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Full text of "Zeitschrift für Numismatik"

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ZEITSCHRIFT 



PUR 



NUMISMATIK 



REDIGIRT • 



YQS 



• • • 



ALFEED VON SALLET. 



SIEBENZEHNTER BAND. 



BERLIN 

WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG. 

1890. 



Inhalt des siebenzehnten Bandes. 



Alterthnm. Seite 

Löbbecke, A., Griechische Münzen ans meiner Sammlung. lY. (Tafel 1. 11.) 1 

Seeck, 0., Die Münzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger . . 36. 113 

Löbbecke, A., Münzfand bei Avola. (Tafel VI.) 167 

Pick, B., Über einige Münzen der römischen Eaiserzeit 180 

Sallet, A. Y., Die Erwerbungen des Königlichen Münzkabinets vom 1. April 

1888 bis 1. Aprü 1889. (TafellV. V.) (Darin auch Mittelalter) . 233 

Dressel, H., Titakazos 285 

Mittelalter n. a. 

Buchenau, H., Bracteatenabdrücke an Eirchenglocken zu Terden. 

(Tafel m.) 27 

Alexi, S., Die Auszahlung des Eaufschillings für das Herzogthum Esth- 

land in den Jahren 1346 und 1347 90 

Bardt, Fr., Der Fund von Reichen 98 

Friedensburg, F., Zwei Denarfunde aus dem X. bis XI. Jahrhundert . 202 
Friedensburg, F., Studien zur Münzgeschichte Schlesiens im XYL Jahr- 
hundert, n 213 

Alexi, S., Die Münzmeister der Calimala- und Wechslerzunft 258 

Nützel, H., Muhammedanischer Münzfund von Pinnow 270 

Friedensburg, F., Die schlesischen Münzen König Ferdinands vor 1546. 

Nachtrag 282 

Scheuner, B., Ein Groschenfund in der Oberlausitz 287 

Dannenberg, H., Zur Pommerschen und Mecklenburgischen Münzkunde. IX 290 



Stückelberg, A., Die Verwendung der Münzen in der Dekoration ... 198 

Miscellen. 

Drude, P., Über eine Eigenschaft der Silbermünzen 100 

Drexler, W., Eine bei Cohen nicht verzeichnete Goldmünze des Allectus 231 



^c^^yS 



ly Inhalt des siebenzehnten Bandes. 

Nekrologe. 

Albert Erbstein 311 

Literatnr. 

Bahrfeldt 102 

Donebaner 106 

de Ghestret de Haneffe 310 

Register 313 






* . 



* V.- 



GriecMsclie Münzen aus meiner Sammlung IV. 

Tafel I u. II. 



Rf. 

2. jK 

Rf. 

3. jK 






Italia. 

Nar .... 
1. iR 9 m, Gr. 0,45. 

Apollokopf mit Lorbeerkranz r., das Haar hinten auf- 
gebunden. 

Z Lyra 

8 m, 2 Ex. Gr, 0,50 u. 0,45. 
Apollokopf wie vor. 

^ Lyra ^ 

8 m, 2 Ex. Gr. 0,55 u. 0,42. 
Apollokopf wie vor. 
Rj, N Lyra A 
4. jR 9 m, Gr. 0,46. 

Apollokopf wie vor. 
Rf. < Lyra . . . 
Diese sechs Halblitrenstücke erhielt ich mit einer grossen 
Anzahl italischer Obole und kleinerer Silbermünzen im Vorjahre 
aus Neapel. 

Nr. 1. davon ist seit lange bekannt und wurde zuerst von 
Millingen^) beschrieben und Arnae in Macedonien zugetheilt 
und dieser Zutheilung ist Head im Catalog des Brit Mus.') und 
seiner Historia Numorum S. 182 gefolgt. Dorthin gehören in- 
dessen die Münzen nicht, sie sind vielmehr, wie Styl und Her- 
kunft meiner sechs Exemplare beweisen, italisch. 



1) SyUoge of ancient anedited coins S. 42 PI. III 19. 
') Macedonia S. 62. 

ZeitMhrift Air Namumatik. XVII. 



1 



2 Arthur Löbbecke: 

Dies glaubte auch Piorelli und gab die erste Münze, wenn- 
gleich später zweifelnd, Arpi in Apulien*). Garrucci') hat sie 
auch dort, und sogar um jeden Zweifel an der Richtigkeit dieser 
Bestimmung zu heben, mit der erfundenen Umschrift HAPISA, 
d. h. mit willkürlich hinzugesetzten API. Imhoof hat in seinen 
Berichtigungen Garruccis*) auch letzteres bemerkt, und meine 
Münzen bestätigen völlig seine. Mittheilung, dass ausser den 
Buchstaben N^A keine weiteren auf denselben vorhanden seien. 
Diese drei Zeichen sind nun, wie die bisher unbekannten Varianten 
Nr. 2 und 3 zeigen, Nar . . . und nicht wie bisher geschehen 
Arn . . . zu lesen. 

Ausser der von den Römern in Kriegen mit den ümbriem 
gegründeten Colonie Narnia, das früher Nequinum hiess, finde 
ich in Italien keinen mit Nar . . . beginnenden Stadtnamen. 
Umbrisch sind aber die Münzen sicher nicht, vielmehr süd- 
italisch, vielleicht kampanisch, und ein zweiter mit Nar ... be- 
ginnender Ortsname bleibt daher dort noch zu finden. 

Wahrscheinlich gehören auch die folgenden Münzchen, die 
ich mit den obigen zusammen erhielt, hierher: 

5. M 8 m, Gr. 0,38. 

Adler auf einem Säulencapitell 1. sitzend. 
Rf. Delphin 1. darunter NA. 

Vgl. Wiener Num. Zeitschr. 1886. S. 259. 

6. M 6 m, Gj. 0,17. 

Kreuzfackel zwischen Mohnkopf und Getreidekorn. 
Rf. Delphin r. darunter NA. 

Thracia. 
Dicaea. 
1. M 25m, Gr. 19,20. 

Bärtiger Herakleskopf mit der Löwenhaut bedeckt r. 
Rf. ünregelmässig vertieftes Viereck. Taf. L 1. 



1) Mon. ined. S. 4. und Gat Santangelo Nr. 12433. 

2) Le Monete deU Italia antica S. 112, Tay. 93, 7. 

3) Wiener Num. Ztschr. 1886, S. 234. 



Griechische Mflnzen. 3 

2. M 19 m, Gr. 6,98. 

Herakleskopf wie vorhin, späteren Styles. 
Rf. DIKAI Stierkopf 1. in vertieftem Viereck. 

Zu den bekannten Silberstateren und Diobolen von Dikaia, 
die um 500 v. Chr. nach babylonischem Fusse dort geschlagen 
wurden, tritt mit der ersteren Münze nun auch das bisher 
unbekannte Tetradrachmon. Der fein ausgeführte Kopf desselben 
ist von reinem archaischen Styl und einer der besten alter- 
thümlichen Heraklesköpfe, die wir auf Münzen besitzen. 

Weit roher ist der etwa fünfzig Jahre spätere Stater Nr. 2, 
das Delta seiner Inschrift zeigt die alte Form D wie sie u. a. 
auch auf dem schönen Tetradrachmon von Delphi mit den 
beiden Widderköpfen vorkommt*). 

Illyrisch-epirotische Lande. 
Damastium? 
M 23 m, Gr. 10,65. 

Apollokopf mit Lorbeerkranz r. 
Rf. ^KP-.ATIAA zu beiden Seiten eines Dreifusses. 

Taf. I. 2. 
Der Form und Grösse des Schrötlings nach scheint die 
Münze einen Stadtnameu nicht gehabt zu haben, ihrer Fabrik 
zufolge gehört sie indessen bestimmt der Umgegend von Da- 
mastion oder dieser Stadt selbst an. 

Das ^KPATIAA derselben ist der Genitiv des Namens eines 
dortigen Beamten oder Dynasten SooKQotidagj gleich dem auf 
anderen Stücken erscheinenden APPIA, HPAKAEIAO u. a. 

Euboea. 

Ghalcis. 
M 23 m, Gr. 1M9. 

Linkshin fliegender Adler mit einer Schlange im Schnabel. 
Rf. In einem vertieften Dreieck ein Rad in dessen Speichen 

AAt Taf. L 3. 



1) Ztechr. f. Nom. XIII, S. 61. 



4 Arthnr Löbbecke: 

Die kleine Münzreihe mit dem fliegenden Adler und Rade, 
die von Sallet und Lambros in dieser Zeitschrift*) zuerst richtig 
dem euboeischen Chalkis zuschrieben, wird hiermit durch das 
grösste und wichtigste Stück, das Tetradrachmon, yeryoll ständigt. 

Wir kennen von dieser Reihe nunmehr ausser dem obigen 
Tetradrachmon von Gr. 16,49, Didrachmen von Gr. 8,50 (im 
Handel) und Gr. 8,35, Tetrobolen von Gr. 2,80—2,52 und Obolen 
von Gr. 0,47. 

Attica. 

Athenae. 
M 15m, Gr. 4,13. 

Behelmten Pallaskopf r., der Helm ohne Lorbeer. 
Rf. A6^ Sitzende Eule r. in vertieftem Viereck. Links oben 
Lorbeerzweig mit Frucht. Taf. L 4. 

Die archaische Drachme aus dem sechsten Jahrhundert ist 
eines der seltensten Nominale Athens und nur in ganz wenigen 
Exemplaren bekannt. Die meinige ist wohl die best erhaltene 
darunter und deren Pallaskopf besonders zierlich. 

Achaia. 
Sicyon. 
N 15m, Gr. 3,06. 

Appollokopf mit langen Locken und Lorbeerkranz r. Da- 
neben ^(1). 
Rf. In einem Lorbeerkranze eine r. fliegende Taube. Unter 
derselben ein kleiner Delphin. Leicht concav vertieftes 
Feld. Taf. I. 5. 

Im Pariser Cabinet beflndet sich ein zweiter Halbstater von 
Sikyon, dessen Abguss mir vorliegt: 
N 15 m, Gr. 3,05. 

Apollokopf aus gleichem Stempel mit dem vorigen. Da- 
neben ^1. 



1) Ztschr. f. Nam. III, S. 134 u. 216. 



Griechische Münzen. 5 

Rf, In einem Lorbeerkranze eine r. fliegende Taube mit einem 
Bande im Schnabel. Ebenfalls leicht vertieftes Feld. 

Die Ächtheit dieses letzteren hält Gardner gleich der der 
kleinen Goldmünzen von Pisa nicht für sicher ausgemacht'). 
Mein Exemplar wie das Pariser tragen indess alle Zeichen der 
Ächtheit, die Farbe des Goldes wie die technische Ausführung 
sind vortrefflich, dazu kommt, dass die Hauptseiten beider Münzen 
aus gleichem, die Rückseiten aber aus verschiedenen Stempeln 
sind, so dass ich von der Ächtheit beider überzeugt bin. Auch 
Imhoof, dem beide Stücke vorgelegen haben, ist jetzt dieser 
Ansicht. 

Der Zeit nach sind die obigen Goldmünzen aus der ersten 
Hälfte des vierten Jahrhunderts, der Apollokopf derselben wieder- 
holt sich auf gleichzeitigen und späteren Theilstücken der sikyo- 
nischen Silberdrachme wie einigen Kupfermünzen. 

Die rohen kleinen Goldmünzen mit beiderseits Taube, die 
man früher wohl Sikyon zutheilte, sinii kretisch^). 

Elis. 
M 26m, Gr. 12,15. 

Zeuskopf mit Lorbeerkranz r. 
Rj\ Rechtshin sitzender Adler auf einem ionischen Säulen- 
kopf. Daneben vertheilt FA AP. Taf. I. 6. 
Dieses prächtige Didrachmon stammt, wie mir mitgetheilt 
wird, nicht aus dem grossen vor einigen Jahren im Peloponnes 
gemachten Funde, sondern aus einem zweiten kleineren von 
ebendort, über den ich Näheres aber nicht habe erfahren können. 
Der Zeuskopf desselben ist wohl einer der grossartigsten, 
wenn nicht der schönste aller elischen Münzen; der mit der 
Umschrift FAAEION*) kommt ihm am nächsten, dann auch ein 
im Bulletin de Corr. Hell.*) abgebildeter ähnlicher Kopf. 

1) Catalogue of Brit.-Mu8. Peloponnesus Introduction, S. XIV. 

2) Rev. Num. 1888, S. 393. 

3) Zeitschr. f. Num. 1887. Taf. I, 2 m. S. u. A. 

4) 1880, S. 43. 



ß Arthur Löbbecke: 

Eine grosse Ähnlichkeit hat er sodann mit dem Kopfe 
eines Staters der italischen Lokrer mit der sitzenden Eirene 
auf der Rückseite, von dem ich Taf. L 7 eine Abbildung nach 
einem Exemplare m. S. zur Vergleichung gebe. Schon Fried- 
länder hatte die Übereinstimmung des Zeuskopfes letzterer MiLnze 
mit dem elischen Stacke erkannt'), hier ist sie besonders gross, 
da die Profillinie des Kopfes meiner lokrischen Münze nicht so 
concav und unschön ist, wie auf dem bei verbeck*) abgebildeten 
Exemplare der Brera in Mailand. 

Die elischen Münzen mit .AP und API werden jetzt ge- 
wöhnlich dem Aristotimus, d. h. dem ersten Viertel des dritten 
Jahrhunderts v. Chr. gegeben, ich glaube mit Unrecht, die 
Menge derselben und die Verschiedenheit ihres Styles sind zu 
gross, als dass man sie alle in den kurzen Zeitraum eines oder 
einiger Jahre, die dessen Tyrannis währte, unterbringen könnte. 
Mein oben beschriebenes Didrachmon ist gewiss aus dem Anfang 
des vierten Jahrhunderts, also 100 Jahre älter, und das AP des- 
selben ist wenigstens sicher nicht auf den genannten Aristotimus 
zu beziehen, es ist der Anfang eines Beamtennamens l^nfiödiog 
oder ähnlich. 

Argoh'8. 

Argos. 

M 26m, Gr. 12,10. 

Herakopf mit Stephanos und Ohrring r. 
Rf. ARAEION Zwei Delphine, dazwischen EM und ein ko- 
rinthischer Helm. Taf. I. 8. 
Der Herakopf dieses um 420 v. Chr. geprägten Staters ist 
von besserer Zeichnung und Ausführung als der der meisten 
übrigen Varietäten. 

Über die archaische Form A des Gamma vgl. Imhoof, 
Monnaies Grecques S. 175. 



1) Monatsberichte d. Academie 1874, 8. 499. 

2) Oriech. Kunstmythologie I, MOnztafel 1 13. 



Griechische Mflnzen. 7 

Creta. 

Phaestus. 

1. M 26m, Gr. 11,58. 

(t)AI^TIO^ Herakles v. vorn stehend in der erhobenen 
Rechten die Keule, in der Linken den Bogen. Hinter ihm 
eine aufgerichtete Schlange. 
Rf. Linkshin schreitender Stier in einem Lorbeerkranze. 

Taf. I. 9. 
Die Form (DAI^TIO^ statt der sonst üblichen >AO>|ITMIA0 
(für (DAI^TIKON), (t)AI^TION oder (DAI^TIßN ist neu. 

Ein schlecht erhaltenes Exemplar dieser MQnze mit er- 
loschener Legende im Catalog des Brit. Mus. '), ein anderes ähn- 
liches im Hunter sehen Cataloge') mit MOIT^IA* gelesener Um- 
schrift und dem Stier im Kranze rechtshin. 

2. M 22/27m, Gr. 11,75. 

Jugendlicher männlicher Kopf mit kurzem Haar r. 
R/. Geflügelter Talos mit erhobenen Armen 1. eilend. Unter 

seinen Beinen ein Hund. Taf. I. 10. 

Obgleich durch die leider mittelmässige Erhaltung dieses 
Staters die etwaige Inschrift desselben zerstört ist, so kann die 
Richtigkeit der Zutheilung desselben nach Phaistos keinem 
Zweifel unterliegen, da seine beiden Seiten Typen dieser Stadt 
tragen. Der jugendliche Kopf der Hauptseite kommt ganz ähn- 
lich auf deren Drachmen und kleineren Theilstücken vor, ich 
möchte ihn nicht für den des Herakles halten, es ist wohl eher 
der Kopf des Phaistos oder eines anderen Localheroen. Die 
Deutung des geflügelten Jünglings der Rückseite als Talos ist 
durch die bekannten Stateren mit ähnlicher Darstellung und 
der erklärenden Beischrift TAAßN *) gesichert. Der kleine Hund 
auf meiner Münze ist dem Talos hier wohl als Symbol der 
Wachsamkeit beigegeben, auf den Stateren mit TAA12N fehlt 

1) Crete Taf. XV, 5. 

2) Taf. 42, XXir. 

3) Cat. of. Brit. Mas. Crete Taf. XV, 11 u. A. 



g Arthur Löbbecke: 

er, doch zeigt ihn auch ein Exemplar der früheren Sammlung 
6r6au') mit: 

Rf. Stiervordertheil r. 

Mysia. 
Lampsacus. 

1. N 18 m, Gr. 8,40. 

Zeuskopf mit Lorbeerkranz 1. Hinter dem Nacken ist 
die Spitze des Blitzes sichtbar. 
Rf. Vordertheil eines geflügelten Seepferdes r. Taf. I. 11. 

2. N 18 m, Gr. 8,40. 

Kopf des Aktaion mit Hirschgeweih 1. 
Rf. Ähnlich der vorigen. Taf. I. 12. 

Die schöne Reihe der Lampsakener Goldstateren aus der 
ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts wird durch vorstehende 
beiden Stücke um zwei neue vermehrt. 

Ein Stater mit anderem Zeuskopf und ohne das Beizeichen 
des Blitzes ist bei Head') abgebildet, eine ganz neue Darstellung 
auf Münzen ist dagegen der Kopf des jugendlichen Jägers Ak- 
taion, der bekanntlich, nachdem er die Artemis im Bade erblickt, 
von der erzürnten Göttin in einen Hirsch verwandelt ward. 

In Mionnet's „Index Rerum" sind zwar zweifelnd zwei 
Aktaiondarstellungen aufgeführt, beide jedoch irrig. Auf der 
grossen Bronzemünze von Daldis') ist statt Aktaion Perseus zu 
sehen — die Münze stellt den Gorgonenmord dar — und die 
des arkadischen Orchomenos zeigt wie bekannt die vom Pfeil 
der Artemis getroffene zurücksinkende Kallisto und nicht einen 
aufwärts blickenden Aktaion. 

Troas. 

Dardanus. 
EL 20 m, Gr. 16,22. 

Hahn r. stehend, im Schnabel eine Muschel. 

Rf Ein grösseres und ein kleineres vertieftes Viereck. Taf. 1.1 3. 



1) Cat. Qr6au Nr. 1567. 

2) Historia Num. S. 456, Fig. 279 und Sammlang Imhoof. 

3) Mion. IV, S. 34. 178 u. Ztschr. f. Num. V, S. 105. 



Griechische Münzen. 9 

Auf einer Hekta der Imhoofschen Sammlung ist der Kopf 
eines Hahnes mit der gleichen Muschel im Schnabel abge- 
bildet, auch auf Stateren und Rekten von Kyzikos kommt sie 
ebenso vor'). Ein Hahn oder zwei kämpfende Hähne sind das 
Münzbild von Dardanos. 



Ilium. 

1. M 28 m. 

CeBAC . *AYCTINA • AVr. Brustbild der jüngeren Faustina 
mit Gewandung r. 
Rf. AnOAAß . EKATOC • lAICflN Apoll an den Dreifuss gelehnt 
1. stehend, in der Rechten einen Lorbeerzv^eig. 

Taf. I. U. 
Den Beinamen des Apoll 'Exatog^ d, i. der gnädige, freund- 
lich oder weithin waltende, kennen wir aus der Ilias'), er steht 
auch für den Gott selbst*). Auf Münzen erscheint er hier zum 
ersten Male auf einer solchen von Novum Ilium, dessen Kaiser- 
münzen uns so oft Personen und Scenen aus der Ilias vorführen *). 

2. M 26 m. 

AY • KAI • M • AYPH KOMMOAOC Brustbild des Commodus 
mit Lorbeerkranz und Gev^andung r. 
Rf. IAier2N Linkshin schreitender Ganymed mit phrygischer 
Mütze, in der Rechten Bogen, in der Linken den Hirten- 
stab. Hinter ihm ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln. 

Taf. L 15. 
Diese Münze ist von Mionnet ^} nach Sestini und Vaillant 
ungenau beschrieben, auf der letzteren wird der Kopf des Adlers 
nicht sichtbar gewesen sein, der „geflügelte^^ Ganymed ist daher 
dort zu streichen. 



1) GreenweU, Num. Chron. 1887, Taf. VI, 26. 27. 31 u. a. 

2) Ilias 1, 383; 20, 71. 

3) Pape-Benseler, Wörterbuch d. griech. Eigennamen s. v. 

4) Schliemann, Ilios S. 713—20. 

5) Suppl. y, S. 565. 440 u. 443. 



10 Arthur Löbbecke: 

Jonia. 

Ephesus. 

1. M 20 m, Gr. 5,50. 

Verschleierter Kopf der Königin Arsinoe r. 
Ef. BAO^ßN . AP^I . Bogen und Köcher. Im Felde A und 
eine kleine Biene. Taf. I. 16. 

Ein neuer Magistratsname der wenigen und seltenen Münzen 
von Ephesos- Arsinoe. 

BloGoav oder EXidav hiess der Vater des Philosophen Hera- 
kleitos aus Ephesos, der um 500 v. Chr. lebte, der unserer Münze 
ist natürlich ein anderer; sie ist aus dem Anfang des dritten 
Jahrhunderts, als Lysimachus der Stadt Ephesos zu Ehren seiner 
Gemahlin im Jahre 295 v. Chr. den Namen Arsinoe gegeben 
hatte. 

2. M 37m. 

T.AIA.KAICAP.ANTßNeiNOC Kopf des Antoninus Pias 
mit Lorbeerkranz r. 
Rf. neiflN e*eClflN Zeus Huoq auf einem Berge inmitten 
einer Landschaft r. sitzend, aus seiner erhobenen Rechten 
fällt Begen. Unter ihm eine liegende bärtige Figur, den 
Gott des Berges vorstellend. Taf. I. 17. 

Diese seltene und interessante Münze habe ich, obschon sie 
genugsam bekannt^), hier ihrer Schönheit halber aufgenommen 
und weil die vorhandenen Abbildungen mir nicht genügend gut 
erschienen. 

3. M 35m. 

M • AY . ANTßNeiNOC . A . . Brustbild des Antoninus Pius 
mit Lorbeerkranz und Gewandung r. 
RJ. e*e(ClflN B) NeßKO • nPß • ACIAC. Statue der Leto, in 
den ausgestreckten Armen die Kinder Apoll und Artemis 
tragend. Rechts und links zu ihren Füssen je zwei Ado- 
ranten. Taf. I. 18. 



1) MioD. Sappl. VI, Taf. 4, 1. Lenormant, Galerie Mythol. Taf. 8, 12. 
Annaaire de Num. 111, Taf. VI, 4. 



Griechische Münzen. U 

In dem jüngst erschienenen Hefte der Overbeck'schen 
Griechischen Kunstmythologie „ApoUon" finden sich auf Taf. V, 
17 — 20 Darstellungen der Leto mit ihren Kindern auf Münzen 
von Ephesos, Milet und dem karischen Tripolis, deren Be- 
sprechung später folgen soll. Auf allen diesen, wie den mir 
sonst bekannten, Varietäten ist die Göttin eilend oder vor dem 
Drachen Python fliehend dargestellt. Die obige Münze zeigt 
dagegen eine ruhig stehende Haltung derselben, ohne Zweifel 
ein Standbild, wie durch die hinzugefügten kleinen Adoranten 
bezeugt wird, die auf keinem der übrigen Münzbilder vorkommen. 
Es liegt nahe, hierbei an die Gruppe Euphranors im Tempel 
der Goncordia zu denken, deren Plinius^) erwähnt. 

Ob die übrigen, unter sich z. Th, wesentlich abweichenden, 
Letodarstellungen gleichfalls Gopien von Statuen sind, erscheint 
dagegen zweifelhaft. 
4. JE 21m. 

AYT . K • no • AIKIN . rAA(AIHN)OC Brustbild des Gallienus 
mit Lorbeerkranz und Gewandung r. 
Rf. e*eClßN . r . NeßKOPnN Herakleitos mit dem Pallium be- 
kleidet 1. stehend, in der Linken eine Keule, die Rechte 
zum Munde erhoben. 
Der Philosoph Herakleitos kommt nur auf ephesischen 
Münzen vor. Die bisher bekannten, unter Geta, Maximinus und 
dem älteren Philippus dort geprägten Stücke zeigen mit der 
obigen die gleiche Darstellung nebst der erklärenden Beischrift 
HPAKAEITOC oder HPAKAeTOC), die hier fehlt. 

Caria. 

Aphrodisias. 

^ 23 m. 

KAI . no . . . OYAAePIANOC. Brustbild des Valerianus 

mit Lorbeerkranz und Gewandung r. 



1) Bist. nat. 34. 77. 

2) L. Barchner, Ztschr. f. Num. 1882, S. 123. 



12 Arthur Löbbecke: 

Rf, A*POAeiCienN Rechts und links neben einem Baume 

zwei Männer mit Äxten zum Schlage gegen denselben 

ausholend, rechts ein dritter mit zurückgewandtem Kopfe 

fliehend. Tat II. 1. 

Die Darstellung der Rückseite dieser Münze bezieht sich 

auf den Mythos der Myrrha, die von ihrem Vater verfolgt, durch 

Aphrodite in einen Myrtenbaum verwandelt wurde, aus welchem 

dann Adonis entspross. Vgl. Bötticher, Der Baumcultus der 

Hellenen S. 445. 

Auch auf Münzen von Myra in Lycien, wie noch einigen 
anderen von Aphrodisias findet sich das gleiche oder ein ähn- 
liches Bild^). 

Lycia. 
Limyra. 
M 30 m. 

CABeiNIA • TPANKYAAeiNA • Ce • Brustbild der Tranquillina 
r. Hinter ihren Schultern ein Halbmond, 
i?/. AlMYPeOJN Zeus mit Patera und Scepter 1. stehend. 
Neben ihm zwei kleine bekleidete Figuren. 
Die beiden kleinen Figuren zu Seiten des Zeus vermag ich 
bei der mangelhaften Erhaltung der Münze nicht zu deuten^). 
Eine zweite Münze der Tranquillina von Limyra mit sitzendem 
Zeus Nikephoros ist in Boutkowsky's Dictionnaire Num. S. 634 
abgebildet. 

Pisidia. 

Amblada. 
1. M 36 m. 

lOYAlA • AOMNA • Ce . AYf. Brustbild der Julia Domna r. 
Rf, AMB(AAAea)N) AAKeAAlMONIGJN Behelmtes männliches 
Brustbild mit Schnurr- und Backenbart r. Taf. II. 2. 
Ein schlecht erhaltenes Exemplar dieser Münze mit theil- 
weise verlöschter Umschrift, von der nur AAKeAAlMONIGJN les- 
bar, ist in Imhoof und Gardner's Num. Commentary on Pau- 

1 ) Rev. Num. 1849, S. 418 u. 428. 1861, S. 236. 2. Head, Hist. Num. S. 578. 

2) Vgl. Cat, Northwick Nr. 1152. 



Griechische Münzen. 13 

sanias beschrieben und abgebildet^) und dort irrig Lacedaemon 
zugetheilt. Das Stück ist aber von Amblada, wie mein obiges 
Exemplar zeigt, leider ist auch auf diesem der Stadtname zwar 
durch Doppelschlag entstellt und unklar, der Anfang desselben 
AMB ist aber deutlich genug um die Legende mit Sicherheit 
zu ergänzen, und n&ch Pisidien passt das Stack seiner Grösse 
und Schwere halber auch besser als nach dem Peloponnes, wo 
so grosse dicke Münzen in der Kaiserzeit selten oder garnicht 
vorkommen. 

Das Brustbild der Bückseite scheint mir sodann bärtig, also 
männlich zu sein, wie ich auch auf dem im Pausanias Comm. 
a. a. 0. abgebildeten Pariser Exemplare Beste des Backenbartes 
sehe, es ist also kein Pallaskopf sondern wohl ein Localheros. 

Auch die folgende Münze derselben Kaiserin ist neu: 

2. jE 22 m. 

lOYAlA • AYrOYCTA Brustbild der Domna wie vorhin. 
Rf. AMBAAAeWN • AAKeAAlMONIGJN • <t)IAO-APT. Stehende 
Tyche mit Füllhorn und Steuerruder 1. 

Baris. 
M 34m. 

AY • K A . Cen . ceYhPOC • neP . Brustbild des Septimius 
Severus mit Lorbeerkranz und Gewandung r. 
Rf. BAPHNßN Doppelköpfige männliche Figur r. schreitend, 
in der Rechten eine Keule, in der Linken einen Bogen, auf 
welchem ein Vogel zu sitzen scheint. Um ihre Schultern 
ist ein Löwenfell geworfen. Taf. IL 3. 

Eine ähnliche zweiköpfige aber vierarmige Figur zeigen 
andere Münzen dieser Stadt'). Löwenhaut und Keule der 
obigen deuten auf Herakles, wie Friedländer vermuthete '), indess 
kenne ich von diesem keine dem ähnliche Darstellungen. 

1) 8. öS, Taf. N, XIV. 

2) Sestini, Mas. Hedervar II, Taf 22, 5; Ztschr. f. Nam. 1879, S. 17 a. 
SammluDg Imhoof. 

3) Ztschr. f. Nam. a. g. 0. 



14 Arthur LÖbbecke: 

Lycaonia. 
Lystra. 

1. M 24 m. 

IMPE • AVGV8TI Kopf des Augustus mit Lorbeerkranz 1. 
Rf. COL • IVL • FEL • GEM . LVST(RA). Priester mit zwei 
Buckelochsen 1. Vgl. Bev. Num. 1^3, S. 57. 

2. M 20 m. 

(F)AVST(INA). Brustbild der jüngeren Faustina r. 

Rf. (CO)L • IVL . LVSTRA Verschleierte Stadttyche 1. auf 
einem Felsen sitzend. Zu ihren Füssen der Kopf eines 
schwimmenden Flussgottes ? Taf. II. 4. 

Cilicia. 
Cestrus. 
^ 21m. 

*AYCTeiNA.CeBACT Brustbild der jüngeren Faustina mit 
Gewandung r. 
Rf. KeCTPHNGJN Stadttyche mit Füllhorn und Steuerruder 
1. stehend. Taf. II. 5. 

Diese Münze trägt den Namen einer in der Numismatik 
bisher unbekannten Stadt KitSxQog. 

Von den uns überlieferten ähnlich klingenden Namen sind 
zu erwähnen: 

KidtQsov^ ein Ort auf der Insel Tenos. 

Ksatqia, eine Stadt in Epirus und eine Landschaft 

Chaoniens. 
Ksdvqiq oder Ket^tQivtj^ der frühere Name Chaoniens. 
Kidtqoq, ein Fluss Pisidiens und Pamphyliens, der z. B. 
auf Münzen von Sagalassos genannt wird'), 
sodann 

KavdtQog^ ein Fluss Lydiens, dessen Anwohner Kav<f%qk- 
apog oder Kavotq^oi hiessen, und an welchem eine 
Kavctov nsdiov gelegen war; und endlich: 

1) Rev. Nam. 1853, S. 44 u. A. 



Griechische Münzen. 15 

KavdtQoq eine Stadt Ciliciens, deren Ptolemäus erwähnt^) 
und der ich die obige Münze zutbeile. Die Schreibart 
Kiötqoq statt KavtttQog wechselt wahrscheinlich und 
steht dem nicht entgegen. Auf der Kiepert'schen 
Karte Kleinasiens ist dem Namen der Stadt Kaystros, 
Kestros in Klammern beigefügt, und die bei Xeno- 
phon') KavatQov nsdlov genannte Ebene scheint am 
Flusse Kestros in Pamphylien gelegen zu haben und 
man hat deshalb auch Kiatqov nediov dort lesen wollen '). 
Von den bei Ptolemaeus a. a. 0. genannten fünf Städten 
KävcftQog^ JoiMTionoXiq^ OiladiX(psia ^ SeXevxeia Tqax^ta und 
JioxaiaccQHa besassen wir schon Münzen von Philadelphia mit 
der Umschrift «WAAAGAOeßN . KHTIAOC, Seleucia mit dem Bei- 
namen TgoxeTcc, besser bekannt als Seleucia ad Calycadnum und 
Diocaesarea. Kaystros oder Kestros tritt durch obige Münze 
neu hinzu, es wird, wie die übrigen genannten Städte, in der 
Landschaft Ketis, die vom Kalykadnos durchströmt wurde, ge- 
legen haben , und von dem noch fehlenden Domitiopolis werden 
wohl auch noch einmal Münzen zum Vorschein kommen. 

Über Kestros und seine Schicksale habe ich, trotz fleissigen 
Suchens, ausser der mageren Notiz des Ptolemäus über seine 
Lage, nichts weiter in Erfahrung bringen können. 

Colybrassus. 
1. JE 36 m. 

AY . KAI . M . AYP Ce ANTßNeiNOC Brustbild des Cara- 
calla mit Lorbeerkranz und Gewandung r. 
Rf. KOAYBPACCeßN Zeus v. vom auf einer Basis stehend 
den Kopf r. gewandt, in der Rechten das Scepter in der 
Linken eine ihm zugewandte Nike. Das den Oberkörper 
entblösst lassende Gewand ist über den linken Arm ge- 
schlagen. Taf. IL 6. 



1) Ptolemaeus V, 8. 5. 

2) Anabasis 1, 2, 11. 

3) Pape-Benseler, Wörterb. d. griech. Eigennamen s. ▼. 



16 Arthur Löbbecke: 

Von Kolybrassos sind nur Kaisermttnzen bekannt, die kleine 
Reihe derselben reichte von Orbiana bis Saloninus. Die obige 
ist also die bis jetzt älteste Prägung der Stadt, da die von 
Mionnet*) beschriebene des M. Aurelius nach Mittheilung Babe- 
Ions') retouchirt und unglaubwürdig ist. 

Der Zeus Nikephoros derselben ist die CJopie eines Stand- 
bildes, die Basis, auf welcher die Figur steht, zeigt dies. 

Auch die folgende Mfinze der Stadt ist neu: 

2. M 32 m. 

AYT.KAIC-r.MeCC.KYTPAIAN.AeKIOCCeB Brustbild 

des Trajanus Decius mit Lorbeerkranz und Gewandung r. 
Rf. KOAYBPACCenN Linkshin schreitende Pallas,' den Kopf 
zurückgewandt in der Rechten ein Gefäss? in der Linken 
den Speer. Vgl. Rev, Num. 1874/7, S. 454. 107. 

Goraccsium. 

1. iE 32 m. 

AYTOK . KAICAP • ANTGJNeiNOC Brustbild des Antoninus 

Pius mit Lorbeerkranz und Gewandung r. 

Rf, KOPAKHCIGJTGJN Demeter mit einer Fackel in jeder 

Hand auf einem von zwei Schlangen gezogenen Wagen 1. 

Den gleichen Typus der Rückseite zeigt eine Münze des 

Severus Alexander*). 

Das Gewand der Demeter ist auf meiner Münze hinter ihrem 
Kopfe durch den Wind aufgebauscht, ähnliches finden wir auf 
einigen den Raub der Persephone zeigenden Münzen, auf denen 
das Gewand des Hades in gleicher Weise dargestellt ist. 

2. iE 23 m. 

lOYA . MAMeA • ceB. Brustbild der Julia Mamaea r. 
Rf. KOPAKHCIßTßN Tyche mit Füllhorn und Steuerruder 1. 
stehend. 



1) Suppl. VII, S. 200 205. 

2) Annuaire de Num. 1883, S. 28. 

3) Mion. in, S. 573. 175. 



Griechische Manzen. 17 

Mopsuesta. 

1. JE 35 m. 

AYT . KAI . (M . AYjP . ANTGJNeiNOC • CGB. Brustbild des 
Elagabalus mit Lorbeerkranz und Gewandung r. 
Rf. ANTGJNEINIANGJN . AAPI . MOtEATCON Elagabal zu Pferde 
im Schritt r.; das Haupt ist mit der Strahlenkrone be- 
deckt und der r. Arm ausgestreckt. Im Abschnitt GT. 
Znc (287). 
Wir haben hier einen neuen Beinamen der Stadt ^ Antoni- 
niana ^, den sie vom Caracalla oder auch Elagabal erhalten 
haben wird. 

2. JE 33 m. 

AY . KAI . no . AI . OVAAEPIANOC • Ce . BrustbUd des Vale- 
rianus mit Strahlenkrone und Gewandung r. 
Rf. AAPI . OYAPAIGJN . MOtBATCON Apoll 1. stehend, in der 
Bechten eine Fackel, in der Linken den Bogen. Im Felde 
er . AKT (321). Taf. II. 7. 

Dem Apoll dieser Münze sind zwei Stücke von Nicopolis 
Epiri zu vergleichen, die ein Standbild des ApoUon Leukates 
tragen ^). Weitere Darstellungen des fackeltragenden Gottes sind 
nicht bekannt'). 

Sodann lernen wir durch obige Münze noch einen dritten 
Beinamen Mopsuestias kennen, OYAPAIGJN, der zu den bekannten 
AAPI(av(ov) und dem ANTGJNeiNIANGJN der ersteren Münze tritt. 

Selinus. 
2E 19 m. 

l&}TAn(H) • BACIAICCA Kopf der Königin Jotape von Com- 

magene mit Diadem r. 
Rf. CeAlNOYClGJN Artemis mit Bogen v. v. stehend, den 

Kopf r. gewandt. Mit der Rechten zieht sie einen Pfeil 

aus dem Köcher, r. neben ihr ein Hirsch. Taf. IL 8. 



1) Ovcrbeck, Kunstmythologic. ApoUon. Mztafel lY, 45. 4G. 

2) verbeck a. g. 0. S. 313. 

Ztiuchrift far Numianuktik. XVI L 2 



18 Arthar L6bbecke: 

Das Porträt dieser Münze ist das der Königin Jotape, der 
Gemahlin des Königs Antiochus IV. von Commagene, wie die 
Ähnlichkeit desselben mit den bekannten in Gommagene gepräg- 
ten Stücken zeigt. Ausser auf letzteren finden wir das Bild 
der Jotape neben dem ihres Gemahles auf Münzen der Land- 
schaft Lacanitis und der Stadt Sebaste in Gilicien, das des An- 
tiochus IV. allein auch auf solchen von Anemurium. 

Im Jahre 38 n. Chr. hatte Galigula dem Antiochus nicht 
allein Gommagene zurückgegeben, sondern auch den am Meere 
gelegenen Theil Giliciens hinzugefügt 0* Fast bis zur pamphyli- 
sehen Grenze muss sich das hinzugekommene Küstenland er- 
streckt haben, da nach obiger Münze auch Selinus zum Reiche 
des Antiochus gehört zu haben scheint, sonst würden die Seli- 
nusier nicht das Bild seiner Gemahlin auf ihre Münzen gesetzt 
haben. 

Hier ist noch die folgende von Mionnet') nach Visconti 
beschriebene Münze zu erwähnen: 

lOTAHH Tfete de Jotap6 fille d'Antiochus IV. de Gommagfene. 
Rf. Legende alter6e. T£te nue et imberbe d'un jeune homme 
k droite; les epaules couvertes de la chlamyde? M 4. 

Visconti') glaubte diese Münze, dem Engländer Massen 
folgend, einem Fürsten Alexander, der mit einer Tochter Jotape 
des Antiochus von Gommagene vermählt war und unter Vespasian 
einen Theil Ciliciens beherrschte, zutheilen zu müssen. Als Grund 
giebt er die Stylverschiedenheit derselben mit den Münzen 
Gommagenes an, denn die Umschrift der Rückseite sei abge- 
schliffen. Auf seiner Abbildung^) sieht man dort aber noch die 
Buchstaben C . . AI . . . . Wenn diese , wie ich vermuthe , zu 
ceAlNOYClGJN zu ergänzen sind, so hätten wir damit eine zweite 
Münze von Selinus mit dem Bilde der Jotape. 



1) Dio Cass. LIX, 8. 

2) Mion. Suppl. VII, S. 297.-570. 

3) Icon. Grecqae III, S. 310. 

4) Desgl. Taf. 57. 13. 



Griechische Münzeu. 19 

Salamis Cypri. 
Pnytagoras rex (352)— 332 v. Chr. 
N 17 m, Gr. 8,30. 

Brustbild der Aphrodite mit Mauerkrone, Ohrring und 
Halsband 1. Dahinter PN. 
Rf. Brustbild der Aphrodite mit Diadem, Ohrring und Hals- 
band I. Dahinter BA. Taf. H. 9. 
Diesen seltenen in ungefähr einem Dutzend Exemplaren be- 
kannten Goldstater habe ich seiner besonderen Schönheit halber 
mit aufgenommen. 

Phrygia. 
Amorium. 
JE 28 m. 

. . . . Cen . reTAC . KAICAP Brustbild des Geta r. 
Rf, em . TAIOY • APX . Bekleidete und sich umschauende Fi- 
gur r. sitzend. Vor ihr ein fliegender Vogel und ein 
Altar. Links neben ihr eine nackte? kleine Figur. Im 
Abschnitt AMOPI(AN)nN. Taf. U. 10. 

Die Darstellung der Rückseite dieser Mflnze vermag ich 
vorläufig nicht zu erklären. Die sitzende Figur scheint weiblich 
zu sein und die kleine neben ihr ein Kind, unwahrscheinlicher 
ist ein sitzender Dionysos und Satyr, wenngleich ein trunkener 
auf einen Satyr sich stützender Dionysos hier vorkommt^). 

Cadi. 

M 37 m. 

AYT . K . r • OYI . TAAAOC . CEB. Brustbild des Trebonianus 
Gallus mit Lorbeerkranz und Gewandung r. 

Rf. en AYP . XAPIAHMOY TAI . APX . A ■ TO • B . Auf einem 
Tische eine Preisurne mit der Inschrift CeBACTA und 
Palmzweig. Unter dem Tische in zwei Zeilen OMOBßMI/ 
(A?) Im Abschnitt KAAOHNßN. Taf. II. 11. 



1) Cat. de Moustier Nr. 2417. Imhoof, M. Gr. S. 393. 59. 

2* 



20 Arthur Löbbecke: 

Die Aufschrift OMOBßMI/, von ofioßdfuog, einen gemein- 
schaftlichen Altar habend, habe ich noch auf keiner Münze ge- 
funden. 

Nachstehend eine Berichtigung. 

In dieser Ztschr. *) beschrieb ich eine autonome Münze von 
Cadi, auf deren Rückseite ich ein an Buddha erinnerndes Götzen- 
bild zu sehen glaubte. Dies ist irrig, es ist der mit unterge- 
schlagenen Beinen und emporgehobenen Händen auf dem Thyrsos 
sitzende Dionysosknabe, wie er in gleicher Stellung auf der Cista 
mystica sitzend auf Münzen des ionischen Magnesia vorkommt*). 

Ceretape. 
iE 29 m. 

AYT . KAI . M . AY . AN . BACCIANOC Brustbild des jugendli- 
chen Caracalla mit Gewandung r. 
Rf. CTPA . SßCIMOY . AOMNOY • KePeTAHeflN. Dionysos mit 
Thyrsos und Kantharos 1. stehend. Vor ihm der Panther. 

Taf. IL 12. 
Garacallas eigentlicher Name war Bassianus, erst als er 
8 Jahre alt war (196/97 n. Chr.) ernannte ihn sein Vater Sep- 
timius Severus zum Caesar und gab ihm gleichzeitig die Namen 
Marcus Aurelius Antoninus, und mit diesen Namen allein er- 
scheint auch sein Bild sowohl auf den römischen und colonialen 
Münzen als auch auf denen der griechischen Städte, die das 
Recht für ihren Bedarf Scheidemünzen zu prägen besassen. 
Meine Münze ist deshalb von besonderem Interesse, weil auf ihr 
diesen offiziellen Namen des jungen Caesars der seiner ersten 
Kindheit, Bassianus, hinzugefügt ist, der bislang auf Münzen 
nicht nachgewiesen war. 

Die Entstehung dieser Beischrift ist vielleicht wie folgt zu 
erklären. Als die ersten Nachrichten über die Ernennung des 
neuen Caesars in das Innere Kleinasiens und nach Phrygien 
drangen, beeilte sich auch das Städtchen Ceretape, das Bild 

1) 1883 S. 82. 46. 

2) Mion. Suppl. VI. 254. 1130. M. S. u. A. 



Griechische Mttnzen. 21 

desselben auf seine Münzen zu setzen, und da seinen Bürgern der 
Knabe unter dem Namen Bassianus wohl bekannt war, so fügte 
der Stempelschneider diesen Namen der Umschrift hinzu, in der 
Annahme, dass der junge Caesar ausser den ihm neu gegebenen 
Namen Marcus Aurelius Antoninus auch seinen alten, Bassianus, 
behalten habe. 

Auch Elagabal hiess ursprünglich Yarius Avitus Bassianus 
und sein Kopf ist von dem des jungen Garacalla oft sehr schwer 
zu unterscheiden. Auf obiger Münze ist der Kopf indessen sicher 
der Caracallas, da der des Elagabal, soviel mir bekannt, stets 
mit Krone oder Lorbeerkranz dargestellt wird und der gleiche 
Strategos Zda^iAog Joi^vog auch auf Münzen des Septimius Scve- 
rus in Ceretape vorkommt*). 

Cibyra. 
M 13 m. 

Zeuskopf mit Lorbeerkranz r. 
i?/ (KIBY)PATa)(N) BABA- Helm auf Mäander. Taf. II. 13. 
Baßag ist ein phrygischer Name und kommt dort verschie- 
dentlich in Inschriften vor^). 

Man könnte hier aber auch an ßaßa^io reden, schwatzen 
denken und etwa KIBYPATGJN BABA(CoVira)v), (Münze) der viel- 
sprechenden Kibyraten, lesen, da Strabo^) erzählt, dass bei den 
Kibyraten vier Sprachen gesprochen seien, und zwar ausser grie- 
chisch noch pisidisch, lykisch und lydisch. Die Deutung des 
BABA auf einen Eigen- d. h. Beamtennamen ist indessen die 
wahrscheinlichere. 

Fulvia. 
JE 18 m. 

Brustbild des Eros oder der Fulvia als Nike mit Flügeln r. 
Bf. (DOYAOYI— ANÖN-^MEPTOPI. In drei Zeilen in einem 

Epheukranze. 



1) Mion. IV, S. 256, 365 wo statt aiomoaoy, aomnoy zu lesen ist. 

2) Bamsay, Inscriptions from Nacoleia. Journal of HeH. Stud. III S. 126. 

3) Strabo Xin. 4. 17. (C. 631.) 



22 Arthur Löbbecke: 

Den Namen Zmertorix oder Smertorix trifift man auf Mttnzen 
von Eumenia und vermuthet daher, dass diese Stadt zeitweise 
den Namen Fulvia führte. Mit letzterem Namen war bisher nur 
eine Münze in mehreren Exemplaren bekannt mit gleichem Kopf 
und linkshin schreitender Pallas^). 

Hyrgalea. 

1. M 30 m. 

AHMOC Jugendlicher Kopf des Demos mit Lorbeerkranz r. 
Rf. YPrAAeflN . "f" . TS (306). Linkshin schreitende Demeter, 
in der ausgestreckten Rechten drei Ähren, die Linke auf 
eine lange Fackel gestützt. 

2. ^ 26 m. 

AYTOKPATnP . KAIC • ANTßNeiNOC Brustbild des Anto- 
ninus Pius mit Gewandung r. 
Mf. eni AnOAAn(N) CTPA • YPrAAeßN Amazone zu Pferde 
mit der Doppelaxt auf der Schulter im Schritt r. Vor 
dem Pferde ein kleiner Hund. 
Auf einigen autonomen Münzen Hyrgaleas, auch der ersteren, 
finden sich Zahlzeichen einer noch nicht bekannten Ära. 

Eine in gleicher Weise reitende Amazone ist besondei'S in 
Phrygicn (Eumenia, Hierapolis, Temenothyrae u. A.) häufig, stets 
aber ohne den kleinen ihr hier beigegebenen Hund. 

Philomelium. 
JE 31m. 

AY K . M . AY CeY AACIAN APOC Kopf des Sevcrus 

Alexander mit Lorbeerkranz r. 

Bf. eni nAYAOY . *IAOMHAe Sechssäuliger Tempel, in dessen 

Mitte eine aufgerichtete Schlange. Im Abschnitt ACKAH 

niOC. Taf. H. 14. 

Auf Asklepios bezügliche Darstellungen auf Münzen von 

Philomelium sind mir sonst nicht bekannt. Hier haben wir einen 



IJ Cohen, Med. Imp. Rom. II. ed. S. 51. 1 u. A. 



Griechische Münsen. 23 

Tempel desselben mit der erklärenden Beischrift ^ACKAHniOC^ 
und darin, statt seines Standbildes, wie sonst üblich, nur eine 
aufgerichtete Schlange, die stete Begleiterin des Gottes. 

Sebaste. 
^ 36 m. 

AY . KAI A Cen CeOYHPOC nePT . Brustbild des Sep- 
timius Severus mit Lorbeerkranz und Gewandung r. 
Rf. eniAOYKeiAAlOYANTflNIOYAPX- Perseus r. der knieen- 
den Gorgo das Haupt abschneidend. Hinter ihm steht 
Pallas mit Schild und Speer. Im Abschnitt CGBACTHNfiN. 

Taf.n. 15. 
Die gleiche Scene auf einer Münze des Garacalla bei Mion- 
net') mit verlesenem Archontennamen. 

Siocharax. 
M 25 m. 

n O . Cenri reTAC KAI Brustbild des Geta mit Ge- 
Wandung r. 
Rf. eni OIAICKOY AIAOYX . ClOXAPAKeiTflN MOSEA Tyche 
mit Füllhorn und Steuerruder 1. stehend. Taf. H. 16. 
In der Sammlung des Herrn Waddington befindet sich als 
Unikum eine Münze des Geta mit der Inschrift lePOXAPAKei- 
TflM • MOI '). Dieses Hierocharax , nach Professor Ramsay ') 
sieben englische (etwa V^ geographische) Meilen von Dioclea im 
Lande der Mozeani gelegen, ist mit dem Siocharax meiner 
Münze gewiss identisch. 

Das CIO derselben ist von cioMqoq=vifaMqoq herzuleiten, 
das lePO der Waddington'schen Münze wohl von U^owiioq^ beides 
in der gleichen Bedeutung auf den Tempeldienst bezüglich. 
Beide Stücke gehören also ein und derselben Stadt an. 



1) Soppl. Vn, S. 616. 575. Taf. XUI, 2. 

2) Head, HiBt. Num. S. 565. 

3) Academy 1S84, S. 174. 



24 Arthur Löbbecke: 

Hierocharax erscheint bei Hierocles in der verderbten Form 
^lovxccQccvals und lag nebst Dioclea, wie oben erwähnt, in dem 
District der Mozeani. Beide Städte stritten sich, die erste dort 
zu sein, eine Ehre, die von den Römern dann Dioclea zuerkannt 
wurde*). 

Phoenice. 

Sidon. 

1. M 26 m. 

IMP C . M AV . ANTONINVS AVG- Brustbild des Elaga- 
balus mit Lorbeerkranz und Gewandung r. 
Rf. COL . AVR . PIA . METRO • SID . Amalthea mit dem Zeus- 
kinde auf dem linken Arme 1. stehend. Im Felde vor ihr 
die Ziege, die sie mit der Rechten berührt. Darüber 
der Astartewagen. Taf. E. 17. 

Diese Münze ist schon aus Mionnet bekannt^), der aber die 
Bedeutung der Darstellung nicht erkannte. Amalthea trägt nicht 
etwa mit der ausgestreckten Rechten die Ziege, was nicht gut 
möglich wäre, sondern das Thier ist als vor ihr befindlich zu 
denken und sie berührt es nur oder streichelt es. 

2. iE 26 m. 

(IMP • C . M . AV . ANT)ONINVS . AV- Brustbild des Elaga- 
balus wie vor. 
Rf. COL . AVR . PIA . (MET • SID •) Zwei Schiffe mit Ruderern. 
Auf oder hinter dem einen Athene mit Speer und Schild 
neben einem unkenntlichen Gegenstande, auf dem änderen 
zwei 1. schreitende Figuren. Unten ein Delphin.. 

Taf. n. 18. 
Auch dieses Stück, von dem ich zwei sich theilweise ergän- 
zende Exemplare besitze, findet sich aus Vaillant entnommen in 
Mionnet'), der die stehende Pallas Athene irrig Astarte nennt 
und die beiden kleinen Figuren Krieger. Wahrscheinlich haben 

1) Ramsay, Journal of HeU. Stndies 7III, S. 466. 

2) Mion. V, S. 387. 343. 

3) Mion. V, S. 384. 322. 



Griechische Münzen, 25 

wir hier eine Scene aus der Argonautensage vor uns. Beim Bau 
des Schiffes Argo unterwies bekanntlich Athene die Bauenden, 
doch scheint der Bau selbst auf der Münze nicht dargestellt, 
eher ein Kampf zwischen den beiden Schiffen oder eine Landung. 
Ein Bild des Schiffes Argo geben dann noch die folgenden 
MQnzen : 

3. M 26 m. 

IMP . C . M . AV ANTONIN(VS) . AV-) Brustbild des Elaga- 
balus wie vor. Davor der Astartewagen eingestempelt. 
Rf. COL-AVR.PIA.METR.SID. Das Schiff Argo mit den 
Argonauten. Auf dem Hintertheil sitzen die Dioskuren. 
Im Felde oben der Astartewagen. 

4. JE 27 m. 

(IVUA.SO)AEMIA(S.AVG) Kopf der Julia Soaemias r. 

Rf. COL . (AVR)PIA . METR • SID • ARG(0.) Das Schiff Argo 

wie vor. Am Hintertheil ist ein grosser Schild befestigt. 

Zwei der letzten ähnliche MQnzen des Alexander Severus 
hat Herr H. C. Reichardt in der Wiener Num. Ztschr.*) bekannt 
gemacht, die eine mit der erklärenden Beischrift APro— NAYT 
die andere mit APro. Auch Kaisermttnzen des ionischen Magne- 
sia zeigen das Schiff mit der Umschrift APm. 

Aegyptus. 

Arsinoe lU. 

N 28 m, Gr. 27,02. 

Brustbild der Arsinoe HI. mit Diadem, Halsband und Ohr- 
ring r. Auf der linken Schulter das Scepter, dessen Spitze 
hinter dem Kopfe hervorragt. 

/?/. AP^INOH^ . <WAOnATOPO^ In einem mit Bändern ge- 
schmückten Füllhorn eine Traube, Ähre und Fruchte. Über 
demselben ein Stern. Taf. H. 19. 



1) 1869, S. 385/86. 



26 Arthar Löbbecke: Griechische Müncen. 

, Dieses Goldoktadrachmon der Arsinoe Philopätor gehört zu 
den schönsten und seltensten Münzen der Lagiden. Das Exem- 
plar des British Museums ') ist von anderem Stempel. Vgl. auch 
Mionnet 2) und Catalog Demetrio Taf. V, 241. 

Alexandria. 
JE 35 m. 

(AYT . TPA)IAN CBB rePM (AAKIK) Kopf des Trajanus 
mit Lorbeerkranz r. 
Rf. Stehende Demeter r., die Rechte ausgestreckt, eine grosse 
Fackel im linken Arm, mit dem sie sich an einen mit un- 
deutlichen Darstellungen versehenen und verzierten Altar 
lehnt. Auf dem Altar drei kleine stehende Figuren. Vor 
der Demeter auf einem von zwei Schlangen gezogenen 
Wagen ein Korb mit Ähren. Im Felde oben rechts Lir. 

Taf. II. 20. 
Die Arbeit dieser Mttnze ist eine auffallend gute und zier- 
liche für Ort und Zeit, sie übertrifft darin fast alle Alexandriner 
Trajans. Sodann ist die Darstellung der Demeter eine ganz 
ungewöhnliche, mir ist wenigstens keine ähnliche bekannt. Leider 
ist die Erhaltung der interessanten Münze nicht gut genug, um 
die Einzelheiten der Darstellung am Altar sowie der auf dem- 
selben befindlichen drei kleinen Figuren erkennen und damit 
diese selbst deuten zu können. 



1) Gat. of. Brit. Mas. Ptolemies. Taf. XV, 6. 

2) Suppl. IX, Taf. IV, 2. 

Braunschweig. Arthur Löbbecke. 



Borichtigung Seite 10 Kr. 3 ist die Figur der Kj. verkannt, es ist 
ein römischer Typus, die ^.Fecunditas^' (vgl. Koscher, Lexikon d. llyth. 
S. 1471), und danach das Gesagte zu berichtigen. 



firacteatenaMrücke an Eirclienglockeu zu Verden« 

Tafel IlL 



Eine bisher wenig beobachtete Erscheinung ist das Vor- 
kommen von MQnzabdrttcken an mittelalterlichen Eirchenglocken. 
Es verlohnt sich daher, auf eine Thatsache aufmerksam zu machen, 
die schon deshalb wenig bekannt bleiben musste, weil die Nach- 
forschung gewöhnlich durch die Unzugänglichkeit des Materials 
erschwert wird. Selbst von den Kunstforschern wird diese Art 
der Glockenverzierung als anscheinend bedeutungslose Zuthat 
leicht übei*sehen, so dass ein Hinweis darauf auch im Hinblick 
auf die Inventarisirung der einheimischen Kunstdenkmäler, die 
in vielen deutschen Landschaften noch in Werke ist, angemessen 
sein dürfte: sind doch die unten beschriebenen Abdrücke trotz 
ihrer Aufi&lligkeit sogar dem kundigen Auge Mithoffs für seine 
Aufnahme der hannoverschen Kunstdenkmäler entgangen. Auch 
in den bekannten Schriften Otters werden nur Siegelabdrttcke 
als Verzierungen von mittelalterlichen Glocken erwähnt. 

Die Nachbildung einer interessanten, in dieser Ai*t ornamen- 
tirten Qlocke war im Jahre 1882 auf der heraldischen Aus- 
stellung in Berlin zu sehen. Diese Glocke war laut ihrer In- 
schrift 1504 von dem ^Artifex'' Hermann in Hildesheim für die 
Peter-Pauls-Kirche in Ilsenburg gegossen worden und enthielt 
die Abdrücke von 72 Münzen, die damals am Harze coursirten, 
namentlich von Goslar, Braunschweig, Halberstadt, Eimbeck- 
Göttingen, aber auch von Hamburg und Mecklenburg, darunter 
waren acht groschenförmige Münzen, das übrige Bracteaten, unter 
denen die Braunschweiger Löwenpfennige überwogen. Auffallen- 
der Weise befand sich unter diesen Bracteaten auch ein grosser 
aus dem 1 3. Jahrhundert, welcher unten noch weiter besprochen 



28 H. Buchenan 

werden wird. Bedeutungslos ist das Vorkommen einer ^Myte** 
des Osnabrücker Bischof Konrad von Ritberg (1482—1508) an 
einer gleichzeitigen Glocke der Paulikirche zu Bremen. Eine 
Glocke aus Landringhausen (Provinz Hannover) mit Hohlpfennigen 
des 15. Jahrhunderts gedenke ich an anderer Stelle zu besprechen. 
Älter und merkwürdiger sind die Münzabdrücke an den Glocken 
der theilweise romanischen Johanniskirche zu Verden a. d. Aller. 
Ein Zufall führte mich als Touristen auf den Thurm dieser 
Kirche. Das Abformen der Verzierungen wurde sofort in An- 
griff genommen, doch war dasselbe mit besonderen Schwierig- 
keiten verbunden, denn erstlich musste in Abwesenheit des 
Pfarrers das Misstrauen des Eirchenbediensteten überwunden 
werden, sodann hingen die Glocken sehr frei und waren mit 
einer dicken, halb oxydirten Schmutzschicht überzogen, die sich 
nur halbwegs beseitigen liess. 

Die Glocken haben mittlere Grösse und sind an der inneren 
Seite vollständig glatt. Den Verzierungen fehlt anscheinend jede 
feinere Ciselirung, so dass sie stellenweise durch Unebenheiten 
des Gusses entstellt werden. 

I. Annenglocke. 

Inschrift des oberen Randes : „Numina pango festaq: clango 
fulmma frango. Anna''. 

Hinter dieser Inschrift als Trennungszeichen nebeneinander: 
ein Löwe im Sechspass (Durchmesser: 45 mm); Taf. III. 1. 

ein rundes Medaillon einen dreieckigen Schild enthaltend. 
Derselbe ist aussen mit sechs Lilien besteckt und enthält zwei 
quergezogene Zickzacklinien, denen am Schildeshaupt und -fuss 
fünf resp. zwei Zacken entsprechen (Durchm.: ca 38 mm). 

Taf. m. 2. 

Im Felde dieser Glocke befinden sich folgende vier Zierrate 
ins Kreuz gestellt: 

1. oben ein Medaillon, Christ mit der Ereuzesfahne, dem 
Grabe entsteigend, welch letzteres mit Spitzbogenfenstem ge- 
schmückt ist (Durchm. ca. 57 mm). Taf. III. 3. 

2. rechts vom Beschauer : der wenig deutliche Abguss eines 



Bracteatenabdrücke an Eirchenglocken zu Verden. 29 

Bracteaten: Bischof anscheinend auf einem Faltstahle zwischen 
zwei Thttrmen sitzend und zwei Ereuzstäbe haltend, anscheinend 
Inschriftspuren? (Durchm.: 28 mm). Taf. III. 4. 

3. links: ein Medaillon mit dem Adler des Johannes ohne 
Spruchband (Durchm. : ca. 50 mm). 

4. unten : oblonges Relief: 3 Spitzbogen mit Nasen, zwischen 
ihnen zwei Sterne, darunter St. Georg zu Pferde, den Drachen 
tödtend; sein Schild ist mit dem Kreuze bezeichnet; vor ihm 
steht die errettete Königstochter. Breite: ca. 60 mm, Höhe: 
fast 80 mm. Taf. III. 5. 

IL Marienglocke. 

Inschrift des oberen Bandes: „Maria. Demones ango cor- 
daq: tango fiinera plango.^ 

Die Gepräge von vier Hohlmünzen ins Kreuz gestellt waren 
als Trennungszeichen dieser Inschrift in die Gussform gedrückt: 

1. obere Münze: Bischof zwischen zwei Thürmen sitzend, 
links ein geöffnetes Buch, rechts den Krummstab haltend; Um- 
schrift: CONRA SC, ein Bingel zwischen Stab und Kopf. 

Durchm.: 29 mm. Taf. III. 6. 

2. rechts: Bischof mit zwei Fahnen, auf einem Bogen zwischen 
zwei Kuppelthürmen sitzend. Undeutliche Inschriftspuren. Durch- 
messer: 30 mm. Taf. III. 7. 

3. links: Bischof, sitzend, mit Krummstab und Schlüssel. 
Spuren einer Inschrift oder eines inneren Strahlenrandes. Durch- 
messer: 28 mm. 

4. unten: spitzer Giebel von Säulen getragen, darüber fünf 
Thürme, darunter ein schreitender Löwe, unter dem Löwen noch 
ein schräg gelehnter Gegenstand, ob vielleicht ein Schlüssel? 
Undeutliche Inschriftreste. Durchm. 28 mm. 

Im Felde der Glocke: ein Relief, Maria halb von der 
rechten Seite, gekrönt und sitzend, das Kind steht auf dem 
Schoosse und hat die Rechte zum Segnen erhoben. Höhe: 77 mm. 

Am unteren Rande ein rundes Majuskel - E , davor ein 
kleinerer Bracteat: Figur (anscheinend ein Bischof) zwischen 
zwei Thürmen sitzend. Durchm.: 21 mm. Taf. III. 8. 



30 H. Buchenau: 

Sämmtliche eben beschriebenen plastischen Verzierungen sind 
auf die Weise hergestellt, dass fertige Modellplatten aus irgend 
welchen Stoffen (Terracotta, MeUll oder Holz) in den Mantel 
der Gussform eingedrückt wurden, so lange der Thon noch feucht 
war. Auf dieselbe Weise ist mit der Herstellung der MOnz- 
abdrücke und der Inschriften verfahren. Beide Glocken hängen 
an je vier geriefelten Henkeln. 

Die Betrachtung der angewandten Reliefs ist auch fär den 
Numismatiker wegen der nöthigen Zeitbestimmung der Bracteaten 
unerlässlich. Die Arbeit dieser Zierate an beiden Glocken ist auf- 
fallend ungleich. Der Löwe und der auferstehende Christus an 
der Annenglocke sind reichlich ungeschickt verfertigt und im 
Gusse wenig gelungen, dagegen besser die Madonna mit dem 
Kinde, der Adler und das Georgsrelief. Die Figur der Jung- 
frau zeigt in den Gewändern guten Faltenwurf und eine freiere 
Auffassung namentlich darin, dass das Kind auf dem Schosse 
stehend abgebildet wird; das Georgsrelief bietet vermuUilich die 
älteste konstatirte Darstellung dieses Heiligen als Drachen- 
tödter, in welcher Eigenschaft derselbe angeblich erst seit dem 
14. Jahrhundert häufiger abgebildet wird (cfr. Müller-Mothes, Arch. 
W.-B., älteste Erwähnung dieser Form der Georgslegende bei 
Jacobus a Yoragine, Legenda aurea, f 1298). Die Composition 
dieser Gruppe ist ungeschickt, ihr Stil ist im Wesentlichen ein 
heraldischer ; das Feld zwischen den Figuren wird durch Banken 
und Gitterwerk ausgefüllt. Zu loben ist die Modellirung des 
Drachen, wie ja durchgehends in der deutschen Kunst des Mittel- 
alters alles figürliche nur dann vorzüglich gezeichnet wird, wenn 
es ins Ornamentale hinäberspielt. 

Der lilienbesteckte Schild an der Annenglocke hat lediglich 
omamentale Bedeutung, ähnlich den Wappenschildern auf den 
damaligen Emailgefässen von Limoges. 

Das Alter der Glocken lässt sich ohne Schwierigkeit be- 
stimmen. Der Stil der Verzierungen und namentlich auch die 
knappe Form der Spitzbogen an dem Georgsrelief verräth eine 
Zeit, wo die Gothik in Norddeutschland bereits reiflich ein- 



Bracteatenabdrücke an Kirchenglocken zu Verden. 31 

gebttrgert war und auch die Ornamentik vollständig durchdrungen 
hatte. Letzteres kann man erst von der zweiten Hälfte des 
dreizehnten Jahrhunderts behaupten. Auch der Charakter der 
Minuskeln ist ausgesprochen gothisch. Schliesslich die zwei- 
malige Anbringung des Löwen, einmal in der Umschrift und 
einmal vermittelst eines weifischen Bracteaten, sodann die Brac- 
teateninschrift „Gonradus episcopus^ lassen es als zweifellos er- 
scheinen, dass diese Yerder Glocken unter dem Bischof Konrad 
aus dem Hause Braunschweig- Lüneburg gegossen sind (1269— 
1300), der auch den Neubau des jetzigen Yerder Doms begrün- 
det hat. 

Grösseren Schwierigkeiten unterliegt die Beurtheilung der 
abgedrückten Münzen schon deshalb, weil dieselben nur theil- 
weise deutlich zum Ausdruck gekommen sind: es lässt sich unter 
anderem nicht mehr entscheiden, ob nicht bei einigen der Ori- 
ginale der umschliessende Keif mit Perlen besetzt war. Eigent- 
lich müsste es als selbstverständlich erscheinen, dass die ab- 
gedrückten Bracteaten von eben diesem Bischof Konrad von 
Verden ausgegangen sind, doch steht diese Annahme mit dem 
vorhandenen numismatischen Material wenig im Einklang. Aller- 
dings dürfen wir uns nicht verhehlen, dass bisher noch nicht 
genug Funde systematisch verzeichnet sind, um Probleme, wie 
die nachfolgend besprochenen mit durchschlagender Gewissheit 
zu lösen. 

Die Gruppe der fünf grossen Gepräge (die jedoch nicht un- 
bedingt unter sich gleichalterig zu sein brauchen) ergänzt sich 
durch einige anderweitig erhaltene Originale. 

Der Bracteat mit dem Schlüssel ist in einem ähnlichen 
Exemplar bei Grote, Bl. f. Mzk. Tf. 13, 166 abgebildet, letzteres 
hat statt der Inschrift eine Strahlenverzierung an der Innenseite 
des Bandes. Ein Gegenstück mit derselben Darstellung aber von 
etwas feinerem Gepräge und statt der Strahlen mit der In- 
schrift „CONRA=D9 ePIS^ versehen, befindet sich in der Samm- 
lung der Leipziger Universität (im Berliner Eabinet nur die 
Unke Hälfte von einem andern Stempel). (Taf. III. 9.) Die 



32 H. Buchenau: 

nachfolgenden Ausfähiningen handeln vorzugsweise von der Zu- 
weisung dieses Stückes. 

Der obere Bracteat an der Marienglocke mit dem deut- 
lichen „Gonradus^ ist anderweitig nicht bekannt. 

Der Löwenbracteat dürfte wegen des Beizeichens des 
Schlfissels zu den von Herrn Dr. Menadier nach Gittelde ver- 
wiesenen Münzen gehören. 

Im übrigen muss die Verweisung der vorliegenden Conradus- 
münzen nach Verden schon wegen der relativen Feinheit des 
Schnittes zweifelhaft erscheinen, die mit der späten Begiemngs- 
zeit des Bischof Eonrad von Verden im augenfälligen Wider- 
spruch steht, umfang und Feingehalt der Münzen hatte sich 
bei der steigenden Auflösung der Reichsgewalt besonders nach 
der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts in vermehrter Schnellig*^ 
keit verringert. Die Zunahme der inneren Unsicherheit, die 
steigende Zahl der Fehden brachte die fürstlichen Lokalgewalten 
in erhöhte pekuniäre Bedrängniss und liess das Münzregal mehr 
noch als früher zur Einnahmequelle herabsinken; die Unkosten 
für gute Stempel mussten erspart werden. 

Wenn nun schon Bracteaten von annähernd der vorliegenden 
Grösse wohl noch zur Zeit Konrads von Verden (1269—1300) 
zwischen Weser und Elbe geprägt sind, wie z. B. die von 
Otto von Hildesheim (1260—1279) und Albert von Helmstedt 
(1255—1257) ausgegangenen Bracteaten darthun (Schönemann, 
Vaterländische Münzkunde, Tf. 1. 11, VI. 96), so sind doch diese 
Stücke in der Form sehr viel plumper, mit den Inschriften spar- 
samer und haben meistens einen noch höheren Innenrand. 

Grössere Wahrscheinlichkeit hätte die Zuweisung an Bischof 
Eonrad von Minden (1209—1236), wenigstens harmonirt die 
sorgfältige Ausführung namentlich des in Leipzig bewahrten 
Bracteaten mit den gleichzeitigen Münzen der Nachbarterritorien. 
Auch das Beizeichen des Schlüssels Hesse sich für Minden an- 
führen, doch ist dasselbe nicht ausschlaggebend, da der Schlüssel 
auch solchen Prälaten als Attribut gegeben wird, deren Stifter 
den Apostelfürstcn nicht zum Schutzheiligen hatten (vgl. EbUber- 



Bracteatenabdrücke an Kirchenglocken zu Verden. 33 

Städter und Hildesheimer Münzen des 13. Jahrhunderts bei 
Schönemann Tf. VI, 123, Tf. VII, 5). 

Gegen die Zuertheilung an Minden spricht die Beobachtung, 
dass die muthmasslichen mindischen Bracteaten des 13. Jahr- 
hunderts sich in den Funden (z. B. Siedenburger Fund, Bl. f. 
Mzk. 1835, Tf. I) mit den derzeitigen bremischen ununterscheidbar 
vermischen, und letztere sind vermöge der Kleinheit ihres Durch- 
messers und der Höhe des Innenrandes unverkennbar. Die In- 
struction, welche Bischof Kuno von Minden (1261—1266) seinem 
Münzmeister giebt (Mzstud. I, 40), schreibt für die zu prägenden 
Hohlmünzen die in Bremen übliche Mischung des Silbers als 
Norm vor. Die Verschmelzung der gegenseitigen Handelsinter- 
essen beider Städte, welche durch die gemeinsame Wasserstrasse 
vermittelt wurde, hat hier wie überall Gemeinsamkeit der 
Währung und Verwandtschaft der Mtinztypen verursacht Die- 
selbe Erscheinung wiederholt sich im Grossen in den Formen 
romanischer Kirchenarchitektur, die in beiden Orten sich unver- 
kennbar an westfälische Typen anlehnt, während z. B. Hildes- 
heim, die Nachbardiözese Mindens im Osten, mit seinen gleich- 
zeitigen Bauten ganz in den am Harz verbreiteten „nieder- 
sächsischen Provinzialismus** aufgeht. 

Wie die mindischen Bracteaten, so schliessen sich auch die 
von Grote (Mzstud. V, Tf. I. 1 — 3) nach Verden verwiesenen 
Hohlmünzen in der Kleinheit des Durchmessers den zahlreich 
erhaltenen bremischen Geprägcn des 13. und 14. Jahrhunderts 
an (die Bremer Stadtbibliothek besitzt aus den Funden von 
Loxstedt und St. Magnus mehrere Seitenstücke zu diesen Grote- 
ßchen Exemplaren); ein Fund von ähnlicher Zusammensetzung 
wie die eben erwähnten wurde bei Verden selbst gemacht und 
gelangte in das derzeitige hannoversche Münzkabinet, cfr. Leitz- 
mann N. Z. 1850, S. 58. 

Die breiteren Bracteaten, nach der Art der hier zur Be- 
sprechung vorliegenden, entstammen vielmehr der Landschaft 
nördlich und westlich vom Harze. Nach Stil, Grösse und 
Stempelschnitt reihen sie sich am besten in die Hildesheimer 

ZeilMhrift fflr Numi»matik. XVII. 3 



34 H. Bachenaa: 

Gepräge des 13. Jahrhunderts ein. Die Münzen, welche Cappe 
den 1216—1261 daselbst nach einander amtirenden Bischöfen 
Siegfried, Konrad, Heinrich und Johann zuertheilt, sind denselben 
freilich abzusprechen: theils sind es Seeländer'sche Fälschungen, 
theils älteie Typen, theils gehören sie überhaupt nicht nach 
Hildesheim (Tf. III, 29 ist jedenfalls nach Halberstadt zu ver- 
weisen), andere gehören nach Fulda etc. Dagegen sind notorische 
Münzen des Bischof Heinrich von Hildesheim (1249 — 1257) 
kürzlich bei Kl. Freden entdeckt worden und harren der Ver- 
öffentlichung*). 

Von den Stücken dieses Fundes nähern sich besonders einige 
anscheinend ältere halbirte Stücke im Charakter dem oben be- 
schriebenen „Conrad? epis** mit Stab und Schlüssel. Ferner be- 
fanden sich daselbst Hohlmünzen von derselben Grösse and dem- 
selben Gepräge wie der Bracteat an der Annenglocke; desgleichen 
der Typus des Bischofs zwischen Fahnen und Thürmen variirt. 
Dieselben zwei letztgenannten Typen fanden sich auch in dem in 
Saalsdorf bei Helmstedt gemachten Funde, dessen Inhalt nach 
Schönemann nicht über 1270 hinausreicht (s. Schönem. Tf. II, 
27, 32); auch die Funde von Ausleben und Groningen haben, 
ähnliche Typen, Ztschr. des Harzvereins XVII, Tf. VI, 2, 3. 

Durch diese Verwandtschaft der Fabrik ergiebt sich mit 
Wahrscheinlichkeit, dass die beschriebenen Conradus-Münzen von 
dem Vorgänger Heinrichs I., Bischof Konrad von Hildesheim 
(1227 — 1249), ausgegangen sind. Diese Wahrscheinlichkeit er- 
höht sich dadurch, dass auffälliger Weise auch die einzige ältere 
Münze, welche sich an der oben erwähnten, 1504 zu Hildesheim 
gegossenen Ilsenburger Glocke befand, sich in Bezug auf die Fa- 
brik vollständig an diese Gruppe anschliesst und somit ebenfalls 
im zweiten Viertel des dreizehnten Jahrhunderts entstanden zu 
sein scheint. Dieser Bracteat zeigt bei einem Durchmesser von 
28 mm den Bischof mit Krummstab und Ereuzstab auf einem 



*) Dieselbe ist gleichzeitig mit der Drucklegung dieses Aufsatzes er- 
folgt, cf. Tf. VI dieses Heftes. Die Red. 



Bracteatenab drücke an Kirchenglocken za Verden. 35 

Bogen zwischen zwei Kuppelthtirmen sitzend; die von einem in- 
neren Kreise begrenzte Inschrift leider völlig unleserlich. Tf. III, 10. 

Über den kleinen Bracteaten am unteren Rande der Marien- 
glocke (Tf. III, 8, vielleicht ein HälblingV) ist zu bemerken, dass 
dessen Entstehung wegen seiner Derbheit offenbar mit der der 
Glocken als gleichzeitig anzusetzen ist; er würde somit etwa ins 
letzte Viertel des 13. Jahrhunderts gehören. Über seine Herkunft 
lässt sich sicheres nicht sagen. Ähnliche Exemplare bei Schöne- 
mann Tf. II, 34, 35 und ferner aus den Funden von Ausleben 
und Groningen : Ztschr. des Harzvereins XVII, Tf. V, 20 ; Tf. VI, 
1, 12, 22. 

Der scheinbare Widerspruch zwischen dem vermuthlich höheren 
Alter der Conradus- Münzen und der zweifellos feststehenden 
späteren Zeit der Verfertigung der Verder Glocken beseitigt sich 
durch die Annahme, dass man dem Namen des Bestellers zu 
Liebe eine ältere Münze in die Gussform eingedrückt hat. 

Das Auftreten von anscheinend hildesheimischen Münzen an 
diesen Verder Glocken muss sodann zu der Vermuthung führen, 
dass auch die Glocken selber in Hildesheim verfertigt sind. Viel- 
leicht soll mit dem Majuskel-E am unteren Rande der Marien- 
glocke der Name des Yerfertigers angedeutet werden: urkundlich 
lässt sich jedoch nichts zur Unterstützung dieser Vermuthung 
auffinden. Die leitende Rolle, welche der Hildesheimer Bischof- 
sitz für die mittelalterliche Kunst Niedersachsens seit Bemwards 
Zeit besonders in der Mctallarbeit übernommen hatte, ist hin- 
länglich bekannt, und augenscheinlich haben die dortigen Erz- 
giesser sich ihren Ruf auch in den späteren Jahrhunderten des 
Mittelalters bewahrt. 

Hann. Münden. Dr. H. Buchenau. 



8 



Die Münzpolitik Diocletians und seiner Kaclifolger. 



Den Hauptinhalt des vierten Jahrhunderts bilden die Ver- 
suche, das wieder aufzubauen, was im dritten zusammengestürzt 
war. Wer das Heil der Menschheit nicht einzig in der Vor- 
bereitung auf das Jenseits erblickte, sondern die staatlichen Ver- 
hältnisse noch der Beachtung werth hielt, der fand sein Ideal in 
den Zuständen des früheren Alterthums; die häufige Münzlegende: 
felicium temporum reparatio drückt am kürzesten und klarsten 
aus, was man gern erreicht hätte. Die alte Herrlichkeit auch 
in den alten Formen zurückzuführen, hat man zwar hin und 
wieder versucht, doch nur in der Litteratur und Kunst war der 
Erfolg der Art, dass er wenigstens die Zeitgenossen halbwegs 
befriedigte; auf allen anderen Gebieten war das Scheitern zu 
handgreiflich, um nicht von ähnlichen Experimenten immer wieder 
abzuschrecken. So wusste man, was man ersehnte, aber nicht, 
wie man dazu gelangen solle; nur das Eine stand fest, dass 
alles anders werden müsse, als es zur Zeit war. Mangel an 
Schonung für das historisch Gegebene bei höchster Bewunderung 
dessen, was man nur aus der Geschichte kannte, bildet daher 
den Grundzug dieser ganzen Epoche. In der Politik und Gesetz- 
gebung herrscht ein wüstes Experimentiren, das alle Reste 
des Alterthums zerstört und damit doch den ausgesprochenen 
Zweck verfolgt, das Reich zur Grösse des Alterthums zurück- 
zuführen. 

Auf keinem Gebiete zeigt sich diese Tendenz deutlicher als 
auf dem der Münzpolitik, doch ist sie auch auf keinem andern 
entschuldbarer. Denn hier war alles auf's Tiefste zerrüttet und 
jede Tradition versiegt, an welche eine schonende Besserung 



0. Seeck: Die Münzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 37 

hätte aDknupfen können. Nationalökonomische Theorien gab es 
nicht, und selbst die praktische Kenntniss, wie die verschiedenen 
Metalle sich ihrem Marktwerthe nach zu einander verhielten, war 
schwer zu erlangen. In den einzelnen Provinzen war, je nach- 
dem sie mehr Gold oder Silber producirten oder je nachdem sie 
des einen oder des andern Metalles mehr für ihren Ausland- 
handel bedurften, das Verhältniss wahrscheinlich ein ganz ver- 
schiedenes; eine Centralstelle, an welcher diese localen Schwan- 
kungen sich hätten ausgleichen können, wie heut an der Lon- 
doner Börse, existirte nicht mehr, seit Rom aufgehört hatte, die 
Residenz und damit das Centrum des Reiches zu sein. Wenn 
also der Kaiser Goldgeld und Silbermünze zu einander in ein 
Verhältniss setzte, das für Nicomedia ganz richtig war, so konnte 
es doch in Rom oder Tarraco sich als unhaltbar erweisen. Hier 
blieb nichts anderes übrig, als durch Schaden klug zu werden; 
man hätte auf den Weg des Experimentirens gerathen müssen, 
selbst wenn die Neigung der Zeit nicht schon ohnedies auf 
ihn hingeleitet hätte. 

Diese stets wechselnden Versuche, ein geordnetes Münzwesen 
herzustellen, sollen den Gegenstand dieser Abhandlung bilden. 
Dass sie sich auf Mommsens grundlegendes Werk stützt, versteht 
sich von selbst, aber nicht minder, dass sie zu ihm in Gegen- 
satz tritt, und dies nicht nur aus dem altbekannten Grunde, 
dass man immer am meisten gegen die polemisirt, von denen 
man am meisten gelernt hat. Denn Mommsen ist nur zu ge- 
neigt, das Geldwesen des vierten Jahrhunderts als ein einheit- 
liches und in der Hauptsache stabiles aufzufassen, während un- 
aufhörliches Schwanken mir gerade als das charakteristische 
Moment darin erscheint. Seit die „Geschichte des römischen 
Münzwesens ^ erschienen ist, haben wir zudem eine Reihe neuer 
Thatsachen gewonnen, welche die Anschauungen auf diesem Ge- 
biete wesentlich verändern müssen, aber noch nicht im Zusammen- 
hange verarbeitet sind. An erster Stelle nenne ich die Auffin- 
dung eines neuen Stückes von Diocletians Preisedikt, durch 
welches die Werthung des Denars auf '^„o^ Goldpfund fest- 



38 0. Seeck: 

gestellt ist^); ferner Missongs Entdeckung von Werthzeichen auf 
den Goldmünzen der Tetrarchie') und Hettners Übersicht aber 
die Emissionen der Trierer Münzstätte'), von einzelnen Schatz- 
funden und anderm minder wichtigen Material ganz zu ge- 
schweigen. 

Die Münzen selbst kenne ich fast nur aus dem Berliner 
Museum, doch ist die Sammlung desselben gross genug, um für 
die Zwecke dieser Untersuchung auszureichen. Denn alle hervor- 
ragenden Seltenheiten aufzusuchen, hatte ich schon deshalb keinen 
Grund, weil sie als Seltenheiten für den Geldumlauf nie von 
Bedeutung gewesen sein können. Ich habe sie daher, von ein- 
zelnen Ausnahmefällen abgesehen, principiell vernachlässigt und 
mich vorzugsweise an die geläufigen Typen gehalten, welche in 
vielen Exemplaren vorhanden waren. Namentlich die Medaillons 
habe ich so gut wie garnicht berücksichtigt, weil ich sie nicht 
für Geldstücke halte. Wenn ich daher schreibe, dass in einer 
bestimmten Zeit ein bestimmtes Nominale nicht geprägt worden 
sei, so bedeutet das immer, es ist im Berliner Museum nicht 
vorhanden oder nur in Medaillonform vorhanden. Bei dem 
grossen Umfange der Sammlung glaubte ich in der angegebenen 
Weise verallgemeinern zu dürfen; denn Münzen, die hier fehlen 
und sich nur in vereinzelten Exemplaren in Paris, London oder 
Wien finden, können auch zui* Zeit ihrer Prägung nicht so häufig 
gewesen sein, um einen irgend nennenswerthen Einfluss auf den 
Geldverkehr auszuüben. 

Doch wenn ich in dieser Beziehung auf grössere Voll- 
ständigkeit des Materials verzichten konnte, so bedauere ich 
um so mehr, dass meine Eenntniss der numismatischen Litteratur 
eine sehr mangelhafte ist. Die kleine Büchersammlung unserer 
Universität ist nach dieser Richtung hin mehr als unzureichend, 
und die kurzen Wochen, welche mir in Berlin vergönnt waren, 



1) Bullet, de corresp. Hellenique IX, S. 231. 

2) Ztschr. f. Numismatik VII, S. 240. 

3) Kömische Müozschatzfunde in den Kheinlanden. Westdeutsche 
Zeitschr. f. Gesch. u Kunst VI, S. 119; VII, S. 117. 



Die Mdnzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 39 

glaubte ich mit mehr Nutzen auf dem Münzkabinet, als in den 
Bibliotheken zu verbringen. Wenn ich daher manches nicht 
benutzt habe, was einer Berücksichtigung vielleicht werth ge- 
wesen wäre, so mnss ich um Nachsicht bitten und hoffe sie um 
so eher zu finden, als ich selbst diese Untersuchung keineswegs 
für eine abschliessende halte. Eine solche wird erst möglich 
sein, wenn die Emissionen aller Münzstätten in gleicher Weise 
chronologisch geordnet sind, wie dies Salis für London und 
Hettner für Trier unternommen haben. 

Dass eine Abhandlung wie diese viele kleine Einzelunter- 
suchungen enthalten muss, liegt in der Natur der Sache. Sie 
bilden den Inhalt der vier ersten Abschnitte, auf Grund dessen 
dann der letzte eine zusammenhängende Übersicht über die Ge- 
schichte der Münzpolitik im vierten und fünften Jahrhundert zu 
geben versucht 

I. 
Das Gold. 

Etwa seit der Mitte des dritten Jahrhunderts war das Gold 
nach keinem geregelten Fusse mehr geprägt worden. Aus der 
kurzen Regierungszeit Aurelians (270 — 275), deren Münzge- 
schichte dank den Untersu.chungen Rohdes am genauesten be- 
kannt ist, sind folgende Grammgewichte festgestellt: 12,96; 9,1 
8,4; 8,1; 7,91; 7,65; 7,1; 7,06; 7; 6,53; 6,52; 6,45; 6,41; 6,36 
6,32 (2); 6,22; 5,64; 5,52; 5,3; 5,27; 5,24; 5,2 (2); 5,05(2) 
5; 4,88; 4,85; 4,7; 4,55; 4,5; 4,2 (3); 4,19; 3,5»). Dabei 
wiegen selbst Stücke gleichen Gepräges 9,1 und 4,19, 7,1 und 
5,64, 8,4 und 7,65, von kleineren Differenzen ganz zu ge- 
schweigen. Ähnliches findet sich bei fast allen Kaisern von 
Maximinus Thrax bis auf Carinus. Danach können die Gold- 
stücke während dieser Zeit nur die Bedeutung von Barren ge- 
habt haben, die staatlich auf ihren Feingehalt geprüft worden 



1) Die Gewichte sind theils Rohde, Die Münzen des Kaisers Aurelianus, 
seiner Frau Severina und der Fürbten von Palmyra, Miskolcz 1881. 18S2, 
theils Mommsen, Geschichte des römischen Münzwesens S. 851 entnommen. 



40 0. Seeck: 

waren. Da man den Werth der einzelnen Münze nur mit der 
Wage in der Hand feststellen konnte, waren sie für den Verkehr 
gänzlich unbrauchbar. 

Dass Diocletian hier Besserung zu schaffen versuchte, geht 
schon aus den Werthzeichen hervor, welche er zuerst auf die 
Goldmünzen gesetzt hat^). Das stete Tasten und Schwanken, 
welches seine neuerungsreiche Regierung auszeichnet, machte 
sich aber auch im Münzviresen geltend. In den kurzen ein und 
zwanzig Jahren seiner Herrschaft lassen sich in der Goldprägung 
nicht wreniger als fünf verschiedene Epochen unterscheiden. 

1) Es gibt eine Goldmünze mit Imp. C. C. VaL Diocletianus 
Aug.] [Orlens Aug., von der bis jetzt drei Exemplare gewogen 
sind. Sie haben folgendes Gewicht in Grammen: 

Sammlung Elberling, stempelfrisch .... 3,7^) 
Sammlung Rollin, minder erhalten .... 3,72') 
Berliner Sammlung, minder erhalten und gelocht 4,27 *) 

Wäre das dritte Exemplar so gut erhalten, wie das erste, 
so würde es dasselbe um etwa ^ Gramm, also um mehr als % 
seines Gesammtgewichtes übertreffen. Das Fehlen der Präg- 
stätte im Abschnitt und die volle Namensinschrift des Averses 
weist diese Münzen den ersten Jahren Diocletians zu*). Da 

1) Missong, die Vorläufer der Werthzahl OB auf römischen Goldmünzen. 
Zeitschr. f. Numism. YII S. 240 ff. Das I-L im Abschnitt einer Münze 
Aurelians (Rohde S. 125. 285) ist kaum als Werthzeichen zu deuten, sondern 
gibt wohl nur die Pr&gstätte {prima Lugdunensis) an. Für ein Fünfzigste) 
des römischen Pfundes (6,55 Gr.) würde auch das Gewicht 7,06 nicht recht 
passen , obgleich freilich Übermünzungcn von 0,5 unter Diocletian vor- 
kommen. 

2) Publications de la section historique de Tinstitut de Luxembourg. 
1870/71, XXVI, S. 145. 

3) Missong S. 266. 

4) Die Stücke, welche hier und im folgenden aus der Berliner Sammlung 
angeführt sind, habe ich selbst gewogen. Im weiteren Verlauf der Unter- 
suchung werde ich die von Missong beschriebeneu Münzen mit M, die der 
Sammlung Elberling mit E, die Berliner mit B bezeichnen. 

5) Dies hat schon Missong (Wien. Num. Zeitschr. I, S. 110) hervor- 
gehoben, auf dessen scharfsinnigen Untersuchungen überhaupt die meisten 
der im Text enthaltenen Angaben beruhen. Am deutlichsten tritt der Unter- 
schied in der Formulirung der Kaisernamen auf den Alcxandrinischen Münzen 



Die Mflnzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 41 

von seinen sonstigen Goldstücken kein einziges unter 4 Gramm 
herabsinkt, so wird man diese drei wohl seiner allerfrühesten 
Zeit zuschreiben und in ihrem schwankenden Gewicht eine 
Fortsetzung jener regellosen Prägung erkennen dürfen, welche 
unter seinen Vorgängern geherrscht hatte. 

2) Auf einer kleinen Anzahl von Goldmünzen Diocletians 
erscheint im Abschnitt das Zeichen der Antiochener Prägestätte 
(«Sil/14), im Felde die griechische Zahl O = 70, welche die Stücke 
als Siebzigstel des römischen Pfundes (=4,68 Gr.) charakterisiren 
soll. Inschriften und Gewichte sind folgende: 

Imp. C. C. Val. Diocletiaiyns p. f, Atig.] [Jovi conservatori 
Aug B 4,70; M. 4,43; 4,33^. 

Wie oben.] [M^ctoria Aug M. 4,37; 4,25. 

Ausserdem finden sich mehrere Münzen, die zwar keine Zahl- 
zeichen tragen, aber nach ihrem Gewicht jedenfalls auf den 
gleichen Fuss ausgebracht sind. Der Avers zeigt immer den vollen 
Namen Diocletians, die Bezeichnung der Prägstätte fehlt'), die 
Reversinschriften sind diese: 

Jovi consei^at, Augg. beide gelocht B 4,74; 4,69. 
Jovi conservatori orbis beide gelocht B 4,63; E 4,4. 

Fatis victricibus M 4,70; 4,15. 

Soli inmcto M 4,57 *). 



hervor, da diese datirt sind. Sie bieten bis zum sechsten Jahre des Dio- 
cletian immer: a • k • r • oyaa • (oder oya •) aiokahtianoc ceb., vom siebenten 
an nur: aiokahtianoc ceb. Bei Maximian reicht der volle Name: a • K • m • 
(oder M'A«) OYA • MAHIMIANOC CEE • bis ins fünfte Jahr; mit dem sechsten 
beginnt: masimianoc CEE • Galerius heisst immer taa • masimianoc • K • 
Constantius wird bis zum dritten Jahre nur <t>AA • konctantioc • k • genannt, 
im vierten und letzten erscheint daneben: kiinctantioc • k. 

1) Die entsprechenden Münzen Elberlings sind identisch mit den von 
Missong angeführten. Der letztere hat sie bei dem Münzhändler Rollin ge- 
sehen, in dessen Besitz die Sammlung nach dem Tode ihres Eigcnthümers 
übergegangen ist. 

2) Wenn Missong S. 265 die Goldstücke ohne Angabe der Prägst&tte 
s&mmtlich für älter hält, als diejenigen, welche SMA im Abschnitt tragen, 
80 kann ich ihm darin nicht beistimmen. Dasselbe Zeichen der Antiochener 
Münze kommt schon unter Carus und seinen Söhnen vor. Cohen, Nume- 
rianus 13 u. U9; vgl. Zeitschr. f. Numism. I, S. 87. 



42 0. Seeck: 

Victoria aetema M 4,62. 

Mars victor gelocht E 4,6. 

Marti uüori M 4,55. 

Victoria Äug E 4. 

Dasselbe Gewicht begegnet uns bei allen Goldmünzen der 
brittischen Usurpatoren^). Als Carausius vom Reiche abfiel 
(Anfang 287), muss also dieser Fuss noch in Gallien der all- 
gemein verbreitete gewesen sein. Dagegen finden sich schon 
aus dem Jahre 286 einzelne Stücke des späteren Gewichtes'). Mit- 
hin kann die regellose Prägung der ersten Zeit höchstens ein 
paar Monate gedauert haben, die Ausgabe der Siebzigste! nicht 
volle zwei Jahre (285 u. 286), womit es sehr wohl vereinbar 
ist, dass die gleich zu besprechende zweite Münzreform, welche 
ja vom Orient, wo Diocletiau sich damals aufhielt, ausgehen 
musste, Anfang 287 in Gallien noch nicht durchgeführt war. 

3) Die dritte Periode der Diocletianischen Goldprägung ist 
durch das Zahlzeichen Z «= 60 charakterisirt. Die Gewichte der 
so signirten Stücke, welche mir bekannt sind, betragen: 5,36; 
5,34 (2); 5,3 (3); 5,29; 5,28; 5,26; 5,25; 5,22 (3); 5,21; 5,18, 
was einem Normalgewicht von Yo Pfund = 5,45 recht gut 
entspricht'). Auf datirten Münzen, welche in dieser Zeit frei- 
lich sehr selten sind, findet sich die Ziff^er in den Jahren 290, 
293, 296, 297, 299, 303, 305, doch das ihr entsprechende Ge- 
wicht lässt sich schon 286 und 288 nachweisen*) und ist über- 
haupt bei Diocletian und seinen drei Mitregenten das gewöhn- 
lichste^). Freilich ist dasselbe nicht immer so gleichmässig, 
wie bei den bezifferten Stücken, auf deren Justirung man be- 

1) Mir sind tod diesen folgende Münzgewichte, theils aus Mommsen 
S. 851, theils aus dem Num. Chron. N. S. VIII, S. 231 u. III Ser. VI, 8. 
273; 278, bekannt: 4,6; 4,51; 4,5; 4,44; 4,34 (2); 4,30. 

2) Missong S. 269. 

3) Vgl. ausser Missong a. a. 0. auch Friedlaender, Cfber einige räthsel- 
hafte Buchstaben auf Münzen aus der Zeit Diocletians. Zeitschr. f. Nnmism. 
n, S. 15. 

4) Unter den 42 Goldmünzen dieser Epoche, welche im Berliner Mttns- 
kabinet aufbewahrt werden, lassen sich 33 diesem Fusse zuschreiben. Bei 
Elberling ist das Verhältnis 32 : 24, also fast genau entsprechend. 



Die MüDzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 43 

sondere Sorgfalt verwendet zu haben scheint Von Maximian 
besitzt das Berliner Museum eine Goldmünze mit cos. Ill, welche 
6,1 wiegt 0, und Missong verzeichnet von demselben Kaiser 
ein Stück mit consul V. p. p, procos. von nur 4,85 Gr. Beide 
fallen nach den Ziffern der Consulate (290, 297) in die Zeit 
der Sechzigstelprägung und weichen von dem Normalgewicht 
(5,45) nicht so sehr ab, dass man das erste als Multiplum, das 
zweite als Theilstück betrachten könnte; auch finden sich unter 
den undatirten Münzen alle Abstufungen, welche jene beiden 
Extreme mit einander verbinden'). Es sind also Untermflnzungen 
wie Übermünzungen bis zu 0,65 Gr. vorgekommen, so dass das 
Gewicht der leichtesten Sechzigste! ganz unmerklich in das der 
schwersten Siebzigstel übergeht. 

Dies findet seine Erklärung in den Silbermünzen der Dio- 
cletianischen Zeit. Von diesen ist ein grosser Theil durch die 
Zahl XCVr deutlich als Xe Pfund = 3,41 Gr. gekennzeichnet»). 
Ziehen wir nur die so bezifferten Stücke in Betracht, so finden 
sich unter ihnen folgende Gewichtschwankungen: 4,02; 4 
3,98 (2); 3,82 (2); 3,79; 3,64; 3,57; 3,55; 3,4 (2); 3,36; 3,34 
3,24; 3,21 (2); 3,19; 3,1; 3,06 (2); 3 (3); 2,97; 2,87 (2); 2,86 
2,85; 2,7 (4); 2,43*). Also auch hier steigen die Übermünzungen 
bis auf 0,61, die Untermünzungen sogar bis auf 0,98, wobei 



1) Das Exemplar ist etwas abgegriffen, aber dafür mit den Resten eines 
abgeschnittenen Henkels versehen, so dass Gewichtsverlust und -überschuss 
sich einigermassen ausgleichen dürften. 

2) Aus der Gewichtsübersicht bei Mommseu S. 852 gehören folgende 
Gewichte der Zeit Diocletians und seiner Mitregenten an: 5,89; 5,85; 5,83 
5,77; 5,75; 5,6b; 5,64; 5,51; 5,48; 5,47; 5,44; 5.41; 5,38; 5,37; 5,36; 5,35 
5,34; 5,33; 5,32; 5,3; 5,28; 5,27; 5,25; 5,22; 5,2; 5,18; 5,16; 5,13; 5,05 
5,04; 5; 4,83. Dabei ist zu beachten, dass Stücke der Sammlung Elberling, 
welche ausdrücklich als Prachtexemplare bezeichnet werden, also sicher 
nicht abgegriffen sind, nur 4,90 und 5 wiegen. 

3) Die Bedeutung dieser Zahl ist zuerst erkannt von Sparkes, Num. 
Ghron. XI, 1849, S. 119. 

4) Die Gewichte sind theils Friedlaender, Über die Bedeutung der Auf- 
schrift OB auf byzantinischen Münzen; Finder und Friedlaender, Beiträge 
zur älteren Münzkunde, Berlin 1851, S. 22 entlehnt, theils beruhen sie auf 
eigenen Wftgungen. 



44 0. Seeck: 

freilich die Abnutzung mancher Stücke mit eingewirkt haben 
mag. Mithin gibt die ZiflFer XCVI nur ein Durchschnittsgewicht 
an. Die gesetzliche Bestimmung Diocletians lautete wahr- 
scheinlich dahin, dass aus einem Pfund Silber nach Abzug eines 
kleinen Schlagschatzes 96 Münzen zu prägen seien, doch ohne 
dass genaue Wägung der einzelnen Stücke gefordert wurde, 
und nach demselben falschen Princip ist auch das Goldgeld be- 
handelt worden. 

4) Es giebt eine kleine Anzahl von Goldstücken der Vier- 
kaiserherrschaft, deren Gewicht sich zu hoch über 5,45 Gr. er- 
hebt, als dass sie für übermünzte Sechzigstel gehalten werden 
könnten. Mir sind nur sechs derartige Münzen bekannt, doch 
scheinen einzelne davon nicht eben selten zu sein.') 

Diocletianua p. Aug.] [Comitatus Augg, im Abschn. 

IT, gelocht B 6,32. 

Maximianus Aug,'\ [Comitatus Augg, im Abschn. FR B 6,71. 

Maximianua p. f, Aug.] [Providentia Augg, gelocht E 6,60. 

Constantius nob. Caes,] [^Jovi conservatori Aug, ge- 
locht B 6,42. 

Maximianus Caesar] [Soli invicto^ Cohen 198') . 6,58. 

Ebenso] [Fortunae reduci M 6,65. 

Diese Stücke mit Missong für Multipla anzusehen, ist nicht 
möglich. 1 J^ Siebzigste] könnten es dem Gewichte nach (7,02) 
zwar allenfalls sein, doch da die Prägung nach diesem Fusse 
lange vor der Ernennung der Caesares eingestellt war, ist diese 
Deutung ausgeschlossen ; zu den Sechzigsteln aber lassen sie sich 
in kein passendes Verhältniss bringen. Überdies sind sie an 
Grösse und äusserer Erscheinung von den leichteren Münzen 
nicht zu unterscheiden, mussten sich also im Verkehr nothwendig 
mit ihnen mischen. Folglich muss Diocletian einmal den Ver- 
such gemacht haben, wie er vorher vom Siebzigstel des Pfundes 
zum Sechzigstel übergegangen war, so dieses wieder durch das 

1) Die an dritter und vierter Stelle genannten MQnzen sch&tzt Cohen 
nur auf 120 Francs, was fflr Goldstücke ein nicht sehr hoher Preis ist. 

2) Das Werk von Cohen ist durchweg nach der zweiten Auflage citirt. 



Die Münzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 45 

Fünfzigstel (6,55 Gr.) zu verdrängen. Da auf diesen schwersten 
Goldstücken schon die beiden Caesares erscheinen, so muss 
jenes Experiment in die letzte Zeit Diocletians (nach 293) fallen. 
Am passendsten wird man es in einen der beiden Zeitabschnitte 
setzen, wo die datirten Sechzigstel eine längere Unterbrechung 
zeigen, d. h. zwischen 293 und 296 oder zwischen 299 und 303, 
und zwar ist der spätere Ansatz der wahrscheinlichere. Denn 
auch die Aversinschriften der Caesares zeigen die abgekürzte 
Namensform, welche in den ersten Jahren nach ihrem Regierckugs- 
antritt (293) noch nicht auf die Münzen geprägt zu sein scheint 
(s. S. 40 Anm. 5). Nun ist im J. 301 durch das berüchtigte 
Preisedikt der Werth des Goldpfundes von Diocletian auf 50,000 
Denare normirt worden^). Es ist wohl mehr als Vermuthung, 
dass die Prägung der Fünfzigstel hiermit im Zusammenhange 
steht. Ohne Zweifel hatte sie den Zweck, das Goldstück zu dem 
Denar in das bequeme Verhältniss von 1000: 1 zu bringen. 

5) Schon 303 erscheint wieder das Zeichen des Sechzigstels 
Z auf den Münzen, und auch die geringe Zahl der Fünfzigstel 
beweist, dass ihre Ausgabe nicht lange gedauert hat. Das 
Normalgewicht von 5,45 beherrscht denn auch nicht nur die 
spätere Prägung Diocletians, sondern ebenso die seiner Nach- 
folger. Auf datirten Münzen findet sich das Z zuletzt 312'). 
doch wiegt noch ein Stück, das frühestens bei den Quinquennalien 
des jüngeren Licinius (1. März 321) geprägt worden ist, 5,23*), 
und überhaupt scheint Licinius bis zu seinem Sturze (324) an 
dem Sechzigstelfusse festgehalten zu haben ^). Wenigstens ist 
mir keine Goldmünze bekannt, welche im Orient unter seiner 
Herrschaft geschlagen worden wäre und nicht das entsprechende 



1) Bullet, de corresp. hell^nique. IX, S. 231. 

2) MissoDg S. 270. 

3) Licinius Aug. oh d(ecennalia) v(ola) ßlii sui] [Jovi cons. Licini Aug. — 
9%c X iic XX, Im Abschn. smnf. Berliner Museum. 

4) Dass Licinius erst 324, nicht, wie man gewöhnlich annimmt, schon 
323 f seines Reiches beraubt wurde, habe ich kürzlich erwiesen. S. die Zeit- 
folge der Gesetze Gonstantins. Zeitschr. f. Rechtsgcsch. X, S. 190. 



46 0- Seeck: 

Gewicht zeigte'). Auch die Prägstätten von Italien und Afrika 
bis zum Tode des Maxentius (312) und die illyrischen, bis sie 
314 in den Besitz Gonstantins übergingen, folgen der Diocletiani- 
schen Norm'). Doch hatte sich unterdessen im äussersten 
Westen schon eine Neuerung vollzogen, welche für Jahrhunderte 
von bleibender Bedeutung sein sollte. 

Dass seit Constantin dem Grossen die Schwere des Gold- 
stücks auf 1^2 Pfund = 4,55 Gr. normirt v^ar, ist nicht nur 
dur<2)i die lateinische Ziffer LXXII und die entsprechende 
griechische OB auf den Münzen'), sondern auch durch das aus- 
drückliche Zeugniss der Kaisergesetze festgestellt^). Das Ge- 
wicht ist insofern kein neues, als auch das Goldgeld aus der 
zweiten Periode Diocletians und das der britannischen Usnrpa* 
toren, obgleich auf ein Siebzigste! angesetzt, doch thatsächlich 
selten schwerer war, als der Constantinische Solidus; wohl aber 
ist es neu, dass es nicht mehr als Durchschnittsgewicht be- 
handelt wird, sondern seine genaue Einhaltung bei jedem ein- 
zelnen Stück verlangt und auch einigermassen durchgesetzt 
worden ist. 15 gut erhaltene Solidi Gonstantins, die ich im 
Berliner Eabinet gev^ogen habe, hatten folgende Gewichte: 4,62; 
4,59; 4,55; 4,53; 4,51; 4,46 (2); 4,45; 4,43; 4,4 (2); 4,89; 4,37; 
4,34; 4,31; ein Halbstück 2,1; ein Drittel (Triens) 1,54. Die 

1) In Berlin sind von Licinias Aag^stus zwei StQcke aus Antiochia, 
eins ans Nicomedia, von Licinias Caesar zwei aas Nicomedia; die gut er- 
haltenen wiegen 5,28; 5,27; 5,23, zwei schlechtere, davon eins etwas be- 
schnitten, 5,08 u. 5,03. In der Wiener Sammlang, aus welcher ich der 
Freundlichkeit Picks einige Mittheilungen verdanke, befinden sich iwei 
thessalonicensische Goldmünzen des Licinius Augustus von 5,11 und 5,16| 
beide mit dem Zeichen des Sechzigstels Z im Felde. 

2) Auch die Mfinze des afrikanischen Usurpators Alexander, welche sich 
im Berliner Kabinet befindet, wiegt 5,19. Dass die Stflcke Gonstantins, 
welche im Gebiet des Maxentius, Maximinas and Licinias geschlagen sind, 
das Diocletianische Gewicht zeigen, versteht sich von selbst. So in Berlin 
ein römisches Exemplar mit Conttantinus no6. C] [Prindpi inventut, im Abschn. 
PR 5,54, ein thessalonicensisches mit Conttantinus Äuguttwi] [Jovi conservaiori 
Äug, im Abschn. • SM • TS *, im Felde das Zeichen des Sechzigstels Z 5,22. 

3) Friedlaender, Ueber die Aufschrift OB S. U. 

4) Cod. Theodos. XII, 6,13; 7,1. 



Die HüDzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 47 

normale Schwere wird also nur nm 0,07 fiberschritten und die 
leichtesten Exemplare bleiben nur um 0,24 dahinter zurück, 
was in Anbetracht der rohen Münztechnik jener Zeit sehr wenig 
ist und im Verkehr kaum bemerkt werden konnte. Der Durch- 
schnitt stellt sich auf 4,45, ergiebt also einen Schlagschatz von 
nur 2,2 Procent. Und so solid ist die Prägung immer geblieben. 
Noch unter Justinian fand ich bei den zehn wohlerhaltenen 
Exemplaren, welche ich untersucht habe, diese Gewichte: 4,49 
4,47' (2); 4,46 (2); 4,42; 4,39; 4,27; 4,25; 4,15. Halbstück 
2,21. Drittelstücke: 1,48; 1,46; 1,45; 1,42; 1,41; 1,38 (2) 
1,37 (2); 1,35. Der Durchschnitt der Ganzstficke hält sich 
hier noch auf 4,38, was der geringen Verminderung, welche die 
Gewichte selbst im Laufe zweier Jahrhunderte durch Abnutzung 
erleiden mussten, ungefähr entspricht. Bei den Dritteln ist der 
Durchschnitt 1,4 (normal 1,52), was ein Gewicht des Solidusvon 
nur 4,22 ergeben würde. Doch ist es natürlich und augemessen, 
dass bei kleinen Stücken der Schlagschatz etwas höher ange- 
setzt wurde, als bei den grösseren. 

Man pflegt diese Beform Gonstantin dem Grossen zuzu- 
schreiben und sie etwa in das Jahr 312 zu setzen, wahrschein- 
lich aber gehen die Anfänge derselben noch auf Constantius 
Chlorus zurück. In der ehemaligen Pembrokeschen Sammlung 
befand sich ein schön erhaltenes Goldstück desselben, das nach 
seinem britannischen Siege (306) in Tarraco geschlagen war 
und reines Solidusgewicht zeigte'), und diesem schliessen sich 
mehrere Münzen aus den ersten Jahren Constantius an. 

1) Divus Constantius] [^Consecratio; schlecht erhalten. Samm- 
lung Trau in Wien 3,98. Wahrscheinlich gleich nach dem Tode 
des Constantius (306) in London geschlagen. 

2) Constantinua nob, C] [Principi iuventutis. Abschn. TR; 
aus dem J. 30^7. Stempelfrisch. B 2,1. Dies kann wohl nur als 
Halbstück des Solidus (normal 2,27) aufgefasst werden. 



1) CatalogQe of the entire Pembroke collection of coins and medals 
London 1848. S.207: Constantius p.f, Aug.] [Vict.Constant.Aug, Abschn. SMT. 4,39. 



48 0. Seeck: 

3) Maxentius p, /. Aug.] [Herculi comiti Augg. nn. Abschn. 
SMT ; sehr schon. B 4.44. Aus Tarraco kenne ich von Maxentius 
nur noch ein Goldstück und einen Follis; aus Lyon citirt Cohen 
Kupferstncke von ihm (mit PLG im Abschnitt) ; in Trier scheint 
gar nicht anf seinen Namen gemünzt zu sein^). Danach muss 
Constantin, als er den Befehl gab, den römischen Usurpator in 
der Prägung als legitim zu behandeln, sich im äussersten Süden 
Galliens, der spanischen Münzstätte näher als der nordgallischen 
befunden haben, und ehe noch die letztere sich an der Aus- 
führung betheiligen konnte, muss bereits ein Gegenbefehl ge- 
kommen sein. Dies weist auf eine sehr kurze Zeit der Freund- 
schaft hin, und eine solche lässt sich denn auch historisch nach- 
weisen. Gleich nach der Besiegung des Severus (Winter 306/7) 
ging Maximian nach Gallien und verhandelte dort ein Bündniss 
zwischen Constantin und seinem Sohne. Doch kaum war dieses 
zu Stande gekommen, so trübte sich auch schon wieder das 
Verhältniss zwischen Maxentius einerseits, Maximian und Con- 
stantin andererseits. Als Letzterer zum Augustus erhoben wurde 
(Frühling 307), wagte Eumenius, welcher bei dieser Gelegenheit 
den üblichen Panegyrikus hielt, des Maxentius gar nicht mehr 
vor den Ohren seines Vaters und Schwagers zu erwähnen'), ein 
Beweis, dass damals die Feindschaft schon ganz offenkundig 
war. Und seitdem hat sie bis zum Sturze des römischen Tyrannen 
ununterbrochen fortgedauert. Mithin kann die tarraconensische 
Prägung desselben nur in die ersten Monate des Jahres 307 
gesetzt werden. 

4) Constantinxis p, f. Aug,] [ Votis V muUis X — Victoria 
Avg. Abschn. PTR; gelocht. Wien 4,56; Sammlung Trau 4,58, 
Diese Münze ist wohl bei den Quinquennalien Constantins ge- 
schlagen, die 310 gefeiert wurden. 

1) Hettner, der über die Trierer MflDzst&tte die genaueste Kenntnis 
besitzt, weiss von keiner Münze des Maxentius, die dort geschlagen wäre. 

*2) Von der Wiedereinsetzung Maximians wird sehr ausführlich gehandelt, 
doch über die RoHe, welche Maxentius dabei gespielt hatte, setzt der Pane- 
gyriker. mit einem kühnen Sprunge hinweg: VI 10 quod ego cursim trameo; 
cur enim vel nunc recordemur adversOf cum videamus omnia tuo reditu rettitutaf 



Die MüDzpolitik Diocietians und seiner Nachfolger. 49 

5) MaximiniLs p, f. AugJ] [Ubique victores; Abschn« PTR; 
London 4,44 '). Zwischen 308 und 313 geprägt/ 

6) Liciniua p. /. Äug.'] [Derselbe Revers, wonach die Münze 
der vorhergehenden gleichzeitig zu sein scheint. London 4,32. 

7) Maximinu8 p, /. Aug,\ [ Victoria Constantini Aug, Abschn. 
PR; B 4,26. Ist in Rom nach dem Siege über Maxentius 
(Winter 312/13) geprägt. 

Bei allen diesen Münzen ist das Solidusgewicht unverkennbar. 
Doch merkwürdiger Weise stehen neben ihnen andere, die 
gleichzeitig und aus denselben Prägstätten sind, aber noch zu den 
Diocletianischen Sechzigsteln gehören. Ich kenne folgende: 

1) Constantinus noh, C] \Spes publica \ Abschn. TR; London 
5,32. 

2) Ebenso] [Principi iuventtUis; Abschn. TR; London 5,31. 

3) Dieselbe Münze, welche oben unter No. 3 angeführt ist. 
E 5,3. 

4) Dieselbe Münze, wie oben No. 4. E 5,3. 

5) Dieselbe Münze, wie oben No. 6. London 5,5 ; Sammlung 
Trau 5,28. 

Übrigens scheinen die Solidi auch in der Frühzeit Constan- 
tins zu überwiegen; wenigstens besitzt das Berliner Kabinet 
keine Goldmünze, welche nach dem Jahre 306 in London, Trier 
oder Tarraco geschlagen wäre und nicht das entsprechende Ge- 
wicht zeigte. 

Neben dem Gewicht verdient auch das Format der Gold- 
stücke Beachtung. Unter Diocletian sind ihre Orössenunter- 
schiede oft sehr augenfällig, doch sind nicht, wie man erwarten 
sollte, die leichtesten Stücke auch die kleinsten. Die Siebzigstel, 
welche ich gesehen habe, sind alle von demselben Durchmesser, 
wie die Fünfzigstcl (19—20 mm); die Sechzigstel schwanken 
zwischen 17 und 22 mm, sind also zum Theil grösser als die 
Fünfzigstcl, zum Theil kleiner als die Siebzigstel. Da die 
Werthzeichen auf jenen ganz fehlen, auf diesen äusserst selten 

1) Über die hierhergehörigen Mflnzen des British Museum bin ich 
durch die Güte des Herrn Keary unterrichtet. 

Zeiltehrirt ftir Nomitnifttik. XVII. 4 



50 0. Seeck: 

sind und anch bei den Sechzigsteln, wenn gleich etwas häufiger, 
so doch nur sporadisch auftreten, da ferner die kleinen Unter- 
schiede der Dicke bei Münzen gleichen Formates dem Auge und 
der tastenden Hand kaum wahrnehmbar werden, so kann es 
auch nicht der Wille Diocletians gewesen sein, die Stücke ver- 
schiedenen Gewichtes leicht kenntlich zu machen und klar von 
einander zu sondern. Wahrscheinlich beabsichtigte er, dass sie 
sich im Verkehr mischen und unterschiedslos genommen werden 
sollten. 

Auch die Gonstantinische Goldprägung folgt in der Haupt- 
sache dem gleichen Princip. Der älteste Solidns, den ich ge- 
sehn habe — mit dem Bildniss des Maxentius — ist den jüngsten 
Sechzigsteln, die aus der Trierer Münzstätte hervorgegangen 
waren, zum Verwechseln ähnlich, nur noch ein wenig grösser 
als diese 0* Im Winter 312/13') prägen die Officinen Constan- 
tins zwar ganz klein (17 mm), so dass sich um diese Zeit die 
Solidi sehr sichtbar von den Sechzigsteln des Licinius scheiden, 
welche etwa 20 mm Durchmesser haben; doch hat dies nicht 
lange gewährt. Bald ist ihr Format wieder dem der orientali- 
schen Münzen gleich, um gegen das Ende von Constantins Re- 
gierung bis auf etwas über 2 1 mm anzuwachsen '). Das Werth- 
zeichen LXXII erscheint überhaupt sehr selten und nur auf 
Stücken, welche in Antiochia geprägt sind. Es ist also nicht 



1) Er misst etwa 18 mm, und ebenso gross ist nach Picks Mittheilnng 
der Solid as des Divus Constantins, während ein Trierer Sechiigstel des Seyems 
Caesar, welches das Berliner Museum besitzt, nur etwas über 17 mm Durch- 
messer hat. 

2) Die Zeit bestimmt sich durch den Solidus des Mazimin, welchen wir 
S. 49 No. 7 beschrieben haben. Auch zwei Solidi des Licinius und ein Stack 
Constantins mit dem Reversbilde der besiegten Francia, welches wahrschein- 
lich nach dem Frankenkriege des Sommers 313 geschlagen ist, zeigen das 
gleiche Format. 

3) Von Crispus und Fausta, welche 326 starben, besitzt das Berliner 
Cabinet nur Solidi von etwa 20 mm, von Constans, der 333 Caesar wurde, 
nur von 21,5mm; von Constantins (Caesar seit 324; vgl. Jahrb. f. class. 
Philol. 1889, S. 629) sind beide Formate vertreten. Dadurch ist die Zeit 
des Wechsels einigermassen bestimmt. 



Die Münzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 51 

auf die Solidi gesetzt, als diese zuerst eingeführt wurden, son- 
dern als Gonstantin schon den Orient in seine Gewalt gebracht 
hatte und Goldmünzen schwereren Gewichts im Reiche nicht mehr 
geschlagen wurden. Da auf den Sechzigsteln des Licinius wie 
auf den Zweiundsiebzigsteln Constantins die Köpfe beider Kaiser 
unterschiedslos abgebildet waren, mussten sie, so lange sie 
gleiches Format hatten, noth wendig verwechselt werden, und 
Gonstantin, der die leichteren Münzen ausgab und folglich bei 
einem solchen Irrthum nur gewinnen konnte, hat dies höchst 
wahrscheinlich gewollt. 

Das Format, welches in den letzten Jahren Gonstantins 
herrschend geworden war, ist auch später ebenso genau ein- 
gehalten, wie das Gewicht von *^2 Pfund, so dass die Solidi bis 
tief in's sechste Jahrhundert hinein alle ungefähr den gleichen 
Habitus zeigen. Nur um das Jahre 343 hat man ihren Durchmesser 
um etwa einen Millimeter vermindert, doch selbst dieser geringe 
Unterschied brachte alsbald Unsicherheit in den Geldverkehr. 
Das Publikum misstraute dem Gewicht der kleineren Goldstücke, 
obgleich dasselbe durchaus richtig war'), und ihre Annahme 
musste bei Todesstrafe eingeschärft werden"). Numismatisch 

2) Das Berliner Museum besitzt einen Solidus des Constans aus Trier 
mit Securüas rei puhlicae Abschn. TR, der etwa 207, mm Durchmesser hat; 
doch tritt der Unterschied des Formates gegen die übrigen dadurch noch 
mehr hervor, dass der Kopf des Kaisers sehr erheblich kleiner ist. Hieraus 
erklären sich auch die Worte des sogleich anzufahrenden Gesetzes: gui 
maiore habitu faciei extenditur. Obgleich der Rand an einer SteUe etwas be- 
schnitten ist, wiegt das Stück noch immer 4,37, war also ursprünglich ganz 
Yollwichtig, wenn nicht gar etwas übermünzt. 

3) Cod. Theod. IX, 22. Omnes solidi, in quibus nostri vultus ac (^divi parentis 
nottri^ veneratio una estj uno pretio aestimandi sunt cUque vendendi, quamquam 
diversa formen mensura sit. nee enim qui maiore habitu faciei extenditur, maioris 
est pretii, aut qui angustiore expressione concluditur, minoris valere credendus est, 
man pondus idem existat, Quod si quis aliter fecerit, aut capite puniri debet aut 
ßammis tradi vel alia poena mortifera. Mit Unrecht steht dies Gesetz im Codex 
unter dem Namen des Constantin. Dieser konnte unmöglich von sich sagen, 
dass alle Münzen, welche mit seinem Bilde geschlagen seien, das gleiche 
Gewicht h&tten, da ja zu seiner Zeit noch die Licinischen Sechzigste! um- 
liefen. Auch der Adressat Leontius gehört nicht in die Regierung Constan- 
tins, sondern in die seiner Söhne. Die Datirung muss also falsch sein. 

4* 



52 0. Seeck: 

ist diese Episode nnr insofern von Interesse, als man sehr bald 
wieder zu dem Gonstantinischen Modalas zurückgekehrt ist und 
die Münzen mit kleinerem Umfang und Kopfe dadurch zu Selten- 
heiten geworden sind, doch wirft sie auf die Natur des damaligen 
Geldverkehrs einiges Licht. Denn erstens lehrt sie, von welcher 
Bedeutung das Format für den Kurs der Goldstücke sein konnte, 
zweitens dass man sie damals wenigstens im privaten Handel 
und Wandel nicht mit der Wage zu prüfen pflegte, sondern sie 
nach ihrem äusseren Habitus nahm oder zurückwies. Dadurch 
wurde es auch den Falschmünzern möglich, ihre kupfernen mit 
Gold nur plattirten Stücke trotz des abweichenden Gewichtes der- 
selben an den Mann zu bringen*), und das Beschneiden der 
Solidi gestaltete sich zu einer ernsten Calamität, welcher die 
Gesetzgebung vergeblich mit den härtesten Strafen entgegentrat. 
Denn da die Ränder der antiken Münzen niemals von einer 
regelmässigen Kreislinie umschlossen sind, sondern immer wellig 
und uneben erscheinen, auch oft über den vom Stempel getrof- 
fenen Raum weit hinausragen, so sind geschickt beschnittene 
Exemplare eben nur mit der Wage zu erkennen. 

In der früheren Kaiserzeit ist die Goldmünze nur insofern 
Werthmesser gewesen, als sie einem bestimmten Quantum von 
Silber- oder Bronzemünzen entsprach. Ich kenne keine Inschrift, 
in welcher Geldwerthe in aurd ausgedrückt wären, sondern an- 
fangs rechnet man nur nach Sesterzen, dann daneben und endlich 
ganz ausschliesslich nach Denaren. Auch unter Diocletian setzt 
sich dies fort. Alle Preise seines bekannten Edikts bis zu den 
höchsten hinauf werden in Denaren angesetzt, und das Goldpfund 
selbst erscheint darin als Waare, deren Maximalwerth, wie der 

Das richtige Datum (17. Febr. 343) hat sich bei dem Fragment Cod. Theod. 
IX, 21,5 erhalten, welches nach Adresse und Inhalt offenbar xn demselben 
Gesetze gehört 

1) Im Schatze von Cleeve, der Archaeologia XYII (London ISU) S. 8S9 
beschrieben wird, fanden sich neben echten Goldstflcken, die Ton YalentiniAn 
bis auf Thcodosius L herabreichten, auch mehrere plattirte. Deijenige, 
welcher den Schatz vergrub, kann die Werthlosigkeit derselben nicht bemerkt 
haben, da er sie ja sonst nicht mit geborgen h&tte. 



Die Münzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 53 

des Kornes und Leders, nach der allgemeingiltigen Währung 
normirt wird. Dies ist unter seinen Nachfolgern zunächst noch 
nicht anders geworden. Bis zum J. 328 findet sich in den 
Quellen keine Geldsumme erwähnt, die nicht in Denaren, Folles 
oder Nummi, d. h. in Kupfermünze, ausgedrückt wäre'). Wie 
in Korn, Wein, Kleidern, Pferden und Eisen, so werden die 
Steuern auch zu einem gewissen Theil in Gold und Silber aus- 
geschrieben; doch werden in den Gesetzen die Edelmetalle aus* 



1) Mir sind aus dieser Zeit folgende Oeldangaben bekannt: 

297. Ein Beamtengehalt von trecena aestertia und das Doppelte davon 
sexcena milia nummum (Paneg. IV, 11; 14). Wahrscheinlich sind darunter 
nicht, wie ich früher (Jahrb. f. cl. Philol., 1888 S. 724) angenommen habe, 
die alten Sesterzen im Werthe Yon ^ Denar zu verstehen, sondern der 
Panegyriker hat nach der Weise seiner Zeit den alterthümlichen Ausdruck 
für die damals gangbare Rechnungsmünze, den Denar, verwendet. 

301. Das Preisedikt rechnet nur nach Denaren. 

Um 310 eine Schenkung in Afrika von 400 Folles. Migne, Patrol. lat. 
43, S. 795 = Mansi, Goncil. coli. II, S. 502. 

Um dieselbe Zeit wird jemand vorgeworfen, dass er fttr 20 Folles sich 
die Würde eines Presbyter erkauft habe. A. a. 0. 

Um 312 berechnet Euseb. hist. eccl. IX, 8, 4 den Preis des Scheffels 
Waizen w&hrend einer Hungersnoth auf dtcx^ktai xai myraxotfia^ 'Aritxal, wo die 
attische Drachme für den Denar steht, dem sie ja ursprünglich auch an 
Werth entsprach. 

Winter 312/13. Dotation der afrikanischen Kirche mit 3000 Folles. 
Decret Constantins bei Euseb. hist. eccl. X, 6, 1. 

315. Strafgeld von 30 Folles. Cod. Theod. XI, 36, 2; 3. 

321. Strafgelder von 100,000 und 20,000 Nummi. Cod. Theod. XIII, 3, 1. 

326 Spenden an die Veteranen von 100,000 und 25,000 Folles. Cod. 
Theod. VII, 20, 3. 

328. Eaufdumme von 20 Folles. Cod. Theod. XIV, 24, I. Das Straf- 
geld von 10 Pfund Gold (Cod. Theod. VIII, 1, 1) gehört nicht in das Jahr 319, 
sondern 343, wie ein zweites Fragment (XII, 1,35) desselben Gesetzes beweist. 
Vgl. hierüber so wie über die Datirung der angeführten Gesetze Seeck, Die 
Zeitfolge der Gesetze Constantins, Savignjsche Zeitschr. f. Rechtsgesch. X, 
S. 1 ff. Die von Trebonian interpolirten Gesetze des Codex Justinianus 
kommen für diese Frage nicht in Betracht, noch weniger die Faseleien der 
Script hist. Aug., da deren Kaiserbiographien, wie Dessau (Hermes XXIV, 
S. 337 ff.) schlagend erwiesen hat, erst am Ende des vierten Jahrhunderts 
entstanden sind. Danach sind die Ausführungen von Missong (Numism. 
Zeitschr. I, Wien 1870, S. 109), welche ausschliesslich auf den Script hist 
Aug. beruhen, zu berichtigen. 



54 0. Seeck: 

dräcklich als Naturalien bezeichnet') und ihre Lieferung mit 
der von Kleidern, Pferden und Korn ganz auf eine Linie ge- 
stellt'). Man spricht daher in dieser Zeit auch nicht von 
Summen Goldes, sondern von Gewichten Goldes^); man sagt 
nicht „Gold zahlen" aurum numerare^ sondern „Gold zuwiegen^ 
aurum appendere. Die Steuerleistung wird zwar auch in Gold- 
miinze angenommen, aber die Zahlung derselben gilt der 
Lieferung rohen Metalles vollständig gleich. Der Solidus ist hier 
nur der Vertreter von vier Scrupeln reinen Goldes und muss 
bei der Annahme gewogen werden; er hat also nicht die Be- 
deutung des Geldes, sondern die eines geprägten Barrens^). 

Dieser Funktion hätte freilich auch die ungeregelte Gold- 
münze der vordiocletianischen Zeit genügen können. Man scha£ft 
kein geordnetes Geldsystem und giebt sich nicht die Mühe, jedes 
einzelne Stück sorgfältig zu justiren, wenn es nur zu Natural- 
lieferungen benutzt werden soll und beim Empfange durch die 
Staatskassen doch der Wägung unterliegt. Sollte der Solidus 
wirkliches Geld sein, so musste er auch zu der gesetzlichen 
Währungsmünze in Beziehung gesetzt werden; er musste nicht 



1) Cod/.Theod. XI, 16, 1 auri speciem — persolvere. In dieser Zeit ist ipeciet 
der technische Ausdruck für Naturalien im Gegensatz zum Gelde. YIII, 5, 
47 aurum ceteraegue species largitionales. Just. Edict. VlI praef. jir^twiey $ xal 
ttQyvQov ij xai higa tldtj, 

2) Cod. Theod. XI, 9, 2 Fundus vd mancipia ob cessattonem iributorum tW 
eiiam ob vestium auri argentique dtbitum, quae annua exactione solvuniur^ oceupata. 
Hier sind ausdrücklich die Steuern in Geld {tributa) den NaturallieferoDgen 
in Kleidern, Gold und Silher gegenübergestellt. Vgl. XI, 16, 1 cum eosdem et 
auri speciem et frumenti plurimum modum constet persolvere. XIII, 3, 2 nee ad 
uUam auri et argenti et equorum praestationem vocentur. Vgl. II, 29, 2 § 1; III, 
30, 3; IV, 20, 1; X, 9, 2; XI, 20, 6. 

3) Cod. Theod. XII, 6, 2 pro muUis etiam et in diversis locis constitutis liceai 
simul auri pondus inferre. — eius ponderis, quod debehatur, duplum fisci rationümg 
per vigorem officii tui inferre cogatur. Ebenso ist VI, 4, 1 3 TOn argenti pondut 
die Rede. 

4) Cod. Theod. XII, 7, 1 Si quis solides appendere voluerü auri codi, s^tem 
solides quatemorum scripulorum nostris vultibus ßguratos appendat pro singulis im- 
ciis — eadem ratione servanda, etsi materiam quis infertU, ut solidos dedisse tfidtatur. 
Es folgen dann noch Bestimmungen darüber, wie das Gold beim Empfange 
der Steuer gewogen werden soll 



Die Münzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 55 

nur ein Gewichtsquantum reinen Goldes, sondern auch eine be- 
stimmte Anzahl von Denaren repräsentiren. Dass Diocletian 
ein festes und zugleich bequemes Verhältniss von Gold- und 
Kupfergeld herstellen wollte, haben uns die Fünfzigstel des 
Jahres 301 gezeigt, deren jedes 1000 Denare werth sein sollte. 
Wie weit ihm oder seinen Nachfolgern dies gelungen ist, werden 
wir sehen, nachdem wir die Silber- und Kupferrechnung unter» 
sucht haben. 

Im Jahre 334 wird zum ersten Mal eine Zahlung in Solidi 
decretirt'), und seitdem tritt das Goldpfund und sein Zweiund- 
siebzigstel als gleichberechtigter Werthmesser neben Denar und 
FoUis"). Doch bedeutet es zu jener Zeit nicht etwa, wie man 
gewöhnlich annimmt, ein römisches Pfund oder 327,5 Gr. reinen 
Goldes, sondern sein Werth ist schon im Jahre 325 beträchtlich 
erhöht werden. 

Damals erliess Gonstantin folgendes Gesetz'): „Wenn jemand 
Solidi geläuterten Goldes zuwiegen will, so soll er 7 Solidi zu 
je 4 Scrupeln, die mit unserem Bildnis geprägt sind, auf je eine 
Unze zuwiegen, 14 aber auf je zwei und nach dieser Regel die 
ganze Schuld entrichten. Dieselbe Rechnung ist zu beobachten, 
wenn jemand Rohmetall einzahlt, was ebenso gilt, als wenn er 
Solidi gegeben hätte." Das Gewicht des Solidus ist nicht ver- 
ringert, denn es wird auch hier ausdrücklich auf 4 Scrupel, d. h. 
%2 Pfund, bestimmt. Trotzdem sollen 7 Solidi auf eine Unze 
Gold, also 84 auf ein Pfund gehen, mit anderen Worten, für das 
Pfund Gold als Steuereinheit wird ein Ausnahmegewicht von 336 
Scrupeln statt 288 oder von 382 Gr. statt 327,5 eingeführt. Natür- 
lich bedeutet dies nichts anderes, als eine Erhöhung der Natural- 
steuer in Gold um ]^ ihres bisherigen Werthes. Die Belohnung 
der Veteranen, welche 325 nach dem Siege über Licinus massen- 
haft entlass en wurden*), stellte wahrscheinlich Anforderungen 

1) Cod. Theod. XIII, 5,7. 

2) Rechnung nach Goldpfand en unter Gonstantina Söhnen: Cod. Theod. 
YI, 4, 13; VII, 1, 2; VIII, 1, 1; IX, 17, 2; 4 und Bonst. 

3) Cod. Theod. XII, 7, 1. 

4) Man vergleiche die Veteranengesetze Cod. Theod. VII, 20, 1; 3, 



56 0. Seeck: 

an die kaiserliche Kasse, die auf andere Weise nicht za befriedigen 
waren. Mit Unrecht hat daher Friedlaender ^) an jener Bestimmnng 
Anstoss genommen und deshalb vorgeschlagen, im Texte des Ge- 
setzes FZ für VII, XII für XIIII zu schreiben. Wie bedenklich 
diese Änderung zweier aufs Beste übereinstimmender Zahlen ist, 
muss jedem Philologen von selbst einleuchten, und überdies wird 
die Erhöhung des Goldpfundes auch durch spätere Zeugnisse be* 
stätigt. Im Jahre 367 verfügte Valentinian, es solle künftig bei 
Steuerzahlungen auf je 72 Solidi über ein Pfund Gold qnittirt 
werden '). Dass hierdurch nicht bestehendes Recht eingeschärft» 
sondern neues geschaffen ist, hat Friedlaender selbst am schlagend* 
sten nachgewiesen. Denn wenn, wie er gezeigt hat, unmittelbar 
nach diesem Gesetze das Zahlzeichen Oß = 72 zuerst auf den 
Goldmünzen erscheint, um dann nicht wieder von ihnen zu ver- 
schwinden, so geht daraus doch zweifellos hervor, dass für 
die Normirung des Verhältnisses zwischen Solidus und Goldpfund 
die Verfügung Valentinians von Bedeutung gewesen sein muss. 
Ein zweites Fragment desselben Gesetzes bestimmt, dass bei 
den Zahlungen, welche die Goldwäscher für die Ausübung ihres 
Geschäftes an den Staat zu leisten hatten, die alte Gewohn- 
heit festzuhalten und 14 Unzen Goldsand auf ein Pfund za 
rechnen seien'). 14 Unzen entsprechen an Gewicht 84 Solidi. 
Die alte Gewohnheit (consuetudo), welche Valentinian in diesem 
besonderen Falle aufrecht erhält, während er sie sonst beseitigt, 
geht also offenbar auf das fragliche Gesetz Constantins zurück. 
Im Jahre 385 schreibt Symmachus an Valentinian IL, der 
Senat habe beschlossen, ihm zu seinem zehnjährigen Regierungs- 
jubiläum ein Geschenk von 1600 Pfund Gold zu machen, und 



welche der Erhöhung der Ooldsteuer ungef&hr gleichzeitig sind. Z^itschr. 
f. Rechtsgesch. X, S. 234. 

1) Üher die Bedentang der Aufschrift OB aaf byzantinischen Münzen. S.15. 

2) Cod. Theod. XII, 6, 13 lUud ttiam cautionis adicimusy ut, quotieiueunqw 
certa summa aolidorum pro tttuli qualitate debttur ei auri mtusa tninsmittUwr^ in 
aephuiginta duoa aolidos libra feratur accepto, 

3) Cod. Theod. X, 19, 4 Ob metalUcum canonemf in quo propria consueiudo 
retinenda eat, guattuordecim uncicu ballucae pro aingulia libris conatat infarru 



Die Mflnzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 57 

zwar solle diese Summe nach städtischem Gewicht, welches 
schwerer sei, als das gewöhnliche, berechnet werden*). Ver- 
muthlich ist dieses grössere Goldpfund kein anderes als das 
Constantinische von 14 Unzen oder 84 Solidi. Danach scheint 
dasselbe in der Stadt Korn noch längere Zeit im Gebrauche ge- 
blieben zu sein, nachdem es Valentinian im übrigen Reiche re- 
ducirt hatte. 

n. 

Das Silber. 

Im fünften Jahrhundert gab es am Kaiserhofe zwei Kanzleien, 
die mit der Buchung des einlaufenden und ausgehenden Silbers 
betraut waren. Die eine beschäftigte sich mit dem rohen Me- 
tall, die andere mit dem gemünzten, und diese letztere hiess 
scrinium a miliarensibus^). Wenn hier das Miliarense als Ver- 
treter des Silbergeldes im allgemeinen erscheint, so folgt dar- 
aus, dass die Münzen dieses Namens, wenn nicht die einzigen 
silbernen, so doch diejenigen waren, welche den Verkehr in 
diesem Metall beherrschten. Allerdings braucht dies nicht gerade 
im fünften Jahrhundert der Fall gewesen zu sein, in welchem 
wir zuerst jene Kanzlei nachweisen können. Denn wahrschein- 
lich hat sie schon sehr viel früher bestanden, und den Namen, 
welcher ihr einmal gegeben war, kann sie fortgeführt haben, 
auch als das Miliarense nicht mehr die hauptsächlichste Silber- 
münze war, ja selbst nachdem es aufgehört hatte zu existiren. 

Das Miliarense sollte ursprünglich, wie sein Name beweist 
und eine alte Glosse bestätigt'), ein Tausendstel des Goldpfundes 
repräsentiren, doch niuss es diese Bedeutung sehr früh verloren 
haben. Denn schon Epiphanius, der 392 schrieb, weiss das 
Wort nicht mehr zu erklären, sondern leitet es von miles statt 

1) Symm. rel 13» 2 Mille sescentcu auri lihrcts decennalihtu imperii tui /estis 
devotus ordo promisit urbanis ponderibus conferendasy id est tnttinae largtoris 
examine, 

2) Notit. Dign. Or. XIII, 30; Oc. XI, 96. 

3) Glossae nomicae bei Haltsch, Metrologicoram scriptoram reliqaiae I, 
S. 307, 20 Mihagiatoy ro x^^*ocr6p i^f rov /QVitov kiigag. ^iXi yag oi *Pu)fia7ot 
rit /»Am xalovay. 



58 0. Seeck: 

von mille ab ^). Auf diese ebenso verkehrte, wie weit hergeholte 
Deutung wäre gewiss kein Schriftsteller verfallen, wenn auch 
nur in seiner Kindheit das Miliarense seine einfache und klare 
Beziehung auf die Zahl 1000 noch bewahrt hätte. Sein Ver- 
hältniss zum Goldpfunde muss sich also spätestens in der Mitte 
des vierten Jahrhunderts verändert haben; eingeführt ist es 
natürlich noch sehr viel früher. Obgleich es vor Epiphanius 
in der Litteratur nicht erwähnt wird, kann also die erste Prä- 
gung dieser Geldsorte nicht nur auf Constantin, sondern selbst 
auf Diocletian zurückgehen. 

Dem Namen wie der Sache nach ist dem Miliarense eine 
Kupfermünze aufs Engste verwandt, die zuerst in einer Ver- 
ordnung des Jahres 356 erwähnt wird und Centenionalis heisst'). 
Wie jenes nach seinem Theilverhältniss zum Goldpfunde, so ist 
diese offenbar danach benannt worden, dass sie als Hundertstel 
einer Silbermünze galt, die kaum eine andere als das Miliarense 
gewesen sein kann. Das streng durchgeführte Decimalsysteai, 
welches sich in den Zahlen 1000 und 100 ausspricht, weist die 
Einführung dieser beiden Geldstücke der gleichen Mänzreform 
zu und dies um so mehr, als es mit der sonstigen Münz-, Maass- 
und Gewichtsordnung der Römer im schroffsten Widerspruche 
steht. Denn in dieser herrscht durchaus die duodecimale Ein- 
theilung, welcher auch Constantin durch sein Goldpfund von 
6x12 Solidi seine Huldigung dargebracht hat. Dies macht es 
unwahrscheinlich, dass er der Schöpfer des Miliarense und des 
Centenionalis ist, und da das erstere, wie wir gesehn haben, 
nicht erst nach seinem Tode eingeführt sein kann') und von 



1) Hultsch n, S. 105, 16 argeniea vero sunt, quae militarensia vocant, a müitibus^ 
quorum sunt munerOj derivando. nam corrupto postea nomine miliarensia dici co^ 
pere, quae prius militarensia vocabantur. Diese Erklärung ist am ausfflhrlichsten 
in der lateinischen Übersetzung erhalten, doch dass sie auch dem griechi- 
schen Original nicht fremd war, beweisen zwei verschiedene Auszüge des- 
selben. Hultsch I, S. 266, 21; 269, 17. 

2) Cod. Theod. XI, 23, 1 ; 2. vgl. Mommsen S. 805, Anm. 233. 

3) Beiläufig mag hier erwähnt werden, dass unter den Söhnen Gon- 
stantins der Solidus in 24 Silbersiliquae eingetheilt wird und sogar die 



Die Münzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 59 

den unmittelbaren Vorgängern Discletians überhaupt kein Silber 
geprägt ist, so wird man beide wohl dem Diocletian zuschreiben 
dürfen. Von diesem wissen wir, dass er im Jahre 301 das Goldpfund 
in 50 Goldstücke und in 50,000 Denare eintheilte (S. 45), zwei 
Zahlen, welche vortrefflich in das Decimalsystem passen. Die Gold- 
münze von 1000 Einheiten der Kupferrechnung steht offenbar in Be- 
ziehung zu dem Goldpfunde von 1000 Silbereinheiten, das Milia- 
rense von 50 Denaren zu dem Goldpfunde von 5(T Goldstücken. 
Diese Zahlenverhältnisse sind so übereinstimmend und zugleich so 
seltsam unrömisch, dass sie nur demselben Kopf entsprungen sein 
können. Ist dies aber richtig, so kann das Miliarense nur das 
Diocletianische Sechsundneunzigstel (S. 43) sein, eine Annahme 
die übrigens auch aus anderen Gründen unabweislich ist. Denn 
ausser der Siliqua, die hier nicht in Betracht kommen kann, 
gibt es im ganzen vierten Jahrhundert kein anderes Silberstück, 
das in genügender Menge geschlagen worden wäre, um für den 
Geldverkehr irgend welche Bedeutung zu erlangen. 

Mommsen will das Miliarense in einer grossen flachen Silber- 
münze erkennen, die dem Solidus im Durchschnitt an Gewicht 
etwa gleichkommt. Doch diese ist nach dem übereinstimmenden 
Urtheil der Numismatiker kein Geldstück, sondern ein Medaillon, 
bestimmt bei festlichen Gelegenheiten als Andenken vertheilt zu 
werden, nicht auf dem Markt eine Rolle zu spielen. In den 
modernen Sammlungen gehören diese Münzen zu den kost- 
barsten Seltenheiten und schon im Alterthum waren sie nur in 
vereinzelten Exemplaren verbreitet. Im Schatze von Holway 
fanden sich nicht mehr als 33 solcher Stücke unter 245 Silber- 
münzen, in dem von East Harptree gar nur 15 unter 1496^). 
Im Umlauf scheinen sie überhaupt nicht gewesen zu sein, sondern 
wer eins besass, legte es zu seinen Keimelien'). Wie sollte man 

Eupfermflnzen die Werthzahl LXXU tragen. Sie haben das Duodecimal- 
sjstem also noch weiter ausgedehnt, als ihr Vater gethan hatte; von einem 
Übergange zam reinen Decimalsystem kann folglich auch unter ihrer Re- 
gierung nicht die Rede sein. 

1) Numism. Chron. III Ser. VIII, S. 32. 

2) Num. Chron. a. a. 0. As a general rule they are in a high State of 



60 0. Seeck: 

eine kaiserliche Kanzlei nach einer Münze benannt haben, die 
nur bei grossen Festen ausgegeben wurde und von der im Laufe 
des Jahres kaum ein paar hundert Stücke einliefen? Dasjenige 
Miliarense, welches zu irgend einer Zeit den Hauptgegenstand 
der Thätigkeit für das scrinium a mäiarensibus bildete« kann 
kein Medaillon gewesen sein; dass aber trotzdem der Ansicht 
Mommsens eine gewisse Berechtigung zukommt, soll weiter unten 
gezeigt werden. 

Da Diocletian %« Pfund Silber einem Tausendstel des Gold* 
pfundes gleichsetzte, so hat er zwischen den beiden Metallen 
ein Werthverhältniss von 1 : 10,42 angenommen. Wie das 
Miliarense selbst dem Neronischen Denar nachgebildet ist, so 
kommt auch die Normirung seines Goldwerthes fast genau der- 
jenigen gleich, welche für die Silbermünze von Nero bis auf 
Trajan herrschend gewesen war (1 : 10,31 '). Folglich beruht 
sie nicht auf dem Marktpreise, der zu Diocletians eigener Zeit 
für die beiden Metalle gezahlt zu werden pflegte, sondern auf 
historischen Reminiscenzen. Dass sie den thatsächlichen Ver- 
hältnissen nicht entsprach, ist also nicht nur möglich, sondern 
sogar sehr wahrscheinlich. 

Am Ende des vierten Jahrhunderts erklärte sich die Staats- 
kasse bereit, für ein Pfund Silber 5 Solidi anzunehmen; diese 
Bestimmung ist noch von Justinian als rechtskräftig anerkannt 
worden, und schon unter Julian scheint ein ähnliches Verhftltniss 
der Edelmetalle bestanden zu haben'). Danach hat sich der 
Preis des Pfundes Gold, obgleich natürlich Schwankungen vor- 
gekommen sind, in der Hauptsache gleichmässig zwei Jahr* 
hunderte lang auf 14,4 Pfund Silber gehalten. Da auch unter 
Diocletian sein Marktwerth kaum sehr viel geringer war, so 



preservation and it seems likely, that they were more treasured hy those^ into wkose 
possession they came, than (he ordinary current coins. Dies best&tigen auch dio 
Exemplare, welche ich im Berliner Museum gesehen habe; sie sind aUe bei- 
nahe Stempel frisch. 

1) Mommsen S. 766. 

2) Mommsen S. 834. 



Die Mflnzpolitik Diocletians and seiner Nachfolger. 61 

mnss das Miliarense viel zu hoch Dormirt gewesen sein. Dies 
ist wahrscheinlich einer der Gründe gewesen, welche zu dem 
schnellen Untergänge des Münzsystems von 301 beigetragen 
haben. Denn mit der Wiedereinführung des Sechzigstels um 
das Jahr 303 fiel natürlich die ganze schöne Harmonie der 
Zahlen 50, 100 und 1000 zusammen. 

Einzelne Reste derselben sind freilich gerettet worden; 
wie wir später sehen werden, galt noch in Justinians Zeit das 
Miliarense 50 Denare. Danach möchte ich vermuthen, dass 
Diocletian nur das Gewicht des Goldstückes veränderte, aber 
die Theilungszahlen der Münzen untereinander bestehen iiess. 
Wurde jetzt das Sechzigstel, wie früher das Fünfzigstel, auf 20 
Miliarensia und 1000 Denare angesetzt, so ergab dies ein Ver^ 
hältniss der Werthmetalle von 1 : 12'^, das dem thatsächlichen 
zwar wahrscheinlich noch nicht gleich, aber doch schon viel 
näher kam. Das Miliarense wurde dadurch freilich aus ^o^o 
des Goldpfundes zu '/joo; die Werthung, von der es benannt 
war, war also nur eine ganz ephemere gewesen. Doch eben 
dies erklärt es, dass sie schon zur Zeit des Epiphanius ver- 
gessen sein konnte; der Name, welcher dem Geldstück einmal 
decretirt war, kann ihm trotzdem geblieben sein, auch nachdem 
er längst seine Berechtigung eingebttsst hatte. 

Muss schon das Münzsystem von 303 zum grossen Theil 
als hypothetisch gelten, so sind vollends über dasjenige, welches 
vor 301 herrschte, nur Vermuthungen möglich. Als die ge- 
gebenen Anhaltspunkte, an welche man anknüpfen kann, be- 
trachte ich folgende: 

1) Das Goldstück wog normal Yo Pfund. 

2) Das Silberstück von ^ Pfund bestand bereits. Im Jahre 
290 lässt es sich zuerst nachweisen'), kann also zugleich mit 
dem Goldsechzigstel (286) eingeführt sein. 

3) Wenn der Denar um 303 auf ^oooo Goldpfund herabge- 
setzt wurde, während er im Preisedikt noch auf %oooo normirt 

1) Cohen 48 beschreibt ein Stück aus dem vierten Consulat (290) des 
Diocletian. 



62 0. Seeck: 

war, so lässt dies schliessen, dass sein Kurs eine Tendenz zum 
Sinken hatte. Da zudem Maximaltarife auf einem Gompromiss 
zwischen den fr&her geltenden Preisen und den Preiserhöhungen, 
welchen sie entgegentreten, zu beruhen pflegen, wird man den 
Denar vor 301 wahrscheinlich noch etwas höher angesetzt haben, 
als dies im Edikt geschieht. 

4) Es ist anzunehmen, dass Diocletian auch schon 286, wie 
später bei den Miinzreformen von 301 und 303, den Goldwerth 
des Denars so normirte, dass er zu der damaligen Goldmünze 
in einem bequemen Verhältniss stand. Suchen wir nun nach 
einer Zahl, die etwas niedriger als 50,000 und zugleich durch 
60 leicht theilbar ist, so bietet sich von selbst 48,000 dar. 

5) Das Silberstück von %« Pfund ist eine Wiedererweckung 
des Neronischen Denars. Danach ist es wahrscheinlich, dass 
Diocletian auch in der sonstigen Gestaltung des Münzwesenz 
sich die frühe Kaiserzeit zum Muster genommen hat. 

Im ersten Jahrhundert galt der Aureus 25 Denare, der 
Denar 16 As; nehmen wir danach an, dass auch Diocletian sein 
goldenes Sechzichstel zu 25 Silberstücken, sein Silberstück za 
16 Kupferstücken gewerthet habe. Das Kupferstück seiner Zeit, 
welches fast ausschliesslich geprägt wurde, war, wie wir unten 
sehn werden, der Follis oder Doppeldenar. Nach jenem hypo* 
thetischen Verhältniss der drei Münzarten würde also das Gold- 
pfund 60X25X16X2 Denare enthalten haben, das sind 48,000, 
also genau die Zahl, welche wir oben als die wahrscheinlichste 
erkannten. Hiernach würde sich das Silber zum Golde freilich 
nur wie 1:15,625 verhalten; doch wenn Diocletian 286 den 
Werth des Silberstückes zu gering normirt hatte, so erklärt sich 
eben hieraus am leichtesten, warum er 301 in den entgegen- 
gesetzten Fehler verfiel. Denn der wirkliche Marktpreis der 
Metalle, welcher als Durchschnitt für das ganze Reich anzu- 
nehmen war, Hess sich nur sehr schwer feststellen (S. 37); es 
ist also ganz natürlich, dass sich die officiellen Wcrthsetznngen 
pendelartig bald nach der einen, bald nach der andern Seite 
von ihm entfernten. 



Die Mfinzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 63 

Hiernach dürfen wir die drei Münzsysteme der Diocletia- 
nischen Zeit mit einiger Wahrscheinlichkeit folgendermassen 
reconstruiren: 

286: 1 Goldpfund = 60 Goldstücke = 1500 Silberstücke = 
24,000 FoUes = 48,000 Denare. Der Werth dieser Rechnungs- 
einheiten würde sich in heutiger Münze folgendermassen stellen: 

1 Goldpfund ==913,59 Mark 

1 Goldstück = 15,22 „ 

1 Silberstück = 60,9 Pfennig 

1 FoUis = 3,8 ^ 

1 Denar = 1,9 „ 
301: 1 Goldpfund = 50 Goldstücke = 1000 Miliarensia = 
25,000 FoUes = 50,000 Denare = 100,000 Centenionales. Werth 
in heutiger Münze: 

1 Goldstück = 18,27 Mark 

1 Miliarense =91,36 Pfennig 

1 Follis = 3,65 

1 Denar =1,82 „ 

1 Centenionalis =0,91 „ 
303: 1 Goldpfund = 60 Goldstücke = 1200 Miliarensia = 
30,000 FoUes = 60,000 Denare = 120,000 Centenionales. Werth 
in heutiger Münze: 

1 Goldstück = 15,22 Mark 

1 Miliarense =76,13 Pfennig 

1 Follis = 3,04 

1 Denar =1,52 „ 

1 Centenionalis = 0,76 „ 
Wie es scheint, hat Diocletian Silbergeld nur in einem No- 
minale prägen lassen '). Der Kanzlei, welche die ein- und aus- 
laufenden Silbermünzen zu buchen hatte, gingen also wirklich 



1) Von den drei Halbstflcken des Constantias Chlorus, welche Mommsen 
S. 854 verxeichnet, hat sich das im Berliner Museum befindliche als Silber- 
abguss einer Kupfermünze erwiesen. Ob die beiden andern echt sind, muss 
abgewartet werden, doch selbst wenn sie es wären, ist ihre Zahl so gering, 
dass dies Kominale im Oeld?erkehr gar keine Rolle gespielt haben kann. 



g4 0. Seeck: 

nur Miliare Dsia durch die Hände, so dass sie ihren Namen 
scrinmm a miliarensibus mit vollem Bechte führte. 

Von den Nachfolgern Diocletians hat nur Maxentius das 
Miliarense dauernd weitergemünzt. Die übrigen haben die Aas- 
gabe von Silbergeld theils garnicht begonnen, theils sehr bald 
aufgegeben. Aus den gallischen Frägstätten sind mir Miliarensia 
bekannt, die Constantin als Cäsar (306—307) hat schlagen lassen, 
und Halbstücke derselben, welche der ersten Zeit nach seiner 
Erhebung zum Augustus angehören ^). Von Licinius gibt es keine 
Silbermünzen; da nicht nur er selbst, sondern auch alle anderen 
Kaiser mit Ausnahme des Maxentius, der ihm immer feindlich 
war, sein Bildniss auf ihr Geld geprägt haben, so können 
während seiner ganzen Kegierungszeit (308 — 324) nur in Italien 
noch Miliarensia geschlagen worden sein'). Auch von Crispas 
und Eausta, die 326 starben'), sowie von Helena, die noch 
nach 330 am Leben war, da das Zeichen der Prägstätte Ck>n- 
stantinopel auf ihren Münzen erscheint^), gibt es, abgesehen von 
Medaillons, keine Silberstücke. Ihre Prägung kann also erst in 
den allerletzten Jahren Gonstantins wieder aufgenommen sein *), 



1) Es sind die Stücke Cohen 707; 708. Die Exemplare des Berliner 
Museums wiegen 1,46 und 1,49. Da der Revers sich sonst nur auf Mflnsen 
Gonstantins als C&sar findet und die Fabrik ganz dieselbe ist, welche wir 
auch sonst in der Trierer Münzstätte in den Jahren SOG und 807 beobachten 
können, so ist die Datirung dieser kleinen Silberstücke wohl als gesichert zu 
betrachten. Übrigens besitzt Rollin nach Cohen 709 ein genau entsprechen- 
des Halbstück, dessen Kopfseite die Umschrift Constantinus nob, C. trägt. 

2) Dass Licinius erst 308, nicht schon 307, Augustus wurde, habe ich 
in den Jahrb. f. klass. Philol. 1889 S. 627 bewiesen; dass er 324, nicht 323, 
Yon Constantin besiegt und entsetzt wurde, ist in der Zeitschr. f. Rechts- 
geschichte X, S. 190 dargelegt. 

3) Vgl. Seeck, Die Verwandtenmorde Constantins. Zeitschr. f. witsen- 
schaftliche Theologie XXXIII, S. 63. 

4) Dass diese Münzen erst nach ihrem Tode geschlagen seien, ist bei 
Helena, wie bei Theodora, eine ganz willkürliche Annahme. Wenn es der 
Fall wäre, so würden sie darauf gewiss Divae heissen; denn wie die Münzen und 
Inschriften des DItus Constantinus zeigen ist das Christenthum ihrer Söhne 
und Enkel für die Consecration kein Hinderniss gewesen. Wann die beiden 
Kaiserfraucn starben, ist durch keine glaubwürdige Quelle überliefert 

5) Noch die Silbermedaillons, welche bei der Einweihung Constantinopel« 



Die Mflnzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 65 

woher es auch kommt, dass Münzen dieses Metalls von ihm 
und seinen Caesaren so selten sind'). 

Auch Cons tantin beschränkte seine Silberprägung auf ein 
Nominale, das zunächst von seinen Söhnen beibehalten wurde. 
Die jüngsten Stücke sind von Julianus Caesar (355—360). Das 
Gewicht schwankt bei gut erhaltenen Exemplaren zwischen 3,36 
und 2,73'), unterscheidet sich also nur insofern von dem der 
Diocletanischen Miliarensia, als was bei diesen Durchschnitt war 
(3,41), jetzt zum Maximalgewicht geworden ist. 

Unter Gonstantius taucht eine neue Silbermünze auf, die an 
Umfang merklich kleiner ist, als das Miliarense, und sich im Ver- 
kehr von diesem geschieden haben muss, obgleich sie an Gewicht 
nur wenig hinter ihm zurücksteht. Die Stücke des Gonstantius 
und Julian, welche ich gewogen habe, ergaben: 2,72; 2,71; 2,29; 
2,26; 2,16; 2,12; 2,1; 1,99; 1,92; 1,4. Mommsen hat in 
diesem Silberstück die Siliqua (griechisch xeganov) erkannt, 
welche ein Vierundzwanzigstel des Solidus repräsentirte. Ob sie 
neben das Miliarense getreten ist oder dasselbe verdrängt hat, 



ausgegeben wurden, sind nach keinem festen Münzgewicht geschlagen. Die 
Stücke schwanken zwischen 15,5 und 17,5; sie können also weder das Drei- 
fache (13,65), noch das Vierfache (18»2) des Zweiundsiehzigstels bedeuten. 
Eher könnte man sie für das Fünffache des Sechsundneunzigstels (17,05) 
halten; doch ist es wohl am Wahrscheinlichsten, dass es nur Schaustücke 
waren, die, wenn sie in den Handel kamen, wie Silberharren gewogen wurden 
(Friedlaender, Die auf die Gründung von Gonstantinopel geprägte Denkmünze. 
Zeitschr. f. Num. III, S. 125). Dies ist um so beachtenswerther, als die 
gleichzeitigen Goldmedaillons richtige Multipla des Solidus darstellen. Sallet, 
a. a. 0. S. 129. Friedlaender, Über die Aufschrift OB auf byzantinischen Mün- 
zen. Finder und Friedlaender, Beiträge zur älteren Münzkunde S. 13. 

1) Cohen schätzt die Silbermünzen des Constantinus Augustus auf 60— 
100 Francs; wohlfeiler sind nur diejenigen aus dem zweiten Jahre seiner Re- 
gierung, welche wir S. 64 Anm. 1 besprochen haben. Sehen wir Yon diesen 
ab, so befinden sich im Berliner Museum nur 4 Stücke Gonstantius und 2 
resp. 1 Ton Constantin IL und Gonstantius als Gaesaren. Die Medaillons 
sind auch hier nicht mitgerechnet. 

2) Ich habe im Berliner Museum folgende Gewichte konstatirt. Von 
Constantin und seinen Gaesaren: 3,06; 2,98; 2,9; 2,76; 2,75; 2,73. Von Gon- 
stans Augustus: 3,36; 3,34; 3,25; 3,14; 2,9; 2,89. Von Gonstantius Augustus: 
3,19; 3,12; 3,1; 2,88; 2,87; 2,86. Von Julianus Gaesar: 3,18; 3,11. 

Z«itoehrift filr Nomiamatik. XVII. 5 



6g 0. Seeck: 

wird sich erst eDtscheiden lassen, wenn mehrere grosse Samm- 
lungen daraufhin untersucht sind. Nach den Beständen des Ber- 
liner Eabinets halte ich das letztere für wahrscheinlicher. Hier 
finde ich von Constantin I. und IL, Gonstans, Magnentius, De- 
centius, Vetranio und Constantius Gallus, kurz von allen Kai- 
sern, deren Regierung vor 355 endete, ausschliesslich Miliarensia, 
von Constantius II. und Julianus Cäsar (355—860) beide No- 
minale, von Julianus Augustus und seinen Nachfolgern nur Sili- 
quae. Danach dürfte zwischen 355 und 360 die Prägung des 
kleineren Silberstücks begonnen und gleichzeitig die des grösseren 
aufgegeben sein. Vielleicht hat das Münzgesetz vom März 856, 
aus welchem uns Cod. Theod. IX, 23, 1 ein Fragment erhalten ist, 
in einem seiner verlorenen Theile auch diese Neuerung eingeführt. 
Die Siliqua wird seit dem Anfange des 5. Jahrhunderts im 
Occident sehr selten, hat sich aber bis zum Sturze des Reiches 
mit leidlicher Bewahrung ihres Gewichtes erhalten. Noch von 
Julius Nepos kennt Cohen ein in Ravenna geprägtes Stück, das 
2,22 wiegt. Doch beginnt schon Honorius ein neues Nominale 
zu schlagen, dass nach seinem sehr geringen Umfange und 
seinem Gewicht von 1,13—0,83 etwa das Halbstück der Siliqua 
bedeuten könnte. Doch da es in einem Gesetze Decargyrus ge* 
nanntwird'), also jedenfalls in irgend einer Beziehung zur Zahl 
10 stehen muss , dürfte es wohl eher 10 Denaren oder % der Si- 
liqua geglichen worden sein. Ein Stück sehr ähnlicher Art bleibt 
dann auch unter den folgenden Kaisern die herrschende Silber- 
münze, doch vermögen wir nicht zu entscheiden, ob es auch 
ferner 10 oder 12^ Denare galt'). Erst unter Justinus und 

1) Cod. Theod. IX, 23, 2. 

2) Nachdem die Decargyri wieder abgekommen waren, scheint man tifl 
and ihre H&lften, soweit sie noch omliefen, einfach als halbe und riertel 
Biliquae behandelt zu haben. Hieraas erklärt sich Tielleicht die sonderbare 
Glosse: ntviavovfAMv Itntä f|, welche Mommsen anführt (die FoUarmttnian. 
Finder and Friedlaender, Beiträge zar älteren Mflnzkande S. 127). Denn 
ktnjoy wird Yon den Metrologen dieser Zeit der Denar genannt (Ohritt, 
Denar and Follis. Sitzangsber. der bair. Akad. 1S65, I, S. ISS), and auf die 
Yiertelsiliqaa gingen 6^ Denare, was der Qlossograph wohl eq 6 abgerondel 
haben mag. 



Die Mflnzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. gj 

seinen Nachfolgern belehren uns die Werthzahlen CN (= 250) 
und PKe oder PK (=125 resp. 120), dass ihre Silberstücke 
halbe und viertel Siliquae darstellen sollen^), wozu ihr Gewicht 
und ihre Grösse passt^). Doch die Bedeutung dieser Ziffern 
werden wir erst erklären können, nachdem wir auch die Kupfer- 
rechnung besprochen haben. 

Fragen wir nun, welchen Theil des Silberpfundes diese 
Münzen seit Constantin nach dem Gesetz repräsentirten, so ist 
die Antwort nicht aus dem thatsächlichen Gewicht der erhaltenen 
Stücke zu finden; denn das Silbergeld ist offenbar halbe Kredit- 
münze gewesen. Am deutlichsten ergibt sich dies daraus, dass 
die Gesetze, welche das Beschneiden des Geldes verbieten, immer 
nur vom Solidus reden, niemals auch vom Miliarense oder der 
Siliqua'); und dass dies nicht etwa eine zufällige Lücke unserer 
Überlieferung ist, zeigt der Bestand der Sammlungen. Be- 
schnittene Stücke finden sich zwar in beiden Metallen, doch ist 
beim Golde der Defekt meist so gering, dass er dem Auge kaum 
wahrnehmbar wird und das Gewicht selten um mehr als 0,3 Gramm 
verringert hat*), während bei den Silbermünzen sehr oft der 



1) Dass die entsprechenden ostgothischen Silbermünzen H&lften nnd 
Viertel der Siliqua sind, hat schon Friedlaender erkannt (Die Münzen der 
Ostgothen. Berlin 1844, S. 19). 

2) Stücke mit cn wiegen unter Justinas 0,75; 0,69; 0,53; mit pk€ oder 
PK haben mir keine vorgelegen. Unter Justinian mit cn: 1,37; 1,32; 1,26; 
1,05; 0,95; 0,88; 0,82; mit pk€: 0,76; 0,75; 0,54; mit Pk: 0,69; 0,66; 0,61. 
Der Unterschied in der Grösse ist zwischen den beiden Nominalen nnter 
Justinian sehr augenfällig, obgleich das Gewicht des einen fast unmerklich 
in das des anderen übergeht. 

3) Digest, 48, 10, 8 quicumque nummos aureos partim raserint partim tinxerint 
vd ßnxerintf si quidem liberi sunt, ad bestuis dari, si servi, summo supplicio ad- 
fici debent. Bei Paulus (Sent. V, 25, 1) heisst es noch: quive nummos aureos 
argenteos adulteraverit laverit conßaverit raserit corruperit vitiaverit. Man 
möchte demnach vermnthen, dass auch in der angeführten Digestenstelle die 
nummi argentei ursprünglich mitgenannt waren, aber Yon Justinian absichtlich 
weggelassen sind, weil eben zu seiner Zeit das Beschneiden des Silbergeldes 
nicht mehr strafbar war. Vgl. Cod. Theod. IX, 22, 1; XII, 7, 2. 

4) Die JustiruDg der Solidi kann also noch genauer gewesen sein, als 
die oben (8. 46) angeführten Gewichtsangaben zeigen. Denn dass yon den 

5* 



68 0. Seeck: 

ganze Band und noch die Hälfte der Buchstaben weggeschnitten 
ist. Dort also handelte man nur verstohlen und sorgte darum, 
dass der Empfänger des verkleinerten Solidus die Verstümme- 
lung nicht bemerke und zur Anzeige bringe; die Silberstücke 
dagegen konnte man ganz o£fenkundig und ohne Furcht vor Strafe 
leichter machen. Wenn die Gesetzgebung jener Zeit, welche sonst 
immer so schnell mit Deportation und Halsgericht bei der Hand 
ist, dem richtigen Gewicht des Silbergeldes gar keinen Schutz 
verlieh, so folgt daraus, dass für den Verkehr nichts darauf an- 
kam. War aber die Silbermünze mehr Zeichen- als Werthgeld, 
so kann sie sehr beträchtlich unter ihrem Legalgewicht ausge- 
geben sein. Dieses lässt sich also nur nach schriftlichen Zeug- 
nissen bestimmen. 

Dass der grosse FoUis, mit dem wir uns noch im folgenden 
Abschnitt ausführlicher beschäftigen werden, 125 Miliarensia 
galt, ist mehrfach überliefert'). Daneben bestimmt ihn Epipha- 
nius auf zwei ccQyvgovg oder 250 di^vdqia. Das Wort ägyvQovg 
braucht er sonst für die alttestamentliche Mine*); auf römische 
Verhältnisse übertragen, kann es wohl nur das Silberpfnnd be- 
deuten. Wie die Schriftstellerei dieser Epoche überhaupt ver- 
altete Wörter und halbvergessene Wortbedeutungen hervorzu- 
suchen liebt, so bezeichnen auch die Metrologen mit dfivdqhov 
meist nicht die Kupfereinheit, welche zu ihrer Zeit so hiess, 
sondern das kleine Silberstück, welches ihnen dem alten Denar am 
ähnlichsten zu sein schien, die Siliqua'). Mithin galt um 392, 
wo Epiphanias schrieb, das Miliarense 2 Siliquae oder Viz des 
Solidus*), und die Siliqua wurde als V^^^ des Silberpfundes 

Stflcken, welche ich gewogen habe, keins beschnitten war, kann ich nach 
dem im Text gesagten nicht verbürgen. 

1) Hultsch, Metrologicorum scriptorum reliquiae II, S. 223. 

2) Hultsch I, S. 271, 4: 6 cf < ttqyvqovg fnavri naq 'EßgaiiHs liyiTtth 

3) Dies ist in der Glosse bei Hultsch I, S. 274, 8: diivaQtoy, tovricn to 
xtgdikoy ausdrücklich gesagt. 

4) Mommsen S. 792, Anm. 173 schreibt: ^Die Berechnung des Solidus 
zu 12 Miliarensia oder Dikeratia finde ich vor Heraclius nicht, sp&ter sehr 
häufig. ** Die im Texte besprochene Stelle des Epiphanius zeigt, dass sie 
schon dem vierten Jahrhundert angehört. 



Die Münzpolitik Diocletians and seiner Nachfolger. 69 

betrachtet. Das Legalgewicht des Miliarense war also %a5, was 
man wahrscheinlich auf Ys abgerundet hat. 

Ein anderer Metrologe berichtet, dass 125 alte Milia- 
rensia zu seiner Zeit nur noch 109% gegolten hätten'). 
Ungefähr stimmt hiermit eine zweite Nachricht überein, nach 
der ursprünglich 14 Miliarensia auf einen Solidus gegangen 
sein sollen'); denn 14 verhält sich zu 12, wie 125 zu 107^. 
Legen wir die beiden ersten Verhältnisszahlen zu Grunde, 
da sie, wie der Bruch zeigt, jedenfalls die genaueren sind, und 
berechnen dabei das neue Miliarense mit Epiphanius auf ]^^ 
Pfiind, so erhalten wir für das alte J^g» also genau das Gewicht 
des Solidus. War Constantin es gewesen, der das Goldpfund 
mit strenger Durchführung des Duodecimalsystems in 6X12 
Solidi getheilt hatte, so ist es mehr als wahrscheinlich, dass 
das gleiche Verhältniss von Silberpfund und Silbermünze eben- 
falls auf ihn zurückgeht. Da seine Miliarensia nur Ve Pfund 
im Maximum wiegen, so muss er also den Metallgehalt der 
Silberstücke auf V ^^^^^ Legalwerthes angesetzt haben, was für 
Scheidemünze kein unangemessenes Verhältniss ist. 

Es giebt zwar Silbermünzen Constantins und seiner Söhne, 
die dem Solidusgewicht (4,55) ungefähr entsprechen, doch dies 
sind Medaillons, keine Geldstücke^). Diesen schön geprägten, 
grossen Denkmünzen hat man das Vollgewicht des Miliarense 
gegeben, weil sie Prunkstücke sein sollten; bei dem gewöhn- 
lichen Courantgelde hielt man dies für überflüssig. In der Form 
des Medaillons hat übrigens das Miliarense bis auf Justinian 
fortbestanden*), obgleich es aus dem Marktverkehr schon seit 



1) Haltsch I, S. 309, 4. 

2) Hultsch I, S. 307, 23. 

3) Constantin I: Cohen 109, 149 su 4,70; 4,39; 4,11. Constantin II 
Caesar: Cohen 81; 112 zu 4,80; 4,18. Constantius II Caesar: B zu 4,7; 
Augustus: Cohen 6; 22; 65; 87; 89; 192; 229; 242; 326 zu 5,04; 4,66; 
4,62; 4,55; 4,5; 4,43; 4,4; 4,2; 4,1. B zu 4,85; 4,7; 4,45; 4,33. Constans 
Caesar. Cohen 5 zu 4,50. Augostus: Cohen 35; 115; 135 zu 4,63; 4,51; 
4,50; 4,30; 4,20. B zu 4,59; 4,41. 

4) Mommsen S. 788, Anm. 160. 



70 0. Seeck: 

zwei Jahrhunderten so gut wie verschwunden war, und diesem 
Umstände ist es wohl zuzuschreiben, dass man bis ins sechste 
Jahrhundert hinein von dem Miliarense als von einer in Geltang 
befindlichen Münzsorte redet. Denn war es auch nicht als 
Geld geschlagen, so besass es doch Geldwerth, und einzelne 
Exemplare werden auch im Handel ausgegeben und einge- 
nommen sein. 

Die Werthung des Miliarense zu ^^t Pfund hat nicht sehr 
lange gedauert. Die jüngsten datirbaren Silbermedaillons, welche 
Solidusgewicht zeigen, sind bei den Quinquennalien des Constans 
(338) und bei den Vicennalien des Gonstantius (343) vertheilt 
worden '). Doch noch in demselben Jahre sind für die Decennalien 
des Constans Stücke von Vo Pfund (= 5,46) geschlagen, von 
denen, um jede Täuschung auszuschliessen, eines die Werthzabl 
LX im Abschnitt trägt'), und in einem Gesetz von 384 wird 
uns bestätigt, dass man Medaillons dieses Gewichtes bei Fest- 
lichkeiten zu verschenken pflegte'). Man darf wohl annehmen, 
dass auch in dieser Zeit die Festmünzen uns das volle Legal- 
gewicht des Miliarense darstellen. Die Erhöhung desselben 
hängt jedenfalls mit der Durchführung des Duodecimalsytems 
auch in dem Verhältniss des Solidus zur Silbermünze zusammen, 
welche wir für das Jahr 392 nachgewiesen haben (S. 68). Denn 
noch am Ende des Jahrhunderts galt ein Silberpfund 5 Solidi *) ; 
das Miliarense von *^o Pfund war also genau einem Zwölftel des 
Solidus gleichwerthig. 



1) Cohen, Constans 35 mit sie V sie X Yon4,63; 4,59. ConstantiiM 65; 
87; 89; 242 mit vou XX muh. XXX von 5,04; 4,85; 4,66; 4,55; 4,5; 4,45. 

2) Cohen, Constans 40; 163; 164 mit vot. X muU. XV; vot, X muU. XX; 
sie X sie XX von 5,35; 5,38; 5,48. Auch das Medaillon des Constantius 
(Cohen 83) mit sie X sie XX muss zu dem Regierangsfest seines Bmden 
geschlagen sein, da der Kaiser sich auf der Kopfseite Augustas nennt and 
seine eigenen Decennalien noch als Caesar (333) gefeiert hatte. Es wiegt 5,55. 

3 Cod. The od. XV, 9,1 nee maiorem argenteum nummum fcu tit exptmdtrt^ 
quam qui formari solet, eum argenti libra una in argenteoi sexagmia dividitur, 

4) Cod. Theod. XIII, 2 v. J. 397: Jubemus ut pro argenti summa, ^uam 
quis thesauris fuerat inlaturusj in/erendi auri accipiat faeuUcUem^ ita ut pro sinpHii 
libris argenti quinos solides inferat. 



Die Münzpolitik Diocletians and seiner Nachfolger. 71 

Hiernach war der Nominalwerth des Miliarense in den 
letzten Jahren Gonstantins und in den ersten seiner Söhne l^, 
Pfund Silber oder '/m ^^s Solidus, was Viooe Pfund Gold 
entspricht. Sein heutiger Geldwerth betrüge somit 90,63 Pfennig. 

Von 343 bis mindestens 384: Yo Pfund Silber oder ^u 
Solidus oder %^^ Pfund Gold; nach heutigem Gelds 105,74 Pfennig. 

Zwischen 384 und 392 wurde sein Gewicht auf ^, normirt, 
ohne dass dadurch sein Verhältniss zu Goldpfund und Solidus 
geändert wurde. 

Die Siliqua wurde seit 356 auf Vi» Pf^i^d Silber (= 2,73) 
angesetzt, und dem entspricht auch das Maximalgewicht der er- 
haltenen Stücke. Sie wäre also nicht, wie das Constantinische 
Miliarense, Creditgeld, sondern Werthmünze gewesen, falls man 
sie nur gleichmässiger geschlagen hätte. Zwischen 384 und 392 
setzte man sie auf Viss Pfund (= 2,62) herab, und auch dies 
Gewicht ist als maximales selbst noch in den Halb- und Yiertel- 
stücken Justinians leidlich eingehalten. Sie galt immer als halbes 
Miliarense und alsYierundzwanzigstel des Solidus, was in heutigem 
Gelde 52,87 Pfennig Goldwerth ausmacht. 

III. 
Die Kupferrechnung. 

Nach Cassiodor galt der Solidus zu irgend einer Zeit 6000 
Denare; der Denar repräsentirte also einen Werth von nur 
0,21 Pfennigen. Diese Nachricht ist meines Wissens nach von 
Keinem bezweifelt worden, obgleich sie Grund genug zu Zweifeln 
bietet. 

Dass unter Diocletian 50,000 Denare auf ein Goldpfund, 
also nur etwa 694 auf das Zweiundsiebzigstel desselben gingen, 
ist bezeugt Dass Constantin oder einer seiner Nachfolger den 
Denar beinahe auf ein Zehntel dieses Werthes herabsetzte, 
wäre zwar nicht gerade wahrscheinlich, aber doch denkbar, 
wenn nicht die bestimmtesten Angaben dem widersprächen. 

Nach einer Bestimmung Leos sollen Kleriker den Unter- 
beamten des Praefectus Praetorio, wenn diese an ihnen die 



72 0. Seeck: 

Execution vollziehen, je nach den Umständen zwei oder einen 
Solidus zahlen ; ist dagegen der Executor von einem niedrigeren 
Gerichte ausgesandt, so soll die Sportel nur ein Semis betragen'). 
Was hier unter dem Semis zu verstehen ist, lehrt uns der Ver- 
fasser des syrischen Rechtsbuches'), der nur kurze Zeit nach 
Leo lebte, also aus allergenauester Kenntniss berichten konnte. 
„ Kaiser Leo befahl, dass die Kleriker als sportula zahlen sollten 
einen halben Denar.^ Dass diese Gebühr keine rein formelle 
war, beweist die Zahlung von einem oder zwei Solidi an die 
höheren Beamten, welche ihr vollkommen gleichartig zur Seite 
steht. Ein halber Denar muss also ein Geldstück gewesen sein, 
das, wenn auch nur als Trinkgeld, doch noch des Einstreichens 
lohnte *). 

In demselben Rechtsbuche findet sich S. 38 der folgende 
Satz: „Und für das Weideland hat man verlangt, dass es jedes 
Jahr dem ta/netov einen Denar gebe ; es giebt aber auch solches, 
das zwei und drei Denare giebt.** Eine Steuer von 7s — *U 
Pfennigen ist ganz undenkbar; die Kosten der Eintreibung hätten 
den Ertrag bei Weitem übersteigen müssen. 

Endlich heisst es S. 58: „In den Provinzen, Städten des 
Reiches und in allen Ländern des Untergangs der Sonne ist die 
Sitte die, dass der Mann der Frau ebenso viel darbringt in der 
daoQed, die er ihr schreibt, als sie darbringt, von allen Besitz- 
thümern, allen Arten von Thieren und allen Dingen. Wenn die 



1) Cod. Just. I, 3,32 § 5 Executoribus in minoribtu quidem tudiciü omnibus 
in ipsa conventione sacerdotum seu clericorum non amplius quam unum semissem 
aut sperantibus aut etiam audentibus accipere. si vero apparitor tuae magnitudinis 
4X sententia tuae sedis amplisnmae in provincia degentes eos monueritj iubemus non 
ampliua cum quam duos solidos sportularum nomine pereipere; in hac vero urbe 
magn\fica idem apparitor tuae magnitudinis uno aureo sportularum gratia a provin- 
cialibus dericis contentus sit 

2) Bruns und Sachan, Syrisch-römisches Rechtshuch aus dem fünften 
Jahrhundert. S. 36. 

3) Dass unter dem Denar des syrischen Rechtsbuches nicht etwa, wie 
bei den Metrologen, die Siliqua zu verstehen ist, zeigt der Ausdruck des 
Gesetzes: semis. Denn dieses Wort Hess sich nur auf ein Eupferstück, nicht 
auf eine Silbermünze anwenden. 



Die Münzpolitik DiocletianB und seiner Nachfolger. 73 

Frau Sachen um 100 Denare darbringt, so verschreibt er ihr in 
der d<aQ€a Sachen um 100 Denare; bringt sie mehr, so bringt 
auch er mehr; bringt sie weniger, so bringt auch er weniger/^ 
Welcher Mensch von gesundem Verstände wird als Beispiel für 
eine Mitgift die Summe von 21 Pfennigen wählen und dann noch 
hinzufügen, dass die Frau möglicher Weise weniger zubringen 
könne? 

Im Anfang des vierten Jahrhunderts galt der Denar beinahe 2 
Pfennige, am Ende des fünften eher mehr als weniger. Der Brief des 
Gassiodor, in welchem er dem Solidus 6000 Denare zuschreibt, 
ist an BoSthius als magister officiorum geschrieben, gehört also 
wahrscheinlich in das Jahr 523'); das Sinken des Denars auf 
ein Zehntel seines Werthes müsste sich danach in der kurzen 
Zeit vom Tode Leos (474) bis zum Jahre 522 vollzogen haben ; 
diese Annahme aber verbieten die eigenen Worte Cassiodors. 

Die betreffende Stelle lautet in der Übersetzung'): „Da es 
uns Freude macht, die Geheimnisse der Arithmetik mit Wissen- 
den zu besprechen, soll man beachten, mit wie feinem Sinne 
selbst das Geld, obgleich es durch den häufigen Gebrauch ge- 
mein zu sein scheint, von den Alten in ein Verhältniss gebracht 
ist. Denn 6000 Denare sollten nach ihrer Bestimmung einen 
Solidus ausmachen, offenbar damit die geprägte Rundung des 
leuchtenden Metalles das Alter der Welt, wie eine goldene Sonne, 
entsprechend einschliesse/* Diese Eintheilung des Solidus schreibt 
Gassiodor der Weisheit der „Alten^' zu; dies wäre ganz undenk- 
bar, wenn sie erst bei seinen eigenen Lebzeiten eingeführt worden 
wäre. Er rechnet sie zu den Geheimnissen der Zahlenlehre, über 
die man nur mit Wissenden reden könne; daraus darf man, 
denke ich, schliessen, dass sie zu seiner Zeit gar nicht mehr be- 
stand, sondern ihm nur aus Büchern bekannt war. Die metro- 

1) Usener, Anekdoton Holderi S. 38. 

2) Var. I, 10 J^^ quoniam delectai noa secretiora huius disciplinae cum seien* 
tibua loquif pecunitu iptae, quamvU usu celeberrimo viles este videantur, anunadverten' 
dum estf qu€Mta tamen a veteribus ratione collactae sunt, sex enim müia dmariorum 
solidum esse volueruntj scilicet ut radiantis mettUli formata rotunditas aetatem mündig 
quasi sol aureusy convenienter includeret. 



74 0. Seeck: 

logische Schrift des Epiphanius, deren ausserordentlich grosse 
Verbreitung sich aus ihren zahlreichen Redaktionen and Über- 
setzungen erkennen lässt, hat zweifellos auch der gelehrte Cas- 
siodor in Händen gehabt. Hier konnte er lesen, dass das Ta- 
lent der Bibel dem Solidus gleich gewesen sei^). Die Einthei- 
lung des Talentes in 6000 Drachmen und die Thatsache, dass 
man die attische Drachme mit dem republikanischen Denar ge- 
glichen habe, kannte er wahrscheinlich aus anderer Quelle. Aus 
der Gombination dieser theils wahren, theils falschen Nachrichten 
ist dann sein unmöglicher Solidus von 6000 Denaren entsprungen. 

Doch diese Notiz steht nach der Meinung vieler nicht allein 
da, sondern wird durch andere wohlbeglaubigte Thatsachen unter- 
stützt. Prüfen wir sie also, ob sie wirklich dem Cassiodor znr 
Bestätigung gereichen. 

Im Jahre 389 befiehlt Theodosius die Naturallieferungen 
für das Heer in der Weise in Geld umzusetzen, dass für je 80 
Pfund Pökelfleisch, 80 Pfund Öl oder 12 Modii Salz ein Solidos 
entrichtet werde'), und in einem Gesetz von 419 heisst es» die 
Grundbesitzer pflegten der Schlächterinnung für je 20 Pfand 
Pökelfleisch je 1000 Denare zu zahlen '). Diese Preise ergeben 
ein Yerhältniss zwischen Denar und Solidus zwar nicht wie 
1 : 6000, wohl aber wie 1 : 4000. Wenn es nur feststände, dass 
die hier gesetzten Werthe wirklich dem Marktpreise entsprachen! 
Im Allgemeinen betrachtete man es als eine Last für die Unter- 
thanen, wenn sie an Stelle der gewöhnlichen Naturallieferungen 
Geld zahlen sollten. Man pflegte daher, wie uns dies in einem 
Falle ausdrücklich gesagt wird, die Preise sehr niedrig anzu- 
setzen*). Dass dieses auch für die Verordnung von 389 gilt, 
zeigt ein Vergleich mit den entsprechenden Sätzen des Diodetia- 
nischen Edikts. Dieses war, wie der Kaiser selbst in seiner 



1) Hultsch, Metrol. frg. I, S. 276, 12: ro rdkavjoy vofuc^a a. 

2) Cod. Theod. Vni, 4 17. 

3) Cod. Theod. XIV, 4, 10 § 3. 

4) Cod. Theod. XI, 28, 17 Debita susceptoribus ante deemam indieüomem 
congregatOy quae sedes exceUa pretiis humaniorihus adaeraviL 



Die Manzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 75 

Einleitung sagt und die übrigen Quellen bestätigen^), dazu be- 
stimmt, eine grössere Wohlfeilheit aller Waaren herbeizuführen; 
seine Ansätze stehen also gewiss viel eher unter dem Markt- 
preise als darüber. Gleichwohl ergeben dieselben, wenn man sie 
nach dem Verhältniss des Denars zum Goldpfunde wie 1 : 50,000 
in Solidi umrechnet, für 70 Pfund Pökelfleisch 1,84 Solidi, für 
12 Modii Salz 1,87, für 80 Pfund Öl, wenn man die mittlere 
Sorte des Edikts zu Grunde legt, 1,49 Solidi. Danach ist es zwar 
nicht gewiss, aber doch recht wahrscheinlich , dass die Sätze des 
Theodosius beträchtlich unter dem thatsächlichen Werthe stehen. 
Das umgekehrte Verhältniss ist bei dem Ansatz von 1000 
Denaren für 20 Pfund Pökelfleisch vorauszusetzen. Es ist ein 
charakteristischer Zug in der Finanzpolitik des vierten und 
fünften Jahrhunderts, dass diejenigen Leistungen, welche nach 
den Anschauungen der früheren Eaiserzeit dem Staate obliegen, 
auf einzelne Corpora abgewälzt werden. Wie die Navi- 
cularii den Seetransport der fiscalischen Güter, die Pistores das 
Backen der öffentlichen Brodspenden theils umsonst, theils gegen 
sehr niedrige Bezahlung besorgen müssen, so die Suarii die Ver- 
sorgung des römischen Marktes mit Schweinefleisch. Um diesen 
Corporationen ihre Lasten zu erleichtern, wird dann wieder ein 
Theil derselben auf andere Klassen von Unterthanen hinüber- 
geschoben. So bestimmt Valens im Jahre 371, dass die Provin- 
zialen den Navicularii das Schiflfsbauholz umsonst liefern müssen ') ; 
so sind in Rom die Zünfte der Mensores und Caudicarii ge- 
halten, den Bäckern eine gewisse Menge Korn unter dem Markt- 
preise zu verkaufen'). In etwas anderer Weise scheint man der 



1) Idacii fast! ad a. 302: HU consulibus vilitatem iusserunt imperatores esse. 
Lact, de mort. pers. 7 : Idem cum variis tniquitatibus immensam faceret caritatem, 
legem pretiis verum venalium statuere conatus est, tunc ob extgua et vilia muUus 
sanguis ejffusus, nee venale quidquam metu apparebat et earittu multo deterius exar^ 
süf donec lex necessitate ipsa post multorum exitium solveretur. Diese Folgen 
h&tte das Edikt unmöglich haben kOnneD, wenn seine S&tze nicht unter dem 
Marktpreise geblieben wären. 

2) Cod. Theod. XIII, 5, 14 § l. 

3) Cod. Theod. XIV, 15, 1. 



76 0. Seeck: 

Fleischerinnung aufgeholfen zu haben, indem man die römischen 
Grundbesitzer verpflichtete, ihnen eine bestimmte Menge ihrer 
"Waaren zu ganz übertriebenen Preisen abzunehmen. Von dieser 
Last scheinen sie durch das Gesetz von 419 befreit worden zu 
sein, denn anders kann ich den betreffenden Passus desselben 
kaum deuten: Possessores quoque, qui pro larido millenos denarioa 
in mcenis lihris solebant conferre, suariis in pretio exsolvant. „Die 
Grundbesitzer, welche für Pökelfleisch je 1000 Denare auf je 
20 Pfund beizutragen pflegten, sollen den Schlächtern nach dem 
Preise bezahlen." Vorher also hatten sie nicht „nach dem Preise" 
bezahlt, sondern nach einer willkürlichen Schätzung, die als ein 
hilfreicher Beitrag {conferre) zu den Lasten der Schlächterinnung 
aufgefasst wurde. Es versteht sich von selbst, dass dieser Bei- 
trag leicht das Fünf- und Zehnfache des Marktpreises betragen 
haben kann und folglich gar keinen Schluss auf den thatsäch- 
liehen Werth des Denars zulässt. 

Als zweite Bestätigung pflegt man ein Edikt Yalentinians IH. 
vom Jahre 445 anzuführen, dessen entscheidende Stellen folgen- 
dermassen lauten^): „Häufig, Quiriten, ist zu uns die Klage 
über ein freches Unterfangen gedrungen, dass zur Schmach un- 
serer Vorfahren die mit ihrem Namen bezeichneten Solidi von 
jedem Käufer zurückgewiesen werden; was wir auf die Dauer 
nicht unbestraft lassen wollen. Deshalb thun wir durch dieses 
Edikt aller Welt kund, dass Todesstrafe darauf gesetzt ist, wenn 
jemand einen vollwichtigen Goldsolidus meines Herrn Vaters 
Theodosius oder unserer erlauchten Verwandten oder der frü- 
heren Kaiser zurückzuweisen wagt oder ihn zu niedrigerem 
Preise taxirt. — In diesen Befehl wollen wir auch das auf ewig 
einschliessen, dass nie der Solidus unter 7000 Nummi verkauft 
werde, den man ja bei den Bankhaltern für 7200 kauft.** In- 
dem man hier den Nummus mit dem Denar identificirt, findet 
man durch dieses Gesetz nicht nur die Nachricht des Gassiodor 
bestätigt, sondern meint darin sogar noch ein weiteres tiefes 



1) NoY. Valent. XIV. 



Die Münzpolitik Diocletians and seiner Nachfolger. 77 

Sinken des Denarwerthes zu erkennen. Freilich, wenn der So. 
lidus normal 6000 Denare galt und ihn Valentinian auf 7000 — 
7200 taxiren konnte, so muss er sehr beträchtlich über Pari 
gestanden haben; dem widerspricht aber der ganze Inhalt des 
Ediktes. Es ist das natürliche Bestreben jeder Regierung, das 
einmal festgesetzte Verhältnis der verschiedenen Geldsorten 
möglichst aufrecht zu erhalten. Stand also der Solidus auf 
120^ seines Normalwerthes, so müssten wir erwarten, dass der 
Kaiser ihn wieder herabzudrücken suchte, also vielleicht einen 
Maximalkurs für ihn fixirte, aber gewiss nicht, wie es hier ge- 
schieht, einen Minimalkurs. Und wie ist es denkbar, dass die 
Händler sich weigerten, ein Geldstück zu nehmen, das so hoch 
im Kurse stand? Offenbar setzt dieses Gesetz voraus, nicht dass 
der Solidus gestiegen, sondern dass er sehr stark gesunken 
war; sein Normalwerth muss also bedeutend höher gewesen sein, 
als 7000 Nummi, und damit ist es auch bewiesen, dass der 
Nummus eben nicht der Denar ist, sondern eine sehr viel klei- 
nere Rechnungseinheit. Noch weniger darf man ihn natürlich 
mit demjenigen Nummus identificiren, der nach den Metrologen 
ein Zwölftel der Siliqua war'). Dies ist, wie wir später sehen 
werden, der FoUis oder Doppeldenar, und nur die unleidliche 
Manier jener alterthümelnden Schriftsteller, die Münze fast nie- 
mals bei dem Namen zu nennen, der zu ihrer Zeit der tech- 
nische und allgemein gebräuchliche war, hat ihn zum Nummus 
gemacht. 

Von dem Vorurtheil ausgehend, dass Werthgeld dem handel- 
treibenden Publikum immer lieber sein müsse als Creditmünze, 
meint Mommsen in allen Nachrichten, welche auf ein Schwanken 
der Geldkurse hinweisen, auch ein Sinken des Denarwerthes zu 
erkennen. Doch die Überlieferung beweist, dass seit Julian 
umgekehrt der Goldpreis im Verhältniss zur Kupfermünze be- 
ständig sank. Schon im Jahre 363 ist davon die Rede, dass 
man den Solidus nicht nehmen wolle. Der Kaiser meinte den 



1) Mommsen, Die Follarmünzen S. 128. 



78 0. Seeck: 

Grund in dem Beschneiden der Goldstücke zu erkennen und 
setzte daher Beamte ein, die auf Verlangen jeden Solidus zu 
prüfen hatten % doch bewirkte dies keine Änderung. Vier Jahre 
später (367) sagt uns Yalentinian, dass man zwar nicht seine 
eigenen Goldstücke zurückweise, offenbar weil man fürchtete, 
dies könne als Mangel an Ehrfurcht vor dem Bilde des regieren- 
den Kaisers ausgelegt werden^), wohl aber die seiner Vorgänger *). 
Man nahm also den Solidus nur, wo die Furcht vor Majestäts- 
beleidigung dazu zwang. Indem Yalentinian dem durch ein 
strenges Verbot entgegentritt, verfügt er zugleich, dass aUe 
Solidi, welche bei den öffentlichen Kassen einliefen, alsbald ein- 
geschmolzen und so die Münzen alten Gepräges auf eine mög- 
lichst geringe Zahl reducirt werden sollten^). Bald darauf sieht 
man sich gezwungen, das Sinken des Goldwerthes anzuerkennen, 
und sucht die allgemeine Preissteigerung, welche in Folge dessen 



1) Cod. Theod. XII, 7, 2 Emptio venditioque soUdorum, quoM exddunt aut 
deminuunt aut^ ut proprio verbo utar cupiditcUUy arrodunt^ tamquam Ui>e$ eos vel 
debiles nonnullia repudiantibus impeditur. Ähnlich der Yerfasser des Schriftclieiis 
De rebus bellicis, das in den Handschriften und den älteren Ausgaben hinter 
der Kotitia Dignitatum steht: Inter damna rei publicae non ferenda soUdorum 
figura aliquanto fraudibus depravata diversa populos ratione soÜiciiat et regiae 
maiestcUis imaginemf dum per monetae eulpam refutatur, imminuit, 

2) Ganz dasselbe wiederholt sich unter Yalentinian III. Man weist die 
Solidi seiner Yorgftnger und selbst die seines Mitregenten Theododos II. 
zurück, obgleich sie ganz von gleichem Gewicht und Feingehalt wie die 
seinen sind, doch diese selbst glaubt man aus schuldiger Ehrfurcht nehmen 
zu müssen. Der Kaiser verfehlt denn auch nicht zu erklären, dass er dies 
als eine contumdia seiner hohen Yerwandten und Yorfahren betrachte und 
demgemäss rächen wolle. S. 76. 

3) Cod. Just. XI, 11, 1 Solidos veterum principum veneratione formatot ita 
tradi ac suscipi ab ementibus et distrdhentibus iubemusj ut nihil omnino refragationit 
oriatUTy modo ut debiti ponderis sint et speciei probat (Diese Klausel leigt, dass 
es sich nicht etwa um abgegriffene und dadurch leichter gewordene Stacke 
handelte): sdturis universis^ qui aliter fecerintf haud leviter in se vindieandum. 
Eine ganz ähnliche Bestimmung trifft dann später Leo NovelL 53, und da 
das Gesetz Yalentinians in den Codex Justinianus aufgenommen ist, so kann 
es auch im sechsten Jahrhundert noch nicht überflüssig gewesen sein, die 
Annahme der alten Solidi einzuschärfen. 

4) Cod. Theod. XII, 6, 13, ein Fragment desselben Gesetzes^ welchem 
die eben angeführte Stelle entnommen ist. 



Die MüDzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 79 

hereinbrach, möglichst aufzuhalten^). Zwischen 379 und 383 
wird anfs Neue verboten, die Solidi der verstorbenen Herrscher 
niedriger zu schätzen, als die des regierenden, und der Zuwider- 
handelnde diesmal sogar mit der Todesstrafe bedroht'). Wäh- 
rend nach Diocletians Preisedikt ^y^^ Pfund Gold noch 694 % De- 
nare gelten sollte, wird im Jahre 396 der Solidus gesetzlich 25 
Pfund Kupfer gleichgestellt'), was, wie unten gezeigt werden 
soll, nur 500 Denaren entspricht. 445 giebt Yalentinian III. das 
oben besprochene Gesetz, welches auf ein neues Sinken des 
Soliduspreises hinweist um 523 beklagen sich die Leibgarden 
des Theoderich, dass die Goldstücke, welche sie als Löhnung 
empfingen, nicht vollwerthig seien ^). Dies wird auf ihr zu ge- 
ringes Gewicht geschoben, ohne Zweifel mit Unrecht, da der 
Solidus immer gut geprägt worden ist. Der eigentliche Zweck 
der Beschwerde war höchst wahrscheinlich, den König zu be- 
stimmen, dass er den Sold in einer anderen Münzsorte zahlen 
lasse, die höher im Kurse stand. Etwa gleichzeitig, beim Re- 
gierungsantritt Justinians (527), zahlten die Geldwechsler für 
den Solidus 210 FoUes oder 420 Denare*), also 80 weniger als 
im Jahre 396; beim Abschluss des Justinianischen Gesetzbuches 



1) Cod. Just. XI, 11, 2 Pro imminutionef quae in aestimatione solidi forte 
tradaturf omnium quoque specierum pretia decrescere oportet. Offenbar war kurz 
Torher das Gegentheil eingetreten. 

2) Cod. Just. XI, 11, 3 üniversos auctoritas tua proposito edicto commonecU 
obryziaeorum omnium solidorum uniforme pretium postulare, scUicet capitali supplicio 
puniendOf qui — cietemales vultus, dum fraudibus studetf duxerit viliores. 

3) Cod. Theod. XI, 21, 2. 

4) Cassiod. var. I, 10 Domestid protectores equitum et peditum, qui nostrae 
mHae videntur iugiter excubare — , adunata nobis supplicatione eonquesti sunt^ ab 
lüo ewcario prtufectorum pro emolumentis soUemnibus nee integri ponderis solidos 
percipere et in numero gravia se dispendia sustinere, 

5) Proc. hist. arc. 25 p. 72 D tdSy yag txQyvQa/LioißtSy nQorsQoy dixa xai 
dioxociovi o/)oilev;, ovs (f>6U,m xaloSaty^ vntg Mg öxaxfiQog' XQ^^ov ngoisaS-a» 
toif ^VfißäkXop<ny titD^ortay, avrol hntxyto/dtyot xigdtj olxila oydotjxoyta xai 
ixttioy fAoyovg vntQ rov crat^gog didoaS-at rovg oßokovs dura^ayto. Wenn 
Procop die geringere Schätzung des Solidus der Geldgier des Justinian Schuld 
giebt, 80 entspricht das seiner ganzen Tendenz. Jedenfalls ist der Kaiser 
mit seinen Ansetznngen nur den Kursschwankungen gefolgt. 



80 0. Seeck: 

(538) wurde er auf 20 Pfund Kupfer oder 400 Denare nomiirt *) ; 
als Procop seine Oeheimgeschichte schrieb (558), galt er nur noch 
180 Folles oder 360 Denare. Also das Sinken der Goldmfinze 
ist ein ganz ununterbrochenes, wenn es gleich zu verschiedenen 
Zeiten natürlich in verschiedenem Tempo fortschreitet 

Dem gegenüber giebt es freilich auch einzelne Notizen, 
welche auf ein Steigen des Goldkurses hinweisen. In Rom, 
über welches wir allein genauere Kunde besitzen, finden wir 
schon unter Gratian die Geldwechsler (coUectarii) zu einer Innung 
(corpus) vereinigt, und dieser ist die Pflicht auferlegt, den Solidus 
zu einem gesetzlich fixirten Preise zu verkaufen, wofür sie, um die 
dabei entstehenden Verluste auszugleichen, einen festgesetzten 
Zuschuss aus der städtischen Weinkasse erhält'). Gratian sah 
sich gezwungen, jene Unterstützung zu erhöhen'); Valentinian II. 
setzte sie wieder herab ^); doch bald stieg der Kurs des Ooldes 
von neuem und der Stadtpräfekt musste sich 384 mit einer 
Relation an den Kaiser wenden, um eine VergrOssening des 
Zuschusses zu erbitten ^). Im Jahre 397 erklärt sich die Staats- 
kasse bereit, Oold für Silber im Yerhältniss von 14,4 : 1 
anzunehmen^); 422 scheint sich dasselbe auf 18:1 erhöht 

1) Cod. Jast. X, 29 aeris pretia^ quae a provindalihus postuUuUvr^ ita exigi 
volumus, ut pro viginti lihrU aeris aolidtu a possessore reddaiur. Dies Geseti ist 
eine wörtliche Wiederbolang des S. 79 Anm. 3 angefahrten, nur ist fOr mginH 
quinque die niedrigere Zahl hineingesetzt. 

2) Symmach. rel. 29: Vendendü solidU^ quos plerumque puhliau unu er- 
poscit, coUectariorum corpus obnoxium est, quibus arca vinaria stfUutum pretmm «vfr- 
ministrat, Kov. Yalent. XIV: ne unquam intra septem milia fittminortiiii solidus 
distrahatur, emptus a collectario septem milibus ducentis. Vgl. Monunsen, S* 845. 

3) Symm. 1. 1. huic hominum generi taxtUtonis exiguae viltttMie nutanti dimu 

m 

frcUer numinis vestri tanhtm pro singulis solidis steUuit conferendum^ quanium 
aequitas illtus temporis postulabat. 

4) Symm. 1. 1. nummularüs pretia mtnora penduntur, 

5) Symm. 1. 1. sed paulatim auri enormitcUe crescente vis remedii divalis m- 
fracta estf et cum in foro vencUium rerum maiore summa solidus censeatWf nummm^ 

lariis pretia minora penduntur, petunt igitur de aetemitate vestra pro raiione praesemti 
iusta definitionis augmentOt qui iam tanto oneri sustinendo pares esse non pasnaU, 

6) Cod. Theod. XlII, 2, 1: lubemus, ut pro argenti summa j quam qmis tke^ 
sauris fuerat inlaturus^ inferendi auri accipiat faadtatem^ ita ut pro singulis Ubris 
argenti quinos solidos inferat. 



Die Mfinzpolitik Diocletians nnd seiner Nachfolger. 81 

zuhaben^); doch 538 ist es wieder auf den alten Satz zurück- 
gekehrt *). 

Bei diesen Nachrichten ist zu beachten, dass, wo die 
Schwankungen des Goldkurses in Zahlenwerthen der beiden 
anderen Metalle ausgedrückt werden, das Sinken sich immer 
gegenüber dem Kupfer, das Steigen nur gegenüber dem Silber 
zeigt. Also das Gold sank gegen die Kupfermünze stetig, das 
Silber aber zeitweilig noch mehr, und da den Geldwechslern 
der vorgeschriebene Schätzungswerth des Solidus natürlich immer 
in dem Metalle bezahlt wurde, welches am billigsten zu haben 
war, so konnten sie auch bei sehr schlechtem Stande des Gold- 
kurses noch immer Schaden leiden, falls nämlich der Silberkurs 
noch niedriger war. 

Diese Kursverhältnisse bieten uns den Schlüssel, um die 
Bedeutung der Nummi, nach welchen im Jahre 445 Yalentinian III. 
den Preis des Solidus festsetzte, zu bestimmen. Wenn das Goldstück 
im Jahre 396 noch 500 Denare galt, im Jahre 527 nur 420 
und in der Zwischenzeit das Sinken fortdauerte, so muss seine 
Normirung auf 7000—7200 Nummi ungefähr die Mitte zwischen 
jenen beiden Denarwerthen halten. Nun galt bekanntlich der 
Denar der früheren Kaiserzeit 16 As. Nehmen wir an, dass 
diese Eintheilung noch im fünften Jahrhundert fortbestand und 
dass der Nummus eben das As ist, so stellt sich der Ansatz 
Valentinians III. auf 437^^—450 Denare, was ganz vortrefflich 
passt. 

Seit der Zeit des Anastasius erscheinen auf den römischen 
Kupfermünzen die Zahlzeichen für 40, 20, 10 und 5, doch setzen 
gewisse Prägstätten auch 16 neben der 20, 8 neben 10, 4 neben 



1) Cod. Theod. VIII, 4, 27: Pro singulis libris argentiy quas primtpHares 
viria spectabüibus ducibus sportulae gratia praestant^ quatemi tolidi praebeantur, 
ii non ipsi argentum offtrrt sua sponte maluerinU Es wäre aUerdiogS möglich, 
dass hiermit eine Yerminderung der Sportel beabsichtigt ist und sich der 
Knrswerth des Silbers thats&chlich höher stellte. 

2) Im Jastinianischen Gesetzbache wird die S. 80 Anm. 6 angefOhrte 
Verordnung unyer&ndert wiederholt und damit ihre Geltung auch fftr das 
sechste Jahrhundert anerkannt. 

ZtitMhrift fBr Vomitmaük. XYII. 6 



82 0. Seeck: 

5 '). Höchst wahrscheinlich sind diese secundären Zahlen be- 
stimmt, die Erinnerung an eine ältere, durch das Decimalsystem 
verdrängte Sechzehntheilung des Denars aufrecht zu erhalten; 
sie bestätigen uns also das Fortbestehen des alten As als kleinste 
Rechnungseinheit, auf welche das Gesetz Yalentinians IQ. uns 
geführt hat. 

Auf die gleichen Nummi sind auch die Werthzeichen CN== 
250 und PKe=125 zu deuten, welche sich auf den halben und 
Vicrtelsiliquae des Justinus und Justinian finden. Das Miliarense 
enthielt ja schon nach Diocletians Bestimmung 50 Denare, was 
nach der Eintheilung des Anastasius 1000 Nummi ergiebt'). 
Jene kleinen Silbermünzen mussten als Viertel und Achtel des 
Miliarense also thatsächlich 250 resp. 125 Nummi gleichgesetzt 
werden. Dies ist insofern von Interresse, als es zeigt, dass das 
Verhältniss der Silbermünze zum Denar, wie es Diocletian ge- 
schaffen hatte, 250 Jahre später noch gesetzlich fortbestand. 
Übrigens prägt sich auch hierin das bedeutende Steigen des 
Kupferwerthes aus, da ja unterdessen das Miliarense selbst von 
%e zu ^Xs dßs Silberpfundes erhoben war. 

Wie der Nummus, so war auch der Follis bisher noch eine 
unbekannte Grösse. Folgen wir den modernen Handbüchern, 
so gab es einen Gold-, einen Silber- und zwei Kupferfolles, die 
alle an Werth verschieden waren. Da nun die Concipienten 
der Kaisergesetze und wer sonst im Alterthum des Follis er- 
wähnt, es fast niemals für erforderlich gehalten haben, dem 
Worte eine nähere Bestimmung hinzuzufügen, so stehen wir in 

1) Mommsen, die Follarmünzen, in Finder and Friedlaender, Beiträge 
zar antiken Münzkunde, S. 123. 

2) Auf diese Eintheilung bezieht sich wohl das Zeugniss des Dardanius 
bei Job. Lyd. de mens. IV, 9: b dt Jagdav^os fy nß mgi ciaS^fimv j($li<oy 
oßokuiy ktyet näkat yfvia^a^ jo /utkiagiatoy xai dno rtjg j^tkuidos imy 6ßoXu¥ 
ovfiog ot'o/LiaaS^^yai. Dardanius, wahrscheinlich ein älterer Zeitgenosse des 
Johannes Lydus, erklärte die Eintheilung des Miliarense, welche er anter 
seinen Augen hatte entstehen sehen, fQr uralt, um damit dem Kaiser 
Anastasius eine Schmeichelei zu sagen. Denn in jener Zeit galt ja nichts 
für rühmlicher, als vergessene Institutionen des grossen Alterthnms wieder 
ins Leben zurl\ckzurufcn. 



Die Münzpolitik Diocletians and seiner Nachfolger. 83 

jedem einzelnen Falle vor der Frage, welche von jenen vier 
Arten gemeint sei. Aber sollte diese Zwei- oder richtiger Vier- 
dentigkeit nicht auch die Zeitgenossen selbst in Verwirrung 
gebracht haben? Zwar ob von einer kleinen Scheidemünze oder 
von einer beträchtlichen Geldsumme die Bede sei , das Hess sich 
leicht aus dem Zusammenhange erkennen; doch ob ein Goldpfund 
oder nur ein Achtel desselben bezahlt werden müsse — denn 
so sollen sich Gold- und Silberfollis zu einander verhalten 
haben — , das konnte auch denjenigen, an welche die Gesetze 
gerichtet waren, nicht ohne Weiteres klar sein. Von einem 
Pfunde schlechthin wird niemals geredet, sondern immer fügt 
man auri, argenti oder aeris hinzu: wie kommt es, dass man 
bei dem FoUis nicht auf dieselbe Weise den naheliegenden 
Missverständnissen vorbeugte? Die einzig mögliche Antwort 
ist, dass das Wort eben nicht so vieldeutig war, wie wir anzu- 
nehmen gewohnt sind. 

Follis heisst zweifellos 1) der Sack, 2) eine Summe Kupfer- 
geld, deren Höhe wir zunächst noch nicht kennen, die aber 
jedenfalls recht ansehnlich gewesen sein muss, 3) eine kleine Kupfer- 
münze, 4) die Senatorensteuer. Diese vier Bedeutungen sind 
sicher, aber sie alle sind der Art, dass sie im Zusammenhange 
der Bede keine Verwechslungen zulassen. Ausserdem lässt 
sich jede aus der andern mit Leichtigkeit entwickeln. Die Geld- 
summe führt danach ihren Namen, dass man sie in einem „Sack" 
von bestimmter Grösse zu bezahlen pflegte; die Kupfermünze 
ist das einzelne Stück, welches mit vielen andern gleicher Art 
jenen „Sack* füllte; die Senatorensteuer endlich wurde nach 
Folles normirt und entrichtet. Ob wir noch andere Bedeutungen 
anzunehmen haben, wird sich ergeben, nachdem wir den Werth 
der beiden Kupfereinheiten, welche den Namen follis führten, 
bestimmt haben werden. 

Wir beginnen mit dem kleinen Follis. Von diesem ist über- 
liefert, dass er zwei Denare ') und ein Zwölftel der Siliqua 

1) Hultsch I, S. 267, 6: *olUq 6vo Unut xara rov tfrjyaQufftov, Beiden 
Metrologen dieser Zeit ist Unjöy der gewöhnliche Ausdruck fQr den 

6* 



84 0. Seeck: 

galt^). Nehmen wir an, dass die Zahl 12 eine spätere Abrundung 
für 12^ ist, so stimmen diese beiden Ansätze vollkommen überein. 
Denn da das Miliarense auf 50 Denare normirt war (S. 59), so 
kommen der Siliqua, als seiner Hälfte (S. 68), 25 zu. 

Um das Verhältniss des Follis zum Kupferpfunde zu be- 
stimmen, das sich natürlich mit seinem thatsächlichen Gewicht 
keineswegs deckte, besitzen wir folgende Nachrichten. Vom 
Regierungsantritt Justinians (627) bis zu der Zeit, wo Procop 
seine Geheimgeschichte schrieb (558), sank der Preis des Solidus 
von 210 auf 180 Folles. Als die Codification des römischen 
Rechtes abgeschlossen wurde (538), galt er 20 Pfund Kupfer 
(S. 79). Wir werden mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen 
dürfen, dass diese Summe zwischen dem Werthe, welchen der 
Solidus 527, und demjenigen, welchen er 558 besass, ungefähr 
in der Mitte steht. Unter dieser Voraussetzung würden wir 
das passendste und zugleich einfachste Verhältniss gewinnen, 
wenn wir die 20 Pfund des Codex 200 Folles gleichsetzten. 
Dies kann zwar zunächst nur als Vermuthung gelten, doch wird 
es durch die folgende Erwägung zur vollen Gewissheit erhoben. 

Wie wir schon S. 68 gesehen haben, galt der Silberfollis 
125 Miliarensia. Rechnen wir diese Summe nach der oben ge- 
fundenen Gleichung von 1 Miliarense = 50 Denaren in kleine 
KupferfoUes um, so erhalten wir 3125. Und nach den Glossae 



Denar. Christ, Denar und Follis der sp&teren römischen Eaiserzeit. Bitzungs- 
berichtc d. kgl. bair. Ak. d. W^iss. 1865 Bd. I, S. 128. Wenn Hultsch I, 
S. 305, 5; 306, 19; 320, 6 der Follis auf 4 dacagut oder xodgayrat angesetzt 
wird, so ist dies wohl gleichbedeutend, insofern die alterthümlichen Ausdrücke 
as und quadrans auf das kleinste Eupferstück der späteren Zeit, den Genta- 
nionalis, angewandt zu sein scheinen. Dem entsprechend setzt das Edikt 
Diocletians den Preis des Pfundes Schweinefleisch auf 12 Denare, ein Ge- 
setz vom J. 363 (Cod. Theod. XIY 4, 3) auf 6 Folles fest. Dass er sich 62 Jahre 
lang unverändert erhielt, ist desshalb erklärlich, weil er nicht den wech- 
selnden Conjuncturen des Marktes unterworfen blieb, sondern gesetzlich ge- 
regelt war und wenigstens in Rom, auf welches allein sich die spätere Ver- 
ordnung bezieht, durch wohlorganisirte Zufuhren künstlich aufrecht erhalten 
wurde. 

1) Mommscn, die Follarmünzen S. 128. 



Die Mflnzpolitik Dioclctiaus und seiner Nachfolger. §5 

nomicae bedeutet follis unter andern auch ein Gewicht von 
312!^ Pfund*). Diese Zahlen verhalten sich genau wie 10:1'). 
Aus diesem Gewichtsansatz lernen wir zugleich, dass der Silber- 
follis gar keine selbständige Existenz hatte, sondern weiter 
nichts bedeutet, als den Werth des grossen KupferfoUis in Silber- 
müpze ausgedrückt. 

Wie aber ist man dazu gekommen, den letzteren auf eine 
80 sonderbare Zahl wie 3125 zu fixiren? Die Erklärung dafür 
bietet die Rechnung nach Numini; da von diesen 16 auf den 
Denar, 32 auf den kleinen Follis gingen, so enthielt der grosse 
genau 100,000. Zugleich mag auch die Rücksicht auf ein be- 
quemes Yerhältniss zum Goldpfunde mitgewirkt haben; denn 
3125 Folles oder 125 Miliarcnsia sind nach dem Münzsystem 
von 301 ein Achtel desselben, das ist nach heutiger Währung 
114,2 Mark. Da diese Zahlen sich nur in jene ephemere Münz- 
ordnung mit ihrer strengen Durchführung des Decimalsystems 
einfügen lassen, so ergiebt sich aus ihnen, dass die Rechnungs- 
einheit des grossen Follis um die Zeit des Preisedikts geschaffen 
ist, wozu es gut passt, dass sie um das Jahr 310 zum ersten 
Mal erwähnt wird (S. 53 Anm. 1). 

Dass ein Goldfollis existirt habe, ist uns nirgend direkt 
überliefert, sondern es beruht nur auf einer modernen Combi- 
nation, die zwar sehr naheliegend, aber nichtsdestoweniger trü- 
gerisch ist. Die Glossae nomicae berichten uns nämlich Folgendes: 
it€Qog di Kktid-eig (fokhg jag tcov d^i>oh)ywTiQ<joy xazä noXtig 
olxiag »aiiXaßav^ in tjy avtotg i6 yiyog äyw xfig äl^mdoag %6%vxfin6g 



1) Hultsch I, S. 308, 19: 4*6XXks oia^fAoi iau Xty6/Lt§yo( xal ßalayj^otf 
£ürM 6f d^yagiovg dutxooiovs rrcvrijxorr«, roviiari UtQui rtß' xitt ovyyias ^'|, 
lOf Ijifovroc ixttojov dfiyagiov kir^ay a xal ovyylaq y\ Wenn 1'^ Pfund der 
Siliqaa entsprechen, — denn diese ist ohne Zweifel auch hier mit dem 
dtiyuQMy gemeint (s. S. 68) — , so stimmt dies vortrefflich zu ihrer Gleichung 
mit 12!i FoUes. Vgl. Christ S. 125. 

2) Wenn es noch einer weiteren Bestätigung bedürfte, so könnte man 
anführen, dass Kaiser Honorius (Cod. Theod. IX 3. 7) den Follis — denn 
dieser ist hier jedenfalls gemeint — mit einem gelehrten Namen libella, das 
heisst «das Zehntel, nennt. 



86 0. Seeck: 

xal ^y avv%fiiAa tö XQstttor iv xoXg yiyeat nQog to fiiysvkog %^q 
ä^i(a(f€U)g diraxQtvofisvov t& noötf, totg fiir tov nqtatiaxov liXovg 
6x1(0 xQvaiov XhQair, toTg di tov dsvriQov tiaaaqsg^ xal ovo %otg 
tQitotg, (Sg (ffiaiv ^Htxvxiog o IXkovüTQtog 6 (ftXo<Jo(pfj(Tag t^^ M$Xri- 
(Siag iv t« c' xqovhx^ dtaCji^fian z^g latoglag^). Die Definition 
des Follis, welche uns hier geboten wird, ist an sich nicht neu: 
es ist eben von der Senatorensteuer die Rede. Auch dass diese 
in drei Stufen erhoben wurde, wissen wir schon durch Libanius ^) 
und den Codex Theodosianus^). Neu ist aber, dass die Sätze 
dieser Steuerstufen 8, 4 und 2 Pfund Gold betragen haben; 
doch auch dies scheint in den Rechtsquellen eine Bestätigung 
zu finden. Denn diese setzen für die dritte Stufe zwei FoUes 
fest, für die zweite vier*). Die Annahme bot sich also von selbst 
dar, dass in diesem Falle Follis und Goldpfund identisch seien. 
Doch bietet dieselbe so viel Schwierigkeiten, dass sie sich 
meines Erachtens unmöglich aufrecht erhalten lässt. 

1) Wie sollte das Pfund Gold zu dem Namen des Follis 
kommen? Ob wir es uns in Barren oder Münzen bezahlt denken, 
immer bildet es nur ein kleines Häufchen, das nie einen „Sack^ 
füllen kann. Überdies nimmt auch kein Mensch so kostbare 
Münzen im Sack, sondern man zählt sie nach und fiberzeugt 
sich, dass sie weder falsch noch beschnitten sind. Man könnte 
also höchstens an den Werth des Goldpfundes in Kupfer denken; 
aber welch ein ungeheurer Sack müsste das sein, der nah an 
tausend Mark in Pfennigen enthalten sollte? 

2) Ein Gesetz vom Jahre 383 bestimmt in Bezug auf die 
Senatoren: Duorum vero follium maneat cunctos indücreta pro/easio^ 



1) Hultsch I, S. 308, 10; dieselbe Nachricht in etwas kürserer Form 
auch S. 309, 9. 

2) Epist. 255 *Paat d' avroy xai x^QIY^^ hfpfix^M r^g ta fiiynna dana- 
yvSatig. 6 di ovtf ravTtjy, ov^' tjv dtvjiQay yo/Ai^ttf dvyait ay agac&at' ipaüiy 
d' ay iog ovdi riiy rgirtjy äytv noyov, 

3) C. Th. VI, 4, 21 § 6: Cum duo f olles aut quattttor aut certe ampUtu in 
profeuione habebunt. 

4) Cod. Theod. VI, 2, 8 § 2; 4, 21 § 6. 



Die Münzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. g7 

tarnst poasessionem forte non habeanV), XinXidv possessio ist hier 
zwar nicht Besitz überhaupt, sondern nur Grundbesitz zu ver- 
stehen; doch für Senatoren, welche von jeder Art niedern Er- 
werbes ausgeschlossen waren, pflegte jener, wenn auch nicht die 
einzige, so doch die hauptsächlichste Einnahmequelle zu sein. 
Wer von ihnen gar keine liegenden Güter besass, dessen Ein- 
kommen konnte nur ein höchst bescheidenes sein, und gleich- 
wohl sollte eine Steuer von zwei Pfund Gold, d. h. 1827 Mark, 
darauf geruht haben? Dieser Satz ist nicht hoch, sondern 
vollkommen unerträglich; dass ein verrückter Tyrann ihn ein- 
führte, wäre denkbar, doch jedenfalls hätte er sich nur wenige 
Jahre halten können. Die Minimalsteuer von zwei FoUes aber 
ist von Constantin bis auf Theodosius unverändert geblieben; 
drückend also mag sie gewesen sein, aber gewiss nicht un- 
haltbar. 

3) Im Jahre 393 wird ein neuer Minimalsatz geschaffen, 
und dieser beträgt nur sieben Solidi*). Wer hat je gehört, 
dass man bei einer Steuerermässigung mit einem Schlage auf 
weniger als ein Zwanzigstel des früheren Betrages herabgegangen 
wäre?') 

4) Jene Glosse, von der wir ausgegangen sind, verräth fast 
in jeder Zeile, dass ihr Concipient seine Quelle gröblich missver- 
standen und den Inhalt derselben bis zur Unkenntlichkeit ent- 
stellt hat. Es heisst dort, die Steuer habe auf den äl^ioXoY(a%€qo^ 
»ata noXaig gedrückt. Nun wohnten zwar in den meisten 
Städten des Reiches auch Senatoren, aber das officielle Domicil 
war für sie alle Rom oder Constantinopel. Wären wir also 
darauf angewiesen, die Glosse nur aus sich selbst zu interpre- 
tiren, so könnten wir in den d^ioXoycijsQot xatd noXsiq kaum 
etwas anderes, als die Municipalmagistratc und Decurionen 
sehen. Weiter ist gesagt, die Steuer sei jenen äl^iokoYdxsQOi 

aufgelegt, or* fiv avtoXg tö yiyog ai'dn t^g ä^Kiiastag tetvxflMg. 

1) Cod. Theod. VI, 2, 8 § 2. 

2) Cod. Theod. VI, 2, 10. 

3j Dasselbe Bedenken hat schon Christ a. a. 0. S. 147 ausgesprochen. 



gg 0. Seeck: 

Dass man die Senatorenwürde von den Vätern ererbte, ist 
freilich richtig, doch war dies wahrlich nicht der Grund der 
Steuer, und sie lastete auch auf denen, welche nicht durch Ab- 
stammung, sondern durch kaiserliche Ernennung in den Senat 
gelangt waren. Endlich heisst es, dass sie sich nach der Höhe 
der Würde abgestuft habe {nqoq %ö fiiyed-og Tijg ä^ioiasoog dta- 
xQtvofAsvoy to) noaio). Es braucht wohl kaum gesagt zu werden, 
dass nie ein römischer Kaiser eine so thörichte Bestimmung er- 
lassen konnte, sondern dass sich die Steuerstufen damals so 
gut, wie heute, nur nach der Grösse des Vermögens richteten. 
Einer Quelle, die sich fast überall, wo wir sie controliren können, 
so unzuverlässig erweist, dürfen wir da nicht Glauben schenken, 
wo sie uncontrolirbar wird. 

. Offenbar sind die Stufen von 2, 4 und 8 FoUes ganz nach 
demselben Follis bemessen, den wir bisher kennen gelernt haben ^). 
Die Höhe der Steuer ist also nach deutscher Münze 228, 456 
und 913 Mark, was immer noch sehr bedeutend, aber doch er- 
träglich ist. Auch ein Herabgehen im Minimalsatze von zwei 
Folles auf sieben Solidi, d. h. von 228 auf 89 Mark, ist zwar 
eine sehr beträchtliche Steuerleichterung, aber keine unbegreif- 
liche. Endlich erklärt sich aus diesen Sätzen auch das Missver- 
ständniss des Glossographen. Die höchste Steuer von acht Folles 
ist nämlich nach der Diocletianischen Rechnung einem Pfunde 
Gold gleich. Wie er seine Quelle überall verdreht, so hat er 
hier dasjenige, was er als den Maximalbetrag des Follis im 
Sinne von „Senatorensteuer ^ angegeben fand, auch an den 
Stellen eingesetzt, wo von dem Follis als Bechnungseinheit die 
Rede war, und ist so zu seinen exorbitanten Steuersätzen ge- 
langt. 

Es gab also nur zwei Arten des Follis, einen kleinen und 
einen grossen. Beide gehörten ursprünglich der Kupferrechnung 
an, doch ist es allerdings wahrscheinlich, dass man den letzteren 
in späterer Zeit nie mehr in Kupfer auszuzahlen pflegte und 



1) Zu diesem Resultat gelangt auch Christ S. 148. 



Die MüDzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. Jg9 

er sich dadurch allmählich in die grösste Einheit der Silber- 
rechnung verwandelte. 

Dies ist wohl der Grund gewesen, warum man zwischen 
384 nnd 392 die Siliqua von ^j^oo ^^^ V125 des Pfundes herab- 
setzte. Denn da sie nach wie vor ^/^so des FoUis blieb, so 
worde jetzt dieser genau auf das doppelte des Silberpfundes ge- 
bracht (S. 68), während er vorher zu ihm in dem sehr unbequemen. 
Verhältniss von 25 : 12 gestanden hatte. 

(Schluss folgt.) 
Greifswald. Otto Seeck. 



Die Auszahlung des Kaufschillings für das Herzogtliuiii 
EMland iu den Jaliren 1346 u. 1347. 



Waldemar IV., König von Dänemark, verkauft i. J. 1346 
dem Hochmeister Heinrich Dusemer das Herzogthum Ehstland 
für die Summe von 19 000 Mark reines Silbers cölnisch. Ge- 
wichtes; von diesem Kaufschilling erhält der König 13 000 Mark, 
und sein Schwager, der Markgraf Ludwig von Brandenburg, 
6000 Mark für den Verzicht seiner Herzogsrechte. Den Ver- 
kaufsvertrag bezeugen für den König der Marschall, Ritter Stigot 
Anderson und der Hauptmann, Ritter Friedrich von Lochen. 
Der letztere — im Verlauf auch für den Markgrafen thätig — 
empfängt am 26. Februar 1347 vom Hochmeister Heinrich Du- 
semer 1000 Fl. als Belohnung für seine vielfachen Mühen. 

Die Abwickelung dieses Finanzgeschäftes ist ein willkommener 
Beitrag für die Kenntniss der mittelalterlichen Geldgeschäfte, der 
um so lehrreicher ist, als hier Währungsfragen über erhebliche 
Beträge entschieden werden. Stigot Anderson und Friedrich von 
Lochen Urkunden nämlich d. d. Riga, 11. März 1347, dass auf 
den Restkaufschilling wohl Scutaten und Florene, aber keine 
kubischen Florene angerechnet werden dürfen. Der Grund, 
warum und weshalb dies geschieht, ist aus der Urkunde nicht 
ersichtlich; es ist daher geboten, die gesammten diesbezüg- 
lichen Belege zu prüfen. 

Zuvor sei jedoch ein litterarischer Hinweis gebracht; Köhne, 
Ztsch. f. Mz. u. Wpk. 11, 86, erwähnt einmal flüchtig in seiner 



8. Alexi: Die Auszahlung des Kaufschillings f. d. Herzogth. Ehstland. 91 

Mflnzgeschichte Lievlands die eben genannte Urkunde und wandelt 
hier willkürlich die Währungen in rheinische Florene und rigi- 
sche Marken um; er findet, dafs z. Z. die lübischen Florene 
keinen bedeutend schlechteren Gehalt als die ganz feinen Floren- 
tiner Florene gehabt hätten und schliesst mit den Worten: «Was 
also den Bitter Stigot bewogen habe, sich diese Münzsorte zu 
verbitten, vermögen wir nicht anzugeben." Vossberg (Gesch. d. 
preuss. Mz.), Kotelraann (Mzw. d. Mark in Sallets Ztsch. XI) 
und Bahrfeldt (d. Mzw. d. Mark Brandenburg) lassen die Ur- 
kunden insgesammt unberücksichtigt. Es folgt nunmehr eine 
Aufstellung der betreffenden Belege nebst Quellenangabe'). 

1) Erkl&r. d. Abkürz.: NI = Napiersky Index corp. hist. dipl. Livoniae, 
Dorpat 1833; MLA = Monumenta Livoniae Antiq. III, Kiga und Leipzig 
1842; LU = Lübeck. Urkendenb. A.I, T. 2, 2, Lübeck 1858; RC = Riedel 
Codex Diplomat. II, 2, Berlin 1845. 



92 



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94 S. Alexi: 

C) X (Nr. 380 NI, Nr. 26 MLA, Nr. 821 RC.) Die Ritter 
Stigot Anderson und von Lochen stipuliren mit dem Hoch- 
meister und dem Meister in Lievland die Bedingungen über 
die Auszahlung des Bestkaufschilling d. d. Riga, 
11. März 1347: .... ^quod quelibet Marca memorate summe 
„pagari deberet in puro argento Lubicensi, secundum Coloniense 
„pondus, et ubi argentum in toto vel in parte deficeret, collectores 
„seu receptores huiusmodi pecunie sine contradictione pro qua- 
y^ lihet Marca levare debent L V sol^ Luhicen, denariorum legalium 
„et valencium, quibus vero deficientibus pro qualibet Marca 
„recipient quinque florenus cum dimidio dativos et valentes, ubi 
„vero defectus fuerit in florenis, talis suppleri debet cum Scutatis 
„seu Clippeis aureis, semper pro marca argenti, quatuor Scutatos 
„aureos cum dimidio, absque aliqua difficultate et instancia 
^computando.'* ... — 

Obgleich es für die hier in Betracht kommenden Währungs- 
fragen von untergeordneter Bedeutung ist, wollen wir nicht un- 
erwähnt lassen, dass in Beleg C, Nr. X sämmtliche Quellen nach 
der Copie des grossen Urkundenbuches vom Königl. Staatsarchiv 
in Königsberg drucken: „pro qualibet Marca levare debent 
XLV solid(os) Lubicen(sium) denariornuk*. Auf unsere Anfrage, 
ob hier ein Lesefehler vorwaltet, erhielten wir vom Königl. 
Staatsarchivar Dr. Joachim in dankenswerther Weise den Bescheid, 
dass die vollkommen deutlich geschriebene Copie allerdings so 
lautet und die deutsche Überschrift trägt: „vor die marc XLV 
Schillinge". — Hier liegt aber unzweifelhaft beide Male ein 
Schreibfehler zu Grunde! Dittmer hat aus zahllosen Ab- 
rechnungen bewiesen, dass in den Jahren 1341 bis 1371 der 
lübische Floren unverändert 10 Schilling Silbergeld, mithin in 
diesem Falle die Mark LV Schillinge galt*). — 



1) Dittmer, Gesch. d. erst. Gold-Ausmzg. z. Lübeck, Ztsch. d. Yer. 1 
Lübeck. Gesch. I, 48: »Was nun den Geltungswerth der Lübeck. Floren! 
«oder Aurei zur Zeit ihrer Ausmünzung von 1341 bis 1371 betrifft, so war 
«derselbe fortwährend 10 ß Silbergeld für das Stück, und konnte sich oner- 
„achtet der von Zeit zu Zeit vermehrten Stückzahl, die aus der Mark ge« 



Die Anszahlang des Kauf Schillings fflr das Herzogthum Ehstland. 95 

Wie aus der obigen Aufstellung ersichtlich ist, erfolgte die 
Tilgung des Kaufschillings in neun Raten, von denen wiederum 
sieben im Betrage von 12 000 Mk. vor der Stipulation vom 
11. März 1347 entrichtet werden; diese letzteren zerfallen 

. ^ piy ^ -.^oAAiL^r / M- 900, 200, 2900, 900, 2000\ 

in : fünf Raten mit 6900 M. ^-. — ^p — = j^-^ — ^tt-^ — ir-^^r- 

\BelegNr. I, II, IV, V, IX/ 

reines Silbers cöln. Gewichts 

und zwei Raten mit 5100 M. C ^-^ t,;. — tit xr\Tr 

\Beleg Nr. III, VIII/ 

in lübischen Plorenen gezahlt. Die Quittung (Beleg Nr. III) 

besagt, den Betrag von 1100 M. C. cöln. Gew. in 6050 Florenos 

(51 Flor. = 1 M. cöln. Feinsilb.) „non pondcratos sed debitam 

monetam habentes^ empfangen zu haben; die Bescheinigung 

(Beleg Nr. VIII) über 4000 M. C. lässt dem Wortlaut nach 

„equalem valorem sicut in placitis nostris utrobique conceptum 

est* eine Goldzahlung mit Sicherheit vermuthen. Da aber diese 

Zahlweise dänischerseits beanstandet wird, ist es geboten, den 

Mänzfuss der lübischen Florene festzustellen; derselbe war zur 

Zeit ein relativ schwerer: es gingen 66 Stück ohne Beimischung 

auf die Ludwigsmark Feingold (238,4 Gr.), und betrug demnach 

das Normalgewicht eines lübischen Hörens 3,61 Gr.*); der 

Florentiner Floren hingegen war ui sprünglich nach dem Fuss 

von 64 Stück ohne Beimischung auf eine Florentiner Mark 

Feingold (226,13 Gr.) ausgebracht und wog nur % Florent. 5 

« 72 Gr. oder 3,55 Gr. — *). 

«schrotet wurde, in dieser Weise auf einem gleichen Stande erhalten, weil die 
nAusmünzung des Silbergcldes in nahe gleichem Verhältniss gesteigert wurde.** 

1) Dittmer 1. c. p. 26 u. Anlage 11: es werden abgeliefert i. J. 1346 
^5912 fl. = 89 M. 4 1 18 A." u. i. J. 1347 J3179fl. = 199 M. 5| ISJA-, 
d. b. in beiden Fällen rund Sß Stück al marco. 

2) G. Villani, Muratori RIS XIII, 191: (a. 1252) de quali Fiorini Otto 
pesayano una oncia; le Blanc, Traite p. 19t, 204, 214; de Laurit^re, Ordon. 
I 550 n. 802, II 249: In der Verrufung von Philipp dem Schönen v. J. 
1314, die durch den Tod des Königs nicht zur Ausführung gelangte, werden 
genannt: »Fiearins de Florence qui seront de 70 au Marc, a quoi ils devoient 
fetre", nnd ebenso besagt ein Edikt von Philipp v. Valois v. J. 1328; eine 
weitere Ordonnanz d. d. 13. Juni 1316 setzt fest le donar d\>r li IVscu 13'^ sol., 
le florin de Florence 10 sol., nnd gingen also bereits 72 fl. auf die Troyes 



96 S. Alexi: 

Die Frage, in welchem Gelde der Restkaufschilling von 
M. 7000 gezahlt wurde, wird durch die Doppelquittung (Beleg 
No. VI) über M. 6000 beantwortet; danach ist einerseits diese 
Summe in Silber und in Gold, gezählt und gewogen auf dem 
Lübecker Rathhause in Empfang genommen, andererseits in 
baarem Gelde, in Silberbarren Lübecker Probe cöln. Gewichts 
und in Goldflorenen flandrischen Gewichts entrichtet worden; so 
wird dann auch die letzte Zahlung (Beleg No. VII) von 1000 M. 
in ähnlicher Weise geleistet worden sein. Zweifelhaft bleibt 
immerhin, ob die Zahlung stückweis in flandr. Fl. öder in be- 
liebig feinen Fl. nach Gewicht (Troyes Mark) erfolgte; beides 
kommt jedoch, wie der Münzfuss der flandr. Fl. ergiebt, auf das- 
selbe Resultat heraus. Da urkundlich flandr. Nachrichten fehlen, 
ist dieser Münzfuss aus der heimischen Geldgeschichte nicht zu 
ermitteln, und in diesem Falle nur aus dem Verhältniss zu den 
Scutaten abzuleiten. Der „Scutatus" oder „Viel Escu" war 
ebenfalls eine Feingoldmünze, 54 St. derselben gingen auf eine 
flandr. oder Troyes Mark*) (244,75 Grm.), und nach dem gege- 
benen Verhältniss (4*^ Scut. : 5]^ Fl. = 54 : 66) waren mithin 
aus einer Troyes Mark 66 Fl. gestückelt ; es wog demnach 1 Fl. 
3,70 Grm. Der flandr. Gulden, in gleicher Stückzahl wie der 
lübische aus der ortsüblichen Mark geschrotet, übertrifft daher 
diesen an Schwere um 0,09 Grm.'): der florenus aureus flandr. 

Mark (13^^:10 = 72:54). Auf Florent. Gewicht reducirt, wog im ersten 
Falle 1 Floren 71%gran., im zweiten 69 gran.; nach den Angaben von DeUa 
Decima, T. I Tav. IV in Soetbeer, Edelmetallprod. p. 119 war das Normal- 
gewicht 1 Floren i. J. 1324 u. 1345 = 70 ^^ gran.; das Buch war s. Z. von 
der König). Bibliothek verliehen, ich allegiere daher nach Soetbeer. 

1) Der Scutat, ein o/7-Solidus redivivus (1| Troyes Mark : 1 alt röm. & 
=• 72 : 54), wog 4,53 Grm. oder 3 d. 13 gm., ward saerst unter Philipp VI. 
in Frankreich a. 1336 geprägt und ist auch in gleicher Schwere a. 1346 
nachweisbar; le Blanc, Trait^ p. 206, du Cange-Henschel s. Moneta 466 und 
467. In einem i. J. 1341 angefangenen Lübecker Papierbuche, Dittmer 1. c. 
Anl. 3 heisst es; „Item 54 ecutos de recto ponderc debent obtinere unam 
marcam Trogenensem^. — Gaillard, Recherches p. 758, bringt erst orkundl. 
Nachweis über die flandr. Ecupr&gung v. J. 1349. 

2) Durch Wägung von flandrischen oder lübischen Fl. lassen sich diese 
Mflnzfusse nicht verifizieren, da wir ausser Stande sind, das Emission^ahr 



Die Aaszahlnng des Eaufschillings für das Herzogthum Ehstland. 97 

pond., gleichviel ob stückweis oder uach Gewicht bedungen, ent- 
spricht einer Zahlung nach der fland. Goldwährung oder der 
Troyes Mark, während der stückweis gezahlte florenus Lubic, 
nach der um nahezu 3 Prozent leichteren Ludwigsmark gemünzt, 
das Zahlmittel der dementsprechend geringeren lüb. Goldwährung 
bildet — Das Werthverhältniss vom Gold zum Silber war in 

,. „ „ . , . . 4 . /l Cöln. M. = 234 GrmA . . 

diesem Falle wie 1 : c. 11^^ (-^^' x 3,61 Grm. j- ^" ^'""^ 

. , , . 1 / /l Cöln. M. = 234 GrmA 

wie 1 : c. IIV m 7r;:^7rni • — 

^ \ 5J^ X 3,70 Grm. / 

Nunmehr ist auch die Anderson -Lochensche Urkunde vom 
11. März 1347 leicht erklärlich; die Ritter verlangen die Gold- 
zahlungen nach fiandr. Goldwährung, wozu sie zweifellos nach 
dem vertragsmässigen Scutatenkurs berechtigt waren, die Lübecker 
Wechsler hingegen zahlen nur laut Auftrag nach lübischer Gold- 
währung: um allen Weiterungen und Verlusten zu entgehen, 
schliessen die Ritter die lüb. Florene als Zahlmittel überhaupt 
aus. Bemerkt sei noch, dass der Weiterverkauf Ehstlands an 
die lievländ. Ordensgebietiger abermals nach dieser Doppel- 
Goldwährung erfolgt. 

Dusemer urkundet d. d. Wenden, 14. Octbr. 1347^) über den 
Verkauf gegen eine Zahlung von 14 000 Mark „puri argenti colon. 
ponderis, semper pro qualihet marca 5'^ florenos, si argentum 
nobis in toto vel in parte defecerit, aut 4 J^ scutatos aureos com- 
putando et expagando" ; auch soll der Kaufschilling in Raten von 
je 1000 Mark am Feste der Gehurt Johannes des Täufers v, J. 
1348 ab zu Lübeck und Brügge geleistet werden. — 

festcnstellen, und sich auch annehmen lässt, dass die schweren Fl. l&ngst 
aasgewippt wardenl So giebt z. B. Joseph, der Brezenh. Goldmzf. Zt. d. V. 
I. £. d. Rhein. Gesch. III, 181, 210 u 224, das (Durchschnitts-) Gewicht eines 
Fl. an mit 3,5 Grm., in der Fundmasse befand sich 1 fiand. FI. v. Ludwig I. 
and 2 Iflb. Fl. — Eine nach obigem Mttnzfuss in Flandern geprägte Gold- 
mOnse ist der a. 1859 und 13G0 urkundl. nachweisbare Royal ; Gaillard, 
Recherches p. 158 ff. 

1) Arndt, lievl. Chronik II, 101 u. 102; Nap. Ind. No. 381, 3344, 3345; 
Monom. LIt. Ant. III, No. 31. 

S. Alexi. 

8«{to«hri(t flDr NamitmftUk. XVII. 7 



Der Eund von Mchen. 



Vor kurzem wurde in Reichen, einem Dorfe bei Zielenzig 
im Ost-Sternberger Kreise der Neumark, ein Fund branden- 
burgischer Denare gemacht, der zwar wissenschaftlich wenig 
bedeutend ist, immerhin aber eine kurze Beschreibung, schon im 
Interesse der Chronologie der Brandenburger Denargepräge, ver- 
dient. Obwohl der Fund die erhebliche Zahl von 927 ganzen 
und 99 halbirten Denaren enthält, besteht er im wesentlichen 
nur aus zwei, nicht seltenen Geprägen; ausserdem finden sich 
nur noch sieben verschiedene Stempel, meistens nur in je einem 
Stücke. 

Der Fund enthielt folgende Denare, deren Beschreibung 
durch die Bezugnahme auf das jüngst erschienene vortreffliche 
Werk von E. Bahrfeldt „Über das Münzwesen der Mark Branden- 
burg** abgekürzt ist: 

1. No. 577 mit Inschrift WO— liD-QSß— RR. 1 Stück. 

2. No. 557 : Geflügelter Markgraf und 3 Blätter in Einfassung. 

1 Stück. 

3. No. 592 : Sechsstrahliger Stern mit Lilien besetzt. 1 Stück. 

4. No. 594: Blätterkreuz mit 4 Punkten in Einfassung. 2 Stück. 

5. No. 612: Scepter zwischen 2 Vögeln auf Stufen, l Stück. 

6. No. 645 : Sechsstrahliger Stern mit Dreiblättern in den Win- 

keln. 498 Stück. 
Zu diesem Gepräge bietet der Fund insofern etwas neues, 
als er klarstellt, dass die Figuren zur Seite des Markgrafen auf 
der Hauptseite nicht Herzen, sondern mit den Spitzen nach 



Fr. Bardt: Der Fund von Reichen. 99 

unten gerichtete Winkel, wie ein lateinisches V, sind. An 
einen Buchstaben wird man allerdings nicht denken können. 
Bei diesem Gepräge lassen sich zwei Stempel, mit grösserem 
und kleinerem Dreiblatt, unterscheiden. 

7. Zwittergepräge, auf beiden Seiten mit dem Sterne des vorigen 

Denars. 1 Stück. 

8. No. 655 : Helm im Kranz. 6 Stück. 

9. No. 661: Dreithürmiges Thor mit Adlerkopf in der Thor- 

öflfnung. 1 Stück. 
10. No. 672: Blätterkreuz in Vierpass. 415 Stück. Auch hier 

kleine Verschiedenheiten durch die mehr schlanke 

und breite Gestalt der Blätter. 
No. 6 und No. 10, welche die Hauptmasse des Fundes aus- 
machen, sind diejenigen Gepräge, welche zur Zeit der Ver- 
grabung desselben im Umlaufe waren. Dass es zwei Gepräge 
sind, während im Müuzbezirk doch immer nur ein Gepräge 
Giltlgkeit haben soll, mrä sich, bei der fast gleichen Anzahl der 
beiden Stempel, daraus erklären, dass die Ablieferung des alten 
Pfennigs und der Umtausch gegen den neuen noch nicht be- 
endet war. Der Schriftdenar von Woldemar ist somit älter als 
die beiden No. 6 und 10; die letzteren gehören also in die letzte 
Zeit der anhaltischen oder in die erste Zeit der bayerischen 
Markgrafen, wohin Bahrfeldt sie versetzt. Derselbe hat mit 
richtigem Blick die Zusammengehörigkeit aller hier vertretenen 
Gepräge erkannt, welche auch durch die unserem Funde ähn- 
lichen, aber reicheren Funde von Neuendorf und Spandau (Bahr- 
feldt S. 292 und 293) bewiesen wird. 

Frankfurt a. 0., April 1889. Fr. Bardt. 



7* 



Kleinere MittheilungeiL 



über eine Eigenschaft der SiibermUnzen. 

Eine englische Feinsilbermttuze aus dem Jahre 1800 wurde 
auf der einen Seite abgefeilt und mit feinem Schmirgelpapier 
blank gerieben. Als ich sie in der Flamme eines Bunsen- 
brenners bis zur Rothgluth erhitzte, trat das Gepräge der Seite 
ganz scharf wieder hervor und erhielt sich in derselben Deut- 
lichkeit nach der Abkühlung. Die ursprünglich erhabenen Stellen 
waren glänzend geblieben, also z. B. die Schrift, während die 
tiefen Stellen matt geworden waren. 

Es hängt diese Erscheinung offenbar mit dem verschiedenen 
Härtezustand zusammen, der durch die Prägung in der Münze 
hervorgerufen ist. Dafür spricht auch der Umstand, dass, wenn 
man die Münze zum zweiten Male abschmirgelt und wieder er- 
hitzt, die Prägung dann nur sehr unvollkommen wieder erscheint; 
durch das Glühen werden die Härteunterschiede ausgeglichen. 

Von Interesse und für die Numismatik vielleicht von Werth 
ist aber das, dass sich der durch die Prägung heiTOrgerufene 
Härteunterschied bis zu einer gewissen Tiefe in das Innere 
der Münze fortpflanzt, da eine ziemliche Schicht Silber abge- 
rieben war. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich dieselbe Er- 
scheinung auch an sehr alten Münzen wird hervorrufen lassen, 
da kein Grund dazu vorhanden ist, dass sich der Härteunter- 
schied, wenn er 90 Jahre bestanden hat, nicht auch zehn mal 
sich so lange erhält. 



Kleinere Mittheilungen. 101 

Mir stehen nicht alte Mfinzeu zur Verfügung, ich kann daher 
HOT zum Versuch anregen. — Jedenfalls ist eine rein metallische 
Oberfläche zum Gelingen des Versuchs nothwendig, da eine 
Oxydschicht die Prägung nicht hervortreten lässt, wie ich an 
einer Nickelmünze und an unreinem Silber sah. — Bei einer 
abgegriffenen alten Feinsilber- (oder 6old-)Münzc ist daher 
vielleicht nur nöthig, sie vor dem Glühen zu schmirgeln (mit 
Schmirgelpapier 0000), bei unreinem Silber oder Gold muss man 
dagegen wohl erst durch Behandlung mit Säuren (Schwefel- oder 
Salzsäure) eine reine Silber- resp. Goldoberfläche herstellen und 
dann glühen. 

Es ist anzunehmen, dass sich Goldmünzen analog verhalten, 
ich habe hierüber keine Versuche anstellen können^). 



^) Vgl. hierzu einen Aufsatz von SOpke in Grote's Blättern für Münz- 
kunde 1834, Bd. I p. 32. A. v. S. 

Dr. P. Drude. 



Literatur. 



Emil Bahrfei dt, Das Münzwesen der Mark Brandenburg 
von den ältesten Zeiten bis zum Anfange der Regierung der 
Hohenzollern. Mit 22 Münz-, 6 Siegel-Tafeln u. 1 Karte. Berlin, 
Verlag von W. H. Kühl. 1889. gr. 4. S. 321. 

Schon im Jahre 1843, als Köhne mit seinen Briefen über 
die Brandenburgische Münzgeschichte (Köhne Zeitschr. HI S. 357) 
begann, bestand ein weitverbreitetes Verlangen nach einer über- 
sichtlichen Zusammenstellung des damals schon vorhandenen 
reichen, aber sehr spröden Stoffes; aus diesem lebhaften Ver- 
langen sind diese selbst von Grote, Köhne's erklärtem Wider- 
sacher, belobten Aufsätze hervorgegangen. Dennoch waren sie 
nicht viel mehr als Abschlagszahlungen, einerseits wegen ihrer 
überwiegend aphoristischen Natur, andrerseits weil sie durch 
Abbildungen so wenig unterstützt waren, meistens nur auf die so 
seltenen Rauschen Kupfertafeln Bezug nahmen. Spätere Arbeiten, 
sowie die zahlreichen seitdem erfolgten glücklichen Entdeckungen 
neuer und meistens hervorragend interessanter Münzen konnten 
die Sehnsucht nach einem Corpus numorum Brandenburgensium 
nur steigern, allein die Schwierigkeit der Aufgabe, welche vor 
Allem in der grofsen Menge stummer Gepräge ihren Grund hat, 
schreckte lange die wenigen Berufenen zurück. Da erfuhr man 
vor einigen Jahren, dass Hr. Bahrfeldt, als eifriger Sammler 
Brandenburgischer Mittelaltermünzen bekannt, sich für diese 
Arbeit vorbereite. Bald auch trat er mit verschiedenen Vor- 
studien ans Licht und jetzt bietet er uns in dem vorliegenden 



Literatur. 103 

Werke die reife Frucht seines jahrelangen Fleifses. Gerade 
diese rastlose Thätigkeit im Herbeischaffen des Münzmaterials, 
das Erste, was von einer solchen Arbeit verlangt werden muss, 
leuchtet schon ans dem umfange seiner Sammlung hervor, ferner 
auch aus der Menge der bisher unbekannten, zum Theil (so die 
interessante No. 103 mit AßlOI-DeDI-eT-eMieTT) verschollenen 
Stücke, nicht minder aber auch aus der Zahl der benutzten 
Sammlungen und Bücher. 

Dass er diese Bücher und namentlich die Arbeiten seiner 
Vorgänger verständig benutzt hat, davon wird man sich bei Le- 
sung eines beliebigen Abschnittes bald überzeugen, insbesondere 
aber, was ihm zum Lobe gereicht, davon, dass er gern und willig 
seine eigenen früheren Ansichten zu Gunsten besser begründeter 
fremder aufgegeben hat, dass es ihm alo ernstlich um Erkenntniss 
der Wahrheit zu thun ist. Dennoch lehnt er sich nicht stets in 
bequemer Weise an Andere an. Vorzugsweise gilt dies in seinem 
Verhältniss zu Eöhnc. Dieser ist bei allen sonstigen Vorzügen seiner 
erwähnten Münzbriefe doch in den Fehler verfallen, mehr Gepräge 
bestimmten Füisten und Münzstätten zuweisen zu wollen, als 
beim Mangel sicherer Merkmale zulässig ist, er lässt sich durch 
trügerische Zeichen leiten, und sieht heraldische Figuren, wo 
entweder an Wappeubilder überhaupt nicht zu denken ist, oder 
wo bei einer Mehrzahl verschiedener wappeuähnlicher Zeichen 
die Entscheidung, welches derselben als das hauptsächliche, also 
wesentliche anzusehen, geradezu unmöglich ist. Damit hat sich 
Köhne allerdings einer gewissen Willkühr schuldig gemacht, 
wenngleich dieser Vorwurf ihn nicht gerade allzu schwer tiifft, 
denn einmal hat er keine Vorarbeiten vorgefunden und andrer- 
seits dient sein Schema sehr zur übersichtlichen Anordnung, 
nur muss man sich freilich dabei gegenwärtig halten, dass ein 
grosser Theil seiner Zutheilungen einer festen Grundlage ent- 
behrt. Hr. B. hat nach dieser Richtung hin eine strenge ISich- 
tung vorgenommen, die nur bisweilen wohl etwas zu streng aus- 
gefallen ist, denn bei Nr. 678 bis 682 z. B. spricht doch wohl 
eine starke Vermuthung für Königsberg: das gekrönte Haupt 



104 Literatur. 

ebenso wie die als Hauptgepräge auftretende Krone enthalten 
nach der Bildersprache des Mittelalters einen ziemlich deut- 
lichen Hinweis auf die Stadt, welche einem Könige ihren 
Namen verdankt. Und umgekehrt wird auch manche ge- 
troffene Zuweisung sich als bestreitbar erweisen; dies ist aber 
. ein Übelstand, der weniger dem Hrn. Verf. als dem Mangel ge- 
nügender Anhaltspunkte zur Last zu legen ist, zumal bei dem 
bekannten Bestreben der kleineren Nachbaren, ihre Gepräge 
denen eines Mächtigeren möglichst ähnlich zu gestalten. Der 
Hr. Verf. hat gethan, was sich thun liess, er hat bei allen nicht 
inschriftlich gesicherten Münzen die Funde zur Kichtschnur ge- 
nommen, und an der Hand dieses Leitfadens die schriftlosen 
Gepräge, nach grösseren Zeiträumen abgetheilt, den sicheren, 
bestimmten Regenten oder Münzstätten beigelegten, angeschlossen. 
Bei der allgemeinen Bekanntschaft mit den brandenbur- 
gischen Mittelaltermünzen, die wir bei den Lesern unsrer mit 
diesem Gegenstande so oft befassten Zeitschrift voraussetzen 
dürfen, wird es sich erübrigen, eine Übersicht über den Stoflf 
und seine Eintheilung zu geben, nur darauf sei aufmerksam ge- 
macht, dass, was der Einblick in eine Sammlung nicht erkennen 
lässt, in der Mark, abgesehen von der ältesten Zeit bis zum 
Schlüsse des zwölften Jahrhunderts, viel mehr zweiseitige 
Münzen als Brakteaten geprägt worden sind. Dass aber die 
interessantesten und schönsten Gepräge in diese Frühzeit fallen, 
in welcher, im Gegensatz zu den folgenden Jahrhunderten, die 
Inschriften die Regel bilden, das darf als allgemein bekannt 
gelten ; ein Blick auf die Taf. I — IV zeigt, wie reich wir in den 
etzten Jahrzehnten geworden sind. Diese Abbildungen sind 
nach befriedigenden Zeichnungen des Fräuleins Marg. Buchholz 
in der hiesigen Anstalt von Alb. Frisch in Lichtdruck herge- 
stellt, und begreifen auf Taf. I— XXH sämmtliche besprochenen 
Münzen, denen noch zur Vergleichung einige in den Text ein- 
gedruckte angeschlossen sind, während auf Taf. XXIII— XXVUI 
Siegel, vorzugsweise städtische beigegeben sind, welche im Texte 
zur Erläuterung und Begründung der Zutheilungen herangezogen 



Literatur. 105 

sind. Nicht weniger kommt dem VerstäDdniss die beigegebene, 
allerdings nicht besonders deutliche Landkarte der Mark Bran- 
denburg zu Hülfe, und ebenso mannigfache Verzeichnisse und 
Tabellen, unter ersteren besonders eine sorgfältig ausgearbeitete 
Nachweisung von 68 clironologisch geordneten Funden ; auch wird 
die Übersichtlichkeit durch Kolumnen -Überschriften und Über- 
schriften über den Tafeln erheblich gefördert, ein Behelf, den 
80 viele Schriftsteller zum Schaden ihrer Leser anzuwenden ver- 
absäumen. 

Zum Schlüsse noch einige ergänzende und verbei'sernde Be- 
merkungen über verschiedene Einzelnheiten. S. 64 wären als 
slavische Worte auf Mittelaltermüuzen dem Cnes des Jakza noch 
das MILOST (Caritas) bei Friedensburg Schles. Nr. 514 und etwa 
das böhmische BOZE (wechselnd mit DEVS und GOT) Bd. I 
S. 366 Nr. 98 a d. Z. anzuschliessen. Nicht ganz genau ist wohl 
die Beschreibung des Denars Nr. 156 und der Brakteaten 213 
und 214; namentlich hält auf 156 der Markgraf kein Schwert, 
sondern einen Streitkolben (Lilie?). Bei Nr. 165 wäre zu sagen 
gewesen, dass Mader diese Münze für Brena beansprucht, eine 
Meinung, die überdies an Gewicht gewinnt, nachdem jetzt 
Nr. 247, 589, 590 und 591 als Anhaltische Nachprägungen ent- 
larvt sind, nur würde dieser Brenische Pfenig älter sein, als 
Mader glaubt und den Brüdern Otto II (f 1234) und Dietrich I 
(tl261?) zugesprochen werden müssen. Nr. 191, von dem Hr. 
B. kein Exemplar nachweisen kann, befindet sich in. meiner 
Sammlung. Nr. 353 ist doch wohl als pomniersches (Stargarder) 
Gepräge hier zu streichen, sie hat ganz die Fabrik des Brak- 
teaten Taf. IV 88 meiner Pomm. Mz., den Hr. B. ausdrücklich 
als nichtbrandenburgisch bezeichnet, auch stammt 353 (Taf. Yll 
207 Bd. VII d. Z.) aus dem Bünstorfer Funde, also aus dem 
ersten Viertel, nicht aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts 
und kann also wohl schon aus diesem Grunde nach des Hrn. 
Verf. eigenen Anführungen nicht in dem zuerst 1239 und zwar 
als Besitz der Edlen Herren Gans (zu Putlitz) erwähnten Perle- 
berg geschlagen sein. Auch bei Nr. 498 und 684 hätte der Voll- 



106 Literatur. 

ständigkeit halber erwähnt werden können, dort, dass Mader 
(II. Versuch S. 68) das VmU'K (VieHK) auf Brena, hier, dass 
Köhne die im Kreise eingeschlossenen Buchstaben KQV „ave" 
deutet; mit welchem Rechte bleibe dahingestellt. Nr. 621 ist 
uns durch den Fund von Brandenburg (Nr. 67) bekannt geworden, 
dessen Inhalt Hr. B. nach meinen Mittheilungen angiebt; dabei 
habe ich aber zu bemerken, dass ich diese aus der Erinnerung 
gemachten Mittheilungen auf das Maass des unzweifelhaft Sichern 
beschränkt habe, man wird jedoch kaum fehlgehen, wenn man 
alle Münzen auf Weidhas' Taf. IX, 11 bis XI, 23 als Bestand- 
theile dieses Schatzes ansieht, charakteristisch und Erkennungs- 
zeichen ist für sie ein goldgelber Schimmer und bei nicht 
wenigen rothe Linien auf der Oberfläche. Bei Nr. 645 wird auf 
pommersche Gepräge mit ähnlichem Mänzbilde (2 Halbmonde, von 
4 Sternen umgeben] Bezug genommen; diese sind aber zufolge 
des Sekretsiegels von GoUnow in dieser Stadt und nicht in Star- 
gard geschlagen. Bei Nr. 683 wird der Zweifel ausgesprochen, 
ob dies Stück oder Nr. 339 nach Grote's Angabe in den BI. f. 
Münzkunde I Nr. 19 (I, 19) in dem dort beschriebenen Funde 
gewesen sei; dieser Zweifel erledigt sich aber durch die Be- 
schreibung, nach welcher der Markgraf Schlüssel hält, es kann 
also nur Nr. 339 gemeint sein. 

Dem Veniehmen nach beabsichtigt der Hr. Verf. die Fort- 
setzung seines Werkes bis zum Schlüsse des Mittelalters; es wäre 
dies der bei weitem leichtere Theil der Arbeit, der aber doch 
gewissermassen dem vorliegenden Theile erst seinen Abschluss 
geben würde. Hoffen wir, dass eine gute Aufnahme des bisher 
Geleisteten Hrn. B. dazu ermuntern wird. H. D. 



Beschreibung der Sammlung böhmischer Münzen und Me- 
daillen des Max Donebauer. Prag 1888, gr. 8. (Erste Ab- 
theilung: Regierungsmünzen, bis 1526). S. 98 und 2 Stammtafeln. 
Mit 21 Tafeln Abbildungen. 

Der so hochinteressanten, für Deutschland besonders wich- 
tigen böhmischen Münzkunde des Mittelalters ist die Litteratur 



Literatur. 107 

noch nicht genügend gerecht geworden, denn Voigt's Werk ist 
längst veraltet, Killian's reichhaltiger Katalog ist durch seine 
Fälschungen arg entstellt, und Hanka's Aufsätze in den Pamätky 
sind in einer uns Deutschen fremden Sprache verfasst. Glückliche 
Funde der letzten Jahre (von Eibenschütz, Kyselowitz, Mitko- 
witz, Peisterwitz, Rackwitz u. s. w.) aber haben den zu Voigt's 
Zeit so dürftigen Stofif in dem Maasse vermehrt, dass ein diese 
Fälle ordnendes Werk dringend noth thut. Mit Freuden haben 
wir daher das unlängst durch einen Prospekt zur öffentlichen 
Eenntniss gebrachte unternehmen des als Sammler und Kenner 
vortheilhaft bekannten Max Donebauer begrüsst, ein von Abbil- 
dungen begleitetes Yerzeichniss seiner überaus reichen Sammlung 
böhmischer Münzen herauszugeben, und freuen uns, dass auch 
sein unerwartet frühzeitiger, jäher Tod seinen Plan nicht zum 
Scheitern gebracht hat. 

Das vorliegende erste Heft umfasst das Mittelalter, schliesstalso 
mit Ludwig I. (f 1526). Zu kritischen Bemerkungen geben die 
Münzen der 3 Boleslaws Anlass, welche nach einigen der ältesten 
Goldmünzen aus heidnischer Zeit (aus den Funden von Podmokl, 
Mirowitz u. s. w.) in reicher Reihe (Nr. 26 bis 148) ervscheincn, 
unter ihnen besonders bemerkenswerth , ausser 3 Denaren der 
Emma, Gemahlin Boleslaws II, die beiden Denare der Biagota 
(Nr. 37, 38), muthmasslichen Gemahlin Boleslaws I. Bei der 
Anordnung dieser Boleslaws -Münzen bieten sich die grössten 
Schwierigkeiten, entstehend daraus, dass drei Herzoge desselben 
Namens Boleslaw unmittelbar aufeinander folgen. Einen durch 
Gründe unterstützten Versuch zur Anordnung ihrer Münzen hat 
meines Wissens bisher einzig Menadier gelegentlich der Beschrei- 
bung des Peisterwitzer Fundes (Bd. XV S. 113 d. Z.) gemacht, 
während alle übrigen Schriftsteller mehi* oder weniger nach dem 
OefÜhl verfahren. Die Funde sind bisher auf diese Frage hin 
noch nicht genügend untersucht und grösstentheils nicht ein- 
gehend genug verzeichnet worden, so dass Ch. Fieweger (Nentwig 
nnmismat. Bl. 1879 S. 52) sogar in Exemplifikation auf das be- 
nachbarte Sachsen jede Prägung unter den beiden ersten Boles- 



108 Literatur. 

laws, also vor 999 leugnen konnte! Dabei schienen ihn allerdings 
die Funde zu unterstützen, denn die beiden ältesten, der von 
Obrzycko und der von Tureflf, jener etwa 973, dieser auch vor 
976 niedergelegt, weisen in ihrer Beschreibung (s. meine Mz. d. 
Sachs, und fränk. K. S. 41—43) keine einzige böhmische Münze 
auf. Dies ist indess bezüglich Obrzycko's nicht zutreffend , denn 
das von Friedländer, dem Beschreiber dieses Fundes, für bairisch 
erklärte Bruchstück mit dem Münzmeister SFEB hat sich in- 
zwischen, meiner S. 408 a. a. 0. geäusserten Vermuthung gemäss, 
als einer der erwähnten Biagota-Denare (hier Nr. 37) entpuppt, 
und wie misslich es um den seinem Inhalte nach nur durch 
Cappe bekanntgewordenen Fund von Tureff steht, habe ich be- 
reits a. a. 0. S. 43 dargelegt, daher bezüglich seiner das Vorhanden- 
sein von Boleslaws durchaus nicht ausgeschlossen ist; jedenfalls 
können aus deren Fehlen sichere Schlüsse nicht gezogen werden, 
da wir über seine Stückzahl ganz ohne Kenntniss sind. Man 
hat dann auch immer angenommen , dass schon Boleslaw I ge- 
prägt habe, und diese Annahme wird auch durch einen Blick auf 
das benachbarte, für Böhmen vorbildlich massgebende Baierland 
unterstützt, ja leicht möglich, dass schon Boleslaws I Vorgänger, 
der heilige Wenzel, ihm dazu das Beispiel gegeben hat Me- 
nadier, der das auch annimmt, theilt dem ersten Boleslaw, im 
Einklänge mit der herrschenden Ansicht, die besonders alt aus- 
sehenden Denare vom Schwerttypus zu, sodann die von Anderen 
und auch hier (Nr. 152 bis 156) dem Polenkönige Boleslaw 
Chrobry, als Besitzer von Böhmen zugeschriebenen Pfennige mit 
vorwärtsgekehrten Köpfen, ferner die nach Eegensburger Muster 
mit Kirchengiebel und Kreuz mit je 3 Kugeln in 3 Winkeln ge- 
schlagenen (s. Bd. XV S. 158 d. Z.); dem jüngeren (zweiten) 
Boleslaw aber giebt er (a. a. 0. S. 160), wieder im AnscUuss an 
die Regensburger Prägung, die Denare mit Kirch engiebel, welche 
das Kreuz mit einer Kugel in jedem Winkel zeigen, dann die 
vom Bairischen Gepräge, welche auf der andern Seite die Hand 
Gottes haben, endlich auch die bekannten Denare mit ProlSlkopf 
und dieser Hand (Münzmeister 0M6RIZ). Damit befindet sich 



Literatur. 109 

der vorliegende Katalog im Ganzen im Einklänge, nur dass er, 
wie bemerkt, die Denare mit dem Vollbilde unter Boleslaw 
Chrobry aufführt (Nr. 152 — 156). Bedenken gegen die Über- 
weisung der OMGRIZ- Denare an Boleslaw II habe ich schon in 
den Berl. Blättern 1 S. 34 entwickelt, sie werden verstärkt da- 
durch, dass der etwa 996 niedergelegte reiche Schatz von Stolp 
(M6m. St. Pet. II S. 96, Dannenberg a. a. 0. S. 43) unter so vielen 
Boleslaws keinen einzigen dieser doch so häufigen Denare ent- 
halten hat, wogegen sie bei Peisterwitz in mehr als 100 Exem- 
plaren aufgetreten sind, sie gehören also doch wohl zu den 
jüngsten Geprägen dieses Fundes, und da in demselben Alwich 
von Strassburg (999 — 1001) und zwar kein Heinrich II, wohl 
aber Otto-Bezpriem , Sohn Boleslaw Chrobrys (1003/4) vorge- 
kommen, so dürfte die Annahme, dass Omeriz die fraglichen 
Münzen unter Boleslaw III. hat schlagen lassen, kaum abzuweisen 
sein. Eine grössere Gewissheit aber, soweit sie überhaupt zu 
erlangen ist, kann sich nur aus zahlreichen ferneren, gewissen- 
haft zu untersuchenden Funden ergeben. 

Was indessen nicht dem geringsten Zweifel unterliegt, ist 
dass Douebauer oder Hr. Fiala, den wir nach der Anmerkung 
S. 77 wohl als den Verfasser dieses Katalogs anzusehen haben, 
sich auf einem Irrwege befindet, wenn er die sinnlosen Inschriften 
auf einer Reihe von Obolen und Denaren, meistens Peister- 
witzem, und hauptsächlich mit der Hand und entweder einem 
Vogel oder dem Kirchengiebel bezeichnet, eine Bedeutung abzu- 
gewinnen versucht; über die Unzulässigkeit solchen Verfahrens 
habe ich mich schon (a. a. 0. S. 32) in Übereinstimmung mit 
Thomsen (Bl. f Mzkd. III, 5) und Grote (Mzstud. IV, 58 V, 95 
u. s. w.) öfter ausgesprochen. Vollends verfehlt ist es aber, wenn 
als Ergebniss solcher Deutungen griechische Inschriften (Nr. 158 
AVhAHI+AV»A\, gelesen: avroxQccTOQ^ amoTtqaxoqoav, Nr. 166 AVTV 
jaViOVIVD, gelesen AVTV LBVICVIVD, gedeutet avroxqdvtdQ Lu- 
bicensis und dergl.) erscheinen, und daraufhin Zutheilungen an 
Häuptlinge des „baltischen Slaven**, der Bodritzer, der Wagrier 
in Lübeck, der Drewanen in Celle, der Lutizer in Usedom und 



110 Literatur. 

Wollin, der Serben im Anhaltischen u. s. w. vorgenommen 
werden (Nr. 158 — 188). Gleich unhaltbar sind die Erklärungen 
der die Hand Gottes begleitenden Buchstaben A—(s) durch die 
hebräischen Buchstaben Schin und Ain als Anfang von Schadai 
(heilig) und Ain (Auge) (Nr. 69), wof&r dann ein anderes Mal 
(Nr. 71) als Anfang des lateinischen oculus stehen soll, ebenso 
unstatthaft ist es, in einem einzelnen E unter dem Kirchengiebel 
entweder (das hebräische) Elohim oder ecclesia zu sehen (Nr. 29); 
was lässt sich nicht in solche einzelne Buchstaben alles 
hineinlegen! — wir haben es doch in letzterem Falle nur wie 
auch sonst mit einem Münzmeisternamen zu thun, also auch 
nicht (Jfr. 41 AQO) mit Adouai, nicht (Nr. 44 lOA) mit Jehovah, 
ebensowenig wie (Nr. 47) das bekannte ONO auszulegen ist: der 
Einzige 1 

Auf die Boleslaws folgen nach Wladiwofs kurzer Zwischen- 
herrschaft (s. Nr. 149, 150?) die verhältnissmässig langen Ee- 
gierungen von Jaromir, Udalrich und Bracislaw I (1003 — 1055) 
mit zahlreichen, grossen Denaren, die sich theil weise an by- 
zantinische und englische Muster anlehnen. Der Umfang der 
Münzen verkleinert sich schon gegen das Ende dieser Epoche, 
mehr noch unter den nachfolgenden Regierungen. Dagegen ge- 
winnen die bis dahin recht roh gezeichneten Münzbilder um das 
Jahr 1100, unter Borivoi und Swatopluk, ausserordentlich an Schön- 
heit und erreichen und behalten im 12. Jahrhundert unter Wla- 
dislaw I und Sobieslaw I einen Grad von Zierlichkeit, der in 
Betracht ihrer Kleinheit im ganzen Mittelalter fast einzig dasteht 
und nur etwa noch in Lüttich eine Analogie findet; dabei ent- 
wickelt sich auch das Gepräge zu ungewöhnlichem Reichthum 
(bis zu 5 Figuren kommen auf diesen winzigen Münzen vor, s. 
Nr. 477, 479) und dient vielfach medaillenartig der Verewigung 
historischer Vorgänge, wenngleich die wenigsten derselben sich aus 
unsren dürftigen Quellen nachweisen lassen. Ein Rückgang tritt 
aber schon unter Przemysl I ein, dessen Denare uns grössten- 
theils erst kürzlich durch den Mitkowitzer Fund bekannt ge- 
worden sind, und wird noch aufiälliger gegen das Ende seiner 



Literatur. 1 1 1 

Regierung und unter seinen Nachfolgern Wenzel I, Ottokar II 
und Wenzel II, die abgesehen von wenigen Denaren des Ky- 
selowitzer Fundes (Nr. 678 — 683) uns nur schlecht ausgeprägte 
und fast ausnahmsweise stumme Brakteaten hinterlassen haben 
(Nr. 575— 677, 782—795 und 799—805). Angeschlossen sind 
die sogenannten Wiener Pfennige aus den östreichischen Provinzen, 
welche dem Scepter Ottokar's II unterworfen waren (Nr. 684— 
781), sowie einige brandenburgische Pfennige mit dem böhmischen 
Löwen. — Eine andere Gestalt gewinnt das böhmische Münz- 
wesen im Jahre 1300 durch die bekannte Münzreform Wenzel'sII, 
wir treten damit in die Groschenperiode und sehen bald darauf 
unter Johann die ersten Goldgulden erscheinen; unter Nr. 807 
— 1008 wird eine stattliche Reihe dieser späteren Gepräge auf- 
gezählt. Man wird es dem Sammler nicht verdenken, dass er 
seinen Besitz auch durch die ausserhalb Böhmens geschlagenen 
Münzen und durch restituirte Medaillen bereichert hat, welche 
letzteren freilich theilweis in ihrer styllosen Unschönheit (Nr. 925 
—927) die Folgen der abgebildeten gleichzeitigen Münzdenk- 
mäler störend unterbrechen. Diesen in der lithographischen 
Anstalt von Vitek in Prag hergestellten Abbildungen gebührt 
das Lob vollkommener Treue, und da die wesentlichen Typen 
fast vollständig zur Darstellung gelangt sind, so gewährte das 
Durchblättern dieser Tafeln reiche Belehrung. Auch die beige- 
fügten zwei Stammtafeln bilden eine angenehme Beigabe. 

Zum Schluss noch einige kleine Bemerkungen bezüglich der 
Mttnzbeschreibungen. Auf Nr. 275 füllen nicht 4 Anker, sondern 
4 Ankerkreuze die Winkel des Kreuzes , und auf Nr. 396 sitzt 
eine Gestalt nicht am Throne, sondern auf dem Throne, sowie 
auch auf 467 Wladislaw I nicht am Todtenbette liegt. Auf 
Nr. 362 und demnach auch auf Nr. 426 ist wohl nicht ein ge- 
flügeltes Brustbild, sondern ein gewöhnliches Brustbild ohne 
Flügel zu sehen, die vermeintlichen Flügel sind nur die etwas 
hohen Schultern. Auf Nr. 412 (und daher auch 411) dürfte nicht 
ein Kopf über einem Thron, sondern ein Erzengel dargestellt 
sein, wozu auch die Umschrift SERVVS DEI vortrefflich passt. 



112 Literatur. 

— Nicht recht verständlich ist es, weshalb bei allen Brakteaten- 
Beschreibungen bemerkt ist: „Rückseite leer", das bedeutet 
eine Raumverschwendung von mehr als 100 Zeilen, da ausserdem 
die Bezeichnung der Münzen als Brakteaten nie fehlt Auch 
einige orthographische Unebenheiten, wie Nr. 595 Syrene und 
606 Harpie wirken störend. Endlich mag von verschiedenen 
zweifelhaften Zutheilungen nur die des bekannten Pfennigs 
Nr. 928 mit 5t hervorgehoben werden, welcher doch wohl jetzt 
als Gepräge der Baiernherzöge Stephan III und Ludwig VE von 
Ingolstadt anerkannt ist (s. Beierlein Nr. 90, 91). 

Mit der Herausgabe dieses auf noch fünf weitere Abthei- 
lungen berechneten Werkes wird dem verewigten Donebauer 
ein bleibendes glänzendes Denkmal gesetzt sein. H. D. 



Die Mtmzpolitik Diocletiaiis und seiner JSracMoIger. 

(Schlass.) 

IV. 

Die Kupfermünze. 

Wenden wir uns nun von der schriftlichen Überlieferung 
den Denkmälern zu, so liegt für die Zeit Diocletians und seiner 
Mitregenten die Sache recht einfach. Die grosse Masse ihres 
Eupfergeldes zerfällt in zwei Münzsorten ^), die man als mittlere 
und kleine Bronzen zu bezeichnen pflegt. Beide enthalten einen 
Silberzusatz, der durch Sieden in einer Säure auf der Oberfläche 
hervorgetrieben war, so dass sehr gut erhaltene Exemplai-e noch 
jetzt wie versilbert aussehen. Die grösseren Stücke haben einen 
Durchmesser von 23 — 27 mm, die kleineren von etwa 22; jene 
wiegen 7 — 14,5, diese 2,5 — 4,5, was etwa auf ein Normalgewicht 
von 10 resp. 4 römischen Scrupeln (11,37 und 4,55) schliessen 
lässt'). Die kleine Sorte ist im Gepräge dadurch charaktrisirt, 
dass der Eaiserkopf immer mit der Strahlenkrone geschmückt 
ist'), was bei den Mittelbronzen niemals vorkommt. 



1) Die Sesterzen, von denen Missöng (Zur Münzreform unter Aurelian 
und Diocletian. Wiener Numism. Zeitschr. I, S. 126) redet, habe ich nie ge- 
sehen. Sie sind jedenfalls sehr selten und können für den Geldumlauf kaum 
von Bedeutung gewesen sein. 

2) Warum ich bei derjenigen Münzsorte, welche schon vor Diocletian 
bestand, das Maximalgewicht, bei derjenigen, welche erst unter seiner Re- 
gierung eingeführt wurde, das Durchschnittsgewicht als normales betrachte, 
ergibt sich aus dem S. 44 u. 140 Gesagten. 

8) Man nennt diese Münze gewöhnlich Antoninianus, doch da dieser 
Name nur in den gerälschten Urkunden der Script, bist. Aug. vorkommt, 
die von den Geldverhältnissen des dritten Jahrhunderts gar keinen Begrifif 

ZeÜMhrift fbr Namiimfttik. XVIL 8 



114 0. Seeck: 

Über das Verhältniss der beiden Münzsorten dürften viel- 
leicht folgende Zahlen einiges Licht verbreiten. Im Berliner 
Museum befindet sich von jedem der vier Mitregenten folgende 
Anzahl von Stücken: 

Dioclet. Maxim. Constant. Galer. 
Mittel 118 138 58 85 

Klein 133 110 18 26 

Im Cohenschen Katalog ist nach flüchtiger Zählung die 
folgende Anzahl von Typen verzeichnet: 

Mittel 86 132 104 95 

Klein 255 298 58 45 

Also bei den zwei Augusti, welche 284 resp. 286 zur Re- 
gierung gelangten, sind die Kleinbronzen in gleicher Zahl vor- 
handen wie die mittleren oder sie überwiegen sogar; bei den 
Caesares dagegen, die erst 293 mit dem Purpur bekleidet wur- 
den, sind die grösseren Stücke mehr als doppelt so zahlreich. 
Bei denjenigen Kaisern endlich, welche erst nach der Abdankung 
Diocletians (305) zur Herrschaft berufen wurden, fehlen die 



mehr haben, so entbehrt er jeder Beglaubigung und ist besser zu ver- 
meiden. Dass es, wie Missong S. 13S annimmt, Stflcke mit Strahlenkrone 
gebe, die aus reinem Kupfer bestehen, halte ich schon aus Gründen der 
Zweckmässigkeit für sehr zweifelhaft. Jener Schmuck des Eaiserkopfes hatte 
mehr als ein halbes Jahrhundert lang geradezu als das Werthzeichen eines 
ganz bestimmten Nominales gedient Wenn man ihn jetzt auf Münzen gesetzt 
hätte, welche durch den Mangel der Silberbeimischung einen yiel geringeren 
Werth präsentirten, so hätte dies nur zu einer Täuschung des Publikums 
führen können, umsomehr als man die Weisskupferstücke, sobald sie etwas 
abgegriffen waren, nicht mehr von reinem Kupfer unterscheiden konnte. 
Denn in den Sammlungen ist der Silbersud auch bei solchen Münzen äusserst 
selten wahrnehmbar, die ihn ursprünglich sicher gehabt haben. Er tritt nur 
bei Exemplaren hervor, die entweder ausserordentlich gut erhalten oder von 
den modernen Sammlern mit Säuren behandelt sind. Selbst recht gut con- 
servirte Stücke haben meist Aussehen und Patina des reinen Kupfers. Man 
kann daher niemals ohne chemische Analyse behaupten, dass irgend eine 
Münzgattong keinen Silberzusatz enthalte. Von den Stücken mit concordia 
militum, welche Missong anführt, habe ich in Berlin einzelne gesehen, bei 
denen der Silbersud unverkennbar war, und nach Mommsen S. 798 Anm. 207 
hat Rauch gerade bei Münzen dieses Reverses einen Gehalt von 4^/, Procent 
Silber constatirt. 



Die Mflnzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 115 

Münzen mit der Strahlenkrone ganz'). Man wird darans 
schliessen dürfen, dass die Prägung derselben unter Diocletians 
Begierung aufgehört hat und dies zwar zu einer Zeit, die nicht 
gar zu lange auf die Ernennung der Gaesares (293) folgte. Als 
Bestätigung kommt hinzu, dass die aus Kleinbronzen bestehenden 
Schätze, welche unter Diocletian vergraben sind, Münzen des 
Constantius und Qalerius entweder gar nicht') oder nur in ganz 
verschwindender Zahl ') enthalten, während diejenigen, in welchen 
die Gaesares häufiger auftreten, ganz ausschliesslich aus Mittel- 
bronzen zusammengesetzt sind *). Beide Münzgattungen vereinigt 
kommen in Schätzen Diocletianischer Zeit, obgleich deren Anzahl 



1) Maziminus Daza macht nur eine scheinbare Ausnahme, denn auf den 
beiden Münzen mit Concordia militum (Cohen 9) ist nur durch Versehen des 
Stempelschneiders maximinvs für maxlmianvs geschrieben; in Wirklichkeit 
gehört die eine dem Maximinian, die andere dem Galerius an. Dies beweist 
der beiden Stücken gemeinsame Revers, der bei Diocletian und seinen Mit- 
regenten ganz gewöhnlich ist, bei Maximinus Daza dagegen sonst nie vor- 
kommt. Ausserdem lautet auf der einen Münze der Name: Imp, C. M. A, 
Maximinus p. f. Äug,, und M(arcus) Ä(urelius) hat der alte Maximian ge- 
heissen; Maximinus kommen die Vornamen Galerius ValeHus zu. Vgl. SaUet, 
Zeitschr. f. Num. V, S. 253, wo im allgemeinen das Richtige getroffen, nur 
ans einem begreiflichen Versehen auf der stark abgegriffenen Münze, die 
dort beschrieben wird, VA{lerius) statt iA{arcus) A{urelius) gelesen ist. Dies 
hat Sallet selbst nach wiederholter Prüfung bemerkt und mich gebeten, 
seinen Irrthum zu berichtigen. 

2) Schatzfund von Genf: 1800 Eleinbronzen von Claudius Gothicus bis 
auf Diocletian und Maximian. — Aubonne: ähnlicher Art, doch war auch 
ein Carausius dabei. Memoires de la societ^ d'hist. de Genöve I, S. 239. — 
Han Bur Lesse: 7000—8000 Eleinbronzen von Gallienus bis auf Maximian. 
Revue de num. Beige. III Ser. V, S. 310. — Strassburg: 200 Stücke von 
Probus, Diocletian und Maximian. Westdeutsche Zeitschr. VII, S. 155. — 
Bawtry: 600 Stücke von Valerian bis auf Diocletian. Num. Ghron. III 
Ser. VI, S. 245. 

S) Im Schatze von Blackmoor fand sich unter 29,802 Eleinbronzen, 
davon 75 des Diocletian, 53 des Maximian, 545 des Carausius, 90 des Allectus, 
nur ein einziges Stück des Constantius Chlorus, keins des Galerius. Num. 
Chron. N. S. XVII, S. 90. 

4) Dieser Art sind die Schätze von Vezcnaz (Mem. de Genöve I, S. 240), 
Emmersweiler (Westd. Zeitschr. VI, S. 131), Trier, lieddert, Confeld, Ims- 
bach (a. a. 0. VII, S. 155; 156; 161) und Little Malvcm (Num. Chr. XI, 1849, 
8. 19), welche z. Th. aus vielen Tausenden von Mittelbronzen bestehen. 

8* 



116 0. Seeck: 

sehr beträchtlich ist, niemals vor. Die eine muss also durch 
die andere gänzlich aus dem Verkehr verdrängt worden sein. 
Da Stücke von allen beiden Sorten dasselbe Werthzeichen 
tragen, also auch gleichviel gelten sollten, so bedeutet die Ein- 
führung der grösseren eine Erhöhung des Münzfusses. Gleich- 
zeitig damit müssen die kleineren abgeschafft sein und zwar in 
der härtesten und schonungslosesten Weise. Denn durch die 
Staatskassen eingezogen können sie nicht sein, da sie in den 
Schätze];!, welche nach 306 vergraben sind, wieder sehr häufig 
auftreten. Ebensowenig sind sie auf einen Bruchtheil ihrer 
früheren Geltung herabgesetzt worden; denn wenn sie in der 
zweiten Hälfte von Diocletians Regierung überhaupt noch einen 
Werth besessen hätten, so würden sie in den zahlreichen Schätzen 
jener Zeit nicht gänzlich fehlen'). Die Kaiser haben sie also 
einfach für ungiltig erklärt und alle, welche sich ein Geld- 
sümmchen in Weisskupfer zurückgelegt hatten, mit einem Feder- 
strich ihrer Ersparnisse beraubt. Welche Aufregung dieser 
legislatorische Gewaltakt hervorrief, lässt sich ermessen. Wahr- 
scheinlich ist er es gewesen, der in Alexandria die Empö- 
rung des Achilleus hervorrief und Diocletian zwang, während 
eben von aussen der Perserkrieg drohte, eine Stadt seines 
eigenen Reiches acht Monate lang zu belagern. 

Für die genauere Zeitbestimmung jener Münzreform — 
wenn man für ein so revolutionäres Vorgehen den Namen Re- 
form gestatten will — bieten die Alexandrinischen Kupferstücke 
einige Anhaltspunkte. Diese haben bekanntlich die Eigenthüm- 
lichkeit, dass sie auf der Rückseite das Regierungsjahr des 
Kaisers tragen, welches vom^^ aegyptischen Neujahrstage des 
29. August an gerechnet wird. Als Aurelian allen übrigen 



1) Diesen Schluss hat auch Hettner (Westd. Zeitschr. VI, S. 141) ge- 
zogen. Trotzdem setzt er S. 144 einige Münzen mit der Strahlenkrone den 
Mittelbronzen gleichzeitig an, was gewiss nicht richtig ist. Die Erwähnung 
der Decennalienfeier in zweien der Reversinschriften braucht sich nicht auf 
Qalerius zu beziehen, dessen Bild die Kopfseite zeigte sondern kann, wie das 
S 70 Anm. 2 angeführte Beispiel lehrt, auch auf das entsprechende Jubi- 
läum Diocletians (293) oder Maximians (295) gehen. 



Die Münzpolitik DiocletiaDS und seiner Nachfolger. 117 

Städten und Provinzen die selbständige Prägung untersagt hatte, 
war Alexandria ausgenommen worden, und hier ist denn auch 
bis zur Ernennung der Gacsares sehr massenliaft Geld geschlagen. 
Bald nachher wui'de diese Münzung eingeschränkt; seit dem 
zehnten Jahre des Diocletian , dem neunten des Maximian 
(29. Aug. 293—294) werden die aegyptischen Kupferstücke selten. 
Dafür trat eine Reichsmünzstätte neben der provinziellen in 
Thätigkeit*) und hat noch eine ansehnliche Menge von Klein- 
bronzen mit Strahlenkrone geliefert. Mit dem 12. Jahre 
Diocletians, dem 11. Maximians, dem 4. der Caesares (29. Aug. 
295—296) hört dann die autonome Prägung ganz auf. Um 
296 haben also Neuerungen im Münzwesen stattgefunden. Da, 
wie wir gesehen haben, die Einführung der Mittelbronzen nicht 
gar zu lange Zeit auf die Ernennung der Caesares (293) gefolgt 
sein muss, so wird man sie wohl am angemessensten mit der 
Aufhebung der Alexandrinischen Sonderprägung in Zusammen- 
hang bringen'). 

Die Werthzeichen der Mittel- und Kleinbronzen sind bald 
XX, bald XX • I, bald XXI, bald I ; oder in griechischen Ziffern 
K, KA, AK oder A. Der Punkt findet sich auf Münzinschriften 
dieser Zeit überhaupt sehr selten; fast immer stehen die Worte 
oder auch die einzelnen Huchstabcn, welche Abkürzungen für 
Worte sind, ohne jedes Trennungszeichen neben einander. So 
wird für Imperator Caesar Marcus Aurelius Maximiamis jnus felix 
Auffustus regelmässig geschrieben : IMPCMAMAXIMIANVSPFAVG, 
für Sacra moneta Trevirensis SMTR und analog in den meisten 



1) Dass beide Dcbcn einander bestanden, Ichreu die Münzen des Domi- 
tiu9 Domitianus, aus dessen kurzer Begiorung sowohl Alexandriner der frü- 
heren Art als auch Rcichsgeld mit ale im Abschnitt erhalten ist. Der 
Usurpator herrschte nicht, wie Missong S. 128 anzunehmen scheint, mehrere 
Jahre, sondern nur 8 Munate, wozu auch die ausserordentliche Seltenheit 
seiner Münzen passt. Denn dass er mit Achilleus identisch ist, halte ich 
trotz den Ausführungen von Sachs (Achilleus und Dumitius, Zeitschr. f. 
Numism. XIIF, S. 23y) für unzweifelhaft und werde es an anderer Stelle 
beweisen. 

2) Zu demselben Hesultat kommt auch Missong S. 128. 



118 0. Seeck: 

andern Fällen. Wo aber der Punkt steht, wie meist bei 
•SM «SD- für Sacra moneta Serdicensis, da bezeichnet er auch 
immer eine Trennung. XXI kann also sehr wohl 20 nnd 1 be- 
deuten, aber XX «I niemals 21. Wenn Missong die beiden 
Zeichen von einander sonderte und jedes für sich zu interpretiren 
suchte, so war dies nicht nur berechtigt, sondern durchaus ge- 
boten. Da die X von Alters her den Denar bezeichnet, so sah 
er in XX oder K die Marke des Doppeldenars oder FoUis, in I 
oder A, die ja auch mitunter ohne XX oder K auf den Münzen 
vorkommen, den Ausdruck dafür, dass dieser die Eechnnngsein- 
heit bilden solle ^), eine Erklärung, die ich schon an sich für sehr 
wahrscheinlich halte. Um sie zu stützen, kommen dann noch 
verschiedene Momente hinzu, welche Missong nicht beachtet hatte, 
die aber für seine Hypothese, wie ich glaube, den entscheiden- 
den Beweis liefern. 

1) Der Follis wurde, wie wir S. 84 gezeigt haben, /w Pfund 
Kupfer (= 32,75 Gr.) gleichgesetzt. Die Kleinbronzeu mit der 
Strahlenkrone wiegen zwar nur 4 Scnipel (= 4,55 Gr.) maximal, 
enthalten aber eine Silberbeimischung, die unter Diocletian 
zwischen 2 und V/^ Procent schwankt'). Da bei dieser unso- 
liden Prägung der Sollgehalt an Edelmetall dem Maximum des 
thatsächlichen Gehaltes jedenfalls viel näher gestanden haben 
wird, als dem Minimum, so können wir ihn auf etwa 4 Procent 
ansetzen, was auf das einzelne Stück 0,18 Gr. Silber ergeben 
würde. Das Miliarense von y^ Pfund Silber galt in derjenigen 
Zeit, in welcher die Kleinbronzen umliefen, wahrscheinlich 16 
FoUes oder 1,6 Pfund Kupfer (S. 62); demnach war das officieUe 



1) Wenn Diocletian in dem bekannten Edikt seine Preise nach Denaren 
normirte, so geschah es wohl nur, weil man für den Denar ein allen geläu- 
figes Abkürzungszeichen (x oder X) besass, für den Follis noch nicht. Denn 
das Wort auf so umfangreichen Steininschriften immer auszuschreiben, hätte 
technische Unbequemlichkeiten gehabt. Übrigens ist die grosse Mehrzahl 
der Preise, wie schon Christ S. 141 bemerkt hat, in Zahlen ausgedrückt, 
die durch 2 theilbar sind, also ebenso gut in die Bechnung nach Doppel- 
denaren, wie nach Denaren passen. 

2) Mommsen 8. 798 Anm. 207. 



Die MüDzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. HQ 

Verhältnis der beiden Metalle 153,6 : 1 ; der Silberzusatz des 
Follis entsprach also an Werth einer Kupfermenge von 27,65 Gr. 
Zählen wir noch seinen Kupfergehalt mit 4,37 Gr. hinzu, so er- 
halten wir 32 Gr. Kupferwerth, das ist fast ganz genau '/lo Pfund. 
Mithin war bei den schwersten und silberreichsten Stücken der 
Metallwerth demjenigen Nominalwerthe thatsächlich gleich, 
welchen Missong für den Zwanziger gefunden hat. 

Da das Verhältnis des Follis zum Kupferpfnnde und des 
Miliarense zum Follis von uns nur durch Combination festge- 
stellt ist, so wird man diese Rechnung vielleicht für trügerisch 
halten. Wir stellen ihr daher noch eine zweite gegenüber, die 
ausschliesslich auf überlieferten Zahlen beruht. Freilich 
gehören die Zeugnisse, auf welche wir uns dabei stützen müssen, 
meist einer sehr viel späteren Zeit an; dass sie auch für die 
Regierung Diocletians Geltung haben, ist daher mehr als zweifel- 
haft. Da sie aber alle noch in das vierte Jahrhundert fallen, 
80 wird das Resultat, wenn es auch nicht ganz genau und zu- 
verlässig sein kann, sich von dem richtigen doch nicht gar zu 
weit entfernen. 

Im Jahre 396 wird der Werth des Solidus auf 25 Pfund 
Kupfer fixirt^); auf das Goldpfund gingen also 1800. Nach dem 
Preisedikt ist ein Denar gleich Vm^ooc Goldpfund, was nach dem 
Verhältnis von 1800:1 in Kupfer '/«so Pfund oder 11,79 Gr. er- 
gibt. Mithin würde sich der Follis nach dieser Rechnung auf 
23,58 Gr. Kupferwerth stellen. Im Jahre 397 wird ein Pfund 
Silber 5 Solidi gleichgesetzt'); dies entspricht 125 Pfund Kupfer. 
Nach diesem Werthverhältnis kommt ein Silberzusatz der Klein- 
bronzen von 4 Procent oder 0,18 Gr. einem Kupfergewicht von 
22,5 Gr. an Werth gleich; die ganze Münze würde also 26,87 Gr. 
Kupfer repräsentiren. Auch diese Zahlen stimmen zu der von 
Missong angenommenen Geltung der Zwanziger so gut, wie man 
las bei einer Rechnung solcher Art nur erwarten kann. 



1) Cod. Theod. XI, 21, 2. 

2) Cod. Theod. XIII, 2, 1. 



120 0. Seeck: 

Dass diese beiden Rechnungen, obgleich sie mit ganz ver- 
schiedenen Zahlen operiren, dennoch ungefähr zu dem gleichen 
Ergebnis führen, ist kein Zufall. Der wichtigste Fehler der 
zweiten, welcher darin besteht, dass der sehr viel höhere Kupfer- 
werth des Jahres 396 auf die Zeit Diocletians fibeilragen ist 
(S. 79), wiederholt sich nämlich in beiden Gliedern und wird so 
durch sich selbst compensirt. In Folge dessen sind die gefun- 
denen Zahlen zwar falsch, stimmen aber trotzdem nicht viel 
schlechter überein, als die richtigen der ersten Rechnung. Wenn 
die Gongruenz eine minder genaue ist, so liegt dies an andern, 
verwandten aber nicht so erheblichen Fehlern, welche sich nicht 
durch Compensation ausgleichen konnten. 

2) Will man die Zwanziger nicht als Doppeldenare aner- 
kennen, so wird man ihre Werthzeichen kaum anders interpre- 
tiren können, als dass sie 20 Denare gelten sollten. Danach 
müsste man annehmen, dass der Metall werth der besten 
Stücke kaum ein Zehntel des Nominalwerthes betrage; sie 
wären also nicht mehr Scheidemünze, sondern beinahe 
reines Zeichengeld gewesen. Diocletian hat sie um 296 auf 
das 2*^ fache ihres Gewichtes erhöht, wahrscheinlich aber 
den Silberzusatz, welchen das Publikum doch nicht zu kontro- 
liren im Stande war, noch mehr vermindert Denn auch bei gut 
erhaltenen Mittelbronzen ist die silberige Oberfäche viel seltener 
wahrnehmbar, als bei den kleinen Stücken. Der Werth der Münzen 
ist also kaum vermehrt worden, wohl aber konnte ihre Ver- 
grösserung, insofern sie ihn augenfälliger machte, zur Besserung 
ihres Kurses beitragen, und ohne Zweifel ist dies der Zweck des 
Kaisers gewesen. Doch nehmen wir selbst an, im Gewicht präge 
sich der Werth vollständig aus, so wäre es doch die höchste 
Thorheit gewesen, ein Steigen des Geldkurses davon zu erwarten, 
dass man den Effectivwerth der Münze von einem Zehntel auf 
ein Viertel ihres Nominalwerthes erhöhte. Zeichengeld wäre sie 
auch so geblieben, und bei solchem richtet sich der Kurs nicht 
nach dem etwas grösseren oder geringeren Metallgehalt, sondern 
nach dem Vertrauen, welches die Regiening, die es ausgiebt, dem 



Die Mflnzpolitik Diocletians UDd seiner Nachfolger. 121 

Publikum einflösst. Hatte das Reich noch soviel Kredit, dass 
man sein Geld zum vierfachen Mctallwerthe nahm, so hätte man 
88 ebenso gut zum hundertfachen genommen; es wäre also gar 
kein Grund abzusehen, warum der Denar nicht seine ursprüng- 
liche Geltung bewahrt hatte, sondern auf den Werlh von ein 
paar Pfennigen herabgekommen war. Dass eine Münze im Preise 
sinkt, wenn sie unterwerthig wird, ist nicht nothwcndig, wie unsere 
Silberthaler beweisen; tritt es aber dennoch ein, so macht das 
Sinken gewiss nicht früher Halt, als bis der Kurs auf dem Ni- 
veau des Metallwerthes anlangt oder, da das Misstrauen einmal 
wachgerufen ist, selbst noch tiefer heruntergeht. Stand also 
der Denar nicht mehr, wie unter Augustus, auf */iooo Goldpfund, 
BD konnte er auch nicht auf ein ^^,,.000 stehen bleiben, falls sein 
Metallgehalt dieser Goldmenge nicht ungefähr glcichwerthig war. 
Ein ganz anderes Gesicht gewinnt jene Massregel Diocletians, 
wenn wir den Zwanziger als Doppeldenar fassen. In diesem Falle 
besass er nach dem Fusse von 296, auch wenn sein Silberzusatz 
nur wenig über ein Procent betrug, doch den vollen Werth von 
Vio Pfand Kupfer. Die Kleinbronzen hatten mit Recht Miss- 
trauen erregt, weil ihre Metallmischung sehr unglijichmässig war 
und man daher nie wissen konnte, wie viel Silber man mit dem 
einzelnen Stück empfing; bei diesen grossen Münzen dagegen 
genügte es, dass sie überhaupt Silber, wenn auch nur in ver- 
schwindender Menge enthielten, um ihren Metallgehalt ihrem 
Nominalwerthe annähenid gleich zu machen. Die Vergrösscrung 
des Weisskupfergeldes hätte also ihren Zweck sehr wohl erfüllen 
können, wenn nicht andere Gründe, die später im Zusammen- 
hange erörtert werden sollen, einer Kurssteigerung entgegen- 
gewirkt hätten. 

3) Dass der Doppeldenar oder Follis zur Zeit Diocletians 
nicht nur als Rechnungseinheit, sondern auch als Geldstück 
existirte und zwar massenhaft existirte, steht fest. Denn nie- 
mals hätte man den Namen des „Sackes"" auf den geringen 
Werth von zwei Denaren angewandt, wenn nicht Stücke dieses 
Werthes die Säcke gefüllt hätten, mit denen man Grosszahlungen 



122 0. Seeck: 

in Eupfermflnze auszuführen pflegte (S. 83). Da nun in der Zeit 
von Aurelian bis auf Diocletians Abdankung der Zwanziger 
das einzige Kupferstück ist, welches in genügender Menge ge- 
prägt wurde, um bei Grosszahlungen dienen zu können, so kann 
auch kein anderes der Doppeldenar gewesen sein. 

Auch nach 296 wurden die FoUes so ungleichmässig ge- 
schlagen, dass die leichtesten Stücke kaum das halbe Gewicht 
der schwersten zeigen. Ohne Zweifel sollte auch hier, wie beim 
Silber und Golde (S. 43), der Durchschnittswerth als der nor- 
male gelten, und beim Kupfer war man in der Justirung der 
Münzen natürlich noch viel nachlässiger als bei den kostbareren 
Metallen. Dass dies für ihren Kurs verhängnissvoU sein musste, 
liegt auf der Hand. Denn dieser richtete sich dem bekannten 
Gesetze gemäss eben nicht nach dem Durchschnitt, sondern 
nach dem Werthe der schlechtesten Stücke, weil man ohne 
Wage und chemische Analyse ja niemals konstatiren konnte, ob 
die einzelne Münze, welche man empfing, nicht wirklich zu 
ihnen gehörte. 

Denare hat Diocletian nicht schlagen lassen, wohl aber ein 
ganz kleines Eupfermünzchen (13 mm), in dem ich den halben 
Denar oder Gentenionalis erkennen möchte. Auch dieses No- 
minale findet sich, wie der Follis, schon bei den früheren Kai- 
sern, ist aber wohl nie sehr reichlich geprägt worden. Da es 
weder gehortet, noch zu grossen Zahlungen verwandt wurde, son- 
dern nur zum Wechseln des Follis bei den kleinsten Einkäufen 
diente, so konnte schon eine geringe Zahl von Stücken den Be- 
dürfnissen des Verkehrs genügen, wie man ja auch heute den 
Pfennig, welcher dem Gentenionalis ungefähr an Werth ent- 
spricht, nur sehr selten zu sehen bekommt. Die Verbreitung 
dieser Münzen dürfte vorzugsweise dadurch stattgefunden haben, 
dass man sie bei Festlichkeiten unter das Volk ausstreute; denn 
alle, die mir bekannt sind, tragen in dem sorgfältigen Gepräge 
und dem schönen Schnitt des Stempels den Charakter von Fest- 
münzen. Sie sind übrigens wahrscheinlich häufiger gewesen, als 
sich aus ihrer Seltenheit in den Museen erkennen lässt. Denn 



Die Münzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 123 

da sie in den Schatzfunden, aus welchen ja der Hauptbestand 
unserer Sammlungen herstammt, niemals vorkommen und die in 
der Erde liegenden Einzelstücke sich durch ihre Kleinheit dem 
Auge leicht entziehen, werden sie seltener entdeckt, als ihrer Zahl 
entspricht. Das Gewicht der mir vorliegenden Exemplare schwankt 
zwischen 1,1 und 2,4, d. h. zwischen dem Viertel des älteren 
FoUis (1,14) und dem des jüngeren (2,84), was zu dem von mir 
angenommenen Werthe dieser Münzen passt. 

Neben diesen allerkleinsten Knpferstücken finden sich recht 
zahlreich Münzen von etwas grösserem Umfange (18 — 19 mm), 
aber demselben Gewicht (2,55^1,42). Sie sind alle inSiscia ge- 
schlagen und tragen die Reversumschrift: Genio populi Romani. 
Der Avers zeigt die Köpfe des Constantius Augustus, Severus 
Caesar, Maximinus Caesar und Maximianus Augustus, womit in 
diesem Falle zweifellos Galerius gemeint sein muss. Denn kein 
Kaisemamen, welcher der Zeit vor dem Mai 305 und nach dem 
Juli 306 angehört, selbst nicht mehr Severus Augustus, kommt 
auf dieser Art Münzen vor. Sie sind also nur während eines 
Jahres und nur in Siscia, d. h. von Galerius, geschlagen worden, 
dort aber in grosser Masse; denn allein das Berliner Museum 
besitzt nicht weniger als 14 Stück von dieser Gattung. Ohne 
Zweifel sind auch dies Centenionales, nur dass Galerius sie in 
grösserer Menge in den Verkehr brachte, während seine Mit- 
regenten bis auf Constantinus Caesar herab fortfuhren, sie aus- 
schliesslich als Festmünzen zu prägen. Im nächsten Jahrzehnt 
hat nur noch Maxentius dies Nominale geschlagen , am häufigsten 
mit den Köpfen seines verstorbenen Vaters und Sohnes, des 
Divus Maximianus und Divus Romulus. Die andern Kaiser ent- 
hielten sich desselben, vermuthlich weil der Verkehr einer Ver- 
mehrung der kleinsten Münzen nicht mehr bedurfte. 

Der schwere Follis Diocletians hat dessen Abdankung nicht 
lange überdauert; sehr bald beginnt er leichter zu werden und 
nimmt dann schnell immer weiter ab. Zweifelnd knüpft Hettner die 
Herabsetzung des Münzgewichtes an eine gesetzliche Massregel, die 
auf dem Congress von Carnuntum nach gemeinsamer Beschluss- 



124 0. Seeck: 

fassung der Kaiser verfügt worden sei, doch verbietet sich diese 
Annahme schon aus chronologischen Gründen. Denn Constantin, 
der im Frühling 307 Augustus wurde, hat schon als Caesar leichte 
FoUes geschlagen, und jener Congress fand, selbst nach der ge- 
wöhnlichen Datirung, im Spätherbst 307 statt, in Wirklichkeit 
erst ein Jahr später^), üeberhaupt kann von einer einmaligen 
Reduktion des Follis, welche ein fest bestimmtes leichteres Ge- 
wicht durch einen Rechtsakt an die Stelle des früher geltenden 
gesetzt hätte, gar nicht die Rede sein, sondern sein Metallgehalt 
wird durch Abknappen ganz allmählich verringert, um so den kaiser- 
lichen Kassen einen unrechtmässigen Vortheil zu verschaflFen. Die 
Diocletianischen Kupfermünzen waren zwar auf 11,37 Gr. aus- 
gebracht, doch wie einzelne Stücke dies Gewicht beträchtlich über- 
stiegen, so sanken andere bis auf 8 Gramm und selbst darunter 
herab. Die Münzverschlechterung setzte nun damit ein, dass 
sie das minimale Gewicht der früheren Zeit zum maximalen 
machte'), und so die leichteren Folles in unmerklichen Über- 
gängen an die schwereren anreihte. Da Umfang und Aus- 
sehen dieser Münzen, meist auch die Reverstypen, ganz die- 
selben sind, wie bei Diocletian und seinen Mitregenten, also 
Verwechselungen der älteren und der jüngeren Geldstücke ge- 
flissentlich begünstigt wurden, so war jedenfalls nicht eine ge- 
setzliche und offenkundige Änderung des Fusses, sondern eine 
Täuschung des Publikums beabsichtigt. Lange kann diese freilich 
nicht durchgeführt sein, da der Gewichtsverlust immer augen- 



1) Über di6 Zeit von Licinius' Erhebung zum Augustus, welche auf 
jenem Congresse stattfand, vgl. Seeck, Stadien zur Geschichte Diocletians und 
Constantins. IL Idacius und die Chronik von Constantinopel. Jahrb. f. 
klass. Philol. 1889, S. 627. 

2) Aus der siebenten Emission der Trierer Münzstätte, in welcher auch 
nach Hettner (Westd. Zeitschr. VI, S. 145) die „Reduction" schon durchge- 
führt war, befindet sich in Berlin ein Follis von Constantinus Caesar (mit 

Sl A\ 

— l der noch 8,12 wiegt. Von Maxen tius, der überhaupt nur «i'^ducirte** 

Folles geschlagen hat, wiegt ein Exemplar 8,14. Stücke von mehr als 7 Gr. 
sind h&ufig. 



Die Mflnzpolitik Diocletians and seiner Nachfolger. 125 

fälliger wurde und bald auch die Grösse der Münzen entsprechend 
zurfickging. Doch lässt sich in diesem Sinken kein plötzlicher 
Sprung constatiren, sondern alle Gewichte von 8,14 bis 3,50 und 
alle Moduli von 27 bis 20 mm sind vertreten^). 

Von Severus Augustus haben alle Folles, die ich kenne, ob- 
gleich sie in den verschiedensten Reichstheilen geschlagen sind, 
das alte schwere Gewicht; Maxentius dagegen, der wenige 
Wochen, nachdem jener den Augustustitel erhalten hatte, den 
Thron bestieg, hat, nach den Beständen des Berliner Museums 
zu urtheilen, nur leichtes Geld ausgegeben'). Da seine Münzen 
denen des Severus zum Theil gleichzeitig sein müssen, so darf 
man vermuthen, dass das saubere Geschäftchen des Eippens und 
Wippens von ihm eingeleitet ist *). Doch sind die übrigen Kaiser 

1) Auch die Stücke von 20 mm Durchmesser und 4,80 resp. 4Qr., in 
welchen Hettner, VI, S. 145, 146 ein besonderes Nominale sehen will, werden 
wohl nur reducirte Folles sein. Wenn sich diese von den grösseren trierer 
Mflnien sehr bemerkbar unterscheiden, so muss man erwägen, dass auch die 
Produkte der aussergallischen Prägstätten massenhaft in Constantins Reichs- 
theil eindrangen, und die Übergänge, welche innerhalb der trierer Emissionen 
vielleicht fehlen, durch jene hergestellt wurden. 

2) Die schweren karthagischen Folles mit M. Aur, Maxentius nob, Caes. 
(Cohen 103, vgl. 66) sind auf Gcheiss des alten Maximian geschlagen worden, 
der seit dem Maurenkriege von 297 in Africa den entscheidenden Einfluss 
besass. (Zos. II, 12, 1, wo durch ein begreifliches Versehen des Schriftstellers 
die beiden gleichnamigen Kaiser Galerius und Maximian verwechselt sind.) 
Dies ergiebt sich daraus, dass in den italischen Münzstätten, über welche 
Maxentius selbst zu gebieten hatte, er niemals Caesar genannt wird. So 
lange er sich auf dem Throne noch nicht sicher fühlte, vermied er die 
charakteristischen Titel, welche die beiden Rangstufen der Kaiserwürde 
unterschieden, ganz und nannte sich princeps invictus, was jede beliebige 
Deutung zuliess (Cohen 47, 48, 80, 87, 89, 134); nach der Besiegung des 
Severus dagegen legte er sich nur den Augustustitel bei. Wenn er in Africa 
zum Caesar degradirt wurde, so spricht sich darin das Bestreben Maximians 
aas, seinen Sohn in die zweite Stelle zurückzudrängen, wodurch es ja be- 
kanntlich zwischen dem alten und dem jungen Kaiser bald zum ofifonen 
Broche kam (Lact, de mort. pers. 28; Entrop. X, 3). Für die Münzpolitik 
des Maxentius lassen sich also aus seiner africanischen Prägung gar keine 
Schlüsse ziehen. 

3) Dem schwungvollen Betriebe dieses Geschäftes verdanken auch die 
zahlreichen Prägstätten ihre Entstehung, welche von Maxentius gegründet 
wurden und nach seinem Sturze wieder eingingen. Als solche lassen sich 



126 0. Seeck: 

seinem Beispiel schnell gefolgt und konnten auch gar nicht 
anders handeln. Denn da seine Folles, z. Th. mit ihren Köpfen 
geprägt y natürlich massenhaft in ihre Reichstheile eindrangen, 
und sich der Kurs des Geldes immer nach den leichtesten Stücken 
richtet, so mussten die schlechten Münzen des GoUegen, indem 
sie sich mit ihren guten mischten, auch diese unfehlbar im Werthe 
herabdrücken. Es war also das Vernünftigste, was sie thun 
konnten, wenn sie neben dem unvermeidlichen Übel wenigstens 
auch den Vortheil mitnahmen, welchen die Ausgabe des leich- 
teren Geldes zunächst ihren Kassen brachte. 

Die jüngsten datirbaren Folles dieser allmählich absinkenden 
Reihe, welche ich nachweisen kann, sind einer des Valens (Ende 
314) und einer, welcher Licinius Vater und Sohn vereinigt zeigt 
(Cohen 1.) und wahrscheinlich gleich nach der Erhebung des letz- 
teren zum Caesar (1. März 317) geschlagen ist. Beide messen 
22 mm und wiegen 4,2 resp. 3,97. In den Verhandlungen, 
welche der Caesarenernennung vorangingen und folgten, ist wahr- 
scheinlich auch eine Münzreform beschlossen worden; denn die 
Kupferstücke des Crispus, Constantin II. und Licinius II. zeigen, 
mit Ausnahme des eben genannten Follis, sämmtlich eine ganz 
neue Währung. 

Schon um das Jahr 313^) hatte Constantin in seinem Reichs- 
theil der Münzverschlechterung Einhalt geboten. Das Mittel 
dazu war die gänzliche Beseitigung des FoUis, dessen V7erth 
nachgerade ganz unbestimmt geworden war. Der Kaiser schlug 



aus den Abschnittbuchstaben bei Cohen YII, S. 165 und 182, obgleich manche 
offenbar falsch gelesen sind, doch mit grosser Wahrscheinlichkeit folgende 
feststeUen: Ostia (OST), Regium Brittiorum (rb), Regium Lepidi (re oder rl) 
und Ariminum (ar). Daneben setzten die alten Mflnzen von Rom (r), Kar- 
thago (k) und Aquileja (aq.) ihre Th&tigkeit fort In Italien war also die 
Zahl der Prägstätten unter Maxentius dreimal so gross, wie vor und nach 
seiner Regierung. Wenn sie in Africa gar nicht vermehrt wurde, so findet 
dies darin seinen Grund, dass die Diöcese nur sehr kurze Zeit dem römi- 
schen Tyrannen unterworfen war. 

1) Bei Hettner S. 146 wird das werthvoUe EmissionenYerzeichniss einer 
kleinen Gorrectnr bedürfen. Denn erstens ist es nicht wahrscheinlich, dass 
diejenigen Münzzeichen, welche nur bei Constantin und Licinius vorkommen. 



Die Münzpolitik Diocletians and seiner Nachfolger. 1^7 

daher jetzt ausschliesslich ein neues Nominale von einem Ge- 
wicht, das nur zwischen 3,5 und 2,5 schwankte, also für eine 
Kupfermünze jener Zeit recht gleichmässig war. Das Werth- 
zeichen X, das bei zahlreichen Stücken im Felde erscheint, 
charakterisirt dieselben als Denare 0- I^ie leichten FoUes, welche 
Licinius noch immer auszugeben fortfuhr, als Doppelstücke gelten 
zu lassen, wäre nicht möglich gewesen. Denn da ihr Metall- 
werth weit hinter dem von zwei neuen Denaren zurückblieb, so 
wftre die bessere Münze bald durch die schlechtere vom Markte 
verdrängt worden und in den Schmelztiegel gewandert. Wie 
Constantin dem vorbeugte, wissen wir nicht; doch hat er gegen 
seinen Nebenbuhler, mit dem das Yerhältniss immer ein höchst 
gespanntes war und schon Anfang 314 der offene Krieg aus- 
brach, ein sehr schonendes Verfahren kaum für geboten erachtet. 
Wahrscheinlich beschränkte er seine Kupferprägung nur deshalb 
auf ein einziges Nominale, um einfach verfügen zu können, dass 
alle Kupfeimünzen, die in seinem Reichstheil umliefen, zu gleichem 
Werth, d. h. als Denare, von den Staatskassen anzunehmen seien. 
Dies musste natürlich zur Folge haben, dass die Folles des Li- 

Alter seien, als diejenigen, welche ihnen mit Maximin gemein sind ; zweitens 
schliessen sich die Stücke, welche er in der neunten Emission unter Nr. 1 
und 2 aufzählt, viel besser an die Münzen der siebenten Emission an, als 
an die der achten. Yermuthlich zerfallen die Münzen mit TiF im Felde in 
zwei Emissionen, welche sich danach scheiden, dass die erste im Abschnitt 
PTR und STR, die zweite atr und btr trägt. Jene umfasst Münzen des 
Constantin, Licinius und Maximinus Augustus, wonach sie etwa you 309 bis 
313 gewährt haben mag. Ihr folgt Hettncrs achte Emission mit aIs und bIs 
im Felde, die nur bei Constantin und Licinius vorkommt und folglich von 

813 bis 317 reicht. Dann endlich kommen die Münzen mit ^^ und '''—.welche 

ATR BTR 

neben den beiden Augusti auch die drei Caesares zeigen. Diesen chronolo- 
gischen Ansätzen folgt die Darstellung im Texte. 

1) Mommsen S. 794 hat auf einzelnen dieser Münzen die Ziffer xiif d. h. 
12% lu erkennen geglaubt, doch wahrscheinlich mit Unrecht Das Zeichen sieht 

auf den mir bekannten, recht zahlreichen Exemplaren so aus: j^p da aber 

X X B R 11 

an Stelle desselben auf ganz gleichartigen Stücken auch ^ ^' ^^ ^u. dgl. m. 

Torkommt, so lässt sich nicht bezweifeln, dass iir nicht zur Ziffer gehört^ 
sondern, wie die Buchstaben a, b, r, nur ein Emissionszeichen ist. 



128 0, Seeck: 

cinius die Grenzen seines Machtgebietes, innerhalb deren sie 
eine höhere Geltung hatten, nicht überschritten. Doch wie dem 
immer gewesen sein mag, 317 wurde auch der Mtlnzkrieg beendet 
und der Frieden zu Gunsten des Constantinischen Denars ge- 
schlossen, neben dem nur noch der Gentionalis in beschränktem 
Masse zugelassen wurde. 

Hettner (S. 146) hält diese Denare für reines Kupfer und das 
Ansehen der meisten Stücke scheint in der That diese Meinung 
zu rechtfertigen. Nur bei ausserordentlich gut erhaltenen Exem- 
plaren, wie einige aus dem Funde von Eller in das Berliner Mu- 
seum übergegangen sind, sind noch Spuren von Silbersud be- 
merkbar. Gleichwohl hat man auf diese geringe Beimischung 
Werth gelegt, denn noch 349 wird darauf Todesstrafe gesetzt, 
wenn sie die Münzbeamten aus dem Kupfer ausschieden ^). Zu- 
gleich erfahren wir freilich, dass dies sehr häufig stattgefunden 
habe, sehr viele Stücke also entweder gar kein Silber, oder doch 
weniger enthielten, als sie nach der Absicht des Kaisers enthalten 
sollten. Da die Defraudation im Ausscheiden bestand, nicht im Unter- 
schlagen des für die Beimischung bestimmten Silbers, so muss 
die Metallmasse, welche den Münzbeamten zur Verarbeitung 
übergeben wurde, bereits silberhaltig gewesen sein. Ohne Zweifel 
waren es die Folles der früheren Zeit, die jetzt eingeschmolzen 
und zu neuen Münzen verwendet wurden. Danach hätte der 
Silberzusatz durchschnittlich eben so gross sein müssen, wie 
unter und vor Diocletian, wenn nicht die Untreue der Beamten 
ihn vermindert hätte'). Unter Constantin galt das Miliarense 

1) Cod. Theod. IX^ 21, 6 Comperimus^ nonnuüos ßaturarios maiorinam pe- 
cuniam non minus criminose quam crebre separato argento ab aere purgare, si quis 
igitur post haec fuerit in hac machinatione deprehensua, capitaiiter se fecisse cog- 
noscat, 

2) Nach Mommsen S. 795 soll die Analyse eines solchen Denars 30^ 
Silber ergeben haben. Falls bei der chemischen Untersuchung kein Irrthum 
Yorgekommen ist, muss das betreffende Stück einen ganz ausnahmsweise 
reichen Silbergehalt besessen haben. Die Exemplare, welche mir vorlagen, 
sahen fast alle wie reines Kupfer aus, enthielten also jedenfalls sehr viel 
weniger Silber; doch da die Metallmischung der alten Folles, welche fOr die 
Denarprägung eingeschmolzen wurden, sehr verschieden war, so konnte der 



Die Mflnzpolitik Dioclctians und seiner Nachfolger. 129 

von nomiuell *^2 Wund Silber 50 Denare oder 2]^ Pfiind Kupfer 
(S. 84), was ein Verhältniss der beiden Metalle wie 180: 1 er- 
giebt. Setzen wir also das Normalgewicht des Denars auf 
3 Scrupel = 3,51 Gramm, was dem Maximalgewicht der erhaltenen 
StBcke entspricht, und den Gehalt an Edelmetall, welchen der 
Kaiser bei seinen Münzen voraussetzte, nach dem wahrscheinlichen 
Durchschnitt der alten FoUes auf etwa 1 V7ü ^^^^ 0,0527 Gramm, 
so erhalten wir für den Denai* einen Metall werth von 13 Gramm 
Kupfer. Nominell galt er %^ Pfund Kupfer = 16,37 Gramm; 
mithin sollte wahrscheinlich sein Metallgehalt '^ seines Nenn- 
werthes betragen, genau das gleiche Verhältniss, welches wir 
auch bei der Silbermünze Constantins beobachtet fanden (S. 69). 

Etwas über zehn Jahre ist diese Prägung gut und gleich- 
massig fortgesetzt worden. Die Münzen des Crispus und der 
Fausta, welche 32G starben, zeigen alle das gleiche Aussehen 
und ungefähr auch das gleiche Gewicht. Dagegen sind die- 
jenigen, welche bei der Einweihung der neuen Hauptstadt (330) 
ausgegeben wurden und die Aufschriften Constantinapolis^ urbs 
Roma und pop, Romaninf tragen, schon leichter und kleiner. 
Der Durchmesser ist von 19 auf 17*3 mm, das Gewicht von 
3Ji — 2]i auf 3- 2 Gr. gesunken. Daneben treten die Cente- 
nionales von 11 — 14 mm und 1,4—0,8 Gr. häufiger auf. Ent- 
sprechendes gilt auch von einem grossen Theil der Kupfer- 
münzen, welche auf den Namen der jüngeren Caesaren ge- 
schlagen sind. 

Die Wirkung dieser Münzpolitik zeigt sich in den ver- 
grabenen Schätzen. Die schNvcren FoUes Diocletians waren 
nicht demonetisirt worden; dazu war kein Grund, da es ja nur 
zum Vortheil der kaiserlichen Kasse dienen konnte, wenn voll- 
wichtigere Stücke einliefen, als sie ausgab. In den Schätzen 
von Evenley und Falmouth, die bald nach dem Beginn der 



Zafall es leicht fflgon, dass auch einzelne der neuausgegehenen Münzen sich 
beinahe zum Werthc des Billons erhohen. Auf den Durchschnitt lässt dies 
nattürlich keinen Schlass zu. 

Z<«iipchrifi 1(11 .N'uiiii^iiinliU. Wll. J 



130 0. Seeck: 

Münzverschlechterung vergraben sind^), erscheinen sie denn 
auch noch massenhaft, und ebenso in dem etwas jüngeren von 
Dalheim'). Diese waren in einer Zeit gesammelt, wo die 
schwere Münze noch den Verkehr beherrschte. Im Schatze von 
Jersey (um 312) fehlen nicht nur die Geldstücke der Tetrarchie, 
sondern auch die des Constantin und Maximinus als Caesares^; 
schon die Münzen der ersten ,,Reduction^ sind also zu schwer 
gewesen, um sich noch auf dem Markte behaupten zu können. 
In dem Bristoler Funde, der dem Jahre 318 angehören dürfte^), 
und dem Erdorfcr, welcher etwas später ist^), befanden sich nur 
noch die allerleichtesten Folles vermischt mit Denaren; in dem 
von Salisbury-Plain , der etwa in das Jahr 326 fällt*), und dem 
gleichzeitigen von Eller ^ sind auch die ersteren verschwunden; 
in dem von Annecy, der nach der Einweihung Gonstantinopels 
(330) geborgen wurde, lag unter 3000 Münzen nur ein einziges 
Stück des Maximian^). Wenn man erwägt, dass diejenigen, 
welche diese Geldsummen vergruben, sie gewiss jahrelang zu- 

1) Mommsen 8. 822. Num. Chron. N. S. Y, 1865, S. 819. In dem 
Schatze Ton Falmouth war Maximinus Daza nur als Caesar vertreten; ob 
auch Constantin, ist aus dem Berichte nicht zu ersehen; Licinius fehlte noch. 
In Evenley fanden sich weder Stücke des Licinius noch des Constantinus 
Augustus. 

3) Mommsen S. 822. 

3) Joum. of the British archeol. Assoss. IV, 1848, S. 272. Der Schatz 
bestand aus 400 Bronzen, davon 28 Varietäten von Constantinus Augustus, 4 
von Licinius, 3 von Maximinus Augustus, 2 von Maximianus Augustus und 
Senior Augustus. Der Modulus der letzteren l&sst sich aus der Beschreibung 
nicht erkennen, da der Revers Genio populi Bomtmi in allen Grössen und 
Gewichten vorkommt. Die vereinzelten Trierer Stfleke gehören alle der 
Emission an, welche wir S. 126 Anm. 1 den Jahren 309—318 zugeschrieben 
haben. 

4) Num. Chron. III Ser. V, 188/>, S. lia Unter 347 Stocken waren 
die Caesares, welche am 1. M&rz 317 eingesetzt waren, nur mit 12 ver- 
treten, woraus sich der Schluss auf die Zeit ergiebt. 

5) Westd. Zeitschr. VII, S. 154. 

6) Num. Chron. N. S. IX, S. 47. Unter 1850 Stücken befanden sich 
von Constantius Caesar, der Ende 324 mit dem Purpur bekleidet wurde, 
nur 46. 

7) Westd. Zeitschr. VII, 8. 153. 

«S) M^moircs de la societ^ d'hist. de Gen^ve I, 1841, S. 940. 



Die Mflnzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 131 

sammengespart hatten, so wird man ermessen können, wie schnell 
die schwereren Münzen aus dem Verkehr verdrängt sein müssen. 
Jedenfalls haben Speculanten sie gesammelt und einge- 
schmolzen, ein weiterer Beweis dafür, dass sie Werthgeld, nicht 
Zeichengeld waren. 

Schon in den Schätzen von Falmouth und Evenley, also 
gleich nachdem die Münzverschlechterung ihren Anfang ge- 
nommen hatte, erscheinen wieder die Kleinbronzen mit der 
Strahlenkrone, welche von Diocletian ausser Kurs gesetzt waren, 
and treten dann auch in den späteren mehr oder weniger häufig 
auf. Danach muss ihnen im Jahre 307 ihre frühere Geltung 
durch Gesetz zurückgegeben sein, eine Massregel, die gewiss 
ebenso populär, wie gewinnbringend war. Denn diese Münzen 
mit ihrem relativ hohen Silbergehalt waren mehr werth, als die 
schlechten FoUes, welche die neuen Herrscher ausgaben, und 
konnten daher den öffentlichen Kassen nur willkommen sein. 
Doch sobald dies auch dem Publikum klar geworden war, be- 
gann man diese Stücke gleichfalls einzuschmelzen. Im Schatze 
von Bristol befanden sich unter 347 Münzen nur 6 Exemplare 
mit der Strahlenkrone, in dem von Frome unter 452 nur 1 '), 
in dem von Weeze unter 1718 nur 2'), in den späteren fehlen 
sie meistens ganz'). 

Auch die neue Münzverschlechterung, welche um das Jahr 
330 eintrat, hat die Denare, die seit 313 ausgegeben waren, 
schnell aus dem Verkehr vertrieben. In den ältesten Schätzen, 
welche Münzen mit ConstantinopoUs enthalten, von Frome, Erms- 
dorf und Dhron*), sind sie noch sehr zahlreich; in denen von 
Annecy und Chepstow scheinen sie schon seltener aufzutre- 



1) Nom. Chron. N. S. VI, 1866, S. 157. 

2) Westdeutsche Zeitschr. VII, S. 124. 

8) Wenn der Schatz von Niederweil (Mommsen S. 822) eine Ausnahme 
macht, so muss dies auf ganz besonderen Verhältnissen beruhen. Wahr- 
scheinlich haben seine Besitzer mehrere Generationen lang daran gesammelt 
and 10 noch Mttnisorten aufbewahrt, die zur Zeit, wo der Schatz vergraben 
wurde, langst nicht mehr kursirten. 

4) Westd. Zeitschr. VII, S. 118. 

9* 



132 0. Seeck: 

ten*); in dem von Weeze sind nur 10 Stücke unter 1718 vor 330 
geschlagen, in dem von Ollmuth unter 155 gar keine mehr, ob- 
gleich beide Schätze noch unter Constantin vergraben wurden'). 
Seine Söhne haben etwa zwölf Jahre lang nach der Art 
ihres Vaters weitergeprägt; erst 348 oder etwas früher ent- 
schlossen sie sich zu einer Münzreform '). Wie Constantin selbst 
eine Zeitlang dadurch geordnete Verhältnisse geschaffen hatte, 
dass er das bisherige Nominale, den Follis, zu prägen aufhörte, 
so wurde jetzt sein verschlechterter Denar beseitigt. Ein Gesetz 
des Constantius sagt uns ausdrücklich, dass es zu seiner Zeit 
nur zwei Geldsorten in Kupfer gab, deren Ausgabe gestattet 
war, den Centenionalis und die pecunia maiorina*). Beide lassen 
sich in den Münzen seiner späteren Zeit denn auch leicht er- 
kennen. Die grösseren variiren im Durchmesser zwischen 20 
und 24 mm, die kleineren zwischen 17 und 19, im Gewicht 
zwischen 7,5 und 3,5 Gr., resp. zwischen 3 und 2. Die Prägung 
ist also höchst ungleichmässig, der Silberzusatz, nach dem An- 
sehen zu schliessen, sehr gering. Von den Majorini tragen 
einzelne das Zahlzeichen LXXII, was man wohl kaum anders 
deuten kann, als dass sie %, ^^^ Miliarense gelten sollten'^). 
Die kleineren Münzen möchte man nach Aussehen und Gewicht 
für Halbstücke der grösseren halten; ihr Name Centenionalis 
könnte dem kleinsten Kupferstück der früheren Zeit entlehnt 
sein, obgleich er seine Bedeutung verloren hatte. 



1) Mem. de Qen^Te I, S. 241; Num. Ghron. N. S. II, 1862, S. 330. 
Die Beschreibungen sind sehr summarisch, doch wird in dem Verzeichniss 
der vertretenen Kaiser beide Mal Licinius nicht erwähnt, von dem jene guten 
Denare gerade sehr häufig sind. 

2) Westd. Zeitschr. VII, S. 123. 

3) Über die Zeitbestimmung s. Hettner VII, S. 145. Erwähnt wird die 
pecunia maiorina, welche der ganzen Reform ihren Charakter giebt, zuerst 
im Februar 349 Cod. Theod. IX, 21, 6. 

4) God Theod. IX, 23, 1 pccunicuy qutu more solito maiorinait vel centenio- 
ncUes communes appeüant, vel cetercu, quas vetitas esse cognoscunt, 

5) Ob der Follis, welcher nach Cod. Theod. IX, 23, 1 § 1 als Rechnnngs- 
einheit fortbestand , das Doppelte des Majorinus galt oder ihm gleich- 
gesetzt wurde, wage ich nicht zu entscheiden. 



Die Münzpolitik Diocletiau& und seiner Nachfolger. ] 33 

In einem Gesetz von 356 erwähnt Coustautius gewisser 
Kupfermünzen, deren Verwendung bei Strafe der Vermögens- 
confiscation verboten war^). Welche damit gemeint sind, zeigt 
der Schatz von Cobham Park, der um 352 vergraben ist*). Der- 
selbe enthielt unter 836 Münzen nur ein einziges Stück des 
Constantin, und dieses stammte nicht aus den letzten Jahren 
des Kaisers, sondern es war einer jener leichten Folles, die 
nach Umfang und Gewicht den Zweiundsiebzigsteln des Con- 
stantius ungefähr entsprechen und daher leicht mit ihnen zu ver- 
wechseln sind. Von den kleinen Denaren aus der früheren Zeit 
der Söhne Gonstantins fand sich keiner, sondern alle alle übrigen 
Münzen gehörten dem reformirten System von 348 an. Dass 
sie erst kürzlich ausgegeben waren , als der Schatz in die Erde 
versenkt wurde, sah man an ihrer vorzüglichen Erhaltung. Con- 
stantius und Gonstans sind also ebenso gewaltsam verfahren, 
wie Diocletian bei der Münzreform von 296; auch sie haben 
das alte Geld für ungültig erklärt und seine Benutzung mit 
iStrafe belegt; auch sie haben es nicht eingezogen und den Be- 
sitzern eine Entschädigung gewährt. Denn in dem Schatze von 
Rheinzabern^), der 350 geborgen wurde, fanden sich neben 572 
Münzen des früheren Systems 16, welche nach der neuen Ord- 
nung geschlagen waren. Die grosse Masse besteht also aus 
verbotenem Gelde, offenbar weil der Eigenthümer die Ersparnisse 
seiner frühereu Jahre nicht einfach wegwerfen mochte und immer 
noch hoffte, sie würden, wie Entsprechendes ja auch nach der 
Abdankung Diocletians geschehen war, durch einen milderen 
Kaiser wieder in Kurs gesetzt wx*rden. Wären sie gegen neue 
Münze eingewechselt worden, so hätte er sie doch gewiss nicht 
aufbewahrt. Übrigens hat ihn seine Hoffnung nicht getäuscht. 



1) Cod. Theod. IX, 23, 1 fucufiiaa rtro miUi c inert jas trit u*v rrfitas 
contrectarfj quia in vsu jmhiico constittitas /netium oporUt easi'^ non mercem. 
placet denifjue, m/, ."/ fjnis j'orsitan nummifn pratUr eum, t/ui in usu pnhlico perstr 
veratf apud aliqutm mercatortin futrit inventusy jisri dominio cum omnibus dtlin' 
qutntia Jacultatibux vindin'tin-. 

2) Num. Chron. 111 Sor. V, 18J55, S. 108. 

3) Westdeutsche Zeiischr. VII, S. 137. 



134 ^' Seeck; 

Denn in zwei Trierer Schätzen vom Ende des vierten Jahr- 
hunderts treten die alten Münzen, welche sich unter Gonstantius 
hatten verbergen müssen, wieder gleichberechtigt neben den 
späteren auf). 

Schon gleich nach dem Tode des Gonstantius ist sein Münz- 
system zusammengestürzt. Der Name der pecunia maiorina 
kommt nur unter seiner Regierung vor und auch das Geldstück, 
welches er bezeichnet, verschwindet mit seinem Tode. Die 
Hanptmünze, welche seit 360 geschlagen wird, ist ein grosses 
Weisskupferstück von 28 mm Durchmesser, das zwischen 9 und 
8,50 Gr. wiegt, also sehr gut justirt ist. Ofifenbar stellt es eine 
Erneuerung des Diocletianischen Follis dar, dem es äusserlich 
ganz ähnlich ist und auch an Gewicht sehr nahe kommt. Ihm 
stehen drei kleinere Münzen zur Seite, in denen man wohl den 
Denar, den Gentenionalis und den halben Gentenionalis wird er- 
kennen müssen. Die beiden letzteren zeichnen sich dadurch aus, 
dass sie nicht den Kopf des Kaisers, sondern die Bilder von 
Göttern tragen. Der Denar misst 23 — 25 mm und wiegt 
3,3 — 2,3; der Gentenionales 15—18 mm und etwa 1,5; der 
halbe Gentenionalis 11 — 14 mm und etwa 1 Gr. Unter den 
späteren Kaisern werden dieselben Nominalen mit Ausnahme 
des kleinsten beibehalten; der Fuss wechselt nur insofern, als 
die Stücke wieder beträchtlich leichter und kleiner werddn. 
Eine radicale Änderung trat erst unter Honorius ein, der im 
Jahre 395 alle grösseren Münzen abschaffte und nur den Gente- 
nionalis noch beibehielt^). Seitdem wird das Kupfergeld im 
Westreiche sehr selten, wenn auch vielleicht etwas weniger, als die 
Bestände unserer Sammlungen vermuthen lassen. Denn die ganz 
kleinen Münzchen, welche damals allein im Verkehr waren, 
werden begreiflicher Weise nicht leicht gefunden, und da das 
Kupfer sich meist viel mehr abbraucht, als die Edelmetalle, so 
sind, selbst wenn es gefunden wird, die Kaisemamen oft nicht zu 
erkennen, wodurch die Stücke für Sammlungen unbrauchbar werden. 



1) Westd. Zeitschr. VI, S. 150; 153. 

2) Cod. Theod. IX, 23, 2. 



Die MüDzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 135 

Auch die oströmischen Kaiser haben in dieser Zeit ihre 
Kupferprftgung sehr eingeschränkt. Auch von ihnen schlagen 
einzelne nur Oentenionales, w&hrend bei andern bald Denare, 
bald Folles daneben erscheinen. Erst unter Anastasius tritt die 
Kupfermünze wieder massenhaft auf, zeigt aber jetzt einen ganz 

neuen Charakter 0- 

Während bis dahin die Rückseiten aller römischen Münzen 
— nur ein Theil der Diocletianischen Miliarensia macht eine 
Ausnahme — mit Bildern oder Symbolen geschmückt waren, 
neben denen die Werthzeichen nur ausnahmsweise in ganz beschei- 
denen Dimensionen in Feld oder Abschnitt erschienen, füllen diese 
jetzt als grosse griechische Zahlbuchstaben den ganzen Raum des 
Reverses. Es sind Af == 40, Ä = 20, / = 10, € = 5; nur auf den 
kleinsten Stücken, welche die Einheit repräsentiren, fehlt die Zahl. 
Die Münzen mit M messen 33—37 mm und wiegen 14,2—17,8, 
die mit K 25—27 mm und 7,8—9,2, die mit / 15—16 mm 
und 1,9—3,3, die mit 6 14—15 mm und 1,65—2,55, die ohne 
Werthzeichen 8 — 12 mm und 0,45—0,85. Neben den grossen 
Münzen mit M und K kommen auch viel kleinere vor (von 23 
—24 mm und 6,8—9 Gr., resp. 19— 20 mm und 3,9— 4,6 Gr.), 
welche mit denselben Zahlen bezeichnet sind, also den gleichen 
Werth repräsentiren sollten. Sie scheinen den grossen Stücken 
gleichzeitig zu sein, denn wie unter Anastasius, so finden sich 
auch unter Justinus beide Grössen nebeneinander. Vermuthlich 
sind die umfangreicheren Münzen von reinem Kupfer, während 
die kleineren einen Silberzusatz enthalten und dadurch jenen 
gleichwerthig gemacht sind. An dem Aussehen der Exemplare, 
welche mir vorgelegen haben, liesss sich der Unterschied der 
chemischen Zusammensetzung freilich nicht erkennen ; doch dass 
man im sechsten Jahrhundert schon wieder reines Kupfergeld 
prägte, ist uns durch Cassiodor') überliefert, und die Praxis des 



1) Die Neuerung ist TieUeicht von Odoaker ausgegangen und von 
Anaitasius nur nachgeahmt. Finder und Fricdlaendcr, Beiträge zur älteren 
MOnikonde, S. 131. 

2) In seiner Instruktion für die Münzbeamten (Var. VII, :^2) schreibt 



136 0- Seeck: 

Weisssiedens war zu Anastasius Zeit so alt und eingebürgort, 

dass man sie kaum ganz über Bord geworfen hat. Jedenfalls 

musste es für das Publikum bequem sein, wenn es sich nicht 

immer mit den ungefügen Stücken der ersten Grösse zu schleppen 

brauchte, sondern daneben auch kleinere und handlichere Münzen 

gleichen Werthes verwenden konnte. Dass die Vierziger Folios, 

die Zwanziger Denare, die Zehner Centenionales, die Einer 

Nummi sind, haben wir schon S. 81 gesehen. Indem von diesen, 

statt wie früher acht, jetzt zehn auf den Centenionalis gerechnet 

und so das Miliarense auf 1000 Nummi gebracht wurde, war 

das Decimalsystem wenigstens in der Kleinmünze vollständig 

hergestellt. 

V. 

MUnzsysteme und Kurse. 

Seit dem Anfang des dritten Jahrhunderts war das Silber- 
geld immer mehr mit unedlen Metallen legirt worden und zu- 
letzt zu einer Kupfermünze herabgesunken, die wenige Procent 
Silber enthielt und der nur durch Sieden in Säuren eine täuschende 
weissliche Oberfläche gegeben wurde. Mit der Verschlechterung 
des Geldes fortschreitend stiegen natürlich alle I^reise und ver- 
loren alle Schuldforderungen und festen Einkommen von ihrem 
ursprünglichen Werthe, doch dürfte diese Bewegung wohl schon 
unter Gallienus zu einem gewissen Stillstande gekommen sein. 
Denn der Silbergehalt der Münze war damals so gering ge- 
worden, dass, wenn man ihn noch weiter herabgesetzt hätte, 
selbst das Weisssieden kaum mehr möglich gewesen wäre. 
Ohne zum reinen Kupfer überzugehen, konnte man sie also nicht 
sehr viel verschlechtern, wodurch ihr Werth, so niedrig er auch 
war, doch wieder zu einem relativ festen wurde. Die besseren Stücke 
waren eben eingeschmolzen und die schlechtesten beherrschten 

er: auri flatnma nulla iniuria permixtionis albescaty argenti color gratia candoHs 
arrideat, aeris ruhor in natlva qualitate permaneat. Ob es SChon vor Anastasius 

reine Kupfermünzen gegeben hat, muss einstweilen noch unbestimmt 
bleiben, da es sich, wie schon S. 1 13 Anm. 3 heryorgehoben ist, nicht durch 
den Angeuscheiu, sondern nur durch Schriftstenerzeugnisse oder chemische 
Analysen entscheiden lässt. 



Die Mttnzpolitik Dioclctiaiis und seiner Nachfolger. 137 

(Ion Markt und bestimmten den Geldkurs *). Die unklaren Reform- 
versuche Aurelians werden hieran nichts geändert haben. Denn 
da, wie die Schatzfunde zeigen, die alten Münzen im Umlauf 
blieben, so konnte seine wcrthvollere und sorgfältigere Prägung 
nichts nutzen, sondern indem sein Geld sich mit dem minder- 
werthigen mischte, wurde es auf dessen Kursniveau mit herab- 
gezogen. Es war ein Glück für das Römerreich, dass ihm auf 
diese Weise neue Preisschwankungen erspart blieben. Man 
hatte sich mit dem schlechten Gelde eingelebt, nachdem sich 
dafür ein conventioneller Werth fixirt hatte; diesen steigern 
zu wollen und dazu eine Münze, welche durch die üncontrolir- 
barkeit ihres Silbergehaltes zu neuen Verschlechterungen geradezu 
herausforderte, nicht etwa ganz zu beseitigen, sondern nur etwas 
besser zu schlagen, war eine grosse Thorheit. Auch dass reines 
Silber und Kupfer so gut wie garnicht gemünzt wurde und das 
Goldgeld wegen seines ganz unregelmässigen Gewichtes nicht 
kursiren konnte (S. 39), war ein Glück zu nennen, da hierdurch das 
Weisskupfer zum ausschliesslichen Wcrthmesser wurde. Denn 
Werthschwankungen eines Zahlmittels kommen in seinem Ver- 
hältniss zu einem andern gleichberechtigten viel früher und 
energischer zum Ausdruck, als in den Preisen der Lebensbedürf- 
nisse; der Bankier, der Gold geg( n Silber und Kupfer umtauscht, 
weiss den Metallgehalt eines Geldstückes eben besser zu wür- 
digen, als der Bauer, welcher sein Korn und Fleisch auf den 
Markt bringt. Erst w^enn dieser durch jenen auf die Unter- 
werthigkeit des Geldos, das er bisher iu gutem Glauben anzu- 
nehmen gewohnt war, aufmerksam gemacht wird, beginnt auch 
er stutzig zu werden. Ein einheitliches Zahlmittel wird daher 



1) In dem Schatze von Orscholz, der um 270 vergraben ist, fanden sich 
unter 2844 Weisskupfermünzen gar keine, die vor 253 geschlagen waren 
(Wcstd. Zeitschr. VI, S. 127). Auch in den bei Alommsen S. 80vS verzeich- 
neten Schätzen, soweit sie nach Gallionus geborgen sind, fehlen die älteren 
Münzen entweder ganz oder sie er-cheincn nur in vereinzelton Kxomplaren. 
Bs ist dies ein Zeichon dafür, wie schnell und vollständig das besser« Geld, 
welches vor Gallienus geprägt worden war, von dem schlechten^ aus dem 
Verkehr verdrängt wurde. 



138 ^- Seeck: 

immer relativ stabil seiu, weil kein Massstab existirt, an dem 
die Schwankungen seines thatsächlichen Werthes einen klaren 
und gemeinverständlichen Ausdruck fänden. Einen solchen hat 
erst Diocletian geschaffen und so, indem er bessern wollte, jene 
unheilvolle allgemeine Preissteigerung herbeigeführt, der er durch 
das Edictum de pretiü verum venalium vergeblich entgegenzu- 
treten suchte*). 

Dass die Weisskupferstücke ein ganz erträgliches Geld dar- 
stellten, hat Diocletian selbst anerkannt, indem er es in den 
ersten zwölf Jahren seiner Regierung trotz der beiden Münz- 
reformen, welche in ^iese Zeit fallen, unverändert liess. Frei- 
lich waien zwei erhebliche Übelstände damit verbunden : erstens 
machte es jede Grosszahlung äusserst unbequem, und zweitens 
wurde es im Auslände natürlich nicht genommen, so dass der 
Handel über die Grenzen des Reiches hinaus sich zum reinen 
Tauschverkehr gestalten musste. Dies erklärt es, warum Dio- 
cletians Neuerungen bei dem Metall einsetzten, welches im 
Grosshandel die Hauptrolle spielt. Sehr bald nach dem Antritt 
seiner Herrschaft schuf er eine Goldmünze von fest normirtem Ge- 
wicht (S. 41). Merkwürdiger Weise wählte er dabei für seine Ein- 
theilung des Pfundes die Zahl 70, obgleich sie sich weder drit- 
teln noch viertheilen lässt und ein Metallquantum ergiebt, das 
mit römischen Gewichten nicht einmal wägbar war'). Falls 
dem keine abergläubische Vorliebe für die Siebenzahl zu Grunde 
liegt — doch eine solche macht sich in keiner anderen Insti- 
tution der Diocletianischen Zeit bemerkbar — , lässt diese ebenso 
sonderbare, wie wohlbeglaubigte Thatsache wohl nnr eine Er- 
klärung zu: In Nicomedia, wo die Reform, wie es scheint, be- 
schlossen wurde'), bezahlte man damals für das Pfund Gold 



1) Lact, de mort. pcrs. 7 : Idem cum variis iniguitatibus immensam faceret 
caritatem, legem pretiis rerum vencdium stcUuere eonatiu est. 

2) \^ Pfund ist nach römischem Gewicht 4^^ Scropel oder 4 Scmpel 
^^5 Siliquae; also eine ganz incommensurable Grösse. 

3) Dort war Diocletian am 1. April 285, als er den Maadmian cum 
Caesar machte. Studien zur Geschichte Diocletians und Gonstantins. Jahrb. 
f. class. Philol. 1889. S. 633. 



Die Mauzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. I39 

eine Summe von Denaren, die darch 70 am leichtesten theil- 
bar war, vielleicht 49,000 oder, was ich für wahrscheinlicher 
halte, 42,000. Denn da man nur nach Weisskupfer rechnete, 
(8. 52), so mnsste das Goldstück, wenn es überhaupt Geld 
und nicht wieder ein geprägter Barren sein sollte, einer be- 
stimmten Zahl von Denaren gleichgesetzt werden, und dass 
Diodetian sich dieser Einsicht nicht vcrschloss, haben wir oben 
(S. 45) schon gesehen. 

Das neue Grossgeld wurde gewiss von den Handeltreibenden 
freudig begrüsst und lebhaft begehrt; doch eben dies musste zur 
Folge haben, dass in Kurzem die Goldmünze höher im Kurse 
stand, als ein Siebzigstel Pfund ungemünzten Goldes gestanden 
hatte. Überdies steigert eine starke Münzprägung ja auch den 
Preis des Metallcs selbst, insofern sie einen ansehnlichen Theil 
desselben in Anspruch nimmt und seiner früheren Verwendung 
entzieht. Endlich ist es sehr fraglich, ob der Denarwerth des 
Goldes, welcher in Nicomedia gegolten hatte, sich auch den Ver- 
hUtnissen der anderen Städte und Provinzen augemessen erwies:. 
Die Werthung des Siebzigstels , welche es auch gewesen sein 
mag, musste also bald ins Schwanken kommen, und eine Münze, 
die zu dem allgemeinen Werthmesser, dem Denar, in keinem 
unveränderlichen Verhältniss stand, konnte den Markt nicht 
halten. Sic verschwand wahrscheinlich bald in den Kellern der 
Bankiers, und wer ihrer für den Auslandhaiidel bedurfte, musste 
sie mit hohem Agio kaufen. 

Diocletian konnte seine Reform nicht für ganz verfehlt 
halten, schon weil sein neues Geld jedermann so willkommen 
war; doch dass er etwas dabei versehen habe, musste ihm trotz- 
dem einleuchten. So griff er denn um 286 wahrscheinlich nach einem 
Recept, das ihm einer seiner Hofgelehrten erdacht hatte (S. 62). 
Im Alterthum war das Münzwesen tadellos gewesen; es kam 
also nur darauf an, das Beispiel desselben getreulich nach- 
zuahmen. Damals hatte es ein Silberstück von /^^ Pfund gegeben, 
das in 16 Kupferstücke zei-fiel und \r^ des Goldstücks bildete. 
Dies alles Hess sich leicht wieder einführen; die einzige 



140 0. Soeck: 

Schwierigkeit dabei war, dass man das Gold- und Kupferstück 
nicht, wie die Silbermtinze, neu zu schaffen hatte, sondern mit 
gegebenen Grössen rechnen musste. Dass *^%e Pfund Silber zu 
viel war, um mit einem Siebzigstel Pfund Gold geglichen zu 
werden, war klar; doch konnte Diocletian sich nicht ent- 
schlicssen, die kaum erst ausgegebene Münze wieder einzuziehen, 
und sie zum Theilstück der neuzuprägenden Goldstücke zu 
machen, war deshalb sehr schwierig, weil sich /^„ zu keiner 
andern Bruchzahl des Pfundes ausser dem unmöglichen Fünf- 
unddreissigstel in ein bequemes Verhältniss setzen lässt. So 
griff er denn zu einem höchst seltsamen Äuskunftsmittel : er 
machte das Goldstück zwar schwerer, aber nur so viel, dass die 
Differenz gegen die älteren Münzen nicht gar zu bemerkbar 
hervortrat, und während diese sehr regehnässig justirt waren *), 
Hess er das neue Geld nur nach einem Durchschnittsgewicht 
schlagen, über das einzelne Exemplare sich ebenso sehr erhoben, 
wie andere darunter herabsanken (S. 43). Auf diese Weise näherte 
er die leichtesten Sechzigstel den Siebzigsteln so sehr an, dass sie 
von diesen selbst mit Hilfe der Wage kaum zu scheiden waren, 
und machte zugleich beide Münzsorten in der Grösse des üm- 
fangs und allen Äusserlichkeiten der Prägung einander zum Ver- 
wechseln ähnlich (S. 49). Dies kann keinen anderen Zweck gehabt 
haben, als dass beide unterschiedslos neben einander umlaufen 
und zu gleichem W^erthe genommen werden sollten. Wahr- 
scheinlich wurden auch die kaiserlichen Kassen instruirt, alle 
Goldstücke, welche Diocletians und Maximians Bildniss trugen, 
soweit sie unbeschnitten waren, als volle Sechzigstel gelten zu 
lassen. 

Unter gewöhnlichen Umständen hätte dies zur Folge haben 
müssen, dass entweder das neue Geld eingeschmolzen wurde 



1) Die Siebzigste] des Berliner Museums wiegen 4,74; 4,70; 4,69; 4,G3, 
kommen also dem Normalge wicht von 4,68 alle so nah, wie dies bei der 
Münztechnik jener Zeit nur möglich war. Wenn von den Exemplaren 
Missongs und Elberlings einzelne bis auf 4,25; 4,15 und 4 herabsinken, so 
werden sie eben abgebraucht oder beschnitten sein. S. 41. 



Die MüDzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 141 

oder das alte zum Schaden des Fiscus massenhaft in die Staats- 
kassen einlief; doch scheint keins von beiden eingetreten zu 
sein. Denn wenn Diocletian mit sdnem wunderlichen Experiment 
das erste Mal schlechte Erfahrungen gemacht hätte, so würde 
er es einige Jahre später nicht wiederholt haben (S. 44). Der Grund 
für diesen glücklichen Erfolg lag wohl darin, dass die Gold- 
münze sehr begehrt und der Markt durch die Siebzigstel, welche 
man nur kurze Zeit geprägt hatte, noch nicht gesättigt war. 
Man schmolz die Sechzigste also nicht ein, weil sie als Münzen 
trotz ihrer leichteren Genossen noch immer mehr werth waren 
denn als Rohmetall; man Hess die Siebzigstel nicht mit über- 
mässiger Geschwindigkeit den kaiserlichen Kassen zuströmen, 
weil sie für den Handel noch nicht entbehrt werden konnten. 
Wahrscheinlich hat die Reform von 286 sogar den Erfolg ge- 
habt, dass die Goldmünze wirklich in den Marktverkehr eintrat. 
Das schwerere Geld wird sich zwar auch ferner verborgen haben 
oder ins Ausland abgeflossen sein, doch während bisher auch 
die Grosszahlungen nur in Kupfer geleistet wurden, verwendete 
man jetzt dazu die Siebzigstel, weil sie unterwerthig geworden 
waren. Dies gilt auch vom ihrem Verhältnis zum Denar. Denn 
da die neue Werthung desselben zu %„(, Goldstück im Hinblick 
auf das Sechzigste beschlossen war, so musste sie trotz des 
niedrigen Kurses für das Siebzigstel entweder passend oder gar 
noch etwas zu hoch sein. Diocletian sah also plötzlich seine 
Goldstücke, die sich bisher so scheu vom Markte fern gehalten 
hatten, lustig kursiren, und da man ja nach ihrem äusseren An- 
schein nicht erkennen konnte, dass es nur diejenigen waren, 
welche er zum allmähligen Verschwinden verurtheilt hatte, so 
musste er seine zweite Reform für sehr gelungen halten. 

Allerdings sollte diese Freude nicht lange dauern. Das 
Silber war zum Golde in das Verhältniss von 1 : 15,62 gesetzt; 
ein Silberstück sollte 16 Folles oder 32 Denare gelten (S. 62): die 
erstere Werthung war unter allen Umständen zu niedrig, die 
zweite wenigstens nach den damaligen Geldkursen. Zwar hatte 
man in der früheren Kaiserzeit HJ Kupferas ohne Anstand für 



142 0. Seeck: 

ein Silberstück genommen, das dem Diocletianischen an Gewicht 
gleichstand, und der FoUis war durch seinen, wenn auch ge- 
ringen, Silbergehalt dem As an Metallwerth zweifellos fiberlegen. 
Doch dieses war eine Münze von gutem Schrot und Korn ge- 
wesen, während man bei jenem nie wusste, wieviel Edelmetall 
das einzelne Stück enthielt. Und eben weil das neue Silbergeld 
jedermann willkommen war und man im Laufe des letzten Jahr- 
hunderts den Massstab der Schätzung für Werthmünze ganz 
eingebüsst hatte, drückte es den Kurs des alten Weisskupfers 
noch weit unter seinen wirklichen Werth hinunter. So wollte 
das Silber nie recht in Umlauf kommen, und nach wenigen 
Jahren verschwand auch das Gold wieder. Denn nachdem die 
alten Siebzigste allmählich von den Staatskassen eingezogen 
und an ihrer Stelle Sechzigstel ausgegeben waren, wollte der 
officielle Ansatz des Eupferdcnars zu diesen nicht mehr passen. 
Da er nichtsdestoweniger gesetzliche Währungsmünze blieb und 
selbst die grössten Zahlungen darin geleistet werden konnten, 
so zahlte man eben nicht in Silber und Gold, sondern diese 
versteckten sich nach wie vor bei den Bankiers, um nur für 
den Auslandhandel hervorgeholt zu werden. Im Marktverkehr 
würden also die Reformen Diocietians kaum etwas verändert 
haben, wenn nicht der Kursverlust des Follis gegen die Münzen 
aus Edelmetall seine wirkliche oder vermeintliche Unterwerthig- 
keit auch der Masse des Volkes zum Bewusstsein gebracht und 
dadurch die Preise, welche sich ja noch immer ausschliesslich 
in Weisskupfer ausdrückten (S. 53), in die Höhe getrieben hätte. 
Um den Werth des Kupfergeldes zu steigern, erhöhte Dio- 
cletian im Jahre 296 sein Gewicht auf mehr als das Doppelte 
und erklärte zugleich mit der schonungslosen Härte, die ihm 
eigen war, die älteren Stücke mit der Strahlenkrone für nngiltig 
(S. 1 16). Wäre entsprechendes bei der Gold- oder SUbermünze vor- 
gekommen, so hätte sie eingeschmolzen noch immer ihren Werth 
bewahrt; bei dem Weisskupfer dagegen war das Metall nur 
dann dem Geldstücke ungefähr gleichwerthig, wenn man seinen 
Gehalt an Silber von dem Kupfer ausschied; doch dies war eine 



Die MüDzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 143 

weitläufige Operation, die sich nur bei grossen Quantitäten ohne 
Verlast ausfahren Hess. Wer nur wenige hundert Stücke besass, 
konnte sie im besten Falle für einen Spottpreis an einen Unter- 
nehmer losschlagen, der das Einschmelzen der alten Münzen 
fabrikmässig betrieb. Hätte Diocletian die Absicht gehabt, 
seinen Unterthanen die Werthlosigkeit des Weisskupfergeldes 
ad oculoa zu demonstriren, so hätte er dazu wahrlich keinen 
besseren Weg finden können, als jene vermeintliche Reform. 
Wenn der Kaiser das Geld, welches er selbst vorher mit seinem 
Bilde hatte schlagen lassen, jetzt mit einem Federstrich in nutz- 
lose Stückchen schlechter Metallmischung verwandelte, so konnte 
keiner dafür stehen, dass nicht künftig er selbst oder einer 
seiner Nachfolger mit den neu ausgegebenen Weisskupfermünzen 
ebenso verfahren werde. Man kam ihnen daher mit dem 
grössten Misstrauen entgegen und ihr Kurs sank noch tiefer, 
als er bei den schlechteren Stücken mit der Strahlenkrone ge- 
standen hatte. Dies ergiebt sich daraus, dass erst nach der 
Mflnzreform von 296 die Preissteigerung trotz guter Erndten 
(Edict de pret. Z. 20) in so erschrecklichem Masse zunahm, um 
jenes unheilvolle Edikt nöthig zu machen. Ohne Zweifel war die 
Abschafiung des alten Geldes die wirksamste der „mannigfachen 
Unbilden^, durch welche nach Lactanz Diocletian selbst die 
Theuerung verschuldet hatte (S. 138 Anm. 1). 

Als Diocletian im Jahre 301 die Preise aller Waaren zu regeln 
wagte, versuchte er auch zugleich, die zerrütteten Münzverhältnisse 
wieder in Ordnung zu bringen. Das Silberstück wurde jetzt nach 
dem Vorbilde der Augusteischen Zeit statt auf Vis«» auf 7iooo 
des Goldpfundes angesetzt und ihm danach der Name Miliarense 
decretirt, den es durch alle Folgezeit bewahrt hat (S. 59). Nach dem 
horazischen Spruche: dum vüant atuUi vUia, in contraria currunt, 
stand diese Normirung noch viel höher über dem Marktwerthe 
des Silbers, als die frühere dahinter zurückgeblieben war. Hatte 
man bei der Reform von 286 die Rückkehr zu den goldenen 
Zelten des Alterthums darin gefunden, dass man ihm das Ge- 
wicht des Silberstücks und die Verhältnisszahlen von Gold-, Silber- 



144 0. Scock: 

und Kupfermünze sklavisch nachmachte, so glaubte man jetzt 
seinem leuchtenden Beispiel besser zu folgen, indem man das 
Werthverhältniss der beiden Edelmetalle, das im ersten Jahr- 
hundert gegolten hatte, unbesehen auf das vierte übertrug (S. 60). 
In Bezug auf das Kupfergeld wurde dem Kurse Rechnung getragen, 
aber nicht in ausreichendem Masse. Diocletian normirte das Gold- 
pfund auf 25,000 Folles, also auf 1000 mehr als 286, aber immer 
noch nicht hoch genug. Da die Zahlen von 1000 Miliarensia 
und 25,000 Kupferstücken durch 60 untheilbar waren, so wurde 
das Goldstück auf ^ij^ Pfund erhöht, wodurch die bequeme Einthei- 
lung in 20 Silberstücke und 1000 Denare geschaflfen wurde (S. 44). 
Der dalmatinische Sklavensohn, welcher niemals römisch empfinden 
gelernt hatte und keine Achtung vor dem überlieferten kannte, 
scheute sich auch nicht, das uralte Duodecimalsystem der Römer 
über Bord zu werfen. Die rein decimale Eintheilung, welche 
ihm nicht mit Unrecht rationeller ei'schien, wurde jetzt in der 
Münze durchgeführt: das Goldpfund sollte in 1000 Silberstücke, 
das Goldstück in 1000 Denare zerfallen, das Miliarense in 100 
der kleinsten Kupfermünzen, die unter dem Namen des Cente- 
nionalis das Halbstück des Denars bedeuteten (S. 58). Da das Silber- 
und Goldgeld sich noch immer vom Markte zurückgehalten hatten 
und die Grosszahlungen nach wie vor in Kupfermünze zu er- 
folgen pflegten, so wurde auch für diese eine gesetzliche grosse 
Einheit in dem „Sack'' oder Follia geschaflfen*), der 100,000 As 
oder 3125 kleine FoUes enthalten und gleich einem Achtel des 
Goldpfundes gelten sollte (S. 85). 

Das Goldsechzigstel meinte Diocletian ebenso in das Fünf- 
zigste! überleiten zu können, wie vorher das Siebzigstel in das 
Sechzigstel. Er gab daher seinen neuen Münzen wieder die 
gleiche Grösse und das gleiche Gepräge, wie den alten, ja er 



1) Als unter Friedrich dem Grossen und seinen Nachfolgern die Scheide- 
münze übermässig vermehrt worden war, kursirte sie auch in Preussen bei 
grösseren Zahlungen in von öffentlichen Kassen oder bekannten Geldge- 
schäften versiegelten Beuteln. Schönberg, Handbuch der politischen Oeko- 
nomie. I-* S. 354. 



Die MOnzpolitik Diocletians und spiner Nachfolger. ]45 

vermied sogar, jene durch Werthzahlen auszuzeichnen, was er 
bei den Sechzigsteln, wenn auch nur bei einzelnen Stücken, noch 
gethan hatte. Doch die gewünschte Verwechslung wollte diesmal 
nicht eintreten. Es gab eben schon genug alte OoldstOcke, um die 
nenen nicht mehr nnentbehrlich erscheinen zu lassen. Die Vor- 
aussetzung, welche die Münzreform von 286 ermöglicht hatte, 
traf also jetzt nicht zu, und ohne Zweifel wanderte die Mehrzahl 
der Fünfzigstel aus der Münze direkt in den Schmelztiegel. 
Diocletian hatte sein unaufhörliches „Reformiren" damit be- 
gonnen, an Stelle der geprägten Goldbarren eine Münze von 
einheitlichem Gewichte zu schaffen, und soweit es auf ihn an- 
kam, zeigten jetzt seine Goldstücke in unmerklichen Übergängen 
alle Gewichte von 4,6 bis zu 6,7 Gramm. Da sie nicht mehr 
ohne Wage geschätzt werden konnten, wären sie auf's Nene 
zu geprägten Barren geworden, und vermittelst dreier Reformen, 
die immer wieder den Markt in Unruhe versetzt hatten, 
wäre man eben daselbst angelangt, von wo man ausgegangen 
war, wenn nicht der Zwang der Verhältnisse die Erfolge der 
kaiserlichen Weisheit zum Theil vereitelt hätte. 

Von den Siebzigsteln waren viele eingezogen worden, andere 
nach Brittannien abgeflossen, wo, wie wir sogleich sehen werden, 
dieses Geldstück immer die herrschende Goldmünze geblieben 
war. Da ihre Prägung nur sehr kurze Zeit gedauert hatte, 
muss ihre Zahl allmählich so klein geworden sein, dass sie durch 
ihr leichtes Gewicht und ihre äussere Ähnlichkeit mit den 
schwereren Goldstücken zwar noch einige Unsicherheit im Ver- 
kehr stiften, ihn aber nicht mehr wesentlich beeinflussen konnten. 
Die Fünfzigstel und diejenigen Sechzigstel, welche das Durch- 
schnittsgewicht überstiegen, sind wohl alle sehr schnell ver- 
schwunden*). So blieben denn fast nur Münzen übrig, deren 



1) Von den vier FOnfzigsteln, deren Erhaltnngsxustand ich kenne, sind 
drei gelocht, um an einer Schnur um den Hals getragen zu werden. Das 
ahermünzte Sechzigste!, welches S. 48 beschrieben ist, trägt die Reste eines 
Henkels, der jedenfalls zu dem gleichen Zwecke daran befestigt war. Sie 
sind also als Schmuckstücke, nicht als Münzen, aufbewahrt worden und nur 

ZeiUchnft far NnmiiimRtik. XVU. 10 



146 0. Seeck: 

Gewicht ^^^ Pfund oder etwas darunter betrug und immerhin 
gleichmässig genug war^ dass sie ohne Wage genommen werden 
konnten. Dioclctian selbst überzeugte sich bald, dass seine 
schwereren Goldstücke nicht zu halten waren, und ging späte- 
stens 303 wieder zur Sechzigstelprägung über (S. 42). Aber die 
Werthung des Goldstücks auf 20 Miliarensia und 1000 Denare, 
welche auf das Fünfzigstel berechnet war, blieb stillschweigend auch 
für dessen minderwerthigen, aber eben deshalb siegreichen Neben- 
buhler in Kraft (S. 61). Wie das ganze Edikt von 301 ins Wasser 
fiel und alle Preise weit über das Maximum, welches der Kaiser 
ihnen decretirt hatte, hinausschwoUcn, so stieg auch der Preis 
des Goldpfundes von 50,000 auf 60,000 Denare und von 1000 
auf 1200 Miliarensia, ohne dass Diocletian dem ferner entgegen- 
trat. Und dieses Münzsystem, das der Kaiser nicht geschaffen 
hatte, sondern das ihm aufgedrängt war, schien sich bewähren 
zu wollen. Der Nennwerth der Kupfermünze entsprach ihrem 
Kurse, und wenn das Silberstück auch noch immer etwas höher 
gelten sollte, als sein Metallwerth betrug, so war dies Geld 
doch weder so massenhaft geschlagen, noch flösste es solches 
Misstrauen ein, wie das Weisskupfer, konnte also recht gut als 
unterwerthige Scheidemünze kursircii, obgleich es nicht als solche 
gemeint gewesen war. Freilich hätte sich auch diese Ordnung 
des Geldwesens nicht länger behaupten können, als bis neue 
Kursschwankungen das Werthverhältniss der Metalle änderten; 
doch sorgten die Nachfolger Diocletians dafür, dass ihr die Probe 
auf ihre Dauerbarkeit erspart blieb. 

In Brittannien waren die Siebzigstel von Garausius und AUectus 
bis zu ihrem Sturze (296) weitergeprägt worden (S. 42), doch war 



dadurch dem Schmelztiegel entgangen, t^berhaupt sind von den Goldmünzen 
der Dioclotianischen Zeit, welche das Berliner Museum besitzt, die H&lfte 
durchlöchert oder mit Henkeln versehen. Die 21 übrig bleibenden, bei 
denen dies Kennzeichen fehlt und von denen man daher vermuthen kann, 
dass sie wenigstens theilweise im Umlauf geblieben sind, wiegen: 6,71; 5,66; 
5,52; 5,41; 5,40 (2); 5,39; 5,36; 5,30 (2); 5,29; 5,28; 5,26; 5,25; 5,22; 5,19; 
5,02; 5; 4,97; 4,75; 4,70. Also nur drei erheben sich über das Normalgewicht 
▼on 5,45; achtzehn bleiben mehr oder weniger dahinter zurück. 



Die Mflnzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 147 

ihrer Münze vermuthlich der Eintritt in das übrige Reich verwehrt, 
so dass sie auf die Insel beschränkt blieb. Da auch die Diocle- 
tianischen Stücke massenhaft eindrangen, so muss hier das leich- 
teste Goldgeld in genügender Menge vorhanden gewesen sein, 
um den Bedürfnissen des Marktes zu genügen, woraus selbstver- 
ständlich folgt, dass es die schwerere Münze, welche nach dem Gesetze 
doch nur den gleichen Werth repräsentiren sollte, nicht aufkommen 
Hess. Als nach der Abdankung Diocletians Gonstantius Chlorus 306 
nach Brittannien übersetzte, um einen Einfall der Picten und 
Scoten abzuwehren, da musste sich ihm die Beobachtung auf- 
drängen, dass die Sechzigstel, sobald sie auf die Insel gelangten, 
spurlos verschwanden und nur die Siebzigstel sich auf dem Markte 
zu halten vermochten. Dies ist wahrscheinlich der Grund gewesen, 
warum er noch kurz vor seinem Tode zur ältesten Diocletiani- 
sehen Währung zurückkehrte (S. 47), und sein Sohn ist diesem 
Beispiel gefolgt, nur dass er an die Stelle des Siebzigstels das 
Zweiundsiebzigstel setzte. Dadurch brachte er erstens sein Gold- 
stück in ein bequemes Yerhältniss zum duodecimalen römischen Ge- 
wichtsystem ->- vier Scrupel Hessen sich genau wiegen, was bei 
%i Pfund kaum möglich war — ; zweitens erreichte er es, dass seine 
Münze nicht merklich schwerer war, als die leichtesten der abge- 
griffenen Siebzigstel und durch diese nicht vom Markte verdrängt 
werden konnte. Da zur Einziehung und Umprägnng der alten 
Münzen in jenen bedrängten Zeiten das Geld fehlte und die Währung 
der brittannischen Provinzen sich nicht auf die Dauer von der 
des Festlandes isoliren Hess, so konnte ein Herrscher, der die 
Geldverhältnisse der Insel kannte und auf sie Rücksicht nehmen 
musste, kaum anders verfahren. Denn die Siebzigstel zu Theil- 
stücken der Sechzigstel zu degradiren, war schon deshalb nicht 
möglich, weil sie sich äusserlich von diesen gar nicht unter- 
schieden. Wenn sie sich aber gesetzlich nicht anders definiren 
Hessen, als nach ihrem Gewicht, so hätte ihre Devalvirung dazu 
geführt, dass man auf dem Markt jedes Goldstück mit der Wage 
hätte prüfen müssen, was mit einer Rückkehr zu den geprägten 

Barren der vordioclctianischen Zeit gleichbedeutend gewesen wäre. 

10* 



148 0- Seeck: 

In sofern war die Schöpfung des Solidus ein wohl erwogener, 
echt reformatorischer Gedanke, dem dauernder Erfolg denn auch 
nicht gefehlt hat; doch war die Durchführung desselben mehr 
schlau als ehrlich. Die Zweiundsiebzigstel von den Sechzigsteln 
klar zu scheiden, und wie das Normalgewicht der beiden Münzen 
dies zu fordern schien, jene auf )( von diesen anzusetzen, war 
nicht recht thunlich. Denn die Solidi waren genau justirt, die 
Diocletianischen Münzen auf ein Durchschnittsgewicht ausgebracht, 
und da die meisten Exemplare, welche dasselbe überschritten, 
bald eingeschmolzen wurden, so blieb die Mehrzahl der im Ver- 
kehr befindlichen Stücke dahinter zurück. Für ^ dieser ge- 
ringeren Sechzigstel war also der Solidus zu schwer und wäre, 
wenn ihn die Staatskassen nur zu diesem Betrage genommen 
hätten, seinerseits im Schmelztiegel verschwunden. So zog es 
Constantin vor, den Spiess umzudrehen. Er prägte seine Münzen den 
Sechzigsteln täuschend ähnlich (S. 50), ja er schlug sogar mit ganz 
denselben Typen und in denselben Prägstätten Solidi und Sech- 
zigstel neben einander*), so dass sie sich durch nichts als ihr 
Gewicht unterscheiden liessen. Offenbar war die Absicht, beide 
als gleichwerthig kursiren zu lassen und, bis die leichteren 
Münzen die schwereren verdrängt hatten, den Vortheil zu ge- 
niessen, dass die Staatskassen aus fünf alten Stücken, die sie 
einnahmen, immer sechs neue machen konnten, die sie zum 
gleichen Nominalwerth ausgaben. Es war ein reines Geschäftchen, 
das freilich auf Kosten der Mitregenten ging, da diese auch 
fernerhin die Sechzigstelprägung fortsetzten. Doch bei dem ge- 
spannten Verhältniss, das zwischen den Beherrschern del* ver- 
schiedenen Reichstheile obwaltete, glaubte Constantin auf seine 
Collegen keine Rücksicht nehmen zu müssen. Warum waren 
sie auch so eigensinnig, sich seinem neuen und unstreitig prakti- 
schen Goldfusse nicht anzuschliessen ! 



1) Dies beweisen die beiden tarraconensischen Goldmünzen des Maxentius 
(S. 48 u. 49), welche bei der kurzen Zeit, welche die Prägong des römischen 
Usurpators in Constantins Reichstheil gewährt hat, ganz gleichseitig sein 
müssen. 



Die MüDzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 149 

Dies änderte sich, als nach dem Sturze des Maxentius (312) 
CoDstantin und Licinius Bündniss nnd Scbwägerschaft schlössen. 
Dem neuen Freunde zu Liebe schlug jetzt der Beherrscher des 
Westens seine Solidi ganz klein, so dass sie sich von den um- 
fangreichen Sechzigsteln der orientalischen Reichshälfte scharf 
und deutlich sonderten. Doch dauerte dies nicht viel länger als 
ein Jahr. 314 standen die Verbündeten sich schon als Feinde 
gegenüber, und auch nach dem Friedensschluss blieben sie immer 
in einem mehr als kühlen Verhältniss. Die Folge war, dass die 
Solidi den Sechzigsteln des Licinius wieder ganz ähnlich wurden 
und unaufhaltsam in seinen Reichstheil einströmten, seine Gold- 
münzen entweder verdrängend oder doch ihren Kurs herabdrückend. 
Nichtsdestoweniger blieb er eigensinnig bei seinem Goldfusse, 
um dem verhassten Nebenbuhler kein Zugeständniss zu machen, 
und erst die Alleinherrschaft Gonstantins brachte dem Reiche 
eine einheitliche Goldwährung, die dann Jahrhunderte lang un- 
verändert fortbestehen sollte. 

Ob jemals der Kurs des Silber- und Kupfergeldes so tief 
gesunken ist, dass man das Zweiundsiebzigstel, wie früher das 
Sechzigstel, für 20 Miliarensia und 500 Diocletianische FoUes 
hätte ausgeben können, wissen wir nicht. Der Versuch scheint 
nur in Brittannien gemacht zu sein und auch dort nur kurze 
Zeit. Auf dem Festlande schlichen sich ja die Solidi anfangs 
nur verstohlen unter die Sechzigste] ein mit dem Anspruch, 
ihnen gleichwerthig zu sein, und als sie zu zahlreich geworden 
waren, um die Täuschung aufrecht erhalten zu können, da hatte 
die Silberprägung schon aufgehört und der Follis war soweit 
unter seinen Diocletianischen Metallgehalt herabgesunken, dass 
er selbst nicht mehr als '^ooo des Goldpfiiudes gelten konnte. 

Als nach dem Tode des Constantius Chlorus (306) jeder 
Kaiser in seinen Mitkaisern nur noch Feinde sah, auf deren 
Angriff er stets gefasst sein musste, da befanden sich durch die 
ungeheuren Rüstungen, welche dieser Zustand nöthig machte, 
die Beherrscher aller Reichstheile in der drückendsten Geldnotb. 
Sie halfen sich durch jene rücksichtslose Münzverschlechterung, 



150 0. Seeck: 

durch die in weniger als fünf Jahren das Weisskupferstttck, 
welches noch immer das vornehmste Zahlmittel war, beinahe auf 
ein Drittel seines früheren Metallgehaltes herabgedrückt wurde 
(S. 124), Dass unter diesen Umständen sich ein festes Verhält- 
niss desselben zur Goldmünze nicht aufrecht erhalten liess, ver- 
steht sich von selbst; diese muss sich aus dem Marktverkehr 
gänzlich zurückgezogen haben. Wenn die Kaiser ihre Prägung 
nicht, wie die des Silbergeldes, ganz aufgaben, ja nicht einn^al 
die Goldstücke leichter schlugen oder legirten, so geschah dies 
wohl nur, weil man für die Anwerbung von Söldnern in den 
Barbarenländern eines Zahlmittels bedurfte, das auch Germanen, 
Sarmaten und Araber kannten und gern annahmen. 

Als Gonstantin um 313 den entwertheten Follis abschaffte und 
durch den relativ gleichmässig geprägten Denar ersetzte (S. 126), 
änderte dies in den Münz Verhältnissen nichts weiter, als dass 
die Rechnungseinheit wieder, so lang es dauerte, eine feste war. 
Auch in dem neuen Geldsystem fand das Gold keine Stelle. 
Man rechnete und zahlte innerhalb des Reiches in Denaren, 
die bei grossen Beträgen in Säcken gegeben und genommen 
wurden : der Solidus war nur für die Barbaren da. Für diese 
bedurfte auch der Kaiser der Edelmetalle und schrieb daher 
Steuern in Gold und Silber aus; doch wurde ihre Entrichtung 
als Naturallieferung, nicht als Geldzahlung betrachtet und konnte 
nach Belieben in vollwichtiger Münze oder in Rohmetall ge- 
leistet werden (S. 53). 

Da die Silbersteuern natürlich nicht immer in vollen Pfunden 
enti'ichtet wurden, so fand es Gonstantin gegen das Ende seiner 
Regierung angezeigt, ein Theilstück des Pfundes in Silber zu 
schaffen, dem bei diesem Metall dieselbe Stelle zugedacht war, 
wie dem Solidus beim Golde. Doch während dieser seinem 
hohen Werth entsprechend immer vollwichtig ausgebracht wurde, 
behandelte der Kaiser das Silberstück als Scheidemünze und 
setzte seinen Metallgehalt auf ^' seines Nennwerthes an (S. 69). 
Auch in den letzten Jahren Diocletians war ja das Miliarense 
nicht ganz vollwerthig gewesen (S. 61), und nichtsdestoweniger 



Die Mflnzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 151 

hatte 68 jeder ohne Anstand zu seinem gesetzlichen Kurse ge- 
nommen. Diese Erfahrung benutzte Constantin, um in der 
Finanznoth, welche ihn schon zu einer neuen Verschlechterung 
der Kupfermünze gezwungen hatte, auch aus der Silberprä^ung 
Vortheil zu ziehen. Ob zugleich festgesetzt wurde, dass dieses 
Geld nur bis zu einem gewissen Betrage anzunehmen sei, wissen 
wir nicht, doch dürfte eine solche Bestimmung einstweilen kaum 
von Nöthen gewesen sein. Denn obgleich die neuen Münzen den 
Diocletiani sehen Miliarensia, von denen sie auch den Namen er- 
hielten, an Gestalt und Gewicht gleich waren und sich mit ihnen 
ohne Zweifel mischten und mischen sollten, war die Anzahl der 
Silberstücke nach den Beständen unserer Sammlungen doch immer 
noch spärlich genug, dass sie zu Grosszahlungen gar nicht ver- 
wendet werden konnten. Man hätte, um die nöthige Zahl von Münzen 
zusammenzubringen, wahrscheinlich ein Agio bezahlen müssen, 
welches den Vortheil, der durch ihr niedriges Gewicht zu ge- 
winnen war, wieder verschlungen hätte. Es finden sich daher in 
den vergrabenen Silberschätzen jener Zeit mitunter auch neben 
dem Gelde rohe BaiTen, ein Zeichen, dass diese als Zahlmittel 
nicht ganz zu entbehren waren. 

Das neue Miliarense sollte, wie der Solidus, /^2 ^^^ Pfundes 
gelten. Zum Silbergewicht wurde es also in ein bequemes Theil- 
verhältniss gebracht, nicht aber zum Goldgewicht oder zur Gold- 
münze. Denn wenn auf den Solidus 14 (S. 69), auf das neue 
Goldpfuud von 84 Solidi (S. 55) 1176 Miliarensia gingen, so 
entspricht dies weder dem duodecimalen noch irgend einem 
anderen rationellen Eiutheilungssystem, sondern es sind einfach 
die Zahlen, welche sich aus dem zufälligen Kursverhältniss von 
Gold und Silber ergaben. 

Die Kupfermünze wurde auch jetzt für ^4^ des Pfundes reinen 
Kupfers erklärt (S. 84), behielt aber ihren Silberzusatz. Auch sie 
blieb, wie das Silbergeld, an Metallwerth um etwa '4 hinter ihrem 
Nennwerth zurück (S. 1 29). Gleichwohl galt sie nicht als Scheide- 
münze, sondeiii musste nach wie vor in den grössten Beträgen 
genommen werden. Als daher der Kaiser durch den Bau und 



152 ö- Seeck: 

die Ausschmückung seiner neuen Hauptstadt in Geldverlegenheit 
kam, konnte er seine Zuflucht aufs neue in der Verschlechterung 
des Eupfergeldes suchen (S. 129), und wieder wird eine allgemeine 
Preissteigerung die Folge gewesen sein. 

Doch so schwer sie auch auf den Unterthanen drücken 
mochte, ein Münzsystem fand sie nicht mehr zu zerrütten, weil 
Constantin auf ein solches ganz verzichtet hatte. Gold-, Silber- 
und Kupfergeld schieden sich wie Öl und Wasser, und aus dem 
irrationellen Yerhältniss von Miliarense und Solidus ergiebt sich, 
dass der Kaiser dies auch gar nicht anders gewollt hat. Die 
Werthung des Denars auf }^ Miliarense scheint zwar dem Namen 
nach bestehen geblieben zu sein (S. 82), aber auch nur dem 
Namen nach, da Niemand gezwungen war, ein Silberstück für 
50 Denare zu nehmen. Jede Schuld musste jetzt in demjenigen 
Metall entrichtet werden, in welchem sie contrahirt war, falls 
nicht der Empfänger sich freiwillig bereit erklärte, auch ein 
anderes zu beliebigem Kurse dafür anzunehmen. In denselben 
Gesetzen wurden Leistungen an den Staat theils in Gold, theils 
in Silber, theils in Kupfer angesetzt^); ja selbst für Empfang 
und Buchung des Geldes wurden am Kaiserhofe für jedes Metall 
besondere Kanzleien geschaffen (S. 57). Als gesetzliche Zahl- 
mittel galten alle drei, doch konnte nicht nach der Be- 



1) Cod. Theod. VI, 4, 5 vom Jahre 340: Primae praeturae, quae Flaviali 
nuncupatione Signatur j XXV miliwrn follium et L lihrarum argenti erogationem 
tumptusque praescripsimus ; in secunda vero Constantiniana XX müia foÜium et XL 
libras argenti largiendas esse censemus; tertia triumphalis XV müia follium XXX 
argenti libras sine incommodo editoris expendat. Cod. Theod. VI, 4, 13 steht 
die RechnuDg nach Pfänden Silbers nnd Goldes unvermittelt nebeneinander. 
Dies ist die Anschauung, welche auch die Script, bist. Aug. beherrscht, 
wenn sie in ihren gefälschten Urkunden die Gehaltsbezüge der Beamten 
meist nach folgendem Schema bestimmen: aureos Antoninianos centumj argenteos 
Aurelianos mille, aereos Philippeos decem milia. Die Namen der Münzen sind 
erfunden, und dass die Scheidung nach den drei Metallen nicht dem dritten 
Jahrhundert angehört, zeigt das Gehalt, welches £umeniu8 als Magister 
Memoriae bezog (S. 53 Anm. 1). Es ist dies ein weiterer Beweis dafür, 
dass jene Kaiserbiographien viel später geschrieben sind, als sie sich den 
Anschein geben. Vgl. Dessau, Über Zeit und Persönlichkeit der Scriptores 
Historiae Augustae. Hermes XXIV, S. 337. 



Die Müiizpolitik Diodetians und seiner Nachfolger. 153 

quemlicbkeit des Zahlenden das eine für das andere eintreten, 
sondern es bedurfte dazu jedesmal einer Erlaubnis und einer be- 
sonderen Normirung des Werthverhältnisses, nach dem die Metalle 
oder Geldsorten für einander genommen werden sollten*). An 
dem Bestreben, die Münzen der geringeren Metalle in ein 
passendes und dauerndes Theilverhältniss zu denen der höher- 
werthigen zu bringen, waren Diocletians Reformen gescheitert; 
Constantin hatte einen Erfolg als unmöglich erkannt und ver- 
zichtete auf ähnliche Versuche. 

Minder entsagungsfähig wären seine Söhne. Sie machten 
das Silberstück zu ^j^^ des Solidus (S. 68), die grösste Kupfermünze 
zu !^2 d^s Miliarense (S. 132) und führten so das Duodecimalsystem 
zur vollen Herrschaft. Doch statt Silber- und Kupfergeld zu wirk- 
licher Scheidemünze umzugestalten, so dass ihr Werth nicht 
nach ihrem Metallgehalt, sondern nach der Goldmenge, welche 
sie repräsentirten, zu bemessen gewesen wäre, schlugen sie viel- 
mehr den entgegengesetzten Weg ein. Hatte Constantin die 
beiden geringeren Metalle unterwerthig prägen lassen, so er- 
höhten sie jetzt das Gewicht der Silber- und Kupfermünzen, 
damit ihr Metallwerth dem festgesetzten Theilverhältniss zum 
Solidus wirklich entspreche (S. 71). Die nächste Folge dieser 
Massregel war, dass. man das Geld, welches vor der Münz- 
reform von 348 geschlagen war, weil es sich dem neuen System 
nicht fügte, jetzt beseitigen musste. Dies geschah mit noch 
grausamerer Rücksichtslosigkeit, als sie einst Diocletian be- 
wiesen hatte: die alten Münzen wurden nicht nur für ungiltig 
erklärt, sondern ihr Gebrauch sogar mit der Strafe der Ver- 
mögensconfiscation belegt (S. 133). Aber die feliciurn temporum re- 
parativ welche die Aufschriften der neuen Kupferstücke verkün- 
digten, wollte nicht eintreten. Die Siliqua war der Doppel- 



1) Cod. Theod. VIII, 4, 27: Pro singulis libris argenti^ quaa primipiiares 
viris spectabilibtu ducihus sportulae gratia praestant^ qutUtmi soUdi praebeantur, si 
non ipsi argentum qfferre sua sponte mahterint. XIII, 2 1 : lubemvs, ut pro argenti 
iummaf quam quis thesauri* fuerat inlaturus, infertndi auri acciptaf facuticUemy 
ita ut pro singulU libris argenti quinos aoHdos inferat. 



154 0. Seeck; 

aufgäbe, welche ihr zugemuthet wurde, ^,20 Pfund Silber und 
zugleich Vfow Pfund Gold zu vertreten, nicht gewachsen. So 
wie die Kursverhältnisse der beiden Metalle sich gegeneinander 
verschoben, was über kurz oder lang unvermeidlich war, hörte 
sie auf, '^4 des Solidus zu sein, und entsprechendes gilt auch 
von dem Kupfergelde. Zieht man dazu noch die höchst mangel- 
hafte Justirung der Silber- und Kupferstücke mit in Betracht, 
so wird man begreifen, dass auch dieses Münzsystem nicht 
lange Bestand haben konnte. Schon Julian ist denn auch zu der 
Ordnung Constantins zurückgekehrt, die sich dann in allem 
Wesentlichen unverändert erhalten hat (S. 134). 

Die Geldsysteme Diocletians waren an dem stets herab- 
gehenden Werthe der Kupferstücke gescheitert; dasjenige, 
welches Constantius und Constans geschaffen hatten , sollte 
an der entgegengesetzten Kursbewegung zu Grunde gehen. 
Während im vierten und fünften Jahrhundert das Silber un- 
sicher auf und ab schwankte, stieg der Preis der Kupfermünze 
ununterbrochen. Hatte der Denar in den letzten Zeiten Dio- 
cletians Yoooo Goldpfund oder 1,52 Pfennig gegolten, so stand 
er schon 396 auf %tono Goldpfund oder 2,54 Pfennig, und 558 gar 
auf J^5 920 Goldpfund oder 3,52 Pfennig (S. 79). Die Gründe dieser 
eigenthümlichen Erscheinung mit Sicherheit zu bestimmen, ist 
bei unserer geringen Kenntnis von dem wirthschaftlichen Leben 
jener Zeit unmöglich; doch wenigstens einige Vermuthungen 
seien uns gestattet. 

Das Gold ist das Zahlmittel der höheren Kultur, welche 
durch die Arbeit vorausgegangener Jahrhunderte grosse Kapita- 
lien angesammelt hat und daher gewohnt ist, mit grossen 
Werthen zu rechnen; barbarische Völker dagegen ziehen das 
Silber vor. Wie sich heutzutage der asiatische Handel vorzugs- 
weise in diesem Metall bewegt, so im Alterthum der ger- 
manische^) und wahrscheinlich auch der persische. Wenn die 

1) Tacit. Genn. 5: Argentum qtwque magis qwtm aumm stguuniurf nuüa 
qffectione animi^ sed quia numerus argenteorum facüior utui ttt promiseua ac vilia 
mercantibus. 



Die MOnzpolitlk Diocletians und seiner Nachfolger. 155 

Barbaren, selbst die Perserkönige nicht ausgenommen, Gold- 
münze entweder gar nicht oder nur sehr sparsam schlugen, so 
geschah es gewiss nicht, weil sie das ausschliessliche Recht 
darauf, welches die römischen Kaiser für sich in Anspruch 
nahmen, anerkannt hätten ^) - denn ein Hoheitsrecht besteht nur, 
wo man die Macht hat, es zu schützen — , sondern weil in ihren 
Ländern nach einem so kostbaren Tauschmittel kaum Bedürfniss 
war. Trotzdem errang sich der Solidus im römischen Äusland- 
handel die beherrschende Stellung ; doch ohne Zweifel hatte dies 
seinen Grund nur darin, dass er seit Gonstantin die einzige 
Münze war, deren Gewicht sich immer gleichblieb und ihrem 
Nennwerthe vollständig entsprach. Dass Miliarense und Siliqua, 
obgleich das eine unterwerthig. die andere sehr schlecht justirt 
war, doch noch jenseits der Reichsgrenzen Kurs hatten, erklärt 
sich eben nur aus der Vorliebe der Barbaren für das geringere 
Metall. Gleichwohl müssen sie, wenn auch nicht ganz, so doch 
zum grösseren Theil durch den Solidus verdrängt worden sein, 
und da so ihr Abfluss ins Ausland gehemmt wurde, war die 
Folge ein Sinken des Silberwerthes im römischen Reiche selbst. 
Natürlich ging er noch mehr herunter, sobald die Kriege an den 
Grenzen oder die Unruhen im Innern der Barbarenländer über 
das gewöhnliche Mass hinauswuchsen und dadurch der Handel 
nicht nur, wie dies fast immer der Fall war, an einzelnen 
Stellen der Reichsgrenzen, sondern auf einer ausgedehnteren 
Linie vollständig unterbrochen wurde. Es ist gewiss nicht Zu- 
fall, dass die Symptome für ein auffälliges Zurückweichen des 
Silberwerthes seit dem Jahre 375, d. h. seit dem Beginn der 
grossen Völkerwanderung, sich häufen') und dass kurz nach 
dem Tode des Theodosius, also um die Zeit, wo die Ruhe bis 



1) Mommsen 8. 748 ff. 

2) Um 375 verbot Valentinian die Goldausfuhr, was jedenfalls auf ein 
Steigen der Goldkurse hinweist. Cod. Just. IV, 63, 2: Non solum aumm bar- 

baris minime praebeatur^ sed etiam, si apud eos inventum fueritf subtUi auferaiur 
ingenio, »i ulterius aumm pro mancipiis vel guibuscumque sptciebus ad barbaricum 
futrit transUUum a mercatoribuSf non tarn damnu^ sed suppUciis sttbiugentvr. Über 

die Kursschwankungen unter Gratian und Valentinian II. s. S. 80. 



156 0. Seeck: 

ZU einem gewissen Grade wieder hergestellt war, der Kurs 
wieder auf seine alte Höhe emporstieg; dass er im Anfang des 
fünften Jahrhunderts, als alle Grenzlinien durchbrochen sind, 
noch tiefer sinkt, und sich allmählich zu erholen scheint, wie 
sich die Zustände wieder abklären*). 

Für die Kursänderungen des Kupfergeldes müssen die Gründe 
andere gewesen sein, schon weil sich hier kein Schwanken be- 
merkbar macht, sondern das Steigen ein ganz constantes ist. 
Zum Theil werden jedenfalls die Verhältnisse der Metall- 
produktion eingewirkt haben, über welche wir nur leider sehr 
mangelhaft untemchtet sind.. Doch wie jede Kunst und Wissen- 
schaft, so lag im vierten und fünften Jahrhundert ohne Zweifel 
auch die Technik des Bergbaues danieder; und doch hätte es 
sogar einer Steigerung derselben bedurft, um den Minen, deren 
leichter zu bearbeitende Theile im Laufe der Jahrhunderte ab- 
gebaut waren, ihre alte Ertragfähigkeit zu erhalten. Dazu 
kamen die furchtbar um sich greifenden Defraudationen fast 
aller Beamten, welche die Rentabilität jedes Staatsbetriebes und 
wahrscheinlich auch der grösseren Privatunternehmungen sehr 
beeinträchtigten. Es ist ein charakteristisches Zeichen dieses 
tiefen Verfalles, dass Valentinian I. die Goldgewinnung in den 
fiscalischen Bergwerken jedem Privaten freistellte und dafür nur 
das Vorkaufsrecht und eine sehr massige Pachtzahlung für den 
Staat in Anspiiich nahm '). Wenn der Kaiser seine Rechnung dabei 
fand, auf diese Weise seine Goldgruben auszubeuten, so muss 
es mit dem staatlichen Bergbau weit gekommen sein*), und es 

1) 397 stand Silber zu Gold wie 1 : 14,4, also ganz in dem gleichen 
Yerhältniss, nach welchem Constantius und Constans 843 das Miliarense von 
](o Pfand auf ]{^ des Solidus von )/, Pfund normirten (S. 70). 422 war das 
Yerhältniss 1 : 18, unter Justinian ¥rieder 1 : 14,4. Vgl. S. 80. 

2) Cod. Theod. X, 19, 3. 

3) Wie hoch die Produktionskosten der MetaUe selbst in den besten 
Zeiten des römischen Reiches waren, zeigt Rodbertns, Zur Frage des Sach- 
werths des Geldes im Alterthum, Hildebrands Jahrb. f. NationalOkon. u. 
Statistik XY, S. 182 ff. Wenn die Silberminen im zweiten Jahrhundert t. Chr. 
noch nicht 6^ Reinertrag lieferten, so gehörte nicht viel dazu, um den 
Bergbau gänzlich unproduktiv zu machen. 



Die Mflnzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 157 

liegt in der Natur der Sache, dass der Rückgang desselben den 
Preis seiner minderwerthigen Produkte noch mehr beeinflussen 
musste als den des Goldes und Silbers. Denn einerseits werden 
geringere Stofl^e in weit grösserem Masse verbraucht, verloren 
und weggeworfen, das Bedfirfniss nach Ersatz ist also ein 
grösseres; andererseits hat schon der Name der kostbarsten Me- 
talle eine solche Gewalt, dass sie sowohl den Staat als auch die 
Privaten zu ihrer Gewinnung in viel höherem Grade anspornen 
mussten, als die übrigen Bergwerkserzeugnisse, selbst wenn 
diese thatsächlich einträglicher waren. Wenn man berg- 
männische Betriebe eingehen Hess , so werden dies gewiss 
eher Steinbrüche'), Kupfer- und Bleiminen, als Gold- und 
Silbergruben gewesen sein. War in Folge dessen der Mar- 
mor kolossal im Preise gestiegen'), so wird es mit dem 
Kupfer nicht anders gewesen sein. Schon unter Diocletian hätte 
sich dies wahrscheinlich bemerkbar gemacht, wenn nicht zuerst 
die Freude an der neuen Gold- und Silbermünze ihre Schätzung 
übertrieben gesteigert, dann das Misstrauen, welches seine 
thörichten Massregeln gegen das Weisskupfergeld hervorriefen, 
den Kurs desselben gedrückt hätte. Überdies veranlasste Dio- 
cletian, indem er die alten Münzen für ungiltig erklärte, und 
seine Nachfolger, indem sie die neuen immer leichter prägten, 
ein massenhaftes Einschmelzen des Kupfergeldes, welches den 
Bedarf an Rohmetall auch ohne erhebliche Zugänge aus den 



1) Wie sehr der Betrieb der Steinbrflche zarackgegangcn war, ergiebt 
sich aus der bekannten Thatsache, dass man schon damals trotz der strengsten 
gesetzlichen Verbote die öffentlichen Gebäude früherer Zeiten zu demoliren 
begann, um aus ihnen Baumaterial zu gewinnen. Dass er eine Stadt habe 
pflastern lassen mit Steinen, die er aus den Bergen gebrochen, nicht von 
alten Denkmälern geraubt habe, hält schon unter Constantin ein Beamter für 
eine so seltene und rühmenswerthe That, dass er sie durch eine Inschrift 
der Nachwelt verkQuden zu müssen glaubt CIL. X, 1199: Civitatem Äbellam 
nuda ante soli de/ormitate sordentem ailicibus e montibus excisis non e dirutU monu* 
mentis advectis constemendam omandamque curavit, 

2) Cod. Theod. X, 19, 3: Marmorum cupidüate in inmensum quoddam 
s€ucorum pretia aucta sunt. Dies ist wohl auch der Grund, warum seit dem 
Ende des dritten Jahrhunderts die Inschriften immer seltener werden. 



158 0. Seeck; 

Borgwerken einstweilen decken musste. Doch als diese Hoch- 
fluth sich verlaufen hatte, trat natürlich eine Steigerung des 
Kupferpreises ein. Schon unter Gonstantius II., der ja die nie- 
deren Münzsorten sehr ungleichmässig schlagen Hess, fand man 
dabei seinen A'ortheil, wenn man die schwereren Kupfei*stücke 
einschmolz, und der Kaiser musste es bei Todesstrafe verbieten^). 
Freilich half dies nichts; schon 371 sah sich Valentinian ver- 
anlasst, die Strafandrohung zu wiederholen, und zugleich ver- 
fügte er, um die Mttnzzerstörer wenigstens zum Theil ihres Ge- 
winnes zu berauben, dass umgeschmolzenes Kupfer weder bei 
Steuerzahlungen genommen noch für irgend welche anderen 
Zwecke verwendet werden dürfe ^), also ganz werthlos sein solle. 
Wie man diese Anordnung durchflihren, wie man namentlich 
dies Kupfer von dem anderen unterscheiden konnte — etwa 
durch den Bleigehalt, welcher den Münzen jener Zeit beigemischt 
war? — , wird uns leider nicht überliefert. Doch wenn das 
Gesetz kein Schlag ins Wasser war, so musste dadurch wieder 
eine grosse Menge Kupfer dem Gebrauch entzogen werden und 
der Preis des Metalles noch mehr steigen. So ist denn, ob- 
gleich Valentinian sein Kupfergeld kleiner schlug, als Julian, 
und die Münzverschlechterung unter seinen Nachfolgern noch 
zunahm, doch der Kurs des Denars stetig in die Höhe gegangen, 
weil die Abnahme des Metallgehaltes durch die Zunahme des 
Metallwerthes noch immer überwogen wurde. 

Doch nicht nur das Zurückgehen der Kupferproduktion, 
sondern auch der Mangel an kleiner Münze muss hierauf von 
Einfluss gewesen sein. Da die grossen Haushalte die meisten 



1) Cod. Theod. IX, 23, 1 vom J. 356: Quieumque vei conflart pecunias vel 
ad diversa vendendi causa transferre detegituvt sacrilegii sententiam suheai et capite 
plecttuur, Dass unter pecunia Kupfergeld zu yerstehen sei, hat Mommsen 
S. 805 Anm. 233 bewiesen, doch wie sich aus dem im Texte gesagten ergiebt, 
nimmt er mit Unrecht an, dass ein Einschmelzen desselben undenkbar sei. 

^) Cod. Theod. XI, 21, 1: Aes^ quod dichoneutum (d. b. doppelt ge- 
tchmolaen) vocatur^ non modo deinceps targitionibus nt inferatur, verum de usu 
pmiNs ei conversatione tollatur ae nemini public« hoc habere liceat. et coi^latores 
^ijjfMmli eteritf aduheratoree etiam monetae capitalU animadvenio pereequatur. 



Die Mflnzpolitik Diocietians und seiner Nachfolger. 159 

ihrer ßedflrfnisse aus den Erträgen ihrer Äcker und der Arbeit 
ihrer Sklaven befriedigten, so lag der Schwerpunkt des römischen 
Verkehrs gewiss im Kleinhandel, der sich vorzugsweise des 
Eupfergeldes bediente. Der Solidus spielte seine Rolle nur bei 
den Steuern und Sportein, bei Grosszahlungen aller Art, nament- 
lich im Handel von Land zu Land. Dieser aber wurde durch 
jeden Krieg, jede Usurpation behindert, und wann rissen die 
Kriege und Usurpationen ab? Selbst wenn partielle Ruhe 
herrschte, kam es vor, dass bei einer Uneinigkeit zwischen den 
Beherrschern der verschiedenen Reichstheile der eine plötzlich 
sein Gebiet den Unterthanen des andern versperrte und in allen 
Bäfen und Grenzorten die Kaufleute und Reisenden abrangen 
oder zurücktreiben Hess'). Unter diesen Verhältnissen musste 
das Bedürfniss nach Gold als dem Metalle des Grosshandels ab- 
nehmen und sein Kurs zurückgehen, was sich in einer Preis- 
steigerung der Kleinmünze ausdrückte. Und diese wurde noch 
durch eine falsche Politik erhöht, welche, statt das Kupfergeld 
zu vermehren, ununterbrochen bald bewusst, bald unbewusst an 
seiner Verminderung arbeitete. 

Wie viel kleine Münze unter Diocletian und Constantin ein- 
geschmolzen war, haben wir schon gesehen (S. 130). Die Reform 
von 348 trieb wieder alles ältere Knpfergeld in den Schmelztiegel 
und die schlechte Justirung der Münzen auch einen grossen 
Theil des neuen. Denn wenn die pecunia viaiorina des Con- 
stantius im Gewicht zwischen 7,5 und 3,5 Gr. schwankte, so 
musste, obgleich das gemünzte Metall an sich mehr galt als das 
rohe, doch die Einschmelzung der schwersten Stücke lohnend 
sein. Julian schuf wieder ein neues Münzsystem, zu dem das 
Kupfergeld des Constantius nicht passen wollte; Valentinian ver- 
schlechterte den FoUis, und die Folge war natürlich Vernichtung 
der älteren und schwereren Stücke, und so ging es fort. Die 
Arbitrage mit kupferner Kleinmünze nahm daher schon unter 
Constantius bedrohliche Dimensionen an. Da der Kurs sich nicht 

1) Cod. Theod. VII, 16, 1; 2. 



160 0. Seeck: 

in allen Theilen des grossen Reiches ganz gleichmässig heben 
konnte, so machten Händler ein Geschäft daraus, das Eupfer- 
geld dort, wo es relativ billig war, in grossen Massen zu 
sammeln, um es an andern Orten theurer loszuschlagen, und be- 
wirkten so, zwar nicht eine Hebung, aber doch eine Ausgleichung 
des Übels. Natürlich bemerkte die Regierung nur, dass dort, 
wo die Münze aufgekauft wurde, ihr Kurs stieg, nicht, dass er 
an andern Orten entsprechend sank, und verbot diesen Handel 
bei Todesstrafe^). Aber die Durchsuchung aller Waarentrans- 
porte, welche zur Ausführung dieses Gesetzes nothwendig war, 
musste auf den Grosshandel nur störend einwirken und so mittel- 
bar ein weiteres Sinken des Goldkurses herbeiführen. Das Geld- 
stück, mit welchem die Agiotage vorzugsweise operirte, war der 
FoUis. In Folge dessen hielt man ihn, wie es scheint, für ge- 
fährlich und hat deshalb im Jahre 395 seine Prägung ganz ein- 
gestellt und seinen Gebrauch verboten'). Schon zwei Jahre vor- 
her war die Erlaubnisse die man bisher einzelnen Privaten ge- 
währt hatte, auf eigene Rechnung staatlich anerkanntes Kupfer- 
geld schlagen zu lassen, allgemein zurückgenommen worden'). 



1) Cod. Theod. IX, 23, 1: Quicunque vd conflare pecunieu vd ad diversa 
vendendi causa transferre detegitur^ capite plectatur, porhu enim litoraque dtversa^ 
quo facüior esse navihus consuevit accessuSf et üineris transitus statuimus custodiri. — 
nee vero aliquis negotiatorum plus mille follihus pecuniae in usu publice constitutae 
animalibus propriis sutnptuum gratia portare debebit, at si ampliorem modum 
quisquam vehere detegatur^ facuUates eius fisci dominio vindicentur et ipse afßciatur 
exilio. — pecunias vero nulU emere omnino fas erity nee vetitas contrectare, quia 
in usu publico constitutas pretium oportet esse non mercem. — et si forte cum 
mercibus ad quascumque provincicu venerint naveSf cuncta solita licentia merea- 
buntur, praeter pecunias^ quas more solito maiorinas vd centenionales communes 
appdlantf vd ceterasy quas vetitas esse cognoscunt. Das yerbotene Geld, tod 
dem hier die Rede ist, sind die demonetisirten Stflcke der fiüheren Zeit 

2) Cod. Theod. IX, 23, 2: Centenionalem tatUum nummum in conversatione 
publica tractari praecipimus, maioris pecuniae figuratione summota, nuUus igitur 
decargyrum nummum alio audeat commutare, sciens fisco eandem pecwiiam vindi- 
candam, quae in publica potuerit conversatione deprehendi, 

3) Cod. Theod. IX, 21, 10: Siquis super cudendo aere vd reseripto aliquo 
vd etiam annotatione nostra sibi arripuerit facultatem, non solum frw^um propriae 
petitionis amittaty verum etiam poenam quam meretur exeipiat. 



Die MüDzpolitik Dioclctians and seiner Nachfolger. 161 

So schräDkte man auf jede Weise die Ausgabe von Kleinmünzen 
ein, um dem Kursverlust des Goldes entgegenzuwirken, natürlich 
das verkehrteste Mittel, das man wählen konnte. Diese Thorheit 
erklärt sich wohl nur daraus, dass die Kaiser, in ihren Palast 
eingeschlossen, von dem Leben des Marktes nichts sahen und 
so nur einzelne Symptome des Übels, nicht seine Gründe 
wahrnahmen. Die allgemeine Vorliebe für den Follis erschien 
ihnen unheilvoll und zerrüttend für das Münzwesen ; gewiss nicht 
mit unrecht, doch dass man dieser Zerrüttung nur steuern könne, 
indem man dem Verlangen des Publikums entsprach, nicht indem 
man es zu unterdrücken suchte, diese Kunde lag der Decretir- 
weisheit jener Zeiten sehr fern. 

Ueberblickt man die unglaublich geringen Reste, welche 
die Kupferprägung des fünften Jahrhunderts hinterlassen hat'), 
und erwägt zugleich, dass die ältere Eleinmünze durch das 
Gesetz von 395 zum grössten Theil verbannt war, so wird man 
sich erstaunt fragen, wie in einer Zeit hochentwickelter Kultur, 
welche sowohl die Eigenproduction aller Lebensbedürfnisse als 
auch den reinen Tauschhandel ausschliessen musste, ein Markt- 
verkehr überhaupt noch möglich blieb. Der kleine Mann, welcher 
für sein tägliches Mittagsmahl ein paar Kohlköpfe oder einige 
Handvoll Bohnen kaufte, konnte doch nicht mit Gold oder Silber 
zahlen, wenn kein Kleingeld existierte, um ihm darauf heraus- 
zugeben. Versagte der Staat seinen Bürgern das unentbehrliche 
Tauschmittel, so muss, da der Kleinhandel weder aufhören noch 
ohne kleine Münze fortbestehen konnte, irgend eine private Ver- 
anstaltung in die Lücke eingetreten sein, und eine solche lässt 
sich denn auch thatsächlich nachweisen. 

In unseren Sammlungen begegnet man in nicht unbeträcht- 



1) Aas den fttnfundsiebxig Jahren Yom Tode des Honorius bis auf Ana- 
stasias besitzt das Berliner Masenm neunondvierzig Kupfermünzen, w&hrend 
ans den einundzwanzig Jahren von Diocletians Regierung über achthundert 
vorhanden sind. Selbst die Gentenionales finden sich aus der Zeit Diocletians, 
wo sie nur als Festmünzen ausgegeben wurden, nicht viel weniger zahlreich, 
als aus dem ganzen fünften Jahrhundert, wo sie im Occident das einzige 
staatlich anerkannte Kupfergeld waren. 

ZeittehrUt fUr Namitmfttak. XYU. 11 



162 0. Seeck: 

lieber Anzahl^) einer eigenthümlichen Art grosser Kupferstücke, 
welche man nach dem erhöhten Rande, der sie umgibt, Contor- 
niaten nennt Die älteste Spur ihrer Existenz findet sich in 
einer Predigt des Johannes Chrysostomos, welche zwischen den 
Jahren 388 und 398 gehalten ist'); andererseits zeigen einzelne 
die Köpfe des Maiorianus (457—461) und des Anthemius (467 
— 472), können also nicht lange vor dem Ende des fünften Jahr- 
hunderts geschlagen sein '). Auf andern sieht man zwar Kaisor- 
bildnisse der verschiedensten Zeiten bis zum Divus Julius hin- 
auf, doch beweist die grosse Aehnlichkeit der Fabrik und des 
rohen Stiles, dass sie alle in dieselbe ziemlich eng begrenzte 
Epoche gehören. Keiner braucht älter zu sein als Honorius, 
unter dem die staatliche Kupferprägung so gut wie gänzlich 
eingestellt wurde, keiner jünger als Anastasius, welcher sie 498 
wieder erneuert hat*). Die Kopfseite zeigt oft die Bildnisse, 
nicht von Kaisern, sondern von allen möglichen berühmten 
Männern, von Hercules und Alexander dem Grossen, Socrates 



1) Schon vor dreissig Jahren besassen die Pariser and Londoner Samm- 
lung jede etwa 200 GontomiateD, die Wiener über 160 (Sabaüer, Descrip- 
tion generale des m^daillons contomiates. Paris 1860, S. I); in Berlin befinden 
sich 74 Stücke. Sabatier schätzt die Gesammtzahl der erhaltenen Exemplare 
auf 7—800, wahrscheinlich zu niedrig. 

2) Ad illumin. catech. II, 5 p. 243 (Migne» patrol. Graec. I 49, S. 240) 
Ti av TK ftnoi negt rtSy infpdais xa* ntq^antotg xtxQ^Jf^iyay xai vofniffficcra 
j(ttlxa Ulf^dydgov rov Maxfdoyo^ ral^ Xiqalaig xai tols ^oat niQvftc/novyTtoy ; 
Kupfermünzen mit dem Bilde Alexanders des Grossen begegnet man in dieser 
Zeit nur unter den Gontorniaten, unter diesen aber auch ganz ausserordent- 
lich h&ufig. Dass sie manchmal als Amulette dienten, ist übrigens nichts, 
was diese Münzgattung yor den andern auszeichnete. Denn bekanntlich 
finden sich an Gold-, Silber- und Eupferstücken jeder möglichen Art Löcher 
und Henkel, welche beweisen, dass sie an einer Schnur um den Hals oder 
um das Bein getragen worden sind. Wenn Ghrysostomus die Alexander- 
Gontorniaten allein nennt, so geschieht dies wohl nur, weil sie damals die 
modernste Erscheinung des Münzmarktes und deshalb die Vorliebe für sie 
besonders gross war. 

3) Sabatier Tafel XII, 11; XIX, 5. 

4) Sallet ist der Meinung, dass auch der Eunststil der Gontorniaten 
nicht gestatte, sie über die erste Hälfte des sechsten Jahrhunderts herab- 
zurücken; etwas älter können sie alle sein. 



Die Münzpolitik Diocietians und seiner Nachfolger. 163 

und Apollonius von Tyana, Homer und Horaz, Sallust und 
Apuleius, von dem Consuln Petronius Maximus und dem Circus- 
kutscher Eutimius. Der Revers steht zum Kopfe in gar keiner 
Beziehung und stellt allerlei dar, was in jener Zeit das Interesse 
des Publikums in Anspruch nahm: Scenen aus der Geschichte 
oder aus berühmten Dichtern, Spenden der Kaiser, Jagd und 
Obsternte, die Fische und Krebse, welche die Leckerbissen der 
römischen Tafel bildeten; am häufigsten bezieht er sich auf 
Spiele und Wettrennen, aber wohl kaum aus einem andern 
Grunde, als weil dieser Gegenstand damals die Yolksphantasie 
am lebhaftesten beschäftigte. Denn dass die Contorniaten bei 
den Spielen selbst irgend eine Verwendung gefunden hätten, ist 
deshalb höchst unwahrscheinlich, weil ihre Darstellungen oft gar 
keine agonistische Bedeutung haben; sind doch viele sogar nur 
schlechte Kopien älterer Kupfermünzen. Die Aufschriften, 
welche von sprachlichen und orthographischen Fehlern wimmeln, 
sind bald lateinisch, bald griechisch ; diese M&nzen müssen also 
in beiden Reichshälften geschlagen sein^). Wie die abgegriflFene 
Oberfläche vieler Exemplare zeigt, dienten sie nicht als 
Schaustücke, sondern sind im Marktverkehr von Hand zu Hand 
gegangen, obgleich sie die Autorität eines gesetzlichen Zahl- 
mittels weder gehabt noch beansprucht haben können. Offenbar 
sind es kleine Kupferbarren, denen man das Gepräge und das 
relativ glöichmässige Gewicht von Geldstücken gegeben hat, um 
durch sie die fehlende Scheidemünze zu ersetzen. Ihre Her- 
stellung muss kein schlechtes Geschäft gewesen sein, da das all- 
gemeine Bedürfniss nach Kleingeld diesem brauchbaren Surrogat 
gewiss einen Kurs verlieh, der sich hoch über seinen Metallwerth 
erhob. Dies prägt sich in dem Gewicht der erhaltenen Stücke 
aus; die schwersten wiegen ziemlich genau V,„ Pfund (= 32,75), 
sie haben also den Metallgehalt, welcher gesetzlich dem Werthe 
des Follis entsprach (S. 84); die Mehrzahl aber ist sehr viel 



l) Dass sie in Syrien sehr verbreitet waren, zeigt die S. 162 Anm. 2 
angefahrte Stelle des antiochenischen Kanzelredners. 

11* 



164 0. Seeck: 

leichter, ja manche sinken bis auf 18 Gr. herab*). Nichtsdesto- 
weniger wird man auch diese als FoUes ausgegeben und ge- 
nommen haben; das Publikum war eben froh, wenn es über- 
haupt kleine Münze erhielt, und fragte nicht viel danach, ob die 
Kupfermenge jedes einzelnen Stückes dem Werthe, welcher ihm 
beigelegt wurde, thatsächlich gleichkam. 

Endlich begriff die Regierung, dass sie den Vortheil, 
welchen sich Privatleute durch die Ausgabe unterwerthiger 
Kleinmünze verschafften, in die Staatskasse leiten und zugleich 
dem Publikum einen Gefallen thun könne. Im Jahre 498 Hess 
Anastasius Geld prägen, dass sich in seinem Gewicht von 18 Gr. 
maximal an die leichtesten Gontorniaten anlehnte und ihnen auch 
in Gestalt und Grösse des Schrötlings so wie darin nachgebildet 
war, dass es wenigstens zum Theil aus reinem Kupfer, nicht 
mehr aus einer schlechten Silbermischung bestand. Doch fügte 
er noch die Neuerung hinzu, dass er neben dem FoUis auch die 
Theilstücke desselben schlug, bis zum Nummus herab (S. 135). 
Indem er so das Kleingeld vermehrte und seinen Gebrauch be- 
quemer machte, verlieh er ihm zugleich wieder gesetzliche Geltung, 
während seine Annahme oder Ablehnung zur Zeit der privaten 
Münzprägung von dem Belieben oder dem Bedttrfniss jedgs 
Einzelnen abgehangen hatte. Wie tief diese Wohlthat empfunden 
wurde, geht daraus hervor, dass selbst in den dürftigen Chroniken 
jener Zeit, die sonst von den Ereignissen des wirthschaftlichen 
Lebens so gut wie gar keine Notiz nehmen, verzeichnet wurde, 
der Kaiser habe durch die Einführung der Follarmünzen dem 
Volke ein „erfreuliches Wechseln" des Grossgeldes möglich ge- 
macht'). Bald darauf scheint auch den Silbermünzen eine ver- 



1) Die zehn besterhalteDen Elzemplare des Berliner Maseums, welche 
Sallet auf meine Bitte gewogen hat, ergaben folgende Grammgewichte: In- 
victa Roma 34,4; Traian 29,6; Garacalla 27; Nero 25,45; 24,75; 24,15; 
Homer 23,5; Sallust 21,9; Roma 19,1; Alexander der Grosse 18,2. 

2) Marceil. 498: Nummis, quos Romani Terentianos vocantf Graeci follares^ 
Anastasius princeps suo nomine ßguratis placibüem plebi commtttationem instruxit. 
Wenn hier als das Wesentliche der Neuerung hervorgehoben wird, dass der 
Kaiser diese Münzen auf seinen Namen schlagen Hess, so crgiebt sich dar- 



Die Münzpolitik Diode tians und seiner Nachfolger. 165 

änderte Bedeutung gegeben zu sein. Denn wenn schon unter 
Justinus die Werthzeichen, welche auf den Eupferstücken die 
in ihnen enthaltene Zahl der Nummi ausdrücken, genau ent- 
sprechend auch auf der halben und viertel Siliqua erscheinen 
(S. 67 u. 82), so geht doch daraus hervor^ dass diese künftig 
nicht so sehr als Theilstttcke des Solidus oder des Silberpfundes 
gelten sollten, wie als Multipla des FoUis oder des Nummus. 

Das „ erfreuliche Wechseln ^ sollte nicht lange dauern. Hatte 
Anastasius die Kupfermünze auf ein Gewicht normirt, das ihrem 
angenommenen Theilverhältniss zum Solidus entsprach, so sank 
der Goldkurs doch bald von neuem, und eine Münze, deren 
Werth dem gewöhnlichen Zahlmittel gegenüber kein fester ist, 
verfällt der Agiotage und zieht sich vom Markte zurück. So 
trat denn bald der Zustand wieder ein, den wir schon aus dem 
vierten und fünften Jahrhundert kennen. Wenn jemand für die 
Befriedigung seiner täglichen Lebensbedürfnisse kein Kleingeld 
mehr im Hause hatte, so ging er nicht etwa mit einem Gold- 
stück zum Kaufmann und liess sich auf die Waare herausgeben, 
sondern er trug seinen Solidus zum Bankier, verkaufte ihn dort 
zum Tageskurse und zehrte von dem erhaltenen Kupfer, bis ein 
neues Geschäft gleicher Art nöthig wurde *). Ausser bei Steuern 
und Strafzahlungen wurde mit dem Goldstück nui* wie mit einer 



aus, dass vorher entsprechendes Geld bestand, welches nicht den Namen des 
Herrschers trag und von Anastasius nachgeahmt wurde. Dies können nur 
die Contomiaten gewesen sein, denn eine andere private MQnzprägung l&sst 
sich im fünften Jahrhundert nicht nachweisen. Die Benennung Terentiani 
kommt vielleicht von dem Bilde des Komikers Terentius her, welches bei 
einzelnen die Kopfseite schmückt (Eckhel VIII, S. 292. Dieser Gontomiat 
fehlt bei Sabatier, doch wie mir Sallet schreibt, befindet sich ein unzweifel- 
haft echtes Exemplar in der Gothaer Sammlung). Falls die Terentius- 
Stücke die ältesten Contomiaten ^ind, durch welche sich die Fabrikation des 
Privatgeldes zuerst beim Publikum eingeführt hatte — eine Annahme, der 
meines Wissens kein Hindemiss im Wege steht — , so würde es sich leicht 
erklären, dass ihr Name an der ganzen MtUizgattung haften blieb. 

1) Augustü serm. 389, 3: Nam quidam^ quod re vera dicitur accidissef homo 
non dive^^ sed tarnen etiam de tenui facultcUe pinguis adipe caritatUf cum solidumj 
ut assolet^ vendidisset, centum f olles ex pretio solidi (also etwa Vs) pa^p^rilfus 
iusstt erogari. 



166 0- Seeck: Die Münzpolitik Diocletians und seiner Nachfolger. 

Waare gehandelt, nicht wie mit einer Münze bezahlt'). Die 
Doppelwährung, oder richtiger die dreifache, hatte sich trotz aller 
Bestrebungen, sie einheitlich zu Münzsystemen zu gestalten, in 
ihre Bestandtheile aufgelöst und war wirklich — eine dreifache 
Währung. Gold, Silber und Kupfer, jedes ging seinen eigenen 
Weg und diente besonderen Zwecken; jedes wurde gegen das 
andere bald zu höherem, bald zu niedrigerem Kurse eingetauscht. 
Man hatte Jahrhunderte lang mit der Münze experimentirt und 
wieder experimentirt und zuletzt erreicht, dass sie wurde, was 
sie schon lange vor Solon gewesen war: ein StUck Metall von 
bestimmtem Gewicht, das zu wechselnden Marktpreisen gehandelt 
wurde. 



1) Soweit meine Belesenheit reicht, ist in den Quellen niemals yom Wechseln 
{commutare)^ sondern nur vom Verkaufen {vendere) des Solidus die Rede. De 
reb. bellic. 3: ementis enim eundtm aolidum fraudulenta ccUliditas et vendentis 
damnosa necessitas difficultatem quandam ipsis contractibus intulerunt (auch diese 
SteUe zeigt, dass das Angebot der Solidi die Nachfrage überstieg und der 
Verkäufer in der Kegel zu kurz kam). Vgl. Cod. Theod. IX, 22, 1 ; XII, 
7, 2; Nov. Valent. XIV; Symm. rel. 29, 1. 



Greifswald. Otto Seeck. 



Münzfand bei Avola. 

Tafel X. 



Etwa drei geographische Meilen südwestlich von Syrakus 
liegt an der Ostküste Siciliens die heutige Stadt Avola, an deren 
Stelle oder in deren Umgebung man wegen der Ähnlichkeit der 
Namen das alte Abolla verlegt hat, von dem Stephanus Byzan- 
tinus') sagt: 

^AßokXa^ noXiq ^txslluQj 6 tovoq ßaqvgj wq 
^iyikka %6 idviKOV ^AßoXXaXoq xai ^AßoXXaXa. 

D'Orville'), Torremuzza') und danach EckheP) und Mionnet*) 
haben dieser Stadt, wenngleich zweifelnd, die folgende Münze 
zugetheilt : 

Stiervordertheil rechtshin 
Rf, ABO. Weintraube. M 5. 

dieselbe gehört aber nicht hierher sondern, der Abbildung zufolge, 
sehr wahrscheinlich nach Euboea und dürfte statt ABO vielmehr 
EYBO auf derselben gestanden haben. 

Damit ist das alte Abolla als Münzstadt zu streichen, v^rie 
es auch in neueren Werken bereits geschehen ist. 

In der Nähe des heutigen Avola nun stiess man vor etwa 
zwei Jahren beim Ausgraben des Fundamentes eines Gebäudes 
in der Tiefe von 1 '^ Meter auf einen viereckig behauenen Stein 
und fand beim Hinwegräumen desselben unter ihm zwei kleine, 
unbemalte Vasen von grauem Thon, von denen die eine, nach 

1) stephanus Byi. Ed. Dindorf S. 7. 

2) Sicola U S. 20. 

3) SicUiae veteres nummi S. 4. Tau IL 

4) Doctrina nnm. 1. S. 189. 

5) Mionnet I. S. 208. 6. 



168 Arthur Löbbecke: 

den mir gemachten glaubwürdigen Mittheilungen, 33 Qold-, die 
andere ungefähr 150 Silbermünzen enthielt. 

Die Goldmünzen bestanden aus 4 Dariken, einem Stater von 
Abydos, 14 dergl. von Lampsakos und 14 Syrakusanischen 
2/3 Stateren oder Hundertlitrenstücken. Über die Silbermtinzen 
kann ich keine genauen Angaben machen, die grosse Mehrzahl 
derselben bildeten, wie so hänfig in Sicilien, Pegasosstatere, 
den Rest meist korinthische Drachmen, von grösseren Stücken 
soll sich nur ein nicht gut erhaltenes Tetradrachmon vonHimcra 
darunter befunden haben. 

Vorgelegen haben mir in Originalen von den Goldmünzen: 
ein Darikos, 7 Stateren von Lampsakos und ein Stück von 
Syrakus, von den Silbermünzen: 31 Pegasosstatere und 22 Drach- 
men, sodann in Abgüssen der Stater von Abydos, zwei weitere 
Exemplare des lampsakener Staters mit Pankopf von vorn, beide 
aus gleichem Stempel der Hauptseite mit dem meinigen, der 
eine von Herrn Greenwell in Durham erworben, der andere im 
Handel befindlich, und schliesslich noch vier verschiedene Gold- 
münzen von Syrakus. 

Die Beschreibung aller dieser mir im Original oder Abguss 
bekannt gewordenen Münzen lasse ich folgen, die von mir er- 
worbenen Stücke darin mit „m. S." bezeichnend. 

Der Rest des Fundes war bereits zerstreut und in andere 
Hände übergegangen, so dass ich leider nur über einen Theil 
desselben berichten kann. Unter den mir unbekannt gebliebenen 
fünf lampsakener Stateren werden indessen vermuthlich keine 
neuen Typen enthalten gewesen sein, es waren wohl nur Dou- 
bletten der für m. S. erworbenen, die übrigen 9 syrakusanischen 
Goldmünzen sollen keine von den fünf nachstehend beschriebenen 
abweichende Stempel enthalten haben und die etwa 100 Silber- 
münzen, die ich nicht gesehen habe waren, wie gesagt, mit Aus- 
nahme der Tetradrachme von Himera Pegasosstatere und ko- 
rinthische Drachmen. 

Ich glaube also, dass der weitaus wichtigste Theil des 
Fundes in nachstehendem Verzeichniss enthalten ist. 



MOnzfund bei Avola. 169 

A. Goldmünzen. 

Zahl der 

1. Persia N 15 m, Gr. 8,32. Man«». 

Kechtsbin knieender König mit gekröntem Kopfe, 
in der r. Hand Speer, in der Linken Bogen. 
jK/. ünregelmässig vertieftes längliches Viereck. Taf. X. 1. 4 

2. Abydos N 17 m. 

Artemis mit umgehängtem Köcher seitwärts auf 
einem linkshin schreitenden Damhirsche sitzend, 
die r. Hand erhoben, die Linke auf den Rücken 
des Thieres gestützt. Linienkreis. 
Rf. Rechtshin sitzenden Adler, davor Weinranke mit 

Traube. Taf. X. 2. 1 

3. Lampsacus N 15 m, Gr. 8,41. 

Bärtiger Kopf des Pan mit langen, spitzen Thier- 
ohren von vorn, etwas linkshin geneigt. 

Rf. Vordertheil eines geflügelten Pferdes in vertieftem 
Viereck rechtshin. Greenwell. m. S. Taf. X. 3. 3 
i. — N 15 m, Gr. 8,38. 

Kopf der Demeter mit Ährenkranz rechtshin. 

Rj: Wie vorige. m. S. Taf. X. 4. 1 

b. — N 16 m, Gr. 8,42. 

Behelmter Pallaskopf mit Ohrring linkshin. Der 
Helm mit einem Flügel und einem Blumenornament 
verziert. 

Rf. Wie vor. m. S. Taf. X. 5. 1 

6. — N 15 m, Gr. 8,40. 

Bärtiger Herakleskopf mit der Löwenhaut bedeckt 
linkshin. 

Rf. Wie vor. m. S. Taf. X. 6. 1 

1, — N 16 m, Gr. 8,45. 

Jugendlicher Kopf des Hermes mit dem Petasos 
bedeckt linkshin, das Haar hinten mit dem Hut- 
bande? zusammen gebunden. 

Rf. Wie vor. m. S. Taf. X. 7. 1 



170 Arthur Löbbecke: 

Zahl der 
Mflnz«D. 

S. — N 16 m, Gr. 8,45. 

Weiblicher Kopf mit Ohrring und Halsband links- 
hin mit einem Kranze von Weinblättern und 
Trauben. Das Haar im Saccos. 
Bf. Wie vor. m- S. Taf. X. 8. 1 

9, — S 14/16 m, Gr. 8,40. 

Apollon mit langem, um die Taille gegürteten 
Chiton und Himation bekleidet in sinnender Stellung 
rechtshin auf einem Felsen sitzend, die Haare an der 
Seite und über den Rücken lang herabvfrallend und 
über seinem Kopfe die Spitze des Kranzes(?) sichtbar. 
Der rechte Ellenbogen ruht auf dem r. Knie, die 
r. Hand stützt das Kinn, die nicht sichtbare Linke 
hält eine grosse Kithara, von welcher das Tragband 
herabhängt, auf seinem Schoosse. 
Rf. Wie vor. m. S. Taf. X. 9. 1 

— N 

Unbekannt geblieben. 5 

10. Syracusae N 15m. 

^P(AKO^inN) Weiblicher Kopf mit Ohrring und 
Halsband linkshin, das Haar in der mit zwei Ster- 
nen geschmückten Sphendone, daneben rechts und 
links ein Kügelchen. Perlkreis. 
Rf. Knieender Herakles rechtshin mit dem Löwen 
ringend. Taf. X. 10. 1 

11. — N 13 m. 

^PA(KOIIflN) Weiblicher Kopf wie vor. Dahinter 
ein siebenstrahliger Stern. Perlkreis. 
Rf. Wie vor. Taf. X. 11. 1 

12. — JiT 14 m. 

^PA(KO^IflN) Weiblicher Kopf wie vor. Dahinter 
A. Perlkreis. 
Rf. Wie vor. Taf. X. 12. 1 



Mttnzfund bei Avola. 171 

Zahl der 
Mflnsen. 

13. -- N 14 m, Gr. 5,80. 

^P(AK0^lflN) Weiblicher Kopf wie vor. Dahinter 
A>l. Perlkreis. 
Rf. Wie vor. m. S. Taf. X. 13. 1 

U. — N Um. 

^PAKO^IflN Weiblicher Kopf wie vor. Dahinter 
EYA(I). Perlkreis. 
Rf. Wie vor. Taf. X. 14. 1 

-- N 

Unbekannt geblieben. 9 



B. Silbermllnzen. 



33 



15. Terina M 15 in, Gr. 2,02 (vernutzt). 

(TEPINAI)flN Kopf de Nymphe Terina rechtshin, 
dahinter Dreibein. 
Rf. Nike auf einem Cippus linkshin sitzend auf ihrer 
ausgestreckten rechten Hand ein kleiner Vogel. 
Vor ihr im Felde "E. 1 

16. Syracusae M 21m, Gr. 8,35. 

^PAKO^IfiN Pallaskopf rechtshin, dahinter Blitz. 
Rf. Linkshin fliegender Pegasos, darunter AI. ni. S. 

Taf. X. 15. 1 

17. — jK 15 m, Gr. 2,60. 

^P(AKO^I)flN Bekränzter Kopf der Arothusa links- 
hin von drei Delphinen umgeben. 
Rf. Liukshin fliegender Pegasos. Taf. X. 16. 1 

18. - M 17 m Gr. 2,65. 

Kopf der Nymphe Kyane? linkshin, dahinter ein 
kleiner Löwenkopf. Unter dem Halsabschnitt EV. 
Rf. ^PAKO^IflN Linkshin fliegender Pegasos. 1 

19. Anactiorum M 22m, Gr. 8,45. 

Pallaskopf linkshin, davor AV^I dahinter A/ und 
Thymiaterion. 



172 Arthur Löbbecke: 



Zahl der 
Manien. 



Rf. Linkshin fliegender Pegasos, darunter A. 

vgl. BM. Taf 32. 10 '). 1 

20. — M 22 m, Gr. 8,60. 

Pallaskopf linkshin, davor NAY dahinter AI und ein 
Strang mit fünf Knoten an dessen oberem Ende 
ein Ring. Unten K. 
Rf. Wie vorige. BM. Taf. 32. 11. l 

21. — M 24 m, Gr. 8,40. 

Pallaskopf linkshin, davor API, dahinter Afi und 
flammender Altar. 
Rf. Wie vor. BM. Taf. 32. 14 1 

22. Argos-Amphilochium M 20m, Gr, 8,50. 

APfElflN Pallaskopf rechtshin, dahinter ein Ge- 
treidekorn. 
Rf Rechtshin fliegender Pegasos, darunter AP und ein 
liegender Hund rechtshin. m. S. BM. Taf. 33. 3. 1 

23. — M 20 m, Gr 8,38. 

Pallaskopf linkshin, dahinter AI und ein ovaler 
Schild mit Riemen. 
Rf Linkshin fliegender Pegasos, darunter AP. 

BM. Taf. 33. 8. 1 

24. — jR 22 m, Gr. 8,51. 

Pallaskopf linkshin, dahinter AP und und ein ovaler 
Schild mit Riemen. 
Rf Wie vor, darunter A. BM. S. 123. 12. 1 

25. - M 23 m, Gr. 8,43. 

Pallaskopf linkshin, davor AM<I>I, dahinter ABP 
und Speer. 
Rf Wie vor. BM. Taf. 39. 9. 1 

26. Leucas M 22 m, Gr. 8,41. 

Pallaskopf rechtshin, dahinter A und Caduceus. 



1) BM. bezeichnet: Britisch Museum. Catalogue of Greck coins. Corinth, 
Golonies of Corinth etc. London 1889. 



MQnsfand bei Avola. 173 

Zahl der 
Hansen. 

RJ. Rechtshin fliegender Pegasus (A nicht sichtbar). 

vgl. BM. Taf. 35. 18. 1 

27. - M 21m, Gr. 8,10. 

Pallaskopf rechtshin, dahinter A und Hermes, 
rechtshin seine Sandalen befestigend. 
Rf. Linkshin fliegender Pegasos, darunter A. 

BM. Taf. 35. 21. Taf. X. 17. 1 

28. Corinthus M 21m, Gr. 8,29. (stark vemutzt.) 

Pallaskopf linkshin von vier Delphinen umgeben. 
Rf, Stehender Pegasos linkshin den rechten Vorderfuss 

erhoben. Unter ihm ?. 1 

29. — M 22 m, Gr. 8,25. 

Pallaskopf rechtshin, davor (0) Y3, dahinter 
Aplustre. 
RJ. Rechtshin fliegender Pegasos, darunter ?. 1 

30. — M 23 m, Gr. 8,18. 

Pallaskopf rechtshin, davor EYO, dahinter zwei 
Eulen mit einem gemeinschaftlichen Kopfe. 
Rf. Pegasos wie vor linkshin. Unten ?. vgl. BM. Taf. 7. 8. 1 

31. — M 21 m, Gr. 8,55 u. 8,51. 

Pallaskopf linkshin, dahinter ein runder Schild. 
Unten A. 
Rf Wie vor. BM. Taf. 9. 1. 2 

32. - ^ 21 m, Gr. 8,62. 8,58. 8,55. 

Pallaskopf linkshin, davor A, dahinter thessalischer 
Helm. 
Rf Wie vor. BM. Taf. 9. 4. 3 

33. — M 22 m, Gr. 8,52 u. 8,51. 

Pallaskopf linkshin, davor A, dahinter Astragalos. 
Rf Wie vor. BM. Taf. 9. 5. 2 

34. ~ iR 22 m, Gr. 8,57. 

Pallaskopf linkshin, unter dem Kinn T, dahinter 
Thyrsos mit Bändern. 
Rf Wie vor. BM. Taf. 10. 1. 1 



174 Arthnr Ldbbecke: 

ImkX 

35. — M 20 m, Gr. 8,59. 

Pallaskopf linkshin. davor T, dahinter fliegende 
Taube in einem Kranze. 
Rf, Wie vor. BM. Taf. 10. 2. 1 

36. — M 22 m, Gr. 8,40. 

Pallaskopf linkshin, dahinter Helioskopf von vom 
von Strahlen umgeben. (A nicht sichtbar.) 
Rf. Wie vor. BM. Taf. 10. 6. 1 

37. — iR 22 m, Gr. 8.50. 

Pallaskopf linkshin davor I, dahinter linkshin 
fliegende Nike mit Band. 
Rf, Wie vor. BM. Taf. 10. 20. 1 

38. — M 20 m, Gr. 8,48. 

Pallaskopf rechtshin, dahinter N und Stierschädel. 
Rf. Wie vor. BM. Taf. 11. 11. 1 

39. - M 21 m, Gr. 8,60. 

Pallaskopf linkshin, der Helm mit Olivenkranz ge- 
schmückt, dahinter Eber linkshin. Im Felde A P. 
Rf. Wie vor. BM. Taf. 21. 1. 1 

40. — M 22 m, Gr. 8,58. 

Pallakopf linkshin, der Helm mit Olivenkranz ge- 
schmückt, dahinter Chimaera. Im Felde AP. 
Rf. Wie vor. BM. Taf. 12. 5. 1 

41. — M 21 m, Gr. 8,45. 

Pallaskopf linkshin, dahinter linkshin stehende 
Pallas mit Nike und Speer. Im Felde AI. 
Rf. Wie vor. BM. Taf, 12. 20. 1 

42. — M 21 m, Gr. 8,60. 8,59 u. 8,57. 

Pallaskopf linkshin, dahinter linkshin eilende Ar- 
temis mit Fackel. Im Felde AI. 
Rf. Wie vor. m. 8. BM. Taf. 12. 25. 3 

43. — jR 18 m, Gr. 4,05. (stark vernutzt.) 

Bellerophon auf dem Pegasos rechtshin reitend und 
mit dem Speer nach unten stofsend. Darunter ?. 



MOnzfiind bei Avola. 175 

Zfthl der 

HüOMIl. 

Rf. Chimaera linkshin. vgl. BM .S. 35. 321 Taf. X. 18. 1 

44. — ^ 15 m, Gr. 2,75. 

Aphroditekopf linkshin, das Haar im Saccos. Da- 
vor A. 

45. — M 15 m, Gr. 2,75. 2,73. 2,72 u. 2,70. 

R/. Linkshin fliegender Pegasos. Unten ?. l 

Aphroditekopf mit Ohrring und Halsband linkshin, 
das Haar hinten zusammengebunden. Dahinter A. 

Rf, Wie vor. m. S. BM. Taf. 9. 10. 4 

46. — M 15 m, Gr. 2,70. 

Aphroditekopf mit Lorbeerkranz, Ohrring und Hals- 
band linkshin. Davor T. 
Rf, Wie vor. m. S. BM. Taf. 10. 3. 1 

47. — M 16 m, Gr. 2,70 u. 2,67. 

Aphroditekopf mit Ohrring und Halsband linkshin, 
das Haar hinten zusammengebunden. Dahinter A. 
Rf Wie vor. BM. Taf. 10. 10. 2 

48. — M 17 m, Gr. 2,70 u. 2,68. 

Aphroditekopf mit Ohrring und Halsband linkshin, 
das Haar aufgerollt. Dahinter A im Kranz. 
Rf Wie vor. m. S. BM. Taf. 10. 13. 2 

49. — ifi 16 m, Gr. 2*67 

Aphroditekopf mit Ohrring, Halsband und fliegen- 
dem Haar linkshin. Dahinter A im Kranz. 
Rf Wie vor. m. S. BM. Taf. 10. 14. 1 

50. M IGm, Gr. 2,67. 

Aphroditekopf wie vor. mit Lorbeerkranz linkshin. 

Davor A. 
Rf Wie vor. m. S. Taf. X. 19. 1 

b\, — M 15m, Gr. 2,67. 

Aphroditekopf wie vor. mit Stephane. Davor A, 

dahinter O. 
Rf Wie vor. m. S. Taf. X. 20. 1 



176 Arthur Löbbecke: 

Zahl der 
Manien. 

52. — JR 15 m, Gr. 2,70. 

Aphroditekopf ohne Ohrring, Halsband und Stephane 
linkshin. Davor A, dahinter O. 
Rf. Wie vor. m. 8. BM. Taf. 10. 18. 1 

53. — M 17 m, Gr. 2,75. 

Aphroditekopf mit Ohrring und Halsband linkshin, 
das Haar in einem Wulst am den Kopf gewunden 
und im Nacken gelockt. Dahinter QA. 
Rf. Wie vor. m. S. BM. Taf. 11. 15. 1 

54. — M 16 ra, Gr. 2,67 u. 2,60. 

Aphroditekopf mit dem vorigen ähnlicher Haar- 
tracht linkshin, daneben AI. Dahinter eine Blume. 
Rf. Wie vor. m. S. Taf. X. 21. 2 

55. — M 17 m, Gr. 2,68. 

Aphroditekopf ähnlich dem Vorigen. Dahinter AI 
uud ein Panzer. 
Rf. Wie vor. m. S. Taf. X. 22. 1 

Unbekannt geblieben etwa 97 

~l5Ö 

Die Erhaltung der Münzen war eine durchschnittlich gute, 
von den Goldmünzen zeigten die Dariken und die übrigen 
Stateren Spuren von Abnutzung in Folge des Umlaufes, die 
Syrakusanischen waren dagegen stempelfrisch und die Silber- 
münzen, mit wenigen vermerkten Ausnahmen, sehr gut erhalten. 

Was das Alter der vorstehend verzeichneten Fundmünzen 
anlangt, so sind genauer datirbare Stücke darunter nicht vor- 
handen. Die Goldmünzen sind wohl sämmtlich aus der ersten 
Hälfte des vierten Jahrhunderts, ebenso die Mehrzahl der Silber- 
münzen, einige der letzten mögen zwei bis drei Decennien jünger 
sein, keine, wie ich glaube, später als etwa 320 v. Chr. und um 
diese Zeit herum dürfte demnach wohl die Vergrabung des 
Fundes zu setzen sein. 

Der Werth des kleinen Schatzes beruht in den schönen, 
theilweise noch unbekannten Goldmünzen, die er enthielt. 



Münzfund bei Avola. 177 

Von Abydos war aus dieser Zeit bisher nur ein Typus in 
Gold bekannt mit der einen Widder opfernden Nike auf der 
Hauptseite und Adler vor welchem Aplustre auf der Rf, '). Die 
Nr. 2 des Verzeichnisses zeigt eine hier neue und sehr anmuthige 
Darstellung, die auf einem Damhirsche sitzende Artemis. Ob 
sie in den Händen Pfeil und Bogen hielt, wie spätere Kupfer- 
münzen mit gleichem Typus von Mytilene, Ephesos u. A. lässt 
der nicht sehr scharfe Abguss unentschieden, dessen Original 
mir leider entgangen ist. 

Unter den Stateren von Lampsakos scheinen mir der Pan- 
kopf von vorn, der Demeterkopf, der Herakleskopf, der Hermeskopf 
und der sitzende Apoll neue Typen dort zu sein, ein Stater mit 
Pallaskopf wird von Herni Six erwähnt'). 

Von besonderer Schönheit ist der Pankopf der Nr. 3 dessen 
gefurchte Stini, stumpfe Nase und aufgeworfene Lippen, den 
halbthierischen Ausdruck im Gesicht des Gottes vorzttglich 
wiedergeben und wohl den Vergleich mit dem bekannten schönen 
Pankopfe auf augenscheinlich etwas jüngeren Goldprägungen von 
Pantikapaion ') aushalten. 

Eine ebenso hübsche als seltene Darstellung ist sodann der 
Apoll der Nr. 9, die einzige ihr ähnliche, auf Münzen die ich 
kenne, zeigt der wahrscheinlich 346 v. Chr. geprägte Silberstater 
der Amphiktyonen von Delphi *). Dort sitzt derselbe in ähnlicher 
Stellung auf dem Omphalos linkshin, die Rechte auf die Kithara 
gestützt und in der Linken einen langen Lorbeerzweig. Der 
Blick des Gottes ist auf unserer Münze wie auf der delphischen 
sinnend in die Ferne gerichtet, das Kinn nachdenklich mit der 
Hand gestützt, beide Münzen zeigen ihn mit dem langen ge- 
gürteten Kitharodenchiton bekleidet, das Himation erscheint 
herabgefallen und einen Theil des Sitzes bedeckend. Auf der 



1) British Museum. Synopsis Taf. 18. 14. 

2) Nnm. Chronicle 1888, S. 111. 11. 

3) Catalog d. Berlin. Mus. I Taf. 1. 12. Brit. Mus. Synopsis. Taf. 21. 1. 

4) Ovcrbeck ApoUon. Münztafcl III 35. Catalogue of Brit. Mus. Central 
Greece Taf. IV, 13. 

Zeiucbria for Namismfttik. XVU. 12 



178 Arthur Löbbecke: 

delphischen Münze ist der Gott bekränzt ob auch auf unserem Gold- 
stater ist nicht sicher aber wahrscheinlich, die Spitze des Kranzes 
oder aber eine Haarlocke scheint über seinem Kopfe sichtbar. 

Durch die auffällige Haartracht veranlasst, glaubte ich eine 
Zeit lang, in der Kitharodenfigur des lampsakener Staters den 
Orpheus zu erkennen, auf dem Kopfe den kappenartigen, thra- 
kischen Helm mit Spitze, mit dem er auf manchen Yasenbildern 
abgebildet wird. Jedoch mit Unrecht, wie ich jetzt einsehe, es 
ist wohl Apoll, wie mir Imhoof schreibt, und was ich zeitweise 
für den hinten und seitwärts herabhängenden thrakischen Helm 
hielt, sind nur die ungewöhnlich breit und lang herabfallenden 
Haare des Gottes. 

Von den syrakusanischen Goldmünzen unseres Fundes hat 
Nr. 12 A und Nr. 13 A^ hinter dem weiblichen Kopfe der IIs. 
Vielleicht hat auch auf der ersteren Münze, obgleich sie aus einem 
anderen Stempel ist A^ gestanden, der Schrötling war zu klein, 
um den ganzen Stempel aufzunehmen, auch auf der Mehrzahl 
der übrigen gleichartigen Stucke fanden deswegen von dem Stadt- 
namen nur die ersten Buchstaben Platz. Vielleicht steckt in 
dem AX ein neuer Künstlername, oder das A ist für sich allein 
zu lesen und das M zu K[iii(av) zu ergänzen, das EVA(l)(vfrog)') 
der Nr. 14 steht mit nur wenig kleineren Buchstaben an der 
gleichen Stelle, ebenso Kl(jua)i') auf einem Exemplar des British 
Museum'). 

Die Silbermünzen geben zu einer Besprechung keine Ver- 
anlassung. 

Etwa ein Jahr vor dem bei Avola gemachten Funde war 
mir schon eine kleine. Anzahl Goldstateren von Lampsakos be- 
kannt geworden und im Handel vorgekommen, die in Kl ein- 
Asien gefunden sein sollen, zu denen u. A. die von mir kürz- 
lich in dieser Ztschr. ') publicirten beiden Stücke gehören. Von 



1) Ein stempelfrisches Exemplar aus Güterbock's Smlg. mit eyai hinter 
dem Kopfe (Gr. 5,82) in ra. S. 

2) Brit. Museum. Synopsis Taf. 25. 27. 

3) Bd. XVII, S. 8, Taf. I, 11 und 12. 



Münsfund bei Avola. 179 

dem einen derselben mit Zeuskopf linkshin sind mir später noch 
zwei weitere Exemplare bekannt geworden, das vom British 
Museum erworbene und im Nnm. Ghronicle') abgebildete aus 
gleichem Stempel mit dem Meinigen, das andere im Handel be- 
findliche abweichend. 

Sodann besitzt Herr Greenwell, seinen gütigen Mittheilungen 
zufolge, aus diesem kleinasiatischen Funde drei weitere Stücke, 
zwei mit verschiedenen weiblichen Köpfen und einen mit dem 
vom Pilos bedeckten Poseidon- oder Odysseuskopf(?), die er 
demnächst zu veröffentlichen gedenkt. 

Alle diese aus Elein-Asien kommenden Stateren scheinen 
jünger als die des Avolafündes zu sein, der Schrötling der 
ersteren ist grösser und flacher und das vertiefte Viereck der 
RJ. fast ganz verschwunden, auch die Arbeit einzelner darunter 
lässt schon ein Sinken der Kunst erkennen. 

Vielleicht erfahren wir auch über diesen Fund einmal Näheres, 
was mir bislang nicht gelungen ist. 



Berichtigungen 
zu dem Artikel „Qriechische Münzen aus meiner Sammlung IV ^. 



Seite 6. Argos. Lies Stephane statt Stephanos. 

„ 10. No. 1. Ephesus. Im Felde der 22/. Astragalos statt a. 

, 10. Nr. 3. Ephesus, lies M. Aurelius statt Antoninus Pias. 

M 11. Aprodisias, lies Saloninus statt Valerianus nach einem besseren 

Exemplare Imhoofs. 

« 17. Zeile 1 von oben lies Mopsnestia statt Mopsuesta. 

n 17. Nr. 2 Mopsnestia. Statt OYAPAIGJN lies OYA TAAAI . . d. b. 

OYA {}^iihav&v) TAAAI (lyi'wv). 
„ 19. Cadi Rf. lies TAI statt TAI. 
„ 21. Cibyra. Die Manze ist von Apamea Phryg. und (A)PAM(E) 

BABA zu lesen. 
, 23. Siocharax Bf, lies TTO sUtt TT 0. und Rj, M0Z6A statt MOSBA. 

1) Num. Chron. 1889. Taf. 12. 12. 

Braunschweig, Januar 1890. Arthur Löbbecke. 

12* 



über einige Münzen der römisclien Kaiserzeit» 

Patrae und Corinthus: Nero. 

Auf Münzen von Patrae^) findet sich unter Nero folgende 
Rückseite : 

IVPPITER LIBERATOR . Nackter Jupiter linkshin stehend, 
auf der R. Adler, die L. auf das Scepter gestützt, im 
Felde 1. C, r. F. JE 5. 

Eckhel bezieht diese Münze einmal') auf die neronische 
Befreiung Griechenlands; später bringt er sie, wie die römischen 
Typen des IVPPITER CVSTOS und IVPPITER UBERATOR mit 
der Entdeckung der Pisonischen Verschwörung in Verbindung. 
Die letztere Beziehung mag für die römischen Münzen richtig 
sein; dass für die Münzen von Patrae Eckhels frühere Er- 
klärung wahrscheinlicher ist, zeigt eine im vorigen Jahre ent- 
deckte griechische Inschrift*). Ein Stein, den der französische 
Archäologe Holleaux in Acraephiae (Boeotien) gefunden hat, 
enthält 1) das Edict des Nero, durch welches die Griechen auf 
den 28. November nach Corinth entboten werden, 2) die An- 
sprache des Kaisers, 8) ein Decret der Stadt zu Ehren des- Be- 
freiers. In diesem Ehrendecret nun, das dem Kaiser alle mög- 
lichen Beinamen giebt, heisst er an drei Stellen NiQooy Zsvg 
""Elev&igiog] mit dem Namen des höchsten Gottes benennen die 



1) Mionnet 2, 193, 333; S. 4, 137, 919—921; Berlin. 

2) D. N. 2, 243. 

3) D. N. 6, 272. 

4) Bulletin de corrosp. hell6nique 12 (1888) 510 fg. 



über einige Müuzen der römischen Eaiserzeit. Igl 

dankbaren Griechen den befreienden Kaiser^). Nicht ganz so weit 
gingen die Colonisten von Patrae ; aber wenn hier mit dem Bilde 
des Kaisers der Juppiter Liberator verbunden wird, so darf 
man diese Darstellung gewiss auf dasselbe wichtige Ereigniss 
beziehen *). 

Eckhel führt auch eine Münze von Corinth an, die denselben 
Typus haben soll '). Indessen hat er sich da durch eine falsche 
Abbildung bei Arigoni^), dem er die Münze entnahm, täuschen 
lassen. Der Typus dort entspricht genau demjenigen der Münzen 
von Patrae, nur dass im Felde CO|R steht. Da aber auf den 
corinthischen Müuzen unter Nero niemals die Duoviri fehlen, 
so wird der Schluss gestattet sein, dass die Buchstaben im 
Felde aus C-|P verlesen und falsch gezeichnet sind, dass also 
auch die Münze Arigonis nach Patrae gehört; 

Aber es wäre wunderbar, wenn ein so bedeutungsvolles Er- 
eigniss wie die Befreiung Griechenlands auf den Münzen der 
Hauptstadt nicht verherrlicht worden wäre. Und in der That 
sind demselben zwei Typen der corinthischen Prägung gewidmet 
worden: das Schiff, auf welchem Nero ankam, zeigen die Münzen 



1) Dieselbe Identificirung von Gott und Kaiser zeigen die Münzen von 
Magnesia am Sipylus mit der (verschieden abgekürzten) Aufschrift Ni^iov 
KnlaoQ Ztvg 'Eliv&igtog, Mionnet S. VII 377, 278 fg. — 

2) Damit zu vergleichen ist auch die Mflnze von Dioshieron in Lydien, 
welche auf der Vorderseite die Köpfe des Nero und des Zeus, einander zu- 
gekehrt, zeigt, mit den Beischriften seyz oben und nephn kaizap unten. 
Das Stück befindet sich in der Sammlung zu Arolsen und ist von Eckhel 
D. N. 3, 100 (daraus Mionnet IV 36, 185; Waddington, fastes des prov. asiat. 
p. 127) ungenau publicirt worden. Man braucht es nicht gerade mit der 
Befreiung Griechenlands in Verbindung zu bringen; aber jedenfalls gehört es 
in die letzte Zeit des Nero. Die Rückseite ist zu berichtigen in: aioziepithn 
KOPBOYAXiN fr Hera 1. stehend, die R. auf das Scepter gestützt; im Felde 
1. HPA. Waddington glaubte, dass die Münze unter Claudius geprägt w&re, 
als Corbulo Proconsul von Asien war; sie gehört aber sicher in Neros Re- 
gierung, wie der Lorbeerkranz und die Gegenüberstellung mit Zeus beweist; 
man wird sie auf jene Periode zu beziehen haben, wo Corbulo mit ausser- 
ordentlicher Gewalt im Orient war. 

3) D. N. 2, 243. 

4) Mus. Arig. I, Taf. 93. 



182 B. Pick: 

mit ADWEntus AVCusti] und der redende Kaiser selbst erscheint 
auf andern mit der Beischrift ADLOcutio AVGusti. 

In seiner wertvollen Einleitung zum Katalog der corinthischen 
Münzen im British Museum') hat auch Head diese Münzen 
richtig auf die neronische Befreiung Griechenlands bezogen. Aber 
durch falsche Beschreibungen in der älteren Litteratur getäuscht, 
glaubte er bei diesen Typen fünf verschiedene Beamte auf den 
Münzen zu finden. Natürlich kann es in einem Jahre nicht fünf 
Duoviri quinquennales geben, wie Head — selbst zweifelnd — 
vorschlägt. Und eine Prüfung jener älteren Beschreibungen zeigt, 
dass in der That nur zwei Beamte bei diesen Typen erscheinen, 
wie es der Titel und das Amt auch verlangt. Es sei erlaubt, 
hier jene Beschreibungen zusammenzustellen und zu prüfen. 

Mit dem Typus Adventus Augusti finden wir zwei sichere 
Beamtennamen auf den folgenden Rückseiten: 

1) P M CLEANDRO oben, QV COR unten. SchifiF linkshin, 

darüber ^^ 

AG 

Berlin. — Imhoof (mit AVG.) — Brit. Mus. Cat. n. 
567 pl. XVIII, 4 (mit QVI statt QV). - Ähnlich, wenn 
auch nicht ganz genau, Mionnet S. IV 69, 458. 459; 
Cohen V p. 305 Nero n. 379. 

2) L R PISONEIYII (sie) oben, QVI COR unten. Schiff 1., dar- 

^^'' AVG 

Brit. Museum Cat. n. 571. — Berlin (mit L RV'? 

PI ). — Die Inschrift ist L R PISONE IIV QVI 

COR zu lesen; sie findet sich ähnlich bei Mionnet S. lY 
70, 466. 467. 469; Cohen p. 206 n. 394. 395. 
Der Name des ersten der duoviri quinquennales — dass 
der Titel Uvir hier fehlt, hat nichts zu bedeuten — ist P. Me- 
miu$ Oleander \ den Geschlechtsnamen (= Memmius) werden wir 
ausgeschrieben auf den Münzen mit Adlocutio finden. Der Name 
des zweiten ist wohl L, Rui(iliu8) Piso, nach der entsprechenden 



1) S. XXXIV. 



über einige Mttnzeu der römischen Kiuserzeit. 183 

Münze mit Adiocutio; indessen ist der Qescbicchtsname nicht 
ganz sicher, nach dem Berliner Exemplar und nach Cohens 
Lesung würde man eher an Ruf(iu8) oder Ruf(rius) denken. 

Von Mionnets und Cohens Beschreibungen, ihren eigenen 
und den aus anderen Werken geschöpften, fügt sich ein Theii 
diesen Lesungen und ist daher oben mit citirt worden; obwohl 
sie nicht ganz genau sind, brauchen sie im folgenden nicht 
wiederholt zu werden. Aber diejenigen Rückseiten, welche 
scheinbar andere Namen geben, seien hier besprochen. 
Mionnet II 176, 211 (daraus Cohen 1, 305, 387). 
TI . CLAVDIO . n • VIR . Qj^ ADV • AVG • COR. L'empcrcur 

debout 

Der Typus zeigt, dass es keine Adventus-^ sondern 
eine AdloctUio-MMze ist; der Name passt aber auch 
dazu nicht. Mionnet selbst hat die Lesung später be- 
richtigt (S. IV 68, 456) in: P . MEM CLEANDRO • II • 
VIR . QVIN; ADLO • AVG. Obwohl Cohen auch diese 
berichtigte Lesung kannte (er hat sie selbst abgedruckt 
p. 304 n. 376), hat er dennoch auch die falsche 
wiederholt. 
Mionnet II 176, 212. 
TI . CLAVDIO • OPTATO II • VIR • QVI • AD VE AVG COR. 

6al6r6 

Ebenfalls von Mionnet selbst später berichtigt (S. IV 
70, 467) in: I OV vel T.RV • PISONE II • VIR • QVI • 
COR; AD VE. AVG. 
Mionnet S. IV 69, 460. 
AD VENTVS L • L . S • A • («ic ;) dans ie champ P. 

Diese Münze enthält keinen Beamtennamen, ist aber 
auch nicht von Corinth, sondern von Patrae. Es ist 
zu lesen AD VENTVS | AVG VSTI und im Felde C P; die 
Buchstaben L • L • S • A sind aus dem umgekehrten 
AVGVSTI verlesen. 
Mionnct S. IV 69, 461 (daraus Cohen 307, 403). 
ADVENTVS AVG. COR. Vaisseau. 



184 B. Pick: 

Die Münze ist aus Vaillant colon. p. 175 (=120, ed. 
1695) entnommen; wie die Abbildung daselbst bestätigt, 
ist es ebenfalls eine missverstandene Münze von Patrae. 
Mionnet S. IV 69, 464. 
T CLAVDIO II . VIRQ^ADVAVG COR. N6ron debout. 
Mionnet entnahm die Münze aus Sanclemente (Num. 
sei. II p. 115); dieser in seinen eigenen Beschreibungen 
zuverlässige Autor kannte sie aber nur aus Vaillant, 
und es scheint dasselbe Exemplar gewesen zu sein, 
welches auch Mionnet II 176, 211 (s. oben) anfangs 
falsch gelesen oder aus Vaillant abgedruckt hatte. 
Natürlich ist es eine Adlocutio-Münze, und der Beamte 
wohl auch wieder P. Memius Oleander. 
Mionnet S. IV 70, 465 (daraus Cohen 306, 397 ungenau). 
ADVE ÄVG • P • DOMITIO • II • VIR • QV • COR. Trireme. 
Die Münze ist bei Liebe, Gotha num. p. 419, abge- 
bildet und daraus bei Mionnet richtig abgedruckt. Sie 
ist jedoch im Münzcabinet zu Gotha nicht zu finden^). 
Für uns fällt sie also fort. 
Mionnet S. IV 72, 482 (daraus Cohen 306, 391). 
C . IVL . POLYAENO II • VIR.QVI • COR. Galere; dans le 
champ ADVE • AVG. 

Morelli, aus dem Mionnet diese Beschreibung ge- 
schöpft hat, giebt nicht an, woher er sie entnommen hat; 
man wird sie wie manche andere in den beiden The- 
sauri dieses Autors zu ignoriren haben. — Es mag sein, 
dass eine Interpolation einer anderen Beschreibung vor- 
liegt, die auch Mionnet S. IV 72, 481 aus Vaillant 
(p. 120) wiederholt: C • IVL • POLYAENO II VIR COR. 
Vaisseau Da Polyaenus hier nicht quinquennalis ge- 
nannt ist, auch die Erwähnung des Adventus Augusti 
auf dem Stück fehlt, so wäre die Existenz einer solchen 
Münze möglich. Indessen ist sie sonst nicht nachweis- 



^) Nach freundlicher MittheiluDg des Herrn Geheimrath Pertsch. 



über einige Münzen der römischen Eaiserzeit. 185 

bar, und so mag auch dies eine falsche Beschreibung 

sein. 
Es crgiebt sich aus dieser Prüfung, dass die Namen C. Julius 
Folt/aenii8, Tu Claudius (Optatus) und F, (oder vielmehr P.) 
Domitius, welche Head aus Cohen aufgenommen hatte, nicht 
hierher gehören; und es bleiben für die Adventus- Münzen eben 
nur die beiden II viri quinquennales übrig, die wir oben kennen 
gelernt haben. 

Diese allein sind es auch, die sich bei dem Typus Adlo- 
cutio Augusti finden: 

1) P MEMIO CLEA|NDRO II VIR QV Der Kaiser in der Toga, 

auf einer Estrade linkshin stehend, die R. vorgestreckt; 

im Felde links und rechts ^Pt^ 

AViG. 

Berlin. British Museum Cat. n. 570. 
P MEM CLEANDRO II Q^CO ebenso. 

Imhoof. British Museum Cat. n. 569; ähnlich 568. 
Ähnliche Beschreibungen bei Mionnet S. IV 68, 456 (daraus 
Cohen p. 304 n. 376), S. IV 69, 457 (daraus Cohen n. 378) 
und Cohen p. 304 n. 377. Ungenaue Abbildung eines 
Exemplars bei Liebe, Gotha num. p. 419 (von Mionnet nicht 
aufgenommen). — Dass auf den Münzen dieses Typus, 
die angeblich ADVE • AVG. und den Namen TI • CLAVDIO 
hatten, ebenfalls die obigen Inschriften stehen, haben wir 
bereits gesehen. 

2) L RVT PISONE Der Kaiser wie oben; im Felde ^P.J;^ 

AV G 

Wien *); ungenau publiciert im Mus. Theupoli p. 671. 
Hier ist der Name RVT ganz deutlich, so dass die Auflösung 

Rutilius wahrscheinlicher ist als Rußus oder Rufrlns, 

Wenn Mionnet II 193,331 (daraus Cohen n. 411) denselben 

Typus der Adlocuüo auch unter Patrae beschreibt, so hat er 

sich da wiederum durch Vaillants Ungenauigkeit täuschen lassen. 

Nero hat in Patrae seine Ansprache nicht gehalten, also gehört 

1) Herr Direktor Kenner hatte die Güte, mir einen Abdruck dieses 
Stückes zu senden. 



186 B. Pick: 

auch ihre Erwähnung nicht auf die Münzen dieser Stadt; die 
Inschrift C - P. CLEANDRO P • CL: CO . . . DO . . . zeigt, dass 
wir es mit einem schlecht gelesenen Exemplar der oben be- 
schriebenen Münze von Corinth zu thun haben. — 

Wir haben also gefunden, dass das denkwürdige Ereigniss 
der Ankunft und der Ansprache des Nero in Corinth von den 
II viri quinquennales P. Memius Cleander und L. Rut(iliu8) Piso 
durch Münzen gefeiert worden ist. Aber das Jahr ihrer Aooit- 
fährung ist ebenso unsicher wie das Jahr des Ereignisses. 

Nach den Zeugnissen der Schriftsteller scheint Neros Aufenthalt 
in Griechenland von der Mitte des Jahres 66 bis um den Anfang des 
Jahres 68 gewährt zu haben ^). Aus dem neugefundenen Edict des 
Nero erfahren wir den Tag der Befreiung ; es war der 28. November *). 
Für das Jahr findet sich eine Angabe in dem angeführten Ehren- 
decret, in welchem Nero otov navtöq xotffiov xvQtog Nigtaif avtoxQccrmQ 
fify$Ctog, dfjfiaqx^^^^ i^ovtfiag td tQlg xal dinatov Ano- 
dedstyfiivog^ natriq naxqidog heisst. Die Titulatur tribunicia 
potestate XIII designatua ist freilich unsinnig, da es bei der tri- 
bunicischen Gewalt des Kaisers keine Designation giebt*); aber 
die Zahl XIII wird man wohl festhalten müssen. Wollte man 
trih. pot XIII design. wirklich als einen Ausdruck für die (letzte) 
Zeit der trih, pot. XU aufifassen, so käme man auf den 28. No- 
vember 65, wo Nero nach der Überlieferung noch in Rom war. 
Man hat also das Wort anoöedetyfiSyog zu ignoriren und kommt 
dann auf den 28. Nov. 66 , gleichviel ob man die tribunicischen 
Jahre Neros nach der älteren oder nach der späteren Regel be- 
rechnet^). Diese Ansetzung des Ereignisses dürfte richtig sein, 



1) Die Stellen sind von HoUeaux bulletin 12 p. 518 angeführt. 

2) ^Kthvoi nkiioTOvg x»^* o[rr]o[v] iv&ix^jat ix ravjijf r^g inagj^tiag nccgl' 
I'«* ig KoQiy&oy rp ngo naangtav xaXttydiSy dtxtfÄßgiajy.'* 

3) Woher das anodfdf^yfiiyog in den Titel gekommen ist, ist ganz an- 
klar. Man kann auch nicht daran denken, dass etwa vnaiog ro nifAmot^ 
davor ausgefallen wäre, da Nero zu einem fünften Consulat im Jahre 68 
nicht durch regelmässige Designation, sondern durch Absetzung der fungi- 
renden Consuln gelangt ist. So berichtet wenigstens Sueton Nero 43. 

4) s. darüber Mommsen Staatsrecht 11' S. 798 A. 1. 



über einige Münzen der römischen Kaiserzeit. 187 

obwohl ihr eine Stelle Snetons ') entgegenzustehen scheint, welche 
sagt: deeedens — provinciam universam libertate donavit. Danach 
müsste man annehmen, dass die Befreiung kurz vor der Abreise 
des Kaisers erfolgte, also am 28. November 67. Indessen ist 
diese Stelle auch sonst unzuverlässig, da Sueton die Belohnung 
der Preisrichter in Olympia mit dem Ereignis in Corinth zusam- 
menwirft*). Daher möchte ich der Angabe der Inschrift trotz 
des unsinnigen änodedeiyfiivog den Vorzug geben. — Eine wei- 
tere Schwierigkeit bereitet die Angabe des Sueton und Plutarch, 
dass die Befreiung bei Gelegenheit der isthmischen Spiele erfolgt 
•sei '). Zwar dass das Datum des 28. November nicht passt, 
weil die Isthmien im Frühjahr oder Sommer gefeiert zu werden 
pflegten, will nicht viel bedeuten ; wie HoUeaux richtig bemerkt, 
könnten sie Neros wegen verlegt oder in diesem Jahre zweimal 
gefeiert worden sein. Indessen ist es immerhin auffallend, dass 
die Inschrift nichts von den Isthmien erwähnt. Und auch die 
Münzen scheinen gegen jene Angabe zu sprechen. Es findet 
sich nämlich unter Nero auch Erwähnung der isthmischen Spiele 
auf Münzen; aber die Duoviri, deren Namen die kranzumschlos- 
sene Inschrift ISTHMIA begleiten, sind nicht Oleander und Piso, 
sondern C. Julius Polyaenus und Ti. Claudius Optatus^). Nun 
müssen ja die Isthmien mehr als einmal unter Neros Regierung 
gefeiert worden sein, bevor der Kaiser selbst nach Griechenland 
kam; aber wenn man bedenkt, dass diese Spiele bisher nie auf 



1) Nero c. 24. 

2) Er fUhrt da fort: „simulque iudices civitate Romana et pecunia grandi, 
Qftae ben^ia e medio stadio lathmiorum die sva ipsa voce pronuntiavit. Dass 
das eine in Gorioth, das andre in Olympia geschah, hat Holleaux a. a. 0. 
p. 521 bereits gezeigt. 

3) Sueton Nero 24 ; Plutarch Flamininus 12, 8. — Man ist wohl be- 
rechtigt» anzunehmen, dass die Angabe Plutarchs aus Sueton entlehnt ist, 
und danach die beiden Zeugnisse als ein einziges zu behandeln. 

4) Zufällig sind das dieselben M&nner, deren Namen wir auf den un- 
sicheren Adventus-Münzen gefunden haben. Weiter unten wird ein zweiter 
Besuch Neros in ihrem Amtsjahr angenommen, auf den sich solche Münzen 
allenfalls beziehen konnten. Indessen ist bei dem bekannt gewordenen Ma- 
terial ihre Existenz Torläufig zu bestreiten, wie es oben geschehen ist. 



188 B- I^icJ^- 

den Münzen erwähnt waren, so wird man eine ausserordentliche 
Veranlassung für diese Erwähnung suchen, und als solche bietet 
sich kein anderes Ereigniss als die Anwesenheit des Nero*); aber 
zeitlich niuss diese Anwesenheit von den Tagen der Befreiung 
verschieden sein. Wir wissen so wenig von dem Gang der Reise 
Neros in Griechenland, dass der Annahme eines zweimaligen 
Besuches von Corinth gar nichts im Wege steht. Vielleicht 
sind wir also zu dem Schlüsse berechtigt, dass Nero im 
Herbst 66, im Amtsjahr des Cleander und Piso, in Corinth 
ankam; unter denselben Duoviri erklärte er am 28. November, 
nicht an den Isthmien, die Befreiung Griechenlands. Darauf 
verliefs er die Stadt*), um andere Orte zu besuchen. Aber 
im nächsten Jahre besuchte er Corinth noch einmal zur Zeit 
der Isthmien, bei deren Wettkämpfen er sich dann auch 
wohl betheiligte; die Btioviri dieses Jahres 67, Polyaenus und 
Optatus, schlugen zur Feier dieses Ereignisses die Isthmia-Münzen, 
wie ihre Amtsvorgänger die Adventus und Adlocutio des Kaisers 
durch Münzen gefeiert hatten. — 

Nach dieser Zeit findet sich nur noch einmal ein Beamten- 
name auf corinthischen Münzen, der des L. Can(inius) Agrippa. 
Er erscheint auf Münzen des Galba, sowie auf denjenigen mit 
SENATV[I] P Q_R (weiblicher Kopf mit Stephane und Schleier 
rechtshin) und ROMAE ET IMPERIO (weiblicher Kopf mit Mauer- 
krone rechtshin)*). Die letzteren Münzen, welche statt des Kaiser- 



1) Auch in späterer Zeit sind die isthmia nur vereinzelt auf corinthi- 
schen Münzen erwähnt. 

2) Auf die Abreise von Corinth könnte man allenfalls das decedem in Suetons 
verwirrtem Bericht beziehen. 

3) Eckhel D. N. II, 238; Mionnet II 170, 170-174; S, IV 53, 360. — 
Head beschreibt ein Exemplar mit senat[vi] pqji nnd Head of Nero r. 
laur, (Gat. n. 572); danach würden diese Münzen alle in das Jahr 68 zwischen 
Nero und Galba gehören. Aber wahrscheinlich ist er da durch schlechte 
Erhaltung seines Exemplars getäuscht worden; der Kopf des Nero passt 
nicht zu der Inschrift, und auf zwei deutlichen Exemplaren der Sammlung 
Imhoof ist der Kopf sicher weiblich, womit auch die Beschreibungen bei 
Eckhel und Mionnet übereinstimmen. — Weibliches Bildniss des Senats {itga 
ovvxkrjjog) findet sich auch sonst; vergl. Mommsen Staatsrecht III S. 1260. 



über einige Münzen der römischen Kaiserzeit. 189 

kopfes denjenigen des Senats und der Roma zeigen, sind wahr- 
scheinlich nach Galbas Sturz geprägt, als man in Corinth ebenso 
wie in Rom über den rechten Kaiser zweifelhaft war. Man wird 
daher die Amtsführung des Agrippa in das Jahr 69 zu setzen 
haben; von seinem Amtsgenossen sind noch keine Münzen 
nachgewiesen. 

Unter Vespasian und Titus sind in Corinth und ebenso in 
Patrae keine Münzen geschlagen worden. Eckhel und nach ihm 
Head') haben diese Erscheinung mit Recht darauf zurückgeführt, 
dass Vespasian bekanntlich der Provinz Achaia die von Nero 
verliehene Freiheit wieder nahm und bei dieser Gelegenheit 
auch den Corinthiern und Patrensern das Münzrecht entzog. 
Freilich ist daran zu erinnern, dass die Befreiung diese beiden 
Städte als römische Colonien eigentlich gar nichts anging'); 
aber vielleicht hatten diese Halbgriechen auch das gleichzeitig 
verliehene Privileg der völligen Steuerfreiheit auf sich mitbezo- 
gen; die Entziehung des Münzrechts mag dafür eine passende 
Strafe gewesen sein. Domitian erst verlieh es beiden Städten 
von neuem, und so bezieht man denn das Auftreten der Formel 
PERM • IMF. (permissu imperatoris) ') auf vielen corinthischen 
Münzen seiner Regierungszeit gewiss mit Recht auf diese neue 
Verleihung des Prägerechts. Zum Dank für die kaiserliche Gnade 
nannte sich die Stadt Colonia Julia Flavia Auguata CorintJms; 
als aber nach Domitians Tode sein Andenken verurtheilt worden 
war, verschwand, wie billig, das Flavierprädicat aus dem Stadt- 
namen, und man kehrte zu der alten Form Colonia Laus Julia 

Coriyithus zurück. 

Ähnlich erging es in Patrae. Dass auch diese Stadt das 
Münzrecht durch Vespasian verlor und durch Domitian zurück- 
gewann, ist schon oben gesagt worden. Einen Namenswechsel 
machte sie schon früher durch. Während die Stadt auf den 



1) Eckhel D. N. II 243; Head Gatalog p. XLV. 

2) s. Mommscn Staatsrecht III 690 A. 3. 

3) Sonst findot sich dio Formel permUsu nur unter Augustus und 
Tiberius. 



190 B. Pick: 

meisten Münzen auch unter Nero Colonia A(roe) A(ugusta) Pa- 
irensis oder kurz Colonia Patrensis heisst, nennt sie sich auf den 
Münzen des Typus GEN • COL • NER • PAT. (Genius Coloniae 
Neroniae Patrensis) ^) Neronia^ und man wird die Annahme dieses 
Beinamens mit der Anwesenheit des Kaisers in Verbindung brin- 
gen dürfen, zu deren Feier auch Patrae Münzen mit dem Typus 
ADVENTVS AVGVSTI geschlagen hatte ^). Die damnata memoria 
aber hatte auch hier ihre rechtmässige Folge; schon unter Galba 
begnügt sich die Stadt mit ihrem alten Namen. 



Nicaea: ^Emtfaviiq TsUdtfoqoq, 

Auf den Münzen von Nicaea erscheinen unter Antoninus Pias 
und seinen Söhnen auffallend häufig die Heilgötter, Asklepios, 
oft mit dem Beinamen Shoti^q, Hygieia und Telesphoros. Es 
mag wohl eine besondere Veranlassung zu diesen Prägungen 
vorgelegen haben, aber es ist nicht bestimmt überliefert, wann 
und aus welcher Erankheitsgefahr die Stadt in jener Zeit ge- 
rettet worden ist. — Hier soll eine der Münzen mit Telesphoros 
abgebildet werden, welche bisher nirgends genau beschrieben zu 
sein scheint. Mionnet giebt folgende Beschreibung: 

oen TeAeC*OPß NIKAIGIC T^lesphore debout. M 5. 

S. V 90,467, aus Vaillant; dazu die Anmerkung : ^mal lue 
II p. 453, 224." An dieser anderen Stelle lautet die Beschreibung: 

AVT KAI T AIA AAP AMTßNeiNOC 

NIKAieiC Oefl OeAeC*ß. T61. debout M 5. 

Wenn eine Schwefbipaste im Berliner Gabinet dasselbe 
Exemplar giebt, wie es wahrscheinlich ist, so ist die Münze auch 
das zweite Mal falsch beschrieben; man sieht folgendes: 

AVT KAI T AIA ANTßISEINOC CE Kopf r. 
EIIIY:EAE NIKAIEIC Telesphorus 



1) Mionnet II 193, 332; Br. Mus. Gat. Pelop. p. 25, 83; pl. Y 15. 

2) Mionnet S. IV 137, 924-138, 926; Berlin. 



über einige Manzen der römischen Eaiserzeit. 191 

Die sichere Lesung geben zwei etwas kleinere, gut erhaltene 
Exemplare im Berliner Cabinet, von denen das erste hier ab- 
gebildet ist. 




1) .... T AI AAP ANTfll^INO Kopf r. 

Em* TEA NIKAIEIC Telesphorus in seinen Mantel ge- 
hüllt von vorn. 

2) - T KAI T AI AAP ANTflNEINO Kopf mit Lorbeer- 

kranz r. 
Eni* TEAEC NIK • . • Telesphorus ebenso. 
Die Legende der Rückseite bedeutet im(f{avij) T8Ua{(foqov) 
N^autg. Die Bezeichnung eines Gottes als imtfavTqg findet 
sich auf Inschriften ziemlich häufig; auf Münzen scheint sie 
bisher nicht nachgewiesen zu sein. Eine besondere Bedeutung 
hinter dem Worte zu suchen, also etwa eine „Erscheinung** 
des Telesphorus, ist nicht angebracht und nicht nöthig; das 
Beiwort passt für jeden Gott oder überhaupt für jede Persön- 
lichkeit, die man als ausgezeichnet hinstellen will« wie denn 
auch die griechische Übersetzung des Prinzentitels nobilissimus 
Caesar im(favictatog KaXcaq lautet. — Dass nicht etwa an eine 
Bcamtenbezeichnung in\ (Z> . . . TaXsa ... zu denken ist, braucht 
kaum gesagt zu werden. In dieser Zeit erscheinen Local- 
magistrate auf Münzen nur noch in der Provinz Asia und ver- 
einzelt in Byzanz; auch die Analogie von inl JijfAtfCQog^ inl 
Neixtig u. a. auf byzantinischen Münzen ist nicht anwendbar, da 
dann das 4> vor dem Götternamen nicht zu erklären wäre. Es 
bleibt also nur übrig, Eni4> als einen Beinamen des Telesphorus 
anzusehen, und es scheint keine andere Erklärung als imfpayijg 
möglich zu sein. 



192 B. Pick: 



Elaea in Aeolis: yiovx^og KaXaaq. 
Eine nicht sehr seltene Münze von Elaea ist die folgende: 




AOYKIOC KAICAP Jugendlicher Kopf mit lockigem Haar r. 

EAAlTßN Korb mit einem Mohnkopf zwischen vier 
Aehren. Berlin M 3. 

Mionnet III 17, 97. — Imhoof monn. gr. 274, 235. 
In der älteren Litteratur wird der dargestellte Prinz für 
Lucius Caesar, den Adoptivsohn des Kaisers Augustus gehalten *). 
Ein Blick auf das Bildniss lehrt, dass dies nicht richtig sein 
kann; das Portrait gehört in das zweite Jahrhundert und in das 
antoninischc Haus. Die Bezeichnung Aoviitoq KaXaaq passt auf 
keinen Angehörigen desselben. Es wird also jedenfalls anzu- 
nehmen sein, dass der dargestellte Prinz auf der Münze ungenau 
oder unrichtig benannt ist. Am wenigsten bedenklich wäre die 
Benennung Lucius Caesar für Aelius, dessen voller Name ja 
L. Aelius Caesar ist. Auch findet sich für ihn der Name L. 
Caesar einmal, auf der Inschrift eines Freigelassenen der „X. 

Caesaris fuit a cubiculo et divi Verl imp(eratoris) ww^r(äor)***). 
Dennoch aber kann der Dargestellte nicht Aelius sein, da dieser 
erst als gereifter Mann von Hadrian adoptirt und Caesar wurde, 
und dazu stimmt denn auch sein Bildniss auf römischen und 
griechischen Münzen. — An seinen Sohn, den späteren Kaiser 
L. Verus, sollte man eigentlich am wenigsten denken*); dass 



1) Eckhel D. N. IV, 171 ; Mionnet a. a. 0. 

2) Corpus inscr. Lat. VI 598. 

3) Als Kaiser ist dieser vielleicht einmal L. Caesar genannt worden. 
Ein Inschriftenfragment aus Arrexzo lautet: L. Caesari pont(ifiei) max(imo). . . 
(C. I. L. XI, 1824). Hirschfeld hält es für möglich, es auf L. Verus zu be- 
ziehen. Aber L. Verus war nicht pontifex maximtis', und wenn er auch zu- 



über einige Münzen der römischen Kaiserseit. 193 

er auf dieser MUnze nicht als Kaiser dargestellt ist, lehren die 
jugendlichen Züge des Bildes; Caesar aber ist er unter Pius 
nicht gewesen, da dieser Titel damals nur noch dem designirten 
Nachfolger zukam*). Dennoch dürfte Imhoof das Richtige ge- 
troffen haben, wenn er in dem Dargestellten L. Verus sieht. 
Da es ganz gleichartige Münzen des jugendlichen Marc Aurel 
mit AYPHAIOC KAICAP giebt, so ist es passend, die andern seinem 
Bruder zuzuschreiben; und einen Verstoss gegen die officielle 
Titulatur, selbst einen so starken, kann man der kleinen asiatischen 
Stadt schon zutrauen. Man würde allenfalls noch an Commodus 
denken können, der ja den Vornamen Lucius hatte; aber nicht 
nur erscheint er nirgends ohne seinen Hauptnamen Commodus, 
sondern die Annahme ist auch gerade für diesen Fall ausge- 
schlossen, weil es in Elaea Münzen von ihm giebt, auf denen er 
richtig KOMOAOC KAICAP genannt ist. — Danach werden wir 
auf unserer Münze ein Portrait des L. Verus mit unrichtiger 
Benennung zu sehen haben. 

Caesarea in Cappadocien: Antoninus Pius. 

Ein in Caesarea geprägtes kleines Silbermedaillon des Kai- 
sers AntoninusPius beschreibt Mionnet IV 415, 58 folgendermassen : 
ANTflNeiNOC CeBACTOC. Tete 1. d' Antonin le pieux, k dr. 
YnATOC A-nATHP nATPlAOC (sie), Massue. Pot. 4'^. 
Der auffallende Titel vnatog a (= cos. I) hatte mich bei 
Besprechung der orientalischen Reichssilbermünzen veranlasst 
die Richtigkeit dieser Lesung anzuzweifeln'). Aber die merk- 
würdige Titulatur cos I lässt sich nun auch auf zwei Inschriften 
nachweisen. Die eine davon war schon lange bekannt, ein ga- 



weUen auf provinzialen Inschriften missbräuchlich so genannt wird (Mommsen, 
Staatsrecht II ^ 1108 A. 1), so ist das doch bei einer italischen Inschrift 
kaum an zu nehmen, am so mehr als auch der Name L, Caesar nicht passt. — 
Man könnte Tielleicht an einen L. Caesar der republikanischen Zeiten denken, 
dem zu Arretium wie so vielen anderen berahmten M&nnern der Vorseit 
später ein Denkmal errichtet worden wäre. 

1) Mommsen, Staa&recht II ^ 11 93 fg. 

2) Zeitschr. f. Num. U S. 320 A. 3. 

ZeiUcbrift ffir Nnmisrnfttik. XTII. 13 



194 B. Pick: 

latischer Meilenstein, auf welchem der Kaiser Severus Alexander 
nach Perrots Abschrift ^) die Titel tribunic. potest. pTJ, cos. /, p. p. 
führt. Die sonst nicht beglaubigte Form cos. I veranlasste 
Moromsen^), einen Fehler in der Inschrift anzunehmen und die 
Änderung cos.^ p. m., p. p. vorzuschlagen. Durch einen neuen 
Inschriftenfund hat sich diese Änderung als unnötig erwiesen. 
Unter den zahlreichen Meilensteinen, deren Eenntniss man den 
ergebnissreichen Reisen des Amerikaners Sterrett') verdankt, 
ist auch ein zweiter galatischer des Severus Alexander; und 
wieder führt der Kaiser die Titel trib, pot II, cos. I. Es ist 
also die Möglichkeit der Titulatur cos. I constatirt; im streng- 
sten Stil kommt sie ja nicht vor; aber ein derartiger Meilenstein 
ist immerhin auch eine öffentliche Urkunde, welche grade die 
passendste Analogie für unsere cappadocische Reichssilbermttnze 
bietet. Man war bei den vorhergehenden Kaisern an die Bei- 
fügung einer Iterationsziffer zum Consultitel gewöhnt; da Pius 
und Alexander bei ihrem Regierungsantritt das Consulat noch 
nicht iterirt hatten, setzte man die Zahl I oder A in die Titu- 
latur ein. — Es werden also in ähnlichen Fällen, die sich ge- 
wiss noch nachweisen lassen oder später finden werden, Ände- 
rungen unnöthig sein*). 



1) Perrot, Galatie ; ezplic. p. 228. 

2) C. I. L. III, 316. 

3) J. R. S. Sterrett, An Epigraphical Journey in Asia Minor (=: Papers 
of the American School of Glassical Studies at Athens, vol. XU) 1888 n. 378. 
— Ebenso reiche Ausbeute enth&lt das andere Werk desselben Verfassers: 
The Wolfe Expedition to Asia Minor (= Papers, vol. II) 1888. 

i) Angefahrt mag noch eine Münze des Uranius Antoninus werden (bei 
Fröhner, annuaire de num. 1886, p. 192 n. 6), mit der Rflckseite saecvlares 
AVGG und auf einem Gippus cosi; es ist eine Nachbildung der Saecular- 
münzen der beiden Philippi; wie bei ihnen der Cippus ihre Titulatur cos u 
bezw. cos II trägt, so bei dem Usurpator die seinige cos i. — Etwas 
anders liegt der Fall bei einer Inschrift aus Aricia in Latium, wo Vater und 
Sohn als Guratoren eines GoUegiums gemeinsam eine Dedication yollziehen, 
und es heisst: „ille curator II cum M. Arrecino Gelliano fiUo curatore I**; 
in der Gegenüberstellung wird der Deutlichkeit wegen dem Titel des Sohnes 
die eigoutiich überflüssige Ziffer I hinzugefügt. 



über einige Münzen der römischen Kaiserzeit. 195 

Antiochia: Pius und Marcus. 
Unter den Münzen von Antiochia giebt Eckhel') folgende 
Beschreibung Hayms wieder: 

AAP. ANTGJNEINOC CEB. EYCEB. Caput Antonini Pii 

laur. 
AYPHAIOC KAI. CEB. EYCE. YIOC. YHA. AnO. Caput Aurelii 

Caesaris nudum; in area SC- , in imo H. M U. 
Haym hatte vorgeschlagen, die Legende der Rückseite am 
Schluss so aufzulösen: Yn(aTo^) A{vttoxi(ov) AnO{Xl<ovtov) 
H(y€fA6vog), Das weist Eckhel mit Recht als unmöglich zurück ; 
er erklärt richtig YTTA als vnawg^ und das untenstehende H als 
Nummer der Münzwerkstatt. Aber für AflO schlägt er die Er- 
klärung A{viiox^(op) n(^öc) 0{Q6vTfi) vor. Er bemerkt allerdings, 
dass sich die mentio dtxis sonst auf antiochenischeu Münzen nicht 
findet; aber er übersieht, dass das Stück durch das SC- als 
Reichsmünze') gekennzeichnet, dass also überhaupt kein Stadt- 
name darauf zu erwarten ist. — In der That ist die Erklärung 
des AflO sehr einfach, wenn man die Münze mit den gleich- 
artigen stadtrömischen vergleicht*): 

ANTONINVS AVG • PIVS P • P 
AVREUVS CAES • AVG • PII F • COS • DES • 
Die Rückseite der griechischen Münze giebt die genaue 
Übersetzung dieser lateinischen; sie ist zu lesen: AffQ^Xtog 

Ka7{(SaQ) 2€ß{a<ST0v) Evaf(ßovg) vlog vna(tog) ano{dsdeiyikivo^. 
Der Titel consul designains zeigt, dass sie im Jahre 139 ge- 
prägt ist. 

Unbestimmter Prägort: Augustus. 
Am Schluss der Augustusmünzen giebt Cohen folgende Be- 
schreibung: 

1) Eckhel D.N. III 301 aus Haym Thes. Brit. II tab. 34. — Zwei andere 
Exemplare bei Mionnet S. VIII 143, 106. 107 ans Arigoni und Mus. Tbenpoli. 
Auch im Berliner Cabinet ein Exemplar mit unvollständigen Inschriften. 

2) Die Aufschriften des antiochenischeu Rcichskupfers sind seit Traian 
immer griechisch; s. Zeitschr. f. Num. 14, 313 fg. 

3) Cohen 113 p. 409 n. 1—12. 

13* 



196 B- Piek: 

IMP ■ C AESAR(AR li^s) DIVI F ■ AVG ■ ■ ■ Sa tfite nue ä dr. 
Rf. OCTAA (sie) Qj, DESIG Victoire marchant ä g., tenant 
nne couronne et une palme. P. B, 

(ville incertaine, Corinthe?) 
Die Erwähnung eines q(uaestor) desig(natue), noch dazn mit 
einem scheinbar griechischen Namen, auf dieser Münze wäre 
merltwürdig genug. Aber es liegt eine einfache Verlesung vor. 
Da die übrigens gewöhnliche Münze noch nirgends richtig be- 
schrieben zu sein scheint, so möge hier eine Abbildung derselben 
folgen: 




IMP CAESAR DIVI F AVGVSTVS Kopf des Augustus r. 

COS OCTAVO DESIG Nike mit Kranz und Palm- 
zweig 1. schreitend. 

Berlin, 7 Exemplare, mit geringen Verschiedenheiten. 
Die Münzen sind von ziemlich schlechter Arbeit und natürlich 
nicht in Itom geprägt. Doch lässt sich schwer sagen, wo sie 
geprägt sein könnten; für Gorinth ist die Arbeit zu schlecht; 
eher möchte man an Sicilien denken. Eins der Stücke hat den 
Stempelfehler OCTAAO (also umgekehrtes V), und vermutlich 
beruht Cohens falsche Lesung auf einem solchen Exemplar. 

Eine ebenfalls unrichtige Beschreibung dieser Münze giebt 
Eckhel D. N. VI 89 nach Morelli : COS ■ OCTAVO DESIG ■ IX. 
Unsere Abbildung und die anderen Berliner Exemplare zeigen, 
dass die Zahl IX nicht auf der Münze steht. Die Form coa. 
octavo deaignatm ist zwar ungewöhnlich, aber nicht unzulässig 
und kann bei einer provinzialen Prägung nicht befremden. — 
Eckhel bezeichnete diüse Münze nach der falschen Zeichnung bei 
Morelli als die einzige sichere Prägung des Jahres 728/26. 



&.ber einige Münzen der römischen Kaiserseit. ]97 

Wir wissen jetzt, das sie in das vorhergehende Jahr gehört. 
Von einem Siege des Augustus im Jahre 72*^27 ist nichts bekannt; 
doch ist es eigentlich unnöthig, eine Erklärung des Typus zu 
suchen. Will man es doch thun, so kann man an die Annahme 
des Augustusnamens und die übrigen neuen Ehren des Kaisers 
denken, welche man vielleicht irgendwo in der Provinz durch 
diese Mfinzen feiern wollte. 



Winterthur, B. Pick, 



Die Verwendung der Münze in der Dekoration. 



Die antiken Münzen bilden einen in allen Kiüturstaaten 
Europas massenhaft noch erhaltenen Überbleibsel und Bestandtheil 
der Kunst des Alterthums. Als solcher haben sie sich — ins- 
besondere die römischen Münzen mit ihren Kaiserköpfen — einer 
ausgedehnten Verwendung in der Plastik der Renaissance erfreut. 
Nicht nur den Gemmenschneidern, Goldschmieden und Stempel- 
schneidern, sondern auch den Bildhauern und Architekten jener 
Zeit boten sie ein willkommenes Muster. Zeuge dafür sind die 
vielfachen Nachahmungen von Kaiserköpfen in den Medaillons, 
welche Friese, Pilaster, Zwickel, Sockel u. a. Bestandtheile der 
kirchlichen und profanen Architektur Italiens zieren ; seltener werden 
sie im Norden zu diesem Behufe verwendet, wie z. B. am Rath- 
haus von Köln. Auch die Malerei und der Holzschnitt blieben 
nicht zurück, so hat beispielsweise Lionardo da Vinci manche 
Typen, wie sie in seinen Skizzen wiederkehren, den Münzen 
Galbas und Neros entlehnt. 

Doch nicht auf solche Nachahmungen, sondern auf die 
direkte Verwendung von Originalmttnzen oder Abdrücken von 
solchen, in der Kunst möchten wir die Aufmerksamkeit lenken. 

In erster Linie ist es die Goldschmiedekunst, welche die 
Münze oder Medaille ausgiebig verwendete; besonders üblich 
war im Alterthum der Brauch, Münzen aus edlen Metallen an 
Stelle von Gemmen an Ringen zu tragen*); Beispiele dafür haben 
sich manche erhalten'). Ferner setzte man ganze Armspangen aus 

1) vgl. Pomponius, Digest. IIb. Vn. tit. 1. 

2) z. B. der Ring mit dem Aureus des Tetricus Rev. arch. N. S. III. 
p. 419. 



A. Stackeiberg: Die Verwendung der Münzen in der Dekoration. 199 

Münzen zusammen, wohl auch, wie heute, aus Kopien von solchen*), 
man verwendete sie als Einsatz in Gürteln, Spangen, Gefässen, wie 
z. B. an der Patera von Rennes'); dann als Brust- oder Halsschmuck, 
davon geben Zeugniss die vielen erhaltenen Stücke mit elegant 
ciselirter Umrahmung^) und Öse sowohl, als die noch zahl- 
reichem durchlöcherten Münzen, die uns in allen Sammlungen 
begegnen, und einst an Schnüren oder Ketten um den Hals 
oder die Brust getragen wurden. 

Dass auch Münzen Alexanders des Grossen, sowie Kopien 
von solchen, im 3. Jahrhundert und später noch als Talisman^) 
getragen wurden, ist sehr wahrscheinlich und auf die Erneue- 
rung von Alexanders Kult unter Caracalla und Severus Alexander 
zurückzuführen. 

Nicht zu vergessen sind die Standarten der Legionen, an 
denen die Bilder des regierenden Kaisers in Form von Medaillons 
befestigt waren. 

Auch die Zeit nach der Völkerwanderung wusste die Münze 
als Zierrath zu schätzen; davon geben uns die Votivkronen der 
Westgoten, und die Siegelringe"^) der Franken deutliches Zeug- 
niss*). Selbst die Könige verschmähten es nicht ein Halsband 
von gehenkelten oder durchbohrten Münzen zu tiagen, wie uns 
das Grab Childerichs I. lehrt; dasselbe thaten auch die übrigen 
Franken, Alamannen u. a. Stämme'). 

Viel weitere Ausdehnung aber fand die Verwendung der 
Münzen im spätem Mittelalter und in der Renaissance; antike 
und moderne Prägungen wurden in alle Arten von Geräthen 



1) und 2) Lenormant Mon. et M^d. p. 200. 

3) viele Beispiele abg. bei Dumy Hist. de Teuip. Rom. III. und Y. 

4) Beispiel bei Duruy a. a. IV. 280. 

5) X. B. MeroT. Triens an Goldring im Mus. v. Boulogne-sur-Her. Bev. 
arch. N. S. 1888. p. 296. 

6) Die ältesten geschnittenen Sigel der Franken schliessen sich an 
das Bild des Averses mit Kopf und Schrift, oder an das des Reverses, (Kreuz, 
Monogramm oder Schrift) an, nehmen auch meist die runde MQnzform an; 
Lecoy de la Marche: Les Sceaux, Paris 1890. 

7) Lindenschmidt: Altertm. der merov. Zeit. p. 394 und Tai. XII. 



200 A- ötückelberg: 

kirchlicher und weltlicher Bestimmung eingelassen*) oder ange- 
hängt^). Vergoldete Brakteaten wurden auf Prunkgewändern auf- 
genäht, so an dem Kleid des Andreasklosters zu Sarnen (Schweiz), 
einem Überbleibsel des 14. Jahrhunderts*). 

Als Votivgegenstände wurden Mttnzen an Monstranzen ge- 
hängt; in Eussland in Bilderrahmen eingelassen, bis dieselben 
1722 durch Dkas Peters des Grossen, angeblich zur Feststellung 
ihres Alters und ihres Kunstwerthes', weggenommen wurden*). 

Im 17. und 18. Jahrhundert kam man noch auf andere Aus- 
nutzungen der Münzen; so wurden in der Schweiz die „Batzen*, mit 
Stielen versehen, zu Löflfeln umgewandelt; römische Grossbronzen 
und Paduaner, mit Reifen umgeben, zu Brettsteinen gemacht; 
entzweigeschnittenennd aus gehöhlte Thaler dienten zur Aufnahme 
von Miniaturgemälden, Porträts oder Wappenbildern und ähn- 
lichem. 

Im Schwarzwald mussten Goldgulden und Dukaten gar die 
Rolle von Knöpfen an den Sonntagskleidern des reichen Bauern 
vertreten, ein Brauch der sich — freilich spärlich — bis heute 
erhalten hat. 

Aber noch eine andere Art der Ausnützung fand die Münze 
in der Dekoration; ich meine die Reproduktion durch Abdruck 
oder Abguss. 

Schon die Thonwaarenindustrie des Alterthunis kannte diese 
Verwendung, Zeugniss davon geben Thonlampen der Römer, auf 
deren Oberseite ein Aureus oder Denar abgedrückt ist; die 
deutsche Steingutfabrikation fand ebenfalls Gefallen an den antiken 
Münzen '^), die man auf Gefässen dieser Art hie und da antrifft. 



1) z. B. Pokal aus dem Lüneburger Rathsilberzeug No. 15 Berlin K.-G.- 
Maseum; Schale in der Mittelalter!. Smlg. zu Basel. 

2) Nicht als Zierrat sondern als Master sind MOnzen, die an Urkunden 
befestigt sind, anzusehen. Vgl. Nahuys M. T. C. F. N: Charte de 1494 2b 
la quelle sont suspendues deuz monnaies comme 6chantillon. 

3) Seit 1820 nicht mehr — und damals ungenügend — edirt; vgl. 
Bussinger G. des Kantons Ünterwalden. 

4) vgl. Sneguire£f: Anh. z. Hdb. der Malerei vom Bg. Athos p. 437. — 

5) vgl. das Frechener Steinzeug im K.-G. Mus. zu Berlin. 



Die Verwendang der Münzen in der Dekoration. 201 

Ebenfalls nur als Dekoration und nicht als Datirung sind 
die Münzabdrücke auf Glocken, wo sie meist als Interpunktion, 
seltener isolirt auftreten, aufzufassen. Mehrere Beispiele in 
Deutschland sind in dieser Zeitschrift^) von Herrn H. Buchenau 
namhaft gemacht worden; es mag genügen auch auf das Vor- 
kommen dieser Sitte in Österreich'') und in der Schweiz') hin- 
gewiesen zu haben. 

Damit hätten wir die hauptsächlichsten Arten der Ver- 
wendung der Münzen in Kunst und Kunstgewerbe genannt; der 
heutige Gebrauch von Münzen und Medaillen als Orden, Breloques 
u. s. w., der bis ins XVII. Jh. zurückreicht, ist zu bekannt, als 
dass man daran erinnern dürfte. 

Air die directen und indirecten Verwendungen der Münze 
in der Kunst können nicht aufgezählt werden; wohl aber kann 
ein eingehenderes Studium derselben zur Entscheidung mancher 
chronologischen Frage ausgebeutet werden, besonders da sich 
die reproduzirten Münzen leicht auf ihr Urbild zurückführen lassen. 



1) Z. f. N. 1890 p. 27 ff. 

2) Glocke zu Schwamberg (Steyermark) von 1499: Wiener nnm. 
Ztschr. II. p. 579. 

3) Glocke zu BeronOmster vom Jahr 1616. 

E. A. Stückelberg. 



Zwei Denarfunde aus dem X. Ms XI. Jalirlmiidert. 



I. Fund von Olobok. 

Herrn Oberlehrer Dr. Spee zu Ostrowo verdanke ich die 
Kenntniss des nachstehend verzeichneten interessanten Fundes, 
welcher auf einem bis vor mehreren Jahrzehnten mit Wald be- 
standenen, jetzt in Acker verwandelten Grundstück am Ufer 
der Prosna, zwei Meilen sso. von Olobok (Kreis Ostrowo) im 
vorigen Jahre gehoben ist. 

Folgendes ist eine Zusammensetzung, welche ich nach Dannen- 
berg's Buch und mit Rücksicht darauf, dass die meisten der vor- 
kommenden Münzen allbekannt sind, nur kurz gebe. Wo die 
Angabe der Stückzahl fehlt, ist nur ein Exemplar gefanden. 

1. Metz. Bischof Theodorich I. 964—84. Kirche und Kreuz 
mit OTTO. Dbg. 13. 

2. Metz. Bischof Adalbero IL 984—1005. Kopf n. 1. und 
Kirche, die leider fast ganz verloschenen Umschriften scheinen 
*Adalbero pRESV (!) und *MettiS zu sein. Dbg. 16. 

3. Derselbe. * AD RO Kopf n. 1. RJ. meT*IsaviTas 

Kreuz, ünedirt. 

4. Köln. Otto I. als König (vor 962) *ODDO*REX Kreuz 
mit vier Kugeln. Rf. 5|COLONII|A. Im Stempelschnitt 
und namentlich in der Form des R dem unter 8 folgenden 
Dortmunder auffallend ähnlich. 

5. Derselbe. Dbg. 329 a. 3 Stück. 

6. Derselbe. Ebenso, aber breiter und von anderem Schnitt der 
Buchstaben. Dbg. 329. 2 Stück. 



F. Friedensburg: Zwei Denarfunde aus dem X. bis XI. Jahrhundert. 203 

7. Derselbe. Dbg. 331a. 

8. Dortmund. Otto I. *0DDO*REX Kreuz mit 4 Kugeln 
und THERTI MANNT, dazwischen Kreuz. Dbg. 743. 

9. Mainz. Otto II. und III. Meist verwilderte und undeut- 
liche Denare mit Kugelkreuz und Kirche. Dbg.777fg. 14 Stuck. 

10. Strassburg. Otto III. OTTO DI6 • • rückläufig (!). Kreuz. 
Rf. +arge+- NTINA Kirche. Zu Dbg. 910. 

11. Augsburg. Bischof üdabich. 923—973. Kreuz, in 3 Winkeln 
eine Kugel mit Kirchengiebel, darunter ENGL Bruchstück, 
aber interessant wegen des neuen Mfinzmeisternamens, der, auf 
anderen Münzen stets ENG abgekürzt, sich hier als ENGIlbert 
oder ähnlich ausweist. 

12. Regensburg. Heinrich I. 948 — 55. Kreuz, in 3 Winkeln 
eine Kugel. Rf. Kirchengiebel mit den Münzmeistemamen : 
EGGHO, PER, RAT, WO, WOH und ein verwilderter. 6 ganze, 
2 Bruchstücke. 

13. Derselbe. Wie 12, aber in jedem Winkel eine Kugel. Münz- 
meisternamen SIGI und W. 2 ganze, 1 Bruchstück. 

14. Regensburg. Heinrich IL 955—76. Kreuz mit je 2 Kugeln 
in 3 Winkeln. Rf, Kirchengiebel mit den Münzmeisternamen: 
ELUN, EGGHO (H u. O ineinandergestellt). MAO. 3 Stück. 

15. Derselbe. Kreuz, in 3 Winkeln je 3 Kugeln. Rf Kirchengiebel 
mit den Namen EMG und EGHO. 3 ganze, 3 Bruchstücke. 

K). Interessante Nachmünze gleichen Gepräges wie Nr. 15. Ilf 
statt der üs. dicke Strichel. Rf REIA aviTAS und WOU. 

17. Regensburg. Heinrich IL, zum zweiten Male 985-995. 
Kreuz, in 2 Winkeln eine Kugel, im dritten ein Ringel* 
Rf Kirchengiebel mit den Münzmeisternamen: ELLIN, 6VAL, 
SIG. 6 ganze, dazu ein verwildertes Stück mit MAO und 

1 Bruchstück. 

18. Nabburg. Heinrich H. 955—76. Kreuz, in 3 Winkeln je 

2 Kugeln. Rf Kirchengiebel mit den Münzmeisternamen 
PER, WL 3 Stück. 

19. Derselbe. Wie zuvor, doch in 3 Kreuzeswinkeln je 3 Kugeln 
und ANA. 



204 F. Friedensburg: 

20. Nabburg. Otto 976—82. Kugelkreuz und Kirchengiebel 
mit dem Münzmeisternamen WI. 2 Stück. 

21. *ODDO REX Kugelkreuz. Rf. S|>IHNVAa|A. Dbg. 1158. 
Der Stempelschnitt namentlich der Ilf. dieser Münze scheint 
mir der des Dortmunder Denars so ähnlich, dass ich in den 
Schriftzügen der Rs. den Namen des heiligen Reinhold sehen 
möchte. 

22. Otto und Adelheid mit DI LRAREX AMEN. Dbg. 1166. 

23. Dieselben. Dbg. 1167. 70 (darunter einer mit rückläufigem 
ATEAHLLT) ganze und 4 Bruchstücke. 

24. Dieselben. Auf der Rf. nur AMEN. Dbg. 1171. 

25. Etwas breitere Nachmünze gleichen Gepräges, nur in drei 
Kreuzeswinkeln je ein Ringel, im vierten eine Kugel. Hf. 
*DnvOXHDn. Rf. eHVOAMavx. Etwa böhmisch? 

26. Gräfin Adela. /^. *AZACOMHlia8V (von aussen zu lesen) 
Kreuz mit 1 Kugel in jedem Winkel. Rf + DOIEAVENEOTT. 
Hand zwischen A und W. Vergl. Dbg. 1237 und Bd. 15 
S. 285 d. Z. 

27. Nachmünze. Roher, eckiger Kopf und kleines Kreuz. Dbg. 
1268. Die Umschriften * ?GOTHDVia? und TOCVh?? 
OQI, welche dieses Exemplai* erkennen lässt, dürften 
Dannenbergs Vorschlag, an Otto UI. und Mainz ,zu 
denken, nicht haltbar erscheinen lassen. Es ist eben eine 
Nachmünze. 

28. Desgleichen mit OTTO • 018 •• REX • um das Kugelkreuz. Rf. 
OTTO. Dbg. 1271. 

29. Wendenpfennige grösster Art. Dbg. 1325. 15 ganze, 4 Bruch- 
stücke. 

30. Desgl. Dbg. 1329. 5 ganze, 4 Bruchstücke. 

31. Ein unausgeprägter Schrötling. 

B. Polen. 

32. Halbbracteat mit dem bekannten bogigen Gepräge, welches 
als eine Nachahmung des Dürsteder Typus aus der Zeit Karls 
des Grossen angesehen wird. 



Zwei Dcnarfaudc aus dem X. und XI. Jahrhundert. 205 

C. Böhmen. 
Die in 74 ganzen und 18 mehr oder minder unvollständigen 
Stücken aufgetretenen Münzen dieses Landes bilden unzweifel- 
haft den interessantesten Theil des Fundes > und ich muss es 
lebhaft bedauern, dass es mir an Müsse und namentlich auch 
an den zur Vergleichung erforderlichen numismatischen Hilfs- 
mitteln gebricht, um ihnen die gebührende Würdigung zu 
Theil werden zu lassen. Der so noth wendigen Bearbeitung der 
böhmischen Münzgeschichte hoffe ich durch genaue Beschreibung 
der Münzen unter Gitirung der Arbeiten von Jazdzewskis 
(Wykopalisko Jarocinskie, Posen 1879) und Menadiers in Band 
15 dieser Zeitschrift wie auch des Don cbauer sehen Kataloges 
einigermasscn dienen zu können, beschränke mich in letzterer 
Beziehung aber auf die Anführung der Nummern, welche eine 
Münze auf den Tafeln der angezogenen Arbeiten oder in der 
Gruppe hat^ 

33. Schwert und H(< Rf. Eirchengiebel auf 2 Stufen. 

a) von aufsen ÄOfEirVA Rf. * VOATSVD .Idazu 1 Bruch- 

b) V. a. QAOlESrv. Ä/. * VVV-VI j stück. 

34. Schwert zwischen L u. * Rf. Kirchengiebel auf einer Stufe, 

darunter :3 bis in die Umschrift reichend. 

* DOBETVC : Rf * V? J*c/3 Dazu ein schl. 

erh. verwildertes Stück. 
3 Stücke beider Nummern wiegen 4,18 gr. Doneb. 29—33. 
v. J. 5,6. 

35. Schwert u. Hämmerchen (?) Rf Kirchengiebel, darunter *3 

a) V. a. *DOrEZrvv- Rf PM6A co 3 Stück 

b) V. a. +DO^EZ^VA. Rf PMoAco 

36. wie 35, aber E: 

* BOLEZUV Rf rückl. PRA6Aocx> 

37. wie 35, aber '«B* 

a) DOLESl^AV. | „^ ^^^ 
J^ ^ \ Rf. co-GA* 

b) V. a..MOA DCSrv/ f *^ 

Diese 3 Denare sind kleiner und leichter als die vorigen, 
7 Stück w. 6,5 gr. Doneb. 34. v. J. 1. 



206 F. Friedensburg: 

38. * Oo.DX.OV Schwert Ä/. ACAWh Kirchengiebel auf 

2 Stufen. 
Dieses interessante und m.W. unedirte M&nzchen ist unzweifel- 
haft das Halbstück zu der vorangehenden Sorte, in der man 
hiernach keine Obolen zu Nr. 33, 34 sehen darf. Vielmehr 
dürften Nr. 33 — 34 die ältesten Münzen Böhmens sein, an die 
sich dann Nr. 35—38 schliessen würden, durch die namentlich 
auf der jR/l correctere Aufschrift als ihre jüngeren Nachfolger 
erkenntlich. An diese schliesst sich, nicht viel jünger und wieder 
grösser dem Style nach die Gruppe der Denare mit der Hand, 
jR/. Kreuz mit verschiedenen Winkelzierrathen , einmal anch 
wiederum die Hand. 11 Exemplare wiegen 15,87 Gr. 

39. Hand zwischen I und O Rf. Kreuz, in jedem Winkel eine 

Kugel. 
+ VDECI MN'S Rf. * HADKoM- . 

40. Hand zwischen O und A Rf, Kreuz, in 3 Winkeln eine 

Kugel, im vierten 3 in eine Spitze auslaufende Nägel. 
+ . O. HnVX Rf. * VTcc*V*fl 

41. Hand zwischen + und O Rf. Kreuz, in 2 Winkeln je eine 

Kugel, im dritten ihrer drei, im vierten die 3 Nägel. 
*DOra.AS hf rückl. *PPAOV 

42. Hand zur Seite * Rf wie vorher Doneb. 144. v. 

J. 34. 

V. a. BOLEILAVXVa? Rf TAflASLAiO 

BOLELLAVe Rf rückl. *PP. AOIVIT+ 

43. Hand zwischen I und O Rf Kreuz, in drei Winkeln je 

eine Kugel, der vierten die 3 Nägel in einen Bogen 

auslaufend. Doneb. 75. v. J. 15. 
* trOIlVmFCI Rf rückl. • • OCTO. • Bruchstück, 

rückl. + EftlD ... Rf \ COLDD • VITE 

44. Hand zwischen O und OJ Rf wie auf 43. Doneb. 71 fg. 

V. J. 16. 
V. a. + B01.EUAVDVX Rf v. a. * B01.EIJAVDVX 

+ DVXBOneiUVe Rf *n3 CIVhOA 

ivHN * 3cmoiE Rf * BomoaavHDA 



Zwei Denarfande aus dem X. nnd XI. Jahrhandert. 207 

45. Hand zwischen O und + Rf. Hand zwischen * und /• 

ünedirt. 

* DVX BOregmVM Rf. rückl. OCK- Q:O0aDAX 3Ex. 

Alle diese Denare ähneln einander in der Form der einzelnen 
Buchstaben, wie allgemein im Stempclschnitt, man wird die ver- 
schiedenen Nummern daher nicht auseinander reissen dürfen. 
Nun folgen die bekannten Omeriz-Denare (Doneb. 89 fg., v. J.26, 
M. 124 fg.), die häufigsten Münzen jener Zeit und Gegend, den 
vorangehenden Stücken an Grösse und Fabrik nahestehend. 

46. Hand zwischen Q und Ti Rf. Brustbild mit Kreuzstab 

nach rechts. 11 Stück im Gewicht von 14,97 Gr. 

a) * DVX BOLeSUVco Rf. rückl. C^J^OMeRIZPRACACIZ 

b) wie vorher, aber die Umschr. der Hs. von aufsen zu 
lesen. 10 ganze und 2 Bruchstücke. 

c) rückl. :)t DVX aoiAieiV^ Rf rückl. * OMSDIbACAV 

47. Der Denar der Königin Emma von gleichem Gepräge mit 
den Umschriften Melnic civitas und Emma regina ist leider 
nur in 3 mehr oder minder ausgebrochenen Exemplaren, 
die immer nur Bruchstücke der Umschrift sehen lassen, vor- 
handen. 

48. Hf Kreuz, in drei Winkeln je eine Kugel, im vierten die 
drei Nägel. Rf Kirchcngiebel auf zwei Stufen, darin der 
Münzmeistername. Doneb. 50. 4 Stück, davon 2 undeut- 
lich. 1,21, 1,15 Gr. 

a) V. a. + BOEILAV DVX Rf PRAGA CIVITR OMO 

b) V. a. + bÖeZJJLVOVX Rf PPA6A QVITR CNO 

49. Wie vorhin, aber in den Kreuzwinkeln Kugel, Ringel, Ringel, 
die 3 Nägel. Münzmeistername ONO. Doneb. 54. 2 ganze, 
3 Bruchstücke. 

a) V. a. *BOnjAVlDX Rf rückl. PPA9ACIV1? 

b) +BO X Rf civrq 

50. Wie vorhin, aber in den Kreuzcswinkeln di*eimal eine Kugel 
im vierten Ringel, Mttnzmeistemame W. Doneb. 61. 4 Stück. 
Gewicht 4,25 Gr. 

V. a. BOl^EZUVDVX Rf * PDPA6ACIV 



vf^» F. Fricd'B^nrr: 

^1. Wi<; Torfain, ibtr in drei Kreuzwinkehi ein Bingd« in Tiert«ii 

rrine Kagel. UöLzmeuter ONO. 2 StädL Doneb. 47, 

T. J. 11. 

V. a. + BOLEZLWOAX /?/. v. a. P?AGA-CIVI 

5^. Wie 51, die UmschrifteD. namentlich der Hjl Terwildert, 

statt de» MüDzmeiftternamens N bezw. M. 2 Stildc 

53. Wie vorhin, in jedem Krenzei>winkel eine Kugel, Mfinzmeister 
OA bezw. OV. l\ Stück mit z. Th. Terloschenen irflden 
Umschriften. 

54. Iland zwischen Ci) nnd A. R/. Eirchengiebel , darin der 
Miinzmei»tername ONC. Doneb. 70. v. J. 12, M. 104. 

* 

+ BOeirVA DAX Bf. ruckl. PPAeACMTq 3 Stfick w. 8.4 Gr. 

Waren die bisher betrachteten Denare von grossem Format 
und zeigten sie eine kräftige Stichelfuhrung in Bachstaben und 
Typen, so sind die folgenden kleiner, dOnner nnd leichter, die 
Umschriften zeigen feinere Striche, die Typen sind gleichfialls 
weniger sicher gezeichnet. 

55. Dasselbe Gepräge wie auf 54, nur dass die Hand von andren 
Zeichen begleitet wird nnd die M&nzmeistemamen wechseln. 
Doneb. 167 fg., v.J. 18, Men. 77fg. 9 ganze (7 wiegen 
4,65 Gr.) und 3 Bruchstfleke. Die besten Exemplare zeigen 
die Aufschriften: 

a) VKhVIIVKhEV Und A Rf. EVZVAVAA^OMO 

b) v.a. +LDAI10niDrDDAIV TundV R/. OVITIWVDAIVa 
ONO 

c) v. a. * AIVIAOVIAIH \f undV Rf. CC-LVHVIAIAa 
ONO 

d) * ICAV0AV0IAIV7. V und A Rf. AVTZeVieVI70| 
ONC 

e) VZnOVAOVAlOI V und A Rf. GVCAVl. .qV ONC 

56. +AVINHVHAO.. Hand zwischen O— O Rf. Nicht wieder 
zu gebende Striche und Haken als Umschrift. Stehender 
Vogel nach links. 2 Stück. Doneb. 158. 

57. Dieselben Typen, nur der Vogel nach rechts gewandt Aus- 
gebrochen. 



Zwei Denarfunde aus dem X. und X[. Jahrhundert. 209 

Ob diese Münzen, wie man gewöhnlich annimmt, wirklich 
Obole sind, scheint mir denn doch nicht so sicher festzustehen, 
denn einmal kennen wir zu diesen Halbstücken keine entsprechen- 
den Ganzstücke und dann ist ihre Fabrik von der der sonstigen 
Münzen so auffällig unterschieden, wie es sonst bei Denaren und 
Obolen derselben Zeit und Gegend wohl nicht vorkommt. Diese 
dünnen Münzchen bilden eine sich schon äusserlich absondernde 
Gruppe für sich. In sofern also würde die Annahme des Ver- 
fassers des Donebauer'schen Kataloges, dass sie von den übrigen 
Böhmen zu trennen sind, viel für sich haben, doch möchte ich 
mich desshalb noch nicht mit den Zutheilungen an Bodritzen, 
Wagricr, Drewanen etc. einverstanden erklären. Die Deutung 
der Umschriften in dem bezeichneten Katalog ist denn doch fast 
durchweg gar zu gewaltsam ; nicht anders möchte ich allerdings 
auch den Versuch, auf Nr. 55 die Namen Zobeslaus und Lubie 
zu lesen, beurtheilen. Wie ich höre, bereitet Herr Fiala in 
Prag eine grössere Arbeit über die Boleslausdenare vor, zu der 
er alles irgend erreichbare numismatische und historische Material 
zu verwerthen gedenkt: hoffentlich gelingt ihm eine befriedigende 
Lösung. 

58. Theilweis verloschene, sehr verzerrte Umschrift. Kopf mit 
Heiligenschein v. v., man sieht die Enden des von dem Schein 
umzogenen Kreuzes, lif. * loLIHVA ? AX (= Boleslaus dux) 
Kreuz, in dessen Winkeln eine Kugel, 1 Ringel, 3 Kugeln, 
die 3 Nägel. Doneb. 152, v. J. 22. 

59. Statt der Umschrift Kreuze, Striche, Hallen. Kopf v. v. 
ähnlich wie auf 58, ohne die Kreuzesenden. RJ. rückläufig 
* DVDCLAVX Hand, an welche links vom Beschauer die aus 
den drei Nägeln gebildete Figur angesetzt ist. Doneb. 155, 
V. J. 19. 

Beide Stücke, die wieder von bedeutender Schwere sind, ge- 
hören offenbar zusammen, ob sie wirklich an Boleslaus Chrobry 
zu geben sind, wie im Katalog Donebauer geschieht, bleibe da- 
hingeslellt. War die Herrschaft des Polenkönigs in Böhmen 
wirklich eine so feste, dass er hat Münzen prägen lassen? Und 

Z«itiichrirt ior Mnmümatik. XVII. 14 



210 ^' Friodensburg: 

wenn, dann hat sein Stempclschneider gewiss nicht den Namen 
der polnischen Hauptstadt darauf gesetzt, die Lesung der 
Umschrift auf Nr. 151 im Katalog Donebauer ist also zu ver- 
werfen. 

60. Nachmünze, anscheinend eher böhmischer als bayrischer 
Fabrik. Ilf. Kreuz, in jedem Winkel eine Kugel, zwei der- 
selben sind in Kreise eingeschlossen. Rf. Kirchengiebel, 
darin OCCC. 5 ganze Denare (wiegen zusammen 6,27 Gr.), 
2 Bruchstücke von solchen und — höchst bemerkenswerth 
— ein Obol. Die sehr barbarischen Umschriften lauten auf 
den Denaren — auf dem Obol sind sie unkenntlich — gleich- 
massig und zwar * llco VEhDIIIDOco VD Ef. VD-VoVcx> DVCVco 

D. Orientalen. 
Auch der Orient hat zu unserem Funde eine ziemlich er- 
hebliche Beisteuer geliefert: ausser mehreren Stücken zerbrochenen 
Schmuckes 1 2 ganze Münzen und 62 Bruchstücke. Eine genauere 
Untersuchung derselben hat nicht stattgefunden, auf dieserhalb 
ergangene Anfrage an die Generalverwaltung der Königlichen 
Museen in Berlin habe ich nur den Bescheid erhalten, dass es meist 
Samaniden- und Begiden- Münzen seien, und dass Herr Professor 
Erman als jüngstes vertretenes Jahr 354 H. gefunden habe. 

II. Fund von Frankenstein. 

Ebenfalls 1889 gehoben. Ob vorliegende 35 z. Th. zer- 
schnittene Denare und 13 Bruchstücke den ganzen Fund dar- 
stellen, weiss ich nicht; soviel bekannt, ist nicht mehr ge- 
funden. Die meisten der Fundmünzen sind in das Museum 
schlcsischer Altertümer in Breslau gekommen, die übrigen be- 
sitzen Herr G. Wendlandt in Brieg und Herr von Stempell in 
Neisse, denen ich für ihre Mittheilung zu Dank verpflichtet bin. 
Der Fund ist für die Provinzialgeschichte von besonderem In- 
teresse, weil er offenbar ein numismatisches Denkmal des Ein- 
falles bildet, welchen Bretislaw von Böhmen 1039 nach Schlesien 
machte. 



Zwei Dcnarfunde aus dem X. und XI. Jahrhundert. 211 

A. Deutschland. 

1. Dortmund. Heinrich II. Dbg. 749. 

2. Otto und Adelheid. Dbg. 1167. 5 Stück. 

3. Wendenpfennig mit Kreuz und Kirche. Dbg. 1330. 2 Stück. 

4. Desgl. mit breitem und Kleeblatt-Kreuz. Dbg. 1335. 7 ganze, 
7 Bruchstücke. 

5. Völlig barbarische Nachmünze zu dem Esslinger St. Vitus- 
Denar mit aufgetriebenem Rande. 3 Stück. 

6. Nachmünze, mit einer der der Adelheidsdenare ähnlichen 
Kirche und einem Kreuz, in dessen Winkel je ein Ringel. 

7. Undeutliche, wohl Otto und Adelheid. 2 Stück. 

B. Böhmen. 

8. Udalrich. 1012—37. Beiderseits ALRVCSOID : DVX. IIJ 
Brustbild nach rechts. RJ. Kreuz, in dessen Winkeln drei 
Kugeln, Ringel, 3 Nägel und wieder Ringel. Catalog Done- 
bauer 207. 3 Bruchstücke. 

Bfetislaw I. 1037—59. Die kurze Angabe des Gepräges 
dürfte bei diesen nicht seltenen Münzen neben der Verweisung- 
auf die Abbildungen zu Donebauers Catalog genügen. 

9. Kreuz, in dessen Mitte ein Ring. RJ. Brustbild des Hei- 
ligen mit Fahne. Doneb. 243. 3 Stück. 

10. Reiter mit Fahne nach links. Rf. Brustbild des Heiligen. 
Doneb. 246. 1 ganzes, 2 Bruchstücke. 

11. Zwei stehende Personen sich umschlungen haltend. RJ. 
Brustbild des Heiligen. Doneb. 246. 1 ganzes, 2 Bruch- 
stücke. 

12. Brustbild mit Kreuz. Rf. Ein Hahn. Doneb. 250. 12 ganze, 
2 Bruchstücke. 

13. Halbfigur mit Fahne nach links. RJ. Stehender Heiliger 
mit Kreuz. Doneb. 267. 6 Stück. 

14. Brustbild über einer mit zwei Pferdeköpfen gezierten Ein- 
fassung. Rj. Segnende Hand. Doneb. 276. 6 Stück. 

15. Kreuz, in jedem Winkel ein Anker. RJ. Sehr roher Kopf 
nach links. Doneb. 275. 1 ganzes, 2 Bruchstücke. 

14* 



212 ^ Fried pnsbiirg; Zwei Deuarfniido aus dem X. und XI. Jalirhuiidert. 

16. Unbestimmter Herzog. Heiderseits verwilderte Umschriften. 
Bf, Zwillingsfadeukreuz, dessen Arme im Monde enden. Bj. 
Hand. Doneb. 285. 2 ganze, 1 Bruchstück. 

C. England. 

17. Kunt. *CNVTRECX, Brustbild mit Scepter nach links. Rj. 
*PVFRED ON LVNN. Aus Doppellinien gebildetes Kreuz, 
in dessen Mitte ein Ringel. 

18. Harold. AR-OLD REX. Brustbild nach links. R/. COLDSICE 
ON LVIN. Aus vier ovalen Figuren gebildetes Kreuz. 

D. Unbestimmt. 

19. Obol, anscheinend schriftlos, mit einem linksgewandten 
Brustbild, welches den Nachahmungen der Ethelredsköpfe 
auf böhmischen Münzen ähnelt, und einem gleichschenkligen 
Kreuz. Vielleicht polnisch. 

üleiwitz. F. Friedensburg. 



Studien zur MünzgescMcMe Schlesiens im XVI. Jahrhundert. 



II. 

Schlesische Münzen König Ferdinands, geprägt vor 

dem Jahre 1546. 

Es ist schon in der im vorigen Bande d. Z. abgedruckten Ab- 
handlung auf die grossen Schwierigkeiten hingewiesen worden, 
welche nach dem Urteile Newalds der Erforschung der ersten 
schlesischen Münzen König Ferdinands I. sich entgegenstellen. 
Dieselben lagen bisher namentlich darin, dass die vorhandenen 
Münzen mit den dem österreichischen Gelehrten aus den Wiener 
Archiven bekannt gewordenen Urkunden so wenig übereinstimmten, 
eine Thatsache, die zwar im Mittelalter sehr häufig vorkommt 
und dort auch ihre zwanglose Erklärung findet, die aber zu der 
geregelten und straffen Regierung König Ferdinands wenig passen 
mag. So schien es daher ein unerklärlicher Widerspruch, dass 
wir aus den Jahren 1527, 28, 30, 31 Münzen mit dem schlesi- 
schen Adler und dem österreichischen Bindenschild — also 
unzweifelhafte Königsmünzen aus einer schlesischen Prägestätte — 
besitzen, während Newald es für „ausser Zweifel'' stehend er- 
klärt, dass vor dem Jahre 1532 solche Münzen überhaupt „nicht 
vorkommen können". 

Was Newald an der Hand der Wiener Akten nicht gelungen 
ist, glaube ich auf Grund meiner Forschungen in den schlesi- 
schen Archiven bieten zu können. Von letzteren kommt diesmal 
jedoch nur dasjenige der Stadt Breslau in Betracht, da ander- 
wärts einschlägiges Material sich nicht findet. Die hiesigen Ur- 
kunden, die Akten der schlesischen Fürstentage und ganz be- 
sonders die sogleich ausführlicher zu besprcclienden chronikali- 



214 F. Friedensbarg : 

sehen Aufzeichnungen ergänzen die aus den Wiener Beständen 
sich ergebenden Thatsachen in einer überaus willkommenen Weise, 
so dass, wenn auch nicht jede einzelne der unten folgenden Auf- 
stellungen sich mit einem Dokument belegen lässt, doch an 
deren Richtigkeit kaum wird ein Zweifel bleiben können. Und 
so mag denn die hier gelieferte Mosaikarbeit, welche das be- 
absichtigte Bild aus allerlei von da und dort zusammengeholten 
Stiften und Stiftchen componirt, eines allgemeinen Interesses 
nicht entbehren, zumal sie eine noth wendige Vorarbeit für die 
demnächst zu gebende Darstellung der Münzreform König Fer- 
dinands im Jahre 1546, die ihrerseits von grosser geschichtlicher 
und numismatischer Bedeutung ist, bildet. 

Die erwähnten chronikalischen Aufzeichnungen, welche für 
den vorliegenden wie für den folgenden Aufsatz eine Hauptquelle 
bilden, verdienen auch deshalb eine kurze einleitende Besprechnng 
an dieser Stelle, weil sie in ihrer ürsprünglichkeit ein reizvolles 
litterarisches Denkmal bilden. Es sind dies die Aufzeichnungen ') 
des Breslauer Stadtschreibers Franz Faber, Köckritz genannt^), 
welche sich in der — bis auf einen Theil der eingefBgten Ur- 
kundenabschriften — von des Verfassers eigner Hand herrühren- 
den Urschrift') im Breslauer Stadtarchiv in einem „Trebelade" 
genannten, Dokumente verschiedener Art enthaltenden Bande 
befinden. Faber hat sich in den damaligen unruhigen Zeiten 
offenbar sehr viel ärgern und diesen Ärger oft genug herunter- 
schlucken müssen, waren es doch meist die Massnahmen Königlicher 
Majestät, die den treu an den Traditionen städtischer Herr- 
lichkeit hängenden Mann mit Missmuth erfüllten. Und da bat er 
sich denn wie so mancher vor ihm und nach ihm dadurch Luft 
gemacht, dass er seinen Grimm und Groll in einer Art Historia 
anecdota niederlegte, wo er freiweg das niederschreiben durfte, 



1) Vgl. Zeitschr. f. Gesch. u. Alterthum Schlesiens Bd. 22 S. 80. 

2) Geboren zu Ottmachau in Schlesien 1497 Oktober 3, gestorben 1565 
September 19. 

3) Eine Abschrift in der Bibliothek des Fürsten Pless auf dem Fürsten- 
stein. 



Studien zur Münzgeschichte Schlesiens im XVI. Jahrhundert. 215 

was drausseu frei zu reden ihm sein Amt und seine Vor- 
sicht wehrten. Diese geheime Münzgeschichte führt den Titel: 
„Was in der Slesien mit allerlei muntzhandlung und voran- 
drunge derselben furgelauffen unde was sich zufellig dobei zu- 
getragen mit trewem fleis zusammengesuchter bericht** und er- 
zählt nach einer kurzen Einleitung über das ältere schlesische 
Münz- "und Bergwesen: „wie es bei regirunge konigs Mathias*) 
bis auf itzige unsere tzciten mit der montze zugegangen." Offen- 
bar liegt der Hauptzweck des Ganzen in den Aufzeichnungen 
über die Münzreform von 1546. Doch wird auch den ihr voran- 
gehenden Ereignissen, namentlich seit Beginn der Regierung 
König Ferdinands, soweit sie für den Verlauf derselben mass- 
geblich geworden, Beachtung geschenkt. Erst hier beginnen 
denn auch die witzigen und boshaften Bemerkungen reichlicher 
zu fliessen, welche auf den Humor der Zeit und die Stimmung 
des Schreibers interressante, wenngleich nicht immer rühmliche 
Streiflichter werfen. 

Dies vorausgeschickt, sind nun zunächst kurz die Münzver- 
hältnisse Schlesiens, wie sie beim Tode König Ludwigs H. im 
Jahre 1526 bestanden, darzustellen. Abgesehen von der hier 
nicht weiter interessirenden, daher forthin nicht mehr berührten 
Goldprägung, die zu Breslau durch den Rath der Stadt, zu Neisse 
durch den Bischof und auf dem Reichenstein durch die Münster- 
berger Herzöge stattfand, gab es zwei königliche Münzstätten, 
welche das Land mit Silbergeld versorgten. Die eine, zu Bres- 
lau von Konrad Sauermann, Balthasar Mehl und Hans Ki*appe 
betrieben, lieferte ungarische Pfennige, die andere, zu Schweid- 
nitz von Paul Monan und Konrad Sauermanu gehalten, ausser- 
dem noch polnische Halbgroschen*). Weder die eine noch die 
andere erlitt in Bezug auf ihren Bestand und Betrieb durch die 
Veränderung der politischen Verhältnisse irgend einen Wechsel, 
standen doch beide im Privateigen thume der Königin - Wittwe 
Maria, welche sie an die genannten Unternehmer verpachtet 



1) König Matthias Corvinus 1469 his 1490. 

:>) Friedensburg, Schlesiens MOnzwesen im Mittelalter Bd. 2 S. 185, 258. 



216 F. Friodcnsburg: 

hatte. So wurde denn in Breslau wie in Schweidnitz ruhig 
weiter gemünzt, und zwar mit den alten Jahreszahlen und ver- 
doppeltem Eifer*), wie wenn man befüixhtete, die neue Regie- 
rung werde der Fortdauer der bisherigen Münzverhältnisse nicht 
mehr lange zusehen. 

Diese Befürchtung war nur zu sehr berechtigt, litt doch 
Schlesien seit fast 100 Jahren mit geringen Unterbrechungen 
unter den ärgsten Münzwirren, die namentlich seit dem verun- 
glückten Besserungsversuch, den der von den Ständen im Jahre 
1511 geschlossene Vertrag') gemacht hatte, geradezu chilenisch 
geworden waren. Daher trug denn schon die Botschaft, welche 
die Schlesier im Januar des Jahres 1527 an den König schickten, 
diesem die Beschwer der Münz halben vor und bat, Königliche 
Majestät wolle auch gnädiglich Einsehen haben, damit die Münze 
in Böheim, Mähren und Schlesien verglichen') und nach Würden 
einträchtig genommen werde, unbeschadet jedoch dem Münzrecht 
der Stände. Der König versprach, diese Sache in Erwägung zu 
nehmen und ersuchte zugleich um eine schriftliche Darlegung 
der Beschwerden, die ihm zugesagt wurde, auch kam gleich bei 
seiner ersten Anwesenheit in Breslau, welche vom 1. bis zum 
20. Mai 1527 dauerte, diese Angelegenheit nochmals zur Sprache*). 
Der Erfolg dieser Anregungen zeigte sich noch im selben Jahre 
in einem Erlass vom 8. Dezember, in welchem der König dem 
obersten Landeshauptmann raittheilte, er sei Willens, in allen 
seinen Königreichen eine gute beständige Münze einzurichten 
und habe zu diesem Zweck einen Tag auf den nächsten 2. Ja- 
nuar nach Brunn anberaumt. „Und dieweil, heisst es dann wörtlich 
weiter, in unserm fürstentumb Underschlesien durch die stende 
etzliche personen zur montzhandlung furgenomen, entpfelen dir 



1) Friedensburg a. a. 0. Bd. 1 S. 33. 

2) Ebenda Bd. 2 S. 94. 

3) d. h. auf gleichen Fuss eingerichtet. 

4) Vgl. Buchholtz Gesch. Ferdinands I. Bd. 2 S. 523, 527; Böhm. Land- 
tagsverbandlungen Bd. 1 S. 111; Schles. Fürstentagsakten d. J. 1527 S 21,37. 
Das Folgende nach Franz Fabers Aufzeichnungen Trebelade Bl. 38 fg., 187 fg.; 
Ftirstentagsakten S. 62 fg., 72; vgl. Schickfuss III S. 172. 



Studien zur Mttnzgeschichte Schlesiens im XVI. Jahrhundert. 217 

mit ernst, das due denselben personen, so also von dem fursten- 
tumb Underscblesien berurter montzvergleichung halben verordent 
sein, solichen tag . . . vorkundest**. Auch dem Breslauer Rath 
wurde dies Vorhaben des Königs mitgetheilt, welcher daraufhin 
einige hier nicht interressirende Vorschläge schriftlich einreichte. 
Die Brünner Versammlung kam denn auch wirklich zu Stande, 
aber es scheint nicht, dass sie etwas Positives zu Tage geför- 
dert hat, wir erfahren von ihr überhaupt nur sehr wenig. Die 
Breslauer hatten in einem besonderen Schreiben den König ge- 
beten: ^darob zu sein, die Sweydnizer groschl zu vorbiten und 
uit mer münzen zu lassen**; ihnen ward unter dem 12. Januar 
1528 der Bescheid, der König wolle auch diesen Beschwer auf 
der gegenwärtig veranstalteten Versammlung von Personen aus 
allen seinen Ländern mit erledigen lassen. Aber es wurden 
doch noch mehrere Ersuchungsschreiben nöthig, ehe ihrem Wunsche 
gewillfahrt ward, und so werden wir auch wohl den Erlass vom 
26. Juni 1528, durch welchen König Ferdinand die Schweidnitzer 
Münze schliesst'), nicht auf diese Brünner Zusammenkunft zu- 
rückführen dürfen. 

Die um diese Zeit wieder dringender werdende Türkengefahr 
scheint wie später noch wiederholt die Bestrebungen des Königs 
auf dem Gebiete der inneren Verwaltung gelähmt und unter- 
brochen zu haben, nachdem aber das Heer Sultan Solimans von 
Wien hatte abziehen müssen, nahm er dieselben sogleich wieder 
mit Eifer auf. 

Er fand dabei in gewissem Umfange die Unterstützung des 
Breslauer Bathes, welcher inzwischen auch seinerseits zur Be- 
seitigung des allgemeinen Landschadens einzuschreiten bedacht 
gewesen war'). Schon auf dem Scholastika (10. Februar) 1529 
zu Breslau gehaltenen Fürsten tage brachten seine Gesandten 



1) Friedensburg a. a. 0. Bd. 1 S 89. 

2) Das Folgende nach Franz Fabers Aufzeicbnungeu und den Fürsten- 
tagsakton, denen beiden alle ferneren Nachrichten, bei denen nichts weiter 
angegolien ist, entstammen. Es ist auf diese Weise leicht zu ersehen, wie 
die Wiener und die Breslauer QueUen einander ergänzen. 



218 ^- Friedensburg: 

unter Hinweis auf einen hier zum ersten Mal erwähnten Plan 
des Königs, in Breslau oder Schweidnitz eine Münzstätte zu er- 
richten, und unter Hervorhebung der Bestrebungen, auch für 
das Reich eine einheitliche Münzordnung zu schaffen, diese An- 
gelegenheit wieder zur Sprache. Vielleicht war es sogar sein 
Werk, dass Sauerinann jetzt auch den Betrieb der bisher für die 
verwittwete Königin Maria von ihm verwalteten Breslauer Münze 
aufgab^), stand doch Sauermann mit dem Rath, für den er 
wiederholt als Gesandter bei dem Fürstentage auftrat, in bestem 
Einvernehmen. Die Stände erklärten auf diese Anregung, sie 
verlangten nach wie vor mit einer Hellermtinzc, die der auf 
dem Kuttenberge geschlagenen an Schrot und Korn gleich wäre, 
versehen zu werden, wollen auch bei den schlesischen, böhmi- 
schen und polnischen Groschen bleiben, im Übrigen aber wollten 
sie seiner Königlichen Majestät Münzhandel gerne bewilligt haben 
und seine neue Münze im Lande in Gang kommen lassen, Alles 
unbeschadet ihren Privilegien und Rechten. In der That eine 
stark verklausulirte Antwort! Der König scheint sich aber aus 
diesen Klauseln nicht eben viel gemacht zu haben, denn er sendete 
gleich darauf den Ständen den Entwurf einer neuen Münz- 
ordnung, wonach Heller, halbe, ganze und Tripelgroschen ge- 
schlagen werden sollten, so zwar, dass sich diese neue Münze 
mit den Kreuzern, Sechsern und Joachimsthalern vergleichen und 
an der Mark Feinsilber erheblich besser sein würde als „die 
vorig moncz, so durch Cunradt Sawrman geschlagen*. Auch 
bestellte er sofort einen Müuzmeister nebst Gesellen und schaffte 
einige Tausend Mark Silber an, um im Falle der Zustimmung 
der Stände das Münzwerk sofort beginnen zu können. Diese 
Zustimmung ist, wie nicht anders zu erwarten, zunächst nicht, 
insbesondere nicht unbedingt, erfolgt, die Stände hielten an ihren 
bisherigen Wünsctien fest, müssen aber schliesslich doch, wenig- 
stens in der Hauptsache, nämlich der Errichtung einer neuen 



1) Newald S. 36. Die bezügliche Urkunde hat sich eor Zeit im Wiener 
Archiv nicht auffinden lassen, die Ursachen jenes P^reignisses sind daher 
vorläufig nicht festzustellen. 



Studien zur Mttnzgeschiclite Schlesiens im XVI. Jahrhundert. 219 

königlichen Münze, nachgegeben haben, denn sie beschliessen 
auf dem Fürstentage des folgenden Jahres (1530): 

Nachdeme der Kön. Mat. furschlag von wegen einer 
bestendigen gueten und treglichen montz bewilligt wirt, 
so sollen sich auch alle fursten und stende auf dicselb 
bewilligung umb die wirden der montz nach vermögen 
montzbriefs vorhalten. 
Am 22. Juni desselben Jahres verlautbarte Ferdinand seinen 
Entschluss zur Errichtung einer neuen Münze nochmals, wobei 
er bestimmte, dass nur der vierte Theil des zu vermünzenden 
Silbers in kleinen Geldsorten ausgeprägt werden sollte *), beauf- 
tragte auch seinen Wiener Münzmeister Thomas Behaim, einen 
verständigen Schmiedemeister nach Böhmen zu senden, der zu- 
erst das schadhafte Giessen auf dem Kuttenberge abstellen, dann 
aber die Münze in Schlesien behandeln sollte'). Zwei Tage 
später erging auch ein Patent wegen Verbotes der Ausfuhr des 
Silbers unter ausdrücklicher Bezugnahme darauf, dass der König 
^fürgenomen eine newe gute müntz alda in Slesien ausrichten 
und schlagen zu lassen*'). 

Dieses thatkräftige Vorgehen des Königs war aber doch 
wieder nicht nach dem Sinne der Stände. Sie schickten daher 
am 24. Oktober 1531 den Valerius Scipio nach Speier zu König 
Ferdinand mit schwerer Klage: es sei ein Laut und Geschrei 
ausgebrochen, dass Seine Majestät eine Münze im Lande Schlesien 
wollten schlagen lassen, wie denn auch bereits auf dem Königl. 
Hofe zu Breslau allerlei Gebäue dazu aufgerichtet worden seien, 
Königliche Majestät möchten doch ihre in den Beschlüssen der 
Eürstentage ausgedrückten Wünsche beachten und sich durch 
Niemand auf andere Wege bringen lassen ; wenn aber die Münze 
ihren Fortgang haben sollte, so möchte das Aufwechseln und 
Einschmelzen der guten alten Sorten strenge verboten und deren 
weiterer Umlauf gesichert werden. Überaus gnädig war die Ant- 



1 ) Newald S. 36. 

2) Buchholtz a. a. 0. Bd. 4 S. 5*21. 

3) Patent im Breslauer Stadtarchiv. 



220 ^- Friedensburg: 

wort des Königs, welche ihrer Wichtigkeit wegen wörtlich folgen 
möge : 

Der niontz halben sey Yr Ko. Mat. gleichwol fur- 
nehmens gewest zue auffrichtung guter bestendiger montz 
dem Sauermann ein körn der montz, so in Yrer Mat. 
erblanden geschlagen wirt, gleichmessig zuezustellen, die 
montz in der SIesien gleicherweis darnach zue schlagen. 
Nachdem aber K. Mt. vorstanden, das ynen solches nit 
annemlich ader dabei bleiben künden, ist die K. Mt. 
genedicklich znfriden, das sie sich mit dem Saaermann 
ains Korns selbst underrcdcn, dabei die muntz bestehen 
möge, und dasselb Yrer Mt. schreiben, so wil alsdann 
Yr Mt. notdui'lftig Ordnung darüber aufrichten, damit 
die montz in gueten gangk und nutzliche würgung yrer 
Yorgleichung nach kommen möge. 
Hierauf dürften wohl, worüber wir nicht näher unterrichtet 
sind, die Stände mit Sauermann verhandelt haben, doch hat end- 
lich der König wieder selbst zugreifen müssen. Unter dem 
16. April 1532 erliess er zunächst abennals ein Ausfuhrverbot*) 
die Edelmetalle betreffend, deren Einlieferung zu bestimmtem 
Preise in die Münze geboten wurde. Bemerkenswerther Weise 
nimmt dieses Patent auf das frühere, bereits erwähnte von 1530 
Bezug und berichtet, dass „bisher merkliche Verhinderungen für- 
gefallen, dardurch gemelte münz unserm vorhaben nach bisher 
nicht aufgericht noch in gang gebracht hat werden mfigen.*^ 
Zwei Tage später folgte eine Instruktion*) für Conrad Sauer- 
mann, wonach er Tripelgroschen, halbe Groschen und halbe 
Weisspfennige zu prägen hatte. Letztere sollten ein gekröntes 
F und ein S als Gepräge haben und ihrer 776)j Stück eine Wiener 
Mark wiegen. 

Über Sauermanns fernere Münzthätigkeit bezitzen wir keine 
weiteren uikundlichen Nachrichten als einen Brief) Eonig Fer- 
dinands vom 15. März 1537, worin er den Sohn desselben an- 

1 ) Ncwald S. iKy. 

2) Stadtarchiv Breslau. 



Studien zur Mflnzgosohichto Schlesiens im XVI. Jahrhundert. 221 

weist, diejenigen ^gewelb und genieclier" auf dem königlichen 
Hofe zu Breslau, welche seinem Vater „verschiner Zeit" zu 
seiner Münze vergönnt worden seien, wieder zu räumen, weil 
der Rath der Stadt „sich underzogen, denselben unsem hof an 
seinen gebenden und gemechern, welche zum teil seer einge- 
gangen, widerumb anzurichten, daz wir zu unserer gluckhseligen 
zukunfft darinn dcstpass wonen rauchten''. 

Nicht lange nachher, nämlich als der König im Mai und 
Juni 1531^ wiederum in Breslau anwesend war, erfolgte aber- 
mals eine „ Anregung" seinerseits und die Mahnung an die Stände, 
diesen Artikel nicht geringe zu achten. Da aber hierauf nichts 
Wesentliches geschah, bestellte König Ferdinand^) mittels der 
Resolution d.d. Wien 15. Februar 1539 den oben als Genosse 
Sauermanns genannten Breslauer Patrizier Hans Krappe*) zum 
Münzmeister in Schlesien, wo seine Münze „ain zeitheer still 
gestanden*', und beauftragte ihn, diese neue Münze „mit hilff 
und zuthuen seiner freundt und verwandten" nach einer beige- 
fügten Instruktion zu schlagen. Hierbei sollten das österreichische 
Korn und Schrot, wie auch die Form der österreichischen Stempel 
massgeblich sein, doch sollte Krappe zum Unterschiede auf die 
grossen Münzen unter dem grossen Wappen ^an einem beson- 
dern ort den schilt des herzogthumb Slcsien mit neben verzeich- 
netem buchstaben S", auf den Zweipfennigen den Schild von 
Osterreich und von Schlesien jeden besonders und dazwischen 
oder darunter denselben Buchstaben, auf den kleinen Pfennigen 
die Wappen der beiden genannten Länder in einem Schild bei- 
sammen, darunter wiederum das S, anbringen. 

Krappe hat in der That auch alsbald begonnen zu prägen, 
wie zahlreiche Chronisten') berichten, von denen wir nur einen 



1) Newald S. 37. Bemerkenswerther Weise findet sich in dcu Brcslaucr 
Quollen keine einzige auf die Münzthätigkcit Krappes bezügliche Nachricht 
ausser dem unten erwähnten königlichen Briefe vom 9.0. 1512. 

2) Die Schreibweise des Namens dieser berflhmten Breslauer Patrizier- 
familic wechselt vielfach: Krapp, Krappe, Crapif u.a.m. 

3) Haudschriftliche Chroniken im Stadtarchiv, vgl. Paritius, Boitr. zur 
6(*sch. der Krappischen Capelle S. 29 und Pol. 111 S. IIG. 



222 F- Friedensburg: 

hier zum Worte verstatten, da alle andern dieselbe Nachricht 
mit fast gleichen Worten mehr oder minder vollständig bringen: 
^1541. Dies Jahr hat man angefangen allhie zu Bres- 
lau zu münzen durch etliche Mitbürger mit Namen Hans 
Rote, Hans Krapp, Domnig Jost und Christoph Stueler 
als Thaler, halbe Thaler, Oerter und auch Wiener Pfennige; 
das Münzen währete aber nicht lange allhie*. 
Diese Nachricht ist von besonderem Werth auch desshalb, 
weil sie uns Hans Krappes „Freunde und Verwandten", die sich 
mit ihm an diesem Geschäft betheiligten, kennen lehrt, ihren prak- 
tisch-numismatischen Werth werden wir später zu prüfen haben. 
Die vorangestellte Jahreszahl ist nun allerdings, wie so oft bei 
unseren Chronisten, falsch, denn dass der Mfinzbetrieb späte- 
stens bereits Mitte 1540 begonnen hat, lehrt eine vom H.August 
1540 datirte Berechnung*), wonach die „montz breslischer thaler, 
halber thaler und örtcr" am Schrot um 9 Heller leichter als 
„des koenigs osterreycher thaler" sich herausstellt. Ob aus der 
Resolution d.d. Prag 1. Februar 1540, durch welche König Fer- 
dinand die frühere Bestimmung wegen des von Krappe zu zah- 
lenden Schlagschatzes abändert'), ein noch früherer Anfangstermin 
zu folgern ist, kann füglich dahin gestellt bleiben. 

Nur sehr kurze Dauer sprechen auch die Urkunden gleich 
den Chroniken dem Münzwerk der Krappeschen Compagnie zu. 
Bereits vom 9. Juni 1 542 besitzen wir einen Brief des Königs '), 
wonach Hans von Rotenhan, Rot genannt, der Schwager und Ge- 
nosse Krappes, ihm „nit mit kleiner beschwerde diemutigist 
clagweis zu erkennen gegeben*", wie er zu dem Breslauer MUnz- 
betriebe „das seine dargestreckht, auch mit verphanndtung seiner 
gueter sich in schwere pürgschafft begeben" und wie er durch 
die Untreue der von ihnen bestellten Schmiedemeister (also der 
technischen Leiter des Unternehmens), Namens Michel Stolz ^) 

1) Stadtarchiv Breslau. 

2) Newald S. 38. 

3) Stadtarchiv Breslau. 

4) Nachmals gemeinschaftlicher Münzmeister Herzog Friedrichs von 
Liegnitz und des Markgrafen Johann von Küstrin. 



Studien zur Münzgoscbichte Schlesiens im XVI. Jahrhundert 223 

und Caspar Mnlner ^in trefflich Unfall khumben und zu nachteil 
gefurt und gebracht**. Der König weist den Rath an, den Ge- 
nossen gegenüber den beiden Schmiedemeistern zu ihrem Rechte 
zu verhelfen. Aber diese Intervention half nur wenig: offenbar 
fehlte es am Nöthigsten, den erforderlichen Geldmitteln, denn 
noch am 15. Februar 1545 ersucht König Ferdinand den Bres- 
lauer Rath, den Hans Krappe, der wegen kleiner Geldschuld be- 
reits ins vierte Jahr in Schuldhaft sitze, gegen Bürgschaft zu ent- 
lassen. Nach Krappens Tode aber litten seine Wittwe und Kinder 
bittere Noth, weshalb der König sich in den Jahren 1547 und 
1548 wiederholt für sie beim Rathe verwendete. 

Diese Misserfolge des Königs konnten die Stände nun nicht 
gerade geneigter machen, seinen Wünschen sich zu fügen, seine 
in den Jahren 1541 und 1542 wiederholen tlich erneuten Anre- 
gungen erhalten endlich die ziemlich derbe Abfertigung, wie die 
Stilnde im Grunde bei sich befunden, dass es mit der Münzord- 
nung „nhumals und ytziger zeit ein unzeitlicher handeP' sei. 
Dabei blieb es denn auch, bis König Ferdinand mit der Aufrich- 
tung der Münzordnung vom 12. Juni 1546 einen energischen 
Schritt that, den der nächste Aufsatz näher zu beleuchten haben 
wird. — 

Soweit das archivalische Material: es handelt sich nun darum 
festzustellen, wie sich die vorhandenen Münzen mit demselben 
in Übereinstimmung bringen lassen. Von Münzen dieser Zeit, 
die, wie bemerkt, durch den auf ihnen angebrachten schlesischcn 
Adler sich selbst als unanzweifelbare Schlesier ausweisen, besitzen 
wir folgende Reihen: 

I. Kleine (12 mm) Pfennige mit dem Binden- und dem Adler- 
schild, darunter der Buchstabe F im viereckigen Rahmen, 
Jahrgänge 1527, 28, 30, 33, 35, 36'); v. Saurma XXXXVI 
8. Dazu ein klippenförmiges Richtstück (Münzkabinet der 
Stadt Breslau) im Gewicht von 2,87 Gr. mit der offen- 
bar nicht ganz vollständigen Aufschrift auf der Rf, 
FERDINAndus PRImus : Electus : (seil, rex Bohemie) 
INFans UISPAuiae Archidux. 




II. Etwas grössere (17 mm) Stücke mit denselben Schilden 
unter einem Fürst eidiut im Drcipass; Jahrgänge 1530, 
1531, 1532, 1534; v. Saurma ebenda 10. 

III. Kleine Pfennige wie die zu I. beschriebenen mit einem 
S statt F; Jahrgänge 1540, 1541; v. Saurma ebenda 12. 

IV. Ktn halber Thaler im Münzkabinct der Stadt Breslau 
mit dem Adlcrscliild in der Umschrift der Rückseite. 




Alle diese MUnzen bis auf den grösseren Pfennig von 1530 
sind sehr selten, die Yollständigkeit der hier angefahrten Reihen 
mag dabür füglich angezweifelt werden. Immerhin aber lässt sich 
erkennen, dass mit dem Jahre 1527 die Reihe der kleinen 
Pfennige beginnt, dass von 1530 ab die Münzung stärker be- 
trieben und auch auf die grösseren Stücke zu II. aasgedehnt, 
dass endlich nach einer Pause in den Jahren 1540 und 41 noch 
einmal geprägt wird. Dieses Ergebniss der ersten oberflächlichen 
Betrachtung deckt sich in wunderbai'er Weise mit den arkand- 
lich feststehenden Thatsachen: wir sahen, um dies kurz zu wieder- 
holen, das Interesse am Münzwesen in den Jahren 1527 und 
1528 sich bethätigen und nach der Unterbrechung des Jahres 



1) Von 3anrma bildet auf Tafel XXXXYI unter Nr. S ein gleiche! Stack 
von 1537, das aber statt des P ein C bat, ab. Das Orstbck dieser UOnt« be- 
findet eich im Kgl. Mfinzcabiacl. Ob das C auf Hana Crftppe oder wi« sonst 
EU deuten ist, wage icb zur Zeit nocb oicbt zu entscboideo. 



Studien zur Münzgeschichte Schlesiens im XVI. Jahrhundert. 225 

1529 zu noch regerem Leben erwachen, 1537 besteht bereits 
eine abermalige Pause und in die Zeit nach 1539 fällt die kurze 
Mfinzthätigkeit des Hans Krappe. Wir können und müssen, wie 
ich glaube, danach annehmen, dass in Schlesien in den Jahren 
1527 bis 1528, 1530 bis 1536, 1540 bis 1541 gemünzt worden ist. 
Man könnte nun hier gleich von vornherein die oben wörtlich 
angeführte Stelle aus dem Patent von 1532, wonach das Münz- 
werk ,,bisher nicht aufgericht noch in gang gebracht hat werden 
mögen'', eine Stelle, die auch für Newalds im Eingange mitge- 
theilte Ansicht maasgeblich gewesen sein mag — entgegenhalten 
und ausserdem fragen, wer denn in den Jahren 1527 und 1528 
das Recht und woher gehabt haben sollte, Geld schlagen zu lassen, 
da doch die Urkunden nichts darüber verrathen. Darauf ist zunächst 
zu erwidern, dass aus dieser letzteren Thatsache für sich noch gar 
nichts folgt, berührt doch selbst Franz Faber, wie bemerkt, d ie urkund- 
lich und numismatisch feststehende Prägung des Hans Krappe 
mit keinem Worte, vielleicht weil der Rath allen diesen Bestre- 
bungen nicht gerade freundlich geneigt war. Andere Urkunden- 
steilen lassen aber doch wenigstens soviel erkennen, dass man 
in der That bereits vor 1532 im Lande gemünzt hat; insbeson- 
dere jenes ebenfalls bereits angeführte Versprechen des Königs 
von 1529, die neue Münze werde besser sein, als die bisher durch 
Kunz Sauermann geschlagene. Diese Worte etwa auf dessen im 
Namen der Königin Maria geschlagene Münzen auf ungarischen 
und polnischen Stempel zu beziehen verbietet doch der Umstand, 
dass die sicher von ihm ausgegangenen späteren Münzen einem 
ganz andern Fusse angehören, mit jenen also füglich nicht ver- 
glichen werden mochten. Wir werden daher die fraglichen Worte 
aus dem Patente von 1532 im Lichte einer Beschwerde des Bres- 
lauer Bathes vom 10. November 1546^) auszudeuten haben, wo 
es heisst: „So aber bein uns ... dieser montzbandel .. . nhu offt- 
mals zum nothurftigsten bewogen, auch in das werck zue 
bringen angefangen und versucht worden u. s. w.*^ Das 



1) Trcbelade Bl. 60 fg. 

Zeitschnft far NnmiamftUk XVIL 15 



226 ^- Fripüensburg: 

^oftmals** verlangt doch den Nachweis von mehr Mflnspräg^angen 
als die des Sauermann in den 1 530 er Jahren und die Krappesche. 
Der scheinbare Widerspruch zwischen den beiden Briefen von 
1529 und 1532 erklärt sich aber vollkommen zwanglos durch die 
kurze Dauer aller dieser Unternehmungen, welche auch für die 
geringe Zahl der auf uns gekommenen Urkunden und Münzen 
verantwortlich zu machen ist. Welche Ursachen den Zusammen- 
bruch der Krappeschcu Gesellschaft herbeigeführt, das Hess sich 
oben urkundlich nachweisen, und was den Sauermann anlangt, 
so ist es ihm zweifellos nicht viel anders gegangen, sagt doch Franz 
Faber einmal spöttisch von ihm, dass er „ttuch mit einer neuen 
muntzen schwanger ging, doch zur gepurt nicht kommen kund, 
denn es feit am leder, darumb kunth er nicht sehne machen.^ 

Auch die Frage: wer hat die MQnzen von 1527 und 1528 
geprägt? ist nicht so schwer zu beantworten, als es zunftchst 
scheinen möchte. Wenn wir erwägen, dass diese Münzen nach 
einem bisher in Schlesien nicht üblich gewesenen Fasse ge- 
schlagen sind, und wenn wir das zähe Festhalten der Stände an 
den einheimischen Sorten in Betracht ziehen, so werden wir 
kaum annehmen dürfen, dass die im Jahre 1527 erwähnten 
etlichen Personen, welche von den Ständen ^zur montzhandlang 
furgenommen*', in deren Auftiage diese Pfennige geprägt haben, 
dieselben werden vielmehr mit Abfassung des dem Könige zn 
überreichenden Berichtes betraut gewesen sein. Der Umstand 
vielmehr, dass wir über diese Prägung auch nicht eine, selbst 
nur andeutende Aufzeichnung besitzen , lässt darauf schliessen, 
dass wir es hier mit einem versuchsweisen Unternehmen zu thun 
haben, welches weniger durch jene Personen als vielmehr durch 
Kunz Saueimaun, dem ja zwei Münzstätten zu Gebote standen, 
veranstaltet worden sein wird. Sauermann stand mit König Fei^ 
diqand schon seit dem Beginn von dessen Regierung in regen 
Beziehungen und es mochte ihm daran liegen, dem König seine 
Bereitwilligkeit, eine neue Münze in Schlesien einzuffthren» so 
zu sagen handgreiflich zu erweisen. Vielleicht hatte auch das 
oben beschriebene Kichtstück einen höheren Zweck als bloss 



Studien zur MQnzgeschichte Schlesiens im XVI. Jahrhundert. 227 

den eines Gewichtes: die auffällige Thatsache, dass seine Bück- 
seite mit einer Inschrift versehen ist, lässt dasselbe fast wie den 
Gegenstand einer Widmnng erscheinen. Um aber den sicheren 
Boden der Thatsacben nicht aufzugeben, überlassen wir es einem 
Jeden, sich diese Yermuthungen nach Gefallen weiter auszumalen : 
das wird sich nicht bestreiten lassen, dass der Annahme einer 
solchen versuchsweisen Müuzung durch Sauermann irgend welche 
in der Geschichte der damaligen Zeit begründete Einwürfe nicht 
entgegenstehen. Noch näher aber liegt vielleicht die Annahme, 
dass der König dem Sauermann in einem uns nicht mehr erhal- 
tenen Privileg das Recht ertheilt hat, solche Pfennige zu schlagen. 

Es bleibt nun noch die Datirung des zu III. neu mitgetheilten 
Halbthalers und die Feststellung übrig, alswasdenndiezul.bzw.nl. 
und IL beschriebenen Heller gegolten haben. Die erstere ergiebt 
sich einfach aus der Thatsache, dass die beiden Instrul^tionen ffir 
Sauermann von 1530 und 1532 grössere Silbermünzen nicht er*- 
wähnen, während die für Krappe sowohl ganze als auch halbe 
und viertel Thaler unter den von ihm zu prägenden Sorten auf^ 
führt und die erwähnte Berechnung von 1540 ihre Ausmünzung 
bezeugt. Ausserdem ist bekannt, dass die Münzen, welche König 
Ferdinands Bild wie hier ohne Bart zeigen, in die Zeit vor 1547, 
dem Todesjahre der Königin Anna, fallen. Folgeweise muss unser 
Stück, das übrigens, wie bemerkt zu werden verdient, ungeachtet 
seiner nicht tadellosen Erhaltung, das vorschriftsmässige Gewicht 
zeigt'), 1540 oder 1541 geschlagen sein und zwar vermuthlich 
im ersteren Jahre, da ja Krappes Stern so bald erlosch. Da sich 
von den anderweiten durch Krappe geprägten grösseren Münzen 
kein Exemplar erhalten zu haben scheint, so verdient dieser 
erst in neuester Zeit in das Breslauer Gabinet gekommene Halb« 
thaler vom historischen wie vom numismatischen Standpunkte 
aus als ein besonders interessantes Stück bezeichnet zu werden. 

Schwieriger ist bei dem fortwährenden Schwanken und der 



1) Nach Newald'd Angaben and BerechnoDgen (S. 100, 38, 14) wflrde der 

Thalcr ein Sollgewicht yon 28,786 Gr., der halbe ein solches von 14,393 Gr. 

haben. 

15» 



228 ^- Friedensburg: 

ÜDgenauigkeit der Ausdrucksweise in den Münzordnungen, bei 
der mangelhaften Ausprägung und der Seltenheit unserer Münzen 
die Ermittlung, welchem System die kleinen Stücke angehören und wie 
sie danach zu benennen sind. Sechs Exemplare der zu I. und III. *) 
beschriebenen Pfennige ergeben ein Durchschnittsgewicht von 
0,3566 . . Gr., dazu passt trefflich die Schwere der obenerwähnten 
Richtmünze, welche hiernach gleich 8 dieser Pfennige sein würde. 
Erst die Instruktion vom 18. April 1532 bestimmt genau das 
Gewicht der Hellermünze, die sie „halbe Weisspfennige** nennt: 
776;^ Stück sollen auf die Wiener Mark (zu 280,668 Gr.) gehen. 
Das ergiebt für jedes ein Normalgc wicht von 0,361 Gr., also fast 
genau das oben berechnete Durchschnittsgewicht. Man wird 
daher die zu I. und III. beschriebenen Münzen als halbe Weiss- 
pfennige zu bezeichnen haben. Wenn aber die S. 222 angeführte 
chronikalische Notiz von „Wiener Pfennigen*' redet, so entspricht 
diesem Namen jedenfalls das durchaus nicht schlesische, vielmehr 
an die österreichischen Münzen erinnernde Äussere unserer 
Stücke, welches auch zu dem vom Könige bereits 1527 verlant- 
harten Plan, das Münzwesen in allen seinen Landen gleichmässig 
einzurichten, vorzüglich stimmt. Konrad Sauermann, zweifellos ein 
gewiegter Finanzmann, hat sicher gewusst, was er that, als er 
— mehr oder minder eigenmächtig — bereits 1527 mit der Prä- 
gung einer neuen Münzsorte begann. 

Was die grösseren seit 1530 geprägten Stücke anlangt, so 
lässt sich ihr Durchschnittsgewicht nur sehr ungenau feststellen, 
da sie noch mangelhafter ausgeprägt sind als ihre Zeitgenossen : 
bei den wenigsten hat der Schrötling den ganzen Stempel 
empfangen. So haben wir denn hier Exemplare von 0,34 bis 
0,68 Gr., und vermögen den Durchschnitt nur annähernd auf 
0,55 Gr. zu berechnen, der Feingehalt ist eben so schlecht, wie 
der der kleinen Pfennige. Diese Münzsorte lässt sich mit keiner 
derjenigen, die in den verschiedenen dem Sauermann ertheilten 



1) Es ist wohl nnbedcnklich, beide Gruppen Ton MQnsen, die offenbar 
nach demselben Fasse gepr&gt sind, zusammen zu nehmen. 



Studien zur Münzgeschichte Schlesiens im XVI. Jahrhundert. 229 

Instruktionen vorkommen, vergleichen, da sie insbesondere viel 
zu klein und leicht ist, um als Halbgroschen angesprochen zu 
werden, eher wird man die dem Krappe gegebene Ordnung von 
1539 heranziehen dürfen, wonach dieser Ein- und Zweipfennige 
von wesentlich gleichem Gepräge schlagen sollte. Als Doppel- 
stücke der kleinen Pfennige, also als ganze Weisspfennige, können 
unsere Münzen ungeachtet des nicht völlig stimmenden Gewichtes, 
das ja bei so kleinen Sorten meist nicht genau eingehalten 
worden ist, schon wegen ihres grösseren Durchmessers gelten. 

Andere Sorten als die oben aufgeführten dürften bis zum 
Jahre 1546 in Schlesien nicht geprägt sein. Was insbesondere 
die in der Regel hierher verlegten Heller mit gekröntem F zwischen 
den Buchstaben R-P anlangt, welche eine entsprechende Prägung 
König Ludwigs mit gekröntem L fortsetzen^), und die aus den 
Jahren 1531, 1533, 1534, 1535 sowie ohne Jahreszahl vorhanden 
sind, so mangelt es an jedem Anhaltspunkt für ihre Zuweisung 
an Schlesien. Vielmehr spricht die Yermuthung dafür, dass 
diese Stücke, welche in ganz ähnlicher Prägung noch unter Fer- 
dinand III. geschlagen worden sind, einer Münzstätte entstammen, 
wo der Betrieb ein regerer und seltener unterbrochen war als 
zu Breslau. Den bei v. Saurma auf Tafel XXXXVI unter 
Nr. 13 abgebildeten Thaler o. J. aber hat schon Newald mit Recht 
der Prager Offizin zugewiesen : die Erwähnung Schlesiens in der 
Titulatur des Königs bildet den einzigen, durchaus unzuläng- 
lichen Grund der Zutheilung von Saurmas. 

Da offenbar von den hier in Frage stehenden Münzen nur ge- 
ringe Mengen geprägt worden sind, so liegt die Frage überaus nahe, 
welcher Sorten sich denn das Land in dieser Zeit hauptsächlich 
bedient hat. Ausweislich der Funde bestand die Hellermünze aus 
den verschiedenartigsten Geprägen : Wladislaer und Ludwiger, zu 
Breslau und zu Kuttenberg geschlagen, sowie Görlitzer bildeten die 
Hauptmasse, in die sich auch auswärtige Sorten, und zwar ganz be- 
sonders Ungarn, mischten. An Qroschen liefen ausser den Pra- 

1) Vgl. Friedensburg Bd. 2 S. 184, wo auch diese Stücke Yon Schlesien 
weggewiesen sind. 



230 F. Friedensburg: 

gern namentlich die Schweidnitzer Pölchen und polnischen Halb- 
groschen um, später, als König Sigismund sein Mfinzwesen ge- 
ändert hatte, um sein Land vor der Fluth der massenhaft ein- 
dringenden Pölchen zu retten, dessen neue Groschen und nament- 
lich die von dem Herzog von Preussen, Markgraf Johann von 
Küstrin und Herzog Friedrich von Liegnitz ausgegangenen Nach- 
präguDgen derselben; Thaler und kleine österreichische Münzen 
fanden nur allmählich Eingang. Die Proklamationen des Bres- 
lauer Raths betreffen immer nur die vorgenannten Sorten, setzen 
deren Werth fest und wiederholen unablässig die alten War- 
nungen vor „falscher und böser Hellermünze**, ein Verfahren, 
das auf geringen Erfolg dieser Mahnungen schliessen l&sst. 

Es ist also ein recht eigenartiges, wenngleich nicht erfreu- 
liches Bild, welches die schlesischen Mttnzzustände zu dieser Zeit 
darbieten. Auf der einen Seite befremdliche Eigenmacht: der 
König errichtet Münzstätten im Lande und lässt Geld schlagen, 
ohne ein völliges Einverständniss mit den Standen erzielt zu 
haben, sein Münzmeister Sauermann prägt eine Geldsorte (IL), 
die in der ihm ertheilten Instruktion nicht vorgesehen ist, und 
giebt der anderen (I.) ein von dem vorgeschriebenen ganz ab- 
weichendes Gepräge, sein Münzmeister Hans Krappe endlich 
beachtet gleichfalls die Bestimmungen wegen des Gepräges nicht 
und schlägt sogar unterwichtiges Geld. Andrerseits grosse Wirr- 
niss und traurige Geldverhältnisse, dabei doch ein stetes Wider- 
streben gerade derjenigen, die am meisten darunter zu leiden 
hatten, gegen die Yerbesserungsvorschläge des KOnigs. unge- 
sunde und schwankende Verhältnisse, unter denen sich kein Be- 
theiligter gut stehen konnte, die aber die Zerfahrenheit der po- 
litischen Zustände in Schlesien so recht charakterisiren. 

F. Friedensburg. 



M i s c e 1 1 e. 



Eine bei Cohen nicht verzeichnete Goldmünze des 

Allectus. 

In der 2. Auflage des Cohen VII p. 44 Nr. 1 wird unter 
den Kleinbronzen des Allectus der Typus: „ ADVENT VS AVG. 
Allectus i cheval" verzeichnet. 

In einer Notiz A. v. Rauch's, welche ich in einer antiquarisch 
erworbenen numismatischen Schrift vorfand, gedenkt derselbe 
eines gehenkelten Aureus desselben Kaisers mit gleicher Revers- 
aufschrift ADVENTVS AVG. , unten M. L. und Darstellung des 
Kaisers zu Pferde, v. Rauch kannte die Münze aus einer Mit- 
theilung des Geheimraths Bartheis vom Jahre 1860. Sie war 
gefunden 1836 bei Minden (auf dem Schlachtfelde aus dem sieben- 
jährigen Krieg) und wurde von Barthcls 1837 an den französi- 
schen General Comtc d'Erceville, auf vielfaches Bitten desselben, 
für 800 Francs — der Goldwerth betrug 3 Ducaten — abge- 
lassen. Wo mag sie sich jetzt befinden? Cohen kennt sie nicht ; 
auch im Berliner Cabinet befindet sich nach gütiger Mittheilung 
des Herrn Directors von Sallet keine Goldmünze des Allectus 
mit der betreffenden Aufschrift und Darstellung. 

W. Drexler. 



Die Erwerbungen des Königlichen MünzcaMnets 
vom L April 1888 bis 1. April 1889. 

Taf. IV— V. 



Die Sammlang 


hat im 


Jahre 


1888/89 


im Ganzen 


598 Stück 


erworben : 




• 














N 


M 


TR 




Zusammen. 


Griechen .... 


1 • • • 




14 


18 




32 


Römer 


■ ■ • • 


i 


4 


6 




U 


Orientalen . . . 




3 


2 
348 


1 
172 




3 


Mittelalter und Neuzeit . . 


545 


■ 










Blei 
13 












Holzmodelle 

6 
Wacbsmodelle 










Siegelstempel und Siegel . 


1 


1 


2 


ö 





.8 369 199 22 598 
Geschenke erhielt die Sammlung von den Herren Bank- 
inspector Dr. Bahrfeldt, Regierungsrath v. Brakenhausen (vom 
Geschenkgeber selbst modellirte Broncemedaille auf Herrn v. B. 
und seinen Sohn), G. Brück (ein Buch handschriftlicher satyrischer 
Gedichte aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts mit eingenähten 
satyrischen Bleimedaillen, ein nicht uninteressantes Eulturbild), 
Jonas Cohn, A. v. Dachenhausen, Dr. Dressel (einige wichtige 
italienische Mittelaltermünzen), Staatsminister Dr. v. Gossler Exe. 
(eine Silbermedaille von Bologna und zwei für unsere Sammlung 
werthvoUe byzantinische Kupfermünzen), Direktor Grunow, Land- 
rath Haniel, A. Herder (134 neuere amerikanische Privatmünzen), 
Ritter v. Höfken, Jokoloski, Lemke, Major v. Maititz (zwei 



Zeiuchrifk far KamiaiuAÜk XVa 



16 



234 A. V. Sallet: 

Siegelstempel), Martini (drei antike Münzen, dabei die unten 
beschriebene seltene Münze von Ninive, Traian, und das ge- 
schichtlich interessante Stück des britannischen Kaisers Carausins 
mit PIETAS AVGGG; die drei Augusti sind Caransius und die 
ihn nothgedrungen als Mitregenten anerkennenden Diocletian 
und Maximian); Ad. Meyer, v. Mumm, Prof. Dr. Richter, 
Schneller, Pfarrer Thieme, Treubrodt, Prof. Dr. aus^m Weerth, 
Zinnow; ferner von der Kgl. Akademie der Künste, der Kgl. 
Regierung in Danzig (eine bei Danzig gefundene Kupfermünze 
des Antoninus Pius), von der Stadt Hamburg, der Kgl. Regie- 
rung in Magdeburg, von den Kaiserlich Kgl. Kunstsammlungen 
in Wien und von zwei Ungenannten. 

Die wichtigsten Stücke gebe ich hier in ausführlicher Be- 
schreibung: 

Mesma Pallaskopf 1. Rf, Pegasus 1., unter ihm ^€ 

M. 5 

Alle Münzen von Mesma sind selten; die hier beschriebene 
Didrachme der Stadt als Mitglied des achaeischen Bundes fehlte 
uns noch. 

Als ein Wunderwerk edelster griechischer Kunst verdient 
ein schon im Catalog der griechischen Münzen des Museums 
beschriebenes vollkommen erhaltenes Didrachmon von Ghalcidice 
(Chalcidischer Bund), etwa um 370 v. Chr. geprägt, eine Abbil- 
dung (unsere Taf. IV Nr. 3). Charakteristisch für die mace- 
donische Kunst jener grossen Zeit ist eine vielleicht etwas zu 
grosse Fülle und etwas übertriebenes Relief, dabei die sorg- 
fllltigste und feinste Ausführung. Auch der leicht schwärmerische 
Ausdruck des Apollokopfes ist von höchster Anmuth und mehr- 
fach den gut geschnittenen Stempeln von Chalcidice eigen ; diese 
wirklich schönen chalcidischen Münzen sind sehr selten, bei 
weitem die meisten sind von viel geringerem, oft recht hand- 
werksmässigem Styl. 

Aeropus, König von Macedonien 397 — 392. 

Jugendlicher männlicher Kopf r. (Herakles?), mit Band 
im Haar. 



Die Erwerbungen des Königl. MOnzcabioets bis 1. April 1889. 235 

Rf. \ EPO O (das A nur zum Theil sichtbar, das P stand 
wahrscheinlich r. oben in der Ecke). Schreitendes 
Pferd r. mit lang herunterhängendem Zügel im Linien- 
quadrat, das Ganze im flach vertieften Quadrat. 

M, 5. 10,3 Grm. Taf. IV, Nr. 4. 
Diese erste grosse Silbermünze des Aeropus, welche bekannt 
wird, ist von mir bereits in der „Beschreibung der antiken 
Münzen'* des Berliner Museums Bd. II, p. 188 ausführlich be- 
sprochen worden. 

Petthaloi. 




Zeuskopf mit Lorbeerkreuz r. 

Rf, MßAA0T3n Vordertheil eines aus dem Felsen sprin- 
genden Pferdes (das von Poseidon erschaffene aus 
dem Felsen springende Pferd). 

j£. 3. 

Diese Münze der Kgl. Sammlung hat Herr Prof. Dr. Rhusopulos 

zuerst richtig gelesen und erklärt (Zeitschrift f. Num. XVI p. 91). 

Die „Petthaloi** sind eine thessalische Gemeinde, welche durch 

eine Inschrift bekannt sind. Vielleicht ist ein Zusammenhang 

des Wortes Petthaloi mit Thessaloi, Thettaloi anzunehmen, wie 

Prof Rhusopulos vermuthet. Sicher ist die merkwürdige bisher 

nur in diesem einen Exemplar bekannte Münze thessalisch, wie 

schon der thessalische Typus des vom Poseidon erschaffenen, aus 

dem Felsen springenden Bosses beweist; der Zeit nach mag die 

Münze, wie Rhusopulos sagt, der Mitte des 4. Jahrhunderts v. 

Chr. angehören. Die in jener Zeit seltene Rtickläufigkeit der 

Inschrift beweist nicht etwa ein höheres Alter. 

16* 



Phaloria Thessaliae. 




Apollokopf mit Lorbeerkranz r. 
Uf. <|>AAfiPIA£Tn(N) Artemis im kurzen Jagdkleid, die 
den Köcher festhaltenden Bänder auf der Brust ge- 
kreuzt, mit Köcher und Bogen am Rücken, auf einem 
Felsen sitzend 1-, in der R. Pfeil. 

m. 5. 

Von Phaloria war bisher nur eine einzige Münze bekannt, 
eine Kupfermünze des Britischen Museums mit Apollokopf und 
sitzendem Apollo auf einem Felsen auf der Rückseite (Head 
historia numorum p. 259). Die hier beschriebene nicht voll- 
kommen erhaltene, aber künstlerisch schöne — namentlich die 
Figur der Artemis ist vortrefflich gezeichnet — weicht in der 
Rückseite ab, sie zeigt statt des auf dem Felsen sitzenden Apoll 
die deutlich charakterisirte Schwester des Gottes, die Artemis 
in gewohnter Jagdtracht. 




Minoa Amorgi, Antoninus Plus. 

T . AIAIOC . KAIC - ANTflNeiNOC Kopf mit Kranz r. 
RJ. MlNCMTßN . . OP. Stehende Artemis von Ephes 
mit den beiden Hii-scben. 



Die Inschrift der Rückseite scheint wohl sicher AMOR ■ also 
Mivo^xmv '^liögyov zu lauten, ich glaube auch das AM wenigsteus 
theilweise zu eikennen. Münzen von Minoa mit der Bezeicbnong: 



Die Erwerbungen des Königl. Mflnzcabinets bis 1. April 1889. 237 

„auf Amorgos*' waren bis jetzt, so viel ich weiss, noch nicht 
bekannt. In der sehr kleinen Reihe der seltenen Eaisermünzen 
von Amorgos war Antoninus Pius noch nicht vertreten. 
Abydos. 

Apollokopf mit Kranz r. 
Rf. Adler stehend 1. ABY darunter Biene . . . AAIPPOZ 

m., 6. 10,52 Grm. Taf. IV, Nr. 1. 
Dieses vorzüglich erhaltene Didrachmon ist von recht gutem 
Styl und grösster Seltenheit. Der Name ist jedenfalls Kallippos 
zu ergänzen. 

Holmi Ciliciae. 

Stehende Pallas I. mit Helm und Aegis, in der R. 
die zufliegende, einen Zweig haltende Nike, die L. auf 
den runden Schild gestützt, auf welchem der Gorgonen- 
kopf; rechts, freistehend, die Lanze, die verzierte 
Spitze nach unten (wohl als in den Boden gesteckt 
aufzufassen). Vor der Göttin linkshin halbaufgerichtet 
die drachenartige Schlange. 
RJ, OAMI TIKON Apollo halbbekleidet, 1. stehend, in der 
Rechten Schale, die Linke auf den Lorbeerzweig ge- 
stützt. M. 5. Taf. IV, Nr. 2, 
Die Zugehörigkeit dieses Unicums nach dem cilicischen 
Holmoi habe ich zuerst gefunden und die Münze kurz in den 
amtlichen Berichten aus den Kgl. Kunstsammlungen (Jahrbuch 
der Kgl. preussischen Kunstsammlungen IX Nr. 4) am 1 . October 
1888 publicirt und beschrieben. Seitdem hat mein Freund F. 
Imhoof nach dem ihm vom früheren Besitzer des Stückes aus 
Smyrna eingesandten Abdruck die Münze ebenfalls als nach Hol- 
moi Ciliciae gehörend erkannt und dieselbe in seinem soeben 
erschienenen schönen Werke „Griechische Münzen** (in den Ab- 
handlungen der Kgl. Bair. Akademie und separat, p. 185) be- 
schrieben. Holmoi lag an der Küste, südlich und nahe der späteren 
Stadt Seleucia. Die Form OAMITIKON, das Ktetikon, ist die auf 
cilicischen Münzen mit gleichen und ähnlichen Typen aus der- 
selben Zeit (Anfang des 4. Jahrhunderts) öfter vorkommende 



238 



A. V. Sallet : 



Form des Stadtnameiis, wie ^OAIKON, I^^IKON, KIAIKION. Der 
Styl der Münze ist, wie die ähnlichen der Nachbarstädte, weich 
schön, namentlich sind die Details an der Kleidung der Pallas 
sorgfältig und sauber gearbeitet. 

Dies ist die erste ganz sichere Münze der Stadt Holmoi; 
die von Leake (numismata hellenica, asiatic greece p. 68) hierher 
gegebenen Stücke: Pallaskopf r. Ä/. OAM weiblicher Kopf r. 
kann man aber, wie dies auch Imhoof thut, wohl ebenfalls mit 
Gewissheit der Stadt beilegen, da das OAM kaum etwas anderes 
bedeuten kann als den Namen von Holmoi und die Münze sicher 
in jene Gegend gehört. 





Stasioikos und Timochares, cyprische Könige. 

Apollokopf mit Lorbeerkranz r., von der Umschrift 
nur Spuren. 

Ä/, Weibliche Figur auf dem Stier sitzend r., sich an den 
Hörnern festhaltend und fast frei schwebend, auf der 
r, Seite des Stieres cyprische Schrift. 

M. 6—7. 

Die Inschriften, welche auf unserem Exemplare dieser bisher 
wohl nur in den zwei von J. P. Six (S6ries cypriotes, Revue 
numismatique 1883, 38) angeführten Exemplaren bekannten 
Münze leider nicht vollständig erhalten sind, liest und ergänzt 
Six: {ßaadsvq ^TaQtj:o{i)xog xvQievg und auf der Rückseite: 

Nach der letzten Schrifttafel der cyprischen Inschriften von 
Head in seiner historia numorum ist der auf unserem Exemplar 



Die Erwerbungen des EöDigl. HQnEcabineU bis 1. April 1889. 239 

fast vollkommen erhaltene Name nicht T(|Uo;i;a^i^$ Bondem 
TIMOKAPITI , cyprisch rückläufig so zu lesen: 
t \? ± (D 5" 

tilri|ka|iiio|ti 
also: ti mo ka ri tl und noch ein undeutlicher Buchstabe. 

Die von Six vorgeschlagene Zeitbestimmung der beiden 
Könige Stasioikos und Timochares (denn so, nicht Timocbaris 
mUsstc der Name lauten, wenn die Lesung des Geoitivs Tifio- 
Xae*/o; richtig ist; Timocharis hat TtfioxäQtdo; im Genitiv) giebt 
die Jahre von etwa 420 bis etwa 400. Dem Styl nach wurde 
ich ujiser Stück noch ein wenig später ansetzen. Geschichtlich 
sind die Könige Stasioikos und Timocharis oder Timochares 
unbekauDt. 




Ninive, Traian. 

CIMP. ..ICAESAVGGERM Kopf des Traian mit Kranz r. 
Rf. COL . FELININICCLAVD Adler zwischen zwei Vexillen 
stehend von vorn. JE. 7. 

Dies ungitähr mit dum von Mlonnet nach Sestini beschrie* 
benen Stück (Mionnet Suppl. VIII p 420) stimmende ist leider 
etwas beschädigt, sodasti die Umschriften lückenhaft sind, sonst 
ist die Eihaltiitig t:ut. 

Die Münzen von Ninive sind ausserordentlich selten, unsere 
Sammlung besitzt jetzt eine ziemlich reiche Kaiserreihe von 
Prägungen dieser Stadt: Traian, M. Aurel, Elagabal, Sev. Alexan- 
der, Maxiniinus (3 Stück), Maximinns und Maxinius t^zusaninien). 
— Das hier beschriebene Stück ist ein Geschenk des Hrn. Martini. 

Unter einigen Krgänzungen unserer baktrischen Reihe 
verdient eine der bis jetzt allerselteustcn und merkwürdigsten-, 
in unserer Sammlung bisher nur in einem sehr schlechten und 



240 A. V. Sallet: 

undeutlichen Exemplar vorhandene baktrisch-griechische Königs- 
münze hervorgehoben zu werden, die der 

Agathokleia, Gemahlin Strato's I. 

BACIAI^^H^ GEOTPOPOY AfAGOKAEIA^ Behelmtes 
Brustbild mit Diadem r. 

Rf. Strato's indische Umschrift: maharajasa tradatasa 
dhramikasa stratasa. Herakles auf dem Felsen sitzend 
l, die Keule auf das Knie stützend, wie auf Euthy- 
demus' Münzen, links unten I0P. 

iE. viereckig 6. Taf. IV, Nr. 5. 

Der Kopf ist, wie dieses wohlerhaltene Exemplar beweist, 
nicht, wie man bisher annahm, der der Königin oder der Pallas, 
sondern des Königs Strato I., des Gemahls der Agathoclea, genau 
in den Gesichtszügen mit den Silbermünzen des Königs stimmend. 
Über die Prägung der Agathoclea mit Strato habe ich aus- 
führlich in meinen „Nachfoigern Alexanders d. Gr. in Bactrien 
etc." (Zeitschrift für Numismatik Bd. VI p. 327 f.) gesprochen. 
Es ist nicht klar, ob man vielleicht eine Regentschaft der Königin 
für ihren Gemahl annehmen kann; dass Agathokleia sicher die 
Gemahlin Strato's I. ist, wissen wir jetzt aus den vom British 
Museum in den letzten Jahren erworbenen Silbermfinzen mit 
den beiden Brustbildern des Strato und der Agathokleia neben 
einander und ihrer durch KAI vereinigten Namensbeischrift (Num. 
Chron. VII, 1887 Taf. VII, 7). 



unsere immer noch sehr der Vervollständigung bedttrftige 
römische Kaiserreihe weist diesmal einige Prachtstücke und 
Seltenheiten ersten Ranges auf: das herrliche Goldstfick des 
Casca mit dem Namen und Bildniss des M. Brutus, die Kaiserin 
Didia Clara in Gold und den nur aus zehn Goldmünzen (sechs ver- 
schiedene Rückseiten) bekannten, uns noch gänzlich fehlenden 
syrischen Kaiser üranius Antoninus. Ich gebe von diesen und 
einigen andern seltenen Stücken Abbildung und Beschreibung: 



Die Erwerbungen des Königl. Mflnzcabinets bis 1. April 1889. 241 

Brutus. 

BRVTVS IMP Bärtiger Kopf des M. Brutus r., rings 
herum Lorbeerkranz. 
Rf. CASCA LONGVS Tropaeum. 

N. Taf. IV, Nr. 6. 
Diese äusserst seltene, vor mehreren Jahren in einer ganz 
kleinen Anzahl in Unteritalien aufgefundenen Münze ist wohl 
die schönste und interessanteste aus der kleinen Reihe der 
Prägung der Caesarmörder. Das mit dem Trauerbart geschmückte 
Bildniss des Brutus ist von äusserst charakteristischer, ener- 
gischer Arbeit und gewiss sprechend ähnlich. Die Rückseite 
nennt den Casca Longus, der den ersten Dolchstoss gegen Caesar 
führte, im Bürgerkriege in Macedonieu Legat des Brutus. Unser 
prächtiges Exemplar dieser nur in sehr wenigen Stücken be- 
kannten Münze wurde aus der Auction der berühmten Sammlung 
Ponton d'Am6court erworben. 

C. Antonius, Bruder der Triumvirn. 

C . ANTONIVS . M . F PRO • COS Weibliches Brustbild 
mit Hut. 

Rf. PONTIFEX Beil und andere Priesterinsignien. 

M. Denar. Taf. IV, Nr. 7. 

Der äusserst seltene Denar des Proconsul C. Antonius, des 
Bruders des Marcus, ist im Jahre 712 der Stadt Rom geprägt; 
das Brustbild mit dem Hut erklärt Eckhel jedenfalls richtig als 
das des Genius oder der Personiflcation von Macedonien, dessen 
Proconsul C. Antonius war; C. Antonius wurde dann von Brutus 
gefangen genommen und getödtet. 

Als besondere Seltenheit verdient ein Aureus der Didia 
Clara, der Tochter des Didius Julianus, Erwähnung: 

DIDIA CLARA AVG Brustbild r. 

Rf. HILAR TEMPOR Stehende Hilaritas 1. mit Zweig and 
Füllhorn. 

A^ Taf. IV, Nr. 8. 
Das bei weitem wichtigste Stück der erworbenen Römer ist 



242 A. V. Sallet: 

ein prachtvoller Aureus aus der Sammlung Ponton d'Am6court, 
von dem ephemeren syrischen Gegenkaiser 
Uranius Antoniuus. 

L IVL AVR SVE ANTONINVS Brustbild des Kaisers 
mit Kranz und Paludamentum 1. 
Rf, CONSERVATOR AVG^usti). Vieigespann im Schritt 
1., auf dem Wagen zwischen zwei Schirmen der heilige 
Stein des Gottes Elagabal von Emisa, mit einer Decke 
bedeckt, auf welcher ein Adler von vom dargestellt ist. 

N, Taf. IV, Nr. 9. 
Die Münzen und die Geschichte des Julius Aurelius 
Sulpicius Uranius Antoninus hat W. Froehner mit gewohntem 
Scharfsinn in einem Aufsatze des Annuaire de la soci6t^ fran- 
(aise de numismatique 1886 p. 189 behandelt und darin nach- 
gewiesen, dass dieser syrische Gegenkaiser nicht, wie man nach 
den wenigen Notizen der Schriftsteller (Zosimus, Georgius Syn- 
cellus, Victor [Epitome]) annahm, unter Severus Alexander, 
sondern, wie eine seiner Goldmünzen mit dem Cippus und der 
Umschrift der Säcularspiele SAECVLARES AVGG und COS I 
beweist (Abbildung 1. c. Taf. VII Nr. 5), zur Zeit dieser Säcular- 
spiele, 248 n. Chr., also unter Kaiser Philippus, gelebt hat, wo- 
mit auch die Jahreszahlen derjenigen seltenen Münzen, welche 
dieser Antoninus in Emisa geprägt hat und welche griechische 
Aufschriften tragen, übereinstimmen. 

Die drei datirten Münzen von Emisa haben sämmtlich das 
Jahr eE*, 565 = 253/254 nach Chr. — Uranius Antoninus hat 
demnach in Syrien in den Jahren 248 bis 253/254, also mindestens 
bis in das erste Jahr des Kaiser Valerian hinein regiert. 

Ich möchte zu Fröhners trefflichen und unwiderleglichen 
Argumenten nur noch einige nebensächliche Bemerkungen hinza* 
fügen: Fröhner glaubt, dass das doppelte G in SAECVLARES 
AVGG, saeculares Augustorum, nur gedankenlose Copie der 
Umschrift der Münzen der Kaiser Philippus Vater und Sohn 
sei. Ich möchte aber fast glauben, dass Uranius beim Beginn 
seiner Herrschaft sich ähnlich wie Glodius Albinus, wie Garausius, 



Die Erwerbungen des Königl. MünzcabiDets bis 1. April 1889. 243 

wie Vabalathus, nicht als oflFenen Rebellen geriren wollte, sondern 
auf freundschaftliche Theilung der Herrschaft mit Philippus 
hoffte, und dass das AVGG — was allerdings richtiger AVGGG 
heissen raüsste — diesen Versuch der Anbahnung eines freund- 
schaftlichen Verhältnisses mit Philippus documentiren sollte. 
Schon die auf Uranius' Münzen gefeierten Säcularspiele und 
zwar mit genauer Beibehaltung des Gepräges ähnlicher Stücke 
des Philippus: die Säule mit der Umschrift SAECVLARES etc. 
scheint dies leise anzudeuten. 

Ferner scheint mir der complicirte Name des Uranius: 
L • IVLIVS . AVRELIVS • SVLPICIVS • VRANIVS • ANTONINVS noch 
eine, vielleicht als historischer Fingerzeig nicht ganz zu ver- 
werfende Andeutung zu enthalten: Fröhner hebt mit Recht her- 
vor, dass der Name Julius wohl mit Julia Domna, Julia Soae- 
mias oder Julia Mamaea zusammen hängt. Sulpicius hiess 
(Fröhner 1. c. p. 200) der Schwiegervater des Severus Alexander. 
Also ist ein Zusammenhang der Namen des Uranius mit Julia 
Domna oder Julia Mamaea und ihrem Sohn Severus Alexander 
sehr wahrscheinlich: nun ist aber in Syrien, ganz besonders 
in Palmyra und im aufständischen palmyrenischen 
Kaiserhause die Namencombination Julius Aurelius häufig 
und wird wohl sicher mit Recht auf Julia Mamaea und Severus 
Alexander — der bekanntlich Aurelius heisst — und ihre 
nahen Beziehungen zu Syrien gedeutet. 

Sollte nun vielleicht der Uranius Antoninus der Palmyrener 
Herrscherfamilie verwandt gewesen sein? Die Inschriften enthalten, 
soviel mir bekannt ist, keine Andeutung davon und beweisen 
läfst sich nichts, aber vielleicht regt diese hier ausgesprochene 
Vermuthung zu weiterer Nachforschung an. 

Die Seltenheit aller Münzen des Uranius Antoninus ist be- 
kannt: Fröhner kennt von den mit lateinischen Umschriften 
versehenen Goldstücken (andere lateinische Münzen des Kaisers 
giebt es nicht) sechs verschiedene Typen und im Ganzen über- 
haupt zehn existirende Stücke, von denen das unsrige aus der 



244 A. V, Sali«: 

Sammlang Ponton d'Amecoiirt eines der am besten erhaltenen 
und schönsten ist. 

Unter den Übrigen gekauften römischen MQnzen sind noch 
zwei seltene späte Kaisermttnzcn hervorzuheben: 
Claudius Gothicus. 

. . . auR CLAVDIVS AVC Brustbild mit Krone und 
Gewand r. 
Rf. PAX AETERNA Stehende Fax 1., im Abschnitt SP<^. 

M. 




Diese seltene, Cohen nur ans der Sammlung Elberling mit 
abweichender Vorderseite bekannte MQnze ist wegen der selten 
vorkommenden Aufschrift des Abschnitts SPQR merkwQrdig. 
Diese, wie mir Hr. Dr. Pick gütigst mittheilt, im letzten Bande 
der „Bivista numismatica" des Hrn. Prof. Dr. Ambrosoli (II, 
1889 p. 537) von dem Specialforscher auf dem Gebiet der Numis- 
matik der späteren Kaiser, Herrn Major Markl, ausftlbrlich be- 
sprochene Inschrift SPQR ist nach Ansicht dieses Numismatikers 
das Zeichen der Münzstätte Serdica. 
Gonstana. 

FL IVL CONSTANS AVG Brustbild r. mit Kranz und 
Palndamentum. 
Rf. SECVRITAS REIPVBUCAE StehcDde Securitas an die 
Säule gelehnt. Tat IV, Nr. 10. 



Endlich mag wegen des Fundortes noch eine Grossbronce 
des Autoninus Pins {Rf. SALVS AVG Salus, stehend 1., der 
von einem Altar sich aufringeluden Sehlange die Schale reichend, 
in der L. Steuerruder) erwähnt werden. Das Stück wurde in 
der Nähe von Danzig bei Weichselmünde gefunden und uns vom 
Kgl. Regierungspräsidium in Danzig als dankenswerthes Geschenk 
eingesandt. 



Die Erwerbungen des EOnigl. Münzcabinets bis 1. April 1889. 215 

Unter den angekauften Mittelaltermünzen sind zunächst 
einige werthvolle Karolinger-Denare zu erwähnen: 
Karl der Grosse. 

* CARLVS REX FR um das Monogramm aus KARLVS 
Ä/. EX METALLO NOVO Kreuz. M. Taf. IV, Nr. 11. 
Der Prägeort ist wohl nicht Melle (Metallum), doch ist 
vorläufig die Bedeutung der merkwürdigen Inschrift ,,ex metallo 
novo**, welche der Legende METAL GERMAN auf dem Denar 
mit Karls des Grossen Kopf (Sammlung Gariel Nr. 628) zur 
Seite gestellt werden kann, noch unbekannt. Über beide merk- 
würdige Inschriften spricht Gariel in seinem vortrefflichen Werke 
les monaies royales de France I p. 124, zu Nr. 97 Taf. IX. 
Karl der Einfältige. 898—929. Laon. 

CAROLVS GRATIA DI REX Kirchengebäude, darin 
Kreuz. 
Rf. MONT LVGDVNI CIAVAT (clavat) Kreuz mit vier 
Punkten. M. 

Dieser Denar von Laon, Lugdunum clavatum, ist ziemlich selten. 
Ludwig II. (855-875), Sohn Lothar's. 
+ IIVDOVVIDVS PIVS Kreuz. 
Bf. SITDA 

UIIDII M. Taf. IV, Nr. 12. 

Gariel (II, p. 329 zu Nr. 9, etwas abweichend von unserem 
Stück) vermuthet wohl richtig in dem SITDA IICIITI eine Ver- 
derbung des deutschen Namens von Strassburg und CIVITAS, 
also etwa STRATB CIVITAS, wie auf den Münzen Lothars IL 
steht. — Auf unserem schönen Exemplar könnte man sogar 
SITRA lesen, der vorletzte Buchstabe sieht so etwa aus: R 

Eine sehr seltene, in unserer Sammlung bisher nur in einem 
abweichenden und weniger deutlichen Exemplar vorhandene Münze 
ist der Denar von 

König Konrad L, 911—918. Mainz, eine der wichtigsten 
Incuuabeln der deutschen Münzprägung. 
.... novo d. i. Cuon . . . Kreuz mit vier Punkten. 
RJ. lOGOMCI (Mogoncia). Kirchengebäude. M. 



Boleslaus (Chrobry) König von Polen, DeDar mit russi- 
scher (kyrillischer) Schrift, geprägt in Kiew im Jahre 1018/1019. 

Bärtiges Brustbild des Königs mit Gewand, von vorn. 

Zu den Seiten die Umschrift „Boleslav" in russischen 

Buchstaben. 
Rf. Verziertes Kreuz. Umschrift „Boleslav". M.. 

Dieses von Koehne (Berliner Blätter für Münz- etc. Kunde II, 
1865, p. 63 Taf. XIV, 2) beschriebene und abgebildete sehr 
seltene Stück trägt auf beiden Seiten die Inschrift BOAeCAABb, 
Boleslaw, 

ßoleslaus bat, wie Koehne 1. c. auseinandersetzt, diese 
Münze mit altrussischer Schrift während seines Eroberungszuges 
nach Kiew, in welchem er als Bundesgenosse des Sw&topolk 
als selbstständiger Regent geheiTscht haben muss, geprägt. Boles- 
law eroberte Kiew am U. August 1018 und blieb daselbst bis 
zum Jahre 1019; die Ausprägung dieser äusserst seltenen Münzen 
muss daher in diesem kurzen Zeitraum erfolgt sein. — Unsere 
Sammlung besass aus Dannenberg's Sammlung bereits ein Exem- 
plar dieses merkwürdigen Stückes, das durch das neuerworbene 
in manchen Stellen des Gepräges und der Umschrift ergänzt 
wird. — 




Albrecbtder Bär, Markgraf von Brandenburg, 1152—1170. 
ÄDELBRTVS Ol7tRHlOD6RHTV Der bärtige Mark- 
graf stehend von vorn im Panzer, mit Drahtbaube, 
die wie mit spitzen Schuppen gemustert ist, mit um- 
gegürtetem Schwert, Mantel, in der B. Fahne mit 
Lanzenspitze, mit der L. (wie mir scheint mit der 
blossen Hand, nicht mit der in den Mantel geschla- 



Die Ervorbangpn dts Küni|;l MOnscRbjnetH bis t. April 1f89. 247 

genen Hand) einen Kreuzesstab (, Vortragkreuz") hal- 
tend und sich auf den verzierten Schild stützend. — 
Die zahlreichen Arabesken und Verzierungen zeigt 
die Abbildung. M. Brakteat. 

Dieser in wenigen Exemplaren bei Gross- Rosenberg, Reg.- 
Bezirk Magdeburg, gefundene schöne Brakteat ist von E. Bahr- 
feldt (MüDzwcsen der Mark Brandenburg p. 76 ff.) und von Th. 
Stenzel (Archiv f. Brakteatenkunde 1, p. 275) eingehend be- 
sprochen worden. Die räthselhafte Inschrift D6RHTV — denn 
nur so, nicht DGRHTV steht auf unsern beiden Exemplaren — 
kann nach Bahrfeldts Ansicht vielleicht den Namen von Albrechts 
Sohn und Mitregenten Bernhard enthalten; ich möchte aber 
trotz Stenzols Widerspruch lieber an die zweite vorgeschlagene 
Erklärung glauben, nach der das DGRHTV ein verderbtes 
DENARIVS oder oeNHARlVS wäre (zu vergleichen ist ein Denar 
Bernhards im Berliner Museum mit DNHARIVS). Stenzels An- 
sicht, in der Inschrift den Namen eines MQnzmeisters zu sehen, 
scheint mir nicht so naheliegend als das in jener Zeit aaf 
Brakteaten häufige D€NARIVS (Bernhard, Jakza, Walter von 
Amstedt, Friedrich Barbarossa in Mühlhausen). 




Heinrich I. (von Wernigerode), Bischof von Hildes- 
beim 1247—1257. 

HeNRI — CVS ep der thronende Bischof auf einem 
Bogen sitzend, von Ornamenten umgeben, zu beiden 
Seitenkreuz mit langem Stab (Vortragkreuz). 

M. Brakteat. 
Die Münzen dieses Bischofs sind äusserst selten und waren 
bisher nur in einem einzigen weniger schönen und völlig ab- 



248 



A. V. Sallet: 



weichenden ans Grote's Sammlung vertreten, unser wohlerhal- 
tener Brakteat war als einziges Exemplar in dem Münzfunde 
von Klein-Freden bei Alfeld, südlich von Hildesheim enthalten. 




Wildeshausen (in Oldenburg), Friedrich von Schagen, 
erzbischöflicher (von Bremen) Vogt der Propste! (um 1360 bis 
etwa 1386). 

. . R€0€R Kopf des Apostel Paulus von vorn, daneben 
seine Hand mit Schwert. 
Ef, . . WILD€SH Sitzender Bischof segnend, in der L. 
Buch. M. 

Dies schöne Exemplar ist bereits in H. Buchenau's aus- 
ührlicher Abhandlung über die Münzen von Wildeshausen (Zeit- 
schrift für Numismatik XV p. 278 Nr. 11) eingehend besprochen; 
ein dieses Stück ergänzendes, aber weit weniger gut erhaltenes 
besass unsere Sammlung schon. 

Eine der seltensten schlesischen Mittelaltermünzen er- 
warben wir nebst einer Reihe anderer guter schlesiscber Münzen 
aus der Sammlung des verstorbenen Major v. Schmidt in Görlitz 
Es ist der Brieger Heller von 




Boleslaus lU., 1311—1352. 

BOLeXLffiVSe Adler mit Binde (der schlesische 

Adler). 

Rf. BR€6€ßS€S das Wappenbild von Brieg, drei von 

einem Ringe in Radien ausgehende Anker (?) M. 

Dieses von Friedensburg nur nach der nicht ganz genauen 

Abbildung bei Saurnia wiederholte Stück (Friedensburg blieb 

das Original unzugänglich) erscheint hier in richtiger Beschreibung 



Die Erwerbungen des Königl. Manzcabinets bis 1. April 1889. 249 

und genauer Abbildung. Es ist das einzige bekannte Exemplar 
und als älteste Münze der Brieger Herzöge und älteste Münze 
mit dem Namen Brieg sehr merkwürdig. Der Plural BR€6GnS€S 
mag wohl in Erinnerung au die Umschrift 6R0SSI PRA6eUS€S 
gewählt sein, die ja in Schlesien massenhaft umliefen. 

Das Wappen von Brieg, drei ankerförmige Haken, in der 
Mitte durch einen Ring zusammengehalten, ist noch nicht sicher 
erklärt, man nennt es „Wolfseisen"; nach Saurma's Ansicht sind 
es drei Anker, die auf die Schiflffahrt auf der Oder deuten 
(Saurma, Wappenbuch der schlesischen Städte p. 32) *). 

Endlich mögen noch als selten und uns bisher fehlend an- 
geführt werden: drei Gigliati der Rhodiser Johanniter-Meister 
Peter von Cornillan (1354-1355), Philibert von Naillac (1396— 
1421) und die Silbermünze von Emmerich von Amboise (1503 — 
1512) mit dem Agnus Dei und dem Wappen, endlich noch ein wohl- 
erhaltener Goldgulden des Erzbischofs von Salzburg Leonhard 
von Koitschach (1495—1519) vom Jahre 1514, mit stehendem 
h. Rupert, unten das Wappen des Bischofs, die Wasserrübe, 
Rückseite Wappen. 

Die Sammlung der Medaillen hat nur wenige, aber zum 
Theil sehr merkwürdige und wichtige Stücke erwerben können. 
Ein künstlerisch sehr tüchtiges Werk ist die auf Taf. V, Nr. 1. 
abgebildete schöne gegossene Stück der von einem italienischen 
oder doch einem an italienischen Kunstwerken gebildeten Meister 
herrührende Medaille von 

Karl d. Kühnen, Herzog von Burgund (1467—1477)'). 
DVX KAROLVS BVRGVNDVS Kopf mit Kranz r. 



1) Eine ebenfalls unerklärte, nicht ganz unähnliche, einem Triquetrum 
gleichende Figur zeigt das Wappen von Bernstadt bei Öls (Saurma 1. c. p. 10). 

2) Wir verdanken das Stück, sowie schon manche andere schöne Medaille 
der Fürsorge meines Kollegen, des Direktors der Abtheilung für mittelalter- 
liche und neuere Kunst, Hrn. Geh. Rath Dr. Bode. — Mein College Hr. 
Prof. Dr. Lessing, Director am Kunstgewerbe-Museum, hat ebenfalls in er- 
freulicher Weise für das Münzcabinet gesorgt: wir verdanken ihm die Er- 
werbung des weiter unten beschriebenen prächtigen goldenen Siegels des 
Kaisers Friedrich Barbarossa. 

ZeiUohrift far Numuiuatik. XVU. 17 



250 ^' ^' Sftllet: 

RJ. IE LAI EMPRINS BIEN EN AVIENGI« Liegender Widder 
r. (d. i. das goldene Vliess), zwei Feuereisen (zugleich 
als Glieder der Kette des Ordens gedacht), daraof: 
VELLVS (sie) und AVREVS, im Felde kleine Flammen. 
iE. gegossen, 31 Millim. Taf. V, Nr. 1. 
Die französische Aufschrift der Rttckseite bedeutet: ich habe 
es unternommen, es nehme ein gutes Ende, habe guten Erfolg. 
Das höchst characteristische Gesicht des Herzogs ist gut anfge- 
fasst und stimmt genau in den Zügen mit dem, Roger van der 
Weyden zugeschriebenen, Ölbild des Berliner Museums (Gemälde- 
gallerie Nr. 545). Diese sichern und gleichzeitigen Bildnisse 
werden wohl die irrigen Vorstellungen von Karls des Kühnen 
Persönlichkeit, der sich in Walter Scotts Schilderungen im 
Quentin Durward „den Schnurrbart streicht^, beseitigen. 



Es ist ein ganz besonderer Glücksfall, dass es mir möglich 
war, zwei schöne und merkwürdige brandenburgische Me- 
daillen des sechzehnten Jahrhunderts zu erwerben. Unser engeres 
Vaterland ist bekanntlich an derartigen Denkmälern nicht reich, 
brandenburgische Medaillen Joachims I. und 11. sind nur ganz 
vereinzelt erhalten und Medaillen auf Privatpersonen des Branden- 
burger Landes und Berlins sind nur in einigen wenigen Stücken 
vorhanden. Die beiden neu erworbenen Stücke lasse ich in 
Beschreibung und Abbildung folgen: 

Joachim IL, Kurfürst von Brandenburg 1535—1571. 

JOACHIM • MARC • BRAN • ELE • SECVN • 1538 Brust- 
bild im Panzer von vorn. 

Blei, gegossen. Taf. V. Nr. 2. 

Diese sicher alte Bleimedaille Joachims IL war bisher vOllig 
unbekannt. Es ist, wie das zwar nicht sehr schöne, aber doch 
deutliche Exemplar erkennen lässt, eine sehr gute, kr&ftige 
Arbeit. Von allen bekannten Darstellungen des Kurfürsten 
ähnelt hier das Brustbild am schlagendsten der Mittelfigur des 
von mir früher ausführlich besprochenen Reliefe im Schlosse 
Grunewald von 1541 (Zeitschrift für Numismatik XIV, Ver- 



Die ErwerbuDgen des Eönigl. Mflnzcabinets bis 1. April 1889. 251 

handlangen der numismat. Gesellsch. 1886). Meine damals aus- 
gesprochene Ansicht, dass diese Mittelfigur des Reliefs den 
Kurfürsten Joachim IL darstelle, wird also wohl keinem Zweifel 
mehr begegnen. 

Leonhard Thurneisser, Leibarzt des Kurfürsten Johann 
Georg von Brandenburg, 1573. 

LEONHART • DVRNEISSER • ZVM • THVRN 1573 und 
im Felde ETATISS 43 (aetatis suae 43) Brustbild r. 
in reicher Kleidung, Globus und Zirkel haltend. 
Rf. FESTINA . LENTE . Thurneissers vierfeldiges Wappen, 
darin als redendes Wappen der Thurm und drei Ringe, 
oben ein wachsender Greif, welcher einen Globus hält 
(vgl. darüber weiter unten). 

M. geprägt, vergoldet. Taf. V, Nr. 3. 
Diese Medaille ist bisher völlig unbekannt, es ist überhaupt 
die erste und einzige Darstellung Thurneissers auf einer Me- 
daille'). 

Leonhard Thurneisser ist einer der für die Kulturgeschichte 
der Mark und besonders Berlins wichtigsten Männer des sech- 
zehnten Jahrhunderts. Der umfangreichen und gut geschriebenen 
Biographie Thurneissers von J. Moehsen, dem Leibarzt Friedrichs 
des Grossen (Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in der 
Mark Brandenburg, Berlin 1783) entnehme ich folgende Lebens- 
beschreibung: Leonhard Thurneisser (die Schreibung des Namens 
variirt vielfach, wie meist im 16. Jahrhundert) wurde 1530 in 
Basel als der Sohn eines Goldschmieds geboren und trat bei 
einem Arzt in Dienste, las die Schriften des Paracelsus und 
übte dabei sein vom Vater übernommenes Gewrerbe als Gold- 
schmied aus. Um ehelichen Zwistigkeiten und einem schlimmen 
Handel in Basel zu entgehen — er hatte vergoldete Bleiklumpen 
als Gold ausgegeben — , verliess er 1548 seine Vaterstadt, ging 
nach England und Frankreich und nahm 1552 bei der Armee 
des Albrecht Alcibiades Kriegsdienste. In der Schlacht bei 

1) Ein grösseres Medaillen-Modell aus Kelheimer Stein mit Thurneissers 
Kopf soll sich in einer östreichischen Priyatsammlung befindeiL 

17* 



252 A. V. Sallet: 

Sievershausen von den Kaiserlichen gefangen genommen, gab 
er den Kriegsdienst auf, erwarb sich als Bergmann und Gold- 
schmied allmählich grossen Ruf und die Gnade des Erzherzogs 
Ferdinand von Tyrol. Er machte grofse Reisen nach Schottland, 
Spanien, Africa, Syrien und Arabien. Auf dem Berge Sinai 
erhielt er angeblich den „Orden der heiligen Catharina''. 

Nach seiner Rückkehr war er in Tyrol mit Bergbau, nebenbei 
aber auch als Arzt beschäftigt, immer als Günstling des Erzherzogs 
und anderer vornehmer Herren. 1568 war er mit der Kaiser- 
lichen Armee im Türkenkriege und rühmt sich seiner glücklichen 
Euren; auch als tapferer Eriegsmann wollte er wieder gelten 
und Hess sich auf einem später (1577) verkauften Bilde mit 
Panzer, neben sich sein Wappen, im Hintergrunde grosse Feld- 
schlacht, abbilden. Im Jahre 1570 oder 1571 ging Thumeisser 
nach der Mark Brandenburg, zunächst nach Frankfurt an der Oder. 

Er wurde mit dem Eurfürsten Johann Georg von Branden- 
burg bekannt und die angebliche Heilung der Kurfürstin von 
einer schweren Krankheit bewirkte seine Anstellung als kur- 
fürstlicher Leibmedicus, ein Titel, der ihm in einem Briefe der 
Eurfürstin Sabine bereits im Juli 1571 beigelegt wird. Er 
wohnte in Berlin im ehemaligen Franziskanerkloster (dem soge- 
nannten grauen Eloster), richtete dort ein grosses Laboratorium 
ein und lebte mit fürstlichem Aufwand; sein „Hofstaat", Labo- 
ranten, Schreiber, Diener u. s. w. soll aus mehr als zweihundert 
Personen bestanden haben. Wenn er ausfuhr, begleiteten ihn 
mehrere Edelknaben. Sein Ruf als Arzt war ebenso gross wie 
die Zahl gelehrter und hochgestellter Männer, die mit ihm in 
eifrigem wissenschaftlichen Briefwechsel standen; als Beweis der 
Einfalt und barbarischen Unwissenheit jener Zeit mag der Brief 
dienen, den Eönig Stefan Bathory von Polen an Thumeisser 
schreiben liess: er, der König, sei ein grosser Liebhaber der 
„Chymie'' und könne Gold machen, allein es wäre so subtil, dass, 
wenn es „auf den Test flösse" und nicht wohl vermacht würde, 
so flöhe es davon; Thumeisser werde wohl Rath wissen. — 
Landgraf Wilhelm von Hessen schickte einen gefundenen Stein 



Die Erwerbungen des Königl. MOnzcabinets bis 1. April 1889. 253 

im Gypsabdruck mit „arabischen und hebräischen Buchstaben", 
Thurneisser solle sagen, was es damit für eine Bewandtniss habe. 
Auch bei Schatzgräbereien wird er natürlich zu Rathe ge- 
zogen; er verkauft Talismane und allerhand nach heutigen Be- 
griffen unsinnige Geheimmittel (z. B. „aurum potabile", das 
Loth zu 16 Thaler, Amethystenwasser, Smaragd tinktur u. s. w,) 
zu hohen Preisen, daneben war er aber auch in soliden Waaren 
ein praktischer Geschäftsmann, er kaufte altes Silber und ver- 
kaufte es mit Vortheil an die Münzämter, namentlich nach Polen, 
auch hatte er ein streng gehandhabtes Versatzgeschäft, bei 
welchem er namentlich gern goldene und silberne Gefässe als 
Pfand nahm. Einen Concurrenten bei derartigen Geschäften 
hatte Thurneisser an dem kurfürstlichen Mtinzmeister Lippold 
oder, wie die gleichzeitige Orthographie lautet Leypolt, welcher 
ebenfalls ein grosses Versatzgeschäft hatte und dabei nur 
54 Proceiit nahm (Moehsen, Beschreibung einer Berlinischen 
Medaillen- Sammlung II (1781) p. 515). Als Lippold nach 
Joachim's II. Tode unter unsinnigen, in jener Zeit des Wahn- 
glaubens an Zauberei und dgl. üblichen Beschuldigungen zum 
Toile verurtheilt und grausam hingerichtet wurde, erschien in 
Thurneysser's Druckerei mit seinen Namensinitialen als Drucker- 
bezeichnung eine figurenreiche Darstellung der scheusslichen Hin- 
richtung. Die Beseitigung des Concurrenten mag Thurneysser 
wohl mit besonderer Genugthuung erfüllt haben. In seinem 
Hause hatte Thurneysser seine grossen, auf den vielen Reisen er- 
worbenen Sammlungen, naturgeschichtliche Gegenstände, Pflanzen, 
Thiere und Mineralien, aufgestellt, in seinem an ausländischen 
Pflanzen reichen Garten gab es allerhand seltene ausländische 
Thiere. Seine an Handschriften und Miniaturen (es wird u. a. 
ein Passionsbuch auf Pergament, von Dürer und Glockenton 
gemalt, genannt)') reiche Bibliothek war er stets eifrig zu ver- 
mehren bedacht. 

1) Wer die Holzschnitte und Bücher jener Zeit kennt, wird sich dies 
HO interpretiren: Druck der kleinen Uolzschnittpassion Dürers auf Pergament, 
von Glockcnton ausgemalt. 



254 A. V. Sallet; 

Er richtete in seinem Hause eine grosse Druckerei ein, 
in welcher seine zahlreichen Folianten, prächtig ausgestattet mit 
schönen Titelholzschnitten und schön gedruckt, erschienen. 
Nebenbei war er als Wappenschneider in Siegelsteine thätig; 
die Arbeit der für seine Werke beschäftigten, sehr geschickten 
Holzschneider überwachte er genau und mit grosser Sachkenntniss. 

Später begab sich Thurneisser, der nach Schweizer Art 
sich nach seiner Heimath sehnte, wieder nach Basel zurück und 
verheirathete sich dort mit einem adligen Fräulein, Marina 
Herbrott. 1581 kehrte er wieder nach Berlin zurück; dort 
nahmen seine Verhältnisse bald eine ungünstige Gestalt an; ein 
lüderlicher Bruder kostete ihm viel Geld und seine adlige Ge- 
mahlin führte ein derartiges Leben, dass er in Basel gegen sie 
einen ärgerlichen Scheidungsprozess anstrengte, welcher nach 
Art der Zeit nicht nur von den Gerichten, sondern auch in 
groben und unfläthigen Flugschriften geführt wurde; als der 
Prozess einen für Thurneisser ungünstigen Verlauf nahm, liess er 
1584 in Berlin eine heftige Schrift gegen die Basler Gerichte drucken. 

Der unglückliche Verlauf des Prozesses, und die damit zusam- 
menhängenden fortdauernden pecuniären Verluste bewogen Thom* 
eisser, seinen Kurfürsten heimlich zu verlassen. Als Johann Georg in 
Dresden war und der Leibarzt ebendaselbst erwartet wurde, flflchtete 
Thurneisser heimlich zunächst nach Prag, dann nach Köln, end- 
lich nach Italien, wo er in Eom im Beisein des Kardinals Francesco 
Medici einen eisernen Nagel „in Gold verwandeltet Noch einige 
Schriften erschienen von Thurneisser 1590 und 1591; er soll 1595 
oder 1596 in einem Kloster in Köln am Ehein gestorben sein. 

Thurneisser war, wie so viele Arzte und Naturkundige 
jener Zeit, eine zweideutige und etwas schwindelhafte Persön- 
lichkeit, seinen Studien nach wohl fast ganz Autodidact. Seine 
vielen Bücher wimmeln von astrologischem und alchymistischem 
Unsinn ganz ähnlich denen seines Zeit- und ^Fach^-Genossen 
Theophrastus Paracelsus. 

Thurneissers grosse naturhistorische Sammlungen, sein bo- 
tanischer Garten u. s. w. beweisen aber sein lebhaftes und 



Die Erwerbungen des Eönigl. MQnzcabinets bis 1. April 1889. 255 

eifriges Interesse für die Naturwissenschaften, und es ist zu 
bedauern, dass wir keine Überreste dieser seiner sammlerischen 
Thätigkeit mehr besitzen. 

Durch seine vortreflFliche Druckerei, seinen Aufwand und seine 
Kunstliebe hat er unserer märkischen Hauptstadt entschieden 
genützt und Kunst und Kunstgewerbe mögen ihm viel verdanken. 

Unsere schöne Medaille — vielleicht gar von ihm selbst 
geschnitten? — ist ein recht stattliches, an die Arbeiten des 
Tobias Wolf erinnerndes Stück. Ob von seinen übrigen Kunst- 
gegenständen, gemalten Gläsern mit seinem Wappen, seinen von 
ihm in Stein geschnittenen Siegeln u. s. w. etwas erhalten ist, 
weiss ich nicht, nur ein schönes Denkmal von Thurneissers 
Prachtliebe ist vorhanden: ein gewirkter (Gobelin-)Teppich im 
Kunstgewerbe-Museum. In der Mitte des Teppichs ist Thurn- 
eissers Wappen v^ie auf der Medaille, der Greif scheint einen 
(blauen) Globus zu halten, umgeben ist das Wappen von vier 
allegorischen weiblichen Figuren mit Eetorten, Destillirofen und 
allerhand andern Emblemen: Uhr, Boot mit Ruder, Waffenstücke 
(auf seinen „Kriegsruhm"" bezüglich), endlich unten zwei Säulen 
(o£fenbar den Herculessäulen, die auf den Medaillen und bei dem 
Wappen Karls V. so oft dargestellt sind). Auf einer der Säulen, 
rechts, ist ein Schildchen mit dem Rad der heiligen Katharina 
(Thurneissers angeblich auf dem Sinai erworbener Katharinen- 
orden), auf der andern das Kreuz des heiligen Grabes dargestellt 
— also rühmt sich wohl damit Thurneisser auch des Ordens 
vom heiligen Grabe. 

Die Umschrift des Teppichs ist, in schwarzen Buchstaben: 
LEONHART THVRNEVSSER ZVM THVRN CHVRFVRSTISCHER 
BRANDENBVRGISHER BESTALTER LEIBS MEDICVS. HAT 
DIESE TEPICH SEINEN ERBEN SEYN DARBEY ZV GEDENCKEN 
MACHEN LASSEN ANNO 1578. Um das Wappen steht: VERVM 
DECVS IN VIRTVTE POSITVM EST QVAE MAXIME ILLVSTRAToJ 
MAGNIS IN REFVB: MERITIS; an den Säulen links: ZEIT BRINGT 
EHRENPREIS und rechts FESTINA LENTE. 

Ob von andern Denkmälern aus dem reichen Haushalt Thurn- 



256 A V. Sallet: 

eissers etwas Übrig ist, weiss ich njclit '). Jedenfalls sind nnsere 
Medaille wie der Teppich kostbare und fUr die Geschichte and 
Kulturgeschichte unseres Vaterlandes hochwichtige Stücke. 

Es ist für mich erfreulich, dass ich die Medaille Thurneissers 
einem früher von mir (d. h. durch meine Vermittelung und Be- 
mühung) für unsere Sammlang erworbenen Stück an die Seite 
stellen konnte, das uns von einer Provinzialsammlung im Tausch ■ 
überlassen wurde: die schöne gegossene Medaille des Berliner 
Arztes Placcus (Fleck) und seiner Gemahlin: 

MATHiEVS FLACCVS M(edicus) PHYSICVS BER 
Brustbild mit Barett l, im Armabschnitt: i«T ■ 32 
Rf. REGINA SCHIRMERIN VXOR ■ D -M ■ F • ^TATI: 24 
Brustbild IM. vergoldet. Taf. V, Nr. 4. 



Unsere Siegelsammlnng wurde durch eine Anzahl guter 
Stücke vermehrt. Das wichtigte ist: 




1) Als von Thurneisser berrUhrend werden von Hrn. HsgiBtratssecretair 
Fcrd. Heyer (Vosb Zeitung v. 30. Oct. 1690) Doch folgende GegentUnd« in 
der Kloslerkirche in Rcriin erwähnt: ein Bild mit Inschrift in deatscheD 
Versen vom Epitaph seiner zweiten Gemahlin (1575) und ein metallener 
Taufstetn mit der Inschrift: Lasset die Kindlein zu mir kommeD etc. 



Die Erwerbungen des Königl. Münzcabinets bis 1. April 1889. 257 

+(F)REDERIC9 DEI • GRA -ROMANORY • IMPERATOR 
AVG— S Der Kaiser mit Krone, Scepter und Reichs- 
apfel, im halben Leibe über einer Stadtmauer. 
RJ. +ROMA CAPVT • MVNDI • REGIT • CRBIS • FRE^A 
ROTVNDI Ansicht von Rom ; man sieht deutlich das 
Colosseum; im Colosseum: AVREA, im Thor ROMA 

K. 
Dieses schön erhaltene Stück aus dünnem Goldblech ist 
gewiss nur in wenigen Exemplaren erhalten. Eines war in der 
Sammlung Gr6au, ein anderes befindet sich an einer Urkunde 
des Kgl. Staatsarchivs. Der Kaiser erscheint wie auf der Miniatur 
des dem Kaiser Barbarossa als Geschenk überreichten Manu- 
scriptes in der Vaticanischen Bibliothek (gute Abbildung bei 
Stacke, deutsche Geschichte I) dem Relief von Sankt Zeno bei 
Reichenhall (Knackfuss, deutsche Kunstgeschichte I, p. 186) und 
auf den Siegeln leicht bärtig; auf den Münzen bekanntlich immer 
unbärtig mit Ausnahme eines von mir aufgefundenen und für 
unsere Sammlung erworbenen Odcnwalder Brakteaten, welcher 
den Kaiser mit einem Schnurrbart zeigt. Die Ansicht von Rom 
auf der Rückseite ist den goldenen Kaisersiegeln gemeinsam : 
so z. B. Karl IV. (Stacke, deutsche Geschichte I, p. 624), Sigis- 
mund (Zeitschrift f. christl. Kunst, herausgegeben von Schnütgen 
I, 1888 p. 42), Friedrich III. (ebenda p. 51). Diese schöne An- 
sicht von Rom auf unserem Siegel lässt deutlich in der Mitte 
das Colosseum erkennen, alles übrige ist nur ein styUsirt-sym- 
metrisches, nicht naturwahres Bild; das Thor mit ROMA in der 
Öffnung könnte der Titus-Bogen sein. Ähnliche Darstellungen, 
aber noch viel unwahrer, tragen die andern erwähnten Goldsiegel 
der späteren Kaiser. — 

Unter den übrigen Erwerbungen unserer heraldischen Ab- 
theilung ist ein schöner französischer silberner Siegelstempel 
des „Jehan de Villers" mit behelmtem Wappen, etwa aus der 
Mitte des 15. Jahrhunderts, zu erwähnen. 

A. V. Sallet. 



Die Münzmeister der Galimala- und Wec^slerzunft 

in Florenz. 



Beim rtingen um die Staatsgewalt gelangen in Florenz die 
sieben oberen Zünfte allmählich an die Spitze der Regierung; 
Ricord. Malespini (Muratori R. I. S. VIII c. 183)^) zählt sie in 
seiner Istor. Fiorent beim J. 1266 mit Blasonierung ihrer Kriegs- 
fahnen auf: 

1. Die Richter und Notare: in B. ein G.Stern. 

2. Die Kauflevte von Calimala \ in R. ein O.Adler auf 



oder Händler mit französ. Tuch^)l einem S.Ballen. 



} 



1) R. Malespini 1. c: „ ciascheduno delle sette Arti maggiori di 

„Firenze avessono Gonsoli, e ciascheduDO avesse suoi Gonfaloni, e insegna, 
«acciocchö se nella cittä si levasse alcuno con forza, sotto il loro Gk>nfalone, 
„fossono alla difesa del populo e del Gomune: 1) e la insegna de Giadici e 
„Notai, fu il campo azzuro entrovi una Stella grande ad oro: 2) quella di 
„mercatanti di Galimala, cio6 di panni Franceschi, fu il campo rosso oon 
„una aquila d'ora sopra uno torsello bianco: 3) quella de' Gambiatori fii il 
nCampo roBso entrovi seminati fiorini d'oro isparti: 4) quella deU' Arte della 
^Lana uno montone bianco nel campo vermiglio: 5) quella de' Medici e Spe- 
„ziali, il campo vermiglio entrovi una figura della Virgine Maria col figUulo 
„in braccio : 6) quella de' Setajuoli, il campo bianco con una porta rossa per 
nlo titulo di Porta Santa Maria: 7) e quella de' PeUiciai, a vai e nell' uno 
nCanto uno Agnus dei bianco e '1 campo azzuro.** 

3) Nach Filippi, Parte dei merc. di Galimala in Firenze ed il suo pin 
ant. Statuto (v. J. 1301) p. 31, bewahrt das Nationalmuseum del Bargello in 
Florenz 2 Siegel der Galimalazunft. Das erste trägt im Felde ein Thor mit 
der Umschrift f S. DE LA DRAPERIA DI GHALIMALA ; das zweite leigt 
den S. Jobannes mit einem Kreuz in der Hand, zur Rechten befindet sich 
oin Adler, unten das Stadtwappen „die Lilie**; die Umschrift lautet: 
MERGATORUM-ARS-FLORENTIE. Ein silbervergoldeter Siegelstempel 
kostete ungefähr 4 Goldguldeu; vgl. Emiliani Giudici, Stör. d. com. itaL 1866 



S. Alexi: Die Münzmeister der Calimala- u. Wechslerzunft in Florenz. 259 

3. Die Wechsler: R. mit Goldflorenen besäet. 

4. Die Tuchmacher oder 



V 



TT- ^1 -^ • 1. ,!• u rr 1. • ^^ P- ^''^ S. Schaf. 
Händler mit inländischem Tuch 

5. Die Ärzte und Spezereihändler : in P. die Mutter Gottes 
mit dem Sohne. 

6. Die Seidenhändler: in S. ein R.Thor mit der Aufschrift: 
Porta Santa Maria. 

7. Die Kürschner: in B. Feh; in einer Vierung ein S.Agnus dei. 

Zu diesen Genannten treten, womit sich die Zünfte schliessen, 
im weiteren Verlauf noch 14 niedere: die Schlächter, Schuh- 
macher, Schmiede, Trödler, Steinmetze, Weinschenken, Gastwirthe, 
Fettwarenhändler, Tapezierer, Harnischmacher, Schlosser, Zimmer- 
leute, Riemer und Bäcker; vgl. Statuta Florent. a. 1416, ordin. 
just. a. 1292, 1, 423. 

Jederzeit haben jedoch die vornehmen und reichen Calimala^ 
Tuchhändler ^) und Wechsler einen hervorragenden Einfluss auf 



B III, Statute deir arte di Calimala (v. J. 1331) 1. III r. XXXII: „Lo Buggello 
ndeir Arte di Calimala si faccia di nuovo d'argento dorato, e che il camar- 
«lingo della detta Arte che sarä dell' aoue prossimo che viene, lo faccia 
„fare, e possa spendere della pecunia deU' Arte nel detto suggello „quattro 
^fiorini cforo** o in quel torno." 

1) Calimala =Callis malus bezeichnet das von diesen Eaufleaten bewohnte 
Stadtviertel und ist ein bereits im X. Jahrh. gebräuchlicher Strassenname 
toskanischer Städte; vgl. UüUmann, Städtewesen III, 334—336; Filippi, I.e. 
p. 2; ferner Emiliani - Giudici 1. c. 1. II r. IX: „Calimala s'intende essere 
e nSia la ruga di Calimala e ogni altro luogo ove ö alcuna bottega o 
fondaco d'alcuno mercatante delP Arte di Calimala.'* — Grote frage 
hiertlber im Numismat. Anzeiger v. J. 1870/72 III, 72 an: „In Florenz 
, wurden Ton der Mitte des 13. Jahrhunderts bis zur Mitte des 16. auf 
nje 6 Monate zwei „officiales monetae** gewählt, deren erster „pro arte 
„Kaliismale** (Eallismalae), der andere „pro arte cambii** hiess. Wenn 
„der letztere anscheinend für die finanzielle Verwaltung des Münz- 
„ Departements bestimmt gewesen zu sein scheint, so dürfte der erstere 
„wohl das technische Departement zu dirigiren gehabt haben. Aber was 
„bedeutet das Wort „Kallismale"? Du-Cange (ed. Henschel) hat darüber 
„nichts weiter als ein Excerpt aus Stat. ant. Florent.: Septem majores 
„artes, videlicet ars judicum et notarium, ars mercatorum Calismalae 
„Francischae etc. dieses aber ohne weitere Erklärung; auch fehlt die ars 
„Calismalae in dem Register der artes. Als eine ars mercatorum scheint sie 



260 S. Alexi: 

die Wirtlischaftspolitik u. a. auf den Zecca- Betrieb ausgeübt, 
da die jedesmaligen Münzmeister ihren Zünften entnommen 
werden mussten. Es lässt sich dies mit annähernder Sicherheit 
nach dem unten ausführlich beschriebenen Münzbuch von der 
Goldflorenprägung (a. 1252) vielleicht noch früher datieren; der 
direkte Nachweis ist jedoch erst aus dem Statut des Volkshaupt- 
mannes V. J. 1321. 1. I r. XLVI bei Pilippi 1. c. p. 34 zu er- 
bringen: ^De duobus dominis monete eligendis per capitudines 
„Septem maiorum artium." „Statutum et firmatum est quod 
„domini monete auri et argenti sint duo, scilicet unus Merca- 
„torum Kallismale et alius sit Campsorum et eligantur per 
„capitudines Septem maiorum artium civitatis Florentie et eoram 
„officium duret per sex menses tantum et habeant salarium tri- 
„ginta lib. f. p. pro quolibet eorum, et campsor sit dominus una 
„vice de campsoribus existentibus in foro novo, et alia vice de 
„campsoribus existentibus in foro veteri, nee possint ipsi domini 
„vel aliquis eorum stare sive morari cum sententiatoribus quando 
„fricatur sive sententiatur dictum aurum in moneta mictendum, 
„et ipsi sententiatores teneantur non pati quod ipsi domini 
„monete nee aliquis eorum seu aliqua alia persona morentur 
„sive moretur cum eis tempore fricationis et sententiationis pre- 
„dicte, et quod dominus defensor ydoneam cautionem ad minus 
„de mille marchis argenti recipiat a predictis dominis monete 
„et sententiatoribus et quod predicti domini monete nihil possint 
„accipere de aliquo flor. inciso vel aliquo modo ultra dictum 
„salarium pro jure sui salarii" — ^). 

«aber doch mit der Techoik des Münzwesens nichts zu thun zu haben. Wo 
„und wie kann man sich Aufschluss hierüber verschaffen?** 

1) Die in , Statuta Florent. a. 1415. T. III, 45** befindliche Parallelstelle 
„lautet: „Domini monctae auri et argenti sint duo, videlicet unus mercator 
„calismalae et alius campsor, et eorum offitium duret per sex menses . . . 
«Et iUe mercator calismalae poncre debeat siguum in florenis, et monetis 
„aureis. Et alter qui est campsor ponat Signum in moneta argentea . . • 
„Et habeant salarium, prout soUtum et consuetum est. Nee possint ipsi 
„domini, vel aliquis eorum stare, sive morari cum smantoribus quando fri- 
„catur, sive smantatur aurum in moneta mittendum . . . Possint etiam dicti 
„domini monctae, eisque liceat, teneantur et debeaut quandocumque eisdem 



Die Mftnzineister der Calimala- und Wechslerznnft in Florenz. 261 

Das erwähnte Münzbucb zerfällt, wie bereits Gorius bemerkt, 
in zwei Teile : der erste enthält ein vom Geschichtsschreiber und 
derzeitigen Münzmeister Johannes Villani in Gemeinschaft mit 
seinem Amtsgenossen Gherardus Gentilis i. J. 1317 verfasstes 
Register der Münzmeister und deren Goldflorenzeichen, sowie 
der untergeordneten Zecca-Beamten für d. J. 1281; 1287; 1303 
bis 1317; der zweite Teil eine v. J. 1317—1600 ähnlich weiter- 
geschriebene Rolle, welcher verschiedene Münzgesetze einge- 
flochten sind. Die älteren Autoren der Florentiner Geldgeschichte, 
Borghini (Discorsi 1585 p. 189 u. 245-250) und Vetturini (il fior. 
d'oro 1738 p. 46, 381, 396) kannten nur eine Copie des ersten 
Teiles, während Manni (osserv. etc. sigil. ant. 1740 IV, 76 u. 77) 
bereits das Münzbuch, „si conserva tuttora nella Cancelleria deir 
Art«** citiert; die Drucklegung erfolgte durch Gorius in Argelatus, 
De mon. Ital. 1752 IV, 27—71, und den verbesserten Text brachte 
Orsini in seiner Istor. d. mon. fior. 1760. — 

Villani und Gherardus haben sich redlich bemüht, ihr 
Register möglichst vollständig zu gestalten, doch war ihnen 
dies, wie sie in der Einleitung sagen, bereits unmöglich*): >,. . . 
„Sapientes Viri Joannes Villani et Gherardus Gentilis Cives et 



«dominis videbitur, seu videretur smantores dictae monetae non esse in sman- 
,tara auri sufficienti, seu idoneos eligere et deputare et nominare tertium 
„smantorum illam personam, quam crediderint fore sufficientem in officio 
nSupradicto. Quae persona sit smantor una cum duobus talibus smantoribus, 
,ac etiam duos homines, quos crediderint sufficientes in saggiatores et pro 
«saggiatoribus monetae argenteae. Qui eligendus in tertium smantorem, et 
nSaggiatorem monetae argenteae una cum dictis aliis sie eligendis possint, 
»eisque liceat dictum tale officium exercere, et in tali offitio habeant illam 
,baliäm, auctoritatem, et potestatem, et offitium quod, et quam snpra habent 
«dicti duo smantores auri, et quam habet saggiator argenti pro tempore, quo 
„eisdem dominis videbitur, et cum salario consueto ....** 

1) Joseph, hist-krit. Bschrbg. d. Bretzenh. Goldglf. p. 15 — 16, nimmt an, 
dass die Gesammtreihe der Münzmeister und deren Goldflorenzeichen im Or- 
Binischen Neudruck enthalten sei, während aus der Zeit v. 1252 — 1317 nur die 
Münzmeister der oben angegebenen Jahre und im Ganzen nur 100 Goldfloren- 
zeichen bekannt sind, deren Anzahl aber thatsächlich 65 X^ = ^^^ beträgt. Die 
Folgerung, dass diejenigen Fundstücke, welche neue, dem Münzbuch fehlende 
Beizeichen (p. 20. N. 56—64) tragen, Beischläge seien, wird demnach hinfällig. 



262 8. Alexi: 

„Mercatores Plorentini erant pro Communi et Populo Florentino 
^Domini et Officiales Monetae Auri et Argenti et Legarum, ad 
„quas pro dicto Communi cuduntur Monete et discreti viri 
„Bartolus Fey et Ganus Filius Dietaiuti erant pro dicto Oom- 
„muni Rimettitores dicte Monete Auri, et Morellus Tommasini 
„et Bosone filius Junete erant Sententiatores dicte Monete Auri 
^et Lapus q. Philippi erat pro dicto Communi Sagiator et 

„Approbator Monete Argenti, seu Legarum /n- 

j^fraacriptum est Registrum^ et Liber continena Dominos et Offi- 
jidales dicte Monete qui reperi potuerunt, et Signa, que fecerunt 
„seu fieri fecerunt in Moneta Auri, vel Argenti predicta, ae 
y^etiam Signa reposita in Florenis Auri coniatis in dicta Monela 
y^de quorum tempore^ et Dominis^ et Of/icialibus quorum tempore 
y. facta sunt non bene potest reperiri memoria^ et scriptum per me 
Jam dictum Salvi Notar. Monete predicte .... a. 1317, indict. 
15 de mense Martii." 

Wie ersichtlich ist, bezeichnen sich hier die Verfasser als 
mercatores, womit unentschieden bleibt, welch' oberen Zünften 
dieselben angehörten; doch auch diese oder eine andere Bezeich- 
nung fehlt dem Register ihrer Münzmeister, und erst v. J. 1339 
ab ist in der Rolle die Calimala- oder Wechslerznnft dem 
Namen der Münzmeister hinzugefügt: die Listen sind eben ungenau 
geführt, denn eine Urkunde v. J. 1327 schreibt Johannes Yillani 
— der in diesem Jahre abermals Münzmeister war — der Cali- 
malazunft und seinen Amtsgenossen Barth. Siminetti der Wechs- 
lerzunft zu. Die diesbezügliche Urkunde lautet (Strehlke, Urk. 
z. Mzgsch. d. Königr. Neapel in Berl. Bl. f. M. S. u. W. I, 312): 
„a. 1327. König Robert's Sohn, Herzog Carl von Calabrien, 
„Signore von Florenz, schreibt dem Johannes Villani pro arte 
„Calis male und Bartholomeus de Siminetti pro arte cambii, 
„dass er ihnen auf 6 Monate (vom 1. November an) das „officium 
„faciendum cudi monetam Florcntiae^ gegeben, nachdem sie 
„einen Eid auf Wahrung der Ehre des Hofes und der Republik 
„abgelegt. „Ecce vero Gieppum Gieri Jamboni et magistrum 
„Paulum Mentiui artefices, continuos nostros, simmatores aori 



Die MQnzmeister der Calimala- und Wechslerznnft in Florenz. 263 



^et argenti, quod pro cudenda dicta pecunia ad siclam perveniet, 
^per yos duximns deputandos recepto prius ab eis solito in tali- 
»bus juramento, qaorum cuilibet salarium libraram triginta flore- 
^Dorum parvorum pro dicto tempore sex mensium providimus 
»statuendum. Et insuper Giudaciam Buonacursium et Corsum 
»Gambii de Florentia remissores auri et argenti in sicia predicta 
npenes vos presentium serie duximns statuendum^ mit dem Ge- 
„halte ihrer Vorgänger. Der Notar Bartholus Maczarelli von 
„Florenz soll ftlr die sechs Monate „librarum 30 florenorum par- 
„vorum" erhalten. Vom Ertrage sollen alle nöthigen Ausgaben 
„bestritten werden. — Reg. Caroli illustris 1327 A. anni XIae 
„indictionis p. 42.** — 

Doch nicht allein im Zecca-Patronat^ ), auch im Aichungs- 
wesen, in der Vereidigung der Wechselsensale und in Klage- 
sachen gehen beide Zünfte Hand in Hand. Die hierauf bezüg- 
lichen Stellen der Calimala-Statuten geben wir in Auszügen 
synoptisch wieder: 



(Füippo, Stat. Cal. a. 1301.) 
l.nir. XXX VIII. DieConsuln 
und 3 Zunftgenossen sollen im 
Januar nach der eisernen Zunft- 
elle die andern Ellen aichen ; die 
als falsch befundene Elle soll 
zerbrochen und derEigenthümer 
mit Cß gestraft werden. 

1. V r. XX. Die Sensale, die 
Provinser Pfennige und Wechsel 
verschliessen, sollen ihren Con- 
suln schwören, dass sie in loyaler 



(Emiliani-Giudici, Stat. Cal. 
a 1331.) 

1. 1 r.XXX, XXXL Im Januar 
oder Februar sollen die Consuln 
die Florentiner Ellen nach der 
Calimala- Elle und die Gewichte 
nach den Gewichten der Wechsler 
(co' pesi de' Cambiatori) aichen 
etc. 

1. II r. I. Die Consuln sollen 
im Januar die Wechselsensale 
vereiden, dass sie ihr Gewerbe 
loyal für beide Parteien be- 



1) In ähnlicher Weise verbinden sich nach Zanetti, Mon. e zec. d'Ital. V, 
394 die Kaufmanns- und Wechslerznnft in Bologna und Rimini, ferner in 
Wien die Fl&minger (=F&rber) and Laubenberren (= Tuchh&ndler) mit den 
MOnzerbausgenossen; ygl. Karajan, Beitr. z. Qesch. d. landesfarstl. MQnze 
Wiens i. Mittelalt. in ChmeFs Osterr. Geschichtsforscher I, 281, 288 a. 489. 



264 



8. Alexi: 



treiben; wer nicht schwören 
will, sei nicht zugelassen (sia 
divietato dell' Arte). 



Weise für beide Parteien ver- 
mitteln ; die Wechselgebühr soll 
von 100 iS provigin. vom 
Käufer und Verkäufer XII den. 
fl. parv. betragen. 

1. II r. XXXVI. Die Consuln 
sollen mit den Consuln der 
Wechsler übereinkommen, dass 
der mercator Kallismale seine 
Klage gegen die Wechsler vor 
die Consuln der letzteren bringe 
und umgekehrt; vor andere 
curias soll sie nicht gebracht 
werden. 

Bevor wir jetzt näher auf die Thätigkeit der Münzmeister 
eingehen, sei noch des Vorstehers der Siegelbude gedacht; wir 
treffen diesen für den grossen Geldverkehr typischen Beamten 
ohnehin zuerst in Florenz. Der Genannte — ein Goldschmied 
von Profession — beutelte Goldflorene ein ; diese versiegelten Geld- 
säcke cursierten dann wie unsere früheren ThalerroUen. Auch 
die Wahl dieses Officialen erfolgte durch die Vorstände, d. h. 
Räthe und Beisitzern, der gesammten Kaufmannszunft; vgl. 
T. Tozzetti, del fior. di sigillo in mem. etc. d. soc. col. II, 178. 
Verordnung vom 6. December 1324 und Statuta Florent. a. 1415. 
III, 47. 

Wie wir aus den oben angeführten Gitaten ,,des Statuts des 
Volkshauptmannes v. J. 1321'' und „der Statuta Florent. a. 1415. 
III, 45" ersehen haben, wählten die Vorstände der sieben oberen 
Zünfte zwei Münzmeister auf je sechs Monate mit einem Salär 
von 30 Pfd. flor. parv. Der Eine, ein Calimala-Tuchhändler, 
stand der Goldprägung, der Andere, ein Wechsler, der Silber- 
prägung vor. Beide waren Vorgesetzte eines grossen Beamten- 
personales, welches nach „Statuta Florent. a. 1415. III, 53** 
ihnen versprechen musste: de parendo mandatis dictorum domi- 



Die MODzmeister der Calimala- and Wechslerzunft in Florenz. 265 

noruro monetae tarn presentium quam futurorum et de non sepe- 
rando a civitate Florentiae, yel ejus districtu, sine expressa 
licentia dictorum dominorum monetae. Zu diesem Personal ge- 
hörten u. a.: Die Revisoren (remittitores auri), Superrevisoren 
(sententiatores auri), Versucher oder Probirer = Brenner (saggia- 
tores seu approbatores arg.), Schroter (simmatores), Schmelzer 
(smantores) oder Giesser, Setzmeister, Justierer (adrizzatores), 
Werker (operarii oder ovrieri), der Eisengraber, Cassierer, 
Gassenjunge und Eohlenwart 

Einsicht in die Prägetechnik und Lohnverhältnisse gewinnen 
wir durch die Verordnung v. J. 1332 über die Schwarzmünze 

aus dem Münzbuche bei Orsini, 1. c. p. 47: „ Expense 

„vero que fleri debent pro dicta Moneta fienda, et quas habere 
^debent Officiales qui in predictis Operam dabunt, sunt hoc 
^videlicet: Imprimis quidem Operarii dicte Monete quo vulga- 
n riter dicuntur Ovrireri habeant de qualibet libra dicte Monete 
„quam fecerint 23 d. p.: Adrizzatores dicte jAonete habeant de 
^qualibet libra dicte Monete quam sie adirizzaverint 4 d. p.: 
«Monetarii vero habeant de qualibet libra dicte Monete 8^d. 
„p.: Fonditores habeant de qualibet libra dicte Monete 2 d. p.: 
^Gasserius vero, sive Officialis qui moratur ad Gassam Argenti 
„habeat pro suo salario sex mensium pro integre salario totius sui 
„Officii 60 ÄJ d. p. : Puer vero qui moratur ad servitium Gasse 
n Argenti et Parvorum habeat pro dicto tempore sex mensium 
„pro integre salario suo 15 ^ d. p.: Ille Saggiator qui ad 
„dictum Officium deputatur habeat pro integre et toto suo salario 
„pro dicte tempore sex mensium 30 €6 d. p.: Ille vero qui 
^depntator ad custodium Garbonorum habeat pro integre et toto 
„suo salario dicti temporis 15 ^ d. p.: Datus Juncte, qui depu- 
„tatus est ad intagliendum et scultiendum ferra cum quibus cudi 
„debet dicta Moneta et alia Moneta parva seu Piccioli, et Moneta 
„Argenti, habeat pro totali salario suo dicti temporis sex men- 
„sium 85 a d. p." '). — 



1) Die ValaU stand: 1 Goldfl. « 3 ^ d. p. 

Z«itachrirt ftar Knnitniftiik. XVII. IS 



266 



S. Alexi: 



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Die Mfinzmeister der Calimala- and Wechslerzanft in Florenz. 



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268 S- Alexi: 

Diese Arbeitslöhne sowohl, als auch das im J. 1326 bereits 
urkundlich erwähnte Salär eines Goldschroters, welches sich mit 
dem eines domini monetae deckt, zeigen ofifenbar, dass das Amt 
der Florentiner Münzmeister ein Ehrenamt, oder vielmehr eine 
den Zunftgenossen aufeilegte Pflicht war, über die ordnungs- 
mässige Ausprägung des Geldes zu wachen. Die Erwählten, 
meist den edelsten und reichsten Geschlechtern angehörend, 
sahen ohnehin wenig auf das Diensteinkommen: als Societäre 
oder Kaufherren hatten sie das grösste Eigeninteresse an einer 
ehrlichen Münzpolitik. Ein Beispiel mag für viele dienen. Der 
hier oft genannte, nur gering bemittelte Johann Villani war mit 
2000 U fl. p. bei Filippo d'Amideo de' Peruzzi a. 1300—1308 
thätiger und bis 1342 stiller Societär; als er im J. 1308 das 
Haus Peruzzi verliess, trat er bei Bonacorsi ein und gerieth bei 
dessen Fallissement a. 1345 in den Schuldthurm. — 

Seinem Wesen nach durchaus verschieden ist der Berof 
des Florentiner Münzmeisters im Ausland; hier tritt er als 
Concurrent des Juden entweder als Münzpächter, oder als selbst* 
thätiger Münzmeister auf. In dem letzteren Falle macht er die 
Werkrechnung, besorgt die Affinage und muss demnach ein Gold- 
schmied von Profession gewesen sein, dessen ungefähres Ein- 
kommen sich aus den von Dittmer in Ztschft. f. Lübeck. Gesch. 
I, 39, 75, 77 veröflfentlichten Notizen ermitteln lässt. Der Gold- 
schmied RolflF Guhde schneidet für den städtischen (Florentiner) 
Münzmeister Peter Salemben a. 1363 „45Münzeisen^ und empfängt 
daftlr 39 aureos oder 390 ü lüb. ; zwei Jahre später übernimmt 
Guhde dessen Amt und erhält von der Goldafflnage pro Mk. 
einen halben Goldgulden. Derselbe prägte i. J. 1365 rund 
32 500 Goldfl. = 465 Mh O und bezog mithin eine Einnahme 
von 232 ^ Goldfl. ; veranschlagt man die Gefälle der Silbermflnze 
und des Münzeisens in gleicher Höhe, so betrug seine Gesammt- 
einnahme nahezu 500 Goldfl. 

Durchaus unkritisch urteilt Voigt, Beschr. d. böhm. Mz. n, 
93, dass die Florentiner a. 1300 nach Prag berufen wurden, weil 
nur sie allein fähig gewesen seien, schöne Stempel zu schneiden 



Die Münzmeister der Calimala- und Wechslerzunft. 269 

und Geld stückweis auszubringen; Halke (Einl. i. d. Stud. d. 
Numism. 2. Ed. p. 119) schreibt dies ohne Weiteres nach. Ab 
gesehen davon, dass in Lübeck der Deutsche Goldschmied Guhde 
dem Florentiner Münzmeister Salemben die Eisen schneidet*), sagt 
auch Voigt's Gewährsmann, der Chronist Franciscus, im Chron. 
Prag. c. 13 nur; „Rex misit Florentiam pro viris idoneis et du- 
^cretüj qui venientes ad mandatum regis novum numisma fabri- 
„caverunt. Anno igitur 1300 mense Julio moneta fuit facta 
„grossorum Pragensium et denariorum parvorum.** — 

Aus der vorstehenden Tabelle der im Ausland thätigen Florent. 
Münzmeister ergiebt sich die merkwürdige Thatsache, dass im 
14. Jahrh. die in Deutschland gangbarsten Geldsorten „der 
Prager u. Meissner Groschen, der Etsch-Kreuzer, der schwäbische 
Häller u. lübische Floren** von Florentinern geprägt wurden"). 



1) Barth elemy (]. mon. de France s. Saint Louis, in WaUon, Saint Louis 
Tours 1878 p. 501 — 502) giebt den Eostenpreis des Pariser Pfennigeisens Tom 
13. Jahrb.: Louis IX kauft a. 1265 für 40 ^ paris. das dem H. Piastrart u. 
dessen Nachkommen a. 1225 verliehene Recht, die Eisen der moneta paris. 
zu graben; die Münzer sollten tres solidos de singulis duobus trosselis et 
una pila, mithin für 2 Ober- und 1 Unterstempel insgesammt 9 ß paris. oder 
IP^ ^ turon. zahlen. — In Lübeck kosten i. J. 1363 je 3 Stempel 26^ 
lüb. Die Preisdifferenz ist eine wirkliche, da die Münzfufse nahezu über- 
einstimmen : 

1 den. turon. enthielt beim Rauhgewicht von 1, 1 1 Gm. [220 ^ al Mk, 

Troyes = 244,75 Gm.] u. Feingehalt von 3 d. 18 gr. = 0,347 Om. 

fein ^; 1 lüb. ^ beim Rauhgewicht von 0,473 Gm. [504 ^ al Mk. 

Ludovic. = 238,4 Gm.] u. Feingehalt von 11 Loth = 0,325 Gm. fein ([. 

Der erhöhte Preis folgt aus der Qualität der Eisen; Guhde liefert zum 

Theil Floreneisen, deren feinerer Schnitt den Kostenpreis verteuerte. 

2) Friedensburg, v. SaUet Z. f. N. XY, 231, sagt in seiner Rezension 
des von Hubert Ermisch verfafsten 2. Bandes des Urkundenbuches der Stadt 
Freiberg in Sachsen, Cod. dipl. Saz. reg. XUI, 2. Hpth.: „Wir lernen 
,,die Meister kennen, die hier gearbeitet — unter ihnen, wie in so 
„vielen anderen deutschen Landen um 1360 auch mehrere 
„Italiener — etc.** Erwünschter als dieses Wortgepränge wären urkundiche 
Nachweise; hoffentlich holt d. G. das Versäumte nach und füllt die vor- 
handenen Lücken! 

S. Alexi. 



Muhammedamsclier Münzfund von Pinnow. 



Im Frühjahr 1890 fanden Arbeiter des Herrn v. Behr-Pinnow 
in einem zu dessen Gute Pinnow gehörigen, am Ansfluss der 
Peene in das Stettiner Hafif gelegenen, Torfmoore eine grössere 
Anzahl muhammedanischer Münzen, die ohne jede äussere Um- 
hüllung einen Fufs tief unter der Erde lagen. Die meisten 
dieser Münzen trugen noch die unmittelbaren Spuren eines 
Brandes an sich. — Gleichwie fast sämmtliche in den baltischen 
Ländern, wie überhaupt in Europa gemachten muhammedanischen 
Münzfunde besteht auch der vorliegende ausschliesslich aus 
Silbermünzen, im Ganzen mehrere Hundert, von denen leider 
auch hier wie anderwärts der grössere Theil nur in vielfach 
sehr kleinen, daher nicht mehr näher bestimmbaren Fragmenten 
erhalten ist. 

Soweit erkennbar, gehören die Münzen der Zeit von den 
ersten Jahrzehnten des Ghalifenreichs bis zum Jahr 249 d. H. 
(=863 n. Chr.) an. Da sich aus den, bei ähnlichen Funden 
meist sehr zahlreich vertretenen, folgenden Jahrzehnten gar keine 
Münze findet, dürfen wir wohl annehmen, dass der vorliegende 
Fund etwa zwischen den Jahren 865—875 n. Chr. in die Erde 
gekommen ist und sonach als einer der ältesten im nördlichen 
Europa gemachten Funde bezeichnet werden kann; denn die 
meisten derselben gehören erst dem 10. Jahrhundert an*). — 
Als Prägeorte erscheinen verschiedene Städte vom äussersten 



1) Über filtere Funde cf. A. Erman: „Fand von Camiti** in Bd. VII 
pag. 131 ff. dieser Ztschr. — Vergl. auch: G. Jacob: Der nordisch-baltische 
Handel der Araber im Mittelalter. Leipzig 1887. pag. 29 ff. 



H. Nützel: Mnbammedanischer Manzfund von Pinnow. 271 

Osten des Chalifenreichs (Ma'den- e§- SäS) bis nach Marokko 
(Wallla). 

In den Besitz der Egl. Münzsammlnng in Berlin sind aus 
dem Funde, theilweise als ein der Güte des Herrn v. Behr-Pinnow 
zu verdankendes Geschenk, 17 Exemplare (davon 7 Inedita) 
übergegangen, die übngen befinden sich noch im Besitz des 
eben genannten Herrn. — 

Im Folgenden sei eine allgemeine Übersicht über den ganzen 
Fund, sowie eine genauere Beschreibung der merkwürdigsten 
Stücke desselben gegeben. 

Sassaniden. 

Von muhammedanischen Münzen mit Sassaniden-Typus finden 
sich nenn kleine Fragmente. Auf den meisten derselben lassen 
sich noch arabische Schriftzeichen erkennen, doch sind sämmt- 
liche Stücke nicht mehr näher zu bestimmen. 

Omajjaden. 

Hamadän Jahr 80 d. H. (fast vollständig erhalten'). 
Durchmesser 25 mm. Ineditum. 




Geveöhnlicher Omajjaden-Typus. 

Hamadän findet sich als Prägeort von dem Sassaniden 
Bahram V. (420-440 n. Chr.) an durch fast alle Jahrhunderte 
hindurch bis in unsere Zeit. Als frühestes Datum für die nach 
der Münzreform 'Abd-ulmeliks in Hamadan geprägten Dirhems 
war bisher erst das Jahr 90 belegt Durch vorliegende Münze 
erweist sich Hamadan als eine der ältesten omajjadischen 
Münzstätten. — 



1) Im Folgenden wird nur bei den genauer beschriebenen Münzon an- 
gegeben werden, ob dieselben voüständig oder als Fragment erhalten sind. 



272 



H. Natzel: 



Wäsit Jahr 95, 105, 108, 121, 125, 126 (2 Expl.), 129, 
130, sowie 7 Expl., auf denen das Jahr nicht erhalten ist — 

Durch einzelne Bruchstücke ohne erhaltene Jahrzahl sind 
vertreten: Armtnija, Darabgard (^-^. . .), Naisäbür (?) 

Auf einem sehr kleinen Fragmente sind von der Randschrift 
des Av. allein die Buchstaben — .^L erhalten, die wohl nur zu 
Aderbeigän ergänzt werden können. Omajjadenmünzen, datirt 
Aderbeigän (Name der um den Urmiasee gelegenen Landschaft, 
deren Hauptstadt Ardebtl), sind sehr selten; bisher sind nur zwei 
aus den Jahren 105 u. 106 bekannt (Tiesenh. *) Nr. 520 u. 527; 
die erstere auch bei Lav.') Nr. 428), die deshalb auch Frähn: 
Recensio pag. 12 f. Nr. 52 u. 54 als „rarissim. notabilissim.*' 
bezeichnet. 

Jahr 94, Ort nicht erhalten. 

Tanbük (?) Jahr 133. (Vollst, erh.). Durchmesser 26 mm, 
Gewicht 3,24 gr. Ineditum. 




Diese Münze ist das interessanteste StQck des ganzen Fundes. 
Sie zeigt den gewöhnlichen Omajjadentypus; jedoch stehen zwischen 
den Kreislinien, die Feld und Randschrift des Av. umschliessen« 
durch vier Ringelchen von einander getrennt, die Worte: 

o mJ o 3) o ^^fA^. o J 

welcher Spruch sich sonst nur noch auf einem Dirhem aus al- 
Küfa vom Jahre 128 findet (bei Ties. Nr. 687). 



1) W. Tiesenhausen: Monnaies des Khalifes Orientaux. St. Peters- 
bourg 1873. 

2) H. LaToix: Gatalogue des MoDDaies MusnlmaDes de la Biblioth^ae 
Nationale. Paris 1887. 



Muhammedanischer Münzfund von Pinnow. 273 

Was den Namen des Prägeortes betrifft, so liest denselben 

Herr Geh. Hofrath Prof. Stick el in Jena ^^^jJ3^), das sich bei 

Jaküt I pag. 786 als eine zwischen ..^l^jf und jf j-a-ä gelegene 

Stadt, auch bei ihn Chordadbeh pag. 45 und im Kitäb el - Boldän 
p. 202. verzeichnet findet. Diese Lesung erscheint mir jedoch 
nicht unbedingt sicher: denn erstens ragt die dritte Zacke des 
Wortes so weit über die anderen empor, dass dieselbe gemäss 
dem ganzen Schriftductus wohl kaum für ein ..., sondern für ein J 

zu halten ist ; ferner scheint auch der fünfte Buchstabe eher ein 

j als ein ^ zu sein. Allerdings konnte ich einen dement- 

sprechenden Namen bisher nicht finden. — Gleich merkwürdig 
wie durch den Ort ist diese Münze auch durch das Jahr. Der 
Omajjadentypus findet sich sonst nur bis zum Jahre 132 
d. H. ; vom Jahre 133 war derselbe bisher (nach einer weiteren 
Mittheilung des Herrn Geh. Hofrath Stickel) allein durch eine 
Münze aus Merw vertreten. — - Wahrscheinlich ist die vorliegende 
Münze von einem Statthalter geprägt, der die neue Dynastie 
der 'Abbasiden noch nicht anerkannt hatte, sondern sich nach 
dem Untergang der Omajjaden-Herrschaft kurze Zeit selbständig 
erhielt. Deshalb Hess er auch eigene Münzen in seiner jeden- 
falls nur kleinen Stadt prägen, die weder vorher noch nachher 
einen Münzhof besass. 

Ausserdem ca. 35 Fragmente, die weder Ort noch Jahr er- 
halten zeigen. 

'Abbasiden. 

AbraSahr (nach Jakut I, pag. 566 ein anderer Name für 
Naisäbür) Jahr 192 (2 Fragm.) Ort: j^ß^ ^.'-^- R^v. 

oben: .jjLwxi, unten: Osjcw ^ ywai (cf. Ties. 1517; Poolel'), 
pag. 225; Lav. 771.) 

1) Fflr diese wie einige andere gütige Mittheilungen bezüglich der vor- 
liegenden Münzen sage ich meinem hochverehrten Lehrer hiermit herzlichen Dank. 

2) Stanley Lane Poole: Gatalogue of Oriental Goins in the British 
Museum VIU voU. 1875-1888. 



274 H. Nützel: 

Armin ija Jahr 148 (nur bei Ties. 775 verzeichnet), 161, 
248 (ebenf. nur bei Ties. 1939), .^ 2. 

Isbahän 196: Rey. oben »Ü, unten »^j^. Harthama 
(ben A'jan) ist der Name des Statthalters, der seit 191 Chorasan 
verwaltete. 

Isbahän oder Samarkand; Ort und Jahr nicht erhalten. 
Av. unten v^j-w*[-/o], Rev. unten: «jaä^Lj Jf^6 (cf. Poole I, 
pag. 99 u. 102; Lav. Nr. 901 u. 911). 

Afrikija 176; ferner ein Fragment ohne Jahr. 

Buchära 193 (2 Expl.). Rev. unten Xjj^ (vergl. über 
Hammüja Stickel: Handbuch I, pag. 101). Ein Fragment ohne 
Ort u. Jahr; jedoch genau wie die bei Lav. 857 aas Buchara 194 
verzeichnete Münze. 

al-Basra 134, 141, 160, 162; zwei Fragmente ohne Jahr. 

Balch 185 (2 Expl.) 187, 194; vier Fragmente ohne Jahr. 

Zereng 181 (2 Expl.) 

Serra-men-rä 233. Av. doppelte Randschrift. Rev. oben 
äJJ, unten ^Uf J^ }^j^^ (Tics. 1882, Tornb. ') p. 86, Nr. 349). 

Samarkand 194, 195 (3 Expl.); zwei Fragmente ohne Jahr. 

al-'Abbäsija 166 (2 Expl.). Rev. oben jp^, unten vXj^ . -; 
ein Fragment . . 5. 

Kermän 165. 

alKüfa 132, 137, 147, drei Fragmente ohne Jahr. 

al-Muhammedija 154, 167, 180, 185, 186, 187, 188, 191; 
21 Fragmente ohne Jahr. 

Bemerkenswerth davon ist der Dirhem vom Jahre 186 (voll- 
ständig erhalten). Av. wie gewöhnlich. Rev. im Felde: 



1) G. J. Tornberg: Numi Cufici Regii Numophylaciae Holmiensis 

Upsalae 1848. 



Mühammedaniecher Mflnzfund tod Pinnow. 275 

Diese Mfinze ist jedenfalls die nämliche, welche Frähn : Rec. 
pag. 27* Nr. 209 beschreibt (^rariss. notab.") Frähn vermochte 

jedoch auf dem ihm vorliegenden Exemplare den Namen dj]ö 

nicht zu erkennen, sondern gibt nur die Zeichen 

Die gleiche Münze, jedoch vom Jahre 184, verzeichnen Poole I, 
pag. 78; Lav. Nr. 820. Über Daüd sowie das Münzzeichen 

öjj^ cf. Stickel, Handb. I, pag. 96 f. 

Medlnet es-SaUm (Bagbdäd) 149, 150, 155, 156, 157, 
160, 161, 162, 164, 172, 180, 181, 186 (2 Expl.), 187 (4 Expl.), 
188 (2 Expl.), 189 (3 Expl.), 190, 192, 195, 204. Ferner 
47 Fragmente ohne Jahr. 

Merw. Jahr? (Fragm.). Ineditum. 





Av.: Im Felde die gewöhnliche Legende; darunter: 

Ich vermag diesen Namen nicht zu lesen. 

Randschrift: ^ ^ xLslX^ f^J^ 

Die Bezeichnung iiUuvX^ vor dem Stadtnamen ^^ findet 

sich ausserdem nur auf Münzen aus den Jahren 184, 186, 194, 
195, 198 (sämmtl. bei Ties.) 

Rev.: Im Felde, von einer Kreislinie eingeschlossen: der 
II. Teil des Symbolums; darüber . . . 5^, darunter? (abgebrochen). 

Randschrift: ... ^ ^ ^y^) ^■^^♦^ 

Die Randschrift schliesst augenscheinlich mit ^^ ,.JjL>jf], 

da der Raum für die folgenden Worte des Spruches nicht mehr 
ausreichte. Darnach folgt aber noch ein einzelnes ... in 

der gewölbten Form, wie es sonst gewöhnlich die vollständige 
Randschrift abschliesst. 



276 



11. Nützel: 



Ma den e§-SäS 190 (3 Expl.). cf. Poole I, pag. 86. 

Nalsäbür (?) . . 7. (Vom Namen des Ortes nur i^jLi» . . 
erhalten.) 

al-Härünija 169. Rev. oben: [x#j lib.], unten: j»;Lä.^.o 

cf. Stickel I, p. 81; ferner Poole I, p. 63. Tics. 1088. 

al-Jemaraa 167. 

Ort (?) Jahr 209. (Am Rande ein Stück abgebrochen). 
Ineditum. 




Av. Im Felde die gewöhnliche Legende. 

Randschrift, von einem feingeperlten Kreise eingeschlossen : 

Rev. Im Felde, von einem feingeperlten Kreise umgeben: 

ÄÜf Jy^(?) 

Randschrift (grossenteils verwischt): die proph. Sendung. 
Vom Namen des Prägeortes ist nur i. j\j zu lesen; der In- 
halt des ziemlich breiten Zwischenraumes ist leider völlig ver- 
wischt. — 

16 Fragmente ohne Ortsnamen aus den Jahren 136 — 249. 
Ferner sechs Fragmente, die nur den Namen des Ghalifen al-Mahdi 
(158—169 d. H.), vier, die nur den des Ghalifen al-Mu'ta^im billah 
(218—227 d. H.) bewahrt haben. Endlich mehrere Hundert 
Fragmente ohne genaueres Merkmal. 



Muhammedanischer Münzfund von Pinnow. 



277 



Idrisiden. 
Wallla 172. (vollst.). Durchmesser 26mm. Gewicht 2,2 gr. 
Ineditum. 




Av. Im Felde die gewöhnliche Legende. 

Randschrift, von doppeltem geperltem Kreise eingeschlossen: 

Rev. Im Felde, von einem geperlten Kreise eingeschlossen: 



Randschrift: ^L^ ^f Osa^ ^ (J^^;^^ [^] r^^ '■♦^ 

lij^j ^\^ J^ UJf ^^f ^ LJf oi^j^ v_ä^( 

Dieser Spruch: ^Es ist nun gekommen die Wahrheit und 
vergangen das Nichtige; denn das Nichtige ist vergänglich'' 
steht Koran, Sur. 17, 83. 

Die zweite Zahl des Datums möchte man zunächst i^jf^ 

lesen; allein das Jahr 162 ist hier unmöglich, da die Idrisiden- 
dynastie mit Idrts I. 'Abd-allah (172-177 d. H.) erst 172 zur 
Herrschaft kam. Man muss wohl annehmen, dass die vierte 
Zacke des Wortes, die allerdings sehr breit ist, die beiden 
Buchstaben -a-^i^ darstellt, so dass das Wort ..yju^ zu lesen ist. 

Idrisidenmünzen waren bisher erst vom Jahr 173 an be- 
legt (Frähn: Rec. pag. 7*** Nr. 1.) 



278 H. Nützel: 

Aghlabiden. 

Afrlkijal85. (vollst.). Durchmesser22mm. Gewicht 2,82 gr. 
Ineditum. 




Av. Im Felde die gewöhnliche Legende. 
Randschrift, von einfacher Kreislinie umschlossen: 

Kev. Im Felde, von einfacher Kreislinie eingeschlossen: 




^f ^ äJJ( 

Randschrift: ^ äÜI lXaP ^ ^Uf ^"^f [äj^I U^] 

Den Namen des Prägeortes lese ich Afrikija, wo ja die 
meisten Aghlabidenmfinzen geprägt wurden. Allerdings sind 
auf vorliegender Münze die fünf Buchstaben zwischen ( und & 
nicht einmal angedeutet; man vergleiche jedoch den eigen- 
tümlichen Schriftcharakter der vorhergehenden Worte. 

Von den durch Ibrahim I. ben Aghlab (184—196 d. H.) 
geprägten Münzen datirte die älteste bisher bekannte erst vom 
Jahre 190 d.H.*) (Poole I, p. 56). 



1) Nachträglich finde ich unter den neueren Erwerbungen des Bezi Gab. 
einen Aghlabiden-Dirhem yom J. 184. 



Muhammedanischer Münzfund von Pinnow. 279 

Tahiriden. 

Abra§ahr. Jahr? (Fragment.) Ineditum. 





Av. Im Felde die gewöhnliche Legende; darunter: 

Innere Handschrift, von einem geperlten Kreise einge- 
schlossen: ÄJUM i^^lj ^t-^jOJf 

Äussere Randschrift: 'If ^'^\ äU 

Bev. Im Felde, innerhalb eines geperlten Kreises: 



(Abgebrochen). 

Bandschrift: die prophetische Sendung. 

Tornb. 1. c. p. 31, Nr. 8 beschreibt eine Münze aus 
Abraäahr vom Jahre 210 mit genau denselben Legenden wie auf 
der vorliegenden, wobei allerdings Tornb. das Wort ,^^\jaj\ 
noch unbestimmt lässt. Doch ist unsere Münze eine von jener 
verschiedene Prägung, da Tornb. ausdrücklich bemerkt, dass 
das Feld des Rev. von doppeltem geperltem Kreise einge- 
schlossen sei, während unsere Münze nur einen einfachen ge- 
perlten Kreis zeigt. 

Samarkand 208. (Vollst.) Durchmesser 25 mm. Gewicht 
3,19 gr. 

Av. Im Felde die gewöhnliche Legende. 

Innere Randschrift, von einer Kreislinie eingeschlossen : das 
Datum. 

Äussere Randschrift: 'If j^^^l ^U 



280 H. Nützel: 

Key. Im Felde, innerhalb eines geperlten Kreises: 

Air üÄjis,. 

Bandschrift: Die proph. Sendung. 

Diese Münze war bisher durch ein einziges Exemplar (in 
Stockholm befindlich) belegt (Tornb. 1. c. p. 129, Nr. 3). In 
der Revue Beige de Numism. T. XXXI, 1875 p. 191, Nr. 3 
veröffentlicht Tiesenh. ebenfalls einen Tahiridendirhem ans 
Samarkand 208 , auf dem jedoch an Stelle des Namens iii^ib 
das Wort ^ -S^liaJf steht. 

Fragment ohne Ort und Jahr; die Legenden, soweit erhalten, 
genau wie auf der eben beschriebenen Münze. 

al-Muhammedija 206. (Fragm.) 

Av. Im Felde, innerhalb eines geperlten Kreises : die gewöhn- 
liche Legende; darüber: [s^Jb>^]'^f; darunter: [^^]5?. ^ 

Randschrift: ^^^aäSLo^ »os^ iüLv^ Xj 

Bev. Im Felde, innerhalb einer Kreislinie: der 11. Teil 

des Symbolums; [darüber j6]; darunter: .»^aa^jüI 

Bandschrift: Die prophetische Sendung. 
Dieselbe Münze bei Nesselm.*) p. 68, Nr. 240; cf. 
Tiesenh. in der Wiener numism. Ztschr. 1871, p. 175, Nr. 59. 
Merw. Jahr? (Fragm.) 
Av. Im Felde die gewöhnliche Legende; darunter: 



1) Nesselmann: Die Orient. Manzen des Akadem. MOiuscabinets in 
Königsberg. 1856. 



Muhammedanischer MüDzfund vou Pinnow. 281 

Innere Randschrift, von einfacher Kreislinie eingeschlossen: 
iUv- jj^ (^oJf fv3sJ) LJ 

Äussere Randschrift: 'If j^'^] idi 
Rev. Im Felde, von doppelter Kreislinie eingeschlossen: 
der IL Teil des Symbolums; darüber <x\I; darunter: [Js^yL^H 

Randschrift: die prophetische Sendung. 

Dieselben Legenden finden sich wohl auf Dinaren aus Merw 
vom Jahre 245; ein solcher Dirhem ist jedoch bisher nur bei 
Nesselm. p. 73 Nr. 261 verzeichnet. Auf den von Tornb. p. 140 
Nr. 74 und von Frähn, Rec. pag 17*** Nr. 6 beschriebenen ähn- 
lichen Dirhems vom Jahre 241 und 242 fehlt das idj des Rev. 

Heinrich Nützel. 



Zeitoehrift tat Jünmumatik. XVIL 19 



Die ScMesiscIieii Münzen König Ferdinands vor 1546. 

Nachtrag. 

Nach dem Erscheinen der in der Überschrift bezeichneten 
Arbeit wurde ich von befreundeter Seite auf den Aufsatz des 
Herrn Professor Dr. von Luschin - Ebengreuth im XVIII. Bande 
der Wiener Numismat. Zeitschrift aufmerksam gemacht, in welchem 
dieser ausgezeichnete Kenner des österreichischen MQnzwesens 
die von mir auf S. 223 f. unter I und II bezeichneten StQcke fdr 
Erain in Anspruch nimmt, welche Landschaft bekanntlich einen 
dem schlesischen zum Verwechseln ähnlichen Adler im Wappen 
führt. Ich halte es für meine Pflicht, hier mit kurzen Worten 
zu dieser Ansicht Stellung zu nehmen. 

Luschin stützt seine Zutheilung im Wesentlichen auf fol- 
gende Gründe: 

1) In Schlesien sei bis 1532 keine königliche Münze im Be- 
triebe gewesen. 

2. Die vorliegenden Münzen passten nicht in das Mfinz- 
system Schlesiens sondern in das der Älpenländer. 

3. Für Krain habe Ende der 1520 er Jahre eine Münzprä- 
gung stattgefunden. 

Mir scheinen diese Gründe nicht ausreichend, die Frage zu 
Gunsten Krains zu entscheiden. Der erste basirt auf der Autorität 
Newalds und darf durch meinen Aufsatz wohl in soweit als be- 
seitigt gelten, als man angesichts des von mir beigebrachten 
Materials wenigstens die Möglichkeit wird zugeben müssen, 
dass schon vor 1532 in Schlesien königliche Münzen und zwar 



F. Friedensbnrg: MQnzen König Ferdinands 1546. 283 

durch EoDrad Sauermann geschlagen worden sind. Damit er- 
ledigt sich auch der zweite Einwand: das Bestreben des 
Königs ist offenbar von Anfang an darauf gerichtet gewesen, in 
Schlesien die österreichische Währung einzuführen, das beweisen 
die Urkunden wie die sicher schlesischen Münzen mit dem S von 
1540 and 41. Was aber die krainer Münzung anlangt, so 
kennen wir sichere und datirte krainer Gepräge nur von 1527 
(Sechser, Zwölfer und jene Pfennige mit C an Stelle des F auf 
den hier streitigen Stücken), auch weist keine urkundliche Nach- 
richt eine längere Dauer dieser Prägung aus: die streitigen 
Münzen aberreichen bis einschliesslich 1536. Es wäre ferner sehr 
sonderbar, wenn man aus den zum Einschmelzen bestimmten 
krainer Eirchenkleiuodien nur im ersten Jahre jene grösseren 
Münzen, dann aber noch neun Jahre lang diese elenden kleinen 
Heller geschlagen haben sollte. Näher liegt doch die Annahme, 
dass es in Krain überhaupt nicht viel solcher „Kleinater^ ge- 
geben hat, mit welchen man sehr bald durch die Ausprägung 
weniger Stücke fertig geworden ist. Bedenklich erscheint es end- 
lich auch, wenn Luschin, um sowohl die Stücke mit F als auch 
die mit C für Krain zu behaupten, annimmt, das ursprüngliche 
C habe dem F mit Rücksicht auf die einer grösseren Selbständig- 
keit der Landestheile abgeneigte Politik Ferdinands weichen 
müssen: diese Politik war doch bekannt genug und es ist sonst 
nirgends nöthig geworden, solch einen Buchstaben aus diesem 
Grunde durch das allgemeine F nachträglich zu ersetzen. Muss 
man nicht vielmehr annehmen, dass man in Krain ungeachtet 
der Politik des Königs das C auf die Münzen gesetzt hat, um 
sie von den Schlesiern zu unterscheiden? 

Die Funde lassen uns bisher im Stich: ein in der Lausitz 
gemachter enthielt allerdings mehrere Exemplare der von mir 
als ganze Weisspfennige angesprochenen Stücke — neben breslauer 
Groschen von 1546 f., aber da auch zahlreiche salzburger Pfennige 
darin auftraten, lässt er sich zur Entscheidung der hier inter- 
essierenden Frage nicht verwerthen. Auch aus dem Styl und 

der Fabrik dürfte sich bei der Kleinheit unserer Münzchen kein 

19* 



284 F* Friedensburg: Münzen König Ferdinands 1546. 

Anhalt für eine Zutheilung entnehmen lassen, die Vergleichung 
derselben mit sicheren Krainern, Steyermärkern und Schlesiern 
also keine wesentlichen Resultate ergeben. Wichtiger dagegen 
scheint, dass die Titulatur auf der Rf. des von mir beschriebenen 
Richtsückes PRInceps Et INPans HISPAniae Archidux — so 
ist nach Luschins richtiger Ansicht zu lesen — mit der auf den 
älteren krainer Sechsern angebrachten genau übereinstimmt und 
dass es, wie Herr v. L. mir mittheilt, auch ein steyrisches Richt- 
stück ganz derselben Art, nur mit dem Panther an Stelle des 
Adlers giebt. Da die krainer Münzen in der Prägestätte der 
Steyermark, zu Graz, geschlagen sind, so sprechen diese That- 
sachen mehr für die Richtigkeit von Luschins Ansicht. 

Alles in Allem genommen, stehe ich nicht, an die Entschei- 
dung als sehr zweifelhaft zu bezeichnen: mögen weitere Nach- 
forschungen glücklich zum Ziele führen! 

F. Friedensburg. 



Titakazos. 



In dieser Zeitschrift (XV 1887 S. 13f. und 49, Taf. I, 7 = 
III, 16) haben A. y. Sallet und A. Lübbecke eine Münze von 
Titakazos bekannt gemacht, die ersterer Pisidien oder Phrygien 
zutheilen, letzterer wegen des Fundorts (Pyrgos zwischen Sardes 
und Tralles) in Lydien unterbringen möchte. 

Titakazos ist, wenn auch Münzen dieser Stadt zuvor nicht 
bekannt waren, keineswegs neu, freilich auch in keinem unserer 
geographischen Handbücher verzeichnet. Galen erwähnt an nicht 
weniger als acht Stellen (Bd. VI S. 276, 335, 806; X S. 485, 833; 
XII S. 517; XIV S. 16; XV S. 648 ed. Kühn) den Wein von 
Titakazos {Tnaxa^tjvög olvog) und empfiehlt diesen leichten, 
herben Weisswein für gewisse Krankheitszustände als besonders 
geeignet. Überall geschieht dies mit einer gewissen Gleichraässig- 
keit, d. h. tiberall führt er ausser den italischen Sorten auch 
noch die diesen entsprechenden kleinasiatischen auf. Galen war 
bekanntlich Pergamener und in Pergamon und Rom thätig; so 
erklärt sich, dass er Italien und Kleinasien neben einander be- 
rücksichtigt. Er stellt also so ziemlich überall dem Sabiner, 
Albaner und Adrianer Wein den Tibener, den Arsyiner (oder 
Arsyener) und den Titakazener als durchaus gleichartige Sorten 
zur Seite, ein Mal (XII S.517) erwähnt er Titakazener, Arsyener, 
Arvisierwein als drei dem italischen Sabiner verwandte klein- 
asiatische Sorten. 

Der Arvisische oder Ariousische Wein, den die Alten als 
den besten aller griechischen Weine nennen, wuchs auf der Insel 
Chios (vgl. Strabo XIV, 1 § 35 ed. Kramer; Athenaeus p. 32 f 



286 H. Dressel: Titakazos. 

= I cap. 59; Galenus Bd. X S. 832; Plin. nat. bist. XIV § 73); 
der Arsyener nach Stephanus von Byzanz ebenfalls auf Cbios 
(obgleich Stephanus mit ^y^gav^vog doch wohl nur den ^Aqiov€ioq 
des Strabo meint, aus welchem er abgeschrieben hat; Galen 
nennt Arsyener und Ariousier als gleichartige Weine zwei Mal 
neben einander VI S. 276, XII S. 517); vom Tibener wissen wir 
durch Galen (XIV S. 16), dass er naq' ^fAtr, also in Pergamon, 
diesen Namen führte, weil er in einer Tlßag benannten Ortlich- 
keit gebaut wurde, also doch wohl im Pergamener Gebiet oder 
nicht allzuweit davon. Über den Titakazener fehlt jede Andeu- 
tung. 

Diese von Galen mehrfach zusammen erwähnten klein- 
asiatischen Weinsorten könnten nun recht wohl ganz ver- 
schiedenen Landstrichen angehören, ebenso wie die entsprechen- 
den italischen örtlich nicht zusammen gehören. Der Pergamener 
Arzt könnte aber auch seinen Patienten vorzugsweise solchen 
Wein empfohlen haben, der in Pergamon als Product der nächst- 
liegenden Gebiete Jedermann erreichbar war; und wenn er VI 
S. 806 schreibt xatd di rfjp ""Aaiav naq^ ^[aTv 6 w Ttßifyo^ icu 
TOiovwg^ xal 6 ^Aqtfvtpog^ xal fjtst^ attovg o T$%ccxaJ^iiv6g d. h. 
„von derselben Beschaffenheit (leicht) sind in Asien bei uns der 
Tibener und der Arsyiner, nächst diesen der Titakazener*', so 
spricht der gewiss nicht müssige Zusatz „bei uns^ doch sehr für 
die Annahme, dass er nicht Weine aus weitab liegenden Ort«n 
Kleinasiens sondern aus den Pergamon benachbarten Landstrichen 
bezeichnet. 

Von den mit dem Titakazener oben erwähnten drei Wein- 
sorten ist eine sicher aus Chios (der Arvisier) und, wenn Meineke 
zu Stephanus v. B. S. J26 Recht hat, auch die zweite (der Ar- 
syener), während die dritte (der Tibener) nicht allzu weit von 
Pergamon gebaut wurde: das würde also für Titakazos entweder 
auf Chios selbst, oder, was mir wahrscheinlicher yorkomnt, auf 
das Küstenland etwa von Pergamon bis Smyma führen« Auch 
der Fundort der Münze spricht für diese Gegend. 

H. Dressel 



Ein Qroschenfand in der Oberlansitz. 



Bei dem Umbau eines Stalles auf dem Bittergute Nicolaus- 
dorf bei Görlitz wurde im Jahre 1887 ein unglasirtes Thon- 
gefäss zertrüminert, ans welchem eine Anzahl MQnzcn rollten. 
Der zufällig anwesende Besitzer, Herr Kaiserbrecht, sammelte 
dieselben sorgfältig und vereinigte sie mit den übrigen, die noch 
in bunte Seide gehüllt waren. 

Der Fund bestand aus folgenden Geprägen: 

Böhmen. 
Wenzel IL, 1278—1305. Prager Groschen 2 

„ III., 1305—1306. , „ 3 

Georg, 1458—147], , „ 3 

Brandenburg. 
Churfürst Friedrich II., 1440-1470. 
Brandenburger Groschen. 
Hj. Adler im Schild, ohne Schleife oben und ohne Rosen 
zur Seite. Umschrift: 
HR'DQR'Q' iRTTR' P'QQPS ? OnUeOTOR ® 




S.J. Im Schild ohne Schleife und Beizeichen vjeifetdiges 
Wappen von Zollern nnd Nürnberg. Umschriil; 
6R0SSVS ■ flßJIRen BRTt'OanSVRG ® 
Landgrafschaft Hessen. 
Ludwig IIL, + 1471. 



288 ^^d* Scheuner: 

Groschen ohne Jahr mit folgenden Verschiedenheiten in der 
Legende: 

Hf. liVDaWiaVSoDÖI 6R2tai2toi^ Rf, 6R0SSVS . LTtßTGRÄVI • R 2 

li » „ ÄÄ 10 

liÄ , , ÄÄ 3 

L7t „ , hTCS 13 

L „ , Ii2K 9 
liTt „ , IJUSS 1 

LTtß , . Ä 1 



r. 



M 



undeutliche 



Meissen-Thüringen. 
Groschen. 

Goetz 3543(1), 3563(1), 3591(1), 3595(2), 3606(1), 3626 
(1), 3627 (1), 3631 pp. (33), 3672 (6), 3709 n. 3710 
(19), 3713 (2) — letztere 2 mit eingestempeltem ^ — , 
3721 (1), 3728 (1), 3751/55 (4), 3789 (4), wie 3789 
aber niSHBiSISS (1), 3800 (3), 3806 (3), 3838 (1) 
aber mit RISS auf der Hf. 

Im ganzen 143 Stück Groschen. 
Auffallend scheint bei diesem Funde die beträchtliche Anzahl 
hessischer Groschen. Dieselben sind aber in jener Zeit in der 
Oberlausitz viel in Kurs gewesen, was aus einer Valvations- 
Notiz in einem alten Görlitzer Münzbuche hervorgeht. Dieses, 
in Schweinsleder geheftete, handschriftliche Tagebuch der Görlitzer 
Münze, über welches später berichtet werden wird, beginnt 1450 
bei Wiedereröffnung der Münze und nennt uns Ao. 1460 folgende 
Werthe der verschiedenen Groschen unter der Ueberschrift : 

„Mesnisch gr." wie folgt: 

Item Leipcziger moncze die gewegene marg helt V loth 

1 quetL 
Item am schrote LXXIII gr. alt Breslichsz gewichte. 
Item freiberger gr. die Breslische gewegene mg. V loth 

1 quetl. 
Item am schrot LXXIII gr. 



7 



Ein Groschenfand in der Oberlausitz. 289 

Item Kolditczer gr. die Breslische gewegene mrg V loth 

'^ quetl 

Item am schrote LXXIIII gr. 

Item Hessische gr. die Brl. gewegene mf V loth 1 quetl. 

Item am schrote LXXIIII gr. 

Item aide Hessische gr. habin VII loth ^ qutl. 

Item Zewickawische gr. mit dem Sterne VII lot 1 firtil 

eins quetl. 

Item freiberger gr., die Rosen vnd Lügen habin VII lot 

ane ein firteil eins quetl. 
und so fort. Hieraus geht hervor, dass in der Oberlausitz die 
hessischen Groschen in jener Zeit gangbar und nicht die schlech- 
testen waren. 

Was die Vergrabungszeit des Fundes anlangt, so mag die- 
selbe in das Jahr 1469 fallen, als Herzog Heinrich von Münster- 
berg im Auftrage seines Vaters, des Königs Georg von Podiebrad, 
die abtrünnigen Lausitzer heimsuchen wollte. Er rückte am 
7. September des genannten Jahres vor Lauban und machte dann 
verheerende Ausfälle gegen Zittau, wobei Ostritz, Seidenberg 
und Schoenberg in Asche gelegt wurden und auch wohl das 
dazwischen liegende Nicolausdorf sein Teil mit abbekommen 
haben wird. 

Bud. Scheuner. 



Zur Pommersclieii nnd Mecklenburgisclieii MünztomdeO- 

IX. 



A. Der Denarfund von Labenz. 

Im Jahre 1889 wurde auf der in der Gemarkung Labenz 
(Kreis Schievelbein) belegenen, grössten der drei Inseln des 
Gangenow-Sees, die früher anscheinend bevölkert, jetzt unbe- 
wohnt ist, eine unsren Papierrollen ähnliche, etwa 3 Zoll lange 
Metallrolle ausgepfiügt, welche die nachstehend beschriebenen, 
von dem Grundherrn Rittergutsbesitzer Pretzell der Gesellschaft 
für Pommersche Geschichte und Altcrthumskunde geschenkten 
Münzen enthielt: 

1) Wendenpfennige mit Wiederkreuz, Rf, Malteserkreuz, 
wie Dannenberg, Mz. d. Sachs, u. fränk. Ks.-Z. Nr. 1335. 

2) Der oft für Pipin beanspruchte, niedersächsiscbe Denar, 
Mader, krit. Beitr. IV, Taf. 1, 2; BI. f. Mzkde III, Taf. X, 189, mit 
entstelltem Tempel. Rf, entstelltem S. Colonia, über den ich mich 
bei Gelegenheit des Fundes von Horst (Bd. XIV, 252 d. Z.) aus- 
führlich ausgelassen habe. 

Bogislaw und Kasimir von Pommern. 3)*-M* 
CKS6MÄR BV6V2LKVS gekröntes Brustbild mit Scepter und 
Schwert linkshin. Rf. + I • KS6MÄR BV6V2L2\;VS dreithür- 
miges Gebäude (Dbg. P.') Taf. I, 1). Gew. 1 Gr. 

4) HH-B-0-6-V-2-L-Ä-V-S- unbedecktes geharnischtes 
Brustbild mit Schwert und Fahne. Rf. + + X+S+S+K+B+I+H+V+S 



1) 8. Bd. XVI, 89 d. Zeitschr. 

2) d. h. Dannenberg, Pommerns MQnzen im Mittelalter (Berlin 1864), 
Sonderdruck aus den Berl. Bl. f. Münzkunde Bd. I, 154. 



H. Dannenberg: Denarfund von Labenz. 291 

Brustbild eines Bischofs mit Krumrostab linksbin. (Dbg. P. I, 2) 
Durchschnittsgewicht 0,86 Gr. 

5) + SCS lOHTtNHeS Kopf des Heiligen mit erhobener 
Rechten, Rf. BVDIZLKV • KK2SÖ16R dreithürmige Kirche 
(Dbg. P. I, 6). Durchschnittsgewicht von zweimal je 10 Stück 0,87 
und 0,85 Gr., unter denen eins, das auch im Stempelschnitt die 
Hand eines Stümpers verräth, auf der Ä/. die sinnlose Umschrift 
VÄHIV . . . ID hat Feingehalt eines probirten Stückes 0,540. 

6) Brakteat: über einer Mauer zwischen zwei Thürmen 
das Bild eines Geharnischten in halber Figur, mit Schwert und 
Fahne. 25 Mill. Gew. 0,65 u. 7 Gr. 

Die bei Mittelaltermünzen so oft entstehende Frage, welchen 
von mehreren auf einander folgenden gleichnamigen Fürsten sie 
angehören, ist regelmässig eine sehr schwierige, und in vielen 
Fällen nicht mit Sicherheit, sondern höchstens dahin zu ent- 
scheiden, dass die eine Münze die ältere, die andere die jüngere 
ist, denn wir müssen doch immer bedenken, dass in jenen Zeiten 
die Fürsten keineswegs eine Aufsicht über das Münzwesen in 
ästhetisch -historischer Beziehung ausübten, keineswegs also be- 
sorgt waren, ihre Gepräge von denen ihrer Vorgänger unter- 
scheidbar zu machen; gerade im Gegentheil lehren uns zahl- 
reiche Beispiele, dass man oft lange Zeit die gewohnten Bilder 
und Umschriften beibehielt, ohne sich darum zu kümmern, ob 
sie auch noch passten. Die angedeutete Schwierigkeit tritt uns 
bei unserm ersten Schritt in der pommerschen Münzkunde ent- 
gegen, denn die ersten Fürsten, die geprägt haben können, sind 
Bogislaw I. und Kasimir L, die von 1151 bis 1181, wo Letz- 
terer starb, gemeinschaftlich regiert haben, worauf dann Bogislaw 
bis zu seinem Tode 1187 Alleinherrscher blieb und seine Bruder- 
söhne Bogislaw II. und Kasimir II. zu Nachfolgern hatte, von 
denen jener 1220, dieser 1219 starb. In meiner ersten Ab- 
handlung über „Pommerns Münzen im Mittelalter" (s. An- 
merkung 2) habe ich diese Frage so zu ordnen versucht, dass 
ich vorstehende Nr. 3 an Bogislaw L und Kasimir I., Nr. 4 eben- 
falls an Bogislaw I., Nr. 5 aber an das jüngere Brüderpaar ge- 



292 H. Dannenberg: 

wiesen habe. Gründlich möchte ich hier die Frage nicht wieder 
erörtern, sondern mir das vorbehalten für meine in Aussicht 
genommene pomraersche Münzgeschichte, möchte aber doch hier 
die Gesichtspunkte geltend machen, welche seit dem Erscheinen 
meiner ged. Abhandlung sich neu ergeben haben. Da stehen in 
erster Reihe die Funde. Wir wissen von einem Funde unbe- 
kannter Herkunft, der nur gewisse hier nicht vertretene Arten 
enhalten hat, nämlich die mit dem Namen Bogislaw allein oder 
auch ganz ohne Fürstennamen, nur mit dem des Münzmeisters 
und der Prägstatt (Godefridus Rf. Perenncelave u. s. w.), alle von 
gleicher Fabrik und mit einem Kreuze in vierbogiger Einfassung 
auf der einen, einer Kirche auf der andern Seite (s. Dbg. P. 
S. 7 — 9). Diese Denare haben, soviel bekannt, den Inhalt eines 
Fundes gebildet, den Thomsen (s.VIII u. IX. Jahresb. d. Ges. f. 
Pomm. Gesch. S. 72) von einem Berliner Mfinzfreunde (ich ver- 
muthe Benoni Friedlaender) erhalten hat, und der jedenfalls nach 
diesem Berichte eine Beimischung anderweitiger Pommern nicht 
gehabt hat, wie auch daraus hervorgehen möchte, dass diese 
höchst seltenen und sonst gar nicht vorkommenden Münzen sich 
genau in dieser Zusammenstellung in Thomsens Katalog Nr. 7413 
— 7431 wiederfinden. Zwar sind hier unter Nr. 7412 und 7432 
auch unsere vorstehende Nr. 3 und 5 aufgefühii;, diese sind aber 
dem Besitzer jedenfalls anderswoher zugekommen. Denn Thomsen 
war ein sehr eifriger Sammler, auf seinen häufigen Beisen und 
durch Briefwechsel emsig um Vermehrung seiner ansehnlichen 
Sammlung bemüht, und so wäre es zu verwundern, wenn er nicht 
diese zwei Denare aus einer Quelle erworben hätte, die sich vor 
etwa 35 Jahren aufgethan hat. Damals nemlich besass der hiesige 
^fünzhändler Weidhas einen kleinen Fund solcher Denare, in 
denen unsere Nr. 3 (Dbg. P. 1,1) mit etwa 6—10 Stück, Nr. 5 
(Dbg. P. I, 6) aber mit etwa 25—30 Stück vertreten war; auf 
Befragen gab er mir die bestimmte Versicherung, dass der Fund 
einen weiteren Inhalt nicht gehabt, und ich habe, ohne seine 
Wahrhaftigkeit für unanfechtbar zu erklären, doch keinen Grand, 
in diesem Falle an seiner Angabe zu zweifeln. Endlich hat 



Denarfund von Labenz. 293 

auch der Fund von Glembokie (s. Polkowski : decouv. k Glgbokie 
des mon. polon., Gnesen 1876) unter mehr als 1500 polnischen 
Brakteaten, meistens von Miesko dem Alten (1173 — 1202) und 
Boleslaws, sieben obiger Johannes-Denare (Nr. 5) gebracht (a.a.O. 
S. 11 und 22). — Aus diesen vier Funden nun scheint doch 
die Thatsache hervorzugehen, dass die bildnisslosen Bogislaws 
(Dbg. P. 3—5 und Thomsen 7413—7431) nicht zusammen mit 
den Bildnissmünzen, unseren obigen Nr. 3—5 umgelaufen sind. 
Daher scheint weiter die Annahme begründet, dass beide Sorten 
sich im Alter unterscheiden, und es fragt sich nur, welche Art 
die ältere sei. Und da muss doch wohl die Entscheidung dahin 
ausfallen, dass jenen Denaren mit Kreuz und Gebäude das höhere 
Alter zukommt, denn abgesehen vom Styl, der freilich beim 
Mangel sicher datirter ähnlicher Münzen keinen festen Anhalt 
bietet, ist ausschlaggebend, dass nur auf ihnen Bogislaw sich 
König nennt, was man wohl von Bogislaw I., der erst 1170 in 
den Reichs verband trat, nicht aber von seinem Nachfolger be- 
greiflich finden wird. Eine sehr weite Kluft wird aber zwischen 
allen diesen Münzen nicht liegen, zumal wenn, wie ich auch 
glaube, Polkowski die Niederlegung des Schatzes von Glem- 
bokie richtig auf das Jahr 1195, wo die blutige Schlacht von 
Mozgawa geschlagen wurde, berechnet. Es könnten dann die 
Denare mit REX kurz vor 1170 entstanden sein, wenig später 
wären die übrigen desselben Gepräges (Kreuz und Kirche) an- 
zureihen, wobei es unerheblich ist, dass Bogislaw erst 1181 seinen 
Bruder verlor. Aus der Zeit seiner Alleinherrschaft 1181—87 
scheint unsere Nr. 4 herzustammen. Sicher von dem Jüngern 
Brüderpaar ist dann wohl Nr. 5 (Dbg. P. I, 6), noch dazu da 
sie dem Siegfried von Cammin 1185—1202 (Dbg. P. S. 39 Tf. I, 51) 
so sehr ähnlich sieht. Dunkler ist die Sache bezüglich unsrer 
Nr. 3. Seit meiner ged. Abhandlung habe ich nämlich die Über- 
zeugung gewonnen, dass der in derselben S. 3 zum Vergleich 
herangezogene Denar mit OTTO MARICOO nicht bloss sicher 
brandenburgisch ist, sondern auch, dass er, der bisherigen An- 
nahme entgegen, nicht vom ersten, sondern vom zweiten Mark- 



294 H. Dannenberg: 

grafen dieses Namens (1184—1205) geprägt ist. Diese Über- 
zeugung habe ich Bd. VIII 169 d. Zeitschr. des Näheren begründet, 
und sie scheint auch allgemein getheilt zu werden (Bd. X 299 
d. Z. Bahrfeldt, Brandbg. S. 114). Bei dieser geänderten Sach- 
lage erscheint es mir noch schwieriger, über diesen Denar mit 
gekröntem Brustbilde ein entscheidendes Urtheil abzugeben, in- 
dessen könnte doch vielleicht für meine frühere Zutheilung an 
das ältere Herrscherpaar geltend gemacht werden, dass nur Ein 
Exemplar, und von minder guter Erhaltung hier vorgekommen 
ist, dass er also einer älteren, schon im Verschwinden begriffenen 
Prägung anzugehören scheint, und dann dass die schöne Arbeit 
mehr an die Glanzzeit der Brakteaten also an das dritte Viertel 
des Jahrhunderts als an dessen Wende mahnt. 

Ausser dem voistehend Dargelegten lernen wir aber 
aus unserm Funde noch mehr. Nicht bloss, dass die Wenden- 
Pfennige, die doch etwa anderthalb Jahrhunderte früher ent* 
standen sind, ebenso wie die Köln -Andernacher Nachprägungen 
(Nr. 2) bis um das Jahr 1200 in Geltung gewesen sind, denn 
letztere Thatsache wenigstens war beinahe schon durch die ihnen 
sich anschliessenden Denare Heinrichs des Löwen (Bl. f. Münz- 
kunde III, Tf.VI 104, 105, 117) erhärtet, sondern dass die ältesten 
Pommernherzöge gleich ihrem Zeitgenossen Jaromar von Rügen 
neben den Denaren auch Brakteaten geschlagen haben. Denn 
wohin anders als nach Pommern sollen wir Nr. 6 setzen? da 
Brandenburg ebensowohl als Mecklenburg ausgeschlossen ist. In 
„Pomm. Mz. im M. A.^ zwar habe ich mich schon zu diesem Satze 
bekannt, und zwei Brakteaten (Tf. III 21, 22) als Pommerische 
dem Anfange des XIII. Jahrhunderts zugetheilt, seitdem haben 
wir aber durch den grossen Brakteatenfund von Seelensdorf (BL 
f. Mzfrcunde S. 428, Bd. IX 280 d. Z., Bahrfeldt 285) die bessere 
Einsicht erlangt, dass wenigstens der erstere (Dbg. P. III 21, 
Bahrfeldt 94) brandenburgisch ist; beide sind von derselben 
Grösse, demselben dicken Blech wie die ged. Rügischen, und das 
war damals für ihre Zutheilung an Pommern bestimmend, kann 
es aber jetzt nicht mehr sein, seitdem wir die Seelensdorfer 



Denarfund Yon Labenz. 295 

Brakteaten haben, deren Umschriften nns belehren, dass diese 
Fabrik altmärkisch ist. Dagegen hat sich von anderer Seite 
unsre Kenntniss der älteren pommerischen Gepräge in erfreu- 
licher Weise erweitert, nämlich durch den Fund von Bünstorf. 
Dieser, etwa 1225 vergraben, hat eine Anzahl Brakteaten ans 
Licht gebracht, die ich aus verschiedenen Gründen für Gepräge 
von Demmin, Pyritz und Stargard, selbstverständlich herzogliche, 
nicht städtische erklärt habe (Bd. VII S. 413 Nr. 204—209 d. Z.), 
eine Aufstellung, die allseitigen Beifall gefunden zu haben scheint. 
Diese Brakteaten haben als Abzeichen eine Lilie, eine Rose und 
einen Stern, Abzeichen, welche im Laufe der Zeit sich zu stän- 
digen Münzwappen dieser Städte herausgebildet haben. Mit 
ihnen nun haben unsre Brakteaten Nr. 6, wie mir scheint, die 
grösste Fabrikähnlichkeit, besonders haben sie dieselbe ge- 
strichelte Einfassung wie Nr. 204 a. a. 0. (Pyritz). Diese Bün- 
storfer Brakteaten machen es also noch glaublicher, dass die 
vorliegenden ebenfalls pommerisch sind, was anzunehmen beim 
Mangel von Gegengründen unser Fund ohnehin anräth. Es könnte 
zwar Jemand erinnern, dass doch unsre Nr. 6 grösser sind als 
die Bünstorfer, 25 statt 21 und 22 Mill. messen, allein abgesehen 
davon, dass sie doch wohl etwas älter sind als die Bünstorfer, 
so würde dieser Einwurf nicht Stich halten gegenüber der That- 
sache, dass in jener Zeit nicht selten unter derselben Regierung 
Brakteaten von verschiedenstem Durchmesser geschlagen sind 
(Bernhard von Sachsen, Albrecht I. von Magdeburg u. s. w.). 
Ebensowenig kann in Betracht kommen, dass unter so vielen De- 
naren nur zwei Brakteaten vorgekommen sind, letztere daher 
wohl ebenso fremder Herkunft sein möchten wie die Wenden- 
pfennige und die Denare Nr. 2; es ist demgegenüber hinzuweisen 
darauf, dass erfahrungsmässig die Funde nicht die Regelmässig- 
keit der Zusanunensetzung aufweisen, wie der konstruirende Ver- 
stand sie voraussetzen möchte, gewöhnlich fehlt ihnen das, was 
wir erwarten, und umgekehrt liefern sie uns was wir nicht er- 
warteten; der Zufall hat zu sehr die Hand im Spiel. Aber bei 
allem, was ich vorstehend gesagt, bekenne ich, dass ich keine 



296 H. Dannenberg: 

Gewissheit, sondern nur Vermuthungen von gewisser Wahrschein- 
lichkeit bieten kann, die durch fernere Entdeckungen und Beob- 
achtungen Bestätigung oder Widerlegung finden mögen. 

B. Der Denarfund von KlOtzin. 

Es sind ungefähr 640 kleine Denare, etwa aus dem dritten 
Viertel des XIV. Jahrhunderts, welche zu Klötzin bei Gülzow 
(Kreis Gammin) ausgegraben und durch Schenkung des Herrn 
Edgar Schulze daselbst in die Sammlung des Pommerschen Ge- 
schichtsvereins gekommen sind. Sie sind durchaus ähnlich denen 
von Teschenbusch (Bd. VI 109 d. Z.), nur freilich war letzterer 
Schatz etwa zwanzigmal so gross und umfasst demgemäss auch 
viel mehr Arten. Aber wenn auch hier ausser anderen natnent- 
lich die in Teschenbusch allerdings nur in wenigen Exemplaren 
vertretenen schwedischen und polnischen Denare fehlen, so er- 
scheinen dafür einige, die dort nicht vertreten waren: die bischöf- 
lichen, deren Vorkommen die Nähe der Prägestätte erklärt, die 
Mecklenburger und Brandenburger. Die Hauptmasse in beiden 
Funden bilden die Stettiner, wogegen die Colberger hier weniger 
zahlreich, andrerseits aber die Stargarder in verhältnissmässig 
grösserer Anzahl auftreten als in Teschenbusch. Dies sind je- 
doch zufällige Erscheinungen, wesentlich dagegen, dass in beiden 
Funden Brakteaten*) ebensowenig anzutreffen waren als die 
Münzen von Cöslin, Garz und Stolp, was dem daraus von mir 
S. 130 a. a. 0. gezogenen Schlüsse, dass diese Städte erst später 
zu prägen angefangen, und das die Brakteaten zur Yergrabungs- 
zeit bereits aus dem Umlauf verschwunden gewesen, wohl neue 



1) Grote irrt, wenn er Bd. YII 321 Mzstad. alle pommerschen Hohlmünien» 
mit Ausnahme des Jaromar von Rügen, für Hohlpfennige, nicht für Brakteaten 
erklärt; er giebt S. 314 a. a. 0. den Unterschied zwischen beiden Mflnx- 
arten ganz richtig dahin an, dass die Hohlpfennige nach Einführung der ge- 
münzten Schillinge u. s. w. als deren Zwölftel geschlagen wurden. Letzteres 
trifft aber bei den kleinen pommerschen Brakteaten aus der Zeit von etwa 
1250 bis 1330 nicht zu, sie sind Ganzstücke ebenso wie die ihnen gleich. 
zeitigen zweiseitigen Denare ; freilich leugnet Grote das Nebeneinanderbestehen 
von Brakteaten und Denaren (s. Bd. YII 97 u. 106 a. a 0.). 



Denarfund Ton Klötzin. 297 

Unterstützung giebt. Einseitige Fehlschläge sind aber in unserem 
Funde fast noch häufiger als in jenem älteren. Bei der nachfolgen- 
den Beschreibung haben wegen zu schlechter Erhaltung etwa 
430 Stück ausser Acht gelassen werden müssen. 

Bisthum Gammin. Alle diese sonst nicht eben häufigen 
Münzen zeigen auf der Hf, den stehenden Bischof, einen Krumm- 
stab in jeder Hand; 

1) bei den einseitig ausgeprägten 5 Ex. 
(Feingehalt 0,385 ^) bleibt die Rf, zweifelhaft. Die anderen haben 
auf der Ä/. 

2) einen Löwen linkshin (Gewicht von 3 Stück 0,69 Gr., 
Durchschnitt 0,23 Gr.) 3 Ex. 

Es liegt nahe, in dem Löwen das Familienwappen des Bi- 
schofs, also Jaromars von Rügen 1288—1298 (Dbg. P. S. 45) zu 
sehen, und auf zwei Exemplaren ist er auch verschliflFen genug, 
um an einen so langen Umlauf glauben zu lassen, desto besser 
erhalten aber ist er auf dem dritten. Und eine sichere Analogie 
bietet ein Bd. VI S. 111 d. Z. erwähnter Denar mit derselben 
HJ, und dem sächsischen Balkenschilde auf der Ä/., der also 
vom Bischof Johann L 1343 — 1372, einem geborenen Herzoge 
von Sachsen-Lauenburg geprägt ist. — Ob die Figur der folgen- 
den Münze 

3) RJ, Sechsstrahliger Stern, eine Kugel in jedem Winkel 
(Gewicht beider 0,55 Gr., Durchschnitt 0,27 Gr.) 2 Ex. 
ebenfalls ein Wappen enthält, ist schwer zu sagen, da uns die 
Wappen der Camminer Bischöfe zwischen Jaromar und Johann L 
unbekannt sind. Es wäre wohl möglich, dass dem Sterne 
keine heraldische, sondern nur eine symbolische Bedeutung zu- 
käme; man denke an die Hand, die Kanne u. s. w. der branden- 
burgischen Bischofsmünzen. (Bahrfeldt a. a. 0. 750 — 756). 

4) fiy. Kirche mit vier Thürmen (Dbg. P. I, 52) 1 Ex. 

5) Rf, zweithürmiges Kirchenportal (Dbg. P. I, 53) 3 Ex. 
doch ist bei zweien das Portal nicht deutlich erkennbar. 



1) Nach gef. Ermittelung des Herrn Mflnzwardeins -Assistenten Brink- 
mann hierselbst 

Z«iteobrill far Nnmismatik. XVII. 20 



298 H* Dannenberg: 

Colberg. 6) Bischofsmütze, Rf. zwei gekreuzte BischofiB- 
stäbe, umgeben von vier Kugeln (Gewicht von 10=2,63 Gr.) 

15 Ex. 

Demmin. 7) Lilie, theils mit, theils ohne Kugeln i. F., 
Rf. Greif links 5 Ex. 

8) Eine Lilie (?), deren obere und untere Hälfte gleichge- 
formt, die Blätter ausgezackt (einseitig) 3 Ex. 

Obwohl in der Bildung von der herkömmlichen sehr ab- 
weichend, ist diese Figur doch wohl nichts anderes als die 
Demminer Lilie ; leider ist mir bisher ein zweiseitig ausgeprägtes 
Exemplar noch nicht vorgekommen. 

Pyritz. 9) Sechsblättrige Rose, Rf. Greif links (Teschen- 
busch Taf. II, 11) 1 Ex. 

10) Eben solche mit nicht ausgeprägter Rf. (Feingehalt 
0,450) 4 Ex. 

11) Ähnlich Nr. 9, doch nähert sich die Rose der Sternform 
(Teschenbusch Taf. II, 12) 5 Ex 

12) Sechsblättrige Blume, deren schmale Blätter in je drei 
Lappen auslaufen, Rf. nicht ausgeprägt (Teschenbusch Taf. II, 13) 

lEx. 

Es ist hier wie bei Nr. 11 schwer zu entscheiden, ob die 
Pyritzer Rose oder der Stern von Stargard dargestellt sein soll, 
es scheint, die Stempelschneider haben absichtlich solche Ähn- 
lichkeit mit den Geprägen der Nachbarstadt angestrebt. 

Stargard. 13) Ein grösserer Thurm zwischen zwei kleineren 
Rf. sechsstrahliger Stern, in jedem Winkel eine Kugel (Feinge. 
halt 0,372) 7 Ex. 

Die Thürme sind ganz ähnlich denen des einseitigen Pfennigs 
Dbg. P. I, 55. Aber obwohl der Bischofsdenar Nr. 8 ebenfalls 
einen Stern trägt, wird man doch um deshalb unsre Münze nicht 
für bischöflich erachten dürfen, denn einerseits ist dieser Stern 
ganz anders gestaltet, andrerseits passen doch diese Thürme 
weit besser für ein städtisches als für ein bischöfliches Gepräge. 
Die grössere Zahl dieser Münzen sind einseitige Fehlschläge, 
wenn man bei ihrer Menge nicht vielmehr annehmen muss, dass 



Denarfund von ElötziD. 299 

die Ausprägung der zweiten Seite damals in Pommern für etwas 
Überflüssiges erachtet wurde. 

14) Nur mit dem Stern (Gewicht von 10 St. 2,86 Gr.) 23 Ex. 

15) Nur mit den Thürmen 13 Ex. 

16) Stern, dessen sechs Strahlen nicht spitz auslaufen, sondern 
Parallelogrammen mit abgerundeten Ecken gleichen, RJ, Greif 

1 Ex. 

17) Ebenso, aber mit einer Kugel in jedem Winkel 5 Ex. 

18) Sechsstrahliger Stern, mit Kugeln in den Winkeln, Rf. 
Greif (ähnl. Teschenbusch Nr. 16) 4 Ex. 

19) Ebenso, aber nur die Sternseite ausgeprägt (Gew. von 
10 St. 2,64 Gr.) 16 Ex. 

20) Fünfstrahliger Stern, ähnlich einer Sternblume, i2/. 
nicht ausgeprägt 1 Ex. 

Ob auch diese Münze stargardisch ist, könnte zweifelhaft 
erscheinen, es giebt aber ein vollständiges Exemplar, das doch 
wohl dafür spricht: mit derselben Blume und vier Kreuzchen 
in den Winkeln, Rf, mit doppeltem S und zwei Ringeln. Die 
Stempelschneider haben eben, um die Jahrgänge zu unterscheiden, 
das Münzbild des Sternes auf die verschiedenste Weise gestaltet. 

Stettin. 21) Dreithürmiges Thor, in dessen Öffnung ein 
Helm, Rf. Greif links (Feingehalt 0,485 Gr.) 43 Ex. 

21 a) Ebenso, aber die RJ, nicht ausgeprägt 26 Ex. 

Usedom. 22) Helm links, Rf. Greif links (ähnl. Teschen- 
busch Taf. II, 25) 2 Ex. 

Der eine dieser Helme ist mit fünf Federn besteckt; ob der 
andere auch, erlaubt dessen schlechte Ausprägung nicht zu 
sehen. 

Wolga st. 23) Zwei gekreuzte Schlüssel, Rf. Greif links 
(Bd. V, Taf. VII, 7 d. Z.) 2 Ex. 

Es folgen einige einseitige, die wohl auch Pommern sein 
mögen. 

24) Kreuz mit einer Kugel in jedem Winkel 1 Ex. 

25) Zwischen zwei (?) Säulen abgerissener Adlerkopf linkshin 

l Ex. 

20* 



300 H. Dannenberg: 

Mecklenburg. 26) Stierkopf im Portale, Rf, undeutlich 
(Kreuz?) (Bd. V, Taf. VII, 17 d. Z.) 1 Ex. 

27) Stierkopf, Rf. unkenntlich (Stadtthor?) 1 Ex. 
27 a) Desgleichen, aber einseitig ausgeprägt 3 Ex. 

28) Einseitig; Kreuz mit DV • und drei Kugeln in den 

Winkeln 1 Ex. 

*• 

Zweifelhaft ob DVX zu lesen. Die Ähnlichkeit mit Nr. 15 
Taf. VII, Bd. V d. Z. räth, dies Münzchen eher hier als unter 
Pommern einzureihen. 

Brandenburg. 29) Adler, Rf. Löwe linkshin 2 Ex. 

Wegen der eigenthümlichen Fabrik habe ich nicht gewagt, 
ein ähnliches Stück meiner Sammlung für brandenburgisch zu 
erklären. Hier liegt aber wohl, namentlich mit Rücksicht auf 
die folgenden zwölf einseitigen, die nur das Hauptbild des Adlers 
tragen, keine andre Möglichkeit vor, und es dürfte der Löwe das 
Familienwappen wie der Adler das Landeswappen sein. Der Adler 
könnte also der pfälzische oder der luxemburgische sein, denn 
nicht nothwendig ist letzterem die Balkentheilung, die öfter auf 
kleineren luxembuigischen Münzen fehlt, nicht nur auf dem ältesten 
Denar, Bl. f. Mzkde. IV, Taf. XIII, 282, sondern auch ebenda 
XIV 300, 304, 305, 309 ; auch der böhmische Löwe ist trotz 
fehlenden Doppelschwanzes nicht ausgeschlossen. Dann wäre 
also diese Münze später als 1373 anzusetzen, in welchem Jahre 
das Haus Luxemburg zum Besitz der Mark gelangte. Aber ihre 
Vorgänger, die bairischen Markgrafen (1324—1373) waren als 
Pfalzgrafen ebenfalls zur Führung dieses Wappenthiers berechtigt, 
das vielfach, gekrönt und ungekrönt, nicht bloss auf bairischen 
und pfälzischen Münzen des Mittelalters (Beierlein, d. bair. Mz. 
d. Hauses Wittelsb. Nr. 9, 16, 39, 40, 60, 75, 76, 79, 90) er- 
scheint und insbesondere auch von Otto V. dem Finner, der 
zugleich, mit der Namenszahl VII, in Brandenburg herrschte, 
seinen pfälzischen Münzen aufgeprägt wurde (Beierlein 62 — 64). 
— Dass übrigens unsre Münze in unsern brandenburgischen 
Funden, soviel bekannt, bisher nicht vorgekommen ist, will 
nichts besagen, denn sie ist offenbar zum Verkehr mit Pommern 



Denarfund von Naseband. 301 

und vermuthlich in einem Grenzorte geschlagen, ebenso wie z. B. 
die Prenzlower Vierchen von Friedrich IL und der etwas ältere 
Denar mit Adler, RJ, Helm (Bd. V, Taf. IV 55 d. Z. und unten 
S. 16 No. 24). 

30) Desgleichen, aber nur der Adler ausgeprägt (Gewicht 
von 10 Stück 2,66 Gr.) 12 Ex. 

Schwer erklärlich ist die grosse Abweichung in Schrot und 
Korn, welche dieser Fund im Vergleich mit dem ihm so ähn- 
lichen von Teschenbusch zu erkennen giebt: bei letzterem 
ein Durchschnittsgewicht von 0,29 Gr. und ein Feingehalt von 
0,630, hier nicht nur das Gewicht, soweit es festgestellt ist, 
sondern besonders auch der Feingehalt (0,372 — 0,385-0,450-— 
0,485) bedeutend geringer, obwohl die Klötziner Münzen sich 
dem Auge ebenso weiss darstellen als die Teschenbuscher; sie 
scheinen also, wenn auch äusserlich diesen gleichwerthig, doch 
etwas jünger zu sein, und dürfte daher ihre Niederlegung gegen 
Ausgang des XIV. Jahrhunderts erfolgt sein. 

C. Der Denarfund von Naseband. 

Späteren Datums, etwa aus der Mitte des XV. Jahrhunderts, 
sind die ungefähr 2500 Münzen, welche bei Naseband (Kreis 
Neustettin) i. J. 1889 zu Tage gefördert sind. Dieser Fund ist 
dem von Arnswalde (Bd. V, 73 d. Z.) ziemlich gleichzeitig, unter- 
scheidet sich aber doch von demselben durch das Fehlen von Witten, 
wogegen sich hier ein paar Hohlpfennige hinzugefügt finden, 
ausserdem sind auch die geographischen Grenzen beider ver- 
schieden, denn statt der westwärts heimathlichen Mecklenburger 
von Arnswalde ist hier der Osten nicht nur mit polnischen, 
sondern auch mit Hochmeistermünzen, die bei Arnswalde gefehlt 
haben, reichlich vertreten. Rechnet man von der Gesamratzahl 
etwa 120 unkenntliche ab, so bestanden die übrigen aus folgenden 
Arten : 

Herzog Kasimir VI. von Stettin, 1413—1434. 1) Grosses 
a im Felde, Rf. Greif links (Dbg. P. HI, 39) 2 Ex. 



302 H. DanneDberg: 

Bei Arnswalde trat diese Münze in viel grösserer Zahl 
auf (Nr. 2). 

2) Greif links, Rf, Kreuz mit gespaltenen Enden, in jedem 
Winkel ein Ringel (Gew. 0,35 Gr.) 3 Ex. 

Über die Zueignung dieser Münze lässt sich streiten. Die 
hiernächst unter 3 — 5 aufgeführten, wegen des vierfachen Q (epi- 
scopus) der Nr. 5 doch wohl bischöflichen Denare, könnten uns 
veranlassen, auch dieser ebendenselben Ursprung zuzuschreiben, 
bedenkt man aber, dass sich das Kreuz für die Münzen eines welt- 
lichen Fürsten ebenso gut schickt wie für die eines geistlichen, 
dass demgemäss auch die herzoglichen Witten dieses Zeitraums 
auf der einen Seite den Greifen, auf der andern das Kreuz 
zeigen, und dass auch, worauf ich Bd. V, 80 d. Z. bereits hin- 
gewiesen habe, der Arnswalder Fund uns ein ganz analoges 
mecklenbuigisches Gepräge (mit Stierkopf, Rf. einfachem Kreuz, 
A. 42) gebracht hat, so wird der Schluss berechtigt sein, dass 
auch vorstellende Münze herzoglich ist. 

Cammin. 3) Kreuz, mit einer von einem Kreise einge- 
schlossenen Kugel in der Mitte, Rf, Greif links (Feingehalt 0,143, 
Gewicht von 10 Stück 3,34 Gr.) 158 Ex. 

4) Ebenso, jedoch der Greif rechtshin 9 Ex. 
Von der Regel, dass der Greif auf pommerschen Mittelalter- 

münzen von der linken Seite dargestellt ist, bietet unser Fund 
bemerkenswerth viele Ausnahmen. 

5) Wie Nr. 3, aber in jedem Kreuzungswinkel ein fl (Dbg. 
P. III 56). Gewicht von 10 Stück 3,32 Gr. 77 Ex. 

Ich sehe keinen Grund, von meiner früheren Annahme, dass 
das Q episcopus bedeute, abzugehen. 

Cöslin. 6) Kopf Johannis des Täufers, Rf. S zwischen 
zwei Sternen. (Köhne, neue Beiträge Nr. 471) 1 Ex. 

Von diesem jedenfalls älteren Stücke unterscheiden sich 
die folgenden bedeutend durch grösseren Umfang und die Zeich- 
nung des Kopfes, auf Nr. 7 sind Haare und Bart im Anschluss an 
die Natur ausgeführt, während die vorgedachte kleinere ältere Art 
wesentlich nur den Uniriss des Kopfes giebt; mir ist Nr. 7 neu. 



Denarfund von Naseband. 303 

7) Kopf des Täufers, Rf, S ohoe Beizeichen (Feingehalt 
0,142, Gewicht von 10 Stück 3,09 Gr.) 50 Ex. 

Colberg. 8) Zwei geki-euzte Bischofsstäbe, von Kugeln 
umgeben (Arnswalde Nr. 19). Feingehalt 0,153, Gewicht von 
10 Stück 3,45 Gr. Etwa 1200 Ex. 

Fast die Hälfte der ganzen Fundmasse! 

Demmin. 9) Lilie, Rf. Greif links. (Feingehalt 0,157, 
Gewicht von 10 Stück 3,69 Gr.) 122 Ex. 

Es Hessen sich Unterabteilungen machen, die Lilie ist bis- 
weilen, was ich so noch nicht beobachtet habe, der florentinischen 
ähnlich gestaltet, d. h. Staubfäden erheben sich zur Seite des 
mittleren Blattes, das mit gekreuzten Parallelen schraffirt ist; 
die Schwierigkeit aber, bei der meistens nicht vollkommenen 
Ausprägung diese Unterscheidung scharf durchzuführen, hat mich 
auf dieselbe verzichten lassen. 

Garz. 10) Nesselblatt, Rf, Greif links (Köhne, n. B. 482) 7 Ex. 

Gollnow. 11) Zwei von vier Sternen begleitete Halbmonde, 
Bf. Greif links (Köhne, n. B. 491). Gewicht von 10 Stück 2,64 Gr., 

18 Ex. 

Pyritz. 12) Rose mit herzförmigen Blättern, Rf. Greif 
links (Köhne, n. B. 499), Gewicht von 10 Stück 2,77 Gr. 22 Ex. 

Stargard. 13) Breiter sechsstrahliger Stern mit einem 
Kreise in der Mitte, Rf. Greif links. (Gewicht 0,37 Gr.) 1 Ex. 

Gehört zu derselben Münzreihe wie der Cösliner Nr. 6 und 
ist daher kleiner als die folgenden. 

14) Breiter sechsstrahliger Stern, in der Mitte eine Kugel 
von einem Kreise umschlossen, zwischen den Strahlen je ein 
Punkt, Rf Greif links (Köhne, n. B. 509). Gewicht von 10 Stück 
2,50 Gr. 237 Ex. 

15) Ebenso, aber der Greif von der rechten Seite 18 Ex., 
möglich auch mehr, die mangelhafte Prägung erschwert die Fest- 
stellung. 

Stettin. 16) Gekrönter Greifenkopf in dreieckigem Schilde, 
über demselben und zu jeder Seite ein Ringel, Rf. Greif links 
(Dbg. P. IV 91). Gewicht von 10 Stück 2,48 Gr. 50 Ex. 



304 H. Dannenberg: 

17) Vierchen. SoToQoToToIonoJßoO gekrönter Greifen- 
kopf zwischen Stern und Ringel, links, Rf, Greif links (Köhne, 
n. B. 518—523), Feingehalt 0,14 Gr., Gewicht 0,49 Gr. 1 Ex. 

In dem ganzen Funde, dessen Reinheit keinem begründeten 
Zweifel unterliegt, kommt nur dies einzige Vierchen vor, und so 
könnte man dasselbe für das einzige gerettete Überbleibsel aus 
älterer Zeit halten; da aber diese Münzsorte noch lange nach 
der muthmasslichen Vergrabungszeit unseres Fundes geprägt 
wurde und umlief, so müssen wir dasselbe im Gegentheil für 
eine der ältesten derartigen Münzen halten und vielleicht an- 
nehmen, dass in Naseband die Vierchen weniger beliebt gewesen 
als die Denare. Es ist übrigens auch ganz natürlich, dass die 
Landeshauptstadt mit Einführung dieser neuen Münzsorte den 
Anfang gemacht hat. 

18) Hohlpfennig. Gekrönter Greifenkopf links, dahinter ein 
Ringel (oder auch ein Stern). Gewicht von 9 Stück 2,04 Gr., also 
Durchschnitt 0,23 Gr. 9 Ex. 

Nicht zu verwechseln mit den Brakteaten des XIII. Jahr- 
hunderts, da diese Hohlpfennige den übrigen Münzen des Fundes 
ziemlich gleichartig und in schlechterer Metallmischung bis 
gegen den Schluss des Jahrhunderts geprägt worden sind. 

Stolp. 19) Ein durch drei Wellen angedeuteter Fluss, Rf. 
Greif links (Köhne, n. B. 524) 109 Ex. 

Stralsund. 20) Hohlpfennig. Im Strahlenrande die Flagge 
mit einem Sterne in derselben 1 Ex. 

Treptow a.R. 21) Kleeblatt, Rf, Greif links (Köhne, n. 
B. 568), Feingehalt 0,150 Gr., Gewicht von 10 Stück 3,34 Gr. 

178 Ex. 

22) Desgleichen, aber der Greif rechtshin 11 Ex. 

Wollin. 23) Halbe Lilie und halber Stern aneinanderge- 
stellt, Rf Greif links. (Gewicht von 6 Stück 2,30 Gr., Durch- 
schnitt 0,38 Gr.) 10 Ex. 

Der Wittenpfennig Bd. XVI, S. 108, Taf. VI 15 d. Z. sichert 
diesen lauge unerklärt gebliebenen, in zahlreichen Abarten auf 
uns gekommenen Denaren hier ihren Platz. 



Der Fund von Doelitz. 305 

Diese sonst seltene Münze, durch ihre Fabrik eher hierher 
als nach Brandenburg gewiesen, scheint besonders für den Ver- 
kehr mit Pommern geschlagen zu sein, denn in den polnischen 
Sammlungen kommt sie kaum vor, nicht in den Katalogen der 
grossen Sammlungen Mikocki, Reichet, Radziwill, Zelt. Sie hat 
auch bei Arnswalde und Zezenow (Bd. XII, 398 d. Z.) gefehlt, 
und möchten gleich Nr. 32, die in beiden Funden anzutreffen 
war, eher diesem Wladislaw als seinem Nachfolger Wladislaw 
Varnenczyk 1434 — 1444 zugehören. 

Bezüglich des Gehalts und Gewichts giebt auch dieser Fund 
gleich dem vorigen uns Räthsel auf. Denn der ihm verwandte 
Arnswalder ergab für seine Denare ein Durchschnittsgewicht von 
0,25 Gr. und einen Gehalt von 0,200. Hier ist der Gehalt be- 
deutend geringer, soviel ermittelt zwischen 0,140 und 0,167, 
dagegen das Gewicht grösser, freilich mit bedeutenden Schwan- 
kungen, zwischen 0,25 und 0,38 Gr. 

D. Der Fund von Doelitz, 

der im Frühjahr 1887 unweit Stargard in Pommern aus- 
gegraben wurde, ist dem vorhergehenden und den beiden Arns- 
waldern (s. auch Bd. XV, 194 d. Z.) zeitverwandt, darin aber von 
allen bisher beobachteten verschieden, dass er nicht bloss Scheide- 
münzen, sondern auch rheinische Goldgulden, elf an der Zahl, 
enthalten hat. Seine 829 Münzen vertheilen sich wie folgt: 

Rheinische Goldgulden. 

1} Kaiser Sigismund. Lüneburg 1 Ex. 

2) Kaiser Friedrich III., Frankfurt (Cappe, K. Mz. III, 737, 
aber Q statt des Weinbergischen Schildchens zwischen den Füssen 
des Heiligen) 1 Ex. 

3) Mainz. Erzbischof Konrad III., geprägt in Höchst, mit St. 
Peter über dem Wappen, Rf. im Vierpass das Rad umgeben von 
4 Wappen (ähnl. Cappe 585) 1 Ex. 

4) Mainz. Konrad III, Bingen, mit dem Erzbischof über dem 
Wappen, Rf. im Dreipass das Rad im Schilde 1 Ex. 



306 H. Dannenberg: 

Braodenburg, Friedrich L, 1415-1450. 24) Adler, Ä/. 
Helm links. (Bd. V, Taf. IV 55 d. Z.) 1 Ex. 

25) Hohlpfennig. Adler im gestrahlten Rande. (Ähnlich 
Weidhas XII, 11) 1 Ex. 

26) Hohlpfennig. Halber Adler und vier Mühlsteine im ge- 
strahlten Rande (Weidhas XIII, 5) 1 Ex. 

Ganz sicher ist es freilich nicht, ob hier das Stendaler 
Wappen oder wieder nur der brandenburgische Adler dargestellt 
ist; übrigens aber kommt ja darauf für die Hauptsache nichts an. 

27) Hohlpfennig. Der brandenburgische Helm im gestrahlten 
Rande. (Weidhas XII, 6-9) 4 Ex. 

Breslau. 28) Haupt Johannis des Täufers, zu seiner 
Rechten Andreaskreuz, RJ. Der schlesische Adler. (Friedens- 
burg, schles. Mz. Nr. 555 b) 1 Ex. 

War auch bei Arnswalde mit 12 Stück vertreten. 

Der deutsche Orden. 29) Der Hochmeisterschild auf 
langem Kreuze, Rf. Ordensschild auf langem Kreuze. (Bd. VII, 
Taf. II 3 d. Z.). Gewicht von 10 Stück 3,38 Gr. 15 Ex. 

Der Fund scheint diese bisher sehr seltene Münze über die 
ihr von mir a. a. 0. S. 1 60 angewiesene Zeit hinaufzurücken. 

30) Burgthor, über demselben ein Kreuz, R/, Ordensschild 
auf langem Kreuze. (Vossberg preuss. Mz. Taf. IV 104). Fein- 
gehalt 0,148 Gr., Gewicht von 10 Stück 3,74 Gr. 77 Ex. 

Auf keiner dieser sonst nicht eben häufigen Münzen ist 
über dem Burgthor ein T, wie Vossberg angiebt, zu erkennen, 
unmöglich wäre das Voihandensein einer solchen Art natürlich 
nicht, namentlich im Hinblick auf die Hochmeister-Schillinge mit 
0, 5H und t, zur Bezeichnung von Danzig, Marienburg und 
von Thorn. 

31) Hohlpfennig mit einem Kreuze (ähnlich Vossberg III, 58) 

lEx. 

Die Zutheilung ist nicht unbedenklich. 

Polen, Wladislaw Jagiello (1382—1434). 32) Adler, 

RJ. Krone (Bandtke III 42) 8 Ex. 

33) Adler, RJ, Kreuz. (Gewicht von lOStück 3,UGr.) 53 Ex. 



Der Fund von Doelitz. 307 

5) Trier. Otto, Coblenz, mit stehendem Erzbischof (ähnl. 
Bohl 6) 1 Ex. 

6) Köln. Theoderich, Bonn, mit Johannes dem Täufer, Rf, 
geviertetem Wappen im Dreipass, in dessen Winkeln drei Wappen 
(Cappe 1026) 1 Ex. 

7) Köln. Theoderich, Bonn. Der Heilige über dem Wappen, 
Rf. wie 6 (Cappe 1032) 1 Ex. 

8) Köln. Theoderich, Riel. Der Heilige über dem Wappen 
Rf. geviertetes Wappen, umgeben von vier kleineren Wappen in 
einer Einfassung von vier Bogen und vier Spitzbogen (Cappe 
1066) 1 Ex. 

9) Köln. Theoderich, Riel. Geviertetes Wappen auf langem 
Kreuze, Rf drei Wappen in Kleeblattstellung, anno 1433 (Cappe 
1072) 1 Ex. 

10) Pfalz. Ludwig III., Bacherach, mit thronendem Heiland, 
Rf. vier Wappen in den Winkeln eines Blumenkreuzes (Köhne 
N. F. S. 144 Nr. 331) 1 Ex. 

11) Pfalz. Ludwig IV., Bacherach, mit geviertetem Wappen 
auf langem Kreuze, Rf drei Wappen in Kleeblattstellung (Köhler 
Duk. K. 2042) 1 Ex. 

Pommern. 12) Casimir VL Greif, Rf. grosses Q (Dbg. 
P. TU 39) 1 Ex. 

13) Anklam. Grosspfennig mit Strahl und Greif 2 Ex. 

14) Barth. Grosspfennig, ähnl. Dbg. III 71 mit HO KS 

BÄ . . Greif, Ä/. ffiO KS § B . . . 1 Ex. 

Hier scheinen also doch, entgegen der Vermuthung Bd. XVI, 
S. 103 Nr. 13 d. Z. beide Seiten die Aufschrift moneta civitas 
Bart zu tragen. 

15) Colberg. Zwei gekreuzte Krummstäbe, Rf Greif 

4 Ex. 

1 6) Demmin. Grosspfennig mit Lilie, Rf. Kreuz, in dessen 
rechtem Oberwinkel eine Lilie (Dbg. P. II 75) 1 Ex. 

17) Demmin, desgleichen, aber im linken ünterwinkel noch 
ein a 1 Ex. 

18) Garz. Denar mit Nesselblatt, Rf. Greif 1 Ex. 



308 ^* Dannenberg: 

19) Gollnow. Denar mit zwei Halbmonden und vier Sternen, 
Rf, Greif 4 Ex. 

20) Greifswald. Witte mit Greif, Rf. Balkenschild auf 
langem Kreuze (Dbg. P. S. 61 Nr. 81) 1 Ex. 

21) Greifswald. Grosspfennig desselben Gepräges mit 
GRIPaSW (a. a. 0. 82) 15 Ex. 

22) Greifswald. Grosspfennig desselben Gepräges mit 
GRIPaSWO 4 Ex. 

23) Greifswald. Grosspfennig desselben Gepräges mit 
GRIPaSWOIi und GRIPaSWO-i 2 Ex. 

24) Pyritz. Denar mit Rose und Greifen 2 Ex. 

25) Pyritz. Vierchen mit JßOßaTK ßOVÄ 1 Ex. 

26) Stargard. Denar mit sechsstrahligem Stern, in dessen 
Mitte Ringel und Kugel, eine Kugel in jedem Winkel 579 Ex. 

Also mehr als zwei Drittel der Gesammtmasse. 

27) Stargard. Grosspfennig mit Greifen, RJ. $ßD6 Saß ROQ 
ßOT Kreuz mit 4 Sternen in den Winkeln (Dbg. P. II 89) 2 Ex. 

28) Stargard. Vierchen gleichen Gepräges, aber schriftlos 

5 Ex. 

29) Stettin. Witte mit Greifenkopf -Schild auf langem 
Kreuz, Rf. Greifen (Dbg. P. IV 93) 1 Ex. 

30) Stettin. Grosspfennig mit Greifenkopf, Rf Greifen 
(Dbg. P. II 92) 2 Ex. 

31) Stettin. Hohlpfennig mit Greifenkopf 3 Ex. 

32) Stettin. Denar mit Greifenkopf, Rf Greifen 3 Ex. 

33) Stettin. Denar mit Greifenkopf im Schilde, Rf Greifen 
(Dbg. P. IV 91) 1 Ex. 

34) Stettin. Vierchen mit SoToGoToIoftoSRoO Greifenkopf, 
Rf Greif (in verschiedenen Arten) 52 Ex. 

35) Stralsund. Grosspfennige mit Strahl und Kreuz ohne 
Abzeichen, Kreuz mit 2 Ringeln, Kreuz mit 2 Kreuzchen in 
2 Gegenwinkeln 9 Ex. 

36) Unkenntlich: 1 Witte und 4 Denare 5 Ex. 
Mecklenburg. Rostock. 37) Grosspfennig mit Greifen, Rf 

Kreuz 13 Ex. 



Der Fund von Doelitz. 309 

Brandenburg. 38) Hohlpfennige mit Adler (1 im glatten, 
3 im Strahlenrande) 4 Ex. 

39) Hohlpfennige mit Helm 4 Ex. 

40) Hohlpfennige mit Helm (Obol) 1 Ex. 

41) Prenzlow. Vierchen. PROffiSLOV Hohenzollernschild, 
Rf. Adler (Weidhas XH 20) 2 Ex. 

Anhalt. 42) Hohlpfennig mit dem Wappen; (gestrahlter 
Rand) 1 Ex. 

Meissen. 43) Groschen von Friedrich dem Streitbaren 
(t 1428), Wilhelm II. dem Reichen (f 1425) und Friedrich dem 
Einfältigen (f 1440) F. W. F. 1 Ex. 

Böhmen. 44) Wladislaw, Prager Groschen 4 Ex. 

Deutscher Orden. 45) Hochmeister Michael (Vossberg 
S. 159, Vni. Art.) 2 Ex. 

46) Hochmeister Michael (Vossberg S. 159, IX. Art.) 24 Ex. 

47) Hochmeister Paul 51 Ex. 

48) Hochmeister Konrad V. 51 Ex. 

49) Hochmeister Ludwig (Vossberg S. 172, I. Art. mit Dfl 

1 Ex. 

50) Thorn. Denar mit Thor, Rf, Ordenschild (Vossberg 
Nr. 104) 2 Ex. 

Wegen des Schillings Ludwigs von Erlichshausen (Nr. 49), 
der von 1450 bis 1467 regiert hat, werden wir unsern Fund 
um 1460 anzusetzen haben. 

H. Dannenberg. 



Literatur. 



Le B''° J., de Chestrct de Haneffe, numismatique de la 
principautö de Liege et de ses döpendances (Bouillon, Looz) 
depuis leurs aimexions. IL partie. Bruxelles 1890. 4**. 
S. 249-466 u. Tf. 30-54. 

Schnell ist dem Bd. XVI S. 359 besprochenen ersten Bande 
der zweite gefolgt. Er beginnt mit Bischof Georg, der 1545 die 
ersten Thaler, die Vorgänger der namentlich unter Robert de Berghes 
und Geiard de Groesbeeck zahlreich auftretenden, geschlagen 
hat und geht bis auf Bischof Johann Theodor, 1744 — 1763, 
nach welchem nur noch Sedisvakanzmünzen bis 1792 erscheinen. 
Angeschlossen sind den Münzbeschreibungen und Erklärungen 
ein kurzer Nachtrag zum ersten Bande, Nachrichten über die 
Stempelsclineider, die aber erst mit dem 16. Jahrhundert beginnen, 
und Urkunden (pifeces justificatives), sowie das a. a. 0. vermisste In- 
haltsverzeichniss. Alles, was dort Anerkennendes über den ersten 
Band gesagt ist, wird auch von diesem zweiten gelten, auf den 
näher einzugehen jedoch der Plan dieser Zeitschrift verbietet. 
Jeder Leser wird sich freuen, dass nunmehr dem lange empfun- 
denen Mangel einer Monographie über einen so wichtigen Münz- 
stand in so ausgiebiger Weise abgeholfen ist. H. D. 



ITekrolog. 

Am 24. Juni 1890 verschied der Königl. sächsische Hofrath 
Dr. jur. Albert Erbstein. Geboren am 3. Juli 1840 sah er 
sich fast schon durch seine Familienverhältnisse auf das Studium 
der Münzkunde hingewiesen, der schon der Vater und Gross- 
vater (dieser Verfasser der „numismatischen Bruchstücke", 
jener des „Brakteatenfundes von Wolkenberg*) sich gewidmet 
hatten. Nach beendigtem juristischen Studium nahm er nebst 
seinem überlebenden älteren Bruder Dr. Julius E. eine Stellung 
bei dem damals eben gegründeten germanischen Museum zu 
Nürnberg an, die ihm zur Erweiterung und Vertiefung seiner 
Kenntniss des deutschen Alterthums verhalf. Eine Frucht dieses 
Nürnberger Aufenthalts war das sorgfältige Verzeichniss der 
alten Nürnbergischen Münzsammlung des Isaac Payer, das er, 
wie fast ausnahmslos alle folgenden Arbeiten in Gemeinschaft 
mit seinem genannten Bruder verfasste, ein Beispiel fördernden 
Zusammenwirkens, wie unsere Literatur kein zweites aufzuweisen 
hat. Gemeinsam verfloss auch der Lebenslauf beider so innig 
verbundenen Brüder: beide fühlten sie sich nach einigen Jahren 
bewogen ihr Amt am germanischen Museum niederzulegen, beide 
übernahmen sie die Ordnung und Verzeichnung der berühmten 
Schulthess'schen Thalersammlung, der trefflichen Schellhass'schen 
Sammlung von Mittelaltermünzen sowie die Einordnung der gross- 
artigen V. Römer' sehen Sammlung Mittelaltermünzen in dasK. Münz- 
kabinet zu Dresden, wovon die betreffenden höchst lehrreichen 
Verzeichnisse („die Ritter von Schulthess-Rechberg'sche Münz- 
und Medaillen-Sammlung'', „die Schellhass'sche Münzsammlung ** 
und „des Königlichen Münzkabinetts zu Dresden Dubletten etc.") 
zu dauerndem Andenken gereichen, selbstverständlich keine Ver- 
zeichnisse von der Art der gewöhnlichen Eintagsfliegen, sondern 
vielmehr Handbücher von bleibendem Werth, bedeutsam durch 
zahlreich eingestreute unterrichtende Bemerkungen und mehr- 



312 Nekrolog. 

fache kleine Abhandlungen wie die über die Gemeinschaftsmünze 
von Richard von Friesack und Johann von Plotho, über den 
Brakteaten von Adorf u. s. w. Monographien über den wichtigen 
Brakteatenfund von Trebitz, „zur mittelalterlichen Münzgeschichte 
der Grafen von Mansfeld", ^ Münzgeschichtliches über Langen- 
salza", ^italienische Nachahmungen schweizerischer etc. Münzen* 
nebst einigen Aufsätzen in Zeitschriften („der Münzfund von 
Zöckeritz" in Bd. V d. Z. und „zur Geschichte des Doppel- 
adlers" in dem Anzeiger f. Kd. d. deutschen Vorzeit 1864 und 
1868) füllen die nächste Zeit bis ihm im Jahre 1882 die Ver- 
waltung des Königlichen Münzkabinets zu Dresden und mehrerer 
andrer Sammlungen übertragen wurde. Hier fanden sich aber 
der dringenden Arbeiten so viele, dass die Müsse für literarische 
Thätigkeit auf dem Gebiete der Münzkunde beschränkter wurde, 
und nur einzelne Aufsätze in der Zeitschrift für Museologie und 
„aus Dresdener Sammlungen" zur Vollendung gediehen. Wenn 
man aber auch von dem umfassenden Wissen und der gereiften 
Erfahrung des Verewigten vielleicht eine reichere Ernte auf 
diesem Felde hätte erwarten mögen, so wird man ihm doch das 
Lob nicht versagen können, dass er stets nur Mustergültiges 
und Durchdachtes vorgeführt hat, und wir werden uns der Hoflf- 
nung getrösten können, dass der Bruder, der Theilnehmer seiner 
Forschungen, gleichsam als ein theures Vermächtniss das von 
und mit ihm Begonnene, namentlich die schon so lange ver- 
sprochene Bearbeitung des Denarfundes von Brümmerloh und 
die Ergänzung des v. Posern'schen Werkes zu Ende bringen 
wird, dem geliebten Verstorbenen und sich selbst zu stetem, 
ehrenden Gedächtniss. 

H. D. 



Statt Tafel X (vergl. p. 167) ist zu lesen: Tafel VI. 



Register. 



A. 

A. Emissionszeichen auf Kupfermün- 
zen Constantin's 127. Werthzeichen 
des Follis Constantin^s 117. 

Abbasiden 273 fg 

al-Abb&sija 274. 

Abolla 167. 

AbraSahr 273. 279. 

Abydos 169. 177. 237. 

AchiUens 116. 117. 

Adalbero II v. Metz 202. 

Adela "^04 

Adelheid nnd Otto 204. 211. 

Aderbeig&n 272. 

Adler anf Münzen von Abydus 117. 
169. 237. Chalcis 3. Elia 5. 
Namia 2. — zwischen zwei Feld- 
zeichen: Ninive 239. — mit Gany- 
med: Iliom 9. 

ADLO(cutio) AVG. Aufschrift: Co- 
rinth, Nero 182. 

ADVE(ntus) AVG. Aufschrift: Corinth, 
Nero 182. 

ADVENTVS AVG. Aufschrift: Allectus 
231. 

A€V == ave. Aufschrift eines branden- 
burgischen Denars 104. 

Aegjpten 25. 

Aelins (?) Münze v. Elaea 192. 

Aeropns 234. 

Afrikanische Pr&gungd. Maximian 1*25. 

Afrtkija 274. 278. 

Agathokleia 240. 

Agblabiden 278. 

A3I. SyracuB 171. 178. 

Aktaeon. Kopf. Lampsakos 6. 

Albert v. Helmstedt 32. 

Albrecht d. Bär 246. 

Albrecht, Herzog t. Preussen 230. 

Alezander d. Qr. Kopf auf einem Con- 
tomiaten 162. 

Zeitochrift for NumiemAtik. XVII. 



Alexandria. Münze des Traian 26. — 
städtische Prägung 1 16 fg. — Reichs- 
münzstätte 117. 

Allectus. Prägung der Y^q Goldstücke 
46. 231. 

Altar. Beizeichen: Anactorium 172. 

Araalthea mit dem Zeuskind. Sidon 24. 

Amazone, reitend. Hyrgalea 22. 

Amblada 12. 

Amorium 19. 

Amphiktyonen 177. 

Anactorium 171. 

Anastasius. Ausgedehnte Kupfer- 
prägung 135. 162. 164. — Werth- 
zeichen auf Kupfermünzen 81. 

Anemurium 18. 

Anhalt Nachprägungen 105. 309. 

Anker. Brieg 248. 

Auklam 307. 

Anna v. Oesterreich 227. 

Anthemius. Contomiat 162. 

Antiochia 41. 195. 

Antiochus IV v. Commagene 18. 

Antoninianus 1 1 3. antoninianus 
aureus 152. 

Antoninus Pius 244. Caesarea Capp. 
193. Corasesium 16. Ephesus 10. 
Hyrgalea 22. Minoa 236. Nicaea 
190 fg. 

Antoninus u. M Aurel. Antiochia 195. 

C. Antonius 241. 

Aphrodisias 1 1 . 

Aphrodite. Kopf: Corinth 175 fg. 
Salamis 19. 

Apollo, stehend: Holmi 237. Iliiun 9. 
Lampsacus 170. — mit Bogen und 
Fackel: Mopsuesta 17. — sitzend: 
Delphi 177. Phaloria 236. — Kopf: 
Abydos 237. Chalcidice234. Cypcrn 
238. Damastium 3. Nar... 1 
Phaloria 23G. Sicyon 4. — ekatos: 
Ilium 9. — Leukates: Nicopolis 17. 

21 



314 



Register. 



AnOAAAN. Strateg von Hjrgalea 22. 
Apollonius y. Tjana. Contomiat 163. 
Apoleius. Contomiat 163. 
Aqnileja. Münzstätte des Maxentias 

1 26. Florentiner Münzp&chter 266. 
Arbitrage mit Kupfer des Constantius 

159. 
Arethnsa. Kopf: Sjracns 171. 
Argo. Sidon 25. 
Argos 6. 

Argos Amphilochium 172. 
uQyvQoue 68. 
API. Anactoriam 173. 
Ariminnm. Münzstätte des Maxentius 

126. 
Aristotimns 6. 
Arminya 272. 274. 
Amae 1. 

Arsinoe. Ephesns 10. 
Arsinoe in 25. 
Artemis, sitzend: Phaloria 236. — 

stehend: Selinns 17. Beizeichen. 

Corinth 174. — neben dem Hirsche: 

Abjdos 169. Ephesia: Minoa 286. 
As 81. 141 fg. 
ACKAHnioc. Aufschrift: Philomelium 

82. 
AsUepiostempel. Philomelium 22. 
Astartewagen. Gegenstempel. Sidon 

25. 
Astragalos. Beizeichen. Corinth 173. 
Athen 4. 
Augsburg 203. 
Augustus: Lystra 14. unbest. Präge- 

ort 195 fg. 
Aarelian. Münzreformversuche 187. 

Qoldmünzfass 39. Yerbot der 

städtischen Prägungen 117. 
Aurelianus argenteus 152. 
M. Aurel nnd Antoninas. Antiochia 

195. 
Ansfuhnrerbot der Edelmetalle 220. 

B. 

B. Emissionszeichen auf Kupfermün- 
zen Constantin's 127. 

Bagag . . . Cibyra 21. 

Bacharach 307. 

Bahram V 271. 

Bahrfei dt, E., Das Münzwesen der 
Mark Brandenburg Ton den ältesten 
Zeiten bis zum Anfange der Re- 
gierung der Hohenzolleen ... be- 
sprochen Y. Dannenberg 102. 

Baktrien 289 fig. 



Balch 274. 

Baltische Slaven 109. 

Baris 13. 

Barth 307. 

al Basra 274. 

Bassianus Caracalla. Ceretape 20. 

Beamtennamen auf Münzen zur Zeit 

des Antoninus nur in Asia und By- 

zanz 191. 
Begiden 210. 

Behaim, Th., Münzmeister in Wien 219. 
Bellerophon. Corinth 174. 
Berggott. Ephesus 10. 
Beschneiden der Solidi 52. 78. 
Biagota 107. 
Biene. Abydos 237. 
Bingen 305. 

Bischöfliche Familienwappen 297» 
Blitz. Beizeichen: Lampsacus 6. 

Syracus 171. 
BAOZAN. Beamter. Ephesus 10. 
Böhmen 107 fg. 205 fg. 266. 287. 809. 
Bogen und Köcher. Ephesus 10. 
Bogislaus u. Kasimir t Pottunem 290. 
Boleslaus I, II, UI t. Böhmen 107 f^. 

205 fg. 
Boleslaus III y. Brieg 248. 
Boleslaus Chrobry y. Polen 108^ 248. 
Boleslaus y. Polen 293w 
Bologna» Florentiner Münipächter 966. 
Bonn S07. 

BOZE, böhmische Mfiniaufechrift 105. 
Brandenburg 98. 102ijg:. 246. 250. 

287. 293. 300. 306. 809. 
Braunschweiger Bracteatenabdniek 

auf einer Qlocke 27. 
Brena 105. 

Breslau 215. 224. 283. 306. 
Bretislaus I y. Böhmen 211. 
Brieg 248. 
Britannien. Abflnss der \(q Gk>ld8t&eke 

145. — Gleichung des SolidHS mit 

20 Miliarense 149. 
Brunn. Münitag Ferdinatid'B I 817. 
Brutus 241. 
Buchara 274. 

C. 

Cadi 19. 

Caduceus. Beizeichen. LencM 179. 
Caesarea Gapp. 193. 
Calimala 256 fg. 
Cammin 297. 302. 

L. Caninius Agrippa, II Tir. Corltttiil88. 

Caracallae Ceretape 20. Colybnattti 

15. Sebaste 23. Contomiat 164. 



Register. 



315 



Camnsias. Prägang der % Gold- 
münze 42. 146. 

Carinas. Goldmünzfiiss 39. 

Camnntam. Congress 123. 307. 

Casca Longns 241. 

Gassiodor 71 fg. 

Gentenionalis 58. 63. 144. — als 
Festmünze aasgegeben 1 22 ^. — 
mit einem Götterbild versehen durch 
Constantins 1 34. — mit der Werth- 
bezeichnnng 1 «= 10 versehen von 
Anastasius bis Justin 135. 

Halber centenionalis mit einem Götter- 
bild 134. — mit der Werthbezeich- 
nung € = 5 135. 

Ceretape 20. 

Cestrus 14. 

Chalcidice. Didrachme 234. 

Chalcis 3. 

de Chestret de Haneffe. Numis- 
matiqne de la principant^ de Liege 
«es d^pendances depuis leurs an- 
nexions II, besprochen von Dannen- 
berg 310. 

Ohimaera. Corinth 17.^. Beizeichen: 
Oorinth 174. 

abyra 21. 

Claudius Gothicus 244. 

Ti. Claudius Optatus, II vir. Corinth 
183. 187. 

Clipeus aureus 94. 

CN. Werthzeichen der halben Siliqua 
des Justin. 67. 82. 

Coblenz 307. 

Cöslin 302. 

Colberg 298. 303. 307. 

Collectarii. Innung der Wechsler 80. 

Colosseum. Goldsiegel Friedrich's I 
Barbarossa 257. 

Coljbrassus 15. 

Commodus. Elaea 193. Ilium 9. 

Constans. Münzst&tte Trier 51. Me- 
daillen auf die Quinquennalien 70. 

Constantinopel, bei der Einweihung 
der Stadt ausgegebene Münzen 
129. 

Constantinus, Caesar. Gallische Sil- 
bermünzen 64. Beseitigung des 
Follis 126. 150. Ausprägung des 
/4 Goldstücks 148. Schaffung des 
Solidus, Verzicht auf ein einheit- 
liches System der drei Metalle 148. 

Constantinus U. Miliarense und sili- 
qua 66. 

Constantius Chlorus. Prägung des 
Xo Goldstücks 147. - desSol^^lus ^7 



Constantins. Münzreform nit Besei- 
tigung des Denars 132. 153. Sturz 
der Währung 134. Prägung des 
Centenionalis 123. Medaille auf 
die Feier der Vicennalien 70. 

Constantins Gallus. Miliarense 60. 

Contomiaten 162 fg. Gleichung mit 
Vo Pf. und dem Follis 163. Privat- 
knpfermünze 164. 

Coracesium 16. 

Corbulo: Dioshieron 181. 

Corinth 173 fg. Augustus 196. Nero 
181. 

Cos I 194. 

Crispus, ohne Silberprägang 64. Prä- 
gung der Denare 129. 

CVSTOS 180. 

Cyrillische Münzaufschrift: Boleslaus 
Chrobry v. Polen 246. 

Cypem 19. 238. 

D. 

Daldis 6. 

Damastium 3. 

Danzig 306. 

Darabgard 272. 

Dardanns 6. 

Decargyrus. Honorius 66. 

Decentius. Miliarense 66. 

Decimalsystem Diocletian's 58. 144. 

Decius. Colybrassus 16. 

Delphi 3. 177. 

Delphin. Namia 2. — zwei Delphine : 

Argos 6. — Beizeichen: Sicyon 4. 

Sidon 6. 
Demeter auf ''dem Schlangenwagen: 

Coracesium 1^. — schreitend: Hyr- 

galea 23. — stehend : Alexandria 26. 

— Kopf: Lampsacus 169. 
Demmin 295. 298. 30:^ 307. 
Demonetisirung der Kleinbronzen 1 16. 
Demos. Kopf: Hyrgalea 22. 
Denarius. Aufschrift deutscher Brac- 

teaten 247. 
Denar, römische Kupfermünze 71. 
= %oooo Goldpfund 37. — Besei- 
tigung durch Constantius 132. 153. 

— Prägung von 360—395 134. 
Deutscher Orden 306. 309. 
Deventer 204. 

Dicaea 2 fg. 

Didia Clara 241. 

Diocletian. Münzpolitik 36 fg. Münz- 
systeme 63. Beform des Jahres 
286 139. Beform des Jahres 296 
142. Befor»» 6^^ Jahres 301 143. 

21* 



• • f 



316 



Register. 



Gold 39 fg. Silber 57 fg. Kupfer 

71 fg. Preisedict 143. 
Dionysos, als Knabe, sitzend: Cadi 

20. Magnesia 20. — neben dem 

Panther: Ceretape 20. 
Dioshieron Lyd. Nero 181. 
Dioskuren anf der Argo. Sidon 25. 
P. Domitias. II vir. Corinth 184. 
Domitius Domitianus 117. 
Donebauer, M. Beschreibung der 

Sammlung böhmischer Münzen und 

Medaillen, besprochen von Dannen- 

berg 206. 
Doppeldenar = Follis 1 18. 
Dortmund 203. 204. 211. 
Drachme. AÜien 4. 74. 
Dreibein. Beizeichen: Terina 171. 
Dreifuss. Damastium 3. 
Duodecimalsystem der Kömer 58. 

Abschaffung durch Diocletian 144. 

Wiederherstellung durch die Söhne 

Constantins 153. 

E. 

Eber. Beizeichen. Corinth 174. 
EimbeckerBracteatenabdruck auf einer 

Glocke 27. 
Eirene. Lokrer 6. 
Exarog Apollo. Ilium 1. 
Elaea 192. 
Elagabal. Mopsnesta 17. Ninive 239. 

Sidon 24 fg. 
Elis 5. 
Emisa 242. 
Emissionszeichen auf Kupfennünzen 

Constantin's: a. b. r. iir. 127. 
Emma y. Böhmen 107. 207. 
Emmerich y. Amboise 249. 
England 212. vrgl. Britannien. 
Ephesus 10. 
^Emffayi^g 191. 

Erbstein, A. Nekrolog 311. 

Esslingen 211. 

Esthland 90 fg. 

EYA. Syracus 171. 178 

Euboea 3. 167. 

Eumenia 22. 

Eule. Athen 4. Bz. Corinth 173. 

Eutimins. Contomiat 163. 

F. 

Faber, Fr., gen Köckritz, Stadtschrei- 
ber in Breslau 214. 
Fackel. Narnia 2. 
Falschmünzer 52. 



i Fausta. Denar 129 — keine Silber- 
I münze 64. 

Faustina min Cestrus 14. Blum 9. 
Lystra 14. 

Felicium temporum reparatio 36. 153. 

Ferdinand I 213 fg. 282. 

Flaccus (Fleck). Medaille 256. 

Flandern. Florentiner Münzp&chter 

266. florenus flandrensis ponderis 
93. 

Fleck. Medaille 256. 

Florenz 258 fg. 

Florentiner Münzmeister im Ausland 
266 fg. 

Flussgott. Lystra 14. 

Follis 52. — Kleiner Follis 62. 
Gleichung mit dem Doppeldenar 
und ^2 Sil] qua 77. 83. Justirung 
122. Verbot durch Constantin 126. 
150. Verbot im Jahre 395 160. — 
Grosser Follis 68. 144. Einführung 
zur Zeit des Preisediktes 85. 
Gleichung mit >^ Pfd Kapfer 84. 

— Silberfollis (unselbstst&ndig) 84. 

— Goldfollis fhat nicht bestanden) 
85. — Follis, a. Senatorensteuer 82. 

Frankfurt am Main. Goldgulden 305. 
Freiberg. Florentiner Münzpächter 

267. 288. 

Friedrich I, Barbarossa. Goldenes 

Siegel 256. 
Friedrich III, Kaiser. Frankfurter 

Goldgulden 305. 
Friedrich II v. Brandenburg 287. 301. 
Friedrich von Liegnitz 222. 280. 
Friedrich von Schagen, Vogt von 

Wildeshausen 248. 
Fünfzigstel Goldmünze Diocletians 

45. 144. 
Fulvia, Stadt 21. 
Fulvia, Gem. d. Antonius 21. 

G. 

Galerius. Ceutenionalis 123 
Gallienus. Ephesus 11. — tiefster 

Stand des Silbergeldes 136 
Ganymed. Ilium 9. 
Garz 303. 307. 
Genio populi Roinani. Aufschrift des 

ceutenionalis 123. 
Gentilis, Florentiner Münzmeister 261. 
Georg Podiebrad v. Böhmen 287. 
Geta. Amorium 19. Ephesus 11. 

Siocharaz 23. 
Gittelde 32. 
Glocken mit Münzzierrath 27. 



Register. 



317 



Godefried, Münzmeister in Prenzlau 
292. 

Göttinger Bracteatenabdmck auf einer 
Glocke 27. 

Görlitz. Groschen 229. Münzbuch 288. 

Gold. Im römischen Reiche im dritten 
und vierten Jhrdt. 39 fg. — Steigen 
des Werthes gegenüber dem Silber 
80. — Sinken des Werthes gegen- 
über dem Kupfer seit Julian 77. — 
Erhöhung des Goldpfundes durch 
ConstantMi 56. — Grösse der Gold- 
münzen 49 fg. — Goldmünzen zu 
%^ Pfund 44. 144. 145. zu %q Pfund 
42. 45. 49. 149. nicht justirt 140. 
zu %o Pfund 41. zu '/^ Pfund (Soli- 
dus) 46 fg. zu 1 J^ siebsigstel Pf. 44. 

GoUnow 106. 303. 307 

Gorgonenmord. Daldis 6. Orchome- 
nos 6. Sebaste 23. 

Goslarer Bracteatenabdmck auf einer 
Glocke 27. 

Gratian 80. 

Graz 284. 

Greifswald 308. 

Guhde, Rolff, Münzeisenschneider 268. 

H. 

Hahn. Dardanus 6. 

Ualberstädter Bracteatenabdruck auf 
einer Glocke 27. 

Hall. Florentiner Münzpächter 267. 

Hamadan 271. 

Hamburger Bracteatenabdruck auf 
einer Glocke 27. 

Harold 212. 

Harthama, Statthalter 274. 

al-Härünija 276. 

Heinrich II, Kaiser. Dortmund 211. 

Heinrich I v. Baiem 203. 

Heinrich II y. Baiern 203. 

Heinrich I v. Hildesheim 34. 247. 

Heinrich Dusemer, Hochmeister 90. 

Helena. Keine Silbermünzen 64. 

Helios, Kopf. Beizeichen: Corinthl74. 

Helm. Cibyra 21. Beizeichen: Co- 
rinth 173. 

Hera, stehend: Dioshieron 181. — 
Kopf: Argos 6. 

Herakleitos. Ephesus 11. 

Herakles, doppelköpfig: Baris 13. — 
löwenringend: Syracus 170. — 
sitzend: Agathokleia240. — stehend: 
Phaestum7. — Kopf: Aeropus 234 (?) 
Lampsacus 169. Dicaea 2. 3. Con- 
tomiat 162. 



Hermes, Sandalen befestigend: Leucas 
173. — Kopf: Lampsacus 169. 

Hermann, Glockengiesser zu Hildes- 
heim 27. 

Hessen. Groschen 287 fg. 

Hierapolis 22. 

Hilaritas: Didia Clara 241. 

Hildesheim. Bracteat 34 fg. 247. 

Höchst. Goldgulden 305. 

Holmoi 237. 

Homer. Contorniat 163. 

Honorius. Münzreform von 395 134. 
Centenionalis 162. Dekargyrus 66. 

Horaz. Contorniat 163. 

Hund, neben Talos 7. Beizeichen: 
Argos Amph. 172. 

Hyrgalea 22. 

J. 

Jaromar v. Cammin 297. 

Jaromar v. Rügen 294. 

Idrisiden 277. 

le lai emprins bien en aviengne Auf- 
schrift einer Medaille Karl d. Kühnen 
250. 

al-Jemäna 276. 

nium 9. 

Invicta Roma. Contorniat 164. 

Joachim II v. Brandenburg. Blei- 
medaille 250. 

S. Johannes 290. 

Johann v. Cammin 297. 

Johann v. Hildesheim 34. 35. 

Johann v. Küstrin 222. 230. 

Johanniter 249. 

Jost, Domnig. Münzmeister in Breslau 
222. 

Jotape von Commagene: Selinus 17. 

Isbahän 274. 

ISTHMIA. Münzaufschrift. Corinth, 
Nero 187. 

Jüdische Münzmeister 268. 

Julia Domna: Amblada 12. 

Julia Mamaea: Coracesium 16. 

Julia Soaemias: Sidon 25. 

Julianus. Silbermünze 65 fg. — kehrt 
zur Ordnung Constantin^s zurück 
154. 159. 

Julius, Divus. Contorniat 162. 

Julius Nepos Siliqua 66. 

C. Julius Polyaenus, II vir, Corinth 
184. 187. 

IVPPITER LiBERATOR, auf Noro be- 
zügliche Münzaufschrift. Patrael80. 

Justinian 47. 69. 79. 



318 



Register. 



Jnstiii 66. 82. Werthxahleo auf der 

halben Bnd Tiertel Siliqna 165. 
Jnstinmg der Emzelmünzen 46. 

Kaiser, reitend. AUectns 2dl. Mop- 
suesta 17. 

Kallippos. Abjdos 237. 

Kallisto Orchomenos 6. 

Karthago, Münzstätte des Maxentias 
126. 

Karl der Grosse 245. 

Karl der Einfältige 245. 

Karl der Kühne y. Borgnnd. Medaille 
249. 

Kasimir VI y. Stettin 301. 307. 

KtQaiiov 65. 

Kermän 274. 

Kiew, Boleslans Chrobry 246. 

Kleinater 283. 

Kleinbronzen Diocletians 113 fg. 

Knut 212. 

Köln 202. 

Königsberg i d. Nenmark 103. 

Kolditz 288. 

Konrad I, König. Mainz 245. 

Konrad y. Hildesheim 84. 

Konrad y. Minden 32. 

Konrad in t. Mainz. Goldgalden 305. 

Konrad y. Yerden 31. 

Konrad V, Hochmeister 309. 

Korb. Elaea 192. 

Krain 282 fg. 

Krappe, H., Munzontemehmer in 
Breslau 215. 221. 

al-Küfa 274. 

Kuno Y. Minden 32. 

Kupfer. Mangel an Kupfer im 5. Jhdt 
161. 156 ^. — Steigen des Werthes 
dem Gold gegenüber 77. — Bück- 
gang der Production 157. — Kupfer- 
rechnung im 3. und 4. Jhrdt. 7 1 fg. 
— Kupfermünzen 113 fg. — Curs- 
yerftnderungen derselben 156. — 
Einschmelzen derselben unter Con- 
stantins n 158. — Priyatkupfer- 
mftnzen 164. — PriYatkupferprft- 
gung 393 Yerboten 160. 

Kuttenberg 218. 229. 

Kjane. Kopf: Syracus 171. 

L. 

Lacanitis 18. 
Lampsacus 6. 169 fg. 
Jjaon 245. 
AAi'. Chalcis 3. 



Leipzig 288. 

Leo 72. 

Leonhard Yon Keutschach 249. 

Leto Yor Python fliehend 11. — mit 

Apoll u. Artemis im Arme (Statue) 

Ephesus 10. 
Leucas 172 fg. 
Licinius. Prägung des '^^ Goldstücks 

45. 149. — keine Silberprägung 64. 

~ Prägung des Follis 126. 127. 
Liegnitz. Florentiner Münipächter 

267. 
Limjra 12. 
Löwe. Cammin 297. Beizeichen: 

Syracus 171. 
London, römische Münzstätte 39. 

Münzen des DiYus Constantius 47. 

Pfennig des Knut 212. 266. 

AOYKEIAAIOY ANTANIOY. Archou 

Yon Sebaste 23. 
Lucius Caesar (LuciusYerus). Elaea 1 92 
Lubic 209. 

Ludwig n, Kaiser 245. 
Ludwig m, Pfalzgraf 307. 
Ludwig m Y. Hessen 287. 
Ludwig, Hochmeister 309. 
Ludwig n Y. Ungarn 215 fg. 
Ludwigsmark 95. 
Lübeck. Florentiner Münzpächter 

267. 268. — lübische Pfennige 93. 

— lübische Florene 90^. 
Lüneburg. Goldgulden 305. 
Luxemburger in Brandenburg 300. 
Lyra: Nar .. . 1. 
AYXi. Anactorium 171. 
Lystra 14. 



Ma*den eS-täS 276. 

al-Mahdi 276. 

Magnentius. Miliarense 66. 

Magnesia ad Sip. Nero 181. 

Mailand. Florentiner Münzpächter 266. 

Mainz. König Konrad I 245. Otto 

203. Goldgulden 305. 
Maiorianus. Gontomiat 152. 
Maiorinus. Münze des Constantius 132. 
Marca puri argenti 92. ColonifBsis 

ponderis 92. 
Maria y. Ungarn 215. 
Marienburg 306. 
Maske: Caesarea Capp. 193. 
Maxentins. Kippermünistätteii 126. 

Münzen Yon LYon 48. Tarraoo 48. 

148. nicht Yon Trier 48. eentenionalis 

123. follis 125. miliarense 64. 



Register. 



ai9 



MaxiiniMi. Goldmünze 43. eente- 

nionalis 123. 
Maziminns I. Ephesas 11. Ninive 

239. Goldmünzfass 39. 
Maximinns II 49. 115. centenionaliB 

123. 
Maximus. Ninive 239. 
Mecklenburg 290 fg. 300. Bracteaten- 

abdruck auf einer Qlocke 27. 
Medinet es-Sal&m 275. 
Mehl, Balth., Münzuntemehmer in 

Breslau 215. 
Meissen-Thüringer Groschen 288. 309. 
Melnik 207. 
P. Memmius Oleander, n vir. Corinth 

182. 185. 
Meran 267. 
Merw 273. 275. 281. 
Mesma 234. 

Metallum germanicum : Karl d. Gr. 245. 
ex metallo novo: Karl d. Gr. 245. 
Metz 202. 

MICI DEDI ET EMIETT 103. 

Michael, Hochmeister 309. 

Miesko y. Polen 239. 

MUet 11. 

Miliarense == i^ 57. 59. 82. = •/, 
(Constantins) 150. 

MiLOST. Polnische Münzaufschrift 105. 

Minden 33. 

Mine 68. 

Minoa 236. 

Monan, P., Münzmeister in Schweid- 
nitz 215. 

Mopsuesta 17. 

Mozeani 24. 

al-Muetas im billah 276. 

Münsterberg 215. 

Münzbuch in Görlitz 261. 

Münzbeamte und -arbeiter, Florentiner 
265. 

Münzfunde, griechische: Avola 167 fg. 
Kleinasien 178. Peloponnes 5. — 
römische der frühem Zeit: Minden 
231. Weichsehnünde 244. — rö- 
mische der diocletian - constanti- 
nischen Zeit: Annecj 130. Aubonne 
115. Bawtrylld. Blackmoor 1 15. 
Bristol 130. Chepstow 131. Gleeve 
52. Cobham Park 133. Confeld 
115. Dalheim 130. Dhron 131. 
East Harptree 59. Eller 128. 130. 
Emmersweiler 115. Erdorf 130. 
Ermsdorf 131. Eyenly 129. Pall- 
mouth 129. Frohme 131. Genf 115. 
Han sur Lesse 115. Heddert 115. 



Holwaj 59. Jersey 130. Imsbaeh 
115. Little Malyem 115. Nieder- 
weil 131. Ollmuth 132. Orscholz 
137. Bheinzabem 133. Salisbury- 
Rain 130. Strassburg 115. Trier 
134. Vezenaz 115. Weeze 131. — 
arabische iPinnow 270 fg. — deutsche 
der sächsisch -fränkischen Kaiser- 
zeit: Frankenstein 210. Obersitzko 
108. Olobok 202. Peisterwitz 107. 
Stülp 109. Tureff 108. — deutsche 
Bracteaten: Ausleben 34. Bünstorf 
105.295. Dölitz305fg. Groningen 
34. 35. Gross - Rosenberg 247. 
Horst 290. Kleinfreden 248. Lok- 
stedt 33. im Odenwalde 257. Saals- 
dorf 34. Seelensdorf 294. Sieden- 
burg 33. St. Magnus 33. Verden 
33. — des ausgehenden Mittelalters: 
Amswalde 301. Brandenburg 106. 
Glembokie 293. Klötzin 296. La- 
benz 290. Lausitz 283. Naseband 
301 fg. Neuendorf 99. Nicolaus- 
dorf 287. Pinnow 270. Reichen 
98. Spandau 99. Teschenbusch 
296. Zezenow 305. 

Münzkosten in Florenz 265. 

Münzmeister, jüdische 268. Floren- 
tiner im Ausland 266 fg. in Florenz 
258 fg. 

Münzreformen Diocletian 's 139 fg. 
Constantin^s 148. Constantius^ 132. 
153. Honorius' 134. Ferdinand's I 
214. 

Münzsammlung: Arolsen (fürstlich) 
181. Breslau (städtisch), Gotha 
(herzogl.) 165. Leipzig (Universtät) 
31. Mailand (städtisch) 6. Daunen- 
berg 246. Donebauer 206. Elber- 
ling 40. 244. Gr^au 8. Grote 248. 
Löbbecke 1 fg. Pembroke 47. Pon- 
ton d'Amecourt 244. Reinhold 204. 
Schmidt 248. Trau 47 fg. 

al-Muhammedija 274. 280. 

Mulner, Casp., Münzmeister 223. 

Mjra Lyc. 12. 

Myrrha, in einen Baum verwandelt 
Aphrodisias 12. 

Myte. Osnabrücker Münze 28. 

N. 

Nabburg 203. 

Nais&bur 272. 276. 

Namia 1. 

NAY. Anactorium 172. 

Neapel. Florentiner Münzpächter 266. 



320 



Register. 



Neisse, bischöfliche Goldmünzen 215. 

Nero. Contorniat 64. 

Neronischer Denar 60. 

NExiKOPHN. r. Ephesus 11. 

Nicaea 190 fg. 

Nicomedia 138. 

Nicopolis 17. 

Niedereibische Agrippiner 290. 

Nike. Augustas 196. sitzend: Terina 
171. — opfernd: Abydus 177. 

Ninive 239. 

Nummus 52. Gleichung mit dem As 
und der ^/(^ Siliqua unter Valenti- 
nian I 76. 77. 81. Prägung von 
Anastasius bis Justin 135. 

0. 

o. Werthzeichen der Goldmünze 

Diocletian's 41. 
OB. Werthzeichen des Solidus 46. 
Odoaker 185. 

Odysseus (?) Kopf. Lampsacus 179. 
Omaj jaden 271 %. 
Omeriz. Prager Pfennige Boleslaus II 

109. 207. 
OMoenMi • • Cadi 19. 
Oriens Aug. Diocletian 40. 
Orpheus 178. 
Ort 222. 

Orbiana: Colybrassus 16. 
Osnabrück, Abdruck einer Myte auf 

einer Glocke 28. 
Ostia. Münzstätte des Mazentius 126. 
Otto I, Kaiser. Dortmund 203. Köln 

202. 
Otto ni, Kaiser. Mainz 203. Strass- 

burg 203. 
Otto V. Baiem 204. 
Otto II V. Brandenburg 293. 
Otto V. Hildesheim 32. 
Otto V. Trier 307. 

P. 

Pallas, Kopf: Anactorium 171 fg. 
Argos Amph. 1 72. Athen 4. Corinth 
173. Holmi 238. Lampsacus 169. 
Leucas 172 fg. Mesma 243. Syra- 
cus 171. — stehend: Holmi 237. 
— schreitend: Colybrassus 16. 
Fulvia 22. — Nikephorus: Bz. Co- 
rinth 174. — beim Gorgonenmorde : 
Sebaste 23. — über der Argo: Si- 
don 24. 

Palmyrenisches Kaiserhaus 243. 

Pan. Kopf: Lampsacus 169. 

Patrae 180. 



S. Paulus. Denar v. Wildeshausen 248. 

Paul, Hochmeister 309. 

Pax. Claudius Gothicus 244. vrgl. 

Eirene. 
Pegasus. Anactorium 172. Argos 

Amph. 172. Corinth 173 Leucas 

173. Mesma 234. Syracas 171. 

Yordertheil im Qnadratum incusum: 

Lampsacus 169. 
nEinN. Ephesus 10. 
Perleberg 105. 

Perlenkreis. Bz.: Syracus 170. 
PERM(i8Su) iMP(eratoris) Corinth 189. 
Perseus. Daldis 6. Sebast« 23. 
Persien. Dareiken 169. 
Peruggia, Florentin.Münzp&chter 266. 
Peter y. ComUlan, Johannitergross- 

meister 249. 
Petthaloi 235. 

Petronius Maximus Contorniat 163. 
Pfalz 307. 
Pferd, schreitend: Aeropus 235. — 

Yordertheil aus dem Felsen sprin- 
gend: Petthaloi 235. 
Phaestus 7. 
Phaleria 236. 
Philibert y. NaiUac, Johannitergross- 

meister 249. 
Philippeus aerens 152. 
Philippus 242 fg. Ephesas 11. 
<t>iAiCKOYX. Siocharaz 23. 
Philomelium 22. 
Pisa 5. 

Pisonische Verschwörung 180. 
PK, PKE. Werthbezeichnungen der 

Viertelsiliqua des Justin 67. 82. 
Pluralische Münzbezeichnung 249. 
Pnytagoras, König y. Salamis 19. 
Polchen 230. 306. 
Polen 246. Halbbracteaten 204. H&ib- 

groschen 215. 230. 
PoDunern 290 ijg. Bracteaten 295. 
PONTiFEX. C. Antonins 241. 
POP. ROMANVS. Aufschrift der bei 

der Einweihung Yon Constantinopel 

ausgegebenen Pfennige 129. 
Poseidon, Kopf: Lampsacoa 179. 
Preisedict Diocletian's 37. 
Preisume: Cadi 19. 
Prenzlau. Denar 292. Yierchen 301. 

309. 
Preussen, Ordensmünzen 806. 809. 
Priester mit Buckelocbsen: LyttraU. 
Priesterinsignien: C. Antoniiu 941. 
Princeps inYictus. Maxentins 125. 
Privatkupfermünzen^Contomiftten 164. 



Register. 



321 



Privatkiipferprägang 393 yerboten 160. 

Provinser pfennige 263. 

Punkt, selten in den Münzaufschriften 

der diocL-consi Zeit 117. 
Pyritz 295. 298. 303. 308. 
Python 11. 

R. 

Bad, im vertieften Viereck: Chalcis 3. 

Ravenna. Siliqua des Jalius Nepos 66. 

Regensburg 203. 

Regium Brittiorum. Münzstätte des 
Maxentius 126. 

Regium Lepidi. Münzstätte des Maxen- 
tius 126. 

Reichenstein. Goldgulden 215. 

Richtstück 223 fg. 307. 

Riel. Goldgulden 307. 

Roma, Münzstätte des Maxentius 126. 
— Florentiner Münzpächter 266. — 
Bild der Stadt mit d. Colosseum 
auf der Bulle Friedrich's I 256 fg. 

Roma, Kopf: Corinth 189. Contorniat 
164. 

ROMAE ET IMPERIO. Corinth 188. 

Romiüus, Sohn des Maxentius 123. 
Rostock 308. 

Rote, H., Münzuntemehmer in Bres- 
lau 222. 
y. Rotenhan 222. 
L. Rutilius Piso, Ilvir. Corinth 182.1 85. 

S. 

S. Münzzeichen auf Schlesischen 
Münzen 221. 

Sabinus 290. 

Saecnlares augg. Uranius 191. 241. 

Salamis Cjpri 19. 

Salembene, florentiner Münzpächter 
in Lübeck 268. 

Sallust, Contorniat 163. 

Saloninus; Coljbrassus 16. 

Salus. Antoninus 244. 

Salzburg 249. 283. 

Samaniden 210. 

Samarkand 274. 279. 

Sassanidisch-muhamedanische Münzen 
274. 279. 

Sauermann, Konr., Münzmeister in 
Breslau 215. 283. 

Schiff: Corinth 182. Sidon 24. 

Schild. Bz: Argos Amph. 172. Co- 
rinth 173. 

Schlange im Tempel des Asklep: 
Philomelium 22. 

Schlesien 213 fg. 282 fg. 



Schwarzmünze, florentinische, 265. 

Schweidnitz 215. 

Scipio, Valerius 219. 

Scrinium a miliarensibus 57. 

Scutati 90. 94. 

Sebaste Cü. 18. 23. 

Sechszehntheilung des Denars 82. 

Securitas 244. 

Seepferd, Vordertheil. Lampsacus 6. 

Selinus 17. 

Semis, Halbdenar. Leo 72. 

Senat, Kopf: Corinth 189. 

SENAT VI PQ_R. Coriuth 188. 

Senatorensteuer, follis 86 fg. 

Septimius Severus: Baris 13. Cere- 
tape 21. Sebaste 23. 

Serdica 244 

Serra-men-rä 274. 

Servus dei. Böhm. Münzaufschrift 111. 

Sesterz Diocletian's 113. 

Severus. centenionalis 123. follis 125. 

Severus Alexander: Coracesium 16. 
Ninive 239. Philomelium 22. 

Sicilien (?) Augustus 196. 

Sicyon 4. 

Sidon 24. 

Siegel und Siegelstempel 256 fg. 

Siegelbude der Münze in Florenz 264. 

Siegfried v. Cammin 293. 

Siegfried v. Hildesheim 24. 

Sigismund, Kaiser. Lüneburger Gold- 
gulden 305. 

Sigismund v. Polen 230. 

Silber, bei den Barbaren bevorzugt 
154. — Sinken des Werthes gegen- 
über dem Gold 80. — Curs zur 
dioclet.-constantinischen Zeit 155. 

— tiefster Stand der Silbermünzen 

unter Gallien 136. Münzen Dio- 

cletians und seiner Nachfolger 57 fg. 

— -Medaillons Constantins 69. — 
-Sud des constantinischen Denars 
128. — Härte des Silbers 100. 

Siliqua 59. 65 fg. 153. 
Siocharax 23. 
Siscia 123 

ZMEPTOPi. Eumenia 22. Pulvia 21. 
Sobeslaus v. Lubic 209. 
Socrates: Contorniat 162. 
JSüDXQcaidtjg, Beamte v. Damastium 3. 
Solidus Constantins, Goldmünze zu 

'^ Pf., justirt 1 47 fg. 
Speer. Bz.: Argos Amph 172 
SPQR. Münzzeichen von Serdica 244. 
Stargard 105. 295. 298 fg. 303. 308. 
Stasioikos, König v. Cypem 238. 



822 



Register. 



Stein des Elagabal: Uranius Auto* 

ninus 242. 
Stern: Cammin 247. Bz.: Syracns 170. 
Stettin 294. 303. 308. 
Stier: Phaestus 7. — Vordertheil 

Euboea 1 67. — Kopf im vertieften 

Viereck: Dicaea 3. — Schädel, Bz.: 

Corinth 174. 
Stigot 91. 
Stolp 304. 

Stolz, M., Münzmeister 222. 
Stralsund 304. 308. 
Strassburg 20S 245 
Stüler,Chr.,Münzmei8terinBre8laa222. 
Syracus 170 fg. 
Syrien. Contomiaten 163. 

T. 

Tahiriden 279. 

Talent, der Bibel. 74. 

Talos: Phaestus 7. 

Tanbük 272. 

Tarraco. Constantins 47. Maxentius 
48. 148 

Taube: Sicyon 4. Bz.: Corinth 174. 

Telesphorus. Nicaea 190 fg. 

Temenothyrae 22. 

Tempel des Asklepios mit Schlange: 
Philomelium 22. 

Terentiani = follares, die Contomia- 
ten 164. 

Terentius: Contomiat 165. 

Terina 171. 

Theoderich 79. 

Theoderich y. Eöhi 307. 

Theoderich I y. Metz 202. 

Theodosius 74. 

Thom 306. 309. 

Thumeisser. Medaillon 251. 

Thymiaterion. Bz.: Anactoriom 171. 

Thyrsus. Bz: Corinth 173. 

Timachares, König y. Cvpem 238. 

Titakazos, TnaxaCn^o^ oivog 285. 

Traian: Alexandria 26. Ninive 234. 
Contomiat 164. 

Tranquillina: Limyra 12. 

Traube. Bz.: Abydos 169. 

Trebonianus Gallus: Cadi 19 

Treptow a. d. Bega 304. 

Trient 267. 

Trier, römische Münzstfttte 38. 

Tripolis Cariae 11. 

Troyes Mark 96. 

Tyche: Amblada 13. Cestras 14. 
Coracesiam 16. Lystra 14. Sio- 
charax 23. 



U. 

üdalrich y. Böhmen 211. 

Ungarische Pfennige 215. 

Ulrich Y. Augsburg 203. 

vnarog a •= cos I. Caesarea Capp. 118. 

Uranius Antoninus 191. 242. 

Urbs Roma. Aufschrift der bei der 
Einweihung Constantinopels aus- 
gegebenen Münzen 129. 

Usedom 299. 

Y. 

Valens. Follis 126. 

Valentinian I. Verpachtung der Gold- 
werke an Private 156. Beducirong 
des Goldpfundes 56. Verbot des 
Schmelzens von Kupfermünzen 158. 
Verschlechterang des follis 159. 

Valentinian U 80. 

Valentinian III 76 fg. 80. 

Valerian: Aphrodisias 11. Mopsuesta 
17. 

Vellus aureus 250. 

Vorder Glocken 27 fg. 

Vespasian entzieht Corinth und Patrae 
das Münzrecht 189. 

Vetranio. Miliariense 66. 

viANA (Brena?) 106. 

Viereck vertieft: Dardanus 6. Dioaea 
2. — Mit BUdera: Chalcis 3. Di- 
caea 3. Lampsacus 169. 

ViÜani, J., Florentiner Münzmeister 
261. 

de Villers, J. Siegesstempel 257. 

S. Vitus 211. 

W. 

Wage, nicht gebraucht bei Zahlnngea 
in dioclet. Zeit 52. 

Waldemar v. Brandenburg 98. 

Waldemar IV v. Dftnemark 90. 

Wallla 277. 

Wasü 272. 

Wechsler in Florenz 258 fg. 

Weib auf einem Stier. C^em 238. 

Weintraube: Euboea 147. 

Weisspfennig, halber 228. 

Wendenpfennige 204 211. 290. 

Wenzel U, m v. Böhmen 287. 

Werthzeichen auf römische» Gold- 
münzen 38. 
Z«=60 auf 1 Pfund, Goldmüiite 

des Diocletian 42. 45. 
o = 70 auf 1 Pfund, GoUUnünte des 
Diocletian 41. 



Register. 



323 



OB 1 = 72 aaf 1 Pfd. , Solidus 
LXXIIj des Constantin 46. 

Auf Silbermünzen: 
XCVI = 96 auf 1 Pfd. , Diocletian 

43. 
LXXn = 72 auf 1 miliar, Maiorinus 

des Constantius 132. 
CN = 250 auf 1 Pfd., halbe Siliqua 

des Justin 67. 82. 
PKE = 125 1 auf 1 Pf., viertel Siliqua 
PK = 120 1 des Justin 67. 82. 

Auf Bronzemünzen: 
X= lOnumrai. Denar Constantin^s 
117. 

XX =K 120nummi. r Doppei- 
XX. I = KA 1 20 nummi. 1 f. I ^*"° J?^ 

XXI = ak( 1 f. 20 nummi.) constM- 

I =A nf. Itin'B 117 f. 

Wiener Pfennige 222. 
Wildeshausen 248. 



Witteisbacher in Brandenburg 300. 
Wladislaus v. Böhmen 309. 
Wladislaus Jagiello y. Polen 306. 
Wolgast 299. 
WolUn 304. 



Z. 

Zereng 274. 

Zeus, stehend: Limjra 12. Patrae 
180. — sitzend: Ephesus 10. — 
Kopf: Cibyra 21. Elis 5. Lamp- 
sacus 6. 179. Petthaloi 235. 

Zfvg fXfv&iQiog. Nero 180. 

Zevg vhXfiff^ÖQog. Colybrassus 15. Li- 
myra 12. — Kind bei der Amalthea. 
Sidon 24. Ygl. Jupiter. 

znciMOY AOMNOY. Strateg Y. Cere- 
tape 20. 

Zwickau 288. 



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