA ■ DEI . GRA . SCOTORVM • REGINA BrnBtbild 
1., unten eine rahmenförmige VerzieruBg. 
Rf. + DA ■ PACEM ■ DOHINE 1561 Wappen "mit Krone 
zwischen zwei Sternen. M. 31 MiUim. Taf. III. 
Das Porträt ist von feinster AusfUhning in ganz flachem ■ 
Relief, leider ist die Nasenspitze etwas beschädigt, Ähnliche 
Rückseite von 1553, aber ganz anderer Kopf s. Cochran-Patrick, 
Becords of tbe coinage of Scotland II (1876) Taf. VI, Nr. 8, 
ähnlicher Kopf aber andere Bttckseite Taf. von 1562 ebenda 
TU, 6. Auch in dem neuesten Werk Über schottische Münzen: 
Bums, tbe coimage of Scolland (1887) ist die Münze nicht ent- - 
halten. 

Eine sehr wesentliche Bereicherung erhielt unsere H^he. 
der KreuzfahrermüDzcn, drei Silberstückc von Martine Zaccaria 
von Chios, Galeazzo Maria Sforza von Mailand and Genua, ge- 
prägt für Chios, und von Francesco Oattilusi von Lesbos; die 
beiden letzteren Bind bisher ganz unbekannt gevresen. 

Chios, Martino Zaccaria, von circa 1315—1329. 

S . ISIDOR' ■ SUI (Syi, von Chios) M ■ 3 - ^V (servus) 
D 

IMPATOR (imperatoris) und oben V ■ Der Fürst 

X 
stehend von vorn erhält vom stehenden Heiligen die 
Fahne. 
Rf. IC xa Thronender Christus. M. Matapan. 

Fast genau mit dem von Schlumberger, l'Orient latin p. 415 ' 
Taf. XllI, 31 beschriebenen und abgebildeten Stück Überein- 
stimmend, 




Die Erwerbangen des Eönigl. Münzkabinets bis 1. April 1888. 23 

Chios, Galeazzo Maria Sforza von Mailand und Genua, 

1466—1477. 

GALIA) ♦ MA ♦ SFO ♦ D ♦ lANVE 4^ Der Herzog im 
halben Leib von vorn, mit Barett und Streitkolben 
oder Scepter. 

Rf. + aONRAD' ♦ R % R ♦ Ql VITAS ♦ QHI die Burg von 
Chios darüber wachsender Adler (die Inschrift Kaiser 
Konrad's III. ist von den Münzen Genua's herüber- 
genommen). M. 572. 

Diese Münze wurde im vorigen Jahr in wie es scheint 
kleiner Anzahl in einigen Varianten gefunden, völlig Stempel- 
frisch. Ein zweites von uns, in unserer sehr reichen mit fort- 
während systematisch vermehrten Abdruckssammlung, hat die 
kleine Abweichung : GALEA) o m o SFORJA o d o IA^E und + CON- 
RAD o R o ROMAl^ o c o CHII. Schlumberger (rOrient latin 
p. 426) kennt von diesem Sforza nur zwei kleine Silbermünzen 
von Chios, ohne das Bild des Fürsten, mit Kreuz und Burg; 
auch diese kleinen Stücke sind „d'une extreme raret^'S Publi- 
cirt ist dieser neue Fund soeben von Gnecchi im 1. Heft der 
Rivista Italiana di Numismatica, Mailand 1888 p. 1 ff. unsere 
Münze ist von sehr sauberer Arbeit und schönster Prägung. 
Alle diese Münzen sind aus der Zeit von Galeazzo Maria's Herr- 
schaft über Genua 1466—1477. 




Lesbos, Francesco Gattilusi 1355—1376. 

HDOMinVS $»aTaiim der knieende Fürst 1. im 
Schuppenpanzer, kurzem ausgezacktem Waffenrock, 
behelmt, mit beiden Händen die Fahne haltend. 
Rf. +aönVS Dai «ÖIVVÄ nOS . B Gotteslamm 1. mit 
Fahne, zurückblickend. M. 3. 



24- A. V. Sallet: 

Franz Gattilusi ist der erste Herrscher von Lesbos aus 
diesem Geschlecht; bisher waren nur seltene Kupfermünzen von 
ihm bekannt und keine mit seinem Bilde. Die Zutheilung unserer 
Münze ist sicher, das einiem R ähnliche F, R, findet sich ebenso 
und auch ebenfalls als blosse Initiale des Namens auf zwei 
Kupfermünzen des Fürsten. Das B am Ende der Umschrift 
jder Rückseite ist wohl eines der vier wie ein B gestalteten 
Feuereilsen, welche in dem von den Gattilusi häufig auf ihre Münzen 
gesetzten Wappen der Palaeologen: -|j|. vorkommen. Die Gatti- 
lusi hingen mit den Palaeologen durch Verwandtschaft und 
Vasallenschaft eng zusammen. Die Münze ist sehr interessant 
als eine in der Prägung der Gattilusi bisher noch nicht ver- 
tretene Nachahmung venezianischer Stücke jener Zeit: sie ist, 
wie die Goldstücke der Gattilusi den venezianischen Zechinen, 
den venezianischen Soldini nachgebildet, einer kleinen Silber- 
münze, welche den knieenden Dogen mit Fahne und den stehen- * 
den Markuslöwen mit Fahne zeigen. Auch die Gewichte stimmen: 
Soldini von dem Dogen Giovanni Gradenigo (1355—1356) wiegen 
0,55 und 0,53, von Giovanni Delfino (1356—1361) 0,55 und 
0,52, unsere Mllnze des Francesco Gattilusi 0,5 Gr. 



Einen ungewöhnlich reichen Zuwachs erhielten unsere Re- 
naissance-Medaillen. Aus der in Köln versteigerten Sammlung 
Felix erwarben wir zwei gute Steinmodelle deutscher Medaillen 
aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und aus Privatbesitz 
gelang es mir später noch ein drittes schönes und für uns 
höchst wichtiges Steinmodell aus dem Ende des 16. Jahrhun- 
derts anzukaufen. Ich lasse die Beschreibung und Abbildung 
der drei Stücke folgen: 

Johann, Abt von Kaisersheim in Baiern, um 1530. 

lOHANNES ABBAS C/KSARIENSIS • LVI (d. h. 56 Jahr 
alt) Brustbild des Abtes r. mit Barett. 

Kelheimer Stein 41 Mill. Taf. U. 



Die Erwerbungen des Eönigl. Mflnzkabinets bis 1. April 1888. 25 

Von guter Arbeit; dies war unter den im allgemeinen nicht 
sehr vorzüglichen Stein- und Holzmödellen (ausser dem schönen, 
aber hässlich gefärbten Johann Geuder, Auctionscatalog Felit 
Nr. 898) wohl das beste Stück der Sammlung Felix, dfe Arbeit 
ist etwas derb, aber recht charaktervoll. 

G. Reu. 1521. 
GE : REV : ANNO AETATIS SVE DECIMO SEPTIMO 
Brustbild im Hut 1. 
Rf. SVSTINE . ET • ABSTINE • ANEXOYKAI XOY, unten 
eingravirt 1521. Weibliche Figur, rückwärts ge- 
kehrt auf einem Pferde sitzend, mit beiden Händen 
ein hängendes Gefass an den Bändern haltend (oder 
einen Globus in der einen, den Zirkel auf den Globus 
haltend?). Ein nackter bärtiger Mann fällt dem 
Pferde in die Zügel und hält in der erhobenen R. 
eine kurze Gerte oder dgl. Unten liegt ein Wappen- 
schild mit Vogelkopf (Hahnenkopf?) 1. 

Kelheimer Stein, 45 Millim. Taf. II. 

Dies nicht feine, wohl unfertige, aber doch g\it gearbeitete 
Modell mit zwei Seiten und dem Kopfe des mir unbekannten 
Ge(org?) Reu (mit dem Wittenberger Drucker Georg Rhaw (und 
ähnlich), der schon 1521 druckte, hat der wohl süddeutsche, im 
Jahre 1521 erst siebzehnjährige Ge. Reu wohl nichts zu thun) 
trägt auf der Rückseite eine mir unverständliche Allegorie, die 
man vielleicht bei genauerer Durctisicht der Stiche der Elein- 
meister und ihrer Zeit finden würde. Die Inschrift ist nicht 
fertig geworden, das letzte griechische Wort sollte AHEXOY sein, 
es ist nur das XOY fertig; da wo der Anfang stehen sollte ist 
nur eine rechteckige erhöhte Stelle im Stein. 

Distelmeier, Lamprecht, kurbrandenburgischer Kanzler, 

geb. 1522 t 1588. 
. D . L AMP . DISTELMEIER • MARCH • CANC • M 65, 

Brustbild in reicher Tracht von vorn, an einer Kette 
um den Hals eine Medaille mit zwei Köpfen (Kur- 



26 A. ▼. Sallet: 

fürst Johann Georg von Brandenburg und seine 
Gemahlin Elisabeth), an einem Bande der Bing (mit 
dem kurfürstlichen Wappen). 

Kelheimer Stein, 44 Millim. Taf. IL 
Dieses vortrefflich gearbeitete Stück ist offenbar von der- 
selben Hand, welche das Medaillenmodell der Anna Welmniczis, 
Gemahlin des Berliner Juristen Johann Prwr (Prüfer) im Jahre' 
1577 geschnitten hat, wie der völlig gleiche Styl, die Form der 
Buchstaben, die Bchandlungsweise der Verzierungen des Ge- 
wandes, der Augen u. s. w. beweist. Das Modell der Medaille 
der Anna Welmniczis ist als alter Besitz im Berliner Museum, 
die Medaille dazu (silbernes Original) mit ihrem und ihres Gatten 
£ildniss, letzteres wiederum offenbar von derselben Hand, besitzt 
ebenfalls unser Museum, es ist das Exemplar, welches der 
durch seine anziehenden historischen Arbeiten und ein für da- 
malige Zeit ganz einziges Verständniss für die Geschichte der 
italienischen Medailleure ausgezeichnete J. C. W. Moehsen, Leib- 
arzt Friedrichs des Grossen, in seiner „Beschreibung einer Ber- 
linischen Medaillen-Sammlung^ etc., H, 1781, p. 481 besprochen 
und auf Taf. I, Nr. lY leidlich abgebildet hat. Der also doch 
sicher in Berlin lebende Künstler dieser Werke hat etwas Ver- 
wandtschaft mit seinem berühmten Zeitgenossen Tobias WolfT, 
ist nicht so glatt und fein, aber höchst ausdrucksvoll und 
vielleicht in glücklich energischer Auffassung dem trefflichen 
Tobias Wolff noch überlegen. Die Behandlung der Gewandung, 
namentlich des Pelzes, ist meisterhaft Der Dargestellte ist der 
berühmte Leiter der Brandenburgischen Politik, der Kanzler 
(„Marchiae Gancellarius^ steht auch auf seinem Kupferstichporträt) 
Lamprecht Distelmeier, geboren am 22. Februar 1522, ge- 
storben den 12. Oktober 1588, dessen Bemühungen Johann 
Georg hauptsächlich die Mitbelehnung mit Preussen verdankt, 
also eine für brandenburgische und deutsche Geschichte hoch- 
wichtige Persönlichkeit. 

Es giebt von Distelmeier ein gleichzeitiges, der Medaille 
ziemlich ähnliches Bildniss, einen grossen Kupferstich von Hiero- 



Die Erwerbangen des Eönigl. MQnzkabinets bis 1. April 1888. 27 

nymus Nützel (aus Nürnberg (?), lebte zu Ende des 16. Jahr- 
hunderts in Berlin, f vielleicht in Schweden, s. Andresen Nr. 9). 
Auf diesem Stich sehen wir, dass die Medaille, welche Distel- 
meier um den Hals trägt, und auf welcher wir auch schon auf 
dem Steinmodell deutlich zwei (auf dem Modell linkshin ge- 
wendete) Brustbilder mit Barett erkennen, die wohlbekannten 
Bildnisse des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg und 
seiner Gemahlin Elisabeth zeigt. Der Kupferstich ist dadurch 
von grossem Interesse, dass er uns dieses gewiss goldene „Gon- 
terfei"*, welches der Kanzler um den Hals trägt, in völliger 
Deutlichkeit, 33 Millimeter gross, giebt. Die Brustbilder des 
kurfürstlichen Paares gleichen denen der bekannten grösseren 
Medaille, weichen aber in der Umschrift ab: 

lOHAN : GEORG : D (hinter diesem D ist ein G zu 
ergänzen) MAR • BRAN : ELEC ^LIS • Brustbilder r., 
der Kurfürst im Panzer, mit Gewand und Feld- 
binde, im Barett mit Federbusch, Halskrause; das 
der Kurfürstin mit Barett und Halskrause. 
Diese Medaille, welche unzweifelhaft genau so existirte, wie 
sie der zwar recht hölzerne, aber sorgsam und liebevoll aus- 
führende Kupferstecher Nützel darstellte, scheint in keinem 
Exemplar mehr erhalten zu sein. — 

Der Ring, welchen der Kanzler auf dem Modell und dem 
Stich an einem künstlich in Windungen angeordnetem Bande, 
als Abzeichen seiner Würde (Möhsen 1. c. p. 452) um den Hals 
trägt, hat auf dem Kupferstich deutlich den grossen kurfürst- 
lichen Wappenschild mit der Aufschrift AflSMOH, Hans Georg 
Markgraf Zu BRandenburg. 

Ein auf Nützel's Stich oder vielleicht auf diesen und unser 
Medaillenmodell selbst zurückgehendes zweites Kupferstichpor- 
trät Distelmeiers, welches ebenfalls Ring und Medaille an der 
Kette zeigt, aber das Band des Ringes wohl etwas missver- 
standen hat, findet sich in karikaturähnlicher Ausführung in der 
Porträtsammlung berühmter Brandenburger: Seidel, icones et 
elogia virorum aliquot praestantium qui . . . Marchiam . . . olim 



28 A. Y. Sallet: 

juverunt etc. 1670, 1671 und in dritter Ausgabe 1751, heraus- 
gegeben von Küster, Nr. 47. Ein in den Gesichtszügen eben- 
falls der Medaille und den Kupferstichen ganz ähnliches Bildniss 
Lamprecht Distelmeiers in ähnlicher Tracht, mit Pelz und dem 
Ring am Band um den Hals (ohne die Medaille), befindet sich 
in der Nicolaikirche in Berlin (dritte, schwer zugängliche Kapelle 
rechts vom Westportal aus), auf dem grossen Familiengemälde 
des Kanzlers, welches diesen nebst seiner aus zehn Personen 
bestehenden Familie unter dem von zwei Engeln umgebenen 
Cruzifix knieend darstellt. Das Bild ist vielfach durch Über- 
schmieren ruinirt, doch sind die Köpfe meist noch recht gut; 
der Kanzler ist, wie auf der Medaille und den Stichen,, in 
höherem Lebensalter (das Bild ist ein Grabmonument) darge- 
stellt, Bart und Haar sind weiss. Dies schon von Nicolai (Be- 
schreibung Berlins 1786, Bd. H, p. 855) kurz erwähnte Bild ist 
jetzt ohne jede Beischrift, die vielleicht beim Restauriren der 
Kirche weggerissen worden, und deshalb dem Aufsichtspersonal 
der Kirche seiner Bedeutung nach unbekannt*). 

Bei der grossen Seltenheit Brandenburgischer Medaillen, 
und der noch grösseren der Medaillen-Modelle und bei dem 
hohen Interesse, das der dargestellte, in seiner Zeit hochbe- 
rühmte und um sein Vaterland hochverdiente Mann gewährt, 
ist die Erwerbung unseres Modells einer der erfreulichsten und 
wichtigsten Ankäufe, welchen die Sammlung je gemacht hat. — 

Auch einige werthvolle Medaillen erwarb unsere Sammlung^ 
eine davon ebenfalls eine Brandenburgische: 

Johann (von Küstrin) Markgraf von Brandenbürg, Bruder 

Joachims IL, 1535—1571. 

lOHANNES . D . G • MARC • BRAN • STET • POM • CAS • 
VAN . & 1569: Brustbild im Panzer r. 



]) Die Nicolaikirche enthält auch ein grosses Familienbild Christian 
Distelmeiers, Lamprechts Sohn, ebenfalls Brandenburgischen Kanzlers und' 
zwei auf Lamprecht D.'s Schwiegersohn Joh. Kötteritzsch and Tochter 
Charitas bezflgliche Bilder. 



Die Erwerbangen des Eönigl. Münzkabinets bis I.April 188S. 29 

Rf. SPES . MEA CHRIST VS SOLVS (oder Christus solus 
spes mea). Wappen mit drei Helmen. . 

. M. 31 MiUim. Taf. IL 

. Eine ähnliche Medaille, aber mit der besseren Aufschrift: 

sola spes mea Christus, und dem Brustbild von vorn besass 

unsere Sammlung bereits. Das Stück mit dem Profilbilde ist 

von äusserster Seltenheit; ich kenne nur ein zweites Exemplar 

« 

in der Sammlung meines Freundes Dannenberg. 

Kres, Christoph, 1526. 
. CRISTOF . KRES • XXXXII . lAR ALT Brustbild mit 
Gewand r. 
Rf. CRISTOFF • KRES • VOM • KRESENSTXin • M • D . 
XXVI • Panzer, Helm und Schild mit dem Wappen. 

M. 40 Millim. Taf. IL 
Christoph Eres, Nürnberger Staatsmann und Feldherr, der 
Freund Dürers, ist geboren 1484 und starb 1535. Die Medaille 
ist gleich der folgenden ein unvergleichlich schönes Original, 
ganz leicht und fein an einigen Stellen nachciselirt, von einer 
seltenen Frische der Erhaltung, und schönster Buchsbaumfarbe. 

Geuder. 
• REMEDIVM • INIVRIAE • (statt des R ein K, das 
beim Ciseliren in R zu verändern versucht worden 
ist) CONTEMPTVS Brustbild mit Gewand r. 
Rf. TRIBVLATIO • TOLERANTIA • INVIDIA • SPES vier 
allegorische Frauen, die Tribulatio das menschliche 
Herz auf dem brennenden Ambos hämmernd, die In- 
yidia zwickt es mit der Zange, der Ambos ruht auf der 
Tolerantia, hinter dem Ambos steht die Spes und 
deutet gen Himmel, von welchem Regen in das Feuer 
fällt. . M. 36V2 Millim. Taf. IL 

Der auf dieser ausserordentlich schönen, um 1530 ge- 
gossenen Medaille Dargestellte ist sicher ein Geuder, wie 
eine andere Medaille mit derselben Vorderseite und dem Geu- 
derschen Wappen auf der Rückseite beweist (ein schlechter 



30 A. T. Sallet: 

Guss in Berlin), wird aber irrig meist «Johann^ Geader ge- 
nannt, was sicher falsch ist, denn dieser, Sehn Martinas III. 
Geuder, hat auf Medaillen, mit seiner Namensumschrift dn 
ganz anderes Gesicht, eine grade Nase u. s. w. 'Auch die Be- 
zeichnung „Julius"" Geuder, welche Will (Nürnberg. Münzbelustig. 
I, p. 159, Nr. 9) giebt, ist ganz falsch, Julius Geuder ist um 
60 Jahr später (f 1594) und seine Medaillen tragen sämmtlich 
den späten Charakter jener Zeit. Der Dargestellte ist sicher, 
wie dies die Rückseite mit der „Pirckheimer'schen Allegorie", 
der von Pirkheimer zu seinem „ex libris"" gewählten Darstel- 
lung beweist, ein naher Verwandter Pirkheimer's, und wir 
müssen in ihm einen NeflFen, Schwestersohn Pirkheimer's er- 
kennen, da Pirkheimers Schwager, Martin III. (f 1532), Gemahl 
der Schwester Pirkheimers, selbst 1530 zu alt war und mit 
diesem seinem alten Gesicht auch auf zahlreichen Medaillen 
überliefert ist. Martinas Söhne sind: Johann, der oben genannte 
und anders aussehende, Sebald, Martin IV und Georg Geuder; 
für unsere Medaille bleiben also übrig Sebald , Martin IV oder 
Georg, welcher der Dargestellte ist, vermag ich vorläufig nicht 
zu entscheiden. 

Die schöne Allegorie der Rückseite, das Bücherzeichen Pirk- 
heimers, geht auf eine Zeichnung Dürers im British Museum 
zurück (Ephrussi, Alb. Dürer p. 213), welche einige Abweichungen 
in Gruppirung und Inschrift zeigt, z. B. consolatio statt spes. 
Unserer Medaille völlig gleich in Beischrift und Anordnung er- 
scheint dann die Gruppe als das Buchzeichen Pirkheimers mit 
seinem Wappen, der Birke, auf dem Ambos, auf dem schönen 
Kupferstich des Meisters I • B vom Jahr 1529 (Bartsch Nr. 30), 

Giuliano Medici fUlS. 

. IVLIANVS . MEDICES • Brustbild mit Gewand 1. 
Rf, • NEME SIS Nemesis mit Strahlenkrone 1. eilend , in 
den Händen (goldene) Schale und Zügel. 

JE. 90 Millim. Taf. III. 



Die Erwerbnngeii des KteigL. Ifftudniaiets liit t. April 1888. 31 

Die bisher TöUig unbekannte Medaille des am 26. April 
1478 bei der Verschwörung der Pazzi ermordeten Giuliano 
Medici, Lorenzens Bruder, ist ein ausgezeichnetes Werk des Nico- 
laus Plorentinus (Nicolo Porzore di Spinello, bezeichnete Me- 
daillen von ihm von 1485—1493, s. Friedländer in der Zeitschr. 
f. Numism. XI, p. 243 ff.) oder eines der vorzüglichsten seiner 
Schule angehörenden Künstler. Die Rückseite, mit der die auf 
Kunstwerken der Renaissance gewohnten Attribute (z. B. ahn- 
lieh auf Dürers Kupferstich): goldenes Gef&ss und Zügel hal- 
tenden Nemesis deutet offenbar auf das* gewaltsame tragische 
Ende des Giuliano, das die rächende Göttin herausforderte, die 
Medaille wird also um 1478 entstanden sein. Interessant ist 
die Vergleichung des im hohen Relief ausgeführten schönen 
Kopfes mit dem Gemälde unseres Museums, dem Bildniss des 
Giuliano von Sandro Botticelli. Der Künstler der Medaille fasst 
den Kopf sehr anders auf, wenn auch natürlich die Züge über- 
einstimmen, während auf der bekannten, weit geringeren Me- 
daille des Pollajuolo mit den Köpfen des Lorenzo und des 
Giuliano und der Darstellung der Mordscene (Armand I, p. 59) 
die Ähnlichkeit mit dem Bilde des Sandro Botticelli auch äusser- 
lich in Stellung und Auffassung viel grösser ist. 

Es ist mir in kurzer Zeit gelungen, unsere schöne Reihe 
der Medaillen der Mediceer des 15. Jahrhunderts um zwei her- 
vorragende Stücke zu bereichern: den Giuliano und den von 
n\ir im vorigen Band der Zeitschrift f. Numism. beschriebenen 
und abgebildeten Leo X. als Cardinal, gewiss ein seltener Glücks- 
fall für unsere schöne Sammlung, von italienischen Renaissance- 
Medaillen. 

unsere Sammlung mittelalterlicher Siegelstempel 
erhielt einige gute Bereicherungen. Das schönste Stück ist 
ein grosser Siegelstempel von Andernach aus dem 14. Jahr- 
hundert; 

+S'S€CR€TVJß*0Pn)I*7i;nD€RnKC€nSIS J KD 5 
C2{;VS2{;S die heilige Jungfrau gekrönt, von vorn, 



32 A. Y. Sallet: Die Erwerbungen d. Egl. MOnzkabineto bis 1. April 1888. 

fast in ganzer Figur, auf der R. dreithürmige Kirche, 
auf der L. das Wappen von Andernach mit zwei ge- 
kreuzten Schlttsseln. 
Siehe die Abbildung auf Tafel III. . 
Dieses Siegel (s. Endrulat, Niederrhein. Städtesiegel, 1882 
p. 24 Nr. 4 und Terwelp in den Jahrbüchern des Vereins v. 
Alterthumsfreunden im Rheinlande, Heft 75, 1883 p. 199) kommt 
zuerst an Urkunden von 1345 vor, Terwelp setzt es noch ins 
dreizehnte Jahrhundert, ich möchte es für etwas später halten. 
Der Gegenstand, welchen Maria, die Patronin .von Andernach 
(s. die Inschrift der Siegel bei Terwelp 1. c), hält, ist aber wohl 
die Kirche, nicht die Burg, wie Endrulat und Terwelp meinen. 
— Ein anderer schöner und sehr grosser Silberstempel von Ander- 
nach, welchen Endrulat im Berliner Museum vermuthet, ist nicht 
in diesem, sondern in der Charvet' sehen Sammlung gewesen und mit 
ihr 1883 in Paris versteigert worden, wie bereits in der Anmer- 
kung zu Terwelp's angeführtem Aufsatz berichtigt wird. Ob dieser 
letztere Stempel jemals dem verstorbenen Generaldirector von 
Olfers angeboten war, was Endrulat's Mittheilung vermuthen lässt, 
weiss ich nicht. Die Siegelstempelsammlung wurde erst im Jahre 
1885 dem Münzkabinet überwiesen. 

A. V. Sallet 



Der Eakwitzer Münzenfand. 



A) Allgemeines. 

Kein Münzenfund dürfte für die mittelalterliche Geschichte 
des Landes Mähren eine solche Wichtigkeit erhalten, wie der im 
südlichen Mähren bei Rakwitz, Bez. Auspitz, gemachte Fund, 
denn durch denselben erhält das in der Pfemysliden Periode 
so arme Land mehr als hundert verschiedene Stempel der ein- 
heimischen Tbeilfürsten von Olmütz, Brunn, Znaim und Jamnitz. 

Bisher kennt man vier grössere Funde mährischer Münzen; 
jenen bei Olmütz im J. 1840, bei 4000 Stück zumeist aus den 
kleinschrötigen Svatopluk bestehend, der auch im Rakwitzer 
Funde vertreten war, und die beiden kostbaren Münzen der 
Witwe Otto L Eufemia in zwei verschiedenen Stempeln ent- 
hielt; ferner den ersten Eibenschitzerfund im J. 1861 in fast 
gleicher Anzahl, der durch die Voreiligkeit des Erwerbers bis 
auf 30 Stücke durch Einschmelzen vernichtet wurde, welcher 
zumeist aus den grösseren Stempeln der Münzen Konrads von 
Brunn mit der Peterskirche bestand; dann den zweiten bei 
Hlina nächst Eibenschitz gemachten Fund aus dem J. 1865 in 
1315 Stücken, zumeist aus Münzen Konrads älteren Gepräges, 
davon 6 Stempel im Rakwitzer Funde vertreten, bestehend. 
Diese drei Funde werden an Reichhaltigkeit der Gepräge 
durch den vierten bei Rakwitz im J. 1886 gemachten Fund 
weit übertroffen, da derselbe bei circa 2400 Stücken, 2000 mäh- 
rische Prägungen aufweist und nicht weniger als 124 verschie- 
dene Haupttypen hier veröffentlicht werden können. Auch 
für die Geschichte der Babenberger und Weifen ist dieser Fund 

Z«it8ehrift Air NnmUmfttik. ZVI. 3 



34 Dr. F. Kupido: 

wichtig, da in demselben bei 400 Stück österreichisch-bayrische 
Prägungen Wiener und Regensburger Schlages vorkommen, für 
deren Alter die leicht zu bestimmenden mährischen Herzogs- 
denare gleichsam die Leitmuscheln abgeben. 

Vorerst habe ich mich an die Publikation der mährischen 
Stücke dieses Fundes als den interessanteren und leichteren 
Stoff gewagt, wobei mir gelang, beinahe jeden Stempel einem be- 
stimmten Münzherrn zuzuweisen, wobei betrelTs einiger Stücke 
die Bestimmung freilich keine unanfechtbare sein dürfte. Dieser 
Fund wurde in der Nähe der alten Landesfestung Podivin 
Sekyr Kostel nächst Auspitz bei Brunn gemacht, woselbst sich die 
Landesmünzstätte befunden haben soll (Cod. Mor. I, 152 u. 159). 

Die Existenz mährischer Herzogsmünzen wurde vor der 
Veröffentlichung der beiden Eibenschitzer Eunde namentlich von 
Seite der Prager Numismatiker und des mährischen Landes- 
historiographen Herrn Dr. Beda Dudik bestritten, weil angeblich 
bei dem Geiste der Bretislavschen Hausstatuten die Ausübung 
eines solchen Hoheitsrechtes wie es das Münzregal ist, nicht anzu- 
nehmen sei. Die Funde widersprechen jedoch diesen bei der Ge- 
schichtsforschung überhaupt nicht immer glücklichen Conclusionen, 
und hat schon der alte Adauctus Voigt den richtigen Weg 
vor 100 Jahren betreten, indem er in seinem Entwürfe zum 
V. Bande, der die mährischen Münzen, Medaillen und Jettons 
behandeln sollte, der Münzen der Herzöge Conrad und Otto 
aus dem 11. Jahrhunderte gedachte, von welchem Werke durch 
dessen Tod nur das Inhaltsverzeichniss verblieben ist. 

Wenn schon der zweite Eibenschitzer Fund Münzen von einem 
mährischen Herzoge, der niemals den Herzogsstuhl in Böhmen 
betreten hat, nämlich von Otto dem Schönen von Olmütz (f 1078), 
beherbergte und hierdurch schon die Existenz mährischer Her- 
zogsdenare erwiesen erscheint, so muss durch den Rakwitzer 
Fund jeder Zweifel darüber schwinden, denn derselbe enthält 
Münzen von Otto dem Schönen (1061—87), Boleslaus (1090), 
Otto U. (1107—25), Wenzel (1126—30) des Olmfitzer Theil- 
fürstenthums, von Udalrich (1092—1115), Spitihnev (1123—25) 



Der Rakwitzer Münzenfund. 35 

und Wratislaw III. (1125—29) des Brünner Theilfürstenthums, 
von Lutold (1092—1112) und Conrad IL (1123—28) des Znaimer 
Theilfürstenthums und endlich von der Herzogin Svatava 
(1092 — 1126) des Theilfürstenthums Jamnitz; weiters Interreg- 
numsmünzen, die unmöglich aus einer böhmischen Münzstätte 
herrühren können, indem man dieselben in diesem Falle durch 
die Münzen des Herzogs in Böhmen ersetzt hätte, ein Beweis, 
dass man nicht nur die Ausübung des Münzrechtes von Seiten 
dieser Theilfürsten in Prag duldete, sondern dieses Recht selbst 
in dem Falle der Bekriegung und Absetzung der Theilfürsten 
so weit achtete, dass man Yacanzmünzen in Ausprägung brachte, 
die nur die Namen der mährischen Landesheiligen ohne Namen 
des Landesfürsten tragen. Es hiesse demnach Eulen nach Athen 
tragen, v^enn ich auf das frühere Beweismaterial zur Be- 
kräftigung meiner schon vor 18 Jahren ausgesprochenen Be- 
hauptung über das Münzrecht der mährischen Theilfürsten zu- 
rückgreifen wollte. 

Der Fundgeschichte in Rakwitz kann eine gewisse Roman- 
tik nicht abgesprochen werden, die diesen Fund wahrscheinlich 
zur vollständigen Zersplitterung gebracht hätte, würde derselben 
nicht durch die Erv^erbung des Stockes in einer Hand ein 
Ende gemacht worden sein. Eine kurze Zeitungsnotiz in mäh- 
rischen Blättern blieb unbeachtet und so erfuhr die wissenschaft- 
liche Welt erst spät von diesem Ereignisse, von welcher ich 
durch die Güte des Herrn Schierl, Lehrer in Auspitz, erst ein 
Jahr später nachstehendes in Erfahrung gebracht habe. 

Es war am Charfreitag des Jahres 1886, als der Grundbe- 
sitzer Filipek aus Rakwitz, einem Dorf im Anspitzer Gerichtsbezirke, 
zum wiederholten Male auf einer demselben gehörigen neu zuge- 
theilten Gemeindeparzelle ackerte; da warf die Pflugschaar 
einen schwärzlichen unglasirten Topf, ähnlich einem Blumentopfe, 
der in der Mitte eine Reihe kleiner Löcher hatte aus, welcher 
bei 2400 stark mit Grünspan dunkler Gattung überzogene kleine 
Silberbleche enthielt, die bei der Zertrümmeiiing des Topfes 

herausfielen. Hr. Schierl, welchem die Münzen kurze Zeit nach 

3» 



36 t>r. F. Kupido: 

dem Fundtage in die Hände kamen, unterschied bereits zwei 
Hauptserien „böhmisch-mährische Gepräge" und „unbekannte von 
sonderlichem Aussehen". Die erste Serie hat eine Grösse von 
14 — 18 cm und weist zumeist deutliche Umschriften auf; die 
zweite besteht aus Münzen in einer Grösse bis 24 cm gehend 
mit verwirrten Legenden und sonderlichen Darstellungen. Auch 
einige ungarische Denare und Obolen von Stephan d. Heil, und 
Coloman waren vertreten. 

Da die mährischen Prägungen von Wratislaw U. als Herzog 
von Olmütz an bis Conrad II. von Znaim, daher vom Jahre 
1055—1126 sonach durch 71 Jahre gehen, so müssen die öster- 
reichisch - bayrischen Prägungen in dieselbe Periode gesetzt 
werden. 

Die Systematisirung und Entzifferung der mährischen Stücke 
ist aus dem Grunde leichter, weil die Mehrzahl deutliche Buch- 
staben in den Aufschriften zeigt, welche freilich durch Versetzung 
oder Stellung der Buchstaben sehr oft irreführen, so dass erst 
nach vielem Vergleichen verschiedener Stempel desselben Haupt- 
typus zu einem befriedigenden Resultate gekommen werden kann. 

Was die weiteren Schicksale dieses Fundes betrifft, so nahm 
Herr Schierl zuerst eine Auswahl von circa 300 Stück vor, von 
welchen 1 50 Stück in das königl. Museum nach Prag wanderten, 
darunter 87 verschiedene mährische Stempel, bei welcher Aus- 
wahl Hrn. Schierl mehrere Unica und Stempel, die nur in 
wenigen Stücken vertreten waren, entgingen, weil der Grünspan 
die Prägungen undeutlich machte, welcher erst später durch das 
bekannte Auskochen mit Weinstein beseitigt wurde. Nachdem 
noch später etwa hundert Stücke verzettelt worden sein dürften, 
kam der Hauptstock, noch immer über 2000 Stück zählend, in 
den Besitz des am 21. Oktober d. J. verstorbenen Herrn Klemens 
Reichsgrafen von Westphalen, Generalbevollmächtigten Sr. Durch- 
laucht des regierenden Fürsten von und zu Liechtenstein und 
von da an Herrn Prof. Dr. A. Luschin von Ebengreuth in Graz 
behufs wissenschaftlicher Bearbeitung. 

Ich selbst erhielt zu spät Nachricht von diesem Funde, be- 



Der Rakwitzer Münzenfund. 37 

treffs welchen ich mich in Wien, bei der Zeitungs-Redaktion 
der N. Fr. Presse, welche die Fundnotiz zuerst brachte, erkun- 
digte, so dass meine an den Erwerber wegen Gestattung der 
Publikation gestellte Bitte unter Hinweisung an die bereits er- 
folgte Abtretung nicht erfüllt werden konnte. Der genannte 
Herr Graf war jedoch so liebenswüi^dig, mir im Juli 1886 ein 
ausführliches Schreiben über die Beschaffenheit der Münzstücke 
mit drei Exemplaren, die beim Verpacken zurückgeblieben waren, 
zu senden, welche Stücke ich in der Wiener numismatischen 
Zeitschrift, 18. Jahrg. 2. Halbjahr, veröffentlichte, wobei eine 
Bretislav-Münze in Folge schlechter Erhaltung irrig als Conrad 
von Brunn gelesen wurde, welchen Irrthum ich hiermit einbe- 
kenne. Da ich nach dieser Nachricht den Fund in guten Händen 
wusste und von der früheren Zersplitterung nichts erfuhr, so 
kümmerte ich mich nicht mehr um denselben, dessen Publikation 
durch Herrn Dr. v. Luschin mit Interesse entgegensehend. 

Ich war demnach nicht wenig erstaunt, aus den Prager 
„Pamätky archol. a mist.*' zwei Tafeln mit Münzabbildungen aus 
diesem Funde zu erhalten, worauf ich auch die bezüglichen 
Hefte mir einschicken Hess. Jetzt ersah ich freilich, dass ein 
Theil des Fundes in verschiedene Hände gewandert sei und dass 
noch von demselben etwas zu erwerben möglich sein dürfte. 
Meine Bemühungen waren erfolgreich, denn ich erhielt durch 
die Güte des Herrn Schierl noch nach Ablauf eines Jahres 112 
Fundmünzen, von welchen 75 Stück auf die mährischen Denare 
mit 47 verschiedenen Haupttypen entfielen. Da ich die im Prager 
Museum nicht befindlichen und daher in den Pamät. nicht ver- 
öffentlichten Stücke des Fundes durch die Güte des Herrn Dr. 
V. Luschin in Abdruck und Zeichnung erhielt und noch in der Lage 
war bei meiner Anwesenheit in Prag in diesem Jahre einige 
mir, dem Museum und Dr. v. Luschin fehlende Stempel aus der 
Sammlung des Herrn Ingenieurs E. Fiala beschreiben zu können, 
so scheint es mir so ziemlich gelungen zu sein, alle bisher be- 
kannten Hauptstempel dieses interessanten Fundes hier ver- 
öffentlichen zu können, wenn nicht wieder neue Fundstücke an 



38 Dr. F. Kupido: 

dem Fundorte nachträglich zum Vorschein kommen, was schon 
einmal eingetreten ist, von welcher Nachlese ich den Conrad 11. 
Nr. 121 erwarb, in welchem Falle ein Nachtrag freilich nicht zu 
vermeiden wäre. Ich habe diese Arbeit mit der Hoffnung be- 
endigt, dass auch Herr Dr. v. Luschin zu denselben Ergebnissen 
kommen wird, dessen Publikation ich nur betreffs des ersten 
Theiles, bis Otto I. den Schönen gehend, mitbenutzen konnte. 

Da bei den verschiedenen Erwerbungen, ausser dem Haupt- 
stocke der noch beisammen ist, fast alle Stücke nach Prag, 
einige sogar nach Petersburg wanderten und die einheimischen 
öffentlichen Sammlungen dabei übergangen wurden, so habe ich 
mich veranlasst gefunden, schon jetzt mit meinen Doubletten 
das Frauzens-Museum in Brunn und das Olmützer Stadtmuseum 
schenkungsweise zu bedenken. Zweifelsohne wird seiner Zeit 
von Seite des Rechtsnachfolgers des Herrn R-Grafen von West- 
phalen, Seine Durchlaucht dem regierenden Herrn Fürsten Job. 
von und zu Liechtenstein nicht verabsäumt werden, in gross- 
müthiger Weise die öffentlichen Sammlungen des Landes und 
das kaiserl. Mtinzkabinet in Wien mit diesen wichtigen Denk- 
mälern der mährischen Geschichte zu betheilen. 

Die mährischen Denare zeigen zum Theile neue, in der 
numismatischen Welt gänzlich unbekannte Münzherren wie üdal- 
rich, Spitihnev und Wratislaw IH. von Brunn, Otto H., Wenzel 
und Heinrich von Olmtitz, Lutold und Konrad IL von Znaim 
endlich Svatava von Jamnitz; weiter zeigen dieselben, dass 
auch jene Fürsten, welche den böhmischen Herzogsthron be- 
stiegen, wenn sie früher Theilfürsten in Mähren waren, für ihr 
mährisches Thcilfürstcnthum Münzen schlugen, wie Wratislaw H. 
für den Brünner und Olmützer Antheil, Konrad für den Brünner 
und Znaimer Antheil, und dass bei Vertreibungen eines Fürsten 
aus seinem Antheil für denselben oder dessen Kinder Interims- 
münzen geschlagen wurden, nämlich mit den Namen des heil. 
Petrus und Johannes für Brunn, und mit dem Namen des heil. 
Nicolaus für Znaim. Auch Vormundschaftsmünzen kommen mit 
dem Namen des Vormundes und der Mündel vor, was früher be- 



Der Rakwitzer Münzenfund. 39 

zweifelt wurde. Die Olmützer Münzen zeigen zum Theile ein so 
ähnliches Gepräge mit den Brünner Mfinzen, dass angenommen 
werden muss, es sei in Podivin auch für den Olmützer Antheil 
geschlagen worden. 

Dieser kleine Bakwitzer Schatz bildete offenbar das Eigen- 
thum einer höher stehenden Person, keines Bauers, denn in der 
damaligen Zeit hatte derselbe einen Werth von beinahe 12 000 
Mark K.-W., wenn man berücksichtigt, dass im 11. Jahrhunderte 
ein gerüstetes Kriegsross 40, ein Ochse bloss 20 Denare kostete. 

Was den Zeitraum betrifft, in welchem dieser Schatz ver- 
graben worden sein dürfte, so setzen wir denselben in die Jahre 
1126—1129, demnach nach der Thronbesteigung Sobeslav, aber 
nicht aus den von Luschin angeführten Gründen, der sich für 
das Jahr 1126 entscheidet, weil die Münzen dieses Herrschers 
im Funde nur selten vertreten sind, indem wir dieses Argument 
deshalb nicht gelten lassen können, zumal wir diese Münzen 
nicht nach Prag, sondern nach Olmütz und Znaim zutheilen. 
Allerdings hat das J. 1126 eine grosse Wahrscheinlichkeit für 
sich, denn damals war Mähren in grosser Gährung, Sobeslav 
fiel mit seinem Heere ein, den Herzog Bfetislav auf Dohna ge- 
fangen setzend; aber auch im Jahr 1128 ward Eonrad IL von 
Znaim und 1129 Wratislaw JH. von Brunn, von welchem noch 
Münzen im Funde vertreten sind, von gleichem Schicksale erreicht, 
weshalb dieVergrabung vor 1129 und nach 1123 erfolgt sein musste, 
da in diesem Jahre Conrad U. auf den Znaimer Herzogsstuhl kam. 

Nachgewiesen wird durch diesen Fund, dass Bretislav II. 
für den Brünner Antheil nach Vertreibung Udalrichs Münzen 
mit seinem Namen schlagen liess, was wahrscheinlich im Jahre 1099 
nach Wiederherstellung der Burg Podivin geschah, denn zwei 
Stempel dieses Herrschers sind im Funde in mehreren hundert 
Stücken vertreten, was nicht möglich wäre, falls diese Stempel in 
Böhmen geschlagen worden wären, indem von böhmischen Münzen 
nur sehr wenige im Funde vertreten sind. Merkwürdig ist die grosse 
Anzahl der Münzen mit Österreich-bayrischem Gepräge (über 400 
Stück), was bei dem fast gänzlichen Mangel an böhmischen 



40 I>r. F. Kupido: 

Münzen nachweist, dass das südliche Mähren damals mit Oester- 
reich in einem regeren Handelsverkehre stand, als mit Böhmen. 

Die mährischen Denare können selbst wieder in zwei Gruppen 
getheilt werden; die erste hat kleinere Schrötlinge, ein erha- 
beneres aber roheres Gepräge und am Rande eine sägeartige 
Einfassung, den Zackenrand; die zweite Gruppe ist etwas grösser 
und flacher geprägt, die Conturen der Figuren sind mehr linear 
gehalten, die Köpfe von besserer Ausführung, die Umschriften 
jedoch vermöge der grösseren Fläche der Buchstaben und bei 
einer flüchtigeren Prägeweise minder deutlich. Die Buchstaben 
sind oft versetzt und verkehrt und demnach die Entzifferung 
schwieriger. Der Zackenrand verliert sich bei den späteren 
Münzen Svatopluks. Die Darstellungen auf den Münzen sind 
jenen in Böhmen ähnlich, gänzlich neu sind die bei Otto EI. und 
Conrad IL erscheinenden Fische und bei ersterem die ungari- 
sehen Pusicani. Bei einiger Übung ist es zumeist nicht schwer, 
das mährische Gepräge von dem böhmischen zu unterscheiden. 

Als Landespatrone erscheinen für Olmütz der heil. Wenzel, 
wie in Böhmen, bei Brunn jedoch der heil. Petrus, bei den 
Interimsmünzen auch mit dem heil. Johannes, bei Znaim und 
Jamnitz der heil. Nicolaus. Die Verehrung der Apostelbrüder 
Cyrill und Method muss demnach schon damals in Vergessen- 
heit gerathen sein. 

Was die österreichisch-bayrische Serie betrifft, so weise ich 
dieselbe den Herzogen Leopold IIL (1082—96) und IV. (1096 
—1137), dann den Herzogen Weif L (1071— 1101) und IL (1101 
— 20) zu, von welchen letztere gemeinschaftlich mit dem Bischöfe 
von Regensburg daselbst prägten, weshalb auch ein Stempel 
eine Bischofsgestalt zeigt. Von ungarischen Münzen waren nur 
wenige Denare von Stefan dem Heiligen und Obolen von Coloman 
(1095—1114) vertreten. 

Von dieser zweiten Serie besitze ich 21 Stempel und sind 
mir durch Abdrücke weitere 6 Haupttypen bekannt. Diese 
Münzen sind von besserem Silber als die mährischen, erscheinen 
jedoch weit roher geprägt und minder riind, auch manchmal wie 



Der Rakwitzer Münzenfimd. 41 

mit der Scheere zugeschnitten. Dieselben sind von verschiedener 
Grösse, die grössten 24 cm. Die Umschriften sind gänzlich 
confus, und gelang mir bisher nicht eine einzige ins Klare zu 
stellen. Bei vielen Münzen fehlen die Umschriften gänzlich und 
werden Schächerkreuzchen, Rosetten und Kreuzchen an Stelle von 
Buchstaben in Anwendung gebracht. Am häufigsten kommt der 
mit dem Löwen kämpfende Ritter vor, dann ein Reiter einen 
Falken haltend, weiters eine ausgestreckte Hand und zwei Hände 
mit S— S (Sanctus Stephanus), eine Vase mit zwei Vögeln, vier 
Rinder, zwei Centauren, stehender Ritter mit Fahne und Schild, 
Kirchengebäude, Köpfe und Brustbilder nach vorn und im Profil, 
eine Bischofsfigur, drei Engel, Adler, Störche, Elypsen, Räder, 
Kreuze, endlich gar ein Labarum mit zwei unter demselben 
hockenden Gefangenen nach dem Muster der Münzen Constantin 
Magn. Die VeröflFentlichung behalte ich mir vor, bis es mir 
möglich sein wird in diese sonderlichen Gebilde ein System zu 
bringen, was auch mein numismatischer College in Graz, viel- 
leicht mit mehr Glück, da er gerade in diesem Fache Specialist 
ist, versucht. 

Was meine Zutheilungen betriflFt, so weichen dieselben zum 
grossen Theile von jenen Prof. Smoliks, zum geringen Theile 
von jenen Dr. v. Luschins ab und wird es sich zeigen, ob dieser 
bei seiner Publikation der Fortsetzung des Fundberichtes mit 
meiner derselben vorangehenden Bearbeitung übereinstimmen 
wird, in welchem Falle die Ergebnisse beider für sich selbstän- 
digen Arbeiten wohl Anspruch auf Glaubwürdigkeit machen 
dürften. 

Hinsichtlich der Bezeichungen im beschreibenden Theile folge 
ich den Weisungen des genannten Numismatikers und nenne 
„rechts** und „links** objektiv, von den Figuren ausgehend; ohne 
nähere Bezeichnung versteht man die Figur in ganzer Positur 
nach vorn, ebenso den Kopf oder das Brustbild; gehaltene Gegen- 
stände werden nach der Reihenfolge von der rechten zur linken 
Hand der Figur bezeichnet; wenn ein Gegenstand ohne Bezeichnung 
gehalten wird, befindet er sich in der Rechten; eine glatte Um- 



42 Dr. F. Kupido: 

rahmung heisst Kreis, eine geperlte, Perlenkreis, ein geöflFheter 
Kreis, wenn ein Segment bis zu einem Dritttheil fehlt, sonst heisst 
er Halbbogen, ist in der Mitte eine grössere Stärke, Halbmond ; 
die gezahnte Einfassung am Rande heisst Zackenrand. Hinsicht* 
lieh der Umschriften gebrauche ich zwei Haupt- und zwei Neben- 
zeichen. Ist nämlich die Schrift von innen zu lesen, so ge- 
brauche ich das Zeichen I, ist sie von aussen zu lesen U, von links 
nach rechts ist 1, von rechts nachlinks 2 sonach: Ij, Ig, Hi, Uj. 

Die Münzen ohne Beisatz bei den Nummern besitze ich 
selbst und habe dieselben selbst gewogen, * bei der Nummer 
bedeutet, dass ich dieselben nach Luschins angefangener 
Fundsbeschreibung oder nach dessen eingeschickten Zeichnungen 
beschrieb. ** bei der Nummer bedeutet, dass ich bei der Be- 
schreibung die Tafeln der Pamät. archaeoL und bei Angabe 
des Gewichtes die Publikation des Hrn. Prof. J. Smolik benützte. 
*** bei der Nummer bedeutet Stücke, deren Abdruck und Zeich- 
nung ich der Güte des Herrn Ingenieurs E. Piala verdanke, 
die mir derselbe aus seiner Sammlung zu Gebote stellte. Auf 
die beiden Münztafeln bringe ich die von Smolik und Luschin 
noch nicht publicirten Stücke, dann jene, deren Abbildung mir 
hinsichtlich abweichender Zuweisungen wichtig zu sein schien. 

Was die Bezeichnung der Anzahl der Stücke der einzelnen 
Typen betrifft, so habe ich mich in dieser Hinsicht an die An- 
gaben der genannten Herren gehalten. 

Schliesslich erlaube ich mir, meinen Dank den geehrten 
Herren Adalbert Schierl, Dr. von Luschin und E. Fiala für ihre 
freundlichen Mittheilungen und Winke auszusprechen. 

Abkürzungen. 

Cod. Mor.: Codex diplomaticus et epistolaris, Tom. I. 
Olmütz 1836. 

Boczek: Boczek Franz. Beiträge zu Mährens Münzen 
im Mittelalter in den Mitth. der kk. mähr.-schl. Gesellschaft zur 
Beförderung des Ackerbaues etc. 1847 u. 1848. 

Cosmas: Cosmas chronica Boemorum. 



Der Bakwitzer Münzenfund. 43 

Reg.: Erben Carl, Regesta diplomatica nee non epistola- 
ria Bohemiae et Moraviae, Tom. I. Prag 1855. 

Dudik: Dudik's allgem. Geschichte Mährens, Tom. II u. HI. 

Ber. B.: Berliner Blätter für Münz- und Siegelkunde. Tom. V, 
mit meinem Aufsatze: Die beiden Eibenschützer Funde. Berlin 
1870. 

Pamät.: Pamätk]^ archaeologickö a mistopisnö. Tom. XIII, 
Heft 7 und 8 mit dem Aufsatze Prof. Smoliks: „Nälez denäru 
ceskych a cesko-moravskych u. Rakvic". 

Voigt: Adauctus Voigt, „Beschreibung der bisher be- 
kannten böhmischen Münzen** Prag 1771. 

Dr. A. Luschin von Ebengreuth, „Der Rakwitzer Münzfund'' 
in der numismatischen Zeitschrift der numismatischen Gesell- 
schaft in Wien 18. Jahrg., 2. Heft. Wien 1886. 

W. Mon. : Wiener numismatische Monatshefte, III. Band, 
Jahrg. 1867 mit meinem Aufsatze pag. 43: Drei unedirte mäh- 
rische Münzen Bretislav H. 

Wolny. Topographie Mährens von Georg Wolny. Brunn 
1838. 

U. St.: Unbekannter Stempel. 

B) Übersicht der Fundsbeschreibung. 

I. Herzogthum OlmUtz. 
1. Wratislav U. (1055— u. 1059-1061). 

Nr. 1-8 8 St. 

Wratislav mit Bretislav II. (vor 1090). 
Nr. 9. 10 2 „ 

2. Otto der Schöne (1061-1078). 

^r. 11. iZ» lo. 14. jLü • t),, 

3. Konrad v. Brunn als Vormund der Kinder Otto L, 

Svatopluk, Otik, Bretislav u. Boleslava. 
^r. Xu. 1 f . Xo* ic/ •.•.•..••.•••• 4c,, 

i. Boleslav (1090 t 10./8. 1090). 

Nr. 20 . 1 „ 

Transport 20 St. 



44 Dr. F. Eapido: 

Transport 20 St. 
5. Svatopluk (1107-1109). 
Nr. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 
33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43 . . 23 



>' 



6. Otto IL (Otik) (1107-1110 u. 1113-1125). 
Nr. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 

56. 57. 58 15 

7. Wladislav (1120-1125) (Herzog in Böhmen 

1109, 1110—18 u. 1120-25). 
Nr. 59. 60. 61. 62 4 



2. Interregnum (1090). 
Nr. 82 1 

3. Udalrich (1092—1097 u. 1100—1115). 
Nr. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91 9 

4. Interregnum (1097—1099?). 
Nr. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98 7 

5, u. 6. BfetislavII. (nach 1097—1100, 
Herzog in Böhmeü 1092—1100). 
Nr. 99. 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106 .. . 8 



J> 



J» 



8. Sobeslav I. (1125—1126), (Herzog in Böhmen 

1125—40). 
Nr. 63. 64. 65. 66. 67 5 „ 

9. Wenzel (1126—1130). 

Nr, 68. 69. 70 3 „ 

10. Heinrich, dessen Bruder (1130—35?). 

INF. il* ( Z* io, i*Tt .«.. 4)y 

II. Herzogthum Brlinn. 
1. Conrad (1061—1092), (Herzog in Böhmen 1092 

vom 20. Juni bis 6. September). 
Nr. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81 7 



j» 



?7 



V 



» 



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Transport 106 St 



Der Mttnzenfund von Rakvitz. 45 

Transport 106 Stempel. 
7. Otto IL, Lehensverweser in Brunn als Vormund 
von Wratislav und Spitihnev, Kinder Otiks 

(1123-1125). 
Nr. 107. 108. 109 3 „ 

8. Wratislav IIL (1125—29). 
Nr. 110. 111 2 „ 

III. Herzogthum Znaim. 

1. Lutold (1092—97 u. 1100—12). 
Nr. 112. 113. 114 3 „ 

2. Interregnum (1097—99). 

Nr. 115 j „ 

3. Sobeslav als Vormund der Kinder Lutolds: 
Konrad u. Otto (1112-13). 
Nr. 116. 117. 118. 119 4 

4. Konrad IL (1123-28). 
Nr. 120. 121 2 „ 

IV. Herzogthum lamnitz. 

Svatava Witwe Wratislav II. (1092 f 1126). 
Nr. 122. 123 2 „ 

V. Anhang. Unbestimmte Herzogsmünzen. 

Nr. 124 1 

Zus. 124 Stempel. 

G) Fundbeschreibung. 

I. Herzogthum Olmiltz. 

1. Wratislav n. als Herzog von Brunn und Olmütz. 

(1055 u. 1059—1061.) 
Als Herzog in Böhmen (1061—1092), (König seit 1086). 
Alle MQnzen dieses Herrschers haben den Zackenrand. 
••• Nr. 1. HJ. Kopf über einem Throne im geöffneten Kreise. 
Rf. Brustbild nach links ein Kreuz haltend. 
HJ. WODATIZL (H,). Rf. WENCAV (Ui). 

D. 16 mm. 0,38 Gr. ü. St 1 Stück. (Taf. I, Nr. 1.) 



46 ^r, F. Kupido: 

* Nr. 2. Hf, Im geöffneten Perlenkreise ein rohes Brustbild 

zwischen Punkten. 
Rf. Geharnischter Mann eine Lanze haltend, die Linke 

in die Seite gestemmt. (Rohe Arbeit.) 
Hf. qqWuAIIIVL (IIi). Ä/. cöWENCEILV (II,). 

D. 16 mm. 0,41 bis 54 Gr. U. St. 7 Stück. (Luschin 

Nr. 1.) 

** Nr. 3. Hf. Kleiner bärtiger Kopf im Perlenkreise. 

Rf. Stehender Heiliger über einer Art Bühne, bestehend 
aus dreifachen punktirten Querbalken, unterstützt von 
3 Pfeilern. 

Hf, bN±b3CAVbS (IIi). Rf. NbVb — bVbVX (IIi) (Petrus- 
Legende? in welchem Falle diese Münze nach Brunn 
zu legen wäre). 

D. 16 mm. 0,57 Gr. (Pamdt. XIV, 38) U. St. 3 Stück. 
(Taf. I, Nr. 2.) Diese Münze wurde nach dem Kopfe, 
ähnlich Nr. 9 und mit Bezug auf den Buchstaben 9 
(statt R) Wratislaw II. zugetheilt. 

** Nr. 4. Hf. Im Perlenkreise ein Brustbild zwischen 2 auf- 
ragenden Kreuzchen. Rf. Ein bärtiger Kopf. 

Hf. 00 uAWTILV (IIa). Rf. C3Q WEHCEZLV (HO. 

D. 16 mm. 0,5—0,6 Gr. ü. St. (Luschin Nr. 4.) 
2 Stück. 

* Nr. 5. Hf. In einem geöffneten Kreise das Brustbild des 

Königs von der rechten Seite, auf dem Haupte die 
dreikugelige Krone. 

Rf. Im einfachen Kreise und denselben in zwei Stellen 
durchbrechend eine Kapelle, mit einer Hand eine in 
den Schriftraum hineingehende Fahne segnend. 

Hf. QQ WRATISLV (Hl). Rf. ooWENCEZLV (II,). 

D. 16 mm. 0,52—0,95 Gr. ü. St. (Luschin Nr. 3.) 
13 Stück. 

Diese in Böhmen häufig vorkommende, schon von A. Voigt 
beschriebene Münze ist nach Böhmen zu versetzen. 



Der Rakwitzer Münzciifund. 47 

* Nr. 6. Hf, In geöffneten Kreise des Königs Brustbild bis zum 

halben Leib, eine dreikugelige Krone auf dem Haupte 

und einen Kreuzstab haltend. 

Rf. Im Perlenkreise ein Brustbild mit zwei Krummstäben 

(Andeutung auf Gründung des Olmützer Bisthums?). 

Hf. ^ VATqq 3S. Rf. + RVr/^ TVA. 

D. 15 mm. 0,38 Gr. U. St. (Luschln Nr. 5.) 
Diese Münze ist in Böhmen unbekannt, und wohl nach 
Olmütz zu verweisen, welches Fürstenthum Wratislav im J. 1090 
an Boleslaus verlieh. Das Brustbild des Heiligen ist freilich 
anderseits dem heil. Nicolaus auf der Münze Lutolds von Znaim 
ähnlich. 

* Nr. 7. Im geöffneten Kreise das Brustbild des Königs nach 

links, auf dem Haupte die dreikugelige Krone. 
Rf Im geöflfneten Perlenkreise ein sitzender Mann von 

der linken Seite, die Rechte segnend ausgestreckt. 
Hf SWEVOAVMVIS (IIi). Rf WEWRAZVi^a (Hi). 

D. 15 mm. 0,60 Gr. U. St. (Luschin Nr. 6.) 1 Stück. 

* Nr. 8. Hf Wie oben, bei dem Brustbilde zwei Kreuzchen, 

statt der Kugeln auf der Krone drei Kreuzchen. 
D. 15 mm. 0,45 Gr. U. St. (Luschin Nr. 7.) 1 Stück. 
Nachdem Mähren den Polen entrissen wurde, kam es wieder 
an Böhmen zurück, wurde jedoch von da an als eine politische 
Individualität anerkannt und zur Apanage der jüngeren Prinzen 
des Pfemyslidenstammes verwendet. Zuerst belehnte Udalrich 
seinen Sohn Bretislav I. mit Mähren (1021). Bfetislav ordnete 
als Herzog von Böhmen die Senioratserbfolge an, nach welcher 
der älteste Prinz des Hauses den böhmischen Herzogsstuhl zu . 
besteigen hätte. In Folge dessen wurde Spitignef H. nach Bf e- 
tislavs Tode Grossherzog von Böhmen, während dessen Brüder 
Theilfürstenthümer in Mähren angewiesen erhielten. Über das 
Rechtsverhältniss dieser Prinzen, von welcher sich jeder auf den 
Münzen DVX (nicht princeps) nannte, zu ihrem Familienoberhaupte 
in Prag wissen wir nichts näheres. Dass dieselben Münzen prägten, 
auf welchen nur ihr Name und jener des Landespatrons, welcher 



48 Dr. F. Kupido: 

in Brunn und Znaim nicht der heil. Wenzel war, sondern der 
heil. Petrus und Nicolaus, ist durch von mir im J. 1870 in den 
Berliner Blättern f. M.- u. S.-K. V. publicirten beiden Eiben- 
schitzer Funde aus den J. 1861 u. 1865 betreffs Brunn und Olmütz 
dargethan worden. 

2. Wratislav IL mit Bretislav 11. 

Die Münzen dieser Herrscher haben den Zackenrand. 
* Nr. 9. Im Perlenkreise ein kleiner bärtiger Kopf mit straffen 
in der Mitte gescheitelten Haaren (Wratislaw). 
Rf, In einem geöffneten Kreise ein bärtiger Kopf im 
linken Profile mit langem Kreuzstabe, in den Schrift- 
raum ragend. Der Stab theilt den Buchstaben B in 
1-3. 
Ilf, WR.ATCLVC (lli). i?/. I3ACZVAV aDV f (Ii). 

D. 16 mm. 0,4, 0,53, 0,573 nach Luschin 0,47— 
0,55. (Luschin Nr. 9.) 193 St. (Tafel I, Nr. 3.) 
Dr. V. Luschin veröffentlicht noch neun in den Umschriften 
abweichende Stempel. 

Diese gut gearbeitete Münze scheint die Porträts der 
beiden Fürsten zu bringen und entspricht der martialische Aus- 
druck des Kopfes dem Herzog Wratislaw als Haudegen voll- 
kommen. Von einem Theilfürstenthum, welches Bfetislaw er- 
hielt, wissen die Geschichtsquellen nichts, es ist demnach immer- 
hin möglich, dass diese Münze böhmischen Ursprunges ist und 
dieselbe die Besitznachfolge des Lieblingssohnes Wratislaws mit 
anbahnen sollte, der sich freilich undankbar genug dafür be- 
nahm. Der Umstand, dass diese Münze im Schlaner Funde häufig 
vertreten war, spricht ebenfalls für diese Annahme. 
* Nr. 10. Uf. Im Perlenkreise ein ähnlicher Kopf wie oben, 
jedoch grösser. Rf. In einem Kreise ein bärtiges 
jugendliches Brustbild in antiker Gewandung im 
rechten Profile. Hinter dem Halse ein Sternchen. 
Hf. MNdCAECVJSC f dACMES • Rf. SWCESdOFAALXEMJNVS. 
Eine nicht leicht zu enträtbselnde Legende, die einem rieb- 



Der Rakwitzer Münzenfand. 49 

tiger gestellten Urstempel nachgeschnitten sein dürfte. Ob die 
Zeichen CAECVJ als SAECVL jene CESdO als DESPOTE zu lesen 
seien, mag ebenso zweifelhaft sein als die Lesart: SVACEOPX 

123466 7 8 

SEVDLAON REM Svaceop. Seularchon Bern (?). 

123646 78 123 

D. 16 mm. 0,50—0,70 Gr. U. St. (Luschin Nr. 4.) 
8 St. (Taf. I, Nr. 4.) 

Nach den beiden Brustbildern, die mit jenem des Stempels 
Nr. 9 sehr ähnlich sind, ist zweifellos diese Münze Wratislaw IL 
zuzuweisen; freilich müsste, falls dieselbe eine Säcularmünze 
wäre, das jüngere Brustbild ebenfalls diesen Fürsten darstellen. 

3. Otto der Schöne, Herzog v. Olmütz (1061—1078.) 
Alle Münzen dieses Herrschers haben den Zackenrand. 

Nr. 11. HJ. Der Herzog von der linken Seite mit dreischlitziger 
Fahne. 
RJ, Brustbild nach rechts vor sich ein Kreuz haltend im 
geöffneten Kreise. 

///; QUO — DVX (IIi). Rf, WEMCEMSVa? (HO- 

D. 16 mm. 0,69—0,75 (nach Luschin 0,57—0,67 Gr.) 
U. St. (Luschin Nr. 33.) 28 Stücke. (Taf. I, Nr. 5.) 

Nr. 12. Der stehende Herzog mit Lanze, die Linke in die 
Seite gestemmt. 
RJ. Im geöffneten Kreise ein Brustbild nach rechts mit 
Kreuzstab. 

HJ, OTTO — OVAX RJ. coWEMCAESAA- oder 

coWENCAmSAA • 
D. 15 mm. 0,53 Gr. (Nach Luschin auch 0,53 Gr.) 
6 Stück. 

Diese Münze ist in den Berliner Bl. Tom V, pag. 129 von 
mir beschrieben worden, indem dieselbe in einem Exemplare im 
zweiten Eibenschitzer Funde vertreten war, jedoch mit der Um- 
schrift c/jWENCEIAA, dieselbe wiegt 0,73 Gr. 

Zeitoehrift ftir NamicmatUE. XVI. 4 



50 Dr. F. Kupido: 

Ein ähnlicher Stempel mit *OTTOD AXf (II,) un i 
SCSAAECNFVI f (Pam. XIV, Nr. 50.) 

Nr. 13. Hf. Kopf nach links mit spitzer Nase im Perlen- 
kreise. 
Rf. Geflügeltes Brustbild im Perlenkreise. 

Hf. OTTO SEBAAS DEI (10- Rf coWEMCEojLL (II,). 
D. 16 mm. 0,61 (nach Luschin 0,52— 0,71) Gr. 
daselbst vier Varietäten (Luschin Nr. 35.) 85 Stück. 
Mein Stück aus dem zweiten Eibenschitzer Funde 
hat statt D— > und wiegt 0,66 Gr. 

Der Profilkopf auf dieser Münze dürfte das Porträt dieses 
friedliebenden Fürsten darstellen, der sich durch kirchliche Stif- 
tungen und Bauten bei der Geistlichkeit sehr beliebt gemacht 
hatte. 

Nr. 14. Hf. Der Herzog am Thronsessel im geöffneten Kreise 
die dreischlitzige Fahne haltend. Rf Brustbild des 
Heiligen, in jeder Hand ein Kreuz (rohe Arbeit). 
Hf t OTTO DVX (10. Rf WEVCVESVAS. (H,) 

D. 15 mm. 0,74 u. 0,64 (nach Luschin 0,48— 0,67) Gr. 
U. St. (in 4 Var. Luschin Nr. 36.) 23 Stücke. 

**♦ N. 15 Uf Kreuz mit vier Knöpfchen in den Winkeln, 
vier Köpfe nach vorn in runder Einfassung. 
Rf Rechte Hand von der flachen Seite gesehen sammt 
Aermelansatz, darin ein Punkt in runder Einfassung. 
///. + - Aü. AX (I,). 
Rf coOPIcoVCf (I,) 

16 mm. 0,6 Gr. 2 Stck. (Pamät. XII, 6.) (Luschin 
Nr. 131.) 

Ich lege diese Münze Otto I. bei, da ich eine gleiche Münze 
aus dem zweiten Eibenschitzer Funde besitze, welche die deut- 
lichen Umschriften auf der Hf. OTTO DV — f und auf der Rf. 
coTTA t lAOlMD zeigt. 

Otto gründete mit seiner Gemahlin Eufemia das Benedik- 
tinerstift Hradisch, im J. 1078. (C!od. 182 u. 183.) 



Der Rakwitzer Münzenfund. 51 

Nach der Hradischen Chronik wurde dieser Stifter auf dem 
Friedhofe von Cemowier begraben, später aber in der Kloster- 
kirche Hradisch in einer Gruft beigesetzt, die wahrscheinlich 
durch die Hussitten zerstört wurde. Noch zeigt eine grosse 
schriftlose rechteckige Sandsteinplatte den Eingang in die Gruft 
an, welche von dem früheren Feldvicar P. Lang besehen, jedoch 
leer gefunden wurde. In der Pfarre sollen sich noch Reliquien 
der vier Gründer des Klosters (Otto, Eufemia, Swatopluc und 
Wenzel befinden). 

Dass die oben beschriebenen Münzen Otto dem Schönen 
und nicht dessen Sohn Otik zuzuschreiben sind, wurde in der 
gedachten Publikation über die beiden Eibenschitzer Funde nach- 
gewiesen, in welchem auch der seltene Stempel mit dem Kopfe 
Ottos, bedeckt mit einem Turban, und dem Arme mit einer Lanze 
in einem Stücke vertreten war. 

4. Conrad von Brunn 

als Vormund der minderj. Kinder Otto I: Swatopluk, Otik, 
Bretislaw und Boleslawa mit deren Mutter Eufemia. 

*♦ Nr. 16. HJ. Stehende Figur nach links ein Kreuz vor sich 
haltend im Perlenkreise. 

RJ. Bärtiges Brustbild zwischen zwei Punkten im ge- 
perlten Halbmonde. 

HJ. SCaETOEV + (Ui) S(vatopluc) C(onrad) BET (Bre- 
tislaw) O(tto) EV (Eufemia). RJ SVASSCTAV f SVA 
(Svatopluc) aS (Bretislaw) CT (to) AV (Eufemia). 

D. 17. Gew. 0,56 Gr. U. St. (Pamit. XIV, 56.) 
(Luschin 114.) 1 Stück. 

Nr. 17. HJ Vier ins Kreuz gestellte Köpfe innerhalb eines 
Kreuzes von vier Sceptern gebildet, paarweise gegen- 
einandergekehrt, im Perlenkreise. 

RJ. Sitzende Figur nach links mit beiden Händen ein 
langes Kreuz vor sich haltend. 



52 Dr. F. Kupido: 

Hf. SC O o MLVAVS f (D,) (Conradus). Nach Smolik 
irrig NICOLAVS). Rf, SW3T03V30 (IIa) (Svatopluc 
Otto, Eufemia Ottonis). 

D. 17, 0,57 u. 0,6 mm. U. St. (Pam&t. XIV, 28.) 
(Luschin 116.) 8 St. (Taf. I, Nr. 9.) 
Nr. 18. Wie oben die Köpfe nach vorn. Rf. wie oben, das 
Kreuz kürzer wie bei Nr. 17. 
Rf. + aaVRALAS (Ii) Conradus. Rf. + 8ATBM0ES f (Ii). 
SVAT . CON . O . E . S(ENIOR?) 

D. 18 mm. 0,59 Gr. U. St. (Pamät. XIV, 29.) 
(Luschin 117). 2 St. (Taf. I, Nr. 10.) 
*** Nr. 19. Hf. Köpfe wie bei Nr. 17 aber nach vorn. Rf Knie- 
bild mit Fahne ähnlich einem Schlüssel, neben dem 
Leib je ein Ring. 
Hf X ZVATOSSV (IIa). Rf f VAENCEILA (I,). 

D. 15 mm. 0,41 Gr. U. St. (Luschin 57.) 1 St. 
(Taf. I, Nr. 8.) 
Es ist sonderbar, dass diese Münzen von den beiden unten 
erwähnten Münzen Svatopluc und Eufemia abweichen, ungeachtet 
dieselben in den Jahren nicht weit aus einander stehen können, 
was die Vermuthung herbeiführt, dass in Mähren damals für 
Olmütz mindestens zwei Münzstätten bestanden haben mögen, 
und diese Münzen demnach in der Kostler Münzstätte Konrads, 
jene jedoch später in der Olmützer Münzstätte geprägt wurden, 
als die Vormundschaft des Herzogs Konrad schon aufgehört 
hatte, da dessen Name auf jenen zwei Münzen nicht mehr 
vorkommt. 

5. Boleslaw von Olmütz (1090, f 10./8. 1090). 

***Nr. 20. Hf Bärtiger Kopf im Perlenkreise. 

Rf Kopf über einem Throne im geöffneten Kreise. 
Hf: t WENUSLVA (II,) (Wenceslaw). 
Rf BOILLAV . + • (I2) (Boleslaus.) 

D. 15 mm. 0,35 Gr. U.St. 1 Stück. (Luschin 129.) 
(Taf.I, Nr. 11.) 



Der Rakwiizer Mttnzenfünd. 53 

In den Berliner Bl. Tom. V, pag. 149 wird aus dem ersten 
Eibenschitzer Funde eine gemeinschaftliche Münze mit Wratisr 
law IL beschrieben. Wratislaw IL gerieth nämlich mit Herzog 
Conrad und obigen Minderjährigen in Streit, besetzte Olmütz, 
vertrieb die Kinder Otto I. mit ihrer Mutter Eufemia und setzte 
seinen Erstgeborenen aus der dritten Ehe Boleslaus als Fürsten 
von Olmütz ein (1090). Nach dessen Tode kamen in Folge 
der Aussöhnung Wratislavs mit Konrad, welche der Verrath 
des Prinzen Bretislaw herbeiführte, die Prinzen wieder nach 
Olmütz zurück und blieb Herzog Conrad Vormund bis zur Gross- 
jährigkeit Svatoplucs (1095). Diese Münzen des Eibenschitzer 
Fundes zeigen auf der Hf. den gekrönten König Wratislaw, auf der 
Ä/. den Herzog Boleslaus mit Lanze. (Dudfk II, p. 448. Cod. 187.) 

6. Svatopluk, Herzog von Olmütz (1095—1107, 

Herzog in Böhmen 1107—1109). 

Sämmtliche Münzen dieses Herrschers haben den Zackenrand. 

** Nr. 21. Hf. Der auf dem Thron sitzende Herzog mit einer 
dreitheiligen Fahne ähnlich einem Schlüssel (wie bei 
Nr. 19) im geöffneten Kreise. 
RJ. Ein Arm mit Ärmel ein Kreuz haltend im Perlen- 
kreise, über welchem das Kreuz hervorragt. 
Hf, IVATOPVLX (H,). Ä/. VEMCE I LAV (II,). 

D. 16 mm. 0,48 Gr. U. St. (Pamdt. XII, 34. 
Boczek, Mitth. 1848, Nr. 1.) Luschin 38. 2 Stück. 
(Taf. I, Nr. 7.) 

Wegen der Ähnlichkeit der Fahne mit Nr. 19 wird diese 
Münze als die älteste dieses Herzogs bezeichnet werden können. 

Nr. 22. Hf, Stehender Herzog mit langem Gewände nach 
rechts vor sich ein Kreuz haltend. Rf, Sitzender 
Heiliger, in jeder Hand ein Kreuz. 
Hf lAbAV — SZVA (II,) Rf, WJUSAJAVI f (Ii) (Wences- 
laus?) 

D. 16 mm. 0,449 Gr. ü. St. (Pamät. XII, 28.) 
(Luschin 37.) 8 St. (Taf. I, Nr. 6.) 



54 I>r* F« Kupido:' 

Nr. 23. Hj. Stehender Herzog in geöffnetem Kreise mit 
Schwert. 
RJ. Rechter Arm mit Ärmel einen Speer haltend im 

Kreise. Die Spitze über den Kreis ragend. 
HJ. ZVATOPLLC (HO jR/. WENCEZLAVS (UO- 

D. 16 mm. 0,48 Gr. ü. St. (Pamät. XH, 33.) 
(Luschin 39.) 17 Stück. 

Nr. 24. HJ. Stehender Herzog mit Speer im offenen Kreise. 
RJ. Brustbild der Heiligen zwischen •> im Kreise. 
HJ SVATOPIVC (Hl). RJ VENCEZLAVS (IIi). 

D. 16 mm. 0,585 Gr. U. St. (Pamät. XII, 24.) 
(Luschin 40.) 31 Stück. 

* Nr. 25. HJ Kopf im Perlenkreise. RJ. Kopf im rechten 
Profil im Perlenhalbmonde. 
HJ IVATOPVLL (IIi). RJ WENCESLAVS. (II,\ 

D. 17 mm. 0,48—0,66 Gr. U. St. (Luschin 41.) 
6 Stück. 

Nr. 26. HJ. Salvatorkopf im Kreise, auf demselben oben, 
unten und auf beiden Seiten je drei Punkte. 
HJ, Brustbild nach rechts einen Kreuzstab schräge haltend. 
HJ SVAT0PC3DV f (Hi). RJ M3NCENTAVSSV (H). 

D. 17 mm. 0,535 Gr. U. St. (Pamät. XU, 23.) 
(Luschin 46.) 22 Stück. 

Nr 27. HJ Stehende Figur im geistlichen Gewände ein Kreuz 
und einen Spritzwedel (?) haltend. 
RJ. Kopf mit langen Haaren, rechts ein punktirter Stab, 

unten ein Spritzwedel (?). 
HJ SAV±0 - ose (10. RJ t WLR — 3CV. (ly 

D. 16 mm. 0,505 Gr. U. St. (Pamit. XII, Nr. 25.) 
(Luschin 55.) 12 Stück. 

** Nr. 28. HJ. Bärtiger Kopf mit spitzigem Hute im Perlen- 
krcise. 
RJ. Ein sich umsehendes Lamm mit Heiligenschein ein 
Kreuz haltend. 



Der Rakwitser Mttnzenfund. 55 

Hf. SVAAO — ±S0 t (10. Rf. ödWENCEZLVA {!,). 

D. 17 mm. 0,62 Gr. ü. St. (Pamät. XU, 26.) 
(Luschin 49.) 1 Stück. 
* Nr. 29. Hf. Sich umsehendes Lamm ein Kreuz haltend mit 
Heiligenschein. Rf. Brustbild des Herzogs nach 
rechts im Habit mit einer spitzen Mütze, oben mit 
einem Knopfe, einen Speer vor sich haltend. 
Hf nSVETOPVX (I,). Rf WENCEZWS (IJ. 

D. 18 mm. Gew. 0,6 Gr. (Luschin 48; bereits 
bei Boczek 1848.) 1 St. 
Nr. 30. Hf. Bärtiger Kopf nach rechts über einem viereckigen 
Throne im geöflfneten Kreise. Rf Kopf mit -der 
Bischofsmütze im Kreise. 
Hf IVATOPWC (Hl) Rf SWENCEILSAV (Ii). 

D. 16 mm. 0,445. 0,453. 0,504. 0,507. 0,511. 
0,525. 0,537 Gr. U. St. (Pamät. XH, 27.) (Luschin 
42.) 91 Stück. 
Nr. 31. Hf Brustbild mit Kappe, auf der Brust zwei Punkte, 
hinter der Schulter gehen zwei Stäbe schräg nach 
oben auseinander, im punktirten Kreise. 
Rf Stehender Heiliger nach rechts mit Kreuzstab. Ohne 

Zackenrand. 
Hf wAVTOPL . . . VX (U,). Rf AICEN ... AAS (I,). 

D. 16 mm. 0,52 Gr. U. St. (Pamät. XII, 29.) 
(Luschin 50.) 3 St. 
Nr. 32. Hf Zwei Brustbilder gegen einander gekehrt, ein 
Kreuz haltend über einem geperlten Halbmonde. 
Rf Brustbild im linken Profil mit Kappe ein Kreuz vor 

sich haltend im geperlten Halbmonde. 
///. IVATOPVCC (IIi). Rf SWENCIC1L (H,). 

D. 16 mm. 0,49. 0,523 Gr. U. St. (Pamät. XII, 
35.) (Luschin 56.) 21 St. 
Nr. 33. Hf Sitzender Herzog mit Lanze und Belehnungsbrief 
(?) über einem Halbmonde. Rf Brustbild des Hei- 
ligen im geöffneten Kreise. 



56 I>r- F« Kupido: 

Hf. ZSKTOVNUj (Hl). Rf. WENCEIAVAS (10. 

D. 15 mm. 0,535 Gr. (Boczek Mitth. 1848.) 
(Luschin 54.) 2 Stück. 
Von diesem häufigen, sicherlich mährischen Stempel wurden 
im J. 1840 über 4000 Stück bei Olmütz gefunden, in welchem 
Schatze sich auch jene zwei Unica der Fürstin Eufemia mit 
Svatopluk und Eufemia mit Otto fanden, die eine ganz gleiche 
Fabrik aufwiesen. Diese zwei kostbaren Stücke erstand ich 
aus dem Nachlasse meines genannten Lehrers in den 50er Jahren, 
dieselben gingen dann in die Sammlung des Baron Maretich 
über (Cat. Mar. 8033 und 8034), und befinden sich jetzt in einer 
Prager Sammlung. Die Beschreibung in diesem Kataloge ist 
nicht ganz genau, weshalb ich dieselbe in den Berliner Bl. V, 
pag. 137 richtig stellte. 

Nr. 34. Hf, Kopf nach links im Perlenkreise. 

Rf, Brustbild mit anliegenden Flügeln, unten in einen 
Haken ausgehend. 

HJ, ZAVTOPVLC t (Ii). RJ^ SERVVS DEI (I^). 

D. 14 mm. 0,43 Gr. U. St. (Pamät. XII, Nr. 30.) 
(Luschin 44.) 9 St. 
Nr. 35. llf. Wie oben. Rf, Wie oben. Beim Kopfe zwei 
Punkte. 
HJ, S>3±O0Vc/3OV t (II,). Ä/ SVI03WC0IVS (I,). 

D. 17 mm. 0,62. 0,63 Gr. ü. St. (Pamit. XII, 
31.) (Luschin 45.) 33 St. 
** Nr. 36. Hf, Kopf nach links im Perlenkreise. JB/. Kopf 
über einem viereckigen Throne, darin ein Punkt 
über dem geöffneten Perlenkreise. 
Hf, IVATIS8V0X (li). Rf, SMENCEICVA (Ii). 

D. 16 mm. 0,5 Gr. U. St. (Pam&t. XH, 32.) 
(Luschin 43.) 5 St. 

** Nr. 37. IIJ, Stehende Figur nach links mit Stab mit zwei 
Kugeln verziert. 
Rf, Stehender Herzog mit Lanze und Schild im Perlenkreise. 



Der Rakwitzer Münzenfund. 57 

Hf, SuVTOAVOS (nO /?/ MENCEZLVA (I,). 

Das Zeichen u schliesst sich an den Stab derartig 
an, dass derselbe zu einer Art Sense wird. 

D. 14 mm. 0,5, 0,6 Gr. U. St. (Pamät. XII, 36.) 
(Luschin Nr. 130.) 5 Stück. 

Ganz eigenthümlicher Stempel von vielleicht böhmischem Ge- 
präge, den ich diesem Herzog ungeachtet der mangelhaften Um- 
schrift zuschreibe so lange nicht die Legende vollständiger zum 
Vorschein kommt, als auf dem von Prof. Smolik abgebildeten 
und beschriebenen Stücke. 

Nr. 38. Hf. Brustbild nach rechts in dichter Gewandung, vor 
demselben ein Kreuz. 
Rf. Stehender Herzog, die Hände nicht sichtbar. 

Der Zackenrand beiderseits nur schwach sichtbar. 

D. 15 mm. 0,50. 43. 0,393 Gr. ü. St. (Pam&t. 
Xn, 38.) (Luschin 53.) 54 St. 

** Nr. 39. Ilf, Brustbild nach rechts mit Herzogshut, hinter 
demselben zwei Punkte im Perlenkreise. Rf, Brust- 
bild des Heiligen mit Kappe nach links in der Hand 
ein Kreuz im geöffneten Perlcnkreise. 

Hf, SVATOPLC (Ii). Rf. WENCEZVAS (I,). 

D. 15 mm. 0,73 Gr. ü. St. (Pam&t. XII, 40.) 
(Luschin 52.) 5 St. 

** Nr. 40. Hf. Bärtiger Kopf nach rechts im Perlenkreise. 
Rf Bärtiger Kopf von vorn im Pcrlenkreise. 

Hf SAVTOdAAV f (HO- Rf MENCEoo LVA (IJ, 

D. 16 mm. Gew. 0,50 Gr. ü. St. (Pam&t. XIV, 47.) 
(Luschin 47.) 1 St. 

** Nr. 41. Hf Brustbild mit Heiligenschein zwischen zwei 
Kreuzen im Perlenkreise. Rf Brustbild nach rechts 
mit Kappe, vor sich einen Speer haltend. Im Kreise 
rechts und links drei Punkte. Beiderseits schwacher 
Zackenrand. 



58 I>r. F. Kupido: 

Hj. SVAL + OPVA + (Ii). Ä/. WENCEZrVAS f (Ii). 

D. 17 mm. Gew. 0,60 Gr. U. St. (Pamät. XIV, 48.) 
(Luschin 51.) 1 St. 

** Nr. 42. Ilf. Kopf nach links im Perlenkreise. 

HJ. Stehender Herzog mit herabhängenden Rockärmeln 

im geöffneten Kreise. 
jR/. t ±IONVSSV (Ii) (Dionisius?) RJ, CW>VPOC± (HO 
(Svatopluc.) 

D. 17 mm. Gew. 0,45 Gr. U. St. (Pamät. XIV, 
Nr. 55.) (Luschin 126.) 1 St. 

** Nr. 43. nj. Brustbild bis zum halben Leib in Einfassung, 
über der Schulter je ein Punkt und auch ein solcher 
unten am Zackenrand. 
JB/. Der Heilige nach rechts, hinter dem Kopf ein Punkt, 
vorn f, in Einfassung. 

IIJ. t LVATOPSO (I2). Ä/. WENCEZJVS (IIi). 

D. 16 mm. Gew. 0,39— 0,59 Gr. U. St. (Luschin 58.) 
3 St. (Taf. I, Nr. 27.) 

Inwieweit unter den obigen Münzen auch solche vom böh- 
mischen Gepräge zu finden sind, ist schwer zu sagen, da fast 
keiner dieser Stempel bisher in böhmischen Funden vertreten 
war, es scheinen sonach sämmtliche Stempel mährische Prä- 
gungen zu sein und wären dieselben dem Herzog Soatoplok als 
Fürsten von Olmütz beizulegen. 

OttoIL (Otik) (1107—1110 u. 1113-1126). 

** Nr. 44. HJ. Stehender Herzog mit Speer nach rechts. 
Rf, Kopf nach links im Perlenkreise. 

UJ. 0±±ODAXX (lli). RJ. SWENCEZLASo. 

D. 17 mm. 0,7 Gr. U. St. (Pam&t. XIV, Nr, 1.) 
(Luschin 62.) 1 St. 

** Nr. 45. HJ. Roher Kopf nach links, dabei drei Punkte. 
Rf. Der Herzog mit Speer in der Linken. 



Der Bakwitzer Mttnzenfund. 59 

77/: t O . 03VXD (11,). Rf. bECES • • • S f (Ui)- 

D. 16 mm. 0,52 Gr. U. St. (Pamät. XIV, Nr. 2.) 
(Luschin 74.) 6 St. 
** Nr. 46. Hf. Kopf nach rechts über einem Throne im Perlen- 
kreise. 
Rf. Der Heilige in dicker Gewandung im geöflfneten Perlen- 
kreise. 
Hf. OTTOaVX (IIi). Rf. S3SW3N03ZJCI (II^). 

D. 16 mm. 0,68 Gr. ü. St. (PamÄt. XIV, Nr. 3.) 
(Luschin 71.) 4 St. 
** Nr. 47. ///. Kopf über einem Throne im Perlenkreise. 

Rf Sitzende Figur des Heiligen nach links mit Fahne 
und Sternchen. 
Ilf 0±±ODAXX (Hl). Rf SOWENCEI^AVS (IJ. 

D. 18 mm. 0,6 Gr. U. St. (Pamit. XIV, Nr. 4.) 
(Luschin 73.) 3 St. 
Nr. 48. Hf Kopf nach links im Perlenkreise. 
Rf. Geflügeltes Brustbild im Perlenkreise. 
Hf OJJ.ODAXX (II,). SoyVENCErrASo (I,). 

D. 17 mm. 0,64 Gr. U. St. (Pamdt. XIV, Nr. 5.) 
(Luschin 70.) 57 St. (Taf. I, Nr. 15.) 
Auf dieser Münze scheint des Herzogs Porträt abgebildet 
zu sein. Die Rückseite ist eine Nachahmung der seryns Del 
Münzen Otto L 

** Nr. 49. Hf Drei Commandostäbe mit drei Knöpfchen (Pusi- 
cani) im Perlenkreise. Rf Brustbild des Heiligen im 
linken Profile, die Hand erhoben, im Perlenkreise. 
Hf f OTTOaVX (II,). Rf SWEMCEZLVS (I,). 

D. 18 mm. 0,83 Gr. ü. St. (Pamät. XIV, Nr. 6.) 
(Luschin 76.) 2 St. (Taf. I, Nr. 14.) 
Da Otto II. zu dem ungarischen Reiche in Beziehung stand, 
so ist die Übernahme des auf ungarischen Münzen vorkommen- 
den Typus erklärlich. 

♦* Nr. 50. Hf. Brustbild nach rechts mit Schwert im Perlen- 
kreise. 



60 Dr. F. Kupido: 

J?/. Sitzender Herzog mit Speer. Beiderseits ohne Zacken- 
rand. 
Hf. f OTTO aVX (II2). Rf. f S9S VV333JAS (Ig). 

D. 16 mm. 0,72 Gr. ü. St. (Pamät. XIV, Nr. 7.) 
(Luschin 68.) 1 St. 
** Nr. 51. Hf. Salvatorkopf im Perlenkreise. Rf. Brustbild des 
Heiligen mit Kreuz und Buch. Beiderseits ohne 
Zackenrand. 
Hf t OTTO 3VX (n^). Rf SWENESAS (I^). 

D. 16 mm. 0,65 Gr. U. St. (Pamät. XIV, Nr. 8.) 
(Luschin 75.) 3 St. 
** Nr. 52. Hf Brustbild nach rechts mit Mütze und Paludamentum 
im geöffneten Perlenkreise. (Ohne Zackenrand.) 
Rf Salvatorkopf im Perlenkreise. Schwacher Zacken- 
rand. 
Hf OTO DAXb (II2). Rf f VENCEZLVAS (I^). 

D. 16 mm. 0,54 Gr. U. St. (Pam&t. XIV, Nr. 9.) 
(Luschin 64.) 5 St. 
** Nr. 53. Hf Salvatorkopf zwischen zwei Punkten im Perlen- 
kreise. 
Rf Der Herzog bis zum halben Leib nach links mit Speer 
im geöflFnetem Perlenkreise. 

^. t a T0T09. Rf t aoToaa (n,). 

D. 16 mm. 0,65 Gr. ü. St. (PamÄt. XIV, Nr. 10.) 
(Luschin 65.) 14 St. 
** Nr. 54. Hf Brustbild des Herzogs mit Lanze im Perlenkreise. 
Rf, Ein Fisch. 
Hf t OTTOaVX (11,). Rf t 0WI3 • • • (10- 

D. 16 mm. 0,58 Gr. ü. St. (Pamdt. XIV, Nr. 11.) 
(Luschin 69.) 1 St. 
Diese Münzen scheinen Olmützer Gepräge zu sein und ist 
kaum anzunehmen, dass der Buchstabe B Brunae bedeutet; 
wahrscheinlich ist derselbe ein verunglücktes D(VX), denn sonst 
müssten auch die Voimundschaftsmünzcn dieses Herzogs diesen 
Buchstaben tragen, viras nicht der Fall ist. 



Der Rak witzer Münzenfund. 61 

Die Münzen ohne Zackenrand scheinen nach 1113 geprägt 
zu sein. Den Fisch deutet Ph. Smolik auf Christus. 
*** Nr. 55. Ilf, Brustbild im linken Profile ein Kreuz vor sich 
haltend im geöffnetem Perlenkreise, 
Rf, Stehender Krieger mit Schwert und Schild einen auf- 
recht stehenden Wolf bekämpfend, unter der rechten 
Schulter zwei gekreuzte Stäbe oben mit Kugeln, alle 
in einem Perlenkreise. 
Hf. OTTO . D . X (Ii). Rf. ALZ3LAVC I (Wenceslaus) (II,). 
D. 17 mm. 0,56 Gr. U. St. (Luschin 66.) 1 St. 
(Taf. I, Nr. 12.) 
*** Nr. 56. Hf. Sitzender Herzog mit Lanze, unter den Füssen 
ein deutlicher Rhombus; alles in Perleneinfassung. 
Rf, Kopf der Heiligen zwischen zwei Kreuzen. 
Hf XA . . O . mX • (Ii). Rf f Sä- • VPC (IIi). 

D. 17 mm. 0,54 Gr. ü. St. (Luschin 77.) 1 St. 
(Taf. I, Nr. 13.) 

* Nr. 57. Hf Brustbild mit geschultertem Schwerte in der 

Rechten im Perlenkreise. Rf, Kopf nach links über 
einem Throne. 
Hf lAVH CCW8D8 f (Hi). Rf OTTO CV f (II2). 

D. 16 mm. Gew. 0,62 Gr ü. St. (Luschin 72.) 
2 St. (Taf. I, Nr. 16.) 

* Nr. 58. Hf Brustbild nach rechts ein Kreuz haltend, im 

Kreise. 
Rf Sitzender Herzog ein Schwert haltend, eine Mütze 

auf dem Kopfe. 
HJ, 0±±03V t (IIi). Rf SCSAAENCE • • V (Ii). 

D. 16 mm. Gew. 0,61 Gr. ü. St. (Luschin 67.) 

1 St. (Taf. I, Nr. 17.) 

7. Wladislaw L (1120—1125) 
(als Herzog in Böhmen 1109, 1110—18 und 1120—25). 

Die Münzen dieses Herrschers haben nur einen schwachen 
oder keinen Zackenrand. 



62 I>r- F. Kupido: 

** Nr. 59. Ilf, Brustbild mit lockigem Haare, nach rechts mit 
Fahne und Schwert. 
jR/. Brustbild des Herzogs mit Fahne (als Herzog von 

Olmütz). 
Hf, DX WnLADZAVS • X. Rf. f SD XWLADILVAS f. 

D. 16 mm. 0,68 Gr. U. St. (Pamdt. XU, Nr. 41.) 
(Luschin 74.) 74 St. 
Nr. 60. Hf. Zwei Thürme, oben Kugeln, dazwischen ein 
schlanker Thurm mit Kreuz im Perlenkreise. 
Hf. Eine Teufelsfratze mit Hörnern nach rechts im Perlen- 
kreise. Schwacher Zackenrand. 
Ilf. V.-.JvVvDv|vZ.-.L.-.V-A:S (II^). Rf. f SATA- 
HAVS oder SATAN AVS (Satanas). 

D. 16 mm. 0,63 Gr. U. St. (Pamdt. XH, Nr. 42.) 
(Luschin 85.) 4 Stück. (Taf. I, Nr. 19.) 
Dieser sonderbare Stempel giebt nicht wenig zu denken. 
Wenn man bedenkt, mit welcher List und Brutalität Wladislaw 
seinen Vetter behandelte, indem er denselben zuerst za sich 
gelockt und am 13. Juli 1110 in Ketten nach Wisegard und 
später auf Bttrglitz als Gefangenen abführen liess, so ist es nicht 
unmöglich, dass ein dem Otto H. ergebener Münzmeister aus 
Rache diesen Stempel schnitt, der von Stempel Nr. 59 so gänzlich 
abweicht. Erst im J. 1113 kam Otto IL in Freiheit und wieder 
auf den Fürstenstuhl. Da die Münze Nr. 60 des Zackenrandes 
wegen älter als die mit 59 bezeichnet sein mag, so könnte die- 
selbe vielleicht auch von Otto II. selbst geprägt worden sein 
in Folge der ausgebrochenen Zwistigkeiten mit Wladislav, sonach 
vor dessen Gefangennahme. Cosmas sagt uns von der Ursache 
dieses Zwistes nichts. Könnte dieselbe nicht vielleicht in dieser 
Münzprägung ihren Grund haben? Luschin bringt die Darstellung 
mit den schrecklichen Naturereignissen im J. 1118 und 1119 
in Zusammenhang. 
'*' Nr. 6L ^. Reiter nach links mit der Lanze einen liegenden 
Mann durchstechend. Rf. Heiliger im linken Profile 
mit Kreuz, die Bechte erhoben. 



Der Rakwitzer Münzenfund. 63 

Hf. MLADI . . . A • TZ/ W . N(CEZLAVS) (I,). 

D. 15 mm. Gew. 0,60 Gr. Bekannter böhmischer 
Herzogsstempel. (Luschin 83.) 1 St. (Taf. I, Nr. 18.) 

***Nr. 62. Ilf, Figur zum Kampfe gerüstet, mit Schwert und 
Schild, unter dem Arm: V. 

Rf, Reiter nach links. Die Inschriften verwischt. 

D. 15 mm. 0,68 Gr. (bei H. E. Fiala.) 1 St. 
(Taf. I, Nr. 20.) 

8. Sobeslav I. (1125—1126) 
(als Herzog von Böhmen 1125—40). 

Die Münzen dieses Herrschers haben keinen Zackenrand. 

Nr. 63. Hf, Jugendliches Brustbild im Paludamentum nach 

links, vor sich ein Schwert haltend, im Perlenkreise. 

Rf. Brustbild des Heiligen im Paludamentum, rechts ein 

Stern im Perlenkreise, 
Hf t ZSOBEZLAVS (Ii). Rf f SVENCEZLAVS (t). 

D. 15 mm. 0,62 Gr. U. St. (Pamdt. XIV, Nr. 13.) 
(Luschin 87.) 58 St. Luschin publicirt diesen Stempel 
mit WENCEZLAVS auf beiden Seiten. 

***Nr. 64. Desgleichen,dieUmschriftfängtjedoch hinter dem Kopfe 
der Figur an: SOBEZAVS. D. 16 mm. 0,52 Gr. 1 St. 

Nr. 65. Hf Brustbild wie oben, jedoch ein Kreuz haltend. 
Rf Kopf wie oben zwischen 2 Kreuzchen. 
Hf ES009ZVN . VS (I^). Rf SCVNCEZ AAVS f. 

D. 16 mm. Gew. 0,62 Gr. ü. St. (Luschin 89.) 1 St. 
(Taf. II, Nr. 48.) 

Nr. 66. Hl. Brustbild mit Fahne und Schild im Perlenkreise. 
Rf Jugendliches Brustbild mit Fahne und Schwert im 

linken Profile im Perlenkreise. 
Hf SOBEZAVS D f Oi). Rf WENCEZLAV (Ii). 

D. 16 mm. 0,61. 0,52. 0,72 Gr. U. St. (Pamat 
XIV, Nr. 16.) (Luschin 92.) 13 St. 
Die Verstellung ist wie bei Wladislaw L Nr. 59. 



64 I>r. F. Kupido: 

Es kommt dieser Stempel auch mit den Umschriften 

SWENDEZLAVS n VVEZC3NLAV 
und: tDVIlOEIAVS. f SAVVC-A.VPS vor. 
** Nr. 67. Hf, Der Herzog sitzend, vor sich im Schoosse ein 
Schwert quer haltend im Perlenkreise. JB/. Brustbild 
des Heiligen mit Kreuz im Perlenkreise. 

HJ, SOBEZLAVS PSYXX (Ij). RJ. t SCWZEZLAVS (Ii). 

D. 16 mm. Gew. 0,57—0,64 Gr. ü. St. (Pamdt. 
XIV, Nr. 15.) (Luschin 90.) 4 St. (Taf. U, Nr. 52.) 

Da diese Stempel in Böhmen nicht gefunden wurden, so 
därften dieselben nach Olmütz zu weisen sein. Der Stempel 
Nr. 66 wurde offenbar nach dem Stempel Wladislaus I. Nr. 59 
geschnitten oder dieser aufgefrischt und mit neuen Umschriften 
versehen, was auch dafür spricht, dass dieser Stempel mährisch 
ist. Da die Occupation Mährens durch Wladislaw nicht lange 
dauerte, so wäre diese Münze in das Jahr 1110 zu stellen. 
(Dudik II, 571. III, 27.) 

9. Wenzel von Olmütz (1126—1130.) 

** Nr. 68. Hf. Kopf nach rechts im Perlenkreis. Zackenrand. 
Rf, Ein Kirchengebäude mit zwei Seiten-Thürmen und 
Glockenthurm , welcher einen Einblick ins Innere 
gewährt 

Uf, WENQZLAVS f (I,). Rf BSCPET (II^). 

D. 16 mm. 0,63 Gr. ü. St. (Pamdt. XIV, Nr. 25.) 
(Luschin 60.) 2 St. (Taf. I, Nr. 21.) 

Die Bnckseite stellt die unausgebaute Petruskirche in Olmütz 
dar, weshalb diese Umschrift erklärlich wird. 

Die Zutheilung dieser Münze an Wenzel erscheint mir voll- 
kommen gerechtfertigt. 

** Nr. 69. HJ. Sitzender Herzog mit Fahne im geöflFneten Perlen- 
kreise. 
Rf. Brustbild im linken Profil im Paludamentum mit 
Schwert im Perlenhalbkreise. Beiderseitig Zackenrand. 



Der Rakwitser MOnzenfund. g5 

Hf. WENC . . AVS (Ii). Rf. ... ±bS (Hi). (Petrus?) 

D. 16 mm. 0,61 Gr. U. St. (Pamdt. XIV, Nr. 42.) 
(Luschin 61.) 1 St. (Taf. II, Nr. 29.) 
** Nr. 70. Hf. Der stehende Herzog mit Speer und der stehende 
Heilige mit Kreuz im Perlenkreise. 
Rf. Brustbild des Herzogs mit Kappe nach rechts mit 
zusammengerollter Fahne, im Perlenkreise. Schwacher 
Zackenrand. 
nf SC^WENCESLAVS (I^. Rf t SC^VVEEZI-AVS (I,). 

D. 16 mm. 0,66 Gr. U. St. (Pamdt. XIV, Nr. 27.) 
(Luschin 105.) 2 St. (Taf. I, Nr. 22.) 

10. Heinrich (wahrscheinlich Wenzels Bruder). 

***Nr. 71. Hf Kopf nach links in Perleneinfassung. 

Rf Brustbild ein Schwert haltend in Perleneinfassung. 
Hf t HINOaiCH (Ij). Rf t SCSAAENCLAVI (IJ. 

D. 17 mm. 0,69 u. 0,7 Gr. U. St. (Luschin 95.) 
2 St. (Taf. I, Nr. 24.) 
Nr. 72. Hf Brustbild in Perleneinfassung. Hf stehende Kinder- 
gestalt die Arme ausgestreckt, von der Rechten wie 
von der Linken zwei Perlen herabhängend, wahr- 
scheinlich zu 2 Kreuzchen gehörig. 
Hf t ICENDI . . S (Ii). Rf t S>ICn3»VS. (Ii). 

D. 17 mm. 0,55 Gr, U. St. (Luschin 125.) 1 St. 
(Taf. I, Nr. 23.) 
** Nr. 73. Hf Jugendliches linkes Profilbrustbild in Einfassung. 
Rf Das Brustbild des Heiligen ein Kreuz haltend. 
Hf (HNEN)DRICH f (I,). Rf AAENCEZfAI (I,). 

D. 16 mm. 0,65 Gr. U. St. (Pam&t. XIV, Nr. 39.) 
(Luschin 97.) 1 St. (Taf. I, Nr. 25.) 
* Nr. 74. Hf Brustbild mit Flügeln (nach Art der Servus dei- 
Mttnze Otto L) im Perlenkreise. Rf. Stehender Herzog 
mit Lanze und Schild in Kreiseinfassung. 
Hf HINQRICH (Ii). Rf SCSnASN30ZIV (I^). 

D. 17 mm. 0,65 Gr. (Lnschin96.) ISt. (Taf. I, Nr. 26.) 

Z«ittohrift far Kamianwiik. XVI. 5 



66 I>r, F. Kupido: 

Die oben beschriebenen Münzen bringen einen Herzog, 
von welchem die Geschichte nicht viel weiss. Die Umschriften 
sind so dentlich, dass nicht zn zweifeln ist, dieser Herzog müsse 
Heinrich geheissen haben. Nach der Prägeweise schlies^en sich 
diese Münzen dem Zeitgenossen Wladislaw I. an. An Heinrich 
Zdik, den zweiten Olmützer Bischof, kann wohl nicht gedacht 
werden, denn diese neuen Bischöfe werden kaum Münzen geprägt 
haben und hätten dieselben sicherlich dann den Bischof selbst 
anf die Münzen zn setzen nicht unterlassen. (Erben 114.) 

Wenzel starb im zwanzigsten Jahre am 1. März 1130 
und dürfte sonach Heinrich das Olmützer Fürstcnthum von 
1130—35 besessen haben, denn über diesen Zeitraum haben wir 
gar keine historische Nachricht von der Olmützer Regierung. 
In diesem Falle wäre demnach die Behauptung Palacky's, dass 
dieser Prinz als Kind vor Wenzel IIL starb, unrichtig. Der 
jüngste Sohn Wladislaw I. mit Richsa v. Vohburg hiess allerdings 
auch Heinrich, derselbe wurde jedoch erst 1114 geboren und 
lebte bis 1169, nachdem er im Jahre 1167 Jamnitz als Lehensgut 
bekam. Von diesem Heinrich können demnach obige Münzen mit 
Bezug auf das Alter des Fundes und die Prägeweise der Münz- 
stempel nicht herrühren. Aus diesen Münzen ist ersichtlich, 
welch wichtige Hilfswissenschaft die Numismatik für die Geschichte 
ist und wie ein Münzfund mit zwingender Sicherheit Hypothesen 
selbst der grössten Gelehrten über den Haufen wirft. So hat 
Dr. Meuadier in dem letzten Hefte dieser Zeitschrift „Über 
Funde deutscher Münzen aus dem Mittelalter" mit der Publi- 
kation der Münzen des Sobeslaus von Lubic, Bruders des heiligen 
Adalbert, ein überraschendes Licht auf die Verhältnisse in 
Böhmen im 10. Jahrhundert geworfen, indem durch den ver- 
öffentlichten Preisterwitzer Fund (bei Ohlau in Schlesien) 
315 böhmische Denare aus der Zeit der Boleslawe ans Licht 
kamen, unter welchen vier Stempel mit deutlichen Sobelaw- 
Legenden versehen waren, woraus auf eine Theilherrschaft in 
Böhmen und eine selbständige Dynastie im Norden des Herzog- 
thums unter der Dynastie der Slauiciden geschlossen werden 



Der Rakwitzer Münzenfand. 67 

kann, die erste durch die Zerstörung der Hauptburg Lubic im Jahre 
995 und den Tod der Kinder Sobebor, Spitimir, Dobrazlav, Porey 
und Cazlav (Brüder des heil. Adalbert) vom historischen Schau- 
platz abtrat, für welche Ansicht nunmehr freilich die nöthigen Beleg- 
stellen in den Geschichtsquellen gefunden werden konnten, welche 
frühere Historiker übersehen hatten. Herr E. Fiala in Prag weist 
jedoch diese Münzen einem polnischen Dynasten in Schlesien zu und 
beruft sich diesfalls auf die Umschrift LVBIZ als Lüben in Schlesien. 

II. Das Herzogthum Brllnn. 

1. Conrad, Herzog von Brunn (1061—1092), 
(Herzog v. Böhmen 1092 vom 20. Januar bis 6. September). 

Nr. 75. BJ. Brustbild im geöflfneten Kreise je mit zwei 
Kugeln abschliessend. jR/. Stehender Heiliger mit 
Kreuzstab (rohe Arbeit). 
HJ. CNVOMRAaV • (I,). RJ, SCSS3 — TRVS (I,). 

D. 16 mm. 0,56 Gr. (Luschin Nr. 18.) 1 Stück. 
*Nr. 76. HJ. gleich. Ä/. gleich. 

CHVOWQilVS (HJ. iü/. SCSS3-. TRVS (I,) (Pam&t 
XII, Nr. 13), (Berliner Bl. S. 133). 11 St. 

D. 15 mm. Durchschnittliches Gew. 0,693 Gr. Bei 
ähnlichen Stücken des Eibenschitzer Fundes in welchem 
auch der Stempel 75 ziemlich häufig vertreten war. 
*Nr. 77. HJ. Der Herzog bis zum halben Leib mit Lanze im 
Kreise, der den Kopf überragt. 
RJ Der Heilige wie bei Nr. 75. 
HJ CHOWOAQVS (U,). RJ SPE— ^ (I,). 

• D. 16 mm. 0,6 Gr. U.St. (Pamät. XU, Nr. U.) ISt. 
Nr. 78. Hf. Sitzender Herzog mit den über den Achseln empor- 
ragenden Spitzen des Lehnstuhles. RJ. Bischofskopf 
mit Mütze im Kreise. 
HJ A0I3 C03XC (I,). RJ SA1A + 3SC (I,). 

D. 16 mm. 0,68 Gr. (nach Luschin 0,56-0,58 Gr. 
Nr. 19.) 12 St 
War auch im Eibenschitzer Funde vertreten. 

5* 



68 I^r- F. Kupido: 

Nr. 79. HJ. Hohes Kreuz zwischen zwei Thürmchen und zwei 
Punkten im Perlenkreise. HJ, Dreithürmige Kirche. 
Hf. MRDACVS3D (I,). i?/. S • PE-RVS (I,). 

D. 16 mm. 0,68 Gr. (nach Luschin 0,38—0,61 Gr.) 
14 St. (Taf. II, Nr. 40.) 

Von diesem Typus mit dem grösseren Stempel (18 mm) des 
ersten Eibenschitzer Fundes mit der Umschrift C + CAQR + 3VDAS 
war im Rak witzer Funde kein Stück enthalten. (Berl. Bl. 1870 
S. 150.) 

*Nr. 80. Hf, Stehender Herzog mit Lanze im geöiOFneten Kreise. 
RJ. Kopf des Heiligen im Kreise zwischen zwei Punkten. 
HJ. v>\ETIM\P (II,). RJ c/iVVELZV± (U,). 

D. 15 mm. 0,53 Gr. (Luschin Nr. 21.) 4 St. 

Dieser Stempel war auch häufig im zweiten Eibenschitzer 
Funde vertreten, doch trugen nur 2 Stück auf der Vorderseite 
die deutliche Umschrift CONHVTVS • (II,) und V c/)bl±03 DVX 
(s. Petrus), die sich jetzt in meiner Sammlung und im Berliner 
Museum befinden, wodurch die Bestimmung möglich wurde. 
(Berl. Bl. S. 132.) 

*Nr. 81. HJ. Kleines Brustbild zwischen 2 Punkten in Perlen- 
einfassung (Zackenrand). 
RJ. Thronlehne mit 3 Kreuzchen (Zackenrand). 
HJ COAVDPTMA (I,). RJ SSWENOE EZW (I^). 

D. 15 mm. 0,46 Gr. U. St. 1 St. Mit Nr. 80 die ein- 
zigen Münzen Conrads mit Wenzeslaus, und dürften 
dieselben aus diesem Grunde vielleicht doch nachOlmütz 
zu legen sein. (Luschin 110.) (Taf. H, Nr. 28.) 

2. Interregnum (1090). 

Nr. 82. HJ Sitzender Herzog mit Speer im Halbkreise. 
RJ. Kopf mit Bischofsmütze im Kreise. 
HJ SCS . PETRVS (I,). RJ SCSIGHANNES + (I,). 

D. 16 mm. 0,585 u. 0,61 Gr. (Pam&t. XIV, 52.) 
U. St. 2 St. (Luschin 100.) (Taf. U, Nr. 34.) 



Der Rakwitzer Münzenfund. 69 

In diesem Jahre wurde Konrad von Wratislaw II. bekriegt 
und in Brunn eingeschlossen, weshalb auch die Münzstätte in 
Wratislaw's Gewalt gerathen sein dürfte, woraus erklärlich wird, 
dass auf dieser Münze nur Heiligennamen erscheinen. Diese sehr 
zierliche Münze ist offenbar älter als die etwas breiteren und 
flacher geprägten Stücke, welche mit Grund in das zweite Inter- 
regnum 1097 bis 1099 verlegt werden. 

3. Udalricus (1092— 1097 und 1100—1115). 

Sämmtliche Münzen dieses Herrschers haben den Zacken- 
rand. 

*Nr. 83. HJ, Bärtiges Brustbild im geöffneten Kreise. 

Ä/. Bartloses Brustbild mit Kreuz unter zwei Hufeisen. 
IIJ. + OLDRICVS (I,). RJ. + SCS^ETRVS (I,). 

D. 15 mm. 0,4 Gr. U. St. (Luschin 22.) 1 Stück. 
Dieses Unikat von hübscher Prägung ist Hrn. Schierl bei 
seiner Auswahl entgangen und verblieb sonach beim Hauptstocke 
des Fundes. 

**Nr. 84. Bf, Brustbild mit Kreuzstab nach rechts. Rf. Sitzender 
Herzog auf einem Throne mit Fahne. 

HJ. t svATOs — I - s (I,). RJ t orririi^i (i,). 

Zackenrand mit abgerundeten Spitzen nach aussen. 
Bundesmünze mit Svatopluk aus der Zeit dessen 
Thronbewerbung gegen Bofivoi. 

D. 17 mm. 0,52 Gr. U. St. (Pamdt. XII, 39.) 
(Luschin 59.) 2 Stück, eines bei Herrn S. Egger in Wien. 

*Nr. 85. HJ. Dreithürmiges Kirchengebäude. 
RJ. Bärtiger Kopf im Perlenkreise. 

HJ ODAL — RICVS (IIj). Rj, + SWENEZ IVAS (I,). 

D. 16 mm. 0,55 Gr. U. St. (Luschin 23.) 1 Stück. 

Nr. 86. HJ Brustbild auf einem Throne im Perlenkreise, die 
beiden Spitzen der Lehne sichtbar und schräge gegen 
den Kopf zu laufend. 
RJ. Stehender Heiliger mit Kreuz in der Rechten. 



70 Dr. F. Kupido: 

HJ. OLQ^IHOV (II,). Rf. CSPET — RAS (I J. 

D. 16 mm. 0,5 Gr. ü. St. (nach Luschin 0,53, 24.) 
5 Stück. 
*Nr. 87. Hf. Brustbild nach rechts über einem Halbkreise mit 
je zwei Kugeln verziert, eine Lanze haltend. 
Rf. Brustbild im Kreise zwischen zwei Kreuzen. 
Hf. SCS3ETRVC/) (I,). Rf + S0I3RCIVS (I,). 

D. 15 mm. 0,37—0,56 Ü. St. (Luschin 25.) 7 Stück. 
Nr. 88. Hf. Herzog geharnischt von der linken Seite mit 
Lanze im geöfiheten Kreise. 
Rf. Salvatorkopf im Kreise. 
Hf X SCSOETRVc/3 (I,). Rf SOIORCIVS (I,). 

D. 15 mm. 0,35-^0,47 Gr. U. St. (Luschin 26.) 
12 Stück. 
Nr. 89. Hf. Stehender Herzog nach links mit dreifach ge- 
schlitzter Fahne, hinter dem Kopfe ein Funkt. 
Rf. Kopf nach rechts zwischen zwei Punkten im Perlen- 
kreise. 
Hf SCSS-ER (I,). Rf SVL DCICVS + (I,). 

D. 16 mm. 0,47, 0,538, 0,53, 0,538 Gr. U. St. 42 St 
Luschin publizirt noch 9 Varianten der Legende. 
*Nr. 90. Hf. Figur nach rechts schreitend mit einem Kreuz- 
chen in der erhobenen Rechten im geöffnetem Kreise. 
Rf. Kopf nach rechts im Kreise. 
Hf + SCSOETRVS (I,). Rf + SOORCIVS (I,). 

D. 16 mm. 0,45—0,58 Gr. ü. St. (Luschm 28.) 
3 Stück. 
, *Nr. dl. Hf Geharnischter Herzog mit Lanze, die Füsse aus- 
einander in geöffnetem Kreise. 
Rf Kleiner Kopf im linken Profile über einem Throne, 
darin ein Hufeisen. 
D. Iß mm. 0,64 Gr. ü. St. (Luschin 29.) 1 Stück. 
Auch dieses Unikat entging Hrn. Schierl. 
Udalrich wurde von Bretislav im Jahre 1097 gefangen ge- 
nommen und nach Glatz abgeführt. Das erledigte Fürstenthum 



Der Rakwitzer Münzenfond. 71 

wird wohl in die Verwaltung Bretislavs übergegangen sein und 
schreiben wir. dieser Zeit bis zur Rückkehr des Fürsten Udalrich 
in sein Fürstenthum (1100) die nachfolgenden Münzen zu. 

4. Interregnum (1097—1099). 
Alle Münzen haben den Zackenrand. 

Nr. 92. HJ, Brustbild des Heiligen im geöffneten Perlenkreise 
zwischen zwei Kreuzchen. 
J?/. Brustbild des Heiligen nach rechts vor sich schräge 

ein Kreuz haltend im geöffneten Perlenkreise, 
HJ. SCSIOHANNES (I,). Rf. SCPETRVIS (I,). 

D. 18 mm. 0,48 Gr. (Pam&t. XIV, Nr. 19.) ü. St. 
(Luschin 101.) 20 Stücke. (Taf. II, Nr. 39.) 

Nr. 93. HJ. Brustbild nach rechts im Paludamentum, vor sich 
eine Lanze haltend im Kreise. 
Hf. Der Heilige mit Kreuz über dem geöffneten Kreise. 
HJ. SCS IOHANNE~S (I,). RJ SCS PETRVS (I,). 

D. 18 mm. 0,502 Gr. U. St. (Pam&t. XIV, 17.) 
(Luschin 98.) 10 St. (Taf. H, Nr. 36.) 

Nr. 94. Hf. Brustbild des Heiligen im geöffnetem Perlenkreise. 
RJ. Stehender Heiliger mit Kreuz im geöffneten Perlen- 
kreise- 
HJ SC lOHANNES (I,). HJ I c/)CSPETRVS (I,). 

D. 19 mm. 0,6 Gr. U. St. (Pam&t. XIV, 18.) 
(Luschin 99.) 7 St. (Taf. H, Nr. 38.) 

Nr. 95. HJ. Bärtiger Kopf nach rechts in Kreiseinfassung. 
RJ. Heiliger nach links eine Lanze haltend über einem 
Throne, darin ein Hufeisen nach unten gekehrt, im 
Perlenhalbkreise. 
HJ + SC SIOHANNES (I,). Rj. SCS PETRVS (I,). 

D. 19 mm. U. St. (Pamatky XIV, 20.) (Luschin 102.) 
10 Stück. (Taf. II, Nr. 31.) 

Nr. 96. HJ. Linker bartloser Kopf nach rechts im Kreise. 
RJ. Kirchengebäude mit Kreuz. 



72 !>'• F. Kupido: 

Hf. SCS lOHANNES ai) Ä/ SCS PE— TRVS (I,). 

D. 18 mm. 5,7 Gr. U. St. (Pamdtky XIV, Nr. 21.) 
(Luschin 103.) 7 St. (Taf. II, Nr. 32.) 

**Nr. 97. Brustbild im Perlenkreise. Rf. Stehender Heiliger 
nach links, ein Kreuz haltend. Hinter dem Mcken 
4 Punkte. 

Hf. SLA IICINVAOS (I,) (Wenceslaus?) WEISCEIVA+ (I,) 
(Wenceslaus?) Rohes scharfes Gepräge. 

D. 17 mm. U. St. (Pamät. XIV, 32.) (Luschin 113.) 
1 St, (Taf. II, Nr. 30.) 

Diese Münze hat ein sonderliches Gepräge und ist jener 
Svatoplucs mit dem Osterlamm ähnlich, weshalb dieselbe viel- 
leicht in Olmütz geprägt ist, etwa in der Zwischenzeit des 
Abtrittes Svatoplucs und des Regierungsantrittes Otto II. 

**Nr. 98. Hf. Salvatorkopf im Kreise, Zackenrand. Rf 4fache 
Arabeske in Gestalt einer 8 um einen Stab laufend, 
oben und unten mit einem Kreuze versehen. Links das 
Zeichen M. Zackenrand. 

Hf IHOIVA + (Johannes) Rohe Schrift. Rf ohne Schrift. 

D. 6 mm. 0,46 Gr. (Pamät. XIV, 35.) U. St. 
(Luschin 106.) 3 St. (Taf. H, Nr. 35.) 

Diese merkwürdige Münze von ganz eigenthümlicher Prä- 
gung ist zwar sicher mährisch, weicht jedoch von allen anderen 
Münzen des Fundes sonderlich ab. Wenn es überhaupt anzu- 
nehmen wäre, dass die Bischöfe von Olmütz in dieser Zeit 
Münzen geprägt hätten, was jedoch kaum zu glauben ist, so 
könnte man dieselbe noch am ehesten dem ersten Bischof 
Johann zuschreiben^). 



1) Die Reihe der Olmatzer Bischöfe, welche die Mflnzstätte Podivin bis 
zum wahrscheinlichen Fundjahre besessen hatten, sind: Johannes (1063—86), 
Wecel (1086 — 91), Andreas (1091 — 96), Heinrich (1096 — 99) und Heinrich 
(Zdik) (1126-1151). 



Der Rakwitzer Mflnzenfand. 73 

5. Bfetislaw IL, Herzog in Böhmen (1092-1100). 

Nr. 99. Hf. Bärtiger Kopf nach links im Kreise, Zacken- 
rand. Rf. Bärtiges Brustbild mit Stirnbinde im 
Paludamentum nach links mit Lanze im Kreise, über 
welchem die Lanzenspitze hervorragt. Hinter dem 
Kopfe ein Punkt. Zackenrand. 
Rf, BRACIZLAVS (II,). Rf, SWENCEZLAVS + (I,). 

D. 16 mm. 0,32-0,69 Gr. (Pam&tky VII, 22.) 
(Luschin 10.) 26 Stücke. 
Böhmisches Gepräge, da dieser Stempel in Böhmen als 
Fundstück schon lange bekannt ist. 

6. Bfetislaw IL für das Herzogthum Brunn (1099). 

Nr. 100. HJ, Kopf des Herzogs nach links mit herabhängender 
Stirnbinde über einem Throne. Im Felde hinter 
dem Halse zuweilen ein Punkt. 
Rf. Bärtiger Kopf im Perlenkreise. 
Hf. BRACIZUVS (II,). Rf SWENCEZLAVS. (I,). 

D. 16 mm. 0,9 Gr. U. St. .(Luschin 11.) 2 Stück. 

Nr. 101. Hj. Brustbild zwischen zwei Punkten. Rf Brustbild 
nach links mit Stirnbinde, vor demselben eine Lanze 
in die Schrift ragend, haltend. (Rohe Arbeit.) 

Hf +ACIZLAWc/) PAc/) (I,). Rf c/)MSCSSAVEA (U,). 
D. 16 mm. 0,45 Gr. ü. St. (Luschin 12.) 1 Stück. 
(Taf. II, Nr. 41). 

*Nr. 102. Hf Bärtiger Kopf im Perlenkreise. Rf Brustbild 
nach rechts im antiken Gewände über einem Halb- 
kreise. Von der Brust aus ragt ein Speer in die 
Schrift, hinter dem Kopfe ein Punkt. 

Hf + BRACIZLAVS (II,). Rf SILVSZICVS (I,). (Wences- 
laus.) 

D. 15 mm. 0,95 Gr. Ü.St. (Pam&tky VE, 18.) (Nach 
Luschin 13 : 0,52 bis 0,61 Gr.) U. St. 204 Stück. 



74 Dr F. Kupido: 

Nr. 103. Hf. Bärtiges Bmstbild über einem Halbmonde mit 
Kreuzstab quer in den Schriftraum ragend. Rf. Prä- 
gung wie oben bei Nr. 102. 
Hf. BKACIZVAS + (II,). Rf. SHVS ZICVS (I,). (Wen- 
ceslaus.) 

D. 15 mm. 0,53 Gr. ü. St. (Pamdtky i9.) 
(Luschin 14.) 2 Stück. 
*Nr. 104. Hf. Wie bei 103. Rf Bärtiges Brustbild, hinter dem- 
selben ragen die Spitzen eines Lehnsessels über die 
Schultern empor. 
Hf. BRACIZVAS + (II,). Rj\ + OAC VAOZCco (I,). (Wep- 
ceslaus.) 

D. 15 mm. 0,43—0,52 Gr. ü. St. (Pam4tky 
XII, 19.) (Luschin 15.) 11 Stück. 
Nr. 105. Hf Der gehamischte Herzog mit Schwert über einem 
Halbkreise. 
Rf. Brustbild im rechten Profile im Paludamentum, ein 

Kreuz vor sich haltend. 
Hf BRACIZ + AVS (I,). Rj\ SWENCKLAVS (I,). 

D. 16 mm. 0,515 u. 0,602 Gr. ü. St. (Nach 
Luschin 16: 0,48—0,65 Gr.) 335 Stück u. 24 Van- 
anten bei den Legenden. 
Diese Münze wurde nach einem stumpf erhaltenen Exem- 
plare von mir unrichtig als Conrad gelesen (Wiener numism. 
Zeitschr. 187). 
Nr. 106. Hf. Der Herzog mit Lanze und Fahne im geöfifnetem 
Kreise. 
Rf. Kopf im rechten Profile im Kreise, hinter dem Kopfe 

ein Punkt. 
HJ. BRVCZEVS (HJ. Rf BIWCIZEVAS. 

D. 15 mm. 0,4 Gr. U.St. (Nach Luschin 17: 0,42 

bis 0,65 Gr.) (Pam&tky XH, 21.) 13 Stück. 

Diese Münze wurde von mir in den Wiener numismatischen 

Monatsheften, Heft III S. 43, als eine mährische Münze bekannt 

gemacht. Dieselbe wurde bei dem Baue des neuen Müitftr- 



Der Rakwitzer Münzenfund.^ 75 

commissioDsgebäudes in Brunn im J. 1866 in 3 Exemplaren ge- 
funden. Durch diese Münze wird nunmehr sichergestellt, dass 
Bretislaw ü. fflr Mähren Münzen schlug. Solches kann nur in 
Folge der Occupation der Theilfürstenthümer Brunn im J. 1097 
und Znaim im J. 1099 geschehen sein, als üdalrich von Brunn 
und Lutold von Znaim vertrieben, und beide Fürstenthümer 
dem Bruder Bfetislaws IL, Bofiwoi zur Verwaltung übergeben 
wurden, welcher in Znaim seinen Wohnsitz nahm. (Dudik U, 
S. 504.) 

Üdalrich kehrte erst nach dem Tode Bretislaws in sein 
Fürsten thum zurück und dürften diesem Zeiträume jene Münzen 
angehören, die eine abweichende Fabrik von den anderen 
Münzen dieser Fürsten zeigen, namentlich die unter Nr. 85 
und 86 beschriebenen. 

7. Otto n., als Lehensverweser in Brunn, als Vormund 
Wratislaws und Spitignefs (1115— li20). 

*Nr. 107. Hf, Bärtiger Kopf, auf jeder Seite -Mn Pcrlenein- 
fassung. 
22/. Spitignef in einem hemdartigen Rock eine Lanze 

haltend. 
Hf. OTTO OVX (IIa). Rj\ + SPIAICNVI>VX (I,). 

D. 16 mm. 0,69 Gr. (Luschin 79.) U. St. 1 Stück. 
(Taf II, Nr. 44.) 
**Nr. 108. Hf, Kreuz mit Kugeln an den Enden, in den Winkeln 
4 Köpfe im Perlenkreise. 
Rf. Brustbild nach links, eine Kappe mit Knopf auf dem 
Haupte, eine kleine Fahne haltend, über einem 
Perlenhalbkreise. 
///. OTTO DAX + (II,). Rf. SPI>ICNEV3V . (I,). 

D 18 mm. 0,56 Gr. (Luschin 78.) (Pam&tky 
XIV, 51.) ü. St 2 Stück. (Taf. H, Nr. 46.) 
**Nr. 109. Hf. Brustbild im rechten Profile, vor sich ein Kreuz 
haltend, im geöfifheten Perlenkreise, der hinter dem 
Rücken weiter hinaufgeht. 



76 I>r. F. Kupido: 

Rf Reiter nach rechts in Perleneinfassung. 
Hf. OTTOaVX (Ig). 7?/. SPKIC • EVQVX +. 

D. 18 mm. 0,62 Gr. U. St. (Luschin 80.) (PamÄt. 
XIV, 12.) 1 St. (Taf II, Nr. 45.) 
Diese drei Münzen sind sehr merkwürdig, über deren Zu- 
theilung kann kein Zweifel sein; unaufgeklärt bleibt der Um- 
stand, dass der Name des älteren Prinzen Wratislaw fehlt. 

8. Wratislav III. (1125—29). 

Nr. 110. Hf, Ein bekleideter Arm mit Speer, dessen Spitze in 
den Schriftraum hineinragt. Auf dem Ärmel 3 Punkte, 
alles in einem Perlenkreise. Zackenrand. 
Rf, Brustbild des Erlösers im geöffneten Kreise. Zackenrand. 
Hf. CEMWVUVLL (II J, Rf CEMWVIIVLL + (II,). 

D. 18mm. 0,46-^0,72, 0,598, 0,55, 0,606 Gr. U. St 

(Pamät.XII,2.) (Luschin 2.) 31 Stück. (Taf. II, Nr. 43.) 

Smolik liest den Herzogsnamen als Wratislav und hält 

diese Münze wie Luschin für Wratislaw II. Die Fabrik ist 

jedoch von den Münzen Wratislaw's IL, gänzlich verschieden und 

weist die flache Prägung, die eigenthümlichen L und das 

schlechtere Silber auf eine spätere Zeit hin, weshalb die Zu- 

v^reisung dieser Münze an Wratislav III. gerechtfertigt erscheint. 

**Nr. 111. Hf. Brustbild zwischen zwei Punkten im Perlenkreise. 

Rf Stehender Herzog mit Kreuz im Perlenhalbmond. 

Hf AVaVIENaHVES +. Rf SOKIiZMEAVS. 

D. 18 mm. 0,47-0,73 Gr. U. St. (Luschin 107.) 
43 St. (Taf. U, Nr. 37.) 
Diese Zutheilung ist fraglich und erfolgt wegen des deut- 
scheu R, welches weder in den Namen Wenzeslaus noch Svatopluk 
enthalten ist. 

III. Das Herzogthum Znaim. 

1. Lutold (1092—97 und 1100—1112). 

Sämmtliche Münzen dieses Herrschers haben den Zackenrand. 

Nr. 112. Hf. Stehender Herzog mit Schwert über einem Halb- 
kreise mit 2 Kugeln abgeschlossen. 



Der Rak witzer Münzenfund. 77 

Rf. Brustbild mit langen Haaren, in der Mitte getheilt, 
neben demselben ein Krummstab schräg, die Krüm- 
mung nach links. 
Hf, LVTOLDVS (II,). RA SMICOAMc« (I,). 

D. 15 mm. 0,649 Gr. U.St. (Nach Luschin 0,52— 
0,73. Nr. 30.) 17 Stück. 
Luschin publicirt noch drei abweichende Legenden. 
Nr. 113. Hf. Über einem geperlten Halbbogen ein Kirchenge- 
bäude, aus welchem eine Hand mit einem Kreuze 
nach rechts vorgestreckt ist. 
/?/. Halbbogen, über einem Throne ein bärtiger Kopf, 
daneben eine Hand eine Lanze haltend, im Thron 
ein Hufeisen. 
Hf. LVTOiaVc/) (II,). Rf. oiWICIOMA (I,). 

D. 17 mm. 0,62 Gr. U. St. (Pamatky XII, 44.) 
(Luschin 31.) 1 Stück. 
Nr. 114. Hj\ Kirchengebäude wie bei 113. Rj\ Kopf auf einem 
Thron in geöffnetem Kreise. 
Hj\ LVTO l3Vcß (II,). Rj\ xNICOJVAc« (I,). 

D. 17 mm. 0,60 Gr. U. St. (Pamdtky XII, 45.) 
(Luschin 31.) 1 Stück. 

2. Interregnum (1097—99). 
Nr. 115. Hj\ Kirchengebäude wie bei Nr. 113. Rf. Kopf wie 
bei Nr. 113. 
Hf, NICOlVAAc/) (I,). Rf CA.MICIOVAA (I,). 

D. 17 mm. 0,55, 0,6 Gr. U.St. (Luschin 32.) 3 St. 
Diese Münze ist wahrscheinlich nach der Vertreibung Lutolds 
durch Bfetislaw, welcher die Verwaltung des Znaimer Viertels 
mit dem Brünner nach der Flucht Lutolds seinem Bruder 
Bofivoi übergab, der seinen Sitz in Znaim aufschlug, geprägt, 
ohne förmlich belehnt zu werden, weshalb diese Münze auf 
beiden Seiten den Namen des heil. Nicolaus trägt. Durch die 
Gleichheit der Ausführung mit dem Stempel Nr. 113 ist auch 
dargethan, dass die Münzen 112 u. 113 aus der ersten Begie- 
rungsperiode Lutolds herrühren. 



78 I)r> F- Kupido: 

3. Sobeslav als Vormund der Kinder Lutolds, Cionrad and 

Otto (1112—1113). 
*»*Nr. 116. H/, Stehender Herzog, zwischen zwei Figuren stehend, 
einen Becher erhebend, in Perlenfassnng. 
R/. Zwei sich umarmende Brustbilder in Perleneinfassung. 
///. + SOBEZLAVS DVX (I,). fi/ + WF/ICEZLAVS (I,). 
U. 16 mm. 0,56 Gr. U. St. (Luschin 91.) 2 St. 
(Taf. II, Nr. 47.) Auf die Aussöhnung SobSslay mit 
Wladislav (Dudik II, p. 623). 
***Nr.ll7. /(/*. Sitzender Herzog mit Schwert, vor ihm eine 
stehende Figur einen Becher haltend, die Linke er- 
hoben. Perlenkreis. 
/?/. Sitzender Herzog die Rechte erhoben/ rechts eine 

sich verbeugende Figur. Perleneinfassang. 
Hf, VX OBESLAVX (I,). /?/. • • NICCO (II,). 

D. 17 mm, 0,71 Gr. U. St. (Luschin 94.) 1 St. 
(Taf. II, Nr. 50.) 
Nr. 118. 11/. Reiter nach links mit geschultertem Schwerte in 
Perleneinfassung. 
Rf. Stehender Herzog mit Fahne und Schild. 
H/. CVB . . SE . . AV . + (Gubcrnator Sobeslaus), I^. 
SV . NCEZLV . 

D. 18 mm. 0,63 Gr. U. St. (Luschin 93.) 19 St 
(Taf. II, Nr. 49.) 
Nr. 119. H/. Stehender Herzog mit Lanze im Perlenkreise. 
R/. Brustbild des Heiligen mit Fahne und Erenz. 
ff/. SAV - o . 3A0JJ + VC (I,). R/. + CSZAI3 • CS (I,). 
Gr. 16 mm. Gew. 0,59 Gr. U. St. (Luschin 132.) 
1 St. (Taf. H, Nr. 51.) 

4. Conrad II. (1123—28). 
Nr. 120. Hf. Stehender Herzog, erhält von dem vor ihm stehen« 
den Heiligen ein Kreuz. 
Rf. Ein Fisch zwischen zwei Ki*euzchen in Einfusung. 
Beiderseits schwacher Zackenrand. 



Der Rakwitzer Münsenfund. 79 

Bf, SCAO H DVS (II,). Rf. f Su.lVUSDVAO (I,). 

D. 18 mm. 0,78 Gr. (Luschin 111,) U. St. 22 St. 
(Taf. II, Nr, 53.) 
Nr. 121. Hf. Brustbild des Herzogs mit kleinem Kopfe mit 
Lanze, an der Spitze ein starker Widerhaken^ die 
Spitze ragt über den Schriftraum hinaus. 
Rf, Sitzender Herzog, nach links vor dem Kopfe ein Kreuz- 
chen, daneben wahrscheinlich eine Figur. 
Hf. t SCON — A (I,). Rf t ECSIAVS (I,). 

D. 17 mm. 0,719 Gr. ü. St 1 St. (Taf, II, Nr. 54.) 
Dieses Unicum von stumpfer Erhaltung wurde erst im Herbste 
1887, an derselben Stelle wo der Fund gemacht wurde, mit 
anderen Münzen als Nachlese im Felde gefunden. Die Umschrift 
deutet zweifelhaft auf Conrad, und da die Figuren in ganzer 
Positur erst im zwölften Jahrhundert auf die Münzen kommen, 
so kann diese Münze nur Conrad IL zugeschrieben werden, 
wofür auch das schlechte Silber spricht. Die Münze 120 wird 
diesem Fürsten zugeschrieben, da sie eine grosse Ähnlichkeit 
mit den serbischen Matapanen hat und derselbe eine serbische 
Fürstentochter zur Gattin nahm. 

IV, Das Herzogthum Jamnitz. 

Svatava (Wittwe Wratislav H., 1092, f 1126). 
Nr. 122. Ilf Ein weiblicher Kopf mit Tuchbund, in zwei kurze 
Zöpfe beim Kinn ausgehend, über einem Gestelle, 
oben mit vier Kugeln versehen, mit zwei Querhölzern, 
in Perleneinfassung. 
Rf Kirchengiebel mit grossem Kreuze, an den Enden 
Kugeln. Beiderseits Zackenrand. 




Ilf t SMAISSJTVAS . (SWA DVCISSA SVAT.) 
Rf SANia . . 3MAS • (S • NIC • DOMVSV) 



80 I>r- F. Kupido: 

D. 16 mm. 0,529 Gr. Smolik hielt diese Münzen 
irrig für Svatopluk. Das Prager Exemplar wiegt 
0,45 Gr. U. S. (Pamdtky XII, 37.) (Luschin 120.) 6 St. 
Herr Fiala liest auf der Rf. NICODEMVS. Ich fand jedoch 
nirgends etwas davon, dass dieser Heilige mit Jamnitz in Be- 
ziehuDg steht. (Vide Volny U, S. 268.) 
Nr. 123. Hf. Weibliches Brustbild nach rechts über einem ähn- 
lichem Gestelle wie bei 122, ein Kreuz haltend. 
Rf. Stehender Engel, der Kopf fast einem Vogel ähnlich, 
nach rechts, ein auf einem Kirchengiebel befindliches 
Kreuz mit vier Kugeln. 
Ilf. t SA0AC3 • • . V (I,). Rf. t S . . ECco • • • (I^). 

D. 17 mm. 0,61 Gr. U. St. (Pamät. XIV, 41.) 
(Luschin 118.) 1 St. (Taf. II, Nr. 33.) 
Die Münze 122 war mir lange ein Räthsel, obgleich ich 
die Legende sofort auf diese Fürstin bezog. Der Umstand jedoch, 
dass ich den Kopf der Vorderseite wie Smolik Anfangs für einen 
bärtigen hielt, erweckte bei mir schwere Bedenken. Die Unter- 
suchung mit der Lupe, sowohl bei der Zeichnnng der Pamät. 
(XIV, Nr. 37), so wie bei meinem etwas stumpf erhaltenen 
Exemplar belehrte mich, dass hier ein Frauenkopf mit 
nonnenartiger Kopfumhüllung erscheint. Durch die Bestimmung 
dieser Münze war auch jene der Nr. 123 leicht, indem sich diese 
Münzen in der Prägung und Darstellung sehr ähnlich sind. 

Über die Verleihung des Wittwensitzes an Svatava schweigen 
die Quellen, nur giebt üosmas eine Andeutung beim J. 1123, indem 
er von vier fürstlichen Antheilen spricht: Znaim, Brunn und Olmütz, 
und wird der Brünner Udalrich tetrarcha genannt. Dudik schliesst 
demnach daraus, dass dieser vierte Antheil (Jamnitz oder Lunden- 
burg) dieser Königin- Wittwe zugewiesen wurde. (Dudik m, S. 17.) 
Die Münze Nr. 122 beweist nun, dass dieser Antheil 
Jamnitz und nicht Lundenburg war, indem der Name des heil. 
Nicolaus auf einen Znaim nahen Ort hinweist, Lundenburg aber 
sicher eher nach Brunn gravitirte und demnach den heil. Petrus 
als Patron übernommen hätte. 



Der Rakwitzer Mflnzenfund. 31 

V. Anhang. 

Unbestimmte Herzogsmünze. 

'^ Nr. 124. HJ, Stehender Herzog im geöffneten Perlenkreise. 

Rf. Kopf nach links im Perlenkreise. Beiderseitig Zacken- 
rand. 

HJ, t IXDA3W0ARII (Ii). RJ. RZAHAOIAHDAN f (I,). 

D. 17 mm. 2,24 Gr. Luschin 112. U. St. 4 St. 
Vielleicht Bfectislav II. für Brunn und Znaim. 



Nachtrag. 

Nachdem meine Arbeit im December 1887 beendigt und behufs 
Drucklegung verschickt war, erhielt ich durch, die Güte des 
Herrn Dr. v. Luschin die Tafeln zu dessen beschreibenden Fort- 
setzung seines Aufsatzes über den iRakwitzer Fund und ersah 
ich aus denselben, dass mir dennoch einige Stempel entgangen 
waren, welche ich nunmehr nachzutragen genöthigt bin, wobei ich 
bemerke, dass die Zuweisung mit jener des Hrn. Eisenders nicht 
ganz übereinstimmt, wie ich aus dessen soeben erschienenen 
Schlüsse seines Aufsatzes ersehe, der mir gestattete noch nach- 
träglich die Anzahl der einzelnen Stempel richtig zu stellen. 

*Nr. 125. Figur bis zum halben Leib, einen Krummstab haltend, 
zwischen zwei Kreuzen im geöffneten Perlenrand. 
Zackenrand. 
Rf. Stehender Heiliger mit Fahne und Schild im Perlen- 
kreis. 

Hf, SC. VENCVS X (!,). Rf. SC • WENCESLAVS + (I,). 
D. 16 mm. 0,589 Gr. U. St. (Luschin 104.) 1 Stück. 

Diese Münze wäre am ehesten dem Bischof Zdik von 
Olmütz beizulegen, wenn nicht Bedenken gegen das Münzrecht 
der Bischöfe von Olmütz vorliegen würden, welche jedoch durch 
diese Münze ins Schwanken kommen. 

*Nr. 126. Hf. Stehender Heiliger mit Lanze und Schild im Per- 
lenkreise. 

ZeiUchrifi for NomifmAtik. XVI. »6 



82 I>r. F. Kupido: 

Rf. Zwei stehende gegen einander gekehrte Figuren eine 
Fahne haltend im Perlenkreise. 

J7/: X V (I,). Rf. CEZ^IV (I,). 

D. 16mm. 0,589 Gr. U. St. (Luschin 108.) 1 Stück, 
*Nr. 127. Hf. Stehender Heiliger nach rechts mit dreigeschlitzter 
Fahne im Perlenkreise. Rf. Brüstbild nach links mit 
Mütze, eine Lanze haltend. 
Hf oW3flM (I,). Rf. VV . S . ASA. (Heinrich?) 

D. 16 mm. 0,66 Gr. U. St (Luschin 109.) 1 Stück. 
*Nr. 128. Hf Bärtiger Kopf nach links über einem Viereck, 
daran oben 5 Punkte in Perlenkreis. 
Rf. Adler mit grossem Schnabel in Einfassung. Schwacher 

Zackenrand. 
Hf + 93VS + (I,). Rf c/^ . . . S . D . NS (I,). 

D. 15 mm. 0,38 Gr. (ausgebrochen). U. St. (Luschin 
122.) 1 Stück. 
*Nr. 129. Hf. Kopf über einem Viereck in Einfassung. 

Rf Stehende Figur mit Lanze. Beiderseits Zackenrand. 
Hf. A mR c/5 mS (I,). Rf AO . R3 ~ 3AS (I,). 

D. 15 mm. 0,51 Gr. U. St. (Luschin 123.) 1 Stück. 
*Nr. 130. Hf Kopf über einem Gestelle, quer zwei Perlenreihen 
zu vier Perlen zwischen E— E in Perleneinfassung. 
Rf Stehende Figur im rechten Profile ein langes Kreuz 
haltend, hinter demselben links S, alles in einer Ein- 
fassung, über welche das Kreuz hervorragt. 
Hf 3 c/^AAC-> ON (I2) (CONradus Johannes?). Rf... CON- 
VOc/^iuo- (I,) (Conrad Johannes episcopus?) 

D. 17 mm. 0,62 Gr. U. St. (Luschin 1 24.) 1 Stück. 
Das E der Vorderseite ist vielleicht mit episcopus, das S 
der Rückseite mit Svatopluk zu lesen. 

Diese Münze scheint unter der Vormundschaft Conrads 
über die Kinder Ottos vom Bischof Johann geprägt zu sein. Jeden- 
falls gehören die vier letzt beschriebenen Stücke vermöge ihres 
Gepräges zusammen und wenn obige Lesart angenommen wird, 
dann waren dieselben bischöfliche Münzen und könnten dann auch 



Der Rakwitzer Mflnzenfund. 83 

die Münzen mit Hendrich dem Bischof Heinrich Zdik zuge- 
wiesen werden. Dessen ungeachtet könnte ich mich der Ansicht 
Dr. y. Luschins, die Münzen mit S. Johannes und S. Petrus seien 
durchweg den Bischöfen von Olmütz zuzuweisen, nicht anschliessen, 
weil sich der Abgang des Namens des Mtinzherrn eher aus der 
Vakanz des Fürstenstuhles erklären lässt, während welcher die 
böhmische Herzogskammer in Prag die Verwaltung des Landes 
führte. (Das Münzrecht der Olmützer Bischöfe nach Cod. 247 u. 249.) 
*Nr. 131. Uf. Kleiner Kopf mit Kappe ohne Hals über einem 
kleinen Kreuze, welches mehr links steht, in Ein- 
fassung. 
Ä/. Sitzende Figur nach links mit Kreuzstab in Ein- 
fassung. Beiderseits schwacher Zackenrand. 

Hf. SO A + (II2). B/: ^ 03XV , . N (H,) (Sobeslaus?). 

D. 15 mm. 0,51 Gr. U. St. (Luschin 127.) 1 Stück. 
Diese Münze hat ein ähnliches Gepräge mit den Münzen 
Sobeslav, auf welchen derselbe mit dem Schwert abgebildet ist. 
Die Rückseite ist eine Imitation der bekannten Vormundschafts- 
münzen Conrads für Olmütz. 

*Nr. 132. Stehender Herzog mit Schwert über einem Halbkreise. 
72/. Rechtes Profilbrustbild im Mantel, ein Kreuz haltend, 

im geperlten Halbkreise. Beiderseits Zackenrand. 
HJ. X OHCAH c/5 (IJ. Ä/. c/^MHCIOAV (I,). 

D. 15 mm. 0,44 Gr. U. St. (Luschin 128.) 1 Stück. 
Eine Imitation der Vorderseite der Münze Bretislaws II. 
mit dem stehenden Herzog und der Rückseite der Münze Svato- 
pluks mit den beiden Brustbildern, ein Kreuz haltend. Diese 
Münze ist demnach, da Svatopluk länger als Bretislav II. re- 
gierte und nicht anzunehmen ist, dass letzterer als Herzog, von 
Böhmen ein mährisches Gepräge nachgeahmt haben wii'd, dem 
Herzog Svatopluk nach dem Jahre 1097 zuzuschreiben. 

Ausser diesen von mir hier bekannt gegebenen Münzen 
sollen noch zwei Stempel des Herzogs Bofivoi (1100 — 1120) 
und ein Stempel Wladislavs I. (1110—1118) in dem Rakwitzer 

Funde vertreten gewesen sein. Nämlich: 

6* 



g4 I^r* F. Kupido: 

Borivoi (als Herzog in BöbmeD). 
Nr. 133. Hf. Reiter nach rechts mit Schild und eingelegter 
Lanze, daran ein Fähnlein nach aufwärts flatternd, im 
Perlenkreise. 
Rf. Brnstbild des Heiligen die Linke erhoben im Perlenkreise. 
Hf. DVX o BORIVOI (I,). Ä/. W . INCEZLAVS • (IJ. 
D. 17 mm. 0,69 Gr. (Luschin 81.) 2 Stück. 
Nr. 134. Hf. Sitzender Herzog mit Schwert und Fahne. 

Rf. Brustbilder des Herzogs und des Heiligen, der Herzog 
hält ein Schwert, der Heilige in der Linken den 
Erummstab, die Rechte zum Segnen erhoben, zwischen 
den Köpfen ein Kreuz. 
D. 17 mm. 0,53 Gr. (Luschin 82.) 2 Stück. 
Was diese beiden Typen betrifft, so sind dieselben bekannte 
böhmische Prägungen (Hanka XXV, 3 u. 5) und wurden dieselben 
als in dem Rakwitzer Funde enthalten von Hrn. Prof. Smolik in 
den Pamät. angeführt. Die Münze Nr. 133 kam nach Mittheilung 
des Hrn. E. Fiala zuerst im Nemcitzer Funde und in dem von dem 
Genannten angekauften Senitzer Funde vor. Der Umstand, dass 
in dem grossen Stocke des Fundes nach einer Mittheilung Hm. 
Dr. Luschins kein Borivoi II. vertreten war, drängt mir die Ver- 
muthung auf, dass diese beiden Münzen nicht aus dem Rakwitzer 
Funde stammen, welche mir vonHrn.Schierl als Retouren des königl. 
böhm. Museums aus dessen Fund-Einsendung zugekommen sind. 
Diese Münzen stammen offenbar aus der letzten Regierungs- 
periode Borivois (1118—1120), und wäre es auffällig, dass sich ge- 
rade nur zwei Stücke in den Rakwitzer Fund eingeschlichen hätten. 
Auch die Hrn. Fiala und Schied konnten mir eine Bestätigung 
hinsichtlich dieser Stücke als Fundmünzeu nicht geben, weshalb 
bis auf weiteres, ungeachtet der Publikation in den Pamätkäch 
archaeol. noch immer zu zweifeln ist, dass dieselben in dem 
Rakwitzer Funde vertreten waren. 

Diese beiden Münzen kamen mit der nachfolgenden durch 
Hm. Schierl als „Fundmünzenretouren des böhmischen Museums^' 
in meine Sammlung. 



Der Rakwitzer Münzenfund. 85 

Wladislaw I. 
Nr. 135. Ilf. Geharnischter Ritter mit rundem Schilde, mit 
dem Schwerte einen Löwen bekämpfend; links 6ine 
Blume; alles im Perlenkreise. 
Rf. Brustbild des Heiligen mit Buch und Kreuz im Per- 
lenkreise. 
HJ. DVX. WLA, . 3SLAVS + (I,). /?/. + CSCWENZES.VS (I,). 
D. 17 mm. 0,83 Gr. (Luschin 86.) 2 St. 
Auch diese Münze ist bekannten böhmischen Gepräges und 
bei Hanke Taf. XXV, 10 abgebildet. 

Diese Münze war im Gaslaner Funde zahlreich vertreten, 
und weiss von derselben als Rakwitzer Fundmünze weder Hr. 
Dr. Luschin noch Hr. E. Fiala und Schied etwas anzugeben, 
weshalb ungeachtet in den Pamät. dieselbe als Rakwitzer Fund- 
münze veröffentlicht wurde, und mir dieselbe als Retourstück 
des Museums an Hm. Schierl von demselben eingeschickt worden 
ist, bevor nicht die nöthigen Aufklärungen erfolgen, von mir 
noch immer gezweifelt wird, dass diese Münze in den Rakwitzer 
Fund gehört. 

Die beigeschlossene Tabelle, die ich erst nach längerer 
Correspondenz mit den Erwerbern der Fundstücke zusammen- 
stellen konnte, giebt eine Übersicht über die Vertretung der 
einzelnen Typen im Funde, sonach auch über deren Seltenheit. 
Selten dürfte ein Fund eine solche Reihe von Unica geborgen haben. 
In dieser Tabelle sind ca. 80 Stücke, die wie ich hörte, durch 
Prof. Smoliks Hand in andere Sammlungen übergingen, nicht inbe- 
griffen und konnte ich in dieser Richtung keinen Aufschluss be- 
kommen. Es wäre demnach angezeigt, wenn sich die Besitzer 
dieser Münzen mit mir behufs Vervollständigung dieser Tabelle 
ins Einvernehmen setzen würden, wodurch sich dieselben um die 
mährische Münzkunde Verdienste erwerben würden, namentlich 
wenn noch unbekannte Stempel zu veröffentlichen wären. 

Die weitere Herausgabe eines kritischen Theiles betreffs 
meiner Zuweisungen mir vorbehaltend, schliesse ich meinen Auf- 
satz mit dem Beifügen der angefahrten Tabelle. 



86 



Dr. F. Kupido: 



Die einzelnen Stempel waren in nachstehender Anzahl 
nachbenannten Funderwerbern vertreten: 



bei 



Nr. 


a 

ja 
o 

OQ 

a 


o 
a 


e8 


'S 

s 

IS 

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CO 


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• 

B 

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§ 

3 

00 



N 




« 

ja 
a 
e 

» 
oo 


• 

1 





T 


1 








1 


Unicum 


R» 


2 


3 


1 


1 


2 


1 


7 


neuer Stempel 


R' 


3 


1 





1 





1 


3 


» » 


R' 


4 


2 














2 


» » 


R« 


5 





1 


2 


8 


1 


12 


bekannter gem. böhm. Stempel 


C 


6 


2 














2 


neuer Stempel 


R* 


7 














1 


1 


Unicum 


R» 


8 

















1 


i> 


R» 


9 


165 


2 


7 


15 


4 


193 


bek. Stempel des Scblaner Fundea 


C 


10 


7 











1 


8 


neuer Stempel 


R» 


11 


16 


3 


3 


5 


1 


28 


• 


R' 


12 


3 





2 





1 


6 


Pamdtky XII, 9 u. XTV, 50 bek. St. 
im 2: Eibensch. F. 1 mal vertr. 




13 


65 


1 


4 


12 


3 


85 


bekannter gemeiner Stempel 


C 


14 


8 


4 


3 


6 


2 


23 


neuer Stempel 


R 


15 





1 








1 


2 


bek. St. des 2. Eibenschlitzer F. 


R 


16 


1 














1 


Unicum 


R* 


17 


3 


2 


1 


1 


1 


8 


neuer Stempel 


R' 


18 





1 








1 




» V 


R« 


19 








1 








1 


Unicum 


R» 


20 








1 








1 


» 


R* 


21 


1 











1 


2 


BoQzek 


R» 


22 


5 


1 





1 


1 


8 


neuer Stempel 


R' 


23 


8 


2 


1 


5 


1 


17 


*• 79 


R« 


24 


17 


2 


1 


10 


1 


31 


r> ri 


R 


25 


6 











.0 


6 


r> fl 


R» 


26 


15 


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1 


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27 


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1 


1 


2 





12 


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R» 


28 





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1 


1 


Pamätky IV, Taf. XX, 34 


R* 


29 


1 














1 


Boczek 


R* 



Transport 487 



Der Rakwitzer Hniuenfand. 



87 



Nr. 


1 

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1 








Transport 487 






30 


64 


8 


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15 


1 


91 


neuer Stempel 


c 


31 





1 





1 


1 


3 


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R* 


32 


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1 


6 


1 


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1 





1 








2 


Boczek 


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34 


2 


2 


1 


3 


1 


9 


neuer Stempel 


R* 


35 


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3 


1 


6 


2 


33 


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36 


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1 


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37 














1 


1 


ünicum 


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38 


33 


3 


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15 


1 


55 


neuer Stempel 


R 


39 


2 





2 





1 


5 


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R* 


40 


1 














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Unicum 


R» 


41 


1 














1 


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42 


1 














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43 


3 














3 


neuer Stempel 


R« 


44 
















1 


ünicum 


R' 


45 


4 








1 




6 


neuer Stempel 


R» 


46 


2 


1 










4 


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47 


2 













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48 


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5 


57 


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49 


1 













2 


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R* 


50 
















1 


Unicum 


R' 


51 








1 


1 




3 


neuer Stempel 


R* 


52 


3 








1 




5 


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R* 


53 


11 





1 


1 




14 


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54 
















1 


Unicum 


R' 


55 








1 








1 


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R* 


56 








1 








1 

• 


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R» 


57 


1 











1 


2 


neuer Stempel 


R« 


58 


1 














1 


Unicum 


R' 


59 


59 


1 


3 


5 


6 


74 


neuer Stempel 


C 


60 


1 


1 








2 


4 


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Transport 899 






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88 












Dr. 


F. Kupido: 




Nr. 


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Museum 


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Transport 899 


• 




61 


1 














1 


bekannter gem. böhm. Stempel 


C 


62 








1 








1 


Unicum 


R» 


63 


41 


3 


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2 


58 


neuer Stempel 


R' 


64 








1 








1 


Unicum 


R» 


65 


1 














1 


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R» 


66 


10 


1 


1 





1 


13 


neuer Stempel 


R» 


67 


3 











1 


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R* 


68 








1 





1 


2 


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R* 


69 














1 


1 


Unicum 


R' 


70 


1 











1 


2 


neuer Stempel 


R* 


71 


1 





1 








2 


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R* 


72 


1 














1 


Unicum 


R» 


73 














1 


1 


Ji 


R* 


74 


1 














1 


n 


R* 


75 


1 














1 


bekannter St. des Eibensch. F. 


R» 


76 


1 





2 


2 


1 


5 


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R» 


77 














1 


1 


Unicum 


R' 


78 


4 


2 


1 


3 


2 


12 


bekannter St. des Eibensch. F. 


R' 


79 


5 


1 


2 


5 


1 


14 


Schlauer u. Eibensch. F. 


R» 


80 

• 


1 


1 


1 





1 


4 


Eibensch. Fund (mit deutlicher 
Conradumschrift R*) 


C 


81 


1 














1 


Unicum 


R» 


82 





1 








1 


2 


neuer Stempel 


R' 


83 


1 














1 


Unicum (bei S. Eggers in Wien) 


R' 


84 


1 














1 


Unicum 


R« 


85 


1 














1 


neuer Stempel 


R» 


86 


4 





1 








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1100 







Der Rakwitzer Mfinzfund. 



89 



Nr. 


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Transport 


1100 






91 


1 











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Unicum 


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1 


12 


neuer Stempel 


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1 


Unicum 


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98 


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1 


3 


neuer Stempel 


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99 


13 


1 


1 


5 


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22 


bekannter Stempel 


C 


100 


1 


1 














neuer Stempel 


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101 


1 

















Unicum 


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102 


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1 


2 


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neuer Stempel 


C 


103 


1 


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104 


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2 


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16 


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105 


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6 


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8 


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1 


5 


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13 


Brünner Fund 


R' 


107 


1 














1 


Unicum 


R' 


108 


1. 











1 


2 


neuer Stempel 


R* 


109 














1 


1 


Unicum 


R' 


110 


23 


4 


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1 


38 


neuer Stempel 


R 


111 


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2 


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112 


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1 


1 


Unicum 


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114 














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neuer Stempel 


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1 


Unicum 


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118 


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19 


neuer Stempel 


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119 





1 











1 


Unicum 


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120 


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22 


neuer Stempel 


R' 


121 





1 











1 


Unicum 


R» 



Transport 1902 



Dr. F. Enpido: Der RakriUer HOufiuid. 



Nr. 


1 


4 


1 


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1 


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1 
























Transport 1902 




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122 


2 


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Unicum 


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1 


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5 


neuer Stempel 


R' 


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Unicum 


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•130 


















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R' 


•131 



















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•132 


















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R' 


133 





1 








1 


2 


bekannter böhm. Stempel 


B 


134 





1 








1 


2 


bek. seltener bshm. Stempel 


R' 


135 





1 








1 


2 


bekannter böhm. Stempel 


R 



Stadt Liebau im April 1888. 



Or. Franz Kapido. 



nETeAAOF, 

eine neue Münzstadt. 




Unter den neuesten Erwerbungen des Königlichen Münz- 
kabinetes in Berlin befindet sich auch eine unedirte Bronze- 
mttnze, deren Besprechung von Interesse sein dürfte. 
Hf. belorberter Zeuskopf nach rechtg. 
Rf. vorderer Theil eines aus einem Felsen hervorsprin- 
genden Pferdes, nach links vor ihm von rechts nach 
links die Inschrift: UnAAOTaT = nst&aXäv. M 3. 

Zeit der Prägung nach Styl der Typen und Charakter der 
Schrift zu schliessen die Mitte des 4. Jahrh. v. Chr. 

Dass die Münze eine Thessalische ist, zeigen zur Genüge 
ihre Typen, welche auch auf anderen thessalischen Münzen vor- 
kommen, auch ist sie in Thessalien gefunden worden. Das Neue 
was die Münze bietet, ist das Ethnikon Petthaloi, welches zum 
ersten Male auf einer Münze erscheint. Aber auch sonst, bis 
vor einigen Jahren war der Name Uet&alot in der griechischen 
Literatur unbekannt. Erst durch die neuentdeckten Inschriften 
in Thessalien, welche in den Mittheilungen des deutschen arch. 
Instituts in Athen publicirt worden sind, ist dieser Name be- 
kannt geworden. S. Bd. VII 64, 67 und vergl. Bd. VIII 103, 120. 
Da kommt das Ethnikon Ust^aXavy (mit der thessalischen Endung 



92 Rhonsopoulos: JIETSAJQL 

des gen. plur.) und das Adjectivum UsT&dXeioy vor. Auf unserer 
Münze nun ist die gewöhnliche Form des Genitivs: UBx&aXAv^ 
wie (a und ov auch sonst auf thessalischen Münzen wechseln, 
z. B. Osqaliav und Osqaiovv^ um nur ein Beispiel anzufahren 
für eine sehr bekannte Sache. 

Merkwürdig ist in diesem Namen die Verbindung des % mit 
dem & für die Grammatiker. Dagegen ist es schwierig, den Namen 
der Stadt selbst aus dem Ethnikon heraus zu finden. War es 
nsxd^aXia nach Analogie von Gsdcalov @€döaXiaV) Doch diese 
Frage ist rein philologisch. Nach meiner Ansicht übrigens haben 
die Het&aXoi keinen Stadtnamen gehabt, eben so wenig wie die 
AINIANEI, AOAMANEI, und ursprünglich, wie es aus dem Prooe- 
mion des Thukydides hervorgeht, viele Völkerschaften des Nord- 
griechenlands und Epeiros waren nur durch die Ethnika bekannt, 
so z. B. AKAPNANEI, AITHAOI, eEIPPnTOI u. a. m. Die Namen 
\4xaqvavia, AhtaXla^ QeanQwtla u. s. w. sind später. 



1) Die Erklärung des ntj&aXoi = Smaloi (Robert in Hermes Band XVII, 
S. 472, 1) scheint mir bedenklich and meinem SprachgefOhle unbequem. 

Berlin, den 28. November 1887. 

Bhousoponlos. 



Ifachträge 

zum Aufsatze von Dr. Menadier: „Funde deutscher 

Münzen aus dem Mittelalter/ 



In der Zeitschr. f. Numismatik XV, S. 97 flf. hat Herr Dr. 
Menadier einen Bericht über » Funde deutscher Münzen 
aus dem M ittelalt er "" veröffentlicht, dessen zweiter Abschnitt 
von den sdhlesischen Funden handelt. Mit Bezug auf diese 
. letzteren seien dem Unterzeichneten, der bei seinem mehrjährigen 
Aufenthalte in Breslau die schlesische Numismatik an der Hand 
der dortigen Hülfsmittel eingehender als bis dahin studirt und 
die meisten schlesischen Auffindungen von numismatischer 
Wichtigkeit untersucht hat, einige vervollständigende Bemer- 
kungen gestattet. 

I. Auf S. 110 führt Herr Menadier einen Denarfund auf 
aus der grottkauer Gegend. Genauer angegeben, ist dieser 
Fund auf der Feldmark Schmolitz im Kreise Neisse gehoben 
worden und s. Z. in Besitz des Grafen Colonna-Walewski ge- 
langt, bei welchem ich den Inhalt durchgesehen habe. Der 
Fund ist kürzlich im Numismat.-sphragist. Anzeiger 1887, S. 69 flf. 
mitgetheilt worden, die Publikation erfolgte aber erst gleich- 
zeitig mit dem Aufsätze des Herrn Menadier. 

II. Auf S. 105 flf. wird ein Fund angeblich aus Wättrisch 
im Kreise Nimptsch verzeichnet. Dabei ist aber ein Irrthum 
unterlaufen. Der aufgeführte Inhalt ist nämlich gar nicht der 
des wättrischer Fundes, sondern entstammt, wie Friedländer 
bei dessen Bekanntmachung in der Zeitschr. f. Numism. VIII, 
149 richtig sagt, der Provinz Posen, und zwar, wie ich früher 
schon Friedländer mitgetheilt, der Gegend von Rawicz. Die 



94 Smil Bahrfeld t: 

friedländersclie handschriftliche Notiz, auf die sich der Verfasser 
stützt, ist wohl irrig aufgefasst worden. Allerdings ist auch in 
Wättrisch ein Fund ans Licht gekommen und Friedländer selbst 
hat ihn bearbeitet, derselbe ist aber von ganz anderer Zu- 
sammensetzung. Die Publicirung vom Manuscripte Friedländers 
habe ich nach dessen Tode in Schlesiens Vorzeit in Bild und 
Schrift 1884, Bd. IV, S. 227 flf., unter Abbildung der wichtigsten 
Stücke veranlasst. Der Fund, welcher 1883 aufgedeckt wurde, 
wird im Museum schlesischer Alterthümer zu Breslau aufbewahrt 
und hat folgenden Inhalt. 

Sachsen. Herz. Bernhard II., Dannenberg Nr. 591. 3 Expl. 

derselbe, Lüneburg, Dbg. Nr. 590 ähnl. 
Magdeburg, Erzbisch. Hartwig, Dbg. 654. 
Friesland. Utrecht, Bischof Ernoldus, Dbg. 544. 

Deventer, Konrad II. als Kaiser, Dbg. 566 b. 
Thiel, Konrad ü. (ohne Titel), Dbg. 582. 
Lothringen. Verdun, Nachmünzen von Dbg. 92. 2 Expl. 

Flandern, Balduin IV., abweich, v. Dbg. 145. 
Dinant, Graf Albert III. von Namur, Dbg. 174. 
Huy, Heinrich IL als König, Dbg. 225. 
Köln, Otto m. als König, Dbg. 340. 
„ Otto m. als Kaiser, Dbg. 342 i. 
„ undeutliche ottonische Denare. 5EIxpL 

„ Heinrich H. als König, Dbg. 345. 
,, Heinrich H. als Kaiser, Dbg. 350 u. 352. 
„ Konrad IL als Kaiser mit Erzbischof Pili- . 
grin, Dbg. 380. 
Andernach, Herz. Theoderich v. Lothringen, Dbg. 

443. 
„ Konrad IL, ohne Titel, mit Erzbischof 

Piligrin, Dbg. 449 b. 
Duisburg, Konrad H. als Kaiser, Dbg. 311. 
Trier, Erzbischof Poppo, Dbg. 466. 
J? ranken. Mainz, undeutl. Expl. v. Konrad H. (?) 

"Vulda, ^b*ei, anonymer Denar, ähnl. Dbg, 871. 



Funde deutscher Münsen ftus dem Mittelalter. 95 

Schwaben. Augsburg, Nachmünze von Dbg. 1013. 

Villingen, Graf Bernhard v. Zihringen, Dbg. 957. 
Bayern. Regensburg, Kais. Heinr. III., Dbg. 1101a. 

Regensburg, Bischof Oebhard lU., Dbg. 1105. 
„ undeutl. Denar, Dbg. 1090 oder ähnL 

Böhmen. Brazislaw, cf. Lelewel Taf. XXII, 9, 10, 13. 

Spitignew, cf. Lelewel Taf. XXII, 15. 
Ungarn. Stephan, Schönvisner Taf. I, 1. 

Andreas, Schönvisner Taf. I, 3 u. 4. 17 Expl. 

Italien. Kaiser Otto I., Lelewel Taf. XIV, 44. 
England. Knut, York, Hildebrand* typ. H. 

„ London, Hildebr. typ. Ec 

Harold L, London, Hildebr. typ. H. 

Harthaknut, Exeter, Hildebr. typ. Ba. 
n London, Hildebr. typ. O- 

Eduard d. Bekenner, Lincoln (?), Hildebr. typ. C. 

Undeutliche angelsächsische Münzen 3 Expl. 

Hinsichtlich der Verscharrung dieser Münzen ist Folgendes 
zu bemerken. Wenn der im Funde vorhandene Denar Dannen- 
berg Nr. 654, der übrigens bisher nur durch das Exemplar in der 
kaiserl. Sammlung der Eremitage zu Petersburg bekannt war, 
vom Erzbischofe Hartwig von Magdeburg (1079 — 1102) oder von 
dessen Gegenbischofe gleichen Namens (1085—1087) herrührt, 
so ist der Fund, da der auf der Iff. genannte Kaiser Heinrich nur 
der IV. sein kann (1084—1105), nicht vor 1084/1085 ver- 
graben. Friedländer trägt indessen bezüglich der magdeburgischen 
Herkunft des Denars Bedenken, da beide Stücke gerade an der 
entscheidenden Stelle der Rfickseitenumschrift nicht deutlich 
seien und nicht erkennen Hessen, ob der Titel Archiepiscopus 
oder Episcopus laute. Er will, wenngleich mit aller Reserve, 
den Erzbischof Hartwig v. Salzburg oder den Bischof Hartwig v. 
Bamberg heranziehen. Nach meinem Dafürhalten aber zu Un- 
recht. Denn für diese beiden passt die Fabrik ganz und gar 
nicht; "das hat vor Friedländer schon Dannenberg dargethan. 
Ausserdem ist aber wohl das von der Aufschrift erkennbare CHS 



96 Bmil Bahrfeldt: 

eher in Archiepiscopus als in Episcopus zu ergänzen. Einer 
der beiden Magdeburger Hartwig wird daher aller Wahrschein- 
lichkeit nach der Prägherr der Münze sein. 

Allerdings muss ich, weitergehend, auf die sehr auffällige 
Erscheinung hinweisen, dass alle übrigen Münzen des Fundes die 
Yergrabung bald nach 1055, also etwa um 1060, annehmen lassen, 
während dieser einzige Hartwigdenar, dieselbe um etwa fünf- 
undzwanzig Jahre hinabrücken würde, und dass aus diesem 
langen Zeiträume auch nicht eine Münze im Funde gewesen 
sein sollte. Vielleicht aber kann zur Aufklärung der Umstand 
dienen, dass nicht sämmtliche Münzen des Fundes an das bres- 
lauer Museum gekommen sind. Ich habe nämlich ermittelt, dass 
der frühere Besitzer neunzehn Denare, also ungefähr ein Viertel 
des Fundes, zurückbehalten hat. Es ist mir aber durchaus nicht 
möglich gewesen, diese Stücke zu Gesicht zu bekommen, nähere 
Kenntnissnahme von denselben wurde mir verweigert, so dass 
ich bedauerlicher Weise ausser Stande bin, Genaueres zu be- 
richten. Immerhin aber wird man auch ohne dies annehmen 
dürfen, dass wenigstens einige dieser Münzen die Lücke zwischen 
den Jahren 1060 und 1085 ausfüllen werden, und jedenfalls be- 
stärkt das Vorhandensein dieser neunzehn Münzen die Annahme 
von dem Verscharren des Fundes erst ungefähr 1085, nicht 
schon 1060 wie Friedländer nach der Hauptmasse angenommen. 

Der Fund von Wättrisch folgt also dem Alter nach dem 
von Schrien. Er ist somit an der entsprechenden Stelle in 
Herrn Menadiers Aufsatz einzureihen und dagegen der dort 
irrthümlich als wättrischer verzeichnete Fund von Rawicz dem 
III. Abschnitte über die Denarfunde der Provinz Posen einzu- 
verleiben, 

III. Eine sorgfältige Bearbeitung hat der Fund von Peister- 
witz, Kreis Ohlau, auf S. 113 ff. erfahren. Besonders werthvoU 
sind die darin niedergelegten längeren Excurse über die böh- 
mischen Münzen, als deren bemerkenswerthes Resultat die Ent- 
deckung zweier neuen Münzfürsten: Sobeslaus von Lubic and 
Otto (Bezbriem) von Prag anzusehen ist. 



Funde dentscher MOiuei) ans dem Hittelalter. 97 

Dieser peisterwitzer Schatz hat mir im Sommer vorigeii 
Jahres, als er in die HAnde eines breslauer Händlers gelangt 
war, vorgelegen. Ein Ankauf fär das Museum schlesischer 
AltertfaÜQier daselbst gelang leider nicht. Es wurde mir aber 
gestattet, Abdrücke zu nehmen. Auf dieser Grundlage habe ich 
über den Fund einen Bericht in Schlesiens Vorzeit IV, S. 613 ff. 
gegeben, nachträglich ergänzt aus dem vorliegendeD Aufsätze 
von Dr. Menadier. 

Nach dem Erscheinen meines Benchts sind mir nun noch 
ein Paar Münzen zugekommen, welche ebenfalls aus dem Funde 
herrühren. Da dieselben zum Theil in Dr. Menadiers Zusammen- 
stellung fehlen, die eine auch ziemlich wichtig ist, so führe ich 
sie der Vollständigkeit halber hier auf. 

Es sind folgende: 

1. Bayern. Begensburg, Heinrich IL, Obol zu Dbg. 1070 d 

mit-HENRVwVX Rf. REIACIVITAm und mC im 
Tempel. Fehlt bei Menadier. 

2. „ Regensburg, Heinrich IV., Denar zu Dbg. 1071 f 

mit Wie. 

3. Böhmen. Denar, s. Menadier Nr. 124. 3 Expl. 

4. „ Denar, s. Menadier Nr. 131. 2 Expl. 

5. n Denar mit verwilderten (Jmschriften 

+ V3R3VHRaTVT Drei Schleifen und drei Nägel zu 
einem Sterne angeordnet, von neun Kugeln begleitet. 
Rf. + Vc;i3SHTVTV3:w (links beginnend) Kreuz mit 
drei Nägeln in einem und je drei Kugeln in den 
andern Winkeln. 2 Expl.* 

Fehlt bei Menadier. 




Die Münze ist genau so, nur mit wenig abweichenden Um- 
schriften, aus einem Funde bei Rostow in Russland in den 

EntHbrirt fli ] 



98 Emil Bahrfeldt: Funde deutscher Münzen aus dem Mittelalter. 

Petersbg. M6moir. III, PI. XIII, 4 bezw. IV, S. 95 publicirt. 
Fast gleichen Typus hat auch der Denar ohne Herzogsnamen 
Berliner Bl. III, Taf. XXXIV, 11, welchen Dannenberg in die 
mit Boleslaus III. Vertreibung eingetretenen unruhigen Zeiten 
verlegt. Es ist daher wohl zulässig auch unsere Münze, von 
der übrigens Herr Donebauer in Prag ebenfalls ein Exemplar 
aus dem peisterwitzer Funde erhalten hat, in jene Zeit zu 
rechnen, wenn man nicht etwa an Boleslaus III. Nachfolger 
Wladiwoi denken will, im Hinblick auf dessen etwas ähnlichen 
Denar Berl. Bl. III, Taf. XXXIV, 10 0- Die Münze wäre dann 
die einzige des Fundes, welche, auf Grund der Anordnung der 
Boleslaus-Denare durch Herrn Menadier, nicht von Boleslaus L 
oder II. herrührte, von denen übrigens einige des Fundes, was 
nicht übersehen werden soll, ähnliche Rückseiten aufweisen, wie 
das vorliegende Gepräge. 



1) Berl. Bl. in, 10, 3 auf S. 155 dies. Ztschr. ist ein Druckfehler. 

Emil Bahrfeldt. 



Zur FominersGlieii und Meklenbnrgisclieii MünzkniideO* 



vm. 

A. Pommern. 

Einen dunklen Punkt in der pommerschen Münzgeschichte 
bildet die Zeit zwischen den ältesten Münzen (Denaren) von 
Bogislaw und Kasimir und den viel kleineren und leichteren De- 
naren von Barnim I., ein Zeitraum, den wir wohl auf 30 bis 
40 Jahre veranschlagen müssen. Dass in dieser ganzen Zeit, 
aus der uns zweiseitige Münzen fehlen, in Pommern nicht ge- 
prägt sein sollte, ist nicht wohl anzunehmen. In meinem Auf- 
satze über „Pommerns Münzen im Mittelalter" (Berlin 1864), 
habe ich versucht, diese Lücke zwischen den ältesten Denaren 
und denen von Barnim I. mit einigen Brakteaten auszufällen 
(a a. 0. Taf. III, 21, 22; Taf. IV, 72, 88), abgesehen von dem 
angeblichen Garzer (Becker 200 seit. Mz., Taf. VII, 193, Reichel 
IV, 3543). Aber da diese Münzen stumm sind, so blieb zu 
Zweifeln genügender Raum, ja einer dieser Brakteaten (Taf. HI, 
21) muss wohl nach dem, was wir inzwischen über Branden- 
burger Gepräge, namentlich durch den Seelensdorfer Fund') 
gelernt haben, von Pommern weg- und nach Brandenburg ge- 
wiesen werden. 

Einigen weiteren Aufschluss verdanken wir dem Funde von 
Bünstorf (bei Rendsburg) ; er hat uns mehre Brakteaten (Bd. VII, 



1) s. die frflheren Artikel Bd. lY, 243, Y, 73. 189 und YI, 109 d. Z. 

2) 8. Bd. IX, 280 d. Z. 



100 H- Dannenberg: 

S. 413, Taf. VII, 204-209) geliefert, deren Beziehung 
auf Demmin, Pyritz und Stargard die auf ihm angebrachten 
Beizeichen der Lilie , Kose und des Sternes zu rechtfer- 
tigen scheinen, sowie es anderseits kaum zulässig sein dürfte, 
diesen der Stückzahl nach so beträchtlichen Fund ganz ohne 
Gepräge aus dem dem Fundort so nahe gelegenen Pommern zu 
denken, während er doch eine stattliche Reihe von Brakteaten 
des benachbarten Meklenburg enthalten hat, welche bis dahin 
gänzlich unbekannt waren, und auch Brandenburg in ihm mit 
mannigfachen und zum grossen Theil bis dahin ebenfalls unbe- 
kannten Geprägen vertreten war. Ebenso drängen doch auch 
die Brakteaten Jaromars von Rügen zu der Annahme, dass auch 
in dem eigentlichen Pommern diese Münzart zu derselben Zeit 
nicht gefehlt haben wird, für welche Annahme auch die Brak- 
teatenprägung in Pommerns Nachbarländern, Brandenburg und 
Polen, einen gewichtigen Grund abgiebt. 

Zweifel bezüglich der Zugehörigkeit dieser Bfinstorfer Brak- 
teaten an Pommern konnten aber etwa daraus entnommen wer- 
den, dass in Pommern selbst, soviel bekannt, derartige Brak- 
teaten noch nicht zum Vorschein gekommen sind. Allein was 
will das bedeuten, der Erfahrung gegenüber, dass, auch abge- 
sehen von den (polnischen und skandinavischen) Denarfunden des 
X. und XI. Jahrhunderts, in unzähligen Fällen das Ausland die 
ersten Exemplare unsrer Münzen geliefert hat, wofür die nur 
ausserhalb Deutschlands gefundenen Denare von Bogislaw und 
Kasimir, die bisher nur durch den norwegischen Fund von Daelie 
bekannt gewordenen Denare Siegfrieds von Cammin und Otto*s II. 
von Brandenburg einen ebenso schlagenden Beweis abgeben, 
wie die Denare des Bruders des Letzteren, des Markgrafen 
Albrecht IL, welche auch zuerst bei Bünstorf ans Licht ge- 
kommen sind; wie in letzterem Falle ein inländischer Fund 
später ausgeholfen hat (Bd. IX, 285 d. Z.), so mag das ja wohl 
auch bezüglich der in Rede stehenden Brakteaten noch der Zu- 
kunft vorbehalten bleiben. Der sogleich zu erwähnende Fond 
von Kanneberg bietet übrigens ein völliges Seitenstück zu diesen 



Zur Pommerschen und Meklenburgischen Mflnzkonde. 101 

Albrechts -Denaren: die ältesten Meklenburgischen Brakteaten 
sind uns durch den Bünstorfer Fund bekannt geworden, darnach 
erst, in der jüngsten Zeit, sind sie in ihrer Heimath selbst zu 
Tage gekommen. 

Es möchte aber ausserdem etwa eingewandt werden, Lilie, 
Rose und Stern seien doch Bilder, welche bei ihrer allgemeinen 
und theilweis religiösen Bedeutung ein Stempelschneider leicht 
hätte verwenden können, ohne ihnen eine heraldische Beziehung 
beizumessen. Darauf ist aber zu erwidern, dass diese Bilder 
gerade für die genannten Städte heraldischen Werth erlangt 
haben, obgleich sie nicht in den ältesten Siegeln als deren eigent- 
liche Wappen auftreten. Auf dem ältesten Demminer (D. 
Pommern Taf. II) sehen wir nur auf den beiden Thürmen des 
Stadtthors eine kleine Lilie als Zierrath, in Pyritz begegnen wir 
der Böse (im Stadtthore) erst in dem kleinen Siegel (Sigillum 
minus) vom J. 1543, und auf dem Stargarder Sekret, das etwa 
1300 gearbeitet sein mag, sind die beiden Pfeiler des Thores, 
in dessen Öffnung ein Balkenschild zu sehen ist, jeder mit einem 
Sternchen vei-ziert. Kratz (die Städte der Provinz Pommern, 
Berlin 1865) sagt daher von Demmin beziehungsweise Pyritz 
(S. 114 und 311): „als abgekürztes Zeichen gilt die Lilie (Rose), 
besonders auf Münzen^. Es mag sein, dass die gedachten Bilder, 
da sie den ältesten Siegeln fremd sind, ursprünglich mehr den 
Werth von Münzstätten-Zeichen gehabt haben, deren Entstehung 
sich unsrer Kenntniss entzieht, nur dass bei Stargard vielleicht 
eine Anspielung auf die untergelegte deutsche Bedeutung des 
slavischen Stadtnamens zu erkennen sein dürfte ; aber da sie in 
allen drei genannten Städten nach Ausweis sicherer Münzen 
schon um die Mitte des XIV. Jahrhunderts in unzweifelhafter 
und ausschliesslicher Geltung sind, und diesen zahlreiche schrift- 
lose Münzen mit den in Bede stehenden Münzbildern vorauf- 
gehen, welche man allgemein, und ohne Frage mit Hecht den 
erwähnten Städten beilegt, so wagen wir gewiss nicht zuviel, 
wenn wir die Benutzung der Lilie, Rose und des Sternes als 
Münzzeichen auf eine frühere Zeit und bis in den Anfang des 



102 H. Dannenberg: 

Xin. Jahrhunderts, die Prägezeit unserer Brakteaten, zurückver- 
setzen. Sehen wir doch bei Strassburg das Wappenbild der 
Lilie auf Münzen sogar schon lange vor der heraldischen Zeit, zu 
Ende des X. Jahrhunderts in stetem Gebrauch*). Auch Stralsund 
sehen wir auf dem hiernächst beschriebenen Brakteaten Nr. 1 
schon in der ersten Hälfte des Xin. Jahrhunderts im Besitz 
seiner Wappenbilder, und Salzwedel bekanntlich noch früher. 

Alle Bedenken aber, ob diese Brakteaten als Pommersche 
anzusehen, dürften gehoben werden durch den folgenden Brak- 
teaten : 

1) Gebäude, von welchem eine Flagge weht; links im 
Felde der Strahl. — Meine Sammlung. Gew. 0,46 Gr. 
21 mm. (Abbildung am Schluss.) 
Hier ist doch wohl nicht zu zweifeln, dass wir ein Gepräge 
von Stralsund vor uns haben, denn die beiden hier angebrachten 
Münzzeichen dieser Stadt, die Flagge und der Strahl, schliessen 
jede andere Deutung aus. Dieser Brakteat zeigt aber eine der 
vorgedachten, für Pommern beanspruchten sehr verwandte Fabrik, 
nur dass er etwas kleiner ist und wohl auch in etwas -spätere 
Zeit gehören möchte, d. h. da der Bünstorfer Fund auf etwa 
1225 als Yergrabungsjahr hinweist, in die Zeit von 1230 bis 
1240. Diese Annahme eint sich auch vortrefflich mit den ge- 
schichtlichen Verhältnissen, denn Stralsund, 1209 oder 1210 ge- 
gründet und 1234 mit Lübischem Rechte bewidmet, entwickelte 
sich sehr, schnell, so dass wir wohl in vorliegendem Brakteaten 
das älteste Erzeugniss der dortigen Münzschmiede begrüssen 
dürfen ; nur ist er wohl eher ein landesherrliches als ein städtisches 
Gepräge, denn erst 1319 erwarb die Stadt von Wizlaw III. von 
Rügen die Münze wiederkäuflich, und dann 1325 von War- 
tislaw IV., Herzog von Wolgast, unwiderruflich. 

Wie den gedachten, früher bekannt gewordenen, so ver- 
schafft dieser Stralsunder Pfennig auch dem folgenden seitdem 
aufgetauchten Brakteaten Bürgerrecht in Pommern. 

1) 8. Dannenberg, Mz. der s&chs. u. fränk. K., Nr. 910, 912—914, 918, 
919, 921, 929, 930, 938, 940. 



Zur Pommerschen und Meklenburgischen Münzkunde. 103 

2) Über einem Bogen, in welchem eine Lilie, erhebt sich 
zwischen zwei Th&rmen ein Gebäude mit einer grossen 
Lilie auf dem Dache. — Eönigl. Museum zu Berlin 
Gew. 0,52 Gr. 20 mm. Taf. VI, Nr. 2. 

Wir dürfen hier wohl ein Demminer Gepräge annehmen, 
das in erwünschter Weise die Heimath des besprochenen Bün- 
storfer Brakteaten Taf. VII, 204, Bd. VII d. Z., wie ich sie bei 
Beschreibung dieses Fundes vermuthet habe, bestätigt; unsere 
Münze unterscheidet sich von letzterer im Wesentlichen nur 
dadurch, dass diese einen Ringel mit Kugel an Stelle der Lilie 
im Bogen hat. 

Ebenfalls auf Demmin wird im Deveggeschen Katalog (Kopen- 
hagen 1867, Th. II, Taf. VI, 1902) folgender stylverwandter Brak- 
teat bezogen: 

3) Flagge linkshin, unter ihr eine Lilie, rechts neben der 
Stange ein Stern. — Meine Sammlung. Gew. 0,48 Gr. 
20 mm. Taf. VI, Nr. 3. 

Diese Münze liesse sich verwerthen, um darzuthun, dass 
Flagge, Stern, Lilie und ähnliche Zeichen eine Beziehung auf 
eine bestimmte Örtlichkeit nicht zulassen, man könnte sagen: 
das Beisammensein von Flagge, Lilie und Stern beweist, dass 
dieser Brakteat weder auf Stralsund, wo Lilie und Stern keine 
Erklärung fänden, noch der Lilie wegen nach Demmin, noch 
endlich des Sternes halber nach Stargard gehört; allein das wäre 
doch jedenfalls zu weit gegangen, da wir von allen drei Städten be- 
glaubigte Gepräge mit diesen Wappenzeichen besitzen. Schwierig 
wird nur die Entscheidung, welchem dieser drei Zeichen wir die 
eigentlich entscheidende Bedeutung beizulegen haben. Da wird 
man dann wohl zugeben, dass dem Sterne, der so unzählige 
Male nur zur Füllung eines leeren Raumes dient, auch hier kein 
höherer Werth beizumessen ist. Die grösser dargestellte Lilie 
dagegen werden wir in eine so untergeordnete Stellung schwer- 
lich herabdrücken dürfen, vielmehr, wenn wir unsere Erfahrungen 
über Typennachahmung befragen, wie sie in Pommern nament- 



104 H. Daonenberg: 

lieh bei den Anklamer Witten mit dem Stralsunder Strahle zu 
Tage treten, zu dem Schlüsse gelangen, dass man in Demmin 
die Stralsunder Flaggenbrakteaten nachgeahmt und zur Unter- 
scheidung mit dem Stadtbilde der Lilie versehen hat. Wem 
das bedenklich scheint, entweder weil Demmin nicht am Meere 
gelegen, oder weil in so früher Zeit die Münzen des unlängst 
erst gegründeten Stralsund kaum schon zur Nachahmung ange- 
reizt haben mögen, der muss freilich unsern Brakteaten unter 
die Stralsunder einreihen. 

Gleichen Ursprungs und aus gleicher Zeit sind die nach- 
folgenden : 

4) Auf einem Bogen, in welchem ein Kugelkreuzchen, ein 
breiter Thurm zwischen einem schmaleren rechts und 
der Flagge links. — Gew. 0,57 Gr. 21mm. — Meine 
Sammlung — Taf. VI, Nr. 4. 

5) Flagge rechtshin zwischen Lilie und Halbmond. — 
19 mm. Gewicht 0,51 Gr. — Meine Sammlung. — 

Taf. VI, Nr. 5. 
Bestimmt auf Stralsund zu beziehen sind aber die nach- 
stehenden beiden Brakteaten, die wir gleich dem vorigen dem 
weiter unten zu erwähnenden kleinen Funde von Kanneberg 
verdanken : 

6) Zwischen zwei Bogen (oder Thürmchen) die Flagge links- 
hin, und neben ihr rechts ein sechsstrahliger Stern. — 
19 mm. Gew. 0,49 Gr. — Meine Sammlung. — 

Taf. VI, Nr. 6. 

7) Ebenso, aber statt des Sternes eine Kugel. — 20 nun. 
Gew. 0,5 Gr. — Meine Sammlung. — Taf. VI, Nr. 7. 

Etwas älter möchte folgender Brakteat sein, den ich den 
Fürsten von Rügen, also dem ersten Jaromar (1170 — 1218) oder 
der ersten Zeit seines Sohnes Wizlaw I. (1218—1249) zuschreiben 
möchte : 

8) Unter einem mit drei Thürmen besetzten Bogen ein ge- 
kröntes Brustbild. — 21mm. Gew. 0,8 Gr. — Meine 
Sammlung. Taf. VI, Nr. 8. 



Zur Pommerschen und Meklenbargischen Mflnzkunde. 105 

Zur Rechtfertigung dieser Zutheiiuug dient die Fabrik, 
namentlich das dicke Silberblech und das hohe Gewicht^), wel- 
ches diese Münze mit dem sichern Schriftbrakteaten Jaromars I. 
(Dannenb. Pomm. I, 58) innig verbindet; wir haben hier auf Einer 
Seite gewissermassen vereinigt, was ähnlich das Gepräge beider 
Seiten des Denars dieses Königs bildet: seinen Kopf und seine 
Burg (a. a. 0. I 57). Auch besinne ich mich in einem älteren 
Werke über pommersche Geschichte der Abbildung von fünf auf 
Rügen selbst oder der gegenüber liegenden pommerschen Küste 
(dem sog. landfesten Theile Rügens) gefundenen Brakteaten be- 
gegnet zu sein, welche sämmtlich unsrer Münze sehr ähnlich 
waren, leider kann ich aber das Citat nicht finden. Das vor- 
liegende Exemplar stammt übrigens dem Vernehmen nach aus 
einer alten pommerschen Sammlung. Ist nun vorstehende Zu- 
theilung richtig, so lässt sich vielleicht auch der folgende Brak- 
teat bei Cappe, K. M. II, Taf. XVII, 173 hierher, oder der Lilie 
wegen nach dem nahen Demmin verlegen, wobei ich jedoch be- 
merke, dass ich ihn nur nach der Abbildung beurtheilen kann. 

9) Lilie unter einem Bogen, über dem zwischen zwei 
Thürmen ein gekröntes Brustbild. — 20 mm. Gew. 
(nach Cappe 0,055 Preuss. Loth =) 0,917 Gr. 

Eine Nebenlinie des Rügischen Fürstengeschlechtes, gestiftet 
von Barnuta, jüngerem Sohn Jaromar's I (f 1237), bildeten die 
Herren von Gristow, deren Stammbaum in den Klempin-Bülowschen 
Stammtafeln des Pommerisch-Rügischen Fürstenhauses bis Vicco 
(1432) geführt wird, mit dem Bemerken, dass das Wappen an- 
fangs ein Hirschkopf (Zehnender), später ein Ochsenkopf mit 
Adlerflügeln gebildet habe. Auf Grund dieser Angabe habe ich 
schon früher (Bd. VII d. Z., S. 385 Anm.) die Vermuthung ge- 
äussert, dass ein Brakteat des Hohenwalder Fundes (Bd. IV, 
Taf. V, 60 d. Z.) vielleicht einen dieser Gristower Dynasten zum 



1) Die mir zugäDglichen Schriftbrakteaten Jaromar's (D. P. I, 58) wiegen 
0,77 Gr., 0,78 Gr., 0,88 Gr., seine schriftlosen (D. P. I, 59) 0,84 Gr. und 
0,88 Gr. 



106 H. Dannenberg: 

Urheber haben möchte. Das Gleiche dürfte dann von dem ähn- 
lichen, nnr etwas grösseren und daher etwas älteren folgenden 
Stücke gelten, das uns der Kanneberger Fund gebracht hat^): 

10) Hirschkopf, auf jeder Seite von einem Ringel begleitet. 
— 20 mm. Gew. 0,39 Gr. — v. Prollius. — 

Taf. VI, Nr. 10. 

Dass weder der Kopf dieses noch des erstgedachten Brak- 
teaten einem Zehnender angehört, wird man der aufgestellten 
Yermuthung nicht im Ernste entgegensetzen, und es möchte sich 
auch fragen, ob man bei der gewiss doch nur höchst geringen 
Zahl auf uns gelangter Siegelbilder diesen Zehnender als etwas 
durchaus Wesentliches wird erachten können. — 

Des Fernern wäre zu prüfen, ob nicht das zweite Gristowsche 
Wappenbild des Ochsenkopfes mit Adlerfifigeln auf dem folgenden 
Brakteaten zu erkennen ist: 

11) Ochsenkopf mit flügelähnlichem Ansätze auf beiden 
Seiten des Maules, zwischen den Hörnern ein Ringel. — 
21 mm. — Meine Sammlung. — 

Abbildung am Ende dieses Aufsatzes. 

Seiner äusseren Erscheinung nach ist er dem eben beschrie- 
benen gleichzeitig, also etwa 1220—1230 geprägt, und demnach 
älter als der ungefähr 20 — 30 Jahre jüngere des Hohenwalder Fun- 
des, während nach Obigem der Hirschkopf durch den geflügelten 
Ochsenkopf abgelöst wird. Allein ist dies auch in dem Maasse 
sicher, dass ein gleichzeitiges Bestehen beider Wappen binnen 
eines so geringen Zeitraums ganz ausgeschlossen sein sollte? 
und darf nicht vielmehr auf das Beispiel von Diepholz ver- 
wiesen werden? wo nach anderweitigen Änderungen der seit 1295 
eingeführte quergetheilte Schild mit Löwe oben und Adler unten 
von 1367 ab dem Hirschgeweih Platz macht, um dann, seit 
1426, seinerseits wieder die Hirschhörner, schliesslich seit 1435 
auf immer zu verdrängen (s. Mzstud. lY, S. 255) ; auch hier ist 



1*^ Nicht zu yerwechseln mit dem sehr ähnlichen Brakteaten Taf« V, 
13 Ba ^T d. Z. «inptn RtiArlr'^»)f -^h HJ'*'?c^i5P^»'he zwischen den HOmeni. 



Zur Pommerschen und Meklenborgischen Münzkunde. 107 

die Grenze zwischen beiden sich bekämpfenden Wappenbildera 
nicht haarscharf zu ziehen. 

Sollte die Beziehung unseres Brakteaten auf Gristow unzu- 
lässig sein, so müsste man ihm in Meklenburg eine Heimstätte 
suchen. Überhaupt möchte ich obigen Vorschlag zur Unterbrin- 
gung dieser drei seltenen und interessanten Münzen genauerer 
Untersuchung der Specialforscher empfehlen. 

Herzog Barnim L, 1222—1278. 

12) + BKRHIM Greifenkopf linkshin. Rf. Ebenso. — 
Gew. 0,46 Gr. Meine Sammlung. Taf. VI, Nr. 12. 

Bei der Beschreibung des Hohenwalder Fundes, aus dem 
dieser Denar stammt, ist er mir unter so vielen (55 Stück), 
welche auf der Bückseite einen Stern in einer Einfassung von 
vier Kreuzen und vier Röschen zeigen (Dbg. I, 8), in wohl ent- 
schuldbarer Weise entgangen, und wenn er auch als eine Zwitter- 
münze, mit zwei Aversstempeln geschlagen, zu betrachten sein 
mag, so verlohnt es sich doch wohl bei der Seltenheit solcher 
Erscheinungen in dieser Zeit auf ihn aufmerksam zu machen. Er 
war nur in diesem einzigen Exemplare vertreten. 

Barnim VI., Herzog zu Barth, 1394—1408. 

13) o% HOKQTTt o DVOIS % BTJRT Greif linkshin. Rf. 
% HOnarm % DlVirnS <> BKRT Kreuz, im linken Ober- 
winkel drei Ringel. — Im Besitz des Hrn. A. Jungfer 
hier. Taf. VI, Nr. 13. 

Die ganz ähnliche Münze, die ich (Pomm. Taf. III, 71, S. 53) 
nach einer Abbildung in den halt. Studien gebracht habe, Hess 
es unentschieden, ob auf der Hauptseite „ducis" wie hier, oder 
nicht etwa wieder, wie auf der Rückseite «civitas'' zu lesen sei. 
Nachdem das vorliegende Exemplar diesen Zweifel gehoben, 
wird es erlaubt sein, Barnim VI. als den Prägherm anzusehen, 
denselben Fürsten, der in der Gnadenkirche des Dorfes Kenz 
bei Barth sein Grabmal hat, das wegen der ältesten gleichzei- 
tigen Darstellung eines Pommernherzogs sehr bemerkenswerth 
ist. (Barthold, Pomm. Gesch. Bd. HI, S. 572). 



108 H* Dannenberg: 

Kasimir VI. (1413—31) oder Joachim I. (1434—51) 

zu Stettin. 

14) HOnaTmDVXTQT der Greif linkshin. i?/. HOHQTKs 
SRTi . . Oß Kreuz , in der Mitte von einem Vierblatt 
durchbrochen, in welchem eine Kugel. — Meine Samm- 
lung. — Taf. VI, Nr. 14. 

Diese Münze von dem nachlässigen Stempelschnitt der 
letzten Witten (der slavischen — nicht Ittbischen — Mark) hat 
die grösste Ähnlichkeit mit dem Treptower des Schwiesower 
Fundes (D. P. III, 42), dem sie auch, wenigstens das von Masch 
(Berl. Bl. I, S. 296) beschriebene Exemplar durch das fehler- 
hafte DVX (vgl. das DIVITITS des vorigen Grosspfennigs) der 
Hauptseite verbunden ist, nur dass sie es bei diesem Einen 
Fehler nicht bewenden lässt, sondern auch das S des nachfol- 
genden Stettin unterdrückt hat, das der Stempelschneider sich 
in dem X enthalten gedacht haben mag. Durchaus räthselhafb 
ist die Prägstätte; der vollkommen deutliche Anfang des Stadt- 
namens, SRTi, liesse an Masse w denken, allein die Reste der 
folgenden drei oder vier Buchstaben scheinen solche Annahme 
auszuschliessen, denn dem Ä scheint nach einer Lücke von ein 
oder zwei Buchstaben ein und diesem ein U zu folgen, das 
aber allenfalls auch ein D oder möglicherweise ein V sein könnte* 
in der Form JS, wie es zum Schriftcharakter und zur Zeit dieser 
Münze passt. Also durch einen unglücklichen Zufall, wie er uns 
so oft begegnet, ist das gleichgiltige Moneta vollkommen er- 
halten, der folgende wesentliche Theil der Inschrift dagegen 
zweifelhaft. Wenn irgendwo, so wäre hier Aufschluss durch ein 
deutliches Exemplar wünschenswerth. 

Wollin. 

15) : D2t 0% 6IiORntHo°oDQO der Greif linkshin, unter ihm 
ein Stern (doppelschlägig). Rf. o% HOKQTK o% VOIiliBft 
Kreuz mit einem halben Stern im rechten Oberwinkel 
und einer halben Lilie im linken Unterwinkel. — Meine 
Sa'^mlnng. — Gew. 1.135 Gr ^ Taf. VI, Nr. 15. 



Zar Pommerschen und Meklenburgischen Münzkande. 109 

Hr. Max Schmidt, dem wir die Bekanntmachung') und ich 
den Besitz dieser Münze verdanken, hat bereits darauf hinge- 
wiesen, dass dieselbe ausser ihrer Seltenheit auch das grosse 
Verdienst besitzt, uns über eine ganze Beihe von kleinen 
stummen Pfennigen aufzuklären, welche die hier in den Kreuzes- 
winkeln erscheinenden Wappenbilder der halben Lilie und des 
halben Sternes aneinander gestellt als Gepräge zeigen, und über 
welche allein Eöhne einen Erklärungsversuch dahin gewagt hatte, 
sie möchten wegen der Lilie von Demmin in Gemeinschaft mit 
einer einen Stern führenden benachbarten Meklenburgischen 
Stadt geschlagen sein (num. Beiträge Nr. 578, Reichel IV, 
S. 3623). Solche Denare hat aber nicht bloss der unsrer Münze 
etwa gleichzeitige Fund von Arnswalde (Bd. V S. 73 d. Z.), 
sondern auch schon der viel ältere von Teschenbusch (Bd. VI, 
S. 121) geliefert. Alle diese in zahlreichen Stempelverschieden- 
heiten vorkommende Pfennige weist nun unser Witten der Präg- 
stätte Wollin zu. 



B. Meklenburg. 

Sehen wir von dem immerhin wegen mangelhafter* Um- 
schrift nicht zweifellosen Denare von Niklot (Bd. V, S. 194, 
Taf. VII, 11 d. Z.) ab'), so fallen die Anfange des meklen- 
burgischen Münzwesens, in schriftlosen Brakteaten bestehend, in 
die erste Zeit des XIII. Jahrhunderts. Diese bis dahin ziemlich 
unbekannten Münzen aus dem schon erwähnten, etwa 1225 ver- 
grabenen Funde von Bünstorf in Holstein, habe ich Bd. V, 
S. 179 (Taf. VIII, 9) und Bd. VII, S. 383 (Taf. V, 2—13) d. Z. 
veröffentlicht. Diesem ansehnlichen Vorrathe von 14 verschie- 



1) Bd. YII, S. 193 d. Z., wo aber irrthttmUch der halbe Stern und die 
halbe Lilie als im zweiten und dritten V^inkel befindlich bezeichnet werden, 
während sie doch selbst verst&ndlich in den Gegenwinkeln (dem ersten und 
dritten) stehen. 

2) Die im Thomsenschen Katalog Nr. 6568 und 6569 unter Heinrich I. 
Borwin beschriebenen Denare Bind doch wohl ohne Frage von Heinrich dem 
Löwen (s. Grote Bl. f. Mzkd. III, Taf. VI, 104, 105). 



110 H. Dannenberg: 

denen Exemplaren treten jetzt noch die folgenden nenn hinzu, 
welche aus einem im Herbste 1885 in Meklenburg selbst, im 
Forst zu Kanneberg bei Mario w, zwischen Ribnitz und Kilze, 
nahe der pommerschen Grenze gemachten Funde stammen ^), der 
schon Bd. XIV, S. 189 d. Z. kurze Erwähnung gefunden hat. 

16) Stierkopf über einer zweiThürme verbindenden Mauer, 
zwischen den Hörnern des Thieres zwei Eugehi. — 
19 mm. Gew. 0,48, 0,58, 0,62 Gr. — v. ProUius; meine 
Sammlung. Taf. VI, Nr. 16. 

17) Stierkopf mit zwei Thürmchen zwischen den Hörnern, 
neben dem Maule beiderseits ein Ereuzchen. — 19 nun. 
Gew. 0,51, 0,55 Gr. v. Prollius. Taf. VI, Nr. 17. 

18) Stierkopf mit einem spitzen Thürmchen (oder kreuz- 
tragendem Dreieck) zwischen den Hörnern, auf jeder 
Seite des Maules ein Kreuzchen. — 20 mm. Gew. 0,58 Gr. 
V. Prollius. Taf. VI, Nr. 18. 

19) Der Stierkopf zwischen zwei Schwertern. — 20 mm. 
Gew. 0,5 Gr. v. Prollius. Taf. VI, Nr. 19. 

Der Stierkopf ist hier von ganz eigenthümlicher Bildung, 
insofern die Hörner in Gestalt eines Halbmondes über demselben 
schweben, gerade so wie auf Nr. 10, Taf. V, Bd. VII d. Z. 

20) Der Stierkopf mit einem Thürmchen zwischen den Hörnern 
und je einem Ringel neben dem Maule. — 19 mm. 
Gew. 0,46, 0,47 Gr. v. Prollius. Taf. VI, Nr. 20. 

21) Ebenso mit einem Kreuze statt des Thfirmchens 
zwischen den Hörnern. — 20 mm. Gew. 0,52 Gr. 
V. Prollius. 

Von Nr. 7 Taf. V. Bd. VH d. Z. unterschieden dadurch, 
dass auf diesem Bünstorfer Brakteaten der Stierkopf gekrönt er- 
scheint, wie überhaupt die meisten dieses Fundes. 



1) Die Möglichkeit ihrer Veröffentlichung verdanke ich der GfLte ihres 
Besitzers, Sr. ExceUenz des grossh. Mekl. ansserordentl. Gesandten Herrn 
Y. ProUins hierselbst 



Zur Pommerschen und Meklenborgischen Münzkunde. m 

22) Der Stierkopf ebenfalls mit dem Kreuze zwischen den Hör- 
nern, aber begleitet von zwei Halbmonden statt der Rin- 
gel. — 20 mm. Gew. 0,55 Gr. v. ProUius. Taf. VI, Nr. 22. 

23) Der Stierkopf im Schilde. — 20 mm. Gew. 0,47 Gr. 
(meine Sammlung), 0,5 Gr. (v. Prollius.) Taf. VI, Nr. 23. 

24) Ebenso, aber unten neben dem Schilde beiderseits ein 
Ringel. — 20 mm. Gew. 0,45 v. Prollius, 0,47 Gr. meine 
Sammlung. Taf. VI, Nr. 24. 

Alle diese Brakteaten, um ein Weniges kleiner als die Btln- 
storfer^), dürften im Alter sich ihnen unmittelbar anschliessen, 
also kurz vor der Theilung von 1237 geprägt sein. Es ist von 
Wichtigkeit, dass hier zum ersten Male diese grössten ältesten 
Brakteaten in ihrer Heimath selbst auftauchen, obwohl die Zu- 
gehörigkeit der ganz verwandten Bünstorfer nach derselben Pro- 
vinz auch vorher füglich nicht in Zweifel gezogen werden 
konnte. 

Ausser obigen neun Arten in 16 Exemplaren waren in 
diesem Kanneberger Funde noch die oben unter Nr. 4, 5, 6, 
7 und 10 angeführten pommerschen Brakteaten in je 1 Exem- 
plar; mehr als diese 21 Stück sind aus diesem Schatze, der viel 
grösser gewesen sein soll, nicht gerettet. 

25) Menschenhaupt und Stierkopf neben einander gestellt. — 
Meine Sammlung. — 15 mm. Gew. 0,51 Gr. Taf. VI, Nr. 25. 

Das Zeitalter dieser Münze bestimmt sich durch ihre grosse 
Ähnlichkeit mit denen des Hohenwalder Fundes (Bd. IV, S. 243 
d. Z.), sie fällt also in die zweite Hälfte des XIIL Jahrhun- 
derts. Dass so wie hier dem Mttnzfürsten sein Wappenthier 
zugesellt wird, ist gerade nicht häufig, aber auch nicht ohne 
Vorgang. Als Beispiele seien angeführt ein Brakteat des Tre- 
bitzer Fundes (Erbstein Taf. II, 30), auf welchem Herzog Bern- 
hard neben dem seinem Vorgänger Heinrich dem Löwen ent- 
lehnten Löwen erscheint, verschiedene Friesacher, welche den 



1) Das Gewicht der letzteren kann ich nur von Nr. 9, Taf. VHI, Bd. V 
d. Z. angeben, es beträgt 0,M Or. 



112 H. Dannenberg: 

Kopf des Fürsten neben dem Adler oder dem Löwen zeigen 
(Münzstud. I, Taf. VI, 26—31, S. 26), sowie einige polnische 
Brakteaten von Mesico III., mit dem durch ein Scepter ge- 
trennten Königskopf und Löwen (Beyer Fund von Wienic Nr. 7, 
Polkowski decouv. k Glembokie 11, 13) und mit dem hebräischen 
Braha (Brahut) zwischen dem Adler und dem Brustbjlde des 
Fürsten (Polkowski a. a. 0. Taf. III, 28). Und hat nicht auch 
die geflügelte Figur, welche auf den Münzen des Askanischen 
Markgrafen von Brandenburg so häufig ist, die Bedeutung, dass 
dem Bilde des Fürsten die Flügel des Brandenburgischen Adlers 
angefügt sind? Ist nicht in ähnlicher Weise auch das wunderliche 
Münzbild des einem halben Löwen aufgesetzten Menschenhauptes 
neben einem halben Adler auf einem baierischen Denar (Cappe, 
Kaisermz. I, Taf. XI, 170) zu erklären? Diesen Analogien gegen- 
über wird das Gepräge unseres Brakteaten nicht mehr irgend- 
wie befremdlich erscheinen, wenn es auch in der Meklenbur- 
gischen Münzkunde noch neu ist. Verschweigen darf ich freilich 
nicht, dass die Kleinheit und die undeutliche Ausprägung dieses 
Brakteaten die Möglichkeit nicht ganz ausschliesst, statt des 
Stierkopfes einen Bischofskopf zu erkennen, doch neige ich mehr 
für erstere Alternative, zumal auch von meklenburgischen 
Bischofsmünzen des Mittelalters nichts bekannt ist. 

26) X HOBBTTt o°o DVQVH o°o Stierkopf mit ausgeschla- 
gener Zunge und Halsfell, zwischen seinen Hörnern drei 
Kugeln. Rf. (Mag)nOPOIienSIVH Kreuz mit einem 
Greifenkopf in jedem Winkel. — Meine Sammlung. — 
Gew. 0,98 Gr. Taf. VI, Nr. 26. 

Wenn wir von dem schon oben erwähnten vermeintlichen 
Niklot und von den Witten pfennigen absehen, bei denen doch der 
Charakter als landesherrliche Münze im Gegensatz zur städtischen 
in Frage steht , so haben wir während des ganzen Mittelalters 
keine einzige Münze, welche sich inschriftlich als fürstlich Mek- 
lenburgische zu erkennen giebt. bis auf Magnus und Balthasar, 
deren Regierungszeit (1483—1503) aber erst in den Schluss 
''^''^ses ^eitrnijms "piu Jas verleiht dann dem vorliegenden 



Zur Pommerschen und Meklenburgischen Münzkunde. 113 

Wittenpfennige ein besonderes Interesse auch ausser seiner Sel- 
tenheit; er scheint nur in wenigen Exemplaren geprägt worden 
zu sein, da er aus keinem der bisherigen vielen Funde von 
Witten bekannt geworden ist. 

Sein Gepräge verräth uns ziemlich deutlich, wer ihn hat 
schlagen lassen. Denn das kurze Kreuz mit dem Wappenbilde 
in jedem Winkel finden wir in Hamburg (mit vier Nesselblättern) 
bis 1379, in Lüneburg (mit vier Löwen) bis 1381, und dürfen 
v^ir daher wohl auf Gleichzeitigkeit mit unsrer Münze schliessen, 
welche dem Meklenburgischen Stierkopfe den Rostocker Greifen 
— das Land Rostock war bekanntlich 1323 an Meklenburg 
gefallen — in vierfacher Wiederholung beigesellt. Demnach 
hätten wir es mit einer Münze der Söhne Heinrich IL, des 
Löwen (t 1329), also der Brüder Albrecht I. von Schwerin 
(1329—79) und Johann I. von Stargard (1329—92), den ersten 
Herzögen von Meklenburg (seit 1348), zu thun. Will man aber 
dieser Zutheilung etwa den doch wohl kaum stichhaltigen Ein- 
wand entgegensetzen, dass beide Brüder 1352 eine Landestheilung 
vorgenommen, so würde man Albrechts I. Söhne: Heinrich III. 
(t 1383), Albrecht (König von Schweden, f 1412) und Magnus L 
(t 1384) als die Prägherren anzusehen haben. 

Teterow. 

27) (aiVI)TKS DWDWe(RIia) der gekrönte Stierkopf 
mit ausgeschlagener Zunge. Rf. (H)ORQTK s ThöTRO W 
Kreuz, von einem Vierblatt durchbrochen, in welchem 
ein Punkt. — Meine Sammlung. — Taf. VI, Nr. 27. 

28) Ebenso, aber Rf. (H)ORQT?t : TQTeUROW. — Meine 
Sammlung. — 

Diese beiden Münzchen, Viertel-Wittenpfennige, rühren aus 
dem kleinen Funde derartiger Münzen her, den ich Bd. VI, 
S. 144 d. Z. beschrieben habe. Die Schrifttrennungszeichen sind 
nicht völlig deutlich. 

Zeittchrift fbr Namismatik. XVI. 8 



114 H. Dannenberg: Zur Pommerschen und Meklenburgischen Münzkunde. 

Wismar. 
29) •:• NOnöTTt ßOVTt-I-WISNTtRI Schild mit dem Stadt- 
wappen. Ä/. ♦ ORVX * BVQJt ♦ ONna ♦ HKIiVH 
Kreuz: — Meine Sammlung. — Taf. VI, Nr. 29. 

Der Spruch crux fugat omne malum kommt sonst auf Wis- 
marischen Münzen nicht vor, sondern ist den Lübischen eigen. 
Es scheint aber wohl eine gleichzeitige Falschmünze vorzuliegen, 
welche den Silberüberzug verloren hat, denn in ihrer jetzigen 
Erscheinung stellt sie sich als Kupfer dar. Dafür dürfte auch 
das fehlerhafte BVaJt statt FVGTS oder FVGTtT sprechen. 
Oder sollten wir es gar mit einer Probemünze zu thun haben? 
das wäre möglich, weil ein Fälscher doch wohl eine wirkliche 
Münze nachgeahmt, und nicht eine ganz neue erfunden haben 
würde, denn der Hinweis darauf würde ihn doch schwerlich der 
verdienten harten Strafe entzogen haben. 

Nr. 1. Nr. 11. 





H. Dannenberg. 



Beiträge zur scUesiscIieiL Mimzknnde des Mittelalters. 

(Taf. VII und Vm.) 



Unter * dem Titel: „Schlesiens Münzgeschichte im 
Mittelalter, Theil II, Münzgeschichte und Münzbeschreibung'S 
ist jüngst als XIII. Band des vom Vereine für Geschichte und 
Alterthum Schlesiens herausgegebenen Codex diplomaticus Si- 
lesiae, aus der Feder von F, Friedensburg ein sehr beachtens- 
werthes Buch erschienen, das mit dem im vorigen Jahre heraus- 
gekommenen Theil I (Bd. XII des Cod. dipl. Siles.): ürkunden- 
buch, nunmehr ein abgeschlossenes Werk bildet, welches für die 
mittelalterliche Münzkunde Schlesiens als grundlegend angesehen 
werden muss. Bei der Wichtigkeit des Buches genügt es nicht, 
dasselbe mit einigen allgemeinen Redewendungen zu besprechen, 
sondern es scheint ein tieferes Eingehen auf dessen Inhalt ge- 
boten. Solches sei mir in Nachfolgendem gestattet. 

Der Verfasser ist auf dem Gebiete der schlesischen Münz- 
kunde bereits mehrfach literarisch thätig gewesen. Wir haben 
von ihm ausser anderen Artikeln besonders den Aufsatz im IX. 
und X. Bande dieser Zeitschrift: „Schlesiens Münzen im Mittel- 
alter", welcher als der beste unter diesen kleineren Arbeiten zu be- 
zeichnen ist. Dann folgen die Abhandlungen in v. Höfkens Archiv 
für Bracteatenkunde Bd. I: „Adels wappen auf schlesischen Brac- 
teaten"; „Städtewappen auf schlesischen Bracteaten" ; „Weltliche 
und geistliche Hoheitszeichen auf grossen schlesischen Bracteaten" 
u. a. m., sowie die selbstständige Schrift: „Schlesiens Münzen 

und Münzwesen vor 1200" — alle gewissermassen Vorarbeiten 

8» 



116 Emil Bahrfeldt: 

ZU dem jetzigen grösseren Werke. Der vorliegende II. Theil des 
letzteren scheidet sich naturgemäss in zwei Abschnitte: 1) die 
Münzgeschichte, 2) die Münzen. 

Der erste Abschnitt enthält zunächst eine ^namisma- 
tische Einleitung'', in welcher von dem Mflnzwesen des 
Mittelalters im Allgemeinen die Rede ist und besonders über 
die Münz- und Gewichtssysteme, über Schrot, Korn und Fein- 
gehalt Erläuterungen gegeben werden. Dabei sagt Verfasser 
auf S. 2 unten: ganz reines Silber sei 161öthig. Diese Ausdrucks - 
weise ist allerdings öfter gebräuchlich, aber darum nicht richtig. 
Ganz reines Silber kann nicht „löthig** sein, sondern ist »Fein- 
silber**; es wird erst löthig durch Zusatz unedlen Metalls, je 
nach dessen Höhe es als 15-, 14- etc. löthig bezeichnet wird. 
In ähnlicher Weise darf auch Feingold nicht 24karätig genannt 
werden. 

Im Kapitel „Die Urzeit % welche für Schlesien bis etwa 
1150 angenommen wird und in welcher eine eigene Münzprägung 
in diesem Lande noch nicht bestand, berichtet Verfasser kurz 
über die fremden, damals im Verkehre gewesenen Münzen: 
antike römische und griechische, Regenbogenschüsselchen, mittel- 
alterliche Gepräge von Polen, Ungarn, Deutschland u. a. Es 
werden die schlesischen Funde dieser Zeit aufgeführt Zu letz- 
teren ist zu bemerken, dass der ^Pund von Wättrisch* 86 Stück 
Münzen enthielt (67 im Museum schlesischer Alterthümer zu 
Breslau, 19 im Besitze des Majors Schröter zu Wättrisch; vgl. 
S. 93 dieser Zeitschr.) und dass „der Fund aus der grottkauer 
Gegend" auf der Feldmark Schmolitz, Kreis Neisse, gehoben 
worden ist. 

Die dann folgende „Bracteatenzeit^, welche f&r die 
kleinen nach polnischem Muster geschlagenen Bracteaten auf 
etwa 1175 — 1210 und für die grossen, den böhmischen nachge- 
bildeten auf ungefähr 1230—1280 festgestellt wird, behandelt 
an der Hand der Funde eingehend die Chronologie der Münzen, 
verbreitet sich über Gewicht, Gehalt und die Typen, bespricht 
die Rechnung nach Marken und Pfunden, die Barren, feines und 



Beiträge zur schlesischen Manzknnde des Mittelalter9. 117 

Usualsilber, ansländische Gewichte und Münzen, die Goldrech- 
nung, den Zinsfnss und lässt sich schliesslich aber das Münz- 
recht, die Münzer, Münzung für Private, die Münzstätten und 
die Verpachtung der Münze aus. 

Bezüglich der ersten Bracteatenklasse geben die Fundnach- 
richten reichliche Handhaben für die Chronologie derselben; in 
der zweiten Klasse ist dies trotz der grösseren Anzahl der Funde 
nicht der Fall, weil die Stückzahl der verschiedenen Typen sich 
nicht mehr feststellen lässt. Verfasser kennt von letzterer Ka- 
tegorie zwölf Funde, kann aber nur die von Strehlen (C), Ditters- 
bach (D) — richtiger Wernersdorf — , Gross- Briesen (J) und 
Sarbske (E) mit Namen nennen. Ich füge hinzu, däss nach 
früheren mir vom Freiherrn v. Saurma, dem ehemaligen Besitzer 
der Funde, gemachten Mittheilungen, des Verfassers Fund B 
bei Neumarkt i. Schi, und Fund E bei Löwen gehoben worden ist. 

Auf S. 19 f. ist die Rede von den Typen der Bracteaten 
und dem mannigfachen Wechsel, welchem dieselben unterworfen 
waren. Die dafür gegebene Erklärung des Verfassers, dass bei 
der Nothwendigkeit, sehr häufig neue Pfenninge zu prägen, die 
Erfindungsgabe der Stempelschneider aufs Ausserste in Anspruch 
genommen wurde, und dass dieselben, kurz gesagt, ihre Motive 
zu den Darstellungen nahmen, wo sie deren fanden, darf als 
richtig gelten. Wenn der Verfasser dabei aber ein ganz besonderes 
Gewicht darauf legt, dass die Stempelschneider die Wappen 
adliger Familien zum Vorbilde gewählt haben sollen und er da- 
bei im zweiten Abschnitte eine grosse Zahl Bracteaten — und 
auch Denare — auf nicht weniger als ungefähr 60 schlesische 
Adelsfamilien bezieht, so geht er mit dieser, schon im Archiv 
für Bracteatenkunde ausführlicher behandelten Ansicht, meines 
Dafürhaltens zu weit. Es soll damit natürlich keineswegs gesagt 
werden, dass die Eisenschneider überhaupt nicht die Wappen des 
herzoglichen Kastellans, des Grundherrn, der Finanzbeamten oder 
der Münzpächter als Vorbild für die zu fertigenden Münzstempel 
gewählt hätten, — nur die weite Ausdehnung, welche Verfasser 
diesem Gebrauche giebt, erregt Bedenken. Der Stierkopf, Widder* 



11g Emil Bahrfeldt: 

köpf, Krebs , Fisch u. s. w. sind doch nicht nothgedrungen als 
Wappen der Aulock, Haugwitz, Hagen, Seidlitz etc. aufzufassen; 
diese alltäglichen Gegenstände können ebensowohl ohne tiefere 
Bedeutung sein wie viele andere auf den Bracteaten. Man wird 
daher gut thun nur in denjenigen Fällen an eine beabsichtigte 
Darstellung eines Adels wappens zu glauben, in welchen die be- 
treffenden Münzbilder eine ganz besondere Übereinstimmung mit 
dem Wappen haben — wie z. B. bei dem Helm der Tschamer auf 
Nr. 62 und in einigen anderen Fällen — , oder aber wo wir ur- 
kundlich adlige Familien kennen, deren Mitglieder Mflnz- oder 
Finanzbeamte gewesen sind oder nähere Beziehungen zu solchen 
gehabt haben. 

Die schlesische Bracteatenzeit wurde durch „die Zeit der 
Denare" abgelöst, welche von etwa 1292—1322 reicht. Nach 
endgültiger Beseitigung der irrigerweise immer wieder verbrei- 
teten Annahme, dass diese Denare unter dem Einflüsse der böh- 
mischen Groschen entstanden und daher den Namen Halbgroscben 
zu führen berechtigt seien, geht Verfasser zur Besprechung der 
Chronologie und des Münzfusses, besonders aber des Münzgeldes 
und des Schlageschatzes über, auch hier alte Irrthümer berichtigend. 

Die hiernach folgenden Kapitel : „Die Zeit bis Matthias 
Corvinus** und „Der Ausgang des Mittelalters*, welche 
die Groschen- und Hellerzeit umfassen, erfahren sodann in allen 
münz- und geldgeschichtlichen Beziehungen eine eingehende Be- 
leuchtung und Durcharbeitung. Damit schliesst der erste Ab- 
schnitt des II. Theils. 

Es ist unstreitig, dass dieser erste Abschnitt wesentlich 
schwieriger zu behandeln gewesen ist, als der zweite, welcher 
mit den Münzgeprägen selbst sich beschäftigt. Der zu bewälti- 
gende Stoff ist so umfangreich, die zu ergründenden münzge- 
schichtlichen Verhältnisse sind so complicirt und die zu brechen- 
den alten Vorurtheile und Irrthümer so mannigfach gewesen, dass 
es oftmals schwer ist dem Verfasser zu folgen. Bei seiner Fähig- 
keit aber, das gesammte Material nach allen Richtungen hin zu 
beherrschen, dürfen wir wohl auf die Zuverlässigkeit des 6e- 



Beiträge zur schlesischen Münzkunde des Mittelalters. 119 

botenen bauen und im Grossen und Ganzen die gewonnenen 
Resultate anerkennen, obschon nicht verhehlt werden soll, dass 
dieser erste Abschnitt dem zweiten in der Behandlung des Stoffes 
nachsteht. 

Was den zweiten Abschnitt betrifft, so hat dieser, wie 
schon gesagt, die MUnzgepräge selbst zum Gegenstande. Die- 
selben sind einer kritischen Besprechung unterworfen und unter 
Heranziehung der Urkunden nach Alter, Münzstätten und Präge- 
herren näher bestimmt. Verfasser tritt dabei mit ganz neuen Zu- 
theilungen auf, bringt neue Prägestätten und Münzen zum Vor- 
scheine, beleuchtet manche Gepräge von wesentlich anderen Ge- 
sichtspunkten als bisher geschehen und stellt alte irrige An- 
schauungen richtig. Es ist das geographisch-genealogische System 
gewählt worden» — ganz mit Recht. Denn die frühere Gruppirung, 
welche die Münzen nach der Person der Frägeherren in könig- 
liche, bischöfliche, fürstliche und städtische scheidet, entbehrt der 
Wissenschaftlichkeit. Dass dadurch allerdings an einigen Stellen 
gewisse Unebenheiten eingetreten sind, welche der Verfasser selbst 
auf Seite VI berührt, ist nicht zu vermeiden gewesen. Voran- 
gestellt sind die grossen Bracteaten und die Denare, welche 
nach der Eigenart ihrer Gepräge sichere Zutheilungen nicht 
gestatten; dann folgen die bestimmten Münzen. 

Den Resultaten der Forschungen in diesem Abschnitte wird 
in den meisten Fällen zugestimmt werden können. Wo indessen 
andere Ansichten angebracht erscheinen, werden solche im Nach- 
folgenden vermerkt werden. 

I. Die unbestimmten Bracteaten. Es ist bekannt, 
dass bei den grossen schlesischen Bracteaten oftmals derselbe 
Stempel auf grösserem und auf kleinerem Münzplättchen vor- 
kommt Bei einigen hat Verfasser dies in seinem Buche be- 
merkt. Ich verzeichne indessen ausser den genannten noch 
etliche, welche wesentlich in der Grösse von den abgebildeten 
abweichen. Allerdings entsteht dadurch nun die Frage : sind die 
bezüglichen Friedensburg'schen Zeichnungen irrig in der Grösse 
ausgefallen, oder aber existiren beide Grössen? Das vermag 



120 Emil Bahrfeldt: 

ich nicht zu beantworten, da ich nur nach dem vorliegenden 
Material des berliner königlichen Eabinets und meiner eigenen 
Sammlung urtheilen kann. 

Von Bracteaten, welche grösser sind als die bei Friedens- 
burg abgebildeten, besitze ich: Nr. 13 (26 mm), 51 (25 mm), 67 
(26 mm), 116 (24 mm), 221 (26 mm), 329 (23 mm), 408 (23mm). 
Bezüglich des Münzbildes zu klein ausgefallen sind Friedens- 
burg Nr. 221, 252, 299, 306, 312, 329, 392. Im Übrigen ist 
zu bemerken: Zu Nr. 29 besitze ich einen ähnlichen Bracteaten ; 
s. Taf. VII, Nr. 1^). Auch das berliner königliche Kabinet hat einen 
ähnlichen: hier Taf. VII, 2. Wenn Friedensburg die Bracteaten 
mit gekröntem Kopfe Nr. 29 ff. für schlesisch hält, dann sind es 
auch diese beiden. — Eine ganz ähnliche Krone wie Nr. 37 
hat ein Bracteat des berliner Kabinets, hier Taf. VII, 3. — Nr. 43 
ist lediglich nach v. Saurmas Abbildung 74 wiedergegeben; ein 
Original vermag der Verfasser nicht nachzuweisen. Ich ver- 
muthe hierbei aber einen Irrthum und glaube, dass Nr. 43 mit 
Nr. 334 identisch sein dürfte, obschon es in der That einen, wenn 
auch kleineren Bracteaten mit Krone und halbem Adler giebt; 
s. Taf. Vn, 4, m. S. — Nr. 67 hat irrthümlich in der Zeich- 
nung einen Perlen-, statt eines Strahlenkreises. — Bei Nr. 68 
hat zum Zeichnen ein mangelhaftes Exemplar vorgelegen. Die 
Abbildung auf Taf. VII, 5 giebt das gut erhaltene Stück des 
berliner Kabinets wieder. — Von Nr. 94 kommen auch grössere 
Exemplare vor; 23 und 27 mm. in m. S. — Ob auf Nr. 98 
das Mühlrad der Spiegel von Betschow darzustellen beabsichtigt 
ist, muss doch stark bezweifelt werden. Das Bild kann eben 
sowohl ein Stern sein. Ich habe hierzu einen kleineren 



1) Die im Folgenden hier als neu von mir aufgeführten Bracteaten hftlt 
Friedensburg z. Th. wohl nicht fQr schlesisch, da er dieselben flbergeht, 
trotzdem er sie im berliner königlichen E[abinet, beziehungsweise in meiner 
Sammlung gesehen. Auf einige derselben bin ich jetzt, nach PrOfong der 
Fried ensburg'schen Abbildungen, selbst erst aufmerksam geworden; nach den 
bisherigen oft mangelhaften v. Saurma'schen Zeichnungen konnte man nicht 
sicher urtheilen. Nr. 6, 7, 34 sind erst in neuerer Zeit von mir erworben 
worden. 



Beitr&ge zar schlesischen Münzkunde des Mittelalters. 121 

Stempel erworben, 0,26 Grm. schwer, also wohl einen Obol; s. 
Taf. YII, 6. Auch besitze ich noch ein ähnliches anderes Stück, 
0,30 Grm. von Gewicht, Taf. Vn, 7. — Nr. 104 dürfte identisch 
sein mit Nr. 142; das zerdrückte Exemplar der letzteren hat 
wohl zu dem Irrthume veranlasst. — Eine besonders auffallende 
Varietät von Nr. 112 ist hier unter Nr. 8 auf Taf. VII abgebildet; 
berliner Kabinet und m. S. — Wenn Nr. 116 richtig ge- 
zeichnet ist, so kann das Stück nicht wie angegeben, identisch 
mit V. Saurma Nr. 205 sein. Von letzterer folgt Abbildung auf 
Taf. VII, 9 nach meinem Exemplare. — Zu den Stierkopf bracteaten 
Nr. 122 flf. kann ich aus dem strehlener Funde einen, leider halbirten, 
meiner Sammlung hinzufügen; Taf. VII, 10. — Nr. 126 ohne 
Quellenangabe und Citat, befindet sich in m. S. und ist schon bei 
V. Saurma Nr. 202 abgebildet. Einen Stierkopf soll das Bild 
aber doch wohl nicht vorstellen. — ZuNr. 127— 138 mit Hirsch- 
geweihen besitze ich , ebenfalls aus dem strehlener Funde, einen 
Bracteaten mit Hirschkopf; s. Taf. VH, 11. Die Ohren bringen 
es ausser Zweifel, dass hier nicht etwa ein Helm, wie z. B. 
auf Nr. 63, dargestellt sein soll. — Nr. 149 ist vielleicht 
identisch mit Nr. 256. — Von Nr. 154 und 155 hat das ber- 
liner Eabinet und meine Sammlung abweichende Bracteaten. 
Ein solcher aus m. S. folgt auf Taf. VII, 12. — Wenn 
Nr. 1 56 = v. Saurma 299 und 300 sein soll, so ist Friedensburgs 
Zeichnung nicht getreu; v. Saurma giebt die Darstellung besser 
wieder. Zu diesem Bracteaten bilde ich hier noch zwei unedirte 
ab, Taf. VII, 13 im berliner Kabinet und Taf. VII, 14 in m. 
S. — Nr. 166 ist irrig nach v. Saurma Nr. 277 wiedergegeben; 
vgl. Taf. VII, 15, m. S. — Nr. 179: dass ich in dieser Zeitschr. 
XIV, S. 187 bei Besprechung dieses bis dahin verkannten Brac- 
teaten eine Beziehung desselben auf Beuthen a. 0. vorgeschlagen 
haben soll, ist ein Irrthum des Verfassers. — Es trifft zu, dass 
die vielen Adlerbracteaten schwierig zu bestimmen sind; aber 
die hier aus dem berliner Kabinet auf Taf. VII, Nr. 16 — 20 
abgebildeten, die nicht als einfache Abarten oder Varietäten zu 
Friedensburg Nr. 183 ff. zu betrachten sind, trennen sich doch 



122 £mil Bahrfeldt: 

durch nichts von den Friedensburg'schen Adlerbracteaten ab; 
Fabrik, Charakter und Fundgenossenschaft mit sicheren Schlesien! 
lassen eine andere Unterbringung nicht zu. Nr. 20, welche auch 
in meiner Sammlung sich befindet, will Friedensborg zu den 
Bracteaten des von Fr. Bardt in Weyls, berliner MünzbL Tat I 
abgebildeten Geprägen legen, zu denen sie aber keineswegs 
passt. — Bei Nr. 215 und 216 ist ein neuer Bracteat des 
berliner Kabinets — Taf. VIII, 21 — einzuschalten. — Zu 
Nr. 248 ist aus meiner Sammlung ein kleiner Bracteat mit ver- 
kehrtem 8, 0,19 Gramm, Taf. VIII, 22, zu vermerken. — Nr. 253 
ist irrig in der Darstellung, s. Taf. VIII, 23, m. S. — Zu Nr. 267 
gehört auch der Bracteat Taf. VIII, 24, berliner Kabinet. — 
Nr. 286, nicht Nr. 285, ist = v. Saurma 134. ~ Ähnlich wie 
Nr. 297 ist ein Bracteat, von welchem nur zwei, ttbrigens von 
einander abweichende Hälften, im berliner Eabinet und in 
meiner Sammlung, vorhanden zu sein scheinen : Taf. VUI, 25. — 
Zu Nr. 300 ist ein neuer Stempel zu ergänzen: Taf. VIII, 26. 
Diese Münze ist nicht etwa identisch mit Nr. 369. — Nr. 308 
ist wohl ein Obol. — Nr. 317 dürfte zu streichen sein, weil 
irrig nach y. Saurma 241 gegeben. Erst Friedensbnrg Nr. 336 
bringt die richtige Darstellung. — Zu Nr. 328 folgt hier die 
richtigere Abbildung auf Taf. VIII, 27, m. S. — Zu Nr. 338 fL 
besitze ich aus dem strehlener Funde den neuen Bracteaten 
unter Nr. 28 auf Taf. VIII. Auch im berliner Eabinet ist 
dieser Bracteat vorhanden. — Von Nr. 339 giebt es gr&ssere 
und kleinere. — Nr. 356 ist zu streichen, da identisch mit Nr. 339. 
— Nr. 361 zeigt eine verfehlte Abbildung, weil nach der irrigen 
Zeichnung bei v. Saurma 341 wiedergegeben. Vgl. mein Exem- 
plar auf Taf. VIII, 29 aus dem strehlener Funde. — Nr. 367 
ist irrig gezeichnet; vgl. Taf. VIII, 30, m. S. — Zu den Kreuas- 
bracteaten Nr. 37 1 flf. ist zu ergänzen der hier auf Taf. Vm, 
31 gegebene meiner Sammlung, aus dem strehlener Funde. — 
Nr. 381 auch im berliner Kabinet; Darstellung nicht getreu. 
Ähnlich erscheint der Bracteat Taf. VIII, 32, m. S. — Zu den 
3terp>*ractea^'^n v- 382 ff. besitze ich noch : Taf. VHI, 83, 



Beiträge zur schlesischen Münzkunde des Mittelalters. 123 

0,17 Grm., und Nr. 34, 0,33 Grm., ähnlich Friedensburg Nr. 387; 
letztere mit dem hier auf Taf. VII, 60 abgebildeten zusammen 
gefunden. — Bei Nr. 390 fehlt der Perlenrand. — Zu Nr. 391 
vgl. meinen ähnlichen auf Taf. Vni, 35 aus dem Funde 
von Strehlen, welcher statt des Sternes einen von Friedens- 
burg — bei Nr. 74 und 177 — als Rossstriegel benannten 
Gegenstand hat. Auch im berliner Kabinet. — Zu Nr. 394 lege 
man den im Bilde ähnlichen Taf. Vm, 36, berliner Kabinet. — 
Zu Nr. 401 gebe ich einen ähnlichen kleinen Bracteaten, 
0,18 Grm.; s. Taf. VIII, 37, m. S. — Nr. 407 wiegt 0,17 Grm. — 
Nr. 413 wird wohl zu streichen sein, weil sie, soviel ich mich 
besinne, identisch mit 408 sein wird. — Für Nr, 423 folgt hier 
eine bessere Abbildung auf Taf. VIII, 38. Die richtige Darstellung 
ist: ein Thurm von zwei Schlüsseln begleitet; berliner Kabinet. 
An dieses Stück reiht sich ein ähnliches des berliner Kabinets: 
Taf. Vni, 39. 

U. Die unbestimmten Denare. Die Abhandlung über 
diese eigenartige schlesische Münzklasse — sowohl die hier be- 
sprochenen unbestimmten, als anch die später kommenden be- 
stimmten Denare — darf den Anspruch macheu, zu den besten 
Theilen des Buches zu gehören. Die Anordnung der Gepräge 
ist vortrefflich, die oft sehr naheliegenden Zutheilungsversuche 
an etwaige Prägestätten oder Prägeherren sind mit aller Reserve 
gegeben worden, ja mitunter vielleicht mit allzu grosser Zui'ück- 
haltung. Ich weiss keinen Denar zu nennen, der dem Verfasser 
entgangen wäre; ein Paar von diesen fast durchweg seltenen 
Gcprägen waren bisher überhaupt nicht bekannt. 

ni. Das Fürstenthum Breslau. Den Anfang machen 
vier alte Denare — Nr. 478—481 — meist mit dem Namen Jo- 
hannes des Täufers; bezüglich des ersten derselben vgl. man 
übrigens Bolsunowsky, Solidy Boleslawa Abbildung 11. Dann 
folgen die schon in Friedensburgs früherem Buche behandelten 
kleinen Bracteaten polnischer Fabrik. Da ich schon in meiner 
Besprechung jenes Buches in M. Bahrfeldts Numismat. Literatur- 
blatt III, S. 310—317 diese Münzen ausführlicher berücksichtigt 



124 ^mil Bahrfeldt: 

habe, meine dortigen Bemerkungen auch jetzt noch meist zu- 
treffen, so kann ich mich hier um so kürzer fassen: 

Über Nr. 497 und 498 dürften die Untersuchungen noch 
nicht als abgeschlossen gelten können, ja es erscheint sogar 
zweifelhaft, dass diese Münzen von Boleslaus dem Hohen her- 
rühren. — Die an Nr. 509 sich eng anschliessenden Bracteaten, 
welche der Verfasser in seiner mehrgenannten früheren Schrift 
unter Nr. 26 und 27 abbildet, hat er hier fortgelassen. Aber 
wohl mit Unrecht; denn die Gründe, welche für letzteres jetzt 
angeführt werden, sind meines Erachtens nicht schwer wiegend 
genug, um Friedensburgs frühere Zutheilungsgründe umzustossen. 
Der angebliche Denar mit beiderseits derselben Darstellung des 
Bracteaten Nr. 26 — Katalog Mickocki Nr. 261 — den Verfasser 
anführt, dürfte vielleicht ein Bracteatenschrötling sein, welcher 
zufälligerweise auf beiden Seiten vom Bracteatenstempel ge- 
troffen worden ist. — Nr. 514: Ich habe schon im numismat. 
Lit.-Bl. ni, S. 314 gegen die Zutheilung dieses Bracteaten an 
Schlesien Einspruch erhoben und als Begründung dafür die Arbeit 
der Münze mit der breiten Nase, den unförmigen, wulstigen 
Lippen, den hervorquellenden Augen, dem Einnbarte und der Um- 
schrift in polnischer Sprache angeführt. Ich kann auch nicht 
gelten lassen, dass Nr. 528 eine Nachahmung von diesem Stücke 
sein soll; Friedensburg selbst sagt, dass die Aufschrift des letz- 
teren ein verderbtes S lOHTtNHQS sei. Auch das Vorkommen 
der Münze im marschwitzer Funde vermag ich nicht als gegen 
den polnischen Ursprung derselben sprechend anzusehen. Der Ver- 
fasser macht jetzt selbst ausserdem noch mit Recht auf den breiten 
Schnitt der Buchstaben aufmerksam, der nichts Schlesisches hat, 
und das unterstützt doch nur meine Ansicht. Dass der Kopf 
derjenige des Herzogs ist, räumt Verfasser jetzt ein, will aber 
den von mir behaupteten Einnbart nicht gelten lassen. Und 
doch ist derselbe ganz zweifellos vorhanden, wie mein in- 
zwischen vom Grafen von Hoverden-Plencken erworbenes Exem- 
plar aus dem marschwitzer Funde mit völliger Sicherheit dar- 
thut ; vgl. Taf. YIU, 40. Ich kann hiemach die Münze nicht 



Beiträge zur schlesischen Münzkunde des Mittelalters. 125 

als schlesisch ansehen, sondern muss an ihrem polnischen Ur- 
Sprunge festhalten. Der Deutung milosc = Liebe, einem Gegen- 
stücke zu dem Caritas auf Nr. 500, stimme ich nach wie vor zu. 
— Nr. 515 hat nach meiner Untersuchung von acht Stempeln 
des marschwitzer Fundes und einiger anderer nicht die Aufschrift 
lOK, sondern lOIi (das h verkehrt gestellt). Dass die Fonn h 
bisher auf schlesischen Bracteaten noch nicht vorgekommen, ist 
kein Gegenbeweis; sie tritt hier eben zuerst auf. Dagegen würde 
die Abkürzung lOK ganz gegen die Regel sein, welche stets 10, 
lOHK, lOHS, lOHN zeigt. Verfasser giebt bei dieser Münze 
als Beizeichen neben dem Kopfe einen Palmzweig an; daher 
kann der Kopf wohl nicht, wie im Texte unter Nr. 519 gesagt 
ist, der des Herzogs sein. — Ob Nr. 517 und 518 verschieden 
sind in Bezug auf die Gegenstände neben dem Thurmknopfe, ist 
doch noch zweifelhaft, da vollständig deutliche Exemplare bis- 
her nicht zum Vorscheine gekommen sind. Durch Nr. 516 wird 
die Verschiedenheit wenigstens noch nicht bewiesen. Übrigens 
haben die Köpfe unter den Bögen ebenfalls den Palmzweig, 
und deshalb ist auch hier wieder der Johanneskopf näherliegend 
als der Herzogskopf. — Nr. 523, in der vorhergenannten Friedens- 
burgschen Schrift als polnisch angesprochen, ist hier als schlesisch 
aufgeführt; ich glaube aber mit Unrecht. Der polnische Ur- 
sprung ist doch wohl durch alle Umstände besser bezeugt als 
der schlesische. Die Abbildung ist nicht correct; vgl. Taf. VHI, 
41. — Den Nrn. 543—549 stehe ich mit gewissen Zweifeln gegen- 
über bezüglich ihrer schlesischen Herkunft. Die Originale kann 
ich zwar nicht prüfen, aber der Eindruck der Stücke nach den 
Abbildungen ist doch wohl nicht überzeugend schlesisch. 

Zu den Geprägen aus der Heller- und Groschenzeit des 
Fürstenthums Breslau seien folgende Notizen gestattet: Zu Nr. 554 
giebt es noch einen Stempel mit Hs. Ringel mit Strich, Rs. Halb- 
mond. — Zu Nr. 557-561 hat man auch Exemplare ohne das 
Tuch unter dem Lamme. — Nr. 561: Das D 6 der Hauptseiten- 
Umschriften ist irrig. Diese Sorte hat die Buchstaben nicht in 
der Legende, wie auch die Abbildung Nr. 561a richtig nachweist. 



126 Emil Bahrfeldt: 

Als neue Variante ist anzusehen 4. $ßKTIiIKS«PRIffiVSoReXo 
BOe«MQ iü/.eROSSVSoWRR-TISIiRVIÖRSIS. — Nr. 566: 
zu ergänzen sind folgende: 

1) ® flaoneTKgnsWRKTisiiÄViaR 

Rf. ® S8l07CftßaS8BKPT8PÄTROR' 

2) ® SßORQTJtsnOVJtgWRKTISIiÄVieHg 

Ä/. ® s . lOKunassBÄPTiSTÄ . p2\;trorvs 

3) ® SßOßBTJtgnOVJtsWRTTTISIiJtVIÖßSIS 
Rf. ® S8lOÄnRaS8B?tPTISTJt8P7\;TROßVSo 

Nr. 567: Auf der Stadtbibliothek zu Breslau ist der Rück- 
seitenstempel vorhanden von einem Groschen mit Umschrift: 
Ä S8lOKnßeS8B?tPT9 PJtTROß — Nr. 580: Im Museum 
schlesischer Alterthümer befindet sich ausser drei Exemplaren 
des Pfennings von 1525 mit C — S und li— R, auch ein solcher 
mit K-S und li— R. 

IV. Die Fürstenthümer Liegnitz-Brieg. Nr. 589 
kommt auch mit Kreislinien statt der Perlenkreise vor. 

V. Fürstenthum Glogau. Nr. 640: neben dem Thurme 
sind irrthtimlich Vierblätter statt Dreiblätter angegeben. — 
Hinter Nr. 651 ist der Heller Nr. 806 einzuschalten, v^elcher 
ebenfalls nach Glogau gehört. — Zu Nr. 660 besitze ich einen 
Stempel mit BRKßDGÜftB; zu Nr. 661 solche mit BRßDBVR, 
mit KROSSaßößSSIS und mit KROSSISeUft; zu Nr. 663 solche 
mit lOKMß und mit KROSSaßöSIS. Verschiedene andere neue 
Stempel zu verzeichnen, behalte ich mir für gelegenere Zeit vor. 

VI. Fürstenthum Öls. Nr. 673: Consequenter Weise 
müssen die Umschriften $ß — Q — W lauten, da alle andern Um- 
schriften rechts herum gelesen werden. — Nr. 675 ist in der 
Zeichnung nicht zutreffend. 

Yü. Die Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer. 
Ein neuer Stempel zu Nr. 701 ist • BOIiQÖ • — DVX • Sliö 
Rf. S .lOHTS-NHaS- B, im Handel. — Nr. 702 ist im Museum 
schlesischer Alterthümer, soviel ich mich besinne , echt vor- 
^AnfipT1• «lagecfen sip'l ^on Nr. 703 mir nur neuere Abschläge 



Beiträge zur schlesischen Münzkunde des Mittelalters. 127 

vorgekommen. — Zu Nr. 706 besitze ich ein Exemplar mit 
heraldisch rechts sehendem Adler. — Nr. 709: Bei dem Fehlen 
jeder Nachricht ttber eine Münzprägung in Bolkehhain ist ein 
Zweifel an der richtigen Zutheilung dieses Hellers zulässig. 

VIII. Fürstenthum Münsterberg. Nr. 728 : Die Sterne 
neben dem Adlerschilde sind fünfstrahlig, nicht sechsstrahlig. — 
Nr. 733 : In der Zeichnung fehlt der Stern. — Zu Nr. 733 ist 
zu ergänzen: 733a) ein Exemplar mit Adler in spanischem 
Schilde, m. S. — Bei Nr. 734 ist zu lesen: wie vorhin, aber 
ohne Stern; desgleichen bei Nr. 735: wie vorhin, aber mit 
Stern. — Ein neuer Stempel zu Nr. 735 hat den Adler in 
spanischem Schilde, s. Taf. VIII, 42; ein anderer ist wie 
Nr. 735 aber ohne Beizeichen auf der Es., Taf. VIII, 43; — 
beide m. S. — Bei Nr. 738 fehlt in der Zeichnung das $ß auf 
der Rs. 

IX. Fürstenthum Neisse. Zu S. 271, Anmerkung 1 
ist zu ergänzen: dass aber bei v. Saurma S. 8 die Nrn. 25 — 
88 wieder die Münzzeichen NB haben. — Nr. 774 und 775 
sind ebenfalls vom Jahre 1506; es fehlt die Überschrift: Jahr- 
gang 1506. — Zu Nr. 778 c besitze ich noch den Stempel 

lOÄNNasg epvs 8 vrkti. 

X. Grafschaft Gl atz. Nr. 782 kommt auch vor ohne 
Kreuz im 6. 

XL Fürstenthum Oppeln. S. 292 Z. 8 v. u.: Allein aus 
der Erwähnung des Walterus monetarius de Lewin geht doch 
wohl eine stattgehabte Prägethätigkeit in Löwen noch nicht her- 
vor. — Zu Nr. 798 wären, um dem bekannten Streite ein für 
alle Mal ein Ende zu machen, die Stempel mit der Krone — 
eckig und gebogen — abzubilden gewesen. Dieselben folgen 
hier auf Taf. Vni, 44, 45. 

Xn. DieFürstenthümerTeschen-Auschwitz. Nr. 806 
gehört nach Glogau oder vielleicht nach Guhrau. Der Buchstab 
im Dreipasse ist, wie auch die Zeichnung richtig wiedergiebt, 
ein 6, kein G; vgl. Nr, 651, 653, 643. Die Röschen, welche 
Friedensburg 806 auf der Rs. zeigt, hat mein Exemplar nicht. 



128 Smil Bahrfeldt: 

XIII. Fürstenthum Beuthen-Kosel. Zu Nr. 819 bringt 
mein Heller die Umschriften • $ßOßaT2t • Dö • BITVflB Rf. 
+ $ßOßQTK VJH. 

XIV. Die Fürstenthümer Ratibor-Jägerndorf. Zu 
Nr. 824 hat mein Stempel flßO . . . . 35DIBO Ä/. ? fißO • ßö • 

Einige Äusserlichkeiten des Buches sind noch zu berühren: 
Der Inhalt des im vorigen Jahre erschienenen XII. Bandes des 
Cod. dipl. Siles. wird als „Theil I** des Friedensburg'schen Werkes 
bezeichnet und der XIII. Band des Codex als „Theil 11". Da durften 
die beiden Unterabthciluugen des letzteren a) die Münzgeschichte, 
b) die Münzbeschreibung nicht ebenfalls Theil I und Theil n be- 
nannt werden, weil dies beim citiren zu Irrungen Anlass giebt. 
Abschnitt I und II wäre passender gewesen. Ich habe diese Be- 
zeichnung in obiger Besprechung bereits angewendet. — Auf S. 107 
wird vorausgeschickt, dass bei den Münzbeschreibungen angegeben 
werden soll, in welcher Sammlung die Originale sich befinden. 
Dies geschieht aber nicht immer. Wenigstens habe ich bemerkt, 
dass bei Nr. 105, 514, 579, 593, 724 u. a. das Museum schlesischer 
Alterthfimer zu Breslau nicht angeführt ist und dass das berliner 
Eabinet, welches doch gleichfalls eine grosse Anzahl der Münzen 
besitzt, überhaupt nur vereinzelt genannt wird. Ebenso ist auch 
bei einigen hervorragenden Münzen gar keine Quellenangabe vor- 
handen. Sind etwa die Originale verschollen, so war dies zu 
vermerken. 

Wo es sich um die Aufführung einer grösseren Anzahl 
variirender Legenden handelt, wie z. B. auf S. 180, 183, 188, 
197, 225, 251, 259—261 u.a., wäre es angezeigt gewesen, 
entweder die Zeilen mit vollem Drucke wiederzugeben, oder, 
wenn man dies nicht wollte, die gleichen Worte durch Striche 
zu markiren and das Abweichende in den Umschriften durch 
Buchstaben besonders herauszuheben. Durch die gewählte An- 
wendung der vielen Klammem wird das Auffinden gesuchter 
Legenden äusserst erschwert, um so mehr, als beim Drucke viel- 
fach der Satz nicht Richtung gehalten hat. — Es sind durchweg 
iIIp All« iritr.irp .fAlRrh** und „fälschUcb** Gcebraucht worden, wo 



Beiträge zur schlesiscben Münzkunde des Mittelalters. 129 

in den allermeisten Fällen „irrig" und „Irrthümlich*' am Platze 
gewesen wäre. Vgl. Grote in Bl. f. Münzfunde Sp. 394 und 395. — 
Inconsequent ist es zu drucken : bald Wladislaw, Boleslaw, Miesko, 
bald Wladislaus, Boleslaus, Mesko ; Walther, Podiebrad, Oppeler, 
Teschener: Walter, Podiebrat, Oppler, Teschner; böhmisch, 
schlesich, glogauisch etc.: Böhmisch, Schlesisch, Glogauisch etc.; 
der Schild, die Schilde: das Schild, die Schilder u. dgl. m. — 
Druckfehler sind mir beim Lesen aufgefallen : überall Wolkenburg 
statt richtig Wolkenberg; S. 17 Z. 7 v. o.: gebrechlich statt zer- 
brechlich; S. 43 Z. 14 V. u.: 440 und 639 (wie nach der Ver- 
besserung lt. S.318) statt 440, 633; S. 109 Z. 1 v. o.: aufs statt 
auf; S. 115 Z. 3 v. u. ist „dürfen" zu streichen; S. 121, Nr. 156: 
undeutliches statt undeutlicher; S. 126, Nr. 236: v. Saurma 355 
statt 255; S. 128, Nr. 263: vgl. Nr. 277 statt 275; S. 129 Z. 17 
V. u.: der Münster statt das Münster: S. 134 Z. 5 v. u.: Weid- 
hass statt Weidhas; S. 137, Nr. 433: v. S. IX, 16 statt v. S.VIU, 
16; S. 139, Nr. 443: v. S. IX, 85 statt v. S. X, 85; S. 142, Nr. 457: 
V. S. VIII, 21 statt V. S. IX, 21; S. 142, Nr. 458: v. S. VIII, 24 
statt V. S. IX, 24; S. 147, Nr. 471: v. S. IX, 92 statt v. S. X, 
92; S. 152, Nr. 485 ist hinzuzufügen: v. S. I, 26; S. 163 Z. 8 
V. 0.: Boleslauer statt Breslauer; S. 217, Nr. 643 fehlt: v. S.; 
S. 250, Z. 17 V. 0.: neue statt neuen; S. 276 Z. 6 v. u.: kein 
Bild, Altar statt kein Bild, keinen Altar; S. 304 Z. 10 v. o.: anf 
statt auf. 

Dem Buche sind einige Tabellen beigegeben, welche den 
Gebrauch desselben erleichtern. Die 17 Tafeln sind vortrefiflich 
gezeichnet von Fräulein Margarete Buchholtz in Beeskow; die 
Abbildungen gehören zu den besten, welche in dieser Art vor- 
handen sind. Wenn dieselben in vorliegender Besprechung ver- 
schiedentlich haben bemängelt werden müssen, so thut dies den 
Leistungen der Künstlerin keinen Abbruch; denn es ist zu be- 
rücksichtigen, dass vielfach nach Staniol- und anderen Abdrücken 
hat gezeichnet werden müssen. Leider sind dann die Ungenauig- 
keiten von der Correctur nicht beanstandet worden. — Eine 
Karte der Münzstätten wird vermisst. 

Zeitachrifi far Ifamisniatik. XVI. 9 



130 ^^i^ Bahrfeldt: Beiträge zur schlesischen Münzkunde des Mittelalters. 

Gewissermassen eine Ergänzung zu dem Werke giebt Ver- 
fasser noch durch einen Aufsatz in dem gleichzeitig erschienenen 
XXn. Bande der Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alter- 
thum Schlesiens: ^Einführung in die schlesische Münzgeschichte **, 
in welchem die Quellen und die Literatur eingehender be- 
sprochen werden als in vorliegendem Buche. Erspriesslicher 
möchte es gewesen sein, diesen Nachtrag gleich in dem grossen 
Werke mit zu verarbeiten. 

Die Hoffnungen, welche auf das Erscheinen des Buches ge- 
setzt worden sind — vgl. M. Bahrfeldts Num. Lit. BI. III, S. 317 
— haben sich erfüllt. Der Verfasser hat mit ausserordentlichem 
Fleisse in verhältnissmässig sehr kurzer Zeit ein Werk geliefert, 
auf das er mit Befriedigung blicken darf und das — ungeachtet 
der vorstehenden Ausstellungen, welche der geschichtlichen Treue 
wegen nicht zu umgehen waren, — beredtes Zeugniss ablegt 
von seinem umfangreichen Wissen und Können auf dem Gebiete 
der Münzkunde seines Heimathlandes Schlesien. 

Emil Bahrfeldt. 



Hedaillen von Wenzel Jamitzer. 




Dass Wenzel Jamitzer, der berQhmtc Nürnberger Gold- 
scbmidt, auch Medaillea gefertigt hat, ist keineswegs auffallend; 
gehörte die Anfertigung derselben im XVI. Jahrhundert doch 
recht eigentlich in das Bereich der Goldschmiede und von Wenzel 
Jamitzer berichtet sein Freund Neudörffer ausdrücklich, dass er 
gegossen, und Siegel in Silber und Eisen geschnitten habe. Doch 
scheint Jamitzer Medaillen nur gelegentlich gefertigt und sie 
nicht vervielfältigt zu haben. Sie sind in Folge dessen buchst 
selten nnd fast unbekannt'). Erman führt in seinem Verzeich- 



■) TIelteitig vardea (i. B. Will, Munzbelastigungen, Theil I, 3. 290) ond 
«etden noch heute die BchöDen Medaillen von Valentin Hidcr, Jamitzera 
8ch*ieger»ohn , für Arbeiten JftmiCKerg gehalten, indem das aus den Buch- 
■taben T. H. bestehende Monogramm W. 3. gelesen wurde. 



132 R- Bergau: 

niss der deutschen Medailleure (in Bd. XII dieser Zeitschrift) 
Jamitzer garnicht auf. 

1) Eiefhaber (Beiträge zur Geschichte der Reichsstadt 
Nürnberg Bd. II, S. 125 — 26) beschreibt eine Medaille, auf deren 
Vorderseite ^das stehende Bildniss Christi in blofser Gestalt, 
einen fliegenden Mantel um den Bücken und ein langes Kreuz 
in der linken Hand haltend, das er auf den Kopf der sich zu 
seinen Füssen krümmenden Schlange setzt, und die Rechte 
segnend ausstreckt. Unten bei dem rechten Fusse ist der Kelch 
mit darüber befindlicher Hostie, zu beiden Seiten Christi steht", 
den freien Baum ganz ausfüllend, in fünf Zeilen in lateinischen 
Majuskeln folgende Inschrift: 

EGO SVM 

VIA ET Stehender VERI 

TAS N Christus EMOV 
ENIT AD mit Kreuz PATRE 

NISI P ERME 

Auf der Rückseite steht in 12 Zeilen mit deutschen Lettern: 

Als auf den 

26 n. Augustj jm 1561 

jar der Erbar Matthes 

Hartman mit junckfraw 

Agnes Negelin sein hochtzeyt= 

lieh fest hielt, Schencket jn= 

en beden Wenntzel Jamnitzer 

jr lieber Schwager zu guter 

gedechtnus diesen pfennig= 

mit wfinschnng Gott= 

licher Genad un se= 

gen. Amen. 

Ein Künstler-Monogramm fehlt. Doch ergiebt die Inschrift, 

dass diese Medaille ein Werk des Jamitzer ist, denn es ist in 

hohem Grade unwahrscheinlich, dass er, ein Goldschmidt, seinem 

Schwager eine von fremder Hand gefertigte Medaille als Hoch- 

zeitsg'^^'^h^T^i segeb'*'^ haben sollte. 



Medaillen von Wenzel Jamitzer. 133 

2) In meinem Besitze befindet sich eine runde, silberne 
Medaille von 6 cm Durchmesser, deren Vorderseite mit der von 
Kiefbaber beschriebenen Medaille identisch ist, während die 
Bttckseite das Innere der Ruine eines grossen Römischen Ge- 
bäudes mit cassettirtem Gewölbe zeigt, in welcher die Geburt 
Christi dargestellt ist. Ein Künstler-Monogramm fehlt auch hier. 
Doch widerspricht nichts der Annahme, dass auch diese Medaille 
ein Werk des Jamitzer ist. Sie ist gegossen und in ihren 
Haupttheilen ciseliert. Die Gestalt Christi ist gut modellirt, 
sehr weich in ihren Formen und zeigt in ihrer Gesammt-Auf- 
üassung die bekannte Manier der zweiten Hälfte des XVI. Jahr- 
hunderts. Die Falten des fliegenden Gewandes sind unverstan- 
den und conventioneil behandelt. Aus der Darstellung auf der 
Rfickseite kann man vielleicht schliessen, dass diese Medaille ein 
Pathen- Geschenk des Meisters war. 

3) Juncker (Das güldene u. silberne Ehren - Gedächtnisz 
Martini Lutheri S. 59). bildet eine Medaille ab, deren Vorderseite 
mit jener der beiden vorstehend beschriebenen Medaillen gleich- 
falls identisch ist und deren Rückseite das Porträt Luthers, 
umgeben mit einer poetischen Umschrift, und die Jahreszahl 1521 
zeigt. Da ich diese Medaille im Original nicht gesehen, entzieht 
sie sich meiner Beurtheilung. Die Jahreszahl 1521 — Jamitzer 
wurde 1506 geboren — ist verdächtig. 

Nürnberg. R. Bergau. 



Literatur. 



Königliche Museen zu Berlin. — Beschreibung der an- 
tiken Münzen. Erster Band. Mit 8 Tafeln und 63 Zink- 
drucken. (Taurische Chersonesus, Sarmatien, Dacien, Pannonien, 
Moesien, Thracien, Thracische Könige.) Berlin, W. Spemann, 
1888. (VIII, 357 S. u. 8 Tafeln.) 

Seit 1873, als das Britische Museum seinen Münzkatalog zu 
veröffentlichen begann, war von den verschiedensten Seiten der 
Wunsch ausgesprochen worden, dass es klingen möchte, eine 
gleiche Publikation für die Berliner Sammlung ins Werk zu 
setzen. Julius Friedländer hatte an der Abfassung eines hand- 
schriftlichen Katalogs gearbeitet, auf die demselben eingefügten 
Excurse und Bemerkungen in seinem 'Repertorium zur antiken 
Numismatik' wiederholt Bezug genommen, aber sich erst spftt 
dazu verstanden, dass dieser Katalog auch veröffentlicht werde; 
er starb, bevor der schön zu seinen Lebzeiten von der Qeneral- 
Verwaltung der Königlichen Museen ins Auge gefasste Plan zur 
Ausführung gelangen konnte. Um so erfreulicher ist es, dass 
die seit Langem vorbereitete Publikation nun endlich ihren An- 
fang genommen hat. 

Aus leicht erklärlichem Grunde hat man dabei hier so wenig 
wie in London mit demjenigen Lande beginnen mögen, bei 
welchem Eckhel in seiner Doctrina beginnt, doch soll damit 
nichts weniger als eine Abweichung von der altbewährten An- 
ordnung, die in der Sammlung selbst streng festgehalten wird, 
ausgesprochen sein; vielmehr wird der Berliner Katalog ähnlich 
wie der Londoner zur Ausgabe gelangen, wie die einzelnen 



Literatur. 135 

Landschaften drackfertig werden. Der uns zanächst vorliegende 
Band umfasst das Gebiet der Chersonesus Taurica, die Städte 
am Pontns, Moesien und Thracien, die thracischen Inseln, und 
an KönigsmQnzen : Lysimachos, die Odrysenkönige sowie die 
thracischen Könige aus Augustus Zeit, endlich die wenig be- 
kannten Dynasten Bergaios, Saratokos u. a. 

Für die Publikation vorgelegen hat zunächst eine Hand- 
schrift Friedlaenders , die aber nur bis zum Jahre 1868 etwa 
gereicht hat. Da aber die Reihen der antiken Münzen des 
Berliner Kabinets durch die beiden grossen Ankäufe im Anfang 
der 70 er Jahre, durch die Sammlungen Fox und Prokesch, und 
die umfangreichen Einzelerwerbungen, welche hierauf noch ge- 
folgt sind, eine vollständige Umgestaltung erfahren haben, ist es 
nur selbstverständlich, dass auch der vorhandene Theil des 
Katalogs einer völligen Umarbeitung unterworfen werden musste. 
So ist es denn gekommen, dass von dem Friedlaender' sehen 
Katalog wenig mehr bewahrt werden konnte, vielmehr der Band, 
welcher jetzt zur Veröfifentlichung gelangt ist, in allem Wesent- 
lichen, in seiner ganzen Anlage sowohl wie im weitaus grössten 
Theil der Beschreibungen von dem jetzigen Direktor des Kabinets, 
A. V. Sallet herrührt. 

Während sich der englische Katalog beschränkt auf die Be- 
schreibung der Stücke, und in seinen neueren Bänden historische 
Übersichten in den Einleitungen vorausschickt, hat v. Sallet 
auf die Einleitungen verzichtet, ebenso auch auf die im englischen 
Katalog gegebenen Feriodeneintheilungen der einzelnen Münz- 
reihen. Scheinbar mag hiermit wieder die ältere Weise auf- 
genommen sein; in Wirklichkeit ist das Verfahren dazu be- 
stimmt, zu eingehenderen Untersuchungen über die Prägezeit 
der einzelnen Reihen zu führen, an Hinweisen auf die Ent- 
stehnngszeit lässt es der Verfasser im Rahmen seiner Beschreibung 
keineswegs fehlen. 

Neu ist das Verfahren, bei jedem Stücke die Herkunft zu 
bemerken, ob das Exemplar aus einer älteren Privatsammlnng 
oder durch neueren Ankauf, wie ihn die Accessionsnummern 



136 Literatur. 

theilweise schon kenntlich machen, in das Kabinet gelangt ist. 
Wird hierdurch auf den ersten Blick bereits deutlich, wie völlig 
verändert das Aussehen der Sammlung seit dem Anfang der 
70er Jahre geworden ist, so dürften diese Herkunftsangaben 
sich weiterhin noch recht nützlich erweisen, denn in vielen 
Fällen ist nur hierdurch festzustellen, dass wir es in der vor- 
handenen älteren Literatur mit einem uns hier vorliegenden, 
aber damals mehr oder minder flüchtig beschriebenen Exemplar 
zu thun haben, wenn Stücke bezeichnet werden als beschrieben 
in Begers Thesaurus Brandenburgensis oder in einer der vielen 
Schriften Sestini's oder in späteren Publikationen. 

Aus den zahlreichen Einzelbeobachtungen, welche v. Sallet 
seiner Münzbeschreibung eingefügt hat, mag hier auf einen Punkt 
hingewiesen werden, der von Wichtigkeit zu werden verspricht. 
Unter Gordianus III hat Marcianopolis (S. 68 n. 62, Taf. III 24), 
Odessos (8. 195 n. 16) und Tomi (Ex. in Gotha), Münzen aus- 
gegeben (M 9^1 2), bei denen der Kaiserkopf der Hauptseite aus 
dem gleichen Stempel herrührt. Offenbar liegt hier also nicht 
bloss ein Münzvertrag vor, wie ihn aus den gleichförmigen 
Werth zeichen auf den Münzen der Pontes -Städte P. Gardner 
bereits erschlossen hatte, sondern zeitweise haben sich diese Ge- 
meinden auch der gleichen Prägstätte bedient Auf einen ähn- 
lichen Fall hat Imhoof (Monnaies grecques 288) hingewiesen, 
indem sich im ionischen Erythrae in der Zeit des Philippus 
Münzen mit dem Kopf der lePA CYNKAHTOC finden, aus dem 
gleichen Stempel, der in Smyma (Mionnet III 214, 1186) wieder- 
kehrt, wo denn offenbar Smyrna die Prägung für die Nachbar- 
schaft übernommen hat. Dass sich allmählig eine ganze Keihe 
solcher Münzcentren für die Kaiserzeit werde nachweisen lassen, 
ist kaum zu bezweifeln. 

Wenn die Abbildungen nicht durchweg in Lichtdruck auf 
Tafeln hergestellt sind, sondern vielfach auch dem Text ein- 
gefügt sind, wo der Erhaltungsgrad oder andere Umstände einer 
Umrisszeichnung den Vorzug geben Hessen, ist dies nur zu 
billigen. P^'^b dürfte eine Vermehrung der Tafeln für die 



Literatar. 137 

folgenden Bände kaum zu umgehen sein, lassen sich doch viele 
Eigenthümlichkeiten der Fabrik und der Technik oft auch bei 
den sorgfältigsten Beschreibungen nicht der Art zur Geltung 
bringen, wie es die Abbildungen vermögen. 

Möchte das hier begonnene Unternehmen mit demselben 
Eifer gefördert werden, und gleich freundliche Aufnahme finden, 
wie der Londoner Katalog; genügt doch schon eine flüchtige 
Vergleichung der Beschreibung beider Sammlungen um zu er- 
kennen, wie wesentlich die Bestände derselben von einander ab- 
weichen, und in welchem Maasse sie sich gegenseitig ergänzen. 

B. W. 



Arthur Engel und Kaymond Serrure, röpertoire des sources 
imprim6es de la numismatique fran^aisc. Tome I. Paris, Ernest 
Leroux, 1887. gr. 8. 399 S. 

Das stetige Anwachsen der numismatischen Literatur er- 
schwert die Übersicht mit jedem Tage mehr und mehr, und hat 
daher lange schon das Begehren nach einer bibliotheca numaria 
wachgerufen, wie es u. A. Lipsius und Leitzmann zu befriedigen 
versucht haben. Soll aber eine solche Arbeit ihrem Zwecke in 
vollem Maasse entsprechen, so darf sie nicht, wie die Leitzmann- 
sche, die in Zeitschriften enthaltenen Aufsätze ausser Acht 
lassen, denn gerade von diesen ist es schwerer Kenntniss zu er- 
halten, als von seibstständigen Werken. Mit Freude ist daher 
das Unternehmen der Herren Engel und Serrure zu begrüssen, 
welche ein solches Repertorium für Frankreich verfasst haben. 
Den Umfang desselben haben sie nach zwei Richtungen sehr 
weit gesteckt: Erstens in sachlicher Beziehung, insofern sie sich 
nicht auf die eigentliche Münzkunde beschränken, sondern auch 
nationalökonomische Schriften berücksichtigt haben, nach den 
Worten der Vorrede: „on dösire connaitre, quel a 6t6 le röle 
de cette monnaie dans la soci^t^, quelle a ätä sa valenr, combien 
en repr6sentait en son temps de vivres et de marchandises, & 
quelles fluctuations son cours a &t& soumis. ^ Man begegnet da- 
her Namen, die man sonst in einem derartigen Werke nicht 



138 Literatar. 

suchen würde, wie dem des Marquis d'Audiffret, dem des be- 
kannten Philosophen Condorcet u. a.; mag man nun aber auch 
vielleicht die Berechtigung einer so weiten Ausdehnung in Frage 
stellen, so wird sich doch jedenfalls hier ein Zuviel eher ertragen 
lassen, als ein Zuwenig. Dasselbe gilt von den räumlichen 
Grenzen, die möglichst weit hinaus gerückt sind, so dass nach 
bekannter Gewohnheit auch die ältesten, mit Kaisernamen ver- 
sehenen päbstlichen Denare, die Nachahmungen französischer 
Gepräge, die Ereuzfahrermünzen, die französischen Prägungen 
in Italien, ja sogar Schriften über die Anjou's in Neapel und 
Ungarn Aufnahme gefunden haben. Auch hier wird man es aber 
selbst vom nichtdeutschen Standpunkte aus schwer verstehen, 
wie z. B. BohFs Werk über die Trierschen Münzen, Cappe's über 
die Mainzer u. a. zugelassen werden konnten, und ebensowenig 
die Annektirung der Niederlande. Dennoch kann man sich es 
auch hier gefallen lassen, wenn mehr geboten wird, als der Titel 
rechtfertigt. Entschieden zu verwerfen ist nur die Art, wie diese 
geographische Begrenzung in der Vorrede begründet wird; es 
heisst hier (S. VI): npour la pöriode contemporaine, il (d. h. das 
r6pertoire) ne franchira nos fronti^res actuelles que pour pousser, 
du cöt6 de TEst, une pointe que 16gitime le pa8s6 et que justi- 
flera, sans doute, Tavenir.'' Wir könnten hierüber hinweggehen 
und müssen sogar die Rücksichtnahme auf ehemalige französische 
Landestheile ausdrücklich gutheissen, wogegen wir aber doch, 
und zwar nicht wir Deutsche allein, Verwahrung einlegen müssen, 
das ist das Hineinziehen der Politik in die Wissenschaft. 

Was man im Übrigen von einem Werke dieser Art verlangen 
kann, das scheint geleistet zu sein. Es ist das vor Allem Voll- 
ständigkeit. Hierüber kann man ja allerdings ein endgiltiges 
Urtheil erst nach längerem Gebrauche abgeben, falls man nicht 
selbst zu seinem Privatgebrauche eine ähnliche Arbeit unter- 
nommen hat. Wenn man aber die langen fieihen der angezählten 
Werke und Abhandlungen — 3219 bis zum Schluss des Bachstaben J 
(von Chalon allein 20 Seiten!) — mustert und bei einem bekannten 
SchriftpMi«^»' iie Pro*^«* macht, so kommt man zu der Überzeugung, 



Literatur. 139 

dass derBienenfleiss der so vortheilhaftbekaunten Herren Verfasser 
eine Arbeit hergestellt hat, wie sie sich eben nur in einem auch 
numismatisch so bedeutenden Mittelpunkt wie Paris zu Stande 
bringen liess. Es scheint, dass hier nur die Zulassung von Artikeln 
wie Babelon über die römischen Familienmünzen, BereneFs la vie 
de Lelewel en Belgique, Bontiers histoire de la premi^re d6- 
couverte et conqueste des Canariens faite des l'an 1402 par 
Messire Jean de Bethencourt '), Dardel, der nur als numismati- 
scher Kupferstecher Platz findet u. s. w., beanstandet werden 
könnte, worüber jedoch nach dem Obigen hinwegzugehen sein 
wird. 

Geordnet sind die aufgeführten Arbeiten nach den I^amen 
der betreffenden Verfasser in der in der Vorrede näher erklärten 
Weise (v. d. Chijs z. B. unter D). Soll aber das Werk sich, 
worauf es doch in erster Linie ankommt, in der Praxis als Hand- 
buch bewähren, so ist es durchaus unerlässlich, auch eine Über- 
sicht hinzuzufügen, welche alle diese Arbeit nach Materien nach- 
weist; dieser Überzeugung verschliessen sich auch die Herren 
Verfasser nicht, und wollen am Schlüsse des Werkes solche „table 
alphabötique des matieres" liefern, deren Übersicht und Vollständig- 
keit eigentlich erst über die Brauchbarkeit entscheiden wird, denn 
will man wissen, ob und welche Literatur über einen bestimmten 
Gegenstand vorhanden ist, so bildet letzterer den Ausgangspunkt 
des Suchcns, nicht der dem Suchenden voraussichtlich unbekannte 
Name des betreffenden Schriftstellers. H. D. 



F. Friedensburg: Schlesiens Münzgeschichte im Mittel- 
alter. Theil I: Urkundenbuch und Münztafeln; Theil 11: Münz- 
geschichte und Münzbeschreibung. Breslau, Josef Max & Co., 
1887, 1888. 4. S. 112 und S. 322, mit 17 Münztafeln. 

Nicht zu lange ist es her, dass Herr F. seine ersten muster- 
gültigen Studien über die schlesischen Mittelaltermünzen in Bd. 



^) erwähnt, weU der König dem Herrn de Bethenconrt „plein poavoir 
de faire monnoye da pays de Ganare*" ertheilte. 



140 Literatur. 

IX und X dieser Zeitschrift veröflfentlicht hat, denen sich seine 
Abhandlung „Schlesiens Münzen und Münzwesen vor dem Jahre 
1220'' und einige Aufsätze im Archive für Brakteatenkunde an- 
schlössen, und schon jetzt, früher als wir erwarten konnten, er- 
freut er uns durch vorliegende eingehende Bearbeitung desselben 
Themas, eines der schwierigsten, welches die hinlänglich dornen- 
volle mittelalterliche Münzkunde Deutschlands bietet. Der Plan 
des (als Band XII und XIII des Codex diplomaticus Silesiae er- 
schienenen) Werkes wird in der Vorrede dargelegt: der erste, 
allgemeine Theil enthält für jeden Zeitraum die Besprechung 
der betreffenden Münzfunde, Allgemeines über Gepräge, Gewicht 
und Gehalt der vorhandenen Münzen, sowie eine Darstellung des 
Geld-, Rechnungs- und Münzwesens. Ob letztere Entwickelung 
überall gelungen ist, wage ich nicht zu entscheiden, obwohl mir hin 
und wieder Bedenken aufgestossen sind, wie z. B. wenn der Hr. 
Verf. (S. 73 seiner hier S. 1 angezogenen Schrift über Schlesiens 
Mz. vor 1220) den nummus, der in einer Urkunde von 1204 er- 
scheint, zu einer Rechnungsmünze herabdrücken will, bloss weil 
ihm 20 nummi zu wenig scheinen für 1 Scheffel Weizen und 
1 Scheffel Hafer. Mir ist diese Seite des Münzwesens nicht 
sehr sympathisch, und fast scheint es, als befände sich Hr. F. 
mit mir in ähnlicher Lage, worauf gelegentliche Äusserungen 
(S. 30, 48, 70) namentlich S. 250 hinweisen, wo es heisst: 
„ Gerade diese Urkunde ist ein besonders interessanter Beleg für 
die hier oft wiederholte Behauptung, dass im Mittelalter die 
Münzgesetze eigentlich nur auf dem Papier existirt haben ^ 
Nun, wenn derartige Studien ein so zweifelhaftes Ergebniss 
liefern, warum beschränkt man sie dann nicht auf die Fragen, 
für welche sie unsrer Kenntniss der auf uns gekommenen 
Münzen wirklich förderlich sein können, warum kürzt man nicht 
die Nachforschungen über die hier und da amtirenden Mfinzer, 
deren Namen allein doch von geringem Interesse sind und zur 
Erklärung der Münzen doch in den allerseltensten Fällen bei- 
tragen, warum endlich lässt man nicht die Untersuchungen über 
LebensmittelprAisp. (S. 30) ganz fallen, die doch der Kultarge* 



Literatur. 141 

schichte angehören? Es scheint mir an der Zeit, diesen Punkt 
zu berühren, da es immer mehr Mode wird, die Münzkunde mit 
diesen grösstentheils abseits liegenden Fragen zu beschweren, 
während sie den Münzforscher doch nur insoweit angehen, als 
sie zur Aufklärung über die Münzen selbst beitragen. Ausser- 
dem lehrt auch die Erfahrung — ohne dass ich diesen Satz auf 
unser Buch anwenden möchte — , dass meistentheils je mehr 
ein Schriftsteller dem sogenannten Geldwesen und was ihm an- 
gehört seine Aufmerksamkeit schenkt, er desto mehr von der 
Aufspürung, der Klassifizirung und der Erklärung der Münzen, 
also von seiner Hauptaufgabe, abgezogen wird; nicht Jeder be- 
herrscht die Geldlehre so vollkommen wie Grote, dem man gern 
auch in diesen Untersuchungen folgt. 

Der zweite besondere Theil ist der Beschreibung und Deu- 
tung der Münzen gewidmet, und behandelt nach Voraufschickung 
der unbestimmten Brakteaten und Denare die Gepräge der 
Fttrstenthümer Breslau, Liegnitz-Brieg, Glogau, Oels, Schweid- 
nitz-Jauer, Münsterberg, Neisse, Grafschaft Glatz, der Fttrsten- 
thümer Oppeln, Teschen- Auschwitz, BeuthenCosel, Ratibor- Jägern- 
dorf und Troppau; die bischöflich Breslauischen Gepräge sind 
unter Neisse aufgeführt, der Bischof erlangte das Münzrecht 
spätestens 1290, andere Geistliche haben es nie besessen. Als 
neu werden hier Gepräge von Frankenstein. Freistadt, Grätz, 
Guhrau, Löwenberg und Sprottau nachgewiesen. — Den Be- 
ginn der Prägung verlegt Hr. F. unzweifelhaft richtig in das 
letzte Viertel des XII. Jahrhunderts und erstreckt die ältesten 
Münzen, kleine, anfangs zierliche, meist mit Inschriften ver- 
sehene, dann hässliche stumme Brakteaten auf etwa ein halbes 
Jahrhundert; inHerzog Heinrichs I. Zeit (1201—1239) vollzieht sich 
der Übergang von den kleinen leichten zu den grossen schweren 
Brakteaten, er hat uns von beiden Arten sichere mit seinem 
Namen bezeichnete hinterlassen. An diese grossen, vermuth- 
lich durch die böhmische Prägung Ottokars I. veranlassten 
Brakteaten, schliessen sich, von etwa 1290 bis 1330 reichend, 
die bekannten grossen Denare, die man nicht als Halbgroschen 



142 Literatur. 

bezeichnen darf, obwohl sie dem Werthe der Hälfte der gleich- 
zeitigen böhmischen Groschen entsprechen. Nach ihnen traten 
Goldgulden, dann Heller, grösstentheils städtischen Schlages, 
und zuletzt Groschen aul 

Die bedeutendsten Schwierigkeiten bietet die Klassifikation 
der grossen Brakteaten und der Denare. Wenige der letzteren 
sind inschriftlich bestimmt, die grössere Masse hat gar keine 
oder doch nur sinnlose Umschriften (Pseudolegenden nennt sie 
Hr. F. nach Schlumberger's Vorgange); auch die Wappen, die 
auf vielen von ihnen vorkommen^ bieten zum grössten Theile 
keinen Anhalt, auch wo sie sich auf adlige Geschlechter zurück- 
führen lassen, sind uns doch deren Beziehungen zu den Münzen 
verborgen. So ist denn hier nur die Vertheilung nach Typen 
übrig geblieben, wo freilich in einzelnen Fällen das Ein- 
theilungs-Prinzip nicht ganz klar zar Erscheinung kommt, auf 
Nr. 335 z. B. ist wohl kaum die Rose zu erkennen, Nr. 336 
wäre wohl besser an Nr. 317 (v. Saurma 241) anzuschliessen 
u. s. w. Noch schlimmer ist es um die Zutheilung der grossen 
Brakteaten bestellt, die den Denaren vorangehen; der grösste 
Theil derselben ist mit offenbar willkürlich gewählten Zeichen 
versehen, wie die Phantasie dem zu häufigem Wechsel des 
Gepräges gezwungenen Stempelschneider eingab und entbehrt 
bis auf den höIHRICVS DVX (Nr. 550) der Umschrift; 
treffend werden sie S. 19 geschildert: „Der Kreis dieser Dar- 
stellungen umfasst so ziemlich Alles, was da kreucht und fleucht, 
die belebte und unbelebte Welt, wirkliche Gegenstände und 
Phantasiegebilde'S Ist es nun auch untröstlich, dass selbst ein 
so belesener und scharfsinniger Schriftsteller wie der Verf. so 
Vieles hat im Dunkeln lassen müssen, so müssen wir ihm doch 
desto mehr dankbar sein, dass er sich durch diese Schwierig- 
keiten nicht wie so Viele vor ihm von der Bearbeitung des so 
spröden Stoffes hat abschrecken lassen, und müssen andrerseits 
anerkennen, dass er mit grosser Behutsamkeit an die Erklärung 
der Münzbilder herangetreten ist, unbekümmert darum, ob etwa 
Unknp'^i^« ihm Mn V'^'^pH' m^'^hen möchten, er habe zu ge- 



Litoratur. 143 

ringe Ergebnisse erzielt. Ja, in manchen Fällen scheint er die 
Vorsicht durch Unterlassung einer Zutheilung sogar etwas zu 
weit getrieben zu haben. So möchte man sich bei Nr. 497 lieber 
Menadier's Ausfuhrung (Sitz.-Ber. d. Berl. num. Ges. v. 5. Juli 
1886, Bd. XIV S. 32 d. Z.) zuwenden, und in dem BOIi • ANA 
die naheliegende Bezeichnung Boleslaw's IV. (f 1201) und seiner 
Gemahlin Anastasia erblicken, ebenso wie bei dem Denare 
Nr. 444 wegen der Ähnlichkeit der Wappenfigur eine Beziehung 
zu dem Brieger Heller von Boleslaw III, Nr. 581 doch wohl 
kaum abzuweisen sein dürfte, und ferner der hergebrachten 
Deutung des Hahn-Denars Nr. 465 auf Ohlau und so mancher 
Lilien-MQnzen auf Neisse doch wohl kein ernstes Bedenken ent- 
gegenstehen möchte. Andrerseits scheint ein Verlassen einer 
früheren Zutheilung nicht immer einen Fortschritt zu enthalten; 
so sind jedenfalls bei den Plorenen des BOIiQO DVX SLQ 
(Nr. 701) die Gründe, aus denen er jetzt dem Münsterberger ab- 
und dem Schweidnitzer zugesprochen wird, weit davon entfernt 
als zwingende zu erscheinen, vielmehr liegt es doch wohl näher, 
in diesem dux Slesie einen anderen Fürsten zu sehen als in 
dem dux Swyd(nicensis) der Nr. 700. Eher liesse es sich 
hören, dass die früher den Herzögen von Oppeln zugeschriebenen 
bekannten Denare mit galea ducum Slesie juvenum Bolkonum 
(Nr. 692 — 697) jetzt ebenfalls nach Schweidnitz verwiesen 
werden, weil die oberschlesischen Fürsten sich nie des Titels 
dux Slesie bedient hätten, wenn nur nicht hier wieder eine Aus- 
nahme zu Gunsten Siemowit's von Beuthen gemacht würde, 
dessen Denare (Nr. 814, 815) mit galea ducis Slesie und S. dux 
Slesie bezeichnet sind, was freilich auf Münznachahmung zu- 
rückgeführt wird. 

Für ein Supplement, das nicht ausbleiben wird, da ich hier 
und da einige mir bekannte Münzen vermisst habe (z. B. Sarbske 
58 mit Wappen auf einer Mauer mit zwei Thürmen), möchte 
ich namentlich auf einen ganz übergangenen Fund hinweisen, 
den von Prausnitz. Da er auf schlesischem Boden selbst ge- 
macht ist, so können wir seinen Inhalt wenigstens der Haupt- 



144 Literatur. 

masse nach als schlesisch ansprechen, er begreift Gepräge, die 
hier sämmtlich fehlen, mit Lilie, Adler, Hirsch, Thurm, ge- 
kröntem Kopfe, stehendem Herzog u. s. w., grösstentheils kleine, 
sehr dünne Brakteaten von sehr weissem Silber, und möchte 
sich der Zeit nach dem Rathauer und Marschwitzer an- 
schliessen; freilich wird es nicht ganz leicht sein, seinen Be- 
stand genau festzustellen, denn im hiesigen K. Münzkabinet, in das 
er vor etwa 25 Jahren gelangt ist, ist er nicht als Ganzes auf- 
bewahrt oder verzeichnet. 

Im Einzelnen seien noch folgende kritische Bemerkungen 
gestattet. S. 13, auf den Brakteaten Ottokar's I. ist wirklich 
und unzweifelhaft ein Eönigskopf unter Architektur dargestellt. 
S. 18 ist nicht recht verständlich, inwiefern durch die Ver- 
zierungen der Charakter von Nr. 483 und 492 als Brakteaten 
fast verwischt sein soll. Mit den S. 68 gedachten floreni ger- 
lacenses sind offenbar die auch jetzt noch häufig vorkommenden 
Goldgulden des Mainzer Erzbischofs Gerlach gemeint. S. 99 
das pol in polgrosz hat m. W. mit ^ Polen'' nichts gemein, sondern 
bedeutet ^halb**. Bei Nr. 86 wird der ähnliche Brakteat von 
V. Saurma 106 für böhmisch erklärt, mir ist zwar diese Münze 
nicht zugänglich, aber der Abbildung nach möchte ich sie für 
schlesisch halten; die Saurmaschen Abbildungen sind doch im 
Allgemeinen stylgetreu, und werden wohl ebenso wie die 
Kretschmerschen Zeichnungen von Herrn F. etwas unterschätzt. 
S. 390 ist im Gepräge bis auf die Kugeln neben dem Sterne ganz 
gleich Nr. 207 Bünstorf; da letztere pommerisch, jedenfalls 
nicht schlesisch ist, so möchten wir dem Herrn Verf. eine noch- 
malige Prüfung anheimgeben. Auf Nr, 482, der ich (Pommern 
S. 15 Anm. 2) ihre richtige Stelle angewiesen habe, ist das 
VRATIZ wohl eher zu Vratislavia als zu Vratislaviensis (dux) 
ergänzen, seine Anbringung auf der Stadtmauer lässt Ersteres 
glauben, und damit schwänden auch die angeregten Bedenken 
wegen der Titulatur. Auf Nr. 536 lässt die Abbildung von 
einem Brustbilde, von dem der Text spricht, nichts erkennen. 
Warum l^r ^m »Ip obol des Denars 343 erklärt wird, ist 



Literatur. 145 

nicht ersichtlich, die Gewichtsangabe fehlt; nicht die Grösse, 
die hier bei beiden ziemlich die gleiche ist, entscheidet» wie 
dies z. B. Nr. 212 verglichen mit 213 und Nr. 606 verglichen 
mit 607 darthun. S. 223. Schwierigkeit macht eia unedirter 
Groschen Joachims I. in meiner Sammlung, mit JROHfl • HOVIt • 
KROSSeNSm ISOI; die Jahreszahl 1501 ist unzweifelhaft auf 
einen Stempelfehler zurückzuführen, vielleicht ist sie durch 
Ausscheidung der Null, welche einen Ringel darstellen mag und 
durch Ergänzung mittelst des überflüssigen I im Stadtnamen in 
1511 zu verbessern. S. 270 Anm.; der Reichsteiner Goldgulden 
von 1510 existirt wirklich, s. meine Beschreibung des Chörauer 
Fundes bei Köhne N. F. S. 171 Nr. 638, wo übrigens auch 
Nr. 637 jedenfalls 1510 statt 1516 zu lesen ist. S. 279, näher 
als die Hindeutung auf das Aachener Koma caput mundi und 
das Golonia pacis mater hätte vielleicht bei der Beziehung der 
Neisser Bürger als „fideles ecclesiae" eine Verweisung auf 
das Nussia s. ecclesiae Coloniensis fidelis filia der Neusser 
Thaler gelegen. Bei Nr. 780, dem famosen, oft als Thaler be- 
zeichnetem Schaustücke des Bischofs Johann Turso von 1508 
(Madai 784) wäre eine Äusserung darüber, ob dasselbe durch 
Guss oder durch Prägung hergestellt ist, erwünscht. S. 311. 
Dem Goldgulden des Przemislaw von Troppau gegenüber ver- 
hält sich der Hr. Verf. wohl zu ungläubig, ebenso wie der von 
mir beschriebene Gulden Ulrichs von Hardegg wird auch dies 
durch den Wamboldtschen und Diekmannschen Katalog beglau- 
bigte Unicum in irgend einer unzugänglichen Privatsammliinp 
verschwunden sein; warum die angegebene Umschrift und das 
quadrirte Wapppen Bedenken erregen sollen, ist nicht recht ein 
zusehen, im Gegentheil dient zur Beglaubigung der in Eggf^ 
numism. Monatsheften Bd. III Taf. VI, 5 abgebildete Goldguldci 
des nach Zeit und Ort b'^nachbarten Jodocus von Mähren mit 
lODOaVS : DGI6Raai3t -nd dem stehenden Herzoge mil 
Fahne, i. F. S-R Rf. - ^B^RttT>T0;flS:DOa>TP:i»ORfl[VI^ 

geviertetes Wappen. 

Zu erinnern sind ein.^r- >^^ •»,»,* n /-> \w -«^ .^ ,-• 

Zeitaehrift far IVamUmatik. / ' 



146 Literatur. 

ist stets Weidhass statt Weidhas und Wolkenb u rger statt Wolken- 
berger Fund gedruckt; auch hätten weniger bekannte Bezeich- 
nungen wie Girsik für Georg und rex bene für König Wladislaw 
erklärt, und weniger geläufige Begriffe wie Brenngaden und 
Henricus pauper sofort bei ihrem ersten Auftreten, nicht erst 
später erläutert werden sollen. 

Alle diese kleinen Bemerkungen und Ausstellungen beein- 
trächtigen aber nicht Wesentlich den Werth des vorliegenden, 
nach Form und Inhalt gleich erfreulichen Werkes, das vielmehr 
durch zwei Einrichtungen, an denen es so viele Schriftsteller 
fehlen lassen, in seiner Brauchbarkeit bedeutend erhöht wird: 
es hat Kolumnen-Überschriften und die Nummern der Abbil- 
dungen sind dieselben wie die des Textes. Ebenso ist es anzu- 
erkennen, dass von unbedeutenden Stempelverschiedenheiten 
abgesehen sämmtliche Münzen Darstellung gefunden haben. 
Diese Abbildungen genügen dem Bedürfniss, und sind jedenfalls 
an Deutlichkeit den jetzt so beliebten photographischen vorzu- 
ziehen, welche man auf Thaler und Medaillen oder besonders 
scharf ausgeprägte und vollkommen erhaltene Münzen beschränkt 
sehen möchte. Zu bemerken ist nur, dass von den grossen 
Brakteaten nicht wenige zu klein erscheinen, so namentlich Nr. 82, 
130, 199, 215, 371, 389, vermuthlich in Folge eines ange- 
wandten mechanischen Übertragungsverfahrens. H. D. 



Reinach, Thöodore. Les monnaies juives. Paris 
1888. (74 Seiten mit eingedruckten Abbildungen.) 

Eine gut und anregend geschriebene populäre Darstellung 
der jüdischen Numismatik mit reichem geschichtlichen Gommentar. 
Die Zuweisung der Sekel und der zu ihrer Reihe gehörenden 
Kupfermünzen an den ersten Aufstand unter Nero halte ich 
für ganz unmöglich, wenn sich auch der mit- der Numismatik 
nicht vertraute Ewald dafür ausgesprochen. Die Sekel und ihre 
Reihe tragen einen durchaus altertbümlichen, von den ihren 
späten Ursprung schon beim ersten Anblick documentirenden 
guten Kup^'^rmüP'^en des ersten Aufstandes völlig verschiedenen 



Literatur. 147 

Gharacter, so dass ich an der alten Ansicht, nach der die Sekel 
dem Simon Maccabaeus angehören, fest halte. Durchaus ein- 
verstanden bin ich aber mit der Zuweisung aller spät-jüdischen, 
meist auf römische Denare geprägten Silberroünzen an den Aufstand 
des Barcochba, wie ich dies auch früher schon ausgesprochen 
habe; eine von manchen Gelehrten versuchte Trennung dieser 
Reihe in Stücke des Neronischen und des Hadrianischen Auf- 
standes ist meiner Ansicht nach schon stylistisch unmöglich. Die 
auf Seite 52 erwähnte Mittelbronze des Titus mit IVDAEA NA- 
VALIS, welche Cohen nach einer französischen Publication von 
1836 beschreibt, ist oflfenbar nur aus Verprägung zweier Bück- 
seiten: IVDAEA CAPTA und VICTORIA NA V ALIS entstanden, 
beide Rückseiten feiern den Sieg über Judaea und gehören dem- 
selben Jahre an. Keinach's Schrift behandelt ausser den jüdischen 
auch die auf Judaea's Geschichte bezüglichen römischen Münzen, 
zuletzt auch die Münzen von Apamea in Pbrygien mit Noah 
und seiner Arche (seit Septimius Severus), und bringt 33 gute 
Abbildungen. A. v. S. 

Smith, Vincent Arthur, general index to the reports 
of the archaeological survey of India, vol I— XXIII published 
under the superintendence of Major-General Sir A. Cunningham. 
With a Glossary etc. Calcutta 1887. Preis 6 Rupien. 

Die Berichte der Entdeckungen und Ausgrabungen in Indien, 
welche Cunningham herausgiebt, sind bekanntlich die wichtigste 
Fundgrube für die baktrisch-indische Numismatik und die Ge- 
schichte der prägenden Könige, sie behandeln u. a. die Inschrift 
des Gondophares von Takt-i Bahi, die Inschrift des Kanerki, die 
Samvataera, welche uns die Daten der Turuschka - Könige 
giebt u. s. w. Wie in jeder Zeitschrift, ist aber das Finden in 
der stattlichen Bändereihe überaus schwer und wir müssen Herrn 
Smith ausserordentlich dankbar sein, dass er uns in seinem 
reichhaltigen und nicht nur Namen, sondern jedesmal kurze sach- 
gemässe Hinweisungen, historische Notizen u. dgl. enthaltenden 
Begister eine gedrängte Übersicht des gesammten Inhalts dieser 

10* 



148 Literatur. 

wichtigen Zeitschrift in alphabetischer Reihenfolge bietet Der 
Numismatiker findet darin genaueste Angabe, wo &ber einen 
indischen König gesprochen wird, über seine chronologische 
Bestimmung, über seine Inschriften, über Funde seiner Münzen 
und den Fundort derselben u. s. w. Das angehängte kleine 
Wörterbuch der indischen Wörter ist eine nützliche und will- 
kommene Zugabe des fleissigen und dem Freunde der baktrisch- 
indischen Münzen unentbehrlichen, nach gewohnter englischen 
Weise prächtig ausgestatteten Buches. A. v. S. 



Stein, M. Aurcl, Zoroastrian deities on indo-scytian coins« 
12 S. 4. London 1887 (aus „Oriental und Babylonian Record'*). 

Der Verfasser widmet den auf den Münzen der sogenannten 
Turuschka-Dynastie (den Königen Kanerki, Ooer und Bazodeo) 
dargestellten einheimischen Gottheiten mit griechischen Bei- 
schriften eingehende Untersuchungen. Er beginnt mit MIOPO, 
dem Sonnengott (niemals MI6P0 geschrieben), es folgt MAO 
die Mondgöttin, einmal griechisch CAAHNH genannt. APOOACTIO, 
der bärtige Gott mit dem Pferde, ist das Zendwort Anrwät- 
agpa, eine Gottheit des Feuers. Oado ist der Windgott (V&ta), 
AePO das Feuer, OAPPO ist „der königliche Ruhm'*, OPAArNO 
ein Eriegsgott. Bei OANINAA und der völlig unzweifelhaften 
Figur der Nike wird an den weiblichen Genius «^Yanainti 
uparat&t'*, d. i. „siegreiche Überlegenheit" erinnert. Das Wort 
3-€IP0, welches ich MeiPO las, wird TeiPO gelesen, die dar- 
gestellte Gottheit ist eine Artemis. PAOPHOPO bei dem Bilde 
des Ares wird mit dem „Khsathra vairya, persisch „Sbahrftvar^* 
zusammengestellt, dies ist eine Gottheit der Metalle, was also 
eher dem griechischen Hephaestos entspräche. — APAOXPO 
wird „Ardishvang (ashis vanguhi)" d. i. Glück, Tyche, erklärt. 
Diese Göttin Ardochro mit dem Füllhorn erscheint später, auf 
den sich an Bazodeo's Münzen anschliessenden mit wild werdenden 
Legenden, thronend, mit Beischrift V/^dox^o, und ist dann 
ganz sicher identisch mit der sitzenden Demeter aof 
Azes* Münzen (mit Modius, Füllhorn und Ähren). Diese beiden 



Literatur. I49 

Darstellungen sind einander so völlig gleich, dass die der rohen 
Goldmünzen sicher nach den guten noch rein griechischen Azes- 
MOnzen copirt sein muss. Die ""AqdoxQo ist also zunächst keine 
Tyche, sondern Demeter; dies widerspräche aber der sprach- 
lichen Erklärung (von der ich nichts verstehe) durchaus nicht, 
wenn wir eine Identificirung von Tyche und Demeter annehmen, 
die ja auch in der griechischen Kunst, auch auf Münzen, häufig ist 
(z. B. in der taurischen Chersonesus, in Olbia u. s. w). APAeiXPO 
wird dem Genius des heiligen Feuers „Ardavahishtö" gleichgesetzt. 
NANA und NANAIA (eine sichere Artemis) wird als fremde nicht- 
zoroastrische Göttin bezeichnet. Manche Götter, wie MANAOBAfO 
sind von zweifelhafter Bedeutung. — Auf p. 8— 10 wird die 
Titulatur der Könige PAONANO untersucht, die dem ßad^Xsvg 
ßaa$Xiwv entspricht und shähänano Shähö transscribirt wird, was 
also König der Könige: Shähan shä heisst. A. v. S. 



ÜTekrologe. 

Zwei hervorragende französische Numismatiker hat uns das 
abgelaufene Jahr geraubt: Morel-Fatio und Charles Robert. 
Ersterer, langjähriger Conservator des Museums zu Lausanne, 
starb fast 74 Jahr alt am 10. August 1887 zu Beauregard-sous- 
Lausanne, wohin er sich nach Aufgabe seines Pariser Bankge- 
schäftes vor Jahren zurückgezogen hatte. Er hat sich durch seine 
Münzgeschichte von Lausanne und seine zahlreichen, die Nach- 
ahmungen schweizerischer Gepräge durch die kleinen Dynasten 
Oberitaliens betreffende Abhandlungen vortheilhaft bekannt ge- 
macht. Ausführliches bringen die Blätter für Münzfreunde S. 1383. 

Wichtiger für uns noch ist Robert, dessen schriftstellerische 
Thätigkeit in beträchtlichem Maasse dem Nordosten Frankreichs 
gewidmet war, welcher vor Alters theilweise zum deutschen Reiche 
gehörte. So sind namentlich der Lothringischen Münzkunde 
gewidmet eine seiner ersten Schriften : recherches sur les monnaies 
des öv£ques de Toul, Paris 1844, dann die ätudes numismatiques 
sur ane partie du Nord-Est de la France, Metz 1852, sowie seine 



1 50 Nekrologe. 

jüngste Leistung: monnaies et jetons des 6veques de Verdun, 
Macon 1886. Die lothringischen Münzen waren es auch, die 
den Gegenstand seines jahrelangen eifrigen Samroelns abgegeben 
haben; von dieser Sammlung hat er sich in Folge zunehmender 
Augenschwäche erst kurz vor seinem Ableben getrennt, sie ist 
im Frühjahr 1886 zu Paris versteigert worden. Von ihrer Reich- 
haltigkeit legt der treffliche Katalog (description de la coUection 
de Mr. P.-Charles Robert, Paris 1886) Zeugniss ab, ein bleiben- 
des Denkmal der verständigen Sammlerthätigkeit seines Ver- 
fassers, der sowohl wegen seines Inhaltes als der beigegebenen 
untadeligen Abbildungen halber den Werth eines Handbuches 
beanspruchen kann. In denselben geographischen Bereich fallt 
auch Robertos numismatique de Cambrai, Paris 1862. Keines- 
wegs war aber sein Interesse und seine Thätigkeit in so enge 
Grenzen eingeschlossen. Dafür sind anzuführen: seine numisma- 
tique de la province de Languedoc, Toulouse 1879, seine Schrift 
sur la pr6tendue restauration du pouvoir de Maurice-Tib^re dans 
la Province et sur les monnaies qui en seraient la preuve, Paris 
1883, und seine monnaies gauloises, description raisonn^e de la 
coUection de M. P.-Charles Robert, Paris 1880, sowie zahlreiche 
Aufsätze, besonders über die Contorniaten , die ihn in seinen 
letzten Jahren zufolge seines catalogue des m^daillons contomiates 
röunis par M. P.-Charles Robert, Paris 1879 lebhaft in An- 
spruch nahmen. Alle seine vielfachen numismatischen Arbeiten, 
mit denen wir uns in dieser Zeitschrift öfter beschäftigt haben, 
stellen uns den Verewigten als einen Mann von umfassendem 
Wissen, scharfem Verstände, ausgebildetem Qeschmack, und 
hingebender Liebe zu den Denkmälern des Altcrthums dar, dessen 
Scheiden eine bedauernswerthe Lücke hinterlässt. Pierre Charles 
Robert, Intendant g^nöral inspecteur (en retraite), membre de 
r Institut und vieler gelehrten Gesellschaften hat sein im Dienste 
seines Staates und der Wissenschaft aufs Beste angewandtes 
Leben am 15. December 1887 zu Paris beschlossen, tief betrauert 
von allen, die jemals Beziehungen zu dem in hohem Maasse 
liebenswerthen Mann gehabt haben. H. D. ^ 



Der Münzfand von Uaubom. 

Taf. IX. 



Im Jahre 1856 wurde bei dem Dorfe Volpertshausen ein 
Münzfund gemacht, welcher in dem „Anzeiger für Kunde der 
deutschen Vorzeit", Organ des germanischen Museums, auf 
Seite 371 des gleichen Jahrgangs eine kurze Erwähnung fand. 
Der Jahrgang 1859 derselben Zeitschrift enthält S. 298 eine 
Besprechung des genannten Fundes, welcher trotz der grossen 
Stückzahl an Münzen doch nur wenig reich an Typen war. 
Cappe hat dann in seinen Kaisermünzen B. III T. 5 No. 60/63 
die Hauptstücke beschrieben und theilweise abbilden lassen, 
allerdings ohne den Fund zu erwähnen. Sie sind, soweit sie 
mir bekannt geworden, sämmtlich Halbbracteateu kaiserlichen 
Gepräges und entstammen der Zeit Heinrich's VI., Philipp's von 
Schwaben und Otto's IV., also der Zeit von 1190—1215. 

Volpertshausen liegt IV2 Stunde von Wetzlar entfernt, in 
ohngefähr südöstlicher Richtung; mehr südlich von der genannten 
ehemaligen Reichsstadt liegt am Fusse des „Kalsmunt" das Dorf 
Naubom. In letzterem wurde im April 1887 beim Graben eines 
Fundamentes ein neuer Fund aufgedeckt, von welchem ich leider 
nur wenig zu erwerben in die Lage kam, obgleich es mir ge- 
lungen ist, wenigstens die totale Verschleuderung der Münzen 
zu verhüten. Der Fund enthielt wahrscheinlich gegen 300 
Münzen, von welchen der weitaus grösste Theil in den Besitz 
Sr. Durchlaucht des Fürsten Georg zu Solms -Braunfels über- 
gegangen und von diesem in liebenswürdigster Weise mir zur 
Prüfung und Beschreibung anvertraut worden ist. 

Zeit«chrirt far Kamitmatik. XVI. H 



152 H. Weber: 

Die Münzen dieses Fundes stammen fast aus derselben Zeit 
wie die Volpertshäuser , dagegen war der Typus der Halbbrac- 
teaten hier nur in drei Exemplaren vertreten. Die übrigen Stücke 
sind — ausser wenigen Obolen — sämmtlich Denare von durch- 
gängig vorzüglicher Erhaltung, so dass die Hauptmasse des Fun- 
des zweifellos nur ganz kurze Zeit in Umlauf gewesen sein kann. 
Dieses Moment erleichtert die Feststellung der Vergrabungszeit. 

Die nachstehende Beschreibung ergiebt, dass in unserem 
Funde der Name eines Kaisers Friedrich häufig auftritt, ob der- 
jenige Friedrich's I. oder des IL war anfangs natürlich zweifel- 
haft. Der Zweifel löste sich jedoch, als ich drei Kölner Denare 
entdeckte, von denen einer dem Erzbischof Philipp von Heins- 
berg (1167—1191) angehörte, während die beiden anderen so- 
genannte Hitarc-Denare sind, deren Prägezeit ebenfalls in die 
Zeit Erzbischofs Philipps zu verlegen ist. Der eine der letzteren 
zeigt den Erzbischof ohne Kopfbedeckung mit Knimmstab und 
offenem Buch und ist bei Gappe in seinen Kölner Münzen 
Taf. VII. unter Nr. 111 abgebildet. Eine Beschreibung des 
Denars von Philipp kann ich leider nicht geben, da das Stück 
mir nicht mehr zur Hand ist. 

Es wird also wohl sicher Friedrich I. (1152—1190) der- 
jenige sein, welchem die Friedrichsmünzen unseres Fundes zu- 
zutheilen sind, und diese Zutheilung findet auch noch weitere 
Bestätigung durch zwei in unserem Fund enthaltene Münzen des 
Grafen Emich IV. von Alt-Leiningen. S. unten Nr. 177 und 178. 
Derselbe wird in den Jahren 1159 und 1197 urkundlich er- 
wähnt, kann also nur Zeitgenosse des Kaisers Friedrich I. ge- 
wesen sein. 

Nun kommt freilich in demselben Fund auch das unter 
Nr. 169 hier abgebildete Stück vor, dessen Legende lautet 

TIKRCHIPISCOP 
Wenn man in den Buchstaben TI den Anfang des Namens Ti- 
dericus finden will, so bleibt nichts übrig als diese Münze ent- 
weder dem Erabischof Dietrich IL von Trier (1212—1242) oder 
dem Erzbischof Dietrich I. von Köln (1208—1212) znzaweiseo, 



Der Münzfuod von Nauborn. 153 

denn in Mainz kommt der Name eines Erzbischofs Dietrich zum 
ersten Mal im Jahre 1434 vor. Hält man die Zutheilung an 
Trier für die richtige, so könnte Kaiser Friedrich IL als Präg- 
herr unserer Friedrichsdenare in Betracht kommen. Aus den 
oben angeführten Gründen jedoch erscheint es nicht angezeigt, 
die Vergrabungszeit unseres Fundes in eine so späte Zeitperiode 
zu verlegen. 

Will man die fragliche Bischofsmünze dagegen dem Kölner 
Dietrich I. von Heinsberg zutheilen, und dafür würde wenigstens 
der rein kölnische Charakter der Rückseite sprechen, so kämen 
wir in die Zeit vor Friedrich H., aber nach dem Jahre 1200, 
eine Zeit, auf welche auch die gefundenen Halbbracteaten hin- 
weisen. Die unter Nr. 85 — 89 hier beschriebenen Münzen 
werden endlich wohl nur dem Kaiser Heinrich VI. zugetheilt 
werden können (1190 — 1197), und deren Vorhandensein lässt 
ebenfalls nur an Friedrich I. als Prägherrn unserer Friedrichs- 
münzen denken, so dass wir die Vergrabungszeit des Nauborner 
Fundes mit Recht in die Nähe des Jahres 1212 verlegen dürfen. 
Die vorerwähnte, Zweifel erregende Münze dagegen scheint mir 
noch nicht mit Sicherheit bestimmbar zu sein. Die Lesart 
TID6RICVS kann auch falsch sein, die sinnlose Legende der 
Rückseite giebt keinen Prägort an, der Typus der Rückseite ist 
kölnisch, der Typus der Vorderseite ist es nicht, und endlich 
weisen manche Eigenthümlichkeiten des Gepräges, wie ich in 
Band XV dieser Zeitschrift S. 220 ausgeführt habe, auf die 
Mainzer Münze hin. 

Gehen wir nun zur Beschreibung der einzelnen Münzen 
über, so begegnet uns zunächst eine Prägstelle, welche bis jetzt 
noch gänzlich unbekannt war, nämlich der Kalsmunt. Diese 
Burg, jetzt Ruine, liegt auf einem Bergkegel unmittelbar an der 
Stadt Wetzlar. Sie wird in Urkunden des 13. Jahrh. vielfach 
erwähnt und hat jedenfalls den Kaiserlichen Burggrafen als 
Wohnsitz gedient. Sie muss aber schon sehr lange vorher er- 
baut worden sein, denn durch Urkunde von 1275 verlieh Rudolf I. 

dem Dynasten Siegfried von Runkel die Würde eines Burgmanns 

11» 



154 H. Weber: 

(castrensis) auf der Burg Kalsmunt unter der Bedingung, dass 
er zur Ausbesserung der Burg 700 marcas colonienses denariorum 
verwende. Damals also war sie schon reparaturbedürftig. Der 
Name soll von mons caldus stammen, ob diese Ableitung die 
richtige ist, scheint mir zweifelhaft. (Vgl. Ulmenstein's Geschichte 
der Kaiserl. freien Reichsstadt Wetzlar Bd. I, S. 203 u. 221.) 

Ich beginne gruppenweise mit den richtiger gravirten 
Münzen und schliesse daran die corrupten. 

I. Friedrich I. Kaiser 1152—1190. 

a) in Kalsmunt geprägt. 
Nr. 1—15. 
Hf, Der gekrönte Kaiser sitzt auf einem mit Hundeköpfen 
verzierten Stuhle, r. Lilienstab, 1. Palmzweig ; über seinen 
Schultern je ein Ringel. 
Nr. 1-11. FRIDER - o - o _ icvz IP zwischen 2 Perlenreifen 
„ 12. FRIQER-o-o-lCVz IP 

„ 13. FRIOER ICVz IP 

„ 14. F/////////////7/////////////KVZ iq 

„ 15. FRKI////////////////////nV// iq 

Rf. Auf 2 geperlten Bogen eine dreithürmige Kirche; unter 
den Bogen je eine Rose; zu Seiten des mittleren 
Thurmes je 2 Ringel, an den äufseren Seiten der 
kleineren Thürme je ein Ringel und im mittleren Thurme 
auch ein Ringel. 
Nr. 1. CoTSoL g-M^V HoDoVoC l * zwischen 2 Perlenreifen. 
„ 2. CoTS \o aWoV H DoVoCol * 
„ 3. CoTt L° 8MoV /////////oVoCor * 
„ 4. CoTS \o gMov IIIIIIIIIIIVoCol * 
„ 5. CoTSoL aMoV N DoVoC l * . 
„ 6. CoTt U aM//VoN DoVoCoI * 

„ 7. coTs \o aMovoH-D.v.a r * 

„ 8. Lon i2 a n^viiii/iiiiiiiivocoT * 

, 9. /////// t aWoV HDoCoTloCoI * ^ 



Der Mflnzfund ron Nauborn. 255 

Nr. 1 1 . IUI II IUI IUI II M-T-H -V-Col* zwischen 2 Perlenreifen. 
, 12. [ojioij BMoV NoDoVoC I * 
„ 13. CoüToL 8MoV HoDoV Gl* , 

„ 14. CoJt xi öMoVoH DoVoQ I * 
„ 15. ///////////////////// -V H DoVoC D * 

Nr. 1. Gr. 20 Mm., Gew. 0,83 Gr., Besitzer F. S. 





„ 2. 


» 20 „ 


« 0,82 „ 


n 


F. S. 




» 3. 


, 19 „ 


„ 0,82 „ 


51 


F. S. 




» 4. 


„ 20 „ 


» 0,85 „ 


55 


F. S. 




, 5. 


, 19 „ 


» 0,81 „ 


59 


F. S. 




» 6. 


» 19 , 


, 0,82 , 


n 


F. S. 




« 7. 


» 20 , 


» 0,83 , 


55 


W. 




» 8. 


« 20 „ 


, 0,85 „ 


55 


F. S. 




, 9. 


y, 20 „ 


„ 0,80 „ 


J» 


F. S. 




, 10. 


, 19 „ 


« 0,78 „ 


55 


F. S. 




« 11. 


V 19 . 


« 0,83 „ 


15 


F. S. 




„ 12. 


„ 20 „ 


„ 0,75 „ 


T) 


W. 




„ 13. 


„ 19 , 


. 0,78 „ 


55 


W. 




. 14. 


. 19 „ 


. 0,73 „ 


59 


F. S. 




„ 15. 


V 19 „ 


„ 0,82 „ 
Nr, 16 17, 


55 


F. S. 




Hf. Wie Nr. 1, aber 


statt der Ringel ein Ereazchen unter 




beiden Aimen. 








Nr. 


16. FRI- 


DER 


II IUI null zwischen 2 Perlenreifen, 


n 


17. um II IUI II II II - _ 

Rf. Wie Nr. 1. 


■/// racvoip 




ft 


Nr. 


16. CoTS 


L» 8 M VI mm V ö € • I * zwischen 2 Perlenreifen 


» 


17. C//////C 


>U 8 Mo VH-D ///////////////// 




59 




Nr. 16. 


Gr. 19 Mm,, Gew. 0,82 Gr., 


Besitzer W. 




„ 17. 


, 19 „ 


, 0,82 „ 
Nr, 18—23. 


j» 


F, S. 

t 




Hf. Wie Nr. 1, aber Kreuzchen neben dem Sitze. 


Nr. 

«1 


18-21. FRI ODER - 
22. FRI ODER - 


. racv o IP 

■o ICVolP 


zw. 


2 Perlenreifen. 



156 H. Weber: 

Rf. Wie Nr. 1. (Die Umschrift ist zu entziffern in CüTrSM 

VHDV cn) 

Nr. 18—20. I loCoVoDoHoV Lo-RoT SoM * 

„ 21. MoCoVoD-H-V Cojijor ////////////// 

„ 22. I loCoVoDoHo/M/oKor 8oM * 

Nr. 18. Gr. 20 Mm., Gew. 0,82 Gr., Besitzer F. S. 

„ 19. „ 20 „ „ 0,80 „ „ J. 

„ 20. „ 19 „ „ 0,86 „ „ F. S. 

„ 21. ,, 19 „ ,, 0,69 ,, „ W. 

„ 22. „ 20 „ „ 0,71 „ „ W. 

b) in Frankfurt a. M. geprägt. 

Nr. 24. 
Uf. Der sitzende Kaiser mit runder Krone hält Lilienstab 
und Reichsapfel. Die Umschrift beginnt unten r. 
FRIDSR— VS ÜRPei zwischen 2 Perlenreifen. 

Rf, Dreithürmige Burg mit Vorhof in dessen Thor ein Kreuz. 
FR^HFeNVORTirc * zwischen 2 Perlenreifen. 

Nr. 24. Gr. 18 mm., Gew. 1,20 Gr., Besitzer W. 
Cappe hat in seinen Münzen der deutschen Kaiser und 
Könige des Mittelalters Abtheil. III, Taf. IV Nr. 44 ein ähnliches 
Stück abgebildet und dasselbe Friedrich II. zugetheilt; darauf 
fängt die Schrift aber oben 1. an. Unser Fund enthielt nur 
ein Exemplar. 

c) ohne Angabe des Prägeortes. 

Nr. 25-31. 
Hf. Der gekrönte sitzende Kaiser hält Lilienstab und Reichs- 
apfel. Die Umschrift beginnt oben 1. 

Nr. 25, 26. FRIDER ICT/SI-. Aussen Strich- und 

innen Perlenreif. 

„ 27. FRIDER MV-S I-// Aussen und innen 

Perlenreif. 

„ 28. FRIDERI CVS N-: innen Perlenreifc 

„ 29,30. FRIDERI dV II N- „ 

„31. FRIDERI aVSN 



Der Münzfund von Nauborn. 157 

Rf. Kreuz mit feinem Kugelkreuz belegt, in jedem Winkel 
eine Kngel zwischen 2 kleineren Ringeln. 
Nr. 25-27. FRIDERiaVS INPÖ * aussen Strich- innen Perlenreif. 

28. FRDDERia vs mq /// 

29, 30. FRroERia VS IHe * „ « 

31. FRIDERiavSIN * „ Perlen „ 
Nr. 25. Gr. 18 Mm., Gew. 0,85 Gr., Besitzer F. S. 

F. S. 



9» 





26. 




17 , 




0,84 




27. 




17 , 




0,85 




28. 




18 , 




0,83 




29. 




18 , 




0,77 




30. 




18 , 




0,75 




31. 




18 , 




0,80 






F. S. 
F. S. 

W. 

W. 
F. S. 



d) ohne Umschrift auf der Rückseite. 

Nr. 32-49. 
Hf. Der sitzende Kaiser mit runder Krone hält Lilienstab 
und Reichsapfel. 

Von feinem Schnitt. 
Nr. 32-38. FRIDFRiaV — S INPeRK aussen Perlen-, innen 

Fadenreif. 

Von gröberem Schnitt. 
„ 39—43. FRIDiaV S NPe^JTaufsen Perlen- innen Fadenreif. 
„ 44—46. FRIDROVS HPS^Tt „ 
„ 47-48. FRDNQVS NPa^K 
„ 49. RIDSII VOISDVPF „ 

Rf. In 2 Reifen, deren äusserer geperlt ist, über einem 
mit Perlen besetzten Bogen ein Gebäude mit Kreuz 
darauf, zwischen 2 Kuppelthürmen ; neben dem Mittel- 
thurme je ein Ringel. Unter dem Bogen ein Gebäude 
mit 3 Kuppeln, oben von 4 Kugeln umgeben. 
Nr. 32. Gr. 17 Mm., Gew. 0,92 Gr., Besitzer F. S. 
„ 33. „ 18 „ „ 0,85 ,, „ F. S. 

„ 34. „ 16 „ „ 0,85 „ „ F. S. 

„ 35. „ 17 „ „ 0,84 ,, „ F. S. 



1? 11 11 "»"i 

11 1^ »1 



158 H- Weber: 

Nr. 36. Gr. 17 mm., Gew. 0,84 Gr., Besitzer F. S. 

37. ,, 17 „ „ 0,82 „ „ F. S. 

38. „ 17 „ „ 0,82 „ ., W. 

39. „ 17 „ „ 0,90 „ „ F. S. 

40. „ 17 „ „ 0,86 „ „ F. S. 

41. „ 16/17 „ „ 0,84 „ „ F. S. 

42. „ 17 „ „ 0,82 „ „ F. S. 

43. „ 17 „ „ 0,80 „ „ W. 

44. „ 17 „ „ 0,92 „ „ F. S. 

45. „ 17 „ „ 0,85 „ „ W. 

46. „ 17 „ „ 0,85 „ „ W. 

47. „ 17 „ „ 0,84 „ „ F. S. 

48. ,, 17 „ „ 0,81 „ „ F. S. 

49. „ 18 „ „ 0,87 „ „ F. S. 

Nr. 50—55. 
Ilf. Wie Nr. 32. 

Nr. 50-52. FRIDFRIQV S IHPaRK zw. Perlen- u. Strichreif 

, 53-54. FRIDFRIQV S INPaRK , , „ , 

„ 55. FRI/////////aV S-IHPeRK „ glattem Reif. 

Rf. Wie Nr. 32, aber unter dem geperlten Bogen auf 

einem Bogen ein Kuppelthurm zwischen 2 schmäleren 

Kuppelthürmen; in den Zwischenräumen 4 Punkte; in 

dem unteren Bogen eine Lilie. 

Nr. 50. Gr. 18 Mm., Gew. 0,91 Gr., Besitzer F. S. 






n 


51. „ 17 


« 


„ 0,86 


r^ 


fl 


F. S. 


Ti 


52. „ 17 


n 


„ 0,80 


n 


n 


F. S. 


79 


53. „ 17 


» 


. 0,83 


»» 


» 


W. 


n 


54. „ 16 


rt 


„ 0,80 


T 


Ti 


F. S. 


rt 


55. , 17 


y\ 


n 0,86 


95 


n 


F. S. 



Mit verworrenen Umschriften. 

Nr. 56—58. 
Hr. Wie Nr. 32. 

Nr. 56. aiD//7,7/;/.'//7/V S Hpe////K innen Strichreif. 

, 57. !:iii:;i:ii!!i!;:i!i!ii s nveiiin „ 

. 58. illliiHIHIIIIIIIIIIII S IHPQPK . 



Der MOnzfund von Nauborn. 159 

Rf. Wie Nr. 32, aber unter dem geperlten Bogen auf 
einem Bogen ein Erenzcben zwischen 2 Punkten, unter 
dem Bogen eine Lilie, zu Seiten desselben 2 schmale 
Kuppelthürme und zu deren äusseren Seiten je ein Punkt. 
Nr. 56. Gr. 17 Mm., Gew. 0,82 Gr., Besitzer W. 
„ 57. „ 18 , , 0,85 „ , F. S. 

„ 58. „ 17 B „ 0,80 „ „ F. S. 

Nr. 59—67. 
In Ealsmunt geprägt. 
Hf. Der gekrönte Kaiser sitzt auf einem mit Hundeköpfen 
verzierten Stuhle, r. Lilienstab, 1. Palmzweig haltend; 
über seiner linken Schulter ein Ereuzchen. 
Nr. 59—62. PÄ'T o DP t¥ — t¥CV° IUI? zwischen 2 Perlenreifen. 
„ 63—67. RSqoDF *-^C^Jo^7iP 

BJ. Auf 2 geperlten Bogen eine dreithürmige Kirche; unter 
den Bogen je eine Rose; zu Seiten des mittleren 
Thnrmes hat Nr. 59 je 2 Ringel, an den äusseren Seiten 
der kleineren Thürme je ein Ringel, Nr. 61 je ein Stern 
an den äusseren Seiten der kleinen Thürme, Nr. 62—67 
je ein Punkt, im mittleren Thürme ein Ringel. 
Nr. 59, 61. E loCoVoDoIIoV E TS o r////8///// 
.,60. RIGTKHVIiJtliSI* 

„ 62-64. P-I-C To HoVoCoK f S-M* Nr. 62. 63 
„ 65. P- D To HoV ! oKorogoH* ^»'»«" S'««"- 

„ 66. P. D To HoV loTtof a.H* P^'"'' "*'''' 

„ 67. P. D To HoV 3o25or a-H* *" 

Nr. 59. Gr. 19 Mm., Gew. 0,82 Gr., Besitzer F. S. 
. „ 60. , 20 „ „ 0,81 „ „ W. 

, 61. . „ 20 , „ 0,82 „ „ F. S. 

, 62. , 19 „ „ 0,85 „ „ F. S. 

, 63. , 20 „ „ 0,82 „ , J. 

, 64. ., 20 „ „ 0,82 „ „ F. S. 

„ 65. „ 20 „ „ 0,75 „ „ F. S. 

66. „ 20 , , 0,82 „ „ F. S. 

67. „ 20 , , 0,82 „ r, F. S. 
67a. „ 20 „ „ 0,82 , „ W. 



n 



n 



160 H- Weber: 

Von den Münzen der letzteren Gruppe ergeben Nr. 62 — 64 
die Prägstelle ganz deutlich, wenn man die Bachstaben in fol- 
gende Reihenfolge versetzt: 10. 9. 8. 7. 6. 1. 2. 3. 4. 5. Damit 
dflrfte die Pragstelle Kalsmunt für die ganze Gruppe gegeben sein. 

Nr. 68—74. 
HJ, Der gekrönte Kaiser sitzt auf dem mit Hundeköpfen 
verzierten Stuhle und hält Lilienstab und Reichsapfel. 
Nr. 68. FRBOin lOVS I— zwischen 2 Perlenreifen. 

„ 69. FR DIRI HSV „ 2 

^ 70. FRDmilllllllllinSV .-. „ 2 
y, 71. FR DIPI-///////-RI/// „ 2 

„ 72. FR////IPI HSV .-. „ 2 

„ 73. ORIViai RIÄRVIO aussen 2 „ zu Seiten 

des Kopfes je 2 Ringel. 

„ 74. /////nCDR KiaV -: zw. 2 „ auf dem 

Reichsapfel 1 Kreuz. 

R/. Starkes Kreuz. 
Nr. 68. IVSRaNESI * zwischen 2 Perlenreifen. Im 1. Kreuzes- 
winkel Kugel, in den anderen Rosetten zwischen 
2 Ringeln. 
„ 69. lÄOFIDNaTtVI * zw. 2 Perlenreifen. In jedem Kreuzes- 
winkel eine Kugel zwischen 2 Ringeln. 

(Im l.u. 4. Kreuzes- 
„ 70. RÄIODCH//////NS zw. 2 Perlenreifen, winkel eine Kugd 

„ 71. R!n:iODCH//////HS „ 2 „ 

,. 72. RKIODCNVDH/// „ 2 



^> 



?> 



zw. 2 Ringeln, im 2. 
u. 3. Winkel eine Ro- 
sette zw. 2 Bingeb. 

73. B2i:iC.a////////I2i:- aussen 1, innen 2 Perlenreifen.. Li 

jedem Kreuzeswinkel 1 Kugel. 

74. FRID//////iaV////// * zwischen 2 Perlenreifen. Das Kreuz 

ist mit Kugelkreuz belegt und neben jeder Kugel 
2 Ringel. 

Nr. 68. Gr. 18 Mm., Gew. 0,80 Gr., Besitzer F. S. 
„ 69. ,, 18 „ „ 0,63 „ „ F. S. 

„ 70, „ 18 ., „ 0,76 „ „ F. S. 



Der Münzfund von Nauborn. 161 

Nr. 71. Gr. 18 Mm., Gew. 0,70 Gr., Besitzer W. 

„ 72. „ 18 „ „ 0,67 „ „ F. S. 

„ 73. „ 20 „ „ 0,82 „ „ F. S. 

„ 74. ,, 18 „ ,, 0,90 „ „ F. S. 

Nr. 75. 

Hf. Der gekrönte, auf einem Throne sitzende Kaiser hält 
einen Reichsapfel und einen Lilienstab; über seiner 
linken Schulter ein Stern. 
FINDP - FIHIE//////// zwischen 2 Perlenreifen. 

Rf. Vierthftrmige Burg. 

NniHiaiNENn/////// „ 2 „ 

Nr. 75. Gr. 21 Mm., Gew. 0,83 Gr., Besitzer W. 

Halbbrakteat. Vergleiche Cappe: Die Münzen der deutschen 
Kaiser und Könige des Mittelalters, III. Abth. Nr. 557, Taf.IV, 53. 

Nr. 76—80. 

Hf, Der sitzende gekrönte Kaiser hält einen Lilienstab und 
einen Eeichsapfel 
Nr. 76. .F3[\;HPVI //HNaTt/// zwischen 2 Perlenreifen. 

„ 77. //KNPvi HNanq „ 2 „ 

, 78. .FKHI//// VÄIVOTSq „ 2 

„ 79. .FKH//VI JlP/aTtq „ 2 

, 80. FKH//V vsivajtq „ 2 

Rf. Auf 2 geperlten Bogen eine dreithürmige Kirche; unter 
den Bogen je eine Rose; zu Seiten des mittleren Kuppel- 
thurmes je ein Ringel, das bei Nr. 76 u. 78 durch 
einen Strich am Thurme zu hängen scheint; bei Nr. 79, 
80 im Mittelthurm ein Ringel. 

Nr. 76. ÄÄDH0I8Dia©aiai * 

„ 77. ÄflD/.^7///0////////////////////Oq * 

„ 78. Kfloa 1 8 D//a um an * 

„ 79. .RDI a.KN RVSKII 
„ 80. .REia K «.RVSKID 



darum aussen Perlenreif, 
innen Perlen- u. Strichreif. 



162 H. Weber: 

Nr. 76. Gr. 19 Mm., Gew. 0,72 Gr., Besitzer F. S. 

„ 77. „ 20 „ „ 0,73 „ „ W. 

„ 78. „ 20 „ „ 0,74 „ „ F. S. 

„ 79. „ 20 „ „ 0,80 „ „ F. S. 

„ 80. „ 19 „ „ 0,79 „ „ F. S. 

Nr. 81. 
H/. Brustbild des gekrönten Kaisers, I., mit Bändern an der 
Krone, hält eine Lilie; über seiner linken Schalter 
Stern und Ringel. 
rrmPlOIIII/lllllll/m * zwischen 2 Perlenreifen. 

Ef. Kreuz, in dessen 1. Winkel O, im 2. und 3. eine Kugel, 
im 4. eine Kugel zwischen 2 kleinen Ringeln. 
IVINÜ-DiVTI * zwischen 2 Perlenreifen. 

Nr. 81. Gr. 18 Mm., Gew. 0,83 Gr., Besitzer F. S. 

Nr. 82. 
Ein Stück mit ungekröntem Brustbilde des Kaisers bildet 
den Übergang zu den später folgenden Münzen. 

£(f. ungekröntes Brustbild r. mit Lilienstab und Reichsapfel 
PRDlEP.-.-o-o-aVjS I 

Rf. Kreuz mit einer Kugel im 1., 2. und 4. Winkel, im 3. 
aber einem Ringel zwischen 2 Punkten. 
miDIRIOVS IFPa zwischen 2 Perlenreifen. 

Nr. 82. Gr. 18 Mm., Gew. 0,65 Gr., Besitzer W. 
Die vorstehend beschriebenen Münzen ausser Nr. 75 sind 
Denare; von Kaiser Friedrich I. kommen im Funde aber auch 
zwei Obole vor, welche hier folgen: 

a) in Kalsmunt geprägt. 

Nr. 83. 
11/. Der gekrönte Kaiser sitzt auf verziertem Stuhle und 
hält den Lilienstab und Palmzweig; über seinen Schultern 
und zu beiden Seiten seines Sitzes je ein Ringel. 
FPaDSR — ICV/// H 

Rf. Auf 2 geperlten Bogen eine dreithürmige Kirche; unter 
den Bogen je ein Ringel; zu Seiten des mittleren 



Der Münzfand von Nauborn. IßS 

Thurmes je ein Eingel, ebenso an den äusseren Seiten 
der beiden Seitenthürme ; im unteren Theile des mitt- 
leren Thurmes auch noch ein Ringel. 

CoJtoIiogoMoVoHoDo//////// 

Nr. 83. Gr. 16 Mm., Gew. 0,42 Gr., Besitzer W. 

b) ohne Angabe des Prägortes. 

Nr. 84. 
H/. Der sitzende gekrönte Kaiser hält Lilienstab und Reichs- 
apfel. 

FRIDEK - /////////////// 

Rf. Kreuz mit Kugelkreuz belegt, in jedem Winkel des- 
selben ein Ringel zwischen zwei Punkten. 

F'RJDIIIIIIIIIIIII IHPaR. 

Nr. 84. Gr. 14 Mm., Gew. 0,35 Gr., Besitzer F. S. 

II. Kaiser Heinrich VI. 1190-1197. 

a) in Kalsmunt geprägt. 

Nr. 85. 86. 
Ilf. Auf einem mit Hundeköpfen verzierten Stuhle sitzt der 
Kaiser, von vorn, und hält Lilienstab und Palmzweig; 
unter seinen Schultern je ein Ringel; auf dem Kopfe 
ein runder Hut. (Der Lilienstab läuft oben in einer 
Ähre aus.) 

HIHR~o-o-ICVS I zwischen 2 Perlenreifen. 

Rf. Auf 2 geperlten Bogen eine dreithfirmige Kirche; unter 
den Bogen je eine Rose; zu Seiten des mittleren 
Thurmes je 2 Ringel; an den äusseren Seiten der 
kleineren Thürme je ein Ringel, ebenso im unteren 
Theile des Mittelthurmes. 
CoKoiioS MoVoNDoVoI * zwischen 2 Perlenreifen. 

Nr. 85. Gr. 20 Mm., Gew. 0,80 Gr., Besitzer F. S. 
„ 86. „ 19 „ „ 0,78 „ „ F. S. 



164 H. Weber: 

Nr. 87-89. 
Hf. Gekröntes Brustbild von vorn, mit Lilienscepter und 
Eeichsapfel. Im Felde 4 Ringel, von denen einer auf 
dem Scepterstabe steht, 2 zu Seiten des Kopfes, und 
einer unter dem Reichsapfel. 
lOViaiKRNOEIVia * zwischen 2 Perlenreifen. 

RJ. Dreithürmige Kirche mit Vorhof; unter dem Mittel- 
thurm ein Bogen, worin ein Kopf mit krausem Haare. 
Zu Seiten des mittleren Kuppelthurmes je 2 Ringel, 
an den äusseren Seiten der beiden anderen Thürme 
je ein Ringel. 
aiÄROIVHaiNIVa * zwischen 2 Perlenreifen. 

Nr. 87. Gr. 19 Mm., Gew. 0,78 Gr., Besitzer P. S. 
,, 88. „ 19 „ „ 0,76 „ ., F. S. 

,, 89. „ 19 „ „ 0,75 ,, „ F. S. 

Keinen Kaisernamen, aber ähnliche Darstellungen und Um<o 

Schriften wie die vorgenannten Münzen zeigen die folgenden 

Nummern: 

Nr. 90—144. 

Hf. Gekröntes Brustbild r. mit Lilienstab und Reichsapfel; 

im Felde 4 Ringel (oder Punkte). 

Nr. 90-125,142,143. lOVIGnSRNGIDNEia * zw. 2 Perlenreifen. 

« 126-136. lOVIOITOlNaia * 

„ 137,138,140,141.IOViai25;ONaia * 

„ 139. löVICIÄONGia * 

. 144. lOVia TSRN/////////////// * 

RJ. Dreithürmige Burg mit Vorhof; unter dem Mittelthurme 

ein Perlenbogen, worin ein Kopf mit krausem Haare; 

um die Thürme 6 Ringel oder Punkte. 

Nr. 90-108, 137, 188. GIKORIVSiaJtRIVOE o * . zw. 2 Perlenr. 

„ 109-129, 139, 142. aDBROIVSNaÄI * 

„ 144. cmiiiiiiiimna*! « 

„ 180-184, 140. oMORvs lojauvoa * 

„ 135, 141, 143. OMOiaVD lOKRIVOE * 

„ 136. OMOI viiiiiiiOKimoa * 







Der MOnsfiind von Nauborn. 165 



Nr. 


90. 


Gr. 


19 Mm., 


Gew. 


0,92 Gr., 


Besitzer F. S. 


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91. 


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F. S. 


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F. S. 


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F. S. 


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F. S. 


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124. 


19 


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19 


0,80 


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1) 


F. S. 



.166 













H. Weber: 








Jr, 


125. 


Gr. 


18 Mm. 


, Gew. 


0,77 Gr., 


Besitzer F. S. 


« 


126. 


11 


19 


11 


11 


0,93 


11 


1» 


F. S. 


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127. 


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F. S. 


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F. S. 


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129. 


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F. S. 


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130. 


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F. S. 


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F. S. 


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F. S. 


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F. S. 


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F. S. 


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F. S. 


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142. 


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F. S. 


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F. S. 


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144. 


11 


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11 


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11 


11 


F. S. 



Nr. 145-154. 
Hf. Brustbild r. mit Lorbeerkranz, Lilienscepter aiid Kelchs- 
apfel; oben zu Seiten des Kopfes je ein Ringel. 
Nr. 145-153. I0VICI2tRNCIDNEie * zwischen 2 Perlenreifen. 
„ 154. lOVICmRHCI///////////////// „ 

Rf. Dreithürmige Burg mit Yorhof ; unter dem Mittelthurme 
ein Perlenbogen, worin ein Kopf mit krausem Haare; 
zwischen und zu den Seiten der Thürme 4 Ringel. 
Nr. 146-153. lOIJtCRIVSICTSMOE * zwischen 2 Perlenreifen. 
„ 154, 145. lOmCRIV . a'iiMOE 

„ 155. iiomiow cnw^^iiiiiii 

Nr. 145. Gr. 20 Mm., Gew. 0,90 Gr., Besitzer W. 

„ 146. „ 20 „ „ 0,88 ., „ F. S. 

„ 147. „ 20 „ ., 0,93 ,, „ F. S. 

„ 148. „ 20 „ „ 0,85 „ „ F. S. 



Der MQnzfund von Nauborn. 167 

Nr. 149. Gr. 20 Mm., Gew. 0,85 Gr., Besitzer W. 





150. 




19 




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0,83 


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F. S. 




151. 




20 




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F. S. 




152. 




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F. S. 




153. 




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F. S. 




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F. S. 




155. 




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0,83 


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F. S. 



Nr. 156—168. 
ff/. Brnstbild r. mit krausem Haare, ohne Krone oder 
Lorbeerkranz, mit Lilienscepter und Eeichsapfel, zwischen 
4 Ringeln. 

lOVICmRNCroHEIC * zwischen 2 Ferienreifen. 

RJ. Wie Nr. 145. 
CüTORIVSICTtRlVOE o * 

Nr. 156. Gr. 18 Mm., Gew. 0,92 Gr., Besitzer W. 



») 


157. 


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F. S. 


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F. S. 


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F. S. 


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F. S. 


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11 


0,80 


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F. 8. 



Unter den vorstehend beschriebenen Münzen mag man hier 
und da manche Zusammenstellung willkürlich finden — vielleicht 
mit Kecht. Die Gepräge unseres Fundes aber sind, wie Nie- 
mand bestreiten wird, durchgehends eigenthümlich , ja fast alle 
ganz neu, so dass für mich Vieles bis jetzt unbestimmbar ge- 
blieben ist und ich mich darauf beschränken musste, die be- 

ZcitMhrift far Namiiaiatik. XYI. 12 



168 H. Weber: 

treffenden Stücke einfach zu verzeichnen und zu beschreiben, um 
sie so dem Studium Anderer zugänglich zu machen. 

Dies gilt insbesondere auch von den unter No. 90—168 be- 
schriebenen, deren Legenden ich nicht zu deuten weiss. Es liegt 
nahe, bei der Inschrift 

lOViaiKRH 
an die Lesart Johannes yicarius Amoldi zu denken und die 
Trierer Erzbischöfe Arnold I. (1169—1183) und Johann L (1190 
bis 1212) heranzuziehen. Allein davon kann, obgleich Wetzlar 
dem Erzbisthum Trier angehörte, doch wohl nicht im Ernste die 
Rede sein, da nach dem Tode Arnolds die heftigsten Wahlkämpfe 
ausbrachen, der erzbischöfliche Stuhl sieben Jahre lang verwaist 
blieb und die Wahl Johanns erst nach Absetzung der Gegen- 
bischöfe Folmar und Rudolf von Wied erfolgte. Johann I., der 
vor seiner Wahl Kanzler König Heinrichs (Heinrichs IV.) ge- 
wesen war, kann demnach nicht wohl Vikar seines Vorgängers 
gewesen sein, und hätte, selbst wenn er es gewesen wäre, nicht 
das Recht gehabt seinen Namen auf Mtlnzen zu nennen, die 
unter der Regierung Arnolds geprägt wurden. Übrigens zeigt 
auch die Darstellung des Kaisers auf der Vorderseite, dass die 
fraglichen Münzen kaiserliche und nicht bischöfliche Gepräge sind. 

Ein anderer Erklärungsversuch wäre der, dass ein kaiser- 
licher Burggraf Namens Arnold die Münze zu Wetzlar in Thätig- 
keit gesetzt und die von ihm geschlagenen Stücke mit SBinem 
Namen bezeichnet hätte. Es empfiehlt sich, hier einen kurzen 
historischen Rückblick einzuschalten. 

Die Christianisirung des Lahnthals erfolgte von dem Stift 
Dietkirchen aus, welches an der Lahn kurz oberhalb Limburg 
liegt und von jeher zum Erzbisthum Trier gehört hat. Allein 
der Diöcesanverband ist keineswegs identisch mit der Landes- 
hoheit, das Dekanat Wetzlar mit der Gegend von Gleiberg und 
Giessen bildete ursprünglich den Mittellahngau, gehörte also 
nicht einmal mit Dietkirchen zum Unterlahngau und so stand 
das Stift Wetzlar, obgleich es bereits im 10. Jahrhundert ge- 
gründet wurde, und von seiner Gründung an zum Sprengel der 



Der Mflnzfund von Nauborn. Ig9 

Erzbischöfe von Trier gehörte, nie unter deren weltlicher Bot- 
mässigkeit. 

Den Grafensitz jenes Mittellahngaus bildete die Burg Gleiberg, 
deren Trümmer, noch wohlerhalten, auf der rechten Lahnseite un- 
weit von Giessen liegen und noch heute zu Wetzlar gehören. 
Die Entstehung der Burg wird in den Anfang des 10. Jahr- 
hunderts verlegt und einem Bruder König Konrads des Saliers 
Namens Otto zugeschrieben. Die Geschichte von Gleiberg aber 
bleibt bis gegen Ende des 11. Jahrhunderts in Dunkel gehüllt. 
Man weiss nur, dass die Burg inzwischen an die Grafen von 
Luxemburg gekommen war, dass Hermann von Luxemburg, 1081 
gegen Heinrich IV. als Gegenkönig aufgestellt, aus diesem Hause 
stammte, und dass 1075 der Name der „Grafen von Gleiberg" 
(de Glizberg) zuerst auftritt. 

Die weiteren Schicksale von Gleiberg interessiren hier nicht, 
ausser dass dementia Gräfin von Gleiberg 1129 das Kloster 
auf den Schififenberg (Gleiberg gegenüber links der Lahn) 
gründete, dass zu dessen Schutze die Burg und Stadt Giessen 
gegründet wurde und dass die Vettern Wilhelm und Otto von 
Gleiberg (gestorben Wilhelm zwischen 1197 und 1206, Otto vor 
1197) zuletzt die Grafschaft ungetheilt besassen. Nach deren 
Ableben erscheint sie getheilt, der Wetzlar näher gelegene Theil 
war an die Grafen von Merenberg, der bei Giessen gelegene an 
die Pfalzgrafen von Tübingen gefallen, ein dritter Theil war 
diesen Häusern gemeinschaftlich verblieben. Aus dieser Gemein- 
schaft erklärt es sich, dass die Adligen des Landes vielfach zu- 
gleich Vasallen von Merenberg und Tübingen waren 
und von beiden Häusern Burglehen trugen — einerseits Burg 
Giessen, anderseits Gleiberg -Vetzberg. Die Grafen von Meren- 
berg vearen aber zu Ende des 12. und im 13. Jahrhundert auch 
Beichsvögte auf dem Kalsmunt und des Stiftes Wetzlar, so dass 
manche Familien gleichzeitig Burgmannen von Giessen 
und auf dem — nie Gleibergisch gewesenen — Kalsmunt 
waren. Auf dieses eigenthümliche Verhältniss werden wir später 

znrfickkommen müssen. 

12* 



170 H. Weber: 

Im 10. Jahrhundert hatte sich um die damals erbaute 
älteste Stiftskirche die Stadt Wetzlar angesiedelt, hierdurch 
wieder wurde die Erbauung des Ealsmunts veranlasst, aber das 
aus älterer Zeit auf uns gekommene Urkundenmaterial ist ausser- 
ordentlich dürftig. Im Jahre 943 datirte bereits Kaiser Otto I. 
von dort aus — Wittlara — eine Urkunde (Hontheim, historia 
diplomatrica Trevir. Bd. I, S. 278 Nr. 66). Durch eine Urkunde 
d. d. Gelnhausen d. 3. April 1180 ertheilte Kaiser Friedrich I. 
der Stadt eben solche Handelsfreiheit, wie Frankfurt a. M. sie 
besass, und hier spricht der Kaiser von den Bürgern von 
Wetzlar als „burgensibus nostris", Bürgern einer reichsunmittel- 
baren Stadt (Ulmenstein B. I, S. 81). Eine Urkunde von 1242 
(Ulmenstein B. I, S. 131) befiehlt den kaiserlichen Burggrafen, 
die Bürger bei ihren Freiheiten zu schützen und die wichtige 
Urkunde von 1246 (Ulmenstein S. 135) giebt uns Auskunft über 
die Burggrafen selbst. König Konrad, während der Abwesen- 
heit seines Vaters Friedrich II. in Italien Stellvertreter desselben 
in Deutschland, verleiht darin den Dynasten Konrad und Witte- 
kind von Merenberg die Vogtei in Wetzlar (jus advocacie in 
Wetphalaria) und fügt hinzu, dass schon die Voreltern der 
genannten Grafen das Recht der Vogtei durch kaiser- 
liche Gnade von alter Zeit her gehabt haben (Ulmen- 
stein S. 136). Hiernach unterliegt es keinem Zweifel, dass zur 
Vergrabungszeit unseres Fundes und wohl auch schon in der 
letzten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Yogtei sich im Be- 
sitze des Hauses Merenberg befunden hat Der Vater der 
Grafen Konrad und Wittekind war Hartrad III. und dessen Vater 
wieder Hartrad II.; letzterer war mit Irmengard vermählt, die 
ihrerseits wohl die Erbtochter des oben erwähnten Grafen Otto 
von Gleiberg gewesen ist. In der letzten Hälfte des 12. und 
der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts findet sich hiernach der 
Vorname „Arnold^^ in der Merenberger Familie überhaupt nicht 
vor und der S. 168 gemachte Versuch, das KKK durch den 
Namen eines Wetzlarer kaiserlichen Vogts zu erklären, ist miss- 
lungen. 



Der Münzfund vop Nauborn. 171 

Es kann nun freilich auch nicht behauptet werden, dass die 
unter Nr. 90—168 beschriebenen Münzen gerade in Wetzlar ge- 
schlagen worden seien und dass man den Namen des Vogts 
darauf suchen müsse; die zahlreichen Ealsmunter Münzen unseres 
Fundes aber legen es gewiss nahe auch hier an die Wetzlarer 
Prägstätte zu denken. 

Bei dieser Gelegenheit sei es mir gestattet über diese Präg- 
stätte noch einige allgemeinere Bemerkungen hier anzuknüpfen: 
Die älteste bekannte in Wetzlar geschlagene Münze ist die, 
welche Cappe Kaiserm. B. I , Nr. 340 beschreibt und Otto III. 
beilegt. Er ergänzt dort aber den Stadtnamen unrichtig in 
„Wettelar'* statt „Wettflar*'. Die Schreibweise der Urkunden 
lautet nämlich regelmässig „Wetzflar" oder „Wetflar". Ob die 
von Cappe 1. c. B. III, Nr. 675 beschriebene Münze dem Kaiser 
Adolf von Nassau und der Münzstätte Wetzlar angehört, bleibt 
zweifelhaft. Es muss allerdings noch im 14. Jahrh. dort ge- 
prägt worden sein, denn eine Urkunde von 1367 erwähnt „solidos 
levium denariorum Wetflariensis warandie et valoris'S desgleichen 
eine Urkunde von 1378 „dimidiam marcam denar. Wetflar'^ 
(Gudenus, codex diplom. Tom. V, S. 247 u. 250). Auch scheint 
dafür der Umstand zu sprechen, dass gegen Ende des 13. Jahrh. 
noch ein Münzmeister hier existirt hat; das Schutz- und Trutz- 
bündniss der Wetterauischen Reichsstädte Wetzlar, Friedberg, 
Frankfurt und Gelnhausen vom 3. Dezember 1285 ist nämlich 
für die erstgenannte Stadt u. A. von Hermannus monetarius 
unterzeichnet (Ulmenstein S. 189). Trotzdem sind Wetzlarer 
Münzen aus so später Zeit ausser der obenerwähnten, welche 
nicht sicher zu bestimmen ist, nicht bekannt. Das Münzhaus 
steht heute noch und ist mit dem Reichs- und Stadtwappen 
geziert. 

Neben der Wetzlarer Währung muss an der Lahn übrigens 
auch die Kölnische Geltung gehabt haben, denn in der bereits 
oben angezogenen Urkunde von 1275 (S. 153) verspricht Sieg- 
fried von Runkel zur Wiederherstellung der Kalsmunt 700 mar- 
cas Colonienses denariorum. 



172 H. Weber: 

Erzbischöfliche Münzen. 

Die beiden folgenden Münzen sind bekannt, bisher aber noch 
nicht der Prägeherr derselben; die erste ist die in der Vorrede 
S. 154 erwähnte von Dietrich. 

Nr. 169. 
HJ. Brustbild 1. S., mit Inful, Stab und Buch. 

TI-JIRCHIPISCGFSI * innen Perlenreif. 

RJ. Dreithürmiges Kirchengebäude mit Bogengang davor. 

ICNKTHVCFEeKV * zwischen 2 Perlenreifen. 
Siehe oben S. 155. 
Nr. 175. Gr. 17 Mm., Gew. 0,90 Gr., Besitzer F. S. 

Nr. 170. 
Hf. Brustbild eines Erzbischofs von vorne, mit blofsem 
Haupte, Erununstab und Buch. 
HIT ÄRC— QPICO 

RJ Kirche mit Vorhof. 

C0L0NI7t//////(CnK Doppelschlag.) 

Cappe, Kölner Münzen Taf. VII, 111; sogenannte Hitara 
Denare. 

Nr. 176. Gr. 17 Mm., Gew. 1,43 Gr., Besitzer W. 

Die folgenden Nr. 171 — 175, ohne Kaisemamen, sind in 
Kalsmunt geprägt; Nr. 171 zeigt den gekrönten Kaiser, die 
anderen Nummern eine sitzende Person mit Hut auf der Hs. 

Nr. 171. 
Hf, Der gekrönte sitzende Kaiser mit Palme und Lilie; zu 
seiner Rechten 2, zur Linken 1 Ringel. 

FH NI///F/// — o_o-oVoSoÄoF- zw. 2 Perlenreifen. 

/?/. Auf 2 mit Perlen verzierten Bogen eine dreithürmige 
mit Punkten umgebene Kirche; unter den Bogen zwei 
einander zugewandte Köpfe. 
F . K/// • T • H • V • E • Jv/ L//S//X^i//* zwischen 2 Perlenreifen. 

Nr. 171. Gr. 20 Mm., Gew. 0,84 Gr., Besitzer F. S. 



Der Münzfund von Nauborn. 1 73 

Nr. 172. 

Hf. Sitzende Person mit Lilie und Palme : über den Schul- 
tern je ein Ringel. 
•P-V-H-D — o_o_.ovS-2J- ////// zwischen 2 Perlenreifen. 

Rf. Wie Nr. 171. 
F-K-a-TN-VF- 7J/7V// • * zwischen 2 Perlenreifen. 
Nr. 172. Gr. 20 Mm., Gew. 0,75 Gr., Besitzer F. S. 

Nr. 173. 
HJ, Sitzender Herr mit rundem Hute, hält Lilie und Palme ; 
über den Schultern je ein Ringel. 
•T-2JSV- — • — •— la-HVq zwischen 2 Perlenreifen. 

RJ. Wie Nr. 171. 
.I///.7i;.aiNVF ÄI-SI* zwischen 2 Perlenreifen. 
Nr. 173. Gr. 21 Mm., Gew. 0,82 Gr., Besitzer F. S. 

Nr. 173 a. 
RJ. Wie Nr. 173. 

•P-VH-D — • VSK. Yill zwischen 2 Perlenreifen. 

R(. Wie Nr. 171, aber unter den Bogen je eine Rose. 

C-K-L-S M-VNDVI * zwischen 2 Perlenreifen. 

Nr. 173a. Gr. 20 Mm., Gew. 0,80 Gr., Besitzer W. 

Nr. 174. 
HJ. Wie Nr. 173. 

•q-K-S-V- —///—.— la-HV-q zwischen 2 Perlenreifen 

Ä/. Wie Nr. 173 a. 
[oKoLoS MVN DöVol * zwischen 2 Perlenreifen. 

Nr. 174. Gr. 20 Mm., Gew. 0,75 Gr., Besitzer F. S. 

Nr. 175. 
HJ. Wie Nr. 173. 

•T-K-SV — /// la-HVq zwischen 2 Perlenreifen. 

Rf. Wie Nr. 173 a. 
[oKoLoS MoVoN DöVon /;7 zwischen 2 Perlenreifen. 

Nr. 175. Gr. 21 Mm., Gew. 0,74 Gr., Besitzer F. S. 

Nr. 176. 

HJ. Sitzender Herr mit rundem Hute (?) hält Palme und 

Kreuz; zu seiner Rechten 2 Ringel. 

. F . V . N • D — ^I . S • TS • r// zwischen 2 Perlenreifen. 



174 H Weber: 

Ä/. Wie Nr. 173 a, aber im mittleren Thurme ein Ringel 
und zu dessen Seiten je ein Stern. 
•REI-6.ÄNR////////SÄin zwischen 2 Perlenreifen. 
Nr. 176. Gr. 20 Mm., Gew. 0,78 Gr., Besitzer F. S. 

Die unter Nr. 172—176 beschriebenen MUnzen tragen kein 
Kaiserbild und werden wohl von Dynasten geschlagen worden 
sein. Da aber Nr. 173a, 174 und 175 die kaiserliche Münz- 
stätte Kalsmunt ganz deutlich bezeichnen, da auch Nr. 171 — 173 
eine Ergänzung der Legende der Rückseite in den Namen des 
Kalsmunt zulassen, so dürfte es sich hier um Gepräge handeln, 
welche von Burgmannen der erwähnten Burg herrtlhren. Wie 
diese zu Herstellung solcher Münzen gekommen sein mögen, 
darüber habe ich Näheres nicht ermitteln können. 

Emich IV. (III.) Graf von Leiningen. 

Nr. 177, 178. 
Hf. Über einem mit Perlen besetzten Bogen zwei Thürme 
und zwischen diesen ein Brustbild mit gelockten Haaren, 
welches rechts ein Schwert hält und über dessen 
linker Schultern ein Stern steht; unter dem Bogen 
ein Gebäude mit 3 Kuppelthürmen zwischen 2 Ringeln. 
Nr. 177. EMECHO COMESOD LIMB o zwischen 2 Perlenreifen. 
„ 178. EMECHO COMES • D LI o „ „ „ 

i^. Kreuz mit einer Kugel in jedem Winkel. 

LIMBVR///6ENSIS * aussen Perlen-, innen Perlen- u. 

glatter Reif. 
LINBVR-6EHS rs * aussen Perlen-, innen 

Perlen- und glatter Reif. 

Nr. 177. 19 Mm, Gew. 0,75 Gr., Besitzer F. S. 

,, 178. 18 ,y „ 0,98 „ „ F. S. 

Dieser Graf Emich wird von Grote (Münzst. B. IX, S. 154) 

der ly. genannt, von Paul Joseph (Die Münzen des Gräfl. und 

Ffirstl. Hauses Leiningen, Wien 1884) der HI., weil Joseph den 

Bischof von Würzburg Emich Graf Leiningen (1127—1146) 

nicht mitzählt, während Grote ihn als Emich III. anfährt 



Der Münzfund von Nauborn. 175 

S. oben S. 152. Dieses Limburg ist eine Abtei, belegen an der 
Hardt, ^U Stunde westlich von Dfirkbeim, jetzt Ruine. Es ist in 
hohem Grad auffallend, in einem Funde von so ausgesprochen 
lokalem Charakter die — ohnehin nicht häufig vorkommenden 
— Gepräge jener weit entfernten Grafschaft vorzufinden, welche 
zu der Lahngegend gar keine nachweisbaren Beziehungen hatte. 
Mit dem unweit der Lahn liegenden Westerburg tritt Leiningen 
erst im 15. Jahrhundert in Verbindung und in Limburg an der 
Lahn war jenes Haus nicht begütert, wie es denn überhaupt in 
den Lahngegenden keinen Besitz hatte. Nur einmal finde ich 
den Namen Leiningen mit Beziehung auf das Lahngebiet er- 
wähnt, nämlich in einer Urkunde von 1197 (Gudenus, codex 
diplom. II, S. 27), wo Graf Emich IV. als Zeuge zu Gunsten des 
Klosters Arn stein auftritt. Vielleicht gehört auch der Emicho 
dem Hause Leiningen an, welcher 1147 die Stiftuugsurkunde des 
genannten Klosters mit unterzeichnet, seinen Familiennamen aber 
nicht angiebt (Gudenus II, S. 11). 

Bei dieser Gelegenheit sei übrigens erwähnt, dass Herr 
Paul Joseph einen der Sammlung des Herrn Jul. Isenbeck in 
Wiesbaden angehörigen Limburger Denar (S. 17) nicht ganz 
richtig beschreibt — offenbar, weil ihm nur ein Staniolabdruck 
vorgelegen hat. Das Original zeigt: 

Hf. wie unsere Nummer 177 
EMEOHOOCOMESDLI • zwischen 2 Perlenreifen. 

Ä/. auch wie Nr. 177 

o iil o H • B • V • R6E • N • S • I o S * zwischen 1 Perlenreifen aussen, 
2 solchen Reifen innen. 

Gr. 19 Mm. Gew. 0,95 Gr. 

Weitere Dynastenmünzen. 

Nr. 179. 
Hf. Über einem mit Perlen verzierten Bogen ein Brustbild 
zwischen 2 Thürmen; über dem Brustbilde ist der 



176 H. Weber: 

innere Perlenreif zu einem Bogen aasgebildet. Unter 
dem ersten Bogen ein Gebäude mit 3 KuppelthQrmen. 
Über den Schultern des Brustbildes je ein Ringel. 
•I • N • a • R///// • SoEoIioTIoDoIioQ zw. Faden- u. Perlenreif. 

jR/. Kreuz mit 1 Kugel in jedem Winkel. 
lilSNEGIVMIOVPI * aufsen herum Faden-, innen 2 Perlenreife. 
Nr. 179. Gr. 19 Mm., Gew. 0,77 Gr., Besitzer F. S. 

Nr. 180. 
Hf. Sitzender Herr mit krausem Haare, hält in der Rechten 
einen Palmenzweig, auf seiner Linken sitzt ein Falke; 
über dem rechten Arme 3 Kugeln. 
C?I-CR^^ PI-K aussen herum Perlenreif. 

Ef. Burg oder Kirche mit 3 Thürmen hinter einem Bogen- 
gang; oben zwischen den Thürmen Ringel. 
UiPCKHNICSTOTV * zwischen 2 Perlenreifen. 

Nr. 180. Gr. 20 Mm., Gew. 0,75 Gr., Besitzer F. S. 

Nr. 181. 
Ilf. Sitzender Herr mit krausem Haare, hält einen Vogel 
und Palmzweig; über seinem linken Arm 3 Ringel. 
K — q H W aussen herum Perlenreif. 

Ef. Wie Nr. 180. 
niPCTH/////C///TlÄV * zwischen 2 Perlenreifen. 

Nr. 181. Gr. 17 Mm., Gew. 0,83 Gr., Besitzer F. S. 

Nr. 182. 
Hf. Brustbild r., mit Harnisch und Sturmhaube, hält Lilien- 
scepter und Reichsapfel; zu Seiten der Haube je ein 
Punkt. 
LINDEN//////////// * zwischen 2 Perlenreifen. 

Rf. Dreithürmige Burg mit Vorhof; unter dem mittleren 
Thurme ein Bogen mit krauslockigem Kopfe darin; zu 
Seiten der beiden kleineren Thürme aufsen ein Punkt. 
LJHOENSIVMO * zwischen 2 Perlenreifen. 

Nr. 182, Gr. 18 Mm., Gew. 0,77 Gr., Besitzer F. S. . 



Der Munzfund vonNauborn. 177 

Nr. 183. 
Hf. Brustbild ohne Kopfbedeckung mit Fahne und Palme. 
IIIIIIIIIIV^ COME * zwischen 2 Perlenreifen. 

/?/. Kreuz mit Rosette im 1. und 4. Winkel, im 2. ein 
Stern, die Darstellung im 3. Winkel ist verdrückt. 
IIIIIIIIIID * H • I o Ö o l^^^^ III IUI darum aussen 1, innen 2 Perlenreife. 
Nr. 183. Gr. 19 Mm., Gew. 0,93 Gr., Besitzer F. S. 

Nr. 184. 
Bf. Über einem Bogen ein Thurm mit rundem Dache 
zwischen 2 Sternen und 2 kleineren Kuppelthürmchen ; 
darum eine Mauer, zu deren Seiten Ringel. Unter dem 
Bogen ein Brustbild 1. mit Locken, Lilienstab und 
Palme. 
///////TFRVKSeRSTei///// * zwischen 2 Perlenreifen. 

Ef, Befusstes Kreuz mit 4 Pfennigen belegt; in dessen 1. 
und 4. Winkel ein Kreuzchen, worunter eine Kugel, 
in den beiden anderen Winkeln je eine Kugel von 3 
Punkten umgeben. 
ITK////////////MKV * aussen 1, innen 2 Perlenreife. 

Nr. 184. Gr. 19 Mm., Gew. 0,85 Gr., Besitzer W. 

Halbbracteaten. 

Nr. 185. 
Hf. Der gekrönte sitzende Kaiser mit Lilienstab und Reichs- 
apfel. 
Clfs\Cl(EIIIIIIIIII * darum aussen Perlen-, innen Perlen- und 

Strichreif. 

Rß Kreuz, in dessen Winkeln je eine Kugel mit 2 Punkten. 
R/Aa + IIP + 1/////////////// * darum aussen 2 Perlen-, innen 2 
Perlen- und ein Strichreifen. 
Nr. 185. Gr. 23 Mm., Gew. 0,85 Gr., Besitzer W. 

Nr. 186. 
Hf. Wie Nr. 185. 

Renne — aoiiiiiiiiii. 



178 H. Weber: 

Rf. Wie Nr. 185, aber die Kugeln zwischen je 3 Ringeln. 
^nOIlllllTK + l/lll/l/// aussen Perlen-, innen Perlen-, Strich-, 

Perlen-, Strichreifen. 
Nr. 186. Gr. 23 Mm., Gew. 0,85 Gr., Besitzer W. 

Nr. 187. 

Ein unklares Stück. 

Gr. 19 Mm., Gew. 0,85 Gr., Besitzer F. S.. 

Die unter Nr. 179— -184 vorstehend beschriebenen Münzen 
dürften m. E. von ganz hervoiTagendem Interesse sein und 
zweifle ich auch nicht, dass die Veröffentlichung derselben zur 
festen Bestimmung wenigstens einzelner führen wird ; das mir zu 
Gebote stehende litterarische Material aber hat hierzu nicht 
genügt. 

Nr. 180 zeigt eine auffallende Ähnlichkeit mit dem bei 
Grote, Münzst. B. 3, Taf. 4 Nr. 2 abgebildeten Denar des Grafen 
Eberhard von Sayn aus dem Hause Diez. Die Legenden aber 
sind ganz andere als die bei Grote S. 157 angegebenen und 
nicht zu entziffern ; die Münze wird trotzdem einem Diez-Sayner 
Grafen zuzuschreiben sein und zwar wohl Eberhard I. von Sayn 
(1139—1176) oder Heinrich von Diez (1145-1189). Diez liegt 
bekanntlich ebenfalls an der Lahn. 

Nr. 181 hat auf der Rückseite dieselbe Legende wie Nr. 180 
und dürfte derselben Prägstelle entstammen wie dieses. 

Der Denar Nr. 182 lässt über den Namen der prägenden 
Familie keinen Zweifel, giebt aber den Vornamen des Prägherm 
ebensowenig an wie den Prägort. Die Burg des adeligen Hauses 
V. Linden, welches in vier Zweige zerfiel, lag bei dem Dorfe 
Grossen-Linden zwischen Wetzlar und Giessen ; sie muss aber früh 
verfallen sein, da keine Spur mehr davon zu finden ist. Die 
Herren v. Linden waren gleichzeitig Merenberger und Tflbingische 
Vasallen und Burgmannen zu Giessen. Ihre Burg gehörte zu 
dem Tübingischen Theile der Grafschaft Gleiberg und sie er- 
scheinen deshalb häufig als Zeugen für Giessen. Unser Denar 
kann unter diesen Umständen ebensowohl der Prägstelle Kalsmunt 
angehören, wie derjenigen von Giessen. Wie die Burg Merenberg 



Der MüDzfund von Nauborn. 179 

von Wetzlar ziemlich weit ab lag, so war der Sitz der Grafen 
von Tübingen erst recht viel zu weit von Giessen entfernt, als 
dass die Verwaltung von Wetzlar bezw. Giessen ohne Vermitte- 
lung hätte geführt werden können. So wählten die Merenberger 
zur Advokatie der Reichsburg Kalsmunt und der Reichsstadt 
Wetzlar sich üntervögte aus der Kaismunter Burgmannschaft — 
die Namen Einzelner sind uns erhalten — und ebenso wurde 
Giessen durch Vögte verwaltet, welche aus der dortigen Burg- 
mannschaft stammten. Hierdurch wird es erklärlich, dass der 
Name eines Burgmannen auf unserer Münze erscheint. Woher 
Giessen freilich das Prägerecht hatte, ist, wie dies so häufig 
vorkommt, unbekannt; dass dort eine Münze bestanden hat, ist 
sicher, obgleich bis jetzt ein Giessener Gepräge noch nicht auf- 
gefunden war. Die bei Gudenus cod. dipl. II, S. 93 abgedruckte 
Urkunde von 1250 ist u. A. von Gozzo v. Linden und Eckardus 
monetarius als Zeugen für Giessen unterschrieben, und dass 
unsere Nummer 182 der Prägstätte Giessen entstammt, ist in- 
sofern das Wahrscheinlichere, als die Herren v. Linden besonders 
angesehene Burgmannen in jener Stadt waren und ihr Stamm-^ 
sitz zu Giessen gehörte. Mehr als eine Vermuthuug kann ich 
freilich hier nicht aussprechen und auch nur eine Vermuthung 
lässt die unter Nr. 79, 80 und 176 beschriebenen Münzen mit 
der Familie von Linden in Verbindung bringen. 

Die Legenden der Rückseite jener Denare werden wohl 
zweifellos Reimarus zu lesen sein. Nun kommt in der Schiffen- 
berger Stiftungsurkunde von 1129 ein Reimar de Linden als 
Ministerial der Gräfin dementia vor. (Craht, Reimar. et frater 
eorum de Linden.) Die Bestätigungsurkunde vorgenannter Stiftung 
durch die Grafen Wilhelm und Otto von Gleiberg von 1141 stellt 
unter den Ministerialen jener Grafen einen Macharius und einen 
Regemarus nebeneinander. Nun kommt der äusserst seltene 
Name Macharius gerade in der Familie v. Linden mehrfach vor, 
und nicht mit Unrecht nimmt Kraft in seiner „Geschichte von 
Giessen und der Umgegend^ Seite 190 an, dass der 1129 er- 
wähnte Reimar von Linden im Jahr 1141 noch lebte und dass 



180 H. Weber: 

sein 1129 nicht genannter Bruder Macharius geheissen hat. 
Unsere Denare Nr. 79, 80 und 176 könnten also dem Reimar 
V. Linden ihre Entstehung verdanken. 

Nr. 183 und 184 sind mir dunkel geblieben. Die Rückseite 
von 183 soll vielleicht „Linden" rückläufig andeuten, bezüglich 
Nr. 184 enthalte ich mich jeder Conjectur, da der auf der Münze 
deutlich zu lesende Name der Lahngegend vollkommen fremd ist. 

Nr. 185 und 186 sind Kaisermünzen, erstere (ähnlich Cappe 
Kaiserm. B. HI, Taf. V, Nr. 63) wird Philipp v. Schwaben, 
letztere Heinrich dem VI. angehören. 

Es sind mir nachträglich noch einige aus dem Nauborner 
Funde stammende Münzen zugänglich geworden und schliesse ich 
deren Beschreibung hier an: 

Nr. 187. 
///. Wie Nr. 173. Rf. Wie Nr. 171. 

oRoKoaoTonovopos;o///osoio* 

Dm. 20 Mm., Bes. Pfarrer Allmenröder. 

Nr. 188. Schriftloser Bracteat. 
Kaiserbrustbild von vorn mit Krone, hält Lilie und Reichs- 
apfel, zwischen zwei Halbbogen, welche am oberen Ende je einen 
Kuppelthurm nebst daneben vorragendem Dach tragen. 

Dm. 20 Mm., Bes. ders. 

Nr. 189. Cöln, Erzbischof Philipp v. Heinsberg (1167—1191). 
Uf. Der sitzende Erzbischof mit Pallium, Krummstab und 

offenem Buch, lockiges Haupthaar mit Tonsur. Zwischen 

Perlenreifen : 
THilPVS - KRCHCPI * 

Rf. Dreithürmiges Kirchengebäude mit Vormauer und hoher 
offener Pforte. 
. CIKCOIiOHITS ///////// * 

Dm. 20 Mm., Gew. 1,45 Gr., Bes. ders. 

Es ist dies die oben S. 1 52 bereits erwähnte Münze, welche 
zur sicheren Bestimmung der Friedrichsdenare von auschlag- 
gebender Bedeutung war. 



Der MflnzfuDd von Nauborn. Igl 

Nr. 190. 

HJ. Sitzender Kaiser mit Krone, hält rechts Lilie, links 
Palme, über der rechten Schulter ein Ringel, über der 
linken ein Kreuz. 

D //// V //// :> • - • oIo//;7oK qo 

i?/. Über zwei mit Perlen verzierten Bogen eine dreithürmige 
Kuppelkirche, ausserhalb und innerhalb der Legende 
je ein Perlenring, innerhalb der letzteren ein schmaler 
glatter Ring. Zwischen den Türmen zwei Sterne, im 
mittleren Thurm ein Punkt, in jedem der beiden Bogen 
eine Rosette. 
RIGfÄHVE o KVSI * 

Dm. 20 Mm., Gew. 0,70 Gr., Besitzer W. 
Es verbleibt mir noch die angenehme Pflicht, denjenigen 
Herren meinen aufrichtigen Dank auszusprechen, welche meinen 
Bemühungen fördernd entgegengekommen sind — in erster Linie 
Sr. Durchlaucht dem Fürsten Georg zu Solms-Braunfels, welcher 
die Herausgabe dieses interessanten Fundes überhaupt ermöglicht 
hat dadurch, dass er den grössten Theil der Münzen erworben 
und mir dann, nachdem er der Verschleuderung vorgebeugt 
hatte, diese auf lange Zeit zur Benutzung überlassen hat. Nicht 
minder schulde ich Dank Herrn Julius Isenbeck in Wiesbaden, 
welcher bei der mühsamen Ordnung und Bestimmung der Münzen 
mich ganz wesentlich unterstützt hat und dessen Talent zum 
exacten Zeichnen der Legenden mir bei Fertigstellung des 
Manuscripts von grossem Werthe gewesen ist. 

Ich schliesse mit dem Wunsche, dass noch recht viele der 
unentziffert gebliebenen Gepräge in Folge der Veröffentlichung 
bestimmt werden möchten. 

Wetzlar. H. Weber, 

Amtsgerichtsrath. 



über die Münzen von Tyras unter Hadrian. 



Die in Süd^RussIand in bedeutender Quaptität aufgefundenen 
alten griechischen Münzen sind, dem Orte ihrer Angehörigkeit 
nach, sehr ungleichmässig vertheilt. Während die Münzen von 
Olbia, Chersonesus, Panticapaeum und von dem Bosporanischen 
Reiche eine gewisse Fülle darstellen, ist die Zahl der Münzen 
anderer Interesse darbietenden Ortschaften sehr unbedeutend. 

Zu diesen letzteren gehört auch die Stadt Tyras, deren 
Münzen im allgemeinen, besonders aber die autonomen, silberne 
und kupferne, sehr selten sind. Viele von diesen sind nur in 
einzelnen Exemplaren bekannt, und nicht bloss in Privatsamm- 
lungen sondern auch in öffentlichen Museen findet man die 
Münzen von Tyras im Verhältniss mit den Münzen anderer 
griechischer Ansiedlungen am nördlichen Ufer des Schwarzen 
Meeres durch eine sehr unbedeutende Zahl vertreten. So, z. B., 
das Moskauer Öfifentliche und Bumianzofsche Museum^) be- 
sitzt von Olbia- Münzen mehr als 100 Stück, während von 
Tyras nur 7 St. ; in der Kais. Eremitage in St.-Petersburg sind 
ihrer nicht mehr als 30 St. (nach A. Grimm) ; Museum der 
Neurussischen Universität zu Odessa besitzt m rere Han t 
Olbier Münzen und nur 10 Stück von Tyras. i ist 
zunehmen, dass die Odessaer Gesellschaft fILr 
Alterthümer, an welche auch die Sammlung 1 
übergegangen ist, eine bedeutende Sammlm ^ 

1) Katalog des Museums, herausg. von A. ] 
(Russisch). 



über die Münzen von Tyras unter Hadrian. 183 

Münzen besitzt, leider aber sind die numismatischen CoUectionen 
dieser Gesellschaft unzagänglich, dabei hat dieselbe bis heute 
nicht unternommen einen Katalog dieser Münzen herauszugeben. 
Der Seltenheit uod grösstentheils der schlechten Erhaltung 
der aufgefundenen Münzen von Tyras wegen wurden dieselben 
selten herausgegeben und waren fast bis in die letzte Zeit 
wenig bekannt, jedoch die Reihe dieser Münzen vergrösserte 
sich allmählich durch neue Auffindungen* So waren in den 30 er 
Jahren d. Jahrb., in den Werken von Sestini') und Mionnet*) 
kaum einige 20 Stück Tyras'scher Münzen beschrieben. Ferner 
gab die Odessaer Gesellschaft für Geschichte und Alterthümer 
in ihren Memoiren und Jahresberichten') während der ganzen 
Zeit ihres Bestehens nicht mehr als 15 Münzen von Tyras 
heraus. Im Aufsatze von A. Grimm ^) wurden 48 Münzen be- 
schrieben, hauptsächlich nach der Sammlung der Kais. Eremitage. 
Endlich durch die Nachforschungen von Herrn Buratschkoff 
vergrösserte sich die Reihe der Tyras'schen Münzeif bedeutend ; 
in seinem unlängst erschienenen Werke ^) sind alle bis heute be- 
kannten Tyras'schen Münzen — 4 silberne und 80 kupferne — 
beschrieben und herausgegeben in drei Tafeln. 

Die Stadt Tyras, eine Colonie von Milet, die sich am rechten 
Ufer des Dniestr-Liman in der Nähe der heutigen Stadt 
Akkerman befand, hatte, gleich vielen anderen griechischen 
Ansiedlungen , anfänglich ihre autonomen Münzen und später, 
im Zeiträume seiner Abhängigkeit von Rom — kaiserliche. 
Bezüglich des Anfangs und der Dauer der römischen Herr- 
schaft in Tyras sind keine genaue Nachrichten vorhanden. Auf 



1) Descrizione d'alcone medaglie greche del Museo B. di Chaadoir. 
Firenze 1831 und Chaudoir, Corrections et additions, etc. Paris 1835. 

2) Description de m^d. antiques. Supplement T. IL Paris 1882. 

3) Memoiren — Bd. III und VI, und Jahresberichte — hrsg. in den 
Jahren 1866, 67, 68, 69, 73, 75, 76 und 82. (Russisch.) 

4) Die MOnzen Ton Tyras in den Berliner Blättern für MOnz-, Siegel- 
und Wappenkunde. Bd. VI. 1873. S. 27—44, mit 2 Tafehi. 

b) P. Buratschkoff, AUg. Katalog der MOnzen den griech. Kolon, am nördL 
Ufer des Schwarzen Meeres gehörig. Th. I. Odessa 1884. (Rassisch.) 

Zeitochiift for ^luuiAmAtik. XVI. 13 



1 84 Ludwig Bruun : 

Grund der Inschrift, welche das Decret der Kaiser Septimius 
Severus und Garacalla an die Tyraner enthält, aus welchem zu 
ersehen ist, dass das Jahr 201 nach Chr. 6. dem 145. Jahre 
der Tyras'schen Aera entspricht, nehmen Th. Mommsen % sowie 
P. Becker') an, dass das Gebiet der Tyraner durch Kaiser Nero 
seit dem 56. oder 57. Jahre n. Chr. G. in eine römische Provinz 
verwandelt wurde. Aus einer anderen Inschrift aus der Zeit 
des Kaisers Commodus ist dieselbe Übereinstimmung der Tyras- 
sehen und der Christlichen Aera zu ersehen*). In Folge ganz* 
liehen Mangels anderer Nachrichten von der Dauer der römischen 
Herrschaft über Tyras haben allerdings die Münzen in dieser Be- 
ziehung eine wichtige Bedeutung, nämlich durch die Münzen wird 
der beinahe ununterbrochene Zusammenhang Tyras' mit Rom im 
Laufe von mehr als 150 Jahren bewiesen. Bis zur gegenwärtigen 
Zeit sind die Tyras*schen Münzen von folgenden Kaisern und 
Kaiserinnen mit Gewissheit bekannt: Domitian, Antoninus Pius, 
Marc Aure>, Commodus, Septimius Severus, Julia Domna, Cara- 
calla, Plautilla, Geta, Alexander Severus und Julia Mamaea. 
Das Fehlen der Münzen von Nero bis Domitian, abgesehen von 
einigen Münzen mit der Contremarke TYP, zeigt vielleicht, dass 
in diesem Zeiträume die Unterwerfung von Tyras den Römern 
noch nicht vollständig gelungen war^). 

Was dagegen die Münzen anbelangt, welche von den meisten 
Herausgebern dem Kaiser Yespasian zugeschrieben wurden, so 
müssen dieselben, nach der richtigen Annahme des Herrn 
Buratschkoff'), ihrer schlechten Erhaltung wegen, sowie auch 
desswegen, dass auf keinem der herausgegebenen Exemplare der 
Name des Yespasian zu sehen ist, nach der Typenähnlichkeit 



1) Corpus Inscr. laün. in, 1 p. 147. — Gf. Ph. Braun, Die Insel der 
Tjrrageten im „Tschernomoije" Th. I. Odessa 1879. S. 8. (Bassisch.) 

2) Das Staatswesen der Tyriten. Odessa 1849. S. 18. (Bassisch.) 

5) Hrsgg. Ton W. Jurgiewich in den Mem. der Odess. Qesellsch. f&r 
lesch. Bd. XIII and von B. Latyschew, Inscript. ant. orae sept. Ponti Euxini. 
'etrop. 1885. Vol. I N. « 

^^ Becker \ ^ H ^'^ 

*> " #• .Q >« 



über die Münzen Ton Tyras unter Hadrian. 185 

dem Kaiser Domitian zugeschrieben werden. Femer waren 
in der Reihe der Tyras'schen Münzen bis heute keine Münzen 
von den Kaisern Nerva, Trajan-und Hadrian bekannt. Das 
Fehlen der Münzen dieser Kaiser im Zeitraum von mehr 
als 40 Jahre erklären einige Forscher dadurch, dass, nach ihrer 
Meinung^ Tyi'as sich während dieser Periode nicht unter der 
römischen Herrschaft befand. Wäre es jedoch nicht richtiger 
vorauszusetzen, dass das Nichtvorhandensein der Münzen ge- 
nannter Kaiser sich nur dadurch erklärt, dass die Münzen mit 
ihren Namen bisher noch nicht gefunden, oder nicht herausge- 
geben wurden. In der That, die Reihe der Tyras' sehen Kaiser- 
münzen wurde nur nach und nach ergänzt, besonders in den 
letzten Jahrzehnten und gewiss durch neue Auffindungen wird 
sie sich noch vergrössern. 

In meiner Münzensammlung befinden sich zwei folgende, in 
Akkerman gefundene, Münzen der Stadt Tyras vom Kaiser 
Hadrian, welche bis jetzt noch nicht herausgegeben wurden : 

1) AAPIANOC KAI AY. Büste des Kaisers Hadrian rechts. 

RJ. Ein aufrechtstehender Adler mit ausgebreiteten 
Flügeln und dem Kopfe linkshin, darunter TYPA. 

M. 20 Mm. 

2) . , . lANOC KAI AY. Büste des Kaisers Hadrian rechts. 

RJ. Herakles, Keule in verticaler Lage, von beiden 

Seiten TY M. 20 Mm. 

PA 

Die Münze Nr. 1 besitze ich in einer sehr guten Erhaltung, 
alle Buchstaben in den Namen des Kaisers und der Stadt sind 
ganz deutlich zu sehen und lassen keine Möglichkeit zu, die 
Zagehörigkeit dieser Münze der Stadt Tyras zu Kaisers Hadrian 
Zeit zu bezweifeln. Ich füge noch hinzu, dass ich unlängst aus 
Akkerman noch eine andere Münze erhalten habe, welche, nach 
ihrer Reinigung, als zweites Exemplar desselben Typus sich 
erwies. 

Die Münze Nr. 2, obgleich sie keine volle Legende hat, 
muss nach der vollständig gleichen Vertheilung der erhaltenen 

13* 



186 Ludwig Bruun: Über die Münzen von Tyras unter Hadrian. 

Buchstaben in dem Namen des Kaisers, nach gänzlicher Ähn- 
lichkeit der Büste mit der Büste Hadrians auf der ersten 
Münze und nach dem Unterschiede ihres Typus von den Münzen 
der anderen Kaiser, ohne Zweifel ebenfalls dem Kaiser Hadrian 
zugeschrieben werden. 

Diese Münzen haben auch noch das Interesse, dass überhaupt 
die Tyras'schen Münzen Kaiser Hadrians denjenigen, die sich 
mit der Beschreibung der Münzen dieser Stadt beschäftigten, 
unbekannt waren, und nicht allein das, sondern selbst ihre 
Existenz wurde von denselben verworfen. Obgleich nämlich in 
den Memoiren der Odessaer Gesellschaft für Geschichte und 
Alterthümer ') der ehemalige Vice-Präsident dieser Gesellschaft, 
Murzakiewitsch , eine Münze mit einem unvollständigen Namen, 
vermuthlich von Kaiser Hadrian, beschrieben hatte, hatte in Folge 
der Nichtübereinstimmung der Abbildung dieser Münze mit 
deren Beschreibung von Murzakiewitsch Grimm das Recht zu 
sagen, sie wäre „sehr zweifelhaft"'). Herr Buratschkoff, der als 
Mitglied der Gesellschaft wahrscheinlich den Zutritt zu deren 
numismatischen Sammlungen hatte, macht in seinem Kataloge 
von der genannten durch Murzakiewitsch herausgegebenen Münze 
nicht allein keine Erwähnung, sondern behauptet im Gegentheil 
das vollständige Fehlen der Tyras'schen Münzen mit dem Namen 
des Kaisers Hadrian und kommt zu dem irrthümlichen Schlüsse, 
dass Tyras zu Hadrians Zeiten unter der römischen Herrschaft 
gar nicht gewesen'). 

Auf diese Weise geben uns die durch mich oben beschrie- 
benen Münzen den Beweis, dass die römische Herrschaft in Tyras 
auch unter Kaiser Hadrian bestand und veranlassen uns, auf die 
Möglichkeit neuer Auffindungen zu hoffen, vielleicht auch von 
Münzen von den Kaisem Nerva und Trajan, welche zur Be- 
stätigung dienen werden, dass die römische Herrschaft in Tyras 
ununterbrochen über 150 Jahre dauerte. 

1) Bd. VI. S. 475, Taf. II Nr. 6. 2) 1. c. S. 34. 

3) Buratschkoff, 1. c. S. 87. 

Odessa. Ludwig Braun. 



Die Sprache der sicilischen Elymer. 




ÜDter den Münzaufscbriften der sicilischen Städte Eryx und 
Segesta findet eich eine Beihe, deren eigenthUmliche Sprach- 
formen bisher unerklärt geblieben und aus den sonstigen Sprach- 
idiomen der Insel sich auch nicht genügend erklären lassen. Da 
diese zwei Städte von einem unter den Bewohnem Siciliens 
fremdartigen Volke, den Elymem, bewohnt wurden, liegt die 
Tennuthung nahe, dass hierin Überreste einer diesem Volke 
eigenen Sprache vorliegen, und eine genauere Betrachtung wird 
diese Vermntbung bestätigen. Es wird sich nämlich zeigen, 
dass die Sprache der Elymer, wenn gleich sie einem bekannten 
hellenischen Dialekte sehr nahe stand, docb ihr eigenes und 
namenttich für Sicilien uugewfibnlicbes Gepräge hatte. 

Innerhalb der MUnzserien von Eryx und Segesta sind es 
nur die älteren, die solche elymische Aufschriften tragen. Die 
segestaniscben Münzen, die etwa um 500 t. Chr. oder ein wenig 
früher anfangen, zeigen während der archaischen Zeit ohne 
Ausnahme im eiDheimiscben Dialekte geschriebene Legenden, und 
erst in den letzte» Decennien des 5. Jahrh. erscheinen rein 
hellenische Aufschriften. Während der Cbei^angszeit der 
nächsten Jahre finden sich dann beide Sprachen mitunter neben 



188 K. F. Kinch: 

einander angewendet, so dass die eine auf der Vorderseite der 
Münze, die andere aaf dem Revers ihren Platz hat; häufig trifPt 
man jedoch schon die hellenische Aufschrift ganz allein. Auf 
den Münzen von Eryx hat vom Anfange der Prägung, der nach 
Head vor 480 fällt, der reine Hellenismus immer das Über- 
gewicht gehabt. Dieser hellenische Einfluss war, wie es aus 
den Münztypen erhellt, in der ältesten Zeit von Akragas ausge- 
gangen, hat sich aber, nachdem diese Stadt ihre Herrschaft an 
der Nordküste eingebüsst, noch immer, ungewiss aus welchen 
Oründen, erhalten. Aus Eryx war überhaupt keine elymische 
Legende unserer Numismatik bekannt, bis XJgdulena in Monete 
pun.-sicule (1857) p. 41 die erste veröflFentlichte. Seither 
ist die Anzahl etwas, doch nicht bedeutend, vermehrt worden 
während nämlich die Zahl der verschiedenen segestanischen 
Münzen mit elymischer Aufschrift etwa dreissig beträgt, sind 
der erykinischen bisher nur sechs, und diese sogar selten vor- 
kommend. Sie vertheilen sich, soweit man aus den bisherigen 
Publikationen urtheilen kann, auf den Zeitraum von der Mitte 
bis kurz vor dem Schlüsse des 5. Jahrh. Nach den Eroberungen 
der Garthager auf Sicilien nach 409 weichen in beiden Städten 
die autonomen Aufschriften meistens den punischen; die wenigen, 
aus Eryx stammenden, Ausnahmen sind rein hellenisch, und 
nachdem die punische Herrschaft Mitte des 3. Jahrh. wiederum 
verschwunden, war die elymische Nationalität der zunehmenden 
Hellenisation von Sicilien ganz unterlegen. Von nun an sind 
die Münzlegenden wie die in dieser späteren Zeit anfangenden 
Steininschriften immer rein griechisch (C. I. G. 5499 — 5548), aus- 
genommen wo sie die Sprache der damals herrschenden Römer 
anwenden. 

Der Natur der Münzaufschriften gemäss sind auch diese 
Legenden in wenigen, oft wiederkehrenden typischen Formen 
abgefasst. Von diesen wechselnden Formen und deren Schrift 
wie von der Grösse und dem Werthe der Münzen gebe ich hier, 
mit Benutzung der in Num. Zeit. 1886 p. 265 von Imhoof-Blumer 
mitgetheilten, folgende Übersicht: 



Die Sprache der sicilischen Elymer. Ig9 

^E<E<TAIIB, auf Tetradr., Didr. und Litren. 
EKVHAIIB, Didr., Litren und Kupfer. 
CE<E<TAIIBEMI, Didr. 
^E<E^TAI|.B, Didr. 
ERVKAIIIB, Tetr. und Didr. 
^E^E^TAIIE, Didr. 
[^ErEj^TAIlON, Hexas. 
^ELE^TAIIA, TetradrO. 



Unter diesen Aufschriftstypen ist der älteste und häufigste 
der auf Münzen Segestas vorkommende ^E<E^TAIIB, der sich 
im Catal. des Brit. Mus. (Sicily p. 130 ff.) auf 20 verschiedenen 
Exemplaren aus der autonomen Periode der Stadt findet. Mit 
ganz wenigen Ausnahmen war dieser Typus alleinherrschend bis 
um 415, und selbst noch später, nachdem die ältere Form 
jüngeren gewichen, wurde sie aus praktischen Rücksichten bis 
zum Untergange der Selbständigkeit Segestas mitunter beibe- 
halten. Auch in Eryx mit der für diese Stadt nöthigen Verände- 
rung eingeführt, ist diese Form der Aufschrift überhaupt die 
den elymischen Münzen charakteristische. Wegen der eigen- 
thümlichen Endung (B) scheint die Aufschrift einer Sprache an- 
zugehören, die in ihren Formen von der hellenischen wesentlich 
abwich. Da die übrigen elymischen Legenden indessen in ihren 
Endungen (lA, IE, ION) mit hellenischen ganz übereinstimmen, 
liegt die Vermuthung nahe, dass die Abweichung nur eine schein- 
bare sei und auf einem äusseren Umstände, z. B. auf dem an- 
gewendeten Alphabete, beruhe. Dies ist in der That auch der 
Fall; wenn man das Alphabet für das älteste korinthisch-mega- 
rische nimmt, wo bekanntlich B neben E als Bezeichnung des 

^) Eine sikulisch-pnnische Münze, wo neben der panischen Legende 
„Ziz'' das elymische HB allein Yorkommt (Nnm. Z. 1870 p. 26; 1886 p. 262), 
lasse ich im folgenden ganz anerwähnt, da sie wegen ihres ausländischen 
Charakters zur Erklärung echt elymischer Anfschriftsfonnen ananwendbar 
ist. Die Legende HB kann nur auf einer Nachlässigkeit oder einem Miss- 
yerständnisse beruhen. 



190 K. F. Kinch: 

E-Lautes vorkommt, ist die Übereinstimmung mit den übrigen 
Legenden und besonders mit der als die älteste Variante von 
^E<E^TAIIB auftretenden, nämlich ^EhE^TAIlE, hergestellt. Da 
es auf Sicilien zahlreiche und einflussreiche Kolonien von Korinth 
und Megara gab, ist eine Beeinflussung der Schrift Segestas 
von dorther wohl möglich und um so wahrscheinlicher, als Se- 
gestas südlicher Nachbar, Selinus, eine megarische Kolonie war. 
Einige archaische Inschriften, gesammelt in Inscr. Gr. Ant. 
nr. 514—7, zeigen uns das Alphabet von Selinunt, vielleicht 
auch von dessen Mutterstadt Megara Hyblaea, in der Gestalt, 
die es vom Schlüsse des 6. Jahrh. bis auf den Ausgang der 
voreuklidischen Periode bewahrte. Mit diesem Alphabete stimmt 
im ganzen das älteste elymische, vertritt jedoch zum Theil ein 
noch älteres Stadium, wo das megarisch-selinuntische Alphabet 
den e-Laut mit der doppelten Bezeichnung E und B ausdrückte. 
Bekanntlich war die Bei&eichnung dieses Lautes in Korinth und 
Megara eine doppelte, indem E = «*, B = « und fj war. Dass 
sich diese Doppelheit ursprünglich auch in den sicilischen Ko- 
lonien dieser Städte vorgefunden, wie sie in den nicht-sikulischen 
bekannt war, ist an sich wahrscheinlich und wird von Kirchhoff 
(Studien z. G. d. gr. AI.* p. 110) angenommen. Was Selinunt 
betrifft, wird diese Annahme dui*ch das Vorkommen des Zeichens 
^ mit der Bedeutung von B (b) hier zum Theil bestätigt, da es 
wahrscheinlich ein Überrest aus der Zeit sein wird, wo B mit 
der Bedeutung von e gebraucht wurde. Kirchhoff setzt die 
älteste selinuntische (oder megarische) Inschrift in den Schluss 
des 6. Jahrh. Ist diese Datierung richtig, müssen die Elymer 
ihre Schrift schon in der Mitte des Jahrhunderts empfangen 
haben. Bei der Überführung ist eine kleine Veränderung ein- 
getreten. In Selinunt waren wahrscheinlich wie in Megara und 
Korinth E = £f, B = « und fj^ bei den Elymem sind dagegen 
E = fi und «», B = ^. Ersteres erhellt aus Ssretft — und EMI 
= elfjti (s. unten); B kann folglich, insofern es ein e bedeutet, 
nur = fi sein. Diese Veränderung im Gebrauch der Zeichen 
findet ihre Erklärung in dem Umstände, dass der elymlscbe 



Die Sprache der sicilischen Elymer. 191 

Dialekt, ^ie es aus der NominativenclaDg 17 (nach i) hervorgeht 
und wie es unten näher dargelegt werden wird, wenigstens in 
der älteren Gestalt mit dem jonischen nahe verwandt war und 
rein jonische Formen enthielt. Bei den Jonern muss wegen der 
Aussprache die Unterscheidung von e und 17 eine natürliche ge- 
wesen sein, da sie schon in dem ältesten jonischen Alphabete 
Eleinasiens durchgeführt ist, wo schon vor dem Schlüsse des 
7. Jahrh. E = « und «1, H = ^. Ganz entsprechend war die Be- 
zeichnung der Elymer, nur dass sie B statt H gebrauchten. 
Diese Anwendung des B lag den jonischen Elymem, die ihr 
Alphabet aus einer megarischen Kolonie empfingen, ebenso nahe, 
wie der Gebrauch des kleinasiatischen H in diesem Sinne ihnen 
fem bleiben musste. Die Geltung des H als ^ war nämlich in 
Sicilien noch unbekannt, indem es hier in allen voreuklidischen 
Alphabeten, auch im selinuntischen, immer die starke Aspiration 
bezeichnete. Ob in dem elymischen Dialekte diese Aspiration 
vorhanden gewesen, bleibt bei der Geringfügigkeit der sprach- 
lichen Überreste unsicher. Die Legende ^AI3H = «$ag, die 
dafür angeführt werden könnte, gehört in eine Periode der 
elymischen Geschichte, wo ausländischer Einfluss auf die Sprache 
bemerkbar ist. 

Nach dem hier entwickelten ist Isysifta^iß = Ssysata^^fi. 
Diese Form erinnert lebhaft an ähnliche, in der femininen Nomi- 
nativform abgefasste hellenische Münzlegenden, z. B. Msvdalij, 
yiaQKf(falaj KafjtaQ^yala. Wenn diese Ähnlichkeit nicht trügt, 
ist die Aufschrift ^sysata^tti = ^^r^^^tal^^ wovon sie nur durch 
einen einzelnen Buchstaben abweicht. Allein um diese Yer- 
mnthung wahrscheinlich zu machen, müssen wir eine doppelte 
Frage erledigen, erstens welchen Sinn die weibliche Nominativ- 
form hier habe, femer durch welche analogen Bildungen die 
angenommene Ethnikonsendung -a^$og gestützt werden könne. 

Bei der Übereinstimmung elymischen Nominalendungen mit 
griechischen wird man erst in der hellenischen Sprache das frag- 
liche Ethnikonssuffix suchen. Allein weder in den Hauptdialekten 
noch in den uns bekannten Lokalidiomen von Hellas findet es 



192 K. F. Kinch: 

sich in Wörtern einheimischen Ursprungs. Nur in einzelnen 
Fremdwörtern, die aus nahe verwandten kleinasiatischen Sprachen 
in die griechische übertragen worden, begegnen in der Form 
und der Bedeutung des Suffix übereinstinmiende Analogien; ver- 
folgt man dann aber diese Spur, lässt sich aus Eleinasien selbst das 
Material der ähnlichen oder identischen Bildungen leicht mehren. 

Von den indogermanischen Sprachidiomen Eleinasiens ist 
das armenische durch seine Litteratur uns am genauesten oder, 
vielleicht eher, fast allein genau bekannt. 'Die Kenner dieser 
Sprache werden wissen, dass dieselbe ein auch vom jetzigen 
Armenischen bewahrtes Suffix qI oder zi, gewöhnlich a^i oder 
azi, enthält, das eben zur Bildung von Volksnamen u. dgl. ge- 
braucht wird. Der Buchstabe c oder z vertritt hier das arme- 
nische g, eine Art von ts- oder .dz- (starkem z-) Laut. Man 
sagte in der älteren armenischen Sprache z. B. khaldea^i, 
XaldcOog^ Ghaldaeer; kesaraci, KanraQsvgj Gaesarianer, wie die 
jetzigen Armenier hellenaci, Hellene; germana^i, Deutsche ; haga- 
raQi, Türke; gallia^i, Galler, u. dgl. m. sagen. (Vgl Lauer, 
Grammat. d. class. arm. Sprache, p. 71). Das Sufßx wird, wie 
schon aus den angezogenen Beispielen erhellt, an Stämme von 
verschiedenen Endungen gefügt. In derselben Weise bildeten 
die Elymer, wie es unten nachgewiesen werden wird, nicht nur 
aus einem a-Stamme SsyeiftaZ^ — , sondern aus einem consonan- 
tischen Stamme EQvxa^i. ~ . Die Übereinstimmung des elymischen 
-a^iog mit dem armenischen aci wird eine vollständige, wenn 
man sich erinnert, dass die armenische Sprache, von der wir 
keine älteren Proben als aus dem 5. Jahrh. n. Chr., also etwa 
1000 Jahre jünger als die elymischen, besitzen, in einer älteren 
Gestalt die im Elymischen vorhandene Endung -os enthielt 
(Hübschmann, Armenische Studien, p. 88). 

In eben dieser Form -a^^og findet sich das Suffix in ein- 
zelnen doch nur indirect, auf hellenischem Wege, fiberlieferten 
Beispielen aus dem mit Armenisch verwandten Phrygischen 
und Mysischen. In den wenigen und kurzen phrygischen In- 
schriften scheint kein Ethnikon vorzukommen ; dagegen liegt ein 



Die Sprache der sicilischen El^rmer. 193 

solches in Saßd^^og, dem Namen des phrygischen Bakchos, vor 
SaßaC^oq war nach Stephanos Byz. (s. ^qa^oq) ein Ethnikon, 
wird aber von ihm mit ""Aqdl^oq zusammengestellt, als ob es, 
wie ein "^Aqu^oq^ so auch einen Ortsnamen Sdßa^oq gäbe. Da 
eine solche Lokalität weder andern antiken Schriftstellern 
noch dem Stephanos selbst bekannt ist, muss in dieser Zu- 
sammenstellung ein Fehler von Seiten des Verfassers vorliegen. 
Wahrscheinlich wird laßdl^toq von Sdßog abzuleiten sein und „den 
in Sabos Verehrten" bezeichnen (Suidas: ,^2dßovq eXsyoy xal 
fovq ä(f$€qwfAipovq altto tonovq^^ — Dieselbe Ethuikonsendung 
mag vielleicht auch in „Askanaz", dem Namen, womit die Fhryger 
im Alten Testamente bezeichnet werden, vorliegen. Die Endung 
-az ist jedenfalls keine hebräische. 

In -a^ioq ist ja t mit d verwandt; somit konnte der Name 
des phrygischen Gottes im Hellenischen auch durch laßdddioq 
od. -ddtoq gegeben werden, welche beiden Varianten recht häufig 
vorkommen. In dieser Gestalt erinnert das Suffix an die Endung 
des aeolischen Mvadd^oq^ das die Aeoler nach Steph. Byz., Hero- 
dian n. a. im Sinne von Mvaoq, Bewohner von Mysien, benutzten. 
Das Wort Mvtsddtoq haben die Aeoler wahrscheinlich von ihren 
Nachbarn, den Mysern selbst empfangen ; diese werden sich selbst 
Mysazi — oder Mysadi — genannt haben, welchen Namen die 
Aeoler aufnahmen und benutzten (vgl. Franzose aus frz. FranQois). 

Ausserhalb des Kreises der thrakisch-phrygischen Sprachen 
findet dasselbe oder ein verwandtes Suffix (z, mit Nominativ- 
endung: zi), wie mir von kundiger Seite mitgetheilt wurde, in 
dem Lykischen, dessen Verwandtschaft mit dem Earischen und 
dadurch mit den oben erwähnten Sprachen neuerdings von Deecke 
(Bezzenb. Beitr. XII) angenommen ist. In den lykischen In- 
schriften finden wir Sppartazi mit der Bedeutung 2naqxatoq^ 
Spartaner; Suraezi = ^ovqrivoq^ Bewohner von Sura; Atunazi 
= U^atoq. M. Schmidt hat jüngst in Kuhns Z. XXV (1881) 
p. 457 ff. die Frage von dem Vorkommen dieses Suffix in dem 
Lykischen aufs neue behandelt. Wo die Bedeutung sicher ist, 
findet es sich in Personbenennungen zur Bildung von Heimats- 



194 K. F. Kinch: 

namen angewendet. Unter den Beispielen ist anch eine Münz- 
aufschrift Pttarazu (Gen. Plur. = Pataren sium?), die den Namis- 
matikern aus der Abhandlung von Six, Monn. lyc, in Rev. Nnm. 
1886 p. 183 ff. bekannt ist. 

Die Form des Suffix ist im Lykischen und Armenischen 
-a^»; dieselbe Form wird mitunter in den Publikationen der 
elymischen Münzaufschriften angeführt, z. B. bei Torremnzza, 
Num. vet. Sicil. tab. LXIII, 10; Drachme: Obv IIAT^EIA^, 
Weiblicher Kopf mit Epheukranz. Rf. Hund rechtshin. Andere 
Beispiele a. a. 0. Nr. 15 und Hunter, Num. vet. popul. p. 262 
Nr. 4 und 8. Auch anderswo findet man bisweilen dieselbe 
Form der Aufschrift angeführt. Wahrscheinlich werden jedoch 
diese im ganzen nur wenigen Beispiele entweder auf einem Fehl- 
lesen oder auf einer unvollständigen Ausprägung der Aufschrift 
beruhen. Wenigstens kommt kein Beispiel in neueren und ge- 
naueren numismatischen Werken vor, und eben so wenig habe 
ich durch persönliche Anfrage irgend ein sicheres Exemplar auf- 
treiben können. Was die beiden aus der Sammlung Hunter an- 
gefiihrten betrifft, sind sie nach einem mir von Prof. Toung in 
Glasgow zugestellten Verzeichnisse gewiss unrichtig. Ich glaube 
daher von dieser Form ganz absehen zu können. 

Die Auffassung der elymischen Endung -a^^oq als eines 
Ethnikonsuffix scheint mir durch die angeführten Analogiebil- 
dungen doch wohl in der Art gestützt zu sein, dass wir ohne 
Bedenken Ssrstfta^iß als Ssrs&iatfi fassen können. Über die Be- 
deutung der weiblichen Endung wird die jetzt zu erwähnende 
Legende die nöthige Aufklärung beibringen. Auf zweien der 
älteren segestanischen Münzen lautet die Aufschrift so: <E<E- 
^TAIIBEMI, auf der einen in retrograder Schrift, auf der andern, 
wie es scheint, bustrophedon (Brit. Mus. Cat. Sicil. pp. 180—1, 
nr. 5 - 6). Diese Aufschrift , die eine für antike hellenische 
Münzlegenden seltene Länge hat, wurde vor einigen Jahren von 
J. Friedländer aufs neue hervorgezogen (N. Z. 1870), der, ohne 
IIB zu erklären, EMI als ijfjbi zu fassen vorschlug. Es wurde ihm 
in diesem Punkte von Sallet wiedersprochen (Z. f. N. 1874 



Die Sprache der sicilischen Elymer. 195 

p. 278 ff.), der die Auslassung des Aspirationszeichens in ^(aI als 
unregelmässig betrachtete und mit Millingen EMI als etfAi las. 
Die Münze oder, besser gesagt, den weiblichen Kopf bezeichnete 
S. als „redend^' und führte mehrere analoge Beispiele aus den 
ältesten hellenischen Inschriften und Münzaufschriften an. End- 
lich machte S. darauf aufmerksam, wie aus diesem elfii erfolge, 
dass in IIB eine Nominativform enthalten sei. 

Hierin kann man Sallet nur beistimmen. Da der Platz der 
Werthbezeichnung ^fii in unmittelbarer Fortsetzung der Haupt- 
legende ein ganz ungewöhnlicher sein würde, bedeutet EMI gewiss 
eher «?/a^ als ^f^l^ wonach die ganze Aufschrift zu lesen sein 
wird: ^eysataifi etfAl^ d. h. „ich bin die segestanische Heroine". 
— Der weibliche, fast ausnahmslos auf den älteren Münzen 
Segestas abgebildete Kopf stellt nach allgemeiner Annahme die 
eponyme Heroine der Stadt dar. Allein es mag diese oder eine 
in S. besonders verehrte Göttin, eine der erykinischen ver- 
wandte Aphrodite, dargestellt sein, sie wird jedenfalls mit Recht 
Seyetfraifi genannt, wie Pallas auf Münzen aus Kamarina Ka/Aa- 
Qivaia^ die Stadtgöttin Larissas Aaqictsala und ein lokaler Heros 
zu Rhegion und Tarent Pi^ytrog und TaQavttvog heissen. 

Diese Auffassung der Aufschrift ^eyststaifi als Beischrift des 
abgebildeten weiblichen Kopfes ist bei den zwei hier zuletzt 
angeführten Münzen eine Nothwendigkeit und hierdurch zugleich 
f&r die anderen Münzen wahrscheinlich. Was Segesta betrifft, 
lässt sie sich auch ohne Zwang durchführen ; von den im Gataloge 
des Brit. Mus. angeführten, mit Aufschrift versehenen Münzen 
aus der älteren Periode Segestas (bis c. 415) tragen die 17 
die Aufschrift auf der Vorderseite neben dem weiblichen Kopfe, 
nur zwei auf dem Reverse neben dem dort abgebildeten Hunde. 
Ausser diesen beiden sind aus der älteren Periode nur wenige 
von derselben Art bekannt, und sie ändern nichts an dem an- 
gegebenen Verhältnisse. In der jüngeren Periode (415—409) 
haben die beiden einzigen im Gatal. des Brit. Mus. angeführten 
Münzen die Aufschrift auf der Hinterseite. Wie lässt sich nun 
diese Übertragung einer für die Darstellung der Vorderseite ur- 



196 K. F. Kinch: 

sprünglich bestimmten Aufschrift auf den Revers erklären? 
Hierüber verweise ich auf eine entsprechende Erscheinung anf 
den Münzen von Eaolonia^ wo die Beischrift zur Apollofigur 
der Vorderseite KavX<ov^d^ag mitunter bei dem Hirsche der 
Hinterseite ihre Stelle gefunden hat, wie auch auf einer Münze 
aus Eatana (Brit. Mus. Cat. Sic. p. 42, nr. 6) die Aufschrift 
Ka%avaXoQy die eigentlich dem Menschenstier der Vorderseite 
gehört, auf dem Bevers neben der den Stier bekränzenden Nike 
angebracht wurde. Die Erklärung dieser Fälle ist eine gleiche, 
nämlich dass das Bild des Revers als Nebentypus oder Attribut 
in genauer innerer Verbindung mit der Hauptdarstellung steht. 

Eryz empfing etwa in der Mitte des 5. Jahrb., wahrschein- 
lich aus Segesta, den in der Form ganz übereinstimmenden 
Typus der Aufschrift ERVKAIIB d. h. ""Eqvxaifi oder, mit der in 
hellenischer Sprache allein gebräuchlichen Form des Adjectivs« 
^Eqvxhfl. Das Suffix -ai^og ist hier dem Stamm ^Eqvx" beige- 
fügt. Dieser Stamm scheint beiläufig in unveränderter Form ohne 
Nominativendung in der elymischen Sprache als Name der Stadt 
und des Berges angewendet gewesen. Denn nur aus einer 
solchen epichorischen Form lassen sich die übrigen, in den 
Sprachen der umwohnenden Völker angewendeten erklären. Die 
Phoenizier gaben es mit Ark (od. Erk) wieder. Die Hellener» 
denen eine der Grundregeln ihrer Formenlehre es nicht erlaubte, 
das k als Nominativendung beizubehalten, bildeten gewöhnlich 
''Eqv^, ein einzelnes Mal hat doch ein mit den Verhältnissen und 
den Sprachen Siciliens besonders vertrauter Schriftsteller, Theo- 
kritos, Idyll. X, 101, ^Eqvxa benutzt, welches die hier in den 
besten Handschriften überlieferte Form ist. Im Lateinischen 
heisst die Stadt Eryx, der Berg dagegen gewöhnlich Erycus. 

Auch ^Eqvxat^ß d. h. ""EQvxlvri bezeichnet die Stadtgöttin, die 
unter dem Namen ^Afpgodkij ^Eqvxiyfi oder bloss ""EQvxty^ (Erycina, 
Horaz) bekannte orientalische Venus. Die Aufschrift ist ent- 
weder auf der Vorderseite (Brit. Mus. p. 62, nr. 6) neben einem 
opfernden Weibe, das die eponyme Heroine von Eryx zu 
sein scheint, oder, auf den Münzen der späteren oder letzten 



Die Sprache der sicilischen Elymer. 197 

Decenuien des 5. Jahrb., auf dem Revers neben dem Hunde an- 
gebracbt. Ein einzelnes Mal, auf einer Bronzemünze (Mus. Nap., 
Hon. Gr. p. 89 nr. 4999), deren Zeit mir unbekannt ist, aber 
wegen der Form des R (R) doch wohl das 5. Jahrb. sein wird, 
findet sich die Aufschrift neben einem bärtigen männlichen Kopfe 
auf der Vorderseite. Wen dieser Kopf darstellt (den Heros 
Eryx?), ist nicht sicher; da aber der Revers den Hund erhalten 
hat, ist ein nahes Yerhältniss zwischen ihm und der Qöttin 
wahrscheinlich, und dieses Yerhältniss wird auch die Ursache sein, 
warum die Form der Aufschrift hat beibehalten werden können. 

Eine Variante dieses ältesten Typus der Aufschrift (auf 
-AIIB) findet sich in dem erykinischen IRVKAIIIB, Beispiele 
hiervon, von wenigstens zwei verschiedenen Münzen herge- 
nommen, geben Ugdulena, Mon. P. S. p. 41, und Imhoof-Blumer, 
Mon. Gr. p. 17 und N. Z. 1886 p. 236. Über den Anfangsbuch- 
staben des Wortes (I für das gewöhnliche E) zu sprechen, werde 
ich unten Gelegenheit haben. Was die abweichende Form der 
Endung betrifft, kann das zweite I gewiss nur ein Jot sein, so 
dass die Aufschrift „Irykazije^^ zu lesen ist. Ein Jot entwickelt 
sich bekanntlich und hat sich oft sowohl in hellenischen Dialekten 
als in anderen Sprachen unter denselben oder analogen Be- 
dingungen wie hier entwickelt, nämlich zwischen einem Vokale, 
besonders einem I, und einem folgenden Vokale, aber auch nur 
vor einem Selbstlauter, so dass auch hier eine Bestätigung der 
Vermuthung vorliegt, das B sei hier als Vokal aufzufassen. Über 
eine ganz analoge Entwickelung eines Jot im Kyprischen, Pam- 
phylischen (z. B. ECTFEAIIY^ =U(fnhdioq\ ^EAYFIIO^, Bew. 
v. Sillyon) und Lykischen verweise ich auf die gebräuchlichen 
Handbücher (z. B. G. Meyer, Gr. Gram. * § 146 ; für Lykisch : 
M. Schmidt, Lyc. Inscriptt. p. lY). 

Der ältesten Form der Aufschrift gehört auch die Legende 
folgender beiden Münzen an: 

1. S.22M. a .IIA T53>3^. £?/: Weiblicher Kopf mit Binde, 
das Haar hinten aufgewickelt. Rf. Hund rechtshin stehend. 

8,8 Gr. Münzkab. zu Kopenhagen. 



198 K. F. Kinch; 

2. do. ^. I IAT5E135. 

Neapel (Mus. Naz., Mon. Gr. nr. 4970). 

Diesen Münzen gemeinsam ist der zwischen den beiden 
letzten Buchstaben befindliche Punkt. Zwischen diesen Buch- 
staben (I und B) ist auf beiden Münzen ein durch die weibliche 
Frisur veranlasster grösserer Zwischenraum. Auf dem Exemplar 
zu Kopenhagen steht der Punkt nach dem Jota, aber vor der 
Frisur, auf dem neapolitanischen nach dieser, vor dem B. Die 
Münzen, die, wie schon aus dem Angeführten hervorgeht, nicht 
mit demselben Stempel geprägt sind, und auf denen die Form 
der Buchstaben unter sich etwas abweichend ist, stimmen in der 
Ausführung . des Typus so sehr überein, dass sie jedenfalls aus 
derselben Zeit, vielleicht sogar von demselben Stempelschneider 
herrühren. Was hat dieser mit dem Punkte bezeichnen wollen? 
Mancher wird ihn vielleicht so wie ich beim ersten Blicke für 
ein Lesezeichen halten, wodurch B entweder vom übrigen Theil 
der Aufschrift geschieden oder, nach der Unterbrechung durch 
die Frisur, damit vereinigt würde. Keine dieser Yermuthungen 
lässt sich jedoch festhalten, und zwar die letztere nicht, weil 
das Fehlen des Zeichens bei den übrigen Unterbrechungen der 
Aufschriften unerklärlich wäre. Bei der ersten Annahme würde 
man in B und den entsprechenden unten zu erwähnenden Bach- 
staben A, E und ON eine Werthbezeichnung suchen und hat sie 
bei den Verhandlungen über die Bedeutung dieser Zeichen öfters 
gesucht. Der Versuch ist doch gescheitert, theils weil der Platz 
der Buchstaben, wie schon oben berührt, gegen eine solche An- 
nahme streitet, theils weil die Buchstaben, wie die oben p. 186 
mitgetheilte Übersicht ergiebt, auf Münzen von ganz verschie- 
denem Metalle, Grösse und Gewicht vorkommen und sich also 
nicht auf den Werth beziehen können. Was der Punkt be 
zeichne, lässt sich vielleicht nicht entscheiden, jedoch legt eine 
Yergleichung mit der oben zuletzt mitgetheilten Aufschrifs- 
endung (—HB) die Vermuthung nahe, dass die Bezeichnung des 
parasitischen Lautes Jot und des durch diesen in der Aussprache 
empfundenen Einhaltens beabsichtigt sei. Diese singulare Be- 



Die Sprache der sidlischen Elymer. ]99 

Zeichnung des Zwiachenlauts ist, nachdem er auf diesen zwei 
MOnzen versucht worden, wieder aufgegeben. Um ungeiähr 
25—30 Jahre später fällt die nene Bezeichnung durch das in 
den übrigen Sprachen gewöhnliche I (IRVRAIIIB). Das Schwanken 
in der Weise der Bezeichnung wie die häufige Unterlassung der- 
selben hat ihren Grund darin, dass das hellenische Alphabet kein 
dem Laute Jot adäquates Zeichen hat. 

Dass in £E<E£TAIIB das B die Geltung eines E-Lautes 
habe, davon liegt eine Bestätigung in einer M&nze vor, die an 
der Stelle des B eben ein E hat. Schon im vorigen Jahr- 
hundert wurde bei Torremuzza, Num. vet Sicil. tab. LKIU nr. 8 
eine Didrachme mit dieser Beischrift veröffentlicht, welche Münze 
sich nach Angabe des Verfassers damals in der Sammlung des 
Engländers Duanc befand. Nachdem diese später in den Besitz 
Hunters übergegangen, wurde die MUnze wieder in Hunter, Num. 
vet. pop. p. 262 nr. 5 publicirt. Ein, wie es sich jetzt ergiebt, 
verschiedenes, doch in Typus und Aufschrift Qberein stimmendes 
Exemplar wurde endlich im Cataloge der Sammlung Payne-Knight 
(p. 246 nr. 7) veröffentlicht. Von diesem letzten Exemplar hat 
Broendsted in 1836 eine Scbwefelpaste für das Münzkabinet zu 
Kopenhagen anfertigen lassen; das Original scheint sich, nach 
einer Mittheilung von Head, nicht mehr im Brit. Mus. vorzu- 
finden. Das Exemplar Hunters befindet sich jetzt im numis- 
matischen Eabinete (Museum Hunterianum) zu Glasgow, von wo 
ich durch den Direktor Herrn Prof. Young einen Abdruck der 




ZtÜMAiUt tu "--'— "«^1 XTL 



200 K. F. Kincb: 

MüDze erhalten habe '). Nach diesem ist verstehende Abbildung 
gezeichnet : 

S. 21 M. 3IIAT^313^. Weiblicher Kopf mit Binde. Das 
Haar hinten aufgestrichen. Rf. Hund rechtshin stehend. DarQber 
Getreidekorn. Perlenschnur. 

Gr. 8,3. Museum Hunterianum, Glasgow. 

Die Schwefelpaste der hiesigen Sammlung ist ein wenig 
kleiner (Diam. 20 M) und ermangelt daher der Perlenschnur. 
Im übrigen sind die beiden Exemplare ohne unterschied und 
gewiss stempelgleich. 

Die Münze weicht sowohl im Stil des weiblichen Kopfes als 
in der Legende von den übrigen dieser älteren Periode ange- 
hörenden segestanischen ab. Die Aufschrift hat sich des tradi- 
tionellen B entledigt, und die Buchstaben sind von der bei den 
hellenischen Inschriften aus der letzten Hälfte des 5. Jahrb. 
gewöhnlichen regelmässigen und eleganten Form. Das ange- 
wendete Alphabet enthält eine versuchsweise eingeführte und 
später nicht wiederkehrende Neuerung. Zur Zeit der Prägung 
der Münze (etwa 430) hatten die korinthischen und megari- 
schen Städte, sowohl in Sicilien als ausserhalb desselben, seit 
langem, vielleicht vor fast einem Jahrhunderte, das B als Be- 
zeichnung des £ aufgegeben, und benutzten jetzt E sowohl » « 
und ff, als = 47. Hinter dieser Entwickelung war das Alphabet 
der Elymer mit einer bei einem entlegenen und vielleicht illi- 
terären Volke leicht erklärlichen und auch sonst nicht unbe- 
kannten Stagnation (vgl. das Pamphylische) zurückgeblieben. Es 
wird nun in Segesta ein Versuch gemacht, die veraltete Be- 
zeichnung aufzugeben und das Alphabet dem damaligen der um- 
liegenden Städte gleich zu machen. Wie schon oben hervorge- 
hoben, findet sich doch die ältere Form der Aufschrift auch nach 
dieser Zeit hin und wieder; der Versuch hatte also nicht durch- 



^) Ich benutze hier die Gelegenheit, um Herrn Prof. Toung und Dr. Im- 
hoof-Blumer wie den Direktoren der Münzkabinette zu Berlin, London, Paris 
und Neapel für die t^berschickung Ton Abdrücken und brieflichen Hit- 
theilungen meinen Dank auszusprechen. 



Die Sprache der sicilischen Elymer. 201 

geschlagen und war ja gewissennassen auch ein Rückschritt 
gegen die einmal eingeführte Scheidung der E-Laute. 

Etwa gleichzeitig, vielleicht doch etwas jünger ist ein vor 
kurzem von Imhoof-Blumer in N. Z. 1886 p. 265 veröffentlichter 
Hexas, den er in folgender Weise beschreibt: Br. 20 M. — HJ, 
(^ErE)^TAIION, Kopf der Segesta mit Binde. — Ä/ Rechtshin 
laufender Hund.. Gr. 7,28. Samml. Imh.-Bl. 

Die Legende dieser Münze, die erst zu meiner Eenntniss 
kam, nachdem ich mir schon die oben dargelegte Auffassung der 
elymischen Münzaufschriften gebildet, wird als Probe der Richtig- 
keit dieser Auffassung dienen können. Es scheint mir also un- 
zweifelhaft, dass sich das oben entwickelte Princip der Erklärung 
auf diese letzte Form der Aufschrift leicht anwenden lässt, in- 
dem ^EfE^TAIlON = JSsyeataiov = IsysGtamv ist, welche Auf- 
schriftsform bekanntlich die auf griechischen Münzen gewöhnliche 
ist. Das Omega kennt das elymische Alphabet erst nach 415. 

In den letzten Decennien des Jahrhunderts nahm Segesta 
den Gebrauch von Tetradrachmen auf. Für diese wurden neue 
Typen eingeführt, die von der Monotonie der älteren Münzen in 
einer sehr schönen Weise abweichen. Wie der Typus verändert 
sich auch die Legende; rein hellenische Aufschriften werden 
aufgenommen, und die elymische wechselt die Form. Auch auf 
den Didrachmen und den kleineren Münzen zeigt die Ent- 
wickelung dieselbe Richtung, nur dass hier doch einige Male die 
ältere Form der Aufschrift beibehalten wird. Auf den Tetra- 
drachmen lautet die neue Form ^ELECTAIIA (d. h. Ssysavaia), 
die auf zwei verschiedenen Münzen vorkommt, wovon Exemplare 
im Brit Mus. Cat. Sic. p. 133 — 4 beschrieben sind. In dieser 
Aufschriftsform ist die ältere rein jonische Endung 17 mit einer 
neuen (a), der in allen übrigen hellenischen Dialekten, auch im 
Attischen nach «, i und q u. a. m., gebräuchlichen weiblichen Nomi- 
nativendung umgetauscht. Der Einfluss ist am wahrscheinlichsten 
ein attischer, da eine Beeinflussung von Seiten der dorischen Städte 
Siciliens wegen der damaligen politischen Lage Segestas nicht 
viele Wahrscheinlichkeit hat und die Stadt eben zu der Zeit, 



202 K. F. Kinch: 

in welche die Einführung der Tetradrachmen von Numismatikern 
gesetzt wird (c. 415), in nahe Verbindung mit Athen getreten 
war. Die Bedeutung der Legende als Beischrift des weiblichen 
Typus bleibt dieselbe wie früher, und es liegt eine nicht geringe 
Stütze dieser unserer Annahme darin, dass, während sich das 
traditionelle SsyeataJ^iß in den seltenen Fällen seines Vorkommens 
in dieser jüngeren Periode nur auf dem Bevers neben dem 
Hunde findet, tritt das neue SeysavaCla^ wo die weibliche 
Endung und die Beziehung auf die Göttin in die Augen sprang, 
nur neben dem weiblichen Typus auf. Auf einer der beiden 
Tetradrachmen (a. a. 0. p. 133 nr. 32) ist es auf dem Obverse 
vor dem weiblichen Kopfe, der auch hier die Stadtgöttin Segestas 
darstellt, angebracht. In dem anderen Falle (p. 134, nr. 33), 
wo das Bild des Weidmannes die Vorderseite der Münze auf- 
nimmt, findet sich die Aufschrift auf dem Beyers im Abschnitte 
unter einer Quadriga, die von einem Weibe gelenkt wird, das 
ihr Attribut, drei Ähren in der Bechten, als einen Genius der 
Fruchtbarkeit bezeichnet und das wahrscheinlich von der lokalen 
Göttin Segestas nicht verschieden ist. Wenigstens findet man 
die Kornähre als Attribut dieser Göttin auf der Vorderseite von 
einigen dieser Tetradrachmen; und ebenso trägt eine bekannte 
Statue, die Heroine Antiochias darstellend (Müller- Wieseler^ 
Denkm. I nr. 220 und 220 c), in der Hand die drei Kornähren, 
ein Attribut, das nicht weniger passend bei Segesta, der zum Theil 
auf den Ackerbau angewiesenen Landstadt, angewendet scheint 
Dieser selben späteren Periode gehören auch die oben er- 
wähnte Münze mit der Legende ^ASH = i^äg und die mit H 
(=h oder 17; ^fAilngop. Brit. Mus. Cat. p. 135 nr. 47); aus 
derselben Zeit ist wohl auch die erykinische Unze mit der Auf- 
schrift ONKIA (Imh.-Blum., N. Z. 1886 p. 238). 



Durch diese Aufschriften erschliesst sich uns das ältere 
elymische Alphabet ungefähr zur Hälfte. Demselben eigenthBm- 
lieh ist nur die oben erwähnte Bezeichnung des e-Lautes» sowie 



Die Sprache der sicilischen Elymer. 203 

« 

in den späteren Legenden (415—409) L = y, eine in den 
sonstigen hellenischen Alphabeten unbekannte Form ; am nächsten 
kommt es dem pamphylischen l. Auffallend häufig sind in den 
elymischen Münzaufschriften gröbere Fehler in der Anwendung 
der Buchstaben. Auf einer Didrachme des hiesigen Münzkabinets 
steht z. 6. ^ATECEAIIB; auf einer andern in der Sammlung 
Imhoof-Blumer ^ErE^TAHIB, u. dgl. m. 

Gewisse Nuancen in der elymischen Lautreihe hat dieses 
Alphabet nicht ausdrücken können, welche Mängel in der Über- 
tragung desselben von der hellenischen auf eine fremde, nicht 
rein griechische Sprache begründet waren. Die Vokalreihe der 
elymischen Sprache muss den Laut ei (zwischen ei und i) und 
ae (zw. a und e) enthalten haben. Nur hieraus erklärt sich das 
in der älteren Zeit häufige Schwanken zwischen ERVK- und IRVK-, 
zwischen ^EFECTA- und ^f. unter den sechs epichorischen 
Legenden aus Eryx haben die drei sicher I (,IRVK-) für E, während 
^f- auf fünf unter den neunzehn Aufschriftsmünzen der älteren 
Periode im Cat. Brit. Mus. begegnet. Hellenische Schriftsteller 
wie die rein hellenischen Münzaufschriften geben den ersteren 
Laut immer durch E {Eqv^), ae dagegen zwar gewöhnlich durch 
E (EFE^-), die Schriftsteller doch mitunter durch AI {Alysat-). 

Das ^ war im Anlaute des Wortes ^EFECTA im Schwinden, 
weshalb es bei hellenischen Schriftstellern gewöhnlich fortfiel, 
sogar ohne jeden Ersatz; die Bömer behielten es dagegen bei. 



Zum Schlüsse werde ich die Aufklärungen über die elymische ' 
Sprache, welche theils in der vorhergehenden Untersuchung ent- 
halten sind theils sich daraus herleiten lassen, kürzlich zu- 
sammenfassen. 

Die Sprache, in welcher die älteren elymischen Mttnzauf- 
schriften des fünften verehr. Jahrhunderts geschrieben sind, war 
eine wirkliche Bedesprache. Es giebt in der Geschichte des 
antiken Münzwesens Beispiele von Völkern, die sich in ihren 
Münzlegenden der Sprache eines anderen, nahe wohnenden 
Volks aus praktischen Gründen bedient haben. Dass das Ely- 



204 ^' F- Kinch: 

mische zu dieser Kategorie officieller Schriftsprachen nicht 
gehört, geht schon aus der früher angeführten Münzlegende 
IRVKAIIIB hervor, indem darin ein parasitischer Laut (Jot) zum 
Ausdruck gebracht worden, der sich nur in einer geredeten 
Sprache hat entwickeln können und der in keinem hellenischen 
Dialekte Siciliens sich findet. Dasselbe erhellt aber auch aus 
dem ganzen Charakter der Sprache, der nicht nur von den übrigen 
sicilianischen Dialekten abweicht, sondern überhaupt mit keiner 
bisher bekannten Sprache ganz übereinstimmt. 

Die Stellung der elymischen Sprache war eine Zwischen- 
stellung zwischen dem Hellenischen und einer andern nicht genau 
bestimmbaren, vielleicht doch mit den sogenannten westklein- 
asiatischen Idiomen verwandten Sprachfamilie. Einerseits ent- 
halten nämlich die wenigen Überreste ein Suffix, das in mehre- 
ren nicht-hellenischen Sprachen Kleinäsiens vorkommt, während 
wir nur ein einzelnes Beispiel davon in einem griechischen 
Dialekte (dem asiatisch-aeolischen) getroffen haben, und zwar 
unter Umständen, die eine Beeinflussung von den umwohnenden 
Eleinasiaten nicht unwahrscheinlich machen. Dies nebst einigen 
Eigenthümlichkeiten der Laut- und Formenlehre bilden den uns 
bekannten nicht-hellenischen Bestandtheil der Sprache. Ander- 
seits enthält die Sprache Elemente, die wir nur aus dem Helle- 
nischen kennen; dahin gehören stfAl^ die Endung des Genitiv 
Plur. oy {(ov) und des Nominativ Fem. 17. Da sich diese letzte 
Endung (17 nach 1) nur im jonischen Dialekte vorfindet und die 
übrigen Elemente diesem und den anderen griechischen Dialekten 
gemeinsam sind, ist der hellenische Bestandtheil ein jonischer. 

Bei dieser allgemeinen Bestimmung brauchen wir aber nicht 
stehen zu bleiben; der jetzige Standtpunkt der griechischen 
Dialektforschung ermöglicht uns die Stellung des Elymisch-Joni- 
sehen innerhalb des Kreises des jonischen Dialektes etwas ge- 
nauer zu präcisiren. Es läge gewiss die Vermuthung nahe, dass 
die chalkidischen Jonier, die ja auf Sicilien bedeutende Eolonieen 
hatten und denen die Stadt Himera in der Nähe von Segesta ge- 
^örtp von luerfl'is **\nen Einflnss auf die Elymer ausgeübt. Von 



Die Sprache der sicilischen Elymer. 205 

einer solchen Verbindung zeigt aber die älteste Geschichte von 
Segesta keine Spur; im Gegentheil hat es sein Alphabet, sein 
monetarisches Gewichtsystem und den Stil seiner ältesten Münz- 
typen aus den dorischen Städten empfangen. Auch ist das 
jonische Element der Sprache nicht chalkidisch; die Scheidung 
von s und 17, die das Elymische schon in den ältesten Münzauf- 
schriften aufweist, ist dem Chalkidischen, sowohl im Mutter- 
lande als in den Eolonieen, bis zum Ende der voreuklidischen 
Periode fremd, findet sich dagegen schon in den ältesten In- 
schriften, sowohl im kleinasiatischen als im insularischen Zweige 
des jonischen Dialekts. In diesen blieben auch wie im Elymi- 
schen, nachdem das lange und kurze E schon geschieden waren, 
noch eine Zeit lang O und fi ungeschieden. Erst während des pelo- 
ponnesischen Krieges sehen wir die Elymer gewissermassen einer 
jonischen Politik folgen und sich den chalkidischen Kolonieen 
annähern; im Kriege von 427—424 war Segesta der Verbündete 
Leontinis und Athens und suchte bekanntlich kurz nachher bei 
den Athenern Beistand gegen die hervordringenden Dorier 
Siciliens. 

Von den zwei Bestandtheilen, die in der elymischen Sprache 
nachgewiesen sind, scheint der hellenische, da die Flexion rein 
oder fast rein griechisch ist, das Übergewicht zu haben. Dieser 
Charakter der Sprache steht gewiss zum Theil im Gegensatze 
zu den Nachrichten der antiken Schriftsteller über die Nationali- 
tät der Elymer. Hellanikos hatte die Herkunft des Volkes aus 
Italien hergeleitet, woraus es in der prähistorischen Zeit durch 
die Oenotrer vertrieben worden; die allgemeine, auch von Thuky- 
dides (VI, 2) befolgte, Ansicht suchte dagegen das Stammland 
der Elymer in der kleinasiatischen Troas. Vom hellenischen 
Elemente in der Nationalität des Volkes findet sich nur bei 
Thukydides die kleine Angabe, dass einige Phokier auf dem 
Rückwege von Troja nach Sicilien verschlagen sich den Elymern 
angeschlossen hätten. Auf den ethnologischen Charakter des 
Volkes hatte diese Mischung doch auch nach ihm keine grössere 
Bedeutung ausgeübt, und er hat es daher öfter, z. B. VI, 9 ff. 



206 K. F. Kinch: 

iü der Rede Nikias', ein barbarisches ißdqßaqoq) und einem 
fremden Stamme angehöriges (aXXotpvXoo) genannt, eine Be- 
zeichnung, die ja schon aus dem angenommenen trojanischen 
Ursprünge folgte. Zur Zeit des Thukydides war Athen in ein 
nahes Verhältniss zu Segesta getreten, und man könnte daher 
meinen, dass dem Zeugnisse des Verfassers ein besonderes 
Gewicht beizulegen sei. Allein bei der Ankunft der segestani- 
schen Gesandten in Athen war er schon verbannt und hat daher 
nicht selbst mit ihnen gesprochen; sonst hätte er den Namen 
barbarisch zwar nicht ganz zurfickgenommen, aber jedenfalls hin- 
zugefügt, dass die Sprache eine barbarisch -jonische sei. 

Der sprachliche Begriff des Barbarisch - Jonischen ist ein 
bisher unbekannter; das Interesse der Bekanntmachung einer 
solchen Sprache und ihre Bedeutung für gewisse ethnologische 
Fragen der ältesten griechischen Geschichte entgehen nicht 
meiner Aufmerksamkeit; die Beantwortung dieser Fragen wird 
es doch vielleicht richtiger sein zu verschieben, bis das sprach- 
liche Material von anderer Seite geprüft und hoffentlich erweitert 
sein wird. 

Nachtrag. Leake theilt in Numism. Hellen. (Insular Greece, 
Addenda p. 80) eine Bronzemünze mit, auf welche ich erst nun 
aufmerksam geworden; obgleich sie viel später ist als die oben 
behandelten, verdient sie doch ihrer interessanten Aufschrift wegen 
Erwähnung. Die Beschreibung Leakes lautet folgendermassen : 

j^M. Turreted female head to right. Rf. ^neias, adv., 
v^ith head to r., bearing Anchises, turned to r., on his Shoulder; 
in right band of iBneias short staff; arouud, in large letters. 
öfECTAIA.^ 

Die Münze gehört wahrscheinlich, wie die übrigen Aineias- 
münzen aus Segesta, der Zeit nach 241 an, als die Segestaner 
das um 409 verlorene Münzrecht wiedergewonnen; ihre Sprache 
war in der Zwischenzeit, wie es aus den Inschriften (C. I. G. 
a. a. 0.) erhellt, eine rein dorisch hellenische geworden. Die 
gewöhnliche Aufschriftsform dieser späteren Münzen ist EFE- 
ETAIfiN, und die hier angeführte steht ganz vereinzelt da. Über- 



Die Sprache der sicilischen Elymer. 207 

haupt wurden damals auf den griechischen Münzen diese weib- 
liche Aufschriftsendungen (KAMAPINAIA etc.) seit ungefähr einem 
Jahrhunderte nicht mehr angewendet, und wir werden daher in 
diesem vereinzelten Falle Segestas nur eine in die neue Sprache 
der Stadt übertragene Wiederholung der alten Äufschriftsform 
sehen können. Hierdurch erhält dann aber die oben mitgetheilte 
Deutung dieser alten Aufschriften eine beachtenswerthe Be- 
stätigung. 

Kopenhagen, 10. Mai 1888. K. F. Einch. 



Zwei Zerbster Mtinzfaiide. 



In den ersten Tagen des August 1887 wurden binnen kurzer 
Zeit beim Bau des neuen Volkschulgebäudes am Ackenthorschen 
Gottesacker zu Zerbst zwei Mttnzfunde gemacht. Dieselben 
sind zwar keineswegs von hervorragender Bedeutung, trotzdem 
aber halte ich es nicht für überflüssig, über dieselben hier kurz 
zu berichten. 

Der zuerst gemachte grössere Fund enthielt hauptsächlich 
Groschen und halbe Groschen aus der Zeit von etwa 1470—1518. 
Davon lagen mir rund 150 Stück vor. 

Der zweite Fund bestand aus 9 Pfennigen und einem Dreier 
oder Körtling, welche zwischen 1470 und 1555 geprägt er- 
scheinen. 

A. Der Groschenfund. 

I. Anhalt. 
Nr. 1. Halber Groschen der Fürsten Ernst, Rudolf und Wolfgaug 
von 1509, zu Zerbst geschlagen. 
Jf, +aR....Ii' + WTiF + hGnR' + V2t + 2tßh* 

Zwei, oben durch ein Band verbundene Wappenschilde, 
^schersleber Schach und wahrscheinlich Anhalt. Haupt- 
-appen, unten 0(?) oder 8, das Ganze umgeben von 
linem Strichelkreise. 
- .ßO'*S2t — R— VeoaSIS 1709 in einem Strichel- 
rreise St. Bernhard RteheT»'^ ^''i'^rschild und Lanze 
*ai»pp' ^-'^ ? oiu . mH 'ipi' '^ sind ver'v'scht. 



Th. Stenzel: Zwei Zerbster Münzfünde. 209 

Dieser höchst seltene halbe Groschen ist m. W. noch unedirt. 
Ich betrachte ihn als die Perle unseres Fundes, obgleich die Erhaltung 
nicht schön. Ein abweichender Stempel, im Hzgl. Cabinet zu Dessau 
unter 30»> hat auf der Hf. ^QRß' * ROIi' * UTUP' * hö (nicht IiöRy * 
VTV * JSHIi' * und als Wappenschilde, unter denen 0, das Anhaltische 
Hauptwappen und Aschersleber Schach, also anders gestellt als bei 
obigem Stempel. Rf. M— 0' * ßO' * SK— R— VQIiSIS 1709. 

Dergleichen halbe Groschen wurden auch 1509 zu Köthen 
und zu Bemburg geprägt. 

Ich gebe hier zunächst die Beschreibung des auch seltenen 
Köthenschen halben Groschens von 1509 im Hzgl. Cab. Nr. 30d. 

a. Hf. *enRßS*ROIiF»WLF»FV*2V*7tß, unter den oben 

durch Band verbundenen Wappenschilden, Anh. Hptw. u. 

Aschersl. Schach, ein K. 
Ä/. MO'*ßO'* — K— — Teße'*1709 St. Bernhard mit 

Anhalt. Hauptwappenschild und Lanze oder Fahne. 
Dieser Stempel befindet sich auch in der schönen Erbsteinschen 
Sammlung zu Dresden. Grote giebt im 7. Bde seiner Münzstudien 
S. 490 eine Beschreibung ähnlichen Stempels eines wahrschein- 
lich auch nur halben Groschens, 1509 zu Köthen geprägt. Die 
Beschreibung desselben ist nach dem handschriftlichen Kataloge 
von Mader folgende: 

b. Hf. eORßS . ROIiP . WIL . FV . ZV . Ttß . 2 Schilder . A . 
Rf. MO . HO . KOTEHE 

Trotz meiner grossen Hochachtung vor Mader kann ich doch 
die Vermuthung nicht unterdrücken, dass diese Beschreibung 
eine nicht völlig richtige ist. Ich möchte bezweifeln, dass das 
Madersche Stück WUi hat; es scheint mir verlesen zu sein statt 
WliF; ich entschuldige den Irrthum, denn eine Täuschung ist 
bei den beiden Buchstaben nach W sehr leicht möglich. Selbst 
auf unserer Nr. 1 könnte das unzweifelhafte h auch für I ge- 
halten werden, und ebenso F für h. 

Weiter giebt Grote a. a. 0. die Madersche Beschreibung 
von zwei Stempeln — wohl auch halber — Groschen, 1509 zu 
Bemburg geprägt. 



210 Th. Stenzel: 

c. Bf. W0IiF6Ii2— (wohl zu lesen: GORäS . ROIiF . 

WOIiFG h Z TSSVO 
Rf. MO. ßO. Bernboers (wohl zu lesen : MO . ßO . BaRßBOGQElG 
oder ähnlich?). 

d. Hf. Wlli.her. Va-Anh. (soll wohl heissen GORBS-ROIiP- 

wiiF . hena . V7t . Ttniiv) 

Auf S. 491 erwähnt Grote endlich Dannenbergs Beschreibung 
eines dritten Exemplars, wie folgt: 

e. Ernst Rolf Wlf Fs zu Anh, 

— — — Psip va Anh (s. unten 1.) 

— — — her va Anh. 

Ob Fs bei e. mit Grote FratreS oder mit Dannenberg 
Fürsten zu lesen sei, wage ich nicht zu entscheiden. Da aber 
Ernst, Rudolf und Wolfgang nicht drei Brüder waren, sondern 
fratres et patrueles, vermuthe ich, dass wir uns mit grösserm 
Rechte für die Annahme Dannenbergs entscheiden können. Mir 
scheint auf diesen Münzen nicht das verwandtschaftliche Ver- 
hältnis der drei Vettern, sondern ihre fürstliche Würde hervor- 
gehoben zu sein, wofür das Her ebenso sprechen dürfte, wie das 
FV oben bei b und unten bei f. Möglich wäre auch, dass FS 
ein Druckfehler statt FV ist. 

Ich kann mir's nicht versagen, an dieser Stelle drei im 
Hzgl. Cabinet unter Nr. 31^^" befindliche halbe Groschen, 1510 
zu Bernburg geprägt, zu beschreiben. 

f. Hf. GQRß ♦ ROIiF * WLF ♦ FV^ZV^TOl ♦, zwei WappenschUde, 

Anh. Hptw. u. Ask. Schach, unten Lilie. 
Rf. .MO'*ßO*B— a-ReOttBO'» 1710 St. Bernhard, eine 
Fahne haltend. (Hzgl. Gab. Nr. 31*.) 

g. Hf &ßSV »ROL' • . LF' ♦ PRI • 700 • TimC • wie zuvor. 

Rf M— 0'*ßO'*Ba— R-ßeOBOR'» 1510, St. BemL 
mit Lanze. (Hzgl. Gab. Nr. 31^) 

h. Hf GGRR'ROL'WLP»PRI + KD + KßIi'+, also nur wenig 
abweichend von g. Die Wappenschilde zeigen andre 
Stellung zur Umschrift. (Hzgl. Gab. Nr. 31«.) 



Zwei Zerbster Münzfande. 211 

i. Ein Ex. im Univ.-Cab. zu Leipzig hat auf der HJ. hQR -VA- 
AU • (?), sonst aber stimmt es mit dem Stempel unter f. (Hzgl. 
Gab. 31») überein. 
k. Schliesslich bemerke ich noch, dass das Hzgl. Gab. unter SO*" 
einen Abdruck von einem halben Bernb. Gr. von 1509 hat. 
Hf. aRa»ROIiP+W'..FV..Äß'-, sonst wie f. 

Rf. leider sehr verwischt — R— KBOR 1709. 

Der Stempel scheint also anders zu sein als die unter c— e 
oben erwähnten. 

Der Vollständigkeit halber gebe ich noch Freund Dannen- 
berg's mir gütigst mitgetheilte Beschreibung seines halben Bernbg. 
Groschens von 1509. 

1. Hf. aRß ROIi WliF * PSIP * Vr * Kßli 
Rf. MO*ßO»BGnR— ß— BORÖJttS 1709 
Auf dem im Königl. Gab. zu Berlin befindlichen halben 
Groschen ist leider die Jahrzahl verwischt, 
m. Hf eGRß*R0IiF*W'..FV*ZV*7mii* 
Rf MO' * ßO' * BS . ßöBORa . . . . 
Vgl.Wiener Zeitschr. II S. 523. Welche Stücke Mader IV S. 166 
gemeint sind, steht dahin, da nur die beiden Hpts. erwähnt sind : 
n. GGElBS.ROIiF.WIL.FV.2V.7m 
0. SRXaS • ROIiF W\h • höR • VÄ • Äfili 
Letzteres Stück ist vielleicht = d oben. 
Endlich hat das Königl. Gab. zu Dresden folgende drei 
Stempel von Bernb. halben Groschen von 1509 und 1510 
p. Hf BRß'^ROL^WLF^IiaR-VÄ^ÄßH oder h 

Wappenschilde von Anhalt und Aschersleben unter denen 
ein Adlerskopf. 
Rf Umschrift endigt BQ-R— ßBOaßS 1709. 
q. Hf G0Rß«ROLF«WOLF"(?)FV"2V*mft«, unter den beiden 
Wappenschilden eine Lilie. Sonst = m (Berlin) und n (?). 
r. Hf GGRß-ROL-W'LF^PRI'TtD^TmiiO;, unter den Wappen- 
schilden die Lilie. 
Rf MOßOBaRaß.. 1710 
wenn ich die etwas undeutlichen Exemplare richtig gelesen habe. 



212 Th. Stenjsel: 

II. Mansfeld. 

Nr. 2. Halber Gr. von 1511. Abweichend von dem in meinen 
„Beiträgen zar Mansf. Münzkunde^ S. 11 oben erwähnten 
Stempel. 

Hf, oi^iONEToNOVÄoCOoDO FE 

i?/. o°o SäHQTVS cgo 6E0RIVS 1511 — 
Seit Herausgabe meiner „Beiträge^ vor neun Jahren habe 
ich übrigens noch elf Stempel von halben Groschen aus dem 
Jahre 1511 kennen lernen. So besitzt z. B. das Eönigl. Gab. 
zu Dresden sieben, das Üniv.-Gab. zu Leipzig vier verschiedene 
Stempel. 

Nr. 3. Halber Groschen von 1514, abweichend von dem in der 
Numism. Ztg. 1871, S. 41, Nr. 2 von mir veröffentlichten 
Stempel, welchen der im November 1870 zu Grochewitz 
in Anhalt gemachte Fund brachte. 
Hf, MONEToNOVAoDOoDEoMANSFEIiT, vier- 

feldiges Wappen. 
Ä/. oSANCTVSo6E0RIVSoMIIiESol514 St Georg 
von der 1. S., sein Schwert über der r. Schulter. 
Diesen Stempel fand ich auch unter den drei verschiedenen, 
welche das Königl. Gab. zu Dresden hat* Das Univ.- Gab. 
zu Leipzig hat auch zwei verschiedene Stempel. 

Den Dresdener Stempel mit MDüS statt MDjES hat Herr 
von Kretschmar in Berlin. 
Nr. 4. Groschen von 1514 = Nr. 144 des zweiten Grochewitzer 
Fundes, den ich bei v. Sallet IX, S. 62 beschrieb. Auch 
im Königl. Gab. zu Dresden, das fünf verschiedene 
Stempel hat, während in Leipzig nur zwei sind. 
Nr. 5. Groschen von 1515 =r Grochewitz 146. Auch in 
Dresden unter drei verschiedenen Stempeln, die auch 
Leipzig hat. 
Nr. 6. Groschen von 1516 ^ Grochewitz 147. Aach anter den 
zwei verschiedenen Stempeln in Dresden, und unter den 
vier verschiedenen des Leipz. Univ.-Cabinets. 



Zwei Zerbster Mflnzfande. 213 

III. Brandenburg. 

Nr. 7. Groschen von Johann Cicero von 1496 = Henckel 146. 
Die Wappen sind hier anders gestellt als bei v. Saurroa 64. 

Nr. 8. Halber Groschen desselben von 1496 = Henckel 148. 

Nr. 9. Halber Groschen von Joachim, o. J., zu Brandenburg 
geprägt. Abweichend von Henckel 169. 
Hf.^o lOAQ o (also a statt C) öli o MARB o (sie) 
. BRANDS 
Rf, MON - HOTt (ohne V) - BRAH - DQH — 

In den mir vorliegenden Verzeichnissen finde ich diesen 
gewiss sehr seltenen Stempel nicht. 

Nr. 10. Groschen von Joachim und Albrecht von 1500. Ab- 
weichend von Henckel 182. 
Hf. * lOTtaii QT TtliB ffiTtRQIi BRTtßÖG 
Rf, 4", sonst wie Henckel 182, wovon sich dieser Stempel 
durch das anders geformte Blatt, sowie durch das 
zwischen den Namen der Brüder eingeschobene QT 
unterscheidet von H. 182. Die Stellung der Wappen 
ist wie bei der Abb. in v. Saurma zu Nr. 92. 

Nr. 11. Groschen der Brüder von 1501, abweichend von Henckel 
191, da dieses Stück lOKQIifla hat, unsres aber lOÄQIiKß 
wie Henckel 192—194. 

Nr. 12. Groschen von Joachim von 1506. (Zu Angermünde ge- 
prägt??) Nicht bei Henckel, abweichend von den zwei 
verschiedenen Stempeln bei Reiche] 679 und Ad. Weyl 
(1877) Nr. 226. 

Hf. « o lOTtaWSR DGa . (SKR ffiKR' BRKßDQ' 
Rf. ffiOßaT o ßOVK o 2!R6öJttT o KKßO 1506 

Ich bemerke noch, dass sich auf der Rf. zu Anfang der 
Umschrift der Adlerschild und ihm gegenüber der HohenzoUern- 
schild befindet. Das einfache Kreuz ist also hier liegend oder 
schief, nicht stehend oder gerade — unter dem Anfang der 
Umschrift dargestellt. 



214 Th. Stenzel: 

Nr. 13. Berliner Groschen der Brüder von 1508. 

Hf. =Koehne, Münzwesen der Stadt Berlin, S. 56 u. 

57 c. I, Nr. 3. Ä/. nicht bei K. ; von Nr. 4 nur dadurch 

abw., dass unser S am Schluss der Umschr. richtig steht. 
„ 14. Dergl. = Köhne ib. c. 2, Nr. 1. 
„ 15. Dergl. von 1509 = Köhne S. 58. 59 d, Nr. 3. 
„ 16. Dergl. von 1509 = Köhne a. a. 0. d, Nr. 14. 
„ 17. Dergl. von 1510 =ib. e, Nr. 13. 
,, 18. Dergl. von 1513, abw. v. Köhne S. 60 h, Nr^ 1, denn 

unser Stück hat auf der Hf. 'aiOeo 
„ 19. Berliner Groschen Joachim's von 1517 = Köhne S. 6i, 

2, Nr. 4. 
„ 20. Dergl. von 1518, ib. f, Nr. 6. 

„ 21. Frankfurter Groschen der Brüder von 1508 =Henckel219. 
„ 22. Dergl. von 1509, von Henckel 226 abweichend 

Hf, = Henckel 226 

i?/. 8 flaoaa o »ovä o FR^ßaroRDaiis 8 1509 

„ 23. Dergl. von 1511 = Henckel 237. 
„ 24. Dergl. von 1512 (?) von Joachim allein. Nicht bei Henckel. 
BJ, CCoIOKaoPoaiioMKRQoBRTtliDBVR 
i?/. MOH(?) o no o FRTmaFORDE o 151Z (wie mir 
scheint). St einfaches Kreuz mit den 4 Wappen, 
Adlerschild unter der Jahreszahl; ihm gegenüber der 
Hohenzollernschild. 
„ 25. Dergl. der Brüder von 1513. Nicht bei Henckel und 
Fonrobert. 

Bf, (r8iOÄao2ojaiB'ojn7tRaoBRrai..vR'o 
Rf, o jßoaa o ßov2t o FRTSßaFORDansis o 1513 

„ 26. Frankfurter Groschen von Joachim von 1513 •=» Henckel 

253, Fonrob. 228. 
„ 27. Dergl. von 1515 = Fonrob. 230. 
„ 28. Dergl. von 1517 = Henckel 270. 
„ 29. Krossener Groschen der Brüder v. 1512(?) zu Henckel 244. 
,, 30. Dergl. von Joachim von 1514. Abweichend von Beichel 

710. Nicht bei Henckel. 



Zwei Zerbster Mflnzfunde. 215 

Hf, * o lOTteiM (sie !) . aii . flttTtRQ o BRTtßDBVR 
Rf. 8 ffiOöö o ßOVÄ o KROSSQfiGüaSI o 1 51 7 Lilien- 
kreuz, liegend, mit den 4 Wappen. 

Nr. 31. Stendaler Groschen der Brüder v. 1510 = v. Saurma 123. 

„ 32. Dergl. von 1511=Henckel 241. 

„ 33. Dergl. von 1514 = Henckel 255. 

„ 34. Dergl. von 1515 von Joachim allein = Henckel 259. 

„ 35. Dergl. von 1517= Henckel 271. 

IV. Sachsen. 

„ 36. Groschen von Friedrich, Albrecht und Johann von 1492 

= Goetz 3960. 
„ 37. Dergl. von 1496 = Goetz 4051. 
„ 38. Dergl. o. J. = Goetz 4032. 
„ 39—41. Groschen von Friedrich, Georg und Johann = Goetz 

4117. 20. 21. 
„ 42 — 47. Groschen von Friedrich, Johann und Georg = Goetz 

4238. 46. 74. 97. 4316. 32. 
„ 48—53. Pfennige von Ernst und Albert = Goetz 3910—16. 



V. Goslar. 

a. Matthiasgroschen. 

54. Hf. oHOHflTKoNOVKoGOSIiQH Adler. 

Rf. STtQTVS (also ohne H) — oMjjth . . . S. Matthias. 

55. Hf. ?^ MOaaTÄ ^ ßO VÄ ^ GOSIiJOU ?^ 
Rf S7t : . TVS — M75TIiEn;S 

56. Hf ®$ROßaTÄonOVÄo60SIi75RI 
Rf SKßQT - JßKTHiroS 

57. Hf oMOHaTTtoHOVÄ ....äRI 

Rf STtHTS (also ohne C u. V) oMÄTHTtS (ohne I). 

58. Hf ^ SßOHaTÄ ?^ ßO . . . OSLKRI 8 
Rf STtßQTV - . . . MRA 

59. Hf . MOHaTTt ♦ ßOVTt * GOSIiTOUa 
Rf SÄßQTV — MTtTMAS ♦ 



11 



n 



»1 



»1 



»1 



11 



Zeitschrift far Nnmisnutik. XVI. 15 



216 Th. Stenzel: 

Nr. 60. fi/: %°MOnQT7SßOV75 60SL2tRia 

Rf. sjmoTv-ojßmrHDtö 

„ 61. Hf. * MOßflTTt * aOVJt * GOSIilTCRia 

Rf. STtßQTV • — MTSTMTtS 
„ 62. Hf. v. MOftQTK • ßOVÄ • GOSIilTCRiaß 

Rf. STSßQT — JBKTIJäS o 
„ 63. Hf Ä . OU&t'K'k UOVK-k QOShlimei (Q u. ß zus.). 

Bf. SAßQT V — MÄTWTtS * 
„ 64 a u. b. Hf o jßOHÖT2t o HOVTT .... LJtRIQH' 

Rf STTHQTVS — o SttKTIimS ; b. hat H. 
„ 65. Hf ^n VK . GOSLKRiaßS 

Rf SJi MTSTMÜIS 

„ 66. Hf o M0HGnr2t o HOVJt o GOSIiKRiaHSIS 

Rf SnHQTV o — o MKTHmS 
Diese Matthiasgroschen weichen sämmtlich ab von den 
Stempeln, die wir bei Cappe finden. 

b. Mariengroschen. 

Nr. 67. von 1507. Hf u. i2/: = Cappe 304, also 

Hf • MOßQTTt • ßOVn • GOSIiJmiaß • 170A 
Rf M2JRIA • MK - T • GRKQia 
„ 68. von 1509. Hf MOßaTITC » ßO » GOSIiJORiaßSIS ... 09 

Rf wie bei 67. 
„ 69. von 1510. Hf MOHaT' ßO • GOSS (sie!) LÄRiaßSIS 

1710 
Rf MTOIIMAT — T ♦ 6R7taia Maria ohne Mondsichel. 

„ 70. von 1511. z?/: MOßaTK ♦ fiovjt • 60SI (sie) MEuans 

1711 

Rf nJiRm » MA — T • GRTSOia, ohne Mondsichel. 
„ 71. von 1513. fijr. MOßaTKoßOVKoeOS..Riaßl718* 

Rf wie bei 70. 
„ 72. von 1514. i?/: MOßaTÄoßOVKoeOSLnRiaß 1714« 

Rf wie bei 70. 71. 
„ 73. von 1515. fi/*. MOßaT ßO ßöSLTOEUaßSIS 1717 

Rf wie bei 70—72. 



Zwei Zerbster MOnzfunde. 217 

Nr. 74. von 1518. Hf. MOßQTTt « ßOVK >* GOSIiÄRieüft 1718 

Rf. wie zuvor. 
„ 75. desgl. fl/. MOKQTÄxßO*60SIiKRiafiSIS1718 
i?/I wie zuvor. 

c. Matthiaspfennig. 
„ 76. 0. J. = Bode VII, 10. Cappe 398. VI, 68. 

VI. Erzbisthum Magdeburg. 

Nr. 77. Halber Groschen des Erzbischofs Ernst, zu Leuckfeld 

Nr. 37, § 35. 

Rf. S....A — V — RIOI'oDVXo 

Im zweiten Grochewitzer Funde 161*. v. Sallet IX, S. 66. 
„ 78. Dergl, abw. Stpl. Ä/. SQTSMA— Ä — VRI — CVS 

DVX, also wohl = Goetz 2507. Num.Ztg. 1853 S. 54 Nr.3. 

Dieser Stempel war auch im ersten Grochewitzer Funde. 

Num. Ztg. 1871. 

B. Der Pfennigfund. 

I. Erzbisthum Magdeburg. 

Nr. 1. Hohlpfennig des Erzbischofs Johann (von 1464 — 1475) 
= Wiggert bei Hoflfmann Nr. 56. Dieser Pfennig möchte 
wohl das älteste Stück in den Zerbster Funden sein. 

II. Stadt Lüneburg. 

Nr. 2. Blaflfert. Zweithürmiges Thorgebäude mit durch ein 

Gitter geschlossenem Portale. Zwischen den mit je drei 

Zinnen besetzten, nach oben sich verjüngenden Thürmen, 

der in natürlicher Stellung nach links gehende, die rechte 

Vorderpranke erhebende Löwe. Die Mauerfiigen liegen 

vertieft. Rand mit 24 Strahlen. 

Noch ehe ich den Aufsatz des Herrn M. Bahrfeldt in Ad. 

WeyPs Berliner Münzblättem Nr. 53 vom Jan. 1885 kannte, ver- 

muthete ich, dass dieser Blaflfert, der mich gleich beim ersten 

Erblicken an den bei Bode VIH, 1 abgebildeten erinnerte, wohl 

nicht nach Hannover, sondern nach Lüneburg gehöre, weil 

15* 



218 '^' Stenzel: Zwei Zerbster Münzfunde. 

demselben das jenem charakteristische H und das Kleeblatt 
Hannovers fehlt. 

Nachdem ich nun jenen trefflichen Aufsatz gelesen, glaube 
ich meine Zutheilung wagen zu dürfen. Die beiden Exemplare 
unseres Fundes sind nur ein wenig grösser und von etwas ab- 
weichender Zeichnung bei den Thurmspitzen als Nr. 29 a. a. 0. 

III. Stadt Braunschwelg. 
Nr. 3. Löwenpfennig = Bode VI, 4. 

IV. Stadt Lübeck. 

„ 4. Blaffert. Doppeladler, Strahlenrand. Schellhass 176. 

V. Stadt Hamburg. 

,, 5. Blaffert. Burg in deren Thor das Nesselblatt. Strahlen- 
rand. Gaedechen 1263. Schellhass 114. Das Stück ist 
offenbar ein Zeitgenosse von Nr. 2. 

VI. Stadt MUhlhausen. 

„ 6. Einseitiger Pfennig = v. Posern XXVI, 28. 

VII. Stadt Nttrdiingen. 

„ 7. Einseitiger Pfennig = Goetz 8600. 

VIII. Grafschaft öttingen. 

„ 8. Einseitiger Pfennig von 1534. 

IX. Herzogthum Braunschwelg. 

„ 9. Dreier oder Körtling des Herzogs Erich n v. Calenberg 
von 1555 = Kniph. 88. 
Ich schliesse mit diesem Stück, da es das jOngste MOnzchen 
der Funde sein dürfte. 

Th. Stenzel. 



Sternbilder als Münztypeii. 

Tafel X. 



A) Die Münztypen der Stadt Mallos in Eilikien. 

Vor einiger Zeit hat Herr Dr. Imhoof in einer Abhandlung 
eine ansehnliche Beihe von Münzen der Stadt Mallos in Eilikien 
zusammengestellt, und dieser Stadt mit vollem Hecht eine Menge 
wichtiger Münzen zugewiesen, die bisher unter verschiedener Be- 
zeichnung aufgeführt wurden '). Die ältesten derselben gehören dem 
VI. und V. Jahrhundert an, und zeigen einige Gepräge, die bis jetzt 
ganz räthselhaft geblieben sind. Ich meine jene Münzen, die als 
Gepräge eine geflügelte Frau aufweisen, welche nach rechts oder 
links eilt, mit Kranz und Gaduceus in der Hand (Tafel X, Nr. 
1 — 11). Die Rückseite zeigt einen konischen Stein, welcher 
einige Male von zwei kleinen nach seiner Spitze hin gebogenen 
Ärmchen geschmückt ist (Tafel X, Nr. 1—5). Neben diesem Typus 
sind dargestellt: 1. Zwei punktirte Gegenstände, genau wie 
Weintrauben aussehend, aber mit den deutlichsten Umrissen 
zweier Tauben ohne Füsse (Tafel X, Nr. 1—5). 2. Diese 
Trauben-Tauben sind auf anderen gleichzeitigen Münzen durch 
wirkliche Trauben ersetzt (Tafel X, Nr. 6, 7). 3. Neben diesen 
Tauben oder Trauben findet sich das Symbol V (Tafel X, 
Nr. 3, 5, 6 und 7). 4. Auf anderen fehlen die Trauben oder 
Tauben; an ihrer Stelle stehen die Symbole V und r (Tafel X, 
Nr. 9—11) oder J und { (Tafel X, Nr. 8). 5. Einige Mal findet 
sich auf dem konischen Stein das Symbol ^ (Tafel X, Nr. 6) 
oder ein • (Tafel X, Nr. 9). . 



1) Imhoof-Blumer, MalloB Megarsos et Antioche du Pyramos; in 
Annuaire de la Society fran^se de numismatique et d*arch^ologie Bd. VIL 
Paris 1883, S. 89— 127, Taf. 1—2, und Monnaies Grecques S. 356—361. 



220 Johannes N. Svoronos: 

Alle bisherigen Erklärungen dieser Typen und Symbole sind 
nicht als sicher angenommen. Imhoof hat die verbreitetste und 
wahrscheinlichste Ansicht, nach der der konische Stein und das 
Symbol V Symbole des Dienstes der Arstarte seien, angenommen. 
Wir möchten eine vollständig abweichende Erklärung vorschlagen. 

Um zu einer sicheren Erklärung der Prägbilder einer Stadt 
zu gelangen, ist es unumgänglich nothwendig, zu wissen, woher 
ihre Bewohner stammen, und unter dem Einfluss welcher Mythen 
sie stehen. Nun ist Mallos gegründet von Amphilochos und 
Mopsos, den Söhnen des Apollon und der Priesterin Manto^). 
Diese Manto steht in enger Beziehung zu Kreta. Sie ist die 
Tochter des berühmten kretischen Sehers Polyidos'), und die 
Gattin eines Kreters, Rhakios, der eine grosse Ansiedelung von 
Kretern nach dieser Gegend von Kleinasien führte, wo er sich mit 
Manto vermählte ^). Diese kretischen Ansiedler hielten sich für die 
ersten Hellenen, die nach Karien und dessen Nachbarländern ge 
kommen ; und Mopsos selbst ist nach anderen nicht der Sohn des 
Apollon, sondern der des Bhakios selbst und der Manto ^). Die Sage, 
nach der er ein Sohn des Apollon war, entstand wahrscheinlich 
daraus, dass Manto eine der ersten Priesterinnen des Delphischen 
Gottes war, die von Kreta nach Delphi gekommen sind^). Nun 
finden wir aber nach diesem Mopsos, der die Karer vollständig 
aus dem besetzten Lande vertrieb, in der Nähe von Mallos zwei 

• 

Städte benannt: die Moxpov Kqf^vm und Mdfpov ^Eatia. Rings 
um Mallos finden wir noch eine Menge geographische Namen 
kretischen Ursprungs, z. B. Korykos, Sarpedon, Anchiale, Lamos, 
Aegaeae, Issos u. s. w. Selbst der Name des Flusses, an dem 
Mallos gelegen, scheint kretischen Ursprungs; denn Pyramos ist 
wohl derselben Ableitung wie Pyranthos und Pyrasos in Kreta*). 



1) Strabo c. 675 und 676. 

2) Pausan. I, 43, 5. Nach einer anderen Sage ist sie die Tochter des 
Sehers Teiresias. 

3) Pausan. VH, 3, 1 ; XI, 33, 2. 

4) Pausan. YII, 3, 21. 

5) Vgl. Hym. Hom. ad Apoll. Delphinium und Hoeck, Kreta. 

6) Steph. Byzant. v. UuQay^os und ni^acog. 



Sternbilder als Münztypen. 221 

Endlich haben wir in Kreta nicht nur eine St&At UfKfifidlhov 
oder ^^fKfifialla oder l^[jb(pi^aXXog "), deren Lage nicht feststeht, 
sondern auch nicht sehr weit von Rhaukos — die wahrscheinlich 
nach Rhakios, dem Vater des Mopsos und Amphilochus genannt 
war — eine Stadt MdXka^ aus wichtigen Inschriften und Mttnzen 
bekannt, mit einem Tempel des Zeus '). Es ist also kein Zweifel, 
dass die kilikische Mallos eine kretische Kolonie war. Wir 
haben noch einen zwingenderen Beweis. Die Münzen von Mallos 
tragen die Legende MAP oder MAA, weshalb sie sehr ver- 
schiedenen Städten zugeschrieben waren, z. B. Marion in Cypern, 
Marathos u. s. w. Imhoof theilte sie, bewogen durch eine Münze 
des Berliner Münzkabinets, deren Legende er zuerst MAPAOTAN 
las, dem bekannten Namen der Einwohner der Stadt MaXlfaxai^ 
und überhaupt wegen der Prägart und der Typen der Münzen, 
alle der Stadt Mallos zu. Der Wechsel von A und P, der 
meines Wissens bei den übrigen griechischen Dialekten ziemlich 
selten vorkommt, ist im kretischen ganz gewöhnlich. So heisst 
z. B. eben der Vater des aus Kreta stammenden Gründers der 
kilikischen Stadt ^Pdx^og oder ^äxtog ^). Nach Hesychius sagten 
die Kreter Idx^ für ^äxij; wir haben auch laxlg und kaxiCfo für 
^axig und ^axiZco; aXQocg und ßQnv, für äx^dg und ßknv; auf 
einer kretischen Inschrift cc(paiQ^tai für äifaiXrjtai u. s. w. ^). 
Boeotien selbst, wo das Wechsel zwischen P und A am meisten 
vorkommt, hat in uralten Zeiten kretische Kolonisten bekommen, 
und zwar in Tskfiijaög, die auch TsQfifjaog heisst^). 

Wenn nun das kilikische Mallos eine kretische Kolonie ist, 
muss man, glaube ich, die Gepräge seiner Münzen aus der 
kretischen Mythologie erklären und jene der barbarischen Völker 

1) Strabo X, 475. — Stephanus Byzant. 'J/n(ft/Lic(kXtoy. — Plin. IV, 12, 
59. — Ptolem. DI, 17, 7. 

2) Svoronos, Zeitschrift für Numismatik Bd. XIV, S. 77—80. 

3) Athen. 7, 297 e, 298 a. 

4) y. Kleeman, Reliquiarum dialecti creticae. Balis 1872, S. 30 und 39. 
— Nicand. Ther. 512. 

5) Welcker, Eine kretische Kolonie in Theben. — Imhoof-Blumer, 
Böotieu 1873, S. 23 und 24. 



222 Johannes N. Svoronos: 

Asiens ausser Betracht lassen. Die Griechen errichteten in 
allen Jahrhunderten Ansiedlungen in Gegenden, die von der 
Mutterstadt weit entfernt waren und bei ihnen ganz fremd- 
artigen Völkern, ohne indessen je ihre Beligion und angestammte 
Sitte aufzugeben oder wesentlich beeinflussen zu lassen — und 
dies natürlich vor allem unter barbarischen Stämmen. Da nun 
in der kretischen Mutterstadt Malla Zeus überhaupt verehrt war, 
so ist es das natürlichste, zuerst auf den ältesten Münzen der 
Tochterstadt Mallos den Einfluss derselben zu suchen. 

Der formlose oder pyramidenförmige Stein ist, wie überall 
richtig erkannt, einer der ßaltvXoi Xix^oi^ der heiligen Steine, in 
deren Gestalt die Griechen alle ihre Götter verehrten : Photius ') 

berichtet ,,tcov ßaniiXcop aXlov äXXta äpdxetö^at^ Kqovff^ Jkt 

*HXl(a xat totg dXXotg.^^ Pausanias') erzählt uns, dass zu Pharae 
in Achaia sich 30 derartige beilige Steine fanden. Er sagt 
j^tovtovg (SißoviSkV oi OaqsXg ixätnta ^sov tivog ovoyM iukXiyov^ 

teg.^^ Mit welcher Gottheit finden wir aber diese Steine am engsten 
in Beziehung stehend? Das Lex. Ehet. sagt'): BaltvXog Xi^og: 
jfOvzfag ixaXtilzo 6 dod^elg tä Kq6v<f apii xov JkogJ"^ Zu Delphi 
stand ein solcher Stein, welchen man für denjenigen hielt, denEronos 
statt des Zeuskindes verschlungen und wieder ausgespieen hatte, 
und den man ßaitvXog nannte 0« Dies passt vorzüglich zu der 
Sitte der Alten, als ßaltvXot nicht den ersten besten Stein zu 
verehren, sondern die vom Himmel gefallenen Meteore — eine 
Anspielung auf das Ausspeien durch Eronos d. h. den HimmeL 
So ist also der BaixvXog eng mit der Geburt des Zeus- 
kindes in Kreta in Beziehung. Wie steht es nun aber mit der 
Etymologie des Wortes ßaitvXog'i Wenn der Stein derjenige 
ist, den Kronos nach der sehr alten kretischen Sage^) an- 
statt Zeus verschlang, so scheint es uns, dass man jede Ableitung 



1) BibUoth. S. 1063. 

2) Vn, 22, 8. 

3) Bekker Anecd. Graec. I p. 222. 

4) Pausan. X, 24, 5. — Ilesych. v. Baitvko^, 

5) Hesiod. Theogonie v. 492—500. 



Sternbilder als Münztypen. 223 

aus den syrischen oder phönizischen Sprachen bei Seite zu lassen 
und die Erklärung vor allem im kretischen Dialekt zu suchen hat. 
Nach Hesychius nannten die Kreter ßatxay die Ziege (t^v 
afya); ßaixa ist aber im kretischen Dialekt, der häufig die 
Buchstaben x und z vertauscht (z. B. yivxtog und yivttog)^ das- 
selbe wie das gemeingriechische ßaita und ßaiti^. Nun sagt uns 
der Etymologist: BahvXog ixki^d-tj ö U^og 6V ävtl J^og o Kqo- 
vog xatsnisv slQfjiai di ou ^ Pia ßaitijv aiyog Cnaqyavdaaaa 
i(a Kqövo} dsöcoxs, Baixti di Crifiaipet i^v dufx^iqav, naqcc %6 

ßaixri^ ßaijvlog."' BaitvXog also bedeutet nichts anderes als 
den mit dem Ziegenfell umhüllten Stein. 

Dass in diesem Stein nicht nur einfach der Stein verehrt 
wurde, der das Zeuskind vertrat und rettete, sondern Zeus 
selbst, geht nicht allein aus der Thatsache hervor, dass er oft 
Jiiipvxog iit^og** und, speciell in Lakonien, Zsvg hiess^), sondern 
vor allem aus folgenden Gründen. Zeus wurde unter dem Namen 
Kdciog besonders in zwei Ländern verehrt. In Korkyra, dessen 
älteste Münzen, wie wir bald bei einer anderen Gelegenheit zu be- 
weisen hoffen, das symbolische Bild der Ernährung des Zeus 
durch eine Kuh aufweisen, während die jüngsten den thronenden 
Zeus mit der Umschrift ZEYC KACIOC zeigen*); und in Seleukia, 
einer Stadt gegenüber und in nächster Nähe der Stadt Mallos 
in Kilikien liegend. Auf den von dieser Stadt geprägten Münzen 
sehen wir als Prägbild einen ähnlichen Stein, wie auf den 
Münzen von Mallos, und, was wichtig ist, umgeben von der In- 
schrift ZEYC KACIOC). Also ist dieser Stein sicher ein Idol 
des Zeus selbst. So viel ich weiss, ist die Etymologie des 
Wortes Kda^og bisher nicht erklärt. Nach Hesych aber bedeutet 
xdaaog ^'^iidxiov naxv xal tqaxv ntqißoXaiov ^y\ Nach Arka- 
dius^) ist xaa^g „rö mlfAtov Ifiduo}^''' und xdaag war ^^dfKfndntjg 



1) Pausan. III, 2, 1. Roscher's Lexicon, v. Baitylos. 

2) PoBtolaka, Kuxdkoyog liav yo/LttCfidttav tiav ytjctoy KiQxvgas OtC. — 
Catalogue of the British Museum; unter Kerkyra. 

3) Roscher's Lexicon der Mythologie I. c. 

4) Hesych s. v. xucaog, 5) 24, 1. 



224 Johannes N. Svoronos: 

xal niXartcc,^^ Nach Eustathius ^) ovlot Tcintjveg ^ ol d aaste xal xqi-^ 
XoaxoL onoXa td xoipcSg insvx^a. Nach Ducange : inevxia sind %ä 
and dvw fAsquiv fisfiaXkwfiiva^'' Endlich heilt zu Tage nennt 
man in Griechenland inevx^a die aus Ziegen- oder Schaafhaaren 
gefertigten Teppiche. Nach alle dem ist also etymologisch ßai- 
TvXog gleichbedeutend mit Zeus Kda^oq^ d. h. der von einem Fell 
umwickelte Meteorstein. 

Da der Vorschlag einer solchen Erklärung des Münzbildes 
von Mallos den Nachweis bedingt, dass die betrefifenden Symbole 
auch wirklich zu dem Sternkultus ^) der Griechen gehören, so 
wollen wir versuchen, auch hierfür den Beweis anzutreten. 

Wie die Sage berichtet, ist der in Kreta geborene Zeus in 
seiner Kindheit von verschiedenen Thieren ernährt worden, 
namentlich von der Ziege, Bienen, Adler, Schwein u. s. w.'), 
die später von dem dankbaren Gott als Sternbilder am Himmel 
verewigt wurden. Unter jenen Thieren finden wir auch die wilden 
Tauben {niXuat). Schon Homer sagt bei dem Bericht über die 
Symplegaden^): 

%f^ fup t' ovdi nottjtd naqiqxstat oidi niXeicu 
tQtJQcoysgj tat t' äfißQoalijp Jht naxqi ifiqovc^ 

Moiro*), eine Dichterin, die ungefähr 300 v. Chr. lebte, sagt: 

Z%vg 6' oq' ipl KQi^tfi tgiyefo (J^yag, oid^ äga %ig v$y 
^€ld€k (AaxaQdov. 6 d* ai^sTO näfSk (lilsda^' 
%6v fiiv aqa tQiJQioveg vno J^ad^iw %qdffov avzqm 
dfißQoaUiv ipoQiovacu drC ^Qxeavolo ^odvav. 

Dasselbe sagte Krates*). Auch nach Asklepiades von Myrlea 
war der Glaube an die Ernährung des Zeuskindes durch Tauben 
eine allgemein verbreitete^). Endlich eine Grabara zeigt neben 



1) Schol. Iliad. p. 1056, 63. 

2) Bekanntlich pflegten die Griechen die Meteorsteine für Sterne sa 
halten. 

3) S. die Gitate onten. 

4) Odyssee 11. 62. 

5) bei Athen. 497 b. 

6) S. Athen. 490. 

7) Athen. II p. 489. Eastath. Schol. Iliad. 1486. 



Sternbilder als MOtistypeii. 225 

der den Zens säugenden Ziege zwei Tanben'). Diese Tauben 
sind Ton Zeus zu dem bekannten Sternbild der Plejaden ver- 
wandelt'). 

Die symbolische Darstellung dieses Sternbildes sind, wie ich 
glaube, die auf unseren Münzen enigmatische Traube- Taube. 
Denn — was uns jeden Zweifel darüber löst — das Stern- 
bild der Tauben, über dem den Zens vorstellenden Stiere, 
hiess auch Traube „fioV^v;, Öit nislovg öftov xsTyrat'^*). Wirft 
man einen Blick auf die Sternkarte*), so sieht man in der That 
oberhalb des Stieres sieben dicht bei einander stehende Sterne, 
die etwas wie eine förmliche Traube bilden. Dies fiel schon 



^-s^m s 



^' ^ % 

den alten Griechen auf; und so sagten sie denn von ihnen, sie 
wären „^At^a näaai" (Arat) oder ßotQvoi dix^v nQoaavtatt- 
xXtftivat — aifödqa nX^aiov äXX^Xmv — ov dumiömt — a^qöaf 
onov ÖQäfifvai (Schol. zum Arat). Die Lateiner nanoten sie 
„glomerabile sidus"') oder „Pleiadum globi"*). Heut 

1) Overbeck, Kunstmythologie Bd. IL, S. 329. Abgeb. bei Pistolesi, 11 
Vatic. Bd. V, Taf 6G2. 

3) Tergl. Hoiro I. c — ÄratuB Phaenom. r 364 — Homer Odyss. £ 
278; Iliu B 622; — Heeiod 0. 383, 572, 615 und 619. — Eine Uenge 
anderer Citate s. bei Athen. 490. — Vgl. auch Robert, Eratoatbeoia Catasteria- 
mornm reliquiae; Berlin 1878; S. 28. — Hygin 14—23. — Schol. Germ. 
8. U9, 17; — ATienus v, 582—597; — Ovid. Fast. t. 177 u. ■. w. 

3) Schol. niad. X 486. 

4) M. von Littrow, die Wunder dea Sternbimmela. 
51 Manilios S. 96. 

6) Valeriua Flaccus 1. T. 



226 Johannes N. Svoronos: 

ZU Tage nennen sie einige Völker „die Zusammengebun- 

dene'^O- 

Ich glaube um so mehr, dass die Symbolik der Griechen 

dies Sternbild mit der Idee von Tauben und Trauben vereinigte, 
als der Anfang dieses Sternbildes ihnen den Anfang des Sommers 
{x^iQovg agx^v) anzeigte'), wie sein Untergang den Anfang des 
Winters {x^i^M'^^og ccqxijp) bezeigte, wie die wilden Tauben {iqij- 
Qdoveg niXiah im Neugriechischen ayqionsqlatsqa) und die Beeren 
der Weintrauben beim Anfang des Sommers erscheinen, um mit 
dem Anbruch des Winters zu verschwinden. Ferner giebt uns 
die Traube den Wein und die Tauben ernährten das Zeuskind 
mit Nektar, was nach Röscher nichts anderes ist als Wein'). 
Von den vielen Beispielen, die ich hier noch anfuhren könnte, 
will ich nur noch eines erwähnen. Bekanntlich giebt es eine 
Beihe Münzen der Insel Keos, die den Stern Sirius darstellen 
(Taf. X, Nr. 18—21). Daneben kommen andere Münzen derselben 
Insel vor, deren Typus eine Traube stets von einem Stern 
begleitet ist (Taf. X, Nr. 22— -23), um zu zeigen, wie ich glaube, 
dass die Traube nicht als das Bild einer natürlichen aufzufassen 
sei, sondern als dasjenige des Sternbildes Botrys, d. h. der 
Plejaden. Die nämliche Interpretation könnte man sehr wohl 
auf den Typus einer grossen Anzahl anderer griechischer Münzen 
anwenden, wo neben oder anstatt einer Traube eine Taube oder 
ein Stern zu sehen ist, ohne dass am Prägorte der Dionysos- 
kultus oder die Weinkultur je eine hervorragende Bedeutung 



1) Histoire Nat. de l'lslande Tom. II, S. 225 bei Hermann, Die astrono- 
mischen Mythen, Berlin, S. 335. 

2) Arat und sein Scholiast; Vers 265 

3) Koscher, Nektar and Ambrosia. — WahrscheinUch dachte Zenodot, 
indem er ßojQvs als eine Art Vögel bezeichnete, welche sonst der ganzen 
alten Welt anbekannt war, an die Tauben, die Ernährerinnen des Zeus: 
d-avfiacai ay i$g Zti^odoioy ro ßoiqvSov ixkaßövra ioixojag ßorgvi tf ^Q^i^» 
ontQ avto avargifH h i^ nttiati ' ovdflg yäg naXanSy, ovit jiQHftotihjg ßitqw 
Ciaoy fy^^ty, (Vgl. Er. Stephanus, Thesaurus s. v. Botgog) Wie bekannt, 
fliegen und sitzen die wilden Tauben immer sehr nahe bei einander (ßorgp' 
doy)] tausende Mal habe ich sie in Griechenland aber mir in kleinen 
Kreisen avinQi(fQ/ntyM fliegen sehen! 



Sternbilder als Mflnztypen. 227 

gehabt hätte. Ich bin ganz überzeugt, dass die Darstellung in 
allen diesen Fällen nichts anderes bedeutet, als das Sternbild 
der Plejaden; darüber aber später. 

An der Stelle oder neben den Trauben und Tauben-Trauben 
finden wir, wie gesagt, auf anderen Münzen von Mallos die 
Zeichen V, oder V und r, oder V und f, auf den Baitylos 
selbst ^ oder •. Man hat mit Recht erkannt, dass sie nicht 
gewöhnliche Buchstaben, sondern Symbole oder symbolische Buch- 
staben sind^). Wir stehen nicht an vorzuschlagen, in ihnen das 
Bild anderer Sternbilder zu erkennen, Thiere vorstellend, welche 
auf Kreta das Zeuskind, ebenso wie die Tauben, ernährt hatten 
und dann zur Belohnung von dem dankbaren Zeus unter die 
Sternbilder versetzt wurden. In erster Linie halten wir >^ für 
das Sternbild des Adlers: nach Moiro (1. c.) v^ie die Tauben so 
auch der Adler 

vixraQ d^ ix niTQtjg fi^yag ahtog aUy ä<fV(f(f(iov 
ycc(i,(fflXfig (f'Oqisdxs notov Jit fifjttosvu, 
xöv xal vi>xij(fag naxiqa Kqovov evQVona Zsvg 
ad'dvaxov noitjffe xal ovQavti iyxaxivaacev. 

Das Sternbild das Adlers ist ohnehin ein sehr bekanntes'). 
Was für uns höchst wichtig ist, ist, dass nach Eratosthenes 

„^fT;C7juariö'fa* ö lanentafiivag i'xoap xdg ntiqvyag wg äv xa^k- 

nxdfA€vog'^% Nun wird man zugeben, dass das Zeichen ^ auf 
unserer Münze unverkennbar einen herabschwebenden Adler 
andeutet. Und werfen wir einen Blick auf die astronomische 
Karte, so finden wir das Sternbild in derselben Weise ange- 
ordnet. Auch der Umstand, dass das Symbol ^ oder seine 
Vereinfachung • allein auf dem Baitylos, d. h. dem Zeus selbst 
angebracht ist, spricht für die Bichtigkeit unserer Erklärung; 



1) Imhoof 1. C. — Vgl. Photias p. 348 „xa* ygafifiaia avidet^ty fifiiv Iv 

2) Aratus v. 315. — Eratosth. XXX. — Schol. Germ. BP 91, 16. — 
Hygin. II, 16; — Eustath. Schol. Iliad. 9, 247 n. a. — 

3) Eratosthenes XXX. Vgl. Ideler, Historische Untersnchongen über 
die Beobachtung der Alten, S. 105. 



228 Johannes N. Svoronos: 

denn das Bild erinnert an Zeus aetotfoqog, den Gott mit dem 
Adler auf dem Schooss oder auf der Hand. 

In derselben Weise sind V oder f die symbolischen Zeichen 
für die Sternbilder der Hyaden (lat. Snculae = die Schwein- 
chen; gr. vädsg von ig Schwein) und Deltoton {Jektcatov 
von Jikra und JsXvtg^ was = Biene ist), welche das Himmels- 
bild anderer kretischer Ernährerinnen des Zeus waren, d. h. 
des Schweines und der Bienen')* Nach Eratosthenes nannten 
sich die Hyaden des Himmels so „diot^ tdo V aio^x^ita naqeinpsqsXg 
itsuv^^ oder „^x xäv ygafifidoy tov V (fvo^x^iov^^ oder weil ^^tovto 
%6 (Sxo^xbXov (d. h. Y) änofiifAOVficva^ to tavQetov anoteXovfS^ 
nqoaoano^^^) (vergl. die Himmelskarte oben). Auch das Delto- 
ton, welches bei den Lateinern wegen seiner Form Triangulum 
hiess'), nannten die Griechen /isXxtatov wegen seiner Ähnlich- 
keit mit einem A^) (s. die Himmelskarte oben). Wie auf 
unseren Münzen alle diese Symbole um das Zeusidol Baitylos 
gruppirt sind, so sehen wir auch am Himmel die Hyaden, die 
Plejaden und das Deltoton um das Sternbild des Zeus (Stier) ^) 
herum. 

Auf den Einwand, dass auf unseren Münzen die Symbole 
andere Formen haben, d. h. V anstatt A oder r an Stelle von 
V ist zu erwiedern, dass sie gerade umgekehrt gestellt sind, 
um genau der gewöhnlichsten Anordnung und Erscheinung 
jener Sternbilder am Himmel zu entsprechen. (Vgl. die Himmels- 
karta) 

Die Punkte • , welche diese Symbole auf einigen Exemplaren 
begleiten (Taf. X, Nr. 8) oder ersetzen (Taf. X, Nr. 9) sind, wie 
ja auch die Funkte, aus welcher die Trauben-Tauben (Taf. X, 



1) Schwein: Athen. IX, 376*. — Bienen: Kallimach I, 46; — Diodor 
V. 70; — Boio8 bei Anton. Liber. Metam. XIX. — Virgil Georg. IV, 1. — 
Golumela IX, 2, 3. — 

2) Eratosthenes XIV. Seine Scholiasten und and. 

3) SchoL Oerm. 144, 22. 

4) Arat. v. 233—239 u. a. 

5) Euripides in Phryxos. — Eratosth. XIV; Schol Arat ▼. 167. — 
Nigitns, Schol. Germ, in Taurus. 



Sternbilder als Mflnztypen. 229 

Nr. 1—5) geformt sind (vgl. den lateinischen Namen PI ei ad um 
globi des Asterisma) dazu da, um zu zeigen, dass es sich um 
ein Sternbild handelt; denn bekanntlich bildet immer ein Punkt 
den Haupttheil eines Sternes, und er nimmt sogar sehr oft die 
Stelle des Sternes selbst ein. Ich verweise jetzt bloss auf die auf 
unserer Tafel (Nr. 16—17)") abgebildeten zwei tarentinischeA 
Münzen. Später werde ich auf diese Erklärung der Punkte 
zurück kommen, weil sie uns zur Lösung einer Beihe numis- 
matischer Bäthsel dienen wird. 

Was den Typus der Hauptseite der Münzen anbetrifft, so 
glaube ich in ihm die Personification einer andern Naturer- 
scheinung des Himmels, d. h. des Begenbogens zu erkennen. 
Die Beflügelungy die eilende Geberde, der Gaduceus und Kranz 
als Attribute charakterisiren sehr deutlich das Bild als die nach 

Homer XQ^^^'^^Q^^j aeXXönog^ 7iodijy€[iog ^ nodag dncia^ xaxsXa^ 
äyyeXog äd'avdxoiv Göttin Iris*). 

Die. Typen der chronologisch folgenden Münzen von Mallos 
sind in derselben Weise und Bichtung zu erklären. Jene männ- 
liche, jugendliche, geflügelte, eilende Figur (Taf. X, Nr. 15) ist 
durch den mit einem Stern geschmückten Discus, den sie mit 
beiden Händen hält, sehr deutlich als die Personification eines 
Sternes charakterisirt. Yermuthlich ist es der glänzendste von 
allen, Eosphoros (Morgenstern), und dies um so v^ahrschein- 
licher, als unter dem Typus der doppeltgeflügelten mit doppeltem 
Gesicht eilenden Gestalt, welche auf gleichzeitigen Münzen 
vorkommt (Taf. X, Nr. 14), das älteste Bild seines Bruders'), 
des KQamvog und aii/j^QoxiXsv&og^) Boreas, Sohn des Astraios 



1) Vgl. Carelli, Num. Italiae yeterum Tab. CXYIII, Nr. 390-392, oder 
Garucd, Le Monete deU Italia Antica, Roma 1885, Taf. G, Nr. 37 et 38. 

2) Herr Dr. Imhoof, an den ich diesen Aufsatz in Handschrift mitge- 
theilt habe, schreibt mir, dass das Bild auch schon als Iris erkl&rt worden; 
er glaubt von Waddington. — Siehe auch die Nike des Archermos, BaUetin 
de Corr. HeUenique UI, p1. VI et YH. Roehl, Inscr. Antiquiss. S. 182 Nr. 380a. 
— Arch&ol. Zeitung 1882, S. 324 Abb. 

3) Hesiod. Theog. 479 ff. 

4) Homer Odyss. K 385 — Hesiod. Theog. 379. 



230 Johannes N. Svoronos: 

(^A(fTQaXoq = gestirnte Himmel von aerrij^ = Stern) und der Eri- 
geneia (d. h. Eos = Morgenröthe, Aurora) zu erkennen zu sein 
scheint, der die Personiflcation einer andern Naturerscheinung, 
des Nordwindes ist, und in Mallos selbst unter den Namen 
nayqsvq verehrt wurde'). Die älteste Darstellung des Boreas, die 
wir kennen, kommt auf Yasenbildern vor, die der Zeit nach den 
Perserkriegen angehören. Er erscheint dort immer mit kräftigen 
Flügeln, mit doppeltem bärtigen Angesicht, eilend'), also genau 
wie auf unseren Münzen. Die identische Figur, aber mit 
einfachem Gesicht, die sicher nicht Boreas sein kann, denn 
sie kommt auf gleichzeitigen Münzen vor (Taf. X, Nr. 12-— 13) — 
und man kann nicht annehmen, dass in derselben Zeit unter zwei 
Typen Boreas dargestellt war — erkläre ich auch für einen 
Windgott, wahrscheinlich Notos, oder vielmehr för den bei 
Homer aufs engste mit Boreas verbundenen Zephyros, den 
Gatten der auf der Mallos-Mnnze vorkommenden Iris. Der 
Discus, der hier zum ersten Male als Symbol der Waffe beider 
Figuren vorkommt, erinnert mich an eine alte Überlieferung: 
Hyakinthos soll von seinem zornigen Liebhaber Zephyros, dem 
Bruder des Boreas, mit dem Apollo -Discus getödtet worden 
sein^); nach einer andern Sage war Boreas der Liebhaber des 
Hyakinthos^). Der mit Gewalt und grosser Geschwindigkeit 
wie vno ^mijg ävifioio oder Boqiao zum Werfen bestimmte 
Discus könnte wohl das Symbol des gewaltigen starkstürmenden 
Windes sein, der oft mit Hageldiscen *), in Frühlingszeit, viele 
Blumen, viele Hyacinthen tödtet, die wenig vorher unter der 
Sonnenwärme, unter der Apollo-Liebe blüthen. 



1) Aristotel. Vent. p. 973 a. I. B. 

2) Rapp in Roschers Lexicon der Mythologie S. 803 ff. 

3) Lucian Dial. Deor. 14. — Philoat Imag. I, 24. — Nonn. X, 253 a. a. 

4) Mythol. Vat. L Nr. 107. — Vgl. Roscher's Lexicon L c. 

5) 8. Dictionnaire universel d' histoire naturelle 2«»« ed. vol. VI p. 621. — 
Aristoteles, Meteor olog. A. c. 12 1 d. B. 6, 19: j^aiaC«»«^!?; tf' anaffxtlag xat 
^Qax£ttg xat oQyioTtig, — Orph ^rgon. 591: ^AjtiQfiy j^dAaC«^, unm^Uuct 
ßiUfAvokg TQaufitt tpf — »a-*— aygt^ ^ff} PrAiioy^ Qriech. Mythol. Aufl. TOn 



Sternbilder als Mflmtypen. 231 

Der unter dem Boreas erscheinende Elussgott (Taf. X, 
Nr. 14) ist wohl der Pyramos, der Fluss von Mallos. Wir wissen 
schon, dass Boreas mit Flüssen in Verbindung kommt. So heisst 
er 2TQVfi6vtog^) und sogar Sohn des Flusses Strymon'). Die 
Athener errichteten ihm einen Altar am Ilissos. Am Flusse 
Eephissos oder Ilissos hat er die Oreithyia geraubt'). Endlich 
bei Hesiod^) ist ein atmosphärischer Vorgang beschrieben, wo- 
nach der Boreas die fruchtbare Morgenluft, welche aus dem 
Flusse Wasser anzieht, im Windessturm hoch über die Erde 
entführt: 

VvxQ^ yccQ T* ^(ag niXsxai, Boqiao nB(s6v%og' 

m 

^iaoq d* inl yaXav an ovQavov dtstsgoeytog 
aiJQ nvQOtpOQog thatat (jkaxagav inl iqyoig' 
o(St€ dqvtfäfievog notafuSv äno asvaovxvav 
vt/jov in ig yal^g äqd'sig dyifAOlO ^vikXfj^ 
aXXoxe (xiv i^ vsi noxl idncQoy ällot^ ä^ift 
Twxvä @QfiMov Boqiov vi(psa xXoviovxog. 

Es scheint sonst höchst wahrscheinlich, dass der Stempel- 
schneider der Münze von Mallos unter dem Einfluss dieser 
hesiodischen Verse gearbeitet hat. — 

Die auf unserer Tafel abgebildeten Münzen sind aus folgen- 
den Sammlungen: 



Nr. 1 Mallos 


British Museum 


2 


» 


Rollin et Feuardent 


3 


T) 


Imhoof-Blumer 


4 


« 


Neapel 


5 


» 


Berlin 


6 


« 


Vogu6 


7 


T) 


British Museum 

• 


8 


T) 


P. Lambros 


1) EaUim. Hym. Del. 26. 




2) Schol. Apoll. Rhod. 1, 


211. 




3) Keschers Lexicon 1. c. 






4) Opera et dies 477 ff. 






ZeitMhrifi ftlr NnmismftUk. XVI. 




11 



232 Johannes N. Svoronos: Sternbilder als Münztypen. 



Nr. 9 




Mallos 


Six 


10 




w 


Greenvell 


11 




Ji 


British Museum 


12 




n 


Hunter 


13 




W 


Imhoof 


14 




V 


Hunter 


15 




n 


Imhoof 


16- 


-17 


Tarent 


Imhoof 



18—23 Insel Keos Imhoof. 
Die Zusammenstellung und Auswahl der Abbildungen wird 
Herrn Dr. Imhoof-Blumer verdankt. 

Paris. Johannes N. Svoronos. 



öittelder Pfennige. 



Nach einer zuverlässigen handschriftlichen Notiz, deren 
Eenntniss ich dem Herrn Archivar Dr. Zimmermann in Wolfen- 
büttel verdanke, zeigte ein dem Jahre 1317 angehörendes Siegel 
des Ortes Oittelde ein Bild des Johannes mit dem Kelche und 
die Umschrift: Sanct. Joh. Maurit. Patron. Oitteld. Das sind 
die Heiligen der beiden daselbst noch bestehenden Kirchen, von 
denen die dem heiligen Johannes gev^eihte jedoch zur Zeit nicht 
mehr zum Gottesdienste verwendet wird. 

Dieselben waren bis zur Einführung der Beformation dem 
Dekanat Berka, der Probstei Eimbeck und dem Archidiakonat 
Nörten untergeordnet, wie sich aus dem „registrum manuscriptum 
subsidii ex praepositura Nortenensi et Einbeck" vom Jahre 1519 
ergiebt *). Der Ort gehörte also zu jenem Theile des alten Sachsen- 
landes, welcher zuerst dem Christenthum gewonnen, dem Mainzer 
Sprengel zugewiesen und auch nach der Errichtung der sächsi- 
schen Bisthümer durch Karl den Grossen demselben zu keiner 
Zeit entfremdet worden ist. 

Daher vermochte 1244 der Erzbischof Siegfried von Mainz 
als oberster Lehnsherr das Eigenthum der Zehnten in Gittelde 



1) Lüntzel, Die ältere DiOcese Hildesheim. (Hildesheim 1837.) S. 28 
Nr. 2. — H. Böttger, Diöcesan- und Gaugrenzen Norddeutschlands, ü. 
Halle 1874.) S. 298. — J. Wolf, Commentatio de archidiaconatu Nortunensi. 
p. 87. — H. Böttger, Qrenzen der Diöcesen Hildesheim, Halberstadt und 
Mainz innerhalb des Harzes. Zeitschrift des Harzvereins fCür Qesch. a. Alt 
m. (Wernigerode 1870.) 8. 899. 

2) G. Max, Geschichte des FQrstenthams Gmbenhageu. U. 8. 111. 

16* 



234 Menadier : 

und Eisdorf dem Jacobikloster in Osterode zu verleihen*). Da- 
her bedurfte die verwittwete Herzogin zu Braunschweig und 
Lüneburg, Elisabeth, geborene Gräfin zu Stollberg und Wernige- 
rode, als sie am 29. Juni 1505 das Gotteshaus des heiligen 
Antonius zu Grund unter dem Iberg im Gericht StauflFenburg, 
„capellam sancti Anthonii in Grunde predictam filialem hactenus 
parrochialis et matricis ecclesie sancti Mauricii in Gittelde, eiusdem 
Maguntinensis diocesis^^, das sie zu dem Zwecke mit Genehmigung 
des Patronen der St. Moritzkirche zu Gittelde, Burchard vonGaden- 
stedt, und des Pfairers daselbst, Johann Köler, von dieser Pfarr- 
kirche hatte trennen lassen, zu einer Pfarrkirche mit Renten und 
Grundstücken begabte, einen gewissen Rötger Pepgna zu ihrem 
ersten Pfarrer ernannte und sich und ihren Erben das Patronat der- 
selben vorbehielt, der Bestätigung dieser Vornahmen durch die vom 
Erzbischof Jacob von Mainz für Thüringen, Sachsen, Hessen und 
das Eichsfeld zu Erfurt eingesetzten Executoren, welche dieselben 
auf Grund einer vom Erzbischof Beii;hold von Mainz am 6 August 
1504 zu Aschaifenburg ausgestellten Urkunde am 17. Juli 1505 
ertheilten ^). Daher präsentirte die Herzogin, als nach der frei- 
willigen Entsagung Heinrich Buels die Pfarrkirche zu Grund von 
Neuem zu besetzen war, am 19. September 1519 den von ihr 
für dieselbe ausersehenen Priester Peter Subernheim dem Siegler 
des Mainzer Sprengeis zu Erfurt mit dem Ersuchen, die Ein- 
setzung desselben mit allen gebräuchlichen Feierlichkeiten vor- 
zunehmen'). 

Aber trotz dieser kirchlichen Zugehörigkeit des Flecken zu 
dem Erzbisthum Mainz weist der Umstand, dass die eine seiner 
beiden Pfarrkirchen dem heiligen Moritz geweiht ist, unzweideutig 
auf eine alte Verbindung desselben mit dem Erzstifte Magdeburg 
hin, dem vornehmsten aller geistlichen Stifte, die in die Ehre 
dieses Heiligen geweiht waren. Und in der That berichtet uns 



1) H. y. Strombeck, Zur Geschichte der Kirche zu Gnuid. Zeitschrift 
des historischen Vereins für Niedersachsen 1868. S. 871* 

2) £. Jacobs, Zur Geschichte der Pfarre in Grand. Zeitschrift des 
Harzvereins. II. (VITernigerode 1869.) 2. S. 17. 



Gittelder Pfennige. 235 

die älteste Urkunde, welche des Ortes Gittelde gedenkt, eine 
Quedlinboiger Urkunde Otto's I. vom Jahre 953, dass der König 
denselben nebst anderen Ortschaften gegen eigenen Besitz im 
Wendischen Gebiet und in Thüringen von Billing eingetauscht 
und mit allem Zubehör dem im Magdeburg neugegründeten 
Kloster überwiesen hat. 

In nomine sanctae et individuae trinitatis, Otto divina favente 
gratia rex. Noverint omnes jideles nostri presentes scilicet et futuri^ 
qnod no8 pro remedio animae nostrae nee 7ion et dilectae conjugis 
Adelheidae predium quod Billinyus quidam noster miles nobis tradi- 
du pro proprietate noatra^ quam Uli donavimu^ in patria Sclavo- 
rum et in TJiuringia, ad monasterium nominatum Magadaburg 
quod construximus in honore domini nostri Jesu Christi et sancti 
Petri principis apostolorum nee non et sanctoinim Martirum Mauricii 
atque Innocentii, ad usum monachorum, inibi deo famulantium in 
locis subnominatis^ id est Hiddeshusi cum tota marca et Helisungun, 
Heristi^ Dasingarod^ Gelithi^ Vuillienhusun ^ Agesthorp^ Gutingi 
cum Omnibus ad eandem proprietatem pertinentibus ^ pratis pascuis 
agris silvis aquis piscationibus molendinis viis et inviis exiHbus et 
reditibus cuUis et incultis mancipiis edificiis curtilibus iure pprenni 
donavimus. Que omnia hoc scripto ad prefatum mxmasterium /{r- 
mamus et manu propria corroboramus ac anulo sigillari iussimus, 
Signum domni Ottonis serenissimi regis. (M, F,) 
Brun cancellarius ad oicem Friderici archicapeUani recQgnovi 

(SR.) (SI. n.) 

Data anno incamationis domini MCCCLIII^ indictione 

anno domni Ottonis serenissimi regia XVTII; actum Kidüin- 
^aburg. " 

(M. G. dipl. I. S. 246. Nr. 165. Staatsarchiv Berlin.) 
Denn dass Wedekind*) den in dieser Urkunde Gelithi ge- 
nannten Ort mit Recht als das heutige Gittelde erklärt hat, 
ergiebt sich zur Genüge aus einer um zwölf Jahre Jüngern Ur- 
kunde, in welcher die villa Getlide genannt und als im Lisgo 



■-♦♦r»»-*-' 



1) Wedekind, Noten zu einigen Oeschichtsschreibern des deutschen 
Mittelalters. II. 213. 



236 Menadier: 

gelegen bezeichnet wird, dem Gau, welchem der Südwesten des 
Harzes und sein Vorland angehört. 

In nomine sancte et individue trinitatis, Otto divina favente 
dementia imperator augtistus. Noverii omnium fidelium nostrorum 
tarn preseniium quam futurorum industria^ qtudüer nos interventu 
dilecte conitigis nosire Adelheidis ob spem divine remunerationis 
pro statu regni vel imperii nostri, pro aanitate quoque nostra 
dilectique filii nostri Ottonis predicteque carissime coniugis nostre 
Adcdheidis, in villa Getlide in comitatu Lisgo^ cui Burchardus 
comes preesse videtur^ publicam monetam, esse concedimus^ 
om,nesque ex eadem moneta reditus vel utilitates quo- 
quo modo adquirendos ad ecclesiam sancti Mauricii in 
Magdeburg^ cui Richarius abbas preesse videtur^ tradimus et 
donamus; teloneum vero de mercato quod ibi fieri concessimus 
in quibuscunque rebus accipiendum vel mercimoniis prelibate ecclesie 
sancti Mauricii munißca largitate offerimus et quicquid inde fructuum 
vel utilttatis ad nostrum ius pertinere posse videbaiur, totum et ex 
integro eidem ecclesie vel frairibus deo sanctoque Mauricio famtUan- 
tibus Magdaburg perpetualiter utendum concedimus^ tä teneant et 
possideant et suis ut libuerit usibus adiungant Et ut hoc auctori- 
tatis nostre preceptum firmum et stabile permaneat^ cartam hanc 
conscribi et anuli nostri inpressione signari iussimus^ quam et manu 
propria subtus ßrmavimus. 

Signum domni Ottonis (M) magni et invictissimi imperatoris 

augusti, 
Liudolfus cancellarius ad vicem Wiliehelmi archicapeUani 

recognovi, 
Data U idus decembr. anno dominice incamaJtionis 

DCCCCLXV indictione /X, anno domni Ottonis inpera- 

toris Augusti XXXI, inperii vero IIIL Actum Brügge- 

heim in dei nomine amen. 

(M. G. H. diplom. I. S. 426. Nr. 312.) 
Der Gewinn, welcher der Magdeburger Kirche durch die in 
dieser Urkunde ausgesprochene Schenkung zuwuchs, bestand zu- 
nächst in der wirthschaftlichen Hebung, welche dem Orte durch 



Gittelder Pfennige. 237 

die OestattuDg eines Marktes und der damit wie zumeist ver- 
bundenen Eröfihnng einer Münzstätte zur Ermöglichung eines 
Marktverkehrs, sodann aber auch in der Überweisung der aus 
diesen Einrichtungen sich ergebenden Erträge, die um so be- 
trächtlicher sein mussten, als die Gittelder Münzstätte nicht un- 
wahrscheinlich die erste war, welche in dem Gebiet zwischen 
dem Harzwalde und dem Weserstrome errichtet wurde. Die 
Münze selbst blieb danach königlich, und die in ihr geschlagenen 
Münzen müssen königliches Gepräge getragen haben : allein binnen 
kurzem muss eine weitere Begnadung des im Jahre 968 zum 
Erzstift erhobenen Magdeburger Klosters erfolgt sein, durch 
welche Markt, Zoll und Münze ganz ihr überwiesen wurden. 
Denn von diesen selbst und nicht nur von ihren Erträgen ist 
in der Urkunde des Kaisers Otto II. vom Jahre 973 die Rede 
und zwar unter Bezugnahme auf Kaiser Otto I. 

In nomine sanctae et individuae trinitatis, Otto divina favente 
dementia imperator augustus. Quoniam loca deo et sanctis eins 
dieata a noatris antecesaoribus regibus scilicet vel imperatoribtce et 
possessionibus ampliata et privilegiis vel decretis esse munita 
noscuntjir^ idcirca nos pia domnae et carissimae genitricis nostrae 
Adalheidis admonitione ob memoriam et remedium animae piissimi 
genitoris nostri Ottonis privilegia seu decreta sanctue Magdeburgensis 
aecclesiae, quam ipse a fundamento constnucit, nostra etiam auctori- 
tote roborare et conßrmare decrevimus statuentes imprimis ne quis 
comes aut iudex vel vicarius- publicus in Magdeburgensi civitate vel 
territoriis eius aliquam potestatem aut bannuni habeat^ nisi ad- 
vocaius^ quem, archiepiscopus illius aecclesiae secundum suuin sibi 
libitum elegerity et negotiatores vel Juduei ibi habitantes omnesque 
familiae lidorum vel colonorum vel servorum vel Sclavorum iUuc 
pertinentes a ntdlo alio nisi eodem advocato secundum leges con- 
stringantur vel iudiciales sententias patiantur; preter haec eandem 
Magadaburgensem dvitatem cum theloneo et merccUo seu moneta et 
municipium eius^ quod nos burgwardum dicimus, curtem quoque 
cum Omnibus appendiciis^ territoriis scilicet vel aedißciis ex occi- 
dentcdi parte Albiae fluminis illuc pertinentibus , sicut beate me~ 



238 Menadier: 

moriae piissimua genüor noster ea stw proprio in iua et proprie- 
totem sancti martyris Christi Maurieii pro remedio animae stme 
liberaliter optuHt^ nostra quoque nos munißcentia vel auctoritate 
eidem aecclesiae roboramus et conßrmamus in lods subnotatis-, hoc 
est Fridumaresleba y Pretalitze^ Buchunui^ Frosa^ Rtwdhartesdorp^ 
Hartaresdorp y Liemmanesdorp ^ Thieterisdorp ^ Otter esleba^ Oater- 
waddinga^ Suldorp, Imenwaddinga, Ischedesdorp ^ Dudvlon^ item 
Dudidon^ Uuodeneauueg ^ Tnendeslesleba ^ Uuidrichesdorp ^ lluinidis- 
conburg^ Pizinizi^ Lievoldesdorp , Trumpsice et Uli mansos in 
VaUdorpy castrum quoque Unnesburg, Bumon, Biscopesdorp^ 
Duilmaresleba^ Rodonvurdi, Uuinkildorp, Addestondorp^ Älakkestedi, 
Curlingon, Aldenuuaddinge cum pertinentiis suis Brunigstedi, Dunon- 
stedi^ Atinge vel quicquid suae proprietaiis ad haec loca in pago 
Nordthuringo pertinere videtur, ex aquilonali etiam parte Orae 
üuminis in lods ita nominatis: Mosan, Pelinizi^ Dudizi, .Vuzoboro^ 

Velbuzi, Zelici cum pertinentiis suis^ MedubeH^ Rinchurst, Bucc- 
stadon cum appendiciis suis et in pago Hardago Scaun, Roreshem 
cum pertinentiis suis,, Valresleba, Bardorp, Buttenstedi, Fehtlon 
cum appendiciis suis; mercatum quoque in Getlide et monetam 
cum theloneo et bannum, sicut piissimus genitor noster^ 
ita nos quoque eidem sanctae Magadaburgensi aecclesiae 
offerimus et concedimus^ vel quicquid ex ocddentcdi parte Uvi- 
sorae fluminis sancio Maurido liberaliter opitderaty • hoc est Rosbeki^ 

Uflon cum pertinentiis suis^ Brilon^ Tiuni cum appendiciis suis et 
in Arpesfeld triginta mansos, Hec et omnia beate memoriae genitore 
nostro praescriptae aecclesiae coUata hoc presenti auctorüatis nostrae 
precepto roboramus et confirmamus. Et ut haec munißcentiae nostrae 
traditio seu conßrmatio ßra permaneat, cartam hone conscribi et 

-»"^uli nostri impressione signari iussimtis^ quam et manu propria 

. i# hT9,j ^rmavimus. 

iignum domni Ottonis (MF,) magni et invictissimi augiutusti. 
UuHlissus canceUarius ad vicem Rotberti archieanceUarü sub' 
^ scripsi. (Sl D.) (SE.) 

i^nfn IInon.jun. a^ino dominiwR incamationis DCCCCLXXHl 
• -^"''•^''^•"' XTTII,* riv»no ^'^verii "Serenissimi imperatoris 



Gittelder Pfennige. 239 

domni Ottonis VII, Actum Magadaburg in dei nomine 
felieiter amen, 

(M. G. dipl. II. I. p. 38. Nr. 29. Staatsarchiv Magdeburg. Erz- 
stift I Nr. 9.) 
Dass das Münzrecht, welches den Magdeburger Erzbischöfen 
durch diese Urkunde für Gittelde verliehen, ihnen durch die 
spätem Kaiser bestätigt und erneuert worden, lässt sich durch 
keine Urkunde belegen; auch findet sich keine anderweitige ur- 
kundliche Erwähnung der Gittelder Münzschmiede, der sie leiten- 
den Münzmeister oder der in ihr geprägten Pfennige: gleichwohl 
kann kein Zweifel darüber bestehen, dass der Münzhammer 
nicht nur zur Zeit der beiden ersten Ottonen, sondern auch in 
der Folgezeit in Gittelde in der That sich in Thätigkeit be- 
funden hat, und die uns durch die Urkunden gestellte Aufgabe 
besteht darin, die entsprechenden Münzen unter den zahlreichen 
Münzen jener Jahrhunderte ausfindig zu machen, die uns durch 
die jährlich sich mehrenden Schatzfunde zugeführt worden. Ge- 
wiss auch wäre diese Aufgabe schon längst gelöst worden, wenn 
nur nicht die Münzkunde von den übrigen Gebieten der ge- 
schichtlichen Forschung allzu sehr getrennt für sich allein ein 
Stillleben führte. Denn die zu suchenden Münzen sind that- 
sächlich schon gefunden und länger denn ein halbes Jahrhundert 
nicht nur allgemein bekannt, sondern sogar weit mehr erörtert 
und behandelt^), als irgend eine andere Gruppe mittelalterlicher 



1) Rflhle von Lilienstern, Beitr&ge zur Münzkunde des Mittelalters 
(Berlin. 1823) Fig. 53. S. 32. — Thomsen, Beitr&ge zur Erklärung unbe- 
kannter Münzen des Mittelalters. Blätter für Münzkunde herausg. v. Grote. 
II. (Hannover. 1836.) S. 335. T. XV. 209. 213. 214. — Cappe in der Sitzung 
der Berliner numismatischen Gesellschaft vom 6. Juli 1846. Eoehne's 
Zeitschrift für Münz- Siegel- und Wappenkunde. VI. (1846.) S. 381. mit 
einer Bemerkung von Eöhne. — Cappe, Numismatische Gesellschaft in 
Berlin. Leitzmann's Num. Ztg. 1846. 181. — von Posern- Klett, Berich- 
tigung, num. Ztg. 1847. 8. — Cappe, t)ber zwei merkwürdige Münzen des 
Bischofs von Utrecht, Heinrich L, Grafen von Vianen. 1252—1276. Mit- 
theilungen der num. Ges. in Berlin. IL (1850). S. 92. (vrgl. Leitzmann N. 
Z. 1850. 137. Köhne, Mem. St. P. V. 1851. 113.) — Köhne, Über die im 
Russischen Reiche gefundenen abendländischen Mtlnzen des X., XI. und XII. 



240 



Men&clier: 



deatscher MflnzeD; und wenn ihnen trotzdem noch immer etwas 
räthselbaftes anhaftet, so thut es nur noth, die obigen Urlninden 
neben den Abbildungen der MDozen zum Abdruck zu bringen, 
um jedweden Rest eines solchen verschwinden zu machen. 
Diese Münzen sind die folgenden: 




1. Die Holzkirche der ottonischen Denare mit einem Ringel 
im Portal und einem € und zu beiden Seiten. — Ein 
Kreuz, belegt mit einem von einer Hand gehaltenen 



Jafarhimderts. (Zweiter Artikel) H6m. d. S. P. IV. (1860) 94. lU (1S49) 
T. 16. Nr. 4—6. — v. EOliiie, In RamUnd gefniideDe Mfluen dea elften 
JabrliDiiderts. Ztsch. f. M. 8. Wkd. N. F. (1859/63.) 321-887. — Qrota, 
Hier eteit de Biachop. UfinsatadieD TD. (1867) 103/110 d. Nachtrag 
110 c/llOd. — T. Kbhae, B&thselluifce UDnien. Berliner BL f. H. S. Wkd. 
IT. (1868) 84, — Catalogne de la collection de monn^es de fen Chr. J. 
Tlioinaen,n. Leamonnueadnmojen-age. (1873). n. 13011— 12014. — Dan- 
nenberg. Die deaUchen MOnien der s&chaischeti und fr&nkiBctien Kaiser- 
leit (1876) S. 469. nr. 12!0-12S3. - Waiti, Deatache Ter&ssnapg»- 
Bchichte. Till. (Kiel 1878.) S. S87. Anm. 2. — Dtnnenberg, Zwei 



Gittelder Pfennige. 241 

Krummstabe, in dessen leeren Winkeln ein A und ein 
O angeordnet sind. — Die fast durgehend nur theil- 
weise erhaltenen Umschriften lauten: 

a) +IEUTHISIENING + HIRSTEIDTE BISCOP 
(Mitth. d. num. Ges. zu Berlin IL 5. 2.) 

b) . . . UTHIS PENICO* + H . . STEIDTE BISC . . 
(Bl. f. M. k. II. 15. 209. - Dbg. 1220.) 

' c) . lELITHIS PE . . . . EIDTE BISCOP 

(Königliches Münzkabinet) 

d) + lEUTHI .... STEH TU 

(Königliches Münzkabinet) 

e) IS PENIN . SCO . 

(aus dem Funde von Lupow im Königl. M. K.) 

f ) + IE NG BISCOP 

(aus dem Funde von Lupow im Königl. M. K.) 

g) + lELITI +1 ISCOP 

(aus dem Funde von Lupow im Königl. M. K.) 

h) + lEUTH NG + HIR 

(Z. f. N. XI. 303. Fund von Vossberg) 
i) ENI . . . .... STEIDT 

(aus dem Funde von Londzyn im Provinzialmuseum 

zu Danzig) 
k) . VN 

(aus dem Funde von Lupow im Königl. M. K.) 
1) . H . . . E AI 

(aus dem Funde von Lupow im Königl. M. K.) 

2. Ein breites mit Perlen eingefasstes Kreuz, in dessen 
Winkeln abwechselnd ein O und T angeordnet sind. — 
Das Brustbild eines Geistlichen nach links, der einen 



Münzfunde des zehnten und elften Jahrhunderts. B. Der Fund von Yossberg. 
Z. f. N. XI. (1884) 303. — Dannenberg, Nachtr&ge zu meinen frühem 
Aufs&tzen in dieser Zeitschrift. I. Deutsche Inschriften auf Mittelalter- 
münzen. Numismatische Zeitschrift XYII. (Wien 1885) 128. — Menadier^ 
Verhandlungen der numismatischen Gesellschaft zu Berlin. Sitzungen vom 
1. März 1886 und 2. Januar 1888. 



Menadier: 

mit der ErUmmung abgewandten Bischofetab vor sich 
hält. — Die Umschriften der einzeloen Stocke werden 
angegeben : 




a) + lEUTHE'S lENING + HIRSTEIDTE BISCOP 
(Mitth. d. nam. Ges. zu Berlin II. 5. 1.) 

b) +IEUII ING BITEBISCO. 

(Bl. f. Mk. n. 15. 213. Oat. Thomsen. 12011.) 

c) + PENIl . E BIvj CO . 

(Bl. f. Mk. II. 15. 214. CaL Thomsen. 12012.) 

d) + lEUIH ING EIITE BISCO . 

(Db. 1221.) 

e) .1 N. 

(M. d. 8t P. in. 16.) 

f) ... UTH TEIDTE . 



+ HIRSTEIDT EPISCOP 



(Pund von Vossberg. 288. Z. f. N. XL) 
3. Das Bmstbild eines birtigen, weltlichen Herrn in dr^- 
viertel Seitenansicht nach links, zu dessen Seite, links 
ein Ereuzetab. — Das Brustbild eines Geistlichen »ach 
links, der einen mit der ErQmmung abgewandten Bischof- 
stab vor sich hält. — Als ümschriftreste der einzelnen 
Stücke sind zu verzeichnen: 
a) ISPENI.. lEDTBISCO. 

(Dbg. 1222.) 
hK. .HISPEN... ...RSTEI 

».. . ..ptn i?nnrtti v«>" T-"oow im Kfinlgl.' M. K.) 



Oittelder Pfennige. 
C) IS PENII . 

(Mem. d. St. P. HI. 16.) 



243 




d) SEE ... . .... ST 

(Fund von Vossberg. 289. Z. f. N. XI.) 

e) .IL ST 

(Cat. Thomsen. 12013.)] 

f) ENING ID 

(Cat. Thomsen. 12014.) 

4. Das Brustbild eines bärtigen weltlichen Herrn in Vor- 
deransicht. — Das Brustbild eines Geistlichen nach links, 
der einen mit der Krümmung abgewandten Bischofstab 
vor sich hält. — Die Umschriftreste sind: 

a) .... ITHISP lEIIT EBISCO . 

(Dbg. 1223.) 

b) ....ITHIDI 

(Mem. d. St. Pet. III. 16.) 

c) +1 NG 

(Fund von Vossberg. 290. Z. f. N. XI.) 

5. Das Brustbild eines weltlichen Herrn mit einem Ereuz- 
stab links. — Das Brustbild eines Geistlichen nach 
links, der einen mit der Krümmung abgewandten Bischof- 
stab vor sich hält. — Von den Umschriften ist er- 
halten : 

+ IE BISCO . 

(aus dem Funde von Lnpow im Königl. M. K) 



244 Menadier : 

Nach all diesen Resten lauteten die vollständigen Um- 
schriften sämmtlicher Münzen übereinstimmend unzweifelhaft 
+ lEUTHIS PENING und + HIR STEID TE BISCOP 
denn die beiden einzigen abweichenden, in der obigen Zusammen- 
stellung durch einen Stern hervorgehobenen Lesungen, welche 
sich dieser Ergänzung nicht fügen, das einmalige lELITHES statt 
lELITHIS und das ebenso vereinzelt statt des PENING ange- 
gebene PENICO, beruhen gewiss auf irrthümlicher Deutung un- 
deutlicher Buchstaben, und würden falls sie in der That einigen 
Münzen aufgeprägt wären, doch nur als Stempelfehler aufzu- 
fassen und demnach ohne jede weitere Bedeutung sein. Damit 
aber stehen diese Pfennige unter allen deutschen Münzen der 
sächsischen und fränkischen Kaiserzeit durchaus vereinzelt da; 
auch findet sich kein anderweitiges deutsches Denkmal jener Jahr- 
hunderte, welches ihnen zur Seite gestellt werden könnte. Denn 
während die Schriftsprache jener Zeit durchgehend die lateinische 
war, und die sämmtlichen Schriftdenkmale des staatlichen Lebens 
und Rechtsverkehrs, Urkunden, Münzen^), Siegel mit der einzigen 
Ausnahme der Freckenhorster Heberolle lateinisch abgefasst 
sind, ist die Sprache der so ergänzten Münzumschriften unleug- 
bar die niederdeutsche. Bei der Voraussetzung, dass sie latei- 
nisch sei, ist eine Deutung bisher trotz aller darauf verwendeten 
Mühe nicht gelungen; bei der Auffassung als altsächsisch bleibt 
auch nicht der geringste Best unaufgeklärt. 

Was zunächst die Umschrift der Hauptseite, das HIR STEID 
TE BISCOP betrifft, so ist der Versuch Köhne's, einen Bischofs- 
namen Hieroteid zu gewinnen, von den Verfechtern des latei- 
nischen zwar auch zurückgewiesen, aber nicht durch einen bessern 



1) Die älteste aller ausserdem bekannten Münzen mit deutschen In- 
schriften, welche von Dannenberg in zwei Abhandlungen Jin der (Wiener) 
Numismatischen Zeitschrift, Bd. II und XYU, zusammengestellt sind, ist der 
Bracteat des Markgrafen Otto I. von Brandenburg (1170—1184) mit der 
Umschrift: marcgrave otto. Dagegen sind uns aus dem elften Jahrhundert 
einige nordische Münzen mit nordischer Sprache erhalten, und ist auf den 
Kehrseiten der angelsächsischen Münzen die angelsächsische Sprache die 
übliche. 



Gittelder Pfennige. 245 

ersetzt, und auch das BISCOP würde in einer lateinischen Um- 
schrift nur durch die Annahme eines Stempelfehlers zu erklären 
sein. Das HIR, welches mir gegenüber als auffallend hervorge- 
hoben ist, ist eben die niederdeutsche Form für das hochdeutsche 
HIE und STEID ist die noch heute in Niedersachsen gebräuch- 
liche Form für das hochdeutsche STEHT *). Die ganze Umschrift, 
die Cappe demnach von vornherein richtig erfasst hat, ist ein 
Gegenstück zu den späteren lateinischen Münzumschriften : EGO 
SVM BERNHARDVS, DVX HEINRICVS EST, MARIIO EST OTTO, 
SCS. MAVRICIVS DVX EST und andern, unterscheidet sich je- 
doch von diesen wesentlich dadurch, dass der Münzherr in ihr 
nicht mit Namen genannt, sondern nur seinem Range nach be- 
zeichnet wird. 

Mit um so grösserer Oewissheit haben wir in der Umschrift 
der Kehrseite, dem lEUTHIS PENING den Namen der Münzstätte 
zu erwarten. Das PENING derselben schien Waitz das einzig 
deutliche in den sonst so undeutlichen Umschriften und kann 
auf keine andere Weise denn als die niederdeutsche Form des 
oberdeutschen Pfennig erklärt werden. 

In der Form „penting'^ kennt schon die lex salica das Wort; 
in dem trierischen Bruchstück derselben heisst es: 

feorzug pentinga die ttient sol /. 

(lex salica ed. J. Merkel, p. 111.) 
Ähnlich lesen wir in den Reichenauer Glossen: 

denarius pondus est XXIIL 

Bcaz edo pfantinc ist drianti zuuainzuc. 

(Graff, Zwei zu Paris und Karlsruhe befindliche Hand- 
schriften einer grossen Glossensammlung des achten Jahr- 
hunderts. Diutiska I (Stuttgart u. Tübingen) 826. (S. 203)*) 
Als drittes Zeugniss ist das Testament des Abts Reeye und 
seiner Gattin Heregyth anzuführen, welche von Thorpe in das 
Jahr 835, von Birch in das Jahr 833 yerwiesen wird, und welches 
die Bestimmung enthalt: 

1) Herr Professor Dr. RAdiger hat mir diese Erkl&nmg best&tigt. 

2) Ich verdanke den Hinweis auf die Glossen Herrn 8. Alexi. 



246 ICenadier: 

. . swaele monn sete to minum aerfe foe. thonne gedaeU de 
aelcum messe e preoste binnan cent mancus goldes. aelcun Godes 
diowe pend. to See. Petre min waergeld twa tkusenda. and 
Freodemund fol to minum sweorde. agefede raet feower dusendd. 
him mon forgefe deran dreotene hund pending . . 

(and whats ower man may succead to my inheritance let him 
distribute to every mass-priest within Kent a mancus of Gold, and 
every servant of God a penny^ and to St. Peter my wergeld^ 
two thousand ; and let Freothomund succead to my swerd, and give 
there from four thousand; and let given him besides thirteen hun~ 
drei pence,) 

(Tborpe, Diplomatarium anglicum aevi Saxonici. London 
1865. S. 471. Birch, Cartularium Saxonicum. London 
1885. L nr. 412. 

Die in einer Handschrift der Gesetze Alfred des Grossen 
(871—901) diesen angefügten Gesetze des Königs Ine von Wessex 
(688—725) ') bringen das Wort wiederholt in der Form „paeninga". 

44. Gafol-hwitel sceal beon aet hiwisce VT paeninga xoeori. 
(a gafoUhwitel from e hiwisc shall be worth VI pe^ice,) 

48. Oxan hom bii X paeninga weori, 
(an oxes hom shall be worth X pence,) 

49. Ouu'hom bii twegea paeninga (wur^, Oxan taege bit 
scäl weori, Guus bii fifa (penega). Oxan eage bÜ fif p. weori, 
Ous bii scill weord. Mon sceal simle to beregafole agtfa aet anum 
wyrhtan six pund-paega, 

(a cow*s hörn shall be worth two pence; an oxes tau shall be 
oorth a Shilling; a cows shall be ßve pence; an oxes eye shall be 
djorth five pence; a cow's shall be worth a shUling. There shall 
ilways be given a barleyrent from one wyrhta six pounds.) 

(Thorpe, Ancient laws and institntes of England. London 

1840. The laws of King Ine. p. 130. 140. 141.) 
T^ie nämliche Form begegnet uns auch in angelsftchsischen 



.) Keary, A catalogue of english coins the britiBh moseam. Anglo* 



Gittelder Pfennige. 247 

Urkunden des zehnten Jahrhunderts, in dem Testamente von 
Byrhtric und Aelfowyth aus dem Jahre 950: 

..he seile X hund. paenega in to See. Andreae for unc 
un ere yldran . . 

(and let htm give X hundred pence to St. Andreas for uns 
and our parents). 

(Thorpe, Dipl. angL S. 502.) 
und in dem Testamente des Aethelwyrth vom Jahre 958: 

V paeninngas to bede . . (Thorpe, Dipl. angl. S. 509.) 

Die gleichzeitigen Urkunden des deutschen Reiches bieten 
das Wort in zahlreichen Zusammensetzungen. So lesen wir in 
einer Speierer Urkunde, die dem Jahre 946 entstammen und von 
dem Herzog Conrad von Franken herrQhren soll, und wenn das 
auch eine Fälschung sein sollte, nach Waitz^) jedenfalls alt ist: 

. . salisque denarium qui alias dicitur steinfenninc atque 
pro re denarium, hoc estflichtifenninc^ ast namque vini denarium^ 
qui Theutonica locutione amfennine, quae tarnen non ex habitatori- 
bus iUius civitatis^ sed ab extraneis et de aliena patria venientibus 
diligenter sunt acquirenda . . . 

(Remling, Urkundenbuch zur Geschichte der Bischöfe zu 
Speier. I. S. 12.) 
ähnlich in einer Wormser Urkunde Otto^s 11: 

^ alias utilitates omnes quae infra aut extra urbem pr. in do- 
minicum fiscum redigi cdiquo modo potuerant in banno quod pen* 
ningban vulgariter dicunt . . . 

(Schannat, Historia episcopatus Wormatiensis. I. 23.) 
desgleichen in einer Mainzer Urkunde Otto's III: 

et banno sub territorio eiusdsm civitatis et in locis contiguis, 
dehinc eo banno quod vulgariter bannpenninck dicitur.. 

(de Guden, Codex diplomaticus. I. 13.) 
und in einer Speierer Urkunde Heinrich's Y: 

nummos qui vulgo banpfenning cum Ulis quos appeUarunt 
sehutzpfenning ^ 

1) Waitz, Deutsche VerfassungsgeBchichte. YIII. 279. Demselben 
sind die folgenden Citate entnommen. 

Zeitschrift für ^NuuiiaiuBtik. XVI. 17 



248 Menadier: 

(Bemling, Urkundenbuch zur Geschichte der Bischöfe zu 
Speier. I. 89.) 

Vielfach findet sich das Wort auch in der einzigen deutschen 
Urkunde der sächsisch -salischen Kaiserzeit, der Heberolle des 
Stiftes Freckenhorst^) in Westfalen, die von Höfer auf Grund 
diplomatischer Beobachtungen in den Anfang des elften Jahr- 
hundert gewiesen, ihrer Sprache nach aber als die Abschrift eines 
noch älteren Originals bezeichnet wird. Als Belege möge es 
genflgen, die folgenden Ansätze derselben herauszuheben: 

. . ende en auin aestein pennig go uuerht . . . 

. . ende tue suein iro jehuethar ahte penniggo werkt. .. 

. . ende tue suein iro gelmethar ahte pinnig go uuerht . . . 

. . te uphuson Tetiko enon sciUing penningo , . , 

. . kazi aestein penninga . . . 

. . JEfizel an themo aeluon tharpa aea penninga. . . 

Endlich gilt es noch eine Mttnzumschrift anzuführen, welche das 
Wort enthält: die in Runen geschriebene Umschrift eines dänischen 
Pfennigs des 1878 bei Graslid in Thydalen in Norwegen ge- 
hobenen und gegen 1070 vergrabenen Fundes, welche: 

ASKEL . LOPENEG : TIiEN 

lautet und von Bergsoe ^) wohl richtig gedeutet wird : „Askel besitzt 
diesen Pfennig^'. Dadurch dürfte dasDeutschthum auch desPENING 
der hier zu erklärenden Mfinzumschriften hinlänglich bewiesen sein. 

Das demselben voraufgehende S ist das Zeichen des Genetiv 
und das ganze lELTTHIS der gesuchte Namen der Mflnzstätte im 
Genetiv, dessen Nominativ lEUTHI oder lEUTHE gelautet haben 
muss. Derselbe stimmt mit dem Gelithi der Urkunde des Königs 
^tto I. vom Jahre 653 in der wünschenswerthesten Weise fiber- 
'fU ienn der einzige Unterschied zwischen beiden, der Wechsel 



) Dorow, Denkm&ler alter Sprache und Kunst. I. 1. (Bonn 1828) 3/8. 
ni ^erdanke den Hinweis aof diese Urkunde Herrn 8. Alezi. 

^jBerfcsoe- Zur norweds'^hen und dftnisehen Mflnxlmnde. Z. f. N. 



Gittelder Pfennige. 249 

zwischen I und G ^) ist uns auch bei andern Ortsnamen, vor allen 
dem Jever's bezeugt, der auf den daselbst vom Herzog Bern- 
hard n. von Sachsen (1011 — 1059) und des Herzogs Ordulf 
Bruder Hermann (f 1086) geprägten Münzen*) stets mit einem G 
beginnt. Mit der kehrseitigen Umschrift: * GEFRI DENARn») 
bieten diese Münzen Bernhards zudem ein vollständiges Gegen- 
stück zu dem: + lEUTH IS PENING und verleihen unserer Er- 
klärung des letztern eine neue Stütze. Damit ist dieselbe aber 
auch wohl allseitig und für Jedermann bewiesen. 

Nach ihrem eigenen Zeugnisse also sind die Denare Pfennige 
des bischöflichen Ortes Gittelde. Damit stimmen die übrigen zu 
einer Bestimmung geeigneten Merkmale dieser Gepräge aufs treff- 
lichste zusammen. Denn wenn zunächst Dannenberg auf die 
nahe Verwandtschaft derselben mit den Denaren des Saracho von 
Corvei hinweist und sie auf Grund dieser, als in der Umgegend 
von Corvei geprägt bezeichnet, so ist zu bemerken, dass Corvei 
in Westlicher Richtung die Gittelde zunächst gelegene Münzstätte 
war. Wenn sodann Grote mit Recht die Erfurter Denare der 
Erzbischöfe Aribo (1011—1031) und Bardo (1031—1051) von 
Mainz für den in Rede stehenden ähnlich erklärt, so war Erfurt 
nicht minder die nächste Münzstätte von Bedeutung nach Südosten 
hin. Wenn endlich auf einem demnächst zu besprechenden Denare 
dem bischöflichen Brustbilde der Gittelder Pfennige die Umschrift 



1) Man beachte auch den Wechsel zwischen Jehaethar'^ und Mgehuethar" 
in den obigen Auszügen der Freckenhorster Heberolle. « 

2) Dannenberg, Die deutschen Münzen der sächsischen und frän- 
kischen Eaiserzei t. No. 593. 597. — Hooft van Iddekinge, Friesland 
en de Friezen in de Middeleuwen. Leiden. 1881. — Tergast, Die Münzen 
Ostfrieslands. I. (Emden. 1883.) 17 fg. 

8) Denarius findet sich ausserdem noch in der Umschrift eines Pfennigs 
des Robert IL von Flandern (1093/1111): ego svn de (narius), (Dbg. 155), 
▼on Pfennigen des Balduin von Flandern (989/1036): bonvs denari (us) 
(Dbg 145) und eines Pfennigs des Bischofs Albero I. von Lüttich (1120 bis 
1128): DENARis (Dbg. 215). Das gleichbedeutende moneta tragen die De- 
nare Dbg. 142 (Brüssel), 165 (Albert UL von Namur), 186 (CeUes, Hein- 
rich m.), 222 (Huy, Otto L), 267 (Viset, Otto HL), 1145 (HRARIBINTIAIA 
MONETA) und 1178 (HEINRICVS MOfETA. Umgegend yon Maestricht). 

17» 



250 Menadier: 

der Goslarer Münzen mit den Namen der beiden Heiligen Judas 
und Simon beigefügt und ihm eine Gegenseite mit einem Königs- 
kopfe nach Goslarer Vorbild beigegeben ist, so kann auch das 
nicht befremden, da Gittelde und Goslar nur wenige Meilen von 
einander entfernt liegen. 

Selbverständlich ist es ohne Belang, dass die Münzauf- 
schriften von einem Bischof sprechen, während doch die Gittelder 
Münzstätte in erzbischöflichem Besitz stand: zahlreich sind ja 
die Belege dafür, dass sich die Erzbischöfe einfach als Bischöfe 
bezeichneten. Auch ist dem Einspruch kein sonderliches Gewicht 
beizulegen , dass bei den an erster Stelle verzeichneten Pfennigen, 
welche in Anlehnung an die Otto-Adelheid Denare entstanden, 
als die ältesten der ganzen Reihe anzusehen seien, die Umschrift 
in dem hier vertretenen Sinne dem Bilde nicht entspreche, mit- 
hin anders zu deuten sei und zwar nicht nur auf diesen, sondern 
folgerichtig auch auf den übrigen Jüngern, die zwar die ge- 
wünschte Übereinstimmung zeigen, aber doch nur die Umschrift 
der ersteren unverändert übernommen haben. Denn weder ist 
der behauptete Widerspruch einzuräumen, da die Hand mit dem 
Bischofstabe den in der Umschrift genannten Bischof sehr wohl 
zu vertreten geeignet sein dürfte, noch ist zuzugeben, dass die 
Denare mit der Pedum haltenden Hand unbedingt die ganze 
Beihe eröffnet haben. Da vielmehr die sämmtlichen Funde, 
welche nachweislich einige der vorliegenden Denare enthalten 
haben, sehr tief in das elfte Jahrhundert herabreichen, indem der 
Flind im Wesenberg'schen Münzen des Bischofs Wilhelm von 
Utrecht (1054—1076), und Konrad von Speier (1056-1060)*), 
der Fund von Selsoe Münzen des Erzbischofs Lupoid von Mainz 
(1051—1059), Anno von Köln (1056—1075), des Bischöfe Kon- 
rad von Speier (1056—1060), und des Königs Sween III. Estrith- 
son^), der Fund von Vossberg Münzen des Erzbischofe Anno von 



1) Menadier, Deutsche MittelaltennOnzen aus den rassischen Ostsee- 
provinzen. Z. f. N. XIV. 

2) Dannenberg, Zwei Münzfonde des zehnten and elften Jahrhonderts. 
Z. f. N. XL 



Gittelder Pfennige. 251 

Köln (1056—1075), des Bischofs Wilhelm von Utrecht, des 
Markgrafen Udo 11. von Stade (1057—1082) und des Erz- 
bischofs Wezilo von Mainz (1084—1088)^), der durch v. Köhne 
in Moskau erworbene Fund Münzen des Abtes Saracho von 
Corvey (1056—1071) und des Grafen Ekbert IL von Friesland 
(1060—1090)*), der Fund von Lupow Münzen des Spitignew II. 
von Böhmen (1055—1061), Andreas von Ungarn (1047—1061) 
und Eduard des Bekenners von England (1042—1066), und der 
Fund von Londzyn Münzen des Erzbischofs Siegwin von Köln 
(1079—1089), des Bischofs Hermann von Metz (1073—1090) und 
gar des Königs Stephan von England (1135 — 1154) enthielt^), so 
hat man Acht zu geben, dass man denselben nicht ein zu hohes 
Alter zuschreibt, und die Möglichkeit festzustellen, dass ihnen 
allen zufällig in keinem einzigen Stücke uns erhaltene Pfennige 
voraufgegangen sind, welche v^ie die Jüngern in voller Überein- 
stimmung mit der Umschrift das Bild des Bischofs gezeigt haben. 
Noch bleibt, um diese Gittelder Pfennige von allen Seiten 
zu betrachten und all ihre Bestandtheile aufzuklären, eine Frage 
zu erörtern, nämlich die nach der Person des weltlichen Herrn, 
dessen Brustbild die Jüngern tragen. Da es ausgeschlossen ist, 
dabei an den deutschen König zu denken, so bleibt uns nur der 
Vogt. Ausgenommen vielleicht die Halbbracteaten des Erz- 
bischofs Heinrich und des Siegfried^), erscheint freilich unter allen 
bisher bekannten auf keiner weitern Münze der Erzbischöfe von 
Magdeburg Bild und Namen eines Vogtes und auch urkundlich 
ist ein derart weitgreifender Einfluss eines Vogtes für das Erzstift 



1) Ramas, Beretnbg om en samling af gamle Mynter fimdne i Jorelen 
i Sjaelland i Sommeren 1822. Skandinavisk Litterator Selskabets Skrifter. 
XX 151. 

2) ▼. Köhne, In Rassland gefundene MOnzen des elften Jahrhonderts. 
Z. f. M. 8. Wkd. N. F. 

3) Die Funde von Lapow und Londzyn werden im n&chsten Jahrgang 
der Z. f. N. Terzeichnet werden. 

4) Dannenberg, Der Münzfand von Dessau. Mittheilangen der namis- 
matischen GeseUschaft in Berlin. U. (Berlin 1850) 105. T. VI. 8/10. — 
Dannenberg, Die deatscben Mflnzen der sächsischen and fränkischen 
Königueit. Nr. 660. 661. 



252 Menadier: 

nirgends bezeugt: trotzdem kann ein Vogt anf den Gittelder 
Münzen nicht sonderlich befremden; denn für diese von dem 
übrigen erzstiftischen Gebiete vollständig getrennte und femab- 
liegende Besitzung sind jedenfalls von den übrigen abweichende, 
eigenartige Verhältnisse und insbesondere eine gesteigerte Macht 
des Vogtes vorauszusetzen. 



Daran würden wir uns indessen genügen lassen müssen, da 
in den bereits im voraufgehenden abgedruckten Urkunden von den 
Vögten in keiner Vt^eise gehandelt wird, und wir ausser diesen 
keine weitere urkundliche oder annalistische Nachricht über 
Gittelde und seine Beziehungen zu Magdeburg unter den 
sächsischen und fränkischen Königen besitzen, wenn uns nicht 
eine zweite Gruppe von Münzen zu Gebote stände, welche sich 
an die bisher behandelten unmittelbar anschliessend volle Auf- 
klärung schaffen. Es sind das die Denare des Vogtes Dietrich, 
die kaum minder bekannt und weniger umstritten sind, als die 
altern Gittelder Pfennige und sowohl geeignet sind, das letzte diese 



1) (Erb stein) Catalog der Sammlung Bildt. II. 4701. —W.G.Becker, 
Zweihundert seltene Mflnzen des Mittelalters. (Dresden. 1813.) Nr. HO. 
— H. Grote, Denar, vielleicht einer Äbtissin von Essen. Blätter fOr Mflnz- 
knnde II. (1886) 49. Taf. 3. 30/31. — Thomsen, Über die angeblichen 
Münzen der Äbtissin von Essen. Bl. f. Mk. II. 216. Daza eine Be- 
merkung Ton H. Grote. — Leitzmann, Goslarische Mflnzen. Numisma- 
tische Zeitung. Weissensee. 1843. S. 120. — Cappe, Berichtigongen und 
Beitr&ge zu Becker's 200 seltenen Münzen. Numismatische Zeitung. 
Weissensee. 1846. S. 33. — v. Posern-Elett, Einige Bemerkungen 
zu den Berichtigungen und Beiträgen zu Becker's 200 seltenen Mflnzen 
Yom Hm. H. Ph. Gappe in Nr. 5 d. Bl. N. Z. 1846. S. 64. — Bode, Das 
ältere Münzwesen der Staaten und Städte Niedersachsens. (Braunchweig. 
1847.) T. 3. 1. — Dannenberg, Zur Mflnzkunde des zehnten und elften 
Jahrhunderts. Mittheilungen der numismatischen Gesellschaft in Berlin. 
1859. S. 233. — Cappe, Beschreibung der Mflnzen Goslars. (Dresden. 
1860.) S. 12. Nr. 52. a. T. 5. Nr. 48. -— Leitzmann, Besprechung des 
Cappe'schen Werkes. Num. Ztg. 1860. S. 57. — Th. Stensel, Zur Ge- 
schichte des Anhaltischen Münzwesens. Numismatische Studien. (Leipiig. 
1876.) S. 2. T. 1. 4/6. — Dannenberg, Die deutschen Mflnien der 
sächsischen und fränkischen Königszeit. (Berlm. 1860.) S. 267. Nr. 688/690 



Gittelder Pfeimige. 



253 



umgehende Dankel zu erbellen, als auch ihrerseits too ihnen 
neues Licht erhalten. Bekannt sind von ihnen die folgenden 
fünf Typen: 




6. GOSLARIVM. Ein Thunngebäude , beetehend aus zwei 
seitlichen ThOnoen mit einer Blume auf spitzem Dache 
und einem mittlem kreuztragenden Giebel und um- 
schlossen von einer Mauer mit einem Thor in der Mitte. 
+ THEDERICVS AD. Das Brustbild des Vogtes in Vor- 
deransicht, der die linke Hand erhebt und mit der rechten 
ein Schwert hält (im Königlichen MQnzcabinet; Dbg. 688). 

7. + A(HRTV)ICHEDG. Ein Thunngebäude, bestehend ans 
einem hohen Mittelthurm mit einem Ringel inmitten 
der Wand und zwei Dächern übereinander und zwei 
Seitenflügeln mit je einem Bogenfenster und einem 
kleinen Spitzthurm und umschlossen von einer Mauer 
mit einem Thor in der Mitte. + THEDERICVS AD Das 

— CaUlt^e de la coUection de moDDues de feo Cbr. J. Thomien. n. Lm 
mosiuueB du mojaii-f^. (1873.) Nr. 6831. — Wolfitieg, Verbssnogsge- 
idiiclite TOB OoBlkT bis inr Abfounng der Sutaten and des Bergrechte!. 
(Berlin. 1885} S. 34. Anmerk. 16. — Hen&dler, VerlundlangeD der nomli- 
matiKlieD QMeUschAft la Berlin. SiUnoK Tom 1. Hin 1886. 



254 Menadier : 

Brustbild des Vogtes, dessen Gewandung ein wenig ab- 
weichend von der des vorigen angeordnet ist (im König- 
lichen Museum). 
7*. Der mittlere Thurm des Gebäudes trägt keinen Ringel, 
die Dächer der Thürme sind abweichend gestaltet 
(Dbg. 689). 

8. AHRTV(ICH)EDIC Ein Thurragebäude, bestehend aus 
einem Giebelbau mit einem Ringel, an das sich unter 
rechtem Winkel zwei Seitenflügel mit je drei Bogen- 
fenstern anschliessen , und drei hinter diesen sich er- 
hebenden Thürmen, über denen zwei Ringel und vier 
Kugeln angeordnet sind. — Dieselbe Kehrseite. (Im 
Königlichen Münzcabinet Dbg. 690. Vgl. Qrote Bl. f. 
Mk. n. T. 3. Nr. 31.) 

9. + LARSH////////////// Ein Thurmgebäude über einer Mauer 
mit einem hohen kreuztragenden Mittelthurm, an das 
sich links ein Langhaus mit hohem Satteldach, rechts ein 
niedrigeres Langhaus mit kleinem Thurm anschliesst. — 
Dieselbe Kehrseite. (Stenzel, Numismatische Studien. Li,) 

10. + A(HRTVICH)EDG. Ein Thurmgebäude, bestehend 
aus einem hohen Mittelthurm mit einem A inmitten der 
Wand und zwei Seitenflügeln mit einem Bogenfenster 
und kleinem Thurm und umschlossen von einer Mauer 
mit einem Thor in der Mitte. — + (THE)DERICVS AD 
Das Brustbild des Vogtes in Vorderansicht, der mit der 
rechten Hand ein Kreuz hält, während ein zweites Kreuz 
im Felde über der erhobenen linken Hand angeordnet 
ist. (Stenzel, Numimatische Studien. I. 6. Vgl. Grote, 
Bl. f. Mk. IL T. 3. Nr. 30. Dannenberg bezweifelt wohl 
mit Unrecht die Richtigkeit dieser Zeichnungen.) 

Eine Ortsbestimmung enthalten unter allen diesen Münzen nur 
die der ersten Gattung, und zwar nennen dieselben Goslar. Es liegt 
daher zunächst, bei dem Thedericus, der durch den Zusatz AD un- 
zweifelhaft als Advocatus bezeichnet wird, an einen Goslarer Vogt 
zu denken, dessen Beamtung kurz vor der Zeit, welcher die Diet- 



Gittelder Pfennige. 255 

richsmttnzen angehörea, dnrch Heinrich IV. eingeftthrt worden 
war, da im Jahre 1073 ein Bodo als solcher genannt wird •). 

Zu Gunsten einer derartigen Annahme lassen sich zunächst 
die hier abgebildeten merkwürdigen einseitigen Gelbkupfer- 
Prägungen') geltend machen, von denen die vier ersten einen 
Eönigskopf innerhalb der Umschriften: 




a) + B . HHO ME VECIT (im Königlichen Mdnzcabinet) 

b) BENNO ME VECIT (im Besitz des Herrn Professor 
Busson in Innsbruck); 

c) T + . IDJV 3MOWI3a (im Besitz des Herrn Major 
Wegener in Braunschweig); 

d) + VcüNQ + HEIOCEUT (im Königlichen Mönzcabinet); 
die fünfte die bekannten Brustbilder der beiden Goslarer Stifts- 
heiligen und die Omschrift: 

e) + HENRCVS REX 



1) Lambert! annalea. a. 1073 (H G. VII. S». T. p. 205). Ent qoidam 
Qosluifte praefectuB, Bodo nomine, regi tempore pacis acceptissbann, nanc 
qnoqne tnrbata re publica fidem inviolaUm ei Berrana, occnlte tunen metn 
Saxonam, oe deprebeosus factione vnlgi omnia Boa amitteret, — Ad*ocatna 
Goslarienaia wird er genannt in einem Briefe des Biacho& Hetilo an Hein- 
rich IV bei Sndendorf, regiatrum oder merkwtlrdig« Urknnden fOr die 
dentache Geschichte I (Jena 1849) U. 

3) Dannenberg, Die deatsehen HttnEen der aichBischen nnd frftnkiichen 
Kaiaerzeit. 759. — A. Me;er, Die Hansen der Stadt Dortmund. (Sonder- 
«bdrnck ans der Numiamatiachen Zeitschrift. Wien. 1683.) S. 36. Nr. 14. — 
Hfln ad i e r, Terhandlangen der nnmiamatiBchen ßeBellschaft za Eterlin. 
SlUnngen am 1. Hari 1886 und 4. JoU 1687. 



2M 

tiigL WesB avk die Bo^sUbai des letzta Stick» öh 
wenig dtaner wad zmüeber, ik die der thrigea, m kos es 
dcanoefe Biekt zwnfdhift len, dts dies mit jeMS iw— e» - 
gdritot D>d iB dendbea WerfcsUtt ertataada isL Es gikt 
dies abgfesdieii tob lUem Bbrigen aekim iDn aas dca ^Pnder- 
qwehe berror, wddter aaf jenea wie aaf diesen ivüeka 
Bild Bild ÜBisduift besteht, tDdem der «of des GefrSga nit 
dcoi KDaigikopfe za enrarteade KdaigauiMW dartk dm des 
Benno rerdrfatgt ist aad statt desaoi das smst aie fcU cade 
SCSIVDASSIMON verdrisgoddmBBnistlnldCTU^idL Siut- 
licb trageB sie auf der Kehrseite an zwei dBasder eatgt^age- 
setzteB Pnnkten die Sparen einer frtbeni Lothang, so dass sie 
höcbst wahrscheiDlich, ebenso wie der ihnen ^ddtxeilige 'Kafiei- 
knietest') mit dem Kopfe and Namoi des Kiteigs Heinci^ der- 




einst als ScbmockstBck gedient habes, sei es bob dass üe iigeBd 
wie aof einem Ger&the befestigt gewesen sind, sei es dass sie 
mit eiaer Nadel versehe» zum Heften der Kleidnog beiuitzt 
worden sind. Diese Verwendung ist jedoch fOr ihre Stempd 
im Gegensatz za dem des Bracteaten jedenblls nor tob secan- 
därer Bedeatong gewesen, da sie nicht die SelbstJbidiglceit in- 
seitiger OeprSge besitzen, sondern aof einander berechnet und 
and sich wechselseitig egänzen Bod erU&ren, wie Hanpt- und 
Kehrseite einer Mflnze. Mag man sich daher nnn dahin ent- 
scheiden, dass diese Knpferst&cke ursprünglich ProbeprSgongen 
gewesen, die hinterdrein zu Schmnckstacken verwandelt worden, 
oder mag man der Annahme den Vorzug geben, dass sie e^ens 

1) A. T. gkllet, Die Enrat1>ttageii des EOni^dien HftnicabiBata warn 
1. April 1886 bU t. April 1667. Z. L N. XT. 83. 



Gittelder Pfennige. 257 

für diese, durch die Lothe bezeugte, Verwendung geprägt sind: 
jedenfalls gehören die Stempel der Münzprägung an. Freilich 
ist uns keine einzige wirkliche Münze erhalten, welche mit 
diesen Stempeln geprägt; aber bei dem Zufall, welcher in der 
Erhaltung der alten Denkmäler, insonderheit der Münzen waltet, 
hat dieses Fehlen eines zur Erbringung eines vollen Beweises 
allerdings wünschenswerthen Objectes schwerlich sonderliche Be- 
deutung gegenüber den uns thatsächlich erhaltenen Gegenständen. 

Besteht aber ein derartiger Zusammenhang zwischen den ein- 
zelnen Kupferstücken und sind sie mit zusammgehörigen Münz- 
stempeln geprägt, dann ergiebt sich des weitem, dass sie nicht 
in Dortmund, wie früher angenommen wurde, sondern nur in 
Goslar entstanden sein können, und wird man kaum umhin 
können, in dem auf ihnen genannten Benno jenen merkwürdigen 
Mann anzuerkennen, der, ein schwäbischer Priester, sich zuerst 
als Lehrer in Speier auszeichnete, von dort durch Kaiser 
Heinrich III. nach Goslar gezogen, bald darauf vom Bischof 
Azelin an die Spitze der Domschule zu Hildesheim gestellt 
wurde, diesem in den Krieg gegen die Ungarn folgend sich 
durch seine Tüchtigkeit auf jedem Gebiete die grössten Ver- 
dienste um Kaiser und Reich erwarb, nach seiner Bückkehr zum 
Domprobst ernannt, die weltliche Verwaltung des Hildesheimer 
Stifts leitete, dann gleichzeitig Erzpriester am Dom S. Simon 
und Juda zu Goslar und kaiserlicher Vicedominus ^) und der ver- 
trauteste Bathgeber des jugendlichen Heinrich IV. eine be- 
deutendere Stellung einnahm, als je vor oder nach ihm ein 
anderer Verwalter des kaiserlichen Besitzes in Goslar, hinter- 
drein für kurze Zeit durch den Erzbischof Anno mit der Ver- 
waltung des Erzstiftes betraut und im Jahre 1067 durch den 
VTillen des Königs auf den Osnabrücker Bischofstuhl berufen, 
dem eigenen Gebiete die grössten Segnungen verschaffte und in 
unerschütterlicher Treue dem Könige bis zu seinem im Jahre 



1) Als Vicedominus bezeichnet den Benno die Adresse eines Briefes bei 
Sudendorf, Registrum III. 15. 



258 Menadier: 

1088 erfolgten Tode ergeben blieb ^). Als Geistlicher und Gelehrter, 
als Landwirth und Baumann, als Staatsmann, Richter und Ver- 
waltungsmann gleich ausgezeichnet, das Kleine wie das Grosse 
mit derselben Umsicht und demselben Eifer betreibend, hat er 
zu Goslar ohne Zweifel dem Bergwerks- und Münzwesen, dem 
bedeutendsten Betriebe daselbst und der vornehmlichsten Ein- 
nahmequelle für Kaiser und Reich die eingehendste Sorgfalt 
zugewendet, wie wir auch mit gutem Grunde zu vermuthen 
haben, dass die ältesten Osnabrücker Pfennige mit dem Namen 
der Stadt auf seine Veranlassung geprägt sind. 



^) Vita Bennonis 11 episcopi Osnabragensis auctore Norberto abbate 
Iburgensi (M. G. H. XIY. Ss. XU.): 

5, Quomodo Benno /actus sit scholarium maguter in civitate 

Hüdesheimensu 

Itaque Heinricum imperatorem deinde in Saxoniam secutus^ 

cum viUam Goslariam iUe operosis impensis et regio facta ampli- 

ficare coepisset, solito se ibi studio morumque probitate demonstrans^ 

optimatibus terrae ülius in brevi est cognitus, et honestissima con- 

tentione quaesitus^ cuius poiissimum dominio stresse deberet 

7. Quomodo Benno factus sit praepositus Hüdesimensis ecdesiae 

ac arcUpresbyter in Goslaria. 
Reversus igiiur ad suam sedem incolumis episcopus cum so- 
ciis^ tantis cum honoribus^ ubicunque sibi oportunum et possibüe 
reperisset, ampliavit et donisy ut merito praedpuus haberetur apud 
omnes et clarus. Adeo enim ea iUo tempore res suae prosperare 
et felices esse coeperunt^ ut in eadem ecclesia postea constitutus 
praepositus totius etiam episcopatus curam administrare cogeretur, 
Huius itaque dispensationis non minus strenuus quam fidelis exe* 
ctUor, et in väla Goslaria in archipresbyteratus ordine synodalis 
negotii non segnis exaetor^ tanta se modestiae districtionisque et ae- 

mitatis arce locaverat, ut regiae quoque domus administrationi 

,i4erf^Hr esse idoneus, 

10. De Bennonis viUicandi eajferientia, 

J^racccT tos autem^ quos enum^are longum est^ in eo sitos ex- 

^"*in^ usus^ summarum utique rerum administratione dignissi" 

f^ rut e* et leviorum admirabilis peritia. VUlicandi etiam 

.* ,u. --. .*«♦**" n^^p» pr^^e^i* Q^'ue -^^Aice* »•» aedifieiis eon" 



Gittelder Pfennige. 259 

Was wir jedoch für einen derartig ausgezeichneten Staats- 
mann und hervorragenden Beamten nicht Anstand nehmen, zum 
mindesten für sehr wahrscheinlich zu erklären, haben wii* grosse 
Bedenken zu hegen, ohne weiteres auf seine Nachfolger zu 
Goslar, die Reichsvögte zu übertragen. Der Namen des zuerst 
als solcher im Jahre 1073 genannten Vogtes Bodo, der in der 
goslarischen Familie de Gapella mehrfach vorkommt, scheint zu 



struendisy iurnentis et pecoribua educandis, agris aerendis^ aliarumve 
rerum rusticarum constare videtur quacunque cuUura: quam tarnen 
non U8U constat eum didicisse^ aed arte^ ut haec paene eo nemo 
curaret solertius, nee hie feliciua ahundaret. Porro in sohdione 
reddituum quos annua deposcü exactio manifestum est,, iUum fuisse 
acerrimum, ita ut plerumque verberibus affedos debitum suum rusti- 
cos persolvere compulisset; quod ei profecto facile indulserit^ et 
pro summa necessitate fecisse concesserit^ quicunque huius terrae 
homines norit eorumque durisssimam inßdelitatis et verstttiae cogitur 
tolerare nequitiam 

IL Quomodo Benno in Goslaria regia auctoritate sie palatio prae- 
fuit^ quod non solum ecclesiastica^ sed et publica negotia stre7iue 

dispensaret. 

Fuit itaque apud Heinricum adhuc puerum quartum huius 
nominis regem vehementer acceptusy eiusque pene arbitrio infra 
palatium omnia gerebantur^ sed et popularibus turbis non minoris 
est habitus^ dum sibi ab illo quivis speraret vel in culpa indulgen- 
tiam vel in necessitate subsidium. Denique villae Goslariae duplici 
potestate praelatus^ una qua ecclesiastica auctoritate synodalia exa^ 
minabat^ altera qua regia maiestate publicis negotiis praesidebat, 
muUoties in culpa una et ab eadem persona duplici debuit satis" 
/actione placari^ dum quae Dei erant Uli reddebant^ idemque ipse 
quae caesaris erant pro commissa cura dispensare debebat. Prae^ 
terea autem architectus praecipuus^ caementarii operis solertissimus 
erat dispositor^ qua etiam ex re regi supradicto inseparabüi ßiit 
familiaritaie semper addictus. Jam tum enim Saxonici beUij quod 
adhuc iam tanto tempore mundum demoliri ingemimus^ eaordia 
pullulare coeperunt, quod rex ille non ignorans totam Saxoniam 
castellis novis et firmis coepit munire^ defectionemque perßdorum 
antidpare temptabat munitione terrarum^ cui rei maturandae et 



260 Henadier: 

bezeugen, dass der Beichsvogt schon in dieser Zeit regelmässig 
ans einem der in Goslar selbst sesshaften freien Geschlechter 
vom Könige genommen wnrde'). Es bedarf daher starker, toII- 
gQltiger Beweise, bevor man sich bereit finden darf, den Goslarer 
Vögten Münzen beizulegen. Ein solcher wäre, wie immer er 
nur gewünscht werden könnte, geliefert durch die in einer 
ziemlichen Anzahl und in einigen StempelverschiedenheitCD durch 
den Fuud von Santerslebeu zu Tage getretenen Pfennige des 
Goslarer Typus mit dem Namen Hermann: 




4- HEREMANIVS . Brustbild eines weltlichen Herrn 
in Vorderansicht, der mit der rechten Hand ein Fähn- 
iein schultert, mit der linken aber einen Gegenstand 
hält, der einem Reichsapfel mit einer Lilie auf der 
Spitze ähnelt. — + S — SS(IM)ONIVG Die Bmatbilder 
der Goalarer Heiligen, über denen ein Kreuz ange- 
ordnet ist. (Dannenberg, Die deutschen Mfinzen der 
sächsischen und fränkischen Kaiserzeit. Nr. 691.) 



däiffenter exequendae dominum Bennonem praeesee cofutäutf, eciena 
ee huius rei non habere fideliorem, nee ad hoc mumu e^eqwndum 
magis industrmm. Poterat enim eiua in hoc re summa peritia 
ex Hitdesheimenai, vM tane praeposiiua fuit, structura dignoaci, 
cuitu ibi moffisterio a piae memonae Hecelone, eiua loci epiacopo, 
tot egregia aedißda constat esse conttructa. Hoc itaque caeUritque, 
qxtaa in eo diximua eitaa, virtute conapiama, exteria guoqve poten- 
tiinta et dominia fama vulgante coepit eaae aepetütüia; prttdetOi qiäppe 
consüio cuncta exteriora, exigva licet et frivola, dupensare caüebat, 
ita ut plerumgue Oiam pauperetUia rebua ab amieia adhibitua mttUo- 
*wn divitiaa eleganti inditetria fretua aequaret. 



Gittelder Pfennige. 261 

• 

WeDD es nur möglich wäre den auf ihnen genannten Hermann 
für identisch zu erklären mit dem Goslarer Vogt des Namens^), 
welcher in der fiber die Erneuerung der Schenkung einer Gapelle 
zu Ehren Christi und der Maria durch den Goslarer Domherrn 
Sidagus an seinen Verwandten Rudolf vom Bischof Bernhard von 
Hildesheim im Jahre 1147 ausgestellten Urkunde mit den Worten 
genannt wird: 

Fecit autem harte donationem tempore reverendi praedeceseoris 
mei Berchtoldi Episcopi*)^ qui proximus ante me Hädesheimeneem 
Eccleaiam regebat ^ quam post obitum eine ego Domino auctore 
gubemafidam suscepi, et tempore Herimanni advocati in eorum 
praesentia simulque civium Goslariensium, 

(Joh. Mich. Heineccii. Antiquitatum Goslaiiensium et vicina- 
rum regionum libri sex. (Francofurt 1707.) lib. H. p. 145). 
und nach Heineccius (a. a. 0. 220) ausserdem in einer Urkunde 
des Jahres 1120 auftritt. Allein diese Münzen sind doch wohl, 
wenn auch nur um einige wenige Jahre, zu alt, als dass man 
sie mit diesem Vogte Hermann in Verbindung bringen dttrfte; 
und da das Gepräge der Kehrseite keineswegs die Prägung in 
Goslar selbst zur Vorbedingung hat, sondern nur ihre Entstehung 
in dem Umlaufsgebiet der Goslarer Münzen beweist, so begeht 
man gewiss keinen Irrthum, wenn man sie dem Grafen Hermann 
von Winzenburg zuschreibt, dem einzigen unter allen Grossen 
des Sachsenlandes um die Wende vom elften zum zwölften Jahr- 
hundert, welcher den Namen Hermann geführt hat. 



1) Dass Cohn, Forschungen eot deatschen (beschichte VI. 585, den Her- 
mann dieser Urkunde mit Unrecht fOr den Vogt des Domes erklärt und als 
solchen mit Hermann yon Winzenburg identificirt hat, was schon Weiland 
a. a. 0. S. 27, Anm. 2 henrorgehoben hat, ergiebt sich unzweifelhaft aus 
der Betrachtung, dass die Worte: Herimanni advocati in eorum praesentia 
simulque ciTium Goslariensium offenbar zurückgehen auf die Eingangsworte 
der Alteren Urkunde. Dieselben dürften der Ton Heineccius (S. 221) beige- 
brachten Formel: ,Nos adfocatus et consules cum universitate Burgensium 
in Ooslar . . .* Ähnlich gelautet haben und haben mit adTOcatos unzweifel- 
haft den ReichsTogt bezeichnet. 

2) Bischof Berthold ?on Hildesheim regierte 1118—1180. 



262 Menadier: 

Auch Über die vermeintlichen Münzen Goslarer Vögte der 
spätem Zeit besteht wohl kein Zweifel mehr. Die für den in 
den Jahren 1152—1163 als advocatus goslariensis auftretenden 
Anno von Heimburg ^) in Anspruch genommenen Halbbracteaten 
sind älteren Ursprungs und gehören sicher dem speierisch-wormser 
Münzgebiet an. £benso wenig haben die Arnstedter und 
Falkensteiner Bracteaten mit Goslar zu thun: jene sind in Barby 
geprägt, woselbst die Herren von Arnstedt als Vögte der Abtei 
Quedlinburg bezeugt sind; diese weisen in den Umschriften 
nicht nur die Bezeichnung als HERODIVS DENARJVS und des 
Münzherrn als D(omni)N(u)S, sondern auch den Namen der Münz- 
stätte: CIEniAS BORNE auf). VTenn dagegen die Beizeichen 



1) H. Ph. Cappe, Beschreibung der Münzen Ton Goslar. S. 31 fg. 

2) Diese beiden Gruppen werden behandelt von: Seel&nder, Kartze Vor- 
stellung einiger Schutz- oder Schirmyögte . . . Zehen Schriften yon Teutschen 
Münzen mittlerer Zeiten. (Hannover 1743.) S. llfg. — Haren berg, Histo- 
ria ecclesiae Gandersheimensis (Hann. 1734.) T.^YII. 7/8. — Numophylacium 
Molano - Boehmerianum. (Gelle 1794.) IL 50. — Scheid, origines Guel- 
ficae. III. (Hann. 1752.) T. 19 ad pag. 232. — Mader, Zweiter Versuch 
über die Bracteaten. (1808.) S. 20. Nr. 5. — Orot e, Blfttter für Münz- 
kunde I. (1834.) S. 19. T. 4. Nr. 66. — Grote, Zns&tze und Berichti> 
gungen VIII. Bl. f. Mk. I. Nr. 36. — Leitzmann, Brakteatenkunde. 
N. Z. 1859. S. 189. Nr. 22. T. 4. — Leitzmann, Über die Braktea- 
ten der Goslarischen Schutzvögte. D. Vogt des Klosters Reichenberg. 
Num. Ztg. VIII. (1841.) S. 139. — Schönemann, Zur Vaterländischen 
Münzkunde. (1852.) S. 6. — Leitzmann, Münzfund. Num. Ztg. XXVI. 
(1859.) S. 189. Nr. 22. T. 4. ~ Dannenberg, Ein Fund niederdeutscher 
Bracteaten. Ztschr. f. M. S. W. K N. F. (1859/62.) S. 297. Nr. 48. — 
Stenzel, Münzfund (yon Freckleben). Num. Ztg. XXVI. (1859.) S. 127. — 
Leitzmann, Bracteat eines Herrn yon Amstete als Voigt. Num. Ztg. XXVII. 
(1860.) S. 145. — Leitzmann, Münzen der Grafen yon Falkenstein. Num. 
Ztg. XXVII. (1860.) S. 153. — H. Fh. Cappe, Beschreibung der Münzen 
yon Goslar. (Dresden 1860.) — Leitzmann, Nachträge zu den Bracteaten 
^us dem Freckleber Funde. Num. Ztg. XXVIII. (1861.) S. 41. — Grote, 
f^rakteaten yon Goslar und Quedlinburg (aus dem Freckleber Funde). Münz- 
studien II. (1862.) S. 935 fg. T. 33. — Stenzel, Der Bracteatenfnnd yon 
i^'reckleben im Herzogthum Anhalt (Berlin 1862.) — Grote, Die syste- 
jiatische Anordnung der modernen Münzen. § 20. Anordnung der nord- 
deutschen Bracteaten. Münzetudien VII. (1868.) S.818 Anm. — Dannenberg, 

"T'-'iirte Mittelaltermünzen. Goslar. Berl. Bl. f. M. S. W. K. IV. (1868.) 

",i. »htf TT '^ TYYTY m. 8rlilnml»'»i»r »f.. Dp« liraCt^ateS d'Alle- 



Gittelder Pfennige. 263 

des Löwen, eines dem Braunschweiger gleichen Helmes und des 
A auf Goslarer Bracteaten des Schadeleber Fundes') aus der Zeit 
des Herzogs Albrecht von Braunschweig mit Recht in Beziehung 
zu diesem gesetzt werden, so war derselbe doch keineswegs Reichs- 
vogt in Goslar, sondern als Erbe seines Vaters, des Herzogs Otto, 
nur im Besitz des diesem vom Kaiser Friedrich H. im Jahre 
1235 als Reichslehcn überwiesenen Zehnten der Berg werkser träge 
des Rammeisberges*). Wenn ferner die Bracteaten mit einem 
Löwen unter dem Adler zwischen zwei Thürmen ') wirklich als 
Goslarer Pfennige Heinrichs des Löwen zu gelten haben, so ist 
auch dieser gewiss nicht Reichsvogt zu Goslar gewesen; wohl 
aber ist aus der wellischen Ministerialität des Anno von Heimburg 
im Gegensatz zu den edelfreien Goslarer Bürgern Widekin *), der 
im Jahre 1151, und Ludolf*), der am 1. Januar 1170 als Vogt von 
Goslar genannt wird, in Verbindung mit Heinrichs Forderung im 
Jahre 1176 nur um den Preis von Goslar dem Kaiser Hceresfolge 
gegen den Lombardischen Bund zu leisten, mit Weiland*) zu 
folgern, dass der Löwe in den für Anno's Vogtei bezeugten 
Jahren Goslar als Rcichslchen besessen, und dasselbe im Jahre 
1152 bei der mit der Wahl Friedrichs zum König herbeigeführten 
Aussöhnung der Weifen und Hohenstaufen erhalten und im 
Jahre 1169 in Folge des Krieges der sächsischen Fürsten gegen 
den Herzog verloren hat. Eine Münze mit dem Bilde oder dem 
Namen oder auch nur einem sichern unzweideutigen Hinweis 

magne. (Paris 1873.) Seigneurs d'Arnstein. p. 191. Comics de Falkcnstein. 
p. 192. — Friedensburg, Der Dahsauer Münzfund. Schlesiens Vorzeit in 
Bild und Schrift III. 35. Bericht des . . . Vereines für das Museum schlesischer 
Alterthümer. (Mai 1877.) S. 197 fg. — Bahrfeldt, Der Bracteatenfund von 
Dahsau IV. Goslar. Nr. 19. Archiv für Brakteatenkunde I. (1885.) S. 11. 
— Wolfs tieg, Verfassungsgeschichte von Goslar. (Berlin 1885.) S. 37. — 
Menadier, Verhandlungen der numismatischen Gesellschaft zu Berlin. 
Sitzungen vom 1. März 1886 und 3. Oktober 1887. 

1) Schönemann, Zur vaterländischen Münzkunde. S. 45. 

2) Origines guelficae IV. 49. 

3) Cappe, Beschreibung der Münzen von Goslar. T. II. Nr. 11. 

4) V. Ileinemann, Cod. diplom. Anhaltinus I. 267. 

5) Schannat, Hist. Fuld. 193. 

G) Weiland, Goslar als Kaiserpfalz. Hansische Geschichtsblätter. V. 8.30. 

Z«iucbrift tüx KamiBmatik. XYI. 18 



264 Menadier: 

auf einen Goslarer Reichsvogt ist zur Zeit noch nicht nach- 
gewiesen ; auch dass eine solche jemals werde aufgefunden werden, 
unterliegt starkem Zweifel. Eine andere Beziehung lässt sich 
aber aus den bisher betrachteten Umschriften nicht gewinnen, 
sie muss sich aus der Erklärung der dritten Umschrift ergeben. 

Übergehen wir den ältesten Entziflferungsversuch, der wohl 
auf Grund eines undeutlichen Stückes zu der Lesung ANTHONACI 
und der Erklärung desselben als einer Andernacher Vogteimünze 
gelangte, so las man die Umschriften bisher übereinstimmend 
AHRTVICHE . D • G und deutete sie auf eine Äbtissin Hedwig. 
Eine Essener Äbtissin des Namens galt zunächst als Münzherrin, 
und als man diese nach dem Auftreten der Pfennige mit dem 
Namen der Stadt Goslar aufzugeben gezwungen war, ersetzte 
man sie durch die Äbtissin Hedwig H. von Gernrode, angeblich 
eine Tochter des Grafen Heinrich von Stade, welche durch eine 
Urkunde vom Jahre 1064 bekannt ist und für die unmittelbare Vor- 
gängerin der am 30. März 1118 zur Äbtissin gewählten Hedwig 
IIL gehalten wird. Diese würde einerseits der Lebenszeit nach 
durchaus geeignet sein und anderseits würde auch auf Gernroder 
Münzen der Name Goslars nicht sonderlich auffallen, da wir ja 
auch Münzen mit den Köpfen und Namen der Goslarer Heiligen 
besitzen, welche von Bischöfen von Halberstadt geprägt worden 
sind, zu deren Sprengel Gernrode gehörte. Ein weiteres Iftsst 
sich indessen zu Gunsten dieser Annahme nicht anführen; viel- 
mehr vereinigt sich alles gegen dieselbe. Zunächst enthält die 
Wallhauser Urkunde Kaiser Konrad's IL vom 23. August 1028, 
in welcher dieser die Privilegien der Abtei bestätigt, keinen 
auf die Münzgerechtigkeit bezüglichen Abschnitt: 

In nomine sanctae et individuae trinitatis Chuonradtis divina 
favente dementia Romanorum imperator auguatus, Omnium Dei 
nostronimque ßdelium tam praesentium quam et ffäurorum piae 
devotioni notum esse vobunus^ qualiter Adelheida venerabilis abba" 
lissa serenitatis nostrae clementiam adiens postvlavit^ ut abbatiae 
Geronrod diciae, cui ipsa Deo donante praesidety et sanctimoniaUbus 
inibi Deo »o-^rtoque ^yriaco martyri servientibus talem Itbertatem ac 



Gittelder Pfennige. 265 

iu8 concederemus , qualem ah antecessortbus nostris regibus vel im- 
percUoribus hactenus habuemnt. Cuiua rationabili petitioni pium 
praebentes assensum, ob interventum düectissitnae conmgis nostrae 
Gislae imperairicis augustae et amantissimae nostrae prolis Heinrici 
regis eiuadein loci sanctiinonialibus licentiani concedimus inter se 
eligendi abbatissarn^ quotiescunque mortali necessiiate intercipiente 
usus et opus exegerit^ omnesque res et loca ad eandem abbaiiam 
pertinentia, quae vel nunc possidet vel quae deinceps in ius ipsius 
loci divina pietas augeri voluerit, hoc nostro imperiali praecepto 
illuc stabilientes confinnamus ea ratione, ut nemo de his aliquid 
minor are aut abab'enare vel milites »uos inde beneficiare aut in 
quamlibet partem declinare praesumat nisi ad usum eiusdem con- 
gregationis. Ad hec eiiam imperiali potestate ßrmiter praecipimus, 
ut nullus publicus iudex vel quislibet ex iudidaria potestate in loca 
prae/ati monasterii nostris et futuris temporibxis ingredi audeat ad 
cau^as faciendas aut ßdiiussores tollendos aiU homines ipsius eccle- 
siae constringendos sive ullas occasiones illicitas requirendas vel 
theloneitm sive parefredos ab ipsis hominibus exigendos aut ipsos 
homines, servos litos vel liberos^ ad mallum convocandi aut ullam 
potestatem exercendi nisi advocatus, quem abbatissa eiusdem loci 
communi consensu soronim snarum ad hoc opus elegeriU Sed hoc 
ipsum monasterium cum omnibus suis pertinentiis, sicut Quitilinge- 
burc et Ganderesheijn et cetere r egales abbatiae, sub libertatis et 
immunitatis tuitione concludatur. Et ut hoc verius credatur diligen- 
tiusqu£ per futura annorum curricula obseruetur, lianc kartam inde 
conscriptam subtusqtie manu propria roboratum sigilli nostri im- 
pressione iussimus insigniri, 

Signum domnl Oiuonradi invictissimi Romanorum imperatoris 

(L. AL) augusti. 

Odalricus cancellarius vice Aribonis archicapellani recognovit, 

Data X. Kalend, Septembris, indictione XI, anno dominice 

incarnationis millesimo XXVJIII , anno autem domni 

Chuonradi secundi regni Uli, imperii vero IL Acta 

Walahuson feliciter, Amen, 

(v. Heinemann, codex diplomaticus Anhaltinus. I. S. 85. Nr. 108.) 

18* 



266 Menadier: 

Die Freiheit und Immunität, welche ihr wie Quedlinburg, 
Essen und Gandersheim und den fibrigen Reichsabteien gewähr- 
leistet wird, sind weit entfernt, den Besitz des Münzrechts ein- 
zuschliessen , wennschon die drei genannten dasselbe besessen 
haben. Die Ausstattung mit dem Münzrecht war keineswegs 
mit der Erhebung zur Reichsabtei gegeben, sondern erfolgte 
stets durch besondere Verleihung: eine derartige Verleihung an 
die Abtei Gernrode ist aber auch sonst nicht bekannt*). Zudem 
besitzen wir keine einzige Münze, welche mit Sicherheit oder 
auch nur einiger Wahrscheinlichkeit Gernröder Äbtissinnen bei- 
gelegt werden könnte. Denn die von Cappe^) nach Qernrode 
gewiesenen Denare mit der Umschrift: + GEROIEVVRE sind 
schon vor dieser Vermuthung von Dirks') unzweifelhaft richtig 
als friesischen Ursprunges und zu Garrelsweer, dem Hauptorte 
des Fivelgo, geprägt unzweifelhaft richtig erkannt, der von 
Leitzmann*) Albrecht dem Bären als Vogt des Stiftes Gernrode 
zugeschriebene Bracteat des Freckleber Fundes zeigt durchaus 
kein auf Gernrode bezügliches Merkmal und der von demselben 
Forscher*) für die von 1118 bis zur Mitte des Jahrhunderts 
regierende Äbtissin Hedwig III. von Gemrode in Ansprach ge- 
nommene Bracteat mit dem Brustbilde einer Äbtissin über dem 
Bogen eines Thurmgebäudes und der Umschrift: +MADVVICA 
(E)NRTl8aA . AMN • N^IOTNgADI ist sicher erst am Ende des 
zwölften Jahrhunderts und höchst wahrscheinlich in Nordhausen*), 

1) Fickcr, Vom Reichsfflrstenstande. Forschungen zur Geschichte nnd 
Reichsverfassung zunächst im Xn. und XIII. Jahrhunderte. I. (Innsbruck 
1861.) S. 346. § 239. 

2) Cappe, Die Münzen der deutschen Kaiser und Könige des Mittel- 
alters XII. (Dresden 1850.) Nr. 538 a. 

3) Dirks, Bijdragen tot de Munt-en Penningkunde van Friesland. De 
vrije Fries. VI. (Leeuwarden) Taf. 5. 23. vrgl. Dannenber^, Die deutschen 
Münzen . . Nr. 530. 

4) Leitzmann, Nachträge zu den Bracteaten aus dem Freckleber 
Funde. Num. Ztg. 1861. S. 43. Nr. 21. 

5) Leitzmann, Äbtissin Hedwig von Gernrode (?). Num. Ztg. 1861. 25. 

6) Sagittarius, Manuscript. Nr. 181. — Schlegel, De numis antiqoU 
Isenacencibus , Mnlhusinis, Northusinis et Weissenseensibus. (Jena 1708.) 
T. I. 14. - V T.udewig, Einleitung zu dem teutschen Müntswesen mitt- 



Oittelder Pfennige. 267 

jedenfalls nicht in Gernrode geprägt worden. Endlich geschieht 
auch nicht in einer einzigen Urkunde der Gernroder Pfennige Er- 
wähnung. Die Annahme, dass die Gernroder Äbtissinen das Münz- 
recht ausgeübt, haben wir daher nicht nur mit Recht in starken 
Zweifel zu ziehen, sondern geradezu als irrthümlich zu bezeichnen 
und man wird um so geneigter sein, die Bestimmung der Pfennige 
des Vogtes Dietrich als Gernroder Münzen aufzugeben, da mau einen 
Gernroder Vogt dieses Namens bislang nicht hat nachweisen können. 
0. V. Heinemann ') hat vielmehr mit Recht aus dem Streite, der sich 
1013 in Folge der Bestrafung eines Gernroder Priesters durch 
den Bischof Arnulf v. Halberstadt zwischen diesem und den 
Gernroder Dienstmannen Gero's des Jüngern, Markgrafen der 
0:?tmark und der Lausitz, den Schluss gezogen, dass letzterer die 
Vogtei in Gernrode inne gehabt habe, und man wird ihm auch 
darin beipflichten müssen, dass nach dem Aussterben seines 
Stammes mit dem Tode des Markgrafen Thietmar im Jahre 1034 
die Vogtei auf die Askanier übergegangen ist, obgleich erst 
Albrecht der Bär in ihrem Besitze nachzuweisen ist. Der auf den 
Münzen genannte Dietrich ist demnach als Vogt in Gernrode 
geradezu ausgeschlossen ; auch ist der Name der Äbtissin Hedwig 
auf den Münzen selbst keineswegs deutlich und unzweifelhaft zu 
lesen, sondern nur unter Annahme eines nicht eben leichten 
Stempelfehlers vennuthet worden. 

Durch eine weit geringere Verbesserung, als sie die Ge- 
winnung des Namens Hedwig oder auchHathewig erheischt, nämlich 
lediglich durch eine Umstellung der beiden ersten Buchstaben 
gelangt man von dem jedenfalls fehlerhaften AHRTVICH zu einem 
HARTVICH. Dieser Namen wird, um auch hier wieder zunächst 



lerer Zeiten. (Halle 1709.) T. 1. Nr. 6. — J. G. Leuckfeld, Kurtze 
historische Nachricht von einigeu alten und raren silbern Bracteaten oder 
Blech-Müntzen ctzlicher vormahls gewesenen Quedlinburgi:)Cheu Abbatissen. 
Antiquitates nummariae. (1721.) S. 231. §80. T. 2. Nr. 21. — ?. Posern- 
Klett, Sachsens Münzen im Mittelalter. I. S. 169. T. 44. Nr. 11. — 
Mader, Zweiter Versuch über die Bracteaten. (Prag 1808.) S. 117. 

1) 0. V. Heinemann, Die Stiftskirche zu Gernrode und ihre Wieder- 
herstellung. (Beruburg 1865.) S. 8. 



268 Menadier: 

ZU prüfen, ob die Münzen nicht in dem auf der einen Gattung 
genannten Goslar selbst geprägt sind, in dem einzigen uns er- 
haltenen Verzeichnisse ') unter den Stiftspröbsten von S. Simon 
Juda aufgeführt, und zwar mit dem Zusätze versehen, dass er 
hinterdrein zum Erzbischof von Magdeburg erhoben sei, wodurch 
wir auf die siebenziger Jahre des elften Jahrhunderts gewiesen 
werden, also gerade die Zeit, welcher die Münzen unzweifelhaft 
angehören. Man könnte versucht sein, diesen Probst für den 
Münzherrn der vorliegenden Pfennige und den auf ihnen ge- 
nannten Dietrich für einen Stiftsvogt zu erklären, dessen Namen 
uns sonst nicht überliefert ist. Das Stift St. Simon und Judas soll 
nicht nur im dreizehnten Jahrhundert neben dem Kloster auf 
dem Petersberge, dem Kloster Walkenried und der Stadt Goslar 
den Bergbau im Rammeisberge betrieben haben, sondern die 
Theilung unter diese vier Hauptgewerke soll nach Dohra schon 
von Heinrich IV. im Jahre 1075 vorgenommen sein'); die Pröbste 
mehrerer Stifter von weit geringerer Bedeutung, als sie nament- 
lich zur Zeit der salischen Herrscher der angesehenen Goslarer 
ßeichsprobstei zukam, dessen Pröbste zu den höchsten geist- 
lichen Würdenstellen des Reiches berufen zu werden pflegten, 
die Pröbste von Wildeshausen'), von Rees*), von St. ürsus in 
Solothurn *) haben nach Ausweis der Urkunden und Münzen das 
Münzrecht unzweifelhaft ausgeübt*); die Brustbilder der beiden 

1) Ileineccius, Antiquitatum Goslariensium . . . libri VI. S. 56. (Nach 
dem MonachuB Hadroerslebcnsis.) 

2) Dolim, Über Goslar, seine Bergwerke, Forsten nnd schatzherrlicbe 
Vorhältnissp. Hercynisches Archiv. — Weiland, Goslar als Kaiserpfalz. 
Hansische Goschichtsblätter. Jahrgang 1884. S. 33. 

3) Buchenau, Die Münzen der Probstei Wildesbansen. Z. f. N. XV. 26?. 

4) Lacomblet, Urkundenbuchfflr die Geschichte des Niederrheins. I. 242. 

5) H. Meyer, Die Bracteaten der Schweiz. (Zürich 1815.) 8. 27. 

6) Die lütticher Pröbste Andreas von Guyk (1121 — 1123), Alexander von 
Ouren (1165), Albert von Rhetel (1191 — 1191), Hugo von Pierrepont (1200), 
sowie der nicht mit Namen bezeichnete, deren Münzen J. de Chestret de 
Hanoffe, numismatiqne de la principaut6 de Li^ge et ses d^pendances 
(Bouillons, Looz) depuis Icurs annexions (Bruxelles 1888) pl. IV. 69—70, 
VI. 108—110, VII. 131. 132, VIII. 147. 148 und VI. 114. 115 abbildet, haben 
nur vorübergehend als Stiftsverweser das Münzrecht ausgeübt. Dasaelbc 



Gittelder Pfennige 269 

Heiligen des Stiftes bilden dauernd das Gepräge der Goslarer 
Münzen, und endlich giebt es kleine Reihe von Bracteaten, 
welche den Ascaniern als Goslarer Stiftsvogten in den Münz- 
sammlungen wie in den münzwissenschaftlichen Schi'iften *) bei- 
gelegt zu werden pflegen. Doch es ist bereits anderweitig her- 
vorgehoben worden, dass die dem Bernhard von Sachsen in dieser 
Eigenschaft zugeschriebenen Münzen ihrer ganzen Erscheinung 
nach weder in dessen Zeit noch in die Harzgegend passen, 
sondern eines altern und östlichem Ursprungs sind, dass die 
für goslarisch erklärten Bracteaten Albrecht des Bären nichts 
an sich haben, was diese Zuweisung irgendwie nahe legte, dass 
endlich die dem Markgrafen Otto von Brandenburg als Dom- 
vogte beigelegten Pfennige Fälschungen Seeländer's sind. Die 
Ausbeutung des ßaramelsberges war für das Stift lediglich ein 
industrielles unternehmen und so wenig auf die Belehnung mit 
einem Regal begründet, dass vielmehr dem kaiserlichen Vogte 
Schlagschatz und Kupferzoll zu entrichten waren, wie die Berg- 
gesetze mit den Worten bestimmen: 

Des rikes gevoghei en mach up ene hutten nicht mer beholden 
wen enen sleischat und enen coppertoln. De voghet en mach up 
ene hutten beholden sleiscat unde coppertoln bi des rikes hulden, he 
en hebbe er deine rike gesworen'). 



Verhältniss wird vorliegen, wenn der durch van der Chijs, De Munten der 
bisschoppen, van de heerlijkheid en de stad Utrecht, Ilaarlem 1859, laste 
suppl. XXI. 5. S. 324) einem Probst Balderich beigelegte deventersche Pfennig 
in der That diesen Ursprung hat. Eigenartige Zustände haben endlich in 
Ostfriesland dazu geführt, dass die Häuptlinge die Probstwürde bekleideten 
und in dieser Stellung das vordem den Bischöfen von Münster zustehende 
Münzrecht ausübten, und beide Titel ihren Münzen aufprägten, Hisko von 
Emden (1390—1429), Imelo von Emden (1429—1433) und Unko von Weener 
(zwischen 1409 und 1436). Vgl. Ter gast, Die Münzen Ostfrieslands. I. 
(Emden 1883.) 8. 61. 64. 143. 

1) Leitzmann, Über die Bracteaten der Goslarschen Schutzvoigte. Num. 
Ztg. 1841. S. 149fg. — Cappe, Beschreibung der Münzen von Goslar. Dresden. 
1860.) — Seeländer, Kurtze Vorstellung einiger Schutz- oder Schirmvögte. 

2) Scbaumann, Vaterländisches Archiv. 1841. S. 323. § 168. — 
Leibniz, Script, brunsv. iHustr. III. 548. 



270 Menadier: 

Endlich aber ist dem Probste von Rees das Mfinziecht nicht 
vom Reiche selbst verlehut, sondern durch den Erzbischof Sige- 
win von Köln (1079 — 1089) überwiesen, wird auch das Münz- 
recht des Probstes von Wildeshausen in gleicher Weise nur 
secundären Ursprungs sein, beruht das Münzrecht des Probstes 
von Solothurn auf den besonderen burgundischen Verhältnissen. 
Die deutschen Rechtsbücher kennen nur lehnsfähige Bischöfe, 
Äbte und Äbtissinnen, nicht aber lehnsfähige Pröbste, wie es 
z. B. im Sachsenspiegel (III. 59) heisst: 

See/Ute man käset bischope oder ehbede oder ehbedischen^ die 
den herschilt hebben, dat len solen sie vore untvan unde di hisorge 
na. Svenne sie dat len nntvangen hebben^ so mögen sie lenreclu 
dun unde nicht er, Scar man bischojye oder abbede oder ebbe- 
dischen nicht ne käset binnen ses weken, dar die lenungen an den 
keiser gat, he liet it sveme he loely die sik redelike gehandelet Iievet, 

Nur von einer Investitur der Pröbste, nie aber von einer 
Belehnung derselben mit den Regalien, oder einem von ihnen 
dem Könige geleisteten Homagium ist in den Quellen die Rede'). 
Mau darf daher den Pröbsten von S. Simon und Juda ebenso wenig 
Münzen beilegen, wie den Vorstehern der übrigen goslarischen 
Klöster, des Petersberges, des Klosters Neuwerk und des Klostei-s 
auf dem Frankenberge. Wie alle Münzdeutungsversuche, die mit 
den letztern gerechnet haben, fehlgeschlagen sind, so haben wir auch 
jenes erstere vollständig ausser Acht zu lassen, wenn es Münzen 
zu bestimmen gilt. Der auf den Denaren genannte Hartwich 
kann weder der Goslarer Reichsprobst sein, noch einem andern 
der Goslarer Stifter angehören, und das Goslarium der andern 
Gattung kann demnach nicht Goslar als die Münzstätte bezeichnen, 
in der, sondern nur die, nach deren Muster die Pfennige geprägt 
worden sind. 

Den Münzherrn Hartwich sicher ausfindig zu machen, geben 
indessen die Münzen selbst in dem auf den Namen folgenden 
Rest der Umschriften einen festen Anhalt. Derselbe lautet bald 
EDG, bald EDIG, bald aber ADG und kann nur zu EPISCOPVS 

1) Ficker, Vom Reichsfürstenstande. I. S. 366. § 250. 



Gittelder Pfennige. 271 

DEI GRATIA , beziehungsweise ARCHIEPISCOPVS DEI GRATIA 
ergänzt werden. Als erzbischöflicher Münzherr des Namens 
kommt selbstverständlich nur der Graf Hartwig von Ortenburg 
in Betracht, der dem Magdeburger Erzstift vom 7. August 1079 
bis zum 17. Juni 1097 vorstand, unter allen erzbischöflich 
magdeburgischen Münzstätten wiederum kann nur der im vorauf- 
gehenden als solche nachgewiesene Ort Gittelde als Prägeort 
dieser Pfennige geltend gemacht werden. Gittelde, wie bereits 
hervorgehoben, nur wenige Meilen von Goslar entfernt, musste 
zunächst den Einfluss der unter den Saliern zu ungeahntem 
Glänze emporsteigenden Kaiserpfalz erfahren und sich mit seinen 
Münzen an die Goslarer anschliessen. Die altern mit dem Orts- 
namen selbst versehenen Gittelder Pfennige trugen bereits neben 
dem Bilde des Erzbischofs auf der Hauptseite das des Vogtes 
auf der Kehrseite, wie es auch auf den Hartwichspfennigen in 
dem Bilde des Vogtes Dietrich sich wiederholt. Endlich, und 
das ist endgültig entscheidend, kann auch über den Dietrich selbst, 
den es bisher noch nicht gelungen ist als geschichtliche Persön- 
lichkeit nachzuweisen, als Gittelder Vogt kein Zweifel bestehen. 
Gittelde gehörte, wie bereits hervorgehoben worden ist, 
zum Lisgo. Dieser Gau und seine Grafen werden in den fol- 
genden Urkunden') genannt: 
889. Juli 6. Arnulf schenkt auf Bitte des Bischofs Sundrolt 
dem Grafen Adaiger 

//* pmjo lllUijo in cotniUUu ipaiua (scilicet coinitis Adal- 
(jer'i) in cillia Wolfenni ac Ualafeld , , , 

(Wilmans und Philippi, Die Kaiserurkunden der 
Provinz Westfalen I. 229.) 

]) Die älteste ErwähnaDg des Lisgo ist die folgende: 
Uaec capitula constituta sunt a domno Karolo^ ylorioso imperatore, cum cotusensu 
ßdelium suorum apud Carisiacum anno incarnationis dominkae 677^ reyni vero ipsius 
37 1 imperii auttm 2^ lö Kalendas Julias ^ indictione 10, de tjuibus quaedam ipse 
dejinivit, et de tpiibusdam a suis fidelibus responderi iussit, 

32. Jn quibus ex nostris palatiis Jilius noster^ si necessitas non fuerit^ morari 

vel in quibus forestibus venationem exercere non debeat Jn Lisgo porcos tantum 

accipiat, (M. G. H. IlL legg. I. 537-541.) 



272 Mcnadier: 

9n5. Dec. 12. Otto I. gewährt dem Abt Richarias von Magde- 
burg eine Münze in Gittelde 

in Villa Getlide in comitaiu Lisgo^ cid Burchardus 
i'omes preesse videtur . . . 

(M. G. H. dipl. I. S. 426. Nr. 312.) 

(vgl. S. 236.) 

900. Aug. 10. Otto III. schenkt seiner Schwester Sophie 

trlginta mwii<os in villis Motlevingerod, Foresazi, Hadil- 
vincferod dlctis sitos et in pago Usgovve voccUo ac 
coviitatu Sigeherti comitis iacentes . . . 

(Harcnbcrg, Historia Eccl. Gandersh. dipl. 625.) 

1013. April 24. Heinrich II. schenkt dem Bischof Meinwerk von 
Paderborn 

cortem . . Bemeshnson dictanu in pago Lisga, in comi- 
iafu Udonis sitam . . . 

(Erhard, reg. bist. Westf. I. cod. dipl. p, 62. — 
Wilmans und Philippi, Die Kaiserurkunden der Pro- 
vinz Westfalen II. S. 159. Nr. 137.) 

1014. proxhno anno expeditionem in Italiam rex iturus^ tä ce- 

saris consecratiojiem a donino apostolico perciperet in 
castello, qnod Grouna dicitur, convenire principes man" 
davit et 8 Kalend. May de statu regni inibi cum eis 
tractavit. Episcopua autem Meinwerctia cum rege ex- 
peditioncrn itwnis, ecclesiae sue penuria conquesia, itineris 
expensarn lahori suo congtmam instanter petiit et , , , . 
Berneshusun sitxnn in pago Lisga in comitatu Udonis 
comitis optinuit, 

(Vita Meinwerci cap. 21. M. G. H. ss. XI. 115.) 

1016. Jan. 14. Heinrich II. schenkt dem Bischof Meinwerk von 
Paderborn 

quandam curtem nostrae proprietatis Bemeshusen dictam 
in pago TAsga in comitatu Udonis sitam . . . 
' ^anpeTiborg. Hamburger ürkundenbuch 1.66.) 



Gittelder Pfennige. 273 

1022. Nov. 1. Heinrich II. 

in praefecttira Udonis comitis^ in pago Lesco Renovel- 

husen^ Dorstido, LanUoardeshusen^ lleildageshevi^ Ever- 

goteshem^ Ileremanniggeroth^ Wachana, Gennaneshusen . . . 

(Lüntzel, Die ältere Diöcese Hildesheim. S. 360. — 

Lüntzel, Der heilige Bernward. 94). 

— Konrad II. verfügt die Vererbung auch an die weibliclien 
Nachkommen des Grafen Uto für die 

praedicta duo heneficia, forestum videlicet et comitatum 
praedicti cornitis Utonis in TÄsga . . . 

(Origines Guelficae III. 468. 35. vgl. im Folgenden.) 

1071. Heinrich IV. schenkt dem Stift St. Simon und Judas in 
Goslar 

X viansos de cnrte nostra nomine Pholda, sitos in loco 
nomine Piapasserode et Besingen et ceteris locis ad 
eandein ciiHem pertinentihus in comitain Dieterici . . . 

(Leuckfeld. Antiquitates Pocldenses. 279). 

978. Otto II. schenkt seiner Gemahlin Theophania 
in pago Lisgo cnrtern qxiandam Polide diciam . . . 
(Leibniz II. 376). 
Über die drei ältesten der in diesen Urkunden genannten 
Grafen des Lisgo, den Adaiger, Burchard und Sigebert sind wir 
nicht weiter unterrichtet Unsere Kunde beginnt erst mit dem 
elften Jahrhundert und dem Grafen Udo. Für diesen aber be- 
darf es gegenwärtig keines Beweises mehr, dass er identisch mit 
dem Udo von Catelnburg, ein Stiefbruder der altern Grafen 
Siegfried und Benno von Nordheim und ein Sohn zweiter Ehe 
des Siegfried war*), welcher in einer Urkunde des Kaisers Otto II. 



1) Man vergleiche zu dem Folgenden: L. Schrader, Die älteren 
Dynastenst&mme zwischen Leine, Weser und Diemel und ihre Besitzungen, 
hauptsächlich wie sie im 11. und 12. Jahrhundert befunden sind. I. Geschichte 
der Grafen von Nordheim und Katlenburg. Göttingen 18.32. — H. Br esslau, 
Jahrbücher des deutsclien Reiches unter Konrad IL Excurs VIII. Konrad's II. 
Lehenbrief ftlr den Grafen Udo von Katlenburg. 



274 Menadier: 

vom Jahre 982 als Graf im Rittega bezeichnet wird*) und wahr- 
scheinlich im Jahre 1004 gestorben ist'). Es geschieht seiner 
zuerst Erwähnung im Jahre 1002 als Mörder des Maikgrafen 
Ekkehard I. von Meissen, des Gegners Heinrichs II. und Mitbe- 
werbers um die Königskrone, der zu einer nach Duisburg anbe- 
räumten Versammlung ziehend, in Paderborn über das Scheitern 
derselben in Kenntnis gesetzt, über Nordheim zurfickkehi-end, von 
den Söhnen Siegfrieds in Pölde überfallen und ermordet wurde, 
wie der Annalista Saxo mit den Worten berichtet: 

qua proitter inde abieus^ cum ad Xofiheim^ Sujefridi comitis 
curtt/ti, cenUset^ d'diijeutev susceptus est atque ut ibi pernociare 
celh't roijütur. Intimarlt quotpie ei occulte comiiissüj quod Sit/efridim 
ei Benno, sui seniontf filli^ cum fratribuff de Catelenburh 
Ifeinrico et Idoni aliiaque suis conspiratoribus de nece eius 
posltiif inaidlid iractarent. suppliciter efßaijitans^ ut aut ibi in 
cnii<tinum mamret seu alio dicerteret. Talia marchio benigne stisci- 
jticn^, rei<pontltt. propoultum iter propter eos nee teile nee posse 
irvnnipcrc , . , . pervenlt tVijo inaiThio ad locum deatinalum, qui 
l\ditl diciiur . . . quos cum sopor oppido laasatos (jravaret^ inimica 
itninus incautos oppinmens invaait . . . solus itjitur repugnabat JEkki- 
liardus , vir dumi milicieque laudabilis, Cui Sigi/ridus hasta for^ 
iiter emissa nodum cervicis conf regit tei*ramque oppetere compulit. 

(M. G. H. VIII. SS. VI. 647.) ') 

Aus der Erbschaft des Vaters erhielt Udo 1004 jedenfalls eine 
Grafschaft im Rittega*), während eine zweite dem Nordheimer 
Bruder zufiel. Ob die Grafschaft im Lisgo, die 990 einem Grafen 
Sigebert zustand, nachdem gleichfalls vom Siegfried von Nordheim 
verwaltet worden und von diesem auf seinen Sohn überging oder 

1) Schanuat, tradit. Fuldens. 243. Scheid, Orig. guelf. lY. 476; 

. . Villa Medenheim dicta in payo Rietdegowa vocato et in comitaiu Sige 
J'ridi comitis sita , . . 

2) Excerpta Necrologii Fuldensis ÄDtiquissimi. (Leibniz, Script r. 
bruusw. ill. 111. 766): MIV. Gisilharius archiepiscopus. Sigifridas conies. 

3) vgl. Tbictmar, chronicou. M. G. H. V. ss. III. 791. 

4) Stumpf, reg. 1742. 2038. — Schalen, annales Paderbornenses L 
435. 490. — DrouV'j »•*»'' itiones Fuldeiises. 100. 



Gittelder Pfennige. 275 

anderweit an den letztern gelangte, ist ungewiss; die uns er- 
haltenen Urkunden jedoch, welche ihn in Besitz derselben zeigen, 
gehören erst dem zweiten und dritten Jahrzehnt des elften Jahr- 
hunderts an. Mit diesen vereinigte Udo eine dritte Grafschaft im 
sächsischen Hessen mit der Malstätte in Ilemmerfelden ^). In der 
Grafschaft seines Bruders Bernhard tritt er als Vogt des Erzbischofs 
Unwan von Bremen in Moringen bei Nordheim auf*). Vielfach wird 
er auch genannt in den urkundlichen Angaben der Lebensbeschrei- 
bung des Bischof Meinwerk von Paderborn ^). Die wichtigste ihn bc- 
treflfende Urkunde ist aber die, über welche wir durch die vom 
Kaiser Friedrich I. für den Herzog Heinrich den Löwen am 1. Januar 
1158 zu Goslar ausgestellte Urkunde*) Bescheid erhalten, der 
Lehenbrief Konrads IL, in welchem bewogen durch den Tausch, 
zu dem sich Udo in Betreff von Nürtingen zwischen Eslingen 
und Tübingen und von Holzhausen bei Homberg, den Erbgütern 
seiner Gemahlin Beatrix, bereit finden Hess, der Kaiser be- 
stimmte, dass Udo's Grafschaft im Lisgo und der Forst im 
Harze allezeit demjenigen seiner männlichen und weiblichen 
Nachkommen zustehen solle, dem das Erbgut in Eimbeck zufalle. 
Zum letzten Male wird Udo genannt im Jahre 1039 und zwar 
in einer Urkunde, laut welcher Graf Christian als Vogt der 
Abtei Gandersheim das Zehntrecht dem Bischof von Hildesheim 
zuweist *). 

Udo's Sohn, Dietrich (I), tritt uns in Urkunden nirgends 
entgegen. Das einzige, was wir über ihn erfahren, berichtet der 
sächsische Jahrbuchschroiber gelegentlich der unglücklichen 
Schlacht bei Werben an der Havelmündung gegen die Liutizen im 
Jahre 1056, in welcher er seinen Untergang fand: 

1) Vita Meinwerci, 21G. M. G. H. ss. XI. 158. ~ Schalen, annales 
Padcrbornenses I. 42i). 

2) Vita Meinwcrci, 32. 

3) Vita Meinwerci, cap. 21. 22. 34. 52. 68. 85. 100. 123. 134. 1C4. 195. 
203. 2 IG. 

4) Vgl. unten. 

5) Annales Hildesh. Leibniz, Script, rer. brunsw. ill. ins. I. 730. — 
Harenberg, historia ecclesiac Qandersbeimensis. G37. 



276 Menadier: 

Magna cedes a harharis^ gut Liutici dicuntur, in christianos 
facta est, quorum qtddam gladio, quidam fugientea in aqua perierunt^ 
inter quos Willehelmus aquilonalis marchio occiditur non procul a 
Castro, quod Prizlava dicitur, quod situm est in littore Albia ßuviij 
in ostiot ubi in se recipit Ilabolam ßuviiim .... cum quo interfectus 
est comes Theodericus de Katalanburh, filius Udonis^ qui 
cum fratre suo Ileinrico et aliis quibusdam occidit EkMhardum. 
marchionem in Palithi jwst mortem tercii Ottonis imperatoria. Huic 
Udoni erat uaor de Suevia, nomine Bertrada, que genvit ei hunc 
Tlieodericum, Huic quoque erat tucor item Bertrada, soror Svanehildis 
comitisse de Castro, quod dicitur Lon in Hasbania^ cuius filiua fuit 
Aniohhis comes Mogontiensis prefectus^ que peperit ei filium^ qui et 
ipse Theodericus vocabcäur, et ßliam, que Oihilhildis dicebatur, que 
nupsit Conrado, fratris Dedonis marcliionis. Tdem Theodericus accepit 
Uii'orem Gertrudem, filiam Ekberti rnarchionis senioris, matrem 
Richenze imperatricis , e*c qua genuit item Teodericum, qui sine 
liberis obiit. 

(M. G. H. VIII. Ss. VI. 690.) 

Dietrichs gleichnamiger Sohn, Dietrich (IL), der mit der 
Erbtochter des brunonischen Geschlechts, der Schwester des 
Markgrafen Ekbert IL, Gertrud, vermählt war, war es, in dessen 
Grafschaft Pölde in der Urkunde des Jahres 1071 bezeichnet 
wird. Ein dem Namen nach nicht bekannter Schriftsteller des 
dreizehnten Jahrhunderts führt auf ihn die Gründung des Stifts 
Eimbeck zurück, indem er schreibt: 

GheHrudis duxit comitem Thydericum de Katelenborch, qui 
etiam Enbike fundavit, de quo juvenem comitem Thydericum genuit, 
qui de urbe sua Katelenborch ad honorem Dei claustrum instauraviL 
(Anonym. Saxo. Mencken, Scriptores. III. 104). 

Eine hervorragende Rolle spielte er in dem Kriege der 
Sachsen gegen den Kaiser Heinrich IV., in welchem er als einer 
der eifrigsten seinem Vetter, dem ehemaligen baierschen Herzoge 
Otto von Nordheim, zur Seite stand, nach dessen Tode aber 
eine vermittelnde Stellung eingenommen zu haben scheint und 
als verciär> iV v^n i^n Eiferern auf einer Versammlung der 



Gittelder Pfennige. 277 

Sachsen und Thüringer zu Pertestad') am 20. Januar 1085 
erschlagen wurde nach dem Zeugnisse des Annalista Saxo: 

Sequenti die Saxones item et Thuringi convenere, qui secum tisque 
ad sanguinem reaistere^ si qui ab eis vellent deßcere, Accusantur Udo 
Hüdinsheimensis episcopus et frater eins Conradus et comes Tlieo- 
dericus Heinricum hostem eorum infestissimum convenisse et pcUrie 
tradüionem ei promisisse. Sed cum protestati dicerent, se nullam 
adhuc subiectionem Ueinrico poUicitos, non negarent autem, se ei lo- 
eutos, expetuntur obsides dare ad certißcandnm conpatriotas de 
promissa ßde. Ulis reclamantibus ^ non esse innate eorum digni- 
tatis, ut ad patrocinium patrie, cuius ipsi primates et hactenus 
defensores fuissent, ab his, quorum id minus referret cogerentur^ 
Theodericus egregie dignitatis comes^ a quibusdam precipitati impetus 
inter/lcitur , episcopus et suus fraier et eorum. complices ßigantur. 

(M. G. H. VIII. Ss. VI. 722.) 

In einer Urkunde des Jahres 1088 tritt endlich der dritte 
Catelnburger Graf des Namens Dietrich zuerst auf, indem er dem 
Kloster Lippoldsberg den Zehnten zu Gundesburen übereignet. 
Als Zeuge hat derselbe ausserdem die 1097 zu Grona ausge- 
stellte Urkunde des Königs Heinrich über eine Schenkung an 
die Abtei Heimarshausen*), sowie im Jahre 1103 die Urkunde 
unterschrieben, kraft welcher die Äbtissinnen Eilica uud Adelheid 
aus dem Reinhauser Grafenhause dem Bisthum Hildesheim einen 
Theil ihrer Güter zusprachen'). Durch die Gefangennahme des 
Magdeburger Domherrn Asic und des Stadtgrafen Hermann, die 
auf der Reise zu dem in Lüttich weilenden Kaiser Heinrich IV. 
sich befanden, lenkte er im Jahre 1105 sowohl dessen wie seines 
Sohnes, des Königs Heinrich V., Zorn auf sich. Indessen ver- 
söhnte er sich alsbald mit dem letztern und eilte ihm zu dem 
Heereszuge gegen den Vater zu Hülfe. Auf diesem starb er, 
ohne einen Leibeserben zu hinterlassen, am 12. August 1106 
am Lagerfieber zu Aachen, wie uns berichtet wird: 

1) Waltram nennt Gerstungen als den Versammlungsort. 

2) Schaten, annales Paderborncnsis. ad annum 1097. 

3) Spilcker, Beitr&ge zur altem deatschen Geschichte II. Urk. 3. 



278 Menadier: 

Nam postea idem Heinricus Eximperator non longo interieeto 
tempore octo diehm aegrotans^ nono moritur^ quinto abhinc die 
Tlieodericus comes de Emhike aquisgrani inoriiur, 

(Aiinalista saxo ad anii. 1106. M. G. H. VIII. ss. VL)0 
nachdem er in Voraussicht dessen das Stammbaus seines 
Geschlechts, die eine Meile östlich von Nordheim an der Mün- 
dung der Katel in die Ruhme gelegene Katelnburg in ein 
geistliches Stift verwandelt hatte, dessen Hauptaltar zu Ehren 
des Johannes Erzbischof Ruthard von Mainz am 10. November 
1105 geweiht hatte. 

Es wird nun wohl Niemand Bedenken geltend machen, wenn 
wir den THEDERICVS AD ., dessen Bild und Namen die für 
Gittelde in Anspruch genommenen Denare des Magdeburger 
Erzbischofs Hartwich für einen der Katelnburger Grafen dieses 
Namens erklären und ebenso den Kopf des weltlichen Herrn auf 
den älteren Gittelder Pfennigen auf einen altern Grafen desselben 
Hauses zurückführen. Offenbar haben sich die Katelnburger, 
ihren nordheimischen Vettern gleich in den Besitz der be- 
deutenderen Kirchenvogteien ihrer Grafschaftssprengel zu setzen 
verstanden. Für Pölde, die im Lisgo gelegene Stiftung des 
sächsischen Kaiserhauses, vermag Schrader die Vogtei der Kateln- 
burger nur zu vermuthen, für Gittelde wird sie durch die Münzen 
bewiesen. 

Sollen wir aber darüber hinaus die einzelnen Glieder des 
Katelnburger Geschlechts bezeichnen, so treten uns besondere 
Schwierigkeiten entgegen. Die älteren Pfennige mit dem Kopf 
des Vogtes tragen keinen Namen und sind lediglich nach den 
Zeitverhältnissen zu bestimmen, welche die Funde an die Hand 
geben, sowohl diejenigen, in welchen sie nicht nachgewiesen sind, 
als diejenigen, welche sie uns zugeführt haben. Danach gehören 
sie der Zeit des Grafen Dietrich I. an, während seinem Vater 
Udo die Pfennige gleichzeitig sein werden, welche das Bild des 
Vogtes noch nicht zeigen. Die Pfennige des Erzbischofs Hart- 



1) Vgl. ann. Hildesh. M. G. H. Y. Ss. III. 110. 



Gittelder Pfennige. 279 

wich und des Vogtes Dietrich sind freilich durch des erstem 
Regierungszeit, welche die Zeit von 1079 bis 1102 füllt, und 
noch näher durch die Dauer des Eönigthums des in Goslar resi- 
direnden Hermann von Salm in den Jahren 1081 bis 1088 
bestimmt, an dessen Mtbzen sie sich anschliessen ; da aber der 
Tod des Grafen Dietrich IT. von Katelnburg und der Übergang 
der Grafen- und Vogteigewalt an seinen Sohn Dietrich III. auch 
innerhalb dieser engern Frist im Jahre 1085 erfolgte, so ist 
es zur Zeit nur als Sache des Rathens zu bezeichnen, die Münzen 
einem derselben bestimmt zuzuschreiben. 



Ausserhalb einer solchen Verlegenheit befinden wir uns 
gegenüber dem Pfennig, den kürzlich der Fund von Londzyn ') ans 
Licht gebracht hat: 




11.+ DITG VS Baarhäuptiges Brustbild eines welt- 
lichen Herrn in Vorderansicht, der mit der rechten 
Hand ein Lanzenfähnlein und mit der linken einen 
Kreuzstab schultert. 

+ S/S. CRVC-DGI. Ein Kreuz, in dessen Winkeln 
abwechselnd zwei Sterne mit acht Strahlen und zwei 
Ringel angeordnet sind. 
(Im Westpreussischen Provinzialmuseum zu Danzig.) 
Derselbe bildet ein Gegenstück zu dem Pfennig des Santers- 
leber Fundes'): 



1) Die Beschreibtmg des Fundes wird im n&chsten Bande der Zeitschrift 
folgen. 

2) Cappe, Bekanntmachung eines MOnzfundes. Num. Ztg. 1848. 17. -^ 
Leitzmann, Bemerkungen xu dem in Nr. 3, 1843, d. Bl. bekannt gemachten 
Mflnzfundc. N. Z. 1845. 129. 

Z«itMhrift ftlr Ifnmiimatik. XVI. 19 




g. s-^SSIMOIVCr Die BraatbJlder der beiden Ooalarer 

Heiligen, St. Simon und Juda, und mitten aber ihnen 

ein Ringel. 

+ S^S CRVCI {)EI . Ein Kreuz mit einem Ringel in 

jedem der vier Winkel. 

(Dannenberg Nr. 700.) 
Er gehört also jedenfalls der weitern Umgebung von Qoslar 
an und ebenso sicher ist der auf der Vorderseite ala MOnsherr 
genannte und dargestellte Ditericus nicht nur als ein Cateloburger 
Graf zu erklären, sondern unbedingt als Dietrichül. zu bezeichnen, 
da der Fund von Londzyn, der späteste aller deutschen Denorfande, 
erst gegen 1140 vergraben ist und der von Santersleben wenig- 
stens dem zweiten Jahrzehnt des zwölften Jahrhunderts angehört 
Besteht die bisherige Ansicht zu Recht, dass der Pfennig mit 
den beiden Ooslarer Heiligen zu Goslar selbst geprägt worden 
ist, dann steht der Denar Dietrichs auf einer Stufe mit dem 
altera, der auf der Kehrseite ein Thurmgeb&nde and den Namen 
Goslars trägt Bei beiden wäre dann mit einer den Gittelder 
Münzen eigenthttmlichen Vorderseite mit dem Bilde und Namen 
des Qrafcn eine von den gleichzeitigen goslariachen Pfennigen 
entlehnte Kehrseite verbunden, dem gegenüber der Unterschied 
nur gering ins Gewicht fallen würde, dass das eine mal der all- 
bekannte Stadtnamen , das zweite mal eine auch auf den Gos- 
larer Münzen neue Umschrift gewählt Bas Vorbild kann jedoch 
nicht der Pfennig des Santersleber Fundes selbst geboten haben, 
der seiner ganzen Erscheinung nach etwas jünger ist als der 
Dietrichsdenar; nur ein älterer typengleicher oder ähnlicher Goslarer 
könnte lias Muster abgegeben haben. Es ist indessen auch mOglich, 
dass zwischen den beiden Kreuzpfennigen ein anderes VerUUtoin 



Gittelder Pfennige. 281 

obwaltet, als das eben aDgenommene. Bei dem ersten Versucb, in 
Gittelde rein gräflliche Münzen ohne Andeutung des erzbischöflicben 
Rechtes zu prägen, lehnte man sich an die Pfennige der kaiserlichen 
Münze zu Goslar an. Bei dem zweiten hat man vielleicht einer der- 
artigen Anlehnung nicht mehr bedurft, sondern ein selbständiges 
Gepräge herzustellen wagen dürfen, und mit dem Kreuze und der 
auf dieses bezüglichen Umschrift: S(ignum) S(anctae) CR VC(is) DEI ') 
ein neues Gepräge geschaffen. Dann aber ist der Santersleber 
Pfennig schwerlich zu Goslar, woselbst man nicht nach Gittelder 
Vorbild geprägt haben wird, sondern sehr wahrscheinlich zu Gittelde 
selbst entstanden, und zwar zu einer Zeit, wo Bild und Namen 
des Grafen zu verwenden nicht thunlich oder gar nicht möglich 
war, d. h. nach dem Jahre 1106, in welchem mit dem Grafen 
Theoderich III. das Geschlecht der Catelnburger erlosch. In der 
Verwendung des Goslarer Gepräges hätte sich dann der Vorgang 
wiederholt, der bei der Verdrängung des Namens und des Bildes 
des Erzbischofs wenige Jahrzehnte zuvor bereits stattgefunden. 



Durch die bisherigen Untersuchungen haben wir eine An- 
zahl Gittelder Pfennige kennen lernen, welche das gesammte 
elfte Jahrhundert fällen. Es ist lehrreich, sie nochmals in ihrer 



1) Das Wort; crvx tragen die Pfennige des Bischofs Rudolf I. von 
Halberstadt (1136— 1149) innerhalb der vier Winkel des Kreuzes auf der 
Kehrseite (Menadier, Yerbandl. d. num. Ges. zu Berlin. Sitzung vom l.Oct 
1888); ein Pfennig des Erzbiscbofs Adalbero von Trier (1008—1016) zeigt 
die Umschrift: crvx xric t s (Dbg. 465.); ein Pfennig des Hakon Jarl von 
Norwegen (1015) trägt auf der Kehrseite ein doppeltes Fadenkreuz mit crvx 
in den Winkeln desselben und auf der Hauptseite die Umschrift: 'i' /TA'CnNE- 
IDNVN : DEI, die Herr Prof. v. SaUet (Z. f. N. XVI. 21.) sicher richtig 
AACVNE : siGNVM : DEI aufgelöst hat an Stelle dei^bisherigen Erklärung: n 
NOMINE DEI (Schiwe, Norges Mynter. IL); signvm dei vivi bieten die MOnzen 
des Grafen Heribert I. von Maine (1015—1036) (Poey d'avant. Monnaies f^o- 
dales. I. 212.) und des Herzogs Johann lY. von Bretagne (1364—1399) (Garon. 
Monnaies fdodales. 38); SIGßVM CRVCIS und SIGßVM CRVSIS end- 
lich lauten die innem Umschriften auf den mit dem Kreuze versehenen Kehr- 
seiten der Reiter der Margaretha von Constantinopel, Gräfin von Hennegau 
(1244-1276) und ihres Enkels, des Grafen Johann L (1279—1304.) 

19" 



282 



Menadier: 



Gesammtheit zu überblicken, da sie eine fest geschlossene Ent- 
wickelungsreihe bilden. Eröffnet wird sie durch die Pfennige, 
deren Ursprung in einer geistlichen Münzstätte im Münzbilde 
nur durch den Bischofsstab bezeichnet wird, obgleich die Um- 
schrift in auffallender Weise den Bischof als Münzherm be- 
zeichnet. Schon die zweite Art begnügt sich nicht mehr mit 
dem Bischofsstabe allein, sondern stellt den geistlichen Herrn 
selbst im Brustbild dar. Höchst beachtenswerth tritt sodann 
neben das Brustbild des Bischofs das des Vogtes. Wird 
auf diesen zunächst nicht Rücksicht in den Umschriften ge- 
nommen, und derselbe damit als der für die Münzprägung minder 
bedeutende bezeichnet, so tritt darin bald ein weitgehender 
Wandel ein. Die jungem Münzen tragen nicht nur den Namen 
und das Bild des Vogtes Dietrich von Catelnburg, sondern lassen 
sogar das Bild des Bischofs vermissen, das durch ein Thurm- 
gebäude oder ein Kreuz ersetzt worden ist, und bringen schliess- 
lich unter Preisgabe der Nennung des Bischofs in der Umschrift 
den Namen der Mustermünzstätte. Der eigentliche Herr, der 
Magdeburger Erzbischof, hat also allen Einflnss auf die Aus- 
münzung verloren, die nunmehr lediglich dem Gebot des gräf- 
lichen Vogtes zu unterstehen scheint. 




Diese Entwickelung haben wir uns gegenwärtig zn halten, 
wenn es gilt, eine kleine Gruppe von Denaren zu bestimmen, die 
unzweifelhaft der Zeit Heinrichs IV. entstammen und den Gittel- 
dcr Münzen jedenfalls sehr nahe stehen. Es handelt sich um die 
folgenden drei Stücke: 



Gittejder Pfennige. 283 

h) • HEINRIC Kopf des Königs in Vorderan- 
sicht. — + . .SSS .... DAS Die Köpfe der beiden 
Goslarer Heiligen Simon und Judas mit einem Krumm- 
stabe über dem Schneidungspunkte der beiden Hei- 
ligenscheine. (Vom königlichen Münzkabinet mit der 
Grote'schen Sammlung erworben. Dbg. 694.) 
i) HEINRIC PR . Kopf des Königs in Vorderan- 
sicht. — + SSI AS. Das Brustbild eines 

Geistlichen nach links, der einen mit der Krümmung 
abgewandten Bischofsstab vor sich hält. (Im Besitz 
des Herrn Landgerichtsrath Dannenberg.) 
k) + H IPR. Kopf des Königs in Vorder- 
ansicht. — +SSS AS. Der Kopf eines Geist- 
lichen nach links mit einem hinter dem Nacken her- 
vorragenden Bischofsstabe und einem Kreuzstabe vor 
ihm im Felde. (Vom Königlichen Münzkabinet mit 
der Grote'schen Sammlung erworben. Dbg. 698.) 
Dass diese Münzen mit einander eng verbunden sind, be- 
darf keiner besonderen eingehenden Beweisführung: schon die 
voraufgehenden Skizzen thun die Zusammengehörigkeit zur Ge- 
nüge kund. Ebenso ergiebt sich ohne weiteres, dass sie geprägt 
worden sind in einer Münzstätte geistlichen Besitzes, die unter 
dem Einflüsse der Goslarer Münze gestanden und wahrschein- 
lich im Westen der Stadt Goslar gelegen hat. Da zudem die 
eine der Münzen das Brustbild des Geistlichen, das die altern 
Gittelder Pfennige tragen, wiederholt, so liegt es nahe, auch 
sie zu den Erzeugnissen dieser erzbischöflichen Münzstätte zu 
rechnen. Allein bei dieser Annahme würden wir in dem Auf- 
treten des königlichen Namens und Bildes eine Neuerung anzu- 
erkennen haben, für die wir eine Begründung zu liefern nicht 
vermögen. Vollends räthselhaft aber würde es sein, dass weder 
Bild noch Schrift eines Vogtes gedenken, der doch nach Aus- 
weis der bisher behandelten Münzen der thatsächliche Herr der 
Gittelder Münze war. Diesen Bedenken gegenüber verliert die 
Gleichartigkeit des Brustbildes des geistlichen Herrn alles Ge- 



284 Menadier; 

wicht, zumal sich dasselbe, wie ja bereits hervorgehoben, auch 
auf den Münzen des in den Jahren 1056 — 1071 regierenden 
Abtes Saracho von Corvei findet. Wir sind also berechtigt, sie 
bestimmt von den Gittelder Münzen auszuschliessen. Dann 
bleibt uns aber für die Zutheilung derselben überhaupt keine 
Wahl. Vor der Zeit des Kaisers Heinrich IV. besass in dem 
Gebiete zwischen dem Harze und der Weser kein einziges 
Mannstift das Münzrecht und durch ihn hat nur eines dasselbe 
erhalten, die im Jahre 1093 an der Einmündung des Nieme- 
baches in die Weser am Fnsse des Bramwaldes nahe der heu- 
tigen Grenze zwischen Hannover und Hessen vom Markgrafen 
Heinrich dem Fetten von Nordheim und seiner Gemahlin Gertrud, 
der Schwester des Markgrafen Ekbert II. von Braunschweig, zu 
Ehren der Heiligen Thomas und Nicolaus gegründete Benedic- 
tinerabtei Bursfelde. 

In nomine sanctae et individuae Trinitatis, Ruothardus Dei 
gratia Moffuntinensis Eccleaiae Archiepiscopus. Cum condignum 
nobis et saliibre pro officii nostri dignitate videatur, rebus eccled- 
asticis quaslibet commoditates impenderei religiosis institutis devota 
mente consentire proposuimus^ ut quicquid ad honorem Dei et laudem 
sancitum et ratum teneamiis^ et privilegii nostri auctoritate corrobo" 
remus, Omnium itaque fidelium tam praesentium quam fiUurorum 
pateat ifidustriae, qualiter gloriosus comes Heinricus ßlius Ottonis 
Ducis eiusque inclyta conjux Gerdrudis filia Ekkeberti MareJäonis, 
pro animae suae remedio^ haeredum suomm consensu^ fundäverunt 
monasterium in ripa Wirrae ßuminis, in viUa, qrme Mimende vo- 
catur, in praedio videlicetj quod ipse Henricus adquisierat^ a quo^ 
dam nobili viro, qui agnominabatur Albertus de InsttUu lacto 
itaque fundamento ac congregatis ibi in servitium Dei Corbeiensis 
ordinis fratribus^ praedictus Heinricus cum coniuge dotavit ipsum 
monasterium cum omni praedio^ quod acquisierat ab Alberto cum 
omni jure et proficuo^ quo idem Albertus eiusque progenitores iUud 
sine omni contradictione per mtdtas aetates possederant et usi/uerant^ 
in villis, agris^ sylvis^ campis, pascuis^ cuUis et incuüis, exitibus et 
rediiibus, aquis aquarumque deairsibus, molendinis^ mancqnie. 



Gittelder Pfennige. 285 

Quamvis autem comes haec rite et legitime videretur^ facere^ tarnen 
quidam Magdeburgensis Canonicus^ nomine Ludolfus pmefad 
Alberti Germanus, non mediocriter comitem eadgendo haereditatem 
fratris coarctamt et tamdiu consultores legis ac provinciarum rectores 
adver sum comitem in omni concUio interpellavit, donec iure gentis et 
iudicio legis omnem fratemam haereditatem ipsi Ludolfo coactus 
remisit, Ludolfus itaque sub occasione recipiendae hereditatis in- 
vitatus a comite venit in praedium^ uhi praedictum fundabatur 
monoMerium, quem comes per intemuntios mvUifariam temptabat 
ßectere, ut quod ipse causa animae inchoasset, Ludolphus quoque 
pro aetema remuneratione ratum sineret esse ac stabile. Sed cano- 
nicus, ne quasi coacta sua videretur oblatio, nü conditionabüiter 
permittere voluit^ sed omnem prorsus fratris haereditatem iusto ex- 
egit faminC'^ et cum cyrotheca de manu comitis tandem recepit ac 
tenuit libere. Sequente vero die Ludolfus divino quodam nutu im- 
pulsus, sed ex Episcopi Hartwigi, qui gratia consecrandi aüaris 
nostra voluntate invitatus advenerat, fratrumque Sifridi et Ounonis 
comitum oratione permotus statuit voluntarius pro salute ßrmaque 
requie comitis votum propria oblatione conßrmare. Principalis 
igitur altaris consecratione rite peracta, Ludolfus processit et utrum 
nam proßteretur fratris haereditatem se libere recepisse, ac quod 
vellet inde ßeri libertatem habere^ comites perquisivit. Omnibus 
itaque annuentibus ad aUare processit et primum donum post con-- 
secrationem his terminatis verbis cum cyrothea obtulit dicens: ,,En 
ego Ludolfus offero Deo et Sanctis eius Thomae et Nicoiao specia- 
liter in usum fratribus hie Deo sermentibits haereditatem meam^ 
quam iure haereditario mihi a parentibus cessit, predium scilicet 
Miminde ex utroque fluminis litore cum eius utüitate, allodium in 
Dransfelde cum eius proßcuo, bonum in Bertolderode cum eius 
appendiciis, curtim in Heristede cum eius iuribus^, vüluiam in Berga 
cum eius usibus, curtim in Friderichshusen, curtim in Wittenbumen^ 
curtim in Werithen, novem mansos in Winithusen*'*', Hanc obla-- 
tionem solenniter factam Episcopus Hartwigus banno conßrmare 
tarn a Ludolfo quam a comitibus Heinrico, Sifrido, Cunone roga- 
tus est. Qui ex more, si quis huic oblationi contradiceret , imo 



286 Menadier: 

omnes laudarent^ tunc in nomine Domini ex Apostolica et nostra 
omniumque Catholiconim ac sui ipsius interminatus est auctoritate^ 
ne (piidam iustae donationi aliquu violentia, fraude vel arte con- 
aretur obviare^ et qui aliter praesumeret^ sententia Christi damnan-- 
das 8ub perpetuo iaceret, nisi resipisceret ^ anatliemate. Quo dicto 
ab Episcopo Ludolfus quoque suam oblatiofiem propriie conßrmans 
verbis comitem Heinricuvi te7Tibilius contestatus est saa^amentis^ ne 
imiquam hominum libero vel servo de praenominatis bonis cdi- 
quid unquain prestareiur beneßcium^ 7iec aliquid inde vendicare, 
nisi advocatiam sibi suaeqne stirpi praesumeret. Quae eontestaJtu 
bannique interminatio a Comitibus Ileinrico^ Sifrido, Cunone cae- 
terisqiie omnibus audita, coinprobata^ laudata est ac scriptis tradita. 
JEtiam Heinricus Comes et eins coniunx Gerdrudis Deo et Sanctis 
eins Tliomae et Nicoiao in dotem Ecclesiae ad us^isfrcUrum iln 
Deo famulantium^ haec quae subscripta sunt : curtim im Wichlo cimi 
sids appendiciis, mansos in Meyntcardesliusen^ curtim in Bischopes- 
husen cum suis appendiciis et. eccleda^ curtim in Gardelbie^ villam 
Bischopeshusen , aliquantulas etiam possessiones in his vülis Hai- 
marthen^ Wereltehusen^ Wyrcldn^ Immesin^ Burdala, Ammenhusen^ 
Valeberye^ Hukelhem^ Adenhem^ Kemestide^ Belkeroth^ Busteleven, 
Wertere^ Steynbriicget Sunthuseyi, Odenleve, Ascolfess, Wynethe^ 
Dopstide, Berchge, Dalheim^ vineam in Welkeroth ^ in Sothen tres 
salinas^ in Ilüdegereshusen V solidos^ in Ilonethen tres mansos, 
in Reynnethe IX mansos, in Kelvera ecclesiam et trededm mansos 
et molendinum, in Nora XXII mansos, in Honethu unum mansum, 
in Ilatzenroth IV mansos, in Wephleta quinque mansos, in Holbick 
unum talentum, villam Wilingeburin, possessiones in Holzraten, 
Comes Sigfridus obtidit X mansos in Asla. Ad haec nobilis üle 
vir Ileinncus fundator huius coenobii, quaecunque pia et iusta sunt, 
et loca utilia assensu et consilio nostro statuit et statutum ab ipso 
Imperatore Ileinrico confirmaii obtinuit, scilicet ut nemo haeredum 
suorum aliquid in Abbatia sibi usurpet praeter advocatiam; nvJU 
advocatia in beneßciuju praestetur, sed ad nutum abbatis in abso^ 
lutionem peccatoruvi commendetur; advocatus in abbatia absque 
permissu vel rogalu abbatis nullam potestatem exerceat in aUquoi 



Gittelder Pfennige. 287 

ibi etiam publicum forum et percuasura ad inntar Gos- 

lariensis monetae cum omni forensi iure pro abbatis dis- 

ponatur arbitrio\ ut sit ibi abbatis libera et canonica secundum 

reffulam beaii Benedicti electio. Si aliquis Über homo in quocunque 

degens comitatu se vel bona sua JEcclesiae praefatae tradere voluerit, 

liberam potestatem habent sine cuiuslibet comitis, rectorisj iudicis pro- 

vinciae contradictione. Facta sunt haec anno incamationis dominicae 

mülesimo nonagesimo tertio, indictionel, Iliduslunii^ imperante Hein- 

rico IV, Nobis autem eodem anno idus lulii cum amicis nostris in 

Heilgenstadt tenentibus conventum cunctahaecinnostripraesentianiukis 

audientibus clericis et laicis sunt recitata, comprobata et laudata, Nos 

etiam pietatis affectu eiusdem loci fratribus concessimus et nostrae sedis 

auctoritate, ecclesiastici iuris legibus, iitliberevidelicetinfantesbaptizare, 

inßrmos viser e et omnes, qui se Uli devoverint et sepulturae loctun inibi 

elegerint^ suscipere et sine allcuius contradictione sepelire, et quicquid 

ßdeles christiani pro animarum suarumsahUe obtulerint, seutradiderint, 

liceat iis in suos usus, prout libuerit vendicare et disponere* Con^ 

cessimua quoque ipsis per forestum ?iostrum ubivis circa se libenter uti 

pascuis et piscationibus, 2 andern rogatu comitum Ileinrici, Sigifridi, 

Cunonis omnia data vel statuta vel in posterum danda vel staiuenda ipsi 

loco profuiura in verbo Domini ex apostolica authoritate banno nostro 

conßrmavimus, atque ut rata et firma stabiliaque cunctis sanctae Dei 

ecclesiae ßdelibus perpeiim credantur, ac diligentius observentur, haue 

chartam scribi iussimus et sigilli nostri impressione corroboravimus, 

Testes sunt Episcopi Ileinricus Patelburnensis, Odo Ilildenesheimensis^ 

Ilartwicus Virdune^isis, Abbas Marcwardus Corbeiensis, Thietmarus 

Ilelmwardeshusensis, Güntliems Patelbumensis, Praepositi Ludolßis 

Magdeburgensis, Bello de Luip. Ordo Heilgenstadensis, Embrico Thor- 

lensis. Comites Heinricus, Sigifridns, Cuno, Erph, Erwine, Liben 

homines Ludolfus, Godefredus^ Geroldus, Wiboldus, Dede, Bertoldus, 

Unico, Uelmericus, Ministeriales Rudolfus, Ludolfus, Sanctolfus, 

Ilunoldns, Eskerich, Eppo et alii quam plures clerici et laici. Data 

in Heilgenstadt. Idus lulii per manum Etelgeri praepositi Nortunensis. 

(J. G. Leuckfeld, antiquitates Bursfeldenses. — Leipzig und 

Wolfcnbüttel 1712. — S. 6.) 



288 Menadier: 

Der Abt von Bursfelde war danach ausdrücklich verpflichtet, 
sich mit seinen Münzen denen der kaiserlichen Münzstätte zu 
Goslar anznschliessen. Dem entspricht die erste der drei Münzen 
vollständig, die vollkommen den Goslarer Denaren gleicht und 
als einziges besonderes Merkmal zur Bezeichnung der geistlichen 
Münzstätte dem vorbildlichen Gepräge einen Erummstab zufügt 
über den Köpfen der beiden Heiligen, woselbst die Goslarer Pfennige 
die wechselnden Beizeichen der einzelnen Jahrgänge, einen Stern, 
ein Kreuz, ein Ringel, einen Buchstaben, zu tragen pflegen. 
Ob auch der von dem Finder um der Metallprobe willen 
unglücklicher Weise abgeschliffene Denar mit den beiden Heiligen- 
köpfen auf der Kehrseite, der sich in dem zu Anfang des 
vierzehnten Jahrhunderts geborgenen Bevem'schen Münzschatze 
gefunden hat, dieser Art gewesen und somit zu Bursfelde geprägt 
ist, oder ob in demselben nur ein einfacher Goslarer Denar vor- 
gelegen, der zweihundert Jahre nach seiner Prägung zusammen 
mit den Münzen der jüngsten Jahre untei* die Erde gerathen 
ist, lässt sich nicht mehr entscheiden ^). Wenn indessen Leuckfeld 
(a. a. 0. S. 12.) berichtet: 

Von der vorhin beriüirten und von Kayser Henrichen dem 
Closter vergönneten Müntz- Gerechtigkeit ist auch die noch zu 6e- 
lialten^ dass in denen folgenden Zeiten solche von denen Bureefelder 
Aebten nach Belieben exerciret worden j und dieselbe unterschiedene 
Geld-Sorten vormahls gemüntzet haben, auf deren einer Seiten das 
Bild eines Abtes mit seinem gewöhnlichen Pontifrcalhabite^ auff der 
andern aber ein grosses Lateinisches B mit einem durchzogenen 
AbtS'Stabe zu sehen gewesen ist. Dergleichen Groschen^ nach dem 
Gewichte eines Göttingischen Schillings^ noch Anno 1571 zu Burse^ 
felde Selbsten bey Aufräumung eines alten Hauses an dem daeigen 
Kirchhofe mit diesem Gepräge ist gefunden^ und solcher von dem 
damahligen Abte Johann unterschiedenen Leuten gezeiget worden. 
SO ist jedenfalls die Yermuthung berechtigt, dass die im Jahre 1571 
gefundene Münze ein dem vorliegenden ähnlicher alter Denar 

1) Schönemann, Zar vaterländischen Münzkunde. (Wolfenbttttel 1853.) 
III. Der MOnzfond bei Beyern. Nr. 46. 



Gittelder Pfennige. 289 

gewesen ist. Die Kehrseite wird die Köpfe der beiden Heiligen 
and einen Krummstab mitten über ihnen gezeigt haben, die 
schon bei massiger Abnutzung der Münze sehr wohl den Irrthum 
zulassen, dass es sich um ein lateinisches B mit einem durch- 
zogenen Abtstabe handele. Die Hauptseite dagegen mag das 
Bild des Abtes in der Weise getragen haben, wie es uns der 
an zweiter Stelle beschriebene Denar vorführt. Es zeigt sich 
hierin eine Abweichung von dem strengen Wortlaute des 
kaiserlichen Privilegiums, oder zum mindesten eine freiere Aus- 
legung desselben, als sie dem ältesten Pfennige zu Grunde 
liegt, doch wird dieselbe sehr bald eingetreten sein. Selbst- 
verständlich ergab sich damit die Schwierigkeit zu entscheiden, 
welche der beiden Seiten der Goslarer Mustermünzen beizubehalten 
und welche aufzugeben sei, und wir sehen dieselbe in der zwei- 
fachen Weise gelöst, dass das eine Mal die Kehrseite mit den 
Köpfen und Namen der Heiligen, das andere Mal die Hauptseite 
mit dem Kopfe und Namen des Kaisers bewahrt und mit dem 
Brustbilde des Abtes vereinigt ist. Bei dem ersten Versuch 
wurde dies Brustbild von den altern Münzen einer der beiden 
näcbstgelegenen geistlichen Münzstätten entlehnt, sei es nun, 
dass die Gittelder, sei es dass die Corveier Pfennige zum Vor- 
bilde dienten. Bald jedoch trat an Stelle dieser Entlehnung eine 
eigene freie Schöpfung, wie sie auf dem dritten der uns erhaltenen 
Pfennige uns entgegentritt. Damit dürften alle Zweifel hin- 
sichtlich des Ursprungs dieser Münzen gehoben sein. Wir 
brauchen uns nicht mit der von Dannenberg ausgesprochenen 
Vermuthung zu begnügen, dass dieselben vielleicht in Bursfelde 
geprägt sein können, sondern dürfen ihnen diesen Ursprung als 
gesichert zusprechen. 



Was indessen für die Zeit des Kaisers Heinrich IV. 
bezüglich der Stellung der Grafen und Vögte zu dem Gittelder 
Münzwesen auf Grund der Münzen selbst festgestellt worden 
ist, lässt sich über die Tage desselben hinaus keineswegs aus- 
dehnen. Unmittelbar nach dem Kaiser starb Graf Dietrich HE. 



290 Meoadier: 

von Eatlenbui^, wie bereits mitgetheilt ist, am 12 Angast 
] 106 und mit ihm erloscli , da er keine Kaclikominen besass, 
das Grafengcschlectit der Katelnbnrger. Seine Mntter, die 
damals bereits zum zweiten Male verwittwete Gertrud von 
Brannscbwcig, und seine Gemahlin Adela Gräfin von Beichlingen 
waren die rechtmässigen Erben des von ihm hinterlassenen 
Allodialbesitzes. Ihnen hätten auf Girund des vom Kaiser Kon- 
rad II. ertheilten Lehnbriefes anch die durch den Tod Dietrich's 
eröffneten Reichslehen Übertragen werden sollen. Allein dies ist 
jedenfalls nicht geschehen. In welcher Weise indessen Über sie 
verfügt worden ist, wissen wir nicht. Anch über das Schicksal 
der geistlichen Lehen, welches die Katelnburger Grafen besessen 
haben, berichtet mit einer einzigen geringen Ausnahme die schrift- 
liche Überlieferung nicht. Wie der übrigen wird selbstverständlich 
auch des Magdeburger Lehens zu Gittelde, der Vogtei daselbst, 
nicht gedacht, fUr die wir ja auch aus dem elften Jahrhundert 
weder ein urkundliches noch ein schriftstellerisches Zengniss 
besitzen, so dass sie bisher Überhaupt noch nicht den Gegen- 
stand der geschichtlichen Forschung gebildet bat Haben uns 
aber fdr die voraufliegende Zeit die Hünzen die einzige Kunde 
darüber vermittelt, dürfen wir auch nicht den Versuch scheuen, 
zu untersuchen, ob nicht auch von den jungem bisher noch 
nicht bestimmten Münzen, an denen die erste Hälfte des zwölften 
Jahi'hunderts besonders reich ist, einige in Gittelde geprägt worden 
sind und Anischlnss über die Schicksale des Ortes verschaffen. 




Da bieten sich nun zunächst zweierlei Pfennige des Ooslarer 
Typus, die mit ihrem grösseren Umfang und ihrer geringeren SUrice 
den Übergang zu den Halbbracteaten bilden und dadurch, wie anch 
schon durch ihr Auftreten in dem Funde von Santersleben sich als 
Eraeugnisse des Beginns des zwölften Jahrhunderts ervdsen. 



Gittelder Pfennige. 




+ MAVRICIVS IM Gekrönter bärtiger Kopf in Vorder- 
ansicht; zur Linken eine Lanzenspitze, zur Rechten die 
Spitze eines Lüienscepters; über beiden je eine Kugel 
im Felde. - (+S)/SSlM(ONIVGA) Die Brustbilder der 
beiden Goslarer Heiligen Simon und Juda und mitten 
über ihnen im Felde das Wort: LEX 

(Leitzmann, Halbbracteat König HelDrich's V. Nnm. 
Zeitung. 1860. S. 10. T. 1. — Cappe, Die 
Münzen der deutschen Kaiser und Könige des 
Mittelalters. L S. 123 fg. Nr. 577. T. 7. Nr. 101. 
— Dannenberg, Die deutschen Münzen der fränki- 
schen und sächsischen Kaiserzeit. Nr. 649.) 
. + MARV . IVS IM Gekrönter Kopf mit Lanzenspitze 
und Lilienscepter. 

+ S^SMONiVGA Die Köpfe der Heilten; über ihnen 
LEX. 

(Dannenberg Nr. 649 b.) 
. + IHVRiavs Gekrönter Kopf mit Laozenspitze und 
Lilienscepter. 

+ S^SSIMOIVGA Die Köpfe der Heiligen; über ihnen 
LEX. 

(Dannenberg Nr. 649 c. Die Reichel'sche Münzsamm- 
lung in St. Petersburg. IV, 2. S. 660. Nr. 3672.) 



292 Menadier: 

d. + MAVRICIVS H Gekrönter Kopf, mit einem Fähnchen 
links; rechts ein A 

+ S^SSIMONIVGA Die Köpfe der Heiligen; über ihnen 
LEX 

(Cappe I. T. Vn, 101.) 

e. + S MO VIS . Gekrönter Kopf; rechts ein A 

S^S SION S^SIV . . S . Die Köpfe der Heiligen; über 
ihnen LEX 

(Reiche!. Nr. 13678.) 

f. + MAVRICIVS IM. Gekrönter Kopf mit Fähnchen 
und Scepter. 

+ S^SSIMONIV OrA . Die Köpfe der Heiligen; über 
ihnen eine Lilie. 

(Cappe I. T. VII, 102. Hoflfmann. T. II, 6-) 

g. + S^SSIMONIV OrA . Die Köpfe der Heiligen; über 
ihnen eine herabhängende Lilie. 

(Oappe I. T. vn, 102.) (Vgl. Cappe, Bekannt- 
machung eines Münzfundes. Num. Ztg. 1843. 20. 
— Cappe, Beschreibung der Münzen von Goslar. 
Dresden 1860. S. 10. Nr. 4? fg.) 




13. lOiPATRiESIT Brustbild in Vorderansicht zwischen 
zwei Thürmen über einer Mauer mit dnem Thorbogen 
in der Mitte. — +S/^SIMONIVG Die Brostbilder 
der beiden Goslarer Heiligen Simon und J'uda und 
mitten über ihnen im Felde ein undeutliches Wort — 
Dannenberg liest dasselbe LEX mit undeutlichem L; 
ich vermag jedoch auf dem mir von ihm gütigst Yor- 
gelegten Stücke nur ein E zu erkennen; trotzdem 
dürfte die Ergänzung zu LEX sicher sein. 



Gittelder Pfennige. 293 

(Gappe, Bekanntmachung eines Münzfnndes. Num. 
Ztg. 1843. S. 21. Nr. 53. — Cappe, Die Münzen 
der deutschen Kaiser und Könige des Mittelalters. 
S. 116. Nr. 528. T. 14. Nr. 232. — Dannenberg, 
Die deutschen Münzen der fränkischen und 
sächsischen Eaiserzeit. Nr. 697.) 
Dass die erste dieser beiden Arten von Pfennigen nicht in 
Goslar geprägt sein kann, versteht sich von selbst. Ein Stempel- 
Schneider der Ooslarer Münzstatt konnte unmöglich auf den 
Einfall kommen, seinem Stempel den Namen des Magdeburger 
Heiligen, des Moritz, einzugraben. Ebensowenig aber dürfen 
wir ihn für eine nach Goslarer Muster geprägte Magdeburger 
Münze erklären. Schwerlich hat sich damals der Einfluss des 
Goslarer Geldes so weit nach Osten ausgedehnt und hat sich 
das bedeutende Magdeburg demselben gebeugt. Zu deutlich 
giebt sich das ungewöhnliche und widerspruchsvolle Gepräge als 
das Erzeugniss einer Münzstätte und eines Münzstempelschneiders 
zu erkennen, denen die Darstellung des heiligen Heerführers 
eine neue ungewohnte Aufgabe war und zur Lösung derselben 
die bisher nachgebildeten Goslarer Münzen als Vorbild dienten. 
Schon diese Betrachtung allein würde uns auf die erzbischöflich 
magdeburgische Münzstätte Gittelde führen. Dazu konmit nun 
der zweite Pfennig, dessen Zusammengehörigkeit mit dem ersten 
aus dem beiden gemeinsamen und ihnen allein eigenen Worte: 
LEX hervorgeht. Die Umschrift desselben ist sicher in ihrem 
ersten Theile zu lO(HANNES) PATR(ONVS)') zu ergänzen, und 
aus dem Reste ergiebt sich durch eine geringe Änderung, das 
Ausstossen nur eines einzigen Striches, ein EST. Johannes 
aber und Mauritius waren die Schutzheiligen von Gittelde, ihnen 
sind die beiden Kirchen des Ortes geweiht, ihre Namen trug 
auch das alte Siegel des Ortes, wie bereits im Eingang dieser 
Untersuchungen ausgeführt worden ist. Zu Gittelde müssen 
daher auch diese in die Ehre des Johannes und Mauritius 

1) Die Cappe*8che Lesart: propatres ist wohl ebenso irrig, wie die dem 
Kopfe sageschriebene Krone. 



294 Henadier: 

geplagten Pfennige ausgegeben vorden sein, und zwar wird 
die Ausprägung derselben sehr bald nach dem Tode des Grafen 
Dietrich HI. von Gatelnburg erfolgt sein. Aas der Vereinigung 
der beiden Goslarer Stiftsbciligen auf den Kehrseiten and je 
eines der Gittelder Patrone auf den Hauptseiten der Münzen 
und dem vollständigen Mangel einer Hindeutung auf den geistlichen 
Oberherrn, den Magdeburger Erzbischof, oder einen Vogt als 
Leiter der weltlichen Verwaltung, spricht laut die Unsicherheit 
und Ungewissheit der Lage, in welche der ganze Ort und mit 
ihm die Münzwerkstatt durch das Aussterben des alten Grafen- 
hanses versetzt worden war. Ihr gegenüber der Gesetzmässigkeit 
der neu geprägten Mflnzen einen unzweifelhaften Ausdruck zu 
verleihen, mag der Mflnzmeister den Eisenschneider angewiesen 
haben, den Stempeln aber den Häuptern der beiden Heiligen, 
also an der hervorragendsten Stelle, welche für die Beachtong 
unbedingt Gewähr leistete, das Wort: LEX einzugraben*). 




1) DaoDenberg scbrebt io Betreff derselben: .UerkwOrdig und dban 
Beispiel ist insbesondere auch das lex auf Nr. 649» geht ei auf du gOttUebe 



Gittelder Pfennige. 295 

Im Anschluss an die eben behandelten ist nochmals der 
Münzen zu gedenken, von denen im Voraufgehenden nach- 
gewiesen worden ist, dass sie vom Grafen Heimaiin von Winzen- 
burg geprägt worden sind. 

14. +HEREMANIVS. Brustbild des Grafen in Vorder- 
ansicht, der mit der Rechten ein Fähnlein schultert, 
mit der Linken aber einen Gegenstand hält, der einem 
Reichsapfel mit einer Lilie auf der Spitze ähnelt. 
+ S-^SSlIMpNIVG . Die Brustbilder der Goslarer 
Heiligen, über denen ein Kreuz angeordnet ist. 
(Dannenberg, Die deutschen Münzen der sächsischen 
und fränkischen Kaiserzeit. Nr. 691.) 

a. + HEREMANIVS . Brustbild des Grafen mit Fähnlein 
und Kugel mit Kreuz. — S^SIMONIVG . Die Brust- 
bilder der Heiligen; über ihnen ein Kreuz. 

b. +HERMAENVS Brustbild des Grafen, der mit der 
rechten Hand ein Schwert schultert und mit der 
linken eine Lilie hält. - +S/SS1M . . . . QrA Die 
Brustbilder der Heiligen. 

c. + I . . . VNS . Brustbild des Grafen mit Schwert 

und Lilie. — +MAGOCAHVRG. Die Brustbilder 
der Heiligen; über ihnen ein Stern. 

(Cappe, Die Münzen der deutschen Könige und 
Kaiser des Mittelalters. L S. 129 fg. Nr. 598— 
G02. T. VIIL Nr. 1118-1122. — Cappe, Be- 
schreibung der Münzen von Goslar. S. 10 fg. 
Nr. 47—49. T. V. Nr. 42. 43.) 
Diese Pfennige des Grafen Hermann stehen einerseits den 
Moritz- und Johannespfennigen, mit denen sie auch die Fundgemein- 
schaft theilen, so nahe und erinnern anderseits so sehr an den Pfennig 
des Grafen Dietrich IIL aus dem Funde von Londzyn, dass man auf 
die Vermuthung geführt wird, er, der Graf des benachbarten Leine- 
Gesetz? oder soll es bedeuten, dass die Müoze nach Vorschrift des Oeseties 
in gutem Schrot und Korn ausgebracht ist. 

ZeiUchnft fiBr KuniUmfttik. XVI. 20 



296 Menadier: 

gaues und begünstigte Parteigänger des Königs habe nach Dietrichs 
Tode die Reichs- und Kirchenlehen des Catelnburger Hauses er- 
halten und als Nachfolger desselben in der Yogtei zu Gittelde in 
der dortigen Münzschmiede jene Pfennige prägen lassen. Freilich 
die hervorgehobene Ähnlichkeit in den Prägebildem wie in 
der ganzen Mache erzwingt keineswegs durchaus die Entste- 
hung derselben an demselben Orte und durch dieselbe Hand; 
schon die Gleichzeitigkeit der Prägung und die Nachbarschaft 
der Prägestätten reichen zu einer Erklärung des Umstandes aus 
und wie die Privilegirung der Abtei Bursfelde bezeugt, dass zu 
Heiurich's IV. Zeit die Goslarer Münze bis zur Weser massgebend 
gewesen ist, so wird man ein gleiches auch für den südwärts 
gelegenen Leinegau vorauszusetzen und die Münzen für leingauische 
zu erklären sich für berechtigt halten. 

Allein uns ist nicht nur nicht die geringste urkundliche 
Nachricht über eine Münzstätte des Leinegaues aus den Jahren 
des Grafen Hermann erhalten, sondern auch die am 16. October 
1144 dem Kloster Beinhausen durch den König Conrad UI. ver- 
liehene Müuzgerechtigkeit ^) spricht gegen die Annahme einer 
solchen. Wäre in demselben bereits eine ältere Münze im 
gräflich winzenburgischea Besitze im Betriebe gewesen, dann 
hätte nur auf deren Kosten die Reinhauser Münze ins Werk 
gesetzt werden können. Das aber dürfte bei der Parteistellong 
des Jüngern Hermann, des Sohnes unseres Münzherrn, als eines 
Anhängers des staufischen Königs gegenüber den sächsischen 
Grossen ausgeschlossen sein. Andererseits war, wie wir durch 
die Urkunde des Kaisers Friedrich L vom Neujahrstage 1158*) 
erfahren, dem Grafen Udo durch Kaiser Konrad II. gelegentlich 
eines Gütertausches die Vererbung seiner beiden Lehen, der 
Grafschaft im Lisgo und des Harzforstes, auch an seine weib- 
lichen Erben urkundlich gewährleistet und ihi* Besitz an den 
des catelnburgischen Eigengutes in Eimbeck geknüpft worden 
und damit auch über das durch den Tod Dietriches III. herbei- 



1) Leibniz, Scriptores brunsw. Ulastr. I. 706. 

2) Vgl. unten. 



Gittelder Pfennige. 297 

geführte Aussterben von Udo's Geschlecht hinaus die Nachfolge 
in der Grafschaft festgestellt worden; aber eben jene Urkunde 
beweist uns auch, dass jene Bestimmung nicht berücksichtigt 
und die in ihr vorausgesehene Vereinigung des Besitzes von 
Eimbeck und der Lisgauer Grafschaft erst durch sie wieder her- 
beigeführt worden ist. Bei einer freien Vergebung der letztern 
durch den König war aber unter allen etwaigen Bewerbungen 
unter allen Umständen die begünstigste und wohl auch die er- 
folgreiche die des Winzenburgers, der der eifrigste Vertreter 
der königlichen Interessen in Sachsen war und das besondere 
Vertrauen Heinrich's V. besass , der kraft desselben mit dem 
Erzbischof Brudo v. Trier, den Bischöfen Otto v. Bamberg, 
Erlung V. Würzburg, Reinhard v. Halberstadt, Burchard v. Münster 
und den Herzogen Weif v. Baiern und Bertold von Zähringen 
und Wiprecht v. Groitsch vom König zu dem 1107 um Himmel- 
fahrt von Pabst Paschalis nach Troyes berufenen Concil gesandt, 
1110 mit den Erzbischöfen Bruno v. Trier, Friedrich v. Cöln, 
Adalbert von Mainz und dem Bischof Walcher v. Cambray aber- 
mals zur Verhandlung über das Investiturrecht zum Pabst nach 
Rom abgeordnet, 1111 im Beginn des Jahres, als der König 
bereits mit einem Heere in Italien stand, mit Adalbert v. Mainz, 
den Grafen Friedrich v. Arnsberg und Gottfried v. Calw und 
dem Truchsess Folkmar zum dritten Male als diplomatischer 
Unterhändler mit der Curie ausersehen wurde und Ende des 
Jahres 1114 in gerechter Würdigung seiner Verdienste zugleich 
mit dem Bischof Burchard v. Münster und dem Kaiser selbst 
von dem Cardinalbischof Kuno v. Palestrina zu Beauvais ex- 
communicirt wurde, vom Kaiser aber mit der Mark Meissen 
oder der Lausitz, einer der von der Markgräfin Gertrud für 
ihren Sohn Heinrich verwalteten Marken, belohnt zu sein scheint, 
da er in der Urkunde vom 11. Januar 1112 und vier verschiedenen 
des Jahres 1114 als Marchio ') bezeichnet wird, nach deren Verluste 
im Jahre 1117 er freilich seine Parteistellung wechselte und sowohl 

1) Codex diploraaticus Saxoniae regiao. I. 2 : 33, 41, 42,44,45. Stampf 
3083. 3110. 3111. 3114. 3116. 

20* 



298 Mcnadier : 

1118 dem Erzbischof v. Köln als hinterdrein dem Herzog Lotbar 
gegen den Kaiser Zuzug leistete. Nehmen wir an, dass ihm in der 
Gegenstellung gegen Gertrud auch die Grafschaft im Lisgo 
übertragen worden, so würde der Titel eines Landgrafen von 
Sachsen, der ihm und seinem Sohne bisweilen beigelegt wird')> 
in der Vereinigung dieser und der ererbten Grafschaft im Leine- 
gau eine hinlängliche Erklärung finden. Unterstützt könnte 
diese Annahme vielleicht durch die Thatsache werden, dass 
Graf Hermann II. sich später im Besitze, wenn auch angemassten 
Besitze, eliemaliger Mainzer Lehen der Catelnburger in der Um- 
gebung von Eimbcck befindet*). Erwiesen aber würde es und 

1) Als provincialis comcs, patriae comcs wird Hermann in folgenden 
spätem Urkunden bezeichnet 

1112, ?. Dec. Urk. Adalbert's v. Mainz. Cod. dipl. Sax. I. 2:87 
1122, Auct. Claustroneob. Hermannus comes provincialis de Saxonia 

obiit. 
1144, Oct. 16. Stumpf 3480. Ab inclytae recordationis Herimanno 

patrie comite. 
1168, Juni. 2. Or. Guelf. 3. 505. Heremannus provincialis comes. 
Hermann IL führt den landgr&flichen l^itel: 

1129, Juni 13. Stumpf 3245. Hermannus landgravius. 

1130, chrou. samp. principalis comes Thuringie. 

1130, ann. Disib. (SS. 1724.) Ludovicus comitatum Hermanno judicio 

sublatum Turingie suscepit. 
1112, ann. Stad. (SS. 16. 319.) quem postea lantgravius UcrmanDas 

de Winsenburg in dolo occidit. 

2) Ego Adelbertus Dei gratia Moguntinus Archiepiscopus notum facio 
Omnibus fidelibus tam futuris quam praescntibus, qualiter vcncrandae memoriao 
praedecessor noster Dominus Rothardus Archiepiscopus amore coelesti prae- 
mii percipiendi, de tribus dominicalibus Wanemangre, Hildesse, 
Einbecke ad se pertinentibus Ecclesiae beati Johannis Apostoli 
et Evangclistae in Katelenburch et fratribus ibidem Domino 
famulantibus tradidit, quam Comes Theodoricus de benefieio 
suo eidem Archiepiscopo ad hoc ipsum resignavit, super ipsa tra- 
ditione testamenti pagina ipsis dando et sigilli sui impressione, quatenus omni 
tempore stabile ratum foret, corroborando. Cuias igitur liberalitatis vestigia 
venerabilis praedecessor noster dominus Adelbertus et domini Rothardi sne- 
ccssor in beneficiis sequens, quod donaverat, donavit, addens praefatis pro 
remcdio animae suae, ut inde perpetua eins haberetur memoria, decimas de 
omni fundo illius Ecclesiae inculto ubicunquc sito, ad quoscunque usus illum 
perducero potuerint, similiter signati privilegii testamento donationem suam 
corroborans. Easdem vero decimas marchio Ilerimannus, qua ab 



Gittelder Pfennige. 299 

ausser jeden Zweifel gestellt, dass die Grafschaft im Lisgo und die 
Vogtei in Gittelde von den Catelnburgern auf die Winzenburger 
übergegangen, wenn sich die leider nur durch Cappe's geringe 
Autorität gestützte Umschrift auf der Kehrseite der letztverzeich- 
neten Münze bewahrheiten sollte. Sie würde schwerlich eine andere 
Deutung als auf das erzbischöflich magdeburgische Gittelde zulassen. 



Ungefähr ein Menschenalter später als der Fund von 
Santersleben ist der im Jahre 1713 im Halberstädtischen 
gehobene und durch den braunschweigischen Consistorialrath 
Schmidt der Wissenschaft gerettete Münzfund in die Erde 

Ecclesia et fratrum stipendiis abstraxerat, suis beneficiis 
addicens, a nobis et ab aliis fidelibus admonitus, nobis eas 
iterum resignavit, accepta etiam prius a nostra benignitate promissione 
recompensationis earundem cum aliis beneficiis. Nos igitur nihilominus, prout 
competit Ecciesias promovere et spiritualibus fratribus prodesse capientes, 
quod ?enerandi praedecessores nostri fecerunt, facimus, quod donaverunt, 
donamus. Ut autem huius rei series rata atque inconvulsa permaneat, prae- 
sentem hanc paginam inde conscribi et sigilli nostri impressione iussimus 
communiri, omnipotentis Dei auctoritate et beatorum Apostolorum Petri et 
Pauli Domini Papae Innocentii et nostra sub anathemate interdiccntes, ne quis 
ex unquam inquietare, vel ullo ingenio aut dolo impetere infringereve audeat 
vel attemptare. Testes fuerunt: Henricus praepositus de Jecheburc, Godos- 
calcus praepositus de Heiligenstadt, Reinhardus Abbas de Reinehusen, 
Güntherus praepositus de Lupoldesberc, Adelbertus Dux Saxoniae, Thiedericus 
comes patriae de Alsatia, Ludewigus Comes Patriae de Thuringia, Marchio 
Uerimannus et frater cius Comes Henricus de Assleburch, Comes Bernhardus 
de Plötzecke, Comes Ernestus de Horeburc, Comes urbis de Rusteberc Tuto, 
Comes castelli de Plesse Rudpertus, Helmwigus advocatus de Heiligenstadt, 
Thietvinus de Hollenstedt, Bruniggus de Siebechteshusen, Bernhardus de 
Thutiggehusen et fratrcs eins Herimannus et Thiedericus. Ministeriales: 
Lambertus yicedominus de Rustibere et gener eins Hartliebus, Conradus 
de Geismare. Thietericus de Aggerstein et gener eins Adelbertus. Hugo de 
Heiligenstadt et alii quam plures. 

Acta sunt haec Anno Dominicae incarnationis MCXXXIX. Indict. U. 
Regnante Conrad o III. Anno rcgnicius U. Data Rustibere. X. Kalend. Junii 
feliciter, Amen. 

(J. G. Leuckfeld . . . Antiquitates Katelenburgenses ... 1713. S. 26.) 
Origines Guelficae. III. 545. 

1) Leuckfeld, Gründliche Historische Nachricht von vielen alten und 
raren Silbern Bracteaten oder Blech-Müntzen einiger Halberstädtischen 
Bischöfe. Antiquitates Nummariae. (Leipz. u. Wolf 1721.) S. 82. 



300 



Hen&dier: 



gerathen. Hat uns jener die MüDzcn Goslars, Halberstadts nnd 
der Umgegend aus dem Beginn des zwölften Jahrhunderts zu- 
geführt, so verdanken wir diesem fast den gesammten Bestand, 
welchen die Sammlungen an Münzen der westlichen und 
nördlichen Vorlande des Harzes ans dem vierten nnd fünften 
Jahrzehnt des Jahrhunderts besitzen, die braunschweigiechen 
Halbbracteaten Herzog Heinrichs des Stolzen wie Heinrichs des 
Löwen, die Croppcnstädter Gepräge des Abtes Adalbert von 
Corvey, die Pfennige der Biscliüfe Rudolf und Ulrich von Halber- 
stadt mit ihren zahlreichen Nachprägungen, die Münzen der 
Äbtissinnen von Gandersheini und ihrer Vögte. Zu den Perlen 
dieses Fundes zählen zwei sich ergänzende Pfennige im Besitze 
der Münzsammlung der Königlichen Museen, die schon am ihres 
Gepräges willen besondere Beachtung verdienen, darüber hinaus 
aber durch den in der Umschrift der Hauptseite genannten M&nz- 
herm an Wcrth gewinnen. 




15. HJ. a) + SlOlF 

b) + . . OIF SVA 

Zwischen zwei Thürmcn über einem Mauerb(^en 
das Brustbild eines behelmten bärtigen Mannes, 
der mit der rechten Hand ein Schwert nnd mit 
der linken eine Fahne schultert. Im Felde neben 
dem Kopf und neben dem Thurme eine Kugel. 



Oittelder Pfennige. 301 

Rf. a) + (undcutbarc Reste) 
b) + . . . . MVGA 

Die halbe Figur eines Geistlichen in weitem Ge- 
wände in Seitenansicht nach links, der einen mit 
der Krömmung abgewandten Stab vor sich hält; 
im Felde zur linken drei Kugeln, zur rechten 
zwei Kugeln und ein Stern. 
Als ich zuerst auf diese undeutlichen und schwer zu ent- 
ziffernden Pfennige aufmerksam geworden, glaubte ich in dem 
Gepräge der Kehrseite das Bild einer Äbtissin in Vorderansicht 
zu erkennen, und sie als Vorbild für die Denare des Heveller- 
fiii'StcQ Heinrich Fribislaw und seiner Gemahlin Petrissa auf- 
stellen zu dürfen'). Wiederholte Betrachtung bei günstiger 
Beleuchtung hat mich jedoch zu dem sichern Ergebnis^ geführt, 
dass die Gestalt nicht dem Beschauer zugewandt, sondern seit- 
wärts gerichtet ist, und bei dem Mangel jeglichen weiblichen 
Schmuckes, wie 4£S Gebäudes, auf keine Weise eine Äbtissin, 
sondern nur einen geistlichen Herrn darstellen kann. Stehen sie 
trotzdem den Brandenburger Denaren ungleich näher, als der in 
der städtischen Münzsammlung zu Magdeburg befindliche Denar 
des Magdeburger Erzbischofs Konrad (1134 — 1142)^) mit dem 
Brustbilde des Fahne und Schild haltenden heiligen Moritz auf 




der stark, und dem des Erzbischofs auf der schwach ausgeprägten 
Seite, für weiches neuerdings der gleiche Anspruch geltend 

1) Terband Junge D der DumiematiacheD Gesellschaft zu Berlin. Sitzang 
vom -2. Februar J885. 

•2) Herr Oberstlieutenant r. Gr&ba hat mich Euerst anf das Stück anf- 
merksani gemacht; dem Herrn Banli Inspektor Bahrfeldt verdanke ich einen 
Abdruck. 



302 Menadier : 

gemacht wird: so ist gleichwohl ihr Anrecht auf die Vorbild- 
lichkeit für die Brandenburger damit hinfällig geworden, und 
die Ähnlichkeit zwischen ihnen so sehr herabgemindert, dass 
man sie höchstens auf ein gemeinsames Vorbild zurückfQhi*en 
kann, wenn man sie nicht gar nur für eine derartige er- 
klären will, wie sie sich bei ihrer Gleichzeitigkeit von selbst 
versteht. 

Um so mehr haben sie an Interesse gewonnen durch die 
Entzifferung der Umschriften. Die der Kehrseite scheint zwar 
nur die Namen der Goslarer Stiftsheiligen enthalten zu haben 
und kann daher lediglich zur Bestätigung für die Annahme 
geltend gemacht werden, dass die Münzen im Westen des 
Harzes entstanden sind, was sich schon aus ihrer äussern Er- 
scheinung ergiebt: die der Hauptseite dagegen ist nach den 
Resten der beiden vorliegenden Stücke nicht anders als zu 
+ SIGIF(RIDV)S V(enerabilis) A(dvocatus) ') zu ergänzen und lässt 
keine andere Deutung zu, als auf den EnkeLdes Otto von Nord- 
heim, des ehemaligen Herzogs von Baiern, den Grafen Siegfried IV. 
von Bomeneburg, in dem einzig in Frage kommenden Jahrzehnte, 
dem nach 1130, den einzigen Grossen dieses Namens nicht nur der 
Lande zwischen Harz und Weser, sondern des ganzen Sachsen- 
landes, wenn man absieht von dem Bruder Albrechts des Bären, 
dem rheinischen Pfalzgrafen Siegfried von Orlamünde, den Niemand 
ernsthaft gegen den Bomeneburger wird aufstellen wollen. Nach 
dem Eintritt seines Jüngern Bruders Heinrich in den geistlichen 
Stand, in welchem ihm wesentlich durch den Einfluss Siegfrieds 
die Würde eines Abtes von Corvey zu Theil ward, welche er in 
den Jahren von 1143 bis 1146 bekleidete, sowie der Schleier- 
nahme seiner Schwester Judith, der berüchtigten Äbtissin von 



1) Über den Titel venerabilis vgl. Ficker, Vom ReichsfÜrstenstande. 
ForschuDgen zur Geschichte der Reichsverfassung zunächst im XII. und XIII. 
Jahrhunderte. (Innsbruck 1861.) S. 147. — Erbstein, der Mflozfund von 
Trebitz bei Wittenberg. (Nürnberg 1865.) S. 9. — Mader, tJber Nahmeo, 
Beynahmen, und Titel der Personen, und Oerter, auf den Münzen des Mittel- 
alters. Kritische Beyträge zur Münzkunde des Mittelalters. lY. 134. 



Gittelder Pfennige. 303 

Geseke, Kemnade und Eschwege*), der einzige weltliche Spross 
des alten nordheimischen Grafengeschlechts, vereinigte Siegfried 
in seiner Hand einen grossen Theil der Eigengüter des Geschlechtes, 
während ein anderer Theil durch Heinrichs des Fetten Tochter 
Richenza an ihren Germahl Lothar von Süpplingenburg und ihre 
Nachkommen gelangte, und ausserdem den ganzen Bestand an 
Reichs- und Kirchenlehen, welchen das Geschlecht im Laufe der 
Zeit erworben, unter den letztern, was hier vor allem andern 
hervorzuheben, die Vogtei sämmtlicher grossen geistlichen Stifter. 
Um nur derjenigen hier zu gedenken, welche das Münzrecht 
besessen haben, ist zunächst die Abtei Gandersheim zu nennen. 
Als deren Vogt wird Graf Siegfried in einer das Kloster zur Klus 
und die Kirche zu Brunshausen betreffenden Urkunde des Bischofs 
Bernhard von Hildesheim vom Jahre 1134 als vornehmster welt- 
licher Zeuge genannt*), und ebenso in einer Urkunde des Königs 
Lothar vom 25. Januar 1136'). Ausserdem aber wird seiner 
noch ein halbes Jahrhundert später in der grossen Urkunde der 
Äbtissin Adelheid vom 25. Juli 1188 gedacht*), in welcher die 



1) In Betreff der gegen diese Geschwisterschaft erhobenen Zweifel vergl. 
Bernhardy, Jahrbücher des deutschen Beiches. Konrad III. S. 937. Ex- 
curs IL Graf Siegfried und Heinrich I., Abt von Korvei. 

2) Harenberg, Historia ecclesiae Oandersheimensis. S. 172. ..acta 
sunt haec anno incarnationis dominicae miUesimo CXXXIIII. indictione XII. 
astantibus venerabilibus ecclesiae Hildesheimensis fratribus Ddone praeposito 
post episcopo et Bertoldo presbytero. Anshelmo episcopo de Brandenburhc 
cum compluribus regis Lotharii capellanis Thiderico abbate. Sifrido comite 
advocato iam dictae abbatiae. Liudolfo de Waltingerothe. Liutgardi abba- 
tissa cum toto Gandersheym. conventu et familia. 

3) Harenberg, Eist. eccl. Gand. 170: ...fecimus autem hoc coram 
subscriptis testibus Bennone praeposito de Enbeka, Bertolfo, Liudolfo, Brunone 
capellanis, Sifrido comite et Herimanno comite, Liudolfo de Waltingerod 
aliisque multis regni principibus, Liudolfo advocato, Anno cubiculario, Bertolfo 
de Pames aliisque multis ministerialibus. 

4) Harenberg, Eist. eccl. Ganders. 130: 

Adelheidis, divina favente dementia Gandersemensis ecclesiae abbatissa. 
Universos tam praesentes quam futuros nosse cupimus, quod cum Heremannns 
Gandersemensis advocatus litones ecclesiae nostrae continuis ac diurnis gra- 
varet exactionibus, Fridhericus Imperator Augustus apud Goslariam constitutus 
super huius modi gravamine querelas nostras accepit et honorabili comiti 



304 Menadier: 

Rechte des Gandershelmer Stiftsvogts festgestellt werden und die 
Abgabenfreiheit der Kirchenleute gegenüber dem Vogte darauf 
zurückgeführt wird, dass zur Ablösung der bisher von ihm ein- 
getriebenen Forderungen dera Grafen Siegfried die zu zehn Pfand 
geschätzten Kiichengüter zu Beulshausen überwiesen seien. In 
derselben wird des Münzrechtes freilich nicht gedacht als eines 
solchen, an dem dem Vogt ein Antheil rechtmässig zustehe, oder 
von ihm zeitweilig in Anspruch genommen sei: aber wie der 
Brief der Äbtissin Dorothea Hedwig an die Herzöge Rudolf August 

Burchardo de Woltingeroth dcdit in mandatis, quatenus, cum ipse ecclesiae 
nostrac esset advocatus, insolentias pracdicti Heremaoni rationc iuris et Im- 
pcriali auctoritatc reprimeret cfficacitcr. Memoratus igitur comcs imperialis 
mandati dcvotus, ac Hdclis cxecutor paiicis interpositis diebus una cum fratre 
siio Hoyero*comite et Theoderico romite de Iiisula, qui et a domiDO Impcratore 
ad hiiiiis causae cxccutionem fueruot delogati, Gandersem veniens, conToca- 
tisquc occlesiac ministerialibus sub obtontu imperialis gratiae simnlque sno 
debito üdelitatis, quo ipsi et nobis et ecclesiae tcnebantur, districte illis prae- 
cepit, ne timore, dilectione vcl odio dcvicti, veritatem supprimentes iura 
Ganderscmonsis advocatiae, sicut ipsa se in vcritate haborent, et sicut ea a 
progcnitoribus et antccessoribus suis intellexissent et vidissent, et quantam 
ad eos ipsi inconeussi obtinuissont, ])ublice et fidcliter explicarent. Uli ergo, 
fanta districtione requisiti, advocatiae et advocatorum iura in nostra et 
multorum boncstorum praesontia hoc modo distincte et fidcliter protestati 
sunt. Gandersemensis advocatus sive principalis, sivc quilibet alius vice prin- 
cipalis institutus, feminarum oppressiones, rapinas, furta, latrocinia, seditiones 
sanguinarias et causas pecuniarias coram ipso legitime propositas sententialiter 
iudicabit tribus vicibus in anno solemni iudicio pracsidcbit, in quo tarn litones 
quam forenses homines comparcbunt. ViHici dominae Abbatissae, ubicunqae 
locorum villicationes et litones, nihil ab ccclesia possidentes ad eius indiciam, 
nisi forte conventi, venire non tenentur; Litones ecclesiae, extra civitatem 
constitutos, nuUis omnino oxactionibus vel angariis petitionibus onerabit. Gansa 
vcro non agondarum exactionum ab antiquo usque in praesens talis fuisae 
dinoscitur. Quaedam ecclesiae bona in Boseleshusen sita, ad decem talenta 
aestimata, Sifrido comiti Boumeneborch, Gandersemcnsensi ad* 
vocato, primo fuerunt concessa, pro co ut litones ecclesiae a violentis ex» 
artionibus advocati omnino sint liberi et ne captioso iudicio debeant indicarL 
Infra sopta clau(%tri, cymeterii, muri urbani, monasterii sanctae Mariae monaste- 
rii in Brunnesteshuson, monasteri in Clnsa, in dotibus ecclesiarum tarn inlra 
civitatem quam extra oxistcntium, in domiriliis ecclesiarum, pcrsonaram, et 
in possosMonibus ministerialium, illis videlicet quas ipsi personaliter posddent 
vel proprii)« sumtibus colunt, nihil iuris sibi vendicabit advocatus, sed Bi qua 
in taxatis locis iudicanda contigerint, Dumina Abbatissa iudicabit. 8i qois 



Gittelder Pfennige. 305 

und Anton Ulrich von Braunschschweig Lüneburg vom 24. November 
1676 lehrt, dass das Münzrecht nachmals an die Vögte aus dem 
Wohldenberger Hause und nach deren Abgange an die braun- 
schweigischen Herzöge verlehnt worden ist, so beweisen die 



autem in praefatis locis pnblicas mercatnras exercuerit, ratione mercationis, 
non ratione personae, legi forensi subiacebit; cessante vero causa cessabit et 
eifectus. Publice vero mercatores dicuntur, quando quis res, quas infra 
forensem limitem emit, lucri gratia postmodum vendere intendit. Si qua vero 
de praedictis personis ecclesiasticis videlicet et ministerialibus, quid sibi de 
rebus propriis emptis superhabundare vidcrit, in quocunque loci vendiderit, 
aut vendi iusserit, occasione buiusmodi venditionis legi forensi non subiacebit. 
Exuutas defunctorum, eorum videlicet qui veri adventitii vel veri exules 
fuisse probantur, legitimis heredibus, si tarnen ipsi eas ante evolutum annum 
et legalem diem petiverunt, advocatus exbibebit. Heredibus autem infra 
annum non comparentibus illas ad ius advocati pertinere consuetudo permittit. 
Dispositionem fori non advocatus, scd domina Abbatissa, per quos voluerit, 
ordinabito. Mercatores, carnifices, mulieres cerevisiam vendentes quibusdam 
suis muneribus, tribus vicibus in anno, advocatum honorare consuevcrunt, 
quae tarnen iuris nomine non exhibent, sed pro eo, ut ipsius benevolentiam 
sibi sentiant efficacius pro futuram. Huc usque ministeriales. Has itaque 
expressas iuris species et non alias memoratus comes H. praefato H. concessit 
et iuste exercendas recognovit, quas etiam idem H. se non transgressurum 
fideliter promittebat. Nequis igitur Gandersemensis advocatus alia sibi iura 
temere usurpet, vel quaelibet nostrae sortis Abbatissa alia iura advocatis 
concedat vel recognoscat, in huius scripti memoriam praesentem paginam 
conscribi et sigilli nostri impressione decrevimus insigniri. Ad validiorem 
quoque praedictorum firmitatem speciale quoddam supra memorati Im- 
peratoris edictum contra insolentias advocatorum et aliorum quorumdam, 
ecclesiae nostrae in solemni curia indultum, huic nostro scripto necessario 
duximus inserendum. Dicit enim Dominus Imperator inter caetera: In 
hoc etiam ipsi ecclesiae providendum putavimus, ut insolentias advocati 
speciali edicto coarctemus, de quo iuxta principum sententiam et assen- 
sum statuimus, ut in bonis et personis ad ecclesiam pertinentibus non 
faciat violentam exactionem aut petitionem iniustam, contentus iure suo 
quod ei ob defensionem ecclesiae institutum est. Inchoata sunt haec 
apud Goslariam anno verbi incamati MCLXXXIIX. Indict. VI. YIII. 
Kai. Augusti; consummata autem apud Gandersem eodem anno, eadem 
indictione, Y. Idus Augusti. Testes: ludetha praeposita, Adelhcidis decana, 
Hadewigis canonica Ulia comitis Hermanni, Luckardis capeUana, Bertoldus, 
Godefridus et Albero capellani, Burchardus de Gimesem, Amoldus et 
Gerhardus de Cantelsem, Ortwinns dapifer, Udo camerarius, Henricns filins, 
Aschwin, Giselbertus, Johannes, Gerhardus, Einhardus, HenricuS} Friedericus 
et alii quam plures. 



Halbbrakteatcn ') aus der Zeit der Könige Lothar und Conrad HI., 
welche mit dem Bilde der Äbtissin auf der Kehrseite das des 
Vogtes auf der Hauptseite vereinigen, dass auch damals der 




Vogt thatsächlichen Aiitheil an der Mänzprägung nahm. H&chat 
wahri^cheinlich rühren sie vom Grafen Siegfried, nicht von seinem 
Nachfolger her. Für die hier zur Erklärung vorliegeDden Pfennige 
tässt sich diese Abtei jedoch nicht geltend machen, da sie eben 
nicht das Bild einer Äbtissin, sondern das eines männlichen 
Geistlichen tragen. 

In einer Urkunde vom 7. Mai 1141, welche der Abt 
Adalbcrt von Corvei über den Tausch von Grundstücken in 
Koteringhuscn und Esbeke mit dem Abte Harthwig von Flecfatoif 
ausgestellt hat, erötfuet die Zeugenreihe Sigifridus Comes de 
Hohenburg advocatus ciusdem ecclesie'). Durch diese genaue 

I) Leuckfeld, Gr. Hist. Naclir. von . . Brftcteaten . . einiger Halber- 
Bt&dtiscber BUchOfe. (1721.) T. 111. 111. 10. — Scheid, Ori^nsB gnel- 
ficac. III. (1752.) T. XVI. ad png. 165. — Cappe, Die Monzen der deut- 
scben Kaiser und Könige des MittclalterB. 1. (1648.) S. 147. Nr. 664. T. XXU. 
Nr. 362. — Menadicr, Ycr band lun gen der num. Ges. m Berlin. Hitinng 
vom 13. April 18H5. 

3) L. Schradcr, Die älteren Dyna<)teD9tAmme zwiacben Leine, Wuor 
und Diemel und ibre Besitzungen, bauptBäcblicb wie Bie im II. und 18. Jahr- 
baodert befunden aind. 1. (Oüttingen 1S33.J GeEcbicbtc der Orafen von 
Nurdbeim und Katlenburg. Urkunden S. 231. Nr. 8. 



Gittelder Pfennige. 307 

BezeiclinuDg ist ausser Zweifel gestellt, dass der in sonstigen 
Zeugnissen nur mit dem Namen angeführte Vogt der Abtei 
CSorvei^) identisch ist mit dem Bomeneburger Grafen, der sich 
bisweilen auch nach der Homburg über Stadtoldendorf benannte, 
und dass dieser es war, welcher die Mönche zwang, seinen 
Bruder Heinrich an ihre Spitze zu stellen '). Schon aus diesem 
Vorgange ergiebt sich, wie gross sein Einfluss und seine Macht 
als Vogt gewesen. Jedenfalls haben sich dieselben auch auf 
die Handhabung des Münzrechts erstreckt. Gleichwohl können 
unsere Pfennige nicht als Belegstücke dafür ausgegeben werden. 
Denn schwerlich sind zu Corvei, das sich mit seinen sicher 
bezeugten Münzen stets der westfälischen Währung angeschlossen 
hat, jemals Halbbracteaten geprägt worden. Jedenfalls sind die 
zeitweise dem Abte Adalbert von Nienburg und dem Markgrafen 
Albrecht dem Bären als vermeintlichen Vogte des Bisthums 
Halberstadt zugeschriebenen Halbbracteaten des Abtes Adalbert 
von Corvei mit Bild und Namen desselben auf der einen und dem 
Namen des heiligen Vitus und einer Kirche zwischen zwei Bäumen 
auf der andern Seite, da sie Nachahmungen gleichartiger halber- 
städtischer Münzen sind, als Erzeugnisse der Croppenstedter Münz- 
stätte der Äbte gesichert '). Ohne Zweifel sind derselben Schmiede 



1) Falke, Codex traditionum corbeiensium. (Lips. 1752.) 212. 214. 406. 
562. 708. — Kindlinger, Münsterische Beiträge, n. 105. 154. 

2) Wibaldi epistola 151. (Jafife, Monumenta Corbeiensia, 251 fg.) ..Homo 
enim iste, pro quo interpellatis, magnam aecclesiae nostrae afflictionem intuHt: 
primo quidem cum a fratre suo comite Sifrido ad dignitatem abbatiae violenter 
est intrusus... diu spiravit ad dignitatem abbatiae, quam etiam adeptus 
est fratre suo comite Sifrido cooperante .... superati terroribus ac minis eius 
quem solum principem et dominum super nos aspiciebamus... ita coacti fratrem 
eius elegimus. 

3) Leuckfeld, Gründliche historische Nachricht von .. . Blech-Müntzen 
einiger Halberst&dtischen Bischöfe. Taf. IL — Leitzmann, Über die Brac- 
teaten der Goslarischen Schutzvoigte. N. Z. 1841. S. 138. Nr. 19. — Leitz- 
mann, Beschreibung einer Anzahl mittelalterlicher Münzen aus dem Herzoglich 
Anbaltischen Eabinete zu Köthen. 6. Münzen der Abtei Nienburg. N. Z. 1856. 
S. 180. — Stenzel, Zur Münzkunde der Abtei Nienburg. Anzeiger für 
Kunde der deutschen Vorzeit. V. (1858.) S. 747. — Dannenberg, Die 
deutschen Münzen der sächsischen und fränkischen Eaiserzeit. (1876.) Nr. 638. 



auch die beiden hier abgebildeten Halbbracteaten') zuzuweisen, 
von denen der erstere das Brustbild des geistlichen Herrn um- 
gebend auf der Kehrseite die Umschriftreste + HI A «eigt, 




die sich in keiner andern Weise als zu dem Namen des H^EIN 
RICVS) A(bbaB) ergänzen lassen, des soeben genannten BruderH 
des Grafen Siegfried und Nachfolgers des Abtes Adalbert, des 
einzigen unter allen in den Harzlanden münzberechtigen Archi- 
episcopis und Abbaten aus den beiden Jahrzehnten um 1140, 
dessen Namen mit einem H beginnt. 

Als Vogt der Abtei Bursfelde bekundet sich Graf Siegfried 
in einer Urkunde des Erzhischofs Markolf von Mainz vom 
Jahre 1142 über einen Tausch desselben mit der Abtei'). Aber 



— SteoEel, NumUmatiache Studien. I. Zur Geschichte des Knhütuctien 
HOnzwcsens. (Leipzig 1876.) 1. — 7. Sallet, Deaare Markgnfa Albrecht 
des BArsD als SchutEvogt Ton Halheratadt. Z. f. N. Till. 839. — Dannan- 
berg, ZurbraDdenburgischGnHDDzkundc. II. Z.f. N. IX. ST4. — Henadier, 
Croppenstedt, eine Münistfttte der Ibte cq Correi. Z. f. N. XIU. 348. 

1) Den ersten der Halbbracteaten habe ich kOnlich in der Sanmliiiig 
des Herrn Bankinspektor Bahrfeldt gefunden; ein gleicher ist irrig beichrieben, 
abgebildet und bestimmt tdd Leitimann, Beschreibung einer Amtahl mittel- 
alterlicher MDnien aus dem Hcrioglich Änhaltiscben Kabinete su KOtlwn. 
Ä. MQnxcn des Bisthums HalbersUdt. N. Z. 1806. 8.181. Nr. 25. T. IL ib. 
Den Eweiteo Halbbracteaten besitzt die Kgl. Münz Sammlung; ein gleicher i>t 
bereits abgebildet von Cappe, Die UOnzen der deutschen Kaiser und Könige 
des Mittelalters. II. (Dresden 1850.) S. 2. Nr. 1. T. II. 1. 

3) Scheid, Mantissa documentorum, wodurch die historieohen nnd diplo- 
matischen Nachrichten 7on dem hohen und niedem Adel in TeatachUud . ■ 
erwiesen werden. (Hannover 1755.) S. 3(M. Nr. 30: 

. . qualiter ego Harcolfus divina dieponente dementia Mognntinns Archi- 
epiacopus decimas Bursfeldensium in utroque littore Wirrae flnmiaii, in nnu 

fratrum Deo ibidem monastica professione famulantium, conceiil sec 

autem commutatio prcsente comite Sigefrido eiasdem eccleaiu adfocato 
facta est 



Gittelder Pfennige. 309 

auch gegen die Verlegung der Münzen nach diesem Orte gilt 
der nämliche Einwand, wie gegen die Zutheilung an Corvei. 
Vergegenwärtigt man sich den Pfennig des Abtes Reinhard von 
Reinhausen*), welchen dieser auf Grund des ihm von König 
Konrad III. 1144 verliehenen Münzrechtes geprägt hat, wird 
man schwerlich schon in den voraufliegenden Jahren die Prä- 
gung von Halbbracteaten für Bursfelde zulassen. Auch wenn 
man sich auf die Vorschrift Kaiser Heinrich's IV. berufen wollte, 
durch welche die Goslarer Münze als Muster für Bursfelde auf- 
gestellt worden, würde man wenigstens gegenüber den Pfennigen 
Siegfrieds zu keinem günstigeren Ergebniss kommen, denn diese 
wie die Gandersheimer schliessen sich trotz der in ihren Um- 
schriften genannten Goslarer Stiftsheiligen keineswegs an die 
Goslarer Münzen an, von denen vielmehr sowohl die mit Lothars 
wie die mit Konrads Namen erheblich abweichen. 

Endlich ist noch die Abtei Nordheim, die Gründung des 
Herzogs Otto zu nennen, als deren Vogt Graf Siegfried in der 
Urkunde vom 20. März des Jahres 1117 auftritt, laut welcher 
Kunigunde von Beichlingen, die Wittwe des Grafen Kuno, den 
von ihrem Gatten ererbten vierten Theil des Ortes Nordheim in 
Gegenwart ihrer Töchter Adela, Kunigunde und Mathilde über- 
liess'), und zu deren Gunsten er am 8. November 1141 die 
grosse Urkunde aufsetzen Hess, in welcher zuerst der Nordheimer 
Münze Erwähnung geschieht: 

In nomine sancte et individue Trinitatia. Siffridus Cornes de 
Bonmeneburg, Immensam eterni Regis^ per quem Reges et Pmn- 
cipes regnanty sacra spiritualium virorum exhortcUione considerantes 
clementiam, ex ipsorum salutari doctrina elegimus in corde nostro, 
cultum divine religionis, ex potestate seculari, qua vigemus^ nee 



1) Menadier, Ein Pfennig der Abtei Keinhausen. Berliner Münzblätter. 
IX. Nr. 84. (Juni 1888.) 

2) Origines Guelficae IV. 534. . . . actum Nordheim anno ab in- 

carnatione Domini MCXVII. indictione X. Regnante serenissimo Imperatore 
Augusto Henrico Y. praesidente Moguntinensisas Alberto archiepiscopo 
Northeimensis abbate venerabilis Warmundo, Sigefrido advocato. In Del 
nomini. Amen. 



310 Menadier: 

non de honis nostris, ad formam nohilium progenitorum nostrorum 
ampUßcare, ut dimiaaa in hoc secido hereditate transitoria, post huius 
carnis interitum perveniamus ad illam perpetue felicitatis hereditär 
tem electorum Dei. Noverit igitur tarn ftiturorum quam presentium 
Christi et Ecclesie fid^lium nniversitas, quod nos sublimium pro^ 
genitonim nostrorum pie memorie, Ottonis Magni Ducis, avi nostri^ 
Tllustris quoque Comitis Sigefridi patris nostri, Henrici Marchionisj 
Cunonis Comitis de Bicheling^ quos natura patruos nobia constituü 
vestufia seqventes^ Coenobium in Northeim, quod ipsi primum de 
sua fundaverunt hereditate nos idem, iure herediiario ipsis succedentes^ 
Domino Jesu (^hristo et S. Marie ac Sancto Martiri Blasio^ pro 
remedio anime nostre^ nee non eorundem progenitorum nostrorum^ 
cum Omnibus, que vel mnic possidet, vel futuris temporibus posside^ 
hit, in siinplicitate cordis offerimus et monastice religioni in per* 
jietuum dicamus, Statuentes eiusdem Ecclesie fratribus irrefragabiU 
iure firmam ac liberam Abbatis sui electionem. In super in ipsa 
villa, Northeim scilicet, Abbati contradimus thelonei 
iura, proprieque percussuram monete, et quicquid ad 
forensem vel civilem iusticiam noscitur pertinere^ preter 
furtum causasque peremptoriales, in quibus aliquis convictus mortis 
est sententla feriendus, (oncedimtis etiam, ut si quis Über timare 
Dei compunctus Ecclesie prefate se cum suis tradiderit possessionis 
bus, in omnipotentis Dei nomine, nostra austoritate fretitSj sine 
omni penitus molestatione Comitis, sive Vice Comitis seu quaUseun" 
que persone, iugiter Ecclesie stabilis perseverat. Simüi modo statu^ 
enfes decernimus, ut si quis ministerialiuin nostrorum facülUdes suas 
consentientibus suis heredibus contulerit coenobio, tarn a nobis^ quam 
a cunctis hereditaiis nostrae su4:cessoribus firmum et irrevocabile 
semper habeatur. Ad hec concedimus, ut si qua de familia Ecclesie 
cuiquam nostro maritaveint servo^ data iusticia^ que vulgo JBumede 
dicitur, inri nostro de cetero cum suo maneat marito; et e converso 
fiat id ipsum , si qua d^ nostra familia famxdo Ecclesie fuerit co- 
pulata. Praeterea propier augmentum et solatium Coenobii memo^ 
rati, divini amoris intuüu, statuimus atque firmamus, ut sicul san^ 
a'eruut patres nostri, nemo vel a nobis^ vel a posteris nostris in 



Gittelder Pfennige. 3 ] 1 

beneßcio recipiat advocatiain eiusdem Ecclesie^ sed cuicunque illius 
procuratio nostra vel successorum nostrorum commisaa ßierit aucto- 
ritate^ si conformis et profimms Abhati fuerit et fratrihus^ commode 
lila perfruatur; sin autem^ eo deposito melior atque commodior eo- 
dem pacto subrogetur. Ut autem in sorte electorum Dei veram 
et non transitoriam adipisci valeamus hereditatem^ consilio ßdelium 
nostrorum huic dato privilegio fecimus inscribi predia^ quae nos 
eidem Ecclesie delegavimus^ nihilominus etiam eoque temporibus 
patrum nostrorum et nostre tam de advocacia, quam de aliis iuste 
et pie ordinatis conßrmatione banni a reverendissimo patre nostro 
Marcolfo^ Moguntine Sedis Archiepiscopo , optinere. In ipso loco 
contulimus Ecclesie mansos quadraginta unum et quatuor dotales 
et duo molendina, in Suitheim XII ^ in Herethe VII ^ in altero 
Ilerethe F, in Steinla IIII^ in Selethe I, in Guddenstide /, in 
Gudtstide /, in Renethe IUI et dimidium et molendinum, iw Thildon 
277, in HoUhusen F, in Hoppenhusen IUI, in Moringen III, in 
Redderscliem 11^ in Radolfislmsen 7, in Stockhusen /, in Tanck- 
wardishusen III, in Lawardishusen II, in Teneckhereshusen 11^ in 
Wardishusen VI, in Wolfften III, in Thedelwingerote I, in RotJiol- 
loislmsen I, in Riewardingerote V, in Levershusen I, in Schwithardes- 
husen IUI et dimidium, in Boventen II, in Herste I, Capellam 
in Sutheim et duos mansos dotales et alios X, Capellam in Mede- 
hem et I et dimidium mansuin, in Adeleshusen I, in Lowesbach I, 
in Sigerdeshusen I, in Edessem VI, in Nienstide VI, in Vtnsleve 
XII, in Dalem II, in Helvestat 1, in Dalrin 7, in TJiindenheim /, 
in Querentßate I, in Oldenbutle I, in Wilmarstorpe I, in Doden- 
husen I, in Ramvordissen XI, in Thedenhusen VI, in Werestide VI, 
in ffatheburgehusen I, in Nethere V et dimidium , in Ronrethe II 
et dimidium, in Awoldishusen I, in Haldrickhusen 7, in Bischops- 
husen III, in altero Biscopshusen tantum prediolum, in Halsbach 
IUI et molendinum, in altero Ualsbach I et dimidium, in deserto 
Halsbach dimidium, in Geüendale prediolum, in ßegendale II pre- 
diola et dimidium, in Were II, in Hunethe XI et dimidium et 
molendinum et dominicalis curia, in qua VI, in Cella IIH^ in 
Richenbergk prediolum, in Welbersbach prediolum, in Wtchardes- 

K«it0chrirt ttkr rtamismftiik. XVI. 21 



312 Menadier: 

winethe VT, in Valede XXV et totum predium^ eiusdem vüle ad- 
vocatiam, in Ansehet e 11^ in Niensiide aream cum IX agris, Ut 
autem hec rata et inconvulva pemianeant, presens testamentum scribi 
fecimu8. et sigilli nostri impressione, testibus annotatis, roborari at" 
que insigniri iussimus. 

Testes Jii sunt: Warmundus eiusdem JEcclesie abbas. Balde^ 
winus prepositus in Heilig enstat. Henricus de Eschenwege ^ curie 
nostre Notarius. Laici: Comes Sitzo de Keverenbergh, Cornea Otto, 
Comes Ernestus. Cotnes Hermannus. Bertoldua de Homburg, 
Eimestus de Uslare. Älmarus de Bonmeneburch. Conradus senior 
et filius eins Conradus. De curia nostra: Gerlagus mües. Bodo 
et f rater eius Burchardus, Wickerus et Eppo fratres et alii quam- 
plures. 

Acta sunt hec Anno Dominice Incamationis MCXL pritno, 
Indictio7ie HH, Regnante Rege Conrado huius nominis tertio^ 
Ajino regni eius quarto, Data Bo^imeneburch VI Idus Novembris. 
(Origines Guelficae ... ed. Chr. L. Scheidius. Hann. 1763. 

IV. 523.) 

Die Abtei gewann darnach ausser einem grossen Bestände 
an liegenden Gütern und einer Anzahl werthvoller Oerechtsame 
auch die Markt- und bürgerliche Gerichtsbarkeit, die Zollgei*echt- 
same und das Recht, Münzen eigenen Gepräges schlagen zu 
dürfen. Im Gegensatz dazu haben wir den Yoraufgehenden 
Zustand nicht derart zu denken, dass der Abtei bislang nur ein 
beschränktes Münzrecht zugestanden habe mit bestimmten Ver- 
pflichtungen in Bezug auf Gepräge und Währung, welche nun- 
mehr aufgehoben worden, vielmehr haben die genannten Regalien 
vordem kraft königlicher Verleihung, wie wir voraussetzen müssen, 
dem Grafen selbst zugestanden. Die Übertragung wurde seitens 
dös Grafen ofifenbar im Hinblick auf seinen Tod ansgesprochen 
und das durch denselben eintretende Aussterben des Nord- 
heimer Geschlechtes uod erfolgte daher ohne jedwede Ein- 
schränkung mit der einen Ausnahme hinsichtlich der pein- 
lichen Gerichtsbarkeit, die auf einen geistlichen nicht flbertragen 
werden konnte. Gelegentlich des Verkaufs eines Marktplatzes 



Gittelder Pfennige. 313 

und des Niessbrauches einer Curie in der Stadt erklären 
Abt und Gapitel des nordheimer Stiftes in einer Urkunde des 
Jahres 1267: 

Quod no8 .... ipsis theatrum nostrae civitatis .... dimittimus 
8ub hoc modo: ut quicunque in loco vendentis in eodem theatro 
steterit^ .... ecclesiae nostrae duos nummos nostrae monetae con- 
ferant annuatim. 

(Vaterländisches Archiv. 1883. S. 511. Grote, Blätter für Münz- 
kunde. I. Nr. 17.) 

In gleicher Weise hätten sie schon am Schluss des Jahres 1141 
schreiben können. Die vor dem Jahre 1141 geprägten Nord- 
heimer Münzen sind daher rein weltlichen Ursprungs, und 
ebenso bestimmt sind die spätem als rein geistlichen Ursprungs 
und ohne Mitwirkung eines weltlichen Herrn, eines Grafen oder 
Vogtes, entstanden zu bezeichnen. Jene können unter keiner 
Bedingung das Bild eines Geistlichen tragen, für diese müssen 
wir das Bild eines Vogtes als ausgeschlossen erachten. 

Für die Richtigkeit letzterer Schlussfolgerung geben die 
Bracteaten des Abtes Wicelin hinreichendes Zeugniss ab, welche 
lediglich das Bild des geistlichen Herrn tragen. Ebenso lassen 
sich aber auch ältere Münzen Nordheimer Ursprungs beibringen, 
auf denen nur der Kopf eines weltlichen Herrn dargestellt ist. 
Ich bezeichne als solche die folgenden: 




s. Ein männlicher Kopf über einem Gebäude mit zwei 
Reihen Bogenfenstern und zwei seitlichen Kuppel- 
thürmen. — Ein Kreuz mit einer Kugel in jedem 
der vier Kreuzwinkel. 
+ HENICV : MAR + ODDO I IVM. MG 

(Im Besitz des Herrn Landgerichtsrath Dannenberg.) 

21* 



314 



Menadier: 



t. Ein männlicher Kopf über einem Bogen, der zwei 
auf einer Säulenstellung ruhende Kuppelthürme ver- 
bindet. — Innerhalb eines doppelten Perlenrandes 
ein Kreuz mit einer Kugel in jedem der vier Kreuz- 
winkel. 





t. + Hn CO + ODDO + IVAPING 

V SMVII . . + ODDO + IVAPING 

(In der Königlichen Münzsammlung.) 

t2. undeutlich Buchstaben. + ODDO + IVMPING 

(Im Pro vinzlal- Museum zu Münster. Vgl. Wein- 
gärtner, Die Gold- und Silber-Münzen der Abtei 
Corvcy. Münster 1883. S. 72. Nr. 37. 6. T.III, 29.) 

t\ undeutliche Buchstaben. + ODDO + IVHPPNG (16 gr.) 
(Becker, Zweihundert seltene Münzen des Mittel- 
alters. Dresden 1813. Nr. 107.) 





u. Ein Obol desselben Gepräges mit den Umschriften: 
+ HO ... SM ... PO . + ODDO + IVHPNG (8 gr.) 
(Becker. Nr. 108.) 

V. Ein männlicher Kopf über einen Thorbogen zwischen 
zwei Thürmcn mit Kugelkreuzen auf den Kuppeln. 
— Innerhalb eines doppelten Perlenrandes ein Kreuz 
mit einer Kugel in jedem der vier Kreuzwinkel. — 
Als Umschriften werden angegeben: 
+ MAR . . . RG + ODDO + IVMPNG 



Gittelder Pfennige. 



315 



(Cappe, Die Münzen der deutschen Kaiser und 
Könige des Mittelalters. II. Dresden 1850. 
S. 119. Nr. 565. T. XXV. 285. — Leitzmann, 
Nura. Ztg. 1856. S. 4. Nr. 1. — Weingärtner, 
S. 72. Nr. 37 a. T. IL 24.) 




w 



w 



w. Innerhalb eines doppelten Perlenrandes ein männliches 
Brustbild, ein Kreuz mit beiden Händen vor die 
Brust haltend. — Innerhalb eines doppelten Pcrlen- 
randes ein Kreuz mit einem Kleeblatt in jedem der 
vier Kreuzwinkel, 
w. HIirLMIOMIOV +ODDO +IVMIMG 

(In der Königlichen Münzsammlung.) 

MO + ODDO . IVCIPM . . 

(Becker. Nr. 106.) 
IIITOMIOMIMG + ODDO ROMIMG 

(Cappe, II. S. 119. Nr. 566. T. XXV. 286.) 
Dass die Münzen zusammengehören und sämmtlich nur 
einer Münzstätte entstammen, unterliegt keinem Zweifel. Eben- 
so wrenig ist es möglich, den westfälischen Charakter derselben 
zu bestreiten: namentlich den Soester Pfennigen mit dem Namen 
der S. COLONIA auf der einen Seite und dem Kreuze mit 
Kugeln und dem Soester Zeichen in den Winkeln innerhalb der 
Umschrift: +ODDO +IVPIMG auf der andern Seite stehen sie 
nahe, mit denen sie als besonders kennzeichnend ausser dem 
Gepräge der Kehrseite den aufgeschlagenen Rand gemeinsam 
haben. Endlich wird gegenwärtig niemand tnehr aus der Um- 
schrift der Kehrseite die Schlussfolgerung ziehen, dass die Münzen 
zur Zeit der drei ersten Ottonen oder unter der Herrschaft des 
Sohnes Heinrich des Löwen geprägt sein müssen: durch die 
ältesten münsterschen, lüdinghäuser und osnabrücker Denare mit 



316 Menadier: 

dem Namen dieser Städte auf der eiuen und dem des Kaisers 
Otto auf der andern Seite, und namentlich der Denar des Abtes 
Saraclio von Corvei (1056 — 1071), welcher den Namen dieses 
geistlichen Herrn mit dem + ODDO + IV(PIN)G vereinigt (Dbg. 
737), ist längst erwiesen, dass man nach dem Tode Otto's III. 
länger als ein Jahrhundert in den westfälischen Münzstätten 
fortgefahren hat, unter dem Namen dieses Kaisers zu prägen. 
Der äussern Erscheinung nach gehören die vorliegenden Pfennige 
sicher dem Ausgang des elften und Beginn des zwölften Jahr- 
hunderts an. Die weitere ßestimmung muss sich aus der Haupt- 
seite der Umschrift ergeben. Als solche hat Gappe auf dem einen 
dieser Denare (v) + MAR . . . RG gelesen und ihn auf Grund 
dessen mitsammt den übrigen der westfälischen Stadt Marsberg 
zugewiesen, und für diese Ansicht allgemeine Billigung ge- 
funden, da sie der äussern Erscheinung derselben wohl gerecht 
wird. Allein der Namen: MAR(SBE)RG füllt den Umschriftraum 
nicht zur Genüge, und das allein dürfte gentigen, die Ergänzung 
als falsch und auch die beiden Endbuchstaben als verdächtig und 
lediglich der Ergänzung zu Liebe erfunden erscheinen zu lassen. 
Zur Gewissheit wird dies durch den die Reihe eröifnenden Denar 
der Dauncnbergschen Sammlung, der deutlich die Umschrift 
+ HENIC V: MAR trägt. Das die Umschrift beginnende MAR des 
Cappe' sehen Stückes ist o£fenbar dem MAR des Dannenberg'schen 
Pfennigs am Schluss der Umschrift gleich, und beide Umschriften 
werden sich wohl lediglich durch diesen AYechsel unterscheiden, 
und so verwildert die Umschriften all der andern Denare auch 
sind, so zeigen sich doch sämmtlich noch erkennbare Bestand- 
theile des ursprünglichen. Das Geschlecht der Grafen von Mark 
benannte sich weder damals bereits in dieser Weise, noch ist 
uns ein Heinrich als Glied desselben bekannt. Kommt dieses 
aber nicht in Betracht, so bleibt uns nur die einzige Möglichkeit, 
die Umschrift zu HEN(R)ICV(S):MAR(CHIO) zu ergänzen. Dass 
die Bezeichnung als Markgraf nur willkürlich vom Stempel- 
schneider für einen westfälischen Grafen angewendet worden sei, 
sind wir nicht berechtigt anzunehmen. Wir haben also als den 



Gittelder Pfennige. 317 

Münzherrn einen Markgrafen Heinrich um die Wende des elften 
und zwölften Jahrhunderts ausfindig zu machen , in dessen Mark 
nach westfälischem Muster geprägt worden ist, oder der ausser- 
halb seiner Mark in Westfalen oder einem anliegenden und 
westfälischem Einflüsse unterliegenden Gebiete Grafenrechte aus- 
geübt hat. Da sind nun die beiden Markgrafen der östlichen 
und der Mark Meissen, Heinrich von Eilenburg (1086—1103) 
und sein Sohn, Heinrich der Jüngere (1104-1123) auszuscheiden, 
da weder diese östlichen Gebiete als Vaterland der vorliegenden 
Pfennige gelten können, noch westfälische Besitzungen derselben 
nachweisbar sind. Dagegen stehen die drei übrigen Markgrafen 
des Namens, Heinrich!., Markgraf der Nordmark (1082 — 1087), 
sein Neffe Heinrich H., der nach seines Vaters Udo IH. 1106 er- 
folgten Tode zunächst bis 1104 unter Vormundschaft stand und 
dann bis 1128 selbst die Mark verwaltete, und Graf Heinrich von 
Nordheim, der als Schwager des 1090 ermordeten Markgrafen 
Ekbert IL auf dessen Erbe Anspruch erhob und im Jahre 1101 
vom Kaiser Heinrich IV. mit den friesischen Grafschaften unter 
dem Titel eines Markgrafen belehnt wurde, in gleichartigen 
Beziehungen zu Westfalen und seinem alten Grafengeschlecht, 
das sich zu jener Zeit nach Werl, später nach Arnsberg benannte. 
Nach dem Zeugnisse des Sächsischen Jahrbuchschreibers ') waren 
die nördlichen Markgrafen Heinrich I. und Udo III. die Söhne 
des Markgrafen Udo II. und der Oda, der Tochter des Grafen 



1) Annalista Saxo ad anD. 1082. Udo seDior Saxonicus marchio defanctas 
est 4 Non. Maii. Uxor eins Oda dicebatur, cuius patemum genas tale fait. 
Rodalfus comes natus de Westfalia ex loco qui dicitar Werla, frater Gisle 
imperatricis, genuit filium nomine Herimannam , qui doxit uxorem nomine 
Bichenzam genuitqne ex illa predictam Odam. Hec genuit predicto Udoni 
Heinricum, üdonem, Sigifridum, Bodulfum et filiam que Adelheidis dicebatur, 
quam Fridericus palatinus comes de Puthelenthorp accepit, iUoque mortuo, 
comes Lodowicus senior de Thuringia eam duxit uxorem. Matrem autem pre- 
diete Ode post obitum comitis Herimanni duxerat uxorem Otto de Northeim 
quondam dux genuitque ex ca preclarissimos viros Heinricum Crassum comitem, 
patrem Bichinze imperatricis et Gertrudis palatine comitisse, et comitem 
Sifridum de Boumeneburh, et Gononem comitem de Bichlinge et tres fiiias .... 
(M. G. H. VIII. Ss. VI. S. 720.) 



318 MüDadier: 

Hermann II. von Werl, während des letztern Gattin, Richenza, 
sich nach seinem Tode dem Otto von Nordheim vermählte und 
diesem den Grafen Heinrich und seine jängem Brüder Siegfried 
und Kuno gebar. Einen männlichen Leibeserben hinterliess 
Graf Hermann H. nicht, Wittwe und Tochter Waren somit die 
Erben seines Eigengutes. Die Markgräfin Oda veräusserte jedoch 
ihren Autheil Üdingen und ein Drittel des Lürwaldes an das 
Erzstift Köln *), welches damit die erste Grundlage seiner später 
weit ausgedehnten westfälischen Besitzungen gewann. Ihr Sohn 
und Enkel haben daher keine Güter in Westfalen durch sie er- 
halten und kommen demnach, da die Nordmark selbstverständ- 
lich nicht als das Vaterland von Pfennigen nach westfälischer 
Art geltend gemacht werden kann, als Prägeherren derselben 
nicht in Betracht. Gräfin Richenza dagegen vererbte ihren 
Autheil ihren Söhnen, und alle drei befinden sich im Besitz 
westfälischer Güter. Graf Heinrich giebt dem Kloster Bursfelde 
bei seiner Gründung einen Hof in Wichein bei Arnsberg'), 
während seine Wittwe Gertrud bald darauf Wiglo und ein Drittel 
des Lürwaldes zwischen Menden und Norheim bei Arnsberg 
gegen Walkeuried an Köln vertauscht^); Kuno von Bcichlingen 
tritt später Ilachen bei Arnsberg und ein Drittel des Lürwaldes 
ebenfalls dem Erzbischof ab *) ; in dem AUodialverzeichnisse ^) des 
Grafen von Bomeneburg werden zahheiche westfälische Güter 



1) Seibertz, Diplomatische FamilieDgeschichte der alten Grafen von 
Westfalen zu Werl uud Arnsberg. I. (Arnsberg 1845.) 

2) yergl. oben. 

3) Urkunde der Bestätigung der Privilegien des Klosters Bursfelde durch 
den Papst Eugen vom Jahre 1151 :. . Tradiderunt et curtim in Wichlo quam 
cambivit frethericus coloniensis daus possessiones in Horlagau. (Schrader, 
Die altern Dynastenstämme zwischen Leine, Weser und Diemel und Uire Be- 
sitzungen. *233.) 

4) Comes Guno de Bichelingen filius Ducis Ottonis dedit Beate Petro 
urbem iu Hacckene et iuxta urbem tertiam partem sylvae quae dicitar Lur. 
Gertrudis Comitissa, Mater Beginae Richezcn, dedit per concambiom cartem 
iu Wiglo iusuper tertiam partem dictae sylvae pertinentem ad eandem cnrtem 
et recopit villam in Wanenrethe. (Gclenius, Do admir. magnit. Colonfae. 69.) 

5) Kiudliugcr, Münsterische Beiträge. III. Beilage 13. 



Gittelder Pfennige. 319 

und Ministerialen aufgeführt, ein Hof in Werl, ein Hof in Thitera, 
ein Haus in Bickern bei Bochum, ein Haus in Heppen bei Soest, 
ein Hof in Nordwalde an der Lippe, Hermann von Spikka, zwei 
Höfe in Kump bei Dortmund, Arnold von Hanebiche, die von 
Brechten bei Kump, Heinrich von Katrop bei Soest, die von 
Hirschberg, Conrad von Calle bei Meschede und Heinrich von 
Odacher von Arnsberg; endlich geschieht auch in der Erbtheilung 
zwischen dem Pfalzgrafen Heinrich und seinem Bruder, dem 
Könige Otto IV., im Jahre 1203 der westfälischen Güter Er- 
wähnnng*), welche dem erstem zugesprochen werden: aber alle 
diese Güter und Besitzungen, die wir ohne Zweifel auf die Erb- 
schaft des Grafen Hermann II. von Werl zurückzuführen haben, 
genügen doch nicht, um die Ausübung des Münzrechtes mit ihnen 
zu begründen. Insgesammt wohl ziemlich bedeutend, sind sie 
im einzelnen doch zu gering, als dass mit einem derselben ein 
Münzrecht verbunden gewesen sein sollte. Insbesondere war 
alles, was den Nordheimern zu Theil wurde, nur Allodialgut, 
während das Reichslehen, die westfälische Grafschaft auf Hermann's 
II. Vettern überging. Wir sind also zur Erklärung der Münzen 
lediglich auf das alte Reichslehen und den Hausbesitz Heinrich's 
von Nordheim, die Grafschaft im Rittega und den Ort Nordheim 
angewiesen. Freilich ist alsdann der westfälische Charakter 
der Münzen auffallend : bedenkt man aber, dass noch zweihundert 
Jahre später, nachdem längst jedwede politische Verbindung 
zwischen dem Leinegebiet und Westfalen gelöst war, Herzog 
Heinrich I. von Grubenhagen (1279 — 1322) zu Eimbeck') und 
Herzog Albrecht IL (1279—1318) zu Göttingen ') nach westfäli- 
scher Art prägten, sowie dass auch die Denare des 1144 mit dem 
Münzrecht begnadeten Abtes von Reinhausen keineswegs den 

1) . . praeter praenumerata cesserunt parti saae (omnia praedia) in West- 
falia. (Origines Guelficae.) 

2) Friedländer, Unedirte Mittelaltermünzen. 2. Herzog Heinrich L 
von Braunschweig in Eimbeck. Z. f. N. 1878. V. 286. — Grote, Herzog 
Heinrich I. in Eimbeck. Z. f. N. 1880. VH. 93. 

3) Mcnadier, Verhandlungen der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin. 
Sitzung vom 1. Februar 1886. 



320 Menadier: 

gleichzeitigen niedersächsischen Münzen entspricht, dass endlich 
auch die altern gittelder Pfennige den westfälischen so ähnlich 
sind, dass sie bisher nach Westfalen verwiesen sind, so wird 
man den westfälischen Charakter der Heinrichs- Pfennige nicht 
gegen diese Bestimmung derselben als Nordheimer MftnzenO 
geltend machen. 

Wie sehr daher auch die Vogtmünzen Siegfried's ihrer Fabrik 
nach für eine Zutheilung an die Nordheimer Abtei geeignet er- 
scheinen mögen, ihr Charakter als Vogtmüuzen schliesst dieselbe 
aus. Man müsste sonst annehmen, der Abt habe ans besonderer 
Dankbarkeit und Ehren halber neben dem eigenen Bild dem 
Siegfrieds einen Platz auf seinen neuen Münzen, und zwar den 
vornehralichsten angewiesen. 

Prüft man indessen die Prägebilder selbst, so ergiebt sich, 
dass sie durchaus gleichartig denen der um ein Jahrhundert 
altern Gittelder Vogtmünzen sind. Die geringfügigen Unter- 
schiede zwischen ihnen sind derart, wie sie durch die Ent- 
wickelung der Kunst und den AVandel der Technik bedingt sind. 
Es ist daher, da nach den bisherigen Ausführungen die sfimmt- 
lichcn Abteien, für welche die Vogtei Siegfrieds urkundlich 
bezeugt ist, als etwaige Prägestätte der Denare verworfen 
werden müssen, kaum als ein Wagniss zu bezeichnen, auch diese 
Pfennige zu den Gittelder Münzen zu rechnen und dem Grafen 
Siegfried neben den übrigen auch die erzbischöflich magde- 
burgische Vogtei zu Gittelde und zwar entweder als Ergänzung 
der Grafengewalt im Lisgo oder auch unabhängig von ihr 
zuzuschreiben. War doch Graf Siegfried derjenige, welchem bei 
dem Aussterben der Katelnburger Vettern nach dem damals in 



1) IleiDrlch von Nordheim ist als der wahrscheinliche Münzherr eines 
Denars bezeichnet worden (Leitzmann, Münzfand. Nnm. Ztg. 1857, S. 140, 
No. 6 vrgl. Danncnberg, die deutschen Münzen d. 8. u. fr. Kaiserzeit Na 704^ 
welcher auf der einen Seite das Brustbild eines schwertschulternden weltHchen 
Herrn innerhalb der Umschrift: (heinri) cvs dvx und auf der andern die 
Brustbilder der Goslarer Heiligen trägt Heinrich von Nordheim ist indevea 
nicht Herzog gewesen; nur Herzog Heinrich der Stolze kann den Pfennig 
gepr&gt haben. 



Gittelder Pfennige. 321 

Bezug auf Lehen allgemein gültigen Erbrecht die Grafschaft im 
Lisgo hätte übertragen werden müssen, wenn einmal die für 
dieselbe durch Konrad II. hergestellte Erbberechtigung auch der 
weiblichen Nachkommen des Grafen Udo ausser Kraft gesetzt 
und nicht berücksichtigt wurde, wie es doch unzweifelhaft fest- 
steht, und welchem namentlich die Nachfolge in der Gittelder 
Vogtei zugekommen wäre, auf welche die Geltung des besonderen 
Erbrechts kaum ausgedehnt worden ist. Wenn aber der im 
Voraufgehenden ausgesprochenen Vermuthung, dass im Jahre 1106 
in Folge der Parteiverhältnisse jener Zeit die Grafschaft im Lisgo 
und die Vogtei in Gittelde dem Grafen Hermann von Winzen- 
burg übertragen worden, beigepflichtet wird, so musste das alte 
Recht des Bomeneburgers wieder aufleben und von Lothar, zu 
dessen eifrigsten Parteigängern jener zählte, vor allen andern 
berücksichtigt werden, als Hermanns gleichnamiger Sohn, der 
zugleich als Landgraf von Thüringen und neben Eonrad von 
Wettin als Markgraf von Meissen bezeichnet wird, wegen der 
durch ihn veranlassten Ermordung des Burchard von Loccum, eines 
vertrauten Rathes des Königs Lothar, der königlichen Rache 
verfiel und zu Quedlinburg des Hochverrathes schuldig erklärt 
und mit der Reichsacht belegt aller Reichs- und Kirchenlehen 
sowie Eigengüter ledig gesprochen wurde und nach längerer 
Vertheidigung in der Winzenburg am Schlüsse des Jahres 1130 
sich dem Könige ergab und zur Haft nach Blankenburg geführt 
wurde*). War es doch nach dem Tode Lothars und der Wahl 
Konrads wiederum Hermann von Winzenburg, der von dem 
neuen Könige 1138 mit den dem Grafen Siegfried genommenen 
Reichslehen begnadet wurde, in deren thatsächlichen Besitz er 
sich freilich gegenüber der weifischen Übermacht nicht zu setzen 
vermochte'). Es würde bei dieser Annahme ein neues Licht 

1) Chronic. Gozec. 20. Hie (in Qaedlinburg) Hermannus de W^incenbarg 
provinciali comitia, honoribus, dignitatibus principum iudicio abdicatur, 
Wincenburg obsidetur, capitur, incenditur, funditus subvertitar . . . caius prin- 
cipatu comes Ludewicus sublimatar. 

2) Annales Colonienscs maximi (ann. Patherbr.) (M. 6. H. XYII. 758.) 
A. D. 1 138 .... Hermannas etiam de Wincenburg a rege sascipiens bona 



322 Menadier: 

auf die politische Gegenstellung Siegfrieds und Hermanns fallen. 
Aber wie immer man sich hinsichtlich der Stellung der Winzen- 
burger zur Grafschaft im Lisgo und Yogtei in Gittelde bei dem 
nicht durchaus Zwingenden der Denare Hermanns entscheiden 
mag, die Pfennige Siegfrieds besitzen eine weit grössere Beweis- 
kraft, als jene, und können schwerlich anders erklärt werden, 
als durch die Annahme einer Gittelder Yogtei in Händen Siegfrieds. 



Graf Siegfried staib am 27. April des Jahres 1144*). Ihn 
überlebten zwar ein Bruder und eine Schwester, eine Tochter 
und ein Sohn: aber die Geschwister waren in den geistlichen 
Stand getreten, wie bereits hervorgehoben; auch seine Tochter 
Guda hatte sich nach dem Tode ihres Gatten, des Grafen 
von Arnstein in das Kloster zurückgezogen; sein Sohn 
Epnrad endlich scheint unehelicher Herkunft gewesen zu sein. 
Somit starb Siegfried ohne lehnsfähige Erben, bedeutete sein 
Tod das Aussterben der nordheimer Grafen im lehnsrechtlichen 
Sinne und fielen alle Lehen des Hauses, die Reichslehen wie die 
Eirchenlehen, den Lehnsherren wieder anheim ^). Sie zu erwerben, 
war das Bestreben des Grafen Hermann von Winzenburg, und 
der lürfolg krönte sein Streben, da er in der besonderen Gunst 
des Königs Konrad HL stand, und zudem sein Bruder, der Graf 
Heinrich von Assel, Siegfrieds hinterlassene Wittwe Richenza 
nach sechsmonatlicher Trauerfrist als Gattin heimführte. Ur- 
kundlich bezeugt ist seine Nachfolge in der Yogtei zu Corvei '), in 



minus sibi pro futura bcncticia scilicct ad regia vexilla pcrtincntia, que hac- 
tcnus comcs Sifridus de Homburg posscderat, ab ipso comite plurimis proeUis 
laccscitur, devastatur; unde et viribus diffidens, datis sacramentis, tarn doci 
quam comiti recouciliatur. 

1) So berichtet das Necrologium Amelungsbomense (Dflrre, Beiträge lur 
Geschichte von Amelungsbom. Programm des Gymnasium zu Holzminden 
187G): 5 Kai. Maii. Obiit pic memorie comes Sifridus de Homborch, qoi de 
rebus propriis monasterium Amelungsbomense fundavit. 

2) Annallsta Saxo ad. ann. 1144: Sigifridus Comes de Bouminiburg etiam 
obiit et in ambobus cossavit miserabilitcr doducta antiquitus prolis succeatio 
(M. G. H. Ss. VI.). Vgl. Ann. Magdeb. M. G. H. Ss. XVI. 187. 

3) Fasti corbeicnses. Ad auuum 1144: Hex ... noluit Henricum Ducem 



Gittelder Pfennige. 323 

der Vogtei zu Gandersheim '), in erzbischöflich Mainzischen Lehen') 
sowie in bischöflich Hildesheimischen Lehen ') , die vordem 
dem Grafen Siegfried zugestanden hatten; als ihm vorenthalten 
lässt sich urkundlich nur die Bomeneburg nachweisen, auf der 
als einem Castro imperiali Kaiser Friedrich dem Kloster Hilde- 
wartshausen 1156 ein Privilegium ertheilte*). Auch die vom 
Siegfried hinterlassenen Eigengüter brachte Graf Hermann zu 
einem guten Theil durch Kauf von den rechtmässigen Erben 



Saxoniae, Henrici Abbatis consanguineum, esse advocatum Gorbeiae. Officium 
hoc potius mandavit Hermanno comiti de Wintzenburg non procal disserto. 
Dncis enim potentia regi semper visa intolerabilis. — 1 146. Epist corb. ad 
Guidonem card. Marlene, coli. ampl. II. 202. — 114S. epist. ad Eugenium 
pont. max. Marlene, coli. ampl. IL 235. — 1147. Schaten, Annales Päd er- 
bornenses. I. 770. 

1) Harenberg, bist. eccl. Gand. 122. Origines Guelficae II. 378. 
Urkunde von 1148. 

2) Urkunde des Erzbischofs Heinrich I. von Mainz vom 27. November 
11 44: Noverint . . . universi .... qualiter comite Sifrido de Buomeneburc sine 
heredibus defuncto , dum beneficium olim sibi concessum vacarel, . . . Iracta- 
bamus . . . ut ecclesie . . . provideremus . . . Item in loco . . . qui lingua vulgata 
Heligeslat nuncupatur, constituimus, ubi vidua defuncti comitis cum marito 
nuper sibi coniuncto Heinrico comite et Herimanno fratre ipsius de Plesse 
in hoc convenimus, ut investiti beneficio memorato abbatiam in Norteheim 
et in Reinhausen Deo beatoque Martine . . . extenderent ... et hoc precipue 
ob receptum a nobis beneficium collaudaverunt. (Gudenus, codex diplomati- 
cu9. I. 160.) 

3) Urkunde des Bischofs Bernhard I. von Hildesheim vom 9. Mai 1150 
(Or. guelf. III. 444. Nr. 20.) In nomine sanete et individue trinitatis. Bern- 

hardus Dei gratia Hildeneshemensis ecclesiae episcopus castrum Wincen- 

borg, quod a duobus antecessoribus meis et a me ipso Gomes Hermannus 
in beneficio iusto accepit, sed offensa imperatoris Lotharii privatus erat . . . 
ut super hoc obtineret iusticiam cepit satagare . . . concessi et permisi . . . pro 
hac autem gratia predictus comes et uxor sua comitissa Lughardis filia Mar- 
chionis Rodolfi, castrum Homborch et mansos ducentos . . . beate Marie in 
perpetuam proprietatem donaverunt . . . eadem quoque benivolentia predictus 
comes predium quoddam, situm in villa Thinkelar, quod ipse et frater suus, 
comes Henricus, cum eis beneficium comitis Siffridi concessi, mihi pro quin- 
quaginta marcis impignoraverant et sine redemptione abstulerant, donec pre- 
dicta solveretur pecunia, mihi restituit . . acta . . . Hildesheim . . . anno MOL . 
indict. XIII. VIII. Idus Maii. 

4) Origines guelficae HI. 463. Nr. 32. Anno incamationis Domini 
MCCLVI. Indictione IUI. VI. Idus Maii. Datum in Castro imperiali Buo- 



324 Menadier: 

desselben an sich, wie durch das Zeugniss keines geringern als 
des Herzogs Heinrich des Löwen selbst bestätigt wird'). Er ist 
also als Besitznachfolger Siegfrieds schlechthin anzusehen. 

Acht Jahre nach Siegfrieds Tode schied auch der Graf 
Hermann aus dem Leben. In der Nacht vom 29. zum 
30. Januar 1152 wurde er von bischöilich -hildesheimischen 
Dienstmannen überfallen und sammt seiner Gattin ermordet 
Er starb ohne einen Sohn zu hinterlassen, und obschon ein Neffe, 
Otto von Assel, ihn überlebte, erhoben dennoch gleichzeitig Herzog 
Heinrich der Löwe und Markgraf Albrecht der Bär, die bereits 
wegen der Erbschaft des am 26. Oktober 1147 gestorbenen 
Grafen Bernhard von Plötzke verfeindet waren, Anspruch auf das 
Erbe. Mit wilder Fehde erfüllten sie das Land, bis es dem 
neugewählten Könige Friedrich gelang, auf dem um die Mitte 
des Oktober zusammengetretenen Reichstage zu Würzburg einen 
Ausgleich herbeizuführen. Durch denselben wurde dem Mark- 
grafen die Plötzkauische , dem Herzoge die Winzenburgische 
Erbschaft zugesprochen'). 

Die Grafschaft im Lisgo jedoch erhielt der Löwe damals noch 
nicht. Sie wurde ihm vielmehr erst am Neujahrstage des Jahres 
1158 vom Kaiser Friedrich verliehen, nachdem er die Urkunde 
Konrad's H. vorgelegt, durch welche die Vererbung derselben 
auch an die weibliche Nachkommenschaft des Grafen Udo und 
ihre Verknüpfung mit dem Besitze von Eimbeck festgestellt worden 



menebarc. Regnante Domino Friderico Romanorum Imperatore glorionasimo 
Augusto. Anno regni eins V. imperii yero primo. 

1) Urkunde des Herzogs Heinrich von 1153: Notum dt... quod Hsr- 
mannas comes, qai bereditatem Sigfridi comitis a legitimis heredibos emptiooe 
possedit, viUam quondam ... ad usus paupemm Christi tradidit (Orl^nes 
guelficae. IV. 588.) 

2) Annales Palidenses ad ann. 1152. (M. H. G. XYL 86.) Gontentio prin- 
cipum Heinrici ducis et Adelberti marcbionis propter hereditates eomitom 
Bernardi et Heremanni matuis depredationibus et incendiis plorimnm lewnl 
regionem; at abi refolsit sol qoi tune erat in nabilo, incliti terra beUonm 
motus festinato represserunt, atque ut possessio Bemhardi plenarie mardiiooeBi 
adtingeret, duceque Heremanni faerunt obtinente, secondom auctoiitateiii 
regis egerunt 



Gittelder Pfennige. 325 

war. Zeugniss dessen die zu Goslar ausgefertigte kaiserliche Ur- 
kunde selbst: 

In nomine sanctae et individuae Trinitatis Fridericua divina 
favente dementia Romanorum Imperator Augustus, Imperialem 
celsitudinem condecet, antecessorum suorum Regum et Imperatorum 
pia facta non solum inviolahiliter observare, sed etiam censurae suae 
auctoritate cdacriter confirmare^ ne prolivitas temporum posteris 
haec reddat dubia vel incerta, Noverit igitur omnium Christi Im-- 
periique nostri ßdelium tam praesens aetas^ quam successura poste- 
ritas, qualiter dilectissimus nepos noster, Heinricus, Dux Bawariae 
et Saaoniae, adiens maiestatem nostram^ obtulit nobis privilegium 
praedecessoris et progenitoris nostri divae memoriae Cuonradi Im- 
peratoris^ in quo continebatur, quod comes quidem olim^ Uto nomine-, 
praedium tucoris suae Beatricis^ Niordinge nominatum^ situm in 
pago Nikkerga, et item aliud praedium suum, Holzhusen nominatum^ 
situm in pago Hessiga, in comitatu quondam Wemherii comitis, 
cum Omnibus pertinentiis suis, praefato Imperatori Cuonrado in 
proprium donaverit , et qualiter Imperator econtra praeter multa 
praedia, quae praefato comiti Utoni et uxori ei^is Beatrici iure 
concambii contulerit, quod plenius inibi est insertum, duo eiusdem 
comitis Utonis beneficia^ comitatum suum videlicet et forestum in 
montanis^ quae dicuntur Harz^ sibi suaeque uaori Beatrici, eorum- 
que post se utriusque seaus haeredibus, in beneßcium perpetuaiiter 
tradiderit et stabiliverit ^ eo videlicet tenore, ut, quicunque suorum 
utriusque sexus haeredum praedium illorum in loco^ qui Einbike 
vocatur, obtineret, is quoque praedicta duo benißcia, forestum vide- 
licet et comitatum praedicti comitis Utonis in lAsga, tam a sua, 
quam ab omnium successorum suorum regum et Imperatorum do- 
natione^ sine omni contradictione , iure benißdali possidere deberet. 
Verum quia supra nominatus nepos noster Henricus^ Dux Bawa- 
riae et Saxoniae, praetaaatum praedium in Einbike situm haeredi- 
tario iure nunc possidet, et a praefato Comite Utone et uxore eius 
Beatrice consanguinitatis successione originem ducere perhibetur^ 
e.v divi patris et antecessoris nostri Cuonradi Imperatoris institutione, 
quae tamquam divinum oraculum invariabilis et perennis stabilitatis 



326 Menadier: 

meretur privilefyium, nos, eins vestigiis inhaerentes^ saepedicto nepoti 
nostro Heinricho Duci, haeredi videlicet Comitis Utonis, comitatum 
snnm et foreatum in montanis Harz^ lege in perpetuum vaUtura^ 
in beneficio concessimus ^ et omni corrohorationis nostrae munimine 
confirmaviinns ^ nt tarn ipse ^ qiuwi omnes lUriiisque sexus sui hae^ 
redes, eadem saepe dicta beneficia^ comitatum videlicet eiforestam in 
montanis Harz perhenni immutabiLitate teneant et possideanL Quod 
nt verius credatnr et omni aevo inviolabiliter observetur^ praesentem 
inde paginam conscribi et aurea bulla nostra signari iussimua^ adr 
hlhitis, y doneis testibus^ quorimi nomina haec sunt: 

Wicmannus Magdebnrgensis Archiepiscopus. Hartwicus Bremen' 
sis Archiepiscopus, Bruno HiÜeiisheimensis Episcoptis, Albertus 
Marchio. Fridericus Duo; Suevorum. Detericus Atarckio, Fride- 
7ncus Palatinus Comes de Witelinesbach et frater eitis Otto iunior* 
Fridericus Palatinus Comes de Summerscheburg. Comes Heinricus 
de Witin. Comes Otto de Rahensherch, Florentius Cornea HoUan" 
diae, Comes Bertolfus de Afidehse. Comes Boppo de Blanchen^ 
burcli et filii sui Cuonradus et Sigefridus. Ludolfus de Dassele^ 
frater Cancellarii. Marquardns de Gruofnhach, Luthardus de 
Meineresheim. Heinricus de \Vida, Lupoldus de Hirzberg. 
Signum Domni Friderici Romanorum Imperatoris invieHssimL 

Ego Reinaldus Cancellarius vice Amaldi Magontini Arehi" 
episcopi et Archicancellarii recognotn. Datum Goslariae KaL lanuarii^ 
Indictione IT. Anno Dominicae incarnationis MCLVII. Regnante 
Domino Fridericho Romanorum Imperatore gloriosissimo. Anno 
regni eins T'T., Imperii vero HL 

(Origines Guelficae . . . curante Chr. L. Schcidio. Tom. III. (Hann. 
1752.) 8. 468. Nr. 35. Bresslau, JahrbQcher des deutschen 
Reiches unter Konrad II. Bd. II. (1884.) S. 510. Exe. VIII. 
Konrads II. Lehenbrief für den Grafen Udo von Katlenbnrg.) 
Wer die Grafschaft des Lisgo vordem innegehabt^ aus wessen 
Händen sie in Heinrichs Besitz übergegangen, wird in der Urkunde 
nicht berichtet. Auch sonst geschieht derselben in der gesammten 
schriftlichen Überlieferung der Ereignisse jener Zeit nirgends Er- 
wähnung. Die Frage ist somit vollständig offen. Forschen wir, 



GitteMer PfeDnigp. 



327 



ob nicht auch hier die Münzen eine Antwort an die Hand geben, 
welche den Anspruch auf Wahrscheinlichkeit erheben kann. 

Die Münzsammlung der Königlichen Museen hat mit der 
Sammlung des Rühle von Lilienstern einen ßracteaten des Wich- 




mann von Seebuvg, der dem Magdebui^r Eizbisthum von 1152 
bis 1192 vorstand, erworben, der innerhalb der von zwei Perlen- 
reifen umschlossenen Umschrift 

17. + ARCHI WIGMANNVS EPISCOPVS das Bild des Erz- 
bischofs, sitzend auf einem aus einer zweifachen Perlen- 
reihe gebildeten Doppelbogen, mit einem Kreuzstab 
in der rechten Hand, einem Krummstab in der linken, 
und einer spitzen Mitra auf dem Haupte und das Feld 
ringsum übersäet mit geflammten und geradstrahligen 
Sternen. Rosetten, Kreuzen, Vierecken und einzelnen 
Buchstaben: I und A 

zeigt. Eine gewisse Ähnlichkeit mit demselben hat ein Bracteat 
des Erzbischofs Friedrich von Magdeburg (1142—1152), Wieh- 
manns unmittelbaren Vorgängers, der innerhalb der von zwei 
Perlenreifen umschlossenen Umschrift: 

18. + FRIDER P-C den baarbäuptigen Erzbischof 

sitzend darstellt, einen Kiummstab in der rechten 
und einen Kreuzstab in der linken Hand haltend und 
umgeben von einem Sterne und fünf Ringeln, die über 
das Münzfeld zerstreut sind. 

Von diesem abgesehen aber unterscheidet er sich von allen magde- 
biirgisclien Münzen, insonderheit von all den zahlreichen Bracteaten 

Zciuchlift fDr Nnmilmllik. XVI. 32 



328 Mpnadier : 

Wichmanns selbst, dieses besonders münzreichen Kirebenfürsten, 
sichtlich und fällt aus der Reihe derselben, so verschiedenartige 
Stücke dieselbe im übrigen aufzuweisen hat, vollständig heraus Dage- 
gen zeigt er in dem Bilde des sitzenden Geistlichen und der Über- 
füllung des Stempelfeldes mit allerhand Zierrathen sowie auch in dem 
Technischen des Stempelschnittes die auffallendste Verwandtschaft 
mit dem Bracteaten des Abtes Wicelin von Nordheim '), der gleich- 
falls innerhalb der von zwei Perlenreifen umschlossenen Umschrift: 
w. + 3NOH8TOI . VISLLVieAg das Bild des Abtes zeigt 
sitzend auf einem aus einer zweifachen Perlenreihe ge- 
bildeten Doppelbogen, mit einer spitzen Mitra auf dem 
Haupte und einem Krummstab in der linken Hand, die 
rechte zum Segnen erhoben und das Feld ringsum über- 
säet mit geflammten und geradstrahligen Sternen, Kreuzen, 
Vierecken, Bingeln, Engeln und dem Buchstaben: V. 

(Blätter für Manzkunde. 1834. I. S. 8 und 17. T. IV. 64. — Leits- 
mann, Versuche in Erklärung verschiedener Bracteaten. N. Z. 1836. 62 fg. 
— Lcitzmann, Zwei Nordheimische Bracteaten. N. Z. 1848. 105 fg. 
T. III. — Leitzmann, Bracteat Wicelin's. N. Z. 1857. 61. — Schlum- 
b erger, Des bracteates d'Allemagne, pl. VlI. No. 75.) 

Diese Verwandtschaft mit den nordheimer Bracteaten einer- 
seits und der Abstand von den übrigen Münzen Wichmanns 
anderseits bleibt räthselhaft, so lange man annimmt, dass die 
beiden erzbischöflichen Pfennige in Magdeburg oder Halle geprägt 
worden sind: sie ergeben sich dagegen als natürlich und von 
selbst verständlich, sobald man sie als ein Erzeugniss der erz- 
bischöflichen Münzstätte zu Gitteldc ansieht. Bei der geringen 
Entfernung, welche die beiden Orte trennt, müssen die Erzeognisse 
ihrer Münzschmieden gleichartig sein, und bei der geringen 
Thätigkeit, die wir in beiden vermuthen dürfen, ist auch die 
Verwendung derselben Stempclschneider zu vermnthen. 

Haben wir es aber hier in der That mit Oittelder Münzen 

M Abt Vicelin von Nordheim erscheint urkandlich 1144 (Stampf. Acta 
Moguntina. 31) und auch noch 1164 (Origines guelficae. IIL 434). 



Gittelder Pfennige. 329 

ZU thun, dann besitzen wir in ihnen ein unverächtliches Zeugniss 
für einen tiefgreifenden Wandel, der sich in den Verhältnissen 
des Ortes vollzogen. Die Bracteaten unterscheiden sich in ihrem 
Prägebild von den bisher besprochenen Gittelder Pfennigen der- 
artig, dass der zwischen ihnen bestehende prägetechnische Unter- 
schied der Einseitigkeit und Zweiseitigkeit zu einer genugenden 
Erklärung nicht ausreicht, sondern politische Ereignisse vorauszu- 
setzen sind, welche eine Änderung in der Verwaltung der Münze 
herbeigeführt haben. Es ist bereits ausgeführt worden, wie die 
Entwickelung während des elften Jahrhunderts dahin gelangt 
war, dass der Einfluss des gräflichen Vogtes das höhere Recht 
des Erzbischofs gänzlich bei Seite geschoben hatte und diese 
Machtverschiebung in den Geprägen in der Vt^eise Ausdruck 
gewann, dass Bild und Namen des Erzbischofs hinter denen des 
Vogtes zurücktraten und gar völlig schwanden. Nach einer kurzen 
Unterbrechung während der dem Aussterben der Catelnburger 
zunächst folgenden Jahre, in denen sich die Münzen in dieser 
Hinsicht absichtlich indifferent verhielten und an Stelle der 
Münzherren die Eirchenheiligen zur Darstellung brachten, 
beobachten wir auf den beiden Münzen, welche der ersten Hälfte 
des zwölften Jahrhunderts angehören, die nämlichen Verhältnisse: 
die Pfennige des Landgrafen Hermann von Winzenburg entbehren 
jeder Hindeutung auf den erzbischöflichen Lehnsherrn, und die 
des Grafen Siegfried von Bomeneburg tragen zwar das Bild des 
Erzbischofs, aber nur auf der untergeordneten, durch das Gepräge 
der Gegenseite entstellten Kehrseite und ohne die Nennung des 
Namens. Hätte das Erzstift auch zur Zeit Friedrichs und 
Wichmanns solch mächtige Reichsfürsten als Vögte zu Gittelde an 
der Spitze der Verwaltung besessen, dann hätten auch die Münzen 
derselben vor allem das Bild dieser Vögte tragen müssen, und 
zwar entweder dies allein in der Weise der Bracteaten der Herren 
von Arnstedt als quedlinburgischer Vögte zu Barby^), oder zum 
mindesten neben dem des geistlichen Fürsten, wie z. B. der Brac- 
teat des Pfalzgrafen Friedrich H. von Sommerschenburg als Vogtes 

1 ) Die Literatur ist in einer der voraufgehenden Anmerkungen yerzeichnet. 

22* 



;-^30 Menadier: 

der Abtei Helmstedt^), und der Bracteaten von Quedlinburg-), 
Nordhausen ^, Eschwege*) und Arnstadt*) mit den Bildern der 

1) Sccländer, Kurtzc YorstelluDg einiger Schatz- oder Schirm-Voigte, 
so auf Bra(;teaten oder Blech -Müntzen mittlerer Zeiten sich befinden. Zehen 
Schriften von Tcutschcn Müntzen mittlerer Zeiten. (Hannover 1743.) S. 18. 
Nr 16 — Mader, Zweyter Versuch über die Brakteaten. (Prag 1808.) 24. — 
Schönemann, Zur vaterländischen Münzkunde. (Wolfenbüttel 1852.) 1 8. — 
D annenb er g, Die Münzen der Abtei Helmstadt. Z. f. N. V. (1878.) 266. 

2) Stenzel, Der Brakteatenfund von Freckleben im Herzogthum Anhalt. 
(Berlin 1862.) S. 36. Nr. 61. Ausserdem besitzt das Kgl. Münzkabinet aus 
demselben Funde einen mit dem Namen der Beatrix versehenen Brakteaten, 
welcher unter drei mit Thürmen besetzten Bogen zwischen zwei weiblichen 
Brustbildern einen schwertschulternden Herrn sitzend darstellt, und ihm sa 
Füssen zwei Personen auf den Boden gelagert, von denen die weibliche rechts 
ein Evangelienbuch hält, die männliche links ebenfalls ein Schwert schultert, 
ein Gegenstück zu dem von Düning, Übersicht über die Mflnzgeschichte 
des kaiserlichen freien weltlichen Stifts Quedlinburg. (Qaedlinborg 1886.) 
T. I, 9. abgebildeten Brakteaten. 

3) Secländer, Kurtze Vorstellung einiger Schatz- oder Schirm-Voigte, 
so auf Bracteaten oder Blcch-Müntzon mittlerer Zeiten sich befinden. Zehen 
Schriften von Tcutschen Müntzen mittlerer Zeiten. (Hannover 1743.) S. 18. 
Nr. 14. 15. — Harenberg, Historia ccclesiae Gandersheimensis. (Hannover 
1734.) Vll. De tuitione regia. Cap. X. de moneta Gandersheimensi. 8.1122. 
§ 3. T. Vll, 1. 2. — Leuckfeld, Kurtze historische Nachricht von einigen 
alten und raren silbernen Bracteaten oder Blech-Müntzen etzlicher Yormals 
gewesener quedlinburgischen Abbatissin. T. I, 7. 8. — Mader, Zweyter 
Versuch über die Brakteaten. (Prag 1808.) 23. — Leitzmann, Über .die 
Bracteaten der Goslarischen Schutzvoigte. D. Vogt des Klosters Neawerk. 
N. Z. 1841. S. 138. Nr. 22/23. — Cappe, Beschreibung des vormaligen 
Kaidcrlichcn freien weltlichen Stifts Quedlinburg. (Dresden 1851.) 8. 99. 
Nr. 285. 280. T. IV, 84. 85. — Leitzmann, Beschreibung einer Aniahl 
mittelalterlicher Münzen aus dem Herzoglich Anhaltischen Kabinete sa 
Köthen. Die Münzen von Schutz voigten in und um Goslar. Nr. 2. 1886. 
S. 183 Da die hinter der Äbtissin auf dem einen Bracteaten angeordneten 
Buchstaben : CE sicher zu cecilia zu ergänzen sind, die goslarischen Klöster 
Frankenberg und Neuwerk, denen man die Münzen zugetheilt hat, jedenfaUs 
nicht münzberechtigt gewesen sind, unter den Quedlinburger und Ganders- 
heimer Äbtissinnen, an die man ausserdem gedacht hat, keine Äbtissin des 
Namens sich findet, so dürfte Cecilia, die Äbtissin des Klosters snm heiligen 
Kreuz in Nordhausen, mit um so grössern Rechte als Münzherrin der beiden 
Bracteaten geltend zu machen sein, als das auf ihren übrigen Münsen stark 
hervorgehobene Kreuz auch auf ihnen auftritt. 

4J Die Bracteaten des Fundes von Klein -Vacha. 

T)) Schlegel, Schediasina do nummis antiquis Salfeldensibas Amatadien- 
sibus (?t Jonensibus. (Dresden 1687.) T. I, 9. — Becker, Zweihundert 



Gittelder Pfennige. 331 

Äbtissinnen oder Äbte und der Vögte neben einander. Da die 
Münzen indessen nur das Bild des Erzbischofs tragen, muss 
die Vogtei zu Gittelde inzwischen die ihr vordem innewohnende 
hohe Bedeutung verloren haben, kann die Vogtei unmöglich mit 
einer vom Reiche rührenden Grafengewalt in Verbindung ge- 
standen haben, können die Vögte nicht mehr Reichsfürsten, 
sondern nur Ministerialen des Erzstiftes gewesen sein. 

Des Grafen Siegfried Hand lastete schwer auf den geistlichen 
Stiftern, welche er zu schirmen berufen war. Das hatte die 
Äbtissin von Gandersheim zu empfinden. Darüber führten die 
Mönche von Corvei vor dem Könige Klage. Darunter wird 
auch der Erzbischof von Magdeburg zu leiden gehabt haben» 
Sollte er nicht den Tod dieses Mannes und den mit demselben 
eintretenden Heimfall des vogteilichen Lehens benutzt haben, 
sich dem Drucke übermächtiger Lehnsmannen zu entziehen und 
der Wiederkehr gleicher Verhältnisse, wenn möglich für immer 
vorzubeugen? Sollte nicht die Umwandelung der Vogtei aus 
einem Fürsteulehen in ein Ministerialenamt damals erfolgt sein? 
Sollte vielleicht zudem die bisher mit der Gittelder Vogtei ver- 
bundene Grafschaft im Lisgo, deren Inhaber für die dem Tode 
Siegfrieds folgenden dreizehn Jahre nicht nachzuweisen ist und 
die jedenfalls nicht zu der Erbschaft und dem ehemaligen Besitze 
Hermann's IL von Winzenburg gehört hat, sollte diese Graf- 
schaft damals vom Erzstift selbst erworben sein? Nicht zufällig 
dürfte der Erzbischof Wichmann als vernehmlichster Zeuge an 
erster Stelle die kaiserliche Urkunde unterschrieben haben, kraft 
der Friedrich, dem Drängen des Herzogs Heinrich des Löwen 
nachgebend, auf Grund der Urkunde Kaiser Konrad's II. ihm die 
Grafschaft im Lisgo am Neujahrstage des Jahres 1158 auf der 
Pfalz zu Goslar zusprach. Wir hätten dann in dieser Über- 
tragung selbst einen der Gründe zu erkennen, welche den Herzog 
und den Erzbischof für ihre gesammte Lebenszeit zu den heftigsten 
Gegnern gemacht. 

seltene Münzen des Mittelalters. (Dresden 1813.) Nr. 153. — v. Pos er n- 
Klett, Sachsens Münzen im Mittelalter. (Leipzig 1846.) 8. 21. Nr. 22. T. XII, 8. 



332 Menadier: 

Man wende gegen diese Ausführungen nicht ein, dass von 
einem magdeburger Besitz zur Zeit Kaiser Friedrichs nicht mehr 
die Rede sein könne. Noch für das Jahr 1192 ist dieser Besitz 
oder wenigstens der Anspruch auf denselben urkundlich beglaubigt. 
Als nämlich Kaiser Heinrich VI. von seinem Zuge nach Italien, 
woselbst sein Heer vor Neapel von einer mörderischen Seuche 
heimgesucht und er selbst schwer erkrankt war, nach Deutsch- 
land zurückgekehrt sich gegen Heinrich den Löwen und seinen 
Sohn wandte, die während seiner Abwesenheit eine grosse 
Verbindung staufenfeindlicher Fürsten ins Leben gerufen und 
zu den Waffen gegriffen hatten, und die sächsischen Fürsten 
zur Heeresfolge gegen Braunschweig aufbot, verlieh er durch 
eine am 1. Juni 1192 zu Gelnhausen ausgestellte Urkunde 
nicht nur das dem magdeburgischen benachbarte Gebiet Heinrichs 
zwischen Magdebuig und Königslutter, dem Drömling und dem 
grossen Bruche, sondern auch dessen Besitz in Gittelde und die 
Staufenburg, eine Schenkung, die nur aus dem alten erzbischöf- 
lichen Besitz in Gittelde zu erklären ist: 

In tiojnme sancte et individue Irinüatis Henricua seactus divina 
favente dementia Üomanorufn imperator et semper Augtutus ad 
eterni regni meritum et temporcdis imperii increinetUum apud regem 
reginn nobia proßcere non ambigimus^ st ecclesias dei et earum per- 
sonas imperiali dementia midtis ditemiis honorihua eisque in terrarum 
et dignitatnm collatione liberalem munißcentie nostre manum porri* 
gamns. Qua propter notum facimus universis imperii nostri ßde* 
libiis preseydibus et fiduri^ quod nos aUendentee preclara servietOy 
que dilectns ac fidelis noder princeps Wiclmiannus Magdeburgewtis 
arduepiscopus felicis memorie serenissimo patri nostre Friderico 
quondam Romanor, imperatori angusto et nobis ad exaUacio- 
nem impeni magnißce et ßdeliter exliibnit ad petitianem ipsius eO" 
desie Magdeburgensi imperiall anctoritate damus caetrum Ilaidee' 
leve curteni Lntere et abbatiam einsdem loci cum burgwatdis mt- 
nisterialibus cunctisque mancipiis cinuslibet conditionis et unioereie 
peiiinentiiis suis, preterea damns ipsi oninem proprietatem Heinrici 
quondam Ducis de Brunswig, que sita est inter Lutere et Magde^ 



Gittelder Pfennige. 333 

bürg et silvavi Trumelingen et palvdem magnam qne a Uomehorg 
tisque ad Bodarn et a Bota vsque ad Salam et inde in AUnam 
descendit, Similiter ipsi Magdeburgensi ecclesie contulimus omnes 
areas, quas idem Heinricus in Gelethe habuit et quicquid 
patrinionii tenuit^ quod vulgariter nomine marche in 
Gelethe nuncupatur^ insuper quicquid idem Heiiiricus in 
Castro Stofeburg nomine patrimonii se viserit habuisse. 
Hec igitur sicut prescripta sunt predicte Magdeburgensi ecclesie cum 
omni iure vtilitattbua et dominio presenti pagina divali in perpetuum 
confimumms statuentes et imperiali auctoritate sanctientes ut mdla om- 
nino persona alta vel humilis ecclesiastica vel secidaris eandem Magde- 
burgensem ecclesiam in predictis Omnibus aliquo modo molestare au- 
deat seu perturbare, quod qui facere presumpserit centum libras 
auri purissimi pro pena componat quarum medietatem camere 
nostre reliquam vero passis iniuriam persolvi voluimus. Ad cuius 
rei certam in perpetuum evidentiam presentem paginam inde con- 
scribi iussimus et maiestatis nostre (sigillo) insigniri, huüis rei 
testes sunt Heinricus Pragensis Episcopus, Teodoricus Misnensis 
Episcopus, Odacarus Dtuc Bohemorum, Albertus Marchio Misnensis 
et f rater eius Teodoricus de Wiezenveles ^ Sifridus Comes de Orla- 
munde, Rupertus de Dume, Albertus de Droiez, Cuno de Minzen- 
bürg, Marquardus dapifer de Ane . . ., Heinricus de Wyda et alii 
quayn plures. 

Signum domini Henrici VI. Romanorum imperatoris invictissimi. 
Acta sunt hec anno dominice incamationis MCXCIL iiidict. X, 
regnante Dno. Heinrico sexto Romanorum imperatore gloriosissimo 
anno regni eius XXHI^ imperii IL Dat. apud Geilenhusen per 

manum Sigil . . . imperialis aule protlionotarii, Kai. Junii vacante 
cancellaria. 

(Ph. W. Gercken, Codex diplomaticus Brandenburgensis. III/IV. 

Salzwedel. 1771. S. 432.) 



Allein diese Übertragung weifischen Gutes an das Magde- 
bui'ger Erzstift geschah nur auf dem Papier: thatsächlich durch- 



334 Menadier: 

geführt wurde sie nicht. Erzbischof Wichmann verpflichtete 
zwar die sächsischen Fürsten auf einem Tage zu Goslar zu 
einem Heerzuge gegen Heinrich von Braunschweig, die Bischöfe 
Dietrich von Halberstadt und Berno von Hildesheim und der 
Abt Widukind von Corvei lagerten in Folge dessen seit dem 
11. Juni bei Leiflferde an der Ocker in unmittelbarer Nähe der 
Stadt Braunschweig, fügten dem flachen Lande durch die Ver- 
nichtung der Ernte grossen Schaden zu und versetzten auch den 
Löwen durch den Abfall etlicher seiner Dienstmannen in nicht 
geringe Bedrängniss: aber einen entscheidenden Schlag ver- 
mochten sie, auf ihre Macht allein beschränkt, gegen den alten 
Herzog nicht zu führen. Erzbischof Wichmann selbst erkrankte 
bald nach der Goslarer Versammlung, er konnte an der Heer- 
fahrt gegen den alten Gegner nicht theilnehmen und schied am 
24. August aus dem Leben. Kaiser Heinrich selbst aber, obgleich 
aufs äusserste gegen die Weifen, Vater und Sohn, erbittert, 
so dass er sich jedem Versöhnungsversuch verschloss, verlor 
gleichwohl die Verfolgung seiner Rache über andern Plänen, 
insonderheit die durch die Erledigung des Lütticher Bisthums 
entstandenen Wirren, aus den Augen und leistete den im Felde 
liegenden geistlichen Herren keinen Zuzug. Am 18. August ver- 
standen sich diese daher durch Vermittelung des Frohstes Gerhard 
von Steterburg zu einem Wafienstillstand mit Heinrich dem 
Löwen, der hinterdrein auch bald seiner Dienstmannen Herr wurde. 
Gleichzeitig erlitten auch Herzog Bernhard von Sachsen und 
Graf Adolf von Holstein vor Lauenburg eine Niederlage durch 
die weifischen Mannen. Heinrich der Löwe war damit der un- 
mittelbaren Gefahr entgangen. Nunmehr trat auch der König 
von Dänemark für ihn ein, und unter den deutschen Fürsten 
bildete sich ein grosser Bund, der dem Kaiser selbst bedrohlich 
zu werden sich anliess. Die Gefangennahme des Königs Richard 
Löwenherz von England, Heinrich des Löwen Schveager, durch 
den Herzog Leopold von Osterreich am 2h December machte 
den Kaiser zwar wieder zum Herrn der schwierigen Lage und 
es schien nunmehr völlig um die Weifen geschehen zu sein« 



Gittelder Pfennige. 335 

allein bevor der feindliche Austrag des Streites erfolgte, wui'de 
durch die Vermählung des jungem Heinrich mit Agnes, der 
Tochter des Pfalzgrafen Conrad, die gegen Ende des Jahres 
ohne Vorwissen des Kaisers und Conrads selbst erfolgte, die 
Versöhnung angebahnt, die im März 1194 in der Pfalz Tilleda 
von dem Kaiser und Herzog vollzogen wurde. Dem Löwen, der 
die Wiedereinsetzung in die ehemalige HerzogswQrde aufgab, 
eröffnete sich die Nachfolge des Sohnes in der Rheinpfalz und 
blieb der ererbte Eigenbesitz seines Hauses. 

Ein Jahrzehnt später erblicken wir daher auch die Söhne Hein- 
richs des Löwen im Besitz der Staufcnburg. Die Urkunde, welche 
Pfalzgraf Heinrich dem jüngeren Bruder, König Otto IV., über die 
Theilung des väterlichen Erbes im Jahre 1203 ausgestellt hat, 
schliesst die Aufzählung der einzelnen Güter mit dem Satze: 
.... haec sunt castra, quae cessenint proprietati saepe dicti Domini 
nostri Regis: Lichteriberge^ Asle, Sciltberffe, Stouffenburch^ Oste- 
rode, Hertesberge, Scartfeldt, Lutterberge^ Honstein, Rodenburch 
monasterium, Ilonburg et totum patrimoniiim in Jliuringia, quod 
erat patris nostri, suae cessit parti . . 

(Origines guelficae. HI. S. 627. Nr. 145.) 
Der Besitz der Staufenburg zieht den von Gittelde nach 
sich. Gegen die Staufenburg in weifischem Besitz hätte Niemand 
Gittelde zu behaupten vermocht. Von einem Besitze in, einem 
Rechte an, oder einem Ansprüche auf Gittelde auf Seiten des 
Erzstiftes Magdeburg verlautet in der Folgezeit nicht das ge- 
ringste mehr. Der erzbischöfliche Besitz war in dem vogtei- 
lichen endgültig untergegangen. 

Der Besitz der Weifen in Gittelde wird in der Urkunde 
des Kaisers Heinrich VI. als marca bezeichnet. Darunter ist 
das Obereigenthum des Gemeindelandes, die Grundherrschaft, zu 
verstehen. Ausserdem standen ihnen auch staatsrechtliche Be- 
fugnisse zu, die Ausübung der gräflichen Gerechtsame und die 
Verwaltung der Regalien, darunter auch des Münzrechts. Aber 
haben sie auch thatsächlich fortgefahren in Gittelde zu prägen, 
wie einst ihre Vorfahren, die Catelnburger Grafen, unzweifelhaft 



336 



Henadier: 



und hinterdrein Hermann von Winzenburg; und Siegfried von 
Bomenebarg höchstwahrscheinlich daselbst gemflnzt haben? 
Auch hier bleibt die schriftstellerische wie die nrkandliche 
Überlieferung trotz ihres grössern Umfanges die Antwort 
schuldig. Zudem reden die uns erhalteneu M&nzen aus dem 
Ende des zwölften und dem Verlaufe des dreizehnten Jahr- 
hunderts nicht so klar und Temehmlich als die der voraof- 
liegenden Zeit. Gleichwohl sei auch hier eine VermuthoDg 
vorzutragen gewagt. 

Die Münzfunde haben uns eine kleine Beihe weifischer 
Bracteaten zugeführt, deren gemeinsames Beizeichen in einem 
oder zwei Schlüsseln besteht. Der älteste derselben 




, zeigt innerhalb eines glatten Uochrandes, dem sich eine 
rautenförmige Verzierung nach innen anschliefst, unter 
einem Bogen, der mit einem Kuppelthunne und zwei 
ZinnenthUrmen besetzt ist, zwei einander zugewendet 
sitzende Löwen, zwischen ihnen eine Ki^l und anter 
ihnen einen liegenden Schlttssel, den Bart nach oben 
gerichtet, auf den der Löwe zur Rechten die linke 
Yorderprankc stützt. 



Oittelder Pfennige. 337 

(Schönemann, Zur vaterländischen Mänzkuude. I. Der 
Saalsdorfer Mttnzfund. S. 13. Nr. 8.) 
und gehört jedenfalls der Zeit an vom Tode Heinrich des Löwen 
am 6. August 1195 bis zur Theilung der von ihm hinterlassenen 
Erbschaft im Mai 1202, oder wenn diese Theilung nur eine vor- 
läufige gewesen und nur der Ausscheidung des Wilhelm, dem 
jüngsten Bruder zufallenden Theiles gegolten haben sollte, 
während für die Besitzungen des Pfalzgrafen Heinrich und des 
Königs Otto eine gemeinsame Verwaltung fortbestanden, bis zum 
folgenden Jahre. Die übrigen zeigen übereinstimmend einen 
nach rechts springenden Löwen und unter ihm: 

19. zwei liegende Schlüssel, die Barte einander zugewandt 
und nach unten gerichtet; 

(Menadier, Zur vaterländischen Münzkunde. II. Die 
Bracteatenfunde von Ausleben und Groningen. Zeit- 
schrift des Harzvereins für Geschichte und Alter- 
thumskunde. XVIL J. 223. Nr. 26. T. 1, 23.)^ 

20. einen liegenden Schlüssel, den Bart nach links gewendet 
und nach unten gerichtet; 

(Leitzmann, Münzen der Stadt Braunschweig. N. Z. 
1841. S. 146. Nr. 3. T. III, 3). 

21. zwei stehende Schlüssel, die Barte von einander ab- 
gewendet und nach oben gerichtet; 

(im Besitze der Königlichen Münzsammlung) 
und gehören wohl dem Herzoge Albrecht an, der 1252 seinem 
Vater, dem Herzog Otto dem Kinde, in der Regierung folgte. 

Es dürfte kaum einem Zweifel unterliegen, dass die Schlüssel 
dieser Bracteaten nicht etwa nur Beizeichen verschiedener Jahr- 
gänge sind, denen keine besondere Bedeutung beizulegen ist. 



1) Irrig habe ich daselbst dem Schweife des Löwen ein lilienförmiges 
Ende gegeben. Aach lässt sich die dort versachte Zutheilang der Bracteaten 
mit dem seitwärts gerichteten Löwen nach Lüneborg im Gegensatz zu den 
für braunschweigischen Ursprungs erklärten Pfennigen mit dem leopardirten 
Löwen nicht aufrecht erhalten, da auch ein umschriftlich bezeugter lüne- 
burgischer Pfennig des Herzogs Otto des Kindes den leopardirten Löwen 
zeigt. 



338 Menadier: 

Die maDDigfache Wiederkehr derselben legt es vielmehr nahe, 
in ihnen das Abzeichen einer Münzstätte zu erblicken. Beachtet 
man zudem den Umstand , dass die Schlüssel mit sichtlicher 
Vorliebe auf den Münzen der geistlichen Heiren zur Darstellung 
gebracht sind, darf man vielleicht die Prägestätte dieser Schlüssel 
führenden Löwenpfennige als eine solche bezeichnen, welche aus 
vormals geistlichem in den herzoglichen Besitz gelangt ist. 
Schönemann hat auf Stade hingewiesen. Dagegen ist jedoch zu 
erinnem, dass, nachdem Stadt und Grafschaft am 6. Januar 1202 
in die Gewalt der weifischen Brüder gefallen war, der dabei in 
Gefangenschaft gerathene Erzbischof Hartwig von Bremen sie 
lediglich dem Pfalzgrafen Heinrich zu Lehen gemacht hat, und 
dass angesichts der bereits vier Monate später vollzogenen Güter- 
theilung, bei welcher Stade in Übereinstimmung damit Heinrich 
zufiel, schwerlich auch nur vorübergehend ein gemeinsamer Be- 
sitz und eine gemeinschaftliche Verwaltung Otto*s und Heinrich's 
zu Stade bestanden hat. Vollends hinfällig erweist sich aber 
diese Vermuthung gegenüber den Pfennigen des Herzogs Albrecht, 
der nicht mehr Herr von Stade gewesen ist. Sollte nicht 
vielmehr Gittelde der Ort sein, dessen alter Münzschmiede so- 
wohl der ältere Bracteat der beiden Söhne Heinrichs des Löwen 
als auch die Jüngern seines Urenkels entstammen? Ehemals unter 
geistlicher Herrschaft befindlich, dieser wahrscheinlich durch 
Heinrich den Löwen entrissen und jedenfalls in Kampf und Feind- 
schaft gegen die Ansprüche derselben behauptet, stand Gittelde 
während der ganzen im voraufgehenden bezeichneten Zeit im 
ungetheilten Besitz der Brüder und gehörte seitdem dauernd zu 
dem unangefochtenen Herrschaftsgebiet des weifischen Hauses. 
Zudem lassen sich, wie der einzelne Schlüssel für Stade, so die 
beiden Schlüssel für Gittelde in der Folgezeit als Münzbild 
nachweisen und somit ist wohl der Erweis beigebracht, dass 
Gittelde den durch die Münzen selbst gestellten Anforderungen 
nicht nur besser als Stade, sondern vollauf entspricht Gleich- 
wohl kann ich den Gittelder Ursprung der Bracteaten nicht als 
erwiesen bezeichnen, sondern nur als Vermuthung aussprechen. 



Gittelder Pfennige. 339 

Hoflfen wir, dass mit der Zeit ein Umschrift führender Bracteat 
auftaucht, der die endgültige Lösung bringt^). 

Sollten uns aber auch künftige Funde die Zahl dieser 
Löwenpfennige mit dem Beizeichen des Schlüssels mehren, lange 
hat der herzogliche Münzhammer in Gittelde jedenfalls nicht 
gearbeitet; jedoch nach einer Unterbrechung von mehreren Jahr- 
hunderten war es ihm beschieden, noch einmal in wenig rühm- 
licher Weise einige wenige Jahre hindurch in Thätigkeit zu 
treten. Als nämlich zu Anfang des dreissigjährigen Krieges 
über ganz Deutschland die bösesten Wirren hereinbrachen, die 
das deutsche Münzwesen jemals zu bestehen gehabt, die Kipper 
und Wipper allüberall im weiten Reich ihr unheilvolles Wesen 
trieben und das arge Regiment der habsüchtigen Räthe des 
jugendlichen Herzogs Friedrich Ulrich von Braunschweig, des 
Statthalters Anton von der Streithorst, und der drei Landdrosten 
Joachim von der Streithorst, Arend von Wobersnow und Henning 
von Reden, allen andern voran aus der gemeinsamen Noth Vortheil 
zu ziehen beflissen war und zahlreichere Heckemünzen in dem 
kleinen Lande entstehen liess, als dies wohl sonst irgendwo ge- 
schehen, da erinnerte man sich auch der alten Münzschmiede in 
Gittelde. Unter den zahllosen geringhaltigen braunschweigischen 
Spruchgroschen, die jeder jener Zeit entstammende Münzfund zu 
enthalten pflegt, sind den Sammlungen auch einige seltene Zwölftel 
und vierundzwanzigstel Thaler oder Doppelgroschen und Groschen 
zugeführt, welche übereinstimmend den Spruch: SOU DEO- 
GLORIA- und zum Theil ein gekröntes vierfeldiges Wappen mit 
einem Löwen im ersten und vierten und zwei stehenden Schlüsseln 



1) Während des Druckes theilt mir Herr Dr. Buchenau in Bremen mit, 
dass sich an einer Kirchenglocke zu Verden der Abdruck eines weifischen 
Bracteatenstempels aus dem Anfang des dreizehnten Jahrhunderts findet, der 
unter einem mit vier Kuppclthürmen und einem mittlem Zinnenthurm be- 
setzten Giebel einen Löwen nach rechts und unter ihm einen liegenden 
Schlüssel zeigt und eine Umschrift zu tragen scheint. Die Entzifferung der 
letztem wird hoffentlich die entscheidende Antwort auf die Frage nach dem 
Ursprung der Löwenpfennige mit dem Schlüssel geben. 



340 



Menftdier: 



im zweiten und dritten Felde, zum Ttieil einen behelmten Schild 
mit den beiden Schlüsseln im Felde und als Helmzier tragen, 
nämlich: 

22. Ein Doppelgroschen mit dem Namen des Kaisers Uatthi&s 
ohne Bezeichnung des Jahres. 

(Münz- und Medaillen - Kabinet des Grafen zu Inn- 
und Knyphansen. Erster Nachtrag. Hannorer 1877 
Nr. 7540. T. III.) 

23. Ein Qroschen mit dem Namen des Kaisers Matthias aas 
dem Jahre 1619. 

(Münz- und Medaillen-Kab. . . . Knyphausen. Erster 
Nachtrag. 7619. 7620. — Abgebildet nach dem 
Exemplar in der Münzsammlung des Herzoglieben 
Museums zu Braunscbweig). 




Ein Groschen mit dem Namen des Kaisers Ferdinand IL 

aus dem Jahre 1620. 

(Grote (Wiggert, Scliellhas), Groschen der Herren 
von Bartensieben und von Qittelde. Bl. f. Mk. L 
Nr. 25. T. XIX. Nr. 246. - MQnz- und Hedaillen- 
Eab. . . . Enyphausen. Nr. 356. Erster Nachtrag. 
7664. a. — Verzeicbniss der von dem sei. Bibliothekar 
Dr. Schönemann . . . nachgelassenen Münzen. Hann. 
1861. Nr. 2375). 



Gittelder Pfennige. 341 

Die beiden stehenden, mit den Barten aufwärts und nach 
aussen gerichteten Schlüssel waren das Wappen der Herren von 
Gittelde. Der Zusammenhang zwischen diesem Wappenbilde 
und dem der Groschen ist offenkundig. Dem Geschlechte selbst, 
welches dem niedcrn Adel angehörte, die Münzen zuzuschreiben, 
wird sich heutigen Tages wohl niemand mehr finden. Wie aber 
sollten die herzoglichen Münzmeister und Eisenschneider darauf 
gekommen sein, mit dem herzoglichen Löwen die beiden Schlüssel 
zu einem Wappen zu vereinigen oder gar den Schild mit den 
Schlüsseln allein als Prägebild zu verwenden, wenn sie in ihnen 
lediglich das Geschlechtswappen derer von Gittelde erblickt 
hätten? Die Rose der Hallermunder , das Schach der Hohn- 
steiner, der Hirsch der Klettenberger , die Geweihstange der 
Regensteiner, der Löwe der Eversteiner, die Bärentatzen der 
Grafen von Hoya, das Geweih der Grafen von Dassel, die Bruch- 
hauser Ständer und die Lauterberger Querbalken, welche einen 
Theil der gleichartigen Münzen zieren, sind sämmtlich als Herr- 
schaftswappen anzusehen ; sollten nicht auch die beiden Schlüssel 
als Wappenbild des Gittelder Gebietes, des alten Vogteibezirkes, 
gegolten haben, und sollte man damit nicht das Rechte getroffen 
haben und das Wappen des Ministerialengeschlechts in der That 
von solch einem Herrschaftswappen abzuleiten sein? Die 
schlüsselfuhrenden Löwenpfennige des zwölften Jahrhunderts 
machen diese Annahme zum mindesten sehr wahrscheinlich. 

Eine Vorladung vor das Kammergericht zu Speier, die 
schon 1620 erfolgte und die Entziehung des Münzrechts androhte, 
blieb erfolglos. Ein Schreiben, das König Christian IV. von Däne- 
mark am 21. December 1620 an seinen Enkel richtete, bekannt 
unter dem Namen des königlichen Weckers, scheint ohne Wirkung 
auf den Herzog geblieben zu sein. Endlich erlangten nach langen 
Mühen, begünstigt durch die Herzogin-Mutter, am 9. Septem- 
ber 1622 auf dem Schlosse Hessen der Landrentmeister und 
eine Abordnung der Stände Zutritt zu dem Fürsten, ihm persön- 
lich des Landes Noth zu klagen, wie sie auch in einer Denk- 
schrift ihre Klagen niedergelegt hatten. Die Gebrüder von der 



342 Mcuadier: 

Streithorst wurden darauf hin sofort gefangen gesetzt, und mit 
der Neuordnung der gesammten Verwaltung erfolgte auch die 
Abstellung des Münzunfugs. Die Münze zu Gittelde wurde damit 
für alle Zeiten geschlossen. 

Sechs und ein halbes Jahrhundert trennen diese jüngsten 
Münzen, w^elche zu Gittelde geprägt worden sind, von der Ur- 
kunde, kraft welcher Kaiser Otto I. die Errichtung von Markt 
und Münze daselbst gestattete. In dieser Zeit war der Ort, zu- 
nächst das 11. Jahrhundert hindurch, der Schauplatz eines lang- 
wierigen Ringens der widerstreitenden Interessen geistlicher und 
weltlicher Macht der Magdeburger Erzbischöfe und Catelnburger 
Vögte, sodann, wenn anders unsere Zuweisungen zu Recht besteben, 
während der ganzen Dauer des 12. Jahrhunderts das Streitobject 
der mächtigsten Fürsten, und durch deren Kämpfe in dem 
eigenen Geschick eng verbunden mit dem Gange und Wechsel 
der grossen Reichspolitik. Bei der Bedeutung, die man demnach 
dem Orte beimass, war selbstverständlich die Münze in fort- 
dauernder Thätigkeit, und eben die Münzen sind es, welche, stets 
die lautersten Zeugen der obwaltenden Herrschaftszustände, uns 
tiefere Einblicke in jene Verhältnisse gestatten, als die karge 
schriftliche Überlieferung Mit dem Stillstand jener grossen 
Kämpfe, der Versöhnung der Staufer und Weifen, trat der Ort 
aus der Geschichte zurück und verlor er seine Bedeutung. Um die 
Mitte des 13. Jahrhunderts nahm die Prägung daselbst ein Ende. 
Nur als Ausfluss eines grossen Verbrechens ist es zu bezeichnen, 
dass sie nach Verlauf von Jahrhunderten, in Deutschlands trübster 
Zeit, einige Jahre wieder aufgenommen wurde. Trotzdem wurden 
damals in der That die alten Verhältnisse wieder aufgenommen 
und der Zusammenhang in gewisser Weise gewahrt. Wie die 
ältesten sicher nach Gittelde zu weisenden Pfennige zum Zeichen 
des geistlichen Charakters des Münzherrn den Bischofsstab führen, 
so zeugen auf den jüngsten Münzen noch die Schlüssel für die 
ehemalige kirchliche Herrschaft. 

Menadier. 



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Eine thalerfönnige Medaille des Grafen Ladislans von Haag. 



Av. Der geharnischte Graf zu Pferde, den Helm mit grosser 
Feder geziert. Unter dem Pferde die Jahrzahl 15—45 und 
und darunter verschlungen SL (Sanctus Ladislaus) mit der 
Krone bedeckt. Auf der Decke des Pferdes sind die Buch- 
staben: CL — ED (wie auf dem Thaler v. 1549, Köhler 
MB. XIV. 41, Schulth. Cat. 5075) sichtbar. Das Ganze ist 
von einem breiten, mit einem Bande durchflochtenen oder 
umwundenen Kranze umgeben. Wo das Band zum Vorschein 
kommt, ist dasselbe beschrieben: MONE(ta) — NOVA — 
LADISL(ai) — COMITS — . IN . — . HAG . — 
Rv. Unter der Krone der Doppeladler von einem gleichen Kranze 
wie die Ilauptseite umgeben und beschrieben: CAR(olus) 
— . V . - ROM — IMP — SE — AVG — Mm. 43 Gr. 35,1 
Silber. Ein Gepräge im K. Münz-Cabinet zu Berlin. 
Dieses Prägestück ist in hiesigen numismatischen Kreisen 
eine vollkommene Neuheit und wird deren Publikation freudig 
begrüsst. Haag. Marktflecken in Oberbayern an der Heerstrasse 
von München nach Mühldorf und Simbach am Inn gelegen, war 
der Hauptort des ehemaligen Dominiums der späteren Grafschaft 
Haag, deren erste Besitzer die Gurren gewesen waren, welche 
wie die Nachfolger derselben, die Frauenberger von Frauen- 
borg, ein weisses Pferd im rothen Felde als Wappen fDhrten. 
Ladislaus, ein Sohn Leonhards Grafen von Haag und dessen 
Gemahlin Anialie von Leuchtenberg, geb. um 1495, war ein 
tapferer Kriegsmann und ein eifriger Förderer der Reformation 
in seinen Besitzungen. Er ist als der letzte der Hauptlinie 
des alten (leschleclites der Frauenbnrser, 15116 im Schloss zu 
Haag gestorben. 

München. J. V. Kull. 



Studien zur Münzgeschichte Schlesiens im XVI. Jahrhundert, 



I. 

Die angeblichen Saganer Heller. 

Auch die neuere schlesische Numismatik ist reich an dunklen 
Partieen und entbehrt nicht der Schwierigkeiten, namentlich das 
XVI. Jahrhundert ist stark damit gesegnet. So sagt z. B. der 
verdienstvolle österreichische Forscher Newald in seinem Buche 
über das Münzwesen Ferdinands I. mit Recht, dass die unter 
diesem Fürsten aus der Breslauer Münzstätte hervorgegangenen 
kleinen Sorten schon für sich allein ein schwieriges Studien- 
objekt bilden. Es sei gestattet, aus diesem Gebiet eine kleine 
Reihe herauszugreifen, bezüglich deren die Ermittelungen ein 
klares, in sich abgeschlossenes Resultat ergeben haben und die 
auch auf einige andere Stücke ein interessantes Licht wirft. 

Bekannt sind die Heller mit gekröntem F und einem S auf 
der Rückseite: bereits Dewerdeck (Silesia numismatica S. 576) 
beschrieb ein solches Stück mit der Jahreszahl 1548 und gab es 
an König Ferdinand I., der es in der Stadt Sagan, welche er 
eben in diesem Jahre 1548 von den sächsischen Fürsten erworben 
hatte, geprägt habe. Schon Leitzmann aber zweifelte (Wegweiser 
S. 44) diese Zutheilung an, da man solche Münzen auch mit 
der Zahl 1540 habe, also aus einer Zeit, wo die Stadt noch zu 
Sachsen gehört habe, mithin das F wohl nicht gut auf die Münzen 
gesetzt worden sein könne. Ist diese Begründung nun auch nicht 
ganz richtig — es giebt keine Stücke dieser Art von 1540, 
Leitzmann mag durch ein schlecht erhaltenes Exemplar getäuscht 
worden sein — so sind die Zweifel doch gerechtfertigt: einmal 



23 



« 



346 F. Friedensburg: 

beginnt die Reihe dieser Heller bereits 1546, wo Sagan, wie 
bemerkt, noch sächsisch war, und dann ist ferner nicht an- 
zunehmen, dass König Ferdinand, der so eifrig auf Beschränkang 
der Zahl der schlesischen Münzstätten ausging, selbst eine 
solche in der damals bereits verhältnissmässig unbedeutenden 
Stadt eingerichtet haben sollte. 

Saganisch also können die Münzen nicht sein: schlesisch 
aber sind sie. In den 1887 herabgenommenen Knöpfen des 
Eaths- und des Magdalenenkirchthurmes zu Breslau befanden 
sich mehrere Exemplare mit der Jahreszahl 1548 , ein in 
Schweidnitz 1886 gehobener Hellerfund enthielt eine verhältniss- 
mässig beträchtliche Anzahl dieser nicht eben häufigen Stücke 
aus den Jahren 1546 bis 49 und 1563. 

Von diesen Hellern mit gekröntem F und S giebt es die 
Jahrgänge 1546, 47, 48, 49, 62, 63, 64, sowie ein Stfick ohne 
Jahreszahl. An sie schliesst sich eine gleiche Münze mit 
gekröntem R statt F aus dem Jahre 1584. Aus demselben 
Jahre stammt ein halber Weissgroschen mit dem von der Um- 
schrift Rudolfs II. umgebenen schlesischen Adler, auf der Rf. S, 
darunter die an die Prager Groschen erinnernde Werthangabe 
DIMIDII GROSS! ALBI (v. Saurma XXXV, 5). 

Offenbar also ist das gekrönte F auf König Ferdinand, das 
R auf Rudolf II. zu beziehen. Was aber bedeutet S? Wo sind 
diese Stücke geprägt? 

Da hat denn Newald in seinem obenerwähnten Buche (S. 119) 
die schon auf den ersten Blick sehr bestechende Vermuthnng 
aufgestellt: weil König Ferdinand in zwei — übrigens nicht im 
vollen Umfange zur Ausführung gekommenen — Mttnzordnnngen 
für Schlesien von 1532 und 1539 auf den in diesem Lande ge- 
prägten Münzen überall ein S anzubringen befohlen habe, so sei 
wohl das S auf diesen späteren Pfennigen noch auf jene Verordnung 
zurückzubcziehen und ^Silesia^ zu deuten. Diese Ycrmuthung 
wird zur Gewissheit durch eine Nachricht unseres alten Breslauer 
Chronisten Niklas Pol. Derselbe (ed. Büsching III. S. 133) 
schreibt : 



Stadien zur Münzgeschichte Schlesiens im XVI. Jahrhundert. 347 

(1546.) Den 6. Juli hat man die neuen Groschen mit dem 
Löwen und Adler von 14 Denar'), die böhmischen Pfennige 
mit dem Löwen vor 2 Dr., auch kleine Heller mit dem 
gekröneten F und S, die der König auf des Kaisers Hof 
durch einen verordneten Juden ^) verlegen und schlagen 
lassen, öffentlich ausgerufen und auf allen vier Ecken des 
Bings ausstreuen lassen. 

Im Jahre 1546 hatte Ferdinand nach zwanzigjährigen 
Streitigkeiten mit den Ständen endlich eine Münzordnung für 
Schlesien geschaffen und sie, wie die mit den Münzen genau 
übereinstimmende Nachricht Pols beweist, auch zur Durchführung 
gebracht (vgl. Newald S. 75). Unter vielen Widerwärtigkeiten 
vermochte sie sich aber nur kurze Zeit zu halten: das Land war 
seit Anfang des Jahrhunderts an das schlechte Geld zu sehr 
gewöhnt, als dass es sich mit dem neuen besseren hätte be- 
freunden mögen, zumal die Habsucht, welche die weitesten Kreise 
ergriffen hatte (vgl. Priedensburg, Schles. Münzwesen im Mittel- 
alter S. 98 fg.), gerade bei den ungeordneten Verhältnissen ihre 
Rechnung fand. Daher erklärt es sich, dass die Eeihe unserer 
Heller nur vier aufeinanderfolgende Jahrgänge umfasst, während 
die Prägung von 1562 fg. auf die mit diesem Jahre wieder be- 
ginnenden Bestrebungen des Königs, das Münzwesen im Königreich 
Böhmen und dessen Nebenländern zu ordnen '), zurückzuführen ist. 
Im Anfang der 1580er Jahre hat dann Kaiser Budolf IL nochmals 
den gleichen Versuch gemacht*): die Frucht seiner Prägethätig- 
keit sind die Heller mit R und S und jener halbe Weissgroschen. 

1) Abgeb. bei v. Saurma XXXXVI, 14. Von den ferner oben erw&hnten 
Löwenpfennigen kennen wir noch kein Stflck, das sich als schlesisch auswiese. 

2) König Ferdinand übertrug 1546 die Verwaltung der Breslauer Münze 
erst dem aus der Schweidnitzer Münzgeschichte bekannten Paul Monau, der 
sie aber nur ganz kurze Zeit hielt, dann dem Juden Isaak Meier, der nament- 
lich mit dem Hath fortwährend Zerwürfnisse hatte, wie aus der auf der 
Breslauer Stadtbibliothek befindlichen handschriftlichen Münzgeschichte dieser 
Zeit vom Stadtschreiber Franz Faber hervorgeht. 

3) Vgl. Newald a. a. 0. S. 60. In den Jahren 1561 u. 62 sind noch 
andere königliche Münzen in Schlesien geschlagen worden. 

4) Vgl. Newald, Österreichs Münzwesen unter Maximilian etc. S. 120. 



348 F. Friedensburg: 

Vom Jahre 1563 giebt es nuu noch einen Heller des hier 
in Eede stehenden Gepräges, der aber auf der R&ckseite den 
auf das S gelegten Hohenzollernschiid zeigt (Sammig. der St. 
Breslau). 




DerllohenzoUer, welcher diesen ausserordentlich interessanten 
Heller in Nachahmung der königlichen hat prägen lassen, ist 
zweifellos Markgraf Georg Friedrich Herzog zu Jägemdorf. Von 
ihm besitzen wir auch aus den Jahren 1562 und 63 Kreuzer 
sowie von 1562 Halbbatzen (v. Saurma XXXIII, 4, 6), welche 
die entsprechenden königlichen Münzen für Schlesien (ebenda 
XXXXVI 16, 17) genau nachahmen, indem sie ebenfalls nur den 
Hohenzollernschiid als Unterscheidungsmerkmal verwenden. Wir 
wissen, dass Georg Friedrich mit dem König seines Münzwesens 
halber viel Streit hatte, ja dass man sogar sein Mttnzrecht 
bestritt (Zeitschr. f. Gesch. u. Alterth. Schlesiens XI, S* 47): 
es mag sein, dass Ferdinand die Nacbprägung seiner Münzen 
besonders übel aufnahm. 

Noch giebt es eine kleine Reihe von Nachahmungen^) der 
königlichen in Breslau geschlagenen Heller: jene hochseltenen 
Stücke aus den Jahren 1570, 71, 72 mit gekröntem Adler nnd S 
(v. Saurma St. Sagan No. 4), welche Mader (Beiträge lU S. 165) 
an die Stadt Sagan geben will, worin ihm Leitzmann a« a. 0. 
beitritt. Davon kann natürlich nicht die Rede sein: Sagan hat 
so spät kein Münzrecht mehr besessen und der gekrönte Adler 
lässt sich absolut nicht mit dieser Stadt in Beziehung bringen. 
Er weist uns vielmehr nach Oberschlesien (vgl. Friedensbarg 
a. a. O. S. 291), wo um die in Rede stehende Zeit nur noch 
eine Piastenlinie blühte, die zu Teschen residirende. Die 



1) Auch (las bereits erwähnte Stück ohne Jahreszahl, das sich im Styl 
der Zeichnung von den übrigen einigcrmaassen unterscheidet, mag eine Nach- 
ahmungi freilich eine ganz besonders dreiste, sein. 



Studien zur Münzgeschichte Schlesiens im XVI. Jahrhundert. 349 

Teschener Fürsten haben es noch schlimmer getrieben als der 
Jägerndorfer ; ihre Münzen (vgl. v. Saurma Taf. XXX) ahmen 
polnische, preussische und königliche Gepräge nach. So dürfen 
denn diese Stücke mit Sicherheit hier untergebracht werden und 
sind au Wenzel III. (tl579) zu geben, da der andere etwa 
noch in Frage kommende Herzog dieses Stammes, Friedrich 
Kasimir zu Freistadt, bereits am 4. Mai 1571 stirbt. 

P. Friedensburg. 



Münzen von Ifeu-Bruclihattsen. 



Die Familie der Grafen zu Oldenburg spaltete sich im 
13. Jahrhundert in vier Zweige, die in Oldenburg, Wildeshausen, 
Alt-Bruchhauscn und Neu-Bruchhausen residirten. Die älteste 
von diesen Linien war die von Neu-Bruchhausen; dieselbe führte 
als Wappen abweichend von den übrigen drei Rosen, (et Münz- 
stud. 7, 493). Nach dem Aussterben dieser Linie (1388) wurde 
deren Gebiet mit der Grafschaft Hoya vereinigt. 

Münzen der kleinen Grafschaft von Neu-Br. waren bisher 
nicht bekannt, doch befindet sich ein hierher gehöriges Gepräge 
in zwei Exemplaren in der Stadtbibliothek zu Bremen unter 
einigen hundert anderen Bracteaten, die dem 14. Jahrhundert 
entstammen und im Gebiete des früheren Erzstifts Bremen bei 
Loxstedt und St. Magnus gefunden sind: Schild mit drei Rosen 
umgeben von drei Punkten. Dm. 15 mm. 




Aus denselben Funden befinden sich daselbst zwei Exemplare 
des von Grote in seiner Beschreibung der Lippeschen Münzen 
abgebildeten Ilohlpfennigs mit einer fünfblättrigen Rose. (MQnz* 
Studien V, Tf. V. 58. Dm. IT'")- 

Grote selber bemerkt, dass derselbe unmöglich lippisch sein 
könne, da in der dortigen Gegend keine derartigen Hohlmünzen 
coursirt haben. Das Vorkommen in den erwähnten Funden 
beweist, dass dieser Bracteat entweder nach Neu-Bruchhausen 
gehört oder nach Wildeshausen, wo die Rose ebenfalls als 
Wappenbild auf den Münzen angebracht wird. Eine sichere 
Entscheidung lässt sich darüber nicht treffen. 

H. Buchenau. 



Goldbarren aus Sirmiuni. 



Die merkwürdigen Goldbarren, welche kürzlich unweit Kron- 
stadt an der siebenbürgisch -rumänischen Grenze im Harom- 
szeker Comitat zum Vorschein gekommen sind, müssen durch den 
Handelsverkehr von den Römern in die Hände der Barbaren 
gelangt sein; denn in der Spätzeit, in welcher sie abgestempelt 
worden sind, war diese Gegend in den Händen der Gothen 
oder der Gepiden. Sie zerfallen nach den einsichtigen Aus- 
führungen Kenners und insbesondere Domaszewskis *) in zwei 
Reihen. Beiden gemein ist der ein einziges Mal doppelt, auf 
den übrigen vierzehn Barren einfach auftretende Stempel 

LVCIANVS 

OBR . I • SIC • ^ 

Neben diesem findet sich auf den Barien der ersten Reihe, 

und zwar viermal und in ungleicher Folge wiederholt, ein 

anderer Stempel: 

FL . FLAVIAN 
VS PRO . SIC 
AD DIGMA ^ 

Die andere Reihe zeigt neben dem Stempel des Lucianus 
drei andere; 

D D D Sirmium sitzend, in 

drei Kaiserbüsten, der R einen Palmzweig QVIRILLVS 

von denen eine haltend, darüber Stern ET DIONISVS 

bedeutend kleiner ist oder Christusmonogramm ^ i^ SIRM SIG ^ 

NNN SIRM 



i) Archäol. epigraph. Mitth. aus Österreich 12 (1888) S 1 fg. 66 fg. Drei 
dieser Barren sind daselbst in Phototypie abgebildet. 



352 Th. Mommjsen: 

ludess treten diese drei Stempel uicht immer zusammen auf. 
Auf einem Barren findet sich nur der erste ddd vor und zwar 
zweimal wiederholt; auf mehreren anderen nur der erste und 
der z>Yeite; wieder auf anderen alle drei und der erste doppelt. 
Die Reihe der Stempel ist hier eine feste und zwar, wo der 
dritte Stempel fehlt, die folgende: 

lucianus ddd sirm 
wo alle drei Stempel auftreten, der folgende: 

qxdrillus Indamis ddd ddd sinn 

Auf einem Exemplar erkennt man unter dem dritten Stempel 
ddd Reste des qidrillus, welcher also aus Versehen an die falsche 
Stelle gesetzt und dann durch den dorthin gehörigen Eaiserstempel 
ersetzt ward. 

Der Feingehalt des Goldes ist 980 auf 1000. Dem Ge- 
wicht nach ist der schwerste Barren ein verstümmelter von 
524 Gr.; elf vollständig erhaltene wiegen 520 — 500 — 476— 
472-471—458-456—409-406-372-339 Gr. Die Form ist 
die viereckige unserer Siegellackstangen; viereckig sind auch die 
eingeschlagenen Stempel. 

Dass diese Barren alle ungefähr gleichzeitig abgestempelt 
worden sind, folgt aus dem auf allen befindlichen Stempel des 
Lucianus. Die Zeit lässt sich ziemlich sicher bestinunen. Durch 
das christliche Monogramm sind die früheren drei Jahrhunderte 
unserer Zeitrechnung ausgeschlossen ; wie denn auch der Stil auf 
das 4. Jahrh. hinweist. Dreiherrschaft zweier Männer und eines 
Knaben hat es in diesem gegeben in den J. 367—375, wo 
Valentiuian I. und Valens nebst Gratianus, in den J. 375 — 378, 
Avo Valens und Gratianus nebst Yalentinian IL, und in den 
J. 878—383, wo Gratianus und Theodosius nebst demselben 
Valentiniaii II. regierten. Keimer weist den Stempel der ersten 
Kpoche zu ; meines Erachtens bleibt die Wahl frei zwischen den 
dreien. Weiter hinabzugehen verbietet die Stempelung in 
Sirmium. Diese Stadt ist noch nach der Schlacht von Hadria- 
nopel 8. Aug. 378 römisch geblieben; bei der Theilung zwischen 
Gratian und Theodosius, der in ihr am 19. Januar 379 nun 



Goldbarreu aus Sirraium. 353 

Kaiser ausgerufen ward, ist sie zum Westreich gekommen 0. 
Aber die bis dahin so zahlreichen aus Sirmium datirten Ver- 
ordnungen brechen ab mit dem 8. Sept. 380 und, worauf schon 
Kenner hingewiesen hat, die überhaupt nicht zahlreichen Stempel 
der Münzofficin Sirmium gehen nicht hinab unter Valens. Offen- 
bar beruht beides auf der um diese Zeit vollzogenen Abtretung 
Pannoniens an die Gothen zu dauerndem Besitz unter römischer 
Oberhoheit '). Damit hörte die Thätigkeit derjenigen Officin auf, 
aus der diese Reichsstempel hervorgegangen sind'). 

Gestempelte Metallbarren aus dem Alterthum kennt man in 
hinreichender Zahl ; aber diese Stempel sind nicht bloss insofern 
ein antiquarisches Novum, als Goldbarren mit Stempel bisher 
noch nicht zum Vorschein gekommen sind. Die bisher bekannten 
Barren von Silber und Blei, einzelne auch von Kupfer und von 
Zinn sind, so weit sie verständlich sind, ohne Ausnahme Gruben- 
oder Hütten-, also Herkunftsstempel, wie sie überhaupt auf dem 
antiken Geräth so häufig vorkommen. Aber diese Stempel 
setzen nicht das sonst auf dem Geräth übliche fedt oder ein 
dem entsprechendes Wort, sondern dafür überall sig(navit) und 



1) Von den drei spätesten aus Sirmium datirten Verordnungen vom 24. 
Feb. 379 (C. Th. 6, 30, 1), 6. Dec. 379 (C. Th. 6, 30, 4) und 8. Sept. 380 
(C. Th. 7, 22, 11) gehören wahrscheinlich die erste und sicher die zweite dem 
Gratiau, die dritte dem Theodosius; da Sirmium bei der Theilung zum West- 
reich kam, so wird das Verweilen des Theodosius daselbst im Herbst 380 
wohl mit Becht von Tillemont 5, 207 auf eine Zusammenkunft der beiden 
Kaiser bezogen, die mit der Aufnahme der Gothen in das Reichsgebiet im 
Zusammenhang gestanden haben kann. 

2) Zosimus 4, 34 bezeichnet als abgetreten Pannonien und Obermösien; 
Jordanes Get. 27 spricht nur von Pannonien. Bei den Panegyrikern (Pacatus 
paneg. 22; Themistius or. 16) tritt derselbe Vorgang auf als Unterwerfung 
der Gothen unter die römische Herrschaft, was formeU allerdings zutrifft. 

3) Damit soll keineswegs behauptet werden, dass in den Gebieten, wo 
die Gothen angesiedelt wurden, die römische Verwaltung gänzlich aufgehört 
hat. Die unter Honorius rcdigirte Notitia dignitatum führt Pannonien als 
römische Militärprovinz auf und verzeichnet Besatzungen und Fabriken in 
Sirmium (Occ. c. 9, 18. 11, 47. 32, 49. 50. 54); diese Angaben können, aber 
müssen nicht nothwendig anachronistisch sein. Aber Sirmium^ bis dahin 
Residenz, hörte damals auf dies zu sein, und dass man zugleich die Münz- 
stätte schloss, ist begreiflich. Vgl. Pacatus paneg. 32. 



354: '^^^ Mommsen: 

fügen auf dem eisten dazu obr(yzum)^)^ auf dem zweiten ad 
dujma. Jenes Wort bedarf der Erklärung nicht. Jety/ia, digma^ das 
Waarenmuster ^), wird hier das Feingold bezeichnen, mit dem der 
Barren verglichen und gleichwerthig befunden ist. Dadurch zeigen 
sie au, dass dies nicht zunächst ein Herstellungsvermerk ist, da, 
wenn der Hersteller sein Geräth zeichnet, regelmässig die Her- 
stellung als die Hauptsache ausgedrückt wird, nicht das Zeichnen. 
Auch bei diesen Goldstempeln, die in das weiche Metall ein- 
gedrückt sind, ist Herstellung und Zeichnung zusammen gegangen, 
über hier war die letztere die Hauptsache: nicht, werden Barren 
gegossen hat, sollte ausgedrückt, sondern, wie das bei dem Golde 
ja nahe liegt, durch den Stempel dessen Feingehalt verbürgt 
werden. Die Fassung der einzelnen Stempel scheint dies zu 
bestätigen. 

Ohne Ausnahme sind die Stempel doppelt : der des Lncianus 
geht durch alle Barren durch, neben ihn aber treten andere Marken, 
zum Theil mit dem Namen und den Köpfen der regierenden Kaiser 
und der Stadt Sirmium, zum Theil mit Personennamen, von denen 
der eine sich sogar als Beamter einführt. Denn der zweite Stempel 
kann nicht wohl anders gelesen werden als Fl(aviu8) FUxoianm pro- 
(curator) mj(navit) ') ad digrna. Danach ist es ausser Zweifel, dass 
wenigstens die zweite Kategorie der Stempel aus der Münzstätte von 
Sirmium hervorgegangen und der hier genannte procuraior der 



1) Diese Erklärung ist ebenso zweifellos wie es zweifellos ist, dass die 
Auflösung des MUnzzcichens OB durch 72 dadurch nicht erschüttert wird. 
Auf letzteres hat schon v. Sallet (in den dieser Zeitschrift beiliegenden 
Sitzungsberichten der num. Ges. Bd. 15, S. 39) mit Recht hingewiesen. 

2) So erklären die griechischen Lexikographen: (fcij^/ua xtr^m ^«^ f o ^f*- 
xuvfitvov «^' ixttciov Tüiy ntolovfAiviav * t<nk dt xai ro/roc J^s it^ vß ^tf^^nf^kr 
i^noQitü, ilg ov ra dtiy/Ltara ixof^iCtro xakov/uiyog ovrmf. Bei den Römern 
findet sich das Wort verwendet für die zwischen Kameraden oder GoUegen 
verabredete Erkennungsmarke in der VO. vom J. 417 G. Th. 14, 4, 9: elflui« 
destinum ad collegas dujma missurtts und bei Vegetius 2, 18: müitet . . . lUverm 
cohortibus diversa in scutis siijna pintjehant et ipsi nominarU dignutiaf naii ßtiam- 
nunc morüi est ßeri, 

3) Kenners Vorschlag prohavit signum ist sprachlich wie sachlich Ter- 
werflich. 



Goldbarren aus Sirmium. 355 

dortige procurator monetae ist. Mit Recht hat auch Kenner hin- 
gewiesen auf das Wiederkehren des Palmzweigs und des Sterns auf 
den aus derselben Officin hervorgegangenen Goldmünzen. Dass der 
Procurator entweder mit seinem Namen stempelte oder statt dessen 
das Kaiser- und meistens daneben das Stadtwappen auf die Barren 
setzen liess, ist begreiflich. Welche Function dem Cyrillus und 
dem Dionysus zugekommen ist, die zuweilen neben diesen Wappen 
erscheinen, lässt sich nicht ermitteln; am nächsten liegt es in 
ihnen Officialen des Procurators zu yermuthen, welche in seinem 
Auftrag die Stempelung vollzogen. Lucianus muss entweder 
derjenige Unterbeamte des Münzamts gewesen sein, welcher den 
Barrenguss zunächst bewirkte und dessen Stempel durch den 
der Behörde selbst bestätigt ward oder auch, was sich mehr 
empfiehlt, ein illyrischer Grundbesitzer oder Grubenunternehmer, 
der sein Gold in die Münzstätte von Sirmium zur Abstempelung 
einsandte. Unsicher bleibt die Auffassung des zwischen ohryzum 
und signavit stehenden Zeichens!. Primae (notae), was Kenner 
vorschlägt, ist schon insofern unannehmbar, als bei Feingold 
verschiedene Werthqualität ausgeschlossen ist. Eher möchte an 
prior oder primum gedacht werden können, insofern diese Stempe- 
lung der zweiten des Münzamts voraufgeht, obwohl auch gegen 
diese Interpretation sich mancherlei Bedenken erheben. 

Es kann keinem Zweifel unterliegen und ist auch schon von 
Kenner richtig ausgeführt worden, dass die staatliche Attestirung 
des Feingehalts auf dem Golde den Zwecken des Verkehrs gedient 
haben muss, bestimmt war dem Erwerber des Barrens diese für 
den Privaten schwierige Constatirung durch die öffentliche 
Garantie zu ersetzen; und die Ausführlichkeit, womit dies hier 
geschieht, die offenbar auf die mögliche Zerstückelung des Barrens 
im Verkehr berechnete grosse Anzahl der Stempel unterstützt 
diese Auffassung. Wir können aber den Zweck dieser Abstempe- 
lung bestimmter präcisiren. Nach den eben in der Zeit, welcher 
unsere Barren angehören, ergangenen Anordnungen nehmen die 
Regierungshauptkassen nur Zahlung in Goldbarren an und schreiben 
den Hebungsstellen vor die bei ihnen eingehenden Goldstücke 



356 l'b* Momrosm: 

eingeschmelzt abzuliefern, um also der Beschädigung durch Mfinz- 
falschung sich zu entziehen^). Wie die GoldmOnze damals 
eigentlich nur zugleich mit der Wage im Verkehr zur Anwendung 
kam, so war für denselben der Barren bei Attestirung des 
Feingehalts ungefähr ebenso bequem wie der Solidus. Es 
wird auf Grund dieses Fundes angenommen werden dQrfen, 
dass die kaiserlichen Münzstätten neben der Prägung auch auf 
Verlangen der Regierung oder der Privaten die Herstellung der 
Goldbarren beaufsichtigten oder auch bewerkstelligten und als- 
dann die Qualität des Goldes von Staatswegen attestirten. Nach 
einer der eben angeführten Verordnungen machten die Steuer- 
einnehmer oftmals Schwierigkeit, die in Zahlung angebotenen 6old< 
harren anzunehmen, und ordnete Valentinian an, dass dergleichen 
Barren an ihn eingesendet und bei grundloser Abweisung die Steuer- 
beamten bestraft werden sollten'); es musste dies geradezu dahin 
führen für die Qualität der Barreu eine öffentliche Beglaubigung 
einzurichten und dadurch solche Missbräuche abzuschneiden. 

Es erscheint zweckmässig einige Bemerkungen anzuschliessen 
über die für diese Epoche hinsichtlich der Goldgewinnung be- 
stehenden Normen. Ein eigentliches Goldregal hat schwerlich 
bestanden, wenn gleich die meisten und wichtigsten Goldgruben 
seit langem dem Staat oder dem Kaiser gehörten*); sicher aber 
unterliegt die Goldgewinnung in dieser Epoche einer besonderen 
Steuer. Meistcntheils war dieselbe mit dem Erbzwang verknttpft 
In den Productionsgcbietcn war das Gewerk des Goldsuchers 
obligatorisch und erblich und hatte jeder derselben jährlich 
7 Scrupel = 9 Gramm = 25 Mark Feingold abzuliefern ^)y wozu 



1) C. Th. 12, 6, 12. 13 aus den J. 366. 367. 

2) C. Th. 12, 6, 12 vom J. 306: si idem tnueipientium dqnrthemtiturf qmod 

fuerat ante^ cum ohrt/zae tnateri'es afferatur, quae non potest displieere, . . . pledendtu 

estj qui id calumniatur et reprohat . . . prius tarnen ad comiteUum manMuetudims noMtme 

matisae ohrysae quae fuerat repudiata mittatur, ut qua sit mente reieeta mdeoKM», 

3) Hirschfeld Vcrwaltungsgesch. 1, 74. 

4) G. Th. 10, 19, 12 vom J. 392: per annos singulos s^teni per kommem 
scripuli largitionihus inferantur ah anrileguUs non solum in Ihntica dio^een^ 
etiam in Asiana. 



Goldbarren aus Sirmium. 357 

bei Ablieferung unreinen Metalls (halluca) ein Zuschlag von 
2 Unzen auf das Pfund hinzutrat ^). Häufig entzogen die Pflichtigen 
sich durch Auswanderung dieser vermuthlich oft unerschwinglichen 
Abgabe, und zahlreiche Verordnungen beziehen sich auf die 
Verhinderung dieses Flüchtens und die Zurückführung der Ent- 
laufenen in ihren Bezirk. Im Allgemeinen wird den unter diesem 
Zwang stehenden Arbeitern zugleich das Privilegium des Gold- 
suchens zugestanden haben. Aber für das ihm ganz unterstehende 
lUyricum gab Valentinian I. im J. 365 das Goldsuchen einem jeden 
frei^); und damit hängt wohl zusammen der besondere comes 
metaUorum per Illyricum^ den die eben genannte Verordnung so 
wie für die damals zum Orient gehörige Hälfte desselben die 
Notitia dignitatum aus Honorius Zeit nennen^). Ein in jedem 
Stadtbezirk aus den Decurionen genommener procurator metallo' 
runi^) wird die Goldsucher beaufsichtigt und den Kanon von ihnen 
eingefordert haben. Dieselben werden weiter aufgefordert das 
ihnen verbleibende Metall vorzugsweise an den Staat abzulassen'^); 
ein eigentliches Vorkaufsrecht wird diesem nicht eingeräumt. 
Danach scheint in dieser Epoche das orientalische Blyricum für 
die Goldproduction am meisten bedeutet zu haben. Sirmium, 
obwohl dazu nicht gehörig, liegt an der Grenze und mag wohl 
bei der Ablieferung der von den dortigen Goldsuchern zu ent- 
richtenden Abgabe, so wie bei dem Ankauf des gefundenen Goldes 
vorzugsweise in Betracht gezogen worden sein. 

1) C. Th. 10, 19, 4 vom J. 367: oh metallicum canonem, in quo proprio con- 
suetudo reiinenda est, quaiiuordecim uncias baüucae pro singvlis libris constat inferri. 
Also wurden anstatt 7 Scrupel Feingold 8 (genau 8 ]i) Scrupel balluca gefordert, 
wie dies der Verordnung vom J. 365 (C. Th. 10, 19, 3) entspricht: si gut sponfe 
confluxerinty eos laudahilUas tua octonos scripulos in balluca cogat exolvere, 

2) C. Th. 10, 19, 3 = cod. lust. 11, 7, 1. Die Beschränkung auf lUyricum 
folgt aus der Adresse an den comes metallorum. 

3) Not. dign. Or. 13, 11. 

4) C. Th. 1, 32, 5 = cod. lust. 11, 7, 4 vom J. 386 trifft Massregeln gegen 
das durch die Kriegsgefahr veranlasste Entweichen der procuratorts metallorum 

intra Macedoniam, Daciam mediterraneam, Moesiam seu Dardaniam (dies sind die 
Provinzen des zum Ostreich gerechneten Illyricum) soUti ex curialibus ordinarij 
per quos sollemnis profligatur exacfio. 

5) C. Th. 10, 19, 3 (A. 2): ßsco potissimum distrahant. 



358 l'h- Mommsen: Goldbarren aus Sirmium. 

Die Goldgewinnung, an welche bei diesen Einrichtungen haupt- 
sächlich gedacht ist, hat die Römerherrschaft überdauert Einer 
von dem ortskundigen Hm. JireSek darüber in den archäologisch- 
cpigraphischen Mittheilungen aus Österreich Bd. 10 (1886) S. 75 f. 
gegebenen Darstellung entnehme ich die folgenden Angaben. 

,Die Bewohner des Kreises von Nevrokop an der mittleren 
,Mesta^), besonders der felsigen und waldigen Theile desselben 
,(Dorf Skrebatno, Baldevo u. s. w.) sind heute Goldw&scher «or' 
^i^ox^v und trieben bis zu den grossen ökonomischen und politischen 
,Umwälzungen des letzten russisch-türkischen Krieges ihr Gewerbe 
,fast in ganz Bulgarien, Rumelien und Makedonien. Man fand 
,sie jeden Sommer im Balkan bei Kotel, an der Arda in der 
,Rhodope, an der Topolnica in der Sredna Oora, an der Palgaria 
,an der Südseite der Yitosa, in den Kreisen von Breznik, Dop- 
,nica, Küstendil u. s. w. In der alttürkischen Zeit vor den Re* 
,formen genossen dieselben verschiedene Privilegien, vor allem 
.gewisse Steuerbefreiungen gegen Naturallieferungen vonGoldstanb. 
^Allerdings war das Geschäft sehr mühselig, und das anstrengendste 
,Durchsieben und Waschen des Flusssandes brachte jährlich in der 
,Regel kaum 80 bis 120 Franks reines Gold ein. Die Nevrokoper 
,sind wohl die Nachfolger der thrakischen hemmziehenden ourtUguH^ 
, welche eine Constitution des J. 370 (Cod. Theodos. X 19, 7) ans 
,Illyricum und der Dioecesis Macedonia in die Heimat zurückzu- 
,schicken befiehlt, sowie der sequendarum auri venarum perüi^ 
,welche nach Ammian (31, 6, 6) 376 den Gothen in Thrakien die 
^verborgenen Schlupfwinkel und Getreidelager der Einwohner ver- 
,riethen, selbst gedrückt und erbittert durch schwere Steuerlast*. 

1) Dies ist das alte Nikopolis am Nestus, in der Diöcese ThraUeni der 
Provinz Rhodope. Das Gold wurde übrigens von den in dieser Gegend 
wohnenden Bessern nicht bloss durch Waschen gewonnen, sondern auch durch 
Grubenbetrieb. Nach Glaudian de Manl. cons. 39 fliesst in den kaiserUchen 

Schatz qmdquid fluviis evolvitur auri, quidquid luce procul veno» riwuUa »egtmeu 

ahdita pallentis fodit sollertia Bessi. Die römischen Schanzgr&ben wurden an- 
gelegt ad morem Dessorum ducto Mth terris cuniculo (VegetiuS 2, 12% ad apeetem 
mrtalhrwn, in quibus auri argentif/ue venas Bessorum rimatur industria (ders. 4, 24). 

Th. Mommsen. 



Literatur. 



Le B^ J. de Chestret de Haneffe: numismatique de la 
principautö de Li6ge et de ses d^pendances (Bouillon, Lodz) 
depuis leurs annexions. I partie. Bruxelles 1888. 4to. 248 S. 
Mit 29 Eupfertafeln und 1 Landkarte. 

Es giebt wohl kaum eine Münzreihe, welche die Lüttich er 
an Interesse übertrifft: unter Karl d. Gr. beginnend, setzt sie 
sich von Otto ÜI. ab in fast ununterbrochener Folge bis 1792 
fort, und bietet namentlich im 12. und 13. Jahrhundert eine 
Fülle der eigenartigsten Gepräge, wie ausgenommen etwa Böhmen 
in der gleichen Zeit, kein anderer Müuzstand aufzuweisen haben 
dürfte. Nicht übel charakterisirt sie Chalon mit folgenden 
Worten: „dans les nombreuses variet6s de leurs types, offrant 
souvent des monuments, des groupes de personnages ou d'autres 
Sujets, on serait tentö de voir une reminiscence 61oign6e du 
Systeme des deniers romains, c'est-ä-dire de v^ritables m^dailles, 
conservant le Souvenir de faits historiques.** Wenn man sich 
aber bisher mit diesen Münzen bekannt machen wollte, so sah 
man sich, abgesehen von dem späteren summarischenDumoulinschen 
Verzeichnisse (in der Revue Beige 1861 — 63 u. 1867) lediglich 
angewiesen auf Renesse's Lütticher Münzgeschichte, ein Buch, 
dessen völlige Unzulänglichkeit in die Augen springt ; mit Recht 
hebt der Hr. Verf. hervor, dass von den 64 älteren Münzen, die R. 
bringt, 9 falsch, 29 unrichtig zugetheilt und höchstens 23 richtig 
bestimmt sind, Fehler, die selbst durch die mangelhafte Kenntniss 
der Mittelaltermünzen zur Zeit des Erscheinens dieses Buches 
(1831) nicht entschuldigt werden. Unter diesen Umstanden 
bestand schon lange das dringende Bedürfniss, den Werken 
von Chalon, Gaillard und v. d. Ch\js über die altern Münzen 
der Niederlande ein solches über Lüttich anzureihen, und wir 
haben es dem Hrn. Verf. zu danken, dass er sich dieser nicht 

Zeitoohrift for Hamiunatik. XVL 24 



360 Literatur. 

leichten Aufgabe unterzogen und sie mit so vielem Geschick 
gelöst hat. Lieber freilich hätten wir es wohl gesehen, wenn 
er sich die Grenzen seiner Arbeit etwas weiter gesteckt und 
auch die Münzen von rein kaiserlichem Gepräge zugelassen hfttte, 
indessen kann man über diese leicht anderswoher Auskunft 
erhalten und somit lassen wir uns die Beschränkung auf die 
Münzen von bischöflichem Gepräge gefallen. 

Aus der Einleitung des Werkes ist als besonders wichtig 
die Übersicht der Münzstätten hervorzuheben, es sind dies: 
Lüttich mit seiner Vorstadt Avroy, Maestricht mit St-Pierre, 
Yis6, Huy mit dem Stadttheil Statte, Fosses, Thuin, Tongern 
St. Trond, Hasselt mit dem Schlosse Curange (Curingen) 
Nr. 335—337, 367) Maescyck (wo aber erst 1582 eine Münse 
eingerichtet wurde), Ciney, Waremme (nur der Turnose Nr. 224), 
L6au (nur Nr. 22), Herck-la-ville (nur 276 u. 298) und Eygen- 
Bilsen (nur 299); wahrlich ein staunenswerther Reichthum auf 
so kleiner Fläche. 

Bei dem vorgedachten Ausschluss der kaiserlichen Oeprige 
beginnt die uns vorgeführte Münzreihe mit den Denaren Kaiser 
Heinrichs IL, welche auf der Rückseite einen Bischofsstab tragen. 
Dabei mag bemerkt werden, dass die unter den unbestimmten 
Prägestätten aufgeführte Nr. 25 nach Ausweis eines mir unlängst 
zugekommenen Exemplars in Ciney geschlagen ist. Mit Konrad II. 
verschwindet des Kaisers Namen und Bild, mit Ausnahme zweier 
bischöflichen Gepräge mit Barbarossas Brustbilde (Nr. 102, 127» 128), 
und es beginnt mit Dietwin (1048 — 1075) der rein bischöfliche 
autonome Typus, mit Namen und Bild des Bischöfe. Die Periode 
der Denare bietet des Merkwürdigen die Hülle und Fülle; 
besonders erwähnenswerth ist, dass den bewundemswerth sauber 
und richtig gezeichneten Darstellungen gar oft in naiver Weise 
ihre Bedeutung beigeschrieben ist, was ausserhalb dieser Gegend 
doch nur sehr vereinzelt vorkommt, so: AGNVS PATIENS, A(qnila) 
VICTRIX, CLA VIS, EQV S VAN ALIS (equus venalis), FACVN(faUCOn), 

MVTV (moutou=agnus Dei), PERV-VOC (peru=perron vocor), 
SIGNVSALVTIS, also mit mehieren Beispielen des seltenen 



I 

*■ 



Literatur. ggj 

Auftretens der lingua vulgaris. Auch eine Namenszahl, wie sie 
Nr. 99 mit HEINRIC9 SECVND9 (1145—1165) bietet, verdient 
als etwas Ungewöhnliches Erwähnung*). Nirgends auch findet 
sich ein anderes Stift, in welchem die Pröpste so oft als in 
Lüttich das Münzrecht ausgeübt hätten, wir haben Gepräge von 
Andreas v. Cuyck 1121—23, Alexander v. Ouren 1165, Albert 
V. Eethel 1191 — 94 und Hugo v. Pierrepont 1200; meistens trägt 
der Propst statt des ihm versagten Bischofsstabes eine Palme 
oder ein Blumenscepter. Dass in einem so reichen Münzwesen 
auch Gemeinschaftsmünzen nicht fehlen, ist fast verständlich; 
wir haben sie von Bischof Otbert mit Heinrich Grafen von Lim- 
burg (Nr. 61—64), von B. Johann v. Aps mit Heinrich v. Brabant 
(Nr. 189), von B. Johann v. Flandern mit Johann I, v. Brabant 
(Nr. 208) und sogar von 3 Fürsten: Wilhelm I. v. Namur, 
Johann von Böhmen-Luxemburg und B. Adolf (S. 152, Nr 170/171). 
Ausserdem erscheint zweimal ein Mambour als Prägherr: Guy 
de Dampierre 1291 — 92 und Wilhelm v. d. Mark 1482—84, sowie 
auch einmal ein Protector: Eberhard v. d. Mark 1488— -89. 

Hiermit sind wir aber schon über die Denarzeit hinaus- 
gelangt, die, auffallend reich an Obolen, durch den Löwensterling 
Johanns v. Enghien 1274—81 beschlossen wird, allerdings aber 
unter Adolf v. Waldeck 1301—02 nochmals eine kurze Auf- 
erstehung erlebt. Ausser den Turnosen, zuerst unter Hugo 
1296—1301, haben auch zahlreiche andere Gepräge der Nachbar- 
länder Nachahmung gefunden, ja selbst der Mailänder Grosso 
mit sitzendem S. Ambrosius hat dem Stempelschneider Bischof 
Thibaut's zum Vorbilde gedient (Nr. 218). Auch der Florentiner 
Goldgulden ist unter Engelbert 1345—64 in St. Pierre geschlagen 
worden, wenn anders de Coster's Begründung Beifall findet. 



1) Zu bemerken ist auch, dass der Denar in Bl. f. MQnzknnde II, Taf. I, 3 
nicht von B. Heinrich, sondern von Lothar 1192—93 und LO — H6 — R 

6L6(ctu8) zu lesen ist, damit f&Ut die Erklärung, die Lelewel (a. a. 0. S. 4 
dem merkwürdigen Gepräge der Rückseite giebt, ohne dass wir deshalb noth* 
wendig diesen Denar aus der Reihe der Gedächtnissmünzen zu streichen 
brauchen. 

24» 



362 Literatar. 

Dass aber in dieser Hinsicht gar keine Zweifel bestftnden, dflrfte 
wohl nicht so allgemein angenommen werden, als der Hr. Verf. 
meint, der darüber (S. 160) sich etwas scharf äussert: Nöanmoias 
la plupart des numismates allemands s*obstinent d conserver 
lancienne attribution (nach Yenaissin), tant une vieille errenr 
est difificile k d^raciner; es genügt wegen der Zweifel zu yer- 
weisen auf Wiener Zeitschr. XH, S. 165 und Joseph, Brezenheim 
S. 33. Sollte dieser Floren fallen, so beginnt die Gh>ldprägaDg 
unter der folgenden Regierung Johanns y. Arkel 1364 — 78, und 
zwar herrscht auch hier grosse Mannigfaltigkeit; wie unter den 
Silbermünzen, treten neben vielfachen Nachahmungen firemder 
Muster auch nicht wenige Gepräge eigener, oft sehr geschmack- 
voller Erfindung auf. Die erste Jahreszahl begegnet uns 1488, 
die erste Kupfermünze am Ende des Mittelalters unter Erhard 
1506 — 35, während bis dahin die geringsten Werthe als billon 
noir ausgeprägt wurden. 

Dieser vorstehend kurz skizzirte reiche Stoff ist auf 29 Kupfer^ 
tafeln in durchaus gelungenen und höchst getreuen Abbildungen 
dargestellt; es sind abgesehen von kleinen Stempelverschieden- 
heiten, über deren Werth der Hr. Verf. sich S. 6 ausspricht, 
mit nicht genug zu rühmender Freigebigkeit uns alle Arten vor 
Augen gestellt, so dass ein flüchtiges Durchblättern dieser 
Tafeln uns einen schnellen Überblick über 500 Jahre der Lütticher 
Geschichte giebt, denn mit Cornelius v. Bergher 1538—44, nach 
welchen die ersten Thaler auftreten, endet dieser erste Band, 
dem auch eine Karte „la principautö de Liöge et ses d^pendances" 
beigegeben ist. Möge dem zweiten Bande, welcher den Schlnss 
der Münzbeschreibung nebst Urkunden bringen soll, ein voll* 
ständiges Inhaltsverzeichniss nicht fehlen, welches dem Mangel 
der Kolumnen -Überschriften, dem einzigen, was an äusserer 
Ausstattung zu vermissen sein mag, Abhülfe schaffen. 

H. D. 



Uekrolog. 



Alfred Armand f. 

Am 27. Juni 1888 starb in Paris Alfred Armand, bedeutender 
Architect, Offizier der Ehrenlegion etc., im Alter von 82 Jahren. 
Armand hat sich in vorgerückter Lebenszeit mit unermüdlichem 
Eifer und bestem Erfolg dem Studium der italienischen Re- 
naissance-Medaillen gewidmet, und sein vortreffliches und fleissiges 
Werk: „les m^dailleurs Italiens des quinci^me et seiziöme si^cles^' 
2. Ausgabe, Paris 1883 — 1Q87, 3 Bände, ist das unentbehr- 
liche, überaus nützliche Hülfsmittel für alle Museen, Sammler 
und Forscher auf diesem Gebiet. Wer das Glück gehabt hat, 
mit Armand in persönlichem oder schriftlichem Verkehr zu 
stehen, wird seine herzliche Freundlichkeit und bescheidene 
Liebenswürdigkeit stets in wohlthuender Erinnerung behalten. 

A. V. Sallet. 



Drnckfehler. 

S. 23, Z. 12 lies noch statt mit. 
S. 66, unt. Z. lies Slavniciden statt Slaniciden. 
S. 85, Z. 10 lies Hanka statt Hanke. 
8. 94, Z. 14 lies Bernoldus statt Ernoldus. 
S. 95, Z. 2 lies Berthold statt Bernhard. 
S. 168, Z. 15 lies Heinrich VI. statt Heinrich IV. 
S. 169, Z. 17 lies auf dem statt auf den. 

S. 184, Z. 8 lies dasselbe Verhältniss zwischen statt dieselbe Über- 
einstimmung. 
S. 188, Z. 25 lies Hellenisirun^ statt Hellenisation. 
S. 192, Z. 18 lies Gallier statt Galler. 
S. 196, Z. 22 lies Hellenen statt Hellener. 



Register. 



A. 

A, Werthbezeichniing auf Münzen von 

Segesta? . . . 198 
Adela 16. 
Adler auf Münzen des Hadrianus 

Divus 14. von Tyras 185. unbest. 

Mährischen 82. — Sternbild des 

Adler auf Münzen von Mallos sym- 

bolisirt durch ^ 227. 
Aeneas den Anchises tragend. Se- 

gestA 206. 
Agathoclea u. Strato 9. 

AHRTVICHE DG 253 fg. 
AINIANE2 92. 
AITflAOI 92. 
AKAPNANEZ 92. 

Akragas. Einfluss im nördlichen 
Sicilien 188. 

Albrecht d. Bftr, vermeintliche Gem- 
roder Vogteimünze 266. vermeint- 
liche Goslarer Vogteimünze 263. 

Albrecht II. V.Brandenburg. Denar 100. 

Albert u. Joachim v. Brandenburg. 
Berliner Groschen 212. 

Albrecht d. Gr. v. Braunschweig, 
gittelder Löwenpfennige mit einem 
Schlüssel 336 fg. Goslarer Pfennige 
263. 

Albrecht 11. v. Braunschweig. Göttin- 
ger Pfennig 30 f. 

Albrecht I. v. Mecklenburg- Schwerin 
u. Johann I. v. Stargard. Witten - 
pfennig 112. 

Albert III. v. Namur. Dinant 94. 

Albrecht, Friedrich und Johann von 
Sachsen. Groschen 215. 

Albert u. Ernst von Sachsen. Groschen 
215. 

Alexander d. Gr. Saodothrakische Nach- 
ahmung 2. 



Alexander Severus. Tyras 184. 
Ameise. Panticapaeum 2. 
Anastasia u. BoleslausIY. v. Polen 143. 
Andernach. Denar 94, vermeintliche 

Vogteimünze 264. Siegelstempel 31. 
Andreas v. Ungarn 95. 
Angermünde 212. 
Anno V. Heimburg, Vogt von Goslar 

262. 
Antialcides u. LyRias 10. 
Antoninus. Tyras 184. 
Apollo, stehend. Dioclea 8. Kopf. 

Damastium 3. 
Archebius u. Philoxenus 9. 
Aribo V. Mainz. Erfurter Pfennige 

249. 
Arnold I. v. Trier 168. 
Arnstadt 330. 

Arnstedt, Herren v. 262. 329. 
Armand, A. t 364. 
Artemis, stehend. Stratonicea 5. 

Kopf. Etenna 6. 

AeAMANEZ 92. 

Attischer Einfluss in Segesta 201. 
Augsburg. Denare 95. 
M. Aurel. Tyras 184. 
Azes und Spalirisus 12. 
aCiog — a&tos. Endung des Ethnikon 
191 fg. 

B. 

B, Werthbezeichnung auf Münzen von 
Segesta? 198. — Bezeichnung des 
E-Laut in Gorinth, Megara u. bei 
den Elymem 189. 

ßaiivlog 222. 

Baktrier 9 fg. 

Balduin IV. v. Flandern 94. 

Barby, Prägeort der Amstedter Brac- 
teaten 262. 



366 



Begister. 



Bardo V. Mainz. Erfurter Pfennige 249. 
Barnim I. v. Pommern 107. 
Barnim VI. v. Pommern 107. 
Barth 107. 

Benno II. v. Osnabrück 255 fg. 
Berlin. Groschen v. Joachim und 

Albert 214. 
Berlin, Königliche Museen. 

Beschreibung der antiken 

Münzen!, angezeigt y. R.W. 134. 
Bemburg. Halbgroschen 209. 
St. Bernhard auf Anhalter Groschen 

209. 
Bernhard II. v. Sachsen (Lüneburg) 94. 
Bernhard v. Sachsen (Wittenberg) 

vermeintliche Goslarer Vogtei- 

münzen269. BracteatenmitWappen- 

thieren 111. 
Bemold v. Utrecht 94. 
Berthold y. Zähringen 95. 
Beuthen 121. 128. 
Bild und Umschrift auf zwei Seiten 

der Münze vertheilt 196. 
Bischofskopf? meklenburgischer Brac- 

teat 112. 
Blitz. Saumakos 3. 
Bogen und Pfeil. Etenna 7. 
Bogislaw V. Pommern 100. 
Boleslaus v. Böhmen 97. 
Boleslaus v. Olmütz 52. 
Boleslaus Chrobrj 21. 
Boleslaus IV. und Anastasia 143. 
Bolko V. Münsterberg 143. 
Bolko V. Schweidnitz 143. 
Bolcones juvenes 143. 
Bolkenhain 127. 
Borivoi v. Böhmen 87. 
Bosporus 3. 182. 
Bosporanische Aera 3. 
Botticelli, Sandro 30. 
Boreas, mit doppeltem Flügelpaar 

und doppeltem Gesicht. Mallus 229. 
Braunschweig. Löwenpfennige 218. 
Breslau 123 fg. 
Bretislaus I. v. Böhmen 95. 
Bretislaus II. 73. 

Bretislaus IL und Wratislaus II. 46. 
Brieg 143. 

Brunn, herzogliche Münzen 67. 
Burgmannen v. Kalsmunt 1 72 fg. 
Bursfelde 283 fg. 308. 

C. 

Camirus 5. 

Caracalla. Tyras 184. 

Carthager auf Sicilien 188. 



Catana 196. 

Geos 226. 232. 

Chalkidische Jonier auf Sicilien 204. 

Chersonesus 182. 

le bou J. de Chestret de Haneffe, 
Numismatiqne de la princi- 
pautä de Liege et de ses d6- 
pendances, angezeigt Yon Dannen- 
berg 359. 

Chios 22 fg. 

Christus auf Münzen Yon Chios S2. 
Medaille Jamnitzer^s 132. 

CIEFITAS BORNE 262. 

Coloman v. Ungarn 36. 40. 

Commodus. Tyras 184. 

Coniupolis 7. 

Constantin d. Gr. 15. 

Corinthischer Einflnss in Bieüien 19. 

Corvey 306. 

Croppenstedt 308. 

D. 

Da pacem domine. Maria Stoart 28. 

Damastium. Didrachmon 8. 

Deltoton auf den Münien Yon M alloa 
symbolisirt durch v 228. 

Demester, stehend. Diodea 8. 

Demmin 101. 103. 

DENARivs. Münzau&cbrift 249. 

Deutsche Münzaufschriften 244 tg, 

Diepholz. Wappen Wechsel 106. 

Dietrich I. y. Köln 152. 172. 

Dietrich IL v. Trier 152. 172. 

Dietrich I. y. Katlenborg 278. 

Dietrich IL y. Katlenburg 271 fg, 

Dietrich III. y. Katlenborg 279. 

Digma 350 fg. 354. 

Dinant 94. 

Dioclea Phrygiae 8. 

Diomedes 11. 

Dionisus u. Quirillns. Goldbarren- 
stempel 356. 

Dionysos, jugendlich thronend. Her»- 
clea 4. 

Dioscuren auf Münzen des Diomedfls 
11. 

Distelmeier, Lamprecht ModeU 25. 

Domitian. Tyras 184. 

Dortmund 257 

Dreifuss. Damastium 3. Mosten« 6. 

E. 

E, Werthbezeichnung auf Mflnien Ton 

Segesta? 198. 
Eberhard I. y. Sayn 178. 
Eduard d. Bekenner 95. 



Register. 



367 



Et im elymischen 203. 

Eimbeck 319. 

Elagabal. Dioclea 8. 

Elyiner 187 fg. Abstammung 205. 
Erhalten im 6. Jbrdt. ihre Schrift 
190. 

EMI = ^fii (Friedländer) 194. = tl/u^ 
(v. Sallet) 195. 

Emicho IV. v. Leiningen 20. 152. 174. 

Emma y. Böhmen 21. 

Engel, A. u. Serrure, R., Reper- 
toire des sonrces imprim^es 
de lannmismatiqne francaise 
I, angezeigt v. Dannenberg 137. 

Eosphorns, männliche geflügelte ei- 
lende Gestalt mit Stemdiscns. 
Mallas 229. 

Ernst, Rndolf n. Wolfgang y. Anhalt. 
Zerbster Groschen 208. 

Ernst y. Magdeburg. Halbgroschen 
217. 

Ernst n. Albert y. Sachsen. Groschen 
215. 

Erfurt 249. 

Erich IL y. Braanschweig 218. 

Eryx 187 fg. 

*EQVxa 196. 

Erycus 196. 

ERVKA X \h^=*Eqvxalrif*EQvx(vri, Venus 
196. 

Eschwege 330. 

Etenna 6. 

Eufemia y. Mähren 33. 51. 

ZASHH = i^ccg 202. 

Exeter 95. 



F. 

Faber, Fr., Verfasser einer Breslauer 
Münzgesch. 347. 

Falkenstein 262. 

Falschmünze 114. 

Fehler der Münzaufschriften 203. 

Feigenblatt. Camirus 5. 

Ferdinand L, schlesische Heller 345. 

Fisch. Münzbüd 60. 70. 

Ecclesiae coloniensis fidelis filia. 
Neusser Münzaufschrift 145. 

Flaggenbracteaten 102 fg. 

Flayianus procurator 350. 

Francesco Gattilusi. Soldino y. Les- 
bos 23. 

Frankfurt am Main. Königliche De- 
nare 156. 

Frankfurt an d. Oder. Groschen yon 
Joachim u. Albert 214. 



Friedensburg, F., Schlesiens 
Münzwesen im Mittelalter, an- 
gezeigt yon Dannenberg 139, be- 
sprochen yon Bahrfeldt 115. 

Friedrich L Frankfurt 156. Kals- 
munt 154 fg. 162 fg. ohne Prägeort 
151 fg. 

Friedrich y. Magdeburg. Gittelder 
Bracteat 327. 

Friedrich, Johann und Georg y. 
Sachsen. Groschen 215. 

Friedrich, Albrecht und Johann y. 
Sachsen. Groschen 215. 

Friedrich y. Sonmierschenburg, Pfalz- 
graf y. Sachsen 329. 

Friedrich Ulrich y. Braunschweig, 
340 fg. 

Friesacher 111. 

Fulda 94. 

0. 

L = y 201. 203. 

Galleazzo Maria Sforza. Ghios 23. 

Gandersheim 303 fg. 

Garrelsweer 266. 

Gebhard III. y. Regensburg 95. 

St. Georg. Mansfelder Groschen 212. 

Georg Friedrich v. Jägerndorf. Heller 
348. 

Gerlach y. Mainz (floreni gerlacenses) 
144. 

Gemrode 264 fg. 

Geta. Tyras 184. 

Getreidekom. Beizeichen. SegestA. 
200. 

Geuder. Medaille 29. 

Giessen 179. 

Gittelde 233 fg. 

Glatz 127. 

Gleiberg 169. 

Glogau 126. 

Göttingen 319. 

Goldbarren 350. 

Goldsucher 356. 

Gordian m. Ininthimeyus 3. Marcia- 
nopolis. Odessus. Tomi 136. 

Goslar. Reichyögte 255 fg. Reichs- 
pröbte 267 fg. Vögte der Klöster 
Petersburg, Neuwerk u. Franken- 
berg 270. Matthiasgroschen 2 1 5 flg. 
Mariengroschen 216 fg. Matthias- 
pfennig 217. 

GOSLARiVM. Münzaufschrift 252. 

Gratus. Merowingischer Monetär. 
Sitten 15. 

Greifenkopf 107. 



368 



Register. 



Gristow 105. 

Gubernator (in der Münzanfschrift) 



278. 



H. 



H. Aspiration im eljmischen 191. 

Haag. Grafschaft 344. 

Hadrian. Tyraa 184. — divus Hadri- 

anus 14. 
Hakon Jarl 21. 

Halbmond d. Artemis. Stratonicea 5. 
Hamburg. Blaffert 218. 
Hannover. Blaffert 217. 
Harold I. 95. 
Hartbaknut 95. 
Hartman, Matthes 132. 
Hartwig v. Magdeburg. Denare 94. 

95. Gittelder Pfennige 27 1 fg. 
Hedwig V. Essen 264. 
Hedwig II V. Gernrode 264. 
Hedwig III. V. Gemrode 26G. 

HEGINRIC REX 17. 

Heinrich I. Schmuckstuck 17. 
Heinrich IL Köln 94. Huy 94. 
Heinrich VI. Kalsmunt 103 fg. 
Heinrich II. v. Baiern. Regensburg 91. 
Heinrich III. v. Baiem. Regensburg. 

95. 
Heinrich IV. v. Baiem. Regensburg. 

97. 
Heinrich Pribislaw v. Brandenburg 

und Petrissa 301. 
Heinrich d. Stolze 320. 
Heinrich d. Löwe. Denare 109. Halb- 

bracteat mit der Aufschrift puer 19. 

Goslarer Bracteat 263. 
Heinrich, Pfalzgraf, u. Otto IV. Git- 
telder Bracteat 330. 
Heinrich I. v. Grubenhagen. Eim- 

becker Denare 309. 
Heinrich v. Corvey. Croppenstedter 

Halbbracteat 308. 
Heinrich v. Diez 178. 
Heinrich v. Magdeburg 251. 
Heinrich I. Borwin v. Mecklenburg 

109. 
Heinrich d. Fette v. Nordheim 313 fg. 
Heinrich v. Olmütz 05. 82. 
Helios. Saumakos 3. 
Helmstedt 330. 
Heraclea Acamaniae 4. 
Heraclea Bithyniae 4. 
Heracles. Tyras 185. unbärtiger Kopf. 

Heraclea 4. 
Hermann I. v. Winzenburg 260. 295. 

HERODIVS DENARIVS 262. 



Hieronyrons Nütiel. Enpfenteeher 87. 
Himera 204. 
Hirschkopf 105. 

HIR STEID TE BISCOP 244 fg. 

Hisko ▼. Emden 269. 
Hitarc 152. 172. 

Hund. Eryx 197. Segest» 194. 
Huy 94. 

Hyaden auf den Manien t. Hallos 
symbolisirt durch r 288. 

I. 

Jamnitz, herzogliche Münien 79. 
Jamnitzer, W 139 fg. 
Jaromar v. Bügen 100. 104. 
Jauer 126. 
Iconium 7. 

lELITHIS PENING 245 fg. 

Jever 249. 

Imelo V. Emden 269. 

Ininthimeyus v. Bosporos 8. 

IN NOMINE DEI 21. 

Interregnumsmünzen. Brfinn 68. 91. 

Znaim 77. 
Invidia, Pirckheimersche Allegorie 89. 
Joachim v. Brandenburg 808. J. o. 

Albert 212. 214. 
Jodocus V. Mähren 143. 
S. Johannes. Brünner Pfennige 68. 

71. 72. 
lo Hannes PATRonns (e)sit. (Httelder 

Pfennig 292 fg. 
Johann Cicero v. Brandenburg 818. 
Johann Turso ▼. Breslau 145. 
Johann Abt v. Kaisersheim. Stein 84. 
Johann v. Küstrin. Medaille 88. 
Johann v. Magdeburg. Hohlpfennig 

217. 
Johann I. v. Mecklenburg -Star^urd 

u. Albrecht I. v. Schwerin. Witten 

112. 
Johann v. Olmütz 82. 
Johann I. v. Trier 168. 
Johann Georg und Maria t. Branden- 
burg. Medaille 87. 
Jot vor Vocalen entwickelt 197. 
Julia Domna. Tyras 184. 
Julia Mamaea. Tyras 184. 
Iris, weibl. geflügelte eilende Gestalt 

mit Krani und Gadnceas. Malloi 

229. 

IRVKAZIIB 197. 

K. 
Kalsmunt 153 fg. 159. 168 f^. 178 dg. 
Kasimir VI. u. Joachim I. t. Pommern 
108. 



Register. 



369 



KafAOQivaCa, Pallas 195. 

KfxravaTog, Menschenstier 196. 

Kavloviaxag, Apollo 196. 

Kaulonia 196. 

Eeretape 7. 

Eetenna 6. 

Keule. Etenna 6. Ininthimeyus 3. 

Ennt 95. 

Köln 94. 

Eöthen 209. 

Eonrad IE. Andernach. Deventer. 

Duisburg. Köln. Mainz. Thiel 94. 
Konrad ▼. Brunn 51. 67. 
Konrad v. Magdeburg 301. 
Eonrad y. Münster. Goldgulden 19. 
Eonrad II. ▼. Znaim 78. 
Eom&hre. Attribut der Segestaia, 

Antiocheia 202. 
Eosel 128. 

Eostier Münzstätte 52. 
Eres, Christoph. Medaille 29. 
Kressen. Joachim I. 145. Joachim 

u. Albert 214. 
Kupfermünzen, einseitige 255 fg. 
Kjbele thronend. Samothrake 2. 

L. 

S. Ladislaus 344. 

Ladislaus v. Haag 344. 

Lamm Gottes. Gattilusi 23. Mähren 

54 fg. 
Leontini 205. 
Leopold V. Mainz 20. 
Leopold III. u. IV. V Österreich 40. 
LEX. Münzaufschrifl 290. 292. 294. 
Liegnitz-Brieg 126. 
Lilie. Wappenbild v. Demmin u 

Strassburg 101, halbe Lilie u 

Stern 108. 
Limburg. Denar des Emicho IV. v 

Leiningen 20. 
Lincoln 95. 

Linden, Herren v. 178 fg. 
Löthig 115. 
Löwe unter dem Thron d. Kybele. 

Samothrake 2. 
Löwen 127. 
London 95. 
Lubic 21. 
Lucianus 350 fg. 
Ludolf ▼. Magdeburg 18. 
Lübeck Blaffert 218. 
Lüben 27. 
Lüdinghausen 315. 
Lüneburg. Blaffert? 207. 
Lüttich 268. 



Luther. Medaille Jamnitzers 133. 
Lutold Y. Znaim 76. 

M. 

Mainz 94. 

Malin 21. 

Mallos 21 9 fg. 

Mansfeld. Groschen 212. 

Marcianopolis , Odessos n. Tomi. 
Stempelleihe 136. 

Maria u. Johann Georg ▼. Branden- 
burg. Medaille 27. 

Maria Stuart 22. 

MAPAOTAN. -MAP. -MAA 221. 

Marsberg 316. 

Massow 108. 

MAVRicivs IMP. Gittelder Pfennig 
290 fg. 

Mecklenburg 109 fg. 

Medici, Giuliano. Medaille 80. 

Megara Hjblaea 190. 

Meier, Isaak 347. 

Merenberg 169 fg. 

Merowingischer Triens v. Sitten 15. 

Mesico III. V. Polen 112. 

MHTRnNAH. Samothracc 2. 

Monau, P. 347. 

Morel Patio f 149. 

Mostene 6. 

Moxeani 8. 

Mühlhausen 218. 

Münster 315. 

Münsterberg 127. 

Münzfunde, antike: 
Heraclea Bithjniae 4. Indien 9. 
Pamphylien 6. Kronstadt 350. 
Thessalien 91. 

mittelalterliche : 
Amswalde 109. Ausleben 337. Be- 
yern 288. Breslau, Baths- u. Mag- 
dalenenkirchthurm 346. Brunn 75. 
Bünstorf 99. 109. Bursfelde 288. 
Cazlau 85. Chios 23. Chörau 145. 
Daelie 100. Dessau 251. Eiben- 
schitz 33 48. Freckleben 266. 
Grochewitz 212. 217. Groningen 
337. im Halberstädtischen 299. 
Hlina 33. 48fg. Hohenwalde 105fg. 
Klein Boscharden 15fg. Kanneberg 
104 fg. 1 10 fg. Löwen 1 17. Lond- 
zyn 241. 251. 279. Loxstedt 349. 
Lupow 241. 251. St. Magnus 349. 
Marschwitz 124. 144. Naubom 151. 
Nemcitz 84. Neumarkt 117. 01- 
mütz 33. Peisterwitz 20. 60. 96 fg. 
Prausnitz 143. Bakwitz 33 fg. 



370 



Register. 



Bathan 144. Rawicz 93. Saalsdorf 
337. Santersleben 280. 290. Sarbs- 
ke 1 43. Schadeleben 263. Schlan 
48. Schmolitz 98. Senitz 84. 
Sel8oe250. Schwiesow 108. Schweid- 
nitz 316. Seelensdorf 99. Teschen- 
busch 119. Trebitzlll. Volperts- 
hausen 151. Vossberg 242. 250. 
Wättrisch 14. Wesenberg 250. 
Wieuweerd 17. Zerbst 208. 

Münzlegenden in fremder Sprache 203. 

Münzreducining des Eukratidas 10. 

Mvaddio<; 193. 

Mundburg 15. 

N. 

Negelin, Agnes 132. 
Neisse 117. 143. 

Nemesis auf der Medaille auf die Er- 
mordung des Giuliano Medici 30. 
Neu-Bruchhausen 349. 
Niclot V. Mecklenburg 109. 
Nicodemus 80. 
S. Nicolaus 76. 
Nicolaus Floren tinus 31. 
Nördlingen. Pfennig 218. 
Nordhausen. Bracteaten 266. 831. 
Nordheim 309 fg. 

0. 

Obr(yzum) 350. 354. 

Ochsenkopf, geflügelt auf einem meck- 
lenburgischen Bracteaten 106. 

Oels 126. 

Oenotrer 205. 

Oettingen. Pfennig 218. 

Ohlau 143. 

Olbia 182. 

Olmütz, bischöfliche Münzen 81 fg. 
herzogliche Münzen 45. 

Omega bei den Elymem 201. 

ON. Werthbezeichnung auf Münzen 
von Segesta? 198. 

ONKIA 202. 

Oppeln 127. 

Osnabrück 315. 

Otto IIL Köln 94. 

Otto I. V. Brandenburg. Goslarer 
Yogteimünzen 269. 

Otto II. V. Brandenburg. Denare 100. 

Otto d. Schöne v. Olmütz 49. 

Otto n. V. Olmütz 5ö. 75. 

Otto Bezpriem v. Polen 21. 

Ottokar I. v. Böhmen 144. 



P. 

Pallas. Samothrake 2. — eilend: 
Strato I, 11. 

Panticapaenm 2. 182. 

PENING 245 fg. 

Peterskirche in Olmütz 64. 

Petrus 67. 

nETeAAOi 91. 

Pfeil und Bogen. Etenna 7. 

Pferd, Vorderteil, aus dem Felsen her- 
vorspringend. ntT$ixXot 91. 

tffgaitoy, tfiiQaiovy 92. 

Philippus 136. 

Philipp Y. Köln 152. 180. 

Philoxenos und Archebius 9. 

Pirckheimer'sche Allegorie: tribalatio 
tolerantia, invidia, spes! 29. 

Plautilla. Tyras 184. 

Pollajuolo 81. 

Pommern 99^. 

PontusstMte, Müniverizag 136. 

Poppe v. Trier 94. 

Porb-ftts auf Münzen 48. 

primae seil notae. Eenner^s Anflösnng 
des I im Stempel der Goldba^^en 
355. 

prior. Mommsens Auflösung desselben 
355. 

Przemislaw v. Troppan 145. 

Pröbste, münzberechtigt 267 tg. 

Punkte der Münzen Ton Malfos lor 
Charakteristik der Sternbilder die- 
nend 228. 

Punkt, Bezeichnung des parasitisohen 
Jota auf Münzen von Begeata 198. 

Pyramus 231. 

Pyritz 101. 

Quedlinburg 330. 

Quirillus et Dionisus, Stempel der 
römischen Goldbarren 350. 

R. 

Ratibor 128. 

Bees 268. 

REFEREN. Münzmeister des Hakon 

Jarl 21. 
Regensburg 95. 97. 
Ptiyirog, Heros von Bhegimn 195. 
Reichstein 195. 
Reinach, TL, Les monnaias 

juives, besprochen t. A. t. 8« 146. 
Reinhansen 296. 310. 
Richard v. d. Nonnaadie 16. 
Robert, f 149. 



Register. 



871 



Roma. Mostene 6. 

Romanns, Bischof von Ronen 16. 

Rose 101. 

Ronen 16. 

Rudolf n. Heller, halbe Weissgroschen 

346. 
Rnnen 248. 
Rnpert y. Magdeburg 18. 

S. 

S aufHellem Ferdinand I.=Silesia 347. 

s schwindet in zefezta 263. 

Sabazios 193. 

Saecularmünze (?) 49. 

Sagan, angebl. s. Heller 345 fg. 

Salvatorkopf 60. 72. 

Salzwedel 102. 

Samothrake 2. 

Saracho v. Corvei 249. 

Satanaus auf Pfennigen des Wladis- 
lav I. ▼. Böhmen 62. 

Saulakes, kolchischer Dynast 4. 

Saumakos, skythischer König 3. 

Schweidnitz 126. 

Segesta 187^. 

SiytaraC^ß = Ziytcimti. Nymphe 194. 

aiÄAT23133: 200. 

lEFEZTAÄlON = 2iY«nai(ov 201. 

Selinus, megarische Kolonie 190. 

Septimius Severus, Tyras 184. 

Serbische Matapane 79. 

senrus dei 56. 

servus imperatoris 22. 

Siegfried v. Bomeneburg 299 fg. 

Siegfried v. Cammin 100. 

Siegfried v. Magdeburg 251. 

Siemovit v. Beuthen 143. 

S^ignum) CRVCi{s) dei 280. 

Sig(fiavit), Goldbarrenstempel 350 fg. 

Sirmium. Goldbarren 850. 

Sitten, merovingischer Triens 15. 

Srayma. Stempelleiho 136. 

Smith, V. A,, General index to 
the reports of the archaeolo- 
gical survev of India, be- 
sprochen von A. V. S. 147. 

Sobeslaus v. Lubic 21. 66. 

Sobeslaus, polnischer Dynast in Schle- 
sien 67. 

Sobeslaus I. v. Olmütz 63. 78. 83. 

Soest 305. 

Solothum 268. 

Soter megas 12. 

Spalirisus und Azes 12. 

spes mea christvs solvs. MedaiUe 
des Johann v. Küstrin 29. 



Spes, Pirckheimersche Allegorie 29. 

Spitignew y. Böhmen 75. 95. 

Stade. Schlüsselbracteaten 338. 

Stargard 101. 

Stein, M. A., Zoroastrian deitles 
on indo-scytian coins, be- 
sprochen V. A. V. S. 148. 

Stempelleihe der kleinasiatischen 
St&dte 136. 

Stephan d. Heilige v. Ungarn 36 40. 
95. 

Stern. Panticapaeum 2. 

Sternbilder als Münztypen 216 fg. 

Stettin 108. 

Stralsund 102. 

Strassburg 102. 

Strato u. Agathoclea 9. 

Stratonicea 5. 

Svatawa, Wittwe Wratislaw's II. 79. 

Svatopluk V. Olmütz 53. 83. 

Svatopluk u. Udalrich 69. 

T. 

Y. Barbarische Form des T 10. 

Tarent 232. 

TaQavilvog. Heros 195. 

Tauben, Ernährerinnen des Zeus, 

Sternbild der Pleiaden 224 fg. 
Teschen 127. 
Teterow 113. 

Theoderich v. Lothringen 94. 
THEDERicvs AD 252 fg. vrgl. Dietrich. 
Thessalien 92. 
eEzrpriTOi 92. 
Thronfolger auf Münzen 48. 
Tolerantia, Pirckheimer'sche Allegorie 

29. 
Traube, Sternbild der Pleiaden auf 

den Münzen von Mallos 225. von 

einem Stern begleitet auf Münzen 

von Keos 226. 
Treptow 108. 
Tribulatio, Pirckheimer'sche Allegorie 

29. 
TYP. Contremarke 184. 
Tyras 182 fg. Aera von Tyras 184. 

U. 

Udalrikus v. Brunn 69. 
Udo V. Katlenburg 278. 
Ulrich V. Hardegg 145. 
Unko V. Weener 269. 
Utrecht Probst Balderich 269. 



Venerabilis 302. 
Yerdun 94. 



V. 



372 



Register. 



Viereck, vertieft. Panticapaeum 2. 
Viergespann lenkendes Weib mit 

Ähren 202. 
Villingen 95. 
Vratislavia 144. 

W 

Wappenbilder auf schlesischen Brac- 

teaten 119. 
Wappenthier nnd Inhaber im Münz- 

bild vereinigt 111 fg. 
Wappenwechsel 101. 
Weif I. u. IL 40. 
Welmniczis, Anna. Stein 26. 
8. Wenzel 40 fg. 
Wenzel v. Olmütz 64. 
Wenzel IIL v. Teschen 348. 
Werthbezeichnung auf Münzen v. 

Segesta 198. 
Westfälischer Charakter der Münzen 

im mainzischen Sachsen 319. 
Wetzlar 170 fg. 
Wicelin v. Nordheim 327 fg. 
Wichmann v. Magdeburg 327. 
Wildeshausen 2G8. 349. 
Wismar 114. 
Wizlaw I. V. Rügen 104. 
Wladislaw I. v. Böhmen 85. 



Wladislaw I. v. Olmüts 61. 

Wladiwoi 98. 

Wolflf, Tobias 26. 

Wolfkampf 61. 

Wollin 108. 

Wormser Halbbracteaten 262. 

Wratislaw II. v. Brunn und Olmüts 45. 

Wratislaw II. u. Bretislaw II 46. 

Wratislaw II. u. Boleslav 53. 

Wratislaw III. v. Brunn 76. 

T. 

Y barbarische Form des T 10. 
York 95. 

Z. 

Zaccaria, Martine. Matapan y. Chios 
22. 

Zdik, Bischof v. Olmütz 81. 

Zephyros, doppeltgeflügelte m&nnliehe 
eilende Figur. Malio8 230. 

Zeus, stehend: 
Spalirisus und Azes 12. Soter me- 
gas 13. thronend (ZEYC KACIOC): 
Korkyra. Seleucia 223. Kopf: 
Iconium 7. Münze der llttd'aXtkf 
91. Stratonicea 5. 

Znaim, herzogliche MÜnien 76. 



Draek ron W. Ponnottor in B«rlin. 



VERHANDLUNGEN 



DER 



NUMISMATISCHEN GESELLSCHAFT 



ZU 



BERLIN. 



1888. 



Sitzung Yom 2. Januar. 

Herr v. Sallet sprach über einige neue Entdeckungen auf 
dem Gebiet der braktisch- indischen Numismatik, zunächst über 
das ins Britische Museum gelangte merkwürdige Zehndrachmen- 
sttick (Silber), wahrscheinlich der ersten Zeit der braktischen 
Königsherrschaft, vielleicht dem Eukratidas oder Heliokles an- 
gehörend, welches auf der einen Seite das Bild eines gepanzerten, 
mit der persischen Eönigsmütze geschmückten und einen Blitz 
haltenden Königs darstellt, jedenfalls Alexander des Grossen, wie 
auch das beigeschriebene aus A und B {UXs^dväQov ßaadicog) 
bestehende Monogramm wahrscheinlich macht. Auf der Rück- 
seite ist ein griechischer Krieger zu Pferde dargestellt, der mit 
seiner Lanze einen barbarischen, auf dem Elephanten sitzenden 
Eindringling energisch angreift und verjagt, eine vortreflFlich ge- 
zeichnete Darstellung des von dem baktrisch-griechischen Herr- 
scher besiegten und vertriebenen eroberungssüchtigen barbari- 
schen Kachbars. Das griechische Reich in Baktrien und Indien 
widerstand fast dreihundert Jahre den indischen Eindringlingen, 
welche schliesslich zwar siegreich waren, aber griechische Schrift 
und Sprache beibehielten. — Ein zweites für die Geschichte der 
baktrischen Reiche sehr wichtiges Stück ist das bisher ganz un- 
bekannte, dem Berliner Museum zugegangene Tetradrachmon des 
Königs Archebius, welches auf der Rückseite den Namen und 
Titel des Königs Philoxenos nennt, also beweist, dass diese beiden 
Könige gemeinsam dasselbe Reich beherrschten. 

Herr Dannenberg, in der Vorführung kunstvoller Mittel- 
altermünzen fortfahrend, brachte eine reiche Reihe von Brak- 

teaten, sämmtlich aus der besten Zeit der zweiten Hälfte des 

1 



— 4 — 

zwölften Jahrhunderts, von Brandenburg, Meissen, Sachsen, Braun- 
schweig, Magdeburg, Halberstadt, Quedlinburg, Goslar und von den 
Kaisern zur Anschauung. Unter diesen sind besonders hervorzu- 
heben die Goslarischen und die des Vogtes Walter von Arnstedt mit 
dem schönen kräftigen heraldischen Adler, mehrere Bernhards 
von Sachsen mit der vollständig richtig gezeichneten Figur des 
Herzogs im Waffenschmuck, sowohl zu Fusse wie zu Bosse, reiche 
Darstellungen der Quedlinburger Äbtissin Beatrix und namentr 
lieh von Ilalberstadt ein Brakteat mit der anmuthigen Darstel- 
lung, wie über einem Bogen, unter welchem der Körper des Mär- 
tyrers Stephan unter Steinen hingestreckt erscheint, dessen Seele 
von Engeln in den Himmel aufgenommen wird. 

Aus Aiilass des vor wenigen Monaten im Regierangsbezirk 
Köslin gehobenen Hacksilberfundes besprach Herr Menadier die 
in demselben mehrfach vertretenen Denare mit den Aufschriften: 
HIRSTEIDTE BISCOP und lELITHISPENING. Anknüpfend an 
den ersten, durch Cappe gewagten Erklärungsversuch, hat der- 
selbe bereits vor zwei Jahren eine Deutung derselben geliefert, 
ist jedoch damit bisher auf Widerspruch gestossen. Handelt es 
sich doch auch nicht nur um Münzen einer bisher in der numis- 
matischen Literatur nicht anerkannten Münzstätte, sondern um 
etwas sonst durchaus Unerhörtes, um Münzen des zehnten und 
elften Jahrhunderts mit deutschen, altsächsischen Umschriften. 
Jedweder Versuch, dieselben als lateinische zu erklären, ist bis- 
her misslungen, und sie für sinnlos und unerklärbar auszugeben, 
widerräth nicht nur der saubere Schnitt, sondern noch weit mehr 
die Übereinstimmung der Umschriften auf allen Stücken trotz 
der Verschiedenheit der Münzbilder. HIB STEID TE BISCOP 
ist unzweifelhaft niederdeutsch, und kann nichts anderes be- 
deuten als: „hier steht der Bischof". Nicht nur gegenwärtig 
spricht der Niedersachse in dieser Weise, sondern, wie sich in 
dem heutigen Plattdeutsch die ältere Sprache erhalten hat, auch 
um das Jahr tausend wurde in Niedersachsen derart gesprochen; 
namentlich lässt sich das HIR als die durchaus übliche Form 
aus dem Heliand belegen. Ist aber ein Streit über das Nieder- 
deutsch dieser Umschrift ausgeschlossen, so spricht die Vennu- 
thung dafür dass auch die Umschrift der anderen Seite nieder- 
deutsch is^ Oas um so mehr, als sie auf PENINO ausgeht, 



- 5 — 

das sich vom Standpunkt einer andern Sprache schwerlich er- 
klären lassen wird, als niederdeutsche Form für ^Pfennig" in 
einer Münzumschrift durchaus am Platze ist. Das IE des 
Anfangs zu HIE zu ergänzen, verbietet das regelrechte HIR 
der andern Seite. Dagegen könnte man, wie Herr Professor 
Rödiger mittheilt, lesen: IE LIT HIS PENING und unter 
Erklärung des IE als Präfix und des HIS als pronomen 
possessivum „es liegt sein Pfennig'' im beabsichtigten Gegen- 
satz zu der ersten Umschrift deuten. Das ist jedoch nicht 
nur für jene Zeit zu künstlich, sondern überhaupt nicht recht 
passend für eine Münzumschrift. Vor allem würde dabei die 
Bezeichnung der Münzherrschaft den Münzen völlig fehlen, die 
zu liefern der vornehmlichste Zweck der Aufschriften ist. Ent- 
sprechen dieselben überhaupt dieser Forderung, so kann der 
Namen allein und muss er in dem lELITHIS enthalten sein, da 
an allem andern sich nicht deuteln lässt. Nimmt man aber 
lELITHIS als ein Ganzes, dann ist es der Genetiv eines Mas- 
kulinums oder Neutrums auf E, und gewinnen wir einen Orts- 
namen in der Form lELITHE, die sich bei dem im sächsischen 
gewöhnlichen Wechsel zwischen I und G (Gena-Jena, Gefri- 
Jeveri) nahezu vollständig deckt mit dem „Getlide" der Urkunden, 
so dass wir gewiss mit der Deutung „Gittelde's Pfennig" nicht 
fehlgreifen. Dieser Bestimmung fügen sich sämmtliche numis- 
matischen Elemente. Grote und Dannenberg haben auf Grund 
ihrer äussern Erscheinung Münzen in die Nähe von Corvei ge- 
wiesen. Gittelde ist ausser Bursfelde die Corvei nächstgelegene 
Münzstätte nach Osten hin. Der jüngste Pfennig dieser Reihe 
mit dem Namen und Bilde des Königs Heinrich trägt auf der 
Kehrseite die Namen der Goslarer Stiftsheiligen: S. Simon Juda 
um das Bild des Geistlichen. Gittelde liegt nur wenige Meilen 
von Goslar entfernt. Hildesheim kann nicht in Betracht kommen, 
da der Namen sich nicht fügt und seine derzeitigen Münzen 
bekannt sind. Gittelde ist in dem fraglichen Gebiet ausserdem 
die einzige bischöfliche Münzstätte. Dass aber in Gittelde ge- 
münzt worden ist, ergiebt sich unzweifelhaft aus der Urkunde 
vom 12. Dezember 965, laut welcher Kaiser Otto I. auf Ver- 
mittlung seiner Gemahlin Adelheid die Errichtung einer öffent- 
lichen Münze im Dorfe Getlide in der Grafschaft Lisgo genehmigt 



— 6 - 

und die Einkünfte derselben der Kirche St. Moritz in Magdeburg 
wie auch den Zoll vom dortigen Marktverkehr und alles schenkt, 
was zu seinen Einkünften und Gerechtigkeiten dort gehört hat, 
sowie der Urkunde vom 4. Juni 973, in welcher Kaiser Otto II. 
der Kirche zu Magdeburg die von seinem Vater verliehenen Pri- 
vilegien, darunter auch die Marktgerechtigkeit in Getlide und 
die Münze nebst dem Zoll und Bann daselbst bestätigt. Selbst- 
verständlich verschlägt es nichts, dass die Münzen nicht von 
einem Erzbischof, sondern von einem Bischof reden: die Erz- 
bischöfe nannten sich auch auf ihren Münzen vielfach schlecht- 
hin Bischof. Auch dürfte, wenn der Typus mit der Kirche als 
der ältere, der mit dem Brustbild des Erzbischofe als der jüngere 
zu gelten hat, der Widerstreit zwischen Bild und Umschrift sich 
leicht aus den Rechtsverhältnissen der Gittelder Münze erklären, 
wie sie sich aus den angeführten Umständen ergeben. Das in 
dem Ortsnamen der Münzen vor dem 1 fehlende t hat aber trotz 
der Begelmässigkcit dem allen gegenüber nicht das Gewicht, 
dass dieserhalb die Deutung überhaupt aufzugeben wäre: wir 
müssten sonst sicher die Hälfte sämmtlicher Münzbestimmungen 
aufgeben oder als fraglich bezeichnen. 

Sitzung vom 6. Februar. 

Herr Weil berichtete über die neueste Literatur der Elektron- 
prägung von Cyzicus, namentlich über die Arbeiten von Siz and 
Grecnwell, und sprach sich im Allgemeinen für die Ansicht von Six 
aus, dass wir in den zahlreichen Gcprägen der Stateren Wappen 
oder Abzeichen der prägenden Beamten zu erkennen hätten. 

Herr Alexi sprach über zwei Trienten, die man dem 
friesischen Münzwesen versucht hat einzuflechten, obgleich 
sie nichts mit demselben zu schaffen haben: der eine Triens 
zeigt auf der Ilauptseite die Legende ANASTASIVS FEI (8) um 
ein Brustbild, auf der Rückseite den bekannten Yictoriatypus; 
der andere zeigt auf der Hauptseite die Legende AVDVLPVS 
FRISIA um ein Brustbild, auf der Rückseite VICTVRIA 
AYDVLFO (im Abschnitt M.) um ein Kreuz mit anhängendem 
AGJ. Für die Attribution des ersten Triens (Zeitschrift für 
Numism. B. XIII.) war wohl das letzte 8 entscheidend, doch ist 
dieses 8 gerade ein sehr zweifelhafter Bestandtheil der Legende; 



— 7 — 

die Bestimmung wird dadurch hinfällig, da das übrigbleibende 
FRI als verwilderte Kaisertitulatur erscheint (H. Lenormant 
Rev. Num. 1853). Den zweiten Triens hat zuerst Duchalais 
(Rev. Num. 1854) getreu abgebildet, jedoch wird seine Be- 
stimmung — er sah in diesem Audulfus einen friesischen rex 
oder dux — von Filion und Cartier (Rev. Num. 1855) mit Recht 
bezweifelt; die letzteren sehen in dieser Münze eine alltägliche 
Merowinger Prägung mit Angabe des monitarius und der Münz- 
stätte, sie legen die Münze nach Prisia im Somme-Departement, 
und fügt Filion ausserdem hinzu, dass dies ein häufig vor- 
kommender Ortsname im nördlichen Frankreich sei. Vollständig 
befriedigt auch diese Erklärung nicht, auffällig bleibt die doppelte 
Namensnennung immerhin; sie erinnert an die Gepräge von 
Clodhar II. (von Arles, Marseille und Viviers), wie auch an die 
Marseiller Mauricius-Nachprägung, und dürfte auch der Schluss 
berechtigt sein, dass dieser Audulfus eine hervorragende Stelle 
im fränkischen Reiche eingenommen habe. Das Münzbild, das 
Kreuz mit anhängendem ACJ, ist gleichfalls von einem in Vienna 
geprägten Mauricius-Triens genommen, und wird die Münze wohl 
um das Jahr 600 geprägt sein. Bei der fränkischen Fabrik, 
bei dem durchaus feinen Stil und christlichen Charakter dieser 
Münze ist es wohl ausgeschlossen, in derselben die Prägung 
eines heidnischen friesischen Häuptlings zu sehen; durchaus un- 
thunlich ist es jedoch, diese ganz ephemere Prägung in das 
friesische Münzwesen zu übertragen. 

Herr Menadier wies in dem Denar Dbg. 1236 ein Ge- 
präge der Abtei Reinhausen bei Göttingen nach. 

Herr Dannenberg machte in Ergänzung seines Vor- 
trages in letzter Novembersitzung über den Fund von Ribnitz 
Mittheilung über eines der merkwürdigsten Stücke desselben, 
einen Sterling mit Heinrichs HI. von England Bild und Namen 
auf der Hauptseite und auf der Rückseite mit dem die Stelle 
des Münzmeisters und der Prägestelle einnehmenden Spruche: 
amor umnia (statt omnia) vincit; da die Umschriften mittel- 
alterlicher Münzen, so weit sie über die Bezeichnung der Münz- 
stätte und etwa des Münzmeisters hinausgehen, lediglich im 
Dienste der Religion stehen, so wird man wohl diesem Spruche 
keine profane, sondern eine religiöse Deutung zu geben haben. 



~ 8 - 

Ferner sprach derselbe über einen im vergangenen Jahre bei 
Klietz in der Altmark gehobenen kleinen Schatz, der in einem 
von dem Vortragenden vorgelegten Topfe von (9,5 cm Höhe und 
10 cm Durchmesser) ohne Henkel, von Burgv^rall- Typus gegen 
600 Münzen umfasst, sämmtlich Wendenpfennige etwa aus der 
zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts in wenigen Verschieden- 
heiten, namentlich entfernten Nachahmungen der Deventer'schen 
Denare uüt AGJ, selbstredend ohne numismatischen Werth, aber 
doch interessant, in so fern sie uns den damaligen Geldumlauf 
in jener Gegend vor Augen führen. 

Sitzung vom 5. März. 

Herr Martini wies eine Anzahl römischer Gold- und 
Silberniünzeu vor, die er aus der kürzlich aufgelösten Belfort^schen 
Sammlung erworben hat. Unter den Denaren zeichnete sich 
durch schönen Stil und tadellose Erhaltung eine Münze der 
Domitia aus, welche abweichend von den bisher veröffentlichten 
Exemplaren auf dem Avers die Umschrift Domitia Aug Jmp 
Domitian Aug Germ hat, während der Revers den Pfau mit 
Concordia August zeigt. Anknüpfend au die aus derselben 
Sammlung erworbenen Münzen des Augustus besprach der Vor- 
tragende alsdann den Denar des Mescinius, welcher das PortrÄt 
des Augustus von vorn mit der Umschrift S • C • OB R • P • CVM 
SALVT . IMP . CAESAR • AVG • CONS • trägt. Die von Cave- 
doni gegebene Lesung: senatus consulto ob rempublicam cum 
Salute imp. Caesaris Augusti conservatam ist, wie in der sich 
anknüpfenden Debatte von Herrn v. Sallct bemerkt wurde, die 
einzig richtige, auch ist gar keine Möglichkeit, die Denare des 
Mescinius in das Jahr 730 statt 738 zu setzen, denn andere 
Denare dieses Monetars feiern die bekanntlich ins Jahr 737 
fallenden Säkularspiele des Augustus. Die von Mescinius er- 
wähnten Vota pro Salute et reditu Augusti sind die des Jahres 
738, als Augustus nach der Niederlage des Lollius nach Gallien 
ging, und man in Rom wegen der von den Germanen drohenden 
Gefahr sehr besorgt war. 

Herr v. Sali et besprach ein vom königlichen MQns- 
kabinet erworbenes schönes Steinmodell zu einer Medaille 
mit dem von vorn dargestellten Brustbild des berQhmten 



— 9 — 

Kanzlers Joachim's IL und Johann Georg's, Dr. Laraprecht 
Distelmeier, aus dem 65. Jahre des Dargestellten, also nicht 
lange vor seinem Tode 1588 verfertigt. Dieses kostbare Stück, 
welches der Vortragende gegenwärtig ausführlicher in der 
„Zeitschr. f. Numism.'' behandelt, ist von derselben Hand wie 
das der ebenfalls in Berlin ansässig gewesenen Anna Welmiczis 
(1577), der Gemahlin des Rechtsgelehrten Prwer (Prüfer); der 
Künstler steht dem Tobias WolflF nahe, ist nicht so elegant, aber 
kraftvoller und energischei' als dieser. — In ähnlicher Tracht 
und verwandter Auffassung zeigt den Kanzler Distelmeier ein 
gleichzeitiger Kupferstich von Hieronymus Nützel und ein zwar 
schlechter, aber nach alter Vorlage gearbeiteter der Seiderschen 
„icones" u. s. w. (1670.) 

Anknüpfend an diese Vorlage wies Herr Dannenberg 
darauf hin, wie äusserst werthvoU dies Kunstwerk nicht 
nur wegen seiner vortrefflichen Arbeit, sondern schon als 
eine der äusserst spärlichen brandenburgischen Medaillen 
des 16. Jahrhunderts ist. Es vervollständigt dies Modell die 
schon in unserem königl. Münzkabinette vorhandene Reihe der- 
selben, welche aus unserm kunstarmen brandenburgischen Boden 
noch 2 des Kurfürsten Joachim IL, 1 von Sabina, der Gemahlin 
seines Sohnes Johann Georg und 1 von der Anna Welmiczis 
aufweist, anscheinend wohl der ganze uns überkommene Bestand. 
Bemerkenswerth ist übrigens, dass von diesen brandenburgischen 
Medaillenmodellen (abgesehen von dem der Welmiczis) gleich- 
zeitige Abgüsse nicht bekannt sind, während umgekehrt die 
Modelle zu den sonstigen alten Gussmedaillen des nordöstlichen 
Deutschland verschollen sein dürften. — Herr Dannenberg 
brachte ferner, im Anschluss an frühere Sitzungen, eine statt- 
liche Folge kunstvoller deutscher Gepräge des späteren Mittel- 
alters (12. bis 15. Jahrhunderts) zur Anschauung, namentlich 
rheinische von Köln, Trier, Essen, Moers, sowie einige loth- 
ringische, westfälische und böhmische (von Wladislaw, 1109 bis 
1125), welche letztere in sauberster Ausführung auf kleinstem 
Raum (16 Millimeter) bei durchaus korrekter Zeichnung Erstaun- 
liches leisten, daher auch z. B. in Kuglers Kunstgeschichte aus- 
drückliche Anerkennung bezüglich ihrer künstlerischen Bedeutung 
gefunden haben. 



— 10 — 

Hen- Alexi besprach einen zuerst von Herrn Menadier 
richtig bestimmten Denar des Bischofs Bertbold von Wörzburg 
(1266—1274), welcher durch die Darstellung des Familien- 
wappens des Bischofs, eines Grafen von Henneberg (die Henne) 
interessant ist. 

Herr Menadier besprach den Reiterbrakteaten des Herzogs 
Otto des Kindes von Braunschweig Lüneburg, der in Göttingen 
im Leingau geprägt sein wird, dessen Grafschaft mit dem Sturze 
des Grafen Hermann von Winzenburg an die thilringischen Land- 
grafen übergegangen war, und machte es wahrscheinlich, dass 
der im vergangenen Jahre für das königl. Münzkabinet er- 
worbene Brakteat vom Schlage der Odenwalder mit dem Bilde 
der sitzenden Aebtissin zu Kauffungen geprägt sei, der von der 
Kaiserin Kunigunde gegründeten Frauenabtei. 

Sitzung vom 2. AprlL 

Herr v. Sali et legte drei Lichtdruck tafeln zu seinem dem- 
nächst in der Zeitschrift für Numismatik erscheinenden Bericht 
über die Erwerbungen des königlichen Münzkabinets vor, welche 
die zum Theil bereits früher schon besprochenen Silbermünzen 
von Samothrace, von Stratonicea (unedirtcs Didrachmon) der 
baktrischen Könige Philoxenus und Archebius, Diomedes und 
Strato, das braktcatenartige Schmuckstück mit dem Bildniss 
König Heinrichs I. und eine Reihe schöner Medaillen und Me- 
daillenmodelle enthalten. Unter den letzteren befindet sich auch 
der in einer früheren Sitzung besprochene Stein mit dem Brust- 
bild des Brandenburgischen Kanzlers Lamprecht Distelmeier 
(t 1588). Ausser den früher schon genannten Kupferstichbild- 
nissen giebt es noch ein schönes und merkwürdiges grosses Öl- 
bild, welches den Kanzler mit seiner ganzen Familie unter dem 
Kreuz betend darstellt, in den Zügen völlig mit unserer Medaille 
übereinstimmend. Das Bild befindet sich in der Nikolaikirche 
in Berlin (dritte Kapelle rechts vom Westportal), in welcher die 
Distelmeiersche Familie begraben ist; auch noch drei andere 
Ölbilder: der Kanzler Christian Distelmeier, Lamprechts Sohn, mit 
seiner Familie knieend, und zwei auf Distelmeiers Tochter Charitas 
und seinen Schwiegersohn Joh. Kötteritsch bezüglich sind in der 
Kirche vorhanden. — Unter den Medaillen zeichnet sich das 



_ 11 -^ 

prachtvolle grosse, bisher noch unbekannte Stück mit dem Brust- 
bild des Giuliano Medici, Lorenzo's Bruder, aus, welcher 1478 
bei der Verschwörung der Pazzi ermordet wurde. Die NEMESIS 
auf der Rückseite dieser schönen, von Nicolo Fiorentino oder 
einem andern vortrefflichen Künstler seiner Schule gearbeiteten 
Medaille bezieht sich offenbar auf das tragische Ende Giulianos 
und die dafür geübte Vergeltung. 

Herr Dr. P. J.Meier aus Braunschweig, der als Gast sich 
an der Versammlung betheiligte, legte einige Gipsabgüsse nach 
Medaillen und Medaillenmodellen des herzoglichen Museums zu 
Braunschweig vor; besonderes Interesse erregten die Letzteren, 
unter denen sich das Holzmodell zur Dürermedaille des Hans 
Schwartz, die z. Th. auf der Rückseite bezeichneten Holz- 
modelle von Friedrich Hagenauer zu Medaillen auf Caspar 
Hedio, einen unbekannten bärtigen Mann und einem gleichfalls 
unbekannten Mönch, sowie ein Holzmodell von 1526 auf Georg 
Hulscher und ein Steinmodell von 1531 auf Wilhelm Schmidmayr 
befanden. 

E. Bahr fei dt sprach über einen kleinen Fund deutscher 
Brakteaten aus dem Ende des XH. Jahrhunderts, der zwar nicht 
neuerdings gehoben, sondern aus einer alten jetzt aufgelösten 
Sammlung in Schlesien zum Vorschein gekommen ist. Der Fund 
enthielt 14 verschiedene Typen, welche der Vortragende vorlegte 
und näher erläuterte. Danach gehört ein Gepräge an Friedrich 
Barbarossa, eines an Otto II. von Brandenburg, drei sind wahr- 
scheinlich von kleinen, bezüglich ihrer Prägethätigkeit unter 
askanischem Einflüsse stehenden Dynasten ausgegangen, ein 
Brakteat wird an Bernhard von Sachsen gegeben und acht Stücke 
für Meissen in Anspruch genommen. Sehr interessant und selten 
erscheinen der Brakteat von Otto H. von Brandenburg, derjenige 
von Bernhard von Sachsen und der eine Meissen'sche, welcher 
in gewisser Beziehung Ähnlichkeit hat mit dem stummen Jackza- 
Brakteaten, Weidhas Taf. L, 16. Neun der Typen sind bisher 
noch un ediert. Nach der Zusammensetzung des kleinen Fundes 
im Allgemeinen und da in demselben die Brakteaten des Rathauer 
Fundes M6moires de St. P6tersbourgVI, PI. XVIII, Nr 41, 43, 47 
und S.419, Nr. 55 vorkommen, vermuthet der Vortragende, dass 
jener ein versprengter Theil des gi-ossen Rathauer Fundes ist, 



— 12 - 

womit auch — soweit zu ermitteln — Ort und Zeit der Auf- 
findung übereinstimmen. 

Herr M en a d i e r sprach über die Familien wappen der Bischöfe, 
die auf den Münzen seit dem Ende des 13. Jahrhunderts er- 
scheinen, insonderheit den Würzburgern und Paderbomern, und 
wies den Abdruck eines bisher unbekannten Brakteaten des Her- 
mann Graf von Blankenburg, Bischof von Halberstadt vor, auf dem 
der Bischof mit einem Hirschhorn in jeder Hand dargestellt ist. 

Herr Laverrenz besprach die Medaillen Kaiser Wilhelm's. 
Zunächst legte der Vortragende vier Gipsabgüsse von Preis- 
medaillen vor; letztere wurden auf Antrag des Kultusministers 
für Verdienste um die Wissenschaft in Gold und Silber ver- 
liehen. Um den Kopf des Königs Wilhelm sind die Symbole 
der vier Fakultäten nach Raphael dargestellt. An hervor- 
ragende Künstler werden ähnliche Medaillen verliehen, die sich 
nur hinsichtlich der symbolischen Darstellung unterscheiden; die 
Kehrseiten sind bei allen vier gleich. Sie zeigen den umstrahlten 
Phoebus, der eine Quadriga führt. Durchmesser der grösseren 
Medaille beträgt 44, der der kleineren 31mm. Die Stempel sind 
von Jachtmann und von Pfeufifer geschnitten. Von den Krönungs- 
medaillen erhielt die von Fischer geschnittene den meisten Bei- 
fall. Dann folgten Gedächtnissstücke auf das 80jährige Dienst- 
jubiläum (von Loos), auf den 90jährigen Geburtstag (von ÜU- 
mann und Schultz), auf das 25jährige Regiemngs-Jubilftnm (von 
Loos), sowie verschiedene Sterbemedaillen (Weigand, Loos, 
Oertel u. a.). Nicht uninteressant, wenn auch von hOchst mittel- 
mässiger Ausführung waren 3 Gepräge, welche, in Paris herge- 
stellt, auf den dortigen Boulevards z. Z. verkauft wurden. Herr 
L. hob hervor, dass es nicht möglich sei, alle einschlägigen Me- 
daillen in einer Sitzung vorzuführen ; die Zahl der offiziellen Me- 
daillen unseres hochseligen Kaisers ist zwar nicht gross, desto 
zahlreicher aber die nicht offiziellen Prägungen. 

Herr v. Jacobs legte eine Münze des Clemens August, Knr- 
füi*sten und Erzbischof von Köln, als Hochmeister des deutschen 
Ordens, von 1750 vor; die abgekürzten Titel sind zu lesen: 
t,magni magisterii per Borussiam administrator et supremns ma- 
gister ordinis teutonici''. Die geschmacklose Darstellung der 
Rückseite zeigt die h. Elisabeth von Thüringen im Reifrock. 



— 13 — 

Herr Danuenberg vervollständigte die Übersicht, die er in 
früheren Sitzungen über die schönsten Erzeugnisse der raittel- 
alterliclien Stempelschneidekunst gegeben, durch Vorlegung einiger 
weiteren Proben derselben, namentlich eines noch unbekannten 
Attendorner Denars des Erzbischofs Siegfried von Köln, einiger 
Groschen des Grafen Johann von Sayn, von Aachen mit dem 
stehenden Kaiser Karl d. Gr. und mit seinem sowie der Gottes- 
mutter Brustbild u. s. w., auch von Goldgulden der Könige Karl 
und Ludwig von Böhmen, Wilhelms IL, Herzogs von Jülich, 
Wilhelms IL Grafen von Berg und Gerlachs Erzbischofs von 
Mainz in Gemeinschaft mit Pfalzgraf Ruprecht. 

Sitzung vom 7. Mai. 

Der Vorsitzende, Herr Dannenberg, widmete dem ver- 
storbenen Mitgliede der Gesellschaft Polizeihauptmann a. D. 
di Dio Worte der Erinnerung. Der Verstorbene, bis zu seiner 
Übersiedelung nach Dresden eines der eifrigsten Mitglieder 
unserer Gesellschaft, sammelte mit Ernst und wissenschaftlichem 
Sinn römische Republikmünzen und war auf diesem Gebiete auch 
mehrfach literarisch für die „Zeitschrift für Numismatik" und 
und die „Berliner Münzblätter" thcätig. Die Anwesenden ehrten 
das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von ihren Sitzen. 

Herr Weil sprach über das Verhältniss der Tyrannis zur 
griechischen Münzgeschichte. Derselbe führte aus, wie Poly- 
krates in Samos, die Pisistratiden in Athen, Anaxilaos in Rhegion, 
Theron in Akragas und in Syrakus die Deinomeniden sowohl als 
die beiden Dionysios in das Münzwesen ihrer Stadtgemeinden 
nach der formalen Seite hin nicht eingegriffen haben; kein einziger 
aus ihrer Reihe ist auf den Münzen genannt, durchgängig tragen 
die Münzen vielmehr die Aufschrift ihrer Stadtgemeinden, eine 
Erscheinung, die nur in der staatsrechtlichen Form, in welche 
diese Machthaber ihre Stellung einkleideten, begründet gewesen 
sein kann. Werden neue Typen eingeführt, wie in Rhegion und 
Messene das Maulthiergespann, das auf den Sieg des Anaxilaos 
in Olympia zurückgeführt ward, und wiederum die Quadriga in 
Syrakus und Gela, die man auf Gelons olympischen Wagensieg 
bezogen hat, so gilt die Siegerehre nicht weniger der Heimath- 
stadt als demjenigen, der den Sieg errungen hat. Bei den sonst 



— 14 - 

vorliegenden Typen lassen sich wohl gelegentlich Beziehungen 
zu Zeitereignissen mit grösserer oder geringerer Wahrscheinlich- 
keit vermuthen, wie auf den Sieg über die Punier bei Himera 
und denjenigen über die Tyi*rhener, aber unmittelbare Be- 
ziehungen zu der Person des jeweiligen Machthajbers wären darin 
auch heute noch aufzufinden. 

Herr v. Sallet legte den prächtig ausgestatteten Pariser 
Auktionskatalog der Sammlung des in jugendlichem Alter ver- 
storbenen Vicomte de Quelen vor, einer an Reichthum und ge- 
schmackvoller Auswahl mit Ponton d'Am6court wetteifernden 
grossartigen Sammlung römischer Münzen. Das wichtigste Stflck 
ist die schöne Goldmünze des M. Antonius mit einem weiblichen 
Porträtkopf auf der Rückseite, in welchem die französischen Ge- 
lehrten die Fulvia erkennen wollen ; der Vortragende hat in einem 
früher erschienenen Aufsatz der Zeitschrift für Numismatik zu 
beweisen gesucht, dass es nicht Fulvia, sondern Octavia ist, 
welche ganz ähnlich auf den kleinasiatischen Silbermedaillons 
des Antonius vorkommt. Auf der römischen Goldmünze erscheint 
die Gemahlin des Antonius gleichsam als Monarchin, als gleich- 
berechtigte Herrscherin neben ihrem Gemahl, wie später Kleopatra. 
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Münze bald nach dem Frieden 
des M. Anton und des Octavian , dem Vertrag von Bmndusiom 
(40 V. Chr.), geprägt und gewissermassen als eine Denkmünze 
auf die scheinbare Versöhnung und die durch Heirath des 
Antonius mit Octavian*s Schwester gesichert scheinende Freund- 
schaft der beiden Beherrscher des römischen Reiches zu be- 
trachten ist. Von den zahlreichen Seltenheiten der Sammlang 
Quelen ist noch besonders hervorzuheben der goldene Bratus, 
geprägt von Casca, der goldene M. Agrippa und die interessante 
Münze des britannischen Kaisers Carausius, welcher ^ noth- 
gedrungen von Diocletian und Maximian anerkannt, dies Er- 
eigniss durch eine Münze mit den drei Kaiserköpfen und der 
Umschrift CARAVSIVS ET PRATRES SVI feierte. 

Herr Menadier legte Abdrücke einiger Brakteaten der 
Grafen von Beichlingen und der Herren von Apolda vor. Der 
beichlinger Brakteat zeigt einen gekrönten Fürsten, der mit 
der rechten Hand einen Helm und mit der linken einen 
Balkenschild hält, die auch auf einem Siegel des Grafen Friedrich 



— 15 — 

von Beichlingen vom Jahre 1324 zu Seiten des Jüngern Beich- 
linger Wappenschildes mit dem quergestellten gekrönten Adler 
angeordnet sind (Herquet, Urkundenbuch der Reichsstadt Mühl- 
hausen). Die drei andern (v. Posern-Klett, Sachsens Münzen 
im Mittelalter. Taf. XIII. 17. 18. XLVI. 6) zeigen der eine eine 
gekrönte Figur mit Bischofsstab, die beiden andern einen sitzen- 
den Bischof, beziehungsweise das Brustbild eines solchen und 
als untrügliches Abzeichen einen Apfel mit Blüthe, auf den 
beiden ersten in der linken Hand des Münzherrn, auf dem letzten 
zu beiden Seiten des Kopfes, der vollkommen übereinstimmt mit 
dem Apfel auf den Siegeln der Schenken und Vizthume von 
Apolda und jeden Zweifel an diese Bestimmung um so mehr 
ausschliesst, als die vier A auf dem ersten und das doppelte AV 
auf dem zweiten Brakteaten dieselbe unterstützen und zudem 
in einer Urkunde des Jahres 1276 ein Her. monetarius de Apolde 
als Zeuge genannt wird. Der beichlinger wie die apoldaer 
Brakteaten dürften dem dritten Viertel des dreizehnten Jahr- 
hunderts angehören*). 

Herr Dannenberg berichtete in Kürze über den reichen 
Fund böhmischer Denare, der 1886 bei Rackwitz (unweit Lunden- 
burg) gemacht worden. Unter dem vielen Neuen, das er ge- 
bracht, sind namentlich hervorzuheben die Gepräge des Bischofs 
Heinrich II (f 1150) von Olmtttz, eines Sohnes des böhmischen 
Chronisten Kosmas; bemerkenswerth namentlich deshalb, weil 
bisher keine Münzen dieses Erzstiftes vor dem Beginn des 
17. Jahrhunderts bekannt waren; ferner auch ein Denar von 
Wladislaw II. (f 1125), dessen Rückseite einen hässlichen Kopf 
mit kurzen Hörnern und der Umschrift SATANA VS darstellt. 
Man wird dem Beschreiber dieses Fundes, Luschin, beistimmen 
müssen, dass ausserordentliche das Volk erschreckende Natur- 
erscheinungen hier das völlig unerhörte Münzbild der höllischen 
Majestät veranlasst haben; führt ja doch Gosmas selbst den 
Wirbelwind, welcher den Herzogspalast auf den Wysschrad 



^) Der Zufall hat es gefügt, dass der Ende Mai zu Suiza gehobene und 
von Herrn v. Höfken (Archiv für Brakteatenkunde I. 295) beschriebene 
gegen 1220 vergrabene MQnzschatz zwei weitere Brakteaten der Herren von 
Apolda zu Tage gefördert hat, nr. 3 und 7, welche beide den Apfel mit 
Blüthe im Felde und auf dem Rande zeigen. 



— 16 - 

nicdeiiegte (30. Juli 1119) auf den Satan zurück, dessen Walten 
man auch in der furchtbaren Uebcrschwemmung des September 
1118 und dem Erdbeben des 3. Januar 1117 erkannt haben 
wird. Derselbe Vortragende legte auch eine Anzahl schöner 
Mittelaltermünzen, von den Niederlanden, England, Frankreich, 
Italien, Rhodus und Cypern vor, unter denen der seltene Groat 
von Edward I. und der Gold- Augustalis mit Kaiser Friedrich IL 
gutem, porträtähnlichen Brustbilde hervorzuheben sind. 

Sitzung vom 4. Jniii. 

Herr Dannenberg machte mehrere noch unbekannte, im 
nächsten Hefte der Zeitschrift für Numismatik zu erörternde 
Pommersche und Mecklenburgische Mittelaltermünzen zum Gegen- 
stande der Betrachtung. Unter erstcren namentlich eine Reihe 
ältester Brakteaten aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts, zum 
Theil herrührend aus dem vor zwei Jahren bei Kanneberg in 
Mecklenburg gemachten Funde, welche der früheren Annahme 
des Vortragenden, dass ähnliche aus dem Bünstorfer Funde 
gleichfalls pommerisch sind und das Bindeglied zwischen den 
ältesten zweiseitigen Denaren Bogislaws I. und Bogislaws IL 
und Kasimirs II. einerseits und denen Barnims I. andererseits 
bilden, zur starken Unterstützung gereichen. Insbesondere ist 
in dieser Beziehung wichtig ein verwandter Brakteat ander- 
weitiger Herkunft, der neben und auf einem Thurmgebäude die 
bekannten späteren Wappenbilder des damals noch nicht lange 
bestehenden Stralsund, Strahl und Flagge zeigen, so dass damit 
wohl diese Frage als in obigem Sinne entschieden gelten kann. 
Weniger sicher erscheint die Beziehung eines grösseren Brakteaten 
mit geflügeltem Ochsenkopfe sowie eines solchen (des Kanne* 
berger Fundes) mit Hirschkopf und eines kleineren (aus dem 
Hohenwalder Funde) mit gleichem Grcpräge auf die Dynastie 
von Gristow, doch dient einer solchen Annahme immerhin zur 
Grundlage die Thatsache, dass diese Nebenlinie des Bügischen 
Fürstenhauses anfangs einen Hirschkopf, später einen Ochsen- 
kopf im Wappen geführt haben. Bedenken kann nur erregen 
der Umstand, dass die kleinere Hirschkopf-Münze die späteste 
ist, allein die H^'-ren v, Diepholz, bei denen ein ähnlicher Wappen- 



- 17 - 

Wechsel nachweisbar ist, bieten auch für ein solches Schwanken 
und theilweise Wiederkehr des älteren Wappens eine Analogie. 
Unter den mecklenburgischen Ineditis ist besonders beraerkens- 
werth ein kleiner Brakteat aus der zweiten Hälfte des 13. Jahr- 
hunderts mit gegenübergestelltem Menschen- und Stierkopfe; für 
eine derartige Vereinigung des Bildes des Fürsten mit seinem 
Wappen wurden zahlreiche Beläge beigebracht. 

Herr v. Prollius machte Mittheilung von dem Ende Januar 
dieses Jahres auf dem Stringlingsberge bei Ribnitz gehobenen 
und leider vor der wissenschaftlichen Verwerthung zumeist nach 
Dammgarten zerstreuten Münzfunde. Gleich dem grossen, am 
9. April des vergangenen Jahres entdeckten Münzschatze, der 
unsere Kenntniss des deutschen Münzwesens im 13. Jahrhundert 
so wesentlich bereichert hat, bestand auch dieser zweite Fund, 
so weit er dem Berichterstatter der „Mecklenb. Nachr." (1888 
No. 39 vom 15. Februar und No. 110 vom 12. Mai) bekannt ge- 
worden ist, zumeist aus Sterlingen König Heinrichs III. von Eng- 
land und bischöflichen münsterschen Wewelinghöfern. Hervor- 
zuheben sind besonders, weil in dem ersten grössern Funde 
nicht vertreten, ein Sterling des Königs Eduard I. von England 
(1272—1307) zu York geprägt, und ein Reiter der Margarethall, 
von Konstantinopel, Gräfin von Hennegau (1244—1279) zu 
Valenciennes geprägt. Auch sollen neben den Silbermünzen in 
einem besondern Gefässe Goldmünzen gefunden sein. 

Herr Menadier legte Kruse's kölnische Geldgeschichte bis 
1386 nebst Beiträgen zur kurrheinischen Geldgeschichte bis zum 
Ende des Mittelalters (Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte 
und Kunst. Ergänzungsheft IV. Trier 1888) vor. Eine der vor- 
nehmsten Aufgaben der deutschen Münzforschung in Angriff 
nehmend, ist dieselbe als eine tüchtige und höchst verdienstliche 
Arbeit zu bezeichnen, aber ohne die feste Grundlage unter- 
nommen, die ein den heutigen Ansprüchen der Wissenschaft ge- 
recht werdendes Verzeichniss sämmtlicher kölnischer Münzen 
bieten würde — Cappe's Verzeichniss kann als solches nicht 
gelten, obgleich er grössere Verdienste um die Münzkunde hat, 
als manch ein gelehrter Mttnzforscher unserer Tage, der vornehm 
über ihn die Achsel zuckt — gelangt sie vielfach zu Aufstellungen, 
welche sich nicht als stichhaltig bewähren und den Widerspruch 



— 18 — 

herausfordern. Zunächst ist es jedenfalls unglücklich ausge- 
drückt, wenn die skandinavische Mark (von ca. 234 gr.) und das 
angelsächsische Pfund (von ca. 350 gr.) als in Wirklichkeit iden- 
tisch bezeichnet werden (§ 6). Das Verhältniss zwischen Pfund 
und Mark von 3 zu 2 erscheint zudeno zu schwierig für den Ver- 
kehr, als dass es als ursprünglich bezeichnet werden könnte. — 
Von grösserer Bedeutung jedoch ist es, wenn behauptet wird, 
dass durch die Abschaffung des Pfundes und die Einführung der 
Mark der karolingische Münzfuss conservirt und befestigt worden 
und nur in der Münzrechnung mit der vordem herrschenden 
Übereinstimmung des Münz- und Gewichtssystems gebrochen wor- 
den sei, dass entsprechend den 240 Pfennigen, die in der Zeit 
der Karolinger aus dem Pfunde (367 gr.) geprägt worden, aus 
der Mark, dem zwei Drittel des Pfundes (233 gr.) nicht erst im 
13. Jahrhundert, sondern von Anbeginn an 160 Pfennige ge- 
schlagen worden seien, und dass die Mark zu 144 Pfennigen 
lediglich eine Rechnungsmark sei, deren Entstehung durch die 
Vorliebe des Mittelalters für das Duodecimalsystem als auch 
durch die Berechnung der Münzkosten und des Schlag- 
schatzes zu erklären sei, Kaiser Friedrich Barbarossa aber bei 
seiner Annahme, dass zu Köln 144 Pfennige aus der Mark ge- 
prägt worden, der irrthümlichen Verwechslung von Münzmark 
und Rechnungsmark geziehen werden müsse (S. 11 fg.). Es han- 
delt sich um die grofse von Friedrich am 9. Januar 1166 der 
Stadt Aachen ausgestellte Urkunde, in welcher gesagt wird: »Pre- 
terea ne crebra mutatio monete, que aliquando gravier, aliqaando 
levior esse solebat, in dampnum tam gloriosi loci de cetero re- 
dundet, ex consilio curie nostre monetam inibi cudi fecimos in- 
eadem puritate, gravitate, forma et numero perpetuo duraturam. 
De marca cudentur viginti quatuor solidi, duodecim solidis colo- 
niensium semper equipolentes , ita videlicet, ut ex his viginti 
quatuor solidis duodecim solidi colonienses haberi possint, 
et de duodecim solidis colonieusium viginti quatuor solidi 
aquensium sine impedimento possint cambiri. Forma vero 
denariorum talis erit, quod in una parte erit imago s. Karoli 
et eins superscriptio , ex altera parte nostra imago cum 
nostri nominis superscriptione . ." Den Herren J. und A. Erb- 
stein i«it ^j Tepr'iP.kf einen »uf Grund dieser Anordniing ge- 



— 19 — 

prägten Pfennig ausfindig zu machen und zu erwerben (Der älteste 
Aachener Denar mit dem Brustbilde Karls des grossen. Aus 
Dresdener Sammlungen, I. Dresden 1881). Freilich besitzt der- 
selbe nicht das Normalge wicht von 0,81 Gramm, wiegt er viel- 
mehr nur 0,71 Gramm, allein jedes Wägen einer gröfseren Zahl 
gleichartiger Pfennige lehrt von neuem, dass die Stückelung in 
jener Zeit sehr ungleichmässig vorgenommen wurde, und die in 
Fabrik, Grösse und Schwere dem Aachener sich auschliefsenden 
Lütticher Denare schwanken im Gewicht von 0,78— -0,85 Gramm, 
entsprechen mithin der Vorschrift durchaus. Dass die verhältniss- 
mässig wenigen Wägungen, welche mit kölnischen Pfennigen vor- 
genommen sind, ein geringeres als das Gewicht von 1,62 Gramm 
ergeben haben, ist dagegen um so weniger geltend zu machen^ 
als es sich bei ihnen weder um stempelfrische noch um Stücke 
heimischen Fundortes handelt, sondern um solche, die durch den 
Verkehr weit umhergeführt sind und dadurch starke Einbusse 
erlitten haben. Unter jeder Bedingung ist es als ausgeschlossen 
zu erachten, dass der Kaiser und seine Rathgeber bei der Re- 
gelung des Aachener Münzwesens sich im Irrthum über die köl- 
nische Münzwährung befunden habe, ist vielmehr auf Grund dieser 
Urkunde die Ausprägung der Mark zu 144 Pfennigen in Köln 
im Jahre 1166 als unumstössliche Thatsache anzuerkennen und 
mithin wohl für die gesammte Zeit von der Einführung der Mark 
an vorauszusetzen. Der 160 Pfennig-Fuss wird ausdrücklich ge- 
nannt erst in dem von dem Erzbischof Siegfried von Köln und 
dem König Rudolf von Habsburg 1282 geschlossenen Bopparder 
Vertrage, in welchem bestimmt wird: „quod et nos in loco nobis 
placito sub ymaginario regle maiestatis, et idem archiepiscopus 
in civitate Coloniensi sub expressione sue ymaginis, in eisdem 
tamen et equalibus forma, albedine, puritate argenti 13sol. et 
4 den. in pondere**. Indessen liegt derselbe auch schon der Be- 
stimmung des 1252 vom Albertus magnus in dem Streite zwischen 
der Stadt und dem Erzbischof Kourad gefällten Schiedsspruches 
zu Grunde: „ordinamus arbitrando, ut in hoc antiquorum soller- 
cia observetur, ita vidclicet, quod prime percussure ydea, quod 
stal vulgariter appellatur, in sacrarium b. Petri maioris ecclesie 
in Colonia reponatur, in summa tredecim solidorum et quatuor 

denariorum Coloniensium et tantundem eiusdem nummismatis 

2 



— 20 — 

custodiendum bone fldei dictorum civium committatar. ^ Noch 
weiter hinauf reicht das Zcugniss der im Kölner Stadtarchive 
aufbewahrten Stale, der 78 Denare Siegfrieds, 23 Eonrads und 
33 Heinrichs I. (1225—1238), von denen je 10 regelmässig 14,6 
Gramm wiegen, also 160 auf die Mark gehen (S. 8). Für Eng- 
land ist dieser Fuss nach Ruding (I, 112) schon zum Jahre 1194 
urkundlich bezeugt und wohl auf Wilhelm T. zurfickzuffihren, und 
dass er von dort von den Kölnern herübergenommen worden ist, 
geht nicht nur aus der Urkunde des Jahres 1275 hervor, in 
welcher als Ausnahme hervorgehoben wird, dass die Kölner 
Pfennige schlechter seien, als die Sterlinge (S. 22), sondern noch 
weit mehr aus der Verwendung des Sterlingtypus für die Kölner 
Pfennige. Das ist aber nicht erst bei dem Denar Heinrichs I. 
von Molenark der Fall, der im Anschluss an die irischen Ster- 
linge auf der einen Seite das Zwillingsfadenkrenz und auf der 
andern den Kopf des Erzbischofs im Dreieck zeigt, sondern weit 
früher schon bei dem Pfennige des Kaisers Otto IV. (1209 — 1218) 
— OTTO . INPRATOR Brustbild des Kaisers; + TANCTA COLOI 
Zwillingsfadcnkreuz — einem gleichartigen Halb- und Viertel- 
pfcnnig, sowie dem des Erzbischofs Adolf I. von Altena (1193 — 
1205) ~ + ADLF . V . ACHIC der Kaiser sitzend; + REIN(AV) 
D . ON • CANT — (Z. f. N. I, 86. 6) und dem gleichartigen mit 

den Umschriften: A C und + AINCTA COLONIA, den Cappe 

(Taf. 9. 139) irrig dem Erzbischof Arnold II. (1150-1156) zu- 
getheilt haben dürfte. Endlich aber lässt auch schon eine Ein- 
tragung in die Schreinsbücher aus den Jahren 1172—1178, 
nach welcher ein Haus verpfändet wurde „pro 56 marc. Col. 
den. (12 sol. pro marca) sive pro 50 marcis argenti de Raines- 
berch"" und dem Pfandgläubiger bei der Lösung die Wahl der 
einen oder andern Zahlweise gestattet, mithin 56 -12 -12« 
8064 Pfennige 50 Mark feinen Silbers und 161,28 Pfennige 
einer Mark gleich geachtet wurden, den Bestand des Mflnz- 
fusses von 160 Pfennigen auf die Mark Feinsilbers Toraus- 
setzen. Der Übergang zu diesem von dem alten 144 Pfennig- 
fuss, der noch für das Jahr 1166 bezeugt ist, muss in dem dem 
letztem folgenden Jahrzehnt eingetreten sein. Damit wurde die 
Mark zu 144 Pfennige, die bisherige Münzmark, zur Rechnungs- 
mark. Dieser Charakter ist der Mark zu 12 Schillingen wfthrend 



— 21 — 

des dreizehnten Jahrhunderts unbestritten, unmöglich konnten 
ja zwei Münzfüsse, der eine zu 160 und der andere zu 144 
Pfennigen auf die Mark nebeneinander bestehen. Aber während 
bei der Annahme, dass die Mark zu 12 Schillingen von Anbe- 
ginn an eine Rechnungsmark gewesen sei und ihr als Münzmark 
die zu 13 Schillingen und 4 Pfennigen als die ursprüngliche 
stets zur Seite gestanden habe, die Entstehung der erstem keine 
Begründung findet, ergiebt sich eine solche von selbst, sobald 
der Charakter als Rechnungsmark nur ein secundärer gewesen, 
den sie erst dann gewonnen oder bewahrt hat, nachdem sie der 
Geltung als Münzmark entkleidet worden. Wie zwei Jahr- 
hunderte später die verschiedenen Goldgulden nach ihrem 
Schwinden aus dem Umlauf unter Herabsetzung des Goldgulden- 
fusses als Rechnungsgulden eine Zeitlang beibehalten sind, so ist 
auch die Mark zu 144 Pfennigen als Rechnungsmark beibehalten 
worden, nachdem unter Minderung des Pfennigwerthes der Ster- 
lingfuss angenommen worden. Die ersten Erwähnungen dieser 
Rechnungsart zu 12 Schillingen sind dementsprechend den ältesten 
Zeugnissen für den 160 Pfeunigfuss durchaus gleichzeitig, und 
ausser der im voraufgehenden angezogenen Eintragung der 
Schreinsbücher in einer Urkunde des Jahres 1174 und einer solchen 
aus dem Jahre 1192 (Lacomblet 1, 449. 535.) enthalten. In diesem 
Zusammenhange gewinnt auch die in dem Jahrzehnt 1170 
bis 1180 erfolgte Eintragung der Laurenzkarte besondere Be- 
deutung: „isti autem denarii Coloniensis erant monete 12 sol. 
pro marca ea condicione, ut si denarii post hac peiores fuerint, 
ita bonos dabit ut eo tempore erant, quando dominus Eyko 
concessit, et vero meliores fuerint, tales fiant, quales concessi 
sunt.^' Sie giebt sich deutlich zu erkennen als ein Denkmal der 
Übergangszeit, in welcher der alte Münzfuss der Kölner Pfennige 
bereits ins Weichen gerathen, der endgültige Übergang zu dem 
Sterlingfusse noch nicht vollzogen war. — Ein neuer Abschnitt' in 
der Kölner Geld- und Münzgeschichte erfolgt unter dem Erz- 
bischof Siegfried von Westerburg (1275—1297). In seine Zeit 
fallen sowohl die letzten Erwähnungen der Rechnungsmark zu 
12 Schillingen, als auch die ersten Klagen über das Schwinden 
der guten Kölner Pfennige (1295. 1297) und das erste Auf- 
treten der Bezeichnung Pagament für das landesübliche Geld 

2* 



— 22 — 

(1289). Gegenüber den Turnosgroschen sanken die Kölner 
Pfennige zu Scheidemünze herab und schwand gleichzeitig die 
alte Rochnungsweise. Zudem aber fand, wie gegen das Ende 
des dreizehnten Jahrhunderts durch alle Gauen des deutschen 
Reiches zahlreiche Münzstätten ihren Betrieb einschränkten oder 
ganz einstellten, auch die Münzthätigkeit in Köln für lange Zeit 
ein Ende. Siegfried ist der letzte aller Erzbischöfe gewesen, die 
in Köln geprägt haben. Dagegen beginnt unter ihm die Ein- 
richtung neuer Münzstätten im kölnischen Gebiet, als welche nach- 
einander Bonn, Rees, Deutz, Riel, Königsdorf, Rhense und Rhein- 
beig in Thätigkeit treten. Die Hypothesen Maders erneuernd, dass 
der bekannte Bonner Pfennig des Erzbischofs Heinrich II. von 
Virneburg (1304 bis 1332) mit der merkwürdigen Umschrift: 
BEATA VERONA VINCES sich auf die 1314 vom Erzbischofe zu 
Bonn vollzogene Königskrönung Friedrichs des Schönen von Öster-^ 
reich beziehe, erklärt zwar Kruse (S. 35) den gleichartigen Denar 
Siegfrieds für unecht, trotzdem Cappe Nr. 774 für denselben als 
ersten Herausgeber Grote citirt, und nimmt die Errichtung der 
Münze zu Bonn für Heinrich II. in Anspruch: allein sowohl das in 
die königliche Münzsammlung gelangte Grote'sche wie das Exemplar 
Dannenbergs sind unzweifelhaft echt. Die in Nachahmung der 
den Aachener Münzen König Rudolfs von Habsburg (1273 — 1291) 
und seiner Nachfolger eignenden Umschrift : VRBS AQVENSIS VINCE 
den Bonner Pfennigen gegebene Umschrift findet auch ohne solch 
eine Beziehung wie auf die Krönung des Gegenkönigs hinlängliche 
Erklärung, nämlich in dem Gegensatz des 1243 zu einer ummauerten 
Stadt erhobenen und als Residenz der Erzbischöfe dienenden 
Bonn zu Köln. - Folgenreicher als diese Einrichtung neuer 
Münzstätten ist jedoch die Prägung neuer Münzsorten in An- 
lehnung an die fremden den Handel beherrschenden Gulden und 
Groschen geworden. Kruse hat in einer von ihm ins Jahr 1343 
gesetzten Morgensprache des Kölner Rathes die Bemerkung ge- 
funden, dass die kleinen leichten Gulden brabantisches, die kleinen 
schweren Gulden kölnisches Gewicht gehabt, und damit, im Gegen- 
satz zu der bisherigen Annahme, dass erst der Erzbischof Wil- 
helm von Gennep (1349 — 1362) mit der Guldenprägung begonnen 
habe, den Beweis gebracht, dass dieselbe schon unter Walram 
von Jülich (13^? -13^9^ vollzogen worden ist. Der Gegensatz 



— 23 — 

zwischen den schweren und leichten Gulden findet sich aber 
schon in dem jedenfalls vor 1332 aufgezeichneten Weisthum über 
die Rechte der Strassburger Hausgenossen: „Der münszraeister 
und die huszgenossen sint ouch überkomen durch nutz und not- 
turfft und der münsze ere, das man alle die guldin sundern sol 
und wegen, die lihten sundern und die sweren guldin und die 
bislege;..." sollte auch dies schon vielleicht auf die leichten 
Brabanter und die schweren Kölner Gulden sich beziehen und 
demnach schon vom Erzbischof Heinrich H. Gulden geprägt sein? 
Im Jahre 1342 ordnete Walram sodann die Prägung der Tournos- 
groschen zu Deutz an. Kruse bringt die merkwürdige Urkunde, 
durch welche dies geschah, zum ersten mal zum Abdruck und 
weist zugleich nach, wie sie an Bedeutung dadurch verliert, dass 
ihre Bestimmungen über den Gehalt der Groschen sich mit dem 
der erhaltenen Stücke nicht vereinigen lassen. Gleichzeitig 
suchte der Rath Wechsel in den Münzwirren zu schaffen und 
die Stadt gegen Verluste bei weiterer Minderung der Münzen 
zu schützen, indem er sämmtliche Münzen mit Einschluss der 
erzbischöflichen Landesmünzen zu tarifiren unternahm, und zwar 
auf der Grundlage, dass 10 Mark Pagament eine Mark Königs- 
silber d. h. 23 karätigen Silbers halten. Einen dauernden Erfolg 
hat der Rath auf diesem Wege nicht errungen, zum Theil 
durch eigene Schuld, da er selbst sich nicht fest zeigte, doch 
glaubt Kruse einen einschneidenden Wechsel in den Werth- 
verhältnissen auf die Tarifirungen des Kölner Rathes zurück- 
führen zu müssen: ein falscher Ansatz der Goldgulden in der 
Morgensprache von 1347 soll das Sinken des Goldes im Ver- 
hältniss zum Silber von 12:1 auf 11:1 herabgeführt haben 
(S. 57). Der Vorgang wäre indessen zu seltsam, als dass man 
ohne bessere Beweise beipflichten kann. Rechten liesse sich 
ausserdem mit dem Verfasser über die Herrschaft, die er dem 
Kölner Denar im zwölften und dreizehnten Jahrhundert zuschreibt 
(S. 21), über die Münzverrufungen, deren er jährlich drei für 
den ursprünglichen Zustand annimmt (S. 23), über die westfäli- 
schen Kippermünzstätten (adulterinae monetae) des Erzbischofs 
Konrad (S. 25), doch sei statt dessen vielmehr anerkennend her- 
vorgehoben, welch ein treffliches Bild über die Verschlechterung 
des Kölner Geldes während des vierzehnten und fünfzehnten 



— 24 - 

Jahrhunderts und der Aufeinanderfolge der verschiedenen Bech- 
nungsgulden Kruse bietet, sowie welche Sorgfalt er auf die Fest- 
stellung der Prägekosten und des Schlagschatzes in den ein- 
zelnen Zeitläuften verwendet hat. 

Herr v. Jacobs zeigte ein Zweidrittel -Thalerstück des 
Magdeburger Erzbischofs August, Herzogs von Sachsen (1638 
bis 1680), Herr Daniienberg den von der AViener Numismatischen 
Gesellschaft ausgegebenen Gedeukthaler auf die Kaiserin Maria 
Theresia, Herr Brinkmann eines der neuen Zehnmarkstücke 
unseres Kaisers. 

Sitzung vom 2. Juli. 

HerrMenadier legte die vor kurzem in dem Verlage von 
Dunker und Humblot erschienene Schrift Höfer's über die 
Varusschlacht vor. Der Verfasser bietet ausser drei kleinen 
Mittheilungen über Funde im Lippe'schen und in der Gegend 
der Porta Westfulica für die Beurtheilung der grossen Barenaaer 
Funde weder neuen Stoff noch neue Gesichtspunkte. Steht er 
doch der Münzkunde so völlig fremd gegenüber, dass er in seinem 
frühern Werke über die Feldzüge des Germanicus nicht nur die 
Denare jener Funde, welche Thierdarstellungen zeigen, als Circus* 
münzen bezeichnet — eine Münzgattung, die er zuerst in die 
Literatur eingeführt haben dürfte, — und sie sammt und son« 
ders für Kupfermünzen ausgegeben hat, obschon die ihm be- 
kannten altern Schriftsteller die richtige Bezeichnung gebracht 
haben und er selbst sich mit Nachdruck zu denjenigen rechnet 
„die mit offenen Augen aus der Nähe von diesen Funden 
Kenntniss genommen haben'' (S. 19), sondern diese Fehler oben- 
drein gegen die von Momnisen auf sie angewandte Bezeichnung 
als numismatischer Ungeheuerlichkeiten vertheidigt (S. 320). Auch 
reicht des Verfassers Kenntniss auf dem übrigen Gebiete nicht 
eben weit. Bringt doch auch er, dem Herrn Schierenberg nach- 
tretend, die in den Jahren 1875, 1883 und 1887 zu Hom ge- 
fundenen Hufeisen als Beweis vor, dass das Heer des Varus in 
der Nähe von Hörn vernichtet worden (S. 270), obschon weder 
die lateinische Sprache ein das Hufeisen bezeichnende Wort kennt, 
noch irgend ein Pferd der plastischen Kunst der Römer, soweit 
uns dieselbe erhalten ist, ein Hufeisen trägt, noch irgend ein 



— 25 — 

Fund eines aus dem römischen Alterthum stammenden Hufeisens 
in Italien bekannt geworden ist und obendrein der Augenschein 
lehrt, dass die Hörn' sehen Hufeisen jedenfalls der Neuzeit ange- 
hören. So ist auch für das Römerthum des Schwertes zu 
fürchten, das in Detmold aufbewahrt wird und „in den Welschen" 
gefunden sein soll (S. 281); wenigstens ist das angeblich im 
Teutoburger Walde gefundene und nach Tappe, Clostermeier und 
Knefel römische Schwert der in das Kgl. Museum für Völkerkunde 
in Berlin gelangten ehemaligen v. Minutolischen Sammlung ent- 
schieden nicht römisch, sondern jungen Ursprungs, wie bereits 
vor 50 Jahren v. Ledebur hervorgehoben hat. Für die philo- 
logische Begabung des Verfassers ist charakteristisch, dass er 
die Neubourg'sche Erklärung des „haud procul^ aufgenommen hat 
(S. 276) die bereits durch Zangemeister genügend gewürdigt und 
widerlegt worden ist. Endlich ist auch die Forschungsmethode 
keine sonderlich nachahmenswerthe. Denn wie derselbe in seiner 
frühern Schrift den taciteischen Bericht über die Feldzüge des 
Germanicus auf das epische Gedicht des Pedo zurückführt und 
dem Tacitus selbst völlige Unkenntniss der geographischen Ver- 
hältnisse vorwii*ft, damit hinsichtlich der Überlieferung geradezu 
tabula rasa macht und in seinen örtlichen Ansetzungen, so sehr 
er auch das Gegentheil glauben zu machen sucht, sich lediglich 
durch die Namen von Wehrendorf und Walburg bestimmen lässt, 
so wirft er auch in dem jüngsten Werke den Gassius Dio als un- 
lautere Quelle für die Varusschlacht bei Seite und spielen wieder 
die Namen der Knetterhaide und des Thaies in den Welschen 
eine hervorragende Rolle. Gleichwohl ist die Schrift zu besprechen, 
weil der Verfasser den durch den Vortragenden in der Sitzung 
vom 3. Mai 1886 gelieferten Beweis, dass der Justizamtmann 
Wasserbach die von ihm 1698 gemeldeten Funde römischer 
Münzen im Lippe'schen erdichtet und die einzelnen Münzen mit 
Ausnahme der freierfuodenen Münze des Arminius dem 1695 er- 
schienenen Werke Yaillant's entlehnt habe, auf Missverständ- 
nisse zui'ückführt, die Neubourg in seiner bereits unterm 
2. Mai 1887 gekennzeichneten Schrift widerlegt habe, und als 
eine schwere Verdächtigung bezeichnet, vor der ein Ehrenmann, 
der seinen Ankläger nicht mehr zur Rechenschaft ziehen könne, 
auf jeden Fall geschützt sein sollte (S. 254). Wenn nicht etwa 



— 26 — 

die Berufung auf Ncubourg derart aufzufassen sein sollte, wird 
auch nicht der geringste stichhaltige Grund zur Vertheidigung 
und Entlastung Wasserbach's beigebracht. Im Gegentheil be- 
hauptet der Verfasser, dass die von Wasserbach für römisch in 
Anspruch genommenen, in Hörn befindlichen, Schwerter die mittel- 
alterlichen Flanibergc daselbst seien, die noch bei der Einweihung 
des Hermannsdenkmals gedient haben (S. 253). Zur weiteren 
Kennzeichnung der ganzen Gruppe dieser lippischen Varusschlacht- 
forscher sei hier eine Nachricht des auch von dem Verfasser als 
durchweg glaubwürdigen Zeugen behandelten Pideritius beige- 
bracht, der in dem 1627 zu Rinteln erschienenen chronicon comi- 
tatus Lippiae (S. 192) schreibt: „in diesem durchziehen hat auch 
Germanicus auf der Wahlstatt mit seinem Volk beklagt die 
beschwerliche Niederlag des Quintilij der dreyen Legaten so 
bey die Legion verordnet und besonders den Todt der alten ver- 
suchten Römischen Soldaten und dieweil er derer noch etliche 
unbegraben gefunden hat er sie zusammen versamblen unnd auch 
in den Paludibus, Gemörse und wässerigen Orten an Berg unnd 
Thal des hohen Teutoburger Waldts bey der Stadt Hörn stecken 
geblieben seyn bey einander bringen lassen unnd in der Zahl 
befunden au den todten Cörpern und Gebein 5019 und in Hispa- 
niam nach Helerena übersandt dasz sie daselbst verwaret würden. 
Als Georgius Agricola davon vermeldet im Buch appellat: rerum 
metall: dasz ihm die Äbschrifft vom guten Freunde sey zuge- 
sandt worden mit folgenden Worten: 

OSSA MIL . V . ET XIX . CVM QVNTIL . 

INTERFECT . IVSSV GERMANNICI IMP . 

HVC COLLATA QVIESCVNT ." 

Pideritius und Agricola waren zweifelsohne auch Ehrenmänner, 
und dennoch ist die von ihnen überlieferte Inschrift eine schlimme 
Fälschung. Der gegen den Justizamtmann Wasserbach erhobene 
Vorwurf ist in seinem ganzen Umfange aufrecht zu erhalten. 
Der gleichzeitig gegen den Herrn Archivrath Veitmann erhobene 
Vorwurf trifft aber mit doppelter Schwere nunmehr auch Herrn 
Höfer. Ob dem letztern aber darüber hinaus völliger Mangel 
an Verständniss oder vor Verdächtigung und Fälschung nicht 
zurückscheuender böser Wille vorzuwerfen ist, möge jedweder 
selber p^»^ f^'^ir» TiQr^hetoboij(}oD folgern. Höfer schreibt B. 257: 



~ 27 — 

„die spätem Schriftsteller, Bischof Ferdinand von Fürstenberg 
und Grupen, welche ebenfalls diese Funde erwähnen, haben ledig- 
lich aus Hamelmanu und Piderit geschöpft und liefern deshalb 
kein selbständiges Zeugniss" und doch schreibt Grupen im Gegen- 
satz zu allen übrigen in den Originines Germaniae S. 141: „Was 
aber die Münzen anlanget, so sind deren an mehreren Orten in 
hiesigem Lande gefunden und haben schon die Gelehrten den 
unter solchen vorgegangenen Betrug eingesehen. Überdies 
haben die Römer, sonderlich in Westphalen viele hundert Jahr 
sengen und brennen, verheeren und plündern auf Waffen stark 
gehauset und haben in dem Lande viel Verkehr gehabt". Höfer 
schreibt S. 254: „Während Wasserbach nun von der mit abge- 
bildeten Harminiusmünze selbst angiebt, dass sie auf Grund von 
Beschreibungen frei erfunden (fictus) sei" und doch ist bei Wasser- 
bach S. 62 zu lesen: „movet me, aut firmat coniecturam meam 
duplex numisma, unum in agro ab agricolis, alterum in pede 
Montis nostri Harminii inventum — quorum supra quoque facta 
mentio et infra eins typum acri incisum exhibe bimus — cum 
inscriptione ab una parte HEERMAN, ab altera parte referebant 
militem armatum; utrumque ab iniuria temporis illaesum erat^' 
und an anderer Stelle lediglich: „an verus sive falsus tu ipse 
lector iudicabis". Auch die Anmerkung 1 der Seite 130 und 2 der 
Seite 251 sind bedenklicher Natur. Das Ganze aber wirft neues 
Licht auf die Manipulation, welcher die zweite Ausgabe der Höfer'- 
schen Schrift über den Feldzug des Germanicus ihre Entstehung 
verdankt. Wie es bei derselben hergegangen, ergiebt sich aus der 
vorliegenden Schrift; die in ihr versuchte Vertheidigung bestätigt 
lediglich die Beschuldigung. Die Verbesserungen, die der umge- 
druckte Bogen enthält, entstammen derselben Quelle, gleichviel ob 
Höfer die Mommsensche Abhandlung bereits selbst gelesen oder ob 
er ihre Ergebnisse aus den von ihm nunmehr namhaft gemachten 
Briefen gekannt hat. Auch berechtigte weder der Brief, den der 
Vortragende dem Verfasser nach Einziehung der Abhandlung ge- 
schrieben, noch die Gewährung der in demselben ausgesprochenen 
Bitte, den buchhändlerischen Bezug der Schrift zu ermöglichen, 
zur Vornahme der vorgenommenen Manipulation. 

Ausserdem brachte derselbe Vortragende drei Entdeckungen 
bezüglich des Geldwesens in den ostelbischen Landen zur Kennt- 



- 28 — 

niss der Gesellschaft. Die erste hat Herr Professor Virchow 
gelegentlich einer Exeursiou nach dem Spreewalde, namentlich 
nach Burg und dem Batzlin gemacht, dessen Einschlüsse wesent- 
lich einer vorslavischen Zeit angehören, und in den Verhandlangen 
der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie and Urge- 
schichte, Sitzung vom 22. Mai 1880, wie folgt berichtet: „Son- 
derbarerweise lenkte sich bei diesem Besuche zum ersten male 
meine Aufmerksamkeit auf eine Art von Scherben, die ich früher 
bei uns nie bemerkt hatte. Ich fand nemlich flache runde Scheiben 
von der Grösse eines Ein- oder Zweimarkstückes, die offenbar aus 
Topfscherben künstlich durch Abbrechen und Abschleifen der 
Ränder hergestellt waren. Man kann sie in der That mit nichts 
besser vergleichen als mit Geldstücken. Sie fielen mir vielleicht 
deshalb besonders auf, weil ich in der Troas, sowohl im Burg- 
berge von Hissarlik, als in dem Massengrabe des Hanai Tep^, 
ganz ähnliche flache Schcrbcnstücke in grösserer Zahl gesammelt 
hatte, welche sich nur durch einen etwas beträchtlicheren Durch- 
messer und gewöhnlich durch eine centrale Durchbohrung unter, 
scheiden. Durchbohrte Stücke habe ich auf dem Burger Schlosa- 
berge nicht gefunden, dagegen kann im übrigen die Ähnlichkeit 
nicht grösser sein. Ob diese Geldscherben in der That bei uns so 
selten sind, wie ihr bisheriges Übersehen anzudeuten scheint, ist 
nicht ganz sicher. Schon am nächsten Tage fand ich mehrere ganz 
gleiche auf einer andern Ansiedlungsstätte, auf dem Batzlin. Ich 
möchte daher glauben, dass bei geschärfter Aufmerksamkeit die 
Zahl der Fundstellen sich bald vermehren wird/^ Die zweite ist die 
des Herrn Grafen v. d. Schulenburg, der den bei wendischen Hoch- 
zeiten üblichen Brauch, nach welchem jeder Gast dem Braut- 
vater soviel Kranichfedern überreicht, als er Seidel Bier wfthrend 
des Festes getrunken, auf die uralte Geltung der Reiherfedero 
als Geld zurückführt (Verh. d. berl. Ges. f. Anthr., Ethn. u. Urg.). 
Die merkwürdigste ist jedoch dem Herrn E. Fiala in Prag TOiw 
behalten geblieben. Ihm ist es nämlich bei der von ihm be- 
sorgten Beschreibung der mittelalterlichen Reihen der Sammlang 
böhmischer Münzen und Medaillen des verstorbenen Herrn Done- 
bauer in Prag möglich geworden, eine nicht unbeträchtliche An- 
zahl von Pfennigen und Ilälblingen des zehnten Jahrhunderts 
den baltischen Slaveu zuzuweisen, den Bodritzen, Wagriern, Dre- 



— 29 — 

wanen, Lutizen und Sorben; ihm ist es geglückt, einen Nakon 
dux von Rarog (—963), einen Galvoavoi d. h. Häuptling oder 
auch Dux Wladike Zulibor von Lübeck (963—966), einen Wla- 
dyke Sederich (966—994), einen dux Mezislaw (985—1012), einen 
Udo Pribignew volotaborum dux (f 1031) und einen sorbischen 
dux Wratislaw als Münzherren nachzuweisen; ihm ist es ge- 
lungen, Lübeck und Wansleben als slavische Münzstätten des 
zehnten Jahrhunderts, Usedom und Wollin, Lüchow und Celle, 
Zwenkau und eine im anhaltischen Yeitagau gelegene gleich- 
namige Stadt als im Münzvertrage stehend und gemeinsame 
Münzen prägend zu erweisen; ihm ist es endlich beschieden, 
ausser den genannten noch eine Anzahl von Namen slavischer 
Münzorte, Rarog, Lonsa, Ilovo, Molikovo und Rakeniza in den 
Münzumschriften zu entziffern und Yeri bei Magdeburg als 
solchen wenigstens wahrscheinlich zu macheu: ein Ergebniss, 
welches vollständig überraschend ist sowohl gegenüber dem Um- 
stände, dass bisher als der älteste auf Münzen genannte wen- 
dische Fürst der 1150 gestorbene Heinrich Przibislaw von Bran- 
denburg gegolten hat, als auch dem gegenüber, dass diese grosse 
Zahl wendischer Münzstädte die des alten Sachsenlandes über- 
trifft. Sind diese Bestimmungen begründet und haben wir sie 
als zu Recht bestehend anzuerkennen, dann ergiebt sich aus 
ihnen ein Bild von der Entwickelung des Geldverkehrs und der 
selbständigen Münzprägung der Lande zwischen der Elbe und 
der Oder, welches in einem vollendeten Gegensatze steht zu 
allen bisherigen Annahmen, dieselben zumeist sogar geradezu 
auf den Kopf stellt. Wir haben daher, während wir uns gegen- 
über den voraufgeschickten Nachrichten der naturforschenden 
Prähistoriker darauf beschränken dürfen, sie den Münzforschern 
bekannt zu geben und einem jeden zu überlassen, was er von 
ihnen annehmen, was er verwerfen will, wir haben daher hier, 
wo es sich nicht um vorgeschichtliche Reste sondern um Münzen, 
aufschriftführeude Münzen, entzifferte Münzen, also um unser 
eigenes Forschungsmaterial handelt, die unabweisbare Pflicht 
eindringender Piüfung. Bei einer solchen aber fällt das ganze 
Gebäude, welches der Herr Ingnieur aufgeführt hat, vollständig in 
nichts zusammen, hält auch nicht eine einzige seiner Bestimmungen 
stand. Zunächst muss schon die Wildheit der von Herrn Fiala 



-- 30 — 

neben einander auf den Münzen angenommenen Sprachen, das 
Auftreten des Slavischen und gar des Griechischen neben dem 
allgemein üblichen Lateinischen jedermann auffallen; wie soll 
man sich erklären auf der einen Seite einer Münze z. B.: Aquila 
civatis", auf der andern: „autokratori autokratoron" oder „6al- 
voavoi Zut" neben „autokrator Lubicensis" zu finden ; wie mögen 
die Wenden zu dem Fürstcutitel „dux autokrator*' gelangt sein? 
Welch ein unbefangenes Auge nur mag ferner ein + AOOIL . 
+ V . . h „Aquila civitas'-, ein AVhAHl + AV . A\ „autokratori auto- 
kratoron'*, ein HVIVIATVhV + „utut Liviut" zu lesen und „civitas 
Liuchov" zu erklären und wird nichtvielmehr dem Vortragenden bei- 
pflichtend diese und alle übrigen, den angeführten gleichwerthigen 
Lesungen für wüste Phantasien erklären. Zwei Gattungen dieser 
angeblichen Münzen der baltischen Slavcn haben zudem bereits 
eine andere feste Bestimmung erfahren, an welcher nicht zu 
rütteln ist. Der Ilälbling, den Fiala von dem „Udo vo ux" 
d. h. „dem Udo (Pribignew) Vo(lotaborum d)ux" zu „Uz AgcoP' 
(I. h. „civitas aquila rarog^^ geprägt sein lässt, trägt wie die 
photographischen Abbildungen zweier gleichartiger Stücke der 
Königlichen Münzsammlung in der Zeitschr. f. Num. XV, t. V, 
12. u. 13 zweifellos darthun, um den Kopf die Umschrift: OTTO 
DVX, auf der Kehrseite aber eine verwilderte Umschrift an 
Stelle der PRA6A CIVITA, die auf einem ebendaselbst Nr. 14 
abgebildeten dritten Stücke derselben Sammlung genannt wird, 
und ist daher unzweifelhaft zu Prag von dem Herzog Otto Bez- 
briem als Statthalter seines Vaters, Boleslaw Chrobry von Polen 
in den Jahren 1003 und 1004 geprägt worden. Kaum weniger sicher 
sind die dem Julibor als lübecker Gepräge zugeschriebenen Hälblinge, 
obschon kein einziges Stück den Personen- oder den Ortsnamen voll- 
ständig regelrecht geschrieben trägt, von dem Bruder des heiligen 
Adalbert, dem Sobeslaw von Lubic, ausgegangen, der durch die 
ganzen Pfennige mit dem Namen der Städte Liubuz and Malin selbst 
den stärksten Zweifeln gegenüber als Münzherr durchaus gesichert ist. 
Gleich diesen müssen auch die übrigen, die sich ihnen in ihrer 
ganzen Mache eng anschliessen, trotz Fiala aber nur wilde Um- 
schriften tragen, denen gegenüber jeder Deutungsversuch scheitert, 
in Böhmen geprägt sein, wie sie ja denn auch bisher stets als 
böhmische Münzen gegolten haben. Durchgehend sind auch die 



— 31 - 

in Rede stehenden Münzen in Gemeinschaft mit andern un- 
zweifelhaft böhmischen Münzen gefunden worden, während sie 
den holsteinischen, mecklenburgischen und brandenburgischen 
Münzfunden wie die übrigen böhmischen Münzen fehlen. Wie 
sollen auch in den Tagen Otto des Grossen, dessen Macht die 
Wenden so schwer zu fühlen hatten, wendische Häuptlinge in 
Lübeck oder gar in Gelle selbständig das Prägerecht ausgeübt 
haben? Wie soll schon das zehnte Jahrhundert Gemeinschafts- 
münzen von Wollin und Usedom gekannt haben? Auch auf dem 
Gebiete des Münzwesens waren die Boten des Ghristenthums die 
Träger der Cultur; der schriftkundige Stempelschneider erscheint 
immer erst im Gefolge des gelehrten Priesters. Freilich haben 
die wendischen Völkerschaften bereits zur Zeit Otto's I. das 
deutsche Geld kennen gelernt, wie der Fund von Paretz beweist, 
und haben sie in Nachahmung derselben auch schon vor der 
Bekehrung des Heinrich Przibislaw eigene Münzen geprägt: das 
waren aber Münzen ohne Umschriften oder mit sinnlosen Um- 
schriften versehene Münzen, wie sie uns in den sogenannten 
Wendenpfennigeu in unzähligen Massen erhalten und durch jeden 
neuen Fund des weitern zugeführt werden. Es trifft also alles 
zusammen, um Fialas Aufzählung der Münzen der baltischen 
Slaven als eine slavische Utopie darzuthun. Und sollte in der That 
nicht nur für Herrn Fiala, sondern auch für andere Tschechen das 
Dogma des allezeit einheitlichen Natiostanalates in Böhmen be- 
stehen und Cosmas als antipremyslidischer Ketzer gelten: die 
Münzen werden diesem Dogma zu Liebe die durch acht Jahr- 
hunderte geretteten Gepräge und Namen nicht verlieren, sondern 
für alle Zeit in Übereinstimmung mit dem Cosmas von Prag, 
Thietmar von Merseburg, Canaparius und Bruno die einstige 
Herrschaft der Slavniciden und ihre Unabhängigkeit von den Pre- 
mysliden bezeugen. — Gelegentlich dieser Ausführungen machte 
der Vortragende noch auf ein zweites fehlerhaftes Element der 
Catalogarbeit des Herrn Fiala aufmerksam. Durch die auffallende 
Erscheinung, dass aufeinigenböhmischenMünzen unter dem Tempel- 
giebel Gott in deutscher (GOT), lateinischer (DEVS) und slavischer 
Form (BOZE) genannt wird, hat sich derselbe verleiten lassen, 
sämmtliche Aufschriften unter dem Tempelgiebel auf die Gottheit 
zu beziehen und in Folge dessen nicht nur in dem PER den 



perennis, den Ewigen, und dem ONO den ovo;, den Einzigen, 
zu erkennen, sondern auch das B, das AQO und das lOA nnter 
Heranziehung des Hebräischen durch Elohim, Adonai and Jehova 
zu erklären. Dass schon um das Jahr 1000 zu Prag eine Juden- 
geraeinde bestanden, braucht nicht in Zweifel gezogen werden; 
auch kann man gelten lassen, das Juden schon damals an der 
Münzprägung zu Prag betheiligt gewesen: gleichwohl sind die 
obigen Deutungen durchaus zu verwerfen. Hätte der jüdische 
Münzmeister seinem Judenthum Ausdruck Terschaffen wollen, 
würde er sich wie auf den jungem polnischeD und einigen deut- 
schen Münzen der hebräischen Schrift bedient haben; den Namen 
Jehovah's zu schreiben würde er sich ebensowenig mit lateinischen 
wie mit hebräischen Buchstaben gestattet haben. Das Ä und (i) 
aber, welche auf den Pfennigen Boleslaw's U. zu beiden Seiten 
der Hand Gottes erscheinen, für die hebräischen Scbriftzeichen 
Ajin und Schin zn halten und anter Gleichsetzung des letztem 
mit „schadai" dieselben als „beiliges Auge" zu erklären, ist selbst 
für einen nicht fachmännisch gebildeten Sammler eine starke 
Leistung, die auch dadurch nicht entschuldigt wird, dass auf den 
Münzen mit verwilderten Umschriften das A and (0 aach darch 
andere Bachstaben ersetzt sind. 

Sltzang vom 1. Octoiwr. 




Herr Menadier besprach die Funde, denen wir 
Kenntniss des halberstädliscben Münzwcsens während des iwfilf- 
ten Jahrhunderts im Wesentlichen verdanken, den Fond von 



— 33 — 

Santersleben mit den Denaren Beinhards, den Fund von Halb- 
bracteaten vom Jahre 1713, den Fund von Freckleben and den 
Fund vom Jahre 1715 mit den Bracteaten des Bischofs Dietrich. 
Er hob hervor, dass der Fund von Freckleben zwar noch immer 
zur Ergänzung der trefflichen Arbeit Stenzels eine reiche Nach- 
lese gestatte und wohl auch hinsichtlich der zeitlichen Bestimmung 
eine neue Prüfung erheische, dass die Münzen, die der Fund von 
1715 ausser den von Leuckfeld abgebildeten halberstädtischen 
Bracteaten zwar noch nicht als solche zusammenhängend be- 
handelt seien, dass jedoch allen dreien eine weit grössere Sorg- 
falt zugewandt sei, als dem Funde von 1713, dessen bösartige 
dünne Münzen mit ihrem verwischten Gepräge die Forscher 
stets abgeschreckt haben, aber gleichwohl den Mehraufwand von 
Mühe, den sie erheischen, vollauf belohnen. Handele es sich doch 
um den Fund, der die Halbbracteaten Heinrich des Löwen, des 
Siegfried von Bomeneburg, der Äbtissinnen von Gandersheim 
und des Adalbert von Corvei enthalten habe. An Halberstäd- 
tischen Münzen waren in ihm Halbbracteaten des Bischofs Ulrich, 
die bisweilen auch einseitig geprägt auftreten und damit den 
Übergang zu den Bracteaten bilden und ausserdem die besonders 
zahlreichen Pfennige, die auf der stark geprägten Seite Bild und 
Namen des Heiligen Stephan und auf der Seite mit schwachem 
Gepräge ein Kreuz mit dem Worte CRVX zeigen. Wie dieses 
und der Namen des Stephan ist auch die Umschrift der Kehr- 
seite fast durchgehend entstellt und bis zum Ausschluss jeder 
Deutung verwildert; einige Stücke der Königlichen Münzsamm- 
lung bilden jedoch eine Ausnahme davon. Sie tragen deutlich 
den Namen des Bischofs Rudolf I. (1 138—1149), des unmittelbaren 
Vorgängers Ulrichs, von dem bisher nur ein einziger durch Dannen- 
berg bekannt gemachter Halbbracteat mit dem Bilde des knieenden 
Heiligen auf der einen und dem des Bischofs auf der andern 
Seite bekannt war (Z. f. N. XI. T. HL 1). 

Herr Dannenberg behandelte die Anfänge der Medaillenkunst, 
welche in Italien ihre Wiege hatte. Hier finden wir einige ge- 
prägte Medaillen, die ältesten von den Garrara's, Herrn von Padua, 
mit der Jahreszahl 1390, denen einige wenige, flacher und 
kunstloser gearbeitete, mit antikisirenden Darstellungen, aus den 
Jahren 1393 und 1467 sich anschlieüBen ; über einige andere 



— 34 — 

noch spätere berichtet Friedlaender iu seiner Schrift: „Die geprägte 
ital. Med. d. XV. Jahrh. 1390-1490 (Berlin 1883)^ Diese 
Technik aber bewährte sich nicht und so erfolgte der Übergang 
zu einem andern Verfahren, welches eine freie Entfaltung des 
künstlerischen Schaffens und einen grösseren Masstab erlaubte: 
das Herstellen eines Modells in weicher Masse, das dann in 
Metall, und zwar durchgehends in Erz abgegossen und ciselirt 
wurde. An der Spitze der Künstler, deren Arbeiten in den 
wenigen auf uns gelangten Exemplaren durchschnittlich unsere 
höchste Bewunderung erregen, steht Vittore Pisano, oder, wie er 
sich auf seinen Medaillen nannte, Pisanus pictor, wie dem Alter 
(1438—1449 bezeichnen die Grenzen seines Wirkens in dieser 
Kunst) so auch unzweifelhaft seinen Leistungen nach der Erste; 
die Lebendigkeit seiner Bildnisse ebensowohl wie die meist sehr 
reichen, grösstentheils in naturwahren Darstellungen von Menschen 
und von Thieren in den schwierigsten Verkürzungen bestehenden 
Rückseiten sind unübertroffen und unübertrefflich, und zeigen, 
dass das Lob, welches ihm seine Zeitgenossen für seine jetzt 
meistens untergegangenen Gemälde gespendet haben, sicher kein 
unverdientes war, wovon man sich auch z. B. vor einem solchen 
Bilde in der Nationalgallcrie in London überzeugen kann. Einen 
Begriff von seinem Schaffen geben sechs Medaillen von ihm, welche 
der Vortragende aus seiner Sammlung beibrachte; zwei derselben 
sind sicher alte cisilirte Originale, die eine höchst selten von 
Beilotus Cumanus von 1447 und die andern mit seinem eigenen 
Bildnisse und den Anfangsbuchstaben der sieben Kardinal- 
tugenden F-S'K.J.P-F.T« 

Sitznng vom 5. November. 

Herr Weil machte Mittheilung von einer jüngst in der 
EiftjfifQig ^AqxaioloYini^ 1887 S. 177 publizirten Inschrift aus 
Eleusis, woraus hervorgeht, dass gegen Ende des dritten vor- 
christlichen Jahrhunderts Athen wie in Hadrianszeit dreizehn 
Phylen besessen hat, indem es ausdrücklich heisst: inl %^q 

^[nno&(dViidog TQhrig xal dsxdc^g nQvravelag. Es ist dies YOn 

Wichtigkeit für die Zeitbestimmung der jüngeren Tetradrachmen- 
reihen Athens (und der dazu gehörigen Theilstücke), d. h. der 
Reihen, welche den Athenakopf mit dem Frachthelm der Par* 



— 35 - 

thenos zeigen. Was bisher als feststehend gelten konnte, war, 
dasi; die 86 Serien mit voll ausgeschriebenen Beamtennamen in 
der Hauptsache dem zweiten Jahrhundert und der Zeit bis znm 
mithraitatiscben Kriege angehörten und dass als nachsullaniscb 
nur einige wenige Serien betrachtet werden dürften. Schwieriger 
war es anzugeben, welchen Zeitraum die zweifellos älteren Se- 
rien mit Monogrammen auszufüllen hätten. Während nun die 
Serien mit Beamtennamen auf der Amphora der Kehrseite ilie 
Buchstaben A, B, r— M tragen, als Angabe unter der wie- 
vielten Prytanie die Prägung stattgefunden hat, und in diesen 
Reihen nie die Zwölfzahl {M) der Phylen Überschritten wird, 
enthält eine der Monogramm-Serien (Beuli Nr. 12), welche die 
beiden Schlangen als Symbol und zwei Monogramme trägt, auf 
der Amphora die Phylenbezeichnung bis N, und zwar diesen 




Buchstaben in voller Deutlichkeit. Hatte man seither dies für 
einen Stcrapelfehler erklären dürfen , so ist jetzt nur noch die 
Erklärnng möglich, dass hier Stücke vorliegen aus einem der 
wenigen Jahre, wo Athen dreizehn Phylen besessen hat, mithin 
aus der Zeit, wo die Phyle nrolefiaig bereits eingerichtet war, 
die Phylen '^vti^ovig und J^it^iQtdg aber noch fortbestanden. 
Im Jahre 200, wo die Phyle 'ArtaKg errichtet wurde zu Ehren 
des verbündeten Pergamenerkönigs, gab es mit dieser in Athen 
nur zwölf Pbylen, und dem entspricht die Phylenbezeichnung 
auf den Serien mit BeamtennameD. 

Herr Menadier zeigte den Abdruck eines Halbbraeteaten 
aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, den er dem Grafen Hartwig 
von Bogen zuwies. 

Ausserdem legte der Vortragende die Abhandlung des Herrn 
Amtsgerichtsrath Müller in Saalfeld ober: „Die Meininger Ortn- 
namen und Bauwerke auf Mönzen und Marken" vor, mit welcher 



— 36 - 

der vor Kurzem ins Leben gerufene Verein fär meiningische 
Geschichte und Landeskunde seine Schriften eröffnet. Es dürfte 
bisher ohne Beispiel sein, dass ein derartiger Verein die Be- 
deutung der Münzkunde in solch ehrenvoller Weise anerkennt; 
hoffentlich bleibt ihr diese Anerkennung auch f&r die Zakunft 
gewahrt und erzielt sie daraus die Förderung, deren sie sowohl 
hinsichtlich der Bergung der Münzen, welche die Funde ans 
Licht treten lassen, als auch in Betreff der Verwerthung der 
in den Archiven bewahrten Urkunden so dringend bedarf. Ein 
Gebiet wie das des Herzogthums Sachsen - Meiningen wird 
sicherlich die für die Zwecke eingesetzte Arbeit reichlich lohnen, 
denn an einer alten Völkerscheide gelegen und in Folge dessen auf 
verschiedene Verkehrsgebiete angewiesen und an der Ent- 
wickelung mehrerer Münzsysteme betheiligt, bietet es dem Münz- 
forscher des Merkwürdigen und Wichtigen die Menge, obschon 
die Münzprägung in demselben, soweit das zur Zeit nachzuweisen 
ist, erst in vcrhältnissmässig später Zeit ihren Anfang genommen 
hat, und keine einzige seiner Münzstätten in die Zeit vor den 
Hohenstaufischen Kaisern hinauf reicht. Die ältesten Münzen 
des meiningischen Landes sind die schönen Saalfelder Bracteaten 
aus der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts und der Folge- 
zeit, die zum Theil von den Kaisern, zum Theil von den Äbten, 
zum Theil aber auch von den Grafen von Schwarzbnrg geprägt 
sind und vereinzelt den Namen des Münzpächters FVRITI6 beRBI 
TER • tragen. Dem Ende des zwölften Jahrhunderts gebOrt 
auch noch der Bractcat des Rathaucr Fundes an, der den Mftnz- 
hcrrn in der Umschrift als BGINHARVS DMINI CA d- h. höchst 
wahrscheinlich: „domini Camburgensis^^ bezeichnet. Die Orafen 
von Henneberg, deren Grafschaft den eigentlichen Kern des 
Herzogthums bildet, erhielten 1226 vom Kaiser Friedrich IL 
das Bergregal und werden um dieselbe Zeit das Mflnzrecht er- 
worben haben. In diese Zeit etwa gehören die ReiterbracteateOi 
von denen derjenige der Kgl. Sammlung in Berlin die Henne 
auf dem Berge zu beiden Seiten auf dem Münzrande, der in der 
Herzog!. Sammlung zu Gotha die Henne auf dem Schilde des 
Heitors und auf dem Mttnzrande beiderseits ein H zeigt Durch 
einen VcHrag mit dem Bischof Iring von WQrzburg vom Jahre 
1250 ist sodann das Münzrecht der Henneberger Grafen flir 



— 37 — 

Schweinfurt bezeugt. In der Pflege Coburg ist Coburg selbst 
bereits im Jahre 1265 als Münzstätte genannt, während die 
ältesten uns erhaltenen Münzen derselben die Pfennige des 
Markgrafen Johann v. Brandenburg (1308—1313) sind mit dem 
Adler auf der einen und der Henne auf der andern Seite, 
denen nach langem Zwischenräume erst die Schwarzpfennige des 
Landgrafen Friedrich des Strengen (1353—1381) und die Pennige 
und Halbgroschen Friedrich des Streitbaren (1381—1428) folgen. 
Die älteste Münze, welche den Namen Hildburghausens trägt, 
ist der in der Königl. Sammlung zu Berlin befindliche Groschen 
des Grafen Berthold X. (1348—1378) mit dem Hennebergischen 
Helme auf der einen und einem B innerhalb eines Kreuzes auf 
der andern Seite. Ihm schliessen sich die Schwarzpfennige und 
Halbgroschen an, welche vom Markgrafen Balthasar (1374 — 1406) 
zu Hildburghausen und ausserdem zu Eisfeld ausgeprägt worden 
sind. Gleichzeitig Hessen Landgraf Hermann v. Hessen (1376— 
1413) und Heinrich XL von Henneberg-Schleusingen zu Schmal- 
kalden sowie der Graf Hermann Y. von Henneberg-Aschach 
(1352 — 1403) zu Bömhild Halbgroschen prägen. Gleichzeitig 
ist auch ein Pfennig des um 1400 vergrabenen Schwabacher 
Fundes, als dessen Münzstätte Fikentscher Themar bezeichnet, 
geprägt worden und auch zu Wasungen eine Münzschmiede im Be- 
triebe gewesen, welche 1397 von den Grafen um 2000 Gold- 
gulden verpfändet wurde und nach Fikentscher wahrscheinlich 
als Heimat eines mit einem W versehenen Pfennigs anzusehen 
ist. Graf Wilhelm III. liess zu Schleusingen geringhaltige 
Pfennige prägen, welche vom Kurfürsten Friedrich 1444 verrufen 
wurden. Dem Grafen Wilhelm IV. (1444—1480) gehören die 
Hohlpfennige an, deren Gepräge zum Theil der Helm, zum 
Theil der Würzburger Burggrafenschild bildet. Graf Wilhelm V. 
befahl seinem Münzmeister Georg Emeser 1499 zu Schleusingen 
in Nachahmung der sächsischen und schwarzburgischen Münzen, 
Heller, Pfennige, Gnacken und Groschen zu prägen. Aus dem 
Jahre 1546 stammt sodann der älteste hennebergische Thaler 
und 1550 begann die Beihe der Eörtlinge. Graf Georg Ernst 
liess die Münzstätte von Schleusingen nach Ilmenau verlegen und 
daselbst Scheidemünzen prägen. Mit seinem Tode im Jahre 1 583 

erlosch das hennebergische Haus und fand das hennebergische 

3* 



— 38 — 

MüDzwcsen als solches ein Ende, doch tragen auch in der späteren 
Zeit zahlreiche von den Wettinern geprägte Münzen den henne- 
bergischen Namen. Inzwischen waren zu Coburg die einseitigen 
Heller mit dem Mohrenkopfe zur Ausprägung gelangt und hatte 
die Stadt Saalfeld U48 vom Herzog Wilhelm von Sachsen die 
Erneuerung des ihr einst von den Äbten verliehenen, aber seit 
langer Zeit nicht mehr ausgeübten Rechtes der Pfennigprägnng 
erwirkt und auf Grund dessen die Hohlpfennige mit den beiden 
Fischen prägen lassen. In der Folgezeit wurde Saalfeld die bei 
weitem wichtigste Münzstätte des ganzen Thüringer Landes, in- 
dem es 1575 auf dem Tage zu Jüterbok zur Ereismünzstadt 
für das ernestiuische Sachsen und Schwarzburg erhoben worde, 
und seit 1615 auch für den Münzbedarf der reussischen Lande 
sorgte. Im Jahre 1619 trat zunächst Weimar von dieser Ver- 
bindung zui'ück und besorgte seine Prägung selbstständig. 
Während der Kipperzeit in den Jahren 1621 — 1628 waren 
ausserdem Heckemünzen in Camburg, Coburg, Cranichfeld, Gräfen- 
thal (Hildburghausen, Königsburg) und Schleusingen aufgethan, 
während die Ämter Maasfeld und Wasungen Papiergeld ausge- 
geben haben und zwar, soweit bisher bekannt geworden ist, 
Stücke zu 3, U und 1 Groschen, zu 4 Patzen und zu 9, 6 und 
3 Pfennigen. Nach der Theilung des Hauses Gotha im Jahre 
1680 trat in den einzelnen Residenzen der Münzhammer 
für kürzere oder längere Dauer in Thätigkeit, und zwar in 
Römhild, dessen Münzen nicht sonderlich waren, Meiningen, wo- 
selbst der Betrieb mit vielen Unterbrechungen von 1682 bis 1763 
andauerte, Ilmenau, wo während der kurzen Zeit von 1691^1702 
geprägt wurde, Hildburghausen, das über ein Jahrhundert, 1703 
bis 182D, eine Münze beherbergte und endlich Saalfeld, dessen 
Münzschniiede in Fortsetzung ihrer früheren Thätigkeit am 
stärksten und dauerndsten beschäftigt war. Unter den zahl- 
reichen Münzsorten, die daselbst nach den verschiedenen Währungen 
Mitteldeutschlands während zweier Jahrhunderte gepi'ägt wurden, 
sind besonders hervorzuheben die Reichmannsdorfer Dukaten, 
von denen die spätem zwar trotz ihrer Aufschrift aus fremdem 
Metall, die von 1713 bis 1728 geprägten jedoch wirklich aus 
Reichmannsdorfer Gold geschlagen worden sind, während sowohl 
die vielbcrufenen Steiuheidcr Äusbeuteducaten nicht zur Ans- 



— 39 — 

präguug gelangt sind und das zu Meiuingen bewahrte zinnerne 
Probestück der wahrscheinlich von H. E. Angerstein in Coburg 
zu Ende des 17. Jahrhunderts gefertigten Stempel der einzige 
Eest derselben sein dürfte, als auch die 1716 zu Hildburghausen 
geplante Ausprägung von Doppelducaten aus dem ans der Gold- 
wäsche zu Schwartzenbrunn zu erzielenden Golde hat aufgegeben 
werden müssen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts 
wurde in Saalfeld wieder für Weimar, Schwarzburg-Rudolfstadt, 
Hildburghausen und Meiningen und ebenso im 19. für einige 
Nachbarstaaten gearbeitet, bis auch diese Münzstätte 1846 der 
neuzeitlichen Entwickelung zum Opfer fiel und seitdem die 
Meininger Münzen in München geprägt wurden. — Dass einzelne 
dieser Thatsachen von dem Herrn Müller nicht berichtet worden 
sind, dürfte ihm schwerlich zum Vorwurf gemacht werden; aber 
dass es dem Fachmann schwer und dem Laien unmöglich 
wird, aus der Abhandlung ein Bild der hier kurz entworfenen 
Entwickelung zu gewinnen, ist ein grosser Übelstand. Obwohl 
der Verfasser seine Schrift als einen Abriss der Münzkunde 
des Herzogthums Sachsen-Meiuingen bezeichnet, hat er es doch 
verschmäht, die drei Hauptfragen der Münzforschung nach den 
Münzherreu, den Münzorten und Münz Währungen systematisch 
und chronologisch zu behandeln, und es vorgezogen einen für 
das Münzwesen nebensächlichen Umstand zum Angelpunkt zu 
machen und ihm zu Liebe die Unordnung der alphabetischen 
Ordnung einzuhalten. Obendrein aber sind mit den Münzen, 
dem alleinigen Gegenstande der Münzforschung, in einem argen 
Durcheinander einerseits die Schau- und Denkmünzen und an- 
derseits die Fabrik-, Geschäfts-, Consum- und Biermarken ver- 
quickt, von denen jene eine Bedeutung haben, die auf einem 
wenigstens dem Geldwesen fremden Gebiete liegt, diese aber, 
wie nicht scharf genug betont werden kann, überhaupt keinen 
wissenschaftlichen und künstlerischen Werth besitzen. Zwar 
folgt der Verfasser damit dem Vorbilde, welches Leitzmann in 
seinem Wegweiser auf dem Gebiete der deutschen Münzkunde 
gegeben; wenn es aber Leitzmanns Forschungen nicht nur zu 
erweitern, sondern zu vertiefen gilt, so ist allererst dieser voll- 
ständig unnütze Ballast über Bord zu werfen und nicht etwa 
durch die jährlich sich mehrenden Erscheinungen zu vergrössern. 



- 40 — 

Trotzdem daher die Abhandlung manch interessante Mittheilung 
bietet, wäre gleichwohl zu wünschen gewesen, dass der Herr 
Amtsgerichtsrath die Schriften des Meininger Alterthumsvereins 
mit einer Arbeit eröfiFhet hätte, die seiner sorgsamen und gehalt- 
reichen Schrift über „die Münze zu Saalfeld und ihre Meister*^ 
ebenbüi'tiger gewesen ; hoffentlich lässt er eine solche bald folgen. 

Herr v. Sallet besprach eine neue Erwerbung des könig- 
lichen Münzkabiuets: eine geprägte Medaille des Leonhard Thar- 
neysser, Leibarztes und Alchymisten des Kurfürsten Johann Georg 
von Brandenburg, vom Jahre 1573, mit Brustbild und Wappen. 
Thumeysser ist im Jahre 1530 in Basel geboren, lernte das 
Goldschmiedshandwerk, war später Soldat unter Albrecht Alci- 
biades, dann Bergmann, später Wappenstecher und Goldschmied 
in Diensten Kaiser Ferdinands, 1568 Arzt in der kaiserlichen 
Armee im Türkenkriege. 1570 kam er in die Mark und wurde 
Leibarzt des Kurfürsten in Berlin, wo er seine Wohnung im 
Kloster in der Klosterstrasse hatte, dort seine grossen natur- 
wissenschaftlichen Sammlungen aufstellte und eine vortreffliche 
Druckerei einrichtete, in welcher seine zahlreichen, den wüstesten 
alchymistischen Unsinn enthaltenden Werke gedruckt worden. 
Seine zweite unglückliche Ehe veranlasste einen langwierigen 
Prozess in Basel, durch den Thurneysser in Vermögensverfall 
gerieth und zur Flucht aus Berlin veranlasst wurde trotz der 
ihm vom Kurfürsten bewahrten Gunst. Er lebte darauf einige 
Zeit in Rom und starb 1595 oder 1596 in Köln. Eine anziehende 
Monographie über den merkwürdigen Mann lieferte im Jahre 1783 
J. C. W. Mochsen, der gelehrte Leibarzt Friedrichs des Grossen. 
— Eine Medaille mit Thurncysser's Bildniss war bisher völlig 
unbekannt, das Brustbild der jetzt vom königlichen Münzkabinet 
erworbenen Medaille stimmt in den Gesichtszügen völlig mit den 
zahlreichen in Thurneysser's Schiiften enthaltenen Holzachnitt- 
porträts überein. Die Erwerbung der schönen and einzigen Me- 
daille Thurneysser's ist ein eben so seltener wie fflr die Kultar- 
geschichte unserer Mark bedeutsamer Glücksfall. 

Herr Dannenbcrg sprach über den italienischen Medaillear 
Matteo de Pasti. Wie Vittore Pisano, von dem in voriger Sitrnng 
die Rede war, stammte aus Verona auch Matteo de Pasti, der 
lange in Kimiui am Hofe des kunstsinnigen, aber tyrannischen 



— 41 - 

Sigismand Pandulf Malatesta (1432 bis 68) in hohen Ehren 
stand. Von ihm legte der Vortragende sieben Medaillen vor, die 
theils diese Herren, theils seine Geliebte und spätere Gemahlin, 
die Dichterin Isotta degli Atti darstellen und zwar nur zum 
Theil seinen Namen (0 • M • D • P • V« = opus Matthaei de Pastis 
Veronensis) tragen, aber doch unzweifelhaft seine Hand ver- 
rathen und ihm eine bedeutende Stelle sichern. 

Herr von Winterfeldt besprach einige in Rom gemachte 
neue Erwerbungen seiner Sammlung: zwei Grossbronzen des Nero, 
eine des Traian mit der BASILICA VLPIA, von Hadrian, Mittel- 
bronze des Gommodus mit Kopf auf jeder Seite und Grossbronzen 
des Severus, Garacalla und Geta. 

Herr v. Brakenhausen sprach über die Burggrafen von 
Thom, welche aus den Patriziergeschlechtem von den polnischen 
Königen ernannt wurden und ein besonderes Amtssiegel führten. 

Herr Dressel legte die Abgüsse von zwei in dem Tiber 
gefundenen Medaillons vor, das eine des Kaisers Traian, in Silber, 
mit der Kehrseite PROVIDENTIA SENATVS, das andere ein 
Kupfermedaillon des Hadrian, auf dessen in künstlerischer Hin- 
sicht vollendet schönen Kehrseite Dionysos in einem von Panther 
und Ziege gezogenen Karren dargestellt ist. 

Sitzung vom 3. Dezember. 

Herr E. Bahr fei dt besprach einen bedeutenden Denar- 
schatz, welcher im September d. J. in Aschersleben gehoben 
worden ist. Er bestand aus etwa fünf Pfund Prager Groschen 
von Wenzel IL und Johann I., sowie ungefähr 15 Pfund meist 
brandenburgischen Denaren, untermischt mit einigen Hohlpfennigen. 
Die Untersuchung, welche der Vortragende mit dem Funde vor- 
genommen, hat ein überraschendes Resultat geliefert. Es fanden 
sich 120 Typen brandenburgischer Denare, davon 17 vordem 
ganz unbekannt, und ausserdem eine grössere Anzahl bisher nur 
ein- oder zweimal dagewesen. Ferner waren vertreten Denare 
von Anhalt, Sachsen, Brene, Magdeburg, Stolberg, Reinstein- 
Blankenbuig, Schlotheim, Schlesien, Pommern, Paderborn, Strass- 
bürg, Lothringen, England und z. Z. noch unbestimmte. Hohl- 
pfennige waren vorhanden vom Bisthum Brandenburg, Erzbisthum 
Magdeburg, von Braunschweig, Hameln, Gotha u.a. Auch 



— 42 — 

Prager Pfennige von Wenzel IL, eine Tournose von Carl Robert 
von Ungarn und endlich ein Goldfloren gewöhnlicher Art fanden 
sich vor. Von besonderem Interesse sind die vielfachen Nach- 
ahmungen seitens der kleinen Fürsten und Herren, denen das 
brandenburgische Geld als Muster für ihre Prägungen gedient 
hat. Obenan steht darin das Fürsten thum Anhalt, welches die 
brandenburgischen Typen genau nachgemünzt, aber an entsprechen- 
der Stelle den anhaltinischen Helm oder das Doppelwappen 
(halber Adler und Balken) angebracht hat. Hervorragend wichtig 
sind zwei verschiedene Denare mit dem Namen des Fürsten 
Albrecht. Denare mit Namen anhaltinischer Fürsten kommen 
hier zum ersten Male sicher vor. Würdig reiht sich ein eben- 
falls noch inedirter sächsischer Denar an mit der Aufschrift 
WITTEBE, also Wittenberg, und endlich ist als sehr beachtens- 
werth ein Pfennig zu bezeichnen, der vom Bischof Simon von 
Paderborn in Brakel geprägt ist und von den bisher bekannten 
dieser Art abweicht. Leider sind die besseren Typen nur ganz 
vereinzelt vertreten. Der Fund ist sehr ähnlich demjenigen von 
Neuendorf bei Reppen aus dem Jahre 1861 (Berl. Bl. II. S. 213), 
aber bei Weitem reichhaltiger. Er umfasst eine Zeitperiode von 
ca. 100 Jahren: von ungefähr Otto's DI. von Brandenburg Tode 
1267 bis über die Mitte des XIV. Jahrhunderts hinaus und es 
ist noch niemals ein brandenburgischer Denarfund dagewesen, 
der eine so grosse Anzahl verschiedener Typen v^ie der Aschers- 
leber geliefert hätte, nämlich über Zweihundert. Das Gewicht 
der Denare stellte sich im grossen Durchschnitt anf 0,626 gr 
pro Stück; die Mark ist also zu 374 Stück ausgebracht worden. 
Zwei interessante, kleine silberne Schliessen, mit Engelsköpfen 
verziert, zum Zusammenhalten des Gewandes benutzt, kamen 
mit dem Funde ebenfalls ans Licht. Eine kritische Besprechung 
des Aschersleber Schatzes wird seitens des Vortragenden an 
anderer Stelle erfolgen. 

Herr Menadier legte einen Abdruck des Denares Dbg. 
1262 vor und deutete dessen Umschrift auf die terra Salcandia, 
einen Teil von Overyssel. 



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Berlin, WoiilinuHiiscIie Itiicliliandhiiiir. 



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Zeitschrift fOr Numismatik XVI. 




Berlin, Wcidmaiinschc Buchhandlung. 



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